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Getty Research Institute
https://archive.org/details/reutlingergeschi7918unse
Mtffmhmasblaff
beS
$erau8gegeben
Dorrt herein für iftunft unb Altertum irr Reutlingen
unter Leitung Don s^rof. Dr. @b. SSeüjenmajer.
VH — 1896.
ns
[GESCHICHTE
DER
J-tV BÖS
deutschehj
M&3
*
Scufttiuu’n.
Drutf ber Sudjbnicferei von £bner & Sieb Uadrfolger in Keutlingen.
(Ron Jahrgang 1 att.)
Rialer 9Rap 33 ad) in Stuttgart, Pfarrer 33. 33 au er in Reuljaufen, ^rtüatbogent Dr. Ä. 33oI)nen*
6 erg er in Tübingen, Pfarrer Dr. @. 33 offert in labern, Pfarrer (Sadpart in SDufftingen,
L,. Profeffor Dr. Dp. SDrüdf in Ulm, 9lpotI)efer Jp. Sbelmann in Sigmaringen, (S. (Sifenlol)! in
Reutlingen, Reftor Dr, g-rtberid) in Reutlingen, £ofrat Dr. $. ©iefel in Submigesburg , Pfarrer
Dr. (S. ©rabmann in SDettingen, f Pfarrer ©raf in O^men^aufen, Oberftubienrat Dr. $. £>art*
mann in Stuttgart, ^3rofeffor Dr. 3GB. ^ein^eler in Stuttgart, %. jpod)ftctter in Tübingen,
f ®pmnafial--Profeffor a. .SD. Dr. Ä. Jpolj^err in Jpeibelberg, Dr. ^ofenljanö in Stuttgart,
Pfarrer Dp. ^ofen^anö in 33elfen, ^ßrofeffor Dr. Äe-ppler in greiburg t. 33., SDefan 91. f lemm
in 33acfnang, Dr. (Surt fölernm in 33erlin, Profeffor Dr. O. trimmet in (Sannftatt, 33itb^auer
^friebrid) Saun er in Reutlingen, Pfarrer Dr. Sofcp in Raufen a. b. $., Stabtpfarrer Dr. ©.
9Raier in Pfullingen, ©pmnaftaD Profeffor ($. Rägele in Diibingen, Profeffor Dr. ©berl) arb Reftle
in Ulm, PremieivSicutenant Riet^ammer in Tübingen, Sanbebfonferoator Oberftubienrat Dr. (Sb.
Paulub in Stuttgart, Pfarrer Sd)ntib in ©omaringen, f SDefau Lic. theol. Sd)moller inneren*
hingen, Dfyeobor Spöit in Stuttgart, 9lrd)iteft 91. Steuert in Reutlingen, profeffor Dr. Steiff,
33ibliot§efar in Stuttgart, Oberforftrat Dr. 91. 0. Dfdferning in Tübingen, Profeffor $ranj
Potteier in Reutlingen, Profeffor Dr, (Sb. 3GB ei^enmafer in Reutlingen, 9tpotbefer 3GB ei § b e d er >
in Reutlingen.
Jnljalts ©erjeidj|nm tunt Jaljrgang VII (1896).
. Seite
1 psntereffantere Stemme|jeid)en an ber 9Ravienltrcf)e in Reutlingen (mit l Dafel). 33 on Defan 91. .(t I e nt nt
in Racfnang . . 1
Die sJftarientird)e in Reutlingen. Ron Dl). Sd)ön . 9, 20, 83, 49
Dübinger DRagifter att§ ber Steinlad) 1550 — 1800. Rim Dr. Q. ptofenl) an§ . 11
Die Reutfinger Patrizier* ttnb 33ürgergefd)led)ter 6i§ jur Reformation (mit 1 9lbbi(bung). Ron Df). @d)ön
13, 28, 44, 73, 91
3um alten Reittlinger 33ud)bruc!. 3tuetteu Racbtrag. Ron Prof. Dr. Steiff . 17
(Sine UniOerfitätdOifitation nor 300 psa()ren, nad) ben Originalaften im ß'gt. Staat£ard)io. Ron f Defan
Sd)tn oller in Derenbingen . . . 24, 41, 59, 68, 85
Die ,'peimat Jpartmann oon 9lue'§. Ron Dl). Sdfön
©ontaringer Rögte non 1604—1807. Ron Pfarrer Sdimib
Dte ©rtoerbintg oon Oefd)ingen unb SRöffingen. Ron Dr. % öofenl)an§
Die ^antilie Rantlin, befouberS ©eorg Daoib Rantlin. Ron Dt). Sd)ön
36, 63
52
54
65,81
1
kleinere
RI i 1 1 c i 1 u it g'e n.
gunbberid>t; bon ©. ®ifenlof)r . . ‘ '
©in Rjjttenburger im Xienfte beS ÄurfüVjten -3ot).ann ftviebvid) non ©adtfen; non II). »cl]on
3unt Reutlingen R)t)lred)t ; non XI). ®rttl Ului ....
Rlünjfunb ; non ©b. S8et^enmaj[cr .
©ine ipradiltcbe ©igentümlid)feit ; non If). Schon
Xie biblifdjen ^nfdjnften bev Warienfird)e in Reutlingen; non Dr. 3. Csoientjanb .
Seit-
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© ü d) e r f d) a u.
@ Sdjnetbet, fflürttcml.. (8cfct|id)tc, »™ @b. ®eit)enmajet
M Sdlbn bic «vcl.cn imb ««eiten beb uüttelaltcvl. ;KentlmSen (Sb. «ei6enma,ev
It). 3d)bn, bie ÜMcMjteuev bev (dllnöb. 3W*t«tSbte Winfi«n, !»eutlm8cn -unb »ottenbuv« ; non tb.
2Beit)enmajen • * " ' ’
ßonrab 9h>tüen$ttufler, ©efd)id)te bei »reitjeaen non 3f|lingew®ranegg ; non Ib .Sdion
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@d)öu, Wctdliditc bev Selbävjte bev «vnjen nnb non «nvtten.bcvg i nm, t£b. Seü.en mnicv
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GESCHICHTE des DEUTSCHE ^
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utlingrt qfkftljttlfjtplättet.
Mitteilungsblatt
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Snld]ganei| Hit ertumsDer eins.
9h\ 1. 9Uuüing£U, Hanuar nnb iftbniar 1896. - VII. 5a()vg.
3it()(tü. Sntereffantere Steinmet^eicbcn an ber SJJarientircfje in Reutlingen; Don Sefan ®lemut.
X)ie 'JKanenlirdje in Reutlingen; non Ifj. © dj ö n. — Sübinger Riagifter and ber ©teinlad) 1550—180 '; non
Dr. % 3oienl)an§. -- Sie Reuttinger fßatriäier* nnb Vürgergefd)led)ter biö jur Reformation (gortfefcung);
oon S t) e o b o r ©djön. — kleinere SJiitteil ungen: gunbberidrf; Don E. ©ifenloljr. — Sin Rotten*
bürget tm Sicnfte beö Shtrfiirften Bol)ann griebrid) Don ©ad)fen; Don S^eobor ©cl)ön.
§ntet*e flautere Steimud^eid)en an ber ^larieußttd)e in ^tentfinejen.
Vortrag in ber Verfammtung beb ©üldjgaucr nnb Rentlinger HltertumöDereinö am 28. Otober 1895 Don
Dekali Ulemu
•
Ein Eintrag über ©teinmet^eidjen ift immer
eine gewagte ©ad)c, lüeil ed fid) babei um ein ben
mciften nod) gang unbefanuteö ©ebiet banbeit unb
tocil mau babei cd metft nid)t umgeben Eaun, fid)
bed Dor einer Verfammtung immer etwaö uube*
quemeu Rüttelö beb Voqeicbuenö ober wenigftcnö Vor*
geigend 511 bebienen. ©leid)Wobl habe lcfy bent 1)011
feiten Bbrer $°rcen Vorftänbe an nitd) gefommenen
2Bun|d)o, l)cute ÜOr Bbncn einen fold)en Vortrag
mit ber beftimmten iöejiebung auf Bbve Marien*
fird)e 3U bitten, entfpredjcn 3U muffen geglaubt,
‘©enti ein fold)er Vortrag muß ja baju helfen, baö
3>ntereffe unb bad Verftänbnid für baö nod) un*
betau nie ©ebiet in weiteren Greifen 311 werfen unb
3U fördern. Unb l^ier in Reutlingen barf id) ba3U
entnehmen, einen ©oben. 311 finben, ba met)r alö
anberöwo für biefe ©tubien eine Vorarbeit getl)an
ift. 3d) weig, bag Bbr Rütbürger, Jperr Vilb =
baucr ^riebrid) Sautter, bereite lange l)erem 1)1,11
8eid)cn an $bren Uneben, türmen unb Älöftern
feine Rufmerffauifeit 3ugetDcnbet bat. Oann haben
bic Herren Dr. ©rabmann, bamald Vifar in Eningen,
jet^t ©tabtpfarrer in Reuenftein1) unb ORtller, ba =
mald ©tabtüitar l;icr, je^t Pfarrer in (Su^f löfterle,
bad Butcreffe, baö fie ber Erforfdjuitg ber Vau*
gcfd)id)te ber sJRarientird)e in febönenx Vunbe 3U*
wandten, indbefonbere aud) auf bie ©teiumeh3eid)cn
bevfelben audgebebnt. Oaö midjtigfte aber ift bad,
baff bei ber im ©angc befindlichen Reftauration
ber ßirdje, 3« ber id) j^^rer ©tabt oon gansem
£)erjen ©liirf wünfebe, weil ©ic eine Äirdje bamit
befoutmen, bie ben erften beö Saubed gleid)fommt,
unb be3iiglid) Welcher id) meinerfeitd nur wünfdicn
möd)te, bag ed Bbnen möglich werbe, wie bad
innere, fo aud) bad Reufjere burd) Ruöbau ber
Ofttünne ben ©ebanfen ber erften Erbauer ent*
fpredfcnb 311 geftalteu — id) fagc: bad mid)tigfte
') ©. Viertel jabrö*($efd). 1890, 47—69: 8llv ®nts
ftebungdgefd)id)te ber Reutliuger Rcaricutirdje.
in Badmang.
ift bad, baff bei ber jefcigen Reftauration Bl)1' öau*
leitenber Rrd)iteft, Jperr ©ted)ert, nid)t nur jcbein
ftiliftifcb ober ard)iteftonifd) bcbcutfamcn Re ft bed
alten Vaued, ber 3U £age fontmt, fonbern ebenfo
jebent ber oorfommenben ©teinmet^eidjen an ber
Äird)e feine Rufmcrtjumfeit 3uwenbet unb biefelben
in ©ipdabgu^, wobt numeriert unb mit bem Rad)^
weid barüber, an weldyen Bauteilen jebed Dorfommt,
feiner ©ammlung einoerleibt. Ourd) foldjc urtunb=
U<be geftlegung bed fRatcriald, wie fie bidber nur
für wenige Sauten beftel)t, ift ber ©raub 311 jeber
tunftigen wiffenfd)aftlid)cn Verwertung gelegt, unb
auch id) barf beute mit größtem Oanfe gegen ^errn
©teebert befunben, ba^ nur bie grojje ©üte, mit ber
er mir fein bidber gefammclted SRaterial 3111- Ver¬
fügung gefteHt l)ut/ liefen heutigen Vortrag ermög=
tid)t bat. ©0 fei benn alfo baraufbiu bad 2£aguib
bcdfelben gewagt.
Ueber bie ©teinmet^eicben im allgemeinen bürfte
ed beute genügen,2) bad 3U fagen ; Rad) einer Dict=
leid)t fd)on Don ben ^5^dnt3tern, jebenfallö fd)On im
alten Rom geübten, oon bort nad) Ofien, aber
ebenfo weftlid) nad) granfreicb gemanberten unb oon
ba her im 3Rittelalter bauptfäd)Ud) in Oeut|d)laub
gebräuchlich geworbenen, aber aud) bier wohl nie
gan3 allgemein geübten ©>itte, bie feit ber DRitte
bed Dorigen 3abrt)unbcrtd inö Rudfterbeu tarn unb
etwa mit ber Rütte unfered ^ahrbunbertd, abgefcl)cn
oon mel)r fünft lieber Erneuerung, auögeftovbcu ift,
haben fid) bic ©teinnictjcn beftimmte Beiden aud=
gewählt unb in ihre fuuftgered)t behauenen ©teinc
jum bleibenben Beiden ihrer llrbeberfd)aft eingc--
bauen; ed finb alfo Itrbeberseicben, ähnlich wie ber
römifdfe Töpfer feinem Ol)on8efäB' fecr Vilbbaucr
feiner Rrbeit feinen Ramen in Doller ober abgc*
fürjter 0orm beigab. Ebenfo wirb ed be3Üglid) ber
Vebeutung biefer Betten genügen, wenn ich im
2) Räbcreö i. .SMftor. Verein ^eilbronn, 4. J&cft,
1891, 3. 1—44 unb Xafel 1— XV.
allgemeinen bavauf ^intneife, baß iin Sauf bei feiten
unb ^aljrhunberte bic Art bei AuSWabl bei beit
3eid)en felbft, ebeitfo mandjfad) bic Art ihre« C£iit=
hauenb unb ihrer Anbringung wed)feltc, fo baß
alfo ihre Beobachtung an Bauten ©hlüffe auf bie
Beit, in bei biefe entftanben ftnb, eilaubt, it;ve Er*
foifd)ung eine nid)t unwid)tigc ^ilf§tniffenfd)aft für
bie Bau* unb Kunügef<hid)te barfteOt.
Aal)cr ftnb eb biei fünfte befonberb, mittelft
beicn bie Bead)tung bei ©teintne^jeichen bei Bau*
uttb Kunftgefd)id)te föibeilid) tu eiben faun. 3»d)
will biefelben fo Se^anbeln, baß ich fofoit bie An*
roenbung bezüglid) bei au bet* 3Aarienfird)e oor*
fommenben 3e*'i)en mache.
Bon felbft leuchtet ein, baß eb am förbeitid)ften
wirft, toenit man an einem Bau obei Bauteil bab
3 eichen beb 9A ei ft erb, welcher benfclben ei=
[teilt hflt, nachweifen faun. ©enn gegenüber bei
oerwirrenben 30^ affe bei ©efedenjcichen wirft bab
beb bchenfd)enbcn ÜJtcifteib mie ein feftei Buuft
im weiten Ojean, unb ©ie »elfteren ohne weitere«,
baß eb otel mehr Aubjtcht £;at, ben gleichen SUtciftei
buich fein gleiche« Beiden an ocrfd)iebenen Bauten
nachjutocifcn alb bei ben ©efeKenjei^en, unb and)
üiel mehl Aubfid)t bei bein BMfter ift, mit bei
Beit aub fd>iif tlidhen Urtunben feinen tarnen 51t
gewinnen. 9Bie fte£>t eb nun in biefer Bereifung
bei nuferem Acutlinger Bau? Beibammen ©ie
mich nic^t zu fehl, wenn id) in biefetn ©tücf oiel*
Icidit eine fd)önc Hoffnung täufdjen muß unb
meincifeitb fagen: SJteincb 2ßiffenb ift an bei
stftaiienfiiche bib jefct fein 9Aeifterzeid)en aub bei
Beit il;reb Baueb gefuuben unb nadjgewiefcn. $d)
fenne feineb, bab ftd), nur einmal oorfommenb,
burd) ungewöhnlich große Ausführung, ungewöhn*
lid) tiefeb Eingehauenfein unb Anbringung an einer
heroorragenben ©teile beb Baueb alb ein Ateifter*
Zeichen empfähle, wie fold)c Umftänbe gerabe in ber
älteren Beiten, bib jum Enbe beb 14. BahrhunbcrtS,
j. B. nod) bei 2 Stteifterjeidfen am Efjor beb lllluer
üftüitfter«, bie einigen Kennzeichen für ein fold)eb
finb. (Sb ftnb et ftch auch nicht etwa ein Be‘hen
au einer Aei£)e gleicher bebeutfatner Bauglieber
wicbei unb wieber angebracht, fo baß man baraub
auf bie Abfidjt, ben Bieifter beb Baueb ju be*
Zeidfttett, fd)ließen fönnte, wie ich bab bei ben an
ben Konfolen beb «parabiefeb unb beb [üblichen Kreuz*
gangeb im Ktofter Maulbronn immer wieberfel)rcu*
ben zwei «fpalbtnonben [tatuiere, bie man bibljer
für bab BJappen beb bauenben AbteS ober bergl.
Zu holten geneigt war, bie id) bann aber burch
ihr Borfommen aud) an ber Borhatle im Klofter
gteihenbach unb an ber ©afriftei im Ktofter Alpirb*
bad) glüdlid) alb unleugbareb 2Reifhr$ei<hen nach*
weifen fonnte. (Sb finbet ftch auch nicht etwa
ein Aatnc an befonberer ©teile angebrad)t, wie
etwa Conradus am ©pmpanon in Bkinbberg
ober Bertholdus beim (Siitgaitg in bie 9Aid)aelbfird)e
Zu £>all. 2Bab enbtid) bab betrifft, baß in f^ä=
terer Be*t bie Anbringung eineb Beiden« auf einem |
0d)ilo bab Uuterfcheibcnbc beb ÜRciftcrzeichcnb Ootn
©efellcnjcichen War, fo werben wir unb nachher
überzeugen, baß zwar ©chilbjeichen manchfad) an
ber Kird)c borfommen , aber cb beutet feineb auf
ben QAeifter. ©ab Beiden inbbefonbere, bab fd)on
alb bab Beiden beb 9Aeifterb Heinrich angefehen
worben ift, werben wir nachher unter ben ©efeüeti*
Zeiten aufzuführen ©ruttb ftnben. Bielleicht tröftet
©ie über biefen SWangcl, ben wir befennen tnüffen,
einigermaßen ber ©ebatife, baß aud) an ber heilig*
freusfirche in ©münb bib jefet ein üAeiftcrzcichcn
nid)t nad)gewiefen ift, ja baß wir über bab 3ei<hen
beb berühmten (Srwin in ©tvaßburg nichts irgenb
©ihereb fagen fönnett.
Allerbing« ein üAeifterzeidjen befifct bie Kirche,
aber ein fold)eb aub fpätgotifd)cr Beit alb BeugniS
einer bamalb gefd)ehenen Erneuerung: nämlich an bent
001t Üöeften her gerechneten oierten Balbad)in über
einer Apoftelftatue am Strebepfeiler auf ber Aorb.
feite in bem ©cpilb Ar. 1, bent am brüten Bai*
bachin ein ähnlicher, aber leiber leerer ©d)ilb Ar . 2
ftch gefeilt, ©er ©d)ilbform nach fcheint eb mir rieh*
tiger, bei biefetn 9Acifterzeid)ett an ben Anfang, alb
an bab (Snbe beb 16. BahrhunbertS zu benfen.
s3Aögtid)erWeife hätten wir bann oor unb bab
ÜAeifkrjeichcn bee Beter oon Breifach, ©teinmefeen,
Bürgerb unb ©tabtwerfbmann oon Sfteutlingen, ber
früher, 1494 — 96, bie Aubbeffeiung beb 0011t Slifc
befhäbigten ©urmeb beforgte.
galten wir baneben bab aHeifterzeichen beb
©teinmetjen unb aßerfmeifterb ^)anb 3Kau^ ober
a«oß oon ©htoabifch ©münb, ber l)kx oon 1555
bib z« feinem £ob 1577 bab ©pital, ben Btuie*
falterhof, ben Kird)brunnen, bab frühere 9tathaub
erfteüte, fo legt fid) aud) bie aitöglid)feit nahe,
baß ^)anb ÜJtaufc ein ©<hüler beb ^eifterb, bem
fein Beichen nadjgebilbet fein fönnte, gewefen
wäre (Ar. 3). ,
Bieten bie ©teinmehzei»hcu ber 3J?artenftrchc
l)iernad) weniger ^ntereffc nach ber ©eite bei
3Aeifterzeid)en, ba wir nur über ben ÜJlcifter, ber
nach 1500 bic ©trebepfeiler mit beit Apoftelftatucn
uttb beten Balbad)inen gefchwüd’t hat, mit ihrer
Jpilfe oielleicht mit ber Beit nod) Aähereb zu er*
fahren hoffen bürfen, fo fann ich 3hnen lleute
©teiiimehzeichcn aud) noch nicht eingehettber über
bie Baugefd)id)te ber einzelnen ©eile ber
Kird)e rebeit laffen. Eb ftttb nämlich gerabe bei
größeren Bauten, bie abfd)nittweife in oerf<htet)cnen
Berioben entftanben ftnb, bie ©teinmehjeidjeu oft
neben ber Beugettfhaft beb ©tilb ganz untrügliche
Seiter, um zu beftimmen, welche ©eile beb Baueb
in einer zufatnmenhängenben Bauzeit entftanben
ftttb. ©0 habe id) 3. B. feiner Beit ^ mit ihrer
ßilfe am Ulnter fünfter nachweifen fönnen, baß
thatfächlid) ber gleiche SAeifter, ber bie Eh or türme
ZU ihrer oormaligen ^)öhe geführt hatte, Ulrich Oon
Enfingcn, unter Aufgeben ihre« Aubbaueb ben
©runb zu betn großartigen £>auptturm im aöefteti
gelegt hat, unb habe bariiit biefem oon anbern ge--
3
ring gefdjci&ten fcbwäbifd)cn StTZcifter ju bcv Vncv*
fcnuung, ba§ aud) bcr füllte 5lufbau bcS ©trafj*
burger Sturme S oberhalb bcr Plattform fein SEßctf
ift, oerbjetfen bürfett.3) $ür 3)l)re fReutlinger Äird>e
aber muff id) mid) I;cute and) in biefer Vejiel)uttg
befd)eiben. ($S ift jwar bem großen (Sifcr neu
£errn 2lrd)iteft ©ted)ert gelungen, bereits 131
ftd)cr ocvfd)icbenen SErageru gehörige ©tcintnet3jeid)en
an berf eiben feftjuftetlen unb ben ©tanbort ber*
fclben in bic Vauriffe einjujeid)iten. Vbcr ein wirf*
ltd)er 9lbfd)lufj biefer ©ammhtng liegt l;cute not*
wettbigerweife nod) nid)t oor. ©rft am ©d)luffe
ber gattjen fReftaurationSarbeit wirb and) eine rolle
Ucberfid)t über bie ©rgebniffc ber B^Kn niöglid)
fein. ^mmerl)in freut eS mid), jefd fd)on einiges
Vorläufige in biefer fftidftung mitteilen ju fönnen.
(§S ergibt fid) nämlid), baff, mälfrenb an ben oft*
lidjcit ^Bauteilen, (Spor unb ©bortürmen, im ganjen
bis jcl^t nur etwa 30 Beidfen feftgeftellt ftnb, am
^!angl)auS 45 auftreteu, bon betten nur brei aud)
an jenen ©ftteiten fd)on fid) fattben, bagegett an ber
SBeftfrout unb am Sturm l)ittauf nur 10 neue
Bcid)'cn neben 10 fd)on am SangbauS oorfommen*
ben auftreten. (5s beftätigt baS, benfe id), baff
mit bem Vau beS SangbaufcS eine neue Vau*
periobe begann, bagegett Sattgl)auS unb SEurm bann
wefeutlid) itt einer fortgel)cttbcn Vaujeit burd)gc*
fiil)rt worbett finb. ©od) alfo enbgiltige ©djlüffe
werben erft mit bem @nbc ber ©ammeiarbeit mög*
lid); eS genüge für t;eute ju fe^en, baff bem fo
tnül)fattt ju erwerbettben Verbiettft ant ©nbe feine
Grotte winft.
©amit bin id) bcnit nun für uttfere Vcrfatnm*
lung beutc barauf attgewiefen, ^l)tten auf bem
brüten ©cg, ber nod) übrig bleibt, bie Vebeutfam«
feit uuferer 3e^)cnf°rf(i)uil9 etwas näl)er ju ©e*
tniite ju führen, nämlid) burd) Vcrgleid)ung ber
3eid)cn l)icr mit betten an anbertt V aut eit
ju fcfycit, ob eS uttS gelingen möchte, barauS über
bte ©d)ute, bie att biefent Vau tlfätig gewefeu, über
bie Vautett, bie il)ttt als Vorbilb gebient l)aben
mögen, ober betten ttttfer Vau feiiterfcitS oorbilblid)
geworben fein mödjte, etwas ju erfahren, ©clbft«
oerftätiblid) fantt id) bei bem grojfcn ÜRaterial, baS
ju ocrglcid)en wäre, t)cute nur auf einige s43unfte
meine unb 3f)rc Slufmerffamfeit rieten.
gaffen ©ie tnid) einmal bie üicr auS einem
©d)ilb geformten 3et^eu au bcr ^*rct)c
3fl)neti oor Slugen ftellen: sJir. 4, 5Rc. 5, SRr. 6, Vr. 7.
gig. 4 finb et fid) am fitblid)cn ©eitenfd)iff, wafyr*
fcbeinlidj aud) fd)on att einem bcr fdjieffteljcnben
Strebepfeiler, wcld)c beim gotifeben Umbau beS
(S^orS biejem im Offen oorgelegt worben finb.
gig. 6 atn ÜRittelfd&iff, gig. 7 am £>ocbfd)iff unb
£od)Werf, gig. 5 an ber nötblic^en unb füblid)ett
Spod)Werfwanb.
dlad) einer oft ju ocrnebmettbeit äReittung würben
3) g. (Sarftanjen, Ulrich bon ©nftngen, 3Ründ)en
1893.
biefc auS bem ©d)ilb geformten 3^ic^en fämmtlicb
2Reifterjeid)cn fein. ©S ift aber 2lrt unb Ort ber
SRnbringung , fo biel id) fcl)e, bei feinem befott*
bcrS bcbcutfam, eS ift fein ©ruttb, fic für mebt
als ©efeücnjeid)en ju l)atttn/ Ullb bic 'Sache ift
bielntebr fo attjufeben: ©ie Steinmetzen in ©cutfd)*
lattb batten fid) fd)on früh gewöhnt, neben bem
oon ben SRöntern überfotninencn ©ebtaud) bcr Vc*
jcid)nung burd) Vucbftaben, ben ober bie VttfangS*
bud)ftaben beS SRamenS, jum befferer Unter*
fd)cibuttg oon anbern auch aHcrl)anb ©onftigeS jum
3eicbcn ju wählen, j.' V. ©cgatftäitbe ihres Jpanb*
werfS, Jammer, ÜReijjel, geoinetrtfd)c Figuren, aber
auch ©onne, SRottb, ©ferne u. bgl. SRun War
gegen baS ©ttbe beS 12. ^abrbunbertS erft bic
Rührung eigentlicher SBappctt unb ©appcnfiegel
aufgefomttten unb baS, baff baS ©appett an ben
©d)ilb fid) heftete (f. ©cplcr, ®efcbid)te ber jperalbif
itt ber neuen Auflage oon ©iebmad)er’S ©appen*
buch), unb b^te anfangs beS 13. $al)rbunbcrtS bcr
©ebilb bie f^orm eines langlid)ten ©reiecfS mit auS*
gerunbeten ©eiten angenommen, ©o gcfd)al) cS
jetjt, oafj tun biefc 3ett aud) manche Steinmetzen
barauf oerfielen, ficb einen fo geformten ©ebilb ju
wählen, unb bann aud) in bcmfclben äbnlid) ben l)eral*
bif^ett ©d)ilbtcitungen aüerbattb Steilungen attju
bringen, ©rft int £aufe ber 3fit ift bann ber
©d)ilb wirtlich baS unterf^eibenbe Äeiitijeidjcn ocS
ÜRcifterjeid)enS geworben unb jwar bat er babei als
©efellen* wie als ÜReiftcrjcid)cn bic (Sntwidlung
ber eigeittlicbett 2ßappenfd)ilbe mitgemad)t in ber
ffieifc, bafj im 14. 3abrf>unbci't au Stelle beS
tänglid)ten ber fo jiemlid) gleid)feitigc ©reiccfS--
febilb trat, in ber erfteti ^älftc bes 15. ber
balbrunbe fpauifdje tt. f. f.
Vergleid)cn wir nun eben biefe fc^ilb förmigen
Dicutlinger Reichs11 mit beiten au auberett Vautett.
©ie fReutlinger werben mit bem SattgbauS in bte 3^t
um 1260 — 1310 ju fefjctt fein, ffiir finben ben
einfachen ©d)ilb itt ber ^orm tinferer f^igur 4 an
Vautett im UebergangSftil bcS 13. 3abrt)Ullbevtb :
am ©urm ber ©tabtfird)e in Vaihingen a/©nj, an
ber 3obanniSfird)e in ©münb, am ^erren*fRcfefto:
riu tu unb (nad) gütiger 3Rttleiluug oon jperrn
Vaurat Vcgcr in Stuttgart) aud) au ber Älofter*
firebe in ÜRaulbronu (um 1220), fobann ber Beit
nad) iuel)r unferett 3etdt>en glcid) am füblicben
2attgl)auS bcS ©traf’burger ÜRünfterS (oor 1275)
unb ant SCRartinSmüufter in (Soltnar. Unfere 5^9* ^
fommt fo jiemlid) gleich an bettt um 1280 ent*
ftanbenen ©d)log Vlbecf bei ©ulj a/SR. oor neben
bem oerwaubten SRr. 8. ©ie biefetn näcbftoerwanbteti,
aber febon mehr bie Vilbung beS gleicbfcitigcu
©reicdSfd)übeS tragenben ^r- 9 im 5l‘cis
burger ÜRünfter an weftlid)ctt 2aiigt)auSteilen (um
1310) unb itt Äonftanj int fübUd)en Äreujgang,
baS ©piegelbilb baju SRr. 10 wieber in ^reiburg,
baS äbnlid)e SRr. 11 wieber in ©tra^burg um
1275 neben feinem ©piegelbilb SRr. 12, enblidt
nod) baS oermanbte Vr. 13, baS ©piegelbilb ju
4
8, an ber Skftfcitc beb Sanier Scntb. 9llb 1
nur in meitcrem ©initc öermanbt finb auf^uf iit;rcn
bic fünf aut ©corgbmünfter tu ©djlettftabt üorfom*
mcnbcn 3e^)cn Sc- 14—18, bereit jmciteb am
(Straßburger Sangtjaub jicmlid) tjod) auf ber ©üb;
feite micberfehrt unb bainit aud) für bie auberu bic
3eit gegen 1275 an nehmen l;eißt, mät)renb für bie
Fig. 16 unb 17 ein fic^tlid>er Sblegcr au ber um
1276 gebauten Sicbfrauenfirdje in Sßornib nad)
bem oon Ferrit @elj. Saurat Söagncr iu Sarms
ftabt mir gütigft mitgeteilten 3e^)en ^r- 10 '
ftnbct. (Snblid) bab befotiberb rätfclljaftc, am ©ocfel ■
beb greiburger Münfterb jmei Mal groß unb mit
(id)tlid)cr Setonung feiner Sebeutfamfeit aitgebrad)te
3cid)cu 20 mit feinen fieben SkOenlinien, bie
fid) oon ber linfen ©de jur rcdjten (Seite l)iitüber
jieben, in meldjem id) nun in ber ^Ijat c‘n Mciftcr=
jeidjeu, bab beb großen Surmmcifterb ooit greibuvg,
erfenne, unb bab id) in ber 3cit um 1270 anfefcen ju
bürfen uno ju müffeti glaube. (Sergl. meinen
S ertrag : ‘Sie fjamilic ber Meifter oon ©münb
unb il)re 3ei'l)en, int CSorref^>.-331att beb Seutfd)en
©c|d)id)tb* unb 9lttcrtumb*Sereinb 1894, ©.9 — 14,
öeffeu Sufftcüungcn über bie ©ntftehungbjeit mef;-
rerer Sauteile beb Freiburger Münfterb id) aud)
gegenüber tcilmeife fritifd>er ©tcUung oott Sjkeß»
ftitnmen auf ©runb meiner 3cichenbeobad)tuttg üor:
er ft feftl)alten ju bürfen glaube. ©in ^auptgrunb
für frühere 2lnfefcung beb Snfangb für beit Surm =
bau ift in§mi|d)en oon anberer ©eite burd) bett
^linmeib barauf, baß bie bekannte 3itfd)rift oon
1270 mit ber Maßbejeid)iiung erft gleid)jeitig mit
einer anbern jiemlid) fpäteren eingebauen fei, außer
straft gefetzt morben. Ob freilid) bie SÖßetlenlinien,
bab 3ei<l)cn beb Sad)b, gerabe auf ©nrin oon
©teinbad) beuten, toie id) bort mehr fdjerjhaft an;
führe, bleibe bahingefteOt.) ©eljen mir itod) ben
©puren ber in F^- 7 nur il)r ©piegclbilb unb meifeit*
beit, möglidjermeife oom gleid)en ©teinme^en, mie
biefe, angebrad)ten F‘3* 6 nad), fo oerbanfe id)
mieber ben Mitteilungen oon ^)errn Saurat Seger
beit midjtigen Sadfmeib, baß au ber Srunnen-
Eapclle in Maulbronn, bie ißnnlub im Einfang beb
14. 3al)t'bunbertb entftanben fein läßt, unfer 3e‘(l)cn
micberfehrt, baueben jmei meitere fd)ilbgefonnte
3cid)en juiii neuen Semeib, baß biefe ©d)ilbe feilte
Meiftcrfcbilbc finb, unb jmar biefe in bett Formen
21 unb 22. hiermit ift einmal ein beftimmteb
3cuguib bafiir erlangt, baß in ben Älöftern um
fene 3eü nxeift nicht mehr Möttd)c, fonbern melt*
lid)e Saulcute bauten; eb ift mir bab fdjou bei
beit Maulbroniter Sauten be§ llebergangbftilb maljr*
fd)cinlich. ©obann aber fnüpft fid) an bie fjtg. 22
bie iutereffante Seobadjtutig, baß mir biefcb 3ei<llcn
nur mit einem mehr gleid)feitig gefteHten Sreiedb=
fd)itb auf einer Äoitfole beim 9lnfat) cineb ©trebe*
bogenb am füblidjen £)od)|d)iff beb Münfterb in
Freiburg mieber treffen, offenbar alb bab 3e>'l)ei1
beb Meifterb, ber biefcb ,jpod)fd)iff erbaut l)a^ n>ab
burd) bett Umftaub l)‘ev nod) hoppelt oergemiffert
ift, baß an ber oöllig cntfpred)enben ©teile ber
Sorbfcitc eine faucrtibe ©eftalt, bab ift eben bic
Figur beb Saumciftcrb, angebracht ift. Ser MauU
broitner ©efcll in ber 3C^ um 1510 mar alfo
etma 1330 Meifter in Ffeihurg gemorben. ©nblid)
leitet unb bie F(9IU' her brei Ärcuje in biefcin
©d)ilb, mo fte aber nod) mit einer 9lrt ©tanttn
att ben ©djilbranb gcbuubeit fd)eiitt, über ju bem
in meinen Saumeifteru (SBürtt. Sauntcifter ttttb Silb=
hauer, SBürtt. Siertcljahrbh. 1882, <£>cft III in
Fig. 7) fd)on länger bcröffentlidjten erften unter
ben fo mcrfmürbigeit ©teininet)jeid)en an ber Scgibs
mitthibfird)e iu Sauffeit a/S., Sr. 23, bei bem
biefe Äreujfigur in ber Mitte beb ©d)ilbcb frei:
fd)mebt, unb bei bem bab, baß biefe ©djilbformcn
bei ben ©teinme^en einen mappenmäßigen llrfpruitg
haben, baritt heraubfomntt, baß über biefem 3C^CU
mie über einem jmeitcit ein förmlicher ^)etm, fogar
hier mit einem $leiitob barüber, in ber Form heb
Sopfhelntb jener 3e^ gebilbet ift. @b finb bort
in Sauffen außer biefem erften ©d)ilbjcid)eit nod)
oier aubere mit ocrfd)iebenen Teilungen oorhanben,
unb baneben nod) fünf anbere nod) auffaUenbcrc,
bie gerabeju aub bem Sopfhelm gebilbet finb. Ser
©d)ilb mit ber Äreujfigur, mit ^)elm unb ipelnti
gier mirb babei mohl bett Meifter bejeidjnen.
F affen mir bab (Srgebnib unfereb erften ©angeb
jufammen, fo finb mir außer mehr gelegentlichen
Jrnnmeifungen auf Äonftauj, Safel, 2Bonnb, Mauls
bronn, Sauffen, auf Colmar unb feilt Martiub=
münfter, beffen ©trebepfeilcr burd) ben Surdjgang
unter il)uen mid) beim Sefchauen an bic
©trebepfeiler in Safel erinnert l)al>eH/ unb beffen
Sunnfaffabe mir möglidjermeife oorbilblid) für bie
in Sottmeit gemefen ju fein fd^ien, unb auf ©öhlett;
ftabt, beffen Surmftellung in bie SBeftfeite beb
©djiffb hinein mir ber in Seutlingen unb Ulm »er*
manbt, oielleid)t oorbilbli^ oorfatn, ganj befonberb
mieber unb mieber auf ©traßburg unb Fvei&urg
alb bie ©tätten, an benen ähnliche fd)ilbgeformte
3eid)eti auftreten, gemiefen morbeit. Merfen mir
unb bab oorerft einmal unb fc^reiten meiter jum
©ang burd) eine anbere 3ci(l)eiueihe-
3Säl)leit mir unb je^t eineb ber S u d) ft ab en=
jeidjen, mcld)e, mie mir harten, in ber älteften
3eit fo gut mie aubfdjließlidj ben ©teinme^en ju
il)rcr Sejeid)iiuug gebient hatien, unb jmar bab
aub bem Sud) ft ab en H gebilbete. 3Bir müffen
babei berücffid)tigeu, baß ftd) in ber ©d)rift, m eilig»
ftenb in ber ©djrift auf ©teinbcnfntälern, um bab
12. 3cihvi)unbert eine ffianblung aub ber üon ben
Sömern überfommeiten $apitalfd)rift, mcld)e bie uitb
alb lateinifdje große Sud)ftaben im Srucf befannten
Formen barfteüt, in bie fogenannte (gotifd)e, rid)s
tiger) romanif^e Majubfelfdjrift ooUjogett l)at bie
ebenfalls nur große Sud)ftaben, aber bon mefent*
lid) runb gebilbeteti Formen enthält. Scadjten mir
bieb, fo fiubett mir an nnferer ^ird)e ficben 3cid)en,
bie 3U111 Sud)ftabcn H gehören, moooit jmei ihn
in ber alten %ovm ber ^apitalfdfrift borfüt)ien
(gig. 25 unb 28), oicr in ücvfdftebener Sormung
beS DJIafuSfcl H ($ig. 24, 25, 27 uitD 29), baS
lepte (§ig. 30) in einer Dlrt, tt>obet bicfe DJiafuSfel
oben eine Butpat burcp eine im redften Söinfet an*
gelegte Sinie erhalten pat. $ig. 24 ftnbet fic^ am
Oberteil beS (SporS unb geigt bie DJiafuöfelform
als baS ältefte unfern Beiden biefer Dlrt in nod)
fcpr fteifer Haltung, ftig. 25 fommt am fiibltcpen
©eitenfd)iff, am DJiittelfd)iff unb am Treppenaufgang
jum Turm oor, Sig. 26 am füblicpen ©eitenfcpiff,
Sig. 27 unb 28 am £o<pf<piff, ^ig. 29, baS ©piegel*
bitb ju Dir. 26, mehrfach am fublidjen ©eitenfcpiff,
Sig. 30 am nörblicpcn ©afrifteianbau. Tie etmaS
eigene gig. 31 am ^auptturm fott bocp mopl ein
©piegelbilb ju Dir. 27 oorftetten. Sig- 24 gehört
jum ©au oon 1247, gig. 25 — 29 ju bem wen
1260 bi$ um 1310, $igur 30 ift um 1350 an*
jufepen.
©epen mir jur ©ergleid)ung ber H an anbern
©auten, bie für mid) aber in manchen Satten, meil
mir nur feiten fo genaue Dlbbitbungen mie hier in
Dieutlingen ju ©ebote fiepen, fd)merer unb un*
fixerer ift, fo finbe id) in DJiaulbroun brei H in
ber Sorin ^er Äapitalfcprift, oon benen aber feines
mit unferen B^idjen ftimnit. DJiit ^tg. 28 möd)te
baS H im Äreu^gang beS BnfelpotelS in Jtonftanj
iibereinfommen, fomie baS in ©trajfburg giemlid)
pod) am ©übturm oorfommeitbe unb baS an Sang;
pauSpfeitern in S^e^ur3 (um 1330).
Bu ben DJiajuSfettll mitt oon ben 8, bie ich
auS DJiaulbroun genau gegeidpnet erpielt unb bie
öa fepon an ber 5Üiripe (um 1200) jum Teil oor*
fomtnen, feines paffen, bagegen fommt baS 3eid)en
29 micber oor in ber ^nf djrtft über bem (Eingang
inS ^errenrefeftorium bovt (um 1200—1250),
meld)e in DSaprpeit eine Bufammenfteßun9 feer
Beiepen ber baran ©auenben ju fein fepeint. $ig. 26
fetbft fepeint unS am Turm in Sre^ur9 *n ^cr
£öpe ber 2. ©atterie (gegen 1300?) mieber gn
begegnen. ©on meiteren ©ermanbten unfrer II
laffen fiep oiele naepmeifen: ein Dir. 32 an ber
füblicpen ©ofe in ©traffburg (1200 — 50), ein
Dir. 33 am erften ©toef beS DlorbturmS in lieber*
lingen, ein Dir. 34 im SangpauS in ©trajfburg
(gegen 1275), ein Dir. 35 an ©. ©tefan in ©Men
unb au ber ÄteujfapeUe in ©trajfburg (um 1330?),
ein Dir. 36 am (Spor ber ^eiligfreugfirepe in ©münb
(1351 — 80). ©obann bie Sortnen, bei benen ber
©tamm länger ift als ber gebogene DlitSläufer:
Dir. 37 in ©trajfburg aitjfen an ber Äatparinen*
Kapelle (1331—49) beS DJIünjterS fo grojf (faft
15 cm poep) unb tief eingepauen, baff eS ent*
fepieben ein DJieifterjeicpen ift, mie and) baS DBappen
über ber (SingangStpüre biefer Kapelle mit brei Diofcn,
ben (Srminöbtumen, untereinanber, auf einen (SrminS*
fopn beuten föuntej fobann oietteidjt baSfelbe Be^cn
an ben Dlrfabenpfeilern im DJIartinSmünftcr ju
Äolmar, unb nur menig anberS bie jmei
Dir. 38 unb Dir. 39, bie am ©aSler DJiünfter am
nörblicpen jmeiten ©eitenfd)iff $meimat, jmar nid)t
auf gleid)cr £)öpc, aber in auffallenber ©teüung
oorfomnxen, nämlicp fe $u beibeu ©eiten beS DBeft*
fenfterS unb beS meftlicpften SenfierS auf ber DIorb*
feite, mäprenb je oben brei ©d)ilbe, ein ©cpilb mit
j üJiönd) unb DlbtSftab, unter ipnt jmei ©tpilbe mit
I betenben DDiömpen angeorbnet fitrb, baS ©an^e nad)
ber S°m ber ©d)itbe inS 14. Bapd)unbert, alfo
mopl in bie Bdt beS burcp baS (Srbbeben oon 1356
üerurfad)ten Umbaues ju fepen unb burd) alle Um*
ftänbe für biefe Beiepen 38 unb 39 auf ein DJieifter*
}eid)en pinbeutenb. (Snblid) bie Sortnen, meld)e
ben gebogenen Teil tiefer gepen taffen als ben
©tamm: Dir. 40 am ©übquerfd)iff in ©trajfburg
(elfte Hälfte beS 13. ^apjrpnnbci t«, oiedeid)t gleid)
im füblid)cn ^reujgang in DJiaulbronn) unb Dir. 4 1
in Sreiburg am ©trebepfeiter ber erften Turmgalterie
(1270 — 1300). (Srgiebt fid) fo fd)on beim ein*
fad)en DJiajuöfel H eine Sülle oon oermanbten
Beid)en, fo tritt unS oottenbS bei ben burd) bie
Butpat ber Sinie oben oermeprten II Sag* eine
ganje ©ippe oon ©ermanbten entgegen. Bu gau^
gteidper ©cftalt feprt biefeS Beid)en mieber am
4por ber Äird)e in ^»errenberg, bie 1336 begonnen
marb, oiedeidpt aud) an einem öfilid)en ©trebe*
pfeiter ber Jdofterfircpe in ©alem. Bn äpnlitpen
©eftaltungen als Dir. 42 an ber .^lofterfirdje DJiaut*
bronn, alfo fdfoti um 1200, fo baff mir pier einen
©orläufer anneptnen müffen, bann als Dir. 43 am
Diorbgiebel beS DiegeitSburger TomS, als Dir. 44
auf einer Bnfcprifttafel oon 1349 am (Spor beS
TotnS in (Srfurt, unb jmar erpabert, fo ba^ eS pier
i ein DJieifteqeidjen fein mirb, unb in gteid)er ©eftalt
am ©epiff ber ©farrfirepe in DJiarburg oon 1356,
als Dir. 45 an ber S?eiligfreug!ird)e in ©miinb
am nörblicpen ©eitenfd)iff um 133 0 — 50, als
Dir. 46 am Turin unten in ^retburg , alfo fd)on
um 1270, fo baff mir pier ben ©tainmoater für
bie anbern, oon DJiaulbronn abgefepen, üermuten
möcpten, als Dir. 47 an ber 1358 begonnenen
DiifolauStapetle pier in Dieutlingen, als Dir. 48
an ber DiegiSminbiSfircpe in Sauffen a/ Di. am
SangpauS, als Dir. 49 an ber Diifo(aifird)e in
Teilbronti unb ocrmutlicp gleid) am (Spot ber ßirepe
in ©euren C.*2l. Dlitrtingen.
lleberfepeit mir bie ganje ©ruppe ber H^Beid)611»
fo müffen mir freilid) bebcnlen, ba§ eS ©teinmepen,
beren Taufname — unb baS mar bamalS meift
nod) ber einzige Diame — mit einem H anfutg
unb bie baper ipr H juin Beiden mäplten, natür*
tid) in DJienge gab, optie bajf mir aus ber
Beicpenäpulidpfeit auf näperen Bufatnmenpang
fd)lie§en bürften. Bmmerpin tnadpt fid) unS gerabe
in S«tOurg unb ©traffburg ein befottberS päufigeS
©orfommen f o l d) e r H»Somten benterflid), unb mir
motten nicht untertaffen baran ;\u erinnern, baf;
unter ben Diad)f ommen beS (Srrmin in ©trapburg
oerfd)iebene ,^anS (in ben Urfunbeu $opcmncö) fid)
ftnbcn, ein ©opn i 1329 als Dlrd)iteft in
fpaSlad) (?), ein ©opn BopanneS dictus (genannt)
©ertad), DBerfmeifter oor 1330, ein ©opn
6
SBinliit , Skrfmcifter, u>at;rj ’d^cinttd) f 1339, ein
(Snfel Johannes äöinlin, 2öerf meiftcr , f oor
1359 u. f. m. DtnbererfeitS lüoCfeit n>ir an beit
Weiftet £einridj ben Seittret' benfen, ber mit Weiftet
{ßeter oon SBafel als gefchmorener DBerfmeifter beS
WünfterS in ^reiburg 1332 genannt wirb, unb ba
unS baS H mit bet 3uÜ)at unter anberem aud)
nad) ©münb fütjrt, barati, ba§ ein magister
Heinricus architector ecclesiae (Steiftet Jpeintid),
Saumeifter bet ^irdje) um 1353 fielet ift. Brgenb
eine Zuteilung eines unfrer H an f old) einen .fpanS
ober ^eintid) ift aber oorerft nid)t möglich. (Sinnig
bei gig. 37, bie mit als ein Weifteqeidjen ange*
fproepen ^aben, biirfte mit §icmtid)et ©id)erl)eit,
ba bie Saujcit ber ^atljarinenfapelle mn 1331 — 49
feftftef;t, an ben genannten SBerfmeifter 3°han$ ober
alf o §anS fiBinlin, bet 1339 ftarb, ben ©oljn
©rminS, $u benfen fein, ©agegen fönnen mit bei
bem SaSler Weiftet jeidjen $ig. 38 unb 39 nid)t
mofyl an ben BoljanneS ober |)anS oon ©münb
benfen, bet bet Weiftet beS bortigen Umbaus nad)
1353, {ebenfalls bis über 1359 mat, meit ton
biefem,, mie mit l)ören metben, ein anbereS Weiftet*
jeid)en unS befannt ift.
Sei ben H mit bet 3uü)at aber un^
bod) mol)l nal)e, an einen engeren bitrd) Familie
ober burd) bie ©d)ule bebingten Bufammenhang ju
benfen, jumal bie meiften aud) bet 3eü nad) fid)
fo nahe fte^en.
Serfudjen mit einen brüten ©ang an ber §anb
jmeiet 3«iü)en, bie mit gu ben 3ei(*)en Ju fernen
haben, meld)e Oermutlid) ton ben jpauS* unb $of*
matfen unb ben ^unen ber alten ©eutfd)en ihren
Urfprung genommen Ratten unb einfad) in einet
mehr ober meniger m itlfürlid) en 3 uf ammen*
ftellnng ton getaben ober gefrümmten
ßinien unter bem unb jenem Sßinfel befielen, bet
gig. 50 unb 51. Seibe finben fid) bei bet großen
{Rofe am ©unn; baS erfte, baS mir als einen fpitjen
©oppelminfet anfptedjen fönnten, auf beiben ©eiten
berfelben, aber and) in bet $orm Dir. 50a in bet
©Ijürleibung ker meftlid)cn ©aüerie. (SS ift bieS
baS 3eiü)en, baS fd)on als baS 3eid)en beS WeifterS
bet mittleren ©urmpartie mit bet {Rofe angenommen
motben ift, aud) getabeju als baS H beS fpätcr
in ©ntünb baueuben WeifterS Jpeinridj. ©a§ eS
ein H {ebenfalls nid)t ift, mitb 3hncn bon ben H
per, bie mit mitflid) uad)gemiefen haben, beutlid)
fein, ©egen baS Weifterjeidjen fpriept eben baS
mieberl)olte Sorfommen (öa§ Dir. 50a ein menig
oon 9t r. 50 abmeidjt, mehr länglid) unb meniger
breit ift, barf unS nid)t beftimnten, ^met oetfd)iebene
©teinmeljen als ©taget baju anjunehmen. ©ie
©teinmetjen hie^en bie 3eiü)e11 auS freiet §anb
ein, bähet finben fid) immer berartige Dlbmeid)ungen,
roo baS gleid)e 3eiü)en mehrfach au einem Sau
oorfommt. ©ie ^igitr in {Rottmeü entfprid)t mehr
9t r. 50) unb baS fehlen befonbever #erOorl)ebung,
meint and) baS Sorfommen an ber {Rofe fonft be*
beutfam fein möd)tc. ©aS anbre, ^ig. 51, i|t mit
©rabmaim als ein boppeltcö Dir. 52, nämlich
9tr. 53 unb Dir. 54 ju beuten. fommt liufS
an bet 9tofe tot, aber and) noch öfters in ber
9tal)e unb in bet {üblichen ©ommertaube, {a fd)on
im füblid)en ©eitenf d)iff . ©ud)en mit and) für
biefe 3eid)en ttad) SBermanbten au aubetn Sauten,
©a treffen mit bann $ig. 50 felbet mich et, größer
unb tief eingehauen, am Äapeöenfirchtutm in {RotO
mcil unb jmat an bett jmei ^onfolen, bie baS
Scgenfelb beS IpauptportalS tragen, ©a nun auf
biefem Sogenfelb bei ©Uegcnf)eit ber ©arfteüung
beS {üngften ©eridjtS unter anberem fidptlid) and)
bet Weiftet beS SauS gleichfatn als auferftehenber
gromntet, eine ftifd)e jugenblid)e ©eftalt, mit bem
Settben angetan, ben ©pi^l)cuumcr in bet Sinfcn,
bargeftedt ift, fo flehe ich nid)t an, in biefem Dlott«
meilet 3^iä)cu baS beS WeifterS bet ^'apclleufiid)e
ju erlernten. ©et in {Reutlingen etma um 1320
bis 1330 nod) als ©efelle bieuenbe märe alfo,
mof)l halb batauf, Weiftet in {Rottmeit gemorben.
2öic nad) fRottmeit, fo führt unS biefeS 3eid)eu
nad) ©münb. Jpiet finben mit nämlid) baS ©picgel*
bilb beSfelben Dir. 55 unb jmar am innetn Sogen*
felb vom Jpauptportal ber £eiligfreujfir<he. Se*
fonbete Umftänbe, bie auf ein Wcifterjcidjen hi»J
beuten, finb nidjt oothanben, itnb eS entfpräd)e baS,
menn mit überhaupt ^ig. 50 unb 55 bem gteidjen
©taget jumeifen bütfen, maS nid)t fiel) et ift, bem,
baf’ mit in ©ntünb an bie 3e^ um 1 830, mie
in {Reutlingen, ju benfen haben. ©aSfelbe 3ei^)en
in bet hoppelten f^orm, aber je um eine bie eine
©eite oetläugetnbe 3llihai oermehrt, finben mit aus
fpätercr 3eit in ben jmei Beiden im (S()or beS
Ulmet WiinfterS Dir. 56 unb 57, bie id) megen
ihrer ©töffe unb ©iefe atS 3ci^)en bet jmei erften
Wünfterbaumeifter in Ulm, ,|)eintid)S beS Schau
ober Söhnten 1377—86, unb feines vermutlichen
©ohneS Heinrich, 1387—92, fd)on feit länget her
annehme. Wit unferem 3ei^etl fönnten aud) bie
jmei jufammenhängen, bie mit an bet füböftlid)en
©d)nede beS ©tra^burger OftogonS, fd)ief geftellt
unb etmaS fräftiger als au bete behanbelt, au treffen.
Dir. 58 unb Dir. 59, üielfeid)t SarlicrS$cid)cn, ba
bet eigcnttid)e Weiftet, bet um 1400 baS Dftogon
mit ben ©d)necfen begonnen hat, Ultid) oon ©n-
fingen, fid) meiter oben mit feinem Beiden funb*
giebt. ^)at ftch unS fo baS Beiden $tg. 50 als
ein mid)tiger 5i'lhrer etmiefen, fo nid)t meniger baS
oon $ig. 51 in ber ihm $u ©tunb liegenben Ut-
geftalt Oon §ig. 52, beim eS ift fo baS Beiden,
baS mit als baS eigentliche ©tammjeidjen bet uadc
©münb fid) tienneuben Weiftet in bet jmeiten §älfte
beS 14. BahvhunbertS anjufehen haben. Bfi
bod) nadjgemiefen in ber gleichen ©eftalt Dir. 60
1) als erhaben gebilbeteS DJleiflerjeidjen an Söerfen
beS Srager ©omS, bie in bie B^it oon beffen bc*
rühmtem Weiftet fßeter oon ©münb, bem einen
©ohne beS WeifterS Jpeintid) in ©münb, feit 1353
1 fallen, unb inSbefonbere an beffen Weiftcrbüfk bort
auS bet Beit oon 1385; 2) als Wüfterficgel beö
7
dRciftcrb ^o^anncS oon ©münb, ocrmutlid) eine«
anbevn ©oh«b ecu Reiftet Heinrich, auf feinem
Slnftedungbüertrag für gretbuvg 1B59, unb 3) alb
dReifterfiegel beb dReiftcrb 9Rid)el oon Freiburg in
(Strasburg 1385, ber fyienad) jtoeifello« ein ©ohn
beb Freiburger dReifterb Bohanneb mar. £aben
aber 2 ©5l)ne. unb ein ©nfel beb dReiftcrb £>einri<h
in ©münb biefeb Beiden geführt, fo muf mol)l
notmenbig er felber eb juerft geführt haben. 9Rau
hat fdhon geglaubt, an ber §eiligfreujfird)e in
©münb am (Beftgiebel unb an ber erften nörblid)en
dlrfabenfäule biefeb geilen 52 alb ®efedenzeid)cn
gefunben ju haben. (Rad) genauer Erhebung oon
£errn Kommerzienrat $ul. ©rljarb bort, fomrnt
bort oielmchr unb jmar in 4 üerfd)iebenen ©röfen
bab Beiden (Rr. 61 oor, alfo mol)l aud) ein rechter
Ooppelminfel, aber fo, baff ber mittlere ©t^enfel
mit ben z^ei anbern ganz gleid) lang ift, nicht
nur etma halb fo lang mie bei bent eigentlichen
©münber 3e^en- fomrnt nun fdjon am Sang*
baub in ©traf bürg (gegen 127 5) ein Beichen gleicher
Form oor, fo baf ber ©münber ©teinmefc mit
3eid)en 61 oon biefetn flammen fönnte. ©b mirb
aber mol)l eher ein Sehrling, »enn nicht etma ein
meiterer ©ol)n beb ©münber dReiftcrb oon biefent
ein bem (einigen üermanbteb Beiden erhalten haben.
Dlod) fi eher er mol)t mirb bab üon Jperrn 2lrd)iteft
dRaper gefunbene B^djen 9h-. am ©aframent*
l;aub ber Frauenfirdjc in (Raüenbburg einem 35er=
manbten ber ©münber Familie zugel)ören.
dlbcr nicht nur alfo oormärtb nach ©münb,
(Brag unb Freiburg führt unb unfer Beiden 52;
eb führt unb aud) rücfmärtb. 21m fübmeftlid)en
Strebepfeiler beb Sanghaufeb in Freiburg begegnet
unb ber nur mie eingei i^te dReifterfdjilb (Rr. 63.
Oab ift eben mieber unfer 3eid)en, nur nüt c>er
iöeigabe ber brei Jammer, bie id) meinerfeitb alb
Beid)en ber Oberleitung über bie oereinigten ©tein*
mepen unb dRaurer an bem 23 au beute (ogl. ben
oben angeführten (Bortrag ©. 10). ©erabe meil
ju jener Beit ber @d)itb nod) nid)t ohne meitereb
ben dReifter begeid)itete , fonnte eine berartige £>in*
meifung auf ihn zmecfmäfjig erfd)einen. Oiefer
©chilb ift, mie id) heu,c nod) glaube, um 1300 bib
1310 anjufehen, fo baff mir hier bab ältefte 33er*
fommen beb ©tammjeidjenb, bab nadjljer in ber
©münber Familie erblid) ift, oor unb haben, ©d)lief *
lieh bleibt f)erüorzuheben, baf bie F'ig* 50 nur eine
leichte dlbänberung ber F>9- 52 ift, alfo einen
©eitenjmeig biefer ©münber Familie bezeid)nen
fann. Oab Beichen 51 aber mirb auf einen 2ln*
gehörigen ober einen Sehrling berfelben Deuten, ©o
haben mir alfo burd) unfere beiben Bedien, menn
fie aud) feine SJieiftergeid^en finb, bod) aücrl)anb
(Binfe befommen, einerfeitb rücfmärtb meifenb auf
einen dReifter in Freiburg mit bem fp&tcreu ©münber
Beichen, anbrerfeit« oormärtb meifenb, bab zweite
nad) ©münb, (Böhmen unb Freiburg, bab erfte nad)
ben dReifteru oon (Rottmeil unb Ulm.
Nehmen mir jept mieber bazu, toab mir an ur*
funblid)en (Rad)iid)tcn einfdjlägiger 2lrt haben: in
Freiburg 1332 bie dReifter (Beter oon (Bafel unb
^eiurid) ben Seittcrer, in (Reutlingen ben 1359
oerflorbenen dReifter (Beter oon (Reutlingen, ©tein*
metj, in ©münb ben dReifter £>einrid) um 1330
bib 1380 mit feinen z^ei ©öhnen, bereu einer,
(Beter, nad) (Brag in (Böhmen gefommen ift, ber
anbere, Johann, nad) (Bafel unb nad) Freiburg,
bie zl®^ dReifter fpeinrid) in Ulm, beren erfter
üermutlid) bal)er ber (Böhme heif-d* weil er ^ei
(Beter in (Brag gelernt hatte unb fo oon Söhnen
nad) Ulin gefommen mar. galten mir mit biefen
(Ranienbflängen meiter einige (Betrachtungen bau*
lieber 2Irt jufammen : Oie Oreipaffenfterd)en an
ben ©eiten Deb Sanghaufeb unterer dRarienfirche
finben mir früher über ben ©horfenRern ber 1261
im ©hör begonnenen (Brebigerfird)e, fomie oon
©t. dRartin in (Bafel, fpäter mol)l in (Rottmcil,
Zmar nid)t an ber Kapedenfird)e, aber an bem ©l)°r
ber jö)eiligfrcuzfird)e. Oie (Banbarfatur an ben
©eiten beb Sanghaufeb fd)eint oon ©trafburg unb
Freiburg zu flammen unb fcljrt fpäter am ©l)or
beb Ulmer dRituftevb mieber. Oie dlnorbnung beb
Ourmeb auf ber (Beftfeite fo, baf bie z'rmi ^1©
pfeiler beb Ourmeb eigentlid) frei inb innere 8e5
ftedt flnb unb burd) grofe Oeffnungen bab Sicht
oon aufen burd) ben Our in pinburd) inb innere
fallen fann, fomrnt, mie id) fchon angebeutet habe,
früher in ©djlettftabt oor, ift aber auch alb eine
dlnorbnung anzufehen, bie bab, mab bei zmei (Beft*
türmen in ©trafburg burch bie berühmte grofe
(Rofe zmifd)en il)nen erreicht mirb, bei nur einem
(Befttunn erreichen moüte, unb fchrt ähnlich mieber
in (Rottmeil, mo freilich burch ben fpäteren dlnbau
eine« anbereu ©d)iffb bie dßirfung ganz aufgehoben
mürbe, unb in nod) füljnerer (Beife burd)gefiihrt in
Ulm. (Erinnern mir unb fd)lie^lid) baran, bafj mir
auf unferem erften unb zweiten ©ang burd) bie in
ber £>auptfadje bem Sanghau« entnommenen Beid)en
aud) ha»ptfäd)lid) nad) F^eil)ur9 unb ©trafeburg
geführt morben finb, fo merben mir bab alb ©r*
gebnib feftfteden bürfen : ©b mirb burd) bie 23eob*
ad)tung ber ©teinmehzeid)en au ber 9Rarienfird)e
bie Einnahme, ba^ ein oon Frci&urg ober ©traf*
bürg l)er fommenber OCReifter bab Sanghaub mit
bem unteren Oeil beb Ourmeb gefd)affett habe,
mcfentlich unterftüpt, menn mir aud) nid)t fagen
fönnen, ob eb gerabe ber berühmte ©rmin oon
©trafburg felber gemefen ift, mie ()3aulub mel)r
unb mehr anzunehmen geneigt ift. ©b mirb ebenfo
bie Einnahme baburd) mefentlid) unter ftü^t , Daf
ber mittlere Ourmteil mit ber 9tofe, mie (Baulub
annimmt, Oon bem dReifter ^peinrid) , ber naebher
bie ^eiligfreu^fird)c in ©münb erftedte, l)en'ührt;
id) möchte nur hinzufügen, baf aud) beffen Familie
möd)te oon Fve'öurg aub zu unb gefommen fein,
mobei ber ©treit um bie befannte Bnid)rift au ber
(Biifte (Beterb in (Prag, ob fein 33ater fpeinrid)
parlerus de bolonia ober colonia genannt unb
i mie bab ju beuten fei, unb tyn nid)t zu berühren
braud)t. ‘-©cm ÜJieiftcv s45elev ju tRcutlingcn, ber
1359 ftarb, mag bann bie Vollenbung beb Ourmeb
1343 jugefommen fein; id) möd)tc nur ber fRamenb;
Beziehung falber and) il)n alb einen irgenbmie in
biefe ©münber ftamilte gehörigen $Reifter angefefjen
miffen. Srgenbmie muß bann non ihr unb non
gfteutlingen aub, mo in ftigur 50 fein ©efetlen;
jeidjen auftritt, ber ÜRcifler beb Eunftreid)cn ßapellen*
turmeb in fRottmeil aubgegangen fein, an ben
tneiter^in bie Ulmer 3eid)cn ur,b §einrid)e an$u;
reifen fein möd)ten. Ob aber gerabe unfer Veter
non SReutlingen biefen 2lubgangbpunEt bilbet, muß,
fo lange mir non ifftn nid)tb alb ben fRanten unb
bie mit ihren Seiten ber 9RarienEird)e nielfad) ner=
manbte, 1358 begonnene unb bal;er beji’tglid) beb
Sßlaneb auch ihm jugef^riebene ©t. RiEolaubEapelle
hier haben, bahingcftettt bleiben. Eb fehlt eben
leiber bib jefet in fRottmeil au jeher Nennung eineb
ÜReifterb. Enblid) haben mir in ber Verfolgung
ber H mit 3u*f>at 51t $ig. 30 ben ^inmeib barauf,
baff bie ©d)ule, bie um 1350 hier an ©aEriftei
unb SRiEolaubEapetlc baute, meitl)in aud) fouft in
itnferem Sanbe um biefe 3e*t gemirft, in .Sperren^
berg unb fonft treffliche SBcrfe gefd)affen hat.
Sehnliche intereffante 23e$ief)ungen giebt unb,
um aud) noch bicb eine 23eifpiel aub jener Seit
anjufüljren, bab ebenfatlb mie 5*9- 30 au ber
nörblichen ©aEriftei, alfo um 1350, mietet;
holt ooiEonimenbe Seiten Rr. 64. (Sb hat licht;
liehe Vermanbtc an einem 3eid)en 9Rr. 65 nom
nörblichen Ehorturm ber £>eilbronner Kilian bfirdje,
bab um 1300 $u fefcen fein mirb, fomie an bem
Seichen 2tr. 66 am Eljor ber £jeiligErcu$Eirche in
©münb aub ber Seit um 1350—80; in ol)ne
Smeifel gleicher ©eftalt aber Eeljrt eb mieber an
ber befannten 1388 gebauten Veitb!ird)e in 2Rühl=
häufen a/SR. unb an ben StrEabcnfaulen ber einfad)
fd)önen 9RarienEird)e in Omen u/O.
fReihen mir hieran auch noch einige 23eobad);
tungen oon Seiten aub fpätercr Seit. (Sb
ift unb überliefert, baß ber Xurm ber üftarienfirdje
1494 oom 23lih befd)äbigt morben mar unb bann
1494—96 nach bem @utad)ten beb (Solinger 2BerE;
meifterb, bei bem oielleidjt richtiger au ©tefan 2Baib,
alb an 9Rattf)äub Vöblinger gebaut mirb, oon
bem SReifter ^5eter oon dreifach, bem bamaligen
©tabtmerfmeifter in «Reutlingen aubgebeffert morben
ift. Von biefer Erneuerung geben unb aud) bie
*mei Seiten, bie im Ämtern per Apetmfpitjc beb
£itrmeb gefunben morben ftnb, iRr. 67 unb tRr. 68,
jhmbe. Oab erfte berf eiben ift ein am 2lubgang
beb 15. ^ahrhunbertb öfterb begegnenbeb 3«<J}en.
Eb ift mir natnentlid) oon einer Ohüre ßben im
Eieinen Ourm ber ©tuttgarter ©tiftbEirche befannt,
mo cb linfb, and) alb 9Retftcrjei<hen, erhaben auf
bem ©djilb, bab Venbant $u bem in ber rechten
Ecfe oben angebvad)teu ©chilb beb üReifterb 2llbred)t
©eorg bilbet. Oer Ourtn flammt oon 1488.
Unfer Oteutlinger S^id)en 67 gcl)övt aber üermuttid)
nicht tiefem ^Reiftet fetber an, ber nid)t fpäter
mieber ©efclle geworben fein mirb, foubern cl)er
feinem ©ohne. Eben alb ©efeUenjeid)en fe^rt cb
nun aud) mieber an ^Bauten aub entfprechenb fpä;
terer Seit; an ber ÄtofterEirdje in 23laubeuren, unb
jtoar einmal alb 23ilbhauerjeid)en, um 1491 — 97,
in Octtingen a/Errnb an ber nach 1498 erbauten
©afriftei, in 2ßeü ber ©tabt an ber ©tabtfirdfe,
aud) am großen ©d)eibebogen unter bem Ulmer
ÜRiinfterturm.
gaffen ©ie mich auf biefe jmei Seiten befon;
berb nach ber «Richtung aufmerffam mad)en, baß
©ie mol)l bemerfen merben, mie biefelben einen
anbern EljaraEter haben, alb bie mciften berer, bie
unb bibher burd) bie feinte gegangen ftnb. ©ie
gehören 511 ber 2lrt ber nur aub fiinien gebilbeten
unb mögen Sh™1 ein ^tnroeib barauf fein, baff
bei ber ©riinbung ber eigentlidjen Vriiberfdjaft ber
beutfd)en ©teinmetjen ju ©traßburg im Sahr 1459
eben biefe 2Irt ber 3etd)engebung, menn aud) feine
Urfunbe bab fagt, muff allgemein angenommen
morben fein, fo baff mir oon ba an nur aub nah mb*
meife nod) Setd)en anberer 2lrt, j. 23. 23ud)ftaben*
jeid)en, antreffen.
2lußcrbem aber mögen biefe jmei 3eid)en am
Ourmhelm Shnen aud) ein ^inmeib barauf fein,
mie man aud) mit ben ©teinmei^eid)en einer Oait;
fd)ung unterliegen mag. könnte man nicht beftimmt
menigfteub b ab eine alb ein fpätgotifd)eb erfennen,
fo märe man leicht Oerfud)t ju fdjließen': ber Ourm
mar 1343 fertig, alfo gehören auch biefe Seidjcn
an ihm in biefe Vaujeit. ©0 habe id) 5. 23. am
greiburger ÜRünfter bie Oreppc hi'iauf mitten
hinein jmifd)eu alten Sachen fold)e fpäte gefunben,
bie eben oon fpäteren 2lubbefferungen einzelner
©teine berührten.
2Bol)l bab fpätefte Seiten an ber $Rarienfird)e
bürfte enblid) bab fein, bab am Jpauplportal in ber
güüung ber Opüre unb entgegentritt: sJRr. 69. Sd)
fann gerabe fein beftimmteb ähnlid)eb anführen
behufb feiner S^dbeftimmung, nehme aber au, eb
merbe bem üorigen Sahrhimbert angehören. Sd)
habe fd)on gehört, eb feien in biefem ^ahrhunbert
jmei ©emänbe unb ein <0hürftuv5 neu «mgeftetlt
morben. Ob bab gerabe bei ber £>erfteHung ber
föird)e nad) bem großen Vranb oon 1726 burd)
Den Efjlinger 2Bcrfmeifter ÜRichael ^Rothacfer ge;
fchah, meifj ich nicht, ©ein Sachen ift eb aud),
nad) bem eineb Vermanbten oon ihm, bab id) fenne,
511 fd)lie^en, nicht, immerhin möchten mir alfo
bod) oielleicht in biefem Sßid)en eine Erinnerung
an bie großen ©d)äben fehen, meUhe biefer 23ranb
Shvem Vau gebracht hat, unb für bie jefct erft
einen rollen Erfafj unb oode 2lbl)ilfc ju fdjaffen
bie Seit unb Äraft bei S^rer ©tnbt, unb bab
können bei ben SReiftern unferer Sßd geEommen ift.
Sd) meiß nid)t, ob eb mir gelungen ift Shncn
einigen EinblicE in bab fdjmierige ©ebict meiner
gorfd)itng loirElid) ju gemähren, mie id) eb an;
ftrebte. 2lber eineb meiß id), baß eb nid)t leid)t
ift, einem berartigen Vortrag, ber fo öicle Eintet:
'9
peilen Bringen, fo mandfe ©d)lüffe, bic liitpt jo
leidft in ber ©d)ttedigfeit uad^ubetifeu finb, m ad) eu
muff, ju folgen, uttb Paper laffen ©ie rnid) fcplieffett
mit bent 2lu«brttcf be« ©aitfe« bafür, baf^ ©ie e«
nid)t für unermiinfept gehalten fabelt, einen 23or*
trag über bieje« (gebiet 511 l)Ören uub baff ©ic c«
fid) uid)t l)abeit öerbriejjen laffen, mid) auf oft fo
berfßplungenen ©ängen mit $prer Slufmerffamfeit
ju begleiten.
Jie ^larienlitr^e in ^enfftnjjeit
©ott tülicotnu* Sdjirn.
^nt 5°Igeitben fotl an ber Jpattb be« gemomtenen
utfuitblidjen dJiaterial« unb ber Siteratur eine ©e-
fd)id)te beb fd)önften ©attmerf« dleutliitgen« , ber
9ftarienfird)e gegeben merben.
1 . ©er dftarcptpaler 0 f.
Unter bem ^ßrobft 2ßaltcr II 001t 9J?ard)tpal
(1229 — 1243) fam an ba« Diopter 1 ßapede fantt
SBauftätten unb berfd)iebeneit .©Öfen ^u dteittlingeit
ber ©tabt.1) ©« fam tool)l nid)t bie Kapelle felbft,
fonbertt ber ©rtttib, auf bem fte gebaut mürbe, an
bab Älofter, ba fg erft kalter II (1229 — 1243)
bic Kapelle erbaute.2) 21 in 22. $uni 1245 ge= :
ftattete iöifc^of .fpeiitrid) bon ©oitftanj jttm ©auf
bafür, bafj ipnt unb feinen ©ruppen bei ber 23e*
lagerung ber 33urg ©<pmigger«tpal bom ^lofter,
beziepuitg«mcife bon beffeit ,£>of in dteutliugen
Sebenbmittel zugefüprt morbeit maren, bag bie Älofter*
britber in iprer Kapelle ju dfeutliitgen dfteffe lefen,
33eicpte pßren, unb , mettit fie 3 um ^rebigen ge--
eignet maren, prebigen burftett, be«gleid)en erteilte
er für bab 2lnmoptteit ber ^rebigten 30 ©age
2lbla§. ©ie 9ttßnd)e burften Opfer unb ©eelge-
räte, bie bor bem ©egiitn ber ©piftel uub nad) ber
SJieffe eingingen, bepalten, unb auep bie Opfer, bie
nad) ber ©piftel bib junt ©nbe ber dfteffe gegeben
unb auf bem 2lltar ober neben bie ©tola beb
$riefter« gelegt mürben, junt 23au ber Kapelle
(structure oratorii) bermenbeit , meint fie niept
innerpalb breier ©age bon ben ^arieftern ber $farr*
fird)e eingeforbert mürben. $eben 23erfud) biefe
fftedfte ju beeinträchtigen bebropte er mit bem 23anne
ttad) aepttägiger f^rift.3) ©er fromme ©inn ber
fReutlinger Si'trger fpenbete beit dftßndjett bon üftard)*
ipal halb reidie ©aben. Um 1250 überließ ©ein-
rid) genannt ©efellio, Sürger in dteutliitgen bem
fölofter einen 2lcfer atn ©tainiberg um 1 ©epidittg
geller unter 23orbepalt ber lebenblänglicpeit dlitlt*
tiieffung burep ben ©opn feiner ©odftcr, ben ^viefter
dtubolf unb feiner ©eproefter dJtotpilbi« (©t. 21.).
Unter dSrobft ^feinrid) III (1292 — 1299) fd)eufteit
2Ubert föletle, Sürger bon Reutlingen unb
23erd)tolb SSlanfpuetp, 23iirger bon ba bem
.tllofter teil« liegenbe ©iitcr, teil« 3ePntett ober
nnbere Rechte.4) Um 1300 fepilberte ber 2Jlard)=
') ®ttrze ©efepiepte bon Dber=2Jinrcptpat , 1835,
Seite 21.
-) Freiburger ©iöcefaitardtib 15', 184.
3) Söürtt. il.-23ucp Vi, 102; 3teutl. ©efep. »Blätter
f, 3. 7.
4) $urje ©efdudite 3. 33.
tpaler Sttßucp Jpeiiirict) ben au« bem Jpof ju Reut*
lingeit (degenben Reicptum.5) 21 m 13. 2lpril 1297
murbeit bie Kapelle in Reutlingen unb bie Sriiber,
bie an berfelbett bienten, bom 23ifdiof J^einrid) II
bon ©onftanz mit bielett Freipeiten beguabet unb
am 11. 2lug. 1297 betätigte berfelbc bie am
22. Ojuni 1245 bent Ätofter erteilten dtedhe.0’)
Unter Ikobft 2öerner II (1308 — 1310) er*
pielt bic Kapelle ju Reutlingen in ber ©tabt einen
2Beinberg al« Sepen unb 1313 ober 1316 mürbe
ein emiger 3in8 bon 1 ^funb ^eder in ber ©tabt
Reutlingen juut ©ied)enpauö in 2Jiard)tpal ge=
ftiftet.7) ©cpoit am 15. 3anuni' 1300 patte ter
rßmifepe ^ßitig 2ltbred)t I ben §of be« ^lofterö
3ftard)tpal in ber Rei<h^ftabt Reutlingen unb alle«,
ma« ba« ^lofter innerpalb ber 23erjäunung unb
Umgrenzung beöfelben befap ober fünftig befipen
mürbe, bon adern 3°cp menfd)licper ^ned)tfd)aft
epimiert unb er fepte feft, baff feber, ber bentfelben
©epabett tpäte, bem föniglibpen 100 dftarf
reinen uttb gemogenen ©ilber«, ben 3)tard)tpalern
23rübern aber 50 dttarf be«felben ©emid)t« japlen
fodte.8)
2lud) ^ßapft ©lernen« V erlaubte am 10. 2lpril
1312, ba§ bie itt ber Äapede be« Ä'lofter« 5Diard)=
tpal ju dfcutlingen bor Seginit ber ©piftel unb
nad) ber dfteffe täglich bargebraepten Opfer jum
Ruhen be« .ftlofter« bermenbet merbeu bürfteit, mie
aud) bie übrigen, fad« fie bie $farrfird)e nicht
binnen breier ©age forberc. 2lud) erlaubte er ben
an ber ^apede angeftedten 23rübertt bie 33eid)te ber
©laubigen ju pßreit unb biefelben 31t abfoloieren.
Ruch I^apft fdlartin V naptn am 19. Oft. 1423
ben #of be« ^lofter« 92Jard)tpal in dieutlingen in
ben ©d)up be« apoftoli|cpen ©tuple«.9)
Unter ^ßrobft ^ermattn (1329 — 1333) mürbe
eilt Jpauö zu Reutlingen berfauft unb unter tropft
©berparb II (1340 — 1344) fd)enfte ein ^Bürger
bon Reutlingen bem ^lofter einen fäprlid)en 3*n^
bon 27 5J3fuitb federn, ber bort auf einigen 2Bop=
nuttgen paftetc.10) ^m $apre 1354 ermarb ^robft
.^onrab Y bon ipeinriep dtcmli, 23itrger zu dteut*
lingeit burip ©epenfung einen jäprlid)cn 3 dt« bott
5i ©. Söoffcrt in 9teutl. @efcp.*Sl. I, 7.
B) Copiae viilimatae int Fnrftl. Xpttrit unb ©aptfepen
2(rcpib,. 9?egen«bttrg.
7) .^urje ©efd)tcpte. S. 35 uub 37.
8) Copiae vnlimatae imfürftlicp ©purtt unb ©apifepen
2lrcptb in 9?egen«burg.
9) ©e«glet£peit.
10) ^urje ©efdptdpte, S. 38, 40.
10
6 'Äffen geller ober t fl. 12 Ä’reuger au« IV2 !
^udjart Äcferfctb iu i>ttebt>aufcu b. I)- wol)l Unter-
baufen, unb im gleiten ^abre ÜOn «‘»bern ^Bürgern
oon ba (Sberle unb 23eug 5 Äffen geller ewigen
3infeb aub einer 2ßiefe im obigen Orte.“) 3luf
beni inuern fkücfen ber Ä>offftetter’| d>en (Styronif
fiubet fid) f;ineingef lebt alb fftiicfleifte eine ger=
jdjnittene Urfunbe. 35a ber in berfclbcn genannte
ißfaff (.£)eiug) 33 albern ar ober 33 ahn er 1381
lebte, ift ber 33robft 33(ertolb). ber in ber Urfunbe
genannt wirb, 33ertolb 11 (1361 — 1369). 35ie
Urfunbe lautete:
Ich pfaffe Rudeger, ain kilcherre von Wile
in schainbuch tun kunt vnd vergihe offent(lich),
das ich durch miner sele willen vnd durch
mins vorderon sele willen vnd aller, die mir
ie hain gut getaten, und durch aller gelobigen
seien willen gibe minen wingarten. den ich
han an Achenzunberge bi phaffe Baldemars
wingarten . Albreht den Müller
von Phullingen den ersamen herron von
Marhtel an (ire capeile) in der staette ze
Rutelingen nach minem tode also, swenne si
denselben entphroemeden von der capelle mit
kainer slaht dinge, so sol derselbe w(erden
des) spitals ze Rutelingen an alle Widerrede.
Darumbe henken wir bropst B(ertold) vnd die
(samml)unge des kloster von Marhtel vnsern
insigel an diesen brief ze ainen (gezugnusze
aller diser vorgescribenen dinge).
35er reiche 33cfifo beb ÜJiarc^tt>aler £)ofb führte
gu (Streitigfeiten. 3lm 23. ©ept. 1379 entfliehen bie
9tid)ter gu fReutlingen gwifd)en bem 33arfiifferf tefter
unb ben Herren bom SUtar.lbfjaler §of wegen beb
£l)orb, b ab aub ben 33arfiiffer $ird)bof in ben
33tard)tl)aler £of ging, bai)in, baf$ bie 33arfüffer
bab £bor 6efd)lie§eu unb entfließen follteu (©t. 31.).
31 m 15. 35eg. 1391 ift bie Stebe bon ber bon
307ard)tl;al 3Iecfer hinter ©t. Pantaleon, ba einft
bie ©t. $atl)arinen=.ftapene ftanb (@t. 31.) unb
am 15. ^uni 1 4 1 2 bon ber bon 9ftard)tbal 3Bein*
garten in ber £>egwiefe (31. 31.). 9tad) ßJaplet I,
37 wirb bie Äopelle beb ÜUarc^t^aler Jipofb 1412
genannt.
3lub bem 33i$ljerigeu gebt ^erbor, baß fdjon
124 5 eine Äapelle epiftierte, jebod) ber 33au nod)
nid)t üoflenbet mar (confer: structure oratorii).
35er 33au l)atle gwifd)en 1229 — 1243 begonnen.
9tun weifen bie fd)lid)teu, ftarren, einfad) gefäm»
pferteu, red)tecfigen Pfeiler unb bie fJtippeufi eugge*
wölbe mit breiter Reibung im ältefteu £eil ber
93tarienfird)e gu fReutlingen in bie 2te £alfte ober
in ben ©djluß beb 12. 3>al)rl)unbertb. (Sb faun
nun red)t gut ein 907eifter, ber an bem ©d)luß beb
12. $al)rl)unbertb feine fiinftlerifd)e 3lubbiltung er=
hielt, etwa um 1230 nad) Oteutlingoi berufen worben
fein, ben Umbau einer älteien flad)gebecften, Drei*
11 ) 3)elgfeid)en, 3. 44.
u) 9ieue Cberamtbbefdbreibuug II, 17.
fdjiffigcn 33aft(ifa begonnen unb bei bem 33au ftd)
an ben ©til, melden il)m fein 8el;vincifter am (Snbe
beb 12. $al)rbunbertb gelehrt l;atte, gehalten b«ben.
©ontit ift aub bem ©til beb älteften >teileb ber
3Jtarienfird)e fein 33eweib gegen bie ^bentität ber
3Karienfird)e mit ber gwifd)cu 1229 unb 1243 er*
bauten Kapelle beb jRofterb 9D7ard)tl)al in 9teut*
lingen gu sieben. Sftv latere, üou ©. 33offert13)
aufgefteOte ^Behauptung fpred)cn folgende gewid)tige
©ritnbe :
1. $n Den mittelalterlid)en Urfunben werben
bie 33egeid)nungen ^rflllen^ri^e unb 5rauenfa>)eIie
promiscue gebraud)t. 1433 l)eißt eb: Rodern
©ammlung bei unfer 5rauenfird)e (31 31.) unb
1449 ^)ollen=©amm!ung bei unfer ^rauenfaPe^e
(ff. 31).
2. 3m 3al)re 1335 unb 1339 war 33faff
3llbret ber 3Jt 11 n d) c Pfleger unfer $rauenfird)e
(31. 31.). 35er 3lubbrucf „ber üttund)e" lägt iu ipm
bab 9ttitglieo cineb fflcfterb, üoruubft litlid) 9ttard)*
tljalb erfennen. '-ffiäre bie flauen fird)e «i(3^t eine
Stiftung eine* fflofterb (9Jlard)tl)al), wäre eb oöüig
aubgefd)loffen, baff ein ÜJiönd) bereit Pfleger war.
35ab hätte bie 2öeltgeiftlid)feit ntd)t geftattet.
3. 35er 33icepleban ©erner, weldjer um feiueb
©eelenl)eih willen nad) einer Urfunbe uon 1312
bem ©iedjenbaub 511 3Jtarcbtl)al 1 ^funö geller
aub bem $aufe, bab ba beifit »t>eb ^tenbuferb"
^)aub, ftiftete14), lieg auch bie alte ©afriftei ber
ÜJtarienfird)e aubinuleu15). 35a, wie bie er|tere
©tiftung jeigt, er ein ^reuub unb 3öoblt()äter beb
^lofterb 9J?ard)tl)al war, wirb aud) feine ©tiftung
in ber $raueu=,f?ird)e ooer =^apelle baourd) oeran=
la^t worben fein, bag letztere eine ©tiftung beb
Älofterb ÜJtard)tl)al war.
4. (Sb lägt fid) wäl)renb beb gangen iÜtittel--
alterb bie (Spifteng einer oou ber graueufirdje üer =
fcbicbenen ^rauenfapeßc im fDtard)t()aler ^)of n i d) t
nad)weifen. 3öenn eine 9tegiftraturbei;eid)uuug über
ein Älofter 2D7ard)tbalifd)eb Äalenbarium 00m ^abre
1427 oon einer: „capella curiae Marchtalleu^is
in civitate Reuttlingen“ unb einer „capella
beate Marie virginis in Ruetlingen in curia
eorum“ fprid)t, fo beweift bab nur, baf), alb ber
Stegiftrator bicb fd)rieb, ib>u bab 33erbältnib ber
T^rauenfirdje jum Älofter 39tard)tbal unbefannt war
unb er nur bie oom 3lbt ©imou (1482 — 1514)
erbaute 307avienfapeÜe im 3J3ard)tbaler ^)of fannte.
(Srft unter bem letztgenannten 31 bt cntftanb eine
oon ber grauem^ir^c ober Kapelle oerfebiebene
^rauenfapclle im 9J7ard)tbalcr jpof.
5. (Snblid) weift bie ©djilberting beb 9D7önd)b
J^einrid) (um 1300) oont grogeit 9leid)tum, ber
burd) bie Warten^ ober graueitfapelle iu ffteutlingeu
bem Älofter 3J3ari)tl)al gufloj)18), gang eutfd)iebeu
13) 3teutt. ®efd).*33l. 1, S. 5 — 8.
H) 9teue Cbermutbbcfcbreibuug l, 3.
1S) ebeuba S. 30.
u) ©, Söoffevt in 3teutt. (i)efd).=33lätter I, 3. 7.
n
auf ctneit größeren fird)lid)cit Sau , nid)t auf eine
flehte Kapelle im Älofierpof pitt.
6. Sa« Diopter dftarcptpal ermarb 1354 Se;
ftp in Unterpaufen, ebenfo 1400 feie ^rauenfirc^e,
uttb e« panbelt jtd) mopl um eine dlrronbienmg
be« 1354 ermorbenen Sefipe«.
7. döie ©rabmann in ber ,,©(pmabifd)en ©pro*
nif" 1895, ©. 2122 nadtgemiefen pat, fo mar
ba« 5)3lanf(^ema ber Sbämonftratenfer „platt:
gefd)loffener (Sf>or unb Spürme an ben Oftetfen
be« ©epiff« unb Oftenben ber ©eiten) dfiffe."
2. Sie ^rauenfird)e ober rid)tiger
Frauenfapelle.
Sie Frauenfapede entftanb, mie man fab), gmifdjen
1229 unb 1243 an ber ©teile einer Safitifa.
SDiefelbe mar )'d)on am 22. 0)uni 1245 fo mcit
bodenbet, baß in ipr dJieffe gelefen, Seidfie gehört
unb geprebigt merben fonnte. 2llö im fjapre 1247
bie dteutlinger ben dlnfturm ber fyrennbe ^einrid)
dtaöpe’« abgefd)lagen Ratten, befd)loffen fie einen
dteubau be« Sangpaufe«, Serbiinnung ber Urnfaff*
ungSmauent burd) Sitrcppedung berfelbeu mit
fd)lanfen §enftern, fomie ben Sau einer füblid) an
ben ©por gebauten ©afriftei unb ben Aufbau ber
beibeit Ofttiirme mit popen ftarfpfoftigen ©pipbogen*
fenftern. Siefer gotpifepe Sau mürbe 1280 — 1300
in Eingriff genommen17), Samal« mar mopl nod)
^teinrid) bon ©nt ringen S©ban ju Oieutlingen,
alg melcper er urfunblid) 1270 erfepeint. $eben=
fad« mar er im dlmte, al« bie Singer im Screin
I7) Seue DberamtSbefcpreibung I, 20.
mit ben iülardptpaler ÜJlöucpcn ftep na cp einem
Saumeifter umfapen unb gemiß um 3iat fiep au
ben S^ban manbten. 9iutt mar ^teinrid) non ©nt:
ringen, burd) feine an ^einridf o. Tailfingen
(tot 1293) üermäplte dftutter 3)ta o. ©ntringen
(f 1316) ein ©nfel be« f^reiperrn Sed'r I bon
Entringen (1244 unb 1259), beffen Sermanbter,
pöcpft maprfepeinlid) Sruber, ©6erparb bon ©nt =
ringen 1247 — 1278 Somperr in ©traßburg unb
am 18. Sej. 1277 provisor et gubernator
fabrice ecclesiae argentinensis18) mar. dtun
ift bod) niept« natürlicher, al« baß ber ^leban
Teinrid) jtd) megen be« ^irepenbaue« in dtcutlingcn
an feinen Sermanbteu, mie man fap, pöd)ft mapn
fcpeittlid) ©roßopeitn ©berpatb bon (Entringen
manbte. Septercr Farntte natürlid) alb provisor
et gubernator fabrice ecclesiae argentinensis
ben Sieifter ©rmht, ber bon 1277 bi« 1318 am
dftünfter ju ©traßburg tpätig mar. Sa nun ber
©runbriß ber dieutlinger dJiarienfircpe ftarf an ben
be« ©traßburger dftünfter« erinnert, unb, mie Terr
Stefan ^flemtn am 28. Oft. 1895 in feinem im
©iilcpgauer 2lltertum«:Serein gepalteuen Sortrag
nacpgemicfcit pat, bie am Sangpau« borgefunbeitcn
©teinmepjeitpen große 5lepnlid)feit mit Denen am
©traßburger unb Freiburger dßünfter paben, fo ift
mopl nid>t ju begmeifclu, baß ber dteuttinger Sfiban
Teittricp b. Entringen burd) Sermittlung feine«
©roßopeim« bon dfieifter ©rmht einen Stau für
ben Sau ber dftarienfirdie erpielt. (Fortf. f.)
1S) Urf.=23ucp ber Stabt ©traßburg J, 3, ©. 36.
/
^üßtitijer f&agtßer tut* ber $fetufctd) 1550—1800.
Bott Dr. % jlnfenljane in ^tuflgart.
1) 1562, 12. Üluguft. M. ©p riftopp SR i b
bon dJiöf fingen, immatrifuliert 24. Fe&r. 1557,
Sräjeptor in ©eporuborf 1562—1605, f 1606,
bgl. ©ruftu« II, 291, 304, 377.
2) 1565, 1. Slug. M. $afob Siirr bon
Süßlingen, ©tiftler , Saffalaurcu« 15. ©ept.
1563, Pfarrer in Sreitenpo© 1569 —1617 , ber*
leibbingt f 1625. Obgleich ber lepte in feiner
dtlagifterpromotion, erpält er 1602 bei ber Sifitation
ba« 3eu3i1 2 3 4 5i^- märtet feinem officio mit pöd)ftem
Fleiße ab, füprt aud) fampt beit ©einigen einen
ftidett unb eittge^ogeneit dßaitbel , bgl. Slätter f.
miirtt. ^irdjcngefd). 1889, ©, 14, 20, 22.
3) 1587, 22. Febr. M. Sopann Sietrid)
(Sbeoborid)) Fauft bon dtepren, SiaFomt«
in ©annftatt 1591 —94, ©opn be« Sfarrer« ^(opanit
Fauft in dtepren 1560—93.
4) 1589 6. 9lug. M. S?eld)ior .ft o ft bon
die p r en.
5) 1593, 21. Fe&b. M. dJiattpäu« dJlocfel
boit Oft er bin gen, Pfarrer in ißflummern 1597
bi« 1606, itt Ofterbingen al« diacpfolger feine«
Sater« 1606 — 37, ©opn be« Sf^rrer« M. ©ebaftian
dftod'et in Ofterbingen 1569 — 1606 (jttgleid)
©uperiutenbent für Sübingeit), gebürtig bon Seilen*
grieß, Si«tum ©idjftäbt, Sruber bon 9 unb 10.
6) 1597, 1. F*&b. o p a n lt ©d)ab bon
Oefd)ingeit, ©tiftler, Siafomi« in ©ulg 1602
bi« 1604, ©tabtpfarrer in ?lltcitftcig 1604 — 8,
Starrer in dRäprtngen 1608—26, 2l«perg 1626
bi« 34, f 4. 3an- 1635 auf T°Pena^Pcl'g, mopitt
er fid) geflüchtet patte, ©opn be« Sfarrer« M. dltartin
©d)ab in Oefcpingen 1571 — 1616.
7) 1602, 11. 3lug. M. $opaun dßilpelnt
Kuppler bon Oefd)ittgen, ©tiftler, Sbäjeptor
in Saipingett 1607 — 37.
8) 1608, 3. F*&r. M. Tna3 bon
Seprett, ©tiftler, Siafonu« in Sieben^cd 1611
bi« 15, Starrer in Äufterbingcn 1615—24, dßeifi
peim bei Tübingen 1624 — 35, ©optt be« Sf^brer«
M. dRartttt TaaS 111 dlepren 1593 — 1616.
9) 1614, 23. dftcir^. M. 3°Pnnn Sietridi
(Spcoborid)) d)lodel bon Ofterbingen,
©tiftler, Siafonuö in döeilpeim bei Äircppeim
12
16 1 8 — 26, ©tabtpfarrcr in ©cfigpcim 1626 — 85, j
f 5. ÜJiäij 1685, 40 3apve all, ©ruber non 5 i
unb 10 1).
10) 1617, 13. Slug. M. ^o^ann ©eru*
par b an o (fei non Oftcrbingcn, Pfarrer in
Oelbronn 1622 — 26, ©gloSpeim 1626 — 31,
©ruber non 5 unb 9.
11) 1616, 16. Slug. M. an i d) a e l © p eib el
non Ofterbingen, ©tiftler, 2. ©räjeptor in aibel=
berg 1621 — 24, Pfarrer in ©ontpeim bei aflüufingen
1624 — 28, Oppelsbohm 1628 — 59, £ird)peitn a. 3t.
1659—79, f 12. anär$ 1679, 81 34™ alt.
12) 1628, 21. 3an. M. Oanib ©Mccp non
Öfter bin gen, ©tiftler, Pfarrer in ©d)opflod)
1636, ©dproieberbiugeu 1636—37, (Sd^terbingen
1637—39, anöfftngen 1639 — 43 (begehrt nad)er
anöffingen , meil er fein patrimonium $u Öfter*
hingen hatte), f Tübingen 4. (?) Slprit 1643,
36 3apre alt. Slud) fein ©orgänger in SSlöfftngen
M. 34- Söolfgang ©(pmeucfp ftarb 11. Oej. 1638
auf ber glud)t in; Tübingen. SBiecpS D^adhfolger
M. 34- Martin ©d)inib fd)rieb in« ©otenbucp :
„Oen 3. atpperiluö (sic!) ftarb SJfag. Oanib Söied)
©farrer attpie". 3Rapimimt« SBied), ©d)ulmeifter in
Ofterbingen, ftarb 3ul. 1640 in anöfftngen.
13) 1632, 1. Slug. M. 3 oh- ®eorg SB ein*
l anb non Oefcpingen, Pfarrer in ©empftingen
1640 — 56, offenbar ber ©opn be« ©farrer« M.
ffmtrab SBeinlaub in ©flummern 1606 — 16, in
Oeffingen 1616 — 36, in 3lepren 1636 — 38,
barnach inu^ er in ©flummern, nid)t in Oefd)ingen
geboren fein. Oagegen gehört hlerhev ^er ‘ll ben
SJlagifterbücpern fehlenbe M. (Stephan ^ailanb,
geb. 15. 3«li 1609 in üft ö [fingen al« ©opn
be« ©farrer« M. ©pilipp Jpailanb (1605 — 35),
©d)tnebi|d)er gelbprebiger, f 3. Slug. 1635 al«
©ifarin« §u ©ernpaufeit etlid) Oag nad) feinem £).
©atter. ©on feinen 4 älteren ©rübern ftnb M.
3oh. Xpeoborid) unb M. ®amuel in ©öppingeu,
M. Slnbreä« unb M. üttarfu« in $ird)entetlinSfurtp
geboren 2).
14) 1664, 16. anärj. M. ©ottfrieb 3ti*
folai non Ofterbingen, ©tiftler, Repetent 1666
bis 69, ©iafonu« in (Salto 1669 — 89, ©pejial
in jperrcnberg 1689 — 93, in ©öblingen 1693, f
27. Slug. 1693 in ©hingen , toopin er fid> toegen
be« ©infatle ber granjofen geflüchtet, ©ohn be«
©farrer« M. ©ottfrieb Siifolai in Ofterbingen
') 1016, 7. gebt. M. 3 o f e p 1) Slnbreä SReffin*
genfi«, ©farrer in Siedarsimmern, ift fein ©opn be«
©farrer« ^opanne« Slnbreä in SRöffingen 1578 — 82,
be« ©ater« 3op. ©alentin«, bem in SRöffingen nur eine
locpler Slnna geboren mürbe, fonbern ber ©opn eines
anbern ©opne« be« .ffanjler« 3atob Slnbreä , be«
©farrer« 11. 3atob Slnbreä in Supliugen 1573 — 89,
in SJiepingen 1589—1017; SReffingenfi« ift alfo ein
Schreibfehler für SRebingenfi«.
*). sJiicf)t magiftriert hat SRicp ne l SSagner non
SJc öf fingen, ©opn be« ©cpneiber« SJcicpel SBagner,
getauft 4. Stpril 1041, ©äbagog ober ffonrettor in
Stuttgart, ©rä^eptor in Tübingen, f 10- ®ept. 1713.
^ienerbuep 563.
1639 — 71, ©itfel be« ©ropfte« i). 3Jield)ior Stifolat
in ©tuttgart 1650 — 59, ©ruber non 16.
15) 1675, 13. Slug. M. ©enfamin ©d)tnib
non Oe f cp in gen, ©ifar in Sufipeim 1678 — 81,
©farrer in ©ergfelben 1681 — 96, £>emmingen
1696 — 1708, Stecfartoeipingen 1 7 08 — 17 1 8, f 1 722
72 34™ alt, ©opn beb ©farrer« 3Rartin ©d)tnib
in Oefd)ingen 1650 — 60.
16) 1678, 24. 3uli- M. 3*4- ©ernparb
Sfifotai non Ofterbingen, geb. 1650, ©tiftler,
©farrer in SBalbangcllocp 1685 — 89, ©öljpaufen
1689—93, Oöffingen 1693—1712, ©d)önaicb
1712 — 22, f 1722 71 3apre alt, ©ruber non 14.
17) 1690, 27. Slug. M. 3op. ©ottfrieb
©eeger non Oefcpingen, ©tiftler, Oiafonu« in
Äönig«bronn 1696 — 1700, ©farrer in Söeljpeim
1700 — 1723, j 1723, ©opn beb ©farrer« M.
3'0p. ©eeger in Oefdjingen 1668 — 75.
18) 1699, 6. ©ept. M. Slnbreä« £>art*
mann non ©0 b el« p auf e n, geb. 1677, ©tiftler,
©farrer in ©rucptelfingeu 1708 — 12, Oöffingen
1712 — 16, erfter SBaifenpauSpfarrer in ©tuttgart
1716—29, f 1729 52 3apre alt, ©erfaffer einer
aieipe aSfetifdper ©d)riften, ©opn be« ©farrer« M.
Slnbreä« JQartmann in Slifteig 1673 — 1685, in
Oefd)ingen 1685 — 1708, (Snfel be« ©farrer« M.
@lia« ©tteb in ©obelbpaufen, ngl. $artmännifd)e«
©efd)lecbt«hanbbud) ©. 13 f. 3).
19) 1734, 29. ©ept. M. griebricp Sub*
in i g SCH ö cf non O e f d) i n g e n , geb. 1716, ©tiftler,
1735 entlaffen. Slmtfd)reiber in anetfliitgen.
20) 1741, 7. Sion. M. 3*4«»» ©altpa =
f ar falben m an g non Ofterbingen, geb. 1722,
©tiftler, ©farrer in ©anSlofcn 1751, 3e9 unter
Stid)clberg 1761, f 1790.
21) 1748, 30. Oft. M. ©ernparb © 0 1 1 -
lieb ßngel non Oefd)ingen, -J- 1758 in ©öp*
men, tnaprfd)einlid) al« gelbprcbiger, mie nod) brei
anbere au« feiner ©rotnotion, ©opn be« ©farrer«
M. Subtnig ^riebricp @ngel in Oefd)ittgen 1708 — 58.
22) 1757, 18. Oft. M. ©eorg. Ulrid)
©regijer non Sfcpren, geb. 1738, ©tiftler,
©farrer in Siedargr öningen 1767, ©onborf 1773,
f 1812 74 3apre alt, ©opn be« ©farrer« M.
(Spriftian Ulrid) ©regijcr in Lepren 1736 —60,
©ruber non 23.
23) 1774, 23. ©ept. M. ©pilipp ©ott*
lieb ©regijer non Sfepren, geb. 1754, ©tift*
ler, ©farrer in ©römbad) 1787 — 1795, penf. f
in Äorntpal 1836, ©ruber non 22.
24) 1779, 27. ©ept. M. 3op. ©eorg
3r i eb ri d) 2ftarf litt 001t SR ö f fi n g en, geb. 1759,
©farrer in ^ipailfingen 1795 — 1825, penf. f in
©[dingen 1826.
3) 1699, 6. ©ept. M. Sublnig 3afob Söffler
non Spat beim (non meldiemV), ©tiftler, ©räseptor in
Sceuenftabt a. ff. 1701 -1711, ©farrer in ffocperfteinS*
felb 1711 — 35, Scecfariueip tugen 1735— 3G, f 1736
57 3apre alt, ©ntel be« ©farrer« Submig Söffler in
Ctnen 1635—36, geft. an ber ©eft.
13
Oie 3ci^ Der Diagifter unb, wie baraub ju
fdffießen, aud) bcr ©tubenten überhaupt, ift eine
auffaUeitb f leine , befonberb wenn man bamit ocr=
gleißt, baß in ben elften 75 3»ajjren beb 33eftcl)cnb
ber Unioerfität Tübingen aub bcnfelbcn Orten nid)t
wenig er alb 50 ©tubenten nad) Tübingen famen
(»gl. Deutlinger @efd)id)tbbl. 1893 ©. 94 ff.).
Oie üftehr$ahl finb jc^t ^farrerbfßhnc, bie ©ohne
non dauern cerf^toinbcn nie ganj, aber cb ift
entfernt nid)t mct)r fo t>äufig, wie in ber 3eit oor
bcr Deformation, baff aub betn Oorfjungen ein
©tubent wirb. Oie Slnforbcrungen ftnb rafd) ge:
fliegen ; Währenb früher jeber einigermaßen ^Begabte
jur Unioerfität fommen tonnte unb in ber pl)ho*
fopl)ifd)en gafultät fid) bie 33orbilbung für bab
eigentliche f^ad) ftubiunt aneignen tonnte, mußte biefe
jefct fd)oit auf bie Unioerfität mitgebradjt werben,
früher genügte für ben ißriefter, aud) trenn er
bie Unioerfität bcfud)te, loab nur bei ber 9Dinber=
jal;t ber galt toar, bie Äenntnib beb 2atciuifd)en, jetjt
ocrlangtc mau, baß ber Olfeologe in ben @runbfprad)eu
beb 3llten unb Denen Ocftamcntb 33efd)cib wiffc.
Oa^u fommt ein religiöfer ©runb , einen ^riefter
in ber gamilic ju hüben, war für oiele ber l)öd)ftc
3Öunfd), häufig würbe ein Äinb fd)on oor ber
©eburt bem geiftlid)cn ©taub geweiht, jeljt war
Pfarrer werben fein oerbienftlicheb 3Berf mehr.
Oaß aud) bie 3ahl ber s$farrerbföhne, bie fid)
naturgemäß überall am häufigften bem 33eruf beb
33 ater b juwanbten, nicht gerabe groß ift, mag fid)
baraub crl'lären, baß bie Pfarreien ber ©teinlad)
meiftenb nur ältere Pfarrer befamen, bie oorher
anbere ©teilen begleitet Ratten.
3Iud) biefe f leine 3ufamtnenftellung jeigt wieber,
Weid) furd)tbareb Unglüct ber brcißigjäl)rige $rieg
über unfer Sanb gebracht l)at- 33innen weniger
3al)rc war eine gattje ©eneration hinweggerafft,
jwifd)cn 1635 unb 1637 ftarbeu in futtgen fahren
Dr. 5 — 9 unb 13, ba$u Dr. 10 im 3at)r 1631
unb Dr. 12 im 3al)r 1643; auch unter bem
Da<hwud)b räumte bcr Oob auf, fo ftarb ©eorg
Dill oon sJDöf fingen am 2. Januar 1636 alb
©tubent in Tübingen 18 3ahvc alt, wohl bet
©ol)n beb £>anb Dill, bcr Doo. 1635 67 3ahvc
alt ftarb, nad)bcm er 24 $ahre @d)ulmeiftCr in
SDöffingcn gewefen. Dur ein einziger in uufcrcv
gifte (11) l)at bie ganje 3eit beb Dreißigjährigen
Äriegb in 31 tut unb SBitrbcn überlebt.
Unter ben Oaufnatnen ift bie öftere 3Biebcrfel)i
oon Johann Oietrich ober latinifiert Ot)CDboricub
auffaUenb ; fo hci&cu nicht bloß 3 unb 9, foubern
auch ein 7. 3uui 1595 getaufter ©ohu beb s^farrcrb
^ohanneb Bettler oon Dtöffingen unb ein um 1600
geborener ©olfn beb s)ßfarrcrb sßl)ilffh £>ailanb
oon SDöffingen, eineb geborenen Oübingerb; mein
23ruber d3f. 3- in helfen macht tnid) barauf auf:
merffam, baß Oietrid) ©d)ncpff, beb DcfOnnatorb
©ol;n, bcr nach feineb 33atcrb ©önner Oietrid)
oon ©emmingen biefcn Damen führte, 1562 — 86
©encralfuperintcnbent oon Tübingen unb beffen
©ohn 3°hai,n Oietrich 1592 — 1617 Pfarrer in
Oereubiugen , jeitweife aud) ©uperintenbent beb
3lmtb Tübingen war. Ooppelitamen führten im
16. 3ahi'hnnbert faft nur dürften, im Verlaufe
bebfelbcn würbe aber ber Dame 3ol)ann ober £>anb
fo häufig, baß man im 17. 3ahrhunbcrt gerne
nod) einen weiteren Damen beifügte; fpäter wählte
man bann beliebige Ooppelitamen. Oer Dame ©ott*
frieb ift oon bem Pfarrer ©ottfrieb Difolai in öfter:
hingen 1639 — 71 nicht bloß auf feinen ©ohn (14),
fonbern auf beu ©ohn feineb Dad)barpfarrerb in
Ocf (hingen (17) übergegangen; ©ottfrieb war im
17. 3al)runbert jicmlid) beliebt, bcr Dame ©ottlieb
(21, 23) bagegen ift wie ©ottlob eine ©chöpfung
beb s$ietibmnb unb bürfte oor bcui 18. 3alwhunbcrt
fautn oorfontnien. Oer Dame 23ernl)arb enblid)
ift feit 3ahr^nnbcrten in bcr ©teinlach oolfbtümlid)
unb baher aud) in bie g3farrerbfamiticn gefommen
(10, 16, 21).
5ic Reutfinget: Ratrijter- unb Rürgetrgefdjtedjter ßiö jut* Reformation.
Bott üHiBobur ©diöit in §fitUgarf.
(ftortfeßimg.)
5 5 0. Sa eben mann.* 31 m 17. Diärj 1424
cntfd)iebcn bie Did)ter ber ©tabt Deutlingen jwifd)eu
Gunrat Sachen mann, 3tlbred)t ©oeßli unb ber
§ r uc oonüBehingcn ciner= unb 3Bernt3 oon (5) (hin gen
bcui 3l,nftmeifter ber ©ärber anbererfeitb , weld)e
mit eirtanber „von einer Wässeri wegen so die
ersteren und etlich andere oberhalb Loemüli
(gohmüple) uff ir Gries abhin händ“ ©treit hatten,
bahin, baß bie 3 bei ber oorgefd)riebencn „Wässeri“
bleiben füllten (©erberlabe). 3m 3ahve 1430 gab
Gonrat 2 ad) enm an n 1 ©ulben jurn 3Bieberbau
ber „von der Guse“ gebrod)eiten 2ot)mühle (ebettba).
3lm 16. $ebr. 1448 wirb Gonrat Sachen tnannö
feelig ^aub in ber Sebergaffe ^u Deutlingen erwähnt
(31. 31.). Dad) einer Urfunbc oom 7. Oftober
1455 gab Gonrat Sachen mann bcr ©erber 15
©chiding ©ült aub feinem §aufe bei ber ©t. Dicofaue
Kapelle (31. 31.). 3lm 6. Oej. 1455 gab £anb
Sachenmann 1 ©ulben junt Ißau beb 3Sehrb
unb 1 ^ßfunb jum 33au ber DUil)le, bie im ^rieg
0 erbrannt würbe (©erbcrlabe). 3lm 2. 3Dai 1461
würbe £>anb S a d) e n nia nn, 33iirger ju Deutlingen
alb Oräger feiner ehelichen £)aubfrau 33ethe 2Bib:
niaprin oou Grjherjogin SDechtilb oon Oefterreid)
mit bem £aub, ^ofraite unb ©nt ju Ädrchenteflinb:
furt (37^4 3 u «hart Slcfer unb 5a/4 Diannbmahb
Söiefen), ber if>r oon ihrem 33ater feelig angefaflen
war, belehnt (©t. 31.). 3t ni 12. Oej. 1474 wirb
14
©unrat 8 a cp c n in an n ’S Saumgarten ju Reut*
lingcn bor Dem SRetmannStpor ermähnt (0t. 21.)
unb aut 7. Riärj 1494 8 ad; eu man n’S ©aus in
bei 8ebcrgaffc ju Reutlingen (21. 21.). ©er ©cf
tu $ird)entelliitSfurt »ererbte fid) mcitcr in biefer
gamilic. 2lnt 11.2tuguft 1483 mürbe als ©räger
feiner bcibeit Srüber, alle jmei ©aus genannt, mit
bem palbcn ©of ju ÄircpenteHinsfurt (37 gud)art
liefere unb 6 ÜRanuSmapb SBicfen) gorig 8 ad) eit*
mann belepnt, ebenfo am 8. guni 1498 für fid)
allein mit bem ©of ju itircpeuteUinSfurr. 2lm
1. 2lpril 1533 murb görg ©d)ülj alb Bepentrager
ber 2lfra, ber ©od)tcr beb »erftorbenen gorg 8 ad) en=
mann mit bem palben ©of belehnt. 21m 12. gan.
1555 peißt eb : görg ©d)üp ber ältere , Surfer
Su Reutlingen l)attc ctlid)e geit ein 8cl;cn ju &'ird)cn=
teUiubfurt im Flamen SRagbalena’S ©olbcrlin,
ber SJitmc gorgS 8ad) euman n unb iprer ©oöptcr
21fra ju 8el)cn getragen. Ruit ift ber |elbe „meines
Alters und Leibsbledigkheithalber“ uid)t mepr
jum 8cpcnmann gcfd)icft. 2lud) ift 21fra ju tl;ren
güpreit gefemmen unb im epclicpen 0tanb unb
$örg’b ©d)iip beb füngern, feineb ©opncS epelid)e
©ausfrau. ©er ältere ©d)üt$ bittet nun um ($r=
laffuug feiner 8epcuSpflid)t unb bab 8el)eu feinem
0ol)ne alb Präger feiner grau ju leiden, morauf
bann ©corg©cpüp ber jüngere am 20. guli 1555
unb 15. DRärj 1568 alb ©räger feiner ©aubfratt
mit bem l;alben ©ofe ju Äird)enteüiuSfurt betcl)nt
mürbe. 21m 2. RJäig 1571 mar ©corg ©d)üp
ber jüngere tot unb mürbe an biefent ©age alb
©räger feiner 2Bitme ©anb Rocfenftil mit bem
(»alben ©of belepnt, ebenfo 13. ÜRai 1578 alb
©räger ber SBitme ©afpar Shilling, Sitrger 3U
Reutlingen. 21ud) in Reutlingen blühte bab ©es
fd)kd)t fort. 21m 21. ©ftober 1518 mürbe in
©übittgen ©corg 8 ad) eit mann ex Rutlmgen
immatrifuliert (Rotp, 0. 613). Sifdjof Sincenj
ooit ©ttodjaj in Ungarn meil;te nad) ©upplifatioit
oont 29. guni 1519 ©corg 8ad)enntaun oon
Reutlingen, Älcrifcr Äonftanjer ©iöcefe, ftänbigen
Rcftor ber $farrfird)e beb heiligen RrotomärtprcvS
©tephan in ©uitbelfingen (©.=21. ÜKünfiiigeu) am
30. 3 uni nad) (Srteilung ber erfteit ©ottfut jum
^ubbiafoit unb mit ben 4 nicbercn 2öeipeit , ant
2. guli juin ©iafoit unb am 3. guli jum Rriefter. ‘)
5 5 1. 8äg eil er. 21m 20. 21pril 1469 mirb
Utrid) 8 ä g e 1 1 er ’ b feelig ©aub in ber Eromcrgaffe
ju Reutlingen ermähnt (0t. 21.) unb am 12. 21uguft
1447 Ulrid) 8ägeler’b beb ©ailerb ©aub in
berfelbctt ©affe (,&'. 21.). Rad) einer Urfunbe »otn
19. Robetnber 1361 gab Scnj ber 8 ege Her 5
tod)illing ©ült aub einem Saumgarten im 9Ragcn*
riett) (@t. 21.). Rod) am 12. gebr. 1549 mirb
Ulrich 8egcller genannt (&'. 21.).
5 52. Saiblin.* ©d)on frühzeitig begegnet
biefer Raine im ©cpafctpale. 21m 22. gebruar 1390
toirb Ifßeter 8 ö ub l i n b ©aub ju Reutlingen in ber neuen
©tabt ermähnt (fö. 21.). gm gapre 1402 mar Sfaff
Sapplin Äird)perr in ©ouau (0t. 21.). ©pprtan
8aibliit, ©teinhauer in ©iibingcit unb (Satl)arina
Rcinl)arbt fallen einen ©ol)n Johann 302 artin,
geb. um 1615 in ©übingen, mcld)cr ©hcologic
ftuDierte, mopl beranlaßt burd) bie 2te grau feiitcb
Saterb SRargarctpe, bie 2Bitme cincb Pfarrers
(©aüio ©afenreffer , RfarrerS in Söcpgau) mar.
©r mürbe 1640 Pfarrer in Redfar=©pailfingen,
1644 in ©rafenberg, 1657 in ©roß*23ettiingcn,
1671 in Sernhaufcn unb ftarb 1693. Son feinen
unb feiner ©attin 21itne 9Rarg. ©l)utnm ©öl)ncn
mar ber jüngfte gopann SBenbel ©tabt= unb ©c=
rid)tSfd)retbcr in Sfuöiugeu unb feit 8id)tmeß 1679
ßlofter föönigsbronner Pfleger tu Reutlingen 2).
gn biefent lotteren 21mte folgte 7. guli 1700 il)tn fein
unb feiner ©attin 2lnitc ©lifabetp S u r E ©ohu Rptlipp
griebrid), geb. 26. ÜKärj 1676 in Pfullingen, f 171 1,
ber am 6. ©onntag ©rinitatib 1700 itt ©tuttgart
SRargaretpc Sarbara, ©oepter beb Sogtb ©vegor
ferner iit Slaubeurett heiratete, gn Reutlingen
mürben biefetn ©pepaare folgcnbe Äiitber geboten :
ShUipp griebrid), geb. 1. gebruar 1701,
griebrid), geb. 29. ©cpt. 1702, ShiliPP griebrid),
geb. 16. 8>uli 1705, ShiliPP 2Bill)elm, geb. 3. RZärz
1707, 21nna Riargaretpc, geb. 22. ©Et. 1709,
©hi'iftiue Riagbalenc, geb. 30. 21ug. 1711, grieb*
rid) 8ubmig, geb. 2. gutti 1712, (Slifabc t> (Satparina.
geb. 29. ^att. 1715 unb 9Raiia ^acobiita, geb.
10. gan. 1718. ShitipP griebrid) Saibliu mvir
ciit energif d>er Seamtcr. gm gapte 1711 meinte
er mege 1 3iOüaljcl)uteit, bie er oon bem Reutlinger
©pital für feine mürttemb. ©errfepaft jurüdoer*
langte, in ber ©hmcul)äufer 3ehutfd)cucr „inter
pocula“ unb hierauf auf bent RiicEtritt gegenüber
bem Reutlinger ©tabtlieuteuant: „die Herren von
Reutlingen verlassen sich eben aufihreSchniier-
alien, womit sie etliche vornehme Räthe in
Stuttgart für sich einnehmen und ihre Sache
erzwingen, worüber schon einige abgeschafft
worden und gestorben. Wenn er allwege Be¬
richt einschicke, stellen diese Räthe sich krank
oder gehen ins. Bad. Die Stadt Reutlingen
stünde seinem Herrn wohl an, es gäbe eine
Amtsstadt, als eine im Land sein möge. Man
sei auch so viel schuldig, dass bald alles seinem
Herrn werde anfallen und man Hände und
Füsse darbieten|werd.u gm gapre 1720 pio*
teftierte 'gpilipp Submig Satblin, ber 9. ganuar
1712 alb fööittgbbronncr Pfleger feinem 23ermanbten
gefolgt mar, gegen bie übermäßige 23ermehruug Der
©d)afperbeu in 23etjingen unb teilmcife auep in
©pmenpaufen, meld)e fid bis jiemlid) in ben ©otnmer
auf bie 2Biefen legen unb baöa©raS mit famt bem
H gn biefer Stabt petratete auep eine Iod)ter
feines 23ruberS, beS Pfarrers gop. 2lnbreaS 8aiblin
in Oferbittgen, Regiite 23arbara, geb. 22. 2tuguft 1699,
am 16. gebr. 1622 gopann gacob 2Bud)erer, geb.
25. Riärj 1697 in Reutlingen, Pfarrer in Dferbingen
1721—1763, f l7^3-
0 2Bürtt. öefcp.=©ueUeu 11, 562.
15
©oben abf reffen, fo bafj er feinen jjpcujcpnten baoon
befomnte. Sfeber gebe gcrabe fo oicl, alb er möge
(•Reue ©beramtbbefepreibung II, 297). (Sine ©dpoefter
beb alteren ißflegerb, ©lifabetp Riargarctpe, geb.
6. 9lpvil 1677 in Pfullingen, pciratetc 28. Oftober
1696 in Pronnmciler $opaun Submig 38 unb er*
lid). Philipp SBilpeltn Saiblin, Pogt in (Soma*
ringen heiratete 13. 3»uni 1780 bafclbft Rcginc
SRagbalcua, bic Ood)ter Philipp ©arlb Pitfcpc,
Pfarrcrb in SBaunmeil, ciitcb geborenen SReutlingcrb.
Oer 29. ©ept. 1702 geborene ©opit beb älteren
Svönigbbronucr Pflcgcrb 3>acob ^riebridi Saiblin
mar Rürttngenfcpcr Pfleger (b.p. beb 1738 oom Rür*
tinger ©pital betn ffireiperrn o. $orfter abgefauften
ehemaligen ©almanbmeiler JQofb) in Reutlingen,
©eine SEocpter ®orotpee ©lif. heiratete einen Reut*
linger Pürger, Johann Heinrich 9Raj er, 3hmgicf!er.
Johann Submig Saiblin mar 1742 SlmtSfcpreibcr
tu Pfullingen (®icnerbud) ©. 521). Oie ©nfel
beb Slmtmannö Saiblin in Pfullingen, ©ohne beb
bortigcit papierfabrifanten unb ©tabtratb ©rnft
Philipp Submig ^riebrid), Submig Saiblin (geb.
13. üttäq 1817, f 23. Slug. 1892) unb Slbolf
Saiblin (geb. 2. Januar 1819, f 19. Januar
1884) l)abctt beit SSeltruf ihrer Papierfabrif unter
fortmährenber Pergrßyeruug burd) forgfältige 33c*
nüfjung ber ^ortfepritte ber Oed)ttif unb gernpaltung
aller ©urrogate begriiubet unb feit 1841 burrp ein
palbcb $aprpunbcrt pinburep Su erhalten gemußt,
©o ift j. 33. bab in biefer fjabrif tjcrgeftcllte Pap er
itt ben Äanjteien beb ©roffperjogtumö ©aepfen*
SBeimar oon Slmtd megen in ©ebraud). Ourd)
gemeinnüpige Peranftaltungen, mie laftenfreie Sllterb*
reute, milbe Stiftungen, burd)$rcilcgung beb Saibling*
plaped an ©teile einer ccfigen, engen ©trape burep
Submig Saiblin ermarben fte fid) Perbicnfte um
ipre Paterftabt (Reue ©beramtbbefepr. I, 496). lieber
bie fird)lid)cn Stiftungen ber Familie fepe mau ba*
fclbft II, 227. (Sine grofjariige Slnlage, bie neue
^aprftra&e pfulIingen*Urfclberg , banft man J^errit
^abrifanten ©rnft Saiblin (Plätter beb fdjmäb.
Sllbocrcind 1895, ©eite 12.) (Sine ©d)mcftcr ber
Priibcr Submig unb Slbolf Saiblin, SEBilpelmine
©priftiania, geb. 14. Rlärj 1814 in Pfullingen,
heiratete 26. Roüctnber 1832 bafclbft ben Rapier*
fabrifaittcit Sllbert (Slben, geb. 26. Roo. 1806
in ©tuttgart unb f 5. ^uli 1861, einen ©opn
beb ©rünberd beb ©epmabifepen SRerfurb. ©in
Pruber ©priftof S aiblitt (üerm. mit ©arolinc ©rtp,
geb. 28. Slug. 1793) grünbete ein faufmäunifd)cd
@efd)äft in ^)eilbroitn, ein aitbercr ©buarb Saiblin
cincb in ©tuttgart.
5 5 3. Satcper. Rad.) einer Urfunbc üom
22. ©cpt. 1442 patte Sluberlin Saicpcr fcelig
oor feiten bem SRartin ©üppliu 1 pfunb in
bab ^)aub in ber Sebcrgaffe , „als er das von
ihm kaufte“, berfcpricben (ß. 31.).
5 5 4. Saip. 31 m 4. Slpril 1320 lag ber
3öciugarten ^lopannö beb Ungelter im Pocp*
eepeitpelje an Saip bem ©ramer (31. 31.).
5 5 5. Samparter*. Samparter bebeutet ent*
meber einen in ber Soutbatbci geborenen ober auep
einen, ber in ber Sontbarbci längere gemefen
ift. ^u lepterer Pebeutung erfcpciut eb meprfaep
alb Pcinamen abligcr Familien, io crfd)eint 1386
^)aub oon Pranbecf genannt Samparter (©t.
Sl.)3), Pcnj $aib genannt Samparter 17.
Januar 1383 (©t. Sl.), ben ©abclfoocr 1391
penp ^apb bon ber üftüliu genannt Sam*
parter nennt4) unb 3öe$cl ber SRaifer bon
©t ein pi Iben genannt Samparter 9. Rob.
1354 unb 23. ftcbruur 1370 (©t. 31.) 5). Oicfc
abligen Herren mögen mopl ben Pcinamen Sam*
parter jur ©rinnerung an ipre Ocilnapnic an
einem ber 3i'tgc ber bcutfd)cu Könige in bic Som*
barbei gcfüprt paben, fo bic Herren bon Pranbecf
unb Äaib bon £0 prüfte in au ben ^ügen
Äarlb IV in ben 3>apren 1355 unb 'omic
bei SRaifcr bon ©tcinp il ben an bem 3uge
Submigb beb Papern 1327— 1330.
Slnbcrb berpält c§ |id) offenbar mit beut Ur*
fprung beb Ramend Samparter bei ben bürger*
lid)cu Familien biefeb Ramcnb.
©epon frühzeitig patten fiep bic lombarbifdjcu
©täbte auf bab ©emerbc ber ©clbbarlciper gelegt,
fo baft ber Rante cincb Sombarbcn ober, mie bic
Ocutfcpcu fagten, Sainpartcrb in allen Sanben mit
bem cincb Panficrb ooer SBecpblcrb glcid)bcbcutenb
mürbe6). Slucp in ©epmaben, fpejiell in lUm mar
im 14. Saprp. bab mclicpc ©clb („das römische“)
auf bem SRarftc neben bem böpmiicpcn unb rpei*
nifd)en im Umlauf7). @b fann baper niept
munbern, bap fid) faft in allen fcbmäbifd)cn Jieicps*
ftäbten fid) $am^’cn Stamenb Samparter,
b. p. Siacpfommcn folcper ciugemanbcrten lombar*
bifd)cn 2öed)blcr oorfiuben. Slucp in Reutlingen ift
bieb ber $all. £mar ift eb bicptcrifdpe ftiction,
mcnti S. ©d)ntib in feinem ©raf Sllbert b. 0 p c n*
berg (I, 129) berietet oon bem (um 1247) er*
folgten jufäüigen Bufammcntrcffen ©raf Purfarbb
oon Jpopenberg mit „einem hausirenden
Krämer, welcher einen mit Waren bepackten
Esel mit sich führte und auf Befragen, wo¬
her er sei, Reutlingen als seine Vaterstadt
angegeben. Derselbe wurde, wenn wir recht
berichtet sind, gemeinhin nur der „Lamparter
genannt, denn seinen Vater hatten Handels¬
geschäfte von Lamparten (der Lombardei)
nach der eben in Gewerben und Handel auf¬
blühenden jungen Reichsstadt geführt.“ $n
ber Slnmcrfung pierju (<£>. 376) benrerf t S. © d)mib
meiter: „Heute noch heisst eine alte dortige
Bürgerfamilie Lamparter, d. h. der aus Lam¬
parten (der Lombardei) eingewanderte. Der
3) aSappen: in Plan 3 (2, 1) filberne Sterne.
*) aBappeu: 3 3)ieterid)e, mie Spetp.
5) SBappen : in • Silber aub grünem Heetberg
maepfenb ein fepmar^er 2)rad)C mit roten geuerflcmtmen.
b". 0. Raumer, ©efep. b. S^openitaufcn \, 328.
7) ©. ^säger, Ulm, Seite 696.
Ursprung dieser Familie geht also auf jene
Zeit, das Mittelalter zurück, da sich Kaufleute
und Händler aus den lombardischen Städten
in deutschen (schwäbischen) Reichsstädten
niederliessen.“
£l)at|'äd)lid) tritt bic Familie Samparter erft
3 .Zaprpunbcrtc fpätcr in Reutlingen auf. $m
Reutlinger 23lutbud) pcifff jum 26. 3>att. 1541:
„Joachim Lamparther sol bei der Glupt
dkain Zech thon ausserthalb seinem llauss
und der Zumpt.“ 3>in 2lfi)lbud) 1500 — 1590
pcifff ces: „Joachim Lamparther hat uf
hant den 27. Tag Septembris anno 46 der
Freyheit begerdt von wegen des Todschlags,
so er an ainem Kriegsman von Ulm, desNam
iine unwissend, bey Thonawerdt im Lager uff
Mittwoch den 16tenTag Septembris um 2 Uhr
Nachmittag begangen hat.u Rod) am 12. $cbr.
1549 wirb ^joadpim Üamjtarter genannt (Ä. 2t.).
^ nt 2$etjeid)nib bet Ginnapmcn unb 2lubgabctt beb
föloftcrb Offcnpaufcn non ©corgii 1541 bib 8.
Oftober 1541 pcifff eb: „item dem Jorgen
Lamparte r zu Reutlingen 8 Stier-, 1 Ku-
haut, 3 Kalbfeel, 3 Schaffell in Beysein dess
langen Jörgen samentlich umb 10 Gulden,
mer ain Uchssenhaut umb 1 Gulden 3 Ort
(oerfauft) .==. X VI Pfund IX Schilling (St. A.)“.
3ut Reutlinger 23Iutbud) er fd) eint ^ötgSarn*
parlier unter beit Spielern. 2lnt 12. $ebr.
1549 werben 2lbrapam Sam parier uttb Zörg
jung S a m p a r t p c r genannt (5L 21.). $örg
jung Sam pariser pcifjt 1550 ^Bürger ju Reut*
lingett (21. 21.), cbcitfo 1575 2lbrapam alt Sam*
parttcr (21. 21.). 2lur 16. ©cpt. 1550 jinftc
Sorenj S a nt p a r t c r ju Reutlingen nad) ber
2ld)alnt jäprlid) aub 4 SRorgen ©eingarten, Ggerteit
(23rad)felb) unb SSorle^cn „im popen föraefp'^©^.).
Scttj’b (b. p. Sorenj’b) ©eingarten wirb 1565
ermähnt (Ä. 21.). tllrid) Satnpartcr war 1550
württembergifd)cr Zinbmann ju Reutlingen (©t. 21.).
2lnna 9R a u r e r i n , Ulrid) Sampartpcrb
fecligen ©itme, ©ürgerin ju Reutlingen patte 1565
einen ©eingarten (fö. 21.). 2ßeter Sam partbar
wirb 155 4 genannt (21. 21.). 3>m 3>aPrc 1559
pei£t sj3etcr Sam p a r t p er Bürger ju Reut;
Itngcit (5?. 21.). 2lnt 19. Rot). 1561 fd)wur ^3cter
Samparter, 33ürgcr ju Reutlingen ber ©tabt
Utfcpbc (R. 21.). 2lbrapam jung S a nt p p a r t er
pei§t 1575 23ürgcr ju Reutlingen ($. 21.). Zur
Zapre 1581 fdjwur Refina, ©regorii S atnb ar tp er,
Sßitrgcrb ju Reutlingen ©attin ber ©tabt Urfcpbc
(R. 21.). $opann Gottrab Samparter, ©optt
beb f $afob alt Samparter, ©cingartncr
heiratete 11. 2lpril 1692 in Reutlingen ^yiiftiuc
Saubcnbcrgcr (©aplcr II, 206).
(^ortfcbung folgt.)
& t e i tt c r c
S«nbl)ciid)t.
Oer pieftge 2lltcrtumb*23crcin ließ ÜRitte ©cp*
tember nötigen üjapreb jrnci auf beit Holjwiefen bei
©ürtiitgen im Oberamt Uracp befinblid)c ©rabpügel
öffnen.
2lnt erfteu unb jweitett ©age würbe ber größere
Hügel aubgegraben.
©tefer patte einen ©urd)nteffer non 10 Rietcr.
Zn ber ©iefc oott 1,5 Rieter fattb fid) bic 23ranb*
platte, bic forgfältig frcigelegt würbe, febod) opne
fcbcit Grfolg.
©agegen war ber britte ©ag Dom ©lücf be*
günftigt, ber fleinere Hügel, etwa 250 Rietet- Dom
aitbern entfernt, war eine reid)c guitbgrube.
Gr patte einen ©urepmeffer dou 5 Rietcr,
jientlid) in ber Riittc, in einer ©iefe non 60 Zeu*
timeter fanbett ftep auf einer ftarfen Äolffplattc brei
Urnen, jwei fleinere- ©efäffe unb oier fd)ön geformte
glatten. 23on beit glatten waren je jwei ©tücf
auf cinattber gelegt.
Reben einem ber flehten ©efäffe lag ein Ring
aub blauem ©lab mit einem ©urepnteffer oon brei
Zentimeter; er ift £; of)f unb gegen bab Sid)t ge*
palten jientlid) buröpfdjeinenb.
©ab fpejififöpe ©ewidff beb ©lafeb ift 2,5.
Gütige äpnlid)e Ringe in gleicher ©röße fanbett
1 1 f c i i u n e n.
fid) in Hügelgräbern in ber Rape Don Itouftanj :
b ot t werben biefelbeit alb gtojje ©cltcnpcit bctrad)tct.
Houflingim. (£. ©tfonlulir.
Gin Rottcuburgcr im ©ienfte beb föurfürftcn
Zopanu ^riebriefj non ©atpfett.
Obgleicp Äiirfürft ^opjaun f^riebvid; oon ©ad)*
feit, weld)cr am 16. 2luguft 1532 feinem 23ater
Zcpanit gefolgt war, gegenüber Äaifer Äarl Y. fid)
ju oerteibigeit nur wiüenb war, wenn er baju ge*
jwuitgen würbe, erneuerte er am 28. ©ejember
1534 beu ©ienftoertrag, beit fein 23ater furj oor
feinem ^obe mit einem ©dpoaben eingegangen war.
2tm 26. 9Rai 1532 napnt ^urfiirft ^opann Han^
Ulrid) ooit Rottenburg auf 3 Sum ©teuer
an, um wtber jeben manniglicp ju bienen. Hanö
Ulrid) füllte fid) opitc beb Ä'urfürften unb feiner
Grbcn 2Siüen ju Riemanbett in ©ienft begeben, fid)
aud) jeb Su Rottenburg am Recfar antreffen
laffeit. ©iefeit Vertrag erneuerte nun d. d. ©eimar
28. ©ej. 1534 Ä'urfürft Zßfjcmn Sviebrid) über bic
3 $apre piuaitb nod) auf 3 $al)tx oom fünftigen
Oftern an unb nennt feinen ©tener Han^ Ulrid)
Heller oon Rottenburg (Gnteftiniföpeb ©efanttardpo
in ©eimar). Gin Han^ Heller befaf? am 13.
©ejember 1394 eine ©d)euer ju Rottenburg (©t. 21.).
Öcraubgegcbeit botn Reutlinger 2lltertum§Dereiu, unter R'ebaftion ooit )$rof. Ur. ©cipenmaier.
Orucf oon Gbner & Sieb 2tad)folger in Reutlingen. — «erfanbtftelle: Gugcn Gtfeulopr, Reutlingen.
Mitteilungsblatt
bes
Süldjgauep UltertumsPereinsf.
$ix. 2 . Mtnl littgen, BQärj mtb Jlpril 1896. VII. $<*l)t*ö.
Sttpatt. Bunt alten SReutlinger ©ucpbrud (Breiter iRadjtrag); bon 5ßrof. Dr. <3 1 e t f f. — ®ie Sparten*
Eird)e in ^Reutlingen (^jortfepung) ; bon SH), ©cpön. ■ — ©ine Uniberfitätdbifitation bor 300 Sagten, nacp ben
Driginalatten int $gl. ©taatdardjib; bon f £>etan ©cp mol ler in SDereubingen. — ®ie JReutlinger ^atrijter«
unb Sürgergefdjlecpter bid gur Deformation (gortfe^ung) ; bon SEpeobor ©cpön. — kleinere SRittet*
litngeu: Bunt IReutlinger 3lfplred)t; bon ®rüd, Ülnt. — ©üdjerfcpau. ©. ©cpneiber, Söürtt. ©efdjicpte.
5um alten ^Uutftnger gUucfjbrudi
Breiter SR a d) t r a g. *)
Bon Prof. Dr. Sfrtflf.
1. j&u ben ft dj er rn lärmte.
Sßir teilen junädjft einige toeitere SReutlinger
©rucfe mit, bie und feit bem erften SRacptrag be*
Eantit gemorben finb.
1. (SSJteifter ©luctbatiud. 1491.) 331. la:
maifter eluciöarius oo[n] | ben IDunberbaren
fa i d)ett ber IPelt I barunter ein ^jolgfdpnitt (9Rei*
fter unb Bünger). 331. 34a: ( ©etrucft 511
Bcutliugen r>on mtd)el greiffen an fant 3örgen
bef fyeilgen ^Härteres [sic] abent 2tn[n]o b[onti]
nt | Mcccc. r>nb in bem ains rm[6] neüntngoften
[sic] jar. | 4°. 34 ©H. 6 ^olgfcpnitte. ©ign.,
feine ßuftoben u. f. tb. ©repff.
$. ©djorbad), ©tubien über bad beutfcpe
Solfdbud) Sncibariud, 1894 (= Duellen unb
gorfdjungen jur ©prad)* unb ©ultur gef d)icE)te
LXXIV) ©.75 f., ©erapeunt 1Y, 1843, ©. 301 f. —
Bn Samberg. ®er beutfcpe ©lucibariud unb
lucibariud (mopl 51t unterfcpeiben bom latei=
nifd)en) gehört ganj in bie SHaffe ber Soltdbücper,
mie fte bamald fd)on aud ben SReutlinger Sßreffen
perborgegangen finb. ©r ift eine üolldtümlid)e
©ncptlopäbie, auf Seranlaffung ^einricpd bed
Söiuen berfafjt, bie in gebrängtefter fjorm ben
©lauben unb bad SSiffen bed Sftitielalterd gu*
famntenf affte.1 2)
1) Sgl. 3aprg. I, 1890, ©. 26 ff. 31 ff. 41 ff. 55 ff., luo
ber §aupt*31uffa| über biefen ©egenftanb fid) finbet,
unb Qaljrg. Hl, 1892, ©. 8 ff., tuo ein erfter Dadjtrag
baju gegeben ift.
2) Unter ben §anbf Triften, bie ©djorbad) auffüprt,
ift aud) eine, bie 1446 in ÜBief enftei g entftanben ift
(u. a. 0. @. 45). ©ie trägt nämlid) ©1. 171 a bie
Semertung bon ber Ipanb bed ©cpreiberd: 3*[em] es ift
3c muffen bas id? per cunrat uo[n] göpping forber 3U
toifenftaig bijj lutd) gefcpeutft unb gegeben bau ber er*
bern ottb befcpaibejn] jujn]<Jfrotue[n] lucia füdjfin 31t
aineftn] gutteu fältgen jar bas fic min gebend in
bifer gefcprifft mtb martaftn] für mid) bttt. ®ttcp baut
fic mir uerpatffett by ber trtu bas rnolt id) oo[n] ir ge*
bebt pon bif bud) ntcmefn] 3eliben man id) bas fcpiuär*
licp uerrett bon ooti aitts fdjaben tuegen ber mir bar
au gefcpepefn] ift. Ulfo befenti idj uor genafnjt lucia
2 . (Sebast. Brant, De fulgetra etc. 1492.)
2lm Äopf brei Jpoljf^nitte : tinfd eine ©tabt, barunter :
( (£nft||f)eim, rec^td ein 33urgturm, b arunter : Batte=
fyetm, in ber ÜRitte Söolfen mit 33lij)ftrablen, bie
auf bie (Srbe nieberfabren, auf bem ©oben ber
3Reteorftein. Unter bem ©ilbe linfd : D (fette 9funb=
tt>be) e fulgetra anni. ycti. | S (fette fRunbttjbe)
ebaftianu5 Braut, (fett) | P (fleine 3icrtnitiale)
(£rlegat auttquis miraculafactafubaunis ju.f.m.
(©rant’d lateinifdjed ©ebiebt). Unter bem £ol^
fdjnitt redjtd: <£ (gro§e 5 muttbert
fid) ma[n]d)er frömSer gefd)id)t | u. f. 10. (bad*
felbe ©cbid)t in beutfdjer SBenbung). 3lm ^ufj
nod) ein ©cbid)t an ß. aRayimiltan, bad jur ^alfte
in ber linfen, jur ^älfte in ber red)ten ©palte
fte§t , beginnenb: A (fette Sftunbtppe) n M (fette
3Runbtt)pe) apimilian ben (fett) | Kömtf^en fünige. |
^iir Vidi fid) r ec£)t (D abler milt | u. f. m.
S)ie beiben ©palten finb burd) einen B^if^cnrautn
getrennt; in btefem unten ein ©cbilb mit bem
beutfd)en fReit^dmappen, barunter: 21ntio 6[onti]
ui. in. C€(LC. f cti | Icüt on urfa^. | BTidjel
greiff . | golioblatt, fnapp befepnitten, 35,5 cm
pod), 21,3 cm breit, ©rep ff.
3n sIRünd)en, §of* unb ©taatdbibliotpel. —
geplt in ©cpraibt’d ©ibliograppie ürnt SraitUd
SBerfen (Histoire litteraire de PAlsace T. 2,
1879, p. 340 sqq.). dagegen f. ©epreiber, Ma¬
nuel de l’amateur de la gravure sur bois etc.
t. 2, 1892, p. 285 nr. 1929.
Sraufd ©ebiept bejiept fid) auf ben im 3<d)r
1492 bei ©nfidpeiut im Dberelfap gefallenen
SReteorftein, ber brei Beutner fepmer gemefen fein
bem obgena[n]ten per cunratte bas 3e laiften als bitlicb
ift bem got gnäbig uttb barmperc3ig fy unb itn geb
ben eiutgen Ion." 51m ©dpluf) lieft man: „Sucta ge*
gebend bes fdjribers, mit ainem grnf auc maria."
Sl. 18b ftept mit roter SEinte: „lucia lif gern." 51epn*
Ucpe Semertungen finben fid) and) fonfi ba unb bort.
2)ie §anbfd)rift, bie aud) nod) anbered, bon berfelben
.fbanb gefeprieben, entpält, befinbet fid) jept auf ber
©tabtbibliotpet iit 5tugdburg.
18
fott. 3lud) bad ©ebtd)t an Ntayimilian hat 33e*
jug hierauf , ihm fott bad Naturereignis Sieg
über feine geinbe bebenten. — Obiger Orucf ift
ein Naäjbrucf bed non Sdpitibt a. a. D. S. 341
Nr. 101 angeführten 33adler Oruded. 3lud biefem
ift and) bad „Niit on nrfad)" genommen, bad
bie Oenife bed Jjol). ^Bergmann non Olpe, eincd
33ud)brucfer§ in Safe! mar. Oie fpoljfd)nitte
©repffd finb non beiten im Originalbrud Der*
fd)teben, alio mohl non ihm fpejiell für feinen
Söieberbrud bef teilt morben.
3. (Die äUiötf 3lrtifel bcr 33aucrnfd)aft.
1525») 33t. (aa): Die ©runbtlid) [fett]
ert Diib fyaupt [fett] Ztrticfel : aller 3aur=
fcf^afft | Ditttb fjynberfäffen: 6er | ©ayfllidfert
Ditb ir>elt= : lidjen (Dberfaytcti : do[h] tüölcfyeu
fte ficf) befdfuiert Der ntaynen. j Si. a i fa: Dem
(Efyriftlicfjen £efer. [rett] fry6 Drtb ©nab ©ottes
6urd} ©fyriftum. ! 331. (b 2a) s. med.: | . . .
Der fryb ©fyrifti fey mit uns allen. Setzte
Seite leer. O. O. u. 3- 4°. 6 33U. Ditelranbletfte.
Sign., 9Narg., feine Äuftoben, iötattja^Ien u. f. m.
$ an d non Erfurt.
ÜBetter 5283, ber aber ben Orucf er nid)t er*
tennt. 28ir fetbft finb burd) ©. Veefennteher
(f. Nr. 4) auf biefen Neutlinger Orucf aufmerffant
gemorben. — %n Stuttgart.
Oie Oppen finb biejenigen bed §an§ non
Erfurt; nid)t minber trifft bied bei ber
Oüefranbleifte au, non ber fogar bie Oefefte
auf anberu Oruden bicfeS NfeifterS fid) nach*
lueifen laffen. Oa bie mürttenib. Negierung non
ben erften Nionaten bed 3al)re§ 1525 ab nicht
mei)r bei §and non Erfurt, fonbern bei bem
Öübinger Orucfer sJNorf)art ihre Veröffentlich*
ungen erfdjeinen tieft, fo tann atd fid) er gelten,
baft erfterer bamalS nicht mehr in Stuttgart,
fonbern in Neutlingen )nar. Ed hanbelt fid) al *
jo aud) in norliegenbeut galt um einen Neut*
tinger Orud.
Oie jtuölf Nrtifel ber 33aiternfd)aft mürben
bamatd öfter gebructt. Schmerlid) aber ift ber
Neuttinger Orud etmad NnbereS ald ein Söieber*
brud.
4. (3Übcr, Sorn rechten Stand) bcr einigen
Sorfcfyuug ©otte3. 1 525.) 331. 1 : Dom Hed)=
ten braud) ber ©mtgen Dorfefyung ©ottes:
Diattfyeus Silber 511 Heütlittgen. tlnno X X v.
O. £>. 4°. ^>ans non (Erfurt.
So ©eorg Veefenmefter in ber 3lbhanblung:
33er jud) einer Veantmortung ber grago : 3Ber
ift Joannes de Erdtorüia V (fmnbfcftrift, fegt in
ber $. öffentl. 33ibliotf)ef in Stuttgart, Cod. hist.
q. 836 VI. 1 6.) Veefenmetjer befaft ben bisher
fouft non feinem 33tbliographen angeaeigten unb
non und in Stuttgart, Tübingen, Ulm, 9Nünd)en
uergebenS gefuchten Orud felbft in feiner
Sammlung unb fagt audbrüdlid), baft bie
Oppen biefelben feien, mit benen in Sdjrabin’S
Schrift: 2lnf beit netuen 3vrlhumb DOm
11 ad) t mal bes ff errett" gebrxtdt morben ift. Oar*
nad) fattn an bem ttrfprung bed obigen Orudd
and ipand non Erfurt’d treffe um fo meniger
gejmeifelt merbett, ald ed fa leid)t begreiflich ift,
baft Silber feine Schrift an Ort unb Stelle
bruden lief), menn ihm ba eine i^reffe jur 33er*
füguttg ftanb. 33idt)er fannte man nur einen
NugSburger Orud ber Sdfrift (non Silnatt Dt*
mar), ber nun nid)t mehr als Original*, fonbern
nur nod) al§ Söieberbrud gelten fann.
5. (Staifcrlirf)c§ 9JZntibat cuthnltcub bie 23e*
ftntigitng bc§ fftüntberger OJcItgtonöfriebcn^.
1532.) 33i. (3la): Hömifcfyer fKaifer* [grofe unb
fett] | liefen iflaieftat manbat / ben [groß]
| ^rtblidjen anftanb bes ©laubens | Diib Heli*
gioit fyalben / bes l)ay= ltgen Heicfys Deut=
fd}er 11a* | tton belangenb / j gangen im
3ar | M. D. XXXII. | 331. 3Uia: 2X> [Initiale]
Jr Karl ber fünfft | u. f. m. St. (31 3b) fin. :
©eben in . . . Hegen* j fpurg / ben britten
tag bes HTonats 3lugufti. | 33'. 31 4a: Hnno
bornini 2c. Jm ^ünfftjetjen t^unberten , unb
im vnb breyffigften / . . . | . unfers
Heidjs im Sibentjefyenben. Setjte ©eite mei§.
O. O. u. 3. 4°. 4 33K. Sign. Ohne ßuft.,
9Narginalien u. f. m. §an« »on (Srfurt.
Osn Stuttgart. — Oer Orttd meift fene größeren
Ohpen auf, mit benen SpanS non Erfurt bie
Orbitung ber Stabt Efflingen non 1532 gebrudt
hat. Oa biefe 3lrt non Settern and) fonft nor*
fommt, fo fönnte man ungemif) fein, oh man ed
mirflid) mit einem Orucf beS genannten 3NeifterS
31t tl)itn hat, menn nicht bie Initiale auf 331.
51 i fa jebent greifet ein Enbe mad)te. Oenn bie*
felhc fel)rt genau mit bem gleid)en Oefefte (linfd
oben unb unten) and) fonft bei lpan§ non Erfurt
mieber, ngl. bie Orbnung ber Stabt Ehlingen
non 1532 331. 33a u. Ea. Oer Neutlinger Nceifter
hat alfo aud) biefen Orud hergeftellt unb ynar
fidjer nod) im 3>a()r 1532, mad fchon and ber
Natur bed Nlanbated fich ergiebt.
33on bem lehteren giebt ed and jener
and) fonft 5tudgaben. Selbftnerftänblich ift bie
norliegenbe nur ein 3Bieberbrud; fte bemeift aber
immerhin, meid) eit 3Bert man aud) in Neutlingen
auf jened 51ttenftücl legte, in bem hont ^baifer
jum erften 3Nal bie Oulbung ber ^ßroteftanten
förmlich audgefprochen marb.
Oiefeu neu gefunbenett Oruden fügen mir nod)
einige Semerdungen ju ben früher mitgeteilten bei.
Unter 3lr. 36 haben mir bcö @abr. 33iel
Passionis dominicac sermo historialis ald Drucf
non Neutlingen unb jmar aud bem 3ahrc 1489
aufgeführt; mir haben ed getlfan mit 33erufung ba*
rauf, baff in ber SNainjer 3ludgabe bed Sermo
non 1509 gefagt ift, berfelbe fei 1489 in Neut»
lingen gebrudt morben. 3lun macht und aber ^)errDr.
(5. VouHiente in 33cnn (jet^t in 33erlin) frcunblid)ft oa*
rauf aufmerffant, baff ber Sermo, menn aud) ohne ben
Namen Siel’6, fid) in $of). 2ßeroIt’d Quadragesi-
male, Neutlingen 1489, abgebrudt ftnbc. (Sd
fann fein 3iDedel fein, daß in bcr fDiainjer 3Iud=
gäbe biefer 3lbbrud gemeint ift , um fo meniger,
ald bie Sd)Iufjfchrift bed gen. Neutlinger Druded,
mie 33ouHieme t)croor^ebt, in ber fNainjer 3ludgabe
faft mörtlid) mieberfet)rt. So mare benn bie sNr. 36
ald fclbftätibiger Drud 311 ftreid)en.
3u 3h*. 40 ($alenber non 1490). 31ld Schluß*
fdirift ift hicr- ©etrudt ju Deütlingen u. f. m.
angegeben. Died geht in letzter Sinie auf Sera*
peunt IV, 1843, S. 301 jurüd, mo ed audbrüd*
19
lid) ©eüttingen ©ohnenberger , @efd)id)te
ber fdiwäbifd)en Rtunbart 1, 1892, ©. 13 fagt
aber, baff im ©ud)e felbft eb Reutlingen Reifee, unb
bieS wirb bestätigt burd) bie 2BahrneI)mung , baff
a. a. ©. beS ©erapeumS aud) in ber ©efdjreibung
beb Reutlinger SuctbariuS (f. oorftepenbe Rr. 1) ©eüt*
lingen fteb>t, mäf)renb ©djorbadj bei neuer @inftd)t
beSfelben (beS ©amberger) (SpemplarS Reutlingen
gefunben l;at. (Sb liegt alfo im ©evapeunt beibe*
mal ganj offenbar ein Sefefepler beb ©etjerS oor.
3u Rr. 49. ©er ,,©piegel menfd)ltdjer be^
Ijaltnuffc" hrtt nad) SBeigel unb 3ef*ermann/ ©>e
Rnfänge ber ©rud erfunft, 1866, ©. 146 f. folgenben
genaueren ©itel: Das ift ber fptegel mcrtfd)lid)cr
befjaltnuffe mitt ben etpartgeliert pnb epiftelen
burd) 65 ganl> jar. ©ie ©d)lu§fd)rift, ©l. 221 a,
lautet: l}ie ettbet ftd) b’ fptegel rrte[n]fd)Iid)er!
bcfjaltnujj mit fampt be[tt] ema[n]gelien pttb
©pifteln burd) b 5 gant> jar. pott b’ tjcite |
pitfb | Pott bett getigert mit bem commune (5c=
trucft ju Heutlingefn] po[u] midiel greife 1 feit,
pff 65 itetp jar 3U ^e- m- cccclyyyyij. gol.
221 numerierte ©U. 278 Jpoljfdjnitte. ©et ©rud
ift nach ©ßeigel unb 3eftermann ein 2öieberabbrud
ber RuSgabe RugSburg , ©eter 33erger 1489 mit
©enuhung fämtlicper ©ilber.
3u Rr. 76 (Orbnung ber ©tabt Gelingen),
©ie bielen 3tertnitialen, bie ^ier oorfommen, geboren
JpanS non (Erfurt nid)t urfprüngtid) ju. ©ie ftnben
ftd) früher in ©rüden beS Rlcp. Rßepffenhorn in
RugSburg (ogl. beffen ©rüde ber ©d)riften bei?
UrbanuS RpegiuS : ©ween ttmnberfeltjam jenb=
brieff u. f. ro. [mit] ©erantmurtung. burdj ©rb.
Rbegium 1528; ifrtrhe oeranbtwortung auff
jrnu gotfjlefterungen n. f. w. 1524.; Sßiber
ben nemen irrfal ©octor RnbreS oon (SarG
ftabt u. f. m. 1524). ©a aud) bie (leinen ©e=
fd)dbigungen , bie an ben Initialen 3Bet)ffenl)orn’S
ju bemerfen finb, bei benen J£)an8 oon (Erfurl’S
mieberfel)ren , fo ntüffen bie ^oljftöde felbft oon
bem einen jum anbern gemaubert fein, ©ie ©ad)e
ift infofern oon 2Sid)tigfeit, als fid) barauS ergiebt,
baff man auf @runb biefer 3‘erinitialen allein einen
©rud bem Reutlinger Rteifter nid)t jufpredjen barf.
2. Ju brn pußifßlfjaffßn Dnnftßn.
1. Speculum officii missae expo-
sitorium. 29. Juni 1495.
©gl. Catalogue de la bibliotheque Mazarine
par P. Marais et A. Dufresne de Saint-Leon,
1893, p. 434 nr. 689. §ier ift glonr nid)t Reut*
lingen, fonbern Tübingen als ©rudort genannt,
©iefe Angabe beruht aber nad) brieflidjer Ritt*
teilung beS Sperrn 'JRaraiS nur auf ber Rebn*
lid)!eit ber Settern mit Dt mar 'f eben Xppen; e§
märe alfo, ba obiges ®atum, 29. guni 1495,
Weil auS ber ©djlujjfdjrift genommen, fidjer ift,
um 1495 Otmar aber noch in Reutlingen mar,
jtatt Xubingen Reutlingen ju fepen. Rttein
menn bie ©ppeit, betreu Otmar'S nur ähnlid), niept
mit ihnen mir(lid) ibentifd) finb, fo ift ber ltr*
fprung obigen X>rude§ au§ feiner treffe unb ba*
mit beffen 3ugebörigteit 51t Reutlingen tjöd^ft
jmeifelbaft. Rur unbebingt beftreiten mögen mir
beibe§ nicht, fo lange un§ nid)t ein (Syemplar
be§ fraglichen Xrudeö felbft borgelegen ift.
2. ©rünb itcper Slerid)t / beS mähren
©hriftenthumd / für bie 3fugenb ju ReutP
lingen oon Rtatth. 9llher. 1536.
©ei ©otteler, Ipanl ©<hrabin, Reutlingen 1893,
28, Rum. 14 lieft man: „©teiff irrt, menn
er 1532 ,mot)t als ba§ lefcte Sahr beö alten
Reutlinger ©ud)brud§ überhaupt' bejeidjnet.
Xenn 1536 mürbe ja nad) ©eger, Umft. Rela*
tion ©. 317 bie ,$inberlel)r' (gemeint ift eben
obige Sd)rift) Oon Rlber ,in allbiefiger üruderey'
gebrudt." Rad) biefen SBorten follte man meinen,
e§ hanble fid) hier um eine belannte ©teile. 28o
aber ftetjt fie? ©ie finbet fid) in einer Schrift
be§ ^ahre§ 1717 unb innerhalb berfelben in
einem Rbfd)nitt, ber nid)t etma oon ber Refor*
mation ober öom ©ud)brud, fonbern bont lepten
Reutlinger Reformation§*3ubiläum, b. h- ^ent!!
jenigen be§ 2sabte§ 1617 hanbelt, alfo fo ber*
ftedt, ba^ aud) ©otteler felbft bie Rotis öermut*
lieh nur gang jufäHig entbedt l)at- ®ie bort
ermähnte „^inberlehr" ift nun jmar, mie babei
51t lefen, 1617 nod) üorhanben gemefen, aber
nicht mehr 1717, unb fie ift auch feitbem nicht
mieber juiu ©orfchein gefommen, fo oft unb oiel
fie injmifchen aud) gefudjt morbett. Xoch ift e8
nid)t etma ber S^eifel an ihrem einftigen ©or=
hanbenfein, megpalb mir fie unter bie „3meifel*
haften Xrude" einreihen unb oorerft auch nid)t
an ba§ Xrudjahr 1536 glauben; mir trauen
bielmef)r ber ©emertung, baf; bie „5linberlehr"
„in?aUl)iefiger" b. h.in ber Reutlinger „©rmfcrev"
hergeftedt morben fei, nicht ganj. Xenn mer
mit ber ^Bibliograph« ein Wenig oertraut ift, ber
meife, mie menig juberläffig bie alten Rngaben
finb, bem ift inSbefonbere betannt, mie aitfeer*
orbentlid) häufig ber Ort ber Rbfaffung aud)
ohne weiteres für ben Xrudort genommen mürbe.
Unb in unferem gatte liegt befonberer ®runb
5unt SRifetrauen bor. ©inntal h°t ©otteler’S
®emähr§ntann ben fraglid)en Xrnd felbft gar
nicht gefeljen unb fobann ift bi§ jept menigftenS
fein einziger Reutlinger ®rud befannt, ber ein
©eleg bafür märe, baff überhaupt nad) 1532 um
jene geit nod) in Reutlingen gebrudt mürbe.
©0 finb mir aujjerftanbe, obige „^inberlehr"
unter bie fieberen Reutlinger ®rude aufjunehmen,
mir müffen fie oielmel)r ben jmeifelhaften an*
fchliefeen, bis nod) Weitere, bon einanber unab*
hängige Beugen für ben Reutlinger llrfprung
fid) ftnben, ober nod) beffer, bis ein ©yemplar
beS XrudeS felbft jutn ©orfchein fommt, baS
eigene Prüfung ermöglicht.
3tehen mir jum ©d^luy baS gajit auS biefein
Rachtrag , fo erfährt bie bisherige ©efamnxtjahl
jener alten Reutlinger ©rüde, 79 1), einerfeitS
eine ©erminberung um 1 , anbererfeitS erhöh*
fie fid) um 5, fo baff fie nunmehr 83 be*
9 gm erften Rad»trag hotten mir biefe 3al)l auf
„78 begm. 79" beftimmt mit Rüdficht barauf, bafe bie
Glosa continua prime partis Alexandri s. a. möglicher
Söeife mit ber Glosa secunde partis oon 1493 3 u einem
Xrud jufammen 31t nehmen ift. ©er (Einfachheit halber
feheti mir hier oon biefer Riöglid)feit ab.
20
tragt. Jrjterbon entfallen auf Otmar jetjt 33,
moju cocntued nod) ber erfte ber „Jmeifelljaftcn
©>rude" fatne, auf ©repff 34, auf jpanS oon
Erfurt 8. (Oie übrigen 8 ©rüde ftnb foldfe,
beren ©rüder nod) nid)t beftimmt merben fann.)
©cm ,!panS oon ©rfurt märe oermutlid) aud) ber
jmeitc ber „Jmeifelhaften ©rüde" jujumeifcn, menn
fid) beffcn Reutlinger Urfprung 6emat)rf)eitcn mürbe,
©afj mit biefen neitgefunbenen ©rüden alle (Srjeug*
niffe ber alten S^eutlinger ^reffen feftgeftedt finb,
ift !aum anjunehmen. ($8 ift mit ziemlicher ©id)er;
l)cit ju ermarten, baff jene dRcifter, baff inSbefoitbere
aud) ber lepte unter ihnen bieö unb jenes Weitere
gebrudt t;at, baS jur 3eü nod) in 33ibliotl)efen
oerborgen liegt. SRögen alfo biefen Rad)trägen
nod) anbere folgen, fo ba§ eS fd)liefjltd) gelingt,
baS ganje „Werf'' ber alten Reutlinger ©rüder
jur ©arftedung ju bringen.
pte $ff(tneniitrd)e tn ^entringen.
Bon mijooiuTr Srljim.
©iefer gotl)ifd)e 23an muff 1297 ziemlich fort;
gefd)ritten (oiedeid)t im Rohbau oollenbet) gemefen
fein, ba in biefem Jahre ber 33ifd)of bie grauen*
fabelte mit oielen greii)eiten bebad)te unb biefclbe
fd)on um 1300 bem Älofter 9Rard)thal großen
Reid)tum einbraepte. 2tm 14. Roo. 1305 gaben
ber Reutlinger ^Bürger Wigli unb feine ©attin
2lbelf)eib bem ©t. ©adenaltar in ber grauenfapede
3^2 ^ßfunb geller, mofitr Wacbö getauft merben
füllte, um ein emigeS £id)t ju brennen (31. 21.).
©ieS ift bie erfte, urfunblid) beglaubigte
Jumenbung an bie grauenfapelle. Wold
um bie gleid)e 3<üt: liefi ber 23icepleban ferner
bie alte ©afriftei auSmalen. Rod) am 9. 2Iug.
1342 fieiflt cS: eS gingen au S 2 Raufern zu Reutlingen
unfer fyrauen „an den buwe“ oormalS 10 ©d)iding
geller ©i’tlt (21. 21.). 3m Jah« 1343 ^urbe ber
5Bau ber 9Rarienfird)e oollenbet 19)uitb um 1350 nod)
itörblid) an ben (Sl)or eine neue ©afriftei angebaut20),
©od) fanben aud) fpäter baulid)e 23eränberungen
ftatt. ©enn am 5. 2luguft 1399 gab §einb
Sßfef f er li, ^Bürger ju Reutlingen unfer grauen,
<©t. $eter unb ben ^eiligen „an ir buwe“ 10
©d)iding geller ($. 21.). 2lin 5. 2luguft 1343
fetzte man ben üergolbeten ©ngel auf ben oberften
©tein ber föiripe21). 2XCtein fepon lange oor^er
befanben fid) in ber Äirdje eine Reihe oon 2lltären.
(SS gab in berfelbe folgenbe:
1. ©er fd)on 1305 genannte ©t. ©aUen*2lltar.
2lm 8. ©ept. 1502 erlaubte ^)crjog Ulrid) oon
Württemberg bem ©djultpeifj unb ber ©emeinbe gu
Walbborf 5 ©ulben ©ült an ©regor 3iegler,
Kaplan ©t. ®aden=2lltarS ju Reuilingen um 100
©uloen unter 23oibef)alt *>cr 2lblöfung ju Oerfaufen
(Ä. 21.). 2lm 15. ©ept. 1512 machte biefer Äaplan
eine ©tiftung im 23etrag oon 700 ©ulben. ©er
23ürgermeifter unb Rat ju Reutlingen feilten SRacpt
paben, 2 ©tipenbiaten ju prafentieren unb ben ©oc;
toren, fo ju ©übingen in ber heiligen ©eprift lefeit,
überfepiden, fo bajj bie beiben ber Rcaliftenburfe
einOerleibt mürben, aud) füllten baS ©pital unb bie
19) Reue £).=2lmt8befdjr. II, <5. 25.
20) ©benba ©. 20.
21j (SrufiusS Ul, 2, 4.
2 älteften Jtapläne jäprlid) auf greitag oor ^3at*
marum 20 ^ßfunb geller als ©pefteucr an 2 arme,
ehrbare Jungfrauen oerfpredjen unb auf ihr 23er;
beiraten barnit auSfteuern ($. 21.).
2. ©er ©t. 23eifS ; 2Iltar beim ©aufftein. 2ln
biefem 2lltar mar ber ifkiefter 2lrnolb ©träum
tljatig, oon bem am 23. Juni 1507 Wb öS
2luberlin ju RictI) beffen JSfrünb = ©üter beftanb
(©t. 21.). Rad) einer Urfunbe oon 1523 ift biefer
2lltar ©t. 23ituS genannt, aber unfer lieben gran,
bem heiligen Äreuj, ©t. geliy, ©t. Regula, ©t.
©yfuperantiuS, ©t. 23alentin unb allen ^eiligen
gemeint (©t. 21.). 2lm 25. Roo. 1350
£>einricb geberlin, 23iirger ju Reutlingen bem
2lltar in unfer grauenfapetle oor ber ©afriftei,
gemeil)t unferer grau, bem heiligen Äreuj, ©t. gelij-,
©t. Regula, ©t. ©yfuperantiuS, ©t. 23alentin unb
adelt ^eiligen gemibmet ju einer emigen SReffe unb
einem befonbern ^riifter feinen ©eil ber Sanbgarbc
eines Weingarten im Sinbad), 4 ^ßfunb Rieder auS
2 Raufern ju Reutlingen, 1 Wiefe im Ringelbad)
unb 1 23rotbanf. @r batte biefe ©üter ben Rid)tern
ju Reutlingen 23oIfcr bem 2ltnman unb Werner
bem ©ebniber aufgegeben, ba§ biefe ©räger beS
©clbeS feien, empfing eS oon ihnen mieber auf
SebeuSjeit um ein 23icvling Wad)S, baS man am ©age
obiger ^eiligen brennen füllte, unb b«t fein £>auS, ge*
legen hinten an $faff 3Ründ)’S jQauS, oerfe^t (©t.
21.). 2lm 20. ©ept. 1398 oerfaufte §anS ber junge
©trufj an bie ^frünbe, bie 5peinri<^> geberlin
felig su einer emigen Rieffe auf bem 2lltar in unfer
grauenfird)c neben bem ©aufftein s«r red)ten ^)anb
oor ber ©afriftei jur ©l)rc unferer grau, beS hä*
ligen ^reujeS, ©t. gelip, ©t. Regula, ©t. @pfu=
perantiuS, ©t. 23aleutin unb ader ^eiligen geftiftet
batte, bie ^alfte beS ©utS, baS er unb fein
©d)meftennann Äonrab 23ud)er su @rof’;©ngftingen
haben, genannt 23eringerS ^)uglin’§ @ut (©t. 21.).
23on ben föaftoßgten unb ^apläncn beS 2lltarS in
unfer grauen $ird)e beim ©aufftein unb beS 2lltarS
in ©t. Meters ^ird)e, ben ber ©orod)er felig
geftiftet hatte, beftanb am 4. ©ftober 1391 Walter
23uting, 23ürger su Oteutlingen einen Weingarten
im Sinbad) um 1 ^funb 5 ©d)idiug jährlid)er
©ült (©t. 21.). 21 m 15. 2Rai 1400 oerfauften
21
©berli .ifjarbt oon Unterhaufen uitb ^Xett 23 o n er ttt,
[eine eheliche ©irtin au bie Priefter griebrid)
ßtufclin uub au bie Pfrünbe auf bem Elitär beim
Oaufftein gur ($^re unfer lieben grau uub beb
heiligen ßrcujeb 5 ©diiding geller ©ült auf 2Rar=
tiui aub ©ütern ju Unterlaufen (©t. 21.), beb*
gleichen am 30. 3Rai 1401 Rlaehtl) Ungelt er in,
©itWe beb ,£>anb Ungetter, ^Bürgerin ju Reut*
lingen an griebrid) $ud)ltn unb an bie Pfrünbe
*ur ewigen 9Reffe auf bem 2t(tar in unfer grauen*
firdje neben bem (S^or beim Oaufftein gur rechten
©eite, weld)e je^t griebrid) ßudjlin §at, 10
©d)idtng fetter jährlicher unb ewiger ©ült aub 2
SRannbmaljb ©iefen gu Unterlaufen am Refhen*
bad) um 9 Pfunb #eder (0t. 21.). 2lm 12. Oft.
1403 oerfaufte ©i%lm Ungetter, Bürger in
Ulm an bie Pfrünbe auf bem 2lttar in unfer
grauenfird)e gu Reutlingen neben bem ©hor _SU
nädffter ©eite beim Oaufftein , bie jefjt griebrid)
’Äu^ti haG 2 1 / 2 Pfunb auf 9Ri<haelib fälliger
©ütt aub V 3 beb Srüljlb unb ©ütern bafetbft um
82 x/2 ft. (©t. 2t.). Rad) einer Urfunbe oom 18.
©eptember 1420 fprad) Priefter SBertotb ©trüb
non ^)orb non feiner Pfrünbe unfer grauen 2lltarb
gu Reutlingen in ber ßapedc uttferer grau, beren
ßaptan er war, SBogt, ®eri(^t unb Sauernfchaft gu
33obeldt)aufen an, ba§ bie ©etnetnbe an bie ^ßfrünbe
geben füllte non ©ütern genannt 2(efd)elf)art 5 Pfunb
fetter, 4 ^erbftbütjner, 4 gaftnad)t£>übner. Oie
©ült ftanb 8 Sa^re aub. Oie Seflagten aut*
werteten burd) ihren gürfpredfer Uelin, ihren ©irt
gu Sobelbljaufen: „sie seien yor Zeiten zu Rath
geworden wegen des verderblichen Schadens,
der ihnen in der von Zolr Krieg zugefügt
worden war, die und andre ihre eignen Güter
wüst liegen zu lassen und hätten darum solches
Gut seinen Vorfahren und den Kastvögten
aufgegeben und seien deshalb nichts schuldig
um die versessenen Zinse. “ Oab ®crid)t ent*
fdjieb : fie füllten fdfwören, bafj fie bie ©üter aufs
gegeben unb nid)t genoffen hätten unb bann füllten
fie tebig fein. 2tnbernfatld feilten fie ben Oerfeffenen
Jinb Ijeraubgeben (ß. 2t.). 2tm 8. Jan. 1449
oerfaufte ©d)Wefter 9Rargaretl)e Un gelterin,
^lofterfrau git Pfullingen an SRartin 23 u h e r ,
2Reifter ber freien fünfte unb an feine Pfrünbe
unb ben 2tltar, ben er beftngt gur ©hre @b
oor ber alten ©afriftei beim Oaufftein 1 Pfunb,
1 ©d)iding geller fteter unb jährlicher ©ült aub
einem £aufe unb §ofrait gu Pfullingen (©t. 21.).
Sin Jahre 1523 fötieB 2Irnolt ©Hauin, Äa^lan
ber Pfrünbe, bie £)einrid) geb erlin geftiftet hade
auf bem 2lftar beim Oaufftein in unfer grauenfirdje
gu Reutlingen in ber ©tabt, genannt ©t. 23eitb
2lltar, geweiht aber gur ©hre unfer ^e&en $rau'
beb heiligen ßreugeb, ©t. getiy, ©t. Regula, ©t.
©g'fupcrantiub , ©t. Valentin unb aller ^eiligen
bab Regifter ber Pfrünbe nieber unb „on das
Schreiben hat er der Pfrond gar noch als vil
gutes thon, als der erst obgenant Stifter.“
Ohmn heifd cb weiter: Wie viel die Pfründ auf
dem obersten Altar zu St. Lenhart — stat in
subsidio caritatis — , so git dies Pfröndli das
Halbtheil und jene dass ander Halbtheil und
nicht mehr; wenn Maister Martin Bütz er —
hat sy beid zusammen — für 1 Pfründ gen
Constanz versteuert vor L XXXI Jahren (alfo
1442) ist gewest XXX III lib., macht jedem
XVI Schilling (St. A.). ©ie man fah, hatte
bie pfrünbe in ©ngftingen ©ülten ; baljer he)Bi c§
in bem Regifter: Jtem die Edelliut von Nuw-
husen (Heuhaufen), die zu Gross-Engstingen
zu verwalten haben, geben 2 Scheffel Vesen
und 1 Simri und 2 Scheffel Haber und 1 Simri
und 1 Gulden Geld und 90 Eier und 1 Fast¬
nachthenne und 4 Herbsthühner oder dafür
8 Schilling Heller auf St. Michael (St. A.).
3. 23alinger*2tltar. 2lm 19. Roü. 1361
oerfaufte £anb ber SRüller an Pfaff 2tlbrecf)t o.
Stapfen unb Katharina bie 3R unb er in, feine
Lederin unb nach beren Oob an bie anbere Riefle
beb 23 aling er 2lltarb in unfer grauenfirdje, bie
Pfaff 2llbre<ht geftiftet hatte, 7 ©Riding unb 2
Pfunb £eder aub 1V2 borgen ©eingarten im
2ftagenrieth (@t. 21.). Pfaff 2llbred)t 0. Oapfen,
ßaplan 31t Reutlingen gab am 25. Roo. 1373 an
bie Pfrünbe, bie er geftiftet habe auf einem 2lltar
in unfer grauenfirdfe, genannt bie anbere Pfrünbe,
30 ©chiding fpeder fteter, ewiger unb jährlicher
©ült einem jeben Äaplan, ber biefe Pfrünbe $at,
unb gab an bie Pfrünbe einen Äelch unb ein
„9ttettibu(h" unb ade feine 23üher (©t. 21.). 2lm
26. 2ftai 1374 oerfaufte §einh § er breiter,
Bürger ju Reutlingen an Pfaff 2llbreht 0. Oapfen
unb Katharina bie dftunberin, feine Mer in unb
nach beren Oob an bie anbere Pfrünbe auf einem
2lltar in unfer grauenfapede 1 Pfunb #eder fteter,
ewiger ©ült aub 3 Viertel borgen ©eingarten,
ben man ben ©tampff nennt, um 14^2 Pfunb
^eder (@t. 21.). 2lm 16. 2Rai 1447 oerglich ftd>
Priefter Johanne«' © hleh er, ßaplan ber Pfrünbe
unb beb 2lltarb in unfer grauenfapede jur ©hre
©t. ^acobb unb ber 11 000 dttägbe mit ben
^eiligenpflegern ju Ringingen (@t. 21.), bebgleichen
am 15. Roo. 1451 mit dRauritiub £arber oon
Rottenburg um jährlid)e Mn unb §eder unb anbere
©ülten, bie an bie Pfrünbe grih Salinger’b
oerpfänbet waren (@t. 21.). 2lub biefer testen 23e*
merfung bürfte fid) bod) bie ^bentitat beb 2tltarb
©t. ^acobb unb ber 11 000 9Rägbe mit bem
23alinger*2lltar ergeben, grih 23alinger wirb
16. 2lug. 1434 urfunblich alb Bürger oon Reut*
lingen genannt (ß. 21.) unb ift offenbar ein Radi*
fomme beb Saling er, ber bem 2lltar feinen
Ramen gab. 0)iefer 2lltar ©t. ^acobi unb ber
11000 Rtagbe ober Jungfrauen ift baburch be*
fonberb intereffant, ba^ Rtatthaub 21 1 b er ßaplan
biefeb 2lltarb war. 2tm 22. Januar 1528 würben
2Rattt;äub 2llbcr, ßaptan beb 2lltarb beb heiligen
Jacobi unb ber 1 1 000 Jungfrauen in unfer grauen*
22
fapeüe , bern Prebigtamt jugccigttet, jgopanneb
Rlebner genannt Ped, $aplatt beb 5tltarb ©t.
Ojacobi unb bev 1 1 000 Rlärtprer ebenba nnb
(S^riftiau Pf auf er, Kaplan in unfer grauenfapede
ooin Pifar beb Pifcpofb £>ugo o. ©onftanj oorge=
laben (©apter I, 318, 319).
4. ©er 5lltar ©t. ©rucib unb ©t. 5lm
brcae. ©iefen Slltar in ber ßapede ©t. Rtariae, bcr
©ocpter ber Parodjialfircpe ©t. ^ßctri patte am 24.
jguni 1310 Rlagifter jQeinricp genannt de Rut-
lingen ju einer fortbauernben Rleffe mit 16 Pfunb
Jpeöer botiert, bod) fo, bafj feine näcpfien ©rben
immer bab Präfentationbrecpt paben fodten. ©ie
erfte Präfentation gcfcpap in ber Perfon „proyidi
et discreti“ Jperrn 5llbert genannt Rote (©apler
l 21).
5. ©er Slltar ©t. ©obmae et ©t. ©amtant.
5(tb befjeti Kaplan erfcpeint in einer Urlunbe oom
14. ©ej. 1350 §ugo (©t. 51.), wopt niemanb
anbereb, alb ber ©pronift £mgo ©pecptbpart.
6. ©t. Äatp arinen» Slltar in ber alten ©rifip*
fatnmer (©dfapfammer) neben unfer grauenfircpe.
5tn bie auf biefem Slltar geftiftete Pfrünbe, weld)e
bamalb £anb ©uffeli, ben man nennt SBib*
brötlin, ittne patte, feilten naep einer Urfunbe oom
23. Rlärj 1403 Sßilpelm SB aller, Pürger ju
Reutlingen unb feine ©rbeit 10 ©(piding geller
fteter, ewiger unb fäprlicp auf Rtartini fälliger ©iilt
aub feiner Sßiefe im Reutlinger 3epnten entriepten
(©t. 51.). Rad) einer Urfunbe oom 22. Februar
1407 feilten Petpe Rinb ermann, bie SBitwe beb
©cpulmeifterb ©onrab ©peepbpart, Pürgerin ju
Reutlingen unb ipre ©rben an bie erfte pfrünbe,
bie ju einer ewigen Rleffe eon Suggart feelig een
^)ap gingen auf ©t. ßatparinenaltar in bcr alten
©riftfammer neben unfer grauenfiripe gewibmet ift
unb weld)e jept Pfaff £>anb ©ufelli pat, 13
©cpiUing fteter, ewiger unb fäprlicp auf Rlartini
fälliger' ©iilt aub iprem §aub ju Reutlingen pinter
unfer grauenfirepe japten. 10 ©d)illing ftnb lange
fepon aub bem ^>aub gegangen. Rlit ben anbern
3 ©epitting pat fte wibcrlegt anbere 3 ©Riding
©iilt, bie ber Pfrünbe üormalb aub <!panb non
Sicp t enftetn’b £aub, bab neben iprem £aub liegt
unb bab fte an £errn ^>anb 0. 2 i cp teuft ein
oerlauft pat, gegangen ftnb (©t. 51.). 5tm 5. ©ft.
1501 gab Priefter Purlparb ©ünbj bie ©cufelb =
pfrünbe auf, weld)e 3acob Relitt erpielt (©t. 51.).
7. 5lltar ©t. 5lubreae, ©t. ©nupprii.
5lm 26. ©ej. 1415 ftiftete ©eri Paltner, ^Bürger
ju Reutlingen eine ewige pfrünbe ju einer ewigen
Rleffe einem befonbern Priefter auf bem 5lltar in
unfer grauenlircpe, geweipt jur ©pre ©t. Slnbreae,
©t. ©nupprii jum ©roft ber ©ecle beb Pricfterb
©onrab Paltner, oon bem bab ©elb gefommeu
ift, mit einem §of ju ©enlingcn, 6 Pfunb JpeUer
auf Rtartini aub ber Äircpe ju ©aepingen (wopl
Sßepiitgen, ©.51. ©paid)ittgen), 2 V2 Pfunb geller
auf Rtartini aub Käufern ju Reutlingen tu ber
©uteufonb gaffe, 1 Pfunb geller auf Rtartini aub
einem tfpaub unb einer ©d)eucr ju Reutlingen beim
obern ©portt oorne an ©tegpartbgaffe, 10 ©d)iUing
geller auf Rtartini aub beb ©pitalb §aub in ber
Rtarftgaffc, 13 ©d)iding geller auf Rtartini aub
einem Steingarten in Pfullingen unb 5 ©d)iding
geller auf Rtartini aub einem Jpaufe in pfudingen
(©t. 51.).
8. Slltar, geweipt ©t. Rtartiu unb anbern
^eiligen. 5ln bie Pfrünbe biefeb 5Iltarb, bie ba¬
malb Pfaff Pernparb ©cpniber oon Reutlingen
ittne patte, oerfaufte am 12. ©ej. 1443 $tal ©pp,
„©ulper" ju Pcpingen feinen 5lcfer im Pepitiger
3epnten um 54 rp. fl. (51. 51.). 5lm 19. ©ft.
1528 oerfaufte ©eorg fönaufj ber Äüfer, Pürger
ju Reutlingen an bie Ungelterpfrünbc in unfer
grauenlird)e, auf ©t. Rtartinb 5tltar gewibmet, fo
§attb Jpirfd)OWer inne patte, 10 ©cpiüing auf
©t. ©allen fädtger ©ült aub feinem Steingarten
(V2 Rtorgen) im fleitten Siitbacp um 7 ©ulben,
adwegen 15 Papett unb am gleicpen ©age ©afpar
Stagner, ber ©attler, Pürger ju Reutlingen an
bie gleid)c Pfrünbe 7lk ©(piding Jpeder aub einer
Rtannbtnapb 5tiefe im RingelBacp um 7 V2 Pfunb
^teder (©t. 51.). 5lm 12. ^uni 1531 oerfauften
bie Ungelter 2 Pfviinben unb Stiftungen, fo ipre
Poreltern in Reutlingen geftiftet patten, and) etliche
tepenfdiaften unb ©ereeptigfeiten an bie ©tabt um
750 fl. ju 60 ^reujer (R. 51.).
9. ©er 5lltar ©t. ©pomae, Slntonii,
teonparbi, Ricolai unb Par P arae. 5lm
28. Rtärj 1495 Pefannte Ulricp ©tubjli, Priefter
unb Äaplan ju Reutlingen, bafj ©berparb P i l j i u g,
fein Sepenperr, an eine Pfrünbe, fo er ju leipen
pat unb bie in unfer ^rauenfapede unterhalb unb
„an der Suwl, daran der Predigtstul gebuwen,“
geftiftet unb ©potnae apoftolo, 5lntonio, Seonparbo,
Ricolao bem Pifipof unb Parbarae ber Jungfrau
geweipt ift, 2 ©cpeffcl Pefen auf grauenli^tme^
fädiger ©iilt unter ber Pebingung gegeben pat, bafj
er unb feine Rad)folger auf ©t. Urban ben $apr*
tag oon £att<3 Piljing unb feiner $rau, ben
©Itern ©berparb’ö begepen foden (^. 51.).
Rfatt fiept, ade bie 9 5l(täre erfreuten fiep reid)er
3uwenbungen. $nt 3«P^e 1309 würbe beftimmt,
ba§ wenn bie oon Rfedptilt ga^rdia bcr ©mibitt
bent ^lofter 3roiefaben oermad)teit 7 3od) 5lcfer
niept juin Unterpatt ehteg ^ederb in bed Älofterö
^>of ju Reutlingen oerwartbt würben, fte jum Rupert
beo 5lltar8 ber Rfarienfapede oertoanbt werben
fodten (©ulger I, 277). 5tm 27. 3uni 1335
tpaten pfaff 5llbret ber Rinn dt unb Perbolb ber
©0 Iben er, unfer grauen Pfleger ju Reutlingen
futtb, bafj ttnfere grau 30 ipeder ewiger, auf ©t.
Rlarcuo fädiger ©ült aub einem i^aub jn Reut»
lingen am Rlartt patte (R. 51.). Pfaff SXlbret ber
RI utt cp e peifjt aud) am 3. Roo. 1339 Pfleger
unfer grauen $elpuit (51. 51.). 5lm 10. gebruar
1498 beftimmte Kaplan ^op«^1 ©tun ber, bafj
er fein ^)aub pinter unfer graueitfapede an uttfere
1 liebe grau unb bie ^eiligen ju Reutlingen oermad)e
23
nt betn gwccfe, baff alb fßrcbiger ein £)o!tor bev
^eiligen ©cbrift bcfolbct werbe ($. 2t.).
lieber bie 9tad)barfd)aft ber gvauenftrcfyc ift man
wobt unterrichtet. ©d)on am 22. ©ept. 1324
wirb ein bei ber grauenfirdje gelegene^ .Ipaub er=
wa^nt (21. 2t.). 2tad) einer llrfunbe oom 26. 2lpri(
1354 tag bie ©d)utc bei unfer grauenfird)e (©t. 2t.),
wo fte fxd) nod) am 5. gebr. 1495 befanb ($. 2t.).
2tm 5. gult 1370 wirb ein .fpaub unb eine ©dfeuer
hinter ber grauenfird)e (2t. 21.), am 14. üftärj
1373 ein ipaub ob unferer graucnfird)e erwähnt
(©t. 2t. ), welche nach einer Itrfunbe üom 26. 9ttai
1421 in ber 9Icrtftabt lag (©t. 2t.) unb nach einer
anbern Urfunbe oom 27. 21ug. 1426 aüernäd)ft
bet ©t. gol)anneb Äapede (©t. 2t.). 2lm 28. Sftat
1444 wirb bab Sinblin oberhalb ber graucnfapcÜe
erwähnt (21, 2t.). 2tacb bem 23er$eid)nib ber 3infen
beb ©pitalb oom 16. gebruar 1489 lag ber 23iel)=
mar ft hinter unfer graueitfird)e. ferner werben
erwähnt: .Sperrn ^ihrgb o. Gl) Ligen, Sritterb, früher
feineb ©d)Wiegert>aterb Conrab Illin’b ©teinf)aub
bei unfer grauenfapeÜe oben an ber ^ramergaffe,
^ßfafftS 9Drid)el ,Spo§, J$farrl)errn oon 23e§ingen
£aub in ber Jteufiabt oberhalb unfer grauenfapeÜe
an ber 9D7auer, ^eter Sßfafjer’b, äftefferfdpniebb
,!paub oberhalb unfer grauenfapeÜe unb penhalb
bem Sinbltn, Subwig föremer’d beb 2ö3eingärtnerb
Jpaub in ber ffteuftabt oberhalb unfer grauenfirepe
oor ber SSBein gärtner-gelter , ^5eter 23öwfee, beb
©rägerb -fpaub oberhalb unfer graue nfap eile, .ipanb
Jpann’b ,!paub unterhalb unfer grauenfird)e, Com
rabb ton Jpirb^ow, beb Xud)er;$unftmeifterb ,!paub
in ber fJIeuftabt unterhalb unfer grauenfapeÜe, 2ub=
wigb .Spartlieb beb 9)iefferfd)miebb, jpanb Cgen
beb©lod'engief?erb unb fßeter .SpuW f er ’b beb üftalerb
Käufer bei unfer grauenfapeüe (Ä. 2t.).
2Bab waren nun bie weitern ©dpdfale ber
grauenfird)e, nad)bem 1343 ber 23au ooüenbet
war. ®ie CatnererYaubenbergifdje (Shronif metbet :
Anno 1494 auf Freitag vor St. Petri und
Pauli (27. guni) umb Mitternach hatt es in
den kürchenthurm zue unszer frauen zue Reit-
lingen, der Wendelstein genannt geschlagen,
undt hatt in biss auff den obersten umbgang
zerschlagen und war wider auffgemacht anno
1496 am ersten Zinstag nach Mitfasten (11.
aJIärj), undt war dass ober ein verguld bild-
nus, in der grosse, wie ein 15 oder 16jähriger
Knab22). 2tm 27. ^uni 1494 begehrte Jteuo
tingen beu 2Kattf>äub 23öbltnger oon ©klingen,
weil fein Kirchturm oom 23Uh befd)ät>igt worbeu
fei, unb am 19. 2Mrj 1496 uochmalb, um ju
feheu, ob ber Turm recht aubgebeffert fei28), gm
gahre 1496 fd)rieb aud) ^Reutlingen an (Swingen,
fein SBerfineifter g3eter 0. 23 reif ad) habe ben
Kirchturm aufgefefct, unb bat ben Cfclinger 2ßerf*
meifter, ber ihn aud) gefehen habe, 3U 23efid)tigung
22) üteutl. ©efd). Blätter TV, 65.
23) gifaff, (Solingen ©. 213.
ber 2trbeit gu fd)tcfen24). T>a uod) 1503 ^3eter
o. 23reifad) ©tabtwerfmann ju Jteutlingcn war,
fo ift eb gewifs gerechtfertigt, wie tleinrn25) eb
tt)at , in ihm ben Meifter beb 1499 oerfertigten
Xauffteinb ber üftarienfirebe, fowie beb in berfelben
befinblid)en ^eiligen ®Tabb unb ber 12 2tpoftcl
auf ben Strebepfeilern ber ©eitenfd)iffe mit ben
23albad)inen unb 23etaftungbppramiben $u fet)en26).
gi*ton fdplbert in feiner (S^ronif (©. 47) bab
heilige ©rab:
„Insonderheit zu sehen ist
daz steinerne Grab des Herren Christ
rnitt sampt dem Tauff ebnerinassen,
derffen sich gar wohl sehen lassen,
zway rechte Kunststuckh, mich vermerkh,
von schenem Stain und Bilderwerckh.
Wirst nitt bald finden ihrs geleichen,
so ihn an Kunst war zu vergleichen,
vil weniger ihn than bevor
an Fleiss unnd Müh der Künsten zwor,
dran nichts vergessen unnd umbsonst,
mitt klein unnd grossen Bildern altt
gemacht nach lebendiger Gestallt,
daz einer fragen möcht hiebey,
ob es auch immer miglich sey,
daz man auss harttem Stain und Ivalch
kendt machen solch englisch Gestallt.
Yorm Grab Christi da auch than ligen
zwen stainern Juden gantz verschwigen,
hüten noch immerzu vorab
den Herren Christ im lehren Grab.
Dann es haist Resurrectio,
ist aufferstanden unnd nimmer da.
Des soll sich freuen Jedermann,
wer mitt ihm Theil und Gmain wil han.
genier fd)ilbert er (©. 42 — 43) bie 2tpoftel:
Fürnämlich muoss ich an dem Bau
sehr comendieren und bei Trau
wöl würdig, daz man sagt dervon,
daz umb die Kürch gar artlich stahn
die 12 Apostel ausgehauen.
Ein Lust ist es die Männer z’schauen
in aller Mannssgrösse von Stain
gehauen in ein Käpelein,
ein yeder fein insonderheit,
je 6 unnd 6 auff beeder Seitt
ein yeder da mitt offnem Buoch,
daz einer maint ein yeder suoch
die Schrifft unnd kher die Blätter umb
und nit da steh, alls wie ein Stumm,
sonder wöll ausser lesen fein,
so artlich sie gehauen sein.
2fud) eine ©d)itberung beb ©ngelb auf bem Turm
gibt gtjion (©. 42):
zu aller oberst uff dem Spitz
in Engelsgstallt ein Man schön glitzt,
____ _ j _
24) ©aüler I, 129.
«) SBfirtt. gaprb. 1882, ©. 128.
*») 9Jtan oergleicpe XI). ®d)ön im 2lrd)it> für cprtft*
' tid)e Stunft, 1892, ©. 45.
{
24
von Gold gibt er ein hellen Schein
hoh ueber sich in d’Lüfft hinein,
hatt in der Hanndt ein guldin Creitz,
zwen guldin Fligel beeder Seits.
Die treiben ihn vom Windt herumb,
nach dem daz Wetter ist; in Summ
der Engel unns bedeittet fein,
daz Gottes Engel soll Wächter seyn
ueber die Kürcli und unser Statt
und woll regieren unsern Rath,
daz Gricht unnd Grechtigkeit auff Erden
im Friden möcht erhalten werden.
©ie ©djilberung jeugt oon feinem
Äunftoerftänbnig, unb fein Urteil über ben fünft*
lerifdfen Sertvber AilbhauerloerEe ftimmt mit bem
überein, mag bie neue OberamtSbefcfyreibung II,
©.Bl anfcbliefenb au Sß. Äeppler fagt.
(gortfebung folgt.)
Adfährlid), trenn nic^t befonbere £>inberniffe
eintraten, mürbe in alter 3ßd bie Unioerfität Tübingen
oon ©tuttgart aug burc^ ,^ürftlid)e ©ommiffare nac§
allen teilen oifitiert. Ueber ben femaligen (Srfunb
geben natürlich bie febedmal nachher erteilten dtegeffc
menigfteng im allgemeinen Augfunft. $ntereffanter
aber alb biefe fftegeffe finb bie über bie Aifitationen
felbft geführten 5ßr otofolle. ©ie geigen ung fa
allein ben gangen modus procedendi bei benfelben,
unb biefer mar urnftänblid) unb grünblid) unb legt
oon felbft eine Aergleidfung gmifepen einft unb fehl
nahe. ©g fanb babei namentlich ein ^Befragen aller
Arofefforen Oom erften big gum letzten ftatt unb
gtrar über eine gange ffteilfe oon fünften adge*
meiner unb fpecieder Art, melcbe für bie nachher
befepriebene Aifitation eigeng oorperfeftgeftedt mürben.
(§g tu erben ung alfo ade bie ©übinger Herren ber
alten 3eit öer 5fteihe nach borgeführt unb mir hören,
mag fte angugebeit miffen ober nicht gu toiffen be=
hausten, unb bag nicht blog über Angelegenheiten
beg eigenen gfadpeg unb ber eigenen fjafultät, fott*
bem menigfteng tcilmeife and) über bie ber anberen
gaEultäten. ©urd) biefe Angaben bekommen mir
einen recht fpegieden ©inblid in beit ©tanb ber
©inge, gang anberg natürlich alg burep bie Aifi*
tationbregeffe. Sir lernen nicht blog bie femeiligen
3uftänbe bei ber Hocpfcpule nach aden betten, fon*
bem namentlich auch bie eingelnen Scprer felbft
baraug fennen, mefjpalb eg fi<h Verlohnt, ihre An*
gaben gu hören, menn fiep auch, weil nach einem
beftimmten grageftlan gemacht finb, im eingelnen
gar Sttancpeg mieberholt. Seiber fepeinen fiep aber
non biefeit ißrotoEoden nur fehr menige erhalten gu
haben, ©och gelang eg mir, menigfteng gmei aug*
ftnbig gu machen (fummarif<he Aufgeid)nungen über
ben Aertauf ber SBifitation, bie aber menig bieten,
finb noch in menigfteng etmag größerer 3apl, boep
auch fparlich genug, oorhanben). ©ab eine biefer
noch erhaltenen oodftänbigen ifkotoEode ift bag oom
$apr 1608, bag anberc burch einen günftigen 3l*fad
bag oom .Sfapr 1593, alfo oor faft genau 300 fahren,
aderbingg nur noep int Äongept, aber bem gur
ffteinfeprift richtig geftedten oorhanben. ©o teile
id) im $olgcnben toenigfieng ben Hauptinhalt beg
lepteren mit, namentlid) aug ben Angaben, melchc
bie ^rofefforen bei ber ermähnten 3fnquifition —
bem privatum examen — ber Aeipe nach
machen.
©ie Agitation, — nach bem gangen (Sittbrud,
ben bag “^rotofod macht, offenbar eine Aifitation
oon gang befottbercr Aebeutung oor anberen, meil
manche Unorbnung eingeriffen mar — fanb ftatt
öom 28. 3uni big 10. $uli — alfo eben noch (nur
menige Soeben) oor bem ©ob Jpergog Submigg,
ber am 8. Augufi beg 3apreg 1593 ftarb. 3m
Sfapr oorper mar fte, mie in einem b. 16. $uni
1593 erlaffenen augführlichen ©chreiben an bie
Unioerfität gefagt mirb, hauptfachlich wegen beg über
ber ©traf^burger Aifcpofgmapl attggebrod)enen $riegg*
fturntg (o gl. ©tälin IY. ©. 812), auggefaden.
©ie Aifitatoren maren ber Sanbhoftneifter ©ragmttg
oon Sapmingen, ber Mangler dJiartin Aich mann,
ber Sanbprobft 2tt. $of. dftagirug, ber ^of^rebiger
D. Sufag ©fianber unb ber föircpenratgbireftor D.
Aaltpafar (Stfengrein. ©ie ©eele beg ©attgeit mar
mopl ber energifepe Mangler Aichmann, ber eben
erft b. 27. April b. 3f. feine im Auftrag beg
Hergogg auf ©runb einer 3ufammenflc^urt9 a^er
früheren Aerorbnungen unb einer Ueberficpt über
bie bigperige @cfd)id)te ber Unioerfität abgefafftc,
ausführliche , Relation" über eine Aeuorbnung ber
Unioerfität oorgelegt patte. ®a(f)e gog fich
aber noch in $olgc beg inbef) eingetretenen ©obg
beg Hergogg Submig länger ptit. Hergog 5rkb*
rieh nahm fte aber Eräftig mieber auf. 3>apr
1599 legte Aichmann eine meitere Aelatioit oor,
bie bann im 3apr 1601 gu öer neuen ©rbination
ber Unioerfität führte, melcpe oon ba an jebenfadg
big in bie 3eit Oergog Äarfg, alfo mehr alg aitber*
halb ^a^x^mrberte , bie unoeränberte ©runblagc
blieb.
©iengtag, b. 26. ^uni, Abenbg famen bie gürft*
lid)en ©ommiffäre an. Am dJiittmoch Aormittag
legten fte bem oerfammelten ©enat ih^ ©rebitio bor
unb entboten il)nt ben gnäbigen ©ru^ beb HerSß9^'
fpradjen aud) bie (Srmartung aug, man merbe eine
g-tne ^(ntuet'lltrttöui^afion vot 300 faßten.
Aad) ben ©riginalaften im Ägl. ©taatgard)io.
Bnn f Loftan Sditnullor in l&vvtnbinQtn.
25
dleife oon ftreitigen fünften, über meldje man
oorfer SJlitteilung gemalt fattc, bei ber beoor*
ftefenben SSifüation inb Steine bringen. 3um 2iks
l;uf ber SIbför ber Stedmungen, bie nad) früherem
33raud) mieber mit ber SSifitation oerbitnben merben
[öde, fei Bereite ein 9ted)enbanfbrat nad) Tübingen
gefd)idt morben, ber, mie bie Herren miffen, mit
bem ©efcfäft begonnen fabc. ©ddiefjlid) mürbe
bie Vorlegung beb anbefoflenen SSerjeicfniffeb ber
Sektionen, melcfe bie ^oofefforen feit ber lebten
SSifitation gehalten faben, oerlangt. 9tad)mittagb
mürben biefe 3Serjctd)niffe burd)gefefen. (Seiber
liegt bieb SBerjeidjntb nid)t bei bem ^ootofod, ba
biefeb , mie gejagt, nur bab Äon^eft ift. Oetn
ifkotofod oom 3>afr 1608, melcfeb bie Steinfd)rift
ift, liegen fie nod) oottftänbig bei.)
2tm Oonnerftag b. 28. 3;uni tourbe mit bem
examen privatum ber ^Srofefforen gemüj) bem er*
mahnten, für biejen 3toed aufgeftedten ^agcblan
begonnen. SDerfelbe ift für bab ©ange djarafiertftifd).
Ocbfalb unb rneil er ber ganzen nacffolgenben $er=
neftnung ber ißrofefforett im einzelnen ^u ©runb
liegt, biefe ofne ibrt nicft ocrftänblid) märe, fcbalte
id) ifn fier jum ©ingang ein, nur mit Slublaffung
oon ein paar unmefentlicfen fünften.
I. ©emeine $ragftüde.
1. 3Bie eb mit ber UniOerfität Stegiftratur be*
fd) affen?
4. 2Bab in examine neglectuum (ber Selb
tionen) auf jebe Ouatember für ein modus proce-
dendi gehalten unb marum bibfero unferm gn.
dürften unb |)errn nicft mie oor biefer 3ed ge*
fd)efett, baju oertunbet morben , einen ex Com-
missariis ju folgern examini abjuorbnen?
5. 6. 2Bie mit bem Fiscus singularum Fa-
cultatum gef auf et morben?
7. SBie eb mit ber Uniüerfität Siberet) befd)affen
unb ob hierin ^)erjog Ulricf’b Ordination de a.
1536 nad)gefe$t morben?
8. Ob au dj ade frankfurter Stteffen bie Sud)--
laben fleißig oifitiert merben, bamit feine feftiererifefe
33üd)er unter bie jungen ©tubenten kommen?
9. Ob unter ben ^ßrofefforen fomofl, alb ben
Studiosis feine Sectarii feien unb ob aud) ade Pro-
fessores formulam Concordiae unterfefrteben (beb*
gleichen auf beb fperjogb Seftament üerfflid)tet
feien)?
12. Ob unb mab fonft für f eel unb Mängel
bei oer UniOerfität fürlaufen unb mie biefelben ab*
jufteden?
13. Ob nid)t miber bie privilegia, ordina-
tiones unb statuta fomol)l bei ber ©tabt alb Unis
berfttät gefanbelt merbe?
14. 2Bie ftd) bie Slmbtleut in ipanbfabung ber
SSrioilegien unb Orbinationeu gegen ber UniOerfität
erzeigen ?
15. 2ßie fid^ bie Sürgcr unb Untertanen gegen
ben Unioerfitätbocrmanbten, fottberlid) ben Studiosis,
mit ben ^abitationbjinfen auef ^oftgelb unb fonft
»erhalten?
16. Ob nid)t oon ben ^ncarcerierten, mie ctmau
gefdjefen, mit 3ed)en, ©fielen unb in anbermeg
Ueffigfeit getrieben merbe?
17. 2Bie eb fünften mit ber disciplina studioso-
rum, aud) anberer Unioerfttätboermonbtcn unb ifrer
Äleibung gehalten unb ob bab näd)tlid)e @affeu=
laufen abgeftedt fei?
18. SBie eb mit ber ^‘äjeftoren unb £>abitation
ober Raufer 3in^gelt gehalten, ob bebfalb oermög
ber Orbination ia£ unb Orbnung gemacht unb
mie bie gehalten merben?
19. 3Bab je^iger 3eit für ein hospes in Contu-
bernio (Surfa), mie bie ©tubiofen mit bem £ifd)
unb in mab Söodjengelb gehalten merben, ob eb
ber ©ad) gemäf?
20. Ob mofl ober übel gelobt unb ber ©aefe
gemäf £rad)ten gegeben merben?
21. Ob bei bem hospiti bab übermäßig ©£tra*
geben unb bei ben ©tubiofen folcfeb junefme, aud)
ob unb mie gemefret merbe?
22. Ob bie Magistri, fo discipulos l)aben,
ifren £ifd) unb habitation in ber Surf? oon mefrer
^nffeftion megen faben?
23. Ob aud) ade Stad)t mit ben ©tubiofen in
contubernio bie visitatio oon einem ©ernad) jum
anberu gehalten merbe?
24. 3Bie ftcf bie Jkoftferren gegen ben Äoft*
gängern bei ben Unioerfitätbocrmanbten unb ber
Ourgcrfcfaft falten?
25. Ob bab eigennützig Stäffmerf, aud) bab
übermäßig 3e$eu ©ftoanefmen, aud) ©aftcrei
falten, bebgleid)cn Slub* unb ©inftanb abgefd)afft
unb man bie ßoftgäuger bei bem orbentlicfen ^oft*
gelb ofne meiter dtaffmerf bleiben laffe?
26. 2Bie ftd) bie Studiosi in admeg falten,
and) ob bie Unioerfttat, infonberfeit aber bab ^fßä*
bagogium unb ißurf mit ben ^tubioftb ju= ober
abnefme?
Specialia Interrogatoria.
In facultate Theologica.
1. 2öie unb melcfergeftalt eine folcfe lectio
Theologica anjurieften, baf ader Facultatum
studiosi biefelbe ofne 33erfäumung ifrer lectionum
befud)en fönnten?
2. Ob fie aud) in legendo ben auditoribus
rationem concionandi aitjeigen, mie bie auditores
pro captu ben £e£t unb doctrinas ifnen nutz*
ntad)en foden?
3. Ob unb mab beb $afrb für orationes
Theologicae gef alten merben?
4. Ob unb mab fie in ifrer ^afultät für $e(d
j unb ÜDtängel anjujeigen miffen, babei bie Theologi
i ^u erinnern, baß fie in conterendis gradibus nieft
gar ju faciles feien, adba ttid)t allein auf bie eru-
dition, fonbern aud) attberen qualitates ju fefen.
26
In facultate Juridica.
1. Ob and) in festo Jvonis Orationes gehalten
merben unb ba badfelbig ued^t befdjehen , roarnm
unb mie lang foldjed untertaffen morden, unb ob
cd nid)t rnieber anjurid)ten, ba§ bie junge Doctores
Juris, fonberlid) aber bie Subsidiarii Principis
ju fcldietu exercitio angebalten mürben?
3. 3öann einer ju einem professor Juris an=
genommen, ob unb me[d)crgcftalt er in bie f^afultät
angenommen merbe?
4. 2öeil bie 4 ordinarie unb 2 extraordinarie
lefen loHen, anjujeigen, ob cd unb mit mad guter
©elcgentjeit befd)epeu fönnte, unb ob cd nid)t nu$;
lidjer, ed rnieber in ben alten Staub ju richten,
meil ed Ijiebeüor auch auf ber ©al)u gemefen, aber
nie in executionem fommen.
6. fftad)bem in Statutis Pac. Juridicae oor;
gelegen, ba§ ein professor loco negdectae lectionis
ben auditoribus eine disputationem proponieren
unb per circulum agitieren möge, ob foldjed aud)
jemalen unb roie gebalten morben unb ob nicht ein
fold) utile exercitium mieberum anjurid)ten?
7. Ob nicht unb mie bie studiosi in publicis
lectionibus nach unb nad) ad praxim an^uführeu?
8. 2Bad unb mie oiel ein jeber Profeffor ge*
meiniglidj für auditores
9. 2Bad ein jeber Profeffor für einen metho-
dum mit Oiftieren unb ©pplijieren habe?
10. Ob unb mad fünften bei biefer fjafultat
für $eel unb SJtängel fürlaufen unb mie biefclben
ju oerbeffern?
In facultate Medica,
1. 2Bie oiel ed jetziger geit studiosos Medicinae
unb mad jeber professor für auditores ha&c, unb
mie, auch mit mad ^leifj unb 9tuh $eber ihre
lectiones befuebe?
2. Ob aud) üertnög ihrer Statuten per aestatem
ben Studiosis bie Simplicia (Pflanzen) nostratia
unb fonberlid) bie fo in usu, fleißig monftriert
m erben ?
3. Ob nicht hiberno tempore jährlich Ana-
tomica unb mie gehalten merben?
4. Ob auch unb mie bie Studiosi, fonberlid)
Subsidiarii, Chirurgiam ftubieren unb ju ben
9Bunbargten gangen, bafelbft bie PraftiE ju fehen,
unb mit mad ftleijj auch fftuhen fold^ed gcfd)ehe
unb mad ihr jebed halben ju «erhoffen ?
5. Ob aud) bie Deputierte Söunbarjt atU)ic folche
Studiosos bie Sßermunbte unb anbere Sd)äben in
53anb unb (Sur in ber PraftiE jufehen laffen unb
ihnen deshalb aud) Unterricht geben ?
6. Ob nicht unter ben Subsidiariis einer nun=
met)r feined ^Ilterd unb ©cfd)icflichfeit halben in
Italiam unb anderer Ort mit Perftanb unb guten
Fundamenten, bie PraftiE beffer ju fehen unb ju
lernen, möchte $u Oerfdjicfen fein?
7. Ob aud) inter legendum ber studiosorum
mit oielem Oifticrcn gefront merbe?
8. Ob nicht ex libris Hippocratis et Galeni
bie in statutis Fac. Medicae Gezeichneten Süd; er,
fo am besten unb ben auditoribus am nüjlidjften,
heraudgenommen merben?
9. Ob nicht ber professor praxeos ftch baljin
befleiße, bie meil bie Studiosi 3 ^ahr ju cotnplicren,
baff im erften 3ahr die morbi a capite ad ven-
triculum, im andern a ventriculo ad pedes, im
dritten ber tractatus de febribus eyplijiert merbe?
10. Ob nid)h einer ex professoribus Fac. Med.
innerhalb biefer 3 ^apre auch de ulceribus, vul-
neribus et tumoribus praeter naturam traftiere,
auch in ber 2Bod)e einer lectionem Anatomicam
ex D. Fuchsii et Realdi Columbi Anatomia
halten möd)tc?
11. Ob bie Professores Medicinae in ex-
plicatione Authorum Medicorum aud) in ben
(Sachen, fo nicht fürnemlid) ad medicinam gehörig,
lang immorieren?
12. Ob nicht bie Professores Med. bie Stu¬
diosos mit gu ben Uranien führen unb fie alfo §u
der PraftiE informieren?
13. 2öad fünften für geel unb SJtängcl bei
biefer ftafultät möchten fürgehen unb mie bicfelben
$u oerbeffern?
In facultate Artium.
1. Oicmeil bannoht oiel junge Professores
bei bent Paedagogio, foU angejaigt merben, mie
aüe Classes im Pädagogium angerieptet..
2. Ob in jeder bie affignierten lectiones mit
ben betreffenden Autoribus unb mit mad Fleifj ge-
lefen merben?
3. Ob aud) bie Grammatica, Dialectica unb
Rhetorica allmegen auf Georgii oorn angefangen
unb bid auf ben andern Georgii, alfo jebed ^apr
ganj, aud) mit mad fftub unb gleiß gelefen unb
geredet merbe ?
4. Ob bie repetitiones unb exercitia styli,
mie, mann unb mit mad mafj gehalten merben?
5. Sfßann, meld)erma§en unb mie oft, aud) in
mefj Seifein bie Examination mit ben Adoles-
centibus gehalten merben?
6. Ob bie oerorbnet ^nfpeftioit burd) bie monat*
lid) gcfcjte Superintendenten mohentlid) burh bad
ganje $ahr gehrten unb bie befundenen üDtängel
mie unb burd) men gebeffert, aud) da gegen bie
(Sorreftion unb censura gebrauht merbe?
7. Üßad fjkburd) bei den professores für gleiß
unb ben ©iScipuln für ein profectus oermerft
merbe?
8. Ob bie disputationes ber Baccalaureorum
unb Magistrorum ben Ordinationen nah gehalten
merben?
9. ®eßglcid)enob bie emendationes scriptorum
mit gleiß fürgenommen merben?
10. Ob nid)t etlid) lectiones in artibus, fo
nicht aÜcrbingd bienftlid), fonbern etmad meitläufig,
ald Physica unb Etkica alfo abjufürjen, bamit
27
bie studiosi bic lectiones Theologicae unb Lin¬
guarum befugen mögen?
11. Ob nid)t genug, baff anftatt mehläufigen
Textus Aristotelici M. Samuelis sei. (Jpeilanb)
unb Liebleri compendia allein- gelefen mürben,
meil biefelbe für einpn ©tubiofen, fo ad superiores
facultates präpariert, genugfam feien?
12. Ob nid)t lectio organi Aristotelici alfo
angufteflen, ba§ anftatt berfelben D. Planeri (f.u.)
baraub gezogene Quaestiones ober aber Rodolphus
Agricola loco organi gu lefen, Oamit man bie
Tialefttf befto eper abfoloieren fönne?
13. Ob ber Prüften fftepnung jäprlip gepört
unb mie, ob mopl ober übel gepaufet merbe?
14. Ob unb toab fonft für 5eel unb Stängel
bei biefer gafultät fürgepen unb mie biefelben ab*
gufieden?
Jpören mir nun bab pienacp mit ben Srofefforcn
angeftellte examen privatum.
Ta ber Seftor unb ber Mangler nocp ber 9lb=
pör ber dtcpnungen angumopnen patten, fo fönnte
baffelbe nid)t mit ipnen begonnen merben. (Sb mirb
bebpalb alb erfter oernommen
D. $opanneb tpopmann, b. 3h ®efan ber
Buriftifpen ^afultät.
Terfelbe fagt aub
I. auf bie allg. gragftüde:
(1). (Sine orbentlipe fftegifiratur fei nipt oor*
panben; man pabe mopl feiner 3ri* bamit ange*
fangen , alle Tofumente $u orbnen , fei aber er*
jeffen, morauf ipnt non ben (Sommiffären bebeutet
mirb, eb märe gut 2 junge Sßrofejforen bamit gu
beauftragen. (4). ©ein ©pmäper Tr. Ulrip Sitcf*
per fei. pabe 2lnno 52, alb er im ©terbenb, fo gu
©tuttgart eingeriffen unb bie ^anglei gen .Sperren»
berg oerrüdt, mit Srlaubnif eine Beitlang in Tü¬
bingen gefeffen, Sefepl empfangen, bem examini
neglectuum angumopnen, pernad) aber feineb 9Biffenb
niemanb mepr üon ber Äanglei pieper gefcpidt morben ;
mar um ober ob manb ni(pt begeprt, fönne er nicpt
fagen. (5 u. 6). ©ie paben bei iprer gafultät
fein (Sinfomnten, alb oon ben Promotionen, fte
paben feitper ben britten Teil in fiscum gelegt,
eb gepen aud) oiel Unfoften auf. ©onft, mab bie
Unioerfität inbgemetn anlange, pabe man ftp, fo
lang er ba fei, um oiel 1000 Sulben gebcffert.
Sott ben anbern ^-afultäten miffe er niptb f^efteb
gu fagen. (7). Sian pabe bibper geglaubt, man
fönne ftp mopl nocp mit ben Süpern im Uniberft*
tätbpaub bepelfen, mo bie Stiper ber Unioerfität
felbft neben ber ©ramppffpen Sibliotpef oermaprt
merben. ©eineb SBiffenb pabe man feit ber leisten
Sifitation feine neuen Süd)er getauft. Sin Siblio*
tpefar fei nod) nicpt feft angefteflt, bod) pabe M.
©eorg Surfparb ein orbentlicp Sergeipnifc gemacpt
unb bic Süd)er nad) bcmfelben orbentlicp aufgefteÜt.
Son ben Sommiffären mirb empfoplen, einen lebigen
Siantt gu oerorbnen mit mensa im Stipendium
unb einer gietnlipen Sefolbung oon ber Unioerfität.
(8). 2tlb er Seftor gemefen, pabe er alle $ranf*
furter Neffen bie Suppänbler erforbert unb fic
ernftlicp erinnert, menn fte etma ©eftif d>c Süd)er
paben, eb angttgeigen; fo bürfen fie feinen ©tippid)
eröffnen, eb feien benn Theologi babei. — Pom-
ponius ber Suppänbler (fo in feinem jpaub mopne)
fei fepier oerborben, pabe meber 3Beib nod) ^ittber,
gepe in ber Surf gu Tifp. Sr miffe nicpt, mie
er ber Seligiott palb geftnnet, berfelbe habe oielc
alte Süder; ob etmab ©eftifd)eb barunter, fönne
man nicpt rniffen. (9). Sr miffe feine Sectarios
meber unter ben f)3rofefforen, nocp unter ben ©tu*
biofen, barunter aber ber meniger Teil ipm befannt.
Sei ben Tifdperrett möd)te manb oielleicpt am beften
erfunbigen fönnen, ob ftcp einer ober mepr fubpeft
erzeigten. 3« ber Formula Concordiae (t>. i. bem
amtlicpen Spemplar ber Unioerfität) merbe man
finben, melpe Professores unterfeprieben paben ober
nicpt. (Tagu bie Sanbnote: fie paben alle unter--
fprieben). — (12). Sr meifj feinen Stängel, benn
baff Universitas mit bem Sertrag anno 45 pop*
befpmert, ba§ fte mit bem kaufen ober Serfaufen
foüen alfo aftringirt fein. (13). Sr meifj niptb, fo
miber bie Ordination unb Statuta gepanbeit
merbe. (14). Sr flagt für feine S«fo» uiptb.
Srufiub merbe beripten fönnen, mab ipm oon ber
©tabt begegne mit Spaltung beb Stcpb. (15). Tie
Habitationes feien tariert, babei bleibe man, benn
niemanb flage. Stit bem Tifpgelb merbe eb un*
gleip gepalten; benn etlidfe geben 2öein, anbere
nipt. — (16). Tem Sebeüen fei mit adern Srnft
auferlegt, Slptung auf bie Incarcerati gu geben.
(17). Sßenn einer ftrafbar ergriffen, fpenfe manb
ipm nipt. — lieber 19 — 23 merben ber Rangier
unb bie fJIrtiften beripten fönnen. (24.) Sr meifj
feine Älage. Tie Ttfpe feien ungleip; etlipe
geben ben trodenen Tifp um 10, etlipe um 16,
etlipe um 20 Sagen; bie tradieren fte aber bar*
nap, Slnbere geben 28ein. (25). Sille gropnfaft
erforbere man bie 3e^bel oon ben Äoftperren unb
beftptige biefelbigen; fo fei bab Säfmerf mit bem
2lub* unb Sin ft an b abgefpafft. (26). Sßirb mieber
auf Sangler unb Slrtiften oermiefen.
II. Specialia inter rogatoria.
©o oiel Facultatem Theologicam anbelangt,
ift D. Decanus nur beb erften palben, mie ein Com¬
munis Theologica Lectio anguripten, fo aller ga=
fultäten Studiosi befupen möpten, befragt morben.
Beigt an, bie Studiosi paben oorpin Lectiones
genug, aud)doctissimas Concionesu. disputationes.
Tefjmegen menn man attp eine folpe lectio an*
ripten mürbe, mürben ood) bie anbern studiosi
nipt barein fommen.
In Facultate Juridica.
(1). Sb fod nop bicb Barb eine Oraticn ge*
palten merben. ÜJtan pabe eb fpon einem, nemlip
b ent iß lienin g er oon ©pornborf auf getragen. (2) SBenn
28
numerus consnetus erfejt fei, nepmc man einen
neuen ©tofeffor itidjt glcid) in facultatem, biö
einer abfontmc, bamit man iptt jttoor probiere unb
ben aitbern an commodis nid>td abgepe. TOait fei
aber bebad)t, fo propter numerum completum
nid)t eingenommen ro erben föntten, Acta ad re-
ferendum jujuftcllen unb fie atfo attjufüprcn. ©o
mäpre ed nicpt lange; bann einer in einem $apr
ungefähr in Senatum fommett fönnc. (4). (5b
merbc bcr ^afultät nicpt jumiber fein, bafe 4 ordi-
narie unb 2 extraordinarie lefctt. (6). ©ei bid =
per nie gehalten morden (eine Disputation loco
neglectae lectionis); märe aber gut, man mcrbe
cb aud) feinem abfd)lagen. (7). ©ie Studiosi ad
praxin ju führen, miffc er feinen anbern 2Beg, alb
bafe (ic fid) ju ben Slboofaten tpun unb bei bem
Sfofgericpt ipr fleißig 2tuffepeu paben. (8). (Sb
pabc einer etma 15 auditores unb cb feien fept
bei 40 Studiosi Juris Iper, gepen aber nid)t ade
in bie Lectiones. (9). lieber feine TOetpobe mirb
er nid)t gefragt, meil ntanb oorper gemufet. (10). (Sr
miffe feinen $eel ober Mangel biefemald anjujeigen.
(gortfepung folgt.)
5tc ^teuffingcr Ratriper- unb Rürtjeigefd) fechtet üt$ jiu* Reformation.
Bon (SJjeo&nr StJjihi in ;§f uff gart.
(ftortfepung.)
3m 3apre 1720 mar 3°^«nn 3acob Sann
parier Sunftmeifter in Steuttingcn.
©ie fReutliitger Familie Sam parier ift ocr=
mutlid) aub einer anbern Steiipdptabt eingemanbert,
unb jtoar ift bie ^amilic mopl ein 3^8 ber
©iberad)er Samparter, ba beiben ber Saufname
©regor gemeinfam ift. (Sd gab Samparter
a. in 2lugdburg. (2Bappen: ©iebmaeper
V, 278.) 2ßie bab Sßappen jeigt, find bie 2tugd*
burger Samparter ebenfalls ein Börnig ber ©ibe=
rad)er. |)and Sambartter heiratete 1515 Ste*
gina TO e u 1 1 i it g (2lugdbttrger ^o^jeitbbuep,
peraudgegeben oon Söarttecfe in ber ©ierteU
faprdfcprift für Jperalbtf, ©ppragiftif unb ©ettealogie
1886, ©. 25). TOeldpor Samparter peiratete
21. ©ej. 1556 Stegina ©epent (ebeitba ©. 59).
b. in ©afel. ©ab ©omcapitel ju ißafel üer=
jid)tetc am 17. $ebr. 1305 auf feine Slitfprücpe
an Jpugo Samparter gegen 10 ©cpiKiug 3i,lg
unb am 5. $ebr. 1311 oerliep bab ©t. Seonparbb
©tift in ©afel ein Jpaub auf bem Stabeiberg etblicp
an 2lgned Samparter (©taatdard)io ©afel). 211b
man 1374 oor ©rumten gejogen mar, oerbiente
ft cp bab ©iirgerred)t Stubolf Samparter, ber
©kutfüfer (ebenba). 2ltn 24. Stoo. 1448 pat
3acob Samparter bcr ©tabt miberfagt, nad)bent
er bie oon ©afel unb ipre ©erbiinbete lange ge*
fd)äbigt patte (Oeffnungbbucp bafelbft).
c. in ©iberad). (SBappen : 2 gefrcujte Seile,
auf bem ^peltn ein maepfenber TOaitn nad) Stecptd
gemanbt mit einem ©eil auf ber ©cputter; Oer*
tneprteb SBappett Samparter 001t ©retffen*
ft ein nad) ©iebmad)er Y, 248 geoiertet; I unb
III: ©reif naep Sinfb, rcfpcctioc 3ted)td gemanbt;
II unb IY : jrnei gefrönte ©eile. 2Iuf bem §elm
ein maepfenber TOantt, in ber 9ted)tcn einen ©reifen,
in ber Süden ein ©eil paltettb). Ulrid) S a nt*
parter befafe ein öfterreid)ifd)cb Sepett ju ©d)meiu*
paufen, ©.=21. ©>albfee unb ftarb 1464. ©on feinen
hindern peiratete (Slifabctp SBilpelm oon ©f lum¬
mem (f 1490), patte TOartin Samparter, ocr*
mäplt mit ©arbara 3ePcn tntapr in, 1479 ©ütcr
ju Stöprmangen (bei Söartpaufen, ©.*21. ©iberad)),
mar 1500 ©enator unb 1513 alter ©tabtamman
ju ©iberaep. TOartind ©ruber ©regor 8 a nt*
parter, ber mit bem ©ruber 1479 iprett £>of
famt ©arten für (Sberparb ©rauben bürg auf*
fanbte (©t. 21.), ©enator ju ©iberad) pinterliefe
2 Binder: 21nna, bie Saup Sup ju ©iberaep pei*
ratete 8) unb ben befannten ©regor Samparter.
Septerer, 1463 in ©iberad) geboren, mürbe
1475 an ber Uniüerfität ©afel unb 1477/8 itt
Sübittgett immatrifuliert (Stotp, ©. 465). ©b er,
mic bie allgemeine beutfepe ©iograppic (17, 579)
miÜ, fepott 1479 ©rofeffor unb ©octor beiber 9ted)te
in Sübingen mar, ift fepr fraglicp. 3e^eitfa^
mürbe er baccalaureus, magister, bann Liceutiat
(allg. b. ©. 17, 579). 2lld utriusque juris
licentiatus mar er 00m 1. TOai bid 18. ©ctober
1487 unb ooin 1. TOai bid 18. ©ctober 1493
Stector ber Uniocrfttät Sübiugen (Stotp, ©. 503
unb 524). 21 Id bie Uniocrfttät Sübingen am
13. TOai 1483 ©eftimmungen über bie 2lbmefen=
peit bed Stectord traf, mar TOagifter ©regor S a m=
parter anmefenb (9totp, ©. 49). Stad) bem
©ietterbud) ©. 15 mar ©regor Samparter fd)on
1484 miirttembergifcper ©iener. Stad) ^)epb, ^)cr*
jog Ulrid) II, 31 mar er naep beenbigtem ©tubium
in bie ©ienfte ber Steicpdftabt 2lugdburg getreten
unb bautt ©rofeffor in Sübingen gemorben. ^)ier*
aud ergiebt ftd) folgende Saufbapn: ©tubeut oon
1475, ttaep, mie bamald oorgeftprieben mar, 5fäp*
rigetn ©tubium, atfo 1480 Sicentiat, bann in
©ienftett ber ©tabt 2lugdburg, oor 13. TOai 1483
©rofeffor an ber Uniocrfttät Sübingen. 1484 mürbe
er febeufalld nur mürttembergifd)er ©ieiter „von
Haus aus“, b. p. er blieb ©rofeffor in Sübingen
unb oerpflid)tete fiep auf bett iffiunfd) bed ©rafen
ftctd ju erfd) einen.
8) (Sine andere Samparter, (SItfabetp, angebltcp
3)od)ter 3'Dpannd peiratete ben ntarfgräfltcf) babifepen
.driegdrat Submig Su traut (geb. 1452 in ©forjpeint,
f 1514 baf.). 3Bir fdjeint aber, baf3 biefe (Slifabetp
ibentifcp ift mit bed ^attjlerd Xocpter.
29
2118 ißrofeffor würbe er päuftg 51t fdpwierigen
9tedpt8pänbeln perattgcjogen (aflg. b. Viogr. 17,
579). 2lnt 30. Stob. 1491 öerfc^rteb er fid) gegen
©raf ©berparb ben Gleitern Don Württemberg, al8
er 51t einem fürftlicpen fftat befteÜt würbe (©t. 21.).
2lucp Wnrbe er in btcfem 3apre ju einem ^Diener
mit feinen epetidpen Scibeöerben, „so er die über¬
käme“, unter, oorteilpaften 23ebingungen ange*
nommen unb an ©enoüefa, bie Softer be8 Seib=
arjte8 3opann Wibmann genannt üftödjinger unb
einer gebortien ^ngetpan oermäplt. 2118 fid)
©raf ©bewarb nadp Worm8 auf ben 9fteid)8tag be*
gab, um am 21. 3uli bon Äaifer Sftapimitian jutn
.Sperjog erhoben $u werben, begleitete ipn S a m=
parier (aüg. b. Viogr. 17, 579). Stacpbem am
24. $ebr. 1496 £>er§og ©bewarb I geftorben war,
flieg Samparter’8 ©influff. 21m 15. ^ult 1496
legte ber Dr. ©regor Samparter betn neuen
■fpeqog ben «!pulbigung8eib ab9). ©cpon am 25.
3uli 1496 würbe Dr. Samparter Württ.
^anjler10) unb patte fomit ba8 jweitpöcpfte 2lmt
(ba8 pöipfte war ba8 be8 Sanbpofmeifter8) inne.
©ein ©infomtnen war fepr groff. 2lujfer Dielen
Victualien erhielt er 200 ©ulben bar unb ein
fünftel beffen, Wa8 in bie Äanjlei fiel11). 2118
Äanjler entflieh Dr. ©regor Samparter am
23. f^ebr. 1497 jwifdjen ben 2lbt oon Vcbenpaufen
unb ber ©tabt Weil, am 26. Ofuni 1497 jwifd^en
biefem 2lbt unb ben ©ebrübern oon © a dp f e w
p e i m (©t. 21.) unb 1498 gwifcpen betn ftlofter
ßwiefalten unb ^opann © p e t ^ 3 u 3hHefaIten
unb ©pcftctten 12). ©d)on oov beut $aprc 1498
bat Samparter ju üerfdpiebenen 3eltei1 um ^ie
^eftfepung ol jingcr’8, be8 unWürbigen ®ünft=
ling8 be8 ^)erjog8 13) unb trug, al8 bie8 erfolglos
blieb, 1498 wefenttidp jum ©turje Jperjog ©ber*
pavb’8 II. bei 14). $m 3Jiarj 1498 würbe ber
Sanbtag burd) bie perjoglidpcn fftäte, barunter ben
Äanjler ©regor Samparter eröffnet15). 2luf
biefem Sanbtage begehrte er oon ben Prälaten unb
ber Sanbfd)aft 2tbpiitfe ber 9Qtängel16) unb e8
würbe am 30. SDlärj oerorbnet: „ anfeng’klich
sollen Landthofmaister und Canzler, so vil
inen mügdich ist, by der Canzly gegenwertig
sein, der Cantzier mit zwayen Pfiritten (ifßferben)
im Huhs und dryen einspenden (einfpännigen)
Knechten am Hove, die im gewertig und ver¬
pflicht sein und doch in unser gnedigen Herr¬
schafft Dienst, so der Cantzier ir nit nottürf-
tig ist, gebraucht und gehaltenwerden mögen “ 1 7).
9) ©attler, Stetige I, ©eite 9.
10) §epb I, 16.
u) ©riefinger , Uuiöerfattejüon, 2. 2luflage oon
©arl fjjfaff, ©eite 791.
12) ©ulger II, 92.
13) Jpepb I, 21.
u) 2lttg. b. Viogr. 17, 579.
1B) §epb I, .22.
16) 91epfcper II, 15.
n) ©attler, fper^öge I, ^Beilage ©. 52.
2lm 10. 2Ipril fünbigte bem -fperjog ©berparb H. oon
Württemberg Dr. ©regortuS Samparter,
Äanjler bie ißflidpt auf 18). ^erjog ©berparb II. er*
Härte inbeffen am 18. 9Jtai 1498: er wolle ben
Sanbtag burcpauS nicpt bewilligt pabert, fonbern gab
oor, baff nur fein Sanbpofmeifter Wolfgang oon
^ürftenberg unb fein Rangier Dr. ©regor
Samparter etlicpe Skale bei iptn angefudpt patten,
baff er ben ^oljinger Wegen ©raf8 ©mid) oon
Seinin gen gefangen nepme unb Wegen et--
licper geringen ©acpen einen Sanbtag au8fdpreiben
mödpte. Weit bie f^epbe inbeffen nid)t8 auffer*
orbentlid)e8 wäre, piette ber -£)er§og bafür, baff
man feinen Sanbtag nötig patte 19). Samparter
war bann im Stauten ber ©tanbe Unterpänbler bei
Äaifer Skapimitian 1. 20) unb erreichte, baff biefer am
28. Skai bem .Sperjog ba8 giirftentum Württem*
berg abnapm unb ba8 ^Regiment in Vertretung be8
minberfäprigen ^)erjog8 Ulricp bem Sanbpofmeifter,
bem föanjler Samparter unb ben 12 fJteghnentS*
raten übergab21). 2lm 14. $uni. 1498 würbe
bann (auf8 neue) ju ber „Canzli verordnet
Doctor Gregorius Lamparter, Cantzier“22).
2118 foldper unterfeprieb er am 21. 3uni 1498 ben
VeftaUungSbrief be8 ©rafen ©itelfrip oon 3°^ern
ju einem Wiener23). 2lnt 28. 3>uni 1498
muffte fid) ^>an8 Vrucpfeff 0. ©tetten,
ein dlnpänger be8 abgefepten Jpe rjog8, gegen £)er=
jog Ulricp unb ba8 georbnete Regiment, unter
biefem auep gegen „Herrn Gregorien Lamparter,
Doctor beyder Rechten, Cantzier,“ oerpflicpten
wegen ber Uttgnabe unb ©efangenfepaft ft cp nidpt
ju rädpeit24). 2lnt 15. ©ept. 1498 unterjeidpnete
Dr. ©regor Samparter, Jfanjler, bie Veftätigung
ber ^rioilegiett ber Unioerfität Tübingen25). ©8
mu§ bapin geftellt bleiben, ob burdp feine ©eptangen*
flugpeit, Wie ein Jpiftorifer meint, e8 Samparter
bapin gebraept pat, baft er bie übrigen fDtitgtieber
ber Stegentfcpaft ganj beperrfepte 2G). SDtit bem
Sanbpofmeifter, ©raf Wolfgang oon dürften*
berg unb attbern ©rafen, ftanb er jebenfatlS auf8
befte. SDtetbet bod) ba8 ©ienerbud), ©. 15 5 um
11. Oct. 1498: Doctor Gregorius Lam¬
parter von Augsburg zu Württemberg
kommen. Zollern und Wolkenstein haben sich
bemüht ihn zu Württemberg zu bringen.“
®er junge, am 8. f^ebr. 1487 gebonte £>cr*
jog. Ulricp ging, naepbem er ober oieltnepr bie 9tc*
18) ebenba ©. 27.
19) ©attter, ^er^öge, I, 30 unb 31.
2°) §epb I, 31.
21) ®p. g. ©tälin IV, 18.
22) 9tepfd)er II, 29; §epb I, 42, ber ben 16. 3uni
pat. Samparter blieb ^ analer, weit er fiep bi8per
äit gemeinem 2tup be8 gürftentumb „auf recht lieh fleissig
und ehrbarlich“ gepalten patte, ©emetufant mit bem
Sanbpofmeifter füllte er bie Regierung füprett." (©.
©cpneiber, Württ. ©efdpidpte, ©eite 107).
23) ©attler, ^erjöge I, Veilage ©. 70.
2i) ebenba, ©. 44.
26) 3totp, ©. 100.
2,)) ©rieftnger, ©. 791.
30
gentfcpaft am 27. ^ult 1498 mit ben ßurfürften
©ertolb ju «IRaing unb griebrid) gu ©ranbenburg
(id) in ein ©ünbni® auf 13 ^apre eingelaffen patte,
oom «Reicpbtage gu greiburg halb nad) §aufe unb
Unterlief! bovt unter anbern feinen Rangier Sam*
harter27). Se^terer besegelte am 12. ©et. 1499
bie £eirat®abrebe ,£)erjog Ulrich® mit ©abina non
©apent28). ©benjo untergeid)nete er am 18. 9Rärg
15u 1 bie ©djrift cm ^aifcr SRapimilian unb in
beffen 21bmejenpcit an ba® «Reicp®regiment megen
beb bon «Reutlingen angefod)tenen 30fU® 29)- 3>mmcr
fefter mürbe Samparter’® ©tedung. 2lm 25. 3uli
1501 berfd)rieb fid) Dr. ©regor 2 a m p a r t c r
wegen feiner 21nftedung alb fürftlicper Mangler auf
5 3apre (©t. 21.). $ergog Ulrid) liefe am 26. ©ept.
1502 burd) feinen Mangler Dr. ©regor 8 a tn*
parier bernepmen, baff er gefonnen fei „ein
testamentum nuncupativum “ gu machen80).
21m 20. Januar 1503 tpat ber neue Sanbpof*
mcifter Hermann bon ©aepfenpeim Sßflicpt im
©eifein bon „min Herr Cantzier“ (b. p. Sann
parter’b)31). 3Ran fiept, ber Sanbpofmeifter
med)felt, ber Mangler bleibt. 2llb am 19. 3uli
£ergog Ulrid) bie Regierung fclbft übernahm, be*
farnen tpatfäcplicp bie bem «Regiment abgenommene
2Rad)t ber Sanbpofmeifter unb bor allem Sam*
parter, ber Mangler in bie £änbe, meiner fid)cr*
lid) felbft für bie ©odfaprigEeitberflärung beb
16 fahrigen £>crgog® mitmirfte unb babei ftd) cineb
3umad)feb an feiner eigenen ÜRacpt erfreuen mochte,
©ab gleiche $apr brachte bem Rangier ein @e*
[epenf. „Anno 1503 ist der Scheurman(fcpc)
Tail (ber «Reid)®fteuer ju fReutlingen, 175 ©ulben
jäl)rlid)) uf rnins Herrn Kantzier Doctor Gregori
L am parter und sin Zugewandten gewendt.
worden und demnach demselben 175 Gulden,
die Steuer auf Martini 1504 verfallen, be¬
zahlt worden, dessgleichen 1505 33).
©alb trat 2 am parter, trophein er mürtt.
ßanjler blieb, in bie ©ienfte £erjog 21lbrecpt’® bon
©apern, beb fünftigen ©d)miegeroaterb £>ergog Ul=
rtd)b. ©r mürbe am 25. ©eg. 1503 auf bem
©unbebtag gu ©gingen gu beffen fRat beftedt um
japrlicp 200 ©ulben auf Sebendgeit 34). ©b mar
bieb mopl ber Sopn bafür, baff am 11. ©eg. 1503
Samparter bei ber 2anbbl)utcr Sanbfd)aft bapin
gemirft ^atte, bafe biefe nad) bem©obe £ergog ©eorg’b
(f 1. ©eg. 1503) §ergog 2llbred)t l)ulbige34a). 21m
28. gebr. 1504 mar Samparter Vertreter £>crgog
21lbre<ht’® bei beffen ©erpanblungen mit ber «©falg
27) Sattler, §ergöge I, 48.
28) ebenba S. 49.
29) ©apler I, 146.
30 ) Sattler, Jpergöge I, 65.
31) Sattler I, S>erjöge, Beilage S. 85.
32) (£pr. g. b. Stalin IV, 52.
33) Stabtarcpib Dteutlingen.
34) tpepb I, 385.
34a) (£1). 3- 9- ©tälin IV, 53.
im ©treit über bie Sanb®puter ©rbfepaft 35). 21uf
bem in ber gleichen 2lngelegenpeit anberaumten ©age
ju ^teilbronn am 4. ©ept. 1504 erflärte ber bon
«fpergog Ulrid) bapin gejdudte Mangler Samparter,
jeben ©bien au® bem Äraicpgau, ber gu ber ^Sfalg
hielt, im «Rainen beb Äaifer® gu grieben anmahnen
ju moden unb brohte im f^ad ber ©Überfettung
mit ^erjog Ulrich’® 5Rad)e36). 3m 3>uU 1505 er«
fd)ien ju ßöln, mo über bie pfälgifcpe ©eutc ent*
fd)ieben mürbe, -fpergog Ulrid) bon Samparter
begleitet, nnb erfterer mürbe am 24. 3uli bom
Äaifcr mit bem ^ergogtum belehnt37). «Rad) ber
©eenbigung beb pfäljifd)en Kriege®, ben 9. $ebr. 1505,
nad)bem ein 2Baffenftidftanb geenbigt hatte, berfprad)
Jpergog 21lbred)t bem Dr. Samparter eine ©er*
eprung in ©olb38). 21m 27. ©eg. 1505 fetjte
£>ergog Ulrid) feine Sftate, barunter ©regor Sam*
parter, nicber, um über bab gürfd)reibett beb megen
feiner 21npanglid)feit an bie ©falj bon ^erjog
Ulrid) feiner Sehen beraubten ©rafen Submig bon
Sömenftein ju beraten39) unb am 1. 2lug. 1506
fd)idte ^)erjog Ulrid) feine fRcite, barunter Dr. Sam*
parter nach ©peper, mo fte fo glüdlid) maren
einen ©crgleid) jmifchen bem ^urfiirften ©h^‘hh
bon ber ©falj unb ben ©rafen ©ntid) unb ^»effo
bon Seinigen ju bemirfen40). 211® enblich im
©eptember 1510 ber ^erjog groffen «Rat megen ber
2Biebcreinfeljung ©raf Submig® b. Sömenftein
in feine ©raffepaft hielt, fafe Samparter ber
Rangier mit in ber ©erfammlung41). ©iept nur mud)b
ber ©influfe Samparter’®, auch fein «Reichtum
napm ju.
21 m 27. 2lug. 1504 berlangte §ergog Ulrid)
bon ©ßlingcn, baff bie ©ülten, ©teuern unb, ma®
bie ©d) euer mann, fo bem ©faljgraf ©h^4Ph
„bei ihnen verwandt* (unb beSpalb bom Äaifer
gead)tet maren), fd)nlbig feien, bon nun an bem
Dr. ©regor Samparter, feinem Mangler unb
©onrab ©p u m ^ (nid)t ©h na d), feinem 2Rarfd)ad
unb ipren ©rben ju gleichen palben ©eilen bejaplt
mürben, ©agn pabc er f^ug , $Red)t unb ©efepl
bon königlicher «TRafeftät 42). 21m 2. ©eg. 1504
empfing Dr. ©regoriu® Samparter bon fperjog
Ulrich einen ©eil ber ©ogtei ju OB er* 98 öf fingen
(98öfftngen, 21. ©retten) mit benannten ©iitern
unb ©ülten gu Scpen (©t. 21.) , berfaufte jebod)
fd)on 1509 biefen palben ©eil an ©aben um 100
rp. ©ulben43).
(gortfepung folgt.)
3R) ^rone®, (53ef c£)icC)te Defterreicp® II, ©. 535.
3,i) S)epb I, 113; (Sp. g. b. Stalin LV, 64.
37) Jepb I, 165; (£p. g. b. Stalin IV, 69.
3«) |>el)b I, 385.
39) Sattler, §ergöge, I, 86.
4Ü) ebenba, S. 91.
41) Spebb I, 121.
42) ßlüpfel, Ilrl. g. ©cfd). b. fepmäb. ©unbe® I, 515.
43) Schilling b. hannftabt, S. 11.
31
^feinere ^tittetfungen.
Bunt Reutlinger Rftjlredjt.
3u meiner Rbhanblung über baS Reutlinger
Rfplredjt in ben SBürtt. Viertelj.*^peften 1895 I/II
Eann id) auf ©runb neuerer Veröffentlichungen ober
prioatcr Mitteilungen folgenbe Nachträge liefern.
(Siner gütigen Mitteilung beS jprn. £()• ©d)ön
toerbanfe ich folgenbe Rotij : „©ebaftian o. ©., ber
baS Reutlinger Rfpl auffuc^te, erfebeint im
gleiten Bahre 1531 mit bem Bufah „Bürger oon
Rutelingen" ; oorljer mar er eS nicb)t. (Sr fd)eint,
nachbem er inS Rftfl geflogen mar, ju noch größerer
©id)erl)eit baS Vürgerrecht erlangt ju haben. ^eben=
falls fein unintereffanter $aß".
Von bem fritieren Rfpl in Reutlingen im
„VlägäSlifeleS Jpof" in ber mittleren Krotnerftrafj’e
fpridd Vh* ©d)ön in feiner Kur^33tographie (R. ©.*
331. 1895 ©. 51). ^ermann Kur^ rebet in feinen
gef. 3ßerEen nur oom früheren Rfpl in ber mitt*
lereu Kromergaffe; bie genauere SoEalifterung („im
33lägäSlifeleS Jpof") ftammt oon einem Bugettb*
freunb beS ®id)terS (©d)m. KrciSj. 1889 Rr. 238).
RuS biefer Rotij fd)eint fo oiel tmroor^ugehen, baff
man in ber fpäteren Bed (feit mann ?) in Reut¬
lingen bie Rfplanten gemiffermafjen fafernierte —
ä^nlid) in Reuenbürg (f. u.) — maS bann mofyl
mieberum in Pfullingen Rachahmung fanb, fo baf)
bienad) bie Eingabe ber 0.*R. * 33efd)r. Reutlingen
(1893, II, ©. 248) über bie ^retung im fpäteren
o. $orftner’fd)en ^>auS mit ber BahrcSjahl 1529
in gemiffetn ©inn ihre RidpigEeit hätte.
3um Iße^inger Rfplftein fdjrieb mir feiner*
jeit ber Herausgeber ber 3ß. Vj. * Jpefte: „£)er
33ehütger 9lfplftein ift mir febr Oerbäditig. ©old)e
©teine finb an alten Patrizier*, Pfarr* rc. Raufern
nicht feiten jum Ruffteigen aufs Pferb". RuS
biefer Mitteilung erhellt (ebenfalls fo oiel beutlid),
toaS ja fd)on ein 33lid auf bie Rbbilbungen oon
Rfblfteinen auf ©. 12 meiner Rbbaitblung lebrt,
bajj eS nicht eine für Rftdfteine d)arafteriftifc^e gotm
gab. £)etu ©tein im Pfarrhof in 33ehingen ben
(Sbarafter als Rftylftein ganj abjufpreepen Eonnte
id) mich auS bem ©runb nicht entfcpliefien, meil
ich in ber neueren Sitteratur eine Rotij fanb, bie
fid) in ber älteren nid)t finbet, baff nämlich biefer
©tein ben Verbrecher „auf 24 ©tunben" frei
machte. SDiefe Rngabe über bie Vefriftung fd)ieu
mir einer guOerläffigen UeBerlieferuijg entnommen ju
fein. ©te ftammt, mie mir Prof. Votteler auf
meine Rnfrage mitjuteilen bie ©üte patte, auS
einem Ruffap oon Pfarrer 2)r. 33unj, ber (ich oiel
mit ber ©efepiepte unb ben 3uflcinben ^er g^euts
linger ©egenb befepäftigt pat (UnterpaltungSblatt
b. ©d)m. KreiSj. 1884 ©. 96). Votteler fpraep
fpäter bie febr anfpreepenbe Vermutung aus, baff
ber 33epinger Rftjlftein mit bem B°hani,iterorben
Sufammenbängen fönne, bem feit 1365 3ßibumhof
unbKircpenfahin33ehingen gehörten (cf. O. R. Vefchr.
1893, II, ©. 289).
Rod) ein VSort jum Rfpl im 33arfüfjer Elofter
ju Reutlingen. Btt banEenSmerter üßeife pat
Votteler (R. ©.*331. 1895 ©. 94) ein 33eifpiel oon
früherer ©enüpung biefeS RfplS (oor 1533) nebft
einem bieSbejüglid)en 3eu9n^ ©aoler’S beigebrad)t.
®iefelben beftätigen baS ©. 6 meiner Rbbanblung
©efagte, ba§ nämlich ^löftcr baS ben Kirchen,
Kirchhöfen unb Rltären eo ipso jugeftanbene Rft)l=
recht beanfbrudjten bejm. baSfelbe ohne höhere ©e =
nehmignng ober förmliche (Sröffnung nad) Maßgabe
ber Verhältniffe oon galt ju gad aitSübten. 3l^eil
aber ben Klöftern meift biefeS angemaf’te Vorred)t
oon ben benachbarten 2erritorialherrfd)aften beftritten
mürbe, fo mürbe eS ihnen häufig, mit ober olpie
ihr Buthun , oom Kaifer beftätigt. ©tatt einer
Eaiferlid)en Veftätigung hflöen mir beim Varfü^er*
Elofter in Reutlingen, als für ein asylum provin-
ciale sive particulare mit Rüdfid)t auf ben Oor*
liegenben B^ed genügenb, eine offizielle RiterEennung
ober „Eröffnung" biefeS Rfi;lS fpesiell für bie Reut*
linger burd) ben ^erritorialherrn b. h- bie RepubliE
Reutlingen Eraft beS plebiscitum oom 9. Februar
1533. — Vielleicht geben biefe Bßdcn Rnlaf? ju
erneuter Ra^forfchung nach bem i. 1779 nod)
oorhanbenen statutura biefeS Rft)lS , baS ohne
Bmeifel über baS Verhältnis beS lederen jur ©tabt
Reutlingen baS nötige Sicht Oerbreiten mürbe. (©oKte
baS gefud)te statutum oieüeidft in ber 33ibliotl)eE
beS E. ©hmnafiumS, alfo noch im ©ebäube beS
ehemaligen 33arfü§erElofterS, fid) befinben?) (©djmer*
lieh ! 2). R.)
“Da meine Rbhanblung über baS Reutlinger
Rfhlrcd)t aud) anbere im ©ebiet beS heutigen 3ßürt;
temberg ehemals oorhanbene Rft;le in beit Kreis
ber 33etrad)tung gezogen hat , fo mögen hier aud)
einige 33emerEungen über fold)e angefügt merben.
5)ie bort gegebene Rufjählung oon (mcltlidjen)
^reiplähen lä§t fi<h burd) jmei meitere ergänjen :
1) baS fogen. ^^reiplä^djen" auf ber Eteinen Oebc
in ben Reefern h^ter bem 3BieSthal bei Mün =
fingen (©<hmäb. MerEur oom 23. Rüg. 1895,
MittagSbl. ber KrontE nub ©eptemberheft ber 331.
b. ©chm. RlboereinS 1895 ©. 154); 2) baS
£übing er ,,$reiäcferle" b, ©chm. Rlbo. 1895
©. 165, mo Prof. Rägcle bie Vermutung beifügt,
es Eönne oieüeidjt baS Rfplrecht mitunter auch bon
einem außerhalb ber ©tabt gelegenen ^reiplaj}, mie
eben oom Tübinger ^reiäderle, in bie ©tabt her*
eitigejogeu toorben fein, mie bie ÜDingftätte felbft).
SDie oon mir ©. 10 ermähnte Verlegung beS
Rfplred)tS in Reuen bürg unb bie nachfolgcnbe
Burüdoerfehung beS £otfd)lägerS inS Rfpl infolge
einer 33efd)merbe ber mürtt. Regierung (1619) finbet
fleh ausführlich erzählt in ber beutfd)en Retd)Spoft
1895 Rr. 202 — 206 (Vcrf. Rtb. Vraun). daraus
entnehme ich als (Srgänjung meiner 9Ritteilungen
über biefeS Rfpl, ba^ ber Freibrief unbeEannter
Verleihung oon K. griebrid) III. 1454 erneuert
32
würbe, bafj ber ©lein mit ber auSgeIjauenen #anb
am (gingang ber ©tobt, ber bcn Anfang ber greiung
begegnete, bie 3al)re«galjl 1572 trägt unb |eute
nod) an feinem $lab fteljt, baß bie Xotfchläger
Ouartier im @aftl)au« jum 23ären erhielten, attwo
ein im Ofenftein eingel)auene« gretl)eitSjeid)en (au«=
geftrecfte £anb) ba« Bimmer begegnete, wo fte fid)
auf Ratten burften , enblid) bafj ba« 21ft)lred)t nod)
1656, 1660 unb 1673 benu^t würbe.
Stuf einen weiteren gaü bon Stfolöerlcbung
machte mtd) ©cf)ön aufm er ff am. 3» 11 1 m
oermuubete ©ebaftian bon S3erg bon 33ad) am 15.
Dftärg 1553 nad) einem ooraubgegangenen Streit
bcn fungen (Sitel 93efferer oon einem ^unterhalt au«
tötUd), entfloh in« beutfd)e #au« „in« bafige bor*
gcbtid)e 2lft)l", unb ber bamalige Skutföorben«*
fommenttjur ©eb. oon 31h)' oerl)eimIid)te it)n, ob:
gleid) ber ÜJiagiftrat in bem ©ebäube ftreng nach*
fu^en liefe. 3m 3- 1560 würbe ber £otfd)läger
enblid) ergriffen unb erläuft (äöetyermann , dteue
fflac^rid)ten, Ulm 1829 ©. 29, ähnlich in mehreren
l)anbfd)riftlid)en (gljtonifen ber Uliner ©tabtbiblio:
tljef). — 3m übrigen liefen fid) wolfl, wie au«
meiner 2)arfteöung (1. c. ©. 49 f.) erfid)tlid) ift,
au« ber Sofalgefc^ic^te ber betreffenben ©täbte nod)
Diele gälle oon 31ft)loerIe^ungen anführen.
Söurd) bie oon mir neuerbing« oeranlaffte (Sin-
fic^t in bie Urfunben be« ©jutalard)©« in 33 i b e r a d)
ift e« möglich geworben, aud) über bie rätfel^aften
„geutfager" ober „guntfager" , wie in fämtlid)en
gebrudten Oueüen (©. 11 meiner 3lbl).) jene ©orte
oon 33erbred)eru begeidjnet ift, bie im 21ft)l biefe«
©pital« feine Slufna^me finben burften, in« dt eine
gu fotnmen. ©ie l)aben fid) al« „(Sntfager" begw.
„(gnntfager" entpu^t. «ergteicht man g. 33. bei
©rimm 2). 3B. s. v. „entfageu", toeld) fernere
folgen biefe« „Dlbfageu be« grieben«" Ijatte, wie
e« meiften« mit SJtorb unb 33ranb oerbunben war,
fo oerfteljt man, baff unter Umftäuben, nad) Beit
unb Ort, ber (gntfager wie ber grieben«bred)er
(mit bem ba« 3Bort Wol)l ftynontym ift) mit bem
SUtorbbrenner oom 31ft)lred)t ait«gefd)loffen würbe.
Hlnt, BMrj 1896.
püdjeffdjcut.
lUürtt cm 0 er nifd) o (i’icl'rlju'lite oon lünnen
$rfmcUisr, Stuttgart. 3. 33. gjte&ler’fäer «erlag, 1896.
©§ fanu nid)t nufere Aufgabe fein au btefer Stelle
ba§ einem entfdjiebenen «ebütfiti« entgegeufontmeube,
im befielt Sinuc be« Döort« hojiuläre «ud) feinem gangen
Umfange nad) 51t beforedjen. 216er wir bürfen e§ nicht
unerwähnt taffen, nidit blofe, weit e§ burd) feine «or-
jüge ber beften Empfehlung fid) miirbig mad)t, fonbern
aud), weil ja Oon ben ätteften Beiten an bie ©efd)id)te
Dieutlingen« auf« engfte mit ber Württemberg« ber-
floaten ift. Sfann man jo bod) beinahe fagen, bafj
betbe faft 51t gleicher Beit in _ba« Siebt ber ®efd)td)te
treten. (Sine ausführliche Xarftetlung Oon Dieutlingen«
«ergangenbeit bürfen wir freilich in bem «ud)e nid)t
erwarten, ba e§ fid) auf bie ©efd)i<hte ber ©ebietStetle
befd)ränft, bie 51t jeher Beit ben «amen ^Württemberg
führten, unb nicht aud) bie ber neuwürttembergifdien
SanbeSteite ausführlich fchitbert. Dlbcr aud) fo wirb
Dieutlingen oft genug erwähnt: in ber erften giälfte
feiner ©efd)id)te bi« 31t bem lieberfalt Spergog Ulrich «
im «crein mit ben übrigen «ReidjSftäbten meift al«
©egner, fpäter mehr im ©efolge be« untgebenben meid)-
tigeren Staat«, beffen Sd)icffal e« in ben Beüen 6er
Dieltgton«- unb ber grangofenfriege im wef entließen. teilt
unb oon bem e«, je mehr bie 23lad)t ber Stabte finft,
oft mit öerädjtlidjem Uebermut behaubelt wirb. 21ud)
in bem Xeil, ber bie ©efd)td)te unfere« 3al)rl)unbertS
3 unt ©egenftanb hot, ift ber Dlame Dieutlingen nicht
au« bem «uche Oerfd)Wunben, unb e§ ift namentlich ber
Anteil Sift'S an ben württembergifd)en «erfaffung«-
fämpfeit f eine« Weg« Oer fd) wiegen. (Sine ausführlichere Xar-
ftellung ift ber Sd)lad)t bei Dieutlingen Dom 3. 1377,
gewibmet (S. 38 f.), iufofern ber «erfaffer bei (Sr-
wähnuug ber Sd)lad)t jugleich eine Sdjilberung ber
2lu«rüftung ber ftreitenben leite giebt. „2luf ber
württembergifchen Seite fod)ten fd)werbewaffnete Diitter
unb tneihte, mit au« Düngen geflochtenen ^anjerbemben
unb fdhweren geeinten aitgethan ; 2lrme unb «eine waren
burd) Seber unb eiferne Sdgtpben unb Schienen gefdtitht,
bie glaub Don Mettenhanbfd)uhen bebedt, bie Sinlc hielt
ben breiedigen leberbejogenen Sd)itb ; bie Dingriff«-
waffen bitbeten Sauge, Schwert, Streitlolben unb X'otd).
2luf Seiten ber Dieutlinger überwogen (ebenfalls leid)le
Streiter mit «ruftyanjern , Slrmbruft unb Sd)wert,
Sjieerträger mit ber in eine eiferne Spiüe auSlaufcm
ben, faft bret DJleter krugen Shiegflange ober ber mit
breiter Sdjneibe oerfel)enen 311 Stof) unb Sd)lag geeig¬
neten giellebarbe, unb Schüßen mit Slrmbruft ober
«ogeu'ü Sen DluSfail au« ber geheimen «forte, ber
nad) finiteren Xarftetlungen bie Dcieberlage lllrid)’« ent
fchieb, erwähnt ber «erfaffer nid)t, wie ja aud) in ber
einzigen gleichseitigen Üuetle, bie wir für bie ©efd)id)tc
ber Schlacht haben, bem «rief be« «ürgermeifter« an
bie bunbeSoerwanbten Stäbte, nicht« oon ihm 31t lefeu
ift. Ob Sd)u. fiel) bie Dritter abgefeffeu beult, get)t
nicht mit Xeutlichfeit au« feinen «Sorten heroor; er
jagt nur: ,,«ei ber DJcinbersahl unb ber Schwerfällig'
feit ber «ewaffnung, weldie bie Dritter öfter« oeranlagte,
311 S-uf) 31t lämhfen, hatte ©raf Ulrid) mit ben Seinen
einen fet)r fdjweren Staub". 3m übrigen ift bie S<hil=
berung ber DtuSrüftung beiber Xeile, wie wir fie mit¬
geteilt haben, uid)t etwa beftimmten Ouellcn über bie
Schlacht bei Dieutlingen entnommen, fonbern entflammt
fonftigeu Stubien be« «erfaffer« über jene B«ü
Dieutlingen, im Dlgrit 1896.
(Eft. lIiEtlirnmciiev.
ÖcvaiUMicqcben boitt Dieutlinger Dlltcrtuinsoercin, unter fftebaftion bon «rof . Dr. SBeihemnajcr .
Xrucl bon (fbner & Sieb «ad)folger in Dieutlingen. — «erfanbfteüc: ©ugen ©tfenlohr, Dteutluigeu.
iEUutlingtr $efdjtdjtfifilätter.
2TTittciIungs£>Iatt
bes
3?üldjgauer[ Ultertumsberotns.
9lr. 3. IteuHittgen, Max mx b Hunt 1896. VII. $a()Vö.
3nl)«tt. X>ie Riartenfirdfe in Reutlingen (gortfefcung) ; öon XI). S d) ö u. — (Sine UniöerfitätSbifitation
bor 300 Sauren, nad) beu Origiuataften int ®gl. ©taatSavdjiö ; oon f Xefan <Sd) nt oll er in Xerenbingen (gort*
felutng). — Xte ipeimat Jpartmann bott Rue’S ) bon XI). <5d)öu. — Xie Reutlingen ^atrijier« unb Bürger*
gefd)led)ter bt§ qur Reformation (gortfetmug) ; bon Xl)eobor ©cf)ön. — kleinere Ri i 1 1 e i 1 tt n g e n :
Riüttäfunb; non (Sb. 9SetI)enmajer. — Süd)erfd)au. (Sb. 2Seil)enntajer.
3>te ptotenJindje in ^teufftitgeu.
TBon SHjcotutr Srhint.
(gortfefeung.)
Um miebcr auf bie Saugefd)id)te ber 3Rrd)e ju
fommen, fo mürben 1511 am lebten Sogen am
Gljor 2 ©tabtmappen angebrad)t 27). $m ^af;re
1513 erhielt baS oberfte ©emölbe in ber 3tird)e
um bie unterfte Rofe folgenbe $nfd)rift:
Hannss Syrer, mahler,
Erhardus Wölfflen, hailigenpfleger,
Sebastian Ergenzinger, hailigenpfleger28).
OaS ^a^r 1531 brad)te mieber groffe Serän=
bevung im Ämtern ber Äir^e. Oie Gamerer*
Saubenberg’fdje Gt;ronif berichtet : Anno 1531
brach man dass hailig Kreitz ab in unsser
Frauen kürch undt die altär — in der palm-
wochen, die bildet- that man darauss undt
verschlug sie 29).
3Iud) 3w°n (©. 271) fingt:
„die Alltär nider grissen frey,
deren es vil dorinnen hett,
die Bilder riss man wegk mit Gspött,
zerbrach, zerschluog sie mitt Unfuog,
war zimlich frevlich ghandlett gnuog.
Daz hailig Creitz daz brach man wegk,
welches man also nennen thett
und hieng ein solcher Herrgott dran,
vil gröser, dann ein Ris unnd Mann,
wurdt von Usslendischen bekanndt
der grosse Hergott z’Reittling gnannt.
Ein Theil seins Corpus hab ich gsehen
hinder vil alltten Fassen stehen,
ganntz altt, wurmstichig überauss,
dortt hinden in der Spendi Hauss“.
Rad) ©apler I, 419 maren nod) in neuefter
3eit biirftige Reliquien beS föreujeS ju feljen. Rud)
ber Oauffteiu unb baS Zeitige ©rab mürben mof)t
1531 befd)äbigt. ®ar manches entging ber Ser-
müfhtng, fo 2 fdjöne polt)d)rome ^oljfiguren, Rtaria
unb Glifabett) aus bem 14. 3aljrf)uubcrt, eine fel)r
alle, mit (Stidcrci oerfefycnc föapfel, oergolbete
GiboriemÄanneu , bie 3>af)rg. I, ©. 10 — 12, 10
bi$ 18 oon £>errn ^tof. Or. ßcppler befd)tie*
betten mittelalterlidjen 3ttefO tafeln. 2ICCeö biefeS
befinbet fid) Ijeute in ber ©anttnlung beS SereinS
für Jhtnft unb Altertum in Reutlingen. Oie int
3af>re 1531 angebrad)ten, in biefer 3eitfd)rift Y,
©. 17 mitgeteilten ^nfdjriften an ber 2Banb in
ber Äir d)e traten neuerbingS bei ber Reftaurierung
teilmeife ju Sage. 2lud) banft ber Serfaffer ber
©üte beS bperrn 2lrd)iteften ©ted)ert bie Äennh
ttiS jmcier meiterer, neu entbedter 3>nfd)riften, nem=
lid) unter bem gegen ©üben gelegenen ^enfter in
ber öftlidfen Gl)ormanb:
— — an bauwt einen dom a — m wald
mit den he — — nis werkmaisters | und mir
— m beyhel wir es gestalten wir gold oder
silber überzogen m — beylen und hemerm
wirts angekefft das es nit bewegt werde. Es
stadt strack (von — — — ) es ka -
g — — — uch got sünder vom muss es
— tragen. — ech — — solche — it dann
sy mögend weder kl — noch guter rhu — •
— — — X. cap.
Liebe kindlen hir — end — — tzen
Joannis am Y. cap. in der I. epistel.
unb unter bem mittleren Gljorfenftcr :
„Ich bin der Herr dein Gott der dich aus
Egypten land gefüret hat aus dem Dienst
hause, etc.“ 5. Buch Mose. 5. Cap. 6— 10.
mit ber $al)reSjaf)l 1531. Oie Entzifferung ber
beiben erften ©priidfe märe feljr ermünfd)t.
Salb genügte nid)t meljr bie alte Orgel, oon ber
gijion (©. 47) fingt:
. gleich gegenueber (ber neuen Orgel) oben hanngt
die alltte Orgel ob der Kantz,
ein kleines, aber zierlichs Werckh,
gebaut vor vilen Jaren, merckh !
- (
27) (Sanieret AGubenbcrg'fdjc Gljronif in ben Reuth
©efd).sSt. IV, ©. 27.
<28) eftenba
2fl) ebeitba, S. 77, 78.
3m $af)re 1569, all (Sr^avb jtcfcr unb
©eorg Maurer, fötidjenpflegcr unb 2Sitt)elm
©d)ab Drganift marcn, erhielt bic ßivct)e eine
neue, bon ^ieronbmitl ©dburftab auö Nürnberg
berfertigte Orgel. ÜDte ^nfdbvift auf ber über biefer
Orgel tyangenben £afel mürbe ^a^rgang Y, ©.17
mitgeteilt. §ijion (0. 46) fingt:
daz Werckh, so anfangs war gebaut!,
auch eira von Schwäbisch Hall vertrautt,
war ettwas schlechts angfangen worden,
unausgemacht darob gestorben,
dahör die Obrigkeit dermassen
alles wider weg brechen lassen
und einen neuen Mayster bstellt.
33on biefer 3ten Orgel mtrb roeiter unten bie
Siebe fein.
3m 3fltyre 1582 mürbe bie im ^afjrgang IY,
27 mitgeteilte ^nf d^rift aufferfyalb ber $ird)e am
unterften Oad) an einem ©teinbogen angebrad)t;
3m 3al)re 1586 mürbe auf ibßunfd) bon J?aifer
SOiar II. ber ©turmbod aul ber $ird)e entfernt.
Oie ßamerer*Saubenberg’fd)e ß^ronif berichtet bann
roeiter : Anno 1592 ist sie (bie Orgel) erneuert
worden, darzue der edel unndt vöst Hans
Conradt Megentzer vonVeldorffzu Egel¬
stall 100 gülden gegeben 30).
f^ion (©. 45 — 46) befingt biefe Orgel:
gleich gegen ueber (bon ber $anjel) oben steht
im mittlen Gang uffs aller höhst,
raicht mit ihrm SpitzsgwTelb oben an
die schönest Orgel, als man kann
der Zeit ietzt finden in dem Landt.
Dieselbig ist, glaub mir, zu Hanndt
der Kürch ein wunderschenn Gezier
mit grosen Pfeiffen, glaub du mir.
Der Register dorinen sein
ueber 16 gross unnd klein,
die ihren Schall unnd Resonantz
von den Blasbelgen geben gantz.
Sie ist uffs aller schönst gebaut
von Schrein und Bildwerckh, wie man schaut,
steht uff eim schön gemalten Boden.
Die Deckhe unden muoss ich loben,
welche diss Werckh unnd grossen Last
thutt tragen ohn Seul unnd Hafft.
Yon Gold ist sie gar sehen geziertt
nach Maisters Kunst, wie sich gebirtt-,
daz Pfeiffenwerckh schön weiss erglast
ist mitt drey Thirnen eingefast,
uff jedem oben druff von Gold
ein Ausszug sehen gemalet wohl.
Daz Statt- und kayssrisch Wappen sehen
thutt uff dem mittlen Tliuren stehn,
stet uffrecht schön, gleich wie ein Boltz,
fast alls gemalt von lautter Gold.
Yon schwebisch Hall der Maler kam,
Marcus Astfalckh, so war sein Nam,
30) SJeutl. ©efcb.-Slatter IV, 6. 27. Rad) ©al)lerl,
617 renobierte 1592 mal)rfd)einüd) Rnbread ©arter
bie Orgel.
hatt dran verdientt mit sondern Hulden
wol ueber die 500 Gulden.
Für’s Trinckhgelltt ihm dorzu auch schanckt
die Obrigkeit uff sein Begehr
ein silbern Becher ihm zu Ehr.
Oie GamererYaubenberg’fdje Gfp'onif melbet
meiter :
Eben am selben tag (17. Nov. 1593) ist
noch ein schlagglockh auff dem glockenthurm
angericht worden, damit man desto weiter
schlagen hören möchte, also dass es alle stundt
3 mahl geschlagen. Disse Glockhe hatt der
gemein pöbel für ein ursach anzeigt, dass es
disse und andere folgende brünsten geben,
desshalb bald wider abgeschafft worden 3I).
^offftetter in feiner (Hjronif (©. 205 — 207) be<
rid)tet bon ber g-euerlbrunft aut „7. Dezember,
(andere 8.): ueber diss brannte auch der
grüne Thurm zu oberst an dem Knopff, da¬
von etlichs herab fiel“ unb fagt: „am 7. Dezem¬
ber (andere 8.) früe zwischen 8 und 9 Uhren
(umb 9 Uhr) kam abermalen bey eynem grossen
Wind bey der Kirchen Feur auss“. Rudfübr*
lieber berichtet bie Gamerer*2aubenberg’fd)e (Sfyronif:
„war dass hoch zue verwundern, dass der
hoch kürchenthurm under den zween, so gen
einander standen, gegen dem rathauss hinab
oben im knopff angangen undt etwon weit
hinab verbronnen ist, der doch vihl weiter
vom feuer war, alss der andere. Es war
solcher knopff gar lang, biss endtlich dass
feuer heraussgeschlagen. Die sag war: es
hetten die vögel darein genistet, were also
ein funckh darein kommen, welcher hernach
durch den lufft zue einem feuer gerathen“ 32).
ÜBeiter beliebtet biefe S^ronif : den 29. may
1597 abendt zwischen 4 undt 5 in der vesper¬
predig hatt der strahl in den grienen kürch-
thurm gegen dem marckht hinab geschlagen,
da er das gebelkk hefftig zerschmettert und
zerwiescht, aber sonst niemandt keinen schaden
gethan hatt. Ist jedermann dermassen in der
kürchen erschrockhen, dass man gemeint, der
jüngst tag werd kommen. War ein kalter
straich, der doch nit durch abgangen 33).
^tjion, bei 1623 feine Gbrontf to ollen bete,
melbet (©. 47 — 48):
muoss ettwas weitters hiervon schreiben
und lenger in der Kürchen bleiben
und beschauen auch zu diser Frist
die schene Taffen und Grabschrifft,
so neulich sind gestifft hörein :
Herrn Yeitt Herrmans war die erst,
der vor vil Jar Prediger gwest
in unser Statt mit Lob und Ruom,
mein Sch wehr seelig, Gott gnad ihm drumm 34).
31) Reutt. @ef$..»l. IV., ©. 77.
32) ebeitba @. 78.
33) ebenba ©. 80.
3i) @r ftavb 22. 3au. 1588 in Reutlingen.
35
Die ander, die da kam herein,
ist’s alltten doctor Cammerers gsein,
hatt practicirt in der Artzney
mit sondern! Ruom sag ich dorbey,
vil Jor allhie in unser Statt 35).
Sein Sohn die Stell besessen hatt.
Die dritte Taffel auch sehen glantzt,
von W e r e n w ä g dahör gepflantzt,
ihrm lieben Yatter auch zu Ehr
herein gestifft, dieweil auch er
wor Burgermaister in der Statt
mitt Frommkeitt ziertt ein ehrsam Rath36).
Die viertt Grabschrifft hörtt auch hörzu,
Herrn Baltes Aich lins guotter Ruoh,
im Herren längst entschlaffen ist,
ein Handelsmann unnd frommer Christ.
Die schönest Taffel mitt vergulden,
ihm gstifft kost uff 200 gülden 3Ga).
Der fünfften nimbt man auch in Acht
zu Ehrn Doctor Bidembach 36b),
welcher alhin lödig verstorben
zu Ehrn ihm gestifftet worden.
Der sechst Grabschrifft und Taffel sehen,
so auch in unser Kürch thutt stehn,
hörtt gwesnem Prediger. Der Herr
hiess M. Tobias Kindts vatter,
gestorben ist vor ettlich Joren,
von Giengen aus war er geboren,
hatt predigt hie vil Jor unnd Tag
auss Gottes Wortt und der Schrifft Sag87).
Michael Fitzion der alt,
welchen Gott hatt in seinem Gwalt,
mein Vatter seelig from und schlecht,
in allem seinem Thon uffrecht.
Daz Lob darff ich im gar wol geben,
einfältig war in seinem Leben.
Sein Taffel gegenueber hangt
3Ä) Jpotfftetter rnelbet in- feiner Gffronif ©. 171 junt
2>af)re 1580: in öifent Sal)r ift 33t'. Sllejjanber © a
nt erer bon Tübingen allere gesogen nnb iß^t)ficu§
morben. ©r ftarb mol)l uni 1594, in meldfem 3ai)t
feine ©hronif enbigt. ©ein @ol)n hieb Sof). Rubolf.
30) ©eorg 3® er en mag, 33ürgermeifter , mar tot
1610. ©eine ©blute hieben $3 an?, ©berlfarb uttb Safob.
3fia) ißon 33altf)afar 3t i cf) lin zue Reutlingen mürbe
1596 jitr Sluferbauung beb .flapellcnturm» itt Rottmeil
2 Rentner 331ei nnb 3inn (11 Pfuttb 19 Schilling
ba? fßfunb) für 135 fl. ober 361/» Sßfitnb getauft. (©tabt=
ardjio SRottmeil.)
3Bb) ©a bie Reutlingcr Xotenbücber nid)t fo meit
()iuaufreid)en, leibt fid) biefer ©octor, ber jebenfaH? §nr
altmürttembergifd)en, au? Reffen ftammenben Xl)eologetn
familie gehörte, uid)t fo leid)t feftfteüen. SSermutlid) ift
genteint ©berlfarb, candidatus theologiae, ber 21. Slug.
1591 unbermäl)lt ftarb, ein ©ot)n beb 24. 3tpril 1597
oerftorbenen 33ebenf)äufcr Prälaten ©berlfarb 33t b ent*
b a d). ©ie Stellung feine? 33ater?, bie Xffatfadfe, baf) beb
oerftorbenen ©octor?©d)mcfter Slnaftafia25.gebr. 1590 in
33ebeitl)aufen 33itrfl)arb IR a nt nt inger, jSHofterlfofmeifter
in Pfullingen (f 24. Slug. 1623) geheiratet hatte, enb*
(ich ber Umftaub, baf) ber SSerfiorbene eilt ©nfcl beb
Reformator? 33 r e u 5 mar, ertläreit jur ©einige bie
t)ol)e, beut jungen SRantt 31t ©eil gemorbene ©bre.
37) ©obia? StinbbOatter ftarb 1 607.
der Kantzel, auch von Farben glantzt,
zierlich von Farben angestrichen,
sein Bildtnuss troffen unverblichen,
gleichsam als wann er lebig wer.
Sein Alltter 90 Jor ungfehr,
ist 9 Jor Burgermaister gwesen,
40 Jor versehen daz Raths wesen,
uff sechzig Jor so hielt er Haus
in erster Eh, ist ueberauss
mitt meiner lieben Mutter wehrt
im Ehstandt hie uff dieser Erdt.
Haben baide gsehen in gmain
über 100 Kindt, Kindtskinder klein,
sie ruowen baide in Gottes Hanndt
im kimmelischen Vatterlandt,
sind beide in eim Jor gestorben,
daz ewig Himmelreich erworben.
Der lieb Gott inen gnädig sey
und helff mir auch bald zu ihm frey 38).
Lettslich oben an dem Creitzgang
38 ) SRidjael gi|ion, geh. 1525, ftarb 14. SRai
1615. ©eine lte ©attin hieb Gf>riftina 58 e t) fj (f
Sloifdfen 12. Steril 1576 nnb 10. ©efit. 1579), feine 2te
Itrfel © ammertinger (f 1615). ©er ©hronift So*
hann (geb. 1573, f 27. 3 an. 1653) ftamntte au? lter
©he- Weitere .flittber erfter @f>e maren 1. (Sttriftina, geh.
21. SRcirs 1574 in Reutlingen , 2. Ghvtftoph > geb. 12.
Slfmil 1576 bafelbft, aub smeiter ©he • Submig, geb. 10.
©eftt. 1579 baf., ber ©aionte SRetfger heiratete unb
33ater mar Oott a. ltrfnla ©aionte, geb. 24. Slug. 1602
baf., 1). Slgne?, geb. 16. San. 1606 baf. ©er ©hronift
heiratete 1. 33arbara 33 raun ($ittber: ttrfula, geb.
24. SRärs 1603, Slgne?, geb. 8. Stob. 1604, Slgne?, geb.
26. Suti 1606, SRicffel, geb. 17. STpril 1608, Katharina,
geb. 6. ^unt 1616, Submig, geb. 23. Slug. 1620, II.
©lifabetlfa N. N. ($inb : Stymllonia, geb. 6. Slug. 1627),
III. 33arbara Sjpirttin bau ©btingen (®inb: Johanne?,
geb. 27. ©ept. 1629), IV. SRaria , mieberbermäfflt 22.
SRai 1654 mit ^acob ©et) litt (i?tnber: ©imfou, geb.
30. Stpril 1630, Slnna 33arbara, geb. 4. Olt. 1632, S°'
hann ©eorg, geb. 19. Oft. 1633, Slnna SRaria, geb.
15. Stob. 1636, Sohanne?, geb. 25. SRai 1638, Johanne?,
geb. 11. ©ef.it. 1639, Slnna 33 arbara, geb. 5. SRärs 1641,
Slnna ©lifabetl), geb. 10. Slug. 1642, unb SRagbalena,
geb. 25. Stob. 1644, berat. 6. ©efit. 1671 mit Sticolau?
SB c d h). ©rot) abmeidjenber 3llter?angabe (86 ü^alfre
alt) bürfte mit bent 17. Slfn'il 1608 geb. ©ol)n be?
©hronifien ibentifd) fein SRidfet fy i 3 i 0 n , Sieutenant
(f 1. $ebr. 1689 im ©ftital), beffeit ©attin Slnna Sun 5
au? 3lid)hrfen, 4 SReileit bon ©traffburg (geb. 1611,
f 2. Rob. 1661), unb ©od)ter ©lifabeth (geb. 1628, f
11. gebr. 1676) maren. SBenigften? haüe ©eorg $ i *
jion, ein 3eitgenoffe be? S3ürgerateifter?, feinen ©ol)n
narnen? SRichael. ©iefer ©eorg heiratete h Hrful a
g ah rer ($inber: S^cob, geb. 22. Sud 1579, 33ar-
bara, geb. 12. . . 1582, Slnna, geb. 14. Stob. 1592),
II. Slnna 38 aibt inger (ffinber: 3Rattf)eu§, geb. 21.
gebr. 1596, ©eorg, geb. 27. SRai 1597, 3R artin, geb.
11. Stob. 1598, S'acob, geb. 23. $uni 1605), UI. Slnna
e 1) r e r (Slinber: 3Rartf)a, geb. 26. Slug. 1605, Xabib,
geb. 14. SRai 1607). ©in ©hriflbph S i 3 i 0 tt heiratete
33arbara 58 e dl e r (^inber: Submig, geb. 19. Sfobbr.
1 "i 87, SRartin, geb. 29. Oft. 1589, Xabib, geb. 28 ©e*.
1590, Slnna, geb. 2. Oft. 1592), eine SRaria giäion
mar 1586 ©attin be§ Sohdnne? 33 a tt r. X)a? ift alle?,
ma§ fid) über biefe gantilie, bie jebenfall? eine eilige-
manberte (italienifdfe ober frauaöfifdje) ift, ermitteln
lief). Stadi 1676 berfebminbet fie au? Reutlingen.
die allerschönest Tatfel hanngt,
dem Megenzer gestitftet worden
von edlem G schlecht, der ist gestorben
im Landt zu Hessen mit gross Klagen
seinr lieben Kinder, muoss ich sagen,
welcher lanng hie gewohnett hatt.
Gott ihm auch gnad in unser Statt 39).
Die Tatflen zieren wol die Kiirch
an den Seiden durch und durch,
geben von sich ein weitten Glantz.
gdjton banft man eilte ctngefyenbe ©d)tlberuitg,
tote bie ^raucnftrdje um 1620 innen urtb aitfen
auöfa^. (Sr fingt (©. 41 — 50):
also wurd unser Kürchthurn ganntz
erbaut mitt zwen Umbgäng unnd Krantz,
herlich von Quaderstuckhen schönn
thutt er gantz prächtig uffreeht stehn
auff einem schönen, weitten Plan,
gerings kan man hörumber gähn,
ist allen thalb gerings herumb
von Stainwerldi zieret umb und umb,
von ausgehaunem Bilderwerckh
utfs zierlichs bautt nach aller Sterckh
mit schenen Schneckhen, Erckerspitzen,
so allerley Gefigel bsitzen
von Stainwerckh also ausspossiert
nach der Stainhauer Kunst geziert.
Die Umbgäng seind gar sehen gericht,
dorauff man weitt ins Landt uss sicht
und sonderlich, wann Prünst entstehn,
uff welchen man’s gar bald thutt sehen.
Dann dorauff zu Tag unnd Nacht
allzeit gehallten gutte Wacht.
Der andre Kürchthurn ebner Frist
sehr lustig an zu sehen ist
und wirft der griene Thurn genanntt.
Daz grien Tach macht ihn so bekandt.
Der ist gebaut oben in Chor.
Sein Knopff und Spitz stett hoch empor.
Der dritte haist der Pfeningthurn,
der gringst unnd niderträchtigst Furm,
dorin der Tauffstain wirft verwahrt,
von Stain erbautt uff geviertte Artt.
Summa der gantz Kürchbau zu Frist
mitt vilen Thirn umbgeben ist,
dorunter drey Thirn hoh empor
reichen hoch in die Lüfft fürwor.
Die Kiirch inwendig muoss ich loben,
ist schön mit hochgewelbten Bogen,
mitt dreyen Gängen wol geziertt,
drey Gwölber hoh in d’Höhe gfiehrt,
3B) ©emeint ift ttmljl Sol). Sonrctb , geb. 3.
1555, f 10. Suli 1613, bei- ©ol)n beä am 1. Suli 1688
in 3teutlingen ermorbeten §an§ SSeit.
mitt Quaderseilen underfangen,
auss der kunst 12 darinen prangen.
Die stehen von ein ander weitt
allweg 6 uff yeder Seitt,
fein rund unnd schön sind ausgehauen,
ganntz lustig seind sie anzuschauen.
Mit Schwibogen daz Gwelb ist hoh
von Alltters hör gemacht also.
Die Chorfenster glentzen gar fein,
von manchen Farben geben Schein.
Der Altar schönne Tafflen hatt,
doran der Passion sehen stat.
Von lautter Gold ist angestrichen,
daz eim die Augen schier verblichen.
Der Chor ist gar schenn ueberall,
die Musik gibt ein gutten Schall
mitt Eissengüttern man ihn kann
zuschliessen vor dem gmäinen Mann.
Der Kirchbau in der Lennge ist
inwending fünfundsiebzig Schritt
unnd an der Breitt dreissig dozuo.
Mitt 6 Thoren sperrt man sie zuo,
hatt neben auch zwo klein Capellen.
An offnen Fenster ueberall
hatt’s 38 an der Zal,
davon die Kürch wirft sehen unnd hell
an allen Orthen ohne Fehl.
Die Gwelber oben, wie beriehrt,
von schenem Gmähl und Laubwerckh ziertt.
In Suma an dem Bau zur Frist
wenig doran zu tadtlen ist.
Ein herlich schöne Kantzel hangt
in diser Kürch im mittlen Ganng
von schenem Stain unnd Bilderwerckh
geziert unnd gmacht uffs allersterckhst,
welche wirft recht getragen schon
unnd g’fasst vom starckhen Sammson,
in Mannsgröss von Stainwerckh possirt
als ein Seid sich dorunder stiertt.
Auch uff der Kantzel z’oberst an
da steht der Vogel Pelican
in seinem Nest, als wenn er druff
sein Jungen zur Speiss öffnet d’Brust.
Im Chor ein schönne Taffel hanngt.
Worlich der Maler seine Kunst
doran geübt auss Lieb unnd Gunst,
weil doran schenn zu finden ist
die Geburtt unnd’s Leiden Jesu Christ,
die Aufferstehung desgleichen,
an Köstlichkeit thutt nirgent weichen
zu oberst drauff Marien Bild,
Joseph unnd auch ir Kindlein mildt.
(gortfehung folgt.)
pie Heimat ^avtmauu non Jutc's.
Bon Sdj. Stfiün.
V © d) m t b bat in feiner 1874 erfdpenenen ©taub, £jeimat unb ®efd)led)t"
©d)iift „$>eö 9Jltnnef«ngeiS #artmanu oon 91 ue ber SJlinnefänger ftartmann o o n
nadjgeloiefen, ba§
91 ue ein ©dpoabe
37
mar (©. 74—84), ba bcr ©idjter bcm oorn Witter-- !
toefen ganj bc^eificvten jungen ©regoriug bie Worte
in bcn 2Runb (egte:
„ich’n wart nie mit gedanke
ein Baier noch eine Franke“.
Wäre .Spartmann, mie Giuige annahnten, ein
Traufe gemefen, üjatte er — fo folgert 2. ©dfmib
mit SRe<ht — nid)t obige Worte gebraud)t, beren
©inn nur fein fann: id) neunte mir bie bairifd)en
unb franfifdfen fRitter nicht jum Borbilb. 5lu<h
fitiben ft<h in ^artmann’b ©driften ©prid)mßrter,
fRebengarten unb ©prachformen, meldfe man nod)
heute (nur ? ©>. fReb.) aug betn ÜRunbe beg
fdhmäbifchen Bolfeg am obern ÜRedar ()ört, fo „aus
den Augen, aus dem Sinn; wer den Schaden
hat, darf für den Spott nicht sorgen ; das muss
mich wunder nehmen; under wegenlassen;
einen einer Sache zeihen; vergelts Gott; weiss
Gott; meim Kind; beim See; me (— me(;r) ;
sie sagent; lants (= (affet eg); du gist, er git
(bu gibft, er gibt); du seist, man seit (bu fagft,
er fagt) ; er treit (— er trägt) ; wir wellen u. f. m.1)
Oer oon .Spartmann befungene freie Sperre «fpeinrid)
„geborn von Ouwe“ mar „ze „Swäben geses¬
sen“ unb bie „Swaben“ beffen „lantliut“. gür
bie ©chmaben geigt bcr ‘©ichter eine befonberc Bor*
liebe, inbem er fagt: „den Swaben“ fßnne nie*
manb, „der sie däheime gesehen,“ il;re .Sper^*
lid)feit unb ©utniütigfeit abfpreeben. Heinrich
von dem Türlin, faft ein 3dtgenoffe beö ®id)terg,
fagt in ber Ärone (V, 2353): „als ich ez ofte
las an Erecke, den von der Swäbe lande uns
brate ein tihtaere.“ ©ieg cntfd)eibet bie 3ra3e-
Sind) bie am Anfang beg 14. $a§r()unbertg am
Bobenfee entftanbene ÜRanefjtfdfe ©ammlung oon
beutfdfen SRinneliebern Ifält ben 2)id)ter für einen
©dpoabeu , ba fie ihm bag Wappen eineg Bitter*
gcfd)(cd)tg beg Ohurgau’g beilegt unb ber Ohurgau
bamalg ju ©chmaben gehörte, ©aff nun bie 3Ra=
iteffifd)e ©ammlung bem Siebter bag Wappen ber
.Sperren oon 3B efperfpül (im fdfmarjen ©d)ilb 3
meiffc Slblerfßpfe) beilegt, bemeift nid)tg für bie
3ugel;örigteit beg ®id)terg ju biefent ©efd)led)te.
©cm Bifdfof SRicolaug 0. Gonftanj (f 1346),
bem erfteu Befiher ber Weingartner (©tuttgarter)
.Spanbfdhrift ber SRanefftf^en ©ammlung mar befannt,
baff man bie sperren oon W e f p e r f p ü l alg ©ienft*
mannen beg fölofterg Bei&enau bie „Omer" nannte
unb mol)l auch, ba§ 1306 ein H. de Wespir-
spuol lebte, megfyatb er ben ©ichter biefem ©hur*
gauer ©efchled)t jujal)len ju müffen glaubte, ba iljm
bie .Sperren oon Om bei Bottenburg unbefanut maren.
Wenn © d> r e i b er, ©afdjenbud) für ©ehhidfte 1846,
©. 103 behauptet: .Startmann l;abe fidf nad) bem
bei f^rciburg im Breiggau gelegenen 51 u gefd)riebeit
unb baran erinnere fein Wappen: bie Slblerfßpfe,
fo ift barauf ju ermibern , baff bag Wappen
J) @old)e formen mie me, gist, treit, geseit u. a.
finben fid) aber 3. 53. and) im Bibelungenlieb.
tat. b. Dieb.
ber .Sperren Oon 31 u bei f^reiburg nicht 3 meiffe
5lblerfßpfe im fdjmarjen ©dfilb, fonbern mie in
ber 00m herein .Sperolb hcrau38cgebencn Viertel*
jahrgfdjrift für Wappen*, ©iegel* unb Familien*
funbe 1890, ©. 280 oon £1). ©d)ön nathge*
miefen mürbe, gefpalten, red)tg eine 2ilie, unten
eine nid)t mehr erfennbare $igur (oietleid^t 2 fdfmarjc
Flügel) mar.
©agegen meint 2. ©d)mib, ©. 125, baff für
bie 3u3e^örigfeit beg ©idfterg ju bcn Herren oon
Om bei Bottenburg fpräcf)e, ba§ .Speinjelttt oon
Gon ft an 3, ber ©id)ter* unb ßSüdfemneifter auf
bem ©dfloff Bottenburg mit .Spartmann’g ©d)riftcn
mobl befannt mar.
Gg trat SRone im Oiöcefanardhio 1894,
©. 53 — 54 mit ber ©eljauptung auf: ber 00m
©idfter befungene freie .Sperr Heinrich fei ibentifcb
mit bem am 27. Oejember in einer Urfunbe ge*
nannten Henricus de Owen, meglfalb ^artmann
00m ©täbtdfen Omen an ber Sanier ftamme unb
bie 3 ^alfenlfälfe bem älteren, big 1251 im @c=
brauch gemefenen Wappen ber .Sperjßgc oon Oed
(mei§e Oaube ober blauer f5aI^n) entnommen feien.
Oer hohe ©önner, beffen Oob ber Oicf)ter um 1210
big 1220 beflagt, fei Jperjog 31lbert II. oon Oed
(f 1218 ober 1219) gemefen. ^artmann ha&c
^perjog iBertolb Y. oon 3äfjringen 1197 auf bem
ßreu^ug begleitet, na^m fchon Gh- ©tälin
II, 762, 3lnm. 1 an, braute i^n alfo in 3Us
fammenhattg mit ben 3ähfiugern, mährenb g.
0. ©taelin I, ©. 361 fagt: Jpartmann oon
31 ue, mahrfcheinlid) 00m ©efd)led)te ber
fchmäbifchen Oienftmannen oon Om e (Obernau bei
fRottenburg). Se^tereg für bie ©efd)id)te Württem*
bergg ©runb legenbeWerf f^eint g. 3Rone eben
fo menig genau ju fennen, mie £. ©d)mib’g 3lr=
beit. Wäre bieg ber gemefen, fo hohe er bodf
gegen bie ©effauptung, ^parttnann üon 51 ue gehöre
bem ©efchledht ber .Sperren oon O m (Obernau) an,
©tedung nehmen müffen unb £. ©chmib’g Wert
märe nicht mit 4 3ßden abgetan, ©tatt beffen
befäntpft dRon e nur bie Behauptung, Jpartmann
fomme oon 51 u bei greiburg, bringt (©eite 53)
eine Jphpotljefe oor, baff .Spart mann aug ber
©egenb oon Sanbau an ber Oueidh gemefen unb
ber h^e ©ßuner, beffen Oob um 1210 — 1220
.Spartmann beflage, ©raf ^riebrid) I. 0. Seintttgcn
(f 1220) gemefen fei, meil man in ber ©tiftgfirche
ad s. Mariam in coelos assumptam im nörb=
lid)en ©eitenfd)iffe (etmal290 — 1350) bag Wappen
(3 nad) redftg fdfauenbe Ralfen*, 3CbIer= , Serdhen*
ober fRabenlfälfe in einer $orm, bie ftarf ang
1 4 1 e ^ahrhujr^e1'* erinnert) im ©cblufffteinc
eincg Äreujgemölbeg fanb, ferner (©. 52) eine
anbere Jpppothefe, ba§ Jpartntann bei ©alem am
Bobcnfee gu ^)aufe unb. ber 1206 f Bifdhof Oiet*
heim oon Äonjianj ber hohe ©önner gemefen fei,
beffen Oob spartmann um 1210 big 1220 beflage.
Gttblid) beglüdt g. 3R on e (©.52) bie Sefer noch
mit einer brüten ^ppotlfefe, ba^ Jpartmanu ein
38
©erwanbter be« 3lbt« ©cro 3lucr bon @ra«beuren
bei ©tecröburg , be« erften 3lbte« be« (5iftercienfer=
flofter« 33aitenha«tach an ber ©alja, eine 2öeg=
ftunbe bon 33urgt)aufen entfernt, gewefen fei, weil
©ero = ©erwart = Jpartmann fei.
2Ba« nun 1. bie 3lttnal)me betrifft, baff ^part*
mann au« ber ©egenb bou Sanbau an ber Oueid)
ftammen fod, fo brauet e« feiner weitern ©Biber*
legung , ba fpartntann bon 3tue, wie £. ©dfntib
ftdfer nadfgewiefen ^at, ein ©dfwabe war, Sanbau
an ber Oueid) aber im ©ebiete be« fränfifdfen
©tamme« tag.
2. ©a bie 5t u er bon©ra«beuren 3 (jwei
oben, eine unten) ©idjeln im fdjwarjen gelb führen,
fann ba« in ber ©7ancfftfd)en Sieberfammluttg ht-
finblid)e angebliche ©Bappen -fpartmann’« nid^t jutn
SeWeife bienen, baff fpartmann ein 3Iuer bon
®ra«b euren war. Oer Umftanb, baff ©ero =
©erwart, Jparttnaitn eine föofefornt für ©erharb fei,
beweift natürlich nic^t bie ,guget)örigfeit Jpartntann’«
jurn ©efd)ted)te ber 3luer bon ©raöbeuren.
Um bie« ju fonfktiereit, bebürfte e« bod) anberer
©rünbe, bor adern be« ©adfweife«, baff um 1200
bie 3tuer bon @ra«b euren nod) blühten.
3. ©bett fo Wenig ift ein 33eWei« bafür er¬
bracht, baff «jpartmann au« ber ©egenb bon ©atcm
flamme. ©8 lafft fid) aderbing« ein ©räger be«
©amen« „de 31ugia“ in einer in (Salem au«ge*
ftcdten Urfunbe nadfweifen, Albertus de Augia
d. d. Salem 1. Juni 1257 in einer Urfunbe
33ifd)of ©bewarb« II. bon ©onftanj (Oberrheinifche
3eitfd)rift 35, <S. 372). ©erfelbe gehörte wohl
ber ©eidfettauer ©tinifterialenfamilie an, über welche
$inbter bon fönobtod), oberbabifd)e« @cfd)led)ter=
bud) <S. 24, etwa« mitteilt, ©er bon ihm ge*
nannte Cunradus de Augea, filius Hugonis de
Badewege, jwifcben 1170 unb 1206 ift wohl
ibcntifd) mit bem in einer Urfunbe be« 316t« 3ttbert
b. ©eid)enau 1267 genannten ©unrabu« de
Owe (oberrhein. 3edfd)r. HI, 479). ©erfelbe
führte wot)t ba« SJjßaploen : ©ab Wegen ber
3ürid)er ©Bappenrodc (im weiff unb blau gehaltenen
(S<hilbe ein ©oppelabter med)felttber garbe mit
roten Rängen unb auf rotem ©opfbelin ein bont
Weiter, hinten blauer, offener Flug). Ob ber @ott=
fribuö de 3lugia 1187 unb 2Bernl)eru« de 3lugia
1189 ©üitifterialen be« Älofter« ©eidfettau bem
©efd)led)t b. ©ab Wegen angch orten, muff baf)in
geftedt bleiben, jumat ba ©erd)to!bu« de Slugia,
ber 1220 patruus Algoti de T ecken husen
bcijft (^ittbler b. Äfitoblod), ©. 24), wot)l ba«
©Bappett ber Herren bon ©eggen häufen (eine
©d)eere) führte. Uebrigen« fpredfeu Weber 93Ba^)pen,
noch ©ornamc ber Herren bon ©ab Wege (33.*
31. ©Jöfffird)) unb ©eggenhaufen (©.-31. Iteber=
lingcn), bencn ©unrab de 3lugea, bcjiehungöweife
33erd)tolbu« de 3lugia angehörten, für 3ugcl)örig*
jparttnann« bon 3lue ju einer biefer Familien.
4. ©eine eigene 3lnfid)t, £)artmauit bon 31 ue
ftamme au« Owen an ber Sanier, glaubt F- ©tone
baburd) jtt ftiit^cn, ba§ er bcn am 27. ©cj- 1111.
genannten tpeinricu« de Owen mit bem bon .Spart*
mann bon 31 ue befungenen .Sperrn .Spcinrid) in 3U;
fatnmenhang bringt, ©un ift nid)t ju leugnen,
baff e« ein ©efdjedft gab, ba« ftd) nad) Owen
an ber Sauter fdfrieb. ©« muff bahin geftedt
bleiben, ob bemfelben ber am 4. ©e*. 1222 gc=
nannte Johanne« de Owen, capellanus olim
domini Heinrici de Gundelfingen, archidiaconi
ecclesiae Argentinensis (Urf.*33ud) ber ©tabt
©traffburg I, 3, ©. 369) angef)örte. ©id)cr aber
gehörte bahin Ber dictus Ybelrither de Owen,
ber am 6. ©ej. 1261 ein 2Sälbd)ett (5 $aud)art) J3e{
Höngen an« fölofter ©atem berfaufte (SBürtt. U.*
©uch VI, 27). ©r erwähnt in ber Urfunbe feinen
f ©ruber $riebrid) (oberrhein. 3edfd)r. 3, 71).
1273 waren ©ertl)olbu« bon Owen unb tpain-
ricuö ibidem 3eu9cn in ber Urfunbe ©ertholb«
b. f^alfenftein (S. ©d)mib, ©ton. tpohenberg.
©. 45). Subebicu« de O w en, gribericu«, frater
suus ftnb 6. (nid)t 8.) 3lpril 1283 3eu0cu dt einer
Urfunbe ber sperren bon ©töffeln (©t. 31.). 3m
3af)re 1301 würbe ber $rau 3lbetl)eit, tperrn
©ertf;otbö felig ehelidfie Sffiirtiit boin ©d)loffberg,
ben matt nennt bott Owen, bott ©onrab b. ©Bin*
berg genannt ©töffeler ein ©ut in ©ccfartailftngcn
übergeben (©aut 9ftoofd>ütj, Owen, feilte ©cfd)id)te
unb ©enfwürbigfeiteit, ©tuttgart, 1884, ©. 99).
©iefe sperren bott Owen waren aber fid)cr ©ieitffi
mannen ber .Sperjöge bon ©cd. $rü£)jeitig fcheint
ein 3'üei9 nach ©jftingen cingewanbert 311 fein.
©d)on am 22. ©ef)t. 1294 wirb 3llbertu« de
Owen, scabinus de Ezzelingen genannt (©t.
31.). 3tm 11. ©ej. 1393 bcrjidfietc 3lbell)cib bou
Owctt auf ein ©ed)ftel eine« tpof« ju Ober»©ff=
littgen, Weld)en ©tarquart ©otter ju ©fflingcn
mit feinem eigenen ©eil bem ^lofter 3lbelberg ber:
lauft hatte (©t. 31.). ^einrid) b. Owen, ©t'trger
in ©§littgett war 25. ©tai 1334 jitfatnmen mit
bem ©efan tpeinrid) b. Owen ©yecutor be« leisten
©fiden« be« ©faffen 3llbred)t b. Owen (©t. 31.).
©on ©jflingett fd)eittt ftd) bie« @efd)ted)t, wenn
c« fid), wa« zweifelhaft ift, um biefelbe Familie
hanbclt, nad) (Stuttgart gewaitbt jtt haben, wo fd)ott
1393 ber bon Owen ©ürger war (©faff, ©f’lingcn,
©. 277). ©tagifter Jpeinrich bon Owen, ber am
5. ©ob. 1280 at« ßanonifu« ju Sord) ben 3luf^
trag erhielt, bie ©f)äne jwifchen bem ^lofter Sord)
unb ©onrab ©ogtter über einige ©ütcr ju ent:
fd)cibett (©t. 31.), ftantmte wohl nur au« Owen,
wie aud) bei ber in ber 0.:3l,:©efd)r. $ird)l)cim,
©. 245 genannten ^tebwig bie grigin bon Owctt,
grtg ber Familienname unb Owen it)re Jpeintat
war. ©er 1336 genannte Söertter b. Owen uttb
ber 1409 genannte ©onrab b. Owen (0.:3l.«
©cfd)r. £ird)f)eim, ©. 245) gehören bent ®efd)tcd)t
ber sperren bon O W bei Obernau an. Unter feinen
Umftänbctt barf ber am 27. ©ej. 1111 al« 3eu9e
ber Jpcrzöge ©ertolb III. uttb ©onrab bott 3®ls
ringen genannte Jpciitricu« de Owen (©dfoepflin,
Hfl 3cir. Sab. V, 47 unb Stannat, Vindemiae I,
160) in 3ufammenljattg mit Omen an ber 2auter
gebraut merbcn. Senn nad) bem Rotulus San-
petrinus (Freiburger Stöcefanard)in 15, 153 unb
167) fd)enfte Siutfribud miles de Oma einen
Weinberg bei Uffenljufen unmeit non 3lu bei
Freiburg unb Nehmend de Oma einen Skinberg
unb eine SBiefe in Uffenlfaufen bem ßlofter ©t.
Setcr. 3tu<h nermadfte Jpeinrtd) n. Oman, Sienfb
mann Jpcrjog Sertolbd III. oon 3^ringen, 1112
fein ©ut unb jpaud jit 3tu bei Freiburg bem bloßer
©t. Setcr (Äinbler 0. ^nobtod), ©. 24). Jpein=
riet) de Omen (1112) ftammte alfo aud 3tu,
S.=3l. Freiburg. Saß aber biefed ©efd)le<ht mit
bem non Jpartmann ton 31 ue befungenen ,!perrn
.Speinrid) in feinen 3ufammenhang ju bringen ift,
f>at Fr. Sauer in ber ©erntania, Sanb 16 unb
nach ibnt 2. ©chrnib, ^»artmann n. 31 uc, ©. 131
längft fdjou uadfgemiefen. Öeinrid) n. Omon
(1112) mar ein unbebeutenber Sienfttnann Jperjog
Sertolbd III. n. 3&hringeu, £)err .Speinrich
aber ein (Sbelfreier . .Spiemit briefjt aber bad ganje,
non F- 2Ronc aufgeftetlte ©ebäube oon ber $b5
pot^cf e bcr 3lbfunft ipartmann’d non 31 ue aud Omen
an bcr Sauter jufammen, ba
a. jpeinrid) non Omen (1112), auf melden
F- 2Rone ficb beruft, gar nic^t aud Omen an ber
Sauter, fonbern aud 3tu bei Freiburg ftammte.
b. ba jpeinrid) non Omen 1112 fein Sienft=
mann ber Jper$ögc non Secf, fonbern berer non
3äbringen mar, aud) ein angeblicher Sad)fomme
bedfetben, mad ja nach F. 3R o ne ber Stinnefäuger
§ artmann fein foH, ben 1218 ober 1219 gc=
ftorbenen Jper^og 3llbert II. non Secf nicht atd
feinen h°hen ©önner beflagt h«ken fann. 3Bic
man ficht, hai SRone ganj mit Unrecht gegen
©t). F- b. ©tat in ben Sormurf erhoben, er irre
ftd), menn er Omen in ber Urfunbe non 1111
für 3lu bei Freiburg erflärt. Sielmehr hat, mie
man ed bei einem fo eyacten F°rfd)er, atd ed ©t).
F- n. ©tat in mar, nicht aitberd ermarten fonnte,
bcrfetbc Secht, bagegen F- 3Rone, ber ftd) bei ber
Frage über bie jperfunft bed 1111 genannten
Jpeinrid) non Omen oict ju menig mit bcr ein*
fd)lägigen Siteratur befaßt ha*/ Unred)t.
3n ber ©ifcung bed hiftorifdfeu Screind ju
Freiburg im Sreidgau h'ctt am 8. Fe&ruar 1896
.Sperr Srofeffor Dr. 3llot)d © d) u It e einen Sortrag
über bie Jperfunft Jparttnanu non 3tue’d. ©r ging
babei non ber gemiß richtigen Soraudfehung aud,
baß ber Sichter in feinem „armen .Spcittrid)" nur
eine ©efthict)te aud ber Familientrabition feitted
eigenen Sehendherrn miebergebe. 3lud ber ©r--
mähnuttg eined ©ereute unb eined bem ebetgeborenen
.fSerrn ebenbürtigen Sauerngefd)techtd glaubte ber
Zehner ben ©d)Tu^ herleiten ju fönnett, baß bie
^eimat bed Sid)tcrd ju (gglifau im Danton 3ürid),
alfo im fd)mäbif<h#burgunbifd)en ©renjgcbiete ju
fuchen fei unb baß ber „arme .Jpcinrid)" felbft bem
@efd)ted)te ber sperren non Mengen angct)ört l)abe.
©d mirb nentlid) , mie ber ©chreiber biefed fdbon
1891 in ber Sicrtetfahrdfchrift für 2Saßheit#, ©icgcU
unb Famitienfunbc, ©.31 nachgemiefeit hat» am
24. ©eßt. 1238 Heinrici de Owe, Sr über bed
Somherrn Seinharb non ©traßburg in einer Ur=
funbe bed 3ürid)er ©taatdarchind ermähnt, ber mit
bem freien Jpeinrid) non Sengen, Jperrn ju ©g =
tifau ibentifch ift. Sach Äinbler nou ilnob =
tod), oberbab. ©efd)Iechterbu(h , ©. 210 hei™tcte
biefer ^peinricud (f 1250) eine 3t«» beren ©e*
fd)ted)tdname unbefannt ift,
stimmt man nun mie ©dfutte au, baß biefer
freie Jpeinrich non Sengen, ^perr ju ©g tifau
mit bem non Jpartmaun non 3t ue befungenen freien
£einrid) n. Om (bem armen Jpeinrich) ibentifch ift,
fo muß jpartmamt non Om ju ben Oienftmannen
ber Freien non Sengen gehört unb fidf nad) ©gtifau
(Om) bei 3üri(h getrieben h«ben. ©d muß aber
erft nachgemiefen merben, baß ein Oienfhnannenge;
fd)te<ht ber Freien non Sengen ftd) nach ©gtifau
(O m) fdfrieb. fRun ift mot)I nicht ju bejmeifeln,
baß £>. filius advocati de Onme, ber 29. S)ej.
1277 neben bem rector ecclesie in Sengen atd
3euge genannt mirb (Sodfer, Seringcu, ©. 84),
ftch nad) ©gtifau, nid)t nach Obernau fdfrieb. Sic
Urfunbe ift in ©d)affhaufen audgeftettt unb ed mirb
in berfelben Siutolb nobilis de Regensperc,
b eff en ©ih (SRegendburg) menige ©tunben non ©g^
tifau entfernt tag, genannt, ©d ift fomit biefer
advocatus de Onme moht ju fcheiben non bem
im ©ob. Jpirfaug. genannten ^permannud advocatus
de Oma, ber fidfer nach Obernau ftch fchricb.
Ser 1277 genannte fp. filius advocati de Onme
hieß moht Jpeinrid) atd Sntmfinb bed Freien non
Sengen. 3ft fomit ^ierburd) nachgemiefen morben,
baß ftch ein Sienftmannengefd)lecht mirflicf) nach
©gtifau fchrieb, fo ift bantit atterbingd bad Sor»
hanbenfetn eined itad) ©gtifau benannten Sienft*
maunengefchled)td ber Freien non Sengen ermiefen,
bamit aber feinedmegd jpartmann’d 3u0e^rigfeit ju
biefem tengenfd)en Sienftmannengef(f)le<ht.
2öie 2. ©chmib, Jpartmann, ©eite 62 — 72
nad)gemiefen h«t» hat ^«rtmann non 3tuc an bem
^reujjug non 1189 unb h^cCpft mahrfcheinlich an
bem non 1197 Seil genommen. 3lld Stenftmann
mirb er fchmcrlich ohne feinen Sienftherren in bad
heilige 2anb gezogen fein. Sun mar ©raf Sur*
fart n. Röhenberg, ju beffen Sienftmannen bie
^errett n. Om (Obernau) jähtten, ttachmeidlid)
Seitnehmer am Äreujjuge nom 3«hre 1189 (2.
©dfntib, ©rafen non Röhenberg, ©. 6 — 7). Son
einer Seilnat)me irgenb eined Freien non
Sengen an irgenb einem Ärenyuge, ge*
fchmeige benn an bem nom 3«hrc 1189, ift
aber nid)td befannt. 3Ran ncrgteid)e bie grünb*
lid)e 3lrbeit S. Söhrid)t’d, bie Seutfchen in S«lä*
ftina, 3«n^brucf 1894, namentlich ©• 52 — 81.
Sied fprid)t menigftend nicht für bie 3u9ehörig:
I feit Jpartmann’d ju bem Seitgenfdjeu Sienftmannen#
; gefchled;t non Om ober ©gtifau, nietmehr eher
40
gegen biefelbc. ©cmiff ift eß berlocfenb, nad)bem
ber 1238 ermähnte Jpeinricuß de Ob me, ber
$reie bon Stengen entbed't mürbe, in Uftn beit
bon ^artmann befangenen freien -Speinrid) bon Om
ju fepen. Allein, mie häufig ift bod) ber 9tame
^peinrid) im ÜRittelalter ! ©ei mehreren, flammet
bcrfd)icbencn Familien bon O m begegnet berfelbe.
Deß jö^ringifd)decfifd)en Dienftmannen mürbe fdfon
gebad)t. ferner feien bie ©djnciber bon Om jit
SRottenburg a. 9t., bei benen 1300 — 1325 ein
£einrid) borfommt, .Spaturicuß bj ber O m e, ber
ftd) 1246 nad) ©pb, 0.»2l. SRabenßburg fdfrieb,
.Speinricuß de Oma, 1161 Dienfimann beß Softer ß
Sßfäffer’ß, 18. SRob. 1258 ^enrieuß de Oma,
Dienfimann beß ©rafen SRubolf bon SRapperß*
m p l ermähnt.
Dieö mahnt bod> gemiff jur SSorfid^t bejüglid)
ber ^bentificierung irgenb eineß beliebigen £>einrid)ß
b. O m mit bem armen ^einrid).
9tun mirb man aber bem ^^ß^r entgegen:
galten: „ade biefc $einrid)ß bon O m finb ja bteh
leicht mit 2lußnahmc beßjjenigen, ber ftd) nad) ©pb,
0.»2l. SRabenßburg fdfrieb, feine freien, fonbern
Dienftmannen. Oer arme «Speir.rid) mar aber ein
freier, Paper fominen ade biefe Jpeinricpe nid)t für
il)n in ©etradjt". Daß ift gemiff richtig, Dod)
mer fagt unß, ob nid)t irgenb einer biefer bielen
Dienftmannen beß 9tamenß ,,^)einrid) bon Om"
ben Vornamen einem früheren Oicnft^errcn feineß
©efd)led)tß, einem freien banft. Denn baff Dienft=
Herren unb Dienftmannen fd)on burd) bie Sßaten:
fepaft häufig bie gleichen Vornamen Ratten, ift, mie
jeber gorfdjer meijf, eine Stpatfadfe, bie ftd) burd)
Staufenbe bon ©eifpielen belegen lägt, ©ß fann
fomit bie Dpatfadje adein, baff ber freie ^peinrid)
b. Stengen ftd) nad) ©glifau (Om) nannte, nicpt
ol)nc mcitereß feine ^bentität mit bem armen Jpein=
rid) ermeifen.
Dod) ©d)utte bringt nod) anbere ©rüttbe
auffer ber ©rmäpnung beß Jpeinrid) b. O m, freien
b. Stengen, bie, mie gefagt, für ftd) adein nid)tß
bemcift, bor. Da fod eß bei 3mtd) (©glifau) ben
ebelgeborenen sperren ebenbürtige ©auern gegeben
paben. gme ©auern gab eß aber aud) am obern
9tedar, nahe bem ©ipe ber sperren bon Om
(Obernau), fo nur menige ©tunbcit ftromabmärtß
in ©epingen, föirdfentedinßfurt (beibc Orte noch
©nbc beß 15. $al)rl). SRutibate ober immunitates).
Dort gab eß „frei Leut, die niemand unter¬
worfen waren“. Unb an ©ereut, meldjeß ber
Diopter ermähnt unb maß ftd) bei ©glifau finbet,
mar im engen SRedartpal bei ©icringcn, mo jept
bie ©tgige nad) Wacpenborf hinauf gcl)t, feilt 9Rattgel.
2luß biefen beibett fünften lägt ftd) 9tid)tß ^u
©unften ber © d) ul te’fdjen ^pppotpefe ablciteit.
Uebrigcitß fpredpen für bie 3ugcprigfcit ,!parL
tnantt’ß bon 91 ue jutn @efd)lcd)te ber Herren bott
O m bei SRotteuburg nod) anbere ©rünbe alß ber
bott 2. ©dfmib in feinem ^artmann b. 21 tt c,
©eite 125 angeführte, ttemlid)
1. 2. ©dpmib in feiner älteften ©efd)id)te ber
.Spopcn^odern I, ©. 82 meint: man fann berfud)t
fein ju bermuten, bie Wafferburg Jpirrlingen
(ein alter ©eftp ber sperren b. O m bei SRotteu=
bürg) pabe ^parttnann b. 21 u e bie 2lnregung ju
ber ©djilberung gegeben, m eiche in feinem SRittcr=
rontan „Erec der Wunderäre“ bon bem $agb:
fdfloff „Panefrec“ gemacht hat, baß angeblid) einem
jlönig bon Urlaub, ©attioreij, gehörte unb inmitten
eineß Weiperß unb bor einem außgebel)nten, bem=
felbcn gehörigen $orft lag.
2. Daß nterfmürbige 3ufammentreffen, baff
fomol)l Jpartmann bon 2lue, alß auch ©raf ©ur*
färb I. b. Röhenberg, beffen Dienftmannen bie
bott Om (Obernau) maren, am ^rcujjuge 1189
Steil nahmen, mährenb bon einer Steilnapmc
ber freien bon S£ eit gen, beren Dienfh
mannen bie b. Om (©glifau) maren, nidftß
b e f a it n t i ft.
3. ,Sp artmann bon 2tue brad)tc bon „Äarliitgen"
(diorbfranfreiep) bie frangßftfdje Urfcprift beß ,,©rcc"
unb „©regor" mit itad) ©cpmaben. Denn in feinem
erften ©i’id)lein „dem Zwiegespräch zwischen
Herz und Liebe, ©erß 1275 ff. fingt er: „er
habe aus „Kärlingen“ einen „Zauberlist“ mit
nach Deutschland gebracht“. 2lud) fingt er iit
feinem „©regor" : „Swelch Ritter ze Ilennegöu,
ze Brabant und ze Haspengöu (ber ©egettb bon
Süttidj) ze Orse (Sfßferbe) je allerbeste gesaz,
so kan ich’z mit Gedanken baz“. JEßie fam
er nun in biefe entlegene ©egenben? 9Rärj
1192 mar ©raf ©urfarb I. bott Röhenberg in
Süttid) (S. ©d)tnib, ©rafen b. Röhenberg, ©. 7 — 8).
Oaß ift bod) fein bloffer 3ufaü/ ba^ ©raf ©urfarb I.
bon Röhenberg, ber dta^bar unb Oienftherr ber
Jperrett bon Om (Obernau) bei SRottenburg, ttad):
meißbar 1189 unb 1192 in ben meit bon ©dfmaben
entlegenen ©egenben (bem heiligen Saitb unb Sittlich)
mar, in meld)e auch Jpartmanu bon 2luc mährenb
feineß Sebettß gefomnten ift. ©ß ift bod) nid)tß
natürlid)er, alß attjunehmen, baff ber ©ängcr ben
©rafen bortf)in alß Oienftmann begleitet hat, maß
mieberum für bie 3ugel)örigfeit Jparttnanitß ju ben
sperren bon Om bei SRottcnburg fprid)t.
3. ©iedeid)t ift eß aud) fein 3uffld, ba§ Jpart=
mann bott 21 uc ju einer feiner Dichtungen ben
auß bent „Chevalier au lionu bon ©hriftian bon
S£ropeß entnommenen ©toff bermenbete. Denn ber
Söme mar baß Wappentier feineß eigenen ©efd)led)tcß
unb bieß mochte ihn beftimint haben, ben Simm,
ben Stitter mit bem Sömett, ju beftngett.
4. 2ln bem Ureujjuge bon 1189, bem «Iparh
mann bon 2lue bcimol)ntc, nahmen Steil ©raf
Diepolb bon ©erg, £>artmaitn b. ©lauf enfteiu,
ein ©raf b. ©alm, 2lbalbert unb 9Rattgolb bon
Di Hing cu, geringer b. ©antbad), ein SRittcr
bott ^)all, ©raf Submig b. Jpelf citftein, ©raf
2llbrcd)t b. Jpol)cnlol)e, §err o. ^pohenlol)e:
©rauned, SRitter 2lrnolb b. ^ornberg, Ulrich
b. Siihell)art, ©ropft ^)ciitrid) b. 9Rard)tl)al,
41
©raf bon Reifen, Äonrab b. Nürtingen, ©raf
$oitrab b. Dettingen, Otto 0. 9t am Sb ad), ©er*
harb b. 9t oben, tQeinrid) 0. 9tuggc, ©onrab 0.
©dfwarjcitber g , Wartung o. ©inneb runnen,
ein ©raf b. Tübingen, ©raf £>einri<h o. 23 e =
ringe n, 90tarfgraf SöertoXb b. 93 o l; b u v g (;@iengen),
©ottfrieb b. Wiefcnbad), ade au« bem jetzigen
Württemberg, wälfrenb bon ©hweijern nur 23ifd)of
£cinrid) b. «Bafel, ©raf SHbredjt b. £ ab «bürg,
©raf U(rid) b. ftpburg, ©raf Utrid) b. dteuen*
burg unb Heinrich b. 9t in ad) genannt werben.
©S refrutierten fih bemnad) bie Ärcujfahm bor*
nemlid) au« ber §cimat $ artmann’«, bem eigent*
lid)en ©d) Waben, unb c« jog au« feiner uähften
9tad)barfd)aft außer feinem £el)en«l)erren ein ©raf
bon Tübingen mit. Oie« fpridjt bod) aud) bafiir,
baß tpartmann, ber an biefem 3U9C ^eil naBm/
au« bem eigentlichen ©d)Wabcn (Obernau), nid)t
ber ©dpbcij (©glifau), bie fid) am Buge nur gering
beteiligte, flammte.
(gortfehung folgt.)
Cinc fltttt>«|lfätet»(W«tion vor 300 g'atjven.
9t ad) ben Originalaften im Ägl. ©taatöardjib.
jBü] x f 3zlwu Srfimüllcr in 3Pmnfring£it.
(gortfeßung.)
9tad)bcm fid) ba« ©pamen mit D. £od)mann
etwa« ber jo gen, baß bor bem 9tad)tcffen nicht mehr
biel übrige 3eü gewefen, hat wan, um biefe 3eü
nid)t ju berlieren,
D. Oabib 9Dtagiru« (ebenfad« Prof. Jur.),
borgeforbert, weit er al« ein erft angenommener
nicht biel anjugeben wußte. 9Dtan wodte ihn beß =
halb aud) nicht über ade fünfte befragen, erinnerte
ihn aber, bie Formula Concordiae auch ju unter*
fd)reiben (beßgleid)en auf ba« Oeftament be« £>er*
jog« bei einer ©enatSfihung mit anbern neuen
Jh'ofcfforen ju ^remittieren). ©r bot fid) ber ©ub*
ffription halben gutwidig an unb unterfhrieb fogleid).
2Son ben Studiosis wiffe er nid)t« $Befd)Werlid)eS,
fonberlid) baß etwa ©albiniften unter ihnen fein
foden, benn ber ©erlfarbt (wegen beffen man it)n
fonberlid) befragte) flid unb ruhig fei. Oer ©rber=
mann bon 9teuenftabt fei für einen 9tamiften (?)
gehalten worben. ©S fei einer ©rufeliu«, etlicher
oon Slbel «Präceptor, ein «Poet unb bisputier gern,
aber thue in Theologia feinen ©d)aben. 25etr. bie
Privilegia unb Statuta wiffe er nicht«, wa« wiber
fie fürgetaufen fei. 211« man ihn infonbeyheit fragte,
weil er extraordinarie lefe, wie fi<h biefe Section
anlaffc unb ob fie bon Studiosis fleißig Befugt
werbe, fagte er, er habe c« nun etliche dJtonate
bcrfucht, fönne aber nit finben, baß c« gut fein
werbe. Oenn fobalb bie Yacationes fommen, alfo
aud) auf ben Oonnerötag, feien bie Studiosi un =
widig unb befdpberen fih, haben etwa affigiert, ob
c« nit auf einen anbern Oag gefd)el)en möd)te. 2llfo
gehe eö aud) mit ben disputationibus. Oie
Studiosi wenben bor, fte haben ber eine ba, ber
anbere bort ju f Raffen, beßwegen bäte er, bie
Herren ©ommiffäre möchten bie ©ad)e erwägen unb
e« am nüjlid)ftcn anfd^iefen.
Freitag« b. 29. Buni
hat man propter festum D. Petri et Pauli, ba=
mit bie ®ormittag*5Prebigt nid)t berffiumt werbe,
abermal« einen neuen «Profeffor borjunehmen be*
bäht. Oeßwegen ift bor ber iprebigt
D. 901 at t h i a « $afenreffer
erforbert worben. Banähft in genere befragt, fo
biel man meinte, baß er wiffen fönnte, giebt er an
(betr. Sectarii), man wiffe, wa« fid) bor einem
Bal)r mit etlichen ©tipenbiaten jugetragen. 90lan
habe aber feiger gar nid)t« mehr gefpürt, baß bie
Studiosi nid)t sinceri wären, ausgenommen einer,
gribericu« Ringer bon WeinSberg, ber bor einem
Bahr mit bem Sraunbaum (ber nad) ^eibelberg
gegangen unb ©albinift geworben) aud) biel con*
feriert. Oer fei bor 5 Wochen fron? heimgejogeu;
man bermuthe aber, er fei nid)t mehr ju £)au«
(baju dtanbnote: er fam wieber unb fanb fid), baß
er wirftid) baljeim franf gelegen — ber 23erbad)i
alfo unbegrünbet). ©onft wiffe er bon feinen
Sectariis unter ben ifirofefforen ober fonft, adein
baß ©priftopt) ©rbennann, fo Beneficiarius be«
Jnerjog«, etwa« fuSpeft gewefen; er fei aber nid)t
mehr Iper OK- ™ ®Peier fein), ©obicl
M. Situm «JJtüder betreffe, weld)cr iljm ein lieber
©odega unb ju biefem officio tauglid) (War Mag.
Dom. be« ©tipenbium« geworben im $• 1592),
habe er nie ba« wenigfte gefpürt, fonbern er fei
rid)tig unb feinethalben nidjt« ju beforgen. 90tit
bem Pomponio, 23ud)l)änbler (bon bem er etwan
53üd)er genommen) twbe er nie conferiert, wiffe nid)t,
wie er in Religione geftnnt unb ob er tper com-
municierc. — Wenn man ©üdjer au« ber 90t cß
bringe, bürfe feiner bie ©tippid) öffnen, c« feien
benn bie 23crotbnetcn jugegen, weihe« früher nid)t
gefhepen. 20töhte biedeiht nic£)t fd)aben, baß fie
erinnert würben. (Conclusum: foden berwegen
ade Suhpanbler erforbert werben.) Unb weil bie
Studiosi, fo wegjiepett woden, ben SBucpbinbern
etwa ein 23ud) ju laufen geben, pabe er liefen
auferlegt, adwegen einen Catalogum ju madfen
unb ihn ju offerieren. — Setr. disciplinam palte
er bafür, e« fei leiblich befd)affen. deicht weniger
halte er bafür, bie «firofefforen bcrrid)ten ihre Lec-
tionen nid^t unfleißig.
42
Specialia interrogatoria:
Fac. theologica.
(1). (Sv bcforgt, eS werbe nid)t vuot;I gelten
mit einer befonberen tl)col. Section für ade ©tu*
benten. ©agegcit fönnten alle Studiosi bic Theo-
logicas disputationes Befugen (weil man auf
biefe ©tuitbc bic lectiones eiuftedc). (Sine ©iS*
putation fei fo nüptid), als wenn fie 2 ober 3 See*
tionen Bören. (2). ©ie ratio concionandi ju
jeigen, Befleißige er ftd) ttad) feinen geringen ©aben.
©er Cancellarius ge^e etwas furj Btttburd). (3). Bit
Yigilia Nativitatis l)aBe er uub in festo Augu-
stino M. £>einrid) ©d)öffler eine oratio Theo¬
logica gcBalten. (4). gel)t unb 9Jtängel in Facul-
tate wiffe er feine.
üftad) beut ^rül)mal)l wirb D. 3of)ann Jparp*
p r e d) t (Prof. Jur.), ber erft ein $afyr JSrofcffor
mar unb erft in biefen ©agen in beit ©enat ge*
fommen, nur über einige fünfte gehört. 3Bcil
mit bent Fiscis Bisher ben alten Orbinationcit uid)t
nad)gefc$t worben, wirb er cnnalptt, {einesteils
barait ju fein, baß baS fünftig gefd^e^e. — Sec-
tarios weiß er feine aitjujcigen. Formulam Con-
cordiae Bflt er unterfdi)rieben, bagegen auf baS
©eftament beS ^crjogS ftd) nod) nid)t üerpflid)tet,
ineil cr nidjtS baDon gemußt. — (Sr wiffe üon
feinem ^e^l unb ÜJtangcl Bei ber UniDerfttät, außer
baß bic Subsidiarii itid)t burd)auS fleißig feien. —
Sion ber 23urß fönnc cr nidftS Berichten , er fei
in 10 3a^ren nidjt barin gewefen; aud) uid)t non
ÄoftBcrren. — ©ie 3«Bl ber Studiosi nel)me nid)t
ju, fte jic^cn Diedcid)t ber ©Beuruttg wegen anberS*
WoBiit.
In Facultate Juridica: (4). 33ei lec¬
tiones extraordinariae meint er, eS werbe feinen
33cftaub ^aBcu. Dr. ÜUtagiruS Babe anfangs ein
frequens auditorium gehabt , eS Babe aber balb
aBgeitomtncn, weit bic Studiosi gar unluftig Werben,
diebus feriatis lectiones ju tjören. (8). (St Ija&c
{einesteils gemeinltd) 40 Auditores, wie aud)
©ntjliituS unb jpalbrittcr jiemlid) Auditores Baben.
D. SauBmaicr l)abe nid)t fo gar oiel, Bisweilen 7
ober 8. (9). (Sr getraue ftd), in 2 $aBren bie
Institutiones ju lefcit. $oit ben anbent wiffe er
nid)tS ju fageit. — SSon privatis Collegiis giBt
cr an, D. ©corg 5llBcrt Surcarb, M. ©eorg 33ur*
carb’S ©oBn, Bflbc eines, lefc bancBctt Institutiones
privatim unb werbe barin commenbiert. — ©er
disputationum Bal&en berichtet cr, wenn Sfemanb
il)n barum angefprod)en, B®tte er gern biSputiert;
cS fei aBcr feiner erfd)iencit, ber ftd) ju einem die*
fponbenten offeriert Batte. (Sr wolle ftd) gern ba*
rin gcBraud)ett taffen.
Magnificus
Rector D. BoBanneS Jjpalbritter,
211S iBnt anfangs eröffnet, wie ernftlid) nufer
gn. giirft unb iperr fleißig ju Difitieren Bcfel)len,
Bat man iBnt ein Interrogatorium nad) bem
anbent oorgeBattcn.
I. ©cm eine Interrogatoria.
(1). ©eines 2ßiffeuS Babe cS BiSt)cr feine Be*
fonbere dtegiftratur geBaBt. dldeiit D. SauBmaier
fei BefoBlcn worben, ade Acta fleißig jtt regiftrieren.
spielt cS für gut, gewiffe Registratores ju Baben.
(4). ©o lange er Iper gewefen, fei dtiemanb Don
ber ©aitjlei bei bet examinatione neglectuum
gewefen , oorl)er aber (wie er oon ben Slltett ge*
Bört) ^entattb baju Derorbnet worben, ©onft wenn
einer eine Section Derfäutnt, Babe man etwa ge*
fd)el)en laffett, baß einer fclBigc compcnfiere, etwa
l)aB einer 1 ff. bafür erlegen tnüffen. (5 u. 6). 23oit
ber Beit beS oorigen 2lBfd)iebS Babe tnan gemeinig*
lid) tertiam partem beffett, fo gefaden, in fiscum
gelegt. (7). ©ie Sibcrep ber UniDerfttät fönnc
ben Studiosis nid)t Diel nü^ett ; cS feien faft alte
33itd)er unb fd)led)t, gleid)Wol)l man etliche fauft.
©cS Gremppii fei. Siberep fei wopl DerfeBcn,
aud) etlidjeS barcin erfauft worben. (8). ©S feien
auf baS füngft gürptlid)e Jteffript bie 23ud)Bänblcr
ade oorgeforbert unb ernftlid) erinnert worben,
felbigem ju geleben. (Sr fonttne oft in beS Pom-
ponii Saben, ftnbc aber nid)tS Unred)teS, l)a^e
mel)rcrteilS Philosophica. (9). ©r wiffe unter
ben Professoribus feine Sectarios, alfo aud) feine
unter ben Studiosis feiger 3ßtt- ®1‘ For-
mulani Conc. unterfcBrieBeit, auf baS ©eftament
aber nod) nicht Tflid)t gctl)an. (13). Äöttne ftd;
febo nicht erinnern, baß etwas wiber bie privilegia,
ordinationes unb statuta geBaitbelt worben.
(14). SlucB Dott beit Slmtleuten wiffe er feine iRag.
(15.) ©ie Habitationes feien tariert unb bitrfe
man modum nid)t eycebieren; wo man audB Be*
ftnbe, baß man mit bem ^oftgelb ju oiel auffieige,
forbere man bie ÄoftBerren unb ftede fte ju rebe.
(16). ©S fei woBl Dor Ba^rcn ctft)a g^^c()en^
bie Bncarcerhrlcn Uepptgfeit trieben. SBcnit bie*
f eiben fol(BeS tBäteit, müßten fte befto länger in
carcere liegen. (17). ©ie Studiosi Baben BiSl)er
ntd)t Diel excessus Begangen, außer baß fid) ein*
mal jwei etwas auf ber ©affe jugetragen, eS fei
aber bie ©ebül)r Dorgenomnten worben. (18). SDtan
Bleibe bet ber ©aj- uub werbe ber Habitation halb
niemanb übernommen, ©onft feien bic Praecep-
tores wie auch bie discipuli ungleid). (19 u.
20). Heber ben Oeconomus im Contubernium
fei bißmal feine ^lag. ©ie Inspectores Contu-
bernii werben baS am Beßten wiffen. ©r präfu*
rniere, Weil man nicht flage, Werbe nicht übel ge*
fod)t. (22). ©er nteBrer ©eil Babe ben ©if<h in
Contubernio, aber nicht ade. (23). Äönne feinen
S3erid)t geben; bic Inspectores werben cS wiffen.
(24) . 39tan müffe bie Studiosos felbft fragen.
(25) . 9Jtan l)aBc, fo Diel bie Extra anlangt, ein
Beit Ber nid)tS gefpürt ; nur ©ruppenbad) Babe
einem, ber Söonrieber genannt, ju Diel extra ge*
geben; baS werbe man il)m fürberlid) Derweifert.
DJiit bem (Sin* unb SluSftaitb wiffe er feine Unge*
BitBr. (26). ©er ©taub bleibe fleh eine Bett l;er
48
faft gteid), cg möchten mit ben ©tipenbiaten jepo
auf 500 Studiosi fein.
II. Ad specialia Interrogatoria.
In Facultate Theologica murbebcrEteftor
nur megen ber communis Lectio Theologica Bc=
fragt. (Sr piettc eg für ein nii^ltd) gut 2öet*f,
mettn nur bie Studiosi Juris unb Medicinae
baju fämen. (Sg inüffte auf einen fottbern Dag
gerietet merben, »ornemtiep auf ben Donnerstag,
©teiepmopt merben bie Studiosi »ietleid)t ungern
baju fommen.
In Facultate Juridica. (1). (Sg feien,
feit er pier, 2 ober 3, aber auf baS te$te Festum
Jvonis feine oratio gehalten morben. (Sr motte
cg aber notieren, baff eg pinfüro gefdfepe. (8). (Sg
merbe einer niept gleid) in bie fjafuttät eingenommen ;
man fepe »orper etma ein $apr $u, mic er ftd)
mit bem Sefen antaffe. (4). (Sr »ermeift aud) auf
bie (Srfapruttg, bie 5ßrof. Eftagirue gemad)t. (6).
Eßann bigper einer etlid) als 5 ober 6 lectiones
negtigiert, t;ab man poenam eingejogen; menn eS
aber nur 1 ober 2 lectiones gemefen, bie com-
pensationem jugelaffett; cg märe optte 3lüeifri
beffer, menn mieber eine Disputation bafitr ju
patten auferlegt mürbe. (7). Sei Einleitung ber
Studiosi ad praxim [tritt er eg ben Jperrn Com-
missariis jur (Srmäguttg anpeint; piette cg aber
für nüptid) , menn ein exercitium practicum in
forma collegii angefteÜt mürbe. (8). Die Studiosi
feien bigmeilen etmag negligentes gemefen, baper
fic erntapnt merben; fie paben atfo jiemtiepc Audi¬
tores auffer Dr. Saubmaier, meteper (mie er etma
oon Studiosis gepört) »erbriefflid) getefen. (Sr,
Jteftor, pabe etma auf 30 auditores. (9). (Sr
pabe [einesteils einen fold)ctt methodum, baff er
niept bie leges ex ordine naep einanber eppticiere,
fonbern jiepe bie materias jufammen unb rebigiere
bicfelben in certa capita, aUba er bie difficiliores
leges auep in specie interpretiere. (10). Eßciff
bei biefer gafultät fepo feinen fanget.
, In Facultate Artium
ift er alg 9teftor ber E3urff patben befragt morben,
morauf er angejeigt, bie ^nfpeftion merbe fteifig
»erridftet, mic au<p bagegen in »orfattenben ©ad)en,
ma« ftd) gebiipre, borgenommen.
©atngtagg b. 30. 3>utti
erftattetc E3ormittagg ber ßird)cnrat (Spriftopp £up
ben (Sommiffären E3erid)t über bie fftedptungen ber
Uniberfität, beS tpeot. ©tipenbiumg unb beS Sti¬
pendium Gremppianum.
3^ad)per mürben bie 23ud)bruder unb 33ucp*
pänbter borgeforbert unb baß neulicp megen ber
©eftifd)en 33inper ergangene Etugfd)reiben ipnen
mieber eittgefepärft.
©amgtag iftaepmittagg
mürbe Cancellarius D. $ac. Jpeerbranb er=
forbert, unb pat man ipm borgepatten, mit mag
ernftlid)en SBcfepl unfer gn. prft unb £err ben
Commissariis aufertegt, fepige Visitation ber*
utaffcit ju oerriepten, baff man bag ©am fottc auf
bem ©oben gepen taffen, ba er bann erinnert
morben, ju bcbetifen, mie pod) er 3- 3* ©• üers
pftieptet unb bajf er niept Cancellarius Universi-
tatis, fonbern 3pr $. ©. Cancellarius apud
Universitatem fei; beffmegen merbe er um fo biel
ntepr alten guten E3crid)t tpun, mctcpem er nad)ju=
fommen fiep erboten; pat atfo geantmortet
I. auf bie gemeine pagftüd:
(1). 33ci 9tegiftratur äpnlicp mie bie biSperigen.
(4). (Sr miffc mopt, baff §erjog Utrid)g Orbh
nation einberteibt, baff man alte Ehertetfapr ju bem
examine neglectuum 3pr benutt:
eieren fottc, eg fei aber in 36 $apren nie gefepepen.
©g merben aber attemeg am ©amgtag itaep ber
ponfaft fotd)c neglectus in Senatu examiniert,
ba ein $cbcr per juramentum beponiere, mag er
unb propter quas causas für Lectiones ber*
fäumt, morüber bann Senatus erfenne. Da einen
nun nicht adversa valetudo berpinbert, merbe ipm
eine ©träfe ober bie neglecta ju compenfieren attfer=
legt. (5 u. 6). E3ctr. b.Fiscus. Theol. Facultas
pabe menig ; beim ein Candidatus gebe Facultati
nur 3 ft., meld)e in Fiscum fommen, bon Testi-
moniis febetn 1 Ort; fie paben baneben einen 3^g
bon bem, fo fürgefpart morben. Die aubern 2
Facultates, Juridica et Medica, tpcilcng unter
ftd), gteid)mopt taffen fept bie ^uriften ben britten
iteil in ben Fiscus fommen. Die Etrtiftcn panbeltt
orbenttiep bamit, paben erft ipr £aug fein augge*
pupt unb $ugerid)tet. (7). Ettan pabe etlid)eg in
bie ©ibliotpef erfauft, fonberlid) fei unter bie tpco=
togifd)e bie 33ibet mit biet ©prad)en befommen
morben. (8). Die ESifitation ber E3ud)Iäben finbe
ftatt, fo baff niept halb etmag (©eftifd)eg) unter
bie Studiosos fommen fönnc. (9). (Sr miffe unter
ben Jh'ofefforen unb Studiosis feine Sectarios;
fo fei M. SSituS Mütter richtig, ba man nie nichts
meiterg fpüren fonntc. Form. Conc. fei uitter-
fcprteben. Ueber ben (Sbennann unb ©erparb pat
er auf Oefragcn nidptS miffen motten. 33on D.
$acob ©(peefp (Eteffe beg + Jlrof. ber Jlpitofoppie
^acob ©ipedp) pabe er gepört, baff er gefagt,
menn er mottte 3'vingtif(p fein, fönnte er mopt ju
Speibelberg ober an anbern Orten unterfommen.
(12). @r miffe nieptg bann, mag etma bie mores
unb disciplinam belangen möd)tc. (13). (Sr fönnc
ftd) nieptg erinnern; menn aber ülcftor unb Senatus
etmag paben, merben fteg »erbringen. (14). Eßenn
ft cp etmag jutrage, befepiefe man bie Etmtleut oor
ben fRcftor unb ©enat unb erinnere fte, ba fie
ftd) attmegen ber ©ebüpr erböten. (15). EBiffc
nieptg betr. ^abitationgjinfe unb ^oftgetb. (16).
Oetr. Unfug ber ^ncarcerierten pabe er lange nid)tg
gepört; taufe etmag für, fo muffen fte befto länger
in carcere bitfen ; bie Vicini nlg D. ^tamberger
unb D. Jltanug möcpten beffen beffern 33crid)t paben.
(17). (Sg fei ein £>attg, barin bie alt Ourgoögtin
44
©cpfenbad) ftpc. (Sö pabc fid) lejt Weihnachten
3itgetragen, bag 2 ©cftcrrcid)er, bic ©dfabncr, alt»
per Jommen, Denen ein rcid)er fetter bet 60 000 fl.
pinterlaffcn. 23ort benfelben fei einer in biefem
$aub eingejogett worben. 2116 mau bic ©dffettbad)
barüber angerebet, pube angegeben, fic fönitb
nid)t wehren ; er fomrne eben unb fei ihrer ©od)tcr
polb. 3Drian l)abe barauf ben Studiosus etngefejt,
wab aber nicht geholfen, biö er nach ©efierreid)
abgeforbert worben, ba er gleichwohl hcrauf ge*
fd)riebctt haben fofle, er wolle halb Wteberfommen.
@6 fei fepon oorper einer in biefem ,£>aub, ber
©tod'peimcr, auch »erführt worben, ©onften haben
bie Studiosi communiter feine lange SNäittel unb
fteHe man bab nächtlich ©affenlaufen ab, fo Diel
mau föntte. (18). @6 fei eine orbentlicpe ©ape
oorpanben, babei folle unb müffe man bleiben.
(19—21). ©er Oeconomus im Contubernium
halte wohl £>aub; man pöre oon bem ©tfdj unb
ber ©ractation feine Älage, fonbern cb werbe Wopl
unb orbentlid) gcfodjt. ©ab extra-nehmen unter»
fagc man ernftlicf). (22 u. 23). ©6 feien wenig
Magistri in Contubernio, bie discipulos halten;
mau fciittb aud) nicht wopl hineinjwingeit. ©er
Rector Contubernii Oiftticre, wie ftd) gebühre, fei
ju 3eltcu ernfihaft, unb obwohl er ben ©ifd) in
ber 23urg habe unb unter bem ©ffett in ber ©tubc
bleibe, bib bie SNap^eit ooHenbet, gebraudfe er fid)
bod) nicht biefeö ©ifcpeb, fonbern effe bapeim unb
gebe oor, bag cb feiner Scibbgclegenpeit nid)tb fei,
berfclbcn ©pcib 31t effen. gft ihm aber barum
nicht attb ber 33urg gegeben worben. (26). ©6
habe eine jiemlidje Prequentia unb jc^o im Con¬
tubernio bei 12 ©ifep.
II. 2luf bie specialia Interrogatoria:
In Facult. Theol. (1). ©6 wäre eine uütj»
lid)c Section, mügte aber auf ben ©oimerbtag ge?
legt werben. (2). ©r epplicierc textum secundam
Grammaticam , alSbann jeige er bie locos com-
munes, aber nicht bie rationem concionandi.
(3) . In Vigilia Nativit. unb in festo Augustini
gefchche foldpeb, nemlicp auf Nativ. tpub ber De-
canus, auf ben ©ag Augustini ein Studiosus.
(4) . ©r wiffe in theolog. unb ben attbern gaful»
täten feine fonbern gepl unb Mangel, benit bag
cb Diel Yacationes gebe in Pacult. Juridica et
Medica. ©o haben bie Medici lang fein Ana-
tomiam gehalten unb ob man wol)l im lejten gapr
eine ßinbbmßrbevin mit betn ©d)Wert gcrid)tet,
fei cb bod) in Canicularibus gewefen, bag matt
wegen ber ^)itj feine anatomiam mit ihr habe oor»
nehmen fönttett.
(©d)Iug folgt.)
?)ie ^teut finget 'galxnux- unb ^üröeröef(f?fe^fet* M* pt* ^eforwufto«.
Brut ©licubra* Srhiht in Stuttgart.
(gortfegung.)
2lm 23. ©etober 1507 fdfcitfte il)m «£)cr30g
Ulrich ©wetor © e g er lo d) er ’S §au6 311 ©ü=
Bingen44). 2lm 30. guni 1511 oerlieh 2Rarfgraf
©hriftopt; ». ©abeu „von besondern Gnaden
und der getreuen Dienst wegen“ bem Dr. !
©reger Samparter, wiirtt. Äattjler unb feinen
©eben ein ©rittet atu ßirche^epnten 3U ©ranheim,
©.»21. ©hingen (©t. 2t.).
©eine reichen ©innahmen geftatteten eb beut ,
Ü'anjtcr, aud) bie Äircpe meprfad) 311 bebenfen. gut
gap've 1505 gab er ber Äartpaufe ©üterftein 100
rpciiufdje ©ulben jur Unterftiigung ber 33 ater unb
23rübcr unb baff an feinem gaprtage bie ÜJiaptjeit
Derbeffert unb IV4 rpeiitifdjer ©ulben für biente*
taitj gegeben Werbe (gaprbuep beb Äloftcrb ©üter»
ftein, golio 29). gm gapre 1512 lieg Sam»
partcr ein ©tücf beb Äreujgaugeb an ber ©pital»
finde in ©tuttgart wölben , felbigeb auch mit feilt
uub feiner grau Wappen jieren, „ist aber solche
die erste und letzte Wölbung selbiger Enden
gewesen“45). 2lm 7. guli 1516 gab Dr. ©re»
gor Samparter 4 ©ulbctt 31t einem ewigen Sicht
44) §epb I, 187; ©teinpofer III, 917.
45 ) g. .Startmann, ©promf 0. ©tuttg. ©. 41.
beim ©rabc feiner grau im $reu3gattgc beb ^3re^
biger*$loftcrb in ©tuttgart46).
©od) 3ttrüd 3U Samparter'b amtlicher Xpatig*
feit! gm gapre 1505 würbe ein ©ag 3U 2lugb»
bürg gehalten wegen ber ©rBfdjaft 23arbara ©cm
3 a g h a’b, ber Söitwc Jpergog ©berparb’b I., 31t
welchem Württemberg beit Samparter aborbnete47).
2tm 9. ©e3. 1506 oertrug Samparter ben 2tbt
oon gwiefalteu mit ber ©tabt Lieblingen a. ©ottau
(©t. 2t.).
©ic einflugreiche ©teüunq, bic Samparter
einnahm, finbet aud) ihren 2lubbrucf baritt, bag
1507 in ©d)reiben unb auch itt Verträgen ©regor
Samparter’b 2tame oor bem beb ©rbmarfdjalD
©onrab ©bumb unb Jpaubhofmeifterb Philipp 0.
Nippenburg gefteKt würbe48), gtn gapre 1508
lautete bie 2tnrcbe in ©dfreibeit an Samparter:
„dem erbarn und vesten Gregorio Lam-
parter dem jüngern zu Gryffenstain, seinem
sonders günstigen lieben Herren“ (©abclfooer).
2l(b am 18. 9Nar3 1508 .fpeqog 2llbred)t oon
23 a p e r n ftarb, fd)icfte $er3og Ulrid) fogleid) Dr.
4fi) s13faff, ©tuttgart I, 332.
47) §et)b I, 113.
48) SHenerbucp ©. 15.
45
Samparter al8 ©efanbten nad) Rtiind)cn, um
gegen feine 93raut unt> ben baprifepen Hof ba8
£rauercomplimcnt abjulegen 49). 9lm 26. 3 uni
1509 oerglid) Sam pari et ba8 Älofter Herrctialb
mit bem Älofter Jpirfau megen be8 3ePutcn in
üfficil ber ©tabt itnb entfdpieb am 2. 9Rai 1511
beit ©treit ber ©tabt Reutlingen mit bev Eommutie
Äird)enteHin8furt megen be8 3ifd)en8 in ber Ed)aß
(©t. 91.). 9lm 7. ©ft. 1511 entfepieb er einen
©treit jmifdjcn Dr. Sur ©cplepp, Pfarrer 31t (Salm
unb ben 6 föaplänen an ben bortigen ©tabtpfrünben
einerfeitb unb bem 9Sogt, ©eriept unb ©emetnbe
bafelbft anbererfeüS (©t. 91.) 9lud) unterfdirieb er
am 13. Ron. 1512 ben Sßcrjidjt ^erjog Ulrid)8
gegenüber Äurpfalj auf ba8 oon -£>erjog Ebcr=
parb II. bortt;in gebraute ©ilbergefepirr unb bie im
p>fätjifd)eri Kriege gemad)ten Eroberungen (©t. 91.)
unb oerabrebete am gleichen ©age mit bem cpur*
pfaljifdjen ftanjler Florian non Henningen ein
93iinbni8 50). 9lm 27. Januar 1513 vermittelte
er ben giitlid)en Vertrag jmifepen bem 9lbt oon
Herrenalb unb Riartin ^röbtnger oon 93retten
(@t. 91.).
^näloifcpen fing #erjog Ulrid), an beffen Re*
gierung8antritt fid) fo reiepe Hoffnungen gefnüpft
patten, an, bie Regierung feinem Erbmarfcpad
Eonrab £putnb, feinem Äanjler Samparter unb
feinem Sanbfcpreibcr Heinrid) Souper ju übertaffen,
meldfe nad) bem 3eu3ni8 eine8 ben Parteien ferne
ftepenben 3ettgenoffen „dem jungen, muthwilligen
Fürsten zu seinem Verderben zulugten und
riethen, eignen Nutz und Gewalt suchend“
unb pierbei an ben Räten Äaifer 9Rarimi(ian’8 I.
ein iible8 93orbilb patten 51). 3Bie Weit bie gegen
Samparter unb bie beiben anbern erpobeiteu
93efd)itlbigitngen, baß fie fid) bereieperten unb mit
Erbauung großer Häufer e*n 9luffepen mad)ten52),
auf 9Baprpeit berupten, wie Weit ber Reib ber alten
©ienerfatnilien be8 HallM SBürtteniberg gegen bie
auölanbifepen ©ünfilinge be8 HerjogS (^en
Reid)8ftäbter Samparter unb ©pumb, ba8 Riit*
glieb ber Reid)8ritterfd)aft) ben Haß gegen biefe
fteigerte unb ba8 Urteil ber 3ettgenoffert beeinflußte,
läßt fiep fd)Wcr nad) faft 4 3aprpunberten ermitteln.
3ebenfa(l8 moüte im 9lufftanb be8 armen Äonrabö
ber £aß 93olfe8, ben Samparter auf ftd)
gefaben patte, fid) Red)t oerfdjaffen53). 91nlaß jur
Unjufriebenpeit mar febeufall8 ba. ©0 patte
£ p u m b mit Samparter 311 benen oon 33lau*
beuren, bie fid) auf bie fyreipeitcit ber ©tabt be-
49) Sattler, sperjöge 1, 99; Ep. 3. 0. Stalin IV, "9.
50) Sattler, Herzoge 1, 140.
51) Ep. 3. 0. Stalin IV, 95—96.
52) Sattler, Herjöge I, 152.
53) 9lHg. b. SBiogr. 17, 579. 3>ie Ridjtigfeit obiger
9lnbeutung, baß ber Umftanb, baß be8 Herzogs ©itnfi*
linge 9tu8läuber maren, in jenen Humpen mit*
pineiufpielte, beWeift bie Xpatfad)C, baß, mie ber Xii*
btnger 9lbfcpieb 8. Suli 1514 geigt, man fid) betlagte
megeu „der, die zu der Cantzly uurnl Hochgericht, usser
dem Fürstenthumb gebohrn“.
j riefen, gefügt: „wenn sie nicht gutwillig zahlen
wollen, müssen sie es thun in aller Teufel
Namen!“ unb man jmaitg bie ©täbte überpaupt
fid) für bie ©cpulbeu bc8 Hevi°9^ 5U oerbürgen.
9118 ber 9lufftaub au8brad), befanb fiep HerJ°B
Ulrid) in Heffeit- ©k 3 Räte (©pumb, Sam*
parter unb Sord)er) beridpteten fd)leuttig ben
9lufrupr bem Her3°3 / ber ant 4. 2k ai micber in
©tuttgart mar54). 9Bie gefagt, maren bie $or=
berungen be8 armen ÄonrabS miber ben ^anjler
Samparter geridptet, ber ba8 gan3e Regierung8*
mefen unter fiep patte 55). SBiberftrebenb febrieb
ber HcrS°g kfn Sanbtag auf ben 25. 3uni 1514
au8 5G). 1 1 ©age oor beffen Eröffnung manbten
fid) Xpumb unb Samparter an bie faiferlidpe
föanjlei, an Eppriau oon Rortpeini, genannt oon
©er entein (©ärentpeini , ber 1514 geftorbenc
©epeime Rat JÜaifer 9Rapimilian’8 I.) , Ojatob
Millinger unb $opann Renner: „man möge
kaiserliche Räte zum Landtag verordnen, da¬
mit die Ungehorsamen in die Acht erklärt
werden; dieweylen aber wir zween sonderlich
vor andren von angezeigten Ungehorsamen
gehasst und angezeigt werden, so bitten wir,
ir wollet bei Kaiserlicher Majestät ausspringen,
damit Ihre Majestät ein Mandat ausgeen lasse,
dass Ihre Majestät uns (als Kaiserlicher Maje¬
stät rät und diener), vnser Weib, Kind vnd
alles , was vnser , ligen vnd varends , auch
vnser Anhänger in iren Schutz vnd Schirm
angenommen“ 57).
93om föaifer fam bie erbetene ©efanbtfdfaft, ba-
runter Dr. $opann ©d)ab ü. ükittelbiberad),
ber fetter be8 ©dpmiegeroater8 oon Samparter’8
©cpmager 3Seatu8 Sßibmanu, felbft ©djmagcr beö
einflußreid)en Äarbinalbifd)of8 SRattpiad S an g oon
©urf. 9luf bem Sanbtag übergaben am 18. 3uni
bie Familien ipre 95efcpmerben : „es sei das ge¬
mein Geschrei, dass unser gnädiger Herr,
auch Land und Leute durch Seiner Gnaden
Kanzler, Marschall und Landschreiber zunächst
regiert worden sei, die Schuld treffe nur vor¬
genannte 3 Personen, wo es nicht recht sey.“
©iefc 3 Räte pätten jugefepen, bi8 ber Hev3°9 411
! folcpe unerfd)minglid)e ©d)ulbenlaft geraten fei. ©ie
pätten in allen Sanben mit großen Soften unb 23e*
fepmerben be8 HeU°9® aufgetrieben , pätten
bagegen fid) felbft fo mopl befunbeu , babei aber
loopl eingefepen, baß e8 in bie Sänge feinen 23e*
ftanb paben fönnc, me8megen fie ipr Vermögen
außer Sanbe8 gejogen unb gar menig bariu an ge*
legt pätten 58). 9luf biefe Söefcpmevbcn gab ber
Hcrjog, begleitet oon ben 3 oben genannten Räten,
eine Erflärung unb entftpulbigte fie, meldje mit
ipm am 28. 3um auf bem Sanbtag evfd)ienen
54) Sattler, § erlöge I, 154.
55) Ep. 3-. 0. Stalin IV, 100.
5B) Ebenba, S. 102.
5T) Sattler, Herjögc I, Beilage Rr. 64,
58) Sattler, i^ergöge I, 160,
46
maren, lute fie aud) fetBft traten, morauf ftc Dom
Sanbtagc im Stebenabfhiebe com 8. $uli alb ent=
fdjulbigt angenommen mürben.
©ab Stembtljal blieb aud) nad) bem Tübinger
Vertrage im Elufruhr. ©er Jpeqog begab, ftd) mit
bem Äanjlcr Sam)) artet' felbft im 3>ttli unter bic
ju ©hotnborf Derfammelten Elufftänbifdjen. ©od)
half EWeb nicht. ©ie Eßaffett mußten entfd)eiben.
Stafd) mürbe ber Etufftanb unterbrüeft. Elm 7. Eluguft
1514 führte 311 ©d)ornborf ber Äanjler 8ant =
patter bett Elttfrüljrern ihre ©erbmpen ttocpntalb
lebhaft ju ©femüte unb berfid)erte fie, baff ber
J^erjog el)er geneigt märe bab ftrenge 3ted)t über
fie ergeben $u taffen. 3ebod) moHtc er ©ott ju
©Ijre unb in Elnfel)en it)reb ©rbietcnb ©nabe Dor
Stedjt ergeben taffen, menn fie foldjeb nod)malen
bemfelben getreutid) itad)3ufommen mit ihrem 3a=
mort befräftigeu mottten 59).
Stad) Unterbrüdung beb Elufftanbb füllten, mie
fpäter behauptet mürbe, nad) Samparter’b ©tan
bie folgen ber fd)litnmen 2Birtfd)aft bem 8anb unb
ftaifer gegenüber fo Diel alb tnögtid) auf ben «fperjog
gemäljt merbett G0). ©abon at)nte te^terer junaepft
nid)tb unb bemabrte 8a nt patter feine ©unft. Elm
30. ®e$. 1514 begab ftd) beb tpeqogb ©^mefter
SRarta, bie «Sperjog Jßcinrid) D. 23 r aunfd) mcig
heiratete, in ©egenmart beb ^anjtcrb 8amp arter
adeb väterlichen , mütterlid)en unb brüberlichen
©rbebG1). ©nbe 1514 unb Elnfattgb 1515 beflagte
©regoriub Samparter ju Urad) ben gefährlichen
Buftanb beb Sanbeb. ©ie Stäte übergaben bem
^»erjog ein @utad)ten unb ber ^anjter lab eb ihm
Don ©3ort 31t Eöort Dor Gla). ©b folgte nun bie
©rtttorbung .fpanb von Jputten’b burd) ben §erjog
am 7. SRai 1515. $m $uni bat letzterer ben
Äurfürften Submig Don ber ©fal3 unb ©ifdfof
Sorenj Don EBüqburg ben ^an^ler Samparter
im ^)uttenfd)en Raubet ju State ju jiet)en 62) unb
erteilte biefen breien bie ©oUmadjt, menn ^falj unb
EBüqburg ctmab unter Rauben hätten, mab feinen
©equg bulbete unb mau bebpalb ben SRarfgrafen
^t)iiipP Don ©abett unb ben ©ifhof Don ©trafp
bürg nid)t jur ©erat|d)tagung jiehen formte, aud)
bie ©dfreibett aufjubred)en unb bab Stötigc mit ben
Jütten 31t Derhanbeln03). ©attit bcrlicjf ^)erjog
Ulrich fein Sanb unb traf am 8. 3fuli 1515 in
2öien nad) 20 tägiger fReife ein04). Eint 2. ^uli
trat injmifd)cn ber Sattbtag jufammen. ©ic £aub-
ftänbe baten, baff ^anjter Samparter unb anbere
Stäte jum Sfaifer unb fpeqog nad) ©Mett abgeorbnet
mürben, um ben ©dfluff bei beiben anjubringen.
^nbeffett jogen bie Stäte eb Dor bib jur Elnfunft
beb .ffaiferb int Steid) ju märten65). Elm 13. $uli
B9) Sattler, Ipersöge I, 171.
ß0) Eilig. b. ©iogr. 17, 579.
CI) Sattler, §erjöge J, 178.
ßla) ©benba S. 182.
62) .pepb I, 399.
s:’) Sattler, §ei'3öge I, 189.
6i) Sh. g. d. Stalin VI, 120.
6B) Sattler, §erjöge I, 190.
bejtegcltc ber Äanjler einen Vertrag beb Jperjogb
mit ber ©tabt Stcutlingeit (©t. El.).
,3;mmer noch behauptete ftdh 8 a mp arter in
beb tperjogb ©unft. Stad) 1516 fefjte man in
einem ©d)r eiben Dr. 8 a mp arter bem ^aubf)Of-
uteifter ©hiüfh Stippen bürg Dor66). 3m
^ahre 1516 mürbe auf ©runb eitteb Don Dr.
Sam p arter abgcfaffteit ©erieptb bie 3°r^ei:un9eu
ber ©rafett Don ©übingen an bab -fpaub 2ßürttem=
berg abgemiefen. (8. ©chmib, ©faljgrafen Don
©übingen, ©. 574.) Slrn 19. ©ept. 1516 reiften
ber jtanjler 8a mp arter alb he^oglidjer Stat unb
©ebaftian ©reuning, ©ogt Don SBcittbberg alb
Ianbfd)aftlid)er Slubfd)u§ Don ©tuttgart nad) 3lugb=
bürg, ©ort liegen fte ftdj bemegett ber Slttforbe =
rung beb £aiferb, ba§ ber Jperjog burd) ein Stegi=
ment beDormunbet merbc, nad)jugebcn. ©er Äaifer
mutete am 29. ©eptember bem ^eqog 311 auf
6 3at)re fief) ber Stegicrung gänjlich ju begeben,
©ie Stegicrung foCtte bxtrcf) einen ^ofmeifter, SRar-
f <h a (X, Äanjler, einen ©rälaten, 1 Dom Slbel unb
4 üon bett ©täbten geführt merben67). 8atn-
p arter riet mit ben anbern Slbgeorbneten ^ur Ein¬
nahme ber faiferlidjen ^Ofberuttg68).
©er tpeqog hielt feine Unterhänbler für falfd),
feig, eigettttühig, utttermarf ftd) inbeffett am 18. Oft.
ju ©laubeurett grö§tenteilb ben faif erlichen gorbe*
rungen, bod) fcf)on 4 SBodfett fpäter lieg er am
19. StoD. Äonrab ©reuning, ©ogt ju ©übingett,
am 20. StoD. aud) beffett ©ruber ©ebaftian ©reu =
nittg, ©ogt ju Sßeinbberg, Äonrab ©aut, ©ogt
31t ©annftabt unb ^panb ©tidel, ©ürgertneifter
Dott ©tuttgart gefangen nehmen. Elm 11. ©e3.
mürben itonrab ©aut geoierteitt unb ©ebaftian
©reu nittg enthauptet, am 27. ©e3. aud) ©ott=
rab ©reunittg enthauptet. §att§ ©tidel muffte
fid) 311 rechtfertigen. 8 am p arter, beffett ©tellung
fd)Ott lange eine unhaltbare mar, ba nicht feine
©titnnie mehr, fonberit bie ©tintme beb Siatd
Elmbrofiud ©ollanb bie her5°9^i(^e ^ßolitif be*
f)errfd)teG9), gelang eb int SioD. 1516 red)t3eitig
3U entfommen 70) unb er fud)te maljrfd)einlid) Don
Elugbburg aub in feiner ©aterftabt ©iberad)
©icl)et'heit.
©ttrd) fein ©orgcheit fcf)uf ftd) ber -fpcqog
bittere 3ein^e in ber ©ermanbtfd)aft ber l)in9e?
richteten Stäte , fomic beb cntfontmeneit 8 a nt=
parter’b. ©b mareit bieb: erftettb ©ermanbte
ber ©rüber ©reunittg, Dor allen ber ©ol)it ©ott=
rabb, §attb ©renn in g, ber nah ißer3ogb
©erbannttug 1522 — 34 alb llnter-©ogt in Tübingen
gebot71), ©ine ©ermanbte berfelben, Elgiteb©reu*
nittg, heiratete ^ofeph SCRüttfittgcr Dott gi'nnb*
°6) ©ietterbucl) S. 15.
ß7) Sattler, Jperjöge J, 213; ©1). 5- 9. Stalin IV, 132.
f,K) ebenba S. 133; allg. b. ©togr. .17, 579.
,ifl) Ulntaittt, 5 ^al)re mürtt. ©efd)ihte, S. 58.
70) ebenba S. 78; pepb I, 479.
7)) D. (Seargii'©eorgenan, biogr. geneat. ©lätter,
S. 164, mo er irrig ßonrab hdßt.
47
egg (f 20. ©eßt. 1560 in (gingen a./H.), ber
unter Äßntg gerbinanb mürtt. Äanjler mar.
BmeitenS: Hie Sermanbten 33 aut ’S, oor allen
beS Hingerichteten ©oljn Johann 33aut, f aif . IRat,
J. U. Dr., ber ftd) auS Berger über bie (Sntt)aup*
tung feines 33aterS gegen ^erjog Ulrtd) ganj an bie
oft. Regierung angefd)loffen t;at unb beSl)alb nad)
Augsburg jog72). (SonrabS ©attin mar (Savarine
oon (Sd) terbingen, moI)l eine 33crmanbte beS
BeugmeifterS 2Rid)acl Ott oon (Sdjterbiug en
(f 1552), meid) er 1519 im gelbjug 9e9cn 'OerS°9
Ulrid) über baS ©efd)üß ber 33unbeSftäbte gefegt
mar unb feljr jur [Quellen Eroberung ber württemb.
Surgen beitrug73), drittens bie Sermanbten
Samparter’S. ©eine ©attin ©enooefa 935 i b=
mann hatte 4 ®efd)mtfler: HmbroftuS 935 i b=
mann, Äanjler ber Untoerfität Tübingen unb ^3robft
bafelbft (geb. 1482 in ipeimSfjeim, f 10. Bunt
156 1) 74), SCRaria, ©attin beS marfgräflid) babifd)en
ÄanjIerS Sfafob föirfer, Gtorbula, ©attin (Sonrab’S
©remj), 23ürgerS in 93ait>ingen unb 33eatuS 935 i b=
mann, Rangier non Styrol unb ©orberßfterreity
(geboren 1479, f nicht 13. Huguft 1531, fonbern
lebte nod) 1537), melier am 27. ÜJiarj 1516 oon
Heinrid) oon 3Cnmerit ©ebloß unb Horf 2Rülj*
ringen (ö.*2t. £orb), baS Horf SBiefenftettcn,
72) GrufiuS IT, 239.
73) Gl). $. 0. ©tat in IV, 162.
74) Gl), g. b. ©tälin IV, 401.
beit ^)of Hommelsberg (im gleichen Oberamte) unb
bie Sef)enfd)aft ber ßaptaneipfriinbe in 9tRül)rtngen
um 5800 fl.75) unb am 10. 2lßrit 1525 oon
ßanS o. 3 ar nt beim, Pfleger jit 3ftl)cined unb
ben Pflegern 23eitS o. Hßolfenftein ihren Heil
beS HorfS unb ber Herrlichkeit ^ird)enteüinSfurt
um 70 rbeinifdfe ©utben taufte, aud) am 2. Oft.
1525 ben Anteil beS (SrjbiftyofS 2RatlhtaS Sang
(ju ©aljburg) baran erhielt unb am 26. $ebr.
1531 oon JpanS (Sonrab, (Sr6marfd)atl unb ^)anS
^riebrity Hl;umb oon Heu bürg beren Anteile
ermarb (©t. 31.). SeatitS Sßibmann oon ÜRüh;
ringen he'vate*c ©arbara ©d)ab, bie Hodjter
Jacobs (f 4. Hej. 1498) unb löarbara’S oon
©ranbenburg (1490). 3lpoÜoma oon 33ran =
ben bürg, bie ©d)tocfter ber julefctgenannten
(f 5. ©e^. 1505), heiratete Johann ©d)ab,
©ürgermeifter oon 33iberad) ( — 12. fRoü. 14 96)
unb toar SCRutter oon 30hann. 9e^ 1469, f 1543,
Dr. unb ©ebeimer SRat Äaifer 2Ra£tmiItanS I. unb
$arlS V., toeld)er Ottitia, bie Hod)ter BotjannS
Sang oon SBcttenburg unb ber 3Rargaretßa
©ul 3 er heiniführte. Her 23ruber Ottilia’S mar
ber bei föaifer Sftajrtmilian I. febr einflußreiche
SRattbäuS Sang oon SSeltenburg, (Sqbtfdjof
oon ©atjburg unb (Sarbinal.
(ftortfefcung folgt.)
75) gieiberrlid) oon HaßlerfcßeS Hrcßio in ^Seiten'
bürg.
Jtfctnere ^itffetfuttgen
Wi htafuub.
Bn 3Rejingen, bem Orte ber Confanesses Ar-
misses, mürbe tm®eroanb 23ongerteinerömifd)e9Rünje
gefunbett, ein ©ilberbenar: ber SloerS enthält baS
Sßilb beS ÄaiferS jpabrtan mit ber Urnftyrift Iladria-
nus Aug. Cos. III. P. P.; ber fReoerS bie tiegenbe
©eftalt beS glußgotteS fRil, auf ben retyten Sinn
geflößt, in ber erhobenen linfen £anb einen Hehren*
büftyet haltenb, mit ber tte&erfdjrift Nilus. (Sine
Hatierung ber 3Rünje ergiebt fity nid)t fomoht auS
bem Cos. III., benn auf ben ÜRünjen ^abrian’S
ift ftetS nur biefeS britte (Sonfulat, nicht aber etma
aud) bie tribunicia potestas oerjeitynet; bagegen
erftyeint baS P. P. (pater patriae) feit 128, feit
ber (Sinmeihung beS HemfielS ber ©enuS unb ber
fRoma in fftom, bie mahrftyeinlid) bie IBeranlaffung
ju ber Hnna|me biefeS HitetS gab. 33ieUeityt meift
ber fRil beS ffteoerfeS auf bie ägt)f)tifd)e ffteife beS
ÄaiferS hin. bie in bie 3^* ^toifchen 129 unb 132
fällt (f. Hiirr, Reifen beS ÄaiferS ^abrian ©. 28
ff. unb nad) tym ©chider, ©efty. b. rßm. ^aifer*
jeit I. 2 ©. 603 21. 4 unb ©. 625 31. 4).
Houtlingon, ben 1. ®)ai 1896.
©ti. B)i'tl|mtmaior.
SSwchcti^an.
®I|. Sdiött. Hto üirdten ttnb Haprllnt ttoe
mittrlaltorltdion Ilouflingon. Hiöcefanardhto Oon
©chmaben 1896 Hro. 1 — 4.
Herfelbe. Koidisltcitor fror fd|UtiilitJ'rlion
lloidieltäMo ©Rlingon, Itoittlingon mtfc Kutt-
HtEtl. ©onberabbrud au§ ben „9Jiittl)eilungen beS Tsn-
ftitutS für öfterreityifche ©efclnd)tSforfd)ung", Sanb XVII.
2öir erhalten in ben beiben Hbljanblungen be§ un=
erntüblid)en gorfd)erS neue fd)äjjen§merte Seitrage jur
©efd)id)te 9teutUngenS. ®ie erfte ftellt alles urfunb-
ltd)e Htaterial jufammen, baS ftd) auf bie ,fi'ird)eu,
fllttire unb Tabellen ber ©tabt besieht, mobei für bie
grauenftrehe freilid) 3. %. auf anbere Arbeiten beS
SerfafferS öermiefen ift. Hn ber Sftardjthaler §i)botl)efe
mirb aud) hier feftgeh alten. ®ie einseinen ©tabfien ber
Saugefchid)te fd)einen nid)t gans bem 31t entfprcdien,
ma§ ber Serf. in Dieutl. ®efd).=SI. VII. 1 ©. 10 f.
aufftellt, 100 auf bie SDtöglid)leit hingeioiefeu ift, ^baß
ber Saumeifter Oon 1229—43, auf ben bie ältefteu Heile
ber SRarienfirche srtrüdgehen, nur feine baitlid)en ©runb*
fä|e ben letzten Qahrsehnten beS 12. 3°hrh- oerbanft,
nidit aber in biefen felber biefe Heile fcßon errichtet
hat. ^ebenfalls meifett bie neueften gitnbe Oon 3lpfiben=
funbamenten unter ber neuen ©afriftei barauf l)in,^ baß
auch biefe ältefteu Heile beS jeßt ftebenben SauS fd)on
über einem noch älteren ©otteSßaufe errid)tet mürben,
Oon bem G. Hagele in bem neueften hefte ber 2ilbüer=
einSblätter (VIII. 6 ©. 222) bie grage aufmirft, ob baS
nid)t öor 1100 bie gräfliche Kirche gemefen fein tonnte.
SBirb biefe 3lnfid)t einigermaßen unterftüßt bnrd) bie
Sage ber SHrcßc bei ben alten ©teinhäufern, fo ergiebt
ftd) bod) bie ©dßoierigtcit, mie mir tutS ben liebergang
ber Sauftelle in ben Sefiß sJJtard)tl)al§ 31t beuten haben,
baS Hägele nid)t nennt, aber bod) meint, ba bie aud)
bon ihm genannten SaprcSzapIen 1229—45 bie Megie*
rungSjeit beS 9JJarcE)tf>aIer 91PtS ©altperS II. Pebettten.
Sollte bieS lueUeidE>t erft mit ben ©reigitiffcit be§ gaprS
1235 zufamtnenpängen, als btc Vttrg 91cpalm, bamalS
int Vefip ber ©rafen bon Steifen, ber 9Inpänger beS
bon feinem Vater griebrid) II. ab gefallenen föuigS
fpcittridj bon ben Vertretern be§ VaterS belagert würbe
unb bie Partei ber 91ufftänbifcpen bie «Rieberlage im
nat)en SdjwiggerStpal erlitt? SantalS uuterftüpten fa !
bie «Mardftpaler ben Vifcpof §einrtd) bon Äonftanj, ben
güprer ber ülaiferlicpcn, nnb er erlief} ju ihren ©unften
bie biel berufene llrfnnbe bom 22. Qrtni 1245,
bereit Datierung freilich zweifelhaft ift (f. über biefe
©rctgitiffe ©eller , ©ürtt. Viertel j.^efte 1895 S. 176
ff. nnb befonberS 6. 182 9t. 4) Sollten fie etwa and)
bie fa^elle fctbft bamalS erbalten paPeit? SieS ift fa
and) bie geit, ba grtebrtcp 11. feine ©unft ben Stabten ;
ZitWanbte; «Marcptpal nnb «Reutlingen bereinigten fid)
im ©intreten für feine Sadjc, nnb fo hätten mir bann
and) nod) eine weitere Vrüclc zunt VerftäubniS beS
llmftanbS, baf} fpäter bie Vürger gerabe ben «March*
tpaler Vau jttr eigenen Sadje machten. Xropbem aber
bleibt noch manches bunte! bei biefer «Mar dualer £ppo*
tpefe, fo PefoitbcrS ber borauSzufepenbe (f. Voffert, ©efcp.*
VI. I. S. 6), bon Schön nur flüchtig (S. 2) ermähnte
Uebergang in bie Stellung einer Xodjtertirdfe bon St.
Veter,' baS Verhältnis 5ttr f^äteren 9Rar cp tpaler Mäkelte,
bereu Vau (jm. 1482 unb 1514) bod) uid)t baburcp
beranlaf}t morbeit feilt tarnt, baf} in ber alten Tabelle,
b. p. ber «Marienfirdje fein tat!) olif eher ©otteSbienft
mehr ftatt fanb , mic S cp ö u meint *) Vebeu*
tenberen Mattut nimmt bie Vefpted)ttng bon St. ifJeter
in ben ©eiben in 9lnfprud) , bie aber nach bem 1. c.
«Rr. 1 S. 5 9t. 4) angeführten Snfdfriftftein 1246 nicht
gemeit)t, fonbern begonnen unb 3 gapre fpäter erft ein*
geweiht mürbe. Sie Kirche ftanb, mie Voffert (© *V1. 1.
'S. 6) bermutet, au ber alten Singftättc be§. «ßfuHidh*
gauS, außerhalb ber offenbar um bie Steinhäuf er ber
9lcl)alm’fd)en Sienftmannen fid) entmidelnben Stabt
unb mürbe halb bom taifer 911Pred)t bem flofter
ÄönigSbromt intorporiert. Siefc ©rünbe riefen eine
gemiffe Mibalität mit ber «Marientircpe herbor, bie bann
Zur golge haben mochte, baf} 1538, fünf Igapre nach'
bem ber Spital bon Meuttingen SHrcpettfap unb «ßatronat
bom ÄöuigSbronner 9tbt erlauft hatten, bie ehrwürbige
Birdie bon ben Vürgent niebergeriffen marb. Sollten
an bem Ort beS alten ©otteSpaufeS, bem St. VeterS*
tird)hof , nie fid) Spuren bon gunbamenten gefuuben
haben? 9lud) tonnten 'bod) nod) einige Spuren bon bem
„©afferrunS bornt DPertpor" bort)anbeit fein , Wohin
bon ber VeterSfircpe ©raPfteine gebracht mürben nad)
gijion, beffen Verfe ja überall in ber Meutlmger ©e*
fd)id)te fid) ba eiuftellen, Wo bie llrtunben fehlen. ©S.
werben fobann ber Meipe nad) bie anbertt Kapellen Pe*
hanbelt: bie Varfitper * Slapeflc ber «Minoriten beim
9Jcarcl)tl)a(er*!pof (1259-1540), bie S^afoelle St. SopanniS
Vaptiftae int gwiefalter*£>of, 1277 gebaut, auf beren
«Mauern fid) jefet baS «Oialer §ummel'fd)e §auS erhebt,
bie St. VernparbS4?apeHe ber VcPenpäufer , bie 1338
fchon beftaub unb 1594 mit bem tlofterpof abgebrochen
mürbe, bie St. SeonparbS*®apelIe bor bem oberen Spor
mit 6 nachweisbaren 9tltüren, als Tabelle juerft fieper
1364 ermähnt, 1531 niebergeriffen. ferner bie ®atpa*
tinen*®ape(Ie beim Sied)enl)aufe am g-elb **)r an ^er
bie Spiegel bis 1510 baS Patronat hatten, fobann bie
1358 geweihte «Rilolau8*Äapette , bie ©pitalfirdje (1401
Zuerft auSbrüdlid) ermähnt), bie 911lerpeitigen*$apeüe
*) eigentümlich Berührt aud), mic bet ©rmtbrijj ber 9karien=
firdie ba§ einemat fpe,)ififd) 2Kard)thatifd> genannt ift, ba§ anbere*
mal bic Stntnüpfung an ©trafjüurg unb ©rroin b. ©tetnüad) bemert*
fteüigt (f. ©d)ön, VII 1 ©. 7).
**) ©ierbev, niefjt jur ©t. SobofuS^apeflc gehört 21. «). ©er
SdireiBer biefer feiten mieS an jener ©teile (®efd).=a3[. VI. ©. 32)
barauf bin, baß allem nad) and) baä alte @tedjenljau8 ber fheutlmger
bor Pfullingen bei ©t. fßantaleon feine ffatbarinen^apclle jjattc.
mit ber ©alterhfrünbe „neckst bey dem Eppestkor
aütf der linckken handt, so man hinauss geht“, St.
«gantaleon (bei «ßfulltngen, f. 9t. 44 ), St. ©rhatb im
Sbolmeg „bieüeicht ibentifd) mit bem ähheltin hont an
ber Sdhlattmiefe, baS am 11. Sefit. 1441 genannt ift."
©üblich bie St. 3sobotuS41abelte (1409 unb 1427 er*
mäl)nt', St. 9lnton bor bem «MetmannSthor, red)tS beim
§inauSgehen, bie Kapelle im ÄönigSbromter*$of, erft
1538 erbaut, bon ber aber nicht fo gar Wenig mehr jii
fehen ift, als Schon meint, bie St. Vörgen41apelle auf
bem Verg f), bie 1572 nod) ftanb, unb bie Kapelle „auf
ber ©ennger". Sen Sdjluf} bilbet bie bon 91rd)ibaffeffor
©. Scpneiber (©ürtt. Viertelf.*§eft 1887 S. 50) suerft
nad)gemiefene ^örgcn*^apelle auf ber 9td)alm.
Sie 2. 9lbl)anblung wirb eingeleitet mit ben ©orten:
„9lm Veginn be§ 14. ^aprhunbcrtS waren bie beutfepen.
Könige bezüglich ihrer ©intünfte f)aup)tf ä_cC)lid) auf bie
Meid)Sftäbte angeWiefen, ba cS ben dürften nach unb
nad) gelungen War, fid) faft gänjlid) ipren finanziellen
Verpflichtungen gegen baS Meid)Soberl)aupt 51t entjiehen.
Sod) auct) biefe Quelle bon ©intünften flofj int Saufe
ber fotgenben ^ahrpunberte bis junt ©nbe beS römifd)en
«ReicpeS öcutfcper «Ration immer fcpmächer unb trüber".
9tn ber §anb ber ©efepiepte ber Meid)Sfteuer breier
fdhmäbifcper MeidjSftäbte, ber bon ©plingen, Meutlingen
unb «Rottmeil, jeigt nun ber Verfaffer, „wie nach unb
nad) ber ©rtrag ber MeicpSfieuern ftatt in bie §änbe
be§ MeidpSoberpauptS in bie einzelner Stäube beS MeicpS
gelangte". 3m 14. Saprp. (bis 1399) er fd) eint bie
MeicpSfteuer meift im Vefip ber Sanbbogtei, fobann
aber wirb fie bom Äaifer irgenb melcpeu Vet'fonetp beiten
er berpflicptet War, bergabt ober berpfäubet.
lingen napnt bie ©ntmidlung ber Sacpe einen für bie
Stabt fepr günftigen Verlauf. Ser ®aifer SigiSntunb
berpfänbete 1413 bie MeicpSfteuer ber Stabt feinem
«ßrotonotar Sopann tirepen mit bem Mecpt beS ©ieber*
bertaufS, unb fo tauften fie biefem bie ©fjliugcr felbft
um 6000 fl. ab. Sie blieben nun fteuerfrei, freilich uiept
opne einigemal in biefem Medjt angefoepten 51t werben,
fo äuleht nod) bon 3°fef Uw ber 1781 bie Stabt beS*
palb beim MeicpSpofrat bertlagen lief). 9(nberS ging
bic Sacpe in Meutlingen. Ser Vctrag ber auf «Martini
fälligen Steuer War pier 400 Vf unb fetter (ben ©p*
üngern War am 1. 9lpril 1330 berfproepen worben, bap
bie Steuer niept über 800 Vfunb erpöpt Werben follte).
©S werben unS nun bie berfepiebeuften Seute auf ge*
jäplt, betten bie MeicpSfteuer berliepett warb, int 14.
3aprp. and) Pier meift in Verbinbung mit ber Sanb*
bogtei itt Schwaben. 3unt Maren eS böpmifcpe
©belleute wie Vorjibop bon SwinarS ; and) ber Vurg*
graf griebrid) bon «Rttrnberg, ber 1. hopenjottern’fdje
Hurfürft bon Vranbenburg, Wirb genannt.
taudjen aud) pier jener ^opann ^irepen unb feine ©rben
auf, bie aber bann bem ©rafen ©itel $riebricp bon
Rollern Weicpeit ntüffen. ©raf ©itel griebrid) 111. er*
pält 1521 bie Meüttinger MeidpSfteuer förmlich als «JMannS*
lepen, unb feine «Racptommeu behaupten ipre 9lnfprücpe
bis junt ©nbe beS plg. rönt. MeidjS, atterbingS niept
unangefochten. Sen Meutlingern war es nid)t gtt ber*
benfen, bap fie nantcntlicp in gelten finanzieller «Rot,
fo nad) beut 30jäprigen Urieg, nur ungern eine Steuer
cntrid)tetcn, bie für fie nur eine böllig zwedlofe 9tbgobe
an einen ipnett bttrcpauS fjrentben war. — ©irb bie
©plinger Steuer 1315, bie «Reutlinger 1323 zum erften*
mal erwäpnt, fo pören wir bon ber Mottweiler fcpou
1285. Sie Steuer fepeint pier wäprenb beS SOjäprigen
Kriegs in 91bgattg gefontttten zu fein.
M e u 1 1 i n g e n, int
_ (EM IDctlißtmtnißr.
f) »iclleidjt faarf Ijier auf bie merfioürbige ©tjatfadje üiugctmcfert
tuerben, tuie Ijäufig Kultftatten be§ 1)1. ®eorg, be§ SinbiDurmtöterS
in SBer&inbung mit Ortsnamen bortommen, bie mit fiinb* äitfammen -
gefetjt finb, mie Ijier bic gegen ben Sörgenberg fid) l)in)iet)cnbe Sinbam.
VUid) int &iatt)au§ gu Sinbait firtbet fid) im jDecföatten be§ SRatäfaaleS
ber 1)1. ©eorg mit bem ©rächen eingefc^nifet.
§erauSgcgcPen bom Meutiiuger 9tltcrtmit§berein,
Snfd1 bott ©bner & Steh Macpfolgcv in Mcittlingen
unter Mcbattiou bon $rof. Dr. ©eipenntaier.
— Verfanbftelle: ©ugen ©ifcnlopr, Meutlingeit.
Hruthngrr
Zllitteilungsblatt
bcs
3HUdjgauet[ Wtertumstm-ßins.
9lv* 4 , fte ullittgen, JJuIt unb JRugufl 1896. VII. tfafyvg.
7$nf)a(t. ®ic 2Karien!ird)e tu Reutlingen (Sdjlufj); Don St), ©cfjün. — ©omaringcr 33ögte oott 1004
bi§ 1807; oott Pfarrer ©djntiö. — Sie ©rioerbung Don Defdjingen unb üSöffutgen ; Don Dr. ^ofeutj an§. — (Sine
Itnioerfitätbbifitattou Dor 300 3>a^reu, nad) ben Originalaften im ®gl. ©taatbardjiD; Don f Setait Sdpuoller
in Sereitbingen (3’ovtfei^uug). — Sic Jpetmat §artmann Don 3lue'§ (Gd)luf3); Don St). ©d)öit. — kleinere
3Ji i 1 1 e i 1 u u g e n: (Sine fprad)lid)e (Sigentümlid)feit. St). @d)ön. — ■ 33 it d) e r )' d) a u. St). @d)ön.
5te ^lanenfmcfje tu Reutlingen.
©du <Hf|C0£rut 35d|im.
(@d)tnf3.)
$m Saufe beb 17. $al)rl)unbertb crtitt bte
$ird)c im Innern einige 33era uberungen. ,£>off*
ftetter inetbet in feiner ßpronif (©. 366): es
muste aber gedachter Heylig (zu Reutlingen)
1660 dises Geld (bie ant 20. 97oü. 1644 Don
©corg (Softenbaber, ®erid)tbfreunb unb 33ürger
gu Pfullingen gefdjenften 50 ©ulben) zur Repa¬
rierung der Glockengestellen hernach ver¬
wenden. ferner melbet er (©. 499): in disem
Jahr (1661) an Mariae Verkündigung den
25. Martii wurde die Canzel in unser Haupt-
kirch mit einem schwarzen Sammet bedeckt,
das erste Mal. Zuvor lag nur ein schlecht,
schwarzes Tuch darauf. Des Sammets war
5 Elen weniger 1 Viertel, die Elen zu 4
Gulden, thun 19 Gulden. Auch waren 7 Lot
güldener Borten daran, kostete das Lot 20
Bazen, thun 8 Gulden. So war der Sammet
an ein schön, schwarz, neues Tuch genäht.
Das kostete (Siide), also dass das ganze Tuch
auff die 30 Gulden kommt; ist vom Opffer-
geld bey den Leichen gemacht worden, ferner
berichtet .fpoffftetter (©. 538): den 7. Junij 1662.
Samstag, ist dess Hern Bürgermeisters Beger
(sD?attl)äub, geb. 18. 9Jtärj 1588, f 2. Suli 1661)
Epitaphium in der Pfarrkirch alliier beym
grünen Altar aufgehenckt worden, ist meisten-
theils zu Hechingen verfertigt worden, soll in
die 200 Gulden gekostet haben. 33alb f) er nad)
traf bic §rauenfird)c rnieber ein Sttijjgefdjicf. Sie
©amerer*2aubenbergfd)e (Sfyronif (©. 80) metbet:
„utf ascensionis Christi J 664 hatt der strahl
abermahlen in den grünen kürchthurm, ehe
man in die vesperpredig gangen, geschlagen,
da es dann das gewölb ob der sakristey
hefftig zerschmettert, war dann etlich stain
von dem Gewölb herunder gefallen.“ £>off==
ftetter 6erid)tet in feiner ©fjronif (©.589): am
heiligen Himmelfahrtstag, als man das ander
Mal zur Abendpredigt bieten wollen, hat das
Wetter unter einem schröcklichen Regen in
den grünen Thurm auf der Kirch geschlagen.
Man hats aussen her kaum sehen können,
ist anfangs nicht geachtet worden, biss man
sehen den Rauch zum Thurmdach oben am
Thurm herausgehen, ist ein grosser Auflauff
geschehen. Da man in den Thurm kommen,
hat man einen Balcken brinnend gesehen.
Man hat mit saurer Milch und Wasser ge¬
löscht. (33efanntlid) tuirb neuerbingb dkild) alb
Söfdpnittcl bei Petroleumbranben empfohlen.) Die
Feuerkübel waren, als man sie brauchen
solte, übel zugericht, lieff das Wasser und
Milch hauffenweiss aus. Man hat das Wasser
in den Schneken des grossen Thurms, wo¬
rinnen die Glocken, über die Kirch biss hin-
den in den grünen Thurm tragen müssen, ist
allenthalben ein grossen Nässen gewesen,
weiln die Feuerkübel so sehr geronnen haben.
Endlich ist man dennoch nach dem Zusammen¬
leiten umb 4 Uhr zur Abendpredigt gangen.
Gott sey uns hinfüro gnädig!“
31 in 7. J^uli tourbc, mie .£> off ftetter, ©.
681 melbet, ber gamilie 33 an tl in Don Jtatl)b toegen
angejeigt, fie füllten ifyrcb 33aterb Epitaphium
aub ber $ird)e tlpm ober man »erbe eb mit ©pott
herunter tl)un. (Sb loar bteb ein 9iad)cact ber
©egner beb unglüd ltd)en ©eiftlid)en 2Jhd)ael 33 a n U
lin. ©ein Jpauptg egner, ber 33ürgermeifter ^ol).
Philipp Sauben berge r, lief) nad) Jpoffftetter ©.
769 am 25. 3lug. 1675 feincb 33atcrb, beb £auph
prebigerb 3Ragifter Philipp Saubcnberger neneb
Epitaphium auf()cnfen.
.f) o ff ftetter b (Sfyronit (©. 737) melbet jum
3al)re 1671: Den 21. Januar ist Carl IJeuss
von Eningen, gewester Schulmeister zum Tag-
und Nachtwächter auf dem Kirchenthurm an¬
genommen worden anstatt Johann Becke n,
der im 49. Jahr (alfo feit 1622) Thurm¬
wächter auf der Kirchen gewesen, hat der
50
Carl wöchentlich 1 Gulden, ülgcp berfelben
©pronif (©. 873) fanb micber 1684 eine Vec*
änbcrung im Innern bev fJraueuCir d)c ftait: am
Christabend ist der neue Altar (daran 4 Herrn
Geistliche hinfüro Abendmahl halten sollen)
mit carmesinrothen Tuch, auch die 2 Sing¬
pult (die doch beide erst vor 2 Jahren —
alfo 1682 — mit neu grünem Tuch sind über¬
zogen worden) mit weissen, wullnen Fransen
überzogen worden. Die Stangen hat man
auch das erste Mahl von Neuem ganz anderss,
weder zuvor (bey dem alten abgebroehnen
Altar) eingegossen und angeschraufft. Nach
den Feyertagen soll alsdann auch das Gegitter-
werck sambt dem Laubwerck gemacht und
verfertigt werden. Den Altar und die 2 Pult
hat der Herr Daniel Wunderlich machen
und überziehen lassen. 3um 3>apre 1686 be*
rid)tct bann §0 ff ft etter (897): „am 9. Sonn¬
tag Trinitatis hat man das erste Mahl das
heilige Abendmahl an dem vergitterten Altar
gehalten und hat das Becket zum Opfern
aufgestellet, welches (Opfer) zu Erhaltung dises
Tempels soll nüzlich angewendet werden.“
2lnlä§lid) ber Türfentaufe am 10. iftoo. 1689 er*
mäpnt ipoffft etter (©. 930): das silberne
Tautfbecket.
£>of f ft etter, ber 1691 feine ©ßronif üoü*
cnbet, banft man, tote gfigion, eine ©cpilberung
ber ÜRaiicnEtrd)e, bie in btefer 3eitfcprift Y, ©eite
19 jutn illbbrud gelangte.
Oaß für bte grauen f tr cf) e fo DerpängnißDoUe
18. ^aprpunbert fam peran. Stut 31. 3ult 1726
trmrbe burep einen non .fpeibelberg gebürtigen ©d)ie=
ferbecf'er 3op. $acob ©tierlin ber ©ngel Dom
Citrin ber 3d'aucnfitcpe abgenommen, um ipn neu
jn üergolben unb ju reparieren, natnentlid) bte Dor
oielen 3>aprcn abgefallcne rcd)tc £mnb, meld)e ben
©tbftnger emporpebt, mieber baran ju befeftigen.
2 Siirgcrßföpnc Submig Jpetbling unb ^fopanneß
$ c ff trugen ipn in ber ©tabt umpcr unb empfingen
tttilbc ©aben. 9lin 3. Sluguft fcpte ipn ©tierlin
unter ^aucpjen t!tnb groploden ber ganzen Vürgcr*
fd)aft tüicber au feine ©teile. 2luf ber oberftcn
©pipe, alfo in einer £>öpe Dott 255 gufh traut
ber ©cpieferbeder 15 ©efuubpeiten, fdjoff bei jeher
eine Jliftole lob unb marf bie ©läfer perunter, bie
nur jutn Teil jerbradfen. ©benfo toarf er feine
©d)ul;e unb ©trümpfe perunter unb 30g bie ipm
ocreprteit neuen an, ber ©pcEtafel bauerte biß
7F2 borgen40). Vei betn am 23. ©ept. 1726
9lad)tb außgebrodfenen Reiter ri§ man, um bie
grauenfircpe ju retten, bie 90?äbd)enfd)ttle unb et*
lid)e atrbere ©ebäube ein unb traf aud) fonft gute
©egcnmepr. ÜiUein fd)on atn 3lbcnb beb 24. ©ept.
geigten ftd> obcrpalb ber ©loden ber f^rauenfirdpe
fteuerfunfen in grofjcr Ülnjapl, unb plöplicp ftanbcn
bie jpäufer in ber 91ad)bavfd)aft ber ,^ird)e in Vraitb.
Oie Äivcpe felbft fing ^uerft im ©lodetrturm, mo
Diel 93alfenmerf mar, §eucr. Oie 6 ©loden beb
^auptturntb, morunter eine gegen 90 ©cntner mog,
ncbft ben 3 beb grünen Turtnß (im ©anjen maren
eb 5 groffe uttb 4 fleinc ©loden) (türmten, nadtbem
fie ftd) felbft ju ©rabe geläutet patten, mit ent*
feplid)cm 5?'rad)ett perab unb jerfdjtnoljen mit 2luß=
ttaptne ber größten, ber Vctglodc, meldfe auf bent
untern Umlauf liegen blieb, unb ber 23etglode(? 0.9?.),
Don ber ein gerittgeb ©tüdlein übrig blieb, faft alle in
bent ^eucrofen. 2lud) ber Jlfenningturm brannte
ab. Oer pope ©lodenturm mar innerlid) ganj
abgefepält, bie ©cpmibbögen maren jerfprengt. Sftur
bab obere ©emölbe blieb unberfeprt, aber bie ,£)älftc
beb aub Tufftein gefertigten ©emölbeß red)tß beim
©ingang dou ben ©loden fiiirjtc ein. Oie jmeite
©äule auf biefer ©eite, an meld)e bie ipcrrensjlor*
firdpe reid)t, mar ganz verfallen, bie 11 übrigen
maren äufferft befdpäbigt. Oa bie ©runö* unb
Jpauptfäulen faft DoUfommen abgebrannt unb aufferft
befdfäbigt maren, fürdjtetc matt ben ©infturz ber
Äircpe. $n Witte beb f^cuermeerb ragte ber ßird)=
türm, glüpenb mie ©ifen, empor.
3u ©runbe gingen bamalb:
1. eine ber ©äulen auf ber reepten ©eite, meld)c
naep einer tnünblicpen Trabition fo jierlid) gemunben
unb fo gefbpmeibig mar, baff mau ftc beinape mit
ben Firmen umfaffen Eonnte. Oocp bejiept fid)
biefe ©efdpmeibigfeit mopl nur auf ben ©epaft, in*
bem bie ruttben ©äulen burd) baran perablaufenbe
©äuld)en unb Dießeid)t aud) J$icbcftal unb ©apitäl
burep Verzierung größeren Umfang patten. Vei
ber fReparierung ber 11 geretteten ©äulen DcrEalften
bie Verzierungen nebft ber fcpön gearbeiteten Muffen*
feite ber Pfeiler,
2. bte ßanjel,
3. bie farbigen ©porfenftcr,
4. ber Slltar, ben befd)rieb,
5. baß Don Sw0« betriebene 2lltarblatt („die
Tafel“) im ©por,
6. bie Orgel (nur cttoaS menigeß Don ben
Orgelpfeifen mar jttDcr außgepoben morbcu),
7. bie Upr,
8. bie Äird)fiüplc (mit 3lußnapnte ber beim
Taufftein),
9. bie Voidirdjc,
10. bie ©ebenftafcln fener außgcjcid)netcn
ajiämtcr, meld)c 3dDon befd>reibt unb bie an
©teile ber alten ^eiligcnbilber aufgepängt maren,
11. alle ©loden mit ülußnaptne ber 23ctglodc.
3lubp bie Walereien am obern ©emölbe mürben
tctlß burd) baß f^euer teilß burd; bie Söfd)Dcrfitd)e
Dermiijtet. Viclleid)t mürben bamalß (mentt niept
fipott 1531 beim Vilberfturnt) ber Taufftein unb
ber obere Teil beß peiligen ©rabß befdfäbigt 41).
23ei ber VSiebcrpcrftelluug ber burd) ben 33ranb
befd)äbigten ©ebäube legte man guerft Jpanb an
bie fjxaucuf ird;c. 9iod) Dor 3Beipttad)tcn 1726
40) ©apler II, 287.
4I) Gapler II, ®. 288 -293.
51
mürbe ber ©adjftupl bcrfclben repariert. 31m 8.
5ebr. 1727 »erlab unb bidigte man ben JUan jur
^irepenreparatur unb ben Uprenaccorb. $apre
1727 mürben bie verfallenen (Säulen mieber perge=
ftedt, bie befdfäbigten aubgebeffert. ©a bie ©acf=
fteine, mit benen man bie ©emölbe reparieren modle,
micber perabfielen, brad) man bie 2 untern reeptb
unb liitfb ab unb maepte fte »on JpoljWerf neu.
3luf über einanber geftedten Leitern beflieg ein be=
pcrjter aJZann ben ©urm unb fanb bie ©etglocfe
unberfeprt auf betn untern Umlauf liegen. 31m
28. ©ept. 1727 tonnte ber erftc ©ottebbienft in
ber grauenfirdje, mo linfb am ©por eine Heine
pöljcrne Äanjel angebraept mar, gepalten Werben,
©ie ©enteinbe nutzte, meiffenb ftepen, meil noep
feine orbentlicpcn ©tiiple ba waren. ©rft am
21. gebr. 1728 mürbe bie »on Qop. ©corg
© d) m e 1 j »on Söiberacp gegoffene ©ilfeglocfe, ben
22. 33Zärv bie ©ctglocfc, halb barauf bie anbern
©loden unter greubentpränen ber 3lIfcPauer an
ipre ©tede gebracht. Sie Sctglocfe jeigt in ge;
goffener Uebcrfcprift bie 3eit beb £'ird)enbranbeb
unb beb ©uffcb nebft bem dlamen beb ©iefterb unb
ben ©erb:
Lass, Herr, diese Glocken
uns stets zur Busse locken!
Ach, dein Wort lass schallen,
bis die Welt wird fallen
in die letzte Flamm’,
Jesu, Gottes Lamm!
Lass dieser Glocken Schall, Herr, in die
Herzen dringen,
damit Gebet und Buss uns deine Gnad’ mög’
bringen.
©ie ©ppfer lllrid) ©djweijer unb fein ©opn
Sopann $acob <tub ©eggiugen, ©.=31. ©eibltngen,
reftaurierten inmenbig bic Äircpc unb »erferiigten
bic Mangel, auf Weid) er am ©priftfeft 1728 ^uevft
geprebigt mürbe. ©od) nod) im 31uguft 1730
malte ©d) Weiter 3 ©öodjen au ber Äanjcl. 3lm
6. 97o». 1728 mitrbc aud) bic Upr mieber auf bie
$ird;e geftedt. ©ine »om Orgelbauer ©eorg ^vieb*
rid) ©d)mal (gcb. 15. 91o». 1700 in £>cilbronn,
f 20. 31ug. 1776) in Ulm gebaute Orgel mürbe
»cu ber ©tabt Ulm geftiftet. ©ie eutpielt 2 3J la*
nuale unb ein ^ebal mit 26 Uingenbcn dtegiftern,
worunter 3 3ungenregiftcr waren, mar jebod) leidjt
gearbeitet42). 3lfb im dto», 1802 auf perjoglicpcu
33cfepl Die faiferlid)en ©ßappen au bcu ©poren uub
pcrrfd)aftticpen ©ebäubcu entfernt mürben, blieb ber
dfeicpbablcr nebft bem ©tabtwappen im oberfien
^ird)cngcmölbe, fomie im blauen ein üt ©tein
aubgepauener am ©ewölbe ber ©auffapede, am
©djlufftein, ber nur 1 ©tpup im ©urdjmeffer
pält 42a). Hermann $urj berid)tct in feinen ©r=
jäplungen, ©tuttgart, ©unb II, 28 — 29: der
42) ©apler II, 299 — 302; 31. Söepermann, 9iad)=
rtepten »on ©eleprtcu, Zünftlern unb anbern mert
mürbigen sfßerfonen aub Ulm, Ulm 1798, 3. 469
42a) ebenba, 353.
Engel, eigentlich die heilige Jungfrau auf dem
Münsterturm war im Lauf der Jahre schad¬
haft geworden. Der Grossvater (^»panneb
Äurp) legte zu den Urkunden ins hohle Innere
ein Blatt, worauf er nach altem Herkommen
seinen Antheil an der Reparatur, sowie Zahl
und Namen seiner vielen Kinder und Enkel
(»on benen ber am 30. 9to». 1813 geborene ,fp er=
mann ber füngftc mar) geschrieben hatte. 3lm
10. 3uli 1824 feplug wieberum ber 33lip in ben
©auptfird)enturm unb fd)lug unter ber erften dlunb*
uug ein £od) pinein bis auf ben oberu Umlauf,
mo er baS ©elänber megftplug unb baS 33lcd) »om
©ad) beb Uprfdjagmcrfb jerrijf unb an bem eifernen
©rapt perabfupr, mit melcpem man bem ©urmWäd)ter
läutet. Um bie $ird)e »or einer 2Bicbcrpolung biefer
©cfapr 511 fdjüpen, mitrbe 1825 ein üölipableitcr
(b. p. eine 23lipableitung burd) einen ^upferftreifen)
auf bem ©urm angebracht 43). $apre 1826
mürbe mit .fperftedung beb 31cujiern ber 9ftaricn=
fird)c begonnen 43a). 3lm 25. 3uni 1830 anlä§=
lid) ber 300jäprigen freier ber confessio Augu¬
stana mürbe ber ß'irdjturm »om untern Umlauf
bis junt ©ngel pirtauf mit mepr alb 1000 £atnpen
beleuchtet, wab einen ^auberh«ftcrt prad)t»odcn 3ln=
blid gemäprte 44). ©ie ©ßeingärtnervunft ftiftetc
in biefem 3apre ein 33ilb beb dRatpeub 31 Iber,
mäprenb bic Jiotgcrber ein Sutperbilb fd)enftcn 44a).
9£cingärtner J^oplod), vulgo ©uppeler beftieg ben
©urm bib jum 30?aricnbilb (bem ©ngel) unb but fte
in ber ©tabt codectieren. @r erpielt 200 ©ulben45).
3aprc 1836 mürbe bic Orgel in ber $raucu=
fird)c »om berüpmten Orgclutad)er ©berparb ^Heb*
rid) ©ßalfer »on Submigbburg (feine 33orfapren
finb »on dteutlingen über ^ird)cntcdinbfitrt, 33a=
lingen nad) ©annftatt, feinem ©eburtbort, eilige*
manbert) fepr »erbeffert unb erweitert, aud) tiefer
geftedt. 0,™ griipling 1837 mar bic 3lrbeit, mo--
fi’tr SBalfcr 5069 fl. 53 fr. erpielt, »odenbet 4ß).
33om ftäbtifepen Sauinfpeftor 3°P* ©eorg 9tupp
(gcb. 7. ^cbr. 1797 in dteutlingen, f 1. ddärj
1883) mürbe 1843 bab 3nncre ^cr Äirepe im
g»tpifd)en ©til mieber pergeftedt. 31de bie ©tuf»
faturarbeiten, bic nad) bem großen ©raube aubge=
füprt worben waren, aber mit bem ©auftil nid)t
im ©inflaitg ftanbeu, mürben entfernt, and) brei
©mporfirepen famen Weg, fomie bie bicfbacfigcit
©ngel an ber Äanvel47). 31U 3aP»e 1844 mürben
bie ©labmalcreien in ben ©pipbögen ber Äird)en=
fenfter »om ©labmaler 9ßf ort »erfertigt 48). ©a=
runter finb and) bie ©d)ilbcr bon ©Württemberg,
43) ©anteb, ©pronica bon 9teutlingen, S. 1 3 unb 234.
43a) ebenba 6. 136.
44) ebenba ©. 24.
44a) 9Jf. ©pffert, giiprer burep dteutlingen, 3. 29.
4ft) ©eite 25.
40) QJapler II, 302.
47) Söauieb, citat.o loco, 3. 136; neue £ *31.*33e*
fepr. I, 494.
48) ©ameb, 3. 37.
52
©d)Wabcn uitb Reutlingen 49). Um bic gleite 3<Jt !
etwa (nad) ber 1893 erfepienenen ©.;R.=Refd)t. II,
30: „vor 50 Jahren“) entbecf'te Rrofeffor (Sb er?
Ictit $ßanb= unb ©erfenntalcreien in ber alten
©afriftei, ein Reifpiel ber Jt'unft ber SRalerci beb
14. ^aprpunbertb, bie teiber bamalb ftarf aufge=
frifept mürben. ©ab peilige ©rab tnurbe 1856
bib 1859 oom Rilbpaucr 9Rad)olbt renoviert60).
Rtn 1. ,3uni 1865 ftiftete Äßnig Äarl bab mittlere,
ootn ©labmaler opfert aubgefüprtc genfter im |
©por ber ^raucufircpe, bab juerft am ©onntag !
ben 10. ©ept. bort prangte unb 1200 ©utben
foftetc51). Rm 16. gebr. 1867 beftieg ein ©epiefer*
bederbgefede nebft einem Seprjungen ben föirdjen«
turm. ©ic fliegen oom obern Umlauf auf einer
Sciter biö an ben biefen Ättopf. Ron ba ftetterten
fte frei hinauf bib jum ©ngel, wo ft cp ber ®cfede
mit einem ©eile an bie ©ifenftange anbanb unb
bann arbeitete. (Sr pu^te ben ©ngel, ölte bie
©tange an, feilte baran unb fitteie einen Riff ju,
wo eb pereinregitetc. Reibe, ©efede unb Seprling,
fliegen 3 3Ral hinauf unb perab unb Ratten faft
ben ganzen Sag ju tpun. ©ie fangen babei luftige
Sieber, leerten mehrere glafd)en 2Sein auf b ab
23opl ber ©tabt, fo baff fte fid) betruttfen Ratten,
Wenn man ipnen nid)t ©inpalt getpan patte. Rucp
fd) offen fte 5 bib 6 Rial eine Riftote ab. 3pre
4a) ebenba, ©. 136.
n0) ebenba, 6. 136.
51) ebenba, <5. 189.
Rclopnuttg beftanb in 25 ©ulben52). 3>n biefem
$apre ftiftete aud) bic ©tabt 2 fünfter mit ©lab*
gemätben bed .ipofmaterd Rfort im ©por53). Rm
25. ©ept. 1867 befid)tigten Königin Rauline,
Rrinjeffin Äatparina unb Rrinj SBUpetm, ipr ©ob>n
bie Riarienfircpe 54). Rin 28. Rpril 1870 würben
23ti(3abteiter auf ber ßirdje errietet55), 3tn 3apre
1872 würbe ben 10 im Kriege gefallenen Reut*
finget ©olbaten im (Spor ber Riariettfirtpe eine
©ebenftafel mit ipren Rainen geftiftet56). 3m
3«prc 1893 würbe fobattn bic großartige, [tilge*
redjtc ©rueuerttng ber ^irepe unter Seitung bed
Rautatd ^einrid) ©olmetfep iit ©tuttgart be=
gönnen57). Unter ber funftberftänbigen Spattb biefed
Raumcifterd wirb wopt in abfepbarer 3e'* baö
©ottedpaud wieber in ber ©eftalt erfiepen, wetepe
ed patte, epe. Unoerftanb unb Rrattb badfelbc oer=
wüftete, ttnb poffentlid) für ade feiten ein 3cu3ii*0
oont frommen ©intt oon Rcutlingcnb Riirgcrfcpaft
geben.
5-) ebenba, ©. 201.
53) ebenba, <S. 206.
5h ebenba, ©. 212.
55) Ranteb, ©. 234..
5K) ebenba, 6. 2G3.
57) lieber bie bibperigen Reftaurierüngdarbeiteu
bergleicpe man bie Beilage §um ©eneralanjeiger 8.
3>aprg. 1895, Rr. 253. Rite in ber Sßarieitfircpe auf'
gefunbenen, iutereffauten ©tüde gelangten teilb im
Original , teils im Rbguf? in bie Rttertumbfammlung
beb Rereinb, 3. 53. fäintlidje ©teinmep3eid)en.
g>omariuije* 3S>ö<)fe t)ou 1604 Bio 1807.
lehnt Pfarrer Sdimih in ©mnarimun.
Rknn gegenwärtiges Rerjcidjnid ber ©oina=
ringer Rögte nur ben obigen 3citraum umfaßt, fo
rüprt bad batoon per, baß bem Rcrfaffer außer ben
pieftgen, mit bem 3aPre 1604 einfepenbeit ßirdjen*
regiftern feine fonftige Quedc ju ® ebote [taub unb
baß mit bem 3aPre 1807 bie alte Rogtei ©oma*
ringen ju befiepen aufpörte.
Riedcid)t giebt meine Rrbeit Rnreguitg baju,
baß eine fuubige ^)anb aub fidfer oorpanbenen
Reuttingcr Oueden bie Reipe ber ©omaringer
Rögte naep rüdfwärtb oeröodftänbigt.
Ron felbft jerfädt meine Rerid)terftattung in
jWci Rbteilungen, beren eine fid) mit ber 3£h
fbpäftigt, ba ©omaringen Veutlingifcp war, alfo bis
1648, bie anbere mit ber 3eü, feitbem eb unter
württemb. iperrfdpaft ftept, alfo feit 1.
1649.
I. Retttlingifd)e Rögte oon 1604 bib 1648.
1. Rlb erfter ©omaringer Rogt wirb in beit
Äirdienregiftern genannt: 3op6»n Rocfenftiet.
®erfelbe befleibetc fein Rmt (bon wann an ift
niept erftiptlicp) bib j. 1610. ©einer wirb,
wie aud) ber übrigen Rögte früpefter 3eh, öfters
alb Taufpaten gebad)t, jum lejjtenmal am 31. ©ft.
1610. ©eine (Spcfratt (Slifabct (ber Riäbd)cnitame
einer ©pegaüin pflegt mcift erft im Sauf beb 18.
3aprp. beigefe^t ju werben unb aud) ba nid)t
immer) ftarb pier b. 17. ©ft. ; 1610. Rußerbcm
ftarben biefem Rogt nod) 2 Äiitber im gleid)en
$apr, eb war bab ^«Pr in Weld)em bttrep einen
großen „©terbenbt" in ©. 194 Rerfonen bapinge*
rafft würben, ©ic Familie Rocfenftiet lieferte ber
©tabt Reutlingen Derfd)iebenc Rßürbeträger.
2. Rlb jweiter Rogt tritt auf feit 15. Rlärj
1611 „ber eprenfeft unb weife Jpcrr 3°Panitcb
RBeiß," geb. 1550, geft. 24. Rüg. 1620. ©ein
Seicpentept war 3elaia 22, 20 — 25. ©einer Re?
erbtgung wopnteit au oon Reutlingen: bic ©pital=
pfTeger Subwig ^icrtter unb ©ad ©öbel, 3Unfts
meifter Rlartin fjubpb u. a. nt. ©eine 1. «pand*
fratt pieß Äatpariita, geft. 15. Rlai 1611. 3um
jWeitenmal pat er bpocpjeit gepalten mit ber titgenb=
famen $rau Rgneb Rebptiit, 3afob alt ©dfü^en fei.
pinterlaffenen R3ittwe. ©ine Rocpter oon Rogt
Rßeiß, Rgneb, heiratete ben piefigett Räder unb
nadfmaligen ©d)ultpeißen Äoitrab ©eprag.
3. ©d)on am 3. ©ept. 1620 würbe alb neuer
Rogt feierlid) inftadiert unb ber ©emeinbe präfetts
tiert 3af°^ Ridpelin. ©b war ber 12. ©onn*
tag tt. Rrin. ,,©ie ^errett fünf ©epcinten" famt
nod) 3 sperren beb Ratb waren ju biefer ^paitbs
luitg pieper gefoutmen unb patten nid)t oerfeptt, ber
53
f3rcbigt beg OrtgpfarrerS M. $of;atute6 353udjerer
aujuwoljnen.
©ic Slmtöbauer bicfeö 23ogtg waf)de big 3>uli
1644. 3hm War auferlegt einen großen ©eit ber
©greifen beg 30jül)r. Kriegs mit burchjumadjeu.
©o 1630 ben tötlidjeu Bekämpf Stt>tfd)en $wci
Offizieren im ^ieftgen ©d)lofj, im folgenben 3apre
bie fed)gmalige Slugplünberung beg ^teftgen $lcdeng
burd) Kroaten unb 253elfdjc, bie SJtaffakricrung beg
85 jährigen ©djultpeifjen Üonrab Suj, bie SSeraub-'
ung ber pief- $ird)e; 1635 ben Slugbrucp ber 33eft,
abermaligeg ^Blüubern burd) ein ©treifforpg beg
©eneralg 0. 2S3ertlj, baju wieberf)oltcg ^litdjten ber
©inwohner, fei cg in bie 253äloer ober nad) Reut¬
lingen. Slidjeltng ©pefrau pief; SÖarbara, eine
Sodjtcr oon ipin Slttna SSarbara.
4. ©eit $uli 1644 ftnbet fid) alg 33ogt ge¬
nannt Stifolaug 253 er nid. ©eine ^auöfrau
Jjiefi Siegine. 23ci ber Saufe feiner 1644 geborenen
Sod)ter ©prijtiane [tauben §u ©ebatter: Herr
SBcnbelin dürrer, ©t>nbifnö oon Reutlingen, $rau
Söürgermciftcr SJtaria, 3jofua $urjen ^auSfrau
unb SJtargarete, «fpanö ßafpar Sßfäfflin, Rittmeifterö
Haugfrau. 253äprenb ber StmtSbauer 253ernidg
ooßjog fid) ber Uebergang ©omaringeng an bie
württcmbergifd)e .Iperrfdjaft ju SInfang beg Baprg
1649. Slucf) unter iljr bekleibetc 2S3ernid fein big=
perigeg SSogtamt big jum Steujapr 1660. ©r er--
lebte noch oerfcfjiebene feinblid)e ©infäße. ©o im
gebr. 1649, wo ber eine Seil ber ©inwohner nad)
Steutlingen flüchtete, ber anbere ing piefige ©djlofj.
Hiebei ift r,^>anö gaitlpaber, ber alte SJtiißer, in
ben (bamalS nod) fte^enben) ©djlofjturm pienieben
gefallen unb folgenben Sagg geftorben." 3Jn einem
alten 33ijitationgberid)t beg Sübinger ©efang
©emrnler oom ^apre 1654 wirb über ben 23ogt
auögefagt: „253. pat oon bem Pfarrer, auch anberen
cl)rlid)en ^erfonen bag B^ugnig, ba§ er ein d)rift-
Iid)er, eifriger, auch in feinem 31 mt ein fleißiger
SOiaun fei." lieber fein tragifcpeg Sebenöenbe be=>
rid)tet Pfarrer Sl)eobor tiefer: „1660, ben 3. Bau.
ift Hcrr Stifolaug Söernid, 16 jäf>r. SSogt aßptcr
unb Slmtmann in Riöffingen, aCftyier c^rlid) begraben
worben, wcldjer am 1). Steujaprgtag , alg er fein
netoerbauten ©djlo&bruden Wößcn barnicberlaffen,
oon bem ^tafpel unOerfel;en@ ergriffen, plöbltd) auf
bag ^3flaftcr hinunter erbärmlidj geftürjt würbe,
baoon er fobalb tot aufgehoben toorben. ©einem
Seicpenbegängnig paben beigewohnt imterfd)iebltc^e
33crfonen oon Sübingen, oon ber 33ijinität Jperr
33 f. o. Stepren, ©önntngen, SBronnWeiler, aud)
mein ^terr Sodjtermann M. Jpet)beder, 33 f- b- ©fer=
hingen unb oiele 23enad)bartc oon SJtöf fingen, Ret;ren,
©ömtingen, ©fterbingen, SBtonnweiler ec."
II. 253 ürttembergifdje 23ögte big 1807.
3tadj Abgang beg noch öott Reutlingen über=
nomtnenen 33ogtg 253ernid erfdjeint
1. alg erfter oon 253ürttemberg cingefebter 33ogt
ipattg ©corg iörotbcd, trftmalg genannt im
3uni 1660. 3lu§er ber ©onOcrfton unb betn Sobe
feiner Eatf)ol. ©icnftmagb Wirb nur fein eigener
Sob erwal)nt. ©r ftarb am 14. RoO. 1669 aet.
64 3abr* r,3luf fein fclbft 93egel)rett würbe il)tn ein
Scid)fermon gehalten aug ben geiftlid)eu ©efangg--
Worten: ad) wie nichtig, ad) wie flüd)tig." 3hm
folgte
2. ©rljarb Äoch 1670 — 1696. (©eine
Korona SCRaria fcheint burd) 3Menfd)aft ihren
auffaßenbett Stufnamen in bie t)'efise Umgegenb Ocr=
pflanjt ju hflben. ©eine Sod)ter Korona J?atha=
rtna würbe 1695 fyzx getraut mit @eit)flrb SOtat*
thten, getoef. Verwalter in Seaumont, fDtßmpelgarbt,
Slubüeur bei bem ©arlinifd)en Stegimcnt. Stach
feiner ©meritierung zog fid) $od) nad) Jpiuterwciler
juritd. ©ort ftarb feine ^rau am 23. Slpril 1696
46 3^hr »auf ih^em ®ut in Jpinterweiler."
3. ©eit 1696 ift © h t i ft o p 1) Sobiag
©afpar ^nhoibev beg ©ogteiamtg. ©r ftarb
hier am 22. 1710 alg „14 jähriger beft=
meritierter 3Sogt unb ©d)äfereioerwa(ter aet. 42
^ahr." ©eine %xau SJtarie 3a^°bine war 1712
alg Söitwc nod) hier- ©ohu oon il)tn war
ber nachmalige 3lird)cnratgfau^eßift Johann ©hrtfioph
©afpar, geb. b. 25. ©ept. 1700. ©erfelbe hielt
b. 3. SJtai 1740 alg 253 it Wer hier feine jpochjeit
mit Sltarie SJtargarete -Sperr, Äeßereiüerwalterg unb
Äunftmalerg Sod)ter in Sübingen.
3n 33ogt ©afparg Beit faßen bie Sage ber
©räocnih, Welche fid) u. a. aud) ©chlo§ ©omaringen
ootn ^terjog fdjenfen lie§. Sin ihren Stamen 3 war
erinnern f>öd)fteng bie brei am -Spaupteingang beg
hieftgen ©c^loffeö eingegrabenen 35ud)ftaben G. C.
W. (©räocnib/ ©omteffe SBürben?), aber oon
fonftiger bamaliger Herrlichkeit jeugen etliche abelige
Stamen in ben $ird)enregiftern, ingbefonbere bie
Hochzeit eineg fürftlich en ©taßmeifterg SSJolfgang
23ranbgl)agen, wel<^c am 18. Slpril 1708 ex pe-
culiari restrictione serenissimi in ben Stäumen
beg hiefigen ©chloffeg abgehalten würbe. 23ogt
©afpar fcheint ein etwag ftrenger Jperi^ gewefen 511
fein. 3um ©anf bafür läfjt ihn ber 23olfgglaube
noch heute in ben Stäumen feiner 23ogtei näd)tlidjer*
weile 23efud)e machen.
4. Stur furje 3eit bauerte bie Slmtgfi’thrung
beg gratis Ulgheimer, Weither im 3ahre 1610
alg „33ogt in ©omeringen, jugleich £eßcr in Sü=
bingen'7 genannt ift. 3hm folgte
5. © 1) r i ft 0 p h ©räter 1710 — 14, juerft
alg 33ogtamtgOerwefcr , bann alg 23ogt. ©päter
würbe er fürftlich er Sanbredjnunggcommiffariug.
©ein ©ohn ^ranj ©hriftoph ©ottlieb ©räter, geb.
hier b. 18. Slug. 1711, ftubierte in Sübingen unb
ftarb bort 1733 alg SJtagifter. ©in 5 weiter ©ot)n
©eorg $erbinattb ©., geb. tyrn ben 1. ©ept. 1712,
inferibierte am 26. Slpril 1732 alg jur. stud. in
©trapurg.
6. ©eit SJtai 1714 erfd)eint ©corg ©hriftopt)
253 e i h cnmap er alg „23ogt unb admodiator 511
©omaringen, auch ©tabt* unb Slmtgpflcger 311
Sübingen," ©in ©ruft Sllbrcdjt SJtaier war „2lb=
54
mobiationdOcrrnaltcr" uub fd)eint iit (Gomaringen j
ftellücrtretcnb für ben bogt amtiert ju I)aben, |
mäprctib letzterer felbft megen gekaufter ©efdmftc
in Tübingen „menig bei und amten tann." ©cd)
I;atte W. feinen Wopnfip in ©. — 3um lebten*
male gefepiept feiner ©rmapnung bei ber ‘Jaufc
feined ©opned ©priftian ^riebriep am 24. Noo.
1741. Dort Reifet er Nentfammerrat unb bogt,
©eine grau mar ©priftine Nofine geb. £afel aud
Tübingen. Weipenmaperd Nachfolger ift
7. ©p riftopp gtiebriep Sang, ©erfelbe
ftarb pier nad) 8 fahriger Wirff amfeit am 9. Sftai
1791, erft 54 3aPr alt, unb pinterliefj feine ga*
milie in ziemlicher öürftigfeit. ©eine grau Sinti a
Katharina lebte pier ald Witrnc unb ftarb b. 26.
3uli 1763.
8. ©d folgte ald bogt ber and) „geh- ©efre*
tariud" unb „£)crr Nat" titulierte 3 0 h a n u
g r i e b r i cp titab 1751 — 65. ©eine grau,
pontific. rel., mar Sttarie Katharine, geb. ©imon
unb ftarb pier am 20. 3Jtarj 1754. Slld ©öpne
Knabd erfd)eincn: Sluguft griebridj Knab, ©fribent
in feined baterd Äanjlei unb Sluguft ©priftian K.,
©ubftitut in Sftepingen. (Sine ‘Jodftcr K.’d pief;
Slugufte gricberifc.
9. ©eit 1765 erfepeint mit bem £itel ,,Nat"bogt
Philipp 2B i l h c l m Saiblin. öerfelbe mar brei=
mal Oerheiratet, 1. mit Stnna SQiaria; 2. mit Negiue
SNagbalene, £. bed $ßf. bitfepe in Wanntocil;
3. mit fpeiurife ^afobine, geb. Weifj, Slmtmannd
£od)ter oon Öfterbingen. Stad) einer Slnbeutung
ooit ber Jfjanb bed bamaligen bf- ©dfminbrazpeim
fd)eint Saiblin ein gefürchteter Ntann gemefen ju fein.
Slot 21. gebr. 1802 befdjlojf „£>err 9tat unb
35ogt Saiblin" pier in ©. fein Seben, nad)bem er
„2 3apre Sltntmann in ©ßnuingen, bpalpeim unb
bobeldpaufen" gemefen mar unb 38 $apre ian9
bie bogtdmürbe in ©omaringen begleitet hatte.
10. Der letzte bogt, ber hier refibierte, mar
Wettbel griebrid) Rummel, nod) ju Sebjeiten
feined borgangerd ein 3apr lang bogtamtdoermefer,
feit 23. Slptil 1802 bogt genannt, öcrfelbe mürbe
im gleichen igapr ju blaubeuren getraut mit 3uitg=
frau griberife Sang, Kommerzienrat Sang bafelbft
el)el. leb. £od)ter. öiefer ©pc entflammten oicr
Kinber, oon benen gn»ei frühzeitig ftarben, zmei am
Sebcit blieben, barunter ein am 14. Slpril 1807
geborener ©opn Sluguft. bet ben 3 älteften mar
bäte ©e. (Sj*z* greiperr Nubolf Sluguft Sebrcd)t
oon 'baubenpeim, churfürftl. ©epeimerat unb Ne^
gicrungdpräfibent. Die Sludfcpeibung ©omaringend
aud bem bidherigen Kantmcrfprciberetgut führte im
gleichen 3apr bie Stufhebung ber piefigen bogtei
unb Jpummeld anbermeitige bertoenbung perbei.
SJtitipm enbigte jomit bie ©omaringer bogtdpcrr=
lid)leit. Die alte bogteimopnung, bad fog. ©d)lof),
blieb oon ba an leer fiepen unb geriet in ziemlichen
ßcrfall, bid fie im $apr 1813 auf energif d;ed Se¬
treiben bed ^Pfarrcrd ^opanned bufcp (1813 bid
1836) zur bfmmmopnung erforen mürbe, mad fie
bid peute geblieben ift.
Jt c g-timßang von Döffingen unb ^efdjtngen.
©on Dr. j. Jrtfonljanö.
©d)Oit oft mürbe bie bemerfung gemacht, bafc
bie ©rafen oon Württemberg trotj iprer Suft an
Krieg unb gepbe burd) ©roberuug ipr Sanb nur
menig oergröffert pabeu ; oielmepr mar cd ipr paud;
pältevifdjer ©iun, ber bie Keine ©raffepaft admäp*
Ud) zum Umfange eined Jperzogtumd aumadjfcn lief),
inbem fie ein Dorf unb ein Ned)t nad) bem attbern
burd) Kauf au fld) zu bringen mufjten. bilb uub
©agc pat ben Kampf ber ftreübaren ©räfiu .Jpenriette
mit bem milben 3oKergrafen Oerperrlid)t, aber trop
ber 3evftörung ber ©tammburg auf ben 3°^™
unb ber zeitmeiligen bertreibung ber 3°üergrafen
tonnte Württemberg feine (Sroberuugeu nid)t bauernb
feftpaltcn, aud) pier ift Württemberg gulept nur bad
geblieben, mad cd burd) Kauf ermorben patte.
Weid) unenblid)c Ncibc ooit berpanblungen unb
bergleid)en aber erforberlid) fein tonnten , um nur
ben Kauf einiger öörfer fid)ersuftellcn, bafiir mag
bie @efd)id)tc ber ©rtoerbung ber ©örfer SNöffingen
unb Oefcpingen, bie fid) burd) ooQc 40 3ftPrc pin=
Ziept, ein leprreicped beifpiel geben.
Stad) bem Sobc ©raf fjriebridpd bed Slelteren
oon 3oacrn im 3ahre 1401 teilten beffeit zlüe'
©öpne, ^riebrid), merfmürbigermeifc mieber ber
Sleltere, gemöpnlid) aber ber Octtingcr genannt,
meil er in feiner 3ugcub einige 3^Pre ^ei ben
©rafen oon Dettingen gemefen mar, unb ($itel=
frip, feine pinterlaffenc §crrfd)aft; bie mcitereit
brei ©öpne, alle ^riebrid) mit Slamett, genannt
Sleppeli, ^ripcli unb ^)itgeli, maren geiftüd) unb
mürben mit 3aPr3clbern abgefuuben. bei ber Teil¬
ung im ©eptember 1402 ftel bem ©rafen Oettingcr
Zu: SNef fingen bad Dorf, ©fdiiitgcn bad
Dorf, helfen bad Dorf, © ta in d p o f c n , ©t.
3 o p an n d m eil er (beibe abgegangen auf SNarK
ung SJiöffiitgcn gegen beuren zu, mo nod) bie Flurnamen
©teinpofen unb ©t. 3°Pann au fle erinnern),
©tetteu, bott, ©embad), 3eII, ber Öeil an ber
alten ©tabt fpedpngcn, ben aud) ipr bater befeffen
— cd befaßen nämlich aud) brei attbere ©efd)led)td*
Oettern, ber ©d)marzgraf, ber Oftertag unb ein
alter ©traffburger ©porperr, ‘Jede ber alten 3°flcr*
graffepaft — , bad 9ted)t biefcd ©rbc zu oerfaufen,
bepiclt fid) ber ©raf audbrüdlidp üor (ÜJlonum.
3ofl. I, 470), bagegeu fotXtc ber an ipn gefallene
beil an ber bürg 3°üern nid)t opne feined bruberd
3uftimmung Oerfauft merben (©d)tnib, belageruug,
55
3erftörung unb ©Bieberaufbau ber Surg tpohcm
jollern 1867, 0. 2). 2tuf biefcg Sefiljtum mit
Stugnaljme Don 3°^cvit unb <f?cd)ingeu toerfc£)rieb
Octtingcr bet feiner Sermäl)tung unter bem 8. 3fau.
1407 feiner grau 2lnua, einer geborenen ©räfin
Don ©ulg, ein ©ßitturn Dott 100 ft. jährlich
(Stonum. 3°K. 501). 2tnfangg tag jebod) auf bem
©rbteit ©ettingerg bie Serpflid)tung, feiner Stutter
2tbelf)cib Don gürftenberg jährlid) 100 Sfb-
fetter aug ben ©infünften Don Steffin gen, bag atg
Sfanb bafür biente, zu geben; er tonnte aber biefeg
Sfanb mit 1100 Sfb. Don feiner Stutter mieber
löfen, mag fte 20. ©ez- 1403 (Ston. 3°^- 483)
anerkannte. ©ßurbe bag Sfanb nid)t gelöft, fo
foOten ©raf ©itelfrifc nad) bem ©obe feiner Stutter
50 5J3fb. gelter jäl)rlid)er ©infünfte aug Oeffingen
Zufallen, aufjerbem hatte biefer aug ©fdfingen unb
©letten jährlich 34^2 ^3fb. fetter ju beziehen.
3unäd)fl machte ber ©ettiuger nodj eine Heine ©r=
Werbung, er taufte im ©ftober 1404 Don Äonrab
oon ©löffeln um 350 ft. ben ©Bibumf)of unb
Äird)cnfat3 feineg ©orfg ©fd)ingen, allein fdjon im
fotgenben Stonat Dertaufte er um 1350 ft. an bcn=
fetben jährliche 3‘nfen aug bem ©orfc Stefftngen
unb ben ©Beilern Seifen, ©taing^ofen unb ©t. ,go=
t)anngweiler unb bem ©orfe ©fdfingen famt bem
zugehörigen ©Beiter ©atad) in bcr «fpöhe Don 90 ft.
unter Sorbet)alt ber StBieberlöfung für 5 3at)re
(Kaufbrief D. 20. ©ft. 1404. Ston. 3°^. Yltl,
133 nad) einer 2lbfd)rift im Seutlinger 2trdjib,
©BieberfaufgreOerg D. 11. Sob. 1404. Ston. 3°ß* I,
490). ©ie ©Bieberlöfung fanb nid)t ftatt, nad)
bem ©ob ber früheren Sürgcn Derbiirgten ftd) 23.
gebr. 1412 ©Balter unb Äonrat Don ©erotbged
unb tpang Don Sreitenftein gegen Äonrat Dom
©löffeln, baff if;m grih ber keltere Don 3°flern
bie 90 ft. jährlichen 3^$ aug Steffingen u. f. n>.
5at)le (Ston. 3oK- 535). ©urd) biefen ©ütten*
Dertauf fanb fiel) bie Stutter ber ©rafen in ihren
©infünften bebroht, fie wieg bcghalb unter bem
4. 2lpril 1405 nad)briicflid) barauf hin, baff ihre
Storgengabe auf Steffingen Derfd)rieben fei (Ston.
3otI. 493). 2lnbererfeitg taufte aber ber ©ettiuger
mieber am 3. ©ft. 1409 bem 2lnbreag ©Batfer,
©Bilf)clm ©Balferg ©ot)n, Sitrger Don Seuttingen
feinen ©eil am 3el)uten zu Steffingen um 80 ft.
ab (Ston. 3off. 518).
^nztüifchen mar bcr ©ettiuger mit ben «Sperren
Don © W, mürtternbergifd)cn Sehengleuten, feit 1406
in getfbe geraten, $m Serlauf berfelben überfiel
er mit eigenen Scutcn unb foldjen beg Starfgrafen
Scrnl)arb Don Sabett bag ©orf Sobelglfaufcn, bag
beneu Don ©m gehörte, unb Raufte bort übet mit
©engen unb Stcnnen unb nid>t minber in ben bc*
nachbarten f leinen ©rten ©d)önrain, Leiter, ©ber=
häufen unb ©idingen. Um fid) bafür zu räd)en
fielen nun itfrerfcitg bie Don Om in Steffingen ein;
Dor einem ©d)iebggcrid)t beg ©rafen ©berljarb beg
Stilbcn Don ©Bürttemberg, bag am 9. 3>uli 1410
in ©übingen bie ©ad)e fd)lid)tcn foUte, flagte ©raf
grife, ba§ bie Don ©w feiner Stutter armen Seutcn
ZU Steffingen tpäufer unb ©üter Derbrannt unb
genommen haben, mährenb bod) feine Stutter unb
if)re Seute nicfjtg mit ihnen zu fdjaffeit haben, ©eine
Stutter fei ben württembergifd)en ©rafen gen Söb=
tingen, tperrenberg, ©übingen, ©tuttgart nadfgc:
fahren unb habe um ©rfafj gebeten, befonberg ba
fie Sittgerin zu Satingen fei. ©eine Stutter unb
ihre armen Seute fehlen ihren ©(haben auf 3000 fl.
©er ©d)iebfprud) ging baljin, bie Don ©m fotten
fd)mörcn , bajz fie ber Stutter ©raf grifceng unb
ihren armen Seutcn zu Steffingen feinen ©djaben
getljan t;aben; fönnen fie bag nicht, fo fülle ge=
fdjehen, mag Stecht ifl (Ston. 3dQ. 522).
3>m 3>aljr 1411 f<hIo§ ber ©ettiuger mit feinem
Svuber gri^li, bem ©otnljerrn Don ©tra^burg,
bem Dieljährigen treuen ©enoffen feiner get)ben unb
Staufhänbet, einen ©rbüertrag, moburch biefer il)n
Zum Stileinerben einfehte, wofür micbcrum ber ©om=
herr für ben galt, bafj er fetbft ohne Seibegerben
fterbe, feinen ganzen Sejih erben foUte. ©ie Stuf--
Zählung begfetben in ben betreffenben Urfunbcn D.
28. Slf)ril 1411 (Ston. 3od. 530) unb 7. gebr.
1413 (Ston. 3°^« 542) umfafjt: Stefftugcn,
Seifen, ©teinhofen, ©t. .gohamig Weiler, ©f<hingen,
©tetten, Soll, ©embach, 3Beill)eim, Raufen unter
©eilheim, ©eil Don Siffingen, ©annheim. ©ie
Slenberungen im Sefi^ftanb gegenüber bem ^at)r
1402 ftnb haufjtfächlid) Derurfad)t burdj bie ©rb--
fchaft Don bem alten ©hort)errn unb einen Sertrag
mit bem ©chmarzgrafen. 3tm 19. Stärz 1413
ftarb bie ©räfin 2lbctl)eib, bie Stutter bcr ©rafen,
nad) bem früheren Sertrag mar nun ber ©ettiuger
Derpflid)tet, feinem Sruber ©itelfrijj 50 fetter
jährlich aug Steffingen zu geben, ein ©d)iebggcvid)t
unter Herzog Steinolb Don tirglingen fprad) biefe
aud) ©itelfrih ju, folange fie nicht ber ©ettiuger
um 550 Sfb. löfe. Um zu feinem Stedjtc zu
fomrnen, inujjte aber ©itetfrih aud) nod) Dor beut
§ofgerid)t in Stottmeit flageit (Urf. D. 24. Stai
1414 Ston. 3oH. 550). Um biefelbe 3e>i erhob
aud) fein Sruber, ber ©trafjburgcr ©omherv, 3tu*
fprüche, bie ber ©ettiuger am 30. Stai 1414 burd)
Abtretung ber halben Äird)f)öfe unb 3ehnicn Su
Steffingen unb ©Beilheim befriebigte (Ston. 3°Ö-
552). ©d)on ben ©ag Dorl)er hatten beibe Srübcr
fid) Derabrebct, einanber beizuftehen, Wenn fte in
ihren gemetnfamen Äirchhöfen behelligt Werben
(Ston. 3 oll. 551). Stau fielet, bafj h^^ Äird) =
t)öfe alg Sefeftigungen in Setracht fommen. Sod)
beutlicher wirb bag aug bem Sergteid) beg ©rafen
gri^ mit ben Srübern grih unb Äon rat
©d)cnfen Don 21 n b e d (Surg 2tnbcd über ©IfaU
heim auf ber Stüdfcitc beg garrcubergg gelegen)
ü. 14. Stärz 1411, baff bie 2tnbeder it)re armen
Seute in Seifen weifen foKen, ba§ fie ben gemeinen
Sau am Äird)hof Zu Steffingen mit ben Seuteu
beg ©rafen Don 3°ßcrn bauen he^cn/ aber bie
©rafen uon 30,öcru biirfen bie Seute bcr 2lnbedcr
Zu Seifen nicht ba^in zwingen, biefe aber ihn
56
brauchen unb nicken, aufecr wenn bic ©Renten oon
Wtbccf c« nid)t wollen, ju genteinfamen Sau aber
ntiiffen fxe beitragen (Won. 3°d- 529). Oie ©irw
woljner oon Seifen gehörten alle tot unb lebenbig
in bic ftirdje oon Oeffingen, ein anberer Segräb;
ni«plafe fam für fte nicht in Setrad)t ; hier haubclt
cö fi(h barunt, feftjuftetlen, bafe ben fefien Äirdjhof
non Weffingen, beffen ftarfe Waucr noch hcute
fleht, auch bie Seibeigenen ber Slnbecfer in Seifen
gegen bie Verpflichtung, ^ur Bnftanbhaltung ber
Wauer beijutragen, al« Bufluchtöort benüfeen biirfen, |
bafe fte aber nicht bei feber joHerifd)cn $el)bc gc=
nötigt werben fönnen, mit ben jollerifchen Untere
thanen in ben Äird)t)of ju flüchten, fonbern baff
fte bei einer fotdjen auch neutral bleiben fönnen.
Um ftd) ©elb ju ücrfcf>ajfen , berfauft ber
Oettinger immer wieber einzelne ©efalle, fo am
28. ©ept. 1415 an ftritj Weffing , Sürger unb
Sidjter ju Tübingen, unb feine Brau Su93 Waieilin
auf ScbenSjeit 6V2 Walter unb 2 Siertcl fernen
au« feinem ^>of in Weffingen, ben Sentj ©artet er,
§an« ©artner unb Äonrat £emerti oon Seifen
bauen, unb 13 Walter Sefen au« feinem £>of,
Raufer unb ©djeurett unb ©arten ju Sehren,
ben bereit Heinrich ©djrabi bon lehren baut, um
105 fl. (Won. 3oß. 559). Sluf biefe flcinen Scr=
taufe folgt halb ein großer unb bamit ber Anfang
bom ©nbe ber £errfd)aft be« Bollergrafen: gegen
ben 3Iu«gang be«felben Bahre« (3./9. Oe3. 1415.
Won. Bott. "560/61) berfauft ber Oettinger einen
grofeen Seit feiner Seft^ungen an ©berljarb ben
Wilben bon Württemberg, nämlich „Wef*
fingen ba« Oorf unb Selfan, @fd)ingen ba« Oorf,
Willjan ba« Oorf unb £>ufen, Sifittgctt halfen
Oanhan gar, Weffingen wa« jenfit bein Sad) gen
Satingen ufeljin tit, ©embadj unb Soll auch wa«
jenftt bent Sad) gen ©djammental ^inußlit" ; bie
©i'tltcn Heinrich« bon ©löffeln in ber £>öl)e bon
90 fl. unb £an« Semp« bon 15 Sfb- geller au«
Weffingen unb ©berljarb« bon Sofenfelb bon 5
geller au« Siffingcn, Welche früher berfauft Waren,
muffte Württemberg übernehmen. Oer Scrfäufcr
behielt ftd) auf Setendjcit bie Äird)en, Äirdjfajjc,
groffc unb fteine 3chntcn Su Weffingen unb Weih
heim unb, wa« über 1 B 1 /3 fl. befcjjter ® i’tltcn 3U
©fdjingeit ftnb , bor. Oer Äaufprei« betrug 2690 fl. ;
bic Wieberfauf«futnme ift für bic Oörfcr einzeln
*feftgcfc|jt, fo für Weffingen unb Seifen 750 fl., für
©fähigen 200 fl. Oer Srci« ift fet>r tticbcr, wenn
man bic ©umntc bergleidjt, utn bie Württemberg
bie anbern ©teinladjbörfer faufte,1) allein ber Sets
J) SBürttemberg faufte Sarg ititb halb Xitfelingcn,
halb Sehren unb Xctl an Xhalljeim 2G. Sprit 1446
bon Sgan§ Werter um 4000 fl. unb 380 fl. jährlich Seih*
qebing; halb Xufelingen, halb lehren, Xeil an Sreiten®
i)olj unb Xhalhcim 3. Sprit 1447 bon ^afob perter
um 11 000 fl.; Sltenfidingen, Snteit an Xljalheiui unb
Snbecf 28. Spril 1449 bon SB il heim Sb er t er um 1800 fl.;
Surg unb Xeil bon Sobel«baufen, Stein, ©iefingen,
Sed)tolb«weiler 1453 bon Äafpar bon Om um 3100 fl.;
tingec behielt fid) bie wertboUften Scd)te bor unb
Württemberg hatte aud) crljcbtidjc Saften mit ju
übernehmen. 3n Wirf lid) feit foftete c« Württem®
berg aud) noch bicl, bi« e« in bauernben Scfitj
ber' beiben Orte Weffingen unb ©fdjingeu fam.
Oicfe Scrfäufe oon altem 3oUerfd)eit Sfamiliengut
berbefferten bie ©timmung bc« ©rafen ©Hclfrih
gegen feinen Sruber nicht, unb au« ben ©treitig=
feiten würbe fdjtiefelid) im ©ommer 1417 eine
offene fje^be, bie wieber weitere Sertufte brachte.
Um ben 30licrifd)cn Scljenömann, bett ©djenfen
Äonrat bon Snbecf au fich 31t feffeln, bcrfd)ricb
ihm ber Oettinger 100 fl. auf ben halben Besten
bon ©fd)ingen (©d)mib ©. 23) unb im 3aljre 1418
berfaufte er wieber mit ©rlaubniö beö ©rafen bon
Württemberg um 330 fl. Sehnten au« ©fd)ingen
an f$rifr Weffing, auf Wieberfauf, ber aber nie
ftattfanb. Sielmehr berfaufte grih Weffing biefen
Beteten weiter an J^eins bon ©inbclfittgeit, ber
ihn 1432 an Subwig unb Ulrich bon Württemberg
berfaufte (©taat«ard)ib in ©tuttgart).
Sei betn fd)ted>tcn Raufen unb ben fortwäl)renben
gfehben ber jotterifdjen Srüber fdjien für Wiirttcm®
berg Su«fi<ht borhanben, wie fur.^e B«t ü04er bie
^errfchaft 3ollern*©cöalf«burg, fo jefet bic noch
übrigen Sefiljungen ber ©rafen bon B°Kern auf
£>ol)en30Üertt an fich 3U bringen Sittein eine fJteit)e
anberer großer unb Heiner Jrierrn fügten gleid)fall«
fid) einen ©ewinn au« bem Bdfammenbruch ber
BoHcrnt)errfd)aft 3U ftchern. Stuf ©runb alter
©d)utben erhoben benachbarte Stbetige, bie Herren
bon ffteifdiad) unb Ow, ^XnfprücCje an bie ©rafen
bon Buttern (©d)mib 22 f.); Solfart bon Ow ge=
nannt Wutfuo§ erwirfte am 3. Oej. 1416 bei bem
^ofgcrid)t in Kottweil bie Stnteitung auf bie ©üter
be« Oettinger«, foweit er fie noch &efaB/ barunter
auch bie 3ehnt<m bon Weffingen unb ©f^ingen,
fowic auf ba« Söfung«red)t ber an Württemberg
berfauften Oörfer (Urf. 1 bei S)d)inib). ©rfotg
hatte bic« jebod) nicht, benn am 4. gebr. 1417
erliefe ba« §ofgcrid)t fowot)t für Surfarb bon
Seifd)ad) al« Solfart bon Ow oon neuem eine
Slntcitung auf bie ©üter be« Oettinger« (Won.
Bott. 568, 569), in beiben Urfunben wirb unter
bent, wa« ber Oettinger al« ©rbe be« ©djwarj*
grafen befitjt, Weffingen aufgeführt, währenb c« in
ber erwähnten Urfunbc botit 3. ®e3. 1416 unb
in ber gteid) 3U erwähneitbcn bom 23. Stprit 1417
richtiger Weffingen h«§t, ba« ja nur 3111- £>älfte
an Württemberg berfauft War. Oa bic ©bcllcute
mit ihren Stnfprüchen nicht butdjbringen fonnten,
fo berfaufte ^)einrid) bon Ow, Solfart« ©ohn, am
23. Slprit 1417 feine bäterlichen Slttfprüd)e gegen
ben Oettinger an beffen Sruber ©itetfrifc . ber fid)
immer mehr mit bem erftcren berfeinbet ^atte ;
biefer tritt bamit in bic Slnwartfdfaft auf be« Oet=
tingcr« Scfife ein (Wott. Bod. 571). SlCtein and)
Seil au Sobet«haufen 1497 bon Wartin bon gribingen
unt 800 fl.; Sebenhaitfcn taufte Ofterbingen 1417 bon
Bat oh perter um 6200 fl.
57
er Eonntc uid)t 311m B*c^c fommcn, b ad J£>ofgcrid)t
rief jiuar ben Dffijial üon ßonftanj barunt an,
ben lättgft geächteten Oettingcr in ©amt 31t tpun,
barum »eil bad geiftlid) unb »eltlicp ©crid)t ein*
anber forberlid) unb l^ilftid^ fein jeden (24. ©ept.
1420. Urf. 6 bei ©d)mib). ©dein ber Oettinger
fehlte fiep nicht baran, er fanb fogar für bad, »ad
ihm bad ^ofgeriept abgefproepen hotte, nod) Ääufer.
fo faufte, »ie fepon ermähnt, $rip 3Reffittg 1418
©eile bed Behüten in ©fepingen unb berfelhe fo»ic
©laud ©d)neiber am 24. Buni 1420 70 9RaItcr
©efen aud bem Behn*en üon Oeffingen um 214 ft.
auf ©Wieberlauf (©taatdard).). ©nt 27. ÜRai 1421
entbot ber @raf jRubolf een ©UI3 als £ofri(pter
anfiatt fetneö ©aterd bed ©rafen ^ermann üon ©1U3
bem ißfaljgrafen Subtüig Gfrjtrucpfef, bem 9Rarf=
grafen griebrtep üon ©ranben&urg ©rjfätnmerer,
bem ^fatjgrafen griebtid), ^em Wa(W9rafcn ^do,
bem fperjog Briebricp een Ocftreid) , bem URarf*
grafen ©ernparb üon ©aben, ber ff rau ©räfin
Jpenriette een ©Württemberg unb ben ©rafen 2ub»ig
unb Ulrid) üon ©Württemberg, baf bem ©rafen
©itelfrip ©nleitc auf bed Oettingerd ©iitcr erteilt
»erben fei. ©ei ber ©ufjaplung fommt guerft ber
»irflicpe©eflp, barunter SCReffingen, ©elfen, ©taunf*
hofen unb ©ant B°hann^'t)e^er bie biere grünblid)
mit aden rechten, tüten, guoten, nüpen unb guogc*
herben, »ad baran ober barin ift ober gehören,
item ($fd)ingen mit ader Bügelnde (b. p. ibaö er
fich bon biefett Orten auf Sebendgeit üorbepalten
hatte), bann »erben bic ©nfprücpc auf ©Wieberfauf
unb ©Wieberlöfutig gegen bic ^>errfd)aft eon ©Wiirttem*
berg ermähnt unb fd)lieflid) auffadenbermeifc aud)
bed ©rafen Gsitelfrip ©cjlp im einzelnen aufgcgäplt,
barunter and) bie 50 ©fb. f)edcr jährlid) aud
Oeffingen unb 27 ©fb. £eder aud (Sftpingen, »eil
ber Oettingcr eoraudfid)tlid)er ©rbc bed bainald
nod) unbermät)lten ©rafen ©itclfrip »ar (Urf. 9
bei ©cpmib). Oie borgenannfen dürften fodten
©itclfrip in feinem Rechte fchirmen. Oocp »ar bie«
reine fform, ba fie 3. Z. felbft ©n»ärtcr auf ben
Boderifd)eu ©efip »aren; bie brei mäcptigften ffiirften--
l)äufcr ©übbeutfd)lanbd bemühten fid), ben ©erfad
bed geflerifepen .^aufed gu ihrem ©erteil audgu*
niipcu. ©Württemberg »ar fchon feit 1415 in ben
©eftp einiger Oerfer gefommen; 2R a r E g r a f
©ernparb bon ©aben2), ber fd)cn, »ie mir
fahen, bei ber Owfcpen gepbc beteiligt »ar, bc--
lagerte im ©unbe mit bem Oettinger im BaPr 1419
bic ©urg in Jpccpingen; gutn Oanf für bic geleiftctc
^)ilfc üerpfänbete ber Oettinger feinen eignen ©eil
an Fechingen um 700 fl. bem dRarfgrafen. ©d)on
früher (Oft. 1416) hotten beibe ©rüber £ecpingen
2) ®er SKatfgraf juchte aud) Defierreidj bie ®raf*
fchaft Röhenberg ftreitig 511 machen ald ©atte ber
Margarethe bon Röhenberg, obgleid) biefe ®pe Hpon
langft getrennt »ar unb Margarethe eine g»eite mit
©raf Hermann bon Sulj eingegangen hotte. Bpre
Xocpter aud biefer jmeiten ©pe tbar feit 1407 mit bem
Oettinger berheiratet.
an ben ©falg grafen Otto3) berfc^t, ber Oet=
tiuger fd)ciut 1417 bad ©fanb guriicfgcnommcn $u
haben, ohne bie ©fanbfummc ju erfejjeu; am 25.
gebr. 1418 üerpfänbete aber ©raf ©itclfrilj §el)cn=
3 odern unb §ed)ingeit bon neuem an ben ©falj*
grafen, bagegen überlief ber Oettinger dJtärs 1421
feinen ©efitj in 3JZefftngen an ©aben (©tidfricb,
^ohenjoderifche fforfd)ungen ©. 232).
Oie beibeti nunmehrigen ©efi^er bon dJiefltngen,
©Württemberg unb ©aben, »aren and) tiotj
ber Mahnung bed ^efgeri^td in dtottmeil feine«-
»eg« geneigt, bie 9ted)te bed ©rafen ©itelfritj an*
juerfennen ; aud ber ©erl)anblung bed §ofgcrid)td
öom 17. »prit 1421 geht hevbor, baf beibe bad
©ingreifen bedfclben 31t ©unften bon ©itelfrih ju=
rücfmiefen unter ©erufung auf ihre Freiheit bom
^ofgericht (Urf. 7 bei ©chmib). ©alb führten
jebod) bie ©emaltthätigfeiten bed Oettingerd 3U ber
gel)be, »eld)e ben Untergang ber @raffd)aft 311 be*
ftegeln fd)ien. ©Waren bie ©eid)dftäbte, fRottmeil
üeran, bic thätigften f^einbe, »eiche aud) bie ©urg
Bodern uad) langer ©elagerung einnahmen, fo fiel
ber ©u|en ©Württemberg 3U, bad nun bon bem
©eft ber ©eftfeungen bed Oettingerd ©efit) ergriff,
fo baf bon ber ©raffchaft Bbü^rn nur nod) ber
f leine dteft übrig »ar, ber ftd) in ben Räuden bed
©rafen (Sitelfrifc, bed ©unbedgenoffen ©Württembergd,
befanb. ©aben jebod) ()ielt nod) an bem Oettinger
feft. Bn ben nächften Bahren gab _ ed ihm unb
feinem ©ruber, bem Oomherrn , mehrfad)
©nlehen, »cld)e auf bad oon btefen beiben gemeinfaut
üerpfänbete ©fanb, ^>ed)ingen unb dRefftngen, ge*
fcplagen »urbett. Oafitr erlangte ber ©tarfgraf
üon betn Oettinger unb bem SDomherrn am 19. gebr.
1424 eine ©erfepreibung, baf fie, »ad fie üon
ber ©raffepaft Bodern üeräufern »öden, nur allein
an ipn oerfaufen ober üerpfänben »erben (Urf. 11,
12, 14, 15 bei ©cpmib).
Bn biefetn Bapre fam ed nun aud) 31t einem
Bufammenftof ber beiben dtiüalen, ©Württemberg
unb ©aben; »egen üerfepiebener ©treitigfeiten über*
30g ©Württemberg im ©unbe mit bem ©faljgrafen
Sub»ig, betn ©ifcpof üott ©peier, ben ©täbten
©traf bürg, ©afel unb greiburg ben ©larfgrafen.
Ourd) ben ©ertrag üon dRüpfbürg (6. Bu^ 1 424),
in »elcpem unter ©ermittlung faifcrlicpcr Äom*
tniffäre bie üerfepiebenen ©treitpuutte gefd)lid)tet
»erben fodten, »urbe aud) beftimmt, baf ber dRarf*
graf üon ©aben auf §e<pingen unb SWeffingcn,
bad er auf ©Wicbcrfauf erpanbelt unb bad bic
»ürtt. diäte 3U ipren §änbcu genommen, üerjidjten,
bagegett bic ^errfepaft ©Württemberg bem 3Rarf*
grafen ober ber ©räftn ^»enriettc fo üicl ©clb japlen
fode, ald bie ©üter an ben dRarfgrafen üerpfänbet
»orben feien (©teinpofer, ©Württ. ßpronif 2, t30) l)-
3) Rainald ©eftper ber ^errfepaft 2Bilbberg*©ula(p.
U ®er ©Wortlaut bed ©ertragd giebt feinen ge
nügenben Sinn, dtad) Sage ber Singe follte inan
beulen, bie §errfd)aft ©Württemberg ober bie ©rüfm
§enriette müfteu bad ©faubgetb bem tUtartgrafcn et*
58
Bm Vefit3c bcß burd) bie goderifchc f^c^be eroberten
War, wie auß mehreren Verhanbluitgeit t)eroorgct)t.
nid)t bie ©raffd)aft Württemberg , fonbern bie
©räfin Jpenricttc, fte geftanb am 27. Wai
1424 bem ©rafen ©itclfrih bie Wteberlöfung oon
^)cd)tngen unb Wefftngen gu, anbererfeitß gab ©itcB
fr-ife feine Buftimmung, baß fte bie oon i^m früher
öerfefcten Dörfer Vurlabingen, Witter unb Raufen
ftatt feiner löfe (8. 2lug. 1424) unb Oerfe^te fclbft
am 10. 2lug. 1424 feinen Anteil an Viffingen,
©tctnl)ofcn, Beninern, Wefftngen unb J$ed)ingen
an fte um 500 fl. (©tidfrieb a. a. £>. 235). £)cr
Vertrag oon Wül)lburg fam nid)t jur 2Iußführung,
S3abeit blieb im Vefth, fo baß Württemberg fogar
miitelft beß ©ettingerß felbfi, ber ficb> mit iöabeti
cntjwcit batte, Vaben auß bem Vefttj oon £>cd)ingen
unb Wefftngen ju oerbrängext fud)te. 2lm 20. Bud
1426 erhielt ber Oettinger Oon Württemberg ein
Sinteren oon 200 fl. unb 200 $fb. .fpeder, um
bie Vfanbfdfaft oon bem Warfgrafen einjulöfen, baß
21itleheit foflte auf Wefftngen üerfidjert toerben, fadß
c8 febod) nicht jur Söfttttg OerWenbct mürbe, auf
bie ältere württembergifdje Sßfanbfummc gc|d)lagen
werben (©taatßard).). Oie Söfung erfolgte febod)
oorerft nid)t.
Bunäd)ft fe^te ftd) nun Württemberg mit bem
©rafen ©itelfrife außeinanber. Oiefer befanb ftif)
in einer fo mißltd)en Sage, baff er ftd) 311 einem
Vertrag oerftelfen mußte, ber binnen furjent ben
ganzen joderifd)en 33 e ft in württembergifdje jpäitbc
P bringen febien. Bn bem Vertrag oon Warf*
grönittgett üom 12. Wai 1429 mürbe nämlich
feftgefefjt, baß ©itelfrih, waß er nod) an Oeffingen,
Velfett unb ©fdjingext beftl^c (bie öftere genannten
Heilten ©itltbejüge), an bie ©rafen Subwig unb
Ulrid) oon Württemberg abtrete unb biefc, waß fie
oon bem Oettinger getauft haben, behalten foden;
meitcr oerpflid^tctc ftd) (Sitelfrifc, nid^tö mehr ju
Oeräußern unb itad) feinem Oobc Bädern an Wiirt;
tentberg fallen ju laffen; fodte et ©ohne auß eben*
Bürtiger ©he h'interlaffen, fo foEfe Württemberg baß
21nfadßred)t behalten für ben $ad, baß ber ©tamtn
außfierbe ; (Sitelfrifj unb feine 37ad)fommeit feilen
Oicncr oon Württemberg fein gegen ein Oienftgclb
oon 150 fl. 21(6 ©egcnleifiung übernahmen bie
©rafcit bie Vermittlung jwifdjen ©itelfritj unb ihrer
Wuttcr, ber ©räfin ^fenriette, bie itod) immer feit
ber joUcrifdjen $el)be ben größten Oeil ber ©raf
fdjaft im Vcfth hatte. dtad) bent Vergleid) oont
13. Wai 1429 foOte ^enriettc ©tetten unter Bodent,
33 oÜ unb Wcfftitgen herai*dgebcn, waß aber ber
Oettinger an Wefftngen 5) unb Voll befeffen, behalten
unb ebettfo auf Wteberlöfung bie oon (Sitclfrilj
üerfchtcnOrtc gegen biellebernahme einiger ©djulben;
am 17. Wai erfannte bie ©raftn baß UBiebetlöfungß-
rcd)t bcö ©rafen (Sitelfrifc auf bie um 500 fl.
leben; Wenn Söürttemberg bie Wöglidjfeit hatte, e§
ber ©räfin Jpenriette 5x1 geben, half baß bem 90t arf*
grafen nichts.
6) SBahrfcheinlidh ift auch hier ?8effingen gemeint.
öerpfänbeten ©iiter in Viffingen, ©teinhofen,
Bimmern, Wef fingen, aüeberljcdjiitgen unb 2lltftabt=
l)cd)ingen an (©tiüfrieb a. a. O. 238).
Bm Bahre 1431 fiarb ber Warfgraf Vcntljarb
oon 33aben, ber nod) immer feine 21nfprüd)c auf
rechtcrhalten hatte. Unter Vermittlung bcß Vfalj--
grafen Subwig fam cß nun ju einer Verftänbigung
mit feinem dladjfolgcr Bafob, aber immer nod)
fd)eute fid) Vaben feine diedjtc unmittelbar an
Württemberg abjutreten, fo War eß ein fcljr Oer®
widclteß ©efd)äft, baß bie ^Beteiligten - Slnfang
Banuar 1432 in Vretten jutn 21ußtrag brachten.
Oer eigentlid)c Käufer ©raf Subwig oon
Württemberg gab baß ©elb, Vfaljgraf
Subwig war nur ©djehtfäufer, W a r f g r a f
Bafob alß Verfäufcr ftedte offenbar bie Vebittg*
ung, baß er xxur teilweife ju ©unften oon Württem=
Berg unb jum OeÜ aud) 311 ©unften oon B°dcrn
üer3id)tete. Ißfaljgraf Subwig bei O^^etrt ocrpflid)tete
fi<h hie Vfanbfchaft Wcffingen unb £>ed)ingen, Welche
ber Oettinger unb ber Ooml)err bem ÜTlarf grafen
SBernharb Oerfe^t unb weide er oon Warfgraf
Bafob um bie Vfanbfunxme oon 2880 fl. gelöft,
jwet B<^hrc in feiner ^)anb ju behalten unb nid)t
in anbere Jpanb oerfe^en ju wollen; follten in=
jwifchen bie ©ebrüber oon Bädern Söfung forbern,
fo fod fte gefche()en (6. Ban. 1432, ©taatßardjio),
am Wontag nach bem ©ßiphanienfeft berfßrid)t er
noch weiter bie 2880 fl. für Vaben an ©eorgii in
Vruchfal 3U jalden (Urf. 18 bei ©d^ntib). Oa
aber fein ©d)Wiegerfohn ©raf Subwig oon Würt=
temberg baß ©elb jur Söfutxg gegeben hat, fo Oer*
hflidjtct fid) Vfal^graf Subwig jwar bie jwei Bahve
[)inburch Jped)ingen unb Wefftngen in feinen Jpanben
ju behalten, aber einen Äeder bahinjufehen, ber
ade ©efädc ju ^ied)ingen unb Wefftngen einnehmen
unb ben lleberfd)uß über feinen eigenen Sohn axt
©raf Subwig abliefern fod (alß Bin$ für bie Vfanb*
funtme), nad) 2lblauf ber jWei Bahre aber fod bem
©rafen Subwig bie ©tabt ))ed)ingcn unb baß Oorf
Wefftngen mit Bu9ehörbeit übergeben werben
(Vrcttcn, Wontag nad) brei Könige 1432, ©taatß=
ard)io). ©raf Subwig oerjpridjt bagegeit bent
Vfaljgrafen, baß ihn, fo lange er Jpedfingen unb
Weffingen in Rauben habe, Weber ©raf ©itelfrih
(ber ja württembergifdfer Oienfttnann war) nod)
jetnanb axxberß in feinem Vefth ftören bürfe, wibrigen=
fadß er ben Ißfaljgrafen mit feiner gangen Wacht
untevftüfcen würbe (Vrctten, f5efi her brei Könige,
©attler, ©rafen 3. Veil. 49); bem Warfgrafcit
ocrfßrid)t ©raf Subwig, baß, nach bem her Vfalj5
graf §ed)ingen unb Wefftngen oon Vabcit gelöft
unb an il)n oerfeht, bie Söfung bent Warfgrafen
Bafob juftchen fode (©t. 21ntoniußtag (17. Ban.)
1432. ©attler Veil. 50). ©ublid) fam aud) nod)
ein Vertrag mit ©raf ©itclfri(s juftanbe: ©raf
Subwig Oerfhrid)t, bem ©rafen ©itelfritj nad) bent
pfäljifd)cn Bl®ffd)eahefth an Sid)tmeß 1434 ^>ed)*
ingen ju übergeben, cß wäre beim iitjwifd)en gelöft
worben; bie ©efäde 001t Jpeihiitgen fod er übrigeitß
59
aud) fdjon toä^rcnb bcr nadjftcn gtüct 3>al)re bc;
fommcn. 2ltd 3inö für bie 2130 fl., meld)c
Württemberg bcr ©fa© reff). ©aben für £cdjingen
bcjal)It f>at unb bie ©raf ©itclfritj fd)utbig bleibt,
muff biefer fünftig 106 lk fl. ©ütt aud £>cd)ingen
jal)len, bagegen fällt EJlefftngen (auf 750 fl. ait=
gefdftagen) au Württemberg; cd bleibt aber bem
©rafen ©itelfrit) auch bie Söfung bed ganzen ©fanbd
um 2880 fl. ucrbe^alten (Stuttgart, Freitag nad)
Sanft ©rljarbdtag (11. San.) 1432, Sattler
©eil. 51). So mar nun enblid) Oeffingen ganj
in bcr ^anb Württembergd, trenn aud) tiorläufig !
nur im ©fanbbefifc; £ed)ingen bagegen blieb ben j
3 o Hern erhalten. Oie Sdjmierig!eiten roaren aber
nod) nicht ju enbe, unb Württemberg muffte fid)
nod) ju meitcren Opfern entfdjlieffen. Oer ®c- j
mahlin bed Oettingerd mar auf bie ehemaligen ©e*
fiijungen bcdfelben iljr Wibumdgut bon 100 fl.
jäl;rlid) berfdfricben; fd)on mätfrenb bed £>abifd;en
©cfiped hatte il;r SSatcr, ©raf ipermann oon Sulj,
ein Urteil bed jpofgerid)td ©ottmeil ermirft, baß
feiner Sfcedjter ©nna ihr auf EJlefftngen üerf dpriebened
Scibgebiuge unbekümmert bleiben foE (31. Oej.
1430. StiEfrieb a. a. O. 241). Wäljrenb bcr
langen ©efangenfdjaft iljred EJianned mar ftc nun,
meil ihr Scpmager ©itelfrife fid) nid)t um fie
fümmerte, fo in 9iot geraten, baff fte im 3&hr 1438
einen ©ertrag mit Württemberg fdjlojf, in bem fie
gegen ein Seibgebinge auf aEe 21nfprüd)e auf 9Jtcf;
fingen u. f. m. bcrjid)tcte (Sd)mib S. 80). 211 d
bann ber Oettinger um bad 3af>r 1440 mieber
aud ber langen @efangenfd)aft, in ber ihn bie
©räfin Henriette in EJißmpelgarb gehalten l)aUe'
auftaud)te, muffte Württemberg fliehen, fid) aud)
gegen feine 2lnfprüd)e fidferjufteEen. Oer urfprüng*
lid)e Äauf bon 1415 mar ja nur auf Wiebcrfauf
gcfd)ehcn unb ber Oettinger haUe fid) bie <£>aupt*
nujjungen gcrabe in ÜJleffingen unb @fd)ingen bor;
behalten; nun berichtete er Scpt. 1440 auf ben
Wiebcrfauf, erhielt aber bafitr ©icfftngen, ©elfen
S. ^ohanndmciler auf Sebendjeit, mährenb ©fdungen
im ©efip Württembergd blieb unb nad) bed ©rafen
Oob aud) bad übrige mieber an Württemberg ju=
rüdfaEen foEte (Staatdard).). 3« feiner ©ilger*
fahrt iitd heilige 2anb braud)tc er aber ©clb unb
fo bcrjid)tetc er halb mieber auf bie il)m cinge=
räumten 9ied)tc, inbem er gegen 3al)lun8 üou
2000 fl. EJlcffiugen jurüdgab; im $rül)jal)r 1441
fagt er ©ogt, kid)tcr unb gcf)orfame ©emcine,
Sinne unb Eteidfc ju ©leffingen bem Oorf bon I
ihrem ©ib lod unb befiehlt ihnen Wolf bon ©üben*
hofeu unb 21uberli Säpli, ©ogt ju ©ofcufelb, an*
ftatt bcr ©rafen bon Württemberg ju ^utbigen
(Staatdard).) ; am 6. Sept. 1441 ftcEt er jmei
gleid)lautenbe Ouittnngcn für Submig unb Ulrid)
bon Württemberg aud, mornad) jebet bon biefen
ipm für ©üdgabe feined Seibgebingd, bed Oorfd
©teffingen, 500 fl. baar unb 500 fl. an feine
Schulbner bezahlten (Staatdard). unb Urf. 19 bei
Sd)tnib).
So maren nun im Snhr 1441 bie joEerifdfcn
Steinlachorte enbgültig in ben ©efip Württembergd
gefommen0). Oen ©eft ber 3DHemgraf|d)aft ger5
mochten bie ©rafen bon Württemberg nid)t an fid)
ju bringen, benn nun begann nad) einer 3cit bed
©erfaEd bie fid)tlid)e Wiebererftakung bcr fd)mäbifd)en
3oEcrn unter bem ©eiftanb ihrer mächtigen branben*
burgifd)en ©ettern. Oer ©rbbertrag bon EJlatf;
gröningen beftanb jmar nod) ju Eicd)t, aber ©raf
©itelfrip mürbe mohl eben babutd) beranla^t nod)
in borgerüdterem 2111er ju heiraten unb feine ©attin,
bie ©rbtodpter bon ©aji'tnd , gebar ihm ben er=
münfd)ten Stammhalter, ben ©rafen Sodniflad.
©ergebend mehrte fid) biefer gegen ben ©rbbertrag,
er muffte ihn ancrfeitnen unb erhielt nur bie ©er;
günftigung il)u mit 6000 fl. löfen ju bürfen (29.
gebr. 14 56. StiEfrieb a. a. O. 254), unmittel*
bar barauf muffte er ben ©crjidjt auf ©teffingen,
©ftpingen, ©elfen, S. Sopaundmcilcr miebcrholen
(©iontag nad) SStarc 1456, Staatdard).). Unter
©ennittlung bed ©iarfgrafen 2llbrcd)t bon ©rauben;
bürg lam aber fd)Oit im näd)ftcn 3ahr ju 2lndbad)
(17. 3uli 1457) ein ©ertrag juftanbe, baff fid)
3oEern bon bem ©rafen Ulrid), bcr ftetd in
©elbberlegenl)eit mar, um 3000 fl. bon bem ©rb;
bünbnid lodfaufcn bürfe, aber nod) brei 3al)rc beut;
fclbcu bienen müffe; bie gänjlid)e Sßfung bom ©rb*
bünbnid foEtc er ft eintreten, menn aud) bem ©rafen
Submig betn jüngeren bon bem ©rafen ^odniflad
3000 fl. befahlt feien (StiEfrieb a. a. O. 254).
©ad)bem ©raf Ulrid) nod) im 3al)rc 1472 um
1863 fl. bie 1453 mit ©obeldljaufcn bon ©afpar
bon Om erfauften Weiler Stein, Sidingcn unb
©ed)tolbdmei!er bem ©rafen ^odniflad abgetreten
hatte, mar ber ©efi^ftanb Württembergd unb3oEcrud
in biefer ©egeub für immer fcftgclcgt.
«) ©ur ©bnmbung bed mitrttembergifd)en ©e*
fitmd biente ein Stauf bon Gütern unb leibeigenen in
©elfen burcl) ©raf Sitbmig bon Stonrab bon Stetten
(ju Xl)al()eim) im ©apre 1444 (Staatdard).).
©ine ^üttnerfifaföinfititfiou vox 300 Kutinen.
91 ad) ben Originalaften im Ägl. Staatd ard)ib.
J9du t ©oümt SctimuEev in DovcuMtuirn.
In
cunda
(gortfepung.)
Facult. Artium. (1). Prima et Se- beffer, fie mürben abgefonbert, bamit bie jungen
classis |eien jufammengeftojfcu, märe aber befto länger in ber ©rammatif auf gehalten rnerben.
60
(2). 2Biffe nicht attbcrd, beitu baß cd mit $fleiß
gcfdjcl)e. (3). (Sr wiffe cd nid)t; man möd)te ed
ben Professoribus Artium oorf)alten. (4). Cru-
sius l;abc fold)ed (Repet. u. exerc. styli) bidl)cr
oerrid)tct, fonft Werben bie Repetitiones gehalten.
3lfle «jpalbjabr werbe ein Solennis Repetitio, ba#
bei er, Cancellarius fei, gehalten. (6 lt. 7). Oie
angeorbnete wöd)cntlid)e Anfpeftioit burd) atlmonat#
tid; wechfelnbe ©uperintenbenten gc|d'et)e nicht.
(8 u. 9). Oie disputationes ber Baccalaureorum
unb Magistrorum werben gehalten, unb t;at Cru-
sias oon jebem exercitio 2 fl. (10 n. 11). (Sr
l)ält cd nid)t für nützlich, baß man ben ganzen
textuni Aristotelis fo weitläufig eppliciere unb fo
lang bat in moriere. (Sr (affe ilpn beßwegen ben
in ben interrogatoriis gcmadjten ©orfd)lag wohl
gefallen, wer weiter wolle, möd)td im Aristotele
fud)en. (12). (Sd werbe ein groß ©efd)rci ber
©d)ul geben, baß man fagen werbe, ed werbe
Aristoteles mit feiner ißljpfif, mit feiner (Stl)if unb
bem Organo audgemuftert. (13). (Sd gefd)ebe
lid) ©cdpiung üor bem Cancellario unb bem De-
oano. (14). (Sr rniffc feine fonbern ^eljl unb
©Ringel ; fie lefen fleißig unb tl)itn iljr 3lmt.
£)ieneben pat man ihn, Cancellarium, and)
freunölid) unb befcpeibenlid) erinnert, mit feinen
lectionibus etwas fitrberlid) jtt procebieren, wo#
rauf er jid) entfd)ulbigt, baß er neben bem 2llter
and) eine 3c'i lang franf gelegen; balfcr er ^ o ff e,
mau werbe mit ifynt ©ebulb tragen. (Sr wolle aber
füraud tl)uu, fooiel ilpn möglidj fei.
D. ©icolaud ©antbiihler (^3rof. Aur.)
gibt an I. auf bie gemeine Interrogatoria:
(1). 3©it ber ©egiftratur gel;e ed faft, wie ed
in einem ©erd beiße: segnius expediunt com-
üiissa negotia plures. (4). (Sr fönne ftd) niept
erinnern, baß ein Commissarius bei bem examen
neglectuum gewefen, halte ed aber für gut. ©onft
l;abe man bidl;er bie Professores, bie extra Se¬
natum feien, alle Quartal ooit erften gehört, barauf
abtreten laffen, hernad) in Senatu juoörberft ber
Steftor unb einer nad) bem anbertt feine neglecta
anjeigen müßeit. Oarüber habe man ©cfdjeib ge#
geben nad) ©elegenl)eit, nemlid) wann einer in
©rioatfad)eit propter lucrosam causam lectiones
negligiert, l;abc er muletam pecuniariam crftelleit
inüffen, anbere aber etwa bie neglecta compenfteren
laffen.
Oa cd 5 Upr fd)Ott gefdtlagen gehabt unb
(Sffeud^eit gewefen, hat man bad (Spanten mit ilpn
auf ben folgenbcn Sag eingeftellt.
©onntagd beit 1. Anli
finb oor ber 3)iorgenprcbigt etlid) Oon ber ^of--
cattjlei iiberfepiefte ©ad;en eppebiert unb wieber ba#
l;in gefertigt worben. A prandio pat man bad
examen mit D. ©arnbülern continuiert.
(5 u. 6). (Sd fei ein abusus gewefen, unb
habe man oor ©Itcrd gemeint, man bür fe nichts
für fpareit, alfo baß nicpld in Fiscum fommcit, bid
erft bei 2 fahren pabe man augcfangcii, tertiam
partem barcitijulegeu. (7). sJRait habe oor 3edeu
ctltdjc Bibliothecas erlauft, aber feit ber lebten
©ifitatien nid)t oiet. (9). Oie ©pcologen haben
hierüber il)t' curam, Wiffe feined ©eild feine Sec-
tarios. Form. Conc. würbe unterfd)rieben. (12).
©erid)tet ooit einer 2Bittwe, 3tnna ©uttcl, bie „un#
ßerfehend Oerloren worben", ©ei geftraft worben,
als fte wieber nad) Tübingen gefontnten unb ftd)
fclbft geftedt habe. 2Iud) ber ©ater ipred Jbinbed,
ber fie aud) geehelid)t habe, ein ©tipenbiat 3)1.
3Rolitor fei erft int ©tipenbium, pentod) oott ber
llnioerfität mit 14 ©ag ©efäitgniß beftraft worben.
(14). ©ßiffe nid)td, wad bie Slmtleut wiber bie
©rioilcgien t^uit, allein baß ber 3©eßg halb 3ttattgel
erfepeine. (16). (Sd haben ctlid)c oor ber 3<dl
©Sein ind (Sarcer gebrad)t, aber befto länger büßen
müffen. (17). 3öemt man bie Studiosos erf orbert.
Werben fie immer Lectionum l)fllb befragt unb
)(um gleiß ernftlid) üermahnt, ftd) and) fonft ge#
büprlid) $u oerpaltcn. ©ber ed gcfd)ehc etwa, baß
fte fid) föftlid) fleiben unb banebeit jepren, bahero
©d)ulbeit tnad)cn. 3)töd)tc beßwegen bem ©enat
ernftlid) (Srinneruitg gethait werben; beim Wenn bie
©rofeffored (ba einer in biefer, ber attber in einer
anbern ©affe ftd) ©d)fuug geben uttb wieber in
Senatu jeher anbringc, wad er gefel)en, fönnte
titattd jiioerficptlid) abwenben. Qad näd)tlid) ©affett#
laufen fei abgcfteOt. (18). ^pabe feitl)er feine itlag
gehört, fonbern baß man bet ber £ap unb Orb#
nung bleibe. (19 — 20). Oer Oeconomus fei ge#
ttau, auch näfig. Oie ©ofition laufe jejt auf einen
halben ©ttlben ungefähr. 2Bie gefod)t werbe, föttttc
er nicht wiffen, höre aber feilte jblage. 3)?an habe
eine Orbnung gemacht, baß feiner über ein Ouart
nehmen fottc; aber unlängft habe Oeconomus
einem Stuclioso ooit Stnbau, sJiicolao gabri, in
einem Quartal für 9 fl. eptra gegeben. (22). SBcldic
©urfanteit feien unb Discipulos haben, bie liegen
and) bgriit. (23). (Sd werbe bie ©ifitation gehalten,
aber nicht aOc 3tad)t. (24, 25). @r l)öre nicht
fonbere Älagc; btc ©tfd)c feien ungleid); ooit 3täf#
wert wiffe er itid)td. (26). Oie ©urß fei itod)
ftarf, halten ftd) jicmlid).
II. Specialia Interrogatoria.
An Facultate Theol. (1). (Sr beforge,
ed werbe mit fold)cr Seftioit nid)t wol)l ftatt haben
fönnett.
Oer übrigen ©uitfte halb hat matt für unnötig
gead)tet il)tt jtt epaminicren.
An Facultate Juridica. (1). 3Jiait halte
fotd)c Otcben am festo Jvonis nid)t alle Aal)i'.
D. A°h- ©ibenbad) unb D. Oantler haben oor
2 Aal)vcn ©eben gehalten, lejted Aahr aber fei cd
unterblieben. 3)iatt fönnte aber fold)ed ben jungen
Doctoribus auferlcgen. (3). Sßettit ein Ordinarius
angenommen Werbe, foutme er gleid) in bie $afut=
tät. Allein D. ^atbrittcr unb D. §arppred)t habe
man juoor ein 3cHlang probieren wollen. (Sd
fönncit nid)t mehr ald 6 in Facultate fein, aber
bie Anngeit mögen fonft wol)l angeführt werben.
61
(4). ©d wäre gut, bafj bie Studiosi fleißig Lec-
tiones befugten; ed feien aber Diel, bie gern per
otium wollten gelehrt werben itnb befjwegen 51t
beforgen, fie werben diebus feriatis uid)t gern
Lectiones befugen. (6). ©ei nie gehalten worben
(eine disputatio loco neglectae lectionis). 28enn
ntand annd)ten wollte, werbe ed ein neu Sing fein.
(7) . Sad jpofgerid)t fei barunr in Tübingen, baff
bie maturiores studiosi ein exercitium hflben.
(8) . D. ©nfilin unb D. Jparppvccl)t haben jetjo wie
auch D. .Spalbrittcr jicmlid) Diel Auditores. D.
Saubmaier habe etwau nur 2 ober 3; ed wolle
ihm nidjt Wol;l Don ftatten geben, immorierc lang
unb wad er latine fag, erjät)te er barnad) bcutfd),
fei nit gar gratus. (10). üftit bem Sefen werbe
Aeber fein officium 511 tl)un wiffeit; mit ben aubern
©ppebitionen gehe ed in Facultate etwad gemad) ju.
An Facultate Artium ift er allein auf
bad 6. unb 7. befragt worben. SBeridfiet, baff ed
bor Aahren gebräudjlid) gewefen unb er felbft baju
gebraucht worben, fei aber baoon gefommen unb
liege jetjo bem Cancellario ob.
Sltcntagd ben 2. $uli.
D. ©tephanud ©er lad).
2ßeil man auf ben meiften Seil ber gemeinen
Antcrrogatorien jiemltch Script bon ben bercitd
©paminierten erhalten, l;at man nadffolgenbe Pro=
fessores ju ©ewtnnung ber 3cit nicht mehr auf
jebed in specie, fonbern allein indgemein oon ben
wornehmften befragt, bon welken D. ©erlad) biefen
23erid)t
I. auf bie gemeine gfiagftücf
gethan. ©r habe alle ÜJieffen bie S3üd)cr, fo l jer=
gebrad)t, bifüiert unb fönne berTypographus bie feP
tifd)cn iöüdjer (bereu er etliche bringen mag) wohl
hinterl)alten, bid erd an bad Ort geben fann (?),
Weldfed il)in erlaubt wirb. 2ßäre feined ©rastend
gut, baff ein 33erjeid)nijf ettidfer fBüdfer gemad)t
Würbe, bor benen bie Studiosi fid) hüten unb bie
33ud)führer nid)t bringen follen, ald bad Pozelii,
Sadeelis, Aretii; benu, weil felbige auch wiber
bie fßapiften gefcbricben, taufend bie ©tubiofen befto
lieber. — 2Beijj ber 3eit bon feinen Sectariis
unter ^rofefforen ober ©tubiofen. ©d fei gleich*
wohl ein Studiosus Theologiae aflhie, fo bon
,!pclmftebt gekommen. Ser habe anfangd im Sid*
putieren fich berbäd^tig erzeigt, aber feiger rid)tig
erflärt. — Sie Studiosi werben etwa in ©d)är*
häufer eingejogen, aber ed feien gemeiniglich alte
geftanbene ©efetlen. — 33on ber Äleibung wiffe er
nid)td ju fagen, ald bafj bie he>hen unb breiten
^)üte, item bie Gebern unb gro§e ^rö§er übcrl)anb
nehmen. — ©0 biel bad .ipabitation* unb fßrä*ep*
torengelb belange, halte er, baf) cd bei ber Orb*
nung bleibe. — 33om Oeconomo Contubernii
fei burd) bie Studiosos nid)td gef lagt worben. Sie
ißofition fommc auf 14 fl.; bad eptra* nehmen fei
abgefdjafft unb müffe ber Oeconomus feine rationes
borlegen. — ©d fei gcflagt worben, ba§ fo wenig
Magistri in Contubernio wohnen, fo discipulos
halten. — ©d fei bem Rectori Contubernii auf*
erlegt fleißig ju bifitieren, hab il)nt bamit bei ben
33urfanteu einen Unwillen gemacht. — SBiffc feinen
Mangel bei ben Äoftljerren. Sad fwrc er aber,
wenn frembe Studiosi hetfomtnen, ba§ fte fc^ wer
unterfomtnen fönnen, ©onft halten fid) bie Äoft*
herren gegen bie Studiosi gebüf)rlid). — ©d feien
wenig Studiosi fe^t in ber Sur ff.
II. Specialia.
An Facultate Theologica. (1). 9Jtan
müffte fold)e Section auf ben ©onntag ober Sonnet d =
tag anridjten. Seforge aber, bie Studiosi würben
nid)t barein fotnmen. (2). ©ie epplicieren Textum
unb paraphrafteren felbigen, aldbamt jeigeu fie bie
praecipuos locos, baneben and) bie Objektiones
unb Solutiones an. (3). Orationes werben in
Vigilia Nativitatis unb in festo Augustini ge¬
halten, jene burd) einen fßrofeffor, biefe burd) einen
Studiosum. (4), Sßeifj feine Aeffi unb ÜJiangcl.
fUtan l)at aud) mit ipm confevicrt, baff Facultas
in conferendis gradibus nicht fo facilis fein
füllte, bamit ber gradus nid)t in contemtum
fomme. 3lrtiften f a f ultät: Sie Anfpeftioit l)ab
atlwegen ber Cancellarius berrid)tet, er glaube
uid)t, baff bie anberen Professores ftch bcffeit an*
nehmen. — (10)- Sie ©tl)if unb ^3l)l)fif feint
Lectiones completoriae unb habe man feine fuqc
Compendia. 3lber bad Compendium Astrono-
miae Mästlini fei gar ju lang, haben aud) nid)t
alle Studiosi Suft unb 3lnmuthung baju. 2öäre
auch gut, baff ber Sialeftif hal& etwad
Äürjered gemacht würbe. — üßiffe fonft feine
gel)l unb Mängel bei biefer gafultät. — £)ieneben
hat man ihn auch feiner Lectionum hfllb ange*
rebet. -Spat fid) entfdjulbigt, bie Studiosi wollen
gern etwad Sanged unb 3ludfitl)rlid)ed haben unb
feheit nicht gern, baff man fo furj l)iltS:,urcl)8ehe-
©d werben aber bie Lectiones bal)in geriet tet,
buff einer, wenn er nid)t gar stupidus, baraud
fönne prebigen lernen. — 3tud) ift ber disputa-
tionurn halb mit ihm gerebet worben, nid)t fo gar
biel Theses ober ganje Polemica Scripta, aud
einer Sidputation ju machen. Sic i]3rofcffored
foöen ed nicht machen, wie ed bie Studiosi bc=
gehren ober ihnen 3e^fl auf 1)cn ®lul)l gelegt
Werben, fonbern wie ed ber Studiosorum fftup
unb Söohlfahrt erforbern.
D. 2Jiatthäud ©ntjlin.
(A3rof. Aurid, befanntlid) ttad)l)er Ifanjlcr bed
Apeqogd fyricbrich, 1613 in Urad) enthauptet).
I. 31 uf bie gemeine Interrogatoria:
©r wiffe bon feinen Sectarii. 91ur fontmen
etwa päpftifd)c ©tubenten. Sie fönne man nid)t
wohl abweifen, fonberlid) weit fie nid)t bidputicrcu,
aud) uttfere bagegeu gen Augolftabt jiehen. — 33on
^eht unb ÜJtangeln wiffe er in specie nid)td. 2Bentt
etwad borfaQe, confcricrc mau mit ben 3lmtteutcn.
2lHein fei unlängft ein At(b etliche 2ßod)eit l)tcv 9C;
wefen, ber bie Seid curiert unb ftd) nid)t gern
wollen abweifen taffen. — ©b gebe nod) etwan
62
©dflupfbiegel bei bcn 23ud)bittbern, wie bann ber
Bungen oicl barübet getroffen inerben. — 3Wtt ber
Äleibtmg fei nor ber 3£d her furzen Mäntel f; alb
$lag gciuefen, mad)cn3 jc^o etwas langer. —
2Bcgcn bcö nächtlichen ©affcnlaufenS fet eS fo be*
fdjaffcti, baS bie Studiosi ctman mit beit Bllftru*
menten auf ber ©affe gelten, 2Bcnn fie aber über
bie barauf bleiben, l;abe eS fein muletam
pecuniariam ober nad) ©elcgcnheit inerbe ber
©arcer gebraucht. — ©eS Crusii unb ©ambcrgcrS
SBcibcr Ijabc man nertnög »origen Jte^cffeS erforbert;
feien feitljcr nid)t in bie ^Srebigt gefommen; flagen,
fie Eönnten bie Äird) nid)t leiben, ©leid)Wot)l geftern
fei bcö Crusii 5Beib mieber barin gefehlt morben.
©S feien 2 ÜBeiber, ineld)c if;rc Herren unb bie
Uninerfitat nerfleinern. ©ie §ambergerin l)at nor
ber 3cü Jr)crrn (als er deputatus geiucfen)
baS ©elb auf 400 fl. oerauSgabt, mcld)eS er l;er*
ttad) um Bdifcn l)abe aufnehmen müffen unb ber
Uninerfitat crfcljcn. — SBurfam betreffenb fei ber
Jtcftor Contubernii (2Bill)dm ©hcoboruS) ein
guter frommer ÜJiann, tauge aber uid)t baju, tl)ue
enttneber ju niel ober ju wenig, jidje bie ^)abt=
tationSjinfcn ein unb inerbe bie Uninerfitat einmal
© (haben haben, baff man itidjt jur iBejafJung
werbe Eotnmcn föttnen, weil er gar arm fei. —
©eS ÄodjcnS halb unb fonft fei feine $lag, allein
baff ber SBciit jtt treuer fei, ba Oeconomus faurett
QBcitt auf 3Hed)ituitg neunte unb felbigen gar f;od)
fd)enfc. ©ie Inspectores über bie Ourff, als
Cancellarius unb D. ©erlad), aud) 2 non ber
3litiftcnfafultat werben beffern 23erid)t geben föitnen.
— ©3 büitfe it)n, Facultas Artium füllte fein
lucrura fud)en, ba fie feine Btrtraben habe, baff
man in ber 33urff befto beffer jufommeit unb bie
Studiosi beö beneficii ber grüd)tc t;alb geniefjen
ntöd)tcn. — 9lubcrc ^oft^erren bclangenb erforbere
man alle 3$ierteljat)r bie 3cbbd unb befcl)c foldje.
©t beforge aber, cS Werbe uid)t alles in bie Bcbbcl
fomnten, ungead)tet man bie Hospites beffen er;
innere. fDtait möd)tc etwa unberfeljenS ber JBirtl)
33iid)er erforbern. — fütit ber Frequentia Studio-
sorum fei cS eine Belang immer in ©inem SBeftn
gclnefcti. 9Jiait habe i>1 ^cr 33uvjf 12 ober 13
©ifd)e gehabt, ilßcnn man, fo niel bie Extra be=
laugt, ber ©ad) Ijelfen fönntc, Wäre cS gut. ©enn
baS nertl)curc alles, baff man bie Studiosos ab=
fd)redc, nid)t l)icl)cr ju fomnten.
H. Specialia Interr ogatoria.
Bn Facultate Theologica. ©ie com¬
munis lectio Theol. müjfte atn ©onntag ober
©onnerStag morgens früh gehalten werben. D.
BacobuS (Stnbreä) Cancellarius fei. l)abc ju ©ff*
lingen Augustanam Confessionem am ©omicrS*
tag ftiil) gclcfcu, ba faft alle Studiosi, and) bie
fßrofefforcS jum ©eit fie gehört, ©r forge aber,
bie Studiosi aliarum facultatum werben uid)t
gerne in diebus ferialibus in eine fold)c Lection
fomnten.
Bn Facultate Juri di ca. (1). 33etr. b.
Oratio in festo Jvonis machte er biefclbe Eingabe
wie feitl)er, hielte für gut, baff alle Bahre burd)
einen jungen ©odor ober Studiosum eine oratio
gehalten würbe. (3). wie oben. (6, 7). üJlatt
habS nie gehalten (eine ©iSputation für eine neg-
lecta lectio). 2Bäre gut, wenn eS gefd)d)e. ©amt
hätte man fdjou beit sJBeg bie Studiosos ad
praxim aitguleiten. ©od) fodtc man i()ncn and)
Acta ju lefen geben unb il)r föebcnfen barüber
erforbern. (8). ©r jä£)le feine Auditores uid)t;
eS habe aber ca. 60 Studiosi Juris l)ier. (9).
©r gebrauche ecu gemeinen Methodum nid)t, wie
ihn Gribaldus in libro suo de ratione docendi
discendique Jura präferib iert, weil gar 31t weit¬
läufig. HB enn ein ©ejd difficilis, eylpticiere er
felbigen unb jeige bie Summam an; hernad) be?
datiere er bie 2el)teit, bie fold)em textui juwiber
fd)eincn, unb fül)rc barauf bie practicas quaesti-
ones fürjlid) ein, fo ju betnfelben ©eyt gehörig.
(10). ©3 [ei ein nid)t geringer 9D7angel, baff bie
geftdften föebenfen uttb Consilia nid)t rer ibiert
werben. ©3 wäre gut, wenn ein Filter ber Bllll9en
Concepta rcoibiert unb corrigiert hätte, ©emt ba
tnanS fd)oit in Facultate ablefe, wolle nid)t gern
einer bem anberit etwas bereben unb ättbern.
3luf bie obige 2lnbcututtg betr. ©rforberung ber
ÜBirt3büd)er würbe ber Unteroogt befdiidt unb il)m
fold)e3 befohlen. ffltan fanb bariit jientlid) groffe
excessus fowohl etlicher Subsidiosorum , als
Stipendiosorum unb nahm fte ad notam.
9tad)mittag3 lmtrbe erforbert :
D. SlnbreaS Saubmaier ('jlrof. Bu^^)*
I. 9luf bte generali a I nterr ogato ri a.
föetr. bie Jtegiftratur : als er oor 3 ober 4
Bahren unwürbiger Jteftor gewefen, fei im ©enat
baiwn gerebet worben, wie eine red)tc Jtcgiftratur
anjuriditen. ©a l)abe eS aber uugleidje Vota ge?
geben unb fei »01t etlichen für unnötig geachtet
worben, ©och cr Icjjlidh fo riet erlangt, baff
man ilpu erlaubt, einen haften »01t 30 Baben 31t
machen, ©a f)ab er bie ©acben, fo Diel cr Eonnte,
fottberlid) waS ftd) bei eitteS Bcbcn Jteftorat guge*
tragen, umgcteilt. @r l)°ffe' man icB lieber
baratt erinnere, cs Werbe fürgetrieben Werben unb
eine rid)tigc fJtcgiftratur geben, baf; alle Documenta
in ein S3ud) jufaminengefdjrieben werben unb bie
Original im ©cwölb Oerwahrt bleiben, ©ie Säger»
bitdfer ljabe er nie red)t gefel)en, wiffc aud) nidjt,
ob ade beifamnten feien. — ©r wiffe 001t feinen
Sectarii. ©ie f)]rofefforcS haben alle feines 2BiffenS
bie Concordiam untcrfd)rieben. — ©er unb
Mängel halben wiffe er für feilte Jkrfon nid)tS
fonbcrlid)cS. ©ttoaige Jpättbcl, bie ftd) jutragen,
bringe man bei bett ütmtleuten an. ©S fei iteulid)
ein B«b, fo Medicinam ererctcre, hwhcr gefontmen
über bcn ftd) bte Medici bcfd)Wcrt. ©cr fei wieber
abgefdjafft worben, ©r wiffc nicht anberS, als cS
fei jientlid) guter ^tieb unter ben UnioerfitätSoer»
63
hjanbten unb ber Siirgerfdjaft. — dftit ber disci-
plina Studiosorum halt er bafür, eS fei leiblich,
höre gleid)wohl etwan am gfürgeijen (33orübergeljen)
in ben 33arbicrl)äufern ©cfdjwäj, wie aud) in ben
©udjbinberljäufern bie ©tubenten riet auS= unb
eiligeren, ©ortberlid) aber in beS 93ifd)erS (SrbiitS
•fpauS beim Suftnauer £f)or haben etliche ©tipem
biaten (wie ibnt feine 9Jiagb aitgejeigt) ein ©tüblin
um 3 fl. beftanben, barin fie etwa jufammenfommen
unb mit ^nftrumenten , aud) 3e(hen il;re Raubet
haben, unb wie bie dftagb meint, gel)en fie ber
Dodjter ju lieb hin. 3Benn aud) bie ©tubenten
gaffetum gehen, höre er 3 nicht a Ilmegen, beim er
möge nod) jietnlid) wohl fcf>lafen ; Oer meine nicht,
baff fie unbcfd)eiben feien, gebraudjen ihre ^ttfiru»
mente. — 33oit ber 33 urjf wiffe er nur, baff nicht
fonbere ßlag erfd)eine. — ©o habe man ben Dif d)-
herren mit (Srnft auferlegt, bei ber Orbnung ju
bleiben, wie man aud) bie (Srtrajebbel ade Quartal
erforbere. SGBiffe nicht eigentlich, was baS Dtfdjgclb
fei. Oie Herren, auch 5Retcb>e bont Slbel mögen
geben, waS fie wollen, auch ihnen geben laffen,
WaS fie wollen. — (Sr halte nidjt bafiir, baff bie
Uniberfttät abnel)me. (Ss jieljen immer weg, fommeit
aber anbere wieber an ihrer ftatt.
II. Specialia Inter r ogatoria.
3n Facultate Theologica. (Sr wiffe
wol)l, baff D. 33rentiuS diebus Feriatis eine Lec-
tionem Theologicam gehalten, habe aber bon
anbern ^afultäten (attffer ben ©tipenbiaten) nid)t
biel SlubitoreS gehabt. 33eforge, wenn manS fd)on
anrid)te, eS werbe nidjt wol)t bon ftatten gehen.
$n Facultate Juridica. (1). 93etr. b.
oratio in festo Jvonis biefelbe Antwort wie bis*
l)er. (4). (Sr habe neulidjer £age ü er [tauben, baff
eS ficb mit ber Extraordinari Seftion etwas ftoffen
unb bie Studiosi nid)t gern barein gel)cn wollen,
maffen fie aud) bie ordinarias Lectiones nid)t
gern befudjen, unb habe man biel privata Collegia,
wie beim 2 feiner dtadjbarn, nemlid) I). 53urfarb,
aud) D. ©djägfh alfo Collegia angerid)tet unb
eben ju ber ©tunb, ba er, Saubmaier, feine Seftion
gehabt, gelefeit haben. (6). (Sr forme nicht er =
achten, baff jemals ein folcper actus mit bent Cir-
culo gehalten worben fei. (Sb möchte aber fonft
ein fein exercitium angerid)tet werben. (1). SOIan
muffte entmeber ben methodum docendi änbern
ober fonft ein practicum exercitium anftellen.
(8). 28aS dlnbcre für Auditores haben, fönnc er
nid)t wiffen; fjörc wohl etwan f lagen ; er habe in
feiner lebten Seftion 6 Auditores gehabt, etwan
fommeit nur 2 ober 3. (10). ©ie haben biel Acta
jugegen liegen, bereitwegen man fodicitiere. 3fBeit
aber D. jpodjmann im «Spofgeridjt ftt$e unb eS ihm
biedeidjt befdjwertidj, Wenn er auS bem £)ofgerid)t
fomme, erft ein ©tunb 2 ober 3 in bie g-afultät
ju gehen, werben bie Darlehen über bie ©ebüljr
aufgehalten , baburdj Facultas berfdjreiet werbe,
hielte bafiir, Wenn man etwa OagS ein ©tünblein
jufammenfStne, man fönnte baburd) beritten, baff
bie Acta ftd) nidjt fo gar häufen.
3>n Facultate Artium. 33etr. b. moitat*
lid)c ^nfpeftion über baS Paedogogium l)cilt er
bafiir, Cancellarius werbe ftd) bcrfelben aunel)men.
(ftortfc&ung folgt).
3>tc von Jlue’ö
J0xm (Hip Srfiim.
(Sdjlufj.)
©egen bie 3ugehöngfcit .IpartmannS junt ©c--
fd)led)t b. Qw (Obernau) faitn man aderbiitgS mit
fftedjt einWenben, baff ber Vorname §artntann
währenb beb ganzen dttittelalterS niemals bei beit
Herren bon Ow (bei dtottenburg) borfommt. Qa
nun aber, wie 9Jloite, cit. loco ©. 51 nadp
juweifen gefuept hat, £>artmann Äofefornt eines auf
„hart" enbigenbett Vornamens ift, fo fönnte, wenn
dJtone mit feiner ^Behauptung fJtedjt hat, ber bode
dtante ^partmattit 33oldjarb fein. (Sin Volchardus
de Owe, nobilis fommt 1289 bor. (2. ©djmib,
^-artmann, ©. 185.) 3lber aud) felbft, wenn
dJione’S iBeljauptung falfd) ift, fo ift ber Umftanb
adein, baff ber dtame Jpartmaitu nie beim ©efdjledjt
b. Ow (Obernau) wäl)rcnb bcS dJtittelalterS bor;
fommt, nicht fo fehl* dluSfdjlag gebenb, um bie 3m
gehörigfeit JrjartmannS jutn ©efdjledjt abfolut ju
bcrneiiteit. (Sinmal ift bod) bettfbar, baff eS einen
Jpartmann b. Owe (bei fftottenburg) gegeben, aber
bie Urfunbe, in ber er erwähnt würbe, nidjt auf
uns gefommen ift. <Ss fragt ftd) fobanu bod) fel)r,
ob ein ritterlidjer ©änger, wie .fjartmann es war,
ftd) ju feinen Sebjeiten fdjoit eines foldjen 3lnfel)enS
erfreute, wie eS il)m bie (Snfel heute joden, ©e*
rabe ber Umftanb, baff Ijpartmann ein ©änger unb
Qidjter unb ein DJiitglicb beS ©efdjledjtS gewefen
war, fönnte in ben wilben 3eitcn beS Interregnums
nur ju balb in 33ergeffentjeit geraten, giir Jp art -
mann’S Dichtungen fdjwanb gewi^ nur ju balb
baS 33erftänbniS , unb fo lag beim aud) für fein
©efdjledjt fein dlnlaff bor, auf ben 91 amen beS
DidjterS bie neugeborenen Äinber ju taufen.
©tedt man nun bie ©rünbe, weldje ©djultc
für feine lphpott)efe borbrachte, benjenigeit gegenüber,
mit betten bie bisherige «Ipppothefe (beim beim dJlangel
feglidjer Urfunben über Jpartmann fann man nidjt
bon einer erwiefenen Xljatfadje fpredjen) über Starts
mannS 3u9ehörigfeit juiit ©efdjlechte bon Ow
(Obernau) im borhergehenben unterflüijt würbe, fo
fpriebt bod) gewiff dJlandjcS für bie 91id)tigfeit ober
bod) SBahrfdjeinlidjfeit ber Fiteren.
Um fte über ben Raufen ju ftürjen, müßten
64
mciucö ©radftenS non 0d)ultc weitere ©rürtbc
crbrad)t werben, als bic bto§e Shatfadfe, baff ein
SDiat ein freier , Heinrich b. Sengen fid) nad)
©glifau (Ow) gefdjrieben, eS in ber ©egenb non
©glifau ein ©ereut unb freie Säuern gegeben l)at.
Sor allem müfjtc ab :v bic S(jatfad)e erflärt werben,
wie es fomtnt, ba§ fein greier non Sengen an
ben föreu^ügen Seil nahm, bie feinen angcblidjen
Oienftmann £>artmann als Kreuzfahrer ju fold)
herrlichen ©efätigen begeifterten.
§i l e t tt e x c i 1 1 e t J* it n ö e n.
(Sitte fpracl)Hri)c @igentnmlid)feit.
grau Katarina, bic am 27. 9JUirj 1359 grau
Katarina, OipoltS fcelig bcS Sael)ten') Socptcr
peißt, wirb in einer Urfunbe ootn 16. Oc^. 1389
grau Katharina bic £u polt in genannt, ©fcenfo
Werben in Urfunben bom 3. üJUirz 1422 unb 8. Aug.
1405 23etf)e unb Abelpeit bie Solferinen, SolferS
bcS 3lmman 2) Söd)tcr erwähnt. ©S l;at alfo in
ber ffteutlinger ©egenb ein ä^nlic^cr Sraud), wie
feilte nod) in fRufflanb (Alepanbcr fKifolajcwitfd),
Olga ^ctrowna) gel)crrfd)t. %n Urfunben anS anbern
fd)Wäbifd)en ©egenb begegnete bem Uiiterjeid)netcn
biefe fprad)lid)e ©igentümlicf)feit nid)t.
!) Scd)t, bie nod) l)ente blüljenbe dltefte gamilte
AeutlingenS.
2) Sie flinnum finb befanutlid) ein Aottenburger
©cfd)led)t.
©EldUrljtr 53 or yrciljorvon tmn JtTlimu'r-
Olrmmui noit Konrab 3iot()cnf)äuSlcr. Stuttgart, 49.
)ffoblf)aunnct 1896. , ■
2)ic bortiegenbe, gritubliche Arbeit bes buvd) tircbeu-
gefd)id)tlid)e 'Berte befannten ©eiehrten muff bie Auf*
nterff amfeit eines jebeit 3{eutlingerS fd)on babuvcf) auf
fid) sieben, baß in berfelbcn bie Sd)idfale einer rcid)§-
ftäbtifdjen iSRottwciler) gamilte eingetfenb unb ob-
jeftib befjanbelt finb. Surd) Anna Stecht, bie ©attin
@rnft UlerbeltS bon 3tottenburg unb Schwiegermutter
©onrab Offling er § trat baS ©efd)led)t in berWanbt-
fcbaftlidje ©ejieljungen sunt Aeutlinger fjSatriciate; ber
liebertritt ber 3tottweiler gamilie in bie 3teil)en bcS
£anbeSabelS, 51t Welchem bon Alters ber biefelbe nal)C
Schiebungen batte, führte ben mirtfd)aftlid)en 9tücfgang
berfelbcn herbei, ben bic Kriegslagen, ^rojeffe unb un-
getreue Verwalter befcbleunigten Surd) eigene Sitd)ttg-
feit pat in neuefter 3ett ferne bon ber fcl)Wdbifd)en
fteiniat (in Argentinien) greiberr Earl Auguft bie lln-
qunft ber $8erl)ältniffe überwunben unb grünbete jwei
Acferbaufolonieen mit 10800 Jpeftar. Ser Opferwillig*
feit unb bem regen gamilienintereffe ber jetjt lebenben
©lieber banft man bie öorliegenbe Arbeit, bereit duffere
AuSftattung bem gnbalte burd)au§ entfprid)t Aeid)cS
AJcaterial für bie ©efd)id)te be§ obern AecfarS ift in
berfelben niebergelegt worben. Ser üßerfaffer fw*
«Reit alle fogenannten „gantilienfagen" bei Seite ge¬
laffen, ftüfjt fid) nur auf Urfunben. Bie fef)r er be-
fliffcn war, sine ira et studio 51t fdjreiben, jeigt baS
auf Seite 121-122 über greil)crrn ©eorg Anton II.,
ber proteftautifet) Würbe, ©efagte SaS Bert fann allen
greunben ber Sanbe§gefd)td)tc bcftenS empfohlen werben.
cLljrcotun’ *5djün.
sacraitSacgcbcH nont fHeuttinger AltertuniSbcrciu, unter Dfcbaftioit bon ^rof. Dr. Beiheumajer.
Srud bon'1 ©buer & Sieb Aadifolgcr in Aeuttingcn. - Aerfanbftelle: ©ugen ©tfcnlobr, Aentlmgeu.
Eeutllnget qßeftfjlcfjtplättet.
^Mitteilungsblatt
bes
Snldiganep Hltertumsüereins.
9h\ 5, teuflitt $z\\) ^cpfemlmr unb Iß&tofar 1896. VII. Safjvg.
Supalt. ®ie Familie Rantlin, befonberb ©eorg Taotb Rantliu ; oon Tp. ©djön. — (Sine UniberfL
tätbbifüation bei- 300 ^apreu, naep bert Driginalaften im Sgl. ©taatbarepib ; bou f Tefan Schmollet in
Terenbingcn. — Tie Reutlinger fßatri;$ier* unb Rürgergefd)Iecpter bi§ ftitr Deformation; bon Tp. ©cpön. —
kleinere Dtittetlüng eit: Tie biblifcpeit !yuf d)riften ber Dlarienfircpe in Reutlingen. Dr, Sofenpanb.
3>t c gfamtfie gUtnfftu, ßefbttbets 5<wt& iUtnffttt,
Reutlingen^ ©tabtüorfianb iit fcptucrctt feiten,
(unter Rugrunblegtutg beb am 12. ^unt 1896 im Reutlinger 3lltertuntbberetn gehaltenen Rortragb)
non ©IjrxJtHTr Srf|ön.
T)ab letzte ^apr^epttt beb 18ten 3>aprpunbertb
brachte bem beutfepen Deiche unb auch ber Reicpb=
ftabt Reutlingen fdfmere Saften. T)ie Gruppen ber
franjöflfcpen Republif überfepritten ben Rhein unb
jetfprengten tu rnilbem Rnfturm gar Salb bic Reid)b*
armee. Ten milben, raubluftigen (Sparen lag bah
©cpmabenlanb offen, unb aud) Reutlingen litt fdfmer
unter ben ©rpreffutigcn ber Reufvanfen.
Ta§ bie Reid) ©ftabt biefe Sataftroppe ohne
Reräufferung reid)bftäbtifd)en 23eft^e© itberftanb, ift
bab Rerbicnft beb regierenben 23ürgcvmeifter© ©eorg
©aoib Ra ntlin getoefen. TerfelBc entflammte
einer Reutlinger $:auiilie, melcpe juerft 1531 in
biefer ©tabt genannt mirb unb ber Raterftabt eine
Rnjapl tüdftiger Rtänner geliefert t;at. Tie Reihe
berfelBen eröffnet 9Ricpael Rantlin, geboren im
TftoBer 1598 ju Reutlingen alb ©opn Rbamb
Rantlin (Rantle) r) unb ber ©ftper Sonittger,
meltper 1611 unter bie 3apl ber Rltttnnen Bei ben
©plingern aufgeuommen tourbe, 1617 jum ©tubium
naep Tübingen reifte, 15. Ruguft 1621 bort Ria»
gifter tourbe (©ammlung «Her Rtagifterprom. IT,
47), in feiner Raterftabt ©cpule hielt unb 1628„voca-
tus est in ministerium (= Sirdfenbicnft) patriae
Rüttlingensis.“ (©intrag in bab Reutlinger Tauf*
Bucp.) Rm 24. ^uli 1642 erbot fid) ber Tiacon
Rlidjael Rantlin an ©onn= unb Tonnerftagen
aBmecpfelnb mit bem Tiacon Rtattp. SBeptnger
in ©t. ^ßeter unb im ©pital ju prebigen. Rad)
bem Tobe beb 33rebigerb ©eorg (Spriftopp ©nblin
(f 12. Suni 1657), ber ein fe^r gelehrter unb
im ganzen Sanb toohl Bcfannter Rlann ioar, mutbc
53 an Hin ^Pfarrer burd)b Sog. Rlb foldjer er»
hielt er 160 ff. an ©elb, 6 ©im er R3einb, 40
9 Tiefer ioar Oermutlid) ein ©opn beb in einer
llrlunbe Oom 11. RoO. 1588 genannten §anb Ranitbt*
lin (S. 5t.) unb ein t£n!el beb 4. Juni 1531 ge*
nannten Stbam fßantplin (©t. 51.). 53 aut lin ift
ber 5um gautitiennamen geloorbene Romaine Ranta»
leou. ©ine ©apeHe ©t. ^anialeon lag Bei ber ©tabt.
©dfeffel Sornb unb freie Röopttuttg. ©r prebigte
in ber 5Hrd)c geloaltig toiber bie ©i’tnbe, fo baff
„vielen ehrlichen Leuten angst und bang in
der Kirch gemacht worden ist.“ ©inmal am
Rürgermeifiertag ermähnte er in ber RBenbprebigt
bie ©iebener, melcpe bie Remter befehden, eniftlicp
unb feparf, fie fohert feine ^rembc $u ben 9tat©=
fteheu unb Remtern Befteden. ©enn biefe meinen
ed nid)t gut, eb fei ihnen aud) nid)t ju trauen.
Rad) ber Rrebigt fing ber Rogt oon ©omaringen
(offenbar Rtcolaub 2B e r n i cf, ber 1644 — 1660
Rogt unb fid)er ein Rorbbeutfdier toar) mit
Rantlin ein ©efpräih nn, ob benn bie
f^remben feine ef)rlid)e, reblic^e Beute feien, ©r
fei auch e'n ®hner unb Reamter feine© gnäbigften
dürften unb §errn ju SöürttemBerg unb jumal ein
f^rember. 3öenn einer aber ju ihm fagte, er toöre
feinem Ißerrn untreu, rocil er ein f^rember unb fein
Sanbfinb fei, toohte er ipn bie ©pi^e feine© jDegenb
ober etwa© aubereb oerfud)cn laffen. 3hu un^er®
ftühte ber Rpotpefcr ©fferenn, ber ebenfall© ein
^rember mar. 9X1© bemad) auf ber ^ramerjunft»
ftube mteber eine Rlapljeit gehalten mürbe, fatn
©fferenn auf bie Rrebigt jurücf unb beflagte
flöh, marum bie ^rembett fo garnid)tb bei ipm
gälten. ,,©r, Pfarrer 33 an t§ lin prebige nidpt
® otte© SBort." Ran Hin ftanb auf, lief jitr
^pür pinaub unb moUte ^eimge^cn. 3mei oon
ber Rlufif liefen ipm nad), polten ipn ein unb
brachten ipn mieber an bie 'Lafel. R>er alte Rür»
germeifter Sj elb litt g fagte jum Rpotpefer © f=
ferenn, er fode fid) jur Rulje begeben. Ob
übrigenb 33 an Hin niept Red)t patte, in ber gro§en
3apl ber aub monarepifepen ©taaten ftammenben
Reamten eine ©efapr fiir bab flehte republifanifepe
©taatbmefen ju erbliden, ift feinebmegb mit ©id)er*
peit ju oerneinen. Ritpt aüc gremben flammten
aub SBürtteuiberg, mo bie fiirftlid)e Rladpt burd)
bie ©tänbe bcfd)räuft mar. ©ar manepe flammten
aub Territorien, mo ber 2BiQe cineb ©injigen über
66
ba« 28oljl unb Sklje be« ©taate« entflieh, mo
Sürger unb Säuern machtlos jebem 2BilIFüraFt be«
dürften gegenüber ftanben. SBie füllten Scanner,
bie unter folgen Serfjattniffen aufgemadjfen maren,
Serftänbni« ^aben für Reutlingen« rein bemo:
Fratifd^e Serfaffung ! ©ie mufften in ba« republi*
!anifd)e ©emeinmefen abfolutiftifch-’Oligarchifche Sen*
ben^en hineintragen. 2ftit fließt muffte Pfarrer
Santi in, ein ©o^n ber freien ReidjSftabt, gegen
fol^e ©inbringlittge eifern.
2lu« Santlin« Weiterer ShätigFeit fei noch
ermähnt, baff er am 17. gebr. 1661 einer Ver*
ftorbenen Fatholifdjen OJtagb in ber ^rebigt über
ben Ordinari-Se^t gebaute unb fo 3engni« von
feiner milben, toleranten ©eftnnung gab. ©r 30g
ftd) baburd) aHerbing« ben Sabel be« Sürgermeifter«
Sranj Gelbling ju, ber ftd) munberte, baff man
in einer evangelifdjen ßirdfe von einer Fatholifd)en
Rtagb fo üiel 2Befen« mache. 211« ßirdjeitbiener
ber Reid)Sftabt Reutlingen erhielt er d. d. Jpeil*
bronn 18. Januar 1630 vom lateranifdjen .fpof*
unb Sfaljgrafen ©ebaftian £>ormolt von Süb=
ingcn, ( t). tvürtt. Rat, 2lbvoFaten unb gefrönten
Poeten ju Jpeilbronn auf ©runb be« ihm von
Äaifer SRatthia« Verliehenen fßalatinat« folgenbcn
SBappenbrief : auf einem eisenfarbigen bürger¬
lichen Stechhelm ein rother Löwe seinen
Rachen aufgesperrt, um den Hals ein Band
als eine Kette und in seinen Pfoten haltend
einen Bürenwüspel, sitzend auf einem blauen
und gelben Bausch. Im Schilde in blauem
und gelben Felde der rote Löwe, um den
Hals ein Band, und einen Bürenwüspel mit
beiden Pfoten haltend.“ (Original im Seftfc
be« £crrn Äommcrjicnrat« Santlin.) 3»« gleichen
3ahre (1630) mürbe ihm eine Sod)ter 2lnna ©a=
tl;arina geboren, mcldfe 9. 2lug. 1645 Johann
3flcob Äurfi (geb. 1620, Äränter unb ^janbclö:
mann, begraben 10. Oct. 1665) heiratete. Siefe
bcFain burch bie ÄinbSvattcr ©ift in einer Sirnc
unb mürbe fd)ivennutig. Rad» Furier Sefferung
Fehrtc am 9. 2lug. 1664 bie ©d)mcrmut mieber.
3ltn 17. 2lugufi in ber Rad)t um 10 Uhr hat fte
fich bann $u Sob gefallen. 2ln biefem 'Jage mar
ber Buftanb fd)einbar beffer gemorben, tve«halb ihre
Slutter toon ihr megging. ©ic miinfehte ihr eine
gute Rad)t unb legte ftd) bann jur Rulje. 3m
Sette fagte fte bann ju ihrem ©atten: „sie danke
Gott, dass es so wol wider mit ihr stehe, sie
hoffe eine gute Nacht zu haben und oh wie
werde sich die Mutter freuen, wann sie morgens
hören wird, dass sie sich so wol befinde!“
2Beil ihr Rtaitn unb ihre 9Ragb bie vorige Rad)t
nicht gefcfylafen hatten, mcircn fte biefe Rad)t befto
eher eingefd)lafen. ©ie felbft lag aber nicht viel
über eine ©tunbe, ba ftattb fte mieber auf von
ihre« SJtanne« ©eite, ging jur Kammer hinan«
unb fiel in ber Senne bitrd) ba« £od), burd) ba«
man ba« ,$eu aufjiel;t, 3U Sobc. JDaum hatte fte
bie Kammer Oerlaffen, ba fiel in ber Kammer baß
2id)t burch ben Seudfier in bie Äupfergcltc. Son
bem ©eräufdj ermachte ihr Stann, vermiete fein
SBeib, medte erfd)roden bie Stagb unb bie föittbcr,
melche bie Stutter ju fudfen begannen. 2Beil man
fte nicht gleich finben Fonnte, lief bie Stagb unb
fuchte fte um ba« Rathau« unb bei ihrer üJtuttcr.
©ie Fonnte aber Faum anläuten, ba Farn mieber
ein Sote unb fagte, fte märe tot gefunben. 2ltn
19. 2luguft mürbe fte „in einer grossen Pro-
cession“ ju ©rabe getragen. Sfarrer ©hrifioph
©nßlin (f 6. gebr. 1692 59 3* mentger 1
Stonat alt) hielt bie 2cid)enprcbigt unb fagte unter
anberm: „weilen sie mit so guten christlichen
Gedanken seye zu Bethe gangen, so könne
niemand an ihrer Seeligkeit zweifeln“, unb
§0 ff ft etter, ber in feiner ©hroniF ©. 596 bi«
597 biefen unglüdlidjen Sorfall berichtet, fefct £>in=
3U: „und das ist wahr, massen sie dann ein
stilles und eingezogen Leben sonsten geführt.“
SeFanntlid) mar 2Inna ©atharina Santlin bie
5thnfrau be« Siebter« Hermann &urj.
Ser unglüdltd)e Sob feiner Soddcr mar ba«
erfte ©lieb einer Reihe von Uttglüdßfäüen, bie
S a n't l i n heimfud)ten.
Santlin geriet in f^einbfehaft mit ben einflufp
reichen Familien S e g e r unb Saubenberger.
2luf öffentlicher ^anjel füllte Sfarrer Santlin
angeblid) ben Sürgermeifter SRatthäu« S e g e r
(f 2. 3uli 1661) al« einen 3u^en/ ber 10 Sr0*
jent von 100 ©ulben 3tn« genommen hätte, be*
jcichnet unb bie ObrigFeit ermahnt haben, ber
©ad)e fleißig nachjuforfchen, moher ctma fo viel
©ut unb ©elb jufammen gefcharrt morben fei, unb
baff man beffen Äinber verfolgen fülle, mie ben ßot
auf ber ©affe. 2lm 1. Sov. 1661 verFfagten be«=
halb be« Sürgermeifter« ©öl;ne, jpanö ©corg ur.b
SRatthäu« Seger ben Sfarrer bei ber ObrigFeit
unb befchulbigtcn ihn ber gleichen mudfcriidfen ^>anbs
lung. Ser im 63. 3ahre ftehenbe ÜJlann alterierte
fich fo fel;r über biefe Sefdjulbigung, ba^ ihn ein
©chlag rül;rte unb an ber linFen ©eite etma«
lähmte, fo ba§ er am ©onntag nad) bem 2lbenb=
mahl vom Steiner unter ben Firmen unterftüht
heimging unb am 6., 9., 10. unb 13. Sov. fein
2lmt in ber ßird)e nicht Verridjten Fonnte. 3lud)
fud)te ihn ein böfer Jpuften heim. 2lm 4. Sec.
1661 Farn jmifc^cn Pfarrer Santlin unb ben
©ebrübern Seger ein Sergleid) juftanbe. ÜJlit
feinem ^ird)eneib beteuerte Santlin: „er habe
in seiner Predigt weder sie noch ihren Yatter
gemeinet, wolle es auch auf seine Seeligkeit
genommen haben.“ Sa liefen fid) bie ©cbrüüer
Seger befönftigen.
ScrhängnißvoHer füllte Santlin« ©treit
mit ber Icibenfchaftli^cn, radfiüchtigen unb all=
mäd)tigcn gantilie Saubcnbcrgcr merben. 3m
3al;ve 1659 Farn im £erbft ©eorg ©d^art, von
Slugöburg gebürtig, nad) Reutlingen unb b(ad)tc beim
SJlagifter Slichel Santlin, „der Zeit durch’s
Löss gewordenen Pfarrer allhier“ vor, ba§ er
67
auö Reib uttb 9D^t§gunft bom ©d)utamt ju ©et*,
tingen Bei Uradj Vertrieben morben fei, nad)bcm er
ihn ein Viertel 3>abr berfeben hätte. „Denn der
Herr Special (Matthias Raissberger, 1657
biö 1662) hatte seiner Blutsfreund einen und
nur einen Baursmann dahin eingetrengt also,
dass er habe weichen müssen.“ (Sr bat ben
SBintcr in Reutlingen bleiben ju bürfen. (Sr mode
fid) bei ber £ird)enmuftf brauchen taffen. ©a ber
Pfarrer ©amuel kan j ju ©ettingen (1639 — 1674)
ibn ein): fohlen ^atte, fanb fein ©efud) aud) beim
3j3rebigcr unb ©uperintenbenten Saubcn--
b erg er (f 21. Ro». 1672) ©ef)ör, unb (S cf*
bart fam am 19. Oct. nad) Reutlingen mit feinem
2öeib unb budligem 3Rabd)en. ©ie mären fo arm,
baß fie faft fein Scttgcug unter ju legen batten
unb jogen in 33antlin8 §au8 ein. (Sdbart
errichtete eine 3ßrioatfd)ule unb geriet baburd) in
(Sonflict mit ben Reutlinger Sebrern, namentlid) bem
(Sbrcniftcn §o f f ftetter* 2 * * * * 7 * * * * 12). SDiefe manbten fid) an
ben ©uperintenbenten Saubenbergcr, mcldfer
ihnen riet, ftcb mit einer ©upplication an ben Rat
ju menben. Roch öor Oftcru 1660 mürbe btefe
mit einer ^nterceffton SaubenbergerS über;
reicht, ©er 33cfd)eib be§ Rats lautete, baß (S cf*
hart fpäteftenß bis 5ßftngftcn bie ©tabt mit SBcib
unb Äinb raumen füllte. (S cf hart, bebrobt in
feiner (S^ifteng , fudjte fid) ^reunbe ju üerfd^affen,
morin ibm Pfarrer Santi in £>ilfe unb 33orfd)ub
leiftete. „Denn er in der Statt einen grossen
Anhang von Beichtkindern und Wohlaffectio-
nirten hatte.“ (SS fam nun auch Sdbart beim
Rat mit einer ©upplication ein, meldje Pfarrer
Santlin unterfdjrieb. SS mar femit baS „Mini¬
sterium“ (bie ©eiftlidjfeit) gmicträd)tig. Sr tbat
2) Sorenj $jof(f) ft etter ift am 5. 3lug. 1629 ^u
RegenSburg als ehelicher ©ol)n be§ §anS „fmfftötter",
SitrgerS bafelbft unb feiner Kpefrau SRagbalena R. R.
(geb. 1592, j 24. SRai 1664 in Reutlingen) geboren.
Kr mar in Reutlingen SRobift, beutfeßer ©cbulmeifter,
amb faif. Rotar, heiratete 17. San. 1654 bafelbft Rtaria
Rlagbalena, ©od)ter beS f 3>acob ©cpaiblin unb
ftarb 14. Sehr. 1692 in Reutlingen, ©eine fämmtlid)
in Reutlingen geborenen Umber rnaren: 1. Sol)- Saco*
bu§, geb. 16. SRärj 1655, 2. ft-rans Philipp, geb. 17- Sali
1656, 3. §an§ SBenbcl, geb. 22. San. 1658, 4. Rtaria
Rcagbalena, geb. 22. Sali 1659, 5. $inb, ungetauft be=
graben 8. Sani 1662, 6. Sorenj grtebri#, geb. 3. Slug. 1663,
7. Sohamt KaroIu§, geb. 15. ©et. 1666, ber Sohauna
Katharina § auf in ehelichte unb einen 5. ©ept. 1693
geborenen ©opn ©ottlieb hatte, 8. SRaria Subiiha, geb.
29. San. 1668, 9. Soh- ©beoberid) geb. 29. Sali 1669,
begraben 5. RJärj 1670, 10. Sobamt ©ieterid), geb.
19. gebr. 1671, 11. S°b- ©eorg, geb. 30. 2lpr. 1672,
12, ©ottlieb, geb. 24. gebr. 1674, 39t ob ift in Reutlingen,
meid) er 6. Sani 1698 Slnna Regina, bie ©od)ter be§
RatSfdjreiberS SlnbreaS 33aur (SaubenbergerS Ktbam)
(geb. 1680, f 26. S«n. 1702) ehelid)te unb 2 Ä'inber
©ottlieb, geb. 18. 3lpr. 1699 unb einen 10. Sehr. 1701
totgeborenen ©olju hatte, 13. 9Jiaria SRagbalena, geb.
2 ©ec. 1675. Ron £>of(f)ftetter§ ©öhnen mar
granj Philipp 1677-1678 $räaeptor in RlpirSbad),
2oren5 grtebrid) 1681—1692 Kollaborator in Rradeit*
heim, Sohann ©eorg 1692—1695 Kollaborator in
33radenl)eim.
biefeS {ebenfalls nicht aus „Neid und Feind¬
schafft“ gegen bie Se^rer, mie £>offftetter meint,
fonbern megen beS artnfeligen 3uftanbe$ SdbartS,
mie er felbft gegenüber Sdl;art unb beffen Sol;
legen, bie ihn jur llnterfcbreibung ihrer ©uppli*
cation ju bemegen fucf)ten, erflärte: „er habe dem
Eckhart versprochen, ihm in Ansehung seiner
Armut Gutes zu erzeigen. Er wolle aber sich
neutral halten.“ Streitfalls berargte Sau ben*
berger eS bem Pfarrer 23antlin f<bk baß er
bie ©upplication SdbartS unterfdjrieben ba^to*
©emt er brach tn bie Sföorte auS: Sehet, was
er für ein Mann sey! Was kan ich aber
mit ihm auf bauen! Was ich Guts mache,
reist er mir wider nider.“ UebrigenS batte fid)
Sdbart bem Pfarrer ju ©an! berpflidjtet, baß er
eine £ed)ter beSfelbett , mcld)c in ber ftäbifd)en
©chule jurüdgeblieben mar, in einem biertel Sabr
lefen unb fctjreibcn lehrte.
33 an tl in ließ, erbittert burd) bie fortgefebten
Eingriffe £>o ff ftetter S unb feines Sollegen auf
feinen ©djübting, fid) jur Reußerung binreißen:
„es wären Leuth, die der Jugend mit falscher
Lehr in der Religion sondern auch mit an¬
dern Sachen aergerlich seyn.“ §ierburdj fühlte
fid) ^offftetter getroffen unb fteUte 33anttin
jur Rebe, ber aber erflärte, er ba^e gefagt : „wo
dergleichen Leuth wären, nicht dass der¬
gleichen seyn.“ UebrigenS fragt cS fid), ob
33 an t litt fo ganj unred)t mit bem gegen Jpoff*
ftetter gerichteten 33ormurf bahe* 3ßcnigftenS
mürbe ein ©obn bcSfclben, ber Rtobift ©ottlieb
^offftetter, ani 16. 3lug. 1703 megen fraffetr
GbiltaSmuS feines RmtS entfebk ©oüten bie $eime
ber ©ectiererei nicht fdjon im elterlichen §aufe bor*
banben gemefen fein?
3n ber ©upplkation an ben Rat batten bie
Sebrer auf ein früheres 33ergeben SdbartS
bingemiefen. 33antlin riet ab, biefeS an bie
große ©lode ju bange»- ©enn eS bci£>e
ber ©d)rift: „Und seine Schand’ deck zu!“
©er fanatifdje, rad)füchtige $ off ft etter meinte
aber: „da stehet Psalter 50 auch geschrieben:
wann du einen Dieb siehest, so lauffest du
mit ihm und hast Gemeinschafft mit dem Ehe¬
brecher.“ 33 an tl in ermiberte: „ey, er wiste
das wol.“ ©arauf fagte |)o ff ft etter: „das
glaub ich wol; es thäte von Nöthen, er wiste
es. Ich zeige ihm nur Schrifft umb Schrifft
und glaube, dass mein Wort sich besser reim,
als die seinen. Denn die christliche Kirch
mögen nicht diejenigen, die in solchen gar¬
stigen Sünden öffentlich ligen, sondern nur
diejenige, von denen man Uebels in Unschuld
redet, oder die von einem Fehl blözlich über-
eylet worden, die es ihnen hernachmals herz¬
lich Leyd seyn lassen und ihr Lebtag ein
besser Leben führen.“ 2Bcr in biefer Unter*
rebung Recht batte, ber tnilo, cd)t djrifttid) benfenbe
33 a n 1 1 i n ober ber leibenfd)aftlid)e §o ff ft etter,
68
ift nicht [d>tr>er gu entfdjcibcn. Seiber gaben bcr
3ßrebigcr Sauben Berger unb ber ©iacon 3>oh.
3accb Sifdjer (f 9. Qct. 1711 85 3a£)re 7
Monate alt) bem £>o ff ptettcr 9ted)t. Uebrigend
geigt Jpoffftetierd Slntmort einen fühlbaren
Mangel an 9ld)tuitg gegen feinen geifttid)en 33orge=
festen, töaS 33antlin gur Steuerung oeranlajgte :
„er sey Pfarrer und bleib’ Pfarrer.“
33crgeblid) fitd)tc 33antlin für feinen ©d)üb-'
fing ©cfhari ein günftigcd 3eugttid oem 33ürger*
mcifter oon Sttemmingen, mo er früher gemirft
^attc, gu erlangen. ©ie ©egner Ratten ba fdjon
gehörig oorgearbeitet.
©er ©roll bed ^rebigerd Saubenberger
gegen bcn Pfarrer 33 an t litt bauerte aud) nad)
33eenbiguttg bed ©dhart’fdjen ©treited fort. Stad)
33antlind 33erföl)nung mit ben ©ebrübern Sieger
meinte Saubenberger am 9. ©ecember 1661:
„er sey dardurch verschimpfft, dass man ihm
nicht (gur 33erfßhnungdOerl)anbluug) geboten habe. !
Aber die, so darbey gesessen, sollen Zusehen,
wass sie gethan haben und wie sie solche
Vertuschung vor Gott verantworten mögen.
Seye der Pfarrer Banthlin unschuldig, so
gebühre ja einer ordentlichen Obrigkeit, dass
sie inquirire auf diejenigen Leuthe, die dem
Pfarrer als einer vornehmen Person der
Kirchen und seinem Ambt eine solche
abscheuliche Sünde nachsagen. (33antlin
toar tioit ben ©ebrübern 33 e g e r aud) gcmiffer
£)inge, bie man regelmäßig ben in .jpepenprogeffe
üerflod)tenen SStänncrn nacffagte, befd)ulbigt morben.)
Dess wegen ja billig die Lügenmäuler mit
scharffer Straff angesehen werden solten.
Were er eines solchen Delicti schuldig, so
könnte ja solche Person bey der Kirchen
nicht geduldet werden und w'ere ja die Obrig¬
keit höchst verbunden, solch Laster an ihm
zu straffen.“
(Sortierung folgt.)
gute l(nber(ltaf$tH(tfitttou vox 300 gaffen.
Stad) bcn Originalaf ten im $gl. ©taatd ar d)io.
Bon f ^rhaii Sdjnttfllor in
(Sortierung.)
D. Daniel 39t ög litt ud (SRögling),
Facultatis Medicae Decanus.
I. Sluf bic gemeine f^ragftüdf .
©t toiffe oon feinen Sectariis. ©6 fei mof)l
ein Studiosus, fo ein ©alöinift, l;ier getoefeu, aber
micbcr meggegogeu. ©in Studiosus Medicinae
oon Störblingen, ©onrab Stumcliud, ^ab il)nt an*
gegeigt, ald feilte M. ©ebljarbud ein Magus fein,
miffe aber beß feinen ©runb, unb §abe er nicht
gehört, baß er, ©eblyirb, oon ber Religion etloaS
bieputicre. (Staubnote: liefen Stumeliud l)at man
trollen bari’tber hören, ift aber meggegogen geroefen.)
©r toiffe feine Sc0 unb 3ÜRängeI bei ber ItniocrfU
tat. ©in $ub ©alomoit genannt, l;ab fid) bei 8
3Bod)cn afl^te gehalten, bed JMberd ©öd)tcrlein
(bem cd erlaubt toorben) curiert, fei aber nid)t mehr
Oorhanbcn. ©r toiffe aud) oon feiner Uneinigfeit
ober SStängetn, allein baf ettoan uod) Jpäufcr fein
möchten, ba bie Studiosi ihren Stufritt haben, ©o
halten bie Studiosi fid) fonft nicht itngcbührlid),
tragen aud) längere SRäntel ald oor ber 3cit, bie
groffe 33eid) (?) unb breite ^tüt motten auffommen. —
3 nt Contubernio gehe ed feined miffend nit
unrichtig gu; ber Oeconomus fei ein muntcred
SRänblcin. ©er 33ur§ Steftor bebürfte mol)l einer
anbern ©onbition ; er Ijab gehört, baf er ben ©ifd)
in Contubernio nit befud)c propter valetudinem.
©ie ^oftherren müffen alle Quartal bie ©ptragcbbcl
übergeben. 3Öo einer etmad übermäßigd bringe,
merbe ed bem Hospiti unb Studioso Oermiefen ;
er fei bad legtemal babei gemefeit, aber nidftd tut*
gicmlid)d fürgelaufen. — ©etned SSeruteinend
nehme Schola nit ab; ed gief)eit bie Studiosi oon
unb gu.
II. lieber bie Specialia.
3>n Theologica Facultate. ©ine communis
lectio fönnte nur auf ben ©onnerftag (menn man
anbere Sectionen nicht Oerfäumen motte) qeridtet
merben.
3u Facultate Medica. (1). ©d feten je^o
15 ober 16 Studiosi Medicinae aflf;ie. ©er
mehrer ©eil höre aller 3 professorum Lectiones,
unb feien gtemlid) fleißig, meld)cd man in ihren
Disputationibus befinbe, benen er neulich Oon
morgend um 6 Ut;r bid fd)ier um 12 Uhr präfu
biert, ba nod) ctlid) Opponenten übrig biteben.
(2). ©ie Simplicia foOten ben ©tubiofen nach ben
©tatuten in ißfingftfeiertagen unb in ben Canicu-
laribus bemonftriert merben. 3>n biefer 3eit feien
fie aber faft nit aüfpe. ©arum, menn man bie
Slpothef oijtticre, fo erforbere man fie unb bernon*
ftricrc ihnen bic simplicia unb composita. ©onftett
gehen ctman bie Studiosi fctbft mit cittanbcr Her-
batum, unb mad fie nit fennett, bringen fie mit
heim unb fragen, mad ed fei. (3). ©ie anato-
mia fei eine 3e^ l(m9 aud bemühten Urfadjen
unterlaffett morben. (4 u. 5). SStan fönne nicht-
eigentlich) miffen, ob einer aud bcn Stud. Med. gu
ben SBunbärgten gegangen, ©r beforge aud), bie
legteren möd)teu fid) etman befd)mercn, fie gufchen
69
ju laffen. (6). ^e^iger 3e^ fei feiner ba, ihn in
Italiam ju fd)icfcn. (7). ©ß f et nod) bißber ge«
bräud)ig gemefen, baß gürnebmfte Su bictiercn; benn
bie Studiosi fenft nidjtjit notieren ober nur baß
Jjpalbtbeil, baß i^m ^ernac^er nit oiel nutzet ; müften
and) oicdeid)t, mann einer nid)tß bicticrt, befto
lueniger in bie ßection fommen. (8). ©ß merben
bie in Statutis Facult. ocrjcidincten 93iid)cr ex
libris Hippocratis unb Galeni oon ihnen t;erauß =
genommen. (9). ©ß gefd)cbc, monad) £;ier gefragt
merbe, unb fei je^o D. .jpamberger professor
praxeos. (10). £>ambcrger (>abc ben tractatum
de Ulceribus, Vulneribus, unb er D. Sttögling,
bie Lectionem Anatomicam, baju gebraute er
Vesalium. (11). 23on biefent ißunft roiffc er feiner
©odegen halb nit ju berid)tcn. D. planer lefe ,
jetjo de Febribus, ba miiffe philosophia not«
menbig babei fein. (12). 3U ^eu Äranfen feien
Studiosi bißber niept mitgenommen morben. Oa
eß fürnelpnc Seut, merben fie cß nit gern fef)en,
möd)tc oiedeiept aud) bem gemeinen SDtann nit ge-
faden. SBaun er aber einen singulärem casum
pabe, geige erß ben studiosis an unb berichte fie,
mie eß gefdjaffen. (13). 2Beifj feine f^et)£ unb
9)tängel, benn maß ben locum Anatomicum bc«
langet unb mit ben Corporibus.
Bin^tagß 3. ^uli.
D. ©eorg ^pam berge r (Prof. Med.).
SBeif; feine Sectarios unter Professoribus
ober Studiosis. ©ß fei gleid)mobl oerfd)iner 3eit
ein ©tubiofuß, fo ©aloinift, ad()ie gemefen, aber
meg gezogen. 2llfo aud) ein junger Tossanus,
nod) ein ißufid, fo etlid) 2öcd)en in ber 23urfj ge#
galten, aber aud) nit mepr oorpanben. — Sdiit bem
llectore Contubernii fei man nit oerfepen. 3Benn
er ein anberc Condition unb man jum dtectorat
ein tanglidjcrc ifkrfou hätte, mürbe ber ©ad) ge#
Rolfen. ©ß fei aber felbigcr 3cit uicmanb oor«
panben gemefen, ber barum gebeten pütte. ®ß fei
nun ein üJtagifter barin, Äramer genannt, fo Dis-
cipulos pabc. Oenn obmopl etliche Magistri
mensam in ber 33ur$ befugen, ^abitiren fte bod)
auferpalb berfelbeit. Ob bem Oifdj unb ber £rac=
tation in ber ißurjj pöre er nit f tagen ; eß ^abc
einmal ein Studiosus ob bem Sßein flogt ; man
pah aber felbige ßlag (atß man ben 2öein t>erfuc£>t)
nit für nötig gebalten. — Oie Oifcbperren anlangcub
merben ade 93ierteljabr bie ©ptrajebbel erforbert
unb bejicbtigt, unb ba dftangel befunben, gebühren#
beß einfepenß getban. Oie ©oftperren jagen, mentt
fie bett ©tubenten nit extra geben, gebtt fte in bie
Sffiirtßpäufcr unb ntad)cnß nod) gröber. — £)abi«
tation 3inß betreffenb l)a& eß fein märe a^er
gut, bajj Habitationes mieber befieptigt, unb mie
eß mit ben 3infen gefepaffen, erlernet, aud) ferner
gebübrenber ©efipcio gegeben mürbe. — 2Baß Dis-
ciplinam, Äleibung unb näd)tlicp ©affenlaufen an«
langt, b^ffe er, eß fei nit ärger morben; benn maß
füifomtne, merbe geftraft. Oie ©vafen unb etlid)e
oom Slbcl tragen etman Gebern, grojje Äröjjcr unb
bobe Jpüt, ba fönne manß nit mobl menbett. —
3n bte disputationes fommen gleicbmobl etman
Studiosi, fteben aber bei ber 0()ür unb laufen
halb mieber pinauß. 2öie benn in einer Dispu-
tatione Juridica (in meldje D. ©amuel ^)orn=
molbt, ©t)nbicuß jtt jpetlbrcnn, fo attberer ©efd)äft
halben a Ü b i e gemefen, aud) fetnmen) nur 3 einzige
Studiosi gemefen unb einer opponiert pabe, meld)eß
in tanta frequentia fcpimpflid). — Oie Carcerati
batten mobl etman gern 2Bein, aber merbe ihnen
nit geftattet, beim fie gemeiniglich propter ebrie-
tatem carcerirt, bamit fie nüd)tern merben. 3Beil
il)nen aber gcmeittiglid) beß ^cbeden 9Jtagb baß
©ff eit für bie ©efängtuifj trage unb ptnein &iete,
möchte oiedeiept felbige etman 2ßein geben, fönne
aber mobl (ba eß befd)cben märe) abgefepafft merben.
— ©o fei aud) ein 3ub etlitp SBodjen adl)ie ge*
mefen unb ba^ fiel) beß ©urierenß angenommen,
meld)cr lang nid)t meg gebrad)t merben mögen,
(fftota: dJtit bem SD^agifirat ju pcmbeln, mann ber#
gleichen £eut ^ie^erf ommen, fie ju ber ^afultät ju
meifen, fid) adba examinieren ju laffen ober ihnen
mit bem ©efängnujj 51t Proben, benn manß miber
bie lautere Orbnung nit geftatten fann.) fei
ein Oculifi adbic, meld)eß gleid^mcbl Facultati nit
jumiber. — ^Bon anberen ^änbeln miffe er uid)tß,
benn bafj neulich 3ob. Seonbarb Polmer (ber fonft
ein fleißiger ©efed) Oermunbet morben ; ba^en ftd)
aber miteinanber oerglid)cn; er, ÜSoltner, fei feltfam,
mann er StB ein habe.
3>n Facultate Medica. (1). ©ß ba^e ie^°
14 ober 15 Stud. Med., unb er etman 9, etman
10 meniger ober mehr. (2). Oie Ooftoreß feien
nie mit ben Studiosis Herbatum gangen, fonbern
biefe jiel)en mit cinanber felbft l)inauß. 3ßäre feineß
©rad)teuß gut, menn ein ©tiief an bem großen
©arten, fo ber Rederei gehörig oor bem Suftnauer
Sb°r, ein ^3lah ungefähr auf einen 9}torgen, gc--
änbert unb aderlei baritt plantirt, aud) ein Hortu-
lauus aujjer il)ncn ben Medicis oerorbnet mürbe.
Oagegen ift il)m gejagt morben, ba^ gut märe, fte,
bie Medici, hätten ben Studiosis nit adein bie
simplicia unb composita in ben 2lpotf)efen ge«
miefen, fonbern bafj ju grüblingß= unb ©ornmerß#
3eiten einer auß ihnen mit bcnfclben biimu^gcritten
märe (mann cß ihnen Buff ju gehn befdpoerlid))
unb ihnen bie simplicia unb aderlei Kräuter fleifjig
bemonftrirt hätte, ba btdig für fte bie 3ebrun3 unt>
Äoftlobn auß bem fisco Facultatis 6ejal)lt merben
fodte, bie Studiosi aber ihr dftorgeneffen in einem
Spaden mtdig bejal)lcn unb eß für eine dtecreation
halten mürben. -- Oie 3lpotl)ef (bereu jc^o nur
eine adbic) merbe fleißig oifitirt, auch auf bie Oap
gebrungen; meil aber ader Jpattb fid) mit bem ©in#
faufen unb 2ßert änbere, fönne cß nit admegen
babei bleiben, ©agt, D. ©rauer laf; oon ^dforhen
Slrjneien bringen, gebß barnad) ben Seuten auß,
meld)eß in ben dtcicbß . . . nit geftattet merbe unb
bem Slpotbcfer nachteilig . Oeitn ba er nit gute
2öaar hätte, fönnte manß ihm unterfagen, mie er
70
bann nit unflcigig |et. ÜJtit ben beftidirten Gaffern
gebraud) er and; gleijf. (3). Anatomica fei oer*
blieben aud llrfad)en, wie bewußt (Sr D. ,£)am*
berger lefe Chirurgiam unb tl)ue fein ©effted.
(4). 3Die ©raFtiF fei I)ier fcbled)t, unb Wenn ftc bie
Discipulos fd)on wollten 31t ben ©atienien nehmen,
Werbe cd tiefen oiedeid)t nit gefällig fein. (5). 2)ie
Studiosi fommen nit oiel ju ben ©hmbäqten.
Vermeint, man möchte Stoffe£*Scberern ald bem
ältcjten ober auch ben andern aden auferlegen, wenn
ftc ©erwunbete l;abcn, ben Studiosis, bie ihnen
mel;rentci[d befannt, foldjed aujujeigen unb fie 3m
fcfyeit ju Ia]fen. (6). ©leiff feine Studiosos, bie
jel^o in Italiam 31t fd)iden, Fönncn nod) wol;l ^ie
ftubieren. (7). (Sr bildete eine halbe Stund unb
eypliciere eine halbe Stund, fei feine« (Srad)tend
eine diotourft. (8). (Sd gefd>e^e unb werben bie
beften ©üd)er ton Hippocrates unb Galenus ge*
lefen. (9). fdian • lefe foldfed nacheinander unb
immoriere nit länger ald nötig. (10). D. dftög*
linud lefe Anatomiam, er, «fpamberger de Uleeri-
bus, Y ulneribus et tumoribus. (11). (Sr beforge,
D. planer möchte etwad 3U lang itnmorieren. (12 f.
b. 4). (13). üßiffe nidftd fonberd ton gehl unb
Mängeln. ^>abe in ben (Statuten befunden, baff
ton Sllter 3 um ^urament gefejt worben, baff fie
fideliter il;ren Patienten abwarten follen. Vermeint,
ed feilte nod) ba^u gefegt worben, gleid)Wol;l bie Scut
nit gern feljen, baff fie 3U ihnen Fommen, termeinen,
fie müffeit gleid) befto mehr audgeben. — Sie haben
in ihrer gafultät einen Fiscum; gebe mau bem
Deoano jfetpo 3 fl. Promotionibus geben bie
Candidati ben Praeceptoribus baöjcnige, fo il)neu
ton SWalwafier 3« cf er gebührt, ober, ba fie ed be*
gehren, bad ©elb bafiir.
D. 21 nb re ad planer (Prof. Med., jugleid;
ber SogiF unb SJietapbbftf).
(Sr wiffe, wie er sana conscientia fagen Fönne,
ton feinem einzigen Sectarius. — ©oni Contu-
bernium wiffe er nicht« ju berichten ; er fei
baju nit terorbnet unb nehme fid) beffen nit an,
o^ne Wad im Senate fürFomme. — $£>ie Xifdfberren
betr. fei bad gemein pretium faft 20 ©afcen. So
muffe man ju allen Quartalen bie (Sytrajebbel
übergeben, unb gef^e^e oft, wenn ein Xifcbberr nit
etwan fonberlich gestandenen ©feilen auf if>r ©e*
gehren extra geben wolle, Rieben fie in bie Sßirtd*
baufer ober laffen auf bie ©affe holen, alfo baff
inand nit gar abwenben Fönne. — ©on jipabita*
tiondjinfen weiß er Fein Uebermaff, ed habe fein
Zax. — ©etr. Kleidung wiffe er nicht« anjrt^eigen,
allein bie breiten Jrnit Fommen erft neulid) ton
Strasburg unb wollen gemein werben. — ®ie
Uniterfität unb ©urgerfebaft fteben in guter (Sorre*
fponbenj gegen einanber, alfo baff er fefco nicht«
wiffe, fo ju terbeffern wäre. — (Sin 3ub fei eine
3ett lang aül;ie getoefen, unb wenn ficb Facultas
beflagt, feien etwan dtatdoerwanbte ober anbere
©ärger fommen, unb haben gum böd)ften gebeten,
ibm 31t geftatten, baff er einem fein Äinb ober eine |
anbere ©erfott curieren möge, Weldfed ftc nit gern
binbent wollten, bamit cd nit Unwillen gebe; er
fei aber nit mehr aühie. (Sin Oculift fei je^t ad*
l)ic, fo bem Rectori Contubernii ben Staar ge*
fioeben.
3>u Facultate Medica. (1). (Sd feien über*
ad auf 15 Stud. Med. adbie; er habe etwan 8
weniger ober mehr in Lectione. (2). ®ie Stu¬
diosi geben felbft Herbatum, mit betten aud) ein
Studiosus, fo ficb terbeiratet unb ein guter Situ*
plicift, etwan hmaud3iebe. 3ft mit ihm beffbalb
gerebet wor ben, wie mit D. dpatnberger f. 0. (3).
2ttit ber 2lnatomie fei ed gefd)affen, wie angejetgt,
(4, 5). D. Jpatnberger lefe Chirurgiam. So ge*
fedett ftd> bie Studiosi nur 3U tiel 3U ben
Sd)erern, ba fie etwan Wohl ba3U Fommen unb
feh en fötttten. (Sd werben aber bie beffte ©Bund*
at'3t unterfel)end aufd Sand erforbert, ba bie Stu¬
diosi nit babei 31t fein @elegenf;eit haben. (6).
©kiff Feinen tauglichen, bann ben 0-abri; ber ha^
aber nit Suft itt Italiam. (7). 9Jian tnüffe etwan
bictieren, Weldfed gemeiniglich aufd .Spalbteil gefd)ebe,
bamitd bie Studiosi bernad) haben mögen. (8).
(Sd gefdjebe, unb geben barin ber Ordnung nach
ben Studiosis 3U gutem; bod) wad fte nit für
nütjlid) heilten, laffen fie aud. (9). (Sd werben
ade 3 Materien faft in 3 fahren abfoloirt. (10).
Starnberger lefe de Ulceribus, Vulneribus unb
idöglittud Anatomiam, alfo baff bied Ortd nit
SDZangel fei. (11). (Sr wiffe nit anberd, wode
feine Lectiones gerne feben laffen. (12). Oie
Seut wodend nit gern b^ben (oaff man Studenten
3U ben ßranfen bringe), man möd)td aber fürobin
Derfud)en unb babin ridhten ; Fönnte adwegen ein
Studiosus (auf bed ©atienten ©egel)ren) abtreten,
Wenn er mit bem Medicus wad fonberd 3U reben
hätte. (13). ©kiff fonft Feine gehl unb Sdiängel.
Facultas hab einen Fiscum, mit bem Werbe ben
Statuten gcmäjf gehandelt.
3n Facultate Artium bat er Organi
Aristotelici bö^cn angejeigt , ba^ er folcbed
fürterbin in 3 3d§fen 3U abfoloiren getraue. 3)ian
bat mit ihm aud) üon ber QialectiF gerebet, ba^ nit
gut, fo mancherlei SDialectif 3U gebrau&en, benn
die Studiosi baburd) nur gebindert unb irr ge*
mad)t Werben, ©ermeint, ed wäre gut, baff man
ficb (Siner Dialectic unb (Sined Compendii ocr*
gleichen tbäte.
M. ÜJJartinud ©rufiud, Facultatis Artium
Decanus.
SJtiiffe pro conscientia fagen, baff er gar Feinen
Sectarium wiffe. — Magistratum Oppidanum
unb bie Untertanen betreffend, gebe ed nit ad*
wegen richtig 3U, benn nad)bem bie ©erträge Oer*
mögen, baff ein feber ©rofeffor 2 Äiibe halten bürfe
(beren über bie 20 feien), aber etwan nur 6 ober
8 unter ihnen ©ieb ba^en' tooden bie öon ber
Stabt felbtger einem nit geftatten, noch eine Äulj,
alfo 3 3U halten, fo doch bei ben andern, bie nit
©ieb ba&en, dagegen oiel abgeben, bünFe ihn eine
71
Unfreunblidjfeit $u , fein. — 2llfo aud) mit ber
Satinifd)en ober ber Unioerfitat dftebg, ba ein Uni«
üerfitatoermanbtcr ba« 5J3funb um 1 ©d)iding be«
jaulen müffe, nehmen bie 2lmtleut etman oorljin
ba« bcfjt, mie aud) auf ba« ©djtofj. 2llfo müffen
audj ihre dftägb in ber (Stabt dftejg etman lang
fielen. — 23on ber Oi«cißlin unb ben Studiosis
laufe etman aöertjanb für, fonberlid) fei einer, ber
©todfjeimer genannt (melier ftd) verheiratet unb
nit meljr unter ber Unioerfttat), ber mode etman
bie ©tubenten an jtd) loden. ©ann« aber Uni«
oerftta« erfahre, thun fte einfef)en« unb [traf mit
bem Gtarcer, mie aud) erft oor 4 ©odjen Facultas
Artium ade iljre Auditores (aufjer bereit im Sti-
pendio) erforbert unb ^nquifttion gehalten; er hoffe,
e« fomme ihnen ju gutem, unb merbc, ma« un«
rid)tig« fürlaufe, gefiraft. — Oie £ifd)ljerren be=«
treffcnb merben ade 3cbbel erforbert. Oa laffe
mau tag« V2 Oftafj, ein Sag in anbern gerechnet,
benen fo ©ein I)aben, paffteren. Oa e« aber nit
nur ein 5D?a§ 3, fonbent ein me^jrer« barüber an«
laufe, Oermeife man« ben Oifdjljerren gar ernftlidj. —
Oer £>abitation§in« halb fei oor etlich fahren
eine Say gemalt morben. ©are gut, bafj man
etman unOerfeljen« bie Studiosos, ma« feber für
3in« gebe, befrage unb bie Oay bagegen beferen,
folgenb« gebü^renben 23efd)eib gegeben hätte. —
Rectorem Contubernii hatte man längft gern ge«
feljen, bajj er ein beffer (Gelegenheit hatte. (Sr
meine e« gut, fehle ihm aber oft au ber prudentia,
alfo bafj er einen großen Unmidcn mad)e. 3Bie
ftd) aud) etman bie Studiosi miberfßenftig erzeigten,
haben neulid) recitationem sacram ad mensam
unterlaffen, feie aber mieber angerid)tet. üftau fyaht
ihn oermahnt. 211« nun oor 4 ©od)en D. Can-
cellarius, Decanus unb Facultas Artium in
Contubernio ernftlid) oifitiert unb einen nad) bem
anbern gehört, h^e man« bannodjt bermafjen leib?
lid) befunben, bafj erachtet morben, ihn nit ju ur=
lauben. — (S« ha^en oiel ben Oifd) in ber 2Sur§,
habitieren aber nit barin. ©are bal)in ju
rieten, bafj fie ade, fo protnooiren moden, ben
Sifdj (sic) in Contubernio haben müßten. Oenn
c« gehe bemfelben an 3^ oiel ab, ftehe je^o bie
ober ©peljr gar leer. — (S« feien oiel Magistri
im Stipendio, bie hinaufjen in ber 23urfj unb in
ber Stabt discipulos habcn« toeldje« ihnen ohne
3mcifel am Studio hinberlid). Oenn fie entmeber
baffelbig negligieren ober bei ben discipulis nit
oiel au«ridjten (üJiarg.«iRote: 3 ft in visit. Stip.
abgefd)afft morben). — Oeconomus Contubernii
müffe ade Ouartal dtedjnung thun. (S« fei (ba«
lejtcmal) fein ÜRangel erfunben morben. (Sr (Srufiu«
habe nie ben ©ein oerfud)t, fei bi@her gc&raudj«
lieh gemefen, Ijab oermeint, meil man ihm ben ©ein
tariert, fei« genug, mid« aber hmfüro thun. —
$önne oon feinem anbern $ehl ober fanget fagen.
Oie dteftore« feien fleißig. ©a« auch furn ^ena?
tum fomme, merbe geftraft.
3u Facultate Artium. (1). Oie Lectiones
feien mit ^rofefforen mohl befledt. (2). ©eine«
©iffen« lefe $eber bie affignierte Seftioncn mit ben
oorgefchrtebenen Autoren. (3). Ob (Gramnutif,
Oialeftif unb 9tl)etorif jebe« 3afjr an ©eorgit oorne
angefaugen roerbc, roiffe er nicht eigentlid). (4).
(Sr habe erft heut ein Argument au« feiner Section
fürgegeben. ©0 merben auch bie Repetitiones
gehalten unb emenbiere er admegen etlid) e Argu¬
menta. ©eil man« nit aden etnenbieren fönne,
med)fle er ab. ©eien nit fo rüdes, mögen über
V2 3>ahr admegen primam lauream annehmen.
(5). ©ie examinieren bie adolescentes interdum
in publica Lectione gemüfj ben ©tatuten. (6 — 7).
Oie ©uperintenbenten halten ihre Sfitfpeftion, aber nit
modjentlid), mie aud) nit ade dftonat 3nfbe^oreS
Oerorbnet merben. Oaljer man nit alle« miffen
fönne. (8). Oie Oi«ßutationen ber Baccal. unb
Mag. merben ber Orbination gemäfj gehalten ; eben«
fo (9). bie emendationes scriptorum mit fSteifj
oorgenommen. (10). 211« man mit Crusio con«1
ferierte, ob einem, ber fein Physicam unb Ethi-
cam mohl ergriffen, auf fein Begehren nit möchte
geftattet merben, für felbige ein Lectionem Theo-
logicam ju hören, fagt er: ja, menn er fleh an«
*eige. (11). 23eforgt, menn man adein bei ben
Compendiis bleibe, gebe e« nur Superficiarios ;
er mode aber bie 2lnberen aud) baüon fagen laffen.
(13). ©iffe nit anberft, benn e« merbc in ber 2lr*
tiften fjafultät mohl gekauft. dftufj ber Decanus
admegen nad) Lucae D. Cancellario, bem De-
cano Gerlacliio unb ben Fünfen oon ber 2lrtiften«
fafultät 9tedjnung thun. (14). ©eifj oon feinem
ÜRangel. — £at noch fürgebrad)t, ob nit thunlidj,
bafj prima Classis refiituiert mürbe, bie bi«l)er
secundae classi einoerleibt gemefen.
Post meridiem.
M. (Georg in« 23urcarbu« (^rof. ber Sogif).
(Sr meifj ((Gottlob) niemanb, fo mit falfdjer
Sehr behaft, habc auch niemanb in 2>erba<ht. —
©ooiel bie Superiores Facultates belange, miffe
er anberft nit benn bafj bie ^Srofeffore« fchulbigen
Steife thun. 2llfo oerhoff er, gefchel)e auch in ber
2lrtiften gafultät. — Oer Studiosorum Disci-
plinam unb ma« baran ha«get, bet. miffe er nicht«,
ba« in ihrem Collegio fürfommen. ©ann etma«
ungerabe« fürlaufc, merbe c« geftraft. (Stlid) haben
in Verbergen jur $ron unb jum ©dhaf ©chulben
gemacht, fei aber ihnen unterfagt. 23i«meilen gehen
fte nacht« auf bie ©affe, man gebe aber 23efehl,
bafj ber $ebed unb bie 23ud)binber umgehen unb
ihr 2luffehen haben, oermein aber, fie feien nit un*
gefthidt. 23on ©djlagljanbeln, fo fürgeloffen, ift
ihm nicht« miffenb. ©ann bem Rektori etma«
fürfontme, thue er gebührettbö (Sinfehen ober bring«
fürn Senatum. — ^m Contubernio mode fd)ier
niemanb mehr bleiben. Klagen ob bem Rektoro,
fei bem einen ju h«rt, bem anbern ju leiß. ©ave
gut, ba§ man einen anbern hätte, benn er in con-
temptu bei ben studiosis fei. Oaljer man ihm
etlid) mal gejagt, feine ©achcn anberft angufdjicfen.
72
£tabe eine lieberlicpe ^mudpaltung, fei aber ein
exul (mar 5p f. in ber fßfalj gemefen, beim 9luf*
fomnten bed Calvinismus baf. ocrtricbcn) uub
armer ©feil, baper mau mit iptn ©ebulb getragen
unb ein Sttitleib gehabt. — ©eit Oeconomus
l;alte man für reblicp. fabelt gleidfmopt ctman
im Collegio baoott gerebet, ob fie felbft möchten
ben Sßcin einlcgen. Gd mode fid) aber nid)t
fcpicfen.
Bn Facultate Artium. (1). (Sr lefe. Dia-
lectieam unb bic initia Graecae linguae unb
Epistolas Dominicales. (2). ©ooiel bie Lec-
tiones antauge, feien bisher Bun9c fontmen, tocldje
Dialecticam gehört, aber ipr Grammaticam nod)
nit red)t ftubiert, mclipcd er bei ber ©d)ul adpie
abgeftedt. Spielte für gut unb notmenbig, baß
prima Classis mieber angerid)tct mürbe, Jßettlerud
(23ertp. fehler) pabe bie gern je primam classem
unb alfo quatuor lectiones oorpin gehabt,
könnten fid) oiedeid)t rnopl mit cinanber oergleid)ett,
baß man feiner mciteren iperfon bebürfte. (3).
©rammatif merbe aQein repetiert (nid)t tttepr ge*
lefen), oon jeben ein ©eil. Bum Sefeu ber ©ias
leftif müffc er 2 Bapr paben. Stuf ©runb bed
25erjctd)niffed ber gehaltenen Seftionen mürbe ipnt
oorgepaltett, er fottte bidtd) feit ber legten 23ijttation
Dialecticam ganj audgclefen paben, barauf er fid)
entfd)ulbigt, eö fönne einer in 3U ©tuiibcn nit
nie! audrid)ten, fonberlid) megen ber Dtcpetition,
mic er benn fein Compendium 2 mal auSrcpctiert.
©arauf mürbe ihm auferlegt, mit ber ©ialeftif
fürbcrlicper unb anberft fürjufapven , baju bed
fppilipßi ©ialeftif am füglicpften ; fönnte in 1 BaPr
mopt gefepepen. SöiU fid) beffen befleißen. (4).
©er fo latinam linguam lefe , gebe mod)cntlid)
ein Argumentum. Stuf bie gragc, ob niept einem
anbern Latina lingua unb bad exercitium styli
ju befehlen an bed Crusii fted, antmortet er: ed
möd)te oiedciipt nit böd fein. Gd fomnten ctman
50, 60 ober 80, fo declamationes offerieren, fönne
er, Grufiud, nit einem jeben bemonftricrett uub
corrigieren. (5). Gramen gefd)et;e bed ^af)rd jmei*
mal; mobei D. Cancellarius fei. (6). Gd fei oor
$at)rcn etma gefchchcn, baß aud anberu gafuttäten
monatlid) ^nfpeftored oerorbnet morben, gcfcpcpc
aber jeßo nit mepr. tddein gepe jepo ber Can¬
cellarius uebft bem fpäbagogardfen ctman in 5
ober 6 2Bod)ett einmal perutn unb epploricre foldjcd.
(7). fprofeffored feien nit unfleißig im Sefctt; fo
merbe ein $ietnlid)er profectus bei ben discipulis
gefpürt. (8). SBeil man gcmeiniglid) am ©amdtag
in Senatum gepen müffe unb ber Decanus nit
präfioicrett fönne, pabe M. SJtüllcr ein Beitpcr cd
getpan. 2lbcr alle fUtonat gepe einer um ben
anbern in bie disputationes. (9). 5tn emenda-
tiones scriptorum fei nit dftattgel unb Unfleiß
oorpattbcit. (10). Gr lefe meber fpppftf ttoep Gtpif,
baruitt er nit berichten fönne. (11). 2Begcn et»
maiger compendia pat er nid)td geautmortet. (12).
hielte cd nit für untpünlid), miemopl bic quaesti-
ones Planeri fd)icr fo groß merben nid bad Or¬
ganum Aristotelis an iptn felbft ift. (13). Gd
merbe fciited crad)tcnd nit übel gepauft. D. Can¬
cellarius unb D. @erlad)iud feien bei ber Ulbpör.
2£iffc oon feinem Sludftaub; menn man einem et*
mad leipe, müffe er gebüprenbe 2Serfid)erung barum
tpitit. (14). Üöttne fonft feinen gepl ober Mangel
anjeigeu.
M. Grparbud Gelliud (fprof. ber Gloqucnj
unb ©cfd)id)te).
3Soit ©eftifd)cu fperfonen fei iptn unter ben
iProfcfforibud niditd bemußt. Gr pabe auf aU
Bapr einen Gonoiftorcn, fo oon Hamburg gebürtig
unb oon ^elntjtait pieper gefommcu, Bopanncd ä
guept genannt, ©er pabe ftep anfangd etmad
fufpeft gepalten, aber ind fPfarrcrd D. ©igmartd
GoQegium begeben, ba er oielleicpt fd)on informiert
morben (Stanbncta: D. ©igmart hierüber ju pören).
jpabe ber 23erfton bad fßfalterii palb mit iptn,
Cellio, conferiert unb 33ud)anani 33erfton connnem
biert, aber fiep niept mciter fufpeft gepalten. SBcrbe
in furjeni mcgjicpcit; palte nit bafür, baß er
©d)abett tpun fodte. — Söiffe oon feinen Stu¬
diosi», bie otiosi feien unb feine lectiones be=
fud)en. 2ldeitt fade gepl unb SOtängcl für mit bem
Bcprctt in 2Birtdpäufcrn. ©ad fönne man nit aded
oermeprett, benn fid) bie SBirt nit baran feprett.
58on ben 2 ©d)lagpanöeln ift iptn nid;td meiterd
miffeub, benn baß cd fürn Rectorem gebraut, fei
aber nod) itid)td ftatuiert. Gr feinedteild pabe bid=
per bafür gepalten, mentt Magnificus D. Rector
eine ©ad) miffe, fei cd genug. — ©er fßebeU fodte
fonberlid) au geiertagen fleißiger maepen, neben
melcpem aud) etlicpe 33ucpbiitber oerorbnet. Gd
mode aber bei iptn fd)ier dttangel erfd)eincn. —
Ante semestre pabe matt ctlid), fo über bie Beit
auf ber ©affe gangen, carccrirt. ©o pabe er oor
ber Beit einen fremben studiosum ootn 2lbel ge=
pabt, fo neben anbern fpat Oon Olotenburg fomnten ;
fei mit einem ju unfrieben morben, betn er propter
laesionem 50 fl. geben miiffen. 2öerbc ctman ein=
mal übel geratpen, menn bic Studiosi, mie bidper
oicl gefepepen, auf Corporis Christi unb fonft gen
dtotenbnrg manbcln unb etrnan ju oicl trtnfen
(ÜRarg.©tote : 2Bäre ju oerbieten mit bem 2lttpang,
mann einem etmad bcfdpoerlicpd barüber begegne,
merbe Universitas fein nit annepmen). — S3etr.
Rector Contubernii berichtet er: fie pabett oor
4 SIBodpen oifxtiert unb bie fo fiep bem Rectori
miberfejt, geftraft. 2Röd)te leiben, er pätte eine
anbere ©elcgenpeit; bettn feiner SUtorofität palb
merben ipnt bie Studiosi auffäpig; mode fein
SOtagiftcr tttepr barin mopnen, fo boep oertnög ber
©tatuten ade, fo promooieren tooden, barin fein
fodten. ©ed Oeconomi 9tecpttungen merben orbenb
lid) gepört.
Btt Facultate Artium. (1, 2). 2Biffe nit
anberft, benn baß foltpe mopl beftedt. Sldeitt möcpte
oicdeid)t ein anderer cd beffer oerrid)tett ald Rector
Contubernii. ©eien fonft ade fleißig. M. fßueper,
73
fo Bei Sßfaljgraff Subwigd 3clten 3U Jpeibclbcrg in i
Contubernio Rector gewefen, fei ein fleißiger
2Rann, wie aud) ber 3ic^el‘- (3). ®er ©rams
matif wegen Berichtet er wie anbere. (4). ©3 wäre
Prima Classis wieber anzuridjten unb bie ©tarn#
matif niept nur zu repetieren, fonbern aud) ju
lefen. ©enn ba foldjc prima Classis nod) gewefen,
feien Diel junge ©rafen, .jperrn unb Dom Slbct
fommen unb paben fiep gefepamt, in I. (Stoffe ju
fepen, berwegen glcid) in Secundam fid) gefejt.
©ialeftif fei bied nit abfotüiert worben.
Rhetoricam tefe Sieblerud, abfoloicrd faft in ©inein
3apr. (4). ©ie ben Ciceronem lefen, müffen in
3 a unb 4a all 2Bocpen ein Strgumcnt geben. 0o
gebe er, Cellius, aud) alle 2öodjen eind. Unb
emenbier ein jeber, ber ipnd proponiert, baffelbig,
ausgenommen ©rufiud, ber müffe allen ©omplentcn
ipre Scripta corrigicren. (5 — 7). D. Cancellarius
gepe alle palbc 3abr pentm ,n't dem Decano.
0o babcu bie Don ber ^afultät bied 3aPr fd)on
2 mal alle Discipulos erforbert unb fie notdürftig#
lid) examiniert. (8). 9Ran bidputicr Diel uub fei
Dor einem Ü^iertelj at>r befd)loffen worben, baff all#
wegen einer aud ber gafultat bei ben Diputatio-
nibus fein foHe, benn fie fonft feltfam opponieren.
(10). ^)abe Don ben Studiosis oft gehört, baff fie
leiben möd)ten, cd würbe abfiirjt. (13). ©3 werbe
gejiemenb .jpaudgepaltcn. (14). 2Beifj feined teild
feine unb 9RängeI.
(0d)lu9 folgt.)
Jpte Reufftttger Ratrijin- unb Rürgergofdjfedjtet 6is jitv Reformation.
Bmt (Elicohut* tu ;§fuffgarf.
(3'ortfeüung).
©erabe bie 2 amp arter f d) ett Verwandten
mußten befonberd erbittert gegen Jperjog Ulrid) fein,
©emt ba Samparter niept ju greifen war, liep
ber -jperjog beffen ©cpwager 2öilpelm 23älz (wopl
einen Verwandten bed Seibarjted ÜRicolaud 23 ätz),
ber wegen ^Betrügereien ald Vogt unb f^orftmeifter
in Unterfudjung geftanben, Dennittelft eined faifer#
liefen ©eleitdbriefed entwiffpt, wieber perbeigefd)afft,
bann in ißrojeffc mit ber ^Regierung gefontmen unb
um ftep fRatd ju erpolen ju feinem ©djwager
Samparter nad) 23iberad) gereift war, uieberWevfcn
unb ju fReuffen mit peinlicpcr grage bepanbeln,
b. p. foltern, ©iefer geftanb, Don feinem ©cpwager
2amp arter gehört ju paben, bie <puttenfd)en
taffen nid)t nad), «£)anfend ©ob ju räd)en. ©ie
2anbfd)aft nepme fiep bed <panbeld nid)td an. ©a
Werbe ed mit bem i^erjog nidjtd anbered werben,
er Werbe entweber entfett ober Dertrieben werben.
(Sr pabe ju Slngdburg felbft baju geraten. 33 ä l §
flatb, ol)ne Slbfolution unb bie leiste ©eluttg, um
bie er gebeten patte, erhalten ju paben an ber
2Rarter ber flotter unb pinterlief; 10 unerzogene
Rinder70). ©bettfo fagte ©onrab 23reuning auf
ber $°ltcr rtUÖ: ^aiL mit bed £>erjogd
2Biücn unb in feinem Stamen ein ^Regiment ein#
Zufepen, bamit bie £>uttenf<pen meinen, fie patten ctrnad
aud bem ^panbel gcbrad)t, pabe ber Kanzler Sam#
parier feinen 23eifaU gefepenft77). 2lud) foO, wie
§erjog Ulrid) am 8. Januar R>19 bepauptete,
„under Ougen selbs angezeigt und gesagt“
worben fein, „dass nach Got allein er und
Doctor Lamperter Anfenger und die für¬
trefflichsten Ursächer seyen bemelts unsers
Vettern («fperjogd ©berparb 11.) seligen Verjagen
und dass sie seine Lieb also vertrieben hätten,
allein von Liebe wegen zu Uns, dass sie Uns
76) .Vpepb I, 485.
77) ebenda.
zum Herrn machten“78), ©iefe auf ber Folter
erpreßten 23efcpulbignngcn gegen 2 amp arter ftnb
natürlid) fein piftorifrped 3eu9ni$ feiner 0d)ulb.
Studbrüdlid) crflärte 2 amp arter fpätcr, er pabe
bad, wad 23 54 l>on ipm audfagte, niept gefagt,
pabe Diclmcpr ben «ißerjog fepr, aber Dergeblid) ge#
beten, ipn Don ber ©efanbtfcpaft an ben föaifer
nad) 2lugdburg frei ju fprcd)en79). ©d liegt fein
©runb Dor biefe feine Sludfage ju bezweifeln,
^ebenfalls beweifen bie bei ben ^epenprozeffen z^
i}3rotofolI gegebenen ©eftänbniffe ber 2lngeflagtcn
jur ©enüge, wie wenig ©lauben man }old)cn auf
ber golter erpreßten 2ludfagen fd)enfen barf. ©a^
2 am pari er nad) feiner alled tpat, um
ben Herzog z« Derberben, beweift nid)td für feine
0(^ulb D 0 r ber gludfl. iRad) ber Jpinmorbung
feined 0d)Wagerd 33 ä 1 5 unb feiner $reunbe 23 re 11#
ning unb 23 aut patte 2a mp arter fein 0opn
bed leibenfdpaftlidjcn quadro cento fein müffen,
um niept alled daran z^ fefcen, deren ©ob an dem
Herzog zu rätpen. 23on 23iberacp begab fid) 2 am#
p arter zum ^aifer, bei bem er üRitglieb bed
^ofratd wurde80).
2 amp arter bewog ben Äaifcr, ba^ er, wie
bad 9Ranbat Dom 19. 2luguft 1517 fogt, wegen
ber uneprbaren, unmenfd)lid)en unb tprannifd)en
©paten bed -fperzogd ald oberfter ©igentuntdperr
ber 2anb|d)aft gebot, bie Sodlaffung ber gefangenen
fRäte zu bewirfen ober bie Klagen an ipn zu
bringen81). 3m 3^P^e 1518 War Sampartcr
auf bem 2teid)dtage zu Slugdburg im ©cfolge ^aifer
ÜRapitniliand 82). 2lm 4. ©ept. 1518 peifft ©regor
78) ©attlcr, ^»erzöge f, Beilage 5Rr. 103, 9tr. 2G5.
79) Spepb I, 485. 3tud) Cp U. ©tälin, giebt
(IV, ©. 143, Sinnt. 2) feinem 3'mfet über 2amparter’§
©d)ulb Sludbrnc!.
«°) Sltlg. b. Siogr. 17, 579.
81) ^ßfifter, Herzog Cpriftopp r, 59.
82) Slttg. b. 23iogr. 17, ©. 579.
74
Samparter „Römifdper Äaiferlicper üftajeftat
Rat" 83). Jrmrjog Ulricp pielt am 18. Januar
1519 in einer Orucffdprift bem Äan$lcr Samparter
oor: „so hat auch jetzt gedachter flüchtiger
und ausgetrettner Dr. Lamparter zu treff¬
lichen, dapffern Leuten gesagt, er habe zwey
Herrn von Württemberg vertriben oder helffen
vertreiben“84).
2lm 12. Januar 1519 [färb Äaifer 3Rapimi=
lian. fortan nannte fic^ S am p artet „alter
Äanjlet" 85), ba ja feine RatdfteÖe mit bem ©obe
bed R'aiferd erlofdjen mar. Ood) fd)on am 25.
3ebruar 1519 bat Den SRedfeln aud 9Rargarctpe,
bie Regentin ber Rieberlanbe, ÜRapimiliand Softer,
fiep ben Äanjler Sa mp artet, ber bem .Sjperjog
Ulricp rnopl noep großem ©epaben bradfle ald alle
Äriegdleute, junt ©efcpäftdfüprer für bie beutfcpen
2lngelegenpeiten aud, namentlid) in ©ejug auf bie
Äonigdmapl 86). ©ie mied aud) iprett Reffen ßail
Y. an, ben Äanjler ald einen oortrefflid)en Unter*
pänbler and) an ben furfürftlidjen £>öfen ju wer»
menben. (Sr mußte „Otel bed Sanbed Gelegenheit
unb Jrteimlicpfeit", medpalb audj £>crjog ©Wilpeltn
oon ©apern auf feinen ©eirat „aldbalb abpnb" 87).
Racpbem am 28. üjunt 1519 $arl Y. cinftimintg
jum beutfcpen Äaifer ermäplt morben mar, oerfprad)
er 1520 bem $anjtcr Samparter, ben er in
legerem $apre ©regor Samparter non ©reif*
fenftein, unfern ^ofrat nennt88), unb beffen
©öpnen bie ^ailfingenfdjen Sepen (©t. 21.), unb
mirflicp empfing Samparter 1521 Sepen ju
(Entringen unter ber fßniglidfen Regierung 89). 9(ucp
mar er oor bem 6. gebruar 1520 in ben Sefif)
oon ©rafeneef gelangt90).
3u bem nad) ^er^og Utricpd ©ertreibung 1519
in bie £)ätibe beb fepmäbifepen ©unbeb gefallenen,
6. Februar 1520 an Äarl Y. alb (Srsperjog Oon
Oefterreid) überlaffenen ©Württemberg mar Sann
p artet ein mächtiger 9Rann. 2lm 5. 9Rärj 1520
orbnete er bie ©erbringung (Spriftoppd, beb ©opned
feincb früperen Jrjerrn, nad) ^nnbbrud an 91). 2lm
11. 9Rär$ 1520 erfolgte bie (Erneuerung beb ©ü*
binger ©ertragb, an beffen „(Erläuterung" ber ein*
fteptige Samparter ^auptanteil patte92). (Sr
mar ©ertreter beb Äaiferb mäprcnb beffen unmittel*
barer «Sperrfipaft über ©Württemberg, alfo bib 7.
Februar 1522 93). (Sr fdjlug fiep felbft bem $aifer
alb miirtt. ßanjler oor. 2llb inbeffen bie taifer*
liepen (Sommtffarien ipm bie ^anjlerfteHe anboteu,
83) SDienerbud) ©. 15.
84) ©ienerbuep ©. 15.
8") Gbenba.
86) Jpepb I, 537.
87) Gß. %. o. ©täfln IV, 184.
85) ©ienerbuep ©. 15.
89) Gbenba.
9Ü) Gß. 3- 0. ©täfln IV, ©. 203.
91) (Ep. 3- b. ©täfln IV, 201.
92) Gbenba ©. 204; Reßfcßer IJ, 57, ©attter, Iper*
Söge J, 69.
93) Mg. b. ©iogr. 17, 579.
oerbat er fr dp folcpcd jum ©epein unb erflärte,
„die Bestallung stehe zu ihrer Majestät.“
Ratürlitß mar ber Äaifer oon oorne per bamit ein*
oerftanben, unb Samparter erpiclt bie ©teile.
Oocß fanb er feine Redßnung beffer barin, bireft
in faiferlidjcn ©teuften ju bleiben, bepiclt nur einen
©eil ber ^anilerbefclbung unb lief} ftd) in biefent
2lmte burdj 2lbt Seonparb ©iirr oon ©beiberg
Oertreten94). ©arauf bemiOigte ipm bie Sanbfcpaft
reiepe ©ereprungen. (Sr erpielt 2500 ©ulben95).
2lm 28. ÜJtärs 1520 napm Äaifer Äarld Y. Dra*
tor in beutfcpen Sanben, Riapintilian oon ©erg en,
mit Ofopann Renner unb Dr. ©regor Sarnpar*
ter, auep 100 moplgerüfteten ©ferben, bie ber
Äaifer im 907 ärj in 8 Sanb fd)idte, für ipn bie
Jpulbigung in ©tuttgart entgegen96). Um bad 3ftpi
1521 erpielt Samparter Oom Äaifer ben ©rben bed
golbenen ©lieffed97). ©nt 10. 3e^ruar 1521 bc*
üoQmäd)tigte taifer Äarl V. feinen 9tat Dr. ©regor
Samparter ben ©treit jmifdpen bem ^atbinal
(Srsbifd)of 2llbrecpt oon 907ain,5 unb 907agbeburg unb
Äurfiirft 3r*e^ri^ üon ®«^fcn megcn ber Umfrage
in ber 97eicpdoerfammlung grünblicp ju unterfud)en,
beibe ©artien bariiber ju oernepmen unb bie 2lften
barüber an ben Äaifer unb bie Äurfürften jum
©pruep ju fenben, ber noep oor ©cpluff bed 37eidpd*
tagd getpan merben folle98). 6d mar nemlidf Dr.
Sam parier mit 5 ©ferben auf bem 97eid)dtage
ju ©Wormd, ber am 26. 907ai 1521 oerabfdjicbet
mürbe99). ©Wie fdpen bei ftaifer 207apimilian ftanb
Sa mp ar ter aud) bei Äaifer ^arl Y. in befon*
beren ©naben unb mar ein oertrauter 3reun^ bed
faiferlicpen Äan^lerd 90ier curiand. $n Äarld
V. ©ienerbud) peifjt er: „Gregorius Lamparter
von Greifenstein, unser Hofrath“ 100). 907it
9ted)t oermutet £)cpb, ba^ ©reifenftein bie ©urg
bei ^olselfingen, 0.=2l. Reutlingen ift, unb ed ge*
port fomit bie f^amilie Samparter ju ben im
Öberamt Reutlingen anfaffig gemefenen ©bcld*
familiett (Reue O. *2l.*©efd)reibung I, 440, mo
nod) nadpjutragen ift 3°Pann de Coray, ber
1678 ©fanbinpaber bed Orted @rofj*(Sngfiingen
mar). Oie eingepenbe ©cpilberung oon Samparterd
Seben in btefer Beitfdprift bürfte bemnad) geredet*
fertigt fein.
©tu 31. 9Rärj 1522 mied Äaifer ^arl V. Oon
©rixffel aud bie mürtt. Sanbfdpaft jum ©eporfam
an feinen ©ruber 3ert>dianb an. Oie Urfunbe
unterfd)rieb Samparter mit, ber pterbet mopl ©ei*
rat mar101). Oocp blieb Samparter unter bem
neuen ^errn bed Sanbed nid)t mepr ßanjler. ©d)on
am 1. 3U111 mürbe Dr. ^)etnridp ©Winfelpofer
S4) <pepb II, 81; Gp. 3- o. ©tälin IV, 204.
95) ©attler, ipersöge 11, 57 ; Gp. 3- ©tälin IV,
206.
96) ifWfaff, ©tuttgart I, 205.
97) Spepb J , 57.
98) drneftinifdped ©efamtarepio.
") ©epfe, ©efd)id)te bed öft. §ofed IT, 56.
]0Ü) ipepb II, 51.
101) Gp. 3- ö. ©tälin IV, ©. 225.
75
bon ©pingen jum Äanjler beftellt 102). ©ie Sage
Sampartcrd traten gejault. 3tin 25. 2Rärj
1523 erlag er ju Nürnberg einer ^irnfranfpeit 103).
©ad 3tnniberfarium ber Äartpaufe ©üterftein ents
hält $olio 29 folgenben ©intrag: II kalendas
Marcii (28. Februar) anniversarium pro egregio
juris utriusque doctore domno Gregorio Lam-
parter de Bibraco ac cancellario domni
nostri generosi principis wirtenbergensis Udal-
rici et contoralis Geuoveve Widmenin cum
liberis eorum; illud anniversarum peragitur
quartaliter in anno, hoc est feria quinta omini
angaria quattuor temporum. Et habent se-
pultura in capella domnorum.
©d trat eine eigene Sronie bed ©d)idfal, baff
Samparter feine lebte Jtupeftätte neben ©liebem
bedfenigen ^ürftenpaufed fanb, bad er julefct fo
bitter gepafft unb befämpft pat.
SBenig günftig lauten int allgemeinen bie Ur«
teile ber biö^erigen Siograppen Sampartcrd 104).
©inen wenig popen, ft tt liefen ©tanbpunft fenn*
jeiepnet atlerbingd Samp arterd 3ludfprucp: „Seber
gürfl muff 2 Darren paben, einen ben er unb einen
jweiten, ber iljn jutn beften pat." 3lu<p fotl feined*
wegd Samparterd .jpabs unb fRacpfucpt geleugnet
werben, unb er bewied Wenig ©anfbarfeit gegen
^)er5og Ulricp, ber ipn mit SBopltpaten überhäufte,
fpäter aber, wad entfe^ieben ju Samparterd
©ntfdfulbigung biente, beffen greunbe unb Ser*
wanbte aufd graufamfte befolgte. Sm ©onflift
^wtfepen fjürft unb Äanjler war bic ©d)utb nid>t
allein auf bed leiteten ©eite, ©erabeju lädferlicp
ift ed, Wenn ein ^iftorifer bed hörigen Saprpum
bertd ed bem Äanjler jum Sorwurf maept, baff er
geflohen fei, unb pierin ein ©cpulbbeEenntnid er*
blieft. SBad Samparter ju erwarten gehabt hätte,
wenn er geblieben wäre, beWeifen bie fc^recflic^en
©cpicffale ber ©ebrüber Sreuning unb Saut,
bie ftcher niept alle fcpulbig waren. ,£>at Sam=
parter in feinem Sehen gefehlt, fo blieb bie ©träfe
nicht aud. ©enn für alle 3eh fnüpft ftd) an feinen
ÜRamen ber Vorwurf, bem Sanbe SBürttemberg bie
bitter berpaffre ^rembperrfepaft gebracht ju paben,
unb mancher gluch ber gefneepteteu SBürttemberger
Würbe bem Äanjler, ber bie Oefterreic^cr ind Sanb
brachte, ind ©rab nachgefanbt.
§ier fei noep nachgetragen, baff 7. ^suli 1516
bie §eiligenpfleger bed ©tiftd ju ©tuttgart an Dr.
©regor Samparter für 4 ©ulben Seinöl fäprs
Iid)cr ©ült jur Unterhaltung einer brennenben
Sampe unb ewigen Sicpted, fo er im Äreujgang bed
Svebigerflofterd geftiftet hatte, berfauften (©t. 31.).
©er ©pe Samparterd mit ©enobefa SBib=
mann entfprojften eine fReipe bott $inbern, 4 ©öb>«xe
unb 4 Töchter. ÜRaria ©leoppe heiratete ben Ultner
102> ©benba ©. 227.
103) §epb II, 57; allg. b. Siogr. 17, 579.
1M) ^faff in ©rieftngerd Untb.=Sep., 2. Auflage,
©. 791 unb 0. b. Sllberti in ber allg. b. Siogr.
17, 579.
^Patricier Speter Ärafft, SRecptilb ben Slffeffor am
^ammergeridR in ©peper ^artmann ÜRopr, ©cs
ttobefa ben tRicolaud SRabenpaupt bott 9tupe,
nieberöfterrcid)i|d)cn fRegierungdfanjler unter Äönig
f^erbinanb I., unb war 1539 SBitwe. ©lifabetp
blieb angeblid) unbermählt. Soit ben ©öhnen war
£)ierom)mud Sam parter bon ©reiffenflein 1508 ©a=
nonicud ju töenftanj unb SRainj, babei aber noch
scholae Ingolstadiensis alumnus (©abelfober).
5lin 3. SRobember 1526 würbe er al8 ©anonicub
^u ^onftanj unb ^robft ju äRo^bad) an ber Unis
berfttät Tübingen immatrifuliert (3toth, ©. 640).
3tn Sapre 1535 Ratten Dr. Söcat SB ib mann,
Subwig Seutrunt (bon wegen feiner ^rau), bie
bemnaep boch wohl ©lifabeth, be$ ^anjler^ 5:od)ter
war, unb Dr. ^ieronpmuö Samparter oon
©reiffenflein 133 ©ulben 20 Äreujer ©ulten
bei SBürttcmberg (©abelfober). Slm 11. ÜRai
1551 fant mit bem Sifcpof bon Äonftanj gen
Äonftanj SDomherr Jpieronpmu§ Samparter
(©chultpeifl, ©. 93). üftod) am 21. 29tai 1551 wirb
genannt ^ieronpmu« Samparter b. ©reiffen*
ft ein, Juris utrius doctor, Sßrobft ju ÜJtoßbach
unb ©uftoö bc« ®omftiftö ju ßonftanj (©t. 31.).
©regor Samparter, ein Weiterer ©opn be^ ^anj»
lerd, würbe mit feinem SSruber am U*
©ftober 1509 in Tübingen immatrifuliert (fRotp,
©. 577). ©r würbe am 20. üftärj 1529 mit
feinem ©ruber £>an8 bon ber württ. ^Regierung
mit einem ^Drittel bed 3ehnien Su 3lltborf, ©.*31.
Söhlingen, am 20. Februar 1530 mit einer SBiefe
im ©ieffenbaep, einer barüber, bie alt ÜRapb ge*
naunt, unb bem ©erut hinter ber SBettin bei ber
Surg ©ntringen, fowie im gleichen ^apte mit ben
ber Surg ©ntringen gehörigen ©ütern, bcögleidjen
mit ben jur Surg Sfäffingcn gehörigen ©ütern
unb einem £eil am ©^lo& ©ntringen belepnt (©t.
3t.). ©regor war ^ofpfatjgraf unb berliep al«
folcper am 18. ©Juli 1539 einen SBappenbrief bem
Säger ©afpar ©aupp. ©er britte ©opn beö
ßanjlerS Sohatine« ober ^)anö Samparter bon
©reifen fie in, faiferl. Jtat ju Crumbach unb
^irben patte 1528 an einigen ©eilen bed SBitb*
banned ber ^errjdpaft iRcuburg bon ©rparb Söplm,
bem Sefther ber lefjtern bie Sa9^ Jum ^Ritgenuß
übertaffen erpalten unb geriet fpäter mit ipm in
©treit. 3lm 15. 3luguft 1532 würbe ©rparb bon
fRegendburg aud angewiefen, baff er bor 3ludüb=
ung bed Sanned bem faiferl. fRat Jpand Sams
parter bon ©reiff enftein ju Ärumbad) ben
perfömmlichen ©cpwur für unparteiifd>ed geredpted
©ericht leifte (3Ritt. bed Sereind für ©efepiepte bon
©cpwaben unb üteuburg, 1875, ©. 281 — 283).
©r ftarb 1533, feit 1515 war er mit Senigna
bon SBeittingen bermäplt. ©er bierte ©opn bed
ftanjlerd, SRartin 3luguftin Samparter würbe
3. 37obember 1526 in ©Tübingen immatrifuliert
(fRotp, ©. 640). 3Rit ber SBiebereroberung SBiirt*
tembergd burep ipeijog Ulrid) 1543 gingen bie
Samparter natürlich aller wäprenb ber öfters
76
reid)ifd)cn «Sperrfdjaft ifjncn im Sanbe gefd)enften
©üter uub 9ied)te terluftig. 97ur mcnigeS f)ßrt
man nod) ton il)nen. 3m 3al)re 1549 mar Sub=
mtg £ cutrum ton ©rtingcn unter ben 23ot-
münbcrn beS Sodann ©onrab Sampartcr ton ©reif*
fenftein (©abclfotcr). Scfotcrcr quittierte am 81.
931ärj 1557 uub 1560 ber ©tabt ©mönb 60
©ulben auf Sactarc tcrfatlcnen 3infcS, uub cö ficgclt
mit il;m am 31. 9Jiürj 1557 fein ©tieftater 3ßrg
ton ©aisberg (©tabtard)it ©münb). ©corg
ton ©aisberg mar am 22 ©ept. 1582 bereits
in jmcitet ©l)e mit 2Inua .fpern, Dcd)tcr beS 21 p o = i
tfycferS DfyilifP §orn in ©münb uub ber 99tar=
garet^e 23 r a ft berget termöfjlt. Da biefe 2lnna
aber 3. Oft. 1570 ©attin beS 3J?artin Difcfjinger,
öttingfd)cn ©tattfyaltcrS ju Dettingen f)eifjt, letzterer
fomit ifyr erfter, ^örg ton ©aisberg aber it;r
jmciter HJiatm mar, fann 2lnna nid)t bic SJhitter
igofyann ©onrabS Sampartcr ton ©rciffen*
ft ein gemefen fein. Dicfc muff vielmehr bie erfte
grau 3örgS ton ©aisberg gemefen fein, bie
üttutter feiner 'Softer Dorothea Urfuta ton @aiS=
berg (j jmijd)en 22. ©ept. 1582 unb 19. 2lug.
1587), ©attin beS Solf Dictrid) ton Dieman©
ft ein ju £rod)tclfrngen, £)offunferS ju SaHerftcin.
Dermutlid) mar bieS Dentgna ton Seittingen,
bie Sitme beS 1533 geftorbenen £)anS Sampan
tcr ton ©reif c n ft ein.
3of>aun ©onrab bürfte übrigens fritfy geftorben
fein, ta ©eorg ton ©aisberg am 22. ©eptbr.
1582 in feinem Deftament bcS ©tieffofsnS nid)t
gebenft.
d. 3 n (Solingen. 91 ad) gütiger Säftittcilung
ton Jpcrrn üßrefeffet Sam parier tom 4. DFtob.
1891 füllen bie ©jjlinger Sampartcr auS 9Icut*
lingen cingcmanbcrt fein. 3» ©gingen fclbft ift
bie gamilic nid)t mcljr im ■ÜtannSftamme tertreten.
3mci Drüber 2lbolf unb ©uftat Sampartcr finb
1857 als Dud)fabrifantcn nad) ffteutlingen gezogen,
unb bereu Drüber ©oltlob Sampartcr (gcb. 15.
Dicirj 1834 in ©pngen) mirft feit einer 9iei£)e
ton 2Sö^rcn als Drofcffor am ©berfjarbS-- unb
^arlSgpmnafium in ©tuttgart.
e. 3© Salm. (Sappen: Die Bangen e’ncö
^irfd)fd)vötcrS ober ©djrötcrSfäferS). ©onrab
©diröttcr, genannt Sam parier, flegelte am
12. 3l*fi 1440 bie llrpfcl)bcterfd)reibung beS §er»
mann ©leppner ton ©tamm^cim (D.-91. (Salm)
gegen ben 2Xbt ton <pirfau (©t. 21.). DSmalb
Sampartcr, mol)l beS vorigen ©o^n, mar 1467
Dogt ju Seonberg (Diencrbud), ©. 467), bagegen
erfdjeint er als Dogt ju ©alm 13. 931ärj 1470,
6. ©eptbr. 1475 (@t. 21.), 1476 (©abclfoter),
22. 3anuar 1476 unb 1482 (Dicuerbud), 2a. 407).
21 m 21. gebruar 1482 gab er bie $unbfd)aft, baf
bic £)crrfd)aft Sürttetnbcrg ben ©tab, ©ebot unb
Dcrbot ju 9JlönSbeim (D.*2l. Seonberg) pabe (©t.
21.). ©eine ©ö^ne maren termutlid) : 1. ©onrab
Samp artet „de Calw“, ber 1479 in Tübingen
immatrifuliert mürbe (3totl), ©. 476). 2lni 4.
2lpril 1505 mar er Dogt ju ©alm, als mcld)er er
aud) am 26. Januar 1510, 2. 3ftNuar 1511, 6.
3uni 1511 erfd)eint 2lm 30. 3un* 1511 tcr*
taufd)tc Solf ton ©ültling cn, Witter, Dogt ju
Silbbcrg feine Seibeigcnen ju Decfenpfronn, 9J?ar*
tinSmooS (beibc D.= 2( ©alm) unb ©alm bem Dogt
©onrab Sampartcr ju ©alm gegen ein leibeigenes
©l)epaar ju Dcrned (D.=2l 97agolb) auf ber 92iüt)le.
©onrab Sampartcr mirb ferner als Dogt ju ©alm
am 7. 9lotcmber 1511, 15. 9iot. 1512 (©t. 21.)
unb 1517 (©abclfotcr), 18. 2luguft 1517, 12.
9iot. 1519, 30. 2lpril 1520 unb 22. ©cpt. 1522
(©t. 21.) genannt. 3m Dauernfriege ter^anbelte
ber Dogt Sampartcr ju ©alm im Derein mit
feinen Dürgcrn am 24. 2lpril 1525 tergeblid) mit
ben 2lufrüf)rerit J), bem Raufen auS bem nimmer*
t£>al, ©d)önbud) unb £of)enbergifd)en in ÜERcrflingen
(D- g. ©tälin, ©efd)id)te ber ©tabt ©alm, ©eite
24). ©r unb bie ©tabt maubten fid) mit micbcr*
polten Dittcn um 91at unb ^>ilfe an bie Regierung
ju ©tuttgart (ebenba ©. 25). 2. fpanS ©onrab
Sampartcr, ber am 4. 2lptil 1505 in ©ült
lingen unb am 7. Dftobcr 1511 als ©aplan an
ben ©tabipfrünben ju ©alm ermähnt mirb.
Don ©alm ftammten aud) ©onrab Sanrpar*
ter, ber 1490 in Dübingeu als artium bacca-
laurens am 1. Dftobcr immatrifuliert morbcit (9tott),
©. 515) unb 1517 Dogt ton ©aunftatt mar
(Diencrbud), ©. 412) unb Larnpertus Lamparter
de Kalb, ber am 22. Dftobcr 1516 in Tübingen
immatrifuliert mürbe (9totl), ©. 406), aber fdjon
am 28. 2lpril 1509 als Pfarrer ju üDMmSfycim
(D.*2l. Seonberg) fid) terfd)rieb, ba^ er mit ber
5baplanci ©t. 3°bann^ Seil ber ©tabt als
feiner ßompeteujjulage fid) begnügen mode (©t.
21). ©inion Sampartcr heiratete ju Tübingen
am 19. gebruar 1500 2lpoOonia, bie Docfytcr
IjaitnS ©d)önleber, SalbtogtS unb lebte nad)l)cr
ju ©alm, julet^t in Seil ber ©tabt (©rufiuS III,
©. 5, 15). @r ftarb am 19. 3U1^ 1537 mit
^interlaffung jmeicr ©ebne Sill)elm unb 2lnbreaS
(©. 634). 2öal)tenb bicfeS ©bepaar in ©alm
lebte, batten fieein cinjäbrigcS ^näblein Seonbarb (ge¬
boren am 29. 93iärj 1511, 4 Ubr tor Dlittag).
Diefcn trug il)rc Dtagb, bie Dod)ter 3°bann
g reue IS ton Tübingen untorfid)tig in ben ©e=
flügclftall, mobin fie ton ber «fpetrin gefd)idt mar,
unb ftief il;n ungliidlid)er Seife an bie Sanb.
Daburd) mürbe ber Änabe beS @efid)tS beraubt.
2llS ber Dater il;n nad)- ©djornborf ju bem tom
Jperjog befolbetcn 2lugenarjt brad)te, antmortete
biefer, bie 2lugcn feien niemals mehr bedbar. ©ic
maren ncmlid) beim 3ulammenfto^ gcbrod)en. 9iur
ton ©ott fönne Teilung erbeten mtrben. Der
Dater pilgerte nod) im gleichen 3abrc am 2.
') 6d)ou 1517 lagerten fid) 200 Seute tom 2lmte
(ialm tor ber ©tabt. 2lber aud) in ber Stabt fanb
ber arme ©onrab 2lnl)änger ©S mürben bem Dogt
©onrab Sautparter bie ©dflüffel ber ©tabt, fomic
be§ Sd)toffe§ abgetvotü (D- g- ©tälin, eit. 1. ©. 24).
77
itad) bcm ©ttilicnbcrg bei ©berepnpeint unb ge*
lobte, ba§ bev jUtabe, trenn er [ein ©cftdjt mieber
erlange unb peranmaepfe, aub ©anfbarfeit 311 ber
^eiligen reifen fotle. 2lber ber fönabe ftarb fepon
am 21. ©eptember 1512 (Sruftub S. X, 2ß. UI,
©. 544). 23on 2Bcit ber ©tabt flammte and)
$opann ©jjmalb Sam harter, melier am 29.
2tprit 1518 in Tübingen immatrif uliert tourbc
([Rotp, 612) unb mopl ber Sonoentualc ©bmalb
Santparter oon £>irfau ift, ber am 24. [Juli
1535 abgefertigt mürbe.
f. $n f^ranffurt a. 2R. 23on 1399 ift ber
©icttflbricf beb [Reiftgen Son3 Santparter batiert
(^nbentar beb granffurter ©tabtardjiö II, 121).
g. ^ n ©dfmcibifd) .Spalt. (2Bappen: ©rei
^ifd)e in [Rot. ^peltn: 2 rote fällige belegt mit 3
roten gi[d)en.) ©ab 2Bappett banft feine Snt*
ftepung ber unüfürlidfen Stpmologie bc>? [Rainen b
Santparter oonSampret, einer $ifd)art. [Rad)
Sruftub Sib. II, [parb III, ©. 96 — 97 mar bic
alte unb gute f5atr*ilie Santparter reit 9t am 8:
pad) aub ber Sotnbarbei in biefe ©egettb gefönt*
men , ecrfd)tnägertc fid) mit bett .Sperren oon 9R i*
d)elfelo unb Sßeinau unb baute fid) in ber
©egenb, mo cor nid)t rieten 8japreu bic [Ruinen
ron [Rambpad) maren, it;r [Reft; fte mürben bapet*
Santparter ron [Rambpad) genannt. 23ou
ipreit [Racbfontmen begaben ftd) einige an beit ipof
beb 23öpmeitföitigb. Unter biefeit mar [Rübiger
Santparter, ber eine Jungfrau aub jenem „grauen*
jimmer" peitnfüprte unb fiep mit ipr in ber 2Baffer=
bürg [Rambpad) nieberlieg. Sein ©ot)n 23erd)tolb
Santparter üertor alb&'nabebie Sltern. ^niStäbte»
frieg(1449 — 1450)murbe [Ra mb pa d) aubgeplünbert
unb niebergebranut unb nid)t mieber pergefteüt. 23crd)*
tolb geriet in fotdje 2trmut, baff er unb bie ©ei*
ltigcit genötigt mürben, l)inter bem Pfluge per ju
gepen unb ttad) 23auernart bie Steifer 311 bebauen,
üöibntaitn, ber ©emäprbntann ron Srufiub fagte,
er l)abe ben ©opn unb bie ©cd)ter biefeb 23crd)toIb
Santparter felbft gefepen. ©ie patten 3U ©püngen*
tpal (©.=21. ,!paÜ) gemopnt. Sitte ©cp me ft er 9tü*
bigerb, bie ^Jungfrau 2tgneb ron [Rambpad),
übergab bctit ©orf ©püngentpat bie SSene Sobeti*
lrafen jmifdjen ©püngentpat unb 9iantbpad) „ju
einer Slümut." 1375 taufte 23erd)tolb Satnpar*
tcr 9tatnbbacp bic .Spofftatt, ben 23urgftabel unb
4 ©iiter ron ben ron «tpiirbclbad). ©en einen
©eil biefer 23eftt3uug rerfauften 1447 bic Santparter
an .Spanb ©öp. [Rad) bcm Slönigrctd) SSürttem*
berg III, ©. 530 mar Sßatter ron [Rambpad)
1187 ©raf ron ©icua unb mit [ßpilipp 1195 in
Italien, baper bie [Rain b pad) Santparter genannt
mupben (f^ider, ^orfepungen IV, 231). ©er
^peraubgeber ber Spronif ^opann Iq ero 1 1 b (mürtt.
©efd).s©ucllen I, 86) Sp. Äolb meint: ©ie per*
untergefommenett Santparter, 3. 23. „23erd)tolb
Santparter 1375 pcingett mot)l mit bem alten
©efd)lcd)t gar nid)t tnepr jufainmett."
h. $n Ä i r d) l) e i m ti. ©. 23om 8. 9Rat 1427
ift ein ©ültbrief beb Suonh Santparter, 23iirgerb
ju föird)peim für .Spattb 23almar, 23ttrgcrb bafclbft
über 10 ©d)iHing Spetter aub einem §aufc 311
$ird)pehn (©t. 21.).
i. 3 tt S inbau. $nt 3a^vc 1423 mttrbe .per*
mann Santparter für $ob ©utbrott gegen
gemeine ©tabt Sinbatt „2Bäpr", bab peißt 23iirge
(23enbberg, 2Rfc. itt Siubau). 23om 21. ©ejentber
1427 ift ber ©ebebrief beb ^unfe Santbartcrju
Sfdjad), „ein freier ISaUifer unb 23utgcr in SinbaU''
batiert (23cbctifce, 14, ©. 23). Santparter ron
©öpcb mar 23ürgcr ron Sittbau 1425. Sr gc=
lobte, bab 93itrgerreä)t 3 3aprc ju palten. 3L’be'b
^apr patte er 2 [fßfuttb Pfennige jur ©teuer 31t
geben, ©arum rerbürglc er 10 Sßfttnb Pfennige
30 ©d)iüing „an ein Slrmbruft" (23cnbberg).
k. 3m.Santott Su3crn. ©er ^efuit ^>etn=
rtd) Santparter (f 14. ©ttober 1670 im 79.
^apr) mar fein ©tabtbürger aub Su3ertt, fonbern
ber ©opn eineb 23auern aub bem ©orf ^ifd)bacp
in ber lujeritifc^ett Sattbr ogtei 23iltibau. ^tt SBifoit
bei Su3ern fontmt ber [Raine Santparter fd)Ott
im 15. Sfaprpuitbert oor (®cfd)id)tbfrcunb XIX,
319; 3öd)er, ©eleprtenlepifon II, ©. 2226).
]. $tt fRottmeil. [Rad) einem um beit 11.
[Rorember 1441 angelegten ©teuerrobel ber ©tabt
9IottU'eil 3apltc ipenblin Santparter im ^eiligen*
freujort 4 ©d)iüing unb 4 ipeller, fomie 23antlin
Santparter in ber Slltftabt 2 ©d)iOing 3 geller
(©tabtard)ir [Rottmcil). 2lnt 23. Sluguft 1571
fd)mur ber ©tabt Utpfepbc 23a]tian Santparter
rou 9Iupertbpofeit bei £ird)en, ©.*21. Spingen
(ebenba).
m. 3 lt ©olotpurn. ^m ^apre 1359. mirb
beb Sampc.rbcr ron ©olotpurn gebad)t (©tantb**
ard)ir in ©olotpurn).
n. ^n ©trafj bürg, ©ie S atnp art er 0 0 n
^irbenpeint maren Sepenblcutc ber 23ifd)öfc oon
©traf)burg, ber Herren oon Sid)tenberg unb ber
oon [Ra tpfa mp auf en 3Utn ©teilt, ©ab SSappcit
beb [Ritterb Staub Santparter mar 1345: ein
quergctciltcr ©d)ilb, oben 6 2Rat gefpaltcn (ober
beffer: 3 perabpängenbe Säpc, bereit erfter an bic
23orbcr[eite beb ©d)ilbcb fid) aulepnt). 23ernpatb
oon [Rep ff genannt Santparter bebiente ftd)
1430 unb 1437 beb folgenbcn SBappenb : int
©d)itb unb auf bcm geirrt ein 23 0 gell) alb (Ä in bl er
001t ^11 oblod), bab golbene 23ud) ber ©tabt
©trafburg, int 3aPrbud) ber f. f. pcralbifdtcn ©e*
feüfcpaft 2lbler itt 2Bien 1884, ©. 123).
0. 3n ©ut3. ^>anb oon S atnp arten bc*
fag nad) einer Urfunbe 00m 24. ©e3Ctnber 1394
ein ^paub 3U ©UI3. 2t nt 24. 2lprit 1451 ocr*
taufte Sünplin oon Sampartcn, 23iirgcr 311 ©utj
an föird)perr Jpeittrid) 9tup unb bic .ftaplüne Slaub
©dpelpammer unb Jpeinricp [Rup ben jüitgent
31t 23inbborf (©.=21. ©11I3) 2 Viertel ©alj ©ült
aub beb ^unferb ^ermann ©ut Jpalt 31t ©ul?/
bic er oont ©d)ultpciffcn Stbcrlin [Rogbperg ge*
78
tauft hatte, um 10 ©ulben (©t. 21.). 2lm 19.
3uni 1487 taufte £>an8 Samperter toon ©ulj
am 2iccfar ber SBrotbecf in ©trafburg ba8 Siirger*
r-cdjt (©trafjburger ©üraerl'itd) im bortigen ©tabt-
ardjib).
p. 3n Htm. 21m 31. ©ftober 1398 ber*
tauften ^panö ber Samparter, ©ürger ju Ulm
unb 2lbclf)eib, feine eheliche £au8frau an 21bel§eib
bon ©uimetingen, ^einrid) 5braft8 eheliche
^auöfrau, Bürgerin ju Ulm unb iljre Meffe, bie
fie ju bem Zeitigen ©cift im ©pital geftiftet hatte,
il>r @ut ju 9tot bei Pfaffenhofen (5. preffel,
Nachrichten über ba8 Ulmif^e 2lrd)ib ©. 64).
q. 3n Urad). Johannes Samparter bon
Urach würbe am 3. Januar 1524 an ber Uniber*
fität Tübingen immatrifuliert (fRoth, ©. 634).
$afob Samparter, ©berfchultheifj bon Sittlingen
unb feine ©attin Katharina ©epfinger IjaUcn
einen ©ohu ©eorg Samparter, geboren 1608
in Sittlingen, toeld)er a!8 ©chreiner 5 3fahre lang
23öhmen, Ungarn unb ©efterreid) burdjwanberte,
1637 in8 ® eridl>t ju Urad) tarn, aber megen ad*
junaher „$reunbfd)aft“ (b. h- 2krwanbtfd>aft) her*
au8 muffte; erft 1663 tarn er mieber in8 ©eridjt
unb mürbe iöürgernicifter bon Urad) unb 1664 jur
Sanb]d)aft bem ©ürgermeifter J^ilbenbranb ju=
georbnet. $m 3>ahr 1665 war er ber Sanbfdjaft
großem 2lu8fd)uffe8 23erwanbter unb ftarb 13.
Märj 1670. (Sr heiratete I. 1632 2lnna, ©odjter
be8 2lmtmann8 ©ehr ab in in Sittlingcn (4 1634),
II. Margarethe gilben br anb, bie nach *Wci*
jähriger ©he fiatb. III. Urfula, ©odjter bc8 ©htr*
urgen ,jpan8 23ölter, mit ber er 26 $ahrc lebte.
2lu8 erfter ©he flammten 2, au 8 britter ©he 11
Äinber. ($8 überlebten il;n ein ©ohn unb hier
©ßd)ter, bon benen eine ©odjter lebig War. ©ie
1670 bon $of. ©appel gehaltene Seidjcnprebigt
befinbet fleh auf ber föuiglid)en öffentlichen 23iblio*
thef in ©tuttgart. ©in ©nfel eine8 SanbmirtS
Samparter in ©äd)ingcn/ ©.*21. Urad), ein ©ohn
be8 ©d)uüehrer8 Samparter in 2lltenftabt, 0.21.
©ei8lingeit, mar Johann ©onrab Samparter
(geb. 9. ©ept. 1782, feit 1827 Pfarrer in Ueber*
fingen, f 19. Mai 1828), bon beffen 23ruber bie
Samparter in ©eiSlingcn abftamtnen. 2Son be8
fßfarrer8 ©öhnen mar 21lbert Kaufmann in ©arm*
ftabt, S©heobor, geb. 1822, f 2. 3uli 1894 in
©tuttgart, ©beramt8rid)ter a. ©., ©buarb fReinljolb,
geb. 12. Januar 1824 in ©ruibingen, tarn 1837
in8 ©eminar in SBlaubeurcn, mürbe 1852 beutfdjer
^rebiger in ^ari8 unb lebt al8 ©efan a. ©. in
Sconberg unb ift ©uftab 3tegierung8präfibent a. ©.
in ©tuttgart.
2lud) in Münfingcn gab e8 Samparter, mie
ba8 Magifterbud) einen am 8. $uni 1834 in
Münfingcn geborenen ^riebrid) Samparter nennt.
21ud) gab c8 in ©efterreich eine abelige ^amilie
Sam parier bon Mauer (fpäter ju Mittcrau).
©eorg, Martin, Johann unb 3ofcf Sam parier
bon Mauer brachten in biefe8 @efd)led)t angeb*
lid) am 22. ©ept. 1573 beit fReid)8abel mit einigen
Sehen unb einem abeligen Sappen2) (f. f. §of*
fammer=21rd)ib). ©och in Sien nid)t8 hierüber
ju ftnben. ^ofeph Samparter ju Mauer mirb
13. Januar 1591 urfunblicp ermähnt, ©rnft Sam*
parier ju Mauer auf Mitterau, faiferlidjer SRat
unb £)ofquartiermeifler bc8 f ßaifer8 Matthia8,
d. d. Sien 31. Märj 1635 in bie Sanbmannfchaft
in 2tieber*©efterreid) unb ben fRitterflanb einber*
leibt, ©ie aufferpalb be8 MarftS ©unbtram8torf
ihm zugehörigen ©efifjungen, bie fog. Ärautmühle,
gegen ©retöfirdjen ju gelegen, mürben d. d. fßrag
21. ©ftober 1627 unter bem ÜRamcn „Mitteram"
ju einem abeligen ©ifc erhoben unb ©rnft erhielt
bie ©rlaubni8, ba8 ^Sräbifat bon Mitteram ju
führen, ©rnft Samparter ju Mauer auf Mitterau
machte 12. 21pril 1637 fein ©eftament. ©amal8
mar feine §au8frau Regina beworben, unb er hatte
bon ihr 3 ©öl)ne, ^ofeph/ ^arl unb ©rnft (5öig*
grid, ©dhauplaij be8 lanbfäffigen nieberöftcrrei(^if(hen
21bel8, Y, ©. 416 nnb 417).
©8 gab noch eine mcitere mappenfähige Familie
Samparter. 2lnbrea8 Sa mp erbt erhielt d. d.
23rüffel 4. ^uli 1553 einen SBappenbrief unb
Sehen im fReid) unb ^)ieronpmu8 Samparterer»
hielt d. d. ©rüffel 4. ^uli 1553 2öappenbrief unb
Sel)en im ffteid). 23eibe erhielten ba8 gleiche Sappen
nernlid) :
Unten im ©d)ilbe finb
brei fchmarje $ofÜ)örner mit
gefd)luttgenen roten dtiemen.
3m ©iplom be8 2Inbrea8
Samparter ift ber fteben*
ftrahlige, golbene ©lern nicht
befdjriebcn.
2tad)jutragen ift, bafj am
23. 21pril 1557 unb 18. Mai
1573 ^>an8 Samparter
mohnhaft ^u 23ehingen er*
mahnt mirb (©t. 21.). 3U
ben unter b ermähnten 33a8ler Samparter fanb
ich noch im ^ah^tagbud) (B. a) bon ©t. ^3eter au8
bem 13. 3ahfh*: 10. Mai ©unrabu8 Samparter
obiit; dantur II lib. de domo sua in Muln-
husen (Mülhaufen im ©Ifaf), qui dantur nuno
capellano. 2lm 12. Märj 1506 berfauften
S ent} lau ber ©u«hfd)eerer unb feine grau ba8
^>au8 21ppcnjed am Äornmarft an 2ticolau8 Sam*
parter unb feine f^rau um 80 ©ulben mit 3in8*
Pflicht an ba8 ©omftift 23afel unb ßlofter klingen*
-) ziemlich ein nach Quer mitten geteilter ©chilb;
in ber obern §älfte erfepeinen im blauen ©nmbe jmei
§änbe, eine bon ber red)ten, bie anbere bon ber linten
©eite per ftepenb, bie mitfammen 3 Kornähren empor*
halten, an jeber §anb ift anftatt be8 2lrme§ ein auf*
gerichteter roter 21blerflügel gehaftet, ©ie untere ©d)ii*
be^hälfte ift nach quer 2 Mal ©über, 2 Mal rot med)*
felmeife geftreift. Oben auf einem gefrönten offenen
§etme bie 2 §änbe mit ben Kornähren jmifchen jmei
au§gebreiteten, roten 2lblerflügelit. ®ie ^elmbede ift
I filbernrot.
79
tljal. 3lm 17. Rlärg 1506 oerfauften SRtcolau^
Samparter unb feine $rau mit Sodann SBerfp
lin, ©omcaplan als RiitoerEäufer 10 ©ulben 3inS
oon btefern £>aufe au Älingenthal um 200 ©ulben
(©taatSardfio iBafei).
556. Sanbolt. ©chon am 19. Rooembcr
1361 lüirb £>aintj SanboltS ©aumgarten im
Rlagenrieth ernannt (©t. 31.). ©onh Sanbolt,
©ürger gu Reutlingen, Oerfaufte am 22. Slpril
1388 an 23 er n^ er ben ©aber, feinen ©chtoäher
feinen £>of unb adeS ©ut gu „Rlöringcn uff £)är*
bcrn gelegen" (ÜJlähringen, ©.=31. Tübingen) um
400 ©funb fetter (©t. 31.). 31m 11. Januar
1391 lag £ainh SanboltS £auS gu Reutlingen
in ber ©affe ,,bi bcm Sinblin" (31. 31.). £anS
23 allen ft ein genannt ©dfniber, ©ürger gu
Reutlingen oerfaufte am 11. 31uguft 1475 an
©te^an Sanbolt, Äaplan unb ©ürger gu Reut*
lingen 1 ©funb geller fteter, jährlich auf Riartini
fälliger ©ült auS feinem ©aumgarten (2 RlannS*
ma§b), gelegen gu Reutlingen unterm Opferftein um
14 rheinifche ©ulben (©t. 31.).
557. Sanbtag. 31m 3. Roüemb. 1339 mirb
^)ug ber Sanbtag ermahnt (31. 31.).
558. Sang I.* ©djon am 9. ^uni 1267 mirb
Eringestus, qui cognominatus Longus, ©ür=
ger gu Reutlingen ermähnt (2Bürtt. UrE.=©ud) VI,
320, 321). 3lm 12. Februar 1549 Eommt oor
Riidfael Sang, Jputmacber (ß. 31.).
559. Sang II. $m 3>al)re 1654 Eatn nach
Reutlingen ©imon Sang auS Äupferberg im (Sic^=
ftäbtifdjen, conbertierter $atholiE, ©ierbrauer unb
mürbe ©aftgcber gur Traube (©atyler II, 111).
(Sr ftarb nad) bem $ird)enbuch 1655, 33 3ahre
alt alä ©aftgcber gurn Rebftod, monad) ®at)lcrS
Angabe gu berichtigen ift, ba§ er 1665 ©aftgeber
gum Rebftod gemefen fei. ©ieS mar bielmehr fein
©oljn ©imon Sang, ©aftmirt gur Ärone unb
©raube, ber 4. ©ec. 1668'31nna Rlarg. f^infh
heiratete unb ©ater mar bon 31nna (Slifabeth,
melche 17. $uli 1702 ben 23eiped Riichael
©ogelmetjb ehelichte.
560. Sänfinger. 31m 1. 1421 tl; at
£>anS Sanfinger ber Rletjger, ©ürger gu Reut*
lingen Eunb, baff er unb feine (Srbcn ©ent? Ärübel
unb feinen (Srbett 6 ©d)iding fteter, jährlich auf
Rlartini fälliger ©ült auS feinem 3lder (2 ^ud>art)
gelegen gu Reutlingen in ber Rictmiefe an bem
,,©erher üßafcu" geben foden (31. 31.).
561. Sapiciba. 3lm 28. 3lpril 1488 mürbe
an ber Untbcrfttät ©übingen Johannes Sapiciba
de Rutlingen, pauper immatrifuliert (Roth, ©.
507).
(Sortierung folgt.)
$ f e t tt e r e ^UtfeUttngen.
©ic biblifd)eu 3«fd)riftcn ber SRanenfirdje in
Reutlingen.
3n ber ReformationSgeit mürbe baS innere
ber Rtarienürche mit ©ibelfprüchen auSgegiert, beren
Rcfte teilmeife jetjt gum ©orfd)ein gefommen finb
(bgl. Reutl. ©efd)i<htSbl. 1896 ©. 33), mährenb
eine Reihe anberer (SrufiuS aufbemahrt hat (»fll*
Reutl. @ef<hicht«bl. 1894 ©. 17). ©a bie 3ahr=
gahl 1531 grneimal mieberfehrt, fo ift angunehmen,
ba§ alle biefe ©ibelfprüd^e gleidfgeitig im genannten
^ahre angebracht mürben. ©6 finb bis jetjt be*
fannt: SRatth. 11/ 28. 30. (nicht II, mie ©d)ön bei
(SruftuS laS), ^oh. 14, 6., 1. ©im. 2, 5. 6., 4, 1 . — 3.,
2. ?ßetr. 2, 1.— 3., 1. 3oh- 2, 1.2., 5, 21., unb
5. ÜJlof. 5, 6.— 10., Serem. 10, 3.-5. ©i e neu*
teftamcntlichen ©p rü d> e ftnb offenbar Superb
Ucberfehung entnommen, aber nicht ade mit ber
©enauigfeit, bie mir fehl bei ©ibelgitaten gemöhnt
finb. Rur fprad)liche 31bmei<hungen geigen 3ol).
14, 6., mo baS mittelbcutfche „benn" burch baS
oberbeutfehe „bann" erfe^t ift, unb 2. ©etr. 2,
1. — 3., mo „fdfnede ©erbatnnufj" ftatt SutljcrS
„fchnel oerbamnis" ftcht. 1. ©im. 2, 5.6. hat
auch Suther in ben 12 erften 31uSgaben beS Reuen
©eftamentS, SBittenberg 1 522—27, „für febermann,,,
bagegen feit 1528 „für ade." 1. ©im. 4, 1.— 3.
giebt ©tuftuS, nicht mie ©d)ön a. a. ©. „benfenigen
©eiftern," fonbern „ben irrigen ©eiftern," unb fo
hat auch Suther bis gur gmeiten 3IuSgabe oon 1527,
ebenfo bis gur erften 3luSgabe oon 1527 „erfennet
haben." 1. $oh . 2, 1.2. $öt Suther bis gur
erften 31uSgabe oon 1527 nach einer ©ariante bcS
griechifchen ©epteS wbep ©ott," er fl feit ber gmeiten
31uSgabe oon 1527 ,,bep bem ©ater"; „@o aber
feinanbtS fünbiget" hat Sut^er überhaupt nirgcnbS.
2. ©etr. 2, 1.— 3. l;at Suther 1530 — 40 baS
ältere unb fpätere „Oerberbliche", baS auch bie
Reutlinger ^nfchrift hat, burch „fd)ebliche" crfcht.
31m meiden mcid)t SRatth- 11/ 28. 30. ab, ber erfte
©crS ift gleich »ic bei Suther, ber anbere (©enn
mein 3od) ift fü§ unb meine ©ürbe leid)t.) flnbet
ftch nirgenbS fo bei ihm. Offenbar ift hier bie ©ul*
gata (jugum enimmeum suave est et onus meum
leve) miebergegeben. ^n ber oorlutherifchcn ©ibel
lauten bie beiben ©erfe: kommet ad gu mir fr
arbct)tter onb fct;t gclaben. onub ich erfüdc eud).
mann mct)n fod) ift fenft. onb mein bürbe ift Ictjcht.
©ie ©tede 1. 3ob- 5, 21. bürfte nach ben oon
©chön mitgeteilten Reffen gelautet haben: Siebe
Äinblen , hütct cuä) üor ben 3°anniS am
V. ©ap. in ber 1. (Spiftel.
©a§ bie ©tede 5. SRofc 5, 6.— 10. äuS Suther
genommen ift, bagegen bie ^eremia]tellc nid)t,
ift für baS 3al)r 1531 nicht auffadenb ; benn bie
80
lutperifdje Ueberfepung her Sitter Sttofcd war fc£>on
1528 crfcpicnett, bagegen patte Sutper wopt 1530
wäprenb bed Slugdburger Sleidjdtagd auf ©d)Iof]
Coburg an ber ^eremiaüberfepuug gearbeitet, aber
Ire crfbpiett crft 1532 in ber ©cfamtaudgabe ber
^ßroppeteit. ©agcgen war batnald neben ber rer?
lutperifepen 33ibcl bic feit 1527 oft aufgelegte
3$rcppetenübcrfepung ber Sßiebcrtäufcr Jpäpcr unb
©enfp, bie fog. Söormfer ^ropl;eten, bic and) Don
guten Sutperanern wie 33reng benüpt Würbe unb
bereu ©puren ftd) felbft nod) in ber württembergifepen
^ird)cnorbuung oon 1536 Oerfolgen Taffen, unb bie
3ßroppctcnübcrfepung ber 3üricper ^rabifauten oou
1520 erhalten. Obgleich ftd) fonft in Sßürttems
berg aufer bei 33larer ber ©ebrauep ber 3üi*id) er
Ueberfepung nid)t nad)Weifen läjjt, jeigt bie 55er*
gleid)ttng ber Slefte in ber 9ftaricnfird)c, baf picr
oou einer 33enüputtg ber bcibeit erftgenannten Lieber^
fepungett nid)t bie Siebe fein fann, bagcgeit ftimmen
biefclben ganj mit ber 3ihid)er Ueberfepung überein,
©arnad) würbe, 3. ©. abwcid)cnb oon bem (Sn
ganjungöüerfud) ©elatt Saitgd im ©cpwäb. SHerf.
o. 25. 0>uli, 311 lefen fein: [M]an hauwt einen
bom a[b i]m wald, mit den hefnden] des
Werkmaisters und mit [de |ni beybcl wirts
gestaltet, mit gold oder silber überzogen, mfitj
neglen und bemern wirts angehefft, das es
nit bewegt werde. Es stadt strackfs wie ein
palmen], es kafnn weder reden n]och gon,
sünder man muss es [nun] tragen. [Föjrchftend]
solche [n]it dann sy mögend weder b[öss]
noch guts thun. [Jerem. am] X cap.
llcbcrfcl)en wir beit ©ebraud) ber 3icut =
lingerSteformationdfcpriftfteller bci33ibel=
jitaten, fo ift in ber älteften ©d)rift, ©röpingerd
33 cf d) irntb ild) lein 1523, im Slcucit ©eftament
mit Wenig Sludnaptnen Sutperd Ueberfepung wieber»
gegeben, im Sitten ©eftament wecpfclt bie Oorlutperi|d)e
Ueberfepung mit einer eigenen ab. .fpand ©tapg =
nt aper (©efpred) oott apttent 9JHt n d) ottb
33c den unb oon ber waren (Sp r i ftli d) cn
bruberfdjaft, 1524) fannte Sutperd Ueberfepung,
jitiert fie aber nie bud)ftäblid) , bagegen tritt aud)
pier, wie im ©ept, bie Slbpängigfeit oon föettenbad)
311 ©agc 3. 33. Sftattp. 6, 16. 17. Wattn ir faftet,
fo folt ir nit traurig fein, ir folt euer Slntlip wc|d)cn,
unb euer Jpaupt falben, ganj wie in Äeftenbacpd
©ermott ootn haften unb Lepren 1522: wann ir
faftent, §0 feilt il)r nit traurig fein, it;r follt euer
Slntlip wafd)ett, unb euer S)eubt falben. Silber
pat in feiner sfkebigt 33 0 tn 9t c d) t c n b r au d) 1525
bad Steuc ©eftament iu ber älteften $orni ber
lutperifepen lieber jeputtg (©cpt. 1522) zitiert mit
einigen Slenbcrungcn , ebenfo im Sitten ©eftament,
fo weit Sutperd Ueberfepung f cf) 0 n erfepienen war;
in bat ^reppeten giebt er eine eigene Ueberfepung
3. 33. 3cf- 45, 6. 7. 3d) bin ber Sperr unb nit
weiter, ber id) bad Sicdjt unb ffinffcrnüjj matpc,
f d> a f f $rib unb maep 33ö§, icp ber .Sperr mad) alle
. bife ©ing; SJtal. 2, 4.5. SJicinctt Sßact pab id)
gepabt mit Seoi aiit 33erbüntnu§ bed Sehend unb
bed f^tibd unb pab im bic $ord)t eingeben unb er
pat mid) gcfiird)t xtnb entfepet ftd) oor bem Singe*
fid)t mciued Slamend. ©ie Steutlingcr $irdpen»
orbnuttg folgt Sutper (©ept oor 1527). © djrabin
pat in feiner ©dprift Sluf ben netten ottb
groben 3>rrtpumb 1527 öfter bie 33ulgata
wiebergegebett, baneben aber aud) Sutper benüpt.
$n feiner Sßrcbig oon ber Slufferftepung
1531 pat Silber fid) wieberutn an Sutper gepalten,
maprfdteinltd) befaff er nun einen 3lad)brud? ber
Ocrlorencn 3Wciten SBittenberger Sludgabc ton 1527,
etwa ben oon Jlnoblocp in ©trafburg 1523, wenig»
ftend ftimmt mit biefer gan3 genau fein 3hat
Äel. 2, 15. (Sr pat aufgc3ogcn bie ffürftentpumb
unb bie Gewaltigen unb ft ©epaue getragen offen»
lid) unb ain ©eerpranaen auf? in aemad)t (ogl.
33jprdp. m. fr 3, 386 ff.).
33ei ben ©priid)ett ber 307arienfird)c fanben wir
glcid)falld ben Sutperif d;eu ©ept oor 1528, aber
na cp ber erftett Sludgabe oon 1527 wiebergegebett,
mit Sludnapmc bed „erlerntet paben" 1. ©im. 4, 3.
©iefer 33efunb füprt 3U ber Stnnapme, ba§ für bic
Einbringung biefer ©priid)e im 3apre 1531 bad:
felbe ©eftament benüpt würbe, bad Silber bei feiner
SfSvebigt in bcmfclben 3>apr aud) gebraud)te. $ür
bie ^roppeteit oe^ieptete fept Silber auf eine eigene
Ueberfepung , foitbern napm bie nun 31t ©ebot
ftepenbe ber 3ürid)er ^räbifanten.
3i'. X Jrtfntliaits.
Öcraudgegeben bont Steutliuger Slltertumdoerein, unter Otebaftion Oott 33vof. Dr. SBetpettmajer.
©ntef oott ©biter & Sieb Stadjfolger iit Steutlingen. — 23erfanbftelle: ©ugett ©ifeitlopr, 9teutlingen.
Mitteilungsblatt
1>C5
Sülrfjgauey mterfuntsbereinsr.
91*. 6.
fcitfltit0cn, läcrn einher unb 3*ejember 1896.
VII. $af)Vö.
3«palt. ®ie ganiilte 23antlin, befonber« ©eorg SDabib 23antlin (gortfepmtg) ; Don ©p. ©dpbit. — ©ine
UniöerfitätSinfitation öor 300 Satiren, nad) ben Driginalaften int ÄgI. ©taatSarcpio (©cplufj); bon f $efan
© d) tu o U e r in Serenbingen. — Sie Deutlinger ^atriäier= unb Bürger gef dplecpter bi« jur Deformation (gort*
fettung) ; oon St). ©d)ön. — 23 ü d) e r f d)an: ©d)ön, ©efd)id)te ber Seibftiqte ber Grafen unb §ersöge bott
SSiirttemberg. _
Jte gtctmtfte fiefonbers #eorg 3><ttnb gtanffttt,
OicutliitgeiPä ©tabhiorftnub ttt feineren feiten,
(unter ^ttgrunblegung be« aut 12. ^uiti 1896 int Deutlinger Dltertuntdbereiu gehaltenen Dortrag«)
bbit ©fpentnar Sd|ört.
(gortfepung.)
9Dan fiept, morauf e« Saubenberger abge=
fepen hatte , auf 23antlin’« Amt«entfepung. 2lud)
hatte crftcrer fdpen, at« 23ürgermcifter gelcplin
ben 23ürgermeifter ^elbling bertrat, barauf an=
gehalten: „er solle Amts halber dem Pfarrer
Bantlin die Canzel eine Zeit lang verbieten,
biss er sein Sach ausgericht und unschuldig
befunden werde.“ Aber ber 23ürgcrmcifter er*
tniberte: „er könnte und dörffte dieses nicht
thun. Denn Herr Banthlin seye vom er-
samen gantzen Rath angenommen. Zudem
so habe ihm Gott und das Lohs dises Ambt
geben. Er könne ihme nichts wehren.“ Aod)
am 6. $an. 1662 hielt Pfarrer 33 a n 1 1 1 n in ber
Abenbprebigt ber grau be« 3llnfttneifterd Alepanber
©dprepeefer bie Seidjenrebe. ihr machte er
feinem Unmillen über |)off ftetter unb ©enoffen,
bie ihm fo btelen 23crbru(' berurfad)t hatten, Suft :
„wie mancher armer Wayss wird von manchem
hoffertigen Schulmeister angeschreuet und hin
und her
ignjmifcpen forberte
gestossen
non $apr 5« 3ahr ^cr
Jpepenmapn immer mehr Opfer. 3U beit ©eiligen,
meld)c fiep frei oon biefem hielten, zahlte Pfarrer
23 an t li n. 21 nt 2. ;guni 1665 erlitten micber 3
unglitdflidpc ©ciber bett geuertob. ©iefe hatten
23 an t litt gebeichtet, unb er ihnen ba« 2lbenbmahl
gereicht. ©abei patten bie 3 ©etber gefagt, baf
be« 2lpotpcfer« unb 23ürgcrmeifter« (Sffercnn
graurunb bie grau be« £an« .gacob ©ngel um
fdpulbig feien, „gleich wie sie auch umb Un¬
schuld sterben.“ ©te baten il)n (um nid)t tccitcr
gefoltert ju merben) fepr, cß nid)t tteiter ju fagen,
bi« fie tot feien, hierauf berief ftd) am 23. (juni
1665 bor bem Dat ©fferenn unb geftanb, bafj
23 a ntlin ipm bie« mitqctcilt habe. ©arauf mürbe
23 an Hin bor ben Dat geforbert. Unerfdprccfen
fpraep er einige „Trohwort auss, als wann die
Obrigkeit unrecht gerichtet hette.“ ©arauf
erteilt ihm ber ©pnbicu« Dr. 3op. 3>acob Äurfe
einen feparfen 23ermei« unb bejeiepnete ipn al« einen
„Diffamanten“ ber ©anjel für untoürbig. Aud)
legte iptn ber Dat auf, bah er einen 9Donat nidpt
prebigen, bie föanjet nidpt betreten bürfe, audp itt
feinem ©tupl in ber $ird)e neben ben anberen
©eiftlicpen ftepen folle.
©a« blieb bem 67japrigen ÜJtanne in Bitten
ber oon ben ,!pepenberfotgern fanatifierteit 23e?
bölferung übrig, al« am 5. $uli bor bem 3tat ju
beprecieren : „es were ihm leyd, dass etliche
wenige Rede, welche sein Schweher (Effe-
renn) ihm herausgelockt, ihme zuungunsten
kommen sind, bete, man wolle seine alte
treu Dienst ansehen.“ ©arauf mürbe er mieber
in fein 2lmt eingefept.
Allein bie Dadje ber ^epenberfolger blieb nidpt
au«, ©er Prediger Saubenberger lieg bitrd)
feinen ©opn, ben 2lmt«bürgermcifter, 23 an tt in
fagen : „er solle resigniren. Denn sonsten,
wann ers zur Inquisition kommen lassen werde,
werde es übel ausgehen.“ 2lucp äußerte fid)
Saubenberger: „es gehe, wie es wolle, so
lassen sie, Geistliche, ihn, den Banthlin,
nicht mehr zu ihnen in die Kirche. Es seye
kein Wunder, dass das Wetter in die Kirche
geschlagen und eben an dem Ort, wo solche
Leuth, alss der Pfarrer Banthlin ist, aus-
und eingehen.“ ©elcper Aberglaube, meld)er
ganati«mu« ! ©iefe fortmäprenben Angriffe unter=
gruben bie ©efunbpeit be« alten Spanne«. 2lnt
20. Auguft 1665 traf ipn ein (tarier ©d)lagflufh
Aacp ber 2lbcnbprebigt paben ipn alle 4 ©eiftlicpe,
^rebiger 2 au ben b er ger, (Sn « I in, gif dp er unb
gmifHer, tieranlaßt burep ben 2lmt«bürgermeifter
Saubenberger, befuept unb ipn überredet, bah
er refignicren moUe. Am 21. 2luguft fanbte er
feinen ©odptermann (®urp) jutn Amtöbiirgermeifter
unb lieh refignieren.
hiermit erreidpteit bie 23erfolgungen gegen
23 an tl in fein Qrnbe. 2lm 20. unb 21. gebruar
82
166G nutzte fid) beifclbc in bcr alten ©ai^Ici oor
ben ©etnmiffairen, bie t^n mancherlei befragen,
(teilen. 2lnt 23. 3uni l;oltc bcr ©cfjrctber 93 a n f=
litt 311 bcnt in bei- Sattelet tun 12 lt§r »erfammelten
Rat. 53a n Hin hatte feinen langen RJantel an,
ben er aber ablegen mufjte, ba er auf baö ©ppeö=
tl)ov inö ©efängniö gelegt mürbe. 2llö angeblicher
Riitfdjulbiger 53 a nt l in ’S mürbe g)anö ©ßbel
auf baö neue Sl)tr geführt unb am 25. ^uni bcr
9Re§ncr ©rifpiit 3 t >t bei auf baö ©ürgerhauö.
Oicfer letztere geftanb aber nichts, meil er eben
nichts 31t gefielen hatte. Oie ©omnüffaire (Bije»
bürgenncifter ge Id) litt, ©pnbicuö 3>ung, gelb=
fdralthcijj Johann 3 i rt b e l, ©fanbfdjultljeifj 3ofua
Jpol;lod)), bie i^n megett ©antlin’ö ©djulb am
27. 3uni »erhörten, fugten ihm ein ©eftanbniö
3U entlüden, inbetn fic if;m »orfpiegclten, bieS unb
jenes habe ©antlin fd)on geftanben unb auf il)tt
auSgcfagt. g)ier tnad)tfclbft ©antlin’ö geinb, g)off=
fteltcr, bie ©emerhutg, „das ist nachdenklich“. $a
ber Ricjjner befräftigtc mit einem (gib, ba§ ihm
gar nid)tS oon ©antlin bcfannt fei. 9Ran con=
frontierte ihn auf betn ©ppeötljor mit 53 aut litt,
ohne aud) ba ein ©eftanbniö ober bie Ueberfiiljr:
ttng bcibcr 311 erlangen. Ocnn ein ©eftanbniö
ift cS nicht, trenn 23a nt l in 3U 3 t nbcl, bcr ihn
fragte: „was er bey ihm machen müste. Er
wisse ja nichts von ihm“ enoibcrtc : „Crisper,
Crisper, du bist ärger dann ich.“ Oer SRefjncr
trrnrbe bann aufs untere Shür öcfii£;rt.
(gS erfolgte nun ein Urteil, baS man mit gutem
©emiffen einen ^ufttjmorb nennen fanti. ©ant;
litt, bcr mcbcr feine ©djulb befannt, nod) Oon
feinem angeblichen Rlitfdjutbigen überführt morben
toar, mufjte 450 ©ulben ©träfe 3ahlen. 2lnt
1. ©ept. 1666 t»erf auftert bie @el)eimen 53antlin’S
g)auÖ auf betn SRarft bem ©arl Reufdjeler,
^tlojbed um 1000 ©ulben (400 ©ulben baar unb
jährlich 30 ©ulben 3^). Oie 400 ©ulben
30 gen fie als ©träfe ein unb 53antlin’S ©attin
muffte noch 50 ©ulben barauf geben. 53antlin’S
angeblidjer 9Ritfd)ulbigcr , bcr Riejjner ©rifpin
3 ©bei fohte anfangs 100 ©ulben gahlett, erhielt
aber (tüol;l burd) feinen ©ruber, ben gelbfcfjulL
heilen 3»hann 3©bcl) bie ©träfe auf 50 ©ulben
(in 2 Terminen 31t 36 unb 14 ©ulben 3aljlbar)
unb 8 ©ulben für (gffen unb Srinfen h^abgefeht.
5lud) fourbc er fd)Ott am 8. ©ept., 23antlin erft
am 19. ©ept. ber g)aft cntlaffen. Ourdjö Oor*
quiren hatte er 2 23riid)e erhalten.
UcbrigenS formte (gart SXi'e u f ch e l e r ben g)auö=
tauf nicht hatten unb ©antlin’ö ©attin »erfaufte
baS g)auö bem 9Rid)el ©djaupp.
53 an t litt überlebte mehrere igaljre ferne unge=
rcd)te 23crurteilung. 2lm 10. ©cpt. 1674 ftarb
er im ©ied)ent)aufe. (gr mahlte ftdj felbft jum
Seidjentept 53ud) bcr Sßciöhcit atn 5. (gapitel ben
©erö 1, 2, 3, 4, 5 unb 6: „alsdann wird der
Gerechte stehen mit grosser Freudigkeit wider
die, so ihn geängstigt haben, und so seine
Arbeit verworfen haben. Wenn dieselbigen
dann solches sehen, werden sie grausam er¬
schrecken vor solcher Seligkeit, der sie sich
nicht versehen hätten; und werden unter
einander reden mit Reue, und vor angst des
Geistes seufzen: Das ist der, welchen wir
etwa für einen Spott hatten und für ein
höhnisch Beispiel. Wir Narren hielten sein
Leben für unsinnig und sein Ende für eine
Schande. Wie ist er nun gezählet unter die
Kinder Gottes, und sein Erbe ist unter den
Heiligen! Darum so haben wir des rechten
Weges gefehlet, und das Licht der Gerechtig¬
keit hat uns nicht geschienen und die Sonne
ist uns nicht aufgegangen.“
2Btc gdjeiffig gegen 53 a nt litt »orgegangen
toorben ift, bemeift bie £ljatfadje, ba§ am 7. fguli
1666 ben ©antlinö 00m £Rat ange^eiejt mürbe,
fie foflten iljreö ©aterö (gpitaplpum auö ber
(grauen*)$ird)e tl)un ober man merbc eö mit ©pott
herunter tljun. ©elbft gegen ben »ßHig unfdjulbigen
5tbam 23antlin ridjtcten bie ©egner feineö ©oljneö
ihren £>afj.
©leid^eitig mit bem Pfarrer 53antlin lebte
in Reutlingen bcr Rotgerber ©ebafiian 53 an tl in,
meiner am 1. 9Rai 1636 Rtargarcthc R. 9k oon
2tid) heiratete, ©r mar »ermutlicp ein ©ruber beö
©farrcrö. üöenigftenö legte er feinem ©ol)ne in
ber Saufe beffen Ramen (9Ri<hel) bei. Riichel
©antlin mar Rotgerber, mie ber ©ater, unb
heiratete 28. gebr. 1677 2lnne ÜRarie, bie Softer
beö Oerftorbenen 9Bcingartnerö 3ol;ann SRüelin.
©r taufte 1682 baö ÜJtegen3er j’c^e g)auö in Reut:
lingen. ©on feinen 2 ©ßljnen mar bcr 1677 ge*
borene ^ofjamteö Rrmenpflegcr unb mit ©hriflina
ÄaUjarina, geb. 1675, einer gebornen Oürfin, »er;
mahlt.
2öie tarn ber ©o^n ber fd^mäbifc^ert Reidjö:
ftabt ba3u, auö fo meiter gerne fid) feine ©attin
311 £)olen? Run, er mar eben, mie fo mancher
fdjmäbifche Jipanbmerfögefelle, über Ulm nach 2Bien
ftromabmärtö gemanbert. ©erabe ein ©erber tonnte
im fernen Offen gar mandjeö lernen. 93lüt;t bod)
in Oefierreidj=Ungarn feit alten 3ci(£n bie Sebcrj
inbuftrie. Ungarns ga^lreid^e Rinberl;erben lieferten
treffliche gelle. Oaö Reiteroolt ber Ungarn, bie
glät^enben ^aOaliere beS 5©iener ^pofeö mären 2lb;
nel)mcr feiner Scberarbeiten, 001t ©ätteln unb oon
anberem ©ferbegefd)irr unb fargten nidjt mit ber
Se3ahlung.
®a tonnte ber Reutlinger ©erber gar oieleö
lernen, namentlid) erlangte er Äunbe oon billigen
©e3ugöqueUcn für baö Seber.
2lUein bcr junge ©antlin mürbe gar halb
feinem 53erufe entfrembet. ©bhlimm fah eö im
Offen auö. ©d)on am 8. Oft. 1690 mar baö
am 6. ©ept. 1687 oon ben föaiferlidjcn eroberte
fefte ©eigrab in bie ^jänbe ber Sürfen gefallen,
ocrgeblidj hatten 1693 bie j?aiferli(^en eö mieber
erobern mollen.
83
©rft mit bem $al)re 1G97 trat ein Umfdjtoung I
ju ©unften ber ^aif erlichen ein, iitbem Bring ©ugen
boit ©aöopen jum Jpßdjfifommanbierenben ber
Armee BefteOt tourbc. ©effen erfte Aufgabe mar
eö, bie jerrüttete Armee ju reorganiftcren. ©aju
brauchte eg fior allem frifdjer Gruppen. 3Ban marfr
im Bcidje unb unter benen, bie bcö Äaiferg 9^uf
folgten, toar ber 19{al)rige .goljann 23 an 1 1 in.
3ur Belagerung oon Beigrab fdjieiten bem
Bringen ©ugen bie oorljanbenen Kräfte nid)t auö=
reiepenb. ®ie Bürfen gingen unter ber perfönlid)en
fyü^rung beg Bhtftaplja II., oon Beigrab aug
im Auguft jum Eingriff über. Bad) il;rer ©itte
begleiteten grauen unb £öd)ter bie Borneljmen ing
gelb, fo ein in Beigrab 1675 geborene^ 9Bäbd)en.
©ag türfifdjc ^cer ging auf bag red)te Ufer
ber ©l)rifj über unb richtete feinen SOZarf d> , bem
©trom entlang, auf ©jegebin. ©ofort eilte Bring
©ugen mit bem gangen ipeere bem geinbe nad).
Bun befdjojj ber ©ultan einige Bteilen oor ©gegebin.
bei genta, bie Bbei§ gu über [(^reiten unb mad)te
junaebfi bort jpalt, um eine Btüde fdjagen unb
bag gange Sanb in meitem Umgreife Oermüften gu
taffen. ©in flat f fcefeftigteg Säger tourbe gum
©djufj beg Uebcrgangeg beg ^eereö errichtet. Allein
Bring ©ugen mar in ©ilmärfdjeu ben dürfen ge=
folgt, unb fd)on am 11. ©ept. 1697 ftanb bie ge=
famtc faiferlidje Armee ben türftfdjen Berfdjangungen
bei Senta gegenüber. ©er ©ultan batte mit einem
©eil ber Beiterci bereits bie ©Ijeifj Übertritten
unb fab oom anbern Ufer bem ßampf gu.
©rft gegen Abenb begann bie ©d)tacbt. Bor-
ftürmenbe türfifdje Beiterei Oermocbtc nicht ben An*
ntarfd) ber Äaifertidjen aufgut)atten. Batb mar
bag gange ©ürfenlager, bag fid) in einem .jpalbfreig
an bie ©Ijeif lehnte unb bie Brüde fdjütjte, oon
ben in ©d)lad)torbnung aufmarfdjierien $aiferlic(jen
umringt, gaft gleicbgcitig begann oon allen ©eiten
ber ©türm, tapfer oerteibigten fid) bie ©ürfen.
Mein als ©raf ©uibo 0. ©tarbemberg oon
ber Stbei^feite über eine ©anbbanf in bag Säger
brang, gugleiib aud) in ber gront ein neuer ©türm
begann, flohen bie dürfen. Bavbon mürbe Oon
ben faiferlid)en ©olbaten feinem ermadjfenen dürfen
gegeben, ©elbft Der ©rofjoegier mürbe erfd)lagen.
©tma 20000 ©ürfen bedien bag gelb. An jenem
Sage mirb goljann Bantlin, ber nad) ber rnünb*
lid)en Ueberlicferung feine ©attin mitten aug bem
türfifdjen Säger geholt Ijaben foU, feine fünftige
©Ijemirtin gunäcbft ber ÜJiorbtuft feiner Äameraben
entriffen Ijaben. ©r f0^ fte auf feinem Boffc big
SBien geführt haben, mag glaublidj ifl, ba Bf inj
©itgen mit biefer ©d)lacbt megen fortgcfdjrittener
galjreggeit bie Campagne fdjlojj. gn föonftang foll
bie Sürfin getauft morben fein, ©in nod) bcu^c
im Bfinatbeftb beftnblicbjeS ©emälbe ftetlt bie Sürfin
unb ihren ©atten goljann Bantlin bar, erftere
eine ftattlidje ©rfdjeinung mit energifd)cn, männlichen
©eftd)tggügen. Unter bem ©cmalbc befinbet fid)
fotgenbe ^nfdjrift :
Johannes Bantlin, der Zeit Hausmeister
im Siechenhauss und seine Haussfrau Christina
Catharina. Seines Alters 63 Jar, wie auch
ihres Alters 65 Jar.
1740.
Gott, der du Wunderbar die ganze Welt regieret,
hat mich durch seine Gnadenhand
aus Belgrad meinem Vaterland
zu seinem Christenvolck zu meinem Heil
geführet
und biss daher zu mir sein Vaterherz geneiget
und viele Gnad und Treu an Seel und Leib
erzeiget.
0 wie viel Guts hab’ ich vom lieben Gott
genossen,
da er mich in der heil’gen Tauf’
zum Gnadenkind genommen auf
und seinen Geist auf mich durch Jesum aus¬
gegossen.
da bin ich, Gott sei dank, nun in der Christen
Orden,
wie mein Ham mit sich bringt, auch eine
Christin worden.
Ich höre Gottes Wort, das meine Seel kann
laben.
Ich gehe in den Kirchensaal
und nehme Jesu Abendmahl.
Welch’ theure Gottesgaben!
Ja Gott hat biss daher mich väterlich ernähret
und mir mein täglich Brod recht mildiglich
bescheeret.
0 liebster Gott, du seist vom Herzensgrund
gepriesen
vor das, was deine Wunderhand
an mir in einem fremden Land
aus unverdienter Gnad’ bishero hat erwiesen.
Ja deine Treu hat mich in solchen Stand er¬
haben,
dass ich als Mutter kann allhier die Armen
laben.
Nun wollst du, treuer Gott, mich fernerhin
erhalten,
durch deine Gnad mit meinem Mann,
den man allhier auch sehen kann.
Lass über ihn, o Gott, auch deine Güte walten.
Lass hier an Seel und Leib uns beiden Wohl¬
ergehen
und uns zugleich ein Mal zur Rechten Jesu
stehen.
grau ©fjriftina ©afljarina Bantlin ftiftete aud)
eine ginnfanne ing (gtedjen^aug mit ber gnfdjrift:
Christina Catharina Bantlin, eine geborne
Türkin stiftete diesen Krug ins Siechenhauss.
Seiber ttntrbe bie Äanne oon iljrem lebten Be«
ft Ijer im 19. ga^rljunbert nad) augroärtg oerfauft
unb ifi fo, mie fo oiele Bcutlinger Altertümer,
oerfcfjollen.
84
Die ©pc ^o^ann 33 aut lin’« mit ber Dürfin
Blieb finberlo«. ©eine föinber waren bie feiner
Obput anoertrauten Firmen, ©egen«reid) trirftc er
gapre lang al« Slrmenoater in feiner 33aterftabt.
Sreu ftanb ipin feine ©attin jur ©eite, bi« cnblicp
fein unb if)r ©tünolein fd)lng unb beibc im füllen
©otteSacfer ben ewigen ©eplaf fdjliefen. SB er t;atte
c« feiner ©attin in ber gugenb profejeit, baff fte
bereinft fern oom Orient unb feiner 3aukerPracPt
im Sanbe ber ©iaur an ber ©eite eine« ©iaur
leben unb fterben feilte unb baff ftatt ber Halmen
Draucrweiben il)r ©rab umraufepen würben?
Rod) lange nad) iprein Dobe erhielt fxd) in
Reutlingen bie ©rinnerung an bie Dürfin fort. gn
pietätüoUer SBeife bewahrte bie fjamilie 23antUn
ba« ©emälbe ber Oürfin unb tpre« ©atten gopann
33 an t litt. Oe« letztem . 2lnbenfen adftete man
fepr in ber Familie, wie benn fein 33ruber einem
feiner ©öpne nad) tpin ben Sornamen gopann gab.
©einSruber gopann ©corg 33 an tl in, Rotgerber,
nemlid) heiratete 6. Oft. "1717 Lucia, Socpter be«
f gopann Samparter, Rotgerber«, ©ein ©opn
Johanne« Santlin, geb. 10. Rom 1722, Rot*
gerber, heiratete 29. Rooember (nicht Oft.) 1747
©priftina, £od)tcr be« gopann Daüib SB unb er-'
lid), Dudffcpeerer« unb ©tabtred)ner« unb ber
Helena ©upprofpna fpütler, geb. 4. Oft. 1725
in Reutlingen unb war 33ater ©eorg Daoib Sa nt®
lin’«, geb. 10. Oft. 1752 in Reutlingen. Diefer
lernte bie ©erberei im elterlichen ©efepäfte, ba« er
fpäter übernahm. Oie ©erberei erfreute ftd) bamal«
in Reutlingen großer Slüte, obgleich am 21. guni
1741 ben Reutlingcr ©erbern ba« ^aufieren mit
Leber in SBürttembcrg oerboten worben war. Sc=
richtet hoch bie ©d)Wäbifd)e ©pronif 1789, ©.34:
„im Januar 1789 gingen, wie feit Otelen fahren,
burd) Ulm ftarfe fuhren Oon Rinboieppauten burd)
rtad) Reutlingen. Oie bortigen Rotgerber faufeit
fclbige junt Oeil in 2tug«burg, meiften« aber in
33aicrn auf, unb laffen fte auf ber 2©e herführen.
Oie Slnjapl fold)cr £>äute belauft fid) in jebem
gapre auf mehrere 1000. "
gn ber SRitte be« testen gaprjepnt« be« o origen
gaprpunbert«, oertuutlid) 1796, würbe ©eorg Oaoib
San t lin am 1. ©onntag nach ©t. Ulrid) jurn
©erberjunftmeifter erwählt.
gn bem am 17. gult 1796 ju Sabcn ge®
fd)loffeneu SBaffcnftidftanb unb bem am 7. Slug.
1796 ju San« gefcplofjenen grieben SBürttembcrg«
mit gvanfreid) war aud) Reutlingen eingefcploffen
unb muffte bemnad) an ben an granfreid) ju japlen*
ben 4 SRiÜionen Liore« Seil nehmen. Reutlingen
trafen unter Slbjug oon f d) o n bejaplten 10 000
©ulben unb ber getesteten Raturalien (5000 Saar
©d>uhe) nad) einem am 10. Slprit 1797 getroffenen
Itebereinfommen 10 000 ©ulben, japtbar innerhalb
oon 8 SBod)ett. Oie übrigen 54 000 ©ulben
fotlten burd) jährliche gaplung oon 5000 ©ulben
nebft 3mfen getilgt werben, Darüber würbe am
15. Slptil oon ber nad) ©tuttgart abgefanbten
magiftratifd)en Deputation bem gefamten SRagiftrat
Sericpt erftattet. ©tlicpe SRitglieber be« groffen
Rat« fpratpett baoon, Ocfcnomic;Serbcffcrung«oor®
fcpläge ju entwerfen. Sürgermeifter Schleifen
fcplttg oor , Einträge oon ber Sürgerfd)aft ju Oer*
langen unb ju bem Qvoed einen unb etXidjen feber
3unft wählen ju laffen. Dod) fotlten beren Sor®
fd)täge bem oom ßaifer ratifizierten Oefonomieplan
nicht wiberfprecpeit. SRan befcplofc, eine Deputation
burd) bie üerfammelten 3ünftc unmittelbar wählen
ju laffen, weld)c au« 10 Serfonen bcftel)en foHte.
Der Oftermontag (17. Slpril) war fdron jur SBapl
au«gefehen. Da erhoben fid) im f leinen Rat Se=
benfeit gegen biefe Reuerung unb c« würbe oor
ber Jpanb bie 3ufatrimcnberufung ^er Sürgerfcpaft
um 8 Sage juriicfgefteOt. 21m 23. Slpril 1797
würbe bie 33ürgerfd)aft burch ben SRagiftrat ein=
geloben, tpre altenfalfige Serbeffcrung«oorfd)läge
burd) bie 3ullf tnxeifter an ben SRagiftrat gelangen
ju laffen. 33iö jept fei jwar bie ©rpöpung ber
©tcuevn , Welche bei einem fo foftfpietigen Ärieg
unoermeibltd) fei, burd) anbere injwifcpen ergriffene
SRittcl beseitigt worben. Da« ©emeinWefen fei
aber jept erfchöpft, bie Stegen hätten grofie Opfer
gebradrt. SR an tnüffe feine 3uflU(Pl 3U ©elbauf;
nahmen nehmen. SlUein ade 12 3«nfte blieben
bei bem Sorfap, eine eigene Deputation ju bem
beabfid)tigten ©tabtöfonomie^Serbefferungögefdjäfte
au« ihrer SRitte ju wählen, ©ofort fepritt man
bei aßen 12 3ünften jur SBapI. Die SBeingärtner
wählten ©teppan SBotteler, bie Säder Philipp
©art S o b m i 1 1 e r, bie Sud)er 3°^ann 3«cob
^ t e i f d) h a u e r /) bie Äiifer ben Sicentiaten $o*
hann ^acob geh er, bie ©cpneiber 3ohann -^ein:
rid) ©lewer, bie ©djmicbe Johann ©afpar
Sr aun, bie Äramer Sopann Heinrich ©prifiian,2)
bie ^arepet igopann ©ottlob Mittel, bie SRepger
ben ©pirurgen SRattpäu« Älofer, bie Äürfdmer
3acob Ittrid) R u o f , bie ©cpupmadjer ©corg
Riicpacl § e l b l i n g unb bie ©erber ^opann
J) ©eb. 22. Slpr. 1748, f 1817, einen Sr über be«
öfter« ju neünenben Sürgermcifter« Sop- ©eorg gleifd)=
pauer, geb. 1. gebr. 1737 in Reutlingen, j 1815 unb
einen ©opn S°h- Suftu«, geb. 9. gebt. Ii08, in Reut®
tingen, öudjbrucfer« bafelbft, ©ulet be« 1672 in ©cpmat®
falben al« ©opn be« Sucpbrucfer« Sop. Slnbrea« gl ei f cp®
b a it e r in ©dnnalfalben in Spüringen gebornen Sud)bru®
der« Sop.?fuftu§ g 1. in Reutlingen (f 4. ©cpt. 1709). Die
©ebriiber Stntponi unb ©ebaftian g l e i f cp p a u e r,
Bürger ju SJiitlpaufen in Xpüringen, erpielten 24. SRai
1559 oom Inifer folgenbe« SSappcn berliepen: ©epräg®
recptS geteilt, oben in Rot ein fdjreitenber, fitberner
2öwe, ein gleifcperbeil am golbenen ©tiele paltenb,
unten ©otb ® Stau, je brei gegenfd)räg geteilt, ©e®
trönter ©tecppelm, ber waepfenbe SBwe mit Seil jwi®
fepen offenem, üorn rot, pinten golb®blait fcprägge®
ftreiftem ginge. (Äinbler b tnoblocp int Saprbuch
bc« Slblcr, nette golge l, XXIV.)
-) ©in ©lieb biefer angefepenett Ä'aufmann§fantilie
in Reutlingen, gopeutn Rpilipp Gp r i ft i au, perjog®
lid) miirtt. Lieutenant unb SJtarcptpalfdter Spoftneifter
in Reutlingen, war 1745 bermäptt mit gop. ©berparbine
Goncorbia, Socpter be« Dberften ©prenreiep oon SJtoltte
unb ber Gatparina ©oppia o. Rlenpingen, geb. 1684.
85
© d) a u m c cf c r. Die ©ewäplteu erhielten ben
Stuftra^ : „alle dienliche Mittel in Ueberlegung
zu nehmen, welche tlieils dazu dienen könnten,
die französische Contribution mit möglichster
Schonung des Bürgers aufzubringen , theils
aber auch schicklich wären, den Wohlstand
der Bürgerschaft für die Zukunft zu verbessern
und zu sichern, ohne eine Zuflucht zu neuen
Steuern nehmen zu müssen.“
2tm 24. 2Ipril 1797 ßerfantm eiten fid; tiefe
3wßlfcr, um fid) über ßerfepiebene oorläufige 2ln*
orbnuitgen ju befprcd)en unb fid) oon ber burd)=
gängigen flted) tmäßigfeit ber VBapleu gu überzeugen.
Dann mürbe bem dtegteramt xtnb bem dRagiftrat
bie Anzeige gemacht, baß fid) ber bürgerlidfe 3^ötfcr*
auSfdsuß bereite förmtid) gebilbet pabe.
21m 28. 2Ipril ernannte ber dRagiftrat nid)t
nur ben 2luSfd)uß an, fonbern o'rbnctc auch „zu
einer erspriesslichen Mitwirkung“ bemfetben
eine magiftratifdje Deputation zu. (@d)luß folgt.)
C-tne munter litätsinlUatioK not .300 Safirett.
dlad) ben Originalaften im Ägl. ©taatöar d)io.
Bon f Schalt Wcfintollcr in Dcrcnhtngon.
(Sdjlitß.)
M. ©eorgiuS Siebter (^3rof. b. Vppfif.),
fo ber alten einer unb einmal IReftor gemefen.
©ibt an: D. 3acob Cancellarius fclig (2In*
breä) pabS oft ber diegiftratur palb getrieben, enb*
lid) fei eS D. Saubmatern befohlen morben. Ve=
bürfte aber einer eignen ifSerfon. — Die dMigion
betr. miffc er in specie oon feinem Sectario. —
dRit ben ©tubiofen motle eS befcpmerlid) genug
Zugegen, benn bie junge SSelt mode ftd) je länger
je meniger ziehen laffen. 2tm dleujaprStag habe er
int Vorbeigehen ein llnmefen in ' ber VurS gehört
unb einen Difcp ßod gefunben, fo alle bezecht ge^
mefen; fein ade gefiraft morben. 2llfo mögen aud)
mol)l nod) aderhanb ©cplupfbiegel ßorpanben fein.
3n ber Vurß hatte matt bie ©tubenten gebüprlid).
Rector Contuhernii ßifitiere fleißig, mie er benn
etliche muletas oerredfnet. — Von Äoftperrcn höre
er nichts flagen. — dßann bie Dpeurung nicPt
mär, möchte bie ©cpul zunehmen.
3n Facultate Artium. (1). ^alte, fte feien
mohl mit ^ßrofeff oren oerfel)en. ©S fei aber ein
lieberlid) jung ©eftnb im Paedagogio, unb mode
baratt mangeln, baß paedagogium bie ©d)ul auf
betn Dfterbcrg unb vice versa, bie ©d)iit baS
paedagogium oerberbe. Denn menn in particu-
lari schola ber ^räjeptor einen nur fatter anfehe,
fo laufe er glcid) bem paedagogio zu, ungeachtet
er noch nit gnugfam funbiert. Deßmegen märe eS
gut, baß megett beö jungen ©efinbS prima Classis
mieber angerid)tct unb a secunda getonbert mürbe.
dRan möd)tc aber nod) einen Professoren! ober 2
haben. (2). Vßeiß feinen Mangel, benn baff man
fein ©rammatif UcSt, fonbern adein repetiert. (3).
(Sr hab biöbjeu nit mohl bis ©corgii l)iuauS fornmen
fönnen megen ber Argumenta, bie er biftierc,
modS aber beförbern. (4). 2tlfc V3od)cn merben
Argumenta gegeben. (5). Vifttation gcfd)el)c ad?
megen oor Dftcrn in Veifein D. Cancellarii unb
D. Gerlachii, aud) oor bem § erb ft unb fei ber
©d)olard) babei. (6, 7). Die wöchentliche 3ufpef=
tion burch monatlich gefegte ©uperintenbenten fei
oicl 3 cdm per nü gehalten morben. dRan pabe
bafür gehalten, eS märe genug, menn eS nur einem
ober zweien befohlen mürbe, unb fei auf ben Can-
cellarium fei. (2lnbreä) fonunen. Der pabe biel
reifen rnüffen. ©r halte für gut, baff eS mieber
angcrid)tet mürbe. Dermegen föune mau oon feinem
profectu fagen, aber niddSbeftomenigcr befinben ftd)
feine gelehrte 3uuge. (8). §ernb feien 8, heuer 7
Disputationes gemefen. (9). (SruftuS oerrid)te
folchc emendationes. 2luf bie Srage, ob man
nid)t, ba ©ruftttS alt unb in latina lingua ctman
einen humilem stylum habe, eine 2leubcruug oor*
nehmen fodte, pielt er bafür, Cellius möd)tS oer=
rid)ten, nur müßte 1 Seftion ihm abgenommen
merben. (10, 11). £)ält bafür, menn eS jemals
nötig gemefen, philosophiam exacte zu ftubieren,
bebürfc cS beS jefeo megen ber argliftigcn ©aloiniften,
meßpalb man fleh nit nur auf bie Compendia
riet) ten fönue; pielt cS nit für nütjlid). (12).
dReiitt in 3 3apren könnte einer baS Organum
abfoloieren. (13). Da anfangs baS Vermögen ber
ftafultät 300 ff. gemefen, haben fie jetjo foßiel
1000. Deromegen ftc il)reS Verl)offcnS nid)t iibel
gehaufet. (14). döeiß feine weitere $et)l unb
dRängel anzuzeigen.
Da für Sonntag, ben 8. $uti, einige ßont Senat
rur Verleihung beS Sehnten ber llnißerfität zu oerretfen
oerorbnet waren, fo würbe mit bem Vefragen ber Vl’ßs
fefforen, obwopl nod) einige übrig Waren, zunäepft ab=
gebrochen unb folattge uocl) alle ba waren, zu ber Ver*
panblung, bie mieberpolt als baS „^auptwerf" bei ber
I bießmatigeu Vifitation bezeichnet würbe, gefepritten,
über bie jwifcpeu ber Regierung unb ber llnißerfität
! Strittigen fünfte betr. bie ItuißcrfitätSprißUegien. 3u=
näd)ft würbe ber größere Deil beS iUc'ittwod) V.=3R.
I (4. 3uli) Oon 6 Ul)r an bamit zugebraept unb bann
i ber Donnerstag V. -2R. Viel würbe pin unb per bc*
battiert unb oicl protofodiert. 3<h taffe aber biefe
S ganze, VedflSfrageu bepanbetnbe Partie weg, als nuferer
Veröffentlid)ung fern tiegeub, weld)e ein Vilb ßon ben
i tpatfäd)ticpen Verpältuiffeu egeben möd)te.
86
9flittmod; noch üer bent SWittögeffen mürbe
examiniert
M. ®ituö Mütter, ^rofeffor ber ©t$if
(sugteid; Mag. Dom. beö ©tipenbiumS).
©er Sectariorum falben berichtet er, menu
er auf fein ©emiffen reben fette, miffe er feinen
einzigen, ber nit mtferer matjren Religion jugettjan,
ba^er fie ©ott banfen um folgen consensum unb
©inigfeit. SSen D. $acob ©d;ägft; pabe er gehört,
als feilte er nit alterbingS richtig fein, habe etman
feinen Avum fclig unb feine Dogmata ju befen=
bicren unterftanben. 2ttfo fage man auch een
©briftopb ©bermann (ber ©cbägfbS ©djmefterrnann
merben fette), als fei er nit sincerus. M. ©on*
rabuS ©erbarbuS stud. Medicinae bflbe feine
23üd;er, bie man auf SSefebt gen Stuttgart ge*
nommen, etlidfmal bei ibm, Mütter, etmaS fdjarf
erforbert. ©eßgteid;en anfangs Oermeint, feinen
©ifd) nid;tSbeftomeuiger in ©tipenbio gu haben unb
feines ©efattenS auS* unb einjugeben, bedb außer*
halb ju mobnen, mie er benn fein ©tipenbiat mehr
ift. ©ei ibm beßmegen auf ergangenen iöefebl ab*
geftridft morben, baß er nit mehr fomme. — SCttit
Disciplina Studiosorum unb maS baran ^ange,
fönne er (atS ber nit gegen ben Seuten mobne)
menig bören. ©onft fage man, baS nächtlich ©affen*
taufen motte nit gar abnebmen, aber maS urtge*
bübrtid) fürtaufe, merbe gejiraft, fei and) einer oon
Utm, ißiScator genannt, ein geittang oiet bei $ftad;t
auf ber ©affe gelaufen unb bab b ernad^ etman bis
dttittag gefd;tafen, fei bei ibm aber aud; abgeftellt.
3>n beS @olbfd;miebS §auS am ©ruppenbad; mobnen
2 Sommern, metd)e bie Seut mit dtobren fdpeßen
unb üepieren, mie benn ber eine fein, SJlütterS,
9Jtagb fd;ier ein 3tug auSgcfdjoffen, fei aber beffer
morben, atfo baß erS Bleiben taffen, f;ätte fonft
Magnifico Rectori geftagt. — ©S babc Facultas
Artium fürgeitommen baS ^at;r 4mat in lectioni-
bus ju oifitieren. 33on ber mod;enttid;en ^nfpeftioit
miffe er nichts, ^n Contubernio merbe ^abrS
2tnat oifitiert. ©ie ißurfanten haben über baS
©ffen bie tttöcf ober äftäntet auSgett;an. 2ltS it;nen
Cancellarius fold;e anjubebatten auferlegt, haben
lieS nid;tSbeftomeniger, fobalb er binauSgegangen,
mieber abgelegt. — $on ©ebtupfminfetn miffe
er nid)tS. Allein fei ber ©d;fenbäd;in, alten
SBurgüögtin, halb fürfommen, baß bie Studiosi
oiet aus* unb eingeben, mie ftd) beim ber ©tod*
beinier mit ber einen ©od;ter Oerbciratet unb ein
anberer Studiosus oon SBien, ber ©ebab genannt,
aud; in töerfprud; fid; eingetaffen haben fotte, fei
aber oon feinen ©Itern beimgeforbert morben. $n
eines 2Jtefferfd;miebS .fpauS haben bie ©tipenbiaten
aud; iboe ©infebr fudjen motten, er t;ab aber foldfeS
abgeftridt unb ihnen ernfttid) Oerboten, ©in 5tiifcr
im 23rüel jicbe aud; etman ©tubenteu ein, mie er
benn 2 ©tipenbiaten barin gefunben. ©er föiifer
t;abc aber feine ©odfter, merbe aud; abgclocnbct.
©er alt 2öilb tBuct)binber jpet;c bie •’D'tömpetgarter
ein, entfebutbige fid;, fie fein ihm commenbiert.
25ud;binber ^ßfifterer bab ihnen aud; etman Unter*
fd;teif gegeben, ^n ben ©d;ärbäufcrn haben fie
Oiet Auftritts, gteidmobt ©toffet ©d;ärer fafi nur
mit benen üom 2tbel unb geftanbenen ©fetten Äunb*
fd;aft t;abe. — ©en Rectorem Contubernii betr.
t;abe er nie anberft gefpürt, benn er fei fleißig. ©S
fomme aber ihm, ÜJtülter, für, baff il;m an ber
prudentia mangte; fei blutarm, benn er oiet jftnber
unb nid;tS baju t;abe. ©ei fafi ein f;alb $abr in
feinen eigenen Soften gemefen unb habe ben ©ifd;
in Contubernio propter adversam valetudinem
nit befud;t, boc^ attmegen geblieben, bis bie ©ur*
fanten gegeffen haben. 5Bäre fein unb beS Con¬
tubernii !dhi£, baß er anbermärtS Bebaut mürbe;
fei oorbin ein Minister Ecclesiae gemefen, fönne
fid; je^o in fo oiet Äöpf nit rid;ten. Jpab ©efotb*
ung üom ftieftorat ben ©ifd) unb ©epofitengetb fo
auf 40 ft., oon ber Seftur 38 ft., babei er fid;
nit betragen fönne. (SCftarg.* £Rote : ©S mirb bem
Contubernio geholfen merben müffen). — Ueber
ben Oeconomus Contub. fei feine $lag; er fei
Oielmebr aufrichtig unb nit ju oerbeffern. ©aß er
feiner eigenen Commensalium t;atb Vorteil ge*
braucht, fönne er nit fagen, ba ihm oerboteu, oon
gteifd; über anberem nid;tjit, maS bem Contub.
gehörig, be*mJunebmen. — ©s fei ein großer
dttanget, baß fo menig Magistri in Cont. mären,
©or ^aboeii habe man nit mot;t unterfomnien
fönnen, atfo baß man oben unter bem ©ad)
Kammern 3iirid;ten müffen, fo man jum ©eit baS
3Bätfd;tanb, juin ©eit novas insulas genennt,
unb fotebe ©mad; nod; atfo beiden, ^e^o fei bie
ober ©pbär gar teer. ©S möchte üielleid)t ber
dteftor mit feiner dftorofität baran fd;utb fein. ©0
feien bie ©tubenjinfen üom ©enat erhöbt morben ;
ba einer oorbin 4 ober 5 ft. gegeben, müffe er
iet30 8 ft. auS einer ©tube begabten, auS Itrfacb,
baß bie Magistri attbere Studiosos ju it;nen
nehmen, ba ein jeber bem Magistro hingegen 2 ft.
©tuben$inö geben müffe.
^n Facultate Artium. (1, 2). ©ie com*
ptieren ben numerum lectionum fteißig ; mie eS
aber befebaffen, fönne er nit miffen, ba er ihnen
nit barein gebe. ©S fei einmal 2 gefebeben, baß
D. Cancellarius unb Burcardus in bie Lectiones
berumgegangen; mare gut, baß eS noch gcfd;ebe.
2)tan eit in ben Classibus mit ber Promotion
ju Oiet, ebe fie bie ©rammatif recht ergriffen,
metdjeS nit gut. Jpiette für eine t;obe ittotburft,
baß prima Classis mieber angerichtet mürbe, ©r
miffe nit mie ^ettteruS (SartbolomüuS Sj. $rof. am
iloäbagogium), ber 3 lectiones gehabt, mit umgangen,
©ie ©tubenten b^beit nit gern in fein lectionem
gemottt, feien etman gen ©traßburg gezogen. Söäre
gut, baß man beftänbige iflrofefforeS in Classibus
t;ättc, bie |id; nit anberer ^acuttäten annet;men unb
erft baneben ftubieren mottten; baber aber Univer¬
sitas aud) ctmaS tt;un unb befto mehr Sefolbuug
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geben mflfjte. (8). 3Btffe feinen größeren Sefeft,
beim ber Sialeftif palb. Senn mann studiosi
auS ben ftlöftcrn fotnmen, ba fie Dialecticam
Lossii gehört, epigiere SurcatbuS ben usum naep
feinen Quaestionibus. Sa formen fie nit refpon*
bieren. ©eien atfo mopl 4 ober 5 erlei Sialeftifen,
melcpeS bev 3>ugenb nit nujlid) fei. (4). Sie re-
petitiones unb exercitia styli derben gehalten. (5).
9Bann Studiosi Don ©trafjburg tommen, tpun fieS
ben pieftgen jußor, alfo ba§ am exercitio styli
ÜRanget. Oefragt, ob man nit an beS Crusii ftetl
einen anberen befehlen füllte, fagt er, eS feple et*
man ben Magistris in ihren Scriptis; baher eS
ein dtotburft märe; Cellius märe baju gaitj taug*
lieh, menn er nit remissior märe ober eS ihm 3U*
jumuten. (6 — 9). ©epon beantmortet. (10, 11).
§ätt bafür, e§ fei am meiften am ißrofeffore unb
feiner Gpplication gelegen, ba§ man ben Textum
compendiose lefe, mie benit er bie ©tpif belangenb
ben Textum lefe unb and bem Compendio eppti*
eiere, könnte nicht raten, baf) man bie Studiosos
ber ©tpif gar erlaffe. üftit ber Tppfif erforbere
cS in allmeg ein Compendium, unb ba§ manS nit
31t lang bamit aufhalte. (12). Planerus lefe alle
Sag im Organo; märe ihm aufjulegen, ein Com¬
pendium 311 machen (ba baS oorig gar 311 lang),
meld)eS man bann neben bem Organo lefen tonnte.
(18). SBenn etmaS beffer, tomme cS in ben Fiscum.
(14). QBiffe fonft nid)tö fiirjubringcn, als baff gut
märe, bafc man ber Sur§ mit meitern $rüd)ten
ober fonft beffer helfe, bamit ein Studiosus et*
maS näfner als bisher 3epren fönnte. — Sei ber
3>uriftenfacultät möchte oiedeiept auch Stängel fein,
fo oict bie Lectiones belangt. Gs merben aber
bie ^mitten ber ©ad) ju geifert miffen. 2tlfo auep
mit ben extraordinariis lectionibus mode eS fehlen,
baff bie studiosi nit gern barein gehen moUcn, mie
eS ohne gmeifel aud) burep «nbere angejeigt morben.
9cad)mittagS M. ^einriep SB eil in g
(Sßrof. am Sßäbog.).
SBiffe in Religione niemanb oerbäcptigS. 2ld*
ein M. CottrabuS ©erparbt, gemefener ©tipenbia=
riuS, fotle nod) etmaS fufpeft fein unb mit bem
Grbermann ^unbfepaft gehabt paben, lD'-e ipm'
SBeOing , fein Commensalis, Siarp Seu oon
©öppingen, Slnjeig getpan. ©leiepmopt fid) er,
Grbermann (als er mit D. ©cpägfp ©d)mefter in
Beirat geftanben), entfd)ulbigt haben fode, eS ge*
fd)ehe ihm unguttlid). Son D. 3>acob ©cpägfp
fönne er nit fageu, mie er gefinnet. — Son Sub-
sidiariis gefragt, fonberlid) oon ©eptagpänbetn, fagt
er, ba§ ber 5faup, fo ben Solmar oon Gelingen
über bie 9tafe Oermunbet, fld) mit ihm Oertragen,
gebe bem Solmar 10 fl. Sie anbere ©ad), nern*
lic^ bcebe Sattpafar dttofer ©eoettern unb ben
©eip, ben fie oermunbet, betreffenb paben fie fiep
auep oerglid)eit unb geben ihm 26 fl. ©o habe
ber fReftor M. Sattpafar dRofern für fein 3Bepr
2 fl. abgeforbert. ©eien nit eingelegt ober geftraft
morben. — SaccbuS jpaiber oon Plieningen fei
bei ihm in Convictu, ha^c M nit allmeg mohl
gehalten; miffe nit, rnoper er baS ©elb bringe,
©eine Discipuli, fo Subsidiarii feien, palten fid)
meprcntcitS mopl. Grmelter ^»aiber pab fid) , mie
and) fein Sruber ^opanueS, oernepmen taffen, mann
ipnen ipr Sater nit getbS genug gebe, moden fie
umpergiepen für ©pielleute, benn fte mopl geigen
fönnen. — SBeiter ^Beding ju fragen pat man für
unnötig gepalten.
M. GaSparuS Sit cp er, Profeffor
Tertiae Classis.
©agt, bie Discipuli unb Auditores in feiner
klaffe (beren gemeiniglid) auf 30, etman 40 ober
mepr — bann fie biSmeilen nit ade pie) feien ct*
man unfleifpg. Senn er 31t feiten ben Catalogum
lefe unb eS erfapre. 516er er oermapnS. Sie
Nobiles fommen fleißig, aber bie atibern nit ad*
meg, paben jum Seil Praeceptores in Stipendio,
jum Seit in ber Surf). 3Biffc unter feinen Audi-
toribus feinen, ber ju 9iad)t auf ber ©affe umher;
jiepe. ©efragt, ob er nit meine, ba§ prima
Classis mieber reftituiert rnetbe , baf eS ein Lec-
tionem unb niept bloS ein Repetitionem Gram-
maticae pätte, antmortet er, er fei erft ein 3>apr
pier. ©onften müffett fie ipm ade ©amStag ein
Argument offerieren, feien gleicpmopl rüdes; er
jeige ipnen aber bie phrases ex Oratione ober
lectione unb tpue fein SejfteS, bamit fie proficicren.
M. 9Rid)ael giegler, f° dt Tertia Classe
baS Graecum tiefet.
SBeif Oon feinem Sectarius — gleicpmopl
untängft einer, fo etlicher nobilium Praeceptor,
in ein Disputation fommen unb fiep fufpeft gemaept,
fei aber nur etlicp menig Sag pie gemefen. M.
Gonrabo ©erparbo (melcper Meclicinam ftubieren
fode) pange baS alte ©efeprei nod) an, aber er oer=
merfe nichts eigentlid)S, ba^ er bifputiere. —
©einer discipulorum feien etman auf 35. SBenn
meniger in Lectione, lefe er ben Catalogum, et*
man in ber SBodfe 2 mal; repetiere etman mit ipnen;
menn man promooieren fode, fei ber Cancellarius
babei. 2BaS tpätige ingenia feien, bie moden gern
balb fort. — SBaS bie mores belangt, feien fie
nod) jung, bürfen fid) nit miberfepett. Son anbern
fönne er nicptS fagett.
©eorgiuS SBeigenmaier, ^x'ofeffor
Hebraicae Linguae.
SBiffc oon feinem Sectario. 3ldeitt fei pier
ein Studiosus, fo ju ^elmflebt gemefen unb je^o
beim Cellio 311 Sifd) gepe; ber pabe eben fein
Disputation, als Huberus (©amuet ^puber) in
i .... (unleferlicp) gemefen, oorpanben gepabt unb
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ftdj bcrbädftig genug erzeigt. — Gr pabe jepo nit
über 30 Auditores; gefeit gleicpmopl etlidj,
aber nit tuet, Magistri au« bem Stipendio barein;
fageit, e« fei ein senile Studium (2J?arg.= IJtote :
im Stipendio bie Magistri ju erinnern , baff fte
fleiffiger in biefe Lection gefeit). Gr lefc jefco
fein Tabulam rtnb bie proverbia Salomonis, fei
angefprod)en, ipnen affe Vocabula ju jeigen, ma«
er tpun mode. 3ft i^nt bermelbet morben, e« fei
eine fftotburft, baff er ipnen ade Spemata unb
radices fleißig bemonftriere. — 33on Studiosis
unb iprern ungebührlichen QBefen föitne er nicht«
©onbere« berichten, fpüre nit biel bei feinem Jrpau«.
— G« ift mit ihm gerebet morben, Genesin peb*
räifd) 'oon Wittenberg (ba e« gebrudt morben)
bringen ju laffen; fo mode man mit ben <Stipen=
biaten hobeln, baff fie e« faufen.
M. Üftidjael SJtöftlinu«, Mathematices
professor.
lieber feine Lectiones berichtet er, er habe bie
erften 3 Sage in ber Wocpe Vormittag« Sphaeram, 1
dtaepmittag« Arithmeticam , bie übrigen 3 Sage
Theorias Planetarum gelcfen. $ft ipm öefagt
morben, fein Compendium fei mehr ein Com-
raentarius al« ein Compendium unb Eönnen bie
Studiosi fotdfem nit au«martcn. Sarum märe
beffer, er hätte au« fold)etn ein furj Compendium
begriffen, meld)e« auch ben popeit ßlofterfcpulen 31t
gut fäme. Gr mid« berfud)en unb fein furj ntad)en,
fo oiel er fann. — $ft ferner nicht« befragt
morben.
S)onner«tag, b. 5. i^uli, Utadfmittag
mürbe ba« §ürftlid)c ©tipenbium bifitiert, mie in
einem fonbern ftkotofod ju finben (ba« leiber nidpt
mehr borhanben).
Freitag«, b. 6. $uli
mürbe D. 2lnbrea« Saubmaicr bovgeforbert unb
ihm angc3eigt, er miffe fid) ju erinnern, ma« feiner
Seftnr halben etman fürgeloffen. Weil man nun
bon ferrent fo biel dtad)rid)tung empfangen, baff er
feiner Seib«gelcgenpcit palb biedeiept felbft geftnnet
fein möchte, feine Scftur ju refignieren, er aud) an
fepo bon unferm ©tt. dürften unb jperrn für einen
fttat bon ^)au« au« beftedt, pabe man bon bem
dürften 23efept erpalten,' ipn §u pören, ma« feine
Meinung fei. ^at barauf geantmortet, er pabe
aderbing« bor ber 3eit gemünfept, bon feiner müp=
famen Scftur erlebigt ju merben. dtad)bem aber :
bor brittpalb ^apren megeit be« dteftoraf« be«
neuen Collegii (Coli, illustre) mit ipnt gepanbelt
morben unb er nit anberft geglaubt, al« c« mürbe
feinen gortgang nehmen, pabe er feine Seftnr nit
aufgegeben, meil er fonft erft au« ber Sdcpaufung
be« Stipendii Martiniani in fein eigen .fpau«, ba« |
er bermietpet, unb bann micber au« biefem in« neu j
Godegiunt patte jiepen miiffen. Dtun c« aber jepo
anberft gefd)affen unb feinen gür3an9 nit erreid)t,
fei er felbft miden«, feine Scftur ju refignieren unb
fup mit bem, fo unfer ©n. giirft unb Jperr ipm
berorbnet, in befferer fttupe ju bepelfen, modt« aucp
al«balb tpun, menit fein Jpau« lebig märe, er traue
aber bie ^au«leut jepo nit perau«3ubringen, unb
menn aud), fo müffe er notmenbig barin bauen.
5Iuf« längft aber mode er gegen ben fyrüpling
fünftig auöfepcn unb fid) rupig mad)en, poffe, man
merbe ©ebulb tragen bi« bapin, gleid)mopl attbern
Seuten bie Weil lang merben mode, bie ftetig«
uaepfragen, ob er nit refignieren ober man ipn jepo,
meil bie Commissarii borpanbeit, crlaffen unb ab=
fd)affett merbe. ©eine S3itte mirb gemäprt.
M. ^opanne« Gourabu« ©erparb,
Studiosus Medicinae.
3>ft aud) fürgeforbertunb ipm fürgepalten morben,
er miffe fid) ju erinnern, mie er fid) im güriil.
Stipendio fufpeft gemadjt, mcld)e« man au« feinen
Galoiuifipen 23ücpern, fonbcrlitp au« bemfenigen, fo
er in D. Hunnii 33ud) contra Calvinistas ber*
jeupnet, abnepmen fönnen, unb ma« baritber mit
ipm 3U ©tuttgart gepanbelt morben. S)a glcid)*
mopl llnfer ©n. fjürft unb ^>err ipm bemidigt,
ein anbere f^af ultät ju ftubicrcn, aber nit gar gern
gefepeit, baff er bei ber Uniüerfität adpie bleibe,
boep auf feiner dSermanbten 9lnfudjen e« gefepepen
laffen, baff er nodp eine 3eidang adpie ber&arre.
Stun befinbe man jepo fo oiel, baff er bie Galbü
nifdpe 23itd)er (meldie ipm nit unbidig genommen
morben unb 3U ©tuttgart liegen) in Stipendio
mit etma« Gppoftulatiou mieber geforbert, neben bem
mit folcpen Seuten ©emcinfd)aft pabe, baff barau«
fd)ier abjuitepmen, baff ipm feine Opinio nod) nit
gar erleibet, fonbern er nod) 311m Seil ber oorigen
SJtcinung fein möd)te, hierüber fode er fid) er*
flären, ob er bet feiner ju ©tuttgart gegebenen
©eprift unb Gonfcffion ju bleiben begepre ober ma«
feine Meinung. hierauf er bermelbet, er pabe ad*
ein ein 33erjeid)ni§ feiner 33üd)er, bie man bon ipm
genommen, begeprt unb baffelb nit mit ltnbefcpeibcn=
peit. ©enn er mopl miffe, baff foldfe 58üd)er nit
pier, fonbern 311 ©tuttgart feien. ©0 begepre er,
ipm bie fufpefte ^crfoiten, mit beneu er ©emcins
fepaft gepabt paben fode, nampaft 311 maepen, bemt
er fid) niept« 311 erinnern miffe. ©onften pabe ipn
feiner gegebenen Gonfeffton nie gereut, mode mit
©otte« ^pilf beftänbig babei bleiben. 3 ft aber
tiodpnalcn erinnert morben, fid) bor adent 33erbad)t
3U piiten, fonft ipm Sumittgen 3U eng fein unb er
in bie Sang nit ^)crberg paben merbe.
Rector Contubernii M. Höilpelmu« ^peoboru«
ift in Contubernio (meil ipm erft biefer Sage ber
©taar geftodjen morben unb er nit auögepen fonnte)
epaminievt morben mögen bc« Oeconoinus unb
89
feiner .SpauSpaltung. @r erflärt, eS gef;c in bev
33ur6 lieberlid) ju unb bringt oerfd)iebeite Klagen
über benfelben oor — megen ber Äo fl, bie er liefere.
Wud) foepe man nit admeg orbentlicp : eS fei ipm
einmal eine ©pinne im gleifcp fiirgebrad)t morben,
aud) gebe cS etma .Spaar ober aubcreS UuluftigcS.
§abe erft oor 14 Sagen nod) ©auerfraut gefpeift,
melcpeS nit gar löblid), benn fd>on rneißc Äafer
barin gefnnben morben. ©ö fei ein Mangel an
ber Äöcpin. ©6 jepren etman bie Wurfanten im
Jpauö beS Oeconomus unb macpenS jietnlicp grob,
mie man bann einen oon dftemmingen neulid) ^eim=
geforbert, ber ipm in bie 90 fl. fdpulbig ocrblieben
fein fode. ©r fei fonft bem Oeconomus nit *u*
miber, pabe aber anbringen miiffen, maS bie dtot*
burft erforbert, bamit ber Wurß geholfen merbe,
(Sb feien menig Magistri in ber S3urß, ungefäpr
jepo 6, barunter einer 6 ober 7 discipulos pabe.
©onfi paben etliche junge Wurfanten Praeceptores
auS bem Stipendio, bie gehen ju ihnen tuS Com-
tubernium ober bie jungen ^u ihnen in 8 Stipen¬
dium. 2öeun bie Magistri . fönnten Discipulos
in bie Wurß befommen, mürben üicle Magistri
barin mopnen, eö mollen aber bie junge Studiosi
nur Präzeptores außerhalb ber 23uvß paben.
feien bießtnalS nur 11 Sifd) in ber Wurß, flehen
oiel ©emaep leer.
Wlb ihm, Rektori, barauf oorgehaltcn morben,
man befinbe, baß er ft<p nit admegen barein fepiden
fönnc, fei etman ju feparf, btömeilen ju leiitß, alfo
baß er bei allen Wurfanten ein odium pabe un-
baher befto meniger Magistri unb Studiosi in ber
Wurß feien, pat er fiep cntfd)ulbigt, eb fei ihm oon
einer ^ritoatperfen ober gmeten e^n IkimiH crmecft
morben, miffe aber, baß er fideliter fein officium
gethan pabe i man tu erb $ aud) einmal finben, menn
er nit mehr ba fei. Oaß er ben 37ifc£> nit befud)e,
fei bie llrfacp, meil er ein 3eit Iari9 fein gleifd)
pabe fdjmed'eit fönnen, baffelbe aud) alt, baß manb
etman fepier 3 Sag fieben ober ein Wrüplein ba--
rüber madien müffe. Oennocp aber fei er adraeg
bib ju ©nb ber WJapljeit propter inspectionem
gegenmärtig gemefen k. ©8 ift ipm gefagt morben,
meil man finbe, baß eb in bie gerr nit für ipn
fein merbe, fo märe bab beßt, baß er etman anber
Orten ^iid)en; ober anber Oienft (angefepen ipm
im Sanb megetr ber großen Wnjapl nit möge gc=
polfen merben) ©clegenpcit gefud)t patte, mürbe eb
an einem gnäbigen Viatico oerpoffentlid) nit Mangel
paben. Oarauf er üermelbet, nnfer §err ©ott pabe
eb alfo gefipitft, müffe ©ebulb tragen, münfd)te,
baß er aübereitb eine ©elcgenpeit pättc, bebanfte
fid) baneben ber großen ©nabe unb Wlopltpat, bie
ipm etlid) 3apr in feinem Exilio bei Württemberg
miberfapreit, mollb mit feinem ©cbet unb fonft
oerbienen.
Oer ®egenfd)reibcr beb Oeconomus (Wad)*
mittagb oernommen) bringt aud) eine ganje Weipc
oon Klagen gegen biefen oor. Sejttrer m cif |id)
natürlid), alb oerbört, über adern *u red)tfertigen.
Wücin oon ben ©ommiffären mirb ipm ftpließlicp
erflärt, man hätte mopl Urfad), auf 2ßeg ju benfen,
mic man einen aubern tanglid)en Oeconomum
oerorbnen möd)te. Sßeil er aber Oerfpred)c, pinfür
fid) feinen ©tatuten gemäß ju erjeigen, mode manb
jepo babei bleiben laffen, in Hoffnung, er merbe
felbigen mit ader Srcue unb gleiß naepfepen.
Wod) mirb D. Oaniel Wiögting , Medicus,
megen einiger üerbäd)tigcn Käufer, mo man ©tu*
beiden einjiepe, befragt, fann aber niept üiel fagen.
©ambtagb, b. 7. guli
mürbe mit bem Wpotpefer Wlbrecpt Wenßliu Oer--
panbelt, megen feirieb WiirgerretptS, bie ©aepe aber
niept jum Wubtrag gefommen.
gerner giebt ber Wcftor Universitatis ber
©cplagpänbel p alb Wericpt, baß ein Studiosus
©eip genannt, melcper ^>einrid)b oon ©tein Ober*
ften (?), Stipendiarius oott iöaltpafar dftoferit,
einem ©epreiber oon ^errenberg (meld)er ber Uni=
oerfität nit jugetpau) oermunbet morben, babei ge=
mefen M. Sattpafar dJlofer fein fetter unb ber
Säger (bie beibc Studiosi feien), meldie oon ipm,
ffteftore, erforbert morben unb fid) befunben, baß
fte betbe nit baran fcpulbig, gleicpmopl ber laesus
fürgegeben, bec studiosus dliofer pab feinen 3a etter ,
ben ©epreiber, pieju angereijt, rcelcpeS aber er nidjt
geftepen moden. Oiemeil nun in ©iplagpänbeln,
menn cß nit atrox vulnus, bie ©traf §um dteftorc
ftepc, bie Statuta aud) barin auf ein muletam
pecuniariam 50laß geben, fei für ben Senatum
nid)t£ gebracht morben. Ob unb mic fte fiep feit-
per mit einanber oerglicpen paben, fönne er nit
miffen, ipnen aber oermclbct, baß Senatui bie ge«
biiprenb ©traf nod) oorbepalten fei. Oie anber
©cplagpanbluttg fei alfo gefepepen, baß §an§ Seon -
pari Colmar, Studiosus oon (Sßtingcn, in trunfencr
3Beiö auß ber ©aß Scumbum Haup, einen aubern
Studiosum getrujt unb au^geforbert, meld)er glcid) =
mopl ipn abtpäbigen moden, pabe nid)tö mit ipm
ju fd)affen. Oa er aber mit bloßer 2öepr ipm,
Haufi, immer jugefept unb bie ifiaepbarn jum genfter
perau« gefd)riccn, fid) $u mepren, er möcptc ipm
fonft an Seib unb Scben großen ©(paben tpun,
pab er ipm gteid)mopl anfangs mit bem SBepr in
ber ©d)eibe oerfejt, enblid) aber ausgewogen unb
im erften ©treiep ben ©diaben unb SBunben itber
bic dJiaßcn jugefügt. 3Seil eS nun atrox vulnus
unb für ben Senatum gepörig, man aber ^biöpcr
(angefepen ber 33olmar nod) nit peil gemefen unb
erft bei 14 Sagen mieber auögangcn) ni^tjit panbeln
fönnen, fode (menn man uad) ber Wifitation fJJhißc
unb Seit pabe) bie ©ebiipr fürgenommen merben.
D. 3 0 p. ©eorgiuS ©igmart
(^rof. b. Speol. u. ©tabtpfarrer)
fo erft lejten Wbenb fpat aus bem Bedcr Sab peim-
gefommen, antmortef auf ^Befragen : er lefe in ber
90
2öocf)c 2 mal, am Freitag unb ©arnätag, lefc ba«
Compendium Heerbrandi, fei im loco de Con- j
jugio, bei bei* lebten ©ifitation fei er in loco de
Fide gcmefen. .jpat fjernad) feine J>efignation
feiner Lectionum übergeben. ©r biftierc unter
meilcn, aber nit ade Lectiones, e« fei beim ein
difficilis locus, gef<hef)e e« auf eine ©tunbe.
Surbe i^m gefagt, er fode nit jubiel biFtieren, ba
fonft bic Studiosi nit fleißig aufmerfen. 3Bei§
feinen Sectarium ; e« feien bor ber 3eit borhanben
gemefen, aber meggejegen. ©ie Studiosos be= j
treffenb Fonne er im ©ommer (weil feine Äammer
hinten in ©arten ge^e) nit biel hören. Slber im j
hinter ßntre er etman aderljanb Unruhe. ©ei
meuig ©Soeben fei ber bem ißfarrhau« ein großeö
@cfd)rei unb Unfuljr getrieben morben, barunter
neben ben ©tubiofen auch £>anbmcrF«gefeden ; gefeit
glcidjmol)l 2 ©Säditcr ^erum, müffen aber gute
2Bort geben, benn fie fonft ettoan ju fd)tt>acf) tbären.
Stadjmittag« mürben bei* Ober* unb Unters
bogt mit 3 ©urgevmeifiern bor bie ©ommiffäre
bcfd)iebeu unb mit teilen ber^anbelt. 3unäd)ft
megen ©cfdjmerben, bie fie borgebracht, fo betr. bie
beutfdje ©Aul, mürbe ihnen erflärt, habe ein Unis
berfitätöbermanbter 93iad)t fein itinb, fonberlid)
menn er e« bie principia latinae linguae lernen
laffen mode, einem anbern an^itbertrauen. ©etr.
ber ©tubenten Unfu^r bei Stad)t ermahnt, eruftlidje
2ßad)t zü befteden, fagten fte, baff bie Studiosi
biömeilen gar bermöljnt unb mutmidig feien, mie
neulid) morgenöfrüh etliche an ben Stofchirten SJtuts !
miden gelegt unb if>n gefd)lagen haben, ferner bem
©ürgermeifter Äünlin bie genfer eingemorfen. Stun
modelt aber SteFtor unb Stegenten nit, baff man
<£>aub an fie legen fode. ©Surbe il;nen gefagt,
mann ein Studiosus bei Stacht alfo in Ungebühr
ergriffen, foden fie ihn eittjie^en uttb gegen Jag
bem SteFtor überantmorten. ©tod'heimer« halb ift
artd) mit ihnen gel;anbelt morben, ba§ er Studiosos
b erführe. £)aben angejeiat, fte modtcu gern, baß
er an einem anbern Ort märe. ©on berbäc^tigen
Jpäufern hat man aud) mit ihnen gerebet, mit ©es
fehl Stad)frag ju halten unb foläje Stefter abjus
jch affen. ^>aben bcrmelbet, e« fei ihnen nicht«
miffen, möchten aber leiben , SteFtor unb Stegenten
träten ihnen admegen bor. folgen ©ad>en ©erid)t,
modten fie gemißlic^ gebiihrenb« ©infehen« thun. —
©Seil aud) ber ©Sirt halb großer SStangel befunben
merbe, baff fie bie Studiosos entziehen unb ihnen
biel aufborgen, hat mau ebenfo mit i(jnen bie Stots
burft gerebet, etman unberfehen« ber ©Sirt ©djulbs
büdher ju befid)tigen. §aben fid) beffen erboten,
bod) e« fei borl)in nid)t« an fie fommen. — ©on
megen be« Äirdjlein« bei ©t. $aFob jur Slnatcmtc
ift aud) mit ihnen geljanbelt morben, ba§ man auf
eingenommenen Stugenfdjein Feine anbere ©elegen:
heit ba$u ftnben Fönne. ©Seil nun unfer. ©n. gürften
unb Jiperrn üDteinung, baß man neben bem Studio
Medicinae and) Anatomiam ejerciere, fei ber
©ommiffarien ©egel)i*en, Universitati fold)e« föirdjs
lein gegen einen Sieber« ju foldjeni ©ebraud) miber=
fahren ju laffen. J)ic bon Jumingett brad)tcn burd)
ben ©berbogt für, fie haben bi«hcr ba« Sllmufen
barin mödjentlidj au«gebert, nid) töbeftomeniger ber
Uniberfität bemidigt, ba§ mau ihnen admegen, menn
fie ein Anatomiam halten moden, auf ihr Begehren
räumen, aud) geftatten mode, ba§ fie gu ben not=
menbigen ignfirumenten Säften machen unb c« ber:
gütlern mögen, J)od) foden fie einen Steber« geben
unb il)nen bie übrige 3eh ben ©ebraud) jum Sil*
tnufcit nit bermchren.
Dienebcn finb auf biefen Jag 2 ©efel)l, einer
an D. ^)c erb rauben, ©robfien unb Cancella-
rium (baß er an ben beebeu Jagen, ba er nit liefet,
nit adein bie ben Theologis, fonbern aud) ben
Slrtiftcu etman in bie SeFtion gehe), befjgleidjen ber
anbei* an D. Stielaugen ©arnbüler (baß er,
meil er ber SeFtur mit ©naben erlaffen, ben jungen
Professoribus Juris in ihre Lectiones gehen, aud)
ihre Concepta munbieren unb amenbieren fode)
berfer tigt unb ihnen jugeftedt morben.
©ountag«, b. 8. 3uli St. * SR. üerfcfjiebene
©erhanblungen im ©ebenljäufer Jpof, mo bie ©oms
miffärc legtet ten , fo megen ber Stedjnung be«
©Dnbifu«.
SJtontag«, b. 9. $uli ©. = 93t. S3erhanblung
be« Sanbprobften unb be« ^ofprebiger« mit bem
©ud)hänbler J5omponhi«, ber eine ©rFlärung über:
geben, — ©egenftanb nicht näher bezeichnet. SJtan
hofft, ba§ er möge burd) ©otte« ©nab gemonnen
unb informiert merben.
Stad)mittag« Söefidjtigung ber Stegiftratur unb
SibliothcF ber Uniberfität unb ber ©ramppfd)cn.
J)arauf nod) 33erlefung be« Stejeffe«, ben bie
©ommiffäre zurüdgclaffen. ißerabfihiebung mit um--
ftänblicher J)anFe«: unb ©rgebenljeit«bezcugung be«
StcFtor« im Stamen be« ganzen ©enat« gegen ben
gn. gürften unb ^>errn, al« Patron unb haften:
bogt, ber fo gtiäbig für 3lufgang, Stufen unb
2ßo£)lfaf)rt ber Uniberfität beforgt fei, unb gegen
bie Herren Commissarii. J)iefe reiften noch ben:
felben Slbetib nach ©ebenhaufen ab, mo fie mit bem
Prälaten D. ©berharb ©ibenbad) noch eine ©er»
l)anblung hatten.
91
3>t e gleuf finget ^ittri^ier- unb ^mgcrgefdjfedjfet' fite jur ^{efonmtfion
©an ®f|ßxxtatr JÜn1|im in Stuttgart.
(3fortfefcung).
563. Saubctt berge r. ©ic Retinal ber Familie ift (Sonftanj unb (ie beanfprudftc, non ber
abltgen Familie non Sau&en&erg abjuftammen. ®ic Stammtafel ber Unteren ift nadj ©abelf Otter:
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B.
£art§ So ad) im,
ejus uxores
[. SJtargretpa Don
S a ltb a to, II.
9J!aria ©pätin
de ©ul^fiurg
cum dote
200 ©ulben.
9tata,
aim de
ij» o r n ft a i n
nupta, unde
nihil.
9Ji ableit,
obiit 1529,
ÜBerutjer
© d) e n d e n
de © t a u f=
f e ii 6 e r g
nupta.
©leoppc,
Simperten de
grepberg
3U SJtnteP
fingen nupta.
©alotne.
©ebaftiaito
de Üi a 3 e n-
r i e b
nupta.
2Inna,
Sobanit
Utridjeu de
© i r g e n-
ftain nupta.
1
©afpar,
ejus uxor
©tifabetp
9J 1 arjd)äl=
d i n ton
93 a p p e n-
p a i in.
l
fölablen.
2
2Inbrea§ ju
SBerentoag.
©r ift in gro =
per 23erbitte=
rung g triefen
gegen fein
SBrnber $jan§
SBaltern,
obiit 1579 vel
ante, ejus
uxor ©lifa»
6etI),§errUb
ricf)§ Don
© d) e 11 e n*
6 erg filia.
C££)rtftopf)o*
ril§, anno
1549, Tubin-
gao, a Tur-
cis in Unga-
ria oceisus
(strangu-
latus).
©eorg,
anno 1549
Tabingae
Studiosus,
fßfätaifdjer
ipofmeifter.
Sfllagbalena,
virgo.
l
1
1
2
£>an§
Dtata,
Sluita,
®taria.
311 fDlainbad)
obiit virgo.
'panl§ de
fßpilippo de
obiit 1584,
Srepberg
Saubetiberg,
ej us uxor
nupta.
baroni
2Inna de
nupta.
S3u 6 c n p o t) e u.
jopann Sofl4)'ht,
SDlargretp,
Soonita,
rbiit adolescens.
obiit
quae nupsit
20. ütoöember
1. ©afpar
1582,
de S r e p=
aetatis 17.
b e r g, qui
obiit ante
nuptias, 11.
SPpitip 3Berit=
ber de
Srepberg
1602 [1601).
2 2 2 2
9tatu8,
obiit puer.
Soadjim,
ejus uxor
Joachimi de
Husen
ex matre de
Freyberg
filia.
©lifabetp,
aim © dj e n=
den de
©tauffen*
berfl 311
SBüIftingen
nupta.
3o§
3U 8auben=
berg ejus
uxores I.
©lara
SS ö g i i n de
Siiinine:
r a tn, II.
SDtargretp
»on $ufen.
1
2
2
3oad)int.
SDtaria,
Ülnita
obiit 1582
(? 1589),
öetnrico de
3B e r b e n-
jt a i 11
nupta.
Jyoauni,
ßltboöico de
© perb er§=
e d nupto
1577.
©afpar 311
SBcrcntoag
1579, ejus
uxor 99ar=
bara de
© f f e n b o r f,
unde nihil.
SRojimilion,
qui obiit
infans anno
1589.
2
Gajpar,
obnt puer.
Sßpilippnä
93aperifd)e'
tgofmerftcr ,
aiifjbiffeii,
obiit 1589
4. Julii stj
novi, eju
uxor Soflhl
de Saube
b e r g,
Soanniä i
©teinbadj
filia.
©lijabetp
Slnna,
obiit virg
anno 160
aetatis 18
ferner gie&t ©abelfimcv nod) eine anbere Siute:
$err ©onrab Saube uberg 3»
alten Saitbeuberg, ejus uxor
©tifobetp de ©llnpo b e n
£>err ^aimücE)
Ejus uxores
I. de SEBper,
II. de fRoten»
ft a i it
§ermann,
ejus uxor
©lijabetp de
33 u 6 )d p I.
Stgatpa,
EBietpegen de
©uetenftain
nupta.
Sriberid),
2Ibt 311 ftempten,
prudentissimus,
electus 1405,
er lebt nodj 1482.
uub ernannt Conradt de Laubenberg, Sogt
ju 2BoIcfen6erg, ejus uxor Madien de W er¬
de n s t ai n, quae anno 1420 maritum habet
Hermannum de Heudorf.
3n ber ©djloffEapeüe ju 2Bercnmag tm SDonau*
tfyalc finb üerfd)iebcne ©lieber beigefe^t. 2)aS
fßappen ber t>. Saubenberg mar „in 9tot brei
fdfräg geftedte, mcijfe Sinbcnblättcr. £>elm: roter )
©pil^ut mit golbenem Sluffdjlag unb Änöpfc jmifdjen
meinem ftluge" (audj .fpcltn : meiner glug auf
golb aufgefd)lagencm roten Jpute ; ^elmbecfen: rot-
meifj). 2)ie ©ebriiber ©afpar unb ^3^ütpp ooit
Saitbcnbcrg (fiefje ©tamrntafel) erhielten d. d.
fßrag 28. ©cj. 1588 ben fRcidigfrctfjerrnftanb unb
bie fßemtHigung, ftd) nad) ben $u ertoerbenben
©ütern nennen gu bürfen, fobann aud) 4 Sinnen
räterlid)cr unb mütterlicher ©eite.
^er erftc, ftcfcer beglaubigte Saube uberger
ift ©f)riflopt) Saube uberger. lieber feine
^amiltenüerbättuiffc berichtet bie auf ber föniglidjen
öffentlichen ißibliot^eE in Stuttgart befinblicbe Setd)en*
prefeigt feinet ©oljneg foIgenbeS: „Christoph
Lauben berge r zu Costnitz l) erzeugt, liat,
obwol (er) daselbst fürnelime, wolvermögliche
Eltern und von denselben neben seinen Ge-
9 3ra ©tabtardjio gu Äonftang fanb ftd) nur bie
9totig: 1476 item Agnes Lobenbergin dieNä-
gerlin ist burgerin worden, gitt (gibt) 1 Gulden bar
quarta ante Thomao apostoli.
93
c.
2
©ibiHa,
GatoTuS,
TOauritiug,
§an§ 2Bat=
nS 28al=
äBattbern de
1553 Tubin-
anno 1 552
rtjer sunt
, Glltoan--
$ 0 f) e u e cf
gae, Juris
Tubjngae
Saubenbergec
)er 2!ntpt=
juSSÜgnupta,
utriusque
cumfratribus
Stain, 8}ogt
amt 311
qui deinde
doctor , ejus
Carolo et
31t TOarborf
tnenburg.
duxit ®aPib
uxor 35ero=
Leopoldo,
anno 1562,
us uxor
S8 a lt m=
nica bon
ejus uxor
billa de
gartnerS
»iot.
©ibißa, @e=
• d) b e r g.
filiam.
orgii Don
San§
SRata,
SR e dj b e r g
SBilljelm,
nupta aim
3it Gronbnrg
ejus uxor
9t a g c I
filia.
Urfula
d e
TO ii n d) i n
©irmftain.
non Sft o f e n-
6 erg.
* £uXltI
Sodann
gerbinanb,
©atibenj
£>anl 2en=
§elena,
ejus uxor
anno 15>9,
polb, anno
nupsit I. SBaltfja*
Gmerentiana
obiit coe-
1552 Tabin-
far Gitgetparten
de Ijjufen,
Joaehimi
soror, quae
post nup8it
baroni a
G r a v e n-
e c k. £err
Sffiitfjetmg )
filio.
lebs.
gao, ejus
uxor Goncor=
bia, Sacobi
SR c 1) l i n g e r
ju Seber
filia.
2lbe[ntann de
81 b e 1 m a n n %-
f e i b e n 31t
6d)ed)ingen
II. SBaltpafar gri=
bfrid) £ a to c r 11
de jjiotjenberg
.ebrid) 31t
TOargreti),
Gonrabt,
aigatfja.
3acobu§,
Gl i (ab elf),
9tegina,
erenroag,
Gonrabt
SEeutfd)
obiit virgO
obiit coelebs.
apud conso-
obiit in-
it coelebs
Jebr. 1629
P
5dE)ruen=
tingeit.
§ainrid)en de
Gl) enl) aim
ju ©epern,
Conradi ex
Susanna de
CrbettS
(Marianus
eques).
beti §err
ipugcn de
'Jiedjberg.
brinum
gingen oon
IR ed)b erg.
nupta.
Weindingen
filio,
Engelharts
nepoti (Con-
radi sorores
nata de
Gundels-
li a i m et
Susanna,
uxorsecunda
dess de
Hi ruh aim)
nupta.
UtricE), Gre§centia, Gatftarina, griebricb, 2lnna,
iit puer. Garolo de obiit. obiit puer. obiit
gf r e ^ 6 e r g
de ;H o r a n>
nupta.
schwistrigten ein namhafftes zu gewarten ge¬
habt, er sich doch solches alles nicht auf¬
halten lassen, sondern, sobalde ihme der Herr
einigen Schein von seinem damalen bereits
hellleuchtenden Licht des Heiligen Evangelii
vergönnt, ist er solchem zu völliger Erleuch¬
tung zu gelangen eyfrig nachgefolgt und hat
darüber Yatter und Mutter, Bruder und
Schwester, Häuser und Aecker, Gut und
Gelt willig verlassen, hat sich nach Reut¬
lingen begeben , um sich daselbst zu dem
allein seligen machenden Heiligen Evangelio
öffentlich zu bekennen, allwo er dann auch
wol aufgenommen und sowolen mit einer guten
Condition, als einer fromm ehrlichen Heurath
wol versorgt worden. Herzog Ludwig (oon
Württemberg) hat ihn zum Präzeptor und Or¬
ganist nach Calw verordnet. 2 *) Er hat sich
wieder hieher (nad) Reutlingen) begeben ; auf
2) (£r mar (SoUaborator in Sahn 1579-1582-
('-Binber, ®ird)en= itnb Setjrämter, 8. 896.)
anderwärtige Yokation ist ihm sein übriges
Leben die Schule vollends consecrirt. 8) Er
starb 1611, vermählt mit Magdalena Sch ö Il¬
horn.“ ©eine Äinber mären : 1. ©ebfjarb, geb.
5. $an. 1587 in Reutlingen. 2. 5J3fyilipp llfrid),
geb. 3. (2.) gebr. 1590 bafclbft. 3. SRagbalcna,
geb. 2. ©e».. 1591 bafelbfi. 4. ©regoriuS, geb.
17. 3Rär^ 1593 bafelbft. 5. ©fjriftopl) unb mobl
aud) 6. 2tnna Saubenbergcr, bie 1605 in
Reutlingen mit 3R. ©onrabuC 9R c r b o b ber=
mäblt mar.
©ebl)arb mürbe am 11. ^uli 1610 Rtagiftcr
in Tübingen4) unb mar bis 1628 Pfarrer in
Slalcn, 1629—1632 Pfarrer §u ©ruibingen. 5)
Cf)riftopl) (aud) 3>of)ann Gljnftopl)) Saubenbcrgcr
mirb 28. 3uli 1610 urfunblid) ©d)ulmeifter in
3) Crusius über paraleipomenos, 8. 59 nennt 1596
SljriftopI) S a u b e n 6 e r g e r Constantiensis, öcholae
moderator in Reutlingen. Sr fjeiftt and) ißronifor.
4) Sammlung alter ÜRagifterpromotionen, 8. 23.
5) SBinber, eit. loco, 8. 634.
94
föirdpcntellinSfurtp genannt, maö er 1606 ntfd)
nicpt mar (©t. 21.). ^3J>ilipp Utrid) mar nad)
feiner fd)on ermähnten Seidjenprebigt am Stcphnefp
SIBcnb 1590 geboren. „Bei ihm hat man bald
in der Blüthe seiner Jahre ein feines, fähiges
ingenium und gute Gemüthsgaben bei ihm
verspüret. Sein Vater hat ihn durch seine
Information so weit gebracht, dass er 1606
die Universität Tübingen bezog. Anfangs
famulus, dann pincerna im fürstlichen Stipen¬
dium hat (er) sich so fleissig und gut erwiesen,
dass von seinen Vorgesetzten lieb und werth
gehalten. 1608 (mürbe er) baccalaureus, 1610
magister artium (lefctereS ift nid)t richtig. 9iad)
bcr ©ammlung aller 9Ragiftcrpromotioncn ©eite 25
mürbe er 17. ^ult 1611 in Tübingen 9Ragifter),
hat das Studium theologiae hierauf ergriffen,
(mürbe) 1612 Diacon in Aalen,“ oermaplte fiep
1612 mit ©atparina (f 1635), ©odftcr Sßaul
9tober er’S, ©cprannenprccuratorS ber £anbf<paft ju
©rab in ©tepermarf, 3* U- ©octorS. 1627 tlagtc
ber Vifcpof ooit 9lugSburg beim föaifer, bie ©tabt
Stalen fei gegen ben Vaffauer Vertrag nnb 9telb
gionöfrieben erft fpäter reformiert morben. ©r
forbertc oom ißrobft ju ©Omangen bie 2Iuffietlung
eincö fatpolifepen Jh'icfterS. 3|m 1628 er--
fd)tcn 31t 2lalen eine faifcrlicpc ^ommiffton, mclcpe
unter Slnbropung ber faiferlidfen Uttgnabc unb, ba=
mit nicpt Äemmiffarc erfdiienen mit ©djmert unb
©pie§, oerlangte, bic Viirgerfcpaft fodte jur alten
Jieligion jurüeffepren. ©ie eoangelifdjcn ©cifiltcpcn
fohlen bie ©tabt fogteiep r erlaffen unb ein mitge*
brad)ter, Eatpolifdfer ^ßriefter 9J?. ©. ©imon auS
©Umangcn als Sßfarrer eingefefjt merben. 9lud)
ein Eatpolifdfer Kaplan folgte halb, ^nbeffen blieb
meitauS bcr größere Seil ber Vürgerfd)aft eoaitgelifd)
unb ber ©pitalftabel mürbe §ur ^Xb^altnng beS
eoangelifdjcn ©otteSbienfteS pergeridptet. ©oep im
2luguft tarnen micbcr faifcrlidje Äommiffaricn, unb
fept muffte bcr eoangelifdje Pfarrer ©eBparbSau?
beit Berger bie ©tabt ocrlaffen.6) ©er ©tacon
ijSpilipp lllricp Saubcnberger fatn am 24. 2lug.
nad) Oteutlingcn. ©ie Seicpenprebigt faprt fort:
„als die leidige Reformation (b. I). ©egemefor*
mation. ©. 9t.) im Reich auch 1628 die Stadt
Aalen betroffen und ihn als Diaconus daselbst,
hat er vor seinem Bruder , dem damaligen
Pfarrer mit Thränen seine Kirche und Zu¬
hörer, denen er als treufleissiger diaconus in
die 17 Jahr an dem Wort Gottes gedient,
verlassen, hat mit Weib und Kind fortwandern
müssen, hat sich allher begeben, wo die
Pfarr vacirte. Vom Rath dazu berufen, hat
er das Amt und etlich wenig Jahr das Decanat
eines capituli Reutlingensis bis 1657 getragen.
1635 verlor er seine Frau (bie tpnt 8 ©öffne
unb 5 ©ödffcr gebar) durch die damalen gras-
sirende Seuche.“ 29. Januar 1636 peiratete er
6) §. Sauer, öefcl). o. Stalen, ©. S3.
©citeocfa (gcb. 1603 in 9Jicpingen, f 21. ^uni
1660), bie 2Bitme beS ^opaitn Veft, ©iaconuS
ju SOtepingen, unb ©oepter beS §anS ©aoib
©eptoarp, VürgerS unb ORcpgerS in URepingen
unb bcr 2tnna ©cp inner. 9J?it ipr, bie iptn 1
©opn unb 4 ©ödjter gebar, pat er in bie 25 ^apre
„gehaust.“ 1661 peiratete er 2tnna 9Rargaretpe
Vartpolf auS SBatSrobe im gmrftentum Süneburg,
SBitme $opann SMcpior ©i lg er’S, ©ornetS unb
ÄönigSbronnifcpen ^ofmeifterS, bie 27. 3ar>- 1674
als SBitmc ©amuel ©er lad), ©iacon in 9Rarf:
gröiiingcn peiratete.
©urd) bie gepäffige Verfolgung feines 2lmtS=
bruberS Vantlin pat fiep S a ubenb e r g er, bcr,
mie fein ©opn, ein edftcr ©emagog mar unb burd)
©dpmeicpeleien unb Sicbebiencreien fiep bie ©unft
beS VolfS , auf beffen VSapn in Vetreff ber §epen
er einging, namentlich aber ber ipm unterteilten
©cputleprer oerfdpaffte, ein menig rüpmlid)eS ©enf*
mal gefept.
©r pinterlieB Bei 120 ÜRadjfommen. föuq oor
feinem ©ttbe pat er noep am „oerfepienenen ©onm
tag" geprebigt oom ©ocpterlein ^airi, mürbe aber
am 2I6enb mit fepmerem gdujf unb ©epmaeppeit
peimgcfudjt unb lag ftitt ju Vett. 7) 2lm fclgenben
©ag, 9RontagS 18. 9Ioo. 1672 9tacptS jmifd)en
11 unb 12 Upr, als er nid)t ooU 24 ©tunben
franf gelegen mar, patte er einen fanften ©ob.
„Den 21. Nov. ist er begraben worden. Auf
einem Zettel hat sein Herr Sohn, Joh. Philipp
Laubenberger, Bürgermeister und Buch¬
halter folgende Anstalt gemacht [so auch alles
ist ins Werck gesezt worden. Umb 8 Uhr,
wie gewöhnlich, hat sich die Leich angefangen
und umb 1 Uhr ist man noch in der Leichen¬
predigt in der Kirchen gewesen, hat über 5
Stund gewehret]: auf seines Vatters seligster
Gedächtnus Begehren sollen die Musicanten
vorm Hauss musicirn. 1. Allein nach Dir,
Herr Jesu Christ, 2. Wer Gott vertraut, hat
wohl gebaut. Dise beide in der Kirchen zu
musicirn: 1. herzlich lieb hab ich dich (vor
der Predigt), 2. wass mein Gott will (nach
der Predigt). Vor der Leich choraliter 1. mit
Frid und Freud, 2. mein Wallfahrt, 3. nun
lass uns den, 4. ob dem Grab: in Friden Dein.
Und bey disem lezten Gesang ist Herr Bürger¬
meister Jjaubenberger selbsten bey dem
Grab gestanden und zugeschaut, wie man den
Leichnam ins Grab lege, auch offt mit dem
Todtengräber geschwäzt, auch ihn gefragt:
7) ipoffftetter mclbet in feiner GproniE (©eite 745):
„Sonntag den 17. Nov. am 24. Trinitatis von des Jairi
Töchterlin hat Her 31. Philipp Laubenberger
seine lezte und gleichsam ihme selbsten seine Leich¬
predigt gehalten; denn am Abend hat es ihm mit einem
harten Gefröst angewendt. Montag früe war er sehr
krank. In der Nacht aber zwischen 11 und 12 Uhr
ist er Todts verblichen im 83 Jahr seines Alters, nem-
lich eben an dem Tübinger Marckt ist er gestorben
in der Nacht.“
95
Jacob, wist ihr nicht, dass das Grab so tieff
soll seyn, als lang der Mensch ist-, mein Vatter
ligt nicht tieff genug. Yor der Predigt in
der Kirch choraliter 1. Ich hab Sach Gott
heimgestellt (ganz aus), 2. wenn mein Stündlin
(N.B. mit allen 5 Versen ganz ab).“ 8)
fRicpt nur ein glanjenbeß ©egrabniß erhielt
Saubenberger. Slucp bie gebrudte Seicpeitprebigt bc=
weift baß pope Slnfepen, baß er genoß, ©eu ©er=
ftorbenen befangen ber 76{äprige föanjler ber Unb
tierfität ©übingen ©obiaß SB ag n er, beß ©erftorbenen
©opn 3>op. Ppilipp Sau Ben berget, Pfarrer
Sprifiof Stißlin in 'Reutlingen, Dr. Srparb
SB neuerer, ©tabtpppficuß bafelbft, SSopann ©eorg
Jpegel, ber ©cfan beß Sapitelß unb Pfarrer ju
Sningen, 3>opamt 3>acob $iid>er' Paftor in Reub
lingen, ÜJiagifter Slnbreaß ©aur,9) Paftor in Slidj,
^o^ann ^onrab Sgen, Pfarrer in ©empfingen,
3>opann ©rantmlidf, Pfarrer in ©onbelfingen,
3iopann ©artpolomciuß ^)agg, Pfarrer in Pful =
lingen, 3>op. Philipp ©epaat, ©iaconuß in Reub
lingen, ^acob ©tenglin, Spector, 3>opann ©aur,
Praceptor bafelbft, 3>opann © d) n maep er, Pfarrer
in ©epingeu, 9Rarc. 50t aur, Paftor in SBannweil,
©teppan .fpainlin, Pafior in ©ronnweiler, Ulrid)
Pfenning, Paftor ad St. Petri in Reutlingen,
3Jop. Ppilipp £>egel, Pfarrer ju ©amm, 3>op.
©eorg e g e t, Pfarrer §u ©öpringen unb gainingen
(Saubenberger’ß Stbam), Safpar © d) elliug, Paftor
ju Neuffen, $. 3>acob Äur p (Saubenberger’ß Stbam),
3iopann Ruff, ©icar ju Slid), ©abriel Jpegel, l
©icar ju (Sningen, Ppilipp ©amuel Jturp, Sodas
borator jn ^Reutlingen unb ©rganift, Subwig Jpeirn
rid) filier, stud. theol., 3|op. SBilp. Sngel, $op.
£>einr. Pf äff lin, stud. theol., Sfopann ©djor,
collega latinae scholae, 3sop. Sonrab Äöngott,
ber peiligen ©dprift ©efltffener, 3iop. ^riebr. Sonj,
stud. theol., Bacpariaß ©taug lin, R. S.
S. ©., ^opann Äurh, collega scholae unb ©r=
ganift, 3>opann ©eorg Äeppelmann, ©iaconuß
in Neuffen, Saurenij jpoffft etter, 3>op. ©reu*
lin, ©cpuöeprer ju Reutlingen, Snotp ©diu-
madjer, phil. stud., 3>op. 3>acob Sifenlopr,
phil. stud., $opann Spriftopp Snß lin, alumnus.
Spriftopp $alb f epl, stud. theol., ÜRattp. Scg:r,
phil. stud., $|aac Sift, ©ubbiacon ju Reutlingen
unb 3Jop. Siacob SButpcrer, progener.
Slm 25. Slug. 1675 lieg ©ürgermeifter unb
©berfteuertierwalter, Prafibent beß Äonftftoriumß,
$op. Ppilipp Saubenberger feineß ©aterß epi-
tapliium in ber 2Rarienfird)e aufpängen,
©er fopoep geehrte ©eiftlicpe 10 *) patte tiielc Äinber
a) auß erfter Spc :
1. ©abriei, geb. unt 1613,
8) §offftetter, ©. 746.
9) Reuttling-ensis, magiftriette 12. 3lng. 1640, ißaftor
ju Spöfner * 9leubau§ 1648-55, ju S(id) 1655—1680.
(Sammlung ©. 129).
10) 9Ran tiergleidfe über il)n ©agier II, 78, 113,
116, 174, 205.
2. ,3 M;. J>l;ilipp, geb. 1614,
3. dtegine ©arbara, heiratete 6. ^uni 1638
3ol;. ©eorg J^egel, Pfarrer in Sningen,
4. ©imot^euß, geb. in fReutlingen,
5. Sinne Satljarina, heiratete 18. Slug. 1647
3ol). 3ac°l> Äurb, Kaufmann in Jteutlingen,
6., 7., 8., 9., 10. fünf ©ölpie, j friil;,
11., 12., 13. 3 ©öditer, f frül;.
b) auß jweiter Sl;c :
14. Slnna SRaria, geb. 2. ^ait. 1637, l^eb
ratetc 24. SJiai 1654 ÜRagifter ©eorg Sonrab
©c^ließnecf, ©iaconuß ju Pfullingen,
15. SJiaria SRagbalena, peiratete 15. gebr.
1658 Stteldfior ©d)mib,
16. ©alome, heiratete 3. ©ej. 1662 SJiagijter
Safpar ©d) elliug, ©iaconuß ju SReuffen,
17. jpelene, peiratete 1. Stoo. 1669 3°Pann
©eorg Äappclmann, ©iaconuß ju üReuffen,
18. ©o^n, f früh-
©abriel Saubenberger würbe am 10. Slug.
1631 SRagifter in ©üb in gen u) unb war 1635 biß
1645 Pfarrer in ©d)ornbadf, £).SI. ©d)ornborf.12)
Sr heiratete 16. Slpril 1632 in fReutlingen SIpoP
lonia, ©ödster beß Safpar äße hei. ©eine Äinber
waren 1. Slnna Slifabetl), geb. 23. 3>utd 1633,
tiermahlt 24, Slpril 1650 mit ©eorg f^-inff),
©cbaftian’ß ©o^n, 2. HRaria Savarine, geb.
29. 1633, tiermäl)lt 22. 3Rai 1667 mit
fjopanneß So b mutier, 3. Philipp ©uftati, geb.
7. 5Rod. 1634, 4. 5?inb, geworben 1635, 5.
Slgneß Suphrofpnc, tiermähtt 9. 3Rai 1660 mit
Shriftoph Pö pring er. ©imotheuß Sauben-
berger, ©abriel’ß ©ruber, würbe 23. f^ebr. 1648
äRagifter in ©übingen13) unb war 1650 — 1652 ©cj
fan gu SRehingen.14) Sr würbe 14. 3Rai 1652
ju ^eibelberg ealtiinifeh, aber 1659 römifcp fatho=
lifd). Sr feprieb „kohlschwartzes Lutherthum
und catholisches Pabstthum,“ „warum willt
du nicht catholisch werden?“ „ Instrumentum
pacis ecclesiasticae ; der Augapfel der prote-
stirenden Stände; die Augspurgische anno
1530 und Leipziger anno 1631 gehaltene
Religionsconferenz.“ Stadjgehcnbß wollte er
burd) bie ©d)rift „catholisches Danke dir Gott“
beibe Sonfeffionen mit einanber tiereinigen.15)
Sr fämpffc unermüblid) gegen ben Proteftantiß^
muß. ©em proteftantifd)en Äortholt, ber be^
pauptet patte: „der Papst ist der wesentlichste
Teufel, satanissimus,“ unb beffeu ©(prift auf
ber ^ranffurtcr SReffe mit ©efcplag belegt würbe,
trat er mit einer ©(prift entgegen, ^ortpolt'ß
Srwiberung patte eine neue ©eprift S a u b e n*
n) ©amml. aller SJiagifterpromotionen, ©, 91.
12) Slinbcr, cit. loco. ©. 268.
lS) Sammlung aller SRagifterpromotionen, S. 157.
14) ©inber, cit. loco S. 7G6.
1B) Sücper, allg. ©el.=£ejifon II, 2298.
Berger’ 8 über biefen ©cgenflcmb jur ftolge. 1G)
©te wettern ©d)id feile beb ©imotpeug Sattheit*
b erg er ftnb unbekannt. Eiacpricpten über ipit ftnb
crmünfdft. ©ein ©ruber 3opann Vptltpp, geb.
1614 in 2lalen, ift ber bcbcutenbfie ÜJiann feiner
16) Bäfj, bie Gonbcrtiten 7, 142—155, ein fepr
intereffanteg, leiber auf Btbliotpefen fetter augänglidjeS
28er!, ba§ unter anbernt 6, 72—73 bie Biografie
§ex'äog§ Boberid) non Württemberg (f 19- SRod.
1651), 6, 457 bie JperjogS Ulrich D. Württemberg
unb 6, 458—462 bie bon beffen ©oepter SRaria Elntta
(f 1693) giebt. ©. 462 ibirb ein Schreiben % bau
©antareTg, 3eflUtenprobincialg ber probins ©pam*
pagtte unb Sotpringen, d. d. 2pon 30. ERaer-j 1692
mi'tgeteilt : ..unter seinen Fürsten zaehlt dies liaus
(nemlicp Württemberg) auch einen Papst, Leo III., der
im December 795 uen paepstlichen Stuhl bestieg.“
3n 28ir!tid)!eit mar 2eo III., ber bom 27. ©ec. 795
big 11. Suni 816 ipapft war, ein Börner. ©iefe ©age,
f pmie bie Behauptung, bag benetianifd)e BgbüL©e*
jcpleipt ber 2 an bi, ftannne bau ben ©rafen bon 2 an*
bau, mürttembergifepen §aufee> unb bie 1776 bmt
greiperr 3ofepp ©afurug bon ERalone aufgefieEte
Behauptung, baff er bon einem 1260 lebenben ©raf
Bicparb bon Württemberg genannt ©affurug ab*
ftannne, seigen, meid)' popeg Elnfepen bag §au§ Würt*.
temberg in Stalien genofe. SRan fiupte eine ©pre ba*
rin, bon bemf eiben abguftammen.
ftanttltc. 17) ©cpufter non 23eruf, luurbc er 1654
©icbcner, wag er 1655 unb 1660 and) mar,
1655 biö 1661 mar er 3unftmcifter/ 1662
1664 ©tabtrid)ter, 1665, 1666, 1668 big 1683
fBürgermeifter (5L 21.) unb ftarb 12. ©ept. 1683.
@r mar jebenfaEg ein fepr begabter 2ftanu, nicht
ebne gute ©eiten, j. 23. tolerant gegen Einberg*
gläubige. Ob er ernftlid) au ben ^>epenmal)n
glaubte, beffen er [ich jur Verfolgung feiner poli*
tifcpeit @egner , namentlich beg Vürgcrmeifterg
(gfferenn bebiente, muff bezweifelt merben. Seben^
fang benützte er ben 2lberglauben beg Velfcg jur
©egrünbung feiner ©prannig. 23rutal unb gemalt*
tpätig brad)te er burd) fein Eluftreten bie Eteicpg*
ftabt in unaugenel;me 2luftritte mit betn mächtigen
3!ad)bar 2öiirttemberg. ©ein geitgenoffe
ft etter, ber niept fein ftreunb mar, befd^ulbigt
ipn, baff er fiep unredptmafjiger 2Beife auf Soften
ber ©tabt bereichert hätte. 2Bic meit bieg ber
Bßaprpeit entfpraep, mu§ bahin gcfteEt merben.
17) lieber ipn ift zu Dergleichen ©apter II, 84, 97,
141, 143—145, 147, 155, 157, 165,-173, 175, 177 big
182, 184, 187, 188, 189, 191, 194, 195, 200, 203, 206
big 220, 257, 282-284.
(gortfefcung folgt.)
ü dj e v
3m fOtcbijinifchen ©orrefponbeuz*Blatt beg Wärt* I
temb. äntl. 2anbegDereing, Jahrgang 1896, Brp. 1,8, (
14 23, 26, 27 finbet fiel) eine Arbeit beg unerntüblichen ,
ERitarbeiterg aud) biefer Blätter ©peob. ©d)ön Don
©tuttgart über bie ,,©efd)id)te ber2eibär5te ber
©rafeu unb ^erzöge Don Württemberg", ber
mir folgenbe SRitteilungeu entnehmen, ©er erfte
mürttemb. Regent, Don bem beftimmt nadijumeifen tft,
bau er einen 2eibarzt hielt, ift ber i. 3- 1417 Der
ftorbene ©raf ©berparb ber ERilbe. ©ein Seibarjt war
Bicolaug ©chmerbt aug ©ntünb, bem er in einer uod)
erhaltenen UrEunbe Dom 19. Slug. 1405 Befreiung Don
Steuern, ©epafcungen, Wad)t* unb anbern ©teuften ge*
mährt, mie fie and) biederste in ben Beidfgftäbten be*
fernen. Bon ben Et ersten ber mürttemb. Begatten bor
.flönig gmiebrid), bie ©cpön mit ben itrtunblid)cn Be*
legen nad) einanber aufjäplt, haben nicht wenige ipre
Heimat in Beidjgftäbten, fo tommen in ber 2ifte 1 ©B*
Iinqer, 1 ©ntünb er, 1 patter, 1 SRentminger, 6 refp.
7 Ulmer, l aug Weil ber ©tabt unb, mag ung l)ter
tunäd)ft 'berührt, attd) ein Beutlinger. ©g ift bieg
w u c a g © p e d) 5 a r t. ©ein Bater Stepp au JDar ent
©ol)tt beg Beutlinger ©cpulmeifterg ©onrab Sp unb
©rofnteffe beg ©hfoniften §ugo ©p. ©aft and) ber
Bater Elrtt mar, barauf meift ber Borname ber ©opneg
hin, ber nad) bem Elrjt unb 3'ünger CSt)rifti 2ucaS piep,
©er Bater, EReifter Stephan ©p. mürbe 1410 in 28ten
f d) au.
Dr. med. unb mar feit 30. ©ft. 1420 Bector ber ltni*
Derfität. ©afj er jum ScphtB nad) Benttingen gurücf*
gefeprt fei, fd)liept ©d). aug bem ©rttubheftp, ben er
nad) Urlunben hier hefaft. Elm 18. ERärg 1447 peipt
er in einer folcpcn „felig," mar alfo bomalg geftorheu.
©ett ©opn, 2ucag ©p. finben mir am 14. ERärj 1449
auf ber UniDcrfität ^cibelberg, mo er am 19. 3uli 1451
Daccsil aureus unb am 14. ERärj 1455 ERagifter mirb.
©raf ©herparb, ber fpätere §ergog, ühernapm ©p., mie
eg fd)eint, Don feinem ©peim Ulrid), bet ben L©octor"
2. ©p. 1464 mit einem Weingarten im Bicfelherg 51t
llntertürtpeim hetepr.t, ben er iput 1475 „freit", unb
Don feiner ERutter ERed)tilb, mit ber ©p eine 3eit
lang in Botten bürg gemopnt paben muß. Eint 24.
Elpril 1475 mirb 2rtr ©p. bort 0I8 Seuge in einer
©treitfadje Devnommen, unb in ben 3aPren 1478— S2
mirb er alg jur ©ieuerfepaft ERecptilbg gehörig ermähnt.
3n ber Promulgation ber päpftlid)en BuEe über bie
Stiftung ber llntDerfität ©übingen (1477) „ift bie Bebe
Don 2ucag ©pecpSpart, artium et medicmae ductor ac
super iliustris pnncipts' (b. i. ©raf ©herparb) et do-
minae Mechtild, arcbulucissae phisieus. Elocp aut 31.
Etug. 1500 fiegelt 2ncag ©p., ©octor in Elrpnep, eine
Betttlinger llrfttnbe. ©ein Wappen mar im ©epitb unb
auf bent §elm eine 2itie. 1521 mar 2ucn§ tot."
Hrntlincirn, FEttober 1896.
iDEiljenmaiov,
öerausgegehen öom BeutLinger Cp§föil&tel:iätd)EÄtififüT8ßffj
©ruef Dott ©biter & 2ieb Eiadiiolger ^ Bn^aitu
Dott Bvof. L)r. Weipenmajer.
le: ©ugett ©ifenlopr, Beutlingen.
Mitteilungsblatt
J>üliijgauer Hlmtiimölirrrinti.
|>erau§gegeben
ttom herein für $unft unb TOertum in Oieuttingen
unter Leitung üon fßrof. Dr. @b. SSetfjenmajer.
Jutfjrgattg VIII — 1897. r / g
Hänflingen.
Drucf ber 23ud?brucferei uon (Ebner & £ieb ZTadjfolger (Eugen fjutjler in Hcutlingen.
(©on Saljrgang l cm.)
Maler Ma£ 93 ad) in Stuttgart, Pfarrer 93. 93auer in Reul^aufen a. ©., «ßriöatbogent
Dr. $?. 93of)nenberger in Tübingen, Pfarrer Dr. ©. 93 offert in labern, Pfarrer S. ($a§part
in £)upngen, «ßrofeffor Dr. $£!). ©ritd in Stuttgart, ^otbjefer $. ©beimann in Sigmaringen,
©ifenlotyr in Reutlingen, Reftor Dr. griberid) in Reutlingen, Öberbibliotljefar Dr. Sl.
feiger in Tübingen, £ofrat Dr. S. ©iefel in Subtoigäburg, Pfarrer Dr. ©. ©rabmann in
Bettingen a. ©., f Pfarrer ©raf in Öljmenfjaufen, Dberftubienrat Dr. 3;. ^artmann in Stutt¬
gart, «ßrofeffor Dr. SB. £ein£eler in Stuttgart, g. ^odjftetter in Tübingen, f ©Rnnafial-
«ßrofeffor Dr. %. ^oljljerr in ^eibelberg, Dr. % Sofen^an« in Stuttgart, «Pfarrer Sofen--
l)an§ in 93elfen, Sßrofeffor Dr. Rebbler in greiburg i. 93., f Man 91. SHemm in 93adnang,
Dr. ©urt SHemm in 93erlin, «ßrofejfor Dr. D. trimmet in ©annftatt, 93ilbl)auer griebricl)
öauner in Reutlingen, Dr. phil. O. SeibiuS in Stuttgart, Pfarrer Dr. ßojd) in Raufen a. b. g.,
Stabtbfarrer Dr. ©. SRaier in «Pfullingen, ©tjinnafial-pofeffor ©. Rcigele in Tübingen, Sßrofeffor
Dr. ©b erwarb Reftle in Ulm, ^ßremier-fiieutenant Rietl)ammer in 93erlin, ßanbeMonferöator
Dberftubienrat Dr. ©b. «ßauIuS in Stuttgart, Pfarrer Sdjmib in ©omaringen, f Matt Lic.
theol. Sdjmoller in Menbittgen, Slrdjioaffeffor Dr. ©. Sdjneiber in Stuttgart, %t)eobor
Scl)ön in Stuttgart, SIrdjiteft 91. Steigert in Reutlingen, 93ibtiotf)efar «ßrofeffor Dr. Steif f in
Stuttgart, Dberforftrat Dr. $.91. Don Xfc^erning in Tübingen, Sßrofeffor $rans Rotteler in
Reutlingen, «profeffor Dr. ©b. SBei^enmajer in Reutlingen, «ßrtoatier SBeifebeder in Reutlingen.
Jnljalts-Ber|eidjnis dum Jahrgang VIII (1897).
®ie gamitie ©antlin, befonber§ ©eorg Sabib ©antlin. ©on St) e o b o r @ cf) ö n . . l, 17, 33,
Sie £anbenbergifd)e gefjbe 1538-40 unb it)re folgen. ©on I)r. Otto öeibiud in Stuttgart 5,
Sie ©eutlinger ©atrijier- unb ©ürgergefd)lcd)ter (mit 8 2tbbilbungcn). ©on Sfjeobor Sd)ön 9, 25,
©olKfageit Dom Sdpnbucf). ©on g. 91. Sfdjerning in Sübingen . . . .
lieber ba§ 2lft)t im ©arfüfeerv^tofter ju ^Reutlingen. ©on ©rofeffor Dr. St). Sritcf in Utm
3ur ©efc£)id)te ber 9Jtarien!ird)e. ©on Stjeobor Sd)ön .
Sie Selagerung bon fco^entfibingen 1647 (mit l Stbbilbung). ©on Oberbibliotyetar Dr. ©eige
Sübingen .
©on ber ©enttinger SRarienlirdje (mit 1 9lbbilbung). ©on 2trd)itctt 21. ^ t e cf) e r t in «Reutlingen
3ur yeben§gefd>icf)te bon 3of. Weife. ©on ©rofeffor granj ©otteter ....
Ser ftriebensbertrag ©eutiingen§ mit Württemberg bon 1389. ©on ©ltgen Sdjneiber
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r tu
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kleinere 9Ji i 1 1 e 1 1 u n g e n.
Seite
3um Stammbaum bcr Familie Saibliit. on Stabt Pfarrer Dr. -Dinier . . . . . . 14
©in alter Siegelring (mit 1 Stbbilbung). 95on ©b. SBeifyenmajer . 15
©in Wünjfunb. $on ©b. SBeifj enntajer . 15
SBont ©eor genberg. 33on @b. SSeiljenmajer . ■ • • . 32
©in ^artenfbiel non gatob $urb. 33on ©b. SB eilten mai er . 32
Weitere iöeityiele ber im gaf)rgang 1896 ermähnten f^>rad)UcE)en ©igentiunlicbfeit. 33on £1). Scbön. . 32
sHiittelrtlterlicbe ©efäRidjerben. $on ©b. äBeiljenmaier . 72
Sind ben Sieutlinger Xaufbüdjern . 64
©ine gnfdjrift non ber IDinrienfirdje. SSon © b. 9c e ft 1 e . 80
©in alter Diing (mit l stbbilbung). 3?on ©b. SB-eUjenmajer . 8o
r S3 ü d) e r f d) a u.
SBürttembergifdje ©efd)id)t§quelten, '-Baub UI; Urfutlbenbud) ber Stabt 3iottiueil 1, SSoit 5Et). Sd)ött . 15
sMg. beutfdje SBiogra^ie : goft SSeife non granj ®otteler. 33on ©b. SBeifjenmnjer . . . . 15
XI). Sd)ön, ©efd)id)te unb Stammreitje be§ Sieutlinger S3iirgergefd)Ied)t§ ®urt$. 3Son ©b. SBeif)enntajer 16
g. Sl). Ringelet, goftent-Sfiürnberg. 3Son £1). Sd)ön . . 32
g. SH). 3inlleJer, Ipotjenjottern. Sk>n S£t). Sdjön . 47
91. Sdemnt, bie 93ertnanbtfd)aft ber Herren non S3ndnang. ®on ©b. SBeiljenmaier . . . . 96
S4). Sd)ön, jur ©efdiid)te ber Pfarreien 2öürttcntberg§; l. ®ird)entellin§furt. $Bon ©b. 2B e i 1) en nt aj er 96
Keutlhiger
ZITitteilungsblat
öes
Untldjganey RItertuntsiierein$.
1. üteufltttgßtt, Januar unb AAbntar 1897. VIII.
Tie Familie Dantlirt, befonöerS ©eorg Tabtö Dantlin (gartfeijung) ; turn TI). © cf) ö it. — Tie
Sanbenbergifdje gefjöe unb il)re folgert; tum Dr. Otto SeibiuS in Stuttgart. — Tie Deutlinger i^atrijier- unb
Dnrgergefdjledficr bis jur Deformation (gortfeijung) ; bon TI). © ci) ön. — kleinere SDHtteilungen: Bunt
Stammbaum ber Familie Saiblin; tum Stabtfifarrer Dr. DJtaier. — ©in alter Siegelring; bon ©b. 23 eiben-
majer. — SKünjfunb; bon bemfelbeu. — 33 ü d) e r f d) a u: Schäfer, SBürtt. ©efdfidjtSqueKen, 33anb III;
Dottel er, Sojj SSeig; Tf). Schön, ©efdfidfie unb Stammreihe be§ Deutlinger Söirrgergef cf)Iecf)t§ $urfy _
ipte gamiite ^antfin, Befonbero #eoi*ö patnb gUtnffitt,
9ieutliugcuT§ ©tabtuorftaub itt fdjUJcren 3citcib
(unter $ugrunblegung beS am 12. Sunt 1896 im Deutlinger SlltertumSberein gehaltenen DortragS)
bott tElpmfixJr ^rfiün.
(gortfefcung.)
Dm 7. 9Dat mürbe ein ©efetj für biefen DuS*
fd)u§ erlaffen, baS folgenbe Sefiimmungen enthielt:
1. Die Mitglieder des 12er Ausschusses
versichern einander auf Ehre und Gewissen,
in unzertrennter Verbindung das wahre Beste
der Stadt und Bürgerschaft stets vor
Augen zu behalten.
2. Jedes Mitglied gelobt Still schweige n
über das, was andre Mitglieder in den Sitz¬
ungen gerügt, angezeigt, gesprochen, vorge¬
schlagen oder gestimmt haben werden, indem
nur wirkliche Beschliessungen bekannt werden
dürfen. Der Uebertreter wird seiner Zunft
zurück geschickt.
3. Ueber alle Verhandlungen soll ein ge¬
treues Protokoll geführet werden.
4. Ein Mitglied wird als Sprecher den
Vorsitz haben. Dieser entwirft die schrift¬
lichen Aufsätze, ordnet die Vorträge und Ge¬
schäfte, veranstaltet die Zusammenkünfte,
führt im Namen des Ausschusses das Wort,
besorgt das Protokoll, fordert die übrigen
Mitglieder zu Ablegung ihrer Stimmen auf
und wacht für die Handhabung der inneren
Ordnung.
5. Dem Sprecher werden 3 Mitglieder
zugegeben, welche mit jenem einen engem
Ausschuss bilden, die Aufsätze unterfertigen
und in Abwesenheit der übrigen einstweilige
Vorkehrungen veranstalten.
6. Alles solle, wo möglich einstimmig
beschlossen werden. Ausserdem werden in
Hauptsachen 10 Stimmen zu einem gütigen
Beschluss erfordert, in Nebensachen aber gilt
die unbedingte Mehrheit.
7. Alle Anträge an den Magistrat, die
Zunftvorsteher oder die Zünfte selbst geschehen
schriftlich und die Abschrift bleibt beim Pro¬
tokoll.
8. Der Ausschuss theilt sich in 5 Klassen,
welche je 2 und 2 als Deputationen die
Aufträge des Ausschusses ausricliten. Der
Sprecher und Protokollführer sind nicht dazu
gezählt.
9. Rangordnung findet nicht Statt ; dess-
wegen sitzen die Zwölfer nach der Reihe
der Zünfte um den Sprecher herum. Beim
Stimmablegen wird abwechslungsweise von
der rechten Hand des Sprechers zur linken
und von dieser zu jener fortgefahren. Der
Sprecher stimmt nach der Rangordnung seiner
Zunft.
10. Der Ausschuss wird sich des Raths
der Magistratischen Deputation so oft bedienen,
als er von derselben sachdienliche Aufschlüsse
erwarten kann.
11. Wenn die Stimmen getheilt seyn
sollten, so wird der betreffende Gegenstand
so lange bei Seite gestellt, bis sich die Zwölfer
mit den vernünftigsten Männern ihrer Zünfte
darüber besprochen haben.
12. Persönliche Beleidigungen werden im
Ausschuss selbst beigelegt. Die im Streit
befangene Theile wählen jeder einen Schieds¬
richter; diese ziehen einen Dritten als Ob¬
mann zu sich und, was diese erkennen, da¬
bei bleibts.
3um ©prcdjer würbe ber Surift $efier, ber
nad) neuerem Vorgang, wie ©atyler II, ©. 336
ftd) auSbrüdt, in bie Bunft feines DaterS, bie
ßüferjunft getreten war, gewählt. Sföm würben
gleif^fyauer, © l; r i ft i a n unb bloter
als engerer DuSfdjufc jugcgebeu. c i f d) l) a u e v
würbe aud) jum ^rotofoUfü^rer ernannt. Din 8.
3Jtai gelten bie Bwölfer tyre erfte ©ifenng im
S3ibliotSe*Sjimmer , woju bie inagiftrati|d)e ®epu*
tatton fdjriftlid) cingelabcit würbe. 3)cm infolge
fanbcn fid) DormiltagS bei ben Bwölfcrn ©i;nbicuS
2
©priftopp $acob © n d 1 i n (f 4. ©ept. 1804, 61
3»apre alt als Vürgermeiftcr), <Stabtfd;rei&er $op,
Sitbmig 2B u n b c r I i dp (gcb. 2. ©ez. 1755, f
16. Roo. 1820), $:elbfdputtpeiß ^opantt IT o p«
b c r g c r (Söeingartner) unb ©enatcr ©priftopp
©öbcl (Sudjer) ein. ©er ©pnbicud pielt eine
fuvje Slnrebe, morin er bie Redffe beS ■ SDTagiftratS
ju Dermapren fuepte. ©eper, ber ©predper ber
3tDÖlfer, ermiberte mit einer fcpoit Dorper Don
festem genehmigten Siebe, toelcpe Slmtdbürgermeifier
Vantlin eine Siebe DOÜ jefuitif d;er ©rugfeplüffe
nennt, $eper meinte unter anberm: „3n Reut«
lingen ift bie Vürgerfdpaft ©ucGc aller rechtmäßigen
©emalt, ber Rtagijlrat ift ipr Derantmortlicp,"
ferner ,,eS panble ftc^ junädpßt um bie Slufbrittgung
Don etma 10 000 ©ulbeit 3infert, eS bare aber
unflitg, nur für biefe ju forgen, ftd) niept um bie
,£)auptfumme, baS Kapital ju fümmern. ©ie Dor«
läufige ©iumiHigung beS ßaiferd fei nidjt erforber«
lid). 3>eber beutfepe Reidpdßtanb pabe baS unbe«
ftreitbare Stecht, feinen etnpeimifdpen ^auSpalt gu
Derbeffern." Sin ben ÜJiagiftrat gelangte bie Vitte
ber 3lr,ölfer „dass derselbe die nöthigen Be¬
fehle sowohl an beide Herrn Stadtschreiber,
als auch an den Herr Probator und Cassen-
verwalter, nicht minder an die derzeitigen
Verwalter der Pflegschaften erlassen möge,
dem bürgerlichen Zwölfer-Ausschuss die Ein¬
sicht aller bedürfenden Actenstücke zu ver¬
schaffen, deren er im Verfolge seiner Arbeit
benöthigt seyn möchte, und demselben über¬
haupt all dienliche Belehrungen zu ertheilen.“
2)en 12 fünften mürbe im Ramen ber 3mülfcr
eröffnet, baß „jeder gutgesinnte Bürger, dem
das Wohl der Stadt am Herzen liege, aufge¬
fordert werde, seine Wünsche und Vorschläge
zu Abstellung eingerissener Missbrauche und
anzuordnenden Verbesserungen entweder dem
Ausschuss unmittelbar oder seinem eignen
Zunftdeputirten schriftlich mitzutheilen. Wer
jedoch nicht gennzlich geübt seyn möchte,
der habe sich an seine ordentliche Zunftvor¬
gesetzte zu wenden, welche die mündlichen
Aeusserungen zu Papier zu bringen und die¬
selben dem Ausschuss vorzulegen den Bedacht
nehmen werden, welcher alles, was das ge¬
meine Beste befördern könne, der reifsten
Ueberlegung würdigen und auf die Stimme
des vernünftigen und unbefangenem Theils
der Bürgerschaft vorzüglich Bedacht nehmen
werde.“ ©ie Slntmort, meld)c am 11, $uli bad
3unftmeifterFolIegium erteilte, Fonjipierte b. p. Der«
faßte 33 a n 1 1 i n : „ein wohllöbliches Collegium
der Zunftmeister erkennet die Glückwünsche
des Zwölfer-Ausschusses mit herzlichem Dank,
mit der fest gefassten Erklärung, dass sämt¬
liche Glieder stets ihrer Verpflichtungen ein¬
gedenk, niemanden Veranlassung geben wer¬
den, die den Ausschuss zu jenen Mitteln be¬
rechtigen werden, die derselbe wohlmeinend
beizufügen vor gut befunden. Es versichert
dem Ausschuss, ihre Vorschläge und Arbeiten,
so lange es dieselbe mit dem allge¬
meinen Intresse vereinbar erachten
werde, mit all der Offen- und Geradheit so
zu unterstützen, wie es dieselbe vor Gott und
der gesamten Bürgerschaft zu verantworten
sich verbindlich gemacht hat. Das Collegium
reeommandirt dem Ausschuss, in ihren Ge¬
schäften ferner fortzufahren und verharrt mit
stetem Wohlwollen.“ (Unterjcicfpiet: Statt- und
Feldschultheiss.)
Slud biefern ©epreiben Hingt fepon ein gemiffed
33cbenfett gegen bie 3'»Mfer perDor.
©en 3roölfern mürbe bie ©inftdjt in bad 33er«
maltungd« unb Redjnungdmcfen ber (Stabt nur unter
Sluffidpt bed ©pnbicud unb eined anbern Raid«
ntitgliebd geffattet. ©djoit bied gab Slnlaß ju 33er«
brießlicpFeiteit, inbent ber eine Seil fepr incomtno«
biert ober ber anbere befdjränft merben mußte. ©ie
3mölfcr trugen barauf an, bie Söeinberge ber 1J3fXeg=
fepaften ju üerfaufeti, Sieder unb SBicfen ju Der«
leiden, 3infe unb ©ottedgaben augjulöfen unb in
ber ©tabtoermaltung ber ©tabtmüplen 33erbcfferungen
Dorjunepmen. Sllled aber trug nur baju bei, baß
bem Volt äkißtrauen gegen ben SRagiftrat unb bie
bisherige Vermattung ber (Stabt cingeflößt unb baß
bie 3wölfcr ftd) feinblid) bem ÜJiagiftrat gegenüber
[teilten, moburd) erbitterte Parteiungen et regt mürben,
©o fd)ilbert ein 3eitgenoffe, ©apler (II, 336), bie
3mölfer=Periobe. Slmtdbürgermeifier iß an tl in mad)t
aber ju ben 29. $uni 1797 Dom 3u>ölferau3fdjuß
($ejjer, $leifd)pauer, ©prifttan, ÄloFer) peraudge«
gebenen Verpanblungen bed bürgerlichen 3roMfcr«
Sludfdjitffed ber Rcidjdftabt Reutlingen bie 33emer«
lang : „dieser von Fez er ins Leben gerufene
Ausschuss musste die erbittertsten Partheyungen
erregen, das Ansehen der gesetzlichen Obrig¬
keit untergraben, völlige Anarchie als Ueber-
gang zur beabsichtigten Dictatur z ur Folge haben,
wurde aber glücklicher AVeise 1800 durch den
Reichshofrath aufgehoben.“ 3öie in Rom burd)
bie ©ecetnbirn bie coitfularifcpe ©emalt eifert morbett
mar, fo bropte and) in Reutlingen bad Regiment
ber (Stabt aud bett ^änben bcö SRagiftratd in bie
ber 3toblfer Überzugepen. 3Bie bad ©ecemdirat,
naepbem ed anfangd fegettdreid) jmifd)en ber un«
einigen 33iirgerfcpaft, jmifepen Patriziern unb piebc*
fern Dermittelt patte, fpäter in müßte ©prannid aud«
artete, gerabe fo bropte für Reutlingen, naepbem
bie 3n,ülfer ©rbttung in bie ginattjen ber Stabt
gebrad)t patten, eine ©epredendperrfdpaft burd) bie
allmäd)tigeu 3toölfcr. 3eber ftübtiftpe 33camte unb
SBiirbenträger, Dom regievenben Slmtdbiirgermeifter
btd zum jtingßten ©dpreiber in ben ftabtifdp.cn ©anz«
leien unterlag ja, fo meit man bad Red)nungdmefen
ber Stabt zu Derbeffern fuepte, ber ©ontrolle unb
aud) ber gepäffigften Verfolgung fettend ber 3t®ölfer.
©azu fam noch, baß an ber ©pipe ber 3l®älfer
U e ty e r ftanb. ©iefer mar 23. Slug. 1760 in Reut«
3
fingen als ©ofyn eines ÄüferS geboren, ©einem
leibenfhaftlidjen Temperament fagte baS ©tubium
bcr ©ottcSgclahrtljeit, gu meldjcm tf)n fein Rater
befiimmt t;atte, nic^t gu. (Sr ocrtaufd)te cS in
Tübingen mit bem ber 3uriSprubeng, mürbe Toctor
bafelbft. ©djon 1782 Oerfaßte er in Tübingen eine
©djrift über Rßaplredd unb $3al)lfreiheit ber Bürger
in ber Reid)Sftabt Reutlingen, bie aber bcr 9Ragi*
ftrat coufiScieren ließ.
3m 3ahte 1750 l;atte ber bamalige Rürger*
meifter Submig gif d) er bie Rürgcrfd)aft gu be*
megen gemußt, in bcr Rerfon feines ©d)toagcrS einen
2ten ©pnbicuS aufgufteden. @S mürbe nemlid) be*
Ijauptet: eS fei fe^r Befhmcrlih, in allen 3ufd55
fad)en einem einzigen, mit feljt oielen bürgerlichen
gamilten Oermanbten ober Derf d^magerten ©eierten
gu oertrauen ober gur ^Belüftigung beS aerarii auS*
mürtige consilia einguholen. Ter f aiferlid; e ReidjS=
l;ofrat genehmigte biefe neue (Sinridjtung unter ber
Rebingung, baß baburd) ber für baS ©pnbicat
auSgefehte RefolbungSfuß nicht oermcljrt merben,
fonbern fünftigpin bie beiben neuen ©pnbici blo§
ben bisherigen ©eljalt eines ©pnbici unter frd)
teilen folltcu. (Sin (Sonclufitnt oom 25. Ruguft
1758 beftätigt bieS adcS. Rdein halb geigte fid),
baß bie gange ©pnbicatSbcfolbung oon 500 fl. nid;t
hinretd)te, gmeien ©pnbiciS ben nötigen Unterhalt
gu oerfepaffen. ©ie maren a!fo gelungen, Reben*
gefdjäfte angunel)men unb bie ©tabtgcfd)äfte blieben
größtenteils liegen. T)er Rlagiptrat entfd)loß fid)
baper, ben ©pnbiciS oon 3dt gu 3C^ Teferoiten*
gelber für ihre amtliche Rrbeit (in manchen 3'apren
gegen 300 fl.) gu becreticren. Um biefen Unan»
nepmlid)feiten unb ben Klagen ber Bürger über
bie emigett Tcfcroitcngelber abgupelfen, pob ber
SRagiftrat 1779 bie 2te ©pnbicatSftede nad) betn
Tob beS 2ten ©pnbicuS mieber auf. 3m 3apre
1784 Eam nun geh er, ber fid) burd) einige
Eleincrc Trudfd)riften einen Rnpang unter feinen
SRitbürgern Oerfchafft hatte, um bie 2te ©pnbicatS*
ftede ein, erhielt aber eine abfehlägige Rntmort.
TieS erbitterte ihn fo, baß er eine Reihe oon
©driften gegen bie Repörbeu feiner Raterftabt Oer*
öffentlidjte. 3ucrft erfdjienen 1784 „freimütige @e=
bauten" auS ©elcgeupeit bcr ©teuevfaffenOermaltung
in einer Reid)Sftabt, mofür ber SRagiftrat eine ©träfe
oon 20 Rcid)Sttjalern anfehte. Tann ging noch 1784
ge her nach RMctt unb überreichte am 20. 3uni
1785 unter Berufung auf baS ReihSpofratconclu*
funt oom 25. Rüg. 1758 bem haften ReicpS =
gericht eine Refcpumt'bc megen beS Reutlinger
©tabtöf onomte= unb TebitenmefcuS unb ber Rh*
fhaffung bcr Ren ©hnbicatsftcde. Rdein am
9. Roo. 1787 entfd)ieb ber Reid)Shofrat :
a. mirb fetter mit feinem ©efud) ab* unb
bapin angemiefen, baß er pinfünftig niht nur Oon
ader refpectlofen, uitgebührlihcn unb auf (Smpörung
abgiclenben ©c^reibart, fonbern auh üon aden baS
©tabtmefen betreffenben impressis, fomie oon anber*
mcitigen bei ben 3unftpütcn, bem Qvöfgcrn Rat unb
ber Riirgerfcpaft auf ©törung ber adgemeinen
Ruhe abgmedenben ^Betreibungen unb 3ltfammen*
fünften um fo beffer fiep enthalten fode, als im
ÜBibrigeu auf fernere Rttgcigen berfelbe für unfähig
gu aden ftäbtifhen Tienften erflärt unb nah Um*
ftänben aud) fhärfere, faiferlicpe Rhnbung gu ge*
mürtigen haben fode;
b. mirb an ben dttagifirat ber ReihSftabt Reut*
lingen referibirt, eS märe gmar oon bcmfelben un«
red)t gefhehen, baff er ftd) ben ©inn beS Eaifer*
lid)en conclusi burd) einen auSmärtigen ReddSgc*
lehrten pabe interpretiren taffen unb merbe ihm
folcpeö alfo anburh Oermiefen. 3cbod) modten
J£aif. Rtajeftät in Rüdfid)t ber oorgefommetten Ur*
fahen unb Umftänbe adergnäbigft bemidigen, baß
eS bei bcr urfprünglid)en ©tabtüerfaffung , mithin
bei Rnftedung eines cingigen Syndici fomohl für
fego , als pro futuro fein Remeubeit haben fode,
mic benn aud) magistratus bie bem f eher megen
feines ungebüptlicpen RetragenS oorhin biftirte
©träfe nunmehr ohne RSeitereS gu epequiren l)ätte.
geh er patte feiner an ftd) gemiß nid)t ungerehten
©ad)e in 9Bien baburd) fchr gefd)abet, baß er einige
©hriften oeröffentlid)te, in benen er mehrere alte
Rlißbräucpe unb einige neuere Rerorbnungen unb
Rnftalten beS ÄaifcrS mit einer „höh ft anftößigen
Unbefheibenheit" tabelte.
fe^er, in feinen Hoffnungen getäufht, fehrtc
1788 nah Reutlingen gurüd unb praftigierte als
3urift. Ter unruhige Äopf mad)tc halb oon fid)
reben. RtS 1791 in ©traßburg eine ©d)mähfd)rift
gegen ben (Sßlingcr Rat „Briefe aus und über
Esslingen“ erfhien, mürbe Dr. als beren
Rerfaffer betrahtet. 3» 2Bahrl;eit mar ^e^crS
f^reunb, Dr. (Sotta ber Rutor.
Tiefer gegen bie ftäbtifd)e Obrigfeit erbitterte
Dr. $ehcr ftanb nun 1797 an ber ©pi^e ber
mit ben mciteften 3Rad)tbefugniffen auSgeftatteten
3mölfer.
Rm 16. 3ldi 1797 am ©hhmvtag lourben
auS ben neugemählten Ratömitgliebcrn gum RmtS*
bürger meifter Rürger meifter gleifhhaueib 5um
gmeiten Riirgcrmeiftcr 3- S. f^eger, guin brüten
Rürgenneifter Rotgcrbcrgunftmeifter RantUn burh
ben Rat felbft, baS 3unftmeifterfodcgium, bie 24
3unftljüte unb bie 4 erften jungen Ratsherren ge*
mählt. ©o maren Ranttin unb fyeher ins
Rilrgermeifterfodegium gefommen.
Rm ©hmörtag 1798 mürbe Dr. $eher gunt
Rmtsbürgcnneifter ermä()lt. Ta biefe RMirbc uod)
nie ein ©elehrtcr bef leibet hatte, fo f tagten 7 Reut*
liugcr Rürger beim faifcrliheit ReihS*H°fvat gegen
gehet unb ben ÜRagiftrat megen Rertetjung beS
SahlprioilegS.
©S fhritt nun ber ReihShofrat gegen bie
3mölfer unb Rürgenneifter geher ein. Rm 18.
‘ 3uli 1799 erfhienen als Teputation bcr 3r°ölfer
ber ©enator unb Obcrftabtred)ncr Äloder, bie
3unftmeifter Rottel er unb (5hrHtian beim ge*
heiuicn Kollegium unb beantragten, ob nicht „wegen
4
der bereiteten Abschrift eines vorgebnen aller¬
höchsten, kaiserlichen rescripts, solche vor¬
läufige Vorkehrungen zu treffen, dass dasselbe
wiederum zurück gehend gemacht werden
könnte.“ 53 an tl in milltgte ein, erklärte aber,
bap er eg für aflju Doreiltg palte unb anraten
mürbe, fo lange anjumarten, big er Don 9Bien offi*
gtetl über biefeg Ereignis belehrt mare. Da bie
Deputation barauf Beparrte, überließ 53antlin eg
ber Einfiept beg ÜJiagtfiratg ju Befdjliepen, mag
berfelbe in biefer Angelegenheit für bienlid) erad)ten
mürbe. Da ber ÜRagiftrat nod) nidjt offiziell mufte,
mag beim Aeicpgpofrat Dorgefaflett ober refoloiert
morben mar, fonnte er für jept fld; nid>t ent*
fd)liepen, eine SSorfteÜfung nad) 2Bicn abgehen ju
laffen. Erft am 23. Aug. 1799 traf bag faifer=
liehe, Dom 2. $uli batierte conclusum cum ex-
hibitis in ©adpen beg 12er Auäfcpuffeö unb ge p erg
beim geheimen Kollegium ein unb mürbe am 26ten
im 9^at unb im (Kollegium ben 3u«fih^ten borge*
lefen. geper erflärte, bap er bie bem conclusum
bei|'egebenen exhibita auf 48 ©tunben jur (Sin*
ficht ju befommen münfdpe, mag ihm geftattet mürbe.
2Bad enthielt nun bag Aefcript? Die ©ufpett*
ftongeperg Dom 53ürgermeifieramt big auf meitere
aQerhöd)fie (Sntfd)eibung unb ben Auftrag an ben
ÜRagiftrat ju berieten unb binnen 2 XRonaten bie
SSerantmortung geperd einjubringen. Am 16. Aug.
1799 patte eine Deputation beg «fputfofiegtuing beit
Rat gebeten, ber 53etlefung beg ju ermartenben,
faif. AefcriptS anmohnen ju bürfen. Deshalb be<
fd)lop am 30. Aug. 1799 ber gan^e Rat, bap
©pnbicuö (Snglin ben Aeutlingcr Agenten Don
©tubenraud)1) in 3Bien beauftragen füllte, bap
er fiep beeilen möd)te, beim Aeidigpofrat, fpejieß
beim '$räfibenten=Referenten an^ufragen, ob nid)t
bie ©ufpenfioti Don 53ürgermeifter Dr. geper uoch
fo lange unDol^ogen gelaffen merben bür fe, big er
ftd) beim Aeicpgpofrat nad) ber ipm beftimmten
Auflage gerechtfertigt haben merbe. Aud) mürben
28. Aug. 1799 53itrgermeifter 53antl in unb ©tabt*
unb gelbfd)ultpcip ©öbel nad; Tübingen beputiert,
um ^rofeffor Dr. XRalblanc in ©adjen ge p erg
ju fonfultieren. Dem ^rofeffor mürben 5 fl. 30 Xr.
Derel;rt. Die 3ccpe im Aoler ju Tübingen betrug
8 fl. 36 Xt., bag Drinfgelb für ben ,£>augfued)t
unb Epauffeegelb 14 Xr. Der Ablermirt $ruog
in Reutlingen erhielt für bie (Shaife 1 fl., ber
„53opler", ber mopl Eutfcpiert hatte, 24 Xr. Aud)
erhielten bie Deputierten 2 Daggelber, b. p. 2 fl. 2)
Die ©ufpenfton jog geper algbalb Unanuepms
lidffeiten ju. Am 6. ©ept. 1799 f tagte er bem
!) Johann XRicpaet ©tubenraud), geb. 1727,
fürftlicp ©pepevifeper unb gulbaifdfer mirflidhcr ©ep.
§ofrat, faif. Reicpgpofrat§agent, f 9. Dej. 1801, patte
1789 ben Aeicpgabel erpatten. Aud) fein ©cpn ©eorg
Eugen, geb. 1761, f 17. ©ept. 1804 in 93tett mar
Reicpgpofratgagent, and) popenlope*malbeitburg*bartcn*
fteinifd)er mirflicper ©cp. Rat unb §ofrat.
2) Am gleid)en Sage ^aplte 93 a n 1 1 1 n bem ißoft*
amt Sübingen für bie allgemeine 3eititng 18 fl.
Rat, cg pabc ipn ber Informator ©, D. Aaad;
auf offener ©trage einen ©cpurfen gepeigen. 3Ran
brad)te Raa cp fofort in ben Arrefi, unb am 13.
©ept. erfinnte ber Rat, nad)bem geper feine
ßlage mieberpolt patte, baff Aaad) bem 93ürger*
meifter geper beprecieren unb Don dato 14 Sag
in Arreft b.eibeit füllte. Entmicpe er abermalg aug
bemfclben, fo füllte er in „argen" Arreft gebradft
merben.
Da bie 7 ^Bürger, mctdje geper benunciert
patten, anjeigten, bap bem Conclusum Dom 2. 3uli
1799 nid)t tuepgefommen mürbe, erging am 24.
De$. 1799 eine meitere reicpgpofratlicpe Verfügung,
baff bie interimiftifepe Entfernung beg SBitrgermeifierg
Dr. ge per bei ©träfe Don 2 ÜRarf ©olb inner*
palb 4 Aßocpen DOÖ$ogen merben füllte. Run ging
am 21. 8»an. igOO ber 53erid)t beg 2Ragifiratg
famt geperg 23erantm Ortung nad) 2öicn ab.
Am 24. ^au. 1800 ntelbete ber ©d)mäbifd)c
2Rerfur feinen Sefern: Durd) ein Eonclufum beg
pöcpftpretglidfcn fReid)g^ofratg ift ber 9teid)gftabt
Reutlingen mit einer ©träfe Don 2 2Rarf tötpigen
©olbeg ber 23efepl jugegangen, ben 33ürgermeifter
geper aller feiner Aemter gu entfepeit. Die aUgem.
(Auggburger) Beituug Dom 17. $an. 1800 (Rr.
17) melbete nod), baf’ ber Sefepl ber ©tabt unter
einer peremtoiifdfen grift Don 4 Aßocpcn jugegangen
fei, ben ©iirgermeifter geper Don allen fernem
Aemtern aug$ufd)ltejfen. 3) 33eibeg bementierten in
3) „Vermög eines neuern Keiclis-Hof-Raths Kon-
klusi ist die von dem Magistrat der Reichstädt Reut¬
lingen dem kaiserl. Befeld gemäs übergebene Censur-
Orclnung mit der Erweiterung genehmigt, dass auch
die ausser Reutlingen gedruckte und daselbst einzu¬
führende Bücher derselben unterworfen werden sollen.
Zugleich ist dem Magistrat mit einer peremtorischen
Frist von 4 Wochen der wiederhohhe Befehl, bei
Strafe von 2 Mark löthigen Goldes, aus eigenem
Beutel za zahlen, zugeschikt worden, den Bürgermeister
Fez er aller seiner Aemter zu entsetzen, und ihn
von allen fernem auszuschliessen.“ S)ie Drucfereien
bereiteten ber ©tabt utanepe llnbeqnemlicpfetten. 1788
bruette Cröjinger, 93ud)bruder ju Acnttiugeu ein
SBerl beg 93etvüger§ (Aofenfreujerg) grang ©roffiug
,, Harmonie oder Grundplan einer weiblichen Erzieh¬
ung.“ Auf eine 93efdpmerbe ber Verleger 93 o p unb
De der hont 22. S)e5. 1788 erfdfien mit gleichen Dage
feiteng beg Reidfgpofratg ein latferltdpeg Aefcvipt, bafe
ber Acagiftrat Don Aeutlingen, nadjbeiu bag latferl.
DrudpriDilegtum über bte 9Berte griebviep beg ©ropen
ben betben Verlegern fd)ott 13. ©Et. 1788 erteilt mor*
ben fei, einem Aeutlinger 93ucpbruder ben Racpbrud
unter ber bent EatferE. ^ßribifegtunt eiuDerleibteit ©träfe
unDerjüglid) unterlagen unb in 2 9Rouaten, mie auep
gefepat), Dericpten fotte. Atu 16. Aug. 1799 mürbe int
Rat ein 93rief Dom SDRagiftrat in Epltngen, bie he*
Eanntcn Dntdlcprifteu unb bereit Unter) ttepung Be*
treffenb Detlefen. 1790 mürbe in Reutlingen g. %
SR i 1 1 e r § Anmeifung pr Äatecpifirlunft ober 9ieli*
gionggcfprcicpcn mit Dielen 93eifptelen gebrudt, 1801 er*
f d)ien in ^ontmiffion hei Sop. Satoh g l e i f cp p a u e r
beut altern A.B.O. unb Sefebttd) junädjft für bie Reut*
tiuger Sd)ulen (Don Reltor 93aur unb ^räjeptor
SHot'cr itt Reutlingen) , bag itt ©utgmutp, päb.
93iBI. 1801, lieg ©tiid gituftig Bcfprocpen mürbe. SRatt
fiept ctlfo, bap ber Reutlinger S)rud fidp feinegmegg
5
fdjarfen Sorten am 27. Bau. 1800 ©ürgermelfter
auf bie Kadjbrude befdjrftuEte. Wan bergtetdje neue
0.=5T.=S3efcbr* S. 289—290. lieber bie bort ermähnte
Familie SK ä d e n fei nod) fotgenbeS gefügt. Km 24.
£)ft. 1800 bat ber 1779 geborene 93ud)t)änbter [yaEob
SK ä E e um veniam aetatis, unt broEtamiert unb co^u*
liert inerben su bürfen ; gegen 30 ft. lnegen ifmt fehlen*
ber 33 SKor.ate luurbe er bifhenfiert unb ba er nicht
haar bamit berfetjen mar, mürbe itjnt big SKartini grift
^ur töega^ung gegeben, mortn er cinmitligte unb mit
KamenSunterfhrift fid) berbinbtid) machte. Km 10. Oej.
1SOO Etagte ^afob SKäEe, SBudjbinber gegen feinen
©ot)n 3>aEob, er habe bis jeßt einer getroffenen SIbrebe
gemäfj ben sBüd)erf)anbel genteinfd)afttid) mit ihm ge¬
führt, unb jetd, ba er fid) berheiratet, habe er fid),
ohne ihn barüber ju hören, fepariert, moburd) er in
großen Schaben gefegt merbe. ®a SK ä E e nidjt be¬
weisen Eonnte, baß je eine Societät jmifdjen ihm unb
beut Sohne ftattgetjabt habe, fo mürbe bom Kat er*
Eannt, baf) eS einem jeben übertaffen bleiben müffe
allein ober in ©efettfdjaft ju hanbetn. 28aS bie noch
ungebrudten KerlagSattiEel beträfe, fo merbe auf be§
(Einen ober Knbern ermiefene Htage ferner geschehen,
ma§ recht fein merbe. Km 24. Ott. 1800 hatte (Eteobha
(Stifabetf), £od)ter bc§ SßfarrerS SK. Sturm tju Hir»
cbentetlinSfurt ein bom Oberamt Tübingen certifigierteS
BbugniS ifjreg KtterS unb IpcrEommenS beut Kat bor*
getegt mit ber Sitte, fie, ba fie mit bem lebigen SaEob
SK ä E e berfhrochett , gegen (Erlegung beS gemöhnticheu
Si'trgergelbg als Bürgerin aufsunehnten. Oiefer Bot).
SaEob SK ä den hieß f^äter im KotESmunbe „der alte
Mäcken“ im ©egenfaü ,7 um Sol). (Eonr. SK ä d e n au§
2et)r in OftfrieSlanb, Sxuhhäubter in Keuttingen, feit
16. Suti 1818 bermäf)tt mit grieberiEe SK ft den unb
Kater bon Hart SK ä den, bem testen Sndjbänbter be§
KamenS in Keuttingen. 1801 lebte auch ein Sud)bruder
Hart griebrid) Sorenj in Keuttingen, fomie ein
anberer, namens Johann ©röjinger.
unb KatS*©ehetme ber faiferlichen freien 9(letd;x§«
ftabt Keutlingen. Km ©djmßrtag 1800 mürbe
$ejjet mieber gemäljlt. «ipiegegen ey^ibterten bom
Ketten bie 7 Bmhetranten (bie $et3er benunciert
hatten). ®er tßcrid)t über ben ©hmßrtag foöte
nad) einem KatSbefhtufi bom 31. Bult 1800 burd)
ben Kgenten beim bReic^ö^ofrat fo batb, als tnßg*
lid), cjhibiert merben. Km 1. ©ept. 1800 mürbe
im Kat ber für Sieu beftimmte ©hmßrtagSberiht
beriefen, ebenfo eine bon % eh er eingereihte ©chvift,
bie er mit nad) Sien $u fd)iden bat. 9ftan be*
[djlofj, ben 23erid)t fo, mte er mar, fofort abju*
fhiefen. 2)aS §etjerfd)e exhibitum füllte ihm
in Kbf<hrift jugefteKt unb nid)t mit fortgefdjidt
merben. Km 5. Kob. 1800 mürbe mieber im
Kat ein iBeridjt (©^reiben) beS Kgenten b. ©tu*
benraud) in ber $ef$erfd)en ©ufpenfionSfadje ber*
Hefen unb befdjloffett, eS fode fo halb als rnßglid)
ein iöerid)t an ben KeichSIjofrat beforgt unb barin
gebeten merben, bafj bie @efdjid)te entfd)ieben merben
mähte. ®ie Angriffe auS Sürgerfreifen gegen
geh er hörten in^mifhen nicht auf. Km 1. £>ej.
1800 Etagte geiler bem Kat, |jerr ©enator SJXat*
tl)taS fflammer (Seingärtner) habe ihn in Set);
ittgeit befdjulbigt, ba§ er bor 2 3al)icn (alfo 1798)
ihm @elb bon ber 23aubeputation8gebühr jurüdbe*
hatten habe. 2)er Kat befchtofd ^ lamm er fülle
ben töürgermcifier fjeher für einen chrlidjcn SKantt
crEtären unb 25 ft. jur mohlberbicnten ©träfe
hintertegen.
(ftortfefcung folgt.)
5ic C£anbcn0ctgi|'d)c »diöe unb ifjrc ^oCgeu.
Bon Dr. MU Xoiliixte in Stuttgart.
®a8 ©efdilecht, ba6 unfrer ^eh^e ^en Hainen
gegeben hat, hatte feine ©tammburg im ©ebiete
bon Bär'tch unb mar bereits ju ©nbe beS 14.
Sahrhunbert« — bem Banner feines Sehensherrn,
beS JpaufeS ^abSburg folgetrb — in ©chmaben
heimifch gemorbett. x) Sie jebod) JpattS bon Sanben*
berg, ber erfte 23efi^er ber um Kottmeit gelegenen
£errfchaften, bie er i. 1530 feinem ©d)mager
^anS bon Kedjberg gegen ein Seibgebinge abfaufte,
in biefe ©egenb Eam, be$m. ob letzterer Umftanb
bie Serfdjmägerung ober umgefehrt im ©efotge
hatte, fdjeint jur Bett noch nicht feftgefteOt ju fein.
©d)on £>anS b. Kelberg hatte mit ber ©tabt
Kottmeit megen ber ^iirfd) in feinen Jperrfchaften,
mofiir biefelbe aflerbiitgS früher Xribilegien ermorben
hatte,* 2) ernfihafte ©treitigEeiten gehabt, bie bis ju
feinem Kbgange fortbauerten. 3) §anS b. Sauben^ j
1) Srgt. (Saft, htft. unb geneat. StbctSbuch beS ©rofj*
herjogtumS S3aben 1845, S. 123.
2) S. unten S. 7.
3) (Er oermunbete einft einen Kottmeiter lebenSgc*
fäl)rtid) (ein Stntmortfdjreiben KottmeitS an it)n in biefer
Sad)e d. d St. «Kaurifeientag [22. Seht.] 1511 im
StaatSard)io, bgt. and) 3*mm. (Ehr., h9- ö. s-8arad, 2.
Stuft., III, S. 279.). i
berg feinerfeitS bemühte fid) eine rechtliche ©runb*
läge für bie beiberfeittgen auf fein ißefitjtum bejüg=
li^en Sefugniffe ju geminnen unb brad)te enblich
nach mieberholten fd)rifttichen tßorfteüungen feine
Sitte perfßntid) in Kottmeit bor. nahm benn
bie ©tabt, mie eS feheint, Sebenfjcit; benn fie
fdfrieb ihm unter Sejugnahme hierauf am 16. SKai
(„jDornftag nach Baötlate") 1538, eS fei ihr un*
rnßglid), bon ihren übernommenen Kehten etmaS
aufjugeben, bod) fei fie bereit, einer Sßorforberung
oor ©erid)t $olge ju leiften.4)
4) Strmbrufterbuh Shramberg. (Sir citieren biefe
einzig für nufere get)be in S3etrad)t Eomntenbe Abteilung
beS facht.* hronot. georbneten Hohial6uch§ ber Stabt
Kottmeit fhätert)in einfad) atS „tttrmbrufterbud)")- ®ie
Xhatfahe, baff fpäterhin SanbenbergS Htage megen mitt*
fürlidjer KuSbehnung ber ^agb feitenS KottmeitS bon
biefem t)infid)ttid) ber Orte Sutgen unb §eiligenbronn
als unbegrünbet ermiefen mürbe, — menigftenS erhob
fid) gegen biefe geftftettung Eein Siberfhruh (f. unten
©. 7) — geigt, bafe jener Oon fothen b erb rieften
Kehten KottmeitS leine 2U)nuug hatte. ®enn fonft müfete
er feig barauf beftanben fein, bon ihnen (Einfid)t 51:
nehmen, unb ber § anbet mar ju einem borläufigen Kb*
fdjlufj gebracht. Kber S. fheint in feiner Annahme nur
bon fih fetbft auSgegangen ju fein: er befaß — feltfam
6
Sa« SRächfte, Wa« wir jeßt erfahren, finb be*
rett« Shätlid)Eciten. 2ltu 30. Buni überfielen bie
fRottweiler 2anbenberg« Scrf ©tilgen unb bur<hs
fud)ten ba« üöirtö^auö bafelbfi Don oben bi« unten.
211« fie niemanben bort fanben, brangen fie am 1.
3>uli in ba« Älofter jum heiligen ©runnen unb
nahmen bort Sanbenberg« Vermalter, Subwig «Heu¬
berger* * * * 5 *) gefangen, entließen iljtt jebod) nad) 15
Sagen gegen ein Söfegelb Don 50 ©ulben. hierauf
fd)rieb .Span« Don Sanbenberg an bie fRottweiler
mehrere ©riefe, worin er fie jur 3^ebc [teilte.0)
211« aber, wie e« fdjeint, bie iRottweiler bie 2lnt=
Wort l;ierauf fd)ulbig blieben, ba griff and) Sanben«
Borger jur ©eWalt unb nahm ben Siener betfelbett,
©onaüentura ^önig, gefangen, benfel6en, ber f. 3-
mit anberen ben Subwig 9tecl)bcrger weggeführt
hatte.7) ^»iegegen proteftiertc SRottweil in mehreren
©djretben,8) Weldje Sanbenberg unter bem 20.
2lug. bahin beantwortete, baff er nid)t Söiden« fei,
ben (gefangenen freijulaffen, bagegen auf bem
nächften Sage ju ©aben am 25. b. 3R. bie ©ad)e
bor bie ©ibgenoffen 9) bringen, übrigen« „allen
redjtmäfjigen, ernftlid)en unb gütlid)en §anblungen
nid)t wiber" fein mode.
(Statt aber auf biefem Sage, ben fie fepon al«
(Stbgenoffen ju befud)en ©runb hatten, ju erfd)einen,
fanbten bie fRottWeiler nur ©päper bortl)in, Welche
bie 3el* ber JpeimEehr Sanbenberg«, ber junäd)ft
bom Äaifer nad) dtottenburg befepieben war, er:
genug für biefe 3eit — nicht« Urlunblid)e§ über bte
an feinem ©efißtum hafteuben Rechte anberer foWenig
wie fein Vorgänger. (©rgl. Btmnt. ©prott. Ul, @. 279:
„‘Eie (b. Dtechberg) haben il)r alte« hergebrachte« <per*
fommen Wollen behalten. . . Solche Continuatio be«
3auf« hat gewährt bi« auf ben alten Raufen b. San*
benberg. . . Ser hat feine ©eredjtigfeit, wie er bie
hat ber meint ererbt 31t haben, biel weniger
Wollen hingeben").
b) »hiefe Subwig, war ein lebiger Stecpberger." (3imnt.
©twon. a. a. 0.)
(i) Studgaber, ©efcl). ber gret* unb 3tcid)«ftabt Siott*
weil II, 2. (183S), ©. 187.
7) ©. ba« Schreiben S.’§ an 31., d. d. 20 Slug. 1538
(Slrmbrufterbucl)). fyälfc£)licf) fagt fRitdgaber a. a. 0.
©. 186, 2. habe nad) frudjtlofen fdjrtftltdjen ©ertjanb*
hingen mit 9i. über bie ©ürfd)gered)tigfcit guerft jur
©eWalt gegriffen unb ben Siener 3t.'«, ©ott. ®önig,
gefangen genommen. Sin« bem borgenannten ©riefe
nämlich ift 31t erfel)en, bafe biefer Siener bon 2. nur
be«halb gefangen genommen Würbe, Weil bie 3lottWeiler
ben Schaffner be« letzteren, ben 2. 9tecl)berger, am 1. pjult
ol)ne_ ©Weitere« auf bem ^eiligen ©runnen überfallen
unb in eine IStägige ©efangenfdfaft mit fiel) geführt
hatten, wie bie« and) au« ber ©erteibigung ber 9tott*
Weiler felbft auf bem Stefjenljofener Sage bom 22. SRärj
b. f. gan3 flar hemorgept, ba fie bie ©efangen*
ndjmung be« 2. 91ed)berger nur bamit 31t eritfdjulbigen
wiffen, bah auf bem §eü. ©runnen, wie fie fagten, ihre
„abgefagteu geinbe" fid) aufhielten (brgl. ©tbgenöff.
S(bfd)tebe, ©b. 4, 1, c. ©. 1047).
H) „@uer erftiid), mittel unb leßt Schreiben habe id)
. . . bernommen" (Slrmbrufterbud)).
“) Siefe waren fowopl für 2anbenberg — al« 5>iutcr=
f affen bon 3i'trid), — al« für ba« 1519 in bie ©ibge*
noffenfehaft aufgenommene 3tottweil bie natürlichen ©er*
mittler.
funbeu füllten, bamit fte ihm auflauern fönnten.
©0 gefd)al; e« benn. Ser nid)t«ahncnbe 2anbcnberg
würbe mit bret ©egleitern auf freier Sanbftrafjc
überfallen, auf ein ©auernpferb gebunben unb al«
©efangener in bie ©tabt geführt. Sie« gefdjap
am 31. 2lng, 10)
2luf bie Äuttbe pieDon erboten ftd) nicht nur
Sanbenberg« ©ohne, fonbern auch eine grefje 2ln=
japl ber benachbarten 2lbligen, worunter aud) ©raf
©ottfrieb SBerner oon 3lmmern Su (Sicherheit«-
leiftungen bi« in bie £öpc Don 30,000 ©ulben,
ohne jeboch etwa« bamit ju erreid)en. $nbeffen
nahmen [ich bie ©ibgenoffen foglcich ber ©ache an.
©ic wanbten fid) unter bem 29. 2lug. an SRottweil
mit ber $rage, ob c« ben 2lu«trag be« #anbel«
ihnen anbertranen mode, unb fdjicften iiberbie« auf
bie Jbunbe Don ber ©efangennchtnung 2anbenbcrg«
eine au« ©oten Bürid)« unb ©chaffhaufen« be*
ftehenbe ©efanbtfchaft, um bie ©efreiung beöfelben
ju erwirfen.
2Rit ber Se^teren wodte e« nun freilid) nicht
fo rafd) Dorwärt« gehen.11) 211« am 12. ©epi.
in fftottWeil ein Sag jur ©erl)anblung ber ©ad)e
ftattfanb, fam man mit ÜRühc bal)in überein, baß
febe ©artei jWei unparteiifche dftänner wählen fode,
um burd) biefe ben Jpanbel in fRottWeil ober Sbcrn=
Dorf gütlich ober rechtlich 311 erlebigcn; für ben
$ad ber 3d)iefpaltigEett biefer fRid)ter war bie
©eijiehmtg ber ©ibgenoffen al« Obleute oorgcfeljen.
Bin Uebrigcn fodte bi« jum ©ntfd)cib ber ©ache
fRoltWeil bei ber 2lu«iibung be« 3agbred)t« belaffen
Werben unb beibe Seile fid) ber getnbfeligfeitcn ju
enthalten Derbunben fein. — 2ln bemfclben Sage
würbe and) bie Don fRottweil für bie greilaffung
Sanbenberg« geforberte Urfehbe Don bem lehteren
bejtegclt.
Sa inbeffen Shriftoph D. Sanbenberg, ber ältcfic
ber ©ohne Jpanfen«, weld)c fämtlid) in bie Urfehbe
aufgenommen waren, bte ©cftegelung berfelben Der=
weigerte, 12) fo bauerte bie ©efangenfd)aft be« 2llten
Dorerft fort. 13) Um aber etwaigen Shätlid)feiten
©hrifloph«, womit bcrfelbe in einem an Büri^) 8e*
10) Slrmbrufterbud) f. 11, v.
n) @§ ift bie« burd) au« erflärlid) angeficht« ber ben
etbgenöff. ©efaitbten Dorgelegten ©egenbebingitngen 3tott=
Weit«, bereu l)auptfäd)ttd)fte ba« fofortige Bugeftänbni«
ber fraglichen ©ürfchgerechttgfeit ber 9ieich«ftabt war
(f. Sir mbruft er Intel)).
12) ©rgl, bte gttfmote 31t ber Stopie ber Urfehbe im
SlrmDrufterbuch : Cs« hangt allein Raufen d. 2. Sigel
hieran.
13) SBettn ©tälin (SSirt. ©efd). IV. ©. 421 überein*
fltmmenb mit 9ittdgaber (a. a. 0. ©. 188) fagt, 2anbctt*
berg fei ant 12. ©ept. att« ber §aft entlaffen Worben,
fo fließt fiel) biefe Sarlegttug einfach auf ben Sert jener
Urfehbe Dom 12. ©ept., Wiberfprid)t jebod) bem eigenen
©orbringen 2.’« auf bem 3ieid)«tag 3U Obernborf am
6. ^ait. 1539, wie and) auf bentjentgen 3« Sießenhofen
am 22. SDtärj gl. 3. (Urlunbe be« ©ertrage« in Sopie
auf bem ©taat«ard)io), Wonad) er C SBocpen Weniger 1
Sag in ©efangenfhaft war. Sind) bie 3tntmerifd)e
©hronif fprid)t au§britdlid) Don einer G 2Bod)eit weniger
1 Sag Währenbett ©efangenfetjaft.
7
richteten ©djretBen broßte, ju Begegnen, Bcfdjfeb
3ürid) bie Aettweilcr auf einen etlenbcn Sag am
1. Oft. nad) Saben im Aatgau.
©em auf biefen Sag mitgetcilten Aottweiler
Abfommen flimmten bie ©ibgcnoffen 51t unb festen
ben Seginn be# auf fOtartini feft. Setreff#
ber angeblich bon Sanbenberg# ©ößnen geäußerten
©rohungen Berichtete 3üri<h, baß bie Lettern ber»
felbcn, Ulrid) unb üöotf non Sanbenberg, bie im
Sfjurgau anfäßig geblieben waren, bie Sereitwillig=
feit au#gefprod)en Bitten, bafitr ju bürgen, baß
jene im $orberungäfatte ebenfo ba# 9^ed)t bor ben
©tbgeneffen annehmen werben.
Sn ber ©hat besegelten biefe Särgen unter btm
5. Oft. eine hierauf bezügliche Urfitnbe. ,4) —
©a#felbe ©atum trügt bie nunmehr ohne Sejug*
nähme auf feine ©öffne abgefaßte Urfehbe15) £anfen#
b. Sanbenberg. Oie ^reilaffuitg be#felben muß fid)
aber, ba er 6 5Bod)en weniger 1 Sag gefangen
war, noch etwa# oerzögert haben, möglicherweise
au# Anlaß ber Raffung ber bon Aottweil für
Sonabentura Äönig 31t fdfwörenben Urfehbe, beffeit
Sefreiung man [ich fdjon gegenüber ber erften eib=
geuöfftfd)cn ©efanbtfdfaft (f. ©. 6) auöbebungen
hatte.
Obwohl nun 3ürid) bereit# am 4. Aobembet
(„9J?ontag nach Allerheiligen") Dtottweil mittcilen
fonnte, baß Sanbenberg feine jwei „3ufäljer" gemäß
ber UeBereinfunft 00m 12. ©ef)t. gewählt Ba&e'
unb bie ©tabt aufforberte, etwa binnen 3 Aßod)cit
ein @leid)e# ju thun unb ben Ort ber SDialftatt
ju beftimmen, fo berftridfen bod) nod) bolle 2
SDZonatc bi# jum erften Aed)t#tage. — Oie 2X6=»
beftedung be# bereit#16) angefeljtcn Sermtn# gab bern
wiberfpenftigen (ShriftOph ö* Sanbenberg willfommenen
Anlaß ju neuen Orohungen, bie er in einem unter
bem 3. Oej. au feinen Setter SJßolf gerichteten
©djreibeit äußerte, in Welchem er zugleid) anfiinbigte,
baß er, wenn ber nunmehr neu angefeßte Sag 17)
wieber nicht ftattfinbe, feinen weiteren mehr befudjen
werbe.
©itblid) würbe bie Sagung auf 6. San. 1539
nad) Obernborf anberaumt. Al# bie „oicr unßar«
teiiföhen SJtann" be# Aoti Weiler „Anlaffe#" er=
fd)icnen hier Solen bon 3ürid), Sern, Sujern unb
©djwßz, unb jwar .Sun# 9iuboff Sabater unb
Peter Smha3 für Sanbenberg, ©djultljeiß £>an#
©olber unb Sanbamman Sofcph Amberg für Äott«
weil, £)an# 0. Sanbcnberg, ber mit einem „Sciftanb"
14) Sw ©taat#ard)ib.
15) topic, bezw. Konzept berfelben ebenfall# im
©taat#ard)ib.
16) ©§ ift nid)t genau erfid)ttid), welcher Sag jiterft
in AuSfidjt genommen War, wal)rfd)einlid) aber ber 3.
Sez- („®ien#tag oor Aicolai" — wie ber güfammen*
hang be# in ben ©tbgenöff. Abfd)iebeit Sb. IV, 1, c.,
©. io49 wiebergegebenen Schreiben# ergibt, ift fo unb
nicht „n a cl) Aic." ju tefen) ober ber nüdjfte, bödjften#
übernäcbfte Sag ; beim auf ben erftgenannten Sag war
©twiftoph, Wie er felbft fd)reibt, heimgetommen.
17) Abfd)icbe IV, 1, c. @. 1049.
bott etwa 140 pferben, Befoitber# Sertretern bc#
Pfalzgrafen unb be# Sifd)of# bon ©traßburg, auf«
gezogen war, brachte nun burdj ben Ooftor Subwig
2Beßel feine Klagen bor, bahingehenb: 1) Oie
bon AottWcil maßten fleh ba# Sfl9bred)t in feinen
§errfd)aften Aamftein unb ^alfenftein an. 2) ©ie
feien in fein Oorf ©ulgen gebrungen unb hätten
ba# 2Birt#hau# bafelbft burchfudjt, in ber Meinung,
ihn ober feine ©ohne bort zu finben. Oafür forbre
er 4000 ©ulben. 3) ©ie hätten ebenfo feine .Sperr*
fdfaft zum heiligen Srunnen überfallen unb feinen
©djaffner gefangen genommen unb 15 Sage be«
halten; bafür forbre er 3000 ©ulben. 4) ©ie
hätten ihn felbft auf feiner Aiidfehr bon bem
Sabener Sage twm 25. Aug. auf ber Sanbftraße
aBgefattgen unb einen Sag weniger al# 6 Söodfen
im ©efängni# gehalten, hierfür forbre er 10,000
©ulben.
•hierauf antworteten bie AottWeiler : ad 1) ©te
hätten bon Äaifern unb Königen 5f5ribilegien be»
treffenb bie freie 3agt> in bem genannten SegirX
erhalten unb legten biefelben hiennit bor. ©ie
forberten auf ©runb berfelben Serfättung ihre#
©egner# in bie feftgefeßte Süße bon 50 SJtarf
löthigen ©olb#. 18) — ad 2) 5ßeil fid) in bem zu
ihrem Scigbbezirfe gehörigen ©ulgen ihre abgefagten
geinbe aufgehalten, fo hätten fie 6 ober 7 Sdtann
abgefthidt, um folche aufzufudien. — ad 3) Sjhx
berhalte fid) bie ©ad)e ebenfo. Subwtg Aethberger
habe ihren offenen ft'ciuben Unterfcf)tauf gegeben,
unb bermöge ihrer Freiheiten bürften fie ^erfonen
bon zweifelhaftem Seumunb berhaften. 19) — ad 4)
©er b„ Sanbcnberg ha^e fle uie red)tlich 20) bor
gemeine (Sibgenoffeit gelaben; fonft würben fte er«
fd)ienett fein, ©agegen hft^e er e*nen ^rcr 9e*
18) Abfeh. IV, 1, c. S. 1047. — Sie Privilegien
felbft tonnte ich nicht finben. 28enn fich aud) in ben»
fetben bie Seftimmung einer Süße bon 50 Atari ©olb
al# ©träfe für unberechtigte# Sagen fattb — unb bon
einem fotchen faitn aud) gegenüber benx ©runbeigen»
tünter bie Aebe fein (bergt ©djwahbad), Fm'ft» unb
Sagbgefch. Seutfchlaub# 1, 1886, ©. 206 ff.) — , fo ift
gegen ba# Anfinnen Aottweil# 3weierlei einzuWenben,
nämlich 1) baß biefe# bem Saubenberg, ber ja bon be»
fteßenben Pribilegien nicht# wußte (f. oben ©. 5/6, Anm. 4),
ba# Sorhanbenfein urtunblicßer Aechte ber ©tabt ber»
fäjwiegen unb alfo bie erfte Sebingung für bie ©traf»
barleit feine# ©egner# überfeinen, unb 2), baß e§ über«
ßaußt — bie Shatfacße be# Sagen# feiten# Sanben«
berg# borau#gefeßt — eine förmliche Ablage, bezW.
ÜBiberflage gegen benfelben berabfäumt hatte.
1!)) Sie# bermöge ißre# Pribilegium# ber hoßen ©brig»
teit, traft ber fie aud) Sotfd)läge bor ißr Forum ziehen
bitrften, wa§ in ber Sßat öfter# ber Fall war (mehrere
bor ihrem pürfd)gerid)t „unter ber Sinben be# §ofe§
freier ©efntrfd) auf ber mittleren ©tabt zu Aottweit"
gerechtfertigten Fade finb bezeichnet tut Armbrufterbuch
f. 32 ff.) Aur beftanb für fie gewiß noch nicht ba#
Aedft, in bie ©cbäulicßtciten be# Sefißer# bon ©runb
unb Soben einjubringen.
20) Abfchtebe IV, 1, c., ©. 1047. SSa# ba# SSort
„rcdjtlich" genau bezeid)nen foll, ift nicht zu erfeßen.
Scbenfatl# bolumentiert fid) biefe# Sorgeßen Aottweil#
burd) ben Srief Sanbenberg# bom 20. Aug. 1538. (f.
oben ©. 6) al# fd)led)te Au#rebe.
fdhmotetten Vielter gefangen genommen, trotj tuet)»*
fad) er ©djrei&ett itidjt fretgclaffett unb in einer
sjftiffioe bic dtottmeiler Befötotpft. Vafü'r forberteu
jte 20,000 ©ulbett.
Vte dichter »crfuchteii nun gütliche Vermittlung,
aber »ergebend, ©S mürbe »erlangt, ba§ man ben
Augenfdjeitt megen beS Sagbftreite« cinnepme unb
bann mcitcr »erhattble. 9}ad)bem bieS gefepehen unb
»erfdjiebette Vorfrage erfolglos gemefen mären, ^
[teilten bie ©djiebboten folgenben Ahfdjieb: Vic
»ou Büricp foHen beförbcrlid)ft bie ©ibgettoffen auf
einen Vag befd)reiben, mo bann ein rechtlicher Vag
auf gemeine dttalftatt angefe^t unb befd)loffen merben
fod, ob man auS ben 9 übrigen Orten einen 06=
manu mahlen ober gemeinfam Obmann fein mid.
ViS ju jenem Vage foden bie Varteieit famt threu
Angehörigen ftd) ber geiubfeltgleiten enthalten, aufjer*
bent ber „Anlaß" smifepett dtottmeit unb ben ©öpnen
beS .SfKtttS ». Sanbenberg d. d. Vabett 5. Olt., 2 I)
melier übrigens an feine Beit gebuitbeit mar, 22)
in Hraft bleiben. Septcrer Vefcptufj mürbe fcmopl
bent ^anS ». Sanbenberg als feinen ©opnen noep
befonberS jugefd)riebett.
Ant 2. gehr. traten bie ©ibgenoffen ju ber oben
Sefcploffeiten Vagung itt Vaben jufantmeit. .fpier
mürbe nun Vürgermeifter ßiegler »on ©epaffpaufen
jum Obmann beS ©d)iebSgericptS gemäblt unb $u*
gleid) ber dtedjtStag »orbe^ältlid) beS ©in»erftänb=
niffeS ber Parteien auf beit 16. dftärj naep Vielen»
hofett feftgefept. Auf ihm füllte and) bie Hlage
dtottmeilS gegen bic ©opne SanbenbergS erlebigt
merben. Vie Vcrpanbluitg fanb jebod), ungemiß
aus melcpem ©runbe, erfi am 22. ftatt.23) ©hriftoph
». Sanbenberg, meldjer »on ben ©ibgenoffen, mit
bent |)inmeiS auf fein »ergeblicpeS ©rfdjeinett in
Obernborf, ben »ott il)tn mit bejtegelten, nunmehr
aber, mie er behauptete, fjdtfädig gemorbenen Vürg*
fcpaftSbrief »otn 5. Oft. 1538 jurücfüerlangt hatte, 2t)
blieb troh erneuter Sabttng feitenS jener auS.
©enau mie auf bent Vage ^u Obernborf forntu*
lierten jept itt Vießenpofen bie Parteien ihre Klagen
unb gelobten fobann, ber gütlichen Vereinbarung
feitenS ber ©cpiebSricpter ftd) ju fügen unb eS babei
für alle feiten ju beiaffen. — Oer ©prucp lautete:
1) greie Sßürfd) für Dtottmeil fod bleiben auf ©runb
21) S. oben S- 7.
22) S. Abfcpiebe IV, 1, c. 6. 1019. Ver jponbel ber
(Söhne mar überhaupt »on bent beS VaterS auSbritdlicp
gefonbert. („So aber nun“ bie Söhne „[ich tpreS VaterS
in biefer Sache entfchlagen . . . haben.“)
23) ASie eine Acifftne ber 18 Orte an S cp aff häufen
(1. d. 5. gebr. jeigt, »erfiel man fpäterpin auf legieren
Ort als VÄalftatt megen feiner bequemen Sage. Va bie
Stabt jebod) öem SSJolf ». S. megen eines früher bc=
gangenen SobfcplagS »erboten mar, fo bejmedte eben
jene Votfcpaft, bentfelben für ben AedqtStag freies ©eleit
auSjumirleu. SDlöglicp, baß bie Antmort ScpaffhattfenS,
bie alfo fdjließlicp abfd)Iagig auSfiel, [ich fo fepr »er*
jögerte, baß eine Späterlegung beS VerntinS auf ben
22. notmenbig mürbe.
24) Saut Veridjt 3iirid)S auf ber ittämifepen ftattge*
habten eibgettöffifepen Vagfapung »out 25. gebt-. ; Ab*
fdjiebe IV, 1, c. S. 1067.
unb Vobcit beS ». Sanbenberg »on Vifd)ttecf bis
©ulgen, »on ba bis ,!ipinter=At<hhatben unb »on hiev
bis cuf ben Vranbfteg (Vrattbftcig). 2) V)ie in
biefetn Vejirf »orfommenben dftalefijfäde foHett je
1 ^apr lang »ott Sanbenberg ober ben ignpabern
feiner ^errfepaften unb »on ber ©tabt dtottmeil
gerechtfertigt merben, folange als bie ©enannteu
biefe Regelung nicht in beiberfeitigem ©inberftänb*
niffc anbern ; auch barf jeber Veit feine offenen
geinbe, menn er fte im ^agbbcjirfc trifft, aufgreifen.
3) Oie Klagen betreffs ber ©efangennepmung beS
Subm. 3Vechberger unb berjettigen beS Von. Zottig
foHett 'gegenfeitig aufgehoben fein. VeSpalb fod ber
erftere eine „gemeine, alte Urfepbe" fd)mören, unb
bie Diottmeilcr bie »on ihm unterfcpriebeite bem Ob*
mann jur Vernichtung übergeben. 25) 4) Oie ©e*
fangeufepaft beS §anS ». Sanbenberg fod gegen
beffcit ehrenrühriges ©Schreiben an dtottmeil d. d.
20. Slug. 26) aufgehoben fein, obmohl bie dtottmeilcr
ber Sabttng SanbenbcrgS nad) Vaben hatten f^olgc
geben ober hoch auf einen Vefcheib »ott bort matten
foden, bagegett 5) ber materielle ©chabctt beSfetbcn
ihm »ott Vottmeil, ba biefcS bie attgebotene ©id)er=
heit »ott 30,000 ©ulben auSfdjlug, mit 1000
©ulben »ergiitet unb biefe auf ^3fingflen beim Ob*
mann beponiert merben. ©ben biefetn ifi aud) bie
»on £>anS ». Sanbenberg unterfchriebene Urfehbc
ju^ufteden, bamit fte nad) ©rridjtung ber Verträge
befeitigt merben fatttt. 6) Oie etma »orgefadenen
Vefdjitnpfungen DtottmeilS burd) bie ©ohne Sattben*
bergS finb hmmit h^f^dig gemorben unb aufge*
hoben. Oagegcn fod Sanbenberg feinen ©ol)n ©hriftoph
jur Annahme btefeS Vertrags bemegen, mibrigenfadS
bie 1000 ©ulben bei bettt Obmann liegen bleiben
unb ber Vabener Viirgfd)aftS»ertrag meiterhin feine
Äraft bel)ält.
2ßer aber »on bem eben gefd)loffetten Vertrag
nichts miffen modle, mar ©hriftoph ». Sanbenberg.
Vöährettb feine Vrüber, mie nidjt anberS ju er*
märten, jufrieben marett, mofern eS nur ihr Vater
fein fonnte, fejjte er ber »on Oie^enhofen auS att
it)n ergangenen ©röffttung neuerbingS bie Veljaup*
tung entgegen, ba^ feine Verpflichtung, fo mie bic=
felbe »on Ulrich unb SBolf ». Sanbenberg »erbürgt
morbcit, mit Martini27) »origen Jahres erlofchett
2ä) Stuffattenb ift, bajj fich in bem Vergleich feine
Stipulation betreffs einer Urfepbe für Von. Honig finbet.
2)o d) f^eint biefe gorberung in ber Veftimmung »on
ber Annullierung ber ©efangenf «haften in»oI»iert gemefen
§u fein. Auch geftanb Slottmeil biefelbe fdjott in ben
für SanbettbergS greif aff ttng füngierten Vebingungett
(f. S. 6 Annt. 11) 31t. Vermutlich befajj bie für Vott.
Honig gefchmorene llrfel)be (»gl. oben S. 7) bereits bie
©igeufdjaft einer „gemeinen, alten.“
2fi) S. oben S. 6. (ir marf barin ben Vottmeilern
ihre »ielen Vergehungen gegen ben Sanbfrieben »or unb
äußerte, baf? er fiel) »ott ihnen fitrber nichts ©uteS »er*
[ehe. Vic »ott Vottmeil in jenen erften Vebingungett (f.
oben S. 6 Anin.ll) geforberte Abbitte megen biefer „auS
hiüigent ©emüt" begangenen Verunglimpfungen blieb
S. alfo erfpart.
27) lieber bie Unridjtigfeit biefer Vefjauptung »ergl.
oben Annt. 22.
9
fei, mcSljalb er miebert)olt ben Antaßbrief juvücf =
forberc. ©ieS berichten bie ©oten von Büvtih utlb
©ern auf bem ©abener ©age vom 14. April, auf
metchem bte ©i’trgen felbft baten, fte ihrer ©erant*
mortlidjfeit ju entbinben, ba aud) fte geglaubt hätten,
fie hafteten nur bis Martini.
Bu btefem nach bem SBortlaut ber betr. Urfunbe
ganj $altlofen unb überbieS fef)r oerfpäteten ©or*
bringen fonnte bie letzteren moljt nur bie Ueber-
jeugung betoegen, baß Ebriftoph ein ©aufbolb fei,
mit bem man am beften gar nid)tS ju f Raffen f)abe,
unb eS mar nur natürlich, baß ftd) bie Eibgenoffen
baran nicht lehrten, dagegen befcßloß man, bem
eilten ju feßreiben, baß man fein ^ier^er gerichtetes
©efudf um Bnfteüang ber 1000 ©ulben in ben 516=
feßieb neunte, um ißm auf bem nad) ften©agezuantmorten.
tiefer batte am 15. Buni ftatt. ©tan laut aud)
hier bei bem ©rängen ber ©ottmeiffeßen ©efanbten
nicht meiter, alö baß man Raufen v. Sanbcnberg
toorficKtc, er müffe feinen ©oßn jur Annahme beS
©ertrageS Vermögen, unb baS ©elb nochmals jurüd=
behielt. Allein mehrere Orte maren bereits ber
Meinung, man foUe Eßriftoph bei bem SSergleic^
mit feinem ©ater außer ©etraeßt taffen, meSßatb
ber ©efeßtuß gefaßt mürbe, baS näd)fte ©tat mit
ber ©olimacht jur enbgittigen Erlebigung ber An*
gelegenheit JpanfenS ju erfd)eincn.
©o finben mir cnblich unter bem 29. Aug. ein
in Urfunbenform abgefaßteö ©chreiben28) ber 13
Orte an £>anS V. Sanbenberg, metd)eS befagt, baß
alle beffen ©oh« Eßriftoph betreffenben fünfte beS
©ießenßofener ©ertragS nichtig fein füllen unb er
28) 2>nt (Staatsarchiv.
alfo ben ©ertrag beftcgcln möge, maS bann aud) gcfd)a^.
Obmoljl nun ber ©treit hiemit f«r betgelegt
gelten fonnte, fehle Ehriftopt) V. Sanbenberg feinen
ganjen ^unferfiolj barein, ihn feinerfcitS meiterju*
führen unb an ber freilich allgemein gehabten ©eicbS*
ftabt29) feine Äraft ju meffen, unbefümmert um bie
feinen ©itrgen hieraus ermad)fenben Faßrlicßfeiten.
ÜJtit ber ©totivierung, baß meber er noch fein ©ater
für bie aus ber ©efangenfcßaft beS lederen ent*
ftanbenen ©achteile entfehäbigt morben feien, fchidte
er unterm 8. Oftober ben ©otttveilern ben Abfage*
brief unb jeigte fotd)eS jugfeid) ben Eibgenoffen
mittels ©cßreibcnS vom 10. an.
©iefc aber fühlten freh, mie eS fcheint, vorerft
noch nicht Veranlagt, etmaS zum ©dju^ ©ottmeilS
ju tßun, jutmal bie ©tabt felbft ihre ©efehbung erft
auf bem ©ag ju ©aben vom 10. ©oü. mitteilte,
©ie bat hier ^mar nur um „ein getreueg Auffeßen",
aber nicht, mie man bort mit ©echt ermartet hatte,
burch eigene ©cfanbte, fonbern mittels ©cßreibenS,
obmohl fte burch ©c^afft>aufen befonberS zum ©efuch
ber ©agfaßrt eingelaben morben mar. ©ie Eibgc*
noffen giengen ihren ©erbünbeten inbeffen infomeit
an bie £anb, als fie ben Orten bie Ergreifung
SanbenbcrgS im ©ctretungSfaUe geboten unb im
übrigen ben mitten unb bie ©ürgen an Aufbietung
ihrer Autorität unb bie lederen fpejied an ihre
©ürgfehaft erinnerten.
*9) Bimm. Ghron. III., ©. 275/6. („3SaS Dörfer unb
©itter fie an ft<ß sogen, auch täglich fid) unterftel)en,
mie baS benen vom Abel, fo nod) atlernächfi um fre ge=
feffen, moßl bemüht.")
(Fortfeßung folgt.)
5ic -Heutnuger uttb •Km-gergcfcfiMt« ßiö jur -Uefonnatiou.
Bon ©l|E0hrrr Sd|ön in Sfuifgarl.
(Fortfe|ung).
©ürgermeifter Sattbenber ger*), meld)er von
ber abligen Familie von Sanbenberg abflammen
moUte, 1£) erlangte d. d. Supenburg 15. ©tai 1683
als AmtSbürgermeifter ber ©eiißsftabt «Reutlingen
ben rittermäßigen Abelftanb für ©eich unb Erblanbe
mit ber ©cmiöigung ftd) von ju ermerbenben ©iitern
ju nennen, ©erechtigung ju Sehen, ©otmacßSfreißeit,
©erleihung beS faiferlid)cn ©cßuheS, ©chirmS unb
ber Salva guardia. ©aS ablige, neu Verliehene
©Sappen mar: ©aS ©chilb ift
rot, inbemfelbcn 3 meiße „Saub".
©ie ^elmbeden, bie auf ber
Beid)nung fehlen, ftnb rot*mei§.
©er meifj auSgefchlagcnc rote
^)ut hat golbenen ^nopf an ber
©pi^e. ©ie beiben Sänge ftnb
mei§. ©er jmifchen ben f^lügcn
befinblid)e ©lannSrumpfhat roteS
ßleib mit meinem ©ürtel, Aermeln
unb Äragen, fein -fpaar ift braun,
er hat auf bem Äopfe einen mei§
*) ^n ©ummer 6 beS lebten SahrgangS ©. 96
auSgefchlagenen, roten §ut, in ieber §anb halt er
ein meines „Saub." B« bem ©d)ritt ftd) ben Abel
ju o er fd) affen veranlagte Saubenbergcr fid)cr
nicht nur bie Eitelfeit. ES mußte ben ehrgeizigen
9©ann tief Oerlehen, auf ©eichStügcn unb ÄreiSOcr*
fammlungen ben ©ortritt abligen «Patrijiern anberer
©eid)Sftäbte ju übertaffen, nicht nur ber mächtigen
©tabte Augsburg, Eßlingen, §eilbronn unb Ulm,
fonbern and) ©iberadfS, S^nifS, ©avenSburg’S unb
ÜBangen’S. ©em fud)te er abjul)elfcn, inbem er ablig
mürbe unb fo ftd) felbft fomob)l, als auch ber ©tabt,
beren Oberhaupt er mar, ein höheres Anfehen üer=
f<haffte.
©rofcbem oerbachtett bie betnofratifdjen ©cut=
linger ihm biefen ©d)ritt fehr. ©eben einer „Grab¬
inschrift des Ritters St. Wurrnbs, der den Lind-
Georgen verstochen hat,“ fefete ihm ber Sßih beS
©palte 1 Beile 23 von oben muß e§ ftatt Alalone heißen
Atulone. ©. 9v.
18) ©ie Abftammung mar lebenfaUS nur eine un=
eheliche, ba e§ beim fchmäbifchen Abel nod) bis inS 16.
Sahrhuubert hinein ©itte map, unehelichen Ätnbern ben
Familiennamen mit ber (Snbftjlbe „er“ ju geben.
10
fßolfeg nod) bic „Grabschrifft dess edlen Schuh¬
machers von Reutlingen, Laubenberger ge¬
nannt“ :
„Hier liegt ein Wandermann, der aus der
Schuster-Orden
kaumm ausgetretten ist und gleich zum Ritter
worden.
Sein Adel ist bekandt, das zeigt der grosse
Leist,
ein Klopffholz auch darbay, das Laubenberger
heist.
Der Adel wird erlangt durch Degen und die
Feder,
hingegen er ihn kaufft durch sein geschmiertes
Leder.
0 angenehmer Tausch! o adeliche Zier!
Sein Nahm ist jezt verruefft , gleich wie das
saure Bier.
0 armer Cavalier!19)
©er ©ürgcrmeiftcr patte 15. ©ept. 1639 SInna,
©odfier beg 33artpolontaug ©cprnib geheiratet, ©eine
Äittber maren :
1. (Spriftir.e, mcld)c 2. Slpr. 1673 ^faaf S t ft,
©uBbiacomtg heiratete,
2. SInna (Salparina, mcldjc 10. Slpr. 1665 ben
33ürgertneifter ^opanu SacoB SSudjcrer tu cut=
fingen heiratete,
3. Oiegine, meld)e 30. Slug. 1675 ben ©tabt*
fdjreiBer Sin o re ab 33 attcr cpelidfie,
4. Johann ©aöib, geh. 1640, ©dntpmacher in
Oteutlingcn, f 10. ^an. 1684, alb lepter beb 2ttanncb=
ftatnmb, bcrmüplt 1663 mit Katharina 307 an n,
lt)eld)e II. 12. Slpril 1697 ben Umgclber .^opaim
Sacob 33 cd, 1U. 16. Sflai 1698 Sopann SJiartin
©rttner heiratete; ^opaim ©uüib hatte 4 ©öd)tcr.
a. SInna Katharina, nenn. 10. Slug. 1691 mit
betn Chirurgen (Spriftof Bwtglcr,
b. Suftine, neun. 11. Slpr. 1692 mit ^opanit
(Sonr. Sam pari er, ©opn beb SBeingartnerb $aco6
alt Samparter. 20) (Sin 33crtt>anbter bcgfclBen,
Johanne«, ©opn beb SBeingSrtncrb Sorettj Sam*
partcr, felBft SBeingärtner, heiratete 22. Slpr. 1663
Sucia e r b o g unb mar 33atcr non ^unigunbe,
bie am 6. $e&r. 1697 ben ©eher SOlarfitt SOiitller
heiratete.
c. SDSarte SOlargaretpc, nenn. 15. Sion. 1697
mit beut 5tüfcr SSopauncg SBcerentnag,
d. SInna Regina, Perm. 7. 3D7ärj 1698 mit
©cBaftian © n d) t er mann.
5. SOIarie SOtagbalcne, nenn. 2. Slug. 1669 mit
Johann ©eorg Svöngott.
lu) S>oTfl'tetter, Gpronif, ©eite 1131.
_-°) 3um Slrtifel Sn in pari er ift nod) Jtadjjutragen,
bafs am l. ©ec. 1570 ber ©ccait (Srabntub Sieuftetter
genannt Stürmer unb bag Kapitel non Stift ©om*
bürg au ©corg Samparter 31t (Srbacp (bei ©elbütgen,
p.=3(. Vatt) einen bigper bont Pfarrer 31t ©elbingen
innegepabten SBeinbcrg, ben ..Schilr. in Hürnbergen“ 31t
©elbingcn um 55 ft. berlaufte. ©ie $aprg'. 1896, S.
75 genannte Scpmicgertocpter beb &'ait3lerg £am =
parier tuar eine bon SWeitingen nidft tßJcitingen.
6. Sinne SOIarte, neun. 19. 97ob. 1677 mit
bem ©ürgertneifier $op. ©eorg ßönngott.
UeBrtgcub Bebienten ftd) bie Äinber unb (5nM
nie ber heute üBlidjcn SlbclbpartiFel „von/4 ©er
Staate SauBcnBcrger Begegnet heute noch in ©d)tocn=
ningen.
5 6 2*) Saft. Sßappen (14. f^unt
1387) : ©iefe Familie tritt faft glcicp*
zeitig in Steutütigen unb in ©üBingctt
auf, ohne baf’ eb fid) Beftimmen laßt,
tnelchc ber Bcibcu ©teibte bie urfpritng:
liehe £)cimat ber Familie ift, falls fie Saft.
nid)t ettna non einer britten (^)errenBcrg) eilige*
tnanbert fein fodte.
Slnt 24. Slpril 1325 Farn Tug ber Saft, 33itrgcr
31t Steutfingeit üöerein mit ©raf f^rtebrid) non 3 0 1 1 e r n,
ßirdtpernt ju TfuUingcn, ber SleBtifftn unb bem
Äonoent 311 Tfufüitgen um beit Ärieg, beit er patte
„gen Cotstentze,“ nom 3cPnten non feinen Siedern
in Tfuüingcr gepnten. (Mon. Zoll. I, C.C. LXXHI).
(Sr ift ocrntntlid) 33ater beb ©proniften Tugo
©pedpjart unb Slpnperr ber fptmilic © p e t=
gart, melcpc baö SBappen ber Saft füprte unb mit
ipnen bie ©ornatnen ^utgo unb ßonrab gemein
hatte. ©leid^eitig mit biefem Jpugo erfdteint .fton*
rab ber Saft non ©epai (b. p. ^aip, 0.31. Ter;
renBcrg), ber am 6. 3>uli 1326 33ürgc für §ug
n. Tailfingen, beb un&ejuntcn ©ruber tnar.
(S. ©d)mib, ©üBingen ©. 413, 475). 21) ©a&eh
toncr melbet: anno 1339 mentio fit discreti viri
Conradi dicti Last de Entringen , civis in
Tüwingen. Der hat ain Sohn, so Gaistlicher
ist. ©aBelfoncr nennt noep jum ^apre 1352
^!onrab Saft, 33ürgcr unb Otid)ter ju ©itBiitgen
unb melbet, baf) 1356 Äoitrab ber Saft unb
Tanb, feilt ©opu, 37icptcr 31t ©üBiitgcn flegelten.
Stad) ©aBelfoner patte itonrab folgenbe ©öptte:
1. ^onrab Saft, tnelcpen 2. ©ept. 1352 ifiapft
Glcmeitb VI. mit einem fFaitonifat unb einer s$rä=
Beitbe ber ^irepe 31t ©inbelftngeu pronibirte (SBürtt.
@efd).*Oucl!en IT, 436). Sltn 27. geBr. 1363
Beauftragte Tapft UrBait Y. ben 316t noit 33e6cn*
paufett, Sticolaub ©ettili attb SlaneitbBurg, ßle=
riter ber ßonftau^er ©iö^efe unb ©ietrid) S a ft,
£'anoititer ber Äircpe 31t ßonitatt^ ben ^onrab S a fl,
ßaplait Äaiferb flarl IV. in bie Äird)e 3U SlugbBurg
einjufüprcn, trohbem er f cf> 0 it ein ^anonitat neBft Sin*
martfd)aft auf eincfßfrüitbe bcrftirdje juflonftanj unb
*) 2)ie Stummer 562 fiel infolge eineg SSerfepeng,
bag man 31t entfcpitlbigeit bittet, au iprer richtigen
Stette aitg. S). 31.
2l) Slnt 25. Auni 1347 berfcprteb ft cp ber Slbt unb
^onüent 31t Sebcupaufeit gegen ®raf ftonrab ben
Scpcrer üoit © ii Bingen lüegen ber §ofraitpc S'on*
rabg S a ft 3U jtapp , morüber fie mit bem ©rafeit in
Streit geraten roaren, baft bie 31t berfelbigen gehörigen
©iiter bent Vlofter bleiben unb fie auperpalb bcrfclben
fein Taug, nod) S cp euer bauen, aud) in iprer Kelter
Stientanb alg ipre eigene SBeingarten bcipcit (b. p. biuten,
feltent) laffeit motten. (S. Sipntib, Tübingen S. 432.)
(Babclfoöer melbet übrigeng : anno 1353 ist ein Last
von Tüwingen Conventual zu Belenliausen.
li
biePfarrfirdje tn^efiitgcn inue patte (ebeuba 0. 453).
2lm 22. 5lpril 1363 probibirte bcrfelbe Papft ben
©ubbiafcn ßonrab Saft bon Tübingen mit einem
^anonifat unb 5lnmartf<paft auf eine Präbenbe ju
©peper, troljbem er fepon bie Pfarrfird)e in $e*
ftngcn innc patte (ebenba ©. 455). Oa 25. 9Pär$
1363 jbaifer J?arl IV. bem Oomfapitel ju ©peper
baS Pedjt erteilte, ftd) fein unabligcb Piitglieb aitf=
bringen ju taffen (Beinling, Urfunbcnbud) I, 623),
jäpltc bemnaep $onrab Saft jitm Slbet. 5lm 29. 5lpr.
1371 mar burep ben Oob beb „bei der Kurie ver¬
storbenen“ Äonrab Saft bie Pfarrfirdje in Se=
fingen erlebigt (ebenba ©. 477).
2. Oietrid) crfipeint alb ßanonifuS ju $on*
fianj 15. $uni 1362, 10. ^an. 1363, 17. $an.
1363, 27. gebr. 1363, 28. 5tprit 1363, 10. ^uni
1463, 29. Sfuli 1365 unb 26. 9Pai 1366 (St. A. ;
hriirtt. ©efd).*Oucden II, 451, 452, 453, 456,
458, 468, 469) unb 26. SJuni 1363 alb Äano»
nifub ju ©peper (ebeuba ©. 458). 51m 27. ÜOIärj
1369 beauftragte papft Urban Y. ben ißifcpof bon
2Bormb, ben 2tbt bon ©ebenpaufen unb ben Ocfau
ber $ircpc ju ^onftanj mit bem ©d)Up beb Oiet*
riep Saft, SIrcpibiafonub beb Scjirfb fenfeitb ber
5llb in ber ^irtpe ju ^onftanj (ebeuba ©. 475).
5lbt Ulricp unb ^onbent beb £lofterb Ottobeuren
berfauften 21.$an, 1375 mit ©onfenb beb ©ifcpofb
©urfart b. Pugbburg um 850 pfunb Jpeßer an
ben Oompcrrn 31t jbonftanj unb ©peper , Oietricp
Saft ipr ©ut in ber „Medel“ ju ©epep ($app)
mit aßen gugepörben, Weingärten, fledern, Wiefen,
3infen, ©ülten, Satten, Kelter, Raufern, ©raf
©berparb b. 2EBürttetnberg midigte 26. üftai 1375
pierin ein (St. -A.). papft ©regor XI. beaitf*
tragte ben ©ifdjof bon föonftanj, ben 2lbt bon
©ebenpaufert unb ben tropft ber Äirdpe ju ©in*
beifingen 8. 3uni 1375 ben Oietricp S a ft, Äano*
nifer ber $ircpe ju Äonftanj im ©efip biefeb $a-
nonifatb unb anbercr ©cnefijicit 51t fepüpen (2Bürtt.
®efcp.*Oueden U, 483.). ^>anb Werter bon
©ußlingen berfaufte 24. Oftober 1375 an
Oietricp S a ft, Oombefan ju ©peper 3 Op in SBeinb,
8 Viertel 2ßeinb, 12 ©Riding, 8 geller unb 6
Tüpncr ©ülten, feinen Oeil an ber SBogtei aub
ber „dliäbel" ju Äapp unb alle dlecptc, ©ufcungcn
unb ©eredjtfame, bie er jur ©iäbcl patte, um 70
Pfunb fetter (St.-A.). Oie am 14. $an. 1377
burd) feine ©rüber ©ertolb unb Sfopanncb S a ]t
unb bie 4 tinber feincb f ©ruber« ©icolaub bem
Äloftcr ©ebenpaufen gemaepte ©d)eitfung betreffenb
pat „Herr Dietrich Last die Gotsgab ge¬
mehrt und etlich Personen, mit Leibeigen¬
schaft im gehörend, zu Altingen, innsonder-
heit den Meyer uff dem vorgenannten Hot
($u 2Xltingen) sitzend auch an das Gotteshaus
ergeben (©abclfobcr.). ©oppic bon Tailfingen,
©urfart« bon ©p in gen ©itrne unb ipre ©öpne
©urfart unb Tu9° berfauften am 28. gebt-. 137 7
mit 3ufHnrmung bon ©urfartb grau, 5tnna oott
grauenberg an ben Oombefan ju ©peper Oict*
rid) Saft 6 Opm, 8 Viertel 2Setn, 1 $funb, 4
©d)iüing, 2 £eder ©ülten aub ber ©labet ju
©epap (ßapp), 1 Pfunb £eder unb 30 £edcr
aub ber ©tüplc ju Slltingcn beb dl un eg gerb
gjliiple , ade gaftnaeptpüpner aub ber SSogtei ber
attäbcl unb ipren Anteil an biefer 33ogtei um 160
spfunb. Oer 216t ^opanneb unb ber ßonbent beb
jblofterb in SSlauBeuren berfauften 31. 3an. 1378
an Opeoberid) Saft bon Tübingen einen £of in
Pfäffingen mit bem Patronatbrecpt ber ^irepe ba*
felbft um 300 ©olbgulbcn, ebenfo am 21, gebr.
1378 einen £°f in Slltingen mit bem Patronats*
red)t ber Äirdpe ju Pfäffingen, toeldfeb mit berfelBen
überging, um 500 ©olbgulbcn, mab 15. dftärj
1378 ber S3ifd)of bon Äonflanj beftätigte (St.-A.
unb O.^id.^Pefcpr. §errenberg, ©. 154, 275.).
©abelfober melbet: anno 1379 ist Theodericus .
Last, decanus et canonicus Spirensis ac
canonicus et archidiaconus circa Alpes (— 9116)
Constantiensium ecclesiarum, patronus capellae
St. Blasii similiterque patronus Beatae Mariae,
matris Dei in ecclesia parochiali Tubingensi.
51m 12. 3funi 1383 berfauften ©unp b.
fingen, ©unpen ©opn, bie ©ebrüber Sdtarquarb
unb 51Ibrcd)t b. Tailfingen, ^einpen ©öpne an
ben ©porperrn ju Äonftanj Oietridp Saft dßeiu*
unb Tedcrgülten unb anbere ipre dteepte, alb Pogtei,
©eridjtbbarfeit, ©emaltfamc, Oienfte, ^>er6ftmap>te
(aubgenotnmen adein bie eigenen Seu'e) an bem
©ut'ju ©epap (ßapb) bie „Medel“ genannt um
100 Pf unb TetIer (St.-A.). 51 m 22. 9tob. 1383
mürbe ber 23ifd)ofbftupl bon Stonftanj bafant. @b
fam $u einer Ooppelmapl. ©b mürben nemlid)
gcmäplt am 27. San. 1384 dttangolb bon Pr an*
bib unb Picolaub bon Peifenbburg. ©rftcrcr
ping bem abignonefifepen ©egenpapfte ©lemenb VII.
an, mäprenb SRicolauS b. dteifcnbburg bom
römifd)en Papft Urban VI. empfoplen morben mar
unb natürlicp auf beffen ©eite ftanb. ©omopl
Oietrid) Saft alb fein Pruberbfopn Picolaub Saft
unb bie ©tabt dteutliugcn ftanben auf ©eiten beb
SRangoIb, mab fcplimme golgen für fie patte. Papft
Urban VI. berpängte über fie bab Ofnterbift. 51 in
4. Oft. 1384 fufpenbirte inbeffen' ^opanneb 5lun--
pufer, thesaurarius ecclesiae Ymbriacensis, bom
5lbt beb ^loftcrb in domo St. Petri ait&erpalf»
ber Litauern bon ^onftanj, bem Oclegirten beb
päpftlidpen ©tuplb in nad)folgcnber 5lngelegenpcit
beauftragt, bab gegen f ämttid) e © inm 0 pn er
ber ©tabt dtcutliugen erlaffene Snter«
bift bon fept an bib jum näcpften ©t. Martini
(11. Pob ) mit 5lubnapmc ber gegen Ppeobericp
unb Picolaub Saft bon Tübingen crlaffencn ©eu=
tenjen. Pacp ©t. Plartini fodtc bab Ojntcrbift
mieber in Ära ft treten, fofernc injmiftpen fein an*
bereb ©(jpreiben ergangen ift (St.-A.). 5lm 17.
5lug. 13 85 befahl Völlig JSenjel Peutlingen ben
Peid)cnauer Piönd) 9Pangolb Pranbib, ben P>i*
bcrfad)er beb Papft Urban YI., ber bem Pifdiof
Pico taub bon Äonftanj großen ©epaben tpäte, fräftig
12
ju bcfämpfctt (St-A.). UebrigenS Behauptete ftdj
Stangolb nur bis 25. Oft. 1385 unb muffte bann
bem NicolauS treiben, ber übrigens auch fdjott 4.
302ai 1387 refignirte unb Sutfart b. Jörnen jum
Nachfolger erhielt. 31 in 1. ©ept. 1385 banfte
Äönig Söenjel Neutlingen für feine firdjlidje <£al*
tung au§er an anbern Orten, namentlich int Äon--
ftanjer SiStum megen beS SUberpapftcS Nupredjt
üon ©enf, ber ftd> QUemenS nennt, ermahnte eS,
baS ©d)iSnta bafel6ft bodenbS ju brcd)en, bie 3B0
betfrtd;er anjugreifen unb ju [trafen, mie fie föuneu
unb mögen bon Königs unb NcicpS megen (Oeutfdjc
Neid)StagSaften, Äönig 2Bcn$cl I, 414 — 415). 3m
St.-A. ift eine Urfunbe bem 1, ©ept. 1386, in
ber Äönig Sknjel Neutlingen banft für ben 3Siber=
[taub, ben eS bem ©egenpapft (Siemens im SiStum
Äonftanj unb anbermärtS geleiftct habe unb er=
mahnt fie, fortjufapren unb treu ju Urban YI.,
bem red)tmä§igen ^ßapft in Nom ju halten.
©S ift biefcS nid)t baS einzige Sial, baß Neut=
lingen mäprettb bcS StittelaltcrS mit ber römifd)en
Äarie in Äonflift geriet, Sefannt ift, bajj am 25.
Ntärj 1324 $ßapft 3°hann XXII. über bie 3ln=
bänger ÄönigS Submia beS Sapern, ju beiten auch
Nmtlingcn fühlte, ben Sann auSfprad), ebenfo fein
Nad)folgcr Scnebict XII. 3n S^lge beffen meigerten
ftd) bie @eiftlid)en in Neutlingen unb unter ihnen
£>ugo © p e d)j art öffentlich ju fingen. Oer Stagi=
[trat (cives et advocati) aber lieg nun 1336 burd)
einen Jperolb berfiinben, baff feiner ber Siirger
einen ber Nriefter bei ©träfe bon 5 $)3funb jpeder
beherberge, ba leidere nid^t fingen moden. $ugo
©ped)jart fügte ftd) bem ©ebote beS NtagiftratS
unb fang mieber. Oaburcp geriet aud) er in ben
Sann, aus meldjent er erft feria III. et Y. oor
Sicptmef) 1348 ju Ulm mit anbern ©ebannten burd)
Sifd)of gtiebrid) bon Samberg gclöft mürbe. Sep:
terer hatte 29. Nor». 1347 bom Sapft (Siemens YI.
litterae absolutionis sub bulla erhalten. ©r follte
abfolbircn : clericos seculares et religiosos et
plebem utriusque sexus, juvenes virgines, senes
cum mulieribus cujus cumque status seu con-
ditionis. Oie 3lbfolbirteu fodten fdooöreit : ego
confiteor, me tenuisse et teuere fidem catholi-
cam et credere et tenere, quid credit, tenet
et docet sancta mater ecclesia — vel eorum
aliquid ulterius facere contra iuramentum per
me prestitum veniendo in praedictas sententias
reincidam ipso facto (Soepmer, fontes IY.,
137.). ItebrigcnS mar Neutlingen unter ben ©täbten
gemefen, meld)e [ich 2. 3 an. 1332 an ©rjbifd)of
Salbuin bon Orier gemanbt hatten mit ber Sitte,
ben Äaifer unb Stapft jtt berföhuen (Stiider, ber
Äarnpf SubmigS beS Sapern mit röm. (Sur ic I,
271.). 311S ® egenbifd) of gegen jpermanu b. Sr eis
t enlanberd er g (bis 20. ©ept. 1474) unb Otto
Orudjfefj b. SSalbburg trat 1472 Submig b.
^rciberg auf. Um 3. ©ept. 1476 befapl Äaifer
f^riebrid) ber ©tabt Neutlingen bei poper ©träfe
alle ©eiftlidicn auSjutreiben , bie botn 3lnpang bcS
Submig b. treibe rg mareit. ©o gefd)ap eS ((S'^rontt
bcS Kaplans Knebel, 2te 3lbt. Safel 1855, ©. 95).
Oietrid) Saft hflt ftd) übrigens mieber bem
römifepen Sapft untermorfen unb blieb im Sefip
beS ©peprer ÄanonifatS. Oenn am 15. 3Iug. 1392
berfauften 3lbt Johannes unb ber Äonbcnt beS
ÄlofterS Slaubcuren bem Opcoberid) Saft, Ä.tno =
nifuS in ©peper baS Necpt au ber S^irc^e ju 3»e>
ftngeit mit einem £)of bafelbft (St.-A.).
3. NicolauS Saft mar fd)on am 14. 3an. 1377
tot (St.-A.). ©eine ©attin22) ift bie Safiitt,
Sürgerin in Oübingen, bie baS Sürgcrred)t in
Neutlingen erhalten batte. Nad) bem [JmiebenSs
bertrag bom 31. 3lug. 1389 jmifd)en Neutlingen
unb ©raf ©berparb bon 2Bürttcmberg fodte bie
Sa ft tu ihre ©üter ju Tübingen niesen, bauen,
berfepen unb berfaufeu bürfen, bod) nicht bafelbft
mohnen, als mit bcS ©rafen Semidigung, melchent
fie attd) bie ©teuern unb anbere Slbgabeit jtt geben
fduitbig fein fod. (©attler I, 260 — 261.) 31 nt
21. Januar 1398 berfattfte ©erung Ouffelli,
Siirger jtt Neutlingen mit 3ufl'mmun9 feiner
©dpbiegermutter ©utaSäftin unb SSilhelm 2Ö aU
ferS als nädffter anmefenber Ntuttermagen feines
nod) minberjährigen ßiitbeS an baS ^loftcr Scbeits
häufen 32 ^erbfthiihner unb 2V2 fSaftnadjthühner
©ült, rnclchc er bisher auS ben einft bem Heinrich
bon 3Bitt lingen gehörigen ©ütern beS ÄloftcrS
ju Ol)mcnhaufen bezogen hatte, um 20 rh. fl.
(St.-A.).
Oie idnber beS OticolauS Saft maren :
a. Oie 21. ^a n. 1398 ermähnte, batnalS mohl
fd)on tote ©attin beS ©erung Suffe Ui, SitrgerS
in Neutlingen.
b. NicolauS Saft, Ä'lerifcr ber Äonftanjer Oiös
jefe, meld)eit in ein ^tanonifat ber ßirdfe ju Äons
ftanj einjuführen 23. SNärj 1371 Sapft ©regor XI.
befahl bent 3lbt bon Sebenhaufen (2Biirtt. ©efd).--
Ouelleit II, 477). Slnt 14. 3an. 1377 mad)ten
bie Srüber Sertolb unb Johannes genannt S a ft
unb il;re ©dquefter 3lbclheib Sr oppj er in unb bie
Äinber ihres f SruberS SticolauS Saft, nämlich
@berl)arb, Äottrab, NicolauS , Urfula bem Älofter
Sebenhaufen bie ©dhenfung eines ^ofS in 3lltingen,
maS am 13. 3uni 1377 Sifdtof ^petnric^ b. Äons
ftanj beftätigt (St.-A.; O.Yl^Sefcpr. .Sperrern
berg, ©. 154.), 311S am 15. 3lug. 1382 baS
Älofter Sebenhaufen bon ben Srübern (Sbcrharb
unb Äonrab Saft ben Äird)cnfap unb 2Bibcm ju
llntcrs^efingen fauftc, mürbe beftimmt, baß (SlauS
Saft, ©tiftsherr in Äonftanj biefe Äird)e fein Sebett
laug genießen fode. (0.=3l. S^errenbcrg ©. 303.)
Oer ©entenjen gegen NicolauS Saft mürbe in ber
Urfunbe bom 4. Oft. 1384 oben fchon gebad)t.
§crr (nid)t ^>atnj) ßlauS ber Saft, ©h0l'he^ 5U
Äonflanj ift 1392 3eu3c in ber Urfunbe ÄonrabS
22) SioS folgt barauS, bafj nad) ber Urfunbe bom
14. 3an. 1377 NicolauS Saft einen ©opn patte, na*
ntenS Äonrab (St.-A.) unb baf} 15. 9tob. 1406 ber
Saeftinnn Üonp ju Neutlingen lebte (St.-A.).
13
33 o I b. Söilbcnau. (©djmib, Tübingen ©. 462.)
©om 24. ÜJlai 1395 batirt baö Transumtum
instrumenti recognitionis juris patronatus ec-
clesiarum parrochialium in Jesingen et Pfef¬
fingen per Eberhardum et Nicolaum Last,
canonicos praebendatos ecclesiae Constantien-
sis Johanni Last, civi in Tübingen factae
(St.-A.). ©abelfober berietet: anno 1402 Eber¬
hardus Last, canonicus Constantiensis. Jm
lind seien Bruder Clausen dem Lasten, ca-
nonico Constantiensi freyet Eberhardus comes
de Wirtemberg ire Güter zu Tüwingen vor
aller Steur i r B a i d e r Leben lang. 21 in 23.
3Rai 1404 berfaufte RiclauS S a ft, Chorherr beb Tont*
ftiftb föonftanj, ©ürger ju Tübingen an ben ©ürger
£>einh 2Ieber b afclbft mehrere ©ülten bom ©on*
bovfer £>of ju 2lltingen, ben bcr ©djrägler baute,
um 62 fl. (St.-A.). 2116 am 24. 2lpr. 1404 b ab
Älofter ©ebenljaufcn ben Jtircf)enfaf} ju ^efingen an
©Württemberg herauf erte, mürben bic ©tiftbherreu
Glau6 unb (Sberfiarb 2 a ft für ihre 2lnfprüd)e an
benfelben burd) bie ^Befreiung i^rer ©iiter in Tü*
Bingen abgefunben. (©.*2l.*©efd)r. Jperrenberg ©.
303.) ©abelfobcr ermähnt nod): anno 1320
({ebenfalls berfc£)r ieben für 1420) Herr Claus
Last, Chorherr zu Costenz,
c. ©Bewarb Saft wirb, mie man fat), juerft
14. ^an. 1377 genannt. SRit feinem ©ruber
SücolauS fam er 15. 2lug. 1382 unb al6 Äanoni**
fue ju Äonftanj 24. 9Rai 1395, 1402 unb 24.
2lpril 1404 bor. 21m 23. Rtai 1404 flegelt
(SB erwarb bie Urfunbe feines ©ruberS 9ürolauS
(St.-A.).
d. j^onrab Saft mirb ebenfalls, mie man faly
14. San. 1377, 15. 2lug. 1382 genannt. 21m
14. S^ni 1387 berfaufte C^unrab Saft, ©ürger
ju Reutlingen an ben 21bt unb Äonbent ju ©t.
©lafien 4 borgen 2lcferS (2 borgen, 1 ©auni*
garten an ©t. ©lafien ©ut, 1 SRorgen an ber
ÄairgruBe, 1 SRorgen im ©runb (ju ©fliugeu) ge*
legen um 54 ©Würjburger ©d)illinge (St-A.).
21m 15. Rob. 1406 gab ber S äftinun Contj auS
feinem Steingarten, ber einft ein ©aumgarten mar
unb ©eringer bem ©cd gehörte, gelegen ju Reith
lingeu in ber 6romer(aIbe, 28 geller (St.-A.).
e. Urfula Saft mirb nur 14. 3att. 1377 9es
nannt unb ift bielleid)t ibentifd) mit ber ©attin beS
©erung Tu ff eil i.
4. 33 er 1 0 1 b Saft mirb nur ein Rial 14. San.
1377 ermähnt.
5. 21bel£)eib Proppjeriu mirb 14. Januar
1377 genannt, unb ift mo^l ibentifd) mit ber ©rc*
phinen, ©ürgerin bon Tübingen, bie baS ©ürger*
red)t in Reutlingen erhalten hatte unb megen melier
beim fSricBenbbertrag jmifefen Reutlingen unb ©Würt*
temberg 31. Slug. 1389 bie gleichen ©eftimmungen
mie bejüglid) ber Sa ft in, ihrer ©chmägerin ge*
troffen mürben.
6. Johannes cber £>anS Saft mirb juerft 15.
©ft. 1371 mit feinem gteidpiamigcu ©ohne er*
mahnt (mürit. ©efd). »Duetten II, 478). (Sr mirb
ferner genannt 14. Sfln. 1377. ©abelfober nennt :
anno 1391 Hans der Last, Burger ze Tü¬
wingen. Tann ift, mie fdjon ermähnt mürbe, 24.
Riai 1395 bie Rebe bon Sof)anneg Saft, civis in
Tübingen, ©eine Äinber maren nad) ©abclfober:
a. Sonatine« Saft, melden 15. ©ft. 1371 in
ben ©efifc bcr 3ßfarrfird)e ju Scfingen cinjuführen
©apft ©regor XT. bem Pap ft ber ftird)e 511 ©in*
betfingen Befahl (mürtt. ©efd).=Duetten II, 478).
91 ad) ©abelfooer mar anno 1379 Joannes Joannis
(scilicet filius) Last capellanus utriusque
beneficii (nemlid) capellae St. Blasii unb beatae
Mariae, matris dei in ecclesia parochiali Tu-
bingensi).
b. Titel Saft. 21m 5. $ebr. 1410 berfauften
§anö graif djlid), Richter ju Tübingen unb feine
©cmahlin Sud 1 ©funb 5 ©dJÜing geller fahr*
lieh auS ihrem ,£>aufe bafelbft am SRarft bem Hird)*
herrn ju Pfäffingen ©itel Saft, bem Äaplait ju
Tübingen ©ertolo ©Wilb unb SRejlin, ,§einj §ii*
ring ft ein 6 ©Witme für 26 Pfunb geller unb
biefe bermad)tcn eS ber $ird)e bafelbft für ihre
Sahrebjeit (St-A.). 3m S«hre 1404 flegelten
nad) ©abelfober 2):el Saft, ßirchherr ju Pfäffingen,
Sßcrnl)er Saft unb Tietrid) Saft, ©ebrüber unb
ihr ©djmeftermann ^)anö ©od bon Rottmeil. 23)
©Weiter melbet ©abelfober: anno 1439 et 1409
ist Ytel Last de Tüwingen rector ecclesiae
parrochialis in Pfäffingen. 25. Februar 1440
mar er tot (St.-A.). ©abelfober läjft 25. gebr.
1440 bem Tietrid) Saft, als er ben ©Wittumhof
ju 21ltingen, ben ^ird)cnfai) ju Pfäffingen unb bie
Sehenfdjaft ber £ird)e bafelbft unb beb Söittum^ofS
ju 2lltingen für 4200 rheinifd)e fl. an ben 2lbt
^einrid) unb ilonbent ju ©laubeuren berfaufte,
fagen: „als das alles und jeglichs Pf aff Ytel
Last, sein lieber Herr und Bruder selig biss
an sein Tod innghabt und uff im bracht hat.“
c. SSemh'er Saft mar nad) ©abelfober 1398
ober in einem frühem 3ahr bermahlt mit 2lbclheib,
ber Tochter beb güib SR abbad), ©ürgerb in TiL
Bingen unb einer Tod)ter §einrtd)b ©reuning
beb langen, ©iirgerb unb Ridterb ju Tübingen.
Rad) ©abelfober flegelt 1404 2Bernl)er S aft. 21m
5. gebr. flegelte ©fernher Saft, Richter ju Tübingen
bie Urfunbe Jganb graif d) lid) b, Rid)terb bafelbft
(St.-A.). TBeiter melbet ©abelfober: anno 1412
freyet Eberhardus comes de Wirtemberg
Wernher den Last, Burger zu Tüwingen
(obiit ante 1438) und Greten die Sehen dein,
Wilhelm Schencken de Stauffenberg
Tochter, Wernheri liujus conjugem und ire
Kind von aller Sazsteur unser Leben lang
und nicht lenger. 2lm 30. SRai 1412 fiegelt
SBernher Saft, Richter ju Tübingen bie Urfunbe
23) 2lm 25. ©cpt. 1404 beräu^erten biefelben anb
Ähofter ©laubeuren bie Kirche ju ^efingen mit bem
Stird)enfab, bem 2öibcml)of unb ''fertinenjicn um 300 fl.
(©abelfober).
14
bed £and 23 u fj, 23ürgerd gu Tübingen (St -A.).
21 m 15. Oft. 1438 fycijät SBeruer Saft „seliger
Gedächtnuss“, War alfo bamatd tot (St.-A.).
©eine Äinbcr waren:
a. £>aitd Saft, bon Wettern ©abetfober mclbet.
„hausst übel.“ 2tm 15. Oft. 1438 berfaufte.
Sßfaff £and Saft bon Tübingen, SBerner« fetiger
@cbäd)tnud eetidjer ©ot)n, 4lls kalter 23cfcn jäbr=
tid) aud einem £>of gu 2Ubingen au |)cinridj
©dfneiber bon ba für 52 rbeiitifdje ft. (St.-A.).
2l(d 25. g-ebr. 1440 ©ietrid) Saft gu Tübingen
ben fd)on erwähnten ©üterberfauf an Ätofter 23Iaiu
bcuren bottgog, berfprad) er nad) ©abetfober, cd
„zu fertigen wider all Anspruch sonderlich
gegen Pfaff Hansen dem Last und George
dem Last, Gebrüdern, sinen Vettern und gegen
irer Schwester Margrethen Lästinen.“ 9iad)
©abetfober l)ätte Pfaff £and Saft 1438 einen
$of gu 2lttingen berfauft, wad wofd eine 23er=
Wed)dtung mit bem ©iiltberfauf bom 15. Oftober
1438 ift. 21 m 30. $an. l444 öerfaufte ^Sfaff
^ofiann Saft an bic l?ird)e gu Jtapt) 6 ©dpÜing
fetter 3at)redgütt auf üftartini aud 1 3au4)art
2lcferlanb um 6^2 pfunb fetter, ferner am 20.
ÜDLii 1445 Johann S a ft, Pricfier gu Tübingen an
beit Jpeitigcupfteger gu ßapt) ald /Jabrcdgült beit
neunten Teil bed 2öeind aud 1 borgen 2ßeinbcrg
um 26 ft. (St.-A.). ferner berfaufte Sßfaff £>and
Saft bou Tübingen 4. 9tob. 1447 au beit It'ird)*
berren 23ertolb 21 n b 1 c r bon 2tttingen unb beffen
23ruber .pand 2tnbter gu Äal)b feinen 2tnteil am
DJtäbetgut gu Itapb unb 21ttingcn, wie er ed gutn
Tcit bon feinem 23ater ererbt, gum Teil bon feinem
23ruber ^örg S a ft er Lauft batte , mit allem 3U:
gehör an ©iitern, 3difen, ©ütten, audgenommen
bic eigenen Seute, fowie bie Kelter gu Äapt) um
50 ft. für ftd) unb 1 ft. für feinen 23rubcr 3 örg
(St.-A.).
b. ©eorg Saft wirb juerfi 25. f^ebr. 1440
genannt, bann wieber 4. 9tob. 1447. ferner
metbet ©abelfober: anno 1459 Jörg Last sess¬
haft zu Tüwingen siglet neben dem frommen
vesten Aubrecht Voln. Anno 1470 dicitur
patronus capellae St. Blasii im Stainacher-
thal, anno 1479 dicitur der eltiste familiae.
2lm 8. Oegbr. 1459 berfaufte 3bt'g Saft gu Tü=
hingen an bie Jpeitigenpfteger gu föapb 7V2 ©d)ih
ling fetter S^al;uecigült aud 1 2tder gu jperrenberg
(St.-A.). 3m 3abre 1480 berfaufte ©eorg Saft
bic Pfrünbe ber ©t. 23lufiudsÄapetIc an bad ©tift
Tübingen für 2 Pfri'tnbeu in Tarmdbeim unb 2Beit
im ©d)önbud). (D.*2t.--23efd)r. Tübingen ©. 359.)
©ein ©dpt ift wobt 3eoriud Saft de Tüwingen,
ber 1477/78 an ber Uniberfität Tübingen imma=
tiifutiert würbe (Jtotb, 469), wie aud) 30. Oct.
1511 ein $acob Saft bon 23tfcbofdg eh immatrifu-
tiert würbe (©. 582).
(Sortierung folgt.)
^feinere
3mtt ©tnntmbnnut ber $amiUc Snibltu.
3n bem fo bcrbicuftlid)cn 2Iuffaljc ©d)önd
über bie Jt c u 1 1 i n g c r P a t r i g i c x- unb 23 ü r g e r*
gcfd)led)ter 1896 9er. 1 ift auf ©. 14 f. bc:
gügttd) ber Samilie Saibtin fotgenbed gu berichtigen,
begiebungdmeife gu ergangen, nad) fpegiett gemachten
umfaffenben 3tad)forfd)ungen.
1. 2tud ber ©teid)beit bed 23ornamend bed ind
9ttittclalter gurüdrcid)enben ©cfd)lcd)td wie ber 2tebn*
lid)feit ber ätteften ©djreibmcifc bed ©efd)ted)td;
namend ergibt ficb, bajg «fpand Söbtin, geboren etwa
umd 3af)r 1400, Unterbogt unb ©raftid)cr 3Ser-
watter in Siebengell, mit ber in 23oU Obcramtd
©öppiitgen guerft nadpoeidbaren, aber in männtidpr
Sinie beutc bort audgeftorbenen S^uiilie Saibtin
gufammenbängen mag.
2. Oer ©tammbatcr bed in unferer ©egcitb
angeficbetten 3tüeigcd ber Samitic beifjt nicht Spprian,
wie bad attgcbräud)li^e 3obr mifjberftanben würbe,
fonbern Gtpriafud Saibtin, geboren 1579, ge=
ftorben bor 1640.
3. ©ein ©obn, ber Pfarrer 3ßhann Martin
Saibtin War Pfarrer in ©rojfbettlingen nid)t erft
1657, fonbern fdfon bon 1644 an unb gwar bid
t f f e i i n n g e n.
1671, gugteid) aber paftoriertc er bad nat)e@rafen*
j berg bon 1644 — 1657. 23on feinen Äinbcrn würbe
ber im ©cfd)led)tc herborragenbe Johann 2Benbe t
Saibtin am 1. Sliarg 1653 in ©rogbetttingen
geboren. — SJinrgarete, berwitwetc £>afenreffer,
war bed Tfarrcrd SJtartin gweitc Srau , nidit bie
feined 23aterd (f 23ernbaufen 15. ©ftober 1693).
4. ©ein ©ot)n ^o^anu Söenbet Saiblind, J>bi;
tipp griebricb, geboren Pfullingen 1676, ber=
ct)cticbt mit 9Jfargarctc 23arbara 23erner, würbe
auf’er ben angegebenen Äinbcrn in 3tcutttngen ge=
boren 3cbann Philipp ben 4. $ult 1708.
5. 3)ic bon 1712 ab aufgegäbtten Äinbcr frnb
nid)t bie feinigen, ba er, wie ridpig angegeben,
febon 1711 ftarb, fonbern bie feined 23ruberd unb
2tmtdnad)fotgerd in ber Itönigdbronner Älofterbop
meiftcrci ^b^^Pl3 Subwig Saibtin, geboren in
J$fnttingcn 8. 1691, bed S°Pfc^crd ber
ipfutlinger fjaniilie unb ©iabh unb 21mtdfcbreiberd
in Pfullingen 1724 — 1752 (ein 2tmt, worin er
feinem 1724 berftorbenen weiteren 23ruber J>bis
tipp 3afob Saibtin, bem 2iad)folger bed 23aterd
3ot)ann 2Senbct Saibtin, folgte). Sauerer ©rbc bom
2tmt unb @efd)tcd)t in Pfullingen war bann S^Gb=
rid) Subwig Saibtin ber 23ater (gcb. 1712,
geftorben 1758). *
15
6. ßfriebrtdp Sitbmtg S a 1 6 1 1 tt ber Sopn
(geb. 1744, f 1808) mar nid)t Amtmann in
fßfuOingen, fonbcrit 5reipcrrl. Dün ©t. 2lnbre’fd)er
Slmtmann in Sßnigöbad). Sein Sopn ©ruft fßpi*
lipp Submtg gricbrid) Saibliu übernahm 1802 bic
©apicrfabrif fctncö ©rcffoatcrö miitterlidpcrfcitS, beb
^t)ilipp g-rauj Sßi)ltn, ©ürgcrnteifterS, beffen ©ater
äfticpacl ßßpliit t»on PaoeitSburg, betn Orte beb
crftcn bcutfdjett ßinnenpaptcrb , picrpcr gcfommcn
unb neben einer fd)on beftepenben Papiermühle i.
1723 eine neue erbaut patte. 2)ic (5nfel beb er )ten
PapicrmüÜerb ßaiblin befipeu peute bie $abrif.
Sßpue unb (Snfct beb Sßnigbf>ad)er dmtmannb
paben in ffteutlingen, ^eilbronn, «Stuttgart , Ulm
u. a. a. D. blitpenbc @cfd)äfte gegriinbet.
Pfullingen. ^tabfpfarrer Dr. linier.
©itt alter Siegelring.
£)ier befinbet fid) feit einer ffteipe nou Bapren
ein non ber Plb flammen bet golbener Siegelring
con poper ßlltertümticpfeit. 2luf ber platte, bie
jmifd)en je 3, eben unb unten angcbrad)ten, fuget»
fßrmigen ©ßülften liegt, befinbet fid) , ton einem
pcrlenfcpnurartigen Äranj umgeben, bab ©itb eines
dürften mit Stirnbanb (f. 2lbbilb.).
S£)er (Sparafter biefcb Sopfb i|t ber«
felbe, mie er fid) auf SWünjen unb
Siegeln fpatrßmifdper (bpjantinifeper)
Saifer jeigt. (5b ift bab tppifdje hart«
lofe ©eftept mit in bic Stirn ge*
fäminten paaren unb Stirnbanb, bab
mir feit (Sonftantin b. ©r. auf ben
rßtnifcpcn 2J2ün$eu ftnben, bab aber
oud) nod) für germanifd)e durften beb ^rüpmittel«
alterb toermenbet mirb. £)ie Betonung unterfdjeibet
fid) aber bcd.) mefentlidp non ber ber SDiünjen :
mäprenb bei biefen bie Steile beb ^opfb unb beb
©emanbS, jomcit eb nod) fid)tbar ift, mepr natura*
liftifd) ftnb , jeigt fid) auf betn ffting ein gemifieS
Streben nad) ftiliftetter ©arfteHung ; man nergleicpe
33. bic bab ©emanb anbeutenben Sinien unb
Punfte, fobann bie Sinien beb Oprb, bie umb Sluge
unb über bie fftafe. SBäprenb bieb, fomie bie
dparafteriftifcpen 3 Sßülfie über unb unter ber ©ilo»
nibplatte naep manepen auf bic 3fleron> in g erteil pin=
meifen foll , »ermieö ber nerftorbenc Ober|t oon
©opaufen, bem ber Ping bereinft gezeigt mürbe,
ipn cntfdpieben in bie fpütrßmijcpe , bejm. bpjan*
tinifepe Beit. ®er ©olbmert beb fdjmeren, maf#
ftoen Sftingö beträgt 50 2Rf.
Reutlingen im Januar.
(£fc. IDrtljrninajn*.
9Jtiht5funb.
Unter jeiepneter erpielt leijter Sage oon Pötten*
bürg eine rßmifepe Silbcrtnünje (S)enar), auSnapmS*
mcife mit genauer Eingabe beb 0unbortS, namlid)
“ber gelber gegen bie SßeilerPurg ju. Puf bem
PoerS ift bab ©itb beb ÄaiferS ©orbiatt (III,
238 — 244) mit ber Utnfcprift Imp. Gordianus
pius fel(ix) Aug(ustus). ©er PeocrS jeigt bab
©ilb eineb Peiterö (mopl aud) beb ^atferb) mit
emporgepobener Pecpten unb einem Speer in ber
Sinfcn. Sie Umfdprift entpält bie Stitct beb Äaifcrb :
P(ontifex) M(aximus) Tr(ibunicia) P(otestate)
III (alfo prägungbjapr 240/1) Cos. (d. i. consul)
P(ater) P(atriae). ®ic (Srpaltung ber 9Püu$e ift
eine fepr gute.
(üb. IPnljoitmajer.
ü d) c v f d) rt tu
IDitvIt. ©crrftirljtsgucUrn, 13atti» III, llr=
funbenbud) ber «Stabt Pottmeil, ©anb i, Stuttgart,
23. Äoplpanuner, 1896.
®ie neuefte Publifation ber $ommiffton für San*
be§gefd)td)te, bie § ©iinter beforgte, bietet auep für
Dteutlingenb ©efd)id)te fßpäpenbmerte ©ettriige. ©efannt
ftnb jmar bie Utegeft 9ir. 87, 218, 272, 302, 321, 430,
432, 512, in benen Sieutlingeub gebaept mtrb. ®a*
gegen ift nett bie 27. 9JZai 1396 erfolgte Stiftung einer
Seetenmeffe für ©berparb ben ©uten feltg , grau
S ü g g c n, % ü f f e l i n §.JEod)ter bon äteuttingen, bie
1. gebr. 1401 erfolgte Einlage eineb 23eiugarten burep
Peter © o f cp non Reutlingen, ©ürger ju IRottmeil, bie
25. gebr. 1401 erfolgte 2tntage eineb aubern 23ein*
garten burep © r u n ben 23eingärtner non Peutlingen,
bie 7. Ptärj 1418 ftattgefunbene Ernennung Peut*
lingenb jum S<piebbntann jmifepen ©raf ©berparb nou
23i:rttemberg unb Stottmett, ferner bafs 11. Slug. 1439
2Bernper U r a d), ©ürgermeifter §u IReutltngen Sdjiebb*
manu ätntfepen §etnrtcp n. ©ln mb erg unb Steppan
n. (Smerbpofen mar, bab Sßpreiben Dteutlingenb
ait Stottmeü nom 5. ©e^. 1439, bie Slufnapme Dtott*
meilb in ben ©unb fReutlingenb mit 2Bürttemberg 16.
• gebruar 1440, ben 4. Slug. 1440 erfolgten ©erlauf beb
grofjen unb fleineu Bepnten ju Bimmern ob 3tottmeil
an llrfuta bie ä b 1 1 n, _ ©afob 23irtb 28ttme,
©ürger in ju Dteuttingen, bafj am 1. SDR ai 1450 ©ott*
meil, Ulm unb Peutlingen mtberfagten Ottman non
© l u nt e n e cf unb Sllefciu n. P e u e n f e l b mit 6
$ned)ten, baff am 28. Sunt 1462 Pottmeil bem 2lbt
non St. ©laften ©euttingen alb Scpiebbgericpt nor*
feplägt, baff am 29. Sept. 1463 bie ©tbgenoffen an
©eut'iingen fd)rteben, um nad) feiner Stnjabt ju ber
©ntfipäbigungbfumtne Pottmeilb für ben §openberger
Scplofebrucp beisteuern, bie Urfunbe über ben Streit
PeutlingenS mit Pottmeil nom 11. Suni 1464, ber l.
Piärj 1465 nermittett mürbe, unb baff am 17. Oftober
1 1326 ffonrab non Peutlingen ein ©ut ju ©alingeu
bebaute, ©b ift biefeb eine ganj ftatttiepe Peipe neuen
urfunblicpen SPaterialb jur Peuttinger Stabtgefcpicpte,
bem nod) Peiäufügen finb bie in ©aplerb ®enfmürbig*
feiten i. Seite 76—79 abgebruefte, für Pottmeilb ©er*
faffung poepmidptige Urfunbe, bie non §.©ünter gteid)*
faltb überfepene Urfunbe nom 26. Wä rj 1428, naep melcper
©ürgermeifter unb Pat ber Stabt Pottmeil bem §er*
man Ä o dp non Puttingen bem 3ie0lcr bie Bmgelpütte
, uf der Braiti“ nerliepen (St.-A.., Abteilung Pottmeiler
Pubfcpeibungbafteu). S)ab Pegeft biefer Urfunbe im
Saprg V, 101 mar bod) bem ^eraubgeber beb Ur*
fuubenbmpb fteper 5ugängticp. B« bev Pugapl nou
einfaepen Sauf* unb Bm^briefcn, meldje nad) ber ©in*
leitung Seite X ,;mit Rücksicht auf den Umfang der
Arbeit nicht mit aufgenommen“ mürben, japten biefe
Uvfunben fidper nid)t, ebenfo mettig mic bie non 1354,
nad) ber Rfaff Sopanneb £ c r t e r non Pottmeil, mci
»6
Icmb $ird)herr 311 Elbingen gegenüber don §etnrtd) ö.*1
93 1 u m e n b e r g auf bie $ird)e 3U Rlbingen berate!
(St.-A., citato loco). Ter 53erfaffer meint 3War „d.-v *
die Rottweiler Urkunden seit ihrer Ueberführung in«
kgl. Staatsarchiv nicht wieder repertorisirt wurden,
ist es möglich, dass mir das e<ne oder andere Stück
daseihst entging“, allein, Wenn alle gaScifel ber 9xott=
Weiler 9lu§fd)eibung§aftcn burepgefehen worben Wären,
wäre leßtcred wol)l nicf)t ber gall. S3eint liebenSWür*
bigen (Entgegenfommcn , ba§ jeber gorfeper im fönigf.
6taal§ard)ib trifft, wäre eine Titrd)fid)t aller ga§cifel
ber 31ottWeiler SluSfcpeibrtngSaften fieper möglid) ge*
Wefen. ©epr bebauerlid) ift ba§ Sßeglaffen einer Sin*
3a!) 1 hott einfadfen fi'anf* unb .QinSbriefen. ©erabe
leßtere bieten für bie Sofalforfcpung — unb ber wirb
bod) in erfter üinie ba§ Urfunbenbud) bienen — meift
bad Wicptigfte Material. SSo'llte man mit bent 9ßlat5
fparen, fo l)ätte bei llrtunben, bie in anbern SBerfen,
fei e§ in SJegeftenform ober im dollen Tept publisirt
Würben, ein 53erwei§ auf bie frühere ißublifation ge*
nügt, ftatt baß man ein OoUftänbigeS Regeft einer tangft
befannten Urlunbe gab. Sn golge be§ 53eglaffenS ber
BüxS* unb ^aufdurfunben finb eine 3ieipe alter 3fotU
weiter ©efcpled)ter garnid)t im Regifter 3U finben, fo
Sutran (1421 lebte in Sfottweil in ber Rltftabt
Tieterlin Sutran,1) ©tabtardpid, Sabe 52) don Ott
(Söerner don Ott, Bürger 3U Rottweil würbe 8. Rpril
1382 dor beut ©dpultpeiß unb Ridpter don 53en3 ben
©epurer don §orb, ben er im 53efiß don 3 ißfunb
geller §errengült auS SSerners §of 31t §Ddpborf, D.*3l.
fiorb, einem ©erolbSecfifd)en Sehen geftört patte, der*
Ragt (St.-A.), 3ieifer (1378 würbe im Miinfter in
Ulm am 1. 9)1 ür 3 ein Elitär ber heiligen 9(nna unb allen
^eiligen geweiht unb botiert 311m Seelenheil Cunradi
tlicti de Rydlingea, doctoris 111 Rotwila unb feine 2
53rüber. confer SSeßermann, neue Racpr. ©. 400—401)
unb dor Slllem bie heute unter bem 9iamen Berber (ber be*
lannte Verleger in greiburgi 53r) unb Sperbererblühenbe
Familie (um 11. Rod. 1441 zahlte 53ernparb §ärbrer
ber ©tabt 1 ©dfiüing ©teuer). llrfunbenbücper einer
©tabt, bie uid)t fämtlicpe llrtunben bringen, erfdpoeren
fehr bie Sofalforfdptng. SBill ein gorfeper 3 53 über
fünfte, §anb Werfer ober bie Topographie ber ©tabt
fepreiben, bieten gerabe bie mißad)teten BtnS* unb Slauf*
briefe baS Wertdoltfte SJcaterial unb wäre e§ wünfd)en§*
wert, wenn bie in 3lu3fidpt gepeilten Urfmtbenbücper
anberer wiirttembergifdjen ©täbte bie fämt liehen
öffentlidfen unb ißddaturfunben gerabefo, wie ba§ Württ.
Urfunbenbud), ba§ allen berartigen ißublifationen al§
Mufter bienen füllte, bringen würben. Sind) füllten
ftctS alle Beugen genannt werben. Tie (Erwähnung
0 Ser im 9?cgifter 6. 720 genannte Dlartart Sütran uitb 6.
721 genannte ißanl Snttran gehören einer fpamitie (jept ficut*
r 11 mj an
; eiltet Beugen (3. 53. eiite§ phisicus, magister puerorum,
pictor ober ©teiumeß) ift oft wichtiger, al§ ber ganse
. Snholt ber Urfunbe.
53eim Regeft 3er. 667 hatte bod) ber dollftänb.^e
9lbbrud ber Urfunbe im württ. Mebisinalblatt 1894, ©.
188—189 erwähnt werben füllen. 9XHerbing§ fagt ber
53erfaffcr in ber (Einleitung ©. XVI: bei der Heran¬
ziehung der Literatur musste ich mich auf die ein¬
schlägigen Regesten- und Urkundensammlungen be¬
schränken.
Troß ber bi§her aufgeführten meift formellen ©in*
Wänbe derbient dorfiegenbe Arbeit dollfte Rnerfennung.
©roßen gleiß hat §. ©ünter auf (Erklärung don
0rt§* unb Rerfonennanten derwanbt. ©tet§ ift be*
3eid)net ber Ort, wo bie Urfunbe liegt Tie ©iegelbe*
jepreibungen bieten ntaudpeg Reue. gm Dfegeft ift ftetS
bad Wid)tigfte au§ ber Urfunbe gegeben. Ta§ SBcrE
füllte in feiner 53ibliotl)ef don greunben daterlänbifdper
©efd)id)te fehlen. Tie SluSftattung ift eine noble, ber
Trucf feparf unb felbft für fcpwache 51ugen gut lefer*
lid), ber fßrei« ein fehl* mäßiger. SÄit bem Söunfd),
baß recht halb ein weiterer 53anb ber ©efd)id)t§quelleu
folgen möge, fdjließt 3ieferent biefe Beilen.
©1|. SUjün.
3m neueften 53anb ber Blhi. cmtffrfien Bin-
avapfjtid finbet ftd) eine 9trbeit über ben 3veutlinger
53ürgermeifter 3oß5Seiß don ber faeßfunbigen §anb
bed ßiefigen ©pmuafialprofefford g r a n 3 53 0 1 1 e l e r.
Tiefelbe beruht auf grünblidjer Turd)forfd)ung ber
9lrd)ide unb bietet, auf fo furzen Sfaum fie 3ufammen*
gebrängt ift, genaue Mitteilung über alle bie biploma*
tifdjen ©enbungen unb 53erl)anblungen, 31t benen fid)
bie ©tabt be§ ehrenfeften unb gefd)äft§tüd)tigen 93iannd
wäfjrenb ber 14 gal) re, bie er im Sieginxent ber ©tabt
faß, unb fepon früher bebiente 93ieHeid)t ift e§ bei
biefer ©elegenfjeit geftattet, ben Söunfd) auSjufpredpen,
baß halb bie gaitje ^orrefpoxxben3 bed 9Jianne§ der*
öffentlid)t wirb, fowie baß bemfelben enblid) einmal
don feinen Mitbürgern fein red)tmäßiger 93orname goß
ftatt bc§ l)iei' immer noch üblichen gofua gegönnt werbe.
&£imbk 189G. aUEUimtuwicv.
(ünBUHdilcitnU ölammrcilit' UßeLUniUitum-
BüramißfUilßrUtö Uuvlu 53on Th- 6cpön. Tie
Sejer biefer 531ätter bixrfte e§ intereffieren, baß ber bie
gamilie behanbelube Stbfdjnitt don ©d)ön§ „9ßatri*
3ier* unb 53ürgerfamilien" a(§ ©onberabbruef auf 53er*
anlaffung ber gamilie H’urß bei ©. £inbemann (53.
turs) in Stuttgart erfdjienen ift, erweitert bxtrd) eine
ausführliche unter Mitwirkung don ©. Sotter derfaßte
©tammreihe. Öl* W.
«rt;
£)crau§gegeben dout Sfentliuger SUtertumsderein, unter 3iebaftion don 53vaf- Dr* SBeihenutaier.
Trucf don (Ebner & Sieb Sladifolger in Reutlingen* — 53crfanbfteUe: ©ugen ©if.eulohr, Reutlingen.
Eeutlinger
Znittcilungsblatt
bcs
Sülrfjga uet| mtertuntsberetns.
%it. 2 . fLeuIItngßtt, HDärj unb Bprtl 1897. VIII. 3a()t‘g.
®te gnmtüe Santlin, befonberd ©eorg SDabiö Santlin (Sortfetjung) ; bott ©fj. ©cf) öit. — 3>olf§=
fagett bont Scbonbuch; bon S- 31. SEfcf)erntng in Tübingen. — lieber bad 2lft)l int 23arfüf}er=®loftcr ju 9ieut=
fingen; bon ^rof. L»r. ®rüd in Ulm. — ®ie Dieutlinger fpatrigier* nnb 23ürgergefd)Ied)ter (Sortierung) ; bott
5rt). ©d)ön. — ®ie Sanbenbergifdje S^be 1538 — 40 unb ihre S°l3en (Sortf.)J bon Dr. Otto Seibtud in
Stuttgart. - — kleinere SRitteilungen: Sont ©eorgenberg ; bon © b 33 e i h e n nt a \ e r. — ©in harten*
fpief bott Safob Dlurtj; bon bentfelbett. — 3öeitere SSeifpicIe ber int !yaf)rgnng 1896 ©. 64 _ ermähnten fpradjlidjen
©igentüntlid)feiten ; bon ©h* Schölt. — Sü d) e r f cf) a u: $f). 3inÖe^ex5 $odern=2türnberg. _
5'te ??amifte ßejonber* $eorg 3>atnb ^anfftn,
OieutlingctVg ©tabtborftanb in feineren geitat,
(unter $ugrunblegung bed ant 12. Suni 1896 itn iReutlinger 3lltertum§berein gehaltenen Sortragd)
nmt tjUgsubnar Sdpn.
(Sortierung.)
©tefer ^roje§ megen Sc^erö ©ufpenfton beim
dteid)dhofrat foftete ber (Stabt biel ©elb. 2lm 6.
Sehr. 1801 mürbe bad ©onto bom 2ieid)dhofratd*
agenten b. ©tubenraud) im Setrag bon 336 [I.
29 3Er. ©teuer (Soup gur 2ludgal)lung befretiert.
31m 1. 3uni 1801 bat 3unftmeifter Äruog
($arcf)cr), ed möchte ber Sürgermcifter Se&er bor
bad geheime Äodegium gittert unb über bie über
ihn (b. h- Äruog) audgefprengten Injurien unb
ehrenrührigen 2lnfd)ulbigungen betört merben. ©a
Se^ er ftd) an benüUiagiftrat gemenbet hatte, lief)
man ed bon ©eiten biefer 3nftang babei bemenben,
überließ bie 2II)nbung megen bed Ungehorfatnd bent
dRagiftrat unb cd fodtc Sientanb au§er ben S<*X;
teien aufd Satl)aud gelaffen merben. 21m 3. ^uni
1801 trug 3unftmeifier föruog nodjmald auf ©a*
tidfaftion gegen Se^ er einer injurißfen 2Iudftreuung
megen beim geheimen Kollegium an, meld)ed am 5.
Ofuni befchloff, ed foUe megen ber bttrd) Se^er
unb ©tabtred)ner Älofer ind Sublifum gemad)ten
2ludftreuung gegen 3unftmeifter $ruog bie ©enun*
giation gegen Sefcer unterfudjt, borher aber eine
gütlidje 2ludfunft burch ein fchriftlid)cd, bom ©pn=
bifud entmorfened ©ofument berfud)t merben. 21m
15. $uni tüttrbe bott 9 Uf)r Sor: bid 1 Uhr dlad);
mittagd ein Sßrotofod über biefe 3njurienfad)e aufs
genommen, ©ie biefe ©treitfad)e berlief, ift unbe=
fannt. ©ie mürbe bermutlid) am 15. 3unt beige=
legt. @ine anbere, gegen Setjevd Kollegen Santliit
bom Kaufmann blöder unb ßßngott erhobene
Älage, ald ob er ihnen ©atidfaftion fdjulbig fei,
mied am 22. 3uni 1801 ber 9tat ab, ba il;nen
ber 2Intrag nid)t gegiemc, unb berurtcilte jeben
megen ber ungcbührlid)cn 21udbrüde gu 5 fl. ©träfe.
21m 20. $uni 1801 fam toieber ein Scrid)t bed
21gentett b. ©tubcnrauir nebft 2 aUcrhßd)ften
(Sonclttftd an, bie am 27. 3l,m im 9iat beriefen
tuurben.
©ie fam ed nun, ba§ S^ex tro^ ber ©ud*
penfion fo lange im 21mte blieb ? hieran haücn
bie friegerifd)en Umftänbe in erfter Sfteihe ©d^ulb.
21u<h bemied Se^er mehr ald 50 ©rünbett
ben Ungrunb ber gegen ihn erhobenen Sefchul*
bigungen. ©er 9tat naljm, mie man fah, ftd)
feiner an.
3m 21pril 1800 gab Sekex betn Sürgcr*
meijter Santi in gu erlernten, er moUe nadj ©ien
reifen, um feinen rafcher gu beenbigen.
©r möge bied bem geheimen ©odegium im Ser=
trauen eröffnen mit ber Sitte, ihm bon obrigfeitd;
megen mit einem unb einem ©mpfehlungd*
fßhreiben an ben 21genten b. ©tubenraudh an bie
J^anb gu gehen, ©iefed erßffnete Santlin bem
geheimen ©oüegium, bad beibed genehmigte, ©er
Safj mürbe am 26. 21pril 1800 audgefteüt. ©ad
©chreiben an §errn b. ©tubenrauch mürbe bem
©hnbicud int ©oncept borgelegt, bon biefem einiged
abgeanbert ober berbeffert, bad Uebrige genehmigt.
Sefjer befteKte felbft ben ©tabtfehreiber ©unber*
lid) inSantlind ©ohnung. ©er ©tabtfehreiber,
ber einen ©pagiergang auf ben Sfudinger SJiarft
mad)en modte, fchidte feinen ©ubftituten. Setjterer,
^öngott mit 3kmen, ber Sooember 1804 gmeiter
Sürgcrmcifter mutbe, bodgog ben 21uftrag teild in
Sa nt lind £)aufe, teild, meil er auf ein üüial
nidht fertig mürbe, in ber ©tabtfd)reiberci.
2lm 15. ©ct. 1800 erßffnete ber 21gent b.
©tubenraud) ber ©tabt, baff feine ©odicitatur
im 21udgang ber ftäbtifd)cn §anbel befferen ©rfolg
haben tuödjte, menit eine magiftratifd)e Sorftedung
mit fathbienlichen SRotiben an ben ßaifer erlaffen
mürbe, bamit ©tubenraud) ftd) feinen Scrbad)t
einer 3ubringlid)fcit gujiehen möchte, ©iefed mürbe
beim diat beriefen, ©ben um biefe 3eü mürben
bie 3üufte auf ihren 3unft[tubcn berfammelt. 21uf
mehreren Suufifiu^u würbe bent 3u|lft|ueifter ber
i8
Stuftrag gegeben, ernftlidj Beim ©at an^utragert, baß
ber Wiener ©rojcß Beenbigt werbe. Slitt 5. Dior. 1800
würbe iiBer biefcn ©egenftaitb Beim ©at aBgeftimmt.
©b waren 25 dtatbglieber anwcfenb. 18 ©timmcn
Oerlangten eine ungefäumte ©orftcduug an beit
Äaifer, 6 ©timnten erflärten, matt foCfe bie ©adjc
liegen taffen, 1 ©timme fprad) Weber für, nod)
wiber bcn Slntrag. ®ic ©timmenmel;rl;eit Beauf
tragte ben $etbfd)ultljeißcn ©ocBel unb ©anttin
mit ©odjiehung aller fachförbcrlid)en ©rüttbe. SDa
©ürgermeifter gleifdj ha uer unb ©pnbicub ©itb*
litt in dtequititionbangelegcnljeiten Oerreift waren,
erfud)te ©anttin bcn ©tabtfd)rei6er ©Sunberlid),
ben Entwurf biefe^ ©ntfdffuffeb aubjufertigen. Sldetit
bicfer lernte eb aB, weil ber ©pnbicub aBwefenb
fei unb bcffen alle ©age Beüorfte^enbc diiidfunft
abgewartet Werben müffe, 2 Sln^änger geh erb,
©enator Älocfer unb 3unftmeifter ©hriftian
crfunbigten fid) nad) ber ©odjiepung. 2llb©atit*
litt erklärte, baß nidjtö gefcpehen Wäre, erflärten
fie, baß nun feine 3ek gu Verlieren wäre unb wollten,
. bamit bie ©orfteduug Beim näd)ften „Jour“ beb
füeferenten nod) in ©ortrag fontmen möchte, für
Sluffat^ unb SlBfcprift Beforgt fein, 3ener würbe
bem ©ürgermeifter ©anttin in ©egenwart mehrerer
dtatbperrn oorgelefen unb oon allen ohne Slubnahnte
gut gef)eijfen. Unterbeffen qoroteftierten 9 9iatb:
glieber gegen biefeit ©cfdjtuß. ©er .ßunftmeifter
unb Slblerwirt Ärug, geherb fpauptgegner (ben
„©djwiegcrfohn beb .gmpetranten" nennt ihn © an t*
I in) hatte mehrere 9tatbgliebcr bebpalB in fein
£mub rufen taffen, barunter ©enator ^ohatineb
(Sanier er, ber oorpin Beim SlBflimmen im 9tat
oorgetragen hatte/ baß bie ganje ©d)neiber$unft ben
Slubgang beb ©rogeffcb wiinfepe unb ©antlin unb
© oeBel $ur ©odjiehung biefeb heilfamen ©efd)aftb
aufftede. Slud) war anwefettb ©enator ©eorg
griebrid) ©eeger (©iirtler), ber im gefddoffenen
9tat gar fein ©otum aBgegeBen h citte, unb 3uttfb=
meiftcr gucljb (geilenpauer), ber ber Jtatbfitjung
nic^t einmal angewohnt patte.
©ic übrigen 9tatb glieber glaubten nicht ber*
pflichtet ju fein, ben ©rotefliereuben ben .gnpatt ber
©orftedung Oorle|en ju müffen, teilb, weil letztere
bnrep il;re ©rotejlation ft dp oon adern Slnteit baran
lobfagten, teilb, weil ju Beforgcn war, baß baburd)
nod) größere Uneinigfeit oeraulaßt würbe, „die
man stets und auch jetzt zu verhüten gesucht
hatte“.
®urd) eine förmliche ttrfunbe ber dtatbglieber,
Weldje ©antlin unb ©ocBel mit ber ©odjiepung
Beauftragt hatten, würbe bie oodftänbige 3llfhmmung
berfelBen baju erflärt. ©ie ©iegelung würbe oon
©anttin in ©egenwart einiger dtatbglieber , wie
©iceBiirgcrmeifter ß i ft unb ©enator ßlocferood»
jogen unb bie ©erfenbung einem biefer Herren
üBerlaffett. ©iefc ©ittfd)rift um ©eenbigung beb
totreitb, ber Bei längerer ©auer gwtfdjcit ben 2Dta*
giftratbgliebern felBft unb unter ben ©ürgeru unb
OBrigfeit in mehreren Familien weitete ©pallttng
ücranlaffen Würbe, batierte oont 8. iftoü. 1800 unb
Würbe am 24. Dtoo. bem ßaifer überreicht. Sßab
war ihr ©rfolg? Sluf ©ej. 1800 würbe oödige
©utfdjcibung angefeht. Sldeiti bab ©erbringen ber
grangofen pufferte fie. UeBrigenb patten am
13. 'Üftoo. 1800 ©lieber beb flehten unb großen
dtatb, wohl jene proteftierenben ©atbgliebcr, bem
Äaifer eine am 1. ©egember präfentierte Slnjeige
gemad)t, baß bie ©orftedung um ©cfd)leunigung
beb Slubgangb beb ©rojeffeb oont 8. DtoocmBer
1800 oon einigen dkagiftratbgliebern einfeitig oor«
genommen worben fei. 3>m fotgenben igapr fdjug
aber in dteutlingen bie bem ©ürgermeifter ge (3 er
günftige ©timmung um. 21m 6. 3>uli 1801 würbe
bem Dr. gehör ange^eigt, baß ber ©tagiftrat eb
nicht für nötig fättbe, ihm eine neue ©odmad)t 511
erteilen unb biefeb mit feiner ©ürgermeiftcrfunction
in feiner ©erbinbung ftehc. Stur gleid)eit ©age
erklärte bie ©Seingärtner* unb ©chuhmadjerjunft,
baß fie feinen Slntcil am (©Wiener) ©rojeß h^^en
wode.
©ei ben näd)ften SBahlcn am ©chwörtag unter=
lag get^erb ©artei. ©icebürgermeiftcr S i ft würbe
mit 5 ©enatoren oon ben ©itrgeru abgefeimt, beb*
gleidheit ©ürgermeifter f^et^er 00m dieichbhofrat.
^aßnad)t haf f^) ^er Ulmer Jtuhhwt Be=
banft (b. h- Bie Sßapl aBgclel;nt, weil er wußte,
baß er burd)fadett werbe), ©in 3ehgenoffe Bcmcrft
hierzu: „diese 7 Mann waren Abkömmling von
F et zer“.
Sluch jept nod) gab ^ eh erb ©artei feine
9tuhc. Slnt 22. dJtärj 1802 fahen fid) ©ürger*
meifter unb Otat ber dfeid)bftabt ©eutlhtgen ju
folgenbcr öffentlid)eu ©rflärung im ©d)WäB. dkerfur
Oeraulaßt: „Ein an die Verlegerin des diss-
jährigen Herzoglich Wirtembergischen Adress¬
buch eingetroffene unrichtige Anzeige hat zur
Folge gehabt, dass der Dr. Fetz er unter
das hiesige Magistrats-Personale als dritter
Burger-Meister und Daniel Knapp als in¬
terimistisch gewählter 3ter Burger-Meister in
dasselbe eingerükt worden. Zur Berichtigung
wird angezeigt, dass der Dr. Fetz er beider
unterm 13. Juli 1801 erfolgten hiesigen Bats-
AVahl übergangen und der Daniel Knapp
nicht zu einem interimistischen, sondern zum
wirklichen 3ten Burger-Meister erwählt wor¬
den.“ Slud), alb Jteutlingen WüvttentBergifd) ge:
worben war, fetffe $ehcr feine politifcl)e ^^ätigfett
in oppofitioneder unb liberaler 9tid)tung fort. @r
war g. ©. ©erfaffer einer 1817 an ben fö'önig ein*
gereichten $lagefd)rift ber ©ürger über OBeramt*
mann ©eiet, ©ie Ätagefdjrift würbe alb unBe=
grünbet jurüefgetoiefen unb $cbcr jebe fernere
©inmi|d)ung in bic Äommitnalangelegenheitcit in
Üteutlingen, fei eb mit dtat ober fchriftlid)eu Sluf:
fäheit Bei empfinblid; er ©träfe fomol)l für it)it felBft
alb für biejenigen, bie fid; an ihn wenben, unter*
fagt. ©r fiarB am 20. geBr. 1844 in feiner ©ater*
ftabt. ©ein einziger ©ol)u ff arb oor il;in, feine
19
Softer überlebte iljrt. (^r. 55otteler in bet neuen
D.*2I.*Sef<$r. I, 489.)
23on tl;m toopl ju [Reiben ift ein anberer
Dr. fjefo’er, gIei4faUS ein ©ppofttionßmann, bet
1845 fiep um ben Sofien eineß ©tabtfcpultpeijjeit
in Reutlingen bewarb, aber gegenüber ©ratmopl
unterlag.
Sir teuren nun jit iöantlin felbft unb feinem
Sebenßgang jurfid. @öe bie Sagten begannen, pielt
iöür geratet fter iöantlin folgenbe Rebe im Rat:
Wohlgebohrne hochgelehrte Hochedel¬
gestrenge, hochedle des kleinern, ehrsame und
bescheidne des grossem Raths!
Es sind jetzt 2 Jahr, seitdem mir die un¬
erwartete Ehre zu Theil wurde von der Gerber-
Zunftmeister- S teile , von einem verehrlichen
Collegio der Herrn Siebner als Bürgermeister
dieser freien Reichs Statt erwählet zu werden.
Da mir die Obliegenheiten dieser Würde
nicht mehr gestatteten, meinem Gewerbe, das
ich immer sorgfältig betrieben und wobei ich
zum Preis des Höchsten mich sehr wohl be¬
fand, demselben wie vorher nachzukommen,
so nehme ich doch keinen Anstand, diesem
Ruf zu folgen; ich gieng aus meiner Werk¬
statt hervor und machte mir das Anliegen des
Staats zu meinem hauptsächlichsten Geschäfte,
keine Gelegenheit liess ich vorbei, wo ich
den allgemeinen Nuzen schaffen konte. Auch
entfernte ich alle Partheilichkeit und nichts
weniger als Bestechung konnte mich irre
machen; keiner, die um mich waren, wird
mich eines andern beschuldigen können. Ich
hielt das Glück der Vaterstadt für mein eignes
und widmete ihm alle meine Aufmerksam¬
keit.
Ich hätte wünschen mögen, diese so ehren¬
volle Würde länger bekleiden zu können; da
mich aber, während ich diesem Berufe ab¬
wartete, die Anforderungen meiner zalreichen
Familie, meines nicht unbeträchtlichen Ge¬
werbes und weitläufigen Oeconomie, auch sonst
vorgekommene Umstände, die ich jetzt nicht
berühren will, einsehen lehrten, dass es sich
mit der Klugheit nicht länger vereinigen liess,
länger auf einem Posten zu bleiben, worauf
ich entbehrlich scheine, so habe ich mich ent¬
schlossen, im Angesicht klein- und grossem
Räthen für die mir erwiesene Ehre und Zu¬
trauen geziemend zu bedanken, mit der Bitte
an ein verehrliches Collegium der Herrn
Siebner meinen Platz mit einem andern Sub-
ject zu besezen. Ich hoffe, es werde dieser
freiwillige Schritt keinen Anlass zu zweideu¬
tigen Mutmassungen hervorbringen. Aechte
Vaterlandsliebe wird mich bis in’s Grab be¬
gleiten und nie werde ich aufhören, auch als
Privatbürger das gemeine Wohl zu befördern
helfen. Meinen Herrn Collegen und sämt¬
lichen verehrlichen Gliedern eines hochlöb¬
lichen Magistrats danke ich für die mir er¬
wiesene, collegialische Freundschaft und Zu¬
trauen. Ihre fernere Freundschaft können
Sie mir nicht versagen, mein gerades, bideres
und uneigennüziges Betragen berechtigt mich
immerhin, Anspruch darauf machen zu dürfen.
Mit diesen Gesinnungen trete ich nun von
dieser politischen Laufbahn ab. Hie aber
werde ich aufhören, die Vorsehung zu bitten,
das sie es leiten möchte, dass unser Stadt¬
regiment, wovon unser zeitliches Wohl und
Weh abhängt, immerhin mit würdigen Männern
besezt werden möchte. Ehrfurchtsvoll ver¬
harre ich.
iöantlin ß Sitte fanb fein ®e$3r. 2t m
14. 3uli 1799 am ©dj»3rtag mürbe ©eorg ©anib
iöantlin triebet in ben iöürgermeifletaußfcpujj
unb burd) eine weitere SBapl beß ßunftmeiftercoHegiumß ,
ber 24 £ütpe unb 4 erften, jungen Ratßperren jutn
regierenben Sürgermeifter erwaplt. ©er abtretenbe
föürgermeifter 3op. ^acob geijet übergab iptn ben
©ericptßftab unb baß ©tabtftegel,
Seim Antritt beß Rmteß atß regierenber Sürger =
meifler pielt Santlin im großen Rat im 3uli
1799 folgenbe Rebe:
I-Iochedel gebohrne, wohlgebohrne, hoch¬
gelehrte, hochedel gestrenge, hoch Edle des
kleinen, ersame und bescheidne des grossen
Raths.
Durch eine, wie ich hoffen darf, rechtmässige
und unserer Verfassung gemässe Wahl sehe
ich mich nunmehro zu der ersten politischen
Würde unserer Vaterstadt erhoben.
So ehrenvoll diese Würde unstreitig nach
ihrem weit umfassenden Umfang ist, so hat
mich doch eine 2jährige Erfahrung genugsam
belehret, dass sie mehr den Nahmen einei
Bürde als Würde verdiene und dass sie einer
Rose gleiche, die nur unter Dornen gepflückt
werden könne.
Zwei Jahr sind es jetzt, seitdem ich der
ausgezeichneten Ehre theilhaftig wurde, von
der Stelle eines Gerberzunftmeisters durch die
ordentliche Wahl eines verehrlichen collegium
der Herrn Siebner zum Bürgermeister dieser
Reichs-Stadt erwählet zu werden.
Ob ich damals die erforderlichen Qualitäten,
die ein so wichtiges Amt erheischet, genugsam
besass und besitzen konnte, dies wird ein Jeder,
der auch bloss einige Menschenkenntnis be¬
sitzt, von selbsten zu beurtheilen im Stande sein.
Zwar hatte ich das Glück bei meiner Er¬
ziehung in Absicht auf bürgerliche Wissen¬
schaften nicht vernachlässigt zu werden. Unsere
Schulen waren damals mit einigen geschickten
Männern besetzt, deren Unterricht mir bis jetzt
trefflich zu Statten kam. Hingegen hatte ich
doch keine Gelegenheit, mit Kenntnissen bekannt
zu werden, die bei einem Gerichtshof erforder¬
lich sind. Das Gewerbe, dem ich mich widmete
20
und bei welchem ich mich zu Preiss des Höchsten
sehr gut fortbrachte, Hess mir auch keine Zeit
mich um Dinge zu bekümmern, von denen ich
niemals Gebrauch zu machen wünschen konnte.
Ich beschränkte meine Zeit bloss auf Industrie
und Arbeitsamkeit und hielt diese für die
wesentlichsten bürgerlichen Tugenden; auch
beobachtete ich bei allen meinen Handlungen
immer strenge Redlichkeit. Es hatte dieses
auch den besten Erfolg auf meine häusliche
Glückseligkeit.
Jetzt aber war ich Bürgermeister. Gewiss
nicht stolz auf diesen glänzenden Titel, nein!
ich suchte und wünschte es nicht, vielmehr
wandelte mich ein Misstrauen in mich selbst
an, ein Misstrauen, das seinen Grund darin
hatte, ich möchte den in mich gesetzten Er¬
wartungen nicht entsprechende Satisfaction zu
leisten im Stande sein.
Meine Besorgniss war nicht so ungegründet,
aber ich suchte, da es jetzt meine Pflicht war,
mir zu helfen, soviel in meinen Kräften stand.
Ich fand bei meinen verehrungswürdigen Herrn
Collegen, auch dem Herrn Syndico, Männer
von Erfahrung und vortrefflichen Kenntnissen,
ich horchte, ich fragte, ich verglich, ich dachte
nach und urtheilte ; mein gerades und bideres
Benehmen erwarb mir auch bald Zutrauen
unter ihnen, alles Misstrauen wurde entfernt,
wir theilten uns unsere Meinungen mit einer
Offenheit mit, die uns öfter so gut zu statten
käme, dass wir von der Unantastbarkeit unserer
Urtheile im Voraus überzeugt sein konnten.
Ich trete nun auch diese wichtige Laufbahn
an, vielleicht die wichtigste in meinem Lebens¬
lauf, aber nicht mehr mit der Besorgniss, wie
einst, und hege das ungetheilte Zutrauen zu
sämtlich verehrlichen Gliedern eines hochlöb¬
lichen Magistrats, auch werthgeschätzten Herrn
Officianten, sie werden mich bei dem nun an¬
zutretenden, jetzt besonders wichtigen Amte
mit ihrem Rath, Erinnerungen und Assistenz
brüderlich unterstützen, und, da sie es selbst
sind, die mich über sich erhoben, so geben
sie nur auch zu, dass ich mich auf ihre
Schultern stütze. Jede Belehrung, jede Zurecht¬
weisung wird mir Beweis ihrer Freundschaft
und Liebe sein und, da wir an einem und
demselben Zweck arbeiten, gleiche Pflichten
und gleiches Int’resse haben, diese Bitte nicht
versagen werden. Einem ehrsamen, grossen
Rath, auch werthester Bürgerschaft, empfehle
ich mich ebenfalls auf das Verbindlichste.
Redlichkeit, Unparteilichkeit, Gerechtigkeit
gegen Freund und Feind sollen alle meine
Handlungen leiten. Nie soll mich ein gerechter
Vorwurf von Ungerechtigkeit treffen, dieser
Vorwurf würde mir unerträglich fallen.
Aber ich werde Mensch sein, mit Unvol-
kommenh eiten umgeben, werde irren und fehlen ;
da Sie aber auch von gleichem Stof, eben so
irren und fehlen, so hoffe ich Nachsicht, auch
diese hoffe ich, wenn ich strenge sein werde ;
ebenso zähle ich auf euren Gehorsam und Liebe.
Und nun ligt mir nah, mich einer schuldigen
Pflicht zu entledigen. Es ist die Pflicht der
Dankbarkeit vor die in meine Person gesezte
Zuneigung und Liebe, mir das diesjährige
Regieramt anzuvertrauen. Sie werden von
mir keine erkünstelte Schmeichelei erwarten;
Sie nehmen mit der ungezwungenen Sprache
eines Bidermannes vorlieb, der hier das feier¬
lichste seiner Gelübde ablegt; sich zu bestreben
mit Anstrengung seiner Geistes- und Seelen¬
kräfte durch pflichtmässige Ausübung seiner
Obliegenheiten Ihren gerechten Erwartungen
zu entsprechen. Dis soll Ihr Dank und das
Vorzüglichste meiner Belohnung sein.
Der höchste aller Regenten, der uns unsere
ehrwürdige Verfassung bis dato so wunder-
barlich erhalten, nach welcher sich manche
Reichs-Statt so vergebens sehnet, stehe uns
fernerhin bei mit seinem allmächtigen Schutz.
Er w'ende alles Ungemach in Gnaden von uns
ab, er gebe seinen Dienern, den Regenten
dieser Erde, Gesinnungen der Versöhnlichkeit
und des Friedens. Er, der auch uns angestellet,
Gerechtigkeit und Eigenthum zu handhaben,
leite auch unsere Beratschlagungen durch
seinen guten Geist; er lasse uns unter einander
in Eintracht und Frieden wohnen. Es gehe
an uns in Erfüllung, was jener schöne Wahl¬
spruch sagt: concordia res parvae crescunt, das
heist : durch Einhelligkeit können geringe
Dinge gross werden. Er lasse endlich nach
vollbrachtem Tagwerk jenen tröstlichen Aus¬
spruch auch an uns ergehen: Ihr fromme und
getreue Knechte, ihr seit mir über wenigen getreu
gewesen; ich will euch über Viel setzen. Gehet
ein zu eures Herrn Freude.“ (^ortfctjung folgt.)
'gW&sfarjett vom $d)onßud}.
©mt X H. Cfvf|cr nutet ttt Stttnitßctt.
2Btc cutbcren ©egenben SdjtoabenS ifi aud) bem
Sd)6nbttd) etn jpemltd) reifet Sdtab alter oolf^s
tümlidjer Sagen bis auf bie neuere 3ed erhalten
geblieben. Um bic Sammlung foldgr Ijat ftd) auf
£. Ufflanb’3 Anregung Jlrofeffor (Srnft 9Jtcicr in
Tübingen fdjott Oor mefyr al<3 40 ^aljrett ein an'
crfennungStocrtcö 33erbienft ertoorben.1) Seine ^orfd) =
ungen erftreden ftd) auf ba$ gattje ©ebict be£
') ©. SUJeier, ®eutfd)e Sagen, Sitten uitb ®ebräitd)e
in Sdpuaben. Stuttgart. 1852.
21
genannten SSalbcS unb auf beffen Umgebungen.
Einiges Weitere hat g. Sattler, früher Pfarrer in
beut Sd)önbuh‘Orte RcucnljauS, fpäter in Recfar*
Raufen, gefammelt unb im Bah1' 1860 in ber
„Sßürttemb. SolfS=23ibliotljeP tcröffentlic^t.2) £>odj
befdjränft ßh baS oon ihm Seigebradße im Söefent*
lidjen auf bie Räpe feines früheren SßohnortS, ben
norböglidjen Seil bcS Shönbuh^, baS untere Shaidj5
tpal, baS mittlere Rif>a=Shal unb beffen Umgebungen.
Enblih b^t nodj in neuerer Beit bie reichhaltige
amtliche 33ef(breibung beS Oberamts Reutlingen einen
folgen Sagen«Scitrag »om Sd)önbuh geliefert.3)
Oie umfaffenben Sammlungen oon Oirlinger bagegen
unb bie früheren 06eramtS«35efhreibungen berüd«
ßdjßigen baS Sagen«@ebiet beS Shönbud)S nid)t.
2öie anberwSrtS ftnb aber biefe alten Sagen mit
aller ihrer ^ßoeße unb mit ihren Erinnerungen au
bie ©eftalten beS altbeutfdjen ©ötterglaubcnS, ben
Sldüatcr Söoban unb fein lärmenbeS ©efolge, fowie
bie Sßalbgeifter niebrigeren Ranges, bie elbifhen
Sßefcn ber Sßidjtlein unb B^erge, bie gefpenftif <^en
grauen unb Bangfrauen in rafdjem RuSfterben be«
griffen unb halb werben aud) bie leisten »oßenbS
ber Rergeffenheit anheimgefallen fein. Sor bem
SageSlidß ber moberneu 23ilbung finit eben, wie
©irlinger fich auSbrüdt, baS Uralte in ben geheim«
niSooßen Sdjoß ber Erbe l;iaab, ber Telegraph u*ib
bie Sarn*ffappc gertragen ßh nid)t miteinanber.
SefetercS liege ßh nun freilich aud) oon unferer
mobernen gorßeinridjtung fagen. 2ßo man ben
Salb burd) eine Unjal)l geraber Sichtlinien unb S3ege
in bie gorm einer woljlgcorbneten ffanz!ei«Sabeße
gebradjt, wo möglich aud) noch an bie bcr
altehrmürbigcn 2öalb*Ramen neue oon eigenfter
Erfinbung gefegt hat, ba finbet ber Schimmelreiter
Sßoban unb feine wilbe Bagb leine Stätte mehr,
mit ihm weihen bie bem Rlenfdjen halb freunblich,
halb feinblid) entgegentretenben Erb* unb 2Balb=
Rtännlein, oon Welchen unS bie Bimmerifche Ehronil
im Bagcrmeifterlein Epp mit feinen £)ünblein SBtßen
unb Saßen, bie einft aud) unfere ©egenb burchjogen,
ein fo anmutenbeS 23eifpiel bewahrt hat,4) eS weiten
bie Schäle hütenben Bu»9frauen unb bie mit
gteid)er 9Riffion betrauten feueraugigen $ubel u. f. W.,
cS weicht aber bamit and) nicht nur ein guter Seil
2) SBürttentb. SotlS-Sibliothef II. 3. Silber, Sagen
unb ©ebräudje auS Söürttemberg. Stuttgart (21. ©hoher)
1860. g. ©attter, Epßeublätter auS bem ©d)önbud),
©. CT— 102.
3) Sefcßreibung beS Oberamts Reutlingen, heraus*
gegeben Oom ff. ©tatiftifd^en SanbeSamt. Stuttgart,
1893. ©. 159.
Sei ber bortigen Erzählung ift aber zu bertd)ttgen,
baß bie Orte SBannweil, ffufterbingen ic. nicht auf ber
I inten, fonbern auf ber rechten ©eite beS RecfarS liegen
unb baß SBannWeil aud) in ben ätteften Beiten feinen
SBalb „jenfeitS beS RedarS", b. h- auf bem linfen Ufer
beSfelben befeffen hat. SBaS bort liegt, war bon jeher
ReichSWalb unb erft bon 1820 an finb Seile beSfelben
an ©emeinben beS red)ten Rectar*llferS, aber nid)t au
SSannweil, abgetreten worben.
4) Bimmerifche Ehronif, herausgegeben bon Saract.
2. Ruft., greiburg unb Sübingen, 1881. IV, ©. 141.
ber $oeße, fonbern auch ber alten Schönheit bcS
SalbeS, zumal wenn boßeubS forfilid)e Reinertrags«
Sheoretiler unb SerfuchS«ffünftler an bie Steße
jenes alten Ijarmtofen SalbfpulS einen ungleid)
fchlimmeren mobernen feigen, inbem fte bafür forgen,
bag bie ehrwürbigen alten §oljSeftänbe, eine bet
^auptjierben unfereS SalbeS, weil fte bie »erlangten
BinfeSjinfen nid)t abwerfen woßeti, fhleunigft befeitigt
werben, unb Wenn ße an bie Steße ber beutfdjen
Eid)en, Sudjen, Sannen dßneßfhe, ßbirifhe, cali«
fornifche, neuhoßanbifc^e ^öger bon zweifelhaftem
SBerte ju fefcen bemüht finb.
©erabe in einer Beit nun, in Welcher jene Sagen
aßer Orten ooßenbs ihrem Enbe zweiten, biirfte eS
oon Bntereffe fein, ihr teßtcS RuSllingen ju Oer«
folgen unb Beit unb Umftänbe berfelben annähernb
feßjußeßen. Bu biefern B^ede möchte ich im gol«
genbett einige wenige Rad)träge ju bem oon E.
ßReier ©efammetten auS meinen eigenen Erfahrungen
liefern.
2Bie manche anbere größere Söalbgebiete hat auh
ber Shönbuh neben ben aßgemein oerbreiteten ©c«
galten beS 0d)immclreiter6 SBoban, beS wilben
£eercS, ber lleincn elbifhen SMbm&nnlein u. f. W.
noh feinen befonberen Sßatbgeiß, weldjer in feinem
Sfjun unb Sreiben an ben Rübezahl, ben ©eift bcS
Riefengebirges, ungleich mehr aber noh an ben im
£mßer Sanb fein Unwefen treibenben Bunler ober
Bager Rehberger erinnert, babei übrigens ben ber
nicberftcn Sulgär -Sprache entnommenen Ramen
„Ranzenpuffer" erhalten hat, womit einer bezeichnet
werben Wiß, Weiher bie 23egegnenben auf ben Seib
(Ranzen) pufft ober goßt.5) Bn feiner $erfönlid)?eit
fpriht ßh eine feltfame SRifhung oon einem gewalti¬
gen, oon Sßoban niht ju unterfheibenben ©ott unb
einem Sßefen retn elbifhen EharalterS, einem Salb«
ffobolb auS. Bn erfter Eigenfhaft zeigt er ßh als
Reiter auf weißem 5J3ferb, mit ©lifcc«*®efhwinblgleit
ungeheure Entfernungen burhmeffenb, fo zeigt er
ßh ferner, wenn fein Erfdjeinen oon einem Sturm*
winb begleitet iß, weldjer ben ganzen 3öalb zn ent*
wurzeln broht, als clbifdjeS Söefen bagegen unb
reiner 2öaIb«ffobolb tritt er auf, wenn er im ©e*
wanb eines grünen BagerS bie Jpolzfammler ängßigt,
ße in ©eftalt ungeheuerlid)er Siere anbrüßt, burh
Shreien unb fheinbareS Jpolzhauen bie gorftbeamten
äfft unb ä(jntid)e boshafte Streihe Oerübt. Eigen-
| tümlih ift auh baS ihm zugewiefene ©ebiet, weld)cS
nid)t ben ganzen Shönbud), fonbern nur etwa bie
ehemaligen £mten Einßebel unb 2Balbborf, b. h* ben
öftlihen Seil beS SßalbS »om Oärlodj einfhlicßlih
bis in baS 0d)aid)tl)al, außerbem aber auh einen,
nid)t bem Shönbuh, inohl aber ber £mt Einßebel
angehörigen Oißrift auf bem rehten Redar*Ufer,
bie SBalbteile 3Raben, ©roßholz u. f. W., umfaßt.
R3ie ber Rehberger beS ^aße r SanbeS ein fhümmer
Bäger mit bem Si& auf bem Etnforn gcWefen fei,
fo habe auh Ranzenpuffer einft als Bäger auf betn
6) E. Rteier, a. a. D. ©. 108. cf. ©. 146. Reut*
linger OberamtS-Sefhreibung ©. 159.
22
©inftebel böfc Späten toerübt. ©ein SÜtenfdjen gegen*
über bcgcugt er fid), unäljnlid) beut in Dielen Stößen
and) woljlwodcnben unb hilfsbereiten Stübcgahl, mehr
nad) Slrt beS ffted)bcrgcr faft ol;ue StuSnaljme heim«
tüdifd) unb übelgefmnt.* * * * * 6)
3h fotnme auf baSjenige, WaS ich öon feinen
leisten Beitgenoffen über ihn in (Erfahrung gebracht
l;abe. SSor mandjcni früheren hai eS ben SSorgug
genauer g-'efiftedung nach ^Serfoncn, Oertlid)fcit
unb 3eit-
SllS id) im 3aljr 1865 eine mir als gwrfimcijter
obliegenbc ^nfpeftioit ber ©emeinbewalbungen Don
^fronborf Dornaljm, brachte ich baS ©efpräcl) mit
ben mich bcglcitenben ©emeinbebeamten biefeS Orts,
in beffen 3^ä^e ber 9^an§enpuffer einen feiner £)aupt=
ft^e hatte, barauf, waS man etwa Don neueren ©treid)en
beS SOSalbgeiftcS wiffe. SDie Beamten meinten, man
fpredjc in neuerer 3eit wenig mehr Don ihm. 3)ie
©agc gehe, er fei einft in mitternächtiger ©tunbe
auf ber SBrüdc Don Stedarthailfingcn ober Don Stür*
tingen erlöft worben burd) einen jungen SDtenfdjcn
Don Oferbingen, toeld^er nad)her nid)t lange mehr
gelebt -habe.7) — Sluf bie weitere gragc, ob in
5}]fronborf überhaupt nod) Seute leben, weldje ftd)
eines perfönlidjen 3ufammentreffenS mit Stangen*
puffer erinnern, erhielt id) bie Slntwort, eS gebe
fold)cr nur wenige mehr, unb als ich gu wiffen
wiinfdjte, ob etwa einer ober ber anbere ber Sin*
wefenben, weldje burdjauS ältere SDtänner Waren,
fid) eineS fold)en BufammentreffenS erinnere, teilte
nad) einigem Bögern ber 66 Bahre reite ©etneinbe=
SOSalbfdjühe ©l)riftian SOSalfer, ein ernfter unb guoer*
läfftger SDtann, folgenbeS mit :
©S ift mir nur ein einziger $ad in meinem
Seben Dorgefommen, Don Welchem id) annehmeu
muß, baff Stangenpuffer babei im ©piel gewefett fei.
© S war um bie SlbDentSgeit beS BaijreS 1818, als
id), bamalS ein S3urfdj Don 19 fahren, eines SlbenbS
fpät Dom ©rtSoorftcIjer noch ben Sluftrag erl)ielt,
eine bringenbe 33eftellung alSbalb an ben Jpofgärtner
auf bem ©inftebel gu überbringen, Weld)er eine ba*
malS berühmte herrfd)aftliche SSautnfdjulc Derwaltete. 8)
3d) oodgog biefen Auftrag ohne ©äuinen unb trat,
als ich bem Jrjofgävtner baS ©djreiben übergeben,
ohne mich auf bem ©inftebel aufgupaltcn ober etwas
gu genießen, in ber Stacht ben Heimweg an. f^ür
biefen wählte id) ben näheren guffweg, welcher über
eine mitten im bamaligen ©raatS;, je^t ^fronborfer
©emeinbe* SOSalb oberer 33ranb gelegene Heine
SOSiefenfläd)e, baS SSfrottborfS* ober wüfte SOßieSle
fi) 3Bo[)ltl)ätig erWiefen hot er fid) nur gegen einen
SBilbfmter mit Stauten SJhtng aitS Suftnau, Welchem er
auf fein Slnfudjen bie nüd)tlid)e §ut beS gelbS gegen
ba§ einbrütgenbe SBilb abnahnt, fo baft SKitug bie Stacht
über ruhen tonnte, tonljrenb feine ©enoffen ihren ®d)ut3=
besitt nicht Derlaffen burften. SJteicr, a. a. £). @. 117.
7) Setjterer Sleifatj lehrt belmtutlid) bei ben nt ei ft eit
berartigen ©Höflingen Wiebcr.
H) &'ou biefer 5öauntfd)it(e würbe einft eine nuferer
gefcbätjteften hinten, „ber SSitbling Dom (Stnficbel" ge*
nannt, im Sanbe Derbreitet. $er Sliutterbaum bcrfclbcit
ftetjt nod) jetd bei Sßfronborf.
genannt, führte. Bit ber SOtttte biefer SOSiefe an«
gelangt, Dernafjm id) hinter mir einen fd)arfeit Sßftff,
Bdj blieb flehen, fdjaittc rüdwärtS unb rief: waS
gicbt’S ? erhielt aber feine Slntwort, fonnte aud)
niemanben wahrnehmen. SllS ich Weiter lief, erfolgte
ein gweiter fpftff, mit bem gleichen erfolgtofen 3muf
Don meiner ©eite. 211S bei abermaliger ^ortfehung
meines SOSegeS ber fJSfiff 5 um brüten male ertönte,
antwortete ich mit berjcnigcit StebenSart, weihe man
bei unS ©inlabung gur ßirhweil) nennt. ©odj faum
war mir biefeS SOSort entfahren, als id) Don unfidjt=
barer §anb eine fo entfefjlidje Ohrfeige erhielt, baß
ih ber Sänge nad) gu ©oben ftürgte; in bentfclbett
Slugenbtid ftanb bie gange SOSiefe im f^euer unb bie
23ranbflinge h^mb tobte ein ©turnt, wie wenn ber
gaitje SOSalb jufammcnbred)en mü§te. 3<h eilte, fo
fehr id) fonnte, ber Heimat ju, wo meine Sleltern
unb ade übrigen, Weld)en ih beit SSorfad erzählte,
mit mir ber Ucberjcngung waren, baß nur ber Standern
puffer mir in foldjer SSeife mitgefpielt haben fönne.
SDiefer ©rjählung fügte eines ber anwefenben
@cmeinberatS=3Jlitglieber nod) folgenbeS bei:
Sind) ih erinnere mid) nur eines einzigen ©rs
lebniffeS, bei welhent nah ber SSerftd)eruug meines
Derftorbenen SSaterS ber Stanjettpuffer beteiligt War.
3nt 3al)r 1823 erfolgte im ©hönbudj, wie fonft
im Sanbe, eine ungewöl)nlid) reihe iöuheln=@rnte,
beren ©tttfamntlung auch in fpfronborf ade ^)änbc
befd)äftigte. ©incS SlbeitbS im ©pätljcrbfi ging id)
mit meinem SSater unb 23ruber, nad)bent wir ben
gangen £ag im ©taatSwalb ©id)enfirft u. f. w.
23udjeln gefammelt, bei eittbred)enber Stad)t fd)Wer
belaben mit ©äefen Dod S3ud)eln auf bem Don Stüb?
garten burh bie ©taatSwalbungen ©reifpih unb
Söranb nah ffSfronborf führenben SSeg ber Jpeimat
ju. ©d)oit längere 3^it, ehe wir aus bem SOSalb
auf baS fjclb Don ^fronborf gelangten, hörten wir
immer Don 3e'l Su 3^it Dor unS ben 9tuf „JQott
Staotf)", waS befanntlid) einer ber 3urufe ifl/ burd)
Weihe ber mit ©tieren falfrenbe SBatterSmann feine
Bugtiere in ber gcwünfd)ten dlid)tung auf bem SOSeg
311 erhalten fühl. SOSir mufften in ber SDunfelbeit
hieraus fd)lie§en, baff Dor uttS ein mit ©tieren be=
fpannteS ^uhrWerf gleid)fadS ^Sfronborf 311 ftd)
bewege unb befd)leunigten unfere ©djritte, um baS=
felbe eirtguholen unb ihm unfere ©äde aufgulabeit.
SDiefeS gelang unS aber innerhalb beS SOSalbeS nid) t
mehr unb als wir Dor ben SOSalb hmauStraten,
änberten jene 3u^ufc mit einem SCdale ihre 9ftid)tung
utib ertönten nicht mehr Don bem Dor unS nad)
S3fronborf führenben SOSeg, fonbern gogen ftd) linfS
an ber beit SOSalb Dom fjelb jdjeibenben SSrattb* ober
£iefcnbad)=ft'tingc hinunter bem Stedarthal gu. SDa
fagte meinSSater: liefern ^uhrWerf bi’trfen wir itic^t
Weiter folgen, eS geht nid)t nad) SjSfronborf, fonbern
wal)rfd)einlid) nad) Äird)entedinSfurth, ber $ul)rutann
mu§ Don bort fein. ©0 blieben wir auf unferent
bisherigen SSeg unb etreidjten auf bcmfelben bie
Heimat. SllS Wir bort aufamen, teilte unS unfer
SBater mit: SOßaS wir hörten, war fein .^uhrwerf
23
bon SSirdjentellittdfutth, bcrtn bort hinunter fä^rt
fein gfu^rmantt in bad Decfarthat, cd mar ohne
Bmeifcl ber Dattjenpuffer, melier und Born nötigen
2Bcg aBBriitgen wollte, fo baß mir, ba mir iljn bod)
nie eingc^ott Ratten, unfete ferneren ©äefe jule^t
mit großem Umtoeg mieber Bergauf nach fßfronberf
Ratten tragen müffeu.
©abrenb alfo oon einem 3nfammentreffen mit
bem ©albgeift in neuerer Beit nidjtd mehr oernommen
mirb, gilt bod) eine ©teile, meld)c ju bem früher
non ihm Beüorjugten ©ebiet gehört, bie fd)on oben
ermähnte 23ranb* ober SiefenBadj*$linge, Befonberd
bereu Dudgang in bad Dedarthal, meldjer ben tarnen
$oppcled:2och, aud) ^oppe!erd=2od) führt, noch jefet
als „unfidjer" unb nicht leicht geht jemanb, menn
er cd oermcibeu fann, jur Dad)t*eit allein bort oorBci.
©anj in ber Dahe biefer ©teile 30g, bad untere
Ettbe ber oou fßfronborf in bad SRecf arthat führenben
©teige fd)neibenb, ohne Steifet fchon jur Dömer=3eit
ein ©cg ooriiber, 9) melchcr, bon ber römifdjett
Dieberlaffung ju fßlie^haufen auf ber linfen ©eite
bed 5RecfarthaIe3 amgu§ bed 33ergaB^angS ^inTaufcnb,
Suftnau erreid)te. Rn geringer Entfernung oon
genanntem Eube ber fßfronborfer ©teige fanb fid)
mefimärtd in ber St^aXfotjtc am Ruß bed ^fronborfer
©cineinbeftalbd Dauhälbele unb £>öhBerg im Bahr
1874 ein röntifdjed Silbmerl10) nebft einem Ouaber*
») 33et bem SBait ber 9tad)Barfd)aftd=Straßc oon Slir*
dientettindfurtlj nach SBalbborf int Rohr 1859 mürben
mehrere 8—12 m lange ©treefen ber alten gtömerftrajje, |
bicht am Rttf3 bed linfen Shalranbd, etma 1 m über ber
Shalfohle oerlaufenb, auf ber ©trede Oon SSirchentetlind*
furth Bid jur Studmünbung bed SiefenBachd, gurn Seil
aber auch oberhalb SSirÄentettinSfurtlj aufgebedt. ©ie
aeigten eine breit gelegte Vorlage Oon meinem ©anbftem,
etma 0,15 m bid unb barüber eine feft gefiampfte Stied*
fd)id)t Oon etma 0,05 m Side. Sin einer ©teile ber
©tredc jmifdjen ©d)lierbad) unb Siefenbad) mürben and)
SReftc römifcher S3ilbmerfe aud meinem ©anbftein, Statt*
Ornamente, §anb mit Sogen, ©djmana eined Selphmd,
eine männliche Rigur in Stellung eines SSämpferd u. f. m.
audgegraben unb in bad Sb. Saptbariunt nad) Stuttgart
geliefert. Sie Sefd)reibitng bed Dberamtd SüBingen
nennt obige ©traßenlinien nicht unb ermähnt bie Silb*
merfe ©. 194 Biff. 12 nur furj.
10) Siefed Silbmerf, bie Oorbere §älfte einen Sömen
barftettenb, melier mit ber einen Saije bie Düftern eined
bon ihm uiebeccjerunctencn ©tüc!S öocfjiuilb cje^cicft tjftl t,
mürbe Oon mir im Rapr 1874 in bad Sv. Slapibatium
geliefert. Solchen StömeuBilbcru, bie im ©cfjönbud) unb
feiner Umgebung mehrfach gefunben finb, mürbe früher
Se^iehung 511 bem bie 97ac£)t befiegenben Sonnengott
(SÄitljraS) beigelegt, monach ein Heiligtum biefer Gottheit
an bei* fraglichen ©teile anjunefjnten tt)ftre. 33 on anbercr
©eite fiept man in neuerer 3cd in ihnen ©rabmäler,
bereu llebermachung ber Söme anbeuten mürbe cf.
SBürttemB. Staatsbürger ü. 22. Slprtl 1874, «. 622.
Sie ©chriftseidien auf bem üuaberftein, nur ober*
flächlid) unb nachläffig eingehauen, lauteten 1VCCV8;
meiter unten ftaub CAT US ober CA IHR. Ed fdjetnen
biefed tarnen Oon §anbmerfdleuten, mo()l barbartfeher
Slbftammung 31t fein. Ser Stein ging, ba bie in Sind*
ficht geftelltc Abholung für bad SS. Sapibarium unterblieb,
leiber üerloren.
9ln ber ©tredc bed Dömcrrnegd jmifdfen ^liejljaufen
unb Suftnau finb hmnad) 2 römifäje 2Bol)nftätteu mit
ftein mit einer 2lnjal)l römifcher ©djrifocichen. Ed
lehrt alfo auch hier einer ber jaljlreidjen Ralle mieber,
in melden fid) ©agen oon ©eifterfpu? au ©teilen
heften, meldfe ©puren ehemaliger römifcher Söcftebeluug
jeigen.
Döein aud) im Sftittelalter muff l)ter ein menfeh*
lieber ©ohnfth Beftanben h^Ben, benn höd)ft mahr*
f^einlich ifl gcrabe hier aud) bie „SorftfjuBe" ju
fudjen,11) meld)e „uoifchen SüBingen unb ©ilbcitau
gelegen", mit ©eBäuben, Uledern, ©icfeit u. f. m. am
16. 2Jiarj 1292 bon f^fal^graf EBerharb oon SüBingen,
genannt ©diärcr, an bad SSlofier 23eBenhaufen um
40 ißfunb geller berfauft mürbe. 12) S07it folchen
^orfthnBen maren mahrenb bed fDlittelalterd gemöhnlich
in erblicher ©eife bie Dörfler Belehnt, meldjen ber
©d)uh ber 9feichdforfte übertragen mar unb aud
melden nicht feiten Singehörige bed itieberen (fD7i*
nifterialen*) Slbeld herborgingen. IBieKeicht maren
bie Herren bon ©ilbenau, melche urfunblid) fd)on
um 1232 borfommen, einen ^nrfdjfopf in ihrem
©appen führten unb eine Heine 33urg meiter unten
am ffteefar gegenüber bon 9lltenBurg bicht am ©d)ön*
Bud) Befaffen, einft fold)e ErBförfter ber angrenjenben
$ ut, meldje fpatcr SSirchheimcr (^irchenteHindfurther)
^mt genannt mürbe unb jule^t ben fRamen flfebier
Einfiebel erhalten l)ai-
S)ad ßlofter 23eBenhaufcit fd)eint biefc f^orfi^uBe
aud) nach ber Deformation BeiBel)alten 31t ha^cn»
benn ber ihm Bid ju Einfang bed 19. Baljrhunbcrtd
berBlieBene, bon it)m gemöhnlich an ^achter berliehenc
^>of, meld)er in lefeter B£ü 33iehhau^ genannt mürbe,
mar moIjl nid)td anbered ald bie ehemalige ^orft5
hübe. 13) Sie ^achter bed ^)ofd f ollen ed, menigftend
in fpäterer Beit, in ihren 33ermögend*33erhaltniffen
nicht meit gebracht haben, baBei in Spaud unb ©tatlung
biel burd) einen ©puf-@cift Beläftigt morben fein,
fo bajf im ©tall bed borgend oft famtliched Diel)
an einen einzigen ©trief jufammengeBunbcn, ben
fßferben 3Dähne unb ©chmeif in Böp>fe geflochten
gemefen fei,14) moBei bie Stere bott ©chmeif troffen,
infolge ber Aufhebung bed ebaitgelifd)en SSirchengutd
ging ber §of im ^al)r 1806 mit bem übrigen SSlofter*
Beftlj in bad Eigentum bed ©taatd unb in fanteral*
amtliche Dermaltung über, bie ©ebäube mürben im 3>al)r
1816 abgebrod)en, bie ©üter aber Blieben größtenteils
im ©taatdBefth, unb bie oben ermähnten römifchett
33ilbmerten nadjgemiefcn, meldie immerhin moljthaBenbe
53efther anjeigeit. Sn ^Iteshaufen faitben fid) folcpe fd)oit
in früherer Bed-
u) Unter ^uBe oerfianb man im 5D7itte(aIter ein
gemeffened unb eingehegted Sanbftüd, meldjed in ülle--
mannien rneift 51t 40 Räucherten = 60 SJtorgen ge*
redjnet mürbe.
12) Crusius annalium Suevicorum TI p. Franeofurti
1596. pap. 173. ad annum 1292. — ©d)titib, ©efd)id)te
ber Sßfaljgrafen oon SüBingen. SüBingen, 1853. S.
245. 249. Ur!.*S3uch ©. 62.
13) Eine S8iehh«ud*SSlinge finbet fid) nod) iefet in ber
Däl)e.
14) ©ine and) fouft nidjt fcltene, bem Sanbtoirte mof)I
Belannte Erfcheinung Iranlljafter sllrt, meldjc auf natitr*
1 lid)em SSege ertlärt mirb.
24
Slltertümer würben au feinem fameralamtltd)en ©runb*
fti'td gefunbett.
Stuffatlenb ifi ber Siame Voppeleß* ober fJ3oppelcrß=
£od), melden ber Slttßgang ber Vranb; ober Siefen*
Bah'Ä'lingc, in baß 92ec£art^al führt unb weld)er ftd)
(freilich bon einem SIBfhreiBer in „^lo.pcüer^Sodf"
berborBen) fhon in ber ©tiftungß*ttrfunbe beß ^lofterß
©inficbcl bon 1492 Bei VefhrciBung beß Älofter*
S3ejirf ö finbet. 2ttit bem Dramen doppele werben
fonft nur ^lopfgcifier Bezeichnet, bic ftd) in Käufern
unb Vurgett bentehmen Baffen, 15) nicht aber bie
cIBifhen $äger unb ©rbmännlcin beß SBalbeß, weihe
ftd) mit Klopfen gewöhnlid) nicht Befaffett. 1G) @8
wirb l)ienah angenommen toerben muffen, baf$ biefer
Siante bon bem ©puf in ben ©ebäuben ber alten
gorft^uBc attd) auf ben angrenjenben SBalb über*
getragen toorben fei. S)a§ biefer doppele mit bem
Sianzenpttffer in irgenbtoetdjcr Vezieljung geftanben
hätte ober baf) letzterer Bei bem ©puf im Viehh^uß
Beteiligt getoefen fei, babon ift, fo fel)r foldjcß Bei
ber ©emeinfamfeit beß ©ebietß nahe läge, rtic^tß
Befannt.
döaß bie Oertlidjfeit nod^ in feiger £eit mt*
l)citnlid) machen foH, feien einige £id)tlein, Weld)e
ber jurD^a^tjeit auf bem 2Beg nad) Vfronborf borüBer
©ehenbe im fdjludjtartigen Slußgang ber Vranbflinge
I)äufig gewahre unb weihe ihn eine ©trede Weit
ju berfotgen bfiegen. Sllß im JperBfi 1862 ober
1863 ber bamalß auf bem ©infiebel woljnenbe ^orft*
Beamte17) in fpätcr Siahtftunbe einmal auf bem
bon Vfronborf jum ©inftebel füt;renben gufwege
ben oberen Seil biefer klinge iiBerfdjritt, geigte ftd)
i^m Weiter unten auf ber mehrfach erwähnten fßfron*
borfß* ober tbüften SBiefe einehod) auflobernbe flamme,
ähnlich berjenigen, welche Beim Verbrennen ber in
Ijicftger ©egettb Sigeln genannten SlBfäUe botn Vredjctt
Beß Jpanfeß entfielt. 3U näherer llnterfudmng BegaB
ftd) ber Veamte, beffen VßahrheitßlieBe fo Wenig alß
feine VeoBad)tungßgaBe ben geringfien 3tueifel zU:
lä§t, ant folgenben Sag auf bie ©teile, wo er bie
flamme gefefjen, er bermod)te aber Weber an biefer
itod) auf ber ganzen übrigen fyläcfje ber SBiefe bie
minbefte ©pur einer ftattgefjabten Verbrennung ju
entbeefen. ©ß wirb unter biefen tlmftänben nid)tß
alß bie Sinnahme übrig Bleiben, ba§ man eß in ber
ißranbflinge, Befonberß am Slußgang berfelben, mit
einer ber immer feltener Werbenben Oertltd)feiten ju
il)un !§abe, an weld)er bon 3?ü 3U 3ett nod) 3>rr*
1R) ©rtimtt, 3)eutfd)e 9Jtptf)oIogie. 3. Slttßg. I.
©öttingen, 1854. S. 473. Solche ^oltergeifter ftnb
häufig, fül)ren aber aud) anbere Staaten alß doppele,
befonberß ben Stauten Klopfer über ®lopferle. 2lm
berühmteren in Schwaben ift baß ißoppele auf §oI)en*
frühen unb baß Slopferle in ©roü*©ad)fenheiut, fowie
baß Slopfevle auf Jpoben=9ied)berg. 6. Sfteier, a a. 0.
S. 7G. 78. Schwab, St'ecfarfeite ber fdfwäb SUb. Statt*
gart, 1873. S. 217.
16) SRansenpuffer allerbiitgß pflegte, um bie görfter
ju neden, im Salbe herum aud) uid)t feiten bie Vättme
anjttfchlagen. SJteicr, a. a. 0. S 108.
17) Sperr Cberförfter Sltaper, jefjt in Siibütgen.
lichter, beren ©pifienz ja im Slögcnteincn nid)t Be¬
zweifelt wirb, Beobachtet werben.
3n bent nicht zum ©ebiet beß Slanjcnpufferß
gehörigen Seile beß ©d)önBud)ß Würbe ber ©chimmel*
reitcr früher gleicBfallß nicht feiten wahrgenommen
unb gilt biefeß Befonberß bon bemfenigen Sfeiter,
welcher unter bem Spanten Vad)reiter Befannt, all*
näd)tlid)itn ©olberßbad) bon SuftnauBiß S3eBenl)aufen
hinaufritt. Vom fRaitjenpuffer unterfd)eibet ben Vad)*
reiter eigetttlid) nur ber Slame, benn aud) er erweift
ftd) ben 3ftenfd)en gegenüber Bößartig.18) 3n ^en
übrigen Seilen beß ©höuBud)ß fennt man ben gc=
fpetiftigen Stciter nur unter bem Slamen ©hintmel*
reiter, ber Slame Sfanjenpuffcr ifi bort unBefannt.
©ewöhnlth trägt er ben Äopf unter bem Slrm.
Sltth bon bem ben ©ott ffioban Bcgleitenbcn
wilben Jpeer, bem SJiuoteßheer, wu^te man in ben
©hönbuh:©rten ju erjählcn. STian hörte cß fdjon
mit 50iufif boit ©üb nad) Siorb über ben Ort
S>ettenl)aufcn hinjiehen. SJiehr alß an anberen Orten
im Sanbe wei§ man aber niht bon ihm ju fagett.
3u ben ©pufgeiftern niebrigeren füangeß, ben
2BaIb*ÄoBcIben, ifi im Wcftlihcn ©hönbuh wol)l
berjettige gu red)ttett, Weld)er Bei bem fog. ÄothBrünnele
VorüBergepenbe mit Ohrfeigen Bebient. $I)nen ifi
ohne 3'reifel aud) eine Söahrnehmuttg jujuWeifen,
bott Weiher bie ehemaligen 2öilbl)üter ber ©enteinbe
VeBenl)aufeit, b. h- Bie SJlänner erjählten, Weihe
baß jur 9iad)tjeit auß bem VBalb auf bie bortige
gelbmarfung bringenbe, an ben $elb=©rgeugniffen
groffen ©haben anrihtenbe SBilb mit ^»unben in
ben Sßalb jurüdzutreiBen h^ten. ©o oft fte auf
ihren nähtlihen ©ättgen bie ©tede erreihten, an
Weiher nörblid) bon Vebenhattfen baß ehemalige
Vöblinger ©trä§heu ben Söalb berläfft, brängten
fth Bie borher freilaufenben ^punbe ängftlih unb
glethfam ©d)ut3 fuhenb bid)t an ihren jQerrn heran
unb berliefen ihn längere 3eit niht mehr, jüngere,
neu angenommene ^rtunbe erhoben bort in baß ©eBüfh
hinein ein wütenbeß ©eBeK, prallten aber bann
erfhroden jurüd unb fuhten gleihfadß ©d)tth Bei
iprern §errn. ©anj biefelBe Söahrnehmuttg mad)ten
bie SBilbhüter auf ber fog. ©d)Weittbrüde, einer
flcinen fieitternen Vritde, weihe unweit beß 2öirtß*
haufeß zunt 3öalbl)orn über ben ©eeBad) führt,
©efehen ha&en bie VBilbhüter, weihe mir biefe
VSahrnehmung erzählten (©ottlieb ©d)leppe unb ®e=
noffett bott VeBenhaufen), felbfi nie etwaß unheim*
liheß, auh wußten fte baß Verhalten ihrer Jpunbe
nid)t zu erflären.
3um ©hlu§ erwähne ih einer ©rzählung, bie
in meinen ÄnaBen^^^hr211 in SüBingcn oft zu hören
war, bon Weiher id) aber in neuerer 3eit nid)tß
mehr bernommen habe, ©ie gehört z^ar nid)t bem
©ebiet beß fRanzeupufferß felbfi, Wohl aber SBalb*
ungen an, Weihe unmittelbar an baßfelbe grenzen,
Sluf betn am ©taatßwalb ©ro&ljolz gelegenen©htnber=
Wafen, auf weld)em fth früher ein Söolfßgarten
18) e. SJteier, a. a. 0. S. 101.
25
(SBolfßfang) Befanb, einer ©erilidffett, an meldjcr
cß aud) fonft nidjt geheuer ift, ert;ob fid) in ben
9lbbcntß=Näd)ten ein Sid^t unb bemegte ftd) betn
Nßalbranb an ber red)tcn ©eite beß Ncdartl)alß
folgenb biß auf bie ber ©tabt gegcttüberliegenbc
2lnl)öl)e auf fiebern, mofelbft früher ber ©al'gen
ftanb, bcrmeilte bort einige 3cd unb fc^rte bann
auf bcmfelben Nßcg, auf meinem cß gefommen mar,
jum ©djinbermafett juriid. Sßenn man ftd) beut
2id)t näherte, berfdfmanb cß, crfd)ien aber micber,
fobatb ber Neugierige fid) entfernte. ©er ©ntnb
ober bie (Sntftcl)ung ber @rfd)einung, bie an baß
^ur Nad)tjcit bom f)ol)enftaufen jum Ncd)bcrg unb
oou ba jurüdmanbernbe 2id)t, ben ©taufergeift,
erinnert, 10) bermodjte glcidjfadß nicmanb anjugeben.
«) Sdjmab, bie Neclar=Seite ber fd>mäbifd)en 3Ub.
Stuttgart, 1823. ©. 229.
Gießer bas jtfaf im fUitfüfict-Afoßet ttt $«ufCtngeu.
Bmt prüf. Dr. ©rfult in lUnt.
©aß nod) in meinem Nad)trag jum Neutlingcr
2lft)lred)t (N. ©.--331. 189G Nr. 2) bermiffte ©tatut
über baß Nfpl im Narfüffer 5t I o fl e r l)at
ftd) enblid) in einer Äopie borgefunben. ©ß lagerte
unter ben feiner 3eit auß ben reid)ßftäbtifd)en 3Ird)ibcn
in baß %l. ©taatßard)ib itbergefüljrtcn Nften unb
lautet folgenbermaffen :
„^•ürfidjtig erfam meiff lieb f)errn unb $reunbe,
Nadjbem bor etlicher berfd)incr 3e^ und) Don
adter l)er gepraudjt unb baß fteiff unb beft gefaßten
morben, ma ftd) begeben unb ^getragen, baff etmo
ain perfon ain ungebarlid)en ©obflag auf fpilj beß
3ornß ober ju Nettung irß leibß unb Icbcnß be=
gangen unb barauf in baß parfuffer ©lofier altyie
fomen, baß fte alß in ainem frepljouß frei unb
ftd)cr, aud) berl)alben unbelaibigt bon menigfüd)
pliben ift, bie tbeil aber petjunb unb ju bifen 3eden
in unfern föird)cn unb fonberlid) in bifem ©lofter
mit etlidjen etmaß enberung fürgenomen toorben,
©erljalbcn ma ftd^ bergleidjen ©obflag ober $äd
(barbor got mit fein gnaben fein trolle) begeben unb
jutrügen, baß foll)er ^rei^ait falber in gemcltem
clofter unter ben Bürgern unb bon ben partl)eieu
ain groffer miffberftanb unb jutetjt treiter auffrur
unb plutbergief en, unb fonberlid^ ma bie partfjeien
ju baibentljatlen trol befreunbt meren, bermaffen
entfteen unb ftd) ergeben, baß gemaincr ©tat Neut=
lingen, aincr ganzen gemainb unb ju beforgen ben
Äittnb in Niutterleib ju fd)trer unb ju tyodjem nadjtail
unb etlichem berberben raid)en unb bienen möchte,
©olI)cn unratt), ber ftd) benn auf ebengemelten
urfad)ett Xeid^tlid) begeben möchte, fobil ntenfd)lid)
unb möglid) jufitrfomen, aud) ben nup frommen
unb molfartl) ju furbern, fyaben meine fperrn grofe
unb flain Nätfyc ganzer 93urgerfc^aft ju gutt ju
getnüet unb I)erijen gefüert unb fid) mitainanb nad)=
bolgenber ©ad)en falber auff ain gemaine Umbfrag
geaint, bod) aud) folcfyß alteß unb baranff einer pcbcß
bemidigen unb Nat^flagß ju bören unb juc bernemen
entfc£)Ioffen.
Namlid) baß ain pebc perfon fo alfjie $u Ncut=
lingen ober bero ©Iterit ain ungebarlid)eit ©obflag
auf §ip beß 3ornß ober ju Nettung irß leibß unb
Icbcnß begeet, baß alßbann biefelbig in bem ^ar=
fufer ©laufter unb ben ptatj ober gejierf, fo treü
bie Ntauren ju Ninngß umb begriffen, bon ader*
mcnigHid) ^repung unb ©icbcrung l)aben unb in
adetoeg unbelaibigt pleibett föden,
2Ba aber pemanbß tocr ber ober bie lueren , fo
biei^enigen, bie ftd) folper ^rei^ait gepraud>tcn,
unrutrigeit, anfepten, ©urbteren ober belaibigen unb
barmiber ^anbeltt mürben, alßbann föden ber ober
biefelbigen ann mittel Seib Seben unb gut berfaden
fein unb bolgenbß gegen inen mit fo gar ernftlidjer
unb bapferer ©traff gepanbelt, baß fiep anbere beß
mueffigen unb barob fd)euljenß tragen meißen. (?)
©oep mosten ainer ober mer bermaffen fo gebarlid)
borbebad)tli(^ unb unrebli^ tobfreg begeen, eß mürbe
bem cleger gegen ben Später unangefc^eit föl^er
grei^ait Necptcnß mie fid) gepurtfy geftattet unb
ber^olffen. ©aß pabett alfo meine ^terrn flain unb
gro§ Nät^e eud) im beften nit beredten unb barauff
emer pebeß ftpmm unb gutmainen bernetnen möden.
©atunt unb burd) ain gemaine Umfrag in
3unfften bemidigt uff ©ontag ben 9tcn
^ornungß Anno domni 1 • 5 • 3 • 3".
Niel Neueß erfahren mir auß biefem Nftenftücf
nid)t. Septereß felbft lepnt ft<b in feinem Wortlaut
an bie befannte, baß Neutlingcr Nfplred)t beftatigenbe
Urfunbe Äaifer Ntapimilianß I. bom 27. Januar
1495 an unb beftätigt burdjauß baß, maß id) in
bem eingangß ermähnten Nrtifel bom Norjapr über
bie Nenüpung bejm. ben Nüffbraud) beß 2lfplred)tß
im Narfüger Älofter außgefü^rt ^abe.
3>ic ftcuttiuger ^anijter- «ab läargcrgef^te^tet.
Bmt Slicnitnr in Stitttgarf.
(gortfetjung).
c. üJiargaretfjc Sa^. 9ltn 15. Niai 1447
berfaufte Niargaret^e fiaftin bon Tübingen, Nur*
gerin ju Notttreil an bie ©tabt Nottmeit 4 3Naunß=
ma^b liefen hinter Nrict im Neufird)er ©^al, bie
ifjr 3afob bon Nern ber ältere gefreit ^atte, um
58 rl)einifd)c ©ulbcu. (2öiirtt. ©ef(^.=©ueden III,
472.) Uebrigenß mirb, mie man faf), Niargaret^e
fd)on 25. gebr. 1440 genannt. Nrn 23. ©e^br.
26
1467 berfauftc Sftargarctpe Säftin an Äonrab
filier bon Stopp 5 ©ptn meinen 2Beine6 SSorlag
im SperBft uitb 5 rpeinifd)e ©ulben auf 9Xtartini
©iilten bom „Mädelgut“ ju $app, mctcpe fit bon
iprem 33etter (b. p. PaterBruber) ©ietridp S a ft er=
erbt patte, um 200 ff. Stapital (St.-A.). 3tucp
berfauftc Sftargaretpe Saft in ben iftappenpof in
(Spätlingen an bie ©reifalttgfeitSfirdpe unb bie
33rüberfcpaft auf beut 33albenBerg, bie 8. 2luguft
1483 erftmalS bamit Belcpnt mürben. (©.*91.;
33efcpr. ©paidjingett ©. 221.) 2lm 17. ^eBruar
14 72 berfaufte 9Kargaretpe Sa ft in an ben 3tBt
33ernparb unb ben Stonbent ju 33eBenpaufen ipre
jäprlicpcn 3infe, ©iilten, Seute, ©fiter ju Stopp
unb in ber lltngcgenb, bad ÜDIäbelgut genannt, fo*
bann bie ÜJtäbelfetter unb 2 SeiBeigene, ferner bie
Raffte anberer 3‘nfen, ©ülten, ©üter, mobon bie
anbere Spälfte Spaitd 3tnbler Don S^errenBcrg 24)
-4) SUfo ift bie noef) Beute in SSfirttemberg blitpenbe
Samilie 3lnbler tmifepen 4. Kob. 1447 unb 17. ftebr.
f 472 Don Stapf) in fperrenberg eingemanbert Kafdj
itieg fie bort entpor ju ftäbtifepen SSürbeu : Stonrab
3tnbler, ein ©opn be§ Jpand mar 1489 Kecpner Dom
3lrmcnfaften mtb JRidpter in Jperreitberg, ^opanned
31 n b I e r alt, beffen ©opn mar 1525 33ürgermeifter
unb be§ ©ertd)td ju föerrenberg, 1516 ÜDtitgfieb ber
Sanbftänbe unb ftarB am ©eBaftiandtag 1554 in Jperren*
Berg, ^opauned 3lnbler jung, beffen ©opn mar 1568
©erieptdbermaubter, 1557 — 59 Kedfner Dom 3lrmentaften,
1568 bed ©erieptd unb 1569 33ürgermetfter Don §erren-
Berg unb ftarB 21. Oft. 1586 in fperrenBerg. 5 Don
beffen ©öpnen, TfoBann (öürgermeifter Don fßradenBeim,
t 1609), 3of)ann SafoB (3. II. Dr., fürftf. Kat unb
ßofgeridjtSaffeffor, f 1634), ftonrab (bed ©erieptd in
.Sperrenberg, f 1596), ©imon (Staufmann in §eifbronn,
t 1622) unb ifSeter (33ürgermetfter Don .‘perrenberg,
t 1634) erhielten 1. Kob. 1593 burd) ^pitipp 3ßaum*
gartteit D. u. ju ^aumgartten, ^rpr. D. tpopen*
fd) mang au unb ©rlPacp, ©rbmarfepad bed ©omfiftd
'tugdburg auf ©raub bed Don Star! V. DerfiePenen,
Don Staifer gerbinanb I. unb fötapimifian H. beftätigten
sfBrtbilegd etned aulae Lat.eranensis et imperialis con-
sistorii comes palatinus fofgenbed SBabpen Derliepen:
„ein schwarzer Schild, der in der mitte zwergüber
unterschiden und im untern Theil 2 goldene Striche
der Zwerg nach, den schwarzen an der Feldung und
Grösse gleich, im obern Theil des Schildes ein gol¬
dener bis über den vordem Fuss oder zum halben
Theil, welcher auf seinem Kopf eine goldene Krone
trügt und gleichsam im Sprung vorwärts gerichtet.
Aut dem Schild ein eisenfarbener, zugethaner Stech¬
helm mit schwarzgelben Helmdecken. Auf dem Helm
eine königliche goldene Krone, aus welcher 2 Büffels¬
hörner entspringen, welche schwarz und gold um ein¬
ander eingetheilt und jeder Färb an einem Horn 4
1 heile sind. Zwischen den Büffelshörnern der goldene
Widder des Schildes.“ ©in ©nfel bed §ofgcrtd)tdaf)ef|or
3op. 3ofob 2tnbler unb ein ©opn bed Slbbofaten
am Slammergericpt in ©peper, 3. U. Dr. 30p. SafoP
itnbfer, granj griebr. 31 n b i e r, geb. 1. SKärj 1631
m Tübingen, 3- U. Dr., f. f. ©epeimerat, mürbe 3. Kob.
1 671 Witter unb 18. ©ept. 1696 Keicpdfreiperr unb
ftaib 19. Oft. 1703 in SSieit. ©effen ©opn f^ranj
~°tpar Otto ©Beobor, geb. 14. 3lpr. 1697, faif. Kat,
nteb.mfl. Kefj.=Kat, mürbe 20. Ktärj 1736 Kekpdgraf
unb ftarB 26. K lai 1767 in SBien finberlod. ©od) ging
ber ©rafentitel über auf feinen «ruber gram Keinolb,
geb. 17 2J?ärj 1698, faif. ©eB.sKat unb fpoffammerge*
neptäpräfibent in SBien, f24. 3ufi 1766, beffen 2ttann8*
Beft^t, aUeö tm ^aufBrtef fpejieCf Derjetcpnet, um
400 fl., oon melcper @umme baö Älojter 200 fl.
pr öetapfung Pott 5 Opm 2Setn uttb 5 ff. japr*
ltdier ©ült an ßottrab ^tlfcr oon ßapp Bis ?IB;
föfuttg biefer ©üft mit 200 fl. unb bie anbern
200 fl. jum SeiBgebtng für bie Sßerfäuferin im
Älofier tu bermettben pat (St.-A.).
d. Urfula Saft mar ©attin beö ,£)att8 33 0 cf
bon fltottmeil, ber fepon 1404 ©djmeftermatin iprer
ißrüber peipt. ®aper irrt ©abelfober, menit er
mclbet : anno 1430 et ante Ursula La st in
maritum habet Her Conrat Bocken, Ro-
tuuylensem. Stad) ©aBelfober empfing 1430
©6erparb b. Dtofenfelb „etlich vil Korngülten
usser der von Gengenbach Hof zu Ursslingen
dem Dorff, die er umb (= bon) Ursula L ästin
und Conraten Bock von Rotweil kaufft bat.“
3lm 17. £>et. 1435 quittierte Urfula 33 ö cf i nr
£>err Jpanö 33ocf fclig Dtitter epeltcBe 3Sirtin bem
33ürgernteifter, Dtat unb gemeiner (Stabt Dtottmeil
bie Bid auf biefen Sag, japrlid) auf Sltartini fällig
gemefene 9teid)dftcuer ber (Stabt, fomeit bott berfelBen
üBer bie bem SBilpelm b. SDtün duttgen tu gebenbett
50 ft. i’tBrig Blieb. j?aifer 3UBrcd)t IT. Beftätigte 1 1. Oft.
1438 tu ^3rag ber Urfula btefe ©teuer (St.-A.).
3m 1438 flegelte Urfula „pro foemina,
so ihr aigen gewesen, quam manumittit gegen
Erlegung 2 rheinischer fl. Im sigillo fiert sie
II Schiltlin, daz erst sihet, als were leo as-
cendens im Schilt. Daz ander hat den Bock
drinn stehn. Ist dunckel.“ (©aBelfober.) 31m
31. 3kai 1447 mar Urfula tot (St.-A.).
e. ©tetrid) Saft tu SüBingen berfaufte am
25. gebr. 1440 ben Sßittumpof ju 3Itttngcn, ben
Äirdpenfa^ tu Pfäffingen unb bie Sepenfdpaft ber
Äircpe bafclBfl unb beä 3Sittumpofö ju 3lttingen
bem 316t jr>einrid) unb ©onbent tu ©tauBeurcn für
4200 rpeinifepe fl. (St.-A.). 3tm 13. ©et. 1440
flegelte er bie Urfunbe 33ribe’ö b. $ alten tpal,
©eorg Jpevter’6 2Sitme unb ipreö ©opneö J6)anö
Werter b. ©ertened. 33ürgermeifter unb 3tat
ber ©tabt ©§lingen bibimierten 30. ©et. 1440
©ietrid) bem Saft iit iprem 3tatgefä§ tu ©ftliugcn
2 auf bie Stottmeiter ffleiepöfteuer Betüglidje Urfunben
bom 1. 9}?ärj 1417 unb 17. Februar 1422, ©ietrid)
Saft flegelte 5. ©ctemBer 1441 eine Urfunbe Pf aff
.Spanö 3>od)er’3, üird)perrn 51t ©omariugen unb
15. 9Jlärt 1442 eine Urfunbe ber 3lbelpeib ©ruep^
f e § b. 3t in gingen, 3ßitme fftitfä b. ©omar*
in gen unb ipreei ©opnee ^riij. 3lm 9. ©ept. 1444
erfolgte ein Urteil ttoiftpen bem 3lBt ^einritp unb
bem ©onoent ju 33lauBeuren einer; unb ©ietper
S a ft bon ©übingen anberer ©eitö megen V2 ©pmö
fäprlitper SBeingült bom 3ff)nten Pfäffingen,
ft am nt 29. Suli 1789 erlofcp. ©er Kitter ^op. ^afob
b. 31 übler patte einen 33 ruber ©abib ©bler bon
3t n b l er. geb. 19. 3(pril 1623 in Stäupten, 3. II. Dr.,
btfcpöfl. Kat, Stansler in Stempten, beffen ©opn Sjopcum
Tpilipp , geb. 1655, faif. nicb.= bft. Keg.=9tat, 1682
Keicpgfreiperr marb unb 1702 ftarB.
27
mcld)cS S a ft im tarnen Sttarquarbs o. Tailfingen
gegen baS Softer fraft beS mit ihm um ben Kirchen*
fat? gu Pfäffingen getroffenen Kaufs gu oertreten
fdjulbig mar. Sluf bie oon Slbt Teiurid) o. S3tau=
Beuren gegen ©ictrich Saft oon Tübingen megen
biefeö Oon SRarquarb oon Jpailftitgen angefprochenen
V 2 ©hm jährlicher SSeingült auS bem SBittumhof
gu Sllbingcn eingebrad)tc Klage erfolgte 3. ©eg. 1445
ein Urteil. ©nblid) am 7. ©ept. 1446 laut eine
Rid)tung gmifd)eit SJtarquarb 0. Tuilflugcn unb
©ietrid) Saft megen */ 2 ©hntS SBeingiilt auS bem
Behüten gu Pfäffingen gu ©tanbe, monadj letzterer
elfterem 10 fl. geben unb berfelbc barauf gegenüber
bem Slbt oon Pebenhaufen oergidjten füllte, ©ietrid)
Saft flegelte am 6. SRai 1446 bie Urfunbe Pribc’S
0. Kaltenthal, ber SBitme Borg Terter’S,
24. 3uli 1447 bie BucoB Terter’S *>• Tertenecf,
30. Slug. 1447, 4. ©eg. 1452 bie Tan^ Tcrter’S
0. Tertenecf. Slm 31. SRai 1447 oerfaufte
©ietrid) S a ft an ©raf Subtoig Oon SS ii r 1 1 c m b e r g
feine ©eredjtfame an ber Pfanbfdbaft ber ©teuer gu
Rottmeil, fo oon feiner ©djmeftcr Urfula, TnnS
23 0 cf’S SSitme, an if;n gefallen maren, für 350
rl). ft. (St.-A.). Stach ©abelfooer lebte „anno
1454 der fromme und vest Dietrich Last,
frater Ursulae Böckin.“ Situ 6. ©eg. 1456
fiegette ©ietrich Saft bie Urfunbe Slgnefe’S ©d)mib
genannt Prehingcn, SDtartin T 0 1 g 10 ar t’S Söitme
unb Teinfc ® dj m i b genannt Suftenfittel, i^reö
PruberS (St.-A.). 3u ®nbe beS 15. 3fat)rf)unbert8
(? ? ; er hat bamalS nicht mehr gelebt) Oerfaufte
©ietrid) S a ft ben T°f Plüftberg an baS ©tift
©übingen (©.*2l.*23efdjr. ©übingen ©. 358). 21m
23. ©cg. 1467 mar ©ietrid) tot (St.-A.). Racf)=
gutragen ift noch: am 27. Februar 1384 ftagte
Ulm ber ©cfjmefterftabt Rothenburg a. ©. „von
der von Rutlingen wegen, als die Korherren
ze Costentz si gemainlich gemant hänt von
Gemainsami wegen, di si hänt mit Herr
Diettrichen dem Last, über das doch ge-
main Stett nii nechst ze Giengen erkanten,
das baiden die Stett, die von Costentz und
von Rutlingen der Sach fürbas müssig gän
sölten.“ (S. ©uibbe, ber fdjmab. ©tabtebunb.
1884, ©. 182—183).
564. Sauner. * 2lm 12. gebt*. 1549 roirb
Borg Saumuer genannt (K.-A.). ©in anberer
©eorg Sauner mar 1629, 1630 Bunftmeifter,
1629 unb 1630 ©iebener, fomie 1643 — 1648
©tabtrichter (K.-A.). ©in geitgenoffe beffclben mar
Bofepl) Samner, Pecf, Oermaljlt I. mit N. K., II.
30. San. 1633 mit 2Mhli’0 SBitme. SluS
lter ©he ftammte Parbara , Otrtn. I. mit B°h-
Sacob gud)S, H. 17. ftebr. 1626 mit alt ftrang
2ö u dj c r e r.
5 65. Sauter. 2lm 12. $ebr. 1549 mirb er*
mäl)nt Profi (b. Ij* Slmbtofiuö) Sauter (K.-A.).
56 6. Sauy.* BeremiaS 8 aup, geh. 11. Slug.
1652 in ©tuttgart, mürbe 18. SRärg 1674 in
©übingen SRagifter, mar 1680 bis 1G97 ©iacou
in Pfullingen, 1697 bis 1705 Pfarrer in Te§*8*
heim, 1705 bis 1714 ©pecial (©ccan) in SRarf*
gröniitgen, ftarb 1714 bafelbft, heiratete 8. Slug.
1682 ©abinc ©orbula $abcr (geB. 1664, f 22.
Buli 1738). ©ein ©ohn ©hriftoph, geb. 1696,
mürbe 26. Slug. 1730 ©tabt= unb Slmtöfdqreiber
in Reutlingen, ftarb 1763, heiratete I. SRaria SRagb.
© dj m i b (j* ohne Kiuber), H. SRaria SRarg.
gud)S. Pon ben Kinbern 2ter ©l)C heiratete SJiaria
SJiagb., geb. 2. $ebr. 1753, ben ©teinhauer B°h-
©hriftoph SR e r f t in Reutlingen, mar B°haim
©Ijriftoph Pud)brucfcr in Reutlingen unb heiratete
SRarie ©lif., geb. 1763, im Bahre 1785 Pcnebict
SRollenf opf, Pud)bruder in Reutlingen, ©ie
Rad)fomnten beS ©tabtfdjreibcrS ha^eu Slnfprud)
anö Reinljarbtfdjc ©tipenbium. 25)
56 7. Sebergermer. Stm 13. ©ept. 1344
thun bie ©pitalpflcger gu Reutlingen funb, ba§ ftc
alle 3ahre gen Reutlingen in bie ©tabt führen
füllen bem Pfaffen Teiurid) oon ©r 0 <h t elf i ngen
unb Suggart ber Seb er g er mer in un, feiner Riuljm,
17^2 SRalter Roggen ©ült, bie ihnen ©6(erf> arb)
ber Paiger unb Peng Prüning, fein ©odjter*
mann auS bem @ut gu Ponborf, baS man nennt
©d;orre, gab. SBeitn Beibe SluSfteHer tot fiub, foll
baS ©elb alle ^ahrc faden an bie ©ied)en im
©pital gu Reutlingen (K. A.).
5 6 8. oon Senbingen. (S e n n i n g c n, 0.=2l.
Kirchheim.) Slm 24. ftebr. 1365 oerfaufte
oon Pfrunftetten (Pfronftetten, 0.*SI. ÜJUtnfingen)
an Purfart oon Senbingen 10 ©Riding Teder
fteter, emiger, auf SRartini fadiger ©ült auS feinem
Taufe gu Reutlingen um 10 Pfunb Te^er (A. A).
Sin Pufli oon Senbingen oerfaufte am 6. ©ct.
1368 Katherine, ©un^ fclig beS ©Jcufeler SSirtiu
mit 2Siffen ihrer Äinber Pfaff’S 2llbred)t, ©uni?,
Penh unb Katherine’S ein Pfunb Teller fteter emiger
auf ©t. ©eorgii fadiger emiger ©ült auö Taufen
oon © t a i n h ü l o e’ S Tauö gu Reutlingen um 12
Pfunb Teller (K.-A.). Slm 22. $ebr. 1370 üer=
faufte SBernher ber TU Ier' Pürger gu Reutlingen
an Slbelhait, SBaltherS felig beS RteSuer Kinb,
! PurfartS oon Senbingen ©od)terfinb, 1 Pfunb
j Teher fteter, emiger auf ©t. SRid)aelis fadiger ©ült
! auS einer 23iefe „in Rietwiese“ um 17 Pfunb
TeQer (K.-A.). Slm 25. Slug. 1404 thun Pürger*
metfier, Rid)tcr unb Rat gu Reutlingen funb, baß
2 pfunb Teller ©ült oon 3 Pfunb Teller emiger,
auf ©eorgii fadiger ©ült auS einem Taule Su
Reutlingen an bie ©penbe PurfartS oon Senbingen
unb feiner fyrau fallen fcdcu, ein Pfunb' aber an
TanS ben Purghufer, beS PurfarbS 0. Sens
hingen ©od)termann fäÜt (St.-A.). 3tl biefer
Urfunbe 00m 25. Slug. 1404 merben auch ermähnt
3 Pfunb TeHer emiger ©ült auf ©t. ©eorgii auS
einem Tau^ Su Reutlingen bei ber graucnftrdje,
bie Tanö Pinbermann felig oor langer Beit un
Purf oon Senbingen felig üerfauft l;utte (St.-A.).
©atjler II, 313.
28
©onrat bon Senbingen, ©ürgcr ju Reutlingen,
t^at am 26. 3uni 1421 fuitb, ba§ er «nb (eine
©rben betn ©ettb Rüplitt, ©ürgcr jtt Reutlingen,
10 ©Riding geller fteter, jä^rlic^ auf ©eorgii
fälliger ©i'ilt auö feinem Jrjaufe jtt Reutlingen in
ber Sinblitt$:@affc geben feilen (K.-A.).
3>n Senningen liegt ganj nabe am Ort auf bem
linfen Ufer auf einer mäßigen 2tn^ö^e bas bormalige
©djlöfjlein mit mehreren Rcbeitgcbäubcti, bon einer
Ringmauer umgeben. Rad) Senningen fdfricbcn ftcb
Rblige, bereu SSappen : gefdjad)ter ©djilb unb fjtug
(ober 2 ©üffelbörtter) als foelnuier mar. Rian febe
O. ö. Rlberti, ©. 448.
Um 1100 lebten bie Sörüber Ubalricb unb (June
een Senbingen. Oer erfte, ©ropfi in ©peper,
trat ins ßlofter 3tüiefaltert unb mürbe bort ©rior
unb bann auf ©cfepl beö ©apfieö Sfnnccenj Rbt in
©peper. Rlö föniglidjer ©efanbter erhielt er een
einem Zottig ein dorsale magnum sericum laubo
rubro et croceo circumdatum unb fdjenfte eS
bem Älofter 3d>iefalten. ©uito, Ubalridjö ©ruber,
mar ein mitber SRcnfdj. Oenn feine ^>anb mar
gegen ade unb oder .fpäitbe gegen ihn, aber fpäter
mürbe er auö einem SBolf in ein Samnt bermanbelt.
Oie an fein ©ebict angrenjenben Radjbant freuten
ftcb, gleidjfam befreit bon ber fepr barten |)errfd)aft
eines ©l;arao, über beffen ©efel)rung ungeheuer unb
begleiteten tbn mit Rlufif inö Älofter 3wiefalten,
mo er 9Rönd) mürbe. (Sr fdjenfte beut Älofter eine
^apede unb 6mansus. Um 1110 berfauftc .jpertnann
bon Senbingen für 3 Rlarf ein ©ut ju Oferbingcn
bem ^loftcr 3lbiefalten. Um 1112 fdjenfte ein
freier Rlattn ©erelb bon Senbingen mit feiner
©attin im Oorfe ^efirtgen bem jtlofier ©t. ©eter
2 mansus, 2 ©liefen, ben 3^eil eineö 2BetnbergS,
genannt „Rlannmarf", 5 ©clapen, beffen Reffen
©entttg unb ©erolb bon Senbingen fdjcnftctt
bemfelben Älofter 3 areas unb 30 Rlorgcit. Rod)
am 15. $uli 1293 mirb $riebrid) bon Senbingen
als 3cu3e dt einer Urfunbe beö ©ertolb bott RI i’t b I*
baufett genannt.26)
Ob nun bie Rcutlinger bon Senbingen bon
biefern ©efd)led)t abftammen, bleibt febv fraglid),
jumal jmifdjcn 1293 unb 1365, alfo beinahe 2
Rlcnfdjenalter bittbttrd), fein bon Senn in gen genannt
mirb. ©iedeid)t finb biefe Reutlinger bon Senb--
ittgett nidjt ablig unb Senbingen nur £>erfunftö=
namc.
569. Senbinger (Senttinger). Rtn 30.
Oej. 1357 mtt'be ermähnt 1 ©fuitb £>eder auö
©unp beö Senbinger Recfern „unden in der
Husen in den Esche, die da stossen an die
Aechentzun“ (K.-A.). 3,n 3>abrc 1447 am 26.
3uni mürbe betn ©altpafar Seninger bon
„Ritlingen“, Rübi’ö beö Rtnptmannö eines Rat
Oodjtermann in ©afel baö ©ürgerred)t gefd)enft
„von sins Swehers Bitt und Dienstes wegen“.27)
Ruth biefe Familie flammt mobl auö Settningen,
benn am 15. Rüg. 1403 berfaufte Jpeinp Sen*
bin g er eine ülBiefe unb Rcfcr ju Oberlenningen
an bie bortige .fpeiligenpflege für 20 ©fuitb £)cder
(St.-A.), unb 1428 lebte in Omen ©den Senben*
gerin. 28) 3>ofcpb Seninger bon Ofterbingen
mürbe 12. ©ept. 1527 in Oitbingen itnmatrifuliert
(Roth, ©. 643) unb Johannes Seninger bon
SBormö ant 21. 3uni 1544 (ebenba ©. 691).
2(i) S. ©ebntib, iOtoit. tpopenb. 8. 110.
27) 8taatöard)tü ©afel, Oeffnttngöbud).
2S) £).=R.*©efd)r. $irdjbeint, 8. 226.
(ftortfepung folgt.)
^te oirtnbenßerötf^e Jfefjbe 1538—40 itnb tfjre gfofgen,
©oit Dr. Dttn Xothtus iit Stuttgart
(Smrtfetmng.)
Rde Rdjtung müffeit mir ber Rntmort joden, bie
nun unter bem 22. Rob. Jpattö b. Sattbettberg ber
©tabt Rottmcil gab. ©r erflärte ihr in einem
©djrcibcn, baff ihm bie Rbfagc feineö ©obneö jmar
febr leib fei, baff er jebod) an feinem ©ertrage feft
halten müffe unb fid) famt feinen Untertbancn gegen
ade üblett folgen bermahre, bie noch auö bem Jpanbel
feineö ©obneö entfpringen fönnten.
Run begnügte ftd) biefer jmar borerft, mie eö
fdjeint, mit blinbem Särm. Oie Rottmeiler mufften
nämlid) am 8. Oej. nidjt einmal ju fagen, mo ipr
geiitb lag.30) ©ropbem maren bie ©ürgen, bie ben
©(;arafter ibreö Jpcrrn ©ettcrö offenbar febr genau
fannten, fortmäbrcnb bemüht, bie £>aftbarfeit für
ctmaigcn bett Rottmeilcrn ermadifenben ©cpabcn bon
fid) abjumäljcn. ©ie erflärten £>anfen bon Sanbcn*
berg bireft unb nachher burd) 3ürid), baff fte nur
beöhalb feiner 3eit bie ©iirgfd;aft übernommen hätten,
30) Rbfdjiebe IV, 1, c. 8. 1164.
um ihn auö ber £>aft ju befreien unb marfen ihm
bor, ba§ er entgegen ber ju Oie§cnbofctt gegebenen
3ufage feinen ©obn ©brifiopb beherbergt habe. 3a/
fte beantragten barauf b‘n f°Öar/ ^anö b.
Sanbenberg, mie cö febeint, feine Rntmort gab, ant
3. $ebr. 1540 ju ©aben bie ©efd)lagnal)me feiner
im 3ürid)er ©ebiet liegenben ©ütcr.
Otefeö ©orgeben feiner ©ettern beantmortete nun
Sanbenberg bon 3ürid) auö unter bent 5. $cbr.
mit einem meitläufigen ©djreiben an bie ju ©aben
berfammclten cibgcnöfftfdjcn ©oten. ©r micö bie
gegen ihn erhobene ©efdjulbiguttg aufö ©ittfdjiebenfk
alö unbcgrüitbet jurüd unb berlangte, baff man ihn
bei feinem unter bem 29. Rüg. 1539 gefdjloffenett
©ertrage befdjütje. ©r mag Igemit borerft feinen
3med erreicht ba&en, ß^er ohne 34o^ifel mar bie
fpäterbin feinen ©öl)nen gegenüber borgenomntene
©fänbung ber ©üter nur eine fjolge jcncö Rntragö.
©nblid) am 11. Rptil ntad)te ©briftopb b.
Sanbenberg ©rnft mit beit fdjon längft auögefto^encn
29
©ropungen. ©r überfiel baS ber (Stabt fRottmeil
mit Surgredtt bermanbte, fonft aber bem ©rafen
©ottfrieb Serncr bon 3iir*u* iern gehörige Seffettborf,
mcftelte einige Säuern nicber unb fteefte bic föird)e
fnmt 5 £>offtatten in Sranb, unb menige Socpcn
natpper am 3. 2ttai äfd)erte er baS bem fftottmeiler
Pfahlbürger Äonrab 3ffftttgcr gehörige Seüenbingen
f aft gan$ ein. ® leid) jeitig beruhte er allerlei Stift?
panblungcn unter bem Sanbbolf — er nötigte u. a.
einen Soitmeilcr Sitrger Samens S0ield>tor $orn, fid)
fclbft bie Opren fl&jufdjneiben — unb branbfdjaptc
ben fftettmeirfepen Ort Satgpeim mit 1000 ©ulben.
Sun mürbe ben Sottmcilern bie ©ad)C bod) jtt
bunt unb fte ridfteten unterm 4. 3Diat ein bringlid)eS
HÜfegefucp an bie ©ibgenoffen. ©icfeS berfing natur?
gentäft am rafdjeften bei ben gleid)gläubigen 5 Orten
Sujern, ©d)mt)j, Uri, 3U9 unb Untcrmalbcn, mcld)e
fid) barob am 14. in Sujern berieten unb fobann einen
©efamttag nad) Sabcn auf ben 25. 9Jtai auSfdjrieben.
©aS Hauptergebnis bicfeS aud) bon Sottmcil
befugten ©ageS mar ber Sefcpluft, baft nunmehr
auf bic Sicherung beS ©tgentumS ber Sürgen Ulrid)
unb 2öolfb. Sanbenberg, jmed'S etmaiger©ntfd)äbigung
SottmeilS auS beinfelbeu Sebad)t genommen, unb
ber Sanbbogt beS ©purgauS uiit ihrer Uebermacpttng
betraut, im Ucbrigen aber ber Sömifdfe ^önig, ber
Herzog Ulrid) bon SMirttcmberg, ber fUiarfgraf bon
Sieberbaben unb eine Seipc anberer Hevrcn fepriftlid)
erfuept merben foHten, bem Sanbettberg jebe Unter?
ftüftuttg ju berfagen unb ihn momöglid) gefangen ju
jeften. Aufterbem aber erging an bie Sürgen bireftbie
Aufforderung, auf bem näd)ften Sabener ©age ben
Sottmeilern auf ihr Segepren Scb unb Antmort
ju fielen.
©iefe Ratten tn$mifd)cn Sanbenberg $ur Scmil'-
ligung eines SkffenftiüftanbeS bermod)t, ber bom
23. Stai bis juin 6. 3unt bauern unb il)ncn bie
Stöglicpfeit berfd)affen foUte, flöh mit if)ren Unter*
tljancn über einen gütlichen ©ag jur ^Beilegung beS
HanbclS fd)Iüffig ju machen, 3ener mar nun ab*
gelaufen, aber Sottmeil patte fid) niept bemüßigt
gefehen, Sanbenberg bon feinen meiteren Abftcpten 31)
ju benad)rid)tigen, meSpalb biefer jeftt bic ©ibgenoffen
auf bem am 7. $uni in Sabcn jufammengetretenen
©age burd) einen befonberen 23oten interpellieren lieft.
AIS man ipn aber aud) bon biefer ©eite feiner
Antmort mürbigte, bagegen bic $rage ber Aborbnung
einer ©efanbtfd)aft an ben $aifer unb bie dürften
für ben 11. 3}uli auf bic ©ageSorbnung feftte,
mieberpolte er feine Sotfdfaft bereits am 10. 3un*
in, mie eS fdjetnt, fdfärferer Seife, inbem er bie
©ibgenoffen aufforberte, ipre Sermanbtcn ju ber
Abmenbung ipreS eigenen ©cpabenS ju bermögen, °2)
31) Sie fepeuten offenbar bie Gefapr, bei einem Ser?
gleid) mit itanbenPerg felbft gröftere Opfer bringen 511
muffen, unb beruhigten fid) baper bei ber Sürgfdfaft
feiner Settern.
32) APfd)iebe IV, 1, c. 8. 1219. AIS Rittet piegu
f (plagt er nur bie Anberaumung eines „gütlichen ©ageS"
burd) bie Gib genoffen bor ; maS aber ber Kaufpreis biefer
ba er, menn jur ©emalt gejmungen, nienranb feponen
merbe.
Obmopl Ulrid) unb Solf b. Sanbenberg ftep
^ufolgc iprer Scrnepmung auf bem ©ag bom 7. $um
einen Auffcpttb beS ©ntfcpeibS perauSfd)lugen,33) fo
erreichte man picr bod) beS Seitern, baft man
bcnfelben einen ©ib barüber abnapm, baft fte ipr §ab
unb ©ut niept aitS ber ©ibgenoffenfd)aft entfernen
mürben. AnbererfcitS fonnte pier aud) über bie
©teltungnapme ber um Unterftiiftung angegangenen
dürften im Allgemeinen ScfriebigenbeS berieptet
merben. Sur eine’ Antmort lautete mettig bertrauen?
ermedenb, bic beS HerjogS Ulrid) bon Siirttembcrg.
©iefer lieft eS bapingeftellt, ob Sattbenberg fiep mit
feiner Anfpradfc an bic Sottmciler eprenpaft beneptne,
unb fprad) ben Sunfcp auS, baft an beit ©urd)*
jügen unb ©treifercien in feinem, beS HcrS°9s Sanb,
nietnaitb mepr ©cpulb tragen tnöcpte, als Sattbcnberg.
^m Uebrigen berfid)crte er, ben Sanbfricben ju
panbpaben, mie ftd) gebüpre. ©iefe Aeufterung beS
HergogS erpiclt noep ipre befonbere 23eleud)rung burd)
bie AuSfagen beS bon Sanbenberg gefanbten „Subcn",
ber im Perpör unter ben ©egünftigern SanbenbergS
aud) mürttembergifdfe Amtleute34) nannte.
©er 23efd)luftfaffung über bie Hc^anjicpung ber
iöürgen, bie tnerfmürbigermeife neuerbingS auf ber
eibgcnöffifd)eu Perfammlung bont 12. 3U^ bie 33er=
tagung ber ©ntfd)eibung bis jur 23eenbigung ber
geinbfcligfeiten burepgefept patten, fam nun ber er?
neute Angriff SanbenbcrgS jubor. 9tid)t nur ben
©ibgenoffen, fonbern attep ben fRottmeilcrn mar ber?
fclbe unter bem 5. angefünbigt unb barnit
begrünbet morben, baft fftottmeil ipn auf bem letzten
©age beS 23ertragSbrud)S befcpulbigt pabc. f)iid)t
reept berftänblid) miU cS fepeinen, mie Sanbenberg
am gleidjen ©age in bent ©epreiben an bie ©ib?
genoffen35) biefett ben ernftlid)cn 25orfd)lag mad)cn
fonnte, ben HanbeI ßor baö 3°™m ber gemeinen
Stitterfdpaft ju bringen.
3m ©efüpl bropenber ©efapr patten bic 9iott*
meil’fd)en 23oten beim 3u|ammentritt mit ben ©ib?
genoffen am 12. 3UK an biefe bie Sitte gerichtet,
nod) einige ©age berfaminelt ju bleiben, unb bereits
am folgenben ©age begannen fte ipnett eine
poft um bie anbere ju melben. £ücnad) lag ©priftopp
0. Sanbeuberg mit ftarfer 9teiterei unb guftooif in
Hocpborf30) unb jog itberbieS eine grofte 2lnjapl
©ruppen auS ber fftieptung oon Hevrcnberg an fid).
©dfabenSabmenbitng fein fotl, barüber läftt er fie burd)?
auS tut Unflaren.
33) GS ift fepr d)arafterifttfcp (bergt, oben ©. 28),
baft biefetben fept äufterten, fte glaubten bartpitn 51t
fönnen, „baft in bem Anlaft etmaS feple" (Abfcptebe IV,
1, c, 8. 1212).
3i) ®ic Abfcpiebe (IV, 1, c. 8. 1219) teilen bie betr.
Aanten ni(pt mit, nennen febod) neben ben Amtleuten
noep Herren b. Aed)berg. foroic SSepricp b. Gemmingcn
als beteiligte. Sattler (Gef d). b. Hgt. 3Bürtt. Herzoge UI,
8. 35) ermähnt nur beS §er5ogS Oberbogt im Scproarj?
malb, 3mft tOtiind) b. 3tofcnberg.
35) Abfd)icbe IV, 1, c. 8. 1231.
3S) 0.?A. Horb.
BO
Sn crflerem Orte hatte er am 11. auf freier
(Strafte ben $ofgerid)tS&oten überfallen, i(;m fein
Soten&ud), Soft unb ©elb genommen, ihn an einen
Saum gebunben unb |o feinem ©dfidfal übertaffen.
Sun aber lief nod) am gleichen Sage bic Sad)rid)t
ein, baft Sanbenberg SagS jubor bie Oörfcr £ocb#
möffingen unb SMnjetn in Sranb geftedt ^abc.
Sud) behaupteten bie Sotcn „grünblichen 23erid)t"
jju haben, baft berfelbe bie gänjlidje 23ernid)tung
SottmeilS beabfidjtige, mcSf)alb fte bie ©ibgenoffen
bringenb um ihren Seiftanb unb um 3USU9 fllv ben
galt ber ©infdjlteftung ber ©tabt baten.
2ldeS, maß bie oerfammelten ©ibgenoffen an=
gcfid)tS biefer ©reigniffe tt)aten, mar, baft fie bc#
fd)toffcn, an bie fd)on früher angegangenen dürften
ein jmcitcS ©djreibeu gtcid)cn Inhalts mit ber Sitte
um ituOerjüglid)e Sntmort ju rid)tcn.
Sod) e£;e biefer Scfd)tuft feine Sßirfung äufteru
fonnte, fd)rieb bperjog Ulrich oon ©dforuborf auS
unterm 18. $uli, baft er Ocrnommen l)abe, etlid)e
Orte feien „ju ctmaS SBtbermiden gegen ihn bemegt" ;
er bitte, ihm bic ©ritnbe tjtefür mitjuteilen. Oie
Sntmort, bie ihm hierauf mürbe,87) ging bat)in, baft
man adcrbingS Unmitlen barüber empfinbe, baft ber
Jperjeg, obmohl er in feiner Slntmort auf baS
©djreiben oom 26. -Sai38) ben Seid)Sfrieben fc^ü^en
ju helfen oerfproeften, bennod) bem Sanbenberg aderlei
Seibilfe gemähre, unb enthielt jugleid) eine Sifte ber
Samen ber hiebei beteiligten herjoglidjen Seamten.39)
Sad)bem nun injmifd)en jenes jmeite (Schreiben
cingelangt mar, red)t fertigte fid) Ulrich) unterm 28,
^uli bet ber Scantmortung beSfelbcn juglcid) aufs
auSfül)rlid)fte gegenüber ben ihm gemad)tcn Sor?
mürfen. Seils l)abe cr 13011 ^em ©cfdjehcnen über#
haupt nid)t gemuftt, teils aber bagegett eiufd)reitcn
laffen.40) UebrigenS gehörten bie meiften ber bejeid)*
treten Seamtetr gar nid)t in feine Obrigfeit. ©r
bitte bafjer betr Unmitlen faden gu laffen unb gute
Sad)barn oon ihm ju bleiben, mogegen er ihnen
ebenfadS ju aden Oienften erbötig fei. — 3>mmer#
hin thaten bie cibgenöffifchcn Sorftcdungen infofern
ihre SMrhing, als ber ^erjog Sanbenberg unterm
1. Suguft auS feinen Oienften entlieft.41)
©inen gmeiten groften ©rfolg für bie ©ad)e
ber ©ibgenoffen bejcid)nete bie ebenfadS oom 28.
^utibatiertcSntmort föönig gerbinanbS auS Jpagenau.
3hr jufolge hatte berfelbe nid)t nur bem ^tergog
oon Sßürttcnrberg unb anbertr dürften bei ©träfe
beS SanbfriebettS befohlen, Sanbenberg auf Setreten
37) Sur in unbatierter SÜopie Oorhanben (f. 2Ibfd)ieöe
IV, 1, c. 8. 1230).
38) 8. oben 8. 29.
3U) Sie Samen, bie aud) hier (5lbfd)iebe IV, 1, c. 8.
1230) nicht aufgeführt merben, finb offenbar eben bie
Oon bem Suben SanbeubergS angegebenen (f. oben
8. 29).
40) Sic befehle, bie ber iperjog an feine Smtleute
erlieft, finb nad) ben Slbfcftiebcn (IV, 1, c. 8. 1243)
oom 29. Siai unb 16. $uli batiert.
41) SaS Schreiben bei Sattler a. a. O. Beilagen
8. 225.
gefangen jit feften, fonberu auch in feinem unb beS
ßaiferS Samen bem giSEal beS Seid)SfatnmergerichtS
aufgetragen, gegen il;n mit ber Sd)t ju projebteren.
3n ber S(;at mürbe Sanbenberg mittelft eines unter
bem 24. Suguft ertaffeuen unb in einer groften
Scipe oon ©täbten, u. a. in ©eftramberg, Sotttoeil
unb «Stuttgart, öffentlich angefd)tagenen ©biftS42)
auf ben 3. Soo. oor baS ßammergertd)t citiert.43)
SefonberS nahe gingen bie Oraugfale ber Sott:
meiter ben fieben rcligionSoermanbten Orten (Sujern,
Uri, ©d)mt)j, llntermatbcn, 3U9' ©olothurn unb
gteiburg), meld)e micberholt ihre befonbereu Sage
hielten unb fid) gegenfeitig oon aden Sorfäden be#
rid)teten. 3hnen mochte bie Snfcftung beS näd)ften
eibgenöffifd)cu©efamttagcS auf ben 22,Sugufi, mie fie
am 12. 3uli befd)loffcn morben mar, etmaS forg:
loS crfd)einen unb fie lieften baper nod) ©nbe 3uli44)
bmd) greiburg aud) ©adiS gutn ©intritt in ihren
ben befonberen ^olcreffen SottmeilS bienenben Sunb
aufforbern.
^nbeffen mar Sanbenberg nad) ben Ueberfäden
oom 12. unb 13. ^uti mieber abgewogen unb hle^
fid) jtoedS neuer Sruppenmerbungen im Äraicftgau,
jebann beim Äurfitrften oon ber Sfa4 auf. „©leid)
barauf", mie bie 3immerifd)c ©f)ronif fagt, gingen
bic Sßro^effe gegen ihn am Äammergeridft an. Oie
Sortabung oom 24. Suguft mocftte für ihn moht
bie Urfad)e eines häufigeren 2Bed)fctS feines 2lufcnt:
haltSortcS getoorben fein, ©rft am 9. SoO. ftnben
mir ipn mieber in ben Sähe SottmeilS.
©in iiberrafdfenbeS ©reigniS hatte fid) an bie
Eingriffe SanbenbergS auf ^)od)möffingcn unb Sßinjeln
gefnüpft : fein Sater mar im Äampf an beS ©opneS
©eite gefaden.45) *S)iefen Umftanb fud)te fofort
Sottmeil baburch für fid) auSjuuütjen, baft eS, an#
fniipfenb an ben früheren Sntrag ber Sitrgen betreffs
ber Sanbenberg’fcheu ©tauungiiter (f. oben ©. 28),
auf bem Sabcner Sage oom 23. Sugufi bic Sefd)lag=
nal)me oon „©l)riftopt)§ ©rbteil" oerlangte. Unb
biefeS Sorgehen fd)eint nun adcrbittgS ju jener
Sfänbung geführt ju haben, über meld)e fid) fpäter
(oergleid)e unten) Subolf unb Hermann 0. 2.,
42) 3lrntbrufterbud).
43) Saft bie Eröffnung beS ^rojeffeS nur bic f)-olge
beS fpeciedeit SuftragS beS Königs unb nicht, mie Sud#
gaber a. a. 0. 8. 206 fagt, oom ©rafeu SBilft- 9.
3immern oeranlaftt mar, geftt äiemlich beutlid) auS bem
Seridjt ber 3imnt. ©hronif (III, 8. 292) fteimor, meld)e
auSbrüdlid) bemerlt, baft Sanbenberg fiel) ber Unrecht#
mäftigteit einer fotcljen Serbücfttigung beS ©rafen moftl
bemu'ftt mar.
44) SaS bcjüglidfe unbatiertc Schreiben f. Sbfcftiebe
IV, 1 c. 8. 1232.
45) ©r ftarb, mie ©raf SSilt). SSerner 0. 3iutmern ben
Sottmeilern unterm 20. Sept. auS Spefter unter Slor#
beftatt mitteilt, „ju SJitdielfelb bei SSeftrid) 0. ©emmingen"
„gleich nad) bem Eingriff auf Jpochmöffingenunb SBinjeln"
(Srmbruftcrbucl)). ©ine Sergleidjung beS Berichts ber
3imm. ©hl'ou. (II f, 8. 291), monad) bie Sage ging, baft
SpanS o. Si. in jenen Ueberfäden umgefontmen fei, läftt
bie Sunaljme gerechtfertigt erfefteinen, baft fein Sob bic
golge Oon hiebei erhaltenen idcrmuubungen mar.
Bl
als auf ihrer Vettern „Anrufen" oerfügt,46) ju
Belagen Ratten.
UebrigenS mar cS oorbebeuteub für bic Balbtge
Veilegung ber $el)bc, baff, toie bie dlottmcilcr @e«
faubten auf cBeit fenem Sag mitteilten, ber ©raf
oon -fpopenzodern41) unb bie Amtleute ber Jperrfcpaft
-Spohcnberg, oon mcld)er fle megeu ber neuen dtüft*
uugen (Sl)riftophS 100 9J?ann in bie Stabt ein*
nahmen, fid) ihnen zur Vermittlung in ber Sad)c
angcBoten patten. Siefc nal)m dlottmeil nun auf
Anraten ber ©ibgenoffeu jmar in dlnfpntd), allein
oon ©rfolg mar fie, menigftcnS bireft, nidjt begleitet.
3BaS beit dtottmeilern adern nad) am meiften
Bange machte, mar bie aufs diene ju Befiird)tenbe
geinbfepaft ^erjog Ulrike ton döürttemberg. Sicfcr
pabe, fo f tagten fie auf jenem Sage, einen auS ihrer
SOlitte entlaufenen Sd)elm namenS -fpanS ßeder gc=
fangen genommen, melier nunmehr oon ipnenbeftodjeu
ju fein behauptete, bamit er beut £>erjog Sßrfer
oerbrenne unb ipit fetbfl erfdjiefje. dluf ein Sd)rcibett
aber, baS fie auf bie föunbe pieoon jur ©ntfräftung
biefer dluSfagen an ben -Sperzog richteten, patten fie
oom Sefretär ben Vcfcpeib befommen, fein -jperr merbc
fid) mopl zu oerhalten miffen. Ob biefer bcbenf=
liehen dlntmort nun baten fie bie (Sibgenoffeu, ihre
Sitte uachträgtid) audj iprerfeitS ju unterfiüfcen, maS
biefetben benn auch mit Schreiben oom 29. dluguft
thaten.
Oer oon ber Verfatntnlung auf 17. Oftober
feftgefepte, in SBirflicpfeit am 19. ftattgel)abte Sag,
lieg nun, obmohl ber £>erjog auf bemfelben burd)
befonbere Voten fein Vebauern über BanbenbcrgS
geinbfeligfeiten auSbrücfen lieg, anläßlich ber eben
ermahnten dtngelegenpeit einen tief^epenben alten
©rod beSfelben in bie (Srf Meinung treten, unb eS ift
baS Verbienft ber eibgenöffifd)en katSboteu, baff ftc
nad) ber aufänglid)en uubeftimmten dteugerung ber
herzoglichen ©efanbten, baff ihr -Sperr „aden ©runb
habe, ben dlottmcilern nid)t ju oiet zu trauen",
auf eine griinblidjere ©rllärung biefer dftißftimmung
brangeit.
Vor fahren, als ber prft oon Stuttgart ab«
jog, fo erzählten jetzt feine Voten, pabe berfetbe einiges
oon feinem ©efcpiitz in diottmeil gelaffen, maS ihm
bie Stabt erlaubt pabe unter ber Verftcperung, cS
il;m zu geben, f obalb er eS zurücfoerlange. Später
nun, als cS ber Herzog mirflid) jurüefforberte, pabe
fie eS il)tu oorentl)alten mit ber Vchauptung, eS fei
ihr gefepenft. OaS fei eS, maS ben dürften bcbrüd'e.
ddlit ber Ucbertaffung jenes ©efd)üpeS an bie
Stabt diottmeil im papr 1525 hatte eS feine diid)«
tigfeit, unb obmol)l bie diottmeil’fcpe Voten in ber
Sad)e nid)tS zu feigen mußten, fo erflärtcn fie fid)
hoch fofort zur Unterhanblung mit bem fperzog bereit
unb baten bie (Sibgenoffen, eine @efanbtfd)aft au
benfelben abgel)en zu taffen zmecfS (Srzictung cineS
Vcrglcid)S über biefe, fomie aud) bie page bcS
4,;) Offenbar überlauten bie Söhne feine gefonberteu
Seile; mau nahm beSpalb baS ganze Vcfifjtum !
O Vbfcpiebe (IV, 1, c. S. 1239): £>openzorn.
jpofgerid)t3 unb ber freien fßürfd).48) Oiefer Vor«
fchlag fanb Vidigung unb man beftimmte zur dluS«
fitprung beSfelben bie Voten oon 3ürid), Uri, Sdjmpz
unb Sdjaffpaufcn, metd)e bemnad) am 8. dioo.
(„dliontag nad) dlderhciligen") miteiuauber zunädjft
uacl) Dtottmeil oerreiten fodteu.
Srotz biefer entfd)iebenen Vefferung beS Ver«
hältniffeS diottmeilS zu -Sperzog Ulrid) mar eS bod)
nid)tS UcberflüffigcS, maS inzmifd)en bie fatl)otiid)eu
Orte im ^ntereffe ber Stabt gett)an hatten. Sd)ou
auf bem ©cfcvmttage oom 23. dlug. mar unter
ihnen ber Sonbcrbefcpluß zu Otanbc gefommen, bie
ennetbirgiidjen Vogteicn um Vereithaltung oon 600
^pafeufepüpen anzugehen. dtun micbcrholteu fie auf
ihrem 3u|ammentritt am 8. Sept. ben dlpped an
2BadiS unb forberten gleichzeitig oon Dtottmeil genaue
dtuSfunft über Stellung unb Stärfe beS pinbcS,
fomie über bie VcrteibigungSmittel ber Stabt. Oie
dtutmort ber Beptercn Oont 12. bS. dR. lautete
nicht eben fepr öefriebigenb ; beim fie tonnte nur oon
einer ßartpaune, 4 ober 5 diotfeptangen, 15 ober
16Vüd)fenunb „zimlicpcr dlrtiderß" metben. DBeitcre
Eingriffe maren freilich feit ben Sagen oon -Spodi«
möffingeu unb 2Binzeln nid)t mehr oorgefommeu;
inbeffen mar bie Sorge, in ber man fid) zugeftaubeuer*
mafjen befanb, adcrbingS feine unbegrünbete. OieS
Zeigte fid) an ben dluöfagen beS halb nad)her gefangenen
mürtternbergifchen Späf)crS, oon meld)em mau erfuhr,
baff fid) -Speqog Ulrid) förmlid) mit Baubenberg
oerbunben hatte unb eine gurt burd) ben Obcrrheiu
nad) ber (Sibgcnoffcnfcpaft auSfunbfchaften ließ.
dlm 7. dtoo. fchon begannen bie oben genannten
oier eibgenö|fifd)en Voten il)reu ©efanbtfd)aftSritt
Zum Herzog oou dBürttcmberg. Sie erreidjtcn nod)
am f eiben Sage Sd) aff häufen, am folgenben ddlcriS=
häufen,49) am 9. dtottmeil. dlm 10. legten fie oor
Vürgermeifter unb dtat ben 3^ccf ihrer Seubuug
bar, morauf ihnen biefe am 11. bie dlbtretung beS
©efd)üt3eS an ben Herzog zugeftanbeu, oorauSgefejjt,
ba^ bamit ader Streit abgetan fei. dtad)bcm fie
enblid) am 13. in Stuttgart augelangt maren, empfing
fie Ulrid) am 14. in dlubtenz« 3unäd)ft ital)m ber«
ia) Vezüglid) ber (Sntftet)ung Oon Differenzen über bie
Beiben letzteren fünfte fonnte id) feinen dluffdjlufj ge=
minnen. UebrigenS hatte ßaifer Vtapimitian t. 3- 1495
SSürttemberg Oou ber ^nriSbiftion beS tpofgericptS
epimiert. (Stn hierauf bezügliches dlftenftücf befinbet fid)
int Stabtard)iü 3tottmeil (Ogi. dteue ültitteilungen beS
ardjäol. Vereins zu 3t. 1871, S. 35 f.) dluffallenb ift,
bafz fpäter Herzog Ulrid) fid) nicht auf biefeS ^rioilegium
berief, fonbern ben älteren Vertrag beS SpofgericptS
mit ©raf ©berparb im Vart, rnenn and) nur ftill=
fcpmeigenb, anerfannte (f. unten), mie er fiep fd)ou
Oorper (f. oben) ber eibgenöfftfd)eu ©efanbtfcpaft cgegeu=
über aufs Sßaftieren cingelaffen patte. Sollte ipm Oou
Sfaifer farl bic Veftätigung ber greipeif oerfaegt morbeu
fein? — ipinfid)tlic£) ber freien fßürfcp beftanb ber Sperzog
auf bem Sage zu Vremgarten am 12. Sept. 15-11 nur
auf einem „oor einigen piapren" gefcploffcnen Vertrag
(f. Vbfcpiebe IV, 1, a. S. 69), maS fepr bafür fpriept,
baß bie Urfacpe ber fjJürfcpftrcitigfeiteu bei 3iottmcil zu
fucpcit ift.
iv) pm Danton Scpaffpaufcn.
32
felbe nun Betreff# ber fragen be# Ipofgericßt# unb bet
freien fßürfcß, ja nad) bett SlBfcßiebcn 50) fegar
Wegen ber 33cfd)ulbtgitng be# £>an# Getier, 23cbenf=
jett, unb am 17. erhielten fte burd) feine Käte fol*
genben Slßfcßteb : 1) $>a# ^ofgericBt barf be# £)erjog#
Untertanen wegen gorberungen unter 10 ©utben
nid)t laben. 2) betreff# ber ÜUiaTeftj unb ber freien
gagb Bleibt e# Bei bem früheren Vertrag. 3) SDie
50) Sb. IV, 1, c. ©. 1260.
(Sinfünfte be# Hfofter# 2llhit#&acß Serben bem ^er^og
beraBfotgt.61) 4) £)te Kottweiler fteCCen bem Jperjog
ba# ©efeßüß ju. 5) Ulrtcß will ben 2lu#fagen be#
Ipan# Hellet feinen ©lauBen feßenfen unb ben Un=
Willen fallen laffen. (©djlufj folgt.)
5I) Siefer neu ßinsugefomntene 3Sergleid)g^un!t gielte
nur auf bie SBieberßerftedung eine# momentan geftörten
Serßaltniffe# ab. Sie Slußungen au# ber «Stabt Kott=
weil waren auf Eintrag einiger Sliöncße „in paft unb
Verbot gelegt" Worben (Slbfcßiebe IV, 1, c. ©. 1262).
$ l c t tt e x c ^ttffetfunßen.
2?ont ©corncitbcrg.
2eßten Sommer fließen bie Slrbeiter bei Stnlegung
be# neuen Serfd)önerung#Weg# auf ben ©eorgenberg
beim traben auf altertümliche Scherben, Wa§ ben Slu§=
fdwß be# Slltertum#berein§ 51t näheren Kadjforf jungen
beranlaßte. ©# ergab fid), baß ber gan^e Sitbweft^ang
be# ©ihfel# bon fol dien Sterben bödig bureßfät ift.
9!eben Stüden bott §ol)ljiegeln unb Stiiden mit grüner
©lafttr fanben fid) fo!d)e bon grauem Sßon, Wie er febon
in feßr alten geiten berWenbet würbe, 5. S. bei ©efäffen
römifd)en Urfhrung#, bereu Kefte im Höngener ßaftell
fid) fanben. ©twa# anmißernb ©anje# fier^uftelfen, er*
wie# fid) al# bödig unmöglich. Unter ben Srucßftüdeu
fielen befonber# auf berfeßiebene Sitten Don Teufeln, teil#
in ber gewößnlicßen gornt, teil# japfenartige, gerabe
abfteßenbe Slnfäße, wie fie fid) fdjon an borgefd)id)tlid)en
©efäffeu finben. Sin ben kanten ber gewöljulid)en penfel
Waren teilweife Ornamente, bie Wie burd) Saumeneinbrüde
in ben nod) weichen Sou fjergeftcUt erf feinen, Sanebett
Waren Kefte ben flad)en Wedeln, ohne jebe SBölhttng,
in beren Sichte fid) naßfartige Sluffäße fanben. Sin
Ornamenten wiefen bie Scherben fonft har adele St in ge
auf, bie offenbar um bie ©efäffe unter bem pal# herum*
liefen, jum Seil auch unregelmäßige SBülfte, jientlidj
flach, bie adern nah fdjief um ben S auch gelegt waren,
©huren bon Süden („Schnauzen") fheinen niht bor*
ßanbert 3U fein. Sldem nad) gehören bie Stüde bem
SJtittel alter an. So meint aud) $rof. Sr. Sijt in Stutt*
gart, bem Unterjeidjncter groben borlegte. Serfelbe
meint and), fie feien entfhieben niht nteroWingifcß; bafür
feien fie 51t gut gebrannt unb 31t gut profiliert. — Sie
gragc ift: wie tarn biefe Sdjerbenfammlung auf ben
Serg ? Schwerlich hatten bodj wohl bie alten Sßfudinger
bie ©ewotjuheit, il)re 3erbrocßenen Söhfe auf ben Serg
hinaufjutragen. Stehen fie mit ber St. ©eorg#fahede
im gufamntenßang, bie bi# junt ©nbe be§ 16. gaßr=
hunbert# borhanben geWefen ju fein fheint, unb Weiher
Slrt War biefer gttfammenßang ? Ober hängt etwa ihr
Sorßanbenfeitt mit ben SBeinbergcn 3ufammen, bie nah
ber noh fid)tbaren Seraffierung an ber Siibfcite bi#
oben auf ben Serg gereiht haben ntüffen? Sodten bie
Söhfe etwa bei perbft* ober anberen geiern hier 3er*
fdjlagen worben fein?*)
Ideuflingim, Mar? 1897. Cßir. HDBtljEmnajer.
*) 9>tad) ber neuen ß.*2l =©e[djr. II p. 242 mürben 1828 bie ©runb=
mauern ber Stapelte auägegraben. (£4 märe bon Snterefje, git erfahren,
ob über biefe in ber S(3farr6efd)rabuiig, bie als Quelle angeführt ift,
fid) nähere Eingaben finben.
©tu HartcufhicI hon $afoü Shirt?.
Sn feiner ©efcßid)te ber Kcutlinger gantilie Httrß
(f. Dieutl. @efd).*Sl. gaßrg. 1895, S. 44 ff.) erwähnt
Sß. Sd)ön auh be# bon ihm fog. Slartenmaheraft#
(S. 46), ber bon bem am 3. SKai 1576 geb. Salob S’urß
begrünbet würbe, perr ißrof. Sr. ©b. Keftle in Ulm
madjt mid) nun auf ein nod) erhaltene#, bon biefent
Sat. H'uvb gefertigte# Ä'artenfhiel axtfmerlfam, ba§ im
Katalog 7, 424 bon Saeque# 9iofentl)al in SJlitnheu,
Sharlftraße 10, fid) berjeidjuet finbet mit ben Söorten :
„SVartenfhiel, beutfhe#, angefertigt bon Sacob Shitrcj 31t
heutlingen 1604. Silit bem Keiber gebrudt unb nod)
unjerfhnitten auf jWei Sogen beifamen; 24 harten finb
gans bodftänbig erhalten. 20 Weitere je 3ur ipäifte.
SK. quer fol. ©röße ..ber ®arte 45 : 65 mm. Jpöhft
feltene unb infereffante '©hteUarte. ISO Jt.“ %ibcr
erlaubten bi^ JUfittel be§ Sitte rtom# herein# niht, biefe#
Senfmal be# '-dvcntlinger ©etiÄfpfefleiße# ber ßiefigen
Sammlung" %\x erwerben. S^rfWon Sieftle, 3at)rg. II,
©. 124 erwähnte ^nfunabelBrud bon 1496 dkpoütio
liymnorum, ber bi#her hier nod) uid)t borhanben War,
Würbe bagegen neuerbing# bont Serein für feine Samnt*
lung angefhafft.
Ueutlingen, im Mär? 1897. C£tr. UD^tlionmajBt*.
Söcitcrc 23ctflJtefebcr im3^al)cgang 189(i, Seite (14,
ermähnten fpract)Hd)cn ©tgentnmlidjfeit.
Surfarb Sonborf bon SBeitingen heiratete
um 1431 Slgtlya, Shomae Heller# feligen Sohter 3U
SüWingen. 28. 3 an. 1433 unb 7. Seht. 1442 heißt biefelbe
Slgtße Shomännin bon SüWingen (©abelfober).
Slnt 7. Seßt. 1408 berfaufte Stgtha S h ä t , ©attin
be# Sllbreht b. 3 n g ft e 1 1 e n an Hathrine S8 u r nt-
1 i n g e r i n , ihre# Soßne# grau, ben grfjnten unh
Hirhenfaß 3u Steinenbronn um 120 ißfunb peder. SU#
am 1. Suni 1420 Satharina, Otto# b. SBurmlingen grau
ad bie# an ©üterftein berfaufte, heißt fte Katharina
Hathrinerin bon ©hingen. Sie ift offenbar eine
Sod)ter obiger Hatf) ritte SB n r nt I i n g e r i n an# einer
früheren ©l)e mit einem bon ©hingen.
©lientrur SUjün.
ii ä) c v ^ a u.
JüIlBrtt-l^ürnltprg, bon Harl Sheobor 3ing eler
Stuttgart. Scutfdje Serlag#anftalt, 1896.
Siad)b ent S. S cf) nt i b im gaßre 1879 in einem
©Ijflu# bon fultnr^hiftorifhen Silbern ba§ Seben eine#
eblen Sßroffen be# .godernftamnteS, ©raf SUbert b.
poßenberg gefdiilbert hat, fd)ilbertnnn H. Sß. ^tngeter
auf ©ntnb grünbliher ßiftorifhen Stubien, aderbing#
bießterifd) au#gefhmüdt, bie Sd)idfate be# erften Surg-
grafen griebricß öon Nürnberg, 3°ttcrnfd)eu Stamme#
unb fucßt in geiftreießer SBeife 31t erflären, Wie biefer
fd)Wäbifd)e ©raf bie ferne, fränfifeße Surggraffhaft
burd) §>cirat erwarb SBeit nteßr, al# 2. Scßmib ift
e§ bem Serfaffer gelungen, ein lebenbige# Silb bont
2ebcit unb Sreiben im ©ülcßgau 3111- 3e^t Haifer#
griebrih Sarbaroffa 3U entwerfen, oßne baß baburd)
ber t)iftorifd)e Untergrmtb, auf bent bie ganse ©r3äßlttng
aufgebaut Würbe, in# Scßwanfen geriet.
Sieben bem jungen ^oderngrafen nimmt partmattn
bon O W, ber SJtinncfänger ben ßerborragenbften Slaß
in ber ©t^äßlung ein. SUcßrfacß giebt ber Serfaffer
Sroben bon beffenSid)tungen, welcßeerin feiner, hoetifeßer
SBeife ber Sßrahe unferer ^eit angehaßt hat. • ^
Sen armen ,,£>einrid) bon Ow" läßt er im ©egenfaß
31t partinanu# feßöner Siißtung ungcßeilt al# Sltt#fäßigen
fterben, obgleid) man bie wunberßafte Teilung be#fetben
bttreß bie ftarfen feelifdyen Slffccte, bie berfelhen boran-
gehen, Wie Siebte 3itgeben, erflären fann. cll|. Üoiijött-
§crau§gcgcbcit bont Sicutlingcr Slltcrtumsbercin, unter Kebaltion bon i^rof. l)r. SBeißemitajer.
Sntd bon ©btter & Sich Sdidjfolger in Sieutlingcn. — Serfanbftedc: ©ugen ©ifculoßr, Keutlingcn.
Erutltntjet dkfdjtdjtplättei:.
ZTTitteitungsblatt
bes
Süldiijaitep Ulturtumstirroins.
9Je. 3 7” JtettÜinjjen, JBai unb Juni 1897. VIII.Sal)tJ.
-Snljatt. Sie Familie PantliTt. befonber« ©eorg Sauib Pantlin (Sortierung); Hon Ai). 3 d) ii u. 3)ic
Rcuttinger Patrizier* unb Piirgergefcl)lcd)tcr (Sortierung); Don St). @d)ön. — Bür ©efd)id)te ber 9Jcarientird)e;
Hon St). ©d)ön. — Sie Sanbenbcrgifäe g-ct)be 1538-40 unb it)re g-olgen (Sortf.); öon Dr. Otto ; Met*
bin« in Stuttgart. — kleinere Mitteilungen: Mittelalterliche ©efäßfd)erben ; Hon ®b. 28 eil) eit*
majer. — P ü d) e r f d) n u: fcofrat Dr. St\ St). 3 in g et er, §o$enaoHent. Silber au« bev ©egenwart unb
Pergangent)cit ber ©taminlaubc be« beutfd)cn ®atfer^aufe§ J Hon St). © d) ön. _ _ _
Jpie gmxitu SScutfftn, ßefonbero ^eortj 3>ai»b gSctttfmt,
Reutlingen^ ©tabtüorftrtub in fdjtucrcn Beiten,
(unter Bugrunötcgung be« am 12. Butti 1896 int Reuttinger 2lttertum«uercin gehaltenen Portrag«)
non Sdiüit.
(Sortierung.)
Stiele Rebe biirfte Pantlin inot)t in ber Rat« =
fitjung am 15. Buli 1799 gehalten haben. 3>nei
in biefer gefaxte tßcfcblüffe jeigen ben (Srnft ber
Beiten. Stuf eine Hom fjeftungögouücrncmcnt Utnt
erhaltene Oiequifiticn um 136 ©ti’uf tannene ©tämmc
ju Paüifaben u. f. tu. tourbc 6efd)lo[fen, cd foöe
fid) §crr Sögermcifter ^e^er um jemanb in Mm
umfeben, ber 80 ©tücf fotd)er ©tämme um einen
wohlfeilen Prci« anfd)affe. 2ltn 16. B11© tuurbc
mit bem Buben Äaula oon £)cd)ingen ein 2lfforb,
100 Beutner Riehl nad) PiQitigen, ben Beutner pro
2 ©ulben, ju berführen, abgcfd)loffeit.
Riatt ficht , Reutlingen tuurbe wieberum mit
Äriegdfontributionen reichlich geplagt. 21 nt 20. Riärz
1790 patte bic fran$öftfd)e Republif auf« Reue an
Oeftcrrcid) beit ^trteg crflärt. ©dfon in biefem
Rionat fant ein ft'orp« bon 1 50 granjofen nad)
Reutlingen unb erhob 23ranbfd)abung. Bn ben 2llb =
paffen oberhalb Pfullingen faitt c« zu piattfelcien
mit beit Oeflcrrcid)ern. Rad) 5 Sagen jogen bic
Sranjofcn tuieber ab. B^uen na(Ü folgten bic Äaifer*
ltdien, welche in Söbingctt ein DRagajtn errichteten,
lu oh in Äorn, $aber, £)eu unb Prot geliefert tuerbett
mußte. (Srjhcrjog Äarl trieb burd) ba« Sreffen bei
Oftrad) (21. Rtcirj) bie granjefen au« ©d)toa6en unb
burdi bie ©d)lad)t bei ©toefad) (25. Riärz) über ben
Rhein jurücf. 91 m 6. Bult ratifizierte ^)crjog 5™=
brid) o. 23ftrttcmbcrg ben am 2. Bult Xu Rtaiftl
mit Oeftcrrcid) abgefcbloffencn Vertrag, in welchem
ber «Herzog bcrfprad), beit fd)ioäbifd)en ttrei«, alfo
aud) Reutlingen, zur ©rfüöung feiner Pflichten gegen
ba« Reid) aiizul)altcti. S)a bic ^eftungdtuerfe Ulm«
üon beit Haifcrlid)ctt cnucitert iriirbcn, muffte man
nun borthin paüifaben u. a. zuin ffcflungßbau
liefern, toic aud) nad) PtQingcn Rtcl)l für bie faifer*
lid)c 2lrmee. 21 m 17. Buli befdjlog ber große
unb fteinc Rat, £>etr ©enator 2 i ft (ber Pater
griebrid) 2ift’«) foÜ'e mit ber Bübin Haula1) oon
^ecpitigcn einen Rfforb über 100 Bcntner £>cu,
oon Sübingen bi« Ptüingen zu liefern, zu treffen
f u d) c n . S)a« ^eit foüe oon hier nad) Sübingen
burd) eigene fuhren geliefert tuerben. 3ugtcid) folle
aber an ©eine (£pzcacus ©raf Subiu. Äonrab Sehr^
bach, ben faif. ©taatdmiiiifier ge|d)rieben tuerben,
baß Reutlingen barauf beftünbe, bic biftierte Requi-
fltioncn nid)t leificn z« fönnen unb fid) einer Un^
terfudjung untcrtuürfc, um feinen ginanjjuflanb beffer
beurteilen ju fönnen. 2lm 19. Buli Zci8tc ©enator
0 i ft bem geheimen Kollegium an, baß er einen
Sieforb mit bem £anblung«haufe ^aula abgefd)loffen
habe, nad) tueldicm biefe« ^)au« gegen Pcjahlung
uon 1 ©ulben 45 Kreuzer uont Beutner 300 Rieten
^)aber unb ©pclt innerhalb 9 Sagen zu liefern
habe, ferner afforbiertc er 100 Bentuer ^)eu, bie
uon hier nadh Sübingen gebrad)t tuerbett mußten,
um 1 ©ulben 4 5 Kreuzer nach PiUittgcn zu liefern.
21 nt 26. Buli befd)Ioß tuieberunt ba« geheime Äol--
legiutn, 100 Beutner |)cu enttoeber uont ^ofpital
ober uont Behentantt nad) Pidingcn burd) ba« §anb*
lung«hau« ßaula liefern zu laffen, unb ©enator
S i ft mürbe beauftragt, biefe« Ouantum foioic 200
0 ffiaula-ffarota, wo rau« fpäter für bieRachfonunen
obiger Carola ober Äaula Rafaet, Henuät)lten Äiefc*
2t ne rb ad) er (f Märj 1809 in §ed)ingen) ber gamj*
Itennattte itauta, Sta.utla tuurbe. ©ie ift bie ©roß*
mutter be§ 29. Roh. 1841 Hont dürften Hon §open*
Zottern*§ed)ingen in ben erbtid)en 2lbelftanb erhobenen
Bofept) SBolf f a u 1 1 a (geb. 1805, t 3. März 1876),
RittergutSbefiber 31t Btterei^en unb Hon beffen Prubcr
Salomo g rieb rid) Soutta, geb. 1807, Rittergutlbefiber
in ObervSifchingen (einft ©ilt bc« Matefiäfd)en!§), f 6.
Ban. 1895. ©in llreutel ©arola«, 2tlbcrt Manila,
geb. 26. fjebr. 1833 in ©tuttgart, ©c(). §ofrat unb
Öofbaubirector, erhielt 1892 ben Württemberg© dien
Perfona labet, ©arota war eine grau Hon ungemein tauf*
mänuifd)em©eifte, wetd)e große 2trmee*Pferbelieferungeu
betrieb. Bhr >n bec ^autta’fchen gantilie befmbtid)e§
Portrait ftellt fie mitten unter ihren Pferben Hör.
34
Beniner Naturalien mit eben bicfem Jpaufe oon
Tübingen auß ju afforbieren. 2lm 2. 2luguft bc*
fdjlofs bei* Nat, ^>erv Siccbürgermeiftcr S i ft f otte
biß nadfften SNittmod) ein Serjeichniß oorlegen, maß
an bic faiferlidjett Ntagapnc geliefert morben (ei.
2lud) fodte nod) in biefer ©od)c ein ^aar ©ägen
Haber unb ©pelt nad) Jpedjingen geliefert unb oon
bort meiter afforbiert merben. ©egen bei* Sicfer*
ungen f ovrcfpcnbicrtc 2lnitßbürgermcifier Santi in
mit bem Nittincifter bc Notpomb in ^>ed)ingen.
21 m 18. 2luguft brachte Bfaaf ©ij g a 1 einen Srief
baljin unb erhielt 1 ©ulben 23 ^reujer Sotcnloljn,
mie and) ber Sotc beß Nittmeiftcrß am 24. 2tuguft
1 ©ulben 30 Ärcu^er erhielt. 2lm 30. 2lugufl
fanbte Santlin mieber beit © edler alß Soten
nad) ^cd)ingenr ber 1 ©nlben 20 Ärcujer erhielt,
©in Srief toegen beß Sieferungßaftorbß am 7. ©ept.
foftete fogar 2 ©ulbeti. 2lm 8. ©ept. 1799 fanbte
Santlin gegen einen Sotenlofm t>oit 1 ©ulben
20 Äreujcr ben SBtjgaCl mit einem ©d)reiben an
ben Nitttncifler be Notfjontb, ber baßfelbe aber
uneröffnet jurücffd)icfte; bie 23crfud)e, bie Sieferungen
ju ermäßigen ober htnaußjufchtcben, waren gefbpeitert.
21 m 10.©eptember überbrad)te ein Sotc oon Tübingen
eine „ (Sftaffette oon ©einer faifcrlidjcn §o§eit bem
©r$er$og Äarl" unb 10. ©eptember langten 2 Äui*
raffiete, Sofepf) ©djojjer unb Sorenj SBejwinger,
oon ber ©ßtabron beß Nittmeiftcrß bc Notljomb
oom Neghnent „Her3°3 2llbert oon ©ad)fen=Sefcpen"
an unb erflärten, fie feien in ber ©igenfepaft einer
©petution pier unb angeloiefen oom lten ©eptember
an täglich 12 Äreujer ju beziehen. Nolens volens
mufjte 2lmtßbürgermeifter Santlin ihnen fd)on am
10. ©eptember 4 ©ulben jaljten. 2lm 11. befcplofj
baß geheime Kollegium il;nen auf 10 Sage ä 12
föreujer 4 ©ulben ju jahlen. ©aß ^eißt mit an*
bern ©orten, eß tourbe ©antlinß ©epritt genehmigt,
©iefe auf ©petution liegenbe ©annfepaft trug
enblicp bringenb an, ihnen entmeber bie ©petutionß*
gelber fortjujaljlen ober ihnen fd)ri(tlid) ju geben,
ba§ man nic^t japlen mode. hierauf gab ihnen
Santlin am 16. ©eptember folgenbe Note mit:
„dass die Reichsstatt Reutlingen um der viel¬
fältigen Kriegspraestationen wegen ausser Stand
seie^ Exekutionsgebühren zu praestiren, wird
auf bestimmtes Anverlangen der hier liegenden
Mannschaft amtlich attestirt.“
Bnjtoifd)en patte am 11. ©eptember ©ebaftian
Ha Iber, ^anbelßmann in Notenburg fiep erboten,
mit ber ©tabt einen 2ltforb oon fpechmgen biß
©dingen einjugepen. ©r mürbe ben Beniner Haber,
Heu unb Niepl ju 2 ©ulben bapin liefern, übrigenß
aud) auf 1 ©ulben 54 Äreujer eingepen.
2lm 18. ©eptember mürbe cnblidj im geheimen
Kollegium bcfcploffen, ba§ megen ber rüctfiänbigen
Nequifitionßgcgenftänbe auf ben Eintrag feiner ©p^el=>
lenj beß ©rafen 2 ehr bad) an ^perrn ßonfulenteu
3. U. ©r. 3oh. Heinrich Oon Briefer (geb. 8.
Ntai 1747, f 8. Niai 1801 in 2lugßburg) nad)
2lugßburg 600 ©ulben bejaplt merben f oDften. 2ludb>
fodtc in ©dingen angefragt merben, wte teuer bort
baß Hcu franto inß DNagajin geliefert merben fönne,
unb fodtc in bei* nädiften Natßftijnng in Sortrag
gcbrad)t merben, ob nicht eine Teillieferung nad)
bem ©tcuerfufi unter ber 33ürgcrfd)aft oeranftaltct
merben fodtc. B« biefer Not erbot fid) am 20.
©eptember ber Sammmirt B°h- Bafob Sopm (geb.
26. ©ejember 1742 in Teffi0hcim)/ bcn Büdner
oon Neutlingen franto nach ©dingen für 3 ©ulben
36 ßreujer ju liefern. ®er Ntagiftrat nal)m baß
Slnerbicten auf 600 3cntner an, bel)ielt fid) aber
001* bftrüber ju beftimmen, ob bie lebten 200 3eotner
geliefert merben follten ober nid)t. Nach bem ©teuer*
mafftab fodte unter ber Sürgerfdjaft eine TCU:
naturalfodefte an ber neuen Nequifition oon 4680
3entner Teu oeranftaltet merben, fadß eß bie 12
3unftgerid)te genehmigten. 2luf 6 einfad)c ©teuern
fodte burd) ben 2lrmenpftcger Nall unb ben 3unB5
meifter $urj ein nieberöftcrreic^er 3enhier §eu in
bie ©penbcnfdjcuer eingejogen merben.
hiermit hatten für biefeß Bahr bie Sieferungcn
ihr ©nbe erreicht. £)od) tonnte (ich bic Siirgerfchaft,
menn aud) bie am 10. 2litguft begonnene ©mte
nicht f<hled)t mar, nid)t recht erholen. Obft unb
©ein maren mißraten unb oom ©Etober biß in ben
©ejember mütete in ber ©tabt bie Ninbcrpeft, oer*
gebltd) orbneten Sürgermeifter Santlin, ^leifd)*
hau er unb $eher an, ba§ bei 50 Neid)ßtljaler
©träfe baß tränte Sieh in bie 4 auf bem Tun^=
| fd)leemafen errid)teten 4 Sretterl)äufcr jur oiehärjt*
Iid)en Sehanblung hinaußgeführt merben fodte. Sieber
holten bie SefU)er ben Nat bei ©egcnßfprechern unb
Quadfalbern ein.
S)aß neue B^h* l800 brad)tc mieber neue
Sieferungcn. 21 m 4. Banltar mürbe bie ©tabt auß
bem Eaiferlid)en Hauptquartier ju ©otiauefchingcn
auf geforbert : Da zur Zeit der Naturalien-Nach¬
schub aus den Erblanden nicht mehr zu
Wasser bewirkt werden könne, so sollen von
Reutlingen 5 zweispännige Wägen zur Be*
hebung von 60 Zentnern Naturalien alle 4
Tage nach Hechingen gestellt und dieses
Quantum nach Donaueschingen verführt werden.
Man erwarte dies um so bestimmter, da seit
dem November die beträchtlichste Erleich¬
terung gestattet worden und zur Zeit des
Feldbaues Rückstände nachzutragen beschwer¬
lich wäre.“
Bm 9Närj begannen £ruppenburd)märfche. 2lm
5. Ntärj 1800 japlte SBantlin an 5 h^r auf
©rbonnattj gelegene Hufaren üüm 8- Negiment, jebem
3 Sioreß, jufammen 6 ©ulben 52^2 Äreujer. 21 m
6. mu^te er benfelbcn, nachbem fie übernadpet l)aden/
auf ihr ©rängen unb meil fie einen ©agen meniger
Sorfpann mitnahmen , 2 2öerte toort 4
©ulben 30 j?rcujcr, ©ohOeber unb B^de im ©ertc
oon 1 ©ulben 40 Äreujer geben, fomie bem ©djul)*
macher Hornun9* welcher einem Hu^aren @befel
Oorgefd)uht Ijatte, 1 ©ulben 16 ^reujer jahten.
Bm 2lpril lagen Ulanen in ber Neutlinger ©egenb.
35
$n bicfcrn 2ftonat hielt Santlin eine leibcr
nur im Fragment nor^anbcne 9tebe: (es ist zu
bedauern, dass beim Unterricht eines hiesigen
Bürgersohnes nicht) einmal so viel zu Stand
kommt, dass er sich mit einem andern Burgers
Manne benachbarter Städte, ja Flecken, darf
ich sagen, schriftlich messen könnte.
Dass es nicht Mangel an Genie oder Geistes-
Ivräften unserer Kinder sei, davon haben wir
die drücklichste Beweise; man sehe nur die
Reutlinger im Auslande, wie sie mit jedem
wetteifern, wann es auf Fleiss und Anstrengung
ankommt; jezt helle man ihren Geist mit den
notwendigen Kenntnissen vollends auf; was
wird sich alsdann von einer Bürgerschaft er¬
warten lassen, denen es bekannt ist, dass der
vaterländische Boden ihm nicht genug Wir¬
kungsstoff darbietet und sie sein Brod absolut
in andern Gegenden zu suchen die Notwen¬
digkeit ansehen gelehrt hat. Wie unentbehr¬
lich ist einem solchen Gewerbsmann nicht ein
sogenannter Schulsack, in welchem einer rich¬
tigen Handschrift, Anfangsgründe der latein¬
ischen Sprache, Natur- und Läcdergescbichte
vorrätig liegt. Was dieser Mangel für einen
entsetzlichen Nachteil für unser gemeines Stadt¬
wesen nach sich ziehe, ist eben so auffallend
bekannt. Yiele der verehrungswürdigen Rats¬
glieder fühlen diesen Mangel so lebhaft, dass
esUeberfluss wäre, mehreres davon anzuführen.
Ich will Sie, werteste Herrn Kollegen, nicht
weiter mit dieser traurigen Lage unser’s ver¬
dorbenen Schulwesen aufhalten. Sie kennen
das Uebel so gut und teils noch besser, als
ich; hingegen kann ich denenselben doch nicht
verhalten, dass ich sehr viele leidige Er¬
fahrungen während meiner noch nicht 9 Monate
geführten Amtszeit zu erfahren Gelegenheit
gehabt habe; ich lernte Männer kennen mit
goldenen Ringen, Uhren, Manschetten, auch
oft mit einem schönen Vermögen, die kaum
ihren Namen hinmalen konnten. Wie übel
siehet es nicht dann aus, wann ein solcher
Mann ein Gewerb’ in die Ferne treibt; so lang’s
gut gehet, ist’s recht; aber ein einiger Ver-
stoss, ein Missgeschick, das ihm schriftlich an¬
gezeigt wird, briDgt ihn in die äusserste V er-
legenheit und nun wie will er sich helfen?
Er kann seinem Freund nicht mit der not¬
wendigen Force widerstehen oder kann er
der Ferne willen nicht und nun sollte ge¬
schrieben werden; entweder schämt er sich
das Geständniss seiner Unkenntniss abzulegen
oder er gehet selbst, verreiset in einigen .
Wochen, was er in Jahr und Tag gewonnen,
oder er gehet zu einem Notar oder andern
Entenmajer (burdfftricfyen ift 23lutfauger) ; bei
diesen gehet es ihm um kein Haar besser,
auch schon „duomm“, weil er nicht Buchung,
Rechnen führen gelernet, teils weil ihm die}
nötige Kultur fehlt, die Sache ihm richtigen-
lich vorstellen zu können und zuletzt gehts
hinter die Obrigkeit. Da soll der Bürger¬
meister, Syndicus helfen, wo schon alles ver¬
dorben ist. Dies, meine Herrn wird doch
keiner weitern Bestätigung brauchen, weil wir
kein 3 Woche davon befreit sind. Fast kann
ich unser Weibergeschlecht nicht vergessen.
Diese werden vollends gar vernachlässigt, als
ob nichts an ihnen gelegen wäre. Unser Clima
hat doch in der That nichts versäumt, unsere
Weiber und Töchter mit den herrlichsten
körperlichen Vorzügen auszustatten. Wie viel
Wert aber würden diese Weiber haben, wann
dieselben, da wir mit ihnen in so genaue Ver¬
bindung treten, schreiben, rechnen und besser
lesen könnten. Die meisten Herrn dieser ehr¬
würdigen Versammlung werden mir hierin
Beifall geben. Wie übel ist der Mann daran,
wann er mehrere Geschäfte bekommt, wann
er verreist, wann er krank wird oder wann
er gar stirbt, mit wie viel traurigen Beispielen
konnten diese Wahrheiten bestätigt werden;
oft muss die gute Wittib, um das Gewerb
fortzusetzen, einen den Kindern auf Lebzeit
nachteiligen Schritt machen. Wie viel Weiber
und Mädchen schreiben können, ist nur zu
gut bekannt2). Die meisten Documente, Ob¬
ligationen sind, weil das Weib des Schreibens
unerfahren, gestempelt.
Aber nun habe ich die Krankheit aufge¬
deckt. Aber wo ist der Arzt und wo sind
die Mittel zu helfen? ich weiss gar wohl, dass
eine Sache besser tadeln als machen ist.
Aber ich weiss auch, dass diesem Uebel zu
helfen ist: zuerst schickt man nach dem Arzt;
jetzt wo ist dieser?
So oft ich noch mit Sachkundigen sowohl
hiesigen, als fremden über Lehr- und Schul¬
anstalten zu sprechen komme, so wurde stets
als Hauptfehler unsrer Schule anerkannt, dass
die Lehrer zu oft wechselten und dass nie
geholfen werden würde, wann man nicht Be¬
dacht nehme auf beständige Lehrer, die die
notwendige Kenntnisse besitzen, für deren
Unterhalt gesorgt und von denen vor allen
Promotionsucht abgeschnitten sei.
Dass der hiesige Bürgersohn oder Prae-
ceptor Baur diese Eigenschaften wirklich be¬
sitze, wird doch wohl Niemand bestreiten wollen,
nachdem derselbe nicht nur die strengste
2) SSantlin nidjt übertrieb, belueift folgenber
SBorfatt: 2tm 22. Steril 1801 bat Barbara, bie Iod)ter
be§ SSeingcirtnerä §ait§ Martin .ST 1 e i u, 2 > Sabre alt,
lebig um einen s$roftamation3= unb dofmlationdfdiein
mit Sob- sJJiilcb and ipofen, mit beut fie in beffen
SSaterlanb sieben mollte. ©ie t>ersid)tete auf ifjr aner=
ftorbened 2hügerred)t uebft allen bauon abbangenben
SSenefijien cum curatore, ben fie erfudfte, fürmlid) unb
feierlich in ihrem tarnen 51t unterfd)reiben, in eil fie
i e § n i d) t gelernt batte. (!)
Examina bestanden, den eclatanten Beifall
eines Consistorii zu Stuttgart erlanget und |
lebendige Zeugen von Zöglingen hat, die hin- !
länglich entscheiden.
Dass gegen diesen Vorschlag Einwendungen
von verschiedenem Caliber werden zum Vor¬
schein kommen, glaube ich gerne, vorzüglich
die wohl hergebrachte, dass ein Mann nichts
thun könne, wer es auch seie, dass er auch
bald den vorigen Schlendrian befolgen werde
et caetera. Aber sollen wir gar nie anfangen,
bis alles ausgestorben ist? Jch glaube doch
dieses nicht! Eine andere Meinung, wer soll
weichen und sich übergehen lassen ? Niemand.
Es soll nur einmal der Correktor Kalbfell
rudodonirt werden , dieser Mann hat seiner
Unnützlichkeit selbst wegen schon vor 21/ 2
Jahr eingewilliget, da er selbst seiner Unnütz¬
lichkeit bewust ist. Sollen wir noch länger
lehre Classen hinstellon, da er weder Lust
noch Schüler hat! Dafür würde ich den Prae-
ceptor Baur vociren, werde er Rector oder
Conrector; in einer niedern Classe wird der
Zweck nicht erreicht und so können wir fort
promoviren, examinirte oder nicht, was hie ist,
mehr braucht es doch nicht!
Aber jetzt fehlt noch der Besoldungs-Fund,
wo soll man diesen bei so schwer drückenden
Kriegs-Zeiten nehmen? Diese Einwendung hat
mehr als alle andere für sich, aber doch nicht
so viel, dass das Bedürfnis nicht gewichtiger
sein solte; können wir nicht Contributions-
ersparnisse hierzu verwenden ?
(Sortierung folgt.)
3>ic ^eutftuger 'gfatrijter- unb gftürgergefdjfedjfer.
Bau ©Ijmahür Stfiüu in Stuttgart.
, (Sortierung).
5 7 0., Senbing, ©Sappen 1503 (©UR.): Sifdp
gräte. Rm 18. iDec. 1419 üerfaufte Kuonrut oon
Rieffiugen, ©ärger ju Reutlingen an ftanb ben
Senbing ben ©inber, ©ärger ju Reutlingen 1
©funb geller ftetcr, ewiger, auf ©t. dftartini fälliger
©i'ilt, aub 1 ,£)aub unb Kelter gelegen ju Reut*
lingen in ber ©tegbartbgaffe um 40 fl. (R.=R.).
bpanb Senbing ber ©inber unb Konrat Srb ber
©arcbetWeber üerfauften 17. Roo. 1444 an Konrab
ben ©$ed)ter ben ©penglcr, ©ärger 311 Reutlingen
2 fl. fteter, jäljrticf) auf ©t. dRartini fälliger ©ält,
aub ^)anö Senbingb £>aub unb ©cfycuer 31t Reut*
lingen in ber Äromergaffe, aub feiner ©Siefc (1 lU
RiannSmapb) ju Reutlingen im Ringelbad) unb aub
feinem Rdfer (1 SJudfart) nebft ©Sicfc (U/2 dftannb»
mal)b), beibe an einanber im Ringelbad), enblid)
aub feinem ©Seingarten (3 Viertel dRorgen) an ber
Jipegwicfe unb aub ©ätern Konrat SVty’ä um 40
r^einifd^e ©ulben (fö.*R,). 21m 23. dRai 1444
wirb ,£)anb 2 e n b in g b Weingarten an ber untern
«fpegwiefe erwähnt (JL=R.). Rm 3. dRärg 1486
üerFauftc ©eter Rlgßwer ber dRebger, ©ärger ju
Reutlingen an feinen Setter £)anb Senbing, ben
©inber, 3unftmciftcr jtt Reutlingen 4 ©funb geller
Iteter, j a l; r l i auf ©t. ittjoinaS fälliger ©ält aub
feiner fylcifd)bauC unter ber dRefjcl gegen bab Rat'
baue ju Reutlingen um- 5 6 rljeinifcbc ©ulben (R.*R.).
Rm 5. dRärj 1488 cntfd)icöeu © c£; u 1 1 ^ e i y unb
Richter beb ®orfb ©Sanfbcim jwifcfycn Jpanb 8 e rt»
biug, ber ©penben ©fleger unb ber ©inber 3unft*
mcifter 311 Reutlingen unb itjrem ©ciwolpier Subwig
£>og »regen ©iilcr, bie Werterer „uff fid) präetyt
bett" unb wegen ©raud)b cincb ©Seeg. Scfctcreb
wirb i^tn geftattet (R.»R.). Rlb ©pcnbcnpfleger er*
fd)cint §anb Senbing am 21. dRai 1488 (R.«R.),
alb ©pitalpfleger 16. Sehr. 1489 ($.'R.), 19.
dRai 1489 unb 10. Sfuni 1491 (£.*R).
Rm 8. dRai 1491 oerPaufte ©artbolomäub Kon,
©ürgermeifter ju ©ruffei (©rud)fal) an ben el)r=
baren Jpanb Senbing, ®ericl^t@fd^ult^ei§ unb ber
©iuber 3unftmeiftcr ju Reutlingen 2 ©funb geller
ftetcr, fä[;rlid) auf ©t. ©corgii fälliger ©ült aub
Käufern unb einem ©arten 31t Reutlingen in
©utenfunbgaffe (17 ©d)iÜing barunter aub einem
anbern §aub ju Reutlingen unten am ©pital) um
30 rlfeinifd)c ©ulben (R.R.).
3m 3abrc 1498 empfing §anb 2 en b in g ben
Haifer (©apler I, 136). Rlb Rid)ter 311 Reut*
lingen wirb er genannt 20. Se&r- 1498 (Ä.<R.),
16. dRärj 1500 (Ä.»R.), 1503 (R.=R.) unb 14.
dRärj 1505 (©t.*R.). Rm 16. $ebr. 1489 ift
bie Rebe üon einem £>aufe oberhalb unfer Sraue»»
Kapelle, fo ipanb 2 en b i n g b gemefen war (fö,*R.),
unb 31. 3an. 1493 üon einem £aub ju Reut*
lingen in ben föromergaffen, bab cinft ipanb Sen*
bittgb gewefen War (©t.--R.).
©öt)nc biefeb b)anb Senbing waren wol)l
2Bill)elm unb 3o^ann Scnb in g , bie beibe Jtlerif er
würben. 2Qilbetm’b Senbing be Rutlingen würbe
1492 am 7. Ruguft an ber Uniücrfität Tübingen
immatrifuliert. (Sr japltc 1 ©dpüing (Rotf), ©.
521). Rad) einer UrEunbe üom 10. ©ept. 1522
batte er auf bie Kaplanei in ber ©farrfircfye ju
Unterlaufen üor bem K^or ju Kffrcn ber heiligen
Jungfrau unb aller ©ottblfciligen üerjid^tet (©t.=R.),
3>n 3aU'o 1526 war 2Silt)eIm Senbing Kaplan
in Reutlingen (©aplcr I, 239). 3°^an»» Sen*
bing b^t nach einer Urfunbc üom 8. ©ept. 1503
auf bie Kaplanei beb ©t. 3°b- ©aptiftac, ©tepbani
©rotomartprib unb Aegydii confessoris in ber
©t. Seonbarbbcapcde außerhalb ber dRauern Reut*
Ungcnb üerjid)tet (R.*R.). Kr War am 10. ©ept.
1522 ©farrer 31t Raufen (©t.--R.).
5 7 1. Sefdfer. ©Wappen 23. Ruguft 1340
(©t.*R.) :
37
£. ©dfmib in feinem b' fto=
rifdgn 9ioir.au ©raf 9llbcrt oou
§ o b en.b erg »er mutet (I, 17):
„vielleicht war dabei (beim
Kreuzzug von 1 189) der Ahn¬
herr der in Kilchberg (zwischen
Tübingen und Rotenburg) ehedem gesessnen
Ritter, die „Lescher“ genannt, deren Wappen¬
schild — allerdings in etwas späterer Zeit —
einen silbernen Halbmond in rothein Felde
zeigte.“ (föian bctgl. aud) ©. 216 — 217, iuo
Me im Sieb „als Kaiser Rothbart lobesam“ be*
fungene .fpelbcutbat beö-£)errn aus ©d)mabenlaub
bcmScfdjer jugefdp'iebcn mirb. Ticö ift natüvlid)
'S ■
iz o
a> co
bicbterifdK ftiction.) Tic S e f d) e r maren urfprüng*
lid) ein 9ieut finget ©efd)Ied)t. ftribeticuS Sc|d)e*
rav iuö ift 1. ©ept. 1261 3CU9C in einer Urfunbc
©vaf £mgoö b. T ü b i n g c u (S. © d) m i b , Tübingen,
U.-23. ©. 44). 31 m 5. SJiän 1267 toerben er*
mäf)nt (Srneftufl, 9?et. S o f di c ( $ö. 11. =23. YI, 298),
7. fDiai 1267 ©ertolbu« be Rutbclingen, cogno-
mine So|d)e in einer llrfunbe ber Rcbtiffin ©atl)a
non Pfullingen (2B. U=93. V, 353) unb 24.
3 an. 1273 mar 93er. dictus S o f d) o (nidjt Sotbo)
Riditer ju «Reutlingen (©t.--9l.). Tieic ftamilie
gab {ebenfalls ber S o f d) c n b a l b c bei Reutlingen
ihren Rainen.
Tie ©tammreibe ber $amVÜc ift folgenbe :
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3ludj in Reutlingen taucht am beginn beS 15.
3aprp. ein £räger biefeS RamcnS auf. 3lm 17.
Cd. 1410 berEaufte £>anS ©epp, ©ärger ju
Reutlingen an ©rete bie 3 im nt e r i n , beS .JpanS
Sofcp ©Sittme, Bürgerin ju Reutlingen 1 ©funb
geller fteter, jäprlicp auf ©t. ©eorgii fälliger ©ült
auS feinem $aufe, Steuer unb Jpofraite ju Reut«
lingett beieinanber oberhalb ©t. RicoIauSkapeUe
um 12 fl. (3l.*3l.). Racf) ©apler I, 60 ift <!r)anS
Söfcp 1410 ©ürgermeifter ju Reutlingen. OtcfeS
ift aber entfliehen falfcp. Oenn 13. 3an. Unb
9. 3uni 1410 mar ©Serner Un gelt er urEunblicp
©ürgermeifter.
5 7 2. Sette. 3lm 1. Oct. 1389 tpun 3Iberli
unb .£>anS Sette, ©ebrüber, ©ärger ju Reutlingen
fuitb, baf fte beftanben haben §u einem fteten ©rb«
le^en bon ben armen felbftedjen Seuten ju Reut*
lingen einen ©Seingarten (*/* SRorgen) in berSofcpen«
palbe mit ber ©ebingung, baf fte ihnen alle 3apre
ein drittel babon geben follen (31. =51.).
5 7 3. Seucpt. 3>m 3aljre 1586 lebte in
Reutlingen ©altpafar Seucpt, ber mit SRargaretfje
Pflüger bermählt mar unb einen ©opn ©afpar
patte (Faber’S Familienftift., ©flüger:©tift).
• 57 4. Sem polt. (Seppolbt *). 3nt 3>apre
1522 mar 3>acob Sempolt ©üdpfenfcpüpe in Reut«
lingen (R.*3l.). 1526 lebte ber ©cpufter Ulricp
Sempolt, am 12. fjebr. 1549 3>acob Suepolt
©Sitme unb 3org Suepolt (Ä.«3t.)
5 7 5. bon Sid^t e n ftein I. ©Sappen in blauem
^elbe: ein ftlberner glitgel mit ber ©pipe recplS
gemenbet.
3lm 21. Rot). 1383 entfliehen bie Richter ju
Reutlingen jmifcpen bem Älofter Offenpaufen unb
•fbeittp bon S id) tenft e in, ©ärger ju Reutlingen.
©rfiereS patte 1 ©funb geller fteter emiger ©ält
aus ,!peinp t)on S i tenft ein’S ©Siefe genannt
„die nuwen Wiese“ unter ber genauer ©taige
gelegen (3 SRannSmapb), unb baran mürbe baö
Älofter burtp Jpeinp, ber bie ©ült nid;t geben mollte,
geirrt. £>einp antmortete: er miffe niept, ba§ er
eine ©Siefe hätte, morauS ben Flauen bon Offen«
Raufen ©clb ginge. OaS Urteil lautet bapin, baf
ipeinp ben grauen alle 3apre am 3iel bie ©ült
geben füllte (©t.*3t.). 3lm 22. g-ebr. 1407 ift
bie Rebe bon §errn $anfen bon Si<p tenft ein
,£jauS ju Reutlingen in ber ©tabt hinter unfer
FrauenEirdpe (©t. * 31.). ©apler I, 55 bemerft :
1407 .SpanS b. S idptenftein, beffen ©efcplecpt
mir nocp fpät hier finben. Radh einer Urfunbe
bom 26. 9Rai 1421 hatten b. ©aepfenpeim,
ben man nennt ©dpmarpfrip unb 3lnna bon
Sich teufte in, beffen ©attin bon ber leptern ©ater
£>errn .jpanS b. Sich tenft ein, Ritter felig, ein
JrjauS $u Reutlingen „in der nuwen Stadt“ bei
unfer Frauenkirche geerbt (©t.«3l.). Rodf am
19. ©ept. 1442 mirb 3unEer JipanS b. Sichten*
ftein berjeit ju Reutlingen ermähnt, ©efannttid)
haben bie Reutlinger ben ©ip biefer Familie (bei
jrmnau) jmeimal jerftört.
5 7 6. b ott Si ch ten ftein II. (©Sappen: ge=
biertet nebft SRittelfcpilb, in lepterem eine abfteigenbe,
filberne ©pitje in ©tau. I unb IY rot, barin ein
golbetter Söme; II unb IH quergeteilt, oben filbern
unb maepfenber Söme, unten fdpmarj.) ©räftn
ÜRargaretpa b. -fpelfenfiein, geb. 17. 3lpr. 1530
ju ©peper, heiratet 21. Fe&r. 1558 ©raf ©eorg
Philipp b. Sichtenftein (f 1561 im 30. ^ahre)
au8 einem ^proler ©efdhlechte. ©ie lebte bann
balb in ©laubeuren, halb in Reutlingen unb ftarb
17. ©ept. 1589 ju ^)öd)ftätt an ber Oonau. 3hr
1561 geborner ©opn ©onftantin ermorbete 1. 3uü
1580 auf ber ©ürgerftube in Reutlingen ben Jpanö
©eit Rtegenjer bon F^lb orff, fa^ 11 9Ronatc
auf bem neuen £hoi: un^ b)urbe 3Rai 1581 ber
■fpaft entlaffen 25).
25) ©apler II, 2.
(Fortfehung folgt.)
gut g>efd)td)fe bet ^latieudit^e.
©rnt Sdiött.
Oanf mehreren neuerbingö im ©taat3ard)ib
entbedften Riardhthaler llrfunbett ift c$ bem ©er=
faffer möglich gemorben, einige meilere ©aujteine
$ur ©efd)id)te ber RtarienEird)c ju liefern.
2lm 4. Febr. 1293 berfprad) 3llbert, genannt
©lette (uid;t JUetle), ©ärger §u Reutlingen, bem
©robft ^einrid) b. SRarihthal unb feinen Racf*
folgern ju feinem unb feiner ©erfahren ©eelenheif,
befonberß auä ©ere^rung unb jur ©hre ber ©r*
löferin, ber ^eiligen Jungfrau, bon feiner ©Siefe
„Riethmief" (b. h- irbhl Riethmiefe), gelegen bor
bem ©Salb „^uuhlehen", ein halbes ^ßfunb ©Sad)S
jährlid) an bie Kapelle ju Reutlingen unb beren
Wienern auf ©t. SRidjaetiS 31t geben, meldheS nad)
feinem £ob fein ©ot;n 3llbeit ber ÄapeUe burd) jährlid)
5 solidos liallenses erfefcen mirb, mährenb er ju
beffen Sebjeiteu feinerfeitS ein halbes ©futtb ©Sachs
ben „rectoribus“ ber Kapelle fdjenfen mirb.1)
®er 3tuSbruil „rectores“ ber Kapelle paft
enifepieben auf bie ftattlidpe Rtarieufapelle , bie
jetzige Rtarienürdhe , niept aber auf ein fleitieS
Äapclld)en im 2Rard)thatcr ^)of. Unter ReEtorcn
berftanb man nach ber mürtt. Äirdhengefdjichte
©. 164 im 13. 3a£)rhunbert ben Äircph^rrn, ber
fid) im ©efip beS boUett ©inEomtnenS ber ilircpe
(unb ßapetle) befanb. OiefeS fcpeiut nad) ber
obigen UrEunbe 1293 nid)t baS Älofter felbft ge«
mefen ju fein, momit ftimmt, ba§, mie man fepen
mirb, erft 1312 bie ÄapeQe bem Älofter inferporiert
mirb.
3m 3ahve 1299 fiiftete 3lbelhait bie SRefe*
itairiti auS berfchicbencu ©ütern 1 ©fuitb jäpr
39
Itd) ju einem einigen 2id)t „miner Trauen, sancte
Mariun und allen Gottez Hailigen“ itnb in bie
9Rard)thater ÄapeUc ju Reutlingen. DRit bem
Pfunbe feilten bie Herren non Riardflljal laufen
Del „an ein Sidjt" jährltdib unb „die brennint
statechlich vor dem Altar in dem Chor der
vorgesprochnen Kapelle in Ehren meiner Frau
St. Maria und aller Heiligen“ ju einem ©eel*
gerate non Stoelheibb ©eelc unb and) aller ihrer
Qüorfaljren i nb eunbe (— 33ertoanbtcn). 5lbelt;eib
bebang fid) au 6 unb eb gelobten ihr bie sperren
non Dttardflljal „de si de Lieht ewechlige
brinnent und de nimmer (us)gange, noch von
dem Brobste noch von dem, der Pfleger der
Chapelle ist, di der Herro ze Riutelingen (ift)
und swer di abe brichet ader änderet ader
de Lieht nit enzinndet statecliche an Ge-
vairde, daz de Got vordere, der niht un¬
gerochen lat an sine Sile (— ©eele) und an
sinen Lip an dem jungestem Tage und an
alle, die ez wizen ader wizzent sint und ez
niht wendent.“
Um 1300 beftimmte Heinrich oon Rüfleu,
33ürger ju Tübingen, bu§ nad) bem Tobe 33ruber
JpermannS beö ©d) ererb non 33ebenfjaufen unb
ber „Runnen", beffen Wirtin bie biefen gefdfenften
10 ©d)illing geller aub einer Wiefe „ufm Vieh¬
waide“ an bie Kapelle beb ßloftcrb DRard)tl)al ju
Reutlingen fallen füllten.
Tie loidjtigfte neu entbedte Urfunbe ift aber
bie folgenbe:
3lm 15. ^uli 1304 gab ^3faff ©onrab
33 alb mar non Reutlingen ein ©ut ju Äufter*
hingen bem Probft unb ber (Sammlung ju DRardp
tljal an beb lllofterb ÄapeUe unferer grauen 5U
Reutlingen „durch siner Sele Hailes willen
und durch miner Vorderen Sele willen, wan
ich muot (~ im Sinn) han, ainen
Priester eweklich ze bestatenden
bi derselben Cappelle mit diesem Guot
und mit anderm minem Guot. Ich wil ouch
diu vorgenanten Guot messen, die wile ich
lebe. Es sol ouch der Probst von Marhtal
nach minem Tode diu vorgenanten Guot be-
sezzen und enseazen ane alle Ansprach miner
Erben und sol daz Gelt, daz von den Guoten
gat, geben miner Brüder Tohterun, Swester
Juzzen und Swester Mahthilt des Tauerna-
rinun, die wile si lebent. Swenne aber die
drie Frauen niht en sint, so sulen diu vor-
geschriben Guot eweklich vallen an die vor
genanten Cappelle.“
6b pat alfo 1304 Pfaff ©onrab 33 alb mar
oon Reutlingen bie 3(&ftd)t gcljabt, in oer Kapelle
h'SSenn 28. ©ept. 1295 Pfaff 3ll£>red)t ber ©djierut
bem Älofter 2Kard)tt)al l Pfuttb 6 ©dnKing einiger
©ült and einem ipaufe im sJJiard)tf)ater Jpof jit Dleut*
lingen üermadjte, „bafj ir SRunfter bamit gebeffernb
tuerbe", fo ift jioeifell)aft, ob SRünfter bab SHofter ober
bie Ucarientirdje bebeutet, erftereb mir toal)rfd)eiulid)er.
unfrei* grauen beb Äloftcrb DRardjthal
ju Reutlingen einen Priefier ju BefMen unb
ju botteren. ©r fdfeint biefe 3lbftd)t nid)t aub=
geführt ju haben, benn am 26. Tej. 1415 ftiftetc
©eri 33almer, 33ürger ju Reutlingen mit Willen
beb 3lbtb bon ^önigbbronn unb ©onrab 33rügclb,
Seuipriefterb ju Reutlingen eine etoige Pfriiube ju
einer einigen DReffe einem befonberen Prüftet auf
bem Slltar in nufer grauen Kirche j u R e u t =
liitg'en gelocht jur ©Ijrc ©t. 3lnbreae unb
©t. ©nupprii, ©üter unb ©ulten jum Tr oft ber
©eele 6 o n r a b 33 a l m e r b feelig, e i u e b
trieft erb, bon bem bab ©elb gefönt men
ift. Tie gegifteten ©üter unb ©iilten toareu:
1. ein Jpof ju ©enfingen,
2. 6 pfitnb fetter ©i’tlt auf ©t. DRartini aub
ber $trd)e ju Wad)ingeu (Wel)ingen, ©. = 31.
©paiebingen),
3. 2 V2 Pfunb geller ©iilt auf ©t. DRartini
aub ©onrab Wegerb unb 3lberli ©d>etlerb
Raufern ju Reutlingen in ber ©tabt in ©utenfunb*
gaffe,
4. 1 Pfunb geller ©ütt auf ©t. DRartini aub
©onrabb .Spämertinb Jpaub unb ©dfeuer ju
Reutlingen in ber ©tabt beim oberen Tf)or bovne
an ©teghartbgaffe,
5. 10 ©djitling Jpeller ©ült auf ©t. DRartin
aub beb ©pitalb §aub ju Reutlingen in ber ©tab^
in ber DRarftgaffe,
6. 13 (Schilling Jpeüer auf ©t. DRartini aub
Weingärten ju Pfullingen,
7. 5 ©djilling geller ©ült auf ©t. DRartini
aub ^peinh beb 311 f erb beb ©cfpntbb Jpaub ju
Pfullingen im Torf (©t.=3l.).
©b fei junädfft bie Rebe oon ber Familie beb
©tifterb, Pfaffb ©onrab 33 albe mar. ©r ift
jtoeifellob ibentifd) mit Pfaff 33alntar oon Reut*
fingen, ber 16. DRärj 1295 einen ©treit jioifdfen
Propft ^peinrtd) unb bem ©onoent ju DRardflljal
unb 33rttber £>einrid) 0. Urad), ©t. 3°hann*0
©rbenb oerglid) (©t.-3t.). ©ein 33atcr loar toohl
Sortrab 33albemar genannt, 33itrger ju Reut*
lingen , ber 29. ©ept. 1304 ju ©unften ber
Priorin unb beb ©onbentb ju Offenhaufen auf bab
Red)t oerjid)tete, meldfeb er unb feine ©rben an
1 Pfunb ipeller ©ütt hatten aub bent Jpof ju
©huaftetten (©.31. Urad)) , metd)e ©ült er oom
eblett OJtaun «fpernt 3llbred)t oon ©reifenftein
faufte (©t. 31.). 3lm 18. Riat 1309 ift bie Diebe
oon Pfaff 33 a l b m a r b Weingarten am „3td)en*
junberg" (©t.=3l.).
Wie fid) aub ber Urfunbe oom 15. 3Juli 1304
ergiebt, hatte Pfaff ©onrab 33albemar einen
33ruber, beffen Töd)ter, ©dpoefter ^ujje unb
©ch^efter DRatl)ilb, bie Tao er n er in toaren. 31 m
7. 1329 befannte Peter 0. Dliet, Diitter,
baff er fein 9led)t au ber ©dpoefter 3uhe, genannt
bie 33 albemarin, unb tl)i'er ©d)toefter im Hlofter
40
ju ©fetten (unter £>ohcujoflcnt) ©iitern ju dufter»
ötngen ^abe, mcld)c Jpartman Subemigg baute
(©t.=2l.).
21 m 24. 9titg . 1342 mirb gebucht beß £)auf cß,
baß ©unj Palmarß mar (^offtetter, ©hronif,
©. 1048—49).
21m 4. 3>ult 1355 tarn bor bie Rid)ter ju
Reutlingen £>eint} Palmer, itir Mitbürger, ltnb
jagte, baß 2llbr cd)t bem Oder jährlich 30 ©d)it»
Itng emiger ©iilt auß jeinem £>aufe bei ©t.
peterß Oljor ‘)eni untern geben fodten unb 1 Pfunb
ju ©t. ©corgii, 10 ©djiding ju ©t. Rtartini.
Oie Rid)ter beftimmten, baß bieje ©iilt bor bem
Pfunb ©iilt, melde Ruf ber ©cnfcler babon
batte, geben feilten ($.-21.). 2lnt 6. Rob. 1360
mirb ermäl)nt ber 33 almerin 9Bicfe „im Riet"
im PfuQinger 3c^ntcrt unb 20. 3uni 1374 Pal*
merß 2ötcfe „an ©d)Ied)tun" (©t.=2l).
2t tu 9.« Oct. 1399 berfaufte £)aintj ber Souffer,
33iirgcrmcifter ju Reutlingen an Purf. Pal merß
fccligen ju einer emigen Rteffe geftifteten Pfriirtbe
feinen Jpof ju ©enfingen um 7 fl., bie er bon
feinem ©tieffohn, §ainb bent Palmer, erhalten
hatte (©t.*2I.). Setjterer mar am 4. 3uni 1381
Pfleger ber ^eiligen unb ber Äird)c ju Pfullingen
(©t.*2l.).
21m 12. 3an. 1391 berfaufte £cinh Plenfli,
33iirgcr ju Reutlingen, an feine 9Rut)me, 3rmc^un
bie 23aluterinun, Älofterfrau ju Pfullingen,
1 pfunb geller fteter unb jährlicher ©iilt auf ©t.
Rtartini auß SJtartin beß 3e^erb 3Bicfe im
pfudiuger Zehnten (®t =21.). ©benfo berfaufte
10. Oet. 1412 Rfaff Pcrtpolb Jparfd) bon Reut»
lingen, Pfarrer ju Pfullingen, an SRätjun bie
33 a l nt er i n un , Äloftcrfrau ju Pfullingen, 10 ©d)il»
ling ßpeder fteter, jährlich auf ©t. Rtartim fälliger j
©iilt auß feinem ipauß, ©arten unb ofraite ju
Pfudingcn (©t.=21.). 3in 3>apre 1409 gab bie
9Bitme 93 almerin bem $lofter 2Jtard)tl)al 2
©d)iding fpttß auß ihrem ^aufe neben Pitrolf ß
©peid)cr (©t.»2l. ). 2lm 25. Rtai 1420 tbun
2tnna 33 a l b e n m e g i tr , ©un tj 33 a l b e n m c g ß
9Bitmc unb il;r ©ohn Jpa nß, ©lauß Saul fing
unb ©ret 33almerin, 33ürger ju Reutlingen, Funb,
baß fie unb ihre ©rben bem 21uberltn , bem
©ailer, bem 2)d)er, 33iirgcr ju Reutlingen unb
feinen ©rben 1 Pfunb geller fteter, jährlid) auf
©t. SRartini fädiger ©iilt auß folgcnben ©iitern,
bie bor 3ettcn ein ©Hit maren, nemlicb ber 21nna
33 alb eit m eg in unb ipreß ©ohneß Jpanß .fpauß,
beß ©lauß Oaulfingß ©d)euer unb ©ret ber
33alinerin ©epeuer, gelegen ancinanber ju Reut»
lingen in ©teghartß ©affe, geben foden (21. =21.).
1427 mirb ermähnt bie 3Bicfe Purfarbo Rahner
„uff bem £)ag" (©t. -- 21.). 2lm 20. ©ept. 1428
ift bie Rebe bon fpattß 93 a Int er ß ©ut ju Reut*
lingen an ©teinßädern (21. *21.) unb am 29. $uli
1432 bon Jpauß, «jpofftatt, dpofraite unb ©ejäß,
baß bor 3eiten 93 a Im er ß gemefeu mar, ju Reut*
lingen in ber ©tabt ju oberft in ber Sebcrgaffe (©t.=21.).
Äonfc Sfettfopff bon Pfudiugen tpat 23. 21pr.
1433 funb, baff er unb feine ©rben ©reten ber
alten 33almcrin, Purfarbß 33almcrß feclig che*
lieben jffiirtin, 33ürgeriu ju Reutlingen 10 ©d)iding
fteter, emiger, auf ©t. üRartiui jährlich fädiger
©iilt auß feinem 21cfer ju Pfudingcn geben fodten
(©t.=2l.).
21 m 15. 9Rärj 1449 mirb ermähnt jjpeinfc
33altncrß ©epeuer ju Reutlingen bor dJictmannß*
thor in ber 33orftabt (21. »21.).
21m 8. Oftober 1450 fprid)t £)anß Rtäber
bon ©ßlingcn, 33ürgcr ju Reutlingen bon feinem
93 au mg arten (1 ÜKannßniahb, 1 Viertel), ber meiner
©djmieger ber 93almerin mar, gelegen ju 93e^cn*
riet (21.*2I.).
21 in 0. Rtai 1479 tljat ^örg Rpff, ben man
£e<fen»Rutter nennt, 23iirger ju Reutlingen funb,
baff er unb feine ©rben ©nttlin ber 93 a Im er in,
Sutmig 33a Inter ß feelig ehelicher 9öirttn, Bürgerin
ju Reutlingen 10 ©Riding geller fteter, jährlid)
auf ©t. ÜJlatthiaß fädiger ©iilt auß feinem 9Bein=
garten unb 33orlehen gelegen in Roffennagetßhalbcn
geben fodten (5t. »21.).
Jpennd'b 93 a Im er ber junge, 33iirgcr ju Reut*
lingen, berfaufte an fpcinrid) Burger beit ^ud)cr,
genannt Rp mellin, 33itrgcr ju Reutlingen, 1
Pfunb £eder ©iilt auf ©t. SRartin auß feiner
9öiefe (21© 9Rannßmat)b) gelegen oberhalb ^oden»
brunneu um 14 rt)einifcbe ©ulben (21. 21.).
21m 16. ftebr. 1489 mirb ermähnt 33arbaraß
93a Im er in äßittib ^auß gelegen ju Reutlingen in
ber Üteuftabt im KutjcnbabßgäBlcin (Ä. 21. )3).
21uß bem Porhergehettbcn ergiebt jid), baff bie
f^atnilie 93albemar, Palmar, Palmer , fid) bon 1295
biß 1489 ununterbrochen in Reutlingen nadjmeiien
lägt. Oaher ift cß jebenfadß au^er adern 3lücifel,
baff ber Pf aff Jtonrab Palbemar bon Reutlingen,
,meld)er 15. 1304 bie 2lbltd)t ha^c» ri nfer
grauenfapede beß ßlofterß üJiarcht^al in Reutlingen
einen priefter autjufteden unb ju botieren, unb
ber Pfaff ©ottreb Palmer felig, bon meld)em 26.
Ocjember 1415 ©3eri Palmer, Piirger ju Reut»
lingen fagt, bag uon U)m baß ©elb gefommen fei,
mit meid) cm eine emige Pfriinbe ju einer emigen
Rteffe einem befonbern Priefter in unfer grauen»
fird)c ju Reutlingen geftiftet mürbe, eine perfon
fei. Oaff bie am 26. Oejember 1415 erfolgte
p fr ünbenftif tun g in ber grauenfird)e ju Reut»
lingen nur bie 21ußfüt)rung ber fd)on 15.
1304 beabfid)tigtcn, gleid)arttgcu ©tiftung in ber
©rauenfapedc beß Äloftcrß 2Rard)thal ju Reutlingen
mar, liegt auf ber ^)anb. Oa ferner in ber Ur»
funbe botn 26. Ocj. 1415 bon Feiner Uebcrtragung
ber ©tiftung bon ber f5rnucri^aPe^c i)C'3 ^Ibftcrß
SRcrd)tl)al auf bie $rauenficd)e bie Rebe ift, folgt
meiner unmaßgeblichen 2lnjrd)t nadj l)icrauS
3bentität ber fyraueitfapede beß 5tlo|terß 3Rard)thal
3) Piellcidft gehört I)ierf)er ^ohanneß Palmer,
ber 1496 Pfarrer in SSannmeil luar (Pcgerß Rural*
1 fapitel S. 70).
41
mit bcr graucnftrdjc. ©6 biiiftc fomit ein Weiteres
©lieb in bie «Beweiskette bcr juerft bott £crrn
Sßfarrcr $5r. ®. 33 offert fo fc^arffinnig nadjgewie*
jenen gbentität beiber ©otteSßaufer eingefügt fein.
31 m 18. «Wai 1807 (nid)t 1361—1369, wie
id) gaßrg. 1 896, 10 irrig folgerte)^ gab ^3faff fRm
beger, Ktrd)l)err non «Weil im @<hönBu<h einen
«Weingarten am 3Id)cntjnnberg bem Klofter «Warcß=
tt;al für feine Kapelle in «Reutlingen jum @cfd)enf
nad) feinem Sobe (©t.*9l.).
©inen jeßr merfroürbigett ©intrag enthält baS
3inöregifter bcS 9Rard)tl)aler KlofterljofeS unb b eff cn
Kapelle in jRcutltngen non 1427, nemlid) item
(dat) domus beate virginis VII ß 1III heller
minus contigua hospitali und e es v er brau,
da gab es X ß und ward tädinget, das ich
III Schilling IV Heller varn muost lan, wan
es die Hailigen hupten von nuwen doch
in sölicher Masz , das ich alz rieh bin mit
minem Zins, als die Hailigen mit den iren et
de hoc habetur litera. Item Bitr oft habet
eandem domum.“
3luä biefer Wotiz gel)t ßevbor, baß ber Klofter
«Ward)tl)aler .jpof in «Reutlingen einen 3iuS ^eS°9 auö
bem ber beatae Mariae, b. ß* ber grauenfird)e gc=
porigen Jpaufe unb baff baS Kloftcr, als nad) einem
33ranbc bie £eiligenpflcger bas niebcrgcBrannte £au8
micber aufbauten, ben 3iuS ermäßigte. Offenbar lag
bie «)3flid)t jum Söieberaufbau nid)t allein bcr grauem
firdje, bcjiel)ungßmeife ben £)eiligenpflcgern, fonbern
(jcßwerlid) nur raegen beß 3«nM, öeu toitev
auß bem Jpaufe bejog) auch bem Klofter ob. Oicfeß
jpauß muß betnnad) im «Miteigentum bon Klofter
unb grauen?ird)c geftanben ßa&en* Septercß erflart
fid) aber wohl am beften barauß, baß bie grauen--
firdje urfprünglid) bie Kapelle beß KlofterS mar.
Oie DIotij giebt aber nod) einen weitern SWinf.
£attc «Wardjtbal nid)t bie «Mittel, ein £>auS, an bem
ihm ($igentumßred)te juftanben, wieberauf*u6auen nad)
einem 33ranbe, fonbern überließ ben «Wtebcraufbau
jp eilig enpflegern unb bcr^id)tete lieber auf einen
«teil beß 3infeß, welchen eß auß biefem £>aufe he*
jog, um wie biel weniger wirb eß in bcr Sage ge-
wefen fein, bie großen ©elbmittel, bie bcr äußere
33au unb innere 3lußbau einer üRaricnfirdje ber*
langte, auf bie Sauet aufjubringen ! Oie bom
©(jromften gefd)ilbertcn reichen ©aben an bte ©apeUe
werben halb berfiegt fein. 3lud) anberweitig ift
befannt, baß 3Rar^thal im 13. unb 14ten gaßr*
hunbert zeitweilig ftarf bcrfd)ulbct war.
«Roch am 10. 3lprit 1312 überließ ^ßapft
©lemenS V. bem Kloftcr «Warcßtljal bie ©infitnfte
bcr ©apcllc in «Reutlingen unb erlaubte ben bie
©apcÜc berfehenben 33rübern bie 93eid)te abzunehmen
unb zu abfolbieren (@t. 3l.)4). 3lud) war nod) am
*) SBenngletch biefe llrtunbc bon $erm 9lrd)ib*
affeffor Dr. K. Schnei ber unb fcerr Dr. 01. «TCeßring,
Zweien genauen Kennern ber päpftlicßen llrtunbe« alß
Weber nad) Sd)rift, gönn, ttocl) Pergament einer Sßapft
urfitnbe bon 1312 entfpred)enb, alfo febenfadß gefalfcßt
27. guni 1335 «Pfaff 3llbred)t ber «Wund), Zweifel*
loß ein 3Rard)tt)al er üRönd) nufer grauen Pfleger.
25. «Roöeniber 1350 wirb bei 9Bib mutig einer ewigen
«JRefje unb eineß befonbern ^rieftcrS nod) nicht beß
©onfenfeß beß ftänbigen SBifarS ober 5PleBanS bon
«Reutlingen gcbad)t, wol)l bagegen am 26. ScjemBer
1415 bei bcr «Stiftung ©eriß 33almer.
©8 h«t fomit zwifdteu 1350 unb 1415 9Rard)*
thal baß «Patronat ber grauenfirdje berloren unb
Würbe leßtcre eine £od)terfird)e ber $Pfarr firdje zu
©t. ^3eter in Weutlingen5).
1343 würbe «Wardpbal bott ©raf ©berhavb
bon «Württemberg außgeplünbcrt unb angezünbet,
ber 3lbt gefangen wcggefd)leptG). 33ögte beß .Rio ft er ß
waren bte ^erzöge bon Oe)trcid), weld)C eine bc*
fonbete Vorliebe für ba'ß 1302/3 bon ihrem 3lhn*
herren König 3llbrcd)t I. geftiftete KönigShrontt be=
wahrten. «Run hatte lehterer Befanntlid) am 15.
gebr. 1309 baß bem «Reid)e7) gehörige «Patronats*
red)t ber «Pfarrtirdje zu fReutlingeti bem Klofter
bezeichnet wirb, tarnt bennodj ber gttßalt ber Urfunbe
ed)t fein, Uebrigenß geht fd)on auß biefer Urfunbe
eine qeWiffe «Rbljängigfeit ber Kapelle bon bcr Pfatr*
tirche'herbor, welche baß Stecht hatte, bie bor beginn
ber Kptftel unb nach ber «JRefje in ber Kapelle bärge*
hradjteu Opfer hinnen 3er Sage etnzuforbern.
s) öiegegen wirb man einwenben, baf? fcf)ou 1320
um 24. Sunt (nicht 24. guni 13L0, wie Jahrgang 7,
22 bitrd) einen Sruclfe'hler ftetjt) gohanueß, genannt de
®iezzenl) oben, Steftor ber Rird)e zu Stutetingen etn
Reugniß außfiettt über eine Stiftung «Dt. .Speinnchß
gen. de Stutetingcn. Slbbolateu ber Konftanzer Kurte
(ber quoncl<im*feiig hehd) ‘)el' ®°pelte ber heihQ^u
«JJtarta au Stutelingen, einer Sodjter ber «Raroc(vialhrd)e
beß St. «Retruß bafelbft (©apler I, 21). ®ocl) erhebt pd)
gegen bte Kd)tf)eit biefer llrtunbe baß große Siebenten,
ba'ß 1. DItoBer 1320 gohatut Srucßfeß b. Stcßen*
h of en Sird)herr bon «Rtebltngen war (Socßer, 33er*
ingen, S. 21). «Run ift hoch taittu glauhltd), baß goßann
int gleichen gaßr Rirchßerr in Stieblingeu unb Sieftor bei
$ird)t zu Steutlingen war. Vielmehr liegt eß nahe anzu¬
nehmen, baß berjenige , welcher bie llrtunbe bon
1320 um 24. guni tierfertigte, ben gol)ann Srud)feß
b. Sießcnhofeu, ,Rird)t)err bon Stiebelingen tu einer
llrtunbe fcinb, Sticbclincjcn für SieutlinQen t)ielt unb il)u
baßer alß Steftor ber ßirchc in Steutlingen eine tlvlnnbe
auß ft eilen ließ. Ser magibter Heinrich de Knttlixig'eii
advocatus curiae Ouiistantiae fotrnnt and) fonft nrtunb*
lid) bor, fo 8. Scpt 1806 (Sodjer, SSeringen 113), 5. u.
12. «IRärz 1316 (ltrf.*S3nd) ber Slbtei ©t. ©aden III
I 721 _ 722). Kr flammte woßl auß Stutlingen (Steutlingen)
I hei Söintertßur, Kanton 3ürid) (fieße llrf.*S3ud) ber Slbtct
St. ©allen ill, 46), maß einen weiteren Stevbacßtßgrunp
gegen bie «Jled)tl)eit ber llrtunbe bon 1320 um 24 guni
hilbet. Ko tu tut ßiezu nod), baß nod) 1350 Klofter Kötttgß*
Promt nießt baß «Patronat über bie «JRarienfapede befap,
biefe alfo 1350 nod) feine Socßter ber «pfarrfireße St. «Peter
war, fo ift woßl attß innern Krünbeu bie llncd)tl)ext ber
llrtunbe erwiefen.
fi) SBiirtt. Kircßengefd). 197.
7) «E8ie eß f<f»eiitt, alß Stecßtßnad)foIger bcr ©rafett
bon Sltßalnt, benn 3. gattuar 1345 berzid)tetcu bie
Krafctt Kßcfßavb unb Ulrich b. SBürttentherg gegenüber
bem Kloftcr Köntgßhrontt auf 24 Scßeffel Kernen unb
24 Scßeffel Stoggen Steutlinger SReß fäßrlidjct Kult,
i bie fie wegen ißreß §8 ogtßre d)tß z11 Slcßalm
I auß bem «Rußen ber Kird)c ju Sieutli ngett b tß*
ßer gehabt hatten, gegen «Sezaßluttg bon 400 «pfunb
§eder (St. 91.).
42
$önig«bronn gefcpenft unb auf ftürbittc Jperjog Seo*
potb« b. ©cfterreicp beim ^ßapft Bobamt XXII.
ber S3ifd)of Friebricp bon 2lug«burg 18. ftebr. 1326
bic Rfarrfircpe bcm ßloßer £önig«bronn tncorporiert.
©omit te^tcreö Äloßer in Reutlingen feften
Fuß gefaßt. <$« liegt bod) fepr nape ansunepmen,
baß ber Rogt be« Äloßer« Rtarcptpal, ber ^erjog
bon ©efterreiep, bie Rotlage be« 1343 auögeplitn*
berten Äloßer« Rtarptpal benutze, um baöfelbe $u
bewegen gegen ba« Retfprecpcn ber itnterßüpung
be« ^eqog« beim Sßieberaufbau ber niebergebrannten
©ebäulicpfeiten ju ©unßen be« 2iebting«Hoßer« ber
©eßerreidper auf bie Rtarien* ober F™uenfircpe
(dapelle) in Reutlingen ju belichten. Sie Rer*
panblungen bi^rüSer mögen ttmmerpin nocp mehrere
^apre ficb bingejogen haben, fo baß alfo ganj gut
nod) Rtarcptpal am 25. Roo. 1350 ficb im Reßp
ber Rtarien* ober Ftauenfirpe befinben fonnte.
©erabe 1343, int BaPre, Rlarptpal fo
fcpwer burep ©raf (Sberparb bon SBürttemberg ge*
fepabigt worben iß, würbe bie Reutlinger Rtarien*
firepe bodenbet. Sa« ift gewiß fein Befall. Sem
bloßer fehlten bic Rtittel weiterjubauen. Rtan
begnügte ßcp junäcbft mit bem Rau, wie er eben
war, obgleich manche« noch fehlte, fo bie 2te ©a*
friftei ober Sriß»(©cpap*)Äammer.
Äönig«brontt al« Ratton ber Rfarrfircpe, beten
Socpterfircpe bie Riatienfitdje fottan war, bat bann
um 1350 bie (neue,8) nörbtiep an ben (Spor an*
gebaute) ©afriftei bet Rtarienfiripe bauen taffen,
beten ©tilformen unb ©teinme^jeicben böllig bon
allen übrigen an bet Rtarienfircpe abweicben unb
jutn Seit gleicpfad« wiebet am ®bor ber Rifolau«*
(Sapefle ju finben ftnb. Ritt Recht siebt §err
©berßubienrat Sr. bon Raulu« in ber neuen ©.=91.
Refcpreibung U, 28 beit ©epluß batau« : Sie
Rifolau«fitd)e unb bie neue ©afriftei bat mit größter
2Baprfcpeinlid)feit Rieifter Reter b. Reutlingen ge*
macht.
Riait benupte eben einfach jum Rau ber neuen
©afriftei ober Sriftfamnier ben Raumcifier, ber
fonft am (Spor ber ©t. Rifolauöfapede unb wohl
überhaupt ant Rau biefer (Sapetle t^ätig war. Set
Rau aber bet leiteten war ©aepe Äönig«bronn«
al« Ratton« ber Rfarrfircpe, bcsicpung«weife bet
§eiligenpfleget. Rieifter Reter ftanb, wie bie in
bet neuen ©.=9l.*Ref<preibung II, 27 genannte Ur*
funbe bont 31. 9litguft 1359 geigt (f. ©efd).*Rt.
V, 1894, ©. 107 f.), in nahen Regungen ju
Rebenbaufen, einem (Sißercienferfloßer wie Äönig«*
btonn. (Sr wirb bon erfterem an ba« jweite gleichen
©rben« empfohlen worben fein. Äöuig«bronu bet*
wattbte ihn bann sunt Rau bet ©t. Ricolau«fapede
unb, naepbem bie Riarienfird)e bott Riarcptpal auf
Äönig«6romt übergegangen war, jum Rau ber
neuen ©afriftei.
8) Saß man neben ber alten ©afriftei eine neue
baute, erflärt fiep and) barau«, baß ber Rauben- wed)=
feite, baß au Rtardjtpal« ©teile Äöuiglbronn, beäiepung«*
weife bie Jpeiltgenpfleger traten.
Saß Rtarcptpal ben Refip ber Frauenkirche
ober kapede um 1350 eingebüßt pat, bafür fpriept
auch/ baß feit 18. Riai 1305 feine ©cpenfungeit
mehr an bie (Sapede be« Äloßer« Rtarcptpal su
Reutlingen borfommen, baß ferner 19. ©ft. 1423
Rapft Riartin Y, ber bem Äloßer Rtarcptpat bie
villam Reutlingen in feinen ©hup nimmt (flehe
Baprgang 1896, 9), ber (Sapede nicht gebenft.
Um ade« fürs sufammenSl,faffen' 1° fPre(Pen
nunmehr für bie ^bentitat ber Rtarienfirdfe außer
ben im Jahrgang 1896, ©. 10—11 angeführten
7 ©rünben noch :
8. Rm 4. Februar 1293 ift bie Rebe bon
„rectoribus“ ber Frauebfapedc be« R^ard^thiater
£)ofe§ in Reutlingen, ein 2Iu«brucf, ber für bie
große Frauenfirdfe, nicht aber für eine Heine (Sapede
im Rtarcptpaler Äloßerpof s« Reutlingen paßt.
9. ©eit 18. Rtai 1305 werben feine ©epenf*
Ungen mehr an bie (Sapede be« Älcfier« R^archt^al
Su Reutlingen, am 14.Rob. 1305 bagegen bie erfte
©henfung an bie Fraucn^a4)e^c erwähnt. (Sin
metfwürbiget 3ufaCt toäre e« bod), baß im gleichen
Bahre bie ©cpenfungeit an bie (Sapede be« Äloßer«
aufpören, bie an bie Frauenfircpe aber beginnen,
fad« man niept annimmt, baß (Sapede be« Äloßer«
unb Frauenfircpe ibentifcp finb.
10. 1304 patte Raff (Sonrab R albe mar bie
9lbfid)t, einen Rriefter in ber (Sapede be« Äloßer«
Rtarcptpal s« Reutlingen s« befteden unb 1415
ftiftete ©eri Rat me r mit bem ©etbe, ba« bon
Rfaff (Sonrab Ratmer berrüprt, eine Rfrünbe für
einen Rriefter in ber Frauenfircpe. ©r bodfüprte
offenbar, wa« 1304 Seabficptigt war, unb ba bon
einer Uebertragung ber ©tiftung bon ber (Sapede
auf bie Feauenftrcpe niept bie Rebe ift, finb beibe
ibentifd).
11. 1343 wirb ber Rau ber F^auenfircpe bod*
enbet unb im gteiepen Bapre trifft Älofter Rtard)*
tpal ein fo parier <Sd)lag, ber für bie naepfte Beit
bemfelben bie Rtittel sum weitern Ru«bau ber ptaep*
tigen Äircpe rauben mußte, ja ba« Älojter s^ang
ben Rogt be« Älojter«, ben §ersog bon Oefterreicp
um Unterftüpung s« bitten. Siefer begünftigte ba«
bon feinem Rpnperrn geftiftete Ätofter Äönig«bronn
fepr, bem Äönig 5tlbred)t I. fcpou ba« Ratronat«*
red)t ber Rfarrfircpe in Reutlingen gefepenft patte,
ja ba« burd) Rermittlung §ei-sog Seopolb« bon
©eßerreid) bie Bucorporation biefer $ircpe in« ßlofter
erlangt patte. Saß nun aber bie Frauenfapede in
Reutlingen, aderbing« unter Rorbcpalt gewiffer Rer*
mögen«red)te für bie Rfarrfircpe, 1312 bem Äloftcr
Rtard)tpal incorporiert worben War, fap ßd)er Äönig«*
bronn ungern. sIlt« nun 1343 Rtardßpat ftp in Rer*
legenpeit befanb unb ßd) mit bcm S?ersog bon ©eßer*
reid), bem Rogt be« SHofter« R^ardptpal, aber s«3
gleid) bem Racpfommen be« föniglidfen ©tifter«
Äönigöbronn« gut s« fteden fuepte, wirb Rtard)tpal
ba« ©pfer gebracht paben, bie Ftauenfirdje ber Sieb*
ling«ßiftung ber ©efterreidfer in ©cpwaben, Völlig«*
bronn su übertaffen.
43
12. #iemit ftimmt überein, bafj bie um 1350
gebaute neue ©afriftei ber grauenfirepe unb ber
(jpor ber ©t. RicolauScapede, melcpe jroeifcUoö betn
Patronat $önigSSronnS unterftanb , üom gleichen
Paumeifier herrühren unb baß -Sperr Obcrftubien*
rat J)r. ü. PauluS für festeren ben Rleifter
Peter ü. Reutlingen ^alt, ber in nahen Pejieh=
ungen ju Pebenhaufen, einem (Jiftercienferflofter mie
ÄöitigSbronn ftanb.
13. ©benfaflS ftimmt mit ber Annahme, baß ber
fermere ©cplag, ber 1343 Rtarcpthal traf, ben lieber*
gang ber grauenfirepe nn ^ßnigSbronn zurgolge batte,
baß 25. Roü. 1350 jum lepten Rtale bie
Wibmung einer emigen SReffe unb eine« emigen
PriefierS in ber grauenfirepe opne ©rmäpnung beS
©onfenfeS beS ftänbigen S3if arS ober beS PlebanS
erfolgte. Sezieret toar fo lange unnötig, als bie
grauenfirepe bem fölofter SD^arc^t^al gehörte , ba
eine Wibmung an bie Äircpe eo ipso eine Wib*
mung an baS ^lofter SCTiarc^t^al mar. ©anz anberS
geftaltete ftd) aber bie ©ape, fobalb bie grauen*
firdfe eine Jocpterfirpe ber bem Älofter Königs*
bronn incorporierten Pfarrfirpe mürbe. Runmepr
burfte nichts mehr ber graueitfirpe gemibmet merben,
opne baß ber üon ÄönigSbronn ernannte ftänbige
Picar ober pieban feine Buftimmung gab.
14. ©aß bie Urfunbe, moburp bie grauenfirpe
oon Riarptpal an ÄöntgSbronn überging, üerloren
gegangen ift, ift nicht fepr üermunberlip. ©ie mirb
im 3apre 1533 mit ben anbern auf bie Pfarrfirpe
bezüglichen Urfunben üom Älofter ilönigSbronn ber
©tabt Reutlingen übergeben unb als miptigfteS
©ocument auf bem Rathaufe aufbemaprt morben,
mit biefem aber 1726 ein Raub ber glommen ge*
morben fein. ©enn menn aup baS ftäbttfpe Arpiü
nicht, mie man lange meinte, größtenteils ju ©runbe
gegangen ift, fo fanben fiper Diele ©ocumente ba*
mal« ihren Untergang. ©S fehlen bie ©teuerrobel,
bie j. 33. üon Gelingen unb Rottmeil erhalten flnb,
fämtlidje Peftedungen ftäbtifper Beamten oor 1500
(physici, magistri puerorum, ber ©tabt Werf*
tncifter), bie j. P. in Rottmeil teilmeife erhalten
finb, üiedeipt auch bie Pürgeraufnahme*Püpcr, bie
Z. P. in Pafel bis inS 14. Bahrp. hinauf erhalten
finb, bie RatSprotofode üor 1500, bie ber ©tabt
überfanbten gepbebriefe u. f. m.
ÜJteineS ©raptenS ift bie Hoffnung, baß jemals
bie Urfunbe über ben Uebergang ber grauen firpe
üoit SRarptpal an ÄönigSbronn auftauchen mürbe,
fet;r gering. Ade fonftigen Urfunben über baS 33er*
hältniS ber Pfarrfirpe in Reutlingen ju ÄönigS*
bronn finben ftp im fönigl. ©taatSarpiü ju ©tritt*
gart, bie betreffenbe Urfunbe fehlt.
©arauS aber ben ©pluß jiel;ctt ju moUen,
biefelbe fei bloS baS Piobuct bipterifper Ppantafte
beS PerfafferS , ift mohl unlogifd). ©aS Wort,
quod non est in actis, non est in mundo trifft
nicht für bie Reutlinger ©efpiptSqueden ju. ©ie
Ungunft ber Beiten pat eben gerabe in Reutlingen
eine Reihe michtiger älterer ©ocumente üerniptet.
WaS auf bie ©egenmart gefommen ift, ift nur ein
flciner Refi beS reichen urfunblipen RtaterialS, baS
einft bie ReichSftabt barg. ©d)Ott 1519 beim
Ueberfad burch ^erjog Ulrich ging ftcher manches
ju ©runbe ober mürbe üerfplepbt. ©ie mehrfachen
Pränbe, namentlich ber üon 1726 üernipteten üieleS.
©<hlimm mirfte nach ber ©inüerleibung Reutlingens
in Württemberg baS AuSeinanberreißen beS reipS*
ftäbtifpen ArpiüeS auf ben Urfunbenbeftanb ein.
$)aS eine fatn inS ©taatSarpiü nap ©tuttgart,
fei eS bircct, fei eS über baS ©ameralamt Pfullingen,
baS in üerbienflüoder Weife eifrig Reutlinger Ur*
funben gefammelt unb bem ©taatSarchiü Übermacht
hat, unb ift nunmehr trefflich georbnet unb reper*
torifiert. AnbereS blieb im ©tabtard^iü zurüdf. Brr
ben Reft teilten ftp Äirpe* unb Armenpflege. Aup
biefe Peftänbe ftnb mit Ausnahme beS Armenpflege*
arpiüS burch ben f £errn ©r. Paur unb -Sperru
$ird)enpfleger ©Imert georbnet. ©ar manpeS ift
aber feiner 3cd ^er AuSeinanberrei^ung beS
reich Sftäbtifdhen ArchiüS fpurloS ücrfdhmunben. Rtan
finbet cS noch im alten reichSftäb tifchen ©tabtard)iü*
catalog aufgeführt. 3)och ift meber bie Urfunbe
im fönigl. ©taatSarchiü, noch im ©tabt*, $ird)cn*
pflege* ober Armenpflegearchiü heutzutage üorhanben.
2)iefeS ©dhidffal teilt aber Reutlingen mit anbereit
mürttembergifchen ©tabten. ©lücfli^cr Weife ift
ber 33erluft nur gering unb fann man ftcb bamit
tröften, baß ber noch üorpanbene ©eftanb an Ur*
funben fomofd in ©tuttgart, als in Reutlingen üor
mciteren Pertuften gefiebert ift, ba bie Urfunben in
feuerftd)eren, mohl üerfchloffenen Räumen fid) be*
finben unb bem gorfcher bereitmidigft unb in liebenS*
mürbigfter Weife jur Perfügung gefledt merben.
AuS bem Porhergehenben ergiebt fleh, ba§ aus
bem gehlen ber mieptigften Urfunbe für bie ©efcpichtc
ber grauetifirche nid)t ein SemeiS gegen bie Rieh*
tigfeit ber üon Jperrn Pfarrer Dr. ©. Poffcrt
juerft aufgeftedten unb meiterhin üorn Perfaffer mit
mehreren ©rünben geftüiy tett Pehauptung: grauen*
firche unb *Äapedc beS Rtarddhater §ofeS finb
ibentifch, gezogen merben fann. £ßpothcfe bleibt
biefelbe natürlich immer, hoch, meine ich, eine fold)e,
bie einen ziemlichen ©rab ber Wahrfcheinlidjfeit für
fleh hat.
Anhang: Wie im Bahre 1896 , ©. 22 er*
mähnt mürbe, befatib ftd) fhon 1350 in Reutlingen
ein Altar St. Cosmae et St. Damiani in ber grauen*
firdhe. St. Cosmas aus Arabien trieb mit feinem
Pruber St. Damianus im 3. Bahrb* ^i2 ^eilfunbc
ZU Agäa in Äleinafien (Äilifien). Peibe mürben
303 üom ©tatthalter SpfiaS, beffen Perlangen, ben
©ötjen zu opfern, fie nid)t naepgaben, gemartert
unb enthauptet. 3hr Jag ift ber 27. ©ept. ©ie
merben als Patrone ber Aeqte unb Apotpefer üerehrt.
Äircpen unb Altäre, bie biefen ^eiligen gemeipt
finb, finb et man in fold)en Orten, mo fepon mährenb
beS RtittelatterS ÜJtineralqueden zu Jpeilzmecfeu
benupt mürben, ©o ift ben beiben ^eiligen gemeiht
44
bic ©farrfirdpe in ©annffatt (neue©.2I.*©efd)r. 517),
mo fcpon friipjeitig ber ©uljcrbruunen benutzt tourbc.
©odtc nid)t and) in Reutlingen ber 2lltar bicfcr
^eiligen mit ber bortigen ©cpmefclquede nufamtncn»
Rängen ? ©mar ift ber fogenannte „Jfmlbrunncn"
erft 1713 cntbed't, mornit nidpt gegeben ift, baß
biefe ©uede nid)t fcpon früher einmal befannt mar
unb fpeiter mieber in ©ergeffenpeit geraten ift.
©iedeiept pangt aber biefer 2lltar in Reutlingen
mit bem fdpmarjcn Sob, ber 1349 in Reutlingen
mütctc, jufatnmen unb mürbe nad) ©eenbigung biefer
©eudjeben ©atronenber Slerjteunb 2lpotpefer geftiftet.
3>te c^itttbettßetötf^e 3feßbc 1538—40 unb tljre Sfofgen.
Butt Dr. Bffu X£iftiu& in Stuttgart.
©metfefeung.)
dRit biefem ©ertragbentmurf, ber alfo, mic cb
fd)eint, überhaupt mieber reine ©apn gtoifepen $erjpg
lllrid) unb ber Reid)bfiabt machen fo Ute, reiften bie
©cfanbten jept nad) Rottmcil jurücf. Sldein pier
mar non Rad)giebigfeit feine ©pur ju ftnben: in
©etreff beb «fpofgericptb bat man bie ©ibgenoffen, ben
£>er8°3 8ur Sinn ap me beb status quo gu bemegen,
unb megen beb ©efdpüpcb moÜtc man ©ebenfjeit
nehmen.
SCßäprcnb fpejied im RottmciUSanbenberg’fcpen
-fpanbcl halb, menn aud) nid)t ein befinitioer redpts
lieber ©ntfepeib, fo bod) ein Triebe gu ©tanbe fam,
in meid.) cm unter bie für ben enblidpen Slubtrag ber
©ad)c erforenen ©epiebbriepter aud) Jperjog lllrid)
gemciplt mürbe, fanben bic mit ©Mirttcmberg fd)toes
benben ©treitigfeiten, fomcit ftc nid)t überhaupt im
©anbe ücrlicfen, erft 13 $apre fpeiter ipre ©rlebigung.
21 m 13. ©ei. erflcirten bie Rottmeilcr auf bem
£agc ju ©aben, fic feien bereit, bab ©efepüp aub=
jufolger., menn er fic bet ber ^uribbiftion itjreö
£ofgericptb beiaffe, unb am lü. $an. 1541 liefe
fid) Die ©tabt fomopl alb aud) ber Jr>ofrid)tcr ©raf
^)au@ Subrnig oon ©ulj bal)in Oentepmen, bafe eb
uid)t in ifjrcr 90?ad)t )tel)e, oon ipren Dichten betreffs
beb .fpofgcricptb etrnab aufjugeben, mebpalb fie bem
©erjog hierüber bab Red)t anböten.
©ic Slntmort, bie lllrid) auf bic SRitteilung
bicfcr ©rflftrung auf ber Tagung oem 27. ^ u n i
gl. 0>. gab, mar bcutlid). ^nbem er barauf pinmieb,
mie aud) anberc dürften beb Reicpeb fortmaprenb
um bic Rncrfcunung iprer Obrigfcit alb erjtcr $nftan$
ju ringen patten, faßte er ftd) julept bapin jufammen:
menn ipm bab ©efdiiip nid)t juriidgegeben merbe,
miiffe er auf anbere dRittel ftnnen.
©icjc ©ad)lage liefe cb 3'ürtcp rätlicp erfdjeinen,
unterm 13. Slug, ein ©epreiben an bie Orte ju
rid)ten, bapin gepenb, ftc mödjten Rottmcil bapiri=
^bringen juepen, Dafe cb Jperjog lllrid) bab ©efdiiitj
überlaffe. j2) ^{nbeffeu aud) biefe ©emiipungcu maren
Oergeblid). Sllb bie ©oten ber ©arteien am 12. ©ept.
auf bem Sage 31t ©remgarten erfepienen, legte Rottmcil
8ur Legitimation feiner Rnfptücpe einen ©ertrag oor,
ben ©raf ©berparb im ©art am 14. £)ej. 1472
8U Hvcid) mit bem ©rafen $opann oon ©ulj alb
gofrid)ter unb beffeu ltrtcilbfpred)crn gefepfoffen patte.
ber @efd)ü^angelegenpeit bagegen mar bic
©tabt brci|t genug aufeer anbern ©eugniffen ben
5'2) Slbfcpiebe IV, 1, d. S. 72 f.
„©cpanfuitgbbrief" oorjulegcn, mit bem cb bod) nur
infofern feine Ricptigfcit patte, alb fic f. 3- bem
bperjog ben Oerlangten Reoerb aub ©riinbeu ber
©ieperpeit gegenüber bem ©d)mäb. ©unb, mie fic
bamalb oorgab, fdpulbig geblieben mar.53) 2Rit
einem foldpen ©orgepen muffte fie bem ^erjog be=
greif(id)ermeifc ©erlegenpciten bereiten. Sllb fic ipm
aber gar julcpt bab Recpt oor bem Retdjbfammer*
gerid)t anbot, ba patte fie, menn man fo fagen
barf, gemonneneb ©ptel; bentt oor biefem gorum
mar lllrid) felbft feit bem 24. ©ept. 1540 mit ber
Rnflage megen ©cgünftigung ©priftoppb o. Sanben=
berg54) anpängig. ©0 fam eb erft unter Ulricpb
©opn unb Radifolger ©priftopp — banf ben ©e=
müpungen ber ©ibgenoffen — jufolge eineb ©er=
glcid)b am 4. $an. 1553 jur enbliepen Slublieferung
oon 2 Sritteilen beb ©efepü^eb.
Um nun mieber jum ^auptpanbcl jurüdjufepreu,
fo mar bab erne 2lnjcid)en für bie tpatfäcplicpc ©r-
neuerung ber geinbfeligfeiten burd) Sanbenberg in
einem ©dpreiben beb ©faljgrafen an bic ©ibgenoffen
ju erfennen, bab jene ©oten auf ipretn ©efanbtfcpaftb «
ritt am 7. Roo. in ©cp aff paufen oorfanben. ©b
pief barin, baß ber ßurfürft eine giitlicpe Uuter=
panbluug mit Sanbenberg oerfudpen mode. Radpbcm
fobann am 8. ben ©efanbten in Rieribpaufen bie
befonbere SRapnung Rottmeilb jugefommen mar,
erfupren fie gar bei iprem ©intreffen bafelbft, baß
ber fjeinb mirflid) nur ^mei Rtcilen oon ber ©tabt
oor ©eeboif unb tEBalbmöfftngcn liege mit einer ©treit=
mad)t oon über 1000 ©ferben unb 1500 9J?ann gu
guß. ©rpielt man aud) pieper bic üttitteiluug 00m
©faljgrafen, baß Sanbenberg bemfelben einen ©tid=
ftanb oon 4 bib 5 Sagen oerfprodfen pabe, fo
follte bod) glcid) barauf bie Itriegbmut beb ^unferb
mieber in pede flammen aubbredpen.
©epon am 1. ©ft. patte ©priftopp ü. Sanbenberg
bem ©rafen oon Zimmern „jum jmciten ORate"
abgefagt. 55) J^atte cb mit biefem jtoeiten Rtalc
feine Rid)tigfeit — oon einem erften erfapren mir
nidptb, obmopl burd) bie im Slprtl oorgefommenen
Uebcrfade tpatfäiplicp befouberb audp 3^mincrM
©eftptum getroffen mar — fo bemeift biefer Um®
ftanb oiedcid)t am beften, baff jener aud) picr mieber
63) ©gl. Sattler a. a. ©. ©. 138.
64) Kläger maren in biefem gal! bie Rottmeiler (f.
Sattler a. a. 0. S. 135).
ä5) 2tbfd)iebc IV, 1, c. S. 1253. ©imm. Gpronif 111,
S, 293.
45
opnc allen ©rttnb 5G) bic ^c^be Begann. fRad)
betn Veriept ber 3^mmerif^)cn ©hionif57) äuffertc
Sanbenberg [pater pin nnb mieber, baff er oon
beß ©rafen naepften Vcrmanbtcn baju angeftiftet
morben fei, mic er bteö burd) Vricfe bartpun fönne.
3|a, cß Reifet bort, c? fei allenthalben ein 3ufdutrcn
gemefen, bamit ©raf ©ottfricb Wernern „ein Vanfet
in bie ©raffepaft 58) gcfd)cnft mürbe".
©o mürbe benn junaepft ©bernborf nebft ben
ebenfaöß 3*mmcr^c^cn Dörfern WalbmöffiugeU nnb
©ecborf befept, roetepe alß Proüiantqucllcn bienen
nutzten, unb zugleich ben fRottmeilcrn eine ©djlacpt
angeboten unter Wibroputtg ber ©inäfipcrung fätnts
lieber umliegenben Orte im Wcigcrungßfalle, unb
als fRottmeil, mic boraußzufepen, hierin otept
faprte, brannte er in ber Spat aut 15. ben ©pitats
pef in 3imincrn ob SRottmeil, fomie in ©umringen
meutere «fpofftätten nieber.
^eqog Utricp , bem bic burd) Sanbenberg? 5tricg=
füf;rung allerortß erregte Wifmerffamfeit je^t bod) jn
benfen geben moepte,59) ^attc glcid) nad) 2Inpörung
ber eibgenöffifepen ©efanbten am 14. feinen ©beimann
Wtlpelm 0. 2Raffcnbad) an Sanbenberg abgeorbnet,
um ibn junt 2lbjug aufjuforbern. 2llß bic? aber
nid)t gelang, Ocrfudjtc er ipit burd) ein Aufgebot
Poit eiligen 70 fReitcrn, bic er am 17. fRoo. auß*
fanbte, an ber Vcrprooiautierung ju binbern. Ob
bem «Ocrjog biefem plöt^licp fo entfd)icbcncn
Auftreten gegen Sanbenberg mehr bic Hoffnung auf
eine befriebigenbe Vereinbarung mit fRottmeil ober
bic ©rfcnntni? einer ©efa^r für bic Protestanten an?
bem fd)on allgemeinen ©erüd)t60), baff man e? bei
ber obmaltcnbcn f^epbe mit einer Praftif beß
©d)malfalbifd)en Vunbcß ju tpun habe, ben Wilaff
gab, mag unentfcpicbcn bleiben, ©ß fonntc mopl
auch baß tbätige $ntereffc bc? Pfalzgrafcn unb neuer--
bingß and) ©traffburgß 61) an bem fRottmcil*Sanbcns
berg’fcpen Jpanbel fein, maß ibn oon ber fRatlid) feit
einer menigftenß fd)einbarcn Stellungnahme gegen
Sanbenberg überzeugte.
60) Vgl . oben 0. 30, Vnnt. 43.
B') Hl, @. 289.
B8) 3)ie greiperren 0. 3immern maren unterm 24.
5Diai 1538 tu ben ©rafenftanb erhoben morben (f. 3imm.
Gpronif III, @. 206 ff.).
59) ©r oerfpraep ben ©ibgenoffen, meldje ihm unterm
7. SRoO. ben Vufbrucp ihrer ©efanbtfcpaft ange3cigt hatten,
feine §ilfe mit ber Vegritnbung, bafj „nientanb hmj$te, maß
auß einem folgen ungemöhnlichen Sluflauf merben fotltc"
(©attler a. a. 0. 0. 139).
60) Vgl. bie Vericpte beß ©rafen (©ottfrieb Werner ?)
b. 3immern an bie eibgenöff. ©efanbten nnb beß Sanb*
oogtß ju ©nfißpeint , gretperrit 9. ©erolbßecf, an Sujeru
(Vbfcpiebe Vb. IV, l, c. @. 1264 unb 1269). Von
einem jmeintaligen duftandjen beß ©erüepteß, baf$ bie
tathol. Orte ber ©ibgenoffenfdjaft fid) mit ben ^erzögen
bon Vapern berbttnben hätten, berichtet ©attler a. a.
0. ©. 136 ff.
•») ®ic 3imm. ©proitif (III, 0. 298) begrünbet baß
©ingreifen biefer 3ioci Veicpßftänbe mit ben Worten:
„S)ann eß mar bie ©ag, bie ©chmeijer meltcn zufantiueit
r öd) len unb nod)ban ire ißunbtß* unb Vibgnoffctt helfen
reten. Wo nun baß begehen, . . . borft ufer bem lofen
punbtßtrieg ein rcd)teit 0<pmetzcrfrieg gegeben haben.“
©o fam cß benn, baff, alß bic cibgcnöfftfcpen
Voten auf ihrer tRüdreife bon ©tuttgarf am 22.
fRoo. in fRottmeil eintrafen, Sanbenberg ben Unter*
hänblern, meld)c eben auß ©traffburg angefommen
maren, bereit? mittelft cineß auß beut Säger oon
©ceborf batierten ©cprcibeitß ooin 18. bß. ÜR. bie
©rlau'bniß zur Vermittlung gegeben hatte. ©iefc auß
bem 2lmmeiftcr ©aniel SJiicl), ^agened
unb bem Ooftor ber 9ted)te Vßenbliug Vittclbronn
beftehenbe i)l&orbnung brachte cß enblid) im Vereine
mit ben ©efanbten beß fßfatjgrafen, nemlid) bem
Unterlanboogt ju ^agenan Äonrab oon 9ied)berg ju
©taufeneef, bem füittcr 2Bolfgang 0. Slffcnftein unb
bem ©d)ulthei§cn 311 ^»agenau Valtl)afar 0. Ralfen*
ftein, ein 29. Voo. jum 21bfd)luß beß folgcnbeu
Vertrage? : ©hriftopb 0. SanDcnbcrg unb bie ©tabt
fRottmeil fd)lie§en ^rieben unter ©ntlaffung il)rcß
ilriegßoolfß unb übertragen bic ©ntfd)cibung über
il)re gegenfeitigen 3lnfprüd)c 5 ©d)iebßrid)tcrn, nemlid)
bem Vfaljgrafen, ber ©tabt ©traffburg, betn ^)crjog
Oon Württemberg, bem ©rafen griebrid) oon dürften*
berg unb ber f gl. -Regierung ju ^nnßbrud. 3llß
^laufet erf djeint hierbei bie ber ©tabt fRottmcil aufs
erlegte Verpflid)tung,62) ben J^aifcr fomol)l oon
fid) auß, alß burd) bic ©ibgenoffen um ©infteQung
beß reid)ßfamntergcrid)tlid)cn Verfahren? gegen Sanbens
berg ju bitten, fo baff bie bejüglid)en ©efuepe auf
bem „©efpräcp" ju Worin? am 14. Oej. oor*
gelegt merben fönnten. gleid)cr fRicptung Oers
fpradien bie Untcrhäubler burd) ipre Herren mirfen
ju moHen. — ©benfo fam jmifdfen Sanbenberg nnb
3tmmcrn burep Vermittlung beß ©rafen Wilhelm
0. 5‘äoftcnbcrg unb bc? oben genannten fRitter?
Wolfgang 0. Slffenftcin ein Vcrgleid) auf ©runb
beß — für 3inrmern [rcilid) fel;r nachteiligen63) — -
status quo ju ©tanbCi
©0 mar benn enblid) menigftenß ber Triebe
mieberhcrgefteUt, unb menn eß aud) auffaHenb unb
metiig oertrauenermedenb erfdjeinen mo^te, baff ber
offenbare Parteigänger Sanbenberg?, ^erjog Ulrich,
unter bic ©d)iebßrid)tcr aufgenommen morben mar,
fo fonntc hoch anbererfeitß biefe Wal)l alß paralpftert
gelten burd) bie gleid)zeitige Veftcllung ber fgl.
^Regierung ju ^nnßbrud, unb c? entfprang oicllcidjt
einem befonberen ©crcchtigfeitßgefühle, menn man
fo glcid)fam jeber Partei ihren Wimalt gab. Ucbrigenß
gefdiah bem ^erjog fomohlmitbem Vertragßfd)lu§, alß
befonber? mit feiner ©rmählung 311m ©d)icbßrid)ter,
offenbar fein grojfcr ©efalle. Waß fonute er aud)
in biefem 2lmte oicl für feinen ©d)iU)ling tlntn, ol)nc
befiird)ten ju miiffen, baff er burd) fein Verhalten
feine eigene ©ad)e beim fRcid)?fammcrgcrid)t nur
oerfch limme rn mürbe. ©r hätte, fagt unß bie
62) ^n ber Utopie beß Oon Sanbenberg, Vottiocil unb
beit Unterpänblern befiegelten Voroertragß im VrinbrufV
erbuep. 3u ben Vertrag felbft (int ©taatßardjio) ift biefe
Veftimnrung jmar niept anfgcnonrmeu, bod) jeigt bic
golge, baff fie 31t Ved)t beftanb.
63) ®cr ©pabeit ber ©raffdfaft belief fiep nad) ber
3imm. epronif (III, @. 297) auf bei 1100 ©ulben.
46
Bimmerifdje (Spronif,64) „höimlicp n>ol leiben mögen,
baS benen eingefpertcn ^«urn bie £aut unb baS
Jpaar mere abgewogen morbcn, baS mer ime ain
fcpledjter Sommer gemefen".
©lücf Ratten bie fftottmeiler am ©nbc bod)
gehabt, ja man mödjte faft lagen, niepr als fie ber =
bienten. 3^ar jeigte fic^ bie ©olibaritat bcr (5ib=
genoffen in einem fepr gmeifelpaften Sicpte, unb trop
beS jcpon am 12. SRcv>. in Sujcrn abgepaltcnen
Fat^olifct>en ©onbertagS, ber übrigens ben beteiligten
Orten noch 6efonbcre3ured)tmeifungen feitenS 3üvid)S
unb VerttS eintrug, mar eS erft infolge eines Ve*
fc^luffeS auf ber Vabener Verfantmlung bom 17.
unb ben folgcnben Sagen am 25. jur ©ammlung
ber .jpilfStruppen, im ganzen 980 2Jiann,Cu) in
©djaffpaufeit gefominen — ein Uinftanb, ber ben
Vottmeilern noch am 10. 3an. b. f. 3- 2lnlap jur
Illage gab, obmopl biefe eS aud) fo nocp in ber
£>anb gehabt Ratten, burd) .^eranjicpung biefer (Streits
Fräfte einen Srucf auf bie ^riebcnSberpanblungen
auSjuüben, ftatt bie „3ufäper" fcpon unterm 24.
9iob. in ©d)affpaufcn ftiüftepen ju laffen ; — aber
in letzter 3(nftau$ trifft bie ©cpulb an bem ganjen
Verlauf ber Singe bod) mieber nur Sftottmeil. Sen
^roteftantifc^en Orten ber (Sibgcnoffenfcpaft mar eS
nic^t eingefallen, [ich burd) bie Vertreibung ber unter
3üricpS unb VernS (Sinflup begriinbeten reformierten
©emeinbe im ^apr 1529 if>r VunbeSberpältniS ju
jftottmeil alterieren ju laffen, mie mir benn auch
mährenb biefer ganzen gepbe feine ©pur bon 3u^ü^-'
Ijaltung ober Viipftimmung berfelben gefunben höben.
Unb tropbem führte bie Stabt über bie Äöpfe ber
eibgenöffifd)en füatsboten pinmeg feit bem ©eptember
1540 ihre gefonberte Äorrefponbcnj mit ben fatpo*
lifc^en Orten, ja fie pielt eS gar nicht für nötig,
ihre auf ©runb beS lebten 2anbcnberg’f<pen 2ln=
griffS erlaffene ÜJlapitung — bie ja freilid) burd)
3ufaü bie eibgenöffifepen Voten auf ihrem ©efanbt*
fdjaftSritt erreichte66) — an bie ©efamtpeit ber Orte
ju richten. Unb mie eS fcpon früher einmal 67) bie
berfammetten DiatSbotcn ber 13 Orte nötig fanben,
ihr Vefremben barüber auSjubriiden, bap bie be=
fonberS gclabene ©tabt bie ©enbung einer Vertretung
unterlaffen patte, höben mir oben gefehen. Sie
fyolgejeit ermöglicht unS bie Voüenbung unferer
Gparafteriftif. 3116 im 3>apre 1544 bie (Sibgenoffen
bie ©tabt um Verichterftattung über ben ©peprer
Reichstag erfuepten, ba erhielten fie bie 2lntmort,
c6 gediente ihr als einer VeicpSftabt nid)t, hinüber
Vütteilungen $u machen.68) Vßenn man fid) einem
fo unjubcrläfftgen VuttbeSglieb gegenüber oor jebem
M) III, S. 299.
0B) Von jebem ber 12 Orte maren eS 50 unb auS
ben gemeinen §errfcpaften 380. Vafel ftanb mit jRott*
meil in feinem VunbeSoerpältniS.
66) S. oben ©. 44.
67) 2t uf bem Sage ju Vaben am 10. Von. 1539, f. oben
S. 9.
0B) Vgl. DecpSli im ^aprbuef) f. febmeij. ©efd). 13
(1888), S. 312 ff.
angefonnenen Opfer jmeimal befann, fo fann fiep
fürmapr niemand barüber munbern.
@6 mirft ein bcbenflidjcS Sicht auf bie §anb*
habung ber 3>ufti§ feitenS be6 pötpften ©ericptSpofS
beö 3teicpS, bap bcr 9c9eu ben £>eqog bon
Vöürttemberg, ber fid) bod) aud) megen feiner geringeren
©aepe als beS SanbfriebenSbrucpS ju oerantmorten
patte, burd)meg fo l)armloS laerlief. ÜÜlan mollte
bon ihm nichts meiter als einen VurififationSeib69),
unb biefen ju leiften, fanbte ber £)erjog am 27. 2tpril
1541 feinen 9tat ©berparb b. Karpfen naep ©peper.
Mein ein religiöfeS Vebenfett bereitere baS 3U:
ftanbefontmen biefer ©cplupformalitat : Ser <Sbel=
mann meigerte fid) auf ©runb feines proteftantifdjen
VefeuntniffeS, fo mie eS bie alte ©ibeSfortnel bor=
fd)rieb, „bei allen ^eiligen" ju fcpmören. hierauf
erflärte jmar — trob beS Vefeplö beS ^aiferS,
gegen ben £eqog nid)t meiter §u projebieren 70)
— baS Äammergericpt unterm 6. üttai, ba^, menn
ber (Sib nic^t in ber gemöhnlicpen $orm erftattet
mürbe, bennoep ergepen folle, maS fRecptenS fei.
SaS unterblieb jeboep, als ber ©d)malfalbifd)e
Vunb auf Anrufen ^>erjog UlriöpS ^riegSrüflungen
borjubereiten anfing, mie eS fdjeint, in ^o^9e ^er
Ventüpungen beS Vföljgrafen gfiebriep unb beS
faiferlicpen ^anjlcrS ©ranbeUa, meld)eauf bem 9ieid)Ss
tage ju fliegenSburg bem Sanbgrafen bon Reffen
gegenüber auSbrüdliip ipr Viipfallen an bem Vor*
gepeii beS föammergericptS bezeugten.71)
3D7an patte meinen foUen, ber mit fo bicler
9Jiüpe pergefteüte Triebe merbe burtp eine ungefäumte
(Srlebigung ber in bemfclbcn angeorbneten Viafj*
napmen halb feine natürliche Vefräftigung ftnben.
Vüein pieju mar ber ©prgei$ ber (Sibgeitoffen, ber
burd) baS bieüeicpt in einzelnen fünften jufelbftänbige
Vorgepen fRottmeilS getroffen mar, ju mäeptig unb
ipr ($influ9 ju gro§. Sie fatpolifd)en Orte gaben
burd) einen neuen ©onbertag, ben fie am 30.
fliobember in Sujern hielten, baS 3e^)cn Sum
Vrotcft gegen ben Vertrag bom 29. fJiobember, unb
auf bem eibgenöffifepen Sag ju Vaben am 13.
Sejember bolljog fiep berfelbe, obmopl glücflidter*
meife erfolglos, im großen ©tile. Von ben 13
Orten maren 8 mepr ober meniger unjufriebett mit
bem 2tbfd)luffe, nur 5, Vern, ©cpmp§, 3ug, ©laruS
unb ©epaffpaufen, münfd)ten im Sfntereffe ber 9iupe
unb beS griebenS ben Vergleich ju ffieept beftepen
ju laffen. Unb baS mar ja auep opne biefe ©rflärung
69) Sie 2luSfage jenes gefangenen ©päperS (f. oben
<5. 31) bezüglich feiner Verbindung mit ßpriftopp b.
^anbenberg maept eS bod) 5um miubeften maprf (peinlich,
bap ber Sperjog bem bon Äönig gerbinanb erteilten
Vefepl beS dinfcpreitcnS gegen benfelbert uiept nad)ge=
fontmen tft. UebrigenS firäubte fiep Itlrid) and) gegen
bie (SibeSforberung unb liep sunädjft ben Äurfürfteu
Submig beim VeicpSlnmmcrgericpt für ipn nnterpanbeln.
2lber beffen ®efanbter erpielt feilt ©epör (Sattler a. a.
O. @. 140 ff.).
7Ü) Sattler a. a. O.
71) Sattler a. a. O.
ii
ber $ad.72) 2lber eS bteiBt tn 9Inbetrad)t ber Ver-
mittlerftedung, meld)e ftd) bic Eibgenoffenfdfaft in biefcr
ftctybc [einer 3eit fclbft jugemtefen ^aite, burdfauS
unbcrftänblid), ba§ fte nid^t nur über bcn abge*
fdjtoffenen Vertrag nod) bte eingehenbfte Seratung
pflegen, fonbern aud) bie „ 33efd)Iugfaf[ung " barüber,
ob bem außerhalb beSfelben an fte gefteUten Ver*
langen ©tatt 311 geben fei, nod) um einen Weiteren
Termin, auf bcn 10. Januar 1541, oerfd)iebeit
fonnte. ©a mürbe enblid) ben Nottmeilern bie
Nntmort : eS „flehe bcn Etbgenoffett nid)t an", an
ben Kaifcr um Sl&ftedung beS ^rojeffeö gegen Sattben*
berg 31t fdjrei&en.
©o mar eS benn aud) fein Vßunber, baß ber
S^eß beS NeidfSfammergerichtS feinen Fortgang
nahm unb fdfließlid) mit ber NdjtSerflärung Sanbcn*
bergS am 2. OJJai 1541 enbete.73) 3tber menti ein
fold)eS Etnfd)reiten auch bom ©tanbpirnft ber 9ied)tS*
pflege burchauS ju billigen mar, fo bürfte bod) in
9lnbetrad)t einerfeitS ber ©hatfad)e, baß eben bic
Einleitung beS Verfahrens gegen Sanbenberg biefen
im ©ftober 1540 jur Erneuerung feiner $cinbfeltg*
feiten junädjfi beranlaßt hätte» anbererfettS ber ge*
ringen ©idjerheit, melcpe eine 5ld)tSerftäntng in jenen
3eiten ju gemäljren pflegte, baS Verhalten ber Eib*
genoffen in biefem [fade unflug ju nennen fein.
9lud) mar btefeS getoiß für ^erjog Ulrid) ein ©runb
mehr, fid> feiner Sfltcht als ©d)iebbrid)ter fortgefept
3u entjie^en.
©te Notttoetler Ratten baS Sebenflidfe eines
foldjen Vorgehens halb genug erfannt unb auf bem
gleichen ©age mit ber Sitte geantmortet, ,,fid) ifyrer
nicht 31t etttfd)lagen", unb bie Eibgenoffenfd)aft, meld)e
biefelbe junäd)ft in Ermägung 30g, ließ eS ftd) ge*
72) SS fdfeint fepr moplüberlegt gemefen 51t fein,
baft man bte an bie Sibgenoffen gefteftte fforberung
auS bem Vertrag felbft auSfchloft (f. ölten S. 45) um
baS grof$e Dvefultat ber Vereinbarung nidjt burd) unter»
georbnete Stipulationen in [frage ju ftetten.
73) Söeßlar’fche Veiträge für ©efd)idjte unb 9led)tS*
altertümer. £>g. non SSiganb. I (1840), S. 373.
faden aud) in ber EntfdfabigungSfrage bie Vedjt*
fprcd)ung ju übernehmen.
3it bernünftigem 3ufatnmenhang mit bem am 29.
Nob. 1540 gefd)loffenen Vertrag ftanb — im ©egen*
faß ju bem Verhalten ber Orte — bie auf ber
eibgenöfftfdjen Verfammlung bont 28. SDfärj 1541
bott Ulrid) unb SBolf bott Sanbenberg erhobene
fforbentng, baß man fte bott ihrer Sürgfdjaft ent*
binben möchte. Stber eben barutn beburfte eS ber*
felben aud) gar nid)t : bie -Srnnfädigfeit ihrer Ver*
pftid)tungen mar bie birefte [folge ber ©Ijatf a<he,
baß diottmeil, meld)cm fte bie ©tedung EhriftopbS
b. Sanbenberg jum Ned)t unb bie ebetituede Er*
fapleiftung hätten oerbürgen miiffen, eben bie Ent*
fdjetbung feiner NechtSanfprüdfe auS ber [feljbe ienen
fünf ©d)iebörid)tern übertragen hatte , beren ©prud)
gegenüber für bie Vürgen feine Ned)tSberbinblid)feit
beftatib. Nur leiber hatten fle fid) bie fofortige
Nnerfennung jener [forberung burd) ein fte menig
elfrenbeS Veitehmen gegen ihre Vettern Nubolf unb
^ermann unmöglich gemacht. Vßte mir näntlid) an*
läßlich beS Vabener ©agS bom 6. [febr. 1542 er*
fahren, mar auf ihr Anrufen bie Sefdjlagnahme ber
Sanbenberg*©d)tamberg’fchen ^errf^aften Vreden*
lanbenberg unb Siebenberg im 3ürid)cm ©ebiet bon
3ürich berfügt morben74) — eine aderbingS [ehr
einfache 9lrt ber ©chabloShaltung für übernommene
Vürgfchaft. ©er auf bem gleichen ©age borgebrad)ten
unb bon bem Vfal^grafen unb ber ©tabt ©traß*
bürg befürmorteten Sitte dfubolfS unb Hermanns
um dfüdgabe biefer Sefifcungen fe^te nun Uiottmeil,
offenbar in ber VorauSftd)t, baß eS ju einem ©prud)
ber fünf ©d)iebSrid)ter überhaupt nidjt fomtnen merbe,
ebenfo mie bem ©efud) ber Sürgett ben hoftigften
VMberftatib entgegen, fobaß bie Eibgettoffett eben
aud) jet)t mieber ju bem altbemährten ÜDfittel ber
Vertagung griffen.
u) Sßann bie§ gefchal), fonnte ich ui<ht ermitteln,
(©chluß folgt.)
^tfetnere ^TttteUttnaett*
Sliittelalterliihc ©cfäßfdjcrbcu.
ES mag bon 3>ntereffe jU oentehmen, baß
bei ©rabung eines ^ederS neben bem ^arrenftad
hier in dfcutlingcn ftch ©cherbcn unb jum ©eil noch
ganje ©efäffe aufrecht ftehenb in bem ^ieSboben
fattben, bie ben in ber lebten dfummer befd)tiebenen
©d)erben bom ©eorgettberg ziemlich genau entfprechen,
biedeicht aderbittgS etmaS jünger ftnb als biefe.
Namentlich fanben ftch au^ ©tüd'c jener flachen
©edel mit napfartigem Nuffafc. SBeitere f^unbe
ergaben fleh troh genauer Nad)forfd)uttg leiber feine.
©fr. aDßiljcmnajbr.
^ ü e v f ä) a u.
BDljon|nUorn. Silber au§ ber ©eegenmart unb
Vergangenheit ber ©tantmlanbe beS beutfdjen ^atfer*-
haufeS bon §ofrat ©r. Sf. ©h- 3tn9eteb, Stuttgart
tßaul Veff, 1897.
ViSper entbehrten bte 3°dei'nfd)en ^anbe etiteS
ÜSerfeS, melcpeS mie bie boräüglidje, bon 3- § artmann
berfaßte Vefdjre bung beS Königreichs Württemberg in
furjer, foncifer gönn VuSfuuft über Vergangenheit unb
©egenmart ber einzelnen Orte beS SattbeS giebt. K. ©h-
3ingeier§ 3Serf fud)t teilmeife biefem Mangel ab*
suhelfen. ©a e§ für meüere Kreife, nantentlid) mo()l
bie Vuflenb gef djrieben ift, fiel ber gelehrte Vpparat,
ber V- Startmanns 2Serf als Nad)fd)lagebud) fo mert*
bott macht, meg. Statt beffen ftreute ber Verfaffer in
ben trodenen, gefd)id)ttichen Stoff reijenbe, Heine fultur*
gefd)id)ttid)e Vobettcn, in benen er ftch als ein mürbiger
Nachfolger bon ®uftab greptag jeigt. ©en Sülchgatter
gorfeber intereffiert bemnberS baS, maS Seite 154 bis
159 über bic ältefte Stammburg ber 3°Üern gejagt
mirb. 3in9e*er berficht aud) hier feine fdjon anber*
meitig attSgefprochene ©heorie; bie SchalfSburcg ift bie
VUeg'e ber 3ottern, bie Kird)e in Vurgfelben bie ältefte
©rabftötte berfelbett unb bie ÜSanbgemälbe in ber Kirche
48
besiegen ftcfj auf ben Sob bei- 10G1 gefallenen ©rafen
©urlarb unb ©Be^ilo Oon 3 ollem. Sßit biefer geift=
reifen §^ott)cfc !ann Referent fid) leiber nicht ein* *
oerftanben erllären. Sie Kirche mar, a(S bie ©rafen
fielen, gar nicht mehr im ©efiij ber 3DlIerit, fonbern
gehörte bem Sloftcr CttmarSheim im ©Ifaff. ©obann
j'tellen bie ©Sanbgcmälbc fid)erlict) baS ©leidpiiS Dom
barmherzigen Samariter bar. ©in gräfliches ©efd)led)t
mirb fdpoerlid) 31t feiner ©rabfiätte eine SHrdfe, bie i()m
utcl)t gehörte, geioäljlt Ijabcn, unb eben fo menig ent*
fpridjt cd ber Senlmeife beS beutfdfen ©RittelalterS,
©egenftänbe auS ber ©rofangefchidjte — unb baS ift
bod) ber Sob ber beiben ©rafen - auf einem 28aub*
gemälbe in einer ®ird)e 31t bereinigen. Stuf ©eite 167
fprirf)t 3i ngc le r , inbent er 2, ©d)mib folgt, bie
©ebauptung auS: bie beiben ©rafen ©urlarb unb ©Betulo
feien 1061 im Stampf gegen ben ©iildjgaugrafen §effo
gefallen, ©treitobfect fei bie ©urg 3°ttern gemefen.
ginget er fließt bicS allcrbingS in eine ber Keinen tul*
turl)iftorifd)en Roüellen ein, unb man barf eS ber licrntia
poetka mol)l 31t gute batten, kenn er biefen bon 2.
©äjmib erfunbenen Stampf 3ioifd)en §effo unb ben
beiben 3ollern für gefc£)id)tlid) auSgicbt. 2luS eigent*
lidicit ©efd)id)tSroerten füllte aber ein für allemal biefe
,S^effo*©d)lad]t*2egenbe oerfdjminben. ©BaS mir über
bie ©üdtdjgrafen beS kanten §effo miffen, h<ü d- 2.
©aumann, ein grünblid)er gorfefjer, ber fid) Oon allen
©hantaftcreien ferne b<, in leinen ©augraffchaften im
mirtemb. ft-ranlen ©. 129 ff. jufammengeftellt. ©r lennt
nur 3 ©augrafen ©partjarb 888, §effo 1007 unb §effo
1057, benen bann bie ©rafen öon Wirrlingen (©Berner
1152, §einrid) um 1162), fpäter bie ©rafen üon §oben*
berg1) gefolgt fein bürften ©on einem $ampf um bie
©urg 3°Heru 3mifd)en bem ©üllidjgaugraf unb ben
3oHern mcig er nichts.
Sie Rad)lontmen ber ©itllicbgaugrafen beS RantenS
Öcffo'aJ finb mot)l bie Freiherren öon % ü r ft , non benen
Weffo non F i r ft (bei Cefd)iugen, C.*9tmt Rottenburg),
©apitaneuS mit feinem ©ruber ©urlarb 1075 ©uter
(unam terraui salicam) unb 4 §uben 31t ©d)mallborf
an baS Stlofier Jpirfau ftiftete (God. Hirs. loiio 30 b).
©on ©eiten biefeS §effo n. girft ermarb baS fflofter
©t. ©eorgen 6. Rpril 1092 ©iiter in villa JBeroa
sita in comitatu Aipium gegen anbere bei Reljren
unb ©önningen burd) Saufd) (Oberrhein. 3eitf<f»r 9,
212). 2) §cffo§ Soditer ©Biflibirg unb il)r ©atte
2anbfrieb n. ©önningen, ber jebenfatlS fein Sienft*
mann ber Herren non ©löffeln mar , fonbern üer*
mutlict) le|terem ©efd)led)t felbft angehörte, maren um
1130 geqen baS .ftlofter 3nkefatten mobltbätig (©ertbolb
bei ©erjj, senpt. 10, 116).
>) öiatjer ift unfcetannt, bag nad) Wirrlingen fief) ein ffiienft*
manneitgefdjledjt fctjrieö, moftl ©dienten ber ©rafen Bon Wotjcn&erg.
Stin J. Dct. 1B16 Bertaufte «Baller ber ©djentfl) u Würningeu
mit SBillcn feiner ©ötjne «Baller, SBurlarö unb «Berner an grieörid)
ben Dl a t) e r Bon «Burmlingen 40 Mfe ©iilt au§ 2 ©ütern nt ©pefj*
Ijart (abgegaitgent um 3 tpfunb Weder unb 4 Sdjilliug. (Gopie im
liiatfjauS Wirrlingen ) Ger ift moljt ibentifd) mit «Satter ber ©djenf
Bon ©eile, öiittcr, ber )2. Qau. i3i4 mit feinen ©ötjueu «Surtarb
unb «Berner unter Suftimmiing beä örafeit fjriebrid) P 8 ol ter u
bie 2Jtiit)Ie 511 ©djledjtenfnrt aub Mofter «irdjOrrg uerfauften C©t.--Sl.)
*a) 8u bieien 5al)lte and) Ezzo nobilis de Sulchen, ber 1075
als Senge genannt mirb (SBürtt Urf.='Öud) I, 280).
- 1 ©reu biefer Weffo oon f^irft fdieutte 1O15 nad) ©t ©eorgen
einen halben mansum bei ©nfiugegtjeim in pago Serrarum unb ©iiter
in Dberenholäe, (oberrljein. 3eitfd)r. 9,2t«j. «Bie man fietjt, hatte
Weffo u girft «3cäiel)ungen gn UHofter ©f. ©eorgen, maS für feine
gbentität mit bem nt4 geftorbeneu W4i° ä“ iprecfjeit fdjeint.
Cb biefer §effo b. 3 ü r ff ibentifd) ift mit §effo,
bem domiuus und capitaneus, sJDlitftifter Oon ©t. ©eorgen
1084, ber 1094 ba§ SElofter 3iom übergab unb 1114
al§ SÜcönd) ftarb, Icifet fid) nidjt entfd)eiben. ©eine ©e*
fiöungen (Sdpuib, Wobenberg ©. XV.) lagen ferne Oon
ber ©urg gürft. ^ebenfalls ftarben bie feeffonen mit
§effo ü. girft au§, ber, obgleich er nie mit bem ©rafen*
titet erfdjeint, hoch bie ©raf|d)aft beS ©üdicbgauS be*
feffen bflben fann. SieS erflärt, baf? 1152 SSerner
o. Wirrlingen, oieüeicbt ein Xodjterfolfn W>effo§
o girft, bie' ©raff djaft inne hatte.
©efanntlicb Watte Weselo ber ©ogt oon 9leicl)cnau
l 85 baS SHofter ©t. ©eorgen gegrünbet ©ein eitriger
©ol)u Wermauit 0. Stöni gSecf mürbe 1094 oon 9ieicl)cn*
auer Sienftleuten erntorbet. Sic SSitme beffetben Wele*
miba heiratete in 2ter @he W^ri’^u9en-
©ei ber Stiftung Oon ©t. ©eorgen mar mittljätig ber
1114 geftorbene Weffo. ©S liegt nalje baran 31t beulen,
bafj er babei tljätig mar in feiner @igenfd)aft als ©ater
ber ©d)miegertod)ter W^ilo§ Sf* Annahme richtig
unb ber l i 14 geftorbene Weffo ibentifd) mit Weff° 11on
girft unb oermutlid) Inhaber ber ©üttid)gaugrafid)aft,
fo liegt eS nahe, an3itnet)men, bafs Ulrich 0. WkrbmQcn
(f 1023/4) mit WeffoS Sochter, Welemiba, biefe ©raf*
fchaft erheiratet hat. 3m ©efih berfelbcn merben ihm
fein ©oI)it Ulrich H. (1124 bis circa 1150) unb ©nfet
Ulrich Hl. (1152—1162) gefolgt fein. Sie Sodjter beS
legte rn brachte bie ©raf fcf)aft ©raf ©ertolb 0. 3°1 lern
(1160—1194) 31t, unb bie Sochter biefeS aulefct genannten
©hcpaareS heiratete ©raf ©urfarb 1. oon Woh^berg 3).
3ingeler gebenlt ©. 55 and) beS nobilis vir Pere-
gr uns, ber um 1077 baS Älofter ©euron ftiftete. 1097
befteitigte ©apft Urban II. biefe Stiftung. 3ict)t mau
nun in ©ctrad)t, bafj Weffo 0. girft lo92 in ©eroa
in comitatu Aipium, b !)• in ©ärentbal, meftlid) üon
©igntaringen begütert mar, biefeS Sorf aber feit ©IterS
her bem Sltofter ©euron gehörte, alfo eine 3umenbung
beS Stifters gemefen fein mirb, fo bürftc bie Xrabition,
bie in bem Stifter ©euronS, ©eregrinuS einem ,priaceps
do öuevia“, einen auS bem ©efch(ed)t ber „dürfte ober
fyirfte" in ©dfmaben fiet)t, red)t haben (oergleid)c ©isen*
berger, commeut. de Golieg. Beuron. ©eil. C.; mürtt.
3al)rbüd)er 1826, 55) Ser Stifter ftarb li)92 auf feiner
©urg ©uffen unb mürbe in ©euron begraben, ©ian
fiel)t, bie ^effortert ober Wen'cn öon i r ft ftanben in
mannid)fad)en ©ejiehungen 311m 2anbe unb dürften*
häufe Rollern
3ingelerS 3Berl tann in jeber Winfidjt beftenS ent*
pfohlen merben. ©Sollen ©Itern bei l)eranmad)fcnben
Söhnen baS Sniercffe an ber ©efd)id)te biefeS SeileS
Oon ©chmaben unb überhaupt an ber ©cfcbid)te medeu,
fo mögen fie biefeS ©Serf ihren ^inbertt auf ben ©c*
burtStagS* ober 93eil)nad)tStifch legen. SaSfelbe ift frifd),
ja teilmeife fogar mit poetifd)em Schmung gefd)rieben.
Sie beigegebenen ßHuftrationen (barunter baS ©üb
Sfaifer ©3ill)elmS Ii.) finb üoraüglich auSgeführt. ©löge
baS ©3erl red)t meite ©erbreituug finben unb eS bem
©erfaffer Oergönnt fein, bie ©efd)id)tSfrcuube mit noch
manchem gleich fdjönen Serie 31t befd)cnlen; baS ift ber
aufrichtige SBunfcl) beS ^Referenten.
ufl|. SUiün.
3) w. 'Bitte, bie altern Wot)enjoUeni utib iljre «lcäie()tmgeit
jitm Gl[a6, S. 13—22.
WcraitSgegebeu Ootn JReutlinger ©ttcrtiunsoercin, unter ©ebaftiou 001t ©rof. l>r. ©9eil)euma|er.
Srucl oon ©bner & 2ieb 9iad)folger in ©entliitgen. — ©erfanbftelle: ©ugcit ©ifenlohr, Reutlingen.
Heutlmger $efdjidjti<filattet.
2TtitteiIimgsblatt
bes
Süldjgaueii Hlterfums'norßtna.
9U\ 4. fUltflittgßtt, Mi x mb JRitgitf! 1897. VIII. ftatytö*
3uf>att. Sie Selagerung oon §of)entübingen (mit SHbbilb.) bon Dr. ©eiger. — Sott ber SieutUnger
SOiarientirdie (mit Stbbilb.) bou 2t. Steuert. - Sie gamilie Santtin, befonberS ©eorg Samb Santlm (gort*
fejmng): bon St). ©d)ön. — Sie Sanbenbergifdfe get)be 1538—40 unb it)re folgen (@d)lufD; bon Otto
SeibiuS in Stuttgart. — Sie 3teutlinger ^atrisier* unb Sürger gefeitester (gortfefcung) ; bon St). ©d)ou.
kleinere SOtitteilungen: 2lu§ ben Steutlinger Saufbüdjern. _ _ _
^te gSeragetmtg von ^oijenfülnngen 1647.
tarnt jabrrbibltotfjEkar Dr. (Smger in ©iitrmgm
b<n f merten MmihtVnd MitMrtnir^mWorden^nm'i G 4 r
’t.w '■
■ a Das Sfc fei- ComattäitrUfiUUtin --FVepaty
£ Dum Mw .e.CmaniurkMttr
■ o Dufiit*m^-LWitfirintß*gV°rp' M
Mrfrfn
SBoil jebem, ber baS Stübinger ©d)Io§ bon ber
©djtofjlinbe auß betrautet bat, ift baS SDtiffuerhaltniS
aufgcfaUen, in bem baS SJtorboft* unb baS ©übofted
ju einanber flehen. SftedgS ber baS ©dgofe über=
ragenbe Sturm, ber bie ©ternwarte tragt, jur hinten
in ber ©üboftede »om ©dgo&bau abgerüdt baS
unfd)öne obere ©todwerf unb baS langtocitige 2)ad)
beS gleidj einer ©ajtei toorfpringenben fünfeefigen
SturmcS, in bem $cute baS ©efängniS untergebradg
ift. 9Jlan füfilt, ba§ baS urfprünglid) nidjt fo
gewefen fein Eann, bag etwas felgt ober etmaS
anberS geworben ift. $>aS ift aud) in ber Stljat fo.
Itrfprünglid) ftanb Ijier ber gleiche ftatttic^e runbe
Sturm, wie in ber fftorboftedc, unb ber nieberc fünf*
edige Sturm mit feiner fdjwerfäöigen £aube ift erfi
fpater an feiner ©teile erbaut worben, $n biefem
$rül)faljr ift cS ein Sßierteljat)rtaufcnb gcWefeit, bafj
ber alte Sturm fiel, ©eine Berftörung war eine
ber testen Staaten, wetdje bie granjofen im brei§ig*
jährigen $rieg in unferem Sanb oollbradg haben.
2ln biefeS (SreigniS ju erinnern, ift ber 3ro£tf b‘cfer
Beilen.
50
©pon 29 $apre patte baS Sattb bie Saften unb
©predcn be8 Krieges getragen, ©eit »ielen 3apren
mar ftänbig fremdes ÄriegSoolf im Sanbe, halb
Oefierreiper unb SBapern, halb ©prneben itnb gratt*
jofen. Sic ©pmpatpte beS 33olEe8 gehörte auS guten
©rünben ben ©prneben unb ipren SSerbünbetcn, ben
grattjofen. Sttit ben ßaifetlipen unb mit ben
^Bapern maren in Tübingen SDtönpe für IBebenpaufen
unb bie 3efuiten cingejogen, unb fo mar cS anbern
©cts aup. 2Ba8 beim ©ieg beS föatfcrS ju ermarten
mar, baS mußte man allenthalben, bcö^alB blidte
man ju ben ©prneben unb granjofen als ju (Sr*
löfern unb Errettern auf. SIbcr auch bie £>anb
biefer greunbe lag fpmer auf bem burch ben langen
ßrieg an ben 9tanb beS 2tbgrunbe8 gebrauten Sanb.
©eit $apten lag i>n Tübinger ©ploß baperifpe
SBefapmtg. Unb im hinter patte jubem meift
SaplteipeS ba^erif dtjeö ÄriegSoolE in ©tabt unb
Umgebung baS äöinterquartier. Sang fpmanEte
unentfpieben baS ÄriegSglüd jtoifpen ben ©egnern.
(Sine entfpeibenbe 2Benbung nahm bie ©ape erft,
als im ©ommer 1646 bie ©prneben unter Sßkanget
unb bie granjofen unter Surenne vereint bie Oefier*
reifer unb ©apern jurüdtoarfen unb 23apern felbfi
mit einem (Sinfall bebrohten. ©pon unterhanbelte
auch ber föurfürft non ©apern mit granfreip. 2lber
ber Elcitte Ärieg jmifpen ben fiegteip oorbringenben
granjofen unb ©prneben gegen bie ba unb bort
jerftreuten Elcinen SBefapungen non Äaiferlipett ober
kapern bauerte fort, ©o foUtcn aud) auS Tübingen
bie 23apern »erjagt merben.
s2tm 24. 3an. (3. $e&r.) 1647 erfpien Surenne
felbft oor Tübingen unb ließ ben föommanbanten
beS ©ploffeS jur Uebergabe aufforbern. Slber ob*
mohl berfelbe nur menige üfltattn (26 merben an*
gegeben) jur Sßerteibigung hatte, blieb er feft. Unb
Surenne jog micber ab. Sie ©tabt unb bie Uni*
»etfität aber beeilten fich, ben franjöflfc^en gelbperrn
um feinen ©pup ansugepen. 3pre Slbgefanbten
Eamen aud) nach brei Sagen mit einem ©pupbriefe
jurücf. 9tun mar eS 14 Sage ruhig. (Srft am
10. / 20. gebt. jeigte fid) mieber franjöftfpe Steiterei,
unb am folgenben Sage erfd^ienen unter bem Äom*
tnanbo beS ©enerallieutenantS b’ ^ocquincourt 8
3tegimcntcr mit oier ©efpüpen »or ber ©tabt.
3uerft oerfupte ber tapfere ©ploßfommanbant auch
Oie Shore ber ©tabt $u oerteibigen, aber auf bie
33itte ber ©tabt unb ber Unioerfität jog er feine
paar DJtuSquetiere in baS ©ploß jutüd. Sie $ran*
jofen begannen bie regelmäßige ^Belagerung beS
©ploffeS. 3P*e @ef<hühe, ju benen halb jmei
meitere Eamen, pflanjten fte auf ber fftorbfeite im
2lmmertpale auf uno rüdten in Saufgräben bem
©chloffe naher. 9Iber ber Erfolg mar fepr gering.
Sie SBapern oerteibigten fiep fepr tapfer unb brachten
ben granjofen manchen öerluft bei. ©ie fponteit
nun aud) bie ©tabt nid)t mepr, unb ber Sübinger
^Bürger, beffen ausführlichem, lebenbigem 33eript
mir bie genaue Kenntnis ber einzelnen Vorgänge
oerbanEen, pat »on manpem ©cpuß $u erjaplen,
ber in ber ©tabt ©epaben angeriptet ober ben Sob
gebraept pat. (Sr berieptet treulich, menn in einer
Stapt mieber „ein abfdjeulipcS ©pießen Ocrbrapt
morben", aber er pat auep meift beijufügen, baß
bicfeS ©epießen red)t ungefaprlip oorbeiging. Slud)
bie belagerten im ©ploffe maren guter Singe, ©o
er jäplt ber Sübinger bürger: „ben 21. (gebr. a.
©. = 3. SJiärs) paben belagerte mit Sfaucpjen,
Srommen unb ^fSfetffcn ipre gaßnaept celebrirt, unb
mit ©epießen (»ieteiepten meil bie getrundpene 2lugen
leinen geinb mepr erfepen Eßnnen) jmarniept fonberlicp
embßig gemefen, ausgenommen, baß folcpen iUacp*
mittag ©ie auö einem üftßrßer eine ©teinerne Äugel
oon 60 bfanb gcrab an bem fftatpauß perabgemorffen
paben." 3a, bie bapern im ©cploffe maren fo
gutmütig, auch ipren ©egnern ipr bergnügen ju
laffen, benn — mie mir in bem beriepte lefen —
paben „an bem ^acpmittage(beö 23. f^eBr. / 25.ÜJlarj)
frans. Sberofficier, uf bem 9tatpauß bi8 in
bie finftere üftadjt pinein banquetirt, unb fiep gar
luftig gemaept, alfo baß bie auf bem ©eploß ben
£>atl unb ©cpatl ber Srompeten unb £eer*baucfpen
gar mopl patten pören fönnen. @8 ift aber folcpc
©rlufiigung meeber mit ber ©teinernen noep anberer
feuerEugeln perabmerfen oerftöpret morben." Sa8
ift offenbar ganj nap bem ©inn bc8 biebern
bürgcrS, ber betben Seilen ipre bergnügungen
gönnt. Um fo beutliper pört man feine (Sntrüftung
perau8, menn er oom napften Sag erjäplt. „2lm
24ten bito paben bapr. opne fRefpect mieberurn
ftardp auf burger unb bauerfpaft mie auf ipr
geinb geuer gegeben, aup einem atmen bauer
oon Offterbingen ba8 ©dpienbein entjmep, unb
einen anbern oon bfronborff, fo fein §tßßlein ob
bem ©pitpal*brunnen geträndCpt, ju bem lindpcn
Opr pinein erfpoßen."
©o jog ftp biefe im ganzen rept gemütlip
Betriebene belagetung fpon 14 Sage pin. Sic
^ranjofen fpienen auf ben Angriff oon ber 9^orb*
feite alle ßraft ju »ermenben. ©pon am 18./28.
Februar maren fte mit ipren Saufgräben bis an bie
ballifaben bcS ©plofjeS oorgerüdt. Sie bapern
foUtcn nipt bemerEen, baß ipnen oon ©üben ein
£>auptfplag bropte. SBie ber Sübinger bürger
beriptet, mar fpon am 15. Februar oon ber
©tabt aus ju bemerEen, baß auf ber ©üb* ober
9tedar*©eite beS ©plofjeS am gußc beS ©üboft*
turmeS franjöftfpe 9J?ineure ipre fülle Arbeit be*
gönnen patten, opne baß bie belagerten ipnen oiel
fpaben Eonnten. 2ttan mar aup offenbar im
©ploffe über ben gtoed ber Arbeiten nipt im
Elaren. (Snblip am 2./ 12. aWarj mar bie btine
fertig unb mit „21 ^uloerfäßlein" gelaben. 3n
ber 9tad)t mürben aup plöplip bie fepS ©efpüpc
oom Slmmertpal ins 9tedartpal übcrfüprt. (Sin
jpauptangtiff oon ber ©übfeite ftanb beoor.
(Sine neue Slufforberung jur Uebergabe fanb bei
bem Äommanbanten beS ©ploffeS mieberurn fein
©epör. Ser baprifpe Sieutenant, bem man bie
biine jeigte, moKtc nipt glauben, baß ipnen oon
ber ©eite ©cfaljr bro^c. ©r meinte, er fßnne nicht
glauben, ba§ er in einer SJiine gemefen, er toiffc
auch nidft, ob sfßulOer ober fonft etrnaS barin fei,
er bflbe auch gute 2Sege, biefe 9fline t^uc ihnen
feinen Staben. 97tan unter^anbelte nod) eine
lang mit ifyrn, aber »ergebend. < ©ic Satycrn blieben
feft. Unb leb^afteö geuer Oom’©htoffe zeigte bett
Bürgern, baff bie Sclagerlen jum äujferften Sßiber*
ftanb entfcbloffcn toaren. 91m anbern borgen, am
4./14. SOtäq, mar alle« jum ©türm bereit. §oc»
quincourt fclbft gab baS 3eid)en, kic ^iue Su ent:
jünben. 5lber bie Satyern f^ienen 9led>t $u be*
batten. 'Die 2Jtine oerfagte. ©ie t)attc bttrd) ein
Sauffeuer entjünbet merben fotten. Rber bie 9iittne,
in ber baS ^uloer lief Je'9tc Süden, fte mar oom
©dblo^ auS burcty ©teinmiirfe jerftßrt morben. ©a
muffte auf £mcquincourtS Scfcbl ein Sergfnappe
ficb jur ©ftine oormagen unb eine abgepaffte 3ünb*
fetynuv anlcgcn. fftun gelang bie (Sntjünbung. „^löty»
lid) — mir geben mieber bent ©übinger Sürgev
baS 2Bort — erfleht man 9tau<h unb fetter, flWdj
barauf beS trefflidfen mit großer ©utnma ©elltS
erbauten ©iipffd unb ©ahmerdb fi^ berau8*
märtS büegen , 9tad)gebcnb8 baS ganze Corpus,
glcidbfam als ob feine ©ofibarfeit bieffe Uttfd)ulbige
Injuri nid)t erletyben fönnte, oon einem fiavdben
jperjen8=^3raft entjmet; bßrften, unb in ben Surg*
meingart hinunter oon einanber fallen. S$otbety
bieffeS halb SBunber gefc^e^en, baff ein Satyr. Äncctyt,
fatnt feines ©antnteraben $öeib jmar mit bieffetn
fdbrßdt. Saft b<muntergeriffen, unb bod) nid)t ©ßblid)
üerlejt, ©efdtymcigenbt $u jD obt unb in ©remnter ge»
fdblagen morben. 3a meines nod) metyr, baff ber
©oöbat, als er ftd) mieberurn unter ben ©teinen
berfür gebrungett, unb in baS ©ctytojf bincittfd)lupffen
moücn, oon feinen aigenen ^reuttben, bie 3hnen
nicht einbilben fßnnen, maS ©r oor bem ©d)loff
barauS machen fotlte, Unb bannenbero meil ©ie
3bn für feinb angefeben, mit einer §anb ©ranaten
grauffamlid) für ben Äopff gemorffen, bo<b nad)bem
©r ficty ju erfennen geben, noch erhallten, unb ctylenbS
an ©atylern in baS ©dfloff gezogen morben, ©ab
3Beib buben (meil ©ie fi<h Wegen ocrftürjter ©innen,
nicht fobalb retivtren mßgen,) bie unterbeff angeloffene
unb ©enabertc ^ranjofen gefänglich angenommen."
©urh baS $öeib erfuhr man auch, baff wenn
bie 9Jiine jutn erfien 2Jtal nicht oerfagt batte, mit
bem ©urm aud) bie ju einem ÄricgSrat oerfammclten
Offiziere beS ©chtoffeS in bie Suft gefprengt morben
mären, ©o aber fei nur eine $orporalfd)aft in
bemfelbcn gemefen. ©inem ©utycnb ©olbatcn ctma
foflcte fo ber gall beS ©urnteS baS Sebcn. 9lud)
ber Heinere, erft im Saufe beS 3ahr^un^er^ am
guffc beS größeren jur ©id)crung ber ©räben oor*
gebaute ©urm mürbe in bem $allc jcrftöi t.
©ie Selagercr aber butten oon ber 3evPrun8
beS fchßnen DurnteS feinen ©eminn. ©ie batyrifdjen
Offiziere behielten 9ie<ht. ©er ©drüben mar für
fle nicht groff. ©ic burd) ben gatt beS ©urmcS
uufgebeeften Zugänge jum ©chloffe butten fte recht*
jeitig oerfchunjt unb befeftigt, ba§ ber »erfülle
©turnt auf bie Srefchc nichts auSrichten fonnte.
©ic $ran;;ofen mu§ten ft<h jurüdjieben. 5lber bie
eingefchloffencn Satyern geigten ftch nun bod) ju
Untcrbanbtungen bereit. 3uerft würbe ein $ßaffcns
ftitlftanb gefdfloffen unb bann bie Uebcrgabc beS
©djloffeS oeretnbart. 3fud) ^ocquincourt mar um
fc eher ju rafdjem friebltd)em ^?X6fc^luffc bereit, ba
er — mie menigftenS ber ©übiuger Siirgcr bcrid)tct
— in ber fftadjt nocty oon ©urennc ben Sefebl jum
5X6jug erhalten butte.
©ab Heine ^äufleitt ber tapferen Satyevn buvftc
am 7./1 7. WA rj mit allen ©bren abjicben. 3lm
folgcttben ©ag riidten auch bie granjofen Reutlingen
$u ab. ' fliur ein Sieutenant blieb mit 10 ©ragottern
als Sefatyung beS ©d)loffeS juvitd.
©er ©übinger Sürget fc^tie^t feinen Serid)t :
„2Sornah matt ju ©übingen nid)t anbetS mehr oon
benen Sßlcfbern (bie man jmar nimmer ju feben
begehrt) erfahren fßnnen" unb fugt ben frommen
)lßunfh bei: ,,©er@roffc ® ott [teure bem grausamen
mürg ©hmerbt, u. Scttberc bie bluetbürftige ©e*
banefben ber 9ftenfd)en, ©rfreue unS auh einmabl
mit bem ermünf elften ©bien ^rieben, hinten !"
©iefer icbcnfattS aus tiefftem ^erjenSgrunb
fommettbe Söuttfh gieug nid)t fo halb in ©rfüüung.
©ie ^ounjofett famen mieber. Unb ©ttrenne felbfi
tag mit jablreid)cn ©ruppcit in ©übingen. ©in
bauernbeS 2Babrjeid)en ber erneuten, immer brüdenber
empfunbettett 2tnmefentycit ber ^rattjofen ift aber ber
fünfedige ©urm, ben fic an ber stelle beS oon
3bncn gefprengten grogett runben ©urmcS in biefer
3cit erbaut buben. — ©üblich im ©ft. 1648 fant
bie beißerfebnte Sotfdfaft oom ^rieben. Unb tut
fftooentber noh übergab ©urennc baS ©dfloi) att
ben «fperjog. ISCber immer noch bltcb ein ^Regiment
f^ranjofen in ber ©tabt liegen unb nod) ftanb eS
SJtonate an, bis ber IchtefrembeÄricgStnann ©übingen
unb meitcrl)in ben mürttembergifdfen Sobctt ocrlaffcn
batte.
©icS ift bie ©cfd)id)te ber Selagerung oon
^ot)cntübingcn oom 3abr 1647 unb bie ©prengung
beS runben ©urmeS, bie id) int 2Befentlid)en nah
bem Serid)t beS ©übinger SürgerS erjäl)lt l)a^e'
2Ber mit ber ©efdfidftc ©übingenS näher oertraut
ift, mei§, ba^ biefer Seriht int Anhang $u ©ifertS
©cfdfictyte ber ©tabt ©übingen nah ^er ie^ *u ber
Unio.sSibliotbcf bcfinblictyen Jpanbfd)rift abgebrudt
ift, aber in mciterett greifen ift er icbcnfaÜS ttiht
befannt. ©oh nihfc bief<w treuherzig anfhautihe
Serid)t eines 2tugen$eugen ift cS in erfter Sinic ge»
mefen, ber tttih oeranlafjt bflt, an biefcS ©reigniS
oor 200 fahren ju erinnern. ©S ift ein anberer
Serid)t, ber mir bie Anregung gegeben bflt.
ift ein erft oor fuqcin in ben Scf^ ber Uitio.*
Sibliotbef gelangtes, gleihjeiti9eö franjßftfd)cS 3ei*
tungSbtatt, in bem ben "fJartfern oon ben gelben*
tbaten ber ^ranjofen oor ©übingen crjäl)lt mirb,
eines jener befd)cibenen Ouartblätthcn, bie bamatS
bie 3citungeit oorftetltcn. 3^ feenfe, matt mirb auh
52
biefen franjöflfcfyeit Bericht, ber manches ergänzt
ober in anbere Beleuchtung rücft, mit $ntercffe lefen.
SDiefe „9t. 9t. 42. Extraordinaire du
18. Avril 1647," enthält nach ber oorgebrucften
Inhaltsangabe „®ie (Sinnahme ber ©tabt unb beS
©dhloffeS oon Tübingen, ben Brief eines franko*
fifchen (SbelmanttS über ben Inhalt beS BertragS
mit Bauern, famt einem 9luSjug aus ben Slrtifeln
biefeS Bertrames, unb enblith bie Befdhreibung einer
9DUßgeburt, geboren in ber 9tähe ber ©tabt BanncS
in ber Bretagne, am 12. berg. 90ttS." £>er Huge
3eitungSfd;reiber, ber feine Sefer offenbar genau
fennt unb bcS^alb ihrem 3U3 Zuut Wunberbaren
unb 9lbergläubifd;en in richtigem BerftänbniS feiner
3>ntereffen möglidhfi entgegenfommt, beginnt mit ber
Befchreibung ber BUßgeburt, bann erft folgt ber Bericht
über bie (Sinnahme oon Tübingen, ben ich in mört=
lieber Ueberfefcung unb einigen nötigen 9lntnerfungen
hier folgen laffe.
„$)ie (Sinn ahnte ber ©tabt unb beS
,,©d;loffeS Tübingen burdh ben ^>errn
,,b’ ^oquincour (H ocquincourt), ©e*
„neraliieuten ant ber 9lrmee beS Äö*
„nigS, unter bem Oberbefehl beS
„BtarfdjallS oon Surenne."
„Oer Herr b’Hoquincour, ©enerallieutenant ber
9lrmee beS Königs in Oeutfd)IanbS, unter bem
ÜJtarfc^atX oon Ourenne, mar am 9./ 19. gebr. aus
bem Hauptquartier oon ©aulgen (©aulgau) mit 1200
Bferben unb ben 9tegimentern ber Krone, be 9tet*
tancourt, ©dhmibberg, Boninghaufen unb dtanfampf
(nadh bem Oübinger Bürger: Otanhaubt) famt 200
oon ^ß^ilippöbuvß femmenben 90tuSqueticren beS
StegimenteS Ourenne aufgebrodhen, überfdhritt bie
Oonau Bei 3teitlinghcn (!), fobann bie 2Ilp unb
fatn am 18./28. beSfelben BlonatS*) oor Tübingen
an. ©obalb er feine ©efdhüfce aufgepflanzt hatte,
übergaben bie (Sinmohner bie ©tabt in feine ^>anb ;
bie ©arttifon aber, ju ernftem Wiberfianb entfdjloffen,
30g fidh auf baS ©djloß jurücf.
Oiefe ffeftung, bie bem dürften oon Württemberg
gehört, mar feit einiger 3«t bon ben Bapern ge*
halten unb oerteibigt, maS um fo leidjter möglich
mar, ba ihre Sage fe^r günftig ifi. ©ie liegt nämlich
auf einem Berge, ber nach allen ©eiten fteil abfällt,
außer gegen ©üben, mo fie einen großen, breiten
©raben hat, ber burch einen f«hr guten Halbmonb
unb eine mit ©djanzpfählen oerfehene Böfd)ung
gebeeft ift. 5lußerbem flankieren oier gemaltige
£ünne baS red;tminfelige Hauptgebäube beS ©chloffeS
unb oier anbere Heinere Oürme**) an bem Süße
ber größeren, bie ben Slbpang beS BergcS befireidhen,
oertreten bie ©teile beS Untermalis (fausses-
brayes?). OaS £hor iß burdh eine 9lrt oon
*) Otefe 3eitangabe beS franj. Berichts ift jebeit*
falls unrichtig. §. mar nach bem guOerläffigen 3eugniS
beS Tübinger Bürgers am 11./21. Sebr. Oor Tübingen.
**) ®aS ift unrichtig. BicineS BSiffenS mar nur
ein einziger Iteinerer Surut 311 Süßen beS SurntS an
ber ©üboftede üorhanben, mte ihn bie 3eid)mmg jeigt.
Halbmonb gebeeft unb barüber be^errfd^t eine mohl
OerHeibete unb erhöhte Baftei baS ganze ©elänbe
unb fd;üfct baS ©d;loß nach ber ©eite ber ©tabt,
bie 3U feinen Süßen liegt, maS bie ©arnifon auch
abhält, auf ber Berteibigung ber ©tabt ju beftehen,
ba man fte nicht lange behaupten fann, folange
anbere baS ©d;loß innehaben.
Btan begann bie Belagerung mit Saufgräben
unb einer Batterie oon 6 großen ©efchüfjen. 9lber
bie 24 Saß biden Btauern miberftanben ben Äugeln
fo fehr, baß fte nichts auSridhteten. OaS gab bem
Herrn b’Hoquincour Beranlaffung, ju Seinen feine
Zuflucht ju nehmen. Oenn biefe Belagerung mar
ihm burdh ben B2arfd;atl oon Ourenne anoertraut,
ber bie ganze 3eit über genötigt mar, um ben
Seittb im ©chach zu halten, in ber 9^ähe oon lltm
mit bem 9ieße ber SIrmee ju oerbleiben.
Btan ließ alfo bie BHneure in Ol;ätigfcit treten,
fobalbmanmahrnahm, baß ade attberen Slnftrengungen
nu^IoS maren. 9lber trop allen SleißeS, ben bie
Btineure aufmenbeten, ben Seifen, auf Bern biefe
Oürnte erbaut maren, anzubohren, fonnten fte bie
Bütte nicht früher fertig bringen, als am 3. fl 3.
beS oorigen BtonatS. 2ln biefem Oage ließ Herr
b’Hoquincour, um feine 3eit ju oerlieren, bie Seßung
aufforbern, fleh ju ergeben unb zugleich einem Of-=
fixier beS ©dhloffeS bie 90üne zeigen, teils um bie
eigenen Gruppen ju fdhonen, teils um, fo gut eS
ging, ber Bitte ju entfpredhen, bie ber Sürft oon
Württemberg an ihn hatte gelangen taffen, menn
möglich biefeS ©djloß, baS fiärffte unb fdhöttfte beS
Herzogtums Württemberg, ju erhalten. 2lber biefe
Bücfßcht ermieS fldh als uttnüh. 2)er Bericht beS
OffijierS an ben SeßungSfommanbanten lautete,
baß man ihm mohl ein Sod) gegeigt habe, baß er
aber nicht glaube, baß ihnen barauS großes Unheil
ermadhfe. deshalb befchloffen fte einmütig, ben
(Srfolg abjumarten.
9lm 4./ 14. mürbe baher bie Biine entjünbet,
unb mit fotcher Wirfung, baß ber große 2urm
gänzlich niebergetoorfen unb ber Heinere zu feinen
Süßen burdh feinen Sali gerftört unb oerfdfüttet mürbe.
©ofort mürbe oon ben Belagerern mit großem
(Sifer zum ©turnt gefdhritten, aber ber Eingriff oon
ben Belagerten mit nicht geringerer Sapferfeit ab»
gemehrt, unb ba fld; bie Brcfdje Balb mieber einiger*
maßen ergänzt zeigte, mar man geztoungen, auf baS
©efdjüfj gurilcfzug^cifen, um fte mirffatner zu machen.
2)a aber bie Belagerten bie (Sntfdhloffcnheit ber
Unfrigen erfannteit unb einfahen, baß fte zu entfernt
oon maren, um fie ermarten zu fönnen, ehe
fte bezmungen mürben, meil bann febe H°ffuuug
für fte üerloren mar, begannen fte an Unterf;anb*
lungen zu benfen unb gaben baS 3ci£hett. ©S
fatn zur Kapitulation unb als 3cd 51BzugS
mürbe ihnen ber 7./ 17. beSfelben BlonatS beftimmt.
9ln biefem £agc z°Ö Äommanbant ab mit
Waffen unb Bagage, 130 ©olbaten, einem Sieute*
nant, einem Schund) unb einem Äommiffar beS
Herzogs oon Bat; cm. 9luf ©runb ber Abmachung
53
traten 88 ©olbatcn, bie früher im franjößfdjcn
unb fcpwebifdjen #eere gebient Ratten, wicber in
bie alten ©ienße. ©er ffteft, ber fomit nur 42
üftann betrug, mürbe na<p Jpeilbronn geleitet, ©ie
ganje ©arnifon patte auS 163 ©olbaten beßanben,
30 waren wäprenb ber ^Belagerung getötet worben.
Auf iprer ©eite pat man fomit mepr als 120 dftann
verloren.
©ie Selagerer paben aud) 58 ©olbaten Oer*
loren, baju Eontmen etwa 80 Serwunbetc. ©er
Abjutant $err be Fontaine, ber erft oor wenigen
©agen auS franfreicp jurüdgefommen war, würbe
im Saufgraben in ber fftape beS Jperrn b’^oquincour
getötet, ebenfo ber freiwillige $err be ©autour,
ber bei ber Srefcpe ben ©ob fanb. £>ier würbe
auch burdj einen ©teinwurf ber freiwillige $err
be Seaufoffe*be=©ampS oerwunbet. Autp bie an*
bcrn ©bedeute auS bem ©efolge beS genannten
£errn b’^oquincour bewiefen i^re ©apferfeit. ©er
Abjutant £»err b’Orignac würbe burcp einen OftuS*
Eetenfcpuß am Arme oerwunbet. ©er ßabettb’Orlobot,
Sieutenant im Regiment fftettancourt, unb ein f äpnridj
beS fftegimentS ber Ärone würben gleichfalls getötet,
ebenfo ein fäpnricp oom Regiment ©urenne unb
einige ©ergeanten bei ber ©röffnung beS SaufgrabenS.
©er ©eneratmajor £)err bu ©ot wollte unter
benen fein, bie ben ©türm eröffncten, ebenfo bie
freiwilligen (Sbelleute £)enarb unb Oftarome, wobei
ber leptgenannte burcp einen OftuSEetenfcpuß am Sein
oerwunbet würbe. 3lu<h £err b’Jpoquincour jeigte
babei groben feiner ©apferEeit unb feiner füprung.
Oftan fanb in ber feftung 14 ©eftpüpe auf
ben Saffetten, fowopt große, als Eieine, jwei Dörfer
aus Sronje, mit mehreren Somben unb feuerfugein,
eine gefüllte SBaffenfammcr unb oiel foitßige dftu*
nition. ©er ©ragouerfapitan SaucpE (?) würbe
in ber feftung jurüdgetaffen, um bis auf weiteres
baS Äommanbo ju führen.
©er ©ewinn biefer (Eroberung ;6eßept nid)t allein
barin, baß man ßdp biefer feftung oerßdjert
bie mit gutem dteept als bie ftärffte im #erjogtum
SBürttemberg gilt, fonbern noep mepr in bem guten
fftuf ber 2Baffen beS ÄönigS, bie gegen jebermannS
©rwarten unb oor adern berer, bie ben $lap fo
tapfer Oerteibigtcn, ihn in fo fur*er 3eü erobert
haben. Unb in ber ©hat, biefer ©rfolg hat niept
Wenig jum glüdlicpeit AuSgang beigetragen unb wirb
auf ben fortgang ber fricbenSunterpanbtungen mit
Supern, bie gleicpjeitig im ©Berte ßnb, oon nidjt
geringem ©inßuffe fein, jufammen mit bem ©epreden,
ber in gaitj ©eutfcplanb bie ©egenwart unb baS
SerpaltenbeS OftarfdjadS oon©urenne oerbreitet. " —
©o weit bie franjöftfcpe 3eitung! $tp glaube,
ber Sefer wirb überrafept fein burep bie im ganzen
fadjlicpe, oon tlebertreibungen jiemlid) freie, auep
bem ©egner geredjt werbenbe ©arftedung. ©Beldje
Sebeutuitg man oon franjöfiföper ©eite in biefer
an äpnlicpen Eriegerifcpen ©reigniffen unb ©roßtpaten
nidjt armen 3^it ber ©robentng oon ©übingeit bei*
legte, baS jeigt eben biefe Seröffentlidjung. ©aß
man aber in ©übingen oon biefer ÄricgStpat ber
frattjofen einen tiefen ©inbrud beEommen patte,
baS beweift nidjt bloß ber Sericpt beS ©übinger
SürgerS , fonbern noip mepr baS (feltene, feiner
Wetteren ©rflärung bebürftige) gleichzeitige Sitb,
baS bem ©reigniS gewibmet ift, unb baS unfercnt
Auffap jur 3ier^e bienen fod.
^ ott ber ^euffttt<jer ^artettlitrdje.
Bon Mxdjxmi tu leutlingen.
Sott unferent dftünfterbau Eattn peute berieptet
werben, baß zufolge ber Seftplüffe ber ©odegien ber
Altar nutitnepr auSetnanbergenommen unb in ßdjerem
Serfdjluß untergebraept iß. ©er baburtp frei ge*
worbene ©porraum wirb jept burcp ein großes
Oftafcpinengerüß auSgefüdt, oon bem auS bie Arbeiten
an ©Bönbcn, ©ewölben ic. ber ©porpartic auSgefüprt
werben Eönnen. SefonberS f(pmierig bürften bie
2luSwecpSlungcn am ©porgeWölbe werben, beffen
Dtippen jum größten ©eil gefnidt unb oerfdjoben
ftnb. Unter bem Serpup Eamen bort ebenfo wie in
ben ©ewölbejwideln beS OftittelfdjiffeS fpätgotifepe
Malereien jum Sorfcpein , wueptig gefcpwuttgene
dtaufenornamente, ßraplcnbe ©onnen abwed)felnb in
ocrfd)iebenen färben, bie ber gan3en formenfpraepe
unfereS ©otteSpaufeS ein wirfuttgSOodeS ©epräge
Ocrletpen.
Aud) baS peitige ©rab iß jept in feine einzelnen
©eile jerlegt, fo baß man ade ©injelpeiten genauer
betrad)ten unb ßubieren Eattn. ©urep bie bebeuteuben
©epungen unb ©d)iebungen ber ßtorbwanb patte
eS fepr gelitten unb ßanb ganj frei, ba bic Ser*
binbuttgSflammern ß(p größtenteils auS ber Runter*
wanb gelöß patten. 2ttancpe Süde unb offengegangene
fuge war mit ©einent jugeßrtcpeit unb oerftpmiert.
3)tit größter Sorßipt mußte befottberS ber große
Salbacpin bepanbelt werben, beffen fcpwere ^aupt*
teile mit flafcpenjügen gepöben unb abgelaffen würben,
hierbei geigte ftep nun, baß baS peilige ©rab früper
fepon einmal auSeinanber genommen worben iß.
ÜReprfacpe ©odenlöiper, abgejwidte SerElammerungen
au gleidjer ©tede unb anbere 9Jlerfmalc laffen eine
fvüpere Serfepung als ganj unjweifelpaft erftpeinen,
unb eS gewinnt bie in ©pronifen erwäpnte Sepaup*
tung, eS pabe im Oftittelatter an einem anberett
Slap in ber Äircpe geßanben, immer mepr ©ewiß*
peit. Seiber iß aber burtp biefe AuSeinanbernapmc
noep immer niept baS ©unfet über ben ©dföpfcr
biefeS ^unßwerfeS gelüftet, ©ine ^apreSjapl, ein
3et(pen, OBappen ober bergt., weltpeS ^unbe über
ben Urpeber geben Eönnte, iß bis jept niept gefunben
unb wenn jemals ein foltpeS 3cicPen tiorpanben
war, würbe eS bei ber Silberßürmerei, beim großen
Sranb ober früperen dteparaturarbeiten ganjlitp
54
bcrmifd)t. ©8 mirb btelfadj angenommen, baff ba«
einzige nod) erhaltene gigürd)en am guffe ber linfen
©orberfäule ben SNeifter btefeö SBerFe« barfteUt.
Söei genauerer Unterfudfung geminnt man febodb bie
tteberjeugung, baff biefe Friccbcnben menfdblidben
©eftalten unb Sierftguren, bie btefe ©äulenfdfäfte
fdjmüdfen, in ber d)riftlicben ©pmboliF niept nad)
bem 180. ©falm (Bobct ben .Sperrn, ilfr Söaffer tc.,
tt;r S>radben, Stere, ©ernürnt, ic.) eine Jpulbigung
ber ©lementc barfiellen, fonbern baff fte bie burd)
bie $ird)e übermunbene ©eftialität repräfentieren,
bie ftd) in ben SBinFcl berFriedfen unb ber Äirdfe
bienftbar fein muff. Sin beiben ©orberfäulcn befinben
fld) nun fed)« geffarnifdfte Friedfenbe Banner $. S.
in fdflafcnber ©tellung, mit ipellebarben, ©dfmertern
ober ©treitäpten bemaffnet. ©ollte nun ber einzige
noch unbefd)äbigte berfetben gerabe ber Nieifier be«
SöerFe« fein? Attribute ber ©teintnep* ober ©ilb=
baucrFunft hat er nicht neben fid). ©« bürfte bo<b
mabrf<beinlid)er fein, baff biefe bedungenen ©anjer*
ritter Heine SBäd)ter, bicttflbar gemalte Ritter be«
heiligen ©rabe« borftcHen foUcn.
©ie Hauptfiguren be« hl- ©rabe«: bie 5 Slpoftel*
rclief« am ©arFophag, bie trauernben Jungfrauen
mit bem Johanne« in ber hinteren Nifdje, ebenfo
bte 5 notb erhaltenen ©rophetenbüften unb ber ©hrifiu«
mit ber ©icge8fal)ne am ©albadfin biirften au«
früheren ©efd)rcibungen mopl jebent beFannt fein ;
e« birgt feboeb ber reiche ornamentale ©dftnudf be«
großen ©atbadbinüberbaue« nod) eine ganje Sln$al)l
flcitteter gigürdfen, beren Slu«mahl unb ©ruppicrung
ber Zünftler äufferft fhtnreid) getroffen hflt- 2ötr
ftnbcn bier in Heinctt Nifd)en unter jierlidfen ©al--
bad)incn an ben beiben hintern ©äulen, linFe ©eite:
Slbant uttb ©ba — rechte ©eite: Niofc« unb Jo =
banneö ber Säufer. Sin ber linfen borberen ©äule:
©etru«, ©aulu«, ©arthotomäu« unb Slnbrea«; biefett
gegenüber an ber redften ©orberfäule: bie Ijl-
©arbara, Katharina, ©lifabetl) unb ©enobefa. Slm
linFen Heittcn ©dftünnd)en: ©t. Baurcntiu«, ©te*
plfanu«, ©corg unb ? (auf biefer 4. ©eite, bie
burd) ©taub gelitten, ift bei einer früheren Nefiatt:
ration anftatt eine« Heiligen ein ©ngel mit ©prucb=
battb angebrad)t: Jnfd)rift : 1859, ®rathmol)l,
©tabtfeb. — Nupp, ©au. — 9Nad)olb, ©ilbl). — ),
anbererfeit« in gleicher ©tellung am rechten Heinett
©dflürtndben: ©t. 3tppoUonia, Urfula, 2Nargaretl)a
unb Johanna. ( Jn biefer ©efdjreibung ift bie
©tellung ber gigureit jur 3flcc^ten bejm* BinFctt bc«
auferftanbenen ^eilanbiS berftanben.) SBciter oben
befinben ftd) über ber ©briftu«ftgur unb in ben
Nifd)en ber feitlid)cn Rialen bie Vertreter ber geifb
lidjett 3Nad)t: ©tfepöfe, klebte ?c., tt. a. ©t. NiFc=
lau«, Saureutiu«, ©ottharb, ©erarbu«, ©ra«mu«,
©brpfoftomu«, Niauritiu«, Norbert, Bubgeru« unb
©afitiu«. ©anj h°d) oben in ben ©piptürmdbeit,
bie gleicbfam al« fteinernc ginger gen Jpimmel jei«
gen, btlben fittgenbe unb betenbe @ngelfigürd)en ben
2lbfd)Iuf). Jm ganzen mögen c« etma 70 gtgttren
fein, mcld)e ba« heilige ©rab fdhmücFen.
©8 ift burd) ben ganjen Aufbau be« heiÜ0<n
©rabe« unb beffen ©ruppierung ber ^aupts unb
Nebenfiguren bon ber ©Köpfung bur<b ba« alte
unb neue Seftament unb ba« üftärtprertum gleitb=
fam ba« ©urdjbringen ber ©eele burdh bie irbifdjen
S)rangfale jur fööfye ber himmÜ[^eu ©eeligFeit
auSgefprodpen , ein ©ebanFengang , ber nur einen
gottbegnabeten bo<b&ega6ten NJeifier jum ©«böpfer
haben Fann. ÜSiele« ifi feboeb an biefen giguren
reftauriert. 33erglei(bt man tSClte« unb Neue«, fo
ftid)tfofort ba« Urfprünglicbe leud^tenb herbor. Neidje
©emegung unb fein entmicfelter galtenmurf ^eidpnet
ba« Sitte au«, fdjlanFe ©eftalten mit eblen gormen
ber SBirFticbFcit abgelaufdbt, ohne grage bon einem
Zünftler gefdpaffen, ber auf ber £>öbe ber Jeit flanb.
gab unb fladß, ohne SluSbrudE ^nb bagegen bie
Juthaten, h®ufc3 ©entent unbeholfen unb ge:
ringmertig naebgeahmt, auch mehrfach tbieberljolt.
2öir befi^en in bem hc^0o« ©rab einen ©dbap,
ber bon Kennern „fomohl burdb bie glänjenbe ardbi*
tcFtonifd)e ©ehanblung, tbic burdb bie nnirbebofle
©dbönheit unb naibc Seben«mahrheit ber ©eftalten
juben mertboClften©dböpfungenber Jeit" gejäbltmirb.
©ott fämtlicben Seilen hmrben bor bem 3lbt)eben
bom ©erfaffer biefe« genauefte pbotographifebe Sluf»
nahmen gemacht, bie nebfl ben üJtcffungen unb Sluf*
nahmejeidjnungen bei ber Nenobation unb fpäteren
©Jicberaufftellung im ©borfdblufj bie Nidbtfdbnur
geben unb bann bem fläbtifdjen SIrdbib einbcrleibt
merben follen.*) —
Jn bem SlrFabenjttncfet ber ©orh allen toanb Fam
nad) ©ntfernung be« heiügen ©rabe« eine alte auf
ben ©teilt gemalte Slpoftclftgur unter ber $alFtünd)c
junt ©orfd)cin. ©ie ift mie alle anberen aufgebedften
SNalcreten ber ©Scfthalle Fräftig Fonturiert , bie
glädfett mit Safurfarben (rot, braun, gelblitbmeif
unb blaugrün) auögefüHt unb ftellt ©t. ©etru« in
naiber ©tellung, freier ©etocguitg bar, angethan
mit rotem UnterFleib uttb grauem, faltenreid)ent,
innen hcöcm Ntautet, ben ettoa« grof geratenen
^)imntet«fcblüffcl in ber BinFen aufred)t hn^en^/
mät)rcnb bie Ned)tc ba« ©bangeliutn umfaft unb
ba« Sluge fdbtoärnterifd) aufmärt« blidft. Stiefe gigur
ift burdb beit ©cpup be« babor geftaitbetten heiligen
©rabe« am beften erhalten unb bürfte mol)I bie
leptc ©rgänjung ber im Jahrgang 95 ber ©efdbidbt«:
blätter beröffcntlidbten aufgebedften Ntalcrcien fein. —
Bu ber fagcnummobeticn ©turmbodfgefdbicbtc
bürfte bie Ntitteilung bon Jntereffe fein, ba^ that«
fäd)Iid) in früherer Be*t einmal ju irgenb einem
Bmedf ein Bodp in bie hintere ©hormanb gebrochen
morben ift. ©ei bett Neparaturen an ben ©l)or=
mänben mürbe ba« fog. ©turmbodflodb al« eine
80/100 ©entimeter grofe Höhlung in ber 1,20
Nieter bidfen ÜJiauer aufgebedft, bie an ber Slufjcn*
unb Jnnenfcite je nttr mit einer borgcftellten auf*
red)tett ©latte gcfdbloffeit mar. Um nun bie ©pur
*) ©erbielfältigitngen biefer ©botograpbien merbett
ltnfre Befer mit biefer, bejm. ben folgenbeit Nummern
erhalten. 5). Neb,
55
biefcß OurdjBrudbß nid^t ganz $u öermlföen, foHen
bic an biefer ©teile neueingefe^ten SDßanbquaber
mit entfpredfenber 3>nfd)nft unb ^fa^rcSjal;! oerfeljen
merben.
3In ber ^Jnnenfeite ^er ßfjortoanbe famen Oer*
fdjiebene 39ibelfprüd)c unb ©puren bon Söanbmalereien
jum 33orfd)ein, barunter bie burd) Olj* ©djön im
^aljrgang VII. Rr. 3 mitgeteilten ^nfdjriften unter
2 Gfljorfenfiern ber Oftfeite. (Sine britte unter bern
norböftlidjen (Sljorfenfter konnte nid)t nteljr entziffert
merben; ebenfo untenntlid) zeigte jld) eine Maleret
über ber füblidjen (Si)oraußgangßtl)ür. Oie geringen
©puren beftanben in einem (93ifdjof=) ftopf unb
fdjmadjen Konturen einer meiblidjen ^eiligen ($a*
t^arina?). Ueber ber (Singangßtbür in bic Oauf*
fapeöe fanb flc^ in einer Renaiffanceumraljmung
bie Sfnfdjrift: (Sß mären aber audj falfdje Propheten
unter bem 33oU ic. (f. ^aljrg. V Rr. 2 b. 331.)
mit ber 3}aljreßzabl 153 barunter befinblid^c
Otyür in biefe Kapelle muß erft nadp 1531 ein*
gebrochen fein, ba bic ©puren biefer Arbeit an bett
33efd)abigungeu ber Rtalerei nod> fidjtbar finb.
©tellenmeife Soßblättcrung beß Untergrunbeß lieg
ein barunter beftnblidjeß SBanbgcmälbc burdjfdjauen
unb fo mürbe nadj unb nadp burd) oorflcptigeß 916*
blättern ber ©runbanftrtd) mit ber ^nfdjrift entfernt
unb ein leiber ftarf befd)übigteß unb .audj faft un=
fenntlidjcß ©emalbc freigelegt, baß nicht auf bem
Ouabergemauer bireft mie ade btöper gefunbenen,
fonbern auf ftalfpub aufgetragen ift. 9Rit ©idjer*
^cit laßt fldj ber ©intt beß ©cmcilbeß nicht mieber*
geben; auß ben öerfdfjmotnmencn formen fönnen
nur 33ermutungen gezogen merben. 2öabrfd)cinlidj
fteüt eß bie 2Jiaria mit bem (Sljriftußfinbe auf bem
Ofyronc ©alomoß, umgeben öon ben Ougenben, bic
auf ben ©tufen beß O^roneß fielen, bar. (Sin
apnlidjcß 33ilb befinbet fid) über ber Oljür beß
©ommerrefeftoriumß zu 33cbenbaufen.) Ueber ber
©ngangßt^ür in bie nßrblidp gelegene ©afriftei
mürbe ju Beiben ©eiten beß in ©tudarbeit beß
vorigen 3a^rpunbertß JjergeftcUten Äruziflyuß folgcnbe
gnfdjrift in einer joppgen ©chnörfelumrahmung ge»
funben :
Ich Hielte Mich Ohne Allein Jesum
Nicht Dafür Dass Christum Den
Ich Etwas Wüsste Gekreuzigten
Unter Euch 1. Corinth. C. 2. V. 2.
Oerbißper mit Äalftündje überftridjenegefreuztgte
ßljriftuß ift jetjt abgenommen unb gereinigt unb
Zeigt eine polpdjrome 93c§anblung, bie in ber alten
2öeife mieber außgebeffert mirb.
Oie beiben großen SBanbfladjen über ben fallen*
bögen ber (Sportürme Zet0en 8c9en bie ^oitenfd^iffe
ebenfaüß ©puren oon 39emalung. Rörblidj ift baß
jüngfte ©erid^t nod) ziemlich heutig erfennbar.
inmitten fifjt ber burd) feine ®röße befonberß §er»
oortretenbe tpronenbe Gffjriftuß auf bem Regenbogen,
baß flammenbe ©djmert auß beß Ridjterß 9Runb
nad) linfß außgefjenb, bie rechte #anb fegnenb, bie
linfe abmeifenb erhoben. Oie beiberfeitß angebrachten
56
Jnfdjriftbanber finb nicpt ju entziffern. Rechts
fniet bie bittenbe ©otteSmutter SDlaria , angetpan
mit rotem Riantel, linfS JopattneS ^er Säufer,
ben Körper zum Seil entblö§t. SDie ben §eilanb
umgebenben ©innbilbcr ber 4 ©oangeliften finb faft
gar nid^t meljr ju erfennen. Der untere Seil beS
©emälbeS wirb burcp fdjmebenbe ^ofauitencngel unb
bie auferflepenben Seibern ber ©eeligett auSgefüdt.
Darunter bie JapreSzapl 1486. Die 3Sanbftäc^c
ift fo jerriffen unb baS 33ilb berart befdpäbigt, baß
eS fid) mopl fautn erhalten läßt. 2tn ber füblidjcn
©porturmmanb ift ebenfalls ein großes üßanbgemälbe
freigelegt. 2Jtan unterfcpeibet aus ben f t^roac^eu
©puren noch einige ©eftalten, bodj ift ber Jufammen»
hang berfelben nid)t mcpr zu enträtfeln.
Dr. ©rabmann fü^rt in ben 2B. SSiertetfaprS»
heften für SanbeSgefdjidjte eine nic^t ganz iu ent;
Ziffernbe Juftprift an , bie am Zeiten füblicpen
©eitenfcpiffftrebebogen gegen Sßeften ciugepauen,
richtiger gefügt eingeript ift. 33ei genauer Unter»
fucpung nad) Reinigung ber bctr. 33ogenquaber fann
biefe Jnfcprift fefct in umflepenber ©fijjc oollftänbig
toiebergegeben merben.
©trnaS tiefer nadj unten fiept abermals eine
Jnfcprift, bie erft zum 33orfdpein fam, als bie £olz»
fparren unb Dachplatten entfernt mürben. Diefc
beginnt nun mit ber JaprcSzapl 1668 unb ift in
ganz gleicher SBeife in ben ©teilt geriet mie bie
obenftepenbe mit ber JapteSzapl 1248, fo baß eS
ben 21nfd)ein geminnen fönnte, als feien beibe Oon
einer ^»anb perrüprenb. ©in ©inn ift fo opne
meitercS ©tubium n>o^I faum aus biefen einzeln
ftepenben SSudpfiaben perauSzubringen; cS bürftebaber
mopl nicht ganz unrid)tig erfdjeinen, baß mir cS
hier mit einer Jnfcprift zu tpun haben, bie nur aus
ben 21nfanqSbucpftabcn eines ©prudheS ober bergt,
beftebt. ©in ©nträtfetungSoerfuch mürbe ftd) gemiß
lohnen.
2ludp im oberen Raum beS alten 2lrd)ioS im
fübtidhen ©porturm zeigte fid) auf bem Halfpup ber
Rorbtoanb bei ©ntfernung ber 2lftenfcpränFe bie
Jahreszahl 1541, beren ©onturen leicht in ben
getblidhmeißen Untergrunb eingefra^t, mäbrenb bie
Jiffern felbft fdjmarz auSgemalt finb. SBaprfcpeinlidj
mürbe in biefem Jahre baS alte 2lrd)io pi^ ein*
gerietet.
^te gfamtfte g&anfftu, fiejottbers g>eorg pautb gSantfin,
Reutlingen^ ©tabtoorftanb iu fdjttJeren geilen,
(unter Jugrunblegung be§ am 12. Juni 1896 tut Reuttinger 31ltertumSöerem gehaltenen Vertrags)
umt ©Ijenfrür Sdiün.
(Jortfepung.)
33efanntlicp brang 33 an tt in mit feinem 33or*
fdhlage burdt). Jmar mürbe ber ©ubrector ©eorg
Daoib ^enngott, ber Präzeptor 33 au er oon
Pfullingen aber ©onrector.
Jnzmifdjen hatte fidh baS ^riegSgtüd gemenbet.
31m 25. 3lpril (nicht 2. 3Rai) überfd)ritten bie
^ranzofen unter ÜJtoreau ben Rhein. 31m 9. SCRai
Zog baS öfterreichifdhe ©orpS beS $elbmarfd)aöS
©rafen © 3 1 a r a t> oon ©ztara unb Ragt)»
Riip alp Oon .fpedjingeu nad) Reutlingen unb Urach
unb feplug fein Säger auf ben untern Jpägmiefen
unb ber Jpanfreife auf, mo aud) ein 3lrtiöerietrain
aufgeftellt mar.
DaS ©raS unb bie ©aaten, fdhon fd)uhhodh,
mürben oon ben Reitern vertreten unb oon ben
Roffen zerfreffen unb zerftampft. 33aumftühcn unb
Jäunc mußten zur Neuerung bienen. Ratürlid)
mürbe aud) mieber requiriert, namentlich alle Jupr=
leute unb Pferbe nadj Ulm unb über Ulm IjioauS.
Der ÜJtagiftrat geigte fid) bem ©eneral gegenüber
miberfpenftig. Rur mit SRitpe bemog ein ©tabt»
geiftlicper einige SRagiftratSperfouen, oor bem $elb»
marfchaH megen ber Requifitionen zu erfdheinen.
3lm 11. 3Rai RtorgenS brad) baS ganze ©orpS
mieber auf. 3lm 10. SRai zogen auch mürtternbergifdpe
unb baperifepe Druppen über ben Dietmeg an
Reutlingen oorüber, ohne aber irgenb einen ©fabelt
ZU oerurfad)en. 21m 19. ÜJtai farnen 6 — 700
Uhlanen, bie auf bem |)agöfd) lagerten. Die Reut»
linger mußten ihnen borthiu ©ffen liefern. Doch
Zogen fie iiod) am felbcn Sag meiter.
21m 14. 2Rai oerfamtnelte fich baS geheime
©ollcgium unb ^tntertrieb bie ©enbung ber Oom
Jelbmarfcpall ©rafen oon ©ztarap requirierten
Pferbe unb SSagen, Oerzcljtte aber babei 2 ©ulben
16 Kreuzer. Dodh am 17. Juni famen 6 öfter»
reid)ifd)e Reiter als ©pecution nad) Reutlingen.
©S mußten 3Bägen nad) Jpedhingcn gefd)id't merben,
um baS bortige äßagazin nach Ulm transportieren
Zu helfen, aud) mußten ©djanzgräber nach Ulm
gefanbt merben. 2lu<h mürtt. ©olbaten fdheinen
im Juni in ber Rahe Reutlingens gelagert zu haben.
SßenigftenS hatte nach einer 2lufgeidhnung 33antlinS
oom 18. Juni ©epreiner ©apler ooni mürttem«
bergifepen ©olbaten Renz einen 9Rantel ^u forbern,
ben fept ein gemiffer Jalf, bem er im Säger über»»
geben morben fei, in £)ünben pabe.
3lm 23. Juni mürbe bem auf ©pecution nadp
Reutlingen gefepieften ©efreiten Oom Rtünfterifdpen
Dragonerregiment, Dßermann, ftatt ©pecution 22
©ulben Srinfgetb gegeben. DaS Rtünfterifchc Rc*
giment bürfte ein baprifd)cS getoefen fein (oielleid)t
baS beS 33aronS ^erbinanb 31nton 0. Rtünfter,
ber 1816 Oberft beS 4. ©pcoauplegerSsRegimentS mar).
Jitzmifcpen patte SRorcau bie Oefierreicper burep
bie @cfed)te bei ©ngen, ©todfad), 3Jießfircp, 33iberad)
(3. — 9. 3Rai) pinter bie Jder z«rücf getrieben. 31m
22. 9Rai mußten bie Oefierreidper ipre ©teQung
57
bei Ulm aufgeben. ®ie ftranjofcn folgten ihnen
auf bem $u§e. ©anj SBürttem&erg mar in ihren
#änben. 5lud) Jicutlingen mufcfe fl# ihnen unter=
werfen. Bmmet trüber mürben bie Beton.
3n$mifd)cn nahten bie 9tcuwal)lcn. 91m 9. $uli
hielt 23 an t (in beim Jlücftritt toom 51 mt im großen
9iat folgenbc 9tebc :
Hochedelgebohrne, wohlgebohrne , hoch¬
gelehrte, hoch und wohlweise, hochedle des
kleinen, ehrsame und bescheidene des grossen
Raths!
Wir haben unter der Vorsehung und Gnade
des Höchsten Regierers nun wiederum den
für unsere Vaterstadt so wichtigen Zeitpunkt
erlebet, in welchem sämtliche Ehren-Aemter
und Magistraturen erledigt und zu Wider¬
besetzung derselben in Gemässheit unserer
wohl hergebrachten Privilegien und Wahl¬
freiheit theils schon der Anfang gemacht theils
aber durch mehrere Wahlen vollendet und
aufs neue besetzt werden sollen.
Schon am verwichenen Sonntag, als dem
nächsten nach dem Tag Ulrichs, wurde der
Grund dieses Wahlgeschäfts auf unsern 12
Zunftstuben gelegt. Die gestammte Bürger¬
schaft versammelte sich an diesem, jeder auf
seiner Zunft; in feierlicher Ordnung und, wann
zuvor von der im verwichenen Jahr geführten
Haushaltung Rechenschaft abgeleget, wurden
die Wahlen eröffnet und die Zunftmeister,
Hüth und Richter erwählet.
Am folgenden Tag wurden die Herrn
Zunftmeister beeidigt und mit diesem actu
hörten die Verrichtung des vorigen Raths
gänzlich auf und das nun gebildte Collegium
der Herrn Zunftmeister übernimmt die ganze
Staatsgewalt. Ohne irgend eine Beschränkung
wählt dieses Collegium aus ihrer Mitte einen
Präsidenten. Dieser ist Stadt- und Feld-
schultheiss und hat so lang das Stadtregiment,
bis die Wahl vollendet ist.
Der heutige Tag ist der wichtigste; an
diesem beschäftigen sich klein- und grössere
Räthe, die Wahlen eines Vier-, Fünf- und
Siebener-Collegiums zu bestellen, die nach
zuvor beschwornem, treuen Eidschwur das
neue Stadtregiment zu erwählen haben. Da
ich der ferndigen Wahl, der so ausgezeichneten
Ehre theilhaftig worden, als erste Magistrats¬
person und regierender Bürgermeister erwählet
zu werden, so halt ich es für Pflicht, für
dieses in meine Person so schätzbar gesetzte
Zutrauen und Wohlgewogenheit klein- und
grossem Räthen, auch werther Bürgerschaft
meine verbindlichste Dankbarkeit erkennen zu
geben, mit der gehorsamst, aber auch gerechten
Bitte, mir alle jene etwaigen Beleidigungen,
die während diesem unruhigen und geräusch¬
vollen Regierungsjahr, in welchem ein Un¬
gemach dem andern sets die Hand bot, vorfielen,
verzeihen und zu vergessen. Ich zähle auf diese
Nachsicht um so mehr, da sie alle mit den
vielen Obliegenheiten und Geschäften eines
regierenden Bürgermeisters theils mehr, theils
weniger bekannt, von dem so vieles gefordert
und noch weit mehr erwartet wird.
Sehr selten beleidigte ich als Privatbürger,
jetzt aber erforderte es die Pflicht; eigentliche
Beleidigungen sind mir zwar keine bekannt,
es sind Wahrheiten, die ich sagen musste, die
ich öfters ebenso ungerne sagte, als sie gehört
wurden. Ich zähle demnach auf billige Nach¬
sicht, so wie auch ich die nicht selten vor¬
gekommene Misshandlungen und Belaidigung
von Einheimisch- und Auswärtigen, die seit
einiger Zeit mein täglich Brod waren, gerne
verzeihe und vergesse.
Ob ich nun dies Jahr über allen den Ob¬
liegenheiten, die mir zukamen, Genüge geleistet,
lasse ich der Beurtheilung meiner sehr schätz¬
baren Herrn Collegen und Herrn Officianten,
mit denen ich stets offenen und bideren Um¬
gang unterhielt, und vor deren Liebe und
Beistand ich mit gerührter Seele danke, so¬
wohl als einer gesammten werten Bürgerschaft,
ruhig über. Ich that, was ich konnte, aber
nicht so viel, als ich sollte; nie handelte ich
partheiisch, eben so wenig war ich eigennützig;
mit Bestechung wurde ich nicht sehr in Ver¬
suchung geführt; ich kann also diese Rubrik
übergehen. Vielen Uebeln half ich ab, abei
weit mehr blieben übrig. Nur ein Gott kann
allen abhelfen, sehr viele haben so tief Wurzel
gefast, dass sie nur nach und nach auszurotten
sind. Die Dazwischenkunft unglücklicher Er¬
eignisse vereitelte öfters die besten Voisätze.
Krieg, Viehseuche, unseelige Prozesse von
Innen und Aussen, diese wahre Land- und
Menschenplagen, musten mich und meine
werthen Herrn Amtsgehülfen öfters muthlos
machen. Doch aber — dank der ewigen
Vorsicht, die noch immer väterlich über uns
wacht — wir sind noch das, was jetzt viele
Bewohner Deutschlands nicht rühmen können,
und ganz unversehrt; wir wurden weit mehr
als 100 Mal militairisch requirirt, mit allge¬
meiner und personeller Execution sehr oft
bedroht, und doch blieben wir standhaft, ent¬
schlossen, nichts über unsere Kräfte zu ver¬
wiegen. Durch strenge Ordnung und zweck¬
mässige Sparsamkeit, dieser eigentlichen Mutter
einer guten Hausshaltung wurden wir in Stand
gesetzt, alle jene zahl- und nahmenlose Be¬
dürfnisse ohne weitere fremde Ilülfsmittel zu
befriedigen; diese nie genug zu empfehlende
Regul einer guten Oeconomie, der n ich mein
häussliches Glück zu verdanken habe, käme
mir auch bei der Verwaltung der Staats-
Hausshaltung treflich zu Statten. Das alte,
aber richtige Sprichwort, mit Wiel hält man
88
ITauss und mit wenig kommt man aus, be¬
stätigte sieb auch da. Nie brauchte ich den
Stadtkassenschlüssel, der in meine Verwahrung
gehörte, zu mir zu nehmen; es war nie ein
Vorrath da und doch ist alles laufende und
nothwendige bezahlt; nicht eine Zinszahlung
ist im Rückstand. Und so lege ich nun dieses
mir anvertraute Amt in dero Hände nieder
mit der gewissenhaften Versicherung, es nie
missbraucht und eben so wenig zum Besten
unserer Vaterstadt wissentlich vernachlässigt
zu haben. Ich trete ab mit einem guten Ge¬
wissen und einer Seelenruhe, deren sich nur
der redliche Sterbliche freuen kann. Fahren
Sie nun in herkömmlicher Ordnung in dem
Wahlgeschäfte fort. Sehen Sie durchaus ohne
alle Rück- und Nebenabsicht auf Männer,
von deren Bieder- und Redlichkeit Sie über¬
zeugt sind, und so wird auch Ihnen jenes
tägliche Wohlleben eines guten Gewissens zu
Theil werden, womit ich mich dero fernerem
Wohlwollen gehorsamst empfehle.
©ie banfbare Sürgerfdjaft erfannte SöantlinS
23erbicnftc burdj 2Biebertoa§I jum 5lmt«bürger*
meifler an.
9lm 13. 3fuli §ielt er im großen Sftat als folcfycr
eine SRebe, bie bon tiefem SkrftanbniS ber Söebürf^
niffe eines grofjen unb eines Fletnen ©taatStoefenS,
bon einem unbefangenen, burdj feinen falfdjen 9te*
pubtifaniSmuS boreingenommenen ©tnn geigt, ber
offen bie Vorteile ber 2Ronardjie für größere ©taaten
anerfennt.
$>ic SRebc lautete alfo :
Wohlgebohrne , hochedelgebohrne , hoch¬
gelehrte, hochedelgestrenge, hoch und wohl¬
weise des kleinern, ehrsame und bescheidene
des grossen Raths!
Welches ist wohl die beste Staats-Ver-
fassung ? Diese grosse Frage war schon vor
Jahrtausenden ein Gegenstand der Gelehrten,
nie konnten sie einig werden und bis auf diese
Stunde ist sie noch nicht befriedigend gelöst
worden.
Dieser schon so lange geführte Federnkrieg
artete in dem letzten Jahrzehend dieses zu
Ende gehenden Saeculi in einen der verderb¬
lichsten und mörderischen Kämpfe, der sich
fast über ganz Europa nach Asien und Afrika
verbreitete, mit der heftigsten Bitterkeit aus.
Und nun soll mit dem Schwert entschieden
werden, welches die beste Verfassung sein solle!
Sie, meine hochzuverehrenden Herrn wer¬
den von mir kein Urtheil über diese Frage
erwarten; dazu sind meine Einsichten allzu
beschränkt; auch bin ich unter der gelehrten
Gilde nicht zünftig worden. Doch denke ich,
sei einem Laien, dem jetzt gerade das Recht,
reden zu dürfen, vergönnt ist, erlaubt, auch
seine Meinung über diese Frage hören zu
lassen. Dass eine jede Verfassung gut sein
könne, wann sie billige und anpassende Gesetze
hat, wann auf diese mit Genauigkeit geachtet
wird und, wann sie von der Obrigkeit geschützt
und ohne Unterschied in strenge Anordnung
gebracht werden , wann die Anlagen nach
einem gleich- und richtigen Maassstaab regu-
liret und behoben und eben so pflichtmässig
verwendet werden, wenn eines Jeden Eigen¬
thum und Ehre gesichert und ein Jeder seines
Lebens ungestört froh sein kann, dies wird
doch wohl Niemand bezweiflen ; und dass jede
Verfassung heisse sie, wie sie wolle, die dieser
Grundgesetze entbehret, nicht gut sein könne,
eben so wenig.
Jedem Vogel gefällt freilich sein Nest;
wahrscheinlich bin ich auch von diesem Vor-
urtheil eingenommen. Indessen ist es doch
stets richtig, dass ein Kleid, von welchem
Stoff und so gut es auch immer gemacht ist,
nicht für schön und nützlich gehalten wird,
wann es dem Cörper, den es kleiden soll, nicht
anpasset.
Ich gebe zu, dass die monarchische Ver¬
fassung für ganze Länder und Reiche die
vorzüglichere sein könne. Für unsere be¬
schränkte Republiquette würde sie aber gar
nicht taugen, überhaupt bei Reich-Stätten mit
kleinem Bezirk. Reichstättische Verfassungen
kenne ich nur dreierlei: eine aristokratisch
beschränkte, eine aristokratisch unbeschränkte
und eine democratische. In der einen regieren
Patricier, das heisst: einige besondere adeliche
Familien haben das ausschliessende Recht die
erste Obrikeitliche Aemter einzunehmen; ob
sie die dazu nothwendige Eigenschaften haben
oder nicht, darf der Bürger nicht fragen.
In der andern werden zwar die Rath-
Stellen an die vorzüglicheren Bürger vergeben,
hingegen wählt ein Mitglied das andere auf
lebenslang, in beiden ist der Nepotismus zu
Hause.
Die Dritte ist die democratische ; diese
erhielt sich nach manchen Stürmen und Zwisten
in unserer Reichs-Statt noch bis auf diese
Stunde, vor allen andern des teutschen Reichs.
Diese scheint mir für unsern Cörper am Besten
zu passen. Sie ist die älteste, aber auch die
natürlichste. Hier trifft man ächte Gleich-
und Freiheit an, hier darf sich der Bürger
seine Obrigkeit selbst waehlen; er darf sie
veraendern, übergehen, pro- und removiren.
Wie kann es möglich sein, dass der Bürger
auf lange Zeit übel berathen werde? Wird
er sich nicht, sobald er es für nothwendig
erachtet, seines Rechts, woran ihn niemand
hindern kann, bedienen? Freilich wird öfters
nichts besser gemacht, auch hat man sich in
seiner Wahl schon geirret. Dieses Uebel ist
aber nur vorübergehend und nach einem Jahr
ist wieder Herbst. Ich will zugeben, dass
59
unsere Einkünfte unter einer andern Verfas¬
sung ergiebiger sein könnten, auch würden
wir vielleicht in noch andern Rücksichten
weiter vorgerückt sein. Aber was würde uns
all dieses nützen, wann wir 1 Dutzend Fami¬
lien mit allem Noth wendigen fournieren und
besolden, wann wir alles von gnädig- und
strengen Herrn erbitten müssten, wann uns
eine oder zwei Personen mehr kosten würde,
als das ganze Magistrats-Personal jetzt kostet.
Die meiste unserer Reichsstädtischen Mit¬
schwestern geben uns redende Beweise davon.
In Conformitaet dieser für uns so glück¬
lichen Verfassung ist nun auch der heutig
jährliche Schwör- und Wahltag wider heran
gerückt, an welchem in Gemässheit unserer
besizenden Allerhöchsten kaiserlichen Wahl-
Privilegien, am letztverwichenen Mittwoch im
Angesicht und Mittwirkung klein- und grösseren
Räthe das durch ein wohllöbliches Collegium
der Herrn Fünfer aufgestelte Collegium der
Herrn Siebneren das von demselben neu er¬
wählte Stadtregiment nach vorher gegangenen
Formalitaeten eröffnen und bekannt machen
wird, aus welchen sodann ein regierender
Bürgermeister erwählet und wann derselbe
beeidigt, ihm von gesammter Bürgerschaft
Treu’ und Gehorsam gelobet werden soll.
Möchte es doch der Vorsehung gefallen
haben, unserm Staate solche Männer gegeben
zu haben, die frei von Ungerechtichkeit, Eigen¬
nutz und Parthei-Sucht stets das wahre In¬
teresse unserer Vatterstadt vor Augen haben
möchten*, möchte es Ihnen und mir Vorbehalten
sein, mit vereinigten Kräften jene so glücklich
als nothwendige Eintracht zu unterhalten, ohne
welche nie etwas Edles zu Stand gebracht
werden kann} ja möchte es uns gelingen, dass
auch in diesem Jahr an dem Flor unserer
Kirche und Schulen fortgearbeitet und dadurch
Religion, Sitten und schöne Künste zur Ehre
Gottes und unserm Nutzen möchte auf uns
und unsere Nachkommen verpflanzt werden,
möchten wir alle bald den so sehnlich er¬
wünschten Frieden erleben, um die Früchte
unseres Fleisses und Arbeit im Schoss der
Uns’rigen gemessen zu können.“
Salb foütc 93 a ntlin ftch um feine 93aterftabt
ein grofje« 93erbienfi erwerben. SDurdh bie bon ben
^ranjofen gan$ <Sd)waben auferlegten Kontributionen
war audj ffteuttingen hart in 2Jtitleibenfcf>aft gezogen
worben.
Um eine Krma§igung $u erlangen, fanbte bie
©tabt ben 2tmt«bürgermeifter 93antUn unb ben
©pnbifu« mit folgenbem $a§ in ba« Hauptquartier
nach üttündjen:
Nous Bourgemaitres et Magistrats de la
Ville libre Imperiale de Reuttlingen certifions
par cette lettre patente, que nous avons Charge
Georg David Bantlin, notre Bourguemaitre et
Christoffe Jaque Ensslin, notre Conseilleur,
de se rendre pour des affaire publiques dans
le Quartier general de 1’ Armee frangaise du
Rhin en consequence nous invitons toutes les
addresses militaires et civiles de la dite Armee
de les laisser passer libr.ment et de leur preter
assistance pour pouvoir continuer leur route.
Reutlingen, le 15. Juillet en 1800.
Bourguemaitres et Magistrat
de la ville libre Imperiale
de Reutlingen.
„Vu pour le gh de Don Richepance le chef
d’etat major de la Don L. Mathie“ lautete ba«
93ifum be« 9ßaffe« •
2)ie 2tbgefanbten fanben bei 2ttoreau geneigte«
©ehßr. 2Iuf ihre Söittfc^rift bont 21. 3>uli antwortete
berfelbe am 24. ^uli bem üttagiftrat, ba§ er ityr
©efuef) in Krwagung jicljen, fl$ bie ©ofumente
borlcgen taffen unb bann antworten werbe.
$en glücken Kcfotg teilten bie 2t6gefanbten
fofort ber (Stabt mit. Söcnigften« johlte 23ürger*
meifter $ lei flauer einem Kppreffen in fKequi*
fition«angelcgenpeiten 1 ©ulben 14 $rcu$er.
(Sortierung folgt.)
5ic C<anbcnf.cv0ifd)c Sdjöe 1538-40 »mb tf>« 3oC«teu.
©nu Dr. J0tlo Icihutö in Stuttgart.
(@$tu&.)
Vergeben« wieberpolten (S^riftop^ö 23röber auf
ben Xagen bom 27. ÜJuni 1541 unb 6. $ebr.
1542 i^re 33itte. ®aö eine ÜJial waren bie 93oten
ungleich inftruiert, ba« anbere ffltal fehlten bie 93iirgen
in ber öerfammlung. 211« biefe bann auf befonbere
Sabung feiten« 3ürid)« am 20. SJtarj bie Tagung
befugten, befdjloflen bie Kibgenoffen f<$lie§lii$, baß
bie Parteien75) einanber bor 23ürgertneifler unb 9iat
ber (Stabt 3üridj> berechtigen fofltcn, unb $war, bamit
Kottweil h^bon u°d) *n Äonntni« 8cfett tbcvbcn
™) SluffaHenb ift, bafe nid)t 3ürich, welche« jene 53c-
fchlagnahme bottjog, at§ Partei erf^eint, fonbern bie
Jürgen. —
fönnte, nid)t bov bem näcbften £ag, Welcher am 17
2tpril ftattfanb. £)a& nicht fdjon auf biefem, fonbern
erft am 15. 2flai, Zürich mit ber Slnfefcung eine«
Jtccht«tag« beauftragt würbe, f^eint in bem 2luö*
bleiben Sftottweil« feinen ©runb gehabt ju hoben.
Ucbrigenö gefdjah ba« trofj eine« bon Khrifloph
Sanbenberg eingelaufenen ©djreiben«, worin er bie
Kib genoffen berfl^erte, baß feine 93rübcr an ber
^ehbe ganjtidh unfd)utbig feien. @o würbe benn
ber Sennin cnblidh auf ben 19. 3uni anberaumt,
ob er aber ftattfanb, bafür fdheinen Weniflftenö in
ben eibgenöffifchen 2lbfchicben feinerlei 2lnhalt«punlte
borjuliegen.
60
2Bte uns bie (Spronif70) in Uebcr*
einftimmung mit beut Vabener 2lbfd)icb oom 12.
5tpril 1546 77) Tagt, mären eS fdjliefjlicp bie 9tott-
meilcr felbfi, meldjc ben ipnen aus berSanbenberg’fdjen
$cpbe ermadjfenen ©cpaben ju tragen Ratten. 51m
28. 2Jiärj 1541 Ratten fxe ju Vaben ben Vöunfd)
geäußert, bafj ipnen bie (Sibgcttoffen für iprcn —
nod) unbeftimmtcn — 9tcd)tStag einige „Veiftanber"
aus iprer ÜDtitte bejeidjncn möchten, unb fte Ratten
gar oon einem ©erüdjt ju mclben gemufft, baff
Sanbenberg aufs fdcue rüfte. 2lber ju iprem Unglüd
liefen fte fid> — fo fcpeint eS — burd) bie befonberen
©treitigfeiten jmifd)en Ulrid) unb 2BoIf einerfcitS
unb dtubolf unb Hermann anbcrerfcitS oon ber fonfe**
quentcn Verfolgung iprer verbürgten 3tnfprüd)e ab*
gieren, unb mit ber 3£it fd)manb bie 2luSfid)t auf
Beilegung nitpt uur jenes inncrlanbenbergifd)en,
fonbern aud) beS Sanbenberg * dtottmeil’fcpen £mitbelS.
S)aS jcigt aud) ber Vöortlaut ber ben dtottmeit’fdmn
Voten jum Vabener Sag oom 27. $uni („Vtontag
nad) 3op. Vapt.") 1547 gegebenen ^nftruftton,78)
moitad) biefe anläfjlicp eines oon ^ermann unb
dtubolf o. Sanbenberg eittgefommenen ©djreibenS
betreffenb bie Soften ber gepbe eS ben (Sibgenoffen
anpeimfteden füllten, ob mit ben Sanbcnbergifdjen
baS dteept ju gcbraud)en ober ber Äompromijj fallen
ju laffeit fei.
S)cn einzigen ober bod) jebcnfadS ben £>aupts
grunb, marum eS ju feiner (Sntfdjeibung fcitenS ber
fünf ©d)icbSridjter fam, müffen mir in ber
Steigerung beS ^>erjogS non Stürttemberg , feinen
©prud) abjugeben , erblicfen. dtaepbem triefet nur
ber ^PfaX^graf unb Stottmeil, fonbern aud) Sattben*
berg felbft ipn um feine Viitmirfuug erfuept Ratten,
erlief Honig ^erbinanb i. $. 1543 an ipn ben
Vefepl, fiefe mit bem SluSfprucpe ju belaben.79)
©leidpmopl füllte fid) Ulrid), mie cS fcpeint, aud)
pieburd) niept bemogen, ju tpun, maS er triefet mod)tc,
unb auf ber anbern ©eite lag opttc 3fteifcl in ber ju*
tiepntenben Verfipulbung 80) ber Sanbenberg’fdjett ©üter
ein Jpauptgrunb für fftottmeil, ben Verfolg ber ©aefee
erlaljmen ju taffen.
(Spriftopp oon Sanbcnbcrg patte auf jene reid)S*
fammcrgeridjtlicpe Sabung oom 24. 5lug. 1540,
ftatt felbft ju erfefecinen , nur ein dled)tfertigungS**
fefereifecn gefanbt.81) ©epon burd) biefeS SluSbleibcn
7B) III, ©. 301.
77) Jpiettacp ftanb bautalS ber ipanbel fo, „mie er ber=
anlafjt morben".
7S) Slrmbrufterbud) f. 107, v.
79) ©attler a. a. D. ©. 140.
80) SieS fcpeint aud) bie llrfacpe für baS ©epeitern
beS boit ©priftopp 0. Vanbettberg auSgegangenen Ver*
fucpS einer Veumapl beS ©d)iebSgerid)teS gemefen §u
fein, melier in einem tont 9. ©ept. 1542 batierten
©epreiben fRottmeüS an benfelben (©tabtard). 9tottm.,
„Sitten unb Sifferenjen jmif d)en 9t. unb ©djrantberg",
9tr. 156) junt SluSbrud tommt. §ienad) erttärte fidj bie
©tabt bereit, auf ben Vorfcplag SaitbenbergS einsu«
gepen, baff ©raf griebriep o. §eitigenberg unb bie ©tabt
©trafjburg als „Obmänner" ipre 3'^ifto feptidpteteu.
81) SBeplar'fdje Veiträge a. a. O.
patte er nad) betn SSortlaut ber Vorlabung bie 2lcpt
bermirft unb er fdjeint audp fetneSmcgS bie ©efapr
berfannt ju pabeit; benn mir befipen ein unter bem
9. Oft. 1540 an ben Vif<feof bon Äonfianj gericfeteteS
©djrciben,82) in meinem er ftefe aufs @rünblid)fte
megen ber begangenen ^einbfeligfeiten entfdjulbigt.
Unb mar eS aud) ridjtig, ba§, mie Sanbcnberg bort
anfüprt, auf bie ©efangennepmung feines VaterS pin
bie fgl. dtegietungen ju ^nnSbrud unb ©nfiSpeim
bergeblid) um Jpilfe angegangen mürben,83) fo patte
bod) biefer leptere burd) ben injmifcpen gefdploffenen
Oie^cnpofener Vertrag ftd) bie ©enugtpuung für
folcfee ©tpäbigungen berf (pafft. OieS fonnte alfo jur
(Sntlaftung ßpriftoppS nidjtS Beibringen, um fo
meniger, als aud) feine jmei Vrüber jenen Vcr*
gleid) angenommen patten, dtur baS eine Bleibt
unberfiänblid), mie baS 9teid)Sfammergerid)t trop
ber furj nad) bem SabungStermin erneuerten Spat*
lidjfeiten fo lange auf bie enblidje SltptSerflarung
märten laffen fonnte.84)
OaS Urteil mar gered)t, aber folgen patte eS
niefet 85) : nod) lange nadpper finben mir Sanbenberg
rupig in feinen ^errfepaften mopnenb,86) ja er magte
eS fogar, bemaffnet in ben Spurgau einjubringen
unb ben bortigen Veamten ©ipredfen einjujagen, fo
ba§ auf bem Sag oom 12. ©ept. 1541 an 3itricp
unb ©d)affpaufen ber Vefepl erging, ipn im Ve*
tretungSfade ju ergreifen. S)aS Sldermerfmürbigfic
freilitp ift, ba§ er, ber ©eäcptete, im ^^pre 1543
in beS ÄaiferS Oienfte treten fonnte, als bcrfelbe in
ben dtiebcrlanben Ärieg füprte.87) @r feprte bann
mieber auf feine §crrfd)aften jurütf, Ocrfdpulbetc
fid) aber immer mepr unb fiarb enblicp an einer lang**
miertgen unb ftpmerjlicpen ^ranfpeit im 3>apr 1546
ju ©tpramberg, — ein „tirannifdper, übelfd)merenber,
poeptragenber, gotlofer" fdtann, fagt oon ipm bie
3immerifcpc (Spronif.88)
SBaprenb nod) bis ju SanbenBergS Sobe oor
bem 9teid)$fammergcrid)t Verpanblungcn megen Sluf*
pebuitg ber über ipn auSgefprocpcnen 5ld)t gefefemebt
patten,89) mürbe jept oon feinen Vrübern unb (Srben
82) Slnnbrufterbud) f. 81 ff.
83) Vgl. 3imm- Qfproni! 111, ©. 281.
84j Sen geringen Stupen ber DteicpSinftitute belunbet
bie 3imnt. Spronif (III, ©. 279), nad) meliperSaitbenberg
fid) f. 3- fln bie Sibgenoffen manbte, als „fein 9ted)tS
©rpieten im 3ieicp ine nit fürtragen ober pelfeit molt".
85) Von einem (Sinfdpreiten beS „§auptmannS" beS
VejirlS, mie eS bie SanbfriebenSorbnuitg Oom 2fapr
1521 üorgefepen palte, mar nantentlid) gar leine 97ebe.
86) j. V. am 27. Suni 1541 (f. Slbfcpiebe Vb. IV,
1, d ©. 36) unb bann am 12. Slpril 1546 (f. ebenba
@. 599).
87) Henne, Histoire du regne de Charles-Quint en
Belgique VIII (1859), p. 133. 173. 203.
88) III, ©. 302.
89) ©o nad) 9Judgaber a. a. O. ©. 208. — (SS ift
mir niefet befannt gemorben, mer bie Slufpebung beau*
tragt patte. Von 9Jottmeil bürfen mir bieS trop feiner
bieSbejiiglicpen Verpflicptuug na<p bem Vertrag Oom 29.
ScoO. 1540 in Slnbetracpt feiner ängftlicpen Vcmüpungen
um ©idjerftcdung auf beit eibgenöffifefeen Sagen ber
^Japre 1541 unb 1542 niefet annepmen, unb bie (Sibge*
noffen patten ja lauge Oor ber SlcptSertlärung ein ©efuep
Dubolf unb ^ermann bte verfä)ulbcte §errfcf)aft
©chramberg nebft anberen ©ütern Von ihm mit ben
borauffte^enben ©d)utben unb Bhtfen um .1000
©ulben an Docpud 9Jterz von ©taffelfelben ver*
fauft.90) Samit rnaren benn aud) bie lebten Hoff¬
nungen ber Dottweiler auf (SntfcJjabigung für ifyre
©erlufte begraben. Aber man mu§ fiep munbern,
baf$ fle nicht angeft^t« fotc^er ©rfaprungen fiep mit
bem neuen iöeftjjer aldbalb förmlich über bie auf
beit ©djramberger f^orft bezügliche ^3ürfcf)gere<^tig?eit
verglichen. ©ic fanben, fo fepeint ed, ©efallenbaran,
bie Äraft ihrer alten Privilegien auf bie fßrobe ju
ficHen. 3t®ar hüteten fte fiep noch vor einem Äonflift
mit jenem Docpud 9Jterz, aber nad) beffen Sobc
tbaten ficb feine V3itwe unb bie Dottweiler, mie bie
Bimmerifdje ($^roni£ fagt, „aflerpanbt ©ingriffe",
unb in ben 60er fahren bed ^aprpunbertd ent*
fd)loffen ftd) gar ber Dat unb bie ©emeinbe ju
einer bemonftrativen 3>agb unter Aufgebot von 500
^Bürgern, tvelcbe freilid) nur jum gang von jmei
jpafen führte unb vorerjl feine tveiteren golgen hatte.
Allein von einer audgiebigen Verwertung bed $agb=
red)td in ben ftreitigen Sejirfen fc^eint fpäterpin
nicht mehr bie Debe §u fein.
inwieweit bad Urteil ber Bimtnerifcpen ©pronif,91)
baß bie Dotiweiler in golge ber Sanbenbergifcpen
gepbe „bei männiglicp ihre alte Deputation unb
um Abfiedung bed «ßrojeffeS für ihrer unWürbtg er-
flärt. ©o legt fiep bie Vermutung nahe, baß ber
ßaifer felbft ed mar, ber — vielleicht um mit einem
©djein bed Aedptd Von feinen Sienften ©ebraud) machen
ju fönnen — bie Söieberperfiellung bed ©belmannd ind
SBerf feßen lief}. Saß jebenfaltd bad ©onberintereffe
bed §aufe§ Oefterreid) piefür mäd)tig genug mar, geigt
aufd beutlichfte bie — in Anbetracht feine? fonftigen
Verhaltend freilid) unverftänblid)e — - SJtitteilung $önig
gerbinanbd auf ben Sag Vom 23. Aug. 1540, baff er
ben ©ib genoffen leine §ilfe fd)ulbig zu fein glaube,
ba ber Sanbenberger lein „gürft noch gewaltiger §err",
fottbern ein „geborener ©ibgenoffe" fei (f. Abfcpiebe IV,
I, c. ©. 1241). , r w
9U) Biutm. ©prou. UI, ©. 303. ©d ift nad) allein
Vorhergegangenen nicht unmal)rfd)einlid), baß näd)ft
©briftoppd toller SBirtfdjaft hauptiäcptid) aud) bad eigen¬
nützige Vorgehen Ulrich? unb SBolfd gegen feine Vruber
ben Auin berfelben herbeigeführt hatte.
ai) III, ©. 272.
Achtung verloren" unb bad „in viel Botten“ nicht
verwtnbeit fonnten, maßgebenb fein fann, ift feine
fo ganz leicht ju beantmortenbe grage. Aber ed
wäre gewiß nicht? weniger ald unberftänbtid), wenn
ihnen ihre oben gefennjeid)nete fcpwanfenbe fßolitif
nach unb nach bad allgemeine Dtißtrauen ihrer
Dachbarn eingetragen hätte, unb man ift in ber
Spat vcrfud)t, in biefer naturgemäß häufig hinter*
liftig unb eigennützig erfd)etnenben SoppclfteUung
ald ©ibgenoffen unb ald Deicpdfianb benjenigen Um-
ftanb ju erbliden, welcher — nächft bem aUge*
meinen ©ouVeränitätdgelüfte — ben thatfäd)li<hen,
noch bid ind 18. Baprpunbert fortbauernben 2Biber*
wißen92) gegen ihre ©erichtdpopeit pauptfäcplidj ^er=
vorrief.
ilöeun wir alfo an einer fehleren unb lange
nachtvirfeitben politifc^en ©inbuße ber Deicpdftabt im
Bufammenhang mit biefen Streitigkeiten faum jweifeln
bürfen unb bie ^auptfcpulb an ber f<htießli<hen Aud*
behnung ber legieren unbebenfltcp Dottweil felbft ju*
teilen fönnen, fo ift bo<h auf ber anbern ©eite ber
©ebanfe nicht abjuweifen, baß bie bamaligc burd)
bie fortgefept proteftantenfeinblichen Deicpdfammer*
gerieptd * ©ntfepeibungen perborgerufene ©pannung
unter ben Äonfefftonen, welche ber $aifer bei ber
brohenben Sürfengefapr im .gapr 1541 nur kurep
bad zeitweilige Bugejtänbnid proteftantifcher Seifiger
milbern ju fönnen glaubte,98) ein thatbereited ©in*
verftänbnid wenigfiend ein$elncrproteftantif<hen©tänbe
mit Dottweild geinben fchuf, unb gewiß mar ed
nur bie allgemeine Unficperpeit ber Verpältniffe,
welche ed fowof)l bem protcftantifchen 0traßburg,
ald ber fatholifchen ©falj ratfam erfcheinen ließ,
bie enbliche Beilegung bed fc^on fo grünblich audge*
fofteten £anbcld, fo viel an ihnen lag, ju bewirten.
92) Vgl. Aucfgaber a. a. 0. II, 1, <3. 100. — Sie
Bugehörigfeit Aottmeild zur ©ibgenoffenfepaft beftanb
noch im §al)re 1798 zu Aed)t, ba bie ©tabt anläßlich
bed Äaftatter S^ongreffed fid) in einem bepufd ©r-
Wirlung befonberer gürfprad)e bei Aapoleon an ben
Üürd)erifd)en ©efanbten gerichteten Schreiben (f. Ab-
f cfjiebe Vb. 8, ©. 296) auf bie ©mpfel)lungdpatente be¬
rief, meld)e ihr bie ©ibgenoffenfdjaft in ben fahren
1632, 1688, 1704 unb noch 1794 granfreid) gegenüber
erteilt hatte.
93) Vgl. ©tälin, 2Sirt. ©efd). IV, ©. 417.
Jte gieufCntget ^atxiikx- unb pürgetgef^fe^fer.
Bon QHißücuir Stliün in Stuttgart.
(gortfeßung).
Außer biefen 2 gamilien fommen noch in 2öürt=
temberg vor:
1) Sie fteiermärfifchen Sich teuft ein. Söappen:
2 ober 4 golbenc ©chrägbalfen im fchmarjen gelbe.
Agned, bie Sochter Ad)aj’d II v. 2id)tenftein
ju Dteran (f um 1516) unb ber Anna v. Sraun
(f 1514), heiratete I. 1538 Ambrod $errn v.
©tubenberg, II. ©hriftoph bon Srautmannd-
borf, III. laut Heiratsbrief vom 16. gebr. 1558
Jpand S u eil a <h er , ©ruber ©ifd)of Dtartind v.
lener Deuftabt. 1564 lebten beibe ©atten zu
Bngwciler in ber Dähe von ©traßburg. 2G) Am
2. Sec. 1566 ftarb zu ®§tiagen Agned ald
VBitwc.27) ©abelfover melbet: Agned Sulatherin,
vidua, hat güter zu Esslingen, Nürnberg und
inn der Steyermark, instituit heredes nepotes
suos ex fratre (^perr Otto, ber 5 $inbcr hatte) et
sorore (Anna ©treinin, mater duorum libe-
20) Seop. V. Ve dh-SBibmanftetter, ©tubien an
ben ©rabftätten, alter ©efd)led)ter. Verlin 1877/78.
(Separatabbr. aud b. Vierteljahrdfdjr. bed §erolb).
27) ©rufiud, lib. Xll partis III, ©. 728.
62
rorum) consanguineis. 3>Pr ©niber Otto (f ÜJiat
1564) fiubierte in Tübingen, ebcnfo fein unb feiner
©attin ©enigna b. SidptenfWn ju Ricol«burg (f
6. ©ept. 1579 in ©rap) 2 ©öpne: ©erwarb (f
11. ßjuli 1594) unb©igmunb (f '26.2lpr. 1614). 28)
II. Oie fränfifepen Si cp tenftein. (Sappen:
ein bon ©ilber unb Otot auf feber ©eite burc^ 3
fleine ©pipen gewerteter lebiger ©d)i(b.) ©abel*
fober berichtet: circa vel ante 1429 Ebald von
Lichtenstein heuratet Jungfrau Walpurgen
von Wenk heim aus dem Frauenzimmer der
Gräfin Elisabeth, Eberhards des milden Wittwe,
die ihr 400 fl. verspricht. (O. o. 2llberti, ©. 456).
577. Sib, Sieb.* 2ltn 10. Sfcbr. 1498 wirb
erwähnt ber Siben £au« ju Reutlingen pinter
unfer gäauenfapede (Ä.*2l.). ^acob Sieb, war
©ürgermeifter in Tübingen unb lebte bann in bem
9Rard)tpaler £>of ju Reutlingen. Oie 9. Rob.
1622 in Tübingen mit feinem ©opn ßjacob, Pr0_
curator stipendi in Tübingen bennüplte 2lgnc«
Äönig heiratete in 2ter ©pe ©afpar Sitj, Äönig«*
bronner Pfleger in Reutlingen. 3acob« ©opn i^acob
würbe Riepger in Reutlingen unb heiratete 17. 2luguft
1651 baf. Urfula $ afjn aep t, feine um 1658 ge*
borne £odpter 2lgne« 6. ^uni 1677 ßfopann 3>ac0&
£o<ptermann, ©ebaftian« ©opn. Oie Radp*
fommen be« ©rocurator« $acob Sieb paben 2ltt*
reept am ©ocerftipenbium.
5 7 8. Sieber. 2lm 3. ^uli 1388 tpun ©enp
©runwiler, £>cinridp ber 3ie9^et uwb 2l6erli Sieber,
alle 3 ©iirger ju Reutlingen funb, baf$ fie ju einem
fteten ©rblepen bon ben armen, felbfted)cn Seuten
ju Reutlingen lVs borgen ©aumgarten, gelegen
an einem ©tiief in „Serinboi" um 14 ©eptding
fteter, ewiger unb jä^rlic^er ©iilt beftanben paben
(21. *21.). 2lm 12. 3>an. 1396 wirb 2lbcrli« Sieber«
Sicfe bei ,,©tainin«adern" erwähnt (2l.*2l.). 3»m
Januar 1552 war Onuppriu« Sieber, Ricpter ju
Reutlingen (©apler I, 533).
579. Siemberger (Simbcrg er*). 2lm
14. Oct. 1409 wirb erwähnt ©berli Siemberger«
©aumgarten ju Reutlingen auf betn ©tainiberg
(&.*2l.), 30. 2lpr. 1409 Senb erger« be« ©dpmicb«
Siefe ju Reutlingen in Ow*Sicfc (2l.*2l.), unb
am 26. Oec. 1415 ©6crli Sienbcrgcr’« ^au«
ju Reutlingen in ber Rtarftgaffe (©t.*2I.). £rop
ber berfdpiebenen ©dpreibarten panbelt eS wopl
immer um bie gleiche gamilie. Oie SittWe S ie u*
b erg er in gab 1409 bem Älofter Rfarcptpal 1 ©dpil*
ling 3‘nö auf ©t. Rlartini bon iprent £>aufe in
ber Riarftgaffe (©t.*2l.). Sienbergerber ©dpmieb
gab 1409 bem gleichen Älofter 10 ©dpiding bon
feinem $aufe auf ©corgii (©t.*2l.).
580. Sieppart. (S ie b p a r b t *). 2!m
30. 9Jiai 1401 beftanb 2lberli Rief f inger, ©ürger
ju Reutlingen ju rechtem, ftetem ©rblepen bon ^pan«
Sie paarten, ©iirger ju Reutlingen baf. ©aunt*
S8) %i ). ©Ije. ®ie Unib. Tübingen unb ©tubenten
au& Ärain. 1877.
gatten (V2 Riorgen) intnber ober mepr gelegen in
bem großen Sinbadp um 5 ©Riding geller fteter,
ewiger, faprticp auf ©t. Riartini fälliger ©ült
(©t.*2l.). 21 m 6. Riärj 1417 traten bie Ritter
ber ©tabt Reutlingen funb, baf$ bor ©eriept er*
fdpienen fei2lbelpaib Si e pp art i n , £>an« ß i e p p ar t «
jelig Sitwe unb gab mit Sidcn ipre« ©opne«
©teppan ©t. ©eter unb ben ^eiligen um ©otte«,
ipre« unb iprer ©orbetn ©eelenpeil«widen 1 3>tni
ewiger Seingütt, ade ißja^re im ^terbft, fo man
ben Sein ju Reutlingen liefet, au« i^ren Sein*
garten, ben man nennt ben „©tafyedin", ben jefct
Äun ©op baut unb au« bem ipt 4/ 3 jur Sanb*
garbc gcl)t, gelegen ju Reutlingen an ber ^egwiefe
(21. *21.). 2lm 25. 2tug. 1421 erwähnt Äun ©0 p,
©iirger ju Reutlingen, ben Seingarten, ben er bon
ber Sieppartin gefauft pat, gelegen ju Reutlingen
an ber untern ^cgwiefe (21. *21 ). Racp einer Urfunbe
bom 25. 2tpril 1427 fodte man (al« eine ewige
©penbe) 1 ©funb Jpcder fteter, japrlidpcr ©ult ade
3apre ju ©t. ©eorgii au« einer ©rotbanf unter
ber ©rotlaube ju Reutlingen berwenben, um ©rot
ju faufen ju einer ©penbe armen Seuten ju Reut*
fingen ©ott ju Sobe unb „burdp ^an« Siepparp«
felig unb 2tbelpeib, feiner epetidpen Sirtin
unb iprer©orbcrnunb Racpfommen©eet*
peil« Willen (24*21.).
5 8 1. Sinber*. Sappen: 29. Oct. 1526:
ein 2lft mit einem Sinbenblatt. 21m 13. ©ept. 1379
wirb be« Sinber« £au« in ber „nuwen ©tabt"
erwapnt (Ä.=2l.), unb am 9. $c&r* 1383 Oietridp
Sinber« ^)au« (2l.*2l.), 1409 £an« S i nb er, ber
bem Äloftcr dJtarcptpal japrlid) 8 £)eder 3inö
feinem £>aufe gab (©t.*R.), cnblicp 10. Oct. 1410
2lberli Sinber« Jg)au« ju Reutlingen in ber ©tabt
beim oberen Opor (&.*2l.). £anö ober Sfopann
Sinber erfdpeint 1. 2Rai 1523 (©apler I, 242),
29. Oct. 1526 (R.*2t), 30. Oct. 1526 (©t.*2l.)
al« ©tabtfipreiber. 9?o^ 12. 0ebr. 1549 wirb
£an« Sinber erwapnt (Ä.=2(.).
582. Sinblin. 2lm 14. üttarj 1655 fiarb
in Reutlingen 60 3apre alt ©almon Sinblin
(Äirdpcnbudp). ©r ift wopl ein ©opn be« ©prifto*
pporu« Sinblinu«, ©tuttgarbianu«, Serner«
©opn, ber 10. $ebr. 1580 2Ragifter in Böbingen
würbe, 11. £rinitati« 1585 in ©tuttgart ©atp.
©alome ©eprabin, Äirdpenbicncr« £odpter bon
Reutlingen peiratctc.29) @r war 1585 — 90 Oiacon
in ©aipingen a. ©., 1590—1598 ©farrer in
©ifftngen, 0.21. Äit^pciin. 30) ©alomon Si nb lin
war Urenfel be« Reformator« 3°Panne« ©eprabin.
5 8 3. Singg, Singgf. 2lm 24. ©ept. 1361
wirb £an« bc« Sing gen ©aumgarten am ^opl*
Weg erwapnt (Ä.=2l.). ©ine Urfunbe bom 7. Oej.
1496 nennt ben Riefferfdptnieb ©onrab Singgf
(©t.*2l.).
5 8 4. Sinfe. 2lm 29. 1378 berfauftc
©b. ber Sinfe ben ©iedpen im ©pital unb ben
armen felbftedpen Seuten ju Reutlingen 5 ©djiding
^eder fteter, ewiger, faprlidp auf ©t. ^op- ©apt.
63
fälliger ©ült aus 2 [DtannSmaBb Wiefcn in ber
©djlatmiefe um 5 Pfunb fetter ($.«2l.). 2lm
25. Ocj. 1444 lag ©lauS 2infen £>auS in ber
jtromergaffe (&.«2l.).
585. gint^ner. 1495 mar ©afoar 2int§*
ner genannt £arbung toon ©fjlhtgen, ber Walf=
mutter fc^on etliche Saprc in [Reutlingen gemefen,
bic Ou<Bcr Baten, i^n auS bem (Solinger Pürgcr*
»erbanbe ju entlaffen. 31) Oer 3Jtefferfd)tnieb ©afpar
ßint^ner, ber 1526 genannt mirb, mar mo§l
[ein ©oBn (Ä.-21.). ttlo<B 12. $ebr. 1549 erlernt
©afpar Sint^ner ($.*2t.).
5 8 6. 2 i ft*. Oie £eimat biefer gatnilie ift
Pfullingen. Pon 21lterS Bcr mibmete fte fid> bem
SägerBeruf unb auf baS eblc Waibmerl beuten
[amtliche Wappen Bin, bie ftd) in ber Sotterfc^cn
©ammlung (©t.*2l.) oorfanben.
ttRidjael S i fl, fjorflmeifler ju Ur ad) führte 1552
folgenbeS Wappen:
©benfo
ttJticBael Sifl,
gorftmeifier
ju 2lltenftaig
führte 1624 fob
genbeS Wappen:
SoB. PB^W 2 ift,
forftnerifdfer #of*
meifter, maS erfdfon
13. fttiarj unb
2. ©eptember 1709
mar, führte 5. üftärj
1711biefeSWappen:
PBilipp Sacoh phy-
sicusjuratus ju Pfullingen führet
enblid) im SaBre 1763 baö nc6en''
fleBenbe Wappen:
SoBann 2 ift, Bürger ju
2auffen, Unterzogt bafelBft 1563,
1564, 22. ©ept. 1571, 1572,
ftebruar unb Suli 1574r 9C*
mefener Untcrbogt bafelbft 1575
führte ein WalbBorn im ©d)ilb,
barGBer bie Pu<Bftaben H. L.
£anS ©eorg £ i ft ju Sauffen
füBrte im <5<Btfb ebenfalls ein f
WalbBorn, auf bem £elm ein ftttann mtt .put,
recBt« toon iBm ein £mnb. SoBann ©eorg 2ift,
mar 1597, 1599 Pogt ju WeljBeim. 9fti<Bael
2 ift SReifterjäger in Pfullingen, Batte eine Ood)ter
2lnna (f 1608), bie 1554 ben ttteutlinger tttot*
1#) ©amntl. aller 2Ragtfterpromotionen (6. 57).
80) Pinber, cit. loco 0. 988 89.
»*) ©apler I, 600.
gerBer S^ftaS ober OfeaS £napp Beiratetc/ 9e&*
1564, ben Pater beS WalbbogtS in Tübingen,
f 15 9 8 . 32) SBre ©djmefier ©enooefa heiratete
1569 £anS (5 if enfrämer, gcB. um 1541 in
©emrigBeim, Pürger in Pfullingen f 16. ttRärj
1591. Sung 2Rid)ael 2 ift, 2lnna’S Prubcr ju
Pfullingen, gcB. 1536, SÖteifterjäger biente 52 SaBre,
alfo feit 1548, f 19. Oct. 1600, Beiratetc 23. 2lpr.
1562 in UracB 2lnna ©pring. 1618 luarbe
»on ber 2anbfcBaft Württemberg auf biefe 2lnna
eine Obligation ä 1000 fl. auSgejlettt. (Peiblatt ju
5ttr. 139 beS ©(Bmä6. PterfurS 1820.) ©eine
9tad)fommcn Baben 2lnrecBt an ber Probbed=©tidel*
©tiftung. ©ein ©oBn ©corg, geh. 6. 9iob. 1574,
mar anfangs OberratSfcribent, mürbe ©eorgii 1608
tttentfammerfefretär. 38) ©r ftarb 9. ©ept. 1625
in ber Pa<Bt na<B 12 U§r unb Battc 22- ^oö-
1603 in ©tuttgart ©ufanne Plejgcr, geb.
16. Suni 1582, geheiratet. Pon feinen ©öBnen
mar ©eorg Philipp 2 ift, geb. 15. ©ept. 1604,
Dr.med., ber geftorben ift 5. Oct. 1635 finberloS als
©tabtphPficuS in ©tuttgart,84) unb ©eorg ftticolauS
2 ift, Hofmaler in ©tuttgart, mie au<B fein ©oBn 3&).
©eorg tttkolauS ftarb 1685 unb Beiratete 23. ©ept.
1639 in ©tuttgart ßunigunbe Preuning. Pon feinen
©SBnen maren ©eorg ©ottlieb (geb. 12. Suli 1640)
unb ©eorg ftriebrid) (geb. 14. Oec. 1652) SRaler in
©tuttgart. Oer mittlere ©oBn SoBann Sacob 2 ift,
geb. 27. ©ept. 1642 in ©tuttgart, mürbe 26. fülärj
1663 Ptagifter in Oiibingen, mar 1667 — 78 Oiacon
in WeinSberg unb 1678—1681 Pfarrer ju©trümpfcl=
Bad) 36). ©r Beiratete 9. fftob. 1667 in Wangen,
0.21. ©annftatt ©atBarina © e b B a r b t , geb. 7 . San.
1648 in #ol}Beim. ©r Batte 3 ©öBne, (OBcopBil
(©ottlieb), ©Briftian unb ©BriftopB griebricB). OBeo*
pB«, geb. 7. 9loo. 1680 in WeinSberg mürbe
9. ©ept. 1700 ttftagifter in Oübingen, mar 1708
bis 1712 Pfarrer in Ober-Sflingcn, 1712—1718
in OornBan, 1718—1733 in ©ärtringen unb ftarb
1733. 37) ©eine Äinber 2ter ©Be Baben 2lnred)t an ber
Parenbüler * ©rünb. * Ritter * ©tiftung. ©r Batte 3
©öBne SoBann ©ottlieb, S^Bann ©Briftian, SoBann
©ottfricb. Ob »on iBm bie Ulmer gamilie 2 ift
ab flammt, ift unbefannt, ebenfo ob ©eorg 2lbam
2 ift, ber 14. Oct. 1755 in tttagenSborf als ©oBn
©ebaftian 2 i fts unb ttttarie geboren ift, ein 9tacB=
fomme beS Hofmalers mar (ber fttame ©eorg
meift barauf B‘u, baS Wappen fpricBt atterbingS
bagegen), ©eorg 2lbam 2ift mar ber ©rojjbater
beS OonbicBtcrS abbe granj Sifjt (geb. 22. Oct.
1811 ju tttaibing bei Oebenburg unb f 31. Suni
1886 ju Paircutp)^ ber d.d. Wien 30. Oct. 1859
33) Siepe Sleutlinger ©efd).'Pb V. 0. 85. Pon
ihr ftammt bie berül)mte Gelehrtenfamilie S n a p p tn
Sßürttemberg.
33) 2)ienerbud) 0. 86, 124.
34) ebenba @. 557.
3R) ebenba©. 211. SSepBermann, neue 9iad)i\ 0. 280.
3B) ©ammlung aller 3Rag.*Prom. ©. 239.
37) ebenba ©. 445.
64
ben ßfterrctdjtfdjen Ritterftanb erhielt, unb Pater
©buarb £ if jt’b, geb. 30. $an. 1817 ju ©t. 9Rarga=
retten am Rtoob bei 33rud an ber Scitpa, Dr. jur. f.
f. ©eneralprocurator beb oberften ©erieptb* unb
©affationbpofb, ber d.d. 2Bien 4. fSJiai 1867 ben
Ritterftanb feineb Reffen übertragen erhielt, 8. gebr.
1879 ju 2Bien ftarb unb RacpEontmen pinterlieff88).
dagegen gehörten fieser jur Sauffencr gamilic
S i ft , bejiepungbmetfe *ur gamilic beb Jpofntalerb,
£>anb ©eorg 8 ift, ber 1603 Rogt in Äirchpeim mar,
unb Rticpael 8 ift, ber ©corgii 1604 gorftmeifter
in Rltenftaig mürbe, ©eorgii 1623 aber refignierte
unb berleibbingt mürbe 39). (Sr ftarb 29. Rtärj
1633. $of)unn ©eorg S i ft aub Pfullingen mar
1639 bib 1650 Pfarrer in «fmljelfhtgen , 1650
bib 1653 in ©euren bei Neuffen, ©r heiratete
38) Prünner, geneat. Tafdfenbudj, 1891, ©. 396 bib
397. Slucp ber ©rünber ber berühmten traueret in
©dpoeepat bet SBien Slnton 3) r e p e r fotl alb 28ürt=
temberger geboren gemefen fein. 3)er Raute 3) r et) er
begegnet in ©önningen. ©b ift eben oft fepmer, faft
unmöglid) bie genauere Jpetmat folcber im Rubtanö ju
Rnfepen gelangter fianbbleute feftjuftellen. 2lub äßfirttem*
berg flammte aud) Perifleb 3). Sofeppub SBcferle, berm.
mit Tperefia © eig er , ber nach ber ÜÄatritel beb römifdP
!athoiifd)en Pfarramtb Rtoor im ©tuplmeiBenfmrger
©omitate folgenbe ßinber hattte: Rleyanber Paitlub,
geb. 5. $>uli 1812, ©uftaöub ^ofefa^uS, geb. 15. gebr.
1815, f 5. 2tug. 1818 unb granjibfa gopanna geb.
6. gebr. 1819. Slteyanber Pautub heiratete 28. £)ct.
1847 eine Rtagparin Rntonte ©cbp (niagpartfdpSchön)
unb mar Rater Don ©anbor (Rlejanber), geb. 15. Rob.
1848, gemef. ungar. Rtinifterbcäfiheni, jeft Prnfibent
beb tönigl. ungar. Rermattnngbgerichtbpofeb unb tRonp
gguaä, geb. 31. 3nli 1850.
39) 3)ienerbucp ©. 469, 364.
19. Rüg. 1639 in Reutlingen ©atparina $ an tt n e r.
©ein ©ohn $faac, 8e&. Rbb. 1644 in Reut«
lingen, mohin bie ©ttern mohl in ber $riegbnot
geflohen maren, mürbe 25. 2lug. 1664 3JI agifter
in Tübingen, mar feit 1672 ©ubbiaconub, fpater
Rrcpibiaconub in Reutlingen unb ftarb 27. Rpril
1713 bafelbft. ©r heiratete I. 2. Rpr. 1673 in
Reutlingen ©hriftiane Saubenberger, II. 22. Rpr.
1709 baf. Rgneb Roftna Rah- 39b) ^inber lter
©he (haben Rnredft an ber 3feS^er& Stiftung) :
1. 3op. ©hriftoph^ berm. 31. üttai 1706 in
Reutlingen mit Rnna Rturia, Tod)ter beb Rotgerbcrb
©hriftof © d) a a l.
2. Johann Philipp, forftnerifdjer ^efmeifter in
Reutlingen, berm. 26. ©ept. 1701 in Reutlingen mit
©berparbine, Tochter $acob Ricolaub 9R e p e rb,
■ftücpendjefb ber bermitmeten Jperjogin b. Söürttem*
berg ju $ird)peim u. T., Pater bon ©prifiine .guftine,
bie 5. ,guli 1724 ben Rpotpefer ^fopanneb © cp m i b t
heiratete (©apler II, 315).
3. Rtarie Regine, berm. 23. $uli 1708 in
Reutlingen mit 3opann $aEob33auer, ©°pn beb
gleichnamigen ©berfpitatpflegerb unb Patcrb beb
Rector 3,op. igacob Sauer in Reutlingen.
4. Rnna ©atharina, berm. 15. iguni 1698 in
Reutlingen mit gofiab Submig Jpettler, geb. um
1671 in Rlpirbbadp, geftorben 1725 alb Pfarrer
in Rellingen.
sy i) ) ©antml. alter Rtag.-Pronr., ©. 239, 252;
über g f a a c fteije ©apter 11, 2c 6, 208, 252, 256.
(gortfepung folgt.)
^feinere 'g&%ttextnn$tn.
9lu§ ben Reutlinger Taufbüd)ent.
§err Profeffor ^artmann hier teilt mir folgenben
©intrag aub bem htefigen Paufbudp mit:
d. 20. Rob. 1 7 6 3.
Dom. XXY. p. Tr. an bem lepten ©onntag
beb alten Äird^enjahreb ift ein ^ub, melcper bet)
feinem ^ubenthum petej Sebi geheimen, praevia
informatione nad) abgelegtem ®tanbcnb=93eEenntnu$
in gegenmart einer fef;r jahlreid)en Perfamntlung in
bem 63jlen feincb alterb getaufet, unb bep
ber pepl. Paufe
©hriftian ©ottlieb Pleib Treu
genennet morben. ©r ift gebopren ju ©rumpad),
einer rpeingräflifd^cn ©tabt, in bem 3roepbrüfifd)en
gelegen, ©ein Patter h‘eB ©empel, unb feine
üJtutter 9löec, metd)e feine ©ttern naep Rrt ber
3uben ^anblung getrieben, unb ©r felber alb ein
3ub ftep fleißig barauf gelegt, auch fo biet ermorben,
ba§ er fiep bon aigenen Rlitteln in bem pieffigen
f^ofpitpal einen tebenbdänglidjen unterpalt berfdjaffte.
En! circumcisus, sexagenarius infans,
Sancto Baptismi flumine tinctus adest.
Hunc librum, tempusq. diem Baptisma decorat
Judaei, quae gens est inimica Deo.
Ut Perez rupit per tot obstacula mundi,
Ad Christum rediens, tractus amore pio.
Quem nunc agnoscit, confessus lumine tactus,
A Christo Domino nobile nomen habet.
Sit cultor Christi verus, sincerus Amicus
Ipse Dei, maneat mente fidelis ei.
Atque Deus sancto perfundat lumine mentem
Illius, adsit ei gratia magna Dei!
(9lub bem Taufbucp piefiger ft'ircpen ber unber=
änberten 9lugbp. ©onf. jugetpanen Reicpbftatt Reuth
lingen SBanb 8.)
§craubgeaebeu bom Reutliitger 2l(tertum§oerein, unter Rebaftion bon Prof. Dr. Söeihemnajcr.
3)rucf bon ©bner & Sieb 9<ad)folger in Dteuttingen. — 25erfanbftelle: ©ugen ©ifenlopr, Reutlingen.
Ueutlinpr
Mitteilungsblatt
bes
Süldjgauep Wtertumsüereins;.
ÜWt\ 5. fUttflittgen, ^ßpiember mtb fflkiobn 1897. YIII. ^aln <v
3«r £ebenßgef<hiä)te »on Sof? SSeijj ; bon s$rof. gmanj 23otteler. — Sie ganttlie Slantlin,
befonberß ©eorg Sabtb 23antlin (gortfefjung); »on Sh. Sc^ön. — Ser griebenßbertrag 9teutlingenß mit
SSürttemberg bort 1389; »on ©ugen ©ebnet ber. — Sie IReutlinger ^5atri§tev= mtb SSürgergefd) led)ter (gort*
feijung); bon St]. ©ä)ön. — kleinere M i 1 1 e i I u n g e n : ©ine Snfdjr'ift bon ber Marienfirdfe ; bon ©b.
Steftie. — - ©in 9tingfunb bon ber fd)mäb. Sllb ; bon ©b. SBeihenmajer.
2Uu* ^efiensijefdjtdjte von
(Sgl. I)ie3U ben fReutl. CHefcf).=S8r. VIII, ©. 16 evtDcüjnten Strtifet in her SHIg. ®eutfc£)cn Söiograpljie. — ©t. 91. = 91eutlinger Sieformatlon?*
aften im SP. 9(rd}iü 51t Stuttgart; 9t. 91, = 9leformatiou§aIten im 9teutlinger ©tabtardjiö ; W. SB. = SOtattpui 93eger, SJtanuftript in fjolio
b. 1649, Stemterbefetiungeu uub 9tect)nunggau§pge entljaltenb).
©rnt Brof. 3franj Duftetet.
3>m mittelalterlichen Reutlingen gab eß eine
Sobocußfapelle (1409 unb 1427 ermähnt). Oer
Sßorname Sobocuß mit feinen 3lbfürjungen Sobft,
3>ofi, *) fcheint aber nic^t gerabe häufig üor!
jufomnten unb bcrfchmtnbet fpäter^in (Einfang beß
1 7. Sahrlfunbertß ?) in unb bor bem neuauffotnmenben
tarnen Sofua, ber fidj übriger.ß auch nicht oft
ftnbet. M. 33eger führt noch ju 1616 „3o§ $ur£en
2B.M (2Bitme) an; 1605 nennt er unter ben „alten
^erren" einen $ofua «Spohloh (ebenfo 1621 ff.).
1637 mar $ofua jutn erftenmal Bürger*
meijter (M.*23.). ©in ©nfel mütterliherfeitß beß
33ürgermeifterß 3Bei§ ber ffteformationßjeit, trägt er
»ieüeicht bem ©rofjoater ju ©hren feinen Vornamen.
(33gl. über ihn Oh* ©h^0/ 3Z. ©efh.s©l- 1895,
©. 55 f.) — Oer 33i'trgermeifter Soff 3ßei§ fhreibt
faft immer Soff, feiten Sobfi. ©onft lieft man in
ben Urfuitben S°fh Sfobft, Soft, einmal auch Souß.
3ioch Mattljäuß 33eger (1649) fchreibt ftetß S°£
2Ö.; fein ©nfel Sohann ©eorg 33. („Uinftänbliche
Relation . . ." 1717) in ben aufgenommenen Ur*
funben richtig So§ (Souß), fonft aber S°fua ober
Soff., maß mohl Slbfürjung bon S°fua fein foU.
’) freilich eine fe^r jmeifelhafte ©ad)e! „Ableitung
Sobftß bon Sobocuß in ben SSörterbüäjern bon Kampe,
Slbelung alß gemeine Meinung aufgeführt; leiderer ber*
fid)ert baneben, Sobft fei mit Soft beffer bon Suftuß
abjuleiten. Sautgef d^id£>tli<^ ift Sobft mitSobocuß nicht
jufammenjubringen ; irgenb eine Sinologie tonnte aber
immerhin beim ©igenttanten heretnfpielen ; baruni ift
bie Slbleüung nicht außgefchloffen, aber unmal)rfcheinlid).
Sonft fomnten in betracht bie beutfehen tarnen mit
Soh, S«h- ^ei ^örftemann: So^ert, Sohho; im über
confraternitatum St. Galli : Suto, Snta, maß mit —
bert |ufamnten ergiebt : SnhPei't, Sohhei't. Somit märe
ber Sabial ertlärt. Sie ©nbung —st alß ßofeform
ift freilich nad) ©tart nicht gemöhnlich- — Ob Soft 5U
Sobft gehört, ift fraglich; Snftuß fheint näher ju liegen.
So| hflbe ich bißher bon Sofua abgeleitet. . . . Jos|ua
tonnte nad] üblichem beutfehen Verfahren auf einen Sie*
ftanbteil getürmt fein. Sie beutfdjen Sot— , Sut — finb
hier außgefd)loffen, ba fie Slffrifate im Slußtaut ergäben:
Joz." sj)?itteilung bon Sohnenberger in Sübingen.
@at)ler führt unter ben 12 Bürgern, bie 1525
unb 1526 in ben großen Rat gehen follen, einen
Soß fung 2Bei§ auf, unb griberich fieht in bem*
felben einen ©ohn beß 33ürgermeifterß. ©h^crlich
mit Recht. Soß jung 2Öei§ mar 33äder unb ©ohn
eineß 33acferß. 1526 gibt auf SRartini 1 ©chtding
auß feiner 33rotbanf 2Bet>§, unb in ber
gleiten Urtunbe mirb ermähnt Soß 2ßh§ iun9r
offenbar ber ©oljn (Mitteilung 5Ch* ‘S'h^nß auß
bem Äirchenpflegarchib). M. 33eger nennt 3>o§
SBhfe 1563 alß lebten unter ben 12 Rittern auf
bem neuen fftatljauß, ber „beim Mehrer fafj“ ober
unter benen, bie „baß Mehrer einnamen" (ju 1562),
b. h- er hatte ^em ^ßfanbfchulthei§ Slnthoni
SDecfer unb bem ©tabtf Treiber 33enebift ©reijinger
in biefem Sohr 33aufoften beß neuen fRathaufeß
ju »errechnen. Srn folgenben Sahr nad^ M.öeger
Sofe 2Bei§ 33 e cf h un*er ^en ßfcr ^>wen „uff ber
Slnbern ©eitten" im Rate, b. h- unter ben 33änfleß*
herren. ©ß gab ohne 3tt>eifel mehrere guutilten
2öei§. Ob unb mie, oon anbern abgefehen (oergl.
griberich, S°fua 2öei^ ©.13 unten), ber Kaplan
Sohanneß (©agier I, 239), ber ©<hulthei§
§anß 3ßei§, ber 1485 ßaifer grieberich III. empfing
(©agier I, 123), ber Sucher ^)anß alt 2öei§,
ber 1552 im Untergericht fa^ (M. 33. unb ©agier I,
©. 533), mit unferem 3ß. oermanbt maren, fönnen
mir fomenig beftimmen, alß mir biß jetjt etmaß
über feine 33ermanbtf<haft mit ben ©eorg, £homag'
§anß 3Ö. miffen, bie in ber elften <£)älfte beß
folgenben Sahthuubertß alß 33ürgermeifter, ©penben*
Pfleger u. f. m. in Reutlingen amten 2).
1522 ift $ofj 3B. mit Äafpar Änapp jufammen
2) ©ütiger Mitteilung Oon Sf. ©d)ön oerbant'e ich
noch folgenbe Slngaben: 1454 lebt 2lulbred)t 38gü ber
©erber (^irchenpflegearchio) ; 1489 Sluberlin 3Set| ber
©erber (ebenba); 1549 Ipanß 3Beib, SSeingärtner
(ebenba); 1555 Safob SBeih, SSeingärtner (©taatß*
arhio).
66
(apenbcupflcger 3), tt>ie aud) im $afer 1525. 1523,,
®onncrgtag nad) bem ©onntag (Jautate, oerfeanbelt
er, ofene 3»cifcl in biefem wie in ben beiben fot*
genben Saferen elfter 3unftnteifter unb ©d)uttfeeife,
neben bemäfertcit älteren Männern, ben beiben 2lll=
bürgermeiftern $a!ob ©ed)t unb DJlicfeel 2)ecfer,
Ulridj Ä'olcr4), Jpan8 gudjgfod)5) mit bem Vertreter
beg Älofterg Äöniggbronu, bem Ulmer Mitbürger*
meiftcr Dllattfeäug Äraft wegen einer ©efolbungg*
erfeöfeung beö ©fabipfarrerg ©ßölflin. — 3m
1524 befanb ftd) bie ©emeinbe in großer 2luf*
regung. 3U wiebcrfeolten malen featte ©rgfeergog
gerbinanb bie ©tabt Wegen ifereg lutfeerifefeen ißrebigerg
oerwarnen laffen unb ifer mit 2lbfperrunggniaßregeln
gebrofet. £)er 23ifd>of non ^onftang featte fte beim
©djwäbifcfecn ©unb in 2luggburg oerflagt, baß fte
bag geiftlidje ©rogeßberfaferen feinbere, unb ber
©unb feinwieberum butte am 4. ÜDlai Dledjcnfdjaft
barüber geforbert. ©aju fam ber ©treit mit bem
Dtbt Don Äöniggbronn unb, im ©erlauf begfelöen,
ber Dlücftritt beg altgläubigen ©tabtpfarrerg ©Sölflin
(nach Dftcrn 1524) 6).
3) Söenn fid) biefe Eingabe, bie aitdj gribericfe <S. 9
gibt, nur auf ©afeler griinbet, fo ift fie biedeidjt irrig.
®enn bei ©afeler ©. 297 tonnte 1522 ein ®rucffefeler
fein für 1525 (bergl. ©. 2711. ®ie SJtagiftratSliften
finb mir noefe nie 31t ©efiefet gefommen. Snbeg ift bie
Eingabe nicht unmaferfcfeeinlicfe.
4) @0 muß er mofel beifeen trofe ©eger, Urnft. Diel.
©. 52. Ulrich SMer empfing alg ÜDlitglieb beg 9iat§
ilaifer Dflapimilian I. int Ssatjr 1498 (©afeler I, 136),
mar aud) 1520 9tid)ter (©afeler I, 227) unb lebte nod)
1523 (bgl. über ihn S>djön, Dl. ©efd). ©I. 1894, ©. 102).
6) 1524 unb in ben beiben folgenben Suhlen Dlid)ter
(©afeler J, ©. 254, 271, 276); in ben breifeiger unb
oiergiger Saferen faft ftetg einer ber brei 93itr g er nt ei ft er
(Sribericfe 6. 11. Scfeint, Dl. ©efcfe. ©I. 1892, S. 15).
6) gut lleberficfet biene folgenbeg: 26. September
1523 : ®rofeenbeg Schreiben ber öfterreiefeifefeen Dlegientng
in Stuttgart an Dleutlingen.
8. Dftober 1523 : Slntmort beg Dlatg.
11. Sanuarl524: Schreiben gerbinanbg bon Dliirn*
berg aug an Dleutlingen.
— — 1524: Stntmort beg Dlatg burd) bie ©e*
fanbten Strafeburgg, Sluggburgg, Dlürnbergg, Ulntg in
Nürnberg übergeben.
11. SJlärg 1524 (Vergangenen greitag" in bem
Schreiben ber Stäbte Dom 15. dftärg) : gerbinanb ant*
mortet ben Stäbtegefanbten burd) ®octor guber unb
ben Mangler gu Stuttgart in Nürnberg: er merbe ben
©ifcfeof Hon ftonftang mit ber llnterfucfeung beauftragen.
15. DJlärg 1524: ®ie Stäbte berichten an Dleutlingen
unb erteilen ifere Dlatfd)läge.
30. DJlärg 1524 (DJlittrooch nach ©agce) : ©ittfdjrift
beg Dlatg an gerbinanb gemäfe bem' Dlatfcfelag ber
Stäbte: ©ebingungen für bag ©erfeör beg ©rebigerg.
10. Slpril 1524: ©rfteg Schreiben beg bifd)öfticf)en
©itarg Dlanning.
11. Slpril: Slntmort beg Dlatg. gmeiteg Schreiben
beg ©itarg.
14. Slpril : Stntmort beg Dlatg.
— Slpril (nad) Dftern) : Stabtpfarrer DBölflin
tritt jurücf.
— Slpril : ®er ©ifcfeof menbet fiefe tlageub an ben
Scfemäbifchen ©unb in Sluggburg.
4. sDlai (DJlittmoch naefe Dlogate) : ®er ©unb forbert
Don Dleutlingen Dlechenfcfeaft. — ®er Dlat antmortet
bem Slbt Uon Stöniggbronn, ber DBölflin feineg ®ieufteg
uid)t entlaffeu rnill, SSölflin feabe ade Urfatfee äurücf-
Unter bem Üj)rud btefer ©erfealtniffe lie^ ftdfe
ber Dlat feerbei, bem bifi^öflt'feen ©ifar Dlanning
auf fein britteg toon Tübingen gefanbteö ©efereiben
nom 9. DJlai freieg ©elcitc anjubictcn für ben $rU,
bafe er 311m ©etfeör ber 3eu9en ^er
©rebigerg ftdfe nad) Dleutlingen begeben mode. 3)ic
©emcinbe fafe barin ein ©ntgegentommen beg
Dlatg unb würbe mtfetrauifefe. Silber bcfd)Wcite fid)
über bag parteiifdje ©orgefeen beg bifdjöflicfeen
Äontmiffärg in ber Dlugwafel ber 3eugcn*
geriet tu ©erlegenfeeit ; um ber ©iirgerfd)aft ent=
gcgenjut'ommen, wollte er bie ©aefee Oor bie gange
©enuinbe bringen unb befefeieb fie gu biefem 3lüe<^
auf Dlbenbg 7 Ufer in bie 3unflfiu^en> am
Slbenb jeneg 5)ageg brad) ein f5cuer au^/ un^ nad)=
bem ber ©rattb gelöfcfet war, eilten bie ©ürger,
ftatt nad) dpaufe gu gefeen, auf ben DJlarlt, bitbeten
einen Dling unb erflärten, ba fie einmal beicinanber
feien, fo wollten fie jefet auefe bie ©adfee feanbeln.
©ergebeng mafente ber feerbeigefeotte ©ürgermeifter
ab. @r unb ber gange Dlat mufften fä)licfeltd) mit
ber ©ürgerfd)aft gufammen auf bem DOlarft einen
feterlidfeen ©ib fdfwören, bafe fie bei ©otteg 3Bort
bleiben unb bagfelbe fcfeüfeen wollen; aud) foüe biefe
dpanblung uiemanb Dlaifeteil ober ©träfe bringen,
©ine ©efanbtfcfeaft, bie am folgenben DJlorgen naife
Tübingen ging, um mit bem ©ifar gu oerfeanbeln,
traf ifen bafelbft nid)t mefer an. - — ©ei ben 3ünftcn
ging fofort eine ©ittfdferift fecrum, in ber bie ^orber=
ungen näfeer beftimmt unb neue aufgeftedt würben ;
bag 3urii^1nei(feen ber ©brigfeit featte offenbar bie
3ünfte ermutigt. S)er Dlat möge mit bem ©ifar
in feiner ©Seife beg ©rebigerg fealb oerfeanbeln,
efee bie gange ©aefee ben anbren ©täbten
unb bem © efe w ä b i f d) en ©u nb o 0 r g efe alten
fei. ©0 fürofein grofeer Dlat gehalten werbe, foöe
man bie £anblung guüor ben 3wnftmeiftern an»
geigen unb ifenen ©efefel geben, benfetben Jpaitbel
ober ^)anblung einen Sag oor bem großen Dlat
iferen 3ü>ötfen angugeigen . . . . ©0 ftefe ^änbel
würben begeben Seib unb ©ecl betreffenb, wolle
man bie ^en 3ünftcn nit für eine gange
©emeinbe fealten nocfe feabeit, fonbern fold) ipänbel
fotlen ber gangen ©emein fürgefealten werben. —
$)er oiert (Slrtifel) : ©0 ftefe £)änbcl begeben, eine
gutreten; ferner: eg mode uiemanb bie Pfarrei über*
nefeuten, ber gegmungen mürbe, bie alten ©ebräuefee 3U
fealten (DJlittmocfe naefe i^feilippi unb Safobi).
— DJlai: Slntmort beg Dlatg an ben ©unb.
9. DJlai: ®ritteg Schreiben Dlanningg.
91äd)ftfolgenbe ®age: ®er Dlat bietet bem ©ifar
fiefeereg ©eteit an. — ®er Dßrebiger bef^mert ftdfe über
bag parteiifdje ©orgefeen beg ©ifarg. — ®ie ©ürger,
auf bem DHarft öerfammelt, gmingett Dlat unb ©ürger*
meifter, mit ifenen 3itfammengufd)mören. — ©ittfeferift
ber fünfte. — ©efanbtfd)aft naefe Stuggburg.
19. DJfai: ©erfeanbiung ber Dleutlinger ©efanbten
mit lltrid) Dleibfeart (in Stuggburg?).
91äd)ftfolgenbe ®age: Sefereiben beg Dlatg an ben
bifd)öflid)en ©ifar unb an g-erbinanb.
4. Suni: Sangenmantel, ^raft unb Spolberniann,
Don ben Stäbten nad) Dleutlingen gefanbt, feeben ben
DJfarfteib auf.
cjftnje (stabt antreff enb, fo feilen all. weg foldje ge»
hanbelt werben im Veiwefen eine« ©djulth eiffen,
eö fei inner eher außerhalb ber ©tabt. ferner
fcQ fein Vürger ober Anwohner ber ©tabt ge»
fänglid) eingejogen werben, beoor er oor @erid)t
ober Diät geftettt werben. ©nblid) wirb Slmneftie
verlangt für 9 Dem Dlat burd) ©ntjiehung ihrer
Briefe, Vcrfdfreibungen u. f. W. Beftrafte Verfonen.
(3um Inhalt ber Vitlfdjrift Ogi. Hartmann, 9Jt. Silber
©. 45.) 2Kan erfreut au« biefen oor bem arft-
cib erfolgten Veftrafungen, wie hocf) bie Slufregung
in ber ©emeinbe geftiegen war7).
Sluf ber Dtüdfeite be« ©d)riftftücfS ftel)t, wolfl
oon ber Jpanb be« bamaligen ©tabtfc^reiBerS $o=
hann Sinber (Veger, Diel. ©. 53): ,,HanbIung
am DJlarft. Uf ben 1. Strtifel ju ant»
Worten: aiit Diät hab ju Votfdfaft erwelt
3alob ©euerer unb $0« SB ei) ff en". 3a?ob
©euerer war Diid)ter nad)Wei«bar oon 1518 — 1520,
1524 — 1526, unb Sßürgevmeifter 1522 (©ßlinger
DieformationSaften) unb oermuttid) aud) 1524, Sllt*
bürgermeiftcr 1527. beffen Dlaine ftcb) in
ben oon ©at)ler gegebenen DDlagiftratöliften ber
Saljre 1518—20, 1524—26 nic^t finbet, fann
nur alß erfter 3unftme*fier unb mit
einer fo wichtigen Aufgabe betraut worben fein,
wie benn aud) bie gorberung ber Veijiehung eine«
©d)ult^ei§cn in ber 33itt|d)rift ber 3ünfte oor allem
il;m wirb gegolten haben : er war ber Vertrauen«;
mann ber ©emeinbe. 3)er Diät gab alfo in bem
erften, wid)tigften fünfte nad), W03U er ja aud)
burd) feinen ©ib oerpfüdftet war. ©en Vefd)eib
auf bie übrigen Slrtifel f cfc) oB er weiSlidf ^inau«
(ogl. ©. 68). ©r befanb ftd) in peinlid) er Sage:
war bod) oorai:«jufe§en, baß ba« eigenmächtige
Sluftreten ber ©emeinbe oon ben ©egnern ber ©tabt
auSgebeutct werben unb fie in ernfte ©d)Wierigfeitcn
oerwidelt werben fönnte. $>er Diät mußte fud)en,
möglichft rafd) au« biefer mißlichen Sage hcrauS*
jufommen. ©r fanbte barutn ©efanbte — baß e«
©d^erer unb SBeiß waren, wirb feine ju fede 33er*
mutung fein — nach SIug«burg an bie befreunbeten
©täbte. $n einer 33ef^>rec^ung, bie fte bort8) mit
7) 3ft bie Vittfchrift Oor bie Vorgänge auf bem
SDcartt äu feßen, wie Voffert, ber Dieutlinger Sieg Oon
1524, ©. 26' ff., meint, ober nad) benfelben, wie Hart*
mann (a. a. ©.) unb Voffert felbft früher in ber
SBürttembergifcben Mird)engefd)id)te (©alwer Verlag«*
oerein) meinten? SSir nehmen ba« letztere an. ©inge
bie Vittfcffrift ooran, fo fottte man erwarten, baß bie
Bürger bei ber Verhanblung auf bem SJiarlt fid) auf
biefeihre^orbentngenbe5iehen: baoonift aber, Wenigfteu«
in bem Veridft barüber (©aßler I, 252 f.) leine Siebe.
Stnbere ©rünbe finb au« bem Sej’t erfid)t(id).
8) ©aßler giebt al« 3tel ber ©efanbtfd)aft T, ©. 252
3lug«burg, ©. 254 lUm an: offenlunbiger Söiberfßrud).
Imd Slltcnftitd über bie Verhanblung unter bem Vor*
fite 9ieibl)art§ enthält feine Ortsangabe. Oie Snftruftion
ift fidjer für eine ©efanbtfd)aft nad) 3lug«burg beftimmt :
„3um erften füllen fid) bie ©efanbten äunt Haußtmann
ber ©tabt oerfügen, bemfelben eine« 9iat« Oienft an*
jeigen . . . unb mochten leiben, war and) euer Slnfinnen
unb Vegef)r, baß er etlid) ber 91ät 3uSlug«burg su
bem Ulmer Vürgermeifier U(rid) S^eib^art unb etlichen
Diäten batten, mürbe fcen tetlingern breietlei an»
geraten: fte füllen ben brei Jpauptleuten be« ©d)WäBifd)en
33unbeö bie Ocfd^ic^te Berichten unb fte um ihre
Vermittlung erfudjen; bem bifd)öflifhen Vifar noch
einmal freie« ©eleite anbicten, feboch mit ber Oon
ber ©emeinbe unb Silber felbft geforberten Vebingung,
baff er nid)t blo§ etliche fßerfonen, fonbern fleinen
unb großen Dlat ober eine ganje ©emeine al« 3eu8en
examiniere — man fielft, ba§ ber Dlat nidht gewillt
war feinen Vrebiger preiSjugeben — ; enblidf foUe fie
bem ©räherjog befriebigeube ©idlärungen wegen ber
Verl)inberung be« Verhör« geben unb um noch*
malige Sj-itrnahme beSfelben bitten. Sitten brei Dtat*
fd)lägeu würbe rafd) entfprochen. S)er Dtat teilte
bem ©rjhe^og mit: £>ie Veratung ber ©emeinbe
unb be« Dlat« ha^c fi^ «fo lange Oerweilt, ba§ ber
^ommiffari 51t Tübingen (injwifchen) oerritten" ; er
Bitt t ihn, mit bem bifchöflidfen ßornmiffar
jufammen, ben er bereit« erfud)t habe,
ein neue« Verhör in ber gewünfd)ten Söeife, wie e«
billig erfcheine, ju oeranftalten „ungejweifelter Hoff¬
nung, e« werbe ft cb an bem Verhör ba« Söiberfpiel
unb im ©nb erfnben, ba^ ©ure fürftUc^e ©urch»
lauert unfer unb unfer« ^rebiger« halben oon unfern
SDliffgönnern ungleich unb ju weit berichtet feien".
S)a« ©^reiben halt fid) in feinem SBortlaut mög*
lieh ft nahe an ben oon Stewart gemachten Vor*
fd)lag. Slicht ohne Vangen mag man in Dleutlingen
ber ^ommiffton entgegengefehen haben, bie im Sluf*
trag ber ©täbte be« ©djtoäbifdjen Vunbe« bie
3wiftigfeiten jwifchett Dlat unb ©emeinbe beilegen
fottte (4. 3uni). ©m noch erhaltene« ßonjept
(©t. Sl.) läfft un« einen ©inblicf in biefe ©timmung
thun. ©« enthält bie ©runbfähe, benen bie 00m
Dtat mit ber Unterhanblung Veauftragten ju folgen
gebauten, unb bie ©egenflänbe, bie fte $ur ©pra<he
bringen wollten.
„3tem bie Verorbneten oon uwern (euerem) Dlat
haben Bebadjt, bieweil bie ©efanbten oon ©tetten
au« höh«1« llr,t) guttem Verträumen befdjribcn unb
fie bergeftalt attherfommen, ba§ fie ainem erberen
Diät unb getnainer ©tat 3^at unb Vet;ftanb
thun fetten, ba^ inen bann in«gehaim unb oertrauter
SJlahnung bie Haublung mit warem ©runb, wie
fich bie oerloffcn, angejaigt unb ganh nichts Oer»
ihm berufe, unb fo ba« gefd)d)en, War ber §anbel alfo
bar3utf)un“. Slm ©d)lufs : „$enn eine ©emeinb be«
SBitlen« unb ©emüt« fei, mit 91at ber ©täbte ju h«n*
belnw. $ie folgenben SSorte finb burd)ftrid)en : „®e*
beulet ©rfahrung 31t haben, baff fich etlid) mit bem
Vkihwaffer unb ^eiligen wiberWärtig gemacht 31t Slug«*
bürg". 311 fo hätten bie ©efanbten urfprüngtid) aud)
ben Vobeu in SlugSburg etwa« fonbiereit fallen. SJtan
oergleid)e bamit Meint, ©d)Wäb. 9ief.= ©efch. ©. 35:
Meine bebeutenberen folgen hatte bie SJliühanblung ber
Vilber auf bem g-rauentird)hof in 3lug«burg im f^rüh*
fahr 1524. — ®a§ anbere Slltenftiid beginnt: „311« mein
Herr Ulrich Veibhart Vürgermeifter auf Slnfuchen unb
Vegehren eine« ehrbaren 91at« ber ©tabt Sleutlingen
gefanbte Votfchaft etlid) 91ät §u feiner SSeiSheit
erforbert" u. f. w.
68
Ratten werben fod; bann e« ift ermeffen be« Reut«
fingen« loblid) unb wcl «SperEouten; unb fodte
uadjgehenb« erfuttben Werben, baf) ein erberer Rat
nit bie rechten SBar^ait ben ©efanbten angejaigt,
mag ein jeber gering« üßerftanb« ermeffen, wa«
Uner, Radfiail unb 23eradhtung eß gemainer ©tat
gepcren unb bringen möchten. Rm anbern ift berat«
fd)lagt, biwcpl fi<h etwa« Unge^orfatn oon ber
©emainb crfjept unb auch ain erberer Rat ju inen
gefchworen, wcld)eß einem erberen Rat al« ber
regiercnbeit Oberfeit ganfj befc^wcrlid) ift, baf) bann
folc^e« ben ©efanbten aud) angepradd unb barin
beratfdfiagt (werbe), wie folc^ ^)anblungfür ju nemen,
bamit.ain Rat wetj), ob bie ©emainb ge^orfam fein
wolle ober nit, ade« mit ferrer anjeigen. 3°. Oer
Rrtifel halb (bamit ftnb bie Rrttfel in ber 23ittfc()rift
ber Stufte gemeint, »gl. oben ©. 67). 4. 33ij<hof«
oon ©oftenfc Schrift tjalb. 5. Sunbelftngcn halb.
S)en ©tetten 2) an cf jagen be« treuwen« Rat«.(£)urchs
gejtrid)cn: „atm Rat lügenhaftig") gefagt: ain Rat
I)ab bem RRrtjen ain Xpietlen ufgefcjt 9). 3u
gebenden, baf) fid) ain Rat erbiete, baf) fold) S3er«
hör im 33ehfein etlicher oon ©tetten gehört. 3U
gebenden, baf) ain Rat letyben mög, baf) etliche
Ünparthepifche oon ©tetten ju folgern 33erl;ör erfor«
bert werben, fet) aud) ain« Rat« bei?10) anruffen".
— 253ie bie Sache weiterhin ablief, mag man bei
©apler, £>artmann ober 33offert nacf)lefen.
9) ©in füttern auffeljen = täufchen, betrügen. 6ott e§
»ielletcbt l)etf$eu, ber Rat bube bie 3ufagen, bie er im
SJiiirä bem ©rjherjog bezüglich be« 33erf)ör§ gemalt,
nicht gehalten?
10) Softor? Smrdjlaucht?
(©cbtuB folgt.)
5te ^amttte giautftn, Befonber^ $eorcj 3>amb gSanffm,
Reutlingens ©tabtimrftanb iu feineren geiten,
(unter 3ugrunblegung be§ am 12. 3uut 1896 im Reutlinger Rltertumßoeretn gehaltenen Rortrag«)
mm ®Ijonbnr Srljim.
(Sortierung.)
3urüdgefet)rt nad) Reutlingen fanb 33 a nt l in
mancherlei 2öiberWärtigfeitcn »or. 21 m 4. Ruguft
1800 mad)ten bie ^uben ßüffe (Äiefe) unb ©a«
muel au« 33aiftngen eine Sorberung um in ba«
SRagajin ju ©onauefchingen gelieferte Raturalien,
nämlich 225 ©entner a 1 ©ulben 25 Äreujer.
Söeil bie Retirabe ber Oefterreid>er gerabc eingetreten
wäre unb bie ^ufjrlcute bi« nad) Ulm hätten fahren
muffen, »erlangten fie eine ©ntfdjäbigung »on 360
©ulben. 2)a« geheime ©odegium becretierte inbeffen,
baf) für bie accorbierte $rud)t 419 ©ulben 14
Äreujer außgejatflt, für ben ben fuhren jugeftofjenen
Unfad aber nur 121 ©ulben befahlt Werben fodten.
33on biefer ©ummc fodten aber 100 ©ulben fo lange
„in salvo“ behalten werben, bi« wegen ber in
©eißlingen liegenben 20 Rtehlfäde Sicherheit gelciftet
worben wäre. Oie Rcquifttionen »erurfadfien ber
©tabt fortwährenb Rußgaben, fo am 10. Ruguft
einem 33oten oon Rugßburg 6 ©ulben, am 11. einem
33oten oon ©üujburg 2 ©ulben. Rud) fonft
fofteten burth^iehenbe Sranjofen ©elb. ©tnem fran«
jöfifchen ^oftidon muffte 33antlin am 16. Ruguft
ein ^albfcd im 2Bert oon 2 fl. 45 £r. geben, für einen
anbern granjofen am 28. 2tuguft ein „tabel“ bei $auf«
mann Rletnminger im 2Bert oon 54 jtreu^ern bejahten.
3njwif(hen h«tte bie ©tabt charges d’alfaires
nad) Stuttgart gefanbt, Welche am 20. 2lug. bem
Rat 33erid)t erftatteten. £>cr Rat befchlo^ ein
Rtemoire an ben ©bergeneral Rioreau ju fdjiden,
weldhe« in einer 2lbfd)rift an ben ©bercommiffär
ÜJiathieu g^t)ier« gefdjidt werben fodte. ©chon
oorher hatte ber Rat mehrere Schreiben unb Requi*
fittonen oon bem im fchwabifdfen Ärei« niebergefe^ten
©omite ju 2lug«burg erhalten, aber am 11. Ruguft
befdjloffen, ba^ biefem ©omite gefd^rieben werben
fode, „dass wir den für die hiesige Stadt
geschlossnen Accord nicht genehmigen, noch
gar keine Rücksicht darauf nehmen werden.
Wir lassen’s uns gefallen, dass dieses der
französischen Behörde angezeigt werde“. Ruth
fd)idte im September bie ©tabt 33 an tl in unb ben
©pnbicu« nach Rtünd)en. Oiefe erlangten auch
oou Rtatljieu 0 aoier «, commissaire ordonnateur
ert chef ber Rheinarmee, am 18. ©ept. bie 3Beifung:
®ie 33ejahlung ber ©elbfontribution fode außgefefjt
fein bi« auf bie ©ntfd)eibung ber franjöftfchen Re«
gieruttg nach bem 33erid)t be« 33ürger« Riaffia«.
(Ricolauß Rtaffia«, geb. 1764, franjöf. ©efanbter
in Äarlßruhe, fpäter baroniftert, f 22. 3an. 1848
in 33aben.) Rber untnöglid) Eönneit bie Lieferungen
ber Sebenßmittel erlaffen Werben, ba felbft bie 33er«
bünbeten |5ranfrei<h@ lieferten. Uebrigen« fei ihnen
bie ReElamation auf bie ©ntfehübigung bei ber
Regierung unbenommen, £>ie Lebensrnittel burften
nach Rugßburg, ftalt nach SRcnimingen unb ©onau«
Wörth geliefert werben, unb ber ©ommiffär oon
Schwaben, ©trouft, würbe bahin angewiefett.
Rdein ©irouft erlief üon Rugßburg am 23. ©ept.
au beit Äricgßcomtniffär 3Barme janoille bie
Otbre: „da die Requisitionen ohne bewaffnete
Macht, um die er angehalten, nicht eingetrieben
werden können, so solle er unterdessen, dem
schon den lOten erlassenen Circular gemäss,
die Bürgermeister und ersten Magistrate der
im Rückstand befindlichen Städte als Geisel
nach Augsburg führen“.
©h«e bie 2Sarnung eine« 33efaunten Wäre
33aittlin, ber in Rugßburg bie ©ache perfönlid)
betreiben wodtc, im ©aftljof arretiert worben, ©iligft
fuhr er wieber Rlündjen $u.
69
Rm 24. Sept. fiattete btc nc,p bet« franjöfif$en
Hauptquartier abgeorbncte Deputation bem 9tat
33cript über ipre 33erriptungen ab. <5inen oon ber
Deputation mit 35 o g e I unb TO ü Her in ©mmen*
bingen getroffenen Rccorb ratificierte ber Rat. Rm
28. Sept. ging mieber $faat 323 ij g alt atS ©ppreffer
nap Utm. ©r erhielt 3 ©ulben unb */ 2 TOaß
323ein (ä 12 Xr.). Rm 4. Oct. mürbe berfelbe
mieber in 33orfpannangetegcnpeiten nap Utm gefpicft
unb erpiett 6 ft. unb 28 Xr., beSgteipen ber
maper HanS TOartin 33ottcter für einen oon
unb nap Utm befolgten 33rief 26 Xr. Den 7. Oct.
erpiett ein 33ote oon Utm 2 ft. unb ein 33ote oon
©gingen mit einem RugSburger ©rief 2 ft. ©nb*
tip am 13. Oct. erpiett ein iöote oon Äaula
oon .Spepingen 1 ft. 21 Xr. TOan fiept, bie RequU
fitionen Mieten ber Stabt oiet ©elb.
©in Droft mar eS, baß 33 antlin am testen
Sept. 1800 berieten tonnte: „durch die Güte
unsers Gottes haben wir abermal wiederum
eine frohe Weinlese erlebet; es ist zwar diese
Weinlese in Hinsicht der Vielheit und unserer
Bedürfnisse kaum unter die mittelmässigen zu
zählen; hingegen wollte uns der oberste Er¬
halter aller Dinge durch eine sehr vorzügliche
Qualität der Weintrauben wiederum einiger
Massen entschädigen“.
Rm 8. October mürben SpnbicuS © n 8 t i n
unb Senator £ i ft nap RugSburg gefpicft, um
oerfpiebene RequifttionS* unb ©pecution8angetegen =
peiten ju beforgen. ©nSlin mürbe aber in RugS-
bürg als ©eifei feftgepatten, unb bie Stabt mußte,
um ipn ju löfen, bie geforberten 2200 ft. bar unb
anbereS mepr beriptigen. ^njmifdpen patten ftp
Treffer megen Requifttionen unb ©ontributionen in
Reutlingen eingeftetlt. Rm 18. Oct. mußte 33 an©
tin in Urap bem Oberlieutenant ^rebiger
30 ©ulben Drinfgetb geben. 3tm 22. Oct. tag
festerer in Reutlingen in Ouartier. 33 antlin mußte
mit ipm nap Rürtingen reifen, toobei ju Rürtingen
24 Xr. oertrunfen mürben unb bie fonftige Be$e
5 ft. betrug, mie aup in Äircppeim 48 3tr. für ben
granjofen bejaptt merben mußten. Rup mußte
33 a n 1 1 i n ipm für 48 Xr. Oabaf taufen, für
4 ©ulben 54 5£rcu$er 2 „hoffine“, 49 Sotp
ä 6 Xr. ferner mußte 33 antlin ipm 1 ©affee
maepen taffen, ber famt Äirfpengeift 24 Xr. Eoftete.
Der 24. October Eoftete ber Stabt nop mepr.
Dem 323ijgalt mürben 2 ft. 24 Xr. 33otenlopn
naep Rtopingen für Herrn S3ogel bejaplt, bem fran-
jöfifepen ©ommanbanten 1 Raar geftiefte H^en öcr#
eprt (fofteten 6 ft.). Ruf Orbre beS ©apitan
Saoigne mürben 3 $eße im 3Sert oon 7 ft. 28 Xr.,
auf Orbre beS ©apitan D u 0 i g n e noep ein $ett
ju 2 ©ulben geliefert. 323 i j g a 1 1, ber megen ber
Demolierung ber Heftung Utm an ben bortigen
©onfutenten Hart in1) gefanbt mürbe, erpielt
6 ©ulben 33otenlopn.
') 2>op. ©ottfrieb Renjamin § arten, geb. 14. 3«ni
1149 in SBilbberg, feit 1775 RatSconfutent in Ulm, mar
23atb tarn eS nop fptimmer. Rm 5. Roo.
traf eine OagSorbre beS Obergenerals TO 0 r e a u
unb TOatpieu % a 0 i e r 8 in 33etreff ber Rrioat*
requifitionen ein, ferner eine Requifition beS ©om*
miffarS D u m e 8 n i ( in Utm um 3 TOaurer unb
3 HanMröPncr um 640 ©entner 40 33 f unb
fernen unb 213 ©entner unb 40 33fwnb Roggen.
Der Rat befploß, baß 3 TOaurer unb 3 §anb:
fröpner gefteCtt merben fotXten. TOit ber Lieferung
oon fernen unb Roggen fottte gemartet merben,
bis bie naip ©artSrupe gefanbte Deputation jurücf«
gefommen mare.
Die im Ouartier tiegenbe ©ompagnie ©uiraffiere
fouragirte baju fo fiarf, baß ber Spitatpfleger S i ft
erftarte, baß, toenn baS fo fortgepe, baS Spital
außer Stanb tarne, fein nötiges 33iep ben 3Bintcr
über *u erpalten. Rm 5. Roo. befeploß beSpalb
ber Rat, eS fottte in ben jum Stabtgcbiet gepörigen
Dörfern oon jebem Stcuergutben 1 ©entner Heu
unb ein patber ©entner Strop beigejogen merben.
Rm 8. Roo. mußte ber Rat mieberutn bcfpließen,
bie 00m $eftun93commanbar.ten in Ulm geforberten
TOaurer unb Hanbtanger ju [teilen.
RmtSbürgermeifler 33 a n 1 1 1 n piett in biefen
fpmeren Beiten hoppelt ftrenge auf gute BllPk R^
ein SSürger fiep oon einem granjofen Heu uni> ®trcP
jufüpren ließ, ftrafte ipn baS gepeime ©ollegium um
5 ©ulben. Dop mürbe bie Strafe auf 5 Rfunb
Heller ermäßigt.
Rm 14. Roo. befeploß ber Rat, baß, menn
feine 33eränberung bei ber Rrmee bis naepften
Sonntag fiattfdnbe, bie 6 ouvriers terrassiers
naep Utm geftetlt, 60 ©entner fernen unb 20 ©entner
Roggen fogteiep bapin geliefert merben tollten.
TOan begann fept auep oerfepiebene Recpnungen ju
japten. Dem ^opanneS Ru pp (bem Rater beS
fpätern ftübtifdpen 33aumeifterS) mürbe ein ©onto
oon 543 ft. 58 */* Xr. unb 36 ft. 33etopnung für
©oaeuierung ber f5efturig Itlm bejaplb. Dem 33itrger*
meifter gleifcppauer unb SpnbicuS ©nSlin
mürbe ein (Reifes)©onto mit 135 ft. 8 Xr. unb
bem RmtSbürgermeifter 33 a n 1 1 i n ein fotcpeS mit
17 ft. 49 Xr. bemittigt. Rm 21. Roo. legte Se*
nator Gelbling ein ©onto für gemaepte Spup*
maeperarbeit für bie lte unb 2te ©ompagnie ©paffeurS
unter ben ©ommanbanten Saoigne unb Rrebiger
im 33etrag oon 109 ft. 39 Xr. jur Decretierung
oor, bie erfolgte. Rm gleichen Zag, erging oon
RugSburg ein Spreiben Oom Rbjutanten 33 er t raub
an ben TOagiftrat: „er prevenire sie, dass er
reuttingifper Vertreter bei ber aügemeinen fpmäbifpen
^reiSOerfammtnng in Utm 1789 bis 1796, mäprenb 1787
bie reuttingifpe StreiSgefanbtfpaft 31t Utm auS bem ©on¬
futenten ©ufebiuS Reger, geb. 31. Oct. 1721 tn Reut¬
lingen, f 10. Rprit 1788 in Utm beftanb._ Stup at§
1750 peftige ©treitigfeiten jmifpen ber ReipSftabt Reut¬
lingen unb ber baftgen ©ürgerfpaft entftanben, mürbe
Xbeobor Utrip Rübling, geb. 27. 3uli 1706 in Utm,
t 30. Oct. 1756, 3. U. Dr. nebft 2 anbern deputierten
uap SSien gefpiett, too er feine tiefen ©infipten tn bie
ReptSmiffenfpaften jeigte. ©pon 1616 mar Rboocat
i ber ReipSftabt Reutlingen Sacob Äpltinger in Ulm.
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Befehl gegeben, die militärische Execution aus
Reutlingen zu ziehen, bis der Obergeneral
über die Reklamationen, die sie an ihn ge¬
macht, sich ausgesprochen“. ©’Orbot, ber
Slbjutant beö ©tabö beS ©erteralS fltichepanfe
erteilte beit iöefe^t baju. ©hc btefeS jur Ausführung
Farn, bauerte cS nod) eine SSeile, unb bie ©tabt
hatte noch mancherlei Soften.
Am 5. ©ec. mußten 5 fl- 12 Xr. einer ©taffette
boit ©ßlingen, bie non SSogcl unb ttftüttct in AugS«
bürg Farn, unb 2 Säuern, treldje bicfe begleiteten,
gejault merben. ©agegen mürbe ber Sortenmacher
©eorg Rummel, ber bat, eine bom fratijöftfchen
^^affeurcapitän Sarbier bei ihm befteflte ©chnut
übernehmen unb bejahten ju motten, bis aufs SBeitere
bertröfiet. Hatte bie ©tabt bodb) für rtid^t abgelieferte
SBare ftc^cr fein ©elb übrig. Am 9. ©ec. mujjte
Santi in einem ©haffeur ur<b ®bten bon Urach
1 2tta§ 2öein unb Srot, am 10. einem anbent
baö nämliche unb ftatt 2 ttteitpferben auf fein Ser=
langen 2 fl. 45 Xt. jahlen. ©in merfmürbiget
Soften ift am 2. ©ec. gebucht: „dem Wizgall,
der mit einem Chasseur einen Carabinier
suchen musste, 30 Xr.“.
Am 22. ©cc. Fonnten bie ttteutlinger im fchmä=
btfc^en 3)terFur bie frohe Aachvicht lefen, bajj auf
bie Sorftettungen ber f d>mäbtfc^en ^reiScommiffton
in Augsburg ber ©bergenerat Stove au Acut*
lingen bon bem bem Greife auferlegtcn, monatlichen
Seitrage bon 1,200,000 SibreS gänjltd) befreit h^be,
meil eS Fein ©ruppencontingent gegen gvauFretch inS
gelb geftettt hätte.
216er AeutlingenS Seiben erreichten bamit Fein
©nbe. Am lebten ©ecember bcftätigte ber Aat baS
©onto für bie ©yecutionSFofien megen ber ©tettung
bon 20 guhreit nach Ulm, bie bon bem bortigen ©om*
rnipr Ser narb unb bont fchmäbifd)en Greife
geregelt morben maren, im Setrag bon 50 fl.
tttoch im Januar 1801 lag ein ©haffeur hier,
melcher bafür, „dass er das Pferd tod geschossen“
hatte, 8 fl. 15 Xr. unb ein halbfett im 2Bert bon
2 ft. 45 Xr. erhielt, gerner jahlte im Januar
Sürgermcifter Santlin einem ©ppreffen bon unb
nach Ulm 5 fl. 86 Xr., einem Soten 2 ft. unb
bem SBtjgall 5 fl. Am 9. ^an. legte gunft*
meiftcr Äruog bon feiner als ©onbucteur bon
16 2öagen gemachten Aetfe nach Ulm einen Serid^t
bor. ©ie UnFoftcn (220 fl. 46 Xr., morunter
$ruog’S ©iäten 8 fl. unb ein ©ouceur für ben
©ommiffär Sernarb im Setrag bon 15 SouiSbor)
mürben jur Auszahlung genehmigt. Am 10. 3»an.
erging bom Hauptquartier Augsburg an Aeutlingen
bie Serorbnung bcS ^vicgScommiffärS ©hefbebien,
ba§ Aeutlingen megen AücFftanbS an ben Aequt*
fttionen bom 13. unb 20. Aob. 1800 laut beS
ScfhluffeS beS ObergeneralS bom 28. $ult 1800
militärifche ©pccution beFommen folle. Aur bie
nach Augsburg gemachten ober nach jenem ©ertnin
auSbrücFlich befonberS bon einem ÄricgScontmtffät
»erlangten Aequifttionen bürften abgewogen merben.
©arauf richtete bie ©tabt an Storeau am 28. 3a*
nuar 1801 folgenbe Sittfhrift:
Au Citoyen Moreau, General en Chef de
1’ Armee du Rhin.
Les Deputes de la Ville libre et imperiale
de Reutlingen en Souabe.
Citoyen General!
Les Deputes soussignes de Reutlingen en
Souabe.
La plus urgente Uecessite oblige les sous¬
signes Deputes de la Ville de Reutlingen en
Souabe, d’implorer la Qenerosite du Citoyen
General au fin d’obtenir un Soulagement, sans
lequel cette Ville seroit totalement ruinee.
La Ville de Reutlingen ayant obtenu la
Paix de la Republique frangaise en 1796 a
religieusement observe les devoirs et a fait
tous ses Efforts jusqu’ä ce moment pour
contribuer ä toutes les requisitions faites pour
le Service de 1’ Armee frangaise.
Le Citoyen General en Chef a daigne
temoigner ä la Ville son approbation ä ce
sujet dejä le 2 thermidor de l’an 8.
La Ville ne se seroit jamais trouvee en
retard dans les Prestations si ä la repartition
de celles on ne l’avoit imposee d’une maniere
absolument disproportionnee et infinement au
dessus de ses facultes.
Apres avoir paye en l’annee 1796 pour
Contribution et Requisition une somme d’envi-
ron 12,000 florins, apres avoir donne depuis
6 mois pour Requisition, logement des au de-
lä de 45,000 florins, la Ville se trouve telle¬
ment epuisee, quelle est incapable de faire
d’ulterieurs Efforts. Cependant le Citoyen
Boivrier General de Brigade ä Ulm vient
de donner un Ordre, par lequel sous peine
d’Execution militaire il enjoint ä la ville de
livrer les requisitions anderes et d’envoyer
journellement 46 travailleurs ä Ulm.
II exige tout cela au meme moment, oü
la Ville de Reutlingen se trouve dans le cas,
d’etre obligee de payer la somme de 6053
florins comme sa quote-part pour l’höpital
militaire d’Ulm pour le mois de Nivöse seule,
sans compter les mois de Brumaire et Frimaire
precedents.
Cette Circonstance et l’Impossibilite totale
fait esperor ä la Ville de Reutlingen, que vous
daignerez , Citoyen General , accorder aux
soussignes leur tres humble Demande, qui tend
„ä ce qu’il vous plaise en consideration de la
surcharge, que la Ville Supporte encore par
cette contribution pour l’höpital militaire
d’Ulm, la dispense de toute Requisition ou Pres-
tation ulterieure et envoyer en consequence
au General Boivrier les Ordres necessaires
pour faire cesser l’Execution militaire.“
Ce sera un Effet de la Justice et de la
Clemence, que la Ville de Reutlingen n’oubliera
71
jamais, de meme que le plus profond respect.
avec lequel nous sommes
Citoyen General en chef
ä Salzbourg le 23 Juiver 1801
Yos tres humbles et obeissants les Deputes
de la Ville de Reutlingen.
Sorliegenbe Sittfcprift überreichten Santlin
unb ber ©pnbicuS bem Obergeneral SRoreau im
Hauptquartier in ©aljburg, ber tpnerr, ba er fie
von früher fannte, 2lubiettj gewährte. 5Roreau
Verfpracp baS Sefte, teiftete auep viel, tonnte aber
nid)t alleä leiflen.
2ltn 6. $ebr. becretierte ber Rat ben beiben
2lbgeorbneten bie 5tuSjaIjlung ipreS ReifecontoS
(297 fl. 40 Xr.), ebenfo bem ©pnbicuS baS ©onto
einer megen eines vor bem ©omite ju RugSburg
getroffenen SulvercaccorbS im Oct. 1800 unter»
nominenen Steife (382 fl. 26 Xr.) unb ein Sor*
fpannconto (504 fl.), naipbem baSfelbe 9Rann für
9Rann um V2 Oag moberiert morben mar. da¬
gegen mürbe am 18. gebr. ^em Sattler ^ u r 3/
ber 25 fl. 38 Xr. für Arbeiten, bie er für bie im
Oct. unb RoV. 1800 in Reutlingen gelegenen
©paffeurS gemaept patte, bejaplt paben trollte, nur
20 fl. Dom Rat gegeben, meit er nid)t angefragt
hatte, ob er fold)e Arbeit machen biirfe.
2lm 20. gebr. mürbe vom ©ep. (Kollegium einer
franjöfifdjen Orbonnanj, meit fte einige ^3 ferbe unb
Ritt lob ne erfpart patte, 3 P- 40 *r" am 23- ^ebr-
ben beiben ©cpupmadjern gtoi^ler für gemachte
©cpufterarbeit für bie ($haReur^ ^ 24 au^5
jujapten bccretiert.
2lm 27. $ebr. berichtete Bunftmeifler ßruog
über ben ©rfolg feiner ©enbung an ben ÄriegS*
commiffär in Ulm. Oiefe fofiete 48 fl. 44 Xr.,
inclufioe 1 ©tüd Leinmanb, baS bem ©omman*
bauten i 0 l b i n (^iolainc) in Ulm vereprt morben
mar. Oer Rat becretierte bie Se^aplung, ebenfo
bem ©attler ©nSlin für ben ©paffeurS gelieferte
Arbeit 31 fl. ftatt ber von ibm verlangten 35 fl.
52 Xr., ben ©ebrübern Sortenmaipcr Hummel
110 fl. für bem franjöfifcpen SRititär gelieferte
Sorten ftatt ber geforberten 129 fl. 44 Xr., bem
prber ©ätjlin, meil er vor 3 Sauren (1797)
ben HauPtmann 3iü§lin vom Regiment „Oranien"
gebabet (?) patte, ftatt geforberter 12 ft. 11 fl-, bem
Säder ^acob H 0 l 0 $ , ^eil er bic ®d)nciberei
ber ©paffeurS im Haufc 9ePab* patte, 30 fl., betn
Sücpfenmatper SBaibman für 2trbeit an bie (Khaf=
feurS 1 3 fl., bem ©d)inicb SRartin SB e n b l e r
megen Sefd)tagenS ber ^ferbe ber ©paffeurS 60 ft.
unb bem Ragelfcptnieb Oaniet SRüplin für bie
ben ©paffeurS gelieferten Raget 26 fl.
21m 2. SRärj erhielt ber Sicrmirt ©ottlieb
Mittel ein (Konto von 32 ft. für Sier, baS er
auf« Ha95°ef^ bcm ®rcif dRicvi’fcpen (Korps
geliefert, unb für 2 ^ßolfter, bie ipm ein faiferlid)er
Hauptmann genommen patte; autp brad)tc ©tabt»
fepreiber SGBunberlid) ein Sorfpannconto vom
11. Oct. 1800 bis 24, ftebr. 1801 im Setrage
von 166 fl. 34 Xr. vor, baS jur 2luS$aplung beere*
tiert mürbe. Oo<p mürbe befcploffen, fünftig bie
Sorfpanntape ju moberieren.
2tm 11. Riarj mürbe einem Soten 00m (Korn*
miffär ©eraubon in Ulm 5 ©ulben bejaptt,
fomie bem Bunftmeifler Äritog ein Reife* unb
©paifenconto im Setrag von 44 fl. 21 Xr.
21 tn 14. 2Rär$ märe Santlin faft von einem
2lrtiüeriefergeanten beS StigabecpefS ber Artillerie,
3 ainiot (recte Baillot), ju ©jjlingen als ©eifet
abgeführt morben. Oa bie verlangten SBagen
geliefert mürben, erging er ber Serpaftung.
Am 15. SRär* erpielt ber ©tabtbiener © min*
ber, ber um bic Rad)t$eit in einer RequifitionSfacpe
(mopt megen obiger ÜBagen) naep (gelingen muffte,
Dom Rat 3 ft. 48 Xr., eine Orbonnanj vom (Korn*
miffär ©eraubon in Ulm 3 Äronentpaler (8 fl.
6 Xr.) unb ein Sote vom (Kommiffär ©acpeitp
von Oonauef (pingen 9 ft. auSgejaplt.
21m 17. Rtärs trafen Von mepreren franko;
fiftpen Kriegs comtniffären von Ulm, 2tugSburg,
SJiemmingen unb Hufingen, ja felbft vom Gommiffär
SRatpieu Javiers, ordonnateur en clief aus
bem Hauptquartier ©atjburg bie bropenben Sefepte
ein, baf; menn bie ©tabt nid)t in fepr furjen Triften
ade ipr abgeforberten RequifitionSgegenftänbe in bie
vorgefepriebenen 9Raga$ine einliefern mürbe, fold)c
mit feparfen militärifepen ©pecutionen eingetrieben
merben mürben. Rocp am gleicpen Oage fanbte ber
ÄriegScommiffär du Four in SRemtningen 13 HUs
faren unb eine Otbre, bap febem 3Rann täglicp mit
Inbegriff ber Hins unb Herreile 3 Siöreö ftn ®eIb
bejaplt mürbe unb ba§ berfelbe a discretion leben
fönne. Oie Hufaren füllten fo lange bleiben, bis
ber Bub S e v i von H°^enem,s um eine von bem
auf Orbre beS ©eneratS en chef Rioreau uieber*
gefepten (Komite opne äßiffen unb Sßiden ber ©tabt
Reutlingen accorbierte gleifcplieferung im Setrag
von 3311 fl. berichtet unb bem ©pecutionSoffisier
ber ©(pein, baff biefer Bube bejaplt morben fei,
vorgelegt fein mürbe.
©ogteid) piett ber Rat eine ©ipung. Rtan
tub bie vermöglid) ften Sürger baju ein. Oie ver*
laugten Lieferungen mürben befannt^ gemadjt. SRan
patte anfangs H°ffuung , burep ein Anlep en eine
jureiepenbe ©umme ju erpalten. Allein biefer Bmccf
mürbe nicht erreiept. 9Ran beratfeptagte, maS meiter
ju tpun fein möcpte, unb bemüpte frep, 2Rittel per*
vorjufud)en, um bem Orang ber Umfiänbe abju*
helfen, ©nbtiep entfcploff ftep Santlin auf Bureben
ber anmefenben Herren uoip einmal einen Serfucp
beim Obcrgencrat SRorcau im franjöfifd)cn Haupt*
quartier §u ma<pen in ber Hvffuuvg, biefer ©cncrat
merbe in Riidfid)t auf ben 1796 mit ber franko*
ftfepen Republi! abgefcploffencn ^rieben menigfteuS
einen Rad)la& ber geforberten Requifition bcmilligcu.
Arup pielt Santlin eS für feine Sßflicpt, biefen
: lepten Serfud) ju ntad)en, um bem Sormurf ber
Rad)fommenf(paft feinen ©toff 311 taffen, baff nidjt
alle ©orgfalt unb Riüpe angemanbt morben märe.
72
Rodj am näntltdjen £age reifte 33antltn ab.
®a eö fdjott tief in ber Radjt mar, mugte er in
Urad) 15 Ir. ©pauffee* unb (£t)or*) ©dffteggelb
jagten. ®ie 3e$e w Htßd? mit ©efdfftr unb 5)ßferb
betrug famt bem £rinfgelb für ben ^>au«fned)t
(12 Ir.) 1 fl. 54 Ir. Bringen unb 33lau*
beuren mugte er fe 1 fl. 28 Ir. Be^e jaulen
unb gab je 12 Ir. bem Hauöftxedff. Rod) Der
Ulm traf er ben ©berftabtredjner tiefer unb
ben Bunftmeifler Äruog, bie gerabe aud) in
Requifitionöangelegcnljetlen Don Ulm tarnen. Um
nid)t allein eine foId)e Unternehmung ju machen,
Deranlagte er föruog mit iljm ju reifen. Bn Ulm
betrug bie Beche ber beiben 6 fl. 18 Ir. SDer
HauSfnedff erhielt 24 Ir. £rinfgelb, ber $rifeur
ebenfoDiel unb be6 Ablertoirtä Don Reutlingen Unecht
1 fl. £rtnfgelb, toeil er jurücf nach Jpaufe fuhr.
33 a n 1 1 in unb ß r u o g reiften fofort toeiter nach
©ünjburg mit ber 5ßofi. £>ieS foftete 5 fl. 15 Ir.
unb 1 ft. £rinfgelb für ben ^oftiüon. $n ©üng*
bürg betrug ihre B^e 1 fl. 26 Ir. Aud) erhielt
ber HauSfnedff 12 Ir. £rinfgelb. S)ann gingS
mit ber IfSoft toeiter biö 3u8mar8paufen.
^ofigelb betrug 5 fl. 15 Ir. unb 1 fl. Jvinfgelb
für ben ^oftitlon. Uebcrnadffen unb bie Be^hc
in BuSntarShaufen Selten ffe 1 fl. 36 Ir. 2lucf)
erhielt ber ^aubfne^t als £rtnfgelb unb für
©djmtere 24 Ir. SBeiter führte bie Sßoft fte nach
Augeburg (^oftgelb 5 fl. 15 Ir., £rtnfgelb für
ben 5j3oftiüon 1 fl.), too fie am 19. Rtäq eintrafen.
@ie hofften hiev Rtoreau anjutreffen. SDieS fdhlug
aber fehl; ber ©eneral mar noch in ©aljburg.
Hier bejaplten fie baS Dom $ub ge Dt gelieferte
fjleifdh noch am gleichen Sage, ©inem 33ebienten,
ber baö ©elb hin* unb betrug, japlte SSantlin
1 fl., bem $rtfeur 12 Ir. Aud) berührte er im
©affeepaue 10 Ir. unb gab ben ©omeftiquen in
ber Straube 1 fl. 12 Ir. Srinfgelb. SDa 33antlin
unb^ruogfepr Diel baran lag, bie ©pecution, bie
in Reutlingen lag, halb bont Jpalfe ju bringen, fo
einigten fie ftep, bag Bunftmeifter $ruog nod) in
berfelben Rächt nach Berufe reifen foüte. S)ieS
gefchah, unb^ruog traf am 20. Riärj richtig in
Reutlingen ein unb fepaffte bie ©pecution meg.
33antlin fucpte gu Augeburg beim commis-
saire pour le cercle de Souabe, ©irouff,
etmaS ju bemirfett, erhielt aber bitrd) einen ©ecretär
bie unangenehme Racpricpt, bag ein Racplag nur
beim Obergeneral nadpgefudff merben fönne. Auf
feine Sitte, fo lange mit ber ©pecution ju märten,
bis er eine Refolution Dom Obergeneral beibringen
föitne, erfolgte feine Slntmort. ©r nahm baher
eine Retourcpaife, bie nur 5 fl. 24 Ir. unb 1 fl.
Srinfgelb foftete unb fuhr meiter nad) SDtündjen.
ItntermegS übernachtete er in Abeljpofen unb Der*
jehrte bort, japlte auch an Srinfgelbern 2 fl. 12 Ir.
©in grüpftücf in Oad)au foftete 22 Ir.
Am 21. SRcirj traf er in 3Rütid)en ein. ©S
mar bie Reife pieper c^n gemagteS Unternehmen,
ba er nur folgenben Sßag befag;
Wir Bürgermeister und Rat der Reichsstadt
Reutlingen bevollmächtigen unsern Ambts-
burgermeister Herrn Georg David ßantlin
nach Augspurg abzureisen und in Requisitions¬
sachen dasjenige zu unterhandln und zu be¬
sorgen, was vor hiesige Stadt nuzlich und
dienlich sein mag. Und was derselbe in diesem
Fall unterhandlen und abschliessen wird, das
versprechen wir jederzeit genehm zu halten.
In Urkund gemeiner Stadt beigedrukten mitt-
lern Sigills und der erforderlichen Unterschrift
so gegeben den 17. März 1801.
Sigillum testatur T. Bürgermeister und
Bürgermeister Rath daselbsten.
Fleischhauer.
©S fehlte alf o San Hin an einer Soltmacht
ju einer Reife nach Rtündjen.
Bit Rtüncpett erfuhr er, bag ber ©eneral SRorcau
erft in einigen Sagen ermartet merbe. ©o bringenb
auch feine Angelegenheit mar, riet ihm hoch bie
Klugheit, nicht meiter nach ©aljburg ju reifen, meil
aCteS, »oae Don biefer ©tabt eintraf, Derffherte, ba§
bae Hauptquartier innerhalb Don 3 Sagen juDer*
lägig in Riürtcpert eintreffen merbe.
©r martete alfo in Rtüncpen, mo er am 21.
auger bem Sogie für 16 Ir. Derjeprte, am 22.
nebft bem ©intrittegelb in bie ©omöbie 56 Ir. Der*
brauchte unb am 23. ben Sag für über 42 Ir.
begehrte. Am 24. Rtärj gab er um Rapier unb
bie Soft 20 Ir. aue unb Derjeprte über Sag für
28 Ir. Oen 25. jahlte er für Sabaf 30 Ir. unb
Derbrauhte nebft bem ©intrittSgelb in bie ©omöbie
42 Ir.
Am 26. Rtärj traf enbtief) Rt o r e au in Rtünhen
ein. Santlin fe^te nun ein Rtemotre auf, baö er
in§ granjöftfhe überfefjen lieg, ©r oerjehrte mit
bem Ueberfeher für 1 fl. 12 Ir. unb fhrieb an
biefem Sage nah Haufe an „Herrn Bürgermeister
Fleischhauer, Hochedelgebohren in Reut¬
lingen“ :
„Hochzuverehrender Herr Bürgermeister!
Moreau ist endlich heut’ Nacht hier ange¬
kommen, Monsieur F a v i e r s aber nicht ; dieser
geht nicht von dann bis etc. etc.
Mit einem Memoire wäre ich bereits an
Moreau versehen, um es morgen früh über¬
geben zu können; dies wird mir aber schon
darum misrathen, weil es liegen bleiben würde,
bis Faviers komme, und Moreau hierin
lediglich nicht entscheiden. Ein anderer Grund
misrathet mir’s ferner weil nemlich der Com-
missaire des Guerres, Chef de Bien in Augs¬
burg auf die Rückehr Herrn Müllers ver¬
sprochen hat, mit des fernem Execution an¬
zuwarten, bis eine Entscheidung von mir zurück
gebracht werde; da also auch Vieles an der
Zeit liegt und Strenge im lezten Augenblick
nicht mehr anwendbar sein kann, so glaube
ich hie am meisten nutzen zu können, so gerne
ich auch bei den Mehligen wäre ; wenigstens
werde ich noch anwarten, bis Faviers kommt;
dies stehet nicht länger als bis nächsten Diens¬
tag an und dann will ich mein Hail noch ein¬
mal versuchen. Indessen bekomme ich noch
Gelegenheit von Herrn Doktor Schölhas1)
aus Esslingen zu vernehmen, was er in Salz¬
burg ausgerichtet. Dieser ist schon am 17ten
von hier dahin und bis jetzt noch nicht zurück
gekommen. Dies ist freilich eine ge¬
hässige Mission und mein Erdbirn-
Salat würde mir zu Haus besser
schmecken, als die hiesige gesegnete
table d’hote! Doch muss ich nun vollends
aushalten, gehe es wie es wolle. Meine Kosten
werden nicht sehr gross ausfallen und immer¬
hin der Mühe werth sein. Ich kann also un¬
möglich noch bestimmen, wann ich nach Haus
komme, und mehr soll es mich freuen, wenn
Sie indessen nur keine Execution bekommen
haben, weil es jetzt doch am Ende ist! Dieses
wollte ich noch anzeigen und im Verfolg meines
letztem an Herrn Syndicus hiermit berichtigen,
dass nicht nur die französische Armee einen
Tag Halt gemacht, sondern sogar wieder über
den Inn zurück marschiret ist, nun aber alles
aufzubrechen neuerdings beordert ist und am
Ostertag kein Franzos mehr in Bayern sein
soll. Somit verharre ich aller Hochachtung
und Ergebenheit, (sic!)
Euer
Gehorsamer Diener
Amtsbmstr. Bantlin.
In München am 26. März 1801.
Lassen Sie doch meiner Frau sagen, dass
ich sie grüssen lasse und wohl auf sei!
21m 27. 2Rcirg erhielt 23 an tl in feine Rubieng,
ba alle Petitionen abgemiefen mürben. (Sr ber*
brauchte an biefem Oage 32 Xr. 2lm 28. (nic^t
29.) Rlarg überreichte Santi in ft ab i er# [ein
«Remoire, Oiefer mar guter Saune, Ia« bie ©djrift
lädjetnb unb fagte: bei 3l)nen ift e# nod) nid>t ge*
ffi^rlidj, in 10 Sagen ift bie gange ®efd)id)te bor*
bei. 3$ fann nichts millfafjren; übrigens ift e#
fdjon gut, gelten ©ie gurn Obergcneral. Oie#that
«Banttin unb erhielt bei Moreau Rubieng, über*
gab bemfelben ba# Memoire, morin Reutlingens
Sage burchau# gcfZilbert morben mar, unb fefctc
nod) münblid) ^inju, bafc er unmöglich ohne eine
tröftlid)e Refolution nad)£)aufe gehen fÖnne. SRore au
laS unb ^örte alles mit Rufmerlfamfeit an, unter*
rebete fid) feitmärtS mit feinem ©eneralabjutanten,
ber bann mit ber Orbve unb bein Rtemoire in ber
£anb Santlin fagte, bafj er ihn gum General
Pictor (Staube Rleyanbrc be Sa^orie (erhoffen
29. Oft. 1812, 46 Sa^re alt, auf 23efef)l Rapoleon#)
0 Oemeimt ift Ulrich Saltpafar Ritter b. od)etf)af3,
©bler non ©Z eil e r S f) e t nt, geb. 18. Sau- 1742 in
©ülingen, @et). Rat b. Reid)Sftabt (S&linßen, t 29. «ept.
1811 bafelbft, Oer nt. mit ftafobine Jgcbmige waroltne
©djlofsberger.
fügten merbe, bon bem er eine Refolution erhalten
merbe. liefen trafen fte aber nicht gu £>aufe an.
®er Rbjutant fagte, Santlin foüe Rtorgen Sor*
mittag nod) einmal hingegen, iftngmifchen fomme
Sahorie gum Obergeneral. ÖaS merbe beffer
fein. Ruf ben Rat ber ©ecrctare ging Santi in
2lbenbS 5 Uhr noch einmal ^in, traf Sahorie
mieber nid)t. ©o berftridj ber 28., an metdjem
«Bantlin für 50 Xr. bergehrte. Rudj gahltc er bem
föammerbiener beS (Sommtffar# ft ab i er# 1 fl. 21 Ar.
unb bem Ueberfefjer beS «Remoirc 2 fl. 24 Xr.
Honorar.
Rm 29. (nicht 30.) Rtarg ging Santlin mieber
gu Sahorie. Rad) mehr als einer ©tunbe mürbe
er borgelaffen. £af)orie falj Süd)er, harten unb
Tabellen burch- Santlin hoffte einen günftigen
Sefd)eib, boZ erhielt er bie Refolution: „der Ober¬
general habe ihm aufgetragen, dem Bürger¬
meister der Stadt Reutlingen zu erklären, dass
es nicht mehr bei ihm stünde, die dieser Stadt
durch das Comite von Schwaben angesetzte
Contribution auf andere Stände zu legen, weil
jetzt der Friede (bon Sunebide, 9. ftebr. 1801)
ratificiret sei. Er bedauere sehr, seiner Bitte
nicht willfahren zu können und versichere
ihn seiner vollkommenen Hochachtung.“ Oie
betreffenbe Orbre loS Santlin^ noch bor bem
©djreibtifdj. ©eneral 2al)brie ging barauf meg,
obgleich ihm Santlin auf ber ©teile fagte, bajj
biefe Refolution ft<h bem Rtemoire gar nid)t anpaffe
unb er fid) babon niZt befriebigt fehe. Oie furge
unb barfZe Rntmort beS ©ecretärS beS ©eneralS
lautete: c’est fini. Oiefe äufjerft nngünftige Re*
folution beranlaffte Santi in, bem commissaire
ordonnateur en chef Mathieu Faviers, ber
fdjon (wohl burd) Santlin# frühere Unterrebung
mit ihm unb burch ben mit Orinfgelb beflogenen
föammerbiener) bon Santlin# erftem © cdiritt unter*
rietet mar, eine neue bon einem (Smplope bom
©eniecorp# geiget b erfaßte f c^riftlic^e SorfteHung
*u maZen, morin gefagt mürbe, „dass zwar die
Franzosen Macht hätten, uns unsere Effekten
zu nehmen, uns von Haus und Herd zu ver¬
treiben, Executionen einzulegen; sie würden
es aber durch alle diese strenge Maasregeln
doch nicht dahin zu bringen vermögen, so viel
Geld von uns zu erzwingen als gefordert wurde.“
©o rid)tig biefe# ade# mar unb fo geneigt ftabter#
mar, abgul)elfen, fo mar bod) uid)t# meiter bon
^abicr# gu erlangen, alö bajj er bem Rtemoire
eine Rote beife^tc, nad) meldjer ber commissaire
ordonnateur, Giroust gu Rug#burg eine be*
ftimmte Rntmort gu erteilen beauftragt fei. Oiefe#
mar borgen# 10 Uljr ben 1. Rpril.
Rm 30. 9Rärg galjlte S antlin für Porto unb
ba#, ma# er bergel)rte, 38 Xr., bem ©ZuljmaZer,
ber ihm bie ©tiefel flidte, 24 Xr., am 31. ber*
brauste er 48 Xr., gahlte aud) geiget, bem Ser*
faffer unb Ueberfeher be# 2. IRemoire, ber eine
2maligc ©inlabung gu ©aft abgefdjlagen h^he,
2 fl. 45 Xr. 9Iud) Berichtigte er eine grifeur*
redfnnng für Gnialige« 3ure(^hna$eIt ker ,Oare
Betrag üon 1 fl. 12 Xr. unb jaulte bem Baber
12 Xr. für’« SItafleren. 9ln biefem Sage Berichtete
er aud) nach §aufc:
Hochloblicher Magistrat!
Gerade da ich in der grössten Verlegenheit
bin und mir beinahe nicht zu helfen weiss,
erhalte ich dero Zuschrift, die das Maas der
Drückungen vollends voll zu machen scheinet.
Hier kürzlich meine Verrichtungen bis jetz:
Ich präsentirte Herrn Matth. Faviers das
an Herrn Ober-General verfertigte Memoire,
er lass es, lachte und fragte: es ist ja nur
noch um 10 tag, so ist alles vorbei; es ist
schon gut, gehen Sie zum Ober-General und
hören Sie, was der darüber spricht; ich liesse
eines Herrn Faviers, das andere brachte ich
zu Moreau, dieser lass es, ich setzte noch
eine mündliche kurze Vorstellung hinzu, er
gieng mit seinem Adjutanten seitwärts, letzter
kam zurück und sagte, dass er Ordre hätte,
mit mir zum General Lahorie zu geh’n,
dieser werde mich abfertigen; er sei es, der
alles ausfertige. In Begleitung dieses Adju¬
tanten gieng ich hin, wir trafen ihn aber nicht
an. Die Secretaire hiessen mich Abends um
5 Uhr kommen. Ich kam schon um 4 Uhr.
Aber schon war er wieder weg. Gestern
zwischen 9 und 10 Uhr traf ich ihn endlich.
Ich sah ihn Bücher und Carten, Tabellen und
alles durchgehen und hoffte mir gute Reso¬
lution. Allein sie war es nicht. Sie lautete
kurz so, dass, da jetzt der Frieden ratificirt,
es nicht mehr möglich sei, die der Stadt
Reutlingen betreffende Contribution nachzu¬
lassen und auf andere Stände zu legen. Das
Comite ä Schwaben habe solche reguliert, er
bedauer’ sehr hierin nicht willfahren zu können.
Das war ein Donnerstreich. Ich las es
noch vorm Schreibtisch. Der General hatte
sich indessen entfernt und da der Secretair
meinen Mismuth bemerkte, so sagte er: c’est
fini! Halbbetäubt lief ich fort, keinen Men¬
schen, den ich um Rath fragen konnte. Ich
gieng unterwegs in ein Caffeehaus, lies mir
ein Glässen eau de vie geben, besann mich,
was ich nun anfangen sollte; ein Officier, dem
ich zu Reutlingen schon vor 4 Monat (alfo
OftoBer 1800) Vorspann besorgte und mit
einem Kirschengeist bewirtete , hat schon
einige Tage sich um meine Verrichtungen
erkundigt, ich erzählte ihm mein Geschick,
er sagte mir, ich solle noch nicht verzagen,
es sei vielleicht noch Rath übrig, er sei mit
Moreau’s Bruder sehr genau bekannt; so¬
gleich wolle er hin und ihm das Verhältniss
von Reutlingen erzähl’n, damit er’s seinem
Bruder, mit dem er heute zu Nacht esse,
erzähle.
Dies ist nun gestern Nacht geschehen und
heute um 5 Uhr soll ich wieder zu Faviers
kommen. Was ich da ausrichten werde, stehet
bei den Göttern. Einmal bezahlen können
wir diese Summe nicht! Ich will ihm den
Antrag machen, zu dem Sie mich in dem heute
erhaltenen autorisiert haben und den ich auch
auf Magistrats Ratification ergriffen hätte. Ich
zweiffle aber, ob er angenommen wird, da
kein Beispiel dieser Art bekannt ist.
Unsere Laage ist schlimm und noch immer
glaub’ ich die Executiones lieber auszuzahlen,
als sich zu engagiren, woran Kind und Kinds¬
kinder zu leiden haben. So feindlich auch
die Executionen sind, so dürfen sie doch nicht
plündern und morden und das Geldt bleibt
in der Stadt. Geisel werden sie keine mehr
nehmen. Ich hab’ mich dem Moreau
gestern selbst angetragen, ich wolle so
lange Arrestant bleiben, er soll unser vires
durch eine Commission untersuchen lassen.
Schon übermorgen geht alles von hier ab,
von dem heutigen Erfolg wird meine Abreise
abhangen.
Verzeihen Sie mein Gesudel; es geschähe
kaum vor Ablauf der Post und ohnehin weiss
ich nicht, wo mir der Kopf stehet! Ich bin
Ihr ganz gehorsamer
Amtsburgermeister
B a n 1 1 i n.
In München ult. Merz 1801.
Diese „Musack“ werde ich mit zu Grab
nehmen!
(@<$luf$ folgt.)
^er JrtiebettöDerfrag ^WttfCiugeus mit ^Mtffentßerg von 1389.
TBort C£u0vit Stfinmhcr.
3>n ben Sagen, ba Äönig Söcnjcl ju 9lad)en
gefrönt mürbe, traten 14 fdjmäBifdje ©tabte, barunter
Steutlingen, ju einem Bunbc jufammen, um ftd)
gegen bic toon Äaifer, Äönig unb 2anbc«ljerren
brof)enbcn Bebrüdungcn ju fd)üfcen (4. $uli 1376).
gür 9teutlingcn galt e« in erfter Sinie bie 916«
lefynung bcr großen 9lnforbcrungen jur Bejahung
ber Äoften, mcld)c ber ©timmenfauf für SEöenjel
tocrurfadjt Ijattc, unb bic Buriidmcifung ber 9tntyrüd)e
bc« ©rafen ©Bewarb be« ©reiner« toon Bfiirttem«
berg. 2)er ©raf Ijattc ni<$t nur al« ißfanbin^aBer
ber $cfte 2ld)alm ba« @<$ult§ei§enamt gu 3ieuG
fingen inne mit 3oH, Umgelb unb 2Jtüfjlgclb (b. f).
er Bejog außer Borfaufö* unb 3Jfaf;lge6üf)ren einen
Seil bcr ©trafgclbcr), fonbern er Ijatte aud) al«
Sanbtoogt bie maudjmal jmcifelfjaften ftänbigen 91B«
75
gaben ju erheben, tüetc^ c btc Reid)Sftabt als fotd£)e
bent SRetc^e fhulbete. XiefeS ©erhältniS gab ©ntaß
genug ju ©treitigfeiten, umfomefjr als ber ©raf
beftrebt mar, feine Reepe immer mel;r auSjubehncn
unb bie ©täbte ohne meitereS mürttembergifcp Unter*
tränen als Pfahlbürger anuahmen unb fo ber ©e*
ri^tSbarfeit unb ber ©efteurung beS ©rafen ent¬
fern
©ehr halb mußte ber Äöttig. baß er auf bem
eingefchlagcnen ©Wege mit ben ©täbten nicht fertig
merbe, unb Oerfud)tc eS mit einem anbertt. (Sr f c6)lof3
jetjt felbft mit ihnen Verträge unb ließ bie dürften
faden. ©ttd) bem ©rafen non ©Württemberg nahm
er furj nad) ber ©d)lacht bei Reutlingen bie Sanb*
oogtei über ©ßtingen, Rottmeil, Reutlingen unb
©Weilberftabt (31. 9Rai 1377). ©eine Slbftcp, ba*
burd) ^rieben ju ftiften, mürbe fo menig erreicht,
baß fdjon im f^rühfommer 1378 bie Reutlinger mic
bie ©ßlinger ftd) ben Ipranjiehenben oberlänbifdjctt
©täbten anfd)loffeit unb mit ihnen bis oor ©tutt*
gart rüdten. 5)ie ^einbfeligleitcn mürben enblid)
eingeftedt, meil bie 9Rad)t ber ©täbte fo mitd)S,
baß fie niemanb mehr anjugreifen magte. Reut*
lingen benü^te bie ©unfi ber Sage, nachbem eS ben
©rafen oon ©Württemberg als Sanboogt meggebrüeft
hatte, ihm aud) baS ©d)ulthcißeuamt ju nehmen;
eS ließ ihm bie ©efäde beSfelben einfad) nicht mehr
ausfolgen. ©Wohl flagte ©bewarb bei ßönig
©Wenjel, unb biefer befahl ber ©tabt mehrere SRale,
jenen an feinem Rechte nicht ju irren; aber ohne
©rfolg. £)enn ber gelbbebürftige ©Weitjel fah fid)
immer mehr auf bie ©täbte angemiefen, unb als er
oodenbS in (Erfahrung brachte, baß bie dürften mit
feiner ©bfeijung umgehen, fd)loß er ein ©cpuhbünbniS
mit ben fhmäbifhen ©täbten. Vertreter Reutlingens
auf ben Sag ju Rürnberg, ba über biefeS ©ünbniS
im 9Rär$ 1387 oerl)anbelt mürbe, mar £anS ©pel1).
S)ie $olge beS ©ünbniffeS mar, baß [ich bie Herren
auf bem üRergeuiheimcr Xage im Rooember beS*
f eiben ^ahreS entfließen mußten, fid) mit ben
©täbten ju oertragen. Ramentlid) bie ©rafen oon
©Württemberg mußten oerfpred)en , benfelben ihre
©hulben ju bejahten. 2)a eS faum benfbar ift,
baß bie ©täbte felbft ben feinbfeligen ©rafen ©elb
oorgefhoffen $a6ett, fo hobelt cS fih »# um bie
gorberungen ber reidpftäbtifhen jubelt, mefe bie
©täbte fraft faiferlfen PrioilegS ftd) hatten über*
tragen laffen. Unter ben ©d)iebSrihtern in biefer
©ad)e jmifd)en ©Württemberg unb bett ©täbten
mirb ©Werner £itrnbed (£mrnbog) oon Reutlingen
genannt2).
©S ift befanr.t, baß ber dttergentheimer Xag ben
^rieben mieber nicht brad)te. Ramentlid) bie bat;*
rifhen JQcrjoge festen bie Angriffe fort; im Riai 1388
nahmen fie jmifhen Xadiau unb ftriebberg ben Reut*
linger ©ürgern ©bewarb Rabler unb ipanS Xicpolb
1) ®eutfhe ReirfptagSaften 1, 546. 28oP berfetbe,
mie ber in ber ©efdjteibung beS 0.31. Reutlingen 2, 1 69
genannte foanS ©ppe.
2) Rcid)Stag§a!ten 1, 595.
5 ©atjfufjren mit 30 Pferben toeg3). Sie Unter*
flühung, bie ©Württemberg ben bat)rifd)en #erjogen
jufommen ließ, mar mit bie Urfadje beS ©infadS
ber ©täbte in ©Württemberg unb ihrer Rieberlage
bei Döffingen.
©nblid) gelang eS ©Wenjel, einen Sanbfrieben
burpufepn (5. dttai 1389 ju ©ger). ©r gebot
adgemeinen ©eitritt, mähte aber jur ©ebingung
beSfelben bie oorhetige SluSföptung ber einzelnen
ftreitenben Parteien, ©o mußte aud) ©Württemberg
fih mit Reutlingen oergleid)en. ©tan einigte ftd)
auf ein ©cpebSgericp, bem oon mürttembergifd)er
©eite ^erbegen oon £ürnhcini, §anS oon Suftnau
unb ber Xübinger ©ogt ©Werner oon Rofcnfelb
angehörten, oon reitllinger ©eite Peter Söm, ©ürger*
nteifter oon Ulm, ©bewarb ©euer, ©iirger ju
©münb, Seonharb ©happet, ©ürger jn Rottmeil ;
als ©otfipnber mürbe oon beiben ©eiten ©raf
©Wolf oon ©eringen berufen. X)iefc fädten am
31. Stuguft 1389 ihren ©prtth 4). ®ie einzelnen
Punflc beSfelben ftnb folgcnbe:
1. Rtit Umgelb, ©d)ultl)eißenamt, Rtühlen unb
Rtühlgclb fod eS gehalten merben, mic bie ©ertragS*
briefe oom heutigen Xag befagen5).
2. 2)ie Rcutlinger foden ben ©rafen in unge*
ftörtem ©efih beS XeilS oon ©önningen laffen, ben
er oon Xruhfeß Ulrid) oon ©töffeln gefauft bat;
maS bie ©tabt bort an ©infünften erhoben, barf
fte behalten, oon heute an aber gehört adeS bem ©rafen.
3. j£)en Reutlingern bleibt baS Reep, ihr e
©hmeitte in ben ©d)önbuh ju treiben.
4. £)er ©ßlingcr, bie Säft unb bie ©ropprin
unb anbere ©ürger, bie oon Tübingen nah Reut*
lingen gefahren finb (fih in beffen ©ürgemht
begeben haben) foden in Tübingen artS* unb ein*
gehen bürfen, ihre ©i'tter bafelbft bebäumen ober
oerlaufen; boh bürfen fte ohne befonbere ©rlaubniS
bort niht mohnen unb ntüffen fth »egen ber ©teuer
mit ©Württemberg oergleihen.
5. £anS Xufelin fod oon ©Württemberg im
©efitj beS ^pofeS ju Slmerom (©mmerhof) beiaffen
merben, oorbel)ältlth beS ©WiebcrlöfungSrehtS.
6. Oferbingen, RontmelSbad), 2lltcnburg, ©iden*
häufen, ^ird)en(tedinSfurt) oerlangen, in ben eigenen
©Wälbern ohne bie Rliete (Abgabe) l)anen ju bürfen,
bie fte im ©d)önbud) an bie mürttemb. ©mtleute
eutrid)ten ntüffen; baritber fod nähere Äunbfhaft
eingejogen merben. ©benfo über bie ©üter beS
©WahSmangerS unb ©onrab ©äph jn ^irhen.
7. ©ürflin ©d)tnib oon Urad), ©poltj oon Seon*
berg unb ^)anS ©onbörfer foden in ben mürttemb.
©hlöffern *auS* unb einmanbeln bürfen; man fod
nur bie ©ejahtung ancrlanntcr ©diulben oon ihnen
3) ©benba 2, 32. _ A ,.
4) £)riqinat*Papier, ftar! befhäbtgt, tut otaatSardno.
®er Inhalt ift bei Sattler, 1. ftortf. 286 unb ©aper,
ftift. Xeufm. 97 fepr mangelhaft angegeben.
' ») ®ie Rcutlinger Urtunbe ift abgebrudt bet ©aper
3 98 mit bem falfcß aufgelöften Saturn be§ 1. Sept.
76
Verlangen unb fott ihnen nötigenfalls il)r Recht
wiberfahren taffen.
8. ©ie bon Hefe . . . 6) folt man am Vurg*
ftatt ju ©unbelfingen ungeirrt taffen unb fott auch
fein Pfahlbürger unter t^r ftfcen.
9. ©er <S<^ietinger unb ber Ved)rer fotten für
i^rc im ßrieg erlittene ©dfäbigung ©rfatj erhalten.
10. ©em Äolbinger fott man feine ©djulb ju
SRarbad) unb feinen Rcfer lebig laffen.
11. Wegen beS SichtenfteinS fott Reutlingen
bon Württemberg wiberfahren, waS anbereu ©täbten
Wegen im förieg gewonnener ©chlöffer unb geften
wiberfahrt (b. h* bie ©tabt fott für bie Rübfgabe
eine entfpre^enbe ©ntfdjäbigung erhalten) ; bie bon
Württemberg angebrochene ©igenfdjaft als offenes
HauS unb Sehen, baS heim9effltten fei (weil eS
Reutlingen natürlich nicht als foldjeS empfangen), fott
bei ber ©ntfdfäbigungSfrage aitS bem ©piel bleiben.
12. Reutlingen üerjei^t bem Rnfelm non ^)ölns
6) Ber Raute ift burdj ein Sod) in ber Urlunbe gerftört.
3h tann nicht angeben, Welche grau bamalS im Vefifc
beS VurgftattS ©unbelfingen war. Bortige Untertanen
waren in baS Verhältnis Don Pfahlbürgern ju Reut-
lingen getreten, WaS je|t berboten wirb.
flein unb ©djwenger Pon Sidjtenftein bie ©chmad)*
reben, bie fte bor bem $önig auSgeftofjen haben.
13. ©un$ SittS unb ©un$ ©<hen!el bon SRe^ingen
fottett bon ihren ©iitern 3^ geben, wenn ihnen
bie Verpflichtung baju nadfgewiefen wirb. —
©er Inhalt beS ©prud)S mit feinen jum Beil
unbebeutenben ©injelheiten, über bie wir ©enauereS
nicht wiffen, geigt, baf) eS beiben Parteien mit bem
Ausgleich ernft war unb baff feine berfelben befonberc
Rnfprüdje erheben ju bürfeit glaubte. Wäljrenb
Ulm in bem erft 1391 gu ©tanbe gefommenen
Vertrag bem ©rafen bon Württemberg bie größten
3ugefiänbniffe abnötigt, boüjieht fid) ber RuSgleid)
Reutlingens unter bem ©efichtSpunft ber ©leih5
6ered)tigung. ©ie grunbfähli(f)cn gragen, wie bie beS
©hultheißenamtS unb ber ©<hönbu<hSgere<htigfeit
werben fo gelöft, baff ber 3uftanb bor bem Ärieg
wieber ^ergeftettt wirb; in ben Heineren ©Ireitig*
feiten jeigen fid) beibe Parteien entgegenfommenb.
©ie Hauptfrage, über Aufnahme bon Pfahlbürgern,
hatte fhon ber griebe ju ©ger gegen bie ©täbte
entfliehen. ©er griebe *wif<hen ben Parteien würbe
nicht mehr ernftlich gefiört, bis Her5°3 auf’S
neue ben Verfug machte, bie einzigen Rbftd)ten
feiner Vorfahren auf Reutlingen in’S Wert ju feiert.
£te ^IcutCiucjer ^aixiftn- ttttb ^ürgeröefdjfedjfer.
Bmr Hflimafrtfr Scliim tu Stuttgart.
(gortf eijung).
5. ^ufiirtc, bertn. 11. Rüg. 1700 in Reut*
lingen mit Johann Reinharb Rlberti, Pfarrer in
Hennethal 40).
©in Vruber beS RrdjtbiaconuS 3faac S i ft
unb ein ©ohn beS Pfarrers 3ofjann ®earg Sift
war Johann ©eorg Sift, Vürger unb Buchmacher
in Reutlingen, ber I. 25. Rob. 1660 in Reut*
lingen Rnna 3Rarg. ßnapp unb II. 5. gebr.
1677 baf. ©ufanna, ©ödster beS RectorS ©peng*
1 1 n (gebürtig auS Viberadj) hatte
2 ©ohne: Johannes uttb Johann ©eorg, Vürger
unb Buchmacher in Reutlingen, ber 15. 3Jtai 1693
bafelbft Rnna ©atharina Helbling heiratete unb
einen ©ohn ÜDiidjael hatte, ber Vud)binber Würbe
unb 16. ©ct. 1715 in Reutlingen Rnna Riaria
©hmib (als Witwe 12. gebr. 1725 in Reutlingen
borher mit bem Vudjbinber ©hriftian ©ottlieb 3 e Iler,
geb. 15. 3Rai 1704 in ©ufjlingen bennählt) heiratete,
©er altere ©ohn igolj. ©eorgS, igoljanneS Sift,
Vürger unb Budjmadjer ju Reutlingen, heiratete
15. $uni 1685 baf. Rnna Rtaria föönngott.
©ein am 29. Rüg. 1692 geborener ©ohn 3°hann
©eorg Sift war Buchmacher unb ftarb am 10. ©ct.
40) Sohn beS Simon Rlberti, GantorS in 3b*
ftein. Schon ant 21. gehr. 1G21 War ©eorg 9tlherti
aitS SlugShurg DRagifter in Bübingen geworben (Somtnl.
alter $D?agifter*Prom. S. 46). Peter Gfjrift. 911 b e r t i
war 1687—1709 Pfarrer in SBibbern (Vinber, SSirtem*
bergS Stirdf* nitb Sehrämter I, 249).
1723, bennählt feit 22. Rtai 1719 mit Rtaria
©atharina fönapp, geb. 10. Rtärj 1697, bie fid) wieber*
bcrmählte im 3ahre 1726 am 27. Rob. mit bem
Weifjgcrber Sfohann ©onrab Äönngott. 3hr ®0hn
erfter ©he, ©aniel Sift, geb. 6. 1722 in
Reutlingen, würbe Weiffgerber, wie ber ©tief*
bater unb ftarb 11. ©ct. 1783 in Reutlingen, ©r
heiratete am 17. gebr. 1745 in Reutlingen Rtaria
Katharina ©öppinger, geb. 31. ©ec. 1725 in
Reutlingen, ©ein ©ohn 3ohannc§ Sift, geb.
5. !746 ju Reutlingen, ebenfalls Weiffgerber
heiratete 22. ÜJtai 1775 bafelbft Rtaria Rtagbalena
©chäfer (geb. 12. ©ct. 1754, f 21. Rtärj 1815)
unb ftarb 22. ©ct. 1813 in Reutlingen als ©e*
richtSberwanbter. ©in Verwanbter bon ihm, ber
Buchmacher 3°h* 3>acob Sift würbe 1792 alter
Herr (Ä.*9l.), 1800 Vicebürgenneifter, würbe aber
auf bem ©dfwörtag 1801 abgefe^t (^.*21.), jfeboch
jum ©tabtriditer unb ©tabiredfner erwählt, was er
1802 blieb (&.*9l.). ©iefer Buchmacher Johann
3acob Sift war nad) einer Urfunbe bom 12. ©epr.
1794 ©enator unb Pfleger ber ©onberftechen (©t.*2l.),
war auch ©pitalpfleger unb hat bem RmtSbürger*
meifter Vantlin in jenen 3eitcn treu jur ©eite
geftanben. 3Ran bergleid)e über ihn ©apler II,
347. 3cbcmncS S ift ber 2Sci§gerber gelangte erft
25. $llm 1803 unter württ. Regierung inS ©tabt*
geridjt (£.*2t.). ©ein ©ohn ift ber berühmte
griebrid) Sift, geb. 6. Rüg. 1789 in Reutlingen,
j- 30. Roo. 1846 tn Kufflein. 3Ran oergleidje bie
neue O.* 2t.»23efd)r. 1, ©. 491 — 482; griebricp
St ft 6. 2Iug. 1789 bis 30. Roo. 1846 oon ^3rof.
SB e t § m a n g er in ber bapr. ^anbelßjeitung, SBet*
blatt $ur aUgern. 3e^un3 1889, Rr. 32, 33, 35;
©. Krimmel in STteutT. @efd).=23lätter, 23anb I — II,
STlr. 8; griebricp Siftß gefammclte ©Triften, ber»
außgcgeben oon Subraig §5u§er, Seil I). ©aß
Sijlbenfmol in feiner Sßaterftabt mürbe 6. 2lug. 1863
enthüllt. Dr. ©uftao Kiep (geb. 26. Rtärj 1826
in Seidig) ift ber Zünftler, ber ©rjguf} rül;rt oon
,£omatb in SBraunfd^tüeig (©cpmäb. ©pronif 1884,
1713 unb 1717) per.
2Iucp in Pfullingen blühte bie Familie S ift fort,
^op. Sift mar ©ericptßoermanbter bafelbft,
fein ©opn 23 art p o l o in au ß (geb. 3. $uni 1686,
f 1762), ©erber, peiratete 29. 3an- 1709 in
Pfullingen Rtarie SJtegine Re uff er, geb. 26. ©ct.
1683 in Pfullingen, f 1754) unb patte 2 ©öpne,
$op. f^riebr., ©pirurg unb ©peober Subm., 2Ird)iteft.
Sie 3*1 acpf omnten beß ©artpolomäuß paben 2lnre(^i
an ber 23o cer»©tiftung41). Philipp 3acob 2 ift
mar 1763 chirurgus juratus in Pfullingen.
5 8 7. S i ft t in. 21m 16. ©ct. 1345 oerfaufte
^rmelgarb bie Siftlin an Katharina, Heinrich
Stintocp’ß felig e^elid;e Stirtin 10 ©cpiUing geller
emiger ©ült auß ihrer #ofreite „genannt Rufcpen
kalter" um 7 1/g Pfunb geller (K.-A.).
5 8 8. Sit man. H. dictus Sit man, 23ürger
ju Reutlingen mürbe 24. $an. 1273 23ürge
für feinen SRitbürger Sllbett genannt SSeltpufer
(©t.»2t.).
5 89. Siuje, Siufe. 2lm 20. ©ec. 1294
mirb genannt dictus S i t> 5 e , juratus in Reut¬
lingen (©.»Rhein. 3eitf$r. 39, 258). 2lm 22. gebr.
1296 ift 3eu9c Heinrich ber Siufe (©t.=2l.), ebenfo
22. gcbr. 1296 (©t.»2t.).
5 9 0. Siutolt. ,£>errSubott mirb 16. SRärj
1295 3unftmeifter genannt (©t.*2l.). 2lm 30. Rtärj
1297 mar Siotolb Richter ju Reutlingen (©t.=2I.),
ebenfo 15. Riärs 1307 £err Suitolb (2t.=2l.).
2tud) am 15. ^uli 1304 mirb Siutolb genannt
(©t,»2l.). Rad) einer Urfunbe 00m 13. 2lpril 1314
gab Jperrn Suitolb cS Kinb 6 ©cpiüing «geller
©ült au« einer Stiefe ju 23onlanben oberhalb
SBepingen (K.=2l.).
591. Sobmüller, Sobmiller.* 2lm
16. gebr. 1489 mirb SRattpiaß Sömmiller beß
23eden §auß ju Reutlingen ermähnt (K.*2l.).
Qtafpar Sobmüller unterfcpricb 1572 bie ©on=
corbienformel (©apler I, 592). ©ein ©opn ift
mohl ©afpar Sobmüller, ber 3. gebr. 1594 in
Tübingen SRagifier mürbe42). ©r mar erft ©iacon
in Reutlingen, 1608—1612 Pfarrer in ©omaringen
unb ftarb 1612. ©eine ©attin mar 2lgneß ©rün*
41) lieber ben 23auinfpector Sift (1810) confer
©apler II, 303.
i2) Sammlung aller 9)tag.=Prom. (S. 87).
inger, bie 1614 Reit Riüller, pvofeffor ber
Ppilofophie in Sübingen heiratete, ©ie 2lngabe,
feine ©ocpter ©alome pabe Submig 9Cs
heiratet, fnbet in ben Kirchenbüchern feine 23e»
ftätigung 43), bagegen bürfte ©afparß ©ohn gemefen
fein SRattpäuß Sobmüller Reutlingenfiß, ber
10. 3>uli 1626 in ©übingen magiftriertc 44). ©r
ftarb am 26. ©ec. 1634 als ©pitalpfarrer in
Reutlingen, ©eine Stitroe lebte nod) 1637 (©apler II,
114). ©in 3eiigenoffe beß ©pitalpfarrerß £anß
Sobmüller (f oor 1630) hatte einen ©ohn 3>o=
panneß, ber Steifjbed in Reutlingen mar, 17. $ebr.
1640 Urfula Uber heiratete unb 2 Kinber patte:
1. ^jopanneß, Steißbed, oermäplt 22. Riai 1667
in Reutlingen mit ÜJtarie ©atparine Sauben»
berger (©apler II, 208), beren Racpfommett an
ber 3iegler;©tiftung 2lnred)t paben, 2. 2tnna SRatia,
geb. 6. gebr. 1642, Oenn. 26. 2lug. 1668 mit
Submig Ruff.
iSSopann ©eorg Sobmiller, SBäcfer in Reut»
lingen, heiratete 19. 1740 baf. 9Rarie Riagb.
Reicperter, geb. 22. $ebr. 1722 baf. (bie
Racpfommen paben 2lnred)t an ber ^)egel»©tiftung)
unb patte eine Socpter ©alome, geb. 14. Roo. 1743
baf., bie 22. SRai 1765 ben Kaufmann 3op. 3acob
3mißler in Reutlingen heiratete, ©r mar 1763
©iebener, 1768—1770 ©tabtricpter unb 1770
günfer (K.=2l.). 2lm 23. 2lpril 1797 mürbe ber
SBäcf er Philipp ©arl Sobmiller jum 3«pner er»
mäplt.
5 9 2. Söffler*. 2lm 6. ^uli 1400 mirb
beß Söfflerß ©cpleifmüple im Pfullinger 3e^nten
auf ©taingun crmäpnt (©t.»2l.). ©uarbian unb
©onoent ber minberen ©rüber ©t. grancißcen ©rbetiß
beß Klofterß ju Reutlingen oerleipen am 2. 3Rai
1465 an £anß Söffler, ©ürger ju Reutlingen
ju einem fielen ©rblepen einen Steingarten ju Reut»
lingen an ber Rämin um baß SSierteit beß Steinß,
ber am oorgefcpriebenen Steingarten mirb (£)off*
ftetter, ©pronif ©. 1043—1048). ©eorgii 1515
mirb 8jacob Söffler unb 1526 merben SRicpel
Sefler genannt SBappeler unb ©lauß Söffler
genannt (K.»2l.). 2lm 26. 2tpr. 1518 entfcpieben
bie Rid)ter ber ©tabt ju Reutlingen, ba§ ©pane
unb Srrung jmifcpen £anß gering alß Kläger
unb SRicpel Sofler bem Sucper alß ,,2lntmurter<',
b. p. ©eflagten maren, megen eineß Sabenß, fo
Riicpael Sofler in baß ©artlin bei bciber Käufern
im ©topengä^lein beim ©ebenpäufer Jpof ju macpen
oorgenommen patte, ©ß mürbe gegen gering
erfannt, ber oermeint patte, ba§ Softer pierju
meber Recpt noch f^ug hätte, nacpbem SUiic^ael
Sofler erflärt hätte: ©ad) unb Stinfet feien fein
unb bafj fotc^eS ©runb pabe, fepc man barauß,
ba§ feine ©acptraufe aüentpalben in ben Stinfel
fade (R.-21.).
43) S3eger, Ruralcapitel, ©.133; gaberß Familien»
ftift, ©eit SRülter 0. § 4.
44) Sammlung, S. G3.
593. Löffler Dort unb ju Reiblingen.
gemanbt. £>ie bret
golbcnen Sterne in
Rot paben 7 ©den,
bie golbenenLömcn
in £Rot meinen
©onimanboftab.
©ie .fpelmbedeu
ftnb rot=meip. Sluf
bem £)elm:
Pfauenfd)manj.
SB a p p e n :
Rad) ber 93efdjrei*
bung im SDiplom
ge^t ber Sd)rag*
halfen ßon (b)crat-
bifcp) LinfS nad)
Red)tS. Red)tS
eben unb linfS
unten je ein Lome
mit ©ommanbo*
[tab und) Red)tS
RtarcuS Locffler, bifcpöfl. Spepcrifdfer Roni*
meiftcr patte ßon feiner ©attin SRagbalena 23ürger
einen Sopn gopaitn gacob Löffler, ber 1583
in Loecpgau geboren mürbe unb 1625 ©eorgii
mürttemb. Ricefanjlcr marb. (5c mürbe 28. guli
1625 bceibigt, 1. Slug. 1625 präfentiert unb
©eorgii 1633 mirflidjer Äanjler, mürbe d.d. RegenS*
bürg 24. gan. 1623 als Dr. ber Rechte, fi’trftl.
mürtt. Äanjler unb Otat in ben ReicpSabelftanb er=
hoben unb erhielt für fid) baS flcine Palatinat.
©r erhielt 1633 bureb jperjog ©berparb DI. bie
£)err|d)aft Reiblingen , bie er 1634 unter öfter*
reich, £)errfcpaft bem bopr. ©eh- Rat ß. Reidpel
abtreten muffte. ©r ftarb 30. SIpr. (6. 9Rai)
1638 in Rafel, ßermäplt I. 22. gan. 1612 mit
2R. Rtager, £od)tcr beS mömpelgarbifcpcn Äanjlerö
g. U. Dr. ©priftopp Banger' (f 19. SIpr. ob.
Slug. 1630 in Stuttgart), D. 22. guni 1635
in gcanffurt a. 9R. mit Slnna SOtaria SB et; 9 in
ßon Limburg ju «Jpopen ftein, melcbe bei feinem
£obe fd)manger mar unb noch 1660 als SBitme
lebte, ©iefe faufte 16. (6.) SJiärj 1652 ßom
Diopter SalmannSmeü beffen SBefl^ungen ju 5)5 f ul*
lingen, £).* unb U. Raufen um 14,350 fl.45). SluS
erftcr ©he beS jtanjlcrS flammte: Utfula ©atpartna,
geb. 5. gan. 1628 in Stuttgart, f ßor ber SRuttcr,
auS grceiter ©he: SRaria SRagbalena, geb. 20. gunt
1636, ©rbin ber ©iiter in Reutlingen, Pfullingen
unb 0.= unb U.^aufen, f 29. 2)ec. 1696 in
Reutlingen, ßermäplt 1662 mit bem mürtt. Kammer*
meifter SBolfgang 5 o r ft n er (geb. 27. guni 1620
in Rreitfelben, f 9. Sept. 1680 in Stuttgart,
melcper nad.) J^offftetter S. 805 ben armen Leuten
in ben ©äffletn um feinen £>of in Reutlingen 8
Scheffel ßorn ßermad)tc). ©ine ihrer £öcpter SRag*
balena gor ftn er in, ©attin Heinrich griebrid)
SJtogg’s patte eine £ocpter griberica SRagbalcna,
getauft 27. Dct. 1684 in Reutlingen. gm ©efth
ber ©üter in Reutlingen, Pfullingen, O.- unb
U. Raufen folgten ber ftanjlerin ihre Söpne SBclfg.
gafob ß. gorftner, fpofmeifter bei ber ©ema^lin
bcS SRarfgrafS ©hriftian ©rnft ß. S3ranbcnburg=
Raprcutp, ber 1692 im S3efib beS ,£>ofS mar unb
©hnftopl) Peter ßon gorftner in ©ambenop, feit
1733 mürtt. geheimer Regimentsrat (f 12. SRui 1755),
ber ©eorgii 1738 bie ©üter in Reutlingen u. f. m.
45
') ©apler II, 261
bem Rürttnger Spital um 70,000 fl. berfaufte.
SBeitere Äinber beS go r ftn er = L o ef f le r f dp e n
©hcpaareS maren 1. PauluS, geb. 22. guli 1671,
2. Peter, geb. 22. Rtai 1674, 3. SBilpelm Lubrn.,
geb. 24. Riai 1677, 4. Johanne ©arolitte, geb.
24. Rtai 1677 unb 5. Reginc Juliane, geb. 27. gebr.
1679 (aUe in Stuttgart). SRan fleht, baff biefcS
©hepaar menigftenS 1671 bis 1679 nid)t auf bem
jpof ju Reutlingen mohnte, mie aud) ihr Sohn
©hrifioph Peter oon ^orftner in jDambcnop.
©eitn feine ©emal)lin Rtaria ©harlotte oonSBeitcrS*
heim (geb. 1699, f 21. Sept. 1734 in Statt *
gart) gebar ipm 5 trüber (Sertolb Peter 11. SRai
1724, ©arl 4. Roß. 1725, 3>°l)amt SBilhelm
28. sbec. 1727, ©hriftian Submig 22. ^uni 1729
unb Johanna R7aria SBilhclmine 8. Oct. 1733),
alle in Tübingen46). ^Dagegen ermählten mehrere S3cr=
manbte ber % er ftn er ben £pof jum Slufenth^lt, fo:
a. ßon Schönfelb. (SBappcn : in ©olb
fd)raglinfS ein beiberfcitS 3 3Ral geafteter fd)marjer
abgehauener Stubben*jf)elm : 9 fdjmarje Straußen*
febern.) ©korg ©priftoph ßon Schönfelb auS
Sachfen, geb. 1631, mürbe 1666 mürtt. Oberforft*
unb ^ägermcifler, ftarb 1. $ebr. 1680, heiratcte
Slnna S3arbara ß. Schaf eli^fp, geb. 1630,
begraben 6. Slug. 1704 in Reutlingen. Seine
^inber maren ^ol). ffjmiebrid), geb. 30. Slpril 1659
in Stuttgart, ©berl)arb f^riebr., geb. 4. 3utli 1660
bafelbft, Juliane Dorothea, geb. 17. Slug. 1662
bafclbft, ßerm. mit ^op. Jipeinr. ß. greub enber g,
©eorg ©hriftopl; (f als Äinb), Slnna Riaria, Slnna
Rarbara, Slnna Sophia unb ^riebrid) Submig, geb.
28. Sept. 1665 in Stuttgart, ber 1706 ^orft*
meifter in Slltenfteig mürbe, nad)bem er feit ©eorgii
1705 gorftmeifter in ^reubenftabt gemefen mar.
©r heiratete ©taubia SRarg. g°rftner ß. jDam*
benop (geb. Rtäq 1682, f 13. 3Rai 1741 in
Reutlingen). Ron feinen Äinbern47) ftarben 3
2Öd)ter fung in ben Bfaljren 1759, 1760 unb 1763,
©harlotte Souife heiratete SBolfgang Sitbto. ß. Älein
i(i) ®aS gor ft ne rfepe SSappen ift: geßiertet; I unb
IV: in ©olb ein maepfenber blau getleibeter SDlann, ein
gßlbeneS Reil fipmingenb, gemenbet gegen einen in ber
Unten (äeitenmnnb ßerfipminbenben Raumftamm, II unb
111: fd)räglints geteilt ßon ©olb über Silber burd)
einen ber 9änge nmp ßon Rot über Rlau geteilten,
Unten Scprägbolten. greiperrentrone. Stuf bem ge*
frönten §elnt mäepft ber SJcanrt beS ScpilbeS 3mifd)en
2 filberne, rot übereefig geteilte RüffelSpörner. S)eden:
blaitgolb, rotfilbern.
4^) SBeitere Söpne maren mopl griebr. gerbinanb,
ber 1728 perj. mürtt. Sieutenont bei ber ©arbe 31t Pferb
mar unb gop. griebr. ß. S cpö nf e l b, ber 27. S)e3. 1744
pei'3. mürtt. Prent.*2ieut. bei ber ©arbe 3U gup, 1. ^an.
1749 StabSpauptmnnn, 1764 ©en.=SRafor mürbe unb
29. guli 1764 ftarb; fomie ^op. Rubolf ß. Scpönfelb,
ber 1727 her3- mürtt. Sieut. beim ©arbe * güf.* Reg.,
1742 $amnterjunfer ber altern ßerm. ^erjogin mar.
2>effen ©opn mar offenbar gop. griebr., geb. 1761 in
llrad), ber ßom 14. SRai 1771 bis 31. 9Rär3 1779
ilarlSfdjüler mar, 14. $e3. 1774 Lieutenant bei ber
Leibgarbe mürbe, 14. Slug. 1779 biefe ©teüe bei ber
Leibgarbe 3U gup antrat, 1. Sept. 1786 in Urlaub ging
unb niept mieber tarn.
?9
(fiepe unten). Submig (£arl mürbe BÖ. ©ept. 1701
in Reutlingen geboren unb ftarb 20. ÜDej. 1701
baf., (Sari 6§riftop^, geb. 27. 2lug. 1702 in Reut*
lingen, mar 1728 ^erjogl. mürtt. Sieutenant bei ber
©arbc 31t $mß, ^ribcrica Subobica tourbe 16. gcbr.
1704 in Reutlingen geboren, Submig £)einrid) 1710
in 2lltenfteig. Septercr mürbe 1736 l;erj. mürtt.
Sieutenant beim Seibrcgiment, 18. ^uli 1744 bom
fßreniierlieutenant bei ber ©avbc du corps 311 $uß
(Sapitänlieutenant, 4. ^uni 1748 als £)auptmanit
mit bem ÜRajorS* (Obriftmacptmcifter*) (SparaFtcr
entlaßen , Äommanbaut bon £)open*Urach, ftarb
er 1774. (Sr heiratete greiin SRaria Sopanna
b. ßaltcntpal ju ©empflingen , geb. 1727,
-j- 30. 3funi 1800 in Bettingen, 0.21. ILad). ©ein
©opn mar Äarl fjriebrid) , geb. 24. ^an. 1758
in Urach, ber 27. Oft. 1771 Äarlö^üler, am
15. Oc§. 1780 RentFammcraffeffor mürbe unb
28. Oft. 1837 in ©tuttgart alb penftonterter ÄreiS*
hauptmann ftarb. (Sr bermad)te ben größten Seil
feines ©ermögenS (nabe an 30,000 fl.) teils ben
©tuttgarter ftäbtifdjen ©chörben, teils ber (Sentral*
leitung beS SöoplthätigFcitSberciuS 48)
b. bon Älein. (Sßappcn: 2llberti, ©. 405.)
Sßolfgang Subm. b. fölein, ebem. f. preuff (auch
f. franj. Sieut.) Oragoncrlieut. fmdatete (Sparloite
Souife 0. ©d)önfelb unb batte 4 $inbcr (ade in
Reutlingen geboren): ©uftab (Sari (Spriftoph, geb.
26. ^an. 1739, griebrid) £einr. Seopolb, geb.
6. dttai 1740, f 16. 2lpril 1741 in Reutlingen,
Sacobine (Sberl)arbine Souife, geb. 25. Su(t 1742
unb Sßolfgang 2luguft, geb. 9. 2Rarj 1745, fomie
eine 8. San. 1738 in £etl6ronn geborene $od)ter
granjiSfe SBiltjelmine (Sparlotte. (Sr lebte jeitmeifc
in Oüffelborf.
594. Soginger. 2ltn 1. 2lpril 1376 ging
1 ©funb £edec ©elo auS Rammen beS So ginger
Sßeingarten 311 Reutlingen am neuen 2ßeg (21. *21.).
59 5. Sobner. 2lm 25. Su°t 1521 mirb
ermähnt 2lberlin Solpncr’S ©ut ob bem ©landen*
ftaiglin (©t.*2l.).
5 9 6. Soren 3*. (Sari $r. S o r en 3 mar 1802
alter £err (ß.*2I.). 3m Sabre 1392 ga^lte 2lbt
(Sonrab b. Bmiefalten bent (Sonrab SoriciuS unb
ber Jpetjle Rellin, beiben Reutlingern, bie 1385
entlehnten 1500 fl. jurüd48a). Oer Rame SoriciuS
ift jebenfadS oerberbt, ob nicht Sore 113?
5 9 7. Soefe. 2lm 19. SDej. 1388 gingen
9 ©d)idiitg geller fteter, emiger unb jährlidjer ©iitt
auf ©t. ©eorgii auS §anS beS Socfen §auS 311
Reutlingen in ber neuen ©tabt ($.=2l.). 2lm
48) SQiit ihm crlofd) ber Rame b. ©cbönfelb in
SBürttemberg. S°b- ©avl SBilp. b. ©d) ö nf elb , geb.
1745, ber 5. Se3. 1771 bom Seibpagen Kammer junter
unb Rittmeifter beim SeibcorpS geworben mar, ftarb
28. SJfärj 1776 in Stuttgart lebig. ©uftab 2lbolf
ö. ©cpön f elb , geb. 15. Rob. 1791 in treSpof bet
©•langen, ber 22. S)e3. 1808 bom preufj. ©abet Sieut.
beim Reg. §erjog SBilpelm, 9. Suni 181f Oberlieut.
mürbe, mürbe 18 12 im ruff. S-elb3ug bermißt.
48a) 6ulger I, 311; 11, 5.
15. $uni 1407 mirb ermähnt ^faff Ulrich Soefcn
Sßdngarten 31t Reutlingen am ©uglunberg ($.--21.).
Sm Sahre 1430 gab Sßerncr Soefe 1 fl. jum
2ßteberauf6au ber Sohmühte (©erberlabe).
5 9 8. Sott er. 3m Salme 1529 Fommt bor
Sauy S ottcr ber $rtapp, ©itrger 311 Reutlingen.
Sup S otter mirb nod) 12. $ebr. 1549 genannt
($.*2l.)48b).
59 9. Söttcrli49). 21m 1. Oft. 1372 ber*
faufte ©enfj Sötterli, ©ärger ju Reutlingen bem
2lbt unb (Sonbent 31t ©ebenhaufen 5 ©d)iding unb
2 ffSfunb £>cder fteter, emiger auf ©t. Rtartini
fädtger ©ült, bie bienen fedten an bie „©itanti"
beS ÄlofterS, auS 3^2 RdattnSmahb Sßiefcn gelegen
im Sehnten 3U Äird)entedinSfurth („2Be.rnf)et S ö 1 1 er*
linS" 2Bicfe) um 30 ©fuub ^)eder (©t.=2l.). ©faff
2llbr. Sötterli mar 13. Oe3. 1431 ©fleger unfer
lieben ^rau, ©t. ©etcr uttb ber ^eiligen 311 Reutlingen
(21.-21.), 1. ©ept. 1433 ^eiligcnpflegcr ($.*2l.),
.26. Ott. 1431 ©räfctmmeiftcr unb ©flcger ber
©igilien (ß.*2l.), 4. 2lug. 1436 ^eiligenpfteger
(21. =21.) unb 24. Suli 1437 Pfleger ber ©tgilien
3U Reutlingen (©t.*2l.).
48 b) Stad) einem im ©efitj beS RerfafferS befinb*
lidjen 2tnniberfarien6ud) beS ^JrebigerflofterS ©tnünb
mürbe begangen an ©t. ©ominid (5. Stuguft) anniuei-
sarium Geonj Lotter et duorum uxorum ejus Fygi
et Bele et parentam omnium eorarn, de quo conuentus
recepit viginti florenos et conuentus in isto anniuersario
dabat cuilibet sacerdoti 1 Schilling heller et scolari
tres denarios. (SS erfdjeint bemnadj ber Rame Sotter
fepr früh in ©miinb, fpäter in Reutlingen, wie and) in
anberen fdjmäbifcpen ©täbten. SJtan bergteiepe ©.Sotter,
©tammbaunt ber Samilie Sotter, @.2.
i9) ©apler I, ©. 55 melbet: 1332 mar §etnnd)
Söterli bon SSilbenome ©ürger 31t Reutlingen. ®tefe
Söterli ftnb aber feineSmegS, wie ©apler anjunepmen
f epeint, abelig unb eines ©tammeS mit ben ®ol b.
2B ilbeuau. 2lm 17. ®ej. 1302 berliepen Spemrup
unb SBertolb , bie jmecn ©ebrüber bie Sotter ltn
genannt b. SSilbenome bie f^ifdicnj am Scecfar 311
Slitcnburg unb maS ba3u gehört unb ipr Sepen t^t auf
ihrer Leiber Seben bon bem ©otteSpaufe ^wtef alten,
bem Ruf bem ©if d)er 3um palben Seile (ft.*©.). 2lm
22. Sehr. 1357 mürbe ipeinrid) Sötterli, ^etnn^S
©opn bon SBilbenom bom ffloftcr ©ebenpaufeu belepnt
mit ber ©ifepens unb bem SBaffer „ScpapelmannS
SB aff er" am Redar 3U Oferbingen unter ber Sdrd)e unb
bem Sorte. ©S fiegelt für tpn ©onrat ber ©ol b.
SB il ben au (©t.*2l.). flofter ©ebenpaufeu betepnte
24. Suli 1374 ben ©ertotb Söterli, feigen Söterli
felia ©opn bon SBilbenome, einen ©i genmann beS
gonrab ©ol b. SBitbeuau mit bem gifcpmaifcr beS
ßloftcrS 3« Oferbingen, woran ©ertotbS ©ruber bie
anbere fiälfte auf SebcnSseit 3U Sepen patte
Slm 7. ©ept. 1375 mürbe ©en§ Söterli, beS ^einridp
Söterli ©opn bon SBilbenome, ein ©igenmann beS
©onrab ©ol b. SBilbenau bom SHofter mit beffeu in fein
©ied)enpauS gehörigem SBaffer im 2tedar unterpalb
Oferbingen bom ^irepgraben bis jum dattelftatter
SBaffer (fomopl bem Seil, ben fein geworbener ©ruber
ßeinfe inne patte, als auep bem Seil, ben er fepon mne
patte, weldje beiben Seile nun 1 Seil bilben foOen, belepnt
(©t.*SL). ©>ie berträgt fiep nun baS mit einanber, baf)
©enU Sötterli 1375 ein ©igenmann ©onrabS ©0 1 b.
SBilbenau, 1372 aber ©ürger 3U Reutlingen peifet? ©r
muß, mieeS f epeint, 3Wifcpeu 1372 unb 1375 fein ©iirgerreept
aufgegeben unb fiep in bie Seibeigenfdjaft begeben paben.
600. Soudiet. 3tm 26. $unt 1417 loirb
be« Soupers ©äffte bet ©t. Sticolau« ermähnt
(31. *31.). 21 m 12. $ebr. 1549 tfl bie Stebc oon
SBolf Sauger« Äinbern ($.*31.).
6 01, Sou ff er. 31m 26. SRai 1376 über»
gaben bie Steutlingcr ©ürger ©eng ß a t f e r unb
Jpeing Söffer unb il;re (Slfefrauen bern Älofter
Äöttigöbronu ifyren tpof gu ©rocfytelfingen (tpotyen*
godern), ben fie oon tpeing o. $ ö l n ft e i n erfauft
fabelt, um ein Seibgcbing (tpfarrarcfyio £rod)tel*
fingen). 31m 19. ©eg. 1381 toirb ein ©itfyau«
((Sdlfau«) gelegen tu be« 3lminan« ©äffli „gen be«
Souffer« «pau«" in ber neuen ©tabt gu Steut»
lingen ermähnt (©t.*2l.). 3ltn 9. ©ft. 1399 Oer»
faufte Jpeinlj ber Sou ff er, ©ürgertneifter gu
Steutlingen an ©urfarb Salme r’S feligen gu einer
einigen SReffe geftiftetcn ©frünbe feinen Jpof gu
©enfingen um 7 ©ulben, bie er oon feinem ©tief*
fotyn Jpeinij bem Salmer erhielt (©t.*3l.). -Spein^
ber Rummel, ©ürger gu Sterlingen, oerfaufte
am 14. ©ft. 1401 an tpeinfj ben S o u f f e r,
©ürger gu Steutlingen 30 ©dfidiitg geller fteter,
jä(;rlid) auf ©t. ©eorgii fälliger ©ült au« 31berli’«
©ibermann oon ^PfuClingen tpau« gu Steut*
lingen in ber ©odjeitfjengaffe um 20 rf>einijd)e fl.
(Ä.-3C-).
602. Sötoer (Söljr*). 3lm 13. ©ept. 1391
befannten ©end SBäloli, ©ürger gu Steutlingen,
baff er unb ade feine ©rbnt ,!pan« bem S ö to e r
bem tpafner 15 ©c^iOing tpeder fteter, etoiger,
jälfrlid} auf ©t. ©eorgii fälliger ©ült au« feiner
©d)euer gu Steutlingen in ber ©utenfunßgaffe geben
unb baff biefelben Oor ben 30 ©Riding ©ült, bie
bem ©pital au« feiner <£>d)euet gingen , geifert
fodten (31. *31.). ^)an« S ö io c r, ©ürger gu Steut»
lingen oerfaufte am 11. 3uni 1393 mit SBiffen
unb Sßideit feiner ©rüber Gonl? unb ©ent? S ö io er
an 3llbred)t IX i a , ©ürger gu Steutlingen 15 ©d)il=
ling tpeder fteter, einiger unb Jälfrlid) auf ©t.
©eorgii fädiger ©ült au« ©enfc SB ä to l i n «
©djeuer gu Steutlingen in ©utenfun« ©affe um
10 Vs ©funb £eder (31. =31.).
6 0 3. Sub. 3lm 14. $an. 1362 loirb be«
S u b e n SBeingarten ermähnt (©t.*3l.) unb am
23. 3uli 1408 be« So üben 3lder im ^rbibad)
($.■•31.). 1427 gab Sob ber ©djuftcr bem $lofter
3Rard)tl;al 6 ©Riding 3hT oon feinem 2lcfer unb
@ut auf SRartini (5t.=3t,).
60 4. Subcr. 3lm 20. 3lug. 1401 toirb
gebad)t S u b e r « be« SBeingärtner« tpau« gelegen
gu Steutlingen beim obern SRüfiltffürlein in ber
Senfcgaffe (31. *31.).
60 5. Subioig*. 3m 3>ajfre 1503 Ocrliel;
©eter ©dftoeltyer bem SReifter tpan« Subioig
oon Steutlingen bie ©farre Oon ©onbclfingen (@ra*
tianu« II, 176). 3lm 6. ©eg. 1506 toar «pan«
S u b io i g ©ürgertneifter gu Steutlingen (©at;ler I,
153). ©b e« nidft beibe SRale Senbing ftatt
S u b lo i g Ifeiffen fodte?
606. Suibinger. Gtafpar Suibinger toar
1644 bi« 1647 3unftmciftcr unb 1648 bi« 1650
©iebener ($.=3l.).
6 0 7. Suicf (Suif*). 3m 3<d>rc 1558 beim
©üdffenfd)teffen in Stottmeil geioann £>anß S u i cf
oon Steutlingen 1 fl. 1 ©rt. (Stottioeiler ©tabtardfio).
(ftortfefcung folgt.)
kleinere ^tfitteUunaett
©ittc dou SWarieufirdje.
©ie ©. 55 biefer ©lätter abgebilbeten ©udf*
ftaben locrben nic^t bie 3lnfang«budfflaben eine«
©prudfc«, fonbern einiger Stamen fein, toofyl oon
3lrbeitern bie 1663 bort befdjäftigt loaren*). ©in
H. S. W., ein H. R. J. G. W. unb H. J. W.
fönnten ©ertoanbte fein (brei ©rüber, ©ater mit
2 ©ölfnen; Jpan« ©ebaftian, «pan« 3afob; aber
4 ©ornamen H. R. J. G. finb aderbing« gu oiel).
(Ed. mojllß.
©itt alter Sting.
3n fyieftgetn ^rioatbed^ befinbet fid) ein oor
einiger 3eit auf ^ev bei ©rof*©ngftingen
*) ©er gleiche ©ebanfe laut audf un« beim Sefen
be« <5ted)ert’fcben 3tuffa^e«. ©. 9t.
gefunbetter altertümlidjer Sting, ber in gemiffem
©inne ein ©egenfiücf ju bem in Sto. 1 biefc« 3a^r*
gang« befdfriebenen bilbet, loenn er aud)
oiel geringeren ©3ert befiijeu mag. ©r
ift oon ©ifen, mit ©ilberbled) über*
jogen. ©ein ©djmucf befielt au« 3
roten ©teinen: ein größerer ^erjförmig
gugefc^nittener in ber SRitte, auf beiben
©eiten 2 fleinere, runbe. Stedft« unb
linf« oon leiteten liegt auf bem Sting
fe ein ©rucifiyu« in gientli^ roljer,
baju je(jt oom 3llter abgefdliffener 3lrbeit , oon
©tridfen umgeben, bie oicdeicfyt eine 3lrt ©lorie
barfteden foden. lieber ba« 3llter be« Sting« toagen
loir feine ©ermutung aufgufteden; er bürfte mo^l
geiftlid)cn Urfprutig« fein.
Rßutliugon, im Bftfobor. (Ed. XDßilienmajßr.
öcrauggegebeu oom Dteutlinger 2lltertumsoerein, unter Stcbaftion oott ©rof. Dr. Sßeibemuaier.
©ruef oon ©bner & Sieb Stadjfolgcr in Dteutlingen. — ©erfanbftede: ©ugen ©ifenlobr, Steutlingen.
Urutltnger (fdfcfticfttfifilättet.
2TEittciIungst>Iatt
bes
Sülrftjjauep mtertumsfterrinö.
9U\ 6. feufltit££tt, BouemliBr unb üWjEntltEr 1897. VIII. $af)rö.
3ut)rtlt. 3ur 8eben§gefd)id)te bon Soft Söetft (Scfttuft); bon $rof. granj Dottel er. — ®te gamitie
Santlin, befonberS ©eorg SDabib SBantlin (gortfeftung); bon Sb- © <ft ö n. — SB ü d) e v f cftau : 31. flemm,
®ie 58er tt>art btf af t her Sperren bon ©adnang. — Xft. ©d)ön, gur ©efcfticftte ber Pfarreien SBürttembergS.
3ut cSeGensgefdjttftfe t»on 3of; 35t ifi.
Bon JBrof. 3frattj Dutfolor.
(©cftluft.)
Sm fjaftr 1525 lieft ber ilnlerbogt ju llracft,
®ietrid) Spät, ben lutfterifcften Pfarrer ©pftlin bon
(Unterlaufen gefangen nadj Uracft führen unter
bem Vergeben, er fei mit ben dauern im (Sintoer =
nehmen geftanben (Jpartmann, 9JI. Silber S. 65).
SDie Stabt bermanbte ftd) für iftr StabtEinb burcft
©efanbte an ben Unterbogt, beven einer Sdjultfteift
Weift mar, bann burd) eine Sitifcftrift „an Statte
Raiter unb Stegenten beS gürftentumS Württemberg",
enblicft burcft eine 523ittf c^rift an ben Unterbogt, bie
jmei „auö ber greunbfeftaft beS Pfarrers", barunter
ber Sdjultfteift bon Raufen, überbraeftten. 31 IS
alles umfonft mar, maubte flcft ber 3tat nad) Ulm
an ben Siftmäbifdjen Sunb. Wieber mar Weift
unter ben ©efanbten. $n ber Snftruftion beauf=
tragt fie ber Stat, bem Jpauptmann unb ben Statcn
ber Stabte mitjuteilen, „maS ein Stat burd) ihre
©efanbten auf fleiftig Slnrufeu beS Pfarrers greunb*
feftaft bei bem Unteibogt ju Uracft geftanbelt, baS
bann Sdjultfteift Weift noeft in guter ©e-
bäcfttniS ftat". — ©er Pfarrer mürbe nad)
Stuttgart gefdjlcppt unb mit einem anbern lutftcr=
ifeften Pfarrer im Sluguft jenes ,'gaftreS jmifeften
Stuttgart unb (Sannftatt geftängt. —
Srn September 1525 moftnt 3oS Weift mit
^auluS Älein als ©efanbter ber Stabt bem £ag
in Spefter an, mo bie ffteidftsftäbte an ben Äaifcr
bie Sitte um eine einfteitlicfte Orbnung ber (Sere=
monien (im Sinn ber Steuerung) ridpteten (9t. 21.11).
1527 fftieftter, Vertritt er im folgenben 8>aftre
als (erfter) Sürgermeiftcr mit $eter Jtlömer 9ieut*
lingen in ©ftlingen (26. iguli), bie ©täbte
mutig bon gerbinanb bie Slufrecfttcrftaltung beS
günftigeu Speper’fcften 2lbfd)iebS begeftren moÜtcn
(901.). gortau ift er ununterbroeften einer ber
n) ©aftler ermäftitt bic§ unb anbcreS nid)t, mie er
benn baS im 3teutlingcr ftäbtifdjen Slrcftib borftanbenc
Slltenmaterial über bie SieformatiouSjcit, barunter 2
Söriefc bon Söcift, 1 Sricf bon ©eorg 3d)üft, mehrere
'-Briefe bon Sieder, sJ0?ad)tolf, jum Seil gar nid)t getannt
31t ftaben fefteint, jebenfaES nur mangelhaft bermeriet ftat.
brei Sürgcrmeifter. Wann unb mie oft er bie
Stelle eines 2lmtS=(regiercnben) SürgermcifterS be =
Eleibct ftat, läftt fid) nieftt genau fagen. $Öa $. ©•
Segcr (Umft. 9^el.) ifttt für SIpril 1529 als
„gemeftten Surgermeifter" bejctdjnet, ebettfo mich er
für 9Jtai 1530, ba er in einem Kaufbrief bont
9Jtai 1529 21 Itbürgermeifter unb ebenfo mieber in
Urfunben bom 2lpril, 9)iai, SDejember 1532 genannt
mirb, fo läftt ficft mit einiger WaftrfdjeinlidftEeit
beftaupten — bie Sürgermeiftermaftl fanb (Snbe
Suli ftatt — , baft er bom ^juli 1527 bis
8juli 1528 jum erftenmal, fternaeft rooftl meftrmalS
in regclntäftigem Wccftfel 12) alle 3 $aftre 2lmtS*
bürgermeifter mar. SDanrit ftimmen bie bon gribes
rieft, S°fua ©.11 mitgeteilten 9JtagiftratS=
liften überein. 2lber am @nbe ber breiftiger Saftre
muft biefer regelinäftige WedftfeX eine Störung
erlitten ftaben: benn 9Jt. Seger nennt 2'3eift 1541
auSbriicflicft Sitrgermeifter im 2lmt. Jpatte er bte9
leiiftt 1539 unb 1540 fieft bie Waftl berbeten?
©aftler nimmt — ieft glaube, oftne ©runb — nad)
S. 576 (bgl. aud) S. 296 unb 450) an, baft bie
Tarife bon §mei Saftren nidjt immer eingeftalten
morben fei. gaft auf allen Stäbtes, SunbeS« unb
9fteitftStagen, meld)e bie Stabt burd) einen eigenen
2lbgcfanbten beftfttdt, begegnet uns nun fein Staute.
So auf betn Steicftstag in Spefter 1529, mo er
bie ijßrotcftation untcr^eidnet, unb auf bem Stabte-'
tag in Siberatft, 2)ejember 1529 13).
2ltn 21. 9Jtai 1530 traf er auf bem SteicftStag
12) „Unb manne baj ftinmirt, fo fol ber, ber
Sürgerntaifter getnefen ift, bib (bie) nacftftcu 3tvai Sore
nad) ananber ruomen, atfo baj er 3110 Surgermaifter
nid)t gemelt fol merben" : aus bem Söaftlpribilegium
Staifer SubmigS 00m 12. ®C3. 1348. ©iefclbe Seftim®
mnng füllte and) für bie gunftmeiftcr gelten, ift aber,
offenbar aus pvattifcfteu ©rünbeit, fefton in ber bon
Slaifcr Slarl IV. beftätigten Saftlovbnung bon 1374
fallen gelaffen.
1S) Siidit 1530, mie ©aftler unb anbere meinen, bie
% ©. Seger Umft. 3iel. ©. 214 berfüftrt ftat. ®ie s^er=
fammtnng mar auSgef eftrieben auf ben 30. ®e;$.(2)omjcrS=
82
in Slugdburg ein. 2)te berühmte Sluguftana bflt
jebod^ nicht cv pcrfönlih, fonbertt bie dürften im
tarnen ber betben ©täbtc (Nürnberg unb [Reut*
lingen) am 23. $uni unteqetdjnet (ßeint, ©hmäb.
[Ref.gefct). ©. 167). dagegen unterfdjrieb er bie
[ßerteibigungdfhrtft ber eöangelifhen ©täbtc, bie
am 5. Suli bem Äaifer übergeben marb, mie and)
bad ©hriftftüd, mit bem im [Ramen ber ebange*
lifhen ©tänbe ber fäd)ftfhe Äanjler 23rücf bie öont
Äaifer am 7. ©eptember ben fßroteftanten gcmad)ten
ißormürfc ermiberte. £ro$ bed faiferlihen SSerbotd
oerläfjt er am 24. ©eptember ($eim, ©hmäb.
[Ref.gefh. ©. 202; bad lebte bon 2Beifj in Slugd*
bürg gefc^riebene Slftenftüd ift bont 22. ©September),
bem Vorgang ber ebangelifdjen dürften folgenb,
Slugdburg. 3)te ©emetnbe lehnt am 24. [Robember
mit erbrüdenber SD^e^r^eit (gegen 23 ©timmen) ben
[Rcihdtagdabfhieb ab 14), eine mutige S^at, ba ed
fein ©eheimnid mar, ba§ ^erbinanb ber ©tabt bad
gleiche ©d)id|'al ju bereiten gebaute, bad iljr elf
Sabre bor^er §erjog Ulrid) bereitet ^atte.
tag nach ber Unfhulbigen Emblem Sag) 1529. 2>ad
Schreiben ber Stabte an Nürnberg ift batiert bont
Sonntag nad) bem neuen Saf)r = 2. Sanuar 1530.
14) SR. 23eger hat und in feinem SRanuffript bon
1649 ein intereffanted Sllatt aufbemabrt, bad id) mört=
lieb berfege: „Slufssug and einem fet)r alten Statuten*
buch. Sie fo benn Slugdpurgifhen Slbfhibt, Slnuo 1530
gebalten, angenommen in einem ©rofjeit [Ra()t unb
unberm IBurgermeifter. Stent ©tharbt Sdßidl). ~ub=
mig ©ailer. Steffan [Baud). Steffan Sailer genannt
Sömfer. pamtd Seutterer. Soadßm $noß. ©onrabt
[flauer. 9Rattl)eud 3ibtmermann. Sinti) oni Sccfer. ©r*
Ijart SBölflin. Sacob §ürter. Submig Seder. [fleter
3ifer. Submig SBurft. ©eorg SBernmag. SRihel Seder.
Sacob Sd)crcr. — Stent fo feinb in fünften bie 9tad)=
bolgcnbe ^erfouen erfuuben morbett, fo benn Slbfhibt
obgentelt bemißigt haben. Stent ©eorg SRüßer Sd)loffer.
Submig alt Srcd)fel. §annd Seder. pannd alt Sung.
SRartin Sd)mibt 23ilbl)amer [sic!], ©rt)arbt S3ed)t. —
Slctunt uff bettn 24 tag bed SRonatd 97obembrid Slnuo
1531 (offenbar Schreibfehler für 1530). Sa*u einige
IBenterfungen! Sb ber Sifte ber altgläubigen Fabiane
bei ©at)lcr 1, S. 239 fiubet fid) ein ©rparb Schind.
Slntoni Seder ift mobl ber oben S. 65 genannte ißfanb*
fd)itttbeib bon 1563 (unb 1562 unb 1564 nad) SR. 23eger),
bon 1518—1520 einer ber jüngeren [Ratdl)erren (®at)ler
226 f.), 1542 unb 1544 3unftmcifter (507. S3.); 1550
unb 1552 einer ber hier alten §erren unb in le^terem
Sat)r, mie and) 1548 unb 1554 nad) 307. S3eger, Schult*
beifi (©apler 532 f.). ©rparb SSölflin mar 1518 — 1520
[Richter, mie auch ber folgenbc, Sacob pürier, unb ein
Vertreter bed alten ©laubend (bgl. [partmann, SR.
Silber S. 57). Submig Seder ift mol)! ber oft genannte
23 ür g ernte ifter ber bierjiger unb fünfziger Sal)re, ben
auch Jpaad ald Slitrgermeifter beibebielt, unb ber fdjon
1518—1520 unter ben jungen [Ratdl)errcn erfc£)eint.
[flcter 3ifer Ift 1518 - 1520 unb mieber 1524 9vid)ter.
sJJiid)el Seder fönnte ber junge 3iatdl)err bon 1547 unb
1548 fein, ber 1552 „auf bem S3äntle" fafj unb 1562
„bad SKel)rer etnnintntt"; mat)rfcbeinlid) aber ift e§
(berntutlicb ber Skater bed erftcren) ber 3iidbter bon
1498, ber ald fold)er SJiayimilian l. empfing, [Richter
bon 1518—1520, 1524 unb 1525, S3ürgermeifter 1521
unb mieber 1525 (©abler I, 271. ügl. oben S. 66). 3U
Sacob Scherer bgl. oben S. 67. §and Sed er begegnet
und unter beit jungen 3iatdt)crren bon 1524-1526
(fdjmcrlidj berfelbe, ber 1549—1551 mieber unter beneu
©chon im 2Rärj hflttc man in Uebcrtingen einen
2lttfd)lag gegen [Reutlingen unb ^peilbtonn beraten,
unb am 27. ©eptember fragte ber Srucbfcfj ©eorg
ben Slbgcfanbten bon ^etlbronn, ^)and [Riefer, in
Slugdburg: 2Bic rnoOt ihr meuigen ©täbte euch bon
bem Äaifer fonbern? ©chon bflt 5ei^nailb bon
ihm 2Racht, euch unb [Reutlingen einjujieben (SBilrtt.
Äirchettgefcb. ©. 314 15). [föeifj bertritt [Reutlingen
auf ben cbangelifchen ©täbtetagen in Ulm am
2./3. f^ebr. unb, mit bem [Bürgermeister ^>anö
[Riefer jufamnten, am 18. 9Rai 1531; in ©cbmal»
falben ma^rf peinlich, aber nicht ganj fidler 5)e=
jember 1530, fobann im 2Rärj 1531; in f^ranf*
furt 19.(2)iendtag nah Suciä) — 27. ®ej. 1531;
in Ulm [IRärj 1532; bei ben $riebenSDethant>5
lungen in ©djmeinfurt unb [Rürnberg. Sn (©hroe‘n::
furt meilt er nahmeidbar bom 9. 2i:|ml an; am
2. 9Rai ift er „tröftlid)er Hoffnung, ih tüöR in
jmeien ober breien Sagen bienacb, ob ©ott miß,
fotnmen" ([R.Sl.). ©r mu§te aber nod) länger,
jebenfaßd bid 10. fIRai audl;arren, unb erft am
16. 2Rai ift er mieber, einem [Brief ^ierterd jufolge
(®at)ler ©. 407), in [Reutlingen, ©eine Snftruflion
nad) [Rürnberg ift audgefießt auf ben 3. Su°i
(äRontag nah corporis Christi); an bemfelben
Sag trifft er mit ben cbangelifh^n ©tanben in
Nürnberg ein unb meilt jebenfaßä bid 27. Suni
bort ([R.Sl.). 5erner nahm SS. teil an bem eban=>
gelifhen ©täbtetag in Ulm 5. — 7. fRob. 1532
([R.Sl.) unb an bem ©hmäbifhen [ßunbedtag in
Slugdburg ©ejember 1532 ([R.Sl.), bie beibe bie
erfhetnt, bic in ben grofjen 9iai geben), ©rharb Sieht
ift mobl ber junge [Ratsherr bon 1518 unb 1519; 3unft*
incifter 1542 (SR. 53.); (ein artberer ©. ö. ift junger
[Ratsherr bon 1547 — 1551). Sacob Sherer unb SRtd)el
Seder maren angefebene s$erfönlid)feiten. Sei biefen
bejahrten SRänncrn mögen ©rünbe botitifher Klugheit
unb S3orfid)t ben Sludfhlag gegeben haben. Sie g-a*
mitie Seder hatte übrigend einen ftarf fonferbatiben
3ug. Unter ben „Jpafenräten" begegnet und ber Stame
Secfer niht meniger atd 4mal, gerabc fo oft mie hier.
Slugdburg lehnte ben [Reih^tagdabfhieb am 25. Dftober
ab, Ulm änt 3. Stobeutbee mit 1576 gegen 244 Stimmen.
Sn SRemntingen maren 751 für, 51 gegen bie Slb*
lebnung.
1B) Stm 8. SRär^ 1530 berihten bie Sreijeljn an
ben Sanbgrafen 3ßbüihb über bie [Rüftungen bed ©rafen
Selig bon Söerbenberg gegen bie ebangelifhen Stänbe
unb Stabte: man habe bie Slbfid)t, jmei Stabte, unter
benen man [Reutlingen unb §eilbronn berftche, ju über*
3iel)en, um auf biefe SBeife 51t fel)en, mer fih bereu
annel)men merbe. $). S3ird, 3ßolit. Äorrefbonbenj ber
Stabt Strasburg 1, S. 429, bgl. bamit einen SSeriht
§olberntannd aud Slugdburg: fo bie Sld)t, ald man
anjaigt, ftrenglid) barauf folgen mirb, mögt il)r mol)l
bebenfen, mie cd ben Stabten gehen mirb unb cd mirb
3u beforgen fein, mo bic Stabt auf ihrem gürnet)mcn
beharren) baf) bie gürftcu ihren ^eintlid)cn Slerftanb
miber fic haben; ntih miß bcöünfeu, Ulm fdjmcde ben
[Braten; benn ihre Sanbfhaft ift ihnen um ein ©eriitgd
feil gemeft . . . ©tlihe haben bic guten armen Stabte
ald unfere 5Rad)barn ipeilbronn, [Reutlingen, §aß
ind Spiel braht unb sieben fih jc|t baöon, laffen fie
ihr Sah Oertreten. Sllfo hätten und etlid) unferer
guten -Rahbarn auh gern hineingehest u. f. m.
linger Sitten.
83
Huflöfung beg ©cpmabifcpen Vunbe« vorbereiteten ;
maprfdjeiulicp aud) an bem Vunbegtag in Huggburg
Ouafimobogeniti (20. Hpril) 1533 — menigfteng
liegt eine piftruftion beg 9tatg für ben ©efanbten
bei ben Steuttinger Elften — unb an bem ©täbte*
tag in Solingen 12. 9Rär$ 1535 (ogl. ©apler
©. 450), pier mopl mit bem ©tabtfepreiber Spomag
«ßfau jufammen, oon beffen ^>anb ber Hbfcpieb
gefeprieben ift (9t.H.) ; jebenfall« mar biefer Sag
burd) gfteutlinger ©efanbte befud)t. Hud) bei ben
langmierigen Verpanblungen, bie $um Hbfd)lufj beg
panffurter Hnftaub« führten, vertrat SB. feine
Vaterftabt — er mürbe in panffurt in ben geheimen
Hugfd)uf; gemailt — nacpmeiglicp oom 23. pbr.
big 23. Hpril 1539. Ser Hbfcpicb oom 23. Hpril
ift oon ipin unterfeprieben (9t. 51.). Unmittelbar
barauf muff er aber panffurt verlaffen unb ber
©ßlinger ©tabtfepreiber ÜRacptolf bie Vertretung
Sterlingen« übernommen ^>aben (©apler ©. 473).
Bum lej^tenmal erfcpcint SB. auf bem Steicpgtag ju
(Speyer pbr. 1542. Huf bem Stitt jum Stürm
berger 9teid)gtag , untermegg ju (Sfc^ enbadb bei
Hngbad) ift er geftorben, am 11. Huguft 1542.
O periculosa tempora — flagt auf bie $unbe
oon feinem Sob ber Sutpcraner 3opcmn prfter
(oon 1539 — 1540 Selber beg .fpebräifcpen an ber
Univerjrtät Sübingen) feinem peunb, bem 9teut*
linger Reifer ©eprabin — , quae nobis boni
praesagiunt nihil!
Sie Sifte ber oon SB. befud)ten Sage ift mit
bem Vcrftepeuben mopl no<p nidjt erfd)öpft. Huf
manchen Vunbcg* unb 9teicpgtagen jener Beit mar
Sterlingen aUerbingg burd) Ulm oertreten; aber
mer oertrat eg in ©djmalfalben Stoß. 1529, mer
bei bem Stcligionggcfpräcp in £>agenau 1540?
Hug bem Vigperigen gept peroor, meid) grofjen
(Sinflug SB. auf bie bamalige ©efepiepte feiner
Vaterftabt geübt pat, in«befonbere aber auip, bajj
biefer (Sinflu^ meiter jurüdreiept, alg man bigper
angenommen pat. (Sr mar fein oermöglicper SJtann,
unb fein gemeinnüpigeg SBirfen legte ipm grof)e
perfönlicpe Opfer auf. SBie perjlic p bittet er ben
Stat bon Huggburg (9. ©cpt. 1530), oon ©cpmein*
furt (Hnfangg Hpril 1532), oon panffurt (9. SJtarj
1539) aug, er möchte ipn boep pcimlaffen, _ ju
feinem £>anbel, in ben £erbft; benn eg liege ipm
Oiel baran! HI« ipm ber «Rat 50 fl. Sprung nach
©chmcinfurt fd^ieft mit bem Vefcpcib, er möge aug*
harren, ba er biefer B^t niemanb an feiner ©tatt
abjufertigen miffe, ba antmortetc er: id) „pette
oermainbt, ©. SB. pette mich abgcmcfflet mit ainem
anbern, aber id) mü§ eg bem §ercn befeldjen".
SRancpntal maren bie ©elbmittet, bie ihm bie ©tabt
für bie Steife jur Verfügung fteltte, fnapp bemeffen :
„fdpidenb mir me gelb; id) £)off eg merb nit lang
meren" peifjt m e*ncm 5Mcf bom 23. Bu,ii 1532
aug Nürnberg, unb ein ähnlicher ©tofjfeufjer begegnet
ung in einem Vrief aug panffurt oom 9. SRäij
1539. Sen SRangel an gelehrter Vilbung erfe^te
SB. burd) ein gefunbeg praftifepeg Urteil unb einen
hellen Vlid für bie Vebürfniffe unb ptberungen
ber ©egenmart; unb er oerbanb mit biefen Vor*
jügen eine biebere, finblid) aufrichtige, religiöfe
©efinnung. Oefterg freilich pat ar9^0fer'
gutmütiger ©inn bie ©acplage günftiger anfehen
laffen, alg fte mirflid) mar, fo in ©peper 1529,
in Huggburg 1530. «Roch am 14. ©eptember 1530
ift er ßoÜ „tröftlid)er Hoffnung, eg merbe halb ein
Ort (= guteg ©nbe) nehmen", pr ben pieben
mar er bereit, auch einen popen Su SQPlen '•
ipm für feine ^erfon mürbe ber Statfcplag, ben
Sutper unb Sßomeranug (Buiti 1532) gefteUt haben
— ber bie fremben unb bie fünftigen ©laubeng*
oermanbten preiggab — , genugfam fein. Hber er
erfannte boch richtig, baf?, trop aÜer piebengoer*
ftd)erungen beg Äaiferg unb feiner Unterpänbler,
bie Vroteftanten nur burch fefteg Bufami«ei^alten
unb fräftige Stüftungen fuh behaupten fönnen.
„Sugenb um ©elb unb Vulfer unb mag baju
gehört'7 fd)rcibt er am 22. Sltärj 1539, alg bie
griebengoerhanblungen in panffurt nicht oom ped
rücften; unb bem 9Jti^trauen in bie menig ehrlichen
Hbfichten beg Äaifcrg hatte er in Nürnberg
(13. Buni 1532) lebhaften Hugbrucf gegeben: „bag
ift", fagt er bei ©rmäpnung ber faiferlid)en 9tüft*
ungen gegen bie Sürfen, „bie gemein ©ag oom
Süden; melden Sirden man aber maitt, bag maift
©ott moU; bann unfre fjirfien unb ^oubtleut
finb aud) oirfechen (=* oerfepen) mit ©ferben unb
Unechten, ©ott fc^id eg jum heften!" (9t. H.).
3Bie feine ÜRitbürger mar er gut lutperifch gefinnt
unb fal) Steutlingeng ^)eil im engen Hnfchluß an
ßurfachfen. Sticpt opne eine gemiffe ©epabenfreube
fepreibt er am 8. Huguft oom Huggburger 9teid)g^
tag aug: „SBitter lieben Jperen, gott fei) lob! bag
mir mit (Sur unb prften unb nirnberg mit fal). ma.
jn gpettiger #anblung ftanben, bann jep mal) ff tooH,
bag fal). ma. mit ben B^in0liancr Sar mit
niepten panbeln mirtt unb toffen ctlid) ©tett, ^ranf=
furt, ©offlcr, §aü, bie fid) gernn uff unfer gefdpft
refferprten, aber eg mpH nimmt ftatt paben". Hnbrer*
feitg napm bie ©tabt in religiöfer Vejicpung eine
gemiffe «UtittelfteÜung ein unb patte in ber bemo*
fratifd)en ©eftaltung beg ftirepenregiment«, in ber
einfachen Orbnung beg © ottegbienfteg bie ©d)mcijcr
gum Vorbilb; burep praftifepe pitereffen aller Hrt,
burd) Sage unb @efd)id)te mar fie mit ben jum
Bminglianigmug neigenben fübbeutfepen Stcicpgftäbten
mie Ulm, ©ßlingen u. a. eng oerbunben. Siefcr
(Srfcnntnig fonnte fiep auep SB. oon Hufang au
niept verfcplie^eu, unb barum fepen mir in ipm halb
einen entfepiebenen Hnpänger einer ©inigung mit
jenen oberbeutfepen ©täbten. ©r berüprte fiep in
feinen Hnfcpauungcn mopl mit bem ocrföpnlicp
gefilmten «Reformator Hlber unb bem meitfieptigen
Sßolitifer unb Buriften Submig ^ierter, «Proturator
am gteicpgfammergericht, ber, ein geborener 9teut*
linger, bebcutenben unb moploerbienten ©influ^ in
feiner Vaterftabt befafe. Hl« in ©cpmeinfurt bie
beiben oerniittelnben Äurfürften, «Dtainj unb ^>falj,
84
trieberljolt ben 3toingltantfdjcn «ipanbel zur ©prad;e
brauten, ba Ratten, fdjreibt 2B„ bie dürften unb
iftate mit ben ©labten ©trafjburg, Äonfianj unb
Ulm einen 9tat gebalten, inte fte bc« jperrn 5lbenb =
mobl galten. «Uff feHtd) reb ^abenb bie ©tett
unfern firften unb rätten geanttnirt, $re prebiger
halten itttb leren nit anber« , bann ba« ber leib
unb plut be« £eren im aubenbmaH fei) ; lnic
er aber ba fet), gaiftlicb ober letblid;, ba« miü
l;ejunb nt; einen ttjfpenbieren (bi«putieren). Unb,
lieben Jperen, Ijabenb gar fain forg, ba« ain jer*
trengung ober fpaltung unber un« inerbe. 2ßte moH
mir brei rätt unber un« fjaben, bie firften ain unb
bie ntarggraffbfdjen unb nirnberger, unb mier ©tett,
fo ftnb mir bod; admegen ber ©acb> ain« unb
beftenbig, bpfj ber aflniädjttg ©oft fein gnaub geben
unb nericicben roirbt". — 3Beifjcn« £ob ri§ eine
fdfftere SitcEe. ©eine beiben langjährigen 5bmt«-
genoffen ©eorg ©d;ü£ unb Jpan« 3dtd;«rod) fonnten
ihn nicht erfeben. 3um 3al;r 1 544 bemerft 33?. ©eger :
„Dfatuc tarnen ettlicffcr fRabtöbcrren. Submig
©eder. 5lntl;oni 5)cder (= 3unflmeifier)-
(Sberbnrt 3tobt. 53afti 33oldntaicr.
5te ^famtfte gftantriit, ßefonbers $eo rg Qavxb gSaittftn,
9?eutlitttjenr§ ©tabtuorftanb in ft^uicrcit feiten,
(unter 3ugrunblegung be« am 12. ^unt 1896 int IReutlinger 3lltertum§nerein gehaltenen Vortrag«)
unn ©licutwr Srfiim.
(gortfehung.)
2lm 1. 5tpril bejablte Santi in ^terrn Sllbert
Sum fchmarjen 2lbler laut 9ted;nung 42 fl. 12 Hx.
aud; an £rinfgelber in bie Äücpe, ben Rednern,
bem ©tiefelpuber, ber 3intmermagb unb bem Jpau«*
lagaien 4 fl. 36 £r. ®ann nahm er bie $oft bi«
©cbmabbaufen , jaulte 5 fl. 15 Hx. ^oftgelb unb
bem ^oftillon 1 ft. SrinEgetb. ßn ©eptuabpaufen
begehrte er für 20 Ix., in ©ura«burg über Sacht
1 fl. 8 $r. 2)a« ißoftgelb nach lepterm Ort be*
trug toieber 5 ft. 15 £x., ba« Srinfgelb für ben
^oftiÜon 1 fl., bem #au«Enecpt jaulte er 12 Hx.
SrinEgelb.
2lm 2. 2tpril fuhr er mit ber Soft nach 2tug«*
bürg. 2)a« Softgelb toar 4 ft. 38 Hx., ba« £rtnE*
gelb für ben Softiüon 1 ft.
Santlin mar Sag unb Sa^t gefahren. 9ttor*
gen« früh traf er in 9lug«burg ein „um an diesem
Ort einen billigen Auspruch zu erhalten.“
Allein biefe Hoffnung mar fruchtlos. S)er fom»
miffor ©irouft lieg ficb, obgleich er 3 mal auf*
gefugt unb Santlin burch gute greunbe unterpfct
mürbe, nicht einmal fe^en, fonbern Santi in burch
einen ©efretär fageit, bafj alle Sorftctlungen ber*
geben« feien unb Seutlingen eben liefern müffe.
Sei fo berjmcifelten Sluöftcpten befd;log Santlin,
ber nicht auf 9lu«zal;lung einer folcpen borrenben
©urntne, bie etliche unb 40,000 fl. erforberte,
autoriftert mar, nach £aufe ju geben, um bon feinen
Sßerrid; hingen Sed;enfchaft abjulcgen. 3m felben
2lugenblid erhielt er burch ben Seutltnger Sürger
3Bijgall bie ttieberfd;lagenbe offizielle Ütacpricpt,
bag nod; fünferlei (Syccutionen in Seuttingen ein*
getroffen feien, etliche 50 üftann. Sermutlicp mar
3Ö i z g al l Ueberbringer be« folgcubcn ©epreiben«
bc« ©tabtfd;reiber« ÜB unber lieh an Santlin,
melche« ein berebte« Silb bon ber traurigen, un*
berfcpulbeten Sage ber ©tabt Reutlingen giebt:
Werthester Herr Bruder.
Aus Auftrag eines Hoch-Edlen Magistrats
soll ich Dir anzeigen, dass sich gegenwärtig
5 Executionen, nemlich eine von Augspurg,
23 Mann stark, wegen Hüfingen, 2 von Hü-
fingen in 14 Mann, eine von Memmingen in
5 Mann und eine von Ulm in 4 Mann bestehend
hier befinden, welche zusammen 46 Mann
und 49 Pferde betragen. Alle Wirthshäuser
sind davon voll und wir in der grössten Ver¬
legenheit, da die aufgehende Kosten enorm
sind. Seit Deiner Abreise ist verfügt worden,
dass die Bürger 8 Steuren als Anlehen der
Stadt vorschiessen sollen, woran bisher schon
ein ziemliches abgetragen worden. Ein grosser
Theil der Bürger hat schon 4 Steuern ent¬
richtet. Alle Bürger sehen die Noth ein und
sind daher zur Bezahlung so williger. Aber
■was will alles dies, wenn wir der äusserst
kostbaren Executionen nicht los werden, und
einschreiten konnten wir bisher in nichts, weil
wir nicht wussten, was du auf Deiner Reise
ausrichten möchtest. Zu all dieser Noth
kommt noch weiter, dass am 26ten Maerz
der Staab mit vieler Mannschaft vom 1 ten
Carabinierregiment hier einrückte, welche noch
hier ist und dessen Abmarsch uns der Zeit
noch ganz unbewusst ist. Die Meinung eines
hochedlen Magistrats ist auf dem Fall , dass
Du bey Herrn Obergeneral Moreau keinen
Nachlass bewirkt haben solltest, den Versuch
zu machen, ob du bey der obern Verpflegungs-
oder obern Proviantirungsstelle in Augsburg
auf alle Lieferung in die Magazine nach Augs¬
burg, Memmingen und Ulm, auch Hüfingen
auf eine bestimmte Summe Gelds arrangieren
könntest. Und wenn es bey den übrigen
Magazinen nicht sein könnte, so glauben wir
doch , dass es sich wegen des Augsburger
Magazins machen lassen dürfte. Freilich wird
dieses eine grosse Summe Gelds erfordern
und unsere Steuern werden leider daran nicht
langen, indem wir höchstens 20 bis 22,000
85
Gulden werden auf bringen können. Dock
wenn nur Augsburg beseitigt ist! Denn die
Lieferungen nach Hüfingen, Memmingen und
Ulm werden wir alsdann an Entrepreneurs
unterzubringen suchen, die uns auf einige Zeit
Credit zu geben im Stand sind. Herr Yogel
hat deshalb auch hieher geschrieben und
dessen Briefe liegen hier bey, damit auch Du
das nothwendige daraus ersehen kannst. Herr
Bürgermeister Fleischhauer hat ein Ver¬
zeichniss aus den hier angekommenen Exe-
cutionsordres gefertigt, so dir anschliesse und
woraus Du entnehmen wirst, was noch in
jedes Magazin gefordert wird. Nur wird nötig
sein, dass Du diese Ordres mit unserer Tabelle,
die wir Herrn Müller zugesendet haben, und
der sie dir schon übergeben haben wird, ver¬
gleichest, damit wir nicht zu viel bezahlen.
Wollte Gott, dass weniger gefordert würde!
Wir wollten es gerne übersehen. Sollte mit
Naturallieferungen besser, als mit Geldt durch¬
zukommen sein, so Du auch erheben wirst,
so verstehet es sich von selbsten, dass Du
letztere vorziehen werdest, zumalen wann wir
noch Credit auf eine entfernte Zeit zum zahlen
erlangen können. Auch wird Deiner Ver¬
wendung überlassen, dass wir der lästigen
und äusserst kostbaren Executionen bald los
werden mögen. Denn diese drohen uns ganz
aufreiben zu wollen. Doch hat heute der
Herr Obrist von den Carabiniers eine Ordre
an sie erlassen mit einer Vorschrift, wie sie
leben sollen, die nun in allen Wirthsbäusern
angeschlagen wird. Dieser Herr Obrist war
bisher gut für uns gesinnt. In Deinem Haus
ist alles wohl. Nur wünschen alle Dich bald
wieder hier zu haben.
Herr Senator List ist letzten Samstag
von hier nach Ulm abgeschickt worden, um
die Fleischrequisition mit 23 Zentner 60 Pfund
dahin zu berichtigen , auch 4 Waegen zu
accordiren, welche wir von Ulm nach Ess¬
lingen stellen müssen. Ueber die bewusste
600 Zentner Heu nach Ulm haben wir den
Leg8chein.
Herr Senator Kl ober ist mit den Wägen
von Strassburg noch nicht hier.
Herr Zunftmeister Tochtermann ist mit
einem Schreiben von Herrn General Lauer,
nach Donaueschingen an Herr Commissaire
Cocheux wegen Abrechnung der Executions-
mannschafft geschickt worden, so bisher nicht
wieder angekommen, und von dessen Verrich¬
tung ich Dir also auch noch nichts melden kan.
Von Herr Syndicus Ensslin folgt auch
ein Brief. Lebe wohl und reise glücklich,
ich bin mit aller Hochachtung
Dein
eilend ! W^ underlich.
Reutlingen, den 31 ten Merz 1801.
©a bem 31mt8Bürgermeifter 33 an tl in SJtittel
unb 33oflmad)t ermangelten, btefen liebeln, bie nur
mit einer unerfdpiüngltdben ©elbfumme befeüigt
werben fonnten, abjubelfen, fo reifte er fftadimittagö
ben 2. 3lftil mit ber Toft famt bem 2Bi$gall »on
31ug8burg ab, nad)bcm er beim bortigen Trauben*
mirt bie 3e$c unb bie oortge 3e$e/ als 3ullfb
meifter Ärug mit babei mar, im betrage non
19 fl. bejablt, aud) ben £)omeftiquen für beibe ÜJtale
5 fl. 15 Xr. ftrinfgelb gegeben batte. ®aS fßoft*
gelb bis ©ommerSbaufen, ron ba bis ©ünjburg,
»on ©ünjburg bis Ulm betrug Je 5 fl. 15 Xr.,
baS £rinfgelb für ben Toftitlon bis ©ünjburg
2 fl., toon ba bis Ulm 1 fl. 12 Xr. 3« ©ommerS*
baufen »erjebrte 33antltn mit 2Ö i g g a 1 1 für
40 Xr. , in ©ünjburg mit bemfelben für 1 fl.
24 Xr. 31ud) *ablte er bkr bem ^auSfnedjt fitrS
©<f)mieren 24 Xr.
SDtitternacbt um 12 Ubr ¥am 33 an tl in in
Ulm an. .Spier traf er ben ©enator Sift, »on bem
er bie Seiben ber Steutlinger in ihrer ganjen ©röfe
tternabm, aber aud) baf er rotn fötagiftrat Auftrag
nebft ©elb bei ftcb bflbe, um Su 33 an tl in *u
tommen unb ju 31ugSburg mit bem l?ommiffär
©troufl unb ju fDtemmingen mit bem Äommiffür
du Four in Unterbanblung $u treten. (SS fei
feine weitere 3eh verlieren, ba ju Jpaufe ber
Xftiffmut ber 33ürger mit ben Soften junebme.
Dtacb 33erlauf ton 2 ©tunben reiften 33antlin
unb S i ft mit ber nämlidfen fßoft, mit ber erfterer
gefommen mar, nach 31ugSburg ^urücf. 33antlin
*ablte für biefe $abrt bis ©ünjburg bie £5lfte
2 fl. 36 Xr. unb baS halbe £tinfgelb, 86 Xr. 3n
©ün^burg bezahlte 33 an Hin für Kaffee, ben
er mit S i ft tranf, 48 Xr., er gab bem ^auSfnedjt
24 Xr. Srinfgelb unb für baS ©cbmieren. ®aS
fPoftgelb non ©ünjburg bis 3ufmarSbaufen
unb »on ba bis 31ugSburg betrug je 5 fl. 15 Xr.,
baS ftrinfgelb , ba eS fDtitternadft mar, je 1 fl.
12 Xr. ®ie 3e^c 1° 3ufmar<^aufen betrug 28 Xr.
©be 33 an tl in Ulm »erlief, ftbrieb er nach £>aufe:
Abends 1 1 Uhr.
Hochlöblicher Magistrat!
So eben komme ich von Augsburg und
würde bis morgen früh in Reutlingen ange¬
kommen sein, wann ich nicht Herrn Senator
List angetroffen hätte.
Dass ich meinen Endzweck nicht erreicht
habe, beweisen die dort liegenden Executionen,
ein Schreiben, das hier liegen geblieben, das
ich schon am Dienstag von München weg¬
geschickt, würde Ihnen die nähere Umstände
erklären.
Indessen folgen sie im Auszug: Ich über¬
gab zuerst dem Mathieu P a vi e r, so bald er
ankam, das Memoire, sagte ihm, dass ich dem
Obergeneral das nemliche übergebe; da mir
aber wohl bekannt sei, dass ich nur durch
ihn eine günstige Resolution erhalten könne,
86
so habe ich Auftrag mich zuerst an ihn zu
wenden; er war ganz guter Laune, sagte, es
sei bei lins auch nicht gefährlich, in Zeit von
16 tag sei die ganze Geschieht’ vollends vor¬
bei; er könne nicht wilfabren, solle aber zu
Moreau gehen und hören, was er sage und
dann wieder zu ihm kommen. Ich gieng so¬
gleich zu diesen, er las es in meiner Gegen¬
wart mit Aufmerksamkeit; ich hoffte den
besten Erfolg. Ich setzte, nachdem er gelesen
hatte, noch ein mündliche Bitte um Absolution
hinzu. Er gieng mit einem Adjutant, den ich
nicht zn nennen weiss, bei Seite. Nach einer
Minute kam er mit dem Memoire in der Hand
zurück und sagte: „vous allez au General
La Horie ; c’est, qui vous donnera une reso-
lution!“ Dieser Adjutant führte mich zu
Lahorie , wir trafen ihn aber nicht an. Erst
den andern Tag konnte ich seiner habhaft
werden. Ich erhielt nun sogleich eine Reso¬
lution, die mich fast (= sehr) desperiert
machte. Diese Resolution las ich noch im
Zimmer. Er war weg, die Secretaire aber
noch da. Ich sagte, dass sie mir nicht tauge.
Sie gaben mir zur Antwort : c’ est fini ! Mit
dieser Resolution, die gar keinen Sinn hatte
und sich auf Contribution bezog, wollte ich
nicht abziehen ; ich bekam einen Offizier vom
Genie-Corps, der mir ein andres Memoire an
Favier machte, worinnen gesagt ist, dass
La Horie nicht genug Kenntniss von uns’rer
Lage und Yerhältniss haben müsste und dass
die Franken zwar Gewalt genug, aber doch der
Ohnmöglichkeit nachgeben müssten. Favier
nahm es gut auf, sagte aber mir ganz kurze
Resolution darauf, die blos so viel enthielt,
dass Giroust in Augsburg das nötige verfügen
werde, ich solle dahin gehen, es sei immer
seine Sache; dis war gestern um 10 Uhr Vor¬
mittags , ich gieng sogleich nach Augsburg
und da erhielt ich heute die schöne Antwort,
dass alles geliefert sein müsse ; Giroust Hess
sich nicht einmal sehen, ob ich gleich mit
Herrn Müller 8 Mal nach ihm gieng. Dies
veranlasste mich nach Reutlingen zu gehen,
weil mir eine Summe von dem Schlag zu hoch
und überhaupt die Sache zu difficil für mich allein
ausnahm. Hier traf ich nun den Herrn Senator
List an , der mir alles weiter erklärte und
mich wieder bestimmte, urazukehren, um in
Augsburg die Forderung in Ordnung zu bringen.
Dieser Schritt tliut mir weh, da er aber
Herrn Senator nothwendig scheint, so mache
ich ihn in Gottes Namen und werde mit Herrn
Senator List thun, was möglich sein wird.
Die Summe ist noch horrent und schlimm
wäre es wenn alles bezahlt sein müsste. Mein
Schreiben würde Ihnen das Nähere gesagt
haben, ich vernehme aber, dass es erst heute
spät auf die Post gekommen, nun aber erst
Montag eintreffen wird. Wir gehen nun mit
der nemlichen Post, die mich hergebracht,
wieder um 1 Uhr Mitternacht fort nach Augs¬
burg, womöglich wollen wir die Executionen
vom Hals zu bringen suchen, so schlimm es
ausgehen mag.
Verzeihen Sie mein unordentlich Gesudel,
es ist Mitternacht, von einem Mann, der 2
Nächte nicht geschlafen, und der Strapaz
matt ist.
Ich bin übrigens gesund, empfehle mich
indessen Ihrer fernem Gewogenheit und ver¬
harre fortan. . , ^ ,
Amts-Bmstr.
Bantlin.
9113 33 aut (in unb St ft in 9lug3burg aud bem
9ßagen fliegen, mürben fte Dom membre du comite,
bem fürftbifd)öfltd> Qtonfianjfchen ©efjeitnen 3tat
Dr. 33aur aud 9Jterdburg benachrichtigt unb mit
(Srnft gemarnt, baf: bie ©tabt 9teutlingen unter bie
„forcierte Stände“ gefegt morbett fei. @r tnüffc
und erflären, ba§, menn nicht noch heuk bie 8es
forberten 1067 Beutner £eu in bad franjöftfche
Ulagajin geliefert mären , fei eine ftarfe ©pecution
nach Reutlingen abjugeljen angemiefen. ©3 blieb ben
beiben 9lbgeorbneteu nid)td übrig, ald nachjugebenunb
$u thun, road mit fo vieler ©trenge geforbett mürbe.
33eibe ^Deputierten glaubten fofort jum Äommiffär
©irouft geben ju müffen um ihm ju erflären,
ba§ fte nunmehr bevollmächtigt mären, fich auf bie
möglichft fiirjefte 2ßeife ju verftänbigen , baff aber
er, epe fte ftd) cinliefjen, Verfprcchen muffe, „die
unser Mark und Bein aufzehrende Execution
abzurufen.“ Seiber haHen fie bad Unglitcf, ben
föommiffär ©irouft nach langem ©udjen unb 9ln=
fragen mieber nid)t anjutreffen. ©ie berieten fich
nod) am 3. 91pril mit ^errtt üftüller, mit bem
fte für 1 fl. 25 Xr. Verehrten.
91 in (jhavfrcitag 9Ibenbd ben 4. 9lpril lief;
©irouft bie beiben 9lbgcfanbten burd) einen im=
pertinenten ©efretär in ihrem Sogid auffuepen. ©ie
maren eben audgegangen. @3 mar */* 7 Uhr 9lbenbd.
©ie mürben benachrid)tigt, baf; fte in ber ©tabt gefugt
mürben. ©er ©efretär unb 33antlin trafen auf
offener ©trafje jufammett. ©obalb erfterer auf feine
an 93 an tl ttt gefteÜte unb von biefetn bejahte $rage,
ob fte von flteutlingen feien, letzteren erfannte,
erflärte er ihn für arretiert mit ber Orbrc, „sur
le cliamp“ mit ihm junt Äomtniffär © ir ouft ju
fommen. 9luf 33 an t lind 9lntmort, baf; er unb
Sift Siefen Äomtniffär fd)on einen halben ©ag um*
fonft aufgefitcht hatten, beharrte ber ©efretär, baf;
93 an tl in mit ihm tnüffe, unb, menn er fiep nicht
baju verftänbe, heute 9iad)t bie 1067 grntner ,£)eu
ju liefern, ol;nc meitered ind 9Irreft mattbern mitffe.
©er „53ube" moüte nicht julaffen , baf; 33antlin
bem ©enator Sift Nachricht von biefem 9luftritt
geben fönntc. ©Itidlichermeife fonnte Söantlin bem
©enator, ber in ihrem Sogid am $eitfter ftanb, $it<
rufen, mit ihm §u gehen, „um auch an dieser
87
Mahlzeit Theil zu nehmen.“ IBantlin unb
2ift gingen nun unter ber Rufficpt btefeö „tneifter*
lofen ©üben", eiiteb jungen Rlenfdjen, ber, ein
mobifcfeeb ©töcfdjen in ber £»anb fdjmingenb nnb
iljnen iljre ©eftimtnungen figürlich anbeutenb, hinter
ihnen per ging, $utn fommiffär ©irouft, um ba
it;r Urteil felbft ju »ernennten.
Rufgebradjt über bie unanftänbige ©ef>anblung
rebete ©antlin biefen juerft an, mie er beit £>errn
fommiffär einen Ijalben ^a9 umfonft aufgefudjt
habe. 2)a er nun fo glüdlicb fei, ibn ju treffen,
müffe er ibn erhüben, bie ber ©tabt Reutlingen
jum äufjerften ©erberben eingelegte ©pecutionen
fdjnell aufjufyeben. ©antlin unb 2 i ft feien ba*
gegen autoriftert, fid) mit bem fommiffär über alle
unb jebe ^orberung morgen 511 »erftänbigen.
Run mürbe ber fommiffär pöflidjer, alb fein
©efretär (einen jungen nennt ibn ©antlin),
müßigte fogleid) in biefen Eintrag unter ber ©e*
bingung , bafj Sifl unb ©antlin ftdj neben ihrer
perfönlicpen ©erantmortlidjfeit »erpflidjten mürben,
bie »erlangten 1067 3ent»er <!peu Mb am ©ftertag
Rbenbb in bab Rlagajin, mo fein £)afer unb $tu
mehr fei, einjuliefern.
©antlin unb 2ift mißigten ein. ©eibe mußten
fid) burd) ihre Unterfdjrift »erbinblidj machen, bann
mürben fte, ba eb fd)on Radjt mar, entlaffen. SMe
grage ber deputierten, mober fie bab .Srjeu nehmen
foßten, mürbe burd) bie Rnmefcnljeit 001t 3uben
beantmortet, bie, mie man fab, ben Reuttingern oft
aub ben ©erlegenljeiten hälfe»- ©8 mufjte mit biefen
ein Rccorb abgefcploffen merben, namentlich mit bem
befannten Riülter aub ©mmenbingen , ber ben
Rccorb um 2 fl. 24 Ir. ben 3e»tner übernahm.
Rlit bemfelben »erjef>rten ©antlin unb S i ft am
4. Rpril für 1 fl. 4 Ir.
2lm 5. Rpril ^änbigte 9Rülter ihnen Dlittagb
bie Sieferfdjeine ein. ©obalb fie biefe in £anben
batten, gingen fte ju ©irouft. diefer mar jufricben
mit ber prompten ©inheferung unb mißigte nun ein,
bafj bie ©pccutionen jutüdgerufen mürben.
da nun ber 3rced erreicht mar, ber fommiffär
auf feine meitere Lieferung brang, auch bie depu=
tierteu ^ingerjeige erhielten, bafj auf einen betracht*
liehen Rad)lafj beim Rbjug ber Rrrnee Hoffnung fei,
entfdjloffen fie fid) , bafj einer in möglicher ©ile
mit ber Orbre nach £aufe ju geben unb bie ©pe*
cittion »om Jpalfe ju fch affen Ijabc. der anbere
foßte in Rugbburg bleiben, barnit nid)t eine meitere
©pecutioit »erhängt merben möchte, auch f °^lte er
fo lange bort bleiben, bib entmeber ber erhoffte
Radjlafj »ermißigt ober bie ©erpflegungbabmini*
ftration ju Rugbburg aufgehoben mürbe. ©0 blieb
benn ©enator S i ft in Rugbburg unb ©antlin
reifte nach £aufe. 2tm 5. Rpril fuhr er mit ber
©oft nadj 3ubmarbl)aufen, »on ba nach ©ünjburg,
mo er über Rächt blieb. dab ©oftgelb betrug je
5 fl. 15 Ir., bab drtnfgelb bis 3ubmarbhaufen
1 fl., bib ©iinjburg, ba eb mieber Rächt gemorben
mar, 1 fl. 12 Ir. 3» 3uMnarbf)aufen Safylte
©antlin für bab, mab er öerjeffrte, unb alb
^rinfgelb für ben jr)aitbfned)t 28 Ir. die 3cchc
unb bab Uebernad)ten in ©ünjburg foftetc 1 fl.
48 Ir. der ^aubfnecht erhielt alb drinfgelb unb
für bab ©chmteren 24 Ir.
Rrn 5. Rpril gingb meiter nach Ulm, mab 5 fl.
15 Ir. 5ßoft= unb 1 ft. Xrinfgelb foftete. 3» Ulm
gelang eb ©antlin beim bort angeftcÜten Äriegb*
fommiffär ©eraubon ju ermirfen, bafj biefer ihm
eine Rüdberufungborbre an bie nad) Reutlingen
bctad)icrte ©pecution mitgab gegen bie ©erfieperung,
bajj er innerhalb »on 4 dagen bie »orn $riegb*
fommiffär »erlangten ©Sagen fteßen moßte. 3» Ulm
berichtigte er bie 3ed)e mit Inbegriff ber »origen
3ed)C, ba ©enator S i ft unb ©Sijgall babei maren,
im ©etrag »on 6 fl. 52 Ir. unb gab ben dorne«
ftiquen für beibc Riale 1 fl. 36 3er. dann fuhr
er nad) Staubeuren. dab ^oftgelb betrug 4 ft.
22 Ir., bab Srinfgetb für ben ^oftiüon 1 fl. Ueber
Rlittag »crjeljrte er in Staubeuren für 1 fl. 50 Ir.
Ruch jahlte er in Slaubeuren einem Ulmer ©tabt*
biener, ber bab ©elb jur Ipofpitalbjahtung trug,
12 Ir. $>ann fuhr er nad) Urach für 5 fl. 3»
gelbftetten traf er ben 3unftmeifter ^ohtermann,
ber eben im Segrtff mar bie 2öägen in Ulm ju
accorbieren. Seibe jed)ten in ^elbftetten für 1 fl.
53 Ir. Santtin »ergütete bem 3unftmeifier feine
Unfoften unb ben Rittlohn mit 2 fl. 16 Ir. £od)5
t ermann fehrte mit Santtin um. ^n Utah
mürbe ber Slaubcurer Äutfher mit einem £rinfgelb
»on 48 Ir. »erabfhiebet unb für Kaffee unb einen
©hoppen 2Bein 1 fl. 40 Ir. bejaplt. ®er ^)aub*
fned)t erhielt 24 Ir. alb £rinfgelb unb fürb ©hmicren.
®er guhrtohn »on Urad) bib Reutlingen betrug
3 fl., ber ^oftitton erhielt 48 Ir. ®ab (Shauffee*
unb SfMftergelb betrug 8 Ir.
Santlin fhliefet feinen Seriht über biefe
miffion: „Diese fatale, mit aller Gattung von
Kummer und Herzleid verbundene Keise
dauerte 21 Tag. Der Unterzeichnete hält es
für seine Schuldigkeit, diese Geschichtserzäh¬
lung den Rechnungssachen beilegen zu müssen,
damit die Posterität sich belehren möge, wie
viel Ungemach dieser verderbliche Krieg dem
Stadtwesen und der Obrigkeit zugezogen habe,
aber auch die beträchtliche Reisekosten nicht
vergebens aufgeopfert worden sind. Er hofft,
nachdem schon jetzt günstige Ereignisse die
gehoffte Maasregeln rechtfertigen, keinen Vor¬
wurf verdient zu haben, überlässt übrigens der
Nachkommenschaft das pflichtmässige Geständ¬
nis, Alles gethan zu haben, was in seinen
Kräften gestanden!
£)te Reifefoften maten aüerbtugb pod). ©tc
betrugen 273 ft. 56 Ir., bar unter für 23antUn „die
blutssaure Tagsgebühr, mit täglich 1 Gulden,
thut 21 Tage 21 fl.“, ferner Rubtagen, bie ber
^ned)t beb 3nnftmeiftcrb ßrug »on Ulm nad)
Reutlingen gemadjt Ijatte , im '-Betrag »on 5 fl.
| 35 Ir., enblid) Vergütung ber $ro»iftcn unb Un=
88
foften t>ort einem ÜÖägel nadj 3lug«burg für 3unfts
meifter (S^rtftian im 33etrage oon 5 f(.
©ie bem 3lmt«bürgermeifter unb Sift in Uttn
erpreßte Unterfdjrift f)atte fo ftarf auf &ift« 3aot*
gefügt getoirft , ba£ er in ber $olge mandpnal,
menn iljm jene in ©rtnneutng fam, bei Unterjcid)*
nung feine« Rauten« eine jitternbe Unterfdjrift batte.
Rod) am 5. 3lpril fam 33 an tl in in Reut*
lingen an. Sine feiner erften 3lmtǤanblungcn mar,
bafj er am 9. 3lpril einem 1778 geborenen Rtidjel
33antlin gegen bie gemßl)nlidje ©a;re oon 13 fl.
45 Xr. veniam aetatis erteilte.
3n ber Ratöfifcung am 14. 3lptil mürbe ge*
flagt, bafj ber in Reutlingen in Ouartier liegenbe
franjöfif d)e Oberft ä uff er ft oiele unb ungerechte $orbe*
rungen mad)e. ©r liefe einen ©aut fteljcn, für
ben bie ©tabt if)tn 25 £oui«’bor bejablen folle.
3lud) müßte if)tn täglich 160 fl. getäfelt merben,
metl er fonft bie ©tabt mit rncljr (Einquartierung
bebrof)e. 3lud) forbere er ©udj, ©ifen unb ©ott
mcifj ma«. 9Ran befdflofj bie 3llnftmeifter ©Ijri»
ftian unb 3Jacob ©odjtermann nach 3Iug«*
bürg unb Ulm $u fd)icfen, um bie g-orberungeu ber
oerfdjiebenen Komtniffärc oollenb« 31t beliebigen.
31 m 22. 3tpril reifte 33 a 11 1 1 i n mit bem ©pnbifu«
nach Tübingen, ma« 14 fl. 8 Xr. foftete. ©inem
33ebienten be« ©eneral« Sauer muffte er 24 Xr.,
bem ©ontefiiquen in ber Traube 48 Xr. jaulen,
©aß $aggelb für 33 au tl in unb ben ©pnbifu«
betrug für 2 “Jage 4 fl. ©em J^och be« Oberften
©od)oip muffle 33antlin auf beffen eppreffe«
Verlangen 11 ff. 12 Xt-. jafjlen. ©in Rlaafj 2Bein,
bie er tranf, foftete 32 Xr. Oer 33offler erhielt
für biefe Oübingcr Reife 30 Xr.
^innrer nod) liefen ^orberungett, bie bie $ran=
jofen oerurfadflen, ein. 3lm 4. 3Rai forberte ber
©ürtler $acob ©eeger megen eine« oon ben $ ran *
jofeit ruinierten ©fall« 30 Xr. 3lm 2. 3Rai mürbe
bem 3unftmeifter Krug ein Reifefonto oon mel)*
veren Reifen nad) Ulm unb Slugöburg im 33etrag
oon 173 fl. 54 Xr. außgejaffit, fomie bem ©tabt-
fcfjrciber 2Ö unb er lieb ein Reifefonto nadj ©üb=
ingen mit 13 fl. 54 Xr.
3ltn 8. 9Rai bcfdflofj ber Rat bem Oberften
©od)oip megen feiner ber ©tabt geleiftcten, fefjr
erfpricfflid)en ©ienfte ein fdjßne« ©tücf Scinmanb,
mcld)e« 3unftmeifter ©Ijriftian beforgen feilte, *u
fdjenfen. ©em Obcrgencral Rloreau, ber für alle
®efd)enfe oon 3ßert unzugänglich mar, machte bie
©tabt, al« er im 2lpril in ©tuttgavt mar, um iljm
ihre banfbare 3lufmerffamfeit ju bemeifen, jum
©efd)enf einen geeinten jptrfdj, ber bie Oreppen
l)inauf in bie 3io'»ier fam unb alle 2Renfd)enfurd)t
abgelegt batte. Kaufmann Uber hatte ihn gejäljmt.
3lm 20. SRai legte bamt 3unf{nwifter © fj r i ft i a n
ein Konto im 33etrag Oon 78 fl. 48 Xr. für bie
bem in Reutlingen in Kantonnement gelegenen
Oberft ©odjoip ooin ÜRagiftrat gefdjenfte Sein =
manb oor.
3lm 22. Rlai bat ber SBeifjbäcfer ©afpar Krug
um neue Krippen, meit er burdj bie franzÖflfdjen
Rferbc mit feinem ©tad in folgen Ruf gefotnmen
märe, bafj fein ©tad anfteefenb fei unb niemanb
mehr bei iljm einfebre. ©« fodte oon einem 3Ra*
giftratßglicb 3lugenfd)ein genommen merben.
Raubein enbtid) am 10. 9Rat bie fran^öfifchc
Kaoaderie au« Reutlingen abgewogen mar , atmete
bie 33ürgerfd)aft auf. 3lm 25. 3Rat mürbe glänjenb
ba« $riebcn«feft gefeiert, an meldjem 33 an tl in in
Doppelter ©igenfdjaft al« 3lmt«bürgermeifter unb
Oberfcbüjenmeifier teilnabm.
Rad) am 1. ^uli mürben bem 3unftmeifter
Ood)termann jmei Reifefonto ä 392 fl. 49 Xr.
unb 68 fl. 57 Xr. befretiert. ©0 lange jogen fleh
bie Kriegßaußgaben Ijin.
2lm ©djmßrtag 1801 mürbe 33 an tl in nicht
mieber juin 3lmt«*, fonbern jum 2. 33itrgermeifter
gemäblt. 31 it biefem £ag hielt er eine Rebe, in
ber er ben ©rang ber 3e*ten Su lebhaftem 3lu«brudf
braute, ©r meinte: „unsere Voreltern haben
kein solches Jahr erlebt.“ lieber feine Rtiffion
bei SRoreau bemerfte er: „wir (er und Enslin)
erreichten unsern Zweck, indem wir die bün¬
digsten, schriftlichen Versicherungen erhielten,
dass der Obergeneral Rücksicht auf unsere
Stadt nehmen werde. Der Erfolg entsprach
der Erwartung so gut, dass die unserer Stadt
yon dem niedergesetzten Comite des schwä¬
bischen Kreises zu Augsburg berechnete und
wirklich angesetzte Contributionssumme von
ungefähr 83,000 fl., deren Bezahlung schon
mit Execution einzuziehen gedroht wurde,
sämtliche Fournituren z. B. Schuhe, Hemden,
Röcke, Hüte, Säcke, Pferde-Equipirung u. s. w.
völlig nachgelassen wurden. Wir waren so
glücklich, überhaupt die Gunst des Generals
zu erwerben, die uns auch noch sonst zu
Statten kam. Wir waren so glücklich, durch
Eure freiwillige Beiträge so viele Mittel zu
erhalten, dass wir uns selbst helfen konnten.
Nicht ein fremder Groschen wurde entlehnt
und doch wurde alles nothwendige befriedigt.
Nicht ein Zins ist im Rückstand. Selbst das
Kontributionsziel vom Jahre 1796 mit unge-
gefähr 7000 fl. wurden zu gehöriger Zeit be¬
richtigt. Nur noch eine kleine Anstrengung
ist nöthig, um die noch im Rückstand befind¬
lichen bürgerlichen Conto’s zu befriedigen.
Auch dazu werdet Ihr eben so willig beitragen.
Die vier wirklich laufenden Steuern sind un¬
umgänglich nöthig.“ ©r fd)Iie§t mit bem 2öutifd)c:
„Möchte der seit einiger Zeit unglücklich ge¬
störte Bürgerfrieden in unsern Mauern her¬
gestellt werden, damit der Verleumdungs- und
Verfolgungsgeist ausgerottet werde.“
©ar mancher mirb fragen : marum mürbe
33 an tl in nid)t mieber jum 3lmt«bürgermeifter ge=
mälfit? 33ei ben 33erbienften, bie er fidj um bie
©tabt ermorben Ijatte, märe bie« natürlich gem'efen.
^ebenfalls Ijatte er baburefy , bafj er jur 33efferung
89
ber fiäbtifdjen ftmanjcn fe^r Diele ©elbftrafen Der;
bangte, ftep bittere geinbe gemacht. (Sr mußte nie!
©elb für bie ©tabt perbeifepaffen. ^Betrugen bod)
bie illuögaben Don 1799 bis jum ©cptoörtag 1800:
5700 fl. nach ©tuttgart als Kontribution^ jiel, für
baS Kricgölnefen inclufiüe beS frangöfifdjen imb
Faiferlidpett ttJcilitärDorfpannö 15,965 fl., Veitrag
jum Ulrncr geftungSbau 404 fl. unb 3Xgentenge*
biipren unb ÄreiStagSunfoften 669 fl. Vom 4. 3>uti
1800 bis 4. $uli 1801 maren bie (SinFünfte ber
©teuerEaffe 62,750 fl. 35 3£r. i) * 3/4 fetter, Me VuS;
gaben aber 67,330 fl. 44 3-r. 1 Jpeüer, nämlid)
nad) ©tuttgart als ÄontributionSjiel famt ^ntereffe
6950 fl., franjöftfd)e ©pecution opne 3eE)run9
2690 fl., jh'iegSmefcn mit Inbegriff ber Vorfpannö
für faiferlicpe unb franjöftfcpe fltequifition, an fBeifcp,
grüßten 57,312 fl. 8 Xr. 4 fetter, 9teid)S* unb
ÄreiStagSunfoften 378 fl. 38 3er. 3 geller.
Um bie (Sinnapmen ber ©tabtfaffe ju erpöpen,
hielt Vantlin auf ftrenge 3ucPC 2lm 29. $uti
1799 mürbe ber ©epfenmirt ©orncr, meil er an
$afobi ttJtufifanten gehalten, mit 5 fl. beftraft,
ebenfo ©onnenmirt Vogelmeib mit 5 fl., meil
er ebenfalls ©an$ gehabt hatte. Veibe mußten außer*
bern ber £>eiltgenpflege 1 fl. jahl en.
©iefer ©elbftrafen beburfte man um fo mehr,
als am 2. Slugufi 1799 bie ©teuerf d>ätjer ©enator
Johann $acob ßeim !) unb 3unftmcißter
33 oh bin offiziell anjeigten: eS habe fid) bei letztem
©teuerfap cntfefjlicpeSDefraubation gezeigt, unb baten,
man möge fie beShalb oor bem löblichen ttftagifirat
hören unb bie nötigen Verfügungen treffen. Unter
fold)en Umftänben mürbe natürlid) am 12. 3luguft
1799 ein ©efuep ber ©d)utteprer um Erhöhung
ihrer Vefolbung ober ttteiepung eines don gratuit
oom tttat abgemiefen.
2lm 6. ©eptember 1799 befdploß ber tttat fo;
bann, baß benjenigen Vürgern, bie ihre ©teuer
unb ßriegSfoftenumlage niept befahlt hätten, eine
©traffteuer angefept merbe. 2lud) foOte ben ttte*
ftanten angegeigt merben , baß fie ber „JpäF*" unb
S)oljteile für terluftig erflärt feien, menn fte ihre
2luSftänbe nicht bcjaplten. 21m 20. ©eptember mürbe
bem ©teuerfaffierer unb ©tabtfepreiber Vßudjerer
unb ßeim Dom iftat aufgetragen, in 3^it Don
4 SBocpen bem 50tagiftrat Vericpt ju erftatten, maS
fie für (Sntbedungen jum 9?ad)teil bei Kaffe ge*
funben hätten unb men eS beträfe.
2lm 31. 3uli 1800 erfepien baS 3unftb)üte=
Fottegium Dor bem 9tat unb maepte in pleno ben
Antrag, baß entmeber bie 3unftmeifter Don ben
3äplFreujern ber jmei triegSanlagen abftehen ober
i) Scnfenfchmieb (f 1809). ©ein unb feiner ©attin
Slnua Varbara ©ruoner (gcb. 6. «Kärj 1761 in Steut*
lingen, f 1805) ©opn, ber Dberpräseptor in ©tuttgart
Johann Epriftian ffeint (geb. 13. $e$ember 1793 in
Steutlingen, geft. 24. Vtärj 1850 in ©tuttgart, Deruiäl)lt
mit Eparlotte Väbelin) ift ber Vater beS belanntcn
Theologen (Jarl ©pcobor Äeim, geb. 17. ©ejember 1825
in ©tuttgart, geft. 17. VoDember 1878 in ©teßen.
im SöeigerungSfafl ber ttlat burch ein ©eFret ihrem
Eintrag miÜfahren unb jene 3äplFteujer ber jmei
ÄricgSanlagen aufheben möd)te. Natürlich fonntc
ber 9tat ihrer Vitte nicht miUfahren unb eS mußte
bei ber Verfügung ber Fatferlidpen ßommiffton bleiben,
nad) meld)er ben ©teuer;(5inbringern Don febem
einlaufcnben fl. ©teuer 1 3er. gebühre.
ttttan fdpritt halb ju meitern ttJtaßregetn, um
©elb aufjutreiben. ^innrer brüdenber mürben bie
Auslagen, ©o erfolgte benn am 20. fftoDembcr
1800 folgetrber (Srlaß :
Das Regieramt von der total erschöpften
Stadt-Casse unterrichtet, die in der laufenden
Woche noch zwischen fl. 4000 bis fl. 5000
unausweichlich zu bestreiften hat, siehet
sich dringenst bewogen die Herrn Zunftmeister
zu erinnern den ungesäumten Bedacht zu neh¬
men, dass die 4 laufende Steuern ohne weitern
Zeit-Verlust eingetrieben und gedachter Stadt-
Casse eingeliefert werden" die jedem Bürger
von selbst bekante unerschwingliche Ausgaben
sollten doch in der That jedem am Herzen
liegen und an seine Pflicht erinnern; ohne
dass ein hochlöblicher Magistrat endlich durch
die Noth gedrungen zu unangenehmen Zwangs-
Mitteln seine Zuflucht zu nehmen vermüssiget
werden sollte.
Signatum Reutlingen am 20ten 9 bris 1800.
©ae l>alf alle« nieptb. ©aper mürbe am 3. ©c;
jember 1800 Dom geheimen Kollegium ber ©teuer;
Faffierer V$ud)erer burep ein ©efret legitimiert,
Kapitalien ju 6 °/0 unb ©teuerfreipeit an fleinen
unb größeren ^Soften aufjunepmen. ttteue ©traf;
gelber brachte ein Vefcpluß be$ tttatd Dom 22. ©e*
jember 1800, baß Don ber ßanjel burd) ein ©eFret
bie ©rbnutig mieberpolt beFannt gemacht merben
fette, baß feber, ber fiep naep 11 Upr in ÜBirtö*
unb Vadenpaufern betreten laffe, um 3 ft. beftraft
merbe, unb baß baS ©onntagSfpielen bei paffiDer
unb actioer 5 ft. ©träfe jmifepen ben Kircpcit Der;
boten fei.
2tm lebten ©ejember 1800 mürbe im tttat ein
Vortrag gepalten über ben 3ufEanb ber erfc^öpften
©tabtfaffe unb betont, baß noep eine ©teuer auä*
fiepe, morauf beftploffen mürbe, baß näcpften Freitag
ben fämtlicpcn ffleftanten bie 3lnjeige gemaept merben
fette, baß Fünftigcn ttJtonlag mit ber ©pecution ber
Anfang gematpt merben müffe. 2lu<b mürbe bie
Dom oerftorbenen ©tabt* unb 5lmt«fcpreiber (Spriftopp
ÜJticpaet VBucperer (f 25. 3uni 1793) unDer*
bient eingejogenen 78 fl. reftamiert unb befeptoffen,
baß bie ^rau ©tabtfd)reibcr fcpulbig fein folle, biefe
©umme, aber opne ^ntereffe, innerpalb 14 ©agen
ju japlen, ober ©peFution ju gemartigen pabe.
2lm 20. Januar mürben fämtticpe ©cpultpeißen
ber ttteuttingen gepörigen ©övfer bem tttat „Dor*
geßettt" unb fie befragt, marutn fie bem magißra*
tifepen ©eFret Dom 12. ©ejember 1800 jumiber meber
beim ©teuerfaffierer ©teuerbüeper abgepott, nod)
Vnftatt getroffen patten, baß ber ipnen angefepte
90
©elbbeitrag in Sorm jmeter ©teuern eingetrieben
merbe? ©a bie« nicht gefd)el)en fei, befdjlofj ber
Rat, baff biefer ©injug burd) ben ©teuerFafjterer
mit einer Rat«beputation auf ben ©orffdjaften oor*
genommen merben fode unb jmat auf Soften ber
Äontmuncit, unb bajj biefenigen, meldje ftdj miber*
fetten mürben, ju namhafter ©träfe gezogen merben
feilten. Rm folgenben ©onner«tag (22. Januar)
mürbe ber Anfang mit Se^ingen gemacht, ©od)
fonnten fie bafelbfi nichts au«rid)ten. 9Xm 23.
Januar 1801 befdjlo§ barauf ber Rat, ba§ nod)
an biefem Sage ein ©djreiben itac^ Selbigen ge*
fertigt merbe unb auf ÜRorgen ©am«tag (24. Januar)
20 Setjingcr Bürger nad) Reutlingen jitiert merben
füllten , um Oon ihnen ben Beitrag einjuFafftercn.
©iefe erfdfienen benn am 24. Januar unb jmar
bie älteften (Sinmohner, mie fie nah bem ©teuerbuch
oorFanten, oon benen aber nur einer einmifligte unb
bie ©teuern bejahte, nämlich ber Ra<hfhuUbei&
Lehrer. (S« mürbe ÜRann für ÜRann aufge*
forbert, unb, ba ade renitent blieben, fo mürben fie
jämtlid) in bie ©efangenfhaft gebracht. Unter ihnen
erFlartc ber alte ©d)ultl)ei§ jmar, baff fie Dom
^Bürgermeisteramt 500 fl. bar unb in einer Furjen
Sri ft fo toiel nad)jahlen modten, bi« fo oiel erlegt
fein mürbe al« bie jrnei ©teuern auömad)ten. ')
S3effer ging e« mit ben anbent ©emeinben. Rm
30. 3anuar 1801 erfd)ienen bie Sorfteher oon
©hmenbaufen auf gefhcljene 3i*atton unb e« mürbe
ihnen oorgetragen, bajj fie gleich ben anbern ©orf*
f (haften einen Seitrag ju ben Requifttionen in ber
©uimne oon jmei ©teuern ju leifien hätten, rna«
492 fl. au«mad)cn mürbe, mornit fie ftd) einüer*
ftanben erflarten. Rm 28. Januar 1801 erfhienen
bie Sorfteher ber Kommune Sßannmeil auf bie
Bitation unb e« mürbe ihnen ba« gleiche oorgetragen.
©ie entfchulbigten fich aber, baff fte nicht imflanbe
feien, etma« oon ber Sürgerfchaft einjutreiben. ©er
Rat befd)lo§ aber, ba§ bie SBannmeiler Sßorfie^cr
eine ©ummc oon 470 fl. Seitrag in einer grifi
oon 14 ^agen anjufdjaffen unb biefer Seitrag
oon ber Sürgerfhaft nach unb nah erfe^t merben
fode. Rm 26. Januar 1801 befhlofc ber Rat,
baff, ba bie Sorfteher oon Sefcingen ba« Offert
gemalt hätten, ben oerlangten Scitrag anjufd)affen,
folche« angenommen merbe mit bem Seifah, baff fte
biefe ©umme oon ihrer Sürgerfhaft bem Sürger*
meifteramt nad) unb nach lieber erfe^ett laffen fodten.
©obann mürben bie 20 Sürgcr ihre« Rrrcftc« ent*
laffen merben.
') ©d)on früher hatte fich Sehingen renitent gezeigt.
1787 üermeigertc bie ©entetnbe ihrem fßfarrer bie
hergebrachte, jährliche Rbgabe Oon 15 fl. für §015, ba«
Ruffdjlagen Oon 15 ©tüd Schafen auf ber Söeibc unb
ben ©cuufc Oon 7 Rferdjrehtcn. Ser Pfarrer, ber bie«
ade« für einen Seil feiner Sefolbung anfaf), erhob
tfage beim sJJca giftrat in Reutlingen unb erhielt mehrere
güuftige Rat«befd)lüffc. Sic ©entetnbe brachte aber bie
^ache Oor ben Reid)«hofrat, ber fie 5. RoOentber 1787
abmie« unb ben Rtagiftrat Oon Reutlingen antoie«, ohne
meitere« mit ©jefntioit gegen bie ©enteinbe Oorjugepen.
2Ba« half bie« aber ade«? $mmer gab e« neue
RuögaBen. Rm 6. Februar 1801 mürbe befchloffen,
ba« jährliche Äonte mit 37 fl. 34 3er . nad) Skalar
an« Rcich«fammcrgertcht ju fenbett. Um ©elb ju
fh affen befd)loff man auf ben Rntrag be« Ober*
ftabtrechner« ÄloFer bie Oorrätigen Äugeln unb ba«
überflüfftge ©ifen sub hasta ju ocrFaufen. dRufjte
bod) ber Rat am gleichen Sage bem Kaufmann ^ol).
©corg Ättapp bie rtUf ben Rug«burger 2Sed)fel
gemad)te Ru«lage oon 13 fl. 47 3er. erfeijen. ©hon
am 13. Se&ruar Fant mieber in Sottrag, ba§, ba
bie ©tabtfaffe au« bent ©runb erfdjöpft fei unb
noch fehr oiele 3al)lungen unhefriebigt mären, auh
noh meitere Sebürfttiffe, bie au« einer neuen Um*
läge nicht befriebigt merben Fönnteu, oorljaitben
maren, burh ma« für SRittel ©elb in bie Äaffe
gefhafft merben möhte. Rm 18. Februar heifjt e«:
©ie ahermal« erfhöpfte ©tabtfaffe mäht e« jur
RotmenbigFeit, bie fämtlihen ©teuerreftanten ju Be*
nad)rihtigen, ba§ bemjenigen, meld)er Bi« näd)ften
Rlontag feine ©teuerfhulbigFeit nid)t Bejahlt hätte,
eine ©trafftcuer angefeht, ade Sühcr oorgelcgt unb
ben ©äuntigen erklärt merben fode, bafj, menn auh
eine ©traffteuer angefeht märe, ber ©rang ber Um*
ftänbe e« bod) notmenbig mähe, ba§ ba, mo Feine
Siegenfhaft oorhanben märe, ©ffeFten an«gchoBen
unb oerFauft merben müßten. ©« galt eben ©elb
ju fhaffen, oiel ©elb, ba neben ben burd) ben ^rieg
heroorgerufenen ©ptraau«gaben bie gemöhnlihen fort*
liefen. ©0 mürbe 27. gebruar 1801 oorn 9tat bem
RpofhcFer ßüttet ein Äonto für bie ©tabtarmen
unb ein anbere« für ba« Höaifenljau« mit je 66 fl.
48 3er. unb 36 fl. 5 S’r. jur Ru«jahlung beFre*
tiert, ebenfo am 2. 3Rürj ein Süd)erFonto für bie
lateinifhe ©hule mit 14 fl. 30 3er. jur Ru«jah=
lung burh bie SßalFerifhe pflege.
Rm 27. Rpril befhlofj ber Rat, e« foden in
ben ©teuereinjugöbüdjcrn oon 1800/1801 8 ©teuern
angefefct merben sub titulo: 4 gemöhnlid)e unb
4 Requifitionöbeiträge unb ben Sürgcrn, bie meitcr
bejahlt hatten, freigeftedt merben, ob fte bie ©um*
men al« ©utljaben ober capitaliter bei ber ©teuer*
Faffe fteljcn laffen modten.
Salb gab e« mieber neue Ru«gaben. Rm 4. ÜRai
1801 mürbe ba« gemöljnlihe ©hi^mIieferung«Fonto
(für Ruöjahlung be« ©djirmgelb« an Württemberg)
oom Sürgermeifter Sleifhhauer mit 178 f[. 3 3£r.
bem Rate oorgelegt unb jur Ru«japlung beFretiert,
ebenfo bem Informator Ra ah 25 fl. für feine
Semüpungen (mohl al« ©olntetfher) beim franjöft*
fhen dRilitär oon ber 2BatFerifdjen ^Pflege gegeben.
Rm 6. dRai 1801 tourbe oom ©eheimen Äol*
legium fämtlihen ©orffhulthei§en aufgegeben, ba§
fte sub titulo „Quartier«unFoften", meil bie ©tabt
ade Quartiere getragen hätte, innerhalb 3 2öod)en
jtoei ©teuern erlegen fodten. ©ie ließen fth’S ge*
faden, modten aber oorher mit ihren ©emeinben
Rütffprad)e nehmen unb in 24 ©tuitben beftimmte
(Srflärung abgeben. Rm 8. 9Rai mürbe bann bem
üRagiftrat ba« mit il)tten („unfernt ©ebiet") ge*
91
troffene Arrangement zur StatifiFation borgelegt.
Auch bat ber ©chultheib bon ©tocfach, weiter er*
Harte, ba§ er fl<h bie jwei Quartieröfteuern gerne
gefallen laffe, um eine (Sntfchäbigung eine« lieber*
fall« bon 36 granjefen, bie bem Leiter 244 ff.
fßargelb burd) Prellerei geFoftet hätten. S)er SJtagift*
rat lief} fich biefe UebercinHmft gefallen unb c«
foütctt innerhalb bon 3 ©o<hen jmei ©teuern ftatt
Quartier bom ©ebiet eingezogen werben. Qcm ©eiler
©tocfach tourbe wegen be« erlittenen franjßflf^en
Ueberfaü« ber Setrag einer einfachen ©teuer al«
^nbemnifatiou bewiüigt.
Am 13. Sftai 1801 befchlo§ bann ber Stat,
ba£ nach ben beenbigten Ärieg«troublen bie be=
fdbmcrlicbe Quartierlaft burd) eine Jlaraquation nach
bem getDO^rittc^cn ©teuerregtement oerFünbigt werben,
berfenige, welcher ju biel gelitten, entfd)abigt unb
bem nid)t Selafteten eine berhattni«mä&ige Quote
abgeforbert unb barurn epequiert werben foüte. Sei
biefer Ausgleichung würbe folgenber SJtabftab be*
liebt: e« foflte für einen Oberofftjier, ber nidst in
feinem Sogi« gegeffen ^atte, 2 Sage, für einen Offi=
jier 2 ten Stange« ebcnfaÜ« 2 Sage, für bie übrigen
burefeau« 1 Sag in Anrechnung Fommen. ©a«
täglich für einen SJtann an ©elb berechnet werben
foüte, würbe fo lange auögefeht, bi« bie Serechnung
boüftänbig borgelegt fein werbe, wie biel feber zu
genießen unb ju leijten haben möchte.
Aud> fetjt gab« noch genug ju zahlen. Am 27.
üJtai 1801 würbe bem AmtSbürgermeificr Santlin
bie Stücfjahlung bon einem unbezahlten ©ed)fet
bon 1100 fl. nebft 22 fl. UnFoften zur Auszahlung
befretiert. Sa galt e« wicber ©trafgelber einzuziehen.
Am 1. 3uni 1801 würbe ba« ©eib be« ©cfmeiberS
SOtatthäu« Steinhart bom 3unftmeifier (S^rifHan
berFlagt unb überwiefen, baf fte mit ©eiben gepan*
beit unb wirFlicp ein Sicrtel berFauft hätte, ©eil
e« ihr aber nicht gebührte, ©eiben ju berFaufen unb
ber Hanblung (Singriffe zu wachen , foüte fie be«?
wegen 1 Jlfunb HeÜcr ©träfe erlegen unb fld) bei
10 ©ulben ©träfe in 3uFunft be« ©eibenhanbel«
enthalten.1) Am $rühling«marFt war ber ©ohn
be« ©dmlthei§en bon ©olff«fchlugen (O.'A. Stür*
tingen) wegen einer 3°übefraubaticn um 22 fl. gc=
[traft worben. $n Stücfftcht guter Stacpbarfchaft
würbe auf bie Sitte feine« Sater« bie ©träfe bom
Stat am 5. ^uni, ungeachtet bie Sefraubation er*
wiefen worben war, um bie .JpSlfte moberiert.
i) ©trenn hielt Santlin auf Veobacptung ber
feber Üunft geftedten ©renzen. Am 17. Sejember 1800
tlagte ber ©alzabmobiator ©djretbogel bem gepeunen
Äottegium, baf? am 16. ©enator ©nget ein ©alzfah
non einem ©önninger erlauft habe. Sie» fei feinem
mit ber (Stabt getroffenen Äontratt offenbar zuwtber,
unb er berlangte, baß biefer Vorgang beftraft unb für
bie üutunft aufgehoben werbe, ftanb aber bon ber M tage
ab 'al« ©itgel ihm 1 fl. für ba« $ap zahlte. -Int
6. '' Auguft 1800 flagten fömtlid)e ©olbarbeiter einen
itatienifchen ©alanteriehänbler , ber mit 6 larätigen
llhrenbehätigen in Stenttingen hnufiert hatte, um beten
Äonfi«Fation an unb berlangten habet, bag ber JJiartt*
herr inftruiert werben möchte, tiinftig lerne Saffterf chetne
©nblid) Bot ein Sürger ber ©tabt eine finan*
zieüe Hilfe an. Am 2. 3funi würbe bom geheimen
Äoüegiunt bem Kaufmann Suob für eine Obligation
bom 24. 3uli 1800 bie Steuerfreiheit bewiüigt,
„weil Herr Buob dieses Gelt der Stadt nie
habe angeleihen wollen und inopia der Haupt-
casse ihn erst genötiget habe anzuborgen,“
aud) ihm 16 fl. ^ntereffe bon 3000 fl. ©ecbfel
bergütet. (£« fioeften eben aüe ©efepäfte. Am
12. Ofuni trug ©enator ^elmling im Samen be«
©teuerfoüegium« bem State bor: „es haben beim
Durchgang der Bürgerschaft die Herren Buob
und Krimmel das Ansuchen gemacht, ihren
Seidensteueraccord noch auf 1 Jahr zu pro-
longiren, weil der Krieg in Italien immer noch
andauere.“ Am gleichen Sage würbe ba« bon
ben Sürgern zum franjöftfchen Hauptquartier ge*
lieferte £eu bcr 3entner 2ßicner ®et»i^t auf
18 Sahen fixiert.
3u welchen Mitteln Santlin greifen muffte,
um ©elb für bie ©tabtFaffe ju fd)affcn, beweift,
bah am 27. 3uni 1801 bem ©d)ulthei§en bon
©annweil auf fein ©efud) botn 5. ^uni bie ©chilb*
wirtSgerechtigFeit gegen (Srlegung bon 10 fl. Äon*
jefflonSgebühr jugeftanben würbe, ein ©chritt, ber
mit ben ©runbfafcen einer guten ©emeinbeber*
waltung im ©iberfpruch ftehb
Am 22. ^uni befcploh ber Stat, baff bon ben
jungen Sürgern, bie jur befdjloffenen Ouartier«*
peräquation niept« geleiftet hatten, für feben Sag
unb feben SJtann 48 Xr. eingezogen unb an bie
©teuerFaffe abgeliefett werben foüe. Äautn war
griebe, fo melbeten fich bie ©laubiger ber ©tabt.
Am 23. ^uni 1801 würbe bem Äammerrat § in!
ber f chon oft wieberholte Antrag berwiÜigt, bah uacp=
bem ber Hürlenifd)en gamilie bie alten 3infe befahlt
waren, ba« Ungerabe eingefd)idt unb für ba« Uebrigc
eine Obligation zu 5°/o gegeben werben foüe. Am
6. $uli 1801 würbe bann bem ©ubftitut (S l w er t
oom Stat eine Stequifltion«red)nung an bie Faifer*
liehen ÜRagajine im Setrag bon 85 fl. zur
Zahlung befretiert.
Oa« war eine ber lebten Amt«hanblungen
Santlin«. Srefflich hat er e« berflanben, immer
bie nötigen ©elbcr aufzutreiben , ohne Stücfftcht
barauf zu nehmen, ba§ er fich burd) bie btclett
biFtierten ©trafgelber (im Obigen würbe nur eine
Heine Au«lefc gegeben) bittere fteinbe machte. Ant
©cbwörtag 1801 Fant ber £“3 ber Furzftdüigen
mehr au«zufolgen. Sa aber ber ©alanteriehänbler
niebt gewarnt worben war, bah er mtt ötefent Arttfel
nicht haufteren bürfe, fo würbe ihm feine SSare Wiebe*
rum zuqefteüt unter ber Verwarnung, bah er fid) nicht
mehr mit begleichen Söare betreten (affen möchte. Audi
befchloh man, bah in ber fcaujferinftruftiou non biefer
Verfügung fd)riftlid)e Atelbung gemacht werben joüe,
bamit fid) ein jeglicher Atarltherr barnacb Z« richten
wiffen möge, ©chon am 31. 3uli li99 befchwertcn fid)
beim geheimen Äoüegium eine Seputation be« Beug*
madherhatibwerf« über bie §anblung, bah biefe zu ihrem
groben Aadjteile mit „hierlänbifchen" Beugen hanble
unb bat um sHbl)ilfe.
92
2J2eitge gegen tljn jum 5luö6vud). f?ort mit bem
(Hmtebürgermeiftcr, ber nid)t8 als ju grafen tt>ci§,
fyicfj eS. 3Sergeffen waren alle (eine (Berbtenfle,
nur bie (Erinnerung an bie Unannebmlid^feitcn, bie
er ben (Einzelnen bereiten muffte, beftanb fort. 2l(S
33orwanb, nunmehr gegen Santi in $u ^cfcon, biente
bie XI)atfad)e, baff Santlin in bem am 26. 2lpril
1800 auSgefteüten J$aff bem üom 9fteid(Sf)cfrat
(ufpenbierten Siirgermeifter f^e^cr nad) (Reuttinger
©itte ben Xitel feinet frühem SImtö, nemlid) ben
Sürgenneiftcrtitet beigelegt Ijatte, ibm aud(, wie
(d)on erwähnt würbe, ein (Empfe^Iungöfc^reiben an
ben Agenten o. ©tubenraudj mitgab unb am
8. Sfto». 1800 eine Sorfteüung bcS 3D^agifirat@ in
©adjen ^e^erS mit bem ©tabtftegel befiegelte.
Xarübcr erhoben bie ©eguer gvojjeS ©eftbrei unb
warfen ©antlin SDZifjbraud) beö ©tabtjiegelö bor.
5lm 12. 3funi 1801 befdjloff fobann ber (fteid)8*
I)ofrat, oom (fteutlinger üftagifirat Sericbt abjpu
forbern : „was es mit Beschliessung, Verfassung
nnd Ausfertigung sowohl des dem Herrn Dr.
Petzer zu seiner im vorigen Jahr nach Wien
gemachten Reise ertailten Passes, als des so¬
genannten magistratischen Berichts vor eine
Beschaffenheit habe und ob leztere, ohne bei
bei Rath verlesen (§u fein), nach Wien geschikt
worden sei?“
Santlin gab hierauf im üluguft 1801 *u
Srotofoü: „Mir als damaligen Amts-Burger-
meister liegt es besonders ob, meine Erklärung
der Wahrheit gemäs über diese Gegenstände
anzugeben, damit es nicht das Ansehen be¬
kommen möge, als ob ich in dem einen oder
andern Pall das Stadtsigill leichtsinnig ange¬
wendet hätte. Jeder hiesige Bürger, welcher
eine Reise machen will, ist berechtigt, einen
obrigkeitlichen Pass zu fordern und dieser
kann nicht abgeschlagen worden, wann der
Bürger als ehrlicher Mann bekannt ist und
er den Zweck seiner Reise glaubhaft angibt,
Die gewöhnlichen Pässe sind gedruckt; es
werden aber auch öfters geschriebene ausge¬
fertigt. Da mir Herr Dr. Fetz er als ein
ganz unverdächtiger Mann bekannt und ich
das Gegentheil nicht zu behaupten gewusst
hätte, auch die Reise ans kaiserliche Hof¬
lager selbst bestimmt war, woselbst er ohne¬
hin bekannt war, so nahm ich um so weniger
Anstand, den Pass zu versiegeln; dass er
darin Bürgermeister genannt wurde, war mir
ganz gleichgültig, teils weil er nicht ganz
cassiret und nach hiesiger Sitte sowohl prae-
terirte als resignirte Rathsglieder mit ihren
getragenen Caracters fortan benennt werden,
theils weil er in dem magistratischen Empfeh¬
lungsschreiben mit eben dem Caracter benennt
wurde. Auch glaubte ich, um der damals
kriegerisch- und unsichern Umstände willen
würde er unter magistratischem Ansehen seine
Reise sicherer fortsetzen können, weil ohnehin
Pässe bloss auf Sicherheit zum Reisen Bezug
haben können. Auch ist, so viel mir bekannt,
nie ein Pass vor Rath gebracht worden. Bis¬
her war es Befugnis und Besorgung des Amts¬
burgermeisters und Stadtschreibers. Auch
haben sowohl gedruckte, als geschriebene
Pässe die Anfangsformel: „wir Bürgermeister
und Rath“ und doch unterschreibt solche nur
der Amtsburgermeister. Niemals bekümmert
sich der Rath darum, wenn ein Pass gegeben
wird. Ein Studierter würde vielleicht eine
nähere Prüfung angestellt haben; mir schien
dies genug zu sein, weil ich überzeugt war,
dass das gemeine Stadtwesen keine Unkosten
zu befürchten hatte, wie das schon in dem
ferndigen Schwörtagsbericht allerunterthänigst
angezeigt worden ist. Auch war ich eben so
überzeugt, dass, wann Herr Dr. Fetz er
nicht ein Geheimniss aus seiner Reise hätte
machen wollen, ein hochlöblicher Magistrat
ihm das Nemliche willfahret haben würde,
welcher seine Gesinnungen in dem von Herrn
Syndicus verfassten Amtsbericht genugsam
ausgedrückt hat. Eben so sind schon mehrere
Bürger, die nach Wien gereiset, mit Empfeh¬
lungsschreiben an unsern Stadtagenten unter¬
stützt worden. Durch diese gerade Hand¬
lung glaube ich demnach nicht einen Fehler
gemacht zu haben und ich getraue, sie vor
Gott, kaiserlicher Majestät und der Welt zu
verantworten“, lieber bie mugiftratifdfe 23orfleUung
an ben Äaifer bemerft fBantlin: „auch war der
Magistrat von seinem Agenten zu Wien, so
wie von einem ansehnlichen Theil der Bürger¬
schaft dazu aufgefordert worden und, wann
auch weder dieses noch jenes geschehen wäre,
so hätte gleichwohl der Magistrat die pflicht-
mässige Obliegenheit gehabt, mitten unter so
vielen Kriegslasten auf Beendigung eines Pro-
cesses anzutragen, der dem Publicum immer
Nachtheil bringen musste. Und was die Haupt¬
sache selbst ist, so wurde dieser Beschluss
im grossen Rath von entschiedener Stimmen¬
mehrheit nach vorhergegangener reifen Ueber-
legung mit Anstand und in Ordnung resolviert.
Verschiedene verehrliche Rathsglieder haben
sehr erhebliche Gründe für die Sache vorge¬
bracht; unter diesen war Herr Vicebürger-
meister Rail, auch Herr Senator List mit
den wörtlichen Aeusserungen: „der Ausgang
dieser Sache wäre wünschenswerth, wer auch
Recht behalten möchte“. In die materiam
causae hatte man sich garnicht eingelassen.
Kbenso war beim Beschluss keine Rede davon,
dass die Vorstellung, wann sie ausgefertigt,
noch einmal bei Rath vorgelesen werden solle,
welches in öftern Fällen und auch in dieser
Geschichte schon geschehen, im November
hujus. Ganz unbedingt! wurde mir und dem
Herrn Feldschultheiss die ungesäumte Be-
93
sorgung übertragen, auch wurde der Inhalt
durch eine eigene Urkunde von der Majoritaet
genehmigt, die Sieglung aber zum Ueberfluss
in Gegenwart einiger Ratsherren vollzogen.
Mit dieser Erklärung glaube ich mich für
meinen Antheil hinlänglich gerechtfertigt zu
haben und überlasse es einem hochlöblichen
Magistrat diese meine Erklärung dem aller-
unterthänigst zu erstattenden Bericht im Ori¬
ginal oder abschriftlich beizulegen“.
Seiber f;alf bie)‘e ^Rechtfertigung 33 a nt litt nicht«.
31 in 5. $ult 1802 entflieh ütelmefjt ber Uietcbö
hofrat:
Zu Reutlingen inbenandte Bürger, die da¬
selbst durch das Eindringen eines Einzigen
vorgefallene revolutionaire Auftritte betreffend
Absolvitur relatio et conclusum.
1. Ponatur des Magistrats der Kaiserlichen
Reichstadt Reuttlingen alleruntenigste Be¬
folgung Anzaige ad membrum 3tum, quartumet
quintum conclusi caesarei de 12ten Junii i. p
(atfo 1801), so wie dessen Bericht ad membrum
sextum ejusdem conclusi ad acta.
2. Wird dem Bürgermeister Georg David
Bantlin, dass er in Absicht auf die Ver¬
fassung des dem Dr. Eezer unterm 26t. Aprill
1800 ertailten Raise Passes und des am 24ten
9bris ejusdem anni bei Kaiserl. Majestät ein¬
gereichten vom 8 ten desselben Monats da-
tirten Vorstellung, so, wie gescheen, zu Werk
zu gehen und so wohl jenen, als diese in der
vorligenden Gestalt unter dem Namen des
Magistrats, ohne dessen Vorwissen und Ge¬
nehmigung anfertigen zu lassen, sich nicht
entsehen, in Kaiserliche Ungnaden und mit
der Warnung verwisen, dass er, wofern
er sich dergleichen widerholt zu
Schulden bringen werde, für die Zu¬
kunft von allen Ratswürden und
Aemter ausgeschlossen, auch nach Be¬
finden mit schärferer Straffe angesehen werden
solle.
3. Cum hujus notificatione rescribatur
dem Magistrat der Statt Reutlingen.
a. Dem Bürgermeister Bantlin das an¬
geschlossene membrum conclusi behörig bekant
zu machen und für die Zukunft zu verfügen
und Sorge zu tragen, dass keinerlei Vorstel¬
lungen, Schreiben ödere andere Aufsätze, von
welcher Gattung sie auch sein möchte, unter
irem Namen, ohne zuvor bei Rath verlesen
und genehmigt worden zu sein, ausgefertigt
und erlassen würden, auch wie solches ge¬
scheen und respective gescheen werde, in Zeit
von 2 Monden allergehorsamst anzuzeigen.
b. Nachdem er die mittelst membri 4ti
rescripti caesarei de 2ten Julii 1799 erforderte
besondere Anzaige, die Oeconomie- Verbes¬
serungs-Vorschläge betreffend, sowie den per
membrum 1 mum rescripti de 30. Sept. ejusdem
anni verlangten Bericht gegen die Kaiser¬
liche Vorschrift zu den vorliegenden Acten
und ven seiner Rechtfertigung und andern zu
gegenwärtiger Sache gehörigen resolvendis
unabgesondert eingegeben, auch in gedachter
Anzaige die vorgeschriebene Vollständigkeit
und Genauikeit nicht zu befinden, als werde
er hiermit angewiesen, dem angeführten Kaiserl.
Befehle in Zeit 2er Monate buchstäbliche Folge
zu leisten, mithin ersagte Anzaige und Bericht
ohne Beimischung anderer Gegenstände und
mit der nötigen Vollständig- und Genauigkeit
sub Rubro Reutlingen, Stadt Oeconomie und
Debitwesen betreffend allerunterthänigst ein-
zuraichen.
4. Hat des Magistrats in exhibito de praes.
15ten Martii nuperi gestelltes Begehren nicht
Statt.
5. De reliquo fiat votum ad sacram caes.
Majestatem.
6. Ponatur sowohl des Magistrats, als des
Dr. Fezor mandatum Procur. ad acta. Joh.
Niklas v. Schwabenhausen (taif. $Rcich«bofrat«*
fecretair, geb. 1743, f 22. 1810 in 3ötcn).
3lm 14. ^ult 1802 fyictt bcr tief gefränftc
33 antlin folgenbe fRebe, au« ber fein Mißmut
über bie ihm roib erfahrene 33cl)anbtung fyerrorflingt :
Wohlgebohrne, hochedelgeborne, hochge¬
lehrte, hochedelgestrenge, hoch- und wohl¬
weise hochedle des kleinen , ehrsame und
bescheidene des grossem Raths.
Fünf Jahre sind es jetzt, wo mir die un¬
gesuchte Ehre zu Theil wurde, als Bürger¬
meister dieser freien Reichsstatt durch eine
rechtmässige Wahl erwählet zu werden.
Ohnerachtet mir die Obliegenheiten dieser
Würde nicht mehr gestatteten, meinem Gewerb,
dem ich fleissig oblag, wie vorhero nachgeben
zu können, so nahm ich doch kein Bedenken,
diesem Ruof zu folgen; ich verliess nun meine
Werkstatt grössten Theils und machte mir
das Anliegen der Vaterstadt zu meinem haupt¬
sächlichsten Geschäft; keine Gelegenheit etwas
gutes zu thun, liess ich vorüber gehen; Eigen¬
nutz und Bestechung hasste ich, noch weniger
liess ich mich durch Parthei-Geist dahin reissen,
ich setzte das Glück der Vaterstadt öfters
meinem eigenen voran, ich widmete ihr alle
meine Aufmerksamkeit.
Der verflossene Krieg gab mir manche
und nur zu viele Gelegenheit, Beweise meines
Eifers und strengen Bedenklichkeit abzulegen;
selbst Lebens-Gefahr wäre nicht vermögend,
meinen Eifer zum Allgemeinen Gränzen zu
sezen. Vielleicht sind unsere Nachkommen
einst so billig, meine Kinder noch zu segnen.
Ich hätte wünschen mögen, diese wichtige
Stelle, worauf so vieles Gute zu thun und
eben so viel Böses zu verhindern ist, noch
länger bekleiden zu können. Aber die Sorge
eilf Kinder, deren grösster Theil noch väter¬
licher Erziehung bedarf, mein weitläufiges
Gewerbe und die damit beschwerliche Oeco-
nomie, auch andere Umstände, die ich jetzt
nicht berühren will, lehrten mich einsehen,
dass es sich mit der Klugheit nicht mehr ver¬
einigen lasse, auf einem öffentlichen Posten
zu bleiben, von dem sich weder Dank noch
Nutzen erwarten Hesse. Ich gebe mir dem¬
nach die Ehre im Angesicht klein und grösserer
Räthe hochdenseiben für die mir geschenkte
Ehre und Zutrauen die verbindlichste Dank¬
barkeit liiemit abzustatten, verbunden mit der
Bitte an ein hochverehrliches Collegium der
Herrn Siebener meine Stelle mit einem andern
Subject zu besetzen.
In der Hoffnung, es werde dieser frei¬
willige Schritt keine Veranlassung zu zwei¬
deutigen Mutmassungen veranlassen gebe ich
zugleich die Versicherung, dass ich als Privat¬
bürger nie aufhören werde, das allgemeine
Beste befördern zu helfen.
Ihnen aber, wertgeschäzte Herrn Coli egen
und sämtlichen Glieder eines hochlöblichen
Magistrats, so wie denen Herrn Officianten,
danke ich besonders für die mir erwiesene
collegialische Liebe und Freundschaft. Mein
offenes und gerades Betragen berechtigt mich
auf deren fernem Anspruch und so verlasse
ich diese politische Laufbahn mit der Bitte
an die Vorsehung, dass sie es leiten möchte,
dass unser Stadtregiment, woran unsere zeit¬
liche Wolfahr t hängt, immerhin mit würdigen
Männern besetzt werden möchte! Und somit
verharre ich Ehrfurchtsvoll
Georg David Bantlin.
Reutlingen am 14. Julj 1802.
©o trat benn 23 an Hin jmar nüd) nicpt inö
s}kibatleben juriid, bod) vom S3ürgermcifterftut;lc
perab, ein Opfer bev innern Partei? ampfe unb ber
politifepen Verfolgungen, an benen bie 9teid)ßftabt
Jteutlingcn, mte ade ©emofratien, franfte.
blieb ipm erfpart, al$ Slmtbbürgermeifter bie ©d)lüfpl
ber ©tatt betn neuen Sanbedpcrrn ju überliefern.
2Ilß einfadjeb Sftitglieb beö ©tabtgerid)td napm er
an ben folgenbcn Vorgängen Veil.
©dpon am 27. 2lpril 1801, als Vantlin nod)
2lmtSbürgermcifter mar, beantragten mehrere Vürger
int 3fat: „da jetzt unsere Unabhängigkeit durch
die bevorstehende vom Kaiser und der fran¬
zösischen Republik beschlossene Indemnisation
aeusserst bedroht sei, braechten sie in Motion,
ob es nicht Pflicht des Magistrats sei, noch
ehe diese wichtige Angelegenheit berichtiget
werde, zu unserer Erhaltung noch Versuche
dies- oder jenseits des Rheins durch schrift¬
liche Vorstellungen zu machen. Ja, man
halte sich verpflichtet zu Erhaltung unserer
bisherigen Verführung alles mögliche zu
thun“. Verdat befd^Iog hierauf : „Es solle des¬
halb der Herr Syndicus Enslin ein Memoire
an das französische Gouvernement aufsetzen,
am nächsten Donnerstag solches einem hoch¬
löblichen Magistrat vorlesen, der sich Vor¬
behalte zu mindern und zu mehren. Auch
solle zur Erreichung dieses Zwecks, so bald
man die vom Reichstag zu Regensburg bestellte
Deputation erfahre, eine Vorstellung an diese
Deputation geschickt werden“. 21 m 30. SIpril
1801 ging btefe Sittfcprift an bae franjoftfepe
©ouüernement ab. 2fucp jept gebaute man „der
kleinen Besitzungen von Marchthal und Zwie¬
falten, die in der Mitte des hiesigen Territorium
liegen“, ©oep bie Vage bev 9teicpdftabt mären
gejaplt1). Vm 5. ©ept. 1802 erfriert folgenbc
Vroflamation: „Friedrich II., Herzog von Wir-
temberg u. s. w. an Bürgermeister der Reichs¬
stadt Reutlingen. Unsern Gruss zuvor! Da
sowohl Se. Königl. Preussische, als auch Se.
K. K. Majestäten, und zwar letztere im Namen
des Herrn Gros Herzogs von Toscana sich
durch die Lage der damaligen Umstände ver¬
anlasst gesehen haben, jene Reichslande, welche
derselben in den bisherigen Verhandlungen
mit gemeinsamem Einverständnis aller bei der
Sache interessirten Mächte zugewiesen worden
sind, provisorisch und biss vom Kaiser und
Reicli etwas Bestimmtes entschieden seyn
wird, occupiren zu lassen, so sehen auch wir
Uns zu Sicherstellung der in obigen Verhand¬
lungenebenfalls feierlichstzugesichertenRechte,
in die Notwendigkeit versezt, eine Abtheilung
unserer Truppen unter dem Befehl Unseres
Herrn Hauptmanns v. Roeder nach Reutlingen
und in das dazu gehörige Gebiet provisorisch
zu verlegen.
Dabei geben Wir Euch die feierliche Ver¬
sicherung: Dass das einriikende Militair den
Auftrag erhalten hat, sich in die Civil-Ver-
waltung nicht im geringsten zu mischen, son¬
dern die Gränzen einer blos provisorischen
Okkupation streng zu beobachten und über¬
haupt die schärfste Mannszucht zu halten.
Ferner hat das Militair den bestimmten Befehl,
von den Quartier-Trägern ausser dem gewöhn¬
lichen Dach und Fach, Holz und Lager-Stroh
nicht das mindeste unentgeltlich zu verlangen,
sondern seine Verpflegung sowohl, als auch
die benöthigte Fourage wird auf eigene Kosten
angeschafft und gleich baar bezahlt werden.
Indem wir Euch hievon vorläufig benach¬
richtigen, versehen Wir Uns zugleich : Dass
ihr Euch von der Notwendigkeit dieser Maas-
Regel selbst überzeugen und dieselbe unter
H ©§ ift eine eigene Ironie bed <Sd)irffal§, bag
g-ranfveid), bie Dlepublil, bie traternite, egalite, liberte
auf i()v SBauner gcfd)ricbeu patte, ben Untergang faft
aller repüblilanifdjen ©emeinmefen in Veutfdflanb ber*
anla^te.
dem wahren Gesichtspunkt betrachten werdet.
Womit etc.“.
An üöiberftanb war natürlich nidpt ju beulen.
Stur 8. ©eptember traf ber pporn «fpetjog beDolb
mädpttgte ^ommtffär AegierungSrai $arl ©bewarb
ASädpter (geb. 23. Aoüember 1758, geft. 24. 3uli
1829 als ©elp. Aat) ein, unb flethe bcm fcerfammelten
AZagiptrat cbigeö Aeffvipt ju. Am 9. ©eptember
Eatnen bann 136 AZann üom ©eneral t>. ©ecger*
fdpen ^Bataillon unter bem Jrpauptmann ^reilperr
©ugen Aeinlparb Don Aoebcr *) (geb. 25. ©ep*
tember 1766 , geft. als ©eneralmajor 5. 3anuar
1813 in SBilna in ©efangenfdpaft). T>ie Truppen
rütften in größter Orbnung ein unb mürben üon
ben ^Bürgern unb ben Angehörigen beS Aeuttinger
©ebietS molpl aufgenommen. T)em SBunfdje, bie
Truppen in eigene Solale einjuquartieren, fonnte
nicht entsprochen merben. ©te mürben bei ben 93ür=
gern einquartiert, bie täglich 6 3V. bom AZann er*
hielten. 2)aS mit Anftanb unb ©efäfligleit Der»
bunbene 2öefen ber Offiziere unb ber AZannfdpaft
mürbe feljr gelobt. Am 12. Tejember jogen fte
mieber ab. Aach bem S3efd^Iu§ beS SDiagiftratS oom
1. AoDember mürbe ber ©ebmtStag beS ^perjogS
feftlidp begangen. Am 6. AoDember mectten bie
AZufiE beS perjoglidpen AZilitarö, bie Trompeten
unb Raufen ber ©tabt oom Turm Iperab bie ^Bürger.
(5s mürben bie ©lücfnmnfdpe ber ©tabt bem form
manbierenben Offizier ocrgebracht unb feierlicher
©otteSbienft gehalten, melchen nicht nur baS Iper*
jogltdpe AZilitär, baS in größter ^arabe in bie Kirche
jog, fonbern auch bie SSorgefehten ber ©tabt unb
bie ©tmoolpner beitoolpnter.. ©S mürbe befonbcrS
für bie ©efunbheit unb lange Aegierung beS £>erjogS
gebeten. Ter AZagiftrat unb bie Optanten, mit
Ausnahme f amtlicher ©dpullelprer , fpeiften mit
ben Iperjoglidpen Offizieren, namentlich ZQauptmann
Subm. f^xiebr. ffiillp. oon ©ernbeS (geb. 28. OE»
tober 1775 in SubmigSburg, geft. 23. April 1830 als
Oberft in Ulm), ber bemnadp A o e b e r gefolgt mar, im
Abler. 3eber Teilnehmer auS ber ©tabt erhielt 1 fl.
30 2£r. , jeber ©olbat 1 AZafj 28ein unb für 2 3cr.
23rot, bie Aeutlingcr türfifche AZufiE für ihr ©piel 1 1 fl.
Äanonenbonner erfchoÜ felbft Oom ©cheibengipfel
herab, baS AZilttär gab 3 ©aloen auf bem AZarft
ab, AZilitarmufiE ertönte. Auch in mehreren anbern
©aftlpöfcn fpeiften ^aufleute unb anbere ^Bürger ju=
fammeu unb feierten bei frohen AZahlen baS ©eburtS»
feft beS ZrpeqogS.
3m Zpauptfdpluff ber allgemeinen AetdpSbepu*
tation mürben bem ^perjog oon SBürttemberg für baS
gürftentum AZömpelgarb, mie auch für feine Aehte,
J) ©ein ©olpn griebrtäp Albert ^ßfitlipp ©hartes
Auguft Aetnharb, geb. 21. April 1804 in Stuttgart,
mürtt. Aittnteifter a. ®., geft. 11. Sanuar 1854 in
©rofF©ad)fenlpeiut, heiratete 23. 3uni 1843 AZatlpilbe
Arnolb, geb. 19. Oltober 1824 in Stuttgart, geft.
20. 3uli 1845, eine Oberftentodpter unb 23ruber3tod)ter
beS mit SaEobine Strimmcl oenuät)lten Kaufmanns
g-riebrid) ©ottlob Arnolb in Aeutlingen (geft. 12. Au*
guft 1820, 39 3alpre alt).
iBefipungen, Anfprühe unb $orberungen im ©lfa§
unb in ber grandpecomte mehrere AeidpSfiäbte, ba*
runter Aeutlingen, jugefprodpen.
©in gebrucftcS AefEript in gro§ $olio in ben
größten Settern inadpte am 23. Aooember 1802 biefeS
beit Bürgern ber AeidpSftabt beEannt:
Wir Fridericli II. von Gottes Gnaden, Her¬
zog von Wirtemberg u. Teck etc. Da Uns
durch die in Gefolge des Lüneviler Friedens
gepflogenen Unterhandlung unter andern Län¬
dern , Gebieten und Orten auch die Reichs¬
stadt Reutlingen mit dern dazu gehörigen Ge¬
biet, samt allen Rechten, Einkünften und
Appertinenzien zur Entschädigung wegen
Unserer bisherigen jenseits des Rheins gele¬
genen, des Friedens willen aber an die fran¬
zösische Republik abgetretenen Länder und
Herrschaften, als eine erbliche Besitzung zu¬
geteilt und zugeeignet worden ist, so haben
Wir in dessen Gemäsheit und unter den vor¬
liegenden Umständen beschlossen, nunmehr
von gedachtem Reutlingen und dem dazu ge¬
hörigen Gebiet samt allen Regalien, Rechten
und Zuständigkeiten wirklichen Besitz nehmen
zu lassen. Wir thun solches hiemit und ver¬
langen daher kraft dieses Patents, von der
Reichsstadt Reutlingen, den geistlichen und
weltlichen Räthen , Beamten und Dienern,
sämtlichen Einwohnern und Unterthanen von
Reutlingen, wess Standes und Würden sie
seyn mögen, so gnädig als ernstlich, dass sie
sich Unserer Landes-Hoheit unterwerfen und
ermahnen sie, sich zu solchem Ende
Unserm von Uns abgeordneten Civil-Kom-
missario und militärischen Befehlshaber aut
keine Weise zu wiedersetzen, sondern viel¬
mehr von nun an, Uns als ihren Landesherren
ansehen und zu erkennen, Uns vollkommenen
Gehorsam, in Unterthänigkeit und Treue zu
leisten, sich alles und jedes Rekurses an aus¬
wärtige Behörden gänzlich zu enthalten, und
demnächst, sobald Wir es fordern werden,
die gewöhnliche Huldigung gehörig zu leisten.
Wir erteilen ihnen dagegen die Versiche¬
rung, dass Wir Uns stets angelegen seyn
lassen werden das Wohl und die Glückselig¬
keit Unserer neuen Unterthanen nach allem
Vermögen landesväterlich zu befördern und
zu vermehren, so wie sie sich, im Fall ihres
wohlverhaltens, Unsere Huld, Gnade und be¬
sondere Rücksichtnahme zu versprechen haben
werden.
Sämmtliche Diener und Beamte sollen vor
der Hand in ihren Stellen bleiben und ihre
Amts-Verrichtungen ordnungsmässig nach dem
bisherigen Geschäfts-Gang fortsezen. Wir
versprechen Uns dagegen von ihnen um so
mehr ein gutes Betragen, als sie dadurch ihr
Schicksal für die Zukunft bestimmen und sich
Unsers besondern Vertrauens würdig machen
96
werden. Damit diese unsere Erklärung zu
Jedermanns Kenntniss gelange, ist solche zum
Druck befördert worden, und wollen Wir, dass
sie überall in Reutlingen und dessen Gebiet ver¬
kündigt und gehörigen Orts angeschlagen werde.
Gegeben in Unserer Residenz Stadt Lud¬
wigsburg, den 23. Nov. 1802.
T)er Kommtffär, her ben 9D7agiftrat in Pflicht
nal)tn, mar Katnmcrrat (S^riftian ©abib (b.) ©üfh
fiitb (geb. 13. ©ftober 1771 ju ffteuftabt, geft.
5. Oftober 1850 ald üßraftbent bed ©teucrfolles
giumd). 2ln:tdbürgermcifter ^letfc^^aucr nahm
alle betreffenben anbern JSerfcnen in fßflidp. 21m
17. Oejcmbei mürbe unter bem 23orfiß bed £of-
Eommiffärd (Snßlin (bed ehemaligen ©t)nbt?ud?)
Jtat gehalten unb bie Oitrgermeifter ffleifchhauer
ltnb 3oh. Ocorg Knapp nebft bem ©tabt| Treiber
2Bud)erer beputiert, nächfte 2ßod)e bem £>er$og
im tarnen ber ©tabt bie fubmiffefte Slufmartung
ju mad)cn. üfted) im Jtooember 1802 mürben auf
herzoglichen Ü8efel)l bie Eai|erlid)en Sßnppen bon ben
Ohoren unb het'rfd)aftUd)cn ©cbäuben überall meg*
gefdjafft.
Heber bie ©timmung in Jteutlingen giebt bie
Krontf bed Söeingärtnerö Johann ©eorg o ^ 1 o
(geft. 4. 2lpril 1814), ©.118 2ludfunft: So batte
1802 der Herzog von Würtemberg die kaysser
lieh frey Reichs-Stadt Reutlingen an sich ge¬
bracht. Nach diesem Uebernehmen sind die
Bürger in der Stadt mit Soldaten beschwert
worden, solche zu verhalten, welche aber von
denen Bürger gut angenommen worden sind.
Nachgehends aber hatte sich alles nach ein¬
ander begeben in der Stadt mit ihren Rechten
und Einkünfften , solche niederzulegen und
nach Württembergischer Ordnung zu leben
und zu handlen. Ein Wittenbergischer (sic!)
Comisarius von Stuttgart kommt hieher in die
Stadt Reuttlingen , denen Magisterraths-Per-
sonen ihre Gesetzte und Recht abzuhelffen
und ihnen zu übergeben, welches auch ge¬
schehen, die kaysserliche Wappen an denen
Stadtthoren, nehmlich die Adler, auszustreichen,
und ist dann auch geschehen ohn einigen
Widerspruch bey unserm Magisterrath. Nach
diesem erfolgt darauf: den 28 biss 31 De-
cember hat man alle Bürger in der Stadt
auf die Kramer Zunfft-Stuben Zusammen¬
kommen lassen, um allda anzuhören, was ein
jeder Bürger in seiner Hausshaltung für Söhne
und Töchter hatte, wie auch kleine Kinder,
Mann und Weib. Dass ist also ein Seelen¬
register gegen Herzog zu Wirttenberg.“
(6d)tub folgt.)
g}üd)erfd)au.
MÄCHTE DER DEUTSCHE«,
Lfr £ d
krgifdfe Kird)engefä)idjte. Reue golge 1897
Bte Derhtanbffdiaft brr l|Erren ium Bark-
nattru 93on 91. K l e m m . ©onberabbrud aud ber
Beitfdjrift für bie ©efdiidjte bed 0berrt)eind. Reue
golge heraudgegebcitbon ber 23abifd)en ^iftorifdjen Kom*
miffion. 23anb Xi», §eft 3. Karldrulje. 3- üöielefelbd
Verlag.
2Sel) mittige ©mpfinbungen finb cd, bie biefe leßte
©abc bed liebendmürbigen, ber äBiffcnfdjaft biet ju f ritf)
entriffenen ©eiehrten in und peroorrief. Ratten ihm
bod) and) nufere „®efcht(f)tdblätter" fo mandjeu mert*
boden Beitrag ju oerbanfen unb fd)ien er bod) bor
adern baju berufen aud) bie grage nad) ben ©teinmejj*
Zeiten nnfercr Riarienfirdje einer enbgültigen Söfurtg
entgegenzuführen. — ®ie Oortiegenbc 2lrbeit befd)äftigt
fid) mit ben im 10. 3at)rl)unbert auftaudjenben freien
Jperren bon 23accaite ober Saccananc uub erl)ält ihre
meitergreifenbe 53ebeutung baburd), bafj biefe bttrd) eine
fdjarffinuige, namentlich auf ber ©leidjheit bon 23or*
namett aufgebaute Kombination nidjt nur mit bem
©tammbater bed §aufed SSaben, Sßarfgraf Ipermann i.
bon Sintburg (geb. 1040 ob. 50, geft. 1074), fonbern
in biefem galt megen bed gcmcinfamen Ramend Speffo
and) mit ben ©üldjgaucr ©rafen biefed Ramend in 93er*
binbitng gefegt merben. ®ie 2Utffteduug freilich über
bie ©d)lad)t bom ^>af)v 1061 unb iljre folgen merben
bie nicht billigen, bie in biefer ganzen ©d)lad)t nur eine
©rfinbttng S. ©cßnübd feljeu (f. ©efd).*93l. VIII. 3alk*
gang ©. 48).
(Etr. IBEilienmaier.
jBitr ObEfihidpe her Pfarreien IDürlfent-
bergs. SSou ®hCDb°r ©d)ön in Stuttgart.
1. Kir d)entellindf rtrt (0.21. 23öblingen). Blätter
3.
dJiit greuben begrüben mir ba§ Söiebererftefjen ber
oben genannten 23lätter, unb fauut mid e§ un§ mun=
berbar bunten, bafe mir gleid) in ben erften ^eften
einem Beitrag unferc§unermüblid)en Sf).@d)ön begegnen.
®ie Pfarrei, beren ©efchichte er und bietet, meift mit
ihrem Urfprung in bie ütteften fräufifchen, biedeid)t
fogar borfräntifdhen 3ehen jurüd. 3hr 2ßatronatdrecht
befaßen guerft bie ©rafen bon 2lid)clberg, bie ed t»iel=
leicht bon ben ilnruocbingern geerbt haben, feit 1292
ber fReutlinger 2llbert 23ed)t. beffen ©ohne ed 1316 bem
Klofter 23ebenhaufen übertrugen. 1477, ald bie llni*
berfität Tübingen geftiftet marb, mürbe ed bon 23eben=
häufen bem ©rafen ©berharb abgetreten unb bon biefem
beut bon ihm neu gegrünbeten ©t. ©eorgenftift unter*
ftedt. Bur fReformationdjeit mar 3ohanne§ ©d)rabin,
ein Ortfel bed fReutlinger Sleforntatord, Pfarrer. 0b*
gleich biefer im 93erbad)t ftanb ber neuen Sehre anju*
gehören, blieb bie Pfarrei bod) nod) länger ald eine
anöerc biefer ©egenb ber alten Sehre treu. $er ©rmtb
mar, baß ber eifrig fatholif d)e tßrolifd)c Kanzler ®r.
23catud Söibntanu burd) Kauf in ben 23efiß bed größten
Seild bon Kirdtentedindfurt gelangt unb zugleich fein
SBruber Utmbrofiud, ber batttald 2ßrobft bed ©t. ©corgen*
ftiftd mar. ©rft ald 1593 Herzog Submig bon 2öiirt*
temberg bett 2lntcil ber 2Sibntann am 0orf burd) Kauf
au fid) gebracht hatte, gelangte bie Siefonnation zur
©infithrung, aber erft nad) langen 23crl)anblungen mit
bem ©rzhaud 0efterreid), bem Seile bed ®orfcd gehörten,
unb nid)t ol)uc s)?roteft ber 23ebölfcrung, bie bann frei *
lid) offenbar fd)ott zur 3ch i3e§ 30jährigen Kriegd ber
neuen Sehre bödig ergeben mar.
(Eh. IPeihenmajer.
®rud bon
Öcrauggegibcn bont Jicutlinacr Slltertumdbcreitt, unter Dlebaftion bon Jhof. Dr. SBeiheitmajer.
©biter & Sieb >Jcad)folger ©ugen Jpu^ler in Reutlingen. — 2)erfanbftede: ©ugett ©ifcnlohr, Reutlingen.
P
JMUffetlunpMaff
be§
§er abgegeben
öom herein für $unft unb Altertum in Oteuttingen
unter ßeitung öon s$rof. Dr. ©b. äßeifjenmajer.
ga^rgaitg IX — 1898.
Beutlmgen.
Drurf bet- Budibtucferci rott CEbtier & £ieb Uadjfolger (Eugen liu^Ier in Heutlingeit.
(s-Bon 3>af)rgaug l an.)
Scaler Rc a £ 33 a cp in «Stuttgart, Pfarrer 33. 33 au er in Reupattfen a. (S., prioatbo^ent
Dr. 33 opneitberger in Tübingen, Pfarrer Dr. ©. 33offert in labern, Pfarrer 3- t£a§part
in Tufjlingen, profeffor Dr. Tp. Mit cf in Stuttgart, 31potpe!er £>. ©beim an n in Sigmaringen,
(S. (Sif entehr in Reutlingen, Reftor Dr. griberiep in Reutlingen, Oberbibliotpefar Dr. 20.
(feiger in Tübingen, tipofrat Dr. 3. ©ief ei in Snbioigäburg, Dr. (£. ©rabmanit in Stuttgart,
f Pfarrer ©raf in Dpmenpaitfen, Dberftubienrat Dr. 3. Startmann in Stuttgart, profeffor
Dr. 3B. ^etngeler tu Stuttgart, g. 3p od) ft etter in Tübingen, f ©pmuafiaüprofeffor Dr. ^v.
tpolgperr in ^peibelberg, Dr. 3. 3ofenpan§ in Stuttgart, Pfarrer Tp. 3 o f enpanä in ©rofc
tpeppadp, 33ifdpof Dr. non $ epp ler in Rottenburg, j Man3f. $lemm in 33adnang, Dr. (Surt
Ulentm in 33erlin, ^Srofeffor Dr. D. Ärimntel in ©ntiinb, 33ilbpaiter ^riebriep ßaititer in
Reutlingen, Dr. phil. 3- ÖeibiuS in Stuttgart, Pfarrer Dr. Sofcp in Raufen a. b. 3-/ ©tobt-
Pfarrer Dr. ©. 9J?aier in Pfullingen, ©pntuafiaüprofeffor ©. Rägele in Tübingen, profeffor
Dr. (Sb erparb Reftle in Riaulbronn, premier=Sieutenant R ie tpantmer in 33erlin, 2anbe§=
fonferoator Sberftubienrat Dr. paultt§ in Stuttgart, Pfarrer Scpntib in ©omaringen, f Man
Lic. theol. S demolier in Terenbiitgen, 3lrcpiorat Dr. ©. Scpiteiber in Stuttgart, Tpeobor
Scpoit in Stuttgart, Dr. ©. Scpottle, Dberpoftmeifter a. D. in Tübingen, 31rcpiteft 31. Stedpert
in Reutlingen, 33ibliotpelar profeffor Dr. Steiff in Stuttgart, Obcrforftrat Dr. 31. oon
Tfdjer itiitg in Tübingen, profeffor granj 33otteler in Reutlingen, profeffor Dr. (Sb
3’Öeipenma jer in Reutlingen, prioatier 3S e i fj b e d e r in Reutlingen.
Jntjalts-Berjeidjnte tnnu «Jahrgang IX (1898).
«Tie mürtternbergifeben Pfarreien be§ 2anbfapitel§ tpeeßingen bi§ jur ^Reformation. $on Dr. ^ot). Sofern
ßan§ in Stuttgart . 1, 22, 89,
3>te ftamilie 93antlin, befonber§ ©eorg Xabib Itantlin (Schluß). '-Bon S^eobot Sd)ön
«Sie SReuttinger «Patrizier* unb Söiirgergef dplec£)tev (mit 1 Ütbbilbung). «Bon X ß e o b o r Schön
«Sie Steuttinger Stebotution bom 3afue 1749. «Bon Xßeobor Schön . . . 77, 33,
gnnt «8erfebr§mefen in fRottenburg a. 9t. «Bon 1514 bis» 1574. «Bon Oberboftmeifter a. X). Dr. ®. Spöttle
in Xübingen .
«Sie «Reuttinger ©todengießerfamilie (£ger, 1444 — 1527. «Bon Pfarrer 3- Üafpart in Dußlingen
«Reutlinger Ö5ef dt)icf)t§quellen III. Chronologia Begeriana. }perau£>gegeben bon Xßeobor <2cßön 44, 58,
SSaphenträger in «Reutlingen (mit G «Hbbilbmtgen). «Bon Xßeobor Schön . . • 50,
Xübinger Xracßtett (mit 1 Ulbbitbung). «Bon 9Jt a j 5) a ch .
«Beiträge 911ber§ «Biograbßü- «Bon Pfarrer Dr. koffert in 9taberu .
3uv ©eneatogie ber «Reutlinger Jyamitie ütemm. «Bon Stabtbfarrer Dr. 9J< a i e r in «Pfullingen
Seite
19
52,
G
13, 27
61, 79
25
36
66, 81
77, 89
64
65
93
kleinere 3)f 1 1 1 e i 1 u it g e tt.
©eite
(Sin alter ^adjtöertrag. 33on (S b. 38 e il) e n m a \ e . . 15
(Sonrab non SBurmliugm. SJonXt). 3d)ön. . .... 16
(Sine glugfd)rift non ^otjanneS ©djrabin. 33on SSrofeffor graitjSJotteler . 29
SlUertumgfimbe. 33 on (S b. 38 c i l) e n nt a j e c . 30
SReutlirtger Waler. 33on Xf). <5d?öu .
3ur Crtdgefd)id)te Hon Wäge dingen. 33oit % l). <3 di ö n .
(Sine alte 33olf§fltte im ©ütcfygau. 33on SH), 3diön
■Mitteilung bei- Stebaftion . . 4:8
33 ü cf) c v f d) a n.
9t. Traufe, f^ttmbifdje Sittcraturgefdjidjte. S$on $f). 3 d) ört . • • 30
Sdjön, ©efäi^te ber Rartaufe ©üterfiein. 3?on (Sb. 33 e i 1) e n m a j c r .... .96
5T(). ©d)ön, jur ©efd)id)te ber Dteutlinger geuertnel)r. 33on (Sb. 33 e i f) e n nt a i e r .... 96
Xf). @d)ön, ©efd)id)te ber Herren non 3Berentoag. 33on (S b. 38 e i 1) e n m a j e r . 96
5$. S^ön, bie ®lofter$öfe in ber 9teid>3ftabt «Reutlingen. $on (Sb. SB eiljenm a i er ... 96
Ueutlingct aEüfdjiiljtfifilättet.
Mitteilungsblatt
bes
Unüdüjauet; Hltertunt stier eins.
9h% 1. feuflittgEn, Januar unb Februar 1898. IX.
£$nl)att. ®ie württembergifchen Pfarreien be» SanbtafntelS ipechingeu biß jur Deformation; bon Dr. 3b
3c ofenbanS. — 2)te gamilie Pantlin, befonberS ©eorg $abtb Pantlin (©chlufj); bon SU). ©<bön. — ®te
Deutlingcr patrijier* unb Piirgergefcblecbter (gortfetjung) ; bon SEh- ©d)ön. — kleinere SDitteü ung en:
(Sin alter Pacbtbertrag ; bon (Sb. Söei^enmajer. — (Sonrab bon SSurmlingen; bon £h- ©d)ön.
5te umtftemßera. Rfamtett bes cSiwbßaptfete ^ec^ingen ßts jutr Reformation
Don Dr. J. JoJeitliaue.
Oie ältefte Nennung unfcrer ©täöte unb Dörfer
bevbanfen tbir bielfad; fird)lid)en ^Beziehungen, für
einen gt offen Oeil berfelben ift if>r PorEommen erft=
malS bezeugt in ben ©djeitEungSbüchcrn ber großen
ßlßfter, bte bon überallher unb namentlich in ber
älteften 3ed auch auS tbciter g^ne ©chenEungett
erhielten. Dur auSnahmSmeife erfahren mir aber
fjieburd) etmaS über bte Etrchlicbett 3llFiänbe beS
betreffenbeu Orts, über baS Porhanbenfeiu einer
Äircbc, einer Pfarrei ober über beren Inhaber,
^ebenfalls barf auS bem fehlen folcfycr Eingaben
fein ©d)luff gezogen merben, eine Pfarrei fann fahr--
hunbertelang beftanben haben, e^e fie in einer Un
Ettnbe borFontmt. Pon ben meiften Pfarreien ift
unS bcSl;alb bie 3e^ ihrcr ©tünbung ganz unbe*
Fannt. ©ift auß bem 13. ^ahrhunbert , als bie
9JMjrjaI)l ber Pfarreien fd)0it längft beftanb, befitjen
mir eine Ouefle, bie unö einen genaueren ©ittblid
in bie Firchlidjc Organifation eines großen Seils
unfereß Sanbeß gemährt; es ift bieS bie ©teuertifle
beß PiStuinS Äonftanj. 2luf bem Äotijil zu £tyon
1274 mürbe nämlich befdjloffen, bie Soften eines
neuen ßreujjugS burd) eine tircblicbe ©teuer auf*
Zubringen, inbent alle ^Icrifer fed)S 3ahre lang bon
ihren ©inEünften ben 3ehn^cn 5&l;len füllten , fomeit
fie nid)t weniger als 6 ÜJiarF ober 10 Pfuttb Pfen¬
nige ©inEommett hatten. Abgabe muffte in
jtoci Terminen befahlt merben, 2Bieberftrcbcnbcn
mürbe ber Patin angebroht. 3U biefern Söehufe
mußten Siften ber Pfarreien unb iffrcS ©mEommenS
angelegt merben, eine foldfe ift unS für baß PiS*
tum Üonftanz in bem über decimationis cleri
Constanciensis pro Papa de anno 1275 (greis
burger Oißcefanarchib 1. 18ü5) erhalten.
jQicr ftnben mir in Archidiaconatu Domini
praepositi majoris ecclesiae b. h- bi bem 2lrchi=
biafonat, b offen Porftanb ber P r o b ft ber SDomEirche
in Äonftauj mar — fpäter (1324) hc*fÜ £$ anfe
nemus oor bem ©dpoarjroalb — beim OeEattat
Öfter bin gen f olgenbe Pfarreien aufgejählt : Of*
terbingen , ® u ff l i tt g c n , ©omaringen,
ÜJtähringen, Äufterbingen, ©ßnningen,
Shalheim, Oeffingen, ÜJiöffingen, 33 o *
beiß häufen, Dangenbingen, ©tein , Pßeilheim,
©teinhofen, 3eü, ©chlatt, Fechingen, $ a u <$ l i tt g e n
(D ehren), ShannF>e‘m, Prounmeiler. Oer
Umfang beß SanbEapitclS bedt fich im mefentlidfen
mit ber Jpattenhuntare, mie baß Sanbfapitel ©üb
djett mit bem ©üldfgau , beiße merben gefdfieben
burd) bie £)oheubergcr Uorfigrcnse beß DammertS.
Oa bie großen beutf^en PiStüntcr erft oerhältniS*
mäjfig fßät in Kapitel eingcteilt mürben, ift biefe
Düdfidtnahine auf politifdhe Perhältaiffe nicht feiten.
Pott ben aufgewühlten 20 Pfarreien ftnb fetjt 12
mürttembergifd) unb jugleidh coangelifd), teils als
altmürttembergifd)e Orte teils als Oörfer ber DeidhS»
ftabt Deutlingen. Oie a$t übrigen Pfarreien
biteben als jotlerifd) Eatholifch unb fo h«t ft<h ber
mittelalterlidhe ÄaßitelSoerbanb bis in bie ©egen=
mart erhalten unb batnit auch e*n £eil beß alten
ÄaßitelSardhioS, auß bem neben Elften beS PiS*
tutnS ßonftanj Pfarrer iternler in OieterShofen für
feine ®cfd)id)te beS ÄaßitclS Jpedhingen in ben
Dtitteilungen beS PereinS für ©efd)id)te unb Sllter*
tumSEunbe in JQohettjollern XXIV. 1890/91 manche
Eingaben entnehmen Eonnte, bie mir für bie ©e*
fd)id)te ber genannten jmßlf, je^t mürttcmbergifchen
unb eüaugelifchen Pfarreien benütjeu.
Oer über decimationis macht folgenbe 2ln*
gaben über biefe Pfarreien: In decanatu 0 ff t er¬
din gen. Plebanus jurfatus] ibidem dicit
viginti übr[as] HallenLsium] in reddfitibusj,
solvit primo termino unam libr. Hallen, in
decima. Item secundo termino dedit unam
libr. Hallen et sic solvit totum hoc anno.
(Oer bertige pieban giebt eiblid) 20 Pfuttb geller
als ©infütifte an , er jahlt int erftett Sennin
1 Pfuttb geller als 3ehnten* ©bettfo im jmeiten
Scrtnin gab er 1 Pfuttb geller unb jahlt fo baS
ganje in biefem 3ahv)*
Tusselingen. Rector jur. de ipsa ecc-
lesia in toto triginta duas libr. Hallen, in redd-
solvit primo termino XXXII sol. Hall, in
decima. Item secundo termino dedit unain
libr. minus XYII den. adhuc tenetur in XIII
sol. et quinque den. Hallen, de eadem ecclesia
(er bleibt nod) 13 Schilling unb 5 Pfennig fchulbig).
Item post sententiam (nad) ber Bannanbrohung)
transmisit per Rudegerum scolarem de Haech-
ingen XIII sol. et quinque den. Hallen, et sic
solvit totum hoc anno.
Gomeringen. Plebanus ibidem jur. dicit
triginta libr. Hallen, in redd. solvit primo ter¬
mino triginta sol. Hallen, in decima. Item
secundo termino dedit triginta sol. Hall, et
sic solvit totum hoc anno.
Moeringen. Plebanus ibidem jur. dicit
XL libr. Hallen, in redd. solvit primo termino
duas libr Hallen, in decima. Item secundo
termino duas libr. Hall, sic solvit totum hoc anno.
Custertingen. Rector ibidem jur. dicit
viginti octo libr. Hallen, in redd solvit primo
termino unam libr. et X den. constanc. pro
viginti sex sol. Hallen, et adhuc tenetur in
duobus sol Hallen, quos duos sol. postea
eciam dedit et sic solvit totum hoc anno.
Ginningen. Talhain. Rector utriusque
de ambabus ecclesiis et de Brunen vvil er
jur. dicit in toto LX libr. minus duabus libr.
in redd. preter vicariam in Ginningen quam
adhuc debet estimare que valet viginti libr.
Hallen, (aufjer ber auf 20 $funb gefehlten 3Sifattc
in ©önningen). Ex his solvit primo termino
quatuor libr. Hallen, preter duos sol. Item
post sentenciam promulgatam contra non
solventes decimam quatuor libr. Hallen preter
duos sol. et sic solvit totum hoc anno de
ecclesiis supradictis. ')
Eschingen. Rector ibidem jur. dicit
viginti libr Hallen, in redd. solvit primo ter¬
mino unam libr. Hallen. Item sedo I libr.
Hallen, et sic solvit totum hoc anno.
Messingen. Rector ibidem jur. dicit L
libr. Hallen, in redd. qui primo termino solvit
duas libr. et dimidfiam] Hallen, in decima.
Item secundo termino dedit duas libr. et dimid.
Hallen, et sic solvit totum hoc anno.
Bodelhusen. Rector ibidem jur. dicit
in toto viginti octo libr. Rotwilen. in redd.
solvit primo termino viginti octo sol. in den.
Hallen, et Rotwilen. Item post sententiam
promulgatam contra non solventes dedit viginti
octo sol. Hallen, et sic solvit totum hoc anno.
Huhelingen. Plebanus ibidem de ipsa
ecclesia et de prebenda sua in Hiltrashusen
jur. dicit in toto viginti libr. in redd. qui
primo termino solvit unam libr. Hallen, in
decima de ambobus beneficiis. Item secundo
termino dedit unam libr. Hallen, domino de-
') 3)er Steftov ntufj alfo bie 20 Bfwtb, bie er feinem
Bifar in ©önningen jaljten ntujj, gerabe fo gut mie
ein anbereö ©inföntuten Derjehnten.
cano in Esselingen quam dedit pro argento
comparato apud Esselingen. et sic solvit totum
hoc anno.
Brinenwiler. Hec ecclesia expedita
est supra cum ecclesiis in Ginningen et Tal¬
hain per dominum de Stoeffeln a. 1. Item in de-
canatu Oftertingen solute sunt triginta sex
libre et octo solidi Hallen. Item viginti sex
libre et XII sol. Rotwilen.2) Item una libra
et decem denarii (itunflanjcr Böähruug). Insuper
dimidia marca in argento.3)
®er Pfarrer l;ei^t tjter Salb rector, balo ple¬
banus. ©emölmlid) nimmt matt an, baff erftereä
beit eigentlichen Pfarrer, bett Äirchhctnt, bejcid)ne,
letztere!? ben SteÜDertrctcr beö oft abmefenben eigent*
lid)cn Bftünbeninhaberö. ®or Pfarrer Dott @ön*
nittgen, £halhe>nt unb Bronnmcilcr mirb allerbingö
mit rector bezeichnet, anbei erfeitö fpricht gegen
biefc ©rfläruttg ber beibett Bezeichnungen, baff ber
plebanus Don SOtähringen 40 f^funb, ber rector
Don ^uftcrbiitgcn nur 28 Bfunb fatiert, mahrenb
man bei einem Stcllbertreter ein niebrigercö ©nt*
femmen ermatten foöte, alö bet einem mirfhehen
Bfrünbeitinhaber. Buffer bet ©önningen, £had)ei|n
unb Bronnmeiler, bie ein £)err Don Stöffeln in
feiner £>anb oereittigl, ftnbctt mir noch in -£>aud)*
lingett einen ©horhertn öon Jpilbrij^aufctt alö
Pfarrer. £)ic befte Pfarrei ift ÜJtöfftngcn mit 50
Tfiinb , eö mirb bamalö mie feljt üon adelt oiefen
Orten ber größte gemefen fein; bann folgt 2Jtah'
ringen mit feinen Dielen Filialen, baö fcf)led)tefte
©infomnten mit meniger alö 20 Bfunb hat «Ipaudp
lingen, metin ttid)t Bronnmeiler nod) meniger hahe.
Oer SteOoertreter beö Bfarrerö in ©önningen ift
auf 20 Bfunb gefd; a^t. ^aplatteien ftttb feine an*
gegeben, eö föitnen aber ganz fold^e beftanben
haben, aber mit meniger ©infomnten alö 10 Bfunb.
©ezahlt mürbe offenbar nicht befonberö gern, bei
oier unb zlüar lauter Steftoren mar bie Bann*
anbrohung nötig.
Bon einer Ulnrabl Bfarreien beö Sprengelö be*
Zog ber Bifd)of int Dierten 0>aht ben 3el)nten ober*
fpäter fähtlich ben Dierten 'ieil beöfelben. ©ine Stuf*
Zählung biefer Pfarreien auö bem ^at;re 1324
2) S'er f übliche Seil beö ^efanatö (bie zotlerif^en
Pfarreien auger 3ell) zahlen in Stottmeiler, bie nörb*
lidfett in Malier SDtünje. Bobelöhaufett, baö in ber
ÜJtitte liegt, in beibett.
3) ®ie halbe SJtarf Silber ift baö um 1 Bfunb
feilet in ©fjlingen Don bem Jpauchlinger Pfarrer ge*
taufte Silber. 2>ie Btünzberorbnung Bifchof )peinrid)ö l.
Don Äonftanz Dom 19. s2lpril 1240 beftintmt: argenti
puri et legalis marca pro duabus libris vendatur
(Neugart Cod. dipl. Alem. Nr. 930). ®ie ®onftanzer
©emid)töruarf mog 236 g, maö bei bem gegeitmärtigen
Silbermert (l kg 275 lütarf) einen SSert Don 17,6 Btarf.
darnach märe 1275 1 Bfunb .geller 8,8 SXarf nad)
heutigem Silbermert gemefen ober, meint eö nid)t Fein*
filber mar, nur 7,92 äJiarf (bei einem Feingehalt Don
900). 1 ß = 44 ober 40 Bf. (Bgl. B- Stalin, ©e«
fd)id)te ÜBürttembergö I, 367. ®ie Diel höhere Bered)*
nung in ber Stent l. Oberamtöbefdjreibung I, 416 geht
auf baö Freiburger 3>iöjefanard)ib Don 1865 juriict).
3
enthalt bcr liber quartarum in dioecesi Con-
stanciensi (Freiburger ®ißzcfanard)ib IV, 1869).
9luß bcm Oefanat ,£)c<hingen ftnb nur brei aufge*
flirrt, baß jottertfdje ©eil^cim, 9ftßf fingen unb
ÜR ah ringen: Ecclesia Messingen est quar-
talis. dat annuatim III lib. Hallensern. Pars
rectoris estimata est pro CC modiis communis
frumenti. Item Fridericus de Lusteno4) in eadem
parrochia habet decimam laicalem, qui dat
annuatim XV sol. Hall, estimata est pro XXIII
modiis. Item dictus Benzherre de Oftertingen
in eadem ecclesia habet decimam laicalem,
qui dat annuatim XXX sol. Ilallensium. esti¬
mata est ad LII modios communis frumenti
mensure in Rutlingen. Item dictus Zovink
civis in Tüwingen habet decimam laicalem in
eadem parrochia, qui dat annuatim XV sol.
estimata est pro XXIII modiis. Item ecclesia
Moringen in eodem decanatu est quartalis.
dat V lib. annuatim. Item in eadem parro¬
chia dictus Vailing civis in Rutlingen dat
XXXIV sol.
©iefelben Pfarreien fefjren wicber in bem lib.
marcarum 1360/70 (Freiburger Otözefanard)ib V.,
1870): Ecclesia Messingen dat V lib. VIII
ß hl. in quart. Ecclesia Moeringen 11 lib.
hl. in Quart.
Oaß 33evjeid)ni0 bcr 23annalien, beö bifchßf*
Iid)cn Anteil« an beit ©trafgelbern ober ber 3X6-
gaben an ben 2trd)ibiafon, im lib. bannalium in
dioecesi Consfanciensi de anno 1324 (Frei*
burger 3)iöjcfanard)it> IV, 1869) giebt folgenbe
3abten : Item in decanatu Oftertingen. Ofter¬
tingen XII hall. Ecclesia Tusselingen XII sol.
Ecclesia Gomeringen XII sol. Ecclesia Me-
ringen XV sol. Ecclesia Kustertingen VIII
sol. Ecclesia Gunningen X sol. Ecclesia
Ezzingen X sol. Ecclesia Talhain V sol.
Ecclesia Messingen XV sol. Ecclesia Bodels-
husen V sol. Ecclesia Huchelingen nicliil.
Ecclesia Brunenwiler nichil. Summa ecclesia-
rum (mit ben joOeri|d)en) XX ecclesiae. Summa
bannalium IX lib. minus tribus sol. De his
Decani et camerarii medietas solucio defalcatur.
Ursprünglich tjflttcn bie Äa^itef feine Manien,
fonbern würben nad) bem ©itje bcö jeweiligen
Oefanß bezeichnet. 1275 ftnben wir bic 21ejeid) =
nung Oefanat Ofterbingen, auf bem fRanbe beg lib.
decimationis fteljt bann ©omaringen, weiter bon
fpaterer ^ianb: £>äd)ingcn unb ÜRefftngen , legiere
beibe bezeichnen bielleid.)t nicht mehr ben ©ip beö
Äapitclbefanß, fonbern bie jtoei .Spauptorte beß $a*
pitelß, in benen, wie fpäter ju ermahnen, baß
Kapitel abwedifelnb fid) berfammelte. 1324 mufj
bcr Ocfanatefitj mieber Ofterbingen gemefen fein
(lib, bannal.), banebert mirb aQerbingß im fclben
Fahre im lib. quartarum baß Kapitel Decanatus
q griebrid) non Sufinau mirb auch im Sebenbuche
(Sberharbg beg ©reiner« al§ Inhaber beg öatenjehntenS
in iüiöffingen aufgefüprt. 23gl. SS. jfjrgf). 9b F- IV, 222.
Haechingen genannt, fpater war ©ßnningen Oe*
fanatßfth (fpatere $anb im lib. bannal. unb im
2. Teil beg lib. marcarum: Dec. Gunningen
sive Haechingen) , bann ©omaringen (2. Oeil
beß lib. marcarum). 3m effte» £eil beß bb.
marcarum (1360 — 70) hei§l baß Oefanat ^>ech*
ittgen unb biefe ©ejiehuitg mirb bann bie ftehenbe.
1390 hci§t bcr Pfarrer bon 9Rßfftngen außbrüd«
lieb Oefan im Kapitel .Ipechingcn.
Unter ben Äapitelßbefanen befhtben ftd) folgenbe
Pfarrer ber mürttembergifchen Pfarreien: H. de-
canus de Offterdingen 1266 (2B. Urfunbeitb.
VI, 241), berfclbenod) 1294: jpainrifuß itepan beg
Äapitelß ju Ofterbingen (9Ritt. f. .SpohenzoUcrn XX.).
1390 Äonrab föoep, Oegen im Kapitel ju .Sped)*
ingen unb Äirchherr ju üRcffingen (9Roit. 3°ß*
I, 420).
1399 iß f aff iRubolf fRan, Äird)herr unb Oegen
ju ©fd)ingen.
Um 1430 Conradus de Husen rector in
Moeringen et decanus.
1474, 16. 3unt, Johannes Bock rector ec¬
clesiae paroch. in Custerdingen alß Oefait in
•Spedfingeh beftätigt.
Um 1480 Rudolfus X. rector ecclesiae in
Günningen et decanus.
©iß 1530 Magister Laurentius Wernheri
plebanus in Tusslingen, decanus.
Oie ffiürbc beg Äapitelfcimmererß befteibeten
folgenbe Pfarrer:
1345 Pfarrer bon Oftcrbingcn. (3« Urfunben
beg Älofterß föird)berg fomint Jpeinrid.) (Sun ßir<h»
perr unb Äammerer zu Ofterbingen bor. ftrbl.
9Ritt. b. jpofrat Dr. ©iefel).
1360 Sßfaff $onrab bon ©obelßhaufen (ßopial*
bud) ©tetten).
ißor 1472 93erchtoIbug Polmer rector ecclesiae
in Tusslingen et camerarius.
Stephanus Lang rect. eccl. in Tusslingen,
camerarius.
Um 1480 ©eorgiuß Ungemüt plebanus in
Gomeringen et camerarius.
S3or 1520 Mgr. Mathias Haid plebanus in
Messingen et camerarius capituli.
3m 3ahr 1484 mürbe für bie ÜRitglieber beg
ftapitetß eine SBruberfc^a ft errichtet unb Zu9lei(^
bem Kapitel neue ©tatuten gegeben, welche ©ifdjcf
Otto bon ßonfianz am 6. 9lprit 1484 beseitigte.
3ugleiih mürbe ein 23ruberf<haftßbuch angelegt,
weldjeß jefct noch im £)echinger Oefanatßard)ib auf-
bewahrt wirb. Oer ^apitclßjahrtag für bie ber*
fterbenen ÜRitglieber — ÜRitglieber waren in erfler
Sinie fämtlid)e föapitularc, bann aber aud) fonftige
©eiftliche unb Saien, bie fich aufnehmen liefen —
mußte immer am Oonnerotag bor sßfing|tcn ab*
wccbfelnb in ben beiben Äapitelorten ÜRöjfingen unb
jped)ingcn (quinta feria proxima ante festum
pentecostes anni anno semel in loco capitulari
l'Messingae. depost sequenti anno in loco opidi
Haechingae) bon allen ©eidlichen beg ilapttelg
4
abgehalten werben. Oie Statuten oon 1484 be=
ftimmen über bie Haltung beb KapiteltagS: 3um
Sobe ©otteS unb feiner ^eiligen, jum Seelenheile
ber lebenben unb oerftorbenen Kapitularcn, ihrer
(Sltern unb Ißerwanbten unb aller S^riftglaubigen
wirb aÜj[äf>rlid) au einem für immer beftimmten
Ort ein feierlicher ©ottedbienft gehalten, woju
fümtli<he ©onfratreS ol)ne weitere ©inlabungen ju
erfebeinen haljen* werben babei bie Vigilien
gebetet ober gefungen unb wü(renb berfelben jwei
ober brei IL Neffen gelefen. ÜRach Seenbigung
beb officium defunctorum ^alt ber Kümmerer bab
Seelenamt; wühtenb bcbfelben gehen bie Kapitu--
laren ju Opfer. 9t ad} ber Sßanblung beginnt ber
Oefan bab 3lmt de beata Yirgine; währenbbent
werben brei hl. äJtcffe» gelefen una de Spirito (!)
Sancto, qui est illustrator cordium ; alia pro
peccatis, per quorum perpetrationem impedi-
mur a bono et gratia Dei; tertia vero de
sanctis angelis, quorum ministerio omnia recte
gubernantur et gubernata per scalam Jacob
in conspectu Dei premiantur. Oer ©ottebbienft
wirb mit bem Libera unb ber Seelenoefper be*
enbigt. Oann mag ber Oefan mit ben Gtonfratreb
fid> ju bem oont Kümmerer befteHten SOtahle in
einem ehrbarem §aufe begeben.
gür bie Kapitclbbrubcrfchaft würben auch Stifte
ungen oon ©eiftlichcn unb gaien gemacht: Oefan
^ohanueb 23ocf, Pfarrer non Kufterbiugen fdjenfte
5 ipfunb geller um eine jährliche ©itlt non 5 ß
ju laufen, °bamit am Kapitclbjahrtag in Döffingen
unb £)ed)ingen ber Kümmerer Sinter faufe, bafj
jwei Remter mit Siebtem gefeiert werben fßnnen.
Johannes Sdjuler, feit 1465 Pfarrer ju St.
guljen nor ben fUiauern non #c<hingcn, ftiftete für
fid), feine ©Itern, ©efdjwifter, 33orfal;rcn unb 3^ac^=
folger fein £>aub in £)e<hingen; ber, welker bab
^>aub bewohnt, mujj 7 ß geller bejahten, wenn
ber Kapitels* unb Söruberfd)aftS}ahrtag in 2ttßf*
fingen gehalten wirb; im anbern 3ahr aber, Wenn
ber ©ottebbienft in Fechingen ift, muff er ein
SCftahl reid)en.
Ißon gaien nermachte Johann Kuppler non iDtßp
fingen für ftd) unb bie ©einigen 10 ß, Konrab
£>emerlin non äkßffingen 1 fl., Sdjultheijj Heinrich
Schuhmacher bafclbft 5 ^funö 5 ß.
Oa im Saufe beb 15. ^ahrlmnbertS aHmühlicfe
bie £ülfte ber Pfarreien beb Kapitclb Württemberg
gifcp würbe, trat babfelbe auch in ©ejiehung ju
ben württeuibergifd)en dürften. Unter ben ©üften
bei ber Jpod)jeit ©raf ©berparbS in llrad) 1474
wirb bab Kapitel £>ed)ingcn mit nier ^ßfcrbeu auf*
gcjühlt; bei ber ©rpebung Sfßürttembergß jum .£)er*
jogtum würbe bem neuen ^)crjoge non ben ^rieftern
aub bem Kapitel ^)ed)ingen ein filberncr Orinfbedjer
nerehrt, ift nerbedt, pat auf bem gib ein nergiilbcte
Sölumen. 2lud) bei ber ^)od)jeit Jjperjog Ulttchö
1511 War Oed;ant unb Kapitel non ^edjingen
nertreten.
OaS 23ruberfd)aftbbud) ent^ült and) eine oolb
ftünbige gifte ber Pfarreien unb fonftigen ^früubcn
famt ©infommen unb Söefteuerung nom ©nbe beb
15. Sahrhunbertb: Antiqua taxa beneficiorum
curatorum et non curatorum decanatus beebing.
Item plebanus in Tusslingen LYIII librae
— III lib. V ß. Item primissariu9 in Tuss¬
lingen XXV lib. — I lib. Y ß. Item capellanus
in Tusslingen XXX lib. — I lib. V ß. Item
plebanus in Gomeringen LXX lib. — IY lib.
Item capellanus in Gomeringen XXII lib. —
I lib. II ß. Item plebanus in Custerdingen
XXXX lib. — II lib. Item capellanus in Cu¬
sterdingen XXXIV lib. — I lib. XIV ß. Item
plebanus in Moeringen LXX lib. — IV lib.
Item primissarius in Moeringen XXII lib. —
I lib. II ß. Item capellanus in Yettenbruck
XXXII lib. — I lib. XII ß. Item capellanus
in Wanchen XXX lib. — I lib. X ß. Item
capellanus in Umenbusen (Ohmenhaufcn)
XXXXYII lib. — II lib. YII ß. Item plebanus
in Pronwyler XXXY lib. — I lib. XY ß. Item
plebanus in Gynningen LXX lib. — III lib.
Item primissarius in Gynningen XX lib. —
I lib. Item plebanus in Eschingen LXV lib.
— III lib. V ß. Item capellanus in Eschingen
XXII lib. — I lib. II ß. Item plebanus in Tal-
han LXV lib. — III lib. V ß. Item capellanus
in Talhan XXVI II lib. — I lib. VIII ß. Item
plebanus in Messingen LXV lib. — III lib. V ß.
Item primissarius in Messingen XXVIII lib.
— 1 lib. VIII ß. Item adjutor in Messingen
XXVIII lib. — I lib. VIII ß. Item plebanus
in Offtertingen LXX lib. — IV lib. Item pri-
missarius in Offtertingen XXVII lib. — I lib.
VII ß. Item capellanus in monte Offtertingen
XX VII lib. — I lib. VII ß. Item plebanus in
lluchlingen XXXX lib. — II lib. Item ple¬
banus in Bodelsliusen XXX lib. — I lib. X ß.
Item capellanus in Oberhusen XXX lib. —
I lib. X ß.
Oie Pfarreien finb immer noch biefelben wie
1275, eine neue Pfarrei ift feit jener &it wührenb
beS ganjen SDlittelalter« nicht gegrünbet worben,
fottbern nur Kaplaueien. 0;aft alle Orte haben nun
neben bem Pfarrer einen ft-rühmeffer mit Ausnahme
oon ©ronuweiler unb £aud)lingen ; in ©obelS*
häufen pat ber Kaplan feinen Sitj in bem Filiale
Oberhaufen. Oufjlingen, Ofterbingen unb üttßf*
fingen finb brei ©eiftlicpe, in ber Pfarrei üftüp*
ringen fünf: Pfarrer unb grüpmeffer im SDlutterort,
Kaplane in ^eitenburg, Söanlpeim unb Ohmen*
häufen. Sille Pfarrer peifjen jefct ißlcbane, oon
Jieftorcn ift in biefer gifte nicht mehr bie Siebe.
Oa$ pBcpftc ©infommen mit 70 $funb paben bie
Pfarrer oon Ofterbingen, ©ßnningen, iDtüpringen
unb ©omaringen, baö nieberftc oon ben Pfarrern
ber oon iöobelSpaufcn (80 ^funb), oon ben Kap*
lanen ber oon ©ßnningen (20 ißfunb). Seit 1275
ift ba§ ©infommen überall geftiegen, aber fehr oei*
fchieben, am wenigften in ©obel^haufen, oon 28 auf
5
30 fßfunb, cmt mciften in Ofterbtitgeit, non 20 auf
70 J$funb.6)
58obelö^aufcn.
$)ie ^ircbenfäpe Dort Sobelöfyaufen unb Ober*
häufen feilen nad) Dernier 1446 unb 1453 non
ben 93ubenbofen an Sürttemberg übergegangen fein.
1438 fomtnen jtaöpar unb Weinrid) non Ow ur=
funblicb als jtaftnögte nor, fpäter ift Jpanö non
©meröbofen württembergifdjer 2ehen$mann in Sßobelö*
baufen (1457), ber 1461 um 400 fl. baS Sehen
an fftubolf oön $ribingen nerfauft. 3D7artin non
Tübingen nerfauft baSfelöe 1497 an JQerjog ©ber*
barb. Oer ^ird)enbeiltge non 23o belaufen war,
©t. OionpftuS. (Oie £)eiligetipf(eger 0t. Oionl)fti ju
58obel«baufen 1565). Oaburd) erflärt fid) baS häufige
9$orfommen beö auffallenben 3$ornamenS Oion^fiuS.
3ur Pfarrei gehörte Oberbaufett , aber mit einer
Befonberen ßaplanei (praebenda capellae S. Jo¬
hannis). Oie ©inwobner non iätten^Oidingen
(Eilten fufingen, abg. Ort) gehörten tot unb lebenbig
in bic Pfarrei 33obelö^aufen <(£agerbud) 1522).
91 m 16. Oejember 1485 wirb bie bifcböflidje @r*
laubniS gegeben $um 0ammeln für bie Äircbe ober
Kapelle (konftanjer $rot.). Jn Sobelbbaufen be*
fanb flöh ein 23eguinenbau$, baö Jr>erjog ©briftopb
^um Pfarrhaus befiimmtc, wäbrenb baS alte ^farr-
bauS nerfauft würbe. 1438 be*og bie Äaplanei
0t. Johann Su Oberbaufen eine ©ült non 5 3D7al*
ter Jtoggen auS einem ©ut in ©cpwallborf. 1487
wirb ber ^eujebnten auS Siefen im ^emmenborfer
Obal, ber ^wifdfen ber Pfarrei 23obelöbaufen unb
ber Äomtburei jQemmenborf ftreitig war , erfterer
jugefprodjen (©taatSard).)
Pfarrer: H. viceplebanus 1283. s)ßfaff
^onrab 1361, ^apitelsfämmerer. (Äopialbucb beb
ÄlofterS 0tetten.)
5)3 f aff ^>anb non ©iggerbfelb 1388.
iöertbolt ©rantmar, $ird)b. 1438 (©taatSardb).
Johann ßopp 1467 unb 1468 abwefenb.
1470 Johannes (©taatSarcp.), wohl ber*
felbe wie ber oorige.
Johann 9lrnolb taufet 1485 mit Heinrich
9lrnolb , Äoplan in Ofterbingen, ber wieber nad)
^Wei Oagen mit Subwig #ߧIin, ftrübmeffer in
23öblingen, taufest.
3J7. ßonrab 307ap non Tübingen, immatrifuliert
in Tübingen 30. ©ept. 1490, 1521 präfentiert
burd) bie Regenten non Sürttemberg, taufdjt 1524
mit Fabian ftifel non Oberbaufen, f 1524. (9lu
anberer ©teile nennt ßernler 307. Jobann 9D7ap,
biefer War non 93radenbcim, in Tübingen immatri¬
fuliert 23. 97oncmber 1519.)
Johann f^ifel (SBifelin) ober Sufc genannt ©fcb:
inger non Ofterbingen, immatrifuliert in Tübingen
alb arm 18. 97on. 1504, Äaplan in Oberbaufen,
Pfarrer in 33obelSbaufen 1524 Pfarrer in Oe'dp
ft) ©ünter, 9MnsnerWefer in ber ©raffdjaft 2Bürt*
temberg <5. 48 berechnet ben SSert beb württ. ©dJUingb
am ©nbe beb 15. JabrbunbertS auf 19 9ßfg., 1 Sßfunb
alfo auf 3 2J7arf 80 5ßfg.
tngen 1527 — 31, Kaplan in ©üldjen 1544, fta*
nonifub in ©hingen 1544 bib $u feiner dtejignation
1552, bei ber öfterreid)ifcben ^Regierung alb ehr*
barer, gelehrter unb gefdjidter ^riefter gerühmt
(931. f. W. %fd). 1895, ©. 23). 1567 ftiftet
Job- Suh gen. ©fd)inger Kaplan in ©iild)cn in
ben Otottcnburger ©pital einen ^a^rtag mit 100 fl.
(3D7itt. n. Jpofrat Dr. ©iefel).
Johann Oruwernber non Tübingen, immatrb
fuliert in Tübingen 6. 9luguft 1516 alb JoanneS
Orewweggner, 1531 präfentiert burcb ^erbinanb
non Oefterreid), bib 1534, mit ber Pfarrei war
bamctlb bie fjrübmeffe nerbunben; bie leptere J5frünbc,
eigentlid) eine 3D7arienfaplanei (1565 itnferer grauen
Pfleger $u 53obelShaufen), war wohl ju gering
botiert für einen eigenen JSfrünbeninbaber.
ßaplanei Oberhaufen: 3chann Sirttem*
berg, f 1488.
Johann ©cpciffer non Tübingen 4. 9lpril 1486,
präfentiert burd) ©bewarb b. 9lelt. non Sürttcm=
berg 1488, abwefenb 1489.
Sfifel (f. o.).
307 ap (f. o.).
fBcrnbarb Äod) (Sernbarbub ©oci be ^apingen),
8. 307ärj 1515 alb arm in Tübingen immatrifuliert,
1524 burep ^erbinanb präfentiert.
93efih aubwärtiger Älöfter unb ßirihen.
^irfau erpält non ©gilolf non Pfullingen 2 £>uben
in ©obelbbaufen cod. Hirs. (Sürtt. ©efcpichtb^
quell. 1887. I, 57).
1283 9llbert non ©töffeler nerfauft feine
Siefen ^wifdicn Sobelbhaufen unb Jpemmenborf
,,in bem Sinfel' an ftommenbe ^emmenborf.
3euge: H. viceplebanus in 93obelbhaufen. (307itt.
n. £iofrat Dr. ©iefel).
1288, 26. $ebr. Äuno, 9llbrccbt unb Äonrab
non ©töffcln, ©ebrüber, nerfaufen ihren Salb, ber
ba gipaijen ift ftopbelaer Walt, ber ba lit bi 33o»
bel^husen um 160 JSfunb ^eder an bie Johanniter
ju ^emmenborf. 3D7on. Jpohenb. 97r. 115.
1367 33enp non Ow nerfauft an ^lofter Äircb3
berg ©iilt aub ©ütern ju ©obelbhaufcn.
1388 »olfart non Ow Sutfuf, ©olfart non Ow
non 93obelbhaufen b. j., ©enpen non Ow ©opn,
Äaflnögte ber Äirche ju 33obelbhaufen, unb J3faff
^>anb non ©iggerbfelb, ^irdh^err ju 93obelbbaufcn
nerjid)ten in einem Vergleich mit ber Äomt'burei
^emmenborf gegen ©ntftbäbigung auf ben A^olj-
^efnten in 23obelbhaufen.6) 3clt0e: ^faff ^nurab
^irebherr unb Oefan in 9J7öfTtngen. (3D7itt. non
Jpofrat Dr. ©iefel).
1420, 18. ©ept. ^riefter Sertolb ©trüb non
^)orb fpraef non feiner f)3frünbe unfer grauen 9lltarb
in 97eutlingen in ber Äapeüe unferer f5rau/ beren
Kaplan er war, 93ogt, ©eriept unb Sauernftbaft ju
©obelbbaufen an, bafj bie ©emeinbe an bie ^)3frünbe
6) SBoffenbufen, wo fcerntanli non Cw non liefen
5 Sudbart 9(derb an ©emmenborf nerfauft (3J?on.
.'pobenb. 97r. 731), ift nid)t ©obelShaufen, foubevn ein
abg. Ort bei Wirrlingen.
6
geben foUte üon ©üterit genannt ^lefdjelfoart 5 $funb
£>eOer, 4 Jpeibftfyüfyncr, 4 ^aftnacftljüljner. ®ie
©ült ftanb 8 3al)re auS. 3)ie SBeftagten anttoor*
teten burd) ijjrcn ^ürfprec&er Uelin, it;rcn 2öirt *u
©obeRfyaufen, „jtc fetett üor 3dten ju Rat gern or =
ben wegen bc3 ücrberblicpen ©djabenö, bet' ihnen
in ber üon 3°R ^vieg jugefügt worben war (ogt.
3Ron. 3°^. I, 522), bic unb anbere ©üter wüft
liegen ju laffen unb Ratten barum foldje« @ut
feinen 2Sorfaf)ren unb ben Äaftoögtcu aufgegeben
unb feien beöljalb nid)tö fdjulbig um bic oerfeffeneit
3infe.// ®aö ©eridjt entfdjieb : fte faßten fdfwören,
bajj fle bie ©ütcr aufgegeben unb nid)t genoffen
Ratten unb bann foßten fie lebig fein. RubernfaflS
foßten fle ben nerfeffenen 3*nd berauögeben. Reutl.
©efd)id)t«bl. 1896. 0. 21.
Um 1500 berfaufen 3ol)anne3 öuttler unb fein
23rubcr 33erd)tolb, £omt|ur be$ ©otteö^aufeS 223 il*
bau einen ^)of ju 23obel$l)aufen an baö Söruber=
hauö bei ©ettingen. R. I, 233.
(Sortf. folgt.)
^ie Familie gJantttn, ßefonbet$ ^cotg ;patnb gjanfliu,
Reutlingen’^ ©tnbtüorftanb in fdjmcren geiten,
(unter 3ugvunblegung be§ am 12. 3 uni 1896 im Reutlinger Stltertumlberein gehaltenen 51ovtvag§)
non (Elicnbur !£>tfjün.
(©d)tufe.)
Eam baS $al)r 1803 heran. 2lm 2. 9Rävj
präfentierte fiä) Dr. gvtebrid) Sluguft ©attlcr
(gef). 10. SRai 1771 al« (Snfel bcS ßiflorifer«,
geft. 9. ©ept. 1851 in Gelingen al§ 33ijebireftor a. 3).,
in ^Weiter ©fje mit Souife gtuEl), gef). 1790,
geft. 30. Januar 1874 in Stuttgart öermäljt) alb
Oberamtmann. 9llobalb würbe bab 3eu9fyauö 9e;
leert unb 18. ÜJtärj bie junge 9Rannfd)aft genteffen.
(Sb foßten 106 ^nfanteriften unb 26 jtaüaßeriftcn
aubgehoben werben, ju weldjent 3mecfc ntan, wie
fd)on erwähnt würbe, @nbe 1802 begonnen patte,
bie ^Bürger auf ber Äramerftube ju jäplen.
Oer Jammer war gtofj. Oenn bie iMubge»
hobenen galten für oerloren, allerbingb nid)t ohne
©runb, teilb wegen ber ftpnefl fid) folgenben Kriege,
teilb wegen ber 93epanblung ber ©olbaten, befonberb
ber SSerwunbctcn. 2lud) patte Reutlingen bibher
eine foldpe RubpePung feit langer 3e^ niept mepr
fennen gelernt. Reben ber ©ürgerbewaffnung patte
man nur geworbene ©olbaten. ©o tarn eb leibet-
jur tpöriepten Süßiberfeplicpfeit mehrerer junger Seute.
Rm 2 5. fam aber SRilitür, bie Rubpebung würbe
erjwungcn unb 11 SRanit alb Urheber ber SRcuterei
nach ©tuttgavt abgeführt.
3. ©. .Ipoplod) fepilbert in feiner ÄroniE biefe
fdptoere 3e*t: 1803. Ein Oberamtmann mit
Nahmen Satler von Stuttgart (ist) ange¬
kommen in unsere allhiesige freye Reichsstadt
Reuttlingen dieselbe in Besitz zu nehmen,
nach den neuen Wirtembergischen Gesetzen
und Rechten zu leben und handlen und seine
Vorschriften zu befolgen. Das was uns
solte auferlegt werden, ist zu schwehr.
Den 6ten Märtz ist eine allgemeine Bürger¬
schafft auf ihren 12 Zunfftstuben zusammen
berufen worden und ist denen Bürgern von
Hertzog Friderich den 2 ten 2 gedruckte De-
cröth vorgelesen worden. Der Inhalt dieser
Schrifften ist folgendes: 1. sollen 3 Religionen
in unser allhiesigen Stadt auf und angenommen
werden ohne einigen Widerspruch. 2. sollen
diejenige Bürger ihre Söhne auf 3 Mahl spieh-
len vom 18 ten» biss ins 30tigste Jahr in
Miliderstand begeben, die Infantery auf 6 Jahr
und die Gawallery auf 8 Jahr. Die Zahl deren
Söhne in der Stadt und der dazu gehörigen
Dorfschafften machen aus 132 Mann. Die
Gewehr in der Stadt und im Zeughauss will
man uns abfordern und das ist geschehen und
hinweggeführt worden aus dem Kloster und
Zeughauss, nehmlich die Kanonenstück auf
die Thor und Bohlberg (= Bollwerke) samt
denen andern Kriegszeug auf die Stadt Stuttgart
zugefürth den 6 ten Märtz 1803. Ferner ist
geschehen in diesem Monath: den 22 ten sind
die Bürgersöhn auf das Rathhauss beruffen
worden. Dieselbe sind da aufgefordert wurden,
in das Mess zu stellen und in Miliderstand zu
begeben. Nach diesen seynd die Bürgerssöhne
aufgefordert worden in Ansehung zum Losen
oder Spiehlen welches aber einen grossen Auf¬
stand begeben hatte bey Vättern und Söhne
und habens auch nicht gethan auf dieses. Weil
sie es nicht gethan haben, sind den 25 ten
dieses Monats Wirttembergisch Soldaten an¬
gekommen als eine Execution, in denen Bür¬
gern einzulegen, solch zu exeqüren. Den
28 Martis haben die Bürgersöhne wieder auf
dem Rathhauss zusammen kommen müssen.
Solche sind, wans ich sagen darf, auf eine
recht gottloss Art und Weise behandelt worden
und sind von den Soldaten ohne Losung ge-
nomen worden, welche bestehet in 11. Sie
sind auch von denen Soldaten von Reuttlingen
hinweggenommen worden, unter dem Tranc-
bort zwischen denen Hussaren und Fussgänger
auf die Stadt Stuttgart gelüfferet und zu die¬
selbe hatte weder ihre Vätter noch ihre Mütter
oder sonst gute Freunde mehr kommen können.
Ja sie haben nicht einmahl noch ein Wort
mit ihnen sprechen, noch viel weniger etwas
auf den Weg zu geben. Hier kan man den-
7
cken, wie es denen Eltern nebst andern guten
Freunden zu Muth gewesen seyn. Kinder
kommen vom Hertzen und gehen zu Hertzen.
Ferner ist vollzogen worden in dem knif¬
fenden Jahr 1803 die Vollziehung des Herzog
Friederich der 2te. Die Stelle als einer von
den 7 Curfürsten ist ihme aufgetragen worden,
welches auch geschehen ist. Den 29 ten Apr.
hat man in dem ganzen Württemberger Land
ein Feuer- und Freudenfest angestellet, solches
feuerlich lialten und zu begehen. Die Stadt
Reuttlingen, welche von mehr, als 500 Jahr,
eine liaysserliche freye Reichsstadt und eine
freye Rebublick gewesen ist, muss sich auch
in dieses Fach begeben. Es ist diese Cur-
fürstliche Freude auch den 29 ten April in
all hiesiger Stadt geschehen und gehalten wor¬
den. Als erstlich bäte man auf dem Haag
Canonen abgefeuret Morgens um 6 Uhr, Nach¬
mittags und Abends. 2 tens hat man einer
gantzen Bürgerschaft auf die Zunftstuben ge¬
boten Morgens auf 8 Uhr mit denen Mänttlen,
von dort angegeben sich die Zünfften in aller
schönster Prosesion in das Closter oder Schwör¬
hof. Daselbsten hate der Herr Oberamtmann
denen Bürgern die curfürstliche Stelle vorge¬
lesen , nach diesem ein Zug in das Closter,
baten sich die Bürgere in die Kirche begeben,
um allda dem Gottesdienst abzuwarten.
©ni 6. 3uiü begann ©ijefammerbireftor ^cfyaitn
Sconparb n. gartet (geb. 1755 in ÜJtßtnpelgarb),
Jtegicrungbrat Carl ©nton n. Är aft* ^eüeiiburg unb
^ropnberg, (geb. 1740 in (Swingen, geft. 1832 in
2ftain$ alö mürtt.@ch.£>cf*9tat) unb Hammerrat gers
binanb Üluguft ^riebrid) ©3 c cf erlin (geb. 23. $ebr.
1767 in ©djornborf, geft. 27. 3ult 1828 in ©0Ü alö
©cp. 9tat unb fjinan^tninifler, 33erfaffcr non „©epatm
unb StRc^ingcn") btc ueucOrganifationbeö ©tagiftratS.
©iSper amtierte nod) ber am ©cpmörtag 1802 toon
ber ©ürgcrfd)aft ber Oteicpöflabt ermäpltc 9tat,
nemlicp bie 3 ©ürgenneifter $op. ©eorg Änapp,
3op. ©eorg glcifcppauer, ©ottl. griebrid)
©raun, ber ©ijebürgermeifter 3op. $acob S i ft,
forme bie übrigen ©tabtridjter ©eorg Oanib ©ant*
ltn, ©eorg $r. ©eeger, ©öerfmeifier ©nbreaö
©artenfcplager, ©epneiber ^opanncS ©am*
merev, ©Bcingättner ©tattpiaö klammer, ÜJtat=
tpiaä ©3 u cp er er, ©Beingärtner $op. $acob ©ruo ner,
3op. ©eorg 9teid)crter, fomic ber ^elbfcpultpeif)
3op. Ojacob Oo eptermann, bie 3u,,fhneifter
geilenpaucr $itd)S (©djmib), ©oprer (Äüfcr),
3op. £>einrid) Cpriftian (Cramer), Octtingcr
(©dpupmadjer), ©blermirl Äruo g ($arcpcr),;3opannee*
Steigert er (SJtefsger) , Kleber (©djneiber),
©ertfep (©cd), ibeim (©mdpnaeper), gelbmeffer
$ucpö (^lafdjner) unb ber (ißfanbfd)ultpei& $op.
$ opb erg er (©öeingartner).
Oiefc mußten nun abtreten. 3)ad freie ©3apl*
redjt ber ©ärger patte fein Cnbc erreicht. TDic
rruirtt. ©camten „etmaplten", b. ly ernannten am
25. 3funt 1803 folgcnbeS ©eritpt unb fftat:
1. ©ürgermeifter: ©pnbicuö Cnölin, 2. ©ürger*
meifter: Äaffier ©3 u der er; @erid)t: 3op. ©eorg
f5leifdjhfluer, ülnbre aS © a r t e n 1 d) l a g e r 60),
3opanne8 S i ft, ©Beiggerber, Ülpotpcfer ©3itnbcr=
lid) (lebig) ©antuel Cpriftian, ©ubftitut Äßnn*
gott (lebig), Crparb ©obrer (©Beber). ©ottlieb
§ud)ö (Conbitor), ©tattpiaS $UCM (f^elbmeff er),
©raun (©apierci).
Jtat : ^opanneß ^ u r j (fRotgieffcr), ©ipt $ i n f b
(Kaufmann), ©cd (fötaler), ©d)ill (Dtotgerbcr),
3op. «0- ©ntoner (©Beingärtner), ©Bucpcrcr
(©ubftitut), ©ertfep (©Bcifjbed), $ifd)cr (garber).
©ogelmaib (Äronenmirt), jung 9lbam ©tc&cr,
Jtotgerber unb ©penglcr Äurj.
Oer bisherige ©tabtftpreiber ()Jop. C&crparb
©Buch er er (geft. 29. 3uni 1804) mürbe ?uiu
©tiftSoermalter crmäplt, ber ©robatcr unb 9te»ifor
ber 3rokfalter ^Rechnungen, ©rojinger, unb ber
Obcrumgelber unb ©pitalfcbreiber ö it n g o 1 1 mürben
mit 50 fl. ©ebalt jur SRupe gefetjt unb ©tabtfepreiber
©3 u n b e r l i cb ©tabtamt8gericpt6aftuariu8. (Sin
3eitgeneffe (nrebt ©antlin) bemerft: „von den im
Jahr 1802 durch die Siebener erwaehlten
Stadtrichter wurden von der Commission nicht
mehr, als fünfte und von den 5 Zunftmeistern
drei beibehalten, die übrigen wurden aus der
Bürgerschafft herausgezogen. Uebrigcns
die weggewiesenen waren meistens
rechtschaffene verständige Männer.
Es wurde auch über diese Wahl nicht
wenig Missfallen erregt. Einige mussten
zwar, besonders der Bürgermeister, weggelassen
werden, weil Herr Syndicus En sie kein
anderes, als das Bürgermeisteramt mehr erhalten
konnte und entweder pensionirt oder bedienstet
werden musste. Herr Bürgermeister Knap p
ist leiblicher Schwager zum Syndicus und
leibliche Schwäger wurden auf Befehl seiner
churfürst1. Durchlaucht nicht in einem Gericht
zugelassen“.
©m 29. 3 ult 1803 mürbe baö #ulbigung«feft
begangen. Oie ©ürgerfc^aft jog mit ihren ©ö^nen
non 18 fahren an in ben ©djmörhof, mo ber
Oberamtmann ihnen beit Untcrthanencib abnahm.
5#) Ahnherr ber 9teutlingcr gantilie ©artenfdilager
mar ber 1649 genannte SKaurer ©cartin ©arten*
f cf) t a g e r au§ Dbergiin^burg. 2)er So()n Johann ©Martin
©a rtenfdb l age r§ , ©ürger§ unb ©c aurerä in 9ieut*
lingen, ©nbrea§, mar Steinnie^ unb ©tabtmertmeifter.
Cr heiratete 12. ©fai 1710 ©c'arie ^ubith S8ud)erer.
©on feinen Söhnen heiratete 2>of). Cafpar 24. Suli 1737
(Katharina Stegine gifdher unb Sol). 3acob, 3öeif3bed
30. Tsuli 1749 ©targ. ©arbara Steifer, ^oh- Cafpar
mar SBerfnteifter unb machte ipläne 51t bem nad) bem
©raube oon 1726 mieber aufgebauten Salmannämeiler
§of (Capter IT, 268).' Cin anberer ^ofepl) ©arten*
f d)l age r erbaute 1770 ba§ Pfarrhaus (ebeuba 3. 304).
©einer ft fei noch, baf* ein §err non ©arte nfd) lag er
1791 erfter Stat unb Dberamtmanu be§ Crafen Xruchfep
non SBalbburg-®olfegg*SBolfegg unb 1794
motfeggifeper OberamtSrat mar.
8
Gon ba ging ber 3U9 *n He Äirdje unb ber fftefl
beS dageS mürbe beim feftlicpen Sftaple im Kronen*
garten »erlebt, 3Iud) hierüber giebt $. ©. ^op*
lodp in feiner ©promf einen intcreffanten 33erid)t:
„1803 den 28. Juli hat sich eine allhiesige
Bürgerschaft auf ihre 12 Zunfffcstuben begeben
müssen in Mäntlen zu erscheinen, um allda an¬
zuhören, wie die curfürstliche Handlungen voll¬
zogen werden sollen. Als erstlich Morgens um
8 Uhr ziehen die Bürger auf und, wie sie
bey einander gewesen sind, so gehen sie
zunfiftenweiss in das Closter oder Schwörhof.
Wie sie beyander gewesen kommt der gautze
Magisterrath von dem Rathhauss sammt die
4 Geistliche, wovor man mit Heer-Bauken
und Trombeten eine Musikt gemacht hat.
2tens hatte man mit allen Glocken 3 mahl
gelitten. Wie das ist vorbey gewesen, hatte
der Herr Oberamtmann die curfürstliche Hand¬
lungen vorgelesen, auf was Art und Weise
die Bürger nebst denen Bauern auf unseren
Dorfschaftten und leedige Burgersöhne die
Huldigung oder die Eide geschworen werden
solte. Wie das ist vorbey gewesen, haben
sich die Bürger in die Kirchen begeben, um
dadurch den Gottesdienst zu hören mit einer
allzu schönen Musickt von denen Schullehrer“.
@o enbigte Sfteutlingeu als 9htd)Sftabt nach
fecpShunbertjähriger, ruhmreicher 33ergangenpeit.
©cpmer mag eS bie 33ürgerfd)aft empfunben
haben, ba§ bei ber nennt Organifation beS 9ttagtftratS
ber 33ürger bor ben Don ber 33ürgerfcpaft befolbeten
unb als beren Wiener betrachteten bisherigen Offt*
jianten ber ffteichSftabt, ben ©dpreibern juriicf treten
muffte. 3ßar auch Hr 1. 33ürgermeifter ©nSlin
ein ftubierter Jperr, fo mar ber 2. 33ürgermeifter
ein ©d)reiber, fafj im ©eriept ein meiterer ©Treiber
(Kßnngott), ebenfo im iftat (3® u dp er er), map*
renb Dcrbiente 9Ränner, mie 33 a nt litt, übergegangen
mürben. diefe SUlifffitmmung muffte bieS perbor*
rufen, fftodp nach Sfaprjepnten f«nb *n f^rtebridh
St ft, einem ©ohne ber ffteicpSftabt, ber £)aff gegen
bie aümadpttge ©djreiberfafie berebten 3tuSbrucf.
diefeS unb ber mcitere Don ber burdp einen
©dpreiber tief beliebten Sftutter auf ben ©ohn Der»
erbte £>aff erficht pfpdpologifd) gar manches im
Sehen griebrid) SiftS.
der befonnencre, ruhigere 33antlin trug jeben*
falls bie uuDerbtente gurüeffepung mit ©ebulb
gerabe fo, mie früher ben Unbanf feiner üJtitbiirger.
UebrigcnS mürbe 33 an tl in nod) eine 3luSjeidpnung
ju Seil. 2lm 5. ^uli 1817 mürbe 3lltbürgermcifter
33 an Hin bei bet 3ßapl ber ©emeinbebeputierten
ober beS 33ürgerfoQegiumS in Jteutlingen jutn erften
deputierten, 3lltbürgermeifter unb jpanblungSbor*
fieher Knapp jurn Obmann ber ©emeinbebeputierten
ermahlt.
3lnt 6. 3fuli jog nad) bem ©otteSbienft bie
33ürgerfd)aft, au ihrer ©pipe ber 2)?agiflrat, in ben
©cpmörpof, mo baS 33ürgerfollegium borgefteüt unb
bann beeibigt mürbe, der Oberamtmann hielt eine
fRebe. daS frohe ©reigniS üerf iinbigten nach alter
©itte Diele 3;reubenfdutffe ben benachbarten ©erneut*
ben. daS Kollegium ber 33ürgcrbeputierten feierte
ben 3l6enb bei frugalem ÜRaple.
fortan lebte er feinem ©emerbe unb ber ©r=
jiepung feiner Kinber. ©inen feiner ©ohne fanbte
er attfS ©tutfgarter ©hmnafiunt. ©S mar bieS
ber am 24. Oft. 1789 geborene Submig, ber Der»
mutlich im ^fapre 1801 baS ©hmnafiunt be^og.
©. g. Söecfperlin, ber mit ihm baS ©hmnafiunt
befudpte, gebenft ber häufigen Kneipereien bei 33 u Id) er
(©djött, 2öctnmirt) unb dacituS (? ©dpmeiger).
3lud) Der f ehrte 58a nt litt ju ©tuttgart im fftotp»
fd)en Jpaufe mit 331 um. 1807 bejeg ber junge
ffteutlinger bie ^>od>fc^ulc Tübingen unb mürbe in
„©uebia’S 33unb" aufgenommen. Gtit ihm Der*
lehrten unb gehörten biefer 33erbinbung (bamalS
SanbSmannSfcpaft) jutn deile an (bie mit 3ifterif bc*
jeidpneten) ^ r i e b r i d> Jlofepp 3lrattb, ©bler Don
31 cf er f elb 51) (geb. 11. 3lpril 1788 in fftabolfS*
je Cf, geft. 21. üfto». 1844 in SubmigSburg als
F. mürtt. Oberft a. d.)*, Karl 33enjamitt 33arbili
(geb. 2. fftoD. 1782, mürtt. 3lbboFat in Kirdp*
heim u. d., fpäter fjinanjfammerbireftor in Ulm),
$r. 33arej, Dr. med. auS 3lutun, 33 au mann,
stud. med. auS ©fepaep im Sitnpurgfdfen (0.31.
©ailborj), 31. ft. 33 elfer auS Ulm, stud. med.
(mohl ein ©ohn beS OberumgelberS in Ulm, 3luguft
ftriebriep 33 e l f e r, ber 29. ©ept. 1755 in Ulm
geboren mar), ©. D. 33er lidpin gen auS ^eilbroitn
(mohl Freiherr ©ßp, geb. 5. $uli 1782, geft.
18. %>D. 1831), ftr. 33euter* auS ©iegen im
©roffperjogtum 33erg, 33lutn* auS SDhirrparbt,
Föntgl. 3lbDofat, ©ottlieb ftriebridp 33 ö § hier auS
33ernloch, ©. ft. 33 r a u n auS ^openlope^ngel*
fingen, ftriebridp Don 33raun, stud. jur. auS
Nürnberg, (mohl ftriebridp Submig D. 33 r a u n,
fpäter Gorftanb beS f. bapr. J^oft* unb ©ifettbapn»
amtS 33at;reu*h), ©arl ©unrabi auS Kirdpbcrg
61) derfelbe entflammte einer ftantilie auS S3ter=
lingett, f. 31. §orb. Johann SJticpael 3lraitbt, ftrei*
herrlich D. Omifcper 5lltDogt (geft. 9. 3lug. 1685 in
SceupauS), bermutlidh ein ©opn be§ 1662 in 33ierlingen
geft. Otto Heinrich 3lranbt, heiratete Barbara SS ur ft
unb patte einen Sopn §anS sUiicpnel, ber 1657 ©tabt*
fepreiber, 1688 ©djuttpeiü in Sterlingen mar unb 1679
3lnna Sopmitler heiratete, der ©opit biefer ©pe,
SpanS ÜDUcpaet, geb. 1672, heiratete 1706 ©leonore
§ ept er, mar 33ater beS 33aitreit 33enebict Stranb in
Gierlingen (ge6. 1707, geft. 1774), ber feit 1741 mit
©Da 9t ein (geft. 1775) Dermäplt mar unb einen
8. 9?oD. 1743 ju Gierlingen gebornen ©opn ÜJtartin
Slranb pinterliek. Septerer ftubierte in 3iottenburg
bei ben ^efuiten unb in g-reiburg i. G., mar 1771
KanjleiDermalter in ©aulgau, 1781 Gürgermeifter in
9tabolfjelI. 1788 — 1793 OberamtSrat in Stodad), 1793
Sdanbfcpreiber in O.* unb 9t.*©cpmaben , 1806 Kreis*
I pauptmann in ©pingen, 1807 fönigl. mürtt. Gijebireftor
unb ©efanbter in ber ©^meij, 1810 Gijeoberappella*
tionSbireftor in Tübingen, mürbe 1812 penfioniert unb
ftarb 25. 9lpril 1821 ju fftaDeitSburg. ©r patte 30. 9lug.
1798 ben erbläub. oeft. 5lbel mit „©bler Don 3lderfelb"
j erpalten (24. 9loD. 1811 in SBürttemberg anerfannt).
Das heilige Grab in der Marienkirche zu Reutlingen.
Das Gewölbe des Baldachins von unten gesehen.
9
tut Jpoljenlofytfdjen (wohl ein ©obn be« 28. Oft.
1755 geb. ©tabtfdjrciber« ©arl ^»einrid) ©briftopb
©unrabi), Stbolf Oiefterweg au« ©legen im
©rofjbcrjogtum 23erg, stud. math. (SBilbelm tltbolf
SDiefterWcg, geb. 27. Stob. 1782 in ©iegen,
geft. 13. $uni 1835 al« Sßrof. b. SDIatljematif in
23onn), Oriicf au« ©tuttgart (griebrid) Slugufi,
geb. 29. 3>uni 1791 in ©tuttgart, Pfarrer in
glein, $ird)beim a. 97.), Welcher am 31. 3Jtär$ 1811
in 23 aut lin 8 ©tammbud) fd)rieb: „narratur et
prisci Catonis saepe mero caluisse virtus“,
©n giert*, stud. jur., (wolfl ber fpätere Ober=
amtäridjter in 23acfnang), 3- 3- ent er, Äan*
bibat ber J^eologie au« ©d)affhaufen in ber ©ch weift,
Stuguft bon ©emmiugen* (geb. 22. $ebr. 1792
in ©tuttgart, geft. 4. SJtai 1870 al« bab, Kammer*
berr), 2B. ©entner au« Stärlingen, stud. jur.,
2Bilbelm griebrid) ©riefinger (geb. 16. Slpril
1788 in ©tuttgart, geft. 12. Slug. 1837 in 23re«cia
al« 97ed)t«fanbibat), ©. Iparpprecbt au« 2ord),
stud. med., ($oh, dpeinr. (Sari, ©obn ©hriftian«
.p arppred)t, 2lmt«pfteger« in 2orcb), dp art ma n n,
med. stud. (bermutlid) ©arl Sluguft ©ottlob
dQarttmann, geb. 9. STtärft 1787 in ^orn=
wefiheim, Dr. med,, ein ©obn SDefan« (Sari ftriebr.
£> ar ttma nn), ber „datum apud cauponem ad
Coronam“ am 16. ©ept. 1809 in 23antlin«
©tammbuch einfdbrieb: „frei will ich leben und
also sterben“, £>afcc au« ©alftuflen im dürften:
tum 8ippe=SDettmolb, (S. 21. (jpafjenmaper au«
(Snjtreibingen, stud. jur., ©arl 2luguft affen*
nt aper (geb. 1784, Slbbofat in ©tuttgart, geft.
1823), 23. SB. %. Ipellweg au«©utin, stud. theol.,
%. S$ eil mag* au« ©utin, stud. jur., e p b au«
23ifflngen a. ©nft ((Sari griebrid) bon Ipepb, geb.
1787, geft. 27. ^uni 1873 als Oberjufliftrat a. ®.,
langjähriger Slbgeorbneter non 9Bein«berg), 2Bilhelm
bon ber Jp et; beit*, au« bem ehemaligen Oranien*
Staffau (geft. nach 19. Sltärft 1809 in drteibelberg
am ^erjframpf), $r. Rummel* au« Karlsruhe52),
stud. jur., 97. $ern, stud. theol.,* (^riebrid)
97enatu« item, geb. 30. 3Rai 1788 in i?ünftel8au,
Pfarrer in SBeiler, Unterfteinbad)), (Sbriftian Kleiber*
(jeb cnfatl« 3>°h. (S^rifiian it l aib er, geb. 3. Slot).
1782, geft. 8. Slot). 1850 al« Prälat), (S. it üb el au«
^eilbronn, 3ted)t«fanbibat (ftranft griebrid) (Sari
J?übel, geb. 22. j^an. 1790, Oberjufiiftprocurator in
Tübingen), @. iturft* au« Oerenbingen, cand.
,2) SDerfelbe bürfte ein @ol)n be« ©el). Slegiftrator«
%ot). §einr. puiitmd (geb. l. $an. 1762) in ®arl§=
ntpe unb ©nfel be« ©eorg grtebrid) Rummel (geb.
7. 9)tai 1733, geft. 1779), fpofrat« in Karlsruhe, eine«
©ohne« grtebridj SBenbel öuntmel«, Pfleger« in
Tübingen fein. ®iefe gamilie §umntel flammt an«
Slellin gen bei lllnt. Urban £> u m nt e l , Ser g Rummel«
felig bon ba ©obn heiratete 22. 2lpril 1589 in ©tutt=
gart 2lnna ©rabi«gab unb hatte einen ©obn )pan«
23ernl)arb (geb. 27. Slpril 1601 in Stuttgart, geft. 1635),
bermäl)lt 21. Sonntag nad) STrinitati« 1623 in ©ttttt*
gart mit ©ara Btmmermann, ber bitrd) feinen ©obn
Sobann griebrid) Rummel, Pfarrer in (Sningen (geft.
1717) SUjnberr einer ©etebrtenfamilie tuar.
camer. (Sacob ^riebridb ©ottlob, geb. 20. ©ept.
1782, 2lmt«notar in Sleuenftein), ©uftat) (Sugen
(SJlüller) Bon Silienberg, stud. jur. (geb.
20. 3)lai 1789 in 8ubtt)tg«burg, gefallen 7. ü)lär$
1814 bet Sangre« al« föntgl. mürtt. '13rcmterlieu=
tenant tm ÄaDaUerieregiment Sir. 2 2ßiin^ 8out«),
(S. SJliiller au« §eil6ronn, ©arl ^riebrid) ^ i ft o*
riu« au« ©tuttgart, stud. jur. (geb. 30. üJlat
1789 in ©tuttgart, geft. 24. $ebr. 1862 bafelbft
al« O.Sl.sSUdjter a. SD.), 3 Jl. ^reffet, (S.
© a u t i .e r au« 23orbeaup, © e o r g Äarl ^nebr.
©d)enf bou 2B interftetten * au« ©ehe in
^annober, ber fid) am 8. Slug. 1809 Sieutenant
bei ber fßnigl. milrtt. ©arbe du Corps unb Äam*
iner jutifer , cidevant Jur. Stud. nennt (geb.
31. Ofuli 1788, feit 26. Slpril 1809 Unterlieutenant,
24. 3fln. 1813 Oberlieutenant beim Dragoner*
regintent ^ronprinj, 29. Oft. 1813 au« beni SDienfte
entlaßen unb berfcftotlen), ©. ©eher er, stud. jur.,
(S. ©dboll* cand. med., bermutlid) ein ©obn
be« fßbpfifu« ©arl ^riebritb 2Bi(belm ©cboll in
3)larbacb, (Sbriftopb ^riebricb ©d)ott, cand. theol.
(geb. 6. SHarj 1790 ju 2lfd), geft. 4. Sieb. 1854
ju Lemmingen al« Pfarrer), ©cb übler au« £>eil=
bronn, (mobl ©uftab, geb. 15. Sluguft 1787, geft.
8. ©eptember 1834 al« fßrofeffor tn Tübingen),
©d)üd au« ©cblefien, ©. SD. 3f. ©nieber«
au« ©mbbofen in fpollanb ' SD. © p l e i § au«
©djaffbaufen in ber ©d)tt)ei^, cand. theol., 2(1.
©tein*, cand. theol., $. ®. ©teinbofer
au« SBel.fbeim, stud. jur., (©obn be« Pfarrer«
Subtbig ©biifibph inSBehbeim), ©. $.3B.©ti n^ing*,
^r. ©tröblin au« ©tuttgart, bermutlid) etn ©obn
be« 97eg.'97at ©arl Slnton ©tröblin in ©tuttgart,
Dr. med., (S. Uffelmann au« bem ^erjegtum
Olbenburg, cand. med., ©arl griebrid) SBedber*
lin au« ©tuttgart, jur cand. (geb. 1. ^ebr. 1790
in ©tuttgart, geft. 10. ^uli 1853 al« Sleg.*9tat
unb Oberamtmanu in Uratb), ©• 3- SBibmanu
au« Unterlürfbeim, stud. med. et. cliir. unb (S.
9B illiarbt« au« ©klingen. Stud) gehörte ber
©uebia an iSvanft ©arl ©uftab Änapp, jur. cand.
(geb. 30. ©ept. 1791 in ©tuttgart, geft. 11. Stob.
1855 al« 0.=2lmtmann a.SD.), welcher im ©ept. 1809
feinem ^reunb unb afabemifd)en 23ruber San tl in
fclgenbe bnbfd)e 23erfe in« ©tammbud) fd>r ic6 :
„Was ist der Putschen Stand?
Ein Stand voll Gram und Sorgen,
voll Kummer und Verdruss,
Versetzen, Zahlen, Borgen!
Drum wohl dem, welcher es
nun bald so weit gebracht,
das er bald sagen kann
Philister, gute Nacht!“
$n biefem Greife bon ©öbneit ber berfebiebenfteu
©aue Oeutfcblanb« berlebte 23 aut lin bie fro()e,
fibele guebfenjeit unb bic 23urfd)enjabrc. ©ein ©tamm-
bud) enthält in ben „Memoranda“ feiner ftreunbe
ein reiche« 3)laterial jum bi«l;er wenig befaunten
10
©reiben ber ©tubentenfdpaft in bet napoleontfcpen,
Oorburfd)cnfd)aftIicpen 3eit. ^fla ^crnt a^e
©öirtbpäufer Jübingenb fenneit. ©b ift bie 3^ebc
ton einem „©omntcrfd)" in ber Krone, ton vielem
Kneipen Bei ©ifcrt, ©omnterb int3lbler unb im
SB men bei Dtcpfucb, $ud)fciifommerb in ber
„35 elbcgcrei", ton Kneipereien bei „©amabcub"
fand) „©amon oon ©amabcub" genannt, oiellcicpt
fein ©Mrtbpaub , fonbern bie ©$opnung beb ©tu
beuten ©aptncb), im Sölten, ,f)aupt$oO, in ber Krone,
£anb Karle, $ Iberei unb Klapperei. ©ebad)t mirb
cirtcb „©ranbeb" im ©d)fett, foitie eineö ©ad)inittagb
in ber ^ubenf neip)c (toopl in ©Sanfpeim , mo eine
fold)e nod) 1879 beftanb). 3Iud) ift bie ©ebc ton
tom JraubenbaH. ©aittlin bejog mopl infolge
©räfentation beö fReuilinger fJRapiftratb ben „neuen
©au." $tt ben ©tammbudjMättern ift öfterb bie
Diebe ton ben ^rcubcit unb Scibcn beb neuen ©aub,
ja tom ©piclcn unb Kneipen im neuen ©au ober,
mie ber ©tubentenmip biefcit nannte, bem f leinen
Kafino. ©epr beliebt mären bantalb Kneipereien in
ben ©Segnungen ber ©tnbenten . ©alb fanb ein
Kommerb bei £)cllmag ftatt, halb einer auf
„©eilc’b" (jcbenfaflb ein ©erecibnaitte) ©tube. 3lttd)
tranf man fo mainpeb „©ieilc" auf Rummels
©tube. ©tubenfneipercieu fanben bei Klett unb
©apttteb ftatt. ©in ©tubent betnerftc: „Dictticp,
Käb, ©ier, ©Sein, ©ranntttein ftitb oft auf meinem
3imtncr abgetpan."
©aplreidbc 3lubflügc teilb ^u ©Sagen teilb ju
Dio§ mürben unternommen. ©ie ©äde in Dlotten*
butg mürben befuebt. Dlad) bem 3lmmcrpof ritt
man unb ton ba nad) fRottenburg jur Komöbie.
©in ©tubent ftürjte hierbei mitten in ber ©tabt
fdiredlid) mit bem ©ferbe. ©ab Dtadjtlager fanb
auf bem ©dtfofj auf beu ©iertifd^en ftatt. ©in
anbereb 2Ral gingb ton Diottenburg nad) ©icbcrttau
unb juriid über ©üpl, mopin © an t litt aud) ein*
mal allein mit einem ©abriolct fam. 31 ud) einer
Kutfd)cnfal)tt naep ©üpl mirb gebad)t. ©in fibeler
Jag mürbe in ^ntnait terlebt. ©ad) $e cp in gen
mürbe eine ©artic gemaept. ©tatt beb erpofften
©aöeb traf man eine ^od^eit bort an. ©ei einer
attbern Sfaprt nad) ber goücrnftabt mürben bie ©afen*
flemmer ber ©tubenten beinapc tom ©turnt „um*
gcmorfeit." ©oep tröftete für bab üftiffgefcptd eine
fibele £)eimfaprt am attbern Jag. 3lud) einer näd)t*
liipen f^aprt naep £)cd)itigctt mirb gebadtt, fomie
citieb Diitteb ttaep biefer ©tabt, bei melcpetn ©antli n
mit bem ©fetb in bett ©panffeegraben ftürjte utib
ein anberer ©tubent feine Upr terlor.
©ei einer ©cplittenfaprt naep Oferbittgen
litten bie ©tubenten „©ßaffernot itt ber ©teittlacp"
unb ftür^ten in ben ©d)itec bib an ben Jpalb. ©itt
anbermal, bei einem „näcptlicpen ©infall" lauft bab
©fetb fo lauge auf ber ©pauffee riidmärtb, bib bie
©tubenten in einem pöOifcpcn ©rabett liegen. 3lucp
eine inabfierte ©cplittenfaprt fanb ftatt. lieber ben
©infiebel mürbe nad) ©epittgett jtt einer Kneiperei
geritten. $n'ner mitb gebad)t citteb Diittb ttad)
©ebenpaufen , nad) ©djlaitborf, einer $aprt naep
©Jepiugcit, einer anbertt fiöclcn Sfipt't ttatp ©Salben*
bud), einer ©eife nad) ©tutt ;art, mo ©aittlin im
roten .f)unfe logiette, in ©erg ©. ©auticr fcitncn
lernte unb mit iptn in einem ©ierpaufe fneipte, unb
einer ©eifc naep Dfcutlingen, ©omatingett unb ©läft*
bab. 3l(b int 3lpril 1809 ©aittlin in bie f5ev*cn
nad) £)aufe ging, mürbe er bib $ettcnburg oon feinen
©unbeöbi übern begleitet. ©iefe, natuentlid) © cp eit f
o. ©ßinterftetten, ber iptn auf beu Dfitdmeg oont
©obenfee fd)on alb Steutenant nod) einen ©efud)
mad)te, befuepteti iptt itt ©eutlingcn. ©er Kafino*
balle in ©eutlingen unb beb guten ©Scittb im bor*
tigen Kafino mirb gebaept. 31ud) ift bie Diebe oott
3ufaiitinenfünften itt ©cpterbiitgen. ©aittlin ging,
mic er fd)rieb , einmal ju §n§ ttacb ©eutlittgcn.
DReprmalb mad)te ©aut litt größere Dlcifett. 31 tu
Dftcrmontag 1809 mar er in ©djaffpaufen in ber
©d)mcM unb traf bot t mit ©pleiß jufammett.
©in anbermal gingb nad) ©alm unb mau pielt fid)
auf bem ©itdmeg itt ©ntringen auf. $n ©liefen*
fteig traf man mit betn „©uitenmeifter" jufatttmeu.
©er J-ibelitat ber fd) ölten Jrteimfaprt unb ber ©e=
fteigung ber al* eit ©urg Dleußcnftcin mirb gcbad)t.
©ine befonberb feftlidie 31rt ber 3lttbflüge bilbeteu
bie „©omitate", bie ©eglcitung ber oon ber Jpotp*
fcpulc abgepenben ©unbebbriiber, fo ©teinpoferb,
Scnjingcrb bib ^ettiugen, ^bbefettb, 9Ran*
b el b l o p c’ b (roopl ©iaf ©arl 31 u g uft 5ran5 *9C^*
4. ©e^ember 1788 in ©tutt gart, geft. 1. ©ejetnber
1852 ju ©ongc bei ©arib , alb ©taatbrat a. ©.
ttnb Kanttnerperr), fomie ©cpbcnb, ©epiidb,
©lutnb unb Kurj’b am 7. 3rtimar 1809, mo
bie ©tubenten flotte Kut'd)cr tnad)ten unb in ©halben*
bud) bie oorberc ©eidtfel abfupren, fo ba§ ber gante
©eifemagett auf einmal aub jmei Jeilctt beftatib.
Unter ©5albporubIafen jogen fic tro^bem itt ©halben*
bud) ein. 3luf ber ^eitnfaprt fupren fie ftatt naep
Jübittgen burd) ben ©d)öubud) ttad) ©iplaitborf unb
©ürtingen, mo einer oon ipiten megen ©elbmattgcl
fein fpferb oerfaufett molltc. ©o da jerf^lug fiep ber
£>anbel, toeil man nur 5 fl. 30 3fr. für bab ©jerb,
megen feiner fd)led)teti ©ualitat, bot. 3lud) oon
©omitaten ttad) DJZepingctt unb ©agolb ift bie Diebe.
31uf ber Suftitauer Kircpmcip fam cb ju einer
„£>oIjerei". ©ebenf licperc folgen batte eine attbete
„.fpol^erei" beim Ultner ©oten itt Tübingen, mobei
ein ©tubent Senjinger oermunbet mürbe (ber
©ad)tmacpen an feinem Kranfenlager mirb gebaept)
unb anbere ©trafen erpielten. ©aittlin befuepte
einen oon biefen mäprettb beffen langen 3Irrefleb in
ber ©aaeptftube auf betn ©d)loffe gerabe im 31ttgcn*
blief, alb oon feiner ©uite mit bem ©$acptmeilter
ein toadereb 3Rariagefpiel getrieben mürbe („fibetcb
! ©efättgnib !"), morattf „wir geschwind 6 Krüge
Bier abthaten“ („abtpun" mar bantalb fotnmettt*
mäßiger 3lttbbrud für „cpplenierett" ober „aub--
trinfen").
31tt Uebungett im ©Jaffenfpiel feplte eb itiöpt.
j ©b mürbe „gepaueu" in ber Reiberei unb im ©arten*
11
f;5ub*en, in welkem bab „girieren" häufig war.
„©uitcn“ fanben auf beut DJiarft unb in Watt^cS
3immer, au* auf Äur pb ©tubc ftatt. Sei einer ©uite ;
tyiclt fi* „O.*©*." (wab Reifet ba« ?) £ritf*lcr
gut. Sei Oantlinb ©uite fefunbierte © * e n f
bon 9B interftetten. Diu* mit ^2*ücf t) ci 1 1 e
Santtin eine Rauferei, wie au* einer Sauferei
SluniS mit SranbenBurg (jebenfaüb ^arl
3o$ann D3aptift oon Sranbenburg, geb. 2. ©ejember
1790, gefallen 28. $uni 1815 bei £agcnau alb
fängt, württ. ©econbelieutcnaut im 4. j?aoal!eric=
Dtegiment iprinj Dlbam) geba*t wirb, dagegen
würbe bie ©uite mit (5i*l)orn unb Siarquarb
ju DBaffcr. ©er gia*twa*en ber (bei Sftenfurcn
oerwunbeten) © d) äff er unb DBörncr wirb geba*t.
©ie DJienluren Ratten „gitationen" oor bab Unioer*
fitätbgerid)t jur $o!ge, beren im ©tammbu* ein*
mal gebad)t wirb. äfterfroürbigcrtoeife finbet mau
in betnfelbcn f einerlei Semerfungen pclitifdjer Satnr.
Dtur ein einjigeb mal ift bie Siebe bcu pcfiti|'*en
ßannengie§ereien Santtinb unb Sit. ©teinb unb
finbet man bie billige Semerfuug „das Lustspiel:
academische Freyheit stirbt als Embryo“.
©o floffcn frob für Santtin bie fyafyre bat;in.
gaffte er eb wofyl alb böfeb Omen auf, baß, alb
er in ber Traube mit $nrj f d)m o Gierte, fein ©lab
*erf*mettert würbe? 3m DDPirj 1811 war ber
©ag ber Äoxiffripticn ber Surfdbeu. Scuib Santtin
würbe für tnugli* jitm DMitärbienft erflärt. ©a
l)ie§ eb bann: lebe Woljl alma mater Tubingensis!
(Sinem greunbe f*rieb er no* im SJlärj inb
©tammbu d) :
„Ein Schurke weicht, der brave Mann tritt
nicht aus dem Geleise. Er trinkt und ficht,
so lang er kann, stosst mit dem Teufel selber
an und trinkt: Glück auf die Reise!“
Uebrigenb »erliefe Santtin Tübingen erft na*
bem 16. Dlpril 1811. @r fanx jxm5*ft na* ©eib =
fingen anb Äameratamt. Dlm 9. gebr. 1812 war
er ne* in ©eiblingen. ©ann ging er alb ©tabb*
quartiermeifler beim fänigl. württ. Infanterieregiment
Svinj S3aut Dir. 1 mit ber großen Dlrmee -ta*
SJlufjlanb hinein. SWit ben übrigen 15,000 3Bürt*
tembergern überf*ritt er am 24. 3uni 1812 ben
Dliemen. Dlo* oon granffurt (an ber Ober) Ijatte
er ben ©einigen gef*rieben unb *uen mitgeteilt,
bafe er gefuub fei. 31m 11. 2fufi 1812 antwortete
*m oon ©tuttgart aub fein Srubcr So^anneb
Sa n 1 1 in * 8 a i b t i n (geb. 14. San. 1780, nenn,
mit Suife Sarbara Saibtin, geb. 1789): Cher
frere. Nous avons bien recue ta chere derniere
datee de Francfort s. o. S’il nous a fait grand
plaisir d’y apprendre le bon etat de ta sante,
nous tous jouissons du meme Dieu merci et
le bon Dieu veuille bien te la conserver plus
longtemps ä fin que la joie nous sera a te
revoir parmi nous. Nous attendons bien souvent
de tes nouvelles et desirons meme a en recevoir
toutes les semaines. Donnes nous en tout
que possible. N’ayant toujours pas vu mot
d’ecrit, concernant la somme que je t’ai avancee
pour que tu ayes peracquitter ä Tubingue, je
te prie, a ne me donner que deux mots la
dessu Sorn m’a bien communique ce que
tu lui a manque a mon egard.
Goerlitz58) que je viens de parier a Louis-
bourg, me Charge a de dire bien de chose de
sa part.
Je finis donc mon tres eher frere en
t’embrassant de tout mon coeur, en meme
temps je te donne l’assurance que biendumonde
outre des amis intimes s’interessent de ton
sort et me Charge a te dire une infinite des
amities et puis moi je serai pour la vie ton
frere le plus sincere ßantlin Laiblin.
Oer Srief gelangte nie in bie §äube een Souib
Santtin, fonbern teerte alb unbefteÜbar jutütf.
gjm 28. 3Juni war DTapoleon mit ber Dlrmcc
in DBilna eingejogen. ©b begann ein DtegenWetter,
bab 5 Sage unb Dlä*te ohne Dlu*ören angelt,
in ganj Sittjauen bie SBege grunbtob ma*te unb
ben ©ruppen auf bem DJiarf* unb in ber Seiwadfi
unja^tigen ©*aben *at. Äranf^eiten fleüton fi*
ein. ' Souib Santtin blieb franf in JBilna juritef,
wo er 29. 3uli ftarb. Dlm 23. Oftober 1812
Schrieb oon ©tuttgart aub ©briftian ©*warj an
feerrn Santtin junior in Dleuttingen:
„Mein lieber Herr Bantlin. Soeben erhalte
ich ein Schreiben von meinem Bruder aus
dem Lager bey Moskau, datirt vom 17. Sept.,
welcher mir mit Bedauern inliegenden Brief
(oetr beb S a tt t liu = 8 a ib l in an Scuib Santlin)
wieder zurückschickte, indem er erfuhr von
einem Unter Offizier vom Regiment Prinz
Paul, dass Ihr Herr Bruder im Spital in Wilna
gestorben, auch bemerkte er mir, dass ihm
2 Tage vor seinem Ende seine Uhr und sein
Geld gestohlen wurde. Sagen Sie aber weiter
Niemand nichts, dass es keine .Folgen, für
meinen Bruder hat Von den übrigen Briefen
erwähnt er mir nichts. Er lag selbst 2 Monath
am Nervenfieber im Spital und wird sie abei
wahrscheinlich nicht erhalten haben. Teil
liab recht sehr den Tod Ihres Herrn Bruders
bedauert. Mein Bruder schreibt mir auch:
wenn die Strapazen so fortdauern, so werde
er am Ende auch unterliegen.
Sie freundschaftlich grüssend in Eile
Christian Schwarz.
2Sic teilweife f*ou betmrft würbe, jogen niedrere
Söunbebbritber SB an t Unb mit inb gelb, jo Dir anb,
Silienberg, ©*cnf oon DB interftetten. 3l)uen
reiben fi* no* an jtnapp unb SB e cf Berlin.
Dille festen glücfli* oon Dtuffianb jurücf. Dtur
ber 60jäl;itgc 33ürgcrmcifter D3 aut litt fal> feinen
©ol;n nie wieber.
I3) Graf Gruft Gngen, geb. 17. oyui 1768 in2ub=
wiqbburg, Stammerl)err, Gel). 9tat, geft. 12. DJcärj 1830
in Nubwigbbitrg, Gatte einer Dfarouin Gemnuugen,
; einer DSerwanbteu ooit D3antlin§ Srettnb.
12
©tit anberer ©obn beSfelben ©eptitnuS ©ottlob
Pantlin, peb. 12. Rtärz 1798, ftubicrte ^eotoflic,
nntrbe 26. ©eptember 1818 philosophiae doctor
et artiura liberaliura Rtagifter unb 1823 Pfarrer
in Pfeffingen, gab aber 1836 biefe Sattfbabn auf,
um ftcf> ganz ber PolitiF jpt mibrnen. Pom 1. ftebr.
1847 bis 3. Roo. 1850 bat er feine Paterftabt
im Sanbtag Pertreten. 6mat fanbte ihn, einen
auägefprocfyencn OemoFraten, baS Pertrauen feiner
Mitbürger nah (Stuttgart, 1848 — 1849 mar er
©rfatjmann zum ^ranFfurter Parlament, £>o<hbetagt
ift er am 10. 3att. 1870 geftorben.
2Iucb fein Pater, ber cinftige regierenbe Pürger*
meifter ©eorg Oapib Pantlin errettete ein bo^eö
2Ilter. 31m 6. 3>uni 1839 ift er RtorgenS 6 Upr in
feiner Paterftabt, 86 3fabre aft, geftorben. 2>u ben
testen fahren pflegte fein ©nFel (S t fti a n, ber ©obn
feines gleidntatnigen ©ol)nS (geh. 1825) bei ibm ju
fhlafcn. 2llS biefer eines RtorgenS ermahte, mar
ber ©reis fanft entfebtummert. ©in Porträt beS
PürgermeiflcrS bcfrnbet fi(b im Peftbe biefeS ©nFelS,
beS langjährigen Oemeinberatö (S^rifitan Pantlin
Oer Pürgernteifter mar 2mal Permäblt, I. mit 3lnna
Rtaria ©rö^tn f^cv geb. 23. ©Ft. 1756, II. mit
^ubitbe Kruog (geft. 5. Oezetnber 1833 im
78. SebenSjaljre unb im 49. 3abre ber ©be). Pon
118 RadjFommen, bie ber Piirgermeifter als Pater,
©rohPater unb UrgrofjPater erlebte, überlebten ibn
2 todter, 4 ©ohne, 65 ©nFel, 41 UrenFel. 3luS
1. ©be ftammten 1. ©briftiane, geb. 29. 3lpril 1774,
permäblt mit Johannes ÜJlüller, PapierfabtiFant in
Reutlingen, geb. 1766, ©rofjmutter Pon 2Bilbelm unb
©eptimuS Knapp in Reutlingen (beibe geft. 1897),
2. Helene, ©upbrefpne, geb. 18. Oezember 1775,
Permäblt mit ©briftof, ^riebridj 3 toller, Kauf-
mann in Reutlingen, geb. 1771, 3. SRagbalene,
geb. 15. ^eb. 1778, Permäblt I. mit einem Papierer
in ©ßnningen, II. mit ©eorg Submig KloFer,
geb. 1780, Pfarrer in Pe^ingen, beren Softer
zmeiter ©be granz Pommer, ben Peftfeer ber
Uraher Pleid)e heiratete, 4. ^obanneS, geb. 14.
Januar 1780, Permäblt mit Souife Parbara 2aib =
lin, geb. 1789, Pater Pon ©arl Pantlin, Prioatier
in Ulm, Julius Pantlin, Kaufmann in ©incin*
nati, fomie Pon $rau 3lrnolb in Reutlingen, aus
zmeiter ©be ftammten 5, 3obaun Rtartin, geb. 1787,
permäblt mit Rtagbalene $1 e i f h b au e v, geb. 1794,
Pater Pon SSitbelm SouiS Pantlin, geb. 1818,
Kommerzienrat in Reutlingen, geft. 1896 (feine 2
©ßbne ftnb, ©mit unb 3llfreb, geft. 18. ©eptember
1896) unb Pon 3lbolf Pantlin, geb. 1825 PriPatier
in Reutlingen (beffen ©öbue 9Iuguft unb £mgo
^-abriFanten in Konftanz ftnb), 6. Johann Submig,
geb. 24. ©Ftober 1789, geft. 29. 3uli 1812,
7. ©arl ©briftian, geb. 28. Januar 1792, geft. 27.
3lpril 1839 in Ulm, Permäblt mit Suife SRarj cpal,
geb. 1798, 8. ©eorg OaPib, geb. 21. Rtärj 1794,
permäblt mit ©lifab. $tucfb, geb. 30. ©eptember
1795, Pater Pon ©eorg Oaoib (geb. 1822, Per*
mäblt mit ©berbarbine ©aur, Pater ©eorgS Oaoib,
geb. 30. 9lpril 1845, Kaufmanns in Reutlingen
unb Pauls), Robert, geb. 1828, ©arl geb. 1840
unb ©briftianS, geb. 1825 (ber ©berbarbine ©aur,
bie 38itme feines PruberS heiratete unb einen ©obn
©briftian, üjuftizreferenbär, bem ber Perfaffer piele
Oaten banFt, bat), 9. ©ipt 3luguft, geb. 9. 3lpril
1796, Permäblt mit ©barlotte Rtaier, geb. 1804,
Pater 3!lbcrtS Pantlin. geb. 1829, Kaufmanns
in ©tuttgart, beffen ©obn 3llbert Pantlin Pro^
feffor an ber PaugemerFfhulc in ©tuttgart ift,
10. ©ottlob ©eptimuS, geb. 12. üJtärj 1798.
Pantlin Paar enUcbteben ein SRann Pon nicht
gemöbulther Pegabung. Obgleich zum £>.mbmerFcr
beftimmt, mar er beS ftranzöfifhen mächtig, ja befafj
foaar Kenntniffe im Sateinifcben. 33?it ber $eber
muffte er gut umzugeben. Oafj er ein trcfflicfcer
Redner mar, zugleid) aud) ein guter ^auSbalter,
bemeift feine 3lmtSfübrung. Rtafjooll in feiner pcli*
tilgen 2lnft<bt, mar er cbenfo fern baPon ein Oenta*
goge, mie fein Koöeae $eljer, als ein Oprann. mie
fein 3lmtSPorgänger Saubeitbergerzu fein. 3öiHig
brachte er bem 3öobl ber Paterftabt bie größten
Opfer unb mar bereit für biefeS fih in Ketten unb
Panbe legen zu laffen. Offen erFannte er feine
Rtängel an unb fudjte nach Kräften ihnen abzubelfen.
©r mar Fein ©djmeidjlet beS PolFeS. Ohne Frucht
legte er bie Rebler unb 3Rififlänbe, bie in ber Reichs*
ftabt belebten, an ben Oag unb gab zugleich Rtittel
ZU ihrer Teilung an.
©ein Jg>auptPerbienft ift unb mirb für alle $dten
bleiben, baff er in jenen fhlimmen Etagen als ©runb*
fab für baS reid)äftäbtifche ©emeinmefen bie ©elbft*
bilfe biufießte. Oie Pürgerfchaft felbft muffte bie
Anleihen zur Oedung ber ftäbtifhen ©chulben, bie
burch bie ©ontributionen unb Reguifttionen bet'Oor*
gerufen maren, begehen. Unter ben fdjmierigften
Umftänben batte biefe ©elbftbilfe, ber Pantlin
unbebingt Pertraute, ftch bemäbrt, unb ben Pürger*
meifter glänzenb gerechtfertigt. ©emifj barf nicht
geleugnet merben, bafi Pantlin treue Rtitarbeiter
ZU ©eite ftanben — ich nenne bie Rauten ©itSlin,
^1 eif cb b au er, Keim, Krug, 2 ift unb Pßunb er*
lid). 3lCfein baS £>auptPerbienfi gebührte eutfd)ieben
Pantlin. 2luf ihm ruhte bie Polle Perautmortung, ihn
als regierenben Piirgermeifter traf ber £>a§ ber nur
Zit leicht jum ©dumpfen unb Oabeln geneigten Reiche*
ftäbter, menn PantlinS auf bie ©elbftbilfe ge*
griinbeter Plan, bie ©chulben zu tilgen, feblfh^ug.
3u allen biefen ©igenfhaften gefeilte fih noch, ba§
Pantlin im ebelften ©inn beS 2öortS ein Repu*
bliFaner mar. 3llS bie ©unft feiner Rtitbürger fth
ihm entzog, trat er ruhig Pont Pürgermeifterftuble
herab unb mürbe mieber ein fd^lid^tcr ©erber. 2öie
ber rßmifhe Konful ©. ^abriciuS ging er, nah*
bem er bie b^hflc ©brenfielle in ber RepubliF be*
Ffeibet bflUe , mieber feinem früheren Perufe nah.
Oie politifdjen ©türme, meid)«, nahb<m Pant*
lin au« bem politifhen ßeben auSgefhieben mar,
ganz Europa burhtobten unb bie Fleine RepubliF
iS
Reutlingen über ben Raufen warfen, finb fdjulb,
baf; Sßantlinß @ebad)tniß bei feinen Mitbürgern
in SUrgeffenpeit geriet. Rur eine bunfle ©rinne»
rung lebte unter bem 33olfe fort, baff Santi in
einer ber tütptigften ©tabtüorftänbe war.
Möge eß biefen 3etlen gelungen fein, weitere
Greife auf biefen ÜJianit aufmerffam ju machen, oon
bem man fagen fann:
„solch’ Mann, bescheideu, treu und bieder
kehrt durch Jahrhunderte nicht wieder.“
J)te ^Uutfinger ^afriper- unb püröeröe^fe^fer.
©nn üUpmiuar Srflim in Stuttgart.
(gortfepuug).
C ü 8. Sumpf)*. £)ie Sump finb e ne alte
Müllerfamilic. ©d)on 1543 wirb ©ebaftian Sump
ber Rlüller ju 33epingen genannt (21. *51.), am
4. g-ebr. 1544 unb 27. ©ept. 1545 Mic^cl Su mp
ber Müller in Kirchentcflinßfurfp. 33altpafar Sump
non Rlöringen gab nad) bem Suttlinger Sagerbud)
non 1547 am 23. SRarj 1542 bem Rrmenfaften
2 iflfunb 5 ©cpilling auf Satare. 2lm 16. Slug.
1619 würbe Rtartinuß Sump Reuttlingenfiß
Magifter in Tübingen50), ©r war wopl ein
©opn Martini Sump, bem feine ©attin Slnna
©pp (gcb. 1575, f 6. ©ept. 1656 in Reutlingen)
am 21. $an. 1603 einen Knaben gebar, ber in
ber ^eiligen Saufe ben Rainen Saltpafar erhielt.
2Bie fein Sater, ber Sedenftubenjunftmeifter war,
würbe 53altpafar Sacfer unb würbe „auf seiner Stube
bald hervorgezogen , an seines Vaters Statt
Zunftmeister, nach 10 Jahren Stadtschultheiss,
2 Jahre Bürgermeister, war Salzhandel-,
Spenden-, Armenpfleger und Stadtrechner.“
©r war 1644 bi« 1656 ©tabtrichter, 1643 ©d)ult»
peifj, 1643, 1665, 1666 gunftmeifter unb am 14.
3a n. 1649 Sürgermeifter (©apler II, 81, 91, 95).
„Keine Klagen liefen über ihn ein, es war
ein kaltsinniger Mann, nie zornig, hat im Krieg
viel Unglück von der Stadt wenden hellen
und hat 330 Kinder aus der Tauf gehoben.“
©r heiratete 1625 (18 3apre alt' lüa0 bamal@
nicht ungewöhnlich war) SRargaretpe 23ecpt (auß
ber älteften, noch heute blühenben Reutlinger fyamilic)
unb erzeugte mit ihr 7 Kiubcr, wooon bei feinem
Sobe 1 ©ohn unb 1 Sodfler am Scbeit waren.
„1657 am Sonntag Sexagesimae wurde in der
Kirche Salomon am Dritten, Sterben hat seine
Zeit, ausgelegt. Lump hat die ganze Predigt
pünctlich wissen zu erzählen und als er und
seine liebe Frau des Morgens am Fest Puri-
fiieationis aufstehen, nimmt er den Haber-
m a n n,51) liest den Morgensegen, sagt: sie sollen
in die Morgenpredigt gehen, er in die Ilaupt-
predigt. Ehe die erste aus und die zweite
angeht, fällt ihm ein starker Hauptfluss. Er
sagt zum Sohn: o wie thut mir der Kopf so
50) Samntl. aller 9Kagifter*2ßrom. S. 44.
B1) ©entehrt ift Wohl 3 oh attrt § a b e r nt a tt n
(Avenarius), geb. 10. Stuguft 1516 ju ©ger, Dr. theol ,
$rof. ber Rheologie in Wittenberg, geft. 5. September
1590 §u Beij.
weh! fangt an zu sinken und als man ihn
aufs Lotterbett gebracht und gebetet:
Herr Jesu Christ, wahr Mensch und Gott
und
0 Herr bist du mein Zuversicht,
starb er.“ 52)
ü£)aß Kircpenbudj bemerft über ihn: „anno 1644
ist der Knab Bürgermeister worden.“ ©r
mürbe am 4. ftebr. 1657 begraben, „ist in einer
halben viertel Stund gesund und todt gewesen.
Seine Frau ist in der Fruehpredigt gewesen,
hat er in die Hauptpredigt wollen, ist da¬
zwischen gestorben. Die ganzeBurger-
schafft ist mit der Leich gangen
und hat um ihn geweint.“
©ein Rame blieb bei ber Familie Sump pücb
in ©hren. Roch im 18. ^aprpunbert lebte in
Reutlingen ein SBäcfer öaltpaß Sump, beffen £ocpter
©hriftiane 22. Rtai 1726 in Reutlingen 3op. 3>acob
3 wifeler heiratete. 2)ie Rad)Eommen eineß anoern,
mit Barbara Uber (geb. um 1750) »erwählten
Sßaderß Sumpp paben ^Infprud; an bie £>egeb
ftiftung 3op. Sacob Sumpp,. gcb. 1726, geft.
1814 im SBaifenpauß, S3äcf er in Reutlingen, fod
juerft Kartoffeln bon einem dauern in £)onau, ber
alß 3wiebelhanbler an ben fam, erhalten
unb in ben 23öffmannßäcfern juerft im ©reffen
gepflanjt haben. 63)
609. Supfeu. 2lm 21. gebr. 1372 ernannte
ißapft ©regor XI. ©pefutoren $ur ©ntfd)eibung beß
©treiteß pwijcpen Konrab Supfen, ftänbigein 23ifar
an ber ^ßfarrfirdje ©t. ^Setri ju Reutlingen, Kon»
ftanjer SDiö^efe unb Slbt unb ©onbent beß Klofterß
Königßbronn, ©ifterjienfer Orbenß, Slugßburger
ÜDiö^efe, bem bie genannte Kirche jugehörte, wegen
ungeniigenber Sefolbung beß genannten 23ifarß, ber
3 ^riefter nebft ©eftnbe jur ©eelforge an ber ge*
nannten Kir<he unb ben bamit oerbunbeneu Kapellen
unterhalten mu| 64). ©epon am 24. 3an. 1368
war fefaff ©onrab S u p f f e Scutpriefter in Reut*
liugen (©t.=2I.). ©r ift möglidjerwcife öerwanbt
mit Johann Suppen ooit Ruebelingen (Reut*
littgen ober Ricblingcn?), ben ^apft Sjopann XII.
62) ©ebrudte Seicpenprebigt auf ber föuigl. öffent.
Söibliotpef in Stuttgart.
63) Sanier 11, 357.
B4) SSürtt. ©efdp. »Duellen II, 479.
14
7. Rtarj 1326 mit einem ©anonifate in ber Äird)c
ju ©t. ©teppan ju ^onftanj preoibierte 65).
610. 2 u p f b i cp. 3>m $apre 1518 unb 1519
mar ©toffet 2 u p f b i d) Broölfcr in Reutlingen,
(©apter I, 226, 227). 1526 mirb SRatpiS
2 u p f f t b i <jp errmäpnt ($.*21.).
611. 2upman, 2icbmamt. 2lm 13. 3>uti
1349 gingen 10 ©d)iüittg geller emiger ©ült japr*
lid) ju ©t. ©eorgii auS ber 2upmencin, bic
ben 2lpaufer patte, £auS bei ber $ird)e ju
Reutlingen (2l.*2l.). 3t tn 30. ©ej. 1357 mirb
3llbrept 2 u p m a n 6 £)auS ermähnt ($.=31 ). 21lb*
rcd)t ber jung 2 u p m a n , Sürger ju Reutlingen
tpat am 25. $uni 1383 funb, .bafj er unb fein
23 ruber beut ©pital ju Reutlingen 1 fßiunb geller
fteter , emiger unb jäprlid)cr ©ült ade 3>apre auf
©t. Rtartiu auS einer Wiefe (eine RtannSmapb) im
Ringelbad) geben füllten ($.=2l.) £>anS 2upma n,
3llbred)t 2 n p nt a n S fcligen ©opn, Bürger ju
Reutlingen tpat am 12. $uli 1426 funb, bafi er
unb feine Radjfommen ©uiip bettt © a i l, Sürger
ju Reutlingen 30 ©d)iOing geller fteter, jäprlid)
auf ©t. Rtartini fälliger ©ült auö feinem Saum*
gatten unb Weingarten, bie 2 u p m a n beibe Dom
© a i l erfauft patte, gelegen an eittanber ju Reut*
1 ngen im Sreitpart, ein t) alb an ©unrat’S 2 u p =
m a n, feinet (2upmanS) Settern (b. p. im mittel*
altcrl. ©d)mäbifcp, tuie auep jept ned) im Oberlanb,
SnterSbruber) uns ein palb att feinen (2upmanS)
eigenen Weingarten, ber feines SaterS fcclig mar
($.=21.). 21 nt 19. 21ug. 1428 tpat 33entji 2up*
man, Sitrger ju Reutlingen funb , baff er unb
feine ©rbett 23erd)tolb bern ©picgel, Siirger ju
Reutlingen unb beffen ©rben 3 Sfunb geller fteter,
emiger, jäprlid) auf ©t. SRarttni fälliger ©ült auS
feinem £)aufe ju Reutlingen oben in ber ©tabt
beim Obern ©por geben füllten (31. *21..). ^)anS
2 u p tn a tt. Sürger ju Reutlingen, 2llbrecptS 2 tt p*
man felig ©opn tpat am 30. ^ttnt 1430 funb,
bafj er unb feine ©rben bettt Wernper $ u n g ,
Sürgcr ju Reutlingen 30 ©dpillitig geller fteter,
j[at;rli<±) auf ©t. Rlartini fälliger ©ült geben füllen
auö feinem ©arten , ben ßupman Don 3 u n g
gefaufr patte, gelegen ju Reutlingen itt ber obertt
Serftabt ($.= 2l.) ‘‘Die Richter ber ©tabt ju Reutlingen
tpaten am 9. ©ftober 1431 funb, baff Dor fie ju
Recpt f amen Serd)tolb © p i e g e l, bie W i b e n*
t a l e r i tt unb Senp 2 u p m a tt um ©päite , bic
jmifepett il)ticn waren Don 1 unb geller ©elbS
megen, baS bie W i b e n t a l c r i tt unb ipre Sor*
fahren lange bettt Sater unb ben Sorfapren bcS
©picgel ju geben patten auS einem ©ang, bett bie
Wibentalerin unb il)rc Sorfapren bttrd) 2 u p*
nt a tt S £)auS ju einer „SriDet" Ratten, bie außer*
l;alb 2 u p tn a n S £auS in ber Rid)tung bcS ©angS
im Win fei jmifd)cn 2 u p nt a n S unb 21 u b c r l i S
fomte ff n c b e U Käufern napc beim obern ©por
errietet mar. ©aS Urteil lautete: mer beit ©ang
beniipt, füll bern ©picgel unb feilten ©rben japr*
lid) baS Sfttub reichen (21. *21.). 2lnt 7. Rod. 1452
mirb ©onrab 2 tt p nt a n S §aus mieber ermähnt.
Üftartpa Don R i n b c r b a d), ©lauS U n g e 1 1 c r S
'Wittme, Bürgerin ju Reutlingen tpat bamalS fttnb,
baff ein ©ang ju einem „$riüeteM auS ipretn jpauS,
baS cinft ber Wibentalerin felig mar, in
©onrabS 2 tt p tn a n S £>auS ging unb fie barum in
beSfelbcn ©onrab 2 u p m a n S ^)auS Dor etlid)en
3citett eine ©infaprt piuten bttrd) ipr £)auS patte
unb nun auS bern ©ang bettt Sertpolb © p i e g e l
feelig 1 Rfur.b geller jäprlicpcr ©ült gegangen fei.
jjept patte Wetnper Urad) ber ältere, Sürger ju
Reutlingen ipr erlaubt, bafj fie ben ©ang über bic
„Sribetc" in ©onrab 2 u p m a n S ^)auS fo lange,
als fie ipr ©aus itt ipren ©ättben pätte, genießen,
boep iptn jäprlid) baDün auf ©t. 9Rid)aeltS 10
©d)iüing geller geben füllte (21. *21). Racp einer
Utfunbe Dom 7. ©ftober 1455 ga6 ©onrat 2up =
m e n l i tt ber Weingärtner auS feinem Weingarten
3‘/2 Sfunc geller ©ült (Ä.*3l.). (3apre 1496
mar fbonrab 2 i e b m a n n Rfarrcr in ©ferbingen
(23cger, Ruralfapitel ©. 70.).
612. 2 u p r a n b. 21m 9. 2lug. 1342 tpun
3|tel 2 u p r a n t unb Walter © u t c n f u n ber
junge funb, baß fte ©berparb Siljing, Ricptcr
ju Reutlingen 1 Sfuttb geller emiger ©ült jäprlicp
auf ©t. ©eorgii auS 2 Käufern ju Reutlingen an
einanber geben füllten (2l.*21.). 2lm 21. 1403
mirb ber Suprenbin Weingarten am 2ldpenpen*
berg crmäpnt (21. =21.). 1409 unb 1427 gab £)anS
2 u t b r a n b ober 2 ü p r a tt b bern Älofter R2ard) =
tpal jäprlid) 10 ©d)illing auö feincr
auf betn fpag auf ©t. Rlartitti (©f.*2l.) unb bie
Wittme 2 u p r a n b i tt gab 1409 bemfelben ^lofter
16 ©tpiUing unb 2 ^crbftpüpner auS iprer Wiefe
im Ringelbad) auf ©t. 3°l)- Saptiftae (©t.*2t.) .
613. 2 u r e. 2ltn 4. ©ejentber 1477 Derfaufte
2lntou 2 u r e ber ©erber , Sürgcr ju Reutlingen
an ©unrat ©amertinger, feinen Mitbürger
1 Sfunb geller fteter, jäprlid) auf ©t. Rtartini
fälliger ©ült auS feinem £>aufc itt ber 2ebergaffc
utn 14 rpeittifdje ©ulbcit (Ä.*2l).
614. D o tt 2 u ft tt a u. (Wappen: ein fit6erner
£)irfd)fopf mit ©emeip, auSgeftrccfter roter 3U,19C
in Stau, auf betn £etm: 2 ftlbernc fpirfeppörner,
bie ^etmbeden: blau filbertt.) 2lm 1. ©ept. 1383
gaben fpertnann Don 2 u ft tt o m e, Sürger ju Reut*
lingett unb £ a e fe, feine cpelidje grau iprem lieben
©opn ©ibolt, „der von Gottes Yerhengnuss ein
veitsiecher (b. p. ausfälliger) Mensch ist und
sin Wonung hat bi den armen, veitsiechen
Lut zu Rutlingen in dem Hus bi Sant Peters
Kirchhoff ze Rutlingen“ ipre Wiefe (3 RtanttS*
mapb) gelegen ju 2uftnau. Rad) feinem ©ob füllte
man eS an bie gelbftecpen Derteilen ju ben 4 $ocps
jeiteii (©t.=2l.). 2tad) ©apler I, 55 fant 1391
in Reutlingen oor baS ©äsle ber Don 2uftnom.
©asfelbe lag uadp einer Urfunbe Dom 2. ©ft. 1391
| „in der nuwen Stat“ (^,*21.).
6b) ©benba, 3. 385.
15
£)icr fei ttcd) bemerft ju beu im ^a^rgang 6,
©. 63 gegebenen 3^ad>rtd)ten über bie Herren 0.
SSalbborf, bte ©tammcöücttern ber 2uftnau,
baß nad) 93 f aff, ©efcpid)te ber ©tabt ©tuttgart I,
354 9J?. Surfarb tiott 2Ö a l b o r f 1470 (eie 3apl
muff falfd) fein, ba fJJlagiftcr Surfarb 1408 am
5. Januar ftarb, uitb fod c« mopl 1407 peißen),
5 fl. Bin« au« einem Kapital non 100 fl. ju jmei
maliger 9lu«tei(ung non Srot unb ©ein ja^rlid)
für 9lrme in ©tuttgart bcftimmtc.
615. 2 u t r a m. Sßappett:
3n bett Bapretj 1409 unb 1427
gab domnus Bopantte« 2 u t r a n
bent fölofter 3Jiard^tl;al 8 geller
Bin« auf ©t. Martini au« feinem
©arten bei ©t. Seter ju fHeut^
lingen. 9Iiup tnirb 1427 ba« £)au«
Begann« 2utram« bc« ^3 r t e=
ft e r « genannt (©t.*9l.) 56). 9lni 16. 9Jtät j 1433
entfebiefen bie 9?td)ter ber ©tabt dteutlingen jmi|d)cn
93faff Jpan« 2 u t r a n unb bem Sleid)meifter f)ar.«
© i it g r ü n mögen iprer beiben Käufer bei unfer
grauenfirdjc unb jmar I. megett ber 9Bänbe jrnifc^en
beiben Raufern, II inegen bc« Sau« über bett
Heller be« Sfaff« 8 u t r a n (9t. *91.). 91 m 16. Bai1-
1438 inurben ermahnt 93iaff« 2 u trau ©gerben
an ben ©taini«acfern (21. =91.). 2tm 22. ©eptember
1442 t£)at ,£)einp ^riefd) ber ©erber, Sürger ju
Reutlingen funb, baß er unb feine ©rbcit betn eprs
fameit Sriefter .Span« 2 u i 1 1 r a n, ©aplan ju 9teut*
lingen, feinem lieben ^ernt unb ©epmager 1 Sfunb
Jpeüer ©ult auf ÜJiartini au« feinem ^)au!e ju 9Ieut=
lingen in ber 2cbergaffc geben foCt (fö.=9l.). ©ie
dteutlinger 2utram ftnb flc^erlid) ein Bmcig ber
©ßlingcr 2 u t r a m (jo^t 2 e u t r u m n o n © r *
t in gen)57). 9Iud> in diottmeil lebte 1421 tu
6ti) 9lnt 17. 9lpril 1420 loirb gebaept be« 91am«=
palbev=2täer, ber an ^ßfaff« 2 rt t r a nt 'tßfrixnbe gepßrt,
am §agenbud)=Sttg ju ©nfterbingeit ($.=9t.), unb ant
6. Ban. 1427 9ßfaff« 2utranf« §au« ju 9ieutliugen
nape beim Bepntpof bei be« tpummel« Srunnen (®.=9l.).
57) lieber biefe g-amilie Oergleidfe man bte gvünb»
liepe, leiber nid)t int 93ucppanbel erpältlid)e ©efcpidjte
be« 9teid)«fveiperrlicp unb ©räfliepen Jpaufe« 2 e u t r u m
o. © r 1 1 n g e n non ©erparb ©raf 2 e u t r u ttt n.
©r t i n g e u , Stuttgart 1893 unb 93abenia II, 99 — 109.
ber 9lltftabt ©leteritn 2 u t r a tt (©tabtardjio Rott *
meil, 2abe 52).
616. 0 o it 2 it t f di. 9Int 17. 9Jtai 1420 Oer*
feprieben fid) gegen 916t ^riebriep ju £tirfau £>ati«
oon 2 u t f d) , ©lau« Äauffpcrr unb Säcfli
©trobcl ju Reutlingen , baff fte be« ßlofter«
©d)abcn mettben, 9lupen tioerbcn, unb nid)t miber
ba« ^lofter fein moden (©r.=9l.).
617. 2 up I * Sßappen 20. dtooentber 1445,
4. 9luguft 1444, 18. 9lpril 1463 unb 31. 9Rdt j
1451: 3 Bccpe übereinanfccr (©t.*9l. uno Ä.=9l.).
9ltn 16. 9Jtärj 1295 mar 2uce BunfOneifter
(©t.=9l.). 9lm 27. ©ftober 1301 mar BtflI 2 u p
Si’trge für ©onrab o. SS i l b n a u genannt ber
23 0 l unb 9tbclpeiö bie Sonborferin, feine
epelitpe SSirtpin (©t.^9l.). ©berparb Salru«,
Sürger ju Reutlingen tpat am 8. ©ft. 1338 funb,
baff er ber ©djmefter föaterine unb ber ©tpmefter
©rete im Älofter ju Stariaberg, ben ©ßeptern
2 u p alle 3aPve ju Startim geben fodte 2 ^funb
geller emiger ©ült au« ©6erparb bc« 2 ü b e r e r
unb .fpetnrid) be« 2 ü b e r e r ©ütern ju ÜJtepingen,
bie fic auf ipre 2eben«jeit genießen feilten (©t.=2l.).
9lm 6. ©ej. 1341 bezeugte Jpan« 2 u p e, baß er
oon ©ere, ©onrat« be« SS i g 1 i it feligen epelid)e
SSirtin ipr Siertel an ber dJIftplc bei ©t. Seter
ju Reutlingen beftanben pätte unb er ipr ade
Sßocpcn 2 ©imri Äorngült palb 9toggen palb fernen
geben fodte, fie aber fclbft „rid)ten" fod, ma« für
©eto au« iprem ©eit berfelben dltüple gepen fode
(9t.=9l.). ®ie 9tid)ter oon Reutlingen tpun am
24. Buü 1344 funb, baß oor fie famen 9Bernpcr
u r n b o g, £>an« 2 u p e, Jpetnp ber 99t a i g e r
ber ©uter unb elfterer anpu6, baß ber Saumgarten
ber jroei aitbern bei „©tigen" oor bem obern ©por
um 2 '/2 Sfunb emiger ©ült, bie er au« iprem
Skingartert im Surgbolj pätte , oerfept märe
(91=91.). 91 nt 19. 3uni 1369 ift bie Rebe üom
Steingarten im Surgpotj , bev „etmenn" «)an«
2 up’« mar (9t.?9l.).
(gortfepuug folgt).
^feinere ^litfcHungen.
©in nltcr ^ucptueitrag.
©er ©ammlung bc« 9lltertum«ocrcin« mürbe im
©ejentber oor. B* fcen ^)errn ^ßtioatier ©p. 2inbatter
in ©tuttgart eine feit langer 3e*t du Sefip feiner
gatnilie befinblicpe Urfunbe übergeben, ein Se=
ftanblrief oom BaIlre 1451, beffen mefeutlid)cn B,,:
palt mir in folgenbem mitteilcn: Ich Ilanns Bletzer
von Umenlmsen (Ohmenhausen) und daselbs
gesessen Bekenne offenlich für mich und alle
min erben und tuon kunt allen den die disen
brieff lesent oder liörent lesen das ich mit
guotem willen han bestanden mir selb und
allen minen erben zuo ainem rechten statten
erhielten umb die erb. frowen Ennlin Güderin
Erbart Wölfflins sälägen elicherwittwenBurgerin
zuo Rötlingen iren hofe und gütlin zuo Umen-
husen gelegen den vormals Hanns Wolff inn-
gehept und gebuwen haut mit allen rechten
und zuogehörden wie das alles genant oder
gehaissen und waran das gelegen ist als her¬
nach geschriben stat. Es sy an huse an schüre
an garten an bomgarten an ackern an wisen
16
an holtz an velde an Wasser an Waide an
zwingen an bennen was dartzuo und darin ge¬
hört ond als hiernach geschriben stat nichtzit
überal ussgenomen. E« folgt bie 23efd)reibung
be« ©ut«, ju bem ein £>au« mit ©cpeuer im Oorf,
ncbft 23aumgartlein bon V 2 Viertel, ferner „fünfft-
zehen juchart ackers minder oder me in allen
zeigen gelegen“ gehören, aufjerbeni „uff fünfft-
halb mansmat wisen“. Sßeiter pcifjt e«: Und
han das vorgeschriben gütlin — bestanden
umb vier schöffel guotz Korns Rütlinger mess
als die garbe git ungeuarlich und umb zwen
schöffel guots haberns, bie ber 5)3äd)ter japrlicl)
im £>erbft nad) Reutlingen auf feine Soften ju
führen unb bort ber Eigentümerin ju überantworten
fyat. Oa^u fommen „ains yeglichen iars uff
sant Michels tag — ain pfund und fünff Schil¬
ling guoter und genämer haller zuo wise zinse“.
Slud) Oie au« bem ©ittlein borper jcpon „gepenben"
3 5)3 f unb 5 ©d)itling „gelts und vogtrecht“ pat
ber Pachter bejw. feine Erben gu entrid^ten. Bum
©d)luff folgt bie 33erpflic^tung, ba« ©ut in bau 5
lidjem ©taub $u erhalten unb ba« übliche Verbot,
,|)eu ober ©trop baoon ju berfaufen. Oem 5)3äcpter
ift geftattet, auf feben ber 5 Qudjort eigenen ßanbe«,
bie er befi^t, ober auf anbere Sieder, bie er etwa
burcp 5)3ad)t ober Äauf erwerben füllte, 6 Darren
boU SJtift (auf ben Qucpart) 51t führen, Wogegen
ba« auf bicfen Siedern wadjfenbe ©trop für ba«
genannte 5)$ad)tgut betWenbet werben muff. Wenn
ber 5)3äcpter unb feine Erben ba« ©ut „verkouffen
uffgeben oder ligen lassen wollen“, fo paben
fie 1 5)3funb geller „zuo weglösy“ unb ber Käufer
ober neue 5)3ad)ter ebenfooiel „zuo hantlon“ ju
geben. Sil« Beu9eu finb genannt bie Ritter Elau«
©önfsliit unb Eonrat SJtcnnbler bon Reutlingen.
Oie Siegel ber beiben, bie an ber fepr fauber ge:
jcbriebenen 5)3ergamenturfunbe gingen, finb nicpt mepr
oorpanbcu. Oa« Oatum ift ber Oonner«tag (Dorns¬
tag) uad) St. Pangratientag im mayen 1451.
ßofalbe$eid)nungen unb Flurnamen, bie bei ber 23e*
jdjrerbung be« ©ut« erwähnt finb, finb folgenbe:
Die Beige über bie ©teige, ber Wafen, bie £)of=
ftatt, ber bütre Slder, ba« ßanbolt«tal, im ©pifc,
ber Wutjdjlcnböm (wopl $u rnpb. wutfd)-strix), ber
Sieben, bie Beige „am werde“, bet Weg bei bem
23tlo, „uff Jtiünnberg“, ber „töttenweg“ (»er*
f djriebeu für tötenweg?), „ze ölbe“, „zuo Druck“,
„zuo Owen“, „uff der Ebny vor dem harde“,
„die Wise genant Balingerin“, „in der vordrun
(oorbern) liütti“, „der uhtat (Weibeplab)“, zuo
zwesters wisen“. ©fr. lIlDiljenmaibr.
Eonrab oou Wurmlingen.
Eonrab bon Wurmlingen flammte au«
einem popenbcrgifcpen Oienftmauncngefcplecpt, ba« ftd)
bon Wurmlingen bei Rottenburg a. Stedar fdjrieb.
Er nennt auöbrüdlid) Walter (f 14. Ocj. 1271)
unb Reinparb (f 7. §ebr. 1269) feine 23riiber.
Oa Reinparb b. Silur m lin g c tt am 21. SRarj 1268
urfunblid) ber ©opn be« bitter« Eberparb b. Söurm<
lingen peißt, war legerer Eonrab« 23ater. Um
1252 wirb biefer Eberparb mit feinem 23ruber Rein»
pavb genannt (ß. ©dpnib, Tübingen, ©. 153;
Württ. Urf.=23ud) IV, 281). 1267 wirb Eber¬
parb allein genannt (ß. ©cpmib, SJton. £>opeub.
Str. 50), cbenfo 1272 (oberrpein. Beitftpr. III, 218).
Eonrab folgte 1255 bem ©inbelfinger Eporperrn
5Dt a r q u a r b bon SSernpaufen in feiner 5)3frünbe,
wirb 1271 al« Epovperr genannt am 8. Sluguft,
ferner 23. Quli 1272, 22. Oej. 1273, 15. Slpril
1275, gelangte 1278 jur Würbe be« Oiaconat«
unb war aud) Äeücrmeificr. SIm 15. Oft. 1279
beraubten ipn feine 9Jtitd)orpcrren b. Eann*
ftatt unb 23ernparb b. 23 ei gingen all feiner
£mbe, würben aber ju beren Rüdgabe genötigt.
Qm Qaprc 1281 war er mit $önig Rubolf I. auf
ber Slcpalm. Qm Qutri 1284 ftpenfte Eonrab bem
©tift ©inbelfingett 2 ©loden unb eine ber 5tird)e
in Slltingen (Oberamt ^errenberg) unb am 11. Stob.
1286 bem 5)3atron ber jtirepe in ©inbelfingen feinen
Weinberg unterm ©raben ber ©teinme^en am Ruli-
borg bei S3önnigl;eim, Oberamt 'Befigpeim, jum ^)eil
feiner ©ecle unb ber SBiücbirgi« , ber ©emaljliu
23ernarb« 5)3 lug er (Se^terer war fein ©djwiegcr:
fopn; e« war nemlid) Eonrab berpeiratet. ©eine
©attin ftarb am 22. Stob. 1287, feine £od)ter
Ella berpeiratete er am 23. Qan. 1281 in 23öb-
lingen). Eonrab wirb am 21. Slpril 1285 al«
Beuge genannt. Situ 9. ©ept. 1286 jevftörte ©raf
Ebcrparb b. Württemberg bem Eonrab feinen £)of,
6 Raufer unb ©d)euncit, fein §eit, ©etreibe, ©pelt,
aud) ba« ©etreibe, §eu unb ade ©eratfd)aften
feine« ©djwiegerfopne« 23. unb ^ned)t« E. E«
war nemlid) Eonrab ein Warmer Slnpänger be«
l;openbcrgifd)en jpaufe« unb entfd)iebener f^eitrb
©raf Eberparb« be« Erlaud)tcn. Slin 22. Slpril
1295 ftarb Eonrab. SU« gortfetjung einer Slrbeit
feine« ©tift«genoffen ^teinrid) b. SJte&Eircf) ber*
fafftc er in ^ufammenpäugenber unb ausführlicher
Weife Qaprbiidjer über bie Qa^re 1276 bi« 1294,
Welche für bie ©efc^id)te feiner fdpbäbifcfyen ^eirnat
oon Wert, leiber aber uid;t bollftänbig erhalten
finb. Oie 1593 noefy borpanbene Urfd)rift ift
längft berft^wunben unb e« formten nur unboH=
ftänbige Slbfdjriften, weldfe Erufiu« unb ©abel=
fpober fertigten, für bie £erau«gabe benüfjt wer=
ben. E§. b. ©talin, wirtemb. ©ef^id)te III,
©eite 1; 5)3. $. b. ©tälin, ©efcpid)te Württem¬
berg« I, ©eite 815; W. Wattenbad), bcutfd)e
@efd)itpt«quellen im SJtirtelalter, 5. Sluflage 1886,
II, ©. 362; aÜg. beutfdp. 23iogr. 16, 652.
Slu« gaben : Chronici Sindelfingensis quae
supersunt e mscr. Crusianis et Gabelcov.
collecta primum ed. C. F. Haug, Tubingae
1836, 4°; Böhmer, fontes II, 464 — 472; Pertz,
scriptores XVII, 299—307; württ. @efd).:Oueden
IX (1891), ©. 45 — 52. 3)tan bergt. £. Weitanb,
t;ift. Bebfd)r. XXXIV, 426.
©Ilbuhur i^rhou.
£)crau«aeaeben bont Reutlinger SlltertumSberein, unter Siebaftiott bon SProf. Dr. SBeipemnaier.
)rud bott Ebner & Sieb Radjfolger Eugen ^u^ler itt Reutlingen. — SßerfanbfteUe: Eugen Etfenlobr, Reutlingen.
©rutlmger aßtfdjirjitplättet.
Mitteilungsblatt
bes
Süldjjjauni Ultortumsborcins.
9ir. 2. teuflittgctt, B)äc| unb Bpnl 1898. IX.
Tte Deutlinger Debolutioit btmt $al)re 1749; oou St), ©cljön. — Sie mürttember giften
Pfarreien be§ SanblafntelS §edjingen bi§ jur Deformation; öon Dr. 3- 3ofertljan§. (gortfetmng.) — 3um
Der£eljr§ti>efen in Dottenburg a. D. bon 1514 bi§ 1574; bon L>r. ©. ©cßöttte, 0berf)oftmeifter a. %. in Tübingen.
— Sie Deutlinger Patrizier* nnb Dürgergefä)led)ter (gortfeijung) ; öon St). ©d)ön. — kleinere Di ittei langen:
©ine glugfdjrift bon !got). ©cljraöin; bon Prof. granj Dottel er. — 3tltertum§funbe; bon ©b. 2Ö eitlen*
mojer. — Düäjerfdjau: ©djnmbifcbe Sitter aturgefcljidjte bon D. Strauß.
3>te ^üeufftttjjer ‘gUfloMtott vom ^atjre 1749.
Bon fEIjeuhur Sd|iitt.
Tie 49er $af)re bcr lebten bret 3al)vl)unberte
mären unruhige iga^re. 1649 Ijatte ©nglanb feine
„gro§e" Jlebolution. 1849 mar für ba$ ganje
Teutfcljlanb eine Beit innerer Unruhen unb mürbe
mit fftedjt baö ,,toUe gjaljr" genannt.
3a^re 1749 mürben aber in Deutlingen
11 gunftmeifter bon ityreit Sänften abgefeimt unb
bann am Siirgermeiftertag bon ben Siebenern
7 Datöfjerren abgefe^t unb 3 jurücfgefe^t.
©8 ^atte bieö folgenben ©runb. Tie Stabt
Deutlingen Ijatte mit ben ©ninger Sdjultbeifjen
megen ber SBeinberge in ber Sofc^en^albe unb bem
Steutlinger Jlain unb einigen ©ütern im 23cj}enrietf),
meld)e außerhalb ber Stabt auf mürttembergifcbem
Territorium lagen, feit 1654 einen 8jäl)rigcn Prozeß.
Tiefe ©üter, meld)e mäljrenb beö unb nad) bem
30jatjrigen Kriege bon ^Bürgern bcr ffteidjeftabt ben
burd) ben Ärieg meit meljr als bie Deutlinger
berarmten ©cmofmern bon ©ningen abgefauft morben
maren, gaben größtenteils Steuer nad) Deutliugen.
Dun begehrten bie ©ninger anfangs : man foflte
iljnen bie Steuer bon benfelben geben. 5lfleiu
hierauf ließ fiel) Jteutlingen fd)led)terbing6 nid)t ein,
meil für ein bon ber Stabt bem |)aufe SBürttem*
berg geliehenes Kapital bon 9000 fl. bie Steuer
auS jenen ©ütern ftatt beS BinfcS ber Stabt
juerfannt morben mar. 9lm 24. 3uli 1662 ließ
ber ©ogt bon Urad), ©eorg griebr. 3>äger (geft.
16. Oft. 1679) ben Jteutlingcrn mit ÜJtuSfetieren
ihr $orn unb ihre gvud)t, als fte foldje gebunben
hatten, auf bem ©ninger unb Pfuöinger Bunten
mit ©emalt meg? unb nach Pfullingen führen. 3a
man foü fogar ben armen Äinbern, bie Deljren
gefammelt Ijatten, Ue gefammelten Slefjren meg*
genommen unb auf Darren unb Dßägen gefd^üttet
haben. „Darüber haben sich die Bürger sehr
schwürig erzeigt, also dass die Obrigkeit sie
kaum halten können, dass nicht ein Blut-
vergiessen daraus entstanden“. 5lm 25. 3uli
gingen bann bcr Jteutlinger StynbicuS ©ad) mann
unb ber ©ijebürgermeifter Saubenberger mit bem
Ueberrciter nad) Stuttgart juin Jper^og ©berljarb III.,
metdjer erflärtc: „sie wüsten sich wol zu erin¬
nern, dass er diese Sach mit der Statt schon
ein ganzes Jahr getrieben. Sie wollen doch
disen Streitt zur Richtigkeit bringen helffen.
Man sey aber auff Seiten Reutlingens nur
still gesessen ; also, weil er sie zu keinem
güetlichen Accord bringen können, habe er
billig auf seinem Grund und Boden die Exe-
cution ergehen lassen“. Tie 2 Deutlingcr
ermiberten unb baten um ber Siebe ©fjri)ti millen:
„er wolle doch den armen Leuthen dises
Stück Brod, darauf sie so lange gehoffet und
gewartet, folgen lassen. Sie wollen sich zu
allem Accordieren willig anerboten haben“.
Slber ber ^per^og antmortete: „er könne einmahl
sein fürstliches Wort nicht mehr zurückziehen.
Sie wollen es doch nur geschehen lassen, weil
es ja bereits angefangen. Wolle sie benebens
versichern, dass kein Garb von der andern
kommen solle, seye in des gemeinen Flecken
Pfullingen Scheurn aufgehebt. Er wolle ihnen
die Sach selbsten vernünfftig zu überlegen
und zu hinterdencken überlassen, ob es nicht
wider alle Recht und Billigkeit lauffe, wann
ihm der Zehend gehörig (welches sie ihm ja
gerne gestehen), sie hergegen ziehen ihm die
Contribution, Steuer und Anlagen ein, dass
seine durch den leydigen Krieg ausgemergelten
Unterthanen dort und da getrachtet, wie sie
mit denen gegen die Reuttlinger kauffende
Güetter mit ihrem Weib und Kindern sich
durchbringen und erhalten möchten. Seye
ihnen leyd genug. Es seye darum seine
Steuer und Anlagungsgerechtigkeit nicht mit
verkaufft sondern er de jure befugt, nach der¬
selben zu sehen und für die versessene billig-
18
massigen Abtrag zu fordern“. (Sr ocrfpradt,
«fjeftene eine 9lcfolution nad)zu|d)icfen, wie ein 3lfForb
ju treffen Ware.
ÜRit biefem Pefd)cib festen bic ©efanbtcn nad)
{Reutlingen $urücf.
©ie Piirgcr tiefen nun jum 9lmtSbürgcrmeiftcr
$eld)lin unb frugen, ob fle fd)ncibcn biirften. (Sr
erwiberte, wer fdjneibcn wolle, möge eS auf feine
©efabr bin fd)ueibcn. Wenn aber bie Württem*
bevger Fätnen unb bie ©arben nehmen wollten,
[ollen ftc biefelbcu folgen taffen unb Feine böfe
Worte geben, bis eS jum {HFForb Farne.
©S waren injmifcbcn oon ettid)cn Württem:
bergifdjen ©örfern bic aubgewät)tten ©olbaten nad)
SJtebingen befohlen wotben. 9tud) bic oon (Srungen
unb SßfnCtingcn mußten in Pcreitfd)aft ftet)cn.
3lm 30. 3Juti 1662 Farn ber Pogt oon itrad)
wieber mit {Reitern unb ^ujjFnecbten nad) ben ftrit:
tigen Reibern, weit bic {Rcutlinger 23ürger gcfd)nitten
batten, unb litt ju il)ncn. ©r fagte: fie möchten
wobt fdjncibcn unb binben, aber nid)t laben, fonbern
er woOc bic ©arben laben taffen, ©r bat uud)
etliche leere Harren aufroavten taffen, darauf ritt
©pnbicuS 33 ad) mann mit bem Uebcrreiter jum
Pogt hinaus unb beim ^3fuOinger ©ie<hcnbäuSd)en
traten fte jufammen unb unterrebeten ftd). ©djtiefz*
lid) gingen ber Pogt oon Urad), ber Slmtmann oon
ÜJ?ebingcn,ber Heller oon Pfullingen 3>oad)itn ©biiftopb
PanfooiuS unb anbere oon ©ningen, Piirgcr*
meifter ^eldjlin, Pürgermeifter £>elbling, 33ije=
bürgermeifter Saubenbcrgcr unb 9lpotboFcr
©fferenn in PürgcrmeifterS $cld)lin ©arten:
bauschen unb festen ftd) bort nieber. ilRan lief)
oom {Rcutlinger Spital ©ffen unb Printen beraub:
bringen unb behielt bie wörtteinbergt|d)en 2Imtleute
ju ©aft.
9Rit bem Pogt wutbc nun fo oiel abgerebet,
baf? ein aQ feitiger 9teje§ aufgerichtet werben füllte
unb bic Pürger ihre 5ruc^t fieser beimtbun fönnten.
©er Pogt üerfprad) biefeS ber ©emeinbe ©ningen
unb Pfullingen zu wiffen ju tbun, bamit biefc nid)t
weiter mit {Reutlingen projeffierten.
21(S bie württ. 3lmtleute genug gegeffen unb
getrunFen baUen, finb fte unb bic ©olbaten ihre
Straffe geritten.
©S ftanb aber nur wenig ©tunben an, ba ftnb,
als ein {ReittUngcr Pürger 9Rü f f c l:©ottrab einen
Wagen ooll ©arben bei einanber Ijatte, bie ©ninger
baber geFommett unb t)ahen ihm ben Wagen in
Vlrreft genommen. „Darüber haben sich die
Württemberger selber entzweyet, dass von den
Soldaten ihrer Zwen die geladenen und über¬
zogenen Pistolen einander fürs Herz gesezt
und hernach mit blossen Degen herumgetriben
haben“.
©cn SRüffel liefen fte erft nad)tS um 10 Uhr
fortpaffteren, unb eS war ihm ju {Reutlingen baS
£t)or aufgebalten worben.
WaS nun ben {JlFForb betrifft, fo begehrten bie
Württembergcv anfangs, {Reutlingen folle auf 40
3al)rc 5Ibtrag tt)un für bic bitrd) ben ganjen Hrieg
(1618 — 1648) oerfeffene ©teuer unb Hontribution.
©aS hätte febeS $abr 400 fl. 9lb$ug, alfo im
©anjen 16 000 fl. gemacht, wäbrenb bodj bic ftrit*
tigen ©fiter auf ©ninger unb Pfullinger ©runb
jährlich nid)t über 20 fl. ©teuer trugen, ©nblich
einigte man ftd) babin, ba§ {Reutlingen an ben oor
langer 3£ü betn £>aufc Württemberg oorgeftreeften
unb geliehenen 9000 fl. (roofür ber ©tabt
ber ganze $lecfcn Pfullingen „einge¬
setzt“ worben war) für ade oerfeffene Hontri*
bution, ©teuer unb Auflage 5000 fl. abfdjrcibcn
unb fd)Winben laffen foOte.
©iefer {Rc^ep fodte näd)fier ©age bem ^terjog
jur {Ratifizierung ilberbracht , alSbann 2 {Briefe
feitenS beS ^eqogS unb ber ©tabt aufgefefct, ber
eine bem Herzog, ber anbere ber ©tabt eingebänbigt
unb in biefen 2 {Briefen fämttid)e alten Perträge
beFräftigt unb beftätigt werben. ©ie jtrittigen
©ater feilten fortan bis ju ewigen 3£iten ber ©tabt
oerfteuert werben unb baS £)auS Württemberg ber
©teuer unb Hontribution ba(her Feine 3lnfprad)e
baran hüben. WaS aber in 3ul‘unft bie ®tflbt
unb {Bürger oon württ. Untertanen an ©iitern
Fauftc, baoon follte bie ©teuer Württemberg bleiben,
wie aud) biejenigen ©üter, welche bisher oon {Reut»
linger {Bürgern nach Pfullingen ober ©ningen ocr:
fteuert worben Waren, unüeränbert fo ftcuern fodten.
31m 1. Slug. ritten bann Pogt unb ©pnbicuS nad)
Stuttgart.
3ebod) erft am 22. {Roo. 1662 Farn eübtid)
ein Pertrag jwifchen Württemberg unb ben §(e^en
©ningen unb Pfullingen einer: unb ber ©tabt {Reut*
lingen anbercrfeitS ber üRarEung, ©üter unb ©teuern
halber ju ©tanbe. ©ie Slngelegenbcit batte fid)
febr in bic Sänge gezogen.
311S am 1. Üluguft ber ©pnbicuS in Stuttgart
eintraf, würbe er beim Herzog nicht oorgetaffen,
weil berfelbe Fomtnunizierte. ©r Febrte unoer:
richtetcr ©ingc zurücf. 21 m 13- ©Ftober ritt er
wieber bortbin, geriet bort offenbar wegen feine«
unhöflichen PetragenS aber in 2Irreft. ©iefeS
melbctcn am 15. ©Ftober ber zurücfgeFebrte ©djreiber
«Spefj unb ber Ucberreitcr nad) {Reutlingen.
3lm 16. ©ftober fiel fobann ber Pogt oon Urach
mit {Reitern unb {IRuSFcticren ben {Reutlingern ins
Hraitt unb t)ieb oiel 1000 ©töcFe um, warf fte auf
bie Wagen unb führte fie nach Pfullingen, ©arauf
gingen einige {RatSberrcn b*nauö unb fru9en hen
Pogt, warum biefcS gcfd)cben wäre. Wäbrenb fte
fo mit ihm beim Pfudinger ©ied)cnbäuSd)en rebeten
unb, ot)nc ftd) eines Pöfen zu Oerfeben, bie württemb.
©tenzc überfd)ritten, lief; ber Pogt ben Pfzebürger:
meifter Saubenberger mit ÜRuSFetiercn umfieflen
unb ihn in Slrreft nehmen. 9Ran führte ihn nach
©ningen, fe^tc ihn ba auf ein Pferb unb nun gingS
nad) Urach, ©ort tbat man ihn in Pürgermeifter
ZpilbebranbS WirtSbauS unb lie§ ihn in einer
befonberen Stube mit 2 {IRuSFetieren bewadjen.
{Rietnanb burftc auf Pefcl)l beS PogtS zu
19
fclBft nid)t ber Reutlinger ©tabtbote, bcr ihm ettoae
an Kleibern unb SGßet^jeug braute.
©ie ©tabt fanbte am folgenben ©onncrStag ben
©hreiber £)ejj nad) ©tuttgart, ber mit bem ©pn*
bicuS ©ad) mann fid) unterrebete.
Saubenberger unb © a d) m a n n liefen
iibrigcnö als ©röfterimten iljrer ©efangenfdjaft il)te
grauen gu fid) Fornmen.
$eht gab Reutlingen nad). Rm 18. Roocmber
reiften ©ürgermeifter $ e l b li ng, RpotljeFer ©ff es
renn unb ©tabtfdjreiber ©amerer nad) ©tuttgart
unb nahmen baS ©tabtfiegel mit, um mit bem
Jpergog gu berlfanbeln unb bie obfd)mebenbe ©treitig*
teit DoÜenbS beigulegen. Zugleich geigten fie am
20. Robembcr burd) ben ©tabtfhrciber bem ©pn*
bicuS ©adjmann feine ©ntlaffung auS ben ©ienften
ber ©tabt an.
©ürttemberg forberte jet^t : Reutlingen foüte bie
ganzen 9000 fl. abfepreiben unb fd)minbcn laffen,
Saubenberger unb ©a ermann bie UnEoften
ihrer ©efangenfdjaft unb für bie RtuSFeticre bejahten,
©ie Reutlinger ©efanbten gaben nach unb fo Farn,
mie gefagt, am 22. Robember bcr ©ertrag gu ©taube,
©ie Reutlinger gingen baraitf heim. Rm 24. Rot),
lehrten Gelbling, ©fferenn unb (Sam er er in
ber föutfd)e nad) Reutlingen guriief. $(juen folgten
©ai^mann unb Saubenberger am 25. Rob.
©ogieich nad) ber RüdFehr ber 3 ©efanbten
mürbe Fleiner unb gtofjer Rat gehalten. Siccntiat
$urg, ^ofgcridjtSaffeffor in Tübingen Ijhlt eine
greife Rebe unb berichtete, maS Jp elb lin g, ©ffe*
renn unb er beim ^)erjog biefer ©age auSgcrid)tet
hätten.
$n biefem ©treit hatte bie ©tabt in jeber Jpin=
ficht ben Fi'trgeren gegogen. Ric^t nur berlor fte
baS an baS ^)auS ©ürttemberg auSgeliet)ene Kapital
bon 9000 fl., fonbern aud) bie ©eft^er berjenigen
©üter, um bie fich ber ©treit breljte, erlitten einen
fchmeren ©ermögenSberluft.
©enn ber ©ertrag bom 22. Rob. 1662 enthielt
eine böfe ©eftimmung für bie Reutlinger. hiernach
foüten bie ©ninger baS Rcd)t tjaben, bie ©üter
auSjulöfen, auch über 100 Rtorgen ©einberge am
©eorgenberg. Ruch nod) miberfepte ftd) bie
©tabt, mürbe aber in contumaciam berurtcilt. ©ie
©üter mürben ben ©ürgern mit ©emalt meg*
genommen unb um einen feljr geringen ©reis ange=
fcplagen, ja alle Äoftcn am itauffdjiüing abgegogen,
fo baff bie Reutlinger für ein ©ut, meId)cS 100 fl.
mert mar, höd^ften^ 30 — 35 fl. beEamcn.
Rad)betn bieS ben ©ningern geglücf t mar,
rührten fid) aud) bie ©fuOingcr, meil in bena ©er*
trag bon 1662 ftanb, bafj, menn ein Reutlinger
im ©iirttembergifchen ein ©ut Faufe ober eintaufche,
er folcheS gu ©fullingen infinuiercn laffen foQc.
©aber mürben fd)on in ben fahren 1146 unb
1747 bie Reutlinger ©ürger nad) ©fuüingen befd)ie*
ben, mo bie Ääufe unb ©aufhe untcrfud)t mürben,
©a fanb cS fid) benti nun, baff 47 Rtorgen gu
©fuÜingen nicht cingcfchricben morben mareu. hierauf
entlehnten bie ©fuHinger, aufgeheptbon ben ©ningern,
im ^afjre 1748 fdjnett 9000 fl. unb moüten biefe
47 SRorgen auf 1 9Ral auSlöfen, obmohl man
feitenS ber ©tabt ben -Sperjog bon ©ürttemberg
btclmalS gebeten hatte: „man möge doch die
armen Bürger bei ihrem Weinberg lassen“.
©iefeS berurjad)te ber ©tabt natürlich biele unb
grofje UnEoften, hoch half atteS nichts, menn auch
baS ©efud) ber ©tabt niemals gang abgefd)lagen
mürbe.
Rüein bie Scibenfdjaft ber ©ürger berbarb alles,
©ic führten fid), mie ein Reutlinger geitgenöfflfdjer
©Ijronift felbft melbet, fehr frech unb brutal auf
unb begehrten mit bielen unnötigen Reben unb
gorberungen an ©ürttemberg megen ©omaringenS
unb ber ©<hönbud)gcrechtigFeit: „man sehe wohl,
dass mit Württemberg nichts auszurichten seye,
man müsse an den Kaiser gehen“. ©er Reut*
lingcr Rtagiftrat bat nun gmar bie ©ürger bringenb,
fie mähten fid)S bod) beffer überlegen, menn man
an ben ^aifer gehe, merbe foId)eS ben £ergog bor
ben $opf flogen unb er ber ©tabt geinb merben.
Rtit Recht betonte ber ÜRagiftrat: „Wir liegen
mitten im Land, er könne uns ja drücken,
wie er wolle“. Rüein biefeS half aüeS nichts.
©S mürbe grofer Rat im Ruguft 1748 gehalten
unb befd)loffen, baff man an ben Äaifcr fnh menben
foüe. ©inige ©ürger ©amuel ©röninger, Rtichael
ge her ein $üfer, 3°haan ^acob Renlj ein ^iiblcr,
©tepljan Rummel ein Rotgerber unb Urban Rohm
ein ©eingärtner hatten ncmlidj im Rürtinger ©pitak
hof in Reutlingen einige ©chriften (mohl über ben
1661 — 1687 gmifdjen ©ürttemberg unb ber ©aü*
mannSmciler ©flege ftrittigen Robalgeljnten gu ©ful*
lingen) gefunben unb glaubten auS biefen gu ent*
nehmen, baff bie ©achc mit ben ©eingärten für
bie ©ürger gemonnen fei. ©ie festen eS burd),
ba^ im Ruguft 1748 Dom Fleinen unb gro§ert Rat
bcr Sicentiat ©eorg 'Saoib ©eg er, bamalS ©iFar
für feinen ©ater ben ©pnbieuS ^oh ©eorg ©eger,
Johannes Krimmel beS ©taötgerichtS unb Johann
^acob Renfr ber Wühler an ben ^aifer nach ©ien
beputiert mürben. ©)iefe brachten bort gegen 6 ober
7 ©od)en gu unb Fehrten bor bem §erbft nah
Reutlingen juriid.
^njmifd)cn hatte ^ergog Äarl bon ©ürttemberg,
ba ber Jperbft nahte, gegen 200 Rtann SRilig nah
©fuüingen gehen laffen, meld)e ben ©egirF ber ftrit*
tigen ©einberge hüten mußten, ©ie Rtilijtruppen
jagten bie Reutlinger ©einbergfhühen auS ihren
JpäuShen unb moüten Feinen Reutlinger in feinen
eigenen ©einberg mehr gehen laffen. ©rofj mar
in Reutlingen bie ©eftürjung. (Snblidj fehrten bie
^Deputierten bon ©ien gurücf unb brachten ein
conclusum beS Faiferlidjen Reih^h°fratd mit beS
^npaltS, baff ber £)er$og bon ©ürttemberg )ih
bcilaffen foüte, biefeS 9Ral bie Reutlinger bie ©ein*
berge lefen gu laffen. RadjgcbenbS foüte eS aber
ber <f)crjog als ein ©djhmSfürft eS nic^t bahin
Fomnten laffen, ba§ bie Reutlinger biüigc .fttage
20
führten. Pielmeht follte er baljin tradjtcn, ba§ bie
ftrittigen Wcinbergbejirfe burdj unparteiliche ©djiebd*
rtdjter untcrfudjt unb audgemadjt Serben möchten.
Siefed mürbe fogletd^ oon ber ©tabt bent Jiperjog
notifijiert unb er inftantig gebeten, feine ©olbaten,
meld)e in ben Weinbergen rieten ©d)abett traten,
abjurufen. Siefed teuere gefd)ah aitd) in 3
Sagen.
Rad)bent fomit ben Rcutlingcrn bie Weinlefe
oergönnt rnorben mar, liefj ber Rtagiftrat fämtlicpe
Bürger, meld)e ftrittige Weinberge ba^en < auf^
Ratljaud befd)eiben unb mit adern ©rnft ermähnen,
baff fte fid) iüob>l in Obacht nehmen möd)ten, bamit
fte ben PfuÜmgern feinen 2Inia§ ju Rändeln geben
möchten. 3 Sage b^rnad) triffen aber 3, 4 ober 5
gotttofe ©efeüen, 4 Weingartner unb 1 junger,
läppi|d)er S3ccf bie .jpüth, mcld)e bie ^SfutXinger oor
etlichen Wod)en im ftrittigen iöejirf gemalt Ratten,
bei hellem Sage aud bem ©runb unb oerbrannten
fie. Sied l)ätte halb 23lutüergiefjen oemrfadjt, ba
etliche 100 Pfudinger unb Reutlinger hintcreinanber
famen unb mit jientlid) blutigen Äöpfett cinanber
l)eimfd)icften. Ser Reutlinger Rtagiftrat lief; bann
bie gottlofen 5 Rtanner rnohl 10 ober 12 Sage in
ben Surm in Panben legen.
Ratürlid)toar burd) biefen Porfad bie ©ibitternng
jtoifdjen Reutlingern unb Pfudingerit fehv gemadtfen.
Ser Reutlinger Rtagiftrat befahl, baff ber ganje
©eorgenberg, mo bie ftrittigen Weinberge lagen,
oor anbern Weinbergen gelefen merben foÜte. Rtan
lad oielen unb guten Wein.
©inige Sage hevnadh fam ein Pefeljl §erjog
$arld an ben Rtagiftrat ju Reutlingen, ba§ bie
Pitrger bie ftrittigen Weinberge nid)t mehr bid junt
Sludtrag ber ©acbe betreten fedten. Ser ©tabt*
unb gelbfcbultheifj $oh. ©eorg Rueff unb ber
Pfanbfd)ultheifj Sietrich 2B unberlid) mürben hierauf
nad) Pfullingen gefanbt. ©ie feilten oorftellen:
meil ber Winter oor ber Shür fei unb ed leicht
gcfd)ehen fönne, baff, menn biefc Weinberge nid)t
bejogen merben möchten, feiere erfrieren fönnten,
möge man bod) bie armen Seute fie beziehen taffen.
Mein bie beiben ©chulthcifjen, benen natürlich
bie für eine fo mistige Mgclcgenljeit nötigen jurifti-
fd)en Äer.ntniffe fehlten, liefen fid) oerteiten, fotgenbed
©chriftftücf ju unterfd)reiben : „dass, weillen
numehro beede Schultheissen Ruff und Wun¬
derlich vor Gericht alhier erschienen und
gebetten, man möchte denen Reuttlinger
erlauben, ihre au ff Württembergischen
Grund und Boden bisher besitzende Wein¬
berge zu beziehen, so würde endlichen solches
erlaubt, dass dieselbe innerhalb 4 Wochen
solche beziegen sollen, hernach aber an Frevel-
straff keiner mehr befugt sein solle, einigen
Fusstritt in ihre Weinberg zu thun. Dieses
bezeugen mit aygner Hand
Ruff und Wunderlich“,
©omit muibcn bcun biefc Weinberge bezogen,
unb ed toar ben ganjen Winter über ftiCC unb mürbe
menig baoon gerebet.
2lld aber bie Reuttinger im ^rühjaljr 1749 in
biefen Weinbergen arbeiten modten, fingen bie Pfttl=
lingcr an, mit ©emalt oon benfelben 23eftfc ju
nehmen, ©ie riffen Rtauerftcinc h^raud, hüben bie
Sinbadjbrücfe ab, ja Oerbarben biefe fo, bafj man
nicht hioüberfahren fonnte.
Sie Reuttinger ^Bürger famen nun eined Rtorgend
früh, 100 Rtann ftarf, jufammen, ohne beim
Mitdbürgcrmeifter Philipp 5™nj ® einmann an=
gefragt ju haben, ©ie tiefjen alle Shore oerfperren
unb, menn ein Weingartner htnaud moÜte, fo mufjte
er juriid. Sann jogen fte mit großem ©efd)rei
oor bad Ratljaud unb begehrten ootn 2lmtdbürgcr*
meifter, er folle ihnen Ratdljerren mitgeben, um
oon ihren Weinbergen Peftb ju nehmen. Wein*
mann rnarnte fte unb riet, foldjcd ju unterlaffen.
©ie mürben fold)ed nicht mit ©emalt erlangen
fönrien unb feilten hoch nicht fo unbefonnett fein.
Utber cd half nidjtd. ©egen 80 Rtann gingen
nad) bem ©eorgenberg. Sort mürben fte aber oon
mehr ald 200 Pfudingern überfallen unb mufften
Reifjaud nehmen. Piele oon ben Reutlingern mürben
gefd)lagen, bei 8 berfelben gefangen, mit ©triefen
unb ©ailen gebunben nad) Pfullingen gefdjleppt,
jeber genötigt, bie ^rcoelflrafe unb ade Unfoften
ju jaljlen, unb fte mürben nicht eher toieber lod
gelaffen, ald bid atled bejaljlt morben mar.
3>efct ging in Reutlingen ein ©djimpfen über
bie Ratdherrett lod. ©d h‘c6 • tv)enn *>ie ,n'l URg
gegangen mären, hätten mir ftdjer Peftb oon ben
Weinbergen genommen.
Sie ^Bürger ocrfammelten ftd) auf ber Kramers
junflftube, mo bie guten Weingartner oon ben
Krämern mäd)tig miber ihre Obrigfeit aufgehefct
mürben. Sie Unjufriebcncn jogen ^Bürger oon faft
allen fünften an fich unb befd)loffen obermald an
ben 5taifer ju gehen. Sem Rtagiftrat übergaben
fie eine ©djrift bed Snfjaltd : man f°He 5)201
^aifer rnegett ©omaringend, ber Weinberge unb ber
©djönbuchgcredjtigfeit öffentlid) ^lage führen.
Ser Rtagiftrat tie§ hlerauf auf flHen Bänften
ein ^errengebot üerfünbeit: man folle hoch oon
biefem Porljaben abftehen. Allein oergebend! Sad
auf ber Gramer junftflube entmorfene Prcjeft mürbe
ben Sänften oorgclegt unb oon biefen angenommen.
Sie Sänfte jmangen ben 2lmtdbürgermeiftcr ben
Heineren unb größeren Rat ju oerfatntneln, melcher
im Rlärj 1749 eine Scputation an ben Äaifer
bcfd)lofj. Sicfclbe beftanb aud S°hanne® ® u ^ercr/
Rid)ter ber ^ramerjunft unb betn ^)anbeldmatttt
Soljann ©eorg Ra ad). Siefe mürben jebo^, um
nid)t unnötigen fioflen* unb Scitaufmattb ju oerur«
fad)en, nur beauftragt, toegen ber Weiubergflrcitigfeit,
nid)t mögen ©omaringend unb ber ©d)önbudjgered)tig*
feit ju oerljanbeln unb ba^itt ju mirfen, ba§ bie
Bürger fo lange int 23efij} ber Weinberge gelaffen
mürben, bid bie ©ad)e enbgültig entfd)ieben märe.
21
Otc deputierten blieben über 3 Monate fort unb
Famen ungefähr 10 ober 14 Oage oor bem 3unfts
tag (bem Sonntag na<p itlrici, b. t ). bem 4. ^uli)
uac^ Reutlingen juriief. Sie mürben oor ben Rat
geforbert unb berichteten:
1. e« fei nape baran gemefen, baß fie ben
Sßeftp ber Söeinberge erlangt Ratten, da mären
aber unberfepen« 33riefe bon ben „sperren" (feben*
fall« ben Ratöperren) hinunter geFotnmeit. da
feien plöplicp alle 2lu«fi<pten auf ben 33efip ge*
fepmunben;
2. man hätte brunten in 2Bien ihnen borge*
morfen, baß bie borper (im But1i 1733) in Reut*
lingen megen ber Steuerbermeigerung nach bem
Staube gemefene Subbelegation«Fommiffion über
60 000 fl. geFoftet hätte. 3Jtan hätte ja bie (Sin*
richtung fo getroffen, baß man bother bie perr-
fchaftliche Sßflegfdjaft (b. p. bie ^flegfcpaftcn) mit
600 ft. beftreiten Fönnte. diefelbe Fofte nun aber
jept ber Stabt 6 bi« 7000 fl. (Sine fdb>öne Riiß*
mirtfehaft! Riati habe ihnen noch in 2Bien gejagt:
eure Herren seyen dess Teuffels nicht werth.
Ihr habt ein schoenes Privilegium, schmeisst
es hinweg, legt einen neuen Boden.
diefe« mürbe bem größeren Rat pernaep ber*
getragen , ja ber ganzen 23ürgerf(paft. Septerer
mar bieder berborgen geblieben, ma« bie beiben
Scpultpeißen in Pfullingen megett ber SBeinberge
unterzeichnet hatten» die« mürbe nun, f obalb ber
größere Rat heimgegangen mar, in allen ©affen
beFannt.
9Rau feprie Jammer unb Riörber über bie
Rat«herren. (S« ertönten halb Rufe: „die Zunft¬
meister müssen fort, der Rath dessgleichen“.
da« 3ufammenlaufen bauerte dage lang. Ser*
geben« ber bot ber Riagiftrat c« bei 10 Reich«*
tpaler Strafe.
(S« pieß öffentlich: die Rathsherren seien
württembergisch , auch der Stadtschreiber
Johann Eberhard Wucherer (f 15. Sept.
1786). „Er reuth (= reite) alle Weil nur auff
Stuttgardt. Man müsse ihm ein anders zeigen“.
Jpiemit mar ba« Scplagmort gefallen, Rßürt*
tctnbergifcp geftnnt fein hatte in ber Reicpöftabt bie
gleiche RßirFung, mie einft in 2ltpen ba« 2Bort:
„perftfeh" ober fpäter -„macebonifcp" gefinnt fein.
3lm Bunfttag 1749 mürben bon ben bisherigen
12 Buuftmeifiern (Johann ©corg Ru off, dietrid)
SB u n b e r l i cp , B°Paun (Sonrab ß ö n it g o t t,
Behaune« ©epfetparbt, Bopanne« Scpeiffelin,
Bopann Saltpafar % uep «, B°P» ©eorg Jrpclbling,
Bop. iRicbael Sog elmaib, B°p. SRartin © r o n er,
^rang 5?urp unb B«pann Bacob Sipler) 11,
auch einige Jpütpe, beren 3 bon feber 3unft ermäplt
mürben, ihrer 2lemtcr entlaffen. Rur ber Oucper*
junftfiubenmeifter blieb ftpen, ber erft bor einem
halben Bapr (alfo Ban. 1749) ermäplt morben
mar nad) bem dob feine« Sorgängerö. Be^enfaU«
mar naep ber Reutlinger Serfaffung biefe 3lbjepung
bödig juläfftg.
311« am Bunftmontag bie neu gemaplten Bunft*
meifter bceibigt mürben, übergaben aber bie abgc*
festen bem Rat eine proteftation«fcprift unb baten,
man möge mit ber Seeibigung fo lange märten.
Sie mären entfdjloffen, fiep ad augustissimum (an
ben föaifer) ju menben. RaCp langem £>in* unb
Sßiberrebcn befcploß man im Rat, bie neuen 3unff?
meifter ju beeibigeu, boCp mit bem Sorbepalt, baß
bie« ben abgefepten megen be« ihnen oermeintlicp
gefepepenen UnreCptö ipre Rotburft an gehörigen
Orten gelangen zu laffen niept fcpäblicp fein feilte.
3lu<p piegegen mar berfaffung«gemciß niept« ein^u*
raettben. Röcp ber Sereibigung befCploß ber Rat,
ber füplte, baß c«, meil bie unruhig geflnntett Sürger
mit {prem Serlangen reufflert hätten, ben ar.bern
Rat«perren nid)t beffer, al« ben Bunftmeiftern gepeu
mürbe, ein Promemoria bem §crjog bon SBürt*
temberg al« ScpirmSfürflen ju überfenben , ba«
tumultuarifCpe Serfapren unb bie 2lbfepung ber 3linft=
meifter ju berieten unb ju bitten, tpnen in bie’ en
Umftänben mit Rat unb dpat an bie S)anb
gepen. der Rat molle an betn UngtücF, melcpc«
burep biefe 2Ibfepung über bie Stabt Fomrnen mödpte,
Feinen Slntcit paben.
(S« ftnb bie« fepöne ©orte, pinter benen aber
(Sprgeij, (SgotStnuS unb mangelnber fßatrioti«mu«
be« Rat« peroorlugen. der £>erjog erteilte fogleid)
burep ben nad) Stuttgart gefanbten Stabtfcpreibcr
SB u <p e.r e r folgenbe Slntmort: „man müsse sich
auf Seiten der hochfürstlichen Regierung nicht
wenig befremden, dass der Magistrat zu Reut¬
lingen nach ihrem selbst eingegebenen Memo-
riale die Zusammenkünfte und(ba«)Tumultuieren
der mehrsten Bürger gewust und nicht ehender
solches geklagt habe, dass solches Feuer noch
in der Asche hätte erstickt werden können.
Nun sey es zwar zu spät, um etwas wegen
dieser Sach noch zu tentieren, weillen der
Zunftag bereiths vorbey und der Burgermeister¬
tag zu nahe. Allein aber werde dem Magistrat
dieses auffgegeben, dass derselbe den Burger¬
meistertag vollends lasse vorbey gehen, hernach
aber beeden (ftrei«) ausschreibenden Fürsten
(bem ^erzöge unb bem Sifcpof bon Äonjlanz)
sowohlen das Tumultuieren, als auch das
Zusammenrotten der Burgerschafft, auch den
völligen Hergang am Zunfft- und Burger¬
meistertag ordentlicher Weiss übersenden und
einberichten“.
Bugteich überfanbte ber jperzog ein Slbmapnung«*
fepreiben an bie ganze 23ürgerf<paft unb ermapntc
fie getreulich, baß fte fiep unb iprer armen ©tobt
Fein UnglücF über ben £al« ziepen möcpte.
Oiefe« leptere Schreiben mürbe ben neuen Bunfb
meiftern übergeben, um folcpe« ipren Bünften z u
publizieren. Sic napmen aber folcpe« niept an,
gaben bielmcpr bem regierenben 3lmt«bürgermeifter
einen berben fßermei«: ©r pabe nimmer gug, ben
Rat zu berfammeln. Sein 3lmt fei au«. Oer
jperr ftelbfcpultpeiß pabe anjepo zu befeplen. BP«
22
gebe btc ©adfe anfefjo nichts mehr an. ©er 2lmtö*
bürgenneifter ermiberte aber: er habe baö ©tabt»
ftegel fo lange, bis ein anberer *u biefetn Stmt
erwählt fei. Se^tere« ift entfliehen unrichtig. ©ie
Functionen beö lleinen IRatö, alfo aud) beö Slintö=
bürgermeifterö, ^örten am Bunftmontag auf.
SRadjbem nun bie Fünfer (SBilbetm (S^riftian,
©enator Bob. Rummel, ber ©tabt- unb F'db*
fcbultbeif) Bob- ©eorg ßnapp, ber Bunftmeifter
©imon Äurjj unb ber ©tabtrecbner Bob. ®abib
SB u n b e t li cb) unb ©iebener (Urbanuö IRöbtu,
Bacob ©teebenfinger, ©onrab ©minber, Sub=
mig Fefcer, (S^riftian ©rö hing er, Bfaac ©übler,
ber Kaufmann B°&* Bacob Fif^er) am ÜJlittmodj
erfeijt unb mit ferneren ©iben belaben morben maren,
tarn ©onnerötagö F™b $u einem ber Fünfer, bem
©enator Rummel, Friebricb Submig Änapp, ber
©obn B°banrt ©eorg $nappö, ebenfalls cineö
©iebenerö. Bu Slntoefenbeit B°bann ©eorg ©öp*
pingerö, beö ©enatorö Rummel ©oddermann
melbete Fricbrid) Submig fönapp bem ©enator
einen frönen guten 9Rorgen »om ©ber*©iebencr
Urbanuö Stöhnt. ,,©r laffe ibn bitten, er möchte
ibnt eine Stebe fc^reiben, bie er am lünftigen ^>onn*
tag »or bem lleinern unb grö§ern IRat »orbringen
fönne."
©enator Rummel »ermunberte ftd) herüber
febr unb frug ben Friebr. £ubm. ^napp, marurn
er biefe ^ommiffton übernommen ba^e- ^uapp
ermiberte: fRöbut fei ibm mobl belannt. ©r babe
ibm fein üftagblein gef^idft. Stun frug Rummel:
maö er meine, mie eö am ©ürgermeiftertag geben
merbe. ©a fagte Änapp frei bcrau§ : er lüiffc
fdjon, toie eö gebe, ©er Slmtöbürgermeifter SB e in*
mann rnüffe ©icebürgermeifter toerben, ber ©ürger*
meifter ©ebaftian ©öppinger rnüffe gan$ bintoeg,
ber ©ürgermeifter Ulrich Änapp fei fdjon meg
unb Bc^anneö förimmel merbe ©ürgenneifter.
©a meinte Rummel: „ei potz Tausend !
Das seye einmahl nicht recht, es gebe gewiss¬
lich einen Aufstand. “ ©öppinger, £>u m m e l ö
©oebtermann meinte noch : „dies wäre einmahl
nicht recht. Diese Herren (W e i n m a n n,
Sebastian Gföppinger, Ulrich Knapp) seyen
niemahlen bey keiner Gesellschaft gewesen
und haben keine sonderliche Gemeinschafft
mit andern Herrn gehabt. Werther mein Gott,
diese Herrn sind schon gegen 30 Jahr im Rath.
Das wäre verflucht spöttisch, wann sie abge¬
setzt würden.“
griebrid) Submig Änapp mar febr erfcbrocfen
unb entgegnete: feinetmegen, eö gebe ibn nitbtö an.
©en ©enator Rummel reute eö bernad), ba§ er
fo fcbnell gemefen mar. Friebr. Subm. Änapp
batte getuifl noch bie ganje ©iebener=SBabl erjablt,
obmopl nod) bie ©iebener nicht jufammengelommen
maren.
©ö mar eben alleö fepon üorber abgelartet
morben. ©er ©ürgermeiftertag larn, unb bie SBabl
fiel faft ganj fo, mie Friebr. Subm. Änapp eö
oorauögefagt batte. Slmtöbürgermeifter mürbe beffen
©ater B»b- ©eorg Änapp, ©ürgermeifter ^jobanneö
Äriinmel unb ©ebaftian ©öppinger, S3tcc*
bürgermeifter Philipp Fran5 2B einmann.
(Fortfefeung folgt.)
Sie nmtttcmßcrg. Il'famie» t»es ^aubliapitefs $edjtngeit ßis jur ^iefotmatiott.
Bon Dr. 5. Jofenljan#.
(Fortfe^ung.)
© f t e r b i n g e n.
Äirdjcnjah unb SBibutn gehörten ben 3oHergrafen.
1339, 16.$Rcir$ beliebten bie Bollergrafen Friebericb,
©ftertag ©borberr §u Slugöburg, Friebericb ©borberr
^u ©trafjburg, ©öbne beö ©vafen ©ftertag, beren
Seben baö SGBibum mar, auöbrüdltcb auf alle fonftigen
IRecbte barauf, mie ©ogtei ober ©agbienft, mit Bufthn»
mung beö ©rafeit F^kbericb oon 3°dern/ ©itjtum
beö ©obbaujeö ju Slugöbttrg, ibreö ^ßflegcrö, SÖton.
3 off I, 289. 1345/6 »erlauft ©raf fFrieberidh
ber Steifere oon 3oöern ©fterbingen an Friebericb
Werter oon ©u^lingen, 9Ron. 3°^- 1/ 304, 30G.
©eit 1393 finb 3alob, Friebericb unb £>a nö Werter
©atronatöberren ber Kirche $u ©fterbingen (§teutl.
®efch.=33l. V, 77), nad) Frieberid)ö ©ob belehnt
ber ©cbmarjgraf oon 3°dern 12. 2Rärj 1409
Safob Werter mit bem Äircbenfafc unb Bebnten ^u
©fterbingen, ÜRon. 3off I, 514. 1117 17. Slpril
lauft Ä'lofter fflebenbaufen oon 3alob Werter beffen
Slnteil an ©fterbingen mit SBibembof unb Äird^enfaff
©en oon ^alob Werter erlauften ©eit ber SBibem
unb beö Äircbenfafceö ©fterbingen eignet am
22. SIRärj 1419 ©raf 3telfri§ ju 3»lr bem Ätofter
Sebenbaufen, ebenfo am 31. ÜRärj bie ©ebrüber
©raf Friebericb $u 3olre ©omberr (oon ©tra§burg,
fpäter SBifchof oon Äonfianj) unb ©raf Friebericb
$u 3°h‘e (ber ©etinger). 1420, 27. Slprit ©ierg
Werter oon ©u^tingen, betn ber britte ©eil ber
Äircbe unb beö Äirdbenfafceö jU ©fterbingen juftelff,
bereinigt fich mit bem ^tofter S3ebenbaufen, bem
3alob Werter jmei ©eile ber Äircbe unb beö Kirchen*
fatjeö »erlauft bat, ba^ er je einmal, baö Älofter
aber je jmeimal piuter einanber bie Pfarrei unb
Frübmeffe ju oerleiben habe, ©päter gehörte biefeö
©rittet ben Fribingen. 1466, 25. Slug, milligt
©raf 3°^ Stillauö oon 3°^ern ein, ba^ fRubolf
oon Fribingen feine Frau, ©ttilie oon ©meröbofen,
auf fein ©rittet beö Sebenö ber Hafiüogtei, ^irepenfatj
unb 3epntcn ju ©ftci Dingen oermeife (©taatöarcb.).
3<n 16. Babrbunbert mar ber ganje ^irebenfab im
ScfttJ oon 93cbenl)aufen.
23
©d)0tt 1277 befa§ Sebenljaufen ein ©ut in
Ofterbingen. 1370, 15. 3fan. oerfauften SurEarb
oon ©omaringen unb fein 33 rnb er ©berharb unter
anberem ©üter ju Ofterbingen an Sebenhaufctt.
1410, 24. 3uli toerfauft Stubolf oon ©omaringen
au 5?loftcr Sebenhaufen brei 33ierteite be« Sur*
labing«hof (ein Viertel gehört fdion betn 0ofter)
unb nerfd^iebene ©ölten. 1418, 13. Oej. OerEauft
SolEer ^urnbog §u Üieutlingen an Älofter Seben*
Raufen ben ©al$mann«h°f ju Ofterbingen, toie fein
©ater unb er iljn fett 60 fahren innege^abt, um
200 fl. 1418, 24. ©e$. OerEauft ©lau« ©dmiber
oon Tübingen an fölofter Sebenhaufen ein ©ut ^u
Ofterbingen, Slbelljart« ©ut genannt, um 110 fl.
1419, 11. 9Zoo. oertaufd)cn bie Pfleger ber armen
^elbfiedjen ju 9teutlingen an Älofier Sebenhaufen
©ölten au« bem $ronf)of &u Ofterbingen, Srüning«
unb Jpifcmann« £>of genannt, gegen ©ült in Se^ingen
unb baar ©clb. 1460 oertaufd)t ber ©pital in
Tübingen feinen 1456 oon Slgnefe ©d)mib genannt
©re^ingin unb #einp ©d)mib genannt Suftenfittel
erfauften £>of in Ofterbingen gegen ben Äornje^nten
in jtufterbingen an ßlofier Sebenhaufen. 1472,
5. ®ej. lauft ba« ßlofler oon $onrab Srüning
oon Ofterbingen, Pfarrer ju Tübingen1), beffeu
J) ®onrab ©reuntng, ein SRitglieb ber belannten
Tübinger gantilie, toar Pfarrer Oon Tübingen itnb
2)etan be§ Kapitel« £übingen*©idd)en ; al§ im guf antmen*
bange mit bet ©rünbung ber llnioerfität bie Xübinger
ftirdje jur @tift«!irdje erhoben mürbe, öerjidjtete er auf
bie Pfarrei. 3n bie ©catrifel ber neuen llnioerfität
mürbe er al« D [ominus] Cour. Bruni.o- sen. decanus
ruralis et plebanus in Tüwingen eingetragen, ©ein
©ruber ©itel mar 1465 fRidfter unb ©pitalmeifter in
Tübingen (§el)b, Ulrich I, 357), fein ©ruber Sttarquart
Pfarrer in ©föffingen. 2>en ©runtng«hof in Öfter*
hingen Oerfaufte ©raf grieberid) oon godern, Oftertag,
13H an ©ürgermeifter IRübeger ©onborfer Oon 9xeut*
lingen um HO «ßfb. fetter (0Ron. $od. 1, 257). ^onrab
©reuning befaft einen Jpof in ©onborf, ben er 1470
oon Stntoniu« 2u&, ©ürger ju Tübingen, ber ihn Oon
feiner Sftutter ©arbara Söedin jum §eiratgut betommen
batte, für 120 rb. ©olbgulben taufte (KruftuS 3, 8, 8).
1484 half er eine «Pfrünbe in Ofterbingen, 1485 eine
foldje in ©töffingen ftiften; 1486,17. 9lfm1 urlunben
Slnbrea« ©role«, ©eneralüüar ber reformierten $on*
oente, Martin Dörfer, ©rior, Johanne« Gattin, sacr.
theol. Baccalaureus, grieberid) ©opp, ©ubprtor, unb
bie übrigen ^onoentualen be« 9luguftinerflofter« in
Tübingen, bafs §err S'onrab ©runing Oon Ofterbingen,
quondam plebanus ec.clesiae neenon decanus decanatus
in Sumingen ihrem fflofter 5 r$. fl, Jährlich burdj bie
«Pfleger ber ©t. SRarien* unb ©t. ©eorgenlird)e in
Tübingen nad) feinem Sobe augäitbejablen, Oermadjt
babe. 3 um S)an! baffir oerfpredjen fie fünftig singulis
quintis feriis in ihrem Silo ft er eine ©c'effe de corpore
Christi ober eine anbere, bod) mit ber Modelte de cor¬
pore Christi , unb jebe« 3af)r jmeimal, nämlich in
angaria Pentecostes unb circa festum Omnium Sanc-
torum für ihn unb feine ©Item einen ^öl)rtag sive
depositionis diem mit einigen SReffen su begeben. Sßenn
bie Ob f erb anj in ihrem ftofter aufhören mürbe, fo
foden bie 5 fl. fährlid) ber gabril ber ©t. ©eorgenfirdhe
in Tübingen sulomnten (9ieittl. ©efdj.*©l. 1893. 82).
£et)tere ©erfügung jufammen mit einigen ©eftimmüngen
be« SRöfftnger ©tiftung«brief« läfjt auf eine entfliehen
reformfreunblidhe 9lid)tung tonrab ©reuning« fd)Iie^en.
Zehnter, im Ofterbtnger Sanne, mie er fie oon
feinem ©ater ererbt: ben halben Oeil an be« ©acbfeit
3ehnten au« Jjpitjmann« ^jof (31 ^udjart 2lcfer«),
ba« Orittel be« Srüning« 3ehnten (57^2 3U(!hart
3ldfer«) fanrt Srüning« eigenen 17 3ud)art 9lder«,
melcbe bi«her jehntfrei, in ßufunft jehntpflidjtig fein
foHen (©taatöarch.).
Oer Äirdjenheilige ift fDlauritiu«. Urfprünglid)
mar bie ßirefie auf bem Serg, too ftd) nodh jc^t
ber f^rteb^of beftnbet, bie ©farrfirche (1356, 1491).
Oie 1474 ermähnte Kapelle auf bem Serge ntufe
eine ©eitenfapeHe ber Ätrche fein. Oie $ird)c im
Oorf h^ifU 1484 Kapelle, 1506 bie untere ^ird)e.
1507, 8. Slpril bitten 9lbt Johanne« oon Seben*
häufen, ber fiänbige ©farroermefer ju Ofterbingen,
0Ji. Sernharb ©ur sacr. theol. baccal. unb ©d)ult*
hei§, füiihter unb gan$c ©emeinbe bafelbfi ben
Sifd)of oon Äonftanj um Serlegung be« ©otteö *
bienfte«. Oie ©farrftrd)e liege außerhalb be« Orte«
auf einem Serge, bie ©inmohner feien genötigt jutn
9lnhören ber 5lemter unb be« SBort« ©otte« nicht
ohne ©dhmierigfeit unb Sai^teil oom Oorfe ftd) ju
entfernen, mährenb im Oorfe felbft fdjon längft
eine Kirche gebaut fei unb an ^efitagen fd)on lange
bort @otte«bienft gehalten merbe. Oer Kirchhof
foQe auf bem Serge bleiben unb aud) bie üblichen
fUleffen burd) ben Äaplan gehalten merben. ©d)on
unter betn 13. 5lpril beftätigte ber Sifdbof oon
^onftanj biefe Serlegung (©taat«ard).). 3lu« biefer
Urfunbe folgt jugleidh, ba§ bie Äird)c bem ^loftcr
Sebenhaufen inEorportert mar, ber 3ehpunEt ber
^nforporation ift unbeEannt.
1356, 5. 01oo. ftiftet ^rieberid) Werter oon
Ou§lingen, ©atron ber ©t. 907orippfarrEir(he auf
bem Serge in Ofterbingen mit ©inmiüigung be«
SfarrreEtor« ^onrab Oöber in biefer ^irdfe eine
^aplaneipfrüttbe 311 ©hren ^er ^eiligen Johanne«
be« Oäufer« unb be« ©oangeliften, be« hl. SiEolau«,
bemibmet biefelbe mit ©ütern u. f. m. 3U Ou§*
lingen, Ofterbingen, Sirningen (Sierltngen), 2Röf*
fingen, lehren, ©d)abenmeiler, SRaifentjart, Sirbaih
im Setrag oon 14 ©fb. geller, er präfentiert ben
SiEaren be« Äapitel« ju Äonftanj ben ©riefter
Äonrab 9Bibmer oon fö'i&lcgg ju biefer Äaplanci unb
bittet um Seftatigung, meldje unter bem 19. Oej.
oon ben ©eneralüiEaren oon 5?onftans erteilt mirb.
©d)on am 27. 0Jlai 1356 l)aHe ^rieberidh fccr
Werter mit 3ufhmmun3 feine« ©ohne« Oiet^er an
bie ^rühmeffe in ber ^irdte ju Ofterbingen auf bem
Serge ©fiter unb 3‘nfen im Oufjlinger Sanne
gegeben. 1484, 3. 2)7ai mirb ein ©treit über biefe
©fiter inOuRlingcn jmifchenbem grühmeffer £>einrid)
3lntolb oon Ofterbingen unb ber ©da ©öbmieferin
oon Ou§Iiugen gefd)lid)tet. 1364, 21. 3an- ber»
laufen ©lau« Former unb feine ©attin ©lifabeth
bie Sereritt, be« oerftorbenen J^ug be« 97ercr«
Oochtcr, an ben 9lltar ber grühmeffe ju Öfter*
btngcn auf betn Serge 1 ©fb. Jpedcr Oon ihrem
£ofe, ben Sugg Slum baut, um 20 ©fb. ^)eder.
1429, 13. 3uli oerfauft ©ber^art ©reffer oon
24
üftefflngen an bie ftrüpmeffe $u Ofterbingen »er»
f epiebene £erbftpüpner, ftaftnacptpennen, ©ier* unb
£ellergülten unb 3infe au« berfepiebenen £ofgefüffen,
SMefen unb ©arten. 1430, 31. ÜJfai »erlauft ©ut
©alpin, ßtofierfrau be« ßontoent« ju «Stetten, an
bie ^rüpmeffe ju Ofterbingen mehrere §üpner= unb
©iergülten au« ©iitern unb liefen ju üttöffingen
unb Seifen um 18 Sfb* £wder. 1474, 25. 5D7ai
ftiftet ©eorg Sftfic*5 Kaplan an ber Kapelle unb
Sfrünbe auf bem Serge ju Ofterbingen, eine $apr»
jeit in ber ^Sfarrftrc^e bon Ofterbingen, mcldje non
bett ^farrperrn $u Ofterbingen, Oujflingen unb
üttöffmgen unb bem föaplane an ber genannten
Sfrunbe begangen werben foö, gefiegelt bom Kapitel
£>ed)tngen (©taatßard).). 1485 wirb in ßonftanjer
SrotofoKen, ber 9lltar SS. Joh. Ev. et Joh. Bapt.,
Nicolai et Laurentii in villa montis Oftertingen
erwäpnt, weitere ^»eilige fepeinen noch M. Magda¬
lena, Katharina unb B. Maria Yirg. gemefen
ju fein.
©ine jWeite Äaplaneipfrünbc mürbe 1484
begrünbet. 2lm 5. Slug, ftiften Oefan unb S fairer
©onrab Sruning ju Tübingen (bor 3ßhen Pfarrer
ju Ofterbingen) unb bie ©emeinbe Ofterbingen mit
©enepntigung be« Pfarrer« 5D7elcpior Sd^äfer eine
Sfrünbe unb ^rüpmeffe in ber $apeH ju Ofterbingen
auf bem Slltargerüft norm ©por $u Sob be« ad»
mäßigen ©otteß, feiner podpgelobten 5D7utter ber
Jungfrau 9D7aria, ber lieben ^eiligen ©t. ©ebaftian,
©t. Slafien, ©t. 9lntponicn, ©t. ©origen, ©t.
Otilien, ©t. Oorotpeen unb ©t. 3D7arien 5D7agba»
lenen mit £au«, £of, 3htfen, ^^ten unb ©ülten.
Oer $npaber ber Sfrünbc ift jur Sertretung be«
Sfarrer« berpflieptet, ob ber franf ober in aim
©ilbpab, ju ©apited ober fonft in feiner Oberen
©efepäft wäre. Oie übrigen Seftimmungen ber
©tiftungßurfunbe bedfen fid) meift mit ber gleid)»
jeitigen ber 907öffinger ^rüpnteffc (©taatßard).).
Oiefe ©tiftung betätigt am 17. Oej. ber ©encral»
bifar bon ^onftanj al« primaria perpetua ad altare
SS. Sebastiani, Antonii,Georii, Ottiliaeincapella
extra choram capellae villae Oftertingen, 1522
unb 1550 Werben auep nod) ber peilige Sernparb
unb 507aria 307agbalena genannt. 1485 wirb bie
©rlaubni« gegeben für biefelbe ju fammeln, wapr»
fdjeinlid) fiat bie Ootation niept jugereicbjt. Oer
erfte $npaber mar £einricp $ung, präfentiert burep
ben s2lbt bon Sebenpaufen. 1506, 10. $D7är^ oer-
fauft Wuberlin £>uwt bon Ofterbingen an ben f^rü^ *
nieffcr Jpeinrid) ßönig für beffen Sfrünbe be« Slltar«
bon ©t. 9Inton unb ©t. ©ebaftian in ber unteren
$irepc ju Ofterbingen 1 fl. ©ült silcfer« auf bem
Scrg an ber Tonnen ©arten unb eine« weiteren
ju ©tubaep um 20 fl. Kapital. 1506, 24. 5D7är$
berfaufen if)an« $un unb 307icpel Löffler $u Öfter»
hingen an ben $rüpmeffer £)cinrid) l?önig für beffen
Sfrünbe 4 Sfb. geller ©ült um 80 Sßfb. geller
Kapital. 1527, 28. 5D7ai berfauft Sicnpart fügtet
bon Ofterbingen an bie ^rüptneffe ju Ofterbingen
1 Sfb. geller au« Vk 5D7amt«mapb ©iefen, 8/4
2Icfer unb bon ^auepart Slefer« $u Ofterbingen um
20 Sfb. geller. 1526 betrug ba« ©infommen
ber ^farref 60 fl., ber grüpmeffe 30 ^fb., ber
Äaplanei auf bem Serge 28 j$fb. (©taatßard).).
Si« 1504 mar 97epren bon Ofterbingen,
im genannten $apre 't»urbe e« mit ber Pfarrei
£)au<plingen bereinigt, roeld^e fpater felbft ben tarnen
97epren befam. Oie Pfarrei Ofterbingen be$og al«
©ntfcpäbigung eine faprlicpe ©ült bon I2V2 fl.
?luf bem Serge bei Ofterbingen befanb fid) ein
Seguinenflofter, ba« 1533 neben feinem Seft^ in
Ofterbingen aud) folcpen in Ou§lingen batte, ©ine
im 3apr 1563 ermcipnte ©tiftung für frembe 9lrmc,
genannt ber ©lenben föerjen, ftammt febenfaö« fdion
au« bem Slittelalter.
Pfarrer: H. decanus de Ofterdingen, 3eu9c
in einer llrfunbe be« ^lofter« 2llpir«ba<b 1266
(ffi. Urf. VI, 241), mo^l ein unb biefelbe ^erfon
mit £ainrifu« Oepan be« Kapitel« ju Ofterbingen
1294 (Sßitt. f. ^openj. XX.). a. 1. 1341, 24. Sfuli
bem Snefter Surfart bon Söilpain ju Offtering
gefeffen, berfauft SBalter ber 2öald) fein ©ut ju
Sirningen (Sierlingen) um 35 ^fb. geller
(©taatßarcb-).
1345, 4. Slpril fregelt ber Jammeret* ju Öfter»
hingen.
1356 Äonrab Oöber, iUeftor (f. 0.).
1414 Sfaff ^einridb, ^ird^^err ju Ofterbingen
(©taatßard).).
^onrab Sreuning.
507eldbior ©d)äffer, abmefenb 1463 ff., f 1492.
507. 3bf)ann ©merborfer, Oiafon bon ©fdjelbad),
1480, 10. f^ebr. in Tübingen immatrifuliert, Mag.
art. 1484, 1492, 8. üftcirj burd) Slbt Sernparb
bon Seben^aufen präfentiert, nimmt fofort 9lbfenj,
fpäter anmefenb. 1495, 17. Oc$. berfd)reibt fidp
Seter Äiing gegenüber bem 5Jlbt ^opann bon Seben*
paufen, baff er fiep wegen ber ©efangenfepaft nidpt
taepen wolle, bie er beßpalb erbulbet, weil er bem
Pfarrer ju Ofterbingen 5D7eiftcr 3opa^n bon Oefcpeh
baep am peden Xage bor feinem ^>aufe bie Selei*
bigung jugefügt, ju fagen, berfelbe pabe auf ber
Äanjlegelogen (©taat«arcp4). a.l. 507. Sernparb ^ur
bon 97agolb, sacr. theol. baccal., ftanbiger ^ßfarr»
berwefer 1507, taufept 1514, 24. 07ob. mit a. 1. 5D7.
Spilipp Untrofl bon Söaiblingen, Äanonifu« be«
©t. ©eorgenftift« in Tübingen, immatrifuliert in
Tübingen 1485, 25. Oft., taufept 1523 mit a.l.Slnton
«Qömeffer (.^eumeffer , §owmeffer) bon Süpl (de
Buhel), in Tübingen immatrifuliert 1516, 6. Oft.,
Pfarrer in Oornßpeim (Oarmöpeim?), in Öfter»
bingen 1523—1534, Äaplan be« Srigittcnaltar«
in 97ottenburg 1535. Oie Semüpung, eine weitere
^friinbe burep $ilfe eine« päpftlicpen Legaten ju
befommen, trug ipm eine feparfe 3urüdweifung
burep bie öfterreiepifepe 37egierung al« Äurtifan ein
(SI. f. W. Ä.»©efd). 1895 ©. 23).
Äaplanei auf bem Serge: 1356 Äourab
SSibmer bon ^i§Iegg (f. 0.).
1402 f Sllbert 37auter au« Jpecpingen.
Das heilige Grab in der Marienkirche zu Reutlingen. Die schlafenden Wächter.
25
1403, 10. $an. OjopanneS Vierer, präfentiert
burdp grieberidp, 3>afob unb ©eorg Werter. 1414
©faff ,£janS toon 9iepren (©taatSard).).
1474 ©eorg ©ftfier (f. o.).
1482 f Äonrab 2Bicp (nadj bem tarnen ju
fdpließen, geborener Ofterbinger).
1482 $op. ©artoriS bon Urad), -f- 1483 als
©ubbiafon.
1483 ^etnrtcb SIrnolb, präfentiert burcp ©eoriuS
bon ^ribtngen art. baccal. (1478 in Tübingen
immatrifuliert D[ominus] Georgius de Fridingen
bacc. basiliensis) taufest 1485 mit $opann 9lrnolb,
biSper Pfarrer in ©obelSpaufen, roetc^er 1491
reftgniert.
^obanneS ©Reifer bon Ofterbingen , 1486,
4. 5lpril in Tübingen immatrifuliert als Johannes
Schaffer de Tuwingen, 1491, 9. UJiai präfentiert
burdp 9Ibt Sernparb bon ©ebenpaufen (©taatSardp.).
©ernparb üöudper ober Söüdper, 1505, 19. Oft.
in Tübingen immatrifufiert als Bernhardus Wuchter
de Offtertingen , Bacc. 1507, Mag. 1509,
abmefenb 1518, beratet 1532.
91ifolauS ferner bon 9lltorf, 1518, 17. 5lpril
in Tübingen immatrifuliert, f 1529.
Sorenj ©menpler bon ©ültlingen, präfentiert
burdp 9lbt 3opann bon ©ebenpaufen 1529, 2. Oe$.
3 tb eite Äaplanet im Oorf: «fpeinridp ßung
1484, 1506, mopl aus ber Ofterbinger Familie
^ung (Äßnig).
2J7. 3bf)ann ®tel, f 1522, in Tübingen imma*
trifuliert 1505, 19. Oft. jufammen mit ©Sudpter,
Johannes Thiel de Offtertingen, Bacc. 1507,
Mag. 1509.
$opann Oicp bon 9>ttenpau[en 1522, in Oü:
hingen immatrifuliert 1531, 13. ©ept. Dom.
Joannes Dietz premissarius in Oftertingen.
grember geiftlicper S3eft^ mar in Ofterbingen
neben ©ebenpaufen faum borpanben, nur bie ©t.
üftauritiuSfapetle ju ©gingen bejog -SpeÖer^infe bon
SBiefen ju OiemenpaÜben bor ber SDtarttern auf
9J7arfung Ofterbingen (©dpmib, 3°forn:£)openberg
524). 1301, 12. ^ebr. bie ^opanniter ju £>emmen=
borf erpalten bon ^onrab $aber bon ©algingen bon
biefem erfaufte ©üter ju Ofterbingen ja einem
©eelgerät. 5ltigeblicpcr SBeff^ beS Diopters $ßnigS=
bronn mirb ©ermedjSlung mit Oferbingen fein, mo
biefeS 5ttofter mie in Oegerfdjladpt, Ülltenburg unb
©onbelftngen 3ePnten befajs.
(gortfepung folgt.)
5um fSerßdjtswefen ttt Itoftenfiurg a. 11. tJott 1514 Ms 1574
JBon Dr. 05, Sdiöfflc, $Iiorjui[lm:eiJlor a. 3. in ©itbingon.
5?ßntg ©tapimilian I. patte (jugleicp mit bem
übrigen 33orberofterreicfe) im 3apr 149° bie §err=
fepaft Jpopcnberg in ©eftp erpalten unb biefe nidpt
lange nadjper SlnlepenSpalber an ©itel ^riebriep
b. Boilern berfe^t ; er befam jte um 1509 mieber
jurüdf, inbem bie Untertpanen beS ©ebietS auf ipre
eigenen Soften bie ©fanbfepaft loffen unter ber
©ebingung, bon Ocfierreidp fünftig nimmer berfauft
ober berpfänbet ju merben. Oie ©raffdpaft Jpopen*
berg beftanb auS einer Slnjapl jerfplitterter ©ebietS=
fliicfe, bie fämtlicp fepr meit bon bem eigentlichen
$ern ber ofterr. ©rblanbe entfernt gelegen maren,
inSbefonbere bon ^nnSbrucf, bem ©ip ber borber=
öfterreidpifdpeu oberften ©robinjialbepßrben. Oiefe
Umfiänbe in ©erbinbung mit ben bamaligenunruptgen
3citlaufen madpten eS münfdpenSmert, für bie [taot*
lidpeit ©epßrben beS miebergemonnenen SanbeS ein
beffereS ©erfeprStnittel ju fdpaffen, als man in ben
uralt pergebradpten ©inridptungen befa§; unter biefen
fianb obenan baS jmar für ben $iScu8 nrit menigen,
napeju gar feinen Sofien berfnüpfte, aber unbe*
friebigenb funftionierenbe 3Jiittet ber 33riefberfcpicfung
burep fronenbe Seibeigene. Oie nunmepr
getroffene anbermeitige ©inrieptung fott in na<p*
folgenben 3eJen auf ©runb ungebrudfter 5lrdpibalien
gefepilbert merben. ©ie befianb barin, ba§ in
fftottenburg a. 97. auf lanbcSperrlicpc Äoften ein
„reifiger 33ote" angeftellt mürbe. 5llS folcpcr
erpielt ein 3örg b. ©unpperg eine am 1. Oft. 1514
bon 997apimilian I. felbff unterfertigte 23eftallung.
3n bem 23erufe beS neuen 9lngefteCtten mar eS
nidpt gelegen, beftimtnte ©treefen ober Orte in regele
ma§ig mieberfeprenben griffen ju bereiten, bielmepr
piengen 3£h unb 97idptung ber SBotcnritte immer
nur bon bcS popenbergifepen Sanbfcpreiberö befon»
berer Sßeifung ab, bie fidp iprerfeitS nadp bem
femeiligen Söebürfniö rieptete, b. b. bem 23orliegen
abjufenbenber ©riefe ober ©elber unb ben ©eftim*
mungöortcn bcrfelben. Sfßare ber amtlicpe ©rief:
berfanb batnalö nid)t ein äufjerfi geringfügiger
gemefen, fo patte bie ©aepe natürlicp anberS ein«
gerieptet merben tnüffen.
Oie OrtS= unb ©ejirfSobrigfeiten ©orberßfter:
reicpS erfreuten fidp in iprer amtlicpen Tpätigfeit in
jenen 3e‘teri nocP einer fepr meitgepenben Unab*
pangigfeit bon ben SaitbeSbepßrben, benn ber Ueber:
gang bon bem mittclalterlicpen SepenSftaat ju bem
mobernen ©taate patte faum erft begonnen. ©S
mürben fomit faft alle Slngelegenpeiten unmittelbar
an Ort unb ©teile enbgiltig crlebigt; überbieS 30g
man, fo meit eö irgenb anging, bie perfßnlid)e,
mitnblidpe 9lbmidfelung ber ©efepäfte bem ftpriftliipen
2öegc bor. OieS ftnb bie Urfa<pen, ba§ ber amt:
liehe ©orrefponben^medpfel in jenen 3eiten berpaltniS:
mäßig geringfügig unb feiten mar, unb barin liegt
jugleid) bie ©rfläruug bafür, ba^ für Jlottenburg
bamalS unb noep lange nadpper nidpt an bie ©in=
ridptung einer © o ft ju benfen mar. OaS 9luSreiten
mit ©riefen füllte nidpt einmal bie ganje 3«d
©oten aus, benn cS mar ipm nebenbei noep bie
26
23erpflid)tung auferlcgt, an bcn amtlichen „Aubienj*
tagen" aufjuwarten, wenn er an folgen in SRotten*
bürg anwefeub fei, aud) bie Amtleute auf ihren
auswärtigen ©cfdjäften ju begleiten.
Oie 9titte beS 23otcn gingen fowohl in bie
9täbc als in bie gerne, manchmal bis nad) 3n»3=
brud ober ©nfiSljeim (i. Oberctfajf, ebenfalls ©ib
einer ^roöinjialbc^örbc), ©peicr (wo fid) baS 9tcid)$*
fammergcrid)t befanb). ©o Weit immer möglid),
mufite ber 23ote, wenn er irgenbwo^in 23rieffd)aften
überbrad)t hatte, am ©nbpunfte bie Ausfertigung
eines etwaigen AntwortfdjreibenS abwarten um biefcS
auf betn 9tüdroeg mitjunehmen. 3U feinen Obliegen»
beiten gehörte ferner auch bie 23eforgung lanbeS»
berrlid)er ©elbtranSporte — eine wegen ber bainaligen
großen Unfidjerheit ber Sanbftrafjen nicht ungefähr*
liehe Aufgabe, 3m Auftrag b ritt er ^ßerfonen
auSjureiten ober in fonftiger 2Beife ftd) in anberem
als bem lanbcSberrlid)en Oienft gebrauchen laffen
burfte ber 23ote nur mit 2Biffen unb 3u^afflln9
feines 23orgcfebten, bcS faiferl. SanbfhreiberS (ber
bamalige hiefj 2tnbreaS 9tuttl).
2öaS ber 93ote für feine Otcnfie auS IanbeS=
füiftlichen SDtittetn ju belieben batte, war auch nach
batnaligcn ©elbocrhältniffen nicht beträchtlich. ©S
ift aber ju berücf fidjtigen, baff bie ^Beamten jener
3eit, unb namentlich bie öfterreidjifchen, mit ihrem
Unterhalt weniger auf baS oon bem SanbeShcrrn
bezogene giyum, als auf bie oon Parteien ju
erbebenben ©ebühren, ©portein u. bgl., überhaupt
auf mehr ober weniger legale amtliche Gebern
eittnabmen ftd) angewiefen fa^en. OaS ^j3ferb, fo
lange eS babeint war unb nicht gebraucht würbe,
muffte fuh wohl, nach ber ©itte jener 3eit, auf ber
©enteinbe=2Beibe fein gutter felbft fuchcn.
Oer Sßote batte „für fuh unb fein $ferb" anju*
fpreeben :
1. jährlich: 2Bartgelb 4 ©ulben (b. h- ©olb=
gulben), 1 9tod im Sßert oon 3 ©ulbctt, 1 9Raltcr
9toggcn unb 1 Darren £>eu ;
2. dteifefpefen : oon jeber 9Rcite 9 Pfennig, bie
ftcb bei eilenben, Sag unb 9tad)t nicht unterbrodjenen
Dritten auf 12 Pfennig erhöhten; auffcrbent für
auswärtiges ©tidlager junt 3lüec^ ber fRüdnahmc
ber Antwort auf ben Sag 15 $reujer.
3m 3abr 1519 trat ein 2Bed)fcl ein unb eS
würbe ber -JpanS ^Srior in dtottenburg a. 9t.
unter ben gleichen 23ebingungen jum fReitboten ange*
nommen. 9tad)bem biefer ben Oienft bis 1534
oerfeben batte, bat er um „eine ^ßrooifion", b. h-
um 3urubefetjen mit ©nabengebalt. 3toar bezeugten
ihm feine 33orgefcjjten, er habe „oiele 3«bre lang
fleißig unb treu um geringen ©olb gebient, auch tu
gefährlichen 3eiHäufen (93auernaufftanb, Kriege mit
Ulrich oon 2Bürttemberg) „mit £)in* unb 2Btcber*
fübrung ber 3*nfe unb anberen ©elbeS ftd) willig
gebrauchen laffen", boh fch)lug eS bie ^Regierung,
vorläufig wcnigftenS, ab, „ba er nod) ftarf genug
fei, baff er feinem Alter nah nod) eine gute 3e>t
bem Oienft oor fein möge", ^nbeffett erhielt ^Srior
im 3abr 1536 „für ben gaÖ, bag er ßranffjeit
ober AtterS^alb nimmer bienen unb 23otfdjaft laufen
möd)t", bie ^Bewilligung auf V 2 ©olbgulben Wöd)ent*
ltd)e ^Benfton ; „boh f°^e bagegen fein 2Bart* unb
Otenfigelb, fo er je^o hflt, ab fein". Oiefe in
Oefterreih bamalS fd)on geübte lobenswerte gür*
forge für bienftunfäljig geworbene niebere ©taatS»
bebienftetc beruhte Weber auf einer allgemein recht*
liehen, nod) einer befonberen oertragSmäffigcn 33er*
pflihtung, fonbern erfolgte rein freiwillig. 3n t>cl'
Ausführung blieben biete humanen 2Raffregcln aller*
bingS ntd)t immer ohne jeglichen £>aten: ßönig
gerbin anb I. hatte oon feinem ©rogoater 9Rap I.
bie feitbem hronifh gebliebene öfterreihifhc gtnanj*
not als ©rbfhaft übernommen, bie SürfenEriege unb
anbere Utnftänbc (teigerten fte nod), unb fo war eS
oft febr fd) wierig , auS ben ©taatSf affen ©clb ju
erhalten, namentlid) an ben „3ßrooifionern", b. h-
33enftonären ging baSfclbe ju adererft auS.
23on ber jugeftherten Suruhefefcung mad)te £attS
33rior 1539 ©ebrauh; an feine ©teile fam fein
©ol)n ©Ijriftof, bod) niht mcl)r als reitenber,
fonbern als fuffgelfenbcr 23ote, ber inbeffen oon fid)
auS oon 1547 an „ju feinem befferen gortfommen"
fth ebenfalls ein iJ3ferb hielt.
©ine eigentümlihe 2öanblung ging in biefett
fahren mit bem 9t amen ber 93otenfamilte oor fid).
©S fei baoon abgefeben, ba§ als AnfangSbuhftabe
oon jeher gelegentlid) aud) 33 gefhneben wirb, alfo
Srior. dagegen wirb oon jefct ab ber neue 33ote
©briftof nur noh 0anj auSnabtnSwcife wie fein
ißater 33rior genannt, fonbern er bfe§ in ber 9tegcl
ijßriol ober ^ßriolt, gelegentlich auch ^ßreiel. Adern
nah liegt babei feine mehr jufädige anberweitige
©hreibart oor, fonbern eine mit bewußter 9lbftht
üorgenommene 9tamenSänberung.
SDie 33ejügc beS jetzigen gu^boten waren adeS
in adem genommen nid)t oiel oerfhieben oon benen
ber früheren reitenben, jä^rlid) : ©olb unb 2Bart=
gelb 4 fl., baju für einen 9tod jährlich 3 fl.;
1 9Ralter dtoggen unb 3 9Ralter 33eefen; Saufgclb
oon jeber 9)teile 4 Äreujer, für auswärtiges Sßarten
unb ©tidliegen oom Sag 10 Äreujer. Sie letztere
©ntfhäbigung war fotnit, weit fein tßferb babei
war, niebriger als beim 3teiter, baS 9Jt«lengelb
aber auS bem gleihcn ©runbe höher-
©hriftof 33riol ftanb bei feinen Oberen in h°h£t
©unft unb erhielt fletS baS Sob, „ba^ er fid) in
feinen anbefohlenen ©ad)en fleigig, aufred)t unb
mohl gehalten", ©r erfreute fth baljer häufiger
3»lagen unb fonftiger ©nabetterweifungen ; fo 5. 23.
erfolgte 1. $an. 1551 megen Neuerung eine ein*
malige Unterftühnng oon 12 fl.; 3ßriol halle ader*
bingS bamalS eine bauernbe 23efolbungScrt)öhung
gewünfht; biefe würbe ihm 1554 ju Seit; fein
jäl)rtid)eS gipum belief fth nun auf 14 fl., 2 9Jtalter
dtoggen, 3 9Ralter Äcrn unb 3 90taltcr 23eefcn.
1555 erhöhte man it)m baS 3eljrgelb für ftd) unb
fein ^ßferb. Wenn er in 3nn^hrud ©tidlager hatte,
auf täglih 24 Ärcujer. Oie jahtreihen gelegen©
27
licken 3umenbungen an Naturalien, bie ipm pöperen
Orts entmeber unmittelbar oermidtgt mürben ober
beren Kaufpreis man ipm in ber $olge nad)lie§,
mögen im übrigen unaufge^äplt bleiben, etma mit
NuSnapme beS nadpfolgenben tt)pifd)cn $adeS : im
$Nai 1534 oermidigte ipm bie Negierung 1 Nialter
$ern als Qfplrabelopnung „für feine fonbere 9Nüpe, baff
crSag unb Nad)t mit einem Vrief gen ©peper geloffen".
©eitler palte ber Nottenburger 91'mtSbote gemöpn*
lidjeS ^riüatftcib getragen unb als S)ienftabjeid)en
allein bie filbernc Votenbüdpfe mit bem Vöappcn
$önig ff-erbinanb I. barauf. ,,$n 3lnfepung bcS
gleifceS, fo er biSper in feinem S>ienfte gebraud)t",
mürben ipm im 3apr 1541 /(§u einem Jpoffleib
4 1 /2 (Sden rot unb V2 (Sde gelb lünbifd) Sudp,
ft cp bamit in beS Königs garten ju !leicen';, oer=
midigt. SünbifcpcS Sud) ift 'onboner, englifdpeS;
jenes gelbe mar jur Verbrämung befiimmt. $n
fpäteren ^apren erfolgte nod) meprfadp eine folcpe
Vermidigung, entmeber oon Sud) in natura ober
6 fl. bar jum (Sinfauf beSfclben.
2Bie fein Vater empfanb audp Gfpriftof ^5riol
mit ber 3e^ baS VebiirfniS, für ben ffad feines
SlbgangS ben StmtSbolenbienft feiner ^amilic ju
ftdpern unb fudpte 1551 barum naep, feinem jungen
©tieffopn, bem studiosus ^afob Vofcp bie Nnmart*
fdpaftbarauf juüerbriefen, toaS bie Negierung aber in Nn=
fepungber^ugenbbeS ©lubcnten Vofcp $ur3eitablepnte.
1560 erpielt (Spriftof Vriol in Nnbetradpt feiner
oortrefflidpen ©ienfifüprung bie VemiÜigung einer
lebenslänglichen ^ßrooifton üon jäprlicp 32 fl. für
ben gad, ba§ er 2llterS ober ©cpmacppcit palber
feinem S)ienft nidpt mepr auSmarten fönne ober
fonft beSfelben mit ©naben entlaffen mürbe ; gleich*
jeittg erfolgte bie fcpriftlicpe Verfidpcrung, ba§ bann
einem feiner ©öpne, mofern einer fiep ba$u eigne,
an feiner ©tatt bie VotenfteUe merbe oerliepen
merben. sHuf ©runb pietoon trat Vnol ein 3>apr
fpäter 00m Sienfte ab; allein feine leiblicpen ©öpne,
ju beren ©unften er baS ©pfpeftanjbefret ermirft
patte, mareti nod) nicht ermadpfen ; nun übertrug
man bie ©teile bem ©tieffopn 3 a E 0 b Vofcp,
ber als junger ©tubent 9 3aprc borbem fdpon in
Vorfcplag gebrad)t morben mar; biefer aber foUte
bie ©teile nur fo lange bepaltcn bürfen, bis einer
feiner ©tiefbrüber baS erforbcrlicpe Nlter erreicht
paben mürbe, um jene bann ju übernepmen.
S)ergeftalt mar biefer 2lmtSbotenbienft bereits
in ber britten ©eneration in ber ^amilie Oerblieben,
eine 2lrt bon (Srblidpleit öffentlicher Nemter, meldpe
ja bis in unfer ^aprpunbert pereiu in oieletr San*
bern päuftg angetroffen mirb. S)en Vorteil patte
biefeS ©pfiem {ebenfalls, ba§ bie lanbeöfürfilidpe
Äaffe baburd) ber Notmenbigfeit überpoben mar,
2öitmen unb Sßaifen oon Vebienfteten unterftüpen
ju müffen; baS mar in folcpem $ad felbftoerftänb--
lidpe ObliegenpeitbcS ben S)ienft crpaltenben Familien*
gliebS. UebrigenS, als ßpriftof ^3rtol 1562 ftarb,
lief; bie Negierung ber 3Bitme ben fog. Jipauptfall
naep, nemlid) ben beftimmten Nntcil, meldpcr einem
©runbperru an ber Jpinterlaffenfcpaft eines 2cib*
eigenen gebüprte, :,u benen fomit bte Familie gepörte.
Nufierbent lieg man ipr, mic feiner 3c>t auep ber
®ro§mutter, ber Üöitme beS alten ^)anS Vr*°r» in
Nnbetradpt beS SienftoerpältniffeS ber f (Spemänner,
regierungSfeitig gelegentlich fleine Vorteile jufltefjeu;
fo geioäprte ber $iScuS *. V. ber ©rofjmutter
1545 ben Nacplaf; eines ^ßoftcnS oon 1 ©ulben
9 Vapen, ben fte bem 2lmt Nottenburg für erfaufteS
©etreibe fd)ulbig mar.
3afob Vofd) trat in ber f^olge tpatfäd)lid)
mieber Oon bem Votenamte ab, maprfcpeinlicp um
auf ©runb beS ermäpnten (üfpfpeftanjbeEretS einem
©tiefbrüber Vlap ju maepen. @r erpielt bann bie
©teile eineS 3°fleinncpmerS ju Nottenburg, bie er
1574 aufgab, nad)bcm fein früperer Nmtsbotcnbienft
mieber frei unb ipm aufs neue übertragen morben
mar, unb jmar bieStnal opne $citlicpe (Stnfcpränfung.
Vofdp mürbe auSbrücElidp als reitenber Vote attge*
ftellt unb ipm unter anberen Auflagen babei auf*
fälliger Söeife auep bie gemad)t, „ba§ er ftdp audp
mit gebüprlicper Älcibung notmenbiglicp unb ber*
tnafjen Oerfepe, bap man fid) feiner oon NmtS megen
nidpt ju fdpämen pabe."
S)ie Vejüge beS Vofdp maren folgenbcrmafjcn
feftgefept : jäprlicp 30 ©ulben unb bie entfpreepenben
Naturalien (maprfcpeinlicp bie gleidpen SNengen mie
1554 bei (kpriftof ^3riol), SNeilengelb : innerpalb
ber Jperrfcpaft 5 Äreujer, augcrpalb berfelben
6 5treujer; für auSmärligeS ©tillliegen mit Vfcrb
20 ^reujer auf ben Sag, ju $u§ 12 Ärcujer.
S)iefe ©elbbeträgc jtnb gegenüber benjenigen, meldpe
60 3>apre früper bem ©ienftoorgänger VofcpS gereich t
mürbe, jiffermä^ig allerbingS oiel pöper, allein menn
man bie Äauffraft beS ©elbeS jum Ntafjftabe nimmt,
fo mirb, aQeS in allem genommen, ber eine etma
gerabe fo oiel gepabt paben mic ber aubere, benn
befanntUd) fanb burd) baS ganje fecpjcpnte 3a^r:
punbert pitiburd) unuuterbrodpen ein gcmaltigeS
©infen beS HßertcS ber (Soelmetade ftatt, baS ftd)
in einem entfpredpenben ©teigen ber SBarenpreife
auSbrüdfte unb nod) oergrö^ert mürbe baburd), baf;
man bie SNün^en bei gleid)blcibenben Namen in
immer leiepterem f^u^e auSprägtc.
4>te ^eutfinger ^afrtjiet- unb ^Üttgcigcftfifcrfitcr.
Bmt ©l|EUcJ0r Sdiün in Stuttgart.
(gortfepung).
2lm 1. ©eptember 1368 tpun bie Nidpter ju
Neutlingen funb, ba§ 00c fie famen ^ainridp
Oon V a l i n g e n unb feine $rau oon ipr felbft
unb iprer Äinber megen, ©ere bie 2ß i g l i n,
Nbclpeit bie Vaf oltin unb (5unp V a f 0 1 1 , ipr
©opn einer* unb ^tel 2 u p e anberer ©eitS unb
28
Flagten bie crftcren gegen teueren, ©ic fagten:
fie gälten „etmieüiel" ßorngült aug 5ötgtinö SCRü^te
bei ©f. 9ßeter unb ftiiuben ipnen aug „etmieüicle"
3infen, unb fprad)en, ob $tel Sufee „sich iht
bellich der selben Müli und andern Gut ent¬
ziehen sollte, wann er ihnen ihr Gült nicht
richte, als er billig sollte“. ©ie ©üter finb bie
5B i g l i n g unb bie SSiefe babei, barunter
unb barüber gelegen unb bie Sabftube ber „2 e m p;
per" mit aller 3ugepör (unb 5 ©cpiUing geller
minber, bann 3 $funb geller ©ült, bie „obfiepen",
gept aug [einer ©epeune ©arten unb ,,2Bigcr")
unb bie 2öalfmüple gelegen beim 3'egelpaug unb
bie Sänggarbe (bag ift bag V3 üon 5 üOtorgen 22ein«
garten) unb 6 SJtanngmapb Sßiefen im ©pilbaep
unb 2 2|od) nieder im ©pilbaep unter bcrfelben
Söicfe unb 2 3>ocp Slcferg gelegen unter bem ©ninger
unb 1 ©teingrube gu ©ferbingen. ^tel 2 u p c
antmortete: fein Sßatcr felig (ber obengenannte £>ang)
pabe eine 90tüple nur um ßorngült beftanben unb
märe iptn niept Funb unb miffenb, ba§ anbere ©ült
barauf pafte. ®ag Urteil lautete, bafj man §aiit=
riep bon 33 a l i n g e n unb [einen ÜOtitflägern @e=
uüge tpun füllte „umb ir Korngelt und urab die
versessene Zinse und ihnen Gelt rihten zu
den vorbenerapten Guten und zu der vorbe-
nempten Wiglinsmüli“. Unb märe eg, bafj fie
bagfelbe ©ut niipt möcpten üerfepen, füllen fie. eg
»erlaufen, alg recht märe. SBoHte fie jemanb bas
ran irren, füllen fie fürbaj) Hagen (9t. 21.). 3lm
19. Slpril 1370 übergaben 3jtel 2upe unb feine
$tau bor bem 33iirgermeifter, bem 9tat unb ben
9tid)tern ber ©tabt Steutlingen bem Heinrich bon
33 a l i n g c n unb 2iggerten, feiner $rau, £>ang
9t u 1 1 i n g unb 9Dtetp , feiner fffrau, ©ere ber
alten 2Ö i g l i n unb 9Dtetp, i^rer Tochter, Slbelpeh
ber 33 a f 0 l t i n unb ©unb ipiem ©ohne unb ipren
©rben bie 33riefe (Itrfunbcn) iprer 2 ÜJtüplen, bie
2Balfermüple unb SBiglingmüple mit allen Stedden
unb berichteten für fid) unb ihre ©rben auf alleg
9ted)t unb alle 3lnfprad)e (9t. 31.). 3lm 23. SDtai
1371 mirb gebacht i^telg 2 u p e unb feiner ©chmefter
Slbelpeib unb beren 9Dtann £>eing ©epp, ber
ßinber beg berftorBenen .Spang 2 u p (9t. 31.). 3lm
30. ©egember 1391 oerfauften Jpeinrid) 3öafj =
mang er, Sllbrecpt © <p ö d) unb 5peinp SJteng,
bie Pfleger unb SDteifter ber armen fclbficcpen 2eute
gu 9teutlingen an 2ubmig 2up, 2upen ,,0-eberg''
feligcn ©opit auf feine 2ebgeiten 1 i^frünbe in ber
©ieepett £aug gu 9teutlingen unb füllte er bie
ißfrünbe Bei ben ©efunben paben, fo bafj er Beim
3)teifter unb ben anbern gefunben ^ßfrünbnern am
©ifcp fipen unb man ipm ben ©ifd) mit ©ffen unb
©rinfen, mic anbern gefunben ^ßfvünbnern geben
füllte, aud) bün ber ©iccpen ©ut ^)üfen unb ©cpup
genug, ©afür gab er fein £>aug gu 9teutlingcn,
feinen 33aumgarten auf bem Jpag unb 2 ißfunb
geller ©ült, alle ^apre fahenb auf ©t. 9Dtartini
aug einem ©aumgarten im ^olmeg bei ©t. ©rpart
(31. 31.). Sltn 13. 3>uli 1398 mirb ermäpnt 2upen
33rügel, b. p. 33rüpl gu ^onau unter bem ©>orf
(©t.=3l ) unb am 3. 9Jlärg 1406 bag £)aug, bag
cinft 2ttpin feelig beg 353ebcrg mar, gu 9teutlingen
in ber ©tabt in ber ©tegpartggaffe Beim oBern ©por
(ß. 31.). 3>m 3apre 1427 gab 2ucg ber ©cpup*
maeper 2 93 funb de pomerio am ©taininberg auf
©t. ÜDtartini ang ßlofter 90tar<ptpal, auep lebte ba*
malg ber fDtüOer 2uce (©t.=3l.).
$m 3npre 1430 gab £ang 2 u c e 1 fl. gum
353ieberauf6au ber 2opmitple (©erberlabe).
3[rmel bie alte 2 u i n, 2upen beg Äarcpcrg
feelig epelicpe 353irtin, ^Bürgerin *u 9teutlingen ücr--
laufte am 23. 3>uni 1433 mit 353i(len iprer £ö<pter
3rmlia unb beren fDtann 353ernpcr 9t u n p u f e r,
3lnna unb beren fDtann ^)ang oon ©oeppingen
unb 33etpe unb bereu 90tann Jpang © d) a u b e r
an grip 31 u B e r bon 33epingen 2 353iefen ju
33epingen um 1 4 1 / 2 fl. rpeinifd) (31. 31.). 3lm
25. 9Dtai 1435 ift bie Stebe oon einer Ortbanf
(©cfban?) gegen ber 2upin fpaug ju 9tcutlingen
unter ber 33rotlaube (©t.=3l.).
^ oh 2 up, 33itrger ju 9teut(ingcn üerFaufte
am 8. 9toü. 1437 au feinen 33etter ^)ang © a d =
m a i e r unb beffen ©attin 9taimburg 5 99talter
meniger 2 53iertel 33efen jäprlichcr ©eit unb je im
3ten ^apre noep mciter 50 ©ier, 2 £>erbftpüpner
oon 2 ^)öfen ju ©bernborf um 76 fl. ©g flegelte
fein ©cpmeftermann ^of. 9t c m p. (©t.=3l.). 3lm
4. 3lug. 1444 flegelte 3of. 2 u p bie 33erfcpreibung
beg 9Dteld)ior 9t e nt l) , ©onüentualg ju ®cnfen=
borf (©t.*3l.), ebenfo am 18. 3lpril 1463 bie
Urfunbe 353ernperg § u r n b 0 g g unb beffen ©attin
2ucia 2upin (©t.s3l.). 3lm 31. 90tär$ 1451
mar er Pfleger unfer lieben f^rau gu 33ronnmeitcr
(^. 51.). 3ltn 16. 9tüü. 1458 empfing er alg
©räger ber 3lrmenfpenbe gu Üteutlingen oon ber
©rgpergogin 90teptilb oon Oefterreid) beren §cf gu
^ircpentellingfurtp mit 23ogtci (©t. »31.).
^einriep 2up gu 9teutlingen mar 22. Januar
1444 SBiirge für ^)ang ©ufcl gu 9teutlingeu.
(©t. = 3t. unb ©abclfooer). 2llg 9ticpter gu 9teut*
lingen mirb er genannt 14. Oct. 1445 (^!. 31.),
20. 9too. 1445 (©t.=3I.), 9. 3uli 1454 (©t.s3l.),
20. 9Dtärg 1455 (@t.«3l.), 23. ftebr. 1457 (ß. 31.),
30. ©ept. 1457 (©t.--3l.), 6. ©Et. 1457 (©t.4l.),
2. gebr. 1459 (©t.--3l.), 6. gebr. 1459 (@t.<3l.),
11. ©ept. 1462 (ß. 31.), 3. gehr. 1464 (31.31.),
27. gebr. 1464 (©t.=9t.), 21. Slug. 1465 (ß. 31.),
14. 90t ärg 1466 (ß. 31.) unb 27. ^uni 1469
(©t.sSl.). ©r mirb alg 33ürgermeifiev unb 9tid)ter
genannt 15. 3>an. 1460 (ß. 31.), 29. Slpril 1461
(ß. 31.), 13. Slug. 1463 (ß. 31.), 27. ftebr. 1464
(31. 31.), 7. 3uli 1467 (31. 3t.), unb nur alg
33ürgermeiftcr 6. Slug. 1460 (ß.3l.), 14. Slpril 1461
(©t.»3l.), 27. 2-ebr. 1464 (©t.sSl.), 14. 90tärg 1466
(3t. 3t.), 12. unb 15. 9Jtärg 1470 (©t.sSl.).
£>einricp 2u p mar ©pitalpfleger 1. ©eg. 1453
(©t.=3l.) unb 26. Slpril 1464 (ß. 31.).
Jpang 2 u p e, Siirger gu 9tcutlingen mirb
guerft 4. 3|an. 1444 alg BefteHtcr Pfleger Bertolten,
29
be§ ©obnb ©onrab ©d)ultbei§ con Spotten =
bürg a. 53t. genannt (©t.=2l.). 9^ad> einer Urfunbe
com 6. ©cj. 1455 jaulte JpanS Suce jur ©erber=
*unft (©erberlabe). 2lm 27. $ebr. 1464 mirb ^>anö
Su^’S 9Btcfe ertüä^nt (21. 21.). 2lm 23. 9Rät$ 1470
mirb lieber JpanS Su^, ffiürger ju Reutlingen
alb ©iegler genannt (0t. 21.), ebenfo ant 2. SDeg.
1475 (0t. = 21.). Rad) bem 3inSre9‘fier beS
©pitalb com 16. ^ebr. 1489 lag £>anb Su^
beb ältren §aub im 3in^e^nS9^lein unb Rtartin
2 u beb 9Jiefferfd)nüebb §aub unterhalb bcnt
©pital (fö. 21.). Sefiterer mirb aud) am 7. SDej.
1496 genannt (©t.=2I.).
3m 3 4 re 1479 tcaren im ßlofter $ird)*
beim u. ©. bie 9tamen ©oror 2lnna S u £ i n con
Rütlingen unb ihre ©d^rcefter Riargretfje S u h i n
(Sattler, YI, ^Beilage 0. 158).
2lm 20. 3uni 1484 cerfaufte ©afpar £u^ ber
©d)ul)madber, 23ürger §u Reutlingen an bcn ©efan
unb bab ©apitel ju Reutlingen 10 ©d)itUng geller
jährlichen 3inS au§ feinem 23aumgarten (3 U 2Rannb=
mal)b) auf bem ©teineberg auf ber Saimgrube um
10 ^Bfunb geller (ß. 21.).
2lm 26. 2lpril 1492 mürbe ©obiaö Sufi con
Rütlingen an ber Unicerfitat Tübingen immatri*
fuliert (Rotl), 0. 520), ebenfo 23. ÜJiarj 1512
3acobub Sufi be Röblingen.
2lm 17. 2lpril 1497 urfunbeten bie ©ebrüber
jpeinrid) unb (S^ariub (©ud)atiu$) c. Sid) tenftein,
(gberbarb Sufi con Reutlingen unb befjen eljelid)e
^aubfrau ©lifabetha Ärafft, bajj fte bie ihnen
con Rtang 23efier unb Sucre k rafft, feiner ^>aub=
frau erblid) jugefallenen 21 ©Riding 18 JrjeUer an
bie $fattfird)enbaupflege ju Ulm um 9 fl. Cer=
lauft haben58). ©bewarb Sufi, Bürger unb Ridjter
ju Reutlingen teirb noch am 11. ©ft. 1510
genannt (0t. =21.). 2lm 15. ©ept. 1512 !§ei§t er
nur iöürger in Reutlingen (Ä. 21.).
Ob übrigens alle im 23or§ergel)enben genannten
Sufi ber Familie mit ben „3 3ocficn übereinanber"
angeboren, fann tnangelb con SBappen nid)t behauptet
merben. ©id)er gehörte aber biefer Familie an
(Sonrab Sufi, ©atte ber Urfel 23ed)t, ber am
1. gebr. 1455 con iljrem, Urfela’b 23ater ©berfiarb,
naebbem fie unb ©onrab „zu dem Sacrament
zusammen vermählt sind“, jur ©hefteuer ben £)of
68) Urfunben jur ©efd). b. $farrfird)e in Ulm,
S. 154—155.
in SGBanf^eim erhielt (21. 21.). ©tefen ©onrab Sufi
nennt am 15. 3uU 1482 feine ©cfimiegermutter
„23ogt ju Tübingen" (0t.=2l.). Rad) bent ©iener=
bud) ©. 575 märe er nur 1470 — 1471 Rogt in
©übingen gemefen, rnaS, mie man ftcljt, irrig ift.
2lm 27. 3an. 1498 cerfauften Urfula 23cd)tin,
©onrabS Sufi meilanb 23ogtS $u ©übingen e^elid>e
2Birtin, 3oljann S u p f f b i dj, beiber Renten ©oftor59),
i^r ©odtermann, ©onrab Sufi, ber 7 freien fünfte
Rlcifier 60), ©bcrljarb Sufi, i^re ©ohne, sßeter
©Ringer ju ©gingen, Saurenj Siebermann
unb ©afpar Äaifer, iöürger ju ©münb an baö
2llmofen ber ©penbe ju Reutlingen unb bereu
Pfleger il;ren £>of unb il)r @ut $u ÜBanfbeim, auch
ben 3cr9 23run ben Rlaier, ber biefen £)of inne
fiat, unb feine ©efdjmifter, bie U;re Seibeigene rnaren,
um 560 rfi. fl. (21. 21.).
618. Sufi* II. 2lm 18. Roc. 1382 cerfauft
©onfi Sufi con 3<dtenburg, iöürger ju Reutlingen
an 2llbredt ©tten con 2Beil 1 i^funb geller fteter,
jäl)rlid) auf ©t. RZartini fälliger ©ült aub feiner
2Biefe (5 Rtannbmabb) im SBe^inger 3e^nten ht
ber Rfaffenbalbe um 5 ©cbilling geller (Ä. 21.).
619. 3w 3a^re 1526 mirb Submig Sup ber
©erber genannt (^. 21.).
Hiemit schliesst vorläufig dieser Artikel
ab, da der Verfasser in Folge eines von mass¬
gebender Seite ausgedrückten Wunsches sich
entschlossen hat, zunächst sämtliche Familien
der Stadt Reutlingen , die im Besitz eines
Familien Wappens waren oder sind, zu behan¬
deln und erst, wenn diese behandelt sind, die
Familien ohne Wappen. Er glaubt den Bei¬
fall der geehrten Herrn Leser zu finden, da
die Mehrzahl der Familien mit Wappen noch
heute blüht und ihre Geschichte ein actuelles
Interesse bietet, auch unter ihnen eine Reihe
von Namen sich findet, von denen Träger
zu den Sternen Schwabens zählten.
B9) 33ott 23laubeuern, baccalaureus in §eibelberg,
mürbe 1477/78 in ©übingen immatrifuliert, collegiatus,
mar 1493 beim §ofgericf)t unb ftarb nad) ©abelfooer
25. 907är§ 1518, feine ©attin Urfula iiujjin 25. September
1527 (Rotf), ©. 466).
60) 3mmatrifuliert 23. Oft. 1490 al§ „de Tübingen“
in ©übingen, 1496 9Jfagifter artiam, 1506 Seifiger be§
.'pofgericbtS (Rotl), ©. 515).
(gortfefcung folgt.)
^feinere
©inc intereffantc ^attbft^rift bat fürjlic^ bie
©tabtgemeinbe Reutlingen bei einer 23üd)erüerflet=
gerung in ber 23ilta Sorgljefe in Rom ermorben.
3n rotem ©aintcinbanb enthält fte fene jünbenbe
glugfd)rift: „©ppoflulation ba3 ift Älag unb 35er=
mi^ ©ermaniä . bie ber Reutlinger Rfarrer
3ot;anncö ©ebrabin beim 2luöbrud) beb ©dnnab
falbifcbon Krieges gegen Äarl V. in bie 2Belt fanbte,
tifetfitnßen.
eine ber beften glugfd)riften jener betßcrregten 3eit,
bie auch in c. Siliencronö b)iftorifcOen 23olfbliebern
2lufnabme gefunben bflt. ©er ©inbanb ber §anb=
febrift flammt nad) bem Urteil ©aebcerftänbiger aub
bem 18., bß#eilS bem 17. 3abrbunbert. ©ie
©ebrift gehört jmeifellob bem 16. 3abrljunbert an.
©b fte mobl con ©ebrabin felbft $errü$rt? Ratb
einer 23ergleicbung mit ben im k. ©taatöarcbic in
30
(Stuttgart beftnblicßen ©liefen OcßrabinS, bic £)err
©eß. 5trd)iorat Ooftor 0. 0tälin auf meine ©itte
»orjuneßmen bic ©üte ßatte, fd)cint bieö ni(^t ber
galt ju fein. Oie fauberen, regelmäßigen ©cßrift*
jiige meifen eßer auf einen geübten (Schreiber ßtn.
©uSbrucf unb ©cßreibmeife ber £)anbf<ßrift meidft
oiclfacß oon bem Orncf bei Siliencron ab. ©orn,
auf ber erften ©eite, fteßt eine ©Mbmung au baS
eine ber beiben £)äuptcr beS ©d)malfalbifd)en SunbeS,
ben Äurfiirften goßann Stiebend) oon ®ncfyfen-
Oie $. öffentliche ©ibliotßef in «Stuttgart beftßt
(nad) gütiger ©iittciluug o. ©talinö) oier Orucfe
biefer glugfdirift, brei auS bem gaßt 1546, einen
oon 1552. (Siner ber brei erften enthalt aud) bic
SBibnmng. Düttclcr.
5lltertum§funbe. ©uf bem fogenannten ©olb*
felb, einem gegen £)ülbcn fid) auf bie .£>öße ßtnauf;
3teßeuben Oeile ber -Ularfung non Oellingen a. ©rmS
mürben neuerbingS fRcgenbogcnfd)üffclcßen gefunben,
non benen eines ^tcv^cr in ©rioatbeftß, baS anberc,
mie man ßört, nad) ©tuttgart fam. OaS b>ieftge ©tiief
gleicht Den non ©treber (©bß. ber ßgl. baßr. ©fab.
o. SBiff. 1863) unter ytr. 19—21 mitgeteiltcn :
auf ber einen ©eite jener ©ogelfepf (nad) ©treber
ber einer Oaube) mit ©lätteifranj umgeben, auf
ber anbern ein nierjadiger ©tern mit 2 kugeln
barüber unb 2 fd)langcn* ober S=artigcn Ornamenten
unten. — ©ei ©rabatbetten für einen ^auöbau an
ber fog. ^»eergaffc in ©fuüingcn mürben neuerbingS
mieber einige ©räber beS befannien 9tcißengrabev*
felbS, baS ftd) bort befinbet, aufgebeeft. ©3 muroen
einige Sangfcßmerter unb lÖaujenfptßcn , ©d)ilb=
budeln u. a. gefunben, aud) ein metbltcßeS ©Eelett
o()iic jebe ©eigabe. Oie ©felette maren übrigens
burd) ben Orncf ber ©rbntaffen non oben Ber (ocr
©oben fieigt bebeutenb bergan) nerfd)obcn unb
jerbrüdt.
Rrufliitgon im Böärj. (£&. lDcil|Enmaicr.
$5 ü ä) c v ) d) <i n.
SdiUtäDtfrfiE Xittnraturgcfdiirfite non 9t.
Ärauß. ©rfter ©anb, greiburg im ©reiSgau 189T.
OaS norliegenbe ÜBerf füllt eine fd)on lange fcßniers*
lid) entpfunbene Süde in unferer oaterliinbifcben Sitteratur
auS. SBie menige mar ber ©erfaßen ©an! feinen lang*
jäbrigen, grünblicßeit Stubien über bie Oicßter unb
ScßriftfteUer ScßmaßenS berufen, biefe Süde ait33it=
füllen.
®afe aud) für bie ©efeßießte 9teutlingen3 baS 3Bert
mertoolle ©eiträge enthalten mürbe, mar *u ermatten.
©3 freut ben Dteferenten anerfennen ju ntüffen, baß bem
©erfaffer feiner ber auS 9teutlingen gebürtigen, ßebeuten*
bereu ©utoreu entgangen ift.
©13 erften Dteutlinger 3)id)ter nennt $rauß (5. 55)
H'onrab 3B ingie cber, ber in fd)led)tcn tateinifeßen
ipe jamentern bie 1422/3 erfolgte ©elagerung unb ©in*
ual)me ber ©urg Rollern burd) bic öerbiinbeten Ipeerc
ber fd)mäbifd)eit Stäbte ßeßanbelte.
Scßon am 23. fütai 1357 mirb ©laufen beS 9B i n*
3 i c b e r § JjpauS 31t 9ieutlingeu ermähnt (©.©.), ebenfo
13. gebt. 1383 (£. ©.).
©nt 24. San. 1374 oerfeßrieß SpanS ©0 me ring
311 9ieutlingeu bem SJtöncß 311 ©taulbronn ffpanS, ©unb
felig beS SB i n 3 i e ß e r § Soßn 1 ©djiding unb 2 Sßfunb
gelier ©ült au§ einem SBeingarten (3/< iDtorgen) im
Sinbad) im «ßfitttinger 3ebnten (®t.=©.). ®a§ SB i n=
3 i e t) e r § .Spau§ in ©eutlingen mirb am 23. ©pril 1415
(©.©.) unb ©faß SBein3ieber§ §aud oberbalb unferer
grauenfird)e am 12. SDtärs 1428 ermähnt ($. ©.). ©§
läßt fid) bentnaeb gerabe in ber 3eit, in ber ber Oicßter
lebte, eine gleichnamige gamilie in Dteutlingen nad)=
meifen, in ber ber Saufname S'onrab norfomntt.
©l§ erften 9teutlinger ©rofaiften nennt Ä'rauß
(©. 58) ben ©ßroniften öugo Sped)t§ßart (1285
bi§ 1359 ober 1360). ©3 fei ßier einiges über fein
Sebcu mitgeteilt, öjabelfooer melbet: uuuo 1329 an
bt. Mai tiübtag (11. SioDcmber) vernlit ich Pfaff Hug
de Rutlingen 8 Schilling ewigs Gelts uss unser Frauen
Bruder Hofstatt und Closter ze Ezzelingen den erbarn
Frauen Schwester Elssbethen und Schwester Adelhait
inn dem Closter ze Wiler, den Kilsinen. §ugo @pe cß
ßart, ber bermutlid) in ©rag gebilbet mürbe, oerfaßte
1330 spcculum graimnaticaie, ein grammatifalifcßeS
Seßrgebid)t.
©nt 26. Dftober 1331 berfaufte ©raf Spcinrid) 0.
©eriugen an Spugo dictus © p e ß 3 ß a r t, ©rieftet 3U
©eutlingen ben SBibentßof 3U Spufen unter ber öonauer
Steige nebft bem ©atronatSrecßt ber bortigen firdje
(St.*©. ; confer Socßer, ©eringen 131, 132).
folgenben^aßre 1332 berfaßteiputgo riores musicae omms
cantus bregonani, ein im Mittelalter biet gebrauchtes
Seßrbud) beS SUteßgefangeS. ©efanntlidi fpraeß 25. Märs
1324 ©apft ^oßann XX II. über bie ©nßänger tönig
SubmigS beS ©aßern, 31t benen aueß 9teutlingen 3äßlte,
ben ©ann auo, ebenfo fein ©ad)folger ©enebict Xil.
^n golge beffen meigerten fid) bie ®eiftlicßen in 9teut*
lingeu unb barunter aud) §ugo 3U fingen. 2)ie ©ürger
unb advocati (b. ß. nid)t meßr ber ©eicßSOpgt, ba ©raf
lllrid) Oon SBiirttemberg 10. gebr. 1331 auf bie ©fattb*
feßaft ©d)atnt, fomeit fie fid) auf ©eutlingen besogen
batte, oer3icßtete, fonbern ©ürgermeifter unb 9tat ber
Stabt, benen jeßt ©erid)t, guben unb Steuer unter*
ftanb) ließen nun 1336 bureß einen Sperolb oerfünben,
baß fein ©ürger einen ber ©rieftet bei Strafe Oon 5
©funb beherberge, ba leßtere nid)t fingen mollten. Spugo,
bem man biefe ©ad)ricßt banft, bemerft meiter in feiner
©ßronit: ,,©acß ©eenbigung biefeS ©uSrufS ßabe ber
Jperolb meiter oerfiinbet, baß feiner bei Strafe oon 5
©funb einen guben mit ©Jort ober Sßat beläftige, bie
guben bemnad) meßr © n f e ß e n , a l S bie
© e i ft l i cß e n g e n ö ß e u". £roß biefer etmaS biffigen
©emerfung fügte fieß ijpugo bem ©ebot unb fang mieber.
Oaburcß geriet aud) er m ben ©ann, auS melcßem er
erft 1348 in Ulm burd» ©ifcßof griebrid) Oon ©amberg
gelöft mürbe, gm gaßre 1347 unb ben folgenben
gaßren oerfaßte er fein .f)auptmerf, eine ©5eltcßronif,
bie als bequemes ipaitbbud) für junge ©lerifer bienen
fotlte, aber nur für bie eigene geit mertöoÜeS bringt,
(abgebrudt naeß ber erft neuerbingS in St. ©eterSburg
mieber aufgefunbenen spanbfdirift1) in ben gorfeßungen
3ur beutfd)en ©efeßießte XXI, 21 ff.).
©m 14. 3X3. 1350 mirb atS Siegler fpugo, ©aplau
beS ©ItarS öt. Cosmae et Damiani m capella beatae
virginis m Rutlingen genannt (St.*©.).
©nt 3. gebr. 1354 meibete grieberieß de Rutlingen,
sacerdos, rector ecclesiae in Husen, bem ©ifcßof go=
ßann Oon ©onftans, baß er mit SBiUen fbugo’S Speß ß*
ß a r b, sacerdotis praemissarn seu capeilam in Rut¬
lingen, feines ©atronS ben ©Uar in ber ©farrfireße 3U
§ufen botiert ßabe. OaS ©räfentationSrecßt eines ©a*
ptanS füllte nad) bem Xobc beS Stifters bem §ugo unb
nad) beffen Xobe bem ©atron ber tireße in Spufen, bem
9tettor ber Sltrcße unb Oefan in dieutlingen 3ufteßen.
2)cr ©aplan ßatte aueß 31t funftionieren in ber Marien*
fapelle, in superion vnia a antiquionbus dediCata
ij Referent batte ba$ ffiliicf, baS Original berfelben 1896 im 5)e*
äirt«arcf)iü ju ©oimar, mopin baSfelbe entlehnt mar bef)uf§ tentäiß
ferimg ber 'Jtoten, ju fetjen, ein fteineä, unfd/einbareS Söiid)letn.
Bl
((St. =51, ; ©afeter 1, 162). 5tm 26. 9tferil 1354 berfauften
Sfaff Sietfe. n. ©onbelfingen, Hircfefeerr in Sfeal=
fingen, ©tefefean, Otto, fein Stüber, 9tgned b. © r a=
b_e n e d , Otto'd efeelicfee §audfrau an Sfaff §ugo
©feefefefeart, ©afelan unb feinen Setter SReifier ©Ultra t
©pefefefeart, ©djulmeifter ju Reutlingen, 6 ißfunb
fetter ©ült bon ifereit ©ütern im ©onbelfinger ganten
um 84 fetter (@t.=5l.).
5lnt 28. ©ept. 1354 mürbe griebricfe Siupredft
bon Söile, Hircfefeerr ju Ipufen bon Sifcfeof gofeann
b. ©onftans orbiniert unb befohlen, bafe bad 3Rec£)t,
einen ©aplan auf ben 5lltar §u Unterlaufen 31t prüfen*
ticren, menn berfelbe ein mirf(id)er ^Sriefter fei, auf
ipugo be © p e d) 3 a r t, Sriefta- ber grüfemeffe in 3ieut=
lingen ald erft befagter Birdie 3U ipufen ffeatron, menn
er ben ©tifter bed 5lltard überleben mürbe, unb nad)
beffen Sob auf ben 5ßatron biefer Hircfee 31t laufen,
beren Hircfereftor ber Sefan bon 3ieutlingen fein merbe,
auf emigtiefe übergeben merbe (51. 51.).
5tm 33. guli 1355 botierte bann griebricfe, rector
ecclesiae in §ufen bei Reutlingen mit ©oitfend Ipugo'd
©pefefefeart, ißatrond ber Hircfee in §rtfen ben 5lltar
in ber fpfarrtirefee ju laufen, gemeint SDiariae unb allen
^eiligen, mit 5 fßfunb unb 10 Pfenning ©infünften
jä^rlrd) aud ©ütern infra limites eeclesme in .Stufen,
mad am 28. 9luguft 1355 Sifcfeof gofeann b. Eonftanj
beftätigte (©t.=9l.; ©afeler 1, 163).
5lm 22. guni 1358 mirb fßfaff £mgen §aud ju
Sieutüngen ermähnt (H. 51.). §ngo genannt ©pefefefeart,
9ßriefier be Rutlingen, ©aplan bafclbft, bon meilanb
SSernfeer, ifenefter, e r ft e m ©aplan ber ©apede ©t.
9iicolai unten an ber Stauer ber Stabt Rutlingen unb
©rünber ber streiten ipräbenbe in befagter ©apede aud
befonberer greunbfefeaft sunt fferiefter berfelben s$räbenbe
auf geftettt, f d>en£te am 12. 9Rai 1359 teild aud eigenen
9Ritteln, teild aud ©oben frommer 9ßerfonen ein ©in*
tommen bon 32 ©Riding an jene 2. ffßräbenbe mit ber
Sebingung, bafe ein jemeiliger ©aplan fie bann erft
geniefeen fodte, menn ber gegenmärtige ©rtrag ber ifkö*
benbe bon 14 ffßfttnb 10 ©efeiding auf 26 Sfunb §eder
geftiegen märe (@t.=5l. ; ©afeler 1, 22, 23).
1359 ober 1360 ift bann Jpugo © p e d) 3 fe a r t ge=
ftorben. ©r mar, mie bad SBappen feined Setterd bed
©cfeulnteifterd ©onrab ©peefefeart 3U beroeifen fdjeint,
ein SRitglieb ber gantilie Saft unb fd)rieb fid) nad)
bem abgegangenen © p e d) fe fe a r t im §ofeen3odernfcfeen.
Sraufe gebentt bed meitern (©. 73) 9Rattfeäud
5llberd (1495—1570) unb (©. 74) gofeann ©cfera=
bind (um 1500—1560) , Senebift ©refeingerd
(1500 — 1572). Ser ©. 401 erroüfente Säder §aitd
©tafegntafeger, ber Serfaffer bon 2 glugfdjriften
bom ^afere 1524, feinter meinem firaufe gofeann
© d) r a b i n bermutet, bürfte, naefebem Referent in ben
Slättern für mürtt. Hircfeengefcfeiifete 1896, ©. 45 nad)=
gemiefen feat, bafe 1486 urfunblicfe §enndlin © t a i g=
m a i g e r ber Sed in Reutlingen naefemeidbar ift, boefe,
mie g. gofenfeand (ebenba ©. 56) annimmt, mirt=
liefe ber Ser f aff et ber beiben 3lu9fdb)tüften, bie feinen
kanten tragen, fein.
Offenbar megen feiner geringen litterarifd)en Sfeä=
tigteit — er berfafete, fo biet befannt, nur 2 tfeeologifd)e
©eferiften — fefelt bei Traufe ber fatfeolifefee Sfeeolog
gofeann ©aubend 51 n fe a it f e r. 2)erfelbe entflammte
einer angefefeeneit Seutlinger Santilie.
91m 'Zb. 2)e3. 1444 bertaufte Serfetolb © efe it 1 1=
fe a i d 3, Sürger 3U JReutlingen an Margarete 91 it=
fe u f e r i n, Senfe 3i u f d feelig 2Bitme, Sürgeriit 31t
Seutlingcn 2 Sfun!:) geller fteter, auf ©t. 9ticolai fäfer=
liefe fälliger ©ült aud feinem §aufe in ber ©romergaffe
3u 9ientlingen, bad an Ullargaretend §aud anftiefe, um
28 rfeeinififee ©ulben ($£. 51.). 5lldbann erfefeeint ©te=
fefean 11 e l i n = 51 n fe u f e r. ©efeou 21. S«nl 1483 ife
bie 9iebe bon ©tefefean U 1 i n SSeingartcn in 3tufcfeen=
fommerfealbe (Ä\ 51.). S)ann erfefeeint ©tefefean 51 n fe u f e r
ald SRicfeter 31t 3ieutlingen 5. Suni 1484 (St.=5l.), ebenfo
3. 9Rär3 1488 ©tefefean 51 n fe u m f e r genannt Ulin in
gleicher ©tedung. ©tefefean 5lnfeuf er mar 27.
1489 Pfleger unfercr grau. St. Seterd unb ber .^eiligen
31t 3teutiingen (®. 9t.). 5lm 29. sJJiär3 1490 mirb @te=
fan 9t n fe e u f e r, Sürger unb 9ticfeter 31t 9?euttingen,
12. Suni ©tefan 11 1 i n = 51 n fe u f er, 91iditer 3u 9ieut=
lingen (®. 9t.) genannt, ^afeenmabel ber ältere,
äRaurer unb Sürger 31t 9teutlingen betennt 22. gebt.
1493, bafe er unb feine ©rben bem ©tefan 5t n fe u f e r,
Sürger 311 3ieutlingen unb feinen ©rben 14 ©efeiding
§eder fteter, fäferliife auf @t. 9Jtatfeid bed S'fölfboten
Sag fädiger ©ült aud einem SSeingarten (ein fealber
dRorgen) feinter bem 9lecfefeenberg geben fodten (9t.9t.).
©tefan 5t n fe u f e r bemidfommnete 8. Ott. 1485 mit
anbern Sitrgent ben Ä'aifer in 3ieittlingen (©afetcr 1, 60).
dtoefe 1509 tommt unter ben Sierern bed tleinen 9iatd
©tefan 5t m fe u f er bor (©afeler 1, 289).
5öte tarn biefer ©tefefean 9t n fe n f e r 3unt Seinantett
Uel in? ©r mar eben ein ©tieffofen bed reicfeeit 91eut=
linger Sürgermeifterd ©onrab It e l i n ober 5) 1 1 i n,
beffen ©emafelin SSRargaretfee 51 n feeuferin mar (Sef.
Seil. 3uni ©taatdanseiger 1893, ©. 55), ein Jpalbbrubet
5tnna’d 11 e t i n, ber ©emafelin bed belannten Sieifenben
unb ©taatdmanned Siitterd ©eorg b. © fe i n g e n.
©in ©ofen ©tefefean 9tnfeuf er'd mar bermutlicfe
©aubenfe 9lmfeufer, ber naefe ©afeler J, 226, 227
ffebölfer in 91eittlingen mar unb beffen ©ofen gofeann
©aubens 9 t n fe u f e r. Sief er mibinete fiefe trofe bed
Unmidend ber ©Itern, bed 5lbmafenend ber Sermanbten,
ber bargebotenen ©elegenfeeit 31t einer §eirat, bed §ofen=
gelädfeterd ber SBelt über bie Sriefeer bem geiftlicfeen
©tanbe. gofeanned ©aubend be 91eutlingen mürbe 5. Se3.
1526 in Sübingen immatrifuliert (Slotfe ©. 641), mürbe
1528 Saccalaureud, im Sommer 1529 dRagifter, 1531
©onbentor in ber Surfa, refignierte aber Ott. 1534,
berliefe Sitbingen unb ging nad) greiburg (©afeler J, 289,
neue 0.=9t.*Sefcfer I, 479 ; 31otfe ©. 170). 5lld eifriger
dtnfeänger ber alten ^irefee räumte er bad Sanb, in
bem §ei’3og Utricfe bie 3ieformation einsufüferen be=
gönnen featte. gofeanned ©aubentiud 91 n fe u f e r ex
Reutlingen, magister artium, utasserit, clericus (Jon-
stantiensis mürbe bort 26. Ott. 1534 immatritutiert,
Sorftanb unb Sector an ber Surfa , 1535 decanus
artium unb 3. Oft. 1536 doctor tdeologiae (©dfereiber,
©efife. b. Uniö. greiburg If, 170). Sorfeer fefeon, am
6. dRärs 1536 mürbe dRagifter §and ©aubens 9lnfea uf er
auf bie ©t. dRicfeaeld dßfrünbe in deedarburg (bei 91ott=
meit) burd) ©aliud dR e d e r , Sürger in 3tottmeü
feräfentiert (©t.=5t.). deoefe 1536 mürbe bitrcfe Sermitt=
tung bed Sifcfeofd gofeann gaber unb bed fönigl. §of=
ferebigerd ©adud dRitder er uon Honig gerbinanb atd
3ßrofeffor ber Sfeeotogie nad) SBien berufen, mürbe bort
1537—1538 dtettor, 1538—1539 3 9Ral Sefan unb ftarb
28. ganuar 1541 (niefet 1542).
,,Aute diem ceoidit, tatis jam vincula bdveus
Hic anuis Jnvenis vixit at arte Senex“
fingt ©ebaftian ©oltbud(©cfetlling be ©11113=
bürg, niefet ber ©ebaftian ©efeiding be Uracfe, nobiüs,
ber nad) dtotfe ©. 507 am 27. guni 1488 in Sitbingen
immatrifuliert mürbe) in feiner l’hrenodia m imma-
turam mortem Joaums Gaudeutii, Theologiae doctoris
profundissimi, qui Viennae obiit 5. Cal. Febr. anno 1541.
(©efereiber, citato loco ©. 170; ©^nurrer, ©rläuterer
ber mürtt. 9ieformationd= unb ©elefertengefcfeid)te 1798,
©. 305 ff.; 9t. 9kuh«> int Siöcefanarcfeib 1897, ©.
183-184).
Siefer ift ber ein3ige fatfeolifefee ©eferiftfteder, ben
3teutlingen feit ber Steformation feerborbraefete. Senn
ber gafergang 1896, S. 95 genannte ©onbertit ©abriel
Sauben berget* (geb. um 1613) ift smar in 3teut=
lingen ersogen, aber in 9lalen geboren. ©. 78 gebeult
bann H r a u fe ber Reutlinger Srude.
Son gntereffe ift bie ©. 96 gefefeefeene ©rmäfenuug
etned 9Rartin 58 e i fe non Reutlingen, Sürgerd 3U ©fe=
lingen, ber nor ber Reformation ald religiöfet Üferiter
auftrat. Derfelbe ift menig befannt ($arl © o e b e ! e,
©runbrifj $ur ©efd>. b. beutfdjen Dichtung aug ben
Duellen I, 816; %$. 2Badernagel, ba§ beutfdje
ßircbenlieb t>on ber älteften $eit gu Anfang beg
17. Sa^rl). II, Kr. 1399 ff.).
©efannter ift bet bon Traufe (©. 100) genannte
©ftfinger Bürger Martin SK a i e r aug Steuttingen
(1507, 1511).
Slufjer biefen nennt Traufe (©. 241) alg ®ird)en®
unb ®ulturbiftorifer ben Keutlinger Defan ®abib grieb®
rid) 6 leg (1768—1810), ber aüerbingg fein ©obn ber
©tabt toar, unb (©. 330) ben befannten !gob. Sacob
g e b e r.
28ie ntan ftef)t, fehlt fein 31eutlinger Slutor, melcher
fid) über bie ©rennen einer lofafen ©erül)mtbeit erhoben
bat, in bem herbienftöotten 2Berfe bon $ r a u ff.
Katürlid) bat e§ an fr>lc^ert Autoren, bie nur für
Keutlingen, nid)t für gang ©abmaben ©ebeutung b^en,
nidjt gefehlt. Die Keibe eröffnen bie 4 ©b^oniflen ;
©briftobb Saubenberger (geboren in tonftanj,
©djulprobifor in Keutlingen, geft. 1611), 2lle,ranber © a®
nt e rer (geboren in Tübingen, feit 1580 Sßbbf^u§ in
Keutlingen, mag er 25 Sah« lang mar, affo big 1605),
Johann g i 5 i o n (geboren 1573, geft. 27. Januar 1653),
©ürger unb ©otlaborator in Keutlingen, Sorenj § of (f)®
ft etter (geboren 5. Slug. 1629 in Kegengburg, teut®
fdjer ©d)ulmeifier in Keutlingen, geft. 24. SKai 1664
bafelbft), benen ftd) anreibt 9KeId)ior 28eif5, ber 1603
bie leiber berfd)ottene Strbeit „der Stadt Reutlingen
Anfang, Freyheiten, auch was löblich darinnen; was
uns für Nutzen das Wasser Echsat bringt und noch
andere mehr“, gefteüt burdj SKelcbtor 28 e i % berfafjte.
(©ratianug, Sldjalm I, 285; alte 0.®21.®©efcbr. ©. 79).
©erloren gegangen ftnb bie bon §offftetter ermähnten
f)iftor. Sluf5eid)nungen bon ®naf>b, Keufd)eller, ©djabiug.
SKit Kedjt ermähnt Srauß feinen biefer ©broniften,
ba ftd) feiner über ben ©tanb ber SKittelmäjfigfeit
erhoben fyat.
Safob (^lirt (geb. 1556 jtt ©alingen, big 1598
Keftor in Keutlingen, geft. nach 1621), ber auch eine herab®
fdjriftlicbe Keimd)ronif bon gemöbnlidjer 2trt (alte
0.®2l.®©efd)r. <5. 80) gefd)rieben bat, mirb bon Sirauf
(©. 87 — 89) trefftid) cbarafterifiert.
Die bebeutenbften Sofalfcbriftfleller ber Keidjgftabt
maren entfcbieben SKattbäug © e g er (geb. 18. SKärj 1588,
geft. 2. Suli 1661), beffen ©nfel 3o§. ©eorg ©eger
(geb. 27. gebr. 1673, geft. 11. 2lfm. 1158) unb Neffen ©öt)ne
©eorg Daoib, geb. 24. SKai 1 7 1 6, geft. 1773 unb ©ufe®
biug/geb. 31. 'Dft. 1721 in Keutlingen, geft. 10. 5lfaril
1788 in Ulm (©cbmäb. ©bronif 1788, ©. 96), über
melcbe ©abler 11, ©. 21—25; bie neue 0.®2l.*©efd)r.
0. 485-486; SSebermann, Kad)r. b. ©efebrten, SHinft®
lern unb anbern merfmürbigen Sßerfonen aug Ulm,
©. 60-61; aUg. beutf^e ©iograp^ie II, 270 51t ber®
gleichen ift.
Diefe, mie bie folgenben, gehören in biefer ßeitfcbrift
natürlich ermähnt, möbrenb in einer fdbmäbifcben Sit®
teraturgefd)id)te ihnen fein Kaum angemiefen merben
fann, ba ihre ©ebeutung ftd) nicht über bie einer lofaten
©erübmtbeit erbebt.
gob. ijacob ©ifenlobr (geb. 3. Kob. 1655 in
Keutlingen, geft. 1736) berbient hier alg ©erfaffer eineg
$ated)igmug genannt ju merben, fein ©obn gob. Sacob
©ifenlobr (geb. 30. 2lf>ril 1684 Keutlingen,
Pfarrer in Saufen, geft. 1737) alg ©erfaffer einer haben®
burlacbifcben S^ircf)engefd)id)te , bie leiber SKanuffript
blieb.
©in meiterer Keutlinger ©dfriftftetler mar^ob. 28enbel
© a r b i 1 i, geb. 27. San. 1641 alg ©obn beg ©tabt®
arjtg Dr. ©arl ©arbili ©r mürbe alg „Reutt-
lingensis" 25. ©efü. 1695 in Tübingen SKagifter, mar
Keifefmebiger beg Spsrinjen SKayimilian b. ©Württemberg
in Sßolen 1703—1710, ©rofeffor am ©bntnafium in
Stuttgart 1710—1730, ©rofjft ju §erbrecbtingen 1730
big 1740 unb ftarb 29. 2lug. 1740 (©arntnl. aller SDZa®
gifter®©rontotionen 11,413, ®ienerbttcb ©. 295; ©eorgii®
©eorgenau, biogr. geneal. ©lätter ©. 40—41; ©urf®
barbtfcbe ©enealogie ©. 28-29). ©r berfaffte „SOlaji®
ntüian ©manuelg, §er^ogg in ©Witrtemberg . . . Keifen
unb ©ambagnett burd) Xeutfcblanb, in ©ölen, Sitbauen,
rotb unb meig Kujjlanb, ©olbbnien, ©eberien unb Ufrainie.
Kebft ber Ket)g®©efd)reibung bon ©ultama ttad) ©enber
(mit ©ortrait). ©tuttgarbt, auf Äoften beg autborig
1730; jmeite Stuflage, grancffurt unb Seibäig (Kiebingen
% ©. ©otta) 1739". SDiefeS SSerf mürbe 1740 ing
granjöfifdbe iiberfe^t (§ebb, ©ibtiograbbie II, 100).
®ie gab! ber fonftigen Keutlinger Slutoren mäbrenb
beg 18. gabrbunbertg ift febr gering. ®ie befannteften
ftnb ©Witt), ©ottlieb griebri^ ©eitler (geb. 9. gebr.
1745 in Keutlingen, geft. 24. ©ef>t. 1811 in SKitau),
ber fd)on genannte ^ob. Sacob g e | e r (geb. 24. Slu®
gufi 1760 in Keutlingen, geft. 20. gebr. 1844 bafelbft)
ttnb griebrid) Stuguft SKentntinger (geb. 11. Dft.
1770 in Keutlingen, geft. 4. !guli 1841 in Dbernborf),
über meld)e bie neue D.®Sl.®©ef(hr. I, 489 ju ber®
gleid)en ift.
©on tbeolügifcben Strbeiten ift mir nur aufeer
einigen Seicbenfirebigten befannt eine ©uBfmebigt bon
güb- ©onr. SK e r d b , ©büalf)fnrrer allbmr (geb.
24. Dft. 1755 in 3teutlingen, geft. 17. Steril 1830) über
2 ©bronifa 15, 12—15, 1796 bei Sacob Ulrich SKäcfen
erfd)ierten (©cbmäb. ©bronif 1796, 238).
©on cbroniffifcben Slitf5eid)nungen finb borbanbett
eine anoni)me ©<bilberung ber Keutlinger 3iebolution
1748 unb 1749 int ®ird)enbflegeard)ib in Keutlingen,
bann bie im ©ribatbefilj befittblid)e ©bronif, begonnen
1781 bom SBeingärtuer ©eorg § 0 b l 0 d) (oer®
rnäblt mit einer geb. 28 e cf l e r), fortgefe^t bon beffen
©cbmager Sol), ©onrab 333 edler (geb. 29. Dej. 1775,
geft. 1804) unb beffen ©obn unb ©nfel. SDiefelbe ent®
hält neben ©rnte® unb 28etterbericbten mertbotle Kacb-
richten über bie jeitgenöffifdien ©reigniffe, bie ohne biefe
©bronif ber ©ergeffenbeit anheim gefaben mären. Die
©brache beg ©broniften ift fd)lid)t unb einfach.
©erabe fo meü, mie ber erfte ©anb beg Traufe®
fd)en 2Berfg gef)t, mürben im oorbergebenben bie Keut®
linger Stutoren, feien eg nun dii majorum ober uiinorum
gentium namhaft gemad)t. 28er genauer ftd) über einzelne,
berühmte ©ohne ber ©tabt, bie gelben beg ©eifteg unb
ber geber maren, unterrichten miü, möge bag Hrattfefd)e
2Berf OertrauengOoU in bie §anb nehmen, ©r mirb eg
nicht unbefriebigt aug ber £>artb legen.
SKit ©bannung fiel)t Keferent, mie mobl alle greunbe
Oaterlänbifd)er ®efd)id)te, bem jmeiten ©anbe entgegen,
©ringt biefer bod) bie febent Keutlinger untiergefelicben
Kamen Hermann $ut-b unb S i ft. SKöge ber jmeite
©anb halb erscheinen unb gletd) trefflich augfaüen mie
ber erfte! ©Ij.
£>crau§gegtbcu hont Keutlinger Kltertumgoerein, unter Kebaftion 001t Sßrof. Dr. 2Beibenntaier.
SDrucf 001t ©buer & Sieb Kadjfolger ©ugen §u^let in Keutlingen. — ©erfanbfteüe: ©ugen ©ifenlobr, Keutlingen.
Mitteilungsblatt
bes
©üld| gattet; WtErtumsticretns.
Mv. 3* fUuftinggn, IDai utt b Hum 1898. IX. ftatjvfl»
Xie Deutlinger SteDolution Dom 3al)rc 1749; Don ZI). 6d)i5n. — Xie Deutlmger ©(orten-
qicücrfaniilie ©ger 1444—1527; Don fßfarrer (XaSpart in Xmßltugen. — ®ic tüttrttemöergifdjen Pfarreien bc§
fcanbfnbttelS £ed)ingen bt§ jur Deformation; Don Dr. % 3ofeuf)ctn§. (gortfefcung.) — Deutlinger ©efd)td)tS-
quellen 11T, Cbrouologia Bdgeriana; l)er«nSgcgeben Don XI). ©cfjön. — kleinere Wittei! uitgcn: Deutlmger
Waler; Bur Drt§gefd)id)te Don Wögerfingen ; ©ine alte SBolKfitte int ©üldjgau; Don XI). ©d)ön.
3>tc fleufftitgcr •K«>otuttoit vom 3u(irc 1749.
©du CEljeobm: Snlj.iin.
(S'ortfe|ung.)
®ie ab? unb ^uriicfgefctjten Datbl)evrcn berichteten
nun bem Jperjog (Sari unb bem Difd)of Don Äonftanj
ben Hergang beb Bunft® Ullb DürgermtifteitagS unb
baten um eine unparteiifd)e Unterfud)itng. $ icju
waren fie nad) ber Deutlingcr Derfaffung cntfdjiebeu
nid)t berechtigt, ©ie würben nun bcSbalb fet;r
fd)impflid) mißhanbclt, bem abgelebten Dürgermeifter
5ß e in m a n n unb ©djultljeißen D u o f f juiti ^Weiten?
mal bie fünfter ehtgeworfen, aud) bem ©pnbicuS
SBeget. genier würbe ben beiben abgefeimten ©d)ult=
Reißen Dttoff unb SBunbcrlidj in ihrem an
einanber gelegenen ©einberg am ©teinenberg in
ihre gemeine grud)t bie gönn eines ©algett gefegt
unb Suntpen in ©eftalt eines Dieufdjett baran
gepängt, überhaupt ihnen Dort ben Diirgcrn md)t
mehr ber geringftc Defpeft bezeigt, ©o mußten
enblid) bie beiben beit .Sperjcg (Sari unb Difdjef
oott föonftanj um ©djuß anflel;eu.
Dm 6. ©fteber 1749 famen ein württembergifdfer
DegicnutgSrat unb ßreiSfefretär uttb Dcrlafeu ben
^Bürgern ein ernftfjafteS DbmahnungSfd)rciben, baß
ber föaifer unb beibe auSfdjreibcnbett gürften bie
abgefeimten fRatbherren in ihren ©d)utj unb ©d)irm
aufgenommen hätten. Diemanb feilte fleh unter?
flehen , bcnfclben ein Seib anjnthuu. 2öaS bie
©ubbelegation Buiti 1788 ben beiben für Dfhg:
fdjaften unb Demter antiertraut habe' >u bereu
SBefilm foOten fie ruhig verbleiben.
©od) bie ÜJiehrjahl ber Dürgcr nahm herauf
feine Dücffid)t, fonbent meinte: „das seye nur
verschmiehrt (b. h* bitrd) ©d)tniergelb ober De*
ftedhitng erlangt) worden. Der Herr Bog er
habe diese Schlifft gemacht. Diesem Regier-
ungsrat habe man etlich 100 fi. geben, dass
er solches der Bürgerschaft publiciert habe“.
Dm 14. gebruar 1750 würbe tiont faiferlidjett
Deid)Sl)ofrat in 2öicn ein conclusum an beibe
frciSatiSfd)rcibenbcn gürften unb bie ©tabt Deut?
liitgen auSgefcvtigt, fcboch erft Diittc Dia rj bem
neuen Dat bitrd) beit württembcrgifd)en Deid)Sf)ofratS?
Dgentcn B°hann griebr. ti. ,£> a r p p r e d) t (gcb.
G. Diärj 1710, geft. 1760) communicicrt. ©utd)
biefcS conclusum würbe eine ©ubbelegationS*
fotttmiffion mit ber Unterfud)ung ber ©treitigfeiteu
beauftragt.
Dun gieitg ber ©peftaM loS. Dom Diätj bis
Diittc Dpril 1750 fattt ber nette D'at näd)tlid)er
3Seilc 12 bis 13 mal jufamnteit mit DuSfd)luß
ber beiben Diirgermeiftcr ©öppinger unb Tßetn?
m a tttt. Don beit ©tabtridjtern, bie aud) im Dat
faßen, blieb von ben Derfammlungen auSgefchloffett
(Shriftoph 3 tt) t fß l c r unb wohnten benfelben nur
an SBilh. ©hviftian, Sttbwig gif d) er, Johannes
© i f e tt l o 1) r , «Peter Dottclcr, $oh. Heinrich
©ff er eint, ber gewefene ©tabtfdjreiber igol). ©ber?
hatb 2Bttd)crcr unb ^ohcnttteS © e p f elf) ar b t.
Dud) ^peittrid) Duff, ber im Dat faß, blieb aitS?
gefd)loffen. dagegen wohnten ben Derfammlungen
f amtliche 1749 neu gewählten Bunftmeifter. bei,
ttemlid) gol). ©eorg ßttapp (©tabt? unb gelb?
fd)itlthciß), Bol), ©eorg Daad), UrbanuS Döljm,
BolyBacob fiumpp, ^oh. igctcob © tc d) euf in g er,
Bofeph ©ottrab Dinfj, 3>ol). £>cinrid) Di et) er,
Boh. ©eorg ©ber, ©intott ^urlj/ B^h- ©ottrab
©mittber, Bol)- Sewob Äanffmann unb ^o?
hantteS Ä u r (?.
üDantt begann ein häufiges Deifett. ®er ©d)tnieb?
junftmeifter Boh- €»einr. SD et) er mußte nad) lllrn,
blieb bort 14 Xage unb brachte tion bort ben
Buriften unb faif. Dotar iH)cobor lltr- Dübliug
(geb. 27. Buli 1706, geft. 30. ©ft. 1756) mit.
Di ait mad)te nun ein Jperrengcbot. Dttf allen
Bitnften tierlaS man eine ©djrift folgenbcu
weld)e bie ganje Diirgerfd)aft untcrfdjreibett foQte:
„dass dieselbe bey ihren bürgerlichen Pflichten
und Ayden, ja bei der ewigen Wahrheit be¬
zeuge, dass sowohlen vor dem Zunffttag, als
an demselben der geringste Tumult unter
34
denen Zünfften nicht gewesen, so sie ordenlich
gewählet, auch die Herrn Sibener dieses, wie
gemeldet haben“, ^aft alle Bürger untcrfdjrieben
unb baten, man möchte fte bod) bet iprem SBaph
Rriüilegittm Verbleiben taffen.
dpicrauf reifte ber ©d)micbjunftmcifter 3JZ c l> e r
mit betn faif. Rotar 9iübling erft prn 33ifd)of
von $onftan$, bann junt .fperjog von 2öiirttcmbcrg.
©ie übergaben biefen obige ©dprift unb baten, bie
burep baS reid)Spofrätlid)c conclusum vom 14. $ebr.
1750 verorbneten ©ubbelcgaten nidpt eper einrürfen
;ut taffen, als bis man ein attbercS conclusum vom
ReidpSpofrat erhalten patte.
9iad) beS 3unftnieiftcrö Riidfcpr ttaep Reut:
lingen mürbe fofort näd)tlid)cr Söeile Rat gehalten
unb mürben ©enator Shtbmig $ifd)er unb ©cpmieb:
junflmeifter ^ofjann ^einrid) Ri eper naep 2ßien
beputiert, um alle« barati ju tvenben, baff bie
©ubbelegationSfommiffton abgelvcnbet merbe.
51m 18. ÜDiärj 1750 traten beibe bie Reife
an unb nahmen 1200 fl. bareS ©clb mit. 97 üb*
ling begleitete fte bortpin (28epermanit, neue
Radjr. ©. 376). Die armen 9Beingärtner, mclcpe
meinten, biefc Reife gcfd)äpe megen ber 3öctnbcrg;
ftreitigfeiten, mären päufig ju ben Deputierten ge«
laufen unb Ratten tptten ©liid gcmitnfd)t. Die
Deputierten bauten aber an nid)tS anbcrcS, als an
it>re burep bie Äommiffion bebropten ©prenftellen.
Ron ben SBeinbergen mar bei ipnen feine Rebe,
als fie in Röien angefommen maren.
^nbeffen liefen ^)cri03 ©arl unb ^cr Rifdpof
von Äonftanj am 3. Rpril 1750 in Reutlingen
eine f aiferlid^e ©ubbelegationSfommiffton einrüden,
©omopl ber fenftanjifepe jQofrat v. © fdp m en b er,
als ber mürttemb. ^)ofgerid)tSaffeffor unb Regier:
ungSrat £obiaS ©ottrab Rcnp (geb. 1704 ober 5,
geft. 14. Riai 1779) famen am ©amStag Rbcnb,
beibe in einer Riertelftunbc, in Reutlingen an
unb nahmen ipre Verberge beim 5lblcr, meines
alfo bantalS baS erfte ©aftpauS mar.
2ltn ©onntag 9lbcnb liefen fte ber ganzen
Rürgerfdpaft burd) ben ©tubcnfned)t anfagen, baf
biefelbe Riontag RiorgetiS 10 llpr im Ätofter er=
fdjeinen f olle. 5lud) geboten fte ben neuen unb
alten Rat am gleid)en Riorgen um 8 Upr in bie
Ribliotpcfftube.
Räubern beibe Dcite vor ber Äontniiffton er:
fepienen maren, lief biefc ipre RolImad)t verlefen,
fobann burd) ipten ©cfretär baS faiferlid)e pofrät*
liepe conclusum unb erflärte, fte füllten bett alten
Rat, mie er 1748 bis 1749 cingefept gemefen
märe, reftituicren. 2öärc berfclbe eingefept, follte
bie Sürgerfcpaft nad) ber Orbnung ipreS RrivilegiumS
betnfelben pulbigen unb mürbe ber ©ibc unb Rflidftett
gegen ben neuen Rat cntlaffen. 2öäre biefeS in
(Sitte nidpt ju erreidpen, fo follte bie Rürgerfcpaft
mit militärifdper ©pefution baju gejmungen merben.
©nblid) follte bie Jtommifftou baS Xumultuieren
unb 3nfammenlaufcn ber Riirger, bie 9lbfeputtg
beS Rats am 3unfF unb Rürgcrmciftertag genau
unterfud)en unb bie ftrafbaren unb fd)ttlbigen 23ürger
cinjiepctt. ©obann follte bie ^otnmiffton über aQeS
Rrotofoll aufnepnten unb biefeS mit red)tlicpem ©ut*
ad)tcn betn Äaifcr unb ReidfSpofrat einfenbett.
Dod) ber neue 5lmtöbürgermeiftcr $op. ©ecrg
$ tt a p p moflte fiep all betn nidft untermerfen,
fonberit übergab eine ©dprift beS 3npaltS, bie
Äommiffion fo lange barnit märten möchte, bis bie
nad) 2öien gefanbte Deputation ein anbereS con¬
clusum befäme. hierauf gieng aber bie Äommiffion
nidpt ein, fonbern verlangte, bie Rürgerfd)aft foöc
fl dp etitfcpliefen, ob fle fiep untermerfen mode ober
nidpt.
3ept trat ber RFanbfdpultpeif $opann ©onrab
Äönngott, ein Riaitn von 60 3aPren pervor
unb bat, fte bod) bei iprem SSaplrecpt ju taffen
ober nur 14 Dage f^rift ju geben, bis fte ctmaS
von i^tett Deputierten auS 2Bien befontmen mödpten.
9lüein bie ^ommiffton ermibertc : DiefeS ©infeben
ber alten unb Rbfcbeit ber neuen Rats^erren mare
bem 9Bat)lred)t nid)t fdjäblid). DaS müffe fefst
einmal gcfd)el>cn. ©ie foden nur mit bem Sibellieren
juritdbleibcn, fte mären nid)t beSmegen pie^er ge--
fommen.
©nblidj ttad) vielem Sßiberftreben untermarfen
ftd) 23ürgcrmeiftcr unb Rat ber föomniiffton unb
liefen pieburd) eine fernere QSerlebung ber Reut*
linger ißerfaffung ju.
DaS 3llnftmeifterf oHegtum mollte ftd) aber niept
baju Vcrftcpen, fonbern bat bie Somntifflon inftänbig,
man möge vorper ipre 24 ^)ütpe pineinfommen
laffen unb biefetben aud) pören. Die Äomtniffton
mollte bie ^)ittpe aber erft vcrlaffen, rnenn bie 3ll,,ft»
meifter fiep untermorfen patten. 5lHein le^tcre
beparrten auf ipretn 93orfat). Da fagte RegierungS--
rat Ren^: „aus Befehl Ihrer Kaysserlichen
Mayestät und der beeden ausschreibenden
Fürsten entlassen wir euch eurer Aemter
sambt denen Ayden, die ihr dem neuen Rath
geschwohren habt. Jetzt gehet hin und sagt
euren Zünfftigen und redet ihnen zu, dass sie
sich submittiren und lasset sodann eure Ilüth
auch hereinkommen“.
Darauf traten bie alten unb neuen Ratsperren
ab unb bie 24 ^)ütpe perein. Die itommiffion
forberte fie Vergebens jur Untermerfung. Die $ütpe
blieben ftanbpaft, baten vielmehr etlid)e Riale, fte
bei iprem Rrivilegiunt $tt laffen unb ben alten Rat
nid)t ein^ufefjen.
©ie traten ab, unb ber alte, micber eingefepte
Rat trat vor. Da mürbe bemfelbeit von ber $om=
miffton anbcfoplett, nad) ber SBaplorbnung ju ver=
faprett, bie 3unftmeiftev ju becibtgen. 91ad)gepenbS
follte ber Riagiftrat, fobann ber 5lmtSbürgermeiftcr
SBeinmaitn ben ©ib oblegen. DteS gefdjap
fogleid) im Rcfeftoriutn (Rebentpal).
hierauf ftellte bie Äotnmiffton bett alten, mieber
cingefepten 9lmtSbürgermeifter unb Rat ber Bürger«
fd)aft vor unb lief burd) RegierungSfefretär ©renn er
baS reid)Spofrätlid)c ©utad)ten verlefen. RegierungS»
35
rat Rcnh fyictt eine rcd)t nad)brücf tid>e Rebe an j
bie ©ürgetföaft unb ermahnte fte, bem conclusum
©el)orfam ju teiften. Sarauf follten fie bem neuen
23ürgermctfier jufdfwörett.
Sa ging aber ein außcrorbentlidjeS ©efdjrei an.
Sic Bürger wollten nid)t fd)Wörcn, fielen auf bie
ßniec unb baten, fie bei ihrer erften Obrigfeit ju
taffen. Bhr Privilegium ginge baburd) ju ©runbe.
Obwohl bie ßommifftou fie allen ©rnfleS
ermahnte, verblieben fte bod) babei, ftd) bem ttnge*
fctjlid) eingefefeten Rat nid)t ju unterwerfen. . 3«
nod) viele Weitere fielen auf bie Äniee, bod) meiftcnS
arme Seute. Sic Äontmiffton fagte mit Perbntfj
ju ben ^Bürgern, fie foUtcn nur beimgehen, waS bie
mciften traten, ©egen 160 23itrger aber gingen
jur ^ommiffton in bie 33ibliot^cf|tubc unb unter*
warfen ftd) bcrfelben. Ruf bem Heimwege würben
aber biefe non ber übrigen Siirgerfcbaft, befonberS
ben SBeingärtnern, SBeibern unb Äinbern febr übel
bcljanbelt, mit ^ot unb ©teilten beworfen unb
fpöttifd) gefdjmaht.
S>ieS berichtete bie ßommiffton an ben württem*
bergifdjen unb conftanjer §of, worauf am 11. Rprtl
1750 330 Sftann fc^wäbifc^e ^reiömilij in Reut*
lingen einrüdte unb nodj am gleichen Rbenb ben
gegen ben eingefeljten alten Rat wiberfpenftigen
23ürgern inS Quartier gelegt würbe, Beber Bunft*
meifter erhielt 3, feber £utlj 2 ©olbaten. Gebern
©olbaten mußten biefe täglid) 1 ©ulben geben.
Sic an b ent wiberfpenftigen Bürger erhielten 1 9Jiann,
bem fte täglich 12 9tr. jahlen mußten. SiefeS
ganje Verfahren war im bemofratifchen Reut*
lingen unerhört. SieS bauerte 8 Sage. Rtt=
fangS nahmen bie guten Seute biefe ©olbaten mit
grofjer $reubc auf, aber ^ie f5r£ubc währte nid)t
lang. t?llöbalb entftanb bei ben Reiften ein großes
Samcntieren, Jammer unb Rot, fowohl wegen ber
Unterhaltung ber ©olbaten, als ber baren ©elb*
auSgabe.
Sroljbem beharrten biefe cparaftcrvoUen Bürger
in ihrer 2Biberfeblid)feit gegen ben verfaffungS*
wibrig eingefebten Rat, tarnen hier unb ba jufammen
unb würben von ben ^uprem (bie ärgftett RäbetS=
führer nennt fte ein ©egner) wieber aufgemuntert,
ftanbhaft ju bleiben, ©ie tarnen bem nach unb
blieben ber ßommiffton gegenüber, wie biefe ftd)
auSbrüdte, gattj verftodt. $a nad) einigen Sagen
brad)tcn fte bcrfelben ein reid)«h °fv5tli<^e« con¬
clusum bcS ^npaHS, „dass man bei jetzigem
Rath alles genau untersuchen und solches
dem Reichshofrat in Zeit von 2 Monaten
einsenden solle“.
Run meinten bie 1749 neu gewählten Rats*
herren, man foUc fte gleich wieber einfehen. Sie
Äommifflon bcrid)tetc an £crjog (Sari unb ben
23ifd)of von ^onftanj, wcld)c ihnen befahlen, bie
Sürgcrfcpaft nod) ein 9Ral vorjubefepeiben unb ihnen
vorjupalten, baß fie an ©ibeSftatt it)re $anbtreue
ber Äommifflon geben fottten, ben alten, eingefefcten
Rat nur fo lange für ihre Obrigfeit ju erfennen,
bis bie ©ad)e unterfud)t worben wäre. Späten fte
bieS, follte ihnen gleich bie ÄreiSmilij abgenommen
Werben.
Allein aud) biefer Rorfcplag war Vergebens.
Sie Bunftmeifter unb Ricptcr veranlagten bie ^Bürger,
baß fte, aUerbingS ju ihrem größten materiellen
©(fabelt, verharrten. Scmt fte erboten ftd) : sie
wollten Gut und Blut bey ihnen aufopfern.
SaS ©clb für bie ©olbaten würbe nun nad) ber
©teuer umgelcgt. Ser ©teuerfuß von ben ^Bürgern
belief ftd) auf gegen 2000 fl. Sie föreiSmilij mit
ben Offizieren foftetc täglid) gegen 100 fl. Saper
mußte täglid) feber ^Bürger von 1 fl. ©teuer
1 ©rofehen japlen.
Sie ^Bürger wiberfepten ftd) nun biefer Bah^un3
halber fehr unb wollten ben Ouartiermeiftern fein
©elb mepr geben, würben feboch von ber $reiS*
milij mit ©ewalt bajtt gezwungen, inbent ben
^Bürgern, bie nicht japlen sollten, 10 bis 15 9Rantt
in bie Käufer gelegt würben, bis fte ihre Portion
erlegt hatten, ©o verfuhr man gegen freie Bürger
einer Reid)Sftabt.
Siefenigen ^Bürger aber, bie fld) ber $ommif*
ft ott unterworfen hatten unb von ber ©tnquartieruttgS*
laft frei blieben, würben mit Redjt von ben übrigen
verflud)t. Ußan gab ihnen ©d)ulb, baß biefe $om*
miffton hier wäre. ®°<h was half alles gegenüber
brutaler ©ewalt!
3lm 5. ober 6. Rtai 1750 überfanbten fogar
bie 2 nad) 2Bien bepntierten Bürger einen Srief
unb rieten ben Bunfhnciftern, fid) ber ^omntiffion
Ztt unterwerfen, aber biefe Verharrten nod) bis jum
21. 9Rai in ihrem jähen SSÖtberffanb.
m Sage vorher Verlangten fie vorfid)tiger
2Seife von ber ^omtniffton einen fchriftlidjen dteVerS,
baf), wenn fte fid) unterwürfen, bieS ihrem 2Baljl*
Privileg nicht präfubijierlid) fein follte. ^adjbem
fte biefen dteVerS von ber föomntiffton erhalten
hatten, würben bie Bunftmeifter am 20. 3JJai, bie
58iirgerfd)aft am 21. 2«ai, eine B^nft nad) ber
anbern, in bie 23ibliothcfftube vorbefd)ieben unb
gelobten ber ßommiffton an ©ibcSftatt mit ^anb=
treue, ben alten, von ber ^ommiffton wieber ein=
gefegten 9tat für ihre Obrigfeit bis auf anbere
ißerorbnung beS ÄaiferS ju erfennen.
Bnbeffen 30g je^t feineSwegS bie ©pefution,
wie bie ©ürger gehofft hatten, ab, weil nod) über
1500 fl. ©pefutionSgelber von ben Bürgern z«
bejahten waren. Sa man nun aber ben ©injug
berfelben ernftlid) betrieb, einige ^flegfd)aften aud)
ettidje 100 fl. bar vorfd) offen, brad)te man baS
©elb jttfammen, unb am 25. 3ttai 1750 jog bie
ÄreiSm ilij enblid) ab.
©d)on am 14. 3J?ai War einer ber jwei Sepu=
tierten auS 2Bicn, Bnnftnteifter 2Reper wieber in
Reutlingen eingetroffen, ©ic hatten in 2ßicn nichts
crreid)t. Sic 23ürgerfd)aft follte fid) ber Äontmif3
fton unterwerfen, hatte eS bort geheißen. 50 Sage
waren bie 2 Sepittierten fortgewefen feber Sag
86
batte bei ©tabt 96 fl. 30 Xr. gefoftet, alfo im
(Sanken gegen 5000 fl.
23alb uad) ber 5trci<3mili^ «erlief bic ßommiffion
Jleutlingen, nad)bem fic nod) bie 23iirger ermahnt
batte, gegen ben alten, mie&cr eingefejjtcn Jfat mtb
itire 3J2it bürget' fid) frieblid) jn »erhalten.
3lQein bem famen bic 23iirger aud) f e t nid)t
nad). ©ie ad)teten bic miber iEjrcit 2öiÜen eitigc*
fejjtc OSrigfeit gar tiidff, geborgten il;r nidjt im
©eringften. Oie SBürgcr; mcld)e fid) gleid) ber
ßonunüften untermorfen Rotten, mürben f a ft töttid)
mit iffiürfcn «erlebt. Wan tief: „wenn selbe
sich nicht submittirt hätten, so hätten sie
keinen Soldaten halten dürften“. Wan fd)impfte
fie „Blaustriinpff,1) meinaydige, waiche, lieder¬
liche Gesellen“.
3m 3uti 1750 üfcerfanblc man Beiben aud*
fdjreiBenben dürften (APcrÄ°9 ©aG un^ ^em -©ifdjof
«on ßonftany) eine ©ignatur nnb mitrbc ber 23ürger=
fdjaft burd) ein JperrengcBot $um 2tcn Wal pnbli
jiert, baß felbige ber Obrigfeit bie fd)ulbtgeit ©teuevn
bejahten feilte. Allein bie WebrjafJ mellte nidftd
BejalJen.
23on 2öien an5 begehrte ber bort gebliebene
^Deputierte §ifd)cr einen ©emaltbrief, ©ubffriptiou
unb bicl ©clb in einem ©d)reiben, bad bie Äauf*
leute, bie auf bie Sinjcr Weffe gereift maren, über ^
brad)t Ratten. ©r l;atte mit letzteren in Sinj
gcfprcd)en unb letztere er jül;ltcn ben ^Bürgern : man
merbe nod) allcö gemimten; cd müßten bie alten,
«on ber föommtjfiou mieber etngefely tcu 9tatdberren,
bie ben faifcrl. 9ieid)dbofrat «dt Unmabiljeit berid)tet
batten, alle ©yefutiondfoften jaljlcn.
Ungcfabr am 30. Wai 1750 faui ein aber*
maltged, rcid)dl)ofrcitlid)cd conclusutn «om 12. Wai
batieit, bed 3nbaltd :
Lunae den 12ten May 1750.
Reuttlingen Statt Oeconomi- und Debit¬
*) Blaustrümpfe mar in ber 3teid)dftnbt Dtcuttingen
ber Schimpfname ber sHrifto!raten, mol)l mcit fie blau*
feibene Strümpfe trugen, mübrenb man bie ©emotraten
atd „Kettema-Manna“ ($?etteu* Wannen) bejeidyuete.
wesen betreffend, in specie puncto tumultus
conclusum.
1. ponatur die sub praes. 4ten May ein¬
gelangte, commissarische Berichte ad acta.
2. Mit Yerwerffung derer von Reuttlingen
deputirten eingebrachten, auffzüglichen, unstatt-
hafften Einwendungen wird der gesummten
Reuttlingenschen Bürgerschafft nun deren
vorigen, allerhöchsten, kaysserlichen und com-
missarischen Verordnungen ohne den geringsten
Anstand zu geleben, auch den hergestellten
Rath unnachtheilich des Waldprivilegi bis zu
fernerer Verordnung zu belassen, denen hier
anwessenden Reuttlingerischen Mitbürgern sich
dess Endes von hier forth und zu ihren Com-
mittenten zu verfügen, respective nochmahlen
und bey Vermeydung kaysserlichen Ungnad
höchstens anbefohlen.
3. cum notificatione hujus et inclusione
exhibitorum de present. 16ten Aprilis , de
4 et 8ten May anni currentis rescribatur com-
missioni Caesareae, dass dieselbe gleich, wie
sie angefangen, also auch sich ferner ange¬
legen sein lassen solle, alles dasjenige, was
derselben unterm Uten December anni prae-
teriti et 14ten April currentis anni auffgetragen
worden, in allen Stücken, jedoch mit möglicher
Erspahrung der Kosten zum Stand zu bringen,
mithin nach von gesambter Burgerschafft
bezeugten vollkommen Gehorsam die zu Heutt-
lingen einquartirte Manns chafft vorgeschlagener
Maassen wider abziehen, die dissfallsergangnen
Unkosten nicht dem aerario civitatis, sondern
den Ungehorsamen zur Last legen zu lassen,
nicht minder der Inhalt der exhibitorum und
sonderlich die in dem sub praes. 8ten May
in Betreff Oeconomiwesens gethane Vorschläge
mit Zuziehung des Magistraths und Zunfft-
meister zu untersuchen, sodann, wie solches
geschehen, in Zeit 2 Monathen gehorsambst
zu berichten. Jacob Friedrich Döhler.
(©d) lu folgt.)
4>te ^Uutlintjer giger, 144-4—1527.
Umt Pl'arrrr QTasparf in Onftlmium.
lieber biefc ©lodengiefjerfamilte , aud beren
2Berfftcittc in Reutlingen eine bcträd)tlid)e 2lnjal)l
«on ©loden in unfevem Baabe unb in bem benad)*
barlen ^ol;enjo0ern l)er«orgegaugen ift, mar bid
h'l)t nur meniged befannt, fie mar faft unbcad)tct
geblieben. 91uu l;at fie ber eifrige unb oerbiente
fjorfdjer 3J). ©d)ßn in Kummer 3 bed 2lrd)iod für
djrifilidje jhmft, Organ beb Jiottenbnrgcr Oiöjefan*
«creind für d)riftlid)c Äunfi, jum erftenmal and
Sidit gcftellt, unb cd ift ju ^ offen , baff biefc cinff
fo tätige Familie ©gcr burd) meiterc gorfdiungen
ju bem il;r gebiifpenben Diulpne gelangt.
©d)ßn füfjrt 3 ©lodengieffcr «on Reutlingen
auf, bie auf ben ©loden ©gcr feigen, mäljrcnb in
4 llrfunben, «on 1444, 1489, 1521 unb 1527
ber 9iamc ©gen gefd)riebeu ift. Oiefe 3 ©ger ober
©gen fmb mopl ein 23ater unb jmet ©ö^ite. Oer
23ater £>and ©gen, ©lodengicfjer ift juerft in ben
3al)rcn 1444 unb 1450 genannt in ©aplcrd l;ift.
Ocnfmürbigfeitcu ber (Stabt Reutlingen, 23b. I,
©. 605. 23on 1527 an «erfd)minbet bie Familie
aud Rcutlin gen, unb fdjarfftnnig finbet ©d)ßn ben
©ruitb für if;reit Söegjug in bem Umftanbe, baff
am 9. Wai 1528 bic ©tabt in ben Sann get^an
37
würbe linb barum auS bcm umUcgcitbcu Saitbc, baS
barnalS unter öfterreid)ifd)er Jperrfdjaft ftanb, feine
Reftellungen ton Äird)cnglodeu in ber gebannten
©tabt f;Sttcn gemalt werben tonnen. Wohin bie
©ger gezogen finb, ift bis jejjt unbefannt. Ron
einem 3atob ©ger, ber 1627 oortemmt, vermutete
ßarl jttunjingcr in feinem 2luffafc „jur ©loden*
funbe in Wüittemberg", baß er ©'lodengießer war
(Württemberg. ^i^rbüd)er 1859, ©. 156, lebte
2lnmerfung).
©a id) feit ©eptember 1896, Don f ©efan $(emm j
in 23adnaug aufgeforbert, mid) mit ©ammein non
©lodeninfdjriften befchäftigte unb mehrere ©loden in
ber Umgegenb fanb, bie teils fidjer, teils wal)rfd)cinlid)
einem ©ger ju$ufd)rciben finb, worüber id) mit iljm unb
anberen ^reunben in Rriefwed)fel ftanb, fo ergreife id)
ben burd) ©d)ön gegebenen 2lnlc.fi, in biefen 23lättern,
wie id) feit lange beabfidjtigte, waS ich über bie
Reutlinger ©ger unb ihre ©loden bisher gefunben
I;abe, jufammen ju ftcllen.
©ie feftgeftellten 8 ©lodengießer ton Reutlingen
finb: «SpanS ©ger unb «SpanS II. unb 3°S, wahr®
fd)cinlid) feine ©öljne. ©er Raine 3oS/ deichen
©d)ön, nach 3in8<d<wS Vorgang mit 3ofePh erklärte,
— benn auf ben ©foden fclbft fleht nie 3°!"ch’h»
wie in ben 23au* unb föunftbenfm. in ben hchenS-
Sanben ©. 22 angegeben ift — - bebeutet Weber
3ofcf noch 3°flIa nod) ^dh^rteS, fonbern ^obofitS.
©iefer Rame war im 15. 3ahrf)unbert in Reutlingen
beliebt, il;n führte j. 23. ber Rater beS Reutlinger
Reformators 2Ilber unb ber hod)Dcrbiente Rürger*
incifter jur 3c't ber Reformation, 3°f3 3f5ci§. ©er
namengebenbe ©roßoater beS jüngeren 3°3 ©ger
ton Reutlingen bürfte ber ©lodengießer 3°ö fein,
beffen Ramen bie jweite ber 4 ©loden ber $ird)e
ju Weiler bei WcinSberg trägt, ©ie hat bie 3ahre^s
jal)l 1408 ober, nad) ber Vermutung beS bamaligen
RfarrDermcferS $rbr. spod)ftetter , weil bie gauj
runbe 8 hinter ben edigen Rudjftaben [ M | CCCC j
mehr wie ein 3e'd)en *ur Trennung ber 3nfd)rift
auSficht, vielmehr 1400.
©ie Kapelle, in beren ©urm juerfi wohl nur
biefe jrncite unb bie brittc ©lode hingen, würbe
1399 erbaut. Ob biefer ältere ©lodengießer 30(?
and) fd)on in Reutlingen wohnte, ift unbefannt,
wie überhaupt woher bie Familie ftammte. (©ine
^3atrijierfamilie ©gen finbet ftd) im 14. unb 15.
3al)vhunbert in£>aO, ein 23ürgermeifter biefeSRanienS
ton 1524 — 1529 in ©tnünb.) War ber ©loden*
gieger 3oS, ber 1400 bie ©lode in Weiler goß,
ber ©lammDater ber Reutlinger Familie, bann ift
anjunehmen, baff and) bie größte ber ©loden in
Weiler, welche 1479 gegoffen Würbe (nicht 1401,
wie in ber 0.*2l.*23efd)rcibung ton WcinSberg ganj
unrichtig gefagt ift), auS ber Reutlinger Wcrfftättc.
' ©roh ber weiten (Entfernung ift eS nicht unwahr*
fd)einlich, baß ©ietrid) üon Weiter, ber ju jener
3cit württembergifcher Sanbhofmcifter war, für feine
im 3at;r 1478' jur ^farrfirche erhobene Kapelle
eine ©lode in Reutlingen bcftcUtc, um fo weniger.
wenn ber Reutlinger ©lodengießer ber ©oljn ober
©nfel beS jenigen war, ber bie erften ©loden ber
Kapelle gegoffen hat.
WaS nun bie Don ben Reutlinger ©gern ge*
goffenen ©loden Betrifft, fo fiept feft, baß «Spans
©ger I. bie Don ©djön genannten 3 ©loden ju
Reutlingen, Ulm unb ©mitnb goß. ©ie *u Reut*
lingen, weld)e 1837 Don bem untern ©horturm
abgenemmen würbe, wohin fie 1531 oon einer ber
abgegangenen 5tird)eu gebracht worben war, hatte
bie 3nfd)rift : SufaS -f RiarcnS -j- RlatpeuS +
3obanncS -f- anno ©otnini -f- milefimo -f MCCCC
-j- LIII + (1453) «ipanS + eger -f üon -f ritlingcn
-f- goß -j- mid) + tauft -f 3°baDncS -f- rietpam*
tncr. + ©a 3°hanneS Riethammer im 3a(>r 1454
Sector beS RtinoritenflofterS war, ftammte biefe
©lode maprfdteinlid) auS ber $ivd)e bicfeS ÄloftcrS,
welche nad) 23eger 1539 abgebrod)en würbe.
©ie Rctglode beS lllmer RtiinfterS trägt nad)
grid (©. 42 unb ft-ifdjer, Ulm ©. 233) bie 3"s
fchrift: burd) unfer frowu er lut man mid). «SpanS
eger Don ruitlingen goS mich. lucaS. marcuS. matheuS.
johanncS. anno ©omini m . cccc . 1 . nn (1454).
3m felben 3ahre befommt in Ulm fpanS, ber
©lodengießer 20 ©ulben für ©loden (Sßreffel,
Ulm ©. 63).
©ie größte ber Dier ©loden im ©urtne ber
h. jbreujfirdce in ©münb trägt bie 3nfd)r'ft tn
gotl). RtinitSfeln: ju unfer frowen er liut man mich.
.fpanS eger Don reitUngcn goS mid. lucaS. matheuS.
iopauncS. anno ©omini 1455 (ber Rame RiarcuS
fehlt.) Wenn bann bie Refcpreibuug beS Oberamts
©mitnb weiter fagt: auf ber jweiten fiepen in
gothifd)en RtinuSteln bie Ramen ber 4 ©oangeliften
unb anno ©omini 1456, fo ift tool)l aud) biefe
©lode ein Wert beS SpanS ©ger I. 3hm toirb
and) eine ©lode ju R c m nt i n g S h e i m O. *21. Rotten*
bürg mit ber Umfcprift: lucaS. marcuS. matheuS.
iohanncS. 1456 gujufcpteibeu fein unb etwa bie
jweite ber 6 ©loden ber ©tifiSfircpe in ©ü b in gen
mit ber 3nfdmft : burd) unfer frowen er lit man
mid). anno Domini MCCCCLXVIIII (1469).
lucas. marcus. inatheus. ioannes. unb baruutcr:
fulminis emittas cirille vernula cristi.
procul sagittas ne nos ledant nece tristi.
©iefe 40 3entner fd)Wcre ©lode foftete 400 ©ulben.
©er lateinifd)e 23crS, in welchem ber h. ©prid
gebeten wirb, bie Pfeile beS 23libeS abjuwenbeu,
bie uns mit traurigem ©obe bebrohen, finbet ftd)
aud), nad) ßlcmtnS Mitteilung, auf einer 1497 Don
fjjantlion 0t)bler in (Eßlingen gegoffenen ©lode
ju Jpohenftaufen.
Ob bie fotgenben ©loden Don §anS ©ger bem
Rater ober bem ©ol)n gegoffen finb, ift um fo
fehwieriger ju unterfcheiben, als aud) ber @ol)n bie
Ramen ber ©oangeliften in berfelbcn ungewöhnlichen
Reihenfolge angeführt ju ha6en feheint, wie fein
Rater, fo nämlich, baß ber Rame ÖucaS an elfter,
RtatthäuS an britter ©teile ftel)t, wät;reub 3oS ©ger
ben Ramen 3ol)anneS ooranftedt unb ihm RiatthäuS,
38
9JtarcuS, Sucaö nad)folgcn lägt. ©aS aber ift eiu=
leudgcnb, bag nid)t ein unb bcvfclBc £»anS ©ger
oon 1444 biö 1521, alfo 77 3al)rc lang, als
Olocfengieger tpätig gewefen fein fanti.
Älenttn war geneigt, nur non 1444 bis 1456
JpanS I. tfyätig 31t benfen, Don 1483 bis 1511
aber .SpanS H- feinem 33ater folgen ju laffcn, ba
er bie bajmifdjen liegenben Zeitangaben für @gerfd>e
©loden nicht fannte, namlid) bie ©übittger ©lode
oon 1469 unb bie größte ber oier ©loden ber
©t. pcterSHrd)c in ©itßlingcn, bie im 3al)re
1472 gegoffen ift, nicht wie in ber 23cfd)reibung
beS 0.=2I. Tübingen, ©. 368 unb bei jleppler,
©. 346 irrig angegeben ift: 1522. ©ic ^nfdjrift
heißt in beutfdjen 9JtinuSEeln : lucaS. marcuS.
matheuS. ioljanneS. anno ©om. m . cccc . 1 . xx . n.
9ln fie fdjließt fid) an bie größte ber 3 ©loden
ber ©t. ©tepl)anSHrd)e in 2)iaf)rin g eh, ©.*9t.
Tübingen mit bem Sftamcn ber hier ©oangeliften
in berfelbcn ^Reihenfolge, oljnc 3al)rcS3al)l unb
©ießernamen.
1483 folgt bie aud) hon ©d)öit angeführte,
1884 jerfprungene größte ©lode ju ©önningen
mit ber 3nfd)rift in bcutfd)en SDtinuSfeln : + l&caS
-}- marcOS -f- matheUS -f- ioIfanneS -f- geneScingeit
4- 500 tonfer lieben fr o Wen -|- Ecrid) -j- JpanS
eger glogengiefer oon roitlingen goS mid) -j-
MCCCCLXXXm iar. +
9tod) früher, am 5. 9too. 1470, entfdjieb ©raf
©bcrljarb oon Söürttemberg (nach einer ItrEunbe,
bie ©d)ön im ©taatSardjib fanb), bie fölofterfrauen
311 Pfullingen füllten bem ©lodengieger ju 9teut;
fingen 25 Pf unb geller jur 33efdjwid)tigung feiner
gorberung geben, unb jtuifd)en 1477 unb 1480 goß
ber Jteutlinger SReifter im Älofter £ord) bie 3er;
fpruitgene große ©lode um, bie bann oon bem
9lbte ^jobocuS (2BinEell)ofer) oon Ulm geweiht unb
im ©horturm bei beit anbern ©loden aufgehängt
mürbe, wie ©djön in bem „rothen 33ud)e" beS
ÄlofterS gefunben hat.
©inem ber beiben .SpanS ©ger finb fobann,
wegen ber Reihenfolge ber ©oangeliftennamen unb
3ugleid) Wegen ber 9täl;e oon Reutlingen, jujuteilen
bie beiben größeren ©loden in SJtähringcn bei
Tübingen, oon benen bie ©.*2t.*33efchreibung ©. 434
fagt : bie Heinere ift nod) fehr frühgothifd), jeigt
in 33ierblattumraljmungen bie fehr altertümlichen
Reliefe ber 4 ©oangeliften unb ihre Dtamen in
oerfdgungenen lateinischen SRajuSEeln. 9tad) gefl.
iDtitteiluug beS bamaligen bortigen Jpcrrn SSiEarS
©d)Wai‘3 ftehen auf beiben ©loden bie 9tamen in
ber Reihe : SucaS, SDtarcuS, ÜRatheuS, 3ol)anneS
unb ift auf ber Hehlern jebem 9tamen ein £ oor*
gefegt unb begeht auf ihr bie ©dfrift in gothifd)cn
•UtinuSfeln. liefen ©loden fdgießen fid) an bie
beiben größeren in piiejhaufen mit ben 9tamcn
ber ©oangeliften in gleicher Reihenfolge in gotl)ifd)en
SDtinuSfeln. ©ie mittlere trägt bie ^ahveS^ahl 1483,
bie größte 1493. ©rfterc hat Oor benen ber ©Oam
gelißeu bie 9tamen: maria. martinuS (nach 8CP-
9Jtittcilung beS Jperrn Pfarrers ©dgtapper). ©ie
füngfte, wcldje .SpanS ©gcrS 9tamcn trägt, ift bie
Heinere ber beiben ©loden in .Spagellod) mit ber
Umfdfrift : i. h. s. M . CCCCC unb XI jar goS mid)
.SpanS eger oon ritlingen.
2Bir haben alfo bis fetjt 14 j?ird)cngloden unfereS
SanbeS teils fidfer, Wenn auf ihnen ber 9tame an®
gegeben ift, teils wal)rfd)einlid), Wenn bie 3lrt ber
Znfchrift, Zat)vcS3ahl unb Sage beS OrtcS bafür
fpred)en, als 2ßerEe eines ber beiben jpanS ©ger
oon Reutlingen feftgefteHt. ©ine größere 3al)l hon
ihnen gegoffeuer ©loden wirb fid) ergeben, wenn
erft bie 2lrt ber 3nfdjriften überall genau aufge*
fchrieben unb oergltd)en ift.
©enn fd)on bie oft großen 3roifd)enraume
3Wifd)en ben fahren, bie auf ben oon biefen
Steigern gegoffenen ©loden angegeben finb, weifen
bcutlid) barauf hin» baß noch oiclc ihrer 9öerEc 3U
gaben fein ntüffen. — ©leid)3eitig mit JpanS II.
war fein 33ruber 3°^ thätig.
33on 3°^ ©ger finb mir bisher 7 ©loden
befannt, bie feinen 9tamen nennen, ©ic finb aus
ben 27 3ahren hoji 1485 bis 1512.
1. 3)ic größte ber 3 ©loden in Kirchen*
tcllinSfurt. ©ie ^nfchrift lautet: me
refonante pia populi memento maria (wenn
id) läute, gebenfe beS 33olfeS, 0 fromme
SDIaria). im . 85 . iar . goS . mid) . fof . eger .
fraglich ift, ob aud) bie baneben hängenbe
mittlere ©lode, bie älter auSfieljt, oon 3oS
©ger gegoffen ift. ©ie hat, ohne SahreSjahl,
nur bie 4 ©oangeliftennamen in lateinifd)en
9JtajuS!eln : S. Johannes. Lucas. Marcus.
Madeus.
2. ©ie 3Weite ber 4 ©loden in Öfter*
hingen. Znfcbrift : me refonante pia
populo memento maria. im XVC unt
]I jar (1502) goS mid) joS eger. ©ie
neben biefer hängenbe größte ©lode hat bie
Znfdirift: I. H. S. Maria. Marcus. Lucas.
Johannes. XYC unt II jar. ©er 9tame
ÜJJatheuS blieb weg, wal)rfd)einlid) weil ber
Ütaunt fehlte. Hßcgen ber gleichen ©chreibung
ber ZahreSsalg 1502 mö^te ich, tvenn and)
bie Dtcihe ber ©oangeliften eine anbere ift,
als bie fonft oon ihm eingcl)altenc, auch
biefe im gleid)en 3ahl'e für bie gleiche Äird)e
gegoffenc ©lode bem ©ger juteilon,
obwohl batnalS auch anbere ©lodengießer
bie 3afh‘c,sSalg auf biefe feltfame 2Bcife
fd)riebcn. ©0 gnbet gd) bicfelbe 3. 33. auf
ber großen ©lode 3U ©triimpfelbad) bei
2Baiblinßen oon pantlion ©ibler fo aus»
gebrüdt: XY -}- C + Bnn 3wah jar.
3. ©ine ©lode 3U eidhingen, h°^cnL
0.=9l. ^pcd)ingeu, hatbie^nfehrift: Johannes.
Matthäus. Lucas. Marcus, im jar 1505
gos mich jos eger von ritlingen.
4. ©ine ©lode 311 9t i n g i n g e n , cbenba :
m . ccccc unb Y jar (1505) goS mich fo®
39
eger von ritlingen. (Rad) SRitteilung
üon Oefan Älemm nad) Bingcter« „hohenj.
3nüentar.")
5. Oie große ©lode ju 33 i n S b o r f 0.--91. ©ulj :
1507 gos mich Jos. Eger von Ritlingen.
(.fteppler, Württembergs firdjl. Ännftalter*
thümer ©. 332.)
6. Oie größere bcr beiben ©loden ju 11 n=
bin gen 0.41. Reutlingen Ijat „in gotf).
©d)rift" bie ^nfebrift: 3°hanneS, ntatheuS,
lucaS, ntarcuS. MCCCCCIX jar (1509)
goö mid) jo3 egen non ruitlingen. (Reue
©cfdjr. be§ ©.=91. Reutlingen II, 385.)
7. Oie größte ber 4 ©loden ju ©teinl)ofen
bei £>ccßingen, bie unten einen Ourchnteffer
üon 1 SReter h^t unb ebenfo h°$ ifh ha*
am obern Ranbe bie Itmfc^rift in beutfdjen
RtinuSfeln: m 4- ccccc 4- itnb XII jar +
(1512; r.idjt 1412, mie mir fölemm nad) bem
ipohenj. 3uüentar <mgab) beo -f gratiaö -f-
iohanneS + matljeuS -f lucaS j- marcuS -f-
ant untern Raube : alma 4- üirgo -f- üirginutn
-j- interccbat -f- pro -f* nobiö -j- ab — j— fuum
-f- bilectum 4- frlium -}- goS 4- mid) 4- i°3
4- eger + bon + ritlingen. (Rad) einge=
polter genauerer gefl. ©efchreibuttg burd)
§errn 2el)rcr 3BoIf in ©teinhofen.)
9luS bem Reutlinger ßirchenpflcgeard)iü fuhrt
©d)öu eine Urlunbe an, in metdjer am lß.^ebr. 1489
£anS ©gen, beb ©lodengießerS £aub ermahnt ift,
aub ©eger, Reutlinger Ruralfapitel ©.110 fpanS
©gen, ©lodettgießer. Oamit ift fteijer nid)t ber
©ater, fonbern ber ©ol)n £>anb ©ger ober ©gen
gemeint.
Wenn bei ®at)ler (I, 605) nod) 1527 3oß
©ben, ber ©lodengießer nach £>and ©gen, bem
©lodengießer genannt mirb, fo ift beutlidj, b aß
©ben nur ein Orudfehler ftatt ©gen ift. ©b ift
üerlodenb, ben im 3ahr 1 JhO auf ber ©lode ju
Sßeiler bei WeinSbcrg genannten ©lodengießer 3 o «
alb ben ©roßüater ber ©rüber £anö (II.) unb %o8
in Reutlingen anjufeljen. 3U h°ffen ba£ er
auch n^d) auf anbern ©loden gefunben mirb unb
feine £)crfunft an ben Oag fommt. 91ud) bürfte
cb bem ftubigen ©enealogen ©d)ön gelingen, ju
fiuben, mol)in fid) bie ftantilie ©ger ober ©gen, alb
fie 1528 bab gebannte Reutlingen üerließ, gemenbet
hat, jumal eine ©pur üon einem Rad)fommen cb
©ger im 3ahr 1627 burch ßlunjingcr gegeben ift,
mie fd)on oben bemerft mürbe. 3®£i ®9er fennt
bab neuefte ©taatbhanbbuch, 2 ©gen bab „Rlagifter-
bu<h" üon 1897. ©et genauerer Uuterfud)ung ber
ftirdjengloden bürfte nod) öfter ber Ramc beb ©ießcrS
jum ©orfd)etn fommen. Oa biefc Unterfuchung
meiftenb etmab fd)mierig ift. ftnb bie Radjridjten
über bie ©loden in ben Oberamtbbefchreibungen
fepr oft gar bürftig unb ungenau. Wie benn j. ©.
bab Witter ber ©lode in Oußlingen um 50 3ahre
ju fpät, bab ber ©lode in Weiler um 78, unb
bab ber großen ©lode in ©teinbjofen um 100 3&hre
ju früh angelegt mar.
3u genauerer Unterfuchung ju empfehlen ftnb
in ber Ra<hbarfd)aft Reutlingenb bie ßird)engloden
im Oberamt ©a litt gen: in ber ©tabt!ird)c bie
3. ©lode üon 1456 unb bie 4., ältefte, in ber
$ird)hoffird)c bie ©lode üon 1459, bie ju ©urg=
f eiben »on 1426, ju SDürrmattgen, ohne 3a^/
3 ju ©hingen oon 1465 unb 1467 unb ohne 3ahl,
ebenfo bie fleinfte ju ©rlaf'eim, bie mittlere ju
frommem üon 1475 unb ebenfo bie gröfte ju
©eiblingen, bie Heinere ju 9Rargrethaufen, o. 3.,
bie große ju Oftborf üon 1474, bie mittlere ju
Ohailftngcn, o. 3-/ Ohrringen, größte, üon 1489,
Orud)telfingen, Heinfte, o. 3-, Uuterbigibheim, jmette,
o. 3. 9111c biefe ©loden tragen bie Rainen ber
©üangetiften, jum Seil mit einem meitcren ©cifajj.
3n ©urgfelben ift bie Ramcttfolge biefelbc mie bei
§an« ©ger. Oie fe^r alte Heinfte ju Saufen feiert
©t)riU al« ©lifcabmenber neben icner üon 1469 ju
Tübingen, ©ei ber größten ju 3:^ieringen mit ihrem
gar ibt)üifd)cn ©eifatj f^eint baS lejjte 2Sort einer
genaueren Unterfuchung ju bebürfen. Oie fleitte ju
3iöl)nufen üon 1448 fönnte ber 3cit nad) üon bem
alten 3oö gegoffen fein.
3m Oberamt 9Rünftngen, burd) baS \a üon
alten Seiten her ber ©2rfehr üon Reutlingen tn«
Oonauthal gieng, fönnen bie ©loden ju 9Ragol«*
heim üon 1440 unb 47, ju Oberftetten unb 3mic=
falten üon 1443 üon $an« ©ger I. herrül)ren,
bie große ju 9Rünftngen üon 1487 üon einem
feiner ©ohne. ,
3m Oberamt Reutlingen felbft bürften tu ©ronn*
meiler, ©enfingen, ©omaringen ©gergleden. fleh
ftnben, unb ebenfo in üiclcn Orten bcr Oberämter
Urach unb Rürtiugen. . „ , . A A
3m Oberamt Tübingen gehören. üteUetdjt auch
bie jmeite ©lode ju Kirchentellinsfurt unb bie große
ju Suftnau 3ü« ©9er an' bie JlDeitc ®Jnnin»en
£an« I., bie große ju Rehren üon 1512 $«*«11.
9Rögen nun meiterc gorfchungen bte 3ahf bei
üöerle unb ben Ruhm ber Reutlinger ©lodengteßer*
1 familie ©ger (©gen) üermel)ren !
3>ie nuutlcmOcrfl. »fatvete» bcö ^anbliapitefs ^e(f)tugcn ßis jnr ^tcfovntation.
mn Dr. % Jufonliauö.
(gortfehung.)
«2 S t f < „ a e „ 3oaern, Sljorljcrv ju ©tvafeburg unb Slu8«bUr9
»m SBefib be« Äi den al« Baten bie ©rafen (Won. 3«a. I, 302), na« bet gtbte,lun9 bem
bon33oa®m m bt dtWritan^bt. »cm W ®eP. 1402 ®t»f Stieben« b«t «»«J*
19. 3uni 1344 befaß ihn ©raf Oftertag üon Oettnger (Rton. 3^> h )■ 3
40
beö Oetingerd uitb feiltet 93ruberö ©itelfrilj fptelt
aud) ber bcfeftigte Äitd)hof oon ©Zöffingeit eine
fttolle. Der Oetingcr giebt feinem trüber, bem
Straßburger Oomhervit grillt am 30. SLRai 1414
bcu halben j?trd)hof unb 3e^aten 311 üftöfftngcu unb
Weill;cim in §ohen$olIent (ÜJton. 3^d. I, 552), nad)=
bem beibc tagd jitoov eine Uebercinfunft getroffen, ein;
anber bcijufteljen, Wenn fte in ihren gcmcinfanten $ird)=
l) Öfen bctjeOigt mevben (Üftou. 3°^- I- 551). Schon
früher mürbe jmifdien bem Oetingcr unb ben Herren
oon Wibecf eine Uebereinfunft getroffen. baß ber
lefcteren Seutc ju ©elfen aud) ben 5tird)l)of in
üflöfftngcn als 3llflud)lSott beiiüfjett bürfeit, aber
uid)t baju gelungen merbeit fofleit, bafiir aber
aud) mit für beffeu 3fnftanbhaltung forgen tnüffen
(14. äftarj 1411 «Won. 3oU. 1, 529).
91m 3. Oej. 1415 mürbe bann ÜJiöffingen unb
Oefd)ingcu oon bem Oetingcr an ©raf @6crl)arb
oon Württemberg mit Äirdjen,. 2Bibeml)öfcn unb
5?ird)fätjcn üerEauft mit bem Vorbehalt „unfer lebtag
unb nit fiirbaffer inuejuhetben unb ju niesen, ju
befeljen unb jit entfetten mit Flamen bie Jtirdien,
$ird)enfäßc unb 3e^)üten' groß unb f lein ju sDiöf.-
ftngcn unb ju Wtlban (9Jlon. 3°d- 1/ 560). Oie
©ußmcßtmg in Döffingen mürbe mol)l fpäter Oon
beut Oetingcr an ©abett oerfefjt unb tarn bann
burd) ben Vertrag oon ©retten unb Stuttgart 1432
unter pful$ifd)er Vermittlung an Württemberg oom
3al)rc 1434 an. ©ept. 1440 ocr^id)tct Oetinger
auf ben Wiebcrfauf unb crl)ätt ba für üftöfftngcn
noch einmal ju IebenSlänglid)er ©ußutcßung, oer=
pichtet aber fdfon 1441 enb gültig barauf (ogl.
SReutf. ©efd).5©l. 1896, 54 ff.).
SJtßffingen mar ma^rf d)etnlid) fd)on 789 eine
Vfarrei. 9lm 13. Ocj. biefeS 3al)teS mirb eine
©djenfung Slbalbertö unb WclffrctS in £)ed)ingen
in ber ^)attenl)untare an Älofter ©t. ©aQcn in
SDlöfftngen oottjogett (actum in villa publice Mas-
ginga ©t. ©aller Urf. I, 1 1 5). Oie Urfuubc ift
gcfdjriebcu unb unterfd)ricbcn oon einem VreSbi)tcr
«fperimar, b. I). mol)l bem OrtSprieftcr. 3ur Vfarrei
gehörte ©elfen unb ber ÜJtaier oon ©pcdjtßljavt,
außerbem bie abgegangenen Weiler 3ol)anuiSmeiler,
©ud) unb ©tcinl)ofen. Oie Äird)enl)eiligen maren
Vctcr unb ©auf, lote öfter bet alten Oingftättcn.
2ln ber Äird)c ftel;t außen ju lefen: soii deo vivo
et vero amen, ano dmi 1517 an dem 26. tag
des braclnnonat wart gelet der erst stain an
disem goteshus. petrus und paul patr. ©ei
einem ©teiumcfj’jcidjeu bie 1527 (VibrÖp. V,
134). Sluf bem ^ügel bei ©elfen ftatib feit bem
12. 3al)tl)«nbert bie Kapelle ber .^eiligen TOayimin
unb Johannes (ogl. ©I. f. mi'trtt. Ä.*©efd). 1890
©. 8. unb Sfteutl. @cfd).*©l. 1891 ©. 93 f.);
eine meitere Kapelle mirb tu ^ohannismciler auf
ber $lur ©t. Johann geftanbeu fein, ©egen @nbe
bcS VtiltctaltcrS marett brei ©eiftlid)c oorl)aubcn :
Vfarrcr, Kaplan unb Reifer.
Oer neue Slltar in ber ©farrfird)e, ber gcmcipt
ift in ber @1)« pev ^t). 3tt>^lf6otcn, ©. fyriblinö ,
©. ©arbara unb ©. Ottilien, tauft 1468 oon
2inl).irbt Voller oon ©t. ^ohanniSmtlcr 30 ß fetter
f H b r l i d) c ©iilt, meitere 8 ß geller merbeit 1470
getauft; micber 1501 tauft ^)err 3förg ©äß, Äaplait
bcS VttarS ber 3iüölfboten für ftdj unb feine
fftadjfotgcr 2 ©t alter ©efeu um 20 ©fb. geller
(©taatöard).). Slot 1. ©ept. 1469 unb mieber
1481 giebt bie bifd)öflid)c jturic (Erlaubnis pt ©amm»
luugeit für eine emige ©teffe in ©iöffittgen.
1485 ftiften ber obengenannte föonrab ©reuning
unb bie ©emeittbe ©töffiugeit eine ©friinbe auf ben
neuen Jlltar, am 21. ^ebr. 1485 mirb ©tapiminuS
Wagner alias Papier oon Äottrab ©reuning, ©dpilt*
heiß, 9tid)ter unb ©emeinbe in ©töffingcu mit 3U-
ftimmung ©raf ©berljarbS oon. Württemberg prüfen =
tiert. Oer intereffante ©tiftungSbrief biefer ©fritube
hat folgcnbcn Wortlaut:
Sm ©nuten ber hailgcn Orepfälttgteit. ©men.
3)ent bodjmürbigcn in ©ott Vattern unb tperrn Dtten
©ifd)offen ^u Ü'oftenp1) unferm gnäbig .Sperru ober feiner
©naben Vifarien in geiftlidjen ©aepen empieteu id)
©onrabtt§ ©rcining alter üßfarrer unb Ocdjant 51t
Xnmingen unb mit inte mir ber ©d)nlbtl)ai§, ©ericht
unb gan^e ©emeinbe bc§ Oorf§ jitr ©ief fingen euer
- ©oftenger VifiuntbS unfer unbertl)enig' mittig ®ienft
in ganzer ©ehorfantin bereit. So mir alb d)riftglö6ig
©ieufchen innengerlid) gebenfben unb betrauten menfd)lid)
Vßlöbigfeit, bereit oon ©nfang ber ©eburtl) ber Xpob
allmegcn perrfebet, beft Stunbt uiemanbtb miffen ift unb
beb üöienfdjen Sag fitrij feinb unb bingonbt atg ber
Sdjatt, ber feinen fielen Veftanb hat, bab mir aud) fton
toerbeu Oor beut 9iid)tftuf)l ©brifti beb ftreugen 9iid)terb
2ol)u 31t empfabenbt, mie mir unb in unfeerm 2eben
geiiebt haben 31t guetf) ober bögent, umb bab nott) ift,
bab )uir unb mit Werfen ber ©ciltigfeit bem ömigett
©ott gefettig tuadjen. Oarttmb nu, bab mir beb ffeiffig
Scbeffer feien, bab unb ©ott ber ©ttntedjtig l)ie uff erben
beüolhen bat, burd) bab mir geitlidjb in ömigeb. Ocr=
manblen, fo haben mir 31t 2ob unb ©l)r beb aUmcd)tigen
ömigen ©otteb ttnferb ©xlöferb unb ber bocbgelobtett
Sitttegen ber (sitnfbfvom ©faria ©otteb ©ebererin, infonber
ber hailgcn ©mölf Voten alb befottber ©nab ermorben
unb ©citridjter ©otteb and) atteb f)imm lifcl)en .S^eereb,
bamit bann ber ©oitbienft gemertt) unb unfer, unfer
fvorberu unb 9tad)fommen, infonber iperr ©tarquartb
Vntnig fäligen, uteitteb genannten Pfarrer» unb Sech an
Vntbcrb, Oor 3<dtcn Vfarrerb 3tte ©ceffingen obbenannt
unb aff gföbig Seelen getröft merbeit, in ber ißfarr*
fiirdjen bafelbft 3ue ©ieffiitgen uff alter hatlgen 3'uälf
Voten \Hltar mit Wiffctt, ©unft unb Witten beo bod)=
gebornen , Sperr n, .Sperrn ,©bert)arbtb ©raoett 3ue Würt--
tentberg unb sue ©tümpelgart beb ©Item, alb ©aftoogt
unb bem bie Vigenfdjaft beb genannten Oorfb 3uftct'l),
aud) Jperr Sobanften Sifd)ingerb, jetzigen Vfarrerb 31t
Vcef fingert obgemelt, bod) ohne Schaben unb Stbbrud)
berfelbcn Vfarrtürcben ufgericht unb geftift haben ttnb
rid)teit anff unb ftiften in ©raft bieg Vriefb in alt beft
g-onu Weift unb Weg, mie bab alter beft fein fott ober
mag, aiu ömige ißfruubt unb ©teg. Oerfelben 2ct)en=
fdjaft bem genannten unfern gnebtgen §errn Ooit Würt=
tentberg unb feiner ©naben ©rbeit unb ©adjfommeu
3ttftät() unb 3iteftan fott, bift erft 2et)enfd)aft ufjgenomeit,
bie ber genannt unfer gneöiger .Sperr itnh 3tt bifetu
mal allein unb nit meiter 3ugdafteit hat, atfo bafj bie
genannt ^ßfambt ain taugenlidjeu ^Sriefter, ber aiueb
giiteb 2cbenb unb Wanbel fei), geliehen merbe, ber
perfonlid) uff ber ^fntnbt fitpeu unb afle Wod)en in
Oemigfeit brep ©i eff eit legen fott, nämlich 3100 ©teffen
uff bem genannten Elitär unb ain ©feff in ber ©appel
*) @raf Otto uun ©ouncirBcrg.
Heiliges Grab in der Marienkirche zu Reutlingen. Sarkophag.
Apostel Bartholomäus. Andreas. Matthäus.
Petrus
Jakobus der ältere
41
jue helfen, ob in Cngcmittcr ober $£ieffe beß 2Segß
gtjen Reiften jughenbt nit berhinbert. Slljjbann fott er
biefelben brel) SReffen lefsen uff bent obheftimbten Dlttar
Sue SReffingen. ©ß fotten and) fottid) genannt 3100
ITfcffcit ^ite 9Ref fingen gelegen inerben bor Sag im
.Spebereubt (föäbern), im ipömenbt (Jpeuet), in ber (Srnbt
unb im Setjenb, bor beut ttnb fid) bie ©amleutl) an
baß g-elbt 51t ir flrbeit fdjicfcn.
3tin jeber ©applcm ber genannten iß fr unb t fott and)
funft ain Pfarrer p SReffingen 31t Seiten gutten 53el)=
ftanbt tf)itn mit ©ingett unb Seifen, mie baß gelnonn
ift, unb ob fid) fottic^er ©applon unprieftertich mit
fjraueufptlen unb anberm pricftertid)er SSitrbin 51t
2 cbm ad) bienenbe hielte, baß bod) nit fein fott, alfjbanu
fott er 31t fottidier ißfrunbt uutaugenlid) gehalten unb
beß boit feinen Obern mit ähnlicher 23rtoff geftraft
inerben. Ob and) ein ©applon ber genannten ißfntnbt
fottich Söieffen (inie obbeftimbt ift) beradften unb bie
burd) fid) felhß ober ain anbern tauglidfen sßriefter alß
nit lefe, alffbamt fotten unb mögen ain @d)ulbtl)aifi
mit beut Bericht nub ©emeinbt 31t SReffingen ain
anber ißriefter bitten unb beftetten ber fottich unber-
luegengelaffen SReffen löfje unb bottbringe, bem bann
ber genannt ©applon ein äiutlicf» ÜStberlegeit 31t tl)uit
pflichtig unb fdfulbig fetje. (2tnbernfattß fotten ©djult=
heijf, (Bericht unb ©enteiitbe ben ©tettbertreter auß beit
bon ihnen gereichten ©itlten befriebigen.)
Oie 2luß.ftattung ber fßfritnbe heftest in 5
üftannömahb unb einem 2Sießplähd)ett , ^onrab
93reutting ftiftctc 10 fl. Stuß bon 21bt unb ftonücnt
bon föebcnhaufen, oufferbem 1 fl. unb 30 ß fetter.
Oie UrEunbe ift gcftegclt bon Äourab 93rcuning nub
für bie ©emcinbe DRöffittgen bon Äonrab 93oinlin,
Oedjant beß ©tiftß tu Tübingen (fReftor ber Uni=
berfität 1484). Oie 93cftätigung beß 93ifd)ofß
erfolgte 20. $ebr. 1485.
SInt 10. £)e$. 1492 übernimmt Älofter föebcn-
häufen im Oaufd) mit einem Tübinger 93ürger eine
©ult beß ^eiligen itt DRöffingcn bon 4 fl. auß
21c cf er n unb Söirfen in Tübingen (©taatßard).).
1510 fd)lie§t ber Inhaber ber ^rüljmeffe unb
beß Slltarß ju ben jmötf 93oten mit £>anß fRtb in
93clfcn einen 93erglcid), motiad) bie ©ült auß feinem
<£)auß, genannt beß fRiÜtrtgerß Jpof, mclche früher
Äloftcr fßfutttngen befeffett, nämlich 17 ß, 4 DRalter
Äorn, 3 SCR alter .Späher, 2 ©ättfe, 2 ©djultern,
8 ^erbfthühncr, 120 ©ier, bei 5?auf für bie grüb=
meffe uuigemanbelt toirb itt 1 ißfb. 3 ß fetter,
4 SRalter 93efen, 3 DRaltcr jQaber, 8 £)erbftbüljner,
120 ©ier zahlbar an DRidjaeltß. 3n bcmfclbctt
3^hr Sorg Dt äff Kaplan 311 DReffingen bem
Bimmerhanß 311 Offtcrbingen eine 2Bicfe in DReffinger
Swing unb 93änn (IV2 DRanitßtnabb) alß ©rblehen
für 12 ß geller ©ült (©taatßard).).
0>aß cbenfallß früher im 93eft(3 beß Äleftcrß
fßfuDingen beftttblidhe 3Rül)lgut gehörte fpäicr ber
Hird)c tu ORofftngen (Dient!. ®efd).=53l. 1894, 107).
2luß Ofterbingen bejog bie j?aplanet 1 93fb. 13 ß
geller (Sagerhudj). 1521 mirb für bie föird)e
bont 93ifd)bf bie ©rlaubntß gegeben, auf jibei
Elitären betoegIid)e 21Itarfteine an^ubringeit.
Pfarrei: ^crimar 789 (f. 0.).
Äonrab Äod), 1386 begatt beß .fapitelß ju
ÜRefftngcn (©taatßard).), 1390 Oefan im Äapitcl
tu jpedjingeit unb Äirchhcrr 31t DJiefftngen. DDion.
Soll. I, 420.
23erd)to(b ©d)lcgt (iöruberfdjaftßbud)).
fttiat quart 23rcuning (f. 0. unb 23rubcrfd)aftßbud)).
Johann ^ifd)iitgcr 1468 (fBruberfdjaftßbud)),
1485 (f. 0.).
DJi. 9Jiatt()iaß ^)ei)b, in Tübingen immatrifuliert
1490, 22. ©cpt. DJiathiuß §aibett de Tuwingen,
üJiaiftcr fttiatthiß $»aib, 5tird)hcrr, Scugc 1510
(©taatßard).), ßapitelßfamiuercr, f 1521.
Dr. Salob Setup, itt Tübingen immatrifuliert
1482 de Marbach (Steinheim), Bacc. SDe.3. 1483,
DJiag. 1486, Dec. fac. art. 1494, Dr. theol.
7. Sfuli 1500, Dicftor ber lluiberfität jmifchen 1494
nub 1532 lltital, 1521 alß s. theol. prof. bon
föaifer ßarl präfentiert, abmefettb, berjid)tet 1527,
f 2. 21pr. 1532.
DJiartin Dlmbling, in Tübingen immatrifuliert
1497, 31. fDiat D(ominus) Martinus Amlung
presbyter, biß 1527 Pfarrer in Oefd)ingen, burd)
^erbittanb bott Oefterrcid) präfentiert 1527, f 1533.
93enb 2Imblung boit Ofterbingen h^t bort ein ©tb=-
lehcn 1414.
Johann Sipp (Supp) 1533, ber ^Reformation
geneigt, jcbcnfallß nid)t mehr 1541.
1. ßaplattci: ©ebaftiait ÜJiaper, in Tübingen
immatrifuliert 1482 alß capellanus in Messingen.
2. üttplanei: DRapimittuß 2Sagncr ober ßuplcr,
21. $ebr. 1485 bont 23ifd)of bestätigt (f. 0.), in
Tübingen immatrifuliert 1478 Maximinus Kupier
de Messingen, j 1492.
©eorg Dtä§ oon SRöfftttgen, in Tübingen imma*
trifuliert 1483, bon SSürttemberg präfentiert 1492,
noch tut 2lmt 1510 (©taatßard).).
23ahrfd)einlid) mar aud) ÜRapimin SBagncr, in
Tübingen immatrifuliert 1521, 29. 3>uU Dom.
Maximinus AYagner de Messingen, Pfarrer in
DRöfftugcn 1541 — 56, borher bort ßaplatt, fonft
märe er nicht mit bem Sufuh Dominus in bie
ÜRatrifcl eingetragen.
93 e f i außtbärtiger 5? 1 ö ft c r unb ß i r d) c n :
774, 29. Oej. fd)cnft ein ^itto bem ^lofter Sovfd)
fein gan^cß 93eftbtum in pago Alemannorum, in
Messinger marca (cod. Lauresh. 3285). 777,
5. fRoo. cbettfo eilt QBitfrieb feinen 93efiß au bem-'
felbcn Ort (cod. Lauresh. 3286). 9B. @efd).=
Ottctt. II, 171.
21u baß bcnad)barte Oominifanevimtcnflofter
©tetten, baß ©rbbegräbniß ber 3°flcrn/ berfauft
1317 , 25. Oft. SBernher ber alte 93otter (boit
93oÜ) 1 93 fb. ©clbcß auß einem §ofe itt 3Röfftngett
um 11 Wb. fetter, DRott. Sott. I, 263. 1335,
8. DRärj berfauft ©berhart ber DRegenper bon
SWefflngen mit ©ilaubniß ber ©rafett ^rieberid) oon
Söllern, beß 93ihtumß bett 9lugßburg, unb gri^linß,
beß ©rafett Oficrtagß feligen ©ohnß, bem It'lofter
©tetten ein ^polj, beß DRegenfcer Jpart, um 32 fßfb.
fetter jivif d;cn ber £)cd)tttger DRarf unb ber 9öalhe
(^>ed)inger Familie 9BaId)) 93rüel, ben man nennt beß
2Bad)enborferß 93rüel, DRott. S°H* ArIlI, 70. Oicfer
42
SCßalb blieb 240 3abrc int Seftfc bcd fölofterd, erft
1575 berfaufen priori» unb ft'onbent bcd ßlofterd
©tetten im ©nabentfjal unter ^obenjotlcrn an
£erjog fiubmig bon SSürttemberg jmet SSäloer,
ber Sulj genannt, in bencit bon Siöffingeit 3 n?iixgen
unb Sännen jufammen 116 borgen um 875 fl.
(©taatdard).).
1342, 30. Stpr. 3fot)ann bon ©enfitrgen unb
feine 5rau 5lnna berfaufen an Diopter ©tetten
©iiter unb Seute ju Seifen, Sud), ©teinbofen unb
©t. 3>ol)anndmeiler , bic ßoferingS mären, um
215 Sfb. patter üftünij. Oie ©üter flammten bon
feiner fjrau (fWlitteil. f. £>obenjoüern XVI, 1882/3,
©. 14 ff.), ©iefc 5lnna uon ©enfingen mar
mol)l bie £od)ter 3°fering^ ober 3oßinfd üon
Sübingcn, ber 1324 aud) einen Seil bcd Saiern
jebntend in SDlöffingen befa§ (bgl. ©. 3).
1349, 28. ©ept. bergiebt ©iegfrieb ber ©ad)fe
3infe unb ©üter jrt Siöffingen an ßlofter ©tetten,
Sitten. 3°ö. T, 315.
1404, 15. SDej. berfaufen Solfart ber Skid)
unb 2lbell)ait ©olrin feine $rau 7 ß geller ©ült,
2 ^jerbftbübner, 1 ^aftnadjtbubn aud ©onb bed
©tofflerd £)aud, ©djeuer unb ©arten ju Sttöfftngen
um 7 S)3fb. 4 ß geller an Älofter ©tetten (OJlitt.
f. £>obenj. a. a. O.).
Oie 2ttid)aeldfapeHe auf 3oOern t;attc 3e§nten
in ättßfftngen unb Seifen, bie ©infiinfte merben
1426 nad) ©t. Su^en übertragen bid jum SSieber =
aufbau ber Surg £)obenjollcrn (üttitteil. f. Jpol;en=
jotlern XYIII, 1884/5, ©. 65).
Scfib bed ÄlopterS SßfuÜingen unb ber fjfrüb5
meffe in Ofterbingen ift fdbon ermähnt, über ^iefigeit
Sefi^ ber grüljmeffe in Oeffingen unb ber Äirdje
in Sronnmeilcr f. u.
Oeffingen.
Oad Oorf mürbe 5. 9ttärj 1381 bon Surfait
bem ©töffler bon ©fd)ingen an ©raf ^rip ben
Weiteren bon £obenjoHern berfauft, 2tton. 3°ß> I<
376; bagegen faufte ben Söibum^of unb fötrdjen*
fab erft ©raf gri^ ber Oetinger Oft. 1404 bon
$onrab bon ©löffeln um 350 rljein. ©olbgulben,
Sion. 3°ü* E 488. Oorf unb Äirdjenfab gingen
bann 1415 jufammen an SBürttembcrg über (bgl.
Stteutl. ©efd^.-Sl. 1896, 54 ff.). Oie Äirdjen*
heiligen finb ©t. Martin unb ©t. Sttifolaud. SHufjer*
bem maren brei ÄapeUen borl;anben ; eine im
Ort „bie ßapctt", bon ber nodj alteö ©etnäuer
borl)anben, ermähnt im Sagerbudj ber ©tiftung
1580, eine jmeite hinter bem Ort, „ßöbele" in
ben ftrübmeffbaumgärten, bic britte, mo fid) bie
2öege nad) ©omaringen unb ©önningen fd)eiben,
am guffe bed Sttofjbcrgd, ©t. SUntoniud gemeint,
eine SöaUfabrtdfapeHe (9B. $abrb. 1848, ©. 194).
1386, 13. Ottai überliefj 9lgncd Suitoltin ihren
£)of ju Ofterbingen bem Sfaff fHubolf Sftan, Äird)*
berr ju ©fdjingen unb ben Jpeiligenpflegern an
©t. Üttartind* unb ©t. Sttifolaudfird)c ju ©febingen
für ein jäbrlid)ed Scibgcbing unter ber Sebingung,
ba§ ber ,£of, falld eine emige ütteffe in ber $ird)e
geftiftet merbe, biefer gehören fotf.
1399 fliften £)einrid) ber ©räffer ju Ütteffingcn
unb fein ©ol;n ©berbart 1 Sfb. fetter ju einer
.^aljrjeit für 3lbelt;eit bon Sirft felig , ©berl)artd
$rau, in ber $ird)e ju ©fd)ingen (©taatdavd).).
1407, 17. $an. berfaufte ©onb 9ttaiger bon
S^alpcim etliche ©üter ber ^rütjmeffe in ©fd)ingcn
für I5V2 Sfb. geller. 1414, 19. Sttob. f auf t bie
^rübuteffe bon ©berbart unb Äonrab beit ©ölr bott
fftidjtcnberg, ©ebrübern, eine fäbrli^e ©iilt bon
8 ß geller, 2 ^aftnadjt* unb 4 ^>erbflbül)nern unb
60 ©iern auS ©ütern ju ÜReffrngen (fHeutl. ©efd).=
Sl. III, 8.). 1435 berfauft ©un Siiller bon
fDleffingeit an bie ffjrrüfjmeffe ju ©febingen 1 Sfb.
fetter japrlidjen ©elbcö au8 einer 2öiefe ju 3)?cf*
fingen. 1446 berfauft .Spanö fHoud) bon fJJfeffrngen
an bie $rül) meffe ju ©fefeingen 14 ß ja^rlid^ au6
einer Söiefe (©taatSaröb.). 1447, 17. S?ai ber*
fauft ber fReutlinger ^>anö ©aefraub ber $rül)meffe
9 ©imri Oinfcl, 1 ©d)effel ^»aber, JÖc^er
©elbcö unb ein ba^eö ^u^n jährlicher ©ült auö
einem ©ut in ©fd)ingen (fReutl. ©efcb.»Sl. a. a. O.).
1449 berfauft Sen^ Spalte bon Sbalbeim ber f^rübs
meffe bon ©fdfingen 1 Sfb. geller ©elb6 aud
einer SBiefe um 25 Sfb. 1451 berfauft föonrab
©trobmaper bon fDieffmgen an bie ^rübmeffe ju
©f^ingeti 14 ß jährlich aud feinem £>aud. 1452
berfauft ^ottrao 2Sagner bon Sfeffrngm an bie
^rübmeffe jit ©fdjingen 1 Sfb. Öe^er jäbvlidj
(©taatdard).).
Sfarrer: s)3fciff fllubolf 9ian, 1386 ßird)bcrr
ju ©febingen (ffteutl. @efd).=Sl. III, 8), ^ird)bcrr
unb Ocgcn ju ©febingen, 3eu9e bei ©raf $rib betn
kelteren bon 3°^™.
Johann ©chmenf f 1474.
Seritbarb 5tlamaf bon SBiUmanbingen, präfen*
tiert 1474 burd) ©raf ©berbarb.
9öinunbmaffer (Sruberfdbaftdbud)).
fUiartin 3lmblittg, berjiebtet 1527, Sfarrer
Siöffiitgen (f. 0.).
$obann £ujj, 1527 präfentiert burd) ^erbtnanb
bon Oefterreid), f. Ofterbingen.
$r ü b mef f e : OJiapimin Söagner bon füiöffingcn,
in Sübingen immatrifuliert 1504, 31. fDIai Maxi*
minus (Böshans) Wagner de Mosingen, füiag.
1508.
Äonrab ©tanger (©taiger) bon Ofterbingen, in
Tübingen immatrifuliert 1513, 11. $ati. Conradus
Stanger de Hofftertingen, ua<b bem Sobc ffiagnctd
präfentiert per providos advocatos in Tübingen
et scultetum et justitiarios in Oeschingen (burd)
bic fürfiebtigen Sögte in S. unb ©ebultl;ei§ unb
©erid)t in Oe.), bcrjid)tet 1522.
Seter DJlaiger bon ©rbtngcn, in Tübingen
immatrifuliert 1516, 7. 3[utii Petrus Mayer de
Ertzingen, 1522 präfentiert burd) 3°b- ©r^exrb
bon Om, ^3räfeften in Sübingcn (Oberbogt 1521
bid 1534) ad capell. altaris B. Mariae Y.
43
Urban SRefferfdjmieb oou SJicfjfird), 1531 prä=
fenticrt burd) B°b- ©rljarb boit Om mtb B°b-
23runnig, ©räfeften in Tübingen unb ben 9RagU
[trat bon Oefdjingen ad primissariam altaris S.
Christofen. Bn bcn beibeit letzten fällen banbeit
cb ftd) nid)t um jmei berfdjicbcne jtaplaneien, fonbern
ber Elitär, mit bem bic $rübmcfjpfrünbe berbunben
mar, mar mic gcmöljnlid) mehreren ^eiligen gemeint.
SB e f i tj f r c m b c r Ä i r d) e n u it b $ I ö ft e r :
^ctcrbfirdje in Reutlingen: 1386, 21. Rlärj fliftet
©bewarb 23cd)t ju einer emigen ißfri'tnbe unb einer
emigen SReffc für einen ©riefter auf bem Elitär in
ber ©t. «ßeterbfirdje in Reutlingen unter anberem
biertljalb ©djeffel Äorn unb ficbentljalb ß geller
©elbö aub bem Älcttinljof in ©fdjingett (Reutl.
©cfd).=23l. 1891, ©. 104). Älofier ©irnau $u
©fjltngcn. Ulrid) Ungelter, ^laufen ©of>n, ber*
fdjafft 1371 2 ©fb. geller jä^rlid)« aub feinem
£>of j\u Defdjingen feinen beiben Oödfferu 23ertlja
unb Itrfula int ßlofter ©irnau unb nad) ihrem
Slblebcn biefem Jtlofter, Reutl. ©cfd).*23I. 1890/91,
©. 69. ©tift Tübingen bezieht 1538 bon ©afpar
bon Om $u ©fdjingen 14 ß.
0 b a I h e i m.
©runb^erren maren teils neben, teils nad) ein*
anber bie Herren bon SO^al^eim, ©djenfen bon
2lnbed, bon (Stetten, Werter bon Oufjlingcn, bon
Karpfen unb Württemberg. Oen Äirdjenfatj hatten
bie ©djenfen bon 2lnbed, bann bie (Stetten unb bie
Karpfen. 1417 behält ftd) Äonrab ©djenf bon
2Inbed bei einem Verlauf an feinen ©ruber $rifj
feinen Oeil ber Wibamljöf, ßirdjenfab unb B^ten
bor; 1433 berfauft #anb ©eben? bon 2lttbed,
$rif3en fei. ©obn, unter anberem Wibemäder (17
Budjart), töornjehnten ju Ol)albciut, babon gebt
jährlich bem ©farrljerrn 20 «Raiter ©infelb, Äirdjen*
leben unb föirchcnfah ju Oha^ernb feinen Oeil baran,
unb bon bem ^irdjenfab gehört bem ©farrherrn
fäbrlid) 20 «Raiter ©efen unb 10 üRalter £)aber
Oljalheimer «Reg, an Wilhelm Orudjfefj bon Stetten
bcn Bungen. Bw 16- Bahrhunbert gehörte ben
Karpfen ber ganje Äirdbenfa^, Äaftbogtei unb
©atronatbredjt, obgleich ihnen nur lU beb Oorfeb
Oballjcim gehörte (©taatbard).).
Oie Äirdje mirb fdjon 873 in einer Sorfdjcr
©djenfung ermähnt, bie ^eiligen ftnb ©anfratiub
unb ©priafub. Oie fjrühmcffe mar mit bem 2Iltar
Bohanneb beb ©oangeliften berhunben. Bm ©Ijor
ftanb ein ©ilb ber berlaffcnen SRutter ©otteb, ju
bem gemaUf ährtet mürbe, fe^t auf ©djlofj Sidjtenftein.
Pfarrer: Altvinus presbiter 782.
Wigo presbiter 820.
Dominus de Stöffeln 1275, jugleid) ©farrer
bon ©önningen unb ©ronnmciler.
Äun ber ©c^enf bon 2lnbed, ßirdjherr ju Ofjab
heim, ©ruber Rubolfb, 2llbred)tb unb Wcrncrb b.
Slnbccf, Beuge 1341, 1360 (©taatbard).).
©ebaftian ©tubenberger 1534, juerft Kaplan,
belehnt bon ©berljarb bon Karpfen (©attlcr #erj III,
©eil. 16).
$rül)nteffe: Submig f 1489.
«Rartin 2)c^er bon Kiebingen, in Tübingen
immatrifuliert 1482, präfentiert burd) ©altljafar
bon ©ül)l alb ©ormunb ber ßinber ©ebaftianb bon
©tetten unb burd) ©ruber £cinrid) bon ©tetten,
föonbentual in Äemptcn.
©ebaftian ©tujjenberger, 2lfolutl), präfentiert
bon benfelben, fpätcr Pfarrer.
Bohanneb «Repcr 1515(231. f. m. Ä.*@efd). 1890,
©. 83).
Bohann §offadcr bon Kempten, berjidjtct 1522.
«Rid)ael ßinelin bon «Pfullingen, präfentiert 1522
bureb ©bewarb bon Karpfen.
1438 befennt ber Pfleger ber grüljmeffe, bajj,
nadjbem ein ©inmoljner bon Orodjtelftngen ben
Orumblingbhof Su ^oltringen ber ftrüf)meffe gefepenft,
bie Ru^ung, folange bie grübmeffc ni<3bt befc^t,
mit «Bemiöigung beb Äaflenbogtö ber leiteten,
Äafparb bon ©tetten, ber ßlaufe unb bcn ©dfmeftern
ju Ohalheitn juftel)en fotte. Oiefe ©eguinenllaufe
mürbe im 14. Babrljunbert bon jmei Witmcn beb
Oorfb geftiftet, über ihre @e|(bid)te bgl. 231. f. m.
^.*©efd). 1890, ©. 83.
23efi^ frember Älöftcr: B»n Sorfcber
©chenfuugbbud) fomtnt Obalheim ganj auffaUcnb
oft ermähnt, jmeirnal ift burdb bcn 23cifa(j Ratten*
huntare feber Büffel aubgcfd)loffen , ba§ unfer
Ohalheitn gemeint ift, bebhalb bürfen mo!jt auch bie
anbern ©djenfungen auf biefeb Ohal^im bejogen
merben, bis auf Rr. 3305, mo Ober* unb Unter*
th all) eint ^agolb borjujiehen ift. _
765, 25. Oej. ©thenlung Rotminb in Dale-
heimer marca im 15. Babi' ^önig ^ippinS unter
2lbt ©unbelanb. cod. Lauresh. 3244, Soffert 309.
767, 12. Buni ©chenfung 23olbertb unb feiner
©attin Bmma'im 16. B«br ©ippinb. 3250/315.
774, 27. Oej. ©cbenfung Rutfribb im 7. Bnhve
^önig Äarlb. 3246/311.
775, 30. Oft. 23udo (23ido) unb fein 23rubcr
ßartrich fd)enfen 2 mancipia et quidquid habere
videmur im 8. Bahl'e^arlb. 3242/307 == 3245/310.
775, 12. Rob. ©djenfung Oanfob im 8. BafU*1
Äarl«. 3247/312.
776, 17. 2lpr. ©djenfung Sambertb : in Dala-
heimer marca in Hattenhuntare quidquid h«.beie
videor, im 8. Bah« ßarlb. 3243/308
788, (23offert 776) 13. Bunt, ©djenfung
Bmmeob in pago Alemannorum in Dalaheiiuer
marca im 16. Bahr (©oflert 8. BahO ^«rlb unter
2lbt ©unbelanb (f 778). 3239/304.
77 7, 16. Rob. ©djenfung 2lbelbertb unb San*
boltb im 10. Bahr ^arlb. 3249/314.
777, 21. Rob. ©djenfung ©roltb (iperoltb)
unb feines ©ruber« £einolt in pago Alemannorum
in Dalaheiiuer marca im 10. Bfthr ftarlb.
3241/306 = 3248/313.
778, 27. 2lug. ©djenfung ^)arbratb im 10. Bahv
Harlb. 3252/317.
787, (©offert 782) 5. gebr. Altvinus pres¬
biter fdjenft 30 jurnales de terra aratoria et
44
pratum ad 10 carradas im 19. gafm (23offcrt
14. gal;r) Äarld unter 2lbt £)clmcrid). 8253/218.
820, 10. War;. Wigo presbiter fd)cnft man-
sum 1 cum edificio superposito et juinales 16
de terra aratoria et mancipia 2 im G. gal)r
Submiqd (oed gremmen) unter 2lbt Adelungus.
3251 / 3 1 G .
873. ©dH-nEung SBolfritd : in pago Aleman-
norum in Daleheimer marca portionem meam
in ecclesia illa, que ibidem constrncta est in
liattenhundere, im 37. galjre (33offert 34. gab«)
Äöitig 2ubmigd (tu ö ©eutfeben) unter 9lbt Theo-
trocus. 3240/305. 'dB. ©efd).*Qucll. II. 156 ff.
33 .um biccr bebeutcr be 23cfü; bed J^loftcrd
3orfd) mieber berauffert mürbe, ift nidjt Öcfannt,
mal)ijd)einlid) fd)on im frühen Wittelaltcr.
Sluguftincrf Io ft er in Tübingen: 1505
giebt £and Wiiüer ju £t)a(t)eint 4 ß geller and
einer 2Biefe. D^eutl. ©efd).*33l. 5, 45*).
*) ^ad) bem 3d)entungdbud) bed $lofterd 9leid)err-
bad) fd)entt Ühtno, Sienftmann bed ©rafen §ugo non
Tübingen, eine .^>rtbe in 2t)alf)eim. ©npnann de Dale-
lieim febentt cbenbort eine halbe Jpube (38. llrt. 2, 402).
33on ber Wühle in £()atbeim merben am gefte gol). bed
Käufers 14 ß unb an 3t. 9tifolai 300 ©ier gegeben
(38. Urt. 6, 445). 3)tenftmannen ber ©rafen Don £ü=
hingen faf;en eher in 0be« nnb Untertl)al()eun 03t.
9cagolb, al§ in 73I)alf)eim 031. 9iottenburg.
(gortfebung folgt.)
^teutfintja* $efd)td)föijueueit III.
Chronologia Begeriana.
5um erßcnmal nari) ber Briqinalljanbfdjrift Ijerauagegeben non Sdliin.
lAmn Izx 1548 biß ußf baß Jar 1650.
2lnno 1548 feiubt bic ©panuicr all;ie inquar*
litt morben unb hoben fclbigc bet; mein Uf)rahm
©ebaftian 33 eg er auf) einem Ijülljiu ^£r ii n (f ^ gc f ir r
trunden, mcld)ed i rt cf C; g c f d) ir r bann nod) jul)unbcrt=
jdriger gcbad)tnud bet; mir norl;anben nerncuert
morben.
2lnuo 1551 ftarb mein Utjrät;nin 33cit gtjion.
3Inno 1572 ift Wagiftcr ©ufebiud 33cgcr ber
ißfarr ju Raufen cntlaffen unb hernad) anno 1575
jum Iateinifd)en ©cfulrector angenommen morben.
gn bifem 72 ober 73 gar ift aud) ©ebaftianud
33 eg er, Pfarrer ju 2Bannmeil geftorben.
3Inno 1577 ift Wagiftcr ©ufebiud 33 c g er
latcinifdjer ©djulicctor geftorben unb ift Weiftcr
£)aund W a u t$ ©tattmerdmeifter an ftat Submig
3ß ölf fl ind bem Sorcnfj 9t o th en ju einem Pfleger
bcfjfclbcn Äinbcr jugeben morben.
SInno 1572: im ©teurbud) fol. 5 pag. 1
ftetjt: £>crr ©ufebii 23egexd Hiubt utnb 1 $fb.
18 ß ©tcur. ©rgo mnfte bic Wutter ber ©atl)rina
33 e b < n umb bife 3cü geftorben unb non 33atter
mit beim ßinbern a b 1 1; c 1 1 1 morben fein.
3lnno 1573: im ©teurbud) bif gard 5
pag. 2 fleht: CQerr ©ebafiiau 23cgerd Jöitmc bad
alte gaule (fünften guliana genant) bad erfte Wal)l
umb 5 ß in ber ©teur. ©rgo muff er ungefehr
in bifem 73 ober üorgehenben 72 ga r geftorben fein.
gtem im ©teurbud) be anno 73 fol. 45 fleht:
150 ß bem Wagiftcr ©ufebio 33egcr aufglöft,
item im ©teurbud) be anno 1575 fol. 34: Wagiftcr
©ufebiud 23 eg er ©tcur 2 33fb. 15 ß, item 93ro=
tocoU be anno 1573 ben 18. gulii; bem Wagiftcr
©ufebio 33 c gern 30 fl. gu lct;heu toor 9tal)t bcmilligt
morben.
3lnuo 1572 abi: 6 ®cccmbrid ex protocollis
marb ©berl;arb ©ailer ©teurher unb ©eorg
©ailer, mein £)err ©d;mieher ©pitalpflcger.
2Ibi : 12. 3Iugufti mitrt gebad)t bc6 ^annö
©ein grünen, Pfarrers ju ©omeringen, meinem
^uliana ©etngrünem niÖeid)t mu§ oermanbt
gemefen fein.
2lnno 1573 abi: 9.®ecembrtÖ (gberl)art ©ailer
©teurherr, ©eorg ©ailer, ©pitalpflcger.
ijkotocoll. 3Ibi : 10. OctobiiS bie ©am er*
tingerin (bie Barbara) umb 31 fl. gefirafft, bad
Ile 2Bein über 33crbott bon benn 23urgcr faufft.
®if merc jetziger c*n unerhört ©adh.
3Inno 1574. 2lbi: 6. Wartii bcin Wagiftcr
©ufebio 33egcru eine gürfd)rifft unb testiraonium
aciae vitae nor 9tal)t bemiOigt morben.
9lbi: 4. ©eptembrid uff fein unbertl;änig 2In=
fuehen ber 33efd)aibt erbolgt: mege beim lateinifdfen
©d)ulrectori ©ammerario coQaborteren.
2lbi : 1. ©ccembrid ©eorg ©ailer, ^eplgen*
Pfleger.
KB. ©berhart ©ailer in bifem gar geftorben.
21nno 1575.
Jpand 9todcnftil)l 33urgcrmeifter im 2lmpt.
2lbi: 14. OctobriS ©eorg ©ailer, ^eplgeu*
Pfleger.
2fbi: 5. gebruarti Wagifter ©ufebiud 33 eg er
au ©tat bed ©ammerarii, lateinifd)er ©d)Uol=
rector morben.
2luno 1576.
Warp Kippen burger 33urgcrmeiftcr im 2lmpt.
2lbi: 15. 2lugufti mint im Ißrotocoa Wagiftcr
©ufebii 33egerd megen einer 33ürgfcfc>aft gebad)t.
gn bifem gar ift bie alte 3unfftcrbnung unb
Kahtdmahl miber, mic non 2llterd her0 nngcftclt
morben unb laut ^ßrotocoll abi: 25. ganuarii ©eorb-'
nete jur 2öat;l eined 9lal)td bnber günffen ber letfte
©eorg ©ailer.
2lbi: 7. ÜDecembtid ©eorg ©ailer Cpat;lgen=>
Pfleger.
45
Slnno 1577.
©corg ©ed)t ©urgermeifter im Slmpt.
Sloi: 4. ©eptcmbrib bie ftrittige ©ad) jmifd)en
©lagiftcr ©ufebio ©cgern unb Submig SBölfflin
mögen ber Söaifenpfleg feineö ©oljub ©lattfyaei
©cg erb oor 91at)t uffgelfcbt morben.
3u bifcm 3>ar ift ©lagifter ©ufcbiub ©cg er
9lcctoi ber lateinifcfyen ©d)ul geftorben.
©ibe Slrcfyiüuni lib. 2 (Jap. 1, mtm. 92.
Slnno 1578.
Submig Söölfflin ©urgermcifter im Slmpt.
Slbi: 1. ©lartii beb ©lagifter ©ufebii ©egcrb
fdig ©Mttib bie möd)entlid)e llU f(. bab letft ©lal)l
gegebiu.
Slbi: 13. Ofulii ©corg ©ailer ber 8. ©tatt=
rid)tcr.
Slbi: 21. 3ulii 5tauff ^toifdjen ©imou ©d) et t lin
unb Julian« meilanbt §errn ©ebaftian ©eg erb
fyinbcrlafjncr Sßittib it;rer ©cljaufung in ©olcn=
lod) IC.
Slbi: 19. gtbruarii jußor ift oor 91aljt bem
©flegcr ©lattf)ei ©egerb ©cmalt geben morben,
benn Knaben gel;n Tübingen uff bie tcutfdfe ©d)uol
ju tljun, obmoltt bie Slljna bie ^uliana benfelben
nid)f i)at unberlaffen mellen.
Slnno 1579.
©eorg ©ed)t ©urgermcifter im Slmpt.
©latifjcub ©etj ber 3. alte Jperr.
Slbi: 12. ^ulti ©eorg ©eilcr ber ad)te ©tatt-
rid)tcr.
Slbi: 19. ©eptembrib bem ©iidjel $i tj t o n unb
Jpannb 91cid)artcn alb beeben ©djmagcru oergunt,
ein ©djeffel ©ült ©eefen mit 15 fl. auffjulofen.
Slnno 1580.
Urban 3ailli8cr ©urgermcifter im Slmpt.
Slbi: 17. ^ulit ©eorg ©ailer ber 9. ©tatt=
rid)ter.
Slbi: 3. 35ccembrib ©eorg ©ailer ©teurl;err.
s2l o i : 30. ©ooentbrib ©fid)cl §i(jion ©d)mad)=
fad) gegen ©corg ©refeinger uffgcfyebt.
Slnno 1581.
£>anb ©ier ©urgermeifter im Slmpt.
P.S. ©?id)el gifjion Unbcrumbgelter morben.
Slbi: 29. Slpril ^>err ©ebaftian ©eg erb
gemeinen ©farrerb ju SSannmeil SBittib bittet umb
Jpiilff megen iljreb ©oljnb ftubii. ©cfdjaibt: foüeit
bie ©penbenpfteger if)r lepffen.
Slbi: 16. 3ulii ©eorg ©ailer ber 9. ©tatt*
rid)ter.
Slbi: 16. Occembrib ©eorg ©ailer ©teurl)err.
Slnno 1582.
Slbi: 21. ^nlii naiirt ©ufebii ©c g er b ©flegfopnb
gebad)t, bab feine Pfleger foQen ©eit umb lanbt -
leufftg 3in3 aufjteptyen.
Slbi: 15. 3uUi ©eorg alt ©eiler ©urger»
meifter morben, bab 1. ©laljl,
Slbi: 5. Oecctnbrib ©berfteuroermalter.
©lattpeub ©cp ©lüplpfleger.
Sin no 1583.
Urban alt 3a>niöer ©urgermcifter im Slmpt.
Slbi: 4. 3ulü et 4. ®ccembrib ©urgermeifter
©eorg ©ailer ber 3. 9lid)ter unb Obetfteurpcrr.
P.S. ©lattpcub ©ep 10. ©tattridjter unb
3el;entüogt.
Slnno 1584.
3ol)aun ©ier 2. ©urgermcifter im Slmpt.
Slbi: 15. 3nnii auffer ©lagificr ©ufebii ©cg erb
Hinbt ©fleglaben foQen bie ©fleger 100 fl. umb
lanbtlcuffig 3,nH öerlcppen.
©eorg ©ailer ber 2. 9lid)tcr unb ©tcurfjcrr.
©lattpeub ©et; ber 8. 9tid)ter unb 3ei)entoogt.
Sluno 1585.
©eorg ©ailer baj 2. ©laljl ©urgermeifter im
Slmpt unb ©tcurl)err.
©lattpcub ©et) ber 8. 9iid)ter unb 3el)cntOogt.
©lid)cl fjipion Unbcrumbgelter. 3ft anno
1584 unberlaffen gemefeu.
Slnno 1586.
©amucl ©repinger ©urgermeifter im Slmpt.
Slbi: 4. ©lartii bem ^riberid) ©eg er meplanbt
,£)crrn ©ebaftian Segerb ©ol;n ift fein ©?anu=
recl)t ertlieilt morben.
©eorg ©ailer ber 3. 9fii^tcr unb ©tcurl;err.
©Jid)el ^ijion Unbcrumbgelter.
9J^attl)aeub ©e^ ber 8. 91id)ter unb Ober»
pfrunbenpfleger.
Slnno 1587.
3o^ann ©ier ©urgermeifter im Slmpt baj 3.ÜJ2al.
©eorg ©ailer ber 2. 9tid)ter unb ©teur^err.
9Jiid)el fjtjion Unbcrumbgelter.
äRatt^cub ©e^ ber 7. 9tid)fer unb Unber*
jel)entoogt.
3u bifem 3ar ^ntt ftc^ mein ©atter 9J?attl)eub
©eg er mit meiner ©lütter Slngncfa ^i(jiouin
»erheirat.
Slbi: 13. ©laij ein Äauff jmi|d)cn ©lattljeo
©cg er unb ©lartin ßa utten Söittme confirmirt
morben.
Slbi: 28. 3llnii niegen fHauff^änbel geftrafft
morben.
Slnno 1588.
©eorg ©ailer bab 3. ©lal)l ©urgermeifter unb
©teuroermalter.
©lid)el fjr i 3 i o it Unbcrumbgelter.
©lattfyeub ©e^ ber 7. 91id)ter unb Unber»
jel)entbogt.
Slbi: 18 ^ebruarii ©t^maebfad) jmifdjcn ©lid)cl
©bin gerb SDodjter gegen ©lattl)eo ©eg er alb
redjtmeffigen ©ertrettcr Slgnetae feiner efielidfcn £)aub*
frauen.
Slbi: 18. ©lartii bin idj ©lattljeub ©eg er jur
Söclt geboren unb uff bifen ©ag getaufft morben
unb feinbt meine ©auffpaten gemefen 3°bann
$ öen lin unb ©cter Slminer, fo aud) Slntia
Öedcrin, Knappen ^au^frau.
Slnno 1589.
©fjontab alt Änapp ©urgermcifter int Slmpt
1. ©lal)l.
©corg ©ailer ber 3. ©tatti id>ter unb Ober»
fteur Peru? alter.
2Rid)el $ibion Unberumbgelter.
RJiattljeuö 23 eb bcr 8. fRidjter unb Unber*
jehentljerr.
9tbi : 1 . f^cBuartt bcm Jperrn 23urgermeifter © a i I c r
ift Bereinigt worben, Born 5X6teaffer beim $ird)bronn
in fein #off ju führen uff fein aigen Äoflen, boc^
nur fo lang c« einem erfamen Waljt gcfellig.
2lnno 1589.
3lbi : 17. SJccemBri« Äauff junfdjcn 9Rattljeo
33 cg er unb ^acob flammen £aufj ufftn «Wardt
umb 530 fl., par 150 fl. unb fä^rlid^ 25 fl. äuge*
Iaffen.
2lnno 1590.
jpannö 33 i c r 33urgenneiftcr im 3lmpt ba@ 4. $Wal.
33urgertneifler ©eorg ©ailer ber 2. fRidjtcr
unb Dberfteurljerr.
RRidjel i ^ i o n in benn SRaht jum 4ten alten
Jperrn genommen rnotben unb ©berumbgcltcr.
2lttno 1591.
©eorg ©ailer baS 4. 3Ral)l 23urgcrmeifter im
9lmf>t. ®ie Sßflegfdjafften aber nit befd)riben morben.
2lber im ©tcurbud) bif? befinbt fid) fein alte
©teil.
RRidjel gi^ion ber 2. alte Jperr unb ©ber*
umbgelter.
$oljann ©djorr, meiner feigen £augfrauen
23atter baö erft ÜJla^l Unberumbgelter.
3lnno 1592.
jtfjomaö ßnapb 33urgermeifier im 2Impt baS
2. «Wal.
©eorg ©ailer ber 3. Btidjter unb ©berfleur*
»ermalter.
9Richel f^ijion ©tattoogt unb ©bcrumbgclter.
Jpannö ©djorr Unberumbgelter.
3lbi: 6. ©eptenibriS 2Rid)el ^itjion an ©tat
bcG ßerftorbnen Jpern 5f3etcr 23ogclmeibtö jum
obern ©d)üben unb geugmeifter unb SRidjcl «fpelnu
ling iljme jugeben morben.
Slnno 1593.
3lbra^am 3öittan 23urgermeifter im 3lmpt baö
1. «Wahl.
©eorg ©ailer ber 2. fRidjter unb ©ber*
fteur^err.
3Jlic£)el fyitjion bcr 10. fRidjter unb ©bet*
umbgelter.
£annS ©d)orr Unberumbgelter.
2lnno 1594.
©eorg ©ailer ba8 5. RRaht 23itrgermcifter im
3lmf)t unb ©bcrfteuroermaltcr.
ÜRidjel f^i^ion ber 10. fRidjtcr unb ©ber*
umbgelter.
£>and ©d)orr Unberumgeltcr.
3lbi: 14. ©ecembriö ©arlin .Speifj 23arbier foß
mit feinem SRad)barn 3RatIjco 33egcr bic jmiftfyen
il)ren ^eufertt binnen bie hinberc, bic Oorbetc aber
©teffan (5dl) art mit gebadjtem 33 eg er in gemeinen
(Joflen legen unb erhalten.
3lnno 1595.
©eorg Söerntoag, 33urgermeificr im Slmpt baj
1. «Wa$I.
©eorg ©ailer ber 3. fRid)tcr unb ©berfteurljcrr.
RRichel ^itjion bcr 10. fRichter unb ©ber*
umbgelter.
Spanns © dj o r r Unberumbgelter.
$n bifem ^ar ift -Sperr SWattljeuS 23 eb meiner
2lljncn 33ruber geftorben.
2lbi: 5. .^anuarii et 24. SRprilid fRauff unb
©djtaghenbct etlid)cr ^erfoiten gegen RRatlljeo 23cger
oor fRal;t abgeftrafft morben.
2lnno 1596.
^h^u^ö j?nabb 33urgermeifter im 3lmpt baj
3. «Wahl.
©eorg ©ailer bcr 2. SRidjtcr unb ©ber*
ftcurherr.
2Ridjet i B i o n ber 9. fRidjter unb ©ber*
umbgelter.
Jpattnö ©djorr Unberumbgelter.
3lbi: 14. üRoßembriö bem 33urgermeifter ©eorg
©ailer unb ©djultljeijj Jpannd ©onrab ^ßngot
roegen ihrer becbeit Äinber (als Kilian Äöngotö
unb ©lifabetlj ©e hierin) ^ochjeit 10 £ifdj erlaubt
unb nicht mehr.
2lnno 1597.
©eorg ©ailer baö 6. 2Ral)l 33urgermeifter im
3ltnf)t unb ©berfteurljerr.
2Rid)el gifjion ber 8. ©tattrichter unb ©ber*
umbgelter.
jpannö © d) o r r Unberumbgelter.
2lbi: 19. ^unii bem ©berhart jung ©ailer
23urgermeifter © ailer § ©oljn ift fein fWannredjt
ju geben bemiQigt morben.
3lnno 1597.
3lbi : 1. 2Raii ift meiner 3Rutterbrubcr Johann
gi^ion oon ^acob ©djeffern uff ber unbern
©d)iiben Jpaufj bitrd) benn §alö gefdiogcn, aber
miber gliidlid) curirt morben unb er nod) im Sebcn,
fo lang ©ott miR.
3lbi: 10. ÜRaii ift oon mir auffgejeid)net morben,
baö ich auffer ber lateinifdjen ©<hul — aber oil
ju frühe — fommen unb baö erfic RRal)l in bie
teutfdje ©chul gangen. 3<h &in tion meinem 33cttcrn
Johann 33olhart alfo ßevlaittet morbeit.
2Inno 1598.
©eorg 2Bcrentoag iöurgermeifter im 3lmpt
baj 2. 3Rahl.
©eorg ©ailer ber 3. Rtidjter unb ©berfteurherr.
3Ri<hel f^ibton bcr 4. fRidjter unb ©ber*
umbgelter.
.'pannö ©djorr Unberumbgelter.
©eorg jung ©ailer proteftirt tuiber feined
33attcr« ©ltrgermeiftcr ©eorg alt ©ailerd ^efta*
ment. 3lbi: 22. ^ulif.
3lnno 1599.
^hoiua jvnahp Surgermeifter im 3lmf)t ba$
4. «Wahl.
©eorg ©ailer bcr 2. fRidjter unb ©ber*
fteurl)err.
3Rid)el gihtott ber 3. 9iid)tcr unb ©ber*
umbgelter.
jpan6 ©d)orr Unberumbgelter.
47
$Ibi: 19. ©tartii ftarB Oaoib 33 c X l; a r t ©diujen*
mcifter r meiner ©tuttcr fdjmeflermann.
N.B. anno 1000.
9Ibi: 6. 3unii ^ofept) ©eg er faufft feinen
©tittgefdpmifirigen unb ©tittevben ber Butter bcö
aUcn 3aulin« felig #aufj ab im ©olenlocp.
5lbi: 19. Oecembri«. 3°P<mn $ipion miirt
©frunbcnjinfjpaifcper.
9tnno 1600.
©eorg ©ailer ba« 7. 3tJ7aX>l ©urgermeifter
unb Obetfteurperr.
©ticpel gipion ber 2. Stifter unb Ober?
umbgelter.
£ann« ©eporr Unberumbgelter.
5lbi: 4. 5lpriliß Submig alt ftipion genant
Sube Herrgott geftorben ober begraben, mar meine«
9Iepniß ©ruber, ein guttcr alter ©olbat.
9lnno 1601.
©eorg ©Serenmag ©urgermcifter im SImpt
ba« 3. ©tapl.
©urgermeifter ©eorg ©ailer ber 3. fRicpter
unb Oberfteurperr.
©ticpel f^ipion ber 5. iRicpter.
N.B. bic ©flegfcpafften feinbt nit befepriben
morben, alfo mir unbemuft, ob er ©tattreepner ober
Umbgelter gemefen.
9lbi: 2. 3unii ift mein lieber ©atter feelig
non etlichen alpie gemorbnen unb ligenben ungari*
fd)en ©olbaten in ©eorg ©re egen £errbcrg beim
Unbertpor fepr übel tractirt, gefcplagen unb am
#irn »erlcpt morben, alfo ba« er pernaeper benn
9. bito 9lbent« jmifepen 7 unb 8 Upr fein ©eift
auffgeben unb fceliglicp ocrfd)iben, benn 10. 3ur,ii
uff 12 Upr ift er eprlid) jur ©rben beftattet morben.
Oer 9llmcd)tige ©ott rnctfc it>me mit allen glcubigen
5luffermeptten ein frölidjc Urftanbt oerleppen. 5Imen.
9tbi: 6. 3unii ift jmar benn olljie ligenben
gemorbnen ©olbaten aufj ©eoeld) eine« erfamen
9tapt« ipre Verbergen anberftma ju finden gebotten
morben, aber teil ju fpat megen meine« lieben
©atter« feeligen Stobt, fo burd) ipr unbefugt ©d)lagen
oerurfaept morben. Oaun fie nad) folcpcr £pat alle
auftaemidien unb fiep feiner mer atpic flnben lafjen.
9Inno 1602.
©tiepaet gipion ba« 1. ©tapl ©urgermeifter
im 5lmpt unb Oberftattrecpner.
©eorg ©ailer, ber nod) Oberfteurperr gemefen,
fHrbt in bifem 3ar. ®enn Oag finbc id) nid)t
aigentlid) befd)riben.
£>ann« ©epotr Unberftattredjner.
3Xbi : 11. 5tugufti ßauff jtoifepen ©eorg jung
©ailer unb beffelben ©titterben umb bic §erberg
juin Od)fen pro 2400 fl. unb par 1100 fl., järlicp
220 fl., mi'irt befiettigt.
Slbi: 17. ©ooembri« ^att fiep meine ©tuttcr
miberumb oerpeurt unb £od)jeit gehalten mit £errn
3unfftmciftcrn ©rparbt ©penglcrn. fternaep benn
20. bito pat mein ©tieffoatter ©rparb ©p engl er
fein ©epaufung bem Sodann ftipion pro 480 fl.
par, 180 fl. jäprlicp 20 ft. ju Muffen geben. 3 ft
auep oor ©apt ber ©erglicp mit unfj Äinbern auff?
gepebt unb ju einer neuen ©ereinigung angemifen
morben.
51bi: 14. Oecembri« ftarb Oaniel ©olpart
mein ©etter, fo fiep juttor mit bc« £errn ©rebiger«
ßitibtßoatter« Oocpter oerpeurt gepabt, ift ein fepr
fürtrefflieper Sautenift unb £>arpffenift gemefen.
(ftortfepung folgt.)
kleinere 1*1
fficntliugcr ©taler. 3m 3«n«regifter ber ßtofter
©tareptpater ©tarienfapetle Oon 1409 im ©taat«?
arepio peifjt e«: item Matern, pictor dat
1 Schilling ex agro sito an den Stainiberg,
cbenfo in beni 3mSoerjeicpni« oon 1427:. item
Matern, pictor 1 Schilling de agro sito an
dem Staineberg (©taat«arcpiü). 51m 28. 3uh
1433 mirb ©tatternen1) ©cpmarpen be« ©taler«
£au« ju fReutlingen in ber ©tabt bei ber 0. ©al*
manömpler ©efäffe ermäpnt (ß. 51.). ©epon früper
mirb ermäpnt §ainp ber Unbing er ber ©taler
ber ältere, an beit 22. ^ebruar 1402 £>cinp
©fefferli, ©öaltper« ©fefferli feelig ©opn,
©ürger ju ^Reutlingen fein „@ütli" ju ©rpfingen
um 5 ©funb 5 ©d)iüing geller oerfaufte (©t.=5t.).
2lm 23. üRai 1357 befannte ÜReifter ©eter ber
9Raler, bafj er unb feine ©rben Settp bem
©upferfmit unb feinen ©rben 2 ©funb ^eder
ftetß, emig« ©elb au« einem §aufe ju SReutlhtgen
opne 2S3ieberabli5 fung«rcd)t geben f ollen (51. 51.).
tifetfungett.
5lm 10. 3uli 1380 mirb oe« IRaler« Siefe im
^ßtbaep genannt (9t. 51.). SRad) ©aplcr I, 615
mirb 1400 ©berlin ber ÜR a l e r genannt, ©« ift
bemnaep bie fRcipe ber ÜRaler bi« 1433, 9Jtci|tei
©eter ber 9R a l e r 1357, ber 9R a l e r 1380,
©berlin ber ÜR a l e r 1400, ^Ratern, pictor
1409, 1427, ber natürlid) mit bem 1433 genannten
©tattern ©dimarp bem ©taler ibentifd) ift, bann
1402 tgiainp Unb in g er ber ©taler. ®ann folgt
1489 ©etcr #amfer ober Jumfer ber ©taler
(ß. ©.) unb 1526 §an« ^>ufer be« ©taler«
5tinb (ß. 5t.). £an« ©prer, ©taler bemalte
1513 bie ©cmölbe ber ©tarienfirepe (neue ©.=51.»
©cfd)r. II, 155). 1579 mürbe ©nbri« 5) i e U
mart oon ©to^firep ber ©laßmaler $um ©ürger
| angenommen (©apler I, 615). 1592 bemalte ber
; ©taler ©tarcu« 51 ft f a t cf p oon £aH für 300 fl.
unb einen ©eeper bic Orgel in ber ©tarienfird)e
(gijion, ©. 45—46). Oer ©taler ©artpolomäu«
S a g n c r au« Sauingen erpielt auf ©runb eine«
3eugniffe« be« ©ürgermeiftcr« unb 9tat« ber pfalj?
gräflid)en ©tabt Sauingen oom 10. Oft. 1620
5tid)t ©tattpe«, mie ©apler I, 615 irrig pat.
48
(Blätter für württ. 5t'ird)cngefd)i<hte 1892, ©. 62)
unb wegen Stenooation bcr Brunnenbilber baß
Bürgerrecht (©agier I, 615). ©aß horologium
solare bagegen am 9tatf)aufe lief) 1615 Mattl)äuß
B e g e r burd) ben Maler Jpeinrid) B o I nt a r
bon Wcilbronn malen (Wofffiettcr, (S^ronif ©. 231).
©anu nennt ©aplcr I, 615: ©hriftopt) Maurer,
©laßmaler 1623, Meld)ior Maurer, ©laßmaler
1644, (5t;riftcp^ ^ermann, Maler unb ©l)riftoph
Maurer, ©laßmaler 1672. 167 t würben bic
3 ^aupttljore gemalt. Dlm 12. 9cob. 167 2 würbe
bcr Maler §ermann um 10 Scaler beftraft,
weil er für einen ©beimann ein unjüchtigeß @c=
mälbc gemalt l)atte, unb ber ©laßmaler Maurer
mit 10 ©hatcrn, er baöfelbc (Sujet auf ©laß
gemalt unb in einem genfter angebradjt l;atte
(£>cffflettcr, ©. 745). Man fte(;t, bie Jfunft wat-
tief gefunfen. ®lj. J5rhiht.
3itr Drt§gcfd)id)te uou Mngcrftugcu. ©ie
neue 4. Dlmtßbefchreibung, ©eite 414, bemerft :
„©ie @efd)icfe beß Ort« finb lange in böKigcß
©unfel gefüllt. Befonbcrß ift nicht ju ermitteln,
wann unb auf welche Weife er in württembergifdjen
Befitj fam". Dtm 2. ®ej. 1447 berfaufte £anß
b. 9ied)bcrg bon W o h e nr e d) b er g an ©raf
Ulrich bon Württemberg befanntlid) feine eigenen
Scute ju Magrid)ingeti (©abeltober). Wie fatn
nun b ad ©efd)led)t 9ted)bcrg in ben Befitj bon
Mägerfiugen, ba bed) ©raf ©berljarb ber ©reiner
bon Wiuttemberg, wie auß feinem bon ©. ©d)neh
ber heraußgegebeiten Seheubud) (württ. Bjrßl). 1895,
©. 113 ff.) herborgeht, über einzelne f>tefige ©üter
leheneherrlichc 9tcd)tc hatte? Slnt 27. $uui 1411
berichte ©raf ©bewarb bon Württemberg Meg-
richingen daz Dorff an Jpeinrich b. 9t ed) berg,
Stifter. „Sol bey Lebzeiten Heinrici nicht ab-
glösst werden. Doch sol ers nicht weiter
versezen, die Underthanen nicht beschweren
und die Wald nicht wüsten oder abhauen,
ausgenommen zum zümmern, brennen und
bauen“ (©abelfober), ©ß war bemnad) ©raf
©berharb bon Württemberg biß 1411 im Beftjj
beß ganjen ©orfeß. Stun Reifet eß aber in ber
©rbteilung jwifd)en ©raf Johann unb ©berharb
bon Werbenberg bom 13. ©ejember 1441:
item so soll uns Grave Eberharten zugehoren,
werden, volgen, beliben und unser sin Meg-
richingen (Bonotti, @efd)id)te ber ©rafett bon
Montfort unb Werbenberg, ©. 596). $otgtid)
hat Mägerfingen jwifdjen 1411 unb 1441 ben
Befiher gewed)felt unb ift bon ben getreu bon Sied)*
berg an bic ©rafen bon Werbenberg gefommen.
©ariiber, baff bcr 22. ©eptember 1437 geftorbene
Heinrich bon Sied) berg Mägerfingen an bie ©rafen
bon Werbenberg beräufjert Ij abe, finbet fld) nid)tß.
Stuf bcr anbern ©eite finbet fid) feine ©pur, baff
ber Bfrtubbcfth bon Mägerfingen auf ^)cinrid)8
©ohne ii6ergegangen Ware, ©ß fdjeint ber ©raf
bon Württemberg tiad) Heinrichs ^ob 1437 Mäger*
fingen wteber an ftd) gebradjt tu haben. ©a eß
aber 1441 im Befitj ber ©rafen bon Werben berg
war, fo muff jwifdjen 1437 unb 1441 Mägerfingen
bon beit ©rafen Subwig unb Ulrid) bon Württem*
berg beräufert worben fein. ©ie ©djwefter ber
bcibcit ©rafen, ©lifabetl), l)c(V(ltc,e 1428 ben
©rafen Johann bon Werbenberg (f 27. Dlpril
1465), ber biß 13. ©ej. 1441 mit feinem Bruber
©berharb im gemeinfanien Befih Magerfingenß war.
©ic erhielt nachher (©taclin I II, 434) 27. Dlpril
1430 eine ^eimfteuer bon 16 000 fl. Dllß ein
©eil bcrfelben mag bann fpäter ftatt beß Baargelbeß
1437 Mägerfingen auf ©lifabetl; unb it;ren ©atten
übergegangen fein. Srfiütt.
©ittc alte Bolfßfittc im ©itldjgnu. 3U ben
in bem bom königlichen ftatiftifd)=topograpl)ifd)eu
Bureau 1884 hernußgegebencn Werf, baß könig-
reich Württemberg 1Y, ©. 129 erwähnten lofalcn
Bolfßfcften ift nod) nad)jutragen bie Stotij ©abel*
foberß : die Baurn zu Wurmlingen nemen noch
alle Aschermittwoch dass Schloss ein, kommen
mit gewehrter Hand darfür, verehrt inen
possessor arcis (bcr Befiher bcr Burg) 1 Gulden
vel circiter. ©ß ift biefeß ein 9tad)f(ang beß
alten Befatjungßredjtß in kriegßjeitcn. Dt in 7. ÜJläq
1476 berflagten bic Bauern ju Wurmlingen ben
©eorg b. ©w ju Wirrlingen, Weil er ihnen bie
Oeffnung im ©d)lojf, aud) eigene ©tällc unb
©d)liiffel, bie Befaljung bcr Wad)t im ©d)log
nicht geftatten wolle. Dlin 5. SOtai Würbe baß
Urteil gefällt: im krtcgöfallc folXteu bie Bauern
auf koften beß Dlbligen aufgenommen werben unb
eie Burg bewachen. ®od) foKen bic ©ingelaffencn
ben Burgfriebeit bcfd)Woren (©abclfobev). 3U ben
im angeführten Bud), ©eite 130 erwähnten Bolfß*
uccfercien ift nod) nachjutragen ein Berß auß ka V>h /
©bcranit Wcvren^ev9 aug bem 3ahre 1686 :
Zu Kay
gibt man zwey ein Ay,
dem dritten ein Nuss,
das ander geht gar umbsust.
©er Berß will offenbar ben infolge beß müh»
fam $u bebauenben Bobenß geringen Wot)lflanb
beß ©rtß berfpotten, bcr cß nur geftattette, 2tcn
Berfoiten ein ©i, ber 3 ten eine Dtuff jur Nahrung
i« geben. (Efj. SBüiiht.
Mitteilung bcr Dtcbnftiou. Mit biefer Stummer
beginnt bie Dlußgabe bcr uad) Bh0,°gvahh*eu beß
Werrn Dlrdjiteft ©ted)crt hergcfieüten Dlbbilbungcn
einzelner Xeile beß heiligen ©rabß in ber Marien*
fird)e (f. 3ahl‘g- VIII, 9tr. 4).
Öeraußgegcbett tooni Steutlinacr Dlltcrtumsocrciu, unter 9f cbaftioit Oou Brof. l>r. SBciljemitnier.
S)ntd bon ©buer & Sieb Diachfolger ©ugen §ufjler in Sleutlingeu. — Berfanbftelle: ©ugeit ©ifenlohr, Dieutlingeu.
N
Eeutltngrr (ßefifjtdjttililättet.
Mitteilungsblatt
bes
Sültljganep Rltorfumstoereitta.
9Jt\ 4. füteuflittgett, Mt unb Jtugujf 1898. IX. ftafyvß.
guljrtU. Sönppentrager in Deutlingen; bon XI). ©djön. -- Xie württembergifdfen Pfarreien beg üianb*
fapitelg §ed)ingen big jur Deformation; bon Dr. 3. Sofenpang. (gortfefcung.) — Deutlinger ©efcpicptg*
quellen I1J, Chronologia Begeriana; perauggegeben bon XI). ©djön. — Xie Deutlingev Debolution bom ^ab>re
1749; bon Xp. ©djön. (©djluf3.) — Xübinger Xracpten; bon Wa;c 53 ad).
|$<tppenfräger in fingen.
©on fElpmiun* Scfiiht.
Xrop ber bcmofratifdjen 23erfaffung bcr Deidpg*
ftabt Deutlingcn war cg in berfeiben üblid), baff
bie angcfepencren Familien fid) eiucg $amilien=
wappeng bebienten. Dur ein fleiner Xeil biefer
Söappett ging auf faiferlidje ober pfal$gräflid)e 23er=
leipung juritef. £)ie Dteprjabt ber Familien mad)ten
bon bent jebem freien 2)eutfd)eu feit 2Iltergper
juftet)cnben Dedjt, fid) ein gamilientbappen bciju=
legen, ©ebraud). 5ßar pierburd) fc^on eine grofjc
2ln$aljl bon 23ürgcrfamilien in 23efip cineg gamilien*
wappeng gelangt, fo bradjten attbere, jum Xeil
ablige gamilien iljr ererbteg Sßappcn bei ber ©in*
wanberung mit in bie Deid)gftabt bei il)rer lieber*
fieblung.
2111 biefen „3Bappenträgern" fei folgenbc 2lrbcit
getbibmet 1).
1. 2lidjlin. Söappen :
S8altl;afar 21 id) litt, Datg*
freunb ju Deutlingeu tbar
14. 3an. 1602 einer bcr
Sepcnträger ber Deid)gftabt,
alg biefc bem 2lbt Dtidpael
unb bem ©ottegpaug 3*üi:
falten mit bcr Rapier« unb
©djleifmüple, jwifepen Deut*
lingen unb fßfuUingen „auf
©taingen" gelegen, belehnt
würbe (©t.»21.). 2I(g 2eljen*
träger ber ©penbe ju Deut-
lingen würbe er 13. SDai 1593
unb 19. ©ept. 1597 mit
einem @ut ju ^ircpentellingfurt belehnt unb bebiente
fid) babei beg obigen 2Bappcng (©t.=2l.). ®ag
SBappcn ift ein rebenbeg. X)ic 2lbleitung beg
Durneng bon ber „©iepe" ift natürlid) falfd). ®er
*) ©rWünfdjt finb SSappenffijjen , aud) ©ieqeO
nbbritde bon fotepen Deutlinger gamilienwappen. Wan
bittet biefelbe an bie Debattion 511 fenben.
Dame ift toiclmcpr botu Dornanten 2lgilo ab^uleiten.
©r War £>anbclgmann. $m 3>dpre 1596 würbe
jur Dßiebererbauung beg ^apeHenturmg in Dottweil
bon 23altpafar 2lid)lin ju Deutlingen gefauft für
135 ©ulben 36 V2 ^reujer ©lei unb 3‘nn^ madjt
*u ißfunben 211 if3funb 19 ©ipiUing (©tabtard)ib
Dottweil).
©altpafar 2Iidjlin erfreute ftdj fo fepr ber
©unft feiner Dtitbürger, baf; er ein ©pitappium in
ber ÜJtarienfirdje erhielt, gijion in feiner ©promt
©. 48 weift bin auf:
die schene Taflen und Grabschrifft,
so neulich sind gestifft hörein,
von Gold geben sie Glanntz und Schein.
Die viertt Grabschrifft hörtt auch hörzu
Herr Baltes Aich lins guotter Ruoh,
im Herren längst entschlaffen ist,
ein Handelsmann und frommer Christ,
die schönest Taffel mit Vergulden,
ihm gstifft, kost uff 200 Gulden.
X)er ©opn ©altpafarg, Dlclcpior 2t i e l i n,
heiratete 1603 2lnna, £od)ter beg granj Seprer,
©ürgerg unb ©aftgeberg in ^errenberg (D. 21.)
unb war 1629 unb 1630 ©tabtriepter (Ä. D.).
©ou ihm fingt gijion (©. 86) :
Herr Melchor A i ch 1 e n kompt auch hör
der zwölffte in dem Rath thut sein,
riechter, gsparsam, gezogen ein,
im ist auch uffgetragen frey
der vacierendt Pfrond Pflegerey.
3acob 2licpclin heiratete nach ber ©pronologia
©egeriana 8. 2lug. 1609 Sucia 33 ü l h «r t. ©eit
13. ©ept. 1620 war er 33ogt in ©omaringen
(Deutlingcr ®cfd)id)tgblatter, 7, 52—53). ©r war
in erfter ©pe öermaplt mit einer ©dpoefter beg
Dtartin gincfl) (f 25. gebr. 1592) unb ließ ihr
einen ©rabftein fepen, auf bem eine fdjön berjiertc,
mit erhabener 3nfcprift berfel)ene Sronjeplatte ein*
50
felaffen mar. P>:cfer ©vabftein ift nad) einer Pctij
feö £>errn Pilbl)aucr Saunet ju Anfang bc«
] 9. ^ahrljunbert« entfernt unb ju einem Prüddfen
über bcn burd) bcn griebl)of füeffenben Pad) Oer*
tucnbet morbett. Pie Pronjeplattc mürbe aber
c.bgenommen unb oberhalb in ba« ©rabmal beb
ÜJfartin gindl) eingclaffen, bie einjige Arbeit
in Pronjegufj auf bem griebljof2). Pon
bicfem igacob SUdjelin fingt gijon (©. 111):
der Vogt, so in bewohnt daz Schloss
und einzeucht alle Gfell und Gschoss,
haist Jacob A.ichle, kompt auch recht
uss unser Statt von guttem Geschlecht.
Sieben biefcr gatnilie 2lid)clin gab eb nod)
eine 2te in Peutlingen. ,gm i3ahre 1603 manbcrte
in Peutlingen ein ©eorg 2lid)elin, ©olfn beb
©d)ultf>eifjen Lettin 2Iicf)elin ju Pedenpfronn, 021.
Galt» unb ber 9Pargaretl)e ©attler (P. 21.). ©r
mar 1643 unb 1644 3unftmeWcr (&'• 5b).
2. 2lifelin. (2Bappen: 1795 ein mit 3 Sigeln
belegter ©d)rägred)t«balten). (Sr^arb Ocglin
(Oce£lu«:2lifelin). ©rljarb Oeglin brudte 1508
bib 1519 (Mg. beutfdje Piogr. 24, 177 ff.3).
1491 mar ©iljarb ©glin oon Püttlingen ber
Pud)bruder , Pürger in Pafcl (©taat«ard)io in
Pafcl). (Sin Pad)fommen bebfelbett mar mofyl
Peruharb Oegli, 1795 Pomherr unb Offtcial beb
bifd)öflid)en £>ofe« in Söafel. Pad) bcm 2ßappen=
bud) beb jtonrab ©chntitt in Pafel, fol. 231a
ift bab Wappen ber Ouglt) aub bem ©unbgau : in
©olb ein mit 3 braunen ©id)elrt belegter fdfmarjer
©d)raglinf«balfen. ©ted)helm mit fdjmarj*golbenen
Peden: golbgefleibcter Sungfrauenrumpf mit langem
3opfc, auf ber Prüft ber Palfen mit ben (Sigeln.
Pa« SSappen ift mieber ein rebenbeb unb ftüpt ftd)
auf bie falfdje Ableitung beb Pamenb non „©idje".
;gn SBirflid^feit ift ber Pamc mof)l abjuleiten 00m
Vornamen 2Igio.
2lud) in Peutliitgen blühte bie fjamilte 31 i fei in
fort. (Sine Pod)ter beb Kaufmann« 2lbant griebrid)
2lifeliit, ©atl)arina Parbara, geb. 21. Slug. 1798
in Peutlingen, -]• 15. Poo. 1834 in Submigbburg,
oerma^lt 22. Slug. 1815 in Submigbburg mit
griebrid) 2luguft ©ottljelf ©melin, Kaufmann in
Sutmigbburg (geb. 3. ÜJlai 1785 in ©ro§*©lath
bad), f 3. 2lprit 1853 in Submigbburg) mar bie
SPutter beb Oerftorberen 2lrd)iorat« Piotilj ©melin
in Äarlbru^e. (S. 2t i de l in ermarb ftd) in ben
50er unb 60 3al;ren 0voBe Perbienfie um Hebung
beb Pßcinbau« in Peutlingen, maijrenb ©ottlob
2lidelin bei ber ©rünbuttg ber Purngemeinbc unb
geuertoehr in Peutlingen eifrig ttjütig mar. Pern*
parb 21 i de l in, Kaufmann in Peutlingen heiratete
SParie 0. Äi^falubp.
2) Sie befinbet fid) fet)t mit bem ©rabftein beb
SPartin ginctl) in ber Sammlung beb SUtertumbUercinb.
®. sJieb.
3) Kitt Klaub €> e g l i mar 1440 Kljortierr beb
Stifts ju (Pottenburg*)Kl}iugen (St, *21.).
3. 21 1 b e r. PSappen : (nad) einer 2lbbilbung
auf ber fönigl. öffentlichen 23ibliot^eC in Stuttgart).
2litd) biefeb PBappcn
ift ein rebenbeb. (albero
italienifd) = Paum).
Pie 2lbleitung beb
Pamenb oon Paum ift
uatiitlid) falfd), rid)tig
bagegen bie oom Por*
nam.n 2llbeit (■= 2lbal=
bert, b. h- ber buvd)
feinen 2lbel glanjenbe).
Pie 2llber, ober mic
ber Pame im PcutUnger
Pialefttautete^ulber,
finb eine alte gatnilie
ber Peid)«ftabt Peut=
lingen. ©uurat 21 Ib er,
23ürger in Peutlingen
oerfaufte am 19. gebr. 1361 an 93ert^oIb ©picgel
feinen fpof in ©enfingen um 31 Pfuub geller
(©t.=2l.). Pagegen hatte er f^on am 17- 5lpril
1360, mo er ebenfatlb töürger ju Peutlingen Reifet,
oon ber 2lcbli|fin unb bem ^onoent ju Pfullingen
ju ftetem (Srblel;en beffen 2lder im ©e^inger Sehnten
empfangen unter ber öebittgung, ba§ er unb feine
©rben bem ßonüent 5 ^3funb geller fteter emiger
©ult auf ©t. 9Pidjaelib geben foüten. 2llb Unter*
pfanb öerfeht er feinen „auf ©taiugen" gelegenen
21 der (©t.*2l.). 2lm 8. 9Pai 1360 oerfd)affte er
feinen 2Ider ju 23ehingen bcm £lofter Pfullingen
jum 2llinofen (©t.=2l.). (Sr mar ein ©erber. 2lin
20. Sunt 1365 geftattete ber Sebergerberjunftnieifter
unb bie 3Peifter berfelbcn SmJ* bem ©unrab 211 ber
unb feinen ©rbeit, über ihren 2Seg beim
bei ihrer Sohmiihle ju maffern (©erberlabe).
©unrab2llber unb 23ct 9P ai et in oon ^ha^3
fingen, feine e^elic^e 2Birtin unb ©ott^ ber ©agner
oon ©ningen, ber 23ct ^odhtermann unb ßatharine,
feine ©attin, alle Bürger ju Peutlingen traten für
ftd) unb 33et bie Patin, ber 23et ^od)ter, bie nod)
nicht ju ihren fahren gefominen mar, am 24. 2Pai
1395 funb, ba§ hc m'( 2Si0cn ber ©ebrüber Slrnolb,
Pate, ©onh 3 a n> ber nä^ften Patermagen (oater*
lid)eit Permanbten) ber Pet an ©rn|t ben ffrieit
oon SBiUmanbingen, ©on^ be« grien ©ohn ihren
Peil (baö finb bie 2 Peile) bcö §ofb ju ©enfingen
um 16 Sßfuub geller üafauft hätten (©t.*2l.). 2lm
22. gebr. 1401 ift bie Pebe oon 2llber’S feligen
©vieö (©erbcrlabe).
Pad) einer Urfunbe 00m 2. P)ej. 1376 gingen
Raufen 21 1 b e r 6 feligen grau unb il)ten ©rben au«
P 0 f e tt 0 e l b « Jpau« ju Peutlingen in ber Pilcjing«*
gaffe 5 Shilling ^eüer ©ült (21. 21.). £cinfc Pägcr,
Pürgcr ju Peutlingen oerfaufte 24. gebr. 1394
mit Sßiaen feine« ©ohne« Peter unb feiner Porter
©nglie unb bereit 3Jiamt Jßeintj 21 ul ber an £)eni
Peking, Pürger ju Peutlingen 1 Pfunb ^eöer
fteter, emiger, jährlich auf Ptartini fälliger ©ült
au« feinem Jpaufe ju Peutlingen (Ä. 21.).
51
hört man faff ein f)aI6e« ^a^r^unbert nidjt« mef)r
ben ber ^amilie in Reutlingen. Rad) einer Um
funbe Dom 7. OEto&er 1455 gab bie 2lul6ertn
Rßitme 2 Rfunb geller au« ihrem jpaufe an „ber
2lnminbiM Reutlingen ($. 31.).
£etmid) Rnlber lnar am 14. DRärj 1466
Pfleger be« ©albe (31. 31), 2. unb 7. ®ej. 1484, |
27. gebr. 1486 Pfleger ber ©onberfiedfen (31.31.),
13. Oft. 1488 Pfleger unferer lieben fjrait, ©t. Reter
unb ber ^eiligen (ft. 31.), 7. ^uli 1491 Richter
ju Reutlingen (Ä. 31.) unb befaff 16. ^cbr. 1489
ein £)au« in ber ^remergaffe (Ä. 31.). ©ein
Rßappen mar 7. 3>uli 1491 „ein 33aitm."4)
3(m 17. Rtarj 1486 gingen 2 Rfunb geller
©iilt au« 3ofs 31 ul ber bc« ©olbfdjmieb« jpau«
in ber Äramergaffe (St. 21.)
9Rary 2Ubcr, ©olbfdjniieb gab am 16. $ebr.
1489 bem Spital 1 ©ulben au« einem ©ut in
©todad) (ft. 31.). ©r mar einer ber Rierer be«
großen Rat« (©apler I, 254).
2lm 8. 3Rai 1491 ift bie R&fec non 3>tal
2llber be« Oudfcr« £>au« in ber ©utenfun«gaffe
(31. 21.).
ßonrab 31 ul ber mar 1547, 48, 49 3tbölfei
in Reutlingen (©apler I. 532). Oem ©rafnut«
31 Iber mürbe 1. Rem. 1549 boui Rat verboten,
bie 2öel)r ju tragen, be«gleid)en öffcntlid)e« $ed)en,
meil er miber Verbot beu §ranjofcn jugejogen mar.5)
211« ©ot)n be« obigen $ofj 21 ul ber unb ber
2t n n a ©d)ellingcrin mürbe ber Reformator Dient»
Iingcn« 2Jlattl)äu« 21 ul ber (31lbcr) am 4. Ocj.
1495 in Reutlingen geboren, ©r ^atte einen 33ruber
Submig 21 u Iber, 3>n einer auf ber Reutlinger
©tabtbibliotljeE befinblidien, 1507 bon Johanne«
ftnoblaud) ju ©trafdmrg gebrudten Raffion
finbet fid) folgcubcr ©intrag : „das Bucli ist mir
von dem gelerten Herrn Ludwig A ul ber
geschenkt worden in anno 1562. Der war
Doctor Matheus Aulber’s Bruder, geborne
Burger allhier zu Reutlingen.“ Oiefer Submig
2lulbcr mirb 1526 unb 12. $ebr. 1549 genannt
(5t. 31.), mar 1529 be« Rat« ju Reutlingen (5t. 21.)
beißt 1535 Oud)fd)eerer (5t. 21.). Oiefe« Submig
3Iulber Oodftcr mar bielleidft 2lpoKouie 21 ul ber,
bie ©attin be« £a$atu« Oiem, für meld)e fid)
be« Reformator« ©of)n 3Ratt^äu« 3lulber 1574
unb 1575, mie aud) 1579 bermanbte.6)
Oer Reformator 9Ratt£)Su« 21ulber mürbe
Rob. 1513 in Tübingen immatrifuliert, marb 1516
iöaeealaureu«, 1518 SJlagifier, gieng bann nad)
fjreiburg, um OReologie ju ftubieren, erhielt in
4) 3luf bent griebbof mürbe füngft a(« Oedel eine«
38afferlauf« unter aitbcren ein ©rabftein mit einem
Raum gefunben. O. Dieb.
*) Rur bie oben genannten ^erfonen maren fieper
2tngel)örige be« Reutlinger ©efd)led)t«. Oie bont Rer»
faffer in beit Richtern für mürtt. ftird)engefd)id)te 1893,
26—27 genannten mcitereu Rerfonen Ijabeit fid) bei
genauerer Unterfudjung al« nidjt l)ierl)er gehörig
ermiefen.
6) ©apler I, 634-635.
ftcnjtanj bie Rrieftermeibe, mürbe 1519 ober 152Ö
ftaplan unb Rrebiger in Reutlingen, 1537 in
Tübingen OoEtor ber Ökologie, mar 1548 — 1552
©tift«prebiger in Stuttgart, 1553 — 1563 ftonfh
ftorialrat, 1563 — 1570 2Ibt in 33laubcureti, mo
er am 1. Oej. 1570 ftarb. $tn 3aE)re 1524
heiratete er ©lara, Ood)ter be« 3jaFob Söaur unb
ber 3lnna Rierliit (f 13. Rpril 1585 im 81. $aljre).
©r mürbe beigefept in ber 5tlofterEird)e jit ©lau»
beuten, fte, meld)e 163 5tinber, ©nEel unb UrenEel
erlebte, in ber ©pitalEird)e ju Stuttgart.7)
Oie Stinber be« Reformator« maren:
1. 2lntta, geb. 25. DJiärj 1525 in Dieutlingeit, ber*
ntäl)lt I. mit DJiagifter $acob Reu rl in, Dr. theo-
loaiae, geb. 1522 in Oontftetten. Dr. theologiae, Rro»
feffor ber Ökologie unb ftanster in Oübiitgen, f 28. Oct.
1561 in Rari«. II. mit 3oad)int § e cf nt e i e r, beben»
bäufer Pfleger in Oübingeit feit 1574, f 1596.
2lu« erfter Kl)e ftammten 12 ftinber, au« ber 2ten
2 (ba§ lepte geb. 26. Sept. 1568). Heber ihre Rad)»
fomnteit berg(eid)e man ©apler ’, 632.
2. Klara, geb. 3. 3lprtl 1526 in Reutlingen, heiratete
T. 24. 2cob. 1549 Riagifter Knieran ©djrötlin, geb.
in Dioerbliugen, Pfarrer unb ©eneralfuperintenbent in
Raibingen (f 10. Suli 1562), II. SBenbel S a u i n ge r,
feit ©eorgii 1554 geiftlict)er Rermalter in Raibingeu.
Sie batte au« erfter ®be 5 Stüber.
3. DJiaria, geb. 1. Oej. 1528 in Dieutlingen,
f 31. Dtuguft 1591, heiratete RJagifler Sobantte« Knsltn,
geb. in Oi&tngen 021. Seonberg, Äird)enrat«bireEtor
(t 25. 3lprit 1601). ©omobl bon il)rent So()n al« ihrer
Ood)ter ftammen ab lige g-antilieu ab. Oer Sohn
DRattbäu« K n j l i n , geb. 17. DRiträ 1556, Sanjter,
f 22. Oft. 1613 heiratete 17. Rtai 1581 Sabine Raf)ren»
bitter. Seine Ood)ter, Diegiua 3Rartt)a , heiratete
11. Rtai 1601 in Oübingen Reter bott ^ntfjof, ber 1601
ba§ Rittergut ®ird)cntefiin«furt erhielt (geb. 26. Oft.
1564, f Ofterntontag 1633 jtt ^irebentedindfurt) unb
ftarb 10. Oft. 1665 au ®ird)enterfin§furt. 2 Knfelinnen
berfelben heirateten in bie ^antilie Rf ant b. Sf ü r n»
b erg unb R i b e n b a d) b. O r e tt e n f e l «, 2 Ur»
enfefintten in bie Familien b. © a i « b e r g unb
R ü l fj i n g § 1 ö m e n. Oie Scbmefter be« tanger«
@ it 5 1 i tt mürbe Sd))oiegermutter be« .ifauäler« Safob
Löffler b. Reib litt gen.
4. SRattbäu«, geb. 11. Ocj. 1529 in Dteutlingen,
mürbe 9tob. 1543 au ber lluiberfität Oübingen intnta-
trifutiert, 12. gebr. 1550 9Ragiftcr, fpäter tauslei»
abnofat in Stuttgart. Kr ftarb 25. 2lpril 1605 unb
marb in ber Spitalfirdie in Stuttgart begraben. Kr
heiratete I. 24. 9Rai 1557 SRarie, Oocbter be« Dlbbofatcu
Dr. Kbriftopb Üang in 2lug«burg (f 31. 2Iug. 1563).
IT. 11. Dfpril 1564 Katharina, Ood)ter oe0ubarb«
Oaglang 51t Keimlingen, geb. 23. Oe^entber 1541,
f 25. Oft. '1594.
2(u§ erfter Kf)e ftammte:
;i Rrigitte, geb. 22. Rfai 1558, bermählt LH. Sehr.
1577 mit Wilhelm SRögling, 2lbt in SönigSbronn,
geb. 1553 in Oübingen, f 6- 3lug. 1602, 1 . mit Rfelduor
§ägelin, 2lbt 51t fönig«bronn, t 14- STOäfS 1631
31t Obereglingen.
9(u« 3mciter K()e ftammten:
li, 9Rattf)äu«, geb. 6. 3uni 1569, befud)te bte Rarti»
fular» unb llniberfität«fcbulen, mürbe 1596 31t ber Uni»
berfttat«fellerci nad) Sinbetfingeu beförbert, 1608 i?a|t»
feücr 31t Stuttgart, ©eorgii 1621 RentfammereiRebttton«»
rat. VI. , fahren bor feinem Oobe, ber if)u 27. San
1630 31t Stuttgart borgen« um 2 lll)r ereilte, überfiel
’) 38er etma« über ba« Sieben be« Dieformator«
miffen milf, ber lefe bie grünblidje Dlibeit bou 5>art»
mann, Rfattbäu« 2llber, Oübingen 1863.
52
ihn SeibegfcpWftcppeit. ©t warb in bet Spitatfircpe
begraben. feinem SEcftament Permadjte er 100 ©ulbeit
in beit 2(rmenfaften, baft jäprlicp an Matthaei apostoli
Pom Perfallenen ging 23rot erlauft uub unter paugarme
Üeute, fonberlid) 2Seingärtner Perteilt werbe, ©r heiratete
I. IG. gebr. 1596 SEpeobora, SEocpter beg Oberratg Dr.
Sopann 6 ö cp e t (f 159T), ü. 7. SftoP. 1597 in (Stuttgart,
ÜOtaria, SEopter Sßpilipp I e g e r § Pon Stuttgart, geb.
Steril 1579, t 1609, II . 7. 9too. 1611, 9ttaria, 23itwe
beg Sopann SjMppoIptp Heller, bie ipn überlebte.
2lug 2ter ©pe flammten 3 Söpne unb 5 SEocpter,
pou beiten 2 SEocpter Söeatriy geb. 6. ®e(p 1598, Per*
mäplt 18. fOcai 1618 in Stuttgart mit 9ßpilipp Keller,
$anjtciPerwalter in Stuttgart unb 2tnne Katharina,
geb. 3. San. 1602, f 27. San. 1635 in 2lfperg, Per*
mäplt 13. Sani 1625 mit bem peqogl. üeibarjt 9ßaul
S) a f e r bag reifere Sitter erreichten. Öer einzige Sohn,
ber 31t reiferen Sehren laut Schämt fßpilipp, Qeb-
3. Sept. 1603, Permählt 1. Sali 1638 mit ©life Scher*
maher, patte nur 2 Töchter namenS 2tnne SDlarie, Pon
betten eine jung ftarb.
c. Sopann Sacob, geb. 5. SEe3. 1570, S- W. Dr.,
war 1598 gelehrter i^ofgericptgbeifitjer. ©r ift wohl
ber Dr. 21 ul ber, welcher 1609 bett griebricp © it ft P.
©üftenberg erntorbete unb beStjalb Perhaftet würbe.
SEaper war eg mit feiner weitern (Saniere aug. ©r
heiratete 5. 9J?ai 1595 2lgneg, SEopter beg 2lpotpeferg
2tlbred)t 23 r e n b l i u in Tübingen unb hotte l SEodper
unb 2 Söhne, nanteng Sopann Sacob. $u feinem 9tap*
fommen gehörte Pielleid)t ber 1690 in Tübingen geborene
Sopann 2tubrea§ 2t it 1 b e r, ber 9. 2iop. 1707 föZagifter
würbe, 1723—1726 SEiafoit in Knittlingen war unb
1726 ftarb. 9iad}rid)tcn über leftteren unb feine 2tb*
ftammung finb fel)r erWünfpt.
(1. Sopann Ulrich, geb. 9. sJioP. 1578, war juerft
3tentlammer!auälift, SO? artini 1603 23ogt in 23efigpeim,
2tuguft (©uccig) 1611 in ©üglingen, ©eorgii 1634
3ientfammerrepenbanfgrat unb ftarb 20. Sept. 1635
2Sormittagg um 8 Uhr. (Sr heiratete 20. 9D?ai 1599
Ilrfula, SEopter Soreitj ©pplin’g unb patte eine
Socpter 23arbara, geh. 9. gehr. 1603.
e. (Katharina, geb. 4. SDZai 1578, heiratete 1598
Sohann © n g e. 1 1) a r b t, Ä'anjIeiabPolaten in Stuttgart,
S- 1t. Dr., ber ©eorgii 1632 uub 22. Oft. 1634 ftarb.
Spre SEopter 2lnna ©atparina, geh. 13. gebr. 1603 in
Stuttgart, heiratete S- U- Dr. Sopann Söalter g a b e r
unb war SOfutter beg Sacob SSalter gab er, Stiftg*
pflegerg in ©roftgartad), beffen SEopter SDlarie Sacobine
g a b e r Sopann SKipael U p 1 a n b heiratete. Veftterer,
gebürtig aug ipattenpofen, 02t. ©öppingen, erlegte 1688
bei 23elgrab einen Sßafpa, trat fpäter in bie 3eib*
fompagnie §erjogg ©berparb Subwig P. 2Bürttemberg,
unb ftarb 1705 alg ©eridjtgperwanbter 31t Klcingartad),
wo fein SSappen (ein fDfann, ber in ber einen §anb
einen SEürfenfäbel, in ber auberen einen Spaten peilt)
noep 1830 an einem £>aufe 31t fepen war. Sein Sopn
Sofepp Uplanb (f 1772), Kaufmann, grünbete um
1722 bog Ipanblunggpaug in Tübingen unb heiratet«
SJJaria 9fofina S cp n i e r 1 e n. 23eiber Sopn Subwig
Sofepp U p 1 a n b, Dr. theol. uub fßrofeffor ber SEpeo*
logie in Tübingen (f 1803), Permäplt mit ©ottliebin
Stäubt in war 23ater beg UniPerfttätgfefretärg Soft,
griebrid» Uplanb (f 1831), Permäplt mit 3lofina
©lifabetp § 0 f c r unb ©roftPater beg SEipterg Sopann
Subwig Uplanb. S 0 nt i t f I 0 ft in b c n 21 b e r n
beg 3) i p t e r g berSplaptbon3ieutlingen
ein SE r ö p f d) e n fReutlinger 23 t u t g unb
3 W a r beg b c ft e n.
5. Sufag, geb. unb f 1531 in fReutlingen.
6. Sopanncg, geb. 30. Sept 1532 in 3teutlingen,
Pfarrer in ©aigburg 1554—1589, Permäplt I. mit
Urfula, SEopter SSerner 3t ü b e n * g genannt Star! unb
ber Urfula 9titter. II. 7. Suli 1574 in 25erg mit
2(gatpa 3Bibmann, 28itWe beg SJtagifter Sacob g a b r i,
fßfarrerg in Oitplingen. 111. 13. SErinitatig 1584 mit
Sabina, üEocpter beg SRangmeifterg Sopann i 1 b e g*
p e r g e r. IV. 1585 Sabina 9Jiagbalena g i n cf Pon
Stuttgart (geb. 1564', wiebcrpermäplt 15. gebr. 1592
in Tübingen mit ©eorg 23urfparb, fßrofeffor in
Tübingen, (geb. 5. San. 1539 in Tübingen). 2tug
elfter @pe flammten 7 ^inber, Pou beuen 4 jung ftarben,
eine SEodpter ©upprofpne 26. Xrinitatig 1583 Sacob
23aupof, geb. um 1557 in ©annftatt, SEiafon in
9?ürtingen 1583, Pfarrer in 2Sangen 1585, 9Äünfter
1592, 23adnang 1598 heiratete unb ein Sopn Sop- Sacob
23äder würbe. 2lug 2ter unb 3ter ©pe flammte je eine
iEocpter.
7. Sufag, geb. 23. Sept. 1533 in 3teuttingen,
t 1533.
8. dßarr. geb. Oe3. 1535 in Stcutlingen, War 1555
big 1558 Pfarrer in SDtünfter, 1558 —1573 in 23einftein,
Permäplt I. 12. Sani 1555 mit Sara, SEocpter beg
Sopann © 0 1 b f cp m i b Pou ©alw, fßfarrerg in 23uod)
(t 6. gebr. 1565), c 1. 31. Oft. 1565 SJtargaretpe, SEocpter
Stephang 3t e b ft 0 cf 311 Stuttgart (f 20. Sani 1566',
UI 1567 2Salburga, SEocpter beg SJtüIIerg 9Bolf ©rparb
S p e p m e r in 23einftein. 2lug 2ter ©pe flammte eine
SEocpter, aug erfter ©pe ein Sopn fOtattpäug 21 u 1 b e r,
geb. 12. 2tuguft 1559 in 23eiuftein, ber 25. gebr. 1579
iütagifter würbe, 1579—1583 3tepetent am Stift in
Tübingen, 1583 — 1586 SEiafon in 23einftein, 1586 big
1589 Pfarrer in 3tuf3borf, 1589—1596 SEefan 3U 3teuen*
ftabt, 1596 1606 3U Scpornborf, 1606 (aliag Sacobi
1596) 2ßrälat in SOtur rparb war. ©r heiratete I. 10. Sept.
1583 2lnna, SOocpter beg Ogwalb § 0 f m a u n 3U Scpwä*
bifd) §att (t 29. 9toP. 1585), II. 31. SDtai 1586 23ar*
bara, SEod)ter Soadjim 23 i r t p * g, Senatorg 3U Sd)Wä*
bif cf) §all, geh. 22. 2(ug. 1564, f 3U SEübingeu, Wieber*
Permäplt I. mit Sacob S cp r 0 p p, gorftmeifter ju
©ngelberg f 22. 2(pril 1613'. II. mit Sufag Ofianber,
hausier 31t Tübingen .geb. 6. 2J?ai 1571 3U Stuttgart,
f 10. 2lug. 1638 311 SEübingen). SEie SEocpter 2lulb erg
aug erfter ©pe, 23arbara, heiratete 1614 in Tübingen
Samuel 9Jt a r t i n i, geb. um 1590 in SEübingen, Stabt*
Pfarrer in 23radenpeim, f 1635.
9. ©atparina, geb. 1542 in 3ieutlingen, heiratete
I. 26. Oft. 1561 3U Stuttgart SUfagifter gelij ©a pp ar
Pon Scpwäbifcp §aH, Spesial 31t ©röningen, Prälat
31t sJJ!ur rparb (f 15. Sani 1595), II. Sofepp geper*
a b e n b, SiatgPerwalter 31t Sdpwiibifcp §all. lieber ipre
9Jad)fommcn fiepe ©apter l, 636.
(gortfefcung folgt.)
Pte luüittemßerö. Pfarreien be$ Jaubliapifefö ^c^titgen Bt$ pix glefomafton.
©im Dr. J. Jinfruliane.
(gortfepung.)
J^aucplingcn (fllepren).
2)ag jepige ®orf 9lepren ift 3ufammcngewad)fen
aug 3Wct SDörfern fllepren unb ^aucpUngen. ®er
füböftlicpe SEeil beg Ortg, Pon bem ein Steil „in ber
ÄapeQ" pei^t, ift bag eigentliche fJlepren unb war
urfpriinglid) nadp Oftcrbingcn cingcpfarrt, wopl mit
einer fleinen Kapelle. ®er norbweftlicpe Steil mit
ber föircpe ift £>aud)lingen, bag eine eigene Pfarrei
bilbete. ©cpultpei^ fftid)ter unb ganje ©emeinbe
beg ®orfg 3lera unb ^mdgingen urfunben am
19. gebr. 1504, baff bie ©emeinbe 9?era oon iprer
bigperigen Pfarrei Ofterbingen getrennt unb mit
53
ber Pfarrei Jgmhlingen burh ben ©ifhof bon
Äcnftanj bereinigt werben fei, unb baß fte baljer
mit (Genehmigung beß ^)erjegß Ulrich oon Würt=
temberg für alle pfarrlidjen Rechte unb Dingungen
an bie Pfarrei Ofterbingen fünftig aOc ^apre
I2V2 ft. rp. ©ült ju entrichten haben (©taatßard).).
Oie ©runbperrfhaft batten bie Werter bon
Oußlingen, feit 1447 bie (Grafen bon Württemberg.
Oer ^irebenfatj gehörte bem ^lofter Rlpirßbacp,
1403 9Rarj 13. trat biefeß baß ©atronatßrecpt
in ^udhclingen gegen baß in Obcrifftingen an ben
Rbt 5?onrab beö ©t. ©eorgenflofierß in ©tein a. Rp.
(nicht $u bertoechfeln mit ©t. (Georgen im ©hwarj=
walb) ab; mit bem Älofler fam baß ^atronatßrecpt
burch bie Reformation an 3i’irict), bon bem eß
1543 £erjog Ulrich eintaufdjte (©fprSb. X, 144)-
Oie Kirche ift ©t. ©eit geweiht, ber auch eine
Wallfahrt hier hatte. Oie große ©lode hat bie
^nfcpnft: 0 rex gloriae criste veni cum pace
anno domini 1512. 1467 erhielt bie Äirche bie
©rlaubniß ju einem beweglichen Rttar.
Pfarrer: 1275 ein ©porperr bon |)ilbrijs
häufen.
Johann ßruß f 1473.
Albertus Stainlin de Nagelt 1473 Okt. 31
institutus est subdiaconus ad ecclesiam paroch-
ialem in Hucblingen per Dom. Jodocum
abbatem monasterii S. Georii in Stain prae-
sentatus, vicaria est incorporata. $n Tübingen
immatrifuliert 1479 Albertus Staimlin plebanus
in Huchlingen.
Rnbreaß ^iftoriß 1534, in Oübinpen immatri*
fuliert 1491 Roß. 26. Andreas Pistoris de Buren,
wohl ©euren bei §ed)ingen.
©efifj auswärtiger ÄlSjler unb Äird)cn.
©t. (Georgen im ©cpwarjwatb erhielt 1086 bon
einem freien ,!perrn bon ÜReringen (ÜRäpringen)
1U praedium in ^>uc^itingetr, 1089 fepenfte beffen
(Gattin (Gerrit bon £>ufcn bie anbere £>älfte. 1092
fhenfte Ubalrid) bon £ufen, ©ruber ber ©crpilt,
bem $1 öfter ein (Gut in (Gönningcn. Hermann bon
SReringen unb feine ©attin bertaufhten ihren ©cfitj
in Rero (Repren) gegen anbere (Güter beß ftlofterß
©t. ©eorgen, feinen ganjen nunmehrigen ©efitj in
£ud)elingen, Rero unb ©önningen trat ©t. ©eorgen
an £effo bon ©irft ab (©iprßp. X, 143 f. 3tfd)rft.
f. ©efh. b. Oberrh. IX, 211).
ßlofter Rlpirßbacp patte bereits 1269 ©e*
filj in jQuhclingen (©iprSp. a. a. O.).
©riemin bon ©erneh (©erned 051. Ragolb)
gab beim ©intritt in baß Älofter Reicpenbah fein
@ut in villa Nero, baß aber baß Äloftcr ßerfaufte
unb bafür eineß in Uniswilare (©ttlingcrweiper
bei ©ttlingcn) faufte (W. Urf. II, 411).
Oie $af obßfirhe in Oü bin gen hatte
1393 ©infünfte auß ©ütern in Repren (OR.=
©efhr. Tübingen 273).
O u 1 1 in g e n.
Oen fiirhenfatj h«ttei1 bie £erler üon
lingen, biß 3afob Werter am 3. Rpril 1447 feinen
Anteil an Oußlingen, Repren, ©reitenpolj farnt
^ircpenfäfjen mit Wibbumen unb 3chn4cn^ aucP bcn
3epntcn in ©todah um 11 000 fl. an ©raf Sub*
wig bon Württemberg berfaufte. ©todah ift biß
heute $ilial bon Oußlingen.
Oer ^irhenpeilige ift ©t. ©etcr. Oie Kirche
wirb fd)on 888 erwähnt. $önig Rrnulf beftätigt
am 25. 9Rärj 888 feinem Äaplan Otolf ben ihm
bon ßaifer ßarl bem Oiden berliehencn Iebenß*
länglichen ©efifj ber Äirhe in Oußlingen (in pago
Hattinhunta et Sulihgeuva , in comitatibus
Perengarii et Eparhardi villa, quae dicitur
Tuzzilinga) mit Jpauß unb ipof mit Redern,
Wiefen, Weiben, Wälbevn, Waffern unb Waffen
laufen, Wegen unb Unwegen, 3ehnten unb Scib=
eigenen (W. Urf. I, 188). Oie große ©lode mit
ben Rainen ber hier ©bangeliften jeigt bie ^apreßs
jal)l 1472. ©ei ber ©urg war eine Kapelle; feijt
heißt noh eine ©teile „auf ber ^apell". 1458
ORai 22. belehnt ©raf Ulrid) alß ©ortnunb beß
©rafen ©öerparb Wilhelm Werter mit bem ©efäß
unb ben jWei Käufern feineß ©aterß 8}afcb unp
feineß Oheimß £>anß fetter ju Oußlingen fowie
bem ©urgftaU, bem Oaubenpauß unb ber $apeÜe
in ber ©urg, am 29. 3an. 1461 wieberholt ©raf
©berharb felbft biefe ©elehnung (Reutl. ©efhbl.
1894, 80). RIß ©efangener beß ^faljgrafen
^riebrih nad) ber ©c^Iac^t oon ©edenheim ftiftet
Wilhelm Werter am 2. 3au. 1463 eine ^aplanei
oor ber ©urg ju Oußlingen auf bem ©raben mit
einem neuen Rltar ju ©hren ©t. 3afobß (a. a.
O. 96); eine ©t. $afob unb ©t. ©nbreß ^frünb
bei ber ©urg 31t Oußlingen fommt fhem 1411
oor (©taatßard)). 1U ©t. norbweftlih bont Ort
finbet fid) ber glurname gehrlinßweiler unb in ber
Rähe eine ©teöc ©t. Ottilia, oermutlih auh eine
föapeüe (OR.=©efhr. Tübingen 372).
Pfarrer: Otolf 888 (f. 0.). ©reShpter ©ige*
bolt de Tuzzilingen um 1100, 3euge bei einem
©treit jwtfhen ^lefalten unb ber Äirhe bon
Weilheim über bie Kirche bon Oerenbingen (©ertolb
oon 3lbiefalten Mon. Germ. SS. X p. 99).
C. plebanus de Tuzzelingen 1266 3euSc bei
einem ©erfauf Oon Rlpirßbah an ©ebenhaufen.
Oiethcr Jperter, ©ohn grieberidjß, Rcftor ber
5tirhe ju Oußlingen üerfauft mit feinem ©ruber
Oicmo mit ©cnehmigung beß ©rafen oon Tübingen
alle ihre ©üter bei £auenftein um 144 ^ßfunb
geller an ©ebenhaufen 1285 (©ruftuß I, 855, W.
8}ahrbb. 1855 II, 180). Älerifer fhon 1281 (Reutl.
©efhbl. 1894, 77), ^faff Oiet^er ber Werter 1307
(©hmib, ©faljgr. Urf. 206), 1297, 1301, 1303
alß Äirdjhcrr oon Oußlingen genannt (©h»db,
q^faljgr. 331, 269, Urf. 205), &u0*eid) Äir^h«T
in Waiblingen 1288—1319 (a. a. O. 250, 331,
Urf. 113, Reutl. ©efd)bl. 1894, 77).
Oiemo, Reffe Oictl>erß, 5tird^t;cvr 1339, lebte
noh 134:7.
Johann, ©ruber Oiemoß, Äirhherr 1347,
Patron ber Äirhc 1362 (Reutl. ©efhbl. 1894, 77).
54
93ertolb, 1363 $ul. 9- foftätigt Urban V. in
Abignon bic ißrobifiott S3crtoIb@ bon ,£>cd)ingen mit
ber $farrfir<be ju Süfflingen, ßonfianjer Siöjefe,
bie 93ijd)of Jpcinridj bon ßonftanj nad) Sßcvjidjt
beS $obann Werter auf ^rafentation 93ertolbS burd)
bic red)ttnäffigen ßirdjenpalrone , bie ©belfnedftc
Sieger itnb ^tal^ertariu« genannt Werter, botl^
jogen t;attc (923. ©efd).*Ou. II, auS ben batifanifdjen
Regiftern Rr. 225). ©igentlid) mar biefer 93ertolb
bon Döffingen, nad) einer (läufigen ©itte mirb er
aber in ber papfllicben Urfunbe nad) ber näd)ft*
licgenben ©tobt £ed)ingen genannt, benn gemiff ift
jener 93crtolb bon £>cd)ingeit ein unb berfelbe mit
33ertolb bon SRöfftngen, itirdj^err ber Äird)e ju
Süfflingen, ber 1382 $ul. 24. ber ©pettbe ju
Reutlingen mehrere ©ulten bermadjt mit ber 93c*
ftimmung, baff biefelbe ben minberen 93rübern ba*
felbft 93rot, 903cin ober gifdfe 10 ß mert jäljrlid)
geben foll (93jbrSb- R. I> 433). Siefe Stiftung in
Reutlingen erflart fid) baburd), baff $faff 93erd)tolb
bon Südlingen am 23. RJarj 1378 aud) als Kaplan
ber ©t. SeoubarbSfirdjc bou Reutlingen genannt
mirb (Reutl. @cfd)bl. 1892, 46).
93crtolb 93olmer, rector eccl. in Tusslingen
et camerarius bor 1472.
SaurentiuS .Sfpertmig, abmefenb 1472 — 1474.
Sagegen gehört Pfarrer ^obann ®Icth ber 1480
bon feiner Pfarrei abmefenb ift, nad) Seifflingen,
er l)ei§t 1518 ^o^ann 93leb bon Retcnftein decanus
Constant. unb plebanus in Tusslingen, bieS ift
ber Äonftanjer Sombefan §anS 93lejj bon Rotten*
ftein, ber als RJitglicb ber Rottmeiler $ßatri§icr=
familic 93lcb bon Rotljenftein jugleid) Pfarrer bou
Scijflittgeu mar.
©tepbanuS ©über f 1488, mol)l eine ^3erfoir
mit Stephanus Lang rector eccl. in Tusslingen,
camerarius.
£)cinrid) Regelin. Tl)ilippu3 episcopus Ari-
censis meil)t im päpftlid)en Auftrag gemäff ©uppli*
fation bom 26. 3>uni 1481 £>einrid) Rcgclin, Reftor
ber $farrfird)e in Süßlingen, ßonftanjer Siöjefe,
am 1. $uli 1481 jum ©ubbiafon unb mit ben 4
nieberen 9Bei(>en, am 2. $uli, 3Rariä £eimfud)ung,
jum Siafon unb am 8. 3uli ium ^Sriefter (923.
©efd).*Ou. II, 532); borljer 93ifar in iJJfa^l^eim,
9lugSburger Siöjefe (a. a. O. 528 f.).
M. SRartiu 5}3Iantfd^ bon Sornftettcn, 1488
bon 903ürttemberg prafentiert, borl)er Pfarrer in
©ültlingen, abmefenb als canonicus ecclesiae
major. Constant., ^rofeffor in Siibingen, intma*
trifuliert 1477/8, Reftor 1489/90, taufet 1491
mit M. föottrab ©d)öferlin, Pfarrer in Tübingen,
ber fofort berjicbtet; in Tübingen immatrifuliert
1477 M. Conradus Schöfferlin de Esslingen,
prom. Treveris, ejusdem univ. Collegiatus,
Reftor 1481/2, canonicus eccles. coli. Stut-
gardiensis.
M. SaurentiuS 9Bcrn^eri 1491 — 1530, Sefan ;
in Tübingen immatrifuliert Laur. Wernher de
Ebingen 1480.
53artl)ülomäuS geinulricb, Kaplan in ©pital ju
Reutlingen, 1522 Kaplan in ©omaringen, meld)e
©teile er mof>t megen ber Reformation bcrlieff,
1534 in Südlingen.
grii^meffe: 93urfart 93ittcl f 1487.
3Rid)acl Sieb, bon 92ßürttcmberg prafentiert
1487, in Tübingen immatrifuliert 1481 3>au. 26.
Michahell Lutz de Tusslingen.
3ol)ann 23art bon Süfflingen, 1483 Rob. 3.
in Tübingen immatrifuliert, Mag. art. 1488, in
ftreiburg 1489 Mag. Johannes Bart de Tywingen,
oerjid)tet 1520.
Submig £pffcrer, 1520 bon ßarl Y. prafentiert,
bcrjid)tet 1532.
©eorg Rio^cr, 1532 bon ftcrbinanb bon Oefhr*
reid) prafentiert.
2. ß’aplanei: £ieront)muS ©d)urcr, 1520
abmefenb.
93 c f i b auSmartiger St l ö ft e r. 3^*
falten erhält bon ©raf Siutolb b. Ad)alm 1089
in Süfflingen einen 9RanfuS unb jmei £)ubcn bei
^mnienmciler (Smmenbaufen ober ^intermeiler?),
ber 93eflb bürb halb bertaufd)t (OrtliebS ©bronif,
9ßürtt. ©efd).=Ou. III).
£irfau erhalt bon Siemo bon Süfflingen
feinen 93eftb in Süfflingen unb ein ©ut in @ön*
ningen; baS lebtere mirb gegen eine £>ubc in ©ölt*
ftein bertaufdü, ber 93eftb in Süfflingen bem Siemo
gegen ein ©ut in ©djmalborf jurüefgegeben. Sa*
gegen fd)enft SiemoS 93crmanbter 93uggo feinen
93efib in Su§lingen bem Älofter unb biefeS fauft
ein ©ut um 30 Rtarf bon Abalbero, bem 93ruber
beS @t^bifd)ofS Anno, ©in bon 93urfl)arb bon
923cilt)eim cingetau|d)tcS ©ut mirb ebenfalls bem
Siemo gegeben. Cod. Hirs. 28s. 1229 mirb
immer nod) 23efib ^irfauS in Tusslmgen et in
Stokka ermähnt (923. Urf. III, 253).
An 93 c b e n l) a u f e n berfauft ©ero bou Siebten*
ftein ben falben 3e(inten in Süßlingen 1245 unter
Abt 93erd)tolb (SB. 3al)rbl. 1855 II, 176), ©raf
93urfl).rrb bon ^)ol)cnberg freit biefen 3c^ltcn
2el)cn (9Ö. Urf. IV, 85). ©raf Albert bon ^>o^en*
berg, genannt bon Rotenburg, ft^enft 1245 ein ©ut,
baS Stocha Ijeifft (96. 3abr^- a- a- O. 175), fein
Reffe 93urf(>art beftätigt biefe ©djenfung (©cbmib,
3oüern=^>ol)enbcrg 16 f.). 1321 berfauft 93cbcm
Raufen ^eUerjinfe au bon Sarabingen,
©d)rciber beS ©rafen SBil^elm bon Tübingen.
1370 3an. 15. geben 93urfl)art unb ©berbart bon
©omaringen Ü)reit 93efltj, barunter ©iiter in Öfter*
biitgcn unb Su§lingeit an 93ebcnl)aufen (Reutl.
©efdbl. 1891, 54).
Sic Auguftiner in Tübingen faufett 1486
Oft. 17. eine ©ilt auS Aecfern in Süfflingen
(Reutl. ©cfdfbl. 1893, 82).
© o m a r i n g e n.
Sen Äirtbenfajj befaffen bie Herren bon ©o*
tnaringen. 1366 fam lls beS ^iri^cnfatjcS an
9Bolf bon Sacbcnbaufcn, 1369/70 ein meüerer
Seil bon ben ©omaringern an Älofter 93ebtn*
55
häufen. ©eit 1445 ^aBcn aud) bic Remp bon
PfuÜingen Anteil. 1480 flnb Patrone: 0 oft er
©ebenhaufen, Wolfgang bon £a<henl)aufen, Äafpar
Retnp bon Pfullingen, 1488 iibergiebt legerer
3/8 be« großen grud)tjef)nten« an ben Pfarrfjerrn
unb bie Äapläne ber Pfarrfird^c ju Reutlingen
fauit bent PatronatSredjt, eine ©chenEung, bie papft
^nnocenj YI1I. burd) S3rebe bom 18. ^uni 1492
befiättgt (bgl. Reutt. ©efd)bl. III, 80 ff.). 1499
erwirbt ber ©pital bott Reutlingen einen Anteil
oon ©ebenhaufen, bod^ f d^eint biefe« nod^ Redete
jurücfbchalten JU fabelt, wenigfhn« befaß Württem¬
berg alb Rachfolger ©ebenhaufen« 1572 beö
Pfarrlehen«.
©ie Äirdfe ift eine 9RarienEird)e. 1467 unb
1468 würbe bie ©rlaubni« erteilt in ara mobili
ju jelebrieren, 1469 ff. mürbe mit bifd)öflid)er ©r
laubni« für bie PfarrEird)e gefamntelt. (Sine Äaplanei
beb Rltar« Beatae Mariae Yirginis auf ber redeten
©eite ber Äitd)e beftanb bor 1480, bie ©eftätigung
burdf) ben ©ifdjof bon Äonftanj bom 16. Rlärj 1492
bejiebt ftd) Wohl auf eine ©erboüftänbigung ber
Dotation burd) ben Rat bon Reutlingen.
Pfarrer: Pre«bt)ter Gerhart de Gomaringin
um 1130 (©crtolb b. 3toiefaItcn Mon. Germ.
SS. X, p. 99. bgl. Dußlingen).
grieberid) Äird)hert bon ©omaringen 1315 bib
1331.
Äonrab Äirdil;err bon ©omaringen 1402, betbe
Rngeforige beb Ortbabel»s.
Pfaff £an« 3od)cr, Äird)hcrr ju ©omaringen
1441 (Rcutl. ©efd)bl. 1897, ©. 26, bgl. @ön*
ningen).
©artl)olomau« 3od)er bon Reutlingen f 1480.
©eorg Ungemüt bon Reuljaufcn, 1480 prüfen*
tiert burd) Älofter ©ebenhaufen, Wolfgang bon
©adjenhaufen, Äafpar Remp bon PfuÜingen; borl;er
Äaplan.
©eorg ©d)epper (©d)Opp) bon PfuÜingen, 1480
bib 1490 Äaplan beb Rlarienaltarö, präfentiert burd)
Äafpar Rcntp bon PfuÜingen, in Tübingen imrna*
trifuliert 1482, be«halb jeitwcilig abtoefenb ; Äaplan
in PfuÜingen (1496 unter ben @eiftlid)en genannt,
bie beim ©ifchof um Rbfolution nachfuchen, ©eger
Ruraltapitel ©. 19); Pfarrer in ©omaringen,
abtoefenb 1518 fl., •f 1527 alb letjtcr Eatl)olifd)er
Pfarrer, begraben in ©ebenhaufen hinter bern (Sl;or.
^opanu Winbrenner bon Reutlingen, am 3. Rüg.
1527 burd) Älofter ©ebenhaufen präfentiert, fommt
nid)t in Sefit?, ba bet Rlagiftrat in Reutlingen
16. Rüg. 1527 ben Kaplan ju ©t. Peter in Reut*
Ihtgcn, Sodann ©eingrün (©emgrein) bon Reut*
lingen präfcntieit. Se^terer in Tübingen immatri*
futiert 1508, 13. Riärj; bom ©ifd)of bon Äon*
ftauj 1528 gebannt, tocil er ft$ irbif^e £>od)jeit
cingclaffen.
Äaplanei: ©eorg Ungemüt — 1480 (|. o.).
©eorg ©djopper 1480 — 1490 (f. o.).
Äafpar ©uEned)t, 1490 präfentiert burd) Äafpar
Remp bon PfuÜingen, f 1492.
Johann ©odfel bon PfuÜingen, 1492, 27. Rlärj.
Johann ©bei bon ©gingen, berjid)tet 1522,
Pfarrer in ©ronntociler.
©artljolontäu« $cinulri<h, 1522 präfentiert buid)
ben Rlagiflrat bon Reutlingen (f. ©ußlingeu).
©efitj aubtoärtiger Älöfter: 1349,
18. ©ej. befd)cinigen Prior unb Äonbent beb
21 u g u ft i n e r E l o ft e r b ju © ü b i n g e n , baß ©gtof
oon ©omariugen unb fein ©ol)n ©iettt jebeb 3al>r
an Walpurgib 1 Pfb. §eüer ©elbb, bab fte bon
ihnen aub ihrem ©ut in ©omaringen bejiehen, mit
10 Pfb. Jrteüer ablßfen fönnen, ebenfo 1352 gegen*
über ©iem, ©glofb ©ofyn (Reutl. @efdj. = ©l.
1893. 56).
1359 — 1366 beftfjcn bie Ruguftiner jweiRlann«*
utaf)b Wiefen in ^interweiler (a. a. O. 69). Uebcr
ben ©efth bon ©ebenhaufen unb ber Reutlinger
3Rarienfird)e f. o.
S v o n n to e i l e r.
©en Äirdjenfafe befaßen wohl urfprünglid) bic
©t off ein. 1315, 16. ©ej. berEauft ber Johanniter*
Eomttjur ju ^emmenborf ©rountoeiler mit bent
Äirdfenfatj an £>urnbog bon Reutlingen unb Rm*
man bon Rotenburg; 1437, 15. ©Et. berEauft
Werner #urnbog um 330 fl. ©rontttoeilcr mit
Äirdje, Äird)enfab unb Äaftoogtei an Reutlingen,
lieber ben wcdhfclnbcn Rnteil ber berfd)iebenen Reut*
linger Patrijierfatnilien jwifd)en 1315 unb 1437
ogl. Reutl. ©R.*©efd)r. 2, 312.
Rite romanifdje ÜRarienEird^e mit gotif^em ©bor
unb ©urm, am ©l)or bie Jtifd)rift: anno dom.
MCCCCXV an dem dritten Tag des monats
Abrelen leit Heinrich Spiegel den ersten
fundamentstein an dem chore.
Jn ben bifd)öflid)en ProtofoÜen toirb bie Pfarrei
al« capellania altaris B. Mariae Yirg. in eccles.
paroeb. B. bcjeid)net. Rad) ©d)ön (Reutl. ©cfd).»
©I. 1894 ©. 78) ftiftetc atu 11. 3>an- 1432
^afob fetter bott ©ußltngen alö Sanbbogt in
Riömpelgarb mit feiner ©attin 2lnna bon ©tetten
ju ^al^eirn eine S^rjeit ju ©rountoeiler, ba
unfer liebe Qttebig ift, fo baß ein jeber ber
oier Pricfter bafelbft eine 3al)rjeit begehen foÜ mit
Rieften, für bie ©tiftung gab er 10 ß £eÜer ©ult
unb für ben Äirdjcubau — ber batnalS nod^ im
©ang war bgl. bie Snfdjrift am ©bor — auch
10 ß £cüer. Wenn, wie cS barnacb fdjeint, ©ronn*
toeiler eine Waüfabrt«Eird)e war, fo $atte biefe
WaÜfabrt febenfaüö nur loEale ©ebcutung, übrigen«
ftnbet fid) aud) in ©efdbingeu auf einem ©udfye bie
Ruffc^rift : ©tiftungbbuep be« jpeiligen ©t. Rtartin,
ber ju ©fdbittgeit wont unb gnebig ift (Reutl. @efd).=
©l 1890/91 ©. 117). ©aß l)ier bon hier Pricftern
in bent barnal« fe^r Eieinen Orte ©ronnweiler bic
Rebe ift, erfdjeint fel)r auffaÜenb, e« läßt ftd) fonft
Eeine ©pur audb nur bon einem einjigen Äaplatt
aufftnben, bießeid^t liegt ein SRißberftanbni« bor
unb ftnb brei benachbarte Pfarrer neben bem bon
©ronnweiler gemeint, wie ähnlich bei einer Ojahrjeit»
ftiftung in ©fterbingen. Sebcnfaü« foüten bie hier
56
©vicftcr Don ©rounweiter nid)t als ©eweis für bic
einzige ©ebeutung ber Äirdhc Don ©rontiweiler als
Rfultcrfirdbe Don ©omaringen unb ©onntngett Der*
menbet werben (©l. f. w. Ägfd). 1891 ©. 33).
Jpeiligcnpflcger unferer lieben grau ju ©ronn=
Weiler waren 1443, 14. Oft. ©auli Rcmi unb
©ertolb Äpfji, ©ürger ju Reutlingen.
1471, 12. Oft. Wirb ein JpauS erwähnt, baS
in unferer grauen ju ©ronnweiler ©ut jn RJöffingcn
gehört. .fratiS Röd; Don Rföffittgen Dcrabrcbet mit
ben Pflegern, baß, ba fein ©ruber Äonrab Röd;
felig oor etlichen 3fden ihm £auS, an bem
er fein Recht gehabt habe, Dcrfauft ^abc, er eS
nid;t langer als fein Sebtag inne^aben unb eS bann
an unfer grauen ju ©ronnweiler ©ut ju SRöfftngen
fallen folle (©rmenpfl. ©rd;. Reutl.). 1474, 17. 3an.
Derfauft ©bt ©eorg t>oit ©IpirSbad; an Äonrab
©chulthciß, ©ürgermeifter , ©Wernljer Uber, ©lt*
fd>ult^ei§ ju Reutlingen als ©fleger unferer grauen
ju ©ronnweiler 14 ß geller jährliche, ewige ©iilt
aus einem ©ut ju ©ronnweiler, ber 3äger Lehen,
um 10 r^. fl. (©rmenpfl. ©rd;., gütige 3RitteiI.
»on ^)errn 21;. ©ctiön).
©farrer: Dominus de Stöffeln 1275, ju*
gleich ©farrer in Thalheim unb ©önningen.
Leutpriefter üon ©ronnWcilcr (Sit>prifler oon
©rtonenwilaer) 1288 3eil8e beim ©«'fauf beS
©WalbeS bei ©obelSljaufen an bie ^Johanniter. 9Ron.
£ol;enb. Rr. 115.
Lubwig ©ättinger f Dor 1363.
Äonrab ©aff. 1363, 28. ©pr. beauftragt
Urban Y. in ©Digtton ben ©bt beS ÄlofterS ©.
Ulrich in ©ugSburg, ben Oefan ber Äirdhe ©.
©grifola ju ©Dignon unb Oietrid; Saft, ÄanonifuS
ber Äircf)e ju Äonfiaitj, ben Äonrab, ©oljn ^einrid;
©affS aus Ulm, ©riefter ber Äonfianjer Oiöjefe,
in ben ©cfifc ber ©farrfirche in ©runenwiler, Äon;
ftanjer Oiöjcfe, einjufit^ren, beren bisheriger 3n*
habet’ Lubwig ©ättinger außerhalb ber römifcheit
Äirdhe Derftorben ift. ©Württ. ©cf<h.*OuelI. II, aus
Datifaniffh. Reg. Rr. 217.
Äonrab <2<hwif}er plebanus.
Äonrab Äögelin 1454 (©ruberfdhaftSbudb).
Johann ©tfdher plebanus, abwefenb 1521.
3n Tübingen immatrifuliert 1512, 18. Oft. Jo¬
hannes Piscatoris de Tailfingen (©ifdjer ober
Tailftngct), Mag. art. 1517, med. Dr. 1526.
Slnton ©urcnhanS ober ©Weißgerwcr, Der*
jidhtet 1522.
Johann ©bei, 1522 prüfender! Dom ÜJtagiflrat
Don Reutlingen (f. ©omaringen).
©efity auswärtiger Älöfter. £>irfau erhalt
Don ©gilolf Don ©fuQingen fünf jpuben in ©ronn*
Weiler, cod. Hirs. 19 b. ©efifc ber 3ohanniter
ju £)cmmenborf bis 1315. ©ülten beS ÄlofterS
©IpirSbad; Werben erwähnt 1349, 1459, 1474.
©önningen.
©töffeln unb ©önningen fauft ©bewarb ber
©rlaudhte Don ©Württemberg Don ben Herren Don
Stöffeln 1300, Dcrfefjt eS aber jeitweilig an bic
Herren Dott ©unbelfingcn. Rad; ©berharbS Tob
fiel burd) beffen Tod;ter bic £ülfte beS mürttein»
bcrgifchen ©eftijeS an bie §ol;enbcrger , 1339,
29. ©pril Derfauft ©raf £ugo Don Röhenberg an
©raf Utrid) Don ©Württemberg für fleh unb feines
©ruberS ©rafen Rubolf Äinber „unfern Teil an
ber ©urge je ©töffeln unb an ber ©tat je ©in=
ningen, baS ift bic ©urg haI^*u uui) biefelbc ©tat
halbe mit Luten unb mit ©uten u. f. w., mit bem
Äird>enfafj ju ©iniugen" um 1200 ©fb. £)eüer,
3Ron. £ohcnb. Rr. 399. 1345—1350 war ©töffeln
unb ©önningen an 2rud;fe§ Ulrid; Don Urach Der*
pfünbet.
Oie Äirdje ift eine SRarienfird;e. Oie große
©lode jeigt bie Rauten ber Dier ©oangetiften unb
bie SahrjalJ 1483 (ogl. Reutl. ©efchbl. 1898 ©. 38;
geneScingen (gen Oefchingen) in ber @lodeninfd)rift
Ift ein ©erfehen beS ©lodengießerS, benn Oeffingen
hatte feine Rlarienfirche, fonbern nur ©önningen).
©in glurname ^ci^t Oefd)firdh. Oie grühmeffe ad
altare B. Mariae Yirginis wirb 1464 erwähnt,
1469 Wirb bie bifd;öflid;e ©rlaubniS gegeben, für
bicfclbe ju fammcln. 1500 befifet bie grühmeffe eine
©ült Don 33 ß in Ofterbingen, 1473 ebenbort
3ehntredjte.
© f arrer: Dominus de Stöffeln 1275, jugleidh
©fairer in Thalheim unb ©ronnWcilcr.
Johann Locher, Dorher ober nachher in @onta*
ringen, wol;l ein Reutlinger wie ber ©farrer ©ar*
tholomauS 3od;er Don ©omaringen.
Johann ©dhertwig (©djertwef), abwefenb 1467/8
(©ruberfchaftSbuch). 3» Tübingen 1480 itnina*
trifuliert Jo. Schertwegk de Urach.
Rudolfus N. rector ecclesiae in Günningen
et decanus, um 1480.
3ol;anu Röfd; f 1483.
Rt. Johann filier Don Oornftetten, in Tübingen
immatrifuliert 1477/8, Oefan ber 'ilrtiftenfafultat
1484, Reftcr 1488, theol. D. 1494.
SaurentiuS Jpan f 1519 (f. u.), in Tübingen
immatrifuliert 1501, 8. ©ept.
Laurentius (3an) de Kuppingen dedit 1. s.,
in ©Wittenberg immatrifuliert 1503 Laurentius
zean de Kupingen.
Johann ©ugf 1519, in Tübingen immatrifu=
liert 1518, 8. $an. Johannes Buck de Teren-
dingen.
Johannes ReuhSufer 1534 (©attlcr a. a. O.).
Sta plan ei: Laurentius #an, Derjid;tet 1522
(gleichnamiger Reffe beS ©farrerS?); Laurentius
3 an, bis 1539 ©farrer in 2lltenfteig, bann in
©hingen (©l. f. w. Ägefch. 1895 ©. 23).
Rlartin ©pp Don ©önningen, prüfender! Don
^oh- ©rharb D. Ow, ©rafeft ju Tübingen.
Johann Lup, Derji^tet 1532, in Tübingen
immatrifuliert 1518, 8. ^uni. Johannes Lux de
Mynsingen.
Johann Rottenburger, präfentiert 1532 Don
Johann ©rharb Don Ow, Johann ©rüning (©ogt
§anS ©reuning) unb bem SRagiftrat Don ©önningen,
Das heilige Grab in der Marienkirche zu Reutlingen.
Die trauernden Jungfrauen und Johannes
57
in Tübingen immatrifuliert 1533,21. ©ept. Joannes
Rotenburger Tubingensis.
33 e f i tj außloartigcr Älöfter. Ticmo oon
Tübingen fepenft feinen ©efip in ©önningen bem
ßlefter Jpirfau, cod. Hirs. 28 b. (f. Tübingen).
©cfilj bcö föloflcr« ©t. ©eorgen f. Repren*
Jjpaucplingen. 1363 Beftatigt ©ifcpof Hermann I.
oon föonftanj bie Red)tc unb greipeiten ber bem
Äloftcr ©t. ©eorgen im ©djtoar^toalb gehörigen
^ird)e in ©unningen, in beu Äonfianjcr ©ifcpof«*
regeften 1, 974 toirb bie« auf ©önningen bejogen,
eö ifl aber oiclmepr ©unningen OSl. Tuttlingen
gemeint
9W 8 $ f i n g e n (3 e 1 1 e n b u r g,. 3 m m e n*
Raufen), O^menbanfen, SB a n f p e i m.
SBie nocp fept Settenburg un^ Sntmcnpaufen,
fo toaren im Rlittelalter aud) nod) Obmenpaufen
unb Sßanfpeim nad) Rlabringen eingepfarrt ; ade
biefe Orte famt einem Teile t>on ßufterbingen mußten
Ipre Toten in SRäbringen beftatten. Ten Äircpenfab
befaßen bie Jperbcrer (^)arbrer) alö Seifen oon
^topenberg, feit 1381 al« Seben oon Oefierreicp;
bie ^erberer führen einen ©d^twan ober eine ©an«
im SBappen toie bie Reutlinger ©cd)t, ©onborfer,
©olg, SBalfer, bie Werter oon Tübingen finb nicht
mit ihnen Oertoanbt (Reutl. @efcb.=©l. 1893, 45).
Rübiger ©onborfer gen. £arbcr 1324, ©eri ber
£>arber, ^afloogt unb ^)ciligenpfleger ju SRäpringen
1405, 24. ©ept. Ter römifdje Äönig f^rieberidb
belehnt 1440, 5. Oft. ^raft oon Türrmenj anftatt
unb im kanten ber Sinnen ^erbererin, feiner eblicben
£au«frau, be« Heinrich -£>erbrer Rlubmen, al« ihren
Sepcntrager mit bem ^irc-plepen unb einem 3ebnten
gelegen auf ben ^erberen ju Rtöringen, ÜJlon.
^openb. Rr. 852. Slnna #erbererin oerfauft bie«
an ©itel ßraft oon ©amerfeptoang , ben -fterjog
Sllbrecpt oon Oefircicp 1446 Belehnt unb bem er
1448 ba« Sehen eignet; 1449 fonrmt ba« $ircpcn=
leben oon ©amerfeptoang an fölofter Pfullingen,
ba« 1450 bie Pfarrfircpe inforporiert. Tie ©ogtei
über ba« Torf befaff Pfullingen 1301— 1471,
bann tourbe fte an ©berparb im 33art abgetreten,
fonftige ©üter befa§ Pfullingen in SRäpringen 1301
unb 1338 (OSl.*©efcp. Tübingen 437).
Ter Äircpenpeilige ifl ©t. ©tefan. Tic Äircpe
ifl teil« romanifcp, teil« frübgotifcb, auf einen
Umbau im S^ptc 1530 bejiept fiep bie SaPr5aPt
1530 auf einem ©teilt ber ©übfeite. 1453 tourbe
bifcpöflicpe ©ammelerlaubni« für bieParocpialfircpe in
SRäpringcn erteilt. Tie ^rüptneffe toar mit bem
Slltar B. Mariae Virginis oerbunben. lieber bie
grofje ©lode ogl. Reutl. ©efcpbl. 1898 ©. 38.
Pfarrer: Prc«bpter ©urepart de Moringin
um 1130 (f. Tübingen), ©crtolb oon 3ffitcfalten,
SRon. ©erm. ©©. X p. 99.
Heinrich oon ©tra§berg, Reftor ber ^irepe in
«Roringen, 1324, 6. Slpr. (f. Settenburg), 1332,
8. «Rai Pf aff Heinrich o. SRöringen al« 3eu8e
©rafen Rubolf oon Röhenberg, SRon. $openb.
Rr. 340.
? Pfaff ©erptolb Riili, ©ürger ju Reutlingen,
oerfauft 1380, 1. 3un‘ «n £>ainpeit ben Holftctter,
SBaltcr be« ßolftettcr« ©opu, 1 Pfb. geller fteter,
etoiger ©ült au« 2 «Rannßtnab SBiefen ju Umtnen=
häufen (Obmenbaufeit) um 13 Pfb. geller. Reutl.
©efcp.=©I. 1894, 103.
Conradus de Husen, rector in Moringen
et decanus um 1430.
3obann Piftori« f 1472.
©tcpban 3drn oon Reutlingen, 1472 prüfen»
tieit oon Äloftcr Pfullingen, in Tübingen imnta»
trifuliert 1479, 25. Oft. D(ominus) Steph. Zürn
plebanus in Moringen, bacc(alaureus) Wienensis.
«Rag. ^onrab Rlenblcr, in Tübingen immatrU
fulicrt 1484, 11. üJlär^. Conradus Mentler de
Rütlingen, Mag. art. 1490, f 1514.
SRarfu« gering oon Uracbenötoiler, oerjid^tet
1532.
Rifolau« ©dfud) (©c^epd^) de Byren (©euren)
1532—34.
5 r ü b m c f f e : Johann ©etj oon Pfullingen, Oer*
jidbtet 1522.
©imon ©<hultbci§ oon Suftnau 1522 — 31, f.
Johanne« Rummel oon Reutlingen, in Tübingen
immatrifuliert 1481, 23. 3unt 1502, 26. Slpril
Äaplatt ju Reutlingen, feit 1531 Kaplan in 9Rabs
ringen , toobl toegen ber Reformation al« alter
SRann au« Reutlingen fortgejogen, prafentiert oon
SBolfgang 9Rene, pieban in Rangenbingen, Tefan
be« Kapitel« ^ecbingeit, unb 3°b- ^an/ Kapitel«»
fammerer in ©tain, toeltbe ba« Patronat«retbt unb
Präfentation«recbt für biefe Äaplanei ba&en. 3lu§er*
bem febeint auch ber Pfarrer oon Rlabringcn Patron
getoefen ju fein.
Settenburg, ftrübgotifebe Kirche. 1324,
6. Slpril toirb bie capella SS. Udalrici epi. et
Pangracii raartiris sita in villa Oetenbrukge
filia ecclesiae paroch. in Moringen geftiftet;
Heinrich oon ©traßberg , Reftor ber Kirche in
SRßringen unb Rubgcr Werter (Rübigcr ©ouborfer
gen. ^ärber), Patron ber £ird)e, geftatten bem
^rieberid) ©echt, ©ürger ju Reutlingen, bafe er in
ber oon ihm botierten Äapedc im Torf Oetenburgfe
«Reffe beiten laffen bürfe (Reutl. ©efcb.-©l. 1890/1,
©. 90).
grübmeffe: ©pfrib. 1344, 13. 3an- ücr«
fauft ©ruber ^einrid), ©pitalmeifler ju Reutlingen,
eine ©ült oon 5 ß geller au« Siedern ju ©iden»
häufen an Pfaff ©pfrib oon Settenburg. SB. ©ibr«b*
R. 1, 433.
Heinrich Trecpfel f 1485.
Sobann ©od oon (Salto (©ertoanbter be«
Pfarrer« oon ßufierbingen f. u.), prafentiert oon
©ebenbaufen, 1485 — 1491, Ocrjichtct.
Subtoig Äungfpacb ober Slnßbelm oon ©tutt=
gart, 1491 prafentiert burep ©eorg oon ©bin8en.
(gortfefjung folgt.)
58
'gteutHnger III.
Clironologia Begeriana.
5 um Efpenmal naifi her Briginalfranbjrpriff IjErausgEgEbett nun ©lieuirm: Srfiütt.
Bum lar 1548 Infi uflf t>ajj Jar 1650.
Slnno 1603.
©auluß Älemm ©urgermeifter im Slmpt baß
1. ÜJlal.
25. ^anuarii pat ©arbara ^ifjiott mit ©cpult*
peijf $annß ©ßudperer £)ocp$cit gehalten. *
ü)tid)cl f5 i tj t o n ber 3. fftiepter unb Obcrftatt*
reiner.
©rparbt ©pengler ber 4. ©aneflinß .fperr.
£>annß ©dporr Unberftattrecpner.
$n bifem $ar ift 13 ÜJiartii bie ©omoebta mm
3ofcpp burd) £>ern ©eorgiuin ©ertner uff bie
gafnadjt aght morbett, baviuncu l;ab idp bie Verfem
beff ^3otipbar6 Jpaufjfrau Pertretten uub eiu frembber
Änapp, ©epifer bedf er genant, mar ber ^efepp.
Slnno 1604.
$panß Sonrab ßöngot ©urgermeifter im Slmpt
baß 1. 3Jtal.
ÜJtidpel $ipion ber 3. fJtidpter unb baß erft
SJiapl Obcrarmenpfleger.
Spanne ©dporr baß erft Sftapl im 9tapt ber
10. ßtidpter unb Unbcrpfrunbeupfleger.
Slbi: 18. gebruarii mürt ein ©dfmcrttanp benn
©urgern uff bie ffaffnadpt ju galten erlaubt. 3)arinn
pab icp unberfdfiblidp geurmerdf mit fRagetcn unb
einem geurrablin gebraust unb gemorffen.
3n bifetn $ar uff ©. ©aßen ober 8 £ag pernad)
bin id) nadper Ulm, baß £ud)fd)ererpanbtmerdfp
alba in 2 $ar ju leprnen ju SJteifter .fpannß
Qfonrab Pflaumen getpon unb überfepieft morben
ücrmcg 3cprbrieffß.
©der 33ogeln?eibt mein ©etter megen meiner
ÜJtutter unb ©dpmager megen feiner £>aufjfraueu
©fagbalcna ©ailcrin tourt ©fanbtfcpultpeifc.
Sinne 1605.
Sftidpcl ^clmling ©urgermeifter im Slmpt
baß 1. 3J?al.
P.S. ©der ©ogelmeibt ©fanbtfcpultpeifc.
DJiicpel ^itjion ber 2. Stifter unb Oberarmen:
Pfleger.
£)annß ©dporr ber 7. 3tid)tcr unb Ober:
umbgeltcr.
Slbi: 29. ^anuarii piclt mein ©etter ^opanitcß
©oll;art .fjoepjeit mit ber ©d)m ibt = Slnna.
Sinne 1606.
ÜJtidfel $ipion baß aitber ©tapl ©urgermeifter
im Slnipt unb Obcrarmetipfleger.
©der ©ogelmeibt ut supra.
Jpannö ©dporr ber 7. ßtidpter unb Ober-
umbgclter.
Stomas Äuapp ©urgermeifter, meiner fepigen
jpaufjfraucn Slnperr ftirbt in bifem $ar.
Slnno 1607.
Xpontaß Rummel, ©urgermeifter im Slmpt
baj 1. 2Jtal.
©der ©o gelte ei bt ut supra.
9Jtid)el ^ripion ber 3. ©tattriepter unb Ober»
armenpfleger.
ipannß ©dporr ber 7. ßiidjter unb Obern
umbgelter.
Uff SJiittmodp bentt 23. ©eptembriß pabe idp
mein ^od)jcit gehalten mit meiner erften ^pauff*
flauen ©.irbara, to planbt ©urgertneifierß ©eorg
©ailerß Oocpter.
Slbi : 3. Octobriß Äauff jmifepen mir unb meinem
Jperrn ©d)teager ©iconio umb baß palbe ©tein*
gürtlin unb V 4 Söeingart im ©taiglin pro 217 fl.,
mürt beftettigt.
Jpernacp ben 11. Stooembriß mir aufferlcgt
morben bie 3unfft 31t cmpfapcit, aber bentt Sabett
erft über ein 3av auffjutpun.
Slnno 1608.
SJtidpel Keimling ©urgermeifter im Slmpt baß
2. üttal.
©eter ©ogcltoeibt ut supra.
ÜJtid)el gipion ber 3. ßtidpter unb Oberarmen*
Pfleger.
£tannß ©d)orr ber 7. Üticpter unb Ober*
umbgclter.
Slbi: 14. $f>nS S^zxx ©tattfdpreiber ©repinger
erlangt feinem ©ruber ©alotnott ©reljinger beim
^udplaben eor ber 3^* ju öffnen, fo mir jueor
2 SJtapl uff mein unbertpanig Slnpaltcit abgefdplagcn
teorben.
Sinne 1609.
SCRidpcl gipion mürt baß 3. ÜJtapl ©urger*
mcifter im Slmpt unb Oberarntenpflegcr.
©eter ©ogelmcibt mürt ber 4. ©tattrid)ter
unb ©iceburgermcifter uub Äiliatt Äöngot ber
4. alte £>err.
^tannß ©dporr ber 7. fJticptcr unb Ober»
umbgeltcr.
Slbi: 3. Üftaif patt mein ©d)toefter Urfula mit
ÜJtagiftcr 3°Paun SBudperer ^>od)jeit gepalten,
bariiber mein ©tieffoatter ©rparbt © p c n g l e r unb
dg>evr Sflicpael 23 ud) er er ©farrer ju Raufen; jeber
umb 20 fl. ©traff angelegt morben bett 6. SJtaif.
Slbi: 10. 3unii ift mein ©afe bie@runigcr=
Slnua geftorben, meiner Slpttett ©(^meftcr.
Slbi: 8. Slugufti Jperr 3®cob Slicplin ^tedpjeit
gepalten mit ber ©arbara ©olperten.
Slbi: 21. ©eptembriß ift Submig f5 i tj i 0 n meiner
SJtutter bruber unb fein Jjpaufjfrau ©alomelitt geftorben
unb beebc in ein ©rab juntapl fotnmen.
Slbi: 14. Oecembriß mein lieber ©ruber üJticpet
©eg er geftorben an ber gifftigen ©eft.
Slnno 1610.
£pomaß Rummel ©urgermeifter im Slmpt
baß 2. ÜJial.
SJtidjel ^ifciou ber 3. 9tid;ter unb Oberarmen*
Pfleger.
59
$eter 23ogclmeibt ber 4. Oüdjter. (Sr ftirbt,
epe man bic Sfßflegfdjafften toibcr eifert, warb jubor
Oberfteurherr.
N.B. ftarb bcmt 8. 9Zobembri$.
£annö ©d)orr bcr 7. 9tid)ter unb ©bcr*
umbgelter.
Hiliatt Höugot bcv 4. alte £crt aub Unber*
pfrunbenpfleger.
2lbi: 9. $anuarii bem üjobanti ©ailct haben
bic (55at>Ierifd)en (Srben bie #erbcrg juin ©djfcn
juc fauffen geben umb 2000 fl., par 600 fl., uff
©corgii 400 fl., uff Widjaelid 400 fl., bie übrige
600 fl. järlicp jebcin (Srbcn 10 fl.
2lbi: 22.3S<muarii l;ab ich meinem ^ern ©epmager
Surgermeifter ^ßetcr Ißogelmeibt baö (SatlinSpcmB
uffm Warcft abfaufft pro 1060 ft. lebig unb lcl)r,
par 400 fl., über ein 100 fl. unb bie anbrer
560 fl. ju berjinfen.
2lbi: 27. f^ebruarii mein liebe füngftc ©djmefler
(Katharina im Jperrn fecliglid^ entfdjlaffen aud) nod)
an ber ^eft.
2lbi: 4. 3ulii bijj bin ich au ff fonberni
97eib bon mögen bcö £ud)fchercn*©d)leiffcnö boi
9iaht berflagt unb umb 2 fl. gefirafft morben.
2lnno 1611.
Wichel £>clmling, 23urgcrmeiftcr im 2lmpt
baj 3. Wal.
Wid)cl gitjion bcr 3. dichter unb Oberarmen*
Pfleger.
Jpannä todjorr bcr 6. 9tid)tcr unb Ober»
umbgelter.
Kilian Hßngott ber 12. 9lid;ter unb Unber*
pfrunbenpfleger.
2lbi: 23. 9?obembri3 (Sr(;arbt ©penglcr bcr*
faufft benn falben §off ju S3e^ingen pro 425 fl.,
par 200 fl unb 225 fl. uff ^aicji^ter.
2lnno 1612.
©eorg 9B c i B ©urgermeifterim Slmpt baj 1. Wal.
Widmet ^ipiou bcr 5. 9fid)tcr unb Oberarmen*
Pfleger,
£amtö ©djorr ber 6. Dtidjter unb ©ber*
umbgelter.
Hiliau Hßngot ber 12. 9iid)tcr unb Unber*
pfrunbenpfleger.
2lbi: 28. ©eptembrid ift ein ©encralmufterung
bet ganzen 93urgerf d^afft uff bie 9linmifcn gehalten
unb idf bamalen ju einem Rührer neben anberen
ermel;lt morben.
Slnno 1613.
Ohomaö Rummel 33urgcrinciftcr im 2lmpt
baj 3. Wal.
Wid)el ^ibion ber 5. Dlidjter unb Ober*
armenpfleger.
$ann8 ©djorr ber 6. Stifter unb Ober*
umbgelter.
Hilian Hßngot bcr 12. Siebter unb Unber*
pfrunbenpfleger.
2lnno 1614.
Wichet Keimling S3urgctmeifler im 2lmpt
baö 4. Wal.
Wichel gihiou megen feines h°hen eiltet $ be§
9iahtd unb ^flegfchafftcn erlaffen.
£annö ©chorr bcr 5. dichter unb "Ober*
umbgelter.
Kilian Hßngott bcr 10. 9tid)ter unb Unber*
pfrunbenpfleger.
(Starbt ©penglcr ber 12. 9lid)ter unb Ober*
hcplgenpfleger.
2Ibi: 4. 3fulii mein 2lna geftorben, Urfula.
2litno 1615.
©eorg 2B e i 9 93urgcrmeiftcr im 2lntpt baj
2. Wal;l.
Jpannß © d) o r r bcr 5. 9tid)tcr unb Unber*
ftcurherr.
Hilian Hßitgot bcr 10. 9iid)tcr unb Unber*
pfrunbenpfleger.
(Srharbt ©penglcr ber 10. iüidjtcr unb Ober*
b tilgen pfleget.
2lbi: 1. Wartii Hauff jmifdjcn (Srparb ©peng*
lern unb 23afti ©cp innen bon ©ebingen pro
1000 fl., fod 700 fl. berjinfen unb jährlich mit
100 fl. aufjlßfen.
2tbi: 13. Waij ift mein geliebter 9lnherr Wichel
^itjion feeliglid) auf,' bifer ©clt berfd)iben.
2lbi: 10. $unii 33urgermcifter t t o n ö (Siben
follen für $ol;ann $ibiou ihren Witeiben 1190 fl.
jahlen.
2tbi: 28. ^unii faufft ©amuel (Slcmer baß
^>au§ pro 505 fl„ par 200 fl., jarlid) 20 fl.
2tbi: 23. Oeccmbriö 3°haun lu“it
teutfdher ©chulmeifter.
^n bifem 3ar ift baß ^)orologium unb ©olarc
am 9tathhaufi mir auffgetiffen unb bon $cin*
rieh 23olmar, Wählern bon ^)eilbronn gcmahlt
morben.
2tnno 1616.
Jpannd ©d)orr ber 5. 9tid)ter unb Unber*
ftcurberr.
Hilian Höngot bcr 10. dichter unb Unber*
pfrunbenpfleger.
©rharbt ©pengler bcr 12. Züchter unb Ober*
heptg. Pfleger.
P.S. tyo\m$ Rummel 23urgerntcifter im
2lmpt bad 4. Wal.
2lnno 1617.
Widjel Keimling ©urgermciflcr im 2lmpt fca«
5. Wal.
^atind ©d)orr, meiner jetzigen ^>au^frauen
Gatter, in bifem 3Jar geftorben.
Hiliait Höngot ber 10. 9iid)ter unb Ober*
pfrunbenpfleger.
(Sr^arbt © penglcr ber 11. 9tid)ter unb Ober*
heptgcnpfleger.
2lbi: 6. OctobriS ift Wargrctha ©ailcrin
mein ©efchmep, ju Oübingeu mit bem Waplcr
Wehlberger berheurt, alpic in (Srljarb §ecr*
manö Jpau§ geftorben.
2litno 1618.
©eorg 2öei^ 23urgermeiftcr im 2lmpt baj
3. Wal.
60
Äiliftn Äöngot bcr 10. Etipter unb Ober»
pfrunbenpfleger.
©rparbt ©pengler ber 11. Etipter unb Ober*
peplgenpflcger.
Elbi: 19. Oeceinbriö bin ip ju einem 3cPenbt=
unb £eplgenjinfpaifd)er, reie aup ju einem Obern
Uttbergenger non ber ©emeinbt nor einem erfamen
Etapt angenommen reorben, reiereol ip bic lebte
(Sparge reibet guttreiöig abgetreten pabc.
Elpfperet; aber pab ip nerfepcn 17 $ar ann0
1636 exclusive.
Elnno 1619.
£pomaö Rummel EEurgerincifter im Elmpt baj
5. ERapi.
Äilian ßöngott bcr 10. Etipter unb Ober»
pfruttbcnpfleger.
(Srparb ©pengler bcr 11. Etipter unb Ober»
falpperr, bann er reegett meiner beim .ipeplgcn
meinen muffen.
5Xbi : 21. ElpriÜö ift baö exercitiura ober
drillen nor einem erfamen Etapt bereinigt unb ip
ju eint ‘■triömciflcr befielt reorben, reie in archivo
meo lib. 5 Caput 10 num. 8, 9, 10, 11 ctc.
3u»or ben 14. unb 15. gebruatii patt ERagifier
(Spriftopp ©tt ö litt Pfarrer alpic bie (Sontoebiatn
non £obia gcfpilt. Oarbcp pab ip flU(b e‘n
furptueiligc ^ßerfon eincö EEaucrn oertretten.
Elnno 1620.
ERipel Keimling E3urgermciftcr im Elmpt baj
6. ERal.
Kilian Äöngott bcr 10. Siebter unb Ober»
pfruttbcnpfleger.
(Srparb ©pengler ber 11. Etipter unb Ober*
falpperr.
Elbi: 17. ^ulii Etaptöbefdjaibt, baö ip unb
$opann ERaper bie Surgcr mit bern Ariden ab»
rid)ten foöen.
Elbi: 26. Elugufti $acob Elipelin reiht E3ogt
ju ©omaringen.
Elbi: bito ©eorg Et uo ff mein E3orfapr faufft
baö ^au§ in bcr Äramcrgaff umb 800 fl., par
300 fl., jäprlid) 30 fl. unb ift bie ERuttcr, baö
©p orr»Elnnalin i^r Seben lang in baj Jpauf;
gebingt reorben ober jarlip 10 ft. bafür.
Elbi: 20. Oecembriö: mein fürgelegt Einbringen
reegett ERilitar* unb ElitiHerifad)cn ifl jrear non
einem erfamen Etapt gern angepiht unb reol auff»
genommen, aber im ^unbatnent nipt oerftanben
reorben, bapero auch fein (Sffectuö nep ber 3cit
erfolgt.
Elnno 1621.
©eorg 5B e i § ©urgermcifter im Elmpt baj 4. ERal.
Ällian fööngot ber 10. Etipter unb Ober*
fpcnbenpfleger.
(Srparb ©pengler ber 11. Etipter, Ober»
falpperr.
ERagifter Subreig ESogelreeibt fiirbt unb reürt
non benn altjiefigen ERuficanten ju ©rab getragen.
(Sr unb meine ERutter feinbt nur gefpreigftrige Äinb
mit cinanber getocfeit.
Elnno 1622.
£potna« Rummel E3urgermeifter im Elmpt
baö 6. ERal.
Äilian Äöngott ber 9. Etipter unb Ober»
fpenbenpfleger.
©vparb ©pengler bcr 10. Etipter unb Ober*
falpperr.
Elbi: 4. ERaif: nor Etapt barnon ge^anblct, aber
nid^tö gereift aberntapl gefploffen reorben, bie groffe
©tuf alpie im 3cugpaufj ju nifitiern unb mit $al»
concten ju fpieften jc., aber nipt nap meiner 3»nten*
tioit unb EReinung, batumb eö aup nerbliben.
Elbi: 15. 3uUi bin id) ju gemeiner ©tatt
reeibel georbnet reorben.
Elbi: 20. bito reürt ber Äauff jtoifpen mir unb
E3aflian ©porren gegen £)anö Eteufpellern
für 600 fl. £up uff 10 $ar ju öerjinfen confir*
rnirt, fo pernaep reegett böfea ©eltö jreifepen uitö
nil ©trittigfeit nerurfa^t pat, fo bo^ cntlicp
gefd)lid)tct unb friblicp nerglicpett reorben.
Elnno 1623.
Subreig ^»ürttcr Surgermeifier im Elmpt baö
1. ERal.
Titian Äöngot bcr 8. Etidpter unb Unber»
fpitalpfleger.
©rparb ©pengler bcr 9. Elicpter unb Ober*
falppcrr.
5:pomaö ©dporr, meiner fepigen ^>au§frauen
E3ruber ber 4. alte £)ctr.
3n bifem 3ar ift au& 33cnet* eine« erfamen
Eiapt« bie Oopograppia ober planintetrifdpc ©ruttb»
ri§ beg umbfepribnen EEecürdis beö Sattbtgrabcnö
Elcutlingcr ©ebietö an ©. ©corgenbcrg non mir
nerfertigt reorben.
Elnno 1624.
©eorg 2öei§ E3urgernteifier im Elmpt baö
5. ERal. ‘
ßilian Äöngot ber 8. Eticptcr unb Unber*
fpitalpfleger.
©tpaib ©pengler ber 9. Elidptcr unb Ober*
falpperr.
^pomaö ©(porr ber 4. alte £crr.
Elbi: 3. Elpriliö ^opanneö gipion fombt an
£poutaö Oettinger ©teil beö ©dpulbienft.
Elnno 1625.
ßilian Äöngot bcr 8. Etidpter unb Unber*
fpitalpfleger.
(Srparb ©pengler bet 9. Eticptcr unb Ober*
falpberr.
Xpontaö ©porr bcr 4. alte £>err unb Unber*
pfrunbenpfleger.
P.S. Spomaö Rummel E3urgerntcifter im
Elmpt baj 7. ERapt.
Elnno 1626.
Subreig Jpürter EEurgcrmeifter im Elntpt baj
2.. ERal.
Kilian Äöngott ber 7. Etipter unb ©pital»
Pfleger.
©rparbt ©pengler ber 9. Etipter unb nop
Oberfalpperr.
61
Opornab ©djorr feer 4. alt £>err unb ^Bfrunben:
Pfleger.
9lbi: 21. 3anuarii ifl ein erfamer 9^al;t auf
befonbern ©orfomtiteit beweglidpen Urfad)en bapin
bewegt worben, mich ju einem quaft ßricgbingenicur
ju beftedeti unb mir bab exercitium armorum
unb artilleriam im 3eu9pauf ju übergeben in
mein (Jommanbo laut Raptbprotocod bc bato unb
meinen beppanbnen ©eplagett mit Sit. Gt. fignirt.
dlbi: 6. üJiaij foldpeb adeb oon einem erfamen
Rapt wiberpolt uff ein Reueb apptobirt unb idj in
bab 3eugpauf alb ein 3eugmeifter georbnet, auch
eine ©eftadung oon 52 fl. benambfet worben laut
Raptbprotocod unb meinen ©cplagen mit Sit. G£.
(5$ ifl jwar juoor benn 11. gebruarii eine
blinbe SJiufierung uff benn 12 3üufften ßor8es
noninten, aber wenig Recptb unb £Rad)trucfe barbet)
befunben worben. 2Ilb aber halb barauff 22. ge*
bruarii bab fapferlidpe ©bict alpero fomtnen, offent*
lid) angefd)lagen unb aller Orten Rid)tb, benn
5fr-iegbgcfcpret) erfdpoflen, ift oberwepnte unb noch
tuer nadpfolgenbe Slnfialtung croolgt.
Oattn uff benn 20. Slprilib eobeut anno feinb
bie ©aurn in Rieden uffer ©eoelcp eilieb erfamen
Rapt ju foldpcm exercitio armorum, fobann attdp
jum Sluffcpup beb Oefenfionwercfb mit fanipt benn
lebigen ©urgerfßpnen ermeplt unb alpie gemuftert
unb mir unber mein ©omntanbo unbergeben worben
laut Sit. O.
£icrauff ift in bifem 3ar bab exercitium ober
drillen ju 14 unberfd)iblic^en Rtaptcn alpie unb
ju ©omeringen offentlid) Oerrid)t unb eyercirt
worben, wiewol bab epanten unb exercitium bom-
bardicum fein Fortgang paben bellen wegen
3wct)ung unb SRifpedigfeit etlid)cr ber ©ornembften
im Rapt, ba ir einer bif, ber anbere bab anber
patt oorjiepett Wellen.
3lbi: 11. ©eptembrib ift mein lieber ©tieff*
toatter ©tparb ©pengler im £errn fceliglid) ent*
fdplaffen Rtorgenb frup umb 2 Ul)r oor ^ag,
SRorgenb benn 12. bif ift er eprlidp *ur ©rben
bcflattet worben. Oer Seid)ttep war Sib. 4 SRob.
(Jap. 23, ©. 10.
Oarauff ift oor Rapt ben 13. bif Jperr ©cpult*
peif ©p ring er an feiner ©teil bem 3unfftmeifier
©eorg Sawner bif oodent jur ©ittreepnung ju«
geben Worben.
9lnno 1627.
©eorg ©Beif ©urgermeifier im 9lmpt baj
6. SKal.
Hilian ßöngott ber 8. Stifter unb Unber«
fpitalpfleger.
£pomab ©d)orr ber 3. alte Jperr unb Unber-*
pfrunbenpfleger.
3» bifem 3ar umb gafjiiacpt unb gaftenjeit
feinbt bie oier bürgerliche ^auptquartir außgct^eilt
unb ju 4 ©ontagen jebeb abfonbcrlidp uff feinen
©lap, oon bannen pitiauf auff bie ober ©epupett*
paujj gefürt unb wab junt ©eften, uff folbatifdpc
ÜJianier ju oerfepiefen, gegeben worben. Jfteruad'*
malb am fünfften ©ontag feinbt ade 4 Ouartir
juntapl uffgefürt unb pinauf uff bie unber £>eg*
wifen gegen einanber in ©ataglien geftelt unb gegen
cinanber epercirt worben, wie pieroon meine fonbere
©efepreibuttg unb Uffrif mit Sit. Ä. ju beferen.
9Ibi : 12. üflaii pat ein erfamer Rapt mir ein
©age unb ©efolbung oon 50 fl. wegen be§ ej-er*
citii uff bem Sanbt mit benn ©auren gefcpßpfft
laut protocodi Sit. ©.
9lbi: 13. 3unii burep einen erfamen Rapt aber:
mahl erfent unb becretirt worben: eb fotle bab
epamen bombardicum beb 3eugpau§ unb großen
©tud§, juma^l auep bie ©urgerwaept unb Äriegb*
orbnung ber oier ^auptquartiren unb beb OriUenb
burd) mid) wiber innb 3öerf geftedt werben. Sit. ß.
2lbi: 20. 3unij abermaliger ©efcpcibt wegen
ber Mrtidetie in unredptem, wibrigen ©erftanbt auf*
gefaden.
2lbi: 23. 3ulif patt ein erfamer diapt mir
wegen uffgewenbten Unfofienb in bab 3cn9^auf
25 fl. jufampt benn ^uftrumenten ju geben ju*
gefpro^en; bin alfo icp nod) uff ein 35 fl. tlnfoften
ju furp fomtnen. ©tele ©rotocod unb Sit. £). 9CR.
Ueber ettlidje wenige Oag pernadp im SXugufto ift
oor einem erfamen dtapt ein neue ©Bapl unb dJtufterung
unber ©urger unb ©auren im (Sloftcr oorgenommen
unb jur Sanbtbbefcnfion beb ©djwabifdten ßraif
ein 9luffd)up ocroibnet worben, weld)e mit ©cpüpen*
rßcflett unb gutten ©ewepren paben ntüffen oerfepen
fein. 3 ft aber pietnit niept ©onberlidpcb aufgeridpt,
bann unnüpe Unfojten uffgewenbt unb bab exer¬
citium barneben eingeftelt worben. Saut ©eplag
Sit. £.
(gortfepung folgt.)
^te gleutftnöer ^leDoCufton uom ?al)re 1749.
©mr ülljoultrtr Sdiütt.
(gortfepung.)
Oropbctn bem Oeputiertcn gif dp er pieburdp
ber Slufentpalt in ©Bien unterlagt war, blieb er
rupig Port unb fd)rieb ade 8 Oage ©riefe an bie
renitenten ©ürger, beten 3upolt feboep oor bem
wicber eingefepten alten dtat unb ben ©ürgern, bie
fid) ber Äommiffton unterworfen patten, gepcint
gepalten würbe.
3nt 3a,,uar 1751 traf wicber ein ©rief
gif dp erb ein, worauf bie fogenannten Renitenten
eine ©elbeinfamtnlung begeprten. ©b wurben aud)
etlidje 100 ft. eingejogen, ju bereit ©injug bei
aden 12 3ünften getoiffe ©erfotten beftimmt waren.
Oiefcb erfupren bie aubjdprcibenben gurften, ^)erjog
©arl unb ber ©ifd)of oon Äonftattj. ©Höbalö
erfepten wieber ÜJlittc gebt. 1751 in Reutlingen
eine Äreibepefution, bie bie im £>erbft aubgefd)rie:
betten ©teuern, wie auep ben Umgelt>brc|t mit ader
©ewalt erprefte. dlucp mufte feber ©ürger oom
62
fl. 1 Kreuger ^rcßgclb bejahen. ©on bev Kramer*
gunft adein mürben bei 4000 fl. ängegogen.
riß fogar bern lieber eingefeljten alten
g^at bie ©ebtilb, »veil eS baS Rnfeben gewann,
baß bie ©iirgerfhaft burd) fo viele ©clbumlagett,
bie man nad) Rßiett fd)icfte, in bie außerflc Rannt
geraten fönnte. (Sr be[d)loß felbft eine Seputatioit
nad) Rßien gu fenben, nur um gu betreiben, baß
ber verbrießlid)e £)anbel enblid) gu (Snbc Fante.
©o gingen benn am 14. $ebr. 1751 mit ber 3^eid>3*
poft Siccntiat 18 e gcr, ©icariuS beS ©pnbicuS unb
©enator (S()riftopb ciltgfl nad) Rßieit ab.
Allein fte etrcid)ten nid)tS. Ser Referenbar,
bau ber. Reid)Sbofrat bie ©ad)e gu referieren gegeben
batte, Oerfd)ob bicfclbc non Sag gu Sag. Saber
febrte 3u>ißl er im ©ept. 1571 guriief. ©o
nabte benn Ulrici (4. juli) 1751. Sie Renitenten
batten erflärt, baß fte unter adelt Umftauben beit
3unft* utib ©ürgcrmciftertag l)altcn mürben. Ser
alte, micber eingcfetjte Rat fanbte baber an bie
beiben auSfd)Tci6enbcn ^ütflen ober bie faiferlid)e
©ubbclegationSfonimiffion beit ©tabtfdjreibcr 2öu*
d)ercr unb erfud)te, baß ein foldje^ Rorbaben ber
©ärger oerbinbert rocrbeti möd)te, bis ein reid)S*
bofrätUd)c3 conclusum, »vie man fid) beStoegen gu
Verhalten ba^en möd)te, eiitgebrad)t merbe. ©o
menig artete bie Kotnmiffion bie Reutlinger ©erfaffttng.
©o fanten benn am 2. juli, 2 Sage oor
lllriei 1751 RegicrungSrat Renh unb Regierung?*
fefretär ©rettner nach Reutlingen unb oerlafen
bei aden 3ünfteu ein (Sbift, baß matt ftd) nid^t
unteiftebcn fodte, meber 3unf,= nod) ©ürgermcifter-
tag su halten bei unnad)laßlid)cr großer ©träfe
unb Ungnabe ber FreiSauSfdjreibenbctt dürften.
jitgmifd)en mareit in 9Bien Sicentiat ©eger
unb ©enator $ifd)er tt;atig. Setjterer muß ein
febr gemanbter Rtann geit'efen fein, beim er erlangte
eS, baß nod) oor bat 2Beibuad)t$feiertagcit 1751
ein für bett oon ber Kominiffton mieber eingelegten
alten Rat fel)r ungiinftigeS rcih8bofrütlid)cS con¬
clusum ttad) Reutlingen Fant, tteinlid) : 1. baß,
f obalb biefeS conclusum publiciert toorbat rnarc,
gleid) berna{ty feer ©itrgermeiftertag gebalten merben
fodte; 2. baß oon biefer Publikation an ©teuer*
faffier ©eutler feine Oelber mehr auSgebcn unb
ade feine Rechnungen ben beiben auSfdjreibenbcn
dürften unb von ba auS bem Reic^ö^ofrat gur
(Sinfid)t iiberfctiben fodte; 3. baß ade auf beiben
©eiten gemachte ltnfoften famt adern, maS bi<?ber
oorgegangeit toäre, batt ReicbSb°frat eingufenben fei.
Oclviß mit füßfaurer Rtiene empfing RmtS*
bürget mcifter 3öein mann biefeS conclusum nebft
einem Reffript auS bett ^anbeit eines faifetlid)ett
RotarS auS Rottenburg in ©egentoart oon 2 3cugen.
©tabtfdjrciber SBttchcrcr machte cS hierauf bet
gangen ©ürgerfdjaft befannt. Siefelbe, fomie bie
oon ber Kotnmiffion abgelebten, 1749 gcmäblten
Ratöberveit brangett natiirlid) febr barauf, gleid)
nad) biefer Publikation ben 3unft* ur,fe ©Arger*
meiftertag gu galten. Sem modte ber Rat uid)t
midfabren, »veil bie 2öeib»ta<htS^eiertage fo nabe
oor ber Sbiir feien, bamit biefe nid)t profaniert
mürben. @S fodte nach benfelben, am ©onntag
nad) bem Oberftentag 1752 ber 3unfttag unb am
©onntag hernach ber ©itrgermeiftertag gehalten merben.
Rat junfttag (9. jatt. 1752) entließen fäint*
lid)e 12 3anfte bie junftmeifter il)rer Remter unb
festen mieber bie oor jabren (Sali 1749)
ermatten 11 3unftmcifter ein, b*c ^ramerjunft
aber Johann jacob ^inefb, »veil ibr voriger
junftmeifter job- jacob Könngott mit RMan*
d)olic belaben morben mar.
Siejenigcu ©iirger, meld)e ftd) oor IV2 jabren
(juli 1750) ber Kotuntiffton utttermorfen batten,
mürben oon il)reit ©l) rettäintern vödig abgefeljt.
Rtit Rtontag hierauf murbcit bie neugemal)lten
junftmeificr oor bem Rat beeibigt, ant SienStag
mürbe baS 3ltnft»mißerfodegium sitfammenberufen
unb oon bcmfclbeit ber 5?üfersunftmeifter Sol)- Sac°fe
©ted)en fing er, nod) ein febr junger Riattn, s»m
©tabt= unb §elbfd)ultbeißen ermablt. Rin Rlitt*
mod) mürbe ber kleinere unb größere Rat abermals
aufs RatbauS berufen. Sa ftub bann bie ^ttitfcr
(Johannes ©ifettlobr, Peter ©otteler,
3acob Sumpp, S°h- SJC°fe 5 in cf b unb (Safpar
£ed)t) unb oon biefen bie ©icbencr (Sol)* Sac0&
©techenfinger, UrbamtS Röb nt, Sol)- ßonrab
©minber ans bem großen Rat, (Sbiiftiait
©rötjinger, S°h- Snc°fe t^ifd)ci £tn Kaufmann,
©alomott ©otteler, S°h> Rfeant ©ießer ober
liefet) ermablt morben.
Run fant ber ©itrgermeiftertag. Sie RcnU
tenten jeigten große fyteubc unb frot)lodten unb
bereiteten ade ©tiiefe auf bem ©odmerf unb ben
Shoren , im ÄRofter aber 10 fjfalfonetien junt
©chießeit oor. RlS bie ©iirger nun ocrnal)inen,
baß ade oon ber Äommiffion Suli 1750 reftituierten
alten RatSberrcit bis auf fieben (3ol)anneS Itrimmel,
Philipp ^raiij© ein mann, ©ebaftian ©oeppinger,
Peter ©otteler, SobaitneS ©ifenlobr, Heinrich
©fferenn, S°h- 2Silf> . ©biiftian) oodfotnnteit
abgefeimt morben feien, ertönte ein foldjeS Sufeet3
gefchrci unb ©gießen, baß man nid)t attberS oer?
meinte, als ber $einb fei oöQig gefchlagen. SicfcS
Kanonieren unb jubilieren mabrte ben gangen Sag.
Sie ©ürger flanfierten mit Srommeltt unb Pfeiffen,
fomie fänitlichen Jahnen in ber ©tabt herum.
Sie ©ürgerfd)aft butte guten ©runb, ftd) biefeS
2Bal)lfiegcS ju freuen. Sanf bem energifchen, gäben
üöibcrftanb ber „renitenten" ©ürger gegen bie Kont=
miffton, meld)e für Reutlingens bemofratif^e ©er=
faffuttg fein ©erftänbniS ^attc unb in ber itad)
berfelben mol)l bered)tigten Rbfe^ung beS RateS
eine aufrübrcrifd)e Jpanblung fab, mar baS ed)t
bentofratifche SBablprioileg ber ReicbSftabt gerettet.
Saß bieS möglich mar, banfte Reutlingen oor adent
bem Rtatine, ber als Seputierter ber „Renitenten"
fdjoit, als alles ocrloreit fd)ieit, baS günftige reid)S*
bofratlidje Sottclufum ermirfte, bent ©enator (jo*
bann) Snbmig 5 i f cf> e r. Sie ©tabt erfannte auh
63
beffett 23erbienftc an unb man finbct iljn feit
nuar 1752, bann 1753, 1754, 1756, 1757, 1759,
1760, 1762, 1763, 1765 alß 23ürgermeifter, feit
$uli 1752, bann 1755, 1758, 1761, 1764 alb
2lmtebiirgcrmciftcr. Gr entflammte einer gatnilie,
meldje Reutlingen eine Reif;e tüchtiger Rtanncr
geliefert fyat. Gin Submig ^-ifd)er mar fd)0it
1648 unb 1649 alter £err ($. 21.).
$>ie ©tammreilje eröffnet 3a<I)ariaö t f c r,
öon beffen Äinbern finb ju nennen :
1. ÜJtaria SDorotljea, Dermalst mit 9Rattf)auß
23 eg er, Ratßbermanbten in Reutlingen, geb.
17. ©ept. 1614, geft. 20 3{uli 1681 (Gaplcr II, 23).
2. Rnna Rtario, oermäfjlt 12. Rot). 1645 mit
Rtagifter 3>acob ©tenglin, Reftor in Reutlingen
(Gaplcr II, 262).
©öpne beßfelbcn fc^einen gemefen ju fein:
3. Sodann i^acob $ifd)er, geb. 1622 in
Reutlingen mürbe 4. 2lug. 1677 Rtagifter in £ü«
hingen (©ammlung aller Rbigifterpromotioncn II,
154), ®iaconub 5. 2lug. 1665 (Gnpler II, 150,
166), Rrdjibiaconuß (©. 174), ©tabtpfarrer in
Reutlingen, ©enior 1680 uuö £)efan beß Rural*
fapitelß Reutlingen 1687 (öeger, Ruralfapitel
©. 126), ftarb 9. Oftober 17 ll, 85 $aljre
7 Rtonate alt. Gr heiratete 21. 2lpril Rtarg.
Röfd) unb l;atte folgenbe föinber :
a Rune Riarie, geb. 28. ©ept. 1656 in Reut«
lingen, oermäijlt 12. 3>uni 1676 baf. mit Gabriel
£>egel, geb. 3. 3(uni 1647, Pfarrer in Ober*
lenningen, geft. 1682.
b. §an6 Georg, ^ßracceptor ber lateinifd)en
©d)ule, aud) Oiaconuß in Reutlingen, Dermalst
18. $uni 1683 mit Genooefa 23arbara © d) m ib.
©eine Rad)foinmcn ftttb :
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fAadjfett. ©on Max
3tt bcr grofjcn f^rotnannifc^en 2öappcnfoUefiion
ber «Stuttgarter Sibliothef fanb id) bab oben abgc*
bilbete fyübfdje Stanimbuchblättchcn unter bem tarnen
£>auft eingereiht (Sitera ^a. S. 184). 6b Oer*
bient bet bcr Seltenheit berartiger Slbbilbungen eine
Sefpredjung unb SJürbigung.
6b flnb barauf in Eoloricrter £anbzeid)nung
bie weiblichen brachten ootn ^a^r 1614 in ber
UuiDcrfltätbftabt Tübingen abfonterfeit in bcr 28cife,
wie man foldje aud) in anbern größeren Stabten
ju 9lugbburg, Strasburg u. f. w. in bamaliger
3eit barjufteflen beliebte. 9Bir fehett in ber Jteihen«
folge eine Jungfrau, 6hefrau, eine SDtagb nnb eine
„fo Seib trägt" abgebilbet. $)ie Jungfrau trägt
ein peUgrüneb Äleib mit einer 3a<fe Don betnfelben
Stoff, eine grof)e £albfraufe nnb einen föopfpufc
oon farbigen, mit ©olbfäben burdfwirften Spifjen.
£)ie ©t)efrau ift ganz jehwarj gefleibet nnb trägt
auf bem $opf eine fchtoarje fDtüfce mit rotem Um«
fcplag; bie 9Jtagb ein rofafarbeneb ßteib mit fchwarjem
£eib unb weifjer Schürze ; bie trauernbe $igur trägt
jcpwarzeb Äleib mit weitem Um'wurf, welcher am
Äopfpufc befeftigt ift unb nur ben oberen Xeil beb
©efldjteb nad) orientalifchcr 3lrt freilagt.
©harafteriftifch für bab ftäbtifd)e grauenfoftiim
oov Segittn beb breigigjä^rigen ftriegb ift ber burd)
ein Ißolftcr unter bcr £aiHe tonnenförmig aub--
gef^anntc Jtoc! unb bie eng anliegenbe $acfe mit
ber oben auf ber aubgebaufdbten fjläd^e beb Jtodeb
aufliegenben Traufe, wie man eine folche bei ber
bargefteflten Jungfrau beutlich fehen fann. $>ie
Setbeben mit ben 2lcbfelwutfien würben bamalb aud)
ganz ähnlid) Don ben Sperren getragen, ebenfo bie
^albfraufe. $>ie 6hefrau fd)cint eine 9lrt 9JtanteI,
welcher auf bem fJtücfen befeftigt ift, ju tragen.
Um bie Jpanbgelenfe liegen ÜJ?anfd)etten, bie £>aar«
trac^t ift jurücfgefämmt, bab Scbuhwerf aubfdjliefp
lid) weif) ober Don naturfarbigem Seber. $)te farbigen
Jlöcfe ber grauenzimmer flnb unten mit Sorten
umfäumt, ebenfo ift bie $adfe mit ihren 9Icbfel«
ftücfen borbiert, weldje 2Inorbnung fcl;r Eleibfain ift.
$luf ber Utüdfeite beb Slatteb ftel)t Don ber
,$anb beb $)ebifatorb:
Amicus Ero!
Absentem rodit qui non defendit amicum,
Laedit praesentes ab eo sibi dente timentes,
Audi. Cerne. Tace
En mi Ilappius (?) habes manum mentemque
antiquam tui Johann Haust Stutg. Jena jam-
jam discedentis vive et vale sisque memor
mei 4 Sbris 1617
S. U. Z. D.
E. St
9lub bem Sorftehcnben gel)t h^cDor, ba§ bab
Stammbud)blättdhen einem gewiffen ,£)appiub (bcr
D^ame ift nid;t ganz fidler) Don bem Stubiofub
Johann £>aufi aub Stuttgart am 4. September 1617
Debitiert worben ijt, ber bamalb in 3eita ftubicrtc.
Unter ben oon grommann im erften Sanbc feiner
Sammlung angeführten Stammbüchern, welche ich
im beutfehen ^perolb 3abrg. 1885 9tr. 9 angeführt
habe, fmbet fleh feineb auf ben tarnen £>appiub, eb
!<heint fotnit ein Flugblatt ju fein. $n bie angegebene
3eü paffen bie Stammbücher beb Johann Körner
ßeud)tenbergifd)en föuebenmeifterb, Dticolaub ^elfrich,
J$h* Slnbreab gröblich, ©eorg ©briftopb ^ßrcibel, 6arl
©pinger Don Selzbeim unb Johann ÜJtelcbior üftaber.
£>icfe grommantiifcbe @antmtung ift eine wahre
gunbgrube für Sd)tt>aSifc^e Sßappenhtnbe unb
©cnealogie unb birgt einen ganzen Sdjafj wert«
Dotier fulturhiftorifcher Silber, bie Derbienen einmal
mehr beamtet unb gewürbigt ju werben. ©in *
farafteriftifdheb Seifpiel eines Familien * 5lUianp
'löappenb, wa^rfd)einli<^ Don ber £anb beb befannten
$Benbcl SDietterlin gezeichnet, habe ich in Kammer 9
beb „Schwabenlanb" im Dorigen Jahrgang publiziert,
iöeitere üttitteilungen über biegrommanttifebe Saturn«
lung ftnben fleh im Jahrgang 1894 Iftr. 6 beb .fperolb.
£erau§gegeben Dom Steutlinger 2lltcrtum§bereiu, unter Stebaftion Don Sßrof. Dr. Sßeihenmaicr.
$>rucf bon ©bner & ßieb 9tad)foIger ©ugen Rüffler in Uteutlingen. — SkrfanbfteOe: 6ugen 6ifettlohr, 9teutlingeu.
Eeutltnger ^efdjldjtplättet.
Mitteilungsblatt
bes
5£>üld|jjauep Hliertuntstrereinö.
9U\ 5. Ü£ufIm0ett, ^ßptßmbßr mtb Oktober 1898. IX. &al)vg.
3nljalt. Beiträge ju Silber« 33tograppte; Don Pfarrer I)r. 53 offert in labern. — Deutlinger ®efd)id)t§=
quellen UI, Chronologia ßegeriana; perauSgegeben Don £p. © dp ö n. (f^ortf.) — ®te Württembergifcpen Pfarreien
be« Sanbfapitet« gelingen bt« jur Deformation; Don Dr. 3. 3ofenpan§. (gortfefcung unb ©dplufe.) —
Datenträger in Deutlingen; Don 2p. ©cpön. (fjortf.) — 2ie Deuttinger Debolution Dom 3ap« 1149 j Don
2p. ©dp ölt. (Sdjlujj.)
^ctfräöe su JKßets gStoawpfjte.
Bon Pfarrer Dr. Bnflert in Haftern.
1. 35a« ©parafterbilb 3U6crö gewinnt immer
anfpredpettbere unb wopltpuenbere 3üße' ie mepr man
ipn fennen lernt ÜIBopItpuenb berührt ba« 53er»
pciltni« Silber« ju feinem ©cpwiegerfopn O. 3afob
©eurlitt , Sßrofeffor unb Äanjler in Tübingen, einem
ber tüdftigften SDänner feiner 3ut. 3>u bemSebcnSbilb,
ba« bie t^eologifc^c SlealencDctopäbie in iprer britten
Sluflage 2, 674 Don 33eurlin giebt, ift Waprfcpeinlidp
gemalt, baff 33eurlin mit Silber bie ©elbftanbigfcit
ber tpeologifdben Ueberjeuguug gegenüber Don 33reitj
eigenartiger Slbenbtnaplßlepre teilte. (Sine Dehnung
über bie Sofien be« DeIigion«gefpradp« in SBorm«
1557 $eigt uit« ba« ftete 3ufammcngepeit be«
©cpwieg erbater« unb be« ©dpwiegerfopne« noep in
anbern Gingen al« in tpeologifdpen. Ocnn bon
lefcteren ifl in ber Dedpnung niept bie Debe. 9Dit
einanber werben beibe Dom ^erjog al« ©rfap für
bie ftreng lutperifepen unb mit ^ßrotefl abgewogenen
perjoglidp fädffifdpcn 2peologen im Oftober ttadp
SBorm« gefdpidft. Sluf einem nadf SIrt eine« ©efell»
fcpaftöwagen« mit £udp gegen SBinb unb Söetter
gefd)üpten SBagen be« ßlofter« ©ebenpaufen langen
fie beibe am ©onntag ben 17. Oft. in Sßorm« an,
al« eben bie württembergifd)en Date unb 2peologen
bie ©efanbten ber anbern ©tanbe ju ©aft Ratten.
Sludp in SCßormö ftepl man beibe immer mit einanber
gepen, mit einanber madpen fte 33efucpe, mit einanber
werben fie ju ©aft getaben. 33efonber« ift eö ein
nidpt mit Damen genannter 33etter Silber«, ein
©olbfdpmieb, mit bem beibe berfepten. Sil« 33eurlin,
um feinem afabemifepen Sepramt ju genügen, fobalb
al« irgenb möglich Don SBorm« aufbriept unb toor
ben übrigen am 21. Dob. peimfeprt, »errechnet
Silber ipre gemeinfamen Slußgaben. 9Dan famt e«
nur auf« lebpaftefle bebauern, baff ber 39riefwedpfel
biefer beiben ÜJtanner frd> nidpt erhalten pat.
2. ©« War ein tragifdpe« ©efdpidf, baff bie
beiben alteften 2ödptcr Silber« Slnna unb Älara
ipre ©atten fo früp unb fo rafdp uad) einanber
berloren. Slnna« ©atte, ber oben genannte 23eurlin,
ftarb auf ber Deife jum Deligionßgefpradp in Sßoiffp
ju fßari« am 28. Oft. 1561. ©mnteran ©dprßtlin
aber, ber ©atte $lara«, ein fepr tüchtiger, toiel
berfpredpenber ßirdpenmamt, ber S3ater be« ©tutt»
garter ©uperintenbenten Oaniel ©dprßtlin, ftarb al«
©pejial (nidpt ©eneraft) fuperintenbent in 33aipingen
am 10. 3iUi 1562. Oiefe ferneren ©d^Iage, bie
Silber trafen, fanben bie »öde 5Ceilna^me be« Jperjog«
(S^riftop^, ber felbft auf S3eurlin @ro§e« gehalten
patte, ©r forgte bafür, baff bie jungen Sßitwen
fünftig unterftüfct würben. SUIerbing« patte ber
Jr>er$og 23eurlin« Familie gegenüber befonbere 33er*
pflidftung, beim er patte ben franflidpen 33eurlin,
ber nur jdpwer fidp ju ber Deife naep s-)3ari« auf
einem notbürftig burdp Xüdpcr eerpangenen SBagen
im ©pütperbft entfd)loffen, bennodp baju bewogen
unb patte fo eine gewiffe SDtitoerantwortung für ben
früpen Xob Söeurlin«. ©einer SBitwe fepte Jperjog
©priftopp ein Seibgebing Don japrlidp 200 fl. au«,
ba« fte Dom 1. Oft. 1562 an genoff, folange fie
SBitwe blieb, waprenb ©djrötlin« Söitwe Don
^3fingftcn 1563 an japrlidp 32 fl. erpielt, bi« fie
fiep wieber Dereplidpte. Oiefe Unterftüpungen japlte
ber ßirepenfafien, ber audp auf pergoglicpen 33efepl
ben jtöcptern 23eurlin« bei iprer 33erpeiratung je
eine SDtitgift Don 200 fl. au«bejaplte , weldpe am
17. Dod. 1565 9Jt. 3a?ob Äupferfdpmib, Oiaronu«
in SBaiblingen, fpater Pfarrer in Du§borf, für bie
altefie in ber ^irdpenfafienreepnuug nidpt mit Damen
genannte £odpter 33eurlin«, am 30. SDai 1567
9D. SBilp. Wölber, Pfarrer in Sauffcn, ber fpätere
©tift«prebiger in ©tuttgart unb 33erfaffer ber ©treit*
fdprift „Mus exente^atus“, für feine ©attin SDaria
93eurlin, am 22. grt>r. 1570 aber Dr. ©eorg 39edf
in Tübingen für Uifula SSeurlin erpielt. ©« würbe
ftdp für ©enealogen Silber« Derlopnen, audp bie
fpäteren ^irdpenfaftenreepnungen nodp auf weitere
jt'inber 33eurlin« attjufepen, bie ber 33crfaffer nur
bi« 1571 burdpgepen fonnte.
66
^teutfinaer ^efdJtdjtöcjuelTen III.
Clironologia Begeriana.
lurn ßrßenmal nad) ber Brigtnalljanbfdjrtff fwraitggEgßben non ©ßentwr Sißtin.
Bmu Jfar 1548 biß ltß* baß Mv 1650.
(gortfebung.)
Abi: 21. ©eptcmbri« eobem anno bfltt ein
etfatner Rabt eine ©cneralmufterung anfteUen uitb
fcpon benn Abent jucor bartju ber ganben Surger=
unb Saurfcpafft gebietien lafjen. 3ß aber auff
liebetlicben Urfad;en Wiber mcniglid)« S3er^offen
jurudgeftelt worben. 3U fotc^cm SGBercf bin id;
öon eim erfamen 5Ttat;t e« ju birigieren befielt unb
mit einem frönen Ruffjug, Satailienjugunb ©cblacbt;
orbnung ju $u§ unb $jßferbtberfa§t gcwefen, wie meine
nod) bet; Hanben babenbe Silagen SU. H. anbeuttet.
Abi: 29. Augufti ift mir in ©trittigfeit gegen
Hann« Sauren, im ©äfjlin eine ©teinerimte
barburd; jufübren, uff meine Soften bewilligt worben,
fo auch toon mir befd;ebcn.
Uff ©ontag benn 8. 3ulij iß in bem Hcmi
feeliglitb (wicwol in meinem Abwefen) berfd;iben
mein beliebe Hausfrau Sarbara mit £>inberlaffung
fed;« ßinber. Oer Seidßttej-t ift gcwefen Gap. 23
im Sud; 3Jtofi6 Ser« 1.
Hernad;er benn 17. ^ulti iß Riagißer £enricuä
Heermannu«, ber ©tatt Reutlingen beftclter
Aboocatu« unb ©pnbicu«, mein günßiger, geehrter
Jperr ©coatter auch Oobt« 0erbIid;en unb ju (Srbeit
beßattet unb gleich halb barauff J^err Or. Johann
^b*ltyP S a u r ju einem ©t;nbico angenommen
worben benn 4. Augufti.
Anno 1628.
Surgermeißer im Ampt Oboma« Rummel
ba« 8. R?abl.
ßilian ßßngot ber 8. Ritter unb Unbcr=
fpitalpßeger.
Oboma« © d; o r r bifj $ar befj Rabt« entlaffen
gewefen.
Abi: 9. 0-ebruarii berußt R7. Johann 2öu ct> e r e r
Pfarrer ju ©omeringeu ein erfamen Rabt ju feine«
©ebn« ©rbarbi 2Bud;erer« magifterio.
3>m gebruario bifc« $ar« iß bon einem erfamen
Rabt abertnablen ein befonbere SBadjt unb ßrieg«=
orbnung unber ber Surgerfdjaßt ein 3ed lang 8U
gebraud;en, angeßelt unb id; neben anbern ©fßcir«
ju einem Lieutenant beclarirt unb ernennt, jumabl
aber aud; noch bie Uffßcbt ber 2öadßt unb ber
Rotten anbeooblen worben laut ber nod; bet; Rauben
babenben Orbnung fub. Sit. L. unb einem Arti;
culßbrieff, fo noch in ber Ganjlep oorbanben fein
würt unb beb mir.
Salbt brauff bentt 29. Riartii iß bie halbe ÜEßadß
anOfßcirnunbSurgern ooit einem erfamen Rabt wiber
abgefebafft unb ba«3eugl;auf; wiber befdjloßen worben.
Abi: 22. et 56. Vlpriliö iß wegen ber anfotn*
menen Rcuttern Jpcrr ©d;ultbei§ Raufer, Hcrr
R i § l i n , 3unfftmeißer Saftli SR a u r e r unb
3unfftmeifter Grijpinu« ß u r fj nach ©onteringett
unb Oinmenbaufen abgeorbnet worben.
P. S. Abi: 30. Aprili« bflb ^o^jeit gehalten
mit Rlaria © cb o r r i n.
Anno 1629.
ßilian ß ö n g o 1 1 ba« erft SRabl Surgcrnteißcr
im Ampt unb Oberßeueroerwalter.
Oboma« © <b or r, ©tattoogt ober al« erft alte
Herr unb Unberjebentoogt.
Anno 1630.
Lubwig ©ommer Surgermeißer im Ampt
baj 1. Rial.
ßilian ßöngott ber 3. Ritter unb Oberßeurberr.
Oboma« © d; o r r ber erß alte £>err.
Oie übrige $ßegf<bafften feinbt nidjß protocoQirt
worben.
Abi: 22. ^emuarii bep ©e^ung meiner gefebwo«
men ©teur iß mir ba« privilegium immunitatis
wegen ber gemeinen Supermacht conßrtnirt worben.
5lbi : 10. 9lprili«, Rabt«bef(baibt: icb foll bi§
neebßfünfftige Rlittwoib bor flein unb großem Rabt
mein Sorf^lag unb Sehenden Wegen Llnßellung
beffer Haushaltung unb Sermel;rung beß gnteinen
Ruhen« öotbritigen, fo oon mir in Unbertbanigfeit
gel;orfamlicb bef^eben, aber bon Riemanben proto*
coQirt worben. H‘erüon aber iß nod; bep mir
aufjfürlicber Sericbt ju ßnben in meinem ardjibo,
lib. 6. cap. 6 big ju ©nbe, bapin id; feben Wol=
meinenben, getreuen Patrioten wil gewifen haben.
Hicrauß benn 9. Octobri« iß 3flcob SucEb ju
eim ©pitalfd;reiber angenommen unb mir, al« ber
id) aud; barutnb ungehalten , oorejogen worben.
9lug wa« Urfacp iß tcidßlid; ex praecedentibus
ju eratbten gwefen.
2luno 1631.
Hann« ©eorg ßinbt«üatter Surgermeißer
im 5lmpt baö 1. SRal.
ßilian ß ö n g o 1 1 ber 2. Richter unb Oberßeurberr.
Oboma«©<borr ber 1. alt Herr oberuß bem
Sändlin.
5lbi: 8. ^anuarii bin i<b (nad; 5lbßerben 3acob
Süden) ju einem ©pitalfd;reiber unb Sanbjinfer ber
^3frunben angenommen worben, ba&§ »erfeben bi§
anno 1638 inclufioe, 7 lang.
2lbi: 20. 2lprili« ift im Reüentbal großer Rabt
gehalten unb einhellig in ba« eöangelßd; Oefenßom
Wcfen eingewißigt unb ©am«tag benn 23. Rprili«
an ©. ©eorgii Oag eine aßgenteine SRuftetung unb
SBcblung ber ganf}en Surgerfcbaßt oorgenommen
unb ich abcrmablen — jwar wiber mein 2öiöen —
über bie 4 Hfluptquartir jum Lieutenant unb über
bie Artillerie ju einem 3eu8me‘fter un^ Ouaß»
Ingenieur befielt unb conßrmirt worben. Lit. O.
Abi: 19. $um; ift eine Auswahl bon 300 Surger
unb Sauren ju unb 25 ju SPferbt in bem
(Sloßer gentadß unb abgelefen unb i<b aber, wie
bormaplen, ju einem Lieutenant fürgeficlt worben.
©Sie e« aber mit biefem ©eutlinger fötieg abgelauffen,
ift weittteuffig unb umbftcnblid) ju finben in meint
ardjibo lib. 5, caput. 10, num. 25, 26, 27 ju
lefen.
©ann uff benn 24. 3funii am ©ag ^opanni«
©aptiftae bin icp nod) ein ©tal jum Ueberftug
im Clofter ju ber ©tatt Leutenant beclavirt unb
barauff morgenben ©ag« mit 100 ©tann nad)er
©fuUingcn unb non bannen big uff bie £>onauer
©taig, felbigen s$ag Su bermapren, gefdjidt, aber
uff benn anbern Slbent miber abjujiepen bebeldjt
worben.
©eggleicpen ift uff ben 27. bito befepepen, ba«
id) abermal mit 100 ©tann pab tnüffeu naper
©fuUingen unb uff bie ^olperfingcr ©taig gepen,
mit fampt benn Sßürtembergifcpcn benn ^3ag ju
bermapren, aber ade« bcrgebenlicp.
©ann uff benn 30. big mürbe bie ©tatt bem
!eigerlid)en ©enerat non ^ürftenberg in fepger*
lieber ©tapejtet ©cpup übergeben borgend ttmb
6 Uprcn unb ift Capitain .^niober« unb ©raun«
Compagnie jut ©efapung pie gelaffen worben.
5loi: 17. 3»ulii am ©urgermeijlcrtag, ba |)err
4pan@ ©eorg Äinb t« b atter ©urgermeifter worben,
bin icp mit ©amuel Cie Wern unb Johann ,£)einticp
©t e n it i Llpotpecar nad)er Unbertürdpeim jitm
©eneral dürften ber g unb Llltringer in ©amen
einer ganzen ©urgerfd)afft gefd)idt unb umb Cr*
leud)tcrung ber Ouartir gebetten worben, aber
©idjt« erpalten.
2lbi: 23. $ulii anno eobem bin icp mit $err
©r. 3>op. ^pilipp ©auren unb ©amuel Ctcwern
nad)er ©djornborff jum ©beveommigario 3B o l f f-
ftirn gefepidt worben.
Uff ©tontag benn 1. Slugufti ift (Sapitan -Sauber
mit feiner Compagnie pic uffgebrodjen unb Capitain
Rülfing pingegen mit 2 Compagnien alpero in
fein ©tat fommen.
£)crnacp ©ontag« benn 7. ©ugufti bin icp
mit £)errn ©urgermeifter Lubwig ©ornmer unb
©amuel C l e m e t n nad)er ©d)ornborff jum ©eneral-
conttnigario non © f f a gefanbt worben unb pabeit
bamalcit ttttfer ©ilbergefdjirr mit gtogent ©eptnerejen
mitgefürt, ift auep £etr Capitain Rülfing mit*
geraifet.
©iontag« benn 22. Slugufti ift Capitain #ül«
fing mit feiner Compagnie botr pier miber abge*
cjogen unb an feine ©tat Capitain ©tein fetter
mit einer neu geworbnen Compagnie alpie gelaffen
worben.
Slbi: 30. ©eptembri« ift auep cnblidj bifer ab*
unb Weggejogcn unb wür alfo naep brep ©tonaten
ber fepgerlicpen ©olbatc«ca miber (mit ©otte« §ülff)
log worben.
Utiber allen bifen &rieg«troublcn mufte icp noep
ba« aUerfcpmercjUpefi innen merben an meiner lieben
©iutter feeligen ©obt, fo bon mir alfo uffgcjeidjnet
worben, wie bolgt:
ftreptag« benn 19. Slugufti ©iorgen« umb
3 Upr ift meine liebe ©lütter trn Herren feeliglicp
berfepiben an einem unberfepnen ^auptflug, ber ipr
gleicp ba« £erfc getroffen, al« fie eben felbigen
2lbcnt jubor fepr cpriftlicp mit mir bon tpretn
©terben unb Slbfcpibt, auep anbern pinbcrlaffenben
©aepett gerebt. ©amb«tag« benn 20. puju« ift fte
uff 12 Upr in fepr groger grequen« ber ©urger*
fepafft cpvlicp jur ©rben beftattet unb bon ^errn
^rebiger ©tagifter (Spriftopp ©nölin eine fepöne
Scicpenprebigt aug bem 71. ©falmen ©erö 17 et 18
gepalten worben, melcpe noep im £rud öorpanben.
©er bartnperpige ©ott melle ipr ein fröliep Uffer*
ftepung oerleppen. 3tmen.
2lbi: 31. ©ecembriS pab icp bep einem erfamen
©apt fupplicirt unb angepatten, ob man mir im
©pital für ben gemöpnlicpen tagtiepen ©if^ melle
fonften ein gemig ©eputat miberfapren laffen.
©ann meber mir noep bem ©pital mit bifem
unjeittigen (Sffen unb ©rinden gebient. 3ft mir
aber pierüber ein abfcplagige, jumal übelfunbirte
3lntmort miberfapren unb auff bie ©upplication
gefepriben morben, bie icp noep bep £anben pabe.
Unb batt e$ pentaeper ber 5luggang ju erfennen
geben, ob icp ober bifer ©ictator reept bran
gemefen.
3lnno 1632.
Kilian Ä ö n g o t baö 2. ©tapl im 3lmpt unb
©berfteurperr.
©pontaS ©eporr ber 12. ©tattriepter ober
1. alt £err in bubio.
2lbi: 4. ^anuarii bin id) für 9tapt befepaiben
unb mir »orgepalten morben: foQe miep evffepren,
Sparge ober ?lpfepcrep icp auff* unb oon mir geben
mode, ba bod) ©iemanben oerpanben gemefen, ber
folcpe ju oerfepen begert patte. 3><P Pa^c
pierüber niept fonberß gemaigert aber Urfacp an*
geqeigt: fenne niept glcid) alsbalben jmifepen ber
3eit gefepepen. ©arüber benn 11. gebruarii ein
anberer ©efepaibt erbotgt : id) fod bep beeben
5lpfd)erepen betbleiben miber big uff ©tartini bie
ned)ft tünfftige (Sinrecpnung. (Sö ift aber unber
bifer 3eit ein anberS gacit peraugfommen, bag man
miep pat ferner anfpreepen unb erfuepen laffen, icp
feile bife bcebe bem gmeinen ©upen jum ©eften
noep lenger berfepen, melcpeg icp bann getpan unb
eg big uff ba« $ar 1636 epelugbe continuirt.
5lbi : ultimo ©tarüi uff tßblipen iSbleiben
Sopann ©olpartö (meine« ©ettern unb feber
3eit bon 3ugent auff fepr gutten greunbte«) feinbt
bie 3ünbtrutten uff benn ©poren miber auggetpeilt
morben. (5r ift ein fepr gutter Slrtidier gemefen.
Slnno 1633.
Submig ©ornmer ©urgermeifter im 3lmpt
baj 2. ©tat.
Kilian St ß n g o t ber 3. ©iepter unb ©ber*
fteurperr.
©poma« ©eporr ber 12. ©iepter.
9lbi: 12. ^anuarii merben jmuo Compagnien
©urger auffgeridpt unb gemuftert.
68
Uff üttontag bcnn 4. ftebruarii Sin id) oon
cim erfamen Rabt uff bie ©urgerbauß erforbert
unb ift mir bie Lieutenantfdjafft über eine Compagnie
©urger gu guß uff 200 Äopff uffgetragen toorben,
meld)e ton mir gtoar ungern, aber jebod) mit
fonbern conbitionibu« unb oorgebenber meiner (Sr*
!let)rung angenommen toorben.
RUtttood)« benn 6. ftebruarii fein Oon einem
erfamen Rabt bie oon mir oorgcfd)lagne übrige
Officir« unb Orbre« approbirt unb barauff ein
üffiabl unb Rtufterung gefd)Ioffett toorben.
Uff gret)tag benn 8. ftebruarii tourb Radjmittag
Rabt gehalten unb id) farnpt Lieutenant ©arnuel
(S l e to e r auch barein beruffen unb gleidj brauff
borgen bie obgemelte 2Ba^l unb Riufterung in
(Sil Vormittag gehalten unb bie (Sompagnien gu $ufj
unb gu 5ßferbt uff mein Slnorbncn uffgeridjt toorben,
aber unber toel)venber 9Iction fame ein 5$oft über
bie aitber oon ber <Sd)t»ebifd)cn Rctiraba, toeld)e
aud) itod) benfelben ^Ibent eroolgf, ba« bie ganfje
fd)toebifd)e Slrmee jtd) unber bie 2Ub ^erunber be*
geben unb Jperr fjelbtmarfc^ aldC ©ufiaOu« Jporn
gu 5ßfuflingen ba« Rad)tquartir genommen. Uff
©ontag 2lbent« aber benn 10. ^ebruarii l;aben
i^r (S^ceHenfc unb anbere bot;e OfficirS, gum
©eneralftab gehörig, unb 2 Regiment, ba« 5ßfubli[d)
unb 2ßaUfteinifd), i§r Ouartir in ber ©tatt genommen
unb oerbliben bis Rttfttood)« benn 20. f$ebruarii,
ba bie gatt^e Slrmec toiber auffgcbrod)en unb ttodj
ein Sbeit« ©agage aQ^ie gelaffen, toeldje enbtlid)
benn 27. biß audj toeg mardjirt mit Jpinberlaffung
uff ein 30 brande, fo im ©pital gelegt toorben.
2öa« nun ferner« mit folc^cr 2lrmee albie unb
in benn necbftumbligcnben Oertern gebendtoürbige«
fürgangen, ift mein $ntent uid)t ^ie gu befdjreiben,
meil fold)e« toelt* unb lanbfunbig, aud) toa« albie
ferner« paßirt, ein befonber« orbenlit^e« ©iornale
bet; mir oorbnnben ift. 9Wetn toil id) nur mit
Ringern brauff anbeutten, toa« uff febe« Sag bife«
unb beß oolgenben fub Uffridjtung ber
ßrießcaffae mit mir begeben unb gugetragen ^abe.
Sen 10. Rtartii ift SRorgcnS frühe uff 6 Uljr
großer Rabt gehalten unb oon bem eoangcIifd)en
Sefenftontoefeit berabtfd)lagt unb cnblidjen uff benn
Jpailbronitifdjen ©djluß 90 SRattn gu $uß geftellt
unb nadj 2lug«purg gefdjidt toorben, treibe man
gum S§eil getoorben, gum Sbeil burd) ein gccjtoungen
2Sa^l unber ©urger unb ©auent, me^rnteit« lebige
ßerlin«, mit großer SDtüfye unb Unfoften auffge*
brad)t bat.
2lbi: 4. Roocmbri« bin id) unberfefmer 2öeiß
für ein erfamen Rabt geforbett unb oon bem*
felbigen abermalen mein hebenden begert toorben,
toeil ftd) ein erfamer Ral)t toegen ber 2lußtoaf)l
ber 80 9Jtamt nic^t berglcidjen fennen , »belebe«
i^ geborfamlidj unb unborgreifflicb getban unb
fcbrifftlidj abgelefen, toelcbem al«balb 23oIg gelaiftbet,
ein foldjeö in« 2Berd gevid)t unb uff ^rebtag
benn 8. bito mit einer öffentlichen ©eneral*
mufterung unb 5luffrid)tung 4 (Sompagnien gu
auh mit einem orbenlidjen, gtbt)fahcn ^oß bolcgogen
toorben, tbie ein folcbe« meitlaufßg unb umbflenblidj
in einem anbetn Ort bon mir befdjriben ift.
Uff benn 14. SttobembtiS ift bie (Sßlingerifcb
6omf)agnic gu guß, 90 3Jtu«quetir«, unb benn
16. biß ber tt> ürtembergifebe ßommanbant £>err
©apitain ^3aul SJteib erlitt unb benn 20. biß
baß ^>at)lbronnif<b 33old, uff 132 3D7ann, famfJt
benn OfftgirS unb (Sommiffarii« unb uff ein 30
3Jtann ber $Rütcrfd)afft Sripbsll)ülff aud) albero
angelangt unb alfo uff ein 162 3Jiann Ouartir
in ber ©tatt gemad)t toorben.
Ocnn 21. 91oOem6ti« ift ber SDlonatfolb unfern
fflurgern unb alfo bie erftc 2Ba^l angangen;
barüber toar ßoinmiffariu« ^iperr 3Jtelc^ior 2lidjelin,
(Saf.Htan 3unftmeifter ßrifpinu« ßurfe, Lieutenant
(Srljart Speermann, 5en^r'^ Slnbrca« 33aur je.
Oife ^aben nun bie iöürtembcrgifd)e SlrtiÖerie burd)
Urad) nad) 33laubeureu conooiren Ipelfen, feinbt aber
in toenig Sagen toiber l)eimfommen.
Uff 3in«tag benn 10. Oecembri« ift bife erftc
2lußtoal)l nadjer ^ed)iitgen unb für jQo^engoHern
geführt toorben, jperr ßomtnanbant 50t eib erlin
aber toiber ab unb nach £>auß geegogen. 6« ift
Bunfftmeifter (Srifpinu« Äur^ unb (Srljarbt jpeer*
mann al« ©ontmanbanten bifer erfien ffia^l mit*
geegogen unb Ijaben beim 33old^ eljrlid) unb
rümli(^ oer^alten je.
2lber unber mel)renber bifer Be*i ift '&err
5D7attf>eu« 9öud)erer uff ein $ar lang gum ©tatt*
f)auptmann pro 100 fl. SBartgelt unb 10 ©c^effel
Jpabcrn, S3e^attfung im ©atmanfd)toeiler J^off unb
freien ©ifc befielt unb angenommen toorben, toietocl
bie angeftelte Sßa^l unb ©adftorbnung no<h eine
Beit lang gemeldet ^att, toie oolgt.
Sann uff SDtontag benn 30. Secembri« ift bie
anber 9tußtoaljl bon 80 $öpffen fampt i^ren Officir«
nadjer ^pedbittgen geegogen unb ba^cn *>ic crften
abgclöfet. S)a« erfte SDtal goge mit $err ^ipau«
3afob ©erlacb unb icb SOtattbeu« ©eg er al«
cotnmiffarii, ba« anber 50tal tourbe id) toiber mit
Jperrn Bnnfftmeifter 3°banu Sßeinman 3. Januar
1634 ba^in gefd)idt. Uff ©ontag benn 26. ^anuarii
1634 ift aud) bife anbere üöa^l toiber beimfomtnen
unb b^en alfo beebe« bie ©urger unb Officir«
fd)ledjten Sand fotool gu Reutlingen al« gu £ed)ingen
baroon gebraut.
P. S. Unber toebrettber bifer ©efdjreibung batt
mich gufeüiger 2Beiß für gutt angefeben, beif febem
3ar auch bentt Ramen unb Stmpt eine« feben
©urgertneifter« im Slmpt gu fefjcn fo toott propter
honorem magistratüs, al« au^ propter tempus
praeteritum et rerum gestarum befto beffer in
©cbadjtnu« gu bringen, toie oolgt
Slnno 1634.
jpann« ©eorg Äinbtöoatter, ©urgermeifter
tm 5Hmpt unb ©tattredbner bag 2. 3JtabI.
ßtlian ßöngot ber 2. Richter unb Ober*
fteurberr biß uff bie ©afjung beö 23. OecemSri«.
Sa ift er unbcrlaffett unb Oberartnenpflegcr tv trben
69
unb an fein «Stell $err Martin gucpS unb #err
£>anS gacob ©erlacp fommen.
5EpomaS Scporr ber 12. dtiepter unb Unber*
fpenbenpfleger.
Uff Oonnevftag benn 7. Stugufti ift bie brittc
ütugwapl ber 90 Stann naeper ©öppingett uff benn
Sammelplap fort geejogen, benen ber £>auptman
Söucperer oorgeftedt worben.
Uff Sonntag benn 10. 3lugufH ift in bem
Clofter eine Stufterung aber mit fcplecptem Cffect
gehalten worben.
SDenn 21. , 25., 26. bito feinbt bie 9teingräfifd)e
unb Stedelburgifcpe Sölder pie für üb er naeper SRörb*
lingen geejogen.
Oenn 28. 9lugufti würbe in (Sil Stapt gehalten
wegen ber Schwebten Siberlag bet) dtörblingen
unb bie Sßacpt ber 4 Compagnien Siirger in ber
Statt wiberumb angefielt.
3inStag benn 9. SeptembriS haben uff ungefähr
2 Compagnien dteutter bie unber Sorftatt anfteden
wellen unb 2 Jpeufer oerbrennt.
3lm Oonncrftag benn 11. SeptembriS ifi ihre
fßniglicpe Stapftet ju Ungern in Stutgarten friblicp
eingeritten, $n gleichem halt auep felbigen £ag
fiep Tübingen unber ipr Stapeftet Scpup begeben.
2lbi: 13. SeptembriS ifi üor Sapt ^)err £>annS
gacob ©erlacp, gunfftmeiftcr CrifpinuS Äurp
unb icp naeper Stutgarten ju benn SegimentSräpten
ju reutten abgeorbnet, aber wiber jurud gefielt worben.
3lbi: 14. bito ifi ein feierlicher Trompeter oon
Tübingen alpero unb aud) in mein Scpaufung
fommen, Weiter mich im tarnen unb Oon wegen
gemeiner Statt Seftem für ipr föniglicp Stapeftet
ju bringen üerfprecpen Wellen.
2lbi: 21. bito paben abermal $etr ©erlacp
3unfftmeifter unb ich naeper ©gingen ju bem fepfer*
liehen Statthaltern reutten füllen, fo abermal mit
Schaben abgefepafft worben, ^ierauff ift benn
23. bito ein fepferlicpe Compagnie perfommen unb
auff £err Obrift SuttlerS Schreiben oon Kirchen
eingenommen worben.
£)en 24. bito bin ich, £etr © e r l a d) unb
3unfftmeifier ßurfc nacher ßirepen gefepidt unb
barauff ber tperr ©raff Oon Oona, mit ber Statt
ju tractiren, mit uns jurud fommen.
£>ierauff ift benn 28. SeptembriS £err ©raff
oon ®ona wiber oon pier flb unb nad)er dtürtingen,
oon bannen naeper ßtrepeimb üerraifl nnb paben
3unfftmeifier ßurp unb icp wiber mitreitten müffen,
umb bie $ractaten üodent in Sicptigfeit ju bringen.
tttbi: 2. OctobriS feinbt wür brep obbenantc,
al§ £err ©er lach, Ä u r p unb ich, »iber nach
ßirepen unb Cglingen gefanbt unb erfi benn 5. bito
wiber beim, hingegen aud) £>crr ©raff üon ©ona
benn 11. bito wiber alpero fommen.
Oen 16. OctobriS ift ©raff Suttler per»
fommen unb patt ber £od)jeit beS CapitainlicutenantS
mit ber Crlacp er in bepgewopnt.
Oen 19. bito ift man für Sluracp geejogen mit
2 Studen unb unfern 5 Compagnien unb pernaep
benn 23. bito feinbt bie dteutter unb Dragoner
wiber gancj weggejogen unb pergegen 3 Compagnien
£icffenbacpifcp gugoold famot bem Stab perein*
quartirt worben.
2lbi: 3. SoüembriS pat fiep Sluracp ergeben unb
ber Sifcpoff Oon Coftnicj alpie über Sacpt gelegen.
5lbi : 21. SoüembriS baS £ieffcnbacbifcp Sold
wiber auffgebroepen unb pergegen ein Compagnie
$iccolominifd)e Butter anfommen.
Sonften in politifcpen Sacpen ift mir als 8anbt=
jinfer Wegen beö SBürtembcrgifcpen 2IrreftS unfer
©efell unb Cinfotnmen in bem Sanbt bie Sacp üon
allen 5ßflegfd)afften anbeüoplen unb üertrautt worben,
baS icp eS bapin gebracht bep Sogt unb $ltnpt*
leutten , baS man gegen Caution benn 5Irreft
relapirt patt.
2lber hingegen pat man mir ein folcpen 2)and
erjeigt niept allein wegen politifcper, fonber auep
militarifeper Oicnft, fo icp praefiirt, baS man miep
benn 14. et 19. 3unii neben etlichen SertlenSfeuffcr
unoerfcpulbter 2Beig umb 2 fl. angelegt unb ftraffeu
wellen wegen ber ^ramerjunfft pinberliftigen, auff*
geriepten 5lrttdel wegen beS SertlinfauffS, ba bodp
folcper S3ertUnSfauff oon meinen Voreltern unb
33lutSfreunben namlicp oon ber grau Urfula 30? ö U
b e r i n oon 3lugSpurg unb 33arbara © a m m e r»
t i n g e r i n iprer ©oepter Pi§ uff meine 2Jtutter
feeligen orbenlidj gelangt unb auep per ConfequenS auff
miep fommen unb folcpe J^anblung ipren Urfprung
garniept oon Kramern femalen gepabt. 2öiber
folcpe Straff pabe icp miep niept unbiüicp befepwert
unb proteflirt unb nit erlegen Wellen, pierbep aber
ber groffe ^eibt unb 9tti§gunft etlicher Unbandbarn
gnugfam ju oerfpüren gewefen etc. ?lber niept befto
weniger pab icp miep burep folgen erwi^nen Scpimpff
unb Unband niept abwenbig maepen laffen, meinem
^aterlanb unb gmeiner Statt jum Soften, wa
muglicp, naep eufferften meinen ^rafften ju pclffcn
unb ju traepten, in bifen fo groffen 5lengfien unb
ßriegStroublcn. ®ann auff mein Sor» unb 5ln*
bringen in bifem nod) lanffenben 1634 3ar benn
27. SeptembriS patt bie Seftedung ber ßrieScaffa
ipren Einfang genommen unb bie Steurn niept mer
oon benn Steurwaltern, wie bi§pero, fonber oon
benn £ern fünff ©epcimen unb etlichen bareju
beputirten ©epülffen eingeejogen, abminiprirt, oer*
waltet unb burep mid) in Conto geejogen worben,
wie pierüon pars quarta annalium de ratiociniis
militaribus ober bie farlicpe tegSconti jubefepen;
bapin icp nun jefct umb geliebter ßurcje willen will
gewifen paben, umb ade Umftanbe unb, wa« fiep
oon biefer 3eitt an biß uff baS Cprifti 1650
wegen beS laibigen ÄriegS jugetragen, bafelbften
gnugfamen Sericpt einjunemmen. S)ann pie big
Orts niept ift ein ÄriegScpronid ju befepreiben,
fonber nur adein baffelbige, was miep unb bie
Steinige jeber Beit gebendwürbig betroffen.
5lnno 1635.
Samuel C l e w e r Surgermeifter im 5lmpt
aug bem grogen Sapt erweplt worben, fo juoor
70
niemalen gefdpepcn unb breudplidp gewefen. Oenn
23. Oecembri« ift er audp Oberarmenpfleger ge=
worben.
$n bifem $ar Weber ©pnbicu« nodj ©tatt*
fcpreiber bet; gnteitter ©tatt gewefen, bann bie ^efl
pefftig graffirt unb neben benn »ornembften £>errn
be« SFta^tö audp Or. Sopann 5ßpilipp ©au l',
58urgermeifter §ann0 Safob ©er lad), -£>err
Opoma« © dp o r r unb anber geftorben.
©rparbt § e e r m a it mein ©d^tüager würt
in bifem $ar Äardjerjunfftmeifter an 3unfffmeifier
$opann ßieffcr« feelig ©teile.
2lbi : 1. ftebvuarii bin id) mit bem Sundfer
J^emar al0 ©ommiffario nach ©tuttgart ju
reutten betoeldpt worben wegen ber arretirten Jperrn
unb 5Burger.
5Hbi : 27. 2lprili0 ©eneralcommiffatiu« O f f a
mit einer ©ompagni 5Kcutter über 5Jtad)t Ouartir
genommen.
5lbi : 26. üttap bie 5J3iccolominifdpc abgccjogen.
3lbi: 30. bito ©raff 58rati0lau0 oon durften«
berg in« Ouartir fommen.
5lbi : 30. Sulij ein erfd^röcflidjer £>agel an
SCßein unb $orn 2löe0 erfragen.
5lbi: 3. Slugufti bie gürftenbcrgifdpe mardpirt.
2lbi: 14. bito £)ern 58urgermeifter © c r l a dp
»ergraben.
9lbi: 21. bito bie «joulpifdpe ©olbaten alle 3
£§0* eingenommen uttb gefperrt unb bat man be§*
wegen Oobte unb 58erftorbene in be« ©(öfter«
^olppoff »ergraben muffen, in maffen mein ©cpwager
£>err Opoma ©cporr benn 26. $Iugufti auch bapiit
begraben worben.
2lbi : 9. ©eplembri« ift bie ©ulpifcpc ©pcrrung
ber Oporen Wiber fubleoirt unb ettlic^e areftirte
Jperrn weg nadp ©tutgart gefiirt worben.
Oenn 21. bito patt man £err Or. 58 a u r n
»ergraben.
2lbi: 26. bito »ergraben £errn Or. © a im
m e r a r i u m.
5lbi: 9. Octobri« bin idp ju Oufjlingen bep
meinem #err ©dpwagcr 5ßfarrberr üftagifter Sopanit
5£ßudperer unb bem £)errn Unberoogt gewefen,
weldpe benn ©terbent bapin geftopen, unb paben
un« luftig mit einanber getnadpt. 5Jlber gleidp barauff
benn 14. bito ftirbt mein ©cpwager Pfarrer unb
2Jtorgen« benn 15. bito fein ^)au§frau 5D?aria
58urgermcifter Subwig © o m m e r « Oodpter unb
feinbt benn 16. bito beebe in ein ©rab ju ©o*
meringen fommen.
5Balbt brauff in etlicp Wenig Xagen fombt ©reup
unb 5ßlag audp ju £>au§, ba« mir ben 22. et
29. bito, 21. 5fto»embri0 brep Oödptern fdpnell uff
einanber geftorben.
^tem benn 8. unb 11. Sftobembri« feinbt audp
noep mein« ©cpwager« 518 u dp er er 0 feelig jwep
Äinber als ÜJiattpeu« unb 5Mfra alpie geftorben.
2lnno 1636.
Slbrapam 3 e n b e l 58urgermcifter im 3lmpt
1. 9Jial unb Oberfpitalpfleger.
9ttattpeu« 58 c g e r ber 10. fftidpter unb Unber*
jteurperr.
Sofua ft u r p Unberumbgelter au&er ber ®e=>
tncinbt unb nid)t außer bem großen 5ftapt, wie
gebreucplicp.
5lbi : 9. Sanuarii bie 5ßiccotominifcpe 9tcutter
per fommen.
5lbi: 16. bito pab idp mit $err Obriftwadpt*
meifter ©dpmtbedfer wödpentlicp 6 später für«
Ouartir accorbirt.
2lbi: 23. bito bie gürflonbergifdpe ob bem Utapt»
pau« jogen.
5}lbi : 26. ältartii .Sperr Obriftwadptmeifter
©dpmibedfer »on mir fein 3lbfdpieb genommen.
aibi : 28. ÜJtarüi bin idp mit Jperrn Or.
(Sur rer fampt bem Obriftwadptmeifter ©requi
nadper ©gingen gefanbt worben.
$ierauff ift mir pernadper halb 18. Sunif ber
Sopn, wie »ormal«, mer geben worben, ba« man
midp bur^ falfdp unb neibifcp 3lngcben einer be*
fannten »ornemmen 5ßerfon umb 5 ft. geftrafft wegen
eine« Hauffs jwifepen mir unb 5Ütartin © p p e u
umb ein 5Jßingart im Sinbadp. ©tept aber nidpt
im 5ßrotocoll Weber bie ©traff ober ba« 33er=
fcpulben, ba« idp ctlidp ©eit »or ber 5Bcftättigung
pette nau§geben. Sft audp folcp ©eltfiraff pernaep
gtiemalen an midp öffentlidp gepaifdpt, fonber »on
meiner £>auf}frau pinberrudf« meiner unb mir un*
wiffent bec^alt worben, welcpe« idp erft über ctlidpe
Sar erfapren.
3lbi: 31. 5D7aii bie 5ßiccolominifdpe ©ompagni
mardpivt unb halb brauff ben 4. Sunii ber ©tab
unb 58agage.
2lbi : 4. Slugufli bin idp mit fampt bem £etr
58eit 33 i p l c r nad)er Ulm gefd)id!t worben, umb
bem ©pital wiber 9to§ ju fauffen unb ©eit ju
entlepnen, aber »ergeblidp.
ibi: 25. bito patt ^err ©ommiffariu« ©dp aff*
f dp u bie 5|3tccoIominif{pe 9tecpnung gegen benn
58urgcrn in bem 3teüentpal e^pebirt.
kbi: 30. 3tugufti feinbt £err Or. Sopann
5Ißenbct © u r e r unb icp beim ©eneralcommiffario
»on O f f a ju ©fjlingen gewefen.
5Hbi: 3. ©eptembri« bin id) mit £>err Subwig
© e b e l ju Odpfelbron im @öw wegen ber gruept
geweft. Unberbeffen bi§ idp wiber peimfommen,
ift mein »ilgeliebtcr ©cpwager unb 5Bruber 3unff1,
meifter ©rparbt peerman geftorben.
ültuta : ©0 mu§ »or bem 3unffta9 9elücfen
fein. Oann ben 3uriffta9 ^tntponi ß n a p p an
feiner ©teil fdpon 3unfftme*f*cr 9eWefen ober ge<=
Weplt worben.
3lbi : 25. ©eptembti« ift Jpctr Or. ©urrer
unb ©dpultpeif? ©tifpin ßurt} nadp bem Äönig
in Ungarn anjutreffen geraifet.
3lbi: 6. Octobri« ift dperr Or. $op. 5Benbel
©urrer unb icp SÖZattpcu« 58 e g e r nadper
9tegen0purg uff ben ©oQcgialtag ju rapfen »on
eim Sftapt gefdpidt werben. Oenn 6. 5lto»embri0
feinbt wür wiber mit gutter ©efnnbtpeit, aber
1
71
fchledjter ©errtdjtung ^ctmfommen unb ^abcn unß
gleich 3Jiorgen§ benn 7. bito muffen nach ©flingen
jutn ©eneralcommiffar © f f a Begeben unb 3te*
lation t^un.
2lbi : 19. fftobembriß ift gleich barauff er,
£err $Dr. (5 u r r e r uff ein $ar lang ju einem
©pnbico unb £>err Johann Subwig £>eren*
bvanbt ju eim ©tattfd)reiber angenommen worben.
2lnno 1637.
3ofua Ä u r ij ©urgermeifter im 2lmpt worben
1. ÜJtal auf ber ©etnein, auch nicht auf bem
großen fJtaht, n>eld)e@ etwaß 3^eueö gewefeti unb
uff bie nechfte ©inred)nung ©berfpitalpfleger.
©tattheuß 33 e g e r ber 10. fftidjter unb ©6er*
fteurberwalter.
2lbi : 23. 3>unii nadjer ©tuttgarten ich mit
£errn ©r. (5 u r r e r geritten wegen ber Sam*
boifcpcn.
3lbi : 3. 3ulii wiber nach ©tuttgart unb ©f*
lingen mit £err ©r. (5 u r r e r geritten wegen
3ufainmenfunfft ettlidjer ©tatte ©efanbten.
3lbi : 20. -Jtobembriß ein ©briftwachtmeifter
$ o r dp genant forbert bie alt ©iccolominifd)e
©cpulbt , 42 000 fl. ©ptract «Ra^tß ^rotocoll
de dato.
2lbi : 9. ©ecembriß bon einem erfamen 9ta^t
gefdplofen worben, baß füropin bie ©inredpnungen
aQwegcn mit bem ©nbe unb 3lufgang bcß 3ar3
fotlen gcfdjloffen unb ber Anfang ber neuen Stegen*
carnmer mit bem 2lnfang beß 1638 3aiß gemalt
werben, fo auch alfo befcpepen, uff mein 3Inorbnen
unb 33egeren.
3Inno 1638.
©amul 6 l c w e r 39urgermeifter im 2lmpt 2.
ÜWapl unb ©berarmenpfleger.
gjtattpcuß 33 e g e r ber 8. fJtidpter unb ©ber*
fteurperr.
2lbi : 17. ^anuarii bie Rechnungen ber 12
ißflegfdpafften mit Slnfang ber neuen 9ted)encammcr
oorgenommen unb befielt worben.
2lbi : 10. ©tartii ift bor Rapt bie Sßadpt*
orbnung mit 4 ©uartirß wiber approbirt unb inß
3Berd geridjt worben fampt ber ftelborbnung in
ber grüplingfaat.
2lbi: 14. 3lpriliß bin id) bor eim erfamen Rat
ju einem ©ud)halter ber Recpencammer confirmirt
unb mir bie monatliche Rechnungen einjufcpidfen
gefcploffen worben.
2llß benn 20. SXpriliß bie fepferifdpe ©öfcifdpe
3lrmee bifer ©rt unb ju Rtefringcn angclangt, §att
auch jumal bie neue unb letftere ©efteßung ber
ftricgßcafa ihren 2lnfang genommen, nämlich feber
3eit burd) bie £>errn ©e^et>men , bem £)crrn
©pnbico unb einem ©udppalter alß meiner ©erfon
ju berwalten, wie pierüon pars 4 sectio 85 mit
© ftgnirt ju beferen in annalibus de ratiociniis
militaribus. fernere Rtiltarfachen hie 5U &C5
fchreiben ift nicht mein Intention.
2lbi : 29. Rooembriß bin ich mit £err ©urger*
meifter ©amuel ©lewem unb Jperr ©r. 3op.
2BenbeI © u r e r nadper Ulm uff ben ©raiftag
gefdpieft worben.
©enn 13. ©ecembriß feinbt mir heimfommen
unb hflben neue ©aft nämlich bie dpurbaperifdhe
©eneralitet unb ©tab al^ie gefunben unb feinbt
hingegen bie lepte feierliche, namlid) bie 3roeperifdpe
wefgeejogen.
2lbi: 19. bito ift t'hr fürftlidp ©nab £>erbog
©berpart alhero fotnmen unb 2 ©ag alhie gebliben.
SDtein ©etter ©ufebi alt © e g e r ift in biefem
$ar geftorbew unb wegen oilfeltiger ©efdpäfften
unb grofer Äriegßunru bie 3eit nicht auffgefdpriben
worben.
3lnno 1639.
SRattpcuß 33 e g e r 33urgcrmcifter im 2lmpt
baß 1. ÜJiabl unb ©berfteurberWalter.
2lbi : 22. ^anuarij mein lieber 33ruber ©ufebiuß
jung 33 e g c r 3lbentß umb 5 Uhr geftorben, ©om
nerßtag benn 24. bito ift er ehrlich ju ©rben be-
ftattet worben, ©er Scidpt*©ept ^ohanniß ©ap. 11.
©onften feinbt aud) in bifem 3>ar mein lieber
©djwager 33urgermeifter Kilian $ ö n g o t unb
©cpultpeif ©rifpinuß 5t u r p geftorben, benen allen
©ott welle genäbig fein unb unß ju feiner 3eit
auch ein feelig ©terbftiinblein befdperen.
2lbi: 31. 3ulii ift auf fonbern ©orfomnten
bewegenben Urfuchen ©aoib © <h e r 1 1 i n ju einem
bürgerlichen Sßalboogt in unfern 3Bälben wegen
33eholcjungen unb Fügungen befielt unb ange¬
nommen worben, f^t aber nicht lang gewehret, wie
alhie ber ©rauch, unb wiber jum alten ©aurtaig
gefchritten worben.
©onften anbre Äriegß» unb ÜJtilitärfachen laffc
ich mit ©leif unbefchriben, weil fte in annalibus
ber hunbertiärigen ßriegßrechnungen partis 4 bep
feben Sa^chnungcn ju flnben fein.
3lnno 1640.
3ofua Ä u r p baß 2. ©tahl ©urgermeifter im
3lnipt unb ©berfpitalpfleger.
3Jtattheuß © e g e r ber 3. ©tatrichter unb
©berficurljcrr.
3lbi: 17. ©ftobriß benn 2Bucherifchen ©rben,
meiner ©cpwefter feelig Äinbern 2/s i^rc« ^>auf
uffm SDtarcf abfaufft unb beftettigt.
3Intto 1641.
©amuel ©lewer baß 3. ©tahl ©urgermeifter
im 2lmpt unb ©berarmenpfleger.
©tattheuß © e g e r ber 2. ©tabtrichter unb
©berfteurherr.
9lbi: 31. 3ulii 3lnbreaß ©aur mein ©etter
Äramer 3unfftmcifter.
3lnno 1642.
©tattheuß © e g e r ©urgermeifter im 2lmpt
baß 2. SJtahl unb ©berfteurberw alter.
2lnbreaß ©aur ber 2. alt ^)err.
3lbi: 20. ftebruarii l;a^ eincn
unb gefährlichen gaH gethan uff ber ©urgerpauf*
fliegen, h«b ein ganfc ©iertheilfar müffen ein ©arbier
unb Uberfchläg brauchen wegen gerunnen ©lutß an
3lrm unb ©d)encfeln.
72
2lbi: 8. OftoBriS Bin i<h unb £>err Or. ©urer
uff benn ©raißtag nacher Ulm beputirt, aber Wegen
meiner ©ntfchulbigung er, ,£>err ©urer, allein
gefchieft werben.
9lnno 1643.
3>ofua $ u r Ij 23urgermeifter im Slmpt baS
3. Stal unb OBerfpitalpfleger.
StattheuS 23 e g e r ber 3. ©tattrichter unb
OBerfteurOerwalter.
2Ibi: 25. ^eBruarii ift ber ©chwebifche Jperr
OBriftlieutenant ©«harffenfecl für bie ©tatt
fommen, felBige auffgefovbert.
2lbi: 31. bito ift ber Bat;erifc^e £err OBrift
X x u cf tn ü 1 1 e r für bie ©tatt fommen unb 1
©ompagni Steutter unb felBige ein ju laffen Begcrt.
Oarauff feinbt benn 1., 2., 3. bie ©djwcbifche
anfommen unb in ber 23orflatt Ouartir genommen
Biß uff benn 6. bito.
2llSbann feinbt fte wiber auffbrodjen unb 23er»
mittag wegmarchirt, aBer Stachmittag bie <hur*
Bat>erifd>e 2lrmee füruBer mard^irt unb benn ©dfwe*
bifefcen nachgefefct, auch £>err OBrift Orud tnüller
wiber in bie ©tatt gelegt worben. 2BaS für große
©efaljr, ©org unb Slngft barBety füruBer gangen,
habe i<h, atä ber ich nodj baS 23urgermeifterampt
getragen, wol empfunben unb innen worben.
Oett 13. Staff ift £crr OBrift Or u cf rnüll e r
aCfererfl oon ^ier Wegmardjirt unb ben 2. 3>u,lU
bie ganfje ^urBat)crifc^e 2lrmee uffgebrodfen unb
mard)irt unb f>ernad>cr benn 27. 3Sunif ha* §err
©ommiffariuS 23reuner ^ier abgerechnet.
2lbi: 1. ^ulii. ^pierauff ift mir nach alt ge>
Wörtern Steutlinger 23raud) (bamit ich nid^t auß
ber ©ewonheit ferne) an ©tat einer Oancffagung
ein jimlidfer ©djimpff wegen ber 2Bifen in Un*
falben wiberfahren wegen beS Befteinten 2BegS über
folche 2öifen. ^>aBe beßwegen ein ganfj Leibgericht
hinauf ju führen unb ein StahtöBefchaibt barüBer
Begert, Weldjcr bann benn 8. 3>uli} eroolgt unb ich
bie Urtheil erhalten, wie bie 2l6fchrift berfcIBen
außweifet.
9>n bifem $ar ift auch wein 8utt ^reunbt unb
©djwager ^err $acoB 21 i d) e l i u geftorben, 23ogt
ju ©omeringen.
(Lortfefcung folgt.)
5t e umtffemßetö. Pfarreien bes cSaitbliaptfete J>cd)iuö?it ßt$ <juv ^Uformaftoit
Bon Dr. 5. Jofenliane.
(Lortfe|uug unb Schluß.)
3»ntmenhaufen Befttjt eine frühgotifchc
Kirche, eine föaplanei Beftanb nie bort.
2ß a n f h c i m. Oer 5tird;enheilige ift unbe*
Tannt, ber ©fjor Ber ßirche ftammt Oom ^alire
1497. ©in OrtStcil l;eißt Räppele. Oie Ootcn
Würben Bis 1784 in Stahringen Beerbigt. OaS
ßaplaneibencftjium würbe 1489 oon ©eorg »on
©h'ngen mit ©utheißen beS 2lbtS oon 23ebenhaufen
gejtiftct unb botiert. Kaplan war 1532 StemigiuS
^mtjel oon Stottenburg, in OüBingcn immatrifuliert
1515, 25. ©eptember, präfentieit burch Stubolf
oon ©hingen.
O h nr e n h a rt f e n. Hapette ©t. StifoIauS unb
Staria, 1364 wirb eine ©ült an ©t. StifoIauS unb
ben ^eiligen beS ©otteShaufeS ju Ummenhaufen
Oerfauft. Stach einer 23eftitnmung oon 1443 hatte
ber Pfarrer oon SJtähringcu in Ohmenhaufen
Wöchentlich eine Steffe jit lefen an einem SBerftag.
1492 errichtet ber Stat oon Steutlingen mit ©e=
nehmigung beS 5KoflcrS Pfullingen unb beS Pfarrers
oon Stahringen in Ohmenhaufen eine eigene Äaplanei*
pfrünbe, „bamit bie genannten Seut befter Bequemer
unb mit rüwigen rainen ©emiet unb ^erfcen ® ott
bienen mögen." Oer OrtSfaplan ^atte aBer auch
Lunftionen in Stahringen; Oaufe unb 23egvaBni$
BlieBen in Stahringen. Oie Äaplanei würbe burd)
©rtragniffe eines ben Steutlingern gehörenben J^ofS
unb eine Steihe oon ©runbftüden unb ©i’tlten auS»
geftattet, baS Patronat hatte Ber Stat oon Steut«
lingen (Steull. ©cfc^BI. 1890, ©. 30). Oie bifchöfl.
23eftatigung ber ©tiftung erfolgte am 19. Oft. 1492
(confirmatio ad summum altare capellae villae
Umenhusen sub parochia Moringen uff den
Herdern vulgariter nuncupata in hon. B. M.
Y. et S. Nicolai ep. consecratum per providos
magistros civium et consules opidi Rutlingen
dotatum). 21 m 20. Stoo. wirb St. SubooicuS
Sennbing inftituiert, präsentiert burch Bie ©tifter,
in Oi'tbingen immatrifuliert 1488 , 13. Starj.
Luduicus (Lending dictus) Scholl de Rut¬
lingen, bacc. Friburg., Mag. art. 1492; unter
ben föaplünen in Steutlingen genannt, bie bei ber
alten Steligion bleiben wollen, 231. f. w. Ä.gefd). 1888,
©.88. ^erg 23efaty ocrjichtet 1522; in jpeibetberg
immatrifuliert 1517, 4. Oft. Georgius Bouey ex
Rythlingen d. C., bacc. art. viae antiquae 1518,
16. Stoo. ©eorg 23ofat; (23ooat oon ©ßlingcn?),
Pfarrer oon 23cfjingen , iibergicbt 1540 bem Stat
oon Steutlingen als 23erwaltcr bcS Kapitels Steut*
lingen beffen 23ermögen unb forbert eS Bei beffen
2Bicberherftellung 1556 wieber juriief (23eger, Stuvab
fapitel 25, 118).
23 e f i h auswärtiger 5t l ö ft c r unb
itircben. 23e6enhaufeu: ^onrab ©rüfeler
giebt 1276 2lccfcr unb Söiefcn in Störingen unb
Utenbrud (2Ö. ^ahrB. 1855 II, 177), ügl. Äonrab
©riicfeler, ©tabtläufer unb 23ürger ju Steutlingen
1482—91 (Steutl. @ef<hb. 1892, ©. 92). ftiini
unb Ulrich Shnntann oerfaufen 4. Stärj 1379 an
^lofter 23eBenl)aufen ihren 6. Ocil an ber 23ogtei
^u ^)hnieuBaufen (Ummenhaufen) um 12 ß geller
(Steutl. ©efchbl. 1890/91, ©. 89). ©erung Ouffeli,
23ürger ju Steutlingen Oerfauft am 21. ^an. 1398
mit 3ufhntmung feiner Schwiegermutter ©uta Saftin
Das heilige Grab in der Marienkirche zu Reutlingen.
Die Engel mit dem Schweisstuch an der Vorderseite des Baldachins.
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Die 4 Tragsäulen des Baldachins.
73
itnb PMlbelm Söalfer« al« näcbßer antoefenber
Rtuttermagen fettieö noch minberjabrigen Äinbe« an
ba« Äloßer Pebenbaufen 32 £>erbßbübner unb
2V2 [faßnacbtbübner ©ült, twctd^c er bisher au«
ben einß £>einri<b »on Pßittlingen gehörigen ©ütern
be« Äloßer« ju Obmenbaufen bejogen batte, um
20 rb. fl. (SÄeutr. Oef^bl. 1897, ©. 12). ©eorg
»on ©hingen fauft »on bem Äloßer 1482 ben £of
©cf mit bem Ootfe ©anlbeitn (/poljberr, ©cfd).
ber Reich« freiberrn »on ©hingen, ©. 147).
Pfullingen: 1301 Seil ber Pogtci in
ÜJtabringen, Purg, Seute unb ©fiter; 1338 ©fiter*
fauf in SRabringen; 1449 großer 3e^nte, Äircben*
fafc, Purgßall, Seil ber Pogtei unb be« ©eriebt«
in SRäbringen »on ©itel Äraft »on ©amerf<bt»ang
getauft; 1450 ^nforporation ber Kirche; 1452
26. 9lpril ein Seil be« Ort« »on ©berbarb Pedß
»on Reutlingen getauft; 1471 bie Pogtei über ba«
S>orf mit bem Äircbfpielgericbt bem ©rafen ©ber»
barb von PBürttemberg itberlaffen gegen Befreiung
»on ©teuern, Sienften, Pefcbtverben, Jägern unb
Ueberlaffung ber ©ebafc in be« Äloßer« ^ofraum;
ba« Patronat nad) 1515 im Pefifc be« Äloßer«
(Reutl. ©efcbbl. 1892, ©. 54).
Plaubeuren: f^rtebrid^ Pedft erbalt 1323
»on 5lbt ©ottfrieb »on Plaubeuren ben Plaubeurer
Jpof halben ju Phngbeim (05l.*Pefd)r. Süb. 483).
Oie ültinoriten in Reutlingen be*
ßfccn 1351, 27. Oftober eine ©ült au« ^ermann
Pani« Jpau« ju ^mmenbaufen. 1470, 15. 3Rärj
»erlauft ©berbarb Pedft ber altere, Pürger ju
Reutlingen, an ba« OranjiSfanetfloßer in Reut*
Iingen 17 ß JpeHer ©filt au« einem Paumgarten
in üöanfbeim um 14 rb. fl. (23. 53j[bre^- 9t* I,
433, 436).
Oie Slugußiner in Subingen »er*
taufen 1431 bem ©pitat in Reutlingen £>eflerjin«
au« ©fitem in Obmenbaufen um 15 ß. 1481
»erlaufen bie Slugußiner ben ^eiligen ju Obmen*
baufen 2Vs ß geller ©filt au« ©fitem ju Obmen*
Raufen (Reutl. ©efcbbl. 1893, ©. 69, 82).
Äloßer Offenbaufen: 1415, lO.Slprß
tommt 4?ainfc Untrer »on ^mmenbaufen (Obmen;
baufen), Pürger ju Reutlingen, mit bem bloßer
überein, baß er ben Seil feine« Sehen« ju £mmen*
baufen, ben er nicht an ben ©runer »on £umen*
baufen öerfauft bat, um 1 ß $eQer jährlichen 3in«
bauen foH. 1432, 19. üttärj [teilt Penj ©ruoncr
ju llmmenbaufen einen ©rblcben«re»er« au« um ben
bortigen $of unb ©ut be« Äloßer« (Reutl. ©efcbbl.
1892, ©. 14, 92).
©t. Peter in Reutlingen: ©berbarb ©echt
ßiftete 21. SRarj 1386 ju einer einigen Pfrünbc
unb einer etnigen SReffe für einen Prießer auf ben
Elitär ber ©t. Peteröfircbe in Reutlingen 15 ß geller
©elbe« au« 3 Jpöfen ju ^ettenburg, 1 ß geller
au« einer SBiefe ju llmmenbaufen (Obmenbaufen),
»iertt;alb ©cheffei Äorn, ba^ 2Bcfcn, halb -Jpaber
unb ftebentbalb ß Jpetter ©elbe« au« bem Älettinbof
in ©febingen (©runbßodf ber Pedjtfcbett Familien«
ßiftung. Reutl. ©efcbbl. 1890/91, ©. 104).
3 t» i e f a 1 1 e n. Rubolf »on ©hingen »er*
taufdft 1521 ba« Patronat ber Äaplaneipfrünbe ju
QBilftngen (051. Rtunßgen) an ba« Äloßer gegen
beffen £>of ju Pknlbeim (^oIjberr a. a. £*• 151).
Äufterbingen.
Oen Ätrcbenfab befaßen bie Pßuin »on Äußer*
bingen al« Sehen ber Herren »on ©töffeln. 1319
t»ar er im gemeinfamen Peßb ber ©vfiber Johanne«
unb Heinrich Pßume »on Äufterbingen (©d)mtb,
Pfaljgr. Urf. 227), 1331 belehnt 9llbre<bt »on
©töffeln bie Sörüber Johanne« unb £>einri<b, Heinrich
feligen ©ohne, mit bem Äircbenfafc (a. a. O. 228),
1392 belehnt ©unrat »on ©töffeln »on ^ußingen
£>an« unb Sllbredß Pßum »on Äufterbingen, £>anfen
feligen ©ohne, mit bem ßirdenfab, 1414 belehnt
Oeinricb »on ©töffeln »on 3ußmSen ^>ainb Pßum
»on föufterbingen, ^>ain<jen ©obn, unb £)an« unb
Rlbredbt Pßutn »on Hußerbingen mit bem Kirchen*
fajj. 1449 belehnt ©t)tnon »on ©töffeln, ffreiberr
ju ^ußingen bie »eßen Änedfte ^einricb »on Äußer*
bingen, ^»aintjen ©obn, unb Äunrat »on Äußer*
bingen, Raufen »on Äußerbingen ©obn, bie man
nennt bie Pßutne, mit bem Äircbenfatj unb 2Bibem
(a. a. O. 228). 1456 »erlauft »or bem Rott*
meiler £ofgerid)t Äonrat Pßume »on Äußerbingen
juglcid) im Ramen feine« Pruber« 5llbrecbt Pßum
»on Äufterbingen unb Äonrab 3C&$» ©urger ju
Reutlingen unb Jr>an« $engß ju Äufterbingen al«
ißormünber unb Pßeger ber 23rüber ^ainfeen unb
Jpanfen Pßumen »on Äufterbingen an Äonrab Sub
»on Sfibingcn, ben Pertreter be« Sfibinger ©pital«,
ihrer aller Recht unb ©eredßigfeit an bem 3«bnten,
Sibembof unb Äircbenfab um 280 ß. ©leicbjeitig
»erlauft auch ©igmitnb »on 5lß feinen Seil am
großen 3cbu^en an ^en Tübinger ©pital um 230 ß.
©bmon »on ©töffeln, ffreiberr »on SJußingeit eignet
bem ©pital ben erfauften 3ebnten' Söihembof unb
Äirdbenfab, bie bi«ber fein Sehen maren, um ©otte«*
miHen „bierinne angefeben unb betrachtet, ba« bamit
bie Firmen gefpifet unb bie 6 SBert ber ©rbarm«
berbigfeit erfüllt roerben", unb »erjidbtet ju ©unßen
be« ©pital« auf ade ©igenfdbaft, SDlannfcbaft unb
Sebenfcbaft, bie er bi«ber an ben 3cbnien/ 3öibcm*
bof unb Äirdbenfab gehabt bat. ©dbon ba« 3ab^
»orber (1455) batte 5lnna ©öntberin, Heinrich
Äufterbinger« genannt Pailing« PBittoe, al« Por*
münberin ihre« ©ohne« £an« Äußerbinger im ©in*
»erftänbni« mit ihrem Pogt ©iepolt »on Supffen
an £ainrifu« geller, ©tabtfebreiber ju Söbingen,
für ben ©pital ju Söbingen ihre« ©ohne« Recht
unb ©ereebtigteit an bem 3e^n^cn u* f* um
200 ß. »erlauft (Süb. ©pitalardf.). Ra«b ©ebutib,
Pfaljgr. 41 foH 1374 auh her Reutlinger Pfirger
©piegel Seil am Äirdfenfab gehabt haben, »iedeiebt
aber auch nur am 3ebn*cn Reutl." ©efdjbl.
1892, ©. 14).
Äirdbenbeilige iß Rtaria, nach einemlRecbtSßreit
ber £)eiligenpßeger mit bem Äaßenoogt Äonrabin
74
«ufterbinger («onrab ©flum) 1455 ift ba« ©farr*
bau« üom ^eiligen erbaut unb fleht auf ©runb
unb ©oben „unferer grauen", ber teuere Beanf^ruc^t
l!i be«felben oon bem ©Bibern megen. 3)r. ©offert
fhlofj feinerjeit au« einem ©ilb be« b- 3TiidBael
mit ber ^totenmage auf eine 5Rihael«fir<be. £>ie
je^ige «irhe ift 1506 ff. gebaut.
1456 $an« ^)engft oon «ufterbingen fc^enft
feinen £of ju «ufterbingen unfercr I. grau unb
©t. Ottilien unb an ©t. Ottilienaltar in ber ©farr*
firebe ju «ufterbingen. ^ßaute Jrmljmart, «aften*
oogt ber «irhe oon «ufierbingett, empfangt ben
£>of oon bem ©pital Tübingen ju Sehen. 1463
betätigen bie ^eiligenpfleger bie ©tiftung einer
^fabqeit, mirb fte untcrlaffen, fo foö bie ©tiftung
an ben ©pital Tübingen fallen. 1473 Oerfauft
£>an« ©oef, Äivc^b>err Su Äufterbingen, an einen
©ürger eine $offtatt auf ber ©farr gelegen neben
ber ©öibernmiefe. 1482 tauft berfelbe Oon JÜonrab
©omler, Oefan be« ©tift« in Tübingen, 2 ©ulten
in «ufterbingen, bie bi@ber 3U @t. ©laften«pfrünbe
unb Stltar gehört batten (ber firebe auf ©läftberg,
bie ba« ©tift Tübingen 1480 taufte). (Sin auf
biefe ©ülten bezügliche* alter ©rief beö Slbt« oon
©laubeuren mar bei biefer ©ctegenbeit nicht mehr
aufjufinben. 1485 mirb bie Kirche bem Tübinger
©pital inforporiert, rna« ©ifdjof Otto oon «onfianj
bestätigt. 1506 mirb eine .gabrjeit ber ©flumen
ermähnt, ju ber eine ©ült Don 30 ©hißtng gehört,
bie ©cbultbei§ £>an« ©Beber au« feinem ©aum*
garten, be« ©flumen ©arten genannt, jmifd^en
unferer lieben grauen oon Reutlingen ©ut unb
ber ©etneinbe liegenb, jabtt (£üb. ©pitalardj.).
Pfarrer: (?) 1374 ^3faff 2llbred)t ©enfeler
oon Reutlingen, ©eft^er eine« SOeil« be« 3e^ten«
oon «ufierbingen (Reutl. ©efhbl. 1892, ©. 29).
Johann (£>an«) ©oef, 1473 Äircbbetr, 1474,
16. 3>uni al« Oefan be« Kapitel« ^ec^ingen be*
ftätigt, oerjicbtet Januar 1483 unb gebt nach
©teintjofen, mo er 1484 micbcr oerjicbtet. Heber
eine ©tiftung für ba« Kapitel Thingen berichtet
ba« ©ruberfcpaft«bucb in folgenbem £)ed)inger Satein :
Domini Johannis Bock antiqui decani rectoris
ecclesiae in Custertingen parentum fratrum
sororum benefactorum, qui sano corpore obtulit
quinque libras hallensium, ut quinque solidi
perpetui census emi debent in hunc finem,
ut qua die fraternitas celeberrima celebratur
in loco capitulari Messing, et Heching. came-
rarius lumina comparare debeat confratribus,
ut duo officia candelis accensis altarium visitare
possint. 1486, 29. Rooember beurfunben SDtartin
Rtörfer, ©rior, Johanne« Gattin, sacrae theol.
Baccal., griebrih ©opp, ©ubprior unb bie übrigen
«onoentualen be« 2luguftinerflofier« in Tübingen,
bafj ,£)err Johanne« 23ocC , oormal« Seutpriefter in
«ufterbingen, ihnen 5 rb. fl. jährliche 3Difen Oer*
mad)t habe. 3um Oanf bafür merben fte fünftig
singulis quintis feriis in ihrem «lofier eine Rteffe
de corpore Christi ober eine anbere, hoch mit ber
«ollefte pro corpore Christi unb jebe« $alj* ein*
mal am 3. oor ben Idus Septembris in ©er*
binbung mit bem igabrtag be« Heinrich Röfj (?)
für ben ©tifter ©oef unb feine ©Item ©ecbtolb
©oef unb 3lgne« einen $abrtag halten. ©Benn ber
©otte«bienft in ihrem «lofter einmal aufbören foHte,
fo follen bie 5 fl. einem anbern «lofter ober einer
Kirche ju gleichem 3Wfd jugemenbet merben nach
©rmeffen ber ©rben be« 3ob. ©oef (Reutl. ©efhbl.
1893, ©. 82). 3ob. ©oef mar ber letzte eigentliche
©farrer, rector ecclesiae; ihm folgte 1483 al«
vicarius ecclesiae ©eorg ($örg) ©odf oon ©alm,
accollitus (Slfolutb) ber 5)iöjefe ©peper, bi« 1506,
mol)l ein ©ermanbter Johann ©odf«.
£an« ©ur 1506—20 nah ©ültbriefen be«
£üb. ©pitalarhio, in Tübingen immatrifuliert 1502
Johannes Pur ober 1499 Joannes Bauerus
ex Kirchen.
g r ü b ut e f f e : ©eorg granf f 1490.
©eorg Supfrib oon ©igmaringen, in Tübingen
1485 immatrifuliert (Lutfrid), 1490 präfentiert
burdb ©eorg ©odf, ©farrer in «upterbingen , ben
©pital in Tübingen, ©d;ult^ei^ unb ©emeinbe in
«ufterbingen.
©efip auömärtiger « I ö fl c r unb
$ i r h e n : «lofier ©laubeuren feit bem
12. 3abrbunbert (©^.»©efhr. Tübingen 424 ogl.
oben). «lofier ©ebenhaufen: Heinrich SRen*
teöer unb feine ©attin Riehtilb ftiften 1290 ben
©härin«bof in Äufterbingen mit 28 $°cb Plöter
(SDBürtt. Sabrb. 1855, II, 181). Äloficr Äönig«*
b r o n n : Johann ^reh öon Jteutlingen oerfauft
1372 feine ©üter in Äufterbingen um 38 ß geller
an ba« «(öfter (Sftcutl. ©efhbl. 1892, ©. 14).
üJtinoriten in ©eutlingen: 1403, 28. 3)e$.
oerfauft ©olfer £>urnbog oou Reutlingen an 9Bernber
ben ©aber al« Präger ber geiftlihen $errn, be«
©uarbian« unb be« «onOent« be« «lofter« ber
nieberen ©rüber $u Reutlingen 5 ©heffel fteter,
emiger unb jäbrlid) auf SRartini fälliger ©ült au«
feinem £of in «ufterbingen um 5 rb. fl. (2Bürtt.
©ibr«b. R. I, 434). ÜJiarienfirhe in
Reutlingen f. oben, «lofter ©full in gen
oerfauft ©elb au« einer ©liefe in «ufterbingen
(0©.'-©efhr. Reutl. II, 257). 2)ie ©henfung
eine« ©ut« in «ufterbingen an ben ©ropft oon
ÜJi a r h t b a l für be« ftlofter« «apelle unferer
1. grauen ju Reutlingen, bie ©faff «onrab ©albmar
beabfid)tigte, fheint nicht ju fianbe gefommen ju
fein (Reutl. ©efhbl. 1897, @. 36).
* *
©Ba« bie 3flbl ^er ©eiftlihen betrifft, fo maren
bie ©emeinben im lefjten 3abrhunbert oor ber
Reformation febr mobl oerforgt, bie größeren haben
brei ©eiftlihe, ^Dörfer mittlerer ©röfje haben beren
jmei unb blo§ bie ganj f leinen ©emeinben haben
nur einen ©eiftlihen. ©farrer, ©atrone unb ®e*
meinben flehen jufammen, um neue «aplaneien ju
grünben, unb mie in ben ©täbten in biefer 3ek
befonbere ©rebigerfiellen geftiftet merben, fo mirb
75
auh §ier bei neueren «Stiftungen, wie in Döffingen,
Rüdfid)t auf bie Sßebürfniffc ber ©etneinbe unb
nid^t &loff auf ben Altarbienft genommen. ©er»
binbung mehrerer ^3frünben in einer Jpanb fommt
faft nicht mehr oor mit Ausnahme ber UnioerfitätS»
profefforen; bagegen ifl allerbingS Abwefenljeit beS
Pfarrers ober KaplanS oon feiner Stelle nid)t
feiten oerjeihnet. Auh für ßirdjen&auten gefhieht
oiel, ganj ober teilweife »erben in biefer 3eit
erbaut bie Kird)en in Ofterbingen 1522, Rtöf*
fingen 1517/21, ©ronnweiler 1415, Rtähringen
1530, Kuficrbingen 1506 ff., Wanheim 1497;
neue ©loden erhalten Oufflingen 1472, ©önningen
1483, Ofterbingen 1502, Repren 1512 (oergl.
Reutl. ©efhbl. 1898, S. 38 ff.). Soweit bie
£erfunft ber ©eiftlicpen befannt ift, jtnb fte über»
wiegenb auS bem Orte felbft ober auS ber Rad)*
barfcfyaft, namentlich ftctlen Reutlingen unb Tübingen
ein ftarfeS Kontingent. ©ei einjelnen , bie auS
weiterer {Jerne flammen, ift ber befonbere ©runb
i^rer ©erufung noch erfichtlich, fo ift ein Kaplan
in Shalljeim flU« Kempten, währenb gleichzeitig
einer ber Patrone bort Konoentual ift. Seit ber
©rünbung ber Uniüerfttät Sübingen fiubiert ein
großer Seit ber ©eifilihen, bie einen haben bie
Unioerfttat fchon be[ud)t, el/e fte bie ^ßrrünbe er*
halten, anbere geben erft als woljlbeftellte ^Pfrünben»
Inhaber nach Sübingen. ©ei ber RZangelljaftigfeit
beS RamenwefenS ber 3eit fann noch einer ober
ber anbere mehr auffer ben nach ber Riatrifcl nad)*
gewiefenen ftubiert haben. Oa§ ber ©ruchteil ber
ftubierten Pfarrer fo groff ift, baran ift gewiff bie
Rfihe ber Unioerfttat fdjulb, bie überhaupt oiele
Seute auS ber Rahbarfhaft anjog (oergl. Süb.
Stubcnten auö ber Steinlad), Reutl. ©efhbl. 1893,
94 ff.). Auh fonft beftept mand)e ©erbinbung
mit ber Unioerfttat. Oie Pfarreien werben gelegene
lieh als ©friinben für ©rofefforen Oerwenbet: Setup
in Riöfftngen, filier in ©önuingen, ©lantfh in
Oufflingen. 3ehn*en bienen jur ©ermeljrung beS
UnioerfttätSeinfommenS. ©berharb im ©art ha*te
ben Kappenherrn in Sübingen bie ©frünbe oon
ftlorianSberg bei Rtefcingen unb bie Reubruhjehnten
oon Oufflingcn, Oeffingen, ©önningen, Reljrcn
unb ©ültlittgen überwiefen, nah Aufhebung ber
Kappenherren hatte £>erjog Ulrich mit pcipftlicher
©enehmigung biefe ©infünfte für feine Kapelle unb
Singerei oerwenbet. AIS nun Württemberg öfter*
reiepifeh mürbe, übergab Karl V. als ©rjherjog
oon Oefierreich unb £eqog oon Württemberg ju
Ruhen aller armen Stubenten unb berfelben ©Itern
jur ©rgöfcung, Sroft unb ©nthebung biefe ©in*
fünfte Reftor, Ooftoreu unb Regenten ber Unioerfität
Sübingen, bamit in beibett ©urfett (ber Rominaliften
unb ber Realiftcn) Riagifler bie orbentlicpen
Seftionen unb ©peqiticn ben Schülern umfonft unb
ohne AuSgeben einiges ©elbeS lefen unb lehren
(Stuttgart, 14. 3an. 1522. Urf. ber Unioerfitat
Tübingen 128). Oamit war ber Anfprud) ber
Auguftiner in Sübingen abgewiefett, bie fd)on 1520
bie Regenten oon Württemberg um biefe 3ehnten
gebeten hatten, weil ©raf ©berharb beftimmt habe,
baff fte nach Aufhören ber Kappenperrn an bie
Auguftiner fallen füllen, unb nun bie Sängerei auf*
gehört habe unb fte ganj arm feien unb fth am
Klofier unb ©hör oerbaut haben (Reutl. ©efchbl.
1894, S. 11).
©iS in ben Anfang ber jwanjiger ^apre beS
16. 3ahrhunbertS behielt baS Kapitel feinen alten
©eftanb an Pfarreien, bann brachte bie Reformation
eine griinblidje Umgeftaltung beSfclben. Anfangs
war eS aHetbingS nur ein deiner Seit, ber ftcb
oon bem alten ©erbanbe loSlöfte, bie wenigen
©emeinben, Weld)e politifch jur ReicpSftabt Reut*
ltngen gehörten, bie unter AlbcrS (Sinfluff fth halb
entfehieben bem Suthertum juwanbten. Rüt bem
Siege ber Reformation in ber Stabt felbft würben
auch bie abhängigen Oörfer reformiert, fo bie
©farreien ©ronnweiter unb ©omaringen, bie Kap»
lanei Opmenhaufen. 3>n bem rcutlingifhen Orte
Stocfah, baS firhlih ju Oufflingen gehörte, wirb
ein etwas unflarer Swifhenjujianb eingetreten fein,
bis auch ber württembergifhe Rtuttcrort Süfflingen
reformiert würbe. $n ©ontaringen ftarb gerabe in
ber fritifhen 3eit ber Pfarrer, bem Kloftcr ©eben»
häufen gelang eS nicht mehr, einen altgläubigen
Racpfolger einjufefcen, fonbern biefer muffte einem
Reutlinger Kaplan weihen, Weiher ber neuen
Richtung angehörte unb fogar fd)on Oerheiratet war
ober f.h gleich barauf oerheiratete. Oie Kaplanei
in ©omaringen würbe wopl Jur #elferftelle, wenigftenS
war im 17. Saprhunbcrt bis jur Rtitte beS breiffig*
fahrigen Kriegs ein OiafonuS bort.
©iel einfhneibenber für ben ©eftanb beS Kapitels
war eS, baff nah ber Rücffehr ^erjog Ulrich« im
3ahre 1534 auch bie württembergifhen ©farreien
reformiert würben, ©efannttih würbe bie Arbeit
jwifhen Shnepff unb ©larcr in ber Weife geteilt,
baff erfterer oon Stuttgart auS bie unteren Aemter,
legerer Oon Sübingen aus bie oberen reformieren
füllte. Anfang September führte ber £erjog felbft
ben Reformator ©larcr in Sübingen ein unb biefer
begann feine Shätigfeit mit Stabt unb Rmt Sübingen.
2luf ben 28. September würben bie ©eiftlihen beS
9lmteS Sübingen, woju alle württembergifhen
©farreien ^ehinger Kapitels gehörten, in bie
2lmtSftabt entboten. Oort würben ben ©faffen
Sübinger ©ogtei, wie ©larer in einem ©eriht an
ben £>erjog fhreibt, in Rnwefenheit beS OberoogtS
Sigmunb Werter auf bem Rathaus oon ©larer bie
£auptpunfte unfercS heiltQen, ungejweifelten htift*
lid)en ©laubenS oorgehalten unb bann gefragt, Wie
fte fth oerhalten wollen. Oie Pfarrer beS Sübinger
RrntS fheinen feinen bebcutenberen R'tar.n unter fth
gehabt ju haben, ber für ober wiber fprehen fonnte,
aber ben Altgläubigen fam „unberuft" ber Pfarrer
oon ©alingen, ©incenj Jipartweg ju £ilfe, gab für
fte Antwort unb begehrte ©cbenfjeit. ©utwißig
erjeigten fi<h u,lb oerfprahen ©otteS Wort ju
76
prebigen nur fieben, baruntcr bont £>edpinger Äapitel:
DiPolauß ©dpudp, Pfarrer ju Hftßringen, ^oanneß
Dempeufer, Pfarrer ju ©pnnigen, 3>oanneß Supp,
Pfarrer ju Dtßfftngen, miberfpänftig ermiefen fiep
jmßlf, barunter ^oanneß Füel ober Sup, Pfarrer
ju ©fdpingen, 93artolomäuß ^einulrtdp, Pfarrer ju
Oufjltngen, $oanneß Orumerner, 9ßarocpuß ju
S3obcIg^aufen. 9lnbreaß $ifioriß, Pfarrer ju Depra,
Slntponiuß £ßmeffer, Pfarrer ju Offtertingen, be¬
lehnt toom 5lbt ju 93ebenpaufen, ©ebaftian ©tupen*
berger, Pfarrer *u belepnt bon ©berpart
bon $arpffen. Oer Pfarrer bon Jtufterbingen fehlt
in 93larerß 93erid^t (©attler, #erj. III. 93eil. 16),
ebenfo alle £apläne au§er bem bon £>ageHodp.
Oie ©utmilligen toerben junädpft in ihrem Drnte
beflStigt motben fein, bie anbern mürben entlaffen
unb fatiben, mie j. 93. ^ifel, leidet in benachbarten
Patpolifdpen ©ebieten neue 93ermenbung.
Oa eine eigene Pirdplidpe Organifation junädpft
nicpt mehr borpanben mar, mürbe bie meltliche
ObrigPeit mit ber 9Iuffidpt über bie Pfarrer betraut;
einem 93efepl an bie Sßögte in Tübingen (Oberbogt
£anß bon ©ärtringen gen. £mrber, Unterbogt £>anß
Sen§lin) bom 15. Slpril 1535 gegen heimliche 33er»
fammlungen unb ÜEßinPelprebigen ift eine Dadpfdprift
beigefügt, biefelben fotten auf bie Pfarrer unb
9ßräbiPanten ein ernftlidpeß fleißige« 9lufmer?en haben,
maß jeber lehre unb prebige, ob fie einanber nicht
mibermärtig feien — ober eine Ungleichheit halten
ober anberß prebigen — bann baß pur lauter
©bangelium unb ©otteß 2SerP, mie fie fiep auch
fonft barneben mit ihrem SBanbel, Seben unb Sßefen
halten (©attler a. a. O. 33eil. 32). Oie ßaplaneien
unb grühmeffereien, melcpe in ben meiften Orten
bejtanben, mürben aufgehoben, bie bajugepßrigen
Käufer unb ©runbfiücPe mürben bielfadp berPauft,
fo in ben fahren 1537 — 41 in Ouglingen, Öfter»
hingen, Oefdpingen, üttßfftngen (©dpneiber, Def.=
©efep. 21). 5ltß baß Äaplaneipauß in Dtßffingen
famt ©arten 1541 an einen ^ßrioatmann oerPauft
mürbe, bepielt man bie ©epeuer jur Segung beß
3epntpeu unb Fütterung bon fürfilicper ©naben
©dpäferei jurüdf, aber au<p baß Äirdpengut mu§
menigftcnß einen Oeil ber Siegenfdpaften bePommen
paben, benn noep im ^apre 1603 merben SBiefen
ber Äaplanei unb ^elferei bon ber geifiliepen 93er*
maltung in Tübingen berPauft. ©inigeß mürbe auep
für ©dpuljmecfe bermenbet, fo erpielt Ofterbingen,
alß eß um einen ©cpulmeifier bat, 1537 einen Ocil
bon jrnei 5ßfrünben.
lieber bie ©tetlung ber ©emeinben jur ©tn»
füprung ber Deformation ift fepr menig bePannt,
im allgemeinen marett mopl bie Oorfgemeinben ber
Deformation geneigt; biel UBiberfianb mar febenfatlß
nicpt borpanben, fonft mären nidpt j. 18. in Dtßf*
fingen fepon am ©nbe beß 16. ^aprpunbertß bie
Vorgänge bei ©infüprung ber Deformation fo menig
bePannt gemefen, ba§ Pfarrer Dtaper, ber 1558
baß Oaufbudp anlegte, für ben erfien eb. Pfarrer
angefepen mürbe, mäprenb er tpatfacplicp ntinbeftenß
ber brüte mar (bgl. 931. f. m. $. »©efep. 1894,
62). 9lm epeften ift nodp bon Ofterbingen etmaß
ju beriepten, nur ba§ piev bie Ueberlicferung teil»
meife in fagenpaftem ©cmanb auftritt. Dacp ber
jErabttion foH ber Heinere Oeil Ofterbingenß linPß
ber ©teinlacp eine jeitlang Patpolifdp geblieben fein,
fpater aber naep Dottenburg gejogen fein ; in ber
Opat finb mandpe Familiennamen mie 9ßiedp unb
2Budpter beiben Orten gemeinfam. ©an* apnlidp
erjäplt Or. ©iefel bon Dteifelpart bei Oettingen,
bie Füialiften paben am ^alrntag nicpt burep ben
angefcpmotlenen Difdpbacp nadp Oettingen gelonnt,
ein Oeil pabe beßpalb bie jur ©egnung beftimmten
Halmen in ben 93adp gemorfen unb fei nicpt mepr
nadp Oettingen gelommen. ©pater feien bann bie
Deugläubigen nadp Ofterbingen unb 93obelßpaufen,
bie ^atpoliPen naep Oettingen gejogen. ltnjmeifel»
paft fagenpaft ift, ba§ bie Deugläubigen bon Öfter*
hingen, um bem 93ruberpauß Oettingen fdpulbige
Abgaben loß ju fein, in einer Dacpt bie SDßndpe
überfallen unb erfdplagcn, baß ©ebäube angejünbet
unb atleß geraubt paben. UrPunblidp ftept feft, ba§
bie Dtßncpe famtlidp freimiHig baß 93ruberpauß ber»
liefen unb teilmeife fiep mit fölaußnerinnen ber-
peirateten. Oie ©ülten beßfelben, eine Sßiefe unb
einen 9ßalb in 93obelßpaufen napm 953ürttemberg
an fiep (93iprßp. D. F. I, 23 f.). Pfarrer in
Ofterbingen mürbe F* Pfeifer1), eine offenbar nidpt
ganj paffenbe ^erfönlicpPeit, bie in feinem (Sifer
biel ju meit ging unb auf ber Äanjel fidp arge
©efdpmacflofigPciten erlaubte; alß er nadp ©rfdpeinen
ber Äafienotbnung (1536) in ber peftigften Söeife
auf ber ßanjel über bie meltlidpe ObrigPeit loßjog,
mürbe er megen aufrüprerifdpcn ^rebigten in Tübingen
gefangen gefept (©cpneiber, Def.*©efdp. 51, 55).
Oaß 93eguinenpauß auf bem Ofterbinger 93erg foH
fepon 1523 abgebrochen morben fein unb bie
93eguinen in ben 93taubeurcr ^>of in Tübingen ge»
jogen fein (93fhrßp. YIT, 163); nadp 93offert
(Interim 85) müffen fie fidp mäprenb beß ^ntcrimß
mieber in Ofterbingen eingeniftet unb bort ein
armeß, oaterlofeß Dtäbdpen, ipre 93iepmagb, berebet
paben, bie ©elübbe abjulegen. ^m 3fapre 1565
oerPaufte bie geiftlidpe 93ermaltung Tübingen bie
©üter beß 05fterleinß auf bem 23erge an bie @e*
meinbe Ofterbingen ; oon biefer mürbe bie ßirdpe
abgebrochen. Orei gemefene 93eguinen mürben mit
©elb abgefertigt (©t. 2lrdp.). Oaß 93eguinenpauß
in 93obelßpaufen, baß mie fafi alle 93eguinenfamm-
lungen in ber lepten 3e*t SDittelalterß ber
brüten Degel beß p. FranX^luS folgte, löfic fidp
ftiüfcpmeigenb auf, baß ©ebaube erpielt bie Pfarrei;
baß in Opalpeim bagegen patte eine längere Oauer,
einjelne feiner ^nfaffett lebten burdp baß ganje
16. ^aprpunbert, bann jog bie ritterfdpaftlidpe ©utß*
!) Pfeifer gepörte ju ber in Dfterbingen japlreidp
angefeffenen Familie ©röpinger unb mar , mie bet
Sericpt beß Sübinger UnterOogtß peröorpebt, oermanbt
mit bem Deutlinger 93appierer, ber ben 9lcpalmer 93urg*
oogt erftoepen.
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herrfhaft betreibe ein (©höit, 331. f. tu. $.«©efd).
1890, 84). üftit ben 3ntcrim«prieftern machten
bie ©fterbinger fd^Iecbtc (Erfahrungen , in bem
Sifitation«bcriht ton 1551/52 wirb gcflagt: ju
Ofterbingen hot ber 3De§pfaff eine Äonfubine, bie
ihm ein Äinb gegeben, nach ihrem ©ob hat er
eine anbere $u jt<h genommen, er lebt im Wirt«?
hau« toll unb ooü mit ben Säuern unb geht ge?
meinlih au« bet $ird)e in« Wirt«hau«, au« bem
Wirt«hau« in bie $?ir<he (<Sd)neiber, jO£>eol. ©tub.
au« SBiirtt. 1884, 165). Sitter flagen be«halb
fieben Ofterbinger Sürgcr mit einer Slnjahl „©ut?
herziger“ in einer (Eingabe über bie „Opferpfaffen",
Wcld)e ihnen ber Slbt oon Sebenhaufen gefeijt unb
bie mit argerlid)cn, unehrlid)en Weibern unb Äcbfen,
auch weinfühtig leben unb fic mit ber Srebigt unb
bem Slbenbmaht toerfürjen, ba« fte unter einerlei
©eftalt mit gutem ©ewiffen nicht empfangen fönnen,
obgleich ihre ^rieftet behaupten, ba« 2l6enbmahl
auch in biefer ©eftalt fei ein ooÜfommene« unb
ganje« unb oon ©^rifto fo ben Saien ju (Smmau«
oerorbnet. Obgleich nid)t alle in Ofterbingen fth
baburd) bcfchmert fühlen, fo bitten fte bod) um einen
Srabifauten (Soffert, Snteriin 104). ®ana<h muß
e« in Ofterbingen bamal« noch eine altgläubige
Partei gegeben haben. ©oldje werben e« gewefen
fein, bie noch jum her^Öen Seit in lehren wall?
fahrteten, toa« burch einen (Erlaß toom 17. Slug. 1554
oerboten würbe, ©agegen fcheint ba« Wallfahrt«-
bilb in ©ha%im, ba« erfi in neuerer %iit auf
©dhlo§ Sichtenftein fam, feinen Slnfloß erregt $u
haben.
Son ben Slbeligen ber ©egenb fhloßen ftch bie
Werter oon SDußlingen fofort entfdjieben ber De?
formation an. ©er alte Dubolf oon (Ehingen, ein
politifd)cr ©egner $erjog Ulrich«, blieb bi« ju
feinem ©ob im Sahre 1538 fat^olifc^, fein ©oj)n
©eorg trat erft 1559 ü6er unb fefcte einen eüange?
lifhen Pfarrer in Kilchberg ein. Sn Wanfheim
bagegen fcheint unter württembergifhem (Einfluß
gleichzeitig mit Württemberg bie Deformation ein?
geführt worben ju fein, ©er Iefete ber sperren oon
gürft in Oefchingen, $an« Äonrab, f^reibt im
3ahre 1549 an ben Ditter fanton Decfar*©4>»arj?
walb, er für feine Sßerfon bleibe bei ber ©eflaration
ober Interim, fo toicl er baoon üerftche, wolle fich
auch nicht oon gemeinem Slbel unb Ditterfhaft
trennen, unb 1551 wieberholt er, er fei bei ber
alten Deligion geblieben; benfelbett Sefd)eib geben
auch feine Serwanbten unb (Erben, £an« Soadjim,
<panö Seit unb Wolf ©ietrich üttegenfccr oon
borf (ogl. ©taat«anj. 1895, Seit. 204). Stuf
Oefchingen hatte bie« weiter feinen (Einfluß, ba bie
$ürft niht ba« Patronat hatten unb ihr Sefif3 in
Oefhingen wiirttembergtfhe« Sehen war. $n bem
erften ber erwähnten Sricfe an ben Ditterfanton
fpriht aud) £>an« Äonrab nur oon feiner ^ßfarrci
fühlen, bie ihm jebod) Ocfterreih ftreitig mähte,
aber nicht oon Oefhingen. ©ie Herren oon Ow
in Oefhingen unterfhieben fih in jener 3eit faum
mehr oon ben gewöljnlihen Säuern; oon ihrer
©tellung jur Deformation ift niht« befannt, fpäter
waren fte eoangelifh« (Sberharb oon Karpfen fhreibt
1551 an ben 9lu«fhuß be« Ditterfanton« : in feiner
Sfarrei ju ©ha^c‘m holte er nid]t allein ba«
Interim, fonbern auh alle hriftlihe Orbnung mit
Srebigett, SDeffclefen, Dihten unb ©aufen ber alten
fatholifhen Kirche, ©abei wolle er bie übrige 3eit
feine« Seben« bleiben. Dad) bem ^3affauer Sertrag
wirb fih bie« halb geanbert hoben, um fo mehr,
al« niht ganj ©halheim bem Karpfen gehörte; bo<h
würbe nod) aut 28. $anuar 1555 ber oon (Eber*
harb oon Karpfen präfentierte Soattne« Sercfhmann
clericus coloniensis (alfo minbefien« ein Snterimift)
beftätigtj bamal« muß erft ber 1534 genannte
Pfarrer ©ebaftian ©tufcenberger geftorben fein. Dah
bem Sogtbud) oon 1584 hoben bie oon Karpfen
wegen ber württembergifhen Untertanen innerhalb
18 fahren, wenn fte einen Sfarrer angenommen
unb gen ©halheim oerorbnet, ihn gen ©tuttgart
jum (Spamen gefhidt, obgleid) e« früher niht
gefhah (©t.«2lrh.)*
Sei ber Deuorganifation ber eoangelifhen Kirche
Württemberg« würben bie Sforreien be« Sanb?
fapitet« J^ehingen ber ©pejialfuperintenbenj ©übingen
jugcteilt. ©ie reutlingifhen Sfarreicn Sronnweiter
unb ©otnaringen würben in ben Serbanb be« Deut?
linger Kapitel« aufgenomtnen, ba« auf Setreiben
§erjog (Shriftoph« 1556 wiebererneuert würbe.
10. ©heophtlu« (©ottlieb), geb. 8. San. 1545 in
Deuttingen, würbe 14. gebr. 1565 SDtegifter in ©übtngen,
bann fanjleiabüofat in Stuttgart. (Er heiratete I.
29. Slpril 1512 in ©tuttgart Sölargarethe, ©odjter ©eorg
0 h e f i n ’ § (niht © t e h l i n), Sürger« in ©tuttgart
(geb. 15. 2Kän 1547, f 10. Sluguft 1573), II. 25. SWat
1574 ju Seonberg Srigitte, $ohter be« Sohonne«
©t eh litt, ©tabtfhreiber« bafelbft (f 7. Dtärj 1598 ,
I IT. 4. STiärz 1600 SDcartha, 2od)ter be« gelip Raufen?
b a h e r in ©tuttgart (f 5. Suui 1632). Stu« 2ter @he
flammten l ©ol)n unb 3 Swdjter , oon beuen ©ofte
13. SJtai 1605 in ©tuttgart Sohanne« ©an neu?
ritter, $anunergeri<ht«fcribent (t 27. ß-ebr. 1620,
in ^tentftnöen.
©rnt dfiionlmr Sdjim.
(gortfehung.)
abenb« um 6 Uhr) heiratete. Slu« 3ter ©he flammte
ein ©ohn ©hriftoph , geb. 30. Sali 1601, ©eriht«?
oerwanbter in ©tuttgart, oermählt I. ©eptitagefimae
1620 in ©tuttgart mit Stnna SJiaria, Sohter be« ©e?
riht«ferWanbten ©aniel 28 e i fj g e r b e r in ©tuttgart,
28itwe be« ©imon Oeberlin, Ur. med. ju Sftenf}?
heim (f 1636), II. 11. Sa© 1636 Slnna SDaria, 2Bitwe
Sohann Saco'b« S u r 5 h 0 n , ©tabtfhreiber« in Sann?
ftatt, wieberüermählt 10. f^ebr. 1612 mit 2Ubred)t
Stt a f f 0 n. 2lu« erfter ©he flammten 3 ©ohne unb
üermutlid) eine Xohter Sinne SDarie 21 u l b e r au«
©tuttgart, geb. 1627/28, f 6- ®ej. 1669, Oermählt mit
Sol)ahn Socob 28 it h e r e r , ©tabtrat unb Kaufmann
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in Körbltngen (t 14. Suni 1682 int 65. 3-), 3lpnfrau
ber fatpolifdfen greiperrn S u p e r e r b o n § u I b e n*
f e l b in Oefterreip.
Kon ben 3 Söhnen war:
a. SKattpäuS 25. 3tuguft 1628 in Stuttgart.
®r befugte bie IateinifcE)e Spute in Stuttgart, burp*
lief atte klaffen, war bei 2 Sauren ber erfte unter ben
Spülern beS SßäbagogiuntS. 8 3a^re alt warb er
SBaife. Kap 2maligent Sßfingftejamen ju Stuttgart
Würbe er 18. SKai 1644 bermittelft f d)riftlic£)er Obligation
als fürftliper SilluntnuS inS Stipenbium ju Tübingen
rezipiert, erlangte nod) 1644 primam lauream. Sieben
bent Studio philologiae -griff er nttp philosophiam an.
2tnt 4. 3luguft 1647 Würbe er nap am 25. 3uti getjal*
teuer öffentlidjer TiSputation de constitutione meta-
phjsicae magister philosophiae. ©r trat nun baS
Studium theologiae an, eingeben!, Wie feine SKutter ipn
bon gttgenb auf bajtt gewibmet unb „in ihrem Tod¬
bett ihm solches hertzbeweglich eingebunden“ t)atte.
9lm 3. Tej. 1648 würbe er hont ©onfiftoriunt ad exameu
theologicum citiert unb hierauf junt exercitio concionandi
in ber §ofpitatfirpe in Tübingen jugetaffen; am
20. gehr. 1649 Tiacon ju Kalingen, hon wo auS er
neben bent gilial Ipefelwangen bie Sßf artet ©rjingen
berfepen unb babei fonberlid) in ber SBinterjeit m and)
Ungemacf) übernehmen. Kon SKärj 1649 bis gebr. 1651
Wirfte er hier, bann würbe er Pfarrer in Sinterlingen,
031. Balingen, 22. Oft. 1652 Pfarrer ju Kenningen,
12. Sept. 1662 Pfarrer unb Spejialfuperintenbent in
Keuffen, 10. Sept. 1669 Pfarrer unb Spejialfuper inten*
bent in Saiblingen, 20. Ott. 1675 Tefan jü Saiblingen,
aup befigniert jur Prälatur 3lbelberg unb ju benSanb*
fpaftSberfantntlungen unb *gefpäftenbefprieben, 16. SKärj
1680 Prälat bon SKurrparbt unb I^ncobi 1688 Prälat
bon §irfau. 3m 3apre 1689 mußte er 3 SKai mit
ben Seinigen wegen napenber Kriegsgefahr fliehen mit
großer KefpWerlipfeit unb Kümmernis, ©nbe Sep*
iember ober Anfang Oftober 1689 tarn er jur Seffion
in großem 3tu3fpuß bei ber 2onbfpaft nad) Stuttgart.
Schon biele 3apre war er mit bent affectu asthmatico
befd)Wert. 19. Oftober erfranfte er. 3« ber Kapt nod)
bor Sonntaganbrud) fant er burd) ein ftarfeS „Gefräst“
int Kupebett, gleich barauf burd) unmäßige §ipe, eitb*
ließ burp einen „Stecktluss“ in TobeSgefapr. 3tnt
21. Oft. halb nad) SKitternapt ftarb er unb Warb
24. Oft. in ber Klofterfirpe ju §irfau begraben. ©r
heiratete I. Trinitatis 1649 ©fjriftine, Topter be§ Pfarrer?
©priftopp SK ö g I i n g in Stettheim unb ber 3lnna
SKaria Stauben m aper, geh. 1629 int Klofter
KönigSbronn. Tiefelbe patte bie ©Item früh berloren.
„Weil ihr Waisenstand in die höchstleidige Kriegs¬
und Trangsalzeiten gerathen, als hat sie manchen
harten Puff, Ungemach, Angst und Noth erdulden
müssen“. Sie rühmte bie KaterStreue ipreS KetterS,
3opann Silpelm S dp w a r fc, KürgermeifterS 51t Stutt*
gart. 3lnt 16. 3tpril 1666 ftarb fie SKorgenS 4 Upr
früh unb würbe 18. 3lpril begraben. 3Pr ©atte pei*
ratete II. 20. Kob. 1666 3lnna SKaria, Topter beS
3opann ©onrab ©rgepinger, KürgerS unb §anbel§*
mannS in Kenningen.
3tuS erftev ©pe ftantmten 2 Söpne unb 1 Tochter'
bon benen nur SKarie ©priftine geh. 26. Tej. 1657 ben
Kater überlebte. Sie heiratete I. SKagifter 3opattn
3acob KieS, geh. um 1642 in ©annftatt, Pfarrer ju
Kttop 1669, Kenningen 1671—1681, t 1681; II. nach
3l/a jäprigeut Sitwenftanb §ippolpt g u d) S, Kürger
unb SKeßger in SKarbap, SKutter bon 7 Kinbern,
barunter 2 Töpter. 3luS 2ter ©pe ftantmten:
a. 3lnna SKaria, geh. 28. SKärj 1668 ju Keuffen,
bermäplt 9. Sept. 1684 mit ©priftopp fßfaff, Dr.
theol., Sßrofeffor in Tübingen, geb. 28. SKai 1651 in
Pfullingen, f 1720.
b. ©ottlieb (TpeoppiluS), geb. 30. SHpril 1671 in
Saiblingen, War beim Tob beS Katers Studiosus philo¬
sophiae et artium im Stipenbiunt Ju Tübingen, ftarb
febenfatlS früp.
c. gopann ©priftopp, geb. 29. ganuar 1675 in
Saiblingen, war bei beS KaterS Tob SllumnuS im
Klofter SKaulbronn, würbe 8. Sept. 1693 SKagifter,
1699 — 1700 Kepetent, 1700—1705 Tiafon in fieonberg,
war 1708 Sßaftor primarius ber ebangeüfpen Kirpe ju
Krefpurg, 1711—1713 Spejiat beS KlofteramtS Keben*
paufeu mit bent Siß ju fiuftnau, 1713—1724 Tefan in
Kirppeint, 1724 - 1730 KKilat in Iperbreptingen, Oberpof*
prebiger unb ©onfiftorialrat 1727 — 1730, ^ßrälat hon
KönigSbronn 1730-1743 unb ftarb 2. guni 1743. ©r
heiratete ^uftirre Sabine, Tochter SlubwigS £>irfp*
manu, KatS unb Klaubeurenfpen Sßfleger ju ©gingen,
geb. 28. SKai 1681, f 1715. ©r patte nur eine Tochter:
SKaria SKagbalena, geb. 1. SKai 1698, f 8. 3lug. 1762,
bermäplt 15. Kug. 1724 ju Kirdppeim u. T. mit Taniet
SK a i d) e 1, geb. 14. Oftober 1693 in Stuttgart, Sßrälat
51t KönigSbronn, f 21. 3«üuar 1752.
b. § i e r 0 n p m u S 31 u f b e r , §anbelSntann in
Stuttgart, heiratete 9. SKärj 1652 baf. 3Igatpe, Tochter
beS 3tnbreaS Scpneiber unb patte einen Sopn
Sopaun Silpelm 3t u l b e r, Jpoffattler unb Obermeifter
beS SattlerpanbwerlS in Stuttgart, bermäplt 26. 3 uni
1680 baf. mit ©muta Katharina, Tod)ter beS ©ürtlerS
3lleyanber Kiefer, Kater eines SopneS Tabib Ulrid)
31 u 1 b e r , IpanblungSberwanbter in Stuttgart, ber*
mäplt 12. Kob. 1726 baf. mit SKaria Katparina, Tod)ter
beS 3opanneS ^»eppeler, KürgerS unb gelb*, §au*
unb §oljntefferS in Stuttgart. Tiefer patte folgenbe
Kinber : . _
1. SKaria Katparina, geb. 21. Oft. 1727 tu Stutt*
gart (Taufpate: ©priftopp 3tulber, fcofprebiger), her*
mäplt 11. 3tug. 1744 mit 3op. griebriep Scpmibltn
(geb. 31. SDiai 1715 in Kürtingen, StiftSprebiger unb
Konfiftorialrat , f 1183). 3P« Tocpter Sopanna Koftna,
geb. 6. Sept. 1758, heiratete 23. 3tpril 1776 ben ©e*
peinten 3frcpibar Karl griebrid) ©r b e (Sopn beS ^robftS
in Tenfenborf gopann 3afoP ©rbe, geb. in Tübingen,
f 1791), geb. 31. 3uli 1751 ju Keuftabt am Köper.
Kon beffen Kinbern ift 3op«ü«a ©prifliane Kofine, geh.
1789, t 12. Sept. 1825, bermäplt mit bent fgl. württ.
^auptntann Subwig §einrip b. Siber, geb. in 2ub*
WigSburg, f 14. 3lprit 1825 in fcopenafperg, 3tpnfrau
ber abligen gantilie bon Siber. Ter Sopn Silpelm
griebrid) ©rbe, Oberfuftijprofurator (f 19. SDJai 1821
in Ulm), heiratete 3«n. 1805 greiin SKaria Keatriy
gofeppa b. Oberfirp (geb. 23. Kob. 1783 in SKolS*
heim, t Jöerbft 1821 in Ulm). Keiber Topter ©priftiane
§enriette'3tbelpeib ©rbe (geb. 2. SKai 1808 in Stutt*
gart, f), heiratete ben am 1. 3lug. 1807 in SubwigS*
bürg geborenen Sßoftrat 3luguft Krauß. ^Keiber »opn,
ber fönigl. württ. SKajor 3luguft Krau p, ift ben 25. 31prü
1850 in Keutlingen geboren, beritt. 29. 3ȟi 1873 tu
Stuttgart mit ©priftine S p ö n, einer Spwefter beS
KerfafferS.
2. Sutiane SKargaretpe, geb. 23. SKärj 1729 in
Stuttgart (Taufpatin : grau §ofprebigerin 3t lt 1 b e r).
3. ghpattna ©tifabetp , geh. 5. October 1730 in
Stuttgart.
4. ©priftiane griebrife, geb. 1. SKärj 1732 baf.
5. Tabib Ulrip, geb. 14. Tej. 1733 baf.
6. Silpelutine ©parlotte, geb. 28. SKärj 1735 baf.
7. ©prifiitia 9!ofina, geb. 16. 3üli 1736 baf., t l?94,
bermäplt 25. SKai 1756 mit griebrip 3lntanbuS Stod*
titaper, 2anbfpaftSabbofat, geb. 13. Kob. 1731, 1 1813.
8. Silpelutine ©parlotte, geb. 14. 3UJii l^38 ’n
Stuttgart.
9. 9Karia 3lugufta (Sßoftuma), geb. 16. 3uni 1740
bafelbft.
9Bie man fiept, japlen ju ber SRapfommen*
fpaft 31 u Ib e r S gar maitpe ©lieber ber ©efmrtö*
unb ©eifteSariftofratie,
79
©emcrft fet, ba§ aüc Wachfommen be« Wefor*
mator« bie Warnen« form 2t ulb er beibehalten, mol)l
um ft<h t>on anbern gleichnamigen gamilien8) ju
untcrfc^eiben. Wie begegnet im beutfdjen Tcpt ber
Seicbenprebigten bie gortn Silber.
8) W?it 2lu«nabme be« Seremia« 21 it l b e r au«
Sopfingen, ber 25. gebr. 1590 SWagifter in Tübingen
mürbe, begegnet bei ben uid)t mit beni ^Reformator üer*
manbten gamilien 2Uber ftet« bie gönn 211 ber,
nid)t 2lulber (fo bei allen in Wotb, Urlunben jur
©efd)td)te ber llniöerfitäl Tübingen, genannten).
©§ fei pkt nur genannt:
a) Seonbarb 21 Iber, Tiacon in Würtingen 1559
bi« 1561, Pfarrer in SBalbborf 1561— 1567, in Teufen*
borf 1567—85, in Tbalbeini £)2l. Wottenburg 1585 bi«
1599, mobl Sater be§ ^obanne« 21 1 b e r au« Tenfen*
borf, ber 10. 2luguft 1769 SJtagifter mürbe, 1569—1573
Tiacon in SSinnenben, 1573-1579 Pfarrer in ©<barn*
baufen, in llnterenfingen 1579—1590, in ©rüntl)al
1590—1594, in gürnfal 1594—1601. Sn biefe gamilie
geboren metteiä)t bie gorftleute biefe« Wanten«. 2>m
gamilienbefifj befinbet fid) noch ein ßfenftein mit
folgenber Snfdjrift:
17 Joliaun Leonhard Alber 76
Wann der Jäger schiesst, der Hund billt,
alsdann verjagen sie das Gewildt,
so soll ein Christ in seinen Tagen
Welt Sünd und Teufel durch Gebet verjagen.
Ter Urgrofjoater, ©rofjbater unb Sater be§ Jperrn
Wtafor 211 ber maren gorftleute unb führten al«
28appen einen Treib erg. 2luf bem rechten unb mittleren
Serg eine nach red)t« fpringenbe ©etufe, auf bem linten
Serg ein Saunt. 2luf bem §elm bie ©emfe be«
©djilbe«.
gbentifcb mit Seonbarb« ©obn ift Sohann 211 b e r,
Pfarrer in Wiöjjingen 021. £>errenberg 1601—1618,
beffen um 1579 in ltnterbrüber geborener ©opn gol).
Saltbafar 15. 2luguft 1599 in Tübingen Wiagiftec
mürbe, 1605—1634 Sfarrer in Slfingen bei Kird)b<üm
mar, 15. S«li 1606 in Stuttgart 2lgne« gicfer, geb.
14. Wob. 1578, ehelichte.
b) Safob 21 Iber, Kollaborator in Sauffen 1571,
Sräjeptor in 9Wefcingen 1571-1581. ©ein ©obn mar
mobl SSoIfgang 2U b e r au« Wtefcingen, ber 14. 2lug.
1577 Wtagifter mürbe, 1578—1579 Klofterpräseptor tu
König«bronn, 1579—1582 in Slaubeuren, 1586-1588
Pfarrer in Wecfarbaufen, 1582-1587 2ter Tiacon au
ber ©tiftgfirdbe in Stuttgart mar.
c) Sfaac 2t Iber au« Wegen«burg, mürbe 13. 2lug.
1617 SWagifter, mar 1620—1626 Wepetent am ©tift,
1626—27 Tiacon in Jperrenberg, 1627—1635 Pfarrer
in ©iehuingen. ©eine Tochter mar 2tnna Sarbara, Der*
rnäblt 9. Wob. 1647 mit Johann Ulrich § o d) ft e 1 1 1 1,
Starrer in Omen (geb. um 1620 in Kircbbeitu, f 1698).
©ein ©ol)n mar möbl 3faac 2U b e r au« Würtingen,
mobin ber Sater mobl miibrenb be« 30jäbrigett Krieg«
geflüchtet mar. ©r mürbe 3. 2lug. 1653 Wfagifter, mar
1656 1670 Sräjeptor in Weuffen, 1670—75 Sfarrer in
©nnabeuren, 1675—1693 in Söringett. ©ein ©obn
Sfaac, geb. um 1669 in Weuffen, mttrbe 21. 2lug. 1689
Wtagifter, mar erft getbprebiger , bann 1698—1708
Sfarrer in §ol)enacfer, 1708 — 1712 in Sittenfelb unb
heiratete 10. ©ept. 1708 in Sittenfelb 2lnne 2Jtarg.
üft ö g e l i n bon TinfelgblUjl , 2öittue be« Kapitän«
Sol)ann Konrab g e u cb t. ©eine Tod)ter ©briftine
Katharine heiratete 19. 2tug. 1727 in Socpgau gol)ann
©briftof Herbert. Kaufmann in Sietigbeint. Ter
©obn SBilbelnt 2llbred)t 21 Iber, geb. um 1708 in
§obenader, mürbe 1728 SWagifler, mar 1733 — 1738
Sfarrer in §od)berg, 1738 — 1744 in 0berfod)eu, 1744
bi« 1746 in Woftmag unb ftarb 1746. ©r heiratete
1. 22. gebr. 1735 Souife ©opl)ie Siftoriu«, geb.
2. guli 1716 in SSinnenben, f 1741, JJ. ©ufanne
Katharina ©utor, mieberbermäl)lt 30. ©ept. 1753
mit S^rtfliau ©ottfrieb Wicolai, Sfarrer iu 28irn§*
beim (geb. 19. Wob. 1702, f 1783). 2lu§ erfter ©be
ftammten gob- ©b^iftof, geh. 9. Tej. 1736, Wettor in
Süneburg, Torotbee unb Souife Sophie, geb. 22. guni
1741 in Oberfocbett, f 1776, bermäblt 24. 2tug. 1758
mit ©eorg TaDib © di m e i t b a r b t, geb. 24. ©ept.
1727 in Wommetgbad), Sfarrer in £>obenfiaufen, t 1782.
2lu« 2ter ©l)e flammte SBilbelm griebrid).
e) Sobann 21 1 b e r au« Solingen, mürbe 2. fWärj
1659 Wlagifier, mar 1661—1668 Tiacon in Tuttlingen,
1675 1891 Sfarrer in SBinjerbaufen.
f) Tie 2Uber in Würtingen. Tie Tod)ter 2lbrabam«
211 b e r bon Würtingen, Sara, heiratete 23. Trinitati«
1627 §an« Seonarb König.
g) Tie 21 1 b e r in Urad). ©cbon 28. 2tpril 1508
mürbe SWic^ael 21 Iber bon Urad) in Tübingen im*
matrifuliert. Tie Tochter Johann griebricb 21 Iber’«,
©erid)t«bermanbten iu Urad) heiratete 10. 2Jiai 1735
in Kircbbeint u. T. $ob. ®aDib Weinöbl/ Sfarrer
in Wetlingen, fpäter §engen.
h) Tie 21 1 b e r in ©ei«lingen. Wtid)ael u. 2Jtarcu«
211 ber mürben Torotbeae 1504 in Tübingen im*
matrifuliert.
i) Tie 21 1 b e r in Tu&lingen. Sange mar ba«
Saturn in Tübingen im Sefi£ ber gatuilie 21 1 b e r.
Karl Submig 21 1 b e r , Sömenroirt heiratete 2. ©ept.
1803 Wiarie ©ibplle Tepperid), geb. 23. 2tug. 1776
in Tübingen, ©eine ©d)miegertod)ter ift mobl 2HIen,
bie in ben 70ger gabren in Tübingen ftubierten, in
©rinnerung al« Srotolpp einer echten , tüchtigen,
fd)mäbifd)en SBirtin.
(gortfehung folgt.)
Jte ^tuU\n$tx ^Uuofutton vorn 3a§xe 1749.
TBmx ©Ijeoftm: ^diön.
(Sd)lu^.)
füubigte 23uchbrucfer K u r h an einen neuen Wbbrucf
ber 19. Trinitati« 1726 bon ©pitalpfarrer, nach«
c. Johann ^>anbel«mann in Weuts
lingen, heiratete 15. San. 1683 baf. SWaria 9Wagba*
lena £ e 1 b l i n g.
K i n b e r:
a. Sinne SWarie, bermahlt I. mit Jpartmann
gifdber, Slpotbefer in ©üglingen, II. 19. 3an. 1713
mit 3ob. .gacob ßccarb, geb. 11. 2lug. 1688
in ©chornborf, Slpothefer in ©üglingen.
b. 3Wid)aelmar 1725 ©pitalpfarrer (©apler II,
262, 299, 313), 1740 ©tabtpfarrer, 1746 ©enior
be« Wuralcapitel« (Seger, Wuralcapitel ©. 126).
Qrr mar auch ©(hr‘We^er* 16, 18^6
herigem £auptprebiger Wiichael g i f cb er unmittelbar
nach bem großem Srattbe gehaltenen Srebigt. ©ie
zeichnete fleh au« n durch die seltenste, uner-
schrokenste Freimüthigkeit, durch eine tief¬
religiöse Ansicht von Sehiksal, Welt und Zeit,
durch den nachdrücklichsten Ernst und durch
die erschütternde, tief in Mark und Bein ein¬
dringende Kraft der Beredsamkeit“. Ter
Srebtgt mar angehängt „ein kurzer, von Spital¬
pfarrer Fischer abgefasster, urkundlicher,
80
treuer Bericht über die Geschichte des Brandes“
(©eilagc ju Rr. 37 beö SBodhenblattö ton 1826).
(Stiert nod) ein ©pcmplar biefer ^rebigt in Reut*
lingen? 23oit biefem ©pitalpfarrer ift ein anberer,
gleichnamiger ju fd^ eiben, $oh. ßafpar gif eher,
geb. 7. ©cpl. 1726, Rector in Reutlingen, ©pital*
Pfarrer, 1755 Pfarrer in 23ronnmeilcr, toermahlt
14. gebr. 1764 in Seilftcin mit ftunigunbe Souife
# e p n (geb. 19. ©cpt. 1730), beren Rachfommen
2Inred)t an bie Sßeinmann=©tiftung ha,&en* ©eine
Xodjter Riarie grieber. (gcb. 21. 3>uni 1770, geft.
1810) heiratete 23. ©ept. 1793 in Reutlingen ben
Retoifor $ercmiaö $acob ©röjingcr.
c. Johann ßubrcig g i f <h c r, (Senator unb
©trumpfmeber, ber oben genannte S3urgermeifter
ton Reutlingen, toermahlt I. 20. gebr. 1730 mit
9lnna SSarbara £urj, II. 20. 3!um 1746 in
Reutlingen mit SInna 33arbara Jpcgel, geb. 29. 2lug.
1720 baf. (®eren Rachfommen haben Anrecht an
bie 23ocer* unb £cgel*©tiftung.) 9luö 2ter ©he
flammten Rtaria Rtagbalene, ©attin beö ^ol). 3ac0&
Ä u r j, (Sonbitorö in Reutlingen unb 3f°h- Submig,
geb. 31. Oft. 1750 in Reutlingen, Pfarrer in
23ieli(j in ©c^lefxen. Oer ©ohn beö julefct genannten
mar offenbar gif eher auö Sielifc, SRitglieb ber
Oubinger 23urfchenfchaft („ßeipjiger"), ^erfaffer beö
burfdjenfchaftlichen Gtommeröbucheö 1823, ber alö
©pmnaflalprofeffor in S3ielifj flarb. (©cfdficbte ber
Oübinger Söurfc^enfc^aft, ©. 12).
4. £>anÖ ^erg gifdjer Reftlcr hc‘ratete
2. Oej. 1661 in Reutlingen Rnna Rtaria Rt an n.
©eine Rachfommen maren:
£an§ 3fa!ob gifcher,
Judjer, geb. 1653, ©ericfjtSöermanbter, Dberftatt»
redjner, ättefter 93ürgermeifter (Sanier II, 269, 312).
@r Wat Siebener 1684 — 1686, ffunfer 1687, 1688,
1690—1693, gunftmeifler 1699—1702, ©tabtrld)ter
1703— 17U, ©ürgermeifter 1715—1722, 24—25, 2Imt§»
biirgermeifter 1720, 1723, auch günfer 1716, 19, 22,
23, 25 (ß. 21). f 8. Quli 1726, heiratete
I. 91. 91.
II. Slnna 93arb. Knapp, 30. SRai 1687.
I.
2In«a SRarg.,
gcb 14. ftoejembet 1679 in
9?eutlingen, heiratete
I. Xobia? 953 i 1 1 a n,
{präceptor.
II. ©eorg SubW. Segel,
{Rector in {Reutlingen.
II.
2Inna 9Rarie,
heiratete io. SRai 1724 baf.
WattfjeuS KUter,
©pirurg baf.
II.
9JJaria 9RagbaI.
heiratete Cftern i7i2 baf.
Sofef Kienlin,
geb. 4. DItober 1688 in
{Reutlingen.
II.
Sohanu Sacob gifdjer,
Sucher in {Reutlingen, hei»
ratete 1. 2tuguft 1726 baf.
2tnna 3ubithe ©rüninger.
/- - - ^
Sohar.n 3acob fjifdjer,
geb. 1. 9Iug. 1729 iniReutl ,
ihector in iReutl. , ©iafon
baf., fßfr. in Dhmcnhanfen
1771, Unterhaufen 1773,
f 6. SRob. lbo9 (6df)Wäb.
6hron. 1809,607), heiratete
I. {ßhiliphine @Iwert Ct)-
II. Sophie fRegine §il ler,
geb. 15 3an. 1747, f 1828.
— \
3acob griebtich ßonrab
Sifcber,
geb 3i.®eäember 1801 in
Sonau, feit 1832 fProfeffor
in «Bafel, t 14. ®ej. 1853
nach fchwerem Körper» unb
fflemütäleibcn. (Ueber ihn
fiepe D.2I.»33efchr. I., 494
big 495.)
{ßhillppine 3ubitl)e {Regine
heiratete
ScptimuS 93 a n 1 1 i n ,
Dr. phil. , ben betannten
Stbgeotbneten.
I.
Johann ©hriftopl) SiWer,
geb. 24. September 1767 in
tKeutlingen, Würbe 9ßfr. in
93efcingen alias iööringen)
1800, Sonau 1800, Unter»
häufen 1817, refignierte,
f 19. Sej. 1842 in {Reut»
lingen, begraben in Unter»
haujen, heiratete 1801 in
SRittelftabt
©hriftiane ©harf- Slugufte
Knittel,
geb. 24. SRai 1772, f nier
SRonate uor bem ©atten.
(3hre 9Iach!ommen hoben
SInrecht an bieSßeitSRufler»
Stiftung )
© h o r I o 1 1 e ©hriftiane
Stugufte,
geb. 28. Januar 1806,
heiratete 2t. 9iob. 1825 in
Unterhaufen
griebrich Subwig ß a p f f,
Ü'anjieirat in Stuttgart,
gcb. 22. Stpril 1791, f 30.
9tug. tsegi.SJebenhaufen.1)
»i 9toch ein aubereS ©lieb ber gamilie Sapff, Senriette 3ne=
berife fferbiuaube, geb. 8 Sluguft 1784 in 933ittichen, f 10. 3uni 1845
in ©alw, heiratete n. SRai 1813 in {Reutlingen ben 1784 in Sieut»
lingen geborenen 3ohanne3 fJifAer, ©affiaugerber in ©irfau (t 7.
9tprit 1836 in ftirjaui. 91u8 beruhe ftammten: ©hriftiane Souife,
geb 9. Dttober 1821 in §irfau, f Iebig in {Reutlingen, fcenrite Stugufte,
geb. 29. 3uni 1826 in $irfau, t 23. Dttober 1866 in Sangenburg,
al? ©attin be« fürftl. {Reut» unb iiauptfaffabuchhalterS Slug .'pepb
(t 25. ffebruar 1870) unb Äarl ©eorg, geb. 3. Slpril 1817 in Sann»
fiatt, ©hmnafialpräscptor, f 3. 3uli 1874 in fceilbronn, bcrmahlt mit
Souife SRütler au§ iöaefnang.
öcrauöaearben öout Reutliitacr SlltertumSoereilf, unter Rcbaftton oon S^rof. Dr. Söeipenmaicr.
®rud bon ebner & ßieb Raihfolflcr eugen ^u^ler tu Reutlingen. — Serfatibftelie: eugen ©ifenlohr, Reutlingen,
Eeutltnger dSefdjidjtfiülfltter.
IHitteilimgsblatt
bC5
_ Sülrfigauep Ultertunt aber ging.
9fr* 6. fREuflittgen, Booßmber unb ü^mfor 1898. IX. ^afjvg»
^nprttt. Reutlinger ©efcpid}tSqueIIen III, Chronologia Begeriana; perauSgegeben bon SH}, ©cpön. (gortf.
unb ©dptufj.) — SBappenträger in Reutlingen; bon £1). ©dpön. ($ortf.) — 3ur ©enealogie ber Reutlinger
Sramtlie $lemm ; bon ©tabtpfarrer Dr. ÜRaier in Pfullingen. — 53iicf)erf cfjau: £p. ©d)ön, ©efcpidjte ber
S'artaufe ©iiterftein. SDerfelbe , gut ©efcpicpte ber Reutlinger geuertbepr. ®erfelbe, ©efd)id)te ber §erren bon
SBerentoag. ®erfelbe, bie ^lofierpöfe in ber ReidpSftabt Reutlingen.
^teutfinger gjefdJtdjföqueJrett III.
Clironologia Begeriana.
3?um grjlemnal nadr bsr ©riginalfjanbfdjriff pEransaEcjE&En nun ©fjotjfcxtr Sd|btt.
Bunt 5ar 1548 biß
(gortfepung
Slnno 1644.
©altaS Sumpf) baS 1. Rtapl ©urgermeifter
im 2lmpt unb Unberfpenbenpfleger.
RtattpcuS ©eger ber 2. ©taltridpter unb
Oberfteurperr.
©amuel (Siebter, Oberarmenpfleger jtirbt nodp
bor betn ©urgermeiftertag. ©onften trere er ber
Orbnung nad) in baS 2lmpt geFomtnen.
2lbi: 26. gebruarip bep ©Mbererfepuitg aller
©flegfdpaffter feinbt bon mir etlicpc unberfdpiblicpen
annotationes tbegen ber Redfencammer unb Pfleg*
fdpaffter borgebradpt unb obferbirt toorben laut
prctocolli.
2lbi: 16. DJZartii neue ßircpenorbnung , audp
tbegen ber Äinberlepr, ©cebigtftunben unb ©erlefung
beS RadpttnalS angeficlt unb meprercr ©peil bon
mir Bcfdpvibcn tborben.
2lbi: 27. 3>ulip pabe idp tbegen meines ©opnS
Sfopann (Seorgen ^odp^eit mit 2lnna ÜJtaria, 3T2a**
gifter $opann 3(acoB Rofcpen, ©farrperrS ^u
Unber» unb Oberpaufen ©ocpter angepalten umb
2 £ifdp hteitter ju laben unb ein ©cpendfjedp uff
ber ©urgerftub ju palten, ntic bor klaren gebreucp*
lidp gelbefen, toelcpeS alles bon einem erfamen Rapt
oergunt , aber pernadpmalS tbiber, mir ju groffem
©dpimpff unb beeben jungen (Speleutten ju groffem
Radptpeil, jurucFgejogen tborben. jT>ann als uff
ben 9. Sag OctobriS am ÜJiitttbodp bie £)od;jeit
angeftelt unb alle (Saft barc^u gelaben gtbefen, fo
tourt tbegen beS £ern Obriften £>a§langS 5IIS*
perfunfft am 3>n^a9 ben 8. bi{f Rapt gepalten
unb unöttiger 2Bei§ bont £err ©urgermeifter
Sturpen, ber bocp baS 2lmpt nit gepabt, unb ber
SBapt fdpon uffftepen unb bon einanber gepeu toellen,
bife quaestio bon bifer ^todpjeit fürgebracpt unb
ntidp gepeiffen abjutretten, aisbann bifer fcpimpffficp
©entenp ausgefallen, ba§ idp allen über bie 3a^
gelabenen (Saften tbiber abFünben, aucp bie ©cpend*
jecp einftellcn müffen , fo jubor nie erpört tborben.
uff fraß 1650.
unb ©tpluS.)
2tnno 1645.
RtatipeuS ©eger im 2lmpt baS 3. Rtapl unb
OBerficurbertbalter.
2lnbreaS ©aur ber 3. alt £)err.
2lbi: 11. ^anuarii Bin idp neben bem ^errn
©pnbico Dr. 3°Pann Sßenbel (Sur er ju bem
(Sraifctag nacp Ulm beputirt unb abgefcpidft morben.
Uff ©ontag benn 12. bito paben ttmr folcpe 9taifj
borgenommen mit fampt einem Ouartirmeifter , fo
mitgeritten , unb benn 24. pujuS tbiber
glitcflid) peimFommen.
2lbi: 25. 5ebruarii ber groffe 9tapt ibiH benn
3unfftmeiftern bon ben ©dpapungen einjujiepen bom
punbert nur 30 ßreujer geben, lbeltpeS bie 3u»ffl*
mciftcr uidpt einmiÜigen , fonber foldpe (Sparge unb
(Sage bil lieber 2lnbern überlaffen toellen. Oenen
bep ber ÄriegScaffa aber fotle man bon 100 fl.
2 fl. geben, ba fte bocp niemapl mepr als 25
©apen begert ober geforbert paben.
2tbi: 25. bito ift ber ©tcurbermalter ©efolbung
jebem uff 25 fl. gefept toorben.
2lbi: 15. et 16. OctobriS Fepfferlicper fDtaje*
ftet ©itation an bie ©tanbe ju benn gribennS*
tractaten nadper ÜJtünfter unb OSnabrucfp.
2lbi: 29. 9tobembriS ber ©aurifdpe £anbel
fpinnt ftep an mit (Spriftopp ©auren auSgefpreng*
ten Reben, ferner ©erlauff in ©rotocott de 19.,
20., 23., 30. OecembriS.
2lbi: 19. et 20. OecemBriS tbegen ©efolbung
ber (Safjabertbaltung ibürt bennfelBen bon einem
ganpen erfamen Rapt ©erfidjerung , ©dpup unb
©dpirm berfprodpen.
2lbi : 30. bito bie (Saffabcrtoaltcr befepmüren
fi dp aberniaplen tbegen folcper ©ertbaltung Slntaft*
ung unb begeren Urlaub ober gnugfame ©erftd)erung.
2lnno 1646.
3ofua Äurp, ©urgermeifter im Slmpt baS 4.
Rtapl unb Oberfpitalpfleger.
82
<mcittf)CuS 23 eg er ber 3. Stifter, ©berfleur*
Bcrwalter.
2tbi: 16. et 17. Vanuatu ©anblung Bor Hein
unb groffcm SRaht wegen 23eftcHung ber $ricg«ca§a.
2lbi: 21. Sianuarii fernere 33 a u r ifdje ©anb*
lung im 23epfein ©eirn Dr. 2ßurmfer« unb
Dtctarii ©aniet ©turmii.
2lbi: 9. ftebruarii bie ^3flegf<^ afften wiberumb
georbnet unb mir Bon einem crfanien SRa^t 23c*
fdjaibt erteilt worben Wegen ber EontributionSbe-.
frepung eine« regierenben 23urgermctflcr« im 2lmpt.
2lbi: 7 et 11. 2lprili« wegen 23auri|d)er ©anb:
lung wilrt feierlicher DJla^eftet ©Treiben Born
©errn 9totario ©türm io flein unb grof 9taf)t
nor gehalten , fo mit aUerunbertl)enigfter SJleBerenb
angepert worben.
2lbi : 2. 9Jlap würt ©err Dr. Eurer wegen
bifer 23aurif<hen ©anblung nachher Sinp ju i^rer
feierlichen 9)lapeftet ju reifen abgeorbnet.
2Ibi: 6. 3funii wurt baS fepf fertige ©ecrct, fo
©err Dr. Eurer aufgebracht, bem 2lnberae 23auer
Borgehalten mit 33orbe^alt noch anbern herna(^
Bolgenbcn 23cfd)aiben.
2Ibi: 22. Sulii fernerer 23rocef mit Slnbreae
23 a u r e n nach eingeholten confilii« etlicher benaep*
barten 3teid}«fl5tten, wie in acti« ju erfehen.
2lbi: 7. 2lugufti 23eraptfcplagung ettliher
Kirchen* unb ©cpulfadjen, aud) ba« $iitber*Epamen,
unb 9Jluftc betreffent.
2lbi: 18. bito bie 2 fretnbbe Üttuficanten unb
codaboratoreö fd)olarum foU jeher wöchentlich 45
ßreujer unb benn ©ifcp im ©pital paben.
2lbi: 24. Dctobri« Bor einem erfamen Sftapt
gefchloffen worben, bie alte Eafajinf ju befahlen
unb benn Eaf aoerwaltern wegen uffgewenbten
gjtüpe unb 2lrbcit beim gebitrenben 2lifchertohn Born
«Pfunb 2 ß ober Botn ©ulben 6 ßreujer ju geben.
3n bifem $ar benn 8. ^anuarii ift meine«
©ruber« feelig 2ßcib Elifabeta ©ermannte, fo
fetjt bem ©anicl Änapp Berheurt gewefeti, stacht«
umb 9 Ut)r geftorben. ©ott fep ihr gnabig.
3tem 23itrgermeiftcr ©an« ©eorgßinb « B atter
unb 3unfftmeiftcr 23eter §afnad)t erf* ann0 1647
geftorben.
Slnno 1647.
23althafar Sumpf), 23urgcrmeifter im 2Impt
ba« 2. SDtapl unb ©berarmetipfleger.
ÜJtattheu« 23 eg er ber 2. ©tattriepter unb ©ber*
fteuroerwalter.
2lbi: 19. ftebruarif ber 9techencammer al« welche
ned)ft abgewid)enc« ^ar’S Bon ber 3tömifcpen fepfer*
liehen 93? a peftet felbften aÜergnabigfi approbirt, noch
ferner 511 centitiuiren gefchloffen unb mir bamahlen
opne mein 23egcren noch ferner ju ineinr 3>ar«bc*
folbung wegen groffer laborum 25 fl. farlich abbirt
worben.
2lbi: ultimo 9lprili« Sftapt« Berglith, wie ba«
ßinberepamen ferner fotl angeftelt unb Berricht
werben.
2lbi: 9. ^unij ©err ©aniel© turnt, fftotariu«
inftnuirt baö Bon 2lnbrea« 23auren aufgebrachten
fepferlicpcn Sfafcriptum einem erfamen 9taht.
9lbi : 6. Ojunii am 33fingftlag ben ©errn ©e»
heimen ein ©aftung gebalten wegen eine« Berehrten
unb lang Besprochenen $ocal«, fo ich &ep SÄidjtig*
tnachung ber 23fntnbenaifd)erep Berbicnt, ä 50 fl.
9Ibi : 10. 3ulii wurt ©err Sinbenfpür am
fepferlichen ©off $u ber ©latt Reutlingen 9lgenten
befielt unb benn 12. bito ^rerauff ein ©egenbericht
$u Berfaffcit unb an ihr fapfcrliche üttapcflet al«=
halben gelangen ju laffen gefchloffen worben.
2lbi: 13. ©eptembriö eptra orbiitari Rapt wegen
23ecjaplung ber alt Eafajinf, ©teurjinf unb Sanbt*
Snfen jc.
©err ©einrich Eferin würt mir beptn ©teur*
ampt jugeweplt an ©tat ©err Earlin ©aufer«.
Slnno 1648.
üflattpcu« 23 eg er, 23urgermeifter im 2lmpt
ba« 4. 9Jhhl unb ©berfteurherr.
©err Earlin ©auf er, ber Borpin 7 9Rapl
mit mir ©teurBerWalter geWefen, ftirbt.
2lbi: 16. gebruarii bie Recpencammer wiber de
Novo confirmiit unb mir wegen meiner 23cftallung
ein fchrifftlicper ©d)ein uff Pergament unber ge*
meiner ©tatt ^nftgel ertpeilt worben.
2lbi: 17. bito ©errn ©anul ©turniio 91c*
tario würt Bor Rapt ein jimlidjer $mni§ gegeben
Wegen feiner eigenthattigen 3ufammen^eruffun9 ^er
Eramequnfft in ber 23eurifchen ©anblung.
2lbi: 11. 3uf*l *f* me‘n ®ftter 2lnbrea« 23 au r,
fo Bon feiner 3unff* Su e*nem 3unff^ma^er er *
wehlt, wioer in 9taht ju gehen mit fonberbarer
Eonbition abmittirt worben.
2lbi : 2. 9toBembri« ein Seher un^ ©ariÄfefl
gehalten worben wegen be« gribenfchluf.
2lbi: 19. bito feinbt bie 23aubecourtfche (Jrait-
^ofen, ber ©tab unb 31 Eompagnien ju guf, Bon
©epingen in bie ©tatt rein jogen.
2lbi: 18. ©eccmbri« hatt Surgcrmeiper 3°fua
ßurfc referirt, wie unb weldper ©eftalt ber gledt
©omaringen gegen ihrer fürftlichen ©naben bem
©erlogen ju Sßürtemberg fei Bertaufft worben,
bartju ich jeber 3C‘D fdh>Icc^ten Sufi ge*
habt unb anbere üttittel lieber fürge*
f chlagen.
2lnno 1649.
^ofua Äurh^ 23urgermeiflcr im 2lmpt baö 5.
931ahl unb ©berfpitalpfleger.
2lber uachbem er benn 15. 3fulij erWehlt, ifl
er halb herna<h 3*n^ifl9 ^cnn 31. bito ©obt« Ber*
blichen unb barauff ©err 23urgenneifler 23althafar
Sumpp ba« 2ltnpt felbige« ba« S. SDlahl ju
Berwalten, im Keinen fftaht bewelccht worben. 2lnb*
rea« 23aur würt ber 1. alte ©err. 3« bifem %ax
noch 3 91aht«freunbt geftorben, al« 23urgermeijter
SIbraham 3enbel benn 12. 2lprili«, ©err 23eit
23ih ler benn 5. 3fulii, ©err ©eorg Satoner
benn 30. ©ecembri«.
83
016er benn 15. $cbruatii ift aud; mit großem
Saibt unb 33ebauren bie $rau 21nna ERaria, -Sperr
Dr. ©urcrß -Spauffrau jur ©rben befiattet morben.
Elbi: 11. 3>anuarit letzet £>err Obrift Eöiber«
fyolbt uff -ipobcntmiel gemeiner ©tatt 6000 fl.
umb lanbtleuffige 33erjinfung jur SSejaplung ber
gtanjofen.
Elbi: 23. SSunif miber eine Ral;tßbccifion megett
Elcrficutung 200 fl. unüermögenber 33urger mit
50 $reu$cr, fo foldieß nid^t im Vermögen 6^en-
£abe id; mid; ernfttid; gelegt, alß bem 33ud;ftabcn,
©t;bt unb ©apungen jumiber, meil ein Elnbercß
bie ilffnemmung ber 33urger, ein Elttbereß bie 33er-
fteurung beß 33etmögcnß unb feinß baß Elnber uff*
Ijebeu fofle.
©onften ift aud; juror benn 12. unb 14.
gRartif in 33eral;tfd;lagung genemtuen morben, bie
allgemeine ©teurfapung ber neuen gefd;mornen
©teur megen beß Elnfapeß ber alten 54 ober ber
neuen 50 $reujer unb, ob fold)er Elnfap unioerfel
unb ganp burepgepen fülle. Unb obmotl fepr miber»
mertige Meinungen pro et contra gefallen, ift eß
bod; bapin gebracht mürben, baß man benn atlge*
meinen burepgepenben Elnfap uff Reicpe unb EIrme
6et; benn 25 föreu^cr pro ©ento patt pafftren unb
bie ©teuren brauff anfepen laffen, mie eß benn
nadp ber 3c't unftrittig barbet; gelaffen miirt.
Elbi: 24. $ulij ift im großen Rapt bemilligt
unb für raptfam erachtet morben , uff ein furpe
3eit 3öein unb ©eit oon ben Bürgern uffjunemmen
gegen oerglicpener IBerjinfung ju Elbjaplung ber
gribenßgelter , immaffen au<p anbere benatpbarte
Reidpßftänbe getpan. ©armiber fiep Sau ben»
berger alß ber ©aepett nic^t genugfant informirt
umb ettmaß auffgelennt unb miberfproepen, aber
mit jimlicpen 33ermi§ unb 33cftraffung jur Rue ge»
mifen morben.
Jpernadper paben oil Raptßfreunbt unb 33urger
©eit unb EBein ^crgelic^cn, mcldpeß aber nad^ unb
nach unter abbejaplt morben, biff noch uff ein
3500 fl., barbet; i<p noep 2200 fl. pabe.
Einno 1650.
granj ^jelmling, 33urgcrineifter baß 1. ERapl
im Elmpt unb ©berarmenpfleger.
SRattpcuß 33 eg er, ber 2. Ricpter unb ©ber*
fieurperr.
J£)err jpcinricp ©ferin ber 6. Ricpter unb
©oHega beim ©teurampt unb £peilungßperr.
Elnbreaß 33aur, mein 33etter, ber 1. alt -Sperr,
ber anber £eilungßperr.
Elbi : 21. ^anuarii auff mein Einbringen be*
raptfcplagt morben, mic bei benn ^flegfdjafften bie
3infc in Debito et Credito pro et contra meepten
bcjalt ober umb etmaß abgeftilt merben.
Elbi: 25. ^anitarii feinbt bie ©inreepnungen
oor Rapt abgclefen, felbigc approbiert, f old^ c miber
erfept, juoorberft aber bie Redper.camntcr nod; ferner
ju continuiren gefcploffen unb mir für mein oor*
gemifeneß 33ucp de annalibus sive de ratiociniis
et off iciis politicis et militaribus ober punbert*
fürige ©eneralconto unb ßriegßreipnungett eine ge*
bürenbe jimlicpe Remuneration miberfapren ju laffen
einhellig bef d^loffctt morben, melcpeß bann pernaeper
in bifem noch lauffenbcit 2>ar cffectuirt unb mir
benn 29. Octobriß ein Oergülbt ©rebenj uff 68V2
Sott praefentirt unb 4 ©ucaten barinn ligent, in
allem uff 80 fl., aber üon mir epe nid;t b«t mellen
angenommen merben, eß fet;en bann 5UOor etliche
gemiffe unb gemeinen Dtutjen b°^an9cle8ene ®ad;cu
rid;tig gemalt unb alfo bife Verehrung genugfam
oerbient morben.
Olbi: 16. ORaif ift baß Okttigcridtt uff mein
gebiirenbeß Olnfprecbett uff benn 31ugenfd;ein in benn
unbern @rie§ fommen unb folc^e 3 ORaußmat
©rieß uff ungefebr ju einem 33omgart erfent unb
baß OBafferrecpt oor bem ^iiglein unb ©tein bauffen
alß ein Oligentljumb jugefproeben, ift aud; fol^cß
tjernad; benn 8. ^unii auf mein Segeren für ein
ganzen erfamen Rapt gebracht, barüber erfent, appro*
birt unb mir ju fünffliger Entfieberung ein per*
gamentin 33rieff ^U8eftelt worben.
Olbi: 28. 3Raif ift Oon mir bie alte SBibliot^cca
in ber ßireben renooirt, mer 33ücf;er bur^ mich oon
bem ©eftifft erfaufft, barfeu get^an unb in eine rieb*
tige ©rbnung gefielt unb mit3al;len numerirt morben.
Olbi: 8. 3ulif ift £err 33urgcrmeifter Sumpp,
§err 9Rarp Eöerentoag, beebc ©ebutt^eig, ^rantj
Keimling, ^ann ^egel, 5perr 3ol;aun ©aß*
par spfafflin, ^err ©tattfebreiber unb id; uff bem
Olugenfcbein ju ©efjingen unb ©egerf^lac^t gemefen,
babin auch ^)err Unbcroogt 3Rütfd;eUn unb ^terr
Dr. 33 a t; e r erfdbinen megen ©trittigfeit juris
territorii, aber nid;tß au^geriebt, fonber beeberfeitß
auff anbermertige3ufamrnenfunfftoerabf(bibet morben.
Uff ©ontag ben 11. Olugufti ift baß anber gribenß*
feft gebalten unb celebrirt morben.
Olbi: 18. ©ecembriß ift §err 3unfftmeifter
Sobann 33urgbart gefterben. Olucb ift SRontagß
benn 15. Sulii baß conftftorium oolgenber ©eftalt
miberutnb befielt morben :
^raefeß ober obtifie ©b«^ter:
ÜRattbeuß 33 ege r, ber &iü cltefte 33urgermeifter.
Red; ft bep ibme am Sifcp:
Dr. Johann Eöenbel ©urer, ©pnbieuß. ^terr
3opann Submig £erenbranb, ©tattfdjreiber.
ecclesiastici:
gRagifter ©briftopboruß ©nflin, Iprebiger.
Rtagifter sl3b»^Puö 2 au Be nb er ge r, Pfarrer,
politici :
Jperrftranp ^elmling, 33urgermeifter im Elmpt,
£err 33altbafar Sumpp, 33urgermeifter,
y;err ©onrabj^e l <b li n 1 @tattricpter,
§err 3Rarp Eöerenmag |
Procuratores :
£err ^einrid; ©ferin 1 beS fIeiuern
jperr Johann ©cpmibt J
Rota: ob aber auep ber praefeß confiftorii ju»
mabl auch ber praefeß cenfurae ober 3ud;t9erid;t8
in ßirdben», ©cpuol* unb 3ud;tfad;en fein foüe,
ift in dubio gelaffen morben.
84
etliche ©pcerpta aufj bcm ^rotocod.
9lnno 1650.
3lbi: 27. üftartti mein ©o§n dttattbeu« faufft
bcm 9lbral)am Jung Sac^enman fein £>auS ab an
benn brinligenben Pr0 1000 fl. , baxan par
500 fl., Järlid) 50 fl.
3lbi: 15. Sulii ßauff jmifc^en mir unb §err
23ctt 23iblerS üöaifen in unbern ©viefj am Sßaffer
pro 30 fl. beftetigt. , c, . . .
2lbi: 10. Slugufii bie ©apitalien, in bic Kriegs*
ca§a gellten, follen monatlich baS 100 fl. mit 1 fl.
oeninbt werben. ,
2lbi: 4. ©eptembriS Kauff awifd)en nur nnb
Sacob Zebelin wegen 5U 2Bifen uff ber unbere
Jpegwifen fcor 3tafyt confirmirt.
2lbi: bito oon einem erfamen Sftabt mir anbe*
ttoljlen worben ein neues ©afjajinfjbud) gegen ber
©ebür toiber uffjuric^tcn.
9lbi: 5. bito oon flein unb groffem dtabt metn
S3orfc^lag wegen Söejablung unb ©leichftedung beb
alten frantjöfifcfyen OuartirfoftennS ber S3urgcr
gegen einanber approbirt unb ju 2BercE gefteli worben.
2lbi: 14. SDecembriS bie oon mir auffgefebte
Orbnung unb Slrticul wegen ber Kramerei) unb
SöertlinSbanbel werben oon ben Kramern acceptiit
unb oon einem erfamen 3ftaf)t confirmirt.
2lnno 1651.
$bi: 21. 3>anuarii alle ^flegfdjafftcn wiber
erfe^t, juoorberft bie dtechencammer wiber approbirt.
2jcb wiber jum (Sontoriften oerorbnet unb f oll mir
£>err Heinrich ©fering alb ein ©affir ober 2lb*
Jutant adjungirt werben, fo aber oon iljme nit bat
wellen angennmmen werben.
2Ibi: 8. gebruarii bie ©afjaoerwaltung fod burd)
bie jperrn ©eljeimen unb £)err Dr. ©urer ge*
fcfyefyen, bie ©age fiiro^in ber ad)te >t^eil beb ©in*
bringenb, wie ber ^tifcfyercp uff nt Sanbt.
2lbi: 22. ÜJiartii folche ©afjaberwaltung noch
ferner benn £errn ©eljeimcn uffgetragen worben,
wiewol id) mid.) feineSwegS bareju ^ab wellen ber»
ftriefen laffen, Weber freiwillig unb fo lang eb nur
gefetlig. _
5lbi: 19. 2tprilib bie Orbnung ber Kramerei
unb 33ertlinb^anbelb würt normal confirmirt.
5lbi: 26. bito bem ©eorg dflaier würt bor
dtabt (Kramerei ju treiben) abgefd)lagen, bebglei^en
auch benn ©ewanbtfcineibern fein ©intrag ju tiun.
2lbi : 2. Sulii wegen meiner Ijergelibnen 2200 ft.
gmeincr ©tatt in bie KriegScaga SSerftdJerung unb
fernere monatliche Oarleiiung , baj 100 fl. ade
äfionat ä 50 Kreujcr bon einem erfamen dtabt
confirmirt.
2lbi: 13. ^ulii 3KattbeuS33c ger juni 5ten wcapl
Surgermeifter im Slmpt unb Obevfteurberwaltei,
fein ©oUega £err Heinrich ©ferin. Oie übrige
©tvden feinbt in bem neu angeftelten 23urgerftuben*
tafelbud) ju feien.
2lbi: 14. bito bie übrige ^oliceiorbnung bor
einem gaufjen erfamen dtabt erneuert unb corrigirt
unb bon mir in 8 fonbere ©lafJeS abgeteilt unb
fonberlid) bie ©enfuren unb (Sc^olard^ia unber ba$
©onfiftoriuni als aud) (Sonftftorialfac^en georbnet
unb ici als ^raefeS barüber gefegt unb crweilt
worben. Yide protocol de dato.
9lbi: 26. 3ulij wegen bifer ©enfur unb Ouaeftur
erfter ^ropofition mir unbev^off ter 2Beifj ein jim»
li^er ©d)impf begegnet, wie bann jubor meir
Sailen befreien, fo aber bon mir alfo beantwort
unb refutirt worben, baS ein erfamer IJtait bernaef)*
malS befto mer bewegt worben, fotc^e ^ropofitioneS
nit allein antiken, fonber auch re ipsa felber in
bab Söercf ju fcfcen ihnen belieben laffen unb felber
mit Jg>anbt anjulegen. ^ierbon ift $u fel)en bab
Memorial be§ 16. Slugufti, fo id) bot einem er*
famen 3tait offentlid) abgelefen unb barauff aQeö
barinn begriffene boücjogen worben.
3lbi: 30. 3uli ift auch bie ober ©ütbfengefell*
fd)afft wiber uffgeric^t unb bie ober unb unber
<Sd)üt?emneiflcr bon einem erfamen 9tait erwe^lt
worben.
5lbi: 7. @eptembrig: Seneben ift au<i bie burger*
liebe föriegborbnung ber 4 ^»auptquartirS unb ber
4 Ouartatfcbieffen in bem 3^ non mir auffgefeljt
unb angeorbnet unb uff ned)ften <Sontag ben 7.
©eptembriö mit bem erften Ouartir ber Anfang
gemalt unb bon mir felbigcr Sluffatj mit meirerm
ju erfeien. '
2tbi: 20. bito wegen be« 3i«§ bcr ©aBa
jugleicb, wie bei) benn ^flegfd)afften, 2 $ar 3in9
unb ungerabe Äreujer ein^ujieien.
2lbi: 22. Octobriö biff crftgemelt wiber^olt
unb auff ein 97euc3 approbirt worben.
?löi: 8. ÜtoOembri« ettlic^cn ^>errn ^ir<ben* unb
©d)ulbienern werben uff mein befonbern , getianen
33orfd)lag unb ihr unbertianig 0uppliciren bie ©e*
folbungen propottjlic^ augirt, fowol au<i bem ^errn
@tattfd)icibcr wegen ber Jungen @cribenten.
5lbi: 12. bito 3J?agifter 3oiann 3}acob gif «her
ju ber $farr @. ^ßeter uff bie alte Sefolbung an¬
genommen.
9iaitbbecret Wegen fairlaffiger Äinber* unb
©ciuljucit, item ber ©rwaebfenen Ungebur 9tad)t«
uff ber ©affen ec. bon ber ©anbei abjulefen.
sjlbi ; 22. Sftooembrib eine neue Sßacit* unb 3u$t*
orbnung wegen ber Ungebür bet) 9ta^t uff ben
©affen bon mir auffgefefct unb bor einem ganzen
erfamen SFta^t approbirt, auch würdig epequirt.
3tem wegen ©pecution unb ©inbringung ber
3in§ in ber ©tatt unb ufftn fianbt 9taitb|d)lu§.
2lbi 31. Oecembri« lebige ©efellen unb Junge
Suoben Joden nicht befugt fein, uff ber ©(hüben
£>aufe öffentlich 5« fpielen, alb wie bie ©bemanner,
fonber wann fie barüber ergriffen, geftrafft werben.
$lmto 1652.
2lbi: 19. et 20. ade bet) gmeiner
©tatt !^flegfd)afften werben nibergefebt barbet) ba«
oon mir uffgefefjt secretum politicum sigillatum
einem ganbeti erfamen dtait eröffnet unb abgelefen
unb in aden Runden acceptirt unb approbirt unb
gleich in8 ©erefb ju rid)ten beooilen worben. #in*
85
gegen ift bie SBeraft tfc^Iagurtj wegen ber $elbt* unb
Söalborbnung, Sefferung ber SÖeg unb Straffen
jc. jwar ernftlicp proponirt unb beliberirt, aber mit
fhlecptem ©ffect unb Stahtrucf, allein beim $etbt*
unb 2öalbfdjü^en anbebopten worben mit Sorbepalt
jeboh fernerer ber Sachen Stahbeucfung.
Slbi: 28. f^eBruarii benn jungen lebigen @e=
feilen, ÜJtepgern unb ©erber Würt tpr Segcren, ein
£ank unb Spiüeut uff beborftepenbe fta§nad)t ju
halten, au§ bewegenben Urfacpen bor Stapt abge*
fragen, Welche« aber borgen« am Sontag in ber
Jpauptprebigt böm «Sperrtt ^rebiger ©nölin un*
wiffenber Söcifj uff ber jungen ültepger legeren
bewilligt worben, Welche« bie .Spern ©onfiftoriale«
unb ©enfore« jimlicp empfunbeit unb geanbet unb
al« ein berglicpne Sah wiber benn Scplufj, bor
ein 3ar gematzt, lauffent bem .Sperrn ^rebiger ber*
wifen, Welker ftch aber mit ber UnWtffenpeit ent*
fcpulbigt unb umb 35erjet)^ung gebetten.
Slbi: 13. ÜÜtartii neue Seftellung ber Stehe n*
cammer unb alten ©a§a wegen ber neuen ©apital*
unb Binfjredjnung bon mir angeorbnet unb bon
eim erfamen Stapt approbirt, auch £>err Heinrich
©ferin ju eim ©afjir ernent worben, SDabib
Scpertlin ju eim SBalb* unb Saubogt ange»
nommen unb befonbere neue $elbt* unb Söalborb*
nung bon mir aufgelegt, bor Stapt approbirt
worben.
Oenn 19. bito bat er brauff fein ©ibt praefiirt;
aber fhlehtlih in Sicht genommen.
Slbi : 3. ÜJtaj in meiner Slbwefenpeit mir un*
wiffent bon eim ganzen erfamen Stabt uff .Sperr
Dr. © u r e r « Slnbringen, mir ein Sereprung bon
12 jtifhbecper ju Sjßraefent wegen ber lebten Se*
fiedung ber Stechencammer unb anberer begleichen
©efhaften gefdjloffen worben.
Slbi : 20. ültaij wiber benn £>crrn Sogt ju
Stiirtingen wegen ber bermeintlichen berfaufften Steur
ju SronWeilen pah ich bor Stabt in ber Steurftub
öffentlich für mein S^rfon larotcftirt. Oocp mege
ein erfamer Stabt tbun, wa« er Welle.
Slbi: 22. ÜQtaij Äauff jwifcpeu mir unb mein
Sdp Wäger ÜMhior Sita ur er umb 1 Ü)tan«mat
Saumgart bor be« $aifen £pörlin pro 205 fl.
Sßargelt, Würt confirmirt bor Stabt.
Slbi: 10, ^ulti auff mein Einbringen, bie ein*
gefhlidpene Üliifjbreuh Wegen ber Stapt«fabung unb
groffe Unfoften im Spital unb Surgerpaufj etlicher
SJtaffen moberirt unb abgefchafft worben bureb eiu*
heiligen Stapt«fcptu§.
Slbi: 18. $ulij £err ftranfc jpelmling ba«
2. ÜJtapl jum Surgermeifter im Elmpt erweplt an
Stat £>err Surgermeifter Sumppen wegen feiner
$ranfpeit,bie übrige Stellen imSurgerftubentafelbuh.
ÜJtattpeu« 33 eg er ber 3. Stifter Praeses
Consistorii, Censurae etScholarcbiae, auch Ober*
fteurberwalter unb Suhpalter ber Stechencammer,
bibetur erftgemelte« Such.
Slbi : 10. Stobembri« meine auffgefepte Suh=
ftiftung bor eim ganzen erfamen Stabt gelegt unb
abgelefen, mit <Oanf bom felbcn acceptirt, mit
©egenbcrftcherung berwidigt unb approbirt, auch
Wegen ber Stechencammer alle $ar io fl. bepju*
fchieffen grofjgünftig Bewilligt worben.
Elnno 1653.
Slbi : 15. ^anuarii bie Slnfepung ber orbinari
Steur nach benn Stei<h«aSfhiben, ba« 100 fl.
jpauptgut ober Sermegen« mit 30 föreuper jeber
3eit *u berfteurn bon mir auffgefefjt unb aritbmetice
bemonftrirt, bon eim erfamen Stapt uff Selieben
a«h eine« groffen Stapt«, fo hernach ben 19. bi§
befheben , approbirt unb in« Söerf gefejjt worben,
pierbon ift ber Ufffap fetber mit mebrern ju beleben.
Slbi: 27. ^anuari ift mein lieber .Sperr Setter
unb ültutter feeligen Sruber 3opamt 15 i ^ t o n, ge*
wefener biljariger teutfher Shulmeifter albie ber*
graben worben, ©ott ber almehtige Welle ibme
ein fröblihe Ufferftepung berleppcn. Simen.
Elbi: 4. SJtartii feinbt alle Sßflegfhafften wiber
erfept, bie Stehencammer unb Sucppaltung wiber
approbirt unb confirmirt unb bon mir alle gemeiner
Statt ©efeS unb ©infommen in 3 £eil bon ein*
anber feparirt worben umb feiner fonbernllrfah willen.
Elbi: 1. ültaij bfltt man mein lieben Leitern
unb meiner £>au«frauen iöruberfohn 3°hanne«
Sh«rr mit Jpinterlaffung 8 ^inber mit groffem
Sepbt begraben, ©ott fep im gnäbig.
Slbi: 7. ÜJtaij ^>err Dr. ©urer tbut bor einem
erfamen Stabt Stelation wegen feiner Sperrichtung
uff bem 3teih«tag ju Stegen«purg unb praefentirte
inner etlih ^ag bernah ba« Original be« fepfter*
lihen SBappenbrieff« fampt noh 2 bergulten S3o*
calen, für bie Stehencammer 12 Sehet unb 1 $u§-
behet fampt ber ©olumna ab^utaufhen, wie folheä
benn 14. Slugufti anno 1652 bor einem erfamen
Stapt bewilligt worben laut Sßrotocol« de dato
ju feben.
Slbi: bito mein getaner Sorfhlug Wegen eine«
teutfhen ©pmnafti bon 12 Knaben in beeben
Shulen anjurihten unb felbtge abfonberlihe* uott»
wenbige bürgerliche fünften in Shteib, Sprah,
©anplep, Stehen unb ©eometrifunbe ju lehren bon
einem erfamen Stabt wol auffgenommen unb e« uff
fiinfftige Shuolbifrtation ju berfuhen approbirt
worben, b'ctüber ber Ufffap ju befeben unb, wa«
böigen würt, bringt bie Beit, ift aber ju beforgen,
e« werbe ju Söaffer.
S. ©. 3u ba« 1652 3ar noh gehörig, folt
bafelbft fteben.
Slnno 1652.
Slbi: 16. et 21. fteBruarii Bet; ber Stehen*
cammer bie bolgenbe Äreujer an benn Shulben
eingeejogen.
Stbi: 21. ültartii Slnfang be« ©onto ber SBalb*
bogtet; mit Oabib Shettlin.
Slbi: 22. bito Sogtgeriht gepalten mit unfern
Rieden.
Slbi: 1., 2., 3. Slprili« ba& ^ ein Wx 9e*
feprlihe Äranfpeit befotnmen wegen Jparn*Söinb,
©riefj unb Äopffwcpe unb purgirt.
86
2Ibi: 17. 2Jiaii bie ©huloifttation oorgenommen
unb oon mir etliche nottmenbige Runden proponirt
unb belibrirt morben.
3lbi: 21. a^aij t;ab id) meinem ©htoagcr 2M*
d)ior Maurer [ein ©omgart bet; bcö $aifen £t)ör=
litt abfaufft uff 1 ÜJtauffmat Icbig unb Ieb>r pro
205 fl. unb pentod) anber ©&«* uub Unfoflcn uff
11 fl, in 5Wem 216 fl.
2lbi: 29. 9Jlaij Der citn erfatnen fftaljt 4 mid)=
tige Runden megen bev fftehencammer unb beS
gemeinen fftupenS proponirt, aber fhledjt obferoirt
morben, baß jur memoriae jc.
3lbi: 22. 3funii mein ^ranfpeit miber bet; mir
angefept, l;ab müffett ein ftreuttermein trinfen.
2loi 3. et 8. 3Sulii megen meiner nod) immer
jumeprenben ßranfpeit spiritum tartaris gebraud;en
müffett.
5lbi: 11. 3ulij uff bentt 3unfftag pah id) 2Sein
gcfcpenFt a 2 ©apen unb uff etliche 3ur>fftftuben
almegen bie 10 toere^rt, hat beioffen 83 9D7a§,
an ©eit 11 fl. 4 Äreujer.
Slbi: 12. 5lugufti megen meiner förandpeit unb
für bie Jparnminbt unb ^üfftmepe ein befortber
9B affer anfangen trinfen.
3lbi: 30. Slugufti pah id) bie benn 14. 9lugufti
mir V'Ott einem erfamen fftapt oereprte, fKedjcncamer»
buchö fampt 13 ©edper unb 12 3Jmi ©ein miber
jurudp uff b*e ©urgerftub oereprt, ber 2Bein k 2
©apen 16 fl. beioffen. 3ft ein üftapljeit gehalten
unb mir 2 oergulbte locale gleiches 2BertS bar*
gegen oerpeiffen morben, fo auch herna($ mir hraeftirt
morben.
9lbi: 31. Slugufti gleich brauff Borgens ift bie
©urgerftubengefelfcpafft miber renooirt unb nach
meinem 9lufffap oon allen 12 3«nfften miber erfept
unb ein frölicp üJlaptjeitlin barbep gehalten morben.
3lbi: 5. et 6. ©eptembriS hab id; bie 3 ledere
bürgerliche ÄriegSquartier in ein fonbere Orbnung
auff fcpmebifhe ÜJlanir geriet uff bem 3>mmer=
platj unb h«nach au§ folcher ©attaglie in einer
3ugorbnung uff bie ober ©hüpenpaufj gefürt unb
fleh alba mit einem fonbern ©lüdfcpieffcn ftd) eper»
ciren laffen.
2lbi: 13. ©eptembriS bie fftedjencammerjinff
mit ©urger unb unfern ©auren anfangen baS erft
SJial einjiepen.
5lbi: 30. ©eptembriS pabe id) ber $rau © <h i ff s
m acherin feeligen (Srben ju 9lugSpurg ein ©ült*
brieff, uffm ©teurpauff alhie fiepent , fo 2000 fl.
Kapital fampt allen oerfalnen 3*nfen, pro 1100 fl.
par abfaufft unb bcqalt unb nod) 10 fl. ben beeben
£>errn 3>njpedorn ocret;rt an ©tat beS 2öeinfauffS.
5lei: 14. OdobriS ift ihr fürftlid) ©naben
£erpog (Sberhart unb ,!perpog griebrid) 2 ©af;
2Bein fampt anbern ©ioreS in bie buchen nachher
©fuöingen uff baS $agen oerehrt morben. ^»ierju
habe ich baS eine ©a§, 20 3>mi ä 10 Äreuper her»
geben, fo beioffen 33 fl. 20 Äreuper, fo mir ge»
meine ©tat bemalt.
5lbi: 29. ©ooembriS pabe id) bie ©eeptifhe
©eftifftSbocumenta in ber $ird) unb (Sanplet; alhie
in ben ©emelben auffud)en, auch bie geftiffte üfte§»
gemanbt unb 9lltarfad)en in ©epfeitt etlicher fftaptS«
freunben burch benn ^terrn ©tattfehreiber bef^reiben
laffen, folche 5lbfcbrifft unb anbere mer bergleichctt
Kopien habe id) §errn fHedor ©echt in Gelingen
i’tberfd)idt unb hiermit färlid) 15 fl. an mein ©u<ps
ftifftung jumegen gebracht, ©eftpe bie oon mir
befhribne 5lcta.
5lnno 1653.
9lbii: 21. ^anuarii ift ber Anfang gemäht
morben mit ber ©teureinjiepung ju 30 Äreujer
unb glücflid) unb friblid) boljogcn.
3lbi: 6. 9Kartii pah ich ber Äarcperjunfft ein
FleineS ^ßlaplin oon ihrem £>öflin abfaufft l)inben
an meiner ©heurlin mit (Sonbition, im ©iornale
anno 1653 befhriben, ä 3 fl. unb uff uod) 1 fl.
Unfoften megen 2)?aur unb 3auni§-
5lbi: 25. Üttartii ift in ber (Sandtet; bie 3oßerifhe
©hablo§haltung ohnoerhoffter 2öeiß, toeil man fte
für oerlohrcn gcfdjaljt, in eim ©emclb oon £errn
Sferin gefunben morben.
?lbi: 31. 9ftarfii hflbe rh ein überaufj gro§
Äopff* nnb ^erpmehe in 27 ©tunben ^ag unb
9tah t an einanber erlitten unb auggeftanben, her*
nah aber ohne einihe ^Irtjnep oor lautter ©hni
mäd)tigfeit uff ein 2 ober 3 ©tunbS fanfft ent»
fhlaffen unb aisbann burh ©otteS fouberbare ^iilff
munbetbar gefunbt ermaht unb uff ein üflaljl miber
genefen unb bcS ©hmerhenS befrept morben, bafür
id; mein Sebeu lang ©ott Sob unb ©anef jn fagen
fhutbig bin.
3lbi: 17. ülpriliS ift mir ^err Dr. (Sur er S
(Sopia be§ fepf erliheu mtr Oerehrten SßappcnbrieffS
oon fKegcnSpurg überlifert morben.
3lbi: 13. 3unU benn ©ef olb ifhen ©ültbrieff
oon ben Tonnen im (Sloftcr ^ohenmart beim ©teur*
ampt alhie 700 ffteichStaler (Kapital mit allen oer»
fallen 3infen pro 575 fl. erfaufft unb bem 3ln«
malt fürn Sßeinfauff 15 fl. becjalt.
5lbi: 12. ©cptembriS bie 3i°§ ^er flehen*
cammer anfangen einjiehen.
5lbi: 10. Odober £>err ©urghart ©iconi
mir 10 Ohfen über mein abfaufft Butter in 2BciitJ
mannS ©d)eur gefielt.
2lbi: 1. fllooembriS bie ©d)epung ber Üftartini»
fteur angefangen einjiehen.
3lbi: 7. bito bie ©huoloifttation gehalten.
Yide Dr. SurerS ©eriht unb ©d)lu&.
?lnno 1654.
5lbi: 2. 3anuarii anfangen einrehuen bie 12
^j3flegfd)afften unb benn 16. 3untu^ toiber gefegt
unb ih neben Jperrn ©eüattern ^einrih (5 f er in
jum ©teurampt miber georbnet morben.
2lbi: 10. SftaitU ha& icl) ber s$frunbenpfleg
gelihen 200 fl. jum ©d)irmgelt, monatlih 20 Ärenjer
procento, febeö SJJonatS ber lepte Xag ber Termin.
3lbi: 15. ^ebruarii £>errn OberoogtS ju Tübingen
^)au§ oerbrennen.
87
3lbi: 24. btto t;a& id) bem 33e f o t b i fc^etx
Stgenten ßlitfdjcn feinen ©ewalt oon feinen
©loflerfrauen töiber üBerfdyicf t.
9lbi: 7. SJtartii hat flc^ 3^acf>tö umb 10 Ufjr
ein ©rbbeben ercjcigt.
2lbi: 21. SDtartii SßiUjelm ©djorr, meiner
Jpaufjfraueit 33ruberfohn wiirt oom i^acob @rü=
ninger, $ieffer oon wegen fein« ©ohn« £obt«=
faljl umb Scib unb Seben ungejimlich angeflagt
unb, al« man fl<h ©djorrifcher ©eiten uff bie
peinlich .jpalfjgerichtorbnung unb (Kaution unb benn
orbentic^en ffieg 9tedjten« bcqogen unb nichts beflo-
Weniget bifer 33efdjaibt erootgt : er ©djorr, foU
unoertjörter ©adj fleh im ©efengTnu« einfteden unb
©ommiffatien über iljm gefcfjicft, inmittelfl ber 33er*
ftorbene burdj bie 33erorbnete beficf>tigt Werben fotf.
3lb bifem 23efdjaibt hat man fidj uff © o r r i fd^er
©eitten jum haften befdjwert unb fich ber Bürger*
fhafft erbotten unb wiber ben ergangenen Sefdjaibt
proteftirt :c., barbet) e« bi« ^te^er unauögericht oer*
bliben. $)i§ abgefdjriben benn 22. $uni 1655.
3lbi: 5. Slprili« Ijatt mein ©ohu SDtattljeuS
33 eg er .Srwdjjeit gebalten mit £>err 3adjariae
gifdjer« SCoc^ter SDtaria $>orotae uff ber 33urger«
bau& in großer f$-requen$ ber ^ocbjeitgaeft. ©ott
Welle fein ©nab unb ©egen barju oerlepen. Simen.
2lbi: 12. 31prilie habe ich bem ©teurampt
toegen 3° Gern 200 fl. gelitten, bi« uff benn
jperpft auch tüiber ju jahlen mit monatlichem 3infj.
3lbi: 1. üflaij habe id) nieinem ©obn für
560 fl. £udj unb 40 fl. an 33ettlen übergeben,
tbut 600 fl., monatlich auff fauffmännifd) 3ar
100 fl. mit 50 Äreujer ju üerjinfen. Yide Giornal
B b vel 20.
Slbi: 8. SJtaif habe ich bie noch mangelbaffte
imperfectae politifhe £anbet proponirt oor eitn
erfamen Staht.
3lbi: 12. bito ein ©hulmfitation mit fehlerem
Stufeen gehalten worben, barin mir ein jimlidjer
©cpimpff wegen ber ^ropofition, at« öbern ©cf)uot=
ardjen ju oerrid)ten, begegnet unb oon eim Slnbern,
bem e« nit gebürt, unberlaffen worben. $enn
bife« Slmpt gehört bem ©onfiftorio ju.
8lbi: 17. 2ftaj ift meine £aufffrau ÜJtarta in
ba« Sßilbbab gefahren ju ©rlangung ihrer ©efunb*
heit, ©ott geb ©lücf unb ^jepl barcju.
2lbi: 15. 3>unii ift bie Butter wiber glüdlich
beim fommen mit $imlid)er ©efunbheit, barfür
©ott Sob unb ®and ju fagen.
5lbi: 16. Sulif bin ich ba« ©echfte üftaljl jurn
Surgcrmeifterampt erwehlt worben , barbeb auch
praeses consistorii, censurse et scholarchiae,
fo offttermal« oor unb nach nicht fonber« refpectitt
worben, wie in meint 3taht«memorial bisweilen
ju finben.
3lbi : 11. Stugufti habe ich bem ©teurampt
wegen be« dürften uff 3 ollem gelihen 50 fl.,
monatlich ju 25 Äreufcer, foU bi§ Martini 1655
wiber am ^arjin« oom ©teurampt becjahlt unb
abgerechnet werben.
Slbi: 28. Slugufti habe id) bem 33ett ©hrifl
©ambfon fein halb ©djeurtin in mein $off umb
60 fl. abfaufft unb nod) 8 fl. 46 ßreujer baritt
oerbauen. Yide Giornal folio 21, N B ift erft
ben 2. ©eptembriö oor fftaljt beftetigt worben.
9lbi: 27. ©eptembriS habcu bie §errn Sinnen*
Pfleger oben bie 200 fl. benn 12. Slprilig angc=
nommen , oon bem ©teurampt wegen fitro^in
an bereit ©tatt mir monatlich ju oerjtnfen.
Slbi: 26. OctobriS hflbc ich meinem ©o!jn
^>an« ©eorg 33 eg er gleichförmig 100 fl. gelihen
uff föauffmanS $twfH, wie eim Stnbern.
Slbi: 27. StoOembriS ift wiber ein ©djuloijttation
gehalten unb ein teutfch ©pmnaflum auffjurichten
belibrirt, aber nid)t§ oerricht worben. Yide mein
©hul-Slcta unb relationes.
Slbi: 31. jDecembriö habe i<h beut ©imon
Sang auch 100 fl. uff monatliche 3infuug k 50
Äreujer gelihen.
Slnno 1655.
Slbi: 7. ^anttarii mein $uttcr in« 2B ein*
man« ©djeur pro 125 fl. oerfaufft unb noch
275 fl. par ©eit barju gelihen, foü miteinanber
wiber bejalt werben, wan ba« 33ihe wiber oerfaufft
werbe.
3lbi: 15. bito feinbt bie ^flegfdjafften wiber
erfe^t unb ba« ©teurampt , Sfoctjencammer mir
wiber auffgetragen worben.
Slbi: 20. bito bin ich uff bem ^ahthau^ franf
worben, alfo ba§ ich faum heimgehen Tonnen, ©in
©leidjeS ift meiner £)aufjfrau SJtaria auh wiber*
fahren.
3)enn 15. f5e^ruarit haben Wür beebe im Jpau§
ba« heplgen ^achtmal empfangen.
2)en 25. bito ift mir ein ©chlagfluff fftadj5
mittag umb 2 Uhr gefallen, aber — ©ott tob 1 —
ohne ©haben abgangen.
2)enn 25. 3Jta if Stacht« jwifheu 11 unb 12
Uhr ein ©hlagftu§ mir gefaüen unb hat bifc meine
^ranfheit bi§ in bie 20 3Bo<hen gewert, bin alfo
am ©ontag Xrinitati« baj erft SDtal wiber in bie
Äirdj gangen.
2)enn 16. 3funii h«b id) wiber purgirn miiffen
Wegen eine« groffen ©eittenftechen«, fo aber — ©ott
tob! — halb wiber auffgehört, bin barnad) am
ü)onner«tag benn 21. ^unif wiber in bie ^ir<h
gangen. Slbi: 22. ^unii big gefhriben.
Slbi: 18., 23. üWartii , 24., 26., 30. SJtartii
fth ©rbbibem erjeigt.
Slbi 11. Slpriti« wiberumb ein ©rbbibem jwifdjen
2 unb 3 Uhr.
Slbi: 16. Slprili« am ©ftermontag hatt mein
©ßhnin SDtaria Dorothea ein jungen ©ohn geboren,
welcher auch ÜJtattheu« getaufft worben, ©ott Welle
in fegnen unb mit ihntc fepn.
3lbi: 21. 3Dtaif haben bie ©apftlihe unb ©hui*
biener bie Ätnber ir. bie SJtapen gefürt, ohne all
mein Sßifeen unb ©onfen« al« ^raefibenten folcher
©enfur unb ©hulfachen in politicis.
Slbi; 22. Sfunij bife« gefd)riben:
88
©ott beriete mir ferner
beftenbtge Seib^ flcfurtb^cit .
Postscriptum : 'H ö i : 3. äftap paben bie Herren
2lrmenpfleger bie obgemelte, bon bem ©teurampt
empfanqene 200 ft. mit fatnpt 3 fl. 20 Äreujcr
3in§ mir wioer mit ®ancf peintqeben.
Postscriptum: 2loi: 30. fUtaij 1655 benn
(Sufebiu« Jperrman oergraben. beffen Gatter (Sr*
parbt ^)errntan meiner jpaufffrauen ©erbelin
feeligen ©cpwefter 2lnna gepabt unb ift er (Sufebi
mit meinen beeben ©ßpnen leiblipe ©efpwiftrig*
finber getbefen.
2loi: 24. Bunij pabe ip unb meine 2 ©öpne
in ber Äircpen unb mein ÜOJaria in bem £au§ ba=
peitn communicirt, bann fie Wegen ber mit mir
aufjgeftanbenen Äranfpeit nit aujjgepen fennen.
2lbi: 5. Bulij Pa& einen Ör0§en -Jparngrimmen
gepabt, aber — ©ott fep '£)ancfp — opne Sftap*
tpeil micp wiber berlaffen.
2lbi: 11. 3ulij pab icp bem §einrip ©cp er er
ju bem palben £peil ^uttergelt al« 200 fl. nocp
50 fl. getipen, ift er mir alfo in 2Wem 250 ft.
monatlip ju berjinfen fcpulbig laut be« ©pulb*
Pup«.
2lbi: 9. ©eptembri« pab icp bem §errn ©teppan
©rüninger 100 fl. gelipen monatlicp mit 50
$reujer ju berjinfen.
2lbi‘. 31. Octobri« pab icp bem £>errn ©eorgio
iftejenio 50 fl. gelipen, fo er mir umb ©ertlen
fcpulbig gweft, jept monatlicp ju berjinfen^ä 25
Äreuper.
2lbi: 29. 9tobembri« pro £>errn Bunfftmeifter
üttarp üttaurer ut deto 20 fl.
2lbi: 10. SDecembri« pro ©altpa« $urpcn
gelipen ut deto 20. fl.
2tbi: 12. bito pro 9ttipel ©cpauppen 5ßar=>
gelt, ut deto 100 fl.,
mer an ©ertlen über 2tbjug nop 100 fl., bife
mit Anfang be« 1. 3>unij 1656 aucp, wie oben,
monatlicp nacp Äauff mann« Profit ju berjinfen.
2lnno 1656.
$ßro ©imon Sang [wiber ^ßargett gelipen, ut
deto 30 fl.
Bft mir alfo in 2Wem 130 fl.
2lbi : 22 deto ift mir aufj ©ebelp eine« erfamen
9tapt« laut ^rotocolli de 8. Banuarii öon wegen
ber ©eneralfplufjconto^ber 12 ißflegfpafften 40 fl.
gegeben unb fortpin alle $ar 20 fl. ju geben be=
ftettigt worben.
2lbi : 31. bito ift mtr abermal bep 9tapt ein
fcpwerer $lufj unb (Satpar’gefallen/ ift aber — ©ott
fep pöcplicp gepreifet — balbt wiber opne ©cpaben
abgangen.
2lbi: 2. gebruarii pro Utrip jung $a&napt
mir baj alt Butter unb neu brauff gelipen ©eit
in 2Wem 100 fl. bejalt.
2lbi: 10. ftebruavii pro $err Bunfftmeifter
Bopann ©urgpart © iconi $argelt gelipen, monat*
licp ju berjinfen, 180 fl. 2tber pernap benn 31.
Bund pat er mir bep bem ©teurampt ein ©ültbrieff
pro 250 fl. (Sapttal, jarlip mii 41/8 fl. baj 100 fl.
ju berjinfen, uff Mariae *©erfunbigung bargegen
übergeben. (Stgo 350 fl. füropin ba« ©teurampt.
2lbi: 5. üliartii pro U(ricp gafjnapt an ©tat
Bfacob Sieben, ba« übrig alt fjuttcr unb gelipen
©eit ncmlicp 100 fl. mir bollent galt.
Sloi: 1. ÜJiaij pro §ann« ©eorg fiepen par
gelipen, ut deto 30 fl.
2lbi: 18. ÜJiaij pro #ann« $acob altßurpen
©argelt gelipen, ut deto, monatlip 3in§ 50 fl.
klter ipme für ©ertlen über 2lbjug 115 fl.,
folcpe 115 fl. über 6 üßonat nemlicp uff ben 18.
fftobembri« wiber par ju bemalen ober aupalfo'ju
berjinfen. £put jufamen 165 fl.
2lbi: 9. ^unij pro Ulricp jung gagnacpt wiber
gelipen "fßargelt 60 ft. unb 5 2limer 2öein ä 10 fl.,
ut deto 50 fl., monatlicp ju berjinfen tput ju-
fammen 110 fl.
2tbi: 10. Bunij pro £>err Bunfftmeifter ©urg*
part ©iconi ^argelt gelipen 150 .fl. unb 15
9limer 2Bein ä 10 fl., ut deto, tput 150 fl., mer
ift er mir nocp alt« wegen ißfrunben 100 fl., tput
jufam, monatlicp ju berjinfen, 400 fl.
2lbi: 1. ©eptembri« pabe icp bem fürftlicpen
BoÖerifcpen ©ubbelegierten ßommiffariu« mit 300 fl.
©argelt, bie bep bem ©teurampt ftepenbe unb uff
©eorgii 1658 gefallenbc« Kapital 350 fl. abfaufft,
mir uff folcpe B^l — *n 20 3J?onat —
opne ferner Biu§ iu becjaplen.
Notandum : Wa« icp ferner pabe aufjgelipen unb
mir pingegen barjwifcpen bejaplt worben, ift au«
benn ©iotnalien 1656, 57, 58, 59 w. ju erfepen,
wie aucp jum ^peil in bem ©cpulbtbucp in
Ouart jc.
2lttno 1657.
2lbi: 7. ^anuarii feinbt bie 12 ^flegfcpafften
erfept unb mir bon einem erfamen fJtapt baö ©urger*
meifterampt anftatt be« berftorbenen <j£)err ©altpafar
Sumppen uffgetragcn.
2lbi: 6. 2lprili« ift meinem ©opn ÜJtattpeo
bon feiner Jpau§frau 3)orotpea ein junger ©opn
geboren, fo £>ann« 3ac°l> getaufft Iborben.
2lbi: 30. 2lprili« pab icp anfangen purgiren
mit 9tebarbera.
2lbi: 2. üJtaij pab icp ein ^urgation gebraucht
wegen eine« ftarcf gefaQnett glu§ bep 9tacpt.
2tbi: 1 l.bitopabicp wiber ©urgation eingenommen
wegen näcptlicpen, gefallenen ^lufje«.
2lbi 12. Butj ift mir ba« ©urgermeifterampt
wiber ordinarie ba« 7. 2Jiapl auffgetragen worben.
Slbi: 18. 2lugufti pabe icp wegen Seib«unpäfj*
liepfeit anfangen Äreutterwein trinden.
2!bi: 26. bito ift tneim ©opn ©tattpeo fein
junger ©opn £>an« geftorben.
2tbi : 27. «Robembri« ift bie ©cpuolbifttation
gepalten worben.
2lnno 1658.
2lbi : 13. Bfluuavii groffer 9tapt gepalten, bie
5j3f(egfcpafften wiber georbnet, aucp bon mir unber»
fpiblip Runden bie ©uppaltung, ©eneralfplu^
Heiliges Grab in der Marienkirche zu Reutlingen. Vorderseite des Baldachins.
89
recpnung, Gfaffa unb Redfencammer Betreff ent pro*
ponirt ur.b oon eint erfamen Rapt mit fonberm
Genügen acceptirt worben, wie baS RaptSprotocol
genugfam bartput.
2tbi: 28. bito pabe icp abermapt ein groffeS
©rimmen unb ©eittenWepe befommen, fo 2 £ag
unb 1 Radft lang gewepret, aber mit ©otteS ^)ülff
burcp (Sliftter unb Burgiern wiber geftilt worben.
2tbi: 10. Btartii pabe icp ein gro§ $u§Wepe
unb gefcpwolten $ue§ befommen.
2tbi: 28. bito pabe i<p wiber einen graufamen
groffen ©rimmen befommen, aber — ©ott lob ! —
bolb wiber naipgelaffen.
2tbi : 30. SIprit. abermapt ein ©rintmen befommen.
2tbi: 21 et 28. Btaij pab icp wiber purgirt
Wegen SeibSunpüfjttcpfeit.
2tbi: 1. et 16. ^unij 2öein in Beeben keltern
unb 2trmenfelter abgetanen.
2tbi: 6. $uli pat man meinen Better 2lnbreaS
Baur Oergraben.
2Ibi: 21. 2tugufti patt baS Koriin meirn ©opn
Btattpeo ein junge ^ocpter geboren Biaria Btagbatena.
©ott Welle fepn ©nab unb ©eegen barqu oerleipen.
2tbi: 10., 12. ©eptembriS pabe icp wiber 2
£ag purgirt.
2lbi: 21. Oct. pabe iip abermapt 2 £ag purgirt.
2tbi: 26. RooembriS bie ©cpuloifttation gepalten.
2tnno 1659.
2lbi: 10. ^anuarii groffer Rapt gepalten ,"jbie
12 ?J3f(egf(pafften wiber erfept unb oon mir "aber*
mapl meine Re<pnung abgelegt unb ein erfamer
Rapt barbep wegen ber ©ontinuation berBucp*
paltung erinnert worben.
Slbi: 16. bito, 17. pabe i<p im £>au§ ba8
peplige Racptmapl empfangen wegen 2eibSfd)Wa<p*
peit in bie $irdp ju gepen unb oolgentS benn 17.
pujuS abermapt purgirt.
2tbi: 12. ^ebruarii bie 2tr<pim Rinne mit bcin
©imon Sangen gelegt, patt mein 1/a £peil 4 fl.
21/2 ßreuper betoffen.
2töi: 24. bito pabe icp wiber ein ^urgation
eingenommen.
2(oi: 25. et 27. bito ift mein perpltebe £>au§*
frau Btaria naep lang aufjgcftanbener Äranfpeit
unb DiCfeit ©eptnerpen, Racpmittag umb 2 Upr
feeligli(p oerfepiben unb pernadj benn 27. bif? Rad)=
mittag uff 2 Upr begraben unb oom fperr ^5rebiger
SauBenberger bie Seicptprebigt gepalten Worben.
Bfalm 71, B. 17, 18. ic.
2lt>i: 29. Btartii pabe icp eine Burgation ein*
genommen.
2töi: 27. 2tprili3 bie 2Baifenre<pnungen in ber
©teurfiub ocrrid)t worben.
2tbi: 5. Btaij Bogtgeridpt uff ber Burgerpau§
gepalten unb bie Recpnungen onb (Srweptungen
in ber ©teurfiub mit guttem dfontentu uff 1 £ag
in 2töem oerriept worben.
hiermit fcpliefjt bie Chronologia Begeriana ab.
Ueber ben Berfaffet berietet bie Seicpenprcbigt :
„eine lange 3dt uun er M ftn fe‘nem Selb
fcplecpt befunben. Bor 5 Bßocpen (alfo ©nbe Btai
1661) ipnt ein £auptflu§ gefallen. Racpbem eS
halb barauf ein wenig beffer worben, pat er ba$
2tbenbmapt empfangen , pat orbentlicp Btittet ge*
braud)t. ($r fiarb 30. ^uni 1661 um Mittag, ift
21.3uli in oolfreieper Begleitung jurßrben beftattet."
SDiefe (Spronif befinbet fiep im Beftp ber im
©rofjperjogtpum Baben tebenben Racpfommen beö
BerfafferS.
4. 21 mm an (2Bappen : 2 fi<p freujenbe Bcitle).
©iepe $aprgang I., 88 — 89, 2t. 0. 2llberti, Söürtt.
2tbel$* unb Söappenbud) ©. 18).
5. 2t np auf er. ©iepe $aprg. I., 89 ; XI., 31.
21m 13. $uli 1349 wirb ber Supmennin £>auS,
bie ben 2tpufer patte, bei ber ßirepe in Reutlingen
erwapnt (21. 21.), 24. ftebruar 1363 beS 2lpuferS
£au$ (21. 2t.), ebenfo 6. OFtober 1368 (Ä. 2t.).
2lm 26. Oftober 1400 oerfauften 2tlbreipt ber
Buole oon ^Cpalpeim unb 2tnna, feine ©cpwefter,
Gfonp beS Buote oon Stpalpeint felig föinber für
fiep unb ipren Bruber Benp, der ain natürlich
Narre ist, an Adelheid die Ah userin, die
man nennt die Muosmelwerin , Bürgerin ju
Reutlingen 1 Bfunb jpcüer fteter, ewiger, auf
©eorgii faltiger ©ült oon betn 3 ^3fun^ federn,
welepe ipnen junt ©rbe fielen oon (Sonrab oon
Bteldpingen felig, einem Barfüfjer, ber iprer
SRutter felig Bruber War, unb welepe 2llbreept ber
2tpufer oon Btelcpingen, felig, ipr (Spni (®ro§*
oater) unb 2lttna, feine 2Birtin felig, ipre 2lpne bem
^appeitfrä(jer in
©mt Slicnhor
(gortfepung.)
Bruber Sonrab, iprent ©opn gegeben patten unb
Oerfeprieben au@ Benp beä 2tpufcrö felig ^>au^,
ba« jept be« Baelfen ift, gelegen ju Reutlingen
beim obern Spor ($. 21.).
6. 21 n feien. Sßappen: ^m 3al^1' 1578
Wanberte in Reut*
lingen ein Baltpafar
2t n cf e l i n, ©opn
be$ Baltpafar 2t n*
cf e l i n, Bürgers in
©cplierbaep, C.*2t.
©öppingen, unb ber
2tnna griebriep
(©tabtarebio). 3CP*
BaltpaS 2t n f e t e n,
SRiitler ftarb 3. 2Rai
1835 in Reutlingen
im popen 2tlter oon
81 3|apr 3 ÜJtonaten
14 £agcn. 3°banneg
2t n f e t e n, Bäder
90
unb Riüllcr in Reutlingen fyatte oott feiner ©attin
3T?arte ©atharina © 6 in i b mehrere Äinber.
1. Rtarie ©atl)arina ^Infeten, geb. 12. Apr.
1827 in Reutlingen, ocrmä()lt 3. ©ept. 1855 mit
Kaufmann 3>ol)anucS 53 o 1 1 e l er in Reutlingen.
2. ©eorg 51 n feien, 8anbgerid)tSrat a. ©.,
einer ber ©enioren ber mürtt. ^uriften, oermählt
mit $ulie Änapp, geb. 14. $cbr. 1832. ©r unb
fein ©ot)n Äunftmaler 51 n feien fd)rciben fid)
2Infelen, bie in Reutlingen lebenbeit ©lieber
5ln f e l e ; fo g. 53. ber 2. Rtärj 1861 34 3al)re
alt geftorbene ©tabtpflcger ©arl ^riebrid) 5lnfele
unb Joachim Anfeie, £)ofinefferfd)mieb (f 4. Rtai
1812, alt 48 8 Rtonatc, 15 ©age). AIS am
4. 5lug. Äönig jriebrid) Reutlingen befugte, be«
fd^enfte er jur Aufmunterung ber ^tcftgcn ©emerb*
famfeit biefen tüd)tigcn Rtefferfd)mieb, ber if)tn Pro*
buftc feines ÄunftfleiffeS borgelegt ^atte.
Anfeien errichtete 1830 in Reutlingen eine ©tein
bruderei, mot)l eine ber erften in ber ©tabt. ObigeS
Wappen ift einem im 53eftb bon $rau 53ottelcr,
geb. An feien bcfinblid^en ©laSgemälbe beS RtalerS
^3 f o r t entnommen, ©er ©d)ilb beS Wappens
ift rot.
7. Arnolb. Wappen nach einem ©einalbe.
©er Ahnherr ber
Familie RiatthiaS 51 r*
n o Ib , ©d)ulmeifter in
53onlanben, ©. = A.
©tuttgart haUe «inen
©ohn ©eorg 53althafar
Arnolb, geb. 12. ©ft.
1752 in 53onIanben,
ftubierte ©fjeologie, mar
1766 Präceptor auf
bein £mhentmiel, 1788
©iaconuS in 53oö,
1796 Pfarrer inftriolj:
heim, 1802 in Aid):
fd)ie§ unb heirakte
22. ©ftober 1778 in Wenblingen Rtarie ©uf.
Rtagbal. Reif), geb. 9. ^unt 1753 in glad)t
(Rad)fommen berechtigt an bie $ifler=©tiftung).
53on feinen ©öt)nen mar ^mbridj ©onrab ©ottlieb
51rnolb, fönigl. mürtt. ©berft , oermählt mit
©harlotte Souife Stefc^ing, melche ihm in ©tutt*
gart 19. ©ftober 1824 eine ©od)ter Rtathilbe
©harlotte ^ricberife gebar, ©iefe heiratete 11. 3>an.
1854 $u ©rof* ©achfenheim f5rei^errn $ricbrid)
Al ber t Philipp ©h^leS Auguft Reinharb b.R oeb er,
fgl. mürtt. Rittmcifter a. ©., geb. 21. April 1804
in ©tuttgart, f 11. ^an. 1854 in @rof|<©aehfen»
heim, loelcher burch feine Rtutter 2>ulie o. Rtecflen»
bürg, geb. 1775, f 25. $an. 1842 in ©tutt*
gart ein birefter Radbfomme beS 1713 geftorbenen
£>erjogS griebriih Wilhelm 0. Rtedflenburg mar.
©er 53ruber beS ©berften ^riebridf) ©ottl. Arnolb,
Kaufmann, geb. 1781, geft. 12. 5luguft 1820, Oer»
pflanjte bie ^milien nach Reutlingen, infolge feiner
Beirat mit 3>afobtne 3>ubith Ärimmel, gcB.
21. §ebr. 1783. ©ein ©nfel ift Kaufmann Au*
guft Arnolb in Reutlingen, üermäf)lt mit £)elene
53antlin auS Ulm. ©S gab übrigens fd^on
früher eine 5ai^iüe JArnolb in Reutlingen. Am
26. Rtai 1416 thaten £>anS ©d)refc unb ©onrat
Arnolb, ArnoltS, 3ieglerS ©ohn, 53iirger ju
Reutlingen, funb, ba§ er unb feine ©eben alle
3aljre bctit ©pital ju Reutlingen baS 53iertel auS
einem Rtorgeu Weingarten, ben fte oen ben ©pital«
Pflegern gefauft halten, gelegen ju Reutlingen in
bem Pfaljgräfeit am ©uglunberg an beS Äurfürflen
Weingarten, jur Sanbgarbe geben foHten. (Ä. A.)
Ain 3. ^uli 1394 mirb £>anS ArnolbS Wein:
garten im ©ommerhälbUn ermähnt (Ä. 51.), ebenfo
26. April 1521 ^anfen ArnolbS 53aumgarten
oor bem 53ebiitger „©horlin" (53eger, Ruralcapitcl
©. 110). Rtichel Arnolb mirb 1526, Submig
'Arnolb unb 53eit Arnolb 12. $eb r. 1549 ge*
nannt (Ä. A.). Riid)el Ar n o Ib unb 53eit Arn o Ib
maren 1555 mürtt. .ßtnSleute ju Reutlingen (©t.*A.).
Johann ©eorg Arnolb mar 1756, 1758 unb
1759 einer ber $ünfer ($• A).
8. Aftfalf. ©iehc Jahrgang 1899, Rr. 1.
9. ». 53 ach- 3>rmel P. 53 ach, 53ürgerin ju
Reutlingen that 4. 3>uni 1381 funb, ba§ fte
3 Pfunb geller ©ült üon Pfaff Heinrich ©chön*
f u n h unb £cinfc 53 a l m e r unb Äun$ U n r u m,
Pfleger ber ^eiligen ju Pfullingen gefauft ^attc.
©iefe ©ült ging auS 3 53rotbänfen ju Reutlingen
alljährlich auf ©t. 3{afobi. ©ie oerfaufte nun an
^)ein^ ben 53rügel, ^)cintj felig beS 53rügel8
©ohn üon Reutlingen 1 Pfunb geller ©ült um
13 Pfunb geller unb 6 ©<hiHing (©t.*A.), ba
nicht fre, fonbern bie ©tabt jTegelt, lägt [ich nicht
entfebeiben, meld)em ber Oerfdhiebeneit ©efchlechtcr
ö. 53 a <h in ©ihmabetr fle angehört hat* ©ahr*
fcheinlich gehörte fte ju ben o. 53 a dj , f. u.
©hingen, beren Wappen ein geteiltes mar, in beffen
unterm £eil 3 Äugeln maren.
10. 0. 53alingen (Wappen 53.) Rad) einer
Urfunbe oom 30. April 1343 ging 1 Pfunb jähr=
lieh auf Riartini auS beS alten »on 53 a 1 g i n g e n
^auS (©t.'A). 12. ©eg. 1371 gingen £ainricen
o. 53alingen 3 Pfunb *auS bem Jpaufe beS
ReutUnger 53ürgcrS Ulrich beS ©<h l o f f e r (A. A.).
Au eben biefen £>ainricen o. 53 a li n g e n oer»
fauften 7. ge&r. 1381 53enj ber Ä ö t f <h e l e r ,
ben man nennt ben © r ö f d) e r , 53ürger ju Reut*
lingen unb Wide bie ©pinnclerin, feine
cl)elid)e Wirtin 4 Pfuitb JpeQcr fteter, emiger, auf
©t. ©eorgii fälliger ©ült auS ber alten ©pinne«
lerin ^iauS ^u Reutlingen am Riarft um 64
Pfunb geller (51. A ). 53urf 0. © t ö f f c l n unb
Agt (Agatha) © d) m e 1 1 e r i n , feine eheliche
Wirtin oerfaufte am 23. fjebr. 1388 an £)ainri*
cen o. 53 a l i n g e n 3 pfunb geller fteter, jähr¬
lich auf RZartini fälliger ©ült auS allen ihren
©ütern ju ^mmenhaufen um 50 Pfunb geller
91
(©t.*Sl.). Rad) einer Urfunbc Dom 16. Slpril
1414 lag Sßfaff ^einridb« 33 a li n g e r CauS gu
Reutlingen Dor bem ©arfüfterFlofter (.ft. 31. unb
©t.«3l.). 9Ran fef)e 3al;rg. 1/ ©. 88, 0. D. 3l(=
Berti, ©. 89.
11. 33 a n 1 1 i n. (353appen: auf einem eifern
farbigen bürgerlichen ©tedjljclm ein roter Söme
feinen Rachen aufgefperrt, um ben ^alö ein 33anb
al§ eine ßette unb in feinen Pfoten ^ a Itenb einen
©ürenmüfpcl, fifcenb auf einem blauen unb gelben
©aufd). 3m ©d)ilbe in blauem unb gelbem $elbe
ber rote Söme, um ben Jpalö ein 33anb unb
einen ©ürenmüfpel mit beibett Pfoten haltenb).
lieber biefe gamilie ftehe 3ahr9ang VII, Rr. 5 unb
folgenbe.
12. 33 a r b i l i.
Oie Familie 33arbili
ftammt auS ber ©tabt
Oolc in ber ^rani^C5
comte. OaS SBappen,
beffen fld) 1644 Dr.
$arl 33 a r b i l i be*
biente, ift ein rebenbeS :
bare de lis = Siliert
ftange. Röie fo Diele
anbere Reformierte faf)
fte ftd) genötigt, bie
Jpeimat juDerlaffen unb
ftebelte um 1580 nach
(Stuttgart über in ber
©erfott Äarl ©arbiliS, Dermahlt mit Rtaria,
Tochter beS Pfarrers ^3eter Rottenburger
ju Elbingen. ©ein 26. Rtai 1600 in ©tuttgart ge=
borener ©ol)n Earl 33 a r b i l i , Faif. unb herS°gl~
tüürtt. Rat unb SeibnubicuS, erhielt 1637 Dom Faif.
Cofpfaljgrafen CanS Joachim D. ©ri’iuthal, Ober*
Dogt in Tübingen einen 35$appenbrief unb ftarb 8.
Oft. 1647 in Tübingen, tro er ^Brofcffor trar.
33on feiner ©attin Regina 33 u r cf 1; a r t, geboren
1606, f 31. ®e$. 1669 hatte cv unter ar.bern
einen ©ol)n (Sari 33 a r b i l i , geb. 27. 3att. 1641 ,
meiner 25. Slug. 1665 als Dr. med. Don £ü*
Bingen auS 33ürger in Reutlingen mürbe. (Sr folgte
1673 bem 3oh. Erljarb 353 u d) e r e r als ^hhft"
FuS. Slm 5. Slpril 1679 mürbe er mit bem Beug»
niS treuer Oicnfie entlaffen. 33on 33ürgermeiftcr
3 ü n b e l unb ©chultheifj 33 i h l e r erhielt er auf
Slnftiften beS ©ürgernteifterS Saubenberget
feine ©teuer gefchenFt unb nachgelaffen , auch ben
Slbjug, maS jufammen 11 b'S 1200 fl. machte.
(Sr mürbe herJ°9l- toürlt. Rat unb SeibmebicuS
unb beFam baS in (Salm. (Sr ftarb 12.
0Juli 1711. ©eine erfte ©attin mar Ehriftiane,
Tochter beS U- Dr. Johann SBenbel Äurrer,
©pnbicuS ber Reid)Sftabt Reutlingen (f 23. ®e$.
1691). Oaff fein 24. SRarj 1676 in Reutlingen
geborener ©ohn 3ch* 353enbel 33 a r b i l i fchrift®
fteKerifd) t^ätig mar, mürbe bereits im Jahrgang
IX, 52 ermahnt.
13. 33 a u r. 353appen : 3m beifolgenben 3Bappen,
beffen ftch 1699 bei
Erneuerung ber Söal*
Fer=©tiftung SlttbreaS
33 aur, ©tattfdfreiber
unb actuarius pub-
licus in b. b. Reid)S
Statt Reutlingen bc=
biente ($. Sl.)( ift
bie redrte ©eite beS
©chilbeS blau , bie
linFe golben, umge=
Fehlet bie rechte ©eite
beS RtanneS golben,
bie linFe blau. Ueb=
rigenS blidt ber Rtann
nicht, mie bie Slb*
bilbung ^eigt, nad) (heralbifd)) rechts, fonbern nach
littFS. Slud» h^ er ©tulpcnftiefel. 3lhnherr biefer
geiftig h^rDorragenben Familie ift fpanS 33 a u r ,
Rablcr, Dermahlt mit Rlaria $ i 5 i 0 n , genannt
beS Rablcr SRarilin, beffen ©ohn 2tnbreaS ©aur
25. $uli 1641 $ramer$unftmeifter mürbe (£off*
ftetter, Ehtcnif, ©. 360). Er mar 1645, 49 — 57
alter £>err, 1648 auch Bunftmeifter (ß* 31.) unb
ftarb 4. 3uli 1658 (Jpoffftctter , ©. 390). Rach
©apler II, ©eite 93,117 befugte er im ©örtlinS:
hanbel bie granFfurter SReffe. Oie ©olbaten nahmen
ihm 35$aten ab, bie er aber mieber beFam. Er
hatte 2 ©ßhne, 1) 3lnbreaS ©aur, geboren in
Reutlingen, ber 12. 3lug. 1640 in Tübingen
imatrifuliert mürbe, 1648 — 55 s.ßaftor $u Cäfner»
Reuhaufen, O.^Sl. Rürtingen, 1655 — 1680 in Slidt,
beSfelben Oberamts mar unb in legerem Orte 1680
ftarb (©ammlung aller ÜRagifterprontortonen II,
©. 128). 311S echter ©ohn ber bemoFratifchen
RcichSftabt nahm er Fein ©latt Dor ben Rtunb,
menn eS galt, eingeriffene üftifcftanbe ju tabclit.
Söie er beShalb noch als studiosus theologise
1645 mit ber ObrigFeit bet RcichSftabt in Eonflift
geriet, möge man bei ©at)lcr II, 93 — 97 nacb>lefen.
Sluffer 2 0öcf)fern, Don benen eine 1691 an einen
©äcFler in Äirchheim Dermahlt mar, bie anbere
3Inna Rtaria ben ©einamen bie „^faeffin" führte,1)
hatte er einen ©ohn SlttbreaS ©aur, geb. 1650
in Slich, ber 8. Rlctrj 1676 Rtagifter in Tübingen
mürbe, 1683—1687 Pfarrer ju SBciler bei Corn¬
berg, 1687—1712 ju Oefingen, 1712 — 1718 in
Shieringen, 1718—30 in $loe$lingcn mar unb 1730
ftarb. Er mar feit 5. 3uni 1683 Dermahlt mit
Slnna, Ood)ter beS ©hneiberS ©eorg © aber in
Tübingen (©ammlung II, ©. 319). 2) 3°hattn
Ehriftoph ©aur, CanbclSmann (Kaufmann) in
Reutlingen, Dermahlt 23. Rod. 1642 in Reutlingen
mit Ehriftine , £od)ter beS -j- 33ogtS SltiaftajtuS
Äomtnerell, ©ogtS ju ©eilftein, bie als Söitme
17. Januar 1658 ben ©pnbifuS 3oh. Söenbel
’) Rad) Jpoffftetter'S dhrmti! ©. 945 unterfchlug
ihnen ein gemiffenlofer Rormunb 450 ft., ntufjte aber
alles erfe^en.
353appen mie nad^ftehenb :
92
dürrer (f 18. ®cj. 1659) heiratete. 9lu8 ifyrer
(Slje mit Sour flammten 2 ©öffne.
a) » 3acob ©aur, geb. Januar 1652 ;
biefer mar 1696 — 1702 3unftmeijler, 1703,
1712 — 1726 ©icebürgernteifter, 1706, 1709 3ter
©ürgetnteifler, 1704, 1707, 1710 2ter ©ürger*
meifier, 1705, 1708, 1711 AmtSbiirgertneifler,
1704, 1705, 1707, 1710, 1713—1716 ftünfer
(ß. 91.), and) OBerf^italpfleger unb ftarb 29. $uni
1727 im 91ttcr pon 75 fahren, 5 üJtonaten meniger
12 ^agen; öermafylt 21. 3uli 1673 in Reutlingen
mit ©^riftine, ©oebter beö Kaufmanns ^afob ßurfj.
9Ran öergleidfe über iffn ©apler II, 312. Aufjer
einer Rechter ß^riftine, geb. Rot). 1678, f 13.
Riarj 1745 in Reutlingen, oermalflt 14. April
1700 bafelbft mit 3ol)anne3 ß u r | , ©raceptor
ber lat. ©dmle (f 19. $unt 1725) ^attc er einen
©ol)n ^o^ann $acob ©aur, £)anbel8mann in
Reutlingen, oermafflt 23. $uli 1708 in Reutlingen
mit Rlarie Regine, £od)ter beS Ardfibiafonug
fiifl, beren Rad)fotnmen Anrecht an bte 3^gler=
Stiftung ^aben. ©er julefct genannte 3of). 3>acob
© a u r batte 2 ©öbne :
1) Gtbriftopb ©bili))p © a u r , (S^irurg in Reut*
lingen, berma^lt 8. 3»uni 1746 bafelbfi mit Rtarie
©lifabetb ß l o cf e r , beffen ©obn ©bilipp (£§riftopl)
©au er, geb. 15. ©cpt. 1760, ©arbierer, 26.
April 1835 lebig ftarb.
2) $ob. $acob ©aur, geb. um 1714, ber
Geologie ftubierte , Rector, fpater 1746 Stabt:
pfarrer, 1751 senior capituli in Reutlingen mar
unb 24. ÜJlärj 1769 bafelbft fiarb (©eger, Rural*
capitel S. 126). (?r heiratete 23. Rot>. 1740
in Reutlingen Urfttla Gtatbarina ß ö n g o 1 1, geb.
18. ©ept. 1709, f 5. 3unt 1798. Au&er jmet
^ödftcrn Rlarie (f 7. ^an. 1819 in Reutlingen
im £>aufe ber Sdfmefier), berma^lt mit $ob. ©ber*
§arb ©n 8 li n , ©farrer in ©Jannmeil unb ©ber*
^arbine ©brifline, geb. 11. April 1766 in Reut*
lingen, f 10. 35ej. 1842 bafelbfi, öermablt alö
3te ©attin 31. 3Rai 1802 mit 3(o^. ©onrab
2R e r f b , Ober^elfer in Reutlingen (f 19. April
1830), bereu Pon ©apler Pcrfafete, gebruefte
Seidfenprcbigt nodf bor^anben ifl, ^atte er einen
©obn ^ob. i^acob ©aur, geb. 19. (20.) Sept.
1747 in Reutlingen. Sefctcrer ftubierte, mie ber
©ater, Geologie, mürbe 1767 Rlagifler unb bann
Rector ber lateinifd)en Schule in Reutlingen. ©in
banfbarer ©dfülcr, ber fpatere ©ürgermcifler bon
Reutlingen, 3ob- $acob $ « e r bat i^m in feiner
Autobiographie (codex historicus $o!io 730 ber
fönigl. öffentlichen ©ibliotf)ef in Stuttgart) folgenbcö
SDenfmal gefegt. „Etwa 12 Jahr war ich alt
(also um 1772), als ein Lehrer in der 4. Classe
auftrat, dem ich unter den einzelnen Lehrern
am Meisten verdanke. Das war der Rector,
nachmaliger Stadtpfarrer Magister B aur. Bald
nahm er meine Wissbegierde wahr und gab
mir aus seiner Bibliothek Bücher in die Hand,
welche dieselbe zu befriedigen geeignet waren, j
Moldenhauers römische und griechische
Altertümer, ein kleiner Atlas mit Beschreib¬
ung und ein Abriss der Geschichte verschie¬
dener Völker. Manche Schulstunde hindurch
war sein Unterricht vorzugsweise mir gewid¬
met, so dass er sich wirklich dem Verdacht
der Parteilichkeit aussetzte. Aristokratischer
Stoff war schon in der Schule erkennbar.
Die Soehne der Officianten standen, wie in
fuerstlichen Laendern die Hofschranzen, in
ihrer Einbildung hoeher, als die der Buerger.
An sie schlossen sich die Krämersbuben an,
sich auf das Geld ihrer Vaeter verlassend, und
nicht selten sahen diese Juenglinge auf den
Küferbuben herab , der nicht einmal so gut
als sie gekleidet war. Dass derselbe den
ersten Sitz in der Classe oder Primus in der
ganzen Schule behaupten sollte, war für ihren
Stolz anstössig. Einst behauptete dieser ari¬
stokratische Nachwuchs, mein gemachtes Argu¬
ment würde wohl schwerlich ganz fehlerlos
ausgefallen sein, haette der Rector nicht in
der Stille mir geholfen oder mir dasselbe im
Voraus mitgeteilt. Der Rector trug die Sache
dem Stadtpfarrer Schreyvogel vor. Dieser
erschien und gab selbst ein Argument auf.
Die Schüler der Classe, es waren etwa 12
und darunter sein eigener Sohn, wurden ge¬
schieden. Jeder sollte eine Aufgabe für sich
allein loesen. Als alle Uebersetzungen fertig,
schritt man zur Correctur. Diese wurde unter
dem Vorsitz des Stadtpfarrers vollzogen und
je 3 Schüler als Urkundspersonen beigezogen.
Nach der letzten eigenen Anerkenntnis hatte
meine Uebersetzung keine Fehler, indess die
der übrigen mehrere hatten. Feierlich wurde
mir der erste Platz zuerkannt; nun begann
der Stadtpfarrer mich anredend: Jacob, du
wirst darauf bedacht sein, dass keiner dich
heruntersticht. Euch Uebrigen aber sage
ich: wenn ihr haben wollt, dass der Küfer¬
bube nicht oben sitze, müsst ihr ihn herunter
stechen Dann wandte er sich zum Rector:
sollte einer sich unterstehen, dem Fetze r
den Platz streitig zu machen , wenn er eine
bessere Arbeit, als sie geliefert hat, so schlagen
sie demselben ein halbes Dützen Tatzen auf.“
ÜJtan ftefjt, rote in ber bemofratifeben Reidfö»
fiabt fogar im ©erbaltniS *trifd>en Seljrer unb
©d)ülern ein beinofrattfdjer ©eift ^errfdate, fo ba§
bei einer Auflage gegen ben Rector ©dfüler al$
Urfunbßperfonen auftreten.
Rector ©aur tpurbe 1775 ©farrer in ©ronn»
fteiler, 1781 in Aßanntpeil unb ftarb 13. 9Rar$
1800 als ©tabtpfarrer in Reutlingen, tt)a8 er
Rot). 1797 geworben toar, Dermalst feit 20. April
1774 in Reutlingen mit Rtarie ©lif., £odfter bc8
©tabtfdfreiberS $ob. @berb. 2Bud)erer, geb.
28. Oct. 1749 bafelbfi.
©eine ßittber toaren:
93
a) ^ol;. Eberharb, geb. 14. ^uni 1776,
b) Eath- Barbara, geb. 26. 2tpril 1778,
c) 3!oh* 3>acob, geb. 18. Rüg. 1779, 33udp
binber, f 31. ©eg. 1810 in Reutlingen,
d) (S^riflc^b ©bewarb, geb. 28. Rüg. 1781,
b) Rnbreaß 33 a u r. lieber iljn berietet £mff>
jletter in feiner Gtfjronif, ©. 764: Herr Cammerer
hat darumb in das Stattgericht gemüst von
der Rahtschreyberey hinweg, damit der And¬
reas ßaur, Scribent an seine Stelle kommen
könne, als dess Bürgermeisters Lauben¬
berger künftiger Tochtermann; ©. 768: den
31. Juli (1675), Samstag ist jung Andreas
B a u r , bissheriger Scribent des Syndici Mosers
universitatis Tuebingen anstatt Herrn Philipp
Eberhard C ammerers, Rathsverwandten zum
Rathsschreiber angenommen worden. Herr
Bürgermeister Baur ist vor Rath aufgestanden,
Herr Bürgermeister Laubenberger aber
(als Schweher) ist sizen blibende, sagende:
er sey noch nicht sein Tochtermann,2) er
könne es aber noch werden. Desswegen hat
Niemand darwider reden können.
2) Rnbreaß 33 nur heiratete erft 30. Rüg. 1675 bie
©odjter £ aubenberger'ß, Regina.
(ftortf. folgt.)
$eneafo(jte bet* ^teutfittger gfamtfte $femro.
©int l&faMpf'arrbb l)r. Blatcv tu Pfullingen.
Rach meinen einge^enben Erhebungen auß ben
Kirchenbüchern ergiebt [ich ein ziemlich bcutlicbeß
23ilb ber Olieberf d;ar ber Familie Klemm um baß
^ahr 1600 in Reutlingen. Eß Iftffen ft<h auch auf
biefetn fieberen 33oben ©<hlüffe rüdmartß machen, mo=
burd) bie Ruffteilungen in ben Reutlinger @ef<hichtß*
blättern bon 1892 Ro. 3, ©. 40 ff. unb ton
1894 Ro. 4 unb 5, ©. 70 unb 81, namentlich
maß ben fühlten ©tammbaum ©efatt Klemmß be*
trifft, einige Renberung erfahren.
©ie Klemm maren um 1600 in Reutlingen
zahlreich; fte jaulten, mie eine ©urchforfchung beß
©aufbudjß bon 1574 biß 1631 mit Rüdftcht auf
Ranten bon Ettern unb Taufpaten ergiebt, gleich*
geitig hier männliche Jpaupter : SR a 1 1 h ä u ß , £) a n ß,
Paul unb Peter. daneben maren nicht meniger
alß fteben grauen gu gleicher ihres ^tantmeß:
Rnna, öerefjlicht an 3o{j Kurg, fpäter an $eru
©tefflcr; eine SRarta mar t>ei ehelicht an 3erg
gtcfj (ober gaifj?), fobann ©homa 23aher unt)
SRatthauß SRutfchler; Elifabetl; an SRichael
SBibmann unb Submig $ehe; SRagbalene an
Submig 33urfharb, Erharb Kefcr unb ^erg Kehrer;
Söarbara an ,3erg grofeh unb Kurg; Katha¬
rine an Pauluß Engel unb SRargarethe an
Klaß Rdfer unb £)erm. gaifc. Ruch an ben mehr*
fachen heiraten erfennt man bie Sebenöfraft beß
©tammeß.1)
©ie gamilie mar in mehreren ©liebem eine
attgefchene. SRehrfad) maren in ihr ©eifttiche ©auf»
paten, g. 33. bet £anß Klemm, bem ©tammbater
ber heute no<h bergmeigten SBürttemberger Klemm,
beffen einer ©ohn auch Pfarrer mürbe, £>auftg
ftanb fte im 33crhaltniß ber ©aufpatenfehaft gu her#
borragenben gamilien g. 33. ben ginef ^en. ©er be*
fannte ©tammbater berfelben, SRartinuß ginefh unb
feine Ehefrau maren g. 33. ©aufpaten, jener bei
33arbara, biefer bei Pauluß Klemm; umgefe^vt mar
Rnna gittef ©aufpatin bet beren ©odjtcr SRaria.
Pauluß Klemm mar bieljahriger ©enator unb
fchliefjlid) Eonful (33ürgermeifter). ©ie Klemmen
maren £)anbmcrfer (3euginacher, ©attler, ©chut; =
machet, Papierer, atfo ©c^til*, Seber-, Papier»
bramhe), erfcf)einen auch in QJermanbtfc^aft mit Pa-
pierern g. 33. SRatthauß SRutfchler ehelidjt SRaria
Klemmin, auch iu ber 33cgiehung ber ©aufpatenfehaft
mit ben ^elbling unb ©refcinger, beren Ramen mit
Papiermühlen berbunben finb. ©o mag eß moht
richtig fein, mie überliefert mirb, bafj |)anß Klemm,
ber genannte ©tammbatcr, metm auch nicht jettlich,
fo bo<h thatfächlich ber erfte ober bornehmflc Papier-
müller in Reutlingen gemefen ift.
Rud) ba§ bie tneiften ©lieber ber gamilie
häufig gur ©aufpatenfehaft gebeten mürben , fpricht
für ihre 3Bohlhabcnheit unb ihr 3lnfehen; fo £>anß
Klemm in ben 3ahren 1574 — 97 im gangen
17mal bet 6 gamilien; SRatthauß Klemm 1574 biß
1584 8 mal bei 3 gamilien; Pauluß Klemm in
ben fahren 1596—1603 nicht meniger alß 25 mal;
Katharina Klemm, berehelichte Engel, ift 1599 biß
1627 18mal alß Patin gu lefen, mar eß aber
ftd)er toiel öfter, ba baß ©aufbuch infolge ber
üöafferfluten beim 33ranbe, befonberß häufig auß
biefer Beit , eine böHig bermafchene, unlefcrliche
©chrift geigt.
2öie hangen nun bie umß 3al)r 1600 genannten
©lieber gufammen ? ©iefe grage ift mit böHiger
©icherheit auß bem ©aufbud,2) allein nid)t gu be*
antmorten, unb anbere ©ueflen ha&en ^ f^urn.
Ehe* unb ©otenbud) beginnen erft mit bem üjahre
1632. immerhin ftnben ftch einige Rnhaltßpunfte
auch im ©aufbuch, auß benen ftch 3Beitereß mit
SBahrfdheinlichfeit erfchliefjen läfjt.
©afür, bafj SRatthauß unb ^ohanneß
Klemm alß 33rüber jufammengehören, fpricht ihr
ungefähr gleid;eß Sllter; fte ftnb ©aufpaten um
biefelbeit icncr 1574 — 04 * feiefcr 1574 —
*) SBiemohl bei SRarta unb SRagbalena auch gmei
Perfonen beß gleichen SSornamenß borliegen tonnten.
2) begittnenb 1574.
94
1597; jener möchte alfo immerhin ber ältere ge*
mefen fein, »nenn nicht feine fpate (£(je mit Katarina
fmi§tcrin bagegen fpradje. 2lud) mar biefer ber
bebeutenbcre, mie an« ber Saufpatenfchaft bei feinen
Kinbern unb au« feinem eigenen ©eOattertum l)er*
üorgetit, ba« bie erften tarnen ber ©tabt aufjäfylt;
bafj bie ftamilienüberlieferung richtig fein fönnte,
er habe noch tm Sitter Kinber gezeugt , fielet man
au« betn Stufhöreu aud) feine« ©eoatterfein« (1597),
mcnige $ahre, nadjbent er noch eigene Kinber ge=
habt (1591): er foll ja 1609 geftorben fein.
2öobt unt biefelbe Beit mag OTatthäu« geftorben
fein, er mirb jum lebten mal al« Taufpate genannt
1584; $u biefcm ©bfenamt tonnte man aber
roeber ju $unge nodb ju Ktc nehmen, gür bie nabe
©ermanbtfchaft be« üflattl)äu« unb £an« fpricht
in«befon‘oere, baff nicht nur ©tatthäu«, fonbern auch
£au« einen ©obn ÜJtatthäu« hatte; bei fenctn gebt
e« barau« beröor, baf; 19. S>e$. 1602 ein fung
ÜKattbeu« Klemm genannt ift; für bicfen ift e«
mehrfach bezeugt, ba§ ber Pfarrer M. fTßattbäu«
Klemm fein ©obn mar. Offenbar maren beibc
©rüber. 3ur ©eftätigung bient, baff laut cinerltrtunbe
oom 31. $uli 1572 #an« unb Xbetö (=3flatthäu«)
Klemm in Kird)enteüin«furt al« ©ettern oon £)an«
•Jßalther belehnt merben (9teutt. ©cfchbl. oom SSaljr
1892, 9tr. 3, ©. 46). S)cn Satiren ©tatthäu«,
ber im üftittelalter bei ben Klemm noch nicht gc=
nannt mirb, mögen fte oon ber mütterlidjeu ©eite
überfontmen haben, unb S^ar ma9 er> ba er in
beiben 3meigen erfd^cint, juerft bei bem ©ater beiber
3meige geführt morbcn fein*, benn ber genannte
©ruber ÜJtatthäu« muff noch 1595 gelebt haben,
ba fein ©obn noch „jung" h^e offenbar ein
Unterfchieb oon „alt", fann aber nicht ibentifch
fein mit bem im $abr 1562 ermähnten Sllmofen*
Pfleger ÜJtatthäu« , ba eine fold)e ÜBiirbe immer
fdjoit ein fel)r bah«0 2Wter bebingt.
Ohne Bmeifel ftnb auch ©eter unb ©aulu«
Klemm ©rüber. £>enu unter ben Saufpaten ber
beiberfeitigen Kinber fiubeu fid) bie gleichen ga*
milien: nicht nur ÜJtartin gind bei ©eter unb
beffen (Stjcfrau aJiargarctba ütodcnftilin bei ©aulu«,
fonbern and) ber feltenere, bebeutenbe ütatne Slpchlin
ift gemeinfam. 2Bahrfd)cinlid) ift auch b*er ^ünlin
unb bort £ünlin berfelbe ütame, nur unbeutlich
gefchrieben. ©obanit erbt ftd) in ber ©chube
mad)er«familie ©aul Klemm ber ütame ©eter im
JBechfel mit ©aul fort. Oer gemeinfame ©ater
oon ©eter unb ©aul biirfte mobl ben feit langein
ber gamilie beliebten Saufnamen ©aul geführt
haben, ©in meiterer ©runb jur Annahme naher
©ermanbtfchaft ift ber in beiben gamilien, ohne baff
er oon ben Saufpatinnen entlehnt märe, Oor*
fommenbe Ütame je einer Softer ÜJtagbalene. Oer
1520 al« ©i'trgermeifter ermähnte ©aul ift mobl al«
gemeinfamer ©tammoatcr h'er^ev fchen unb
al« Uroater ber in ben ütcutl. ©efd)bl. Oon 1892,
©. 42 ermähnte, oor 1520 + §an« ßlemm anju*
feben , beffen ©orname auf allen ©eiten al« ©rb«
ftücf mieberfehrt. 3n biefcm ÜtnfangSpunft trifft
unfere Kombination mit berfenigen Oefan Klemm«
TOartinuä, 9Igne§,geb.lt82, SDJatia,
geb. 1580. ux. «Peter geb. 1684.
§ auSmann.
6 u f a n n a ,
geb. 1609.
£ l) r i ft i ii a
geb. 1588.
«DI a 1 1 b ä lt 3,
®iafon in SKeutl.
1614— 35, Pfarrer
in ©omaringen,
1645,
ux I.
9Igne3 ©d)äbin,
1614—18,
II.
©lifabetl)
SBoIffartin,
1620-35,
m.
9lgne§ 956 e i fi,
1636—37,
IV.
33arb. (So I mar,
1640—45
ifeit 1646 Ehefrau
non 9Inbrca3
© d) n e i b c r.)
«KattbauS, ailmofenpflegcr, 1562—72.
£>an §,
«PaniermüUer,
f 1609,
ux. ©ufanna
SSerner, t 1612.
3 o b a n n
ß o n r a b , geb.
1591, f 1657,
SSürgernteifter in
fcerrenberg, erfter
©tammoater ber
roürtt. Sinie.
«DlattbäuS ,
f nic£)t »or 1605,
ux. II.
ffatb. Wi&lerin
1604.
«DtattbäuS,
1629, «picfelmftr.,
ux. I. «Margarete
§ a f n e r i n,
1601—08,
II.
9lgne§ $ elbin,
genannt 1612,
III.
2lbr. SR et) f er §
aSitroe 1636.
«Maria,
ux- I.
3erg gieß,
II.
Xljoma 93 a t) e
III.
«Matthäus
«Mutfdjler.
3 Sftnber
geb. 1577—88
3erg, «Martini
3obanne8.
3obanite8,
geb. 1601,
ux. ©lifabetb
Keiferin.
6bnfiopboru8
geb 1631.
aöeitere fiinb
geb. 1602—11
atnna, ©ufani
Saltbe§,
Margarete,
9JIattt;äu§.
3obanne8,
©attlcr, geb. 1 615,
ux. 3Inna fölaria
Kammer, i6iö,
4 Üinber, f 1650, 51,
60, 61.
91 n n a Eleonore,
geb 1621,
ux. oon £an§ Wi o j e r
in ©omaringen, 1644.
91 n n a 9JI a r i a ,
ux. boit 3obanne§
Setrer in fReutl.,
1657.
91 n n a 93arbara,
geb. 1642,
ux. non 93enbift
«öl utfcbler in 3Ieutl.
1661.
96
«Reutlingcr ©ef<hi<ht«&t. 1890, ©. 82, jufammen.
— 2Ba« bic grauen Älemm betrifft, fo t>at eine
felbfi ben tarnen «IRagbalena, SInna aber unb
©lifa&cth ^aben tfinber biefe« Rainen«. Smmer»
hin ift bei ber allgemein ^auftgen Verbreitung
biefe« tarnen« hierauf fein großes ©emi<ht ju
legen. 2Benn aber SRargarethe «Rodenfiil, (S^efrau
bon Martin gind , «Patin bei $aulu« Älemm ift,
fo ift e« umgefeljrt SInna bei jenem ©hepaar, ferner
2Rartinu« gind bei einem Äinb oon ^ßeter unb
«Barbara; bei einem ßinb ber letzteren ftnben fich
aud) bie tarnen «Rodenftit unb Koniin bor (i. $ctcr
ßlemm). ^inbern bon SInna unb «Barbara ift
aufjerbem bie 'Vatcnfcfyaft bon ^ßeter Vogclmeibt
unb Apollonia fRodenftil gemeinfatn. Saut ‘iauf*
regifter bom 22. ©ept. 1605 ift SInna gindin, bie
©eoattcrin bon üRargarete $letnm, bie ©(jefrau
bon ©eorg Slidjltn, ©ebattermann bon ^eter ßlemm.
Slufjerbem erfdjeint SRartin gind al« ber ©ebatter»
mann beiber. 33ei tfatljarina Älemmin finben
mir bie Taufpaten ÜRargaretha fRodenftil unb
«Baltbafer Siblin, auch Margarete gindin, alfo
mieber eine mehrfache Verbinbung mit ^3aul unb
«Peter Jtlemm, al« beren ©chmefter ba^er SInna,
«Barbara, «Rargarethe unb ßatljarine gelten mögen.
©$ fe^lt jmar auch nicht an «ilnfnüpfung«punften
ber ©enannten an ben anbern ©efehreifterfrei« ; fo
menig, al« an «Begehungen ber weiteren grauen
3Raria, ©lifabeth unb üJtägbalena Älemm ju ben
©enannten. Oa« ift bei ber 3ugchörigfeit aller
ju einer gamilie unb bei bem fleinen ßrei« ber
oberen ©efeUfd^aftöfc^ic^t nid^t bermunberlidj unb
barf nicht beranlaffen, ben feltenen unb bat) er un*
mahrfcheinlicbeu gaU bon 11 ® efc^miftern anju*
nehmen, folange unter ihnen nod) engere Greife ge=
jogen merben rönnen . Unb ba« ift ber gall; mir
föttnen beren jmei bilben. Oie noch übrigen brei
grauen erfcheinen unter einanber unb mit £>a n«
unb SRatthüu« ftlemnt nod) inniger berbunben al«
mit beit anbern: SRatthau« Älemm ift ©ebattermann
boit ÜRaria, alfo opne S^eifel Oheim bc« Stauf*
ling«. Oem auch l)'cr genannten unb mehr in ben
borpin befprodjenen Ärei« gehörigen SRamen Steter
Vogclmeibt fleht al« ©leidigem ic^t gegenüber ber
int anbern ßrei« mehrfach borfomtnenbe «Raute
©refcingcr. ©lifabeth $lemnt hatte jum ©ebatter*
mann $an« ßonrab ßönngott, in beffen £>au«
Vate mar £an« Älemm. Vitu« ^ermann, «Prebiger
unb ÜRattljia« Sadjenmann fittb Oaufpaten bei £)an«
unb bei ÜRagbalena Älemm, 3Jlid£>ael £>elbling
ift e« bei biefer unb bei ©lifabcth Älemm. Slufjer»
bem begegnet un« bei beibett ber ©ebattermann
«Ruff, ©rmahnt fei noch ber britte «Rann ber
«JRaria, SRutfchter, ber in ben Ärci« ber ^apierer
hineingehört.
«Rad) bem ©eburt«regifter , ba« 1574, fomie
nach bem ©he* unb jtotenbueb, ba« 1632 beginnt,
ergäbe fich folgenber ©ta mm bäum um« $ahr
1600, etma« riidroart« erfchloffett au« ber £)äufig*
feit ber betreffenben Taufnamen, gür eine biel*
fad) angenommene SIbftatnmung au« ©ad)fett ergiebt
fich ni<ht ber geringfte Slnhalt«punft.
£>an§ ftl emm, f bor 1520.
*
Sßaul, SBürgermeifter 1520, 9üd)ter 1524-49.
Glifabetlj,
ux. I.
Siitfael
©eibmann,
II.
Subniig 8et)f,
6 ftinber
1574—1600:
SJIagbalcne,
SInbreaS, ©laria,
3örg, Sünna,
3o|anneS.
«UUgbalene,
ux. I.
Sub. 58 ur färbt
II.
Grljarb Kefer,
III.
fterg Ä^erer,
9 Sinber
1578—1611:
Submig. «Dlaria,
3ot)8., Erwarb,
Sot)8., Margarete,
fflHcb.,9KagbaIene,
®laria.
«Paul ,
um 1599 Senator,
1603 ftonjul,
ux.
SInna Siur^in,
6 Jtinber
1581—94 :
3(aaf, Margarete,
SJIaria, ®tagbal.,
3ot)§ , 3acobu§,
6. Äinb
3acobu§
geb. 1694, t 1676,
©djubmadjer*
junftmeifter,
ux.3tgne?58iler,
1602—1675.
'arbara, 5Hgne8, ©ujanna,
geb. 1628. geb. 1626, ux.oonSo^-
ux. oon^ianä löurtbarb
3at. OTaber in Deben=
in§errenberg tealbftetten,
1651. 1645.
3 a c 0 b,
gelb* unb
5EBalbfdjtife,
geb. 1630,
f 1693,
ux. I.
SIgneS ®öbel,
1666—79,
11.
2Igne§ Malier,
1679,
(coj. 1695 mit
§aii8 griebr.
® & r t n e r,
gelbfcf)ü&.)
«Peter,
©cf)ut)macf)er,
ux«ötaria58efein
6 ftinber
1598—1609:
«Ulagbatene,
«Dlargarete,
go^annel,
58arbara,'8arbara,
6. fiinb
5ßaulu8,
©d)ut)mad)er,
ux. I.
tHofine
©ei^inger,
1641-53,
ux. II.
Sünna ©erner,
1654—92,
4 befannte Jftnber:
1. Sin Itnabe,
1656—63,
2. Sin ffnabe,
1660—67, ferner
Sünna, f 1634,
ux. I.
3»6 Äurs,
II.
3erg ©teffter,
2 ftinber
1575—89: ßueie,
9J?agbatene.
Slargarete,
ux. I.
Stau! 21 d e r,
II.
§>an8 g a i 6,
3 ftinber
1576-79: @eorg.
nrfula,3o^anne8,
3. «Peter,
©djutjma^er,
ux. I.
G^riftine ©iemann,
1639—72,
II.
©ufanna ftat^ertne
Sn 31 in, 1673.
4. «Philipp,
©djutjmaajer, 1655-95,
ux. I.
Sucie Sngel,
1682—90,
II.
SInna SDlarta §all er,
1691
S8 a r b a r a ,
ux. I.
fterg grofef),
II.
306 ft u r j ,
2 ftinber
1576—78: SInna,
3o6-
ftatljarine,
t 1638,
ux.
«Paulud Sngel,
©eiler, Senator,
6 ftinber
1584—98; SIgneS,
griebrid), Sügite?,
«Paulus, ©eorg.
Sß a u I u 8,
berb. 1709 mit Sucie
SIftfalf.
2 ©ßljne.
96
&fj. Bdiö n, &efdiUf[te brr martaufe (üiitrr-
Jtrin in ÜDürtfrntbrrg (aug bem greiburger Siö*
cefanarcßib, Safjrg. 1898).
2eiber in einer gdifcfyrifl, bie beit für ©üterftein
ficf) intereffierenben weiteren Greifen Woßl wenig gugäng*
lt4 ift, giebt ung ©cßön ein anfßredßenbeg 23iit> non
beit ©efcßiden ber alten $artaufe, ber eingigen uttfereg
Sanbeg. 2Bie in allen feinen Arbeiten ift bag urtunb*
liebe Material aufg fleißigfte gufammengetragen. ©g
ift ein flitler itnb entlegener ÜBintel beg f Rotten Uracßer
Sßalg, in bem bie ©efdßcßte ber $artanfe fic^ abfpielt,
unb boeß gel)t biefelbe nießt, Wie ein oberflächlicher Sölicf
auf ttnfere Arbeit geigen möcßte, augfdßießlicß in Stif*
tungen bon ©ülten, in 2attb*ft'äufen unb Verläufen u. a.
auf, fonbern Wirb manchmal bont großen ©aitg ber
SSeltereigniffe, jebenfaEg non ben ©efdßdett beg Würt*
temberger 2anbeg berührt unb in 3J2itIeibeuf chaft ge*
gogen. Ser Äartäufer Orbett war nid)t ber erfte, ber
hier eine tlößerticße Nieberlaffung befaß. (Schott im
2s. 1226 wollte l)ier ©arbinalbijcßof $utto, Sruber beg
©rafen Subolf non Ur ad) ein SHofter ftiften , aber er
ftarb 122T in Sont, et)e feine 2lbficßt gur Sugfüßrung
gefommen War. 9lber feilt Sruber Subolf, aitfangg
ein warmer 3tnl)änger griebridjg H- unb begßalb big
1240 im Sanne ber SXircße, bat bieg bann für ben
Serßorbeuen getban. SRad) feiner 2lugföf)ttung mit ber
ftireße trat er bem ©iftercienferorben in Sebenf)aufen
bei unb ftiftete 1254 mit ©rlattbitig Sttnoceng beg iV.
ein non Sebenbaufett abbängigeg $löfterlein, bag er
fetbft mit 2 ÜDlöncßen begog. 2llg aber 1264 llradh an
SSürttemberg fiel, liefe man bagfelbe eingeben. „Sic
©rafen non Württemberg hatten teilt ^ntereffe baran,
bag non Sebenßaufen unb beffen Scßirmberrn bem
Sfalggrafeit non Tübingen, jebenfaEg in mand)en Se*
giebungett abhängige St'lofter inmitten ihrer neu er*
worbenen ©raffeßaft Uracß befteben gu laffen." ©raf
Ulrich fchenEte bann bie Slarienftrcße noit ©üterftein
mit einigen ißatroitatredßen unb Sirdjenfäßen 1279
an bag bloßer Zwiefalten, ebeitfallg eine Uracßifcße
Stiftung. 2lber erft etwa 100 Igaßre fßäte» fcheint hier
ein felbßänbiger Zweig beg in Zwiefalten baufenben
Senebittinerorbeng erftanben gu fein, bereit erfter ijßrobß
Wohl ber 1397 gunt erftenmal urtunblid) erwähnte £>ang t
ber Söffe war. Sie angeführten Urtunben weifen auf
ein frößUdjeg ntaterielteg ©ebeißen ber netten Stiftung
bin , ber aud) bie gräfliche gamilie üoit SSücttemberg
ihre ©unft guwanbte. Sott äußeren ©reigniffen, bie
bag Seben beg Älofterg betrafen, hären wir nid)t biel,
alg baß 1430 einer feiner itneeßte int $amßf gegen
bie Ipuffiten fiel. Sann aber brachte bag ^aßr 1439
eine bollige Manblung. Sie ©rafen bon Söürttentberg
nemlid), Öubwig uub Ulrich, ließen burd) ihren Urad)cr
Sogt naeß Zwiefalten bie Mitteilung ergeben, baß fie
beabfidßigen, itt ©üterftein eine Nieberlaffung beg $ar*
täufer Orbeitg gu begrünbeit. SRotibiert würbe biefe
boüig überrafeßenbe ^unbgebung bautit, baß mau fid)
ttid)t ber ©efaßr augfeßen woEe, baß einmal bag Jgaug
Oefterreicß, bent bie $aßenbogtei beg illoftcrg gehörte, fid)
im Sanbe feßfeße. ©g ift wohl offenbar (Scßön weift nicht
barauf bin), baß biefe ßlößlidje gureßt bor Oefterreicß mit
bemUmftanb gufantmenbängt, baß eben bamatg bag §aug
Jpabgburg in ben Sefiß ber Sfaiferwürbe gelangt war.
Saß bie 3Babl auf ben in graittreicß beliebten Slartäufer*
Orbett fiel, boit bem eg Weber borßer uod) nachher eine
anbere Nieberlaffung im 2anbe gab, mag man mit
Sd)ön barauf gurüdfübren, baß bie beiben ©rafen bie
Soßne ber aug bem frangöfifdjen tpanfe Nlontfaucon
ßatnmenben £>enriette_bon Ntömßelgarb waren. Sroß
aüen Sträubeng mußte Zwiefalten fid) fügen, faunt
baß eg fid) ben SitdfaE ©üterficing borbeßielt für ben
gaE, baß bie neue Sfartaufe leinen Seftanb haben foEte.
So würbe bentt mit ©inmiEigung beg Safler ©oncilg
unb beg Sifcßofg bon tonßang am 17. Nob. 1439
„burdb ben 2lbt Senßarb bon Sebenbaufeit bag ißriorat
unb ber ©oitbent be§ ä'artauferorbeng tu (Gegenwart
gasreicher Zeu.9en errichtet." Scßöit berfolgt nun nad)
feinem urluitblichen SJZaterial bie ©efd)id)te ber 9 Scioren,
bie ber Äartaufe borgeftanben fittb. ©g waren gunt
Seil beiWorragettb tüchtige Serwalter, Wie ^onrab
9Äüni^ingeru. a., unter benenber 28oblftanb ber $artaufe
treffticl) gebieß. Namentlich erfußr fie anbauernbe görber*
ung burd) bie gräfliche gamilie, fo befonberg galt für
bie Patronin beg ^lofterg Nfecßtilb, ÜSitwe SubWtgg I. in
2. ©ße mit ©rgßergog 3ltbred)t bon Oeflerreid) bertnählt,
uttb ißr berühmter Soßn ©berßarb, ber erfte .^ergog,
ließ fid) für feine Seife nad) Saläftina (1468) in ©üter*
ftein eine Söeiße erteilen, unb aud) nad) feiner §eim=
feßr fueßt er fogleid) wieber ©üterftein auf. 2Kit ber
Zeit feßeiuen fid) aber audß Spuren eineg gewiffen Süd*
gangg eingufteEen: ber Setrieb ber SSiffettfcßaften
fcheint lein fonbertieß lebhafter gewefen gu fein. Sag
Sateiit ber SÄöncße nennt Scßön „ein ^iicßenlatein
fcßlimmfter 3lrt." 3tucß ber SSoßlftattb fdßeint gu finfen,
wenigfteng Weifen bie Urtunben biele Serläufe auf.
SSoEten bie tNöncße angefid)tg ber bie Flößer ltteßr unb
meßr bebroßenben Seformation ißr liegettbeg Serntögen
itt leicht weggufcßaffenbeg bareg ©elb berwanbeln ober
ßatte ihnen ber Sauernfrieg befonberg übel iititgefßielt?
Sag ©nbe trat ein, alg ipergog Ulrich öom ©jil gu*
rüdgeteßrt war, unb bie ©efeßießte ber Startaufe fcßließt
infofern mit einem Säßton, alg ber leßte ißrior Sene*
bift, ttneingebenl beffen, wag feilt bloßer bem §aufe
SBürttembcrg oerbantte, offenbar bureß fein Serßalten
bei Ulricßg Sertreibung, biefent ©runb gn befonberem
©roE gegeben ßatte.
©4- ^dliün, fite ©Efditihle euer Xlcittlingiev
3feitemiel|i*. geßfeßrift gur geier beg 50fäßrigen
gubiläuntg. Seutlingen 1898.
Ser Serfaffer begnügt fieß in bem ßübfißen Scßrift*
d)en, bag ßier woßl in ben nteißen Käufern gu treffen
fein Wirb, nidß mit ber 50 jährigen ©efcßiißte ber feßigeit
geuerweßr, fonbern wirft aud) einett Südblid auf bie
Sränbe friißerer Ze^en^ fowie auf bie Serfucße, bie
ntan feßon in reicßgftäbtifißen Zetten gentadß ßat, ben
SSiberftanb gegen bag gefährliche ©lement gu organi*
fieren. Sd)on in bem ©ib, ben bie in eine Zunft ©in*
tretenben gu feßwörett hatten, finben fieß entfßredßenbe
Seflintmungen. Sont 3. 1538 flammt eine Secorbnuttg,
itt Setreff ber Sräitbe auf bent Sanbe, wieber eine neue
geuerorbnung öont 3- 1672. §ilfe aug Sadjbarorteit
unb Stäbteit traf bei größeren Srättben ßetg ein, tarnen
bie Seutlinger felbft boeß gu gleidßem Zwed big naeß
Stuttgart. — ©elöfcßt würbe außer mit SSaffer auiß
mit faurer Sälcß; aueß bag ©inreißen bon Käufern
Wirb oft erwäßitt ; baß bie Organifation leine üoE*
tommene War, geigt ja woßl ber große Sranb beg Saßreg
1726, unb bod) war Seutlingen bamatg, Wie Sd)ön
ßerborßebt, ein SSittelpuntt ber Sßrißenfabrifatioit,
inbettt feit 1690 ßier bie Sßrißenweitftatt beg Säcßael
51urß unb feiner Sacßlomnten beßanb.
©f|- SU|öna (gEfrhtrl|tB her Herren hatt
UilercnUtag. Sonberbrud aug ber „3ö. Sicrteliaßrg*
f hrift" 1898, Jpeft 1.
Zwei Suutte finb eg, bie iit biefer 31rbeit mtfer
Zntereffe erregen: 1. ber Nacßweig_, baß ber Sänne*
fättger §ugo Don SSerbenWag, beffen lieber in ber
Siaiteffifcßen Sammlung fieß befinben, troß Stone bem
betannten 2lbelggefd)ted)t non Surg Söerenwagen im
Soitautßal angeßört, unb 2. baß oon biefem felben
©efcßled)t aueß bie bürgerliche gamilie biefeg Saitteng
in Württemberg (befonberg in Seutlingen) abftammt.
38ir untertaffen eg, leßteren ißunft ßier weiter auggu*
füßren, um bem Serfaffer felbft iticßt oorgugreifen.
©Ij. htr ^lujlerhüfc in hrr X?ridi5-
|laht Mruflingnt.
33ir beßalten ung eine eittgeßenbere Sefßred)ung
biefer feit 1897 im „Siöcefanarcßib bon S^waben"
erfeßeinenben 3trbeit big gu bereit SoEenbung bor.
KEutltitgen, int 3t}. 1898. ^h. ffieißrnmaigr.
^ ^ ©craugfleflejen bom Seutlinger Sltertumgbereiu, unter Sebattion bon i|3vof. Dr. äßeißenmajer.
Srucf bon ©bner & ßteb Nachfolger ©ugen fcufeler in Seutlingen. - SerfanbfteEe; ©ugen ©ifenloßr, Seutlingen.
3 3125 00678 5378
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