Skip to main content

Full text of "Ausführliches Lexikon der griechischen und römischen Mythologie. Hrsg. von W.H. Roscher. Bd. II-VII"

See other formats


AUSFÜHRLICHES LEXIKON 



DER 



; GRIECHISCHEN UND RÖMISCHEN 

MYTHOLOGIE 

IM VEREIN MIT 

TH. BIRT, 0. CRUSIUS, F. CUMONT, W. DEECKE (f), F. DENEKEN, W. DREXLER, 
R. ENGELMANN, A. FÜRTWÄNGLER, 0. HÖFER, J. ILBERG, 0. IMMISCH, 
A. JEREMIAS, MAX. MAYER, 0. MELTZER, ED. MEYER, R. PETER, A. PREUNER, 
K. PURGOLD, A. RAPP, B. SAUER, TH. SCHREIBER, K. SEELIGER, H. STEUDING, 
' H. W. STOLL(f), L. v. SYBEL, E. THRÄMER, K. TÜMPEL, P. WEIZSÄCEER, 
L. WENIGER, Gf. WISSOWA, E. WÖRNER U. A. 

• 

HERAUSGEGEBEN 

W. H. RÖSCHER. 




ZWEITEß BAND, ZWEITE ABTEILUNG^ 
LAAS— MYTON. 

MIT ZAHLREICHEN ABBILDUNGEN. 



LEIPZIG, 

DRUCK UND VERLAG VON B. G. TEUBNER. 
1894—1897. 



ZWEITER BAND 

ZWEITE ABTEILUNG. 



Laas (Aäag), Sohn der Metis, den Kronos (s. d.) 3, 14 8. Vgl Toepffer, Alt Geneal. 42 über 

statt des Zeus verschlang. Als letzterer zur den Namen Labdakos b. Preller, Gr. MM,. 2, 

Herrschaft gekommen war, nannte er aus 343, 3. [J. G. E. Sterk, De Labdactdarum 

Dankbarkeit gegen seinen Eetter die Menschen historia a tragicis m scena posita. Lugd. üat. 

laoL Euhemerist.-äymol. Legende b. Cram. 1829, Drexler.] [Stoll.] 

Anekd. Oxon. 1, 267, 4ff. Etym. Gud. 362, 26ff. Labe? (Adßr,?), vielleicht korrupter Name 

[Höfer]. einer Lesbierm in dem mit lesbisoner Lofeal- 

Labanes (AocBdvrig), Beiname des Jtfen in mythologie gesättigten Roman des Aulos Longos 

Kula, nach einer Inschrift, welche eine Wid- 3, 16: {AvwCvlov) t% "»*o««J? •• f«<?? «1» 

mung an Men L. und Men Petraeites enthält, 10 yvvc&ut flafav (oder laBsiv) [ti]v], «!» tmwo- 

Z III 'Eros 1/2 p. 158 nr. «/ Jßfffc. A merkungen S. 337) mit Rückacht mfTheokrit 

Barch'. Inst, in Athen 6 p. 273 nr. 23. 14, 24 mit Toup Aaäa Gen. von AaBa« setzt 

[Drexler] (Schäfer Sjj&isv). Als Testimonium' für TÄeo- 

Labaphnesker (AaB a q>vsmr,e) Name einer feriis Labas hat .£/we»w diese Stelle nicht 

mit dem Titel * £ o S W(>u>s versehenen Gott- eitleren mögen. Über die mythische Grund- 

heit im Pap. Mimaut vs. 151. [Drexler.] läge des Romans und das mytilenfosche Pne- 

Labaro 2 Zweifelhafte Überlieferung der stertum des Dichters vgl. Phtlologus JN. X. i, 

spanischen Inschrift C. I. L. 2, 732 (vgl. Suppl. 1889, 115 A. 131 [Tümpel.] 
Index v. 1128). Ob Name einer Gottheit? 20 Labor persomficiert zusammen mit Letum, 

Ein gallischer Soldat Namens Labarus bei Lues, Mors, Tabes und Dolor bei Sm& Oed. 

Sil. Ital. 4, 232. Vgl. übrigens Laburus und 652. [Höfer.] ( _ 

über den in der Ableitung öfter vorkommen- Labrandens (AaßQocvdeys,Aelnn.n.an.l2,dV. 

den Wechsel der Laute a und u Glück, Kelt. Lact. 1, 22, 23) Beiname des in dem karischen 

Namen bei Caesar p. 50. [M. Ihm.] Ort Labranda bei Mylasa verehrten Zeus Ptet 

Labdakos (AÜ8$a*o S ), Sohn des Polydoros, auaest. 45 (hier heifst , er AaBgaSevs). Strabon 

Enkel des Kadmos, Vater des Laios, König von 14, 659 (A a ß Qa v8r,vo S ). InscW. aus Herakleia 

Theben, nach welchem das unglückliche Königs- am Latmos, C I G. t, «M«.»«' **™J?? 

geschlecht von Theben gewöhnlich Labdakiden Aphrodisias, C. I. G. 2, 2760. Nach Flut. a.. a O. 
genannt wird (Soph. 0. C. 221. Antig. 594j. Dies so hatte Zeus diesen Beinamen von dem fischen 

von Kadmos stammende Herrschergeschlecht Wort tefteg =- ««J.»*«e: Herakles hatte das 

wurde in Theben von einem anderen Hause, Schlachtbeil der Hippolyte der Omphale ge- 

dasvonHyrieusabstammte, unterbrochen. Wäh- schenkt und alle ihre Nachfolger bis auf Kan- 

rend der Jugend des Labdakos hatten Nykteus daules, der es einem seiner Genossen schenkte, 

und dann dessen Bruder Lykos, die Söhne des trugen es. Im Kampf des Gyges gegen Kan- 

Hvrieus die Vormundschaft und die Herrschaft, daules erbeutete des Gyges Bundesgenosse, 

und als Labdakos nach kurzer Regierung ge- Arselis aus Mylasa, dieses Beil, brachte es 

sterben, übernahm Lykos wieder über dessen mit nach Karien und stiftete einen Tempel 

Sohn Laios die Vormundschaft, Herodot 5, 59. und eine Bildsäule des Zeus, der er dieses 
Paus 9 5 2. 2, 6, 2. Em. Phoen. 8. Arr. An. 40 Beil in den Arm gab. Plm. htst. nat. öt, lb 

2 16 ' 2.' Hyg f. 76. Müller, 'Orch. 224 ff. Heyne, erwähnt einen Labrayndi Iovis fons mit zahmen 

Apollod. OK«, p. 234. Gerhard, Gr. Myth. 2 Aalen. Über den Tempel des Iuppiter Labran- 

6 738. 742. Stammtfl. p. 230. Die Mutter des dius s. Lactant.de fals. rdtg. 1, 22. — JNacn 

Labdakos war Nyk£el< die Tochter des Nyk- Strato« u.a. 0. (vgl. Herod. 5, 119) ist der Zeus 

teus (Apollod. 3, 5, 5, wo Nykteus Sohn des AaßoccvStvg - Z,ve A,a«o B (s. d); über die 

(Sparten) Chthonios heifst). Labdakos hatte Verehrung de* Gottes s. C I G. 2, 2691 e - 

wegen der Landesgrenze einen Krieg mit Pan- Dittenberger, Sylloge 76 p. 135: iv x 9 i,sq 9 tot; 

diol, dem athenischen König, welchem der Jag tov Aajfyav*™, Wijs ^«3« *" 

Thrakerkönig Tereus zu Hülfe kam, Apollod. navriyvQios ioveris- Kult im karischen Olymos, 



-1777 Labrandos Labyrinthos 1778 

Waddington, Asie min. 331. 338. 323. Athen. wohl auch zwischen dem andern Kuretennamen 

Mitt. 14, 375. 379. 381 ; in Mylasa, Waddington Panamoros (wohl Panamaros) und dem Zeus 

a a. O. 347. 348. 399. Corr. hell. 5, 99. Athen. Panamaros (s. d.), anzunehmen sein; für Pa- 

Mxtt. 15, 261. Die Form Aaßgsvdov findet sich laxos freilich fehlt bis jetzt ein entsprechen- 

A-then Mitt. 15, 259 nr. 10; ohne Zens steht des Zeusepitheton. Höfer.] [Stoll.] 

■ Ai&FoimAaßgavvvScp Athen. Mitt. 15, 259 nr. 11; Labranios, Beiname des Zeus auf Kypros. 

vgl. Cavedoni, Bell' origine del culto di Giove £r besafs beim heutigen Dorfe Phasulla auf 

Ldbraundo, Bull, arch. Napol. 1855 p. 181. einem 10,40 km nördlich von Limassol und 

Lüden, Dionys. Künstler 15; vgl. Georg Meyer, 11,40 km nordwestlich von Amathus gelegenen 

Die Kaner bei Bezzenberger, Beiträge 10, 163; 10 Hügel einen geweihten Bezirk, s. Ohnefalsch- 

s. Kanos und Labrandos. Die ältere Litte- Bichter, Kypros, die Bibel und Homer p 21 

ratur über Zeus Labrandeus auf Münzen bei nr. 46, welcher auf J. H. Hall, A temple of 

Masche, Lexikon 2, 2, 1217. — Auf Kaiser- Zeus im Journal of the American Oriental 

münzen von Mylasa erscheint Zeus L. stehend, Society. Proceedings at New Haven, October 

mit der R. das Doppelbeil, in der L. die Lanze 1883 verweist. [Drexler.] 

haltend, Eckhel, Dbctr. num. vet. 2, 585, so auf Labraundos s. Lambranndos. 

Münzen des Hadrian, Eckhel 6, 514, wo er auf Labrax (?), ein Rofs des Helios, Hyg. f. 183; 

. der R. den Adler, in der L. das Beil hält; vgl. unsichere Konjektur Munckers für das korrupte 

Mionnet 3, 356 1 309; auf Münzen des Geta Abrax. [Nach Bursian, Jahrbb. f. Mass. Phil. 93 

t* w-™* 61 emem Tem P el mit Ast unA20-p.77&ivglJe.ichonnek,DenominibusquaeGraeci 

Lfcnze Mionnet 3, 358, 320ff.; ebenso auf Mün- pecudibus domesticis indiderunt p. 34) sind die 

zen des Heliogabalus , Mionnet 3, 358, 324; Worte bei Hyginus: Item quos Homerustradit: 

auf Münzen des Valenanus und Gallienus, abrax aslo therbeeo. Item quos Ovidius: Eons, 

Sestini, Lettere 9, 42 (mit Lanze und Adler); Aethon, Pyrois, Phlegon eine Interpolation; 

mit Doppelaxt «nd Lanze auf Münzen der kari- abrax aslo therbeeo habe der Interpolator einer 

sehen Könige, so des Hekatomnos, Beaer, Thes. Gemme 'mit der Darstellung des Helios auf dem 

Brandenb. 1, 266. Eckhel 2, 696. Mionnet 3, Viergespann entnommen, welche die Aufschrift 

8 J? 7 »\\ - 8estini > Lettere 8 , 81, des Maussolos ABPAIAH IQTHP BHA IAQ trug. Diese Götter- 

EcMiel 2, 697. Mionnet 3, 398, 2 ff., des Hi- namen habe er für Pferdenamen angesehen und, 

dneus /Idrieus), Eckhel a. a. 0. Mionnet 3, so um mit seiner Gelehrsamkeit zu prunken, Hämsr 

899, 8f£, des Pixodarus, Eckhel a.a.O. Mionnet als Quelle angegeben. Drexler.] [Stoll.] 

8, 399, 12.. Sestini 8, 82 (er trägt die Axt Labros (Adßgog), 1) Name eines Hundes in 

auch auf der Schulter, Mionnet 3, 399, 14ff); der Darstellung der kalydonischen Jagd auf 

des Orthontopates (Orontopates), Eckhel a. a. 0. der Vase des Ergotimos und Klitias (s. z. B. 

Mionnet 3, 400, 17. Auf autonomen Münzen AEM. 12 p. 44), Baeeker, De canum nominibus 

• von Mylasa erscheinen das Beil und der Adler Graecis p. 57 („vehemens, aut veloätate [vgl. la- 

als Insignien des Zeus L. Eckhel 2, 584 vgl. ßgojiöSng] aut voracitate"); Jeschonnek p. 11. 

Sestini 9, 42, ebenso das Beil auf Münzen des [Vgl. Arch. Ztg. 4 (1846), 326f. Höfer] — 

Pixodarus, Mionnet 3, 399, 13 und auf auto- 2) Name eines Hundes des Aktaion, Hygin 

nomen Münzen von Myndos Mionnet -3, 359, 40 fab. 181. Ovid Met. 3, 224. [Drexler.] 

, 829 ff.; vgl. auch die zweischneidige Axt auf Lnbrosyne (Aaßgoaivrj) , die personifizierte 

einem Denkmal aus der karischen Stadt Kys, Gier. Leonidas in Anth. Pal. 6, 305; vgl. La- 

Bull. de corr. hell. 11 (1887), 310, 5. Larfeld phygmos. [Höfer.] 

in Bursians Jahresb. 66 (1891 Suppl.), 53. — Laburus, ein bei Emona (Laibach) verehrter 

t Zeus auf Münzen von Labranda mit Lanze Gott, C. I. L. 3, 3840 (= Orelli 2017) Vgl 

und Blitz (resp. Adler) Mionnet 3, 308, 27. Labaro und Glück, Kelt. Namen p. 50f. [M. Ihm.] 

irh 3 i ! V § 1 ' 31 °' 39- - 41, ~~ das h81zerne Labyrinthos (Aaßvgiv&og), ein Bau mit viel- 

Bild des Zeus L. mit dem Doppelbeil in der fach verschlungenen und in einander greifenden 

Rechten, dessen Stiel bis auf den Boden reicht Gängen und Kammern, aus welchen der Aus- 

und dem gleichfalls bis auf den Boden reichen- 50 gang nicht leicht zu finden ist. Das Wort wird 

den Speerschaft in der Linken (Miliin, Gal. von manchen für ägyptisch gehalten, Hock, 

myth. 10, F. 37) s. G. Bötticher, Arch. Zeit. Kreta 1, 63. - 0. Müller (Handb. d. Archäol. 

• 12 (1857), 72; vgl. auch 0. Muller, Handb. d. % 60, 2) leitet es von dem griechischen Xavga 

Arch. 2 497, 7. — Max. Mayer, Jahrb. d. Kais. ab. Das mythische Labyrinth in Kreta war 

Z>. Arch. Inst .7 (1892), 191 nimmt eine Ver- ein Gebäude beiKnossos, dem Königs sitz des 

• ebrungp des Gottes von Labranda auch auf Minos,von Daidalos dem Minos erbaut zur 

Kreta an, wo er Aaßgvv»iog (vgl. oben läßgvg Aufnahme und Bewahrung des Minotauros. 

— Axt) geheifsen habe, woraus Aaßvqiv&og Biod. 1, 61 und 97 sagt, dafs nach der Be- 

(»• d.) entstanden sei. [Höfer.] hauptung manclier Agyptier Daidalos das ur- 

■ Labrandos (AußgavSog), ein Kurete, der mit 60 alte ägyptische Labyrinth, einen kolossa- 
aen Kureten Panamoros und Palaxos oder Spa- len noch jetzt in seinen Trümmern existieren- 
laxos nach Karien kam, wo von ihnen der Flufs den Reichspalast mit 12 bedeckten Höfen und 
Heudonos seinen Namen erhielt, weil sie in der 3000 Gemächern am Mörissee, bewundert und 
ersten Nacht an seinem Ufer geschlafen (svSsiv), nach seinem Muster das Labyrinth zu Knossos 
fT" ¥' xt 90 ' 1- t Vg1, Kureten S P- 1B " z - 53 ff - erbaut habe; doch sei dies knossische Gebäude 
•Da der Name Läbrandos entschieden mit dem jetzt ganz verschwunden; und Plin. N. H. 36, 
Beinamen des Zeus, Labrandeus, zusammen- 13 behauptet, dafs Daidalos nur den hundert- 
hangt, so wird ein solcher Zusammenhang sten Teil des ägyptischen Labyrinths in Kreta 



1779 Labyrinthos Labyrinthos 1780 

nachgebildet habe. [Vgl. über das ägyptische klopeia genannt (Strab. 8, 369. 373), war wohl 
Labyrinth Wiedemann,Berodots2.BuchS. 522 ff. ein Steinbrach, der später als Grabstätte be- 
tr. Ebers, Ägypten in Bild und Wort 2 S. 173 f. nutzt wurde, Müller, Bandb. d. Arch. § 46, 2. 
mit Abbildung. Preller s. v. Labyrinthus bei 50, 2. Bürsian, Geogr. 2, 60. Curtius, Pelop. 
' Pauly, Bealencykl. B.] Aber das Labyrinth zu 2, 391. Aufzählung der Labyrinthe bei Zoega, 
Knossos hat nie in "Wirklichkeit existiert; es De Obeliscis p. 315 u. 347 [und Preller s. v. 
war eine Fiktion der Phantasie [vgl. jedoch Labyrinthos in Paulys Bealencykl. B.]. [St oll.] 
den Zusatz von K Fabricius], hauptsächlich [Das sog. Labyrinth bei Gortyn auf Kreta 
ausgebildet in der attischen Sage von Theseus, ist ein antiker bergwerkartiger Steinbruch^ 
der den Minotauros im Labyrinth erschlug und 10 von sehr grofser Ausdehnung. Nur durch eine 
die demselben als Opfer bestimmten atheni- enge Öffnung zugänglich, besteht es aus hori- 
schen Jünglinge und Jungfrauen aus dem Laby- zontal laufenden, unregelmäfsig gewundenen^ 
rinth befreite. Apollod. 3, 1, 4. 3, 15, 8. Biod. Gängen von durchschnittlich Manneshöhe bei 
1, 61. 4, 61. 77. Plut. Thes. 15. 16. 19. Paus. ganz verschiedener Breite, die sich vielfach 
1, 27, 9. Verg. Aen. 5, 588 und dazu Serv. verzweigen und zu geräumigen Kammern er- 
Hyg. f. 40. 41. 42; s. Theseus. Diese attischen weitern. Ehemals scheint der Bruch, der sich 
Sagen sind besonders von den Logographen über 300 m tief in den Berg erstreckt, mehrere 
behandelt worden (vgl. Bellanikos fr. 73 bei Zugänge gehabt zu haben, die jetzt verschüttet - 
Müller, Fr. hist. gr. 1 p. 54. Pherekydes fr. sind. Das Ganze ist, wie zahlreiche Arbeits- 
106 Müller 1 p. 97) und knüpften wohl an 20 spuren beweisen, künstlich in den massiven, 
i alten Kultus und Sagen von Kreta an. „In horizontal gelagerten Kalk gebrochen, häufig 
! Kreta waren unterirdische Felsengsotten häufig, sind halbfertige Quadern stehen geblieben, 
welche für religiösen Kultus benutzt wurden; Über das Alter der Anlage, deren Zweck war, 
i eine solche Grotte diente wahrscheinlich in Steine für die Bauten in Gortyn {xeixiöaoau 
■ altkretischer (phönikischer) Zeit dem Beligions- Ilias 2, 646) zu gewinnen, läfst sich nichts 
kreise, dem der Minotauros und Pasiphae an- Bestimmtes feststellen; die Quadern, welche 
gehörten, und aus den halbverschollenen Sagen die alten gortynischen Inschriften tragen, könn- 
von derartigen Kultuslokalen schuf dann der ten sehr wohl aus dem Labyrinth stammen. 
hellenische-Mythus ein Gebäude." Hock, Kreta Gleichartige, nur viel kleinere antike Stein- 
1, 65 f. Preller, Gr. Myth. 2, 124: „Der Grund- 30 bräche sind an den Abhängen des im "Gebiete 
'gedanke war höchst wahrscheinlich ein alle- von Knossos gelegenen Berges Juktas auf- 
! gorischer, das Labyrinth selbst zunächst ein gefunden worden, von denen ich zwei (bei 
Ding des Glaubens und der Phantasie, wel- Kato-Aeharnäs) besucht habe. Die berg- 
ches man, wie gewöhnlich solche symbolische werkäbnliche Anlage empfahl sich wohl wegen 
i Vorstellungen, iu Tänzen und entsprechenden der tiefen Lage der abbaufähigen Gestein- 
Anlagen nur nachbildete; und zwar ist es ver- schichten, doch müssen die engen Zugänge 
mutlich (im Kultus des Sonnengottes Mino- den besonderen Zweck gehabt haben, das 
tauros und der Mondgöttin Pasiphae) ein Bild Werk leicht überwachen zu können. Es kann 
des gestirnten Himmels gewesen mit seinen daher immerhin die Frage aufgeworfen werden, 
ins Unendliche verschlungenen Bahnen, in io ob man nicht in alter Zeit Kriegsgefangene 
denen sich Sonne und Mond doch so sicher be- zur Zwangsarbeit in diesen Latomien zu ver- 
wegen." Vgl.denvcnDaidalosgefertigtenTanz- wenden pflegte, und ob diese Sitte nicht etwa 
platz und Chortanz der Ariadne in Knossos für die Erklärung der kretischen Sage in Be- 
. (II. 18, 590ff.) und den Geranostanz auf Kreta und tracht zu ziehen ist. Über das L. bei Gortyn 
Delos zum Andenken an die verschlungenen vgl. Sieber, Beise nach der Insel Kreta 1, 61 Off. 
Windungen des Labyrinths, Schol. II. 18, 590 f. mit Planskizze, wiederholt bei Bock, Kreta 
Phd. Thes. 21. Kallim. Del. 311. Bock, Kreta 1, 447 ff. und T. II; Thenon Bevue arcMol. 
1, 67f. Preller, Gr. Myth. 2, 296. Häufige, n. s. 18, 200ff. E. Fabricius.] 
aber von einander verschiedene Darstellungen [Das kretische Labyrinth war ein mythischer] 
desLabyrinths auf knossischen Münzen, Pellerin, 50 ([ivd-mcg . . laßvQiv&og, Tlieophyl. Simok. Praef. 
Bec. 3 p. 65. Combe, Mus. Bunt. p. 101 T. 18. 19.' hist. Maur. p. 34 ed. Ingoist.),, durch die 
Eckhel, D. N. 1, 2 p. 308. Mionnet 2 p. 265. Sage vom Minotauros (s. d.) bekannter Wunder- 
Beger, Thes. Brand. 1 p. 377. Mus. Florent. bau des Daidalos (s. d.) bei der kretüchen 
2 T. 35 nr. 1. Bock, Kreta 1 Taf. 2. Wand- Stadt Knossos — (erst ganz späte Schrift- 
gemälde und Mosaik zu Pompeji, Overbeck, steller, Claudian, 6. cons. Bon. Aug. 084. 
Pomp. p. 281. 307. Pashley, Trav. 1, 202 ;u. 208. Cedrenus p. 98 verlegen es nach Gortyn j 
Bock, Kreta 1, 56—68. 2, 60ff. Preller, Gr. vgl. Bock, Kreta 1, 60. 447ff.) — ö iv Kvtoito 
Myth. 2, 124. 296. — Vielfach gewundene Aaßvgiv&og, Paus. 1,27, 10; ^ Kvwaüav tfjxtifl 
unterirdische Gänge uod Kammern im Fels- %a.i rb tov Aaßvgiv&ov enoXiöv, Dio VhrytOlt, 
gestein bei Gortyn in Kreta, die von neueren 60 or. 80 p. 668. Plut. Thes. 19. J'iloMr, Vit. 
Beisenden öfter besucht worden sind, hiefsen Apoll. Tyan. 4, 34; vgl. Pomp. Mein 9, 7 
auch Labyrinth und sind im späten Alter- Grete . . famigerata . . Daedali operihutt. Alld 
tum mit dem knossischen verwechselt worden, Berichte wissen von den gewundenen, durch 
Claudian 6. cons. Bonorii Aug. v. 634. Ce- einander sich verschlingenden und ein Kinder 
drenus p. 98 ed. Venet. Es ist ein alter in des Ausganges unmöglich machendem Irr- 
bergmännischer Weise betriebener Steinbruch, gangen des Baues, aus dem kaum Daidaloi 
Bock 1, 59f. 445ff. Taf. 2. Bursian, Gengr. selbst den Ausweg fand (Ot>. Metam.Ji, 107), 
2, 566. Auch das Labyrinth bei Nauplia, Ky- zu erzählen: yvup,mbv säog cxoltoi J,u|?w- 



1781 Labyrinthos Labyrinthos 1782 

giv&ov, Kallim. hymn. in Bei. (4), 811; fanden, verschmachten mufsten, berichtet P/u/o-t/)^ 

arhiTuitt Kupnaig itoXvnXÖKotg nXavwv choros bei Plut. a. a. 0. 16, dafs die Kreter 

zfjv i^oSov, Apollod. 3, 1, 4; iv w zov sla- diese Erzählung zurückwiesen und behaupteten, 

eX&dvza aävv azov i\v s^t-evai' noXvnXö- Sri aigovgcc fiev » 6 Aaßvgiv&og oväsv 

Koig yäg Kafinaig ztjv äyvoovasvnv £|o- %xo>v kcchov kU' ij zb ftrj äiacpvyslv zoiig 

Sov äitsnXsie, Apollod. 3, 15, 8; ev itoXv- cpvXazzofievovg, äymva de 6 Mlvmg in 

&vq(o «al TtoXvnXoKm olnTjfiazi, o Si] kocI Aa- 'JvSgöyem yvjivixbv ircolsi Kai zovg icaiSag 

«3 ßvgiv&og SKaXsizo,Schol.Eur.Hippol. 887. Nach oM« zoig viköxsiv iäiöov zscog iv zä> Aaßv- 

SEtym.M.5b4,21ff. = Mym.Gud. 35$, HS. war Qivdcp tpvXazzofnivovg; vgl. noch' Apollod. 

das Labyrinth ein in einem Berge befindliches 10 3, 15, 9. Strabo 10 p. 447. Bio Chrysost. or. 

oitrjlatov ävzgwdsg, SvgkoXov nsgl ztjv 71 p. 626. Ael. nat. an. 6, 43. — Darstel- 

Kd&odov, Kai Svexegsg nsgl zr\ v a voäov, lungen des Labyrinths. Auf autonomen Mün- 

vgl. Creuzer, Meletem. p. 85; — Xiyizai duC- zen von Knossos sowie auf Kaisermünzen 

SaXov Kazaansväeai. XaßvQiv&ov zag öti^öSovg (Pellerin, Bec. 3, 65. Combe, Mus. Hunt. 101 

OHoXiag i%ovxu wott Tot.s äiteigoig dvasv- T. 18. 19. Hock, Kreta 1 Taf. 2. Beger, 

4gexovg, Biod. 4, 77. Ähnlich ist die Schil- Thes. Brand. 1, 377. Pashley, Travels 1, 202. 

derung bei Ovid. Metam. 8, 158ff.; er spricht 208. Friedländer und v. Sallet, Berl. Münzkab. 

von multiplex domus und caeca tecta, von va- Taf. 1, 40. Baumeister, Benhnäler 936 nr. 1011) 

riarum ambages viarum und der ianua diffi- ist das Labyrinth teils in Quadrat-, teils in 

• 's cilis; vgl. Verg. Aen. 5, 558 ff.: ut quondam 20 Kreuzform oder in spiralförmigen Windungen 

Greta fertur Labyrinthus in alta Parietibus dargestellt, Basche Lexikon 2, 2, 1403. Eckhel, 
textum caecis iter ancipitemque Mille viis ha- Boctr. num. vet. 2, 308 f. Mionnet 2, 265. 
buisse dolum, qua signa sequendi Falleret in- Auf einem Didrachmon im Berliner Münz- 
deprensus et inremeabilis error; ebend. 6, 27: kabinett (v. Sallet, Zeitschr. f. Numism. 6, 232) 
labor ille domus et inextricabilis error; ebend. ist es nur durch einen maianderartigen Rahmen 
6, 29 f.: dolos teeti ambagesque und caeca vestigia ; angedeutet, Baumeister a. a. 0. 945 nr. 10'69; 
vgl. auch Senec. epist. mor. 5, 3 (44), 7 ; — auf einer Gemme findet sich der Minotauros 
Plin. hist. nat. 36, 85 itinerwn ambages occur- als Kentaur im Labyrinth, Mus. Flor. 2, 36, 1 ; 
susque ac recursus inexplicabiles. Nach Biod. vgl. 0. Müller, Handb. d. Arch. 1 642. Ein 
1, 61, 97, der wohl dem Hekataios von Teos 30 Mosaik aus dem Kanton Vaud zeigt das Laby- 
folgte (Schwarz, Bhein. Mus, 40 (1885), 227, rinth von hohen Mauern mit Türmen um- 
vgl. Plin. a. a. 0.), soll Daidalos das kretische schlössen, innerhalb deren die mannigfach ver- 
Labyrinth nach dem Muster des ägyptischen schränkten Gänge ein im Centrum gelegenes 
erbaut haben ; doch war zu seiner Zeit (vgl. Quadrat einfassen ; hier war der Kampf des 
auch Plin. a. a. 0. 36, 90) keine Spur davon Theseus mit dem Minotauros dargestellt, Arch. 
mehr erhalten. Nach Apollod. epit. Vat. 1,9= Ztg. 6 (1848) 99*. v. Arneth, Silzungsber. d. 
frgm. Sabb. Bhein. Mus. 46 (1891), 184, 1 Wien. Akad. d. Wiss. 1851 Taf. 5; einGraffitto 

• stiefs Theseus auf den Minotauros iv iaxäzcp aus Pompei stellt gleichfalls den durch die 
/jtsgsi zov Aaßvgiv&ov. Pherekydes frgm. Beischrift Labyrinthus bezeichneten Bau dar, 
106 (Schol. Born. Od. 12, 320) spricht von einem 40 Mus. Borben. 14 tav. a. — Die Etymologieen 
pvxög. Ariadne hatte den Daidalos gebeten, der Alten nagu zb fifj Xaßsiv &vgav, Hesych. 
dem Theseus prjvveai zov Aaßvgtv&ov ztjv und Suid. s. v. Xaßvgiv&og oder Etym. Gud. 
l^oäov; Apollod. epit. Vat. 1, 7 = frgm. Sabb. 359, ölff. Xaßvgiv&ög zig ovea,itagazöXiav 
Bhein. Mus. a. a. 0. 183, 34; ebend. 183, 32 yvgsvsa&ai xrrv uvzfjg d'aoSov, Sia zfjv 
heifst es 'AgiäSvrj . . ev(tngäaaeiv inayyiXXezai oxozeivrjv nctl zt\v koxXoslS!] avzrjg öSöv, zgo7cij 
■xgog zr\v Mivmzavgov sloiXtveiv Aaßvgiv&ov; zov y sig ß, sind wohl schwerlich richtig; 
vgl. auch Biod. 4, 61. Plut. Thes. 19. Theseus Weleker, Bie Aeschyl. Triologie p. 212 meint 
betrat das Labyrinth, den ihm von Ariadne 'Labyrinth, Xäßgiv&og, scheint eigentlich mit 
gegebenenFnAen it-äyagzTJg&vqug, Apollod. Xavgeiov, Xavgiov (das attische Silberbergwerk) 
epit. Vat. 1,9; frgm. Sabb. 183, 36. Nach 50 dasselbe Wort zu sein, und Gängewerk zu 
Pherekyd. a^ a. 0. giebt Ariadne dem Theseus bedeuten' ; vgl. Xavga, Xavgn = Reihe, Zeile, 
uya&iäa fiCXzov{filzov Buttmann) und heifst ihn, Abteilung und bei Hesych. Xäßigog = ßo&vvog 
insiSav stesX&g, ztjv ägxnv xrjg äyu&idog (Grube). — Hock a. a. 0. 63ff. erklärt das 
Jttdrjcai negl zov £vybv xrjg aveo frvgccg. Wort für nichthellenisch, sondern für ein 



Von einer Schlacht Iv itvXat-g zov Aaßv 
glv&ov, in welcher Theseus den Denkalion 
den Sohn des Minos, tötete, berichtet Klei 



demos bei Plut. Thes. 19. Aus Sophokles bei sieht an, sieht in dem Namen L. einen Aus- 



Phrynichos in Bekkers Anekd. 1, 20, 27 ä;[ai>£'s 
zb (li) s'xov azsyrjv r) ogoqpov. iitl zov Aaßv 
giv&ov . EocpoKXrg, schlofs Valckenaer ad Theokr. 
Adoniaz. p. 233 (vgl. Creuzer, Symbolik 4, 115) 
dafs das kretische Labyrinth von oben un- 
bedeckt gewesen sei. Während nach Plut. 
Thes. 15 6 zgayiKiözazog pv&og erzählte. 



Lehnwort aus dem Ägyptischen. B. Pietsch- 
mann bei Ersch und Gruber s. v. Labyrinth 
schliefst Bich im wesentlichen Welckers An- 



druck . für weit ausgedehnte regellose Berg- 
60 Werksanlagen und verwirft die Annahme von 
H. Brugsch, der es von dem ägyptischen erpe- 
ro-hunt = 'Tempel der Kanalmündung' ab- 
leitet. Eine andere Deutung giebt M. Mayer, 
Jahrb. d. Kais. Beutsch. Arch. Inst. 7 (1892), 
191: 'die Doppelaxt . . , ist . . . Zeichen des 
dafs die athenischen Jünglinge und Jungfrauen Labraundischen Götzen, der in Kreta stier- 
im Labyrinth entweder dem Minotauros zum köpfig war und — von Xäßgvg Axt — Xa- 
Opfer fielen oder, da sie den Ausgang nicht ßgivfriog geheifsen haben mufs, bevor man 



1783 



Lacavuß 



Lachsantre 



1784 



den Namen seines Hauses zu XaßvQiv&og ent- 
stellte' ; vgl. den Artikel Labrandeus. — Aus- 
führlich hat über das Labyrinth von Knosoa 
Hock a. a. Q. 56—68 gehandelt, der p. 62 
(vgl. 67) zu dem Resultat kommt, dafs das 
kretische Labyrinth als eigentliches 
Gebäude eine blofse Dichterfiktion, in 
"Wahrheit eine natürliche Grotte gewesen 
sei, welche der Mythos zu einem Gebäude 
geschaffen habe. Seine Hauptgründe sind 
folgende: 1) Homer, Hesiod und Herodot 
schweigen von dem kretischen Labyrinth; be- 
sonders würde der letztere bei seiner Be- 
schreibung des ägyptischen Labyrinthes es sich 
nicht haben entgehen lassen, das kretische 
zum Vergleiche heranzuziehen, wenn es wirk- 
lich vorhanden gewesen wäre, Die Schrift- 
steller, die das letztere erwähnen, Diodor, 
Apollodor und Plutarch, geben ■ nicht reine 
Landessage, sondern attische Fabel, die ab- 
sichtlich die ganze Mythenreihe, in welche 
das Labyrinth verknüpft erseheint, entstellte 
(p. 66.ff.). — 2) Die Nachricht, dafs Daidalos 
nach Ägypten gegangen sein und später nach 
dem Muster des dortigen Labyrinths das in 
Kreta ausgeführt habe, ist eine Erfindung 
ägyptischer Priester resp. gr'äcisierender Ägyp- 
ter (p. 60ff.). Vgl. Bd. 1 Sp. 937 Z. 51ff. — 
8) Hätte das Labyrinth als Gebäude existiert, 
so konnte im Zeitalter des Diodor unmöglich 
jede Spur von einem solchen Kolossalbau ver- 
schwunden sein; auch würden die bildlichen 
Darstellungen auf Münzen u. s. w. nicht so 
verschieden ausgefallen sein, p. 62 f. — Die 
Frage: 'Wie bildete sich die Idee vom knosi- 
schen Labyrinth im 'Mythos?' beantwortet 
Hock p. 63 ff.: eine Felsgrotte, ähnlich dem im 
Zeusmythos hochbedeutsamen 'iSalov aj'rpoi', 
diente dem ßeligionskreise, dem der Mino- 
tauros und die Pasiphae angehölen; .dieses 
Kultuslokal erhielt den Namen Labyrinth, 
eine Benennung, mit der man auch andere 
natürliche und künstliche Felsengrotten be- 
zeichnete, und die auswärtige Sage schuf in 
freier Phantasie die uns durch die Berichte 
der „Alten geläufige Bildung des Labyrinths. 
— Über den von Theseus auf Delos gestifte- 
ten heiligen Tanz, pt/infia räv iv rät Aaßv- 
qiv&co niQiöScov Kai Sis^oScav IV nvi Qvftfiw 
naQaXXül-tis Kai aveXC^eig i%ovu (Plut. Thes. 21), 
s. Hock a. a. 0. 67 f. Höfer.] 

Lacavus, Beiname des Mars Augustus auf 
einer im Museum zu Nimes befindlichen In- 
schrift, welche Hirschfeld, G. I. L. 12, 3084 
(= Orelli 2018) in das zweite nachchristliche 
Jahrhundert setzt. Die Gegend, wo die Dedi- 
kanten^dpeniü wohnten, ist unbekannt. Germer 
Durand rät auf eine Gegend an der. Rhone, 
welche im Mittelalter Argence geheifsen. haben 
soll, vgl. Bevue epigr. du midi 2 p. 316. Der 
Anlaut Adg- in keltischen Namen findet sich 
öfter. [M. Ihm.] 

Lacharmarmaraphba ( AccxaQpagiiaQayßa ) 
wird angerufen auf einem roten Jaspis der 
Sammlung Montigny mit der Darstellung des 
Helios anf_dsm. Viergespann, welchem Phos- 
p horns vor a nflißg t: AaxotofiaQifictQatpßa, avv\- 
, xriqriaöv /is a\yf$azov KtxaqiTmiievrjV, QpU. de 



M. de Montigny, Pierres gravees. Paris 1887 
p. 20 nr. 278. Dürften wir annehmen, dafs 
der Name mit der Darstellung in Znsammen- 
hang steht, so hätten wir in L. den Sonnen- 
gott zu .erkennen. [Drexler.] 
Lachesis s. Moirai und Lachis. 
Lache und Lacb.08 {Aäxrj und Adxog, in der 
Handschrift irrig däxr\ nnd daxos), Gottheiten 
der babylonischen Schöpfungssage, Damascius, 

10 Quaest. de prim. princip. c. 125 p. 384 Kopp; 
e. oben Bd. 2 Sp. 1204 f. s. v. Kisar. In dem 
von Hommel, Deutsche Rundschau 68 p. 110 
und Gesch. Babyloniens u. Assyriens p. 397 mit- 
geteilten babylonischen Texte heilst es vs. 10: 
Der Gott Lachmu, die Göttin Lachamu wurden 
hervorgebracht, bis sie aufwuchsen. Hommel 
bemerkt an letzterer Stelle Anm. 3: „Kischar 
iBt einerseits die weibliche Personifikation Anus 
(als Anatu), gemeint ist aber damit die Erde, 

20 bezw. der Gott Ea, von dem dann in der Folge 
die weitere Schöpfung ausgeht. Auch Lachmu 
und Lachamu bedeuten nichts weiter als Anu 
und Anutu, bezw. Himmel und Erde oder Anu 
und Ea." Denselben Text giebt Jensen, Die 
Kosmologie der Bubylonier p. 268 , welcher 
p. 274 f. weitere Stellen, in denen diese Gott- 
heiten vorkommen, verzeichnet. Sayce, Lectures 
on the origin and growth of religion as illustra- 
ted by the religion of the ancient Babylonians. 

80 3 a edit.. 1891 behandelt diesen Schöpfungs- 
bericht p. 384 ff. , Er setzt ihn in verhältnis- 
mäfsig späte Zeit und erklärt ihn für das 
Produkt einer materialistischen Schule, die im 
Gegensatz zu einer pantheistischen stand. Er 
bemerkt p. 388: „In the lists in which the 
views of the pantheistic school find expression, 
Ldkhmu and Lakhamu appear as Lakhma, or 
Lukhma, and Lakhama, an indication that the 
names are of non-Semitic origin. It is pos- 

40 sible that they denote the element of „purity" 
presupposed by the creation of the world out of 
the watery abyss .... Like as many of the Ba~ 
bylonian deities, their names and worship were 
probably carried to Canaan. Lakhtni seems to 
be the name of a Philistine in 1 Chron. 20, 5, 
and Beth-lehem is best explained as the house 
of Lekhem", like Beth-Dagon, „the house of 
Dagon", or Beth-Anoth, „the house of Anat". 

[Drexler.] 

so Lachis (AdxH), Nebenform für Lachesis^ 
Pap. Parihey 2 vs. 100. Doch hält Dilthey, 
Rh. Mus. 1872 p. 418 Anm. 4 diese Form für 
unmöglich. [Drexler.] 

Lachne (Aä% vr i)> Name eines Hundes des 
Aktaion, Hyg. fab. 181. Ovid Met. 3, 222 (hir- 
sutaque corpore Lachne); vgl. Baecker, De canum 
nom. ffr.^p. 51, welcher K. Keils (Anal, epigr. 
p. 190) Änderung Lachno mit Recht für un- 
nötig erklärt, und Jesehonnek p. 23. Der Name 

60 ist hergenommen von dem zottigen Fell. 

[Drexler.] 
Lachnia, AAXNIA neben der dreigestaltigen 
Hekate" auf eine* sog. gnostischen Gemme in 
Berlin wird von* Tölken, Erkl. Verz. p. 452 
9. Kl. 3. Abt. nr. 105 als Beiname dieser Göttin- 
gefafst (vgl. Raspe p. 151 nr. 2050. Soufre äe,^ 
Stosch. Hecateä trois tetes. AINXAA). [Drexler.}; 
Lachsanire, d.i. Alexandros, sitzt auf einem. 



1785 



Lacrimae 



Ladumeda 



1786 



in .Palestrina gefundenen mit etruskischen In- 
schriften versehenen Spiegel neben einem Bett 
mit gelagerter Frau, vor welchem Venus (Turan) 
steht. Brunn vermutet in der Darstellung 
„eine Scene zwischen Paris und Helena in 
Sparta unter Mitwirkung der Göttin", Arth. 
Am. 17, 1869 Sp. 16*. [Drexler.] 

Lacrimae, Personifikation der Thränen, 
Claudian. de nupt. Hon. et Mar. 80. - [Höfer.] 

Lactans s. Indigitamenta Bd. 2 Sp. 201. 10 

Laeturcia(?) s. Bd. 2 Sp. 201. 

Lacturnus's. Indigitamenta Bd. 2 Sp.201. 

Lacns s. Lokalpersonifikationen und Lacus 
Benacus. 

Lacns Benacus als göttlichesWesen erscheint 
in der Inschrift G. I. L. 6, 3998 (am Gardasee 
gef.) f. . c?]lo et lac | Benaco \ Successus . Q 
Samici . Myrini | v s l m \ u. s. w. 

[R. Peter.] 

Ladamas (AaSäfiag), Name eines neben 20 
einem Krieger (litnoTicov) reitenden Jünglings 
auf einem wohl aus Caere stammenden Krater. 
Die Darstellung wiederholt sich dreimal, ein- 
mal ist dem Jüngling. AaSapctio'g (?) beige- 
schrieben. Heydemann, Mut. aus d. Antiken- 
sammlungen in Ober- u. Mittelitalien, 3. Hall. 
Winckelmannsprogr. p. 87 nr. 17. [Höfer.] 

Lades (AäSrjg), Sohn des Imbrasos, Bruder 
des Glaukos, beide in Lykien erwachsen, Be- 
gleiter des Aeneas, von Turnus in der Schlacht so 
erlegt, Verg. Aen. 12, 343. [Stoll.] 

Ladicus, Beiname Iuppiters auf der In- 
schrift C. I. L. 2 , 2525 lovi Ladico M. Ulp. 
Aug. lib. Gracilis ex voto. Da die Inschrift 
gefunden ist 'es la entrada del reyno de 
Leon a Galicia, por lamontana que llaman 
los Codos de Ladoqo, aunqüe vülgarmente pro- 
nuncian Laroco', so kann es nicht zweifelhaft 
sein, dafs Morales (vgl. Monatsber. d. Berl. 
Akad. 1861 S. 814 f. und C. I. L. a. a. 0.) richtig 40 
den Namen mit dem Berge Ladicus in Gallae- 
cia (denn das ist der heutige Codos de Ladoco 
oder Laroco, vgl. z. B.Paulys Realencycl. 4 
S. 721 s. v. Ladicus) in Zusammenhang gebracht 
hat. [R. Peter.] 

Ladogenes (AaSwyevrjg), 1) Beiname der 
Aphrodite, ort snl zw sv 'AgitaSia notaaä Ad- 
dcovi ^yivvrjasv Hesych. : doch will man für 
'AcpQoSCtr] Aätpvr\, und statt sysvvtjaev sysvvrj&rj 
schreiben, v gl. Schmidt 7.. d. St., d. Art. La,dpn so 
n nd T)indnrf im T hesaurus . — 2) bei Hesych. 
EväaXaylvss' ut iXagtrss vermutet Sßhmidt 
[ew] Aaäoysvsig' al XdqiTSg. [Höfer.] 

Ladokos (AdSoxog), Arkader, Sohn des Ecbe- 
mos, nach welchem die örtlichkeit Ladokeia 
nahe bei Megalopolis, früher wohl eine Stadt, 
benannt sein sollte, Paus. 8, 44, 1. Curtius, 
Pelop. 1, 316. 342, 25. Bursian, Geogr. 2, 227. 

[Stoll.] 

Ladon (AäSmv), 1) Stromgott Arkadiens, Sohn 60 
des Okeanos und der Tethys, Gemahl der Stym- 
phalis, Vater der Daphne und Metope, weicht 
mit Asopos, dem Flufsgott in Phlius oder in 
Böotien, TermaBT war, Hesiod. Theoa. 344 . 
A pollod. 3, 12, 6. Diod. 4. 72. Paus. 8, 20, 1 . 
10 , 7, 3 a. E. S chol. Pin ä. Ol. 6, 140. 143 f. Norm. 
Bion. 4-2. 387. Serv. V . Aen. 3. 91. Eccl. 3, 63. 
Diä Daphne er2Mgti~ iFnSt der Erde, Tseiis, 



Lyk. 6. Schol. II. 1 , 14. Eustat h. Bi on. Per. 416. 
B ern. V. Aen. 2, 513. Vater der Nymphe Thel- 
pusa, Paus. 8 . 25 , 2. Steph. B. v. TeXcpovaea . 
Grofsvater . (ies Euandros, Paus. 8. 43, 2. 
[Über derr Zusammenhang dieses Flusses mit 
dem Drachen Ladon ( nr. 2) s. W üamowits, 
Eur. Herakl es 2 S. ...180. Röscher.]" [PMostr. 
vit_Ajpoll. Ty an. i, 16. Pala ep h. de incred . 
bQu_^Liban ! __narrat. 11 p. 1002"""= West er- 
njfäaj t _]jfa{ihogr._ 366^ 19, 1. Nonn. narrat. ad 
2. 1 6 p. 165 ='lVestermann 3"6T, 



tnvec t. 
19, 2. Aph thonius, Progymn. 5. Spengel, Rhet. 
Gtma^%. 28 J2j)7 MiIvgL Ladogenes. Höfer.] 
— 2) Name des Drachen, welcher die goldenen 
Äpfel der Hesperiden bewachte, nach Hes. 
Theog. 333 ff . erzJugf"von Phorkys und Keto. 
Dagegen sagt Schol. Ap. Rh. 4, 1396, Hesiod 
nenne ihn einen Sohn des Typhon; nach PhiXS- 
hydesb, Schol. Ap. Rh,_a,.jL, 0,_war er Sohn des 
Typbon und der Echidna und hatte 100 Köpfe „ 
und mancherlei Stimmen, vgl. Apollod. 2, 6,11. {■ 
Hyg. prdef. p. 32 Bunte und Fab. 30. Peisan- ■> 
dros liefs imr° von der Erde abstammen. Er 
wurde von Herakles erlegt und von Hera unter ' 
die Sterne versetzt, Eratosth. c. 3. Hyg. P. A . ? 
VJIL.^—SsMmann^Qg. ^c, 2^ 187 ff. leitet den 
Namen ab von lä£eoftai (= lupßüvsiv), so 
dafs. XäSatv = laßgog, rapax wäre, wie auch ein 
Flufs heifsen kann; dagegen nehmen Welcher , 
Kret. Ko loni e p. 4 und Yölcker , Myth. Geogr. 
p. 110 AäSwv für Ää&mv , weil er, im Ver- ! 
borgenen liegend, verborgene Orte bewachte. 
Preller, Gr . Myth. 1, 461. 2. 2, 22 1, 2. — Auch 
der Drache des Ares, der das goldene Vliefs ; 
bewachte , ein Sohn des Typhon und der 
Echidna, Hyg praef. p. 31, hiefs wohl Ladon, 
Stoll, Ares p. 39, sowie auch der Aresdrache 
bei Theben, H. B. Müller, Ares p. 25. Stoll, 
Ares p. 5. Tümpel, Ares u. Aphrodite p. 710 
(1 1. Supp l-Bd. d. JahrKf. Mass, JPJiiL^-IIngez, 
Paradoxa Theb. 68. 136 f. 197 etc. — 3) Hund 
des Äktaion, Öv. Me t. 3, 216. Hyg. f. 181. — 
1) Streiter auf Seiten des Aeneas, getötet von! : 
Halesus, dem König der Auranker, Vera. Aen. 1 ■ 
1 0, 413. [Stoll.] 

Ladumeda ist nach B. Garrucci (Sylt, inscr. 
lat. zu nr. 525), H. Jordan (Krit. Beitr. eur 
Geschichte der lat. Spr. Berlin 1879 S. 67 f.) 
und C. I. L. 14, 4108 auf der oben s. v. Istor 
beschriebenen pränestinischen Cista der einer 
auf eine Herme gestützten weiblichen Figur, 
welche einen Hirßch an einem Bande hält, 
beigeschriebene Name zu lesen, nicht Laou- 
meda, wie Corssen (Ausspr. I 2 S. 657 Anm. und 
bei Schöne a. sogleich anzuf. O.), B. Schöne 
(Ann. d. inst. 42, 1870 S. 336) und G. Wilmanns 
(Ephem. epigr. 1 S. 13 nr. 19) lasen. Laoumeda 
wurde von Corssen (bei Schöne a. a. 0.), Schöne 
(S. 339 Anm. 1) und Wilmanns (a. a. 0.) als 
lateinische Umbildung des griechischen Namens 
AaopstSa, Aaofisärj erklärt, und diese Erklärung 
bleibt auch für Ladumeda trotz der Schwierig- 
keiten, welche das d bietet (vgl. Jordan a. a. 0.), 
bestehen. Wer diese Laomeda sei, ist nicht 
zu entscheiden; an Laomedeia, die Tochter 
des Nereus und der Doris (Hesiod. iheog. 257; 
über den Wechsel von Namensformen wie 
^Imcodäftrj und 'innoSäfisuc, AaoSäfir] und Aao- 



1787 LaSrkes Laetitia 1788 

Säfina u. s. w., wonach AaopiSri sehr wohl Sohn des L. genannt wird. Nach Pherekydes 

gleich sein könnte Aotopeäsia, vgl. z. B. A. Mei- fr. 90 (Philostephanos irn Schol. Hom. o 16) wirbt 

neke, Analeeta Alexandrina S. 46. 0. Schneider, L. bei Ikarios um Penelope für seinen Sohn. — 

Nicandrea S. 2), ist, da das Bildwerk eine für Als Vater eines Helden vor Troia ist er in 

uns nicht näher deutbare (s. Istor) Scene aus das Verzeichnis der Argonauten aufgenommen 

dem troischen Sagenkreise darstellt, kaum zu worden: Apollod. 1, 9, 16. Diod. 4,48, unter 

denken; Laomeda erinnert, wie Schöne (ß. 339) die kalydonischen Jäger bei Hyg. fäb. 173 

bemerkt, an den Trojanerkönig Laomedon. p. 28, 16 Seh. — Aaigxrjg war der Titel einer 

[R. Peter.] Tragödie des Ion, von d«r Athen. 267 d ein 

Laerkes (Aasgxrig), 1) Sohn des Aimon, 10 Bruchstück (14 N.) mitteilt. [Seeliger.] 

Vater des Alkimedon, ein Myrmidone, II. 16, Laertiades (Aasgxiädrjg), Patronymikon von 

197. 17, 467. — 2) Ein Künstler in Pylos, der bei den Tragikern für Aaigxrjg üblichen 

Od. 3, 425. [Stoll.] Form Aasgriog; Schol. Bionys. Gramm, bei 

Laertes {AuegxT\g), Vater des Odysseus von Bekker, An. 849, 6. Etym. M. 654, 3. 4. Etym. 

Ithaka. In der Mas findet sich nur das Pa- Qua. 360, 20. 25. Laertius enim pro Laertes 

tronymikon AasgxiäSrjg , T200. £173; vgl. tl9 dicebant, qüomodo et Graeci Aasgxiog pro Aaig- 

u. a. St. (Aasgxov yövog, Soph. Phil. 366; vgl. trjg, Priscian 7, 18 in Grammatici Latini ed. 

Aias 1393. fr. 827 N. Arist. Plut. 312t. Das Keil 2, 302 = Odysseus Hom. II. 3, 200. 

Gedicht von Laertes in »204 ff. (rä iv dygä, 9, 308. 624. 10, 144. Od. 9, 19. 12, 378. 19, 
ra sv Aasgxov bei Ael.v.h. 13, 14; vgl. Theokr. 20 336. 24, 542. Eur. Hek. 133. Polyain. 1, 

16, 56. Citate bei Athen. 25 b . Strab. p. 59. 452), prooem. 6. Quint. Smyrn. 12, 73. Lukian. 

ein jüngerer Teil der Odyssee, vorbereitet durch Tragodopod. 261. Iust. Mart. or. ad gent. 1 

i/;359ff., erzählt, dafs L. in Gram um den ver- (ö '19-av.^aiog A.). Horat. od. 1, 15, 21. sat. 2, 

loren geglaubten Sohn ein einsames und dürf- 6, 59. Ovid. mtt. 13^48. Stat. Achill. 2, 19 

tiges Leben auf dem Lande führt, gepflegt von (dux £.); die Form AagxiäSag bei Eur. Bhes. 

einer Dienerin (yvvij SiksItj ygrjvg, vgl. a 191 ygrjl 907. Alkaios Mil. in Anth.Pal. 7,1. 9,115. 

avv äfiq>nt6l(p), die mit ihrem Manne Dolios und 11, 379. Anth. Plan. 125, 295. Auson. epit. 

ihren Söhnen seine einzige Gesellschaft bildet. Protes 4 p. 16Peiper; er heifst Laertius heros . 

Hier wird er von Odysseus überrascht; von Ovid. Trist. 5, 5, 3. Stat. Achill. 2, 316. Auson. 

Athene im Bade verjüngt kämpft er an der 30 perioch. Od. 7 p. 396. Laertia proles Auson. 

Seite des Sohnes gegen die Verwandten der a. a. 0. 7 p. 395. Laerta satus Ov. Heroid. 

gefallenen Freier und tötet den Eupeithes. Aus 3, 29. Aasgxa (Aagxiov Eur. Troad. 421). 

dem früheren Leben des L. erfahren wir v. 206 f. tokos Soph. Phil. 614. Eur. Iph.Aul. 204; 

von schweren Kämpfen, insbesondere v. 377 von xs-xvov Aagxiov Soph. Aias 380. Aasgxov yövog 

der Eroberung von Nerikos (Neritos bei Strab. Eur. Iph. Taur. 533. Soph. Phil. 366. Soph. 

a. a. 0.). Über das Verhältnis dieses Laertes- im Schol. Theokr. 15, 48 = fr. 784 D., emg/ia 

gedicktes zu mehreren Stellen der Odyssee, in Aasgxov Soph. Aias 1393. Aasgxiov (Aagxiov 

denen auf das ländliche Leben des L. Bezug Soph. Aias 1. Phil. 1286) stafs Soph. Phil. 

genommen wird, a 189 ff. X 187 ff. it 138 ff., ob 87, 1357. Aias 101. ö Auqxiov (Ausgxtov 

diese als Quelle von jenem zu betrachten oder 40 Soph. Phil. 628). Arist. Plut. 312. Soph. Phil. 

von einem Bearbeiter nachträglich eingeschoben 401. vfög Auigtcto Tzetz. Posthorn. 487; vgl. 

sind, gehen die Ansichten auseinander, vgl. Rom. Od. 9, 531. Der Plural AasgziäSai 

v. Wilamowitz (gegen Kirchhoff) in den Home- steht bei Arist. mir. -ausc. 106, der berichtet, 

rischen Untersuchungen S. 69 ff. In Widerspruch dafs ihnen, den Atreiden, Tydeiden und Aiaki- 

mit ea steht, was <? 735 ff. über Dolios gesagt den gemeinschaftlich zu bestimmten Zeiten 

ist, vgl. 9212. ^159. c322, wo Dolios Vater von den Tarentinern Tieropfer (evayigeiv; vgl. 

des Melanthios und der Melantho heifst. Auf Bd. 1 Sp. 2505 Z. 39 ff.) dargebracht worden 

das ländliche Leben des L. beziehen sich Cic. seien. [Höfer.] 

de sen. 15, 54. Cic. bei Plut. Cic. 40 (Aaigtov Laertios 1) = Laertes (s. Laertiades). — 

(Uov tfiv). Ov. Her. 1, 98. 113. — Als Vater 50 2) = Odysseus (s. Laertiades). 

des L. wird Arkeisios genannt, daher L. 'Ag- Laethusa, Gemahlin des thrakischen Königs 

*Eteia<%, Hom. #755. 00 270. 517; vgl. zu der Lynkeus, welchem der Thrakerkönig Tereus die 

Genealogie: Arkeisios, Laertes, Odysseus, Tele- von ihm entehrte Philomela, die Schwestei 

machos n 117 ff. % 173. 182. Ov. Met. 13, 143. seiner Gattin Prokne, zur Verwahrung gegeben 

Apollod. 1, 9, 16. Schol. Hom. B 173 (£oxi de hatte; aber Laethusa, eine Freundin der Prokne, 

Aasgrov xov 'Agneielov xov Kilewg xov Kiqid- führte dieser sogleich ihre Schwester zu, worauf 

Xov xov 'Egfiov. Eust. p. 197, 22: 'OSvaasvg beide an Tereus grausame Bache nahmen, 

6 anb Aasgxov, os Ig 'Egfiov sIkei to yevog. Hyg. f. 45. Welcker, Gr. Trag. 1 p. 387. 

Vgl. auch Töpffer, Axt. Geneal. S. 85). it 118 [Stoll.] 

und Eustath. z. d. St. (p. 1796, 34), wo Chalko- eo Laetitia, die Personifikation der Freude, er- 

medusa Gemahlin des Arkeisios, also Mutter scheint auf römischen Kaisermünzen der Fau- 

des L. heifst (nach den Katalogen bez. Eoien?). • stina jun. stehend mit Kranz und Scepter, 

Des L. Gemahlin ist Antikleia, Tochter des Eekhel, D. N. V. 7 p. 78. Cohen, Mann. imp. 3 S , 

Autolykos, Hom. * 85. 153ff.; vgl. 356; über 148, 146 — 152; auf denen der Lucilla und 

sie und ihr Verhältnis zu Sisyphos s. den Ar- Inlia Domna mit Kranz und (Steuer)ruder, Cöh. 

tikel Antikleia. Eine Tochter aus dieser Ehe, 3, 218, 45. 4, 114, 101, ebenso, nur das Ruder 

Ktimene, nebst anderen Kindern erwähnt Hom. auf einen Globus gelegt auf solchen der Cris- 

o363, während in 31: 119 Odysseus der einzige pina, Cöh. 3, 384, 27. Smyth, Descr. Cot. of a 



1789 Laetitia Laetitia 1790 

cdb. of rom. imp. large - brass medals p. 166 de Witte 100, 34, doch dürfte, da nach de Wittes 

nr. 327, und der Aquilia Severa, Coh. 4, 381, 8. Abbildung PI. 26 das angebliche Scepter nicht 

Die Laetitia fundata ist dargestellt stehend mit über die L. emporragt, auch hier eher ein Anker 

Kranz und (Steuer)rude'r unter Philippus sen., anzunehmen sein; dasselbe gilt von den Münzen 

Coh. 5, 101, 71—76. Hobler, Becords of roman des Tetricus sen., de Witte 136, 47 (LAETITIA 

hist. 2, 739, 1758 (LAET. FVNDATA); Coh. 5, AVG. N.). 137, 48. 49 PI. 34 (LAETITIA AVGG), 

101, 79. 80 (LAETIT. FVNDAT.) und Carinus, vielleicht auch des Tetricus jun., de Witte 186, 

Coh. 6, 387, 47 (LAETITIA FVND.); stehend 26 a . Auf Münzen der beiden Tetricus ist sie 

mit Schale und (Steuer)ruder, den r. Fufs auf auch dargestellt stehend, mit dem Anker, opfernd 
einem Schiffsvorderteil unter Philippus sen., 10 auf einem Altar, bei dem sich eine Schlange 

Coh. 5, 101, 76 — 78 (LAET. FVNDATA). 81 befindet, de Witte 137, fiO PI. 34 (LET1TIA 

(LAETIT. FVNDAT.); stehend, den Fufs auf AVG). 186, 28 PI. 46 (LET1 AVG); auf denen 

einem Schiffsvorderteil, mit Schale und Anker des älteren mit Anker und Schale, de Witte 

unter Philippus sen., Cat. De Moustier 192, 137, 50 a (LET1TIA AVGVST1), oder den In- 

2952 (LAETIT. FVNDAT.); stehend mit Kranz halt eines Füllhorns in ein Gefäfs zu ihren 

und Anker unter Gallienus, Coh. 5, 386, 442, Füfsen giefsend, de Witte 137, 49 b (LAETITIA 

Tacitus, Coh. 6, 226, 52, Florianus, Coh. 6, 244, 38, AVGG.), oder mit Schale und Steuer; zur 

Probus, Coh. 6,285,330; Carinus, Coft.6,387,47, Rechten ein Kind (?), Coh. 6, 99, 76 (LETIT1A 

Diocletian, Cohen 6, 447, 311. 312. In letz- AVG.), auf denen des jüngeren mit Kranz und 
terer Weise wird auch dargestellt die Laetitia 20 Steuer, de Witte 185, 26 PI. 46; auf denen des 

Auglusti, oder bei Kaiserinnen Augfustae)) oder Claudius II. mit Kranz und Füllhorn, Coh. 6, 

Laetitia Aug(u$ti) n(ostri) — die Münzen mit 143, 138. 139. 

letzterer Aufschrift mache ich durch ein Stern- Seltener kommt vor die Laetitia publica, 
chen bemerklich — unter Gordianus Pius, Coli. welche auf Münzen der Faustina jun. mit der 
de M. le Comte de B***. Paris 1889 p. 88 Aufschrift LAETITIA PVB. stehend mit Glo- 
nr. *517 PI. 10, Gallienus, Coh. 5, 385 f., 422 bus und Scepter, Coh. 3, 148, 153, mit der 
— 432,386^*442, Salonina, Coli. 5, 507, 73, Aufschrift LAETlTIAE PVBLICAE stehend 
Victorinus, Coh. 6, 74, 55 — 57. de Witte, Em- mit Kranz und Scepter, Coh. 3, 149, 154—168. 
pereurs des Gaules 100, 32 b . *33 PI. 26 (LA . .- Hobler, Becords of rom. hist. 2 p. 533 nr. 1194, 
T. . .TIAN . VG), Tetricus Pater, Coh. 6, 98f., 67 30 oder mit Ähren und Scepter, Stevenson, Bic- 
(LAETIS AVG). 68 (LAETI. AVG). 69 (LAE- tionary of rom. coins p. 502; auf Münzen doB 
TIT. AVG). 70. de Witte 136, *46 PL 34, *47 a . Elagabal, Coh. 4, 331, 70 und der Maesa, Coh. 
137, 49» (LAETIT AVG.), Tetricus Filius, Coh. 4, 394, 26 mit der Aufschrift LAETITIA l'VBL 
6, 121, 21, Claudius IL, Coh. 6, 143, 140. 141, stehend mitKranz und einem auf einem Globus 
Aurelian, Coh. 6, 188, 118, Severina, Coh. 6, ruhenden Steuer erscheint. 
211, 11*, Tacitus, Coh. 6, 226, 52, Florianus, Die Laetitia temporum ist dargestellt mit 
Coh. 6, 244, 38. Milani, II ripostiglio ddla Kranz und Scepter unter Pertinax, Coh. 8, 892, 
Venera 193, 4557 Tav. 3, 5, Probus, Coh. 6, 18 — 22. Smvth p. 170 nr. 313. Coli, de M. le 
285, 324. 325. *330. Milani 195, *4581 Tav. 3, 7, Comte de B*** p. 73 nr. 435 PI. 9, mit Kranz 
Carinus, Coh. 6, 387, *47, Diocletian, Coh. 6, 40 und Füllhorn unter Tetricus sen., Coh. 6, 226, 58. 
447, *311. *312, Carausius, Coh. 7, 14, 116. Das Attribut des Kranzes, welches Laetitia 
15, 117. 122, auf dessen Münzen sie auch mit besonders charakterisiert, erklärt sich aus der 
Kranz und Scepter, Coh. 7, 18, 156 (LITI. AVG). Sitte, der Festfreude durch Bekränzung Aus- 
19, 159 (LITITT. AV.) und verschiedenen an- druck zu verleihen, Oiselius, Thes. sei. num. 
deren Attributen (vielleicht aus Unkenntnis der p. 336. Eckhel, B. N. V. 7 p. 78. Smyth p. 166. 
Stempelschneider), Coh. 7, 17 f., 150. 153—155. 170f. Hobler 2 p. 533; vgl. für die griechische 
157. 158 vorkommt. Derselbe Typus begegnet Sitte A. Karikoulas, IIsqI ccqxVS * u ^ zpijaeooe 
auf Münzen mit der Aufschrift Laetitia Augg., zov ezecpävov naga toig itulcuotg "ElXrjatv. 
d. i. der beiden Augusti, unter Valerianus sen., Erlangen 1880. Auch Euripides, Bakch. 874 
Coh. 5, 307, 100 — 103. Coli, de B*** 93, 546 50 redet von yiaXlictsyccvoi evcpQoavvui und Oei- 
Pl. 11, Gallienus , jCoh. 5, 385 f., 433 — 441, bei, Gedichte u. Gedenkblätter p. 32 singt: Die 
vgl. 384, 42t! (LAETIA AVGG), Tetricus jun., Freuden, die rosigen Tänzerinnen, mit Kränzen 
de Witte 186, 27 PI. 46, Constantius I. Chlorus, und Fackeln, mit Spiel und Gesang, wie fliehn 
Coh. 7, 72, 165, Galerius Maximinus, Coh. 7, sie aufschimmernden Sohlen von hinnen, C. C. 
114, 129. 130 und auf solchen mit der Auf- Hense, Poet. Personifikation in griech. Bich- 
schrift Laetitia Auggg., d. i. der drei Augusti, tungen p. 138. Für das Attribut des Zweiges 
unter Diocletian, Coh. 6, 447, 310 und Carau- hat man angeführt den herzerfreuenden Kin- 
skis, Coh. 7, 15f., 129. 130. Auf Münzen des druck, welchen das Grün der Blätter macht 
Quintillus, Coh. 6,168,39, und Tacitus, Coh. und die Ausschmückung der Häuser und Strafsen 
6, 226, 49. 50 ruht der Anker der Laetitia 60 damit bei festlichen Gelegenheiten, Rasche, Lex. 
Aug(usti) auf einem Globus. Mit Lorbeerzweig univ. rei num. vet. 2, 2 Sp. 1422. Stevenson p.501 ; 
und Palme erscheint dieselbe unter Commodus, der Anker soll die Freude als dauernd und be- 
Coh. 3, 265, 278, von dem es auch eine Münze gründet charakterisieren, Rasche und Stevenson 
mit der Aufschrift LAETlTIAE AVG und der a. a. 0. 0. 

Darstellung der Laetitia mit zwei Ähren und Sonst wird noch der Begriff der Freude 

auf einen Globus gelegtem Steuer giebt, Coh. ausgedrückt auf 2 Goldmünzen, des Antoninus 

3, 265, 279; mit Kranz und Scepter soll sie Pius mit der Aufschrift LAETITIA ■ COS • IUI 

vorkommen unter Victorinus, Coh. 6,74, 56. durch zwei bekleidete Frauen, die eine mit zwei 



i79 l Lagaria Läginitis " 1792 

ihren m der R., die andere mit einer Frucht Lagaris (Aäyaqig), ein Hirte, nach welchem 

in der L., oder durch den Typus, den Eckhel, die Stadt Lagaria in Lukanien benannt sein 

D. N.V. 7 p. 21 beschreibt als „Mulier stans soll, Et. M. 554, 15 . ygl._Lagaria. [Stoll.] 
•*ei. spieas, s. pomum, cuius gremium puellus Lagbene (Auyßrjvrj), Name einer pisidischen 

amplectitur" , Cohen 2, 316, 479 als „Femme Lokalgöttin [«•sei] Aayßrjvjj ev X nv, WMdinatäa 

debout, tenant deux epis de la m. dr. et serrant Inscr. d'Asie min. 1211; anders Bockh, ö I ß' 

contre eile un jeune enfant". Visconti, Museo 3 , 4318b, vgl, p. 1152 . [Höfer.] ' 

Pio-Clem. 1 p. 95 sieht in der ersteren Dar- Lagesis (Aäysmg), eine sicilische Göttin 

Stellung Ceres mit der wiedergefundenen Pro- Phot. Lex, und Hesyeh. s ._v. [Stoll.] 
serpma. Cohen 2, 316, 476 hat diese Deutung 10 Läginitis (Aayivhig), Beiname der'Hekate 

angenommen. Dagegen erklärt Eckhel a. a.O.: von dem Orte Lagina bei Stratonikeia, Steph 

„procuratam ex omnis genens fruetuum abun- Bye. s. v . 'Exatrjela und Aäytvcc t j. ob, J5jL 1 

dantia laetitiam his typis indicari". Ein an- Sp. 1885. Der dort verzeichneten Htteratnr 

derer Typus, welcher die Aufschrift Laetitia ist hinzuzufügen: Newiam+JEssays onartjmd ' 

begleitet, ist ein Schiff auf Münzen des Postu- archae ology p. 175 f. Diehl et Cousin, Sinatus- 

mus Cohen 6, 34, 164. 165. de Witte 39, 140 Consulte de Lagina de Van 81 avant notre ere 

(LAEITiA). 141»>. 148 und Carausius, Coh. 7, Bull, de Corr, Hell. 9 1885 p. 437 — 474 . JDie- 

15,118 — 121. Dasselbe findet sich mit der s elben, In scriptions de Lagina B C H 11 

Beischrift LAETITIA AVG auf Münzen des 1887 p. 5 — 3 9. 145 — 163 (vgl. ' riieaplImT» 
Postumus, Coh. 6, 34 f., 166 — 186. de Witte 20 Inscriptions du iemple de Zeus Panamaros' 

p. 37 ff. 132-137». 139. 141. 141 a . 142. 146. B^US- 12 1888 £pj 8¥-T04]"^T83ff. nr 9' 

146 a . 149 PL 9. 10 (die dazwischen ausgelasse- &86ff. nr. 10. p. 87f. nr. 11. p: 90 -94. ?p 249 

nenNummern zeigen arg entstellte Aufschriften), — [273] p. 264 nr. 49. p 271 nr 67 • B C7E 15 

Carausius, Coh. 7, 15, 128, Allectus, Coh. 7, 46, 189£[p. 169— 209] p. 170. 185"f. hrVliö. ' r>. 187 

17—22. Auf Münzen des Tetricus jun. mit der nr. 131. j>. 196 nr. 139.- £.199 f nr 141 "~ p *2Ö8 

Aufschrift LAT1TIA AVG, Cohen 6, 121, 23. nr. 149. p. 424f. nr. 5)/ Änastasn^Pamlukas, 

ÄU&? 6 ,, 1 ? 6 ' 29 PL 46 und •• BT1TIA • ■ AV- nsQLTvs^^m^^M^Mm^M^^ävtsoäv 

GVST1, Coh. 6, 121, 25. de Witte 186, 30 PI. 46 qvtfig. Patris 1886 (Jenaer- Dokt -Dias'] I p36 
erblickt man die Opfergeräte. Münzen des Sep- — §L___Aetmlius HeUer^PTCanäe''Zydiaeaue 
timius Severus, Coh. 4, 30, 253. 254, Caracalla, 30 sa cerdotib us, Jahrbb.f. kl Phil Stippl Bd 18 
Coh. 4, 155, 117. 118 und Geta, Coh. 4, 260, 67 1892 [p. 213-264] p. 242— 248 " DiTlJelden 
mit der Aufschrift LAETITIA • TEMPORVM letzteren haben die Ergebnisse, der Inschriften ? 
zeigen den in Form eines Schiffes gebauten für, dje Geschichte des Tempels und die Ein- 
gewaltigen Tierbehälter, welchen Septimius nchtiang des Kultus einge hend verwertet Jen ? 
Severus bei den Spielen nach seiner Rückkehr be1cnWge" c mich ojesf^nur (mitider^ttin 
aus dem Orient im Jahre 202 für den Cirkus seTösi/. Von Beinamen, welche dieselbe* in den, 
errichten hefs (Cass. Bio 76, 1. Eckhel 7 p. 132), Inschriften von Lagina und Panamara erhW"**" 
umgeben von 4 Quadrigen und einer Anzahl fiTSS ' nennen in,i<favng, BJJ Ääp 456 Col 5 
Tiere. Auf einer Münze des Gallienus mit der Figk_L_ JB.JO. M 12 p, 2M nr. 49- eirf in der 
Aufschrift LAETIT.TEMP {Coh. 5,384,421) ist 40 Kaiserzeit verschiedeneiF Gottheiten^ 5 wie der 
dargestellt der kleine Iuppiter auf der Ziege Artemis Hyakynthotrophos (Newton* A hist of 
Mit Recht vermutet Eckhel, D. N. V. 7 p. 21, dmmJnMalic. Cnidus and Branchidae 2 Pl 766. 
dais Laetitia einen öffentlichen Kultus genofs. Waddington, Aß. Min. 1572 bis), Eleuthera 
Darauf deutet schon die Dedikationsaufschrift (Spratt and Farben, Travels -im Lvci a. Müva s 
Laetitiae emiger der oben verzeichneten Münzen. andtheCibyratis_ 2 .p. 272. K. Keil Phüoloqush 
Münzen des Commodus (Eckhel, D. N. V. 7 p. 650. C. I. Gr. add.43ÖSh\ WaddingtonTAs 
?'i 16 , f ••L z S lg ^ n „ ln T , e i ne 1 m Lorbeerkranz die Min, 1286), Hera ( Wa ddinaton. A s. Mi«: 49), 
Aufschrift P.D-S-P.Q.R. LAETITIAE . C • V Thea Matyene (Mitt'Im'B^A^tin 
und außerhalb des Kranzes S • C. Die beiden Athen 12 1887 p. 256), Tyche (Waddinaton 
ersten Buchstaben deutet Eckhel jedenfalls mit 50 As. Min. 369. C. I. Gr. 2693 b) dem Apollon 
Recht: „r-evocant memofiam votorum Primorum Laifmenos (I. H.St.S p. 376f. nr. 1) vielleicht 
Becennalium". Der Rest ist wohl aufzulösen: den Dioskuren (Mitt. d. Ksl.i). A.'lnst. in Ath. 
Senatus Populusgue Momanus Laetitiae coronam 10_1885 JJJJIJ) nr.J>) v dem Häfapii :~(B GH 6 
vodü senatus consulto. [Laetitia, mit dem Epi- p^339f. nr. 45)^ dem Telesphoros auf Münzen 
theton vana, im Gefolge der Fama, bei üv. von Nikaia ( Pick. Ze itschr. f. Num 17 1890 
Met. 12,60. Höfer.] [Drexler.] pJ^m'^^m Epitheton. Noch öfter h1#' 2 

Lagaria? od. -eia2 (AayccQCa od. -sta), vgl. Sie "im Superlativ imipavsatärr] 9sa 'Exdxri, itow 

bchol. II W 665: Ilurom-vg] ax^atsveag avv Newton, A hist^oJLdiSQ, _2+ J__p._792 nr 97- Ä * wS; "" 

ApcpiTQvaivi. *arä Trjleßoiav , ix rmv xoivüv p J9M,_.nr^9_a_Xohne &sd). WaAdingtm'As 

XacpvQcov xexlorpwg EXayaQsiccv, i'axii viov 60 Min. 542. B. C. R. 11 [p. 14fif nr, 47 nacjOr- ? 

Eiteiöv. Meineke[za Steph. Byz.a.Y. Aayaqia- gänzung] p._L49.jir. 52 ; p. 152fl nr 57 £Ö& 

(peovgiov'ltaUag -al^tov 0ovqIo>v, tov'Ensioi 1 2. _p. 83 JOr, li_4l,J9.8 nr. 16. Bcnndorf u Nie- 

■x.ai$a>xea>v xziafia, cog Äpaßoiv (6, 263)] ver- mg,nn t Beisen MJ^ykie» u. Karten p. 155 nr 131 

mutet AayagCav, die er für die Eponyme von (ohne »sd). B. CS. 15 p. 208 nr 149 wie sie ' 

^aya^'o! und Mutter des Epeios hält. Vgl. auch in Sidyma aK ixupartorÜTn »sog 'E»ar« 

d. Art. Lagaris; Klausen, Aeneas u. d. Pen. ( Bjnndorf u Niema nn a. a. 0. p.. .69 nr^^Si) b'e- 

457. 460f. Tropea, Storia dei Lucani. Messina zeichnet whM, und wie sonst mit diesem Bei- 

1894 S. 120. [Röscher.] wort gezieri.vari.ommen_ Aphrodite (C I Gr" 2 - 1 - 



1793 



Laginitis 



Laginitis 



1794 



2811) , Artemis Ortheia (CLUhu 1444), Iamba- 
dule und Theos Zberthurdos ( JRuM. della nnrnmiss. 
a rch. comun. di Borna 8 1880 p.12) . Iais und 
Osiris, Dioä. 1, 17, Apollon Larmenös ( J. H. St . 
8-P.389 nr.1 8), Äpollon Sourios ( Petersen u . 
■n. Luxti han. Beisen in Lykim^MihimJiu-Eäm- 
reti£i l J£rg£.J&), Asklepios und Zeus {G. I, Gr. 
1 3921, Dionysos (O, .£. Ch\ ,1948_jai9 J _512il 
odd. 57 90 b), Zeus Bulaios und Helios ((7, I, ffr. 
1392; vgl. Helios' EJ-ytti-scrraTOg, CLLitCÜäMS), io 
Zeus Panamaros (B^<7. 77. 12 P-P2Tnr^8], 

Als psylcxri &sa 'JEkoJtj) wimsieDezeiohnet 
B.CLH. 11 p. 23 n r. 38: p. 154f. nr. 60: p. 158 f. 
n r. 64; Tgl. Gl. G~r. 2715 (ßsyietcov &säv, j^iog 
■tov n~\avrni*[Qiov «al JSx]aT»js), als fisyt'ciij 
*Kt IstKpai'fetcmj dea 'Exorrj, .B. 0. ff. 11 
p . 146 f. nr. 47 (ergänzt); p . 152 f. nr. 57. 12 
p . 83 nr. 9; p. 98 nr. 16 (ergänzt). 15 p. 199 f . 

"Das Beiwort amtstga erhalt sie: Newton, 20 
T Hxccm. 2.2 p. 793 f. n r. 98. Waddinaton. As . 
Min. 521. B. G. ff 9 P. 456 Co]. 5 Frgt. 1 
('jExäuji Eatslqai EicHpavei). B. C. ff. 1 1 

p. 159 f. nr. 68. _£^0^„ff>,JA_J?^17_l__nx^J 

T n der Inschrift £.{?. ff. 12 p. 100 nr. 18: 
dii | navri(iSQle) jtal \Ep 
9-sots •Kal i jiä\etti.s ' erkrärei 



I. 



die Herausgeber 



oseuuär ejuigg juu<juoi«*utii, o»»« ».»*» »«■., «™u 
gefallen, da diese ZetTe kürzer istaJs&jraÄ- 
deren. Das Wort steht absolut geteaucfit für 
Hekate, wie CQT6IPA auf Münzen Ton Apa- 
meia in Phrygien (.Head^Hüt.. nuaj^ 558). 
Den Beinamen cwtsiqcc l'ührT~Hek~äte auch in 
Kotiaion, s . oben Bd. 1 Sp. 1886; Tg l. für Pro- 
thyraia Orph. hymn. 2, JuJU:. 

In einem Gedichte erhält Hekate den Bei- 
namen ofinvia iivSalipr], B.C. H. 11 V-Xffllß- 
n r.70. AEM. 12 p. 77— 79. Sie teilt emeres 40 
BeiWt mit DemeterTSSwLife AUL, Selene, 
Kmm. Dio n. 5, 488; s. Bescher, Sejene p. 51 



S. 6, 536. 482. 483. Ledke. N. Meli. As. Gr.pAM 
Suppl . p. 95. Head p. 530. 

Ein schönes DJdjac£mojiJn_ Berlin aus dem 
2. Torchristlichen Jahrhundert zeigt auf der mit 
derAufschriftrrPATONtKEQNMEAANGIOZTer- 
sehenenRückseite die Hekate in ganzer Gestalt 
stehend Ton vom, lang bekleidet, auf dem Hagpt 
Kalathos und darüber Halbmond, in dWTT. 
Schale, in cteTt. Fackel, das Ganze umjächtossen 
Ton einem Kranze (Odt. Bei. Haupt des Zeus), 
Zritsrhr. f. Num. 16 1888 p. 5 Taf. 1. 2. 

Auf den Kaisermünzen Ton Stratonikeia er- 
scheint sie 1. h. stehend mit Schale und Fackel 
unter Septimms SeTerus und Iulia Domna, 
C ohen. Cab. Badeigts de Laborde p. 37. nrJkü ; 
Caracalla and Geta, SJBirch, Num. Ghron..J 

1 838 p. 197 nr. 4 („. IACÖNOC • CTPA- 

TON1K6QN A female figure Walking to tlie left, 
her head surmounted by the ealathus and luna- 
ted disk; in her left hand a torch held erect; 
the object held in her right hand obliterated"). 
Der Gegenstand der R. war wohl auch hier 
eine Schale. Letztere hält sie zuweilen über 
einen flammenden Altar. — InAoc^Bhjmer^Gi^ 
Münzen p. 676 f. n r. 4M beschreibtein Stück 
des Caracalla und Geta mit folgendem ReT.: 

„€TT • TTPY ■ €TT1 NIJOC T • (DIAGNOC , 

CTPATONIKCQN. Hekate im Doppelchiton und ; 
Peplos 1. h. stehend, auf dem Kopfe Kalathos 
mit Mondsichel darauf, in der R. eine Schale 
über einen flammenfleneAltar haltend, in der 
L. Fackel." Ähnlich Tautet die Beschreibung 
Borrells . Num . Chrm JL^4jLfür_ejn jniijler j 

Aufschrift Eni TTPY 10YA1A AOMN 

Ol£PC)KÄ€OY CTPATONIKeQN Tersehenes Stück 
dieser Herrscher; und denselbenJTypns jer- ; 



Anm. 203j und den Nymphen, (LJL.fiiU_A54. 
Dasselbe ist gleicjjbadeutend mit xaojroqpooos 
und deife lateinischen almus, r. H. Ste ph. Thes . 

Silbermünzen Ton Stratonikeiajeij 
Obrerg ein weibliches Haupt mit Eoo 
unoMondsTctför uoei- der Stirn, welches Mi. 3, 
3 76. 426. 427 und Imlioof- Blumer+jSrJlIünzetL 50 
p- 674 nr. US s _MB&._4JS_un&_Wi*m, jGrXe£QM£S 
p 315 nr 77. 78 als das der Artemis bezeichnen, 
Vah¥gar^ ffiä5r Hist. num. p^SJ&.es für das der 
Hekate erklärt. Doch läfst &u<ihImhjmfjGrieeh. 
\ Münzen-^. 675 d ie Deutung auf letztere zu und 
; Leake. welcher es Num. Hell. As. Gr. j?,,12A m 
\ derBelSfireibung als das der Artemis bezeich- 
I net, erklärt es im Kommentar für das der „Diva 
I Triformis in the char acter of Diana identified 
\ with the moon". Bei der grofsen Bedeutung go 

des Hekatekultus für Stratonikeia ist wohl die 
f Deutung auf Hekate Torznziehen. Übrigens 
gehen beide Gottheiten, so in einander ü.b_er, 
däfs sie auch inschriftlich identificiert werden, 
h MWr r, Die. GotOie.it derGrieclim als, Natm- 
nuftht.-p.- tS Anm . 3. Ein ähnliches weibliches 
Haupt wje das der Silbermünzen begegnet auch 
auf dem ObT. der Bronzemünzen, Mi. 3,376,428. 

Boschs», Lexikon der gr. n. rBm. Mythol. II. 



zeichnen für Septimius SeTerus und Iulia Domna ' 
MCh, 379, 4 47. Sestini, Mus. H edervar. 2 p. 232 
.urjj _ Ml 'S. 6, 538, 49Ö7 Cat. Whittatt 1884 , 
p. 70 sub nr.i094. 1094*. Stehend, ohne den 
Altar, mit Schale in der R., einen Hund zur 
Seite erscheint sie unter Septimius Severus, 
CqLWhittalllMk.V r JO sub nr.J094; Septi- 
mius SeTerus und Iulia Domna, Sestini^ Muß- 
Hedervar. 2 p. 232 nr. 10 = Mi. S. 6, 538, 49 t. 
Cat.WUtiall 1884 p. TOjir. 1095. 1096, Im- 
hoof, Griech. Münzen p. 676 nr. 463 Taf. 10,J4 
(,7€m TPA -1ACÖNÖC TOV ] KA€ÖB0V • CTPA- 
TONIK|€QN. Hekate im Doppelchiton und Peplos 
1. h. stehend, auf dem Haupte Mondsichel und 
Kalathos, in der R. eine Schale (oder brennende 
Lampe?), in der L. flammende Fackel. Zu inten 
Füfsen ein Lk, stehender Hund, mit rück-j 
gewandtem Kopfe zu der Göttin aufblickend.! 
S la- Waddington" - ) ; ferner unter Caracalla und 
Geta, Sesiwt^T^MS^edercflWi 2 p. 232 n r. 13 
= Mi. S. 6j 540, 500 /„cum flore loU in ca- 
pite"). de Witte, Gat. Greppo p. 1 39 nr L _|036 
(„la tete orne'e d'une fleur de lolus"), Cara- 
calla und Plautilla, CatWMtiaäJS^ p. 70 
n r. 1098. 1039. 

Die Lotosblume, Sestims_-aad de Wittes ist 
natürlich nichts anderes als der Kalathos über 
der Mondsichel! Eine Lotosblume ist für He- / 
kate nicht nachzuÄgiseji. Auch die blattartigej/ 
Zierde über der Mondsichel der mittleren Figurl 
der dreigestaltigen Hekate des Mnseo Capitolino 
(s. oben .BcLl ^p.igfiöyei ist kaum eine Lotos- J 

57 



1795 



Laginitis 



Laginitis 



1796 



Terracottalampe aus demTemenos der Demeter 
Kora und des Pluton Epimachos von Knidos, 
abgebildet bei Newton, A hist. ofdisco v. PL 84. 5 
und besehrieben 2,2 p. 401 : „It represents) 
Hekate attired UJce Artemis, in a chiton reaching 
to (he knees, and buskins. On her rigkt is a 
Itound seated at her feet, looking wjö at ihe goddess. 
On her left is a cylindrical plinth, on which Stands 

_ a small female figure, draped to the feet, to in- 

fundenen Marmorkopf der Sanimlung'Millosicz, 10 distinct to be clearly made out, but apparently 



bhime, wenngleich, seihst noch Heibig, Fuhrer 
d urch d. öffe ntl. Samml ungen klässTAliertilme r 
i re Born 1 p. 480 nr. 615 diese Deutung giebt. 
Über die zahlreichen Pflanzen, welche inBe- 
ziehung zu Hekate stehen, kann man ver- 
gleichen Murr. Die Pfla nzenwelt in der grieöh. 
\ Myth. Register s. v. Hekate p. 292f. 

Die Verbindung von Mondsichel und Kala- 
thos findet sich auch an einem in Aquileia ge- 



weichen ich unHJgSenffich für Hekate in_An 
sprjicJi nehme. Gurlitt, AE M. 1 p . 14 nr. 17 
T afTiT, 1 a. b beschreibt denselb^n_jwie_folgt: 
■„Der Kopf, etwas nach 1. und vorn geneigt, 
ist von sinnendem Ausdruck. Am Haaransatz 
über den Augen, deren Sterne angegeben sind, 
erscheinen zwei kurze Hörner. Das gewellte 
Haar ist in der Mitte gescheitelt, über dem- 



the Aphrodite -Persephone already described. ln\ 
either hand Hekate holds up the spout ofalamp,\ 
here substitued for te two torches which are her 1 
usual symbol. Her left arm rests on the small] 
figure standing at her side. At the back of the \ 
figure is a hole, through which the oil required I 
for the lamp was poured. The Kead hos been\ 
bröken away. The figure stand on a squarel 



selben liegt eine wulstige Tänie, welche nur plinth. The style of the modelling is of thej 
vorn aus dem Schleier heraustritt, der das 20 Boman period." / 



ganze Haupt verhüllt. Über dem Schleier 
lehnt sich eine Mondsichel an einen Modius, 
der oben glatt abgeschnitten ist. L. am Hinter- 
,kopf ein breiter Ansatz; das Hinterhaupt ist 
inicht ausgeführt." Gurlitt denkt p. 15 ver- 
mutungsweise an eine Darstellung der vorder- 
asiatischen^grofsen Göttin". Aber alles spricht 
I raf Hekate: Der Schleier ist für sie schon 
I durch das Beiwort XiitKQOKq^3sfi.vog ( P>ruch- 



Die Fackel, das Attribut der Hekate, findet 
sich neben der Inschrift eines Hekatepriesters 
in den Stein gehauen, B.C.H. 11 p.28 nr. 41, 
und als selbständiger Münztypus auf den Münzen 
von Stratonikeia entweder allein, 3ft.3,376,428, 
oder mit darauf stehenäemMIef , Mi. 3, 37 7, 429. 
S . 536, 479. 480. Mus.S anclement.ii.BelAje, 280. 
Auch der Altar kommt als selbständiger Typus 
der Münzen von Stratonikeia, und zwar zwischen 



mann p. 971 belegt, und Hörner lassen bei ihr 30 zwei aufgepflanzten Fackeln vor, EckhS^D.N.V. { 



vermuten EpitEetä, wie niQÖiooa {Bruchmanp 
p. 97) UnJ.yeeaTOmtg, Pa^P^ns^js^ihiS^ 

Auch der von Quvlitt.v. 14. Anm, 1, Taf. 3 A 2 
zum Vergleich herbeigezogene Kopf mit biumen- 
und blattwerkgeschmückter Binde imHaar, halb- 
mondgeziertem Kalathos, Flügeln, Trauben- 
gehängeD, „gewundenen, an Ammonshömer 
erinnernden Bildungen" über den Schläfen und 
plastischem Nimbus ist möglicherweise der He- 



2 jgj>90. ML A §77* iH, S, 6, 536, ASi.Leake, 
Nurn^dL L As^r J jß J: l.ii_ J&äml: Pil§- 

Der eingestaltige Typus der Hekate tritt . 
hinter dem dreigestaltigen verhäünismäfsig I 
zurück. Zu den oben Bd. 1 Sp. 1900^1g03 
verzeichneten Beispielen kann man fügen eine j 
Münze von Ephesos, flegdj.Jpwto._104', 373, S 
ferner eine Tetradrachme von Lampsakos, welche 
im Rev. den ApÄlon und vor ihm ein kleines 



kate zuzusprechen. Die Trauben, auch sonst » Bild der stehenden Hekate mit dem Kalathos 



bei Hekate bezeugt (. A.Petersen, AEM. 4 p. 169), 
mögen sie als ofinvta charakterisieren, die Flü- 
gel, wenn nicht rein dekorative Verzierung (vgl. 
äet(demafms Besprechung von A. de Ceule neer, 
L estetes ai lees de Satyre x Jroy>pees_ä Angleur, 
Phüol. Bundschau' £§£. 314 ) , von dem Gor- 
gonenhaupt. welches sie bei lMcian 3 Philops. 22 
(s.joben s. v. Kyon) und dessen Schlangen sie 
auf einer Gemme bei Matter, Une e xcursion 



auf dem Haupt und brennender Fackel in jeder 
Hand zeigt, Waddingtqn^Voyage en Aste Min. 
au point de vue numismatique. Paris i853 p»74 
nrJ-^k.Ü Eine Stele von Kyzikos stellt 
sie dar stehend im langen Chiton mit kurzen 
Ärmeln und Mantel, in jeder Hand eine flam- 
mende Fackel, zu ihren Füfsen ein Jagdhund. 
Peiiot^ Explor. arch. de la Galatie et de la.Bi- ] 
thyme^ JBaris 1872 PL 4, 6. p. 8^—83 schwankt, \ 



gnostique en I talic PL 2. 6 im Haare führt, auf 50 ob er diese Figur Demeter oder Artemis oder 
-•'■-'■ ■ ----'- --- ----- i-i-i- Hekate nennen soll, im Register führt er sie 

als Hekate auf. W. Froe hner, Notice de la 
sculpt^ ant.du m^e_ngj^ du_lMmreXj^JS9 
n_r^96 bezeichnet sie als Artemis Phosphoros 
und bemerkt (Anm_jL), dafs eine Terracotta- 
platte des Musee Parent eine ähnliche Dar- 
stellung zeigt , nur dafs bei dieser oben im j 
Feld noch zwei Sterne wahrnehmbar sind. ] 
EUerme _Mi^nj^Grgupes_de_ la. triplß.~Hecate 



Hekate übertragen sein; auch an eine letzte 
Spur der Vorstellung des Fliegens der Mond- 
göttin (Boscher, Selene p. 36) könnte man viel- 
leicht dabei denken. 

Als Hekate ist, beiläufig bemerkt, wohl 
auch das von WMi&tM^er^Ejm§_Terrac^a 
der_Gj)ttinger Sammlung.. Göttingen 1889 für 
Gorgo erklärte Frauenhaupt mit Kuhhörnern, 
Flügeln in den Haaren und dreifacher Blatt 



kranzumrahmung zu deuten, für welches P(aul) 60 aiL.Musee du. Lomire y Ec. fr. de Borne. Mä. 

TTT^-T. Q» TT7-..7. 7... J} 7.7 T>1. *7 lODA C<„ Hfüf ,7>„a.„7. „* J'h.'a* t <9 1 QQO Tv. yil"l7 J.94.1 T\ Afffi 



Wrolters?). Woc henschr. f. kl Phil, 189Q Sp,765f. 
die Deutung auf Selene oder Io -Selene vor- 
schlägt. 

Das bei Imhaof, Gx^M.. TaL.Ji) T -14au ab- 
gebildete Stück scheint die Göttin, wie Im,- 
lnm£J frageweise vermutet, mit einer Lampe in 
der R. darzustellen. Wenigstens zum Vergleich 
kann man anführen eine 8 englische Zoll hohe 



d'arch. et ä"/m£12.1892 [p. 407-424] p. 408 
erkennt Aft Röcht Hekate. Eine kleine Giebel- 
Statue aus Athen zeigt die Göttin sozusagen 
in einer Verdoppelung. Auf der einen Seite 
sieht man eine Göttin stehend, im langen Chi- 
ton und dem Diploidion, auf dem Haupte einen 
hohen, von breitem Schleier bedeckten Polos, 
in~äef einen Hand eine Schale, in der anderen 



l 



1797 



Laginitis 



Laginitis 



1798 



, ein Seepter, zur Seite einen -zu ihr empor- 

I blickfin4en_Hund; auf der anderen Seite eine 
Gottinmit unbedecktem Haupte, in Chiton und 
langem Mantel, in jeder Hand eine Fackel, zur 

/ Seite wieder den Hund mit emporj^mhtetem 
Kopfe, Mielwn p. 402. AKL-fig-X- Auf einem 

I Weihxslief von Krannon erscheint Hekate in 
langem Chiton und Peplos, mit langer Fackel, 
die R. (,n&ch^.FjjMläMsr^Män»isber, d^KgL 



Fackel, auf einem 1. h. liegenden Löwen stehend 
darstellen ( Mi. 4, 101, 553. t etja rd. Gülte de 
V enus P1.3B. 2. Arch, Z. 1854 p.21 5. Imhoof, 
GlJUL&.IWL JBE-JB-Pl J^LlLMk. Die Erschei- 
nung der letzteren Figur in ihrem kurzen 
Doppelchiton weist aber, wie JMläQf_ selbst 
bemerkt, mehr auf Artemis hin. Da nun in 
Philadelphia die Anaitis verehrt wurde ( B.C.H . 
1 884 p. 37fi. Beinach. Ghron, d' Orient p. 158 . 



/ 



Ak. d. W. zu Berlin 187R-¥^AASL mit einem 10 WaMm^n^AsieMmMk^r b.l, frr<-3*l* 

±t'- - : : ■■' ,»"","•• ri f • m...j.. _.-_ 7?^V„^.J. « in? - ! Aa ferner Anaitis öfter mit 



/ 



/ 

/ 



Kranze) l egend auf das Haupt eines Pferdes, ein 
Hund ihr zur Seite, MMm^m_ J ^Anc ! __unedited 

perierjjÖeuvres 2 p.j423. 

'Wie Hekate auf den bekannten Münzen von 
Pherai (Hsad^Hist. mm. ^2m,.CaL,ofJxt,.ü. 
inJteJtei^M&s,, Thessaly PI. 10, ...16) auf einem 
galoppierenden Pferde sitzend dargestellt ist, 
so sieht man sie auf der Rückseite ^autonomer 



= Ednash^jM^ da ferner Anaitis öfter mit 
Artemis identificiert wurde, so in einer In- 
schrift .von Sypaipa ( Beinach p. 154' nr. 1) und 
in mehreren von Kula undTmgebungTC^oüa. 
«ai. gijtt. vns evaj-^ czgjä£ JJJ2-P.--P. 7 - P- *?$ 
= Beinach p. 157. Mova. 1884—85 nr. vis', vis 
= Beinach pjjlp nr.3. £unS~~G.Leemans,Grteh- 
sche^^sSKrißen" mt "fflSwTlH£"~Alnstärdam 



so neu man sie aui aer a uc« e .«, -Mn^. 18J4^JMJjB&k«» nehme ich kei nen 
Münzen Von Stratonikeia 15T deF"Kaiielze7t 20 Anstand, m dem Munzbüd von Philadelphia 
i..i.,.:j.i _.i. u„;j„„ nz„j a y, ^or, ühor ilpm statt Hekate vielmehr Anaitis zu erkennen. 



/ 



bekleidet, mit beiden Händen den über dem 
Haupte^sicX-bogeaförmig bauschenden Peplos 
/ haltend auf einem LJueitenden, sicjiumblicken- 
/den Löwen sitzen, dessenTlaupt zuweilen mit 
/einem Strahlenkranz versehen ist. DleVorder- 
seite dieser Münzen mit~aer Aufschrift CTPA- 
TONIK6QN zeigt eine reitende Figur. Die Rück- 
seite die Aufschrift VeOlCAMeNOY cDAAYBIOY 
AIOMHAOYC, Imhoof, Griech. Münzen jlj575 
nr .45ÖTaf.lO,12, oder efTls«!CIMO|V, Imhoof, 
nr. 451 Taf.l<U& oder €TTI A€ONIAOY, Esml, 
N umi veteres anecd. p. 270 Ta b«H»l? °= MLR 
1 6, 537, 485. Sestini x l<eiM._«wwkCß3*JLEt£2_8i-fi- 
/ Keine Aufschrift bei der Göttin verzeichnet 
Cot. Bollin et Feu ardent 1863 £. 358 nr 5589^ s , 
v gl. Colü lBinöm £. 70 nr, 693. Oder das 
JEthnikon CTPÄTONIKeQN ist der die Göttin 
■ | enthaltenden Seite beigeschrieben, während 
die den Reiter darstellende die Umsdirift 



statt Hekate vielmehr Anaitis zu erkennen. 
Dagegen läfst sich für "die Verbindung von 
Hekate mit dem Löwen anführen ein Magnet- 
stein des Ksl. Museums zu Wien , welcher auf 
der einen Seite Aphrodite Anadyomene, auf 
der anderen die dreigestaltige Hekate über 
einem Löwen zeigt, welcher über einen auf 
dem Erdboden liegenden Mann hinwegschreitet, / 
St eyhani, C. r. p. les ann^l870 et 1871 p. 88 
30 nr. 112, eine"DariFelTnng, welche meine oben 
s. v. Kyon ausgesprochene Deutung der löwen- 
köpfigen Figur auf einem über ein Gerippe 
dahineilenden Löwen auf der Gemme bei 
WieseletTGot t. Ant. nr. 35a als Hekate wesent- 
lich zu stützen imstän3e~ist. Als Hekate haben 
wir vielleicht aucTTzu "tsezeichnen die löwen- 
köpflge und schlangenfüfsige Figur einer Gemme 

GaBähs^sL-Mmtfam&^^'-Axt^emL,3^i 

PL. 154,_8j_welche am r. Ajm einen Schild, in 



die den neuer aarsmueuue uib ^uw^u-^» . ^;"i-a-- „ r, ■ j t j- n„-c...i «iW 
eni A60NTOC trägt, MLSOZLM& Oder im 40 der R. eine Fackel, m der L. die Geifsel fuhrt. 
?,.,,. T>r^tr-,,— j,.J Auiiirv/- „„ „oT,e„ 7.«,nr sU t Prtersen. AEM.5 JlJ[9^das Vor- 



Obv. ist das Brustbild des AHNIOC zu sehen, 
im Rev. die Umschrift CTPjATON|IK€QN, Int 
hogf_ a. a. O. p. 675 nr. 452. Froelich. Notit. ehm . 
p. 113 = Basehe 5, 1 Sp . 146 nr . 4 Eaym, Thes . 
Brit.2 Tab. 21 fig. 7 p.J186~ ^~gre/ , swer, JSIum . 
Po p. Tab. '26 flg. 19 p.323 und Basche a.a . O . 
nr. 4. Auch "derAltar zwischen den beiden 
Fackeln auf der einen Seite und Hekate auf 
dem Löwen auf der anderön kommt vor, Gat. 



Zwar stellt Betasemid . AJELM*.&~»JlSL*Aa& Vor- 
kommen einer schlangenfüfsigen Hekate in 
Bildwerken bestimmt in Abrede , aber die 
schlangenfüfsigen Figuren der dreigestaltigen 
Hekate der bei Montfau.CQn, 2, 2 PL lM t M 
mii_Suspl. 2 PI. öjjjJLabgebildeten Gemmen 
— vgl- auch die von Middletpn, The Lewis G_ms 
P- 79 clas s "ilm. 15 ^s^uThe Abraxas deity as 
a'man withTass's'head', and forked serpent legs, 



dem .Löwen aui aer anueren nuimm, v <jj , >^uj. «• ■■*•*" -»».-»--- , t'i 3 „ 1 „ a „u„; a v>ar,o. 

W hittall 1884 i). 70 nr. 1094. Froelich wollte 50 holdmg a dagger and a slneU beschriebene 



f in dem Typus Europa auf dem Stier erkennen, 

, / die Mehrzahl der sonstigen früherenBeschreiber, 

■ I wie auch Maurv. Bist, d es rel. de laGrece ant . 

3 p.115 Kybele. Der Verfasser des G atal. d'une 

p rec coli, d e me d, gr. ant . et des col. rom. forme e 

fi ar un amateur nutm. Flnrence 1889_IL-3A2. 



7 



n r. 1280 J a Lune" ; Bead, Hist. * um._£ L 530j f. 
schwankt noch zwischen Isis Sothis und He- 
kate". "Für letztere entscheidet sich mit Recht ^ ~— — 

Imhoof, GK M7-V. 676. Für die Verbindung 60 wort li ovtov % oq, Gramer, Anecd. ßp.A P.I81- 
fer u lkte m TWe^Xöwen führt J^SöLan BM^^Bhe^Mvs. 1872 p % 417, die. Beschre> 



Gottheit, welche bei Annahme eines Pferde- 
statt feines Eselskopfes äliHekate, sonst viel- 
leicht als Seth-Typhon (vgl. die Bemerkungen 
\onIHeterichj, Be hymnis. orphicis p. 45f. über 
den Parailelismus zwischen Hekate als f; Tuq- 
xaqov%os und Typhon als u Tuqtciqov%os) zu 
deuten ist — widerlegen seine,Behauptung zur 
Genüge. Sonst'ist noch für die Beziehung 
der Hekate zum Löwen anzuführen das Bei- 



Münzen von Kibyra (WMßiä&kliU-£&.--£V!&-- 
1 851 PI. 7, 10. Loebbecke^ZJUL. 1%JMJJ±$ i 
v gl. Imhoof , Gr. M. j. 674). und Thyateira (Im- 
h oof. Monn. gr. pü äiLgl), welche die Göttin 
in einem mit Löwen bespanntejij^agen, ferner 
solche von Philadelphia Lydiae, welche sie, in 
der R. eine Schale, in der erhobenen L. eine 



bung der Göttin in der £i>j;rj tcqoq 2s1i)»jjv 
(A bel, Orph. p.293 vs. 16ff. = Pap. Par.2808ff.) : 

ofifia äe rot ravQanbv £'%siS, oxvlaKcSdscc cpcovitv, 
.fioQtpag ä' iv xvripaiaiv vjtoaKtnäovoa Isävtair, 
aoocpal liv-wv acpvQOV lati, Kvveg tpllot, oy^io- 

57* 



1799 Lagoos r Lafos 1800 

sowie die schon oben s. v. xvmv angeführten vgl. Ällmer, Revue epigr. du midi 1 p. 170} 

Stellen ans Porphyr, de d bst. 3. 17: ri ä' 'JExoi'rq weihten die Religionsgenossen, consacrani 

ravQog, mcov, leuiva ä«.ovovaa pällov vna- (= consecranei). f_M. Ihm,] 

xovii und Ufii rijv S' 'Endtriv titnov, tavgev, Laiades (Aaiüärie) , Sohn des Laios, d. i. 

iliawccv, xvva (sc. ngocriyÖQSvoav). Zur Er- Qidipus", Ov. Met, 7, 759. [Höfer.] 

läuternng derartiger Stellen kann ein Hämatit Laias (Aatas), Sohn des Hyraios (s. d. nr. 1), 

Ides Museo Borqiano cl. 3 div. 9 nr. 24. Joe . der mit seinen Brüdern Maisis und Europas 

i tled. p. s. attast. defMusei d' ItaUÖJv. ilbt seinen Vorfahren, dem Kadmos, Oiolykos und 

dienen, bei welchem allerdings die Xiaiva nicht Aigeus sowie dem Amphilochos m Sparta je 
berücksichtigt ist: „Figura muliebre vestita 10 ein Heroon errichtete, Paus. 3, 15, 8. 

alla greca, veduta di petto con tre teste, e quattro • [Höfer.] 

braccia spiegate, due di qua e due di lä. Delle laias (Aatas), Sohn des Oxylos und der 

teste quella' di mezzo eumana, eporta sulvertice Pieria, Bruder des Aitolos, der früh starb, 

un globo; quella alla d. e di bue; quella alla s. so dafs Laias die Herrschaft von Elia erhielt; 

di carte o di lupo. In due delle sue mani tiene Paus. 5, 4, 2. 3. [Stell.] 

due torcie, alzate alla d. ed alla s., nella terza Lailaps (Acttla-ip, Sturmwind), 1) der durch 

mano tiene un flagro alzato ddlla parte d, nella seine Schnelligkeit unentrinnbare Hund der 

qitarta alla s. un pugnale parimente alzato. • Prokris, Eyg. f. 189. Serv. V. Aen. 6, 445; siehe 

Soito i suoi piedi: APMHTH (d. i. wohl aSa^n, Prokris und Kephalos. [Stephani, C. r. p. Fa. 
vgl. Pav. Par. 2716, t> = £) ||€AeBIA." Wir so 1872 ,S. 187 Anm. 2. S. 195 Antn. 8. C. P. de 

dürfen übrigens getrost annehmen, dafs es Bosset, Essai sur les me'dailles antiques des lies 

auch Darstellungen *der Göttin gab, welche de Cephalonie et d'Ithaque. Londres 1815. 4°. 

sie aufeer mit Frauen-, Hund- und Kuhkopf p. 10. p.-27 nr. 42—47, PI. 3. 4. Drexler.] — 

auch mit einem Löwenhaupt ausgerüstet zeig- — 2)" Hund des Aktaion, Hyg. f. 181'. Ov. 

ten, da durch eine solche Vermutung ihr Bei- Met. 3, 211. [Stell.] * ' 

name texQuitgöemnos, Pap. Par. 2817. 2560 Laios (Aäiog), V) Sohn des Labdakos, aus dem 

sich am besten erklärt. Tritt uns" doch kaum Geschlechte des Kadmos, König von Theben, 

eine andere Gottheit in so vielen und merk- Vater des Oidipus, den er mit Epikaste oder 

würdigen Gestaltungen (vgl. ihren Beinamen lokaste, der Tochter des Menoikeus, zeugte, 
TzolvpoQcpog, Bruchmann p. 98) entgegen als so Herodot 5, 59. 60. Eurip. Phoen. 9 ff. Hyg. f. 

Hekate. Ich* erinnere beispielsweise an die 66. 76. — Epimenides (b ysvsorXoyos, Diog. Laerl. 

oben s. v. Kyon als hunds- und pferdeEöpfige 1, 115. Müller, Fr. hist. gr. 4 p. 404) bei Schal. 

Hekate erklärte Gemmenfigur bei KinOjJChe Eur. Phoen. 13 nannte nach einer älteren Sage 

Gnostics* PI. G, 3 ; welche allerdings von Easpe Eurykleia, die Tochter des Ekphas, die erste 

p . 151 nr. 2054 nach einem Schwefelabdmck Gemahlin des Laios und Mutter des Oidipus; 

deFSammlung" Stosch als „(Hecate) ä deux als zweite Frau des Laios giebt er Epikaste 

Utes de loup (wohl eher Hundehäupter), et an, und diese Seine Stiefmutter soll Oidipus 

quatre bras, armes de flambeaux et de poig- geheiratet haben, Schneiderin, Die Sage von 

nards" beschrieben»wird, ferner an die merk- Oedipus p. 9 f. In seiner Jugend nach dem 

würdige Gemme bei Mic hon a. a. 0. p. 423 40 frühen Tode seines Vaters Labdakos führte 

' Fig. 6 . auf welcher cGe zwei Seitenhäupter Lykos, der Sohn des Hyrieus, Bruder und Nach- 

der dreigestaltigen Hekate * als gewöhnliche folger des Nykteus, als Herrscher von Theben 

Menschenköpfe gebildet sind, während das die Vormundschaft über ihn, und als Zethos und 

mittelste Haupt nach Michons Beschreibung Amphion, die Söhne der Antiope, Toehter des- 

als „la Ute d'un demon cornu", nach der Nykteus, den Lykos getötet und die Herrschaft 

Abbildung als eine gespenstige Fratze mit von Theben an sich gerissen hatten, floh er vor 

Tierohren uns entgegentritt; endlich an den diesen in die Peloponnes zu Pelops. Nachdem 

grün und roten Jaspis im Catal. of the coli, of aber Amphion kinderlos gestorben, kehrte Laios 

antiquities formed by B. Hertz. London 1851 . auf den Thron seiner Väter zurück, Äpollod. 

| 4» p. 72 nr .1514 mit „A triple figure of ~Ee- &o 3, 5, 5.7. Paus. 9, 5, 2. 3. 5. Hyg. f. 9; vgl. 

| caie,'whose body ends in that of a bird, with Nicol. Bamasc. fr. 14 bei Müller, Htst. gr. 3 

\ a serpent coiled round her necle, holding tri two p. 365 f.; s. Labdakos u. Amphion. Während 

\of her hands a dagger and a torch: äbove is Laios im Peloponnes als Gast des Pelops war, 

\a star, a crescent moon, and an eagle 's head; verfiel er in unnatürliche Liebe zu dem jugend- 

\at the side a thunderbolt and a trophy." . liehen Chrysippos, dem Sohne des Pelops, und 

' [Drexler.] raubte ihn, das erste Beispiel von Kp*Joenliebe 

LagOOS s. Sternbilder. böi den Hellenen, s, Chrysippos. Bei Athen. 

Lahe (dat.). Eine Göttin dieses. Namens 13, 603 a, wo es heifst, dafs nach der sikyoni- 

wurde in der Gegend von Martres -Tolosanes sehen Dichterin Praxilla Chrysippos von Zeus 

(im Gebiet der Convenae) verehrt. Die In- 60 geraubt worden sei, wird man mit Valckenaer 

schriften hat zusammengestellt J. Sacaze, (Biatr. p. 23) vnb z/to's in vn OlS(«oSos_ zu 

Bulletin epigr. 5 p. 186ff. Drei enthalten die verwändein haben, vgl. Welcher, Aesch. Tfil. 

Widmung Lahe deae (Sacaze nr. "l. 4 [= Orelli- 357, so dafs Praxillcf gedichtet zu haben scheint, 

Henzen 5896]. 5); eine Lahe nufmijni (Sacaze „dafs der in Sikyon oder einem anderen Orte 

nr. 3); eine, pro salutae domijiorum von einem des Peloponnes aufgewachsene Oidipus dem 
M. Iulius Geminus gesetzt, das blofse Lahe nicht erkannten Vater Laios durch Entführung 
(Sacaze nr. 2= Orelli 2016). Den im Museum des gemeinsamen Lieblings zuvoraukpmmen 

zu Toulouse befindlichen Stein (Sacaze nr. 1; sucht, Laios aber ihn einholt, um Chrysippos 



1801 Laios ' Lairbenos • 1802 

nach Theben zu entführen, und nun im Hand- Nicol. Barn, fr. 15 b. Müller, Eist. gr. 3 p. 366. 
gemenge vom Sohne erschlagen wird", Schneide- Schneidewin, S. v. Oed. p.l8ff. 25ff. Nach einem 
win, Oedip. p. 16. Auf Praxilla scheint die Dichter, welchem Stat. Theb. 7, 354ff. folgt, war 
Angabe des Schol Eur. Phoen. 66 zu gehen, Laios auf Am Wege zum Orakel (in Delphi?) 
dafs Laios von Oidipus erschlage» ward, weil bei seinem Gastfreunde Naubolos m Phokis ein- 
beide den Chrysippos liebten, vgl. Schol. Eur. gekehrt, und dieser selbst begleitete ihn dann 
Phoen. 26. — Mit Laios beginnt das sich Tort- auf seiner Fahrt, auf welcher beide von Oidipus 
zeugende Unheil in dem Geisohlechte der Lab- erschlagen wurden, Schneidew. p,13f. Leichen- 
dakiden. Man leitet es her au3 dem Fluche, spiele des Laios in ThebS* werden erwähnt 
welchen Pelops über den Räuber seines Sohnes 10 Apollod. 3, 15, 7. Von Orakeln des Laios (als 
aussprach (nach Bositheos b. Plut. Parall. c. 33. Weissagers) spricht Herodot 5, 43; s. Müller, 
Müller, Hut. gr. 4 p. 402 fr.1 verzieh Pelops OrcA.l45f.228. Die rätselgebende Sphinx wurde 
dem Laios, weil er aus Liebe geraubt), oder nach einer pragmatisierenden Erzählung bei 
aus- dem Zorn der Hera über diese unnatür- Paus. 9, 26, 2 für eine Tochter des Laios er- 
liche verbrecherische Liebe, s. das dem Laios klärt, vgl. Schol. Em. Phoen. 26. In dem Namen 
gewordene Orakel' vor Soph. O. R, und den Aüwg sehen manche den AusdruckfrecherWeich- 
Phoenissen des Ewripides. Schol.'Eur. Phoen. lichkeit (vgl. Aatg, läyveeU Welche?, Tril. 355. 
66 1760. Preller über die Mythologie der Gerhard 2 §742,2. G. Vurtms, Grunde. 688 
Kjiabenliebe im N. Rhein. Mus. 4,401. Schneide- leitet ihn ab von Aäfiog d.i. Arglos; vgl. 
win Oed p 28f. ; s. Chrysippos. Nach anderer 20 Welcher in Schwencks Andeutungen 353, 120. — 
Auffassung, die wir in der äschyleischen Tiüogie Müller, Orch. ^24 ff. Stark , Labdacid. Tiistor. 
Laios Oidipus, Sieben g. Theben finden, leitete Schneidewin, Die Sagejo. Oedipus. Preller, Gr. 
man den durch, drei Generationen gehenden Myth. 2, 34*3 ff. Gerhard, Gr. Myth. 2 § 742. 
' Familienfluch her von dem Ungehorsam gegen [Bildw.j Overbeck, Gall. 4ff. Benndorf-Schone, 
Apollon und der Unfrommheit des Laios und B. ant. Bildw. des Lateran. Mus. nr. 387. 
der lokaste welche, tlurch Sinnlichkeit ver- Michaelis, Anc. Marlies in Gr. Britam p. 427. 
führt gegen die Warnung des delphischen („Large Etruscareurn; Oedipjts and Laios?"). 
Orakels den Oidipus zeugten, Schneidewin im Oonestabile, Gista Barberiniana, Ann. d. Inst. 
Philol 3, 348 ff. Sage v. Oedip. p. 16 f. 21 ff. 1866 p. 371ff. Winkler, Aus der Anomia 
Preller, Gr. Myth. 2, 346. Auch Sophokles im 30 p. 156 (?) = Fränkel, A. Z. 1885 p. 71 f. Drexler.] 
Oed R. und die Phoenissen des Ewripides gehen [Nach Sosiphanes beim Schol. Eur. Phoen. 
nicht auf Chryeippos zurück. Über das weitere 1010 tötete Laios den Menoikeus (s &.). Genea- 
Schicksal des Laios, welches mit den von der logie: Epaphos, Libye», Belos Pbomix und 
Tragödie so vielfach behandelten Geschicken Agenor, Kadmos, Polydoros, Labdakos, Laios, 
des Oidipus verknüpft ist, die Erzeugung des Schol. Eur. Phoen. 291; vgl. 168. Tzetz. Byk. 437. 
Oidipus und die Ermordung des Laios durch Bio Chrysost. or. 10 p. 164:.~1&$ Bindorf. Hofer.] 
den Sohn s. Oidipus. Sophokl. Oed. R. Eur. — [2) Nach Pherekydes und Didymos b. Mar- 
Phoen. 9 ff. Apollod. 2, 5, 7. Biod. 4, 64. Paus. kellinos, Vita Thucyd. 3 Nachkomme des 
9, 5, 5. Mnaseas b. Schol' Pind. Ol. 2, 65. Jl. Philaios (Sohnes des Aias), Vater des Aga- 
Schol Od 11 271. Hyg. f. 66. 67. Nicol. 40 mestor, Grofsvater des ath. Archonten lisandros, 
Baniasc fr 15 b. Müller, Hist. gr. 3 p. 366. also wohl eine halbhistorische halbmythische 
Pseudo-Pisander b. Schol. Eur. Phoen. 1760. Person; vgl. Toepffer, AU. Geneal. S. 278f. 
Vgl noch Aber die Geschichte des Laios Ioann. — 3) S. Elpe Bd. 1 S5. 2899. Röscher.] [Stoll.j 
Antioch. fr. 8 b. Müller, Hist. gr. 4 p. 545. Lairbenos (AaiQßrtvög). Bei Badmler in der 
Oidipus den Laios tötend Inghirami, Mon. Ecr. Nähe des alten Dionysopolis (Ortakeui) in 1 der 
1 66 Als der Ort, wo Oidipus den Laios vom Maiander durchströmten fruchtbaren Ebene 
erächiu» wird nach Sophokles (O. R.) gewöhn- Tschal Ova wurden von Ramsay und Hogarth 
lieh die Schiste in Phokis, im Gebiet von die Ruinen eines kleinen Tempels gefunden, 
Daulis angegeben, wo man auch sein Grab welcher nach den Inschriften einem- mit dem 
zeigte, nebst dem seines Herolds oder Wagen- 50 griechischen Apollon identificierten emheimi- 
lenkers Polyphontes (Apollod., oder Polyphetes sehen Gott angehört hat, B. G. Hogarth, Apollo 
oder nach Pherekydes Polyp*oites, Schol. Eur. Lermenos, Journ. of hell. stud. 8 p. 376—400. 
Phoen 39. Schneidewin, Phüol. 4, 752. Sage Ramsay, Artemis-Leto and Apollo -Lairbenos, 
v Oed. p.13). PaMS. 10, 5, 2. Apollod, 3, 5, 7. 8. Journ. of hell. stud. 10 1889 p. 216-230 und 
• Damasistratos, König von Plataia, soll beide The Ohurch in the Roman Empire before A.B. 
begraben haben. Dies weist auf die Gegend von 170. London 1893 p. 137 f. Nach den In- 
Plataia und dem Kithairon hin, mit dem die Schriften wurde dieser Gott verehrt von den 
Geschicke des Oidipus zusammenhängen, auf Einwohnern von Dionysopolis, Hierapohs, Mo- 
eine Schiste bei Potniai, wohin Aischylos nach tella, Atyochorion; letzteren Ort hält Ramsay 
alter Sage das Zusammentreffen des Laios und 60 für den Namen der zum Tempel von Badinler 
Oidipus verlegte, Schol. Soph. O.R. 733, so dafs gehörigen utäpn, American Journ. of Arch. 4 
Pausanias und Apollodor ohne Arg den Dama- 1888 p. 277. Der von einer Ortschaft her- 
sistratos nach der von Plataia entfernten Schiste genommene Beiname wechselt in der bchreio- 
in Phokis übertragen haben. In der Gegend art beträchtlich. Auf den Münzen von Hiera- 
v'on Potniai wird sich wohl auch ein Grab polis lautet er absolut AcuQprjvos ohne Bei- 
des Laios befunden haben, sowie im Gebirge fügung von 'AnöUav oder Hliog; in den 
Laphvstion südlich von Orchomenos, wo Laios Inschriften AaiQ/irivog, J. H. St. 8 p. 376 1. nr. 1. 
ebenfalls erschlagen und begraben sein sollte. J. H. St. 10* p. 217 nr. 1 (hier absolut, ohne 



1803 * Lairbenos Lairbenos 1804 

Apollon); Aagßrjvög, J. H. St. 4 p. 381 nr, 4; Eine Inschrift von Badinler (J. H. St. i p. 383 
Aagunvög, J. H. St. 8 p. 389 nr. 18; AEiprjvög, nr. 5) berichtet, dafs Apollonios, der Sohn 
J.H. St. 8 p. 385 f. nr/15; Aegprivös, J. H. St. 4 des Menophilos und Enkel des Apollonios aus 
p. 380 nr. 3; lA]v[Qfirjvög, J. H. St. 10 p. 218 Atyochoreion, der Meter Leto und dem Helios 
nr. 2; AviQfirivög, J.H.St. 4 p. 383 nr. 5. Der Apollon Lyermenos eine Stoa errichtet habe. 
Wechsel des Vokals zeigt, dafs sich der Laut Nach Bamsays Erklärung wird der Tempel der 
nicht genau im Griechischen wiedergeben Jiefs. beiden zusammen verehrten Gottheiten in einer 
Bamsay, J. H. St. 4 p. 382 nimmt an, dafs er Inschrift aus Badinler, /. H. St. 10 p. 217 nr. 1 
dem deutsehen ff "entsprochen habe und dafs tö eivfimpov genannt. Im A. J. A. 3 p. 349 
die Gottheit den Beinamen führte entweder io bemerkt Bamsay über dieselben: „The pair 
von einer Örtlichkeit Avgßr] in der Nähe des of deities, mother and son, Leto and Lairbenos 
Fundorts der Inschriften oder von der Stadt Apollon, becomcin Urne the triad Leto, Artemis 
AvQßTj an der Grenze von Isaurien und Pam- and Apollon, mother and daughter in the divine 
phylien. In letzterem Falle, den ich für den nature being distinguished. The Kybele and 
weniger wahrscheinlichen halte , würde der Atys of northern Asia Minor are pröbably in 
Kultus der Gottheit in den phrygischen Städten origin the same pair as the' Leto and Lermenos 
Hierapolis etc. in ähnlicher Weise aus der Ferne of the south'etc." und J. H. St. 10 p. 229 § 31 
eingeführt sein, wie* der der Artemis Pergaia erklärt er bei Besprechung der Priesterfamilie 
in Halikamass, 0. L. Gr. 2656. Bamsay a. a. 0. dieses Kultus : , „ The priests call themselves, 
Die Inschriften nennen ihn vor dem Ethnikon, 20 sometimes at least, priests of Savious Ashkpios; 
welches auch zuweilen wegbleibt,- entweder and they mähe dedications to Zeus Nonouleus 
Apollon, J.H. St. 4 p»381 nr.4._ J. H. St. 8 and to Leto with Apollo Lyermenos: there can 
p. 376 f. nr. 1. p. 378 nr. 5. p. 385 f. nr. 15. be Utile doubt that here the various masculine , 
p. 389 nr. 18. p. 390 nr. 20 (sehr verstümmelt, names denote merely varying aspects of the same 
nur 'Ana vom Namen erhalten). J. H. St. 10 deity, who is closely ahm to the Sozon Tlieos 
p. 223 nr. 9 (nach Bamsays Ergänzung zu of Antiocheia ad Maeandrum, Themissonion, 
'An6X(X)m\vi Ae^rivä statt Hogarths \J. H. St. and the Ormeleis, and to the Men Karou of 
8 p. 389 f. nr. 19] ' Lesung 'An6Xm\vi 'HUm). Attouda, who was a healing god with a medical 
J.H. St. 10p. 223 nr. 11, seltener HeliosApol- school attached to his temple etc.". 
Ion, J.H.St. 4 p. 383 nr. 5. J.H. St. 10 p. 220f. 30 Von den Inschriften des Tempels von Ba- 
nr. 6 (nach Bamsays Ergänzung des Anfangs dinier enthalten die ersten 8 (J.H.St. 8 p. 37? 
ueyi&og] 'HXiovl 'AnöXXUov^ov? statt Hogarths —379. J.H.St. 10 p. 225 § 16) ebenso wie zwei 
[ J. H. St. 8 p. 384 nr.n] Lesung . . . At>Q~\(rj)- aus Sazak (J. H. St. 4 p. 380 — 382 nr. 3. 4) 
liov 'AxoXX\mv£](ov). Bei dem äufeerst ver- Freilassungen von Sklaven durch Weihung 
derbten Griechisch ctieser Inschriften kann die derselben an die Gottheit, ein Brauch, den 
Form 'AnöXlmvov sfatt 'AnöXXwvog nicht allzu- wir besonders in Phokis und Boiotien ver- 
sehr auffallen.). Von Beinamen erhält er das breitet finden, s. oben Bd. 2 Sp. 388. In den 
in der Kaiserzeit häufige Epitheton iniqicivrjg, Personen, welche als fegös oder [eqd bezeichnet 
J. H. St. 8 p. 376f. nr. 1 (Jn6Xlmv[u | Auu>- werden (J. H. St. 8 nr. 12. 15. 18. 20) erkennt 
y,f]vbv &i[ov | tici<pa.vfi %. x. X.) und imcpaveara- 40 Bamsay, J. H. St. 10 p. 224f. § 15 Angehörige 
tog, J.H.St. 8 p. 389 nr. 18 (v\icb zov sni(p\a- der echt asiatischen Bevölkerung, welche für 
vsat]ccTov &tov | 'An6X]Xa>vog AuQ\iirjvov x.z.X.); immer oder auf eine gewisse Zeit im Dienste 
ferner vtyieiog, J.H.St. 10 p. 223 nr. 11 ('Anal]- der Gottheit standen („the same persons who 
Xmvi Ä\ai(jß\r\v\S> \ &eä'v]ipiarq>) und usyug, in the original Anatolian System were hiero- 
J. H. St. 8 p. 386 nr. 15 = J. H. St. 10 p. 222 douloi were now under theGraeco-Boman social 
nr. 7 (Miyag AnöXXm Aei^nvög), vgl. Bamsay, System hieroi"). Eine Anzahl der Inschriften 
The Church in the Boman Empire p. 135ff. ist geschrieben auf Stelen, welche zum ab- 
nr. 8. „Great Artemis". schreckenden Beispiel für einen Frevel seitens 
Zugleich mit ihm wurde die mütterliche der an den Dienst der Gottheit gebundenen 
Göttin Leto verehrt, über deren im Süden und 50 Personen gegen dieselbe in dem heiligen Be- 
Centrum des westlichen Kleinasiens weit ver- zirke errichtet sind, vgl. die allgemeine Cha- 
breiteten Kultus Bamsay vorzüglich, wie immer, rakteristik bei Bamsay, The Church in the Born. 
im American Journal of Archaeology 3 1887 JSmp. p. 137. Die Art der für das Vergehen 
p. 348. 349 gehandelt hat. Apollon Lairbenos verhängten Heimsuchung wird nicht angegeben, 
ist nach Bamsay, J.H.St. 10 p. 217. 228 und nach Hogarths Vermutung (J.-H. St. 8 p. 380) 
The Church in the Born. Emp. p. 137 als ihr erkrankten die Frevler am Malariafieber, wel- 
Sohn aufzufassen. Auf sie bezieht Bamsay, ches in jenem Thale heimisch ist. Die Ver- 
J. H. St. 4 p. 375 nr. 1 und Am. Journ. of Arch. gehen werden auf den Stelen verzeichnet. Da 
3 p. 348 die Inschrift einer Höhle im Gebiet hat die Frau des Agathemeros, während sie 
von Hierapolis <PXaßiavog | 6 aal Movo[ys]- 60 vegä des Gottes war, mit ihrem M&hne die 
v[rj]g svxagiatä rrj &sm, wie sie auch in Dio- Freuden der Liebe genossen, J. H. St. 8 p.381f. 
nysopolis mit dieser Formel: sv%aqi6tm MtjTqI nr. 12 = 10 p. 219f. nr. 4. Ape[lläs], der Sohn 
Arpä, J. H. St. 4 p. 385 = Am. Journ. of Arch. des [Apollo]nios aus- Motella, bezeichnet als 
3 p.' 348 verehr^ wird. Eine von Bamsay, Grund seiner Bestrafung: sitsl ri&iXrjoa intvs 
J. H. St. 4 p. 376 und A. J. A. 3 p. 348 an- usra yvvexog, J.H. St. 8 p. 382/3 nr. 13 = 10 
gezogene Münze von Hierapolis ( Mi. S. 7, 568, p. 220 nr. 5, womit, wie ich vermute, derselbe 
373) nennt die zu Ehren der Leto und des Frevel angedeutet wird, während Hogarih er- ■_ 
Apollon gefeierten Feste AHTC0€IA • TTY0IA. klärt, Apellas habe seine Frau nicht zur Zeit, 



1805 Lairbenos Lairbenos 1806 

wo sie als iiqü auf dem Tempelgebiet wohnen Rh. Mus. 43 p. 669—682, bes. p. 670 Anm. 1. 
sollte, dorthin ziehen lassen. Andere Personen ß. Schubert, Herodots Darstellung der Cyrus- 
haben im Zustand der Unreinheit das heilige sage. Breslau 1890] in vielen Sagen vorkommt); 
Tempelgebiet betreten , J. H. St. 8 p. 383 f. Mi. 4, 297, 687. Cat. BoUin et Feuardent 2, 398, 
nr. 14 = 10 p. 220 ff. nr. 6; 8 p. 387 f. nr. 16 6102; Kgl. Münzkabinett in Berlin; die Auf- 
= 10 p. 222 f. nr. 8. Wieder ein anderer hat schrift AKTIA nebst Stern in einem Lorbeer* 
das Fleisch einer nur zum Reinigungsopfer kränz, Mi. 4, 298, 591; zwei verschlungene 
bestimmten Ziege genossen, J.H.St.8 p. 387 ff. Hände, Symbol der Homonoia von Hierapohs 
nr. 17 = 10 p. 229 § 30. Sosandros aus Hiera- und Smyrna, JBev. num. 3° ser. tom. 2_ 1884 
polis hat falsch geschworen und trotz seiner 10 p. 15 nr. 4. Auf einigen Münzen verzeichnet 
dadurch verursachten Unreinheit den Tempel Mionnet statt der Beischrift AAIPBHNOC bei 
betreten J. E St 10 p. 217 nr. 1. Im Zustande dem Haupte des Gottes die Beischrift APXH- 
der Unreinheit den Tempel zu betreten war T6THC, Mi. 4, 297, 585. S. 7, 569, 380. 570, 381. 
auch verboten in dem von dem Lykier Xan- Zuweilen erscheint das Strahlenhaupt auch ohne 
thos in Attika eingerichteten Kultus des Men Beischrift, Combe, Veterum populorum et regum 
Tyrannos, Foucart, Assoc. relig. p. 219 f. nr. 38 numi qui in mus. Brit. conservantur p. 196 nr. 2 
Z. 5— 7, p. 122ff. Weitere inschriftliche Bei- Tab. 11 fig. 18. Dumersan, Cab. Ällier de Hau- 
spiele , 'in welchen kleinasiatische Gottheiten, teroche p. 102. Imhoof, Monn. gr. p. 401 nr. 109. 
wie Sabazios, Apollon Theos Bozenos, Anaitis, Mi. S. 7, 569, 379. _ 
Meter Phileis Strafen für Vergehen verhangen, 20 Ramsay, J. H. St. 10 p. 219 erkennt den 
hat Ramsay, J. H. St. 10 p. 225 ff. § 17 ff. zu- Gott auf einem kleinen Relief ohne Inschrift 
sammengestellt. • in Develar in einer reitenden Figur mit der 
Das strahlenbekränzte Haupt des Gottes Bipennis über der Schulter. Ebenso ist dar- 
kommt mit der Beischrift AAIPBHNOC auf gestellt Apollon Lairbenos zu Rofs mit der 
dem Obv. zahlreicher Münzen von Hierapolis Bipennis auf der Rückseite von Münzen von 
vor deren Rev. verschiedene Typen zeigt: Hierapolis, deren Vorderseite bald die Büste 
Apollon Kitharödos mit Lyra und Plektron, der BOVAH, Berlin, Kgl. Münzkabinett, Mi. S. 
hinter ihm Lorbeerbaum, Imhoof - Blumer, 7,568,374. Ramus , Cat. n. v. regis Baniae 1 
Monn. gr. p. 401 nr. 108. Mi. 4, 298, 590 (ohne p. 286 nr. 2. Cat. Rollin et Feuardent 2 p. 398 
Baum); eine auch auf anderen Münzen der 30 nr, 6101 , bald die der TGPOVCIA, Berlin, Kgl. 
Stadt häufig erscheinende weibliche Gottheit, Münzkabinett, Combe, Mus. Brit. p. 196 nr.l. 
sitzend auf einem Stuhl, die L. auf einen Mi. 4,298,592. Cat. Greppo p. 161 nr. 1159. 
mnden Gegenstand aufgestützt, mit der R. L. Müller, Musee Thorvaldsen p. 220 nr. 1658. 
eine vor ihr aufgerichtete Schlange fütternd, Cat. Rollin et Feuardent 2 p. 398 nr. 6104, bald 
auf dem Haupt eine Art Kalathos, hinter ihr die des S6YC • BOSIOC, Imhoof, Monn. gr. 
das Bild des Telesphoros, Eaym, Thes. Brit. p. 401 nr. 106a. Mi. S. 7, 569, 375. Cat. Ivanoff 
2 p. 131 nr. 1 Tab. 14, 5. Sestini.D. N.V. p. 465 nr. 588. Millingen, Recueil PI. 4,11 zeigt. Auch 
nr. i = Rasche S. 2 p. 1392, 14. Mus. Sandern. auf den Kaisermünzen (vgl. Mi. S. 7, 571, 386, 
n. s. 1 p. 200. Sestini, Mus. Hedervar. 2 p. 346 so unter Nero, Berlin, Kgl. Münzkab., Imhoof, 
nr. 6. Mi. 4, 298, 588. 589. Tristan, Comment, io Monn. gr. p. 403 nr. 112. Gr. Münzen p. 739 
hist'z p. 333 = Gefsner, Num. Impp. 158, 9 nr. 698. Cat. de Moustier p. 33 nr. 518 und M. 
und Num. Gr. Pop. 25, 27, sowie Rasche 2, 2 Aurel, Mi. 4, 303, 622) erscheint dieser Typus, 
p. 273 nr. 13, in welcher die meisten, z. B. Die Numismatiker bezeichnen die reitende 
Vaillant, N. Gr. p. 127. 162. 165. Montfaucon, Gottheit mit der Bipennis fast immer als Ama- 
L'ant expl. 1, 2 PL 191, 2. Haym, Sanclemente, zone. Dagegen erhebt mit Recht Einspruch 
Waddington, Rev. num. 1851 p.172 nr.l PI. 9,2. Ramsay, J. H. St. 10 p.219 und erkennt den 
Panofka, Asklepios u, die Asklepiaden p. 323. lydo-phrygischen Sonnengott, welcher in dieser 
356 Taf. 2, 10.* Wieseler, DenJcm. d. a. Kunst Gestalt auf den Münzen zahlreicher Städte Ly- 
2 5. p. 5 Taf. 61, 791 Hygieia, andere wie diens und Phrygiens, z. B. auf denen der Mo- 
Sestini, Fr.Lenormant, Cat. Behr p. 129 nr.729. 50 stener (Lajard, Rech, sur le cuXte du cypres 
Mionnet u. Cavedoni, Spie. num. p.238 Anm. 207 pyramidale PL 4, 2. 3) abgebildet ist. Dafs 
(letztere beiden aber auch Hygieia zulassend) die vermeintliche Amazone eine männliche 
Kybele erkennen, welche als Heilgöttin mehr- Gottheit sei, erkannte schon Gerhard, Arch. 
fach bezeugt ist, und deren Priester allein es Zeit. 12 Sp. 212, welcher Taf. 65, 2 auch eine 
wagen konnten, die unter dem Apollontempel Münze von Hierapolis mit dem reitenden He- 
in Hierapolis befindliche mit todbringenden lios Lairbenos abbildet; nur hielt er den 
Gasen erfüllte Orakelgrotte im JIXovzcoviov Gott für Men. Vor kurzem hat Pick {Zwei 
zu betreten (Rohde, Psyche p. 198 Anm. 2) ; ferner neue Medaillons von Thyatira (S.- A. aus Num. 
die geflügelte Nemesis mit Wage, Geifsel (?) Zeitschr. 1891) Taf. 4, 1. 2] in der Gott- 
undRad, Num. Zeitschr. 41872 p.238 Taf.10,3; 60 heit mit Strahlenkranz und Doppelbeil (auf 
Selene mit einer Fackel in jeder Hand auf nr. 1 auf einem Viergespann, auf nr. 2 an einem 
einem Zweigespann, Imhoof, Monn. gr. p. 401 flammenden Altar stehend) auf Münzen von 
nr. 107. Coli. F. Bompois p. 139 nr. 1687 („Ar- Thyatira nicht eine Amazone, sondern den 
timis"}\ Wölfin, ein Zwillingspaar säugend, nqonärmq &s6? "Hkwg üvd-iog 'AitoXXatv Tv- 
( welches ich absichtlich nicht Romulus und Qifivaiog oder TYPIMNOC erkannt. Reitend, 
Remus nenne, da die Ernährung eines aus- mit dem Doppelbeil erscheint auch der 'AnöX- 
gesetzten Kindes oder Kinderpaares durch ein Xav &eog Bofrvög auf einer Votivstele von 
weibliches Tier [Trieber, Die Romulussage, Kula, Kgl. Museen, Beschr. d. ant. Skulpt. 



kim&ww^™****®^ 



*y "HlPtf " ' ^ js^wimm *™»^ 



1807 



Lairbenos 



Lairbenos 



1808 



p. 252 ni. 680, und als Abzeichen den. 'AnöX- 
liov TctQßsvg schmückt eine gleichfalls ans 
Kula stammende Votivstele (ebenda p. 252 
nr. 681) das Doppelbeil gerade so wie als Ab- 



dem Haupte der I6PA • CYNKAHTOC, Mi. i, 
299, 601, und des Augustus, Mi. 4, 300, 607 
dargestellt. Das merkwürdigste Denkmal aber, 
welches diesen Gott in Verbindung mit dem 




zeichen des Apollon Lyrmenos eine Stele ni 
Ortakeui, Bamsay, J. H. St. 10 p. 218 nr. 2. 
Auch stehend, in kurzem Gewände, eine Schale 
in der E., das Doppelbeil in der L. wird Apol- 
lon Lairbenos auf Münzen von Hierapolis "mit 



Doppelbeil zeigt, ist eine Münze des Augustes 
von Hierapolis mit der Reversaufschrift MA- 
TPO | ATTOAAQ | lEPATTOAlTßN. Hier ist die 
Bipennis von einer Schlange umwunden auf 
eine Art Basis gestellt und läuft oben in das 






1809 Laispodias Laistrygones 1810 

Strahlenhaupt des Helios aus, Prokesch- Osten, ersten Bild treffen die Gesandten, inschriftlich. 

Arch. Zeitung 1845 Taf. 32, 61. Panofka, As- als Antilochos, Anchialos, Eurybates bezeichnet, 

klepios u. die Asklepiaden Taf. 7, 13 p. 340. 358. mit der Königstochter zusammen, auf dem 

Zur Erklärung der Schlange dient vielleicht zweiten ruft Antiphates die Laistrygonen 

Bamsays oben angeführte Bemerkung über die herbei und der Kampf beginnt; daB dritte 

nahe Verwandtschaft des Apollon Lairbenos mit zeigt das grause Morden und Zerstören der 

Asklepios und Men als Heilgott. Ohne den Kopf Schiffe, das vierte die Flucht des Odysseus. — 

erscheint die schlangenumwundene Bipennis Ansätze zur Weiterbildung des Überkommenen 

auch auf einer Münze des Nero mit der Auf- finden sich nur gelegentlich, wenn z. B. die 

schrift IYIAAIOX • ANTIÖXOY • IEPATTOAITON, 10 Laistrygonen Söhne des Poseidon heifsen 

Mi. 4, 302, 616 und als Beizeichen auf einer (Gell. Noct. AU. 15, 21. Cornut. c. 22 p. 131 

Münze desselben Kaisers links im Felde neben Osann), .wenn ein Stammvater Laistrygon 

einem Füllhorn mit Früchten und Band, Kenner, erwähnt wird, dessen Tochter Telepatra oder 

Num. Zeitschr. 4 p. 239 Taf. 10, 4. Imhoof, Gr. Telepora mit Aiolos vermählt ist (Schol. Od. 

Münzen p. 739 nr. 697. [Drexler.'J 10, 6. Apostol. 1, 83; vgl. SU. Ital. 14, 126. 

Laispodias (AaianoSCag), evioi Si zov 'AI*.- Biet. Cret. 6, 5), oder wenn Herakles im Ver- 

fiseava <ari&rjeuv lsyeo&ai,Hesych. Hängt hier- lauf des Geryoneusabenteuers auch mit den 

mit die Glosse - des Hesych. Avxojcotieg (vgl. Laistrygonen siegreioh gekämpft haben soll 

Arist. Lys. 664) oi 'Ai.K[iai(aviäai zusammen? (Lykophr. 662 nebst Paraphr., Schol. — auch 

[Höfer.] 20 zu 659 — und Tzetz.). — Als .Heimat des 

Laistrygon s. Laistrygones. wilden Volkes betrachtete man im Altertum 

Laistrygones (Aaiatgvyiveg), das homerische zumeist Sicilien (Thukyd. 6,2. Steph. Byz. 

Volk der Riesen und Menschenfresser, Odyss. AaiazQvyovsg. Lykophr. 662 ff. u. 956),, und 

10,81 — 132.199; 23, 318fi. Von der Aiolos- zwar speziell die Gegend von Leontinoi, Theo- 

Insel gelangt Odysseus nach sechstägiger Fahrt pomp. fr. 249 (Polyb. 8, 11, 13). Strabon 1, 20 

zur Stadt des Lamos, zum laistrygonischen (vgl. 22.40). Schol. Od.10,86. ii'tts/atft.p. 1649,15. 

Telepylos (nach Schol. Od. 10, 81—82. Schol. Paraphr. u. Schol. Lyk. 669. 950. Hesych. Sil. 

Arist. Poe. 758. Suid. und Hesych. s. Aäfiog Ital. 14, 33. 125; hier lag auch daa laiatrygo- 

schwankten einige", ob Laistrygonie, Telepylos nische Gefilde, Polyaen. 5, 6 (ntS(ov AuiatQv- 
oder gar Lamos der Name der Stadt sei). Es ist 30 yäviov). Plin. 3, 89 (Latstrygonii campt). Solin. 

eine [nordische ?] Wundergegend, in der Tag und 2,26. Die Kömer suchten die Stadt des Lamos 

Nacht so eng verschmelzen, dafs der abends in Italien, in Formiae, Cic. ad Attic. 2, 13, 2. 

heimkehrende Hirt bereits den des Morgens aus- Horaz, Carm. 3, 17 und 3, 16, 84. Plin. 8, 69 

ziehenden Hirten unterwegs trifft: wer keines (7,9). Solin. 2,22. Sil. Kai. 7, 276, 410; 8,631; 

Schlafs bedürfte, könnte hier doppelten Lohn vgl. Ovid Met. 14, 233. Daneben aber gab es 

verdienen. In dem geräumigen Hafen , einer noch weit abweichende Meinungen je nach dem 

Felsenbucht mit enger Einfahrt, gehen die Gesamturteil über die umstrittene Frage der 

Schiffe der Gefährten vor Anker, Odysseus homerischen Geographie, worüber in dem Arti- 

allein landet außerhalb und schickt alsbald kel Odysseus das Nähere erörtert werden _ 
zwei Genossen mit einem Herold vom menschen- 40 wird; die einen leugneten die reale Existenz 

leeren Gestade zur Stadt. Ihnen begegnet, im der homerischen Fabelvölkor. andere wiesen sie 

Begriff von der Quelle Artakia Wasser zu holen, in das äufsere Meer, zum Okeanos u.a. Für 

die Tochter des Laistrygonen Antiphates und sich allein betrachtet, bietet die homerische 

geleitet sie, nach dem König des Landes be- Schilderung des Laistrygonenabenteuers zwei 

fragt, in das Haus ihres Vaters. Sofort wird feste Punkte einstiger Orientierung. Die Quelle 

Antiphates herbeigeholt, er ergreift ohne Zögern Artakia führt nach K y z i k o s , dessen rrjysrtin 

einen der Griechen, schlachtet ihn und ruft (Ap. Rh. 1, 942ff. Schol. Ap. 1, 948. 989. 996 

die Laistrygonen zur Verfolgung der Fremden nach Herodor, Polygnostos, BeÜQchos) oben- 

zusammen. Den Giganten an Gröf Begleichend, drein die beste Parallele bilden, Kirchhoff, 
stürmen diese zum Hafen, morden die Griechen, 50 Monatsber. d. Berl. Akad. 1861 p. 676. Odyssee* 

schleudern gewaltige Steine aufdieSchiffe p. 288. [Klausen, Aeneas u. d. Pen. 99. Maxim. 

und vernichten die ganze Flotte. Odysseus Mayer, Giganten und Titanen 40. 126. R'.*)] 
allein entkommt mit seinem Schiff. — Homers n Beachtenswert erscheint »..oh die Thatsaohe, dah 

Schilderung ist SO eingehend, dafs weder die bil- die Laistrygonen in mehreren Boiieaungen auffallend 

dende Kunst noch die Poesie wesentliche Züge mit den homer. Kykionou (s. d.) ubsreinitimmen. Wie 

hinzufügen konnte. Wo das Abenteuer des diese sind auch sie Menschenfresser, Bleien, Söhne des 

Odysseus zusammenhängend erzählt wird (z B Poseidon und schleudern gewaltige Steine, auoh sie wer- 

bei Ovid Met. 14, 233ff. Hyqin fao. 125), wo , den bei ^»"t™ 1 °°« formiae lokalisiert. Wie die 

«,,j J4„„«„ „j« z ry ~~ . . u • i kurzen Nächte der LaiBtrygonen, bo scheiut auch die 

auf diesen oder jenen Zug angespielt wird Einäugigkeit der Ky kio P en,di e .ich sonst nur bei den 
(z. B. Herodtk. b. Athen. 5, 192 b. Paus. 8, 29, 2; co Arimaapen flndet) , uf den mmt don muesischen Kolo- 

10,22,7. Tibull 4, 1, 59. Ovid ex Pont. 2, 9, 41. nisten bekannt gewordenen hohen Norden hinzu- 

Ib. 390. luven. 15, 18), weist alles auf die allen deuten. Ihr Unterschied von den Kyklopen besteht nur 

bekannte Quelle. Dasselbe gilt für die vier darin, dafs sie nioht wlo diese einäugig sind und eine 

prächtigen Laistrygonenbilder vom Esquilin stadt bewohnen, wahrend die homer. Kyklopen ein reines 

K.Woermann, Die antiken Odyssee - Land- Hirtenleben führen ( 8 . Kyklopen) Wie die Kyklopen- 

schaften Taf. 1-4. Engelmann, Bilder-Atlas ^^^^^^^'^ £ 

Zum Homer, Odyss. 7—8 (zwei auch bei Ger- Laistrygonenmythus ionisch zu sein, da er deutliche Be- 
lara, Arch. Zeitg. 1852 Taf. 45 — 46): auf dem Ziehungen zu Leontinoi, Formiae, (Kyme)«nthält. Koscher.] 



1811 Lakaina Lakios 1812 

Die Erzählung von der Verschmelzung von mahl der Sparte (Schol. Eur. Or. 615), der 
Tag und Nacht (die verschiedenen Erklä- Tochter des Eurotas, Vater des Amyklas 
rangen bei Martin, Annuaire de l'assoc. p. (Paus. 7, 18, 4. Schol. Find. P. 3, 14. Eustath. 
l'encouragement des etud. gr. 1878 p. 22 ff. Dion. Per. 418), der Eurydike (Apollod. 2, 2, 2. 
und Hergt, Quam vere de Ulixis erroribus Paus. 3, 13, 6. Pherekydes b. Schol. Ap. Eh. 
Eratosth. iudieaverit, Erlang. Dissert. 1887 4, 1091), der Gemahlin des Akrisios, und der 
p. 20 ff.) weist auf die Gegend der kurzen Asine (Steph. B. v. 'Aaivrj) ; König von Lake- 
Nächte, auf den hohen Norden, wie bereits daimon, das nach ihm benannt war, Apollod. 
Kraus erkannt hat {Schol. Od. 10, 86. Eustath. 3, 10, 3. Paus. 3, 1, 2. 3. Hyg. f. 155. Hellanikos 
1649, 33. Schol. Arat. Pfiain. 62. Gemin. elem. lo b. Schol. II. 18, 486. Schol. Od. 6, 103. Tzetz. 
astron.h. Nitzsch, Erklär. Anw,, zu Hom. Od.3, Lyk. 219 p. 489 Müll. Nonn. Dion. 32, 66. 
100 ff. Lauer, Litterar. Nachlaß 1, 293ff.); Steph. B. v. AaKsSaificov. Er sollte das Heilig- 
ohne Kritik sind die beidenLokalisierungen ver- tum der Chariten Kleta und Phaenna zwischen 
einigt, vgl. von Wilamowitz, Homer. Untersuch. Sparta und Amyklai gegründet haben, Paus. 
S. 168. Über die sonstigen Annahmen neuerer 3, 18, 4. 9, 35, 1. Sein Heroon bei Therapne, 
Gelehrter vgl. den Artikel Odysseus. S. auch Paus. 3. 20, 2. Curtius, Pelop. 2, 249. 319, 
Maafs, Gott. Gel. Anz. 1890, 347. Eine alle- 49. Wide, Lakonische Kulte 355. Nach Plut. 
gorische Erklärung des Laistrygonenabenteuers de fluv. 17 hiefs ein Sohn des Lakedaimon 
giebt der Anonym, de Ulix. erroribus 4 Wester- und der Taygete Himeros, der sich aus Reue 
mann, Mythogr. p. 333 f. Der Name wird er- 20 über einen Frevel gegen seine Schwester in 
klärt als 6 äätjcpäyog von Xittv atvynv (Etym. den Flufs Marathon stürzte, welcher nach 
Gud. 361, 6), als die „Starkverzehrenden" von ihm Himeros und später Eurotas genannt ward. 
Xa, Hat. — tqvxsiv, zqvysiv (Ameis, Hom. Od. Curtius, Pelop. 2, 216. Gerhard, Gr. Myth. 2 
10, 82 und 86 Anhang), als „Starkbrummer" § 834, Stammtfl. p. 239. Deimling , Leleger 
von Xa-tgv^t.v (vgl. Lauer a. a. 0. 298), als p. 118. 225. [Dictys 1, 9. Eust. ad Hom. IL 
„Räubersöhne" = XrjiarriQoyovoi (Doederlein, 1155,52. Höfer.] — 2) In Sparta wurden Zeus 
Hom. Glossar, nr. 2262). Vgl. Lamos u. Lamia. Actus dctinwv und zugleich Zeus OvQclviog ver- 
[G. Fehleisen, Korrespondenzblatt für die Gel. ehrt, deren Priester die beiden Könige waren, 
und Realschulen Württembergs 1893, 3/4, 158ff., Herodot 6, 56. Preller, Gr. Myth. 1, 119. 
vgl. Wochenschr. f. Mass. Philol. 10 (1893) 30 fStoll.] 
nr. 48, 1323, will Hom. Od. 10, 116f. und 124 Lakeites (?), Beiname des Apollon in einer 
streichen, da die Laistrygonen nach der vor- Inschrift von Pyla auf Kypern, Cesnola, Cypem 
hergehenden Schilderung unmöglich auf der p. 372 nr. 11. Bei Colonna- Ceccaldi, Bev. arch. 
niedrigsten Stufe der Kultur, die durch das n. s. 27 1874 p. 92 nr. 4 zeigen die Majuskeln 
Mensehenfressertum angezeigt werde, stehen ATTOAAQNI AAKCTTHI. [Drexler.] 
könnten, —.wohl schwerlich richtig! Die Lakestades (Aaxeazüdrig), Sohn des von Aga- 
homerische Erzählung geben ferner wieder memnon zum Vasallen gemachten sikyonischen 
Apollod. fr gm. Sabb. Rhein. Mus. 46 (1891), Königs Hippolytos. Nachdem Phalkes, der 
177, 21 ff. Schol. Ov. Ibis 388; vgl. Auson. Sohn des Herakliden Temenos, Sikyon ein- 
Perioch. Odyss. 10 p. 397 Peiper. Tzetz. Lyk. 40 genommen hatte, regierte Lakestades gemein- 
664. 818 p. 804. Höfer.] [Jessen.] sam mit diesem, Paus. 2, 6, 4. Gerhard, Gr. 

Lakaina (Aäitaiva) heifst Helena bei Eur. Myth. 2 p. 239. fStoll.] 
Andr. 486; vgl. Hek. 441. Troad. 34. Orest. Lakinios (Aa%iviog; auch Adxivog b. Schol. 
1438. Diog. Laert. 1, 1, 8, 32. Hör. ca. 3, 3, Theokr. und Serv.), krotonischer Heros und 
25. 4, 9, 16. Propert. 3, 7 (15), 13. Senec. König, der dem Vorgebirge Lakinion den 
Agam. 704. Val. Flacc. 7, 160. Auson. p. 77 Namen gab und daselbst der Hera Lakinia 
ed. Peiper; bei Eur. Iph. Taur. 806 wird einen Tempel baute, Steph. B. v. Aaniviov. 
Klytaimestra Aä-naiva Tvvdagig genannt Tzetz. Lyk. 856. — Serv. V. Aen. 3, 552. Et. M. 
(vgl. Senec. Ag. 736), und Andr. 29 führt Her- 555, 17. Seine Tochter Laure, nach welcher 
mione, die Tochter der Helena, den Bei- 50 die Stadt Laure im Gebiet von Kroton den 
namen Aunuiva, vgl. Ariüag rjjs Auxui'vrig, Schol. Namen hatte, war Gemahlin des Kroton, Tzetz. 
Lucian. p. 64. — [2) Name eines Hundes des Lyk. 1006. — Schol. Theokr. 4, 33 nennt ihn einen 
Aktaion, Hyg. fab. 181. K. Keil, Anal, epigr. Kerkyräer, der den flüchtigen Kroton (s. d.) 
et onomatol. p. 187 f. will auch den Schol. II. 22, aufnahm. Er wird ein Räuber genannt (Sohn 
29 als Namen eines Hundes des Aktaion über- derKyrene?), der von dem aus Erytheia zurück- 
lieferten Hundenamen "Alnaivu in Aäv.uivu kehrenden Herakles getötet ward, weil er ihm 
ändern, und Jeschonnek, De nominibus quae Rinder gestohlen oder ihm die Aufnahme ver- 
Graeci pecudibus domesticis indiderunt p. 5 f. sagt und ihn zurückgeschlagen hatte. Herakles 
stimmt ihm bei. Dagegen verwirft Bergk, Z. f. gründete, nachdem der Ort des Mordes ge- 
d. A.-W. 1850 Sp. 403 Anm.* diese Änderung 60 sühnt war, hier einen Tempel der Hera La- 
Keils und nimmt mit Unger, Paradoxa Theb. kinia, Diod. 4, 24. Serv. a. a. 0. Klausen, 
1 p. 378 an, dals hier derselbe Hund gemeint Aeneas u. d. Pen. 460 ff. Preller , Gr. Myth. 
sei, welchen Ovid, Met. 3, 217 und Hyg. fab. 1, 130. 2, 215. ^{lamblich. vit. Pythag.\ 50 
181 Alce nennen. Baecker, De canum nom. p. 35 ed. Nauck. Höfer.] [Stoll.] 
Gr. p. 31 erklärt Bich gleichfalls gegen Keils Lakios (Aäuiog), 1) ein attischer Heros, nach 
Vorschlag. Drexler.] [Höfer.] welchem der attische Demos Lakiadai benannt 

Lakedaimon (Aaiisäaifuav), 1) Sohn des Zeus war; sein Heroon befand sich an der heiligen 

und der Taygete, der Tochter des Atlas, Ge^ Strafse nach Eleusis, Paus. 1, 37, 1. Toepffer, 



1813 Lakon Lamaveha 1814 

AU. Gental. 248. \K. 0. Müller, Prolegomena göttin auf einem Bronzespiegel unbekannten 

p. 138 f. Welcher, Der ep. Cyclus p. 209. Fr. Ursprungs und Verbleibs, neben dem Sonnen- 

Lenormant, Monographie de la voie sacree gotte (aplun = 'AnölAmv, s. d.). Beide Gott- 

eleusinienne ehap. 3. Le deme des Laciades heiten sind als Büsten roh skizziert, über ihren 

p. 197 — 226,T>es. 200 ff. Drexler.] — 2) Gründer der Häuptern Halbmond und Stern, zwischen ihnen 

Stadt Phaseiis auf der Grenze von Pamphylien der Brdnabel (?); s. Inghir., Mon. etr. 2, 370 

und Lykien. Als er mit seinem Bruder Anti- t. 33. Lajard, Ann. 13 =1841 p. 234. Gerhard, 

phemos ' das delphische Orakel befragte, er- Etr. Sp. 3, 33 t. 45, 1. Über d. Gotth. d. Etr. 

hielt er den Befehl, nach Sonnenaufgang zu p. 575 nt. 91; t. 2, 2. Gerhard, Ges. Ak. Abh. 

fahren, der Bruder nach dem Untergang, und 10 Taf. 35, 1. Boscher, Selene u Verw. S. 15. 

so gründete Lakios Phaseiis, Antiphemos Gela Fabr. C. I. I. 2473 Gl. 1 col. 993 — 994 (mit 

in Sicilien, Aristainetos b. Steph. B. v. Ttla; Abbildung). Bugge, Etr. Fo. u. St. 4, 227 

vgl. Et. M. p. 225. Ähnliches bei Steph. B. (s. auch p. 112) deutet den Namen als l'Iana 

v. ralsärcu. Er erkaufte der Grund und Boden (V = Artikel). Mit Ovid's Nymphe Lala 

für seine Gründung mit Salzfischen, Heropythos (Fast. 2, 585 ff.) hat er kaum etwas zu thun 

b. Athen. 7, 297 e; s. Kylabras. Philostephanos (s. Lara). — 2) *= Lara (s. d.). [Deecke.] 

b. Athen. 7, 297 f nennt ihn einen Argiver Lalan (lalan), etruskischer Göttername, s. 

(andere einen Lindier aus Rhodos), der auf Laran. [Deecke.] 

Weisung der Manto, der Mutter des Mopsos, Lalos (AdXoe), ein Troer, von dem Ätoler 
von diesem zur Gründung der Kolonie aus- 20 Thoas erlegt, Quint. Sm. 11, 90. [Stoll.] 

gesandt ward. Lakios ist kretischer Name Lamache (Aap,ü%rj), Lemnierin, welche mit 

für Rhakios (Hesych. Xüktj, qäKrj, Kgrixeg), und dem Argonauten Euphemos den Leukophanes 

er ist identisch mit dem Kreter Rhakios (der Zer- zeugte, den Ahnen des Battos, des Gründers 

lumpte), welcher zu Kolophon, wo das klarische von Kyrene, Schol. Pind. P. 4,455 (wo Mu- 

Orakel war, die von Delphi dorthin geschickte lajpj steht), Boechh p. 371 n. 4. Tzetz. L. 886 

Thebanerin Manto heiratete. Lakios ist in (p. 859 Mull.). [Vgl. Maaß, Gott. Gel. Ans. 

Wirklichkeit weder für einen Lindier zu nehmen 1890 S. 353. 358. R.] [Stoll.] 

noch für einen Argiver (Rhodos war von Do- Lamas (Aäfiag), einer der Freier der Pene- 

riern aus Argos kolonisiert); sondern „er ist lope aus Dulichion, Apollod. fr gm. Sabba.it. 
ein ideales Wesen, und wahrscheinlich eine 30 121a. Bhein. Mus. 46 (1891), 179, 24. [Höfer.] 

Personifikation des klarischen Orakels, welches Lamaveha J oder Lamavehae? In der In- 

bei der durch Rhodier ausgeführten Gründung schrift Brambach, C. I. Bhen. 408 (Köln) La- 

von Phaseiis mitgewirkt haben mochte", Müller, mave | rus leg . .i \m .. .in | v | v s l m 

Dor. 1,113. 226. [Immisch, Klaros § 4 p. 141 ff. ist allem Anscheine nach in der ersten Zeile 

Drexler.] [Stoll.] der Name der Gottheit oder der Gottheiten, 

Lakon (Aä-nmv), 1) Sohn des hellenischen an welche die Dedikation gerichtet ist, enthalten. 

Königs Lapathos, Bruder des Achaios, denen DeWaal (Myth. sept. mon. epigr. lat. Trajecti 

der Vater vor seinem Tode seine Herrschaft ad Rh. 1847 S. 95 zu nr. 134) vermutete in Lamave 

teilte, worauf der eine sein Teil Lakonike, der eine weitere Spur des in der Inschrift Bramb. 
andere Achaia nannte. Einige Geschlechternach 40 2028 (S. XXVII) genannten Gottes Halamardus 

Lakon kam Thestios zur Herrschaft, der Vater (s. d. Bd. 1 Sp. 1817f.; er nahm also an, dafs 

der Leda, Ioann. Antioch. fr. 20 b. MülTer, Fr. die Inschrift am Anfange verstümmelt sei, und 

hist. gr. 4 p. 549. — 2) Ein Hund des Aktaion, verband die Silbe ve mit rus der folgenden 

Syg. f. 181 — [3) Beiname des Ares, Anth. Zeile). J. Becher (Jahrbücher des Vereins v. 

app. ep. add. II 198 c, 1 Cougny. Drexler.] Alterth.- Freund, im BheM. 15, 1850 S. 85 f.) 

[Stoll.] meinte, dafs in dem Lamave nichts anderes 

Lakos (Aäxos, unsichere Lesart, Graefe: angedeutet liege als die Matronae Hamavehae 

Avxog), Sohn des Hermes und der Iphthime, (vgl. über diese Bd. 1 Sp. 4 827 und unten d. Art. 

einer Tochter des Doros, Herold unter den Matronae); c es steht demnach Lamave für Ha- 
Satyrn, Norm. JDion. 14, 112. [Stoll.] 50 mave(his)'. Es liegt auf der Hand, dafs eine 

Lakydon, Personifikation des Hafens ^ von solche Annahme unstatthaft ist; an einen Zu- 

Massilia. Obolen dieser Stadt zeigen ein Jugend- sammenhang mit den Hamavehae liefse sich 

liches Haupt mit Stierhorn über der Stirn, be- nur unter der Bedingung, dafs die Inschrift 

gleitet von der Beischrift AAKYAQN. Mionnet falsch gelesen worden ist (L für H), denken 

beschreibt dasselbe 1, 73, 144 als „Tete de (Brambach hat die Inschrift selbst nicht ge- 

femme", Suppl. 1,137,59 Anm. a, PI. 1, 10 er- sehen, er giebt sie nach Lersch, Centralmus. 

kennt er darin den Rhodanos. Die Deutung rheinländ. Inschriften 1 S. 23 nr. 17). Ist die 

auf den Hafen Lakydon fand Baoul-BocheUe, Lesung Lamave aber richtig, so kann man im 

Essai sur la numismatique terentine, Mim. de Hinblick auf ähnlich gebildete Götternamen 
VAc. des Inscr. et B.-L. tom. 14b 1840 p. 399 60 in der Inschrift eine Göttin Lamaveha oder 

Anm. 1. Sie wird gebilligt von Babelon, Bev. mit Brambach (C. I. Bhen. Indices S. 381) 

num. 3« se"r. 6, 1888 p. 496 in der Anzeige Lamavehae, diese letzteren vielleicht zu den 

des Werkes von J. Laugier, Les monnaies mos- Matronen gehörig, vermuten (ähnliche Namens- 

saliotes du Cab. des med. de Marseille, während bildungen: vor allem Hamavehae; ferner Bil- 

letzterer, wie ich aus Babelons Worten sehliefse, düngen wie Aserecinehae, Atufrafinehae , Ax- 

das Haupt des Apollon zu erkennen glaubt. singinehae, Cuchinehae, Guinehae, Mahlinehae, 

[Drexler.] Octocanehae u. s. w. ; Mediotautehae, vgl. M.Ihm, 

Lala (lala), 1) etruskischer Name der Mond- Der Mütter- oder Matronenkultus u. seine Denk- 



1815 Lumbimudo. L.mbr.indos 1816 

Zeusgestalt, welche indem von Mylasa etwa Scepter so unter Antomnus ^Mu b 
60 Stadien entfernten Labranda einen alten 10 511, 372, ^P™ s SST 6 ^ 512 ^ 77 Häufig . 
Tempel hatte welcher mit der Stadt durch Su>pl p. 70 Geta^f ».-& 6 512, 37J ^g 
eine für die Prozessionen bestimmte heilige ist er in ^««J Bind weldl / zuers t 
Strafse verbunden und vermutlich der Mittel- g e ! M1 .^' u j™ ' ^f. 1Rg „ g' 28 4 richtig als- 

p. 659. Newton A hrst.of discovenes at Hah- b s ™™ ™ e ls an die Gottheit aus- 
eamassus, Cnidus and Branchida « «. 1 P- £• ^Lken vgl Lieferet, am- FoBtofaMute p, 305 
15. 33; 2, 2 p. 611-619. Perrot, Jfe*. de lart dm ™ e %Zf^ l ™ de Fc ^ m <, p . sl0 - wenn nicht 
dansl'ant. 5 p 312. PapaUk ^^^jo- 2 o -«O^ZtoJgj«* dadurch gehindert werden 

Iswg SxQarovniiias y. 24— f\- , ™, ' ., ^ , on n ^,'o Stadt ihrer Verehrer zu verlassen, 
Lydiae q uesacerdotibus,Jahrbb.f.M.Pbü.Su PP l. s^oll, ^ Stadt Arer^Vereh ^^ g ^ ^ 

B 'DieC Lambraundos ist die älteste, da Der Tempel ist &^f M *gf% l j£ 

s. die Inschriften von Mylasa, B. 0. M. ° V- Vi Mr .//-f s .. Schreiber a a Sp. 283 nr. 1. 
nr.2 - Waddington, As Min US 1 11 (an 30 jx 52f . PL , 11. e ^ c ~ n r \87lT ganz ent- 

4,1 p. 791. nr. au4, aeraiiieia * , e . sopra a z CMn< > medaghom ant. p.211 

C. I. Gr. 2896 ; ymos ; Waid ,323 324 » ^l'^oV afijjfa.. Wieseler, Benkm. d. 

d. B. A. Inst, m Athen U p. 374f. nr 3; p 878t £Y * Y 9 ' p 15 . Owrft«*, Zeus p. 8 Fig. 2. 

nr.5. 6 ergänzt); Peiraieus 0. J A 2 ,613- «: f \£ 1 *l/" P ' Labryg Scepterund Binden 

0ante, Ges. ^6Ä. p. 213-215 Mo „ aon 1« f884 nr 94 Taf 5, 9 auf einer Münze von 

Die Münzen der karischen Satrapen Mausso- lb 1884 nr^a* , i' ,1 j „ f , Taf 2 

sä««« SI'jBääSä 

SÄSi^Ä SÄTeÄÄSSr S iünl des Äro und des Domitian von 



1817 Lambraundos Lamia 1818 

Eumeneia vor, Rev. num. 3 e ser. 9 1891 p. 5 1852 p. 27 sub nr. 228; als Obverstypus auf 
nr. 17 PI. 2, 17. Imhoof, Griech. Münzen p. 735 Bronzemünzen von Mylasa mit dem Dreizack 
nr. 683 Taf. 12, 21. Imhoof, Monn. grecques des Osogos im Rev., Mi. 3, 355, 298. Gat.Whit- 
p. 400 nr. 104. Auf den Münzen dieser Stadt tall 1867 p. 42 sub nr. 516. Imhoof, Monn.gr. 
. erscheint diese Gottheit auch (unter Marc Anrel) p. 312 nr. 70 a. Finder p. 628. Zuweilen er- 
stehend, einen Zweig in der R., die Bipennis scheint auf Bronzemünzen dieser Stadt die Bi- 
in der L. , welche gestützt ist auf einen von pennis und der Dreizack zu einer Figur ver- 
einer Schlange umwundenen Dreifnfs, auf wel- einigt, so auf dem Rev. autonomer mit dem 
chem ein Vogel, von Mionnet als Rabe be- Typus des Pferdes im Obv. , Müller, Muse'e 
zeichnet, sitzt, Mi. S. 7, 564, 356 („Apollon"); 10 Thorvaldsen p. 211 nr. 1597. Leake, Num. Hell. 
ferner (gleichfalls unter Marc Aurel) reitend, As. Gr. p. 84 (auf letzterer im Feld noch vier 
die Bipennis ȟber der 1. Schulter, Mi. 4, 294, Delphine) und unter Augustus, Cat. Greppo 
671 („Amazone"); endlich (auf dem Obv. einer p. 139 nr. 1029. Sestini; Lett. num. cont. 6 p. 54 
autonomen) stehend mit Doppelbeil und Scepter, nr. 6 = Mi. S. 6, 510, 367; vgl. Mi. S. 6, 511, 
dahinter ein Hirsch, Sestini, Lett. Num. 4 p. 125 368 = Sestini, Lett. num. 9 p. 42 , wo diese 
nr. 1 und nach ihm Mi.S. 7, 562, 345. Auf der Figur von einer Schlange umgeben ist. Als 
zuletzt angeführten Münze wollen Sestini und Beizeichen findet sich diese Verbindung von 
Mionnet offenbar nur wegen des Doppelbeils Bipennis und Dreizack auf Tetradrachmen 
den Zeus Lambraundos erkennen. Ich zweifele Alexanders des Grofsen, welche man wegen 
nicht, dafs wir es auf allen diesen Münzen 20 dieses Symbols in Mylasa geschlagen sein 
von Eumeneia mit dem lydo - phrygischen läfst, L. Müller, Numümatique d' Alexandre le 
Sonnengott zu thun haben und vermute, dafs grand p. 256 f. PI. 16, 1141—1143. Head, Hist. 
dieser auch auf dem von Wieseler und Jahn num. p. 529. Auch die Verbindung von Bi- 
auf Zeus L. bezogenen Silbermedaillon bei pennis, Dreizack und Seekrebs erscheint auf 
Finder Taf. 7, 3 zu erkennen ist. Letzteres Münzen von Mylasa, so unter Domitian, Mi. 
würde alsdann nicht in Mylasa, sondern in 3, 356, 308, Septimius Severus, Mi. S. 6, 512, 
einer Stadt Lydiens oder Phrygiens, vielleicht 374. Sestini, Mus. Hedervar. 2 p. 227 nr. 9 
gerade in Eumeneia geprägt sein. Meine Ver- Tab. 20, 8 (alles von einem Lorbeerkranz um- 
mutung als bestimmt sicher auszusprechen hin- geben) und Geta, Mi. 3, 358, 323. — Sestini, 
dert mich der Umstand, dafs nach Finders Ab so Lett. num. cont. 6 p. 54 bezieht die Vereinigung 
bildung die Figur bärtig zu sein scheint. Doch von Dreizack und Bipennis auf Osogos und 
würde selbst die Bärtigkeit bei einem asia- Zeus Lambraundos. L. Müller, Num. d'Alex. 
tischen Sonnengott nicht besonders auffallen. le gr. p. 256 note 11 erkennt in der Bipennis, 
Mit Unrecht schliefst ferner Waddington, Asie sowohl wenn sie allein , als wenn sie in Ver- 
Min. 641 aus der Bipennis an einer Votivstele bindung mit anderen Symbolen auftritt, eine 
von Pbiladelpheia in Lydien, dafs diese dem Andeutung des letzteren. Wieseler, De vario 
Zeus Lambraundos geweiht war. Auch hier usu tridentis apud populos veteres p. 6. 7 sieht 
ist die Bipennis offenbar das Symbol einer sowohl in der Verbindung von Doppelaxt und 
einheimischen Gottheit, vielleicht wieder des Dreizack als in derjenigen beider Symbole mit 
lydischen Sonnengottes, wenigstens zeigt eine 40 dem Seekrebs , mit Ausschlufs des Zeus Lam- 
Münze dieser Stadt bei Leake, Num. Hell. As. braundos, einzig ein Symbol des Osogos. New- 
Gr. p. 99 im Rev. in einem Lorbeerkranz eine ton, Ahist. ofdiscov. 2,1 p.33 Anm.e schwankt, 
Lyra und darunter die Doppelaxt. ob er die Verbindung der drei Symbole als 
Dagegen bezieht sich sicher auf Zeus L. eine Andeutung des Osogos erklären soll oder 
die Labrys auf Altären dieses Gottes mit der als den Ausdruck von „the fusion of the two 
Aufschrift zltbg AußqavvSov oder Aaßqevdov, types of Zeus Stratios and Zeus Osogo into one, 
GL Gr. 2896. Mut. d. D. A. Inst, in Athen 15 aecording, to a System of amalgamation com- 
p.259 nr. 10. Sie bezeichnet hier als Wappen mon in the Roman period". 
der Gottheit (vgl. E. Curtius, Über Wappen- Besser dem Zeus Lambraundos als dem 
gebrauch und Wappenstil im griech. Altertum 50 Sarapis werden wir zusprechen das mit dem 
p. 84) ebenso wie der Name derselben im Modius geschmückte Haupt verschiedener von 
Genetiv (vgl. G. Hirschfeld a. a. 0.) diese Altäre mir in der Num. Zeitschr. 1889 p. 133 ange- 
als Eigentum des Zeus L. Die Thore von My- führten Münzen von Mylasa. Im übrigen siehe 
lasa waren durch die auf dem Keilstein ein- über Zeus L. die von Höfer s. v. Labrandeus 
gemeilselte Doppelaxt unter den Schutz des und von mir zu Kariös nr. 2 ob. Bd. 2 Sp. 958 
Zeus L. gestellt, Curtius a. a. 0. p. 86. New- verzeichnete Litteratur, auch Abeken, Ann. 
ton, A hist. of discov. 2, 2 p. 616 Anm. s: d. Inst. 1839 p. 69. [Drexler.] 
Jonian Antiquities 2 Vl.2. Fellows,Lycia p.75. Lamedon (Aapsäwv) , Sohn des Koronos, 
Die Labrys findet sich auch als Reverstypus König von Sikyon, Nachfolger des Epopeus. 
auf Goldmünzen des Pixodaros, Babelon a. a. 0. 60 Mit der Athenerin Pheno, Tochter des Klytios, 
p. 61 nr. 411— 413 PL 10, 12. 13; auf Bronze- zeugte er die Zeuxippe, welche er dem aus 
münzen von Mylasa mit dem Bild des Zeus Athen gegen die Achäer zu Hülfe gerufenen 
Lambraundos im Obv., Sestini, Lett. num. cont. Sikyon vermählte, Paus. 2, 5, 6. 2, 6, 2. Ger- 
6 p. 63 nr. 3 = Mi. S. 6, 609, 858; ferner, mit hard, Gr. Myth. 2 § 830 f. Stammtfl. p. 238. 
einem Kranz versehen, auf Bronzemünzen dieser [Stoll.] 
Stadt mit dem Typus des Rosses im Obv., Fei- Lamia (Aanict), 1) Tochter des Poseidon, 
Urin, Reo. de med. 2 PI. 67 nr. 40. Mi. 3, 356, von Zeus Mutter der Sibylla Herophile, Paus. 
296. Leake, Num. Hell. Suppl. p.70. Cat.Borrell 10, 12, 1. Flut, de Pyth. or. 9. [Bei Giern. 



1819 



Lamia 



Lamia 



1820 



Alex. Stromat. 1 p. 304 c Votier, der mit Plu- 
tareh sonst wörtlich übereinstimmt, heifst es 
zuletzt SiftvXXav . . . Aauiaq oveav &vyar£Qce 
tfjg Siämvog. Man wird wohl IIoGsiäävog 
zu lesen haben; vgl. auch den der Sibylle in 
den Mund gelegten Vers IloasiS&v, [irjrqdg 
ifirjs Aa/iCag ysvsTaiQ, Pseudo- Dio Chrys. 
or. 37 p. 296 Bindorf. Höfer.] — 2) Eine 
Königin der Trachinier, von welcher die 



raubendes Ungeheuer (Qtiqiov), Lamia oder Sy- 
baris genannt, in einer Höhle des Gebirges 
Kirphisin der Nähe vonKrissa erwähnt AntJLibt. 
c^JL [Vgl .. Bohde, Psyche p, l80_Anm. 3. 
Drexler.] — Schol. Theokr. 15, 40 sagt, Lamia, 
eine Königin der Laistrygonen, welche nach Ver- 
lust der eigenen Kinder auch die anderen 
Kinder mordete, werde auch Gelo genannt. 
Diese kinderraubende Gelo oder Gello galt für 



malische Stadt Lamia ihren Namen hatte, 10 eine lesbische Jungfrau, die auch von Sapphq 



Steph. B. v. Aä/iux. Et. M. p. 555, 52. [Da 
Haupt der Lamia erkennt Gardner, Cat. of 
Gr. G. in the Brit. Mus. Thessaly p. 22 nr. 8. 9 
PI. 4, 1. 2 in einem Frauenhaupt mit Diadem und 
Ohrring auf Silbermünzen der gleichnamigen 
Stadt. Dresjerjl — SJ^in^K^uTSticjies^weib,-^ 
liches" Unj^neuer, sc^ureckiiäftes Gesp¥ns|^das' 
die Kinder räufbtfe und den Ammen einlSchreck- 
i mittel für Kinder" war, wie Empusa, Gello, 



(fr. 47 Bergk) erwähnt wurde, Zenöb. 3, 3. 
Hesych. v. TsiXcä u. riXXcog. Suid. v. riXlqvs 
ncadoyiXcoTSQtt. Preller, Grieeli. Myth. 1, 508. 
[Vgl. auch M. Mayer, Arch. Ztg. 1885 & 119ff., 
der ein ebenda Taf. 7, 2 abgeb. Vasengemälde 
auf Lamia und Sphinx deutet. Röscher.] 
[Gleichfalls als Lamia erklärt M. Mayer, Mut. 
d. K. B. A. Inst. Athen. Abt. 16 1891 p. 300 
-312 Taf. 9 ein häfsliches nacktes an einen 



- Alphito? Gorgo, Ephialtes, Mormolyke.J)er 20 Palmbaum gebundenes und von Satyrn auf 
Name i^t^abzuleijgn von Xäjiog, latfiö?, ScTtfunc^ mannigfache Art gepeinigtes Weib auf einer 
aHo 1 Verscnlingerrn'. Ein libysches Mäjchen schwarzfigurigen Lekythos ans Eretria. Drexler.] 
erzählte, "sie' s^i eine königliche Jungfrau" ge- [Vgl. auch M. Mayer, Jahrb. d. Kais. B. arch. 
wesen, Tochter, des Behps und der Libye,^mit Inst. 7 (1892), 201. Höfer.] [S^ auch Ber- 
wejcher Zeus Umgang pffegte. ' Aber die r ener- nardus ten Brink, Specimen Uterarium inau- 
sücntige Hera brächte sie dahin,, d^fs sie die gurale continens disputatiuneulam de Lupo, 
Kinder, welche sie" gebar, umbrachte; oder Ldimiis et Mormone. Groningae 1828 und 
Hera selbst brachte ihre Kinder 1 um , worauf Pgnofka, Ann. d. Inst. 1833 p. 287_— 291, 
sie sich in eine einsame Grotte im tiefen Ab- welcher seine Ausführungen über die verschie- 
grand düsterer Felsen zurückzog und dort zu so denen Gestalten Namens Lamia zusammenfallt 
einem tückischen und gefräfsigen Ungeheuer in dem Satze: „II re'sulte de tout ce gut pre- 



verwilderte, das aus Neid und Verzweiflung 
glücklicheren Müttern die Kinder raubte und 
tötete. Hera hatte sie schlaflos gemacht, 
damit sie Tag und Nacht vom Schmerz ge- 
quält werde, bis Zeus ihr die Gabe verlieh, 
ihre Augen aus dem Kopfe zu nehmen und 
danach wieder einzusetzen. Wenn sie, von 
vielem Weine angefüllt, schlief und ihre Augen 



cede que le personnage mythique appele Lamia, 
figure comme une veritable Venus Libitina." 
Will man auseinanderhalten, so kann man als 
— nr. 4 noch anführen die Mutter des Achilleus 
vom Zeus, Ptölem. Hephaistion L. 6: xul Jiog 
Kai Aajiiag 'A%tlX£cc ysvia&ai tpaal xb v.äXXog 
ä^rixavov, Pjmofka p. 289 Anm. 6 ; ferner (s. nt.1) 
die Mutter der Ery thräischen Sibylle von Apollon, 



in einem Gefäfse verborgen hatte, war sie nicht 40 Maafs, BeSibyllarum indicibus p. 28 u. 55 nach 



zu fürchten; ging sie aber auf Raub aus, so 
setzte sie sich die Augen wieder ein. Auch 
soll sie von Zeus die Gabe erhalten haben, 
sich in beliebige Gestalten zu verwandeln, 
ScJwl. Aristoph. Pac. 758. Vesp. 1035. Equ. 693. 
Suid., Phot. u. Hesych. s. v. Biod. 20, 41. Plut. 
decurios. c. 2. Strab. 1, 19. Leutsch,Paroemiogr. 
2, 498. Schol. Aristid. p. 19 ed. Fromm. Horat. 
A. poet. SiO. Weitere Stellen s. bei Pape- 



Suidas und Eudocia; schliefslich auch erwäh- 
nen, dafs — 5) die Geliebte des Demetrios Po- 
liorketes als Aphrodite Lamia Verehrung er- 
hielt, Panofka p. 289. K. Keil, Specimen ono- 
matologi Graeci p. 8. 11. Beurlier, Be divinis 
honoribus quos acceperunt Alexander et succes- 
sores eins p. 44. 

Unter der im C. I. Gr. 5430 Z. 41. 47 er- 
wähnten Ortlichkeit Aajiiag pae&ol in Akrai 



Benseier, Wb. v. Aüpia. Friedländer, Möm. bo hat man sich jedenfalls zwei Hügel vorzustellen, 



Säteng.1, 433f. Preller, Gr. Myth. l^SOL 
iMaafs^jGgfin^Gel^ Anzeig. 1890 S. 347 f. 
Laisfner, Mäfsild. Sphinx 1, 64f. 2, 33f. 54. 
OTCrusiüs im Philologuslü. F. 4 S. 9 9 ff. ßpscher.] 
Zeus hatte sie, als er sie liebgewann, von Libyen 
nach Italien gebracht, wo die Stadt Lamia 
von ihr benannt war, Schal, Aristoph. Pac. 758. 
| Sie wurde Mutte'r" der Skyllä" genannt 1 , Sie- 
sichoros b. Schol. Apoll. ~Rh. 4, 828. Eustath. 
pTTfU, 33. jCramer, An. Par. 3^479, li 



welche man wegen ihrer Gestalt mit den ge- 
waltigen Brüsten der Lamia verglich, vgl. 
M. Mayer, Arch. Zeit. 1885 Sp. 127. 130. Die 
Lamien haben im neugriechischen Volksmär- 
chen so grofse Brüste, dafs sie dieselben zur 
Reinigung des Backofens ver wenden, B.Schmidt, 
Das Volksleben der Neugriechen p. 134. Das 
Andenken der Lamia hat sich auf Sicilien 
lange erhalten. Judica, Le antichitä di Acre 
p. 72 führt aus Fazello, Prioris Becad._ lib. 10 



Endak. 37,7. Verg. Cir. 66. — Später verstand^ p. 451 an, dafs bei Mineo eine jetzt Dafrone 



man unTäSr" den Lamien schöne gespenstische 
Frauen, welche durch allerlei wollüstiges Blend- 
werk die Jünglinge an sich lockten, um, gleich 
den Vampyrn der modernen Sage, deren jugend- 
liches Blut und Fleisch zu geniefsen, PbMostr. 
V. Apoll. .4^ 25; vgl B. Schmidt, Volksleben 
d, Neugr. l,J,31ff. — Ein ähnliches kinder- 



genannte Höhle an einem Orte mit Namen 
Lamia sich befindet, „in cui, dicono i Menini, 
che nacque, e fu nutrita Lamia incantatrice, 
e maga". Zu dem, was B. Schmidt über die 
Lami?n des neugriechischen Volksglaubens 
mitteilt, kommt der interessante Zug eines 
alten Volksliedes aus Syra, dafs die Lamia 



1821 



Lamiae 



Lampetia 



1822 



vor Hunger die Strahlen der Sonne frifst (wo- 
durch natürlich eine Verfinsterung der Sonne 
eintritt), Politis bei Bosclier, Seltne p. 189. 
Aus Martin von Bracaras Schrift De correc- 
tione rusticorum herausgeg. von C. P. Caspari. 
Christiania 1883 p. 10 c. 8 erfahren wir, dafs 
man im frühen Mittelalter in Westeuropa die 
Lamien in den Flüssen wohnen liefs: „Et in 
mari quidem Neptunum appellant, in flumini- 



für die Stadt, wie Od. 1,_2 Tqoirjg itTolit&QOv, 
so dafs rrjXinvXog und Aaiete. Adjektiva wären, 
Schol. Od. 10, 81f. Eustath. p. 1649, 10. Schol. 
Aristoph. Pac. 758. Hesych. u. Suidas v. Adpog. 
Nitesch Anm. zu Od. a. a. 0. Von diesem König 
Lamos (in Formiae, s. Laistrygonen) leiteten 
sich die römischen Lamiae, eine Familie der 
gens Aelia, her, Hör. Carm. 3, 17. Lamos heifst 
Schlund, Abgrund, d.i. Menschenfresser, Preller, 



bus Lamias, in fontibus Nymphas, in siluis 10 Gr. Myth. 1, 507, 4. 2, 457, 2. [Maafs, Gott. Gel. 



Dianas, quae omnia maligni daemones et Spi- 
ritus nequam sunt, qui homines infideles, qui 
signaculo crucis nesciunt se munire, nocent et 
uexant." Caspari möchte, da ihm nur die 
Vorstellung der Lamien als gespenstiger, das 
Blut junger Männer aussaugender Weiber ge- 
läufig ist, statt Lamias : Amnes schreiben oder 
die Notiz aus mangelnder Sachkenntnis Mar- 
tins erklären. Aus Wachsmuth, Das alte Griechen- 



Anz. 1890 S. 348 deutet A. viel wahrschein- 
licher als Kurzform für Ad(ia%og. R.] — 2) Sohn 
des Herakles und der Omphale, nach welchem die 
malische Stadt Lamia benannt war, Steph. B. 
v. BÜQyaea und Adfiia. Ov. Her. 9, 54; bei 
Diod. 4, 31 heifst er Aafiäg, dagegen Adfiiog 
(s. d.) b. Et. M. v. Adjiia. [v. Wilamowitz-Mö'Uen- 
dorf, Euripides Herakles 1 p. 315 f. Wemicke, 
Zur Gesch. der Heraklessage. Aus der Anomia 



land im neuen p. 56 hätte er ersehen können, 20 p. 72. Dibbelt , Quaestiones Coae mythohgae 



dafs schon im alten Hellas Lamia auch als 
Meergottheit aufgefafst wurde, wenn Stesicho- 
ros sie Mutter der Skylla nennt (vgl. Lamia 
als Name eines Fisches, Vinet, Le mythe de 
Glaucus et de Scylla p. 36); aus B. Schmidt 
p. 131. 132, dafs sie bei den Neugriechen viel- 
fach als eine „dämonische Macht des Meeres" 
aufgefafst wird, und in der Mehrzahl sich mit 
den Nereiden (welche ihrerseits häufiger als Na- 



p. 24. Drexler.] — 3) Flufsgott, dessen Töch- 
tern, Flufsnymphen, Hyaden genannt, Her- 
mes das Kind Dionysos zur Erziehung über- 
brachte; sie wurden von Hera rasend gemacht, 
Norm. Dion. 9, 28 ff. 14, 147. 47, 678. Unter 
Lamos ist wahrscheinlich der Flufs am Helikon 
(Paus. 9, 31, 6) zu verstehen, wo das alte Nysa 
gewesen sein soll, Steph. B. v. Nvea. [Vgl. 
.iß. Köhler, Über die Dionysiaka des Nonnos 



jaden denn als Meernymphen gedacht werden) so v. Panopolis p. 18. 19. M. Mayer, Giganten 



nahe berührt. Bei Hincmar sind nach Grimm, 
Deutsche Myth. 2 4 p. 882 die lamiae sive geni- 
ciales feminae die Nachtfrauen, dominae noc- 
turna^. Über die Berichte der Schriftsteller 
des späteren Mittelalters, eines Joannes Sares- 
beriensis, Polier. 2, 17. Guilielmus Alvernus 
p. 1066. Gervasius Tilberiensis 3, 85. 86. 93 
über die Lamiae s. Grimm, D. M. 2* p. 884 
—886. Liebrecht in seiner Ausgabe der Otia 
imperialia des Gervasius von Tilbury p. 143 — 
146 Anm. 61. Ducange, Gloss. med. et inf. lat. 
s. v. Lama nr. 2. Vgl. auch Colin de Plancy, 
Dict. des sciences oecultes 1 Sp. 927f. s. v. La- 
mies und Pique, Dizlonario infernale p. 314 
s. v. Lamie. Drexler.] [Stoll.] 

Lamiae tres. C. 1. L. 7, 507 (Benwell in 
der Grafschaft Northumberland) Lamiis. tribus. 
Es ist bemerkenswert, dafs die Lamiae (vgl. La- 
mia), wie z. B. die Fata (Bd. 1 Sp. 1449 f.), 



u. Titanen p. 248. Drexler.] — 4) Ein Krieger 
im Lager des Turnus, von Nisus getötet, Verg. 
Aen. 9, 334. [Stoll.] 

Lamnas (Aafinäg), Name eines Hundes des 
Daphnis, A el. n. a. 11, 13; die anderen heifsen 
Sannos, Podargos, Alkimos, Theon. — vanLennep 
bei Baecker, D e canum no m. Gr . PxJiSL ver- 
mutet, dafs die Namen von Alisu einem Ge- 
dichte des Sfesichoros^ über Daphnis entlehnt 
40 sind. Über Daphnis vergl. jetzt besonders" 
Beiteenstein, Epigramm m. Shilion jn Cap. 4 . 
Die Bukölik j±. 193—263 passim und Exkursjk 
(zu S^247Xj). 279^284^ worin „Das Verzeich- 
nis der Beptßcen 'u. Herstellung des Originals 
der Pan -Daphnis- Gruppe" '. [Drexler.] 

Lampedo (AuurcsScä). Auf einem Malachit 
der kais. Sammlung in Paris steht unter dem 
von zwei Sternen eingerahmten Planetenzeichen 
des Mars die Inschrift AAMTTEAß BAXIAIIIAI 



Fatae (Bd. 1 Sp. 1453, 4 ff.), Makes, Matronae 50 AMA (£6vcov), ChabovMet^JM. L J2eWraZ_p^_307 



(s. d.) in der Dreizahl auftreten. [R. Peter.] 

Lamios (Adpiog), 1) Sohn des Herakles, Epo- 
nymos der thessalischen Stadt Lamia, Etym. 
M. 565, 51 ; s. Lamos 2. [— 2) Kentaur, Plol. 
Heph. 3 a. E. R.] [Höfer.] 

Lamippe, Tochter der Niobe (s. d.). 

Lamis, Satyr; Nonn. D. 14, 110. 

Lamos (Adfiog), 1) alter König der Laistry- 
gonen (s. d.), Sohn des Poseidon, Od. 10, 81 



n ^_ 2247, abgeb. Du Molinet^ CaMnet.jie 
S.-Geneviive pl. 28,6 >j>. 12L_SJJamjDeto. [Höfer.] 
Lampetia (Aa[i7C8tirj), 1) Tochter cles Helios 
und der Nymphe Neaira, welche mit ihrer 
Schwester Phaethusa auf der Insel Thrinakia, 
die^fiSiaer des Helios weidete; sie raeidete^"^ 
dem Helios, dafs die Gefährten des Odysseus 
seine Binder geMilacfitet, QiL_JiUa32, 37j5. 
Ap. B h. 4, 973 . Nonn. Dion. 27. 198. 38, 170. 



u. Schol. Eustath. 1649, 10. Ov. Met. 14, 233. co ZM&illO., Nach Herrn ipposb.ßcM, ÄxMäph. 



Hör. Carm. 3, 17. In den Worten der home- 
rischen Stelle: UoaiG&a Adpov alav ntolts- 
&Qov,TijUnvXov AaiaTQvyovinv sahen die meisten 
der Alten den Lamos als König oder Gründer 
der Stadt an, so dafs die Stadt Telepylos 
(Od. 23, 318) hiefs mit dem Adjektiv Aaiarqv- 
yov6j, oder umgekehrt Laistrygonia mit dem 
Adj. Trjlinvlos; manche aber erklärten Lamos 



PluL.101. wa * sie von Asklepios Mutter des 




pmLNatmaMSdLAjß. 212 Ajiro. 2 p.269. Drexler.] 
[Eust. ad Hom. Od ± 1717, .27, M^ Hesych. s. v. 
Höfe r.] — 2) Eine der Heliaden (=_nr J JJ'), der 
Schwestern des Phaethon, welche, in Pappeln 



1823 



Lampetides 



Lampter 



1824 



verwandelt, Thränen vergossen, die zu Bern- 
ateur gerannen , Hesio ä. b. Hyg. f. 154. 156. 
Qu. Met. 2, 349; s. Phaethon. Nach Sehol. O d- 
17, 208 war sie Schwester von Phaethon, Phae- 
thusa und Aigle, Tochter des Helios und der 
Rhode, einer Tochter des Asopos. Vgl. Lam - 
43 petnsa und Heliades . — [3) Beiname der Selene 
Orph.Ji. p . 9, 9. Drexler.] [Stoll.] 

Lampetides (AaimstiSTjg), Sohn des Lampos 
= Dolops, Hom. IL 15. 526 . """" 
Lampos nr, 1. [Höfer.] 

Lampeto(^lo!fMt£ra>), Amazonenkönigin, lustin. 
2, 4. Orosius 1, 15; vgl. das Siegel in der Pariser 
Nationalbibliothek (Chabouillet, Cot. nr. 2247. 
Petit, De Amazon, p. 218) mit der Aufschrift 
Aajin&Scö (s. d.), die der Schreibweise der ge- 
ringeren Mss. Justins entspricht. [Klügmann.] 

Lampetos (Aäpnstog oder Aafiitstös) , nach 
Steph. Byz. Aa(inhBiov ein lesbischer Held, 






L. 17. Posthorn. 138; [Eust. ad Hom. IL 826, 
26. Höfer.] [Vgl. de Witte, Cat. Durand 
p. 71 nr. 231 = Cat. Hertz p. 117 nr. 61. Bei- 
läufig sei nachgetragen zu den Darstellungen 
der Eos in der Kunst (oben 1 Sp. 1270 ff.) die 
interessante Münze des L. Verus von Alexan- 
dreia, Poole, Cat. of the coins of Alexandria 
p. 169 nr. 1372 PI. 3 „HQ£ Eos L, looking back, 
clad in chiton with diplois, which has fallen 
Näh eres siehp, 10 off l. Shoulder and is blown behind her; holds 
torch and bridle of one of the horses of Helios 
(es ist wohl eher ihr eigenes Rofs, vgl. ihren 
Beinamen iiovöxtaXog, Eur. Or. 1005) prancing 
r., head turnedback." Drexler.] — b) des Hektor, 
IL 8, 185. — c) des thrakischen Königs Dio- 
medes, Hyg. f. 30. — 5) Hund des Aktaion, Hyg. 
f. 181. [Stoll.] 

Lampros (AäpitQog), in der Tempellegende 
der Leto ®vxir\ im kretischen Phaistos, welche 



Eponyraos des A-tiov a/jjicc, Sohn des Iros, der 20 die Stiftung des Festes 'ExSvaia erklärt, ein 



als Eponymos der lesbischen Stadt 'Iqcc {Steph. 
Byz. s. v.) = Hiera (Plin. N. H. 5, 39, 139) 
= Hierapolis {Dietys 2, 16; Fleckeisens Jahrb. 
17, 1888, 829) angehört; vgl. Philologus N. F. 
3, 1890, 726ff. Er wurde zusammen mit den 
beiden Lepetymnossöhnen Hiketaon und Hyp- 
sipylos von Acbilleus bei der Belagerung von 
Methymna getötet nach der anonymen Aseßov 
v.Ti6iq bei Parthen. 21 (Müller, Fr. hist. gr. 4 



edelgeborener aber verarmter Phaistier, Sohn 
des Pandion, Gatte der vom Sparton- Sohne 
Eurytios erzengten Galateia, Vater des Leu- 
kippos (nr. 11). Er hoffte von seiner schwangeren 
Gattin die Geburt eines Sohnes und befahl 
ihr, eine Tochter sofort nach der Geburt zu 
äcpavtaai: Antonin. Lib. 17,. laut Glosse = 
Nikandros Heteroiumena II. Über seine Täu- 
schung durch Galateia und die Verwandlung 



p. 314). Meineke, Anal. Alex. p. 324f. Vgl. 80 seiner Tochter Leukippe in einenSohnLeukippos 



Lampos 1. [Tümpel.] 
ü Lampetusa und Phaethusa, Töchter des He- 
lios, Schwestern des Phaethon, in Bäume ver- 
wandelt, Serv. V. Aen. 10, 189. Vgl. Lampetia 
u nd Heliades. [Stoll.] 

Lamphthenonöthf. Als Namen des Hermes 
d. i. Thoth in den vier Ecken des Himmels 
werden im Pap. 122 des Brit. Mm, Z, 7 
(Oreek Pap yri in the Brit. Mus. 18*3. 4°. p. 116) 



s. d. Art. Leukippos 11 und Leto. [Tümpel.] 
Lampsake (AufiipäxT}) , die jungfräuliche 
Tochter des Mandron, Königs der Bebryker 
zu Lampsakos, das früher Pityusa oder Pityeia 
hiefs. Als die Phokäer, welche Mandron in 
seine Stadt als Kolonisten eingeladen hatte, 
in dessen Abwesenheit in Gefahr waren, von 
den Bebrykern überfallen und getötet zu werden, 
rettete sie Lampsake durch heimliche Warnung. 



aufgezählt: XaiMp&svova&i, ovuc&evovoifti, 40 Die Phokäer töteten nun die Bebryker und 



octfi£vm&, sv9o\tov%. [Drexler.] 

Lampon (Aäpntov) , 1) Freund des Priamos, 
Dares 6, wohl identisch mit Lampos (s J .d,_nr J jQ, 
dem Sohne des Laomedon, Dietys 4. 22. — [2) 
Lampon und Phaethon Rosse des Helios, §c]iol. 
Eur. Phoen. 3. Vgl. Lampos 4. StollJ [Höfer.] 

Lampos (Aäfinog), 1) nach i7.~0~526. T238 
= r 147: Sohn des Laomedon, nach 526 
Vater des Dolops, der daselbst AujiitST(drig 
genannt ist, nach dem auf Aristarehos zurück- 50 
gehenden Scholion A (= Eustath. p. 1030, 22) 
pleonastisch statt des metrisch unbrauchbaren 
AapittSrig (_u_), wofür Aa(inel$rig wegen irre- 
führender metronymischer Bedeutung nicht ein- 
gesetzt werden durfte (Lobeck, Pathol. p. 373). 
L. ist nach E. Maafs (Hermes 24 1889 S. 645 f.) 
Eponymos der troischen Stadt ActiMmvsia 
(Hekataios, F. H. G. 1. 14, 210); mit Lampetos, 
dem Eponymos des lesbischen Lampeteion, wird 
er nur von dem Schol. L zu O 526 (= Eustath. 60 
p. 1030, 21) zweifelnd identificiert. Christodorus 
Ep. Anth. 2, 248 nennt diesen troischen Lao- 
medonsohtt AäyLitmv. [K. Tümpel.] — 2) Sohn 
des Aigyptos, vermählt mit der Danaide Oky- 
pete, Apollod. 2, 1, 5. — 3) Einer der Thebaner, 
Sie dem aus Theben zurückkehrenden Tydeus 
einen Hinterhalt legten, Stat. Theb. 2, 623. 
— 4) Rosse: a) der Eos, Od. 23, 246. Tzetz. 



machten sich zu Herrn der Stadt, und als bald 
nachher Lampsake starb, bestatteten sie die- 
selbe in der Stadt aufs ehrenvollste und nannten 
die Stadt nach ihr Lampsakos. Sie erteilten der 
Lampsake heroische Ehren und opfertenihr in der 
Folge als einer Göttin. Steph. B. v. Adfitpatiog. 
Charon aus Lampsakos b. Plut. de virt. mulier. 
p.255a— e(T.2p.216ff.ed.Tauchn.). Polyaen.8, 
37. Müller, Fr. hist. gr. 1 p. 33, 6. [Stoll.] 

Lampsakenos (AainjiuKrjvög), Beiname des 
Priapos in einer metrischen Weihinschrift von 
Thera, C. I. Gr. add. 2465. Kaibel, Epigr. 
Gr. 807b, von der Stadt Lampsakos, einer 
seiner Hauptverehrungsstätten, fl. 0. Jahn, 
Ber. üb. d. Verh. d. Kgl. S. Ges. d. W. i. Leipzig 
1855 p. 235 f. Wroth, Cat. of the gr. c. of 
Mysia p. 86 nr. 68—70 PI. 20, 6. 7. 9 p. 87ff. 
nr. 77—80 PI. 20, 13, 16 nr. 84 PI. 20, 15 nr. 85 
nr. 88 PI. 20, 12 nr. 92. [Drexler.] 

Lampsos (Adpipog), Sohn eines (im Text aus- 
gefallenen) Kodriden (HS. KaäglSov corr. 
Meineke), nach welchem ein Teil des klazome- 
niachen Gebietes Lampsos benannt war, Ephoros 
Frg. 35 aus Steph. B. s. v. F. H. G. 1, 243. 

[Tümpel.] 

Lampter v (ylafiwT7je), Beiname des Di«jjsos 
in Pellene, Paus. 7, 27, 3: Tov Se aloovg'~trjg 
2a>xsiQug [egov a.mxvtiXQV diovveov Aaybnxfi- 



1825 Lampusa Laodameia 1826 

gog saziv tuMrjaiv xovxm %a\ Aatinx-q^ia der in Landina- einen Beinamen der Athene ver- 

Soqttjv ayovm, xal SäSäg rs ig rb isqov xopl- mutet; vgl. auch Eckhel a. a. 0. 4, 164. [Die 

tovaiv iv vv%%l, y.al oi'vov Kgaz^oag lazägtv Göttin heilst Pandina (s. d.). Drexler.] [Höfer.] 

dvd zrjv nöXiv mäaav. Auf Münzen des Sep- Lanehiae, topischer Beiname der Matronae 

timius Severus von Pellene erscheint Dionysos auf der rheinländischen Inschrift Brambach, 

nackt, nur Kothurne an den Füfsen, in der B. Corp. inscr. Rhenan. 664 (Fundort Lechenich) ; 

einen Weinkrug, in der L. einen langen Thyr- Bonn.Jahrbb. 83 p. 24. Eine Beziehung auf den 

so.s mit Binde, Mus. Sanclement. num. sei. 2 Namen des Fundorts liegt nahe, ist aber nicht 

p. 289 Tab. 25, 222. C. Gr. C. Peloponnesus p. 32 sicher (s. Matronae). [-M. Ihm.] • 

nr. 15 PI. 6, 15. Itnhoof and Gardner, Num. 10 Lanoia (Aavota), Beiname der Hera auf 

comm. onPausanias p. 92 nr. 2 PI. S, 11. Head, einer Münze von Nikomedeia, auf der das 

Hist. num. p. 350. — Gerhard, Gr. M..1 p. 490 Brustbild der Hera sichtbar ist, mit einem 

§ 499, 3 a leitet den Beinamen her von dem Ziegenfell bedeckt, dessen Hörner über der 

Ursprung des Gottes im Feuer, Welcher, Griech. Stirn emporragen (abg. Abhandl. d. phüos.- 

Götterl. 2 p. 610 von den Fackeln des Festes, philol. Klasse der K. Bayr. Akad. d. Wiss. 

[Drexler.] "18 (1890), Taf. 6 nr. 12. Imhoof- Blumer &. a. 0. 

t Lampnsa {Adpizovoa) , Sibylle zu Klaros, p. 604 nr. 134 erklärt den Beinamen Lanoia 

äiz6yovog KäX%avxog, Suidas _s, y^JSißvXXa. für identisch mit Lanuvina = Sospita oder 

B ouche -Leclercq, Eist, de la div. dans l'ant/% Caprotina (luno), deren Haupt, ebenfalls mit 

p. 45. 155. 175. Immisch, Klaros p. 144. [Drexler.] 20 dem Ziegenfell, häufig auf Geprägen der römi- 

La(m)pythos {Aä(fi)7cv&og). Auf einem Gefäfs sehen Republik vorkommt; vgl. Boscher, luno 
aus Aigina, auf dem des Herakles Kampf mit und Hera 48; u. oben Bd. 2 Sp. 588 Z. 82 ff. 
der Hydra dargestellt ist, trägt ein Wagen- Sp. 605 Z. 66 ff. Sp. 609 Z. 44. [Höfer.] 
lenker obige Umschrift; aufser dieser Figur Lanovalus, Gallischer Gott auf einer In- 
sind durch Beischrift kenntlich fiöXafog, schrift aus Cadenet (Vaucluse) Lanovalo Q. 
'HgauXr/g, 'A&äva, eine fünfte Gestalt ist un- Gorn(elius) Smertullus v. s. I. m. pro Plaeido 
sicher, Kretschmer, Die korinthischen Vasen- fratre. So die Lesart, von Babiet, Memoires 
inschriften, Zeitschr. f. vgl. Sprachforsch. 29. de la Societe des antiquaires de France 1887 
152 nr. 39; vgl. Welcher, Annali 1842 S. 103ff. p. 338, welche der früheren (0. I. L. 12, 1065) 
Monum. delV Inst. 3, 46. Alte Benkm". 3, 257ff. so vorzuziehen ist, vgl. Bevue e'pigr. du midi 2 
T.6. Konitzer, Herakles u.d. Hydra 31. Friedr. p. 408 nr. 758. Die Namensähnlichkeit mit 
Blaß b. Collitz, Samml. d. griech. Dial.-Inschr. dem von Babiet herangezogenen Ort Laval ist 
3, 3132. Vgl. Lapythos. [Höfer.] . ' doch nur eine entfernte. [M. Ihm.] 

LamlffiB_(lamtun), etruskisch'er Name eines Laobie {Auoßin), Gemahlin des Arrhetos, 

Heroen auf einem Bronzespiegel im Museum eines Bundesgenossen des indischen Königs 

von Perugia, in der Nähe der Stadt gefunden. Deriades; sie gebar fünf stumme Söhne, denen 

Er steht neben* elinei (= ' EXivg, s. d.) , beide Dionysos später die Sprache gab, Nonn. Dion. 

eingerahmWon den Dioskuren, links pul tu ke 26, 256 ff. [Stoll.] 

(=JZoi£ÖsSKa£jSiä.),rechtskastur(=g«£rs5j8, Laocoon = Laokoon (s. d.). 

BjjL). Man deutet auf Auopedav, doch ist wohl 40 Laodamas (AaoSäpug), 1) Sohn des Eteokles, 

sicher „Paris" gemeint; s. Conest. Gazz. d. ümbr. anfangs unter der Vormundschaft des Kreon, 

10 m-J 49 i t8 ®D'- Bu 11 - !869 jj. 47ff. Mpn. d. dann König von Theben zur Zeit des Epigonen- 

PmäioLixMS,m,Mli = 1Ö23J. ?6 + i._. JIÄ krieges; in der Schlacht bei Glisas von Alk- 

C. I. I. Pr. Spl. 252, De. in Bezz. Beitr. 2, 168 maion erschlagen, nachdem er selbst den Aigia- 

nr. 68. Corssen, Spr. d.Etr. 1,31?.. [VglLje- leus, Sohn des Adrastos,' getötet, Apollod. 3, 7, 3. 

doch auch Heydemana, Mitteilungen aus -den Paus. 1, 39, 2. 9, 5, 6. Oder er floh nach dem 

Antikensammlungen in 06er- und Mittelitalien, Verlust der Schlacht mit einem Teil seines 

3. Hallisches Winckelmannsprogr. 116, 2.4: Volkes nach Illyrien, Paus. 9, 5, 7. 9, 9, 2; vgl. 

'Tyndareos' ist benannt 'Lamtun', nach Herodot 5, 61. Ein angeblich von ihm er- 

Gonestabile Xaopeämv, nicht als Nomen pro- 50 richteter Dreifufs mit kadmeischer Schrift stand 

prium, sondern adjektivisch der c Volksbe- im Tempel des ismenischen Apollon, Herodot 

herrschende', wie Herakles auf Spiegeln einige 5, 61. Preller, Gr. Myth. 2, 363, 2. 367. Gerhard, 

Male 'Calanice' (%uXXCvi%og) genannt wird. Gr. Myth. 2 § 748. — 2) Sohn des Atitenor, 

Ebenso möglich und wahrscheinlich ist aber Troer, fällt durch Aias, II. 15, 516. — 8) Ein 

auch, dafs ein lapsus memoriae des etruski- Lykier, am Xanthos geboren, von Neoptolemos 

sehen Künstlers vorliegt, und derselbe den vor Troia erlegt, Quint. Sm. 11, 20. — 4) Sohn 

spartanischen König Tyndareos mit dem troi- des Phaiakenkönigs Alkinoos und der Arete, 

schenKönigLaomedonverwechselthat; vgl, auch ein guter Faustkämpfer, Od. 7, 170. 8, 119. 130ff. 

KUgmann, Bull, 1870, 12fi. Höfer..] [Deecke.] — [5) Sohn der Andromache und des Hektor, 

Lander (Terrae) s. Lokalpersonifikationen. 60 Bruder des Astyanax, Dictys 3, 20. 6, 12. 

'La.ni.ia&1(AaväCvaf). Auf Münzen von Hippo- Dederich zu Dictys 3, 20 hat die Überliefe- 

nium in Bruttium erscheint das Bild der Athene, rung der späteren Schriftsteller über die Namen 

die mit dem Helm bedeckt, aufrecht stehend der Söhne der Andromache zusammengestellt; 

in der R. einen Kranz, in der L. die Lanze hält; zur Etymologie vgl. Eust. ad Hom. II. 637, 

die Legende lautet 'Iitmviiwv Aaväiva Eckhel, 21. Höfer.] [Stoll.] 

Doctr. num. vet. 1, 174; eine andere Münze mit Laodame (Aaoääprt), Gemahlin des Thyestes, 

der Darstellung eines weiblichen Kopfes trägt Sehol. Em. Or. 5. Vgl. Laodameia^ [Stoll.] 

die Legende Aaväiva ... og ; s. Eckhel a. a.O., Laodameia (Aaoäajieia), 1) Tochter des 

Bosoexb, Lexikon der gr. u. löm. Mythol. II. 58 



1827 Laodameia Laodameia 1828 

Bellerophontes, von Zeus Mutter des Sarpedon, der Anfang dieser Erzählung findet sich bis 
in iuneen Jahren von der erzürnten Artemis itQoemp.CXsv auch bei Apollod. frgm. Sabb. 
getötet II. 6, 197 ff. u. Schol. z. d. St. Apollod. Bhein. Mus. 46 (1891), 169, lff. -Wagner, 
3 1 1 Serv. Vera. A. 1,100. Nonn.Bion.7, 127. Cur. mythogr, 199 ff. sieht in dieser Erzählung 
Preller, Gr. Myth. 2, 131. Bei Diod. 5, 79 die Spuren des Euripideischen Protesilaos und 
heifst sie Deidameia. Vgl. Töpffer, AU. Geneal. versucht, zum Teil sich an Max. Mayer, Hermes 
194 \Arnob. adv. not. 5, 22 p. 109b. Bei 20, 101 ff. anschliefsend, eine Rekonstruktion 
Bictusl, 11 (vgl. 35) heifst Sarpedon Sohn dieser Tragödie: Laodameia habe nicht an 
der Laodameia und des Xanthos; s. auch Eust. den ihr gemeldeten Tod des Gatten geglaubt 
ad II 894 38 Höfer.] — 2) Tochter des 10 daher alle Bewerbungen zurückgewiesen und 
des Akastos', Königs in Iolkos (des Alkathoos bei als Protesilaos aus der Unterwelt erschienen 
Euripides? Suid.Y.Ttsv&iqä. Phot.Lex.p.ilO,9), sei, gemeint, er sei wirklich noch am Leben; 
Gemahlin des Protesilaos in Phylake. IhrVer- das frgm. 657 des Euripides ovx av nqoSotrjv 
hältnis zu Protesilaos war ein Beispiel rührender Kaiitfq atyv%ov yilov bezieht Wagner a. a. U. 
Gattenliebe. Eben erst mit ihr vermählt, mufste 200 mit Mayer a. a. O. 109 nicht auf Prote- 
Protesilaos mit gen Troja ziehen, und war silaos, sondern auf das von L. gefertigte Bild, 
der erste, der bei der Landung an der troischen welches sie gleich bei der Abfahrt des 
Küste fiel. Als die Gattin die Kunde von seinem Gatten (vgl. Ov. Her. 13, 152) habe fertigen 
Tode vernahm, flehte sie in ihrem Schmerz und lassen. Gegen diese Ansicht lassen sich aber 
ihrer Sehnsucht die Götter an, dafs er nur auf 20 nicht unbedenkliche Einwendungen erheben: 
einen Tag, auf dr'ei Stunden zu ihr zurück- die Worte AaoSap.ua x«l (•"« »avarov 
kehre, und Protesilaos hatte denselben Wunsch. %Qa kuI «ofqeaaa ktI. lassen doch nur die 
Es. geschah, und als Protesilaos nach der be- Deutung zu, dafs L. den Tod des Gatten er- 
dungenen Zeit wieder hinabmufste, tötete sie fahren — ganz ähnlich sagt Apollod. Epit. 
sich sogleich, um mit ihm vereinigt zu bleiben, Vat. 19, 1 'AxiUevs . . pezu davazov e Q a- 
oder sie machte sich aus Wachs ein Bild des od eis 'A/ia^vos (Penthesileia) — , ihn geglaubt 
Gatten und erwies diesem dieselbe zärtliche und jetzt erst das Bild habe fertigen lassen. 
Liebe wie dem Lebenden. Als der Vater, um Wenn sie bei dem plötzlichen Erscheinen des 
ihre Aufregung zu beschwichtigen, das Bild Protesilaos für einen Augenblick (bis zur Er- 
verbrannte, stürzte sie sich in das Feuer und 30 Zählung des Gatten!) glaubt, er sei nicht ge- 
starb, Hyg. f. 103. 104. 243. 251. 256. Ov. sterben, er komme aus Troia zurück, so ist 
Heroid. 13. A.A. 3,17. Trist. 1, 6, 20. Ep. dies psychologisch leicht erklärbar. Allerdmgs 
ex Pont. 3, 1, 110. Bern. A. 723. Schol. Aristid. müssen wir mit Wagner p. 200 dann anneh- 
p. 671. Lukian. B. M. 23. Salt. 33. Eustath. men, dafs Protesilaos, nicht Laodomeia {Hyg. 
p. 325, 24. Philostr. Her. 2. Tzetz. Antehom. f. 103), es war, der von Hades die Erlaubnis 
227 246 Chil. 2, 52. Nonn. Dion. 24, 194. zur Rückkehr erwirkte, wie auch Eust. 325, 
Serv. V. Aen. 6, 447. Mythogr. 1, 158. 2, 215. 24ff. Schol. Arist. 671 berichten. So treten 
Propert. 1, 19, 7. Schon Homer weifs von dem entschieden die tragischen Konflikte noch stär- 
frühen Tod des Protesilaos und dem Schmerz ker hervor; ich glaube auch nicht, dafs bei 
seiner jungen Gattin in Phylake, II. 2, 698 ff. 40 Euripides Akastos das Bild wirklich verbrannte, 
In den kyprischen Gedichten hiefs sie Poly- vielleicht dafs er nur damit drohte, und die 
dora, Tochter des Meleagros, Paus. 4, 2, 5. Erzählung bei Hygin. f. 104 eine weitere Aus- 
Euripides dichtete eine Laodameia, Welcher, führung ist. Vielleicht kam bei Euripuks 
Gr. Trag. 2, 494 ff. Nauck, Fr. trag. gr. p. 443 ff. Protesilaos gerade in dem Augenblick auf die 
tüer Mythus ist mehrfach dargestellt auf Sarko- Bühne, als Akastos der Tochter das Bild ent- 
phagen, z. B. auf einem vatikanischen, Mus. reifsen wollte: svqsv Jue&'jjv äyüXp.uxi auro» 
Pioclement. 5, 18. 19. Miliin, Gal. mythol. 56, nsQiKsisiivrjv Eust. a. a. 0. Dafs L nach dem 
561. Gerhard, Beschr. Borns 2, 2, 255ff.; auf Verschwinden des Gatten nicht dem Bilde 
einem Sarkophag in S. Chiara zu Neapel, Mon. wieder ihre Liebe zugewendet, wie Mayer 
d Inst, archeol. T. 3 tav. 40 A. Welcher, A. B. 50 wollte, sondern sofort sich getötet habe, ist 
3, 553 ff. u. sonst. Heyne zu Philostr. 2. Opusc. Wagner p. 201 ohne weiteres zuzugeben. — Der . 
5, 111. Müller, Handb. d. Arch. § 413, 1. Sarkophag in St. Chiara ist auch abgebildet 
Overbeck, Gall. heroischer Bildwerke 1 S. 327ff. bei Baumeister, Benkm. 1574 p. 1422, woselbst 1 
Brunn, Eünstl.-Gesch. 2, 248. \Bohde, B. gr. p. 1423 weitere Litteraturangaben. Höfer.] 
Boman p. 33 Anm. 5 p. 105 Anm. 1. Sogliano, — 3) Tochter des Alkmaion, Gemahlin des Pe- 
Pitt. mur. camp. p. 111 nr. 575. Cat. of engr. leus, dem sie die Polydora gebar, Schol. II. 16, 
gems in the Brit. Mus. p. 67 nr. 327 = Bull. 175. — 4) Tochter des Amyklas, Gemahlin des 
d. Inst. 1839 p. 102 nr. 34. Overbeck, Über Arkas, Mutter des Triphylos, Paus. 10, 9, 3; 
eine Statue im Palast Barberini . . welche Lao- sonst auch Leaneira genannt, Apollod. 3, 9, 1. — 
damia . . darstellt, Ber. d. S. Ges. 1861 p. 251 60 5) Tochter des Ikarios und der Asterodia, 
—289. Drexler.] — [Tovtov (Protesilai) yvvr\ Schwester der Penelope, Schol. Od. 4, 797. [Creu- 
AaoSäpi-iu xui psza früvazov ^qa xal jioijj- eer, Meletemata p. 49. Höfer.] — 6) Amme des 
oaou stömlov nomtseiläm naQunXrioiov, tovza Orestes, deren Sohn von Aigisthos für Orestes 
jtgocrafiflst. '.EpftJjs Ss lUr\aävtwv 9imv avrjyay's gehalten und getötet wurde, Pherekydes b. Schol. 
Hqoatsaaaov l| "Aiäov. Aaoöäaua äh ISovaa Pind. P. 11, 25. Schol. Aeschyl. Choeph. 731; 
jtai vopiaaeu avxbv ex. Tgoiag naoiivoct, to'ts sonst Arsinoe genannt. — 7) Gemahlin des 
uev näon, naliv äh inuvazdsvtos eis "AiSov Antiklos, eines der im hölzernen Pferd befind- 
favTT)v i<p6vev0sv, Apollod. Epit. Vat. 17, 16 f.; liehen Griechen {Od. 4, 286), Thryphiod. 476. 



1829 Laodike Laodikeia 1830 

[Zu den oben Bd. 1 s. v. Antiklos citierten Drexler.] [Die Erzählung, dafs sie von der 
Stellen ist nachzutragen Apollod. fr gm. Sabb. Erde verschlungen sei, findet sich auch bei 
Bhein. Mus. 46 (1891), 173, 11 ff. = Apollod. Apollod. Epit. Vat. 21, 23 =- Apollod. frgm. 
Epit. Vat. 21, 17; vgl. Wagner, Cur. mythogr. Sabb. Rhein. Mus. 46 (1891), 173, 29ff. Nico- 
lai f. Höfer.J — [8) Braut des Peirithoos, laos Progymn. 2, 1 p. 269 = Mythogr. Wester- 
sonst Hippodameia genannt, Fröhner, Cat. mann p. 376, 44; vgl. auch ltionysios Chal- 
d'une coli, d'ant. Fans 1868 p. 61ff. nr. 92. kideus im Schol. Eur. Androm. 10. Höfer.] 
Drexler.] [Krater, früher der Sammlung Fitti- — 7) Tochter des Aloeus, von Aiolos Mutter 
paldi in Anzi, später der Sammlung des Prinzen des Salmoneus und Kretheus, Schol. Od. 11, 237. 
Napoleon angehörig. Vgl. G. 1. Gr. 8442 b . 10 — 8) Schwester der Penelope, Tochter des 
Arch. Ztg. 29, 159. 41, 62. Boscher.] [Monum. Ikarios und der Asterodia, Schod. Od. 1, 275. 
ined. 1854, 16. Braun, Annali 1854, 85 ff.; vgl. 277. [Cramer, Anecd. Graec. Paris. 3, 422, 15. 
Ballett. 1853 166. S. auch Bd. 1 Sp. 2671 Höfer.J — 9) Tochter des Kyknos, Beischläferin 
Z. 19 ff.; Bd. 2 Sp. 1036 Z. 58 ff. Höfer.] Vgl. des Odysseus vor Troia, Schol. II. 1, 138. 
Laodame. [Stoll.J ■ [Cramer, Anecd. Graec. Paris. 3, 125, 10. Höfer.] 
Laodike -(Aaoäfari), 1) Nymphe, Gemahlin — 10) Geliebte des Poseidon, Ov. Her. 19,135. 
des Phoroneus in Argos, Mutter des Apis und [— 11) Tochter des Iphis, des Sohnes des 
der Niobe, Apollod. 2,1,1; doch ist die Lesart Alektor, Gemahlin des Hipponoos und Mutter 
TrjlidCurj vorzuziehen, Stark, Niobe 339 f. — des Kapaneus, Schol. Eur. Phoen. 180. Bei 

2) Laodike und Hyperocke, zwei hyperboreische 20 Hygin. f. 70 heifst sie Astynome, Tochter des 
Jungfrauen, welche aus dem Lande der Hyper- Talaos. Höfer.] [Stoll.] 

boreer (s. d.) heilige Gaben nach Delos brachten, Laodikeia {AaoSUua). 1) Das Haupt der 

wo man ihre Gräber ehrte, Herod. 4, 33 ff. ; s.Hy-* Stadtgöttin von Laodikeia Phrygiae erscheint 

peroche u. Hyperboreer. [Bd. 1 Sp. 2811 Z. 13 ff. mit der Beiachrift AAOAIK6IA oder AAOAIKHA 

• und Arnop. adv. gent. 6, 6 p. 123 b. Höfer.] — mit der Mauerkrone und zuweilen auch dem 

3) Tochter des Kinyras, Königs von Kypros, Schleier auf dem Obv. zahlreicher Münzen der 
vermählt mit Elatos, Sohn des Arkas, dem Stadt, Mi. 4, 314, 682. 683. S. 7, 580, 422. 423; 
sie den Stymphalos und Pereus gebar, Apollod. 581, 430. 431. Cohen, Cat. Greau p. 176 nr. 1997. 
3, 9, 1; s. Kinyras. — 4) Tochter des Ar- Leake, Num. Hell. As. Gr. p. 73. Cat. Mollin et 
kaders Agapenor, der, auf seiner Heimfahrt 30 Feuardent 2 1863 p. 399, 6124 (AAOAIKEA). 6125. 
von Troia nach Kypros verschlagen, dort Neu- Imhoof,- Gr. Münzen p. 743 nr. 715; ohne Bei- 
Paphos gründete. Sie schickte von Kypros schritt z. B. Leake, N. H Sttppl. p. 62. Imhoof, 
aus der Athena Alea nach dem heimischen Monn. gr. p. 406 nr. 126. Die Münzen, welche 
Tegea einen Peplos. In Tegea gründete sie die Laodikeia in ganzer Gestalt stehend oder 
einen-Tempel der paphischen Aphrodite, Paus. sitzend zusammen mit Kapros und Lykos dar- 
8, 6, 2. 8, 53, 3. Engel, Kypros 1, 225 ff. — stellen, s. oben Bd. 2 Sp. 955 f. s. v. Kapros. 
5) Tochter des Agamemnon und der Klytaim- Den daselbst unter c verzeichneten Typus giebt 
nestra, II. 9, 145. 387; an ihre Stelle trat bei auch Leake, N.H.As. Gr. p. 74. Sitzend, mit 
den Tragikern Elektro, ScftoJ. 2 f. 9, 145. Eustath. der Mauerkrone, ein Füllhorn im 1. Arm, auf 
p. 742, 62. Ael. V. H. 4, 26; s. Iphianassa nr. 2. 40 der R. das Kultusbild des laodikenischen Zeus, 
[Hesych. s. v. AaoSUrjv ol vccötiqoi 'HXEY.rqav vor ihr die <t>PYriA, stehend, mit Füllhorn und 
li yOvow. Etym. M. 426, 5. Robert, Bild u. zwei Ähren, hinter ihr die KAPIA, stehend, mit 
Lied 173. Zur Etymologie s. Etym. M. 556, Füllhorn und Zweig, ist sie abgebildet auf einem 
24. Etym. Gud. 362, 19. Eust. ad Hom. II. Medaillon des Caracalla, s. v. Schlosser, Num. 
742, 47. Anecd. Graec. Oxon. 1, 259, 15. Zeitschr. 23 1891 p. lf. nr. 1 Taf. 1, 1, welcher 
Anecd. Paris. 3, 54, 18. 20. 32. Höfer.] weitere Nachweise für diesen Typus giebt und 
— 6) Tochter des Priamos und der Hekabe, über das häufige Vorkommen des Kultusbildes 
Gemahlin des Helikaon, IL 3, 124. 6, 252. des Zeus von Laodikeia, einer einheimischen 
Hyg. f. 90. Apollod. 3, 12, 6. Gemahlin des phrygischen Gottheit, auf den Münzen phry- 
Telephos heifst sie bei Hyg. f. 101 ; andere 50 gischer Städte handelt. Letzterer, dargestellt 
jedoch nennen diese Astyoche, Schwester des stehend mit Adler und Scepter, wird verzeich- 
Priamos, Schol. Od. 11, 220. Nach späterer net von Imhoof, Monn. gr. aufser auf Münzen 
Sage soll sie als Jungfrau mit Akamas, dem von Laodikeia (p. 404. 408), auf solchen von 
Sohne des Theseus, oder mit dessen Bruder Baris (p. 316), fciardeis (p. 388), Traianopolis 
Demophon, als er mit Diomedes wegen Zurück- (p. 414), von demselben in Griech. Münz, aufser 
forderung der Helena nach Troia kam, den auf denen von Sardeis (p. 722) auf Münzen 
Munitos (Munichos) gezeugt haben, Parthen. 16. von Apollonia Salbake (p. 669), Philadelpheia 
Tzetz. L. 314. 447. 495. Plut. Thes. 34; s. De- (p, 721), Kolossai (p. 733), Hierapolis (p. 739), 
mophon nr. 2 und Akamas. Nach Troias Er- Sala (p. 746). Head, Hist. num. fügt noch 
oberung folgte sie dem Akamas ; in derLesche zu 60 hinzu die von Grimenothyrai (p. 564), Temeno- 
Delphi war sie unter den gefangenen Troerinnen thyrai (p. 669) , Tiberiopolis (p. 590) , Tripolis 
dargestellt, Tzetz. L. 495 (p. 651 Müll). Paus. (p. 670), 

10, 26, %. Plut. Kim. 4. Oder sie wurde bei der 2) Das Haupt der Stadtgöttin von Laodikeia 

Eroberung der Stadt auf ihr Flehen von der ad Mare findet sich mit der Mauerkrone oder mit 

sich öffnenden Erde verschlungen, Quint. Sm. dieser und Schleier häufig auf autonomen und 

13, 545 ff. Tryphiod. 66. Tzetz. Posthorn. 736. Kaisermünzen dieser Stadt, Mi. 6 p. 241. 242. 

Lyk. 314. 447. Bei Tzetz. Hom. 443 heifst sie 246—254. 257. S.S p. 167. 168. 171—173. Eug. 

Laodikeia. [Meineke, Anal. Alex. p. 97 f. Chaix, Description de onze cents monnaies imp. 

68* 



1831 Laodikeia Laodokos 1832 

grecq. et col. lat. Paris 1889 p. 129 f. Zuweilen ständiger Typus vorkommt auf Münzen des 
ist dieses Haupt in einem zweisäuligen Tempel Blagabal, Mi. 5, 260,795; Philippus sen., Mi. 6, 
dargestellt, so unter Marc Aurel, Mi. 5, 253, 755 ; 262, 806 ; Trebonianus Gallus , Mi. 5, 263, 810 
Commodus, Mi. 5, 254,760. 761. S. 8, 175, 243; und hier beschrieben wird als „Figure tour- 
Septimius Severus, Mi. 5, 255,768; Elagabal, relee (oder „le modius sur la tete"),vetue de 
Mi. 5, 259, 788. 789. S. 8, 178, 253. 254. Cat. de la stola la m. dr. levee armee d'une hache et 
Mousiier p. 163 nr. 2530. Ghaix p. 131 nr. 905. la g. d'un bouclier rond; ä ses pieds, deux cerfs". 
Letzterer hält es für das Haupt der Provinz. Auf — [3) Hinsichtlieh der von Mi. 5, 306, 145. 307, 
Münzen des Septimius Severus und der Iulia 148 und 307, 150 nach Vaillant verzeichneten 
Domna soll dieses Haupt der Stadtgöttin im Tem- io Münzen des Antoninus Pins, der Iulia Domna 
pel durch das der Iulia Domna ersetzt sein, Mi. und des Decius von Laodikeia am Libanon 
S. 8, 246. 247. Cat.deJfoMsMerp.137nr.2160; und mit dem Haupte der Stadtgöttin vermutet 
diese Münzen sollen die Aufschrift AYI" • AOM- de Saulcy, Numismatigue de la Terre Samte 
NA-TYXH-MHTPOTTOAEQC, IOYAIA • AOMNA • p. 4 f., dafs sie vielmehr nach Kaisareia am 
AAOAIK6QN • MHTPOTTOA6QC und . . . AOMNA Libanon gehören. Desgleichen zweifelt er an 
TYXH AEG)A zeigen. Stehend mit Mauerkrone, der Zugehörigkeit zu Laodikeia ad Libanon 
SteuerundÄhrenerscheintdieseunterAntoninus bei den von Mi. 5, 306, 146 und S. 8, 213, 
Pius, Mi.S. 8, 178, 232; ebenso mit Steuerruder 87.88 verzeichneten Münzen des Commodus 
und Füllhorn unter Elagabal, Mi. S. 8, 173, 256; und des Caracalla, von denen die erstere eine 
ebenso mit Steuer in der R., die L. erhoben 20 Frau mit Mauerkrone, in der R. ein Feldzeichen, 
unter Trebonianus Gallus, Mi. 5, 263, 811; in der L. ein menschliches Haupt, tretend auf 
stehend, mit Mauerkrone, Steuer in der R., .eine kleine Figur (Flüfsgott), mit der Beischrift 
auf der L. eine kleine Figur, von Ghaix als TYXH • AAOAIK6QN • AIBAN , die letztere eine 
Siegesgöttin bezeichnet (welche auf einer von auf einem Felsen sitzende Frau mit Mauerkröne, ^ 
Ghaix p. 132 nr. 906 unter Laodikeia verzeich- bekränzt durch Nike, zu Füfsen je £in Flufs- 
neten Münze des Trebonianus Gallus mit der gott , mit . der Beischrift AAOAIK • AIBANOY 
Reversaufschrift .... APOLLOS auf einem ' zeigen soll.] [Drexler.] — 4) S. Läodike. 
Globus steht), unter Trajan, Mi. 5, 250, 732 Laodikos (Aaödixog) , 1) s. Laodokos nr. 2. 
—734; M. Aurel, Mi. S. 8, 174, 238 (hier wird — 2) Vater der Theognete, welche dem Aison 
die Meine Figur nach Sestinis Vorgang auch so den Iason gebar, Andron b. Schal. Ap. Bh. 
von Mionnet als Nike bezeichnet). 175, 241; 1, 45. Müller, Fr. hist. gr. 2 p. 352, 15. — 
L. Verus, Mi. S. 8, 175, 242; Elagabal, Mi. 5, [3), einer der Freier der Penelope aus Zakyn- 
261, 797. Chaix p. 131 nr. 899. 900; Philip- thos, ApoTlod. frgm. Sabbait. Bhein. Mus. 46 
pus sen., Mi. 5, 262, 805, auf dessen Münzen (1891), 180,. 4. Höfer.] [Stoll.] 
die Stadtgöttin- auch zuweilen zwei kleine Fi- Lno&obe (Aaoäöxri), Amazone auf einerTotfig. 
guren auf der L. trägt (Mi. 5, 262, 804. S. 8, Vase bei Fiorelli, Bacc. Cumana tav. 8. 
179, 261), während auf einem Stück des Phi- [Klügmann.] 
lippus jun. die Figur durch einen Adler ersetzt Laodokos (Aaööoxog,aach'As(äSoxog), 1) Sohn 
ist, Mi. S. 8, 180, 263. Sitzend, mit der Mauer- des Apollon und der Phthia, der mit seinen 
kröne, ein Steuer in der R., ein Füllhorn in 40 Brüdern Doros und Polypoites im kuretischen 
der L., zu ihren Füfsen ein Flüfsgott, darüber Lande durch den aus Elis geflüchteten und 
ein Altar, unter dem Sitz ein Fisch, ist sie von ihnen aufgenommenen Aitolos getötet Ward, 
dargestellt auf einer Münze des Septimius Se- worauf dieser das Land in Besitz nahm und 
verus, Mi. 5, 255, 769; ebenso sitzend, mit Schale nach sich benannte, Apollod. 1, 7, 6. — 2) Zwei 
und Füllhorn, umgeben von zwei stehenden hyperboreische Heroen, Laodokos und Hyper- 
Frauengestalten mit Ähren und Füllhorn unter ochos, verteidigten das delphische Heiligtum 
Caracalla, Mi. 5, 257, 776; sitzend, umgeben gegen den Angriff der Gallier, Paus. 10,23,3. 
von vier stehenden Frauen mit Mauerkrone 1, 4, 4. In der letzteren Stelle heifsen sie Ama- 
(Städtepersonifikationen), zu Füfsen ein Flufs- dokos oder Hamadokos und Hyperochos. Müller, ■ 
gott unter Elagabal, Mi. 5, 260, 794; Philip- 50 Bor. 1, 268 schreibt an beiden Stellen Laodikos 
pus sen., Mi. 5, 263, 809; Valerianus sen., Mi. wegen der Hyperboreerin Laodike neben Hyper- 
5, 264, 815; sitzend, vor ihr das Kolonial- oche bei Herodot 4, 33. S. Hyperboreer, 
zeichen, der stehende Silenus mit erhobener [Bd. 1 Sp. 2809 Z. 50ff. Höfer.] — 3) Argi- 
R. und Schlauch auf 1. Schulter unter Cara- ver, Sohn des Bias und der Pero, Bruder des 
calla, Mi. 5, 258, 178; ebenso, mit Steuer und Talaos und Arei'os, mit denen er an der Argo- 
Füllhorn, auf einem Felsen sitzend, zu ihren nautenfahrt teilnahm, Ap. Bh. 1, 119 (AecöäoKog). 
Füfsen ein Flüfsgott, vor ihr Silen, im Felde Orph. Arg. 146. Vol. Fl. 1,358 (Leodocus). Als 
ein Stern, unter Elagabal, Mi. 5, 260, 792. Cßt. Teilnehmer an dem Zug der Sieben gegen Tb eben 
De Mousiier p. 164 nr. 2531 (wo der Stern nicht siegte er bei den Leichenspielen des Arche- 
erwähnt wird); vgl. nr. 793 und Chaix p. 131 60 moros im Speerwurf, Apollod. 3, 6, 4. — 
nr.'902, wo der Silen fehlt; ebenso, nur statt des 4) Genosse des Antilochos vor Troia, II. 17, 
Silen vor ihr eine Figur, welche Mi. S. 8, 177, 699. — 5) Sohn des Antenor, Troer, II. 4, 87. 
252 nach Sestini beschreibt als „Diane tutulee et [Eust. ad Hom. II. 447 , 29 = Aao86%og. 
vetue de la stola debout entre deux petita cerfs Höfer.] — 6) Sohn des Priamos, Apollod. 3, 
prenant de la m. dr. une fliehe dans so» carquois 12, 5 [von Agamemnon getötet, Dictys 3, 7. 
suspendu derrierele dos et tenantun bouclier de la Höfer.] — 7) Ein nicht näher bezeichneter 
gauche", unter Elagabal. Letztere Gestalt ist Troer, von Diomedes getötet, Quint. Sm. 11, 
aber offenbar dieselbe Figur, welche als selb- 85. [Stoll.] 



1833 Laogonos Laokoon (b. Arttinos u. Sophokles) 1834 

Laogonos (Aaöyovog) , 1) Sohn des Zeus- dem Vater, durch die Schlangen den Tod 

priesters Onetor in Troia, fällt durch Meriones, finden. Vgl. Dion. Hol. 1,48 p. 121: Aineias 
II. 16, 604. — 2) Sohn des Bias in Troia, fällt . wandert nach dem Ida aus auf Mahnung des 

durch Achilleus, II. 20, 460. — 3) Grieche, vor Anchises, wegen Erfüllung der Vorzeichen vom 

Troia von der Amazone Derione erlegt, Quint. Untergange der Stadt, *at änb xäv vsmexl 

Sm. 1, 230. [Stoll.] yivöpsvmv nsql toüs Äaottooavzidas <f»)ftsiW 

Laogoras (Aaoyögag), ein übermütiger König xbv psllovta oXs&qov i% näXsmg ovvziKpriQU- 

der Dryoper, der in dem Haine des Apollon psvov. Dafs unter den Auonocovxiäai. nicht 

Schmause hielt, Bundesgenosse der Lapithen (s. blofs die Söhne des Laokoon, sondern Laokoon 
d.); mit seinen Kindern von Herakles erschlagen, 10 selbst zugleich mit zu verstehen sei, ist eine 

Apollod. 2, 7, 7. Müller, Bor. 1, 257. Bretter, Vermutung B. Förster's, die viel Wahrschein- 

Gr. Myth. 2, 262. Gerhard, Gr. Myth. 1 § 326, 3. lichkeit für sich hat ( Verh. d. 40. Philologen- 

2 § 675. 926. [Stoll.] Versammlung zu Görlitz 1889 S. 428, gegen 

Laogore (AaoyÖQti), Tochter des Kinyras, K. Robert, Bild u. Lied S. 192). Dann ist 

Königs in Kypros, und der Metharme, Apollod. aber auch die Erzählung Hygins (f. 135) wahr- 

3, 14, 3. Engel, Kypros 2, 127. Movers, Phö- scheinlich aus Sophokles geflossen, nach der 

nizier 1, 239. 242; s. Kinyras. [Stoll.] Laokoon, Priester des Apollon (Thymbraei 

Laoitas (Aaolxag), Beiname' des Zeus und Apollinis; Myth. lat. 2,207) den Unwillen seines 
des Poseidon, wie Laoitis Beiname der Hera Gottes erregt hatte, weil er gegen dessen 
und der Athena. Beide Götterpaare hatten 20 Willen geheiratet und Kinder erzeugt hatte, 
je einen gemeinsamen Altar in der Altis von Als er an Stelle des Poseidonpriesters — der 
Olympia nach der corrupten Stelle bei Paus. eigentliche Poseidonpriester war (ut Euphorion 
6, 14, 5, welche Belcker mit Hilfe von Paus. dicit, Serv. Verg. Aen. 2, 201. Myth.lat.ed.Bode 
5, 24 t 1 und Schol. Pind. Ol. 5, 5 und 3, 19 2, 207), bei Ankunft der Griechen gesteinigt 
so herstellt: xoha äs siil svbg ßcopov Kgöva worden, weil er nicht durch Opfer die An- , 
»vovai Kai 'Pia- situ Aaoixa. du xat Iloesi- kunft der Griechen verhindert hatte — durch 
ämvi Aaoha- 'iiil äs svbg '$m(tov xai avxrj das Los bestimmt dem Poseidon ein Opfer 
■xa9sar7jii£v ' r\ »vaia- nsfinxa "Hga. Aaoixiäi am Gestade darbringt, sendet Apollon occa- 
»vovai xal Aaoixiäi 'Adr\vä, s. A. de Molin, sione data von Tenedos aus über das Meer 
De ara apud Graecos p. 36'Anm. 32 p. 38, 39, 30 zwei Schlangen gui filios eius Antiphaten et 
welcher &\ii E. Curtius, Die Altäre von Olympia, Thymbraeum necarent. Bei dem Versuch, den 
Abh. d. Berl. AM. 1881 verweist. [Pott, Zahlen Söhnen beizustehen, findet Laokoon selbst unter 
von kosmischer Bedeutung, Zeitschr. f. Völker- den Windungen der Schlangen seinen Tod. Die 
Psychologie u. Sprachwiss. 14' (1883), 38 be- Troer aber, denen der eigentliche Grund ver- 
zeichnet den Zeus Auokris als 'Lenker der borgen ist, glauben, dafs er deshalb getötet 
Geschichte von Völkern wie Einzelmenschen'. sei, weil er gegen das hölzerne Pferd die Lanze 
Höfer.] [Drexler,] geschleudert hatte. Das Schuldmotiv, die Liebe 

Laokoon (Aaowmv, -avxog), 1) S. des Par- des Laokoon zu seiner Gattin, hat Sophokles 

thaon oder Partheus, Bruder des Oinens wahrscheinlich dem Bakchylides entnommen, 
(ov psv iijg ys lirjrigog, äXXä s &fjeau yvvri xsxs) 40 Schol. Fuld. zu Verg. Aen. 2, 201 Sane Bacchy- 

a,usKa\ydon(Eyg.f.U. Schol. Apoll. Rh. 1,191), lides de Laocoonte et uxore eius vel de serpen- 

wird von Oineus als Begleiter des Meleagros tibus a Calydnis insulis venientibus atque in 

(y gl." Phoinix und Achilleus) zur Argonauten- homines conversis dicit; darüber geht Eupho- 

fahrt mitgesandt {xbv psv ao' Olvsvg rjäri yrj- rion hinaus, indem er Laokoon ein piaculum 

Qaliov KO0iifiTOQu naiäbg laXXsv); Ap. Rh. 1, begehen liefs, ante simularum numinis cum 

191 ff (Antiopa sua) uxore rem habendo {Serv. Verg. 

2) S. des Kapys (Konj. für Acoetes), Bruder Aen. 2, 201. Myth. lat. ed. Bode 2, 207). Dafs 

des Anchises, Hyg. f. 135, oder des Antenor, Sophokles die Namen der Schlangen angegeben 

Tzetz. Lyk. 347; seine Gattin heifst Antiope habe, sagt deutlich Serv. Aen. 2, 204: horum 
nach Serv. Verg. Aen. 2, 201, seine Söhne sind 50 sane draconum nomina Sophocles in Laocoonte 

Ethron und Melanthus, Serv. Verg. Aen. 2, 211 dicit, so wenig wahrscheinlich dies an sich ist. 

nach Thessandros 1. Pisandros, oder Antiphas DieselbenSc7»oKe»bemerkenzu2,2117josdracones 

und Thymbraios nach Hyg. f. 135. Die früheste Lysimachus curifin et periboeam dicit, Worte, die 

Erwähnung des Laokoon findet sich bei ArUinos nach Schol. zu Lykophr. 347" nöq*ng xai XagC- 

(KinJcel,Ep. Gr. frg. 49) f als die Troer das hol- ßoia ovöfiata- o't uXevaavxsg h xmv KaXväväv 

zerne Pferd umstehen, unschlüssig, was sie zu vriaatv f)X9ov sig Tgoiav^ %ul äiscp&eiQttv^ xoyg 

thun haben, und beraten, ob sie es herabstürzen Tcaiäag Aaonöwvxog iv xä xov Sv^ßgaütv^ AitöX- 

oder verbrennen oder der Athena weihen sollen, Xmvog vsä' b äs Auoriecov vtog r\v Avxrjvogog- 

trägt schliefslieh die letzte Meinung den Sieg toüto äs yiyovs ai}ft,siov tjjs 'iXioy aXäesmg 
davon; in der Überzeugung, jeder Gefahr jetzt eo in Forcen et Ghariboeam verbessert sind. Diese, 

ledig zu sein, feiern sie die Befreiung mit meint Robert S. 144, seien Personen gewesen, 

frohem Mahl. 'Ev avtm äs xovxm ävo ägä- die von den kalydnischen Inseln herüber- 

Kovxsg smyavtvxsg xov 'xs Aaoxöat'vxa mal xbv kommen, sich aber plötzlich in Schlangen ver- 

tiseov xäv maiäcov Siay&slQovciv; durch dieses wandeln, also umgekehrt wie bei Bakchylides, 

Vorzeichen geschreckt wandert Aineias mit den bei dem die Schlangen in Menschen verwandelt 

Seinen aus. Während bei ArUinos der Vater werden. Das Lykophronscholion stimmt übrigens 

mit einem Sohn umkommt, läfst Sophokles vielfach so genau mit Sophokles überein, dafs 
beide Söhne, wahrscheinlich zugleich mit man geneigt sein könnte,. es auf das sophokle- 



1835 Laokoon (b. Quint. Smyrn. u. Vergil) Laokoon (Bildwerke) 1836 

isehe Stück zurückzuführen und, wie Robert erst recht ins Verderben geraten. Die Verqil- 

thut, die Katastrophe bei dem Tragiker in ische Erzählung soll nach Macrob. Sat. 5; 2, 4 

das Apollonheiligtum zu verlegen, doch spricht auf Pisander zurückgehen; das kann nicht der 

dagegen fr. 342 bei Nauclc, Fr. tr., wo der alte, sondern nur Pisander von Laranda sein, 

Chor den Poseidon anruft. Dafs bei Lykophr. der unter Alexander Severns schrieb, so dafs 

Alex. 347 IIoQWve ituiSoßeäs genannt wird, diese Nachricht für die Quelle Verpils ohne 

berechtigt noch nicht anzunehmen, dafs damit Bedeutung ist (B. Förster, Görl. Philologenvers. 

der Dichter auf den Untergang der Kinder 1889 S. 431). Auf denselben Pisander geht 

ohne den Vater habe hinweisen wollen, oder wohl auch die Benennung der Söhne des Lao- 
dafs er auf Sophokles zurückgegangen sei 10 koon als Ethro und Melanthus zurück, die bei 

(Teetzes zu v. 347 u. Posthorn. 713 spricht nur Servius dem Thessandrus zugeschrieben wird, 

von einem Sohn des Laokoon). Quintus Smyrn. Dafs Laokoon sorte ductus Priester des Po- 

allerdings läfst nicht den Vater, sondern nur seidon ist, scheint für Vergil durchaus unnötig 

die Kinder von den Schlangen töten, aber ob und unerklärbar, wenn man nicht annehmen 

er sich darin auf eine ältere Quelle stützt, will, dafs der Dichter darin nur einem Zuge 

ist sehr zweifelhaft. Bei ihm warnt Laokoon folgte, den er in seiner Quelle vorfand. Damit 

(12, 391) vor dem hölzernen Rosse und rät es werden wir aber auf die bei der Besprechung 

zu verbrennen, weshalb Athena die Erde er- des Sophokles angeführte Wendung der Sage 

beben läfst und den Laokoon mit Blindheit zurückgewiesen. 

schlägt; durch die über ihn verhängte Strafe 20 An Vergil lehnt sich ziemlich eng an Peiro». 

werden die Troer genötigt, an die Wahrheit Sat. 89. Laokoon heifst ohne weiteres Nep- 

der Worte Sinons zu glauben, sie ziehen das tuno saeer, in Mifsdeutung des Vergilianischen 

Rofs und damit für sich das Verderben in die ductus Neptuno sorte sacerdos; — er tritt mit 

Stadt. Aber Laokoon hört auch so noch nicht gelöstem Haar, crinem solutus, auf; die Täu- 

auf, zur Verbrennung des Rosses aufzufordern. schung ahnend schleudert er eine Lanze gegen 

Da schickt Athena von der Kalydna- Insel das Pferd, ohne Erfolg; darauf ergreift er ein 

zwei Schlangen, vor denen die Troer in wilder Beil, um von neuem das Pferd zu untersuchen, 

Flucht davonstürzen; nur Laokoon mit seinen als zwei Schlangen vonTenedos über das Meer 

Söhnen bleibt stehen, von starrem Entsetzen herbeikommen; infulis stdbant sacri Phrygioque 
gepackt, und während die Kinder flehend die 30 cultu gemina nati pignora Läocoonte, diese 

Hände nach dem Vater ausstrecken, werden werden von den Schlangen umschlungen und, 

sie von den Schlangen aufgefressen; diese ver- während jeder seinem Bruder Hülfe zu bringen 

schwinden darauf im Heiligtum des Apollon' sucht, von den Schlangen getötet; darauf 

auf der Burg, von den Troern aber wird zu stürzen sie sich auf den Vater, der mit schwacher 

Ehren der Laokoonsöhne ein Kenotaph er- Hand seinen Kindern Hülfe zu bringen sucht, 

richtet, bei dem Laokoon und seine Gattin und reifsen ihn nieder: invadunt virum iam 

ihre Söhne beweinen; das Schicksal des Lao- morte pasti membraque ad .terram trahunt. 

koon wird v. 560 als warnendes Beispiel der iacet sacerdos inter aras victima terramque 

Kassandra vorgehalten. plangit. Über den Verbleib der Schlangen 

Die Hauptstelle für Laokoon sind die be- 40 wird nichts gesagt, 

kannten Vergil- Verse Aen. 2, 40. 201. Laokoon D .,,.. . „ ... 

warnt vor dem hölzernen Pferd als einer ver- Bildliche Darstellungen, 

derblichen Gabe und schleudert seine Lanze Plin. n. h. 36, 37 Nee deinde multo plurium 

in den Bauch desselben, so dafs beinahe das fama est, quorundam elaritati in operibus ex- 

Geheimnis der darin versteckten Griechen ans imiis obstante numero artificum, quoniawnec 

Tageslicht gekommen wäre. Als die Troer unus oecupat gloriam nee plures pariter nun- 

der Erzählung des Sinon gelauscht haben und cupari possunt, sicut in Läocoonte qui est in 

noch unentschieden sind, wird Laokoon ductus Titi imperatoris domo, opus Omnibus et picturae 

Neptuno sorte sacerdos, als er im Begriff et statuariae artis praeferendum. ex uno lapide 
steht einen riesigen Stier dem Gotte zu opfern, 50 eum ac liberos draconumque mirabilis nexus de 

von zwei von Tenedos herbeischwimmenden consilii sententia fecere summi artifices Hage- 

Schlangen samt seinen Kindern angegriffen: sander et Polydorus et Athenodorus Bhodii. 

et primum parva duorum \ corpora natorum ser- Dafs die hier beschriebene Statuengruppe mit 

pens amplexus uterque \ implicat, et miseros morsu der 1506 unter Papst Julius II. in der Nähe 

depascitur artus ; \ post ipsum, auxilio subeuntem des Esquilin entdeckten und im Vatikan auf- 

et tela ferentem, | conripiunt spirisque ligant in- gestellten Gruppe identisch ist, darüber herrscht 

gentibus, et iam \ bis medium amplexi, bis collo kein Zweifel, obgleich sich herausgestellt hat," 

sguamea circum | terga dati, superant capite et dafs die Gruppe nicht, wie Plinius angiebt, 

cervieibus altis. Laokoon sucht sich von der aus einem Block, sondern aus mehrerenStücken 
Umschlingung zu befreien und läfst einen 60 gefertigt worden ist. Wohl aber ist streitig, 

furchtbaren Schrei ertönen. Nach Vollendung welcher Zeit die Gruppe angehört. Während 

ihres grausigen Werkes entfernen sich die die einen mit Lessing die Gruppe erst unter 

Schlangen zum Tempel der Athena auf der und für Titus entstehen lassen, weil sie in 

Burg und verbergen sich sub pedibus deae, den Worten des Plinius de consilii sententia 

clipeique sub orbe teguntur. Die furchtbare eine Hindeutung auf den Staatsrat .des Titus 

Begebenheit wird als Strafe für die Verletzung oder eine Art artistischer Kommission dieses 

des hölzernen Pferdes angesehen, so dafs die Kaisers sehen zu müssen glauben, setzen andere 

Troer das Pferd hineinziehen und dadurch die Künstler in das zweite vorchristliche Jahr- 



1837 



Laokoon (Bildwerke) 



Laokoon (Bildwerke) 



1838 



hundert, etwas früher oder später, je nachdem 
sie die Künstler des Laokoon von den Künst- 
lern des Pergamenischen Gigantenfries, oder 
diese von jenen abhängig glauben. Die frühere 
Litteratur ist in der zweiten Auflage von 
Blümner's „Lessing's Laokoon" Berlin 1880 



sind. Während Eobert an dem Ursprung der 
Laokoongruppe unter Titas glaubt festhalten 
zu müssen, weist M. Förster die dafür vor- 
gebrachten Gründe, die in 1. grammatisch- 
exegetische (angeschlossen an die Stelle des 
Plinius 36, 37), 2. mythog'raphisch - litterar- 




1) Die Laokoongruppe (nach Originalphotograpliie). 



S.722 angegeben; seitdem ist aufser Blümner's 
Abhandlung selbst ebd. S. 704 besonders die 
oben angeführte Abhandlung von G. Robert 
in „Bild und Lied" S. 4. 192 und die von 
M. Förster, Verh. d. 40. Philologenversammlumj 
in Görlitz Leipzig 1890 S. 74. 298. 428 zu er- 
wähnen, wo auch andere Besprechungen und 
kürzere wie längere Ausführungen erwähnt 



historische (angeschlossen an das Verhältnis 
der Gruppe zur Schilderung Vergil's) und 
3. paläographisch-epigraphische (angeschlossen 
an die Künstlerinschriften, welche die Namen 
der Künstler der Gruppe aufweisen) zerfallen, 
mit grofser Entschiedenheit zurück und sucht 
als Entstehungszeit des Laokoon die Mitte des 
zweiten Jahrhunderts v. Chr. nachzuweisen, 



1839 



Laokoon (Bildwerke) 



.d. h. er setzt den Laokoon an das Ende der 
rhodischen Kunstblüte, läfst ihn später als 
den Faraesischen Stier und später als den 
Pergamenischen Gigantenfries entstehen. 

S. 298 ff. führt er aus, dafs die sämtlichen 
vom Laokoonmytbus vorhandenen Darstellungen 
auf die Gruppe des Agesandros und seiner Mit- 
arbeiter zurückgehen r Versuche, -die gemacht 
sin,d, unabhängige, von der Gruppe verschie- 



Laokoon (in d. neuen Frgm. d. Apollod.) 1 840 

in allen Punkten das Richtige getroffen haben. 
Ergänzt ist der rechte Arm des Vaters und 
des jüngstens Sohnes, sowie die rechte Hand' 
des älteren Sohnes; der Arm des Vaters war 
„in unwillkürlicher Bewegung gekrümmt, so 
dafs sich die Hand nahe am Eopfe befand. 
Der Arm des jüngsten Sohnes kann auch 
nicht, wie ihn die Gruppe jetzt zeigt, auf- 
wärts gestreckt gewesen sein, er sank viel- 
dene Kompositionen nachzuweisen, sind bis io mehr kraftlos zusammen, so dafs die Hand 
jetzt noch nie von Erfolg gekrönt worden. den Kopf berührte. Die Gruppe gewinnt'da- 

durch ungemein, indem sie dann pyra- 
midalisch zuläuft und im Kopfe des 
Vaters ihre Spitze findet" (Friede- 
richs -Wolters, Bildw. 1422). 

[Bei Apoll, frg. Säbb. Bh. Mus. 46 
(1891), 173, 4ff. heifst es bei der Er* 
Zählung vom hölzernen Pferde: Ka- 
aävSQas ds \syovar\g evoitlov iv avxm 
dvvapiv stvai, v.alnqoßEzi Auox&wv- 

TOS TOV ßUVTSCOS , iioig [LSV tSOY.fl 

-A.atay.ahiv, zoiq Sh Katä ßaqdd'gtov 
cupiivtti. äo^av äs roig noXXoig ivct 
ceiiTov idamai 4rsiov ävä&Efrfijiu, tga- 
mivrsg sal ftvaiav tvm%ovvzo. Hier- 
mit stimmt wörtlich überein Apollod. 
Epit. Vat. 21, 15; doch heifst «s hier 
(21, 16) weiter: 'Anollmv 8\ avxolg 
arjiisiov sTtmi^nsi' ävo yug 
äQccxovteg Siavrjt,d fizvoi &iü 
trjg S'aläaarjg Jjt rmv nXrjaiov 
vi\6mv tovg Aaoytöcovxog ofovg 
xaTeo&iovoiv. Diese Apollodor- 
stellen sind von höchster Wichtigkeit. 
'Zuerst erfahren wir, dafs Laokoon 
Seher (pävzig) war; dies weist auf 
die in den älteren Quellen erzählte 
Thatsache hin, dafs Laokoon Priester 
des Apollon war — darf man hier- 
mit auch den Bericht des Prisäan 
6, 69 bei Keil, Grammat. Lat. 2, 253 f. 
in Zusammenhang bringen, dafs in 
Byzanz auf einem Dreifufs des 
Apollon, der auf dem Platz Xero- 
lophos stand, ein epigramma vetu- 
stissimum litteris antiqnissimis 
scriptum sich befand, auf dem der 
Name Laokoon AAFOKOFUN ge- 
schrieben war? — Die Scene mit dem 
hölzernen Pferd spielt bei Apollodor 
in der Stadt, of Tgäsg . ... xcqi- 
XaQevteg ellxov xbv tnnov xai Ttaqa 
tofs ngidpov ßäattsioig azrjoav- 
tsg ißovlsvovto, ti %Qrj nmslv. Kce- 
advSgag ntl. (s. o.), Apollod. Epit. 
Vat. 21, 14 (im fr. Sabb. fehlen die 
Worte von nagä zoig Tlgiäfiov -— noistv). Die 
Vorschläge, die von den Trojanern gemacht wer- 




2) Xjaokoon und seine Söhne, pompejanisches Wandgemälde 
(nach Blümner, Lessings Laokoon). 



Namentlich gilt von dem im Frühjahr 1875 
in Pompeji gefundenen Bilde, auf dessen Über- 
einstimmung mit Vergil ich zuerst aufmerksam den, 1) v.axav.aUiv, 2) xarä (Sagä&Qmv aquivai, 
gemacht habe (Jen. Litteraturseitung 1878 60 3) iäv 9s?ov dvä&rnia (denn dafs dieser Vor 
nr. 52), dafs es nur auf Grund der Kenntnis schlag auch gemacht wurde, folgt notwendi- 



der Gruppe entworfen sein kann, ein Umstand, 
durch den die Entstehung der Gruppe unter 
Titus unmöglich gemacht wird. 

Was die Marmorgruppe des Laokoon selbst 
anbetrifft, so ist allgemein bekannt, dafs die 
nur in Stuck ausgeführten Ergänzungen, über 
deren Urheber die Angaben schwanken, nicht 



gerweise aus der endgültigen Entscheidung), 
sind genau — nur der Reihenfolge nach ver- 
schieden — dieselben wie bei Arktinos: 
t) Y.azuHQrjfLvt'oai, 2) ■x.uta.cp't.iytiv, 3) isgov . . 
■cij 'A&rjvü avaTe&rjvai (bei Hom. Od. 8, 507 
tritt an Stelle des Vorschlages, das hölzerne 
Pferd zu verbrennen, der Rat: äianlfj^at nö'Clov 



1841 Laokoon (in d. neuen Frgm. d. Apollod.) Laokoon (in d. neuen Frgm. d. Apollod.) 1842 

Sögv vrjXs'C xaliuß). Überhaupt zeigt der Be- drücken soll, erklärt sich einerseits und haupt- 
richt des Apöllodor, soweit er auch im frgm. sächlich aus der ganzen Stellung des Apollon 
Sabb. mit erhalten ist, aufser der schon er- 'als des energischsten göttlichen Schützers 
wähnten Gleichheit der Vorschläge auch sonst Troias' ; andererseits aber war es, als Apollon 
eine auffallende Übereinstimmung mit der In- die Schlangen schickte, nach ApöUodors Be- 
haltsangabe des Proklos aus Arktinos: ßov- rieht bereits beschlossene Sache, das hölzerne 
Xsvovxai, o xi %gr\ noisiv = Apollod.: ißov- Pferd als Weihgeschenk aufzustellen. ApoUodor 
Xsvovzo, zi XQV noisiv. — Proklos: zgansvzsg ist also im ersten Teile seiner Erzählung dem 
Ss slg ev(pQoavvrjv svwxovvxai = Apollod.: ArJctinos gefolgt, und hat, als ihm hier der 
zgansvzsg inl &voi<xv svm%ovvto. Ohne Zweifel 10 Name Laokoon begegnete, das Schicksal der 
geht also ApoUodor im ersten Teil seiner Er- Laokoonsöhne nach einer anderen Quelle, 
Zählung auf ArMinos zurück. Ganz anders höchst wahrscheinlich nach Sophokles, erzählt; 
aber steht es mit dem Folgenden, von den allerdings unterliefs er es dabei, die Schuld 
Worten 'A itö XXmv Ss a«iots etjiiiiov im- des Laokoon (s. oben) gegen Apollon anzugeben. 
icifinsi. Diese Erzählung kann unmöglich — Die Betrachtung unserer Apollodorfrag- 
auf Arktinos zurückgehen, der ja den Lao- mente hat im wesentlichen die Resultate, die 
koon selbst und einen seiner Söhne* durch Robert a. a. 0. 192ff. gewonnen hat, bestätigt; 
die Schlangen umkommen liefs. Wir müssen nur in dem einem Punkt widersprechen sie 
also annehmen, dafs Apöllodor diesen Teil seiner Ansicht (p. 199 f.), dafs die „Schlangen" 
seiner Erzählung einer anderen Quelle ent- 20 als Personen von den kalydnischen Inseln 
nommen hat, und zwar einer Quelle, die 1) be- herübergekommen wären und sich plötzlich in 
richtete, dafs Apollon ein Zeichen, erjfisiov, Schlangen verwandelt hätten; Robert stützt 
gesendet habe; 2) die nur die beiden Söhne seine Ansicht darauf, dafs die Schlangen bei 
des Laokoon — denn den Tod des Laokoon Sophokles Namen tragen und auf den Aus- 
hätte ApoUodor, wenn etwas davon in seiner druck nXsveccvxsg in xwv KaXvSväv vfjewv 
Quelle stand, sicher nicht verschwiegen — fy&ov, Schol. vet. Lyk. a. a. 0. Letztere Stelle 
sterben liefs. Nun vergleiche man die Er- ist, mag auch der Ausdruck itXsvaavxsg von 
Zählung aus des Sophokles Laokoon bei Bionys. Schlangen etwas ungewöhnlich sein, meiner 
Mal. Arch. 1, 48 : Aineias verläfst Troia und Ansicht nach nicht beweiskräftig und Apollo- 
zmv vsmazi ysvo^isvtov jtspl zotig Aao- 30 dor sagt ausdrücklich Svo SgccKovxsg Sia- 
xoiovziSug orjfieiwv zbv fisXXovzu bXr.&gov vr\^ä(isvoi öiä trjg &aXcco/st}g. Geht also 
zrjg icöXscog ewreKfirtgäfievog und Schal, vet. ApoUodor, wie es nach der Übereinstimmung 
Lykopin: 347: die Schlangen discp&sigav rois seiner Erzählung mit Dionysios sicher scheint, 
naiäag Aao-AÖmvzog sv zm zov Sv/ißgaiov auf die Gestaltung des Mythos durch Sopho- 
'AitöXXwvog vtä> . . zovzo Ss yiyovs erifietov kies zurück, so kamen bei diesem die Unge- 
r?js 'iXiov äXm'asoag. Wir sehen: bei ApoUodor heuer als Schlangen über das Meer ge- 
sowohl als in dem Bericht des Dionysios über schwömmen und verwandelten sich 
des Sophokles Laokoon und in dem Lykophron- dann erst in Menschen, eben in jenen 
scholion, das, wie Robert, Bild und Lied 198 Porkes und jene Chariboia (s. oben), ein 
nachgewiesen hat, auf Lysimachos oder Sopho- <io Motiv, das Sophokles dem Bakchylides ent- 
kles zurückgeht, findet sich der Ausdruck nommen .hat; s. Bakchyl. fr. 32. Bergk, Poet, 
aijiisiov — vgl. auch Serv. Verg. Aen. 2, 201 Lyr. 3\ 581: Seme Bacchylides de Laoeoonte 
quod autem ad arcem ierunt serpentes, id est et uxore eius et de serpentibus a Calydnis 
ad templum Minervae (factum est), aut quod insulis venientibus atqueinhominescon- 
et ipsa inimica Troianis fuit, aut Signum fuit versis dicit. — Auf die spätere Vergilische 
periturae civitatis. — Wem Apollon das Zeichen Form der Sage spielt Ovid. Ib. 483f. an: 
geben wollte (AicöXXmv avxoig cripstov sni- neve venenato levius feriaris ab angue . . quam 
■nifijcsi), giebt Dionys. a. a. 0. und die In- qui Cava primus acuta Guspide suspecti robora 
haltsangabe des Proklos aus ArMinos an: sml fixitequi, wozu das Schol. Askeuian. 483 bemerkt: 
Ss zm xiQctti (= ajjfisico) Svaipog^aavxsg oi 50 Laconta signifieat, qui primus equum percussit 
itsgl zov Alvslav vnet-riX&ov slg xr\v "IStjv • Palladis ligneum, in quo inclusi erant Graeci, 
wir haben also unter den avxoig bei ApoUodor unde dilaceratus est a serpentibus eodem die, 
den Aineias, den besonderen Schützling des ut dicit Virgilius. — Aus Tzets. ad Lyc. 344 
Apollon (Mom. II. 5, 437ff. 512. 17, 322ff. 20, Svo Sgdnovxsg . . xbv maiSa xov Aaonönv- 
79; vgl. Quint. Smyrn. 11, 129), und seine Um- tos ävstXov psoov navxbg zov Xctov, ozi xm 
gebung zu verstehen, mit einem Wort: Apollo- Sogazi ßaXslv xbv Sovgsiov Jitnov ixöX- 
dor nimmt von den Worten 'AnöXXmv Ss avzoig jmjgs (vgl. ebenda 347 zov Aao%ocavzog nociSa 
kzX. an bis nuzsa&iovaiv auf das Sophokleische ävstXov) kann man noch eine andere Form der 
Stück Bezug. In den Worten Sgdxovzsg . . . Sage erschliefsen, dafs nämlich nicht Lao- 
xovg Aaoxöcovxog viovg iiitzse&tovaiv liegt 60 koon, sondern sein Sohn mit der Lanze das 
ein neuer Beweis für die Richtigkeit der An- hölzerne Pferd durchbohrt habe. Diese Ver- 
sieht von Robert a. a. 0. 197, dafs unter den mutung wird bestätigt durch Schol. Galean. 
AocoKocavxiäai bei Dionys nur die Söhne ad Ovid. Ib. a. a. 0. tangit . . de Lacoonte 
des Laokoon gemeint seien. Dafs das ar\- vel Terone (Therone schreibt Ellis ed. Ibidis 
pstov, das Apollon gab, nur die Warnung des p. 85), qui lancea fixit equum Paüadis. Sehr 
Aineias bezweckt, nicht etwa aber eine Mifs- wahrs cheinlich ist die Vermutung von Ellis 
billigung über das Verhalten des Laokoon bei a. a. 0. 84, dafs dieser Tero (Thero) identisch 
den Beratungen über das hölzerne Pferd aus- ist mit dem von Serv. ad Verg. Aen. 2, 211 



1843 Laokoosa Laomedon 1844 

erwähnten Sohne des Laokoon Ethro und dafs Opfer fallen, bis L ' . J^*^ *!£<£Ä 

man bei Serv zu schreiben habe filios Lao- zum Fräße ausgesetzt wnd (s diesen ArtiKel). 

7ontl Theronern et Melanthum? - Eine Als diese an die ^Jen |eschmiedet ist, er ; 

Geschichte der Auffindung und der Schicksale scheint Herakles und beireit sie gegen aas 

de ^ LaokoongCpe 1 owie eine Zusammen- Versprechen L.'s, ihm die Rosse zu überlassen 

stellun- der S„i ss e über die Auffindung die Zeus dem Tros für den geraubten Ganymed 

t^mTaeUs^GescMchte des Statuenhofes geschenkt hatte, IL 6 265 • Laomedo, iha Usern 

^Vatikanischen Belvedere, Jahrb. d. Kais. Wort nicht. Deshalb k ^rt Herakles spater 

D arch Inst 5 (1890), 15. 16 und bes. Anm. 36. mit 6 Schiffen, und „gefolgt von wenigen 
17 2 6 1 ''•«TBB 67 ™S. 16; vgl. -ArÄÄTm^-io Männern" (II. 5, 641) wieder und zerstört 

bei Ersch und Gr lber s v Laokoon. Die Troia. ApollodorJ, 6, 4 spricht von einem 

^okoongruppe n dem Zustande des ersten Zug von 18 Schiffen, an dem sich ein Heer 

Befundes ist u a abgebildet bei Baumeister, der besten Männer, darunter Telamon und 

I1£lrk nr 26.U die Sage, wie Bobert Oikles, fre ^8 beteiligt habe Laomedon 

a a O vermutet sich den Namen Laokoon wird getötet, seine T Hesione eine beute der 

aus den Namen der beiden Antenoriden Koon Sieger, seine Söhne bis auf Podarkes -Priamos 

und Laodokos oder nnr aus dem ersten gleichfalls getötet, dieser aber durch seine 

Äldethab , Veibe dahingestellt. Höfer.l Schwester losgekauft. per Kampf des Hera- 

gemmet naoe, uieiu D , ann ^ - kleg mit Laome don und seinen Leuten ist be- 

Laokoosa (Accowwea), Gemahlin des Apha- 20 kanntlich im Ostgiebel des aigmetischen Athena- 
reu^ Sr des Was und Lynkeus , Theohr. tempels dargestellt, doch ,„t es nicht gelungen, 
22 ™ 06 Tsllwl Ap. EhA, 152. - Apollod. 3, 10, 3 in einer der Figuren den L. zu erkennen Vgl. 
nennt sie welÄto, Are/e, Peisandros auch C. I. Gr. 5984B: MopiSovn [^ßoa- 

SiSi«.), einer der Freier der ixo] «i™|ö| fi ««1 «ä»[««Z»» ^?.™\ Wj 
Penelope aus Zakynthos. Apollod, frgm. Sabb. vnb WJovroc «fe ^yos ««^*[j>- &\ 
Bhein^Mus. 46 (1891), 179, 33. Doch ist viel- t&psvos ff iv ^^ Jf^J, ^ggL^ 

XoMaeJieUVW eine Amazone, Hfr. , so £«-1 ^~KÄrÄK 
LBOmedeii(^o^««), 1) Nereide, Ä, 27, lieh, c 49 bringt er sie in Je^ung mit 
257 Schoemann Op. Ac. 2, 172 (Poplicura). dem Argonautenzug und fugt eine weitere 
Braun Gr GöUerl § 86. - 2) Vgl Ladumeda. Treulosigkeit des Laomedon hinzu. Herakles 
Maun, üt. wnen. S bo. j g babe den Ipnik i os und Telamon zu L ge- 

Laomedes (4«°^ S ), D einer der Freier schickt um die von diesem versprochenen 
der Penelope aus Zakynthos, Apollod. frgm. Gegenstande zu fordern K habe ' «lese Ge 
«£m,»7 f 191a 7?Ä«in Mus 46 (1891), 179, sandten im Einverständnis mit seinen boünen 
f 3 - 2) Sohn des HeSleTund der Omphale ins Gefängnis geworfen. Nur Priamos habe 
Palaephdeincred. 45 p. 307 Westermann Vgl. 40 sich dieser Ungerechtigke,t widersetzt und den 
raiaepn. ae mtreu. *>>v = Gefangenen zur Freiheit verholfen. Der Aus- 
L Ta^diMZ, It -l-o S ), m., „Volks- gaTgTefnun folgenden Kampfes ist derselbe; 
beherTcher» 1) SohTdes Ilos und der Eury- dem Priamos aber habe Herakles wegen seiner 
dfk Vater" des Tithonos, Lampos, Hike- Gerechtigkeit die Herrschaft übergeben; vgl. 
SS,' Podarkes (= Priamos)' und L Hesione, Strabon p. 574. 596. Das Grabmal des L. ver- 
Külä und Astvoche, sowie von der Nymphe setzt die Sage an das Skansche Thor und 
lalvbe des Ckolioü Als seine rechtmäßige knüpft daran die Prophezeiung solange es 
SÄlm wrrd k °s1rymo oder Rhoio, Tochter „nzerstört bleibe werde auch Troia .eher 
des Skamandros, Plakia, T. des Atreus, Thoosa, sein, Serv. Verg. AenJ, 241. Ov. Met 11 696 
T rlp*. Tenkros Zeuximie Leukippe genannt, 50 Wenn die Vermutung richtig ist aalsaer 
ÄvoZdS l7' 3 8 * Hom Il\%. 20,237! Name llos auf den Herdenreichtum dieses 
Laomedon' war nach TloT König über Troia, ländlichen Herrschers hindeutet , der nach 
«teffite "ä m Q y«,iov, d. i die Burg von göttlichem Orakel die Stadt Ilios gründet, _so 
lliosm 4 508 5 4l e 6 y 6 f 51 ' 2 . 7)20 f.), mitHüife repräsentiert sein Sohn Laomedon „Volka- 
dripoHÖn und Poseidon (IL V, 452 , oder des beherrscher», eme weitere fflg« > in dei 
Poseidon allein wobei dann dem Apollon die Kultivierung dieser Gegend, er befestigt die 
lufgabe zufieT; Ä Rinderherde/ auf dem Stadt (die jedoch immer »«*"«*. f£f t 
Ida zu hüten II 21 446. Die beiden Götter, gewesen sein mufs, wenn Herakles sie mit 
von Zeus zur'strafe 'für eine Empörung gegen wenigen Männern eroberr .konnte), e^ „nd seine 
ihn in den Dienst des Laomedon gestellt, nach 60 Familie sind schon St »*{^ohner, nw d«r 
Avollodor freiwillig ihren Dienst anbietend, um Name seines außerehelichen Sohnes ^olion 
den ^ Übermutes L. auf die Probe zu stellen, deutet noch auf die l^dliehe Beschaft gung 
errichteten die Mauern von Pergamon, nach des >mderhütens hin; sein Erbfolger Prl amos 
einer Wendung der Sage mit Hülfe des Aiakos endlich erscheint in seinem gereifteren Alter 
TpZoii^.SMv.lUBoeem, erhalten als König . eines »^^*f «^g^t, 
aber von ihm den bedungenen Lohn nicht. in Klemasien; vgl. Strabon ^ a. O Preller 2 
Zur Stmfe sendet Apollon eine Pest, Poseidon S. 375. In der bildenden' Kunst ™d dar- 
ein Meeresungeheuer, dem viele Menschen zum Stellungen des Laomedon selten. Phmus 35, 



1845 Laomedon Laonytos 1846 

139 erwähnt einige Gemälde von Artemon verfolgt,- etruskische Bronzearbeit, Inghir. 3, 

in der Porticus der Octavia, darunter des 17". 0. Müller, Handbuch* 417, 1 p. 663. 

Laomedon Geschichte mit Herakles und Po- Höfer.] — 2) Sohn des Herakles und der Meline, 

seidon, vgl. Brunn, Künstler (fesch. 2, 284 u. Apollod. 2, 7, 8, 2. — [3) Auf dem Gemälde 

297. Ein pompejanisches Wandgemälde (Giorn. des Polygnotos in der Lesche zu Delphi waren 

d. scavi 1862 T. 5. Engelmann, Homeratlas nach Paus. 10, 27, 3 dargestellt: AaofisSov- 

Ilias T. 8 nr. 44) zeigt Apollon und Poseidon tos ää zbv vsm.gov Slvtov zs szaigog'OSvaasmg 

beim Mauerbau von Troja. Laomedon ist KcuAy%Culögsieivs'y.%ofi.{£ovzsg. ysyganzcuSs Kai 

darauf nicht zu erkennen. [Vgl. Bonner Jahrbb. aXXog zsS-vsmg, ovofid ofEgsaog. za Ss ig Egsaöv 

1 p. 50 ff. (?) Heibig, Wandgemälde p, 60 f. 10 zs Mai AaoiisSovza, ooa ys r^slg sitiexä- 

nr. 220—223 (?). B. Schöne, Ciste prenestine, fis&u, rjasv ovSsi'g. Es ist dem Zusammen- 

Ann. d. Inst. 1866 p. 191, Append. C nr. 1. hang nach selbstverständlich, dafs dieser Lao- 

Bethe, Quaestiones Diodoreae mythographae medon mit dem troischen Könige nicht iden- 

p. 69—71. Drexler.] — [Nach dem Dichter tisch sein kann — vielleicht aber mit dem 

der kleinen Utas und Antiphanes (im Schol. bei Quint. Smyrn. 2, 293 erwähnten? Höfer.] 

Eur. Troad. 822; vgl. Schol. Eur. Or. 1391. [Weizsäcker.] 

Tzetz. Jjyk. 34. 523. Cic. Tuscul. 1, 26, 65 und Laomedontiades (AaopsSovTiüSrig), Patro- 

Eur. Troad. 822) war Laomedon Vater des nymikon von Laomedon, Hesych. Etym. M. 

Ganymedes und erhielt von Zeus für dessen 556, 26. 31. Etym. Gud. 362, 37. 42. Gramer, 

Raub entweder den goldenen Weinstock oder 20 Anecd. Oxon. 1, 261,2.8. So heifst l)Priamos, 

die unsterblichen Rosse. Als weitere Kinder. Hom. H. 3, 250 = Gramer, Anecd. Paris. 3, 

nennt Diod. Sic. 3, 67 den Thymoites, vgl. 308. 30; vgl. ebend. 159, 16. Quint. Smyrn. 

Bictys 4, 22, wo aufser Thymoites noch Hike- 2, 107. Orph. Lap. 383. Verg. Aen. 8, 158. 

taon, Klytios, Lampos, Bukolion und Priamos Iuvenal. 6, 326. — 2) Lampos (s. d. nr. 1) 

erwähnt werden; Apollodor (bei Tzetz. Lyk. Hom. II. 15, 527. — 3) Aaousäovztääcu = 
921 ; vgl. 1075) die Aithylla, Astyoche und Mede- ..Trojaner, Verg. Aen. 3, 248. — Etym. M. 

sikaste, in der Epit. Vatic. 17, 10 (vgl. Schol. 556, 28 und Etym. Gud. 362, 40. Anecd. Oxon. 

Marc, und Tzetz. ad Lyk. 232) die Prokleia a. a. 0. 261, 6 führen auch die Form Acco- 

Cnach Paus. 10, 14, 2, Tochter des Klytios, des fisSovziSng an. [Höfer.] 

Bruders des Laomedon); Bares 3 nennt als 30 Laomenes (Auofi£vr\g), Sohn des Herakles 
Söhne des Laomedon den Hypsipylos, Vol-' von der Thespiade üreia, Apollod. 2, 7, 8. 
contis(?) und Anyritos. Nach Tzetz. Lyk. 18 [Stoll.] 
zeugte er den Priamos (Pherekydes im Schol. Laonike {Aaovi'xr)), 1) Weib des Lebados 
Eur. Hek. 3) mit der Leukippe, nach Alkman (s. d.), Paus. 9, 39, 1. — [2) Da die auf Münzen 
im Schol. Hom. IL 3, 250 = fr. 113 Bergk* von Kerkyra abgebildeten Schiffsvorderteile 
mit der Zeuxippe, nach Hellanikos im Schol. (llooTolÜHCtq, KazäX. zmv äg%. vo^iofi. Ksgxvgccg 
Hom. IL a. a. 0. mit der Strymo; letztere, k. t. X. p. 18. 19. C. Gr. C. Brit. Mus. Thessaly 
oder auch die Rhoio, die Tochter des Skaman- to Aetolia p. 129—131) den Namen von Gott- 
dros, gebar ihm den Tithonos, Tzetz. Lyk. 18. heiten und Personifikationen zu fuhren pflegen, 
Aus Rache, dafs Phoinodamas den Trojanern « dürfteauchdiedaruntervorkommendeAAONIKA, 
geraten hatte, des Laomedon Tochter dem C. Gr. C. Br. M. Thess. p. 131 nr. 265 PI. 23, 
M^eresungeheuer auszusetzen, liefs dieser die 10 eine Erwähnung verdienen. Drexler.] 
drei Töchter des Phoinodamas nach Sicilien [Stoll.] 
schaffen, Tzetz. Lyk. 471. 953; Näheres in Laonome.(;f ao»^), 1) Tochter des Guneus 
dem Artikel Akestes. Nach Bares a. a. 0. von Pheneos, Gemahlin des Perseiden Alkaios, 
unternahm Herakles mit fünfzehn Schiffen den dem sie den Amphitryon gebar, Paus. 8, 14, 2. 
Zug gegen Laomedon, weil dieser den Iason, Apollod. 2, 4, 5. Schol. II. 19, 116. — 2) Tochter 
der auf seiner Fahrt nach Kolchis an der des Amphitryon und der Alkmene, Schwester 
troischen Küste gelandet war, zur Weiterfahrt des Herakles , vermählt mit dem Argonauten 
gezwungen hatte, Baresl. — Nach Tzetz. Lyk. 50 Euphemos, der sich in Tainaron niedergelassen, 
1341 erstreckte sich die Herrschaft des Lao- dem Ahnen des Battos, Gründers von Kyrene, 
medon bis zum Peneios. S. ferner Pind. Nem. Schol. Pind. P. 4,76. Tzetz. L. 886 (p.858 Mull). 
3, 36 (61). Eur. Troad. 814. Soph. Aiax 1302. Studniczka, Kyrene 111. — Schol. Ap. Rh. 1, 
Tzetz. Lyk. 1232. 1306. Biog. Laert. 8, 4, 81. 1241 nennt den Argonauten Polyphemos, Sohn 
Isokr. 9, 16. Paus. 7, 20, 2. 8, 36, 6. Luc. de des Elatos, als ihren Gemahl. — 3) Gemahlin 
• sacr. 4. lupp. Confut. 8. Bidymos im Schol. des Odoidokos, Mutter des Kalliaros, nach 
Hom. IL 1, 312. Cramer, An. Par. 3, 5, 29. welchem die lokrische Stadt Kalliaros be- 
Biod. Sic. 4," 32. 42. 75. Bio Chrys. or. 11 nannt war, Steph. B. v. KaUCagog. TStoll.] 
p. 181. 187 Bindorf. Flut. Nie. 1. Sertor. 1. Laonytos (Jacwzog), Sohn des Oidipus und 
An. Par. a. a. 0. 230, 9. Ov. Met. 6, 96. 11, 60 seiner Mutter lokaste, Bruder des Phrastor; 
200. 757. Hör. Od. 3, 3, 22. Propert. 3, 6 beide Brüder fielen im Krieg der Thebaner 
(14), 2. Arnob. adv. nat. 4, 26. Cyprian. gegen Erginos und die Minyer. Die zweite 
. Quod dei idol. 2. S. Prosper, Aquit. Chronic. Gattin des Oidipus war Euryganeia, Tochter 
p. 690 = p. 540 Migne, Patrol. Lat. 51. — Eine des Periphas, die ihm Eteokles und Poly- 
Deutung der Dienstbarkeit des Apollon bei neikes, Antigone und Ismene gebar, die dritte 
Laomedon versucht H. B. Müller, Ares 51. 61. Astymedusa, Tochter des Sthenelos, PJvere- 
— Vgl. auch die Artikel Lamtun und Herakles kydes b. Schol. Eur. Phoen. 63. Schneidewin, 
Sp. 2248 Z. 30 ff. — „Laomedon von Poseidon Bie Sage v. Oedipus p. 8 f. [Stoll.] 



1847 



Laophonte 



Laphria 



1848 



Laophonte (Aaoipövzri), Tochter des. Reuron 
und der Xanthippe, einer Tochter des Doros, 
Gemahlin des Thestios, welchem sie die Leda 
und Althaia gebar, Apollod. 1, 7, 7. Pherekyd. 
b. Schol. Ap. Eh. 1, 146. [Stoll.] • 

Laophoon (Aaoyömv, -&v), Sohn des Paion, 
den ihm Kleomede an der Strömung deB Axios 
gebar; zog mit Asteropaios den Troern zu Hülfe 
und ward von Meriones getötet, Quint. Stlt. 6, 549. 

[Stoll.] 

Laos? (AAOZ), die Personifikation des "Volkes, 
wollten Welcher, Die Aeschyleische Trüogie Pro- 
metheus p. 412 f. Anm. 892 und Baoul-Bochette, 
Oresteide PI. 26 , 1 p. 130 und Observation^ sur 
le type des monnaies de Gaulonia, Mem. de 
l'Inst. de Fr. Ac. d. I. et B.-L. 14, 2 p. 209 
Anm. 2 in der Gestalt eines nackten jungen 
Mannes mit der Beischrift AAOX auf dem die 



Bedeutung ist phne Zweifel 'die erstere „zum 
Kampfe antreibend"; denn, wie schon Eust. 
11. 1111, 61. 1195, 17 richtig bemerkt, passt 
nur diese Bezeichnung für Ares und Eris; aber 
mit demselben Rechte konnte sie auch dem 
Apollon (Bd. 1 Sp. 437) und der Athene (Bd. 1 
Sp.-679) und den oben erwähnten kriegeri- 
schen Heroen (s. die einzelnen Artikel) bei- 
gelegt werden; erst später wird sich, anlehnend 
10 an den 'Anollwv ZooziJq und die 'Afrrjvä Sä- 
teiQct, die zweite Bedeutung gebildet haben; 
vgl. Eust. II. 1195, 21 älXtog toivvv Xaoaaöoi 
slalv "Eqig *al "Aqrjg, r.ctl äXXmg 'AitöXXmv Kai 
'A9rjvä. [Höfer.] 

Laotnoe (Aaoftöri), 1) eine Tochter des 
Thespios, welche von Herakles den Antiphos 
gebar, Apollod. 2, 7, 8. Nach anderer Lesart 
dieser Stelle war Laothoes der Sohn der Antis. 
2) Gemahlin des Sehers Idmon, Mutter des 



Opferung-der Iphigeneia darstellenden Altar -- Grofsmutter des Kalchas, Pherekyd. 

%Zll^T^?Z^Tl 7l™t b. Schal Ap. Eh, i; 139. - 3) Tochter des 



Overbeck, Gal. her. Bildw. p. 318f. nr.3 Anm. 13 
(Taf. 14 nr. 7) „die mehrfach wiederkehrenden 
Buchstaben AA OT 'bedeutungsloses Gekritzel"; 
nur als „einfachen Repräsentanten des Heeres 
und Volkes" erkennt Overbeck p. 319 die be- 
treffende Person an. Vgl. auch Dütschke, Ant. 
Bildw. in Oberital. 3, 165. [Drexler.] 

LaosoeO-laocor)). Schol. Od. 11, 235 sagt, Tyro, 
die Tochter des Salmoneus, sei Tyro (von zv- 
qög) genannt worden wegen ihrer Xivxozrig, ihr 
wahrer Name aber sei Ossa oder Sylo oder 
Rhaane [?] oder Laosoe gewesen. [Steil.] 

Laossoos (Aaoaaöog). Für die Bedeutung 
dieses Epithetons, das verschiedenen Göttern 
und Heroen beigelegt wird, giebt es eine 
doppelte Erklärung. Es heifsen so 1) Ares, 
Hom. II. 17, 398. Norm. Dionys. 32, 173. 
34, 125. — 2) Eris, Hom. II. 20, 48. — 3) 
Apollon, Hom.Il 20,79. — 4) Athene, Hom. 40 
II. 13, 128. Od. 22, 210; vgl. Eust. ad Hom. 
IL 1112, 2. 62, 44. Creuzer, Meletemata p. 23. 
— 5) Elektryorf, Hes'. "Beut. 3. — 6) Am- 
phitryon, Hes. a. a. O. 37. — Nach Apoll, 
lex. Hom. bedeutet es r\ zovg laovg ao- 
ovaa, o eati aoßovaa, (vgl. Etym. M. 292, 
41 ovzio [von fforä = eoßä] xal zb Soqva- 
aoog *.cä Xaoaaöog ziveg ezvjioXoyovai} xal 
sitl Ttölefiov oQfimaa- vgl. Hesych. s. v. ao 



Lelegerkönigs Altes, von Priamos Mutter des 
Lykaon und Polydoros, II. 21, 35ff. 85 ff. 22, 48. ' 
[Eust. ad Hom. II. 1256. 34. 38. Höfer.] 
— 4) Gemahlin des Troers Klytios,- Tzeiz. Hom. 
438. — 5) Tochter des Meretos, von Hermes 
Mutter des Echion und Erytos, Orph. Arg. 134. 
Ap. Rh. 1, 56 nennt die Mutter beider Argo- 
nauten Antianeira, Tochter des Meretos. [Stoll.] 

Laothoes s. Laothoe nr. 1. 
■ Lapathos (Aänu&og), s. Lakon nr. 1. loann. 
Antioch. fr. 20 (Müller. Fr. hist. gr. 4 p. 549). 

[Stoll.] 
Lapeon {Aanstöv), der Vater des_ Pataros 
(s. d.) und des Xanthos (s. d.), die sich nach 
einem Räuberleben später in Lykien nieder- 
liefsen; nach Pataros wurde die Stadt Patara, 
nach Xanthos der Plufs benannt, Eust. ad 

Dion. Perieg. 129. [Höfer.] 

Lapersai (Aaitsqaai), s. Dioskuren Bd. 1 

Sp. 1165 Z. 28ff. und Sophokles bei Strabo 8, 

364 und im Schol. ebend. Didymos bei Hesych. 

s. v. Steph. Byz. s. v. Aä. Bekker zu Harpokr. 

104. Lobeck, Paralipomena 78. Meineke, Philol. 

13, 512. — Bei Lyk. 611 heifsen sie AanBqaioi. 

Zu der Bd. 1 Sp. 1174 angeführten Gemme 

kommen hinzu die von Chabouillet, Cat. gen. 

des camees 1786 ff. p. 240 aufgezählten Gemmen: 

les Dioscures Gastor et Pollux debout, d'ancien 



ovoa zovzsgzl itaqoqfiäaa slg zbv itoXefiov. 50 siyte; zur Darstellung des Raubes der Leukippi 



Cornut. de nat. deor. 20 p. 108 Osann Xaoaaöog 
... Sia zb aöav £v zuig fid%ais zovg Xaovg, 
mg Xrfizig Ixlr/fri] dnb trjg Was" Prooim. 
Schol. Hes. Scut. p. 609 f. ed. Gaisford änb zov 
Xabg Kai aico zb bqpw' vgl. ferner -Eust. II. 
1111, 61ff. 1195, 16ff. Daneben findet sich 
auch die Erklärung laoaaoog . . mg Xabv aoov 
zr\qovaa, Eust. II. 1111, 65 rj zovg Xaovg ew- 
iovoa (vgl. Etym. M. 461, 16: Eust. II. 



den s. ebd. 2808 p. 436. Vgl. Lapersios. [Höfer.] 
Lapersios (Aaniqaiog) , Beiname des Zeus, 
Lykophr. 1369 und dazu Schol. 2 p. 1016. Wide, 
Lakon. Kulte p. 6. Wentzel, 'Em.KX^6sig 9säv 
5 p. 31 f.; vgl. 7 p. 4. Vgl. Lapersai. [Drexler.] 

Lapethos (Aänr\&og), Anführer der Kyprier« 
im Gefolge des Dionysos gegenlndien, Eponymos 
v. Lapethos; Norm. Dion. 13,433.24,237. [Stoll.] 
Laphria (AaqpqCa), 1) Beiname der Artemis, 



°Apion bei Apoll, lex. Hom. a. a. O. 60 Suid. s.v. ßafrsia «6(irj und ßa&vitXovzog; vgl. 




M. 556, 32 laoaaoog, zbv 'Aiupidqaov zbv äia yund ,Name dieser Artemis stammte aus Kaly 
tiavzmriv o<A£ovza zovg dv^qmnovg; vgl. Eust. don, wo Laphrios, der Sohn desKastaliosuHd 
Od. 1780, 48 'Aficfiaqaov Xaoaaoov, ö Je« Xaovg 
aoovza, rjrot Sicöxovra naz avSqCav, 7j aco- 
£ovzu diu (iavziKr{V. — Die ursprüngliche 



Enkel des Delphos ihren Dienst gestiftet hatte, 
um die wegen des Frevels des Oineus zürnende 
Göttin zu versöhnen, Paus. 7, 18, 9^ 4, 31, 7. Ihr 



1849 • Laphrios Laphystios 1850 

Bild.das sie alsJägerin darstellte und einWerk der Paus. 7, 18, 9. Schal. Eur. Or. 1094. — 2) Bei- 

Naupaktier Menaichmos und Soidas war (Paus. name des Apollon, der in Kalydon einen Tempel 

7, 18, 10), kam unter Augustus nach Patrai, besafs, Strabjm 10, 459. Dieser Beiname des 

das die Hauptstätte des Kultus der Artemis Apollon ist zu erklären aus seiner Kultus- 

Laphria wurde, -Paus. 7, 18, 8; vgl. die In- gemeinschaft mit der Artemis Laphria, vgl. 

Schriften aus dieser Stadt Dianae Laphriae, Bd. 1 Sp. 582 Z. 54ff. Auf autonomen Münzen 

C. I. L. 3, 499. Dianae Augustae Laphriae, von Kalydon ist Apollon die Leier spielend 

C. I. L. 3, 610. Kaisermünzen von Patrai mit dargestellt, Eckhel, Doct. num. 2, 189; Ein Monat 

der Legende Diana Laphria (Eckhel, D. N. Laphrios in Erineos, Bischoff,' De fastis 
2, 257) oder DEAN A/G LAPHP (Gardner, Catdl. 10 Graecorum antiquissimis 365, in Gytheion, 

of Greek coins in (he Brit. Mus. Peloponnesus ebenda 367, 1, in Phokis, ebda 355; ähnlich 

p. 26 nr. 28 ßl. 5, 17) stellen die Göttin in der ein Monat AacpQtceiog bei den Aitolern, ebd. 363. 

obenerwähnten Haltung dar , an ihrer Seite — 3) Beiname des Hermes, Lyk. 835. Von Tzetz. 

einen zu ihr aufblickenden Hund, Eead, Eist. und Schol. a. a. 0. wird Aäcpqwg durch (piX6£i vog 

num. 349. Gardner' a. a. 0. p. 27 nr. 37 pl. 6, 1. erklärt. — 4> Vielleicht Beiname des Zeus bei 

p". 28 nr. 40 pl. 6, 3 ; vgl. auch.O. Müller, Hand- Lactant. 'de fals. rel. 1,22, wo es heifst con- 

buch der Archäologie* 528, 4. Über das in Patrai stituta sunt templa . . . Iovi Laprio, Iovi 

gefeierte Fest, xa Aäcpqia, bei welchem die Molioni, Iovi Casio. Ist statt des meines 

Priesterin der Aftentis auf einem mit Hirschen Wissens sonst nicht bezeugten Laprius viel- 
bespannten Wagen (Darstellung dieser Pompe 20 leicht Laphrius zu lesen? Dafs Apollon und 

aufMünzen, s.b. Gardner ai.Bk.0. p.27 nr.33pl.5, Zeus oft dieselben Beinamen führen, dürften 

21) fuhr, und der Göttin lebende Tiere verbrannt Beispiele wie Lykoreios, Phyxios, Lydios etc. 

wurden, s. Paus.1, 18, 11 ff. Von den Kaly- hinlänglich beweisen. Vgl. Sp. 1606. [Höfer.] 

doniern hatten auch die Messenier auf dem Laphygmos (Aacpvyfiög), die personiflcierte 

Wege über, Naupaktos den Kultus der Ar- Schlemmerei; Leonidas in Anth. Pal. 6, 305; 

temis Laphria angenommen; ihre Bildsäule in vgl. Arist. nub. 52. [Höfer.] • 

Messene war ein Werk des Damophon, Paus. Laphystios (Acupvoxwg), 1) Beiname des 

4,31,7. Gegen die 'Ansicht von 8. Meinach, Zeus a) in Orchomenos, Paus. 1, 24, 2, in 

der in dem von Le Bas (Revue archeol. 1844 dessen Nähe, 20 Stadien von Koroneia ent- 
25ff. Le Bas- Beinach,Voyage archeol. 18,134ff.) so fernt, der Laphystische Berg und das Heilig - 

im Jahre 1843 beim Dorfe Mavromati auf- tum des Gottes lag, — b) in Halos in der 

gedeckten Tempel rflen der Artemis Laphria Phthiotis , wo er gleichfalls ein Heiligtum 

erkennen wollte und die in den Ruinen auf- besafs, Herodot 7, 197; vgl. Schol. Apoll. Bh. 

gefundenen Bruchstücke einer Kolossalstatue Arg. 2, 653. Auf den Münzen dieser Stadt er- 

für Beste der Laphria des Damophon erklärte, seheint das Haupt des Zeus L. im Obv., bald 

s. Ad. Wilhelm, Athen. Mitteil. 16 (1891), 350 ohne Zier, C. Gr. C. Brit. Mus. Thessaly p. 13 

Anm. 2, der in der Göttin die Artemis Lim- nr. 1 PI. 31, 1; nr. 3, bald mit der Tänie, Ca- 

natis (s. d.) erblickt. Endlich werden auch dalv&ne, Bec. de med. gr. ined. PI. 3, 8. C. Gr. 

auf einer Inschrift aus Hyampolis in Phokis C. Thess. p. 13 nr. 2 PI. 2, 6, bald mit dem 
lieyüXcc 'EXcuprjßoXid xs Mal AätpQia erwähnt, 40 Lorbeerkranz, Millingen, Syll. p. 51f. PI. 2, 25. 

Athen. Mitteil. 4 (1879), 223 nr. 5; vielleicht Dumersan, Gab. Allier de Eauteroche PI. 4, 1. 

ist in cUjm Epigramm des Leonidas, Anth. Pal. G. Gr. C. Thess. p. 13 nr. 4. Den Revers nimmt 

6, 300 der Göttername Aa&QiTj (= Venus ein gewöhnlich Phrixos, seltener (C. Gr. G. 

furtiva?) mit Toup, Emend. in Suid. 3 p. 526 Thess. p. 13 nr. 1) Helle auf dem Widder, 

ed. Lips. Aa$Qi'rj zu lesen; — vgl. auch Bd. 1 S. auch G. Görres, Studien zur griechischen 

Sp. 564 Z. 8. Sp, 582 Z. 54f. Sp. 594 Z. 24. Mythologie 1. Folge 1889 (= Berliner Studien 

[Wentzel, 'Eni>iXrj<ssi.g 9süv 6 p. 8—13. Wide, f. kl. Phil. u. Arch. Bd. 10 Heft 1). II. Zeus 

Lakonische Kulte p. 119. E. Curtius, Stud. z. Laphystios und die Athamassage p. 72 — 120. — 

Gesch. d. Artemis p. 10. A. Claus, De Dianae 2)^ Beiname des Dionysos, Et. M. 557, 51 Aa- 
antiquissimaapudGraecosnaturap.S&. Drexler.] 50 cpvaxiog 6 Amvveog änb iov iv Boimxia Aa- 

— 2) Aus der Beziehung der Britomartis zu yvaxiov oQovg; vgl. Schol. zu Lykophr. vs.l237f. 

Artemis, resp. aus der Gleichsetzung beider (*al Auopvaxiag iisgaacpÖQOvg yvvuiKug) 2 p.977: 

Göttinnen, erklärt sich Laphria als Beiname Aacpvaxiag, b diovvaog anb Aayvaxiov oqovg 

der Britomartis bei den Kephalleniern, Anton. BoimxCag' Z&sv Actcpvoxuu Isyovxai ui iv Mcrxe- 

Lib. 40; vgl.- Bd. 1 Sp. 827 Z. 57 f. — 3) Bei- Sovia Büy.%cu. Über die Verbindung des La- 

name der Athene, vgl. IlaXXag Aaq>gia, Lykophr. phystios mit dem Athamasmythos s. Buttmann, 

356;Au(pQiaKÖQri,6X>eyiA.985;AacpQ{aMa(i,sQ<scc, Mythol. 2 p. 230. K. O. Müller, Orchomenos 

ebend. 1416. Tzetzes zu 356 erklärt den Namen p. 156—171. Creuzer u. Bahr in ihrer Herodot- 

= Accq>vQi'a rj ayovoa xa J»t xov noXiiiov Ausgabe Bd. 3 2 p. 745 ff. Seeliger ob. Bd. 1 s.v. 
Xätpvqa Kai iv avyxonfj Aarpqia, also gleich 60 Athamas. — K. O. Müller, Orchomenos^. 159 iden- 

'AyeXeh (Hom. II. 4, 128. 5, 765), oder Arflxig ^nert den Zeus L. anläfslich der Flucht des 

(Rom. II. 10, 460. Paus. 5, 14, 6); vgl. Bd. 1 Phrixos mit dem Zeus Phyxios, in der Erklä- 

Sp.679 Z.21ff. - Siehe den Artikel Laphrios. run g ?? f« s <*- Eu <»- P- 139 hält er ihn als 

[Höfer.] einen Rache- und Todesgott für verwandt mit 

Zeus Meilichios; Seeliger oben Bd. 1 Sp. 674 

Laphrios (AäyQiog) , 1) Sohn des Kastalios, sieht in ihm ein6 Personifikation der verzeh- 

* Enkel des Delphos, Vater des Nutios, Phoker renden Glut der Hundstage, vgl. Maury, Eist. 

und Stifter des Kultus der Artemis Laphria (s. d.), d. rel. de.la Gr. ant. 2 p. 216 Anm. 2 , W.Schwartz, 



1851 Lapis manalis Lapithen (Wohnsitze) 1852 

Die poet. Naturanschauungen 2 p. 54 ßinen (vgl. Strabon 442) und des Phlegyas (Hes. fr. 
Sturmgott, ebenso Read, Rist. num. p. 251 76 G. Rymn. Rom. 16, 3), Larissa, wo lxion 
„the dark god of storm and winter". Auf (Palaeph. 1. Apostol. 9, .73) und Polyphemos, 
Menschenopfer, die ihm ehemals* dargebracht der Sohn des Elatos und Bruder des Kai- 
wurden (layveonv verschlingen), beziehen den neus, herrschten {Apoll. Rh. 1, 40f.), die so- 
Namen Buttmann, Myth. 2 p. 230, der an den genannte Pelasgiotis (vgl. Simonides bei 
kinderfressenden Kronos und Moloch erinnert, Strabon 441) und Magnetis (mit den Städten 
Bähr,Rerod % Bd. 3 a p. 745, welcher den Dio- Larissa, Gyrton, Pherai, Mopsion, dem See 
nysos'QfMjörjysuiidilftadiosmit ihm vergleicht, Boibeis, dem üssa, Homole und Pelion), aus 
Welcher, Gr. Götterl. 1 p. 205f. Preller, Gr. M. 10 welchen Landschaften die Pelasger von den 
l 4 p. 128. [Zur Deutung s. auch Fr. Back in Lapithen vertrieben wurden (Rieronymos bei 
Bursians Jahresber. 66 (Supplementbd. 1892), /Straft. 443), das Thal des Peneios, des Stamm - 
346. Höfer.] [Drexler.] vaters mehrerer Lapithen, wo Lapithes, der 
Lapis manalis s. Manalis. Sohn des Apollon und der Stube, herrschte 
Lapithen (Aunidoci), ein be«ßhmter, halb (Diod. 4,69), die Gegend um den Olympos, 
dem Mythus, halb der Geschichte angehöriger wo Koronos herrschte (Diod. 4, 37), Pelfa 
Stamm Thessaliens (AaniȊv iiatega 0eeaa- (Pele?), eine Stadt in Thessalien (Steph. Byz. 
liav, Antip. bei Pseudoplut. de v. et p. Romeri s. v. TJeXXa und IliXfj), der Sitz des Lapithen 
4,6), dessen zahlreiche Vertreter in vielen nord- Pelates (Ov. Met. 12, 255),«A.trax, die Stamm- 
griechischen Sagen, namentlich in denen vom 20 bürg des Kaineus (daher Atracides bei Ov. Met. 
Kentaurenkampfe, von der Kalydonischen Eber- 12, 209; vgl. Ant. Lib. 17), Elateia bei Gyrton, 
jagd (vgl. Apollod. 1, 8, 2. Ov.-Met. 8, 303 f. wohl der Sitz des Elatos (Müller, Orchomenos 
Rygin. fab. 173), vom Argonautenzuge, von 195,7), wahrscheinlich auch Trikk*a (Müller, 
den Kampfspielen zu Ehren des Pelias, endlich IJorier 2, 26. Ore/j.199). Über weitere lapithische 
im Heraklesmythus und in der Ilias*) eine Eponymoi thessaliscner Ortschaften s. unten 
Äolle spielen, und in dessen Sagen folgende Sp. 1865 Anm. *. Als aufserthessalische Lapi- 
Hauptgötter bedeutsam hervortreten: Zeus thensitze werden genannt: Olenos und Elis 
und Hera (s. Ixion und Peirithoos), Peneios, wohin Phorbas, der Sohn des Lapithes, wanderte 
Apollon (als Stammväter), Asklepios und (Diod. 4, 69; vgl. auch Eust. zu IL 303, 9 und 
Herakles, letzterer als Feind der Lapithen. 30 Tectaphos Olenides bei Ov. Met. 12, 433), wäh- 
I. Lokal der Sage und Wohnsitze rend er nach Diod. 5, 58 nach Rhodos zog, 
der Lapithen. Schon Romer (II. 2, 738 f.) endlich Knidos und Bhados, die Sitze des 
nennt als Sitze des Lapithen Polypoites, Sohnes aus dem Dotischen Gefilde ' ausgewanderten 
des Peirithoos und der Hippodameia (oder nach (Kallim. hymn. 6, 24. Steph. Byz." s. v. dwxiov) 
Schol. zu 2, 740 der Melanippe), und des Leon- Triopas, den einige für den Sohn des Lapithes 
teus, Sohnes des Koronos und Enkels des Kai- hielten (Diod. 5, 61). Ferner sollen nach einem 
neus (vgl. auch II. 12, 128f. 181; 6,29; 23,836f.), freilich etwas verdächtigen Berichte des Diod. 
die thessalischen Städte Argissa, Gyrtone 4,70 einige Lapithen vor den Kentauren nach 
(in Perrhaibia nach Strabon 329 fr. 14; 439), Pheneos und Malea geflohen sein (vgl. den 
Orthe,Elone,01oosson, also lauter Städte 40 Artikel Kentauren und unter Elatos). — Aristo- 
des nördlichen Teiles von Thessalien, welcher teles Pepl. 27 (Bergk) u. Eustath. zu II. 334, 29 
auch Perrhaibia und Hestiaiotis genannt wurde. (vgl. Rerod. 7, 91. Strabon 668. Tzetzes zu Ly- 
Ferner sind als Lapithensitze bezeugt der Pe- kophron 487. 980) berichten endlich (nach den 
lion, von welchem die Kentauren vertrieben Nostoi? vgl. Epici gr. ed. Kinkel 1 p. 53), dafs 
wurden (II. 2, 744; vgl. Polyb. 8, 11. Strabon Polypoites und Leonteus nach llions Fall As- 
439), der Ossa (Lapithes O. b. Tai. Fl. 7, pendos in Pamphylien gegründet hätten (vgl. 
606), der Pindos, in dessen Schluchten die auch C. Müller, Geogr. gr. min. 2 p. 156. Eust. u. 
Najade Kreusa dem Flufsgott Peneios den Schol. zu Dion. Per. 850 u. 852 f. Immisch, Jahrb. 
Lapithenfürsten Hypseus gebar (Pind. Pyth. f. kl. Phil. Suppl. 17 S. 168. Wagner, Epit. 
9, 25 und Schol.; vgl. Diod. 4, 69), der Othrys 50 Vat. ex Apollod. bibl. p. 70 u. 259). Schon aus 
(Pindus et Othrys Lapitharum sedes, Plin. hist. dieser Übersicht der ausdrücklich als Lapithen- 
nat. 4, 30. Solin. p. 68ilfo.), das Dotische Ge- städte genannten uralten Sitze griechischer 
filde **), der Sitz des Koronos ***) nach Sopho- Kultur dürfte auf das deutlichste erhellen, dafs 
kies bei Steph. Byz. s. v. Jcöziov = fr. 353 Nauck die Lapithen nicht etwa als mythische Personi- 
fikationen gewisser Naturmächte (so Mann- 
*) Wie schon Theocrit. id. 15, 1« richtig hervorhebt, hardt, E.R.Meyer) oder als märchenhafte 

sSXE / l3 ° • di V I T te rTT Lapitll ^ s ?f n der ältesten ßiesen oder Hün e n (Preller), sondern vielmehr 

bchicht des griechischen [Heroen-]Mythus an. , ■. n n -., ..„ . \ . / ' „ , „ ... 

*«) Das Dotische Gefilde war ursprünglich die Heimat < mlt £ °- -Muß«-) als fm halb der Sage, halb 

der Ainianen, welche daraus von den Lapithen in das der Geschichte angehöriger altthessalischer 

Gebiet der Aithiker verdrängt wurden nach Flut. Q. Gr. 13; 6« Stamm aufzufassen sind. Noch in historischer 

vgl. 26. Nach steph. Byz. s.v. Ahia (noht üi^QaißiZv, Zeit leiteten sich die Kypseliden in Korinth 

xal jihiävt; ol ülxoZrtes x. t. X.) saisen die Ainianen (Herod. 5, 92), sowie die Philaiden und 

freilich auch in Perrhaibien. Als Eponymen des Do- Perithoiden in Attika (Rarpokrat. Suid. 

T^»^Z%Z i e "T? I ?°T>' äie *,7 ht ? I ? eä y*K s - v - nsqdfoacui Steph. Byz. s.v. «*- 

f, TjJtZ). ' U (Steph - B ' JZ - •'i«»«; yg\.Eu\tath. z.H. 100, 45^ Preller, Gr. 

***) Sehr wahrscheinlich war Koronos auch der Epo- Myth. 2, 14, 1. Töpffer,Att. Geneal. 276) VOn den . 

nymos der phthiotischen Stadt Koroneia (s. Bursian, Lapithen (Kaineus und Peirithoos) ab. Eine 

Geogr. v. Gr. l, 79). thessalische Stadt Lapithe, von der sich Münzen 



1853 Lapithen (Einzelnamen) Lapithen (Einzelnamen) 1854 

(m. Beischr. AATTTTlOßN) erhalten haben sollen 5)Andraimon (vgl. Haimonia = Thessalia 

(?Eckhel 2, 139. Müller, Orchom. 198), erwähnt und den Männernamen Euaimon), nach Biod. 

Epaphroditos bei Steph. Byz. s. v. (vgl. Anth. P. 4, 53 Bruder des Leonteus (also Sohn des Ko- 

6, 307). Sie soll nach diesem ihren Namen ronos), der schon in der Bios als Lapithe ge- 

von Lapithes, dem Sohne des Periphas, er- nannt ist. 

halten haben. 6) Andreus (?), nach Paus. 9, 34, 6 Sohn 

II. Namen der einzelnen Lapithen in des Peneios, also Bruder des bei Pind. Pyth. 

alphabetischer Folge. Noch Porphyrios 9, 25 und Schol. ausdrücklich als Aam.»äv 

kannte nach Schol. II. 1, 266 nicht weniger als ßaodevg bezeichneten Hypseus (vgl. Müller, 
60 Namen hervorragender Lapithen; wir haben 10 Orchom. 133), wohl Eponymos von Andreis 

deren im ganzen nur ungefähr 45 sichere zu- (= Orchomenos, der Minyerstadt in Boiotien, 

sammenbringen können (die meisten bei Ov. die aber auch eine ebenfalls minysche Namens- 

Met. 12, 250 f.; über die vermutliche sehr gute Schwester im nördlichen Thessalien hatte; Bur- 

Quelle des Ovid s. Bethe, Q. Diod. S. 97 f.; vgl. sian, Geogr. 1, 51). 

auch II. 1, 263f.; 12, 128 f.; 2,740.745. Bes. 7) *Antimachos (= Antion?), Name 

sc. Berc. 178 f. und die Francois vase, C.I.Gr. eines Lapithen auf der Francoisvase (C.I.Gr. 

8185). Die Teilnehmer am Kentaurenkampfe 8185), vielleicht derselbe, der auch an der 

sind mit einem* bezeichnet, die nur vermutete Kalydonischen Jagd teilnimmt (ebenda). Ovid 

lapithische Abstammung ist mit einem ? an- (Met. 12, 460) hat, wie es scheint, aus ihm einen 
gedeutet. Theseus, Nestor und Peleus (Eur. 20 Kentauren gemacht (vgl. Eurynomos und Orios). 

Andr. 791. Ov. Met. 12, 365), die sich als 8) Antion (= Antimachos?), ältester Sohn 

Bundesgenossen der Lapithen am Kentauren- des Periphas, Enkel des Lapithes, Vater des 

kämpfe beteiligt haben sollen, sind natürlich Ixion nach Aesch. bei Schol. Find. Pyth. 2, 39. 

in dem folgenden Verzeichnisse weggelassen:*) Diod. 4, 69; vgl. Schol. Ap. Mh. 3, 62. 

1) Aigeus (Augeus? = Augeias; s. Bethe, 9) Asklepios aus Trikka, vgl. Ilias 2,731. 
Quoest. Diodor. 53 ff.), Sohn des Phorbas, Enkel Eust. zu v. 729 (p. 330, 20). Strabon p. 437 u. 
des Lapithes und der Orsinome, König in 647, auch den Hymnus des Epidauners Isyllos, 
Elis, Biod. 4,69. Vgl. Apoll. 2,5, 5. Schol. Ap. Ephem. arch. 1885 S. 69 f. Fleckeisens Jahrb. 
Bh. 1, 172. Pausan. 5, 1, 11. Io. Pedias. 5. f. Philol. 1885 S. 824, nach Eymn. Hom. 16, 3 
Eust. zu 11. 303, 11. 30 daziia iv nsSCm geboren, ein Nachkomme des 

2) Aktor, Bruder des vorigen, König in Lapithes oder 'des Phlegyas, oder Sohn des 
Elis, Biod. 4, 69; s. auch die zu Aigeus an- Ischys und Enkel des Elatos (Bd. 1 Sp. 616). 
geführten Citate. Er soll sich auch nach einigen (Bd. 1 Sp. 508) 

3) Alkon (?), Vater des bei Bes. sc. Herc. am Argonautenzuge und an der Kalydonischen 
180 ausdrücklich unter den Lapithen genannten Jagd (Byg. fab. 173) beteiligt haben. — Natür- 
Phaleros (s.d.), welch letzterer auch unter lieh können auch die AsklepiadenPodaleirios 
den Argonauten genannt wird (Apoll. Eh. 1,97 und Machaon (IL 2, 731. 11, 614) als Lapi- 
u. Schol.). Bei Orpheus, Arg. 146 wird näm- then betrachtet werden. 

lieh Phaleros, Sohn des Alkon, Gründer der 10) Asterion (?) oder Asterios (Apollod. 
Lapithenstadt Gyrton genannt; vgl. 0. Müller, 40 1, 9, 16), Sohn des Kometes aus der thessa- 
Orchom. 197, 2. Nach Apoll. Bh. 1, 95 und Scliol. lischen Stadt Peiresiai, Argonaut (Apoll. Bh. 
zu 97 war Alkon freilich ein Sohn des attischen 1, 35. Paus. 5, 17, 9. Orph. Arg. 164), Vater 
Erechtheus, sodafs die Möglichkeit nicht aus- des Dotis (Plierek. fr. 8 b. Steph. Byz. s. v. zu- 
geschlossen ist, den Phaleros als Begleiter des ziov). Vgl. den Lapithen Kometes bei Ov. Met. 
Theseus und, ebenso wie diesen, als atti- 12, 284 und den Ort Asterion in Magnetis, 
sehen Bundesgenossen der Lapithen im Ken- als dessen Eponymos offenbar Ast. anzusehen 
taurenkampfe aufzufassen. Vielleicht ist er ist: IL 2, 735 u. Schol. Strabon 438. 
identisch mit dem Sohne des Ares, welcher an 11) Atrax, Vater des Kaineus nach Anton. 
der Kalydonischen Jagd teilnahm, Byg. fab. Lib. 17 (vgl. Od. Md. 12, 209 Caeneus Atra- 
173. Vgl. Phaleros. 50 eides) und der Hippodameia (Ov. Ber. 17, 248. 

4) *Ampyx (oder Ampykos, Schol. Apoll. Mythogr.Vat. 1,170), Sohn des Peneios und 
Eh. 1, 65. Byg. fab. 14. 128. 131. Tzetz. zu Lyk. der Bura, Gründer und Eponymos von Atrax 
881), Vater des bei Hes. sc. Berc. 181 (vgl. auch in Thessalien nach Steph. Byg. Vielleicht ab- 
Ov. Met. 12, 456. Ap. Bh. 1, 1083. Paus. 5, gebildet auf der Arch. Ztg. 41 (1883) S. 349 
17, 10. Byg. fab. 14. 128. Orph. Arg. 129. 948. besprochenen rotfig. Vase. 

Tzetz. zu Lyk. 881. 980) genannten Lapithen ll b ) Augeias, s. Aigeus. 

Mopsos (Mörpov z 'Aiiitvxidriv), nach Ov. Met. 12) Autolykos (?) von Trikka, Sohn des 

12, 450 selbst am Kentaurenkampfe beteiligt. Deimachos (vgl. Bd. 1 Sp. 508. 736), Teilnehmer 

Des Ampyx Vater war nach Schol. Apoll. Bh. an der Argofahrt. 

1,65 Titüqwv; vgl. Mötpoe Tna^r t aios bei 60 13) Azoros (?), wohl Eponymos von Azoros, 

Bes. a.a.O. Tzttz. zu Lyk. 881 sagt: 6 äi"Aii- einer Stadt unweit des Olympos im perrhai- 

jiukos vibg fiv Tizaiqävog, ütp' ov Kai nölig, bischen oder pelagonis'chen Gebiete Thessa- 

d. i. Titaron (Lykophr. 904 u. Schol. Steph. liens, nach Eesych. s. v. Steuermann der Argo 

Byz. TizclqÜv. Byg. fab. 14: Titarensis). (vgl. Bd. 1 Sp. 608). 

*) Ebenso auch die Namen der Lapithinnon Alkaia, 14) *BrOteaS, Ov. Met. 12, 262. 

Astyagyia, Kyrene, Themisto, der 4 Töolitor des Hypseus lö) *CharaX0S, Ov. Met. 12, 266, wohl 
[s.d.]; der Hippodameia, Tochtor des Atrax; dor Orsi- Eponymos des thessalischen CharaX (Bursian, 

nome, T. d. Eurynomos; der Dia, T. d. Eioneus; Dotia, , ■ n . i ri\ 

T. d. Elatos; Koronis, T. d. Phlegyas u. s. w. UeOgi . V. <Jl. 1, Dl). 



1855 Lapithen (Einzelnamen) Lapithen (Einzelnamen) 1856 

16) Deileon (?) aus Trikka, Sohn des Dei- 25) Gyrton (?), Bruder des Phlegyas nach 
machos, Teilnehmer an der Argofabrt (Bd. 1 Steph. Byz. s. v. Fv^rtöv. Dieser Phlegyas war 
Sp. 508 u. 978). nach Eur. bei Schol. Apoll. Eh. 3, 62 und 

17) Deimachos (?) aus Trikka, Vater des Schol. II. 1, 268 (vgl. Serv. zu Verg. A. 6, 601. 
Autolykos, Deileon, Phlogios, sowie der Ena- Schol. Find. Pyth. 2, 39) Vater, nach Strabon 442 
rete, der Gattin des Aiolos und Mutter des Bruder des Ixion. Dafs Gyrton, der Sitz des 
Magnes,- Apollod. 1, 7, 3. Peirithoos und Ixion, eine Stadt der Phlegyer 

18) Dotis (?), Sohn des Asterios und der (= Lapithen, vgl. Müller, Orchom. 195) war, 
Amphiktyone nach Pherek. (fr. 8) bei Steph. Byz. erfahren wir aus Strabon 329 fr. 14 und 16. 
s. v. Amuov, Eponymos des Aäziov nsSiov 10 Steph. Byz. s. v. Kqaväv und Schol. II. N 301 
(vgl. Dotia). (vgl. Müller a. a. 0. 194, 3). 

19) *Dryas (s. Töpffer, A. d. Anornia 41f.), 26) *Halesos, Ov. Met. 12, 462[?]. 

als Bek'ämpfer der Kentauren genannt II. 1,263. 27) Hippios(?), Sohn des Eurynomos (Pi- 

Hes.sc.n9; ferner auf der Francoisvase (C /. 6rr. sander bei Schol. Eur. Phoen. 1760). 

8185) und bei Ov. Met. 12, 290. Nach Apollod. 28) *Hopleus, Hes. sc. 180 (vgl. Hoplon 

1, 8, 2 (vgl. Ov. Met. 8, 307 und Hyg. fab. 173) und die Bezeichnung der Aaittöai als vitsqo- 

ist ein dgvctg "Ageog ev. KaXvSävog Teilnehmer nXoi bei Pindaf). 

an der Kalydonischen Jagd. Vielleicht hat 29) *Hoplon auf der Francoisvase, wohl 

man in ihm den Eponymen von Dryopis zu identisch mit Hopleus (s. d.). 

erblicken. 20 30) Hypseus nach Pind. Pyth. 9 (14), 26 

20) Eioneus (?) (= Deioneus, Töpffer, A. d. (vgl. Pherekydes beim Schol. z. d. St. und Diod. 
Anornia 39. 44), Sohn des Magnes, Freier der 4,69), Aani&äv v7CSQdnXa>v ßaeilsvg und Bruder 
Hippodameia (Paus. 6, 21, 11. Schol. Eur. Plwen. des Andreus (s. d.), Sohn des Peneios und der 
1760), Bruder des Eurynomos (s. d.) Vater der Nais Kreusa, Bruder der Stilbe; vgl. Diodor. 
Dia, Gemahlin des Ixion (Diod. 4, 69. Pherek. 4, 69, Gatte der Trikke, T. d. Peneios (Steph. 
bei Schol. Apoll. Eh. 3, 62), wohl Eponymos Byz. TpiKxjj. Emt. zu II. 330, 26), oder der 
von Eion an der Grenze von Pierien (Steph. Chlidanope (Schol. Pind. P. 9, 31), Vater der 
Byz. b. v.). Seine Tochter Dia war viel- Kyrene u. s. w. (s. Studniczka, Kyrene 146 ff. u. 
leicht die Eponyme von Dion in Thessalien d. Art. Hypseus). Nach Akesandros beim Schol. 
oder Pierien (Steph. Byz. s. v. ^iiov). Über die 30 zu Pindar a. a. 0. war Hypseus ein Sohn der 
Schreibung des Namens s. Bethe, Q. Diod. Phillyra (Tochter des Asopos) und des Peneios. 
mythogr. p. 54 Anm. 65. Weiteres s. in Bd. 1 unter Hypseus und bei 

21) Elatos, Vater des nach II. 1, 264 am Studniczka a. a. 0. Letzterer macht seine 
Kentaurenkampfe beteiligten Polyphemos (Ap. Identität mit Zeus Hypatos wahrscheinlich. 
Eh. 1, 40 f. Orph. Arg. 169) und Kaineus (Di- Ich vermute aufserdem in ihm den Eponymos 
caearch. Mess. fr. 30 = 2 p. 244 ed. Muller. der thessalischen (ainianischen) Stadt Hypata. 
Ov. Met. 12, 189 u. 497. PMegon Troll, fr. 34 31) Ischys, Sohn des Elatos (s. d.), vpn 
= 3 p. 618 ed. Müller. Wagner, Epit. Vat. Cic. de natdeor. 3,22, 56 Valens, von Ant.Lib. 
ex Apollod. bibl. p. 151), sowie des Ischys 20 Alkyoneus genannt, also vielleicht Epo- 
(Hymn. in Ap. Pyth. 32. Hesiod. fr. 125 6r. 40 nymos der von Kiepert nach Phthia versetzten 
Pind. Pyth. 3, 31) und der Dotia (Steph. Byz. Stadt Alkyone, Bruder des Kaineus (Apollod. 3, 
s.v. Aäzwv), ursprünglich wohl Eponymos von 10, 3), Geliebter der Koronis, der Mutter des 
Elateia zwischen Gyrton und Gonnos (Müller, Lapithen oder Phlegyers Asklepios (s. d.). Über 
Orchom. 195 f. Töpffer, AU. Gen. 103, 2). Mit den Namen s. auch Crusius, Philol. N. F. 3, 
den Thessalern wanderte dieser Elatos wohl 120. Er bedeutet wohl entweder = 'Ia%vmv 
nach Phokis und Pheneos in Arkadien, Immer- oder = 'iazöpaxos; vgl. 'l6%opä%ri = Hippo- 
wahr,Arkad. Kulte 1 S. 39f. 154. 116f. 252f. dameia (s. d.). 

22) *Euagros, Ov. Met. 12, 290. 32) Ixion, Sohn oder Bruder des Phlegyas 

23) *Eurynomos (?), Sohn des Aioliden (s. oben Gyrton), oder Sohn des Antion (Aeschyl. 
Magnes und der Phylodike, Bruder des Eio- 50 bei Schol. Pind. Pyth. 2, 39; vgl. Pherek. bei 
neus, Vater des Hippios, kämpfte mit den Schol. Ap. Eh. 3, 62), oder Sohn des Peision 
Kentauren nach (Pisanderl bei) Schol. zu Eur. oder Peison oder Aiton (Antion?) (Pherekyd. 
Phoen. 1760; vgl. Diod. 4, 69 (Vater der Orsi- b. Schol. Pind. a. a. 0. und bei Schol. Ap. 
nome). Ov. Met. 12, 310 hat, wie es scheint, Eh. 3, 62. Diod. 4, 69. Wagner, Epit. Vat. 
einen Kentauren daraus gemacht (vgl. Anti- ex Apollod. bibl. 149. Töpffer, A. d. Anornia 
machos und Orios). Ist dieser Eurynomos 34), oder des Ares (a. a. 0.), oder des Leonteus 
etwa identisch mit dem an der Boibeis, am (Eioneus? Hyg. fab. 62; vgl. Bethe a. a. 0. 
Peneios und bei Meliboia heimischen Eury- S. 55 Anm. 2), Vater des Lapithen Peirithoos 
damas, dem Sohn des Ktimenos? Vgl. Ap. von Larissa (Apollod. 1, 8, 2). Auch nach Diod. 
Eh. 1, 67 u. Schol. Hyg. fab. 14. Orph. Arg. 167 f. 60 4, 69 war er Sohn des Antion und der Perimela. 

24) *Exadios (Xadios), Rom. II. 1, 264 Ausdrücklich Lapithe genannt bei Auson. 
u. Schol. Hes. sc. Herc. 180. Ov. Met. 12, 266. Techn. 72 u. Schol. Luciani ed. Jacobitz 4, 56.*) 
Nach Et. M. s. v. Bovqu war er ein Kentaur 33) * Kaineus, Sohn des Elatos (s. d.), 
(? vgl. Eurynomos etc.) und Gründer von Bura / II, 1, 264 u. Schol. Hes. sc. 179; Francoisvase, 
in Achaja. Vgl. jedoch Schol. in Cällim. hy. in *■,„.„.,.»... v T • „ ,1 .. ■■=. 

7-» t -* t\ci i. ii j in ti / i \ ) Vielleicht ist auch Ixion ursprünglich Eponymos 

Del 102, wo statt des E. Dexamenos (s. d.) einer ; amhesBall!chen stadt odel Bur £ ge ; esen . vgL z . B . 

genannt wird. Vielleicht ist an beiden Stellen die ortachaften 'if<f s und '/!,'«[«] auf Bhodoa, wo auch 

xevTCCVQOXTOVOS statt %SVXUVQOS ZU lesen. die 'Lapithen' Phorbas und Triopas heimisch waren, 



1857 Lapithen (Einzelnamen) Lapithen (Einzelnamen) 1858 

Dikaiarch. fr. 30 bei Phlegon Mir. 5 u. 8. w., in Thessalien (Schol. Ap. Rh. 1, 583 f.), Sohn 

oder Sohn des Atrax (s. d.), nach II. 2, 74), des Aiolos, Enkel des Deimaehos (Apollod. 

Vater des Eoronos (Sohn desselben nach Hyg. 1, 7, 3), Vater des Eioneus (Paus. 6, 21, 11), 

fab. 14 p. 43 vgl. p. 39 JS.) und Grofsvater Pieros (Apollod. 1, f, 3), wohl des Eponymos 

des Leonteus , auch als Teilnehmer an der von Pierion zwischen der Boibeis und Nessonis, 

Kalydonischen Jagd (Ov. Met. 8, 305. Hyg. und des Eurynomos (s. d.). Vgl. die Münze von 

fab. 173) und am Argonautehznge genannt (s. Magnesia (Thess.) bei Imhoof - Blumer und 

ob. unter Kaineus und Bd. 1 Sp. 509), Ahnherr Keller, Tier- und Pflanzenbilder Taf. 11, 43. 

des Kypselos von Korinth (Herod- 5, 92). 44) *Makareus, Ov. Met. 12, 452, viel- 

34) *Keladon, Ov. Met. 12, 250. to leicht Eponymos von iWan|V]a<)ar zaga vhIq 

35) *Kometes, Ov. Met. 12, 284, wohl Qäeocdov (Steph. Byz.). 

Vater des Argonauten Asterion (Paus. 5, 17, 9: 45) *Mopsos CAiuivxiSrje Tnagtjoios ofos 

Kypseloslade). ^eW), Bes. sc. 181. Ov. Met. 12, 456, Teil- 

36) Koronos (vgl. Koronis, Mutter des nehmer am Argonautenzuge (Apoll. Rh. 1, 65 
Asklepios), Sohn des Kaineus, Beherrscher und Schol. Strdbon 443. Orph. Arg. 129) und 
des Aätiov itsSiov (II. 2, 746. Soph. fr. 353 N.), an der Kalydoniachen Jagd (C. I. Gr. 8139. 
Vater des Leonteus, auch Argonaut {Ap. Bh. 7382. Ov. Met. 8, 316. Hyg. fab. 173), Epo- 
1, 57. Apd. 3, 10, 8. Orph. Arg. 139), Ahnherr nymos von Mopsion in Thessalia Pelasgiotis 
der attischen Philaiden (Steph. Byz. s. v. <Pi- nach Hieronymos bei Strdbon 443. Abgebildet 
latäai), Eponymos des thessalischen und wohl 20 auf der Bronzemünze von Mopsion in Thessa- 
auch des boiotischen Koroneia (Bursian, Geogr. lien bei Imhoof -Blumer und Keller, Tier- u. 
1, 79; vgk Thersandros), nach Ap. Bh. a. a. 0. Pflanzenbilder Taf. 11, 42. 

aus Gyrton stammend. Vgl. Töpffer,Att. Genta- 46) Olenos (?), vielleicht Vater des Tekta- 

logie 276 f. phos (Tectaphos Olenides, Ov. Met. 12, 433), wohl 

37) *Korythos, Ov. Met. 12, 290. Eponymos der Stadt Olenos, wohin nach Diod. 

38) *Krantor? (Eponymos von Krannon?) 4, 69 der Lapithe Phorb'as gewandert sein 
nach. Ovid kein Lapith sondern ein Doloper, sollte. Vgl. Soph. fr. 279 N. 'iMvov yijg (poq- 
armiger Pelei, Sohn des Amyntor, Ov. Met. ßaäog. 

12, 361f. Vgl. Hygin. fab.praef.: ex Saturno 47) *Orios, Sohn der Thessalerin Mykale 

et Philyra Chiron, Dolop^ und den Tvußos 30 nach Ov. Met. 12, 262 f. (vgl. Sen. Herc. Oet. 

doloTtrjlog an der Küste von Magnesia (Ap. 528 f.). Beruht dieser Lapithenname bei Ovid 

Rh. 1, 585 u. Schol. z. v. 587). vielleicht auf einer Verwechselung mit dem 

39) *Kymelos, Ov. Met. 12, 454 (vgl. Kentauren Oreios? Vgl. Antimachos und Eury- 
Sp. 1866 Anm. *). nomos. 

40) Lapithes, nach Diod. 4, 69 und 5, 61. 48) Peirasos (?), wohl Eponymos des tb.es- 
Sehol. Apoll. Rh. 1, 40. Schol. Hom. II. 1, 266 ; Balischen Peiresia (Peiresiafi] = Asterion, Steph. 
12, 128 Sohn des Apollon und der Stilbe, Bruder Byz. s. v. TleigaeCa und Aategiov. Schol. Ap. 
des Kentauros (nach Epaphroditos bei Steph. Rh. 1, 683. Usener, Rh. Mus. 23, 347, 92 f.), 
Byz. s.v. Aantöri Sohn des Periphas, nach Bruder des Phorbas (s. d.), vielleicht = Priasos 
Hesych. s. v. Aani&ai Sohn des Ares, nach 40 (s. d.). 

Diod. 6, 81 des Aiolos, also Bruder des Magnes), 49) *Peirithoos, Sohn des in ein Kofs 

Gemahl der Orsinome, Vater des Phorbas und verwandelten Zeus oder des Ixion und der 

Periphas (Diod. 4, 58; 69), nach einigen auch Dia (Rom. II. 1, 263 u. Schol. [Töpffer, Aus 

des Triopas (Diod. 5, 61) und des Lesbos d. Anomia Berl. 1890 S. 32 f.]; 2, 741; 14, 317. 

(Diod. 5, 81). Er war Stammvater der Lapithen Hes. sc. Herc. 179. Diod. 4 , 69. JEphor. bei 

und Eponymos der Stadt Lapithe (Diod. und Phot. s. v. IlsQi&oidai; vgl. Apollod. 1, 8, 2), 

Steph. Byz.), doch scheint er ein erBt verhält- Vater des Polypoites (II. 2, 741; 12, 129; 

nismäfsig spät entstandener Eponymos zu sein, vgl. Od. 21, 296). Er nimmt nach Apollod. 1, 

da er, wie es.scheint, im älteren Mythus nicht 8, 2. Hyg. fab. 14. 173. Ov. Met. 8, 303. 404 

.vorkommt. Übrigens läfst der Umstand, dafs 50 auch an der Argofahrt und an der Kalydo- 

Apollon im Westgiebel des olympischen Zeus- nischen Jagd teil (vgl. jedoch Apoll. Rh. 1, 103). 

tempels und auf dem Fries von Phigaleia den 49i>) Peis[i]on, Vater des Ixion (s. d.). 

Lapithen gegen die Kentauren beisteht, mit Vgl. mcos = wasserreiche Niederung [des 

Wahrscheinlichkeit auf die Existenz jenes Peneios?] und die [thessalischen?} Ortsnamen 

Mythus von. der apollinischen Herkunft der Illaa (Ilsiaa) und Iliaai (Itsiaai), sowie das 

Lapithen in der Zeit der Erbauung jener Hiaaiov ogos in Boiotien. 

Tempel schliefsen. 50) *Pelates, Pellaeus, Ov. Met. 12, 955, 

41) Leonteus, Sohn des Koronos, Enkel wahrscheinlich Eponymos von Pella oder Pele 
des Kaineas (Hom. II. 2, 746; vgl. 12, 130; in Thessalien (Steph. Byz. s. v. Ilslt] u. JJiXXa; 
23, 837. Apd. 3, 10, 8), mit Polypoites zusammen eo Monimi fr gm. Fr. Hist. Gr. 4 p. 454; vgl. 
Führer der Lapithen vor Ilion. Wir haben in Tümpel im Philol. N. F. 3 S..714f.). 

ihm wohl den Eponymos von Leontinoi 51) Pelethronius (?), nach Verg.Geo.3, 115 

(Leontion?) = "ÄQyovga in Thessalien (Steph. und Lucan. 6, 399 wohl ein Lapithe, Erfinder 

JB. s. v^'jQyovQu) zu erblicken. des Reitens nach Hyg. fab. 274; vgl. Philarg. 

42) Lesbos, Sohn des Lapithes, Enkel des zu Verg. a. a. 0. und Plin.h. n. 7, 202, wahr- 
Aiolos; Diod. 6, 81. Vgl. über die thessal. scheinlich eine spätere Fiktion alexandrinischer 
PelasgerinLesboB Tümpel, Philol. N. F.3, USff. oder römischer Dichter, zugleich Eponymos 

43) Magnes (?), Eponymos von Magnesia des TleXt&QÖviov am Pelion. 

Soschib, Lexikon der gr. n, röm. Mjthol. II. 59 



1859 Lapithen (Einzelnamen) Lapithen (Gesamtname) 1860 

52) *Periphas, Ov.Mei. 12, 449, n&chDiod. 12, 129; vgl. C. I. Gr. 6126 B. Quint. Smyrn. 

4, 69 Sohn, nach Steph. Byz. s. v. Auntön Vater 12, 318 u. oft. Welcher, Ep. Cykl 2, 246. 

des Lapithes, Bruder des Phorbas, Gemahl der 61) Priasos (= Peirasos?), „Caenei filius 

Astyagyia, Tochter des"Hypseus, Vater des ex Magnesia", Argonaut, Hyg. fdb. 14 p. 43 B. 

Antion, zugleich attischer Autochthon, Töpffer, 62) *Pr61ochos, Hes. sc. Herc. 180. 

A. d. Anomia 34, 3. Von Pherekydes (fr. 48 63) *Tektaphos, Olenides, Ov. Met. 12, 433 

bei Schal. Eur. Phoen. 53) wird Periphas Vater (vgl. Tektaphos oder -amos, S. d. Doros). 

der Euryganeia , Gemahlin des Oidipus , genannt ; 64) * T h e r [s] a n d r o s , Teilnehmer am Ken- 

bei Paus. 9, 5, 11 heifst er Hyperphas (s. d.). taurenkampfe nach einer jetzt verwischten In- 

B3) *Phaleros (?), Hes. sc. 180, nach 10 schritt der Francoisvase (6. I. Gr. 8185 p. 193), 

Schol. Apoll. Eh. 1, 96 Sohn des Alkon, Enkel Vater des Koronos (Steph. Byz. s. v. Kogäveiu). 

des Erechtheus, nach Orph. Arg. 145 Gründer 65) Titaron (?), nach Schol. Ap. Rh. 1, 65 

von Gyrton, Teilnehmer am Argonautenzuge Vater des Ampyx (Ampykos), Grofsvater des 

(vgl. Müller, Orehom. 197), vgl. G. I. Gr. 4 Mopsos (vgl. Tivaq^aiog, Hes. sc. 181), Epo- 

p. XVIII nr. 7731. Wahrscheinlich war er der nymos von Tiraqdv (Steph. Byz.) oder Thttfov 

Eponymos von Phalara ($äXriQOV b. Steph. Byz. in Thessalien (s. ob. unter Ampyx). 

s.v.) in Thessalien, agbg ry 0&r\ (Bursian, 66) Triopas, Sohn oder Vater des Phor- 

Geogr. v. Gr. 1, 83). Könnte sich nicht die bas (s. d.), oder Sohn des Lapithes (Diod. 6, 61). 

Identificierung des attischen Eponymos Phale- Vgl. auch den Perrhaiberfürsten Triopas 

ros mit dem Lapithen Phaleros ebenso er- 20 beim Schol. und Eust. zu II. 4, 88, dessen Sohn 

klären, wie die des attischen Koronos mit dem Xägiiaßog oder KaQvüßccg Zeleia in Lykien 

lapithischen Koronos? Vgl. Töpffer, Att.Geneal. gründete. — Wenn Nestor, Theseus*) (II. 1, 

276 f. Vielleicht identisch mit dem an den 265. Hes. sc. Herc. 182 n. s. w.) und Peleus 

Kampfspielen des Pelias beteiligten Phalareus (Ov.Met. 12,365) als Teilnehmer am Kentauren- 

(Paus. 5, 17, 10). Vgl. noch .Hyflr. fdb. 14 p. 41 2J. kämpfe genannt sind, so dürfen sie natürlich, 

Tzetz. Lyk. 175. Vol. Fl. 1, 398 u. ö. Steph. Byz. wie schon oben bemerkt, deshalb noch nicht 

s.v. $ülriQOV. Töpffer, A.d. Anomia 39f.Anm. 3. als Lapithen angesehen werden. Übrigens er- 

54) Phlegyas (?), nach Eurip. bei Schol. b.ellt auch aus den Einzelnamen der Lapithen 

Apoll. Rh. 3, 62 und Schol. II. 1, 268. Schol. und deren Beziehungen (namentlich zu be- 

Pind. Pyth. 2, 39 Vater, nach Strab. 442 Bruder 30 stimmten Ortschaften, deren Eponymoi _ sie 

des Ixion, auch Bruder des Gyrton (Steph. Byz. sind), auf das deutlichste, dafs wir es nicht 

s.v. rvQzcöv), Grofsvater des Asklepios; nach etwa mit Personifikationen von Naturmachten 

dem Hymnus des Epidauriers Isyllos (s. oben) zu thun haben (s. Sp. 1865 Anm. *). Die Namen 

ein Epidaurier, Gemahl der Kleophema (welche der Kentauren (s. d.) gehören gröfstenteils ganz 

ihm die Aigla oder Koronis gebar), Eponymos anderen Vorstellungsbereichen an als die La- 

von $Xeyva, 116X1.9 Boimziag (Steph. Byz. s. v.), pithennamen. (Jahrb. f. cl. Phil. 1872, 421 ff.), 

vgl. L. Havet, Rev. de philol. 1888 p. 164; III. Was den Gesamtnamen Aanlbai 

Sohn des Ares und der Dotis (Apd. 3, 5, 5) betrifft, so sind darüber viele unsichere Ver- 

oder des Ares und der Chryse (Steph. B. a. a. 0.). mutungen ausgesprochen worden. Gewöhnlich 

Er wohnte nach Hymn. Hom. 16, 3 dmztcp kv 40 bringt man den Namen unter Hinweis auf den 

mi Sia>. ' Charakter einiger Lapithen, z. B. des Kaineus 

66) Phlogios (?), Sohn des Deimachos aus und Ixion, mit den bei den alten Lexikographen, 

Trikka Teilnehmer am Argonautenzuge (Apoll, namentlich Hesychius überlieferten Glossen Xa- 

Rh. 2 956). wi&r yavgovzai, vgl. Soph. fr. 954 N.; Xam- 

56) Phokos, „Caenei filius ex Magnesia", uz-^v %uv%t\zr\v\ Xa.niezi\g . . . tpXvaqog, tqv- 
Argonaut, Hyg. fab. 14 p. 43 B. ynkög, jiij e%<ov tpQOvziäa; Xttm'azQia- fopßo- 

57) *Phorbas (s.d.), Ov.Met. 12,322, nach liivrj, fiezioogitopivri zusammen und erinnert 
Diod. 4, 69 und 6, 58. Paus. 5, 1, 11 Sohn des zugleich an tpXeyväv, was bei den Phokern die 
Lapithes, nach Hymn. in Ap. Pyth. 33. Hyg. Bedeutung von vßgt&iv gehabt haben (vgl. 
P. Astr. 2, 14. Paus. 7, 26, 12 Sohn des La- 50 Eust. II. 13, 301 p. 933, 15) und von den my- 
pithessohnes (Diod. 5, 61) Triopas, auch Bruder thischen Doppelgängern der Lapithen, den 
des Peirasos und Vater des Triopas genannt $Xeyvai, abgeleitet sein soll, obwohl Herodian. 
(Paus. 2, 1£, 1; 4, 1, 1. Schol. Eur. Or. 920; m. pov. *e£. 44, 33 das Wort einfach =• ifXiym 
vgl. Wide, Lakon. Kulte 234, 1 und Töpffer, A. setzt (so Müller, Orehom. 195. Preller, Gr. M. 
d. Anomia 34). Wahrscheinlich war er auch 2,11; vgl. auch Unger, Paradoxa Theb. p. 247 f.). 
Eponymos von &oeßäg- nöXig rar sv &saaaXia Wäre dies richtig, so müfste jedenfalls Xan(j;<a 
'A%aimv (Steph. Byz. s. v.). ' ganz unabhängig von Aani9ijg von einer (neuer- 

58) P i e r s (?), Sohn des Magnes (Apd. 1,3,3), dings nachgewiesenen) gemeinsamen Wurzel Xa« 
Bruder des Eurynomos, wohl Eponymos von = vßqifciv (vgl. Yanieek, Griech.-Lat. Etym. 
Pierion in Thessalien (Bursian, Geogr. v. Gr. 60 Wörterb. S. 841) abgeleitet sein, da eine Bildung 
l 73 i 3). des Verbums vom Eigennamen AanC&rjs not- 

59) *Polyphemos, Hom. II. 1, 264, nach wendig die Form Xumfti£w fordern würde. 
Apoll. Rh. 1, 40 Sohn des Elatos, Kentauren- Doch scheint es bedenklich, einen Charakter- 
bekämpfer und Argonaut (vgl. Apd. 1, 9, 16. / zug, den nur einige wenige Angehörige des 
Orph. Arg 169 faeiog Kmviiog), von Lariasa t) Naoh m Meyer im JowJ ljm s m , cheint der 
stammend. ^ ^ Y0XL Theseua handelnde Vers des Homer und HesioU später 

60) Polypoites, Sohn des Peirithoos, TOn den Athenern im Interesse ihres Lleblingihelden 

Führer der Lapithen vor Troja, II. 2, 740 f.; eingeschoben. 



1861 Lapithen (Gesamtname) 

Namens, wie z. B. Kaineus und Ixion, keines- 
wegs aber alle Lapithen haben, zum Ausgangs- 
punkt der Etymologie zu machen. Viel glaub- 
licher ist es dagegen, den Namen mit dem 
Gebirge Aäni&og in Triphylien, wo nach Paus. 
6, 5, 8 — 10 (vgl. Steph. B. 'Aonülm v; mehr 
b. Lobeck, Pathol. prol. 364 ff.) die Sage vom 
Kentaurenkampfe des Herakles heimisch war 
(vgl. auch die oben angeführte Sage von der 
Wanderung des Lapithen Phorbas nach Olenos 
und Elis), sowie mit dem von Paus. 3, 20, 7 und 
Steph. Byg. s. v. Aani&ri erwähnten und nach 
einem Heros Acnitfrag benannten Ort oder Berg 
Aani&aiov am Taygetos zusammenzustellen 
und zugleich, mit diesen Namen auf eine noch 
in lap-is und lin-ag (Fels, Klippe) erhaltene 
gemeinsame Wurzel zurückzuführen, sodafs dann 
der Name die in steinernen oder auf Felsen 
erbauten Burgen Hausenden bezeichnen würde, 
was, wie man sieht, ganz gut auf die Lapithen 
als Bewohner und Gründer der uralten thessa- 
lischen Akropolen*) passen würde (vgl. Curtius, 
Graz. d. gr. Et} S. 637. Kuhn's Zeitschr. 7,93 
und Preller, Gr. Myth. 2, 10; sehr kühn 
Laistner, Bätsei d. Sphinx 1, 316). Neuerdings 
haben -'Mannhardt {Antike Wald- und Feld- 
kulte 90) und Meyer (Gandharven 190), welche 
in den Lapithen kein wirkliches halb historisches 
Volk, sondern ebenso wie in ihren Gegnern, 
den Kentauren, ursprünglich Personifikationen 
von Naturerscheinungen erblicken (wogegen 
nicht blofs der Gesamtmythus, sondern auch 
die «chon homerische ausdrückliche Gegenüber- 
stellung der &vSqss [jfctofs] und yrjqeg, II. 1, 
262 f.; 2, 740 f. Od. 21, 299; vgl. Eymn. in 
Mercwr. 222 f. und das Auftreten vieler La- 
pithen als Eponymoi thessalischer Städte 
streitet), dieser Deutung entsprechend , den 
Namen mit laiXaij), Xanägto, älancc'Qm zu- 
sammenzubringen versucht und den 'I^itav als 
ä£(oTQO(pog (vgl. Kuhn, Herabkunft des Feuers 
69), den Hnqi&oog (= der sehr Schnelle) als 
Ringeumläufer (d. i. Wirbelwind) gedeutet, 
wofür es jedoch an jedem Anhalte fehlt (vgl. 
dagegen Boscher in Fleckeisens Jahrb. 1877 
S. 405 f. und die Artikel Ixion und Kentauren). 
[Eine andere Deutung s. bei Pott, Zahlen von 
kosmischer Bedeutung, Zeitschr. f. Völkerpsych. u. 
Sprachwiss. 14 (1883), 15 ff., der Lapithen mit 
Xd^naiv und der in i&aqög (heiter, klar, rein) 
und färafow enthaltenen Wurzel oder mit 
Sanskr. idh (entzünden) zusammenbringt. Höfer.] 

IV. Die Mythen von den Lapithen. 
Indem wir die Mythen der einzelnen hervor- 
ragenden Lapithen (z. B. des Ixion, Kaineus, 
Mopsos, Peirithoos u. s. w.) den betreffenden 
Einzelartikeln überlassen, wollen wir hier nur 
den Gesamtmythus derselben kurz darzustellen 
versuchen. 

a) Abstammung. Einen einheitlichen 
Stammbaum der oben (Abschnitt H) aufge- 
führten Lapithen zu entwerfen ist unmöglich, 

*) Vgl. Neumann - Partsch, Phys. Geogr. ». Griech. S. 187 : 
„Steti behauptete der Adel [Thessaliens] von den festen 
Schlössern aus, welche die rereinzelten Felsknollen 
mitten in dem reichen Flachland krönten, die Herr- 
schaft über das in grofse Güter geteilte Gebiet, auf 
dessen Triften seine Kofsherden grasten." 



Lapithen (Mythen) 



1862 



da die einzelnen Lapithengeschlechter ganz 
verschiedene Ursprünge haben. Als die ältesten 
vom Mythus genannten stellen sich dar: Hyp- 
seus und Andreus, die Söhne des Peneios und 
der Nais Kreusa (aucb Atrax wird ein Sohn 
des Peneios genannt), Phlegyas, der Sohn des 
Ares und der Chryse (Tochter des Halmos, 
Enkelin des Sisyphos), Lapithes,. der Sohn des 
Apollon und der Stilbe (Tochter des Peneios 
10 und der Kreusa), ferner Elatos, Deimachos und 
Titaron (Vater des Ampyx), deren Abstam- 
mung wir nicht kennen. Von Lapithes, dem 
eigentlichen Eponymos und Archegetes des 
Geschlechts, ist schon oben gesagt, dafs sein 
Mythus ziemlich jung zu sein scheine. Vgl. 
die Stammbäume bei Gerhard, Gr. Myth. 2 
S. 227 und Müller, Orchom. 1, 465. 

b) Der Kentaurenkampf der Lapithen 
ist schon im Artikel Kentauren ausführlich 

20 behandelt worden , daher hier darauf ver- 
wiesen werden mufs (vgl. auch die Artikel 
Peirithoos, Theseus). Nachzutragen habe ich 
jetzt dazu nur noch die von Laistner, Bätsei 
d. Sphinx 1, 315 aus der slavischen Mytho- 
logie beigebrachte Parallele, wonach „Nixe 
auf den Tanzplatz der wendischen Jugend 
kommen und mit den jungen Burschen Händel 
anfangen". — Ael. var. hist. 11, 2 erwähnt eine 
Schrift Accai&äv xal KevzavQiav ftß^jj von einem 

30 sonstunbekanntenMilesier Namens Melesandros. 

c) Einige Lapithen nahmen auch an der 
Kalydonischen Eberjagd teil nach Apoll. 
1, 8, 2. Ov. Met. 8, 303 f. und Hyg. fab. 173. 
Genannt werden Peirithoos (Apollod., Ov.), Kai- 
neus (Ov., Hygin.), Dryas (Lapithe? Apollod., 
Ov., Hygin.), Mopsos (Münchener Vase nr. 125, 
Ov., Hygin.), Asklepios (Hygin.J, Alkon (La- 
pithe? Hygin.). 

d) Ebenso wird von einer Beteiligung ein- 
40 zelner Lapithen an dem lange nach dem Ken- 
taurenkampfe (Ap. Eh. 1, 41) unternommenen 
Argonautenzuge erzählt (s. ob. die Belege im 
Verzeichnisse der Lapithen und Bd. 1 Sp.508f.). 
Besonders gilt das von Kaineus, Koronos, Mop- 
sos, Peirithoos, Asterion, Polyphemos und Pha- 
leros, sowie von den Söhnen des Kaineus, 
Phocus (?) und Priasus (?) bei Hygin. 

e) An den auf dem Kasten des Kypselos 
dargestellten Kampfspielen des Pelias 

50 sollen teilgenommen haben: Asterion, Mopsos, 
Phalareus (== Phaleros?), Paus. 5, 17, 9ff. 

f) Kampf mit Herakles und den 
Dorern unter Aigimios u. s\ w. (vgl. Müller, 
Darier 1, 28f. 214. 411f. Welcker, Ep. Cyklus 
1, 246 f. Dibbelt, Q. Coae mytholog. p. 47 ff.). 
Die älteste Quelle dieses Mythus ist un- 
zweifelhaft das dem Hesiod oder dem Ker- 
kops von Milet zugeschriebene Epos Aigimios 
gewesen, woraus Apollodor (2,7,7), Diodor 

60 (4, 37) und die Inschrift G. I. Gr. 5984 C. 47 f. 
folgendes erzählen. Die Lapithen unter Ko- 
ronos, dem Sohne des Kaineus und Verbün- 
deten des Laogoras, Königs der Dryoper, be- 
kriegten den Aigimios, den König der noch in 
Hestiaiotis wohnenden Dörfer*), und belagerten 

*) Hinsichtlich des Gegensatzes des (dcrischen?) 
Apollon und der Phlegyer - Lapithen s. Müller, Orcho- 
menos 1 188 f. Dotier 1, 214. 

69* 



1863 Lapithen (Mythen) • Lapithen (Bedeutung) 1864 

ihn; da nef dieser den Herakles zu Hülfe unter sein, entweder eine Übertragung von den eu- 
dem Versprechen eines Drittels vom dorischen hemeristisch als erste Reiter gedachten Ken- 
Gebiete. Herakles kam auch wirklich mit den tauren (vgl. Biod, 4, 70. Plin. 7, 202; mehr bei 
Arkadern den Doriern zu Hülfe, tötete den Welcker a.a.O.) oder eine Abstraktion von 
Koronos "und Laogoras (nach Apollodor samt- den historischen Thessalern, die von jeher 
liehe Lapithen, nach Biodor die meisten) und durch ihre Bossezucht und Reiterei berühmt 
zwang die Lapithen, das streitige Gebiet auf- waren. 

zugeben, oder nahm ihnen ihr ganzes Gebiet h) Hinsichtlich der lapithischen Abkunft der 

und gab es d*em Aigimios nach Apollodor.*) Kypseliden in Korinth, der Philaiden und 
Vielleicht beziehen sich auf diese Vernichtung 10 Perithoiden in Attika s. oben Abschnitt I. 

der Lapithen die Worte Vergib Aen. 7, 304: Nach SJtyrnnos v. 616f. leiteten auch die Ai- 

„Mars perdere gentem immanent Lapithum va- nianen ihre Abkunft von den Lapithen ab. 

luit", welche gewöhnlich auf die . nur bei Nach Hesychius s. v. KsvravQor XyataC. mal 

Biodor 4, 70 (vgl. Schol. Find. Pyth. 2, 85 und of Atviävss*) scheint man in späterer Zeit die 

Serv. zu Aen. a. a. 0.) berichtete Besiegung der von den Lapithen ebenfalls in das Gebiet der 

Lapithen durch die Kentauren bezogen werden. Aithiker (ßÜQßaQoi. und Xrjezui, wie die Ken- 

— Nach Strabon 442 und Plut. Q. Gr. 13 u. 26 tauren [s. d.], nach Steph. Byz. s. v. Aldt*iu) 

sollen die Ainianen aus dem Dotischen Gefilde, verdrängten Ainianen (s. oben) mit den eben- 

nach Hieronymos bei Strabon 443 die Pelasger dorthin verjagten (als Reitervolk gedachten) 
aus Thessalien (nach Aitolien), nach Simonides 20 Kentauren identificiert zu Jiaben. Vgl. auch 

bei Strabon 440 f. die Perrhaiber aus ihren Sitzen Steph. Byz. s. v. "Aftvqop vatsqov Ss AHsytg 

von den Lapithen verdrängt worden sein. oi kotoI [of Apv^aZoi, EooöV] %cc\ Ksvzavqoi 

g) Die Lapithensage bei Biodor (4, 69; *al 'ijrsroiceVravooi [haXovvxo']. ib. EvnoUg Sa 

5, 58 und 5, 61; vgl. auch 4, 37). Nach Biod. 'Apvgovs avrovg Xiyei, nlnmoxmQovs xrjg Mo- 

4, 69 war Lapithes der erste Lapithenkönig im Xovtiag. Auf diese Weise begreift man die Ab- 

Peneiosthale, ein Sohn des Apollon und der leitung der Ainianen von den Lapithen, da ja 

Stilbe und Bruder des Kentanros. Mit der auch die Kentauren von dem Lapithen Ixion 

Orsinome, der Tochter des Eurynomos, zeugte abstammen sollten. 

'er zwei Söhne, den Phorbas und Periphas. ,V. Deutung und Litteratur. Aus der 

Phorbas zog nach Olenos, von wo ihn Alektor, 30 vorstehend mitgeteilten Übersicht über die 

König von Elis, aus Furcht vor der Übermacht sämtlichen Lapithensagen dürfte so viel als 

des Pelops- zu sich berief, um mit ihm die unumstöfsliches Resultat hervorgehen , dafs 

Königsherrschaft zu teilen. Seine beiden Söhne die Lapithen (ebenso wie die Myrmidonen, 

Aigeus (= Augeias) und Aktor waren seine Dorer, Ainianen, Dryoper, Doloper) als ein halb- 

Nachfolger. Vgl. Bethe, Q. Biod. myth. 53 ff. mythischer, halbhistorischer Stamm Thessaliens 

Nach Zenon v. Rhodos fr. 2 bei 'Biod. 5, 58 anzusehen sind, wofür sie namentlich schön 

(vgl. auch Polyzelos v. Bhodos bei Hygin, P. 0. Müller, Orehomenos 195 (vgl. auch Gerhard, 

Astr.2, 14) soll Phorbas, Sohn des Lapithes, Gr. Myth. § 669 — 672. Bursian, Geogr. v. Gr. 

von den Rhodiern, als grofse Schlangen ihr 1, 50 f., Voigt in Ersch u. Grubers EncyU. unter 

Land verheerten, auf den Rat des Apollon aus 40 Kentauren Sekt. II Tl. 35 S. 223. Boscher da- 

Thessalien nach ihrer Insel berufen, dieselbe selbst unter Lapithen) erklärt hat. Müller hat 

von der Plage befreit haben und. später da- zugleich darauf aufmerksam gemacht, dafs der 

selbst als Heros verehrt worden sein, während Stamm der Phlegyer, deren Wohnsitz durchaus 

5,61 von Triopas (dessen Sohn nach Hymn. mit dem der Lapithen zusammenfällt**), so viel- 

in Ap. Pyth. 33- Phorbas war) , nach einigen fach in den ältesten Sagen mit den Lapithen 

dem Sohne des Lapithes, erzählt wird, er habe vermischt ist, dafs er mit ihnen fast identisch zu 

Triopion im knidisehen Gebiete gegründet. sein scheint So wird Ixion, der Vater des La- 

Periphas dagegen heiratete die. Tochter des pithenPeirithoos, ein Sohn des Phlegyas;Gyrton, 

Hypseus, Astyagyia, und zeugte mit dieser der Eponymos der Lapithen- und Phlegyerstadt 

acht Söhne,* von denen der älteste, Antion, 50 Gyrtone (II. 2,738; vgl. die bei Müller a.a.O. 

derGemahlderPerimela(TochterdesAmythaon), 194, 3 angeführten Stellen), ein Bruder des 

den Ixion zeugte (4, 69). Das Weitere s. unter Phlegyas; Asklepios ein Nachkomme bald des 

Ixion. Nach Biod. 4, 70 wurden schließlich Lapithes, bald des Ischys, bald des Phlegyas 

die Lapithen von den Kentauren besiegt und *) Als Stammvater der Ainianen haben wir wohl 

nach Pheneos und Malea vertrieben (s. Ken- Alnens, den Sohn des Apollon und der Stilbe, also 

tauren): (Hinsichtlich der sonstigen Bezie- Bruder des Lapithes, Gemahl der Ainete und Vater 

hungen de) Lapithen und Kentauren zu Phe- %S£Z^^wJ£££&£Z 

neos und dem übrigen Peloponnes vgl Immer- d J thegialiIolien jelasger (das Dotion gehörte 

wahr, Ar Kad. Kulte 39 B. 116 fl. etc. Kirchner, v auch •„ Pelasgiotis!) direkt zum Sohne des Apollon. 

Att. et Pelop. 6,1 ff.). Wenn nach Verg. Georg. 60 vgl. anc h Plut. Q. Gr. IS u. 26, wonach die Ainianen ur- 

3, 115 (vgl. Serv. z. d. St. Hyg. fdb. 274; Vgl. sprfinglieh im Dotion wohnten und daraus Ton den La- 

Plin. 7, 202. Luean. 6, 399) die Lapithen das pithen nach Aithikia vertrieben wurden. Nach alledem 

Reiten erfunden haben sollen (vgl. WelcJfer, ha ° en wir «" «• Ainianen, ebenso wie die Phlegyer 

Ep. CyU. 2, 217), SO scheint das ein erst ver- für Doppelgänger der Lapithen zu halten. Tgl. auch ob. 

hältnismäfsig spät erfundenes Mythologem zu "" £ } v^'T'b. Schot, pm Pyth. 3, 8 (U). Apd. s, ö, 5. 

*) Daher nach Seneca, Herc. für. 782 die von Herakles Schol. II. 13, 301, nach welchen Stellen die Phlegyer bald 

besiegten "Kentauren und Lapithen im Orcus vor ihm in die Gegend von Gyrton, bald in die des Dotischen 

erzittern. Gefildes verlegt werden, Preller, Gr. M. 2, II, 3. 



1865 Lapithen (Litteratur) 



Larari 1 866 



genannt (vgl. Bd. 1 Sp.616); Ischys, der Sohn Lapithes (Aanförig), 1) Sohn des Apollon 

des EMos, heiratet die Phlegyastochter Koronis (nach Eesych. s. v. Aanföai des Ares, nach 

(Res fr. 125 Oöttl.); Phlegyas ist ein Sohn der Steph. Byz. s. v. Aani^n des Penphas) und 

Dotis (Apd. 3, 5, 5), d. L des Dotischen Gefildes, der Stilbe, Stammvater der Lapithen (s. d). — 

wo auch die Lapithen wohnen, u.s. w. Hinsicht- 2) Sohn des Aiolos, Enkel des Hippotes, Vater 

lieh des Verhältnisses der Lapithen zu den des Besbos, wohl identisch mit nr. 1; Diod. 

Kentauren s. diesen Artikel. Wir wiederholen 5, 81. — 3) Spartanischer Heros , Vater der 

hier nur, dafs in diesem schon homerischen Diomede, Grofsvater des Kynortes und Hya- 

Mythus die Lapithen durchaus als Menschen kinthos, nach welchem der Ort Aaxi&aiovaia 
lavSpie; vgl- die Bezeichnung alxfirirai bei 10 Taygetos benannt war, Patts. 3, 20,7. ApoUod. 

Hes sc Herc. 178), den als g^s gedachten 3,10,3. Weiteres siehe bei Wide, Lok. Kulte 

Personifikationen der gerade für Thessalien so 234. 357. — [4) Lapitha penurus heifstlxion 

charakteristischen Wildbäche (zsipäQQOi) gegen- bei Auson. Technopaign. 10, 72 p. 162 Peiper. 

überstehen und mit hoher Wahrscheinlichkeit Höfer.] [Röscher.] 

(analog dem Herakles der elisch- arkadischen Laprius s. Laphrios 4. 

Kentanrensage) als die Repräsentanten der äl- Jj&vylhos {Aänv&og), Wagenlenker des Iolaos 

testen städtischen Kultur Thessaliens, deren auf einem korinthischen Salbgefäfs, das Sie 

Hauptaufgabe es sein mufste, die durch Über- Darstellung des Kampfes des Herakles mit der 

schwemmungen schädlichen (Orac. Sib. 5, 133 ff. Hydra enthält (abg. Bofsbaeh, Gnech. Antiken 
Eust zu II. 357, 42; mehr unter Kentauren 20 des'arch. Mus. in Breslau [Breslau 1880] p. 5) 

Sp 1058 ff) Wildbäche Thessaliens zubekämpfen s. Bofsbachj,. a. 0. 15. 17; auf der Vase selbst 

und zu besiegen (vgl. Isoer. 10, 26), anzusehen steht AAUT&OM. S. auch Lampythos. [Hofer.] 

sind (Boscher in Gott. gel. Am. 1884 S. 144. Lar s. Lares. 

Berliner philol. Wochemchr. 1885 S. lff; 1887 Lara, nur bei Ovid (Fast. 2, 599, daraus 

S 1506 ff. Ders. in Jahrb. f. Mass. Philol. 1872 Lactant. inst. div.. 1, 20, 35) vorkommender 

S 421 ff und in der Allg.EncyUop.d.Wiss.u. K. Name für die sonst Larunda (s. d.) genannte 

2 42 "96 ff) Wenn Preller, Gr. Myth. 2, 9-^ »14 Göttin, die angebliche Mutter der Laren. Ovid 

(vgl auch Buttmann, Mythol. 2, 220f.) die La- scheint den Namen willkürlickgebildet zu haben 

pithen für kein wirkliches Volk, sondern nur zu Gunsten einer Ableitung desselben von Lala 
für Vertreter des Riesen- und Hünentums der so = Xaln (v. 599 ff.: forte fuit Nais, Lara nomine, 

Vorzeit erklärt, so widersprechen dem die . prima sed Uli dieta bis antiquum syllaba nomen 

oben dargelegten Merkmale eines an der Grenze erat, ex vitio positum) ; denn er Brzählt (v. 585 ff. 

des Mythus und der Geschichte stehenden wirk- wahrscheinlich in freier Übertragung einer grie- 

lichen Volksstammes. Der unhaltbaren, die chischen Sage; vgl. Wissowa, Philol. Abhandl. 

historischen und lokalen Beziehungen der La- M. Hertz dargebracht. Berlin 1888 S. 165 f.), 

pithen ignorierenden Ansicht Mannhardts (An- date diese Nymphe .durch Schwatzhaftigkeit 

tike Wald- u. Feldkulte 89) und E. H. Meyers einen Liebesanschlag des Iuppiter auf Iuturna 

(Gandharven- Kentauren S. 190 u. 198), welche vereitelt habe und darum zur Abführung in 

die Lapithen für Sturmdämonen erklären, ist - die Unterwelt dem Mercurius übergeben worden 

schon oben gedacht worden. Diese Deutung 40 sei, der ihr unterwegs Gewalt anthat und sie 

wird schon durch den Hinweis auf die That- zur Mutter der Laren machte. Mit dem Kultus 

sache, dafs so viele Lapithen Eponymoi be- hat diese frei erfundene Figur nichts zu thun. 

kannter thessalischer Ortschaften sind, . [Wissowa.] 

hinreichend widerlegt. *) Laran (laran), etruskischer Name eines 

, VI. Hinsichtlich der Bildwerke ist auf Götterjünglings, 9mal auf etruskischen Spie- 
die Artikel Kaineus, Kentauren, Ixion, Peiri- 

thoOS U. S. W. ZU verweisen. In betreff des itqbgtfillieqia, Steph.Byz.) — '/frorst); (vgl. Pieros, Sohn des 

später sprichwörtlich gewordenen Charakters Magnes, Bruder des Eioneus bei ApoUod.); «Soo/Ms (äiMi; 

der Lapithen vgl. Unger, Paradoxa Theb. p. 247 f. **v h toaoaXla Xx<*tf, step^Byz.) - «(M^f 

, . v 6 " ' rRoscherl 50 (= Orchomenos) — 'Avfysiig ; üieQiov — miqog; Maxaqai 

<- '-! _ MaxaQsüg u. a. w. Könnte nicht vielleicht Dryas Ver- 

*) Wir geben hier noch eine kurze Zusammenstellung treter der Dryoper oder Dorer und Krantor der Eponymos 

aller Ortschaften Thessaliens, für welche sich eponyme von Krannoi sein? Vgl. auch Tqiöntov, Torgebirge bei 

Lapithen nachweisen oder mit Wahrscheinlichkeit ver- Knidos und Tgio-ip, Tqiiitiov (-La) eine Stadt daselbst — 

muten lassen, nebst ihren Eponymoi: lAatcQtor (Bursian, Tgiortag; Htqi9olSai (att. Demos) — mioLSoog; Evqv- 

Gaogr. v. Griechenl. 1,74) — 'Aatiqtmv; 'Aiibqiov CA&qog, /uvai — EiQÜronogtf];"AXog — Halesus [?]; Iliqaoog — 

'A&oeia u. s. w, Bursian a. a. 0. 61; 57) — 'Jfoqog; 'Atqai Priasus [?]; Cymlne (Bursian 1, 74) - Cymelus (Cymi- 

(Bursian 66) — "AtoaS; 'EXuttta (.Bursian 61) — "Elatos; nus?) [?]; nqoxXiviov (Besych.) — 27 ?< Mo/o; [?]. — Zum 

rvotthv(rv(>lJ>vn) — rvot6r;"rita1a(Bursian89)—rytis; Schlüsse mache ich noch aufmerksam auf die von Topfer, 
Xogänm - KAoaros; Jaitl&ti - Aajti»r,g; Mayvrioia -MAA Änomia S. 33 ff. 42. 45 nachgewiesene Thatsache, d«fe 

Mäymg ■ M&xagai — Maxamig; Miifnov (Bursian 62) — mehrere Lapithen (Peirithoos, Periphas, Phorbas, Phale- 

MAxpoq; HiXXa (IUXij) — Pelates (Ovid); HeXe »gdrtov — ros, Deioneus [Eioneus], Mopsos) auch in Attika (und 

Pelethronius; <PäXaou (Bursian 88 ; nach Steph. Byz. aucli der Peleponnes) lokaUsiert sind, was nach Topffer mit 
fr&Xmov, Töpfer 40 Am) — *<U W o;; lleiMoiat (IleiQa-. der Wanderung der thessalischen Dryoper, die ebenso 

ala)-niigaoos; XäqaZ (Burtian 61) - XagaÜog (Ovid); wie die Lapithen Feinde des Herakles waren (Dübelt, 

Tttaothv, Stadt Thessaliens (auch Titaoov, vgl. Benseier, Q. Com mythol. 47 ff.) zusammenhängt. S. auch oben 

Wörterbuch der griech. Eigennamen 2, 15S6) - T.täocor, Sp. 1087 f. Übrigens lassen sich ähnliche Beziehungen 

Grofsvater des Mopsos; Movtlroi (= Aoyovqatoi; Steph. der Lapithen (Phlegyer) auch zu Boiotien, Phokis u . s. w 

Byz. s. v. lAoyovoa) - Aeovtitig; 'AXxvöv; (Stadt Thessa- nachweisen (vgl. Koronos, Thersandros Andreus, E>tos, 

liens am Malischen Busen nach Kieperts grofsem Atlas) 70 Phokos u. s. w.). Tgl. auch den Artikel Kentauren 

— 'AXxvorevs ="lo/us (Lapith; s. d.); 'Htav (rtcWis ... Sp. 1080 ff. 



1867 Larasios Lares 1868 

geln, nackt, mit hinten herabhängender Chla- Die Münze des Nero von Tralleis mit der Re- 

mys, mit Schuhen oder Schnürstiefeln, fast versaufschrift AAPACIOC • KAICAPEQN (Mi. S. 

immer bewaffnet, mit Speer, Schwert, Schild, 7, 468, 701), welche Zeua L. sitzend 1. h., auf 

oder Sohwert und Helm, oder Speer, Schwert der R. eine Nike, die L. oben am aufgestütz- 

und Helm, bisweilen neben oder gegenüber ten Scepter zeigt, ist abgebildet bei Ray et et 

der Auran (='ArpQoältri, s. d.), in Gegenwart Thomas, Milet et le golfe latmique. Paris 1877. 

der verschiedensten Gottheiten, meist als 4° p. 104 Fig. 23. Eine andere mit dem Haupt 

jugendlicher „Ares" gedeutet und so von des Demos im Obv. zeigt dieselbe Zeusfigur, 

Bugge, Etr. Fo. u. St. 4, 225 aus V "Jqtjv welche auch ohne Beischrift auf den Münzen 

(V = Artikel) erklärt; s. Fabr., Gl. I. col. 10 von Tralleis vorkommt, begleitet von der Bei- 

1003 u. 2084. 0. 1. I. Pr. Spl. 395. See. Spl. 93. schritt Z6YC AAPACIOC KAICAP6QN nach Leake, 

Corssen, Spr. d. Etr. 1, 252. O. Müller, Etr. 2 2, Num. Hell As. Gr. p. 135, AAPACIOC ■ KAICA- 

57 nt. 66. DeecJce, Etr. Fo. 4, 37. Bei Gerhard, P€QN nach Sestini, Mus. Hedervar."2 p. 405 

Etr. Spr. 4, 13 t. 284 (Fabr. C. I. I. 2478) ist nr. 17 Taf. 25, 8 und Mi. S. 7, 465, 684. Den 

laran statt Man zu lesen; 3, 328 t. 257 B Tempel des Gottes (vgl. B. C. H. 3 p. 468 

(Fabr. C. I. I. 2094) ist [IJaran zu ergänzen. Zeile 12. MM. d. K. B. A. Inst, in Athen 13 

[Deecke.] p. 411 nr. 2 Z. 8 iv rät [egal roü z/ios tov 
Larasios (Aagdaiog), Beiname des in Tralles *>*<**») «l*»bt Bayet ; p. 54f. Fig. 9 auf 
verehrten Zeus auf dort gefundenen Inschriften: G . rund de , 8 ,4 d }? rs lm , Glebel . zn erkennen in 
s. Corr. hell. 3, 468. 10, 456 und die von ^o einem achtsauligen Tempel emer Münze des 
Kontoleon a. a. O. 10, 457 angeführten In- *\ nachchristlichen Jahrhunderts. Die Stadt 
Schriften und Münzen; Mitteilungen d. deutsch. ™ d a }?. ^T/T fi- ™ e !f° ^15«^ 9 r ' 
arch. Inst. 8 (1883), 331. 332. 11 (1886), 204. | 92 . 6 - L^ot, Apostohc Fathers Part. 2 Vol 2. 
13 (1888), 411. Waddington, Asie min. p. 203 b ec «\ „ p : b- / „ ,- , ,. D . , .,, 
zu nr. 604. Bei Strabon 14-, 649 heifst er Au- M A ,nV £ a pTr.nr 8 * T' denn dl6 Beischrift 
etootfog, ebenda 5, 440 AugCaawg. Auch auf F* 10 ^ n£' £ ^ e . che das g»»* des He- 
der Akropolis von Ärgos, der Larisa, befand l } 0? .tf^ Ä ^^V^^-T^ %*■ 
sich ein Tempel des Zeus Larisaios, Paus. 2, 4 ' 18 , ' 104 .° ™ d & 7 ' iu > 6 J s .™g* U . G^e 
24, 3; vgl. Steph. Byz. Afaccu, der einen Zeus a ™ <iem mcht immer zuverlässigen Sestini) ist 
Aa^csvs erwähnt. _ wJdinqton a. a. O. stellt 30 *"& 7 7 0n1 ' ™. auch »• ™> f e f ^ £ -^!»; 
den pelasgischen Ursprung des Zeus Larasios *2£ *\ Za^r' ?*■ ch 4 nal °pe derBeischnft 
(- von Larisa abgeleitet -) in Abrede und f 6 ^ / ^« CI ? C ^Tr ^ ^»j? ™ (Mi 
führt den Namen auf einen karischen, bei 4 ' "* -p 1 . .?. '-Leake, Num. Hell As Gr. p 135) 
Tralles gelegenen Ort Larasa zurück. Münzen zu AAPACIOC zu emendieren trotz Cavedonu 
von Tralles zeigen das Haupt des Zeus mit (^««- «^-P; 228) Erklärungsversuchs des Bei- 
der Legende Aocqäatog T Qa Ui«v&v, Eckhel, nam T ^ aat ? s /"^f* 8 «W™/e prmd« 
Do««r. nw». tut. 3, 124. 125, vielleicht ge- * MCe r ? a Pausama (8,38) ehe raeconta come 
hören hierher auch die Münzen von Kaisareia "? iwswa di Arcadia . . era un sito detto 
in Bithynien mit der Darstellung des stehen- ' fff' W 5 fTnAToi^ontSv*? 
den Zeus und der Legende kLu^v Au- 40 % l ^ sco **> ATTOAAANOI TTAPPACIOY. I 
gdaiog, Eckhel a. a. 2, 410. rZu den In- Tralliam, che vantavans% di Gwve natonelle 
Schriften kommt noch die von Sitlingtm ^rocontrade,avrannoamtoaltresttlloro Apollo 
Sterrett (der auch die B. C. H. 1886 p. 456 ° SoU . Pa £ r ™ w - >-, Gewifsheit kann naturlich 
und Mitteü. d. D. A. I. i. Ath. 1886 p. 203 Mr e^e Prüfung der betreffenden Münzen er- 
veröffentlichte verzeichnet, p. 325 nr. 379) in ST*?: Heb -? 8 i lst haufl £ anf den M™ z en von 
An Epigraphical Tour in Asia Minor p.326f. ™bna vertreten; stehend, das Haupt mit 
nr. 381 mitgeteilte: M AagocaCco 2, Lata I S* ra " en bekränzt, die Chlamys um den Hals, 

K [0 r ' ' die R. erhoben, m der L. einen Globus er- 
Ev/nivst Klav\äi(o)g MtXi\za>v 6 tsqsvg \ aito- scheint er z. B. auf einer Münze des Valerian, 
■nats\arrjaev. Sterrett bemerkt dazu: „Light- 50 Imhoof, Monn. gr. p. 391 nr. 46; auf dem Vier- 
Zoo*, Apostolic Fathers, Part. 2 Vol. 1 p. 619 gespann auf autonomen, Mi. 4, 181, 1051 nach 
note, points out that the Emperor Hadrian is Eckhel, Cat. Mus. Caes.Vindob. 1 p.194. Mi. S. 
here identified with Zeus Larasios the patron 7, 465, 683 = Sestini, Mus. Hedervar. 2 p. 328 
God of Tralleis", vgl. die Bemerkung von nr. 18. Leake, Num. Hell. As. Gr. p. 136, und 
Bamsay, The Church in the Boman Empire auf solchen des Commodus, Mi. 4, 187, 1089 
before'A. B. 170 p. 191: „The Emperor re- nach Mus. Theupoli p. 789. 930, und des Gor- 
presented the majesty, the wisdom and the bene- dianus Pius, Mi. 4, 192, 1117. Tov itgbv äymva. 
ficent power of Borne: he was in many cases ztöv 'Alsttov erwähnt eine Inschrift von Tral- 
attually represented in different parts of the leis, Pap. of the amer. school 1 p. 332 nr. 12 
empire as an incarnation of the god worship- 69 — Mitt. d. K. D. A. Inst, in Athen 8 p. 332 
ped in that district, the Zeus Larasios of Tralles, nr. 12. Drexler.] [Höfer.] 
the Men of Juliopolis, the Zeus Olympios of the Lares. 
Greeks in general." Priester des Gottes (isQsvg 

81a ßlov tov zliog toü AaQctd'ov) nennen aufs4r I - Name u&d Bedeutung. 

den oben verzeichneten die von Sterrett, Papers Die ältere Form Loses findet sich noch 

of the american school of class. stud. at Athens 1 im Liede der Arvalbrüder und wird (wahr- 

p.lKS.Tir.ll.l2 = Mitt.d.K.D.A.Inst.inAth.S scheinlich nur aus dieser Urkunde) mehr- 

p. 330ff. nr. 11. 12 veröffentlichten Inschriften, fach von alten Grammatikern bezeugt (Varro 



1869 Lares (Name und Bedeutung) Lares (ältester Staatskult) 1870 

de 11 6 2. Paul. p. 264. Quinta, inst. 1, sei, gesucht, da die naheliegende Beziehung 

4 13 Terent. Scaur. 7, 13, 14 K. Placid. auf die Verehrung des Gunius Augusti zwischen 

p' 51 16 Dauert u.a.). Die Erklärung den Laren (s. unten) zur Erklärung vollig^aus- 

des Namens ist bisher noch nicht in über- reicht. Die Gleichsetzung von Lares und ngmeg 

zeugender. Weise gelungen. Ein Zusammen- gehört erst der augusteischen Zeit an qder 

hang mit der auf etruskischen Spiegeln häufig erlangte doch erst damals allgemeine Geltung, 

vorkommenden Lasa, einer dienenden Gottheit da noch Cicero auf eigene Paust eine andere 

aus dem Kreise der Aphrodite (vgl. E.Sehippke, Übersetzung, Lares = Sctipavig , versucht 

De speeulis Etruseis quaestiomm particula I, (Tim. 38: quos Graeci Smjxovus appellant, 

Diss Vratisl 1881 p. 4 ff.), wie ihn noch 10 nostri opinor Lares, si modo hoc recte con- 

W. Corssen (Sprache d. Etrusk. 1, 246; vgl. versum videri potest). Plutarch , ^der einmal 

Ausspr. 2, 309) annahm, liegt auf keinen Fall (De fort. Born. 10) den Ausdruck ^ras (olwv- 

vor, ebensowenig wie der etruskische Vorname pog) aus seiner griechischen quelle (Dion Mal. 

Larth (lat. Lars oder Lar; vgl. Auct.de praen. 4: 4, 2) übernimmt, hat an einer anderen Stelle 

Lartis praenomen sumptum est a Laribus, Tuscum (Qu. Born. 51), wo er einem römischen Gewahrs- 

autem esse creditum, fuitque consul Lar Hermi- manne (Varro) folgt, die singulare und m- 

nius cum T. Yerginio Tricosto. Charis. p. 136, 13: korrekte Form AuQTjies. 

Lar, si familiaris erit, genetivo Laris faciet, si D g^g^ Staatskult der Laren. 

Tolumni Porsennae, Lartis. Müller - Deecke, ..„..,. , T 
EtrusJcer 1, 462 ff. Corssen in Kuhns Ztschr. f. 20 Das älteste Zeugnis der öffentlichen Laren- 

vernl Sprach f 2, 13) von Lases gebildet sein Verehrung bietet das uralte Lied der "atres 

kann Die gemeinhin recipierte Herleitung von A r v al e s , die an ihrem Maifeste noch vor Mars 

skr Wz lash „begehren" (Grafsmann, Ztschr. die Lases zum Beistande anrufen (enos Loses 

f vql Sprach} 16, 173 f. vergleicht XilaCofiai, iuvate; Text und Literaturverzeichnis jetzt 

Lust, Lottner ebend. 7, 185 altn. laeri „Woh- am bequemsten bei Engelb. Schneider, Dialecto- 

nung" und ahd. läri z. B. in Gozläri, Jordan, rum Itdlicarum aevi vetustioris exempla selecta 

Krit Beitr. S. 135 las-ciims) hat in dem, was 1, 1 Lipsiae 1886 nr. 392); sie erscheinen hier 

uns von Wesen und Bedeutung dieser Gott- in der Mehrzahl, wie ausnahmslos im btaats- 

heiten bekannt ist, gar keine Stütze. Sicher kulte, und in Verbindung mit Mars, zugleich 
steht nur, dafs Lases (der Plural wahrscheinlich so aber mit Beziehung auf das Gedeihen der 

das Ursprüngliche) als wirkliches Nomen pro- römischen Felder, dem ja die Feier der Ar- 

prium nicht als Gattungsname (wie penates, valen gilt; dieselben Laren sind es jedenfalls, 

manes, indigetes) zu fassen ist; denn die älteren denen die Arvalen bei den Piacularopfern im 

und' genauer redenden Zeugen geben ebenso J. 183 und 224 verbeces duos opfern (Mengen, 

konsequent die Bezeichnung di penates, di manes, Acta fr. Arv. p. 145). Auf verwandten An-- 

di indigetes, wie das blofse Lares (oder Lar); schauungen scheint die Verbindung des i-rnte- 

vgl z B Plaut. Merc. 834: Di penates meum gottes Consus mit Mars und den Laren zu 

parentum, familiai Lar pater. Cic. de rep. 5,7: beruhen, die Tertull.de spect. 5 bezeugt: et 

sanctis penatium deorum Larumque familiarium nunc ara Conso tili m Circo demersa est ad 
sedibus; de domo 108: ista tua pulchra Libertas 40 primas metassub terra cum *^ C "P*^* f"*- 

deos penates et familiäres meos Lares expulit; modi: CONSVS CONSILIO MARS DVELLO 

pro Quinct. 83: a suis dis penatibus praeceps LARES tCOILLO POTENTES, wenn auch die 

eiectus verglichen mit 85: manus adlatas esse Inschrift in dieser Form schon wegen der Ab- 

ante suos Lares familiäres (s. auch Jordan zu leitung des Consus von consdmm nicht alt 

Preller Böm. Myth. 2, 158 Anm.). Im Griechi- sein kann (Ps.-Ascon. zu Cic. Verr. p. 142 Vrelli 

sehen wird der Name Lares regelmäßig durch hat hiermit wohl nichts zu thun). In der De- 

womsg wiedergegeben, so im Monum. Ancyr. votionsformel des P. Decius Mus (Iw. 8,9,6) 

gr 10 11 und 18 23 = lat. 4, 7 und 6, 33 (die erscheinen neben den grofsen Hauptgottern 

Penaten heifsen 'ebenda »10I tiaxomlSioi oder Ianus, Iuppiter, Mars pater, Quirmus, Vesta 



'tfaoi nätowi). Dion.Eal. 3,70. 4,2 (b mar' 50 und den allgemeinen Anrufungen di 

oluav vecoe = Lar famüiaris). 4, 14 (t^ooss di novensides Bellona und Lares; hier legt es 

n:QovtÖ7ii.oi = Lares compitales). Corp. gloss. 2, die Gruppierung der angerufenen Gottheiten 

121 14- Lares familiäres rferass *aroi%lSun. (vgl. G. Wissowa, De du Bomanorum indtge- 

Auc'h in der poetischen Inschrift von Acerrae, tibus et novensidibus , Ind. lect. Marpurg. 

CIL 10, 3757 (= Buecheler, Anthol. epigr. Winter 1892/93 p. VIII) nahe, an die Lares 

spec 1 nr 2) faßt Mommsen die heroes qui militares zu denken, denen die Arvalbruder 

Augusti nomen gerunt gewifs richtig als Lares im Jahre 213 ob salute(m) victoriamque Ger- 

Auqusti, und die Worte des Prudentius adv. manicam imp(eratons) Caes(aris) M. Aurelli 

Symm. 1, 190 tot templa deum Bomae, quot in Antonini (d. h. des Caracalla) einen weiften 
urbe sepulcra heroum numerare licet, quos 60 Stier opfern (Hennen, Acta fr. Arval. p. 86) 

fabula manes nobilitat, noster populus veneratus und deren Kult wir wegen des Vorkommens 

adorat beziehen sich nach der evidenten Deu- im Ritual der Arvalbrüder für alt halten dürfen, 

tuüg Prellers (Böm. Myth. 2, 112, 1) auf die obwohl die sonstigen Zeugnisse erst spater 

Heiligtümer der Lares compitales; dagegen Zeit angehören (CLL. 3,3460. 3463; vgl. Mart. 

ist Buechelers Annahme (Coniectanea, Ind. lect. Cap. 1, 46. 48). Abermals m Kriegsnöten finden 

von Bonn, Winter 1888/89 p. 19), dafs bei wir die Laren erwähnt zur Zeit der Kampfe 

Horaz c 4,5,34 et Laribus tuum miscet numen mit Antiochos; in der Schlacht bei Myonesos 

umgekehrt Lares im Sinne von "i<><oeg gesetzt 564 = 190 gelobt der Praetor L. Aemilms Re- 



1871 Lares (ältester Staatskult) 

gillus den Lares permarini einen Tempel, wel- 
chen elf Jahre spätei* 575 = 179 M. Aemilius 
Lepidus als Censor einweihte; der Tempel lag 
im Marsfelde und trug eine von Livius (40, - 
52, -4 ff. ; vgl. Baehrens, Fragm. poet. Born. 
p. 54 f.) mitgeteilte Weihinschrift in Satur- 
niern; der Stiftnngstag war, der 22. Dezember 
{Fast. Praen. C. I. L. 1 p. 409. Macr. S. 1, 
10, 10; vgl. über den Tempel E. Aust, De 
aedibus sacris pop. Born, p. 25 nr. 62. 0. Gil- 10 
bert, Gesch. u. Topogr. d. Stadt Born 3, 149 f.). 
Dies ist aber auf keinen Fall die älteste aedes 
publica der Laren in Rom gewesen, denn wenn 
auch das von Varro (de l.l. 5 , 49) auf dem 
Esquilin erwähnte Larum Querquetulanum sa- 
cellum sehr wohl eine Privatkapelle gewesen 
sein kann und sicher keine wirkliche aedes 
Sacra war, so können wir doch dem auf dem 
höchsten Punkte der Sacra via gelegenen 
Larentempel, welchen Augustus wiederher- 20 
stellte (Mon. Anc. 4,7: aedem Larum in summa 
Sacra via; vgl. Solin. 1, 23 in summa sacra via, 
ubi aedes Larum est; fanum Orbonae ad aedem 
Larum, Cic. de n. d. 3, 63 = Plin. n. h. 2, 16; 
sacellum Larum, Tac.ann. 12,24; über den 
Tempel vgl. Aust, De aedib. sacr. p. 28 nr. 73. 
0. Gilbert, Philologus 45, 449 ff.), unbedenklich 
ein sehr hohes Alter zusprechen. Seine erste 
ausdrückliche Erwähnung fällt allerdings erst 
in das Jahr 648 = 106 (Obseq. 41), aber schon so 
die Lage im Herzen der Altstadt weist auf 
sehr frühen Ursprung des Heiligtumes hin 
(richtig hervorgehoben von E. Aust a. a. 0. 
p. 50), und 'feine nahezu sichere Kombination 
führt uns erheblich weiter zurück. Ovid näm- 
lich, der Fast. 6, 791 f. (Lucifero subeunte Lares 
delubra tulerunt hie, ubi fit doeta multa corona 
manu) den Stiftungstag dieses Tempels unter 
dem 27. Juni verzeichnet, erwähnt 5, 129 ff. 
zum 1. Mai die Stiftung eines anderen Laren- 40 
heiligtums, des Altars der Lares praestites 
(über den Text der Stelle s. Haupt, Opusc. 
3, 356), welchem er übereinstimmend mit Varro 
de l. I. 5, 74 (der die Laren unter denjenigen 
Göttern aufzahlt, denen T. Tatius in Rom 
Altäre weiht) sabinischen Ursprung zuschreibt. 
Er erörtert dabei die Bedeutung des Namens 
praestites und beschreibt die Bilder der Götter, 
die er aber nach seiner eigenen Angabe (v. 143) 
nicht mehr selbst gesehen hat; er entnimmt 50 
also seine Ausführungen einer gelehrten Quelle 
und zwar, wie die genaue Übereinstimmung 
mit Plutarch, Qu. Born. 51 zur Evidenz zeigt, 
aus Varro. Es steht unter diesen Umständen 
nichts der Annahme entgegen, dafs das Heilig- 
tum der Lares praestites mit der aedes Laruiff 
in der Weise identisch ist, dafs der einfache 
offene Altar später durch ein Tempelhaus er- 
setzt und dieses dann mit Götterbildern nach 
griechischem Muster versehen wurde (vgl. den fco 
ganz analogen Hergang beim Tempel der Pe- 
naten auf der Velia; s. Wissowa im Hermes 
22, 30 f.); der Stiftungstag dieses republika- 
nischen Larentempels war der 1. Mai (darum 
verzeichnen auch die fasti Vennsini zum 1. Mai 
Lar(ibus), d. h. T«mpelopfer zur Feier der 
Stiftung eines Larenheiligtums) , der des au- 
gusteischen Neubaues der 27. Juni; Ovid hat 



Lares (Dienst a. d. Compita) 1872 

aus verschiedenen Quellen beide Angaben über- 
nommen, ohne zu bemerken, dafs sie sich auf 
dasselbe Heiligtum bezogen (über einen genau 
entsprechenden Fall s. Wissowa im Hermes 26, 
138ff.). Der nur noch dem Varro bekannte Bei- 
name praestites, für welchen man den Iuppiter 
praestes von Praeneste (C. I. L. 14, 3555; vgl. 
Hist. aug. Max. et Balb. 5, 3) und die Prestota 
der iguvinischen Tafeln (Buecheler, Umbrica 
p. 98) vergleichen kann, kam später in Ver- 
gessenheit. Die bildliche Darstellung der Laren 
(durch die Beischrift A 3R, d. h. Lare(s) ge- 
sichert) nach Art der Dioskuren als Jünglinge 
mit Speeren in den Händen und mit Hunds- 
fellen bekleidet, einen Hund 
zu Füfsen, begegnet uns ganz 
übereinstimmend mit dervarro- 
nischen Beschreibung auf De- 
naren des L. Caesins aus dem 
7. Jahrh. d. St. (Babelon, Descr. 
d. monn. de la republ. rom. 1, 281, 
danach Abbildung 1); der Ty- « Laren mlt 

pus zeigt grofse Ähnlichkeit *? aA ™ ^ 
r -, j ° j j. -, ■ Füfsen, Denar des 

mit dem der verwandten an L „,£,„ (nach 

pewatespw&Z«« (.Hermes 22, 31f), ßabelon, Descr. etc. 

der Hund ist ihnen als Symbol 1, 281). . 

der Wachsamkeit in ähnlichem 

Sinne beigegeben wie dem Silvanus (vgl. 

A. Beifferschetd, Annali d. Inst. 1866, 217). 




ITC. Der Larendienst an den Compita. 

Obwohl nach dem soeben Ausgeführten an 
einer öffentlichen Verehrung der Laren seit 
unvordenklicher Zeit nicht zu zweifeln ist, 
wird doch ihr Name in der ältesten römischen 
Festtafel nicht genannt und zwar deshalb, weil 
diese nur die ständigen und pro populo be- 
gangenen Feste aufführt, während die Fest- 
feier der Laren eine verschiebbare war und 
nicht vom Volke als Gesamtheit, sondern ge- 
trennt nach Bezirken begangen wurde. An 
der Zugehörigkeit dieses Festes, der Cömpi- 
talia (oder auch Laralia, da Fest, p, 253 popu- 
laria Sacra sunt, ut ait Labeo, quae omnes 
cives faciunt nee certis familiis attributa sunt, 
Fornacalia Parilia Laralia porca praeeidanea 
kaum auf ein anderes Fest gehen kann), zum 
ältesten Festkreise kann nicht gezweifelt werden ; 
die alte Überlieferung schreibt seine Einsetzung 
dem Servius Tullius zu (Dion. Hai. 4, 14. Plin. 
n. h. 36, 204), spricht auch wohl von einer 
Erneuerung und Reform durch Tarquinius Su- 
perbus und Iunius Brutus (Macr. S. 1, 7, 34f); 
es waren feriae coneeptivae (Varro de 1. 1. 6, 25 
vgl. 29. Paul. p. 62. Macr. S. 1, 16, 6. Auson. 
5, 16, 17 f. Schenkl), deren Ansetzung durch 
den Prätor erfolgte (Gell. 10, 24, 3 [= Macr. 
S. 1, 4, 27]: verba sollemnia praetoris, quibus 
more maiorum ferias coneipere solet, quae ap- 
pellantur Compitalia. ea verba haec sunt: die- 
noni populo Bomano Quiritibus Compitalia 
erunt; quando coneepta fuerint nefas) und zwar 
nicht lange nach den Saturnalien (Dion. Hai. 
4, 14; vgl. Cic. ad Att. 2, 3, 3 und inter Com- 
pitalia et Saturnalia bei Plin. n. h. 19, 114). 
Aus Ciceros Zeit sind uns Fälle bekannt, wo 
das Fest auf den 1. (Cic. in Pison. 8 vom 
J. 696 = 58) oder 2. Januar (Cic. ad Att. 7,7, 3 



1873 Lares (Dienst a. d. Compita) 

vom J. 704 = 50) fiel, die Kaiendarien der 
späteren Kaiserzeit (C. I. L. 1 p. 382) ver- 
zeichnen ludi compitales am 3. — 5. Januar. 
Das Fest hat seinen Namen daher, dafa es 
von den Anwohnern eines compitum, d. h. einer 
Wegkreuzung, an dieser bezw. an dem dort an- 
gelegten saeellum begangen wird (ubi viae com- 
petunt tum in eompetis saerificatur, Varro de 1. I. 
6, 25), und ist ursprünglich ohne Frage eine 
spezifisch ländliche Feier, wie die verwandten 10 
Wandelfeste der feriae Sementivae und Paga- 
nalia. Cicero (de leg. 2, 19, vgl. 27) stellt den 
delubra der Götter in den Städten ausdrück- 
lich die Haine und Larum sedes auf dem 
flachen Lande (in agris) gegenüber, und die 
an den compita gelegenen Larenheiligtümer, 
die selbst ebenfalls compita heifsen, mögen 
auf dem Lande oft die einzigen Stätten der 
Götterverehrung gewesen sein; die antiken 
Definitionen des Wortes compitum heben daher so 
mit Recht den ländlichen Charakter dieser 
Heiligtümer hervor r Schol. Pers. 4, 28: compita 
sunt loca in quadriviis quasi turres, ubi sacri- 
ficia finita agricultura rustici celebrant. Philarg. 
zu Verg. Georg. 2, 382: (compita) ubi pagani 
agrestes buccina convocati solent certa inire 
consilia. Isid. orig. 15, 2, 15: compita sunt, 
ubi est usus conventus fieri rusticorum, et dicta 
compita, quod loca multa in agris eodem com- 
petant, et quo convenitur a rusticis; vgl. auch so 
G. I. L. 9, 1618, wo den pagani eines pagus 
von Benevent porticus cum apparatorio et com- 
pitum übergeben wird, und Graft. Fal. cyn. 483 : 
idcirco äeriis molimur compita lucis. Verg. Georg. 
2, 382 : pagos et compita circum. In den Gro- 
mat. lat. p. 302, 20 ff. werden diese Heiligtümer, 
allerdings ohne Nennung des Wortes compi- 
tum, beschrieben als an der Grenzscheide ver- 
schiedener Besitzungen liegende Tempelchen 
mit so vielen Eingängen (daher Pers. 4, 28 40 
pertusa compita; vgl. Mommsen, Unterital. t)ial. 
p. 141) und Altären, als dort Besitzungen zu- 
sammenstofsen; vor jedem Eingang steht in 
der Entfernung von 15 Fufs ein Altar, so dafs 
jeder Anlieger angesichts des compitum, doch 
auf seinem eigenen Grund und Boden opfern 
kann. Darum gedenkt auch Gato in der Schrift 
vom Landbau der Compitalia mehrfach: es war 
insbesondere ein Fest der dienenden Klasse, 
der Sklaven (Dion. Hai. 4, 14; vgl. Gic. de leg. 50 
2, 27 neque ea quae a maioribus prodita est 
cum dominis tum famulis .. religio Larum re- 
pudianda est), die daher an diesem Tage, wie 
an den Satnrnalien, volle Freiheit genossen 
(Dion. Hai. a. a. 0.) und eine Extraration Wein 
erhielten (Gato de agric. 57), überhaupt sich's 
wohl sein liefsen (uncta Compitalia, Verg. Catal. 
5, 27), und von denen der vilicus bei dieser 
einzigen Gelegenheit im Namen des Haus- 
standes das Opfer darbringen durfte (Gato so 
de agric. 5, 3: rem divinam nisi Compitalibus 
in compito aut in foco ne faciat; ob man auf 
Grund von Prop. 5, 1, 23 parva saginati lustra- 
bant compita porei ein Ferkelopfer an den 
Compitalia anzunehmen hat, ist zweifelhaft; 
die Stelle scheint mehr eine allgemeine Be- 
zeichnung ländlicher Opfer zu enthalten). Zum 
Opfer steuerte jedes Haus der Anlieger einen 



Lares (Dienst a. d. Compita) 1874 

Opferkuchen (itslavog, Dion. Hai. a. a. 0!) bei, 
und aufserdem erfahren wir, dafs man an 
diesem Tage Puppen (maniae) und Bälle (pilae) 
aus Wolle an den compita oder vor den Thüren 
der Häuser aufhing (Varro, Sat. Menipp. fr. 
463 Buech. = Non. p. 538. Macr. & 1, 7, 34 ff. 
Paul. p. 121. 239), ein Brauch, den man als 
Ablösung eines ehemaligen Menschenopfers 
erklärte und dem man eine unheilabwehrende 
Kraft zuschrieb; alte und neue Mythologen 
haben darin eine Stütze für die Annahme 
finden wollen, dafs die Verehrung der Laren 
aus dem Seelenkult hervorgegangen sei und 
die Compitalia die Versöhnung der abgeschie- 
denen Geister zum Zweck gehabt hätten (Paul. 
p. 239 ut vivis parcerent et essent his pilis et 
simulacris contenti), aber ohne Grund, da der 
gleiche Brauch des Aufhängens von oscilla 
(Verg. Georg. 2, 389 oscilla ex alta suspendunt 
mollia pinu und dazu Servius) auch an anderen 
Festen vorkommt, z. B. an den Sementivae 
(Prob, zu Verg. Georg. 2, 385; verwandt ist die 
oscillatio an den Feriae latinae, Fest. p. 194. 
Schol. Bobb. Cic. p. 256 Or., oben Sp. 691, 30 ff.), 
die mit dem Totenkult nichts zu thun haben 
(über den ganzen Brauch s. Lobeck, Aglaoph. 
1, 585. Bö'tticher, Baumkultus S. 80 ff.). In der 
Hauptsache war es ein heiteres, ausgelassenes 
Fest, welches sich in seiner Fröhlichkeit von 
Feiern wie den Sementivae, Terminalia, Pari- 
lia u. a. kaum unterschieden haben wird und 
in nichts an das charakteristische Ritual der 
Totenfeste (wie Parentalia, Lemuria u. a.) er- 
innert: als man daher, etwa um die Zeit des 
zweiten panischen Krieges, das Bedürfnis fühlte, 
die an den compita. verehrten Laren im Bilde 
darzustellen, wählte man aus dem reichen Vor- 
rate griechischer Typen für sie eine Darstel- 
lungsform, die der Festfreude der Compitalia 
entsprach, und stellte sie tanzend mit Trink- 
horn und Schale ausgerüstet dar (s. unten). 
In der Stadt Rom hat die Einrichtung der 
compita und eine Organisation der Compitalien- 
feier, wie es scheint, zunächst nur für die 
aufserhalb der alten Begrenzung des Septi- 
montium liegenden pagi (über die noch in 
ciceronischer Zeit bestehende Scheidung von 
montani^xmd pagani vgl. Cic. de domo 74. 
Mommsen, C. I. L. 1 p. 205; Staatsrecht 3, 1 
p. 112ff. u. p.VIII) Eingang gefunden, da die 
Gemeinden der montani ihre eigenen sakralen 
Mittelpunkte besafsen. Genauere Nachrichten 
besitzen wir erst aus den letzten Jahrzehnten 
der Republik, wo sich in der Stadt private 
Genossenschaften (cöllegia compitalicia; vgl. 
den collegius compitalicius einer Grabschrift 
aus Faesulae, C. I. L. 11, 1550) um die ein- 
zelnen compita gruppierten und durch ihre 
magistri die ludi compitalicii ausrichten liefsen. 
Diese Vorsteher der Bezirksvereine heifsen ma- 
gistri vici und sind keine Staatsbeamte, haben 
aber als Spielgeber an der Compitalienfeier 
das Recht, die Toga praetexta zu tragen 
(IAv. 34,7, 2: magistratibus in coloniis muni- 
cipiisque, hie Bomae infimo generi, magistris 
vicorum, togae praetextae habendae ius per- 
mittemus. Cic. in Pison. 8. Ascon. p. 6 K.-S.: 
solebant autem magistri collegiorum ludos fa- 



1875 Lares (Dienst a. d. Compita) Lares (häusl. Kult z. Zeit d. Republik) 1876 

cere, sicut magistri vicorum faciebant, compita- und der zugehörigen Häuser (Bruchstück eines 
Udos praetextati). Mehrere stadtrömische In- alten Dichters, wahrscheinlich des Ennius 
Schriften bezeugen das Amt des magister vici ffr. 311 Baehrj, bei Charis. p. 267, 7: vosque 
bereits für die voraugusteische Zeit, so 0. 1. L. Lares tectum nostrum qui funditus curant). 
6, 1324 (vor dem J. 731 = 23 gesetzt), wo die Daraus entwickelt sich dann in jedem Haus- 
Namen von vier Freigelassenen als mag(istri) stände ein eigener Kult des Hauslaren (der 
veici erscheinen, ferner C.L.L. 6, 2221 = 1,804, Ausdruck Lares domestici findet sich nur in 
wo ein mag(ister) (oder zwei mag(istri)l) de der pannonischen Inschrift C. 1. L. 3, 4160). 
duobus pageis et vicei Sulpicei angeführt werden, Dies ist der Lar familiaris, der vor der au- 
endlich 6, 335 = 1, 1538, die Mommsen mit Recht 10 gusteischen Reform ebenso regelmäfsig in der 
hierherzieht, obwohl der Spielgeber, von dem Einzahl (für jedes Haus) erscheint, wie die 
in der Inschrift die Rede ist, nur als mag(ister) Staats- und Compitallaren in der Mehrzahl; 
schlechthin (vgl. auch die neugefundene In- so bei Gato, Plautus (mit Ausnahme einer 
schrift, MM. d. röm. Lnst. 4, 262) bezeichnet Stelle), Pomponius (Lar familiaris Titel einer 
ist (ebenso aufserhalb Roms in Pompeii in den Atellane, Bibbech, Frgm. com. 1 p. 234), Cic. 
Jahren 707 und 708 = 47 und 46 magistri vici de leg. 2, 55. Tibull. 1, 3, 34. Verg. Arn. 5, 744. 
et compiti, C. I. L. 4, 60, und in Capua, C. 1. L. 9; 258 f. Hör. serm. 2, 5, 14. 2, 6, 65. Plin. n. h. 
10, 3789 = 1,570 aus dem J. 656 = 98: hisce 28,27. 36, 204. Colum. 11, 1, 19 u. a.; schein- 
ministris Laribus faciendum coe[raverunt, folgen bar dagegen sprechende Stellen 'älterer Autoren, 
die Namen von einem Freigelassenen und acht 20 wo von Lares familiäres im Plural geredet 
Sklaven]; auch die Weihung von 19 Sklaven wird, erledigen sich entweder dadurch, dafs an 
an die Laren aus Betriacum vom J. 695 = 59, ihnen kollektivisch von dem Gesamtkult der 
C. L. L. 5, 4087 = 1, 602, dürfte so aufzufassen Lares familiäres , nicht von_ dem Gotte eines 
sein). Wie die magistri vicorum 'überwiegend einzelnen Hauses die Rede ist (so Varro bei 
dem Freigelassenen- und Sklavenstande ange- Non. p. 531: infocoLarum familiärem ponere. 
hören, so rekrutierten sich die collegia compi- Cic. de rep. 5, 7 : iustis nuptiis, legitimis liberis, 
talicia aus den untersten Volksschichten (Cic. sanctis penatium deorum Larumque familiarium 
in Pison. 9: ex omni faece urbis ac servitio sedibus), oder durch eine naheliegende Un- 
concitata; vgl. de domo 54: servos ex omnibus genauigkeit des Ausdrucks, indem man unter 
vicis concitatos; De harusp. resp. 22: vis in- 30 Lares familiäres aufser dem Lar auch die mit 
numerabilis incitata ex omnibus vicis collecta diesem zusammen am Herde verehrten son- 
servorum); sie wurden daher in den heftigen stigen Hausgötter mit inbegriff (Plaut. Bud. 
Parteikämpfen der untergehenden Republik 1206: 0*31« adorna, ut rem divinam faciam, 
vielfach zu politischen und demagogischen quom intra advenero, Laribus familiaribus, 
Zwecken mifsbraucht (vgl. namentlich Q. Cicero quom auxerunt nostram familiam. Cic. de leg. 
dcpeiit. consul. 30: deinde habeto rationetri urbis 2,42; De dorn. 108; Pro Quinctio 85 manus 
totius: collegiorum omnium, pagorum, vicini- adlatas esse ante suos Lares familiäres, ver- 
tatum; ex iis principes ad amicitiam tuam si glichen mit § 83 a suis dis penatibus praeceps 
adiunxeris, per eos reliquam multitudinem facile eiectus. Prop. 3, 30, 21 f. 5, 3, 53 f. Horaz 
tenebis) und darum durch einen Senatsbeschlufs 40 wiederholt z. B. epod. 2, 65 f. positosque vernas 
des J. 690 = 64 aufgelöst, dann aber, nach- ditis examen domus, circa renidentes Lares 
dem bereits im J. 693 = 61 ein Versuch zu neben serm. 2, 6, 64 f. ipse meique ante Larem 
ihrer Wiederherstellung gemacht worden war, proprium vescor vernasque procaces pasco li- 
im J. 696 = 68 durch ein Gesetz des P. Clodius batis dapibus. Tal. Max. 2, 4, 5). Manche 
wieder freigegeben (Cic. in Pison. 8 f. Äscon. Stellen, die man hierher gerechnet hat, sind 
p. 6 — SK.-S. Mommsen, De collegiis et sodalic. ganz auszuschliefsen, weil sie sich nicht auf 
p. 74 ff.); die allgemeinen Mafsregeln Cäsars die Haus-, sondern auf die Acker- und Com- 
gegen die colleg ia (Suet. Caes. 42 cuncta collegia pitallaren beziehen (z.B. Tibull 1,1, 19 ff. 
praeter antiquitus constituta distraxit) haben 1, 10, 15 ff. 2, 1,59 f. Was für Laren es waren, 
dann diesen Compitalvereinen definitiv ein 50 von denen Äfranius die Göttin der Verzögerung, 
Ende gemacht, bis sie durch die augusteische Remeligo, ausgesandt werden liefs/"/r. 277 Bibb. 
Reform des Larenkultes in anderer Form von Bemeligo a Laribus missa sum hunc quae cursum 
neuem ins Leben traten. Ihren sakralen Cha- cohibeamj, ist nicht zu ermitteln, aber für eine 
rakter hatten diese Vereine jedenfalls in der Mehrheit der Lares familiäres kann der Vers 
letzten Zeit ihres Bestehens völlig verloren; unter keinen Umständen angeführt werden), 
dafs sie aber eine beliebte Form der Vereins- Der Name Lar familiaris bezeichnet den Gott 
Organisation für Leute der niederen Bevöl-f als den Beschützer der familia im weitesten 
kerungsklassen geworden waren, zeigt die Sinne, d. h. (dies im Gegensatz zu Vesta und 
Thatsache, dafs im J. 97 v. Chr. die auf Delos den Penaten, deren Kult nur dem Hausherrn 
wohnenden Römer als %opKsta\iaexul organi- tfo bezw. der Hausfrau obliegt) des ganzen Haus- 
siert waren (Bull, de corr. hellen. 7, 12ff.). Standes mit Einschlufs des unfreien Gesindes; 

das letztere unterhält daher besonders enge 

IV. Der häusliche Larenkult der republi- Beziehungen zum Larendienste. Die einzige 

kanisehen. Zeit. gottesdienstliche Handlung, zu welcher der 

Im ländlichen Gottesdienste gelten die an unfreie vilicus berechtigt ist, ist das Laren- 

den compita verehrten Laren als die göttlichen opfer am compitum oder am Hausherde (Cato 

Beschützer und Wächter aller anliegenden de agr. 5, 3), die Schaffnerin (vilica), ebenfalls 

Grundstücke (agri custodes, Tibull. 1, 1, 20) Sklavin, hat an den dazu bestimmten Tagen 



1877 Lares (häusl. Kult z. Zeit d. Republik) Lares (häusl. Kult z. Zeit d. Republik) 1878 

(s. unten) den Herd zu bekränzen und ein sich wohl auch die Erzählung des Dion. Hai. 

Gebet für den Wohlstand des Hauses an den 4, 15, 4); ja nach einer vereinzelten, aber 

Lar familiaris zu richten (Cato de agr. 143), durchaus unanfechtbaren Nachricht gehört zu 

der Herd, an dem der Lar seinen Sitz hat, den Ceremonieen , durch welche nach einem 

ist der Versammlungsort für die familia (Plin. Todesfall« die familia funesta gereinigt wird, 

n. h. 28, 267), vor allem nimmt das Gesinde auch ein Hammelopfer an den Lar familiaris 

unter Aufsicht des Vogtes hier am langen (Cic. de leg. 2, 55: neque necesse est edisseri a 

Tische angesichts des Lar familiaris seine nobis, quae finis funestae familiae, quod genus 

Mahlzeiten ein (Colum. 11, 1, 19: consuescatque sacrijicii Lari verbeeibus fiat, quemadmodum os 
[vüicusj rusticos circa Laretn domini foeumque 10 resectum terra optegatur u. s. w. ; dasselbe Opfer 

familiärem semper epulari atque ipse in con- Laribus verbeces duos bringen die Arvalbrüder 

spectu eorum similiter epuletur sitque frugali- bei piacula in den J. 183 und 224, Kernen, 

tatis exemplum. Hör. epod. 2, 65 f.; Serm. 2, Acta fr. Arv. p. 145). Sonst bestehen die Opfer- 

5, 12ff. 2, 6, 64f.; vgl. Ovid. fast. 6, 305f.: ante gaben an den Lar meist aus Weihrauch (Plaut, 

focos olim scamnis comidere longis mos etat et Aul. 24. 385. Tibull 1, 3, 34. Hör. c. 3, 23, 3. 

mensae credere adesse deos), von denen der luven. 9, 137. 12,89) und namentlich aus Kränzen 

Gott auch, seinen Anteil erhält {Ovid. fast. (Plaut, a. a. 0. und Trin. 39. Cato de agr. 143. 

2, 634: nutriat incinctos missa patella Lares. Tibull 2, 1, 59 f. Paul. p. 69. Plin. 21, 11. 
Plin. n. h. 28, 27: [cibus e manu prolapsus] in luven. 9, 138. 12, 86 ff.), zuweilen auch aus 
mensa utique id reponi adolerique ad Laretn ao Wein (Plaut. Aul. 24) und Früchten (Hör. c. 3, 
piatio est; mehr bei Marquardt, Staatsverw. 23, 3; Serm. 2, 5, 12ff. ; vgl. Tibull 1, 10, 15ff. 

3, 126). Der Sitz am Herde kommt dem Lar luven. 9, 138), seltener und offenbar nur aus- 
familiaris nicht anf Grund seines Wesens zu, nahmsweise werden die im Hausgottesdienste 
sondern er ist jedenfalls erst später zu den aus naheliegenden Gründen zurücktretenden 
eigentlichen Herdgottheiten, vor allem Vesta, Tieropfer erwähnt (Plaut. Bud. 1208 agni et 
dann den Penaten, hinzugetreten. Als Be- porci. Hör. earm. 3, 23, 4; Serm. 2, 3, 165. 
Schützer der gesamten familia wird der Lar Tibull 1, 10, 26 porcus. Tibull 1,1, 22 f. agna); 
familiaris bei allen geeigneten Anlässen Gegen- auch hing man zuweilen Votivgegenstände in 
Btand besonderer Verehrung. Wenn der Pater- der Nähe des Herdes dem Lar auf, z. B. der 
familias sein Gut besucht, so gilt sein erster 30 ausgediente Soldat seine Waffen (Ovid. trist. 4, 
Gang der Begrüfsung des Lar familiaris (Cato 8,22; vgl. Prop. 3, 30, 21 f. Hör. serm. 1,5, 65 f.). 
de agr. 2 pater familias, ubi ad villam venit, Indem sich alle das Wohl und Wehe des Hauses 
ubi Larem familiärem salutavit, fundum eodem berührenden Ereignisse in Kulthandlungen vor 
die si potest circumeat), ihm opfert man, dem Lar familiaris äufsern, betrachtet man 
wenn man ein neues Haus 1)ezieht (Plaut. Trin. ihn wie einen mit den Schicksalen der Familie 
39 ff.) und zu ihm betet man, wenn man die eng verbundenen Hausgeist (familiai Lar pater, 
Heimat verläfst, um in die Fremde zu gehen Plaut. Merc. 834; in einer metrischen Grab- 
(Plaut. Merc. 834 ff.; Mil. glor. 1339); täglich inschrift aus Moesien, C. I. L. 3, 754 v. 14 
(Plaut. Aulul. 23 f.), besonders aber an den heifst es von der verstorbenen Gattin Lar mihi 
Kalendae Nonae Idus und allen Festtagen 40 haec quondam, haec spes haec unica vitae). Im 
(Cato de agr. 143; die Kalendae allein nennt Prolog der plautinischen Aulularia führt sich 
Prop. 5, 3, 53 f. und meint Tibull 1, 3, 34 red- der Lar familiaris mit den Worten ein: ego 
dereque antiquo menstrua tura Lari) bedenkt Lar sum familiaris ex hac familia, unde ex- 
man ihn mit Gaben, ebenso bei allen Familien- euntem me adspexistis; hanc domum iam multos 
ereignissen, bei der Hochzeit eines Hauskindes annos est quom possideo et colo, patrique avoque 

, (Plaut. Aulul. 385 ff.), der Rückkehr eines ver- iam huius qui nunc hie habet und zeigt sich 

schollenen Familienmitgliedes (Plaut. Bud. mit allen Geheimnissen des Hauses aufs ge- 

1206 ff.; vgl. CLL. 9,725), bei der Anlegung naueste vertraut; an ihn wendet man sich in 

der Toga virilis durch einen Sohn des Hauses, allen Anliegen der Familie (z. B. Ovid. trist. 1, 
wobei nach altem Brauch die bulla, das nun- 50 3, 43 ff.), er wandert mit der Familie, wenn 

mehr abgelegte Kinderabzeichen, dem Bilde diese ihre alten Sitze verläfst (z. B. Ovid. fast. 

des Lar familiaris um den Hals gehängt wird 4, 802 transferri iussos in nova teeta Lares. 

(Pers. 5, 31; vgl. Prop. 5, 1, 131 f. Petron. 60); Tibull 2, 5, 42 u. s.). Notgedrungener Verkauf 

die in das Haus ihres Gatten eintretende Neu- oder Verlust der Larenbilder ist ein besonders 

vermählte legt nach alter Sitte einen As vor schmerzliches Ereignis (Tibull 2, 4, 53 f. Luven. 

dem Lar familiaris auf dem Hausherde nieder, 8, 110 f.; vgl. Tertull. apol. 13 = ad not. 1, 10), 

während sie einen zweiten dem Gatten über- die Aufserung der höchsten und verzweifeltsten 

giebt und einen dritten am nächsten compitum Trauer ist es daher, wenn man die Larenbilder 

darbringt (Varro de vita p. B. B. 1 bei Non. auf die Strafse wirft, ein Zeichen, dafs man die 
p. 531: nubentes veteri lege Bomana asses III sn Zukunft des Hauses als vernichtet ansieht (so 

ad maritum venientes solitae provehere, atque beim Tode des Germanicus: quo defunetus est 

uwwm, quem in manu tenerent, tarn quam emendi die, lapidata sunt templa, subversae deum arae, 

causa marito dare, älium, quem in pede. habe- Lares a quibusdam familiäres in publicum db- 

rent, in foco Lamm familiarium ponere, ter- iecti, partus coniugum expositi, Suet. Calig. 5). 

tium, quem in saeeiperione condidissent, compito Der Begriff der Heimstätte ist derartig im 

vicinali solere sacrare; auf denselben Brauch, Lar familiaris verkörpert, dafs seit dem letzten 

der für den Zusammenhang der Compital- und Jahrhundert der Republik Lar, später auch 

Hauslaren ein wichtiges Zeugnis bietet, bezieht der Plural Lares in weitester Ausdehnung 



1879 Lares (Kult der Kaiserzeit) Lares (Kult der Kaiserzeit) 1880 

metonymisch für „Haus, Wohnung" gebraucht und für bestimmte Anlässe das Recht besafsen, 
wird (z B Trag. ine. fr. ine. 199 Bibb. expu- die Toga praetexta anzulegen und zwei Lic- 
lüti saucios patrio Lare. Laber. fr. 110 eques toren zu führen (Cass. Dw 55 8) hatten _ als 
Romanus e Lare egressus meo. Sali. Cat. 20, 11 Hauptobliegenheit die Unterhaltung dieser 
illos binos aut amplius domos continuare, nobis Heiligtümer (unter Trajan aediculas Larum 
Larem familiärem nusquam ullum esse. Prop. restituerunt magistri vicorum urbis reg. -X-tUI, 
5 10 18, oui tulü aprico frigiäa castra Lare. Bull, arch. com. 15, 1887, 33) und die Ausrüstung 
Hör. epist. 1, 1, 13 quo me duce, quo Lare tuter; der ludi compitalicii zu besorgen. Die zahl- 
Carm. 1, 12, 43 avitus aptö cum Lare ftmdus. reichen stadtromischen Inschriften dxeser ma- 
Ovid. fast. 1, 136 haec [d.i. die eine Seite der 10 gistri vicorum (CLL. 6 445-454 Ep^m. 
Thür] populum spectat, at illa Larem; 6, 95 et epigr. 4, 746 747 Bulh arch. c™-}^™*»' 6 ™-' 
Larecommuni soceros generosque reeeptos; trist. weitere Aufzahlung bei G. Gatti, Bull. arch. 
3, 12, 52 iamque suum mihi dat pro Lare terra com. 16, 1888, 328, 1) zeigen uns, dafs ihrer vier 
locum; ex Ponto 1, 1, 10 latere sub Lare pri- in jedem vicus waren (noch m Hadrians Zeit, 
vato tutius esse putani; 1, 7, 58 vestro sub Lare wie Ol. L 6, 975 die.sog. Basis Carolina 
semper eram. Senec. Med. 20f. exul pavens in- beweist), dafs sie überwiegend dem Stande der 
Visus incerti Laris. Martial. 11,82,2 conduetum Freigelassenen angehörten, (Ms innen Tier 
repetens noete iubente Larem. Stat, silv. 3, 1, 65 ministri aus dem Sklave ns tande , ^ ame ] n 
faeundique Larem Polli non hospes habebam; {0.1. L. 6, 446. 447 und dafs sie iteAmtm 
3 1,83 ■ feasaj magnum Aleiden humili Lare so 1 . August antraten (vgl dazu A v. Premerstem, 
parva premebat; - der Plural in dieser meto- Arch. epigr. Mittetl. aus Osterr. -Ungarn 15, 831.), 
nymischen Anwendung unzweifelhaft zuerst dafs also die Neuordnung mit diesem Tage in 
Prop. 5, 1, 128 in tenues cogeris ipse Lares; Kraft getreten ist; dieser Tag ist sicher auch 
5 8,50 et ievia ad primos murmura facta Lares. einer von den beiden des Jahres gewesen, an 
Lucan. 5, 528 angusti Lares. Martial. 9, 18, 2 denen regelmäßig eine Bekranzung der Com- 
rus minimum, parvi sunt et in urbe Lares. pitallaren stattfand (Gompitales Lares oman 
Stat silv 2, 3, 15 f. aperti stant sine fraude bis anno institmt vernis flortbus et aestivis, 
Lares. luven. 15, 153f. aedificare domos, Lari- Suet._ Aug. 31; unter dem l August beab- 
6ms coniungere nostris tectum aliud. Claud. sichtigte auch Ovid m den Fasten ,[vgl. 5, 147 J 
nupt. Hon et Mar. 256 f. ne ■ vilior ultra pri- 30 ihren Kult zu behandeln), wahrend der andere 
vatos paterere Lares u. s.), eine Übertragung, nicht sicher steht; dafs es der 1 Mai war, 
die sich so einbürgert, dafs man es nicht wie man gewöhnlich annimmt, ist möglich, 
nur wagt die Werkstätte Vulcans Lar Vulcani aber keineswegs notwendig, da sich die An- 
zu nennen (Claudian.Gigantom. 85f. Lemnumque gäbe Larfibus) der fast. Venusini zu diesem 
calentem cum Lare Vulcani spumantibus eruit Tage auf d.e Stiftung der aetoia™m^«mma 
undis), sondern selbst die Wohnung der Bienen Sacra via bezieht (s. ob. bp 1871, 63 it.). w as aas 
und Vögel auf dieselbe Weise bezeichnet (von Jahr der Neuordnung anlangt, so erwähnt sie 
den Bienen Vera. Georg. 4, 42 f. saepe etiam Oass. Bio 55, 8 unter dem J. 747 = 7 v. Ohr. 
effossis, si vera est fama, latebris sub terra fo- und von diesem zahlen auch die meisten ma- 
uere Larem. Vol. Flacc. 4, 45 cum rapit hol- *> gistri vicorum (Material bei Marguardt.btaats- 
evones miserae fetumque Laremque). verw. 3, 205), in einigen vici geht aber die 

ty ' % * Zählung bis auf 745 = 9 und 742 = 12 zurück 

"V. Die augusteische Beform und der ^ j _£. 6, 449. 452 ; die Inschrift des auf dem 

Larenkult der Kaiserzeit. Esquilin ausgegrabenen Compitalsacellnm [s. u.] 

In der Hauptstadt war am Ausgange der stammt vom J. 744 — 10) und man mufs mit 
Republik die Verehrung der Lares compitales Mommsen (Hermes 15, 109) den Schlufs daraus 
in Verfall geraten, und der Unfug, der mit ziehen, dafs die im J. 747 - 7 zum Abschlüsse 
der Organisation der collegia compitalicia ge- gelangte Reorganisation schon eine Reihe von 
trieben worden war, hatte zur gänzlichen Auf- Jahren vorher angeordnet und mit ihrer Durch- 
hebung der letzteren und damit auch der Compi- 50 führung begonnen worden sei. Mit «echt halt 
talienfeiergeführt(s.ob.S P .1875,24ff.). Augustus daher Mommsen an der Bez lehung der Worte 
unternahm eine völlige Neuordnung des Kultes des Horaz, Garm 4, 5, 35 et Laribus tuum 
der Compitallaren, welchen er zur sakralen miscet numen auf diese Neuordnung lest, ob- 
Grundlage seiner neuen Organisation des Stadt- wohl die Abfassung dieser Ode bereits ins iJ 740 
körpers machte. Während sich bisher die sieben = 14, jedenfalls vor die im Juli 741 = 13 erfolgte 
alten Gemeinden der montani jede um das Rückkehr des Augustus aus Spanien und Gallien 
Heiligtum ihres mons, die der einzelnen pagi fällt. In den Worten des Horaz wird ein 
um ihre compita gruppiert hatten, gab Au- wesentlicher ^Zug der Neuordnung berührt, ih- 
gustus bei seiner Einteilung der Stadt in sofern durch diese die Larenheihgtumer zu- 
14 Regionen und mehrere Hundert vici (265 60 gleich Stätten des Kaiserkultes geworden sind, 
nennt Plin. n. h. 3, 66 nach der Aufnahme indem überall an den Compita zwischen den 
Vespasians) jedem der letzteren ein compitum Bildern der beiden Lares compitales der fcrenms 
Lamm zum sakralen Mittelpunkte (Plin. a. a. 0. des Kaisers verehrt wird (Ovid. fast 5, 145 1. : 
furbsl dividitur in regiones quattuordeeim, com- mille Lares Gemumque ducis qui tradtdtt Mos, 
mta Larum CCLXV); die Vorsteher dieser urbs habet et via numma tnna colunt). in- 
Bezirke, niedere Beamte, die alljährlich aus schriftliche Zeugnisse in nicht geringer /.ant 
der Bewohnerschaft des vicus gewählt wurden geben uns weitere Auskunft: Altere die von 
fSuet Aug. 30 e plebe cuiusque viciniae lecti) den magistri einzelner via geweiht sind, tragen 



% 1881 Lares (Kult der Kaiserzeit) Lares (Kult der Kaiserzeit) 1882 

t die Aufschrift Laribus Augustis et Genio Gae- der magistri beträgt in Aquileia 6 (C. I. L. 

I san's bezw. Gents Caesarum (CLL. 6,445 5, 792), in Verona sind es 3 magistri und 

| vom J. 747 = 7; Btdlarch.com. 17, 1889, 69 ff. 3 ministri(C.I.L. 5,3257 vom J. 763 = 1 v.Chr.), 

I vom J. 752 = 2; CLL. 6,449 vom J.83 n.Chr.; 3 magistri in Massilia (CLL. 12,406 vom 

§ 451 vom J. 100 n. Chr.; 452 vom J. 109 n. Chr.; J. 18/19 n. Chr.), in Italien wird die Vierzahl 

Ig Ephem. epigr. 4,746 vom J. 223; nur Laribus nach römischem Vorbilde die Regel gebildet 

§ augustis, C. I. L. 6, 444. 448. 450. 453. 454. haben; sicher steht sie für Caudium (C I. L. 
ft : Eph. ep. 7, 1277) und teilweise die DarsteL- 9, 6293, nur drei Namen erhalten), Puteoli 
iji lung des opfernden Genius Augusti zwischen (C. I. L. 10, 1582 vom J.U Chr.) und Pom- 
den beiden Laren (G. I. L. 6, 445; vgl. 448). 10 peii, von wo zwar Inschriften fehlen, aber 
Augustus selbst hat für die Ausstattung dieser mehrere an den Strafsenkreuzungen angebrachte 
Compitalheiligtümer insofern Sorge getragen, Gemälde ein Larenopfer von vier Togati zeigen, 
als er aus dem Neujahrsgeschenk, welches ihm in denen die Vicomagistri mit Sicherheit zu 
alljährlich vom römischen Volke geboten wurde, erkennen sind (Helbig, Wandgem. nr. 41 ff.). 
| kostbare Statuen anschaffte, welche bei den Die Verbindung des Larendienstes mit dem 
j| Compita aufgestellt wurden und teilweise den Kaiserkulte tritt deutlich hervor nicht nur in 
*.' vici den Namen gaben; Sueton erzählt (Aug. 57) Widmungen wie Genio Aug. et Laribus (C 1. L. 
■f : omnes ordines . . . Kai. Ian. strenam in Capi- 3, 5158; auch die Veroneser Inschrift, C. I. L. 
tolio etiam absenti (conferebant) , ex qua summa 5, 3259 Laribus Agustorum dominorum nostro- 
i pretiosissima deorum simulacra mercatus vica- 20 rum et Casarum ist so aufzufassen), sondern 
>• tim dedicabat, ut Apollinem sanddliarium et in Verbindungen wie cives Bomani cultores 
Iovem tragoedum aliaque, und Inschriftenfunde Lamm et imaginum aug. (Eph. ep. 6, 813 aus 
haben dies bestätigt: wir besitzen aus den Numidien vom J. 128 n. Chr.; ebenso C. L L. 
J. 744 = 10, 745 = 9, 746 = 8 und 750 = 4 6, 307) oder collegium magnum Larum et ima- 
Inschriftbasen, die von Augustus ex stipe quam ginum domini nostri Caesaris (C I. L. 3, 4038 
populus Bomanus E. Ianuariis (apsenti) ei con- aus Poetovio; vgl. imaginibus et Laribus, 
tulit geweihte Statuen verschiedener Gottheiten 9, 3887), oder wenn die cultores domus divinae 
(Mereurio, Bull. arch. com. 16, 1888, 228; Vol- et Fortunae aug. in Tibur den Lares aug. eine 
cano, G. I. L. 6, 457; Laribus publicis, G. I. L. Weihung machen (C I. L. 14, 3561); auch die 
s . 6, 456; unsicher 6, 458) trugen, und deren Zu- 30 Verbindung der Seyiri augustales mit dem 
£ gehörigkeit zu den Compitalheiligtümern durch Larenkult (in Ostia, C I. L. 14, 367 sevir Au- 
i, die neuerdings erfolgte Aufdeckung eines sol- gustalis idem quinquennalis et immunis Larum 
•i chen (auf dem Esquilin) mit der zugehörigen Augusti ex s. c. und ständig in Tarraco sevir 
* Basis des Mercurius völlig sichergestellt worden mag. Lar(um) augustalis [so G. I. L. 2 , 4304, 
: , ?~~ ist (s. G. Gatti, Bull. arch. com. 16, 1888, 221 ff., sonst aug. oder august., 4293. 4297], oder auch 
• ' . der eine früher ausgesprochene abweichende VI vir aug. mag. Lar(wm), 4307). Die an ver- 
Ansicht Mommsens, Bes gest. D. Aug} 82 mit schiedenen Orten nachweisbaren collegia Larum 
Recht zurückweist). (in Brixia, G. I. L. 5, 4440 collegium Larum, 
Die augusteische Neuordnung des Dienstes 4432 cultores collegii Larum; collegium Larum 
der Compitallaren hat den gesamten öffentlichen 40 in Virunum, C. I. L. 3, 4792; cultores Larum 
-" . . und häuslichen Larenkult aufserordentlich stark aug. in Alba Fucens, G. I. L. 9, 3960; cultores 
beeinflufst. Die Verehrung der Lares augusti ist Larum publicoru7nmLusitw\ien,C.I.L.2,SlGf.) 
durch zahllose Inschriften aus allen Teilen Ita- mögen teilweise wenigstens dem Kaiserkulte 
liens und des Reiches bezeugt (Rom, abgesehen gedient haben , wenn wir auch in einzelnen 
von den erwähnten Weinungen der Vicomagistri: Fällen cultores Larum eines Privatmannes 
C I. L. 6, 441 — 443. 3701. Ephem. ep. 4, 745; kennen (C I. L. 5, 4340 aus Brixia; wahr- 
Ostia, G. I. L. 14, 26. 367; Vicus Augustanus, scheinlich so aufzufassen, wie sonst die Ver- 
14,2041; Asculum Piceni, 9,5180; Alba Fucens, ehrung der Laren und des Genius eines Privat- 

9, 3960; Puteoli, 10, 1581; Cumae, 10, 3691; mannes, s. unten Sp. 1883, 4ff.). 

Cales, 10, 4634; Oberitalien, 5, 4865. 7689.50 Die Scheidung der Denkmäler des öffent- 

8234; Gallien, 12, 2807. 3074—77. 4319; Dal- liehen und des häuslichen Larenkultes in der 

matten, 3, 1950; Afrika, 8, 10589 u. s.w.), und Kaiserzeit ist darum so schwierig und zuweilen 

zwar sind offenbar auch die Formen des römi- 'unmöglich, weil die von Augustus für den 

" sehen Compitaldienstes an vielen Orten einfach Dienst an den Compita eingeführte Ver- 

reeipiert worden (Laribus d. d. Bomano morc ehrungsform auch auf den Hauskult über- 

dedicata heifst es in einer Inschrift von Ami- tragen worden ist. An Stelle des einen 

ternum, C I. L. 9, 4185): magistri bezw. Lar familiaris (nur selten kommt jetzt in- 

ministri Larum oder Larum augustorum lassen schriftlich Lar in der Einzahl vor: C I. L. 

1:': sich in grofser Zahl nachweisen (Viterbo, 6, 440. 10, 7555 aus Carales; vicus Laris in 
C. I. L. 11, 2998; Venusia, 9, 423; Marsi Mar- 60 Luceria, 9, 808; Lar victor in Clusium, 11, 2096; 

ruvium, 9, 3657; Caudium, 9, 6293; Potentia, Lar vialis s. unten) treten nunmehr auch im 

10, 187; Grumentum, 10, 205; Nola, 10, 1269; häuslichen Dienste die beiden Lares der Com- 
Puteoli, 10,1584; Casinum, 10, 5161 f.; Veli- pita, und zwischen ihnen wird, wie an den 
trae, 10, 6556; Sardinien, 10,7953; Aquileia, Compita der Genius des Kaisers, 80 im Hause 
5,792; Verona, 5, 3257; Massilia, 12, 406; in der Genius des Hausherrn verehrt. Die pom- 
Spanien mehrfach in Baetica, 2, 2013. 2181. peianischen Häuser bieten zahlreiche Beispiele 
2233, namentlich aber in Tarraco, 2, 3113. dafür: Gemälde, die meist in der Küche oder 
4293. 4297. 4304. 430G. 4307. 6100); die Zahl im Pistrinum angebracht sind (Helbig, Wand- 



1883 Lares (Kult der Kaiserzeit) 

gemälde nr. 46 ff. Sogliano, Pitture murali Cam- 
pane nr. 16 ff.), zeigen zwischen den beiden 
Laren, die denen der Compitalaltäre völlig 
gleichen, den opfernden Genius; dafs dieser 
als Genius des Hausherrn (nicht des Kaisers) 
aufzufassen ist, beweisen Inschriften wie Genio 
M(arci) n(ostri) et Laribus duo Diadumeni U- 
berti (0. I. L. 10, 861 aus Pompeii = Selbig, 
Wandgem. nr. 59 b ), oder Laribus et Tutelae 
Genio L(ucii) n(ostri) Telesphor(us) et Plate 
donum dederunt (C. I. L. 2, 4082 aus Tarraco ; 
vgl. auch G. I. L. 11, 1324: Iunoni Iustae 




2) Aedicula der Laren m Pompeji (nach Schreiber, 
Kulturhistor. Bilderatlas 18, 6). 



n(ostrae) voto suseepto pro Salute eius Clean- 
thus l(ibertus) Prixus Helle Larßbus) dfono) 
d(ant)); danach werden auch die schlechthin 
Genio et Laribus lautenden Inschriften (C._I. L. 
10, 1235, Nola; 2, 1980) zu deuten sein. Über- 
einstimmend damit l'äfst bei Petron. 60 Tri- 
malchio drei Statuen hereinbringen, die der 
beiden Laren und seines eigenen Genius (die 
Stelle ist lückenhaft, doch ist über den Sinn 
kein Zweifel; vgl. Friedländer, Cena Trimalch. 
p. 284), und in pompeianischen Wandinschriften 
begegnet uns neben dem geläufigen Lares pro- 



Lares (Kult der Kaiserzeit) 1884 

pitios (C. I. L. 4, 844) die Wendung habeas 
propiteos deos tuos tres (4, 1679). Auch jetzt 
noch ist es in erster Linie das Gesinde (vilici 
z. B. G. I. L. 9, 3908 aus Alba Fucens; 4053 
aus Carsioli; 5, 7739 aus der Gegend von 
Genua), das durch Weihungen an Genius und 
die Laren oder an letztere allein seine An- 
hänglichkeit an das Haus bethätigt: zu Ab- 
dera in Hispania Baetica heifst es von einem 

io Freigelassenen und einem vilicus (C.I.L.2, 1980) 
Lar(es) et Genium cum aedicula prim(i) in fa- 
milia d(e) s(uo) d(onum) d(ant) , in Rom von 
einem Freigelassenen {Eph. ep. 4, 744) Laribus 
[quasj vovit sefrvus imagines] aureas . . . Über 
sfolvitj; der Larenaltar von Salona (0. I. L. 
3, 1950, s. unten) ist von einem Sklaven pro 
salute seines Herrn den Lares aug. geweiht, 
der Larenaltar von Caere (CLL. 11, . 3616, 
s. unten) stellt eine Widmung der Klienten 

20 des C. Manlius an ihren Patron dar. Als be- 
sonders vom Hausgesinde verehrte Gottheiten 
sind darum die Laren in Pompeii vorwiegend 
in den Wirtschaftsräumen, Küche und Pistri- 
num, angemalt. Daneben besafsen die besseren 
Häuser kleine aediculae der Laren (Petron. 29: 
praeter ea grande armarium in angulo vidi, in 
cuius aedicula erant Lares argentei positi Vene- 
risque Signum marmoreum. Luven. 8, 111: si 
quis in aedicula deus unicus; der Ausdruck 

30 lararium findet Bich erst bei den Scriptores 
historiae augustae), gewöhnlich im Atrium, 
zuweilen aber auch im Schlafzimmer ' (ara 
Lamm cubiculi, Suet. Domit. 17, vgl. Aug. 7; 
im kaiserlichen Haushalte begegnet ein eigener 
custos Lamm, C. L. L. 8 Suppl. 12918 = Eph. 
ep. 5, 429: Felix Caesaris nost(ri) ser(vus) custos 
Lamm min.[?]), in denen Statuetten der Laren 
sowie der Penaten aufgestellt waren (Material 
bei Marquardt-Mau, Privatl. d. Römer 1,240; 

40 Beispiel aus Pompeii Abbildung 2); diese 
Statuetten waren gewöhnlich aus Bronze 
(über die zahlreichen erhaltenen Larenstatu- 
etten b. unten) und wurden mit Wachs blank 
poliert (daher luven. 12, 88 simulacra nitentia 
cera; auch die renidentes Lares des Horas, 
Epod. 2, 66 werden besser so erklärt, als von 
der behaglichen Heiterkeit des Hausstandes). 
Besonders loyale Bürger pflegten wohl das 
Bild des regierenden Kaisers bezw. seines 

50 Genius oder früherer Kaiser zwischen den 
Laren aufzustellen und auch sonst nach eigener 
Wahl Bilder von ihnen besonders verehrter 
Personen der Vergangenheit und Gegenwart 
hinzuzufügen {ßuet. Aug. 7 von einer kleinen 
Bronzestatuette des Augustus: quae dono a 
me principi data inter cubiculi Lares colitur. 
Suet. Vitell. 2: Narcissi quoque et Pallantis 
imagines aureas inter Lares coluit. Hist. aug. 
M. Ant. phil. 3, 5: tantum autem honoris ma- 

60 gistris suis detulit, ut imagines eorum aureas 
in larario hdberet; Alex. Sever. 29, 2.: in larario 
suo, in quo et divos principes sed opiimos electos 
et animas sanctiores, in quis Apollonium et, 
quantum scriptor suorum temporum diät, 
Christum Abraham et Orfeum et huiuscemodi 
ceteros habebat ac maiorum effigies). — Vor 
diesen Larenbildern brachte der Hausvater, 
wenn er auf Frömmigkeit hielt, ein Morgen- 



1885 Lares (besondere Kultformen) 

opfer (Suet. Nero 46; ~Dom.it. 17. Hist. Aug. 
Alex. Sever. 29, 2; Pertin. 14, 3) und bei der 
Mahlzeit wurden wohl die Larenbilder auf den 
Tisch gesetzt und erhielten eine Weinspende 
. (Petron. 60 und dazu Friedländer, Cena Trimalch. 
p. 284 f.); dafs bei dieser Gelegenheit aufser 
den Laren (und dem Genius des Hausherrn) 
auch dem Genius des Kaisers gespendet werden 
mufste, war unter Augustus durch ein Senats- 
konsult angeordnet worden (Cass. Bio 51, 19; 
vgl. Hör. carm. 4, 5, 32 et älteris te mensis ad- 
hibet deum. Petron. 60). Naturgemäfs sind, die 
Zeugnisse für diesen innerhalb der Grenzen 
des Hauses und im Rahmen der täglichen Ver- 
richtungen sich abspielenden Larendienst sehr 
spärlich; dafs er sich aber mit grofser Zähig- 
keit auch noch in den Zeiten des sinkenden 
Heidentums erhalten hat, in denen der öffent- 
liche Kult- bereits stark verfallen war, läfst 
sich noch aus den Angriffen der christlichen 
Litteratur gerade auf den Hauskult erkennen: 
Hieronymus (in Esai. 57, tom. 3 p. 418 Bened.) 
klagt bitter darüber, dafs die Einwohner Roms 
und der Provinzen jwst fores domorum idolapone- 
rent, quos domesticos appellant Lares, und im 
J. 392 verordnet ein Reskript des Kaisers Theo- 
dosius: Nullus omnino . . . secretiore piaculo 
Larem igne, mero G'enium, Penates odore vene- 
ratus accendat lumina, aecendat tum, serta 
suspendat (Cod. Theod. 16, 10, 12). 

"VT. Besondere Formen der Jiaren- 
verehrung. 

Wir geben hier eine kurze Übersicht über 
die wichtigeren Kultbeinamen der Laren, wo- 
bei jedoch die namentlich in Spanien häufigen 
lokalen Epitheta (z. B. Lares Turolici, C. I. L. 
2, 431; Lares Cerenaeci, 2, 2384; Lares Cusi- 
celenses, 2, 2469; andere 2, 2470 — 2472; vgl. 
auch 2, 804 litis Laribus Gapeticorum gentüi- 
tatis) weggelassen sind. 
• Lares alites. Ein vicus Larum alitum in 
der 13. Region begegnet auf der capitolinischen 
Basis (CLL. 6,975); der Name stammt viel- 
leicht von einem Denkmale, dessen geflügelte 
Figuren (z. B. Eroten) willkürlich im Volks- 
munde als Lares alites bezeichnet wurden. 
Vgl. Wissowa, Philol. Abhandl. M. Hertz dar- 
gebracht (1888) 160. 

Lares augusti, s. oben Sp. 1881, lff.; die 
Form Lares augustales in Spanien, G. I. L. 2 
Suppl. 5929. 

Lares casaniei, nur einmal in einer In- 
schrift von Larinum, C. I. L. 9, 725: Lar(ibus) 
cas(anicis) ob redit(um) Rectinae n(ostrae); vgl. 
den Süvanus casanicus, G. I. L. 9, 2100 (ager 
Beneventanus). 

Lares compitales (compitalicii, Philarg. 
zu Verg. Georg. 2, 382 ; fams s iiQOvoinioi, Dion. 
Hol. 4, 14, 3). Varro de l. I. 6, 25: Compüalia 
dies attributus Laribus compitalibus (so O.Müller; 
ut alibi Hss.); ideo ubi viae competunt tum in 
competis sacrificatur. Suet. Aug. 31. Inschrift- 
lich C. I. L. 11, 3079 (Falerii): Laribus compi- 
talibus vialibus [sjemitalibus. C. I. Eh. 1139 
(Zahlbach): Laribus competalibus sive quadrivi 
(vgl. dazu M. Ihm, Jahrb. d. Vereins der Alter- 



Laxes (besondere Kultformen) 1886 

tumsfreunde im Bheinl. 83, 89 und 174 zu 
nr. 462). 

Lar omnium cunctalis (Lesung nicht 
sicher), nur in der abstrusen Götterordnung 
bei Mart. Cap. 1, 54 (wohl aus Nigidius 
Figulus p. 90, 7 Swoboda) in der 10. Region 
genannt. 

Lares domestici, CLL. 3,4160 (Pannon.). 
Hieron. in Esai. 57, tom. 3 p. 418 Bened. (s. 
10 oben Sp. 1885, 25); vgl. [Süvajno domestico et 
LarpbusJ, C. I. L. 3, 3491. 

Lares familiäres, ursprünglich nur in 
der Einzahl, s. oben Sp. 1876, 9 ff. Inscbriftlich 
C. I. L. 9, 2996 (Epistylinschrift von Anxanum 
aus republikanischer Zeit): Braco magfister) 
aediculam, sigilla ornamentaque omnia Lar(ibus) 
fam(üiaribus) [oder Lar(i) fam(iliari)?] d(e) 
s(ua) p(ecunia) f(acienda) cfuravit) eidemque 
dedicavit; unsicher C. I. L. 9,3424 (Peltuinum): 
20 mag(istri) l(arum?) f(amiliarium?) und 10,773 
(Stabiae) : Larib(us) et famü(iae), wonach wohl 
auch die pompeiani sehen Gewichtsteine, CLL. 
10, 8067, 12 (L(aribus?) fam(iliae) d. d.) und 
8068,3. 4 (Lfaribus?) et f(amiliae?)) zu deuten 
sind. Es liegen hier wahrscheinlich Zeugnisse 
für einen von dem stadtrömischen abweichen- 
den unteritalischen Larenkult vor. 

Lares grundules oder grundulii (so 
Arnob. 1, 28). Der Beiname war schon den 
so Alten dunkel und wurde vermutungsweise mit 
grunnire „grunzen" zusammengebracht, wes- 
halb Cassius Hemina die Verehrung der Lares 
grundules von dem Wunderzeichen der lavi- 
nischen Muttersau herleitete (Cass. Hern. fr. 
11 Pet. = Biom. 1, 384: pastorum yulgus sine 
contentione consentiendo praefecerunt aequaliter 
imperio Bemum et Romulum, ita ut de regno 
pararent inter se; monstrum fit: sus parit por- 
cos triginta, cuius rei fanum fecerunt Lari- 1 
40 6ms Grundulibus; vgl. Non. p. 114). Die Glosse " 
suggrundaria des Fälschers Fulgentius, Expos. 
p. 560 Merc. (vgl. Lersch, Fab. Planciad. Ful- 
gentius de abstr. serm. p. 37) ist mit Unrecht 
von /. G. Vossius u. a. zur Erklärung heran- 
gezogen worden. Vgl. Preller- Jordan, Rom. 
Myth. 2, 114, 1. 

Lares hostilii. Paul. p. 102: hosüliis 
Laribus immolabant, quod ab his hostes arceri 
putabant, kaum zutreffend. 
50 Lares magni et viatorii, C. I. L. 12. 
4320 (Narbo). 

Lares militares, s. ob. Sp. 1870, 55ff.; im 
Singular bei Mart. Cap. 1, 46. 48. 

Lares permarini, s. oben Sp. 1871, lff. 

Lares praestites (itgaierheis, Plut. Qu. 
R. 51), s. oben Sp. 1871, 41 ff. 

Lares privati, nur bei Plin. n. h. 21, 11, 
nicht eigentlicher Kultbeiname, sondern als 
Gegensatz zu Lares publici gebildet. 
60 Lares publici, Plin. n. h. 21, 11. In- 
schriftlich bezeugt für Rom, C. I. L. 6, 456 
(s. oben Sp. 1881, 29), Bononia, C. I. L. 11, 697, 
Patavium, 5, 2795, Capera in Lusitanien, 
2, 816 f. 

Lares quadrivii, C. I. Rh. 1139; s. oben 
Sp. 1886, 67. 

Lares rurale8(1): Ein vicus Larum ru- 
ralium (so las Smetius, Lesung unsicher nach 



1887 Lares (Mythen) Lares (Deutungen) 1888 

Jordan, Born. Topogr. 2, 586) in der 14. Re- Gr. Litt.- Gesch. d. AUxandr. Zeit 2, 356, 39), 

gion wird genannt auf der eapitolinisehen zurückgeführt wird. Freie Erfindung des Ovid 

Basis (C. I. L. 6, 975). {Fast. 2, 571 ff.) ist die Erzählung von der Er- 

Lares salutares, C. I. L. 6, 459. zeugung der Laren durch Mercurius, der die 

Lares semitales, C. I. L. 11, 3079 (Fa- ihm zur Abführung in die Unterwelt über- 

lerii, s. ob. Sp. 1885, 66); vgl. Verg. catal. 8, 20: gebene Lara (s. d.) vergewaltigt (vgl. Wissowa, 

neque ulla vota semitalibus deis sibi esse facta. Philol. Abhandl. M.Hertz dargebracht S.165f.). 

Lares viales (viatorii, C. 1. L. 12, 4320). Wenn in der Erzählung von Valesius. dem 

Plaut. Merc. 865: vos, Lares viales, (invoco) Entdecker der ara Ditis, die Lares familiäres 
ut me bene iuvetis. Serv. Äen. 3, 302 (vgl. 168) : 10 als diejenigen Götter genannt werden, auf 

manes piorum, qui Lares viales sunt. C. I. L. deren Anweisung jener handelt (Valer. Max. 2, 

11, 3079 (Falerii): Laribus conpitalibus viali- 4, 5; Vesta nennt statt der Laren Zosim. 2, 1), 

6ms semitalibus. Weihungen an die Lares viales so ist das ebenso bedeutungsloses Beiwerk der 

häufig im nördlichen Spanien (G.I.L. 2, 2417. Erzählung, wie wenn Attus Navius, um die 

2518. 2572. 2987; Suppl. 5634. 5734), auch wohl verlorenen Tiere seiner Herde wiederzugewin- 
0. I. L. 8, 9755. Dem Lar vialis in der Ein- • nen, sich hqos xijv *ccliäSa zr\v iv zä %caQicp 

zahl opfern im J. 214 die Arvalen t(aurum) xa&iäQvuivriv rj^axav (Dtow. Hai. 3, 70, 2; deus 

afuratum), weil Caracalla salvus . . felicissitne schlechthin Cic. de divin. 1, 31) wendet. 
ad hibernia Nicomediae ingressus sit {Henzen, 

Act. fr. Arv. p. 122) , und ebenso lesen wir in 20 VIII. Deutungen, 
einer Weihinschrift vom J. 238 n. Chr. C. I. L. 

3, 1422 (Sarmazigetusa): Fortunae reduci, Lari Die alten Gelehrten haben sich in der 

viali, Bomae aetemae u. s. w. Mehrzahl mit der Auffassung der Laren als 

Lar victor, C. I. L. 11, 2096 (Clusium), vicorum atque itinerum dei oder tectorum do- 

vielleicht ähnlich aufzufassen, wie Martis et muumque custodes {Arnob. 3, 41) nicht zufrieden 

pacis Lari, C. I. Eh. 484, Lar agrestis (= Sil- gegeben, sondern die tiefere Bedeutung dieser 

vanus), C. I. L. 6, 646. Gottheiten zu ergründen gesucht. Die Deutungs- 
versuche haben sich im wesentlichen in zwei 

VII. Mythen. " Eichtungen bewegt, von denen die eine durch 

30 Gleichsetzung der Laren mit vermeintlich ent- 

Volkstümliche italische Larensagen hat es sprechenden griechischen Gottheiten ihr Wesen 

nie gegeben, und auch die frei schaffende zu bestimmen suchte, während die andere mehr 

Phantasie der Dichter hat mit diesen abstrakten ihre Einordnung in den Kreis verwandter Vor- 

Gestalten, für deren mythologische Verknüpfung Stellungen der römischen Religion erstrebte, 

mit anderen Gottheiten das griechische Vor- In der erstgenannten Richtung hat Cicero 

bild fehlte , nicht viel anzufangen gewufsfc. {Tim. 38) die Laren mit dem griechischen Be- 

Volkstümlicher Überlieferung am nächsten steht griffe ialaoves gleichgesetzt, und etwas ähn- 

die Erzählung von der Herdgeburt des Servius liches liegt zu Grunde, wenn Oeid (Ibis 81f. 

Tullius: In der Asche des Herdes, an welchem vos quoque, plebs superum, Fauni Satyrique 
* Oerisia, die Sklavin der Tanaquil, waltet, er- 40 Laresque Fluminaque et Nymphae semideumque 

seheint ein männliches Glied; Tanaquil schliefst genus) sie zur plebs superum und zu den halb- 

die Oerisia, bräutlich geschmückt, mit dem- göttlichen Wesen rechnet. Genaueres ver- 

selben ein, und diese wird so auf wunderbare suchte Nigidius Figulus festzustellen, indem • 

Weise Mutter des Servius Tullius. Als den er die Laren mit den unter einander gleich- 

Vater bezeichneten die einen den Lar familiaris gesetzten Kureten, Korybanten und idäischen 

(Plin. n. h. 36, 204), die anderen den Vulcanus Daktylen identificierte [Arnob. 3, 41 = Nigid. 

{Ovid. fast. 6, 627; beide Versionen neben ein- Figul. fragm. ed. Swöboda p. 84, 13 ff. Diomed. 

ander bei Dion. Hai. 4,2 = Plut. de fort. 1 p. 478 K. Hygin. fab. 139 p. 17, 12 Schm. 

Born. 10); der Name des letzteren ist sicher = Schol. Stat. Theb. 3, 785). Im Gegensatze 
erst durch hellenisierende Umdeutung hinein- 50 dazu leiteten andere die Larenverehrung aus 

gebracht {Schwegler, Böm. Gesch. 1,715. Wis- dem Seelenkulte ab, und während Granius 

sowa, De feriis anni Born, vetust. p. XV), aber Flaecus in seiner an Cäsar gerichteten Schrift 

auch die ursprüngliche Form der Erzählung He indigitamentis den Lar (familiaris) für iden- 

darf nicht als italische Volkssage gelten, da tisch mit dem Genius erklärte {Censorin. 3,2), 

einerseits der Phallos in derselben eine dem stellte insbesondere Varro die Theorie auf, 

italischen Vorstellungskreise fremde Rolle spielt, dafs in den Laren eine Vergöttlichung der 

andererseits der Lar von Haus aus durchaus Seelen Abgeschiedener zu erkennen und sie 

nicht Herdgottheit ist, sondern erst durch darum mit den di manes gleichzusetzen seien, 

seine Verbindung mit der Herdgöttin Vesta weshalb auch die Göttin Mania von der Laren-, 
diesen Platz erhält (s. oben Sp. 1877, 22 ff.). Auf6omutter nicht verschieden sei {Arnob. 3, 41: 

den Kreis, in welchem diese Erzählung ent- Varro . . . nunc esse ülos manes et ideo Maniam 

stand, weist die Thatsache .hin, dafs eine in matrem esse cognominatam Larum, nunc aerios 

der Hauptsache identische Überlieferung über rursus deos et heroas pronuntiat appellari, nunc 

die Geburt des Romulus {Plut. Born. 2; über antiquorum sententias sequens Laruas esse dicit 

die ähnliche Erzählung von der Geburt des Lares, quasi quosdam Genios et funetorum ani- 

pränestinischen Caeculus vgl. Bd. 1 Sp. 843 mos; vgl. Varro de l. I. 9, 61. Macr. 1,7, 35); 

Z. lOff.) auf einen Griechen Promathion, Ver- an Varro schlofs sich in diesem Punkte Verrius 

fasser einer 'Iaxoqlu 'ZiaiUjMj (vgl. Susemihl, Flaecus an (Paul. p. 121 Lares .. animae esse 



1889 Lares (Deutungen) Lares (Deutungen) 1890 

putabardur hominum redactae in numerum deo- stehenden wiedergegebenen Ausführungen der 
rv/m; p. 239 deorum inferorum, quos vocant alten Gelehrten nicht Überlieferung, sondern 
Lares; vgl. Serv. Aen. 3 , 302 [s. auch 1 , 441. subjektive Deutungsversuche enthalten, die für 
3,168] manes piorum, qui Lares viales sunt). uns nicht mehr zu bedeuten haben, als un- 
Für diese Autfassung, auf welche sich die zählige antike Konstruktionen ähnlicher Art; 
Gleichsetzung der Laren mit den griechischen andererseits aber erweist sich dieser antike 
fatoeg (s. oben Sp. 1869, 45 ff.) gründete, glaubte Deutungsversuch schon darum als unzureichend, 
man eine Bestätigung darin zu finden, dafs an- weil er, nur auf die Erklärung des häuslichen 
geblich (s. Lübbert, Commentat. pontijical. p. 71. Larenkultes ausgehend, wesentliche Züge der 
Jordan, Topogr. 1, 1, 171) ursprünglich die 10 ganzen Larenreligion unerklärt läfst oder mit 
Leichen im Hause bestattet worden seien und ihnen geradezu im Widerspruche steht: die 
daher der Hauskult der Laren direkt an die Anrufung der Laren in den ältesten uns be- 
Gräber der Verstorbenen geknüpft gewesen kannten Urkunden, dem Arvalliede und der 
sei (Serv. Aen. 5, 64. 6, 152). Den Wohnsitz Devotionstafel (s. oben Sp. 1870, 20 ff.), die Ver- 
dieser abgeschiedenen Seelen setzte Yarro nach ehrung der Lares militares und permarini 
stoischem Vorbilde (vgl. A. Schmekel, Die Philo- (Sp. 1870, 56 ff.), das Hervortreten des Gesindes 
sophie der mittl. Stoa S. 256) in den unterhalb im häuslichen Larendienste (Sp. 1873, 48ff. 1876, 
des von den Göttern bewohnten Äthers sich 62 ff.) und vieles andere bleiben bei dieser Auf- 
ausdehnenden Luftraum (Augustin. de civ. d. 7, 6 fassung völlig unverständlich. Bei derBrklärung 
aus Varro, Antiqu. divin. B. 16: inter lunae vero 20 der dem Larendienste zu Grunde liegenden Vor- 
gyrum et nimborum ae ventorum cacumina aerias Stellung wird man vor allem darauf ausgehen 
esse animas [vgl. Arnob. 3, 41 aerios deos], sed müssen, den Begriff der Laren gegenüber dem 
eas animo non oculis videri et vocari heroas et der verwandten und im Hause mit ihnen zu- 
Lares et Genios; vgl. Mart. Cap. 2, 155: hie sammen verehrten Gottheiten Genius, Vesta, 
igitur Lares, hie post membrorum nexum de- Penaten abzugrenzen, im Gegensatze zu Beiffer- 
gunt animae puriores, quae plerumque si meri- scheid, der im Anschlüsse an Granius Flaccus 
torum excellentia sublimantur etiam circulum Lar familiaris und Genius identificieren möchte. 
solis ae flammantia saepta transiliunt). Die Während Vesta deutlich und unverkennbar die 
spätere Spekulation hat dann diese varronische göttliche Verkörperung der Herdflamme dar- 
Anschauung zur Grundlage eines willkürlich so stellt, die Penaten, wie ihr Name sagt, die in 
aufgebauten Systems gemacht, in welches die der Vorratskammer waltenden Gottheiten, also 
Begriffe Genius, Lares, Lemures, Larvae, die Schützer des häuslichen Wohlstandes sind, 
Manes so eingeordnet wurden, dafs man Lares, der Genius in erster Linie die zeugende Kraft 
Larvae und Manes zu Unterabteilungen der des Mannes darstellt und im Hause insbeson- 
Lemures machte und diese als Verkörperung dere als Genius des Hausherrn und Erhalter 
der abgeschiedenen Seelen dem Genius, der und Fortpflanzer der Familie verehrt wird, hat 
noch dem Leibe innewohnenden göttlichen der Larendienst seine Wurzeln _aufserhalb 
.Kraft, gegenüberstellte. Apuf. de deo Socrat. des Hauses und ist in den Kreis der Herd- 
15 p. 15, 15 ff. Liitjoh. (= Serv. Aen. 3, 63. kulte erst relativ spät eingetreten. Der 
August, c. d. 9, 11): eum (Saifiova) nostra lin- 40 Wahrheit am nächsten kommt Jordan, wenn 
gua, ut ego interpretor, haud sciam an bono, er die Laren als Flurgötter erklärt, nur fafst 
eerte quidem meo periculo, poteris Genium vo- er den Begriff zu eng. Für das Verständnis 
care, quod is deus, qui est animus sui cuique, des Genius ist es von wesentlicher Bedeutung, 
quamquam Sit immortalis, tarnen quodammodo dafs wir Genii ursprünglich nur von Personen 
cum homine gignitur . . . est et seeundo signi- und von Personalverbänden (collegia, enriae, 
ficatu species daemonum animus humanus eme- legiones, colonia u. s. w.), erst spät auch Genii 
ritis stipendiis vitae corpori suo abiurans. hunc locorum kennen; im Gegensatze dazu 1 tritt bei 
vetere latina lingua reperio Lemurum (nomine} den Laren mit noch gröfserer Bestimmtheit 
dictitatum. ex hisce ergo Lemuribus qui poste- die Thatsache hervor, dafs es Laren von Per- 
rorum suorum cur am sortitus placato et quieto 50 soneh und Personengruppen nicht giebt, son- 
■ numine domum possidet, Lar dieitur familiaris ; dem dafs die Larenvorstellung immer am 
qui vero ob adversa vitae merita nullis [bonis] Orte hängt: die Stadt, der Gau (pagus), die 
sedibits incerta vagatione ceu quodam exüio Strafse (vicus), das einzelne Grundstück haben 
poenitur, inane terriculamentum bonis homini- . ihre Laren, die Lares militares beschützen den 
6ws, ceterum mdlis noxium, id genus plerique Einzelnen im Gebiete müitiae ebenso, wie die 
Larvas perhibent. cum vero incertum est, quae Lares permarini auf der See und die allge- 
cuique eorum soriitio evenerit, utrum Lar sit meiner gefafsten Lares viales überhaupt auf 
an Larva, nomine Manium deum nuneupant der Reise (vgl. Fronto ad M. Caes. 3, 9 p. 47 
(ähnlich Mart. Cap. 2, 162 f.). • Nab.: deosque viales et permarinos /cod. pro- 
Wenn diese Auffassung der Laren als der 60 marinos] volis imploro, uti mihi omne' iter tua 
im Hause weiter wirkenden Seelen der Vor- praesentia comitatum sit); für die Lares hostilii 
fahren bei den Neueren weitgehenden Beifall (ob. Sp. 1886, 43 ff.) kann man wenigstens ver- 
gefunden hat (vgl. aufser der unten anzufüh- muten, dafs sie mit dem agerhosticus (Varro de 
renden Litteratur namentlich Fustel de Cou- l. I. 5, 33) in Beziehung stehen. Als Götter der 
langes, La cite antique pY20. Nissen, Templum römischen Feldmark werden sie von den fratres 
p. 148. E. JRohde, Psyche S. 232), so ist dabei Arvales angerufen, als Götter des ländlichen 
nicht genügend der Thatsache Rechnung ge- Gaues an den compita verehrt, als Götter des 
tragen worden, dafs einerseits die im Vor- einzelnen Anwesens auf jedem Acker (vgl. 

Röscher, Lexikon der gr. u, röm. Mythol. II. 60 



1891 



Lares (Bildwerke) 



Lares (Bildwerke) 



1892 



Lares praediorum, G. I. L^Q, 455. Lares Volu- 
siani, d. h. Lares domus Volusianae, C. I. L. 
6, 10266 f.), und nachher bei überwiegend 
städtischer Ansiedelung in jedem Hause. 

IX. Larenbilder. 

Die von Varro beschriebenen und auf den 
Denaren des L. Caesius wiedergegebenen Bilder 
der Lares praestites (s. ob. Sp. 187*2, 11 ff.) Bind 
offenbar früh in Vergessenheit geraten und 




det mit einer hochgegürteten Tunica (succinctis 
Lariius, Vers. 5, 31, wo die Schölten eine 
falsche Erklärung geben; incinctos . . . Lares, 
Ovid. fast. 2, 634) , die häufig einen vorn lang 
herabfallenden und unter dem Gürtel durch- 
gezogenen Zipfel zeigt, und Stiefeln, im Tanz- 
schritt ausschreitend und mit der erhobenen 
Rechten aus einem Trinkhorn in die mit der 
linken Hand gehaltene Schale (oder Eimer) 
10 einschenkend (besonders schönes Exemplar aus 
einem Hause vom Viminal in Rom im Kon- 
servatorenpalast, Heibig, Führer durch die 
ö'ffentl. Samml. Mass. Altert, in Born 1, 426 
nr. 547 = Jordan, Annali d. Instit. 1882, 71 f. 




3) Lar im Tanzschritt ans einem römischen Hause 
(nach Annali d. I. 1882 Tav. N"). 

haben in dem erhaltenen Denkmälervorrat wei- 
tere Spuren niehthinterlassen. Um so zahlreicher 
sind die auf uns gekommenen Darstellungen der 
Haus- und Compitallaren in Altarreliefs, "Wand- 
bildern und zahllosen Bronzestatuetten, deren 
jedes Antikenmuseum eine gröfsere Anzahl be- 
sitzt. Die Deutung auf die Laren ist mehrfach 
durqh Inschriften völlig sichergestellt und findet 
ihre Bestätigung durch gelegentliche Hinweisun- 
gen der Schriftsteller. Es sind jugendliche Ge- 
stalten mit lockigem Haare (oft auch bekränzt), 
zuweilen mit einer Bulla um den Hals (Lares 
oullatos;Petron.60;$. ob. Sp. 1877, 50 ff.), beklei- 



4) Bronzestatnette eines Laren in Dresden 
(nach Originalzeichnung). 

tav. N, s. Abbildung 3). Die Darstellung ist 
_ völlig diagleiche sp wohl für die Laren des Privat- 
'kultes, wie für die Götter des Compitum : das fin- 
det seine Erklärung darin, dafs alle erhaltenen 
Denkmäler aus der Zeit nach der augusteischen 
Reform des Larenkultes stammen, durch welche 
der Unterschied zwischen Haus- und Compital- 
60 laren beseitigt wurde (s. oben Sp. 1882, 50ff.). 
Die Darstellungsform der Götter ist aber nicht 
etwa erst durch Augustus geschaffen, sondern 
für die Compitallaren schon seit der Zeit des 
2. punischen Krieges im Gebrauch gewesen, 
da bereits JVae»*«s (fr. 9 9 ff. Theodotum, com- 
piles, qui aras Compitalibus sedens in cella 
circumteetus tegetibus Lares ludentes peni pinxit 
bubulo) von Bildern der Laren an den Altären 



1893 



Larea (Bildwerke) 



Lares (Bildwerke) 



1894 



der Compita spricht, an denen er' gerade den 
charakteristischen Tanzschritt (Lares ludentes) 
hervorhebt; dieser und die Handlung des Ein- 
schenkens bezeichnen die Laren als Führer bei 
der ausgelassenen Fröhlichkeit des Compitalien- 
feBtes(s.ob.Sp. 1874,27ff.). ZumVorbildefürden 
ganzen Typus der Darstellung, dessen Fixierung 
nicht allzulange vor der Zeit des Naevius statt- 
gefunden haben wird, haben bakchische Dar- 
stellungen der griechischen Kunst gedient, 
deren Kenntnis die unteritalischen Städte den 
Römern vermittelten (vgl. namentlich das 
Terracottarelief Campana, Opere in plastica 
Taf. 31 und Wissowa, Annali däl' Inst. 1883, 
156 ff.)- Indem durch den Einflufs der auguste- 
ischen Reform des Compitalkultes die Dar- 
stellungsform der Lares compitales auch in 
die häusliche Verehrung übertragen und die 
Lares familiäres nunmehr ebenfalls in der 
Zweizahl und im Typus der Compitallaren 
gebildet wurden, mute eine ältere Darstel- 
lungsform des Lar familiaris ganz oder über- 



Larentypus evident ist und die Attribute von 
Füllhorn und Schale die des mit dem Lar fami- 
liaris sich im Hauskulte nahe berührenden 
Genius sind, so liegt die Vermutung nahe, 
dafs wir hier das Bild des Lar familiaris in 
seiner voraugusteischen Gestalt vor uns haben. 
Die grofse Anzahl von Denkmälern dieses Typus 
würde, vorausgesetzt dafs die Erklärung richtig 
ist, zu der Annahme nöfigen, dafs im Haus- 

10 kulte die ältere Darstellung des Lar familiaris 
durch die der augusteischen Compitallaren nicht 
völlig beseitigt, sondern nur zurückgedrängt 
worden sei und beide zeitweise neben einander 
bestanden haben, eine Annahme., die um so 
weniger bedenklich ist, als sich vereinzelte 
Beispiele für die Verehrung eines Lar in der 
Kaiserzeit auch auf Inschriften nachweisen 
lassen (s. oben Sp. 1882, 57 ff.). 

Während die zahlreichen Larenbronzen 

20 durchweg aus den aediculae römischer Privat- 
häuser stammen, gehören die Wandgemälde 
und Reliefs wenigstens zum Teil auch dem 




5) Pompeianisches Wandgemälde (Selbig nr. 61) nach Jordan, Vesta und die Laren auf einem pomp. 

Wandgemälde, Berlin 1885). 



wiegend verdrängt worden sein: denn alles, 
was wir vom häuslichen Larenkult der repu- 
blikanischen Zeit wissen, hat das Vorhanden- 
sein ton Bildern des Lar familiaris zur Vor- 
aussetzung, und diese müssen in jener Zeit 50 
von denen der Compitallaren schon darum 
unbedingt verschieden gewesen sein, weil die 
letzteren nur für paarweise Gruppierung kom- 
poniert sind, während der Lar familiaris der 
republikanischen Zeit einer ist. Nun finden 
sich in dem Bronzenbestande unserer Museen,. 
wenn auch nicht so häufig wie die Laren des 
augusteischen Typus, so doch in recht ansehn- 
licher Zahl (vgl. namentlich G. Friederichs, 
Kleinere Kunst und Industrie im Altertum 60 
S. 438ff.) Statuetten von göttlichen Figuren, 
die nach Aussehen und Kleidung mit denen 
der Laren völlig übereinstimmen und sich von 
ihnen nur durch &}e ruhige Stellung (anstatt 
des Tanzes) und die Attribute (Schale in der 
rechten Hand, Füllhorn im linken Arm) unter- 
scheiden (Beispiel Abb. 4 Brönzestatuette aus 
Dresden) : da die ' Übereinstimmung mit dem 



öffentlichen Kultus an. Auf den Larenbildern 
innerhalb der Häuser Pompeiis (s. ob. Sp. 1882, 
65ff.).sind die Laren (stets in der Zweizahl) ent- 
weder allein (Heibig, Wandgem. nr. 35 — 40. 
Sogliano, Pitture murali Campane nr. 12 — 15), 
oder mit dem Genius (Heibig nr. 46 — 59. 
Sogliano nr. 16 — 30), oder mit Vesta (Heibig 
nr. 61. 62. 65, s. ob. Abb. 5; mit Vesta und Ge- 
nius, Sogliano nr. 34), oder auch mit anderen 
Gottheiten, die als die Penaten des betreffenden 
Hauses zufassen sind (Heibig nr. 63 ff. Sogliano 
nr. 3lff.; vgl. auch das capuanische Wandgemälde 
Minervini,Bull.Napol.8, 1859 Taf. 5 S. 172 ff.), 
dargestellt; davon zu trennen sind einige an 
den Aufsenwänden der Häuser, speziell an 
Strafsenkreuzungen, angebrachte Bilder, auf 
denen das Opfer der 4 vicomagistri (von 
Beifferscheid richtig als solche erkannt) vor 
den Lares (compitales) dargestellt ist' (Heibig 
nr. 41 ff.). Unter den Reliefs stehen obenan 
drei römische Altäre, die von den magistri 
einzelner vici den Lares augusti (und dem 
Genius des Kaisers) geweiht sind: A) Altar 

60* 



189B 



Lares (Bildwerke) 



Lares (Bildwerke) 



1896 




; i« 






») Altar, auf dem Marsfeld gefunden (nach Mitteil. d. arch. Inst. 
Köm. Abt. 4 S. 266f.): Yorderseite. 




6 b) Rechte Nebenseite des obigen Altars. 



im Vatikan (0. I. L. 6, 445; ab- 
gebildet bei Visconti, Museo Pio- 
Clementino 4 Taf. 45. 45 ab ), ge- 
weiht von den magistri (eines un- 
bekannten vicus) qui K(al.) Augustis 
primi mag[isterium inijerunt, also 
jedenfalls vom Jahre 747 = 7. B) 
Altar in den Uffizien in Florenz 
(C. I. L. 6, 448. Dätschke, Antike 
Bildw. in Oberital. 3 nr. 218; abge- 
bildet bei Zannoni, Galleria di 
Firenze 4, 3, 142 — 144), Weihung 
der mag(idri) vici sandaliari vom 
J. 752 = 2. C) Ein neuerdings im 
Marsfeld gefundener Altar (Bull. arch. 
com. 17, 1889, 69 ff. Taf. 3 ; vgl. Hülsen, 
Rom. Mitteil. 4, 265 ff., danach Abb. 
6 a. b), geweiht von den [ma]g[i]stri 
vici Aescleti anni Villi, wahr- 
scheinlich also (s. ob. Sp. 1880, 36 ff.) 
im J. 752 = 2 ; die Reliefdavstellung 
•zeigt, in verschiedener Anordnung 
und Ausstattung, aufser den beiden 
Laren auf A und C das Opfer der 
vicomagistri (auf A auch den Genius 
Augusti), auf B die Gestalten von 
Augastus, Livia und L. Caesar. Eine 
Verherrlichung der augusteischen 
Reform des Larendienstes enthalten 
einige von öffentlichen Denkmälern 
der Stadt Rom stammende Reliefs, . 
auf denen zwar nicht die Laren selbst 
erscheinen, aber kleine Larenstatuet- 
ten von einzelnen Personen getragen 
werden: D) Relief in Villa Medici, 
von der Ära Pacis Augustae stam- 
mend, (Matz-v.Duhn, Antike Bild- 
werke in Born 3 nr. 3505; abgebildet 
Monum. d. Instit. 11 Taf. 34/35 
nr. 5 = Schreiber, Bilderatlas 
Taf. 19, 1; vgl. v. TDuhn, Annali 
d. Instit. 1881, 302 ff.): vor einer 
Prozession von Togati trägt ein 
Camillus die Statuette eines Lar 
(ein gleicher Camillus mit einer 
zweiten Statuette ist wahrscheinlich 
weggebrochen); obwohl die Ära 
Pacis bereits 741 = 13 gelobt und 745 
= 9 geweiht worden ist (Mommsen, 
Bes gestae d. Aug. p. 49. Marquardt, 
Staatsverw. 3, 569), ist doch die Be- 
ziehung der Darstellung auf die au- 
gusteische Reform des Larendienstes 
zweifellos und damit ein neuer Beweis 
dafür geliefert (s. ob. Sp. 1880, 45 ff.), 
dafs das J. 747 = 7, unter dem Cas- 
sius Dio der Sache gedenkt und von 
welchem die meisten magistri vico- 
rum zu zählen beginnen, nur den 
Abschlufs einer geraume Zeit vor- 
her begonnenen Reorganisation be- 
deutet. E) Relief bruchstück im 
Lateran (Benndorf-Schoene, Die ant. 
Bildwerke d. lateran. Mus. nt. 486 
Taf. 13, 1) aus einer ganz ähnlichen 
Prozessionsdarstellung stammend: 
vor einem Togatus geht ein Camillus, 
der eine Larenstatuette trägt, vor 



1897 Lares (Litteratur) Larissa 1898 

diesem ein zweiter Camillus, dessen Anne weg- und sie gut nährte. Von diesen stammte die 

gebrochen sind, der aber offenbar das Gleiche starke und treffliche Kasse der ßösg AaqwoC 

that. F) Altar im Vatikan (G. I. L. 6, 876; in Epirus, welche nach jenem Hirten benannt 

abgebildet bei B. Bochette, Mon. ined. Taf. 69), sein sollte. Eichtiger leitet man den Namen 

dem Augustus vom römischen Senate und von iagos und laqivsvsiv = oizevsiv ab, so 

Volke geweiht, nach 742 = 12: auf der dafs er gleich ist p,iyag,XiiiaQ6g, svzqacpTtg. Das 

rechten Nebenseite sind Augustus und Livia, epirotische Rindvieh war überhaupt berühmt und 

stehend, jedes eine Larenstatuette in der wurde von denRindern des Geryones hergeleitet; 

Hand haltend, dargestellt. Unter den aus dem Herakles soll einen Teil derselben^ dem Dodo- 
Privatkulte herstammenden Larenaltären steht 10 näischen Zeus geweiht haben. Süid. u. Phot. 

obenan G) Altar aus Caere, jetzt im Lateran, v. Aagivol ßösg. Athen. 9, 376 b.c. Schol Find. 

(C I. L 11, 3616. Benndorf- Schoene, Lateran. New. 4, 82. Schol. Aristoph. Pac. 925. Av. 465. 

Museum nr. 216. Heibig, Fuhrer 2, 505 nr. 654; Eustath. p. 1383, 1. Tzetz. CM. 8, 270 u. Schol. 

abgeb. Monum. d. Instit. 6, 13), dem Censor in Cramer, An. Ox. 3, 362. Apoetol. 10, 45. 

perpetuus C. Manlius von seinen Klienten ge- Jahrb. f. kl. Ph. 1892, 465, 3. Bursian, Geogr. 

widmet: Opferscene zwischen zwei Laren. Der 1, 17. [Stoll.] 

Genius zwischen den beiden Laren, wie oft Larisaia (AaqiGaia) , Beiname der Athena 

auf den pompeianischen Bildern, erscheint auf vom Flusse Aägiaog, der Grenze von Achsia 

den Altären H) in Villa Medici zu Rom (Matz- und Elis, woselbst sie ein Heiligtum hatte, 
v. Buhn, Borns ant. Bildw. 3 nr. 3650; abgeb. 20 Paus. 7, 17, 5. Panofka, Arch. Komm, zu Paus. 

Ännali d. Instit. 1862 tav. R 4, ohne Inschrift), B. 2 Kap. 24, 5 u. 6. Zeus Larissaios und Athena 

J) vom Palatin (Matz- v. Buhn a. a. 0. 3 nr. 3649, Larissaia, Abh. d. Kgl. Pr. Ah. d. W. Ph.-S. Kl. 

ohne Inschrift); die Laren allein auf K) Altar 1854 p. 572 -577. E.Curtius, Pelop. 1 p. 427; 

aus Spalato (C. I. L. 3, 1950; vgl. B. Schneider, p. 450 Anm. 5. [Drexler.] 

Arch. epigr. Mitteil, aus Österr. 9, 1885 p. 72), Larisaios (AaQiaaiog), Beiname des Zeus in 

von einem Sklaven Eufrosinus für das Wohl- Argos, wo er auf der Akropolis Larisa einen 

ergehen seines Herrn Titus Valerianus geweiht, Tempel hatte, Paus. 2 c. 24. Curtius, Pelop. 2 

und mehr dekorativ L) auf dem Berliner Altar p. 362. Panofka in der s. v. Larisaia ange- 

bei E. Gerhard, Berlins antike Bildw. Taf. 64 fährten Abhandlung. [Drexler.] 
(Baumeister, Benkm. des Mass. Altert. 1 , 57 30 Larisenos (Aagionvög), Beiname des Apollon, 

nr. 61); verloren ist ein im Codex Pighianus Strabon 13, 3, 2 p ; 530 (Bidot): zqtzr\ S' iezl 

gezeichneter Altar (M), der auf der einen Seite Aägiea. «oJfnj trjg 'Etpsalag sv zm KavazQiavm 

die Laren, auf zwei anderen Mercurius und icsSlcp, r[v yam noliv vTtaoifti nqöziqov t%ov- 

Hercules zeigte (vgl. 0. Jahn, Ber. d. sächs. aav v.al isqov 'AnöUmvog AccQWrjvov, 7tlt]ei.ä- 

Gesellsch. d. Wissensch. 1868, 195 nr. 85). Aus tovaav zm TfuaXm p&XXov r\ tri 'Eyeocp, vgl. 

den Larenbildern auf Thoulampen (siehe z. B. Stark, Niobe p. 417. A. de Longperier, Oeuvres 

Archäol. Zeug. 10, 1852, 425 Taf. 39, 3) ergiebt 2 p. 412 f. erkennt das lorbeerbekränzte Haupt 

sich nichts Neues. des Apollon L. auf dem Obv. einer von ihm 

dem ephesischen Larisa zugewiesenen Bronze- 

X. Litteratur. 40 munzei indessen Imhoof, Monn. gr. p. 289 hält 

Guil. A. B. Hertzberg, Be diis Bomanorum diese Münze für thessalisch, dagegen teilt er 

patriis sive de Lamm atque Penatium tarn zwei andere Bronzemünzen nr. 65 u. 65 a (s. 

publicorum quam privatorum religione et eultu, auch Head, Cot. of the gr. coins of Ionia 

Halae 1840. G. F. Schoemann, Bissertatio de p. 153 nr. 1. 2 PI. 17, 6) mit dem belorbeerten 

diis Manibus, Laribus et Geniis, Univers.- Haupte des Apollon im Obv. auf Grund ihrer 

Programm, Gryphiswaldiae 1840 = Opuscula vollständigen Ähnlichkeit mit Bronzemünzen 

academica 1, 350 ff. B. Scharbe, Be Geniis von Kolophon dem ephesischen Larisa zu. 

Manibus et Laribus dissertatio, Casani 1854 [Drexler.] 

(insbesondere S. 81 ff.). H. Jordan, Be Lamm Larissa (Aüqiaaa, Aagiau), 1) eine argivische 

imaginibus atque eultu, Annalid. Instit. 1862, so oder thessalische Heroine, nach welcher die 

300 ff. ; Vesta und die Laren auf einem pom- in jenen Ländern gelegenen altpelasgischen 

phänischen Wandgemälde, 25. Berliner Winckel- Städte und Steinburgen dieses Namens be- 

mannsprogramm 1865; de Genii et Eponae pic- nannt waren. Daher heifst sie eine Tochter 

M Pompeianis nuper detectis, Annali dell' des Pelasgos, von welcher die Burg zu Argos 

Instit. 1872, 19 ff.; Lamm imagines ineditae, sowie zwei Städte in Thessalien ihre Namen 

Annali d. Instit. 1882, 70 ff. A. Beifferscheid, hatten, Paus. 2, 24, 1. Hellanikos bei Schol. 

Be Larum picturis Pompeianis, Annali d. Ap. Bh. 1 , 40. Oder Pelasgos ist ihr Sohn 

Instit. 1863, 121 ff. A. Preuner, Hestia-Vesta von Zeus (Serv. Verg. A. 1, 624), oder von Po- 

(Tübingen 1864) S. 232ff.; Über Vesta, Laren seidon, Schol. Ap. Bh. 1, 580. Die Nymphe, 

und Genien, Philologus 24 (1865), 243 ff.; Bur- 60 nach welcher das thessalische Larissa benannt 

sians Jahresbericht 7, 1876, 144» ff. J. Mar- war, gebar dem Poseidon den Pelasgos und 

quardt, Böm. Staatsverwaltung 2 3, 121ff. 203ff. Phthios, Serv. V. A. 2, 197. Steph. B. v. 09ia. 

253 f. Preller -Jordan, Bömische Mythologie 3 Die Argiverm war von Poseidon Mutter des 

2, 101 ff. [Wissowa.] Achaios, Phthios und Pelasgos, welche aus 

' Larinos (Aagivog), ein Rinderhirt in Epirus, der Peloponnes nach Haimonia (Thessalien) 

der von den Rindern des Geryones, als He- zogen, Bion. Hai. A. B. 1, 17. Sie gebar von 

rakles sie durch Epirus trieb, eine Anzahl Haimon den Pelasgos, Eustath. 321, 26. Ger- 

stahl oder von Herakles zum Geschenk erhielt hard, Griech. Myth. 2 § 647, 3. Die Thessa- 



1899 Larissa • Larissa 1900 

lierin Larissa stürzte beim Ballspiel in den r. h., die Sandale befestigend, vor ihr Hydria, 
Peneios, Eustath. 15B4, 34, was Volcker, Japet. Br. M. Thess. p. 28 nr. 44 PI. 5, 8. LeaJce a.a.O. 
Geschl. 342 auf die Erdrevolutionen und Über- p. 59. Anch eine ballspielende Figur der Silber- 
schwemmungenThessaliens bezieht. NachScJioi. münzen von Larisa wird von Head und Gardner 
Ap. Bh. 2 , 498 war sie eine Schwester der als Larisa, von Friedländer p. 452 allgemeiner 
von Apollon aus Thessalien entführten Kyrene. als Nymphe bezeichnet. Auch diese Gestalt 
[Beziehen sich auf diese Larissa die Worte des . kommt mannigfach variiert vor: stehend 1. h., 
Plinius (n. h. 34, 68. Brunn, Kiinstlergesch. 1, Ball spielend, Br. M. Thess. p. 28 nr. 41; eilend 
298): 'Laudani eins (d. i. des Phokäers oder 1. h., mit der inneren Handfläche der erhobenen 
Phokers Telephanes, der in Thessalien lebte) lo R. den elastisch vom Boden aufspringenden Ball 
Larissam ... et Apollinem' ? Koscher.] zurückwerfend, Friedländer p. 452 Taf. 2, 21 (in 
[Das Haupt der Larisa erkennen Head, Hist. der L. nach Friedländer einen Reifen, der aber 
num. p. 255 und Gardner, Cot. of Gr. C. in the auf der Abbildung nicht sichtbar ist), Br. M. 
Brit. Mus., Inessaly p. 24 nr. 3 PI. 4, 6; p. 28ff. Thess. p. 26 nr. 24 PL 4, 16. Head, Hist. num. 
nr. 47 — 52. 55—97 in einem auf dem Obv. von p. 254; sitzend r. h. auf Stuhl mit Lehne, in 
Silber- und Bronzemünzen von Larisa teils en der L. Reifen oder Kranz, mit der erhobenen 
profil, teils en face abgebildeten Frauenkopf. R. den emporschnellenden Ball zurückwerfend, 
Auch J. Friedländer, Thessalische Kunst, Monats- Friedländer p. 452 Taf. 2, 20; sitzend 1. h. auf 
berichte d. Kgl. Pr. Ah. d. Wiss. z. Berlin 1878 Hydria, den Ball in die Höhe werfend, Br. M. 
[p. 448 — 455] p. 451 Taf. 1, 19 (ebenso Fried- 20 Thess. p. 26 nr. 23 PI. 4, 15. Leake a. a. 0. p. 59. 
länder u. v. Sollet, Bas Kgl. Münzkabinett p. 68 Sehr anmutig ist das Brunnen- und Ballmotiv 
nr. 135. 136 Taf. 3) deutet wenigstens das en vereinigt auf einer Münze, deren Prägort leider 
face dargestellte Haupt auf Larisa und hebt von Friedländer (p. 452) nicht angegeben und 
den „fast sinnlichen Ausdruck" desselben her- aus dem von ihm allein (Taf. 2, 25) abgebil- 
vor, „welcher durch die breiten Formen und deten aufschriftlosen Revers nicht ersichtbar 
etwas gesenkten äufseren Augenwinkel und die ist. Sie zeigt eine 1. h. auf dem Krug sitzende 
nicht schmalen Lippen entsteht" und es „weit Frau, welche den vorgestreckten r. Fufs, um • 
menschlicher, ungöttlicher" erscheinen läfst, ihn abzuspülen, unter den Löwenrachen des 
als das ihm äufserlich ähnliche der Arethusa. Brunnens hält und mit der L. das Gewand, 
Andere, wie L.Müller, Musee Thorvaldsen p. 88 30 um es vor der Nässe zu schützen, etwas vom 
nr. 428 — 430 und E. Muret, Bull, de Corr. hell. Fufse zurückzieht, während der Ball neben ihr 
5 p. 292 sehen in dem Haupt en face das der am Boden liegt. Auch knieend ist die ball- 
Messeis, einer Quellnymphe von Larisa. Born- spielende Figur auf einer Silbermünze von La- 
pois, Coli. Bompois p. 74 nr. 931—934 bezeich- risa dargestellt und sowohl von Mittingen, Syll. 
net es unbestimmt als Nymphen-, Mionnet 2 of ahc. uned. coins p. 53 PI. 1,26 als auch von 
p. 15fl. nr. 111 — 121. 123 — 130. S. 3 p. 291ff. Panofka, Arch. Komm, zu Paus. B. 2 Kap. 24 
nr. 179-^-199. 201 — 211. Leake, Num. Hell. p. 576 Taf. 3, 13 als Larisa gedeutet worden. 
Europ. Greece p. 58 ff. Collen, Cat.Greau p. 105 f. Sonst kommen knieend, aber Würfel statt Ball 
nr. 1259 — 1265 noch unbestimmter als Frauen- spielend vor Arne auf Münzen von Kierion, 
haupt. Am weitesten irrte Eckhel, B. N. V. 2 40 Friedländer p. 452 Taf. 2, 23. Curtius, Plastik 
p. 140 ab, welcher es für das Haupt der Me- der Hellenen an Quellen und Brunnen p. 162. 
dusa erklärte. Head und Gardner sehen Larisa Mittingen, Ane. Coins p. 49 und eine noch un- 
ferner in einer Wasser holenden Frauengestalt gedeutete weibliche Figur auf einem Silber- 
auf Silbermünzen von Larisa, während Fried- stater von Tarsos, Imhoof, Gr. Münzen in d. 
länder p. 452 in solchen Figuren nur sterbliche Grofshzgl. Badischen Sammlung in Karlsruhe. 
Frauen in genrehafter Darstellung erkennen Berlin 1879 p. 13 — 16 Taf. 1, 7. 
will. Dieselbe erscheint" in vielfachen Varia- Ferner ist Larisa auf den Silbermünzen der 
tionen: stehend, auf dem einen etwas vor- gleichnamigen Stadt nach Gardner noch dar- 
gestreckten Knie die gefüllte Hydria haltend, gestellt sitzend r. h. auf einem Stuhl mit Lehne, 
um sie von da aufs Haupt zu heben, dahinter 50 in der R. eine Schale, die L. erhoben, Br. M. 
das Löwenmaul des Brunnens, Friedländer Thess. p. 25 nr. 11 PI. 4, 10; nr. 12. 13; sitzend 
p. 452 Taf. 2, 24. C. Gr. C. Br. M. Thess. p. 25 r. h. auf einem Stuhl mit Lehne, die R. er- 
nr. 14. 15 PI. 4, 11; vgl. Leake, N. H. Europ. hoben, in der L. Kranz, p. 26 nr. 22 PI. 4, 14; 
Gr. p. 59 und Muret, B. C. H. 5 p. 292; stehend sitzend r. h. auf einem Stuhl, in der L. Kranz, 
r. h., das Gefäfs an dem Löwenrachen füllend, p. 27 nr. 38; sitzend r. h., die R. erhoben hinter 
Leake, N. H. Eur. Gr. 69, von ihm auf Andro- das Haupt, in der L. Spiegel, p. 28 nr. 39 PI. 5, 5 ; 
mache an der Quelle Messeis gedeutet, wie nr. 40; vgl. Muret, B. C. H. 5 p. 292 „Femme 
man ähnlich die Frauengestalt am Brunnen assise ä dr. s'ajustant devant un miroir queäle 
(die Nymphe Hypereia, Head, Hist. num. p. 262) tient ä la main", PI. 2, 5; und mannigfache 
auf Münzen von Pherai hat für Andromache 60 Varietäten dieses sitzenden Typus verzeichnen 
erklären wollen, s. Friedländer p. 452; ferner noch Mi. 2, 15, 110. S. 3, 288, 158. 291, 177. 
stehend 1. h., die r. Hand erhoben, hinter ihr Coli. Subhy Pacha 1874 p. 80 nr. 1700. Cohen, 
die Hydria, C. Gr. C. Br. M. Thess. p. 28 nr. 42 Cot. Greau p. 105 nr. 1257. Coli. Bompois p. 74 
PL 5, 6; stehend r. h., beide Hände erhoben, nr. 929. Auch auf dem Rev. einer Bronzermünze 
vor ihr die Hydria, Br. M Thess. p. 28 nr. 43 erkennt Head, Hist. num. p. 255 Larisa in der 
PI. 5, 7. Muret, B. C. H. 5 p. 292 PI. 2, 6; vgl. stehenden, die Hand zur Stirn erhebenden 
Leake, N. H. Eur. Gr. p. 59 „Female . . . lifting Frauengestalt, vgl. Friedländer, Berl. Bl. f. 
wpher veil; before her, large monota"; stehend Münzkunde 1, 1863 p. 130f. Taf. 6, 2 und 



1901 Larmenos Lasa 1902 

Capedom, Spie. num. p. 60. Drexler.] [Vgl. cum mortuis non nüi larvas luctqri, Plin.n.h. 

Etym. M. 5S7, 2 Aagießa icöXig anb Aagiearis praef. 31) und auch auf der Erde die Menschen 

tu-os v.lrj9slea. Höfer.] — 2) Larissa war eine erschrecken {Plaut. Aul. 642; Capt. 698. Apul. 

Tochter des Pelasgerfürsten Piasoa in Larissa metam. 9, 29. Ammian. Marc. 14, 11, 17 u. a. m.), 

Phrikonis am Hermos und wurde die Braut oder daher larvatus = besessen. Paul. p. 119. 

Gemahlin des Königs Kyzikos (s. d.), Euphorien Non. p. 44; Tgl. Plaut. Amphitr. 776 f. und 

bei Schol. Ap. Bh. 1, 1063. Parthen. c. 28. frg. 12; Menaeehm. 890). Man ldentificierte 

[Meüieke, Anal. Alex. p. 41 f. Drexler.] — sie mit den mamae und weiter mit den 

Der eigene Vater hatte ihr Gewalt angethan di manes {Fest. p. 129), später aber wurden 
und wurde deswegen von ihr in ein Weinfafs 10 sie mit Lemures, Lares und Manes derartig 

gestürzt, in welchem er umkam, Strdb. 13, 621. verknüpft, dafe man die Geister der Abge- 

Nikol Barn. fr. 19b. Müller, Fr. hist. gr. 3, schiedenen (Lemures) m gute (Lares), böse 

368 [EusL s 11. p. 357, 43 ff. R.] Müller, (Larvae) und solche einteilte, bei denen die 

Ore'h. 126. VSlcker, Japet. Geschl. 366. [Stoll.] Zugehörigkeit unentschieden war (Manes): 

Larmenos s. Lairbenos. s. Apul. de deo Socr. 15 p. 15, 15 ff. Lutjoh. 

Larnakios {Aagväxiog), Beiname 1) des Po- (= Sern. Aen. 3,$3. Angust.c.d.9,11). Marttan. 

seidon auf Kypros, Waddington, Asiemin. 2779; Gapell. 2, 162; vgl. ob. Sp. 1889, 28 ff. Mit den 

gegen Eogarth, Devia Cypria p. 113, der für Lares haben die laru-ae nichts zu thun, wohl 

Aagvaxi'ov liest Nagvaitiov ; s. Beinach, Bevue aber ist Zusammenhang mit Laru-nda wahr- 
archeol 15 (1890) p. 288. — 2) Wahrschein- 20 scheinlich. [Wissowa.] 

lieh Beiname des Zeus auf einer gleichfalls ky- Larymna {Aäevpva), Tochter des Kynos, 

prischen Inschrift 4i.bg Aag[vu%Cov'>~]; Wad- nach welcher die böotische Stadt Larymna 

dington a. a. 0, 2836 a. [Höfer.] benannt war, Paus. 9, 23, 4. [Stoll.] 

Laros (Aägog), TsQipiiÖQTig Ss ^ ATeXaropi- Larymnos {Aägvpvog) , Vater der Euboia, 

ims %al Alvov to5 'AicöUmvog, ij v-utä -ewag welche mit Pojybos, dem Sohn des Hermes, 

Adgov, MiXnog {iysvcvo), Schol. He&iod. op. den Meerdämon Glaukos zeugte, Promamdas 

' 1 p i 28 Gaisford, [Höfer.] aus Heraklea bei Athen. 7, 296 b. [Schwende, 

Larraso, keltische Gottheit, durch einige Etym.-Myth, Andeutungen p. 183. Vinet, Le 

bei Moux (zwischen Carcassonne und Narbonne) mythe de Glaucus et de Scylla p. 11 Anm. 3. 
gefundene Inschriften bezeugt, darunter eine 30 Drexler.] [Stoll.] 

griechische mit AAPPACCONI AWPON, Sacaze, Larynttaios {Aagvv&iog), Beiname des Zeus, 

Bevue de Comminges 1 p. 221 (Anciens dieux Schol. zu Lykophr. 1092 vol. 2 p. 926: KsgSv- 

desPyrenees, Octobre 1886, untern. 75). CLL. Xas xod Aagvv&usg, sxcavvna to« ^tog. 

12, 5369 (= Orelli-Henzen 5893) und 5370; die jL Dr exler.] 

• letztere besonders bemerkenswert : magistri pagi Las (Aäg), ein alter Heros an der Ustkuste 

ex reditu fani Larrasoni cellas faeiund(as) cura- der Taygetoshalbinsel , wo er in dem kleinen 

verunt idemque probaverunt. Einer der- darin Orte Arainon oder Ara'inos sein Grab hatte, 

genannten magütri pagi könnte Freigelassener Er galt jedenfalls für den Oikistes der in der 

des Usulenus Veiento in C. I. L. 12, 4426 (Nar- Nähe gelegenen, früh verödeten Stadt Las. 
bonne) sein. [M. Ihm.] 40 Nach der Erzählung der Einwohner dieser 

Larunda, von Varro de l. I. 6, 74 unter den Gegend wurde er von Achilleus getötet, als 

Gottheiten sabinischen Ursprunges genannt, dieser hier landete, um den Tyndareos um die 

deren Altäre König T. Tatius in Kom errichtet Hand seiner Tochter Helena zu bitten. Pau- 

- haben sollte. In späterer Zeit wurde sie mit sanias meint, Las sei nicht von Achilleus, 

der im Ritual (s. Semen, Acta fratr. Arval. sondern von Patroklos getötet worden; denn 

p 145) als mater Larum angerufenen Göttin dieser sei unter den Freiern der Helena ge- 

' identifiziert (Lact. 1, 20, 35. Auson. 27, 7, 9 wesen. Paus. 3,24,7. Curtius, Peloponnesos 2, 

Schenkl; vgl. Placid. p. 60,25 Deuerl: Larunda, 274 f. Bursian, Geogr. 2, 147. [Wide, Lakon. 

.quam quidam lamiam [so Papias; viam Hss.; Kulte 234 f. 355. B,.] [Stoll.] 
laniam Cod. Vercell.; aviam Preller] dieunt). 50 Lasa (lasa), etruskischer Name einer Gattung 

Jedoch wird jeder Zusammenhang mit den Lares jugendlicher dienender Göttinnen auf 9 Spiegeln 

durch die durch Ausonius a. a. O. (nee genius und einem GoldBiegel {Bull. 1 = 1886 p. 231), 

domuum Larunda progenitus Lar) gesicherte mit verschiedenen Beinamen {vecuvia oder vecu, 

Quantität Larunda ausgeschlossen, welche den »imrae, raeuneta, sitmica, s. d.), meist geflügelt, 

Namen vielmehr mit Lärenta, der Göttin der mehr oder weniger nackt, mit Stirnband oder 

Lärentalia (Lärentia, Ableitung von Lärenta, Haube, Ohrgehängen, Halsband, Schuhen oder 

und Lärentalia mifst Ovid. fast. 3, 56. 67), zu Halbstiefeln, in den Händen einen Spiegel, oder 

verbinden zwingt. Da die Lärentalia sicher Salbgefäfs und Haarstift, resp. Schminktöpfchen 

ein Totenfest sind ( Mommsen, Mm. Forsch. und -stäbchen, oder Griffel, Schreibgefäfs und 
2, 3 f.; über die zufällig auf denselben Tag 60 -rolle, mitunter einen grünen Zweig oder 

fallenden feriae Iovis s. Wissowa, De feriis Blumenkelch; mit den verschiedensten Gott- 

anni Born, vetust. p. XI), so ist damit auch heiten gepaart, s. Fabr. Gl. I. col. 1020. CLL. 

der nur lautlich von ihr verschiedenen Larunda See. Spl. 130. Gamurrini, App. 832. Corssen,Spr. 

ihr Platz angewiesen. [Wissowa.] d. Etr. 1, 245 ff. t. 7. O. Müller, Etr.* 2, 97 

Larvae, nicht Gottheiten, sondern Gestalten nt. 60. Beecke, Etr. Fo. 4, 43ff. Bugge, Etr. Fo. 

des italischen Volksaberglaubens, die in der u. St. 4, 227, der lasa als l'asa deutet, worin 

Unterwelt die Seelen der Sünder plagen {Senec. V der Artikel ist, asa Femininum zu ats- 

apocol 9; vgl. die sprichwörtliche Redensart „Gott". Sonst hat man gewöhnlich lasa als 



1903 



Lasios 



Femininum zu *las = lat. Lar (alt Loses 
= Lares) aufgefafst, also wesentlich = lat. 
Larva (alt lärua, auB *las-uä). Herzustellen 
ist lafsja auf dem Spiegel Fabr. C. I. I. 
2513 bis; Genitiv ist vielleicht lasl (— *lasal) 
auf der Bronzeleber von Piacenza (Deecke-, Etr. 
Fo. 4, 43). [Deecke.] 

Lasios (Aüeiog), 1) ein Freier der Hippoda- 
meia, von^Oinomaos getötet, Paus. 6,21, 7. 
Schol. Find. Ol. 1, 114. 127. [— 2) Name eines 
Satyrs auf einer Trinkschale in München 
(nr. 1104; vgl. G. I. Gr. 7455 b ); Heydemann, 
Satyr- u. Bdkchennamen. Halle 1880 S. 37 ver- 
gleicht zum Verständnis des Satyrnamens 
Norm. D. 13, 44: läaioi Zäxvqoi und Ael. 
nat. an. 16, 21 fcma SaxvQOig Jpqpfpf) xäg fiop- 
q>äg, xo itäv ßäua Xäaia. Koscher.] [ — 3) Auf 
dem Obv. von Bronzemünzen von Katana ist 
dem epheubekränzten Haupte des jugendlichen 
Dionysos beigeschrieben AAXI oder AAZIo, A 
Cat. of the gr. c. in the Brit. Mus. Sicüy p. 52 
nr. 70—73. Coll.Bompoisp. 30 nr. 393. — Gardner 
fafst p. 283 den Namen als Beamtennamen auf. 
Da solche aber auf den Münzen von Katana 
ungewöhnlich sind, dürfte die .Vermutung ge- 
wagt werden, dafs Casios als ein Beiname des 
Dionysos, etwa hergenommen von der Be- 
kleidung mit der Nebris, anzusehen ist. 
Drexler.] [Stoll.] 

Lassos (Aäaaog), ein Paphlagonier, Sohn der 
Nymphe Pronoe, der vor Troia von Podalei- 
rios getötet ward, Quint. Sm. 6, 469. [Stoll.] 

Lateranns s. Indigitamenta. 

Lath . . . (la&), abgekürzter etruskischer 
Göttername im Genitiv auf der Bronzeleber von 
Piacenza; s. Deecke, Etr. Fo. 4, 80. [Deecke.] 

Lathon oder Lethon (Aä&av, Aföiov), Flufs- 
gott auf Münzen von Euesperides, welche sein 
jugendliches gehörntes Haupt mit Tänie bald 
ohne Beischrift, bald mit der Beischrift AKTC2N 
oder AH0QN zeigen, Read, Bist. num. p. 734. 
L. Müller, Numism. de l'ane. Afrique l p. 89 
nr. 334, wo jedoch nur das Ethnikon EZTTEPI 
steht: dagegen tragen zwei andere Münzen 
die Legende AHTJ2N bez. AH0QN, Müller 
a. a. 0. 1 p. 89 nr. 335. 336. [Weitere Litte- 
raturangaben sowie frühere falsche Deutungs- 
versuche findet man bei Müller a. a. 0. p. 89. 
91 f. und bei Lenormant, Ben. archeol. 5 (1848), 
240 f., wo auf pl. 93 nr. 3 gleichfalls eine 
Bronzemünze mit der Legende AHT . . abge- 
bildet ist. Der Flufs selbst triefst in Kyrenaika 
an der Stadt Euhesperides vorbei und mündet 
in die lifivrj 'EansgCSmv {Strdbo 17 p. 836; vgl. 
14. 647, wo er Arj&atog heifst; Ptolem. bei 
Athen. 2, 71b. Plin. hist. nat. 5, 5, 31); sein 
einheimischer Name war'EitKEtds, Skylaxp. 108 
nnd Müller z. d. St. Grusius, Philol. 52, 705. 
Höfer.] [Drexler.] 

Lathria (Aa&qfa), Tochter des Herakliden 
Thersandros; sie hatte mit ihrer Zwillings- 
schwester Anaxandra zu Sparta einen Altar. 
Beide Zwillingsschwestern waren vermählt mit 
den Zwillingsbrüdern Prokies und Eurysthenes, 
den Söhnen des Aristodemos, Paus. 3, 16. 5. 
Wide, Lakon. Kulte 119. 356. 358. [Stoll.] 

Latiaris, Beiname des Iuppiter; s. Bd. 2 
Sp. 686ff. Wenn jedoch Sp. 688 Z. 62 ff. die Er- 



Latinus (b. Hesiod n. Kallias) 1904 

Zählung von den Menschenopfern, die dem 
Iuppiter Latiaris dargebracht wurden, als nur 
bei Kirchenvätern vorkommend und als eine 
tendenziöse Erfindung der Christen bezeichnet 
wird, so beruht dies wohl auf einem Irrtum. 
Gerade der christenfeindliche Porphyrius 
erwähnt diese Opfer (de abstin. 2, 56) &l£ Ixt 
ys vvv xCg dyvost xaxa xr\v ftsyaljjv -xoliv xrj 
xov Accxiagiov diog £OQzfj ctp kJ Ofttror 

10 av&Qmnov; nnd Fuseb. praep. ev. 4, 16, 9 
hat dies wörtlich ausgeschrieben. [Höfer.] 

Latinus ist der Eponym des latinischen 
Stammes. Sein Name taucht in der Über- 
lieferung zum ersten Male auf in der Theo- 
gonie Hesiods v. 1011 ff.: KtQxri S' 'Htli'ov 
&vydxr]Q 'T7iSQiovCäao \ ycCvax' 'OSvaarjog xa- 
laaicpQOVog iv yilöxrjxi | "Aygiov rjöi Auxivov 
apvfiovu xs xquxsqov xs. | oi S' r\xoi [idXa irjjiU 
av%m vr\acav tsgämv \ näai Tvgarjvoißiv äyuxl&i- 

20 xotaiv avaaeov (citiert bei Schol. Apoll. Bhod. 
3, 200. Eustath. zu II. p. 1796. Lyd. de mens. 1, 4 
p. 7 Bekker). Um das Jahr 600 also (vgl. über 
das Alter dieser Verse Schümann in s. Ausg. 
S. 284. Müllenhoff, Deutsehe Altertumskunde 1 
S. 54) war die Kunde von einem latinischen 
Volksstamme, verkörpert in dem Eponym La- 
tinus, bereits zu den Osthellenen gelangt, 
wahrscheinlich durch Vermittelung der Cumäer. 
Da die etruskische Macht sich damals südlich 

30 noch über Latium hinaus erstreckte, so wurde 
er zum Könige der Tyrsener, und da die grie- 
chische Sagenbildung das Abenteuer des Odys- 
seus bei Kirke an der campanischen Küste lo- 
kalisiert hatte, so waren auch seine Eltern 
gefunden. Die gleiche Abstammung geben ihm 
Ps.-Skymn. 227. Serv. ad Aen. 12, 164. Solin. 
2,9.' Steph. Byz. s. v. Ilqalveaxog. Wie ge- 
wöhnlich dehnt sich die genealogische Reihe, 
und aus dem Sohne des Odysseus wird sein 

40 Enkel; seine Eltern sind Telemach und Kirke 
(Kleinias (?) bei Fest. p. 269 s. v. Romam. 
Hygin. fdb. 127. Flut. Born. 2). Nach der 
ersten Nennung verschwindet der Name des 
Latinus für längere Zeit aus der uns bekannten 
Tradition. In den älteren griechischen Be- 
richten, die die Gründung der Stadt Rom mit 
dem scheinbar griechisch klingenden Namen 
auf verschiedene nach der Zerstörung Troias 
an die italische Küste verschlagene griechische- 

50 oder troische Helden, zumeist auf Aeneas oder 
Odysseus zurückführen, geschieht des Lati- 
nus keine Erwähnung. Soweit wir es beurteilen 
können, hat ihn zuerst Kallias, der Zeitgenosse 
und Geschichtsschreiber des Agathokles, in die 
überkommene Fabel von dem troischen Ur- 
sprünge Roms hineingezogen. Er berichtet, 
Rome, eine Trojanerin, sei mit anderen -flüch- 
tigen Trojanern in Italien gelandet, habe den 
Aboriginerkönig Latinus geheiratet und ihm 

60 3 Söhne geboren, Romus, Romulus und Tele- 
gonus; diese hätten" eine Stadt gegründet und 
ihr den Namen ihrer Mutter Rome beigelegt 
(Kall, bei Dion. 1, 72. Euseb. Chron. 1, 45, 3 
p. 208. Syncell. p. 363 Bindorf; über das Fehlen 
des Telegonus in den Handschriften von Dionys 
vgl. Schwegler, Böm. Gesch. 1 S. 402 A. 22). 
Eine ähnliche Fassung lag wohl auch bei Festus 
vor (a. a. 0.), in dessen gekürztem Bericht 



1905 Latinus (bei Timaios etc.) Latinus (bei Cato) 1906 

wir lesen, dafs nach des Aeneas Tode Latinus Troerfabel und Roms Gründung noch nichts 
die Herrschaft übernommen und mit der Rome zu wissen scheint, liegt vor bei Servius ad Aen. 
den Romus und Romulus. gezeugt habe (vgl. 1, 2; 6, 84; 7, 659. 678: danach gab Lavinus 
Plut. Born. 2). Es läfst sich kaum entscheiden, -Lavinium den Namen; nach seinem Tode folgte 
ob Kallias bei seiner Version durch die Be- ihm in der Herrschaft sein Bruder Latinus. 
kanntschaft mit dem einheimischen latinischen Nach Cauer (Bie Aeneassage S. 121 A. 32) 
Sagenkreise beeinflufst war. Als unmittelbarer haben wir hier vielleicht eine von griechi- 
Gründer Roms, das er nach seiner verstorbenen schem Einflufs unberührte, ursprünglich lavi- 
Schwester Rome benennt, erscheint Latinus bei nische Sage zu erkennen — doch s. unten. In 
einem Gewährsmann des Servius ad Aen. 1, 27-3, jo der römischen Litteratur begegnen wir dem 
dessen Name in den Handschriften ausgefallen Namen des Latinus zuerst in alten priester- 
ist, jedenfalls war es nicht Cato, vgl. Sehwegler liehen Aufzeichnungen (Bion. 1,73 i« xcdaimv 
a. a. 0. S. 403 A. 28. Nach einem anderenvAutor, löymv £v isgois äsltoig eo> Jojisiw) : Latinus, 
der uns gleichfalls nicht genannt wird (Bion. 1, König der Aboriginer, erhält die Enkel des 
72), verdankt Rom seinen Ursprung einem Enkel Aeneas als Geiseln, zum Unterpfand "der fried- 
des Latinus, Romus, dem Sohne seiner Tochter liehen Beziehungen zwischen den Ankömm- 
Leucaria (vgl. Sehwegler S. 400 A. 1) und des lingen und der einheimischen Bevölkerung; 
Italus. Zwar lassen sich diese Berichte zeit- da er ohne männliche Nachkommen bleibt, 
lieh nicht genau fixieren, doch sind sie der setzt er sie bei seinem Tode in einem Teile 
älteren Litteratur zuzurechnen, denn das Streben 20 seines Reiches als Erben ein. Im Gegensatz 
nach einem Ausgleich der chronologischen Un- zu den Dichtern hat die ältere Annalistik in 
genauigkeiten tritt in ihnen noch nicht hervor, die Aeneasfabel auch die Gestalt des Latinus 
während es sich schon in der Darstellung des hineingezogen, sei es 'dafs sie die Verbindung in 
Fabius Picfor bemerklich macht (vgl. Cauer, griechischen Quellen vorfand, sei es dafs sie die- 
Bie römische Aeneassage von Naevius bis Ver- selbe direkt den latinischen Sagen entlehnte. 
gilius, Jahrbuch f. Philol. Supplbd. 15 (1887) Von Fabius Victor ist die Notiz erhalten, dafs 
S. 104 ff.). Timaeus beruft sich in seiner Er- Amita, des Latinus Gattin, durch Hunger sich 
Zählung von den Anfängen Roms auf Erkun- getötet habe (Servius ad 4-en. 11, 603 Daniel: 
digungen, die er bei Einheimischen eingezogen Fabius Pictor diät; vgl. Cauer a. a. 0. S. 108 
habe (Bion. 1; 67; vgl. Polyb. 12, 4). In den 30 A. 11). Zieht man nicht die Lesart (dieunt) 
aus ihm geschöpften Zusammenstellungen in der rein servianisehen Handschrift vor, so geht 
der Alexandra des Lykophron (v. 1226 ff.; vgl. zur Genüge daraus hervor, dafs der Sagenkreis 
Klausen, Aeneas und die Penaten S. 579 ff.; um Latinus, Lavinia und Turnus in seine Dar- 
dagegen Cauer, Be fabulis Graecis ad Romam Stellung verwoben war. Ein wenig mehr erfahren 
pertinentibus , Diss. Berol. 1884 p. 29 f.) sind wir über die Erzählung des Cassius Semina 
Reste latinischer Sagen erkennbar. Wenn iuich Solinu« (2, 14): Aeneas habe im Laurenter- 
also in den wenigen Angaben, die wir von gebiet sein Lager aufgeschlagen und von La- 
ihm besitzen, der Name des Latinus nicht tinus für seine 600 Genossen 500 iugera er- 
genannt wird, so liegt der Gruijd hierfür jeden- halten (Zahl verderbt, s. unten); anfangs hätten 
falls nur in der Ungunst der Überlieferung, und 40 beide gemeinsam geherrscht (ätiologische Deu- 
es ist nicht unwahrscheinlich, dafs die feste tung des Zusammenhanges von Laurentum und 
Verbindung des Latinus mit Aeneas zum ersten Lavinium, vgl. Cauer S. 111), nach dem Ableben 
Male von Timaeus in die Litteratur eingeführt des Latinus Aeneas allein, 
ist, um so weniger, da er ja in Lavinium eine Die älteste Form der römischen Über- 
troische Gründung sieht (Dion. a.a.O.). Dabei lieferung, in deren Resten noch ein genaue- 
bleibt die Möglichkeit offen, dafs er die neue rer Zusammenhang der Ereignisse nach des 
Kombination bereits fertig von den Laviniern Aeneas Landung erkennbar ist, geben Catos Ori- 
übernommen hat. Die ursprünglich römische gines in den bei Servius erhaltenen Fragmenten. 
Sage, die von den Zwillingen Romulus und Den allgemeinen Umrissen der Sage entnehmen 
Remus ihren Ausgang nimmt, kennt keine 50 wir, soweit sie sich auf Latinus bezieht, etwa 
Beziehung zu Latinus. Ebensowenig fand er folgendes: Die erste Begegnung mit den ein- 
eine Stätte in der älteren römischen Poesie, wandernden Troern war eine freundliche. La- 
soweit die spärlichen Fragmente darüber ur- tinus, König der Aboriginer (Serv. ad Aen. 1, 6 
teilen lassen. Wollte man auch mit VaKkn = Jordan, Frg. Cat. orig. 1, 5*= Peter, Hist. 
die einzig hierher gehörige Stelle des Naevius Born. rell. Cat. orig. 1,5), räumt den Fremd- 
(Lib. 2 frg. 1) iamque eius mentem fortuna lingen eine Strecke Landes ein, inter Lauren- 
fecerat quietam auf die Zufriedenheit des Ae- tum et castra Troiana (Serv. ad Aen. 1, 5 ; 7, 158) 
neas über glücklich beendete Kämpfe mit den gelegen, im Umfange von 2700 iugera (Serv. 
Einwohnern des Landes deuten, so wäre für ad Aen. 11, 316 frg. 8 Jordan; frg. 8 Peter; 
die Persönlichkeit des Latinus damit nichts 60 IIDCC die rein servianische Handschriftengruppe, 
gewonnen. Nach Ennius besteht der Name DCC Daniel; 500 iugera nach Cassius Hemina, 
der Latiner schon vor der Ankunft des Aeneas-, s.oben, 40*Stadien ins Geviert bei Bion. 1, 59; 
dieser begiebt sich nach seiner Landung am 400 Stadien nennt Appian im Auszuge des 
Laurentischen Gestade (frg. 21 — 23 VaMen) Photius, Beg. 1, 1; Erklärungsversuche der ver- 
zum Könige von Alba (frg. 31). Der Sagen- derbten Zahl bei Jordan, 'Proleg. Cat. p. 28ff. 
kreis aber, dem Latinus angehört, hat Lavi- Bubino, Beitr. s. Vorgesch. Ital. S. 158 ff.); er 
nium zum Mittelpunkte. Ein Bericht, der von willigt in die Vermählung seiner Tochter La- 
dern Zusammenhange des Latinus mit der vinia mit Aeneas (Serv. ad Aen. 6,760. Mythogr, 



1907 Latinus (b. Dionys. Hai.) Latinus (b. Dionys. Hai.) 1908 

Vaiic. fab. 202 bei Mai, Glass. auet. 3 p. 70 kündet ihm, er werde zu seinem eigenen Vor- 
frg. 9 Jordan; frg. 5 Peter: Aeneas utCato dicit, teil handeln, wenn er die Griechen in sein 
simulac venu in Italiam, Laviniam aceepit uxo- Land aufnehme. Da auch Aeneas von seinen 
rem; die folgenden Worte propfer. quod Turnus vaterländischen Götlern vor einem Kampfe ge- 
iratus tarn in Latinum quam in Aeneam bella warnt wird (vgl. Yarro bei Serv. ad Aen. 3,146), 
suscepit . . . sind ein Zusatz des Servius oder so kommt es am nächsten Tage zu- Verband: 
eines Abschreibers, vgl. Cauer a. a. 0. S. 115 lungen, deren Ergebnis ein feierliches Bündnis 
A. 26). Da die Trojaner aber latinisches Ge- der beiden Völker unter folgenden Bedingungen 
biet plündern, so ist der 'Vertrag gebrochen, ist: die Aboriginer überlassen den Troern das 
und Latinus verbündet sieh .mit dem Rutuler- io die neue.Gründung umschliefsende Land, etwa 
forsten Turnus. In einer Schlacht bei Lauro- 40 Stadien ins Geviert (über andere Angaben 
lavinium werden beide geschlagen. Die Stadt vgl. oben den Bericht des Cato), die Troer 
selbst wird erstürmt und Latinus fällt auf dem verpflichten sich, ihren Bundesgenossen im 
Burghügel (Serv. ad Aen. 1,267; 4,620; 9,745 Kampfe gegen die Rutuler beizustehen. Beide 
frg. 10. 11 Jordan; fr. 9. 10 Peter), hier war Völker stellen Geiseln. Mit troischer Hülfe 
nach PreUers Vermutung (B. M. 1 S. 328 A. 1) werden die Rutuler unterworfen. * Aeneas 
sein Grab zu sehen Die Herrschaft über die vollendet den Bau der neuen Stadt und giebt 
Aboriginer geht an Aeneas über; die Einwohner ihr den Namen Lavinium, des Latinus Tochjer 
des Landes und die Troer verschmelzen zu einem Lavinia (Aavva) zu Ehren (vgl. Yarro l.l. 5, 
Volke, das nach dem gefallenen Könige den 20 144. Isid. orig. 15, 1, 52. Juba bei Steph. Byz. 
Namen Latiner führt (Serv. ad Aen. 1, 6 frg. 5 s.v. Aaßivi'ov), «äs 'Pcoitftfot leyovei fügt Dionys 
Jordan; frg. 5 Peter). Vertrag und Kampf sind hinzu im Gegensatz zu abweichenden Berichten 
übereinstimmend mit den Notizen bei Fabius einiger griechischen Mythographen (1, 57 — 
Pictor (?) und Oassius Hemina. Über Gatos 59). Die Heirat mit Lavinia besiegelt den 
Benutzung und Ausgleichung verschiedener sich neuen Bund und führt zu vollständiger Ver- 
widersprechender Nächrichten s. Cauer S. 117 ff. Schmelzung der Troer und Aboriginer (von 
Catos Darstellung bildet einen Abschlufs in Dionys willkürlich vor den Tod des Latinus 
der älteren Entwickelüng der Sage. Mit dem gesetzt), die sich von nun an mit gemeinsamem 
Schwinden des politischen Interesses an dem Namennach dem Könige Latinus Latiner nennen 
troischen Ursprünge Roms (Nissen, Zur Kritik 30 (c 60; vgl. Strabon-5, 229. Juba bei Steph.Bys. 
der ■ Aeneassage, Jatyrbüch. f. Philol. 1865 S. 387) s. v. 'Aßapiyivtg) , andererseits aber wird die 
macht siflh auch in der Litteratur eine fluch- Vermählung wieder Anlafs zu neuem Kämpfen, 
tigere Behandlung des einschlägigen Stoffes Turnus (Tvqqjjvös), ein Vetter von des Königs 
bemerkbar. Die Erinnerung an die mythische Gattin Am ata ('Ap,tza), kein Rutuler, wie Zo* 
Vergangenheit findet zwar weitere Pflege in naras (s. unten) ausdrücklich hervorhebt, fühlt 
den adligen Privatkreisen Roms und den Lokal- sich beleidigt, dafs die zuvor ihm zugesicherte 
kulten der einzelnen Gemeinden (CWer S.142ff.), Braut einem Fremdling gegeben sei (ßzi «ab- 
gewinnt aber für das öffentliche Leben erst mit elftav to avyysvss ö&vetoig enrjäevee , klar 
dem Hervortreten des Julischen Geschlechtes ausgesprochen bei Zonaras) und greift, auf- 
wieder allgemeinere Bedeutung. Aus dieser 40 gestachelt von*Amata, im Bunde mit den Ru- 
Zeit besitzen wir denn auch die beiden ausführ- tulern zu den Waffen gegen Latinus und dessen 
lichsten Beatbeitungen der Sage durch Dionys neuen Eidam. Sein Heer wird in einer schweren 
und Vergil. Die Erzählung des ersteren, Schlacht geschlagen, er selbst fällt, aber auch 
hauptsächlich auf Kastor und Varro beruhend Latinus findet in dem Kampfe seinen Tod, und 
(Gauer S. I54ff.), fafst abschliefsend all die zwar 3 Jahre nach der Zerstörung Troias 
Umwandlungen zusammen, welche die durch (c. 63. 64; vgl. c. 43. 44). Als Gatte der La- 
Gato geschaffene Gestalt der Sage in der spä- vinia übernimmt Aeneas die .Gesamtherrschaft 
teren republikanischen Zeit durch griechische (vgl. Diod. bei JEuseb. Chron. 1, 46, 1 p. 213 
Geschichtsschreiber und Mythographen, durch = Sync. p. 366. Aug. c. d. 18, 19). Die Grund- 
die römische Annalistik und antiquarische For- so züge dieser. Darstellung^ finden sich in kürzerer 
schung erlitten hat: Im zweiten Jahre nach Fassung mit geringfügigen Abweichungen* bei 
der Zerstörung Troias (c. 63; Cassius Hemina Livius (1, 1, 6ff.), Justin (43, 1, 10ff.), Gassius 
bei Solin. 2, 14) landet Aeneas an der Küste Dio (aus Diodor; frg. 4, 7 = Tzetz. zu Lylcophr. 
Latiums und »beginnt sofort den Bau einer 1232. Zonar. 7, 1 p. 313a.b) und' Appian (im 
Stadt an der ihm vom Orakel bezeichneten Auszuge des PhoUus, Beg. 1, 1 und eines un- 
Stelle (über die verschiedenen Angaben der genannten Byzantiners /»Vi, 1. 2). ' Bei Dio 
Landungsstelle vgl. Sclmegler 1 S. 291-ff.). Der schliefst Latinus den Bund mit Aeneas eist 
König des Landes, Latinus, damals gerade in nach einer Niederlage, Livius kennt beide 
einem Kriege mit* den Rutulern Gegriffen, eilt Überlieferungen; während er nur den Tod des 
auf die Kunde von der neuen Ansiedlung so- 60 Latinus erwähnt, faHen bei Dio Latinus und 
gleich mit einem starken Heere herbei, um Turnus im Zweikampf. Bei Justin wird Lavi- 
den Weiterbau derselben zu verhifidern. Der nium erst nach des Latinus Tode gegründet. 
Anblick der feindlichen .Schar, die nach Von einer Flüchtigkeit Appians rührt es her, 
Griechenart bewaffnet und aufgestellt, uner- wenn der Ausdruck Latiner nur auf die Abori-. 
schrocken dem Kampfe entgegensieht, bestimmt giner Anwendung findet und_ wenn Latinus 
ihn jedoch, den Angriff bis zum nächsten Morgen (Beg. 1 fr. 1, 1) eines "natürlichen Todes zu 
zu verschieben. Noch in derselben Nacht er- sterben scheint; irrtümlich steht bei Photius, 
scheint* ihm ein einheimischer Gott und ver- App. Beg. 1 Faunus statt Latinus (vgl. Cauer 






V 

> 












1909 Latinus (b. Dionys. Hai.) 

S. 137). Gegen die ältereSage zeigt diese Dar- 
stellung folgende Unterschiede : 1) Aeneas grün- 
det Lavinium nicht auf Grnnd eines Vertrages 
mit Latinus, sondern sogleich nach der Landung. 
— 2) Nicht die Plünderung latinischen Gebietes, 
sondern der Bau Laviniums giebt Anlafs zum 
ersten Züsammenstofs. — 3) Die Kämpfe des La- 
tinus sowie der verbündeten Aboriginer und 
Troer gegen die Rutuler vor der Vollendung 
Laviniums kommen neu hinzu. — 4) Turnus er- 
scheint nicht mehr als Rutuler. — 5) Latinus 
steht nicht auf Seiten der Rutuler, sondern 
der Troer. — 6) In derselben Schlacht wie La- 
tinus fällt auch Turnus. — In der Genealogie 
macht sich, hervorgerufen durch die antiqua- 
rische Forschung, der Einflufs latinischer Sagen 
geltend. Das Elternpaar Odysseus und Kirke 
verschwindet, an ihre Stelle tritt der latinische 
Faunus und eine einheimische Göttin (Dion. 
1, 43. 44. Vergil. Aen. 7, 47. C. I. L. 1 , 175. 
Ovid. metam. 14, 449. Serv. ad Aen. 10, 76. 
Aug. c. d. 18, 16. Zonar. 7, 1 p. 313 a), es bildet 
sich eine laurentische Königsreihe, die mit 
Latinus abschliefst (Arnob. 2, 71. Lactant. inst, 
1, 22, 9; vgl. über die anderen Herrscher 
Schwegler a. a. 0. S. 214ff.). Die Genealogie- 
bildung selbst verrät Abhängigkeit von den 
Griechen; die Verbindung aber mit nationalen 
Gottheiten erweist ihren italischen Ursprung. 
Es sei hier sogleich hinzugefügt, dafs in der 
späteren griechischen Tradition dem Faunus 
wieder ein Konkurrent in Hercules erwächst 
(Teets. zu Lykophr. 1254. Sync. p. 365), doch 
läfst das neue Gewand der Fabel die ursprüng- 
lich nationale Färbung, die Beziehung auf Fau- 
nus, deutlich hindurchschimmern: Latinus ist 
das Kind einer hyperboreischen Jungfrau, die 
Hercules von ihrem Vater als Geisel empfangen 
und mit sich nach Italien geführt hat; im Be- 
griff nach Argos zurückzukehren, läfst er sie 
schwanger dem Könige der Aboriginer Faunus 
als Gattin zurück (Dion. 1, 43). Den Namen 
dieser Jungfrau, Palanto, erfahren wir von 
Festus (p. 220 s. v. Palatium; vgl. Solin. 1, 15); 
Gattin des Latinus heifst sie bei Varro (l. I. 
5, 53). Herakles zeugt den Latinus mit der 
Gattin des Faunus (Cassius Dio frg. 4, 3 Din- 
dorf = Tzttz. zu Lykophr. 1232), mit der 
Tochter des Faunus ( Just. .43, 1, 9). Mit Recht 
sieht Preller (Rom. Myth. 2 S. 283 A. 1) unter 
den wechselnden Bezeichnungen der Mutter ein 
und dieselbe Person, die dem Faunus zuge- 
hörige italische Göttin Fauna. Wie Odysseus 
dem Telemach(s. oben), weicht Hercules seinem 
Sohne Telephos (Matal. Ghron. 6 p. 162, 4 Din- 
dorf); schliefslich wird Latinus mit Telephos 
identificiert, da beide als Söhne des Hercules 
gelten (Suid. s. v. Aativoi). 

Unter Benutzung der vorhandenen Litteratur 
und im Anschlufs an das griechische Epos hat 
Vergil in seiner Aeneis der Fabel eine neue, 
eigenartige Gestalt gegeben, geleitet durch die 
Rücksichten, die die Schöpf trog eines Kunst- 
werkes und die Tendenz der Dichtung ihm 
auferlegten (Gauer S. 168 ff.). Als" Aeneas im 
7. Jahre Beiner Irrfahrten an der Tibermündung 
anlangt, herrscht in Frieden über das Land 
König Latinus, der Sohn des Faunus und der 



Latinus (b. Vergil) 



1910 



Laurentischen Nymphe Marica. Sein Sitz ist 
die mit Ahnenbildern und Trophäen reich ge- 
schmückte Burg von Laurentum. Einen männ- 
lichen Sprofs hatte ihm das Geschick nicht 
gegeben, nur eine Tochter, Lavinia, damals 
zur herrlichen Jungfrau herangeblüht. Viele 
Freier werben um ihre Hand; des Königs 
Gattin, Amata, begünstigt den Rutulerfürsten 
Turnus. Durch schlimme Vorzeichen geschreckt 

10 fragt Latinus das Orakel seines Vaters Faunus 
(vgl. Ovid. fast. 4, 644 ff.) um Rat und erhält 
den Bescheid, er solle die Tochter einem Fremd- 
linge vermählen, aus dieser Verbindung werde 
ein ruhmreiches Geschlecht hervorgehen. Als 
daher eine Gesandtschaft der Troer ankommt 
mit der Bitte um einen Sitz für ihre heimat- 
lichen Götter, wird ihnen nicht nur diese Bitte 
gewährt, sondern Latinus bietet selbst mit 
Berufung auf den erwähnten Orakelspruch seine 

go Tochter dem Aeneas als Gattin an und entläfst 
die Boten mit reichen Geschenken. Ehe indes 
der neue Bund durch feierliche Eide bekräftigt 
werden kann, kommt es gelegentlich einer Jagd 
durch einen unglücklichen Zufall zum Kampfe 
zwischen den Begleitern des Ascanius und la- 
tinischen Hirten; die Getöteten werden zur 
Königsburg getragen; die Königin und die 
Bevölkerung fordern den Krieg gegen die 
Fremdlinge; Turnus der Rutulerfürst(7,783ff.), 

so der sich durch die Bevorzugung des Phrygiers 
als Bräutigam zurückgesetzt fühlt, und andere 
drängen gleichfalls zum Kampfe. Latinus zieht 
sich vor dem Tumult in das Innere des Palastes 
zurück und weigert sich standhaft seinen neuen 
Gastfreunden den Krieg zu erklären. Iuno selbst 
öffnet die Pforten des Ianustempels , und die 
Latiner rüsten sich, um an der Seite des Tur- 
nus und seiner Verbündeten gegen die Ein- 
dringlinge zu streiten (Buch 7). Dem nun be- 

40 ginnenden Kampfe hält sich Latinus fern; 
nicht er, sondern Turnus ruft durch das Auf- 
stecken der Fahne auf der Burg von Laurentum 
die Latiner zu den Waffen. Als die blutigen 
Kämpfe (Buch 9. 10) entmutigend auf die La- 
tiner wirken, und als die an Diomedes um 
Hülfe abgesandten Boten (8, 9 — 17) unverrich- 
teter Sache zurückkehren, da hält Latinus 
weiteren Streit für einen Frevel gegen die 
göttliche Vorsehung; er beruft eine Versamm- 

50 lung der Ersten des Staates und rät zum 
friedlichen Vergleich mit den Troern. Turnus 
aber besteht auf der Fortsetzung des Krieges 
(11, 225 ff.). Als jedoch in einer zweiten 
Schlacht (11, 597 ff.) das Glück abermals zu 
Gunsten der Troer sich entscheidet, da er- 
bietet sich Turnus um den Besitz der Lavinia 
zum Zweikampf mit dem feindlichen Führer, 
trotz der Abmahnungen des Latinus und seiner 
Gattin (12. lff.). Im Angesicht beider Heere 

60 schliefsen Latinus und Aeneas einen feierlichen 
Vertrag. Siegt der Troerheld, so will Latinus 
ihm das erbetene Land abtreten (vgl. 11, 816), 
beide Völker sollen durch einen ewigen Bund 
in der Weise vereinigt sein, dafs dem Latinus 
der Oberbefehl im Kriege und die richterliche 
Gewalt, dem Aeneas die Ausübung der sakralen 
Funktionen überlassen wird; durch die Ver- 
mählung des Aeneas mit der Tochter des 



1911 Latinus (bei Vergil) Latinus (Eponymos d. Latiner) 1912 

Königs, die der neu zu gründenden Stadt den lisohen Göttern Ianus, Saturnus und Faunus, 
Namen giebt, soll der Bestand des Bundes die der fromme Glaube zu milden und ge- 
verbürgt werden. Unterliegt Aeneas, so sollen rechten Königen der Vorzeit machte. Wie 
die Troer nach Pallanteum zurückkehren. Kaum konnte er sonst seine ursprüngliche Benennung 
sind die Eide gesprochen, da beginnen Vertrags- verändern, während jene auch als irdische 
brüchig die Rutuler den Kampf. In dem all- Herrscher ihre Götternamen behielten. Seine 
gemeinen Tumult entflieht Latinus zur Stadt. Existenz verdankt er, wie die meisten Eponyme 
Anfangs unglücklich kämpfend, drängen die italischer Städte,' griechischem Einflufs, wahr- 
Troer bald vor und bestürmen Laurentum; scheinlich den Cumäern, den südlichen Nach- 
die erschreckten Bürger ziehen den König auf 10 barn der Latiner. Durch ihre Vermittelung 
die Mauer, um ihn zu einer Erneuerung des gelangt er zu den Osthellenen, wobei die 
Bündnisses zu veranlassen; hier erreicht ihn Kunde von dem Volksstamme, von dessen 
die Kunde von dem Selbstmorde seiner ver- Namen 8r abgeleitet war, bei dem Vorwiegen 
zweifelten Gattin. Von hier sieht er dem des mythographischen Interesses vor dem 
Entscheidungskampfe zwischen Aeneas und ethnographischen verloren geht. Die älteren 
Turnus zu (Buch 12). Die folgenden Ereignisse Nachrichten griechischen Ursprungs sind frei 
sind mehrfach angedeutet: Der Bund der beiden von sakralen Beziehungen irgend welcher Art. 
Völker mit dem gemeinsamen Namen der La- Indem sie Latinus zum Könige der Tyrsener 
tiner (1,6; 12,837; anders 8, 322; 12,823), und zum Gründer oder Ahnherrn Roms machen, 
die Vermählung der Lavinia (6, 764; 7, 256; 20 spiegeln sie nur die geschichtlichen Verhält- 
12, 937), Laviniums Gründung (1, 258. 270; nisse der Zeit, aus der sie stammen, wieder: 
12,194). Vergil folgt im wesentlichen der die Ausdehnung der etruskischen Macht und die 
Darstellung Catos, das Verhalten des Latinus für die griechische Welt steigende Bedeutung 
wird von beiden in gleicherweise geschildert; Roms. Für die Latiner selbst war ihr Heros 
wenn Vergil ihn den Kampf überleben läfst, ein farbloser Begriff; er gewinnt individuelles 
so ist er dabei durch künstlerische Rück- Leben erst in der römischen Litteratur durch 
sichten geleitet, insofern die Erfüllung der seine Verbindung mit der Aeneassage. 
Vertragsbestimmungen aus dem Rahmen seiner Von dem Bestehen einer einheimischen Latinus- 
Dichtung herausfällt. Nach Vergil hat die legende in früherer Zeit besitzen wir jeden- 
Aeneasfabel, _soweit sie auf Latinus sich be- so falls keine überzeugenden Beweise; infolge des 
zieht, keine Änderungen mehr erfahren, vgl. römischen Übergewichts fehlt zu ihrer Ent- 
den letzten zusammenhängenden Bericht der faltung auch der Hintergrund eines macht- 
Origo gentis Bomanae c. 12 — 14, in der Haupt- vollen latinischen Bundes. Die Angaben des 
sache einer Kompilation ans den Vergilkommen- Servius ad Aen. 1,2; 6, 84. 7, 659. 678 (s. oben) 
taren (Jordan, Herrn. 3 (1868) S. 410ff. Cauer weisen eher auf griechischen Ursprung. In der 
S. 147ff.). einheimischen Überlieferung erscheint Latinus 
Wie die Tradition, abgesehen von Hesiod, bereits an eine bestimmte Lokalität gebunden, 
übereinstimmend berichtet, ist Latinus König an die Städtezweiheit Lavinium - Laurentum. 
der Aboriginer. Nachdem er in den durch die Diese besondere Beziehung erklärt sich aus 
Ankunft der Troer hervorgerufenen Kämpfen 40 der bei Beginn der Litteratur bestehenden Kult- 
gefallen ist, übernimmt Aeneas die Gesamtherr- gemeinschaft Roms mit jenen Orten (Schwegler 
schaft und benennt das vereinigte Volk nach S. 317 ff. Marquardt, Hörn. Staatsaltert. 3 S. 252. 
dem Namen des gefallenen Königs Latiner. 477. Cauer S. 130ff), die den Anlafs gab La- 
Die Entstehung des Volkes wird also an den vinium als die Metropole ganz Latiums zu be- 
Stifter der Vereinigung, Aeneas, geknüpft; den trachten. Der Vorstellung eines allgemeinen 
Namen erhält der neue Bund von dem ein- latinischen Stammheros, die man aus dem 
heimischen Könige (Cato b. Serv. ad Aen. 1, 6 Namen gewonnen hatte, war also Rechnung 
frg. 5 Jordan; frg. 5 Peter. Varro l.l. 5, 32. getragen, wenn Latinus zum Könige der lati- 
Liv. 1, 2, 4. Vergil Aen. 1, 6; 12, 837. Dion. nischen Mutterstadt wurde, bezw. Laurentums, 
1, 9. 45. 60; 2, 2. Strdb. 5 p. 229. Juba bei 50 dem die Verwaltung der Lavinischen sacra 
Steph. Byz. s. v. 'AßoQiyive g. Appian. Beg. 1 oblag. Da der Vestakult zu Lavinium in hohem 
fr. 1, 1. Oassius Bio frg. 4, 3 = Tzetz. zu Ansehen stand {Serv. ad Aen. 2, 296; 3, 12. 
Lylc. 1232. Hygin. fab. 127. Sync. p. 365. Serv. Macrob. Sat. 3, 4, 12), so hiefs des Königs 
ad Aen. 8, 322. Isid. orig. 9, 2, 84. Tzetz. zu Lylc. Gattin Amata, ein Name, mit dem jede Vestalin 
1254; vgl. Oassius Semina bei Solin. 2, 14. in der Pontifikalsprache bei der Captio genannt 
Just. 43, 1, 11. Aug. c. d. 18, 19; andere Etymo- wurde (Gell. 1, 12, 14. 19). Wenn wir der An- 
logieen bei Schwegler 1 S. 197 ff.). Selbst- gäbe des Servius (ad Aen. 11, 603), die aller- 
verständlich ergiebt sich das wahre Verhältnis dings nur durch die DamWsche Handschriften- 
von Latinus und Latinern , wenn man die Er- gruppe überliefert wird, Glauben schenken, so 
Zählung der Alten umkehrt, d. h. der König 60 war des Latinus Verbindung mit Amata bereits 
des Landes ist von dem betreffenden Volks- dem Fabius Victor bekannt; sie sieht indes 
namen abgeleitet. Latinus ist der Heros epo- eher aus wie ein Produkt der antiquarischen 
nymos des latinischen Stammes in dem- Forschung. Nach der Tradition haben wir 
selben Sinne, wie Romulus der mythische Ahn- kein Recht zu der Annahme, dafs Latinus als 
herr Roms, und ist ebensowenig der mensch- einheimischer Bundesheros von Aeneas in den 
gewordene Iuppiter Latiaris oder Indiges, wie Schatten gedrängt wurde; im Gegenteil, der 
Romulus der menschgewordene Quirinus. Er Glanz, der den Ahnherrn Roms umstrahlte, 
steht also nicht auf einer Stufe mit den ita- gab auch ihm eine hellere Beleuchtung. Die 



p 



äV 1913 Latinus (in der Kunst) Latinus öd der Kunst) 1914 

t 1 " Apotheose des Aeneas geht zeitlich voran. weißt, da wir das Charakteristikum des greisen 

Cato (b. Serv. ad Aen. 4, 620; 9, 745) berichtet Königs, den Bart, vermissen;, es ist wahrsehein- 

§ [ nur von dem Verschwinden des troischen Helden, lieh Turnus (Robert a. a. 0. p. 255. Cauer S. 139). 

fj während er den Latinus auf der Burg von La- Die Anfangsscenen der Westseite sind verloren- 
vinium fallen läfst. Die Betonung der troischen gegangen ; die erhaltenen Bilder beginnen mit 
Herkunft, auf die man damals aus politischen der Erbauung von Lavinium. Es hatten also 
Rücksichten Wert legte, macht die Bevorzugung die verlorenen die der Gründung vorausgehen- 
des Aeneas verständlich. Spätere Schriftsteller den Ereignisse zum Gegenstande, die Ankunft 
bezeichnen uns als den Ort, wo er der Erde des Aeneas an der latinischen Küste oder seine 
entrückt wurde, das Ufer des Numieius in der 10 erste Begegnung mit Latinus und seine Ver- 

INähe eines alten Iuppiterheiligtums, und legen mähluDg mit Lavinia (Robert p. 267 ff.). So 

■> ihm den Kultnamen des dort verehrten Gottes, fehlt uns durch die Ungunst des Geschickes 

Indiges, bei (vgl. Bd. 1 Sp. 179; Bd. 2 Sp. 133), gerade der Teil der Gemälde, in dem Latinus 

■*j- ohne dafs natürlich der Kult selbst dadurch voraussichtlich am ehesten zu finden war. 

I beeinflufst wurde. Von der Entrückung und Von besonderem Interesse sind die Dar- 

» Vergötterung des Latinus besitzen wir nur Stellungen auf einer praenestinischen Cista, die 

zwei Zeugnisse, Fest. p. 194 Latinus rex qui ihrer Technik nach in das 6. Jahrhundert der 

f- proelio quod ei fuit adversus Mezentium Caeri- Stadt, etwa in die Zeit des hannibalischen 

* tum regem, nusquam apparuerit iudicatusque Krieges oder doch nicht viel später gesetzt 
\ sit luppiter factus Latiaris. Schal. Hob. Cie. so werden mufs (Brunn, Ann. d. inst. 36 (1864) 
!; pro Plane. 9, 23 p. 256 post obitum.Latini regis S. 356ff. mon. 8 t. 7. 8). Während auf dem um 

,, et Aeneae quod nusquam comparuerunt .... die Hälfte verkürzten Körper der Cista eine 
Offenbar diente die Apotheose des Aeneas Reihe wechselnder Kampfesbilder sichtbar 
zum Vorbild, als man dem Latinus die gleiche werden, zeigt der vollständig erhaltene Deckel 
Ehre erweisen wollte. Da die Gleichsetzung den dem Kampfe folgenden Friedensschlufs. 
des ersteren mit luppiter Indiges bereits voll- Die unten streitenden Helden , von denen der 
zogen war, so mufste man sich anders zu helfen eine soeben den Todesstofs empfängt, tragen 
suchen. Ein Ausweg bot sich leicht. Es gab dieselbe Rüstung, wie oben der Sieger und der 
in Latium noch einen zweiten hochangesehenen Besiegte. Die Zusammengehörigkeit beider 
Iuppiterkult, den des luppiter Latiaris auf dem 80 Darstellungen steht also aufser Frage. Ver- 
Albanerberge. Die Ähnlichkeit der Namen geblich suchte Brunn in der griechischen 
schien eine Identificierung geradezu heraus- Mythologie nach einem entsprechenden My- 
zufordern. Liefs man nun noch den störenden thos, dagegen bot sich eine ganz ungezwungene 
Schauplatz der Kämpfe um Laurentum weg, Erklärung, wenn man der küntlerischen Kom- 
so waren alle Hindernisse für die Gleich- position eine Schilderung von der Nieder- 
setzung aus dem Wege geräumt. Die Gestalt lassung der Troer in Latium zu Grunde legte, 
des Latinus ist nicht herausgewachsen aus wie sie in der zweiten Hälfte von Vergils 
dem latinischen Volksglauben und nationalen Aeneis gegeben wird. Die Scenen auf dem 
Kulte, sie ist ein künstliches Erzeugnis zertrümmerten Körper der Cista veranschau- 
der Reflexion griechischer und römischer 40 liehen die letzten Kämpfe des Aeneas in La- 
Sagenschreiber und Antiquare. tium. Die Jungfrau zu Rofs auf dem unteren 
In der darstellenden Kunst glaubt man Streifen ist Camilla (Verg. Aen. 7, 803 ff.. 11, 
den Latinus zu erkennen auf einer dem An- 432. 648 ff.). Die symmetrische Anordnung der 
fang der Kaiserzeit angehörigen ara der lares Deckelfiguren zeigt auf der einen Seite einen 
Augüsti im Belvedere. Ein bärtiger beklei- gefallenen Helden, der mit seinen Waffen und 
deter Mann sitzt an einen Baum gelehnt und einem Kranze (auf die Hochzeit deutend) von 
hält eine Rolle in der Hand; ihm gegenüber 2 Kriegern herbeigetragen wird (Turnus), da- 
steht Aeneas, deutlich gekennzeichnet durch neben ein Todesgenius mit der Fackel, auf 
die zu seinen Füfsen liegende Sau mit den der anderen Seite eine in höchster Erregung 
Ferkeln (Mus. Chiaram. 3 1. 19; doch s. andere 50 fortstürzende Frau (Amata), begleitet von einem 
Deutungen Arch. Zeug. 30 (1872) S. 122). schlafenden Genius. In der Mitte des Bildes 
Wandgemälde eines Grabdenkmals auf dem steht ein alter, bärtiger König, einen Kranz 
Esquilin aus der augusteischen Zeit (Brizio, auf dem Haupte, mit einem weiten Mantel 
,' Pitture e sepolcri scoperti sull' Esquilino. Rom bekleidet (Latinus); er fafst mit der Rechten 
.'-.;. 1876 t. 2a. Robert, Ann.d.inst. 50 (1878) S.234ff. die Hand des vor ihm stehenden Siegers im 
r mon. 10 t. 60. Cauera,. a. 0. S.137ff.) behandeln Helmschmuck (Aeneas) und beschwört, auf den 
die mythische Vorgeschichte Roms unabhängig abgelegten Waffen stehend, mit erhobener Linken 
,; von Vergil (Latiner und Rutuler sind Feinde). den Frieden. Von den beiden neben ihm stehen- 
I Unter den erhaltenen Scenen der West- und den Frauen scheint die eine ihm zuzureden 

* Südseite, die von der Gründung Laviniums bis 60 (Sibylle oder Nymphe), während die andere 
> zu der von Alba Longa reichen, suchen wir sich von der fortstürmenden Frau abwendet 
f: die Gestalt des Latinus vergebens. Da nach (Lavinia). Zur Kennzeichnung der Örtlichkeit 
*f der allgemeinen Überlieferung der Historiker dienen ein Silen, ein Flufsgott (Numicins, vgl. 
%i Latinus in der ersten Schlacht gefallen ist, so Verg. Aen. 7, 150. Ovid. metam. 14, 598. Fast. 
x y könnte man ihn in dem Toten vermuten, der 3, 648) und eine Nymphe (Iuturna, die Schwester 
J in der die Südseite beginnenden Scene zu den des Turnus, vgl. Vergil. Aen. 12, 138; dazu 
S Füfsen eines bekränzten Siegers liegt, eine Serv. 885. Ovid. fast. 1, 463). Die Überein- 

Vermutung indes, die sich als hinfällig er- Stimmung der Scenen auf der Gista mit der 



1915 



Latinüs Silvios 



Latva 



1916 



etwa zwei Jahrhunderte jüngeren Bearbeitung 
der Sage durch Vergil sucht Brunn dadurch 
zu erklären, dafs in der ältesten, am besten 
beglaubigten Überlieferung, welcher der Dichter 
gefolgt sei, die auf der Cista hervortretenden 
Eigentümlichkeiten seiner Darstellung bereits 
enthalten waren. Das Ansprechende der Deu- 
tung in archäologischer Beziehung durchaus 
anerkennend, macht Nissen (a. a. 0. S. 378 ff.) 
nach einer Prüfung der überkommenen Nach- 
richten vom historischen Gesichtspunkt aus 
folgendes dagegen geltend: In der Zeit, der 
die Cista angehöre, habe die Aeneasfabel in 
Latium keine Ausbildung und Verbreitung in 
dem Mafse gehabt, dafs sie auf die bildende 
Kunst hätte beeinflussend wirken können, viel- 
mehr sei die Gestalt der Sage, die dem Künstler 
als Vorwurf dienen konnte, erst das Werk 
Varros und Vergils, und werde irrtümlich von 
der augusteischen Zeit auf die des hannibali- 
schen Krieges übertragen. Er läfst dann die 
Wahl, ob man auf der Cista einen abgelegenen 
griechischen Mythos oder eine verschollene 
italische Sage erkennen wolle. Nachdem be- 
reits Heydemann (Arch. Zeug. 30 (1872) S. 122) 
gegen die Echtheit der Zeichnung Zweifel ge- 
äufsert, entschied sich auch Mobert (Ann. d. inst. 
50 (1878) S. 271 A. 1) dafür, dafs man nur mit 
zwei Möglichkeiten rechnen könne, entweder 
sei die Cista jüngeren Datums, oder sie be- 
ziehe sich nicht auf die Aeneassage. Nach 
Gauers gründlichen Forschungen über die Ent- 
wickelung der Aeneassage unterliegt es keinem 
Zweifel mehr, dafs eine mit so viel indivi- 
duellen Zügen ausgestattete Schilderung, wie 
sie die Cista voraussetzt, vor Vergil nicht be- 
standen hat, und dafs demnach der Einspruch 
Nissens gegen Brunns Hypothese durchaus 
gerechtfertigt war. [Aust.] 

Latinas Silvias, in der albanischen Königs- 
reihe (Mommsen, Ohronol. S. 151 ff. Gauer, Die 
röm. Aeneassage von Naevius bis Vergilius, 
N. Jahrb. f. Phil Suppl. Bd. 15 (1887) S. 153 ff. 
159 ff.) von Ascanius an gerechnet der vierte 
König, Sohn des Aeneas Silvius (nach Ovid. 
metam. 14, 611. fast. 4, 41ff. der dritte König, 
Sohn des Postumus Silvius), regiert 50 Jahre 
(51 bei Dion. 1, 71) und ist der Begründer der 
alten latinischen Bundesstädte, von denen bei 
Eusebius (1, 46, 5 p. 215) aus Diodors 7. Buch 
achtzehn, in der Origo gentis Bomanae (c. 17) 
zehn aufgezählt werden (Livius 1, 3, 7. Appian. 
Beg. 1 fr. 1, 2. Biod. b. Sync. p. 194. Cassius 
Bio frg. 4 Bindorf = Tzetz. zu LyTcophr. 1232. 
Zonar. 7, 1. Serv. ad Aen. 6, 767). [Aust.] 

Latis oder Lati? G. I. L. 7, 983 (Altar; 
Kirkbampton in der Grafschaft Cumberland) 
deae Lati Lucius Ursei; vgl. 1348 (S. 310; 
Birdoswald) dae (?) Lati. [R. Peter.] 

Latmos (Aätpos), 1) Auf einem Sarkophage 
des Palazzo Rospigliosi (s. Zoega, Bassir. 2, 206, 
14, 209, 25. Handschriftlicher Apparat zu den 
Bassirilievi 138 d. Matz-Buhn, Antike Bild- 
werke in Born 2 nr. 2727 p. 195f. und die dort 
verzeichnete Litteratur) mit der Darstellung 
des Besuches der Selene bei Endymion sieht 
Zoega a. a. 0. in der auf einem Felsstück 
sitzenden jugendlichen Gestalt, die mit der R. 



ein aufgestütztes Füllhorn hält, mit der L. in 
einen Baum fafst, den Berggott Latmoe. Der- 
selbe ist ebenfalls sitzend dargestellt auf einer 
Graburne, TofaneUi, Bescrizione delle sculture 
e pitture . . dl Campidoglio (1820) p. 91 und 
auf dem Bruchstück eines Sarkophagreliefs, 
langbärtig, langhaarig, den Mantel auf der 
linken Schulter und um die Beine geschlagen 
und in der Linken einen z. T. abgebrochenen 
10 Eichenzweig haltend, (Gonze), Beschreibimg d. 
antik. Skulpturen im K. Museum zu Berlin 
p. 343 nr. 846. — Endymion selbst heifst Aäz- 
[iws Nonn. Bionys. 48, 668; Latmius venator, 
Vol. Flacc. 8, 28. [Siehe auch O. Jahn, Arch. 
Beitr. p. 61—64. Wieseler, Einige Bemerkungen 
über die Barstellung der Berggottheiten in der 
Mass. Kunst, Gott. Nachr. 1876 p. 62 u. Anm. 1 
d. 71. Drexler.l — 2) ein Heros, Hesych. 
F [Höfer.] 

so Lato s. Leto. 

Latobius, einer der zahlreichen Beinamen 
des Mars, der in Noricum heimisch gewesen 
zu sein scheint. Die Widmung einer Inschrift 
aus Seckau, C. I. L. 3, 5320, lautet Marti La- 
tobioHarmogio Tioutati (Bulletin epigr. 1 p. 123); 
vgl. 3, 5321 ; auf zwei anderen, bei S. Paul im 
Thal der Lavant (beim alten Noreia) gefundenen 
heifst es nur Latobio Aug(usto) sac(rum), CLL. 
3, 5097. 5098 (die letztere von einer Vindonia 
so Vera gewidmet pro salute ihrer Töchter). 

[M. Ihm.] 
Latoides n. s. w. s. Leto und Apollon. 
Latomenos (Aazoiinvog), Beiname des Apol- 
lon in Thrakien, Bumont, Inscr. de la Thrace 78. 
Beinach, Gorr. hell. 5, 129 hält das Epitheton 
für ein lokales; vgl. auch Frankfurter, Arch. 
epigr. Mitt. a. Österr. 14 (1891), 154, 36. [Höfer.] 
JLatona s. Leto. 

Latopolites s. Lokalpersonifikationen. 
40 Latoreia (Acermgsia) , Amazone, Eponyme 
eines Bergdorfes bei Ephesos, Athen. 1, 57. 
Eustath. ad II. 11 p. 871, 25. [Klügmann.] 



Latra, auf Dalmatinischen Inschriften ge- 
nannte Göttin, G.'I.L. 3, 2816. 2857—59. Suppl. 
9970. 9971 (= Bullettino Balmato 1885 p. 97; 
1889 p. 177). Unter den Dedikanten ein evo- 
catus Aug. (2816). Die in 2857 Calpurnia Ceuna 
erscheint auch in 2891 und 2892. [M. Ihm.] 

Latramys (Adtgcctivg) , Sohn des Dionysos 
50 und der Aiiadne, auf Naxos erzeugt, Schol. 
Ap. Bh. 3, 997. [Stoll.} 

Latreus, einer der Kentauren (s. d.), auf 
der Hochzeit des Peirithoos von Kaineus er- 
legt, Ov. Met. 12, 463ff. 490ff. [Stoll.] 

Latva (latva), etruskischer Name der Aqäa 
(== Aüäfa?) auf einem Bronzespiegel von Po- 
rano zwischen Orvieto und Bolsena, links neben 
tuntle (viell. tuntre = Twäägetog, s. d.), dem 
von rechts her castur (Käetcog, s. d.) ein ge- 
60 platztes Ei darreicht, während an ihn sich 
wieder pultuce (== Iloivdevnrig, s. d.) «ad turan 
(='A<pQoäitri, s. d.) anschliefsen ; oben erhebt 
sich der Sonnengott auf seinem Wagen mit 
Viergespann; s. Fior., Not. d. Sc. 1876 p. 53 
(nebst Abbildung); Fabr., C. 1. 1. Trz.Spl. 308, 
t. 5 (das angebliche i in latvai ist, wie in pul- 
tucei, nur Einrahmungsstrich); Be. in Bezz. 
Beitr. 2, 168 nr. 69. Vgl. Leda. [Deecke.] 



1917 Laure , Lavis 1918 

Lamce .(Awvqri), Tochter derLakinios (s.d.), Thonschale(über die ganze Gattung vgl. Jordan, 

Gemahlin des Kroton, nach welcher die Stadt Annali dell' Inst. 1884, 6 ff.) etwa aus der Zeit 

Laure im Gebiet von Kroton benannt war,, des 1. punischen Krieges besitzen, welche die 

Tgetz. L. 1006. [Stoll.] * Inschrift Lavernai poeolom (neben der Dar- 

Lanrenteg, Beiname der Nymphae auf einer Stellung eines Amor mit Schale und Blflten- 
in Gonsenheim bei Mainz gefundenen Inschrift zweig) trägt (G. I.L. 1,47). Bei den Dichtern 
(Bonn. Jahrb. 69 p. 118, besser Zangemeister, seit Plautus gilt Bie als- die Schutzgöttin der 
Korresp.-Bl. d. Westd. Zeitschr. 0,1887 p. 189 f. Spitzbuben und Betrüger, Plaut. Aulul. 445: 
Keller, Zeitschr. d. Vereins f. Gesch. u. Altert. ita me bene amet Lavertia; Comic, fr. bi Winter 
in Mains 3, 1887 p. 618 nr. 87»; auch Bonn. 10 = Non. p. 134: ita mihi Laverna in fwtis 
Jahrb. 84 p. 187). Die 4 ersten Zeilen sind celerassit manus; Frivol, fr. 66 Winkr = Fest. 
von Zangemeister richtig ergänzt: [Nyjmphis p. 301: sequimmi me hoc sultis omnes, legiones 
Laurenftibjus pro salitte [imp(eratoris) CJae- Laverniae; Lucü. fr. 389 Baehr. = Non._\>. 134: 
s(aris) M(arci) A(ureli) Sevferi Alejxandri. non semissis facies Musas, si vendis Lavernae; 
Die Inschrift stammt also aus der Zeit des Nov. fr. 105 = Non. p. 483: per deam sanctam 
Severus Alexander '(222—235). In Lauren- Lavernam, quae mei cultrtx guaestuist; Hör. 
tibua ist ein topischer Beinamen der Nymphen <epist. 1, 16, 60 ff.: pulchra Laverna, da mihi 
zu erkennen, ob aber an das italische Lauren- •/ 'allere, da iusto sanctoque videri, no€tem pee- 
tum gedacht werden darf, bleibt doch etwas cutis et fraudibus obice nvibem (die letzten Worte 
zweifelhaft. Nicht unnütz scheint ein Hin- 20 zeigen den Weg, auf dem die Göttin "der Unter- 
weis auf die Laurentes Nymphae bei Verg. weit zur Schätzerin aller lichtscheuen Thätig- 
Aen. 8, 71 Nymphae, Laurentes Nymphae, keit werden konnte, vgl. Acron z. d. St.); vgl. 
genus amnibus unde est (vgl. 7,'47 nympha Arnob. 3, 26. 4, 24. Prudent. c. Symm. 2, 869. 
gentium Laurente Marica). Gefunden wurde Das Wort lavernio = fur(Paul. p. 117: laver- 
die Inschrift bei der Untersuchung der römi- niones fwes' antigui dicebant, quod sub tutela 
sehen Wasserleitung «wischen Zahlbach und deae Lavernae essent, in cuius luco obscuro ab- 
Finthen; die Sandsteinplatta war, wie es düoque solitos furta praedamque inter se luere) 
scheint, in die Quaderverkleidung eines Pfeilers gehört wohl auch der Komödie an, während 
des Aquäduktes eingelassen (Keller a. a. O. Ausonius (Epist. 4, 103 f. : Hie est ille Theon, 
p. 519). [M. Ihm.] so poeta fahus, bonorum mala carminum Laverna) 

Laurentia? = Acca Larentia (s. d.) und den Namen Laverna selbst gleichbedeutend mit 

\g\. Bährens in Jahrb. f. M. Philol. 1886 S. 777 ff. für gebraucht. [WissowaJ 

und Wissowa bei Fcutty-, Bediene.* 1 unter Lavlnla, Tochter des Aboriginerkönigs La- 

Acca. [Koscher.] • - tinus. (des Faunus, App. reg. 1) in Latium, Ge- 

Laus. Das jugendliche Haupt des Gottes mahlin des Aeneas, Mutter des Ascanius oder 

des unteritalischen Grenzflusses (zwischen Silvius. Nach ihr benannte Aeneas die von 

Lukanien and tiruttium) Laus ersoheint ge- ihm gegründete Stadt Lavinium, Liv. 1, 1, 3. 

hörnt auf Mausen der gleichnamigen Stadt, Dion. Hai. A. B. 1, 69. 60. 70 (Aavva). Strab. 

' Cot. of greek coins Brit. Mus., Italy 287, 17; 6, 229. B. Gass. frg. 4, 7. Ael. n. an. 11, 16. 
vgl. Lehnerdt, Arch. Zeit. 48 (1886), Ulf. 40 Verg. Arn. 6, 764. 7, 62ff. 12,194. Ov. Met. 14, 

Anm. 10. [Höfer.] 449. 670. Tzetz. L. 1232 p. 973 Müll. Steph. B. 

Lansus, 1) Sohn des Mezentius, des tuski- v. AaßCviov. Serv.V.Aen. 1,2. 259. 270. 6,760. 

sehen Königs in Caere, schön und tapfer, von 7, 61. 484. Nach Plut. Born. 2 zeugte_ Lavinia 

Aeneas getötet, Verg. Aen. 7, 649. 10, 426. 790 ff. mit Aeneas die Aemilia, die von Mars Mutter 

Von den Latinern im Kampfe gegen seinen des Romulus ward. Nach griechischen Mytho- 

Vater getötet, Dion. Hai. A.B. 1, 65. A. Postum. graphen war Lavinia die Tochter des delischen 

Alb. fr. 1. Müller, Fr. hist. gr. 3 *p. 174. — Priesterkönigs Anios, welche als Seherin dem 

2) Sohn des Numitor, von Amulius getötet, Aeneas nach Italien folgte und an der Stelle 

Ov. Fast. 4, 54. [Stoll.] starb, wo Aeneas die Stadt Lavinium baute, 

"Lararatas? wie es scheint, Name einer 50 Dion. Hai. 1,59. [Vgl. Klausen, Aeneas u.d. Pen. 

Gottheit auf der im Museum zu St. Germain 572ff. 588. 775. Schwegler, Bö'm. G. 1, 287ff. 

befindlichen Inschrift, CLL. 12, 6702 (=5*); S. auch Latinus u. Aineias. Röscher.] [Stoll.] 

Fundort Carros (See-Alpen). [M. Ihm.] Lavinns (-ins), Bruder des Latinus, Königs 

Laverna, altrömische Göttin, die am Aventin der Aboriginer in Latium, nach welchem die 

in der Nähe der danach benannten porta La- Stadt Lavinium benannt war, Serv.V. Aen. 1, 2. 

vernalis einen Altar besafs (Varrodel.l. 6,163), 7, 678. Vgl. Latinus ob. Sp. 1906, 3ff. [Stoll.] 

aufserdem einen Hain (lucus obscurus et ab- Lavis lautet auf der oben s. v. Istor be- 

ditus, Paul. p. 117), den eine nicht ganz un- schriebenen praenestinischen Cista der einer 

verdächtige Angabe (Acro zu Horaz epist. 1, weiblichen Figur beigeschriebene Name. 'Lavis 

16, 60) in die ganz entgegengesetzte Stadt- 60 e la forma piü antica di Lais col digamma 

gegend, an die via Salaria, versetzt. Dafs sie conservato, come lafog per laöq', Corssen 

dem Kreise der Unterweltsgottheiten angehörte (bei B. Schöne in Ann. d. inst. 42 1870 S. 339). 

(vgl. Septim. Seren, frg. 6 Baehr. = Schol. Stat. Wer die hier genannte Lais sei, mufs nnent- 

Theb. 4, 502; inferis manu sinistrfi immolamus . schieden bleiben; Schöne (a. a. 0.) bemerkt, 

pocula; laeva quae vides Lavernae, Palladi dafs dieser Name weder in dem troischen 

sunt deostera\ ist wahrscheinlich, doch wissen Sagenkreise, dem die für uns nicht näher 

wir von ihrem Suite nichts, aufser dafs wir deutbare Darstellung (s. Istor) angehört, noch 

eine ans einem etrurischen Grabe stammende überhaupt in den griechischen Sagen vorkommt. 



1919 



Leades 



Leaneira 



1920 



[Vielleicht Kurzname für Laodameia u. dgl. 
Röscher.] [R. Peter.] 

Leades (Asä3r]g), ein tapferer Thebaner, 
Sohn des Astakos, der in dem Kampf an den 
Mauern von Theben gegen die Sieben den 
Eteoklos erschlug, ApoUod. 3, 6, 8. [Stoll.] 

Leagros (Asay^og), ein Freund des Herakliden 
Temenos, der mit Ergiaios, einem Nachkommen 
des Diömedes, auf Anstiften des Temenos das 
Palladion aus Argos stahL .Als er später mit 
Temenos in Feindschaft kam, ging er mit dem 
Palladion nach Lakedämon, wo die Könige 
dasselbe gern annahmen und in der Nähe des 
Heiligtums der Leukippiden aufstellten. Auf 
Geheifs des delphischen Orakels, einen von 
denen, die das PallaÄion geraubt, zum Wächter 
desselben zu machen, errichteten sie an der* 
Stelle ein Heroon des Odysseus, zumal da dieser 
durch seine Gemahlin. Penelope zu ihrer Stadt 
in naher Beziehung stand, Plut. Qu,. Gr. 48. 

[Stoll.] 
Leaina (Ascuva), 1) Exarr] rccvQog, kviov, 
Isceiva äxovovGcc pccllov vjicckovii,, Porp hyr. 
de_absL3+lli vgl, eb enda 4, 16 itqoBiqynqFnnav 
. . . ^EnävrjV üinov, tuvqov, Xiaivav, xvva. 
— 2) Hund des Aktaion, Hyg. f. 181. [Höfer.] 
Leandros (Aiavägog), ein Jüngling aus Aby- 
dos, verliebte sich bei einem Fest der Aphro- 
dite in dem gegenüberliegenden Sestos in die 
Priesterin der Aphrodite, Hero, und besuchte 
seine Geliebte nächtlich, Indem er den Helles- 
pont durchschwamm, geleitet durch die von 
flero auf ihrem Turm" am Strande aufgestellte 
Leuchte, ccvtog i<av sps'tjjg uvröaroXog avro- 
liäzrj vrivg {Mus. v. 255), idem navigium, na- 
vita, vector (fiv. Her. 17, 148). Oft gelang das 
gefährliche Unternehmen. Einst wagte er sich 
auch in stürmischer Nacht hinaus, aber die 
Lampe der Geliebten war im Sturm erloschen, 
und am anderen Morgen spülten die Wellen 

seinen Leichnam 
an Heros Turm; 
sie stürzte sich 
hinab , um auch 
im Tode mit ihm 
vereinigt zu sein. 
Die Sage mit 
ihrem romanti- 
schen Charakter 
hat erst in der 
späten Litteratur 
häufigere Bearbei- 
tung gefunden, be- 
sonders von Ovid 
in denHeroiden 17 
u. 18, u. Musaios, 
ra xafr' 'Hq<x> aal 
AeavdQov, 343 Verse, ferner Nicet. Eugen., 
Narr. am. 6, 471. Anthol. 5, 231 uod 263; 9, 
215 u. 381. Stat. Theb. 6, 542; vgl. auch Verg. 
Georg. 3, 258. — Sträbon erwähnt den Turm der 
i Hero in Sestos, ohne auf die Sage einzugehen, 13, 
591. Bildliche Darstellungen finden sich auf 
Kaisermünzen von Sestos und von Abydos, so auf 
einer Abydener Kupfermünze mit dem Brustbild 
des Severus, s. Abb. nach Baumeister, Derikm. d. 
kl. Alt. 2 S\ 962. [Vgl. auch das auf Hero und 
Leandros bezogene spätrömische aus Venedig 




Münze der Abydener (nach 

Baumeister, Denkm. S. 962 

Fig. 1155). 



stammende Marmorrelief*) im Besitze des Geh. 
Legationsrates Böhm in, München, publiciert 
in der Zeitschrift des Münchener Altertums- 
Vereins N. F. 5, 1893 (vgl. S. 5 ff,), sowie die 
pompejanischen Wandgemälde: Heibig, Wand- 
gemälde etc. nr. 13 74 f. und Sogliano, Pompei etc. 
nr. 597 f. Eine Marmorfigur des Leandros in 
Rom erwähnt.rMartiaZts epigr. 14, 181; vgl. 
Friedländer z. d. St. Röscher.] [Contorniaten : 

10 J. Sabotier, Descr. gen. des medaillons contom. 
p. 94 f. PI. 14, 12. Cohen, Med. imp. 8 2 p. 297 
nr. 198. Gemmen: Tölken, Erkl. Verz. 2. Kl. 
2. Abth. nr. 161 p. 161. King, Ant. gems and 
rings vol. 2: Greek gems from tlie Mertens- 
Schaaffhausen Coli. PI. 2 nr. 9 p. 78, vgl. Bonn. 
Jahrbb. 20 p. 180. Bull. d. Inst* 1868 p. 158 

■ nr. 23. Über die Sage: Bohde, 'Der griech. 

- Roman p. 133—137. Cl. F. Meyer, Der Mythus 
von Hero und Leander. St. Petersburg 1858. 

20 Drexler.] [Auf Gemmen der Sammlung B. Hertz 
nr. 782 ff. findet sich viermal der schwimmende 
Leandros, Arch. Zeit. 9 (185-1), 102*. Eine 
Münze des Caracalla von Sestos zeigt den 
Leandros mitten in den Wellen, auf einen 
Turm zuschwimmend, auf dem Hero steht, in 
der Rechten eine Lampe haltend, abgebildet 
bei Poole, Cät. of greek coins Brit.'Mus. Thrace 
200, 18; vgl. Head, Hist. num. 225. Eckhel, 
Doctr. num. 2, 51. Auf Kaisermünzen von 

30 Abydos finden sich auch die Namen HPQ und 
A€ANAPOC oder AHANAPOC beigeschrieben; 
über Hero fliegt . der Liebesgott mit einer 
Fackel, Eckhel a. »• O. 2, 479; ein anderes 
Medaillon zeigt aufser Hero und Leandros noch 
einen angelnden Fischer, Eckhel a. a. 0. 8, 288; 
vgl. auch Friedländer, Bepertorium z. antiken 
Numism. 33 und die dort angeführte Littera- 
tur; ferner Friedländer, Arch. Zeit. 31 (1874), 
103. — Nach der Vermutung von L. Ehren- 

40 ihal, Quaestiones Frontonianae, Diss. Königs- 
berg 1881, 51 soll Fronto ein Drama 'Hero 
und Leander' geschrieben haben, vgl. Bursian, 
Jahresber. 16 (1888),- 2, 240. Joh. Klemm, De 
fabulae, quae est de Herus et Leandri amoribus 
fönte et auctore, Diss. Lips. 1889 giebt eine 
Zusammenstellung der litterarischen Quellen 
und führt p. 43 tf. die Sage auf KalUmachos 
zurück. Eine vergleichende Zusammenstellung 
der dichterischen Bearbeitungen der Sage ver- 

50 sucht M . H. Jellinek, Die Sage von Hero und 
Leander in der Dichtung, Berlin 1890, wozu 
man die zahlreiche Nachträge bietende Re- 
cension von C. Müller, Litteraturblatt f. germ. 
u. roman. Philologie 1891 nr. 1 vergleiche. — 
Sprichwörtlich scheint man Leandrici natatus 
gebraucht zu haben; Fulgent. 1 p. 4 Muncker; 
ebenders. 3, 4 p. 108 versucht eine allegorische 
Deutung der Sage zu geben. Über eine früher 
auf Leandros bezogene Gemme s. d. Artikel 

60 Leukothea 1) a. E. Höfer.] [Weizsäcker.] J 
Leaneira (AeävuQa), Tochter des Amyklas, 
Gemahlin des Arkas (s. d.), dem sie den Elatos 
und Apheidas gebar, Apollod. 3, 9, 1. [Stoll.] 

*) Im Hintergrunde erscheint ein von einem Jüng- 
ling oder Knaben am Zügel gehaltenes gesatteltes Hofs, 
dessen Beziehung zu Hero und Ijeandros nicht ganz 
klar ist. Soll es vielleicht das Bofs, des lieandros sein, 
das diesen an den Strand des Meeres getragen hat und 
seine Bückkehr erwartet? Boscher. 



1921 



Learchos 



Leda (Mythen) 



1922 



Learchos (Asagxog; man findet auch hier 
und da Kliagxog; s. d.), Sohn des Athamas und 
der Ino, älterer Bruder des Melikertes, Apollod. 
1, 9, 1. Schol. Ap. Rh, 2, 1144. Tzetz. L. 21 
p. 308. 312 Müll. Hyg. fab. 1. Norm. Dion. 
5, 558. Athamas, durch Hera rasend gemacht, 
verfolgte den Learchos jagend wie einen Hirsch 
und tötete ihn (er hielt ihn für einen jungen 
Löwen und zerschmetterte ihn an einem Felsen, 
Ov. Met. 4, 516), während Ino mit Melikertes 10 
ins Meer sprang, Apollod. 1, 9, 2. 3, 4, 3. Hyg. 
fab. 2. 4 (Inhalt der Ino des Euripides). Paus. 
1, 44, 11. 9, 34, 5. Argum. Pind. Isthm. Schol. 
Od. 5, 334. Tzetz. L. 21 p. 310. Zenob. 4, 38. 
Serv. V. Aen. 5, 241. Et. M. v. 'A&audvriov. 
Nonn. Dion. 9, 243 — 10, 74. Athamas wollte, 
nachdem er der Ino boshafte Bänke gegen 
Phrixos und Helle erfahren, im Zoito sie und 
ihre Kinder töten, und tötete auch wirklich 



und Kenchreai (Legende: LECH CENCH) er- 
scheinen als Nymphen, sich einander mit dem 
einen Arm an der Schulter fassend, während 
sie in der freien Hand jede ein Ruder halten, 
auf einer korinthischen Münze des Kaisers 
Hadrian, Poole, Gat. of greek eoins Brit. Mus. 
Corinth 75, 594 pl. 19, 15. Mead, Hist. num. 
340. Vgl. Lokalpersonifikationen und Ken- 
chreios 2. [Höfer.] 

Lechaios (Asxaiog), Beinamen des Poseidon 
von dem korinthischen Hafen Lechaipn, Kallim. 
4, 271, wo sich sein Tempel und eine eherne 
Bildsäule befand, Paus. 2, 2, 3. [Höfer.] 

Lecheates (Aextäiys) , „Kindbetter", Bei- 
name des Zeus in Aliphera, wo er die Athena 
zur Welt gebracht haben sollte, Paus. 8, 26, 6. 
Immerwahr, Ark. Kult. p. 24. 48. 67. Maaß, 
De Aeschyli Supplicibus p. 38. [Drexler.] 

Leches (Asxtjg), Sohn des Poseidon und der 



den Learchos, Philostephanos b. Schol. II. 7, 86. 20 Peirene, der Tochter des Achelooa; nach ihm 



Welcher, Gr. Trag. 1, 320 f. Nach Schol. Eur. 
Med. 1274 hatte Euripides gedichtet, dafs Ino, 
von Hera rasend gemacht, ihre beiden Kinder 
tötete und dann ins Meer sprang; danach Natal. 
Com. Myth. .8, 4; s. Müller, Fr. hist. gr. 2 
p. 377, 8. Über die Bedeutung des Namens 
Learchos s. Gerhard, Gr. Myth. 2 § 686, 2. 
„Learchos ist wohl nur griechischer Name 
für den phönikischen Melikertes", Preller, Gr. 



und seinem Bruder Kenchrias waren die Hafen- 
städte Korinths Lechaion und Kenchreai be- 
nannt, Paus. 2, 2, 3. Völcker, Japet.-Geschl. 
120. [Stoll.] 

Lecho (Ae%ta), bekannt durch eine Inschrift 
aus Parori {Athen. Mut. 2, 1877 p. 435 nr. 5. 
Roehl, I. G. A. 52. Gauer, Del. 2 3) und eine aus 
Sparta, Ath. MM. 1877 p. 440 nr. 20. — Marx, 
Ath. Mut. 10, 1885 p. 193 Anm. 2 hält die 



Myth. 2, 313, 2. — Welcher, Gr. Tr. 1, 323. 30 Göttin für Eileithyia, Wide, Lak. Kult. p. 201 



2, 615. 624. Preller, Gr. M. 1, 494. Gerhard, 
Gr. M. 688, 2. 701, 2. 703, 1. [G. I. G. 3, 6126 
= Kaibel, Inscr. Graec. Sic. 1285, 2 p. 336. 
G. I. G. 3, 6129 = Kaibel 1292, 1, 4 p. 341. 
Pseudo - Kallisth. 1, 45. Luc. deor. conc. 7. 
Schol. Eur. Phoen. 4. Hygin. fab. 273- Stat. 
Theb. 3, 187. Ov. Fast. 6, 490 f. Mythogr. Dat. 
1, 204 p. 64, .5 Bode. 2, 78 p. 101, 27. 79 
p. 102, 21. Über die Form KlsaQxog statt 



läfst sie dieser wenigstens sehr nahe stehen. 

[Drexler.] 
Leda {Af/äa, ep. Arjdri), Tochter des The- 
stios, Königs in Aitolien, und der Eurythemis, 
Schwester der Althaia u. Hypermnestra, Apollod. 
1, 7, 10. Asios b. Paus. 3, 13, 5. Serv. V. Aen. 
8, 130 (wo Thestios zu sehr, für Thyestes). — 
loann. Antioch. fr. 20 bei Müller, Fr. hist. gr. 4 
p. 549 nennt als Töchter des Thestios, Königs 



AiuQ%og s. Meineke, Anal. Alex. 81 Anm. 1. 40 in Lakonien: Leda, Klytia, Melanippe. Bei 



Höfer.] S. Klearchos. [Stoll.] 

Lebados (AißaSog), ein Athener, der nach 
der Behauptung der Lebadeer in Böotien die 
Einwohner von der Bergstadt Mideia hinab- 
führte in die Ebene, worauf die Stadt Leba- 
deia genannt ward. Man kannte nicht den 
Vater des Lebados noch den Grund, warum 
er nach Lebadeia kam, sondern wufste blofs, 
dafs sein Weib Laodike hiefs, Paus. 9, 39, 1. 



Schol. Eur. Or. 447 ist Dei'aneira, Gemahlin des 
Herakles, eine Schwester der Leda. Die Mutter 
der Leda hiefs nach Schol. Ap. Rh. 1, 146 De'i- 
dameia; Pherekydes nannte sie Laophonte, 
Tochter der Pleuron; Eumelos erzählte, dafs 
Glaukos, 'der Sohn des Sisyphos, seine ver- 
lorenen Pferde suchend, nach Lakedämon ge- 
kommen sei und dort mit Panteidyia, welche 
bald darauf den Thestios heiratete, die Leda 



Müller, Orch. 157. Bursian, Geographie 1, 209. 50 gezeugt habe, die dann für eine Tochter des 



Vgl. Lebeados. [Stoll.] 

Lebeados {AsßsäSog). Eleuther und Lebea- 
dos (Müller, Fr. hist. gr. 4 p. 317 schreibt 
Asßädog), Söhne des Lykaon, beide allein der 
Schandthat an Zeus nicht teilhaftig, flohen 
nach Böotien. Daher hatten die Lebadeer mit 
den Arkadern. Isopolitie; nach Eleutherai aber 
sandten die Arkader diejenigen, welche, ohne 
es zu wissen, das unbetretbare Heiligtum des 



Thestios galt, Schol. Ap. Rh. a. a. 0. — Nach 
der gewöhnlichen Sage vermählte Thestios, 
König in Aitolien, seine Tochter Leda mit 
Tyndareos, der, von Hippokoon aus Lake- 
dämon vertrieben, nach Aitolien geflohen war, 
später aber, nachdem Herakles den Hippokoon 
erschlagen hatte, nach Lakedämon in die Herr- 
schaft zurückkehrte, Apollod. 3, 10, 5. Strab. 
10 , 461. Nach lakonischer Sage' war Tynda- 



ZeLS Lykaios betreten hatten, Plut. Quaest. 60 reos vor Hippokoon nach der lakonischen Stadt 



gr. c. 39. Müller, Orch. 157. Vgl. Lebados. 

[Stoll.] 
Lebes (Aißrjg), ein Mykenäer, Vater des 
Rhakios, welchen Manto in Kleinasien heira- 
tete, Schol. Ap. Rh. 1, 308. Nach Paus. 7, 3, 1 
war Rhakios ein Kreter. [Stoll.] 

Lechaion (/terato»). Die Personifikationen 
der beiden korinthischen Hafenplätze Lechaion 
Kosghkb, Lexikon der gr. u. röm. Mythol. II. 



Pellana geflohen, nach der messenischen nach 
Aphareus in Messenien, Paus. 3, 1, 4. 3, 21, 2. 
„Der Name Thestios (oder Thespios) und das 
Andenken seiner Töchter wird mit besserem 
Rechte für ein altes Erbteil der lakonischen 
Sage als für eine Entlehnung aus der ätolischen 
gelten können", Preller, Gr. Myth. 2, 91, 5. — 
Leda gebar dem Tyndareos Timandra, welehe 

61 



1923 . Leda (Mythen) Leda (Mythen) 1924 

Echemos heiratete, und Klytaimnestra, die Ge- zählte", Preller, Gr. Myth. 2, 92. 1, 439. Vgl. 

mahlin des Agamemnon (vgl. Tzetz. L. 511 Wüllner, De cyclo ep. p. 67 — 78. Henrichsen, 

p. 659 f. Müll, wo Helena, Kastor und Poly- De carminibus Cypriis, Havn. 1828. Ahrens, 

deukes zugefügt sind; Sehol. Eur. Or. 447. Bec. dieser Schrift in Jahns Jahrb. Bd. 13 

Serv. V. Aen. 8, 130: Klytaimnestra, Helena, S. 183 — 202. Welcher, Ep. Cykl. 2, 130ff. und 

Timandra; Eurip. Iph. A, 49ff.: Phoibe, Kly- Bec. v. Henrichsens Buch in Zeitschr. f. Altert. 

taimnestra, Helena) und Philonoe, welche Ar- 1834 nr. 3ff. Engel, Kypros 2, 261 und 1, 612. 

temis unsterblich machte; Zeus aber in der Deimling, Leleger 154. Auch Lehrs, Aufsätze 

Gestalt eines Schwans zeugte mit Leda den S. 57 Anm. [Posnansky, Nemesis u. Adrasteia. 

Polydeukes und Helena, und. infolge der Um- 10 Breslau 1890 S. 7 ff. und dazu Berl. Phüol. 

armung des Tyndareos in derselben Nucht Wochenschr. 1891, 501. Boscher.] Sappho 

gebar Leda den Kastor (und Klytaimnestra?), (fr. 5b Bergk) hatte von dem Ei der Nemesis 

Apollod. 3, 10, 6. 7. Hyg.fab.11. Bei Homer, gesungen, das Leda fand, Athen. 2, 67 d. 

Od. 11, 298ff. sind Kastor und Polydeukes die Eustath. 1686, 49. Et. M. p. 822, 40. Nach 

wirklichen Söhne des Tyndareos, die Tynda- der Komödie Nemesis von Kratinos brütete 

riden; Helena aber (II. 3, 426. Od. 4, 184. 219. Leda das Ei aus, Athen. 9, 373 e. Meineke, 

569) Tochter des Zeus, während sie sich II. 3, Com. Gr. 2, 1, 80 ff. Oder sie gebar es selbst, 

236 ff. als die Schwester derselben bekennt, von Zeus(> dem Schwan, befruchtet, welches 

von derselben Mutter geboren. Klytaimnestra Motiv, soviel wir wissen, sich zuerst bei 
(s. d.) heilst Od. 24, 199 Tochter des Tyndareos. 20 Euripidea findet, Eur. Sei. 17 — 21. 214. 

In nachhomerischer Zeit kam für Kastor und 257. 1144. Or. 1387. Iph. A. 794; vgl. den 

Polydeukes der Name Dioskuren (s. d.) auf und Komiker Eriphos b. Athen. 2, 58 b. Eustath. 

die Vorstellung, dafs beide Söhne des Zeus und 1686 , 44. — Im Heiligtum der Leukippiden 

der Leda seien, Hesiodh. Schol. Pind. .2^.10,1 50 zu Sparta hing ein Ei, das Leda gebaren, 

(wo es heifst, dafs Hesiod die Helena weder an Tänien von der Decke herab, Paus. 3, 16, 

Tochter der Leda noch der Nemesis nenne, 2. Beide Erzählungen von dem Ei der Ne- 

sondern Töchter des Okeanos und der Tethys). mesis und dem der Leda suchte man in ver- 

Hom. Hymn. 17 u. 33 heifsen Kastor und Poly- schiedener Weise, namentlich dadurch aus- 

deukes Tyndariden und Söhne des Zeus und zugleichen, dafs man Leda sich in Nemesis 
der Leda. Vgl. Ap. Bh. 1, 146. Eyg. fab. 14 30 verwandeln liefs, oder dafs man Nemesis und 

p. 4,1 BunU. 155. 224. 251. Tzetz. L. 511 p.660. Leda identifizierte , Schol. Eur. Or. 1371. 

Man unterschied dann weiter zwischen der Laetant. 1, 21, 23. Clem. Bo. Homil. 5, 13; 

unsterblichen Natur des Polydeukes, des Sohnes vgl. Isokrates Hei. 59. Hyg. P. A. 2, 8. Preller, 

des Zeus, und der sterblichen des Kastor, Sohnes Gr. Myth. 2, 93, 3. Neokles von Kroton sagte, 

des Tyndareos: so Stasinos in den Kyprien, dafs das Ei, aus welchem Helena geboren ward, 

Giern. Alex. Protr. p. 26. P. Pind. Nem, 10,80 vom Mond herabgefallen sei, Athen. 2, 57 f. 

(150). Schol. Eur. Or. 453. Schol. Od. 11, 299. Eustath. p. 1686, 42. Helena hiefs auch eine 

JSustath. p. 1686, 23. Schol. Ap. Bh. 1, 146. Tochter des Helios und der Leda, Ptol. Heph. 

Tzetz. L. 88. Ebenso werden Helena, die 4 p. 23. Die spätere Sage liefs auch die Dios- 
Tochter des Zeus, und Klytaimnestra, die 40 knren aus einem Ei gQboren werden (wie Iby- 

Tochter des Tyndareos, einander entgegen- kos die Molioniden, Athen. 2, 58. Eustath. 

gesetzt, Serv. V. Aen. 2, 601. Hyg. f. 240 (wo 1686, 45), so dafs zuletzt alle drei, Kastor, 

Klytaimnestra fälschlich Tochter des Thestios Polydeukes und Helena aus einem Ei, oder 

heifst). Tzetz. L. 88. Schol. Pind. N 10, 150; aus zwei Eiern hervorgehen, Schol. Od. 11, 

doch heifsen sie auch öfter noch Töchter des 298. Tzetz. L. 88. 511 p. 662. Schol. Eur. 

Tyndareos und der Leda, Hyg. fdb. 78. — Or. 453. Schol. Kallim. Dian. 232. Horat. 

Manche sagten, Helena sei Tochter der Nemesis A. P. 147. Serv. V. Aen. 3, 328. Auson. ep. 66. 

(s. d.) und des Zeus. Diese, von der Liebe des Oder Zeus zeugte als Stern mit Leda die 

Zeus verfolgt, habe sich in eine Gans ver- Dioskuren, Helena aber ging später aus dem 
wandelt und sei von Zeus in der Gestalt eines 50 Ei hervor, Tzetz. L. 88. 511 p. 663. Eine en- 

Schwanes überwältigt worden; das nach dieser hemeristische Erklärung der Erzählung von dem 

Umarmung von ihr geborene Ei habe ein Hirte Schwan und dem Ei der Leda bei Tzetz. L. 88. 

gefunden und der Leda übergeben, die es in 508. Ioann. Antioch. fr. 20 b. Müller, Fr. Wsfc 

einer Kiste aufbewahrte und, als nach der be- gr. 4 p. 549. Klearchos bei Athen. 2, 67 e. 

stimmten Zeit Helena aus dem Ei hervorging, Eustath. p. 1686, 40. Leda führte den Bei-. 

diese wie ihre Tochter aufzog, Apollod. 3, 10, 7; namen Mnesinoe, Plut. de Pyth. or. c. 14. 

vgl. Paus. 1, 33, 6. 7. Tzetz. L. 88. Die Dich- Welcher, Zeitschr. f. Altert. 1834 nr. 4 p. 34 

4ung, dafs Nemesis, nicht Leda, die Mutter der Anm. 2. Griech. Götterl. 1, 608, 5. Preller, Gr. 

Helena .war, stammt aus den Kyprien des Myth. 2, 98. Vielleicht hiefs sie so mit Bezug 
Stasinos. (s. das Fragment bei Athen. 8, 334 c, 60 auf die mit ihr vermengte Nemesis. — Der 

wonach Nemesis auf der Flucht vor Zeus sich Name Leda wird gewöhnlich mit Leto zu- 

in mancherlei Tiergestalten verwandelte), und sammengestellt und erklärt als die Nacht, die 

wahrscheinlich erwähnte Stasinos auch das Ei, Mutter von Lichtgöttern , Buttmann, Sehr. d. 

„sei es nun, dafs dem kyprischen Dichter ge- Berl. Akad. 1830 S.244. Schwenck, Andeutungen 

wisse Anschauungen des Kultus der Aphrodite 192. Gerhard, Gr. Myth. 1 § 210, 1. 670, 2. 

vorachweBten, oder dafs ihn die Überlieferungen Deimling, Leleger 167. — Preller 2, 90 möchte 

des attischen Nemesisdienstes zu Rhamnus be- es erklären durch ein in lykischen Inschriften 

stimmten, wo man auch von der Helena er- wiederholt gebrauchtos Wort Lada, d. i. Frau 



1925 



Leda in der Kunst 



Leda in der Kunst 



1926 



oder Weib (Herrin), ein Wort karisch -lelegi- 
schen Sprachstammes. Vgl. Welcher, Gr. Götterl. 
1, 608, 5. Vgl. Latva. [Stoll.] 

Leda in der Kunst. 

Zeus' und Ledas Liebesabenteuer ist in 
zwiefacher Art von den Künstlern aufgefafst 
worden. Die einen wollten den Mythus 
so darstellen, wie ihn Euripides Hei. 
17 ff. überliefert hat, nach welcher Ver- 
sion Zeus zu der Verwandlung und der 
List seine Zuflucht nehmen mufs, um 
bti Leda zum Ziele zu gelangen, wäh- 
rend den anderen der Mythus nur die 
Gelegenheit bot, einen erotisch -pikan- 
ten, dankbaren Stoff für Liebhaber zu 
behandeln. Fast alle Monumente der 
ersten Klasse gehen darum auf ein 
statuarisches Vorbild zurück, welches 
unzweifelhaft eine sakrale Bestimmung 
hatte; die der zweiten zeigen hingegen 
eine reiche Entfaltung der Phantasie 
in Stellungen und Motiven, die meist 
den pikanten Reiz des Stoffes nach 
Kräften auszunutzen trachten. 

Unter den Monumenten der ersten 
Klasse sind zunächst eine Anzahl statua- 
rischer Gruppen zu betrachten, welche 
zuletzt Overbeck, Kunstmythologie, Zeus 
S. 491 ff. 1 — 9 zusammengestellt hat; 
eine kleinere hierhergehörige Replik 
erwähnt noch Milchhöfer, Befreiung des 
Prometheus S. 22. [Vgl. auch Heydemann, 
Antihensamml. Ober- und Mittelitaliens 
S. 52, 1208. Höfer.] Abbildungen in 
gröfserer Zahl vereinigt findet man bei 
Overbeck a. a. 0. Attas Taf. 8. Clarac 
Taf: 410— 411. Das beste Exemplar ist 
unbedingt das des capitolinischen Mu- 
seums, Overbeck, Atlas Taf. 8, 2; vgl. 
Welcher, Neuest. Zuwaehsd. ak. Kunstmus: 
S. l;*Nuova descrizione del Mus. capit. 
S.183; Heibig, Führer d. d. rö'm. Samml. 
nr. 454. Der Schwan hat sich vor dem 
verfolgenden (selbstverständlich nicht 
dargestellten) Adler in Ledas Schofs ge- 
flüchtet. Leda ist von ihrem Felsensitze 
aufgesprungen, den linken Fufs hat sie 
auf einen niedrigen Schemel gesetzt. Den 
Schwan drückt sie mit der gesenkten 
rechten Hand an sich, während sie mit 
der linken einen Zipfel des Peplos schir- 
mend dem Verfolger entgegenhält. Unter 
dem Peplos trägt sie einen feinen dorischen 
Chiton, dessen Spange auf der rechten 
Schulter sich gelöst hat, so dafs die 
Brust auf dieser Seite völlig entblöfst 
ist. Der Ausdruck der Angst in dem 
nach oben (dem Adler zu) gekehrten 
Blicke ist in dem besten Exemplare 
sehr mafsvoll, in einigen anderen wird er 



in einer „böotischen" Terracotte des Berliner 
Museums (Invent. nr. 6861) eine Vorstufe dieser 
Darstellung zu erkennen; nach seiner Be- 
schreibung macht diese Terracotte — die Figur 
tritt mit einem Fufse auf ein ionisches 
Kapital! — jedoch hinsichtlich ihres antiken 
oder gar archaischen Ursprunges einen recht 




1) Ledastatue dos oapitol. Museums. Nach Photographie. 



erheblich gesteigert; ein leiser Anflug von Sinn- 
lichkeit ist nicht zu verkennen. Charakteristisch 
für diese Reihe ist auch, dafs der Schwan in 
natürlichen Gröfsenverhältnissen gehalten ist. 
Das Original dieses Typus gehörte ohne Zweifel 
der attischen Kunst an. Furtwängler, Samml. 
Sabouroffl, Einl. z. d. Vasen S. 9 f. behauptet 



fragwürdigen Eindruck. Heibig a. a. 0. setzt das 
Original ziemlich richtig an das Ende des 
fünften Jahrhunderts. 

Unter den Wiederholungen bietet eine der 
Uffizien (Dütschhe nr. 228. Overbeck a. a. 0. S. 493 
nr. 8. Glarac Taf. 411, 713) eine Besonderheit. 
An der rechten Seite ist ein Delphin sichtbar, 

61* 



1927 



Leda in der Kunst 



Leda in der Kunst 



1928 



der eine Lokalisierung der Scene am Meere 
andeutet. Ebenso sind auf einer andersartigen 
Darstellung dieses Mythus, einem Statuetten- 
fragmente (beschrieben von Heibig, Bull. d. Inst. 
1866 S. 12), Eroten und Delphine angebracht an 
dem Felsen, auf welchem Leda sitzt und den 
ihr entgegenschnäbelnden Schwan streichelt. 

Den Typus der Statuen hewahren im ganzen 
noch ein Relief ans Thessalonike , jetzt im 



in Mantua (Overbeck, Atlas nr. 16. Clarae 410 B. 
1715B) zeigt Leda an ihrem Felsensitze ganz 
nackt; nur den 1. Oberschenkel bedeckt ein 
Gewandzipfel. Vom Schwane ist nur ein Fufs 
auf Ledas r. Oberschenkel sichtbar, doch ge- 
stattet dieser einen sicheren Schlufs auf die Gröfse 
des Tieres. Sehr nahe stehen dieser Gruppe 
— man beachte besonders die Haartracht — 
die Ledafiguren zweier Wandgemälde {Heibig 



Louvre (Overbeck, Atlas Taf. 8, 7. Denkm. d. 10 144, abgebildet bei Zahn, Die schönsten Orna- 

— - • " ' " mente 2 Taf. 20 =» Overbeck, Atlas nr. 8 und das 

von Mau,Bull.d. Inst. 1886 S. 161 beschriebene), 



a. Kunst 2 Taf. 3, 43), und ein pompejanisches 
Wandgemälde (Heibig, Wandgemälde Campa- 
niens nr. 145; abgeb. Museo Borb. 11 Taf. 21; 
vgl. Overbeck S. 498 nr. 17) ; nur fehlt der Chi- 
ton, so dafs Ledas Oberkörper nackt erscheint. 
— Dieselbe Auffassung, aber in anderem Typus, 
zeigt eine Terracottastatuette des Berliner Mu- 
seums, abgeb. bei Jahn, Ber. d. sächs. Ges. 1852 
Taf. 3 und Overbeck, Atlas Taf. 8 nr. 23. Leda 



während die Stellung des Sohwanes erheblich 
verschieden ist. 

Auf ein Vorbild gehen eine Gruppe in 
Venedig (Overbeck, Atlas l'&f. $,11; vgl. O.Jahn, 
Arch. Beitr. S. 6 f.) und mehrere Reliefe und 
Gemmen zurück. Die wichtigsten von diesen 
sind a) Relief, einst bei dem Bildhauer Wolff, 



ist nur mit dem Peplos bekleidet, welcher den 20 abgeb. Overbeck, Atlas laf. 8, 18; b) Relief 
Oberkörper frei läfst. Der r. Arm hebt einen des Berliner Museums nr. 928, aus Klein-Asien 

stammend; abgeb. (aufser im Kataloge) Ber. 
d. sächs. Ges. 1853 Taf. 8; 0) Relief von einer 
knidischenVase aus grauem Thon, im Britischen 
Museum befindlich, unpubliciert, hier, leider 
nicht ganz genau, abgebildet; d) Relief aus Enns 
im Museum von Linz, in manchen Punkten abwei- 
chend, abgebildet Arch. epigr. Mitteil. a. Österr. 
2 Taf. 9; e) Relieffragment aus Stubenberg, 
30 jetzt in Graz, beschrieben von Majonica, Arch. 
epigr. Mitt. 2 S. 104 f.; f) Schmalseite eines 
Sarkophages aus Kophisia, abgebildet Robert, 
Sarkophagreliefs Taf. 8, 9 a. Urlichs, Beiträge 
z. Kunstg. Taf. 17; vgl. Robert a. a. 0. S. 10. 
Urlichs a. a. 0. S. 82 f. Benndorf, Archäol. 
Zeit. 1868 S. 38 f.; für die Gemmen genügt es, 
auf das bei Jahn, Ber. d. s. Ges. a. a. 0. abge- 
bildete Exemplar hinzuweisen. Auoh eine Yer- 
silberteThonlampe aus Carnuntum gehört diesem 
40 Typus an nach der Beschreibung Majonicas 
a. a. 0. S. 166. Charakteristisch für diese 
Klasse ist das gleichsam menschlich^ Ge- 
baren des mächtigen Schwanes. Mit einem 
Flügel umarmt er die Geliebte, welche in Grauen 
und Wollust zusammenschauernd den letzten 
ersterbenden Widerstand leistet. Den langen 
Hals hat der Schwan zurückgebogen, und mit 
dem Schnabel sucht er Ledas Lippen. Dieser 
ist der Peplos hinabgeglitten; sie halt ihn nur 




2) Thonrelief aas Knidos in London, unediert (nach 

Photogr.; im Original ist Ledas 1. Aim ebenso gehalten 

wie in Fig. 3). 



Peploszipfel gegen den Adler. Unter dem linken 
Arme, vom Gewände meist verhüllt, hält sie 

den sehr kleinen, gansähnlichen Schwan. Wieder ^ _ 

anders, aber immer in gleicher Auffassung, ist 50 noch eben mit den zusammengeprefsten Kmeen 
der Vorgang dargestellt in mehreren Statuen, und sucht ihn — aufser in f — mit einer Hand 
- - - ■ - — •• " - • - "" wieder hinaufzuziehen, wahrend die andere — 

in der Gruppe sind die Teile ergänzt, aber die 
Gemme und die Reliefe c, d und f zeigen es 
deutlich — nach dem Halse des Schwanes greift, 
gewifs zuerst in der besten Absieht, ihn ab- 
zuwehren. Aber bald Biegt die Wollust nid 
unwillkürlich beginnt sie ihn an sich zu ziehen. 
Der Sieg dieser Empfindung kommt besonders 



s. 0. Jahn, Arch. Beitr. S. 4 Anm. 7. Clarae 
Taf. 411, 714; 412, 717. 

Die Monumente der zweiten Klasse sind weit 
zahlreicher und mannigfaltiger. Fast allen ge- 
meinsam ist, dafs Ledas Körper nackt etscheint, 
und dasHimation nur als Hintergrund, bisweilen 
auch nur zur Verdeckung der Scham dient. 
Ledas Gestalt ist vollkommen im Aphroditetypus 



gebildet. Eine Statuette in Parma (Overbeck, 60 in dem hier abgebildeten Roliefe c zum Aus- 

AtlasT&f. 8, 3) [s. Heydemann, Antiken». Ob.- u. 

Mittelital. S. 46, 14. Höfer.] steht darin der 

ersten Klasse näher, dafs der Schwan noch in 

denselben Verhältnissen gehalten ist, wie dort. 

Die anderen statuarischen Gruppen und eine 

grofse j«ahl von Reliefen suchen aber schon 

in den mächtigen Formen des Schwanes den 

verwandelten Gott zu verkünden. Eine Statue 



drucke, ebenso in f, wo Leda den Schwan 
mit einer Hand abwehrt und mit der anderen 
sanft streichelt. — Die venezianische Gruppe 
ist jedenfalls keine originale Erfindung. Erstens 
stehen sowohl Leda als der Schwan im Profil, 
was für eine statuarische Gruppe unerhört 
wäre; mindestens war sie auf einen Hintergrund 
berechnet. Ferner zeigen die anderen Mo- 



1929 



Leda ia der Kunst 



Leda in der Kunst 



1930 



numente in den Erweiterungen soviel Gleich- 
artiges, dafs man auch dieses einer gemein- 
samen Quelle zuweisen "rnufs. Die Reliefe a 
bis d sowie die Gemme bieten Bros, meist 
den Schwan vorwärts stofsend; nur auf d steht 
er mit Blitz und Scepter ruhig daneben; bei f 
geriet er auf die andere Schmalseite des Sarko- 
phages und wurde zum Bogenschützen ausge- 
staltet. Den vollständigen Reliefen a, b und d 



cc — y gegen S ansehen, wo der Hals nicht gerade 
aufsteigt, um in paralleler Richtung um zukehren, 
sondern schräg nach Leda hinüberstrebt und 
auch in schräger Richtung sich zurückwendet. 
In • der Auffassung schliefsen sich diesen 
Klassen mehrere Sarkophagreliefe an, in wel- 
chen sich Leda gelagert dem Gotte hingiebt 
{(herbeck a. a. 0. S. 510 f. nr. 34—37; Robert, 
Die antiken Sarkophagreliefs 2 Taf. 2, 3- 



ist ferner die landschaftliche Staffage mit 10 vgl. S. 7 ff.). Das ausführlichste Exemplar (nr. 34) 



ihren Fruchtbäumen gemeinsam; an Stelle der 
Altäre — je zwei in a und b — setzt d jedoch 
ein Thor. — Das Original ist vielleicht ein 
Relief oder ein Gemälde gewesen, man wird 
seinen Entstehungsort wohl nicht allzuweit 
von Knidos ansetzen dürfen, wo 
man es auf täglich gebrauchten, 
nicht einmal besonders fein gearbei- 
teten Thongefäfsen nachbildete. 
Entstellt kehrt die Gruppe auch 
in einem Relief von Bordeaux wieder 
(Miliin, Voyage dans le Midi Taf. 77, 
3; vgl. Bevue archeol. 1853 S. 271). 
Eine Weiterbildung erfuhr diese 
Gruppe in einer anderen Serie von 
Reliefen, welche uns — abgesehen 
von Gemmen, vgl. 0. Jahn, Arch. 
Zeitung 1865 S-l. 50 f. — in mehre- 
ren Exemplaren, darunter zweien 
griechischen Fundortes, vorliegt. Es 
sind dies a) Relief aus Argos in 
London; abgeb. bei 0. Jahn, Anh. 
Beitr. Taf. 1 (danach hier wieder- 
holt); Overbeck, Atlas Taf. 8, 22; 
(3) genaue, aber weniger gut ge- 
arbeitete Replik aus Brauron in 
Athen, v. Sybel, Ath. Skulpt. nr.3755; 
vgl. Urlichs, Beiträge z. Kunstg. 
S. 83, unpubliciert; y) Relief in 
Madrid, Sammlung Medinaceli, 
Hübner, Bildw. in Span. nr. 558; 
abgeb. Archäol. Zeit. 1865 Taf. 198, 
1; 8) Fragment ehemals im Besitze 
Joseph Kopfs, jetzt in dem Franz 
v. Lenbachs, ungenau beschrieben 
von Klügmann, Bull. d. Inst. 1880 
S. 67 f.; unediert. Der Schwan ist 
weniger edel aufgefafst. An Mäch- 
tigkeit und Schönheit der Formen 



(Ber. d. sächs. Ges. 1852 Taf. 1. Overbeck, Atlas 
8, 24; Bobert nr. 3), fügt eine breitere land- 
schaftliche Staffage und Eros hinzu. In Over- 
beck 37, Bobert a. a. 0. nr. 5 versucht Leda noch 
den letzten Widerstand zu leisten; vgl. Benn- 




3) Belief des Brit. Museums (nach Jahn, Arch. Beiträge Taf. I). 



steht er zwar den Denkmälern der vorigen Klasse 50 dorf,Arch.Anz.l86bS.19. Gemmen undLampen 



gleich; aber seine Leidenschaft äüfsert er tieri 
scher, indem er in a, ß und S Leda vor Brunst in 
den Nacken beifst; y schwächt dieses Motiv zu 
einem Anpressen des Schnabels ab. Das Auf- 
setzen der Füfse und das Umarmen mit einem 
Flügel stimmt wieder mit der venezianischen 
Gruppe überein. Ledas Stellung ist gleichfalls 
sehr ähnlich ihrer Erscheinung in der genannten 
Gruppe. Nur den Kopf mufs sie ziemlich tief 



wiederholen diese Gruppe, vgl. Overbeck S. 512. 
Ein weiterer Typus wird durch drei Denk- 
mäler vertreten, zwei campanische Wand- 
gemälde {Heibig 148 und 149, abgeb. Mtiseo 
Borb. 10 Taf. 3 und Pitture d'Ercol. 3 Taf. 9; 
vgl. Overbeck a. a. 0. S. 507 nr. 29 u. 30> und 
das Relief eines bei Barcelona gefundenen sil- 
bernen Gefäfses (abgeb. Frohner, Musees de 
France Taf. 5; vgl. Heibig, Bull. d. Inst. 1865 



senken und dadurch auch den Rücken etwas 60 S. 120 f.). Heibig hat für diese Wandgemälde 



krümmen. Der L Arm sucht auch hier den 
herabgeglittenen Peplos hinaufzuziehen; den 
r. sieht man nicht. Vielleicht erwidert er die 
Umarmung des Schwanes, denn hier giebt sich 
Leda schon völlig dem Gotte hin. Einen be- 
sonderen Reiz erhielt diese Komposition durch 
die wundervolle Biegung des Schwanenhalses. 
Man muls dies als einenbewufstenFortschritt von 



mit Recht — irrtümlich aber noch für ein 
drittes nr. 147 — ein statuarisches Vorbild an- 
genommen. Noch näher steht diesem aber das 
Silberrelief. Der Schwan, immer noch von 
mächtigen Formen, tritt hier passiver auf; am 
bezeichnendsten ist, dafs er sich nicht selbst 
in seiner Stellung hält, sondern durch Leda 
gehalten werden mufs. In dem Reliefe steht 



1931 Leda in der Kunst • Leherennus 1932 

diese aufrecht da, den linken Fufs etwas vor- welchem neben dem Ei ein Vogel sichtbar ist; 
setzend. Der Schwan steht auf ihrem 1. Ober- an der anderen Seite des Altares stehen Tyn- 
schenkel; sie hält ihn mit der 1. Hand fest, dareos und Klytaimestra. Robert, Archäol. 
während sie mit der rechten sein Brustgefieder Anz. 1889 S. 143 will diese Vasenbilder auf 
streichelt (die Wandgemälde weichen mferheb- ein Wandgemälde der polygnotischen Schule 
lieh ab). Der Schwan schnäbelt ihr zutraulich zurückführen. — Endlich ibt ein Sarkophag 
entgegen, aber ohne den bestimmten Ausdruck aus Bordeaux, jetzt im Museum von Aix, zu 
sinnlicher Glut. Die Obseönität der anderen erwähnen (abgeb. Laborde, Mon. de France 
Darstellungen wird auch dadurch erheblich ge- 1 Taf. 82. Mülin, Gal. mythol. Taf. 144, 522 ; 
mildert, dafs Leda unterwärts mit dem Himation 10 am besten bei Robert, Sarkophage 8 Taf. 2, 2 
bekleidet ist, welches sich über ihren Rücken vgl. S. 6), der auf seiner Vorderseite zwei 
hinaufzieht, um in einem über ihre linke Scenen des Mythus wiedergiebt. Links hat 
Schulter hinabfallenden Zipfel zu enden. sich Leda am Eurotas — durch den Elufegott 
Die anderen hierher gehörigen Darstellungen und Schilf dargestellt — zum Bade entkleidet; 
sind minder interessant. In ihnen verschwindet .der Schwan kommt herangeflogen, h*t sie aber 
jede Spur mythologischen Gehaltes, und es noch nicht erreicht. Hechts sitzt Leda auf 
bleibt nur noch ein schönes Weib übrig, welches einer Kline; von den vier Nebenfiguren- Ist .die 
mit einem schönen Vogel etwas mehr oder eine als TyndareOB zu bezeiohnen, in einer 
etwas weniger zärtlich spielt. Die erste An- zweiten kann man die Amme sehen; die ande- 
näherungdesaufeinemErosstehendenSchwanes 20 ren nennt Robert Thestioi und Iuno Lucina. 
an die reich geschmückte, sieh entblöfsende Am Boden im aufgebrochenen Ei sieht* man 
Leda sehen wir auf einem silbernen Eimer Helena und die Dioskuren, vgl. Jahn, Arch. 
der Ermitage (Antiquites du Bosph. Citnmer. Beitr. S. 7. Ovcrbeck a. a. 0. 8. 496f, [S. 
Taf. 39 ; vgl. Overbeck a. a. 0. S. 506 nr. 28 ; auch die lehrreiche Abhandlung Ton E. Brizio, 
Reinach, Monum. figur. 3 S. 92, der die wei- Vovo di Leda sopra un vaso dipinto tromto 
teren Abbildungen und Erwähnungen angiebt). in sepolcro etrusco presso Bologna, Estt. dagli 
[Kähne, Silbergef. der Ermitage = Me'm. de Atii e Memorie dtlla R. Deputatione di Storia 
laSoc.d'archeol.deSt.Petersb. Drexler.]— Leda, Patria per le Provincie diRomagna III. Serie 
sitzend, den schnäbelnden Schwan in ihrem Vol. V Fase. 1 e 2, Tav. 8) ferner J. Ftied- 
Schofse, während Eros daneben steht, auf einem 30 länder, Neue Erwerbungen dt» K. Münikab., 
späten Ruveser Vasengemälde (beschrieben von Arch. Zeit. 1869 p. 100 Taf. 88 nr. 14, Mfinze 
Heydemann, Bull. d. Inst. 1868 S. 158), wenn des Severus Alexander von Nicomedia: „Eine 
nicht vielmehr Aphrodite gemeint ist. An der Frau von einem Schwan verfolgt fliehend, den 
Bedeutung lassen pompejanische Wandgemälde Kopf zurückwendend, im Schrecken die Rechte 
zwar keinen Zweifel, aber die Darstellung tragt erhebend . . . Der Schwan hat mit dem Schnabel 
einen mehr ornamentalen als mythologischen ihr Gewand, wo sio es mit der Linken halt, 
Charakter, vgl. Heibig, Wandgemälde S. 43. ergriffen um sie festzuhalten. Im Schofse trägt 
Overbeck a. a. 0. S. 508. Ähnlich steht es mit sie etwas Kugelförmiges." Ferner FröTmer, 
den Mosaiken, vgl. Ann. d. Inst. 1873 S. 131. Coli, de feu M. Joly de Bammeville. Antiquites 
Neben diesen Darstellungen des Liebes- 40 p. 10 nr. 25 PI. 1 L,Ucytheen forme de groupe"]; 
mythus sind nur wenig andere Denkmäler er- p. 17 nr. 74. Drexler.] Jahrb. d. a. I. 1894, 1 ff. 
zählenden Charakters zu nennen. Leda begeg- Milchhöfer, D. Museen Athens p. 44 p. 86 irr. 378 
net uns zum ersten Male in einem schwarz- p. 85 nr. 391. Arch. Epigr. MiUeil. aus 
figurigen Vasenbilde des Exekias im Vatikan Österr. 10, 126 nr. 21. 18, 68 f. Urlichs, Würz- 
(Klein, Meistersignaturen S. 40; abgeb. Mon. burger Antiken 2- p. 9 nr. 67. OhdbouiUet, Cat. 
d. Inst. 2 Taf. 22. Mus. Gregor. 2 Taf. 53; gener. des camees 599, 3878. [Höfer.] [Bloch.] 
Wiener Vorl.-Bl. 1888 Taf. 6, 1) bei der Heim- Ledon (Aedcov), Autochthon in Phokis; nach 
kehr der Tyndariden, durch Namensbeischrift welchem die phokische Stadt Ledon den Namen 
kenntlich. — Leda mit Tyndareos und ihren hatte, Paus. 10, 38, 1. [Stoll.] . 
Kindern, von denen Kastor ein Ei hält, auf 60 Leherennus, keltischer (?) Beiname desMars. 
einem etruskischen Spiegel aus Orvieto, Not. Die Mehrzahl der im Gebiet des Depart. Ar- 
degli seavi 1876 Taf. 1 ; Gaz. archeol. 3 Taf. 3. diege gefundenen Votivsteine nennt- ihn einfach 
[Vgl. Heydemann, Antikensamml. Ober- und Leherennus (Leherenus) , tu weilen mit dem 
Mittelital. S. 116, 26. Höfer.] Leda, die Helena Zusatz von deus. Dio wichtigeren bei Oreüi- 
der Nemesis zuführend, war auf der Basis der Henzen 5894. 5895 und G ruter. 1074, 6. 7 
Kultstatue von Agorakritos in Rhamnus dar- (Orelli 2020); andere veröffentlichte P. Meri- 
gestellt nach Paus. 1,33, 7; die Reste s.'Ecprjii. mee, Revue archeol. 1844 1 p. 861 ff., das ganze 
ttQxuwl. 1891 Taf. 8 f. und bei Pattat, Jahrb. d. Material verarbeitete A. E. Barry m seiner 
Inst. 9 S. lff. mit Taf. 1—7. Über die rot- Monographie du dieu Leherenn d' Ardiige {2ssis- 
figurigen Vasenbilder strengen Stiles, welche 60 Toulouse 1859; aus don Mimoirt» de l'Acad. 
die Auffindung des Eies durch Leda darstellen, des sciences, inscriptions et belles-lettres de Tou- 
also der Überlieferung folgen, dafs Zeus sich louse); vgl. Revue archeol. 1860 1 p. 190. Die 
in Schwanengestalt nicht ihr, sondern Nemesis Inschriften sind alle kurz und geben für den 
genaht habe, siehe Bd. 1 Sp. 1955 f. Hinzu- Kult wenig aus. Es wird, wie in vielen an- 
zufügen ist die Trinkschale des Malers Xeno- deren Fällen, ein topischer Name in Lehe- 
timos (Brantegliem Colleetion Taf. 10; Antike rennus zu suchen sein. Mirimie a. a. 0. (tgl. 
Denkmäler 1 Taf. 59). Leda, inschriftlich be- auch Chaudruc de Crazannu, Revue archeol. 
zei^met, will von dem Altare fliehen, auf 1861 3 p. 312) suchte ein in Strafsburg" ge- 



1933 Leiagore Leinth 1934 

fundenes Relief, welches einen mit Panzer und Flucht und Verfolgung des Leimon durch die 

Schild bewafliieten Krieger darstellt, auf den Priesterin der Artemis dargestellt, Paus. .&, 

Gott zu deuten (Abbild, bei Schöpfin, Alsalia 53, 1. Die beiden feindlichen Brüder be- 

illustrata 1 p. 520 § 148 tab. 1 n. 4. Barry zeichnen die feuchte blumenreiche Au und 

a a 0. p 43 Merime'e a. a. 0. p. 251), indem das von der Sonnenhitze ■ verdorrte Land, 

er aus der Inschrift ganz willkürlich den Na- Welcher, El. Schriften 1, 18 ff. Preller, Griech. 

men LEHERENHVS herauslas. Schon Barry Myth. 1, 380; vgl. 2, 47 Anders. Curtius, 

(a. a. 0. p. 29) äufserte seine Zweifel, und in Peloponn. 1, 253. 271, 2. [Stoll.J 

Wirklichkeit hat das Denkmal mit dem kelti- Leimone(.4sjftc8i>j))oderLeimonis(.4«i/iooi;is; 
sehen Gott nichts zu thun; es ist das Grab- jo vgl. Callim. fr. 457 Sehn.), Tochter des Kodn- 

monument eines Soldaten, von dessen Namen den oder Medontiden Hippomenes von Athen, 

nur noch das Nomen LEONTIVS kenntlich ist, von der Aeschin. in Tim. 182 folgende Legende 

Brambach, Corp. inscr. rhen. nr. 1886. [M.Ihm.] erzählt: k»ij? dg räv itoXizcav, svg<ov xr\v > eav- 

Leiagore (Asiayögri), Tochter des Nereus xov 9vy cetera dietp&aQfievriv x<n zr\v yUmuv 

und der Doris, Hes. Th. 257. Sclwemann, Op. ov Kuläg Sicupvlä^aaav iis%qi jafiov, eyxaxm- 

Ac. 2, 172 (Popliconcia). Braun, Gr. Götterl. KoSöpyasv avxrjv fie»' tnnovdg tQntiov olxiav, 

§ 86 („bezieht sich auf den schön geebneten v<p' ov itQoSrjXwg tpsUsv üxoUte&ai Sia Xiaov 

.Marktplatz"). Lehrs, Popul. Aufsätze 120 (die 6vy%a»siqyuivrj. «al hi «ort vvv rijs ol%iag 

Sanftredende). [Stoll.] xavzr,g Sarn*^ xa olwnsS sv xa> tjusxhqü, 

Leianeira. (Amävciga): 7} notovea xovg av- 20 aazei, «at ö zonog ovzog xaXsixoii ngg mnov 

Saug yvvaiKäv iqäv, Hesych. — Schmidt warnt *vl nögav.' Der Schol. z. d. St. bemerkt dazu 

vor der naheliegenden Konjektur JrjiävsiQU (p. 25 ed. Baiter u. Sauppe): Iitjopevrig ceno 

und erklärt das Wort, in dem das Verbum Köägov Kuzuyöuivog , n äs »vyaxrjg Asifimvig- 

Xä oder XiXai'oaai stecke, für ein Epitheton ovzm KaXXijiaxog (vgl. Callim. fr. 457 ed ISchn.). 

der Aphrodite; vgl. Baunack, Studien auf d. 'I. *yocQ zo plv yevos xmv KoägiSwv, ßccailsvg 

Gebiete des Griechischen u. d. arischen Sprachen Ss Adrjvaüov, laßmv enl xy 9vyazg^iioixov 

1 34 der es = Xrjai-ävnga erklärt, vgl. Xijcig- xovzov ptv cdmeüusvog unexzHve^ ztjv Se 9vya- 

ßovXnaig- al'giaig, Hesych. [Höfer.] ztga va&i-täsv sv oÄMj(i<m ps* Oinov. o 6e 

Leibenos (Aeißrivos) Jiövvaog Hesych.; vgl. Xip.<öxz<av v.aza<faye ztjv av^gmitov . k. x. X. 
ebenda XiBsi ansvdu. Curtius, Etymöl.* 365 30 Weitere Citate s. b. Benseier- Pape, Wort. d. 

sieht in Leibenos ein Seitenstück zu dem itali- gr. E. unter *Innopivrig und Aeiacovr;. Busolt 

sehen Liber. [Höfer.] Gr. Gesch. 1, 401, 1. Töpffer, Att. Geneal. 

Leiber = Liber, Preller- Jordan, B. M. 2 401, 1. [Röscher.] 

p 48 Anm. 3 zu p. 47. Die Form Leiber be- Leimones (Aiiatovtg), Personifikationen des 

gegnet u a. als Beischrift des Dionysos auf Wiesengrüns, dargestellt durch adonisartige 

einer Münze des M. Aurel von Apameia in. Jünglinge, s. Philostr. 2, 4 und Baumeister, Denk- 

Bithynien, v. Bauch, Fünfundzwanzig uned. mäler p. 1294 r; vgl. Fröhner, Rhein. Mus. 47 

qriech. Münzen. Berlin 1846 p. 12 Taf. 2, 18. (1892), 307. Auf einem pompejamschen Wand- 

S Liber. [Drexler.] gemälde, welches die Hochzeit des Zeus und 

Leibethrades (Äsißrj&gäSig) , Beiname der 40 der Hera {Heibig, Wandgemälde 114. Campan. 

Musen oder Nymphen, genannt nach dem Berge Wandmalerei 117 ; vgl. Arch. Zeit. 23 (1865), 58. 

Le(i)bethrion in Böotien, wo sie eine Grotte Ovetbeck, Pompeji p. 251) darstellt, deutet man 

und Bildsäulen besagen; ihr Kultus war von die drei rechts unten gelagerten, mit Laub 

Thrakern, die aus Leibethra nach Böotien und Primeln bekränzten Jünglingsfiguren, m 

einwanderten, hierher verpflanzt worden, Strabo denen man früher die idäischen Daktylen zu 

10 -471. 9, 410, wo Aiißrj&QiSsg (vgl. Varro erkennen glaubte, neuerdings auch als personi- 

de'ling.' Lat. 7, 20. Verg. Ecl. 7, 21 und Serv. ficiette Leimones, Baumeister a. a. 0. 2133 

z d St) steht.' Patts. 9, 34, 4 nennt sie yufiqpai Abbildung nr. 2390. [S. besonders Hübig, 

Xi&ii&gmi und erzählt von einer nnyri Aißrj- Bhein. Mus. N. F. 24, 1869 p. 608ff — Die 
»gidg welche Ähnlichkeit mit einer Frauen- 50 Personifikation der Leimones bei Philostr. 2, 4 

brüst gehabt und milchähnliches Wasser ge- bestreiten Welcher zu Philostr. p. 422 Friede- 

spendet habe [Höfer.] richs, Diephilostratischen Bilder p.-98fl. Gerber, 

Leimon (Äeiacbv), Sohn des Tegeates*ünd Die Berge in der Poesie und Eunst der Alten 

der Maira (Paus. 8, 48, 4), Bruder des Skephros. p. 24 Anm. 38. Dagegen erkennen sie an u a. 

Als Apollon in das tegeatische Land kam, um Zoega, Bassirilievi 1 p. 230 Anm. 3. O. Jahn, 

we«en der Aufnahme seiner Mutter Gericht Arch. Beitr. p. 327. Brunn, Die phäostratt- 

zu°halten, hatte Skephros heimliche Unter- sehen Gemälde gegen E. Friederichs verteidigt 

redungen mit ihm und erregte dadurch bei (S.-A. aus Jahrbb. f. kl. Phil. Suppl. 4) p. 289 t. 

dem Bruder den Argwohn, dafs er ihn bei Drexler.] Vgl. Lokalpersomfikationen. [Höfer.] 
dem Gotte verleumde. Daher überfiel und 60 Leimoniades (AstamviäSsg), Name gewisser 

tötete er ihn. Deswegen wurde Leimon von Nymphen, Hesych. s. v. Isißmviag- ._. . . vvu- 

Ärtemis erschossen. Tegeates und Maira cpaf smidrj ai vvfiipai sv zaig Xsiuweiv, vgl. 

suchten Apollon und Artemis durch Opfer Soph. Phil. 1454 vvnyai x IvvSgoiX^mviaSig 

za versöhnen; aber das Land wurde von ün- [Serv. zu Verg. Ecl. 10, 62. Drexler.] [Höfer.] 

fruchtbarkeit heimgesucht, und von Delphi Leinth (lein»), etruskischer Göttername, 

kam der Spruch, man solle den Skephros be- gen. comm. Auf einem Spiegel von Perugia 

weinen- dazu wurde alljährlich am Feste des im dortigen Museum bezeichnet er eine Gottm 
Apollon Agyieus zur Ehre des Skephros die der Unterwelt, mit verhülltem Oberkörper, 



1935 Leiodes Lelex 1936 

die sich (zürnend?) abwendet, während links Leiriope (Auqiönri, Lilienantlitz), eine Quell- 

von ihr mean (s. d.) von rechts her den oder Flufsnymphe (caerula Liriope), welche 

hercle (= 'Hgaidrjg, s. d.) mit dem Lorbeer von dem böotischen Flufsgott Kephissos den 

bekränzt, weil er siegreich mit dem gebän- Narkissos gebar, Ov. Met. 3,342. Die Mutter 

digten Kerberos die Unterwelt verläfst; siehe des Narkissos heifst bei Eustath. p. 266, 8 

Inghir., Lett. ä. etr. erud. p. 7 — 24 t. 1. Stör. Leirioessa, Welcher, A. D. 4, 166. [Stoll.] 

d. Tose. t. 33, 1. Vermigl., Inscr. Perug. p. 9. Lei's (Arjig), Tochter des Oros, des ersten 

t. 4, 2. Gerh., Etr. Sp. 3, 135 t. 141. Gotth. d. Königs im troizenischen Lande, von Poseidon 

Etr. t. 5, 4. Amati, Giorn. arcad. 40, 216 ff. Mutter des Althepos, Nachfolgers des Oros, , 

Fabr., C. I. I. 1067. Dagegen heifst auf einem 10 Paus. 2, 30, 6. Völcker, Japet. Geschl. 169 Anm. 

clusinischen Spiegel (nach Corssen, Spr. d. Etr. Preller, Gr. Myth. 1, 480. [Nie. Scheu, De 

1, 264 aus Vulci) im Berliner Museum so ein Troezeneurbe II. Krakau 1868. 4°. (Gymn.-Pr.) 

speerbewaffneter Jüngling, auf dessen Sehen- p. 23ff. Drexler.] [Stoll.] 

kel ein Götterknabe maris halna (s. d.) sitzt, Lei'tis (Arfizig), d. i. BeuteBpenderin (= dyi- 

während ein anderer ähnlicher Jüugling (mit lenj),EpithetonderAthene; j;.10,460.[Roscher.] 

zerstörtem Namen) den maris husrnana (s.d.) Leiitos (Ar(Czog), boiotischer Anführer vor 

getragen zu haben scheint, den menrva Troia, Hom. £494. Z 35 (erlegt den Troer 

(= Minerva, s. d.) ihm abgenommen hat und Phylakos, ebenso Tzetz. Hom. 118). -N 91. 

über einen Krug mit "Wasser (oder Feuer?) P601 (von Hektor verwundet; hier Sohn, des 
hält; dabei steht noch turan (= 'Aygodizrj, 20 Alektryon genannt). Eur. Iph. Aul. 25Öf. (als ' 

s. d.); s. Vaved. u. Braun, Bullet. 1842 p. 173; Kadmeier yrjysvrjg). Diod. 4, 67 (Sohn des 

1843 p. 40. Ann. 23 = 1851 p. 151 ff. Gerhard, 'HXexzQveav). Hyg. fab. 97 p. 91, 1 Seh. (Alec- 

Etr. Sp. 3, 158 t. 166. Fried., Kl. Kunst u. trionis et Cleobules filius); fab. 118 p. 101, 4. 

Industr. 2, 53 n. 47. Fabr., C. I. I. 480; vgl. Er soll aus Troia die Gebeine des Arkesilaos 

noch Fabr., Gl. I. 1042. Corssen, Spr. d. Etr. gebracht haben, Paus. 9, 39, 3. Sein eigenes 

1, 300 ff. Da bei einer ähnlichen das Baden Grabmal wurde in Plataiai gezeigt, Paus. 9, 
eines Götterkindes (Mars) durch Minerva (wahr- 4,3. Im Argonautenverzeichnis bei Apollod. 
scheinlich zur Immortalisierung durch Styx- 1,9, 16 istL. (als Sohn des Alektor) mit angeführt; 
wasser oder Feuer) darstellenden Scene, auf einer zu den Freiern der Helena gerechnet bei 
pränestiner Ciste {Michaelis, Ann. 1873 p. 221 ff. 30 Apollod. 3, 10, 8 (Konjekt.). — Etymologie des 
Mon. ined. 9 t. 58—59) die örtlichkeit als Unter- Namens b. Schol. und Eustath. zu Hom. B 494 
weit durch den Kerberos angedeutet ist, so (p. 264). [Seeliger.] 

kann auch der männliche leinQ- als Unter- Lelante (Ar\Xavzr\), Gemahlin des Molosser- 

weltsgott aufgefafst werden; s. De., Etr. Fo. königs Munichos, eines Weissagers, dem sie 

4, 36 u. vgl. maris. Hierzu stimmt, dafs auf den Alkandros, Megaletor, Philaios und die 

etruskischen Grabschriften 7 mal leine, line Hyperippe gebar. Die ganze durch Frömmig- 

in der Bedeutung „starb" oder „stirbt" vor- keit ausgezeichnete Familie wurde, als Räuber 

kommt, vielleicht verwandt mit lat. le-tum ihre Wohnung in Brand gesteckt, von Zeus in 

„Tod"; s. noch. etr. Uscan letem = lectum Vögel verwandelt, Ant. Lib. 14. [StolLJ 
sepulcralem , Fabr., C. I. I. 346 t. 25; auch 40 Lelantos (ArjXavzog), 1) ein Titane, Gemahl 

leta; vgl. Corssen, Spr. d. Etr. 1, 522 ff. Fa., der Okeanide Periboia, Vater der Nymphe 

Etr. St. 5, 75; 99. [Deecke.] Aura (s.d.), die daher Arfkavziüg (Nonn. Dionys. 

Leiodes (AeKäSrjg), einer der Freier der 48, 245. 571. 917) heifst, Nonn. a. a. 0. 247. 

Penelope aus Ithake, Sohn des Oinops und 421. 444. Vgl. Wieseler, Giganten in' Erseh 

Opferpriester, der verständigste und besonnenste u. Gruber, Allgem. Encykl. 67 p. 174. — 2) 

aller Freier (Hom. Od. 21, 144ff. 168. Apollod. Ein König, nach dem die Ebene an der West- 

frgm. Sabbait. Mhein. Mus. 46 (1891), 180, 8. küste Euboias ArjXävzov oder Arfiüvxiov nsSiov 

Etym. M. 562, 21ff), von Odysseus getötet; genannt sein soll, Schol. Kallim. hymn. 4, 289. 

Hom. Od. 22, 310 ff. [Über die bildlichen Dar- Hesych. u. Phot. Arß.ävzov neSiov. Vgl. K.Fr. 
Stellungen seines Todes vgl. Robert im 50. Berl. 50 Hermann, Bhein. Jfw& 1 (1833), 88 Anm. 5 ; 

Winckelmannsprogr. p. 13 ff. Drexler.] [Höfer.] Baumeister, Euboia 9; vielleicht mit nr. 1 

Leiokritos (Asimxgizog), 1) Sohn des Arisbas, identisch. [Höfer.] 

Gefährte des Lykomedes vor Troia, von Ai- Lalegei'des ( Aslsyrjtösg) , Name gewisser 

neias erlegt, II. 17, 344. — 2) Sohn des Euenor, Nymphen, Ov. Met. 9, 652. [Höfer.] 

Freier der Penelope, von Telemachos getötet, Lelex (AsXb^), 1) Stammvater der nach ihm 

Od. 2, 242. 22,294. [Stoll] benannten Leleger,Autochthon und erster König 

Leiogsa? Auf Grund der Inschrift C. I. L in Lakonien, das nach ihm Lelegia hiefs, Vater 

2, 3097 L. eiosse | C Bessuca | pro filio \ v l r m des Myles und Polykaon. Der ältere SohnMyles 
d. i. Leiosse? C(ornelia)? Bessuca pro fdia erhielt von ihm die Herrschaft von Lakedämon, 
v(otum) l(ibens) r(eddidit) mferito) ? führt 60 die er später seinem Sohne Eurotas hinterließ ; 
E. Hübner im Index S. 759 zweifelnd eine der jüngere Polykaon, vermählt mit Messene, 
Göttin Leiossa an. [R. Peter.] der Tochter des Triopas aus Ärgos, erwarb 

Leipepnile (Aet.7isipti.rj), Tochter des Iolaos, sich die Herrschaft von Messenien, das von 

Gemahlin des Phylas, dem sie den Hippotes ihr den Namen hatte. Zu Sparta hatte Lelex 

und die Thero gebar, welche von Apollon ein Heroon, Paus. 3, 1, 1. 3, 12, 4. 4, 1, 2. 

Mutter des Chairon wurde, Hesiod (fr. 54 Lehrs) Steph. Byz. v. Aa%BSaCfia>v nennt ihn Sohn des 

bei Paus. 9, 40, 3. [Stoll.] Spartos. Nach Schol. Eur. Or. 616 zeugte Lelex, 

Leirioessa s. Leiriope. der erste König von Lakedämon, mit Peridia 



1937 Lelhunnus Lemures 1938 

den Myles, Polykaon, Bomoloclios und die The- Den Arnaviaig vviupuig und der Demeter opfert 

rapnej Myles aber ist Vater des Eurotas. Da- Medeia in Korinth, Schol. vet. Pind. Ol. 13, 

gegen ist bei Apollod. 3, 10, 3 Eurotas der 74. [Vgl. Lobeck, Aglaoph. 2 p. 1209. Drexler.] 

Sohn des Lefex und der Najade Kleochareia, [Höfer.] 

Müller, Dor. 1, 74. Curtius, Peloponn. 2, 123. Lemnios (A^viog), Beiname des Hephaistos, 

Deimling, Leleger 96. 117. Gerhard, Gr. Myth. s. Bd. 1 Sp. 2071 Z. 54 und aufserdem Stat. 

2 Stammtfl. p. 239 P. 1; p. 240, 3. Bursian, Theb. 2,269. Silv. 4, 6, 49. Myihogr. Lat. Bode 

Geogr. 2, 108. 159. — 2) Lelex wird auch ein 1 p. 224, 7; vgl. p. 223, 39. Oc. Met. 4, 185 

Autochthon von Leukadien genannt, Grofs- vgl. 2, 757 (Lemnicola); Ar/pvios iqyoitövog, 

vater des Teleboas, des Stammvaters der ke- 10 Norm. Dionys. 43, 103 (vgl. igyonövog Aqpvoio-, 

phallenischen Teleboer, Aristoteles bei Strab. ebend. 3, 133); Arjfiviog 'Afirpiyv^gig, ebend. 5, 

7, 322. Deimling 95f. 157ff. Curtius, Peloponn. 579. Als Vater des Eurymedon (s. d. 2) heifst 

2, 12. Bursian, Geogr. 1, 106. 126. — 3) Nach er Ar^tviog ysvsvrjg, ebend. 30, 65;'vgl. Arjfiviog 

megarensischer Sage kam Lelex, Sohn des kxjkov, ebend. 25, 37. 28,6. 37,126. Anth.Pal. 

Poseidon und der Libye, aus Ägypten nach 5, 286 und die antra Lemniaca, Stat. silv. 3, 

Megara, wo er König ward und über die Le- 1, 132; Lemniacae catenae, Mari. 5,7,7. Stat. 

leger herrschte (vgl. 0. Gruppe, Kulte und Theb. 3, 274; vgl. auch Nonn. 2, 224. 593. 

Mythen 1, 164). Sein Sohn hiefs Kleson (s. d.). 29, 341. 373. [Höfer.] 

Unter der Burg Nisaia am Meere befand sich Lemnos (Aijfiiiog). 1) Nach Steph. B. s. v. war 
sein Grabmal, Paus. 1,39,5. 1,44,5. Lelegeia 20 die Insel Lemnos benannt dito rjjs fisyälrjg 

moenia, Ov. Met. 7, 443. Lelegeia litora, ib. 8, 6. Sreov, yv Arjiivöv cptxor ■tuvvr) Ss xat kuq- 

Deimling 96. 155 f. Bursian, Geogr. 1, 371. &ivovg $&vov. Mit der „grofsen Göttin" ist 

Gerhard, Gr. Myth. 2 § 786 und p. 232. — Bendis (s. d.) gemeint, deren Kult auf Lemnos 

4) Lelex ein troizenischer Held zur Zeit des Photius p. 251, 7 bezeugt Msyähjv frsöv: 

Pittheus, Ov. Met. 8, 567. 623. Deimling 155. 'Agierocptivrig iv Arjfivtaig l'acog ztjv 'BivStv 

— 6) Kalydonischer Jäger aus Naryx in Lokris, und Hesych. (iiyälri &eög • 'Agiexotpaviig sq>rj 

Ov. Met. 8,312. Die Lokrer wurden Leleger zrivBsvSiv; vgl. Suid. m (a>) vvv &iqh,oI (3cof4ot. . 

genannt, Plin. n. h. 4,7; vgl. Hesiod bei Strab. 'AQiazowdvrjg iv Arjfiviaig' Tr\v %^aziazr\v 

7,322. Müller, Orch. 130. Deimling 141. Preller, öaifiov , jjg vvv degpög ie&' b ßa>(i6g. firjvvsi 
Gr. Myth. 1, 66, 2. Bursian, Geogr. 1, 144. so on ae( ziveg nagä zoig 'A&rivaioig £evoi Qeol 

[Stoll.] iviiimvTO. Vgl. Bd. 1 S. 779 Z. 50 ff. S. 782 

Lelhunnus, keltischer(?) Beiname des Mars Z. 57 ff. [Höfer.] Die lemnische Göttin, 

auf Inschriften aus Aire - sur - l'Adour (dep. welcher Jungfrauen geopfert wurden, war 

Landes), zusammengestellt von E. Taillelois, wohl identisch mit einer im Norden des ägä- 

Le temple de Mars Lelhunnus ä Aire -sur- ischen Meeres an verschiedenen Orten unter 

l'Adour et les inscriptions aturiennes. Dax verschiedenem Namen (Bendis, Chryse u. a.) 

1885 (aus dem Bulletin de la Societe de Borda, verehrten Göttin, die der Artemis -Iphigeneia 

August 1885). Hieraus mitgeteilt im Bulletin undHekat« verwandt war, Lobeck, Agl. 2, 1214. 

epigr. 5 p. 325 und in der Revue epigr. du Müller, Orch. 310 ff. Dor. 1, 381 ff. Gerhard, 
midi 2 nr. 564—568. Er scheint als Heilgott » Gr. Myth. 1 § 167,5. 390, 1. 395, 1. [Stoll.] — 

verehrt worden zu sein, daher Widmungen 2) [Das Brustbild der AHMNOC mit Turmkrone 

ob sanitatem suam et suorum, pro se et suis, und Schleier erscheint auf dem Obvers einer 

pro fiJio suo. Die Lesart einer Inschrift (Be- Münze von Hephaistia, Lmhoof, Griech. Münz. 

yue epigr. 2 nr. 566) MARTI//// | LELNO//// p. 6 (530) nr. 4 Taf. 1, 3. — 3) Name eines Satyrs 

ist nicht sicher. [M. Ihm.] auf einer Kylix der Sammlung Czartoryski, 

Leinnia (Arjiivia). 1) So heifst ohne weiteren De Witte, Descr. des coli, d'ant. conservees ä 

Zusatz Hypsipyle (s. d.) bei Stat. Theb. 4, 768. l'Hotel Lambert. Paris 1886. 4°. p. 93 nr. 77 

5, 588; vgl. Hypothesis Schol. Find. Nem. PI. 28. [Reydemann, 5. Hall. Winckelmanns- 

p. 424 f. Boeckh = p. 8. 12 Abel 'Ttpiicvlr/ ry progr. 1880 S. 32 Anm. 117. Röscher.] [Drexler.] 
Arjfivia; vgl. auch Nonn. Dionys. 30, 205. — 50 Lemures. Der altrömische Kalender setzt 

[2) Tr\v Arjjiviav nennt Lucian. imag. 4 die auf den 9., 11. und 13. Mai das Fest der Le- 

berühmte Bronzestatue der Athena von der muria, dessen von Ovid fast. 5, 419ff. beschrie- 

Hand des Perikles, welche die attischen Kle- benes Ritual dasselbe deutlich als eine nächt- 

ruchen von Lemnos vielleicht bei ihrem Aus- liehe Totenfeier, bestimmt zur Versöhnung der 

zuge von Athen gestiftet hatten, s. darüber abgeschiedenen Seelen, kennzeichnet: diewich- 

z. B. Brunn, Gr. Künstler g. 1 p. 182 f. Jahn, tigste Ceremonie ist die, dafs der Hausvater 

Ardli. Zeit. 1846 Sp. 63f. Preller ebend. Sp. 264 neunmal abgewandt schwarze Bohnen (über 

= Ausgew. Aufsätze p. 291 f. Preller-Bobert, die Bedeutung der Bohnen im Lustrationsritus 

Gr. Myth. I 4 p. 229. Overbeck, Gesch. d. gr. s: Crusius, Bhein. Mus. 39, 164ff.) hinter sich 
Plast. I 3 p. 256 p. 466 Anm. 16. Studniczka, 60 wirft (vgl. Paul. p. 87. Varro bei Non. p. 135). 

Vermutungen zur gr. Kunstgeseh. p. lff. Weiz- Alle drei Tage sind in den Kaiendarien mit N, 

säcker, Jahrbb. für Mass. Philol. 133, 1886 also als nefasti (tristes) bezeichnet, die Tempel 

p. 14f. Löschcke, Eist. Unters. A. Schäfer blieben, wie an den Peralia, geschlossen, und 

gewidmet p. 43, besonders aber A. Furtwängler, Hochzeiten durften nicht stattfinden ( Ovid. 

Meisterwerke der gr. Plastik p. 4 ff. p. 755 f. a.a.O. 485 ff.). Den etymologisch völlig dunkeln 

Drexler.] — Paus. 1, 28, 2. Osann, Arch. Z. Pestnamen Lemuria leiteten die einen von einer 

6 (1848), 65*ff. Panofka ebenda 7 (1849), 76. angeblich ursprünglichen Form Bemuria ab und 

Forchhammer ebenda 29 (1872), 132. — 3) sahen den Anlafs zur Einsetzung des Festes 



1939 Lenai Lenaios 1940 

in der Versöhnung der Manen des erschlagenen beigelegten von den mythischen Begleitern 
Remns (Ovid. a. a. 0. 451 — 482, nach Verrius des Gottes entlehnten Namen „Silene, Sa- 
Flaccus? Porphyr, zu Hör. epist. 2, 2, 209 tyrn" ü. s. w. gewisse Ämter innerhalb der 
schöpft aus Ovid; vgl. auch Serv. Aen. 1, 276. dionysischen Genossenschaften (•OVaeoi) na- 
292), während Varro aus dem Namen Lemuria mentlich in Kleinasien bezeichnet wurden, 
auf göttliche bezw. gespenstige Wesen Lemures wozu auch die mimische Darstellung jener 
schlofs, de vita pop. Rom. B. 1 bei Non. Begleiter gehörte (s. oben Bd. l_Sp\ 1086), so 
p. 135: quibus temporibus in sacris fabam sind auch die angeführten weiblichen, Aij- 
iactant ac dicunt se Lemures domo extra ia- vai u. s. w., als eine Art Rollen bei dionysi- 
nuam eicere. Daher wird seit der auguste- 10 sehen Festlichkeiten und Aufzügen, namentlich 
ischen Zeit der Name lemures gleichbedeutend zum Zweck der Darstellung des mythologischen 
mit larvae gebraucht (Hör. epist. 2, 2, 208 f. Thiasos aufzufassen, wie bei den dionysischen 
Ovid. fast. 5, 483 f. Fers. 5, 185 mit Schol.), und Anthesterien in Athen Hören, Nymphen und 
spätere Spekulation fafst sie als Gesamtbezeich- Bakchen auftraten (Philostr. vit. Apoll. 4,21; 
nung aller abgeschiedenen Seelen, deren Unter- vgl. auch die dionysische Pompa m Alexan- 
abteilungen dann Lares (s. d.), Larvae (s. d.) dria, Athen. 5, 28). Da „Mimallonen" die Be- 
und Manes sind (Apul. de deo Soer. 15 p. 15, Zeichnung für die den orgiastischen Frauen- 
15 ff. Lütj. = Serv. Aen. 3, 63. Augustin. c. d. kultus ausübenden Makedonerinnen bildet (Blut, 
9, 11; vgl. Apul apol. 64 p.74, b Krüger. Mart. Alex. 2), Thyiaden die attisch - delphischen 
Gap. 2, 162 und s. oben Sp. 1902). [Wissowa.] 20 Frauen hiefsen, welche die trieterische Feier 
Lenai (A^väi [so nach Herodian 1 p. 176, 13 auf dem Parnassos, dem Hauptsitz des theba- 
bei Lentz zu accentuieren], bei Hesych. Xr\va(, nischen Dionysoskultus für Mittelgriechenland_, 
Nebenform Xrivig, Etym. M.) = (Jäxjuai, Bak- begingen' (Paus. 10, 4, 3), so dürften die Lenai 
chantinnen, vgl. Hesych. s.v. Für die etymo- nach Hesychius (Xrjvai- ßuH%ai- 'AfnaSsg) als 
logische Erläuterung des Wortes wurde früher arkadische Bezeichnung für dieselbe Sache 
von üj/vög in der Bedeutung „Kelter" aus- aufzufassen sein, wofür auch daran erinnert 
gegangen (vgl. Welcher, Gr. Götterl. 2, 648. werden mag, dafs sie in der Regel mit den 
3, 143. Mommsen, Heortol. 340) und Ar\vai Satyrn verbunden erscheinen, welche ebenfalls 
alB die „Frauen der Weinbereitung" erklärt. dem Peloponnes angehörten, vgl. Furtwämgler, 
0. Ribbeck, Anfänge und Entwicklung des Bio- 30 Annali dell' Inst. arch. 1877 p. 449. Dafs die 
nysoskultus in Attika, Kiel 1869 S. 13 will da- Benennung Aijvai durch die Einwanderung des 
gegen das Wort von dem homerischen (t229) Melanthos aus dem Peloponnes nach Athen 
Xäeiv „packen, festhalten" ableiten (vgl. Curtius, verpflanzt und auf die attischen Thyiaden über- 
Griech. Etymologie 6 p. 362. Christ, Griech. Laut- tragen worden, und dafs davon das Lenäenfest 
lehre 272), so dafs Arjvrj die „packende", d.h. und der heilige Bezirk Lenaion benannt sei, 
die Mainade wäre, die wie der Jagdhund (a.a.O. ist eine Vermutung Ribbecks a. a. 0. S. 14, für 
t229) das Hirschkalb greift und zerreifst. Hier- welche freilich der Nachweis eines Zusammen- 
für erklärt sich auch Dilthey, Amh. Ztg. 31 hangs zwischen den orgiastischen Kulthand- 
S. 90, und allerdings spricht dafür die Vor- hingen der Thyiaden und dem Lenäenfest fehlt. 
Stellung, wonach die Mainaden (s. d.) als Jage- 40 Vgl. Lenaios. [Rapp.] 

rinnen gedacht und geradezu nvvsg genannt Lenaios (Arjvaiog und Arjvaiog), Beinam« 

wurden. Aus dieser vielleicht noch im späteren des Dionysos, gewöhnlich von Xrjvog abgeleitet, 

Altertum fortwirkenden Vorstellung würde sich Etym. M. 385, 41; vgl. Diodor. 3, 68 diövveöv 

auch die Überschrift von Theokrits Idyll 26: 8tää£ai vrjv %s cpvtsiav t?js auitiXov *al ttjv 

Arjvai r} ßä»j;ai erklären, da hier die Zer- iv taig i^ofs ditö&Xiipiv xäv ßotovmv, utp' 

reifsung des Pentheus durch seine Mutter und ov Arjvaiov avtbv övojiaa&ijvai und ebenda 

deren Schwestern dargestellt ist. Denn der 4, 5 Avvaiov . . dito rov nat^aai rag azatpv- 

Aasdruck Arjvai für Bakchantinnen kommt Xdg sv Xrjvm, Orph. hymn. 40 tit. u. v. 5 (ebd. 1 

überhaupt selten vor und ist uns nur aus spä- heifst er smXrjviog); Hesych. s. v. £nl Arivaia 
teren Schriftstellern überliefert. Er bezeichnet 50 dymv und Arjvaiog. Etym. M. 361, 40. Antfo. 

1) die mythologischen Mainaden im Gefolge Pal. 9, 619. 524. Steph. Byz. Arjvaiog. Verg. 
des Dionysos, die mit den Satyrn schwärmen Georg. 2, 4. 6. 529. Ovid. Met. 4, 14. 11, 132. 
(Anthol. Pal. 9, 248. Philostr. im. 1, 24) und den Columella 10, 430; vielleicht auch auf einer 
Gott auch auf seinem Zuge nach Indien be- Tessera im Brit. Museum, Kaibel, Inscr. Grate. 
gleiten, mit der Nebris umgürtet, Dionys. Sicil. 2414, 39 p. 622. Die Inschrift aus Amathus 
Per. 702 (vgl. Eustath. z. d. St.) und 1155; ergänzt Deecke bei Collitz, Dialcktinschriften 

2) die menschlichen Dienerinnen des Gottes, '1 , 43 zu [fiax]z<» fteä Arjval\<o] , während- 
weiche bei Kulthandlungen 'jene mythologi- Hoffmann in Beezenbergers Beiträgen 14, 273 
sehen Begleiterinnen desselben darstellten nr. 43 liest .... &ew Ar\vat(co) und in Arjvaiog 
(■%. u. Mainaden); vgl. Heraklit bei Clemens CO einen weit verbreiteten Eigennamen erblickt. 
Protrept. 2 p. 18 P. Strabon 10 p. 468. Bei Ein eultor Lenaei patris auf einer Inschrift aus 
der an letzterer Stelle gegebenen Aufzählung Nnmidia proconsularis , C. I. L. 8, 4681. In 
der Personen des orgiastischen Dionysoskults einer Opferbestimmung aus Mykonos (A&rj- 
stellt Strabon den ZeiXrjvot, Eärvqoi und TC~ vaiov 2, 237 = Dittenberger, Sylloge 873, 25 
TOgoi als weibliche Dionysosdienerinnen ((Jawort) p. 546) findet sich die Form Aryvevg (vgl. Steph. 
die Arjvai, &viai, MipaXXöveg, Nutäsg, Nvfitpat Byz. a. a. 0., wo Arjvauvg resp. Arivasvg steht): 
gegenüber. Wie wir von den genannten mann- frveTto . . dvcnSsnäzei (des Monates Lenaion) 
liehen Personen wissen, dafs mit den ihnen Aiovvgwi Arjvei sxr]aiov vnio xafjxtöv. Zur 



f: 1941 Lenaios Lenus 1942 

§ Ableitung des Namens von Xrpög s. Mommsen, 1 (1873/75), 103ff. nr. 108 = Revue archeol. 

|j Heortologie 339ff. — Ribbeck, Anfänge und Ent- 34 (1877) , 105 ff. = Dittenberger, Sylloge nr. 370 

1 Wickelung des Dionysoskultus in Attika 14 bringt p. 537, 26. 539, 94. 100. 540, 110. 121. 541, 

ff Afivccios in Zusammenhang mit dem Namen 160; in Kios, Lebas - Waddington , Inscr. 

'4. der Bakehen, Xr\vai, die er als die 'Packenden' d'Asie Mineure 1140; in Kyzikos, G. I. G. 2, 

I erklärt, eine Erklärung, die von Maafs, De 3664; vgl. Böckh zu 2, 3663 ( p, 920. ( Athen. 

f- Lenaeo et DeJphinio commentatio (Index schol. Mitteil, 16 (1891), 141 = 'EU.rjviy.6g <piXo- 

% Grypfliswald. 1891), 10 Anm. 5 gebilligt wird, Xoymog SvXXoyos 7 , 23. Ephem. epigr. 2, 

|i der p. 9 den Dionysos Lenaios mit dem D. 254. 'Eyrjfi. <xqz. 1890, 157. Bull, de eorr. 

V MeXitöptvog (s. d.) identifiziert. Gegen Ribbeck 10 hell. 6, 612; Athen. Mitt. a. a. 0. 438. 439 

und Gilbert, Die Festzeit der attischen Dionysien, (hier Arjvsoiv); in Lampsakos, G. I. G. 2, 

j der p. 41 den Dionysos Lenaios als „Sarg- 3641b add. p. 1131; auiMykonos, 'A&fivaiov 

Dionysos" (Xr\vög = Sarg; vgl. den Dionysos 2 (1873), 237 = Dittenberger 373 p. 546, 16; 

Liknites) auffafst, s. Miltelhaus, De Baccho in Neapolis, C. I G. 3, 5838; in Perinthos, 

Attieo 22f. Das Heiligtum des Dionysos Le- Hermann, Philpl. 2, 267; Bull, de corr. hell. 5 - 

f naiös hiefs Arjvaiov (Etym. M. 564, 13. Lex. (1881), 480; in Smyrna, Aristid. 1 p. 280 Dindf. 

Rheior. in Bekker, Aneed. 278, 8. Hesych. s. v. G. I. G. 2, 3137 p. 696 = Dittenberger 171 p. 268, 

xaXafihrjs rjgoog. Phot. s, v. Arjvawv) und ist 34; in Magnesia ad Maiandrum,' Mova. xol 

" trotz der gegenteiligen Ansicht von Oehmichen, ßißX. etc. 5 (1884/4), 70; vgl. Larfeld in Bursians 

:, Süzungsber. d. bayr. Akad. d. Wiss. phil.-hist! 20 J.ahresb. 66,65 (Suppl.-Bd). Bull.de corr. hell. 17 

•L Kl. 1889, 122 ff. mit dem dtovvaiov iv Aifiraig (1893), 32 (Arjvemv) und die von Riller von 

'■■ (Thuk. 2, 15, 3. Aristoph. ran. 217. Isaios 8, Gaertringen a. a. 0. 33 angeführte, von Winter 

35. Pseudo-Demosth. 59 (in Neaeram) 76) iden- 1887 kopierte, aber jetzt verlorene Inschrift 

. tisch. Über die Lage des Lenaions findet man INAIfiNOX PEMPT, wo die Ergänzung zu 

| eine Zusammenstellung und Kritik der feis jetzt Arjvaiävog woW sicher ist; wohl auch auf 

I aufgestellten Ansichten bei W. Judeich, Lenaion, Amorgos, da er sich auf einer Inschrift von 

I Rhein. Mus. 47 (1892), 53 ff., der die Annahme der unweit des Hafens von Amorgos gelegenen 

t von Maafs a. a. 0. 6 ff. und Dörpfeld, Berl. kleinen Insel Kuphonisi findet, Athen. Mitt. 

I philol. Wochenschr. 1890, 461, dafs dasLehaion 16 (1891), 180. Bull, de corr. hell. 15 (1891), 
t . im Nordwesten Athens in der Gegend des 30 291. Mit dem Arjvaioiv ist entschieden iden- 

t Dipylon zu suchen sei, verwirft und es mit tisch der Ar}vaioßäv.%iog von Astypalaia, 

| Wilamowitz, Hermes 21 (1886), 615ff. und G. L G. 2, 2483. 2484 = Dittenberger 338 

I Wachsmuth, Stadt Athen 2, 272 in der rechts- p. 446, 15 C. F. Hermann, Zur griech. Monats- 

I' seitigen Ilissosniederung außerhalb der The- künde 68. — Übertragen wird Lenaios auch 

| seusstadt, aber innerhalb des themistokleischen von der Gabe des Dionysos, dem Wein, ge- 

I Mauerringes, ansetzt; vgl. auch Milchhöfer bei braucht, Verg. Georg. 3, 510 latices Lenaei; 

I Baumeister, Denkmäler 189r. Über das Fest Aen. 4, 207 Lenaeus honos; , Stat. Süv. 4, 6, 80 

; der Arivam — G. I. G. 1, 230 = Kaibel, Jnscr. Lenaea dona; vgl. auch Jiövvaog, oxsco (i'airov- 

i Graec. Sie. 1098. Aristoph. Ach. 1155. Athen. TaiKalXrjvat^ovai,v,Clem.Alex.adm.adgentes 
■ff 4, 130d. 5, 218d. Orph. hymn. 54, 9. Aelian. 40 22b Sylburg und rovg Xrjvat^ovtag noirjTotg 

| hist. an. 4, 43. Fiat. comm. in Hesiod. 29. ebend. 2b. Vgl. Lenai. [Höfer.] 

6 Lex. Rhet. in Bekker, An. 235, 7; vgl. rbv Leneus (Anvevg), 1) Beiname des Dionysos 

fr äyäva täv Anvaimv, C. L. A. 3, 1160. i) = Lenaios (s. d.). — 2) Sohn des Seilenos, 

l Inl Anvaia itopitri, Demosth. in Midiam Nonn. Dion. 10, 400. 422. 14, 99 u. oft. [Höfer.] 

ig ■ 4 p. 517c;. vgl. Plat. Protag. 16 p. 327d. 6 Lenobios (Arjvößiog), Name eines Satyrs, 

| ini Arjvaim dytov, Arist. Ach. 504. Hesych. Nonn. Dion. 14, 111. [Höfer.] 

f s. v.; vgl. Ribbeck a. a. 0. 26 f. — s. Bd. 1 Lenus, keltischer Beiname des Mars, nur in- 

f Sp. 1071 Z. 12ff.; Mittelhaus a. a. O. S. 24; schriftlich bekannt; zuerst eingehender beachtet 

vgl. auch die Bestimmung bei Aristot. de republ. von I. Becker (Beiträge zur römisch -keltischen 
Athen. 57 p. 28 f. ö ßaaiXsvg . . . inifiilsnai 50 Mythologie), Bonner Jahrb. 27 p. 75— 80. Sicher 

. . diovvalatv räv inl AwvaCa- zavta Si sott, richtig ist des letzteren Deutung der Bronze- 

\noyMr\ Kai fiovai%r]g aywv. tr)v~\ psv ovv.mou.- tafel von Friessem (jetzt im Museum zu Trier) 

Ttrjv Koivy nsfiicoveiv o te ßaaiXevg Kai 01 im- auf den Gott, trotz des Widerspruches Th. Bergks, 

(leXrjTut, top ös äyäva Siaxi&rimv 6 ßccaiXevg. Bonn. Jahrb. 55 p. 245. Brambach, Corp. inscr. 

— Nach den Lenaien war auch der ionische rlien. 840. Hettncr, Korrespond. -Blatt der West- 

Monat Ar\vauov, der dem attischen Gamelion deutschen Zeitschr. 1888 p. 147. Zwei andere 

entspricht, genannt; vgl. Hesiod. op. 504 und Inschriften stammen aus dem Luxemburgischen, 

Schol. Hesych. und Suid. s. v. Flut. a. a. 0. Eust. Bonn. Jahrb. 27 p. 77 und 79; -eine weitere in 

ad Dionys. Per. 666. Etym. M. 564, 5. 11. Trier gefundene (Bücheier, Bonn. Jahrb. 58, 175) 
Etym. Gud. 368, 54; vgl. Ribbeck a. a. 0. 14. 60 bezieht Hettner wohl mit Recht gleichfalls auf 

Mittelhaus a. a. 0. 17 ff. Wir finden ihn auf den Gott. Und sehr ansprechend ist Kaibels 

Delos, Bull, de corr. hell. 5 (1881), 25 ff.; Vermutung (Korrespond.- Bl. der Westdeutschen 

in Ephesos, Joseph. Ant. 14, 10, 12. Wood, Zeitschrift 1889 p. 227), in der metrischen 

Discoveries at Ephesus, Inscriptions from the Bilinguisvonderüntermosel(.M<wra»jse»i,TFbcÄen- 

city and suburbs p. 12 f. Newton-Hicks, Anc. schrift f. Mass. Philol. 1884 nr. 1. Korrsp.-Bl. 

Greek inscr. in the Brit. Mus. 3 p. 111. Ditten- d. Westdeutsch. Zeitschr. 3 p. 12 f. Weifsbrodt, 

berger, Sylloge 3ii p.453, 70.72; inErythrai, Bonn.Jahrb. 77 p. 48ff.)seizu lesen JE*Sgaf4«j>os 

Mova. Hai ßißXiod. trjg iv Zybvqvn evayy. a%oX. Ar]vw nQocpvyiiv %aXsit' äXysa vovawv Aqtji 



1943 Leodakos Leonteus 1944 

■xQtxtsqä Siöqov töSi &ijitt oaca&stg (nicht wie pronte gemmarie cent. 3 nr. 52 p. 16 „Creduto 

bisher ' Irjvm). Kaibel, Inscr. Graecae Sicil. Bacco Leontomorfo ed alato, tiene nette mani 

nr. 2562. Die lateinischen Verse haben den un ramoscello ed un vaso bacchico ; •la.sua testa 

gleichen Inhalt wie die griechischen, aber der e calva e di carattere silenico". Über den 

göttliche Reiter (Mars als Heilgott) heifst hier löwenköpfigen Giganten am pergamenischen 

einfach Mars, ein Beweis dafür, dafs die Gigantenfries s. ob. 1 Sp. 1607. 1661. 1667. Den 

lateinischen Verse aus den griechischen, nicht Leon vermuten in ihm Overbeck, Gesch. d. gr. 

umgekehrt, übersetzt sind. Auf dreien der an- Plastik 2 3 p. 234. Puclistein, Zur pergameni- 

geführten Inschriften steht Leno an erster sehen Gigarttomachie 2 p. 17 Anm. 1 p. 20 

Stelle (Leno Marti). [M. Ihm.] 10 (= Sitzungsber. d. Berl. Ak. 1889 p. 339. 342). 

Leodakos und Agrianome, Tochter des Per- M. Mayer, Giganten und Titanen p. 188. 281 

seon, heifsen bei Hyg. f. 14 p. 40 Bunte die Anm. 37 und Arch. Zeit. 43 p. 123 Anm. 5. 

Eltern des Oileus. Sämtliche Namen scheinen In der Gigantomachie einer 'Eqp»jp. äq%. 1886 

korrupt zu sein. Wahrscheinlich Leodokos. Taf. 7, 1 und bei Mayer a. a. 0. Taf. 1, 1 ab- 

[Stoll.] gebildeten athenischen Schale bezieht sieh die 
Leodoke. Bei Hyg. f. 159, wo die Söhne Beischrift LHEON, wie Mayer p. 301 richtig 
des Ares aufgezählt werden, machen einige bemerkt, nicht auf einen gleichnamigen Gi- 
aus der korrupten Lesart Leodo ex Ce* Leo- ganten, sondern auf einen wirklichen Löwen, 
doce oder Laodice ; beides wenig wahrschein- — 4) Auf einer Vase in Paris mit Darstellung 
lieh, da nach dem Titel nicht Töchter, sondern 20 des Kampfes des Herakles gegen die Ama- 
Söhne aufgezählt werden. [Stoll.] zonen ist einer der Figuren beigeschrieben 
Leodokos {AimSoiiog) =- Laodokos, s. Lao- LEON, Dumont et Chaplain, Les ciramiques 
dokos und Leodakos. [Stoll.] de la Grece propre 1 p. 335ff. Corey, De 
Leogoros (Aimyogog), Sohn des Prokies, Amazonum antiquissimis figuris p. 10 Anm, 3 
eines Nachkommen des Ion, K£nig von Samos, bemerk^ darüber wenig überzeugend: „Nomen 
Paus. 7, 4, 2. 3. [Höfer.] ad Amazonem referendum videtur; nam viri 
Aed) xÖQai s. Leos. figura hoc loco -vix intelligi potest. Aimv pro 
Leokritos (Aiä%Qirog), Troer, Sohn des Poly- Xsaiva in Rom. II. P 133, <P 483 reperitur; 
damas, von Odysseus getötet. Auf dem poly- et forma masculina Amazonis indoli apta esf." 
gnotischen Gemälde des eroberten Troia in 30 Drexler.] — 5) S. Sternbilder. [Stoll.] 
der Lesche zu Delphi war er unter den Ge- Leonassa (Aicovaaaa), Tochter des Kleo- 
fallenen, Paus. 10, 27, 1. [Stoll.] daios, Enkelin des Hyllos, Gemahlin des Neo- 
Leon (Astav), 1) Sohn des Lykaon, Apollod. ptolemos, dem sie den Argos, Pergamos, Pan- 
3, 8, 1. — 2) Sohn des Kolonos in Tanagra, daros, Dorieus, Genoos, Eurylochos und die 
Bruder des Echemos und Bukolos, mit denen Danae (für duvdrjv schreibt Schwarte Xavvov) 
er den von ihrer Schwester Ochna verleum- gebar, Lysimachos nach Proxenos und Nikomedes 
deten tanagräischen Jüngling Eunostos, der von AJcanthos im Schol. Eur. Andr. 24 ; vgl. 32. 
später als Heros verehrt ward, tötete, Plut. Bei Plut. Pyrrh. 1 heifst sie Lanassa und von 
Qu. Gr. c. 40. [ — 3) Gigant, s. oben 1 Neoptolemos Mutter des Pyrrhos. lustin. 17, 
Sp. 1651 und Jif. Mayer, Giganten u. Titanen 40 3, 4 nennt sie eine Enkelin des Herakles und 
p. 188 f. — De Witte, Le geant de Milet, Ann. läfst sie in Dodona von Neoptolemos geraubt 
d. Inst. 6 (1834) p. 343 — 349 und Revue num. werden. [Höfer.] 

(1838) p. 417 — 421 will in dem sich nach einem Leonte (Aeovzfj), anderer Name der Helena, 
Stern umblickenden Löwen auf den Münzen die hier als Tochter des Helios und der Leda 
von Milet diesen Giganten Leon, den er für bezeichnet wird, Hephaist. bei Phot. bibl. 149 a ■ 
identisch hält mit dem von Paus. 1, 35, 5 s. Bd. 1 Sp. 1932, 30ff. Pott, Zahlen von tos- 
erwähnten Asterios (s. oben 1 Sp. 657 s. v. mischer Bedeutung, Zeitsehr. f. Völkerpsychol. 
Asterios 4) erkennen. Ihm folgt Ilberg oben 14 (1883), 18. [Höfer.] 

1 Sp. 1651. Mit mehr Wahrscheinlichkeit aber Leonteus (Asovtsvg), 1) Sohn des Koronos, 

deuten Head, Hist. num. p. 504. Gardner, 50 Enkel des Kaineus, Fürst der Lapithen (s. d.) 

Types of greek coins PI. 16, 5 p. 46. Imhoof- zu Gyrton in Thessalien. Er zog mit seinem 

Blumer und Keller, Tier- und Pflanzenbilder Verwandten Polypoites, dem Sohne des Pei- 

auf Münzen u. Gemmen Taf. 1, 12 den Löwen ritho'os, mit 40 Schiffen gen Ilion, wo beide 

und Stern (Sonnenstern) als Symbole des Apollon zu den stärksten und tapfersten Kriegern ge- 

Didymeus; für die spätere Zeit hält selbst de hörten, II. 2, 738 — 747. 12, 130ff. 23, 837ff. 

Witte eine solche Bedeutung für nicht unwahr- Hyg. fab. 97 p. 89. 114. Quint. Smyrn. 7, 

scheinlich. Vielleicht ist die Sage von Leon 484. Leonteus war auch in dem hölzernen 

und Asterios in Milet erst zur Erklärung des Pferde, Quint. Sm. 12, 323. Tryphiod. 176. 

nicht mehr verstandenen Münztypus erfunden Tzets. Posthorn. 646. Er war* unter den Freiern 

worden; vgl. über derartige Wappenlegenden 60 der Helena gewesen, Apollod. 3, 10, 8._ Hyg. 

E. Curtius, Üb. Wappengebrauch u.Wappenstil fab. 81. Nach der Eroberung von Troia zog 

». gr. Altert, p. 89. Über eine von mir als Gigant er nebst Polypoites und anderen Helden, die 

gedeutete löwenköpfige geflügelte Figur eines Schiffe in Ilion zurücklassend, mit Kalchas zu 

Staters von Kyzikos s. oben 1 Sp. 1607; andere Lande nach Kolophon, wo dieser starb und 

Deutungen geben Imhoof, Monn. gr. p. 242 von seinen Begleitern begraben ward. Bald 
nr. 71 und Greenwell, The electrum coinage of darauf kehrten Leonteus und Polypoites nach 

Cyzicus p. 79 f. nr. 57. Zum Vergleich sei hin- Troia und von da nach Hause zurück, Tzets. 

gewiesen auch auf den Karneol bei Codes, Im- Lyk. 427. 980 p. 896 Müll. 1047. Preller, Gr. 



1945 



Leontichos 



Leos 



1946 



Myth. 2, 482. Nach Aristot. Pepl. 27 (Bergk) 
starben Leonteus und Polypoites im Lande der 
Meder. Die Arguräer in Thessalien sollen nach 
Leonteus Asovtivoi genannt sein, Steph. Byz. 
v. "Agyovqa. Ein Bruder des Leonteus hiefs 
Andraimon, der mit einer Tochter des Pelias, 
Amphinome, vermählt war, Diod. 4, 53; eine 
Schwester Lyside, Steph. Byz. v. <$iXatSai. 
Müller, Orch. 203 Bei Hyg. f. 62 heifst Leoft- 



ryalos, Parthen. c. 3. Soph. fragm. ed. Nauck 
p. 141. Welcher, Gr. Tr. 1 p. 248. Vgl. Leon- 
tophonos. [Stoll.] 

Leontopolites s. Lokalgottheiten. 

Leontuchos (Aiovzovxog) , 1) Beiname des 
Asklepios zu Askalon, Marinus vita Prodi 
c. 19 p. 47 ed. Boissonade. Vgl. über diese 
offenbar orientalische Gottheit Movers, Phoen. 
1 p. 534. Stark, Gaza p. 591 — 593. Alois 



teus Vater des Ixion. — Müller, Orch. 194. 10 Müller, Esmun. Wien 1864 (S.-A. aus Sitzungs- 



197. 465. Gerhard, Gr. Myth. 2 § 669 Stamm 
tafel p. 227, 1. 3. [Schol. Bion. Perieg. 850. 
Bictys 1, 13, 17. Bares 14. Nach Bares 24 
wurde er von Hektor getötet. Nach Apollod. 
Epit. Vat. 21, 25 zog Leonteus mit Amphi- 
lochos, Kalchas, Podaleirios und Polypoites 
nach Kolopbon. Vgl. Lapithen. — S. auch Pott, 
Zeitschr. f. Völkerpsychol. 14 (1883), 18. — 2) 
ein Thebaner, Stat. Theo. 9, 133. Höfer.] [Stoll.] 



berichte d. ph. h. Kl. d. K. K. Akad. d. W. Bd. 45) 
p. 26. Letzterer hält ihn für Esmun. Viel- 
leicht ist er dargestellt auf Münzen des 3. nach- 
christlichen Jahrhunderts von Askalon teils 
als Brustbild mit ägyptischem Kopfputz, Scepter 
davor, Greifsei über der 1. Schulter, über 3 
neben einander gereihten Löwenköpfen, teils in 
ganzer Gestalt mit denselben Attributen auf 
3 Löwen stehend, Imhoof, Griech. Münz. p. 233 f. 



Leontichos (Ai6vxi%og). Zu Samos war am 20 nr. 771 Taf. 14 nr. 18. 19 (Num. Zeitschr. 16 



Wege nach dem Heraion ein Grabmal des 
Leontichos und der Rhadine, an welchem die 
unglücklich Liebenden zu beten pflegten, Paus. 
7, 5, 6. Es existierte über Rhadine und Leon- 
tichos eine Volkssage von unglücklicher Liebe, 
welche Stesichoros (fr. 44 Bergk) behandelt 
hatte; aber er hatte sie nicht von der ionischen 
Inselstadt Samos hergenommen, sondern von 
der alten triphylischen Stadt Samos, an deren 



p. 293 nr. 150 Taf. 5, 21) 20, wo weitere Litte- 
ratur über diesen bisher meines Wissens noch 
nicht gedeuteten Typus. — 2) Nach Bilthey . 
Rhein- Mus, 1872 p. 417, welchem ich oben 
s. v. Kyon gefolgt bin, Beiwort der Hekate, 1 
nach dem Briefe eines byzantinischen Gramma- 
tikers über die Lehren der Chaldaier in Gr amers 
Amed^Qxgn. 3_g, ,_182.. Dem Zusammenhang 
nach kann aber Xeovzov%og hier nicht Beiwort 



Stelle später Samikon lag, Strabon 8, 347. so der Hekate sein: zl ä' el Xsyoifii icsqi zmv rrjs 



Preller, Gr. Myth. 1, 396. [Stoll.] 

Leoiltis (MVIMOBY), Name einer Frau auf 
einem korinthischen Gef äfs, auf dem der Aus- 
zug des Amphiaraos und die Leichenspiele des 
Pelias dargestellt sind; es finden sich aufser- 
dem folgende Namen beigeschrieben 'EqiwvXa. 
dttft,o\J-\üvua0a. Alvlitnu. EvgvSha. 'Acpiagriog. 
Bäxcov. HiititotCcav. 'Haliprjärig, C. Robert, An- 
nali 1874 82 ff. Monum. 10, 1 tav. 4. 5. Furt- 



'Ev-dzrjg xuitmv, Kai zmv KQoräqimv kou zmv 
Xayövmv wizf/g Kai zmv itiQiKqaviwv TCTjymv 
Mai. £a>azqQ<av; iCg äXXÖKOza yocg d>g slnog 
e^ayäym zbv Xoyov, Kai izgüyiicixa Kalvor^iaza' 
Xeym är\ zr\v nvQncXrjziv jnjyj}»', Kai trjv fiez' 
&K£ivit}v SqaKvaKav [sie!] Kai ä(>aKOvz6£wvov 
r,v Kai G7ceiQod(iaKovT6£(ovov aXXoi icagasw- 
&8zaig itQoaayoQSvovai • Kai •njj' in' avxoig 
Xeovzov%ov. Vielmehr scheint hier dasselbe 



wängler, Berl. Vasen 1655 p. 207, wo Abvzig 40 gemeint zu sein, was die von Boissonade zu 



steht; vgl. F. Blaß, Bialektinschr. von Korinth 
bei Bezzenberger, Beiträge 12, 177 nr. 26 a. — 
Kretschmer, Bie korinth. Vaseninschr. nr. 35 
liefst Ascovlg; vgl. Blaß bei Collitz, Samml. 
d. griech. Biäl.-Inschr. 3, 3140 p. 71 f. [Höfer.] 

Leontodaina8(.4f ovzoSäfiag), einer der Namen 
des Askanios, Serv. ad Verg. Aen. 4, 169; vgl. 
Bd. 1 Sp. 614 Z. 30ff. 37. [Höfer.] 

Leontodame (AeovzoSdfirj), Nymphe im Ge- 



Marinus vita Prodi p. 108 angezogenen Scho - 
lien_äea _Pseüos_ zu den chaldäischen Orakeln 
( p. 77) also erklären: "Ev rmv iv ovqavm öca- 
öena ^mSiatv Xsyofisvmv sazlv 6 Xsmv, oiKog 
rjXiov Xeyopevog, ov zijv Tcrjyrjv, %zoi riyv alzlav 
%r\g XsovzoetSovg !§ äaziQmv ßvv&saemg, Xeov- 
zoi%ov 6 XaXäaiog KaXsi. [Drexler.] 

Leonymos (Aemvviiog), ein Krotoniate, von 
welchem Paus. 3, 19, 11 dasselbe erzählt, was 



folge der Artemis, Claudian, Be cons. Stilich. so oben von Autoleon erzählt worden ist. [Stoll.] 



249. 304. [Höfer.] 

Leontomenes (AsovzoiiivTjg), Sohn des Tisa- 
menos, Bruder des Daimenes, Sparton und 
Tellis, Paus. 7, 6, 2. [Höfer.] 

Leontophonos (Aeovzocpövog) , der Löwen- 
töter, ein Sohn des Odysseus und der Tochter 
des Königs Thoas von Aitolien, zu welchem 
ersterer geflüchtet, nachdem er von dem 
Schiedsrichter Neoptolemos wegen des Freier- 



worden war (s. Apollod. bibl. frag. Sabb. im Rh. 
Mus. 46, 1891 S. 181, 21 = R. Wagner, Myth. 
gr. 1 p. 237, 15). [Steuding.] Vgl. Leontophron. 
Leontophron (AeovzöyQmv) , ein Sohn des 
Odysseus, den er mit der Thesproterin Euippe 
zeugte, Lysimachos Alexandr. bei Eustath. 
p. 1796, 61. Eudoc. p. 74. 394. Nach anderen 
niefs er Doryklos; Sophokles nannte ihn Eu- 



# 



Leophontes (Asmqiovzrjg), ein anderer Name 
für Bellerophontes, Schol. II. 6, 155. Eustath. 
II. p. 632. [Stoll.] 

Leos (Aemg), 1) einer der Heroen, von wel- 
chen die attischen Phylen ihre Namen her- 
leiteten (Emaw^oi), deren 10 (später 12, zu- 
letzt 13) eherne Bildsäulen zu Athen am Markte 
in der Nähe der Tholos standen, Paus. 1, 5, 1. 2. 
10,10, 1. Suid. und Phot. v. 'Enmvvfioi. Et. M. 



mordes zum Verlassen seines Landes verurteilt 60 369, 19. Nach ihm. war die leontische Phyle 



benannt. Er war Sohn des Orpheus, hatte 
einen Sohn Kylanthos und drei Töchter Pha- 
sithea (Phrasithea, Phot. u. Arsen. Praxithea, 
Aelian.), Theope und Eubule. Während einer 
Hungersnot gab er auf Weisung des delphi- 
schen Orakels seine jungfräulichen Töchter, 
die Leoiden, zum Opfertode hin. Die Athener 
ehrten sie, indem sie ihnen mitten auf dem 



1947 Lepetymnos . Lernos 1948 

Kerarneikos ein Heiligtum, das Leokorion, 410 ff. tav. 4 mit Berufung auf Aelian. v. h. 
bauten, Schol. ThuJc. 1, 20. Suid. (und daselbst 1, 24 den Wettkampf des Herakles mit Lepreos 
Bernhardt/) und Phot. v. Atayuögiov. Et. M. erkennen, vgl. Preuner in Bursians Jahresher. 
560, 34. Aelian. ¥. H. 12, 28. Schol. Bemosth. 15 (1891), 314. Höfer.] [Stoll.] 
3, 12. Biod. 17, 15. Arsen, p. 333. Lex. Ehet. Lepsinos (Asipivog), 1) Beiname des Zeus 
p. 277. Schwende, Rhein. Mus. 6, 532 ff. [Vor auf einer Inschrift aus dem karischen Euro- 
allem ist jetzt zu vergleichen Wachsmuth, D. mos, Waddington, Asie min. 319. — 2) Viel- 
StadtAihen2, lAbt. 413ff.,der dieimLeokoriön leicht ist damit identisch der Beiname des 
verehrten drei weiblichen Gottheiten (Leokoren; Apollon Asipwg oder Asipisvg, LyJcophr.~120T. 
vgl. 9sr]Ti6Xos) als 'volkspflegende' Dämoninnen 10 1454; nach Tzetz. = o Ssiva xal yi.e%a1vp.fi.ha 
(Hören?) erklärt, die man später, als man die Xeymv. Pape-Benseler erklärt das Wort durch 
alte Symbolik nicht mehr verstand, zu Töch- ' Schmauser (?) ', Waddington a. a. 0. leitet es 
tern des in Hagnus verehrten Heros Leos von einer Örtlichkeit ab. [Das Beiwort des 
(s. nr. 2) gemacht habe. Koscher.] [Hesych. Apollon ist, wie F. Spiro, Hermes 23 p. 196 f. 
s. v. Aeio-nögiov. Aristid. or. 13 p. 191 Bindorf. erkannt hat, abgeleitet von der der karischen 
Schol. Aristid. p. 111. 112. Theodoret. Graec. Küste vorgelagerten kleinen Insel Lepsia (Plin. 
äff. cur. 8 p. 907 Schulz; vgl. 7 p. 895. Pseudo- n. h. 5, 133), dem heutigen Lipso. Unhaltbar 
Dem. Epitaph. (60), 28 p. 1398. Gregor. Nazian. ist Potts Ztschr. f. vergl. Sprachf. 9, 1860 p. 183 f. 
devirt. 676Bd.2.p. 449 ed. Gaillau. Dem.inConon. Deutung „von der dünnen Natur des Sonnen- 
(54), 7f. p. 1258f. Arist. resp. Athen. 18, 3. 20 lichts". Drexler.] [Höfer.] 
Hegesias bei Strabo 9, 396. Gic. de not. deor. Lepsios (-ieus) s. Lepsinos. 
3, 19, 50. — Asavriäog XQvraveig Atä vvx.fi- Lepsis (Afityig), Name eines Satyrs auf einer 
euvreg G. I. A. 2, 864 p. 337. Höfer.] — 2) Ein Schale des Brygos im Brit. Museum, abgeb. 
Mann aus Agnus in Attika, Herold der Pallan- M on. d. I. 9, 46. Vgl. Heydemann, Satyr- 
tiden, welche den Theseus in Attika wegen u. Bakchenn. 1880 S. 15 Anm. 57. [Röscher.] 
der Herrschaft bekriegten. Er verriet dem Leptis (Aemig). Das Haupt der Stadtgöttin 
Theseus einen Hinterhalt der Seinigen, wo- der Syrtenstadt Leptis erscheint mit der Mauer- 
durch dieser siegte, Plut. Thes. 13. Die kröne und der Beischrift AETTTII auf einet 
Agnusier opferten ihm, Steph. B. v. 'Ayvovg. Bronzemünze der älteren Agrippina, Eckhel, 
Gerhard, Gr. Myth. 2 § 779. [M. Mayer, Gig. 30 Boctr. num. vet. 4, 130. [Höfer.] 
u. Tit. p. 188 Anm. 67. Töpffer, Att. Geneal. Leptynis (Asiitvvig). Aemvviv of fisv zov 
p. 40 Anm. 1. p. 210. Drexler.] [Stoll.] "Atärjv, oi de tty nsQoecpövrjv q>ualv olov zrjv 

Lepetymnos (As7tivvjivos), Gemahl der Me- tsmvvovaav tu ecöfiata zäv uno&avövrwv 

thymna, Steph. Byz. v. Mri&vpvu, Vater des Tzetz. LyTc. 49. Etym. M. 560, 53. [Höfer.] 

Helikaon (s. d.) und des Hiketaon (s. d.), Leria(^fgior). In dem naQ&ivov Aeqias einer 

Parthen. erot. 21. Ein Heroon des Lepetymnos Inschrift von der Insel Thera erkennt Bofi, 

befand sich auf dem gleichnamigen Berg in Les- Inscr. ined. 3,249 die Artemis, die als Par- 

bos neben einem Tempel des Apollon (Antig. thenos auf der Insel Leros (Bofs, Insul. Aeg. 

Caryst. hist. mir. 17) und des Palamedes, Tzetz. mar. epist. 22 p. 120 f.) und unter dem Bei- 
Lyk. 384. [Höfer.] 40 namen IlaQ&ivog Aeqta auch auf Thera ver- 

Leprea(ytsjresa), Tochter des Pyrgeus, welche ehrt worden sei. [Auf dieselbe Göttin bezieht 

die Stadt Lepreon im triphylischen Elis ge- unter Zuweisung der Inschrift nach Leros mit 

gründet haben sollte, Paus. 5, 5, 4. [Stoll.] Beistimmung von E. Curtius, Stud. z. Gesch. 

Lepreos (Af-itQtog b. Paus., Aiitqtög b. Athen., d. Artemis p. 9 K. Keil, Philol. 9 p. 457 die im 
AiiiQeag b. Ael.), Gründer und Heros der Stadt G. I. Gr. 2661b unter Halikarnassos verzeich- 
Lepreon in dem triphylischen Elis, Sohn des nete Inschrift: Noaalg ©eoxIsos | xal Bixrovg | 
Pyrgeus (Paus.), oder des Kaukon (S. des Po- i\sqatsvaaaa | Ilaq&ha). Drexler.] [Höfer.] 
seidon) und der Astydameia (T. des Phorbas), Lerna (AiQva). Auf einer bronzenen etrus- 
oder des Poseidon (Schol. Kallitn. in Iov. 39). kischen Situla (abgeb. Gaz. arch. 7 [1881/82], 7 
Er gab dem Augeias den Bat, den Herakles zu 50 und pl. 1. 2), auf welcher einerseits eine Scene 
fesseln, als dieser den Lohn für die Ausmistung aus dem Abenteuer des Poseidon und dei 
seines Stalles forderte. Als Herakles später Amymone, anderseits die Ankunft des Hera- 
nach Vollendung seiner Arbeiten in das Haus kies in Lerna und seine Begrüfsung durch 
des Kaukon kam, beschwichtigte Astydameia Dionysos dargestellt ist, erkennt de Witte a. 
seinen Zorn gegen Lepreos, und die Versöhnten a. 0. 8; vgl. 11 Anm. 2 in der Frauengestalt, 
liefsen sich jetzt in einen Wettkampf ein im die fast völlig nackt unmittelbar hinter Po- 
Essen, Trinken, Diskuswurf, Wasserausschöpfen, seidon auf einem Felsblock sitzt, die Nymphe 
Lepreos ># ward in allem besiegt; da ergriff Lerna, 'la Nymphe de Lerne, la personnifica- 
er im Arger die Waffen und forderte den Uon de la localite'. [Höfer.] 
Herakles zum Zweikampf auf. Er ward be- 60 Lernäische Hydra s. Herakles, 
siegt und erschlagen und in Phigalia begraben; Lernaia (AsqvaCa), Beiname der Demeter 
doch konnten die Phigalier dem Pausanias sein von dem Haine Lerna, wo ihr zu Ehren My- 
Grab nicht zeigen, Paus. 5, 5, 4. Athen. 10, sterien gefeiert wurden Paus. 2, 86, 7. Ein 
411c. 412 a u. b. Aelian. V. H. 1, 24. Eustath. Weihrelief an Demeter aus Lerna 8. Arch. Zeit. 
p. 1523, 4. Müller, Orch. 373. Preller, Gr. Myth. 13 (1855), 57*. 142 f. [Höfer.] 
2, 265; vgl. Kalkmann, Paus. p. 169. 170. [Auf Lernos (Aigvog), l)Argiver, Sohn des Proitos, 
einer Amphora aus Altamura will Cr. Jatta, Vater des Naubolqs, Ap. Rh. 1, 135; vgl. Pa- 
La sfxda d'Ercole conLepreo, Annali 49 (1877), laephat. 39. — 2) Ätolier aus dem ätolischen 



1949 



Leron 



Lesbierinnen 



1950 



I 

i 



Olenos oder aus Kalydon, Vater des Argo- 
nauten Palaimonios, der übrigens auch, weil 
er von schwachen Füfsen war, ein Sohn des 
Hephaistos hiefs, also ein untergeschobener 
Sohn des Lernos, Ap. Bh. 1, 202. Orph. Arg. 
208. Hyg. f. 14 p. 43 Bunte. Bei Apollod. 1, 
9, 16 heifst der Argonaut Palaimon, Sohn des 
Hephaistos oder Axtolos. — 3) Ein Grieche 
vor Troia, von Penthesileia erlegt, Quint. Sm. 
1, 228. — 4) Vater des vor Troia von Paris 10 
ersehossenen Kleodoro», den ihm Amphiale auf 
Rhodos gebar, Quint. Sm. 10, 213.221. [Stoll.] 

Leron (Afeav), Heros Eponymos der Insel 
Leron, wo er ein Heroon hatte, Strabo 4, 10 
p. 185. [Drexler.] 

[Lerta (?) giebt Hygitms fab. 11 als Namen 
einer Tochter der Niobe, fab. 69 nennt er statt 
ihrer Theva. E. Bethe, Bamenta mythogr. im 
Genethliacon Gottingense p. 41—43 vermutet, 
gestützt auf die Notiz des Hyginus fab. 69, 20 
Amphion habe die 1 Thore von Theben nach 
seinen Töchtern benannt, und auf Grund der An- 
gabe des Schal, zu Eurip. Phoen. 1129 : ix 'Hii-n- 
xqaig nvXaig . . . ol Sc äno 'HXixTQUS fitäg zmv 
'Afufiovog &vyaT£Qa>v, dafs LERTA aus [H]AEK- 
TPA entstanden und THERA in ELE[CT]RA zu 
ändern sei. [Drexler.] 

Lesbierinnen, die sieben (Al snza Aeaßiäsg), 
eine schon bei Homeros (1) und der travestieren- 
den älteren Komödie (2), dann in lesbischen 30 
Lokalsagen bei dem eingeborenen Methymnäer 
Myrsilos und seinen Ausschreibern (3 — 5) auf- 
tretende Gruppe von Heroinen, die bald als 
Eponymen lesbischer Städte, bald als Musen, 
bald als Eignerinnen des später ' Haar der 
Berenike' genannten Sternbildes erscheinen 
und einer älteren Volksschicht anzugehören 
scheinen, als die aiolisch-acha'ische Besiede- 
lung darstellt. 

1. Homeros nennt a) in einem älteren Teile 40 
der Ilias ( I 128 ff. = 270 ff.) siczu yvvuixag 
äfivfiova tqycc lävfag Asaßiäag ... al %cäXsi 
ivi'xav yvlu yvvaitmv. Als Achilleus vor Ilion 
zu Schiffe 12 Städte eroberte (1328 f.), d.h. auf 
Tenedos eine (^625), die anderen 11 wahr- 
scheinlich gelegentlich seiner berühmten Unter- 
werfung von Lesbos [1129. 271: A., as, ozs 
Asaßov ivKTifiivjjv si.iv avxog (?A%iXXsvg), l§£- 
löiijjv (Aycctieiivwv); also in einer ähnlichen 
Trennung, wie auf der parallelen Eroberung 50 
des Festlandes Ilion den 11 anderen unter- 
worfenen Städten gegenübersteht], da hatte 
Agamemnon als Oberfeldherr als ysQag aus 
der Beute sich diese 7 (oder mehr?) Lesbierin- 
nen vorbehalten: darunter die lesbische Orts- 
eponyme (s. unt. 5) Chrysei's. Als er dann auf 
Kalchas' Geheifs diese ihrem Vater zurück- 
geben mnfs (A 430 — 487) , nimmt er sich zum 
Ersätze die lesbische Ortseponyme (s. unt. 1 c) 
Briseis, die ursprünglich dem Achilleus selbst 60 
zugefallen war, wie die Hekamede von Tenedos 
dem Nestor. Als Achilleus darauf sich zwar 
mit der Diomede (1664 f.), abermals einer Les- 
bierin, für den Verlust der Brisei's entschädigt, 
aber doch unversöhnlich sich vom Kriege zurück- 
zieht, bietet ihm Agamemnon zur Versöhnung 
anfser einer peloponnesischen Heptapolis, zwan- 
zig troischen Weibern und vielem Gold und 



Silber als Hauptsühngeschenk nicht blofs 'die 
eine Jungfrau' zurück, um deren Verlust er 
grollt (I638f. aXXrjxzav te xa*6v zs &vjiöv . . . 
stVsjta ■K.ovQ7ig\olrig [Briseig]), sondern gleich 
'die sieben edelsten (weil wegen ihrer Schön- 
heit prämiierten) Jungfrauen', wie Aias sagt 
(I 639 f. vvv äs toi sitza naQiaxofisv s£o%' 
dgiazag). Darunter ist, als eine der Sieben, 
Briseüs mit enthalten, da sie von Aias nicht 
gesondert genannt wird. Fehlen kann sie aber 
unter den von Aias in Agamemnons Namen 
versprochenen Geschenken nicht, da Aias aus- 
drücklich als Abgesandter Agamemnons spricht 
und also seine Aussage sich decken mufs mit 
dem Auftrag des Oberkönigs, der die Briseis 
epanaleptisch ausdrücklich hervorhebt (1 128ff. 
3 270 ff.: Scöcco ä' Ems yvvaixag ä. s. i. Aeaßi- 
&*s, ag, ote A. i. s. av., i^sXSjirjv, a't x. e. qp. y. 
tag psv ol Smaw fisza 8' Hausrat-, rjv nox' 
aniyvqmv %ovqtj Bgiarjog. Im Gesang I ist mit- 
hin Briseis eine der snxä A. — b) Im späteren 
Gesang T sind die 7 Weiber nicht ausdrück- 
lich als Lesbierinnen bezeichnet; auch ist Bri- 
sei's nicht mit eingerechnet, sondern als 'achte' 
ausdrücklich bezeichnet (T245 : ex ä' ayov altya 
yvvaiuag d. s. I. snx', äxag 6ydo«vr]v Beiarjtäa 
naXXijtägriov). Diese gilt hier als in einer 
(anonymen) nöXig Mvvrjrog (T296) gefangen, 
ist verheiratet und verliert den Gatten durch 
Achilleus. Dafs hier eine andere Vorstellung 
herrschend geworden ist, läfst sich vermuten 
aus B 689 , wo im jungen Schiffskatalog Bri- 
seis im festländischen Lyrnessos erbeutet wird 
(wie die Eyprien sie im festländischen Pedasos 
ansetzen: fr. 15 Ki. aus Schol. Vict. II. n 57). 
Es liegt nahe, diese Wendung mit demÜbertritt 
der aiolischen Kolonisten von Lesbos aufs Fest- 
land um 700 zusammenzubringen, welche die 
älteren Verhältnisse verwischte. — c) Diesen 
Widerspruch zwischen I und (dem jüngeren) T 
hinsichtlich der Zugehörigkeit der Briseis zu 
flen Sieben suchte die alte Gelehrsamkeit, 
statt ihn einfach zu konstatieren und zu er- 
klären, vielmehr aufzuheben; und zwar Ari- 
starchos (aus Didymos: Ludwich, Aristarchs 
homer. Textkritik 1, 448) in den Aristonikischen 
Scholien durch künstliche Interpretation, Zeno- 
dotos durch gewaltsame Textänderung. Jener 
erklärte, von T ausgehend, im älteren 1131. 
273 das (isrä sc. rag smä A. üooszai xovqtj 
Bqieijog (Schol Z130f. Eust. ebda, p.741, 4ff.), 
also '= aufser den Sieben, als Achte'. Dieser 
dagegen las, um in 1130 f. die richtige Er- 
klärung (Brise'is als eine der Sieben) einwand- 
frei zu machen, übereifrig statt i^glöfnjv 'e£ 
lildfijjf' (yvvaixag) und änderte in T246 das 
%7tr', dxag oySodxTjv k. Bq. in £§, dxaq sßäo- 
fiäxriv (Schol z. d. St. und A zu 1271. 638). 
Seine Methode ist natürlich verwerflich (Dün- 
tzer, De Zmodoti studüs homericis p. 123. 200). 
Es hätte genügt, darauf hinzuweisen, dafs nur 
peru äs sc zaiaiv iaesxai, «. Bq. ergänzt zu 
werden braucht (vgl. Ebeling- Gapelle, Homer- 
lexikon s. v. ytixiifii, pszä 1 1, wo freilich 1 131. 
273 ebensowenig richtig erklärt ist, wie bei 
Ameis-Hentse). Aber ebenso verwerflich ist 
Aristarchs pszä sc. xäg (vgl. Ebeling -Ca/peUe 
a. a. 0.). Warum Zenodotos recht hatte, die 



1951 



Lesbierinnen 



Lesbierinnen 



1952 



späteren 'Lyrnessierin' oder 'Festländerin' Bri- 
se'is unter den 7 Lesbierinnen mit eingerechnet 
zu sehen, zeigte v. Wüamowitz {Homer. Unters. 
409 f. 412) durch den Hinweis auf die lesbische 
Stadt ßrisa, Bresa (vgl. PMlol N. F. 2 1889, 
106 — 110) , deren Epo.nyme diese Kriegs- 
gefangene ist in dem Sinne, wie anch später 
noch Sklavinnen mit Ethnika benannt wurden 
(vgl. unt. 5). — d) Lokalisieren läfst sich der 



los bleiben (Hyginus), ja sie kamen um (Schol. 
German.J. Zur Entschädigung wurden sie als 
7 Sterne an den Himmel versetzt, woraus die 
Siebenzahl der verstirnten L., wenngleich im 
Text nicht angegeben, erschlossen wird (Philöl. 
N. F. 2 1889, 102 f. ; anders Robert a. a. 0. S. 5). 
Erst Konon fafste die 7 getrennten Sterne 
(vacuas a figura VII Stellas, Hygin:) zu dem 
einheitlichen Sternbilde 'Haar der ßerenike' 



Mythos von den 7 L. durch die Angabe des 10 zusammen und widmete dies der Berenike 
Scholiasten, das küXXsi Ivhtmv tpvXa yvvawmv 'EvsQysztg' durch ein »chmeichlerisches Hof- 

* ' poem. In diesem traten die Lesbierinnen als 

Bittstellerinnen vor der ägyptischen Königin 
auf und baten zum Trost für Konons Ent- 
ziehung ihrer Sterngruppe um Rückgewährung 
ihres an Achilleus verlorenen Brautschatzes, 
für dessen Verlust einst die Verstirnung sie 
hatte trösten sollen. (Conon mathematicus . . . 
dieit crinem (Berenices) inter sidera videri collo- 



gehe auf den KaXXiazeia genannten dyatv küX- 
Xovg yvvaiKwv nagd Asaßioig sv zä zfjg Hqag 
zsfievei. Der Scholiast ist gut orientiert, da 
auch der eingeborene Aristoteliker Tyrtamos- 
Theophrastos von Eresos (fr. 112 p. 192 Wimm. 
aus Athenaios 13 p. 610 A) nicht blofs für die 
schönheitsberühmten (Nymphiodoros ebenda) 
Tenedierinnen, sondern auch für die Lesbierin- 



nen HQtoeig yvvaiK&v nsql KaXXovg bezeugt, 20 catum et quasdam vacuas a figura VII Stellas 



und unabhängig ein (anonymes) Epigramm der 
Anthologie (9, 189) die Existenz dieses Hera- 
Temenos bestätigt, in welchem Sappho selbst 
an Tanz und Gesang von Jungfrauenchören der 
Lesbierinnen beteiligt war. Eine zugleich an 
Homers IvIkwv und Theophrasts xgicfts er- 
innernde Glosse Hesyehs fügt hinzu, dafs die er 
KaXXei XQivö(isvai zäv yvvaiK&v Kai vinäeai 
'Ilvlait8seg'h.iehen (s.v.). Das einem epischen 



ostendit, quas esse fingeret crinem. Eratosthenes 
autem dicit (sc. Gononem mathematicum, Robert 
p. 3 ff.) et <VIiy VIRginibus Lesbiis dotem, 
quam cuique relictam a parente nemo solverit, 
iussisse reddi et inter eas constituisse petitionem : 
Hyginus. — Seh. German.; stellae obscurae VII, 
quae vocantur crines Berenices Evegyszidog. 
Dicuntur et earVM <FI/> VIRginum, quae 
Lesbo perierunt). — 4. Abermals der Lesbier 



oder elegischen Texte angehörige Lemma kann so Myrsilos ist Zeuge für 7 lesbische Jungfrauen, 



nur von der lesbischen Örtlichkeit IlvXaiov 
bei den mytilenäischen Auoieauiai tcszqcci, d. i. 
den Felsen von Larisa, j. Larso, abgeleitet 
sein (der Lesbier Hellanikos bei Strabon 13, 621 ; 
vgl. Philol. N. F. 3 1890, 711 ff.), deren Epony- 
mos üvXaiog einst den Troern pelasgische 
Hülfsvölker aus lesbisch Larisa zuführte (72. 
B843ff.; vgl. Philol. a. a. 0. und 4 1891, 566 ff.). 
Zu diesem Volkstum stimmt auffallend, dafs 



welche Sklavinnen waren und Musen genannt 
wurden, a) Von dem snl zu itivftr] tpoizäv 
Kai Q-Qrjvsiv <ip,y.tXmq, s. unt. 4c> der ev Aiaßat 
ysvöfi.£vai xaQ&svoi Moveai (ohne Zahl) aus- 
gehend erklärt etymologisch die Bezeichnung 
fiilsa für gewisse Gesänge das. Frgm. 5 aus 
Cramer, An. Ox. 1, 285. = Et. Mag. 577, 16. 
F. H. G. 4, 458. b) Die Zahl nennt (M usas 
inducit Septem) das Frgm. (ohne Nummer) aus 



die im Hera-Temenos mitwirkende Sappho an 40 Arnobios adv. gent. 3, 46 p. 121 Galand. 
unabhängiger Stelle (Ovid. Heroid. 15, 27) als c) Vollständig giebt den etymologischen My- 

m ■. P °, ■ i i ■ J ■ -Pn. '• i.: " iV.„„ J„„ TT„^™ V,qI m„-, Alan- T>*Mr r, Q 9.A. 



Pelasgerm bezeichnet wird, in Übereinstim- 
mung mit den sonst über ihre Biographie und 
die Amtsfunktionen ihres Bruders Larichos be- 
kannten Thatsachen (Philol. N.F. 3 1890, 718 ff. 
4 1891, 567). — 2. Homers Verse über die 7 L. 
travestierte mit boshafter Ausdeutung des dfiv- 
jiova $oya ISviag auf den Aeaßiaafiög der He- 
tären Pherekrates (fr. 149. Koch, CA. F. 1 



thos das Frgm. bei Giern. Alex. Protr. p. 9, 24. 
F. H. G. 4, 457 wieder; er führt die (melische) 
Kunst der (7) Lesbierinnen, aäeiv jtai ki9cc- 
qi&iv rag jir^äi-sis zag jrcuÄouäg ifi^eXäg auf 
ihre Lehrerin Megaklo, Tochter des aus dem 
Hom. Hymn. Apoll. 37 berühmten Lesbiers 
Makar zurück. Diese habe bestimmt, dafs die 
Jungfrauen avä nävza za vsqä mittels eherner 



p. 192) in dem sonst auch Nikomachos oder 50 Stelen verehrt wurden; denn sie habe sich 



Platon zugeschriebenen Cheiron: 
<T<*\ S(6ae> Ss zoi yvvaiKag snza AsaßiSag 
(ß> KdXöv ys dägov, %nz' £%siv Xai-naazQiag 
(aus Eustath. zu II. I 128 ff. p. 741 , 22 und 
Schol Aristoph. Ran. 1308 p. 309, 36ff. Bübn.). 
— 3. Verstirnung hatten die 7 L. erfahren 
einem Mythos zufolge, der bis auf den alexan- 
drinischen Mathematiker Konon Geltung hatte 
und die homerischen Andeutungen ausführt. 



ihnen dankbar erweisen wollen dafür, dafs sie 
durch ihre Gesänge den unversöhnlichen Groll 
ihres Vaters Makar gegen ihre (unbenannte) 
Mutter besänftigten. Megaklo habe sie darum 
Mvaag, nach C. Müller (F. H. G. a. a. 0.) rich- 
tiger MoCaag (aiolisch) genannt; gekauft seien 
sie zu diesem Zwecke ursprünglich von Megaklo 
als Sklavinnen (worin ein Anklang an die Kriegs- 
gefangenschaft der homerischen Sieben liegt). 



Eratosthenes b. Hyginus (P. A. 2, 21 p. 67 Bu.) 60 Wir haben hier vielleicht die Legende zum 



und der Scholiast zu Germanicus (Arat. Phaenom, 
p. 72, 19 Breyfs.) übernehmen ihn nach Roberts 
Vermutung (Eratosthen. Gatasterism. reliq., Pro- 
leg, p. 31 65 , 3. 5) aus dem Methymnäer Myr- 
silos. Danach büßten die Lesbierinnen durch 
die (homerische) Gefangennahme bei Achills 
lesbischem Eroberungszug zugleich mit der 
Freiheit ihr Heiratsgut ein und mufsten ehe- 



Iqov Moveäv, das der Stein von Mesopotamon 
auf dem Kagjani Akroteri auf Lesbos bezeugt 
(b iv Kov6zavtivovnöXu '.EHijvixog (piXoXoyiv.bg 
avXXoyog 15 1884, 212). Führt der Name Me- 
gaklo (über die verschiedenen Megakles Arist. 
Pol. 5, 8, 3. F. H. G. 2, 158. 172. Longos 4, 35) 
und ebenso der des Makareus (Ailian. V. H. 
1 3, 2) nach Mytilene, so findet Bich andrerseits 



1953 



Lesbierinnen 



Lesbierinnen 



1954 



auch wiederum in Mytilene jene Muse des Les- 
biers Lesbothemis, die das vorgrieehische orien- 
talische Musikinstrument der cafißiSjAj trug 
{Bummler, Athen. Mut. 11 1886., 38 1 ). Der 
hellfenische Name der 9 Musen scheint hier 
ebenso willkürlich auf eine orientalische Sieben- 
zahl übertragen zu sein, wie dies bei den torrhe- 
bischen Teichnymphen Lydiens geschehen ist, 
den Lehrerinnen des Lyders Torrhebos, und 
durch ihn überhaupt der Lyder, in der torrhe- 
bischen Melik- {Nikol. Damask. 4 frg. 22 aus 
Steph. Bye. Töggtjßeg, einend. Buttmann, Myth. 
1, 275. F. R.G.S, 370). Der Sklavenstand 
dieser lesbischeh '7 Musen' oder 'Jungfrauen' 
sowohl im homerischen wie im myrsileischen 
Mythos verrät, dafs die Sieben den Achaiern 
des Achilleus und Agamemnon dort ebenso 
stammfremd gegenüberstehen, wie hier den 
Aiolern des Mäxue Alolimv : eine Beobachtung, 
welche bestätigend hinzutritt zu dem oben ld 
aus anderen Gründen vermuteten Pelasgertum 
der Sieben. 

5. Verwischt ist dieser ethnische Gegen- 
satz zwischen den 7 Pelasgerinnen und den 
jüngeren Aiolern Makars wie den noch jün- 
geren Überwindern Makars, den homerischen 
Achaiern in der offiziellen Gründungssage der 
Penthiliden, die an ihren 'Stammvater Aga- 
memnon' anknüpfen. Diese Sage geht, in 
3 Brechungen erhalten, abermals auf den ein- 
heimischen Myrsilos zurück, a) In dem jetzt 
von v. Wilamowits {Hermes 25 1890, 196 f.) 
wieder als echt plutarchisch anerkannten 
Symp. VII Sapient. 20 p. 163 erzählt der 
Mytüenäer Pittakos von der Landung der 
7 lesbischen Gründungsheroen im Meeoysiov 
SQfia (= IIvQQaicov iLolnog = nolnog rijs Kul- 
Xovfjg) von Lesbos zusamt ihren unverehelichten 
Töchtern. Diesen 7 Vätern ward vom Orakel 
befohlen, bei der Landung der Amphitrite und 
den Nereiden eine Jungfrau zu opfern. c Da 
nun aber ihrer 7 Archageten und Könige waren, 
der achte aber der vom delphischen Orakel 
zum Oberführer bestimmte Echelaos war, so 
war dieser zwar noch Junggeselle, von jenen 
losenden Sieben aber — soviele hatten unver- 
mählte Töchter ■ — traf das Los die Tochter 
des Smintheus.' Man wird annehmen müssen, 
dafs eben jeder nur eine Tochter gelost hatte, 
und den 7 Vätern, oaoig ayccfioi naiäsg fieav, 
7 jungfräuliche Töchter entsprechen: solche 
Erklärung des oeoig entspricht dem Geiste des 
Mythos. Es folgt nun die Sage vom Enalos 
(s. d.). b) Als Bürge für diese auch von ihm 
erzählte vxieig nennt Antikleides {Nöatoi 16) bei 
Athenaios 11p. 466 CD. 781 C ' pv&oXoyovvrig 
jtsgl t&v iv Mr}&vfLvr| , , d.h., wie unter 5c sich 
ergeben wird, Myrsilos von Methymna: I>ä 
stgA&eßov atsiXavzog avv äXXoig (s'^> ßuoiXsvaiv 
[dies ist jetzt gegen Meinekes {Anal. crit. 
p. 212) Änderung in AioXsvaiv durch das von 
ihm übersehene üqxriycxäv smä %al ßaoileav 
Plutarchs (s. ob. 5a) geschützt], c) Einen sehr 
kurzen und flüchtig (aus dem Gedächtnis) ge- 
gebenen Bericht über diese erste Landung des 
t#tji£<Bs (1. Epivd-goog) und der anderen Pen- 
thiliden auf Lesbos giebt Plutarchos de Sollert. 
animal. 36 p. 984E, wo die Jungfrau auf den 

Eoschee, Lexikon der gr. u. röm. Mythol. II. 



Rat des Orakels der Amphitrite (! statt des 
pythischen Apollon) in die 9aXaaea (den 
Kallonegolf) versenkt wird und abermals, wie 
bei 5 a und b, die Enaloslegende den Schlufs 
macht. Hier wird ausdrücklich der Lesbier 
Myrsilos als Gewährsmann genannt, aus dem 

. auch der Atthidograph Antikleides seinen» Be- 
richt haben mufs {Programm Neitstettin 1887 
S. 1 mit*). Die angebliche 'Rettung' durch 

10 den liebenden 'Wassermann' "EvaXog durch 
Umschlingung der Jungfrau beim tödlichen 
Wassersprung ist ein mifsverstandener oder 
umgedeuteter Brautraub des Tiefengottes 
(ebenda S. 6 ff.), und der ganze Wassermythos 
eine Variante von der e"benda abzusetzenden 
Liebesverfolgung der Xgvarjtg -'Aitgiättj {Eu- 
phorion bei Parthenios Erot. 26; s. Bd. 1 Nach- 
träge 'Apriate'). Wenn im Enalosmythos die 
aus der Siebenzahl' herausgerissene Jungfrau 

20 eine Tochter des (Apollon) Epiv&tvg heifst, 
so ist in Euphorions Form des Trambelos- 
mythos 'Aiteiüvri keine andere als Homers 
xovqt] cutQiäxr] Xgverjlg {II. A 98), eine Tochter 
des Smintheuspriesters Chryses, der selbst als 
Bewohner des Tempelortes Chryse eine hero- 
ische Hypostase seines Gottes, ein Sjiiv&evg, 
ist {Philol, N. F. 3 1890, 107 ff.). Chryseis war 
also, ehe Briseis ihre Stelle vertreten mufste, 
unter den 7 lesbischen Weibern gewesen, 

30 welche Agamemnon aus Achills lesbischer 
Beute sich vorbehielt. Denn unter dem ho- 
merischen Chryse des Gesanges A ist trotz 
Demetrios v. Skepsis keine festländische Stadt, 
sondern der alte lesbische Ort {Steph. Byz. 
v. Xqvarf) zu verstehen, gelegen am selben Me- 
eoysiov eefia {nvQQai'mv oder KaXXovrjg n6l- 
nog), an dessen Binnenstrand nicht nur die 
Landung der Penthilide» und der Wassersturz 
der Smintheustochter vor sich ging {Progr. 

40 Neustettin a. a. 0. 14 **. Philol. a. a. 0, 105), 
sondern auch, bis zur Zerstörung Arisbas, 
Smintheus Kult genofs {Philol. a. a. 0. 103 f. 
zu C.I.Gr. nr. 2190 b ). Die Chryseis dagegen 
eignet (wie z. T. die Sapphobiographie) dem 
ebenda anzusetzenden Kult der lesbischen 
Aphrodite -Xgver\ (vgl. Philol. 104ff. 116f. und 
über Sappho 719 u. ob. ld); Aphrodite aber 
ist pelasgisch wie Sappho, wie die Schönheits- 
wettkämpfe und Reigen, bei denen Sappho 

50 mitwirkte, und wie die Siebenzahl der lesbi- 
schen Musenjungfrauen, die in jenen Wett- 
kämpfen gesiegt hatten (vgl. Pauly, Meal- 
encyklop. 3 Art. 'Aphrodite'). Welche 6 Städte 
aufser Xpüejj (und Bgteu) durch die 7 Heroinen 
vertreten waren und in der Penthilidensage 
zu Töchtern des fremden anlandenden Neu- 
„Gründers" und Nachkommen Agamemnons ge- 
macht worden waren, ist nicht sicher auszu- 
machen; doch können es nur solche sein, die 

60 von Achilleus erobert wurden. Von diesen 
kommt nicht in Betracht die Stadt des Phor- 
bas, da dessen Tochter Diomede nicht in 
Agamemnons Besitz übergegangen war (unter 
den 7); eher (2) Peisidike, die Königstochter 
von Methymna, nach unbekanntem Epiker (bei 
Partiten. Erot. 21. Meineke, Anal. Alex. p. 324) 
bei Achills Eroberung ihrer Vaterstadt be- 
teiligt; oder (3) die Meropstochter Arisba (s.d.), 

62 



1955 Lesbos Lethe 1956 

Eponyme der gleichnamigen von Achilleus er- Osann; ein Monat As o%av6giog auf thessalischen 

oberten Stadt (Serv. Verg. Aen. 9, 264; vgl. Inschriften, Heuzey, Le mont Olympe Insc. 

Heyne z. d. St. und den Exkurs 1* in 3, l 4 p. 467." 469. 473. Mem. sur une mission au 

p. 521 ed. Wagner). Sicher gelten als von mont Athos 1,23; vgl. Lolling, Sitzungsber. d. 

Achilleus erobert noch (4) Hiera oder Hiera- K. Preuß. Ah. d. Wiss. 1887, 571. Fick'Bie 

polis und (5) Pyrrha bei Biktys 2, 16 (nach dial. Inschr, der Phthiotis bei Bezzenberger, 

der Fleckeisen, Jahrb. 17 1888, 829 f. gegebenen -Beiträge 6, 311. Bischoff, De fastis Graec. 

Textwiederherstellung), freilich ohne dafs zu antiqu. 319. 334. ^ [Bragumis, IIsqI Xse%<äv ■x.a.i 

ihnen eponyme oder sonstige Heroinen über- zfjg sv 'A&rjvcug ivaiialvtp&eiavg, Mitt. d. K. 
liefert wären, die als eine der 7 gelten könnten. 10 B. A. Inst. Ath. Abt. 17, 1892 [p. 147—155] 

An sonstigen Namen, die als 6. und 7. in Vor- p. 152 f. Drexler.] [Höfer.] 

schlag gebracht werden könnten, ist kein Lestorides {AeoxoQl8r\g), einer der Freier 

Mangel ; aber sowohl Mytilene wie Issa, Antissa der Penelope aus Dulichion,_ Apollod. frgm. 

(Methymna) und Agamede sind als 'Makar(-eus)- Sabbait. f. 121a. Bhein. Mus". 46 (1891), 179, 

töchter' nicht geeignet, unter 'Makars Sklavin- 27. Papadopulos-Kerameus a. a. 0. vermutet, 

nen' zu erscheinen. So gilt in diesem Punkte dafs NsazogiStjg, Wagner, dafs &sazoqiärjg zu 

wenigstens noch daB sciri nequit, das Valcke- schreiben sei. [Höfer.] 

naer, Haupt (Quaest. Catullian., Opusc. 1, 61),. ' Leta . . . (leta . . . ), etruskischer Götter- 

Bunte (zu Hygin, P. A. 2, 24 p. 67) und noch name im Genitiv auf der Bronzeleber von 
Meiert (Eratosth. reliq. Proll. 3) über Hygins 20 Piacenza, vielleicht zu letafs] oder letaßj zu 

und des Germanicus - Seholiasten c verBtirnte ergänzen; s.lein&; vgl. Beecke, Etr. Fo. 4, 79 

Lesbierinnen' ausgesprochen haben; vgl. über (auch 38). [Deecke.] 

die ganze Frage Phüol. N. F. 2 1889, 99—130. Lethaia (Arj9aia). Nach Ov. Met. 10, 68 ff., 

- 6. Die nccQ&ivoi f zi X ai. o^aroü bpoSCuzoi w0 es heila h O r P neus sei uber den Verlust 

bei Wessely, Ephesia grammata aus Papyros- semer Gattln s0 entsetzt gewesen, wie au% 

rollen, Inschriften, Gemmen etc. gesammelt 1886 fr™ 1 ] m se crimen traxit volmtque videri Ole- 

nr. 85 sind vielleicht eine letzte Erinnerung nos esse nocens, tuque, confisa figurae, 

an die lesbische Siebenzahl. Das ovgavoi Infelix Lethaea, tuae, lunchssima quondam 

kann auf die Verstirnung, buoSCaixoi, auf ihr Pectora, nunc lapides, quos umida susUnet Ide, 
gemeinsames wundersames Schicksal gehen; s° scheint es, dafs Lethaia, die Gattin des Olenos, 

auch die Jungfräulichkeit stimmt, und wer zu sich einer Göttin gegenüber ihrer Schönheit 

'Musen 'verwandelt werden konnte, kann eben- gerühmt und ihr Gemahl sich erboten habe, 

sogut im Volksaberglauben die Rolle von zv X oti die jener zugedachte Strafe auf sich zu nehmen, 

erhalten oder - behauptet haben. Denn als dafe aber belde "» Steine verwandelt worden 

ursprüngliche (eponyme) Stadtheroinen mufsten seien ; v gl- Lactant. Placid. fab. 10, 1. (Hoier.J 

sie ohnehin von je eine jede die Tv%n ihrer Lethaios (Arj&aiog), Flufsgott. auf Münzen 

Stadt gewesen sein. Unter diesem Gesichts- des L - Ve rus von Magnesia am Maiandros zu- 

winkel scheint Orusfus* Änderung in nzv%ai. sammen mit letzterem gelagert zu Füfsen des 

(Wochenschr. für klass. Phüol. 1888 S. 3 mit Kultusbüdes der Artemis Leukophryene (s. d) 

Rücksicht auf Euripides Phoen. 48: ovqccvov « dargestellt. Einen Flufs gleichen Namens gab 

vaioov mzvväg Zsvg), so sinnvoll sie ist, nicht es in Kreta und Thessalien; auch der Aa&mv 

_,. rT -.. „ , z ' ' - < in Libyen kommt unter dem Namen An&ulog 

notig. [Die na&svoi £ *« z «. ov 9aV oy o ? o- Pape-Benseler, Wb. d. gr. Eigennamen 

oCoazoi , über welche man auch Bteterich, „ ' »„„ rj) rex i er -1 

A.braxas V . 105f vergleiche, sind nur aus der £ eth m L ^ am; ; j etru8k i sc her Name einer 

ägyptischen Mythologie zu erklaren. Auf Gmin rf < e inem Spiegel von Corneto (Tar- 

Agypten weisen die Schlangenhaupter der- inii) bei d ^^ Marzi dessen ,\ ider 

selben, ferner die vier Säulen des Himmels, ^ e ; rlogchene Zeichnung die Geburt der Mi- 

welche sie bewachen, vgl. Brugsch Bei. u. dargestellt zu haben scheint, doch fehlt 

Myth. d alt., Ag. p 201f. 208f Auch die - &l ■ (= f " H og) s . Fabr C . 1. 1. Pr.Spl. 

Siebenzahl spielt in der ägyptischen Mytho- 395 D ^ erse i b £ Nam ^' kommt ' im Geni ti v auf 

logie ich erinnere nur an die 7 Hathoren, der Bronzeleber von Piacenz a 5mal vor: le»ms, 

eine Rolle. Drexler.] [Tümpel.] ^^ abgekürzt U&am, le&n (2 mal) für *le- 

Lesbos (Aseßog, o), 1) Sohn des Lapithes & a ms; s. Beecke, Etr. Fo. 4, 38 ff. — Bugge, 

(s. d.), eines Sohnes des Aiolos Hippotades, wan- E tr . p _ M- £j. 4) 227 ff. erklärt le9am = 

derte infolge eines Orakelspruches in Lesbos r'EezCav Q,' = Artikel); vgl. Beecke, Etr. St. 

ein, heiratete die Tochter des dort herrschen- 5 74^ [Deecke.l 

den Makareus, Methymna, und gab der Insel ' Lethe {Ari»rf), 1) die Vergessenheit (der Un- 

nach sich den Namen, Biod. 5, 81; vgl. Steph. dank), eine Tochter der Eris, Hes. Theog. 227. 

Byz. v. Alpoviu. [Vgl. Tümpel, Phüol. N. F. 60 ß raun> Qriech. Götterl. § 261. 262. Limhwg> 

2, 123 ff. R.] — 2) ri Aseßog, Gemahlin des Brouwer, Hist. d. I. civilis, d. Grecs ö^Sl. Die 

Makar (Makareus), der sich auf Lesbos nieder- Chariten nannte man Töchter der Lethe, ScM. 

gelassen, Schol. II. 24, 544. [Stoll.] jj_ u> 2 76. Ein Altar der Lethe stand zu 

Leschanorios s. Leschenorios. Athen in dem gemeinsamen Tempel der Athene 

Leschenorios (AiaxrjvÖQiog), Beiname des und des Poseidon (Erechtheion), Plut^ Qu. conn. 

Apollon, unter dessen Schutze die Xiex al 9-^fi^L [Ephesos: The coll.ofanc.gr. inscr, 

standen, Kleanthes bei Harpokr. s. v. Xse%ai. iniheBrit. Mus. Part. 3. Sect._ 2 p. 221_arj5ftQ 

Phot. Suid. Cornut. de nat. deor. 32 p. 201 Z. 2IL Drexler.] — 2) Quelle und Flufs der Ver- 



1957 



Lette 



Letinno 



1958 



gessenheit m der Unterwelt. Auj^ihm tranken ist hockst unwahrscheinlich. In einem in- 

die Verstorbenen nach ihrer Ankunft im Hades., schriftlich erhaltenen Priesterverzeichnis aus 

Vergessen der irdischen Lebens, und auchj&ä" " Ephesos, in welchem auf den im Genetiv 

Bach orphischer Lehre ans der Unterwelt^cjk stehenden Namen der jeweiligen Gottheit der 

lSÖ k » Z » u ™Me%enden tilgjÄcE' Name des Priesters folgt, ergänzen Uewton- 



die Erinnerung des" Vergangenen dufBE^eujgn 
Trunk aus der Lethe. Die %rsfellung von 
der Lethe in der Unterwelt ist erst längere 
Zeit nach Homer erdichtet und in den Volks- 



HicM 4 Am. Greek inscr. in the Brit. Mus 
3.&$>£,M1.-Mv]sla(g) . . Arftfrqg AXsl "Diese 
Ergänzung ist sehr ansprechend : die Zusammen- 
stellung von MvsCa (= Mvrj/ioaovrj) und Aföi) 



S}S^SS&,^ bei S e S^geri. Zuerst finden wir sie 10 erinnert an die Ceremonien im Orakel des 



erwähnt von Simanidex (Epigz.^i8i t ^Bexgk) 
^mülPoZJ^^J doch "wird die AuförSclaft 
des Sim. angezweifelt) und Aristoph . Bau. 186; 
von einem dramatischen Dichter b. PluLmmol. 
atLAp^&^lh, Plat. rep, ..10 j. j>21. Vera. Am. 
6^_IQJ. 715^ LuManu de luctu iS-rä. Mark D. 
UM-23^ Qv,Ep,_eg;P^A t J>&, Bei Schöl, 
Q/LMyÄL und Eustath. p. 1672, 42 ist, die Vor- 
stellung der späteren Zeit mit der des Unnu>r 

wiTnioiilit Hon TÄfn««**.. T«Al.« T_ :4- 



vermischt. 

der^'Hohle des Trophonios, fS&wie das der 
Mnemosyne, Paus: 9, 39, 4. Auch im Bereich 
des Schlafgottes spielt Lethe eine Rolle; vor 
dejMjrptta, in der er wohnt, fliefst ein äÜ- 
gezweigter Bach der Lethe, Qü^Met J.I, 6ÜS, 
In QxpKJHymn,.M,.& heifst er Bruder der 
Lethe und des Thanatos. Vgl. Y&rg^Aen. _5j 
854. Georg.1,87. K allim . inJDel. 234. \ Rohde, 
Psyche. P- 290_Ä_nm 2. p._67Ö An m~ 37 p . 67 7 f. 



Trophonios, wo die Besucher das ^jjö-jjg und 
dann das Mvrnioavvrjg vSwq trinken mufsten, 
Paus, 9^ 39^ 8 — entsprechend dem oben er- 
wähnten Ari&ris Q-Qovog gab es hier auch einen 
ftgövos MvTjfioGvvrie, Paus. 9, 39^ 13 — und 
an PlulLÄejil ap^JDelpfi.^lx nag' a> (AnöXXavt) 
fisv at MovGca xal ij Mvrjiioavvrj, na<[ q> 
(niovttovi) ds i) Arj&rj v.a.1 r) Siamr). Über 
das Lethetrinken s. CreuAer x _Symbplik JLMJJ^ 



Da ^_Wasser Leth^w^ar auch in 20 der eine Taf.T+JL abgebildete Gemme mit der 
m 1 •_«_ ■. , Darstellung eines Totenschädels, über welchem 

ein Schmetterling schwebt und neben dem 
ein Wasserkrug steht, hierauf bezieht, und 
H. D. Müller. Ares 110. Höfer.] [StolL] 
Lethms, Lethns, Lethn, s. Letham. 

[Deecke.] 
Lethos (Arj&og), ein Pelasger, Tevtafiiäag 
genannt, Vater des Hippothoos und Pylaios, 
welche den Iliern aus Larisa Hülfsvölker zu- 



Anm,Jj. Ettig, Acheruntica. p. 310 ÄnmJL. 30 führen, im troischen Schiffskataloa Homers- 

7l»«r<W/>Ji A^Z-*..'« ~ OC ftnOC TT CU TL. Ti ti n . « Tri", t.-»- t-i °, ...' 



Dieterieh, NeJc yia p . 86. . 90 ff. H. Stephanus 
Thes^_Gr. L. s. v. A^&rj, De^VU*J>nsmZjk 
P. lQ6_s^v. Lethejind Lethaeus. AiberLJahns 
Anmerkung 46 in seiner A us g a be„derJ5Wo£ae 
e_Proclo de pMlosophia chaldaica, ~Bj3SlSx. 
1.891- p, 21 f. IlQÖTtXov slg tov bv noXizti'oi tov 
nxäravog pv&ov vn6iivT]iia in den Analecta 
sacxa^eL dass. spjeü^i^ßolesmetm parata ed. 
Pitra 5^. 2 p. 139—141 und_J.n Anecdota varia 



II. B 846. Wie Pylaios Eponymos"des lesbi- 
schen Pylaion ist (Hellanikos nach lesbischer 
Lokaltradition bei Strabon 13, 621 ; vgl. Philöl. 
N. F. 3 1890, 708 ff.), so wird Hippothoos eben- 
falls nach Lesbos gehören. Da ferner nach 
demselben Hellanikos (frg. la aus Dion. Hai. 
1, 28 = frg. lb ans 1, 18) diese aiolischen Pe- 
lasger aus Thessalien stammten (vgl. auch die 
chiische Tradition über die thessalisch-chiischen 



Gr^etLai. edd. Bßhm^^tudmmnd__%^WCZ 40 Pelasger bei Strabon a. a. 0.), so wird Tsvta- 
Dreslfir-I TSehr durchsichtig ist Flut. Symp osA. piSug als Sohn jenes Teutamias oder Tevza- 
ö, 3. aXlu fioi doxoveiv ovn 6(>&<ög oi nuXcciol ' ' ' ■ - - 



itatSa Atf&rjg tov Jiövvoov igu yäg ita- 
■csQa itQooayoQevsiv: im Weine liegt Vergessen. 
D ionysos ^ giebt vnvov ts Xri&riv räv *u&' ripi- 
„quv Hccxtov. Em_. JBaccÄ,_282, daher Xa&iHrj- 
t^ijg Beiname des Dionysos, Kaibel. Epigr. 
Ifi35*_.5. 4A. Pal. 9, 524. Ebenso sagt 
vom Schlafe Orestes w q>üov vnvov &sXyrj- 



(litjg zu verstehen sein, der bei Dion. Hai. 1, 28 
aus ITsvictiiiärig in dem hellanikischen Stemma 
der thessalischen Pelasger herzustellen ist 
(Philol. a. a. O. 713). Mithin ist L., wie der 
nach Tyrrhenien auswandernde Nanas, über 
seinen Vater Teutamias oder -es ein Enkel des 
Amyntor, des Sohnes Phrastors, den König 
Pelasgos mit der Peneiostochter Menippe er- 



tqov, eni*.ovQov vöaov .. w nörvia A $ 9ri 50 zeugt hatte. L. mufs eine Zwischenstation auf 



xäv kuk(5v, mg sl Gotfii] Kai totai 8varv%ovaiv 
svxraia »säg; vgl. Spph. bei Stob.Flor. 26, 3 
At)&i]v ze ziyv anavt' äitsaTSQjjiisvriv, xmcprjv 
avavSov. Ursprünglich scheint Lethe als Göttin 
in der Unterwelt thronend, wohl als nägsSgog 
des Hades gedacht zu sein, so heifst es bei 
ApoMQd,JEpit. Vat. 6, 3, der an dieser Stelle, 
wie Wagner, Cur. myth. 156 zu erweisen sucht, 
dem Pmyassis. folgt, Theseus und Peirithoos 



der Wanderung aus Thessalien nach Lesbos 
vertreten, entweder den thessalischen Arj&awg- 
flufs, oder, da südliche Wanderung nach Boio- 
tien durch Ephoros {frg. 20 aus Strab. 9 p. 401. 
F. H. G. 1, 241) bezeugt ist, das Arj&aCov m- 
Siov, das bei Lebadeia Theognis (1216) erwähnt; 
vgl. die Lokalisierung der Lethe am dortigen 
Trophoniosheiligtum (bei Pausanias 9, 39, 8). 
Kultthatsachen bestätigen diesen Zusammen- 



hätten sich in der Unterwelt sv rm rjjs A'q&jjg 60 hang zwischen Lebadeia und Mytilene, in dessen 

frgovm gesetzt; auch der Ausdruck Arj&rjg "■•-■■-■ - - 

äopot, (Simonides a. a. 0. Tragiker bei Plut. 

Cms,_.MJi-SoU,_\b. Quint. Smyrn* 1 4, 167) 

scheint darauf hinzudeuten. — Die Vermutung 

von Mangate,JUh. .Müt.Jl, 331,_ dafs bei Plut. 

Qmest.^GQnv^A^& t _± iv a> (i. e. in Erechtheo) 

xal ßcofto's iaxi Ari&ris tSqvp,'iv6g nach Paus. 

9-1-35* 2. zu schreiben sei ßmiiög Jcrt ®aXlovg, 



Bezirk das früh untergegangene und aufgesogene 
Larisa mit Pylaion lag ; vgl. Philol. a. a. 0. 7 1 8 ff. 

[Tümpel.] 
Letinno, topische Gottheit (ob männlich 
oder weiblich ist unsicher) auf einer Basis im 
Museum zu Nimes: Letinnoni b(onae ?) opi- 
fferae ?) imper(anti ?) poni Nemausenses, 
C. I. L. 12, 2990 add. Hirschfeld setzt die In- 

62* 



4 

1959 Leto (b. Homer, H^iod etc.) ; Leto (b. Kallimachos etc.) 1960 

schrift nach den Buchstabenformen in Aas erste' Falls die Göttin ihr aber einen groben Eid 
nachchristliche Jahrhundert. Frühere lasen schwöre, dafs Tempel und Orakel nirgends 
fälschlich L • ET IVNONI. Seguier hat zuerst anders als auf Delos sein werde so sei sie 
die Gottheit mit dem nordöstlich von Nimes bereit zur Aufnahme. Leto leistete den ver- 
gelegenen Fundort Ledenon zusammengebracht, langten Schwur und wurde aufgenommen. Neun 
Hirschfeld, Westdeutsche Zeitschr. 8 p. 136. Tage und neun Nächte dauerten die Geburts- 

[M Ihm.] wehen. Alle Gottinnen, Artemis, ßheia, Ihemis 
Leto (AmÄ, dor. AtttA, lat. Lätöna, etrusk. Amphitrite und die anderen mit Ausnahme 
Letums d., Tochter des Titanen Koios und der der Here, kamen hülfreich herbei. Aber die 
Titanin Phöibe (zuerst bei .ffesjodTÄeo^404ff. 10 beste Helferin bei schweren Geburten Eilei- 
Hymn. Born. 1, 62 Arjtol, wSloxn My««>Q pe- thyia, hatte keine Kunde von der Not der 
ylxov-Kolow; AJcusilaos im Etym. M. v. Koiog. Leto. Sxe blieb auf der Hohe des Olympos, 
Apollod. Biblioth. 1, 2, 2. Paus. 4, 33, 6. Ap. zurückgehalten von der listigen Here, denn 
Mhod 2,712 u.a.), daher XoioysMjs (Pind. diese beneidete die Leto um den künftigen 
fr 88 Berqk), Komtg (Kallim. Hymn. 4, 150), herrlichen Sohn. Zuletzt schickten aber die 
Kcavtig to/ph. Hymn. 35, 2) genannt. Dieser auf Delos versammelten Göttinnen Ins aus, 
einstimmig feststehenden Genealogie steht um die Eileithyia zu hulfreichem Kommen zu 
völlig vereinzelt gegenüber der bei Hyginus bewegen. Durch das Versprechen eines neun 
als Name des Vaters überlieferte Titan Polus. Ellen langen goldenen, mit Elektron besetzten 
Die früheren Herausgeber, wie Bunte, nahmen 20 Haisgeschmeides gelang es Ins, sie willig zu 
wohl nicht mit Unrecht einen Fehler an, sei machen. Sie flog herbei und alsbald kam 
es des Hyginus, sei es in der Textüberlieferung. die Gebärende zum Ziel. Mit den Knieen sich 
Der neueste Herausgeber M.Schmidt hat Polus auf den weichen Basen stemmend und mit 
wieder aufgenommen (S. 11,7. 17, 16 = J^a&. 140). den Armen den Stamm der Palme umfassend, 
Als Schwester wird Asterie genannt (s. Asterie) kam sie zum Jubel aller Gottinnen mit dem 
und Ortygia (Schol. zu Apoll. Bhod. 1, 308). verheifsenen Sohne nieder. Die Gottinnen 
Der Mytnus der Leto wird fast völlig erschöpft wuschen den Neugeborenen, wickelten ihn m 
durch ihre Rolle als Mutter des Apollon und ein feines Linnen und umbanden dieses mit 
der Artemis, in den Erzählungen von der Ge- goldenem Wickelband. Als Nahrung reichte 
burt dieser ihrer Kinder, vom Frevel des Tityos 30 ihm Themis Nektar und Ambrosia. Kaum 
und der Niobe, wo sie in beiden Fällen von hatte ihn die Götterspeise gestärkt, so sprengte 
ihren Kindern gerächt wird. Als Mutter des der schnell erwachsende Gott seine Binden und 
Apollon und der Artemis durch Zeus kennt verlangte eine Kithar, Bogen und Pfeile und 
sie bereits das ältere Epos (A9. IT 849: A V tov S schritt so den Kynthos herauf, wahrend die 
aal Aiog vwg; A 36. T413. *318: ava% rbv ganze Insel in goldenem Glänze erstrahlte. 
ivTLouog T£»6 Anrm; Hesiod Theog. 918: A n rm Die Erzählung des homerischen Hymnus 
S' 'Arc6Ucovoc Kai'Aozepuv Io X ^qccv - ystvaz' blieb die Grundlage für die Darstellung der 
So' ulyiözow //lös ml&zriti, piy Üoa; Seut. Here. delischen Göttergeburt auch bei den spateren 
478 Anrotärig; vgl. Hom.hymn. 3,253. 321. 403. Dichtern und My thographen , wenn auch mit 
513 524 Artemis Tochter der Leto 504. 40 mannigfacher Abweichung und Bereicherung 
&603- vgl E447. Hes. Theog. 918). Im übrigen im Einzelnen. Eine durchaus eigenartige i Re- 
kennt' die Ilias die Sage von Niobe (fl 602 ff.) Produktion, zugleich der einzige uns erhaltene 
und die Odyssee jene vom Frevler Tityos (1576 vollständige dichterische Berieht neben dem 
— 581) Unerwähnt sind dagegen in den Ge- des homerischen Hymnus, ist der Hymnus des 
dichten Homers wie auch Hesiods Delos als Kallimachos auf Delos. Im allgemeinen be- 
Geburtsort und überhaupt irgend welche nähere treffen die Veränderungen und Ergänzungen 
Umstände der Geburtssage. Diese finden ihre der Späteren folgende Punkte. Die Irrfahrt 
erste Darstellung im ersten homerischen Apollon- der Leto wird motiviert durch den eitersucn- 
hymnus Weithin irrte die Göttin von Land tigen Zorn der Hera gegen alle, welche dem 
zu Land längs den Küsten und Eilanden des 50 Zeus Kinder gebären. Besonders aber zürnt 
ägäischen Meeres, einen Ort zu finden, wo sie sie der Leto, weil sie im Begriffe steht, einen 
gebären könne. Alle Länder und Inseln aber Sohn zu gebären, welchen Zeus mehr heben 
weigerten sich, sie aufzunehmen, aus Furcht wird, als den Ares {Kallim. 55 — 68). Durch 
vor dem gewaltigen Sohne, welchen sie ge- ihre Wächter Ares und Ins läfst sie Leto ver- 
bären sollte. Endlich gelangte Leto nach folgen und allen Ländern verbieten, ihr Aut- 
Rheneia und richtete von hier aus ihre Bitte nähme zu gewähren. Nur Delos furchtet den 
an Delos. Wenn die Insel einwilligte, das Zorn der Hera nicht, sondern ladet die von 
erste Heiligtum des künftigen Gottes zu tragen, Euboia herbeikommende Leto ein (Kallim. 60 
so werde sie reichen Gewinn finden. Delos -200). Nach einer anderen Erzählung (Hygin. 
war hoch erfreut, fürchtete aber noch immer 60 Fab. 140) wird der Drache Python ausgesandt 
den gewaltigen Gott. Wenn dieser das Licht zur Verfolgung. Hera schwört Leto solle nur 
der Welt erblickt habe, sagte es, werde er wohl gebären dürfen dort, wohin die Strahlen der 
sicher das unfruchtbare felsige Eiland ver- Sonne nicht reichen. Auf Befehl des Zeus 
schmähen und es mit dem Fufse weit ins trug Boreas sie fort zu Poseidon welcher 
Meer fortstofsen, vw»_ sich in einem anderen jenen Schwur beachtend, die Insel Ortygia mit 
Land niederzulassen, welches ihm besser ge- der Meeresflut, wie mit einem Dache, zudeckte, 
fallen werde als die Insel, die nur zum Aufent- So kann Leto, von Poseidon dorthin geführt, 
halt für Polypen und schwarze Robben tauge. endlich niederkommen. Python setzt seine 



Jf ...1,),.) "U, 



1961 Leto (b. Hygin. etc.) Leto (und Delos) 1962 

Verfolgung auch nach der Geburt fort, bis er am trat, um zu gebären, Wie sie mit vier Säulen 
vierten Tage auf der Stätte von Delphoi von dem an den Meeresgrund befestigt. Nach Kalh- 
KnabenApollonvom Arme der Mütter aus getötet machos (v. 30ff.) hatte Poseidon, mit dem Drei- 
wird (s Sp. 1975, 51 ff.). Wir haben hier eine zack aufs Meer schlagend, die Insel zum Empor- 
Verquic'kung der Geburtssage mit der delphi- tauchen gebracht. Noch hiefs sie aber nicht 
sehen Legende vom Drachenkampf, wie sie zuerst Delos, sondern Asterie, und schwamm aut dem 
von Euripides (Iph. Taur. 1250) bezeugt ist Meere umher. Bei Pindar (a. a. 0.) war Asterie 
(s Apollon Bd 1 Sp.428). Einflufs delphischer nicht der ältere Name, sondern der bei den 
Legende und der Hyperboreersage zeigt eine Göttern gebräuchliche, während die Menschen 
andere eigentümliche Version über die irrende 10 Delos sagten. Delos wurde die Insel erst ge- 
Leto. Um sich vor Hera zu schützen, soll sie nannt, seitdem sie nach der Geburt des Gottes 
sich in eine Wölfin verwandelt haben und in in goldenem Glänze erstrahlte (Kalhm.v. 260 ö.). 
zwölf Tagen und Nächten aus dem Hyper- Die Sage von dem unstät umhertreibenden M- 
boreerlande nach Delos gelangt sein. Deshalb, land findet sich_ bei spateren Schriftstellern 
fügte man hinzu, werfen auch die Wölfinnen noch mehrfach wiederholt. Die Urquelle dieser 
seitdem an zwölf Tagen des Jahres (Aristoteles, sonderbaren Fabel scheint eine alte Deutung 
Tierqeseh. 6 35 p.580A. Philostephanos fr. 32 des Namens Jfilog zu sein, deren Dichtigkeit 
bei Schal. Apoll. Bhod. 2, 123. Antigonos von indessen wegen der dorischen Form z/o^os zu 
Karystos, Mirab. 61. Jüan, Tiergesch. 4, 4. bezweifeln ist. Fuk, Vgl. Worterb.' 69 und 456 
10 26 mit Berufung: Jr,Uot <paeiv, Flut. Qu. 20 bietet einen im Altindischen, Litauischen, und 
Nat 38) Die delphische Herkunft dieser Fabel mehreren germanischen Sprachen erhaltenen 
scheint dadurch bewiesen zu werden, dafs man indoeurop. Verbalstamm del- dele- schwanken , 
sich auf ein ehernes Wolfsbild in Delphoi als dessen starke Form im Griechischen Srfl.- zu 
Zeugnis berief (Ael. a. a. 0. 10, 26). Anderer- lauten hätte. Eine verwandte Bedeutung geben 
seit? berief man sich auf das homerische Epi- andere c alte Namen', poetische Metaphrasen 
theton des Apollon Ivuoysvns (H- ^ 101. 119), wieder, wie das erwähnte A-ats^ir,, die nicht 
wofür man auch Unrrrsvjs gelesen zu haben feste', 'Og^y^, von dem allen indoeuropäischen 
scheint (vgl. Hesych. s.v.). So gewinnt es den Sprachen gemeinsamen Stamme vert- wenden 
Anschein, als ob die Interpretation 'wolfa- 'drehen' (vgl. als griechischen Vertreter fqa- 
geboren' den eigentlichen Ausgangspunkt jener 30 tiva, Pqcctccvcc). Die direkte Ableitung von 
ganze* Fabel gebildet habe. Andere freilich, Sqtv£, um deren willen Serv. Am. 3, 73 Leto 
wie die Scholien zur Ilias a. a. 0. (vgl. Etym. M. selbst als Wachtel nach Delos kommen lafst 
767 54 und Hesych. v. Xv^ysvri) wollen jenes ist zurückzuweisen*), die Wachtel selbst ist 
Epitheton davon verstehen, dafs der Gott in von ihrem tummelnden Fluge benannt. Jener 
Lvkien geboren war. So kannten die Lokali- etymologische Mythus, dafs Delos einst hin- 
sierung der Geburt in Lykien Hagnon (Schol. und herschwankend und nur durch ein gott- 
zur II a a 0.) und der Delier Semos bei Steph. liches Wunder befestigt worden war muH 
Bvs v Tivvga. Mit Lykien setzt die Geburts- sehr alt sein, weit älter natürlich als Pindar 
sage in eine gewisse Verbindung endlich die Dieses bezeugt die angeführte sprachliche lhat- 
Erzählung von der Verwandlung der lykischen 40 sache, der Reflex einer aus dem historischen 
Hirten oder Bauern (Anton. Lib. 35. Omä Met. Griechisch ausgestorbenen Wortfamilie. — 
6 313 ff) Nach der Entbindung kam die Dergleichen etymologische Fabeln, in einer 
Göttin nach Lykien, damals noch Tremilia älteren Sprachperiode entstanden und deshalb 
genannt Bei einem Quell oder Teich machte nur mit Hülfe der Sprachvergleichung erkenn- 
sie halt' um sich und die Kinder zu waschen bar, sind die Quelle von Hunderten von gne- 
oder um zu trinken. Hirten oder Bauern chischen Mythen gewesen, darunter einer Menge 
wehrten ihr das, worauf, nach Ovid, Leto er- der ehrwürdigsten, denen allen gegenüber die 
zürnt sie in Frösche verwandelte. Nach Anton. übliche, die Dienste der Sprachwissenschaft 
Liberalis wandte sie sich, von Wölfen geführt, verschmähende Mythenerklärung ratlos gegen- 
nach dem Flusse Xanthos, badete dort, weihte 50 übersteht. Auf jenen Glauben ging auch die 
den Flufs dem Apollon, benannte nach den allgemeine Ansicht zurück, dafs Delos, nunmehr 
Wölfen das Land Lykien und kehrte nach gefestigt, von keinem Erdbeben gerührt werden 
ienem Quell zurück, um die Hirten durch könne, eine Meinung welche freilich den That- 
Verwandlung in Frösche zu bestrafen. Aufser Sachen gegenüber nicht standhielt (nerod. 6,98. 
Xvyioyivfc bereicherte noch« ein anderer Bei- Thuh. 2, 8, 2. Macr. Sat. 3, 6, 7. Phn. 4, 66). 
name des Apollon seine Geburtsgeschichte um Nach einer abweichenden Tradition war die 
eine neue Fabel. Aus dem Kultnamen ilxräos Insel auf Befehl des Zeus hervorgetauent 
- es soll auch eine A n xa Ilzcia gegeben (Liban. narrat. 19 p. 1105). Endlich heifst es, 
"haben - wurde ausgesponnen, während der dafs Leto Delos von Poseidon gegen Kalauria 
Geburt sei die Göttin von einem grofsen Eber eo eingetauscht habe (Eph. fr. 59). 
erschreckt worden (Schol. Lykophr. 265; vgl. ,„„„-,« 
Flut Pel 16), ein WortspielmitZlTräa undwrosm. *) [Vgl jedoch auch Stark in den Ber. d. Sachs 0«s. 
wi«« 3«r P Frwf-iterunff des Mvthus ging ■*• Wi». 185« 6. 32ff. „Die Wachtel, Sterneninsel u. d. Ol- 
Eine andere Erweiter mg(U Mytnus ging ^.^ ^ ^ besonders 

die mit der Geburt des Apollon verbundenen g giff wo auf Gi|md yon MAen _ g p 892 der Nachwei8 

Schicksale der Insel Delos an. Findar (fr. 87. geführt i8ti daf8 n e i s Ortygia, d. h. wachteiinsei, ge- 

SSBergk) sang zuerst, dafs die Insel in ältesten nannt wuräe) -„eü die Scharen dieser Tiere sich auf 

Zeiten von Wind und Wellen unstät umher- thren weiten Flügen auf Delos niederzulassen pflegen. 

getrieben wurde.. Seitdem aber Leto sie be- Röscher.] 



1963 Leto (und Delos) Leto (und Delos) 1964 

Die Versammlung der hülfreichen Göttinnen sten Heiligtümer von Delos lagen, der Apollon- 
um die gebärende Leto ist bei Kallimachos tempel, das Ar\zmov und Ellii&viuiov. In 
fortgelassen. Als Athen die Herrschaft über diesem Tempelbezirke wurden auch die drei 
die Insel besafs, tauchte, wohl nicht ohne heiligen Bäume gepflegt, die Palme, welche 
Tendenz, die Erfindung auf, Athena, die Pa- schon in der Odyssee (£162) erwähnt und von 
tronin Athens, habe Leto einst von Sunion Theophrastos (Pflaneengesch. 4, 13, 2) als Bei- 
hinüber nach Delos geleitet (Hyperid. Del. spiel eines langlebenden Baumes hervorgehoben 
fr. 70 Blafs; vgl. Aristid. 1 p. 26. 157 und das wird, der heilige Ölbaum und der Lorbeerbaum. 
Schol. dazu). Auch dafs man die Eileithyia Alle drei verdankten ihre Heilighaltung wohl 
herbeigeholt habe, dieser höchst ehrwürdige 10 sicher ihrem immergrünen Laube. Dem Welken 
delische Mythus, ist von Kallimachos über- nicht ausgesetzt mufsten sie geeignet erschei- 
gangen. Dagegen stimmen bei ihm die vv(t- nen, ihre lebenerhaltende Kraft bei den Reini- 
q>ai dqUocäss, die Töchter des Plufsgottes gungsceremonieen auch anderen Wesen mit- 
Inopos, während der Geburt ein Lied an die zuteilen. Die ätiologische Sage suchte den 
Eileithyia an (v. 256). Beide Versionen, die Grund ihrer Heiligkeit in demselben mythi- 
homerische wie die kallimacheische, fufsen auf sehen Ereignis, welchem alle Heiligtümer der 
Thatsachen des delischen Kultes. Eileithyia Insel ihre Entstehung verdanken, in der Apollon- 
genofs bei den Deliern eine hervorragende geburt. An die Palme sollte, wie der home- 
Verehrung mit Opfern und einem von Jung- . rische Hf)mnus (v. 117) und auch Theognis (v. 6) 
frauen gesungenen Hymnus, welchen die von 20 berichten, Leto während der Geburt sich an- 
Pausanias (8, 21, 3. 9, 27, 2) wiedergegebene geklammert haben. Andere setzten zur Palme 
Sage auf den Lykier Ölen zurückführte. Zu oder anstatt derselben den Ölbaum (Aelian. v. h. 
Letos Wehen war aber diese Geburtshelferin 5, 4. Hygin. fab. 140. Catull. 34, 7), bei JZuri- 
nach derselben Überlieferung (Paus. 1, 18, 5) pides finden wir entweder den Lorbeer genannt 
von den Hyperboreern (s. d.) gekommen, wie ihr (Hek. 458), oder Lorbeer und Palme (Ion 919), 
auch die ersten Opfer für leichte Geburt von oder alle drei Bäume (Iph. Taur. 1102). 
den beiden hyperboreischen Jungfrauen Hy- Der wichtigste Nachtrag zum Mythus des 
peroche und Laodike (s. d.) dargebracht waren. homerischen Hymnus war indessen, dafs man die 
Hierbei erinnere man sich der Sage, dafs auch hier bei Seite stehende Geburt der Artemis 
Leto selbst von den Hyperboreern (s. d.) herkam. 30 mit der ihres Bruders vereinigte. Als Tochter 
Jener Hymnus des Jungfrauenchors an die der Leto kennt jene bereits das ältere Epos. 
Eileithyia sollte nun offenbar bei Kallimachos Hierin lag schon der Antrieb, sie in den Ge- 
mythisch begründet werden, während der ho- burtsmythus des Bruders einzufügen. Nach 
merische Hymnus, wie es scheint, überhaupt einer, wie es scheint, festen poetischen Tra- 
die Verehrung der Eileithyia auf Delos zu er- dition war der Geburtsort 'Ogzvyirj benannt, 
klären im Auge hatte. Wir werden weiter Homer nennt zweimal (e 123. o404) ein solches 
unten sehen, dafs ihre Funktion mit der der Land, von offenbar ganz unbestimmter Lage 
Leto eine gewisse Verwandtschaft hatte, wes- (vgl. a. a. O. 'Ogzvytrjg — o&i zgoital qilioio, 
halb die Verherrlichung und besondere Be- man erinnere sich der obenerwähnten Etymo- 
tonung der Geburtsumstände bei der Leto 40 logie von vert- 'wenden', 'Ogzvyirj wäre also viel- 
wohl nicht zufällig war. Preller (Gr. Myth. s leicht das Wendeland, wo die Sonne sich wendet). 
1 , 192 ) hat die ansprechende Vermutung ge- Realität besafs dieser Name an drei Orten, der 
äufsert, dafs auch das Halsgeschmeide im syrakusischen Insel, einem Hain bei Ephesos 
homerischen Hymnus eine reale Existenz ge- und in einer Berggegend von Ätolien (siehe 
habt, etwa das alte Bild der Eileithyia auf Artemis Bd. 1 Sp. 578). Aufserdem galt 'Og-cv- 
Delos ein ähnliches getragen habe. Wir fügen yh\ nach Zeugnissen, die freilich nicht älter 
hier ein, dafs der im homerischen Hymnus be- als die hellenistische Zeit sind, als alter (poe- 
richtete Zug, die Zurückhaltung der Eileithyia tischer?) Name von Delos. Dieser Tradition 
durch Hera und die dadurch erschwerte Geburt, haben wir keinen Grund zu mifstrauen. Man 
ein dichterisches Vorbild in der Ilias T 114 ff. 50 bezog also den Geburtsort der Artemis — Or- 
hatte , wo eine ähnliche Geschichte von der tygie — entweder auf Delos oder auf Ephesos 
kreifsenden Alkmene erzählt ist. Die Zeugnisse für beides sind nicht alt, ^enn 
Die genauere Örtlichkeit der Geburt war auch die Bezeugung von Delos bedeutend älter 
durch die Lage der delischen Heiligtümer vor- ist (Phanodemos bei Athen. 9 , 392 D. Kkllim. 
geschrieben. An den Fufs des Kynthos ver- Hymn. Apoll. 59. Epigr. 62. Apoll. Rhod.l,$bl; 
legt sie bereits der homerische Hymnus (v. 26 vgl. übrigens Aristoph. Vögel 870 : Ar\iol ögzvyo- 
nliv&iiaa ngog Kvv&og ogog) und in dem der firjzgoc). Im homerischen Hymnus (v. 16: zfjv 
Interpolation verdächtigen v. 18 in' 'ivwitoio pev sv 'OgzvyCn, zbv äs xgccvafj ivl Arß.to') 
gee&goig. Näher bezeichnet die Stelle Kalli- würde eine gewichtige Instanz gegen Delos 
machos (v. 206 ff.) als den Ort, wo der Inopos 60 entstehen, wenn nicht die betreffenden Verse 
aus dem Kynthos entspringt. In dem seines ver- der Interpolation aus dem orphischen Hymnus 34 
hältnismäfsig hohen Altertums wegen be- verdächtig wären. So wird es wahrscheinlich, 
merkenswerten Zeugnis des Theognis (5 — 7) dafs, wenn auch vielleicht nach einem alten 
wird noch angegeben inl xgo%otidel'Upvri, an Dichterzeugnis der Geburtsort der Artemis 
dem teichartigen, vom Inopos bei seinem Ausflufs 'Ogtvyii] genannt war, dennoch ursprüng- 
gebildeten Bassin. Die Lokalisierung der Geburt lieh darunter kern anderer Ort als Delos ge- 
gerade an diesem Orte erklärt sich dadurch, meint war. Die Geburt der Artemis wurde 
dafs hier, am Fufse des Kynthos, die vornehm- in Delos auf den 6. Thargelion gesetzt, einen 



1965 Leto (Sagen v. Tegyra, Zoster etc.) Leto (Kurtorte) 1966 

Tag vor den Geburtstag ihres Bruders, sodafs süchtige auflauernde Hera abzuschrecken und 

sie noch imstande war, als Geburtshelferin der die Geburt, wie die der Leto Beistehenden zu 

Mutter beizustehen (s. Artemis Bd. 1 Sp. 578). verbergen. Zum Gedächtnis an dieses Ereig- 

Der Ruhm als Geburtsort des Apollon und nis fand jährlich eine Pänegyris statt, mit 

der Artemis blieb Delos nicht unbestritten. prunkvollen Schmausereien verbunden. Im 

Die Geburtssage wurde noch an manchen an- ehemaligen Amtshause der Kureten (s. d.) 

deren Orten lokalisiert. In dem böotischen wurden dann ebenfalls Symposien und ge- 

Tegyra, wo noch vor den Perserkriegen ein wisse mystische Opfer aufgeführt {Str. 14, 639. 

apollinisches Orakel geblüht hatte, berief man 640; vgl. Tac. Ann. 3, 61). [Vgl. hinsichtlich 

sich auf den nahen Berg drjlog und zwei Bäche, 10 der allen diesen lokalen Geburtssagen zu Grunde 

<&otvi£, und 'Eilaia. Zwischen diesen beiden, liegenden Idee Röscher, Apollon und Mars 

nicht zwischen Palme und Ölbaum, nicht auf S. 36 ff. Schreiber, Apollon Pythoktonos. Leipzig 

der Insel, sondern auf dem Berge Delos sollte 1879 S. 46 u. 50 ff. und in Jahrb. f. kl. Phüol. 

Leto niedergekommen sein (Flut. Pelop. 16. 1880 S. 686. Röscher.]. 

De defectu orac. 5. Steph. Byz. v. Teyvga). Verehrt wurde Leto meist gemeinsam mit 
Auf dem attischen Vorgebirge Zoocrjjg ver- ihren Kindern, auf diese Weise einen Drei- 
ehrten die Fischer von altersher Leto neben verein von Gottheiten bildend. Schwerlich 
Apollon und Artemis. Der Name des Ortes wird es ein Apollonheiligtum gegeben haben, 
liefs -die Fabel erfinden, dafs Leto hier einst wo man nicht auch seiner Mutter Verehrung 
ihren Gürtel abgelegt habe, um zu gebären 20 zollte. Ausdrücklich bezeugt ist die gemein- 
(Paus. 1, 31, 1. JEtym. M. 414, 20. Steph. Byz. same Verehrung mit Apollon oder Artemis in 
v. Z<ogt»5<> und Tsyvgu. Hesych. v. Zoofirjjg). Athen (C.I.A. 3, 376 legsta A-qxovg uai. 'Ag- 
Auch einen kleinen See zeigte man, wie auf xspiäog. Demosth. in Mid. 52 p. 531). Auf dem 
Delos, in welchem Leto gebadet haben sollte. Vorgebirge Zoster opferten besonders die 
kai einen anderen unbestimmten, wohl atti- Fischer auf den Altären der drei Gottheiten 
sehen Geburtsort bezog sich die Erzählung (Paus. 1, 31, 1. Steph. Byz. s. v.), in Delion 
des Sokrates von Kos fr. 16 : Leto legte ihre (Paus. 9, 20, 1 Statuen der Leto und Artemis), 
Kinder (auf dem Hymettos ?) nieder. Sie wurden auf dem Berge Ptoon in Böotien (Schol. Lyk. 
von Hunden geraubt und von Hirten"der Mutter 365; vgl. Flut. Pelop. 16), in Tanagra (Paus. 
zurückgebracht. Diese Fabel ging vom Bei- so 9, 22, 1 Tempel des Apollon, der Artemis und 
namen des hymettischen Apollon Kvvvsiog(s. d.) Leto), Delphoi (C. I. G. 1688 Schwurformel 
' Hundsapollon ' aus. Die Epitheta Apollons im Amphiktyonengesetz naxa. xov 'Anöllcovog 
Avxeiog, Avnoyivrjg oder Avxrjysvtjg führten den xov IIv&iov xcä rag Aaxovg jtai. tag 'Agräpixog, 
akademischen Philosophen Hagnon und andere Aeschin. Gtesiph. 108 ff. Jeder Frevler gegen das 
darauf, die Geburt nach Lykien zu verlegen Heiligtum verfällt xm 'A. rä IIv&Cw xal'AQTspidt 
(Schol. /J101. Semos bei Steph. Byz. v. Ttyvga. nul Ar\xol xal 'A&rjvä Hoovolu, Bull. Corr. Hell. 
Etym. M. 767, 54. Hesyeh. v. Avurjysvii). Ins- 5, 164 = Dittenberger, Syll. 233 Stieropfer an 
besondere galt in Lykien als Geburtsstätte des Apollon, Artemis, Leto), Abai (Paus. 10, 
Apollon und der Artemis die Stadt Araxa 33, 4 Tempel mit ehernen Standbildern der 
(Benndorf, Reisen in Lykien S. 76). Von der Ge- 40 drei Gottheiten), Mantineia (Paus. 8, 9, 1 
burt des Apollon in Delphoi wufste Naevius Doppeltempel des Asklepios und der Leto mit 
bei Macrob. Sat. 6,5,8 sanetus Delphis pro- ihren Kindern, Kultbilder von Praxiteles), auf 
gnatus Pythius Apollon. Als Ammen des Gottes dem Berge Lykone in Arkadien (Paus. 2, 24, 5 
galten daselbst die weissagenden Nymphen ®giai Tempel der Artemis Orthia mit Marmorbildern 
(Philoch. bei Zenob. 5, 75. C. Par. 1 p. 150). des Apollon, der Leto und Artemis, Polykleitos 
Auch am triphylischen Amphigeneia haftete zugeschrieben). Zahlreiche Inschriften bezeugen 
die Geburtssage (Steph. Byz. s. v.). Endlich die gemeinsame Verehrung auf Delos: Dedi- 
erhob das berühmte Artemisheiligtum zu Ephe- kationen an Apollon, Artemis, Leto C. I. G. 
sos den Anspruch, Geburtsstätte des Apollon 2280. 2282. 2284. Bull. Corr. Hell. 2, 399; 
und der Artemis gewesen zu sein. Durch- 50 3, 151. 156. 160. 161. 367. 373. 379. 381. 470; 
schnitten vom Flusse Kenchrios, in welchem 4, 217. 218; 6, 43. 44 (über die gemeinsamen 
Leto nach der Geburt gebadet haben sollte, Dedikationen im allgemeinen vgl. HomoTle ebd. 
lag hier ein Hain, wie Delos Orty gia genannt. 6, 142). Weihgeschenke an Leto allein C. I. G. 
In einem Adyton dieses Haines hatte, nach 2283. B. C. H. 6,29 (ein Siegelring mit Apollon- 
dem Glauben der Ephesier, die Geburt statt- bild). In einer Abrechnung wird aufgeführt 
gefunden. Auch ein heiliger OlbaVim wurde Holz für die Altäre von Apollon, Artemis, 
gezeigt, an den sich die. Göttin gehalten oder Leto, Zeus Soter, Athena Soteira. [Mehrere 
unter dem sie nach der Geburt geruht hatte. Inschriften bezeugen die gemeinsame Ver- 
Ortygia, die Nymphe des Haines, hatte die ehrung von Artemis, Apollon und Leto für 
Neugeborenen gewartet. Man berief sich hier- 60 Euboia, 'Eqirjfi. ägz- 1892 Sp. 154 nr. 41. 42. 
für auf das Kultbild der Leto, ein Werk des Sp. 157—158 nr. 52. Sp. 160 nr. 54. 55. Drexler.] 
Skopas, welches die Göttin ein Skeptron tragend Auf L e s b o s sollte einst Achilleus den drei Gott- 
darstellte, neben ihr aber die Ortygia, auf heiten geopfert haben, um sich vom Morde des 
jedem Arm ein Kind haltend. Den Hain über- Thersites zu reinigen, wie in der Aithiopis er- 
ragte der Berg Splmissos, auf welchem während zählt war (Chrestom. des Proklos, Epic. Gr. Fr. 
der Geburt die Kureten (s. d.) gestanden und, ed. Kinkel p. 33). Dedikation Atjxol AgxifiiSi aus 
wie bei der Geburt des Zeus, einen lärmenden Halikarnassos (B. C. H. 4, 398). Der König 
Waffentanz ausgeführt hatten, um die eifer- Seleukos II. sendet Weihgeschenke an das 






1967 Leto (Kultorte) Leto (Kultorte) 1968 

Heiligtum des Apollon von Didyma bei Milet, der angeblich in der Höhle befindlichen das 
darunter eine Phiale an die Leto (C. I. G. 2852 Voropfer, sie fiv X Ca benennend. Plutarch in 
T oi«^ W 11 - 1 ™)- ^ den Bundesverträgen seiner verlorenen, im Auszuge bei Eusebios, 
der btädte auf Kreta erscheint Leto mit ihren Praep. evang. 3, 84 erhaltenen Schrift über die 
Kindern als Schwurgöttm {Gauer, Delectus* 116. platäische Dädalenfeier (Flut. Mor ed Dübner 
117. 121 = G. IG. 2554. 2555). In Eom 5 S. 18) fügte noch mehrere Theologumena 
opferte man Apollo, Latona und Diana an hinzu: einige behaupten, Antat MvvCa oder 
den Saecularspielen auf dem Marsfelde (Zosim. Nv%la sei Hera selbst, d. h. die Erde, deren 
2, 6, 2). Bilder der drei Gottheiten standen Schatten die Nacht (Nv%ia) oder die Ver- 
neben einander im palatinischen Tempel des 10 bergerin (Arirm) sei u. dergl m Wir fügen 
Apollo (Prop. .2 ,31), Latona ihre "Kinder hinzu, dafs Panofka (Gemmen mit Inschriften 
tragend, ein Werk des Euphranor, im Con- Taf. 4 nr. 40; vgl. Gl. G. 7361 d) eine Wiener 
cordiatempel (Phn. 34,77), Marmorbilder der Gemme veröffentlicht hat, einen Hahn dar- 
Latona und Diana beim Por-ticus der Octavia stellend mit der Umschrift AETO MVXI[A] 
(P/m 36, 34). Der Hahn war. nach Älian, Tiergesch. 4, 29 
indessen fehlte es der Leto auch nicht an das Lieblingstier der Leto, weil er ihr beim 
eigenen Heiligtümern. Ein A n zäov gab es Gebären beigestanden hatte. Man glaubte 
aufDelos. Aristoteles, Eth. Eud. c.l p. 1214 A nämlich, dafs der Hahn überhaupt den Ge- 
uberhefert den Spruch, der im Vorraum dieses bärenden zu einer leichten Geburt verhelfe 
Tempels angebracht war. An dieses Letoon so Einen Tempel hatte die Leto auch in der 
knüpfte sich folgende Legende (Semos von Delos kretischen Stadt Phaistos, wo ihr die Be- 
fr.8 bei Athen. 14 p. 614 A): Parmeniskos, ein wohner unter dem Namen Arjtä $vtiti Opfer 
vornehmer und sehr reicher Mann aus Meta- brachten. Die mythologische Veranlassung war 
pontion, war m die Höhle des Trophonios nach der siebenzehnten Verwandlungsgeschichte 
ninabgefahren und vermochte seitdem nicht des Antoninus Liberalis, die er dem Nikandros 
mehr zu lachen Das Orakel prophezeite, eine nacherzählt hat (Westermann, Mythoqr. p.217) 
Mutter werde ihm das Lachen wiedergeben, folgende: Galateia, die Tochter des Eurytios 
sie sollte er vorzüglich verehren. Lange konnte hatte in Phaistos Lampron, den Sohn des Pan- 
Parmemskos die verheifsene Hülfe nirgends dion, geheiratet. Als sie schwanger wurde 
fanden, bis er einst nach Delos kam und in 30 erklärte Lampron, wenn das Kind nicht männ- 
den iempel des Leto eintrat. Als er anstatt liehen Geschlechts sein werde so werde er 
eines schönen Bildes der Göttin, welches er es töten. In Abwesenheit ihres Mannes gebar 
zu beschauen hoffte, wider Erwarten ein un- aber Galateia eine Tochter, welche sie, um 
schönes Holzbild vor sich sah, konnte er sie zu retten, als Knaben aufzog und Leukippos 
sich nicht enthalten, laut aufzulachen. Da er- nannte. Als nun das Kind zu einer schönen 
kannte er den Sinn des Orakels und ehrte die Jungfrau erwuchs und sein Geschlecht sich 
Mutter Leto auf grofsartige Weise. Auch in nicht mehr verheimlichen liefs, begab sich 
Arg os gab es em eigenes Letoon mit einem die Mutter voll Angst in den Tempel der 
von Praxiteles gefertigten Bilde. Neben diesem Leto und flehte zu dieser, sie möchte das 
stand emBüd der Chloris, deren früherer Name 40 Mädchen in einen Jüngling verwandeln Die 
Meliboia gewesen sein soUte und die man für Göttin gab dem inbrünstigen Flehen aus Mit- 
die einzige am Leben gebliebene Tochter der leid nach und vollzog die Verwandlung Zur 
Niobe ausgab. Sie sollte nach der Legende Erinnerung daran, dafs die Leto der Jungfrau 
diesen Tempel gestiftet haben (Paus. 2, 21, 10). die männlichen Attribute hatte wachsen lassen 
ton Heiligtum der Leto gab es ferner in dem (jj«s fyvee MÖscc zjj k 6q V ), opferten nachher 
£ P 7 Z chen A , m V^igeneia, (Strabon 8 V /3M. die Phaistier ihr als «W& und nannten das 
Meph. Byz v. A^iyivna) und bei der Stadt Opferfest 'EhSvgici, weil das Mädchen nach 
Lete in Makedonien iJSteph. Byz. m. Arjtr,). In ihrer Verwandlung das Gewand ausgezogen 
einer merkwürdigen Verbindung mit dem Kulte hatte (i&Sv). Vor jeder Hochzeit wurde es 
der Mera stand die Leto in Plataiai. unter 50 aufserdem Brauch, dafs die Bräute vor dem 
dem Beinamen Mv%iu oder Nv%ia galt sie Bilde des Leukippos schliefen 
nämlich hier als Altar- und Tempelgenossin Die Erzählung des Antoninus Liberalis ist 
(ojtoftofuos xui^ Bvvvaog) ihrer Nebenbuhlerin, von nicht geringem Wert für die Erkenntnis 
sodals bei den Heraopfern an den Daidalen ihr des Wesens der Leto. Der Kultname QvzU 
das Voropfer gebracht wurde. Die mythologische 'die Zeugerin, Hervorbringerin' kann natürlich 
Begründung war folgende: Zeus hatte die nicht einer einzelnen Begebenheit entstammen 
jugendliche auf Euboia aufwachsende Hera sondern bringt offenbar eine allgemeine Funk- 
geraubt und sich mit ihr in einer Kluft (fiv X ög) tion der Göttin zum Ausdruck. Diese Ver- 
des Kithairon verborgen Die Erzieherin der mutung wird über jeden Zweifel erhoben durch 
beraubten die Nymphe Makns, kam auf der 60 die Anrufung Aara plv dotr, Aura ^ovgotgömog 
buche an diesen Ort und wollte in die Höhle v^iv Bvt^vCav im theokritischen Hochzeits- 
emtreten Der König Kithairon, welcher am liede auf die Helena (Theokr. 18, 50) Diese 
Umgang Wache hielt, gab, um sie am Eintritt Worte lassen sicher voraussetzen, dafs Leto 
zu hindern, vor Zeus habe sich dorthin mit nach verbreitetem Glauben als besondere Ge- 
seiner tremahlin Leto zurückgezogen und dürfe währerin des Kindersegens galt, was sich mit 
auf keinen Fall gestört werden. So entkam jenem Kultnamen <3Wo: durchaus deckt Be- ' 
Hera der Verfolgerin, und aus Dankbarkeit stand also darin eine der wichtigsten Funk- 
weihte sie ihrer mittelbaren Retterin Leto, tionen der Leto, so fällt auch ein gewisses 



•• M tm* . m*i 4m ,. 



1969 Leto (Bedeutung) Leto (Bedeutung) - 1970 

Licht auf ihre im Mythus so stark hervor- sammenstellung mit Xi^&co, XavQ-dva,, lateo ist 
gehobene Rolle als Mutter. Für den Kinder- aus sprachlichen Gründen für unmöglich er- 
segen entscheidend ist aufser einer fruchtbaren achtet worden (Curtius, Grdz d qr Etym 6 120) 
Zeugung auch dafs das Kind durch eine vielleicht mit Unrecht. Sachlich hat sie nicht 
schnelle und glückliche Geburt gesund und die geringste Stütze, es sei denn der übrigens 
lebend zur Welt kommt. Nicht ohne Grund selbst noch aufzuklärende Name NvrCa. Diese 
war deshalb im dehschen Kult und Mythus Form ist offenbar eine rein lautliche Variante 
die üileitnyia zu Leto m nahe Beziehung ge- znMvxiu, kann also schwerlich die 'Nachtliche' 
setzt, die Beschleunigerm des Kreifsens', wie bedeuten. Ältere Etymologen als Plutarch waren 
siclv das Wort MXu&via unschwer erklären 10 Plato (Kratylos p. 406 A) und Aristoteles bei 
läfst (aus *&vi« zu &sm, &oog, &oafr, »vm Tzetzes zu «9. Ersterer erklärte A n zt6 gleich- 
em schnelle Bewegung setzen' und *säse- sam für Aetrj&oS von Xswg 'sanft, milde', dieser, 
Windung, drehende Bewegung' zu IXXco, llvy- , wie auch Plato an zweiter Stelle und Aristarch, 
V vg,^av(o, etUeoco u. s. w.). Der Stillstand von Xä 'wollen', die allen Bitten gegenüber 
der krebsenden Bewegungen der Gebärerin ist Willige. In neuerer Zeit hat Döderlein, Homer. 
die häufigste Ursache der Totgeburten. Neben Gloss. nr. 96 die Herleitung von dXdoßoci, dtf- 
ae rEd el th y ia deren Ersche men auf Delos die zrjg n. s. w. vorgeschlagen, mit Berufung auf 
L°Ii C h « Geburt beschleunigt, läfst der das berühmte Umherirren der Leto. Indessen 
Mythus auch die Geburtshelferin Artemis zum erscheint die Etymologie nach den Gegen- 
ersten Male hier m Thätigkeit treten. Als 20 gründen Schweizer - Sidlers , Kuhns Z. 27 68 
ein ähnliches hulfreiches Wesen ist auch die lautlich unhaltbar. Wir vermuten, dafs der 
ephesische Gefährtin der Leto, die 'OQzvyir, Name A n z<6, als einer Gewährerin des Kinder- 
\ ^f/. 111 .'1 an ™ s , ellen - „Das Lieblingstier segens, mit dem indoeuropäischen Thema le 
der Gottin ist endlich der Hahn, welcher nach zusammenhängt, welches u. a. durch skr U 
dem Volksglauben leichte Geburten bewirkte. und rä geben, gewähren, überlassen, asl. let%, 
Auf den Geburtsakt sollten vielleicht auch die jesti es steht frei, got. letan, lit. leidmi lassen 
phänischen Opfer E*§veia, die 'Herausziehe- lat. lassus, gr. Xdzqov, vielleicht auch XnCov, 
Opfer , einwirken. Welche Beziehung der an- vertreten ist und von Fick, Worterb. i 1,120 539 
drogyneLeukippos, dessen Bild («yortfi«) offen- unter die allgemeine Bedeutung 'geben, ge- 
bar im Heiligtum der Leto stand, zu ihr und 30 währen, überlassen [freilassen!' gebracht ist. 
™ he l™ de r Brautschlaf vor diesem Es ist natürlich, dafs die Göttin, zu welcher 
natte, laist sich natürlich schwer enträtseln. man um die Gewährung ehelicher Nachkommen- 
Man sollte meinen, dafs es sich um ein In- schaft flehte, nicht immer den erbetenen Segen 
kubationsorakel handelte und dafs somit Asv-n- spendete, sondern im Gegenteil auch die Ur- 
WTTrosJder 'Ersuchter' mit gleichem Suffix heberin von Kinderlosigkeit werden konnte 
wie aav&innos, Kvvutnog), der Sohn des 'Er- Von dieser verderblichen Seite zeigte sie sich 
leuchters Aa^ ?a ,v, ein prophetisches Wesen z. B. in dem berühmten Mythus von der Niobe, 
war wie leiresias, der ebenfalls androgyne welche sie der Kinder beraubt. Auch eheliche 
Weissager. Hing es von dem doppelgeschlech- Unfruchtbarkeit und Fehlgeburten mögen ihr 
tagen Propheten der Leto ab, den Bräuten zu 40 zugeschrieben worden sein. Im Kult von Argos 
verkünden, ob sie Knaben oder Mädchen em- erscheint an ihrer Seite eine Dienerin oder 
plangen wurden? Erschien er ihnen vielleicht Gefährtin XXmQi'g, die Gelbe oder Blasse, auch 
im Iraume je nachdem als Mann oder Weib? MeXC$oiu genannt. Letzteres war auch eine 
Intubationen mögen einst auch in anderen Bezeichnung der Zerstörerin Persephone. Wir 
Heiligtümern der Leto üblich gewesen sein. denken an piXtog, was mit dXaög, aäzmog er- 
Aus ihnen erklart sich ungesucht der Name klärt wird und *ßoi- die vorauszusetzende Ab- 
lhrer Mutter $oißr , em durchaus mantischer lautung zu ß t - leben. Diese Nebengestalt der 
Name, und ihres Vaters, des 'Schläfers' Kotog. Leto wäre also ein Wesen, welehesdas Leben 
Diesem wenigen, was sich etwa über die vergeblich, nichtig machte. Nun kehrt genau 
b unktionen und das ursprüngliche Wesen der 50 die gleiche Wurzelvariation, wie in Mvvüc und 
Göttin Leto ausmachen läfst, widerstreitet die» Nv X Ca im lateinischen mug-inor neben nuq-ae 
übliche moderne Deutung, die, wie viele ihres- wieder. Wir dürfen also wohl in jenen alten 
gleichen, von einem wenig vertrauenswürdigen griechischen Worten, wie in den lateinischen 
Autor des spateren Altertums mit leichter Hand den Begriff des nichtigen, fruchtlosen Thuns 
in Umlauf gebracht, vermöge des Trägheits- voraussetzen, wie er auch in skr. moqha 'ver- 
gesetzes aus einem modernen Handbuch der geblich' und muh 'irre werden, fehlgehen 
Mythologie ins andere, von Natalis Comes bis mifsraten, fehlschlagen' hervortritt. Kenn- 
Preller, heruberwandert. Wir meinen die Her- zeichneten also jene Namen die Leto wahr- 
leitung des Namens Arjzca von X^&<o, Xav&dvm scheinlich als die Verursacherin von fehl- 
und, was sich daran knüpft, ihre Deutung als so gehender Zeugung und Geburt, so konnten 
die Verborgene, Dunkele .oder die Verbergerin, sie vermutlich in einer anderen Auslegung 
die Nacht Diese Deutung erecheint zuerst auch die 'Fehlgehende, Irrende' bezeichnen, 
bei Plutarch, JDatd. c. 3. 4, der sich auf den Hieraus denken wir uns die Erzählung von 
Kultnamen Nv X ta, beruft. Neuere Mythologen dem vergeblichen Irren der Leto entstanden, 
sehen meistens im Letomythus den feierlichen ein Zug, welcher sonst jeder verständlichen 
Gedanken ausgedruckt, .dafs die Nacht das Motivierung entbehrt 

Licht gebiert (vgl. Natal. Comes 3,17. Welcher, Die griechische Göttin Leto ist, wie wir 

Gr. G. 1, 513. Preller, Gr. M* 1, 191). Die Zu- zum Schlufs erwähnen, im Auslande mehreren 



1971 Leto in der Kunst Leto in der Kunst 1972 

Fremdgottheiten angeglichen worden. Herodot wenig Gelegenheit gehabt, die Göttin ge- 

2 , 155 ff. bezeichnete bereits mit Ar\zä eine trennt von ihren Kindern oder aufserhalb eines 

ägyptische Göttin, welche in der Stadt gröfseren Göttervereines darzustellen In der 

Bootco, von anderen Autoren Arjtovg nöXig älteren Zeit ist das „formlose" Holzbild des 

genannt, an der sebennitischen Nilmündung delischen Letoons das einzige ausdrücklich er- 

emen Tempel mit einem Orakel besafs. (Vgl. wähnte Beispiel (Semos fr. 8); ein ähnlich pri- 

Brugsch Bei u. Myth. d. Agypt. 326 ff.) Auch mitives wird man sich auf Grund von Strabon 

Apollon fand sich daselbst im Horos, Artemis 14 p. 640 im ephesischen Ortygia zu denken 

in der Bubastis wieder. Da beide als Kinder haben; sonst sind nur aus dem 4. Jahrhundert 
des üsins (Dionysos) und der Isis (Demeter) 10 dem die meisten Letodarstellungen namhafter 

galten, so konnte Leto hier in Ägypten nicht Künstler angehören, zwei sichere Einzelbilder 

Mutter beider sein. Man betrachtete sie als bekannt: das von Praxiteles gearbeitete Kult- 

lhre Amme (Herod. 2, 156. Flut. Is. Osvr. 38. bild im Letoon von Argos (Paus. 2, 21, 9) und 

Strabon 17, 802 u. a.; siehe Buto). Auch auf ein später nach Rom gebrachtes Werk seines 

ägyptisch - griechischen Inschriften wird die Sohnes Kephisodotos (Plin. 36, 24 das wohl 

Leto genannt G. I. G. 4700, die Sphinx als ausAttika stammte, übrigens aus einer Gruppe 

jrpocrjtoiosderLeto, ebd. 5039, auf emerinNubien herausgerissen sein konnte. Das praxiteliache 

gefundenen Inschrift ist Leto Mutter des viel- Werk wird uns veranschaulicht durch verschie- 

namigen Gottes Manduhs. Der ägyptischen dene Münzbilder von Argos (Imhoof- Gardner 
Leto war das Ichneumon heilig (Alian, Tier- so Journ. of Rell.Stud. 6 S. 87 mit Taf K36— 38)' 

geschickte 10, 47) [welches sich auf den Münzen deren eines (abgeb. OverbecJc, Plastik 2 4 S 44a) 

des Nomos Letopolites dargestellt findet, J. de das Bild in eine Tempelfaeade setzt und damit 

Mouge Monn., des nomes de l'Egypte p. 66. als Nachbildung eines Kultbildes sichert. Die 

ieuardent L Egypte ane. 2 p. 327 f. St. Poole, nicht in allen Zügen übereinstimmenden Typen 

tat. of the coms of Alexandria and the nomes lassen mit Sicherheit folgendes erschliefsen 

p. 345. Drexler.]; von ihrer Verwandlung in Die Göttin, im Schmucke langer Locken und 

eine Spitzmaus (iivyaXij) berichtet Antonmus wie es scheint, unbedeckten Hauptes trug 

Ltberahs 28 Weit verbreitet war der Name einen Chiton mit gegürtetem Überschlag; den 

der Leto als hellenistische Benennung einer rechten Arm erhebend (mit Fächer oder Scep- 
grofsen Gottin bei den Völkern Kleinasiens. 80 ter?), den linken Unterarm leicht aufgestützt, 

bie wurde als 'Mutter' angerufen, anstatt der stand sie in der schönen, schwungvollen Hal- 

Leto häufig auch der Artemis gleichgesetzt. tung da, die Praxiteles seinen Gestalten zu 

Als ihr Sohn und Kultgenosse erscheint ein geben liebte, und blickte herab zu der ver- 

emheimischer, dem Apollon gleichgesetzter mutlich aufblickenden Chloris, durch deren 

Gott, m Dionysopolis am Mäander und Um- Figur zugleich die Stütze des 1. Armes der 

gegend als AitoXXmv, AaiQpsvög oder Aaigßsvög Göttin fast ganz verdeckt war. Die Kompo- 

(s. d.) bezeichnet, auch Men, Sozon, Sabazios sition spricht für Marmor, 

genannt (Hogarth, Apollo Lermenus, Jowrn. of Für Megara arbeitete Praxiteles eine Gruppe 

ReU. Stud. 1887 p. 376 ff. Eamsay, Artemis- der „Leto und ihrer Kinder", die neben der 
Leto and Apollo Lairbenos, ebd. 1889 p. 21 6 ff.). 40 Kultgruppe derselben Gottheiten im Tempel 

Die Verehrungsstätten der Artemis-Leto reichen des Apollon Prostaterios stand (Paus 1 44 2)- 

von Perga an der pamphylischen Küste bis die Beschreibung ('AnölXav . . &iag «|ios 

Dionysopolis und Satala im Norden und Ephe- *al "Agrepig xal Anrä, *al aXXa dyäXu,arä satt, 

sos im Westen (eine vollständige Topographie ngafrrsXovg noifaavzog A n zm xai of naCSsg) 

dieses Kultes hat Barmay in dem Aufsatz läfst die Möglichkeit offen, dafs im Gegensatz 

Antia. of S. Phrygia im Amer.' Journ. Arch. zu den nur äufserlich verbundenen drei'Kult- 

1887 gegeben). Selbst der ephesische Kult statuen das praxitelische Werk Mutter und 

der Artemis war zweifellos ein frühzeitig hei- Kinder in innigerer Wechselbeziehung etwa 

lenisierter asiatischer Dienst. Der frühen Kultur- die neugeborenen Kinder auf den Armen der 

Verbindung mit den Hellenen verdankte auch 50 Leto, darstellte. So würde die Gruppe an die 

Lykien den Namen des Apollon und der Leto skopasische in Ephesos erinnern, wo Leto sich 

An der Küste gegenüber Rhodos nennt Stra- feierlich auf das Scepter stützte, während Or- 

bon 14, 651. 652 zweimal einen Letohain (Arj- tygia als Wärterin die Kinder auf den Armen 

Tcpov aXaog). Am Flusse Santhos in der Nähe hielt (Strab. 14 p. 640), eine anscheinend wenig 

der gleichnamigen Stadt war ein berühmtes glückliche Komposition, die sich wohl so er- 

Letoon (Strabon 14, 665). Die lykische Leto klärt, dafs die von Strabon erwähnten alten 

war eine Beschützerin der Gräber, jeder Schä- Kultbilder wenigstens in der Gesamtanlage für 

diger wird für sündig vor Leto erklärt oder die jüngeren maßgebend blieben, 

mit ihrer Rache bedroht, auf Inschriften von Sonst finden wir die kleinen Kinder auf den 

Pinara (0. 1. G. 4256), Patara (4300 h) und Myra 60 Armen der Leto in einigen interessanten Dar- 

(4303. 4303 e )• Stellungen der einzigen Scene, in der die Mutter, 

Die Mythen von Niobe und Tityos sind in wenn nicht dem Gedanken nach, so doch ma- 

besonderen Artikeln behandelt, die zu ver- teriell die Hauptperson ist, der Erlegung 

gleichen sind. Vgl. auch Letun. [Enmann.] des Python durch den kleinen Apollon oder 

Leto in der Kunst b ? ide ß escnwister - Die frühesten Darstellungen 

. ,, , ■, ' dieses Mythos begegnen uns etwa gleichzeitig 

Wie wir von selbständigen Heiligtümern in einem streng-rotiigurigen Vasenbild (Abb. 1) 

der Leto selten hören, so hat auch die Kunst das nur aus einer Tischbeinschen Zeichnung be- 



X 



1973 



Leto in der Kunst 



Leto in der Kunst 



1974 



kannt ist (oft abgebildet, z. B. Lenormant-de 
Witte, El. ceramogr. 2, 1. Müller-Wieseler 2, 13, 
144), auf einer s.-f. Lekythos (El. ce'ram. 2, 1 A), 




1) Leto mit den Zwillingen flieht vor dem Python (rotflg. 
Vasenbild nach Müller- Wieseler, Denkm. 2, 13, 144) 

jenes verwahrlosten Stils, den die im mara- 
thonischen Soros entdeckten aufweisen, und 
einer flüchtigen r.-f. Lekythos (Berlin 2212; 




50 



2) Marmorstatnette im Museo Torlonia (nach 
Overbeck, Plastik 2' S. 117, Kg. 172 a). 

abgeb. Overbeck, Eunstmyth. Apollon S. 378). 
Ersteres zeigt Leto fliehend, während sie im 
s.-f. Bild dem Drachen zugewandt steht, auf 



der r.-f. Lekythos ihm sogar entgegeneilt; 
man wird darnach annehmen dürfen, dafs die 
Lekythoi einen noch im 6. Jahrhundert erfun- 
denen Typus wiederholen bezw. abwandeln, 
während uns in dem Tischbeinsehen Bild 
eine neue, viel geschicktere Erfindung deB 
5. Jahrhunderts entgegentritt. Von beson- 
derer "Wichtigkeit ist es, dafs der neue 
Typus auch in einem statuarischen Werke 
wiederkehrt, einer vielleicht bronzenen Sta- 
tuette, von der uns zwei Marmorkopieen 
erhalten sind, eine leidlich ergänzte, die den 
Eindruck des Originals in den Hauptzügen 
zur Geltung bringen mag, dafür aber sti- 
listischer Treue entbehrt, und eine uner- 
gänzt gebliebene, die etwa auf der Stilstufe 
der olympischen Giebelskulpturen steht, beide 
publiciert von Schreiber, Apollon Pytholctonos 
Taf. 1, der unter Zustimmung von Overbeck 
(Plastik 2 3 S. 87. iKunstmyth. Apollon S. 371 
und noch Plastik 2 4 S. 117) diese Werke auf 
die Latona puerpera des Euphranor zurück- 
führen wollte. Dafs das unmöglich ist, hat 
neuerdings Beisch ausgeführt (Ein vermeintl. 
Werk des Euphranor im Festgruß aus Inns- 
bruck an die Wien. 
Philologenversamml.) , 
dessen eigene These, 
dafs eine in Delphi 
) angeblich genau auf 
dem Schauplatz des 
mythischen Vorgangs 
aufgestellte Erzfigur 
(Elearch von Soloi, F. 
B. Gr. 2 fr. 318) das 
Original der beiden 
marmornen sei, sehr 
ansprechend , aber 
doch nicht genügend 
) begründet ist. Jenes 
frisch erfundene, wohl 
etwas derbe Werk des 5. Jahrhunderts ist 
in der Kaiserzeit wieder zu Ehren gekommen, 
indem sein Typus für Münzen verschiedener 
kleinasiatischer Kultstätten der Letoiden und 
ihrer Mutter verwendet wurde; vgl. Schreiber, 
Apollon Pythokt. S. 79 ff. mit Taf. 2 und 
Overbeck, Apollon S. 373 f. mit Münztafel 5, 
17—20; auch auf einem Grabstein des Museo 
Chiaramonti (abgebildet Müller - Wieseler 2, 
880) kehrt der alte Typus wieder, und von 
einem Terracottahochrelief gleichen Gegen- 
standes und gleicher Komposition hat sich 
der auf der 1. Hand der Mutter sitzende Apol- 
lon (ohne Kopf, h. 0,41) erhalten (Museum von 
Arezzo). Die 'Latona puerpera Apollinem et 
Dianam infantis sustinens' des Euphranor, die 
nach Rom in den Tempel der Concordia ge- 
bracht worden war, jenem Werk des 5. Jahr- 
hunderts verwandt zu denken, liegt kein Grund 
vor, wahrscheinlicher (Beisch S. 30 ff.) stand die 
Göttin, mit den Kindern auf den Armen, ruhig 
da. Vereinzelt steht in der hellenistischen 
Epoche (Mitte des 2. Jahrhunderts) das kyzi- 
kenische Stylopinakion ( Anth. 3, 7), das ebenso 
wie ein etruskischer Spiegel (Gerhard, Spiegel 
4, 291 A) beide Geschwister das Ungeheuer 
erschiefsen läfst. Ein Relief von Gelduba am 




3) Münze von Ephesos, ge- 
prägt unter Hadrian (nach 
Overbeck, Plastik 2 a S. 117 
»ig. 172 b). 



1975 



Leto in der Kunst 



Leto in der Kunst 



1976 



Ehein (in Berlin; Schreiber S. 94) kann nicht 
mit Sicherheit auf Leto bezogen werden; doch 
stammt gewifs aus einer Letodarstellung, die 
der von Klearch berichteten Version und damit 
dem delphischen Bronzewerk folgte, der be- 
sondere Zug, dafs die vom Drachen bedrohte 
Göttin auf einem Steine steht. 

Die wenigen Darstellungen der von Ti- 
tyos bedrohten und von Apollon oder von 



für schwer denkbar hält (Jahrb. a. a. 0. S. 221 
Anm. 6). Im rechten Drittel desselben Reliefs 
ist, im einzelnen nicht ganz klar, dargestellt, 
wie Iris die Hülfe der Eileithyia anruft, wäh- 
hrend in der Mittelscene die feierlich gewan- 
dete, sceptertragende Leto in Gegenwart der 
Athena das Zwillingspaar dem Vater vorführt. 
Weitaus die häufigsten, wenn auch, mit 
wenigen Ausnahmen, nicht die charakteristisch- 



diesem im Verein mit Artemis gerächten Leto 10 sten Letodarstellungen zeigen die Göttin im 



werden unter Tityos besprochen werden. 

Aus späten Monumenten ersehen wir, dafs 
auch die irrende Leto, die dank der Hülfe 
des Poseidon endlich Unterkunft findet, dar- 
gestellt worden ist, schwerlich allerdings vor 
der hellenistischen Zeit. Ein Mosaik von Portus 
Magnus in Algier {Jahrb. d. Inst. 5 Taf. 5 und 



Dreiverein mit Apollon und Artemis, 
Vor allem sind dies eine grofse Anzahl s. -f. 
Vasenbilder, in denen Leto ohne besondere 
Kennzeichen erscheint, von gewöhnlichen Füll- 
figuren also nicht zu unterscheiden wäre, wenn 
nicht die Nachbarschaft ihrer Kinder die Be- 
nennung sicherte. Eine Aufzählung solcher 
Bilder ist zwecklos; es genügt auf die 
Kataloge der gröfseren Sammlungen zu 
verweisen und als inschriftlich gesicher- 
tes Beispiel das Vasenbild mit dem 
Lieblingsnamen Pasikles (Würzburg 3, 
86 ; Klein, Vasen mit Lieblingsinsehrißen 
S. 19; abgeb. Gerhard, A. V. 1, 25. El. 
ceram. 2, 23 B) und A. V. 20. 21. El. 
ceram. 2, 50 (Leto vor dem Wagen, den 
Apollon besteigt) zu nennen. Die ein- 
zigen charakteristischen Züge, die schon 
in diesen allgemein gehaltenen Typen 
auftauchen, sind das schleierartig um- 
genommene Himation (A. V. 1, 26. El. 
ceram. 2, 27. A. V. 1, 20/21), und die 
stattliche Krone (A. V. 1, 26. El. ceram. 
2, 36 B), und diese beiden Züge sind es, 
die von der neuen r.-f. Technik über- 
nommen und weitergebildet werden: die 
Krone wird zum einfacheren, manch- 
mal mit Zacken verzierten Reif (A. 
V. 1, 28 [nicht unverdächtig]; vgl. 
die Tityosbilder Overbeck, Atlas 23, 
3 — 5. 6. 7), das über den Hinterkopf 
gezogene Himation wird auch durch 
einen besonderen Schleier ersetzt (A. 
V. 1, 28 und unter den angeführten 
Tityosbildern 7). Vereinzelte Attribute 
sind daneben Zweig und Schale (El. 
ceram. 2,24. 26. 36. 36 A. Mon. d. Inst. 
9, 17) oder Kanne (El. ceram. 2, 33. 34). 
In der jüngeren Vasenmalerei wird Leto 
S. 216) zeigt in schlagender Übereinstimmung 50 auch in diesem engeren Kreise immer mehr 




fc2_ük 



4) Leto mit Apollon und Artemis, "Weihrelief des Sohnes des 
Bakchios (nach Overbeck, Atlas 20, 16). 



mit Hygin fab. 140 (s. Sp. 1960) den mit dem 
1. Bein niederknieenden geflügelten Boreas, von 
dessen Schultern Leto zu der schwimmenden 
Ortygia, die jener den 1. Arm hinstreckt, herab- 
steigen soll, während Poseidon mit dem Drei- 
zack die Pythonschlange bedroht. Durch diese 
von Bobert a. a. O. ausgeführte Deutung wird 
auch die von demselben Gelehrten gegebene 
Erklärung eines Sarkophagdeckelreliefs in Villa 



Nebenfigur; Erwähnung verdient Berlin 2641. 
El. ceram. 2, 44. In der grofsen Kunst hören wir 
von Darstellungen dieses Dreivereins im 6. und 
5. Jahrhundert wenig Sicheres; doch wird man 
die von den Thessalern' nach Abai geweihten 
Bilder (Herod. 8, 27) mit den ög&ä ayaX^ra 
bei Pausanias 10, 13, 7 gleichsetzen (vgl. Sauer, 
Statuar. Gruppe Anm. 105 und über die Zeit 
der Weihung ebd. Anm. 63) und die Gold- 



Borghese bestätigt (abgeb. Arch. Zeit. 1869 60 elfenbeinbilder im Heraion zu Olympia (Paus. 



Taf. 16. Bobert, Hermes 22 S. 460 ff.), aller- 
dings nur, wenn man auch dort die von dem 
Riesen getragene vollgewandete Figur Leto, 
das fast unbekleidete, schreitende Weib, nach 
dem jene bittend die Hände ausstreckt, Or- 
tygia nennt, was Bobert, hauptsächlich weil 
der Riese hier ungeflügelt erscheint, also eher 
ein Meerwesen als einen Windgott vorstelle, 



4, 17, 3) als ursprünglich zusammengehörige 
Werke spätestens des 5. Jahrhunderts (sg zu 
(läXiata äQ%o>ia, Paus.) betrachten dürfen, die 
bei der neuen Aufstellung im Heraion wie 
andere lose verbundene altertümliche Figuren- 
komplexe auseinandergerissen wurden. In die 
zweite Hälfte des 5. Jahrhunderts gehört die 
östliche Giebelgruppe des delphischen Apollon- 



1977 Leto in der Kunst Leto in der Knnst 1978 

tempels, in der Praxias, ein Schüler des Ka- Gattung von Darstellungen des göttlichen Drei- 
lamis Artemis Leto, Apollon und die Musen Vereines : die Kitharödenreliefe (Overbeck,Kunst- 
darste'llte (Paus. 10, 19, 4). Aus derselben oder myih. Apollon S. 259 ff.). Auf die Frage, wann 
nur wenig, späterer Zeit sind einige Weihreliefe das Vorbild dieser stilmischenden Monumente 
erhalten, die Leto mit ihren Kindern darstellen, entstanden sei, ist eine befriedigende Antwort 
das vom Sohne eines Bakchios geweihte (s. bisher nicht gegeben; jedenfalls scheint die 
Abb 4) dessen Letofigur allerdings keine freie Annahme ausgeschlossen , dafs die wesent- 
Sehöpfüng ist, sondern sich an Demetertypen liehen Züge der Darstellung in einem archa- 
(vgl das grofse eleusinische Relief, Schöne, Gr. ischen Bildwerke gegeben gewesen und nur 
Reliefs hl, München Glypt. 85) anlehnt, ein 10 nach hellenistischem oder römischem Zeit- 
jüngst nach Dresden gelangtes „kitharodisches" geschmack umgebildet worden seien {Betseh, 
Relief (Arch. Am. 1894 S. 26), von dessen Gr. Weihgesch. S. 26 f. Herrmann, Arch. Ann. 
Leto Ähnliches zu gelten scheint, und das 1894 S. 27). Vielmehr ist im AnschluTs an ar- 
jüngere Baraccosche, in dem Leto ganz schlicht chaische Prozessionsdarstellungen und mit Be- 
und schmucklos erscheint, wie sie, neben ihren nutzung der archaistischen Modetypen eine neue, 
stehenden Kindern auf einem Felsen (schwer- relativ selbständige Kompoaitiongeschaffenwor- 
lich Omphalos) sitzend, das Gebet der Weihen- den, deren Göttergestalten innerlich jenen des 
den anhört, Collect. Baracco Taf. 80; S.41 (Ba- 4. Jahrhunderts verwandt waren. So vertritt 
raeco). Bedeutende Darstellungen des Apollon auch die Leto dieser Reliefe, eine feierliche 
mit Mutter und Schwester mufs die Kunst des 20 Gestalt in hochgegürtetem Chiton mit Diploi- 
4 Jahrhunderts geschaffen haben. Praxiteles, dion, mit schleierähnlich verwendetem Hima- 
und zwar sicher der jüngere (vgl. jetzt Over- tion, Krone und Scepter — die langen Schulter- 
beek Plastik^ S. 61), schuf die Kultgruppe locken sind ein archaisierender Zug— , die Typik 
im Letoon zu Mantineia, Leto zwischen ihren der Letobilder des 4. Jahrhunderts, mit denen 
hier gewifs erwachsenen Kindern {Paus. 8, 9, 1), die Gestaltung des Ideals dieser Göttin im 
und das schon erwähnte Weihgeschenk, eine wesentlichen vollendet war. — Zwei etrus- 
Gruppe der Leto mit ihren (kleineu oder er- kische Werke, die Townleysche Ciste (Ver- 
wachsenen?) Kindern im Tempel des Apollon hard, Spiegel 1, 15/16: Leto legt die R. auf 
Prostaterios zu Megara. Von Polyklet, wahr- Apollons Schulter) und ein Spiegel (Gerhard 
scheinlich dem jüngeren, war die Marmor- 30 1, 77: Letun (s. d.) in derselben Haltung, aber 
gruppe der drei Gottheiten auf dem Berge etruskischem Geschmack zuliebe mit nacktem 
Lykone bei Tegea {Paus. 2, 24, 5). Die Leto Oberkörper) knüpfen an Letotypen des 5. oder 
des jüngeren Kephisodot, die mit dem Apollon 4. Jahrhunderts an. 

des Skopas und der Artemis des Timotheos Auch sonst erscheint Leto oft mit ihren 
in dem von Augustus gegründeten palatini- Kindern vereint als Zeugin ihrer Thaten. In 
sehen Apollotempel stand {Plin. 36, 24. Prop. erster Linie kommen hier die Darstellungen 
3 28 151'.), stammte gewifs aus Attika, ob aus der Niobesage m Betracht, deren älteste 
einer Gruppe bleibt ungewifs. Unbekannt sind ein s.-f. attisches Vasenbild (Ant. Benkm. 1, 22. 
Künstler und Entstehungszeit der Gruppe von Löscheke, Jahrb. 2 S. 275) ist. In den Niobiden- 
Delion {Paus. 9, 20, 1; Apollon ist nicht ge- 40 vasen des 5. Jahrhunderts fehlt Leto; umso wicn- 
nannt durfte aber nicht fehlen) und der in tiger ist das Zeugnis eines Gemäldes viel späterer 
der Po'rticus der Octavia aufgestellten Marmor- Zeit, das ein höchst bedeutendes Letobild des 
gruppe die, wie der delphische Tempelgiebel, 5. Jahrhunderts wiederholt. Das auf Marmor ge- 
die drei Gottheiten mit den Musen vereinigte malte herkulanensische Bild des Alexandros von 
(Plin. 36, 34; das item bezieht sich auf den Athen (Heibig, Wandgemälde 170 b ) — die In- 
Aufstellungsort, nicht auf den zuvor genannten schrift nennt den Kopisten, nicht den Meister 
Künstler Philiskos). Besser als die Münze von des Originales^ — zeigt aufser zwei Knöchel- 
Mecara, die man mit der dortigen praxite- Spielerinnen ('Aylairi und 'lliaiQa) eine aus- 
lischen ' Gruppe ohne genügenden Grund in drucksvolle Gruppe dreier Frauen: die statt- 
Zusammenhang bringt (Overbeck, Kunstmyth. 50 lichste (AHTß) steht, die Arme vor die Brust 
Apollon Münztafel 5, 3), da sie die" Kultgruppe gelegt, mit geneigtem Haupte da; nach ihrer 
des Prostateriostempels wiedergeben kann, giebt Rechten greift mit der Rechten, wahrend die 
uns von den feierlichen Gruppen des 4. Jahr- Linke in gleicher Richtung ausgestreckt ist, 
hunderts eine Vorstellung das Relief einer Mar- NIOBH , die in ziemlich starrer Haltung m 
morbasis von Sorrent (Rom. Mut. 4 Taf. 10 a), vollem Profil n. 1. erscheint. Von rechts end- 
mit dem sich ein sehr zerstörtes Relief an einer lieh schreitet eifrig die jugendliche <POIBH 
Dreifufsbasis von Nabulos vergleichen läfst, wo heran , schiebt mit der Linken an Niobes 
die vom Pfeil durchbohrte Pythonschlange der linker Schulter und winkt (nicht weist) über 
durchaus ruhigen Göttergruppe ganz äufserlich die rechte Schulter jener hinweg der Leto. 
beigefügt ist (Ztschr. d. dtsch. Palästinavereins 60 Stil, Komposition, Stimmung und die iorm 
7 Taf 3 S 136 [Schreiber]). Die thronende der Inschriften beweisen, dafs Alexandros ein 
Göttin in dem von Schreiber, Bull. Com. di Born. Gemälde oder ein Stück eines Gemäldes aus 
1891 Taf 11 (Una sacra conversazione S. 3) dem polygnotiBchen Kreise kopierte, das emen 
publicierten Reüef ist schwerlich Leto, da das Zwist zwischen Leto und Niobe und den Ver- 
Relief sich auf den Wettstreit zwischen Apollon such einer Versöhnung darstellte (vgl. Stark, 
und Marsyas bezieht und die Göttin zur Partei Niobe S. 158). Eine weitere hierher gehörige 
des Marsyas zu gehören scheint. Sonst giebt es Letodarstellung des 5. Jahrhunderts giebt ein 
aus späterer Zeit nur noch eine bedeutendere unediertes Relieffragment der Vüla Albani 



1979 



Leto in der Kunst 



Letoides 



1980 



(Fea-Morcelli- Visconti 118) wieder. Hier steht 
neben der forteilenden und schon in den Köcher 
greifenden, aber noch einmal zurückblickenden 
Artemis die imponierende Gestalt ihrer Mutter, 
die mit dem gehobenen r. und gesenkten 1. Arm 
den Mantel lüftet, sonst aber in Ruhe verharrt. 
Der Typus der Göttin entspricht ziemlich genau 
dem im Relief des Bakchiossohnes; die Dar- 
stellung im ganzen hat man sich ähnlich den 



Gegenwart der Mutter die Würde der Letoiden 
erhöht, so ist Leto zugegen beim Dreifufs- 
streit zwischen Apollon und Herakles (Erz- 
gruppe des Diyllos, Chionis und Amyklaios in 
Delphi, Paus. 10, 13, 7; Vase des Andokides 
Berlin 2159, Gargiulo, Baccoltä 101 ; meist nicht 
sicher zu benennen, vgl. Overbeck S. 395 ff.), 
beim Streit um Marpessa (Münchener Vase 
745; abgeb. Overbeck 26, 6), beim Wettkampf 



bekannten friesförmigen Niobidenreliefen vor- 10 zwischen Apollon und Marsyas (nur in 
zustellen, die auf den Thronschmuck des phi- späteren Vasenbildern, vgl. Overbeck S. 430. 
diasischen Zeus zurückgehen (vgl. über diese 435 und Atlas 24, 20; 25, 5, während 24, 25 

unsicher ist; auf Sarko- 
phagen ist die auf Apol- 
lons Seite, der Kybele 
gegenüber, thronende 
Göttin jedenfalls nicht 
Leto zu nennen [Over- 
beck S. 463 f.]). Bnd- 
lich begegnet sie uns 
zuweilen, wo eine 
gröfsere Götterver- 
sammlung aufgeboten 
wird: ein einziges Mal 
bei der Athenage- 
burt, und zwar in 
einer Darstellung der- 
selben, die pelopon- 
nesischer Typik folgt 
(Mm. d. Inst. 6, 56, 
6 ; vgl. Lö'schcke, Arch. 
Zeit. 1876 S. 110), fer- 
ner in der Götter- 
prozession der So- 

philosvase (Athen. 
Mitt. 14 Taf. 1; zur 
Deutung vgl. Stwi- 
nicska im Eranos 
Vinäobon. S. 233 ff.) 
und schliefslich in aus- 
führlichen Darstellun- 
gen der Giganto- 
ma c h i e , vielleicht 
schon in der Parthe- 
nonmetope Ost 10 
(Mayer, Giganten und 
Titanen S. 370; anders 
Robert, Arch. Zeit. 42 
S. 53), durch Namens- 
beischrift gesichert am 
grofsen pergameni- 
schen Altar (Mayer 
S.372. Puchstein,Sits.- 




5) Leto, Niobe, Phoibe, Aglaie, Hileaira, Marmorgemälde des Alexandras toh 
Athen (nach Photographie). 



jetzt Fttrtwängler, Meisterwerke S. 68f.). Ob 
die thronende Göttin auf der Jattaschen Nio- 
bidenvase (Stark, Niobe Taf. 2) Leto zu nennen 
sei, ist nicht ganz sicher ; Heydemann (Ber. d. 
Sachs. Gesellsch. 1875 S. 218) hat sich für diesen, 
Stark (Niobe S. 153), dem Bloch (Zuschauende 



Ber. d. Bert Ak. 1888 S. 1232 Taf. zqfS. 1242, 
unpubliciert), wo sie, zwischen ihren Kindern 
mächtig ausschreitend, die in der älteren Kunst 
ihr nie zukommende Fackel einem geflügelten, 
mit Vogelkrallen und Schlangenschweif aus- 
gerüsteten Giganten (Tityos nach Puchstein, 



Götter S. 17 f.) folgt, für den mir weniger wahr- 60 Sitmngsber. d. Berl. Akad. 1889 S 344, Alkyo 



scheinlichen Namen Hera entschieden; sicher 
ist Leto in der lieblichen Gruppe mit ihren 
noch unerwachsenen Kindern auf der Niobe- 
vase Neapel 3246, Ber. d. sächs. Gesellsch. 1875 
Taf. 4. Auf Niobidensarkophagen kommt Leto 
nicht vor. 

Der Rest der Letodarstellungen kann als 
ganz episodisch bezeichnet werden Da die 



neus nach Mayer, Arch. Zeit. 1885 S. 123, 5; 
beides sehr fraglich) ins Gesicht stöfst. Der 
Name Leto für die schleiertragende, mit 
2 Fackeln kämpfende Göttin, die neben Arte- 
mis in dem bekannten vatikanischen Relief 
(Müller -Wieseler 2, 848) erscheint, wird damit 
mindestens wahrscheinlich. [Sauer.] 
Letoides (Arjto'Cärjs) = Sohn der Leto, Etym. 



1981 Letois Leucetius 1982 

ifcf.166,9. Bekker,Anecd. 861, 9 = 1) Apollon, äol. Arjzmv (s. lat. Lätöna), auf einem clusini- 

(absolut) Hom. Hymn. Merc. 158. 263. 403. sehen Spiegel de_r. Sammlung Casn£cinL^Pa- 

608. 513. Anth. Pal. 9, 357. Plato lun. in leano); links vftn {Sfartumefs] = "Agre/iig und 

Anih. Pal. 9* 751. Paul. Silent. ebend. 7, 4. aplu = 'AnöXXmv, rechts fralna ( s. d.) ; s. Mus. 

Philipp. Thessal. ebend. 7, 237. 9, 307. Apoll. CMus. t. 1Q8, Gerhard , E&,JZp. 3, 30 t, 77 . 

Bhod. 1, 66. 144. 439. 484. 2, 181. 700. 773. Buvsm^ Ann. 8 = 1836 p. 172 ff. Bull. 1843 

4, 1704. Palladas in Anth. Pal. 11, 324. pJää. JFabr., C. I. 1. 478. Cnrssen. Sp r. d. Mr. 
Artemon ebend. 12, 55. J.n'st. eg«. 1081. Jfcmw. 1 + 82JL Deeeke in Bezzenbergers Beitr.ß, 164 
Dionys. 16, 180. C. 7. 4. 3, 171 a add. p. 488. nr. 17.' VgLLeto. [Deeeke.] 

C. I. Cr. 1, 511 = C. I. A. 3, 171. C. I. G. 3, 10 Letus als göttliches Wesen erscheint in dem 
6208 = Kaibel, Inscr. Graec. Sic. 1424. — Grabgedicht O. I. L. 6, 19007 v. 20 f. (= G.Wil- 
'AnöXXmv ArjTotär]g Hom. hym. Merc. 524. Apoll. manns, Exempla inscr. lat. nr. 569; zuerst ver- 
Rhod. 4, 610. Hesiod. scut. 479. 'AnöXXtov 6 öffentlicht von E. Bormann, üngedruckte lat. 
A., lustin. Martyr. Afaoll. 1, 25. &sog A., Inschriften, Programm des Gymn. z. grauen 
Simonides in Anth. Pal. 6, 212 = frgm. 164 Kloster. Berlin 1871 S. 5f. nr. 3): quam mortis 
Bergk*. 0oißog 'AnöXXmv A., Theognis 1120. acerbus | eripuit Letus teneramque ad Tartara 
b /isyaXiövvitog A. lustin. Mart. or. ad gent. 2. duxit. c In dem Letus . . . finden wir das neu- 
KXÜQiog A., Corr. hell. 10, 554 = Athen. Mitt. trale Letum zu einer Persönlichkeit umge- 
ll, 428. Ein ztfievog xov AjjtoiSov Tatian. wandelt Letus mortis ist der Todesdämon' 

or. 8. Die Form AazotSag findet sich Pind. 20 Bormann (a. a. O. S. 6). Vielleicht ist ein 

Pyth. 1, 12 (21). 3, 67 (118). 4, 259 (461). Letus auch in der Grabschrift C. I. L. 6, 22203 

9, 5. Nem. 9, 53 (125). Alkman fr. 17 Bergk*. anzunehmen, welche mit den Versen schliefst 

G. I. Cr. 3, 4720. Meleagros in Anth. Pal. hunc leges leti (d. i. Leti?) praeposterae eripuere\ 

5, 141. AazoCSag ava% Exasgyog 'AnöXXmv am matri quae ut annis morte quoque esset prior. 
Kypseloskasten, Paus. 5, 18, 4; vgl. Stat. Theb. Vgl. Letum. [R. Peter.] 

1, 663. 695. Anth. Pal. 9, 761. Der Plural Leucetius, Loucetius, Beiname des kelti- 

AaTol'Sai (vgl. numina Letoidum , Auson. epit. sehen Mars auf einigen Inschriften, Brambach, 

27, 2 p. 81 Peiper) bei Pind. Pyth. 4, 3 = Corp. inscr. rhen. 925 aus Kleinwinternheim, 

Apollon und Artemis, während das Schol. dazu jetzt im Mainzer Museum; die beiden Frag- 
es nur für Apollon gelten lassen will. Ahn- 30 mente gehören unmittelbar zusammen, sind 

lieh heifst Apollon Arjvoysvrjg, Anth. Pal. neben einander, nicht unter einander zu setzen, 

9, 525, 12 oder Atizäog , Anth. Pal. 6, 54; vgl. Zangemeister, Korresp.-Bl. d. Westdtsch. 

ein Tempel des Apollon Aatäog stand auf Zeitschr. 7 p. 116 Anm. 1; von dem Namen 

megarischem Gebiete unweit der korinthischen des Gottes sind nur die Buchstaben VCETIO 

Grenze, Paus. 1, 44, 10; vgl. Aazms jtöps %qvbo- erhalten). 929. 930 (aus Marienborn = Orelli- 

xöfia Isyllos, Paian 48; bei Eur. Iph. Taur. Renzen 5899: Curtelia Prepusa Marti Loucetio 

1260 ist Aaxäog von Nauck ergänzt; s. ferner v. s. I. m. und Marti Leucetio T. Tacitus Cen- 

Ov. Met. 11, 196. Stat. silv. 1, 2, 220 und die sorinus »..«. I. m.). 1540 (Frauenstein bei 

Weihinschrift aus Menschieh(Ptolemais)7Tatä* , a Wiesbaden: Marti Leucetio pro salute imp. 
%Xvzö(irjzi,v äsiaats v.ovqoi Arjtoiänv skcctov, 40 d. n. . . . Aug. Pii Q. Voconius Vitulus). Eine 

Rev. arch. 13 (1889), 71. — 2) Asklepios, Inschrift aus Bath (England), C. I. L. 7, 36 

Hesiod bei Athenag. Suppl. pro Christ. 29; nennt ihn zusammen mit der Göttin Neme- 

vgl. Meineke, Anal. Alex. [Höfer.] tona; der Dedikant, ein civis Trever, ver- 

Letois (ArireaCg) , Beiname der Artemis, ehrt in der Fremde seinen heimatlichen Gott : 

Kallim. hymn. 3, 45 = Schol. Nik. Ther. 549. Peregrinus Secundi fd(ius) civis Trever Lou- 

Alex. Aetol. bei Macrob. Sat. 6, 22. Nonn. cetio Marti et Nemetona (sie!) v.s.l.m. Jüngst 

Dionys. 46, 347. Apoll. Bhod. 3, 877. 2, 938 fand man in Worms eine weitere Inschrift an 

und Schol. 4, 346. Poet, bei Euseb. praep. ev. den Gott MARTI LOVCETIO SACRVM (Zange- 
5, 7, 5; vgl. ebend. 5, 7, 6. Anth. Pal. 6, 272, 1^ meister, Korrespondenzblatt d. Westdeutschen 
Stat. Theb. 9, 834. Inschrift aus Sidyma, Benn- 50 Zeitschrift 1888 p.115). Der Dedikant AMANDVS 

dorf-Niemann, Reisen etc. p. 77 nr. 53e. — Sie VELVGNI (filius) DEVAS dürfte ein Kelte 

heifst auch Ar\zma, Soph. El. 570; vgl. Nonn. und in Devas seine Heimat zu suchen sein 

Dionys. 48, 440. 829. Aazäa Anth. Pal. 6, (Deva in England, das heutige Chester?). Die 

128. 280. 7, 421, 9 (lat. Latonia, Stat. Theb. Inschriften bespricht kurz R. Mowat, Revue 

4, 425. 749. 9, 679. 820; vgl. Silv. 1, 2, 115. archeol.ii. s. 35, 1878p. 103f., der zu der Reihe 

Columella 10, 288. Auson. p. 259 Peiper), noch eine Inschrift aus Angers fügt, deren 

Arjzcoiäg, Kallim. hymn. 3, 83. Coluth. rapt. Lesung aber nicht ganz sicher scheint (Marti 

Hei. 32. Oppian. Gyn. 1, 109. Aazoysvrjg, Louc. Aug. C. Iulius Tri . . .). Mars im Verein 

Eur. Ion. 465. Aazoyevsia, Aesch. Sept. mit Nemetona angerufen auch in Altripp (im 
133 Kirchhoff. [Höfer.] 60 Lande der Nemeter) Brambach nr. 1790, Neme- 

Letopolites s. Lokalpersonifikationen. tona allein auch in Kleinwinternheim, Keller, 

Letrens (Abtqsvs), Sohn des Pelops, Oikist Korresp.-Bl. d. Westdeutsch. Zeitschr. 3 p. 86 

der Stadt Letrinoi in Elis, Paus. 6, 22, 5. und Zeitschr. d. Vereins zur Erforschung der 

[Stoll.] rhein. Geschichte u. Alterth. in Mainz 3 (1887) 

Letum, der Tod als göttliches Wesen zu- p. 518 nr. 82a. Vgl. des weiteren De Wal, 

samen mit Lues, Labor, Tabes und Dolor bei Mythol. septentr. monum. epigr. p. 243 und Bonn. 

Senec. Oed. 652; vgl. Letus. [Höfer.] • ^ Jahrb. 17, 166; 18, 243; 27 p. 75; 29, 169; 

Letufl (letun), etruskischer Name der At[xm, 63 p 72. Ich erwähne schließlich die Legende 



1983- Leucimalaeus * Leukarion 1984 

einer keltischen Münze LVCOTIO, Hucher, Th. v. Grienberger, Z. f. deutsches A. u. deutsche 
L'art rnaulois 2 p. 151. tfarthelemy, Revue L. 35, 1891 p. 391-393 nr. 3 leitet von einem • 
numismatique 1885 p. 148. Es kann wohl kein angenommenen Verbum leuduyan mit dem Be- 
Zweifel sein dafs wir es mit einem keltischen griffe des Herrschens den Bemannen Leudisjo 
Beinamen des römisch-keltischen Mars zu thun her, dessen germanische Qativform Leudisjan 
haben Zu dem Lautwechsel eu und ou vgl. mit angehängter lateinischer Dativendung -o 
Teutates neben Toutates n. a. (Zeufs, in der in Rede stehenden Inschnft vorliege. 
Gramm. Celt.* p. 34f. Bonn. Jahrb. 83 p. 19). Nach ihm ist Mercurius Leudisio „der regnator 
Corssen hält das Epitheton für lateinisch unter omnium, im germanischen Sinne, offenbar 
Berufung auf den Iuppiter Lucetius (alt 10 Wodan". Einfacher ist es wohl, den Bei- 
Loucetius),er deutet daher Mars als „Sonnen- namen von einer Ortlichkeit herzuleiten. [ V gl. 
gott" Sprachlich mögen die beiden Beiwörter Zeufs, Gramm. Celt* p. 35. Bonn: Jahrb. 1 
(Leucetius [Mars] und Lucetius [Iuppiter] p. 124. M. Ihm.] [Drexler.] , 

verwandt sein, der geschichtliche und sach- Leukadia (^£uxo:.Ka), 1) Beiname der Hera in t 

liehe Zusammenhang beider wird dadurch Sybaris, Flut, de sera num. vind. 12. IVg 1 ; 
nicht erwiesen. Vgl. E. Jordan, Krit. Beiträge Bd. 1 Sp. 2087, 39, wo Aivwvla vermutet 
p 33 f Preller- Jordan, Böm. Myth. I 3 p. 189. wird. Röscher.]— 2) Eine Artemis Leukadra wird 
334. Es ist immerhin fraglich, ob das Epi- erwähnt Gaz. arch. 7 [1881/82], 83. [Höfer. J 
theton des Mars eine funktionelle Bedeutung Leukadion (AsvnaSicov), s. u. Leukarion. 

hat- zu verweisen ist auf Namen, die denselben 20 Lenkadios [AevxüSiog), 1) Sohn des Ikanos, 
Stamm enthalten, Leucimalaeus (ebenfalls des Vaters der Penelope. Ikanos war, mit 
Beiname des Mars\ Leucitica, und beson- seinem Bruder Tyndareos von Hippokoon aus 
ders die bekannte Völkerschaft im belgischen Lakedaimon vertrieben, zu Thestios nach Atollen 
Gallien, die Leuci. [M. Ihm.] gekommen. Tyndareos kehrte später m die 

Leucimalaeus, Beiname des Mars auf einer Herrschaft von Lakedaimon zurück; Ikanos 
bei Demonte (im Thal der Stura, See -Alpen) aber gewann einen Teil von Akarnamen und 
westlich von Borgo s. Dalmazzo (dem alten herrschte dort mit seinen zwei Söhnen Alyzeus 
Pedd) gefundenen Inschrift, G. I. L. 5,7862a. und Leukadios, welche ihm Polykaste, die 
Auf einer zweiten in derselben Gegend ent- Tochter des Lygaios, nebst der Penelope gebar, 
deckten heilst die Widmung nur ZeVClMALaco, 30 Von den beiden Brüdern erhielten die Städte 
C I L. 5, 7862. Zu dem PLOSTRALIBVs Leukas oder Leukadia und Alyzia in Akarna- 
DEDICÄVIT der letzteren bemerkt Mommsen: nien ihre Namen, Ephor. b. Strdb. 10, 452. 461. 
'Plostralia feriae nescio quae mulionum nunc Eustath. p. 1964, 52. [— 2) Beiname des 
primum opinor innoteseunt.' Vgl. auch B. Mo- Apollon, Ov. Trist. 3, 1 42. 5, 2, 76. Prop. 4 
wat, Bevue archeologigue n. s. 35, 1878 p. 105. (3), 10 (11), 69 = Leukates, Strabo 10, 452. 

[M. Ihm.] Seinen Tempel sollte Leukos, einer der Ge- 

Leucitica. Eine bei Rovigno (Istrien) ge- * fährten des Odysseus, gegründet haben, Ptol. 
fundene Inschrift — nach Mommsens Vermu- Seph. 7 p. 198 Westermann. Höfer.] [btoll.J 
tune die älteste bis jetzt in Istrien zu Tage Leukai Korai s. Bd. 1 Sp. 2810. . . 

gekommene — lautet SEIXOMNIAI | LEVCI- 40 Leukaios (Asvnaiog ?), Beiname des Zeus m 
TICAI I POLATES. Die Gottheit, die den der elischen Stadt Lepreon, Paus. 5, 5, 5, wohl 
Beinamen Leucitica führt, ist nicht weiter identischmit^'xatos. jltÄ. Mi«. 16, 260. [Höfer.] 
bekannt C I.L. 5, 8184. [M. Ihm.] Leukane (Aev*uv n ), Gemahlin des lasos in 

LeucuUos oder Leucullosos (?). Eine gal- Argos, Mutter der Io, Schol. Eur. Or. 920. 
lische Inschrift von Neris - les - Bains : BRA- Gerhard, Gr. Myth. 2 p. 234 Stammtfl. K2; 
TRONOS I NANTONICN | EPADATEXTO| s. Io. [Stoll.] 
RIGI • LEVCVLLO | SVIOREBE • LOCITOI Leukania (?) s. Leukadia. 

wird von B. Mowat, Bev. arch. 35 1878 [p. 94 Leukaria (AivwQia), Gemahlm des_ Italos, 

— 1081 p 107 erklärt als „un ex-voto dedie Mutter des Auson nach Taetz. zu Lykophr. 702, 
par Bratronos, fils de Nantonios, ä un dieu 50 oder Mutter der Rhome, der Gemahlm des 
Epadatextorix LeucuUos, variete de Mars gau- Aineias, nach Flut. Bomul. 2, oder des Rhomos 
low" Whitley Stolces, Bev. celt. 5 p. 116 — 119 nach Dion. Hai. 1, 72: stal äs rivce,oi, xi\v 
dagegen , welcher nicht, wie Mowat, Leucullo 'Pä^v exTÜ&ui Xiyovoiv vxo Pwpov zov Italoy, 
suiorebe sondern Lencullosu iorebe abteilt fir^ös de AevxaQiag t»js Äazivov &vyatQog, 
und Leucullosu als Dativ von Leucullosos fafst, wo Kiefsling aus Cod. Urbinas AsvKtQag, 
deutet: „Bratronos, son of Nantonios, for Epa- Schwegler, B. Gesch. 1 p. 400 Anm. 1 aus Eus. 
datextorix Leucullosos made (this) acceptably." Chron. 1, 45, 3. Sync. p. 193 b Aevv.r\g her- 
Aber auch er hält Epadatextorix Leucullosos stellt. Cauer, De fdbuhs Graects ad Momam 
für eine Gottheit. Stolces' Erklärung giebt den conditam pertinentibus. Berlin 1884 p. 24 
Vorzug Flor.Vallentin, Bull, epigr.de la Gaule 1 60 Anm. 43 erklärt: „Sive AivKrj sive Asvxrga 
p. 245. Ob in den fraglichen Namen eine Gott- sive Asvxaoia legitur, Alba Longa momini 
heit zu suchen ist, mögen die Kenner des Kel- inest." [Drexler.] 

tischen entscheiden. [Drexler.] Leukariou {Aevwquov), mit Pyrrha zu- 

Leud ...anus, Beiname des Mercurius in sammen genannt im Frgm. anon. n 130 
einer sehr verstümmelten Inschrift von Weis- Callimach. 2, 735 f. Schneider ans Etym. llor. 
weiler Kr. Düren, Rgbz. Aachen, C.I.Bh. 592. p. 204; vgl. Et. M. p. 561, 54. Smd. 2, 1 
Die drei fehlenden Buchstaben schlug Lersch p. 543): IIvqq las A. (Hs. IIvqqu jj A. corr. 
vor durch im oder ehi oder ici zu ergänzen. Söhn.); nach übereinstimmender Angabe der 



1985 



Leukas 



Leuke 



1986 



Zeugnisse ein Eigenname und zwar nach dem 
Fragment der desDeukalion (nach 0. Schnei- 
ders Vermutung aus den Aitia des Kallimachos 
2, 5); diese Namensform spricht vielleicht für 
H. Lewys (Griech. Etymologien 1 in den Indo- 
german. Forschungen 2, 446) Herleitung von 
dev-AuXitav aus *Aivk-ccI-uov (im Gegensatz 
zur Farbe der IIvQQct). Das Et. M. a. 0. giebt 
als dritte Namensform Aiv%aSCatv; und wirk- 
lich kennt die (ovidianische) Epistula Sapphus 10 
{Herold. 15, 167 ff.) die (von Weizsäcker [s. o. 
1, 994 ff.] übersehene) Nachricht, dafs vom 
leukadischen Felsen hine se Deucalion Pyrrhae 
suecensus amore misit et illaeso corpore pressit 
aquas. — Birt (Ehem. Mus. 32, 1877, 432) ver- 
mutet darum, dafs in Ambrakia die alexan- 
drinische Wissenschaft obige Namen für Den- 
kalion vorfand und danach die Deukalionsage 
erneuerte. Da Comparetti (sulV autenticitä 
della epistola ovidiana di Saffo in den Publieaz. 20 
del B. Inst, di studi super, in Firenze 2, disput. 1 
1876) eine alexandrinische Sammlung der popu- 
lären Sagen von Lesbos wahrscheinlich ge- 
macht hat, und auf Lesbos gerade eine Stadt 
Pyrrha liegt, so ist de Vries (Epistola Sapphus 
134) geneigt, eine echt lesbische Form der 
Deukalionsage zu erkennen in jenen Versen 
167 ff. der ovidianischen Epistel (die dort einer 
naiadischen Nymphe in den Mund gelegt sind: 
162. 179). Da aber der Name Asvhbqoq für 80 
einen Akarnanen bezeugt ist (Aristoteles frg. 
261) so scheint der (Kallimachische?) Asvita- 
Qiesv mit Pyrrha sich schon von selbst als 
Akarnane, genauer als Einwohner oder Epo- 
nymos der akarnanischenlnsel Leukas, 
zu erkennen zu geben. Ob in dieser leukadi- 
schen Deukalion-Pyrrha-Sage'(des Kallimachos) 
auch der leukadische Sprung vorkam, wie 
ihn in lesbischem Zusammenhang das ovidi- 
anische Zeugnis berichtet und die kürzlich 40 
wieder von M. Mayer (s. o. 2, 1535, 51 ff. über 
den 'Weinbauer Deukalion', doch wohl = 
dvuXog-diovvcoq) angedeutete Etymologie von 
4ev(K)alicav aus dv-al- nahelegen würde, 
bleibt problematisch, wie überhaupt die Be- 
ziehungen zwischen dem Flutmann, und dem 
Weingott, anklingend auch in der Glosse z/si5- 
imXläui = SäxvQoi HesycJis. Vgl. den eigen- 
tümlichen Meersprung des Dionysos in der 
Ilias Z 135f.: Aiävveog öveet' älög und das 50 
Meerbad der Statue des Aiövveog 'AXisvg (bei 
Philochoros frg. 194. F. H. G. 1, 416. Philo- 
logus N. F._ 2, 1889, 682 ff.), überhaupt den Aiö- 
vveoe 7isi.ayt.og. [K. Tümpel.] 

Leukas (Aevxdg), 1) Personifikation der Insel 
Leukas, als weibliche Figur dargestellt auf 
einem korinthischen Spiegel, Dumont in Corr. 
hellen. 2, 561 und Anm. 4. 562. [S. die oben 
2 Sp. 1382 s. v. Korinthos 1) verzeichnete Litte- 
ratur. Drexler.] Auf Münzen von Leukas er- 60 
scheint, vor einem linkshin gewendeten weib- 
lichen Kopfe, welcher mit einer über der Stirn 
zulaufenden Stephane, mit Ohrgehänge und 
Halsband geschmückt ist, die Beischrift AEYKAE, 
Imhoof -Blumer, Die Münzen Äkarnaniens 130, 
47. Nach Imhoof a. a. 131 haben wir hier 
die personifieierte Lokalgottheit, fj 
Aevxdg, vor uns; a. a. 0. 131 Anm. 101 weist 

Boscher, Lexikon der gr. u. röm. Mythol. II. 



Imhoof auf K. Purgold, Archäol. Bemerkungen 
zu Claudian und Sidonius hin, wo p. 13 ff. an- 
geführt wird: Korinthos von der als idealen 
Frauengestalt gebildeten Leukas bekränzt. — 
2) Eine Nymphe (Nereide?), auf einem Meer- 
ungeheuer sitzend, C. I. G. 3, 6784 = Kaibel, 
Inscr. Graec. Sic. 2519. [Höfer.] 

Leukasia s. Leukosia. 

Leukaspis (Aemaamg), 1) einer der Gefährten 
des Aeneas, der im Sturme (Verg. Aen. 1, 113 ff.) 
umkam, Verg. Aen. 6, 334. — 2) Einer der An- 
führer der Sikaner, welche sich dem durch Si- 
cilien ziehenden Herakles zum Kampfe entgegen- 
stellten und besiegt wurden. Er fiel in der 
Schlacht mit mehreren anderen Führern und 
erlangte mit diesen heroische Ehre, Diod. 4, 23. 
[Eine Münze von Syrakus\ mit der Legende 
ZvQaKoetcov AevKaamg zeigt einen stürmenden 
Heros, den Helm auf dem Haupt, in der Rechten 
eine Lanze, in der Linken einen Schild, Eckhel, 
D. N. 1, 246. Read, Hist. num. 154. Gat. of 
greek coins in the Brit. Mus. p. 169 nr. 162. 
p. 180 nr. 226. Gardner, The types of greek 
coins pl. 6, 5. 35; vgl. B. Weil, Die Künstler- 
inschriften d. Sicil. Münzen 18. Baoul-Bochette, 
Lettre sur les graveurs des monnaies grecques 8. 
Höfer.] [Stoll.] 

Leukatas -es {Asvndxag -rjg), 1) ein Knabe, der 
sich, als Apollon ihn rauben wollte, von dem Fel- 
sen Leukatas, der Südspitze der Insel Leukas, ins 
Meer hinabstürzte und dem Felsen den Namen 
gab, Serv. V. Aen. 3, 279. — 2) Apollon Leukatas 
(Strab. 10, 452) hatte auf diesem Vorgebirge ein 
Heiligtum, und man stürzte hier an einem Feste 
des Apollon jährlich zum Opfer einen Menschen 
zur Sühne hinab. [AI~IOAAßN AEYKATHC ist 
dargestellt auf einer Münze des Trajan, welche 
man auf Grund des Titels CßTHP TTOAEQC 
des Kaisers dem epirotischen Nikopolis zu- 
weist. Der Gott erscheint auf einem Piede- 
stal von vorn, 1. h. schauend; über der 1. 
Schulter ragt der Köcher hervor. In der L. 
hält er den Bogen, in der ausgestreckten R. 
eine Fackel, J. Friedländer, Arch. Zeit. 27, 
1869 Sp. 103 Taf. 23, 21. Imhoof, Monn. gr. 
p. 141 nr. 45. Über den von Strabon mitge- 
teilten Opferbrauch s. Müller, Dor. 1* p. 233. 
329. E. Gurtius, Ges. AbK. 1 p. 296. Mercklin, 
Die Talos-Sage p. 22. Toepffer, Thargelien- 
gebräuclie, Bh. Mus. 43 p. 142 — 145. Dieterich, 
Nekyia p. 27 Anm. 5. Drexler.] [Imhoof-Blumer, 
Die Münzen Äkarnaniens 32. Head, Hist. 
num. 272. Höfer.] [Stoll.] 

Loukathea (Aevxu&ia), dialektische Neben- 
form für Aevx-o&sa (s. d.) auf einer thessalischen 
Inschrift 'Aylalg 'InnoXvtila Asvxa&tai, Fick, 
Die Quellen d. nordthessal. Didl. bei Bezzen- 
berger, Beitr. 5, 11. Fick weist auf das offen- 
bar der Ino Leukothea zu Ehren gefeierte Fest 
der Asv%ä»ea in Teos (C. I. G. 3066) hin und 
auf den nach einem gleichnamigen Feste be- 
nannten Monat Atvy.a&icov in Lampsakos, 
C. I. G. 3641b add.; vgl. Bischoff, De fastis 
Graec. ant. 398 f. [Höfer.] 

Lenke (Asvxrj), 1) eine Nymphe, Tochter 
des Okeanos, von Pluton aus Liebe zur Unter- 
welt entführt und, als sie nach Ablauf der 
ihr bestimmten Lebenszeit starb, als Silber- 

63 



1987 Leukerea Leukippiden (in den Kyprien) 1988 

pappel (Isvttri) in das elysische Gefilde ver- Thestor, Schwester des Kalchas und der Theo- 
setzt; mit ihrem Laube bekränzte sich Herakles, noe, Hyg. fdb. 190; s. Thestor. — 6) Gemahlin 
als er aus der Unterwelt zurückkehrte, Serv. des Euenor in der Atlantis, Plat. Kritias 113 b. 
Verg. Ecl. 7, 61. Die Silberpappel heilst u%s- — 7) Mutter des Eurystheus, Schol. Tl. 19, 116. 
gmig, II. 13, 389. [Boetticher, Baumkultus der — 8) Von_ Hephaistos Mutter des Aigyptos, 
Hellen. S. 441 ff. R.] — 2) Asv%ri, mythische Insel Königs in Ägypten, Plut. de fluv. 16. [Stoll.] 
im westlichen Pontus Euxinus, wo Achilleus Leukippiden. (Litt.: Preller, Gr. Myth. 2* 
(nebst anderen Helden) nach seinem Tode, S. 97 f. Bursian, Arch. Ztg. 1852, 433 ff.). Unter 
vermählt mit Helena oder Medeia oder Iphi- den drei Töchtern des Leukippos (s. d.) treten 
geneia, ein seliges Leben führte, daher auch 10 in Mythos und Kunst nur die Gemahlinnen der 
A%iXXsiu vfjGos; s. Achilleus. Find. Nem. 4, 49 Dioskuren, Hilaeira und Phöibe, hervor, und 
(79) u. Schol. Eur. Iph. T. 436. Strab. 2, 125. sie allein werden in der Regel unter dem 
7, 306. Paus. 3, 19, 11. Dionys. Per.. 543 und zusammenfassenden Namen Leukippiden ver- 
Eustath. zu 306. 543. Skymn. v. 790. Pomp. standen. Die uns geläufige Form der Sage, 
Mel. 2, 7. Steph. B. v. 'A%(XXsiog dgöpog. Tzetz. welche die beiden mit den Aphariden Idas 
Lyk. 186. 188. Ant. Lib. 27. Kon. 18. Köhler, und Lynkeus verlobten Mädchen von den 
Sur les iles et la course d'Achille, Mem. de Dioskuren geraubt werden und darauf zwischen 
l'Aead. d. S. Petersb. 10, 581 ff. Boeekh, C. 1. I. den Gegnern einen Kampf auf Tod und Leben 
2 p. 87 nr. 2076. 2077. 2080. 2096b— f. Preller, sich entspinnen läfst, ist eine jüngere. Die 
Gr. Myth. 2, 438. [A. v. Muralt, Achilles u. s. 20 ältere brachte den Kampf der Bruderpaare 
Denkmäler aus Süd- Bußland. Petersburg 1839. mit einem viel harmloseren Ereignis, einem 
Bohde, Psyche p. €60 Anm. 1. Drexler.] [Stoll.] Rinderdiebstahle, in Verbindung. So war 

Leukerea (Asvv.sgsaT), eine Göttin odar der Streit nach Proklos in den Kyprien motiviert 

Nymphe, der die Blume drjauov heilig war: (vgl. Schol. Pindar. Nem. 10, 114. Tzetz. Ghil. 

&Tjauöv &' änaXbv (irjXcp ivaXtyxiov av&og, Asv- 2, 48) und ebenso ist es der Fall bei Pindar 

xsging [Aevxodörig'} R.] isgbv nsgmaXXsog, o (Nem. 10,60 ä/wpl ßovolv %oXa>9s{g), welcher in 

ga ixäXie-ca ipiXaro, Timachidas bei Athen. 15, seiner ganzen Erzählung sich vollständig an 

684 f. Für As vxs gsrg . wollte Casaubonus die Kyprien anschliefst. (Über die ia-cogCa im 

Asvxo&sag lesen, schwerlich richtig, wie Schol. II. r 243 vgl. Schwarz, Fleckeis. Jahrb. 
Kaibel zu Athen, a. a. O. bemerkt. [Höfer.] so 1881 Suppl. S. 446.) Die Form unserer Sage 

Leukiane (Asvkiuvtj), Beiname der Artemis in den Kyprien können wir infolge einer ge- 

auf eitfer Inschrift aus dem Tempel des Zeus schickten und wie mir scheint gelungenen 

Panamaros bei Stratonikeia, Gorr. hell. 12, 269. Kombination Wentzels (&säv smvXrjeug V,18ff.) 

Liegt in dem Beinamen eine Beziehung zur jetzt bestimmter erkennen: bei Lykophron ist 

Mondgöttin vor? Vgl. Leukophrys. [Höfer.] sie uns erhalten. Dieser erzählt, dafs bei dem 

Leukios (Asvviog), 1) Heros Eponymos der Gastmahl, welches die Dioskuren zu Ehren des 

Stadt Leukane(?) in der Landschaft Lukanien, Paris bei dessen Aufenthalt' in Lakonien yer- 

Eust. zu Dionys. Per. 362. Etym. M. s. v. Asv- anstalteten, die Söhne des Aphareus ihre Wirte 

%uvCa. — [2) Name eines Hundes bei der kaly- schmähten, weil sie ohne Brautgeschenke dem 
donischen Eberjagd auf der Vase des Archikles 40 Leukippos die Töchter entführt hätten. Der 

und Glaukytes, G. I. Gr. 8139. Boecker, De Streit mit Worten ging in einen Kampf mit 

canum nominibus graecis p. 56. Klein, Die Waffen über, in dem der eine Dioskur und 

griech. Vasen mit Meistersignaturen p. 77 nr. 4, beide Aphariden fielen, 

wo weitere Litteratur. Drexler.] [Höfer.] Auch in den Kyprien folgte der Kampf auf 

Leukippe (Asvitinmf) , 1) Okeanide, in' der das dem Paris gegebene Gastmahl, wie aus 

Umgebung der Persephone, als diese von dem Excerpt des Proklos hervorgeht: wir 

Hades geraubt ward, Hom. H. in Cer. 418. sehen jetzt genauer in den Zusammenhang. 

Paus. 4, 30, 3. — 2) Eine der drei Minyas- Eine genügende Motivierung des Kampfes auf 

töchter in Orchomenos, welche die Göttlich- Tod und Leben fehlt bei Lykophron; von 
keit des Dionysos nicht anerkennen und an 50 einem Streit um die Mädchen kann natürlich 

der Feier seines Festes nicht teilnehmen wollten. nach dem oben Auseinandergesetzten nicht die 

Zur Strafe wurden sie von dem Gotte in bak-. Rede sein. Die Scholien geben, ohne Zweifel 

chantische Raserei versetzt, in welcher sie den richtig, den Grund an, dafs die Dioskuren 

Sohn der Leukippe, Hippasos, zerrissen, und gereizt durch die Reden der Aphariden deren 

in Nachtvögel oder Fledermäuse verwandelt; Rinder raubten und sie dem Leukippos als 

s. Alkithoe. Aelian. V.E. 3, 42. Plut. Qu. Gr. 38. Geschenk brachten. Dieselbe Motivierung fand 

Ant. Lib. 10. Ov. Met. 4, 1 — 415, wo jedoch v. 168 sich nach Proklos in den Kyprien: iv zovtm 8s 

Leukonoe (s. d:) statt Leukippe genannt wird. Käarmg /istä IloXväevxovg tos "IScc x«l Avy- 

— 3) Gemahlin des troischen Königs Laomedon, -nimg ßovg vyaiQOvfisvoi iqxoQa&rjaav ■ nal 
Mutter des Priamos, Apollod. 3, 12, 3 (s. Heyne, 60 Käarcog ptsv vito-rov "Jöa ccvaigsizai, Avynsvg 

Not. crit.). Tzetz. L. 18 u. Argum. poem. p. 266 ds xal'lSag vno üoXvdsvKOvg- Kai Zsvg avtolg 

Müller. Pherekydes bei Tzetz. Exeg. in Iliad. szsqtj[isqov vifiti tijv ä&avccaiav.. Es gab nur 

p. 38, 11 (Müller, Fr. Mst. gr. 1 p. 95 fr. 99). die zwei Begiündungen des Kampfes durch 

Bei Hyg. fdb. 250.heifst sie Gemahlin des Ilos, den Raub der Mädchen oder der Herden; die 

Mutter des Laomedon. — 4) Gemahlin des bei Lykophron vorliegende Version der Sage 

ätolischen Königs Thestios, Mutter des kaly- geht also auf die Kyprien zurück. Ebenfalls 

donischen Jägers und Argonauten Iphiklos, den Kyprien ist Pindar gefolgt, wenn er den 

Hyg. fdb. 14 p. 42 Bunte. — 5) Tochter des Idas apyl ßoveiv jraig jjolrairsis den Kastor 



-a^jpw ijipippiiii.il, i u . 



1989 Leukippiden (in den Kyprien) Leukippiden (im jüngeren Mythus) 1990 

töten läfst. Die Aphariden verfolgen bei ihm (147 JE). Verlockt durchreiche Ges<*enkeder • 
die Dioskuren, die sich in einer hohlen Eiche Dioskuren brach er den Eid, mit welchem er 
verstecken (vgL das #«prienfragment bei den Söhnen des Aphareus seine Tochter ver- 
Wentzel S. 26); Idas tötetKastor mit einem sprechen hatte. Kaum erhielten diese von der 
Speerwurf durch den Baum. Polydeukes ver- Entführung Kenntnis, als s» eiligst den Dios- 
folgt die Brüder, welche das Bild vom Grabe kuren (ihren Vettern, 170) nachsetzen; beim 
hrfs Vaters auf ihn schleudern, doch ohne Grabmal ihres Vaters holten, sie die Räuber 
ihn zu verletzen, und ersticht den Lynkeus, ein. . Jeder Versuch, die Dioskuren umzustam- 
während Idas durch einen Blitzstrahl des Zeus men, scheiterte; man einte sich auf : des Lyn- 
zerschmettert wird. Die ältere Sage wufete 10 keus Rat dahin, dafs die jüngeren Brüder im 
also nients davon, dafs die MädchenWüng- Zweikampf die Entscheidung herbeiführen 
lieh Verlobte der Aphariden waren und von den sollten Doch als Lynkeus unter dem töd- 
Dioskuren diesen entrissen wurden; sie kann hchen Streiche Kastors zu Boden sank, ver- 
mithin die Schwestern nur als Gemahlinnen der gafs Idas das Übereinkommen, und nfs die 
Dioskuren gekannt haben, bereits bevor diese Stele vom Grabe seines Vaters, um damit den 
den verhängmsvollen Rinderdiebstahl begingen. Mörder seines Bruders zn zerschmettern : da, 
Dafs dies in der That so war, können wir fuhr aus der Rechten des Zeus ein Blitzstrahl 
nicht nur für Lykophron aus dem 562/63 an-, hernieder, welcher ihm die Marmorplatte aus 
gedeuteten Verhältnis des Idas zur Marpessa der Hand schleuderte und ihn selbst zer- 
schliefsen, sondern lesen es auch bei Apollodor 20 malmte. ,,„,,. . ~ , „,, 

(3, 11, 2; vgl. Schal. Nem. 10, 114), der Kastor bleibt hier im Gegensate zu a er 

unberührt von späteren Einflüssen nur anderen Überlieferung^eben; das Idyll sollte 
die ältere Überlieferung bietet. Zwar erzählt in diesem Teile ein Lobgesang speziell auf 
er, dafs die Dioskuren des Leukippos Töchter ihn sein (135 ff.). Die schmähliche Bolle des 
aus Messene raubten (ipatavtic. W»). Leukippos ist offenbar der Absicht entsprungen, 
doeh setzt dieser allgemeine Ausdruck natür- das Vergehen der Zeussohne möglichst zu mil- 
lich nicht das Bestehen eines Verhältnisses dem; freilich wird auf diese Weise gerade 
zwischen den Mädchen und anderen Helden das Gegenteil erreicht. 

voraus, wovon auch kein Wort verlautet; die Welches Alter diese ; andere Gestalter Sage 

Entführung ist ia eine nicht ungewöhnliche so hat, können wir nicht mehr feststellen, dals 
Weise, auf die Heroen sich ihrer Auserwählten es ein hohes ist ergiebt sich aus des Pausamas 
bemächtigen. Von Lykophron weicht Apollodor Überlieferung hz a v»a (im Dioskurenheiligtum 
darin ab, dafs er die verwandten und eng in Athen) nolvyvtotoe ... sygaye yccfiov xmv 
befreundeten (3, 10, 3; 1, 9, 5) Brüderpaare 9vyariQa>v xe>v Aswiiiitov 1, 18, 1 Jime uoen- 
einen gemeinsamen Raubzug nach Arkadien zeitsfeier ist nur bei der Sagenform möglich, 
unternehmen und den Streit bei der Teilung nach welcher die Aphariden mit den Madchen 
der Beute entstehen läfst; dafs wir diese Über- verlobt waren und auf dem Fries des Heroon 
lieferung aber nicht etwa für die Kyprien von Gjölbaschi dessen Abhängigkeit von 
vorauszusetzen haben-, sondern die bei Lyko- Polygnot feststeht, finden wir mitten unter 
phron vorliegende, folgt aus des Proklos iycu- «. den Vorbereitungen zur Hochzeit die Enttuh- 
oov>3*o t , dem wir ohne den Beweis des Gegen- rung der Leukippiden durch die Dioskuren 
teils wohl vertrauen dürfen, sowie aus der für und deren Verfolgung durch die Söhne des 
das Epos erschlossenen Entstehung des Streites Aphareus dargestellt Auch für die Tragödien 
bei dem zu Ehren des Paris veranstalteten des jüngeren Sophokles und des PatroMes von 
Gastmahl, welche mit der apollodorischen Thurioi zu Timesitheos vg\.Welcker,Gr. Trag. 
Version unvereinbar ist. 3, 979 u. 1048) müssen wir d.ese Sagenform 

Die beiden Schwestern Hilaeira und Phoibe annehmen. Aus dem Zusammenhang, m 
galten dem Dichter der Kyprien als Töchter welchem sich diese Notiz bei Clem Alex. 
Apolkms (Paus. 3, 16, 1). Der Name 'Leu- (Protr. p.25) findet, folgt, dafs wenigstens der 
kippiden' war aber ohne Zweifel damals schon 50 eine der Dioskuren bei den Tragikern für 
gewöhnlich; es kann nur fraglich erscheinen, sterblich galt und sein Tod erzählt wurde; 
ob er von Äpollon Ae™*«o S abgeleitet wurde, der Inhalt dieser Tragödien kann a lso, ^ wie 
oder ob bereits ein Heros Leukippos geschaffen schon Heyne {Apollod.i, 290) und Welcher 
war, der als Stiefvater und Namengeber der (978) ausgesprochen haben, nur die Leutop- 
Mädchen betrachtet wurde. Für den *az<i- pidensage in ihrer jüngeren Gestatt gewesen 
loyeg zäv AevunntSav ist das letztere sicher: sein. Die beiden Mitteilungen der Pmdar- und 
hier war die Vernichtung der Kyklopen durch Homerscholien gehen auf dieselbe Quelle ein 
Apollon erzählt, natürlich bei Gelegenheit der mythologisches Handbuch zurück, w . el ~ 
Asklepiossage (v. Wüamowitz, Isyllos S. 79/80). (ähnlich wohL wie flj^n) die verbreiterten 
Da also Apollou hier Gemahl der einen Leu- 60 d. h. die durch das Drama geschaffenen Sagen- 
kippide Areinoe war, nmfs Leukippos als der formen zu Grunde lagen. Die Dioskuren sind 
Vater der Mädchen gegolten haben. Von der von den Aphariden zu deren Hochzeitsfeste 
Behandlung der Sag'e haben wir keine Kenntnis. eingeladen; kaum erblicken sie die jungfrau- 
Alle anderen litterarischen Überliefe- liehen Bräute, so ergreift sie eine so heftige, 
rungen bieten uns die schon oben angedeu- Liebe zu ihnen, da f? * ie ™^" mmert ™» 
tete jüngere Form unserer Sage. Voran Verwandtschaft und Sitte die Madchen an sich 
steht VtoWte 30. Idyll z^xo^ot. Leu- reiften und mit ihnen entfliehe^ Die Apha- 
kippos spielt hier die Rolle eines Verräters nden verfolgen sie und töten Kastor; beide 
vv * 63* 



1991 Leukippiden (Heimat) Leukippiden (Wesen) 1992 

aber werden unter Zeus' Beihülfe von Poly- Heroinen. Wie alle Heroengestalten, welche 

deukes erschlagen, nicht lediglich der Phantasie eines einzelnen 

Ovid (Fastib, 699 ff.) stimmt im ganzen Dichters ihre Existenz verdanken, waren auch sie 
mit Theokrit überein, bis auf die Rolle des natürlich Göttinnen: das Volk kennt keinen 
Leukippos und Kastors Ende; er, der keine durchgreifenden Unterschied von Gott und 
Verherrlichung des jüngeren Dioskuren beab- Heros. Ihr Kult allerdings war auf ein ganz 
sichtigte, folgte der verbreiteten Tradition, kleines Gebiet beschränkt; in dieser geringen 
welche ihn durch Lynkeus getötet werden Verbreitung erkenne ich eine Ursache dafür, 
liefs. Mygin (fab. 80) andererseits läfst zwar dafs solche Gottheiten von der epischen Dichtung, 
den Lynkeus durch Kastor, diesen -aber dann 10 welche sie nur von Hörensagen kannte, ihren 
durch die Hand des Idas fallen. Der Sieg Göttern nicht gleichgestellt wurden. In Sparta 
Kastors über Lynkeus hat also nicht bei Theo- allein kennen wir ein Heiligtum der Hilaeira 
krit allein gestanden, da er von hier aus und Phoibe (Paus. 3, 16, 1), neben welchem 
schwerlich in Hygine Fabeln gelangt sein kann; sich ein Heroon des Odysseus befand, ein Um- 
vermutlich gehörte er einer Költuslegende an. stand, der eine unglaubliche, in den Quaest. 
Der Vollständigkeit halber seien noch Teetzes graecae 48 mitgeteilte Kombination veranlafst 
(Chil. 2, 48), welcher auch den Polydeukes im hat. Die jungfräulichen Priesterinnen dieser 
Kampfe fallen läfst, und der Mythogr. Vatic. Göttinnen (doch wohl zwei) wurden ebenfalls 
1 (77) erwähnt, der von einem wunderbaren Leukippiden genannt; aus der Wendung bei 
Speere des Idas erzählt, dem niemand ent- 20 Paus. 3, 13, 7 geht hervor, dafs sie nicht allein 
gehen konnte. Dianisa ist hier selbstverständ- diesen Göttinnen zu opfern hatten, sondern 
lieh in Hilaeira zu korrigieren. auch, wie die Dionysiaden, dem Dionysos Ko- 

Als Heimat der Leukippiden nennt Steph. lonatas, und vor jedem diesem Gotte dar- 

Byz. "AtfiSva rjjg Aati.caviyi.rjg (vgl. Oeid fast. 5, gebrachten Opfer dem Heros , welcher der 

708). Furtwängler hat Bd. 1 Sp. 1161 die Ver- Sage nach dem Spender des Weines den Weg 

mutung ausgesprochen, dafs diese Angabe auf nach Sparta gewiesen (vgl. S. Wide, Lahm. 

eine Verwechslung mit dem Kampfe der Dios- Kulte S. 160). [Der 'Dionysos' KmXmvdzag 

kuren im attischen Aphidna zurückzuführen scheint sich hier, wie öfter an die Stelle eines 

sei. Vgl. S. Wide, Lnkon. Kulte S. 329. Leu- älteren Helios geschoben zu haben, der hier 

kippos ist König in Messenien, nach Paus. 4, 30 seinen (zuerst von Maafs, Gott. Gel. Anz. 

2, 4; vgl. Apollod. 1, 9, 5.3, 11, 2. [Und schon 1880, 346 1 richtig bezogenen) westpeloponne- 

in den Kyprien war nach G. Wentzel ('Em- sischen Beinamen AtvinTcnog getragen haben ' 

■xlrjeeig, V, de scholüs Lyeophronis 26 ff.) die wird, und zwar später in der niederen Würde 

von Pindaros (Nem. 10, 66 ff.) übernommene eines Heros: Wide a. 0. 160 f. Tümpel.] Eine 

Angabe enthalten, dafs der Schauplatz des gemeinsame Verehrung der Leukippiden mit 

Kampfes das Grab des Aphareus mit dem den Dioskuren wird bezeugt durch den iiQtvg 

Aidas-ayalfia war; vgl. Theoerit. Id. 22, 207. AsvaimciSav nai TvvSagiääv, [welcher der 

Wenn nach Ocid. Fast. 5, 708 der Kampf- Artemis Bcog&ia = 6q&(cc ein Votiv stiftet] 

platz Aphidna war, d. h. die lakonische Stadt einer spartanischen Inschrift (zweites Jahrh. 

des Steph. Byz. s^v., so ist das nichts anderes; 40 n. Chr., Bull, dell' .inst. 1873 S. 188); [Auf 

denn man wird "Aq>i$va(i) mit S. Wide (Lak. diese Verbindung mit Artemis orthia möchte 

Kulte 322) als die Burg des Gegners Kastors, 8. Wide jene Statue einer Göttin beziehen, in 

des Königs "AtpiSvog, ansehen dürfen, den E. deren Nähe auf der Meidias-Vase und den 

Maafs (Gott. Gel. Anz. 1890, 356) gut von V. B. M. d. I. 12, 16 und Areh. JB. 1 T. 10 

(peiS- als den 'schonungslosen' Unterweltsgott der Leukippidenraub stattfindet, allerdings 

(= Nrjlevg) erklärt hat. Der 'AfiSag des Grab- zweifelnd: 320 f. Tümpel.] vielleicht deutet 

agalma ist also kein anderer als dieser 'Acpcläag auch die Aufstellung ihrer Statuen im Dios- 

(vgl. den tegeatischen 'AcpsiSävrsiog xXiJQog, kurentempel zu Argos (Paus. 2, 22, 5) auf ge- 

Paus. 8, 4, 3 und Wide a. 0. 321. 329). Wenn meinsame Verehrung dieser Gottheiten. 

Leukippos messenischer König heifst, so vgl. 50 Für die Erkenntnis des Wesens dieser 

man dazu das gleichfalls messenische 0agai, Gottheiten ist von Bedeutung ihre Abstam- 

dessen Eponymos 'Ayagevg ist (v. Wilamowitz, mung von Apollon IstJKtjrjtos, in besonderer 

Isyllos 55 29 ), und den pylischen Hadeskult WeiBe die in dem kürzlich gefundenen Antiope- 

(Crusius, Kaukonen in der Hallischen Allg. fragment von Euripides den Dioskuren ge-f 

Encykl. 2. Sekt. 35, 24 ff.). Tümpel.] gebene Bezeichnung als livxai ncöXm (vgl.} 

Zur Gemahlin wird dem Kastor bei Properz v. Wilamowitz, Hermes 26, 1891 S. 242). Der' 

1, 2, 15 Phoebe, dem Polydeukes Hilaeira ge- Name Sot'ßjj erklärt sich durch Qoißog (vgl. 

gegeben 1 1 umgekehrt Apollodor 3, 11, 2, 2. Als Preller S. 98); [und entstammt ebenso wie 

Söhne dieser Ehen nennt Pausanias an zwei die Leukippiden- Väter Asvximiog und 'Apollon' 

Stellen Anaxis (s. d.) und Mnasinos, wofür 60 dem alten vordorischen Helioskult von Tai- 

Apollodor a. a. 0. die Namen Anogon und Mne- naron (Taleton, Thalamai): vgl. Wide 160 ff. 

silaos bietet. 215 ff. Tümpel.]; 'IXcisiga wird bei Steph. Byz. 

über die dritte Tochter des Leukippos, und Schol. Find. Nem. 10, 112 'EXäuoa ge- 
Arsinoe, s. oben Bd. 1 Sp. 557; auch sie hatte schrieben; die Meidiasvase zieht zu 'EXtga zu- 
einen Tempel zu Lakedaimon (Paus. 3, 12, 8), sammen. Zur Bedeutung vgl. iXdsiQu asXr]vr} 
scheint indessen vor allem in Messene verehrt (und q>X6l-) bei Emped. in Flut. Moral. 170 (St.) 
worden zu sein, Paus. 2, 26, 7. 4, 31, 6. und 240 [auch Boscher, Selene und Verw. S. 18 

Der Mythos kennt die Leukippiden nur als A. 50. 100. R.]. 



1993 Leukippiden (in der Kunst) Leukippiden (in der Kunst) 1994 

Die Leukippiden in der Kunst. 2 S. 274 vor dem Bekanntwerden des Reliefs 
Von den ältesten Darstellungen unseres von Trysa annahm) zurück — dasselbe, welches 
Raubes, den Reliefs auf der Athene Chal- in letzter Linie auch das Vorbild für die Meidias- 
kioikos und dem Throne des Apollon zu Amy- vase (Wien. Vorlegebl. 4, 1) und den kürzlich 
klai können wir une leider bei den kärglichen von Heydemann ( Mon. d. I. 1885 tav. 16, 
Andeutungen des Pausanias (3,17,3; 18,11) Annali S. 158ff. publicierten Jattaschen Krater 
keine Vorstellung bilden. Unter den erhal- war. Klarer ist die in zwei Reihen gegliederte 
tenen Denkmälern sind die altertümlichsten Darstellung der Jattaschen Vase; unten sitzen 
zwei rf. Vasenbilder attischer Arbeit, das sorg- vor einem Götterbilde zwei Mädchen, deren 
fältig und zierlich ausgeführte Gemälde eines io eine dasselbe hülfeflehend fafst. Um diesen 
Kraters (ehemals in Coghüls Besitz, Arch. Ztg. Mittelpunkt bewegen sich angstvoll hier- und 
1852 Taf. 41) und das flotte Bildchen auf einer dorthin fliehende Mädchen, aus deren Kreise 
Garnrolle ('EepTj/i. uq%. 1885 Taf. 5,1a). Beide der eine Dioskur seine Geliebte davonträgt; 
Gemälde stellen denselben Moment dar; die sein Gespann ist nicht abgebildet, vgl. Heyde- 
Dioskuren haben sich der Leukippiden be- mann a. a. 0. Auch in der oberen Reihe 
mächtigt und fahren mit ihnen auf Vier- hat der zweite Dioskur bereits sein Mädchen 
gespannen davon. Dazwischen bewegen sich ergriffen und zieht es nach 1. zu dem von 
mit den Zeichen höchster Bestürzung die Ge- seinem Wagenlenker gezügelten Viergespann; 
fährtinnen der Geraubten; mitten im Spiele nach der anderen Seite enteilt eine Gefährtin 
waren die Zeussöhne plötzlich unter sie ge- 20 der Geraubten. R. oben sitzen Aphrodite und 
treten. Auf dem Krater fahren die Wagen Eros, 1. unten sieht Athena mit Speer und ^ 
nach verschiedenen Richtungen auseinander; Schild dem Raube zu."' So "wenig geschickt 
vor dem 1. fahrenden eilt ein Mädchen, den auch die Komposition dieses Vasenbildes sein 
Blick zurückwendend, zu einem auf einem mag, der Ausdruck der einzelnen Gestalten 
Felsen sitzenden lorbeerbekränzten Mann, der ist (abgesehen von den wenig sagenden Ge- 
mit der L. sein Scepter staunend erhebt: kein sichtszügen) der Lage, in der sie sich befinden, 
Zweifel, dafs Leukippos in ihm zu erkennen angemessen — im Gegensatz zur Meidiasvase, 
ist (vgl. Jahn, Arch. Aufs. 106). Hinter dem die zwar durch ihre äufserst gewandte Zeich- 
anderen Viergespanne aber erscheint Apollon, nung und die geschmackvolle, prächtige Ge- 
mit Lorbeerkranz und langem Lorbeerzweig, so wandung der Figuren besticht, bei der aber 
Jahn fafste ihn als Hochzeitsgott (Arch. Ztg. die ganze Handlung mehr den Anschein einer 
1845 S. 28); indessen scheint er hier vielmehr Spielerei hat und die Bedeutung einzelner Ge- 
zugegen zu sein als der wahre Vater der bei- stalten der unteren Reihe aus ihrer Darstellung 
den Mädchen, für den er in den Kyprien galt hier allein unklar bleibt. Es hat für uns kein 
(Sp. 1689); er begünstigt denRaub seiner Töchter Interesse, bei einer Komposition von so wenig 
durch des Zeus Söhne. Der dem r. Gespann voran- präziser Ausdrucksweise den Intentionen eines 
eilende Jüngling ist gewifs richtig für einen Vasenmalers nachzugehen, welchem selbst seine 
Begleiter der Dioskuren erklärt; er wie Apol- Gruppe 1. unten so wenig klar war, dafs er 
Ion fehlen auf dem kleinen Bilde der attischen sie nicht besser zu gestalten vermochte; kein 
Scheibe, auch findet sich hier ein Mädchen 40 Wunder bei einer Darstellung, welche ein Jahr- 
weniger. Der Entführung sieht ein kahl- hundert hindurch in Vasenwerkstätten durch 
köpfiger Greis in seinem Chiton poderes und die bessernden Hände von Handwerkern ge- 
darübergeworfenem Himation zu, an einen gangen ist. Unsere Aufgabe ist es vielmehr, 
Palmbaum gelehnt, während er mit der vom ohne Rücksicht auf Inschriften die ursprüng- 
Gewande freien L. einen Stab Bchräg vor sich liehe Bedeutung der einzelnen Typen festzu- 
zur Erde hält. Auch in ihm ist Leukippos zu stellen — und da wird die Situation mit einem 
erkennen, um so sicherer, als auf ihn (wie auf Schlage klar. In der sitzenden Gestalt 1. er- 
dem Krater) das vorderste Mädchen zueilt. kennen wir Leukippos wieder ( Coghillsches 

Hoch über dem einfachen Aufbau der be- Gef.), auf den eine der Jungfrauen (Agaue, 
sprochenen Vasengemälde stehen die Frag- 50 vgl. das im Winde flatternde Tuch) hinzueilt, 

mente des im Jahrb. des Arch. Inst. 1 Taf. 10, 2 um ihm das Geschehene zu melden; eine andere, 

publicierten attischen Vasenbildes, welches, Chryseis, spielt noch mit einer Blume, während 

wie ich ebenda 2 S. 270 ff. nachgewiesen zu eine dritte (Ilei&d, vgl. Heydemann a. a. 0) 

haben glaube, gleichfalls den Raub der Leu- in einer für den Charakter der Darstellung auf- 

kippiden darstellte. An heiliger Stätte, dicht fallend heftigen Bewegung enteilt. Aus einem 

bei einem altehrwürdigen Idol, geschieht hier hülfesuchend an den Altar geeilten Mädchen 

der Raub: ein Dioskur hat bereits die eine endlich (vgl. Jattasche Vase) ist hier Aphrodite 

der Königstöchter in seiner Gewalt; der andere, geworden. Ich möchte es dahingestellt sein 

hinter einer Palme versteckt, sieht gespannt, lassen, ob solchen späteren Umdeutungen 
auf eine Gruppe ihm nahender Mädchen, um 60 immer ein Mifsverständnis einer Vorlage zu 

im nächsten Momente emporzuspringen und Grunde liegt; im einzelnen Falle mag wohl 

die Geliebte zu ergreifen. Zu beiden Seiten eine bewufste Umdeutung stattgefunden haben, 

halten Viergespanne; ein Mädchen ist schnell Hier freilich ist letzteres wenig wahrscheinlich: 

enteilt, um die unerwartete Entführung der denn wenn Bich auch für die Darstellung der 

einen Königstochter zu melden. Peitho eine nicht üble Erklärung finden läfst 

•Diese lebendige, packende Komposition geht — ganz verunglückt ist Aphrodite und die 

auf ein uns unbekanntes Original (nicht auf Gruppe Zeus -Agaue. 

das Gemälde des Polygnot, wie ich im Jahrb. Einige Vasenbilder , die vielleicht gleich- 



1995 Leufcippiden (in der Kunst) Leukippos 1996 

falls auf den Leukippidenraub zu beziehen sind, weitere Exemplare von dieser Gattung nicht zu 

bieten auch bei dieser Deutung noch so viele finden sein wird; anLeukippos ist gewifs nicht 

Schwierigkeiten t .dafs sie hier nicht erwähnt zu denken. In den Kämpfenden 1. aber glaube 

werden können. Ich mache nur noch den ich mit Sicherheit Lynkeus und Kastor (Theokr. 

Holzsarkophag aus dem Kul Oba, auf dem mit 20, 183 ff.) zu erkennen. Auch unsere Sarko- 

höchster Wahrscheinlichkeit der Leukippiden- phage enthalten, wie so viele andere, mehr 

raub zu erkennen ist, wofür ich auf Bursian, als eine Scene, nicht nur den Raub, sondern 
Arch. Ztg. 1852 S.435 verweise, und das Relief auch die Folge desselben, den Zweikampf der 

der etruskischen Urne bei Baoul-Bochette, beiden jüngeren Brüder. 

M. J. 75 namhaft. io Mit Ausnahme der Bntführungsscene bot 

Eine plastische Darstellung unseres Raubes der Leukippidenmythos der bildenden Kunst 

(JioaKovQcav äyäliiaiaq>iQ0VTis tag AevKtitxov), keinen geeigneten Stoff; aufser den Darstel- 

die man nicht vor das vie'rte Jahrhundert setzen lungen des Raubes kennen wir daher nur noch 

wird, sah Baus. (4,' 31, 9) zu Messene. Erhalten Statuen der Leukippiden zu Sparta und Argos 

ist uns eine analoge in den kleineren Statuen {Paus. 3, 16, 1. 2, 22, 5) und die Bilder des 

des Nereidenmonumentes, wie zuerst Furt- Omphalion im Tempel der Stadtgöttin zu Mes- 

wängler, Arch. Ztg. 1882 S. 347 ausgesprochen sene {Paus. 4, 31, 12), auf denen unter den 

hat. Ob diese freilich den AkroterienBchmuck Herrscherfamilien des Landes auch Leukippos 

bildeten, ist mir zweifelhaft, weil ich mir eine mit seinen Töchtern dargestellt war. Das Ge- 

solche Scene ungern in zwei Gruppen auf der 20 mälde des Atheners Alexandros zu Herculaneum 

einen und der entgegengesetzten Spitze des (Pitture d' Ercol. 1 Taf. 1; s. ob. 8p." 1978f. 

Heroon zerrissen dächte. Auch die Nereiden, unter Leto in der Kunst) hat noch keine be- 

deren bisherige Deutungen mir verfehlt er- friedigende Deutung erfahren; sind unter Hi- 

• scheinen, halten mich davon ab. Täusche ich laeira und Phoibe, was doch am nächsten 

mich nicht, so können aufgeregt fliehende liegt, die Leukippiden zu verstehen, so wird 

Meermädchen in einem Werke griechischer ihre Verbindung mit Leto durch die epische 

Kunst nur zu einer Darstellung des Raubes Tradition zu erklären sein, nach welcher Apol- 

der Thetis gehören; auch hier haben wir die Ion der Vater der Jungfrauen war. Für Niobes 

Entführung der Leukippiden mit derjenigen der Verhältnis zu Leto wäre dann auf Sappho bei 

Thetis vereint, wie auf den beiden Scheiben 30 Athen. 13, 4 zu verweisen und unter Aglaia 

der att. Terracotta ('Egpq/i. 1885 Taf. 5, 1), und vielleicht eine Tochter der Niobe zu verstehen, 

ich dächte mir daher am liebsten beide Gruppen Vgl. Leto. [Ernst Kuhnert.] 

am gleichen Platze aufgestellt. Lenkippos (Asv-ntnnog), 1) Sohn desPerieres 

Die bisher besprochenen Darstellungen zei- (des Amyklas, Aristid. Miles. bei Sehol. Find. 

gen, wie es nach der oben dargelegten Ent- Pyth. 3, 14) und der Gorgophone, einer Tochter 

Wickelung der Sage zu erwarten war, nur den des Perseus, Bruder des Aphareus, Tyndareos 

Raub durch die Dioskuren, ohne die Aphariden. und Ikarios, König in Messenien. Seine Ge- 

Das älteste Denkmal, welches die jüngere Sagen- mahlin Philodike (Phylodike?), Tochter des 

Version zeigt, ist der Fries am T. Teile der Inachos, gebar ihm die Hilaeira und Phoibe 

Nordwand des Heroon zu Gjölbaschi (Das 40 (die Leukippiden, welche, den Apharetiden 

Heroon von G. v. Benndorf und Niemawn ldas und Lynkeus verlobt, von den Tyndariden 

Taf. 16). L. von einem Antentempel entführen Kastor und Polydeukes geraubt und geheiratet 

die Göttersöhne auf Viergespannen die beiden wurden, s. Leukippiden) und die Arsinoe, welche 

Mädchen, verfolgt von einer Anzahl bewaff- dem Apollon den Asklepios gebar, Stesichoros 

neter Krieger. Unter diesen fallen zwei mit bei Apollod. 1, 9, 5. 3, 10, 3. 4. Tzetz. L. 511. 

Petasos und Chlamys bekleidete Jünglinge, Paus. 4, 2, 3. -4, 31, 9. 2, 26, 6. Hyg. fab. 80. 

hoch zu Rofs, in die Augen, deren jeder einem Ov. fast. 5,702. Theokr. 22, 137. Sehol. 11.3, 243. 

der Gespanne nachsetzt; kein Zweifel, dafs wir Der Vf. der Kyprien nennt Hilaeira und Phoibe 

in ihnen die Aphariden • zu erkennen haben. Töchter des Apollon, Paus. 3, 16, 1. Vielleicht 

In der anderen Frieshälfte r. vom Tempel er- 50 geht auf diesen Leukippos Hom. H. in Ap. 

blicken wir Leukippos, dessen Gemahlin und Pyth. 34; s. Baumeister z. d. St. Schneidewin, 

einen kleinen Sohn, von dem die Sage nichts Die hom. Hymnen auf Apollon, abgedruckt 

berichtet, weiter eine grofse Anzahl von Frauen aus den Götting. Studien 1847. Nach messe- 

und auch Männern, die in verschiedenartigster nischer Sage war die lakonische Stadt Leuktra 

Weise diese ihr Erstaunen, jene ihren Schmerz oder Leuktron eine Gründung des Leukippos, 

über das unerwartete Ereignis äufsern — oben was dem Pausanias deshalb glaubhaft erschien, 

darüber Vorbereitungen zu einem Opfer, welche weil dort Asklepios, der Sohn der Arsinoe, 

von den Beteiligten mit einer Ruhe und Ver- Tochter des Leukippos, besonders verehrt 

tiefung betrieben werden, als ob nichts vor- wurde, Paus. 3, 26, 3. Leukippos wird unter 

gefallen wäre. 60 den kalydoniBchen Jägern genannt, Ov. Met. 

Die drei erhaltenen Särkophagdarstellungen 8,306. Beimling, Leleger 118 ff. Preller, Gr. 

(Mus.Piocl. 4,44. Gall. Giust. 2,138. Winckel- Myth. 2, 90. 97 f. Gerhard, Grieeh. Myth. 2 

mann, M. I. 61) wie ein Terracottarelief (Arch. Stammtafel p. 240 P. 2. Schwenek, Andeu- 

Ztg. 1852 Taf. 40, 3), dessen Figuren ein ge- tungen 194. Pott, Studien zur grieeh. Myth., 

naues Negativ der entsprechenden bei Winckel- Jahrb. f. Philol. 1859 Suppl. 3 p. 330. 331. 

mann 61 bilden, stellen den Vorgang überein- [Mehr unter Leukippiden. S. auch Wide, 

stimmend dar. Für den r. forteilenden Krieger Lahm. Kulte S. 123. 160. 191, der mit Maafs, 

der Sark. fehlt noch eine Deutung, die ohne Gott. Gel. Anz. 1890, 346, 1 AsvKimios als 



^MtaE13iJIB:.-. - J.g! r--— ::.. .- ..... ::..:r-, ■ ,'.IW.«, -.' Wfiy- ..,„.,,J« 1MWW W 



1997 



Leukippos 



Leukippos 



1998 



Hypostase des Helios fafst, wozu die Namen Stellen der Alten die Reiterei bei den Mag- 
der Leukippiden Hilaeira und Phoibe, die sich neten des Mäanderthaies spielte. Drexler.] — 6) 
auch als Epitheta der mit Helios so oft ge- Sohn des Makareus, Königs von Lesbos, den 
paarten Selene nachweisen lassen (Rascher, der Vater mit einer Kolonie nach Rhodos 



Sehne S. 18 Anm.50. S. 19 Anm. 54. S. 26. S. 100; 
vgl. S. 97 ff.), trefflich passen würden. Röscher.] 
Vgl. auch die Petersburger Vase nr. 2188. — 
2) Sohn des Oinomaos in Pisa. Er liebte die 
Nymphe Daphne, die Tochter des arkadischen 



schickte, Diod. 5, 81. — 7) Sohn des Naxos, 
Königs der auf Naxos angesiedelten Karer. 
Unter der Herrschaft seines Sohnes Smer- 
dios kam Theseus mit Ariadne auf die Insel, 
Diod. 5, 52. — 8) Sohn des Eurypylos, 



Flufsgottes Ladon (oder des Amyklas); da die 10 Königs in Kyrene, eines Sohnes des Poseidon 
jagdliebende Jungfrau aber allen Umgang mit und der Atlantide Kelaino, Bruder des Lykaon. 
Männern floh, so brauchte er, um ihr zu nahen, „Die Mutter war Sterope, eine Tochter- des He-' 



die List, dafs er sich die Haare nach Art der 
Frauen wachsen liefs und in weiblicher Klei- 
dung als Tochter des Oinomaos sich der Ge- 
liebten als Jagdgenossin anbot. Er erwarb 
sich bald die Liebe der Daphne j Apollon aber 
yeranlafste aus Eifersucht, dafs Daphne und 
ihre Gefährtinnen zum Bade in den Ladon 



lios, Schwester der Pasiphae, Akesandros bei 
Tzetz, Lyk. 886. Schal. Find. Pyth. 4, 57; vgl. 
Schol. Ap. Rh. 4, 1561. Gerhard, Gr. Myth. 2 
Stammtfl. p. 228 D 4 b. El b. Studniczka, 
Kyrene S. U9ff. — 9) Ansiedler der Achäer 
in Metapontion, Strabon 6, 265. Klausen, 
Aeneas 459. 1159f. Gerhard, Gr. M. 1 § 557, 



stiegen und auch den Leukippos sich zu ent-20 3c; 2 § 854, 1. 858, 3. [Auf dem Obv. 



kleiden zwangen, worauf sie ihn töteten, Paus. 
8, 20, 2. Parthen. 15. — 3) Sohn des Thuri- 
machos, König in Sikyon. Mit seiner Tochter 
Kalchinia zeugte Poseidon den Peratos, der 
von Leukippos, welcher keine Söhne hatte, 
auferzogen und zu seinem Nachfolger bestimmt 
wurde, Paus. 2, 5, 5. Mit Rücksicht auf Pau- 
sanias und Find. Ol. 6 , 28 (46) ff. nebst Schol. 
schlägt Bunte, Hyg. fab. 167 (Neptuni ßii) 



von Silbermünzen von Metapont ist sein be- 
helmtes Haupt bald mit der Beischrift AEY- 
- KIPPOZ (Cat. of the gr. c. in the Brit. Mus. 
Italy p. 248 nr. 79—81. Coli. Santangelo p. 43 
nr. 4161—4167. Leake, N. H. Eur: Gr. p. 129. 
Coli. Bompois p. .17 nr. 219), bald ohne die- 
selbe (Brit. Mus. It. p. 247f. nr. 75—78. 82. 
Coli. Santangelo nr. 4142. 4159. 4160. 4168— 
4172.. Leake, N. H. Eur. Gr. p: 129 u. Suppl. 



statt der korrupten Worte: Euadne ex Lena, so p. 134. Coli. Bompois nr. 220) nicht selten. 



Leucippi filia vor zu schreiben: Euadne ex 
Püane, Eurotae fiuminis filia; Peratus ex Cal- 
chinia, Leucippi filia. Muncker vermutete: 
Euadne ex Pitana, Leucippi filia. Gerhard, 
Gr. Myth. 2 Stammtfl. p. 238 N. 2. Curtius, 
Peloponn. 2, 482. — 4) Sohn des Herakles und 
der Thespiade Eurytele, Apollod. 2, 7, 8. Hyg. 
fab. 162. — 5) Ein Karer (oder Sohn des Kar?), 
welcher -mit den Magneten aus Kreta in Klein- 



Auch auf dem Obv. einer Goldmünze erscheint 
es, bedeckt mit einem korinthischen Helm, 
an welchem die Skylla als Zierat angebracht 
ist, begleitet von der Beischrift AEYKIHHOI, 
Brit. Mus. Italy p. 238 nr. 1. Nach Klausens 
(Aeneas 2 p. 1159 f.) Vorgang hält Lübbert, 
Commentatifi de Diomede heroe per Italiam in- 
feriorem divinis hpnoribus culto. Bonn. Ind. 
schol. W.-Sem. 1889/90 p. 10—12 den Leukippos 



asien die Stadt Magnesia am Mäander grün- 40 von Metapont für identisch mit Diomedes 
dete, Schol. Ap. Rh. 1,584; vgl. Hock, Kreta Drexler.] [Vgl. auch Imhoof -Blumer , Monn gr 
2, 409 ff. [Dieser Leukippos wird mit dem p. 5. RJ — 10) Gemahl der Graia, der Tochter 
unter 12 verzeichneten identificiert von Boeckh des Medeon, nach welcher Tanagra früher Graia 
zu C. I. Gr. 2910 und Rayet, Milet p. 141. Die (II. 2, 498) hiefs, Schol. LI. 2, 498; vgl. Steph. B. 
Inschrift C. I. Gr. 2910, ein Beschlufs der v. Tdvaygct. Bursi'an, Geogr. 1, 219, 1. — 11) In 
Panhellenen zu Ehren der Magneten, gefunden Phaistos auf Kreta wurde ein Mädchen von der 
in ^ Athen , beginnt mit den Worten 'Aya&rii Mutter (Galateia) zum Schein, um den Vater 
Tv%r\L Abvxiimos. Boeckh nimmt an, dafs hier ' Lampros zu täuschen, unter dem Namen Leukip- 
der mythische Gründer Magnesias gemeint sei, pos auferzo.gen und, als es herangewachsen, auf 
an dessen Statue in Athen man das Dekret 50 Bitten der Mutter von Leto in einen Jüngling'ver- 
angebracht habe. Rayet p. 112 und Froehner, wandelt. Es war in Phaistos Brauch, dafs man 
Les inscr. gr. [du musee du LouvreJ nr. 66 bei Hochzeiten sich zuerst bei der Bildsäule 
p. 140 billigen diese Ansicht. Aber mit Recht des Leukippos lagerte, Ant. Lib. 17; s. Galateia 

nr. 2 u. Leto. — 12) Sohn des Xanthios in Lykien, 
aus dem Geschlechte des Bellerophon, hatte 
geschlechtlichen Umgang mit seiner Schwester 
und tötete den Vater, der sie überraschte. 
Deshalb ging er an der Spitze einer thessa- 
- . . _ ^ lischen Kolonie nach Kreta und gründete von 

Fig. 37 den letzteren erkennen in dem mit 60 da aus Kretinaion im Gebiet von Ephesos, 



bezweifelt Ross, Hell. 1, 1 p. 41, dafs der in 
diesem Beschlufs aus dem 2. nachchristlichen 
Jahrhundert genannte Leukippos mit dem 
mythischen Helden etwas zu thun habe. Irrig 
ferner will Rayet, Milet p. 132 'Anm. 1 zu 
Fig. 31, p. 138 Anm. 4 zu Fig. 36 und p. 142 



eingelegter Lanze einhersprengenden Reiter 
der Münzen von Magnesia am Mäander. Dieser 
geradezu zum Wappen der Stadt gewordene 
Reiter, der nach Kern, Wochenschr. f. Mass. 
Phil. 1893 Sp. 782 auch auf Inschriftsteinen 



Hermesianax bei Parthen. 5. — 13) Sohn des 
Polykrithos, von Poimandros, dem Gründer 
von Tanagra, durch einen Stein wurf getötet, 
Plut. Qu. Graec. 37. — 14) Bei Apollod. 3, 12, 3 
ist Aevv.initrjv zu schreiben für Aevxtenov, siehe 



von Magnesia erscheint, erklärt sich zur Genfige Leukippe nr. 3. — 15) [L. = im westlichen Pelo- 
aus der hervorragenden Rolle, welche nach ponnes bald Beiname bald heroische Hypo- 
den von Rayet p. 144 Anm. 2 angezogenen stase des Helios: E. Maafs, Gott. Gel. Am. 



1999 Leukolenos Leukophrys 2000 

1890, 346; S. Wide, Lahm. Kulte 216. 260; Lenkophanes (Asvyiotpävrjg) , Sohn des Ar- 

vgl. auch oben nr. 1 und unter Leukippiden. gonauten Euphemos und der Malaehe (La- 

Tümpel.] [Stoll.] mache), Ahnherr des Battos von Kyrene (Schol. 

Leukolenos (Aswx,(öX,svog), Beiname der Hera; Find. Pyth. 4 , 465. Tzetz. Lykophr. 886; vgl. 

s. Bd. 1 Sp. 2097 Z. 53 ff. Charit. Aphrod. O. Müller, Orch. S. 301 ; mehr bei Studnicska, 

amat. narr. 4, 1. [Höfer.] Kyrene S. 110, 54). [Schirmer.] 

Leukon (Aevxmv), 1) Sohn des Athamas und Lenkophrye (AevKoq>Qvrj?), Tochter des Man- 

der Themisto, einer Tochter des Hypseus, Bruder drolytos, die aus Liebe zu Leukippos, dem 

des Erythrios, Schoineus, Ptoos, Apollod. 1,9,2. Sohne des Xanthios, diesem ihre Vaterstadt 
Herodoros bei Schol. Ap. Bh. 2, 1144. Nonn. 10 verriet (Sermesian. bei Parthen. erot. 5). Vgl. 

Dkm. 9, 312 ff. Ein Sohn des Leukon hiefs Leukophrys. [Schirmer.] 

Erythras, nach welchem die böotische Stadt Leukoparyene (Awx.o<pqvtiv ij) s. Leukophrys. 

Erythrai benannt war, Paus. 6, 21, 7; eine Leiikophryne (Asvnotpgvvrj) , 1) = Leuko- 

Tochter Euippe, Gemahlin des Andreus, Paus. phryene uDd Leukophrys (s. d.). — 2) Eine 

9, 34, 5; ferner Peiaidike, die Mutter des Ar- Nymphe oder Priesterin der Artemis Leuko- 

gynnos, Steph. B. v. "Aqyvvvog. Bei Hygin (fab. phryene , in deren Tempel ihr Grab gezeigt 

157),wo unter denSöhnen des Poseidon aufgeführt wurde (Zenon bei Arnob. adv. g. 6, 6. Theodoret. 

wird: Leueonoe ex Themisto, Hypsei filia, ver- serm. 8 p. 598 a). Vgl. Leukophrys. [Sehirmer.] 

mutet man Leueon ex Th., so dafs also manche Leukophrys (AswxöcpQvs), Beiname der Ar-, 
den Leukon als Sohn des Poseidon angesehen 20 temis in Magnesia am Maiandros, Nikander 

hätten. Leukon scheint auf den alten Namen bei Ath. 15 p. 683 C (nach Schneider) und (ab- 

des kopaischen Sees Leukonis zu deuten solut, ohne Zusatz von Artemis) auf Münzen 

(O. Müller), oder es bezeichnet den weifsen der Stadt, Mi. S. 6, 236, 1026 (autonom, doch 

Boden (Forchhammer, SellenikalSB; Gerhard). aus der- Kaiserzeit). Mi. S. 6, 237, 1034 (A€Y- 

Müller, Orch. 134. 170. 214. 465. Gerhard, Gr. KO0PIC, Domitian). Mi. 3, 147, 639 und S. 6, 

Myth. 2 § 701, 6. 702, 2; p. 224 Stammtfl. A3 237, 1035. 1036 (Trajan). Read, Catalogue of 

und p. 226 C. — 2) Einer der sieben Archa- the greek coins of Jonia p. 165 nr. 54 PI. 19, 7. 

geten der Platäer, denen vor der Schlacht bei Mi. 3, 148, 640 (A6YIKO0PYC, Hadrian). Mi. 

Platää auf Befehl des Orakels geopfert wurde, S. 6, 246, 1077 (Severus Alexander). Der Name 

Plut. Aristid. 11. — 3) Der Kreter Leukos 30 ist gleichlautend mit dem des Ortes in der 

(s. d. nr. 1) wird Schol. II. 2, 649 Leukon, Sohn Maiandrosebene, wo nach Xenoph. Seil. 3, 2, 19 

des TaloB, genannt. — 4) Hund des Aktaion, der Tempel der Göttin sich befand. Wohl mit 

Syg. fab. 181. Ov. Met. 3, 218. [Stoll.] Recht vermuten BoecM zu C.I. Gr. 2914. Baoul- 

Leukone (Aivkwvtj), 1) Tochter des Aphei- Bochette, Journ. des Sav. 1845 p. 580. Bayet, 

das, Königs in Tegea, nach welcher eine Quelle Milet et le golfe latmique p. 120. Heller, De 

in der Nähe der Stadt benannt war. Auch ihr Cariae Lydiaeque saeerdotibus, Suppl. Bd. 18 zu 

Grabmal befand sich nicht fern von Tegea, Jahrbb. f. kl. Phil. p. 235, dafs dieser Ort mit 

Paus. 8, 44, 7. Curtius, Peloponn. 1, 251. 262. dem neuen Magnesia identisch ist. 

Bursian, Geogr. 2, 223. — 2) S. Kyanippos nr. 3. Eine andere Form des Namens der Göttin, ab- 

[Stoll.] 40 geleitet von dem des Ortes, ist AsvnotpQvrjv^, 

Leukones (Aevxcovrig), Sohn des Herakles welche Boeckh zu C. I. Gr. 2914 irrig für die 

und der Thespiade Aischreis, Apollod. 2, 7, 8. allein richtige hält. Sie findet sich in der 

[Stoll.] eben erwähnten Inschrift, ferner in der Bull, de 

Leukonoe (Asvxovöri), 1) Tochter des Po- Corr.Hell. 15 p. 539 mitgeteilten; auf sicherer 

seidon und der Themisto {Syg. fab. 157, wo Ergänzung beruhend -auch C.I. Gr. 2561b (da- 

Schm. mit Bunte nach Apollod. 1, 9, 2 Leukon gegen willkürlich ergänzt C. I. Gr. 2934 u. 3137 

(s.d.Jliest). Vgl.Leukotheaa.E.u.Ba6e?ow,iIf.c. Z. 84); ferner bei Strabon 14 p. 647. Paus. 1, 

2, 322. — 2) Tochter des Lucifer, von Apollon 26, 4 u. 3, 18, 9 sowie, absolut gebraucht, auf 

Mutter des Philammon (Syg. fab. 161, im Wider- einer Münze des Nero von Magnesia, Head, 

Bpruch mit fab. 200. Schol. Od. 19, 432. Conon 60 Jonia p. 146 nr. 52. 

narr. 7). [Vgl. Toepffer, AU. Genedl. 258, 1. Eine dritte Form ist Aev-no <p Qvvrj,Bull. de 

Röscher.] — 3) Tochter des Minyas, die sich Corr. Hell. 12 p. 269 nr. 54. App. b. c. 5,9 

mit ihren Schwestern von den Orgien des Tac. Ann. 3, 62 und, absolut gebraucht, aut 

Bakchos fernhielt. Während sie sich beim Münzen von Magnesia, Mi. 3, 146, 628. G. Gombe, 

Weben über die Liebesverhältnisse der Götter Mus. Sunter p. 184 nr. 8 (irrig AAYPO0PYNH 

unterhielten, wurden sie in Fledermäuse ver- gelesen). Sead, Jonia p. 164 nr. 49. 50. 51. 

wandelt (Ov. Met. 4, 168 ff. Abweichend Ael. • Diese Form des Namens ist auch für die Sterb- 

v. hist. 3, 42. Plut. qu. gr. 38. Ant. Lib. 10, liehe überliefert, welche im Tempel der Göttin 

wo die Minyaden Leukippe, Arsinoe (Arsippe) begraben lag, Zeno Myndius bei Arnob. adv. g. 

und Alkithoe heifsen). Siehe Alkith 08. [Hängt 60 6, 6 p. 496 Hildebr. Clem. AI. Protr. c. 3, 46 

der Name Leukonoe etwa mit der Hesych- p. 13 Sylb. Theodoretus,£fr. affect. curatio disp. S 

Glosse Xsvxal cpQevsg - naiv6[nvcci (vgl. Pind. (Opera omnia ed. loa. Lud. Schülee 4 p. 909, wo 

Pyth. 4, 194 u. d. Schol. sowie Boeckh z. d. das überlieferte Avhocpq6vt)v, wie schon Heyne, 

St.) zusammen?] [Schirmer.] Samml. ant. Aufs. 1. St. p. 110 Anm. u sah, in 

Leukopeus (Asv%a>nsvg), Sohn des Porthaon Asvxoq)Qvvijv zu ändern ist). Auch ist Bofs, 

und der Euryte, der Tochter des Hippodamas, Sellenika 1 p. 41 jedenfalls im Recht, wenn 

Bruder des Oineus, Agrios, Alkathoos, Melas er bei Parthenios Erot. 5 den in der Form 

und der Sterope (Apollod. 1, 7, 10). [Sehirmer.] AsvKocpqvrj überlieferten Namen der Tochter 



2001 Leukophfys Leukophrys 2002 

des Mandrolytos, welche mit der von Zeno Gtsch. d. Artemis p. 1174. Dilthey, Analecta 

Myndius erwähnten Herome offenbar iden- Callimachea p. 11. Haeberlin, Stud. z. Aphro- 

tisch ist, für eine irrige Lesart statt Leuko- dite v. Melos p. 45 f. Anm. **. Guhl, Ephesiaca 

phryne hält. p. 104. Bayet, Milet p. 141. A. Maury, Hist. des 

Den Namen wollte Baoul - Bochäte , Con- rel. de la Gr. ant. 3 p. 165. — Maury, Heyne und 
siderations archeologiques et architeetoniques sur Curtius bezeichnen sie als eine Jflymphe, Guhl 
le temple de Diane Leucpphryne recetmnent de- als Nymphe oder Priesterin der Artemis L. 
couvert ä Magnesie du Meandre, Joufn. des Sav. Aus der Notiz des Zenon geht diese Nymphen- 
1845 p. 580 erklären aus einem 'epithete hiera- natur Dicht hervor. Man hat sie woh.1 deshalb 
tique, liee ä la nature du culte de cette Diane 10 als Nymphe aufgefafst, weil man in dem Zuge, 
de Magnesie', wogegen Bofs, Hell. 1 p. 41 mit dafs sie im Tempel der Artemis begraben wurde, 
Recht bemerkt, dafs sich dabei nichts denke» eine Ähnlichkeit mit dem Mythos der Kallisto, 
läfst. Corcia, II mito di Marsia p. 19 läfst .gleichfalls einer Hypostase der Artemis, ent- 
Artemis dadurch bezeichnet werden als Göttin deckte, s. Maury a. a. 0. Anm. 3. Corcia p. 19. 
des weifsen Mondlichts. Bayet p. 126 f. giebt Leider ist uns über die Geschicke der Heroine 
dieselbe Erklärung neben der anderen, die Leukophryne aufser den dürftigen Notizen des 
Augenbrauen des Götterbildes seien weifs be- Parihenios und Zeno Myndius nichts überliefert, 
malt gewesen. P. Paris in Daremberg et Saqlios Dilthey, welcher Analecta Callimachea p. 11 und 
Dict. des ant. gr. et rom. Tom. 3 p. 153 über- Bh. Mus. 18T0 p. 330 Anm. 1 auf Leukophryne 
setzt Leukophryene mit „aux sourcils d'argent". 20 grundlos die von ihm fälschlich (s. Schneider, 
Ganz unwahrscheinlich bezieht Härtung, Bei. Callimachea 2 p. 233 zu fr. 76 und 2 p. 544 f. 
u. Myth. d. Gr. 3 p. 208 den Namen auf den zu fr. 333) dem Kallimachos zugewiesenen 
grauen Schaum des Meeres. * Verse vSeiv tonts tjj» <ps(>f£oo»> (oder* cpvalfcoov) 

Mit Recht leiten den Beinamen von der iiögrjv und TIsXCov ts Mäyvrjaaav koqccv bezieht, 
Stadt Leukophrys her Heyne, Samml. ant. vermutet (Anal. Call. p. 12), dafs. sie ebenso 
Aufs. 1. St. p. 109. Buttmann, Mythologus 2 wie Skylla, Tarpeia, Pisidike den "Verrat an 
p. 134. Haeberlin, Studien zur Aphrodite von der Vaterstadt mit dem Tode büfsen mufste. 
Melos p. 45 Anm. **. Claus, De Dianae anti- Vielleicht haben wir sie zu . erkennen auf 
quissima apud Graecos natura p. 46 u.a.m. Münzen von Magnesia am Maiamdros in der 
Hinsichtlich des Wesens der Göttin ist von so vor einer Kapelle oder einem Altar knieenden 
verschiedenen Seiten mit Recht auf ihre nahe Figur, oberhalb welcher Artemis (?) auf einem 
Verwandtschaft mit der ephesischen Artemis Pferde mit geschwungenem Speer, begleitet 
hingewiesen worden. Doch geht Guhl, JEphe- von einem Hunde oder Löwen dahinstürmt. 
siaca p. 104 zu weit, wenn er den Kultus der Leider liegt dieser auf Münzen des Caracalla, 
Artemis L. direkt aus Ephesos herleitet. Wenn Sestini, Mus. Hedervar 2 p. 180 nr. 10. Add. 
einige sie für eine Mondgöttin erklären, so Tab. 4,5, wonach Mi. S. 6, 241, 1052, vgl. 
heifst dies ihren Begriff zu eng fassen. Als Mus. Theupoli p. 796, 971, wonach Mi. S. 6, 
Parhedros giebt ihr, der echt asiatischen Göttin, 241, 1052, Severus Alexander, Mi. 3,153, 672 
Bayet p. 128 den Men (s. &.), welcher nicht selten und Maximinus, Vaülant, Num. Gr. p. 146, wo- 
auf den Münzen von Magnesia am Maiandros-40 nach Mi. S. 6, 250, 1011. Mi. 3, 154, 630 be- 
vorkommt. Ohne viel Gewicht darauf zu legen gegnende Typus noch in keiner zuverlässigen 
will ich beiläufig bemerken, dafs, wenn man Beschreibung und Abbildung, vor, vielmehr 
in Leukophryne, der Tochter des Mandrolytos, ■ gehen die einzelnen Beschreibungen so sehr 
eine Hypostase der Göttin sehen will, man auseinander, dafs es unmöglich ist, eine sichere 
auch den Geliebten derselben, Leukippos, für Vorstellung von demselben zu gewinnen, 
eine Hypostase des Men halten kann , da der Auf Münzen des Gordianus Pius von Mag- 
Name vorzüglich für den nicht nur in der nesia erscheint ein Monument, aus welchem 
phrygischen Mythologie als Reiter gedachten ein Baum herauswächst. Es wird von Mi. S. 
Mondgott pafst. Curtius, Studien z. Geschichte 6, 252, 1112 (nach Vaülant). Engel, Bev. num. 
der Artemis, Monatsber. d. Kgl. Pr. Ale. d. W. 50 1885 p. 11 nr. 9 und dem Verfasser des Cata- 
1887 p. 1180 hält Leukophryne für identisch logue Whittdll 1867 p. 33 nr. 417 als Pyramide, 
mit Kybele. Dies mag insofern Berechtigung von Imhoof, Griech. Münzen p. 116 zu nr. 289 
haben, als beide Göttinnen Erscheinungsformen Taf. 8, 24 als Turm, von Head, Jonia p. 171 
der grofsen vorderasiatischen Naturgöttin sind. nr. 87 — 89 als vier- oder fünf- oder dreistufiger 
Doch aus der Stelle des Strabon p. 647, auf flammender Altar bezeichnet. Davor steht ge- 
weiche er sich für die Identität beider beruft, wohnlich ein Widder, welchen wir wohl auch 
kann dieselbe nicht gefolgert werden, da hier in dem angeblichen Wolf des Exemplars der 
nur gesagt wird, dafs sich im alten Magnesia Sammlung Whittdll zu erkennen haben, auf 
ein Tempel der Dindymene, im heuen das einem Stück des British Museum (Head nr. 89) 
Heiligtum der Leukophryne befand. Die Iden- 60 ein Stier. Dieses Denkmal glaubt Baoul- 
tität jener sterblichen Leukophryne, welche Bochette, Journ. des Sav. 1845 p. 649 wieder- 
nach Parihenios die Stadt Magnesia &n Leu- .erkennen zu dürfen in einem „massif de con- 
kippos verriet und nach Zeno Myndius im struetion d'une forme carree et d'une äimension 
Tempel der Artemis L. begraben lag, und der considerable qui s'elevait ä la facade posterieure 
Göttin ist von vielen Seiten erkannt worden, du temple", welches von den Architekten Cler- 
s. z. B. Heyne p. 110 Anm. u. Buttmann, Myth. get und Huyot auf ihren Grundrissen des Tem- 
2 p. 133 — 135. Corcia, II mito di Marsia p. 19. pelsin verschiedener Weise rekonstruiert worden 
Bofs, Hellenika 1 p. 41 f. E. Curtius, Stud. z. ist. Baoul ■ Bochette schlägt dafür zwei Deu- 



mwjß<i nrnm-W- ■ ' • **«i'<w*><!» *' ' »■ ■ " ■ ... -— ■^g^«: 



2003 Leukophrys ' ' * Leukophrys 2004 

tagen vor: entweder (Journ. des Sav. 1845 bogen auf einen grofsen Dreifufs aufgestützt 
p.649f. Mem. d'archeol eomparee p.299f.) sei zeigen. Diese mit verschiedenen Beamten- 
darin zu erkennen eine Pyra, auf welcher der namen wie AvoUoSaQOS K a Ui«e«xov(Combe 
Artemis Leukophryene, ähnlich wie der Ar- Mus. Hunter p. 183 n^2 =, Mi. & 6, 231, 993) 
temis Lanhria in Patrai, lebende Tiere ver- *$Q&eimtoe Aoiarsov (Combe.Mus. Bunter p.183 
brZtÄei seien, oder (Journ. des Sav. nr. 1 Tab. 35, 9. Mi. 3 142 595 ^ ^«* 
1845 p. 650) es sei das Grabmal der Heroine TAomasp.300nr.2150. JW,ÄifcJp.«9Bg.80. 
Leukophryne. Letztere Ansicht findet den Bei- Head, JorKa p. 162 nr. 37 PI. 18, 10), ^w«* 
fall von JBo/s BeH. 1 p. 52. Sie ist indessen,* Ituvactviov (Mi. 3, 142, 596. Leake, JV. ü. ^s. 
winigsLTwas das üLkmal der Münzen be- „ flr. p. 77. . C*%rt»**l > 102 nr. im 
trifft -unzulässig, da ganz derselbe Typus auf Head, Jonia p. 162 nr. 36 PI. 18, 9. CoU.B om- 
einer Münze des Valeriana von Ephesos (Im- fois p. 123 nr. 1611 ; vgl Bumersan, Cal.AUier 
heof, Gr. M. p. U6 nr. 289 Taf. 8, 23) wieder-, de Hauteroche p. 85 PI. 15, 3 ^»wfw 
kehrt. Es ist deshalb Baoul-Bochettes Lieb- fiot>), Hpoyvjros Z«mt )( Ha>»<os (Mi. 3 143, 598. 
lingsdeutung auf eine Pyra, zu welcher Er- Coli, de M. Prosper Bupre p. 54 nr 295 PI. 2 
Uärunl auch Imhoof a. a. O. gelangt ist, der Froehner a. a. 0. Coli. Bompois p. 123 nr^510 
Vor Z ug g zu gebex! T Der neben der Pyr! stehende PI. 5. Cat. Whittalimi p 60 nr. 964 Head, 
Widder odfr Stier ist das Opfertier. Den Büffel, Jonia p 162 nr. 39 PI. 18, 11) n™«w II™- . 
genauer Buckelochsen (Zebu), welcher häufig eaviov (Eamus, Cat num. vet.Musei Begis Ba- 
lte Münztypus von Magnesia erscheint, hat 20 niae 1 p. 235 nr. 1 = Mi.S. 6 233, 1007 Cat 
schon K. O. Müller, Dotier 1 p. 396 für das Northwick 1 p 102 nr. 1061. Leake ,N. H.As. 
heilige Tier der Artemis Leukophryene erklärt. 6fr p 77) versehenen Tetradrachmen des dritten 
Wohl mit Unrecht aber habe ich Zeitsehr. f. vofbhnsthchen Jahrhunderts zeigen vielmehrdie 
Num 14 p. 114-118 den Typus, von Münzen echt griechische, von den Magneten aus der 
des CaracaUa (Fox, Engravings of rare and Heimat nach Asien mitgebrachte Artemis^ Dafs 
unedited greek coins 2 p 13 nr 80. Vaülant, wir es hier nicht mit der kleinasiatischen Göt- 
Num. Gr. p. 104 = Mi. 3, 150, 666. Head, tin zu thun haben durfte aus Bronzemunzen 
Jonia p. 166 nr. 59 PI. 19, 10 und Philippus sen., hervorgehen welche im- Obv die Büste der 
SesUni.B. N.V. P . 334 nr. 33 = Mi. 3, 157, 697) Artemis mit dem Köcher, im Rev. das Kultus- 
von Magnesia, welcher eine jugendliche mann- 30 bild der Artemis Leukophryene zeigen; ist es 
Uche Figur in kurzem Chiton mit Diplois hal- doch kaum anzunehmen, dafs ein und dieselbe 
tend einen auf, einem Knie knieenden Buckel- Gföttin zugleich im Obv und im Rev derselben 
ochsen am Eingange einer Höhle oder eines . Münze dargestellt ist. Die griechische Artemis 
Bogens zeigt, mit Artemis Leukophryene oder ferner ist es auch wohl welche auf Münzen 
Men in Verbindung gebracht. Es dürfte sich von Magnesia am Maiandros mit zwei Fackeln 
hier um ein Opfer In den Apollon handeln, in den Händen auf emem Schiffsvorderteil 
welchem nach Paus. 10, 32 in Hylai (oder stehend dargestellt ist Mi. 8 .6 236 1032 
wenn wir auf Grund des Beinamens AYAAI- v. Schlosser, Num. Zeitsehr 23 1891 ?•««•« 
THC, welchen Apollon auf Münzen von Mag- Taf. 2, wie wir denn auf Münzen der thessa- 
nesiä führt, eine Verderbnis im Texte des wüschen Magneten Artemis auf einem Schiffs- 
Pausanias annehmen, in Aulai) im Gebiet von Vorderteil sitzen'd finden Out ofgr.ctn iÄe 
Magnesia am JLethaios eine Grotte geweiht Bnt. Mut , Thessaly p. 34 nr 1-2 P1J.2. 3 
waf Ist doch auch einer von jenen diesem -die griechische Artemis auch, welche ahnlich 
Gotte geweihten Männern, welche mit los- wie auf den .Münzen von Ephesos (Heaa l Jonia 
gerissenen Bäumen von hoton Felsen herab- p. 77 nr. 230, p. 81 nr. 260 p. 85 nr 270, p^7 
fprangen, auf den Münzen von Magnesia dar- mr. 336, p. 99 nr. 343, p. 100 nr. 353) auf denen 
gSelft 'Cavedoni^BM. d. Inst. 1837 p. 37 f. von Magnesia auf emem von «T«..^JS 
Kenner] Die Münzsammlung des Stiftes St. Flo- 'gezogenen Wagen emherfährt Auch vermag 
rian p. 123. Mi. 3, 156f., 689. 700. S. 6, 252, ich nicht mit Boeckh zu C I. Gr. 3137 LigM- 
1116. Leake, N. H. Äs. Gr. p. 79. Head, Jonia 50 foot.ApostohcFathers Part2 Vol.2 Sect.1 p.101. 
p. 173 nr. 99 PI. 20, 9. Baker, Some eoin-types Bayet p. 129 die Verse des Anakreon 1, 4: 
of Asia min., Num. Chr. 1892 Part 2. Der rovvovpai a', iXcctprjßöle, 

Buckelochse mag in Magnesia allgemein als ^ccv&n nai dibg, ayqimv 

Opfertier gedient haben, wie er denn auch auf . äioicoiv' "AQtsy.i &r}gäv. 

einer von Kern, MM. d. Ksl. B. A. Inst. Ath. "Iiiov vvv.siA ArjfraCov 

Abt. 17 1892 p.277f. als Heroenopfer gedeute- SCvnai, »gaümiagSicov 

ten Opferscene eines Reliefs aus Magnesia vor- &vSqüv lyKuftöga nöXiv 

kommt. %g.iQOva'. ov yäp ävrjiisoovs 

Das Haupt der Artemis Leukophryene will • noipulvsiq noXiritas 

Froehner, Choix de monnaies grecques. Paris 60 . >, ^ v B n AIIp 

1869 p. 24 nr. 25 PI. 2 erkennen in der Ar- auf Artemis Leukophryene zu beziehen Alle 
Wsbüste mit Stephane auf dem Haupt, Bogen Epitfeta passen nur auf die j, ^lec^che Jagd- 
nnd Köcher auf dem Bücken, Gewandstück göttm, welche auf einer Münze des Augustus 
mit einer Agraffe befestigt an der Schulter, von Magnesia dargestellt ist kuKgewandet den 
auf dem Obvers der schönen Tetradrachmen Bogen m der L., die E. am Köcher, Leake, N. 
von Magnesia am Maiandros, welche im Rev. H. As. Gr. p. 78. . „„v,»a™,<. 

Apollon L h. stehend auf der Maiandroslinie, Das Standbild der Artemis Leukophryne 

in P der R. einen Zweig mit Binde, den 1. Ellen- erscheint, nur am Oberkörper menschlich ge- 



2005 Leukophrys Leukophrys 2006 

bildet, mit hermenartigem nach unten sich ver- N H. As. Gr. p. 78. Head, Jonia p. 166 nr 54' 
jungendem Unterkörper, auf dem Haupt einen PI. 19, 7; Antonmus Rus, Cohen, Cat. Greau 
Kalathos, von welchem ein langer Scheier p. 153 nr. 1784 = . Sabatur.Mf. rom. et imp 
herabfällt, an den Armen lange, bis zum Fufs- gr. ined Extr. dela Bevue de la num beige 
boden reichende Binden, auf dem Eev. auto- 4. sör. tom. 3 p. 21 nr 18 PI. 18; vgl, tat. 
l nomer Bronzemünzen von Magnesia, deren Obv. De Moustier p. 94 nr 1472 ; M. Aurel, Imhoef, , 
| zeigt das Haupt der hellenischen Artemis mit Griech. Münzen p. 119 nr. 311 ; Caraoalla M. 
I Stephane, dahinter ein Köcher, das Ganze in 3, 151, 657. Leake, N. S.A^Gr. p.TO; Mw- 
1" einem Kranze, Head, Jonia p. 163 nr. 42 mmus, Head, Jonia p. 169 nr.78; Jg. Mi 3, 
i PI 19 4 oder das Haupt derselben Göttin mit 10 154, 678 (Diane-L., avecses attributs); Maxi- 
Lorbeerkranz ohne Stephane und ohne die mus, Mi. S. 6, 251, 1103; Gordianus Pius, M* 
l- ■ Umschliersung des Ganzen durch einen Kranz, S. 6, 253, 1120 nach Vaülant Eine »Gans , ist 
i Eekhel, Cat. Mus. Caes. Vindob. 1 p. 169 nr. 3. beigegeben auch der Diana Tifatina auf einem 
- Fo7, Engravings 2 P . 13 nr. 79 PI. 4 (Es. Terraeotta-Antefix m Darembergs Ihc* des- 
\ Diana Ephesi%"). Mi. 3, 146, 630, welcher ant. gr. et rom Tom. 3 p. 1» E«. 2395 

* dasX.pt; ebenso wie Dumersan, Gab. AlUer Auf einer Münze des L Aelius. ersenemt 
I de HauteVoche p. 86 PI. 15, 5, für das des Apol- dieser letztere Typus vermehrt um eine Biene 

* Ion Ä oder eine strählengekränzte Büste im Felde, Dumersan, Cab. M% ^ E»uter<,che 
'>; mit Bogen und Köcher an der Schulter, welche p. 86 PI. 15, 6, wonach Mi S 6 239, 1246 

* gewöhnlich für die des Apollon, von Leake, 20 (beide unter L. Veras) wie ahnlich die Biene 
i 27 Gr p. 78, wie mir nach Eeads Abbildung neben dem Standbild der Artemis von Ephesos 
t scheint mit Recht, für die der Artemis erklärt auf Goldmünzen dieser Stadt aus der Zeit des 
I wird, Combe, Mus. Runter p. 184 nr. 7. Pellerin, Mithradates (Head, On the chronologtcal sequence 

Eec de mSd 2 PI. 57, 35. Mi. 3, 146, 629 (Rs. of the coins ofEphesus. London 1880 p. 69 nr 1. 

> JunTnPronuba" . Bayet p. 138 Fig. 33. Head, 2. 7 PI. 9,.2. 3) erscheint. Die Biene hat bei 

I Ä p 164 nr. 48 PI. 19, 6, oder endlich einen der Artemis Leukophryene jedenfalls dieselbe 

Hirsch mit Stern darüber, Mi. 3, 146, 631 Symbolik, wie bei der Artemis Ephesia. Doch 

* (Rs „Junon. Pronuba"). Head, Jonia p. 164 hat man es über die Bedeutung dieses auf den 
f nr 47 PI 19 6 Münzen von Ephesos so häufig vorkommenden 
f 'Auf Münzen des Trajan kommt sie in einem so Insekts noch zu keiner völlig, gesicherten Er- 
£ Typus vor, welchen Leake, Suppl. p. 66 be- klärung gebracht, vgl. f<*> wt 7 T ?**™?>V* 
\ schreibt als „Archaic statue adv., similar to apium mellugue apud veteres signijkattone et • 
:V Juno Samia, but veüed only above (Diana symbohea et mythologica. Berol 1893 p. b9. 

Leukophrys)", San demente {Mus. Sanclemen- 163ff. Newton, Essays on ^and^rcMeolog^ 

, tianitum. sei 2 p. 178) als „Diana Polymam- p. 214. Wemger ZurSymbohi c de, -Biene m 

mia cum tutulo in capite, alüsque adminicuhs", der antiken Mythol. 1. Breslau 1871. 4 £• "• - 

vffl Mi 3 147 639. S. 6, 237, 1035. 1036. Head, On the chronol. sequ. of the c. of Jiph.ip.V 

f Auf dem Rev. autonomer, doch der Kaiser- bemerkt, dafs sie „may have represented the 

• . zeit angehörender Münzen mit dem AYAAITHC ideas of virginity, of Organisation, ^o£the 

. im Obv. erscheint das Standbild der Göttin 40 poure nourishment ofhoney". Vgl. auch Mosener, 

von zwei Niken bekränzt, Head, Jonia p. 164 Selene 65. 108. ' «■• 

f . nr 49 vgl. nr. 50. 61 , wo nicht ausdrücklich Vaülant, N, Gr p,128 und nach ihm Mi 8. 

* die Niken erwähnt sind, Mi. 3, 146, 628. 8. 6, 6, 244, 1067 beschreibt eine Münze des Ela- 
235 1025 1029, ebenso, das Ganze von der gabal mit „Diana cognomtne Leucophrys cum 
Mai'anderlinie umgeben, Cat. Ivanoff y. 36 nr. 317 verubus et cervis, pro pedilus columbae, hmc 
TmEphesian Diana"), wo die Münze fälsch- ei inde Victoria voMans". Dagegen erwähnt 
lieh dir Stedt Leuke zuerteilt wird. Dieses Satini, Mus.Hedervar. 2 ^18 ; nr. 12 (=J*zay 
von den zwei Niken bekränzte Kultusbild er- nr.4942) und nach ihm M*. 8.6, 244, 1066 bei 
scheint zwischen den gelagerten Flufsgöttern einem von Sestim demselben Kaiser ^gewie- 
Maiandros und Lethaios angeblich unter M. 50 senen Stück, welches Wiczay -aber unter Cara- 
Aurel Mi 3. 148, 643 nach Vaülant, sicher calla beschreibt und auch Mionnet letzterem 
unter L Veras, Buonarruoti, Osservazioni istor. zuteilen möchte, bei sonst gleichem lypus 
™vra alc. medäglioni ant. V . 86-96 Tav. 6, 3, nichts von den Vöge * („^ £*»£$> 
wonach bei Müller -Wieseler, Dkm. d. a. K. 1 cum verubus [gemeint sind die Binden] et cervis 
r, 3 Taf 2 14 und aus diesem bei Panofka, advolante hine mde Victoria ad etus Caput J. 
Von d Einfi. d. Gottheiten auf die Ortsnamen Gleichfalls mit Hirschen zu Füfsen soll nach 
Taf 4 12 Mi. 3, 149, 647. Ch.Lenormant.Nouv. Sestini, Cat. num. vet.musei Arigoniam_casU- 
galmyth. p. 143 PI. 49 nr.16. Rayet,Milet V .1Z1 gatus p. 70 („Diana Ephesia )>^*»™> 
Fig. 26. Daremberg et Saglio, Diet. des ant. gr. et Lex. untv. reinum. ant. 3, 1 Sp. 96B nr. c jeden- 
rom Tom. 3 p. 154 Fig. 2393; häufiger umgeben 60 falls irrig mit Hunden, das Bildnis der Gottm 
zu Füfsen von zwei Vögeln, welche meist als eine Münze des Claudius tf^tV^fZ. 
Tauben, von L. Müller als Taube und Adler, von Arigom 2. Gr N. Impp Tab_^ Fig. 31 zeigeru 
ImhooflCohen und Mi.S. 6, 253, 1120 nach Vau- Das von Dilthey, Ehern Mw. 1870 p 330 
lltll Adler, von Bayet p. 127 als Raubvögel, Anm. 1 für Artemis Leukophryene erklärte 
ähnlicher Raben als Adlern, von fiead als Gänse Götterbild mit zwei Hunden zu Füfsen bei 
Sehnet werden, so unter Hadrian, Morellius, Gerhard Ant. Büdw. Taf 307, 17 kann schon 
^e C! me« M m .m; M m.p.l67f.Tab.l6,6(Paris). deshalb diese Göttm nicht darstellen weil <be 
Mi. 3, 148, 640. Bayet v 127 Fig. 27. Leake, betreffende Münze nach Magnesia ad Sipylum 



2007 Leukophrys Leukophrys 2008 

gehört. Die hei Gerhard, Ant. Bildw. Taf.308,7 des Philippus iun., Mi. S. 6, 255, 1137 nach 
abgebildete Münze mit der von 2 Niken be- Vaillant. Auf Münzen des Gordianus Pins er- 
kränzten Arterais Leukophryene und neben ihr scheint er gleichfalls und zugleich zwischen 
stehender Tyche scheint zu Füfsen der ersteren den einzelnen Buchstaben der Aufschrift MA- 
das Vorderteil je eines fast wie eine Ziege TNHTQN ein Stern, Sestini, Lett. num. cont. 2 
sich ausnehmenden Tieres zu haben. Doch er- p. 93 nr. 3 u. 5 p. 39 Tab. 1 Fig. 20 = Mi. S. 
wähnen Mi. 3, 155, 686, welcher den Typus 6, 254, 1127. Eead, Jonia p. 172 nr. 96. In- 
von Artemis L. neben Tyche auf einer Münze mitten von zwei Vögeln mit ausgebreiteten 
des Gordianus Pius mit demselben Beamten- Flügeln, welche hier auch von Eead als Adler 
namen wie bei Gerhard (€TTI • TP • AMAPAN- 10 bezeichnet werden, kommt dieses Symbol vor 
TOY • MOCXIJ2NOC • MArNHTQN ) und Leake, unter Severus Alexander, Mus. Sandern, n. s. 3 
N. E. As. Gr. p. 78, welcher ihn unter dem- p. 50 = Mi. S. 6, 246, 1076; Maximus, Mi. 3, 
selben Kaiser mit anderem Beamtennamen 155, 683; Philippus iun., Mi. 3, 157, 702. Ba- 
(eTTI TP AYP. 0IAOKPATOYC B. MArNHTQN) mm 1 p. 236 nr. 9. Sestini, Descr. delle med. 
beschreibt, von diesen Tiervorderteilen nichts. gr. e rom. del fu Berikowitz p. 22. Head, Jonia 
Auf einem Stück des Septimius Severus wird p. 173 nr. 102. Bayet p. 127 Fig. 28. 
das Standbild der Göttin („la statue de Diane Abgesehen von den Münzen wissen wir 
d'ßphese" sagt Mionnet) von dem thronenden wenig von Darstellungen der Göttin. Ein 
Zeus auf der R. gehalten, wie ähnlich auf Agalma derselben wurde von Bathykles nach 
Münzen von Ephesos das Kultusbild der Ar- 20 Amyklai, ein anderes von den Söhnen des 
temis Ephesia von Zeus Olympios auf der R. Tnemistokles nach Athen gestiftet, Paus. 3, 
gehalten wird, Eead, Jonia p. 75 nr. 215. p. 93 18, 9. Brunn, Gesch. d. gr. Künstler 1 p. 52. 
nr. 313 PI. 14, 7; auf einem des Gordianus Pius Wide, Ldkon. Kulte p. 116f. Paus. 1, 26, 4. 
soll vor dem auf einer Basis stehenden Götter- Auf einer nolanischen Amphora in Wien 
bild nach Cavedonis Erklärung der thessalische (Laborde 1 , 81) hat man Apollon Amyklaios 
König TTPO0OOC mit Schale und Lanze stehen, und Artemis Leukophryene erkennen wollen, 
Sestini, Lett. num. 9 p. 38. Cavedoni, Bull. d. aber schon Gerhard, Arch. Zeitung 12 Sp. 492 
Inst. 1837 p. 38. Da aber Sestini öfters un- findet diese Erklärung nicht überzeugend. Auf 
zuverlässige Lesungen giebt, auch die Mag- einem weifsgebrannten Karneol in Berlin will 
neten, wie Bayet p. 142 mit Recht bemerkt, so Tölleen, ErJcl. Vers. p. 172 3. Kl. 2. Abt. nr. 801 
gar keine Veranlassung hatten, jenen König, Artemis Leukophryene dargestellt sehen, leider 
- welcher ihre thessalischen Vorfahren ins Elend giebt er aufser der Notiz, dafs sich neben ihr 
gestofsen hatte, zu verherrlichen, mag Mionnet Sonne und Mond befinden, keine nähere Be- 
3, 156, 690 die Figur mit Recht als den Kaiser Schreibung, nach welcher sich die Richtigkeit 
bezeichnen. der Benennung kontrollieren liefse. Milchhöfer, 
Häufig sieht man das Kultusbild in dem Die Museen Athens, Nationalmuseum Saal III 
gewöhnlich viersäulig abgebildeten Tempel, so (Saal der Votivreliefs) nr. 22 p. 20 verzeichnet 
unter Nero, Eead, Jonia p. 164 nr. 52. 63 (von ein „Götterbild der 'ephesischen Artemis' in 
zwei Niken umgeben), Mi. S. 6, 237, 1033. griechischer Umbildung mit Bewahrung der 
L. Müller, Muse'e Thorvaldsen p. 260f. nr. 103 40 asiatischen Symbolik", dessen Attribute er so. 
(hier noch mit den beiden Vögeln zu Füfsen erklärt: „Die zahlreichen Brüste deuten die 
und der Beischrift MArNHTQN. | A£YKO<t>(PY)- nährende Naturkraft an, die Niken ihre sieg- 
NHN); Domitian,M'.S.6,237,1034nachW r iaza2/, reiche Macht. Die anderen Attribute, Löwen, 
Mus. Eedervar.ly. 215 nr. 4941 = Sestini, Mus. Greife mit Pantherköpfen, Sphinxe, Bienen 
Eed. 2 p. 179 nr. 9; vgl. Mi. 3, 147, 638 nach und die geflügelten weiblichen Halbfiguren sym- 
Cousinerys sehr fehlerhaftem Katalog („dans bolisieren Elemente und elementare Kräfte." 
un temple tristyle"); Hadrian, Mi. S. 6, 238, 1038 Von den Darstellungen der ephesischen Artemis 
nach Eamus 1 p. 236 nr. 6 (mit den schweben- auf den Münzen von Ephesos ist mir keine 
den Niken); Caracalla/ Mi. 3, 150, 653. S. 6, bekannt, welche sie mit Niken versehen zeigt. 
241,1054 („Junon-Pronuba"); Severus Alexan- 50 Dagegen wissen wir von dem Kultusbild der 
der, Mi. 3, 153, 669. Artemis Leukophryene durch die Münzen von 
Eine Münze des Trajan zeigt den Tempel Magnesia, dafs es von zwei Niken umschwebt 
zweisäulig und das Kultusbild „entre deux war. Vielleicht könnte man diesen Umstand 
femmes debout sur un cippe et tenant chacune dazu verwenden, das athenische Denkmal für ein 
une eouronne de la m. dr. et une haste de la g.", Bild der Artemis Leukophryene zu erklären. 
Mi. S. 6, 237, 1037 nach Bamus 1 p. 236 nr. 5. Doch geht leider aus Müchhöfers Beschrei- 
Zweisäulig ist ihr Tempel neben dem gleich- bung nicht hervor, wo sich an demselben die 
falls zweisäuligen der Artemis Epheaia auch Niken befinden, und andrerseits haben die- 
dargestellt auf einer Homonoiamünze von selben auch für ein Bild der ephesischen Ar- 
Magnesia und Ephesos mit dem Bild des 60 temis, wenngleieh nicht durch Münzen belegt, 
Caracalla, Eead, Jonia p. 174 nr. 106. An nichts Auffälliges. 

Stelle des Götterbildes tritt auf Münzen des Auch über den Kultus wissen wir wenig; 

Severus Alexander ein Stern in einem Halb- wir können nur vermuten, dafs er dem der 

mond mit der Beischrift A€YKO<t>PYC MArNH- Artemis Ephesia nicht unähnlich war. Das 

TÖN, Mus. Sandern, n. s. 3 p. 50 = Mi. S. 6, wenige bisher darüber Bekannte stellt Eeller, 

246, 1077. Derselbe Typus, aber ohne die De Cariae Lydiaeque sacerdotibus , Jahrbb. f. 

Beischrift A6YKO0PYC, begegnet auf Münzen Tel. Phil. Suppl. Bd. 18 p. 236 zusammen. Ob 

des Caracalla, Leake, N. E. As. Gr. p. 78 und die Ausgrabungen Kerns in Magnesia neue 



■ <V> ■f-WWPJ'W? 



2009 



Leukophrys 



Leukopoloi 



2010 



Funde, welche unsereKenntnis des Gottesdienstes 
bereichern, ergeben haben, ist mir leider un- 
bekannt. Feste zu Ehren der Göttin AsvKoygv- 
vsia werden erwähnt in der Bev. arch. 1866 
1 Pilo 4 mitgeteilten Inschrift. 

Über den prächtigen, von Hermogenes er- 
bauten, mit Asylrecht ausgestatteten Tempel, 
auf Grund dessen die Magneten sich auf Münzen 
der Kaiserzeit als vscoköqoi zr\g 'Ajgzifiidog be- 



lich zu sein, so wenig an sich bei der nahen 
Nachbarschaft von Tralleis und Magnesia das 
Vorkommen der Artemis Leukophryene in jener 
Stadt auffällig wäre. Mehrfach ist die Ver- 
mutung ausgesprochen worden, dafs der alte 
Name der Insel Tenedos, Asv*6<pQvg, mit Ar- 
temis Leukophryene in Zusammenhang stehe, 
so von Bucmarruoti, Öss. ist. p. 90. Gorcia, II. 
mitodiMarsia p. 19. Wide,Lakon. Zttfrep.117. 



zeicnnen s. die altere Literatur bei Forbiger, 10 StudniczJca, Kyrene p. 144. Dies ist aber unhalt- 



Handbuch d. alten Geogr. 2 p. 213 Anm. 13, 
ferner Texier, Asie Min. 3 p. 40, p. 91 f. und 
I/Univers p. 350. Baoul-Bochette, Considerq- 
tions archeol. et architectoniques sur le temple 
de Diane Leucophryne recemment decouvert, 
Journ. des Sav. 1845 p. 577—586. 641 — 655 
und die Kritik dieses Aufsatzes von Hofs, 
Hellenika 1,1p. 40 — 58. Bursian, Gr. Kunst 
in Ersch u. Grubers Allgem. EncyMop. 1, 82 



bar. Offenbar führt Leukophrys- Tenedos ebenso 
wie jenes Leukophrys, von welchem Artemis L. 
ihren Beinamen hatte, den Namen von Bodener- 
hebungen weifser Farbe. Eine Grenzregulierung 
der Städte Itanos und Hierapytna, in welcher 
auf Befehl des römischen Senats eine andere 
Stadt, deren Name in der Inschrift nicht er- 
haltenist, den Vermittler spielt,((7. 1. Gr. 2561 b), 
erwähnt Zeile 26 den Altar der Artemis Leu- 



----- -■ — — ~ j,-.... ^.wynwj,. i, u* oinmui« zjciic io neu .aimr uer Artemis iieu- 

p. 452. Mghtfoot, The Apostolic Fathers Part 2 20 kophryene. Boeckh folgert aus ihr, dafs Artemis 



Vol. 2 Sect. 1. London 1885 p. 101. Brunn, 
Gesch. d. gr. Künstler 2 p. 359. W. Klein, Ba- 
thykles, AEM. 9 1885 p. 179 Anm. 23. Ber- 
trand, Comptes - rendus de l'Acad. des Inscr. 
et B.-L. 1887, 9. Sept. O. Bayet et A. Thomas, 
Milet et le golfe latmique 1 p. 126. Über die 
Reliefs, darstellend Kämpfe zwischen Griechen 
und Amazonen, abgebildet bei Clarac, Musee 
de sculpt. 2 PI. 117, C — I, vgl. Hirschfeld, 
Arch. Zeit. 1875 p. 29. 

Ausserhalb Magnesias wird der Dienst der 
Artemis Leukophryene erwähnt in Milet von 
Appian, B. C. 5, 9. Doch vermuten Boeckh zu 
G. I. Gr. 2914 und Baoul- Bochette a. a. O. p. 583 
Anm. 1, dafs hier eine Verwechselung mit Magne- 
sia vorliegt. Im Tempel des Zeus Panamaros bei 
Stratonikeia ist eine Stele gefunden worden 
mit der Inschrift: Tv%rj mavqiSog *al ^[iitjzqi 



Leukophryene auch auf Kreta verehrt wurde, 
und _ hat damit viel Anklang gefunden. Es 
scheint aber eben aus der Erwähnung der 
Artemis Leukophryene hervorzugehen , dafs, 
wie Bayet p. 140 bemerkt, die Magneten, nicht, 
wie Boeckh und P. Viereck, De titulo Cretensi 
C. I. G. 2 add. 2561 b, Genethliacon Gottingense 
[p. 54—64] p. 60 vermuten, die Parier die Rolle 
des Schiedsrichters in dem Streite spielten. Die 
so Verhandlungen werden in Magnesia am Altar 
der Artemis Leukophryene geführt worden sein. 
Die nicht im dorischen Dialekte abgefafste In- 
schrift wurde vermutlich von den Abgesandten 
der beiden streitenden Städte aus Magnesia 
nach Kreta heimgebracht. Allerdings hatten 
nach einer anderen Inschrift (Cauer, Del. inscr. 
nr. 46) „kuxcc xä ap^atia" die Hierapytnier und, 
Magneten sich neben völliger Gleichstellung 
ihrer Bürger auch die &simv xal av&Qcanivmv 



tv^^.^-.x/x. „~n 1 'j / 1 nn 1 /» < "«er Burger aucn die 9suov Kai av&omnivrav 



Asvmavfj Kai \ 'Agziptdi Ka>qä£(av \ Kai 'Aqzi 
[iidi 'Ecpeaia %al \ AevKoyQvvr] Kai roig ivoi 
xidi'oig &soig di\l KzrjOim Kai Tv%r\ Kai I 'Aaxln 
ämb, i8Q£?g |§ | tnuyysUas sv 'HQai\oig Kleö 
ßovlog 'iaaovoy] | 'läemv, Ko «al ZzquzsCu 
AqzBfia 1 zov 'Aqzi{i,i\$(Öqov, Kco xadieomoav, 



Bull. deCorr. Hell. 12, 1888 p. 269f. nr 54 „ aZS* ™/r y 6 ■?. T -v^T* "^ 
Auf einem Medaillon d«. LIÜ, 5 ° ^^S' da ?._ e /., Bw t. aber m - T h * ben " ur 



Auf einem Medaillon des Septimius Severus 
und der IuliaDomna von Stratonikeia erscheint 
ein Götterbild mit Binden an den Armen, je 
einem Hirsch zu Füfsen, Sonnenstern und Halb- 
mond zu Seiten des Hauptes. Sestini, Lett. num. 
cont. 2 p. 97 nr. 1 erklärt dasselbe für Artemis 
Leukophryene, Neumann, Pop. etregum numi vet. 
anecdoti 2 p. 46—48 Tab. 2, 3 schwankt zwi- 
schen der Deutung auf Artemis Leukophryene 

lmH A ■*«4-j-i*v\ir< I^*\l<Ani n J „ „1. 2 i _"!_ 1 . f 



dafs Artemis Leukophryene in Hierapytna ver- 
ehrt wurde, Bondern nur, dafs die Magneten in 
Hierapytna und die Hierapytnier in Magnesia am 
Kultus der Stadtgottheiten teilnehmen durften. 

[Drexler.] 

Leukopoloi Theoi (Asvk6xw1.oi 0iot), 1) in 

Theben erwähnt, Eur. Phoen. 606 ; das Schol. 

Für. a. a. O. versteht darunter entweder den 

Kastor und Polydeuke3 oder den Zethos und 



S^^^^r&ZZZ'lZZ!» fr?*™ ?- ***■ bemerkt , st)K ^ ff 



um letztere handeln kann, zeigt Eur. Her. 
für. 29, wo Amphion und Zethos, die Isvko- 
ntölta iKyovm äiög, die Herrscher von Theben 
genannt werden; ferner heilst es von den beiden 
Schol. Hom. Od. 19, 518 ovzoi Kai &rjßag ol- 
Kovai TtQäzov Kai Kalovvzai Aiog kovqoi Isv- 
KÖTcmloi, vgl. Hesych. 4i6oxovqoi . .. Zfj&og xal 
A(iq>Cmv lev-KOTialoi KaXovpivoi; s. auch Pind. 
Pyth. 9, 83 (146) XevKijcTcoioi KuSfiziiov 



letztere Göttin zu. Beide Göttinnen wurden 
nach der oben angeführten Inschrift in Stra- 
tonikeia verehrt. Doch spricht das Fehlen der 
Niken und der Vögel eher für Artemis Ephesia. 
In der ganz fragmentarisch erhaltenen In- 
schrift von Tralleis C. I. Gr. 2134 ist die Er- 
gänzung von 0EOY AEYA in Zeile 11 zu 9sov 
Asv[KotpQvtivfjg zu willkürlich, um wahrschein- 



äh sine (Thebas) diä Zrjdov Kal'Afiq>£ova; vgl. F. 
Marx, Dioskurenart. Gotth., Ath. Mut. 10 (1885), 
87. — 2) Auch die Dioskuren (s. d.) heifsen lev- 
KÖitcoXoi, Pind. Pyth. 1, 66 u. ob. Sp. 1992. Vgl. 
F. Marx, Arch. Zeit. 43 (1885), 271 f. — 3) Kö^rj 
IsvKÜTtcoXog, Tzetz. ad Hes. Op. et dies 32 ; vgl. 
Pind. Ol. 6, 95 u. Schol. ebd. 156. 160 Boeckh. 
Stephani, Compte-rendu 1859 49. f Höfer.] 



er,-.-, t w Leufcothea 2012 

2011 Leukos ,, 

•r w , a- \ ~1\ cänV,« d PB Talos auf Qryh. hunm. 1, 35 ist sie von Ino unterschieden). ^ 

Leukos U«»iM>s), 1) Sohn des laios am }£»'♦•-;=» Verhaltnis zn ihrem Schwestersohne 

Kreta, als Kind ausgesetet und von Idomeneus Ober ihr ^^7^^% hek) T h em i 9 to 

• aufgewogen und als Sohn angenommen. Als Dionyso , zu ^ra Atnain^ £ h £ d u ' rich _ 

Idomenfus gen Troia zog, vertraute er ihm und "» d ™^ ?>*„*?. &ln \%id. 

die Herrschaft und sein Haus an Aber Leukos, wörtlich gewo f™*oZl p 463 L. [PUtarchi 

verleitet durch Nauplios, der den Tod L seines ^^^^^^Ä^ KMI« *ÄÖ« 

Sohnes Palamedes an den griechischen Fürsten d± J^Ä ^xanart o ^^ ■ ■ AWÄ 

rächen wollte, verführte die Gattin des Ido- ^g'^^g^ 6 . IlJ.j^jgd - 

meneus, Meda, zum Treubruch, tötete sie «£».-«■'. ^ f^fa 401 S s. BdTl SjT 670ff 
darauf samt ihren Kindern, namentlich auch 10 ^; ^/^ uk X ea 9 b * d e4 e i JiTweilsehim- 

die Tochter Kleisithera, welche Am Idomeneus ° er ^J^^d ^zieht sich, wie das 

zur Ehe versprochen, und machte «eh »um £™Jf ^ g^rSSm (kW bei StephMM- f 

Tyrannen von Kreta. Als Idomeneus von Troia ^Pitheton der beirene ^ der -f e reiden 

zurückkehrte, erhob Leukos die Waffen gegen ^f^lf, ^^^^üich lesbische 

ih Q n,m ir r ^ b l^Io93 Em ^1222 Sei Mythen "berichtenden Methymnäer %&** ". 

£eurvon 2 Le 4 ukos° f ^l getöV, 2**. I*fc so JA 107 YstoZT SSwSfi ' 

.r-d^%SmidinÄ e Ä|n £g:5bkte 

eines Pferdes des Herakles auf einer schwarz- ^^J-g^Äf Helferin im Sturme 

figurigen Vase; dagegen lesen de Wg, Ca*, ^üko&ea aU *™^ ^ L 

Durand nr. 334. Kefcufe, ^«Ä. Zeit 1866 ^muaysseus aus Welcher, Gr. Gmtefl. - 

p. 178 Taf. 209, 4 und tfe&e p. 1». G J. Gr ; ?*&/*£ ^ n \™ em anderen Dichter er- 

. 7642. Jtaatoiit ei Chaplmn.Les ceramiques de 1^44) ein von Keine sm charakteristiscnes 

la Grece propre 1 p. 327. ni^og, wahrend «f^' ( ^f *^ ^^ ^ofr 4, 67) verlieh 

Jeschonnek, De nominibus guae Graeei pect*- Attribut (vgl . C lern Alex rrotr , ; _ 

*6w domertW. «^nm* P- 64 IU«o e er- (OJ • y M f- »j^^^Spt» die SchutX 
kennt. Drexler.] [Stell.] #«£ *_ <«• s mit d aufser ten fcot ringenden 

Leukosia (.«lauxojffia), eine der Seirenen (s. d.), 40 gottm aer mu oer auise B 

. sie fälschlich Leucasjahdfsty^. v Zn- ^ h ™™ nde Qewalt über das Meer selbst 

Schrader, Sirenen S. 19. 46. 50 Jund i<f\.L,enor bo sie uu -n,»la| 

««*, 4 travers VApuRe et *1*™"* P" 275 " S^S I ^D mS ^schützenden Hafen- 
Drexler.] Vgl. Leukos 4. [Schirmer iSÄu8£i}idei(Üfl«^(i^iSa»flfc»- 

Leukothea, -thee (At-vyiodea, -8-etj), JSame goiteiariu^u »Lv J Ose Tmsc. 1, 28. 

der nach ihrem; Sprunge von der Molunschen f.*™ " ■ f ^ «^ J 1 ^ ^ ^. 2 
Klippe zwischen Megara und Kormth (nach Nat <ieor ■ *,**■<£' f ^ *• ö ^ F J| Geor 

rnjeaA.?,..!* ÄÄ ^ s J 9<; ^/lHd e i 437 sfSuf'S&i 

V^SSS 2 -^rlM4äS Ken und Korinth. Tümpel.] weit über d«, 



2013 



Leukothea 



Leukothea 



2014 



Grenzen seines ursprünglichen Gebietes hinaus der Sage galt Leukothea als die verwandelte 
(vgl. Cic. «oi.deor._3, 89 cuncta Graeeia). Zu-, Halia, eine Schwester der Teichinen, welche 
nächst fand natürlich in Theben die Kadmos- «dem Poseidon eine Tochter Rhodos (nach 
tochter Verehrung (Pmd.^Pyth. 11, % Plut. Apollo d. 1, 4, 6 ist diese di« Tochter der . 
apopMHegm,_Lä& Lykwrgos^M [ p. 22&F; da- Amphitrite) und sechs Söhne gebar, [und er-, 
selbst die Frage der Thebaner an Avnovoyog, schien in einer Parallelversion unter dem 
wohlApollon, wie es mit tsqovqyCa und nev&og' Namen Kapheira (s. d.). «Tümpel.]. Als die 
zu halten sei und dessen spöttische. Antwort Söhne, von Aphrodite zur Strafe für die Zu- 
über den Widerspruch: Wehklagen um eine rückweisung der Göttin in Raserei versetzt, 
Göttin und die Opfer für ein menschliches Weib. 10 der -eigenen Mutter Gewalt angethan hatten, 
Tümpel.]; dann im benachbarten Chairo* stürzte sich diese im "Sehmerze hierüber ins 



neia ( Plut. Qu. Born . 16), auf dem korinthisch- 
megarischen Isthmo s , wo ihr und ihrem Sohne 
Melik ertee (s. d.) der Moluüsche Felsen (LucjMal. 
mar. 8 und Sohn. 7, 17 sind die Skironischen 
Felsen genannt, Luc, a. a . 0. auch der Kithäron; 
vgl. den Kaiijs öpdfios bei Plut. symp. 5. 3. 1 ) 
geheiligt und beiden im heiligen »Bezirke des 
Poseidon Statuen gesetzt waren. Denn an 



Meer. Seitdem hiefs sie Leukothea und wurde 
göttlich verehrt (Diod^b^öQ, s. Ha lia. [Ihren 
Kultus auf Kos bezeugt die Inschrift bei 
Pgton and Hieks, The inscript. of Cos jir^ 37a 
£.88, Dibbelts Quaest. Cpaemytfaj>Jli7. Drexler.] 
An der pamphylisch-kilikischen Küste erinnert 
das Vorgebirge AcvköS-siov an die Schutzheilige 
der Seefahrer ( Geoar. min, ed. Muller 1 p. 488> 



geblich waren die Leichname beider, nachdem 20 In Milet scheint man ihr hymnische Knaben- 



sie ein Delphin an die Küste getragen, zu 
Sisyphos nach Korinth gebracht worden, der 
sie durch Opfer und den isthmischen Wett- 
kampf ehrte { Paus. 1, 44, 7 f. 2, 1, 9. 2. 2, 1 . 
2.,. 3,4, » XmcI de Salt. 42. Ne r. 3. Philostr. 
imqg. 16. Schal. Find. Isthm. p. 5*5 B. Tseti. 
Lyk- 107^229)7 Nach Angabe der Megarer 



wurde . die 'Unglückliche an die Küste ihres 

Landes getrieben, und, nachdem ^ie von den u __„_-, ._._. 

Töchtern des Eteson, eines Sohnes des Lelex, so Öeilis [?] den Paktolos geboren habe. Der im 



spiele gefeiert zu haben (Com. narr. 33.) S a m o s 
hatte nach Plin. ng^üf.6iS7 ^135 eiae Quelle 
Leukothea, deren Name auf die Wassergöttin 
sich beziehen könnte. Im lydischen Teos gab 
es ein Fest Asv-KÜ&ia, der Leukathea__S;_d.) = 
Leukothea zu Ehren, wenn dialektische Modi- 
fikation angenommen werden kann (G^J.. Gr. 
nr. 3066). Nach Lydien deutet auch die An- 
gabe bei Plut,fiuv,'J l %, dafs Leukothea dem 



aufgefunden und bestattet worden war, bei 
ihnen zuerst Leukothea genannt ; deshalb war ihr 
in Megara ein Heroon mit jährlichen Opfern 
geweihtT Paws..l,42, 7. Menec rat. b. Zenob.i, 38). 
[In Athen begegnet die [Aevxo]&ea SärrjQd 
MXinpla,C, 1. 4«. 3, 368. Drexler.] Ander 
lakonischen Küste bei Epidauros Limera 
war der Ino als weissagender Meeresgöttin ein 
Wasser geheiligt, an dem orakelhafte Cere- 



mysischen Lampsakos übliche Mqnatsname 
^Aevxu&upv (CJ_ I.Jxr. nr,_3_641) kann ebenfalls 
unter der Voraussetzung dialektischer Färbung 
auf die Göttin zurückgeführt werden. In Te- 
nedos, wo Palaimon verehrt wurde ( Teetz . 
Lyk. 22 9 ff.), machte der Lokalmythus Leuko- 
thea zur Tochter des Kyknos uud Enkelin des 
Poseidon ( Sehol.Ven.A.I l. 1,38; im Schol. Y en. 
B. z. i. St. heifsfe sie 'Hiii9iaj. Der alte Name 



monien stattfanden (Psus-J,^ _23__8), und in 40 von Samothrake, Aevxoafa, und der Um- 

Brasiai zeigte man die Grotte, in der Ino den -*■ — J J ~ r ~ — -J - J — i1 — - *--•--*- — ' tlT --•<- -- 

kleinen Dionysos gewartet haben sollte (Paus. 
3^_24__JL; vgl. Duris bei Tzetz. Lyk. 103 . wo- 
nach Helena ihr und dem Bakchos opferte, 
als sie mit Paris zog). An der Westküste Lako- 
niens hatte' sie zwischen Thalamai und Oitylos 
ein Traumorakel, wenn die Lesart 'Ivovg ( Paus. 
3 , 26, 1 ) riehtig ist [was Wulffs De novissima 
oraculorum_aetate p. 31ff., der dafür 'lovg lesen 



■stand, dafs mit den samothrakischen Weihen 
ganz ausdrücklich «der durch das Kredemnon 
gerettete Odysseus in Beziehung gesetzt wurde, 
giebt einen weiteren Fingerzeig (Schot. Aj). Eh. 
1*313, Wäcker,_Gr. Götter}. .1, 644)." Das Tm 
fernen Kolchis nach Strab. ,11, 498 von Phrixos 
gegründete Leukotheaheiiigtum mit einem Ora- 
kel erklärt sich ans den alten Beziehungen zu 
Orchomenos. Aber auch nach dem Westen 



will, bestreitet. Drexler.]- [vgl. Wide, Lok. Kulte 50 verbreitete sich der Leukotheakultus ,. nach- 



246 ff. und dagegen JRpscher x Selene S. 6^ Anm 20, 
Berl. Philol. Wochenschr, ,1893 "S._989_j s. auch 
die Artikel Pa siphae und Selene], und im lako-' 
nischen L,euktra sah Pmusanias (a. a. 0. §4) ihr 
Bild. Nach messenischer Sage war sie in der 
" Nähe von Koroneals Göttin ans Land gestiegen 
( Paus. 4, 34, 4 . Welcher. Gr, Gotterl. 1, 645 be- 
zieht auch den messenischen Flufsnamen Asvxcc- 



C, I. Gr . nr. 67 71 sogar bis nach Massalia. 
Wichtige Stätten desselben waren Elea, wo„ 
wie in Thöben, der Göttin zu Ehren Trauer- 
gebräuche stattfanden (Aristot. rhet. 2, 23 
p. 1 400 b , 6) , und Pyrgoi, die Hafenstadt von 
Agylla (Caere): O. Müller, Etrusker 1\ 189, 
31. Hier hatte sie -einen reichen Tempel, 
den Dionysios von Syrakus plünderte (Aristot. 



c Ca auf sie). In Kreta fand angeblich das Fest "ose. 2 p. 1349 b , 34. Polyaen. 5, 2^2_L Ad. 



der 'Ivä%sia Clvovg a^rj?) ihr zu Ehren statt 
( Hesych. s. v.; vgU Speekj Kreta 2^62^ Lobeck. 
Aglaoph. p. 1186 ). Die urbs Leucötheae in 
Ägypten ( Plin. not. hist. 5. 11. 60 [vgl. Antimon. 
M irab. c. 164 (149 Westerm .)_ 3. Gr. 2 p. 396 
Amometus fr. 2: Rata §s tt}v Zlgufiiav iv 
nölsi Aevxo&ea, x. i. X. Drexler.]) läfst ver- 
muten, dafs ihr Kult bis #n die Ufer des Nil 
sich verbreitete. Nach rhodischer Umbildung 



h. ii_2<L mit unbestimmter Öotebezeich- 
nung. Biod. 15. 14 und Serv. Vera. Aen. 10, 184 
mit dem Kamen Pyrgoi,. aber ohne Nennung 
der Göttin; bei Strab. 5j 226 heifst diese Eilei- 
thyia). Auch der Name der Insel Leukothea 
an der campanischen Westküste (Plin. n.h- 3, 
1 3, 8 3. Pgmß.Mel _2__7__ Mart, Gap. 6^144) 
deutet auf die griechische Göttin. In Rom 
und Ostia verband sich, mit ihrem Gottes- 



2015 . Leukothea Leukothea 2016 

dienste der von PJut- Quatxt. B orn. 16 auch für kertes ins Meer stürzt (Bitschi a. a. 0. T. 2, 4. 

Chaironeia bezeugte Brauch, dafs keine Magd 5. 6. Imhoof- Blumer, Monnaies gr. p. 160, 

ihr Heiligtum betreten durfte. Die einzige,- 18. 19; p. 161, 21). Als Leukothea ist jeden- 

der dies . gestattet war, wurde von einer der falls die auf einem Blacasschen Vasenbilde 

.anwesenden Frauen gezüchtigt, angeblich, weil sichtbare, als Katf bezeichnete (vgl. oben 

"ino aus Eifersucht auf eine aitolische Sklavin Kaltig Sq6(i,os) weibliche Figur zu deuten, vor 

(Antiphera) ihren »Sohn getötet hatte (Quid welcher Odysseus (dieser Name ist ebenfalls 

faxt, fi, 551 ff. PlutCamilLS^ Nach PluLa,. beigeschrieben) mit einem zu einer Schlinge 

a,. 0. u nd fratr. am. 21 wurden ferner an ihrem zusammengelegten Riemen, wohl dem hqtj- 

Feste von den Frauen die Kinder ihrer Ge- 10 äsiivov, steht (Overbeck, Gal. 31, 1. Ritschl 

schwister geliebkost zur Erinnerung an die von T. 2, 3). Ein monochromes Mcrsaikbild des 

Ino ihrem Schwesterkinde Bakchos zu teil ge- Braccio nuovo im Vatikan {Bitschi T. 2, 2) 

wordene liebevolle Pflege. Über die Verbrei- zeigt Leukothea mit einem Schleiertuche (vgl. 

tung'des Leukotheakultus vgl. 0, Müller, Orch. Bitschis Auseinandersetzung S. 20 ff.) auf einem 

5L_lS9ff. Prillez^GluMyäL. .l+JkäAf. und beson- Seegreifen reitend. Besonders bemerkenswert 

ders Bitsc h i, Ino Leuk otheaJBoiaa. 1&S& iL 12 ff. aber ist die schöne^ jedenfalls auf ein nam- 

[Die älteste Heimat ihres Kultus war nach haftes griechisches Original zurückgehende 

S,_Wide, Lakonische Kulte 228 vielmehr. Neuwieder .Bronze, das unten durch einen 

eher Thessalien wegen der inschriftlichen Delphin abgeschlossene Brustbild der Lenko- 
Zeugnisse zu Pherai und Pagasai: CoUitz^m thea mit Stirnkrone und Schleier, den sie im 

Bechtel^ Samml. gr. Di alekti nschr^SM.- Ein Begriff ist vom Haupte zu ziehen (Bitschi 

Aevw9iöi'm'J)eloä (Bull, decorr, ML .6, 25) T. 1, 1 und 2, 1; hierzu S. 24ff.), und die 

und den Monatsnamen Äivtta&s mv (ebd. 3, 242) Münchener Bronze, welche Leukothea auf einem 

weist Wide a^ja^O. nach. Für Lesbos kommt Seewidder reitend darstellt (Bitschi Taf. 3; 

in Betracht, dafs der eingeborene Myrsilos dazu S. 32 ff.). Mit gröfster Wahrscheinlich- 

( s. o. im Eingang) die Nereiden Asvno&eai keit wird auch die weibliche Gestalt auf dem 

nannte. Zu diesen lesbischen Meergöttinnen 0. Müller, Denkm. 2 Taf. 6, 75 abgebildeten 

gehörte eine (also wohl auch Leukothea Wiener Cameo (Bitschi T, 1, 2; hierzu S. 38 ff.) 

heifsende), in unseren Quellen unbenannte als Leukothea gedeutet. Erwähnt seien schliefs- 
Smintheustochter, die mit Enalos (statt Meli- 30 sich noch die Abbildungen, auf welche sich die 

kertes) lynschlungen den Wassersprung in die Inschriften C. I. Gr. nr. 6784 (Ino und Palaimon 

Mittelbucht von Lesbos that: Myrs ilos frq. 12 . unter anderen Meergottheiten) und nr.7591(Leu- 

bei A ntikleides fr q. 7 (A thenaios 9, 466 cd . kothea neben Herakles, der den Triton bändigt) 

781c) und Plutarchos (soll. anim^36_p^984e beziehen.- [Das von Cavedoni, . Ann. d. Inst. 

= ^7„soß._cpnw7"20 leC^sK F- H_G. 4, 459 f. 1839 p. 309 f. als das der Leukothea gedeutete 

Vgl. Phüolj$± F.^J^^ 114f,3 t JL890 J _103jL. Haupt mit Delphin dahinter auf Denaren des P. 

rüLAnm. 40. Über die Identität der aus dem Plautius Hypsaeus ist später mit Bezugnahme 

Schaume dem Odysseus auftauchenden L. mit auf Hygin.Fab. 157 richtig als das der Leukonoe 

Aphrodite, und ihres rettenden Schleierlinnens erkannt worden, s. Babelon, Monn. cons. 2 p. 322 
(ö&övri) mit der genau entsprechenden aog- 40 — 323 nr. 12. Auf dem Obv. der Denare der gens 

q>v$lg des Geheimdienstes von Samothrake Crepereia ist dargestellt eine weibliche Büste 

Aemoeld (= Aevxo&ia) vgl. Cru sius, Pr ogr. mit langheiabflutendem Haar und um die 

Thoman-- Leipzig 1886, 22 6 , 2 3 1 /*) u. o. "Art. Schultern geschlungenem Gewandstück; da- 

Kpmbe 2 X 1277. Tümpel.] [Vgl. auch die von hinter bemerkt man ein auf den verschiedenen 

Geizer ergänzte Inschrift Mvno&sag Smz^Qag Exemplaren verschiedenes Seetier. Eckhel, 

iUt-iievCag O. I. A.JS, Ü68. Eine von Clermont- D. N. V. 5 p. 198 bezeichnet sie vorsichtig 

Ganneau, Bev. cri*."l886 i ...232_(vgl. Larfeld, allgemein gehalten als eine Göttin des Meeres. 

Bur&iansJahresb. 66 (1891), 175 f.) mitgeteilte Die meisten, wie auch Babelon, Monn. cons. 

Inschrift aus Syrien ohne nähere Ortsangabe 1 p. 439. 440 erkennen in ihr Amphitrite. 
lautet vtcsq emzri^iag avzoKQaioQog TgaCavov 50 Auch Cavedoni, Saggio p. 146 giebt diese 

. . . Mivveug Bselidßov zov Bssliäßov nazgbg Deutung, daneben aber die andere auf Leu- 

jyszEiQov zov uno&ew&ivzog iv zw [J.]£{3»jti kothea, indem er für diesen Fall in der auf 

äi' ov ai (s)oQtal äyovzai, sizioxoxog ■aävzmv "einer Hippokampen-Biga einherfahrenden ge- 

xwv Svdüds ysyovöztav Hgyrnv, xaz' ivaeßeiag wohnlich für Neptun • erklärten Gottheit des 

uvi&rinev &eä Asvxo&sa äveys^cov. Der Bev., welche nach Babelon unbärtig ist, ihren 

Herausgeber vermutet, dafs' sich der Ausdruck Sohn Portunus erkennt, vgl. Biecio, Le monete 

änodi-m&evzog — uyovzui auf Menschenopfer delle ant. famiglie di Borna 2 da ed. p. 76. — Gatty, 

beziehe. Höfer.] . Cot. of the engr. gems and rings in the coli, of 

Die monumentale Überlieferung ist J.oseph Mayer p. 28 nr. 149 und p. 73 nr. 497 
im Vergleich mit dieser Gröfse des Sagen- 60 bezeichnet ein nach diesen Münzen wieder- 

gebiets sehr dürftig. Zwei auf Ino, die Gattin- gegebenes Haupt auf einem Karneol -und auf 

des Athamas, bezügliche Bildwerke sindJB(Ll einer weifsen Paste als das der Leukothea, des- 

Sp, 673 erwähnt. Aufser den Kultusbildern in gleichen das Haupt auf einem Amethyst nr. 150. 

Korinth und in dem lakonischen Leuktra nennt Nach King, Handbook of engraved gems p..273 

Paus, 3^19,4 noch eine Darstellung der Ino Anm. *, welcher das in Bede stehende Haupt 

mit Semele und Dionysos am Amyklaiischen der Münzen der gens Crepereia und der Gemmen 

Thron. Auf drei korinthischen Münzen ist Ino gleichfalls für das der Leukothea erklärt, ist 

dargestellt, wie sie sich mit dem kleinen Meli- die Darstellung dieser „bust, cleaving the waves" 



2017 AsvKo&iai Leusdrmus 2018 

auf Gemmen sehr häufig. Die grofse Häufig- incidentibus gwej maxime videatur esse prae- 
keit dieser Darstellung auf den geschnittenen gnans tenuissimusque tendi cortex. Röscher.] 
Steinen hebt auch Baron v. Kühne, Leandros [Schirmer.] 
und Hero, auf Münzen, geschnittenen Steinen Leuktrides (AevnxQiSeg), d. i. Mädchen von 
und anderen Denkmälern (Mim. de la soc. imp. Leuktra in Boiotien, hiefsen die beiden Töchter 
d'archeol.* Vol. 5, 1851 p. 273—278) p. 275 her- des Skedasos (oder Leuktros), deren aruicczu in 
vor, welcher als Beispiel die Steine bei Tölken, der Ebene von Leuktra gezeigt wurden: sxsi 
Erhl. Verz. nr. 306 nr. 414 — 417 anführt und yug avxolg vtco %£vmv Sitagzunzäiv ßias&si- 
selbst einen Präs der Kgl. Samml. d. Ermitage eaig avvißrj xacpijvai (Plut. Pel. 20). Da Ske- 
p.271 abbildlich mitteilt. Er behauptet indessen, 10 dasos die Bestrafung der Übelthäter in Sparta 
dafs auf mehreren Gemmen „ das Brustbild nicht durchsetzen konnte, tötete er sich aus Ver- 
deutlich als ein männliches erkenntlich" und zweiflmig selbst an den Gräbern seiner Töchter, 
deshalb als das des Leandros zu deuten sei. Aus den Erzählungen bei Plut. Pel. 20 ff. und 
In den Impronte di monumenti gemmarj tornati Amat. Narr. 3, lff. (wonach die Töchter Hippo 
in luei del 1835 in poi pubblicate doli' incisore und Miletia(?) oder Theano und Euxippe heifsen) 
Tommaso Codes Cent. 4 nr. 2 p. 11 wird ver- sowie aus dem vielfachen Schwanken der Über- 
zeichnet „Ino-Leucotea allattante Bacco bam- lieferung (vgl. d. Art. Leuktros und die weite - 
bino. SardonicafasciatadellacollezioneKestner." ren Citate)geht, wie schon Otfr. Müller (Orchom. 
Drexler.] [Auf einer Gemme der Sammlung 419) gesehen hat, ziemlich deutlich hervor, 
B. Hertz wird der auf Pelsgrund sitzende 20 dafs es sich um eine historisch nicht zu fixie- 
Dionysos von der Nymphe 'Leukothea' ge- rende mythische, später mit der Schlacht von 
tränkt, die ihm eine Schale reicht, Arch. Am. Leuktra- verbundene Legende handelt. Vgl. 
9 (1851), 99. Eine andere Gemme zeigt 'Leu- auch Plut. de Herod. mal. 11 (wo sie Aevxxgov 
cothee, deesse de la mer. Büste, les cheveux &vyaT£gee heifsen); Diod. 15, 54 (wo von Asv- 
flottants sur les epaules, dans l'action de nager' »tpoo v.a\ 2-neSäcov frvyaxsgsg die Bede ist, 
Chabouillet, Cat. gener. des camees p. 230 nr. 1697, und die Mädchen sich selbst töten) ; Paus. 9, 
der p. 231 bemerkt, man habe die Darstellung 13, 5 f. (hier heifsen die T. des Skedasos Molpia 
früher auf Leandros (s. d.) bezogen, Lenor- und Hippo, die beiden Spartaner Phrurarchi- 
mant aber habe durch Vergleichung mit der das und Parthenios; vgl. über diese Namen 
Darstellung auf Denaren der gens Crepereia 30 0. Müller a. a. 0.). Apostol. 15, 53 Sxtödoov 
(Cohen, Medaill. consul. pl. 16, 1) die richtige naxciga und Deutsch z. d. St., wo noch weitere 
Deutung gegeben. Über die sogenannte Leu- Litteraturangaben zu finden sind. Vgl. auch 
kothea in München s. d. Art. Eirene, Friederichs- Xenoph. hell. 6, 4, 7 : 6 xgrjofibg b Isyöusvog 
Wolters, Gipsabgüsse nr. 1210; Stephani, Compte cäs Ssoi ivxav&a AaHsdaiiioviovg rjTxr]&rivc:i 
rendu 1860, 102 Anm. 4 und die dortige Litte- tvfra xb xwv 7caQ\revav fjv {ivfuio:, a'l Xcyov- 
ratur. — 2) Schwester des Kyknos = Hemithea xai diu xb ßiuo&rjvca. vitb AuHsäatjioviwv xiväv 
Eust. ad Dion. Per. 536. Schol. Hom. II. 1, uno-Hxtlvai tavxäg. [Röscher.] 
38. Höfer.]^ [Schirmer.] leuktros (Atvtixgog) , Gründer und Epony- 

Aevxo&iiU' naaui ul itovxiai (Hesych.) ; s. mos von Leuktra in Boiotien (Diod. 15, 54. 
Leukothea. 40 Et. M. s. v. Aevy.xga), "Vater der Leuktrides 

Leukothoe (Aewxo&örj), 1) — Leukothea. (s. d.). [Röscher.] 

[Vgl. den von G. Boissier, Bev. de phil. 8, 1884 Leukyanites (AcvKvavixrjg), Beiname des 

p. 55 — 74 mitgeteilten römischen Kalender Dionysos vom Nebenflusse des Alpheios Leu- 

p. 73: Iunius V. Id.: et matrale festum Leu- kyanias. an welchem ein Heiligtum des Gottes 

cothoae. Haec festa dicuntur Matralia quia stand, Paus. 6, 21, -4. Bursian, Geogr. v. Gr. 

solae matronae colunt ea. Drexier.] — 2) Eine 2 p. 287. [Drexler.] 

Nereide (Syg. praef.). — 3) Tochter des Leusdrinus , keltischer Beiname des Mars 
Königs Orchamos in Persien und der Eury- oder vielmehr Name eines keltischen Gottes, 
nome, Geliebte des Apollon. Als ihre neidische der mit Mars identificiert wird, auf der In- 
Nebenbuhlerin Klytia sie ihrem Vater verriet 50 schritt C. I. L. 12, 2 mit Additam. S. 803 (aus 
und dieser die Tochter lebendig begrub, wurde La Penne in den Seealpen, in der Nähe von 
sie von Apollon in eine Weihrauchstaude vei'- Vintium = Vence): Deo \ t Marti. Leusd\rtno. 
wandelt (Ov. Met. 4, 208 ff. nach Hesiod, wie pag.Beriti\ni de suo sibi\posuerunt, besprochen 
Lact, arg.' Ov. Met. 4, 5 angiebt); s. Klytia. von J. Becher, Beiträge zur römisch -keltischen 
[Bei dem Anonymus in Westermann, Mythogr. Mythologie, in Jahrbb. d. Ver. v. Alterthums- 
gr.$. 348, 5 ff. heilst L. Tochter des Orchomenos Freunden im Bheinlande 50/51 (1871) S. 161 f., 
und Klytia ihre Schwester; vgl. Maafs, Ind. dem die Lesung Ieusdrtno vorlag (im C. I. L. 
Schol. per sem. aest. hob. Gryphiswaldae 1894 bietet die ursprüngliche Publikation ebenso 
p. XIHf. Der Name A. hängt offenbar mit wie E. Blanc in Revue areheol. n. s. 35 [1878] 
der besten Sorte des Weihrauchs zusammen, 60 S. 161 f. nr. 4 die Lesung Ieusd\rino). 'Zeile 2 
die von Dioskm: 1, 82 und Plin. n. h.- 12, 60 und 3 ist ohne Zweifel mit Vertauschung von 
als levxög (candidus) bezeichnet wird ; in -irojj T und I zu les*en Ieusdrino, wenn nicht viel- 
steckt wohl dieselbe Wurzel, wie in &v-og leicht auch dieser Name des keltischen Mar"s 
und di-siov = S-sf-ciov (Curtius, Grdz. d. gr. noch einer kleinen Verbesserung bedarf, welche 
Etym. b 259). Die Beziehungen der Weihrauch- um so leichter vorzunehmen ist, als sie nur 
staude .zum Helios erklären sich aus Plin., in der leicht übersehbaren Anlegung eines 
der 12, 58 sagt: Prior atque naturalis vin- Halbkreises an den Buchstaben V bestehen 
demia circa canis ortum flagrantissimo aestu würde, die in den Stand setzte Iedusdrino zu 

Kosohbr, Lexikon der gr. u. röm. Mythol. XL 64 



2019 Leusibora Libanitis 2020 

lesen', Becker (unter Hinweis einerseits auf deus est, sed Christus lesus . . .", vgl. Paret, 

die keltische Weihformel Ieuru, andererseits Priscillianus ein Reformator des vierten Jahr- 

auf keltische Namen wie Iessilus und be- hunderte. Würzburg 1891 p. 219. Die Namen 

sonders Iedussius, welcher Name gerade An- der von Hieronymus angeführten überirdischen 

lafs zu der Annahme der Form ledusdrinus Mächte sind bis auf Leusibora auch aus ande- 

gebe). Da die neueste Untersuchung der In- ren Notizen bekannt, vgl. Migne, Patrol. Lot. 

schrift jedoch Leusd\rtno ergiebt, mufs man 22 col. 687 Anm. b und speziell über Barbelo, 

zunächst an der Form Leusdrinus festhalten. Hilgenfeld a. a. 0. p. 232 ff. Zur Erklärung 

[R. Peter.] des Namens Leusibora wird in der eben er- 

Leusibora. Hieronymus im Briefe 75 an 10 wähnten Anmerkung bei Migne wenig be- 

Theodora, die Witwe des Lucinius (Patrol. friedigend bemerkt: „Denique Leusiborae, quod 

Lat. 22 col. 687 ed. Migne), rühmt den Ver- meditul(l)ium lucis expowi potest, illud idem 

storbenen als treuen Anhänger des katholischen putamus esse quod Irenaeus ex haereticorum 

Glaubens „qui, spurcissima per Hispanias sententia Magnum Lumen vocat, a Patre unc- 

Basilidis haeresi saeviente, et instar pestis et tum, ut perfectum fieret; indeque Christum 

morbi, totas intra Pyrenaeum et üceanum appellatum." Welche übernatürliche Macht die 

vastante provincias, fidei ecclesiasticae tenuit Ketzer mit dem Worte bezeichnet haben, wird 

puritatem nequaquam suscipiens Armagil, Bar- uns vielleicht ewig verschlossen bleiben. Wo- 

belon, Abraxas, Balsamum et ridiculum Leusi- her sie den mystischen Namen aber genommen 

boram, caeteraque magis portenta, quamnomina, 20 haben, können wir vermuten. Priscillianus 

quae ad imperitorum et mulier cularum animos p. 11 ed. Schepps citiert die Worte des Herrn 

excitandos quasi de Hebraicis fontibus hauriunt an Hiob cap. 38 vs. 39, die in der Septuaginta 

barbaro simplices quosque terrentes sono; ut ( Vetus Test, iuxta LXX Interpretes ed. Tischen- 

quod non intelligunt, plus mirentur". Im dorf Tom. 2 p. 33) lauten: &rjQsvasig öh Xiov- 

Folgenden bezeichnet er die erwähnte Ketzerei oi ßoqäv, ipv^ctg äs dgatiovrojv epnlriesig; in 

näher als ausgegangen von einem gewissen folgender Gestalt: „tu capies Leosiboram, ani- 

Marcus „de Basüidis Gnostici stirpe descendens" , masque draconum timore implebis." Mit Hecht 

der zuerst Südgallien, dann Spanien mit seiner hat Schepps als Parallele zu dieser Form Leosi- 

Irrlehre erfüllt habe. In der Schrift gegen boram den Leusibora des Hieronymus heran- 

Vigilantius c. 6 (Patrol. Lat. 23 col. p. 345) 30 gezogen. [Drexler.] 

erwähnt er dieselbe Ketzerei mit den Worten: Levana s. oben 2 Sp. 201 s.v. Indigitamenta. 

„Quid enim neeesse est in manus sumere, quod Lexis (?), zweifelhafter Gott, den einige in 

Ecclesia non recipit? Nisi forte Balsamum mihi, Lez (dep. Haute -Garonne) gefundene Steine 

et Barbelum, et Thesaurum Manichaei, et ridi- nennen (Dativ Lexi deo). Sacaze, Les andern 

eulum nomen Leusiborae proferas-. et quia ad dieux des Pyrinees p. 25 n. 77 (Revue de Com- 

radices Pyrenaei habitas, vicinusque es Iberiae, minges, octobre 1885) hält die Inschriften für 

Basüidis antiquissimi haeretici et imperitae verdächtig, E. Mirimie, De antiquis aquarum 

scientiae incredibilia portenta prosequeris, et religionibus (Paris 1886) p. 70 nimmt sie in 

proponis quod totius orbis auctoritate damnatur." Schutz. Den Gott zu den Heilquellen von Lez 

Und nochmals kommt er darauf zu sprechen 40 in Beziehung zu setzen, lag nahe, Barry, Les 

im Kommentar zum Jesaias Buch 17 c. 64 eaux thermales de Lez (Toulouse 1857). 

(24 col. 622 f.): „Et per hanc occasionem, mul- [M. Ihm.] 

taque huiuscemodi, Hispaniarum et maxime Libaniüs (Aißavirig), Beiname der Aphro- 

Lusitaniae deceptae sunt mulierculae . . . ut dite von ihrer Verehrung auf dem Libanon, 

Basüidis, Baisami atque Thesauri, Barbelonis Lucianadv.indoct.S. AnecdotavariaGr.et Lat. 

quoque et Leusiborae, ac reliquorum nominum edd. Schoell et Studemund 1 p. 269 (Anonymi 

portenta susciperent. De quibus diligentissime Laurentiani XLI deorum epitheta 10. 'Eni- 

vir apostolicus scribit Irenaeus, episcopus Lug- 9sra 'AepQoälzrjg 1J). Larcher, Mim. sur Ja 

dunensis etmartyr, multarum origines explicans diesse Venus. Paris 1776 p. 23. Mari hält sie 

haereseam, et maxime gnosticorum, qui per 50 für identisch mit der AcpQoäitr] 'AyaKizig des 

Marcum Aegyptium Galliarum primum circa Zosimus 1, 58 (s. Engel, Kypros 2 p. 438. Ger- 

Bhodanum, dcinde Hispaniarum nobile» feminas ftard, Gr. M. 1 p. 394 § 368, 5, c), in welcher 

deceperunt . . ." Die» in ihren Anfängen weit Baudissin, Stud.z.semit.Rettgionsgesch.2 p.160. 

zurückreichende Ketzerei (vgl. Hilgenfeld, 196 die Baaltis erkennt. Das Heiligtum der 

Ketzergeschichte des Urchristentums p. 370. Aphrodite von Aphaka v/ar sehr berühmt. 

Cdvedoni, Dichiarazione di due antiche gemme Aphaka lag am Adonisflusse. Aphrodite 40II 

incise provenienti dalle partidi Beggio. Modena hier den Adonis zum ersten- oder letztenmale 

1852 p. 9 f.) war, wie aus den Angaben des umarmt haben, Et. M. p. 175 Gaisf. Nach 

Hieronymus hervorgeht, noch zu dessen Zeit in Meliton ( Cureton,- Splcil. syr. p. 44 = Vitra, 

Spanien im Schwange. Aber darin mit Zöckler, 60 Spicil. Solesm. 2 p. 43. Renan, Mim. de VAc? 

Hieronymus -p',230 die priscillianistische Irrlehre , d. I. et'B.-L. 23, 2 p. 323 und Miss, de Phin. 

zuerkennenistnichtzttlässig. Dehn Priscillianus p. 293) lag Adonis in Aphaka begraben. So- 

p*. 29 ed, Scliepps erklärt in seinem Liber zomenos, Hisf. eccl. 2, 5 (Tom. 1 p. 122 ed. Hus- 

apölogeticus: „Nobis autem scientibus quoniam sey) erzählt, an einem bestimmten Tage sei 

■ non est aliut nomen praeter Christum Iesum auf eine gewisse Anrufung hin eine Feuer- 

sub caelo datum hominibus, in quo oporteat masse, ähnlich einem Stern, .von den- Höhen 

saluos fieri, neque Armaziel neque Mariame des Libanon in den Flufs herniedergetaucht; 

neque Ioel neque Balsqmus nique Barbilon und man habe diesen Feuerball für die Urania 



2021 Libanos . t Liber 2022 

erklärt, vgl. Baudissin^ p. 160. — Zosimus 1, 58 verbundene Göttjn Liberi^ (s. d.) leer ausgehe, 
erwähnt gleichfalls, dafs bei den festlichen verweist R. ReitzensteindEpigramm u. Skolion 
Zusammenkünften Feuer in Gestalt einer Fackel S. 216) auf den* Kult crer Artemis Avala zu 
oder einer Kugel in der Luft sich zeige, doch Syrakus. Aber der vollgültige Beweis dafür, 
berichtet er nichts vom Niedersinken desselben dafs es vor dem'Eindringen griechischer Ele- 
ins Wasser. Auch befand sich nach Zosimus mente in den römischen; Staatskult einen ein- 
beim Heiligtum ein See, ähnlich einem künst- heimischen Dienst des Liber (und der Libera) 
lieh angelegten Fischteich. In diesen warfen gab, liegt darin, dafs die älteste römische 
die Verehrer der Göttin kostbare Gaben von Festtafel („der Kalender des Numa") ein Fest 
Gold, Silber, Linnen und ßyssos. Waren die- 10 dieses Gottes, die Liberalia am 17. März, ent- 
selben der Göttin angenehm, so sanken sie hält und dieses Fest mit dem später unter 
nieder, selbst die Gewebe; wurden sie ver- dem Namen Liber in Rom verehrten griechi- 
schmäht, so blieben selbst die Metallarbeiten sehen Dionysos nie etwas zu thun gehabt hat. 
an der Oberfläche , vgl. Baudissin 2 p. 160 Wahrscheinlich ist Liber, oder wie er im Kult 
Anm. 3. Auch ein heiliger Hain befand sich gewöhnlich heilst Liber pater (vgl. z. B. das 
bei dem Tempel, Eusebius, De vita Constan- bekannte Luciliusfragment 8 Baehr. bei Lact, 
tini 3,55 und De laude Const. c. 8. Baudissin inst. div. 4, 3, 12 uti nunc nemo Sit nostrum, 
2 p. 210. Constantin liefs den Tempel, eine quin aut pater optumus divom aut Neptunus 
Stätte der gröbsten Unzucht, zerstören (Euse- pater, Liber, Satumus pater, Mars, Ianus, 



a. a. 0. p. 216 — 218 und p. 442 ed. Hei- 20 Quirinus pater siet ac dicatur ad unum, unter 

nicken. Burchhardt, Die Zeit Gonstantins d. Gr. lauter Göttern des altrömischen Religions- 

p. 406), doch mag der Kultus, vielleicht unter kreises), in ähnlicher Weise wie Quirinus, aus 

Julian, wie Renan, Miss, de Phen. p. 297 ver- einem Attribute einer anderen Gottheit zum 

mutet, wieder aufgelebt sein, da Zosimus a. a. O. selbständigen Gotte erwachsen. Es ist zum 

von ihm wie von etwas noch Bestehendem redet. mindesten sehr wahrscheinlich, dafs der für 

Die Reste des Tempels zu Afka beschreibt die oskisch-sabellischen Stämme Italiens mehr- 

Renan, Miss, de Phen. p. 296 f. Siehe auch fach bezeugte Kult des Iuppiter Liber (aus dem 

Fr. Lenormant, La Vinus du Liban, Gaz. arch. Gebiete der Frentaner, Zvetajeff, Sylloge in- 

1 1875 p. 97 — 102 PI. 26. [Drexler.] Script. Ose. nr. 3; aus dem der Vestiner das 

Libanos (Aißuvog) göttlich verehrter Berg, so Tempelstatut der aedes Iovis Liberi von Furfo, 
Nach Etym. M. s. v. Atßavog hätten ihn die C. 1. L. 9, 3513; aus dem ager Sabinus die 
Juden für etwas Geistiges und eine Gottheit Inschrift bei H. Jordan, Analecta epigraphica 
gehalten und ihm Verehrung erwiesen. Bau- latina, Ind. lect. hib. Regimont. 1886 p. 3f.; aus 
dissin, Stud. z. semit. Beligionsgesch. 2 p. 236 Capua, C. I. L. 10, 3786, wo die Ergänzung 
läfst diese Notiz nicht für die Juden, wohl Iovi Liber(o) näher liegt als die von Momm- 
aber für die Syro-Phöniker gelten. Nach des sen vorgeschlagene Iovi Liber(tati), s. Jordan 
Philo Byblius {Fr. Mist. Gr. 3 p. 566. frgm. a. a. 0. p. 4) auch den Römern nicht fremd 
2, 7) euhemeristischer Erklärung waren Liba- war, wenn uns auch hier die Bezeichnung 
nos, Antilibanos, Kasios und Brathy Ursprung- Iuppiter Liber nur durch den Kalender der 
lieh durch Gröfse hervorragende Menschen, 10 Arvalen (zum 1. September: Iovi Libero, lu- 
deren Namen später auf die Berge übertragen noni Beginae in Aventino) als Nebenform zu 
wurden. Einen Baal vom Libanon kennen wir Iuppiter Libertas (s. oben Bd. 2 Sp. 663 f.) be- 
dureh die Weihinschrift einer von Hiram, dem zeugt ist. Wenn die griechische Fassung des 
König der Sidonier, gestifteten Bronzeschale, Monumentum Ancyranum (10, 11) Iovis Liber- 
C, I. Sem. 5. Baethgen, Beitr. p. 20. Doch tatis mit zJtos 'EIsv&sqiov wiedergiebt, so trifft 
glaubt Ohnefalsch- Richter , Kypros, die Bibel das sieber nicht die ursprüngliche Bedeutung; 
und Homer p. 21 nr. 47. p. 39. p. 165 und aber auch eine spezielle Beziehung des Iup- 
Anm. **, dafs mit diesem Baal Libanon ein piter Liber auf den Weinbau, als dessen Be- 
auf dem Berge Muti Schinoas auf Kypros ver- Schützer ja Iuppiter verehrt wird (oben Bd. 2 
ehrter Berggott gemeint sei. [Die Notiz aus 50 Sp. 704f.), läfst sich nicht nachweisen. Viel- 
Etym. M. findet sich ziemlich wörtlich wieder mehr scheint das Wort Liber (Leiber auf der 
im Etym. Gttd. 369, 43 f. Höfer.] [Drexler.] praenestinischen Ciste, Ephem. epigr. 1, 21, auf 

Libentina s. Indigitatnenta. der sabinischen Inschrift bei Jordan a. a. 0. 

Liber, altitalische und altrömische Gottheit, und der Inschrift aus Narona, C. I. L. 3, 1784 

deren ursprüngliche Bedeutung in früher Zeit = 1, 1469, auch C. I. L. 8, 2632; Dativ Lebro 

durch die Gleichsetzung mit dem griechischen in Pisaurum, C. I. L. 1, 174; osk. Genet. Luv- 

Dionysos derart verdunkelt wurde, dafs neuere freis, Zvetajeff a. a. 0.; Loebasius angeblich 

Gelehrte die Existenz eines in Italien einhei- sabinische Form nach Serv. Georg. 1,7; vgl. 

mischen Liber ganz in Abrede gestellt haben. Paul. p. 121: Loebesum et loebertatem antiqui 

V. Hehn (Kulturpflanzen u. Haustiere 5 S. 66) «o dicebant Liberum et libertatem; ita Graeci loi- 

hält mit Grafsmann (Kuhns Zeitschr. f. ver gl. ßr\y et leißsiv; Placid. Corp. gloss. 5, 30, 9 

Sprachf. 16, 107) den Namen Liber nur für Libassius, Liber pater), etymologisch von Wz. 

eine Übersetzung von griechischem Avaiog oder Hb (libare, leißsiv u. s. w., vgl. Vanicelc, Etymol. 

'ElEv&egiog (so auch 0. Gilbert, Gesch. u. Topogr. Wörterb. d. lat. Sprache* S. 237. Curtius, Grieeh. 

der Stadt Rom 2, 209 f., dessen Ausführungen Etymol. 1 ' S. 365; anders Buecheler, Lexic. Ital. 

ganz verkehrt sind), und gegen den Einwand p. XVI. 0. A. Danielsson bei G. Pauli, Altital. 

Jordans (zu Preller, Rom. Myth.' 2, 48 Anm.), Studien 4, 1885 S. 156 ff.) nicht zu trennen, all- 

dafs dabei die im Kult mit Liber untrennbar gemein das Schöpferische, Spendefrohe zu be- 

64* 



2023 Liber , Liber 2024 

zeichnen, so dafs der .Bedeutungsübergang von kuchen (liba) feilboten, von denen sie ein 
liber zu liberalis derselbe ist, wie von genius Stückchen (sacris pars datur inäe focis, Ovid 
zu genialis „freigebig* 1 (antikfe Etymologieen : a. a. 0. 734) auf einem tragbaren Opferherde 
quod ex nobis natos LiSeros appellamus, idcirco (foeulus) im Namen des Käufers opferten; 
Cerere nati nominati sunt Lioer et Libera, Cic. aufserdem bezeugt Tertullian (Apolog. 42), dafs 
de n. d. 2, 62; Liber . . . ideo sie appellatur, man an diesem Festtage auf offener Stral'se zu 
quod vinö nimio usi omnia liber e loquantur, speisen pflegte. Wie alt der Brauch ist, den 
Paul. p. 115). mannbar gewordenen Knaben die toga virilis 
Mit dieser Auffassung des Liber als einer oder libera gerade an den Liberalia zu er- 
schöpferischen Naturgottheit (enger als 10 teilen (Ovid a. a. 0. 771 ff.), läfst sich nicht 
den „Gott des befruchtenden Nasses" fafst ihn feststellen; er bestand in Ciceros Zeit (Cic. ad 
A. Preuner, Hestia-Vesta S. 398), die eben- Alt. 6, 1, 12 Quinto togam puram Liberalibus 
sowohl über die Fruchtbarkeit der Erde wie cogitabam dare), ohne aber Ausnahmen aus- 
über die Fortpflanzung von Mensch und Tier zuschliefsen (vgl. Marquardt, Privatl. d. Rom. 
wacht, läfst sich das wenige, was von den 122f.); an ihn denkt wohl Mommsen, wenn er 
Kultformen des altrömischen und altitalischen {Born. Gesch. 1, 162) die Liberalia als „das 
Liberdienstes bekannt ist, wohl vereinigen. Fest des Kindersegens" bezeichnet. Das Fest 
Nach dem Zeugnisse des Varro bei Augustin. gilt dem Götterpaare Liber und Libera (Libero 
de civ. dei 7, 21 ist Liber der Gott, quem li- Lib(erae), fast. Caer.) und nur diesem, u. zw. 
quidis seminibus ac per hoc non solum liquori- 20 war die Stätte ihrer Verehrung ein Heiligtum 
bus fruetuum, quorum quodamtnodo primatum auf dem Capitol (Libero in Ca [pitolio] ', f. Farn., 
tenet, verum etiam seminibus animalium prae- die Ergänzung gesichert durch das Militär- 
fecerunt, und sein Name wurde erklärt a libera- diplom vom J. 70, C. I. L. 3 p. 849 = 10, 1402: 
mento, quod mares in coeundo per eius beneß- descriptum et recognitum ex tabula aenea, quae 
dum emissis seminibus liberentur; hoc idem in fixa est Bomae in Capitolio in podio arae gentis 
feminis agere Liberum (August, c. d. 6, 9; vgl. Iuliae latere dextro ante signu(m) Lib(eri) pa- 
7, 2. 3. 16. 4, 11). Von besonderem Interesse tris, vgl. Mommsen, C. I. L. 1, l 2 p. 312). Im 
sind die Mitteilungen, die aus derselben Quelle 4. Jahrb.. n. Chr. wurde das Fest durch Circus- 
Augustin. de civ. dei 7, 21 über die in Italiae spiele gefeiert (f. Philoc. u. Polem. Silv. Auson. 
compitis begangenen Feiern des Liber macht, 30 de fer. 29) , scenische Autführungen haben an 
bei denen die pudenda virilia eine grofse Rolle ihnen niemals stattgefunden; was man von 
spielen: nam hoc turpe membrum per Liberi angeblichen Zeugnissen dafür angeführt hat, 
dies festos cum honore magno plostellis imposi- bezieht .sich entweder auf die griechischen 
tum prius rure in compitis et usque in urbem Aiovvaia, die man mit Liberalia übersetzte 
postea vectabatur. in oppido autem Lavinio (so namentlich in dem bekannten Fragmente 
unus Libero totus mensis tribuebatur, cuius des Naevius com. 113 = Paul. p. 116: Libera 
diebus omnes verbis flagitiosissimis uterentur, lingua loquemur ludis Liberalibus; mehr bei 
donec illud membrum per forum transvectum Marquardt, Staatsverw. 3, 363, 1), oder auf die 
esset atque in loco suo quiesceret. cui membro römischen Cerialia (19. April), die ebenso wie 
inhonesto matrem familias honestissimam palam m der Tempel der Ceres, dessen Stiftungsfest an 
coronam necesse erat imponere (s. dazu 0. Jahn, diesem Tage begangen wurde (s. unten), in 
Ber. d. sächs. Gesellsch. d.Wiss. 1855, 71 f.); sie zweiter Linie auch dem Liber und der Libera 
videlicet Liber deus placandus fuerat pro even- galten (Cic. Verr. 5, 36: ludos sanetissimos ma- 
tibus seminum, sie ab agris fascinatio repel- xima cum cura et caerimonia Cereri Ubero 
lenda. Hier eine Übertragung der griechischen Liberaeque faciundos. Serv. Georg. 1, 7: ideo 
Phallophorien nach Italien anzunehmen , liegt simul Liberum et Cererem posuit, quia et templa 
kein Grund vor, da Plinius (n. h. 28, 39) be- eis simul posita sunt et ludi simul eduntur. 
zeugt: fascinus, imperatorum quoque non solum Cyprian. de spect. 4: dum urbem fames oecu- 
infantium custos, qui deus inter Sacra Bomana passet ad advocationem populi adquisiti sunt 
Vestalibus colitur. Das römische Staatsfest des 50 ludi scaenici et Cereri et Libero dicati post- 
Liber, Liberalia genannt, fiel auf den 17. März, modum reliquisque idolis et mortuis; vgl. Ovid. 
zufällig (vgl. Wissowa, Be feriis anni Born, vetust. fast. 3, 785 f. : lucesua ludosuvae commentor hdbe- 
p. XI f.) zusammen mit einem Feste des Mars, bat, quos cum taedifera nunc habet ille dea). 
dem agonium Martiale (Macr. S. 1, 4, 15: Ma- Eine völlige Hellenisierung der einhei- 
surius etiam seeundo fastorum: Liber alium dies, mischen Gestalt des Liber trat ein, als im Be- 
inquit, a pontifieibus agonium Martiale appel- ginne der republikanischen Zeit auf Grund 
latur; vgl. Varro de l. I. 6, 14); einige Stein- der sibyllinisehen Bücher der Kult einer grie- 
kalender (/. Caer. u. Vatic, s. C. I. L. 1, l 2 chischen Göttertrias in Rom Aufnahme fand, 
p. 312) setzen daher der Tagesbezeichnung der sich der Namen Ceres Liber Libera be- 
LIB(ERALIA) noch AGON(IVM) hinzu, andere 60 mächtigte; der im J. 258 = 496 vom Diktator 
aber (f. Maff. Farnes.) geben nur die erstere, A. Postumius gelobte, 261 = 493 vom Konsul 
die auch, wie erhaltene Datierungen zeigen Sp. Cassius eingeweihte Tempel in der Nähe 
(BellHisp. 31. Cic. epist. 12, 25, 1; ad Att. 9, des Circus maximus (s. über ihn oben Bd. 1 
9, 4), allein praktisch verwendet wurde. Von Sp. 862. E.Aust, De aedibus sacris p. B. p. 5), 
den Festgebräuchen kennen wir nur den einen der bald zu grofser Bedeutung, namentlich für 
(Varro de l. I. 6, 14. Ovid. fast. 3, 713ff.), dafs die Plebs, gelangte, galt der griechischen De- 
überall in der Stadt alte Frauen (vilis anus, meter mit ihren Kindern Iakchos(- Dionysos) 
Ovid a. a. 0. 726), mit Epheu bekränzt, Opfer- und Köre (Cic. de n. d. 2, 62 : hunc dico Libe- 



2025 Liber Liber 2026 

rum Semela natum, non eum quem nostri ma- änäeag iniulvaai fiäXlov % ngötegov, Dion. Hai. 
iores auguste sancteque cum Cerere et Libera 6, 17,4), so nehmen auch in der Folgezeit 
consecraverunt; quod quäle sit ex mysteriis in- Ceres und Liber als die Beschirmer des Ge- 
tellegi potest. sed quod ex nobis natos Liberos treide- und Weinbaues unter den lottern des 
appellamus, idcirco Cerere nati nominati sunt Landmannes eine hervorragende Stelle ein 
Liber et Libera; quod in Libera servant, in (bei Varro de r. r. 1, 1, 5 bilden sie unter den 
Libero non item). Die eigentliche Tempel- vom Verfasser zusammengestellten ländlichen 
Inhaberin war Demeter, die anderen beiden Zwölfgöttern das dritte Paar)., Als Spender 
nur ihre Hausgenossen; darum wurde das des Weines (Arnob. 2, 65. August, c. d. 4, 22. 
Stiftungsfest des Heiligtums auf den alten 10 6, 1) und Beschützer der Weinpflanzungen 
Festtag der italischen Ceres, an deren Stelle (Colum, 3, 21, 3. August, c. d 4 11. Libero 
sich die griechische Demeter setzte, die Ce- patri viniarum eonservatori , G. 1. L. 5, 5543, 
rialia am 19. April, gelegt (das hat E. Aust vgl. auch 3, 3294) wird er insbesondere bei 
a a 0. p.39f. postuliert und ein nachher auf- der Weinlese gefeiert (daher verzeichnen die 
gefundenes Bruchstück der fast. Esquil. mit menologia rustica im Oktober sacrum Libero, 
der Notiz CER(IALIA). Cereri Libero [Liberae] vgl. Mommsen, C. I. L. 1,1* p. 332) und er- 
bat das bestätigt; s. jetzt G. I. L. 1, l s p. 315). hält hier, zusammen mit Libera (Colum. 12, 
Wie neben der offiziellen Bezeichnung aedes 18, 4: 4m« sacrificia Libero Liberaeque et vasis 
Cereris Liberi Liberaeque (Liv. 3, 55,7. 41,28,2; pressoriis quam sanctissime castussimeque fa- 
vgl Dion.Hal.i,9i. Tae. ann. 2, 49. Liv. 33, 20 cienda), eine Spende von neuem Most die 
25 3) auch die kürzere aedes Cereris (z. B. Liv. dem der Ceres zukommenden ersten Ahren- 
2 41 10 10 23 13 27, 6, 19 u. a. m.) ganz schnitt, dem praemetium, entspricht und den 
geläufig 'ist, ebenso heifsen auch die seit dem Namen sacrima führt (Paul. p. 319: sacrima 
zweiten punischen Kriege an den Cerialia stän- appellabant mustum, quod Libero sacnficabant 
dig gefeierten Festspiele, obwohl sie allen drei pro vineis et vasis et ipso vmo conscrvandis, 
Gottheiten gelten {Cic.Verr. 5, 36; s. o. Sp.2024 sicut praemetium de spicis, quas primummes- 
43 ff) schlechtweg ludi Ceriales. Man wird daher suissent, sacnficabant Cereri); auch die Wem- 
auch ohne Bedenken annehmen dürfen, dafs die händler verehren ihn, so C. IL. 6, 467 m Born 
in Rom von Staats wegen bestellten sacerdotes A.a,&coll(egium)Velabremium(Beosancto,nummi, 
publicae Cereris (Marquardt, Staatsverw. 3, 364) so deo magno Libero patri adstatori et conserbaton 
auch den Dienst von Liber und Libera mit h(uius) l(oci)), vielleicht auch idie caupones von 
versahen (in dieser Richtung ist auch die Er- Caesarea Mauretamae (C. I. L. 8, 9409, wo rur 
klärung für die sonderbare sacerdos Cerialis cultores Doripatri wahrscheinlich cultores Liberi 
Deia Libera zu Aesernia, C. I. L. 9, 2670, zu patris einzusetzen ist), und die negotiantes cel- 
suchen); die Angabe Ciceros (pro Balbo 55), larum vinariarum novae et Arrunüanae bilden 
dafs man für diesen Dienst insbesondere Frauen ein collegium Liberi patris et Mercuri (G. I, L. 
aus Neapel und Velia, denen man dann das 6, 8826; ein coll(egium) Liberi patris auch 
römische Bürgerrecht verlieh, heranzog, zeigt, C. I. L. 6, 8796); auf dem Lande erscheint 
dafs wir die Heimat der ganzen Göttertrias Liber in Weihinschriften oft vereinigt mit 
in Campanien oder dem grofsgriechischen Unter- » Silvanus oder auch mit Hercules, die beide 
Italien zu suchen haben, wo neben dem Dienste als Beschützer der Ländereien verehrt werden 
derCeres (s.dnrüberNissen,Pomp.Stud.S.3WS.) (G. I. L, 6, 707: Soli Serapi Iom Libero patri 
auch der des Liber verbreitet und angesehen et Mercurio et Silvano ; 3,3923 aus 1-annon. sup. : 
gewesen zu sein scheint, ohne dafs wir im- Silvano aug.sac(rum) et L(tbero) p(atri);3,3Vb7 
stände wären festzustellen, inwieweit hier ur- ebendaher: Libero patri et [SilvanoJ domfesti- 
sprünglich einheimische Religionsvorstellungen co); 9, 3603 aus Aveia: Signum Liberi patns 
oder Iber römischer Einflufs mafsgebend ge- et Silvani; 12, 3132 aus Nemausus : deo Sü- 
wesen sind; das fAuchtbare Campanien galt vano et Libero patri et Nemauso; ^ auch 6, 462: 
als der Gegenstand des Wettstreites zwischen Hie fuit horridus ante locus, Asten consüio 
Liber und Ceres (summum Liberi patris cum 50 coeptus Liberi ter Bromio silvigeri dei auxi- 
Cerere certamen, Plin.n.h. 3,60 = Flor. 1, 11; Uum renovatum in urbe ist wohl so zu ver- 
vgl auch Auson. Mos. 208 ff.), und römische stehen; Herculi Libero Silvano dns saneüs, 
Dichter bildeten die griechische Sage von der C. I. L. 6, 294; Weihung von Statuetten des 
Einkehr des Dionysos bei Ikarios mit Beziehung Liber, Hercules, Silvanus, Mercurius 3, 633 
auf den aqer Falernus um (Sil. Ital. 7, 162ff.). aus Philippi) und führt, wie diese Gotter in- 
ünter der Einwirkung der griechischen dividualisierende Beinamen nach dem Besitzer 
Kultvorstellungen hat die Bedeutung des des betreffenden Grundstückes (Libero Kalhm- 
Liber insofern eine Veränderung erfahren, ciano, C. I. L. 6, 463; Libero patri Prochano, 
als er immer ausschliefslicher als spezieller 6, 466; Libero Gratilhano, 9 2631, aus Aeser- 
Beschützer des Weinbaues gefafst 60 nia ; in et was anaerem Sinne Libero patn Oom- 
wurde. War die Gründung des Tempels von modiano, 14, 30, aus Ostia). 
Ceres Liber und Libera durch eine Hungers- Die Verbreitung des Liberkultes im 
not veranlaßt worden, deren Abwendung römischen Reiche ist eine ganz allgemeine. In 
man von den neu eingeführten Gottheiten Italien begegnen uns Weihinschriften aulser 
erhoffte (ot Ss vxa*ovecxvTes ryv ze ynv.naq- in Rom (0. /. L. 6, 461fl.) m Ostia (14, 27— 
icwvctaav äveivcti nXovrtovg «ccgnovs, oi 30; vgl. Ephem. epigr. 7, 1195), P"jenmm (10, 
u,6vov triv exöoifiov [Ceres], äUu x«l *¥ äsv- 6435), Aquinum (10, 5422 = 1 1182, eine sa- 
Sgoyögov [Liber], k«1 ras ljm<ra*Toai S ayo e «s cerdos Liberi publica Aqumas), Atma (aedes, 



2027 Liber Liber 2028 

10, 5045), Amitemum (9, 4513), im Vestiner- Zug und Triumph des Dionysos geläufig als 

lande (9, 3571. 3603), in Aesernia (9, 2631. Idealvorbild siegreicher Peldzüge, und die 

2670 eine sacerdos Cerialis Deia Libera, s. ob. Machthaber liefsen sich als neuen Liber feiern 

Sp. 2025, 33), Telesia (9, 21 97), bei den Hirpinern (über Marius Val. Max. 3, 6, 6 = Plin. n. h. 33, 

(9, 1500), in Puteoli (10, 1586), Venusia (9, 459 150; Pompeius Plin. n. h. 8, 4; M. Antonius 

cultores Liberi), auf Sardinien (10,7556); ferner Vell. Pat. 2, 82, 4; Elagabal Hist. aug. Elag. 

in Arretium (11, 1822), Luna (11, 1335 sac(er- 28, 2). Wenn Caesar einen neuen Dionysoskult 

dotes) arar(uvt) [. et Libejri patris), in Rom einführte (Serv. Ecl. 5, 29: hoc aperte 

Ariminum (11, 358), Bononia (11, 698. 715 = ad Caesarem pertinet, quem eonstat primum 

6, 460), Aquileia (5, 793. 8235), Parentium 10 Sacra Liberi patris transtulisse Romam), so 

(5, 326), Tarvisium (5, 2110), Verona (5, 3260) handelte es sich dabei wahrscheinlich um 

und sonst im transpadanischen Gallien (5, 5543. einen orientalischen Kult, und auch der von 

6956). Von den Provinzen sind Spanien (Ö.I.L. Septimius Severus erbaute Tempel (Cass. Dio 

2, 799. 1108. 1109. 2105. 2611. 2634. 3264) und 76, 16) galt wohl nicht mehr dem griechisch- 

das narbonensische Gallien (12, 250. 502. 593. römischen Dionysos -Liber, sondern einer der 

1075. 3078. 3132) durch eine mäfsig'e, die afri- mystisch - orgiastischen Religionen des Orients, 

kanischen Provinzen (Byzacena, C. I. L. 8, 73; die sich den alten Götternamen angeeignet 

Africaproconsularis,8, 1178. 1268 porticumtempli hatte. Vereine zum Geheimdienste des Liber 

Liberi patris. 1337 ; Suppl. 14546. 15520 templa lassen sich aus den späteren Jahrhunderten 

Concordiae, [Frjugiferi, Liberi patrfis]. 15578 20 der Kaiserzeit mehrfach nachweisen, so die 

in templo Liberi patris et Veneris; Numidia, thiasi Liberi patris Tasibasteni in Philippi 

8, 2632. 5293 sacerdotes Liberi patris, mann- (C.I.Lj. 3,703. 704; auch die in der dacischen 

lieh 8, 4681. 4682. 4887. Ephem. epigr. 5, 931, InschriftvonArnpelum,C.I.i.3,1303,genannten 

weiblich 8, 4883; Mauretania, 8391. 9016. 9325. Hercliani und cervae fafst Mommsen wohl mit 

10867) und vor allem die Donauländer durch Recht als Kultgenossenschaften des Liber und 

eine sehr grofse Zahl von Inschriften vertreten: der Libera, denen die Weihung gilt), emthiasus 

vielfach erwähnt wird ein Tempel des Liber Placidianus in Puteoli (CLL. 10,1685), ins- 

und der Libera (so CLL. 3,1790 = 6362) in besondere Genossenschaften, welche sich als 

Narona in Dalmatien, der noch in republika- spirae bezeichnen (C. I. L. 6, 461. Kaibel, 
nische Zeit zurückreicht (CL.L. 3, 1784. 1785 30 Inscr. graec. Steil, et Ltäl. nr. 925. 977. CLL. 

= 1, 1469. 1470; vgl. 3, 1786. 1787. 1789 = 6363), 10, 6510 aus Cora: spira TJlubrana; in den In- 

aufserdem besitzen wir zahlreiche Weihungen schritten C. I. L. 6, 76 und 261 bezeichnet sich 

aus anderen Orten Dalmatiens (C I. L. 3, 1951. die spira zwar nicht ausdrücklich als dem 

2730. 2815. 2903. 3046. 3065. 3093; Suppl. 9752), Dienste des Liber geweiht, es steht aber dieser 

sowie aus Dacia (C. I. L. 3, 792. 896. 930. 1065. Annahme auch nichts entgegen, zumal da die 

1091— 1094. 1261.1303. 1355. 1411. 1548; Suppl. letztgenannte Inschrift auf der Basis einer 

7682— 7684. 791 6) und Pannonia (C I. Z. 3,3234. Hekatestatue steht und diese Göttin mit Liber 

3267. 3294. 3295. 3298. 3329. 3464 — 3466. 3506 oft verbunden erscheint, s. unten) und unter 

= Suppl. 10433. 3923. 3956. 3957. 4297. 4363; einem spirarches stehen (CLL. 6,2251. 2252); 
Suppl. 10343. 10432. 10910), vereinzelte auch 40 Priestertitel, wie sacerdotes orgiophantae (Pu- 

aus Moesia (C. I.L. 3, 750. 6317) und Noricum teoli, CL.L. 10, 1583), parastata (ebd. 1584), 

(3, 5122). Da die sonst ziemlich seltene Ver- hierophantes Liberi patris (6, 507), archibueolus 

einigung von Liber und Libera (s. unter Libera) dei Liberi (6, 504. 510; s. dazu A. Dieterich, 

hier verhältnismäfsig häufig auftritt, so ist De hymnis Orphicis capitula quinque, Habil.- 

wahrscheinlich ein einheimisches Götterpaar Sehr. Marburg 1891 p. 3 ff.), weisen deutlich 

dieser Gegenden mit den römischen Gott- auf den Mysteriendienst. In dieser Auffassung 

heiten Liber-Libera gleichgesetzt worden. tritt Liber pater in enge Beziehung zu ver- 

Wiewohl die knappe Fassung der Weih- schiedenen anderen Frenldkalten, wir finden 

inschriften über die ihnen zu Grunde liegende ihn verbunden mit Isis und Serapis (C. J. L. 3, 
Auffassung des Gottes keinen Aufschlufs giebt, 50 2903, Dalmatien), Sol invictus Mithras (C L. L. 

wird man sie doch in der überwiegenden Mehr- 2, 2634) , häufig mit Hekate (6, 500. 504. 507. 

zahl als Denkmale der Verehrung des Wein- 510. 11, 671 ans Forum Cornelii), insbesondere 

Spenders Liber in Anspruch nehmen dürfen. aber mit Magna Mater (Ephem. epigr. 7, 75 aus 

Daneben, aber hatte in verhältnismäfsig früher Zama maior in Afr. Byzac), an deren Tauro- 

Zeit mancherlei aus griechischenDionysos- bolien die Priester des Liber pater beteiligt 

mysterien, wenn auch in stark gebrochener sind (C L. L. 12, 1567); im 4. Jahrh. finden wir 

und getrübter Form, in Italien Eingang ge- häufig die Priesterwürden der Magna Mater, 

funden, und die Ablehnung, die diese Geheim- des Mithras, des Liber pater und der Hekate 

kulte von Seiten der Staatsreligion erfuhren, in einer Person vereinigt (C I. L. 6, 500. 504. 
vermochte sie im privaten Leben nicht völlig 60 507. 510). Entsprechend erscheint auch Liber 

niederzuhalten. Im Anfange des 2. Jahrh. v. Chr. pater in Bildwerken mit den Attributen ver- 

waren bakchische Geheimdienste in ganz Italien schiedener Götter ausgerüstet als Liber pan- 

wie in Rom verbreitet (Liv. 39, 15, 6), bis die theus (C. I. L. 14, 2865 : Signum Liberi paftris] 

argen damit verbundenen Skandale und Aus- 'panthei cum suis parfergis], aus Praeneste. 9, 

schreitungen im J. 568 = 186 zu einem allge- 3145» aus Corfinium; vgl. Auson. epigr. 48. 49 

meinen Verbote der Bacchanalia führten (Liv. p. 330 f. Peiper). 

39,8—19. C.L.L.l, 196; vgl. Cic. de leg. 2, 37). Bildliche Darstellungen des Liber pater 

Am Ausgange der Republik war der indische werden in den Weihinschriften sehr häufig 



2029 



Libera 



Liberalitas 



2030 



(Wähnt (C. I L. 3, 160. 633. 9, 2197. 3603. 10, 
6435. 11, 358. 715=6, 460. Ephem. epigr. 7, 75), 
und wir jdürfen in dem Statuettenvorrate un- 
sbrer Museen eine etwa ebenso grofse Zahl 
vbn Bildern des Liber voraussetzen, wie von 
solchen des Silvanus, Hercules u. a. Aber 
ihre Aussonderung ist unmöglich, da die rö- 
mische Sakralkunst nicht durch Modiflcierung 
der griechischen Dionysosdarstellung einen 
eigenen Libertypus geschaffen, sondern den 10 
ersteren einfach herübergenommen hat. Die 
zufällig im Zusammenhange mit den zuge 
hörigen Inschriften erhaltenen statuarischen 
oder Reliefdarstellungen des Liber pater (siehe 
C. I. L. 3,930. 3295. 4297; Suppl. 7916. 6, 8796. 
9,3571; vgl. auch den Altar Arckäöl. Zeit. 1851 
Taf. 35 S. 385 ff. mit der Inschrift C. I. L. 11, 
3361) unterscheiden sich durch nichts von 
solchen des griechischen Dionysos; Kranz, 
Thyrsos, Becher (vgl. C. I. L. 11, 358, aus Ari- 20 
minum: Liberum patrem cum redimieulo auH 
III et thyrso et cantaro arg. p. IIS), sowie 
der Panther zu den Füfsen des Gottes sind 
die regelmäfsigen Attribute. Der epheu- 
bekränzte Kopf auf den Denaren des L. Cas- 
gius (um 675 = 79, Babelon, Mann, de la 
republ. Born. 1, 329 nr. 6), des M. Volteius 
(um 666 = 88, Babelon a. a. O. 2, 566 nr. 3) 
und des P. Petronius Turpiliants (um 734 
= 20, Babelon a. a. 0. 2, 293 ff. nr. 1. 4. 8. so 
10. 14) ist trotz des Fehlens einer Beischrift 
für Liber gesichert, da auf den zuerstgenannten, 
Denaren hinter dem Kopfe ein Thyrsus als 
Beizeichen erscheint und die Rückseite einen 
entsprechenden, mit Weinlaub und Trauben 
bekränzten Frauenkopf zeigt, der als Libera 
gedeutet werden mufs. [Wissowa.] 

Libera, Kultgenossin des altrömischA Gottes 
Liber (vgl. Faunus : Fauna, Iovis : Iovino u. a.), 
mit dem sie gemeinsam an dem Feste der « 
Liberalia (17. März) ein Opfer erhält (f. Caer.: 
Libero Lib(erae), s. ob. Sp. 2024, 17), am Beginne 
der Republik bei der Gründung des Tempels 
von Ceres Liber Libera mit der griechischen 
Kore-Persephone gleichgesetzt (Cic.de nat. 

d. 2, 62 ; vgl. Verr. 5, 187 : Ceres et Libera , 

quatum sacra populus Bomanus a Graecis ad- 
scita et accepta tanta religione et publice et 
privatim tuetur, ut non ab Ulis huc adlata, sed 
ut ceteris hinc tradita esse videantur). Die nr- 50 
sprüngliche Bedeutung der Göttin, die nach 
Varro (bei August, c. d. 4, 11; vgl. 6, 9. 7, 2. 
3. 16) feminarum seminibus praeerat, ist dar- 
über völlig vergessen worden, und die römi- 
schen Schriftsteller ersetzen, wenn sie von der 
griechischen Kore-Persephone reden, deren 
Namen einfach durch Libera (z. B. Cic. Verr. 
4, 106ff. Arnob. 5, 21. 35 u. a.); vereinzelt wird 
Libera auch mit Ariadne (Ovid. fast. 3, 512 = 
Hygin. fab. 224; so wohl auch bei Plin. n. h. 60 
36, 29 satyrus . . . Liberum patrem palla vela- 
tum umeris praefert, alter Liberam similiter), 
irrtümlich von Augustin. c. d. 7, 3. 16. 19 mit 
Ceres oder Venus (doch vgl. C. I. L. 8 Suppl. 
15578: in templo Liberi patris et Vencris, wo 
vielleicht Venus für Libera eingetreten ist) 
identificiert. Im römischen Kulte geschieht 
des Paares Liber-Libera nur an den Liberalia 



und im Dienste des Tempels von Ceres Liber 
Libera (nebst den zugehörigen ludi Cereri 
Libero Liberae faciundi an den Cerialia, Cic. 
Verr. 5, 36) Erwähnung, Weihinschriften fehlen 
in Rom vollständig und in Italien fast gänz- 
lich (Amiternum, C. I. L. 9,4513: Iovi o(ptimo) 
m(aximo) Libero Lib(erae); Bononia, 11, 698: 
Libero patri et Lib(erae); Aesernia, 9, 2670: 
sacerdos Cerialis Deia Libera); ebenso ver- 
einzelt sind die Zeugnisse für das Paar Liber- 
Libera aus Aquileia (CLL. 5, 793) und aus 
Mauretanien (8, 9016), dagegen sehr zahlreich 
aua den Provinzen Dada (C. I. L. 3, 792. 1093. 
1094. 1303; Suppl. 7916. 7684), Dalmatia (3, 
17 90 _ 6362. 2903) und Pannoöia (3, 3234. 
3267. 3298. 3466. 3506 => Suppl. 10433. 4297; 
Suppl. 10343), wo wahrscheinlich ein einhei- 
misches Götterpaar in die römischen Namen 
Liber-Libera umgesetzt worden ist(s. Liber). 'Ein 
paar zu diesen Inschriften gehörige Reliefdarstel- 
lungen (C. I. L. 3, 4297; Suppl. 7916) zeigen 
beide Gottheiten in völlig paralleler Bildung 
mit Kranz und Thyrsus und dem Panther als 
Begleiter; ebenso sind die Köpfe von Liber 
und Libera mit Sicherheit erkannt worden auf 
Vorder- und Rückseite der Denare des L. Cas- 
tus um 675 = 79, der Gott mit Epheu be- 
kränzt und durch das Beizeichen eines Thyr- 
sus gekennzeichnet, Libera mit einem Kranze 
von Weinlaub und Trauben (Babelon, Monn. 
de la rep. Born. 1, 329 nr. 6). Die Zahl der 
Inschriften, welche die Göttin allein, ohne 
Liber, anreden, ist eine ganz verschwindend 
kleine (C. 7. L. 6, 469. 3, 1095. 3467 = Suppl. 
10434. 8, 860), u. zw. scheint hier der Name 
Libera zum Teil fdr den anderer Göttinnen 
eingetreten zu sein; die Inschrift wenigstens 
C. I. L. 3, 1095 (aus Apulum in Dacia) ist der 
triformis Libera gewidmet, es ist also die in 
späterer Zeit mit Liber häufig zusammen ver- 
ehrte Hekate (s.ob. Sp. 2028, 51) gemeint. Die 
Benennung einzelner bakchischer Frauengestal- 
ten unserer Museen als Libera (z. B. München 
Glyptothek nr. 112. British Museum, Guide: 
Graeco-Boman Sculpt. 1 nr. 198 u. a.) ist will- 
kürlich; statuarische Bildungen dieser Göttin 
dürfen wir bei der untergeordneten Rolle, die 
sie in historischer Zeit im Kulte von Rom 
und Italien spielt, überhaupt kaum erwarten. 

[Wissowa.] 
Liberalitas, die Freigebigkeit, insbesondere 
diejenige der römischen Kaiser gegen Volk 
und Soldaten. In halber Personifikation findet 
sich L. zuerst inschriftlich auf Augustusmünzen 
der Stadt Ebora iu Lusitania (Cohen, Med. imp. 2 
1 S. 148 Oetave Auguste nr. 583 f.), welche auch 
selbst den Beinamen Liberalitas Iulia führte 
(Plin. n. h. 4, 21, 117), und dann auf Münzen 
des Hadrian (Cohen 2 S. 181 ff. Adrien nr. 908. 
912. 930). Auf anderen Münzen dieses Kaisers 
wird sie aber bereits als stehende Frau mit 
einem zum Empfang von Getreide oder Geld 
berechtigenden Täfelchen (tessera) in der Hand 
(ebenda 2 S. 181f. nr. 910. 913f.), oder ein Füll- 
horn (2 S. 182 nr. 916 ff.) in die Hände oder 
denSchofs eines Bittenden (2 S. 183 f. nr. 931 ff. 
945. 950. S. 207 nr. 1197) leerend, oder endlich 
tessera und Füllhorn haltend (2 S.183 nr.934ff.) 



2031 



Liberias 



Liberias 



203S 




Münze des Marcus 

Aurelius (nach Cohen, 

Med. impP- 3 S. 42). 



dargestellt. Dieselben Typen finden sich auf 
den sehr zahlreichen Münzen des Antoninus 
{Cohen 2 S. 316ff. nr. 80ff. S. 360 nr. 940); zu- 
weilen führt sie hier aber auch neben dem Füll- 
horn oder der tessera eine Standarte (2 S. 318 
nr. 490. S. 320 nr. 613. S. 360 nr. 939) oder 
einen Stab (2 S. 321 nr. 620). Auf den Münzen 
vieler anderer Kpjser wiederholen sich die 
gleichen Darstellungen: Cohen, Med. impJ* 3 
S. 10 Marc Aurel nr. 74ff. S. 41ff. nr. 401ff. — 
Lucius Verus, 3 S. 182. — Commodus, 3 S. 266 

— 271. S. 309 nr. 587 mit Stern. — Pertinax, 
3 S. 392 f. — Sept. Severus, 4 S. 32 — 35. — 
Caracalla, 4 S. 156—159. — Geta, 4 S. 260. — 
Macrinus, 4 S. 294. — Heliogabal, '4 S. 331 

— 333. — Alex. Severus, 4 S. 412—417. — 
Maximinus, 4 S. 507f. — Balbinus, 5 S. 9f. — 
Pupienus, 5 S. löf. — Gordianus, 5 S. 33 — 36. 

— Philippus maj., 5 S. 102f. 134. 137. 141. — 
Philippus min., 5 S. 162. — Trajan. Decius, 
5 S. 192f. — Trebon. Gallus, 5 S. 244. — Vo- 
lusianus, 5 S. 271. — Valerianus, 5 S. 307 — 9. 
338. — Gallienus, 5 S.394ff. 492. — Saloninus, 

5 S. 521. — Postumus, 6 
S. 35. — Tetricus, 6 S.99f. 

— Claudius IL, 6 S. 144. 

— Quintillus, 6 S. 169. — 
Carinus, 6 S. 387. — Ca- 
rausius, 7 S. 18. — Con- 
stantinus, 7 S. 265. — 

Neu erscheint in späterer 
Zeit neben der Umschrift 
Liberalitas Aug. einmal 
eine stehende und sich auf 
eine Säule stützende Frau 
mit Mütze und Füllhorn in der Hand (a. a. 0. 5 
S. 210 Etruscille nr. 15), und ähnlich stützt die 
mit entblöfstem Oberkörper dargestellte L. ihre 
Rechte auf eine hinter ihr stehende Vase, 
-während sie in der Linken, wie gewöhnlich, 
die tessera hält, auf einem Wiener Chalcedon, 
(v. Sacken und Kenner, Die Samml. d. Münz- 
u. Ant.-Kab. zu Wien 9, 3, 31). Vgl. auch 
Eckhel, D. N. V. 8 S. 544 f. [Die ältere Litte - 
ratur über Liberalitas verzeichnet Hasche, 
Lexic. univ. rei num. veterum 2, 2 Sp. 1664, 
der selbst die Münzen mit dem Typus der L. 
Sp. 1645—1696 verzeichnet. Von Neueren s. 
M. Engelhard, De personificationibus quae in 
poesi atque arte Romanorum inveniuntur. 
Gott. 1881 p. 58. Den antiken Typus der ein 
Füllhorn ausschüttenden Liberalitas ahmt nach 
eine Münze Leos X., Piper, Mythol. u. Symb. 
der ehr. Kunst 2 p. 695. Drexler.] [Steuding.] 
Libertas, göttliche Personifikation der bürger- 
lichen Freiheit (Cic. de nat. deor. 2, 61), welche 
seit der zweiten Hälfte des 3. Jahrh. v. Chr. 
einen von Ti. Sempronius Gracchus (Cos. 516 
= 238) aus Strafgeldern erbauten Tempel auf 
dem Aventinbesafs ^.PaMZ. p.121. Ziu.24,16,19 
erzählt von dem Sohne des Stifters, dem Sieger 
von Beneventum 540 = 214: digna res visa, ut 
simulacrum celebrati eins diei — es handelt sich 
um die Feier des vorwiegend durch Sklaven, 
die nunmehr mit der libertas belohnt werden, 
erfochtenen Sieges — Gracchus, postquam Bo- 
tnam rediit, pingi iuberet in aede Libertatis, quam 
pater eius ex multaticia peeunia faciendam cura- 



vit dedieavitque). Der Stiftungstag war wahr- 
scheinlich der 13. April, denn die Angabe Ovids 
fast. 4, 623f.: hac quoque, ni fallor, populo 
dignissima nostro atria Libertas coepit habere 
sua setzt aller Wahrscheinlichkeit nach fälsch- 
lich das atrium Libertatis (s. unten), das Sa 
kein gottesdienstliches Gebäude war und desspn 
Stiftungstag nicht in den Kalender gehört, in 
die Stelle der minder bekannten aedes Liber- 
ia tatis (Ovids Fastenvorlage enthielt offenbar 
nur die Beischrift LibertatiJ. Nicht völlig 
aufgeklärt ist das Verhältnis dieses Tempels 
zu dem ebenfalls auf dem Aventin gelegenen 
und von Augustus wiederhergestellten Tempel 
des luppiter Libertas (Mon. Ancyr. 4, 6) oder 
luppiter Liber (fast. Arval. z. 1. Sept.; s. oben 
Sp. 663 f.). Letzterer Name schliefst die u. a. 
von Jordan (Ephem. epigr. 1 p. 237) angenom- 
mene Identifikation beider Tempel aus; da- 
20 gegen würde der Stiftungstag am 13. April — 
sofern die eben ausgesprochene Vermutung 
richtig ist — , da alle Iden dem luppiter heilig 
sind, darauf hinweisen, dafs der besondere 
Kult der Libertas aus dem des luppiter Liber- 
Libertas hervorgegangen und gewisserroafsen 
aus ihm losgelöst worden sei, u. zw. zu einer 
Zeit, wo sich die ursprüngliche Bedeutung von 
liber, libertas (s. darüber ob. Sp. 2022, 67 ff.) bereits 
verschoben %atte. Viel häufiger genannt wird 
80 seit der Zeit des 2. punischen Krieges (Liv. 
34, 44, 5 erwähnt eine Wiederherstellung und 
^Erweiterung des Gebäudes durch die Censoren 
des J. 560 = 194) das atrium Libertatis (Sero. 
Aen. 1, 726: alii atria magnas aedes et capa- 
cissimas dietas tradunt, unde atria Licinia et 
atrium Libertatis; C. 1. L. 6, 10025 : post atrium 
Liber [tatis ]), ein geräumiges Profangebäude, 
das zu verschiedenen officiellen Zwecken dient, 
namentlich als Amtslokal der Censoren (Liv. 
40 43, 16, 13. 45, 15, 5), aber auch zur Verwahrung 
von Gefangenen (Liv. 25, 7, 12), zur Anstellung 
peinlicher Befragungen (Cic. pro Müone 59), 
zum Aushang von Gesetzespublikationen (Fest. 
p. 241 : lex fixa in atrio Libertatis cum multis 
aliis legibus incendio consumpta est; daher ist 
auch die Erzählung des Gran. Licin. p. 14 b , 3 
ed. Bonn, vom Konsul des J. 592 = 162 P. Len- 
tulus formamque agrorum in aes incisam ad 
Libertatis fixam reliquit nicht auf den Tem- 
50 pel, sondern auf das Atrium der Libertas zu 
beziehen). Das Gebäude, welches durch Asi- 
nius Pollio eine Wiederherstellung erfuhr (Suet. 
Aug. 29) und zum Sitze der ersten öffentlichen 
Bibliothek gemacht wurde (Ovid. trist. 3, 2, 71 f.; 
vgl. M. Ihm, Centralbl. f. Bibliothekswesen 10, 
1893, 515f.), lag bis auf Vespasians Zeit nörd- 
lich vom Forum (Cic. ad Att. 4, 16, 14, und 
besonders die Erzählungen der Kämpfe beim 
Sturze des Galba, Tac. hist. 1, 31. und Suet. 
so Galba 20), wahrscheinlich wurde" es durch die 
Anlage des Trajansforums verdrängt, wofür 
nach Ausweis eines Fragmentes des capito- 
linischen Stadtplanes (Libertatis) an einer an- 
deren Stelle dieses Forums ein der Libertas 
bestimmtes (sakrales oder profanes?) Gebäude 
errichtet wurde (Material bei Jordan, Topogr. 
1, 2, 267 f. 460 f.); am letzten Ausgange des 
Altertums (6. Jahrh.) haftet der Name atrium 



2033 



Libertas 



Libitina 



2034 



Libertatis an der Kurie (Mommsen, Hermes 23, 
631 ff. Hülsen, Mitt. d. arch. Inst. Born 4, 240 f.). 
Kapellen oder Bilder der Libertas als Denk- 
mäler wirklicher oder angeblicher Befreiung 
des Volkes von seinen Bedrückern sind in 
Rom wiederholt errichtet worden, so von Clo- 
dius auf der Stelle des zerstörten Hauses des 
Cicero (Flut. Cic. 33. Cass. Bio 38, 17. Cic. de 
domo 108 ff ; vgl. Cic. de leg. 2, 42), im J. 708 
= 46 zu Ehren des Caesar als Volksbefreiers 10 
(Cass. Dio 43, 44), nach dem Falle des Nero 
(C. I. L. 6, 471), zur Feier der Thronbesteigung 
des Nerva (0. 1. L. 6, 472, dazu Mommsen, Ber. 
d. sächs. Gesellsch. derWissensch. 1850, 300 f.), an 
Stelle der umgestürzten Statue des Commodus 
(Herodian. 1,14, 9); auch die spanische Inschrift 
C. I. L. 2, 2035: Libertatis aug. Signum cum sua 
basi C. Fabius C. f. Quir(ina) Fdbianus pecunia 
sua d. d. knüpft jedenfalls an eine ähnliche 
Veranlassung an. Der Kopf der Libertas, teils 20 




1) Kopf d. Libertas, Münze 

tl. Cassia (nach Babelon, 

Xonn. C. 1, 331, 8). 




2) Münze der lunia 
(nach Babelon 2, 119, 51). 




durch Bflischrift, teils durch das redende Bei- 
zeichen öes pileus libertatis (Marquardt, Privatl. 
d. Bö'm. 554 f.) sichergestellt, ist häufig auf 
Münzen des letzten Jahrhunderts der Republik 
(Babelon, Monn. de la re'publ. Born. 1, 331 nr. 8. 
474 nr. 2. 493 f. nr. 1. 2. 2, 148 nr. 2), besonders 
nach der Ermordung Cäsars (Babelon a. a. 0. 
i, 334 ff. nr. 12 ff. 2, 112 ff. 
nr. 31ff.), wo auch die Denare 
des Brutus und L. Plaetorius 40 
Cestianus mit dem Reversbilde 
des pileus libertatis zwischen 
zwei Dolchen und der um- 
schriftEID. MART. geschlagen 
3) ^cT^r worden (Babelon*. a. 0. 2, 119 
2, 369, 3). nr. 52). Weiter zurück reichen 
die Reverstypen der Denare des 
M. Porcius Laeca (um 625 = 129) und C. Cassius 
Longinus(um 645 = 109), welche die Libertas auf 
einer rasch dahinfahrendenQuadriga stehend und so 
von einer schwebenden "Victoria bekränzt zeigen 
(Babelon a. a. 0. 2, 369 nr. 3. 1, 325 nr. 1 ; ähn- 
lich, aber auf einer im Schritt fahrenden Biga, 
die Denare des C. Egnatius Maximus um 685 
= 69 , Babelon 1, 474 nr. 1). Die Göttin hält 
hier in der einen Hand ein Scepter, in der 
änderen den pileus, und diese Darstellung ist 
auch auf den Münzen der Kaiserzeit, auf denen 
Libertas häufig erscheint, die eigentlich typische 
("vgl. Heibig, Sitzungsb. d. Münch. AJcad. 1880 60 
1 , 490 f.) , wenn auch einzelne Abweichungen 
vorkommen (B. Engelhard, De personificatio- 
nibus, quae in poesi atque arte Bomanorum in- 
veniuntur, Diss. Gottingae 1881 p. 52 f.). Un- 
sicher bleibt die Deutung des Reversbildes 
eines Denares des C. Egnatius Maximus (Ba- 
belon a. a. 0. 2, 474 nr. 3), welches innerhalb 
einer Tempelfront zwei Gottheiten zeigt, eine 



männliche, über der ein Blitz sich befindet, 
und eine weibliche, über der der pileus er- 
scheint; Cavedoni, dem sich Babelon anschliefst, 
erkeimt luppiter und Libertas mit Beziehung 
auf die aventinische aedes Iovis Libertatis; 
aber diese Erklärung fällt mit der falschen 
Voraussetzung, dafs jener Tempel dem lup- 
piter und der Libertas, und nicht vielmehr 
dem luppiter Libertas, geweiht gewesen sei 
(s. oben Sp. 664). [Wissowa.] 

Libitina, römische Göttin der Bestattung 
(snio%oitos t&v itsql rovs dvfioxovtas belmv, 
Blut. Numa 12), die ihren Sitz in einem 
heiligen Haine (lucus Libitinae, Obsequ. 12 u. a. ; 
vestiar(ius) ab luco Libitina, C. I. L. 6, 9974. 
10022) ungewisser Lage (auf dem Esquilin 
suchen ihn Becker, Topogr. S. 537 und O. Gil- 
bert, Gesch. u. Topogr. d. Stadt Born 1, 176) 
hatte. Hier war, angeblieh auf Grund einer 
Anordnung des Servius Tullius (Piso bei Dion. 
Hai. 4, 15), die Centralstelle für das städtische 
Begräbniswesen; von jedem Sterbefalle kam 
eine Gebühr in die Kasse der Libitina (lucar 
Libitinae, auch aufserhalb Roms, vgl. die In- 
schrift von Bergomum, C. I. L. 5, 5128 cuius 
eximia liberalitas post multas largitiones hucus- 
que enituit, ut lucar Libitinae redemptum a re 
p(ublicaj sua universis civibus suis in perpe- 
tuum remitieret; s. Mommsen z. d. St. und Böm. 
Staatsr. 2 2 , 59, 4), hier wurden Listen über die 
Sterblichkeit geführt (triginta milia funerum 
in rationem Libitinae venerunt, Suet. Nero 39 
= Oros. 7, 7, 11), hier hatten die Begräbnis- 
unternehmer (libitinarii) ihren Sitz (Marquardt, 
Privatl. d. Bömer 371 f.) und wurden die Be- 
gräbnisgerätschaften aufbewahrt und vermietet 
(Ascon. p.29 K.-S. Plut. Q.B. 23 zä jrpög ras 
taqjag mnQaCKOveiv iv %& TEfievEi t<5 Aifyi- 
vi'vrjg; vgl. Horaz serm. 2, 6, 19: Libitinae 
quaestus aeerbae; Phaedr. fab. 4, 21, 26: qui 
circumcidis omnem impensam funeri, Libitina 
ne quod de tuo faciat lucrum; auch die bei 
grofser Sterblichkeit gebrauchte Wendung 
Libitina non sufficit, Liv. 40, 19, 2. 41, 21, 6, 
gehört hierher). Daher ist der metaphorische 
Gebrauch von Libitina für funus ein ganz ge- 
läufiger, in Wendungen wie Libitinam facere 
(lex. Iul. munic, C. I. L. 1, 206 Z. 94) oder 
exercere (Val. Max. 5, 2, 10), Libitinam vitare 
(Hör. carm. 3, 30, 7) oder evadere (luven. 12, 
122), Libitina struitur (Martial. 10, 97, 1), una 
Libitina duos ferit (Mart. 8, 43, 4), tori Libi- 
tinae (Quintil. decl. 9, 6) u. a. m.; vgl. auch 
die porta Libitinensis in der Arena, durch 
welche die Leichname der Gefallenen fort- 
geschafft wurden (Hist. aug. Commod. 16, 7; 
vgl. Friedländer bei Marquardt, Staatsverw. 
3, 564). Der Kult der Göttin mufs sehr früh 
in Vergessenheit geraten sein, und darum 
waren auch die Gelehrten der ausgehenden 
Republik über Deutung und ursprüngliches 
Wesen der Libitina im unklaren und nur auf 
Vermutungen angewiesen. Einige hielten sie für 
identisch mit Persephone (Plut. Numa 12), 
die meisten aber, insbesondere Varro (de l. I. 
6, 47 und bei Non. p. 64) brachten sie mit 
Venus zusammen (völlige Vermengung bei 
Placid. Corp. gloss. 5,30, 14 f.: Libitina est dea 



2035 Libs 



Libye 2036 



paganorum. Libidinis deam, quam quidam Ve- Lebenskeime geborgen sind, von wo das Leben 

oaa f ^»t, C 901 n andererseits der Um- von den ionischen Geographen, auf den ganzen 

!fid"- d°a b fe im P HS'deT L bXa ein alter Erdteil ausgedehnt (IB. Meyer, Forsch z.a 

TVmnel de • itaHschen Gartengöttin Venus stand 10 Gesch. 1, 81 Anm. 2) und = Afnca gesetzt. Dm» 

JfTj, 26 t Z TüTZtL VinaUa: eodem Bedeutung der Libye als reiner Eponyme von 

auUm Me Veneri templa sunt consecrata, alte- Libyen im enge ren Sinne _ tritt schon m der 

rum ad circum Maximum, altemm in luco wohl ältesten Erwähnung l™^Wp 

Libitinensi, quia in eins deae tutela sunt horti. mkion ^ d en Eyrenaier Telesikrates von Ul. 

Daher nennt Dien. Hai. 4, 15 die Libitina selbst 75 oder 76. Pmi. Pyth 9 55 (95) vvvä 

Ä. p. 64 spricht verkehrt von einem Zwc«s ™f*<P«** - nämlich die XL yrene «^""* «» 

F^fe iuS^tm.«;,- auch die Analogie der z ^«'o. e ««oy«?«»- »« 0l v Z !°:° S " "bend 69 

Griechischen 'AmooShr, 'EmzvaäCa zu Delphi evvwtifciv fvvopov Sa Q r,astca; vgl. ebend 69 
SÄ^StVpm In der 20 (123) » ttl ^» « ^ ^Z ^mif 

That beweist diese Hypothese nichts weiter, Mßiat, sowie das oben Sp. 1727 Z 7 ff mit- 

Ils dafsTede wirkliÄnntnis vom Wesen geteilte Epigramm und den Art Lib^satode. 

der Libitina verschollen war. Auf ihr auf- Libye erscheint also als die urs P™"* e 

et sat. s,sa ä^ä i « 

v ° of - i is«9 n \f rWiqqowal Forschungen z. a. (xesch. 1, »i Anm. a, o*. 

V L b ; Bd ii., [ SÄ. tfe «. 8, 12 * VolMändfger lernen :££^Äp£ 
fo 161 P«p«ri wird der lateinisch sonst Africus Späteren kennen. Als ihre Muttei von Epaphos 
SV 22! 12) griechisch U* genannte Wind nennt Apoll 2, 1, 4 die Memphis, de 1 echter 
SVott beziich g net: /«L — eo» des Nei os - h^u vgLman P^PytU 

653 Ms 'XI k£ 39 So In dem Tu™ 1Ä rechnet; vgl Z*. bei Pfcjj B* 

fer Winde zu Ath n ist er, durch Beischrift Griechen in ihrem VerMUnis zu den Gopten 

W kenntlich, als Jüngling gebildet, mit beiden fremder Völler ,J^ Danzvg 1 76 16 Anm 

Händen den Schiffszierat (aplustre) haltend, -, Bpn. f. 149. MA Lat 2 75 p. 1UU 

Baumeister, Denkmäler p. 2115, abg. ebenda die KasBiopeia; s. Bd. 2 S 987 A«£ 

nr. 2370 p. 2116 nach Stuart und Eevett, Antiq. 50 Nach Schal. Für. Or ^2 f lelegonos, 

of AtheJ 1 chap 8. Vgl. Lip. [Höfer.] der be, Apolloä 2 13 Gern ah ^^unM, 

SSTS&Ä ^Sninkation.des ^^^/pezijl l^he^^ • 

ÖTarAlbti CmefdesäbenT LfoV -'^^angeführten SteUen 

Libye?, der Lebu oder Rebu der Ägypter f. 157. Tzetz Chd ^'f°h eD hai 8 to S einen 
„eltlieli«. Land aufgetaut wie»«», ,,«o alle (^8«- H. ß. *, 8«, Tgl. Llarax. jwjom. 



2037 



Libye 



Libye 



2038 



fr. 19 = Frgm. H. G. 3, 640) macht sie 
direkt zur Tochter ' der Io von Jlfxos 6 Kai 
Ztüs und läfst sie- dem Poseidon aufser dem 
Belos und Agenor noch den Enyalios ge- 
bären, genau ebenso Eust. ad Dionys. Per. 
912. Ferner werden als Söhne der Libye und 
des Poseidon noch erwähnt Busiris, Isohr. 
11, 10. Hygin. f. 157; Lelex, Paus. 1, 44, 3; 
Phoinix, Steph. ~Byz. s.v. 
<5oiWx7j p. 669; ohne Be- 
zeichnung des Vaters 
Atlas, Plin. n. h. 7, 56, 
203. Nach Goerres a. a. O. 
soll Libye auch Mutter des 
Prometheus sein; doch 
giebt er keine Quelle hier- 
für an, und auch ich habe 
keine Belegstelle finden 
können. Mit Ägypten brin- 
gen den Prometheus in Zu- 
sammenhang Diod. 1, 19. 
Flut, de Is. et Os. 37. Eine 
weitere Variante ist die, 
dafs als Eltern der Libye 
Okeanos und Pompho- 
lyge genannt werden — 
ihre Schwester ist Asia, 
ihre Halbschwester Eu- 
rope und Thrake — , 
Andrem. Halicarnass. im 
Schöl. Aesch. Pers. 185. 
Tzetz. Lyk. 894. 1283. 
Schol. ad Exeges. in Hom. 
II. 9, 27 p. 135. Hermann. 
Eudocia p. 439 nr. 1018. 
Apostol. 16, 19, wo Thrake 
fehlt. Bei Hygin. f. 160, wo 
unter den Söhnen des Her- 
mes aufgezählt wird Liby s 
ex Libye, Palamedis ^filia, 
liest Bursian (s. Schmidt 
a. a. 0. p. 15) ex Libye, 
Epaphi et Memphidis filia; 
aber immerhin bleibt Her- 
mes als Vater der Libye 
auffallend; vielleicht läfst 
sich hierher die Notiz des 
Pausanias ziehen, der 5, 
15, 11 den Hermes (= 
Parammon) zu den ev Aißvy 
&soC zählt. 

Dargestellt war Li- 
bye, den Battos bekrän- 
zend, auf einem von Kyrene 
(oben Sp. 1731) gelenkten 
Wagen, in einer von den 
Kyrenaiern nach Delphi ge- 
weihten Bronzegruppe, 
Paus. 10, 15, 6, vgl. hierzu 



schenMarmorrelief, wo nur nachzutragen ist, 
dafs an der Seite der Libye ein Tier, leider 
mit abgebrochenem Kopfe, aber höchst wahr- 
scheinlich eine Gazelle, steht. Aus der Über- 
einstimmung der Haartracht der auf dem 
erwähnten Relief dargestellten Libye und des 
auf Münzen von Kyrenaika vorkommenden 
Hauptes schliefst L. Müller, Numismatique de 




Kyrene im Löwenkampfe von Libya bekränzt, Marmorrelief aus Kyrene im 
Brit. Mus. (nach Smith-Porcher, Diswv. at Cyr. Taf. 76). 



K. Purgold, Arehäol. Bemerkungen zu Claudian 6ol' ancienne Afrique, Supplement 13, dafs auf 



und Sidonius 47 f. und 0. Schulz, Die Orts- 
gottheiten in der griechischen u. römischen Kunst 
28 f. vgl. 80, der mit Recht die Ansicht von 
A. Gerber, Naturpersonifikation in Poesie und 
Kunst {Suppl. d. Jahrbb. f. Mass. Phil. 13) 
252, dafs Libye hier die Personifikation der Be- 
völkerung sei, zurückweist; ferner auf dem oben 
Sp. 1 726 abgebildeten und besprochenen kyrenäi- 



letzteren gleichfalls 'la Libye c. ä. d. la per- 
sonnification du pays oü habitaient les Cyre- 
niens' dargestellt ist und er bezieht daher die 
von ihm früher a. a. 0. 1 p. 140 nr. 366 (mit 
Abbildung) nr. 367 p. 155 nr. 395 (Abbildung) 
nr. 396 auf Apollon resp. Berenike gedeuteten 
Münzen auf Libye, a. a. 0. Suppl. 26. 31. Das- 
selbe Haupt der Libye findet sich auf Münzen 



2039 Libye Libye 2040 

von Ptolemaios I, Catal. of greek coins in the Kornähre und ein Pflug dargestellt ist, Eckhel 

Brit. Mus. The Ptolemies, lcings of Egypt 38 a.a.O. 5,206. Cavedoni, Bulletino 1843, 6,2. 

nr. 11 pl. 6,7 nr. 12 pl. 6,8. 39 nr. 17 pl. 6, 10. 7, 2 und auf den Goldmünzen des L, Cestius 

76 nr. 83 pl. 18, 4 nv. 84—94. 77 nr. 95 nr. 96 und C. Norbanns, Eckhel a. a. 0. 5, 169. Diese 

pl. 18, 6 nr. 97—99. 83 nr. 27 pl. 19, 4. Die ver- beiden Attribute, Elefantenfell resp. Elefanten- 

chiedenen Ansichten über dieses Haupt s. ob. 2 zahn und Ähren, sind typisch für die auf 



Sp. 517 Z. 32 ff. und Sp. 1727 Z. 1 zusammenge- Münzen dargestellte Africa, um sie einerseits 

stellt, ebenso auf Münzen von Alexandreia, Gat. als Erzeugerin wilder Tiere, andererseits als 

of greek coins in the Brit. Mus. Alexandria 20, Spenderin der Fruchtbarkeit (fertibs Africa 

163 pl. 24, 163. 21, 180. 24, 198. 212. 33, 10 Hör. Od. 3, 16, 31) zu bezeichnen. Schon Pind- 

271. 38, 309. 47, 382. 78, 653. 139, 1170 pl. 24, Pyth. 9, 58 (101) bemerkt, ^dafs Kyrene der 

1170; Vgl. jedoch auch Furtwängler (Jahrb. 4 Libye Teil an ihrem Lande ovts nayii.a.Qit<o_v 

[1889], 83) der lieber Isis hierin erkennen möchte. tpvi&v vr\%oivov, ovx äyvära d-riQmv 

— Sonst ist gewöhnlich das charakteristische geben werde. So tritt die personificierte Africa 

Merkmal der Libye das über • den Kopf ge- auf spicis et dente comas illustris eburno bei 

zogene Elefantenfell mit demRüssel und den Claudian de consul. Stilich. 2, 256 und an einer 

beiden Stofszähnen, wie sie schon eine unique anderen Stelle erscheint die wehklagende 

Goldmünze von Agathokles im kaiserlichen Africa mit zerrissenem Kleide, zerzaustem 

Münzkabinett zu Wien zeigt, Torremuzza, Ährenkranze und zerbrochenem Elefantenzahn 
Siciliae num. vet. Tab. 101, 4. Eckhel, Boctr. 20 im Haare, Claudian. de bell. Gildon. 136; vgl. 

num. vet. 1, 261. [Eine gute Abbildung dieser Sidonius 5, 53. Cavedoni, Bulletino iL Purgold 

Münze giebt Imhoof-Blumer , Num. Ztschr. 3 a. a. 0. 10. Öfters wird ihr Tierreichtum auch 

Taf. 5 nr. 2 p. 4. 43. Vgl. über dieselbe Kenner, noch durch andere Tiere charakterisiert. Eine 

Die Münzsamml. des Stifts St. Florian p. 15 f. Goldmünze des Hadrian zeigt die am Boden 

Read, Coinage of Syracuse p. 46 — 48. Gh. sitzende 'Africa', die mit der Rechten das 

Lenormant, Num. des rois grecs PI. 1 nr. 2 Haupt eines Löwen berührt, während sie sich 

p. 2 und pl. 23 nr. 8 p. 47. Holm, Gesch. mit der Linken auf einen mit Ähren gefüllten 

Siciliens im Altertum 2 p. 483. Drexler.] Eine Korb stützt, Vaillant 2, 137. Eckhel 6, 488, 

Bronze in Wien (». Sacken, Die antik. Bronzen d. auf Bronzemünzen desselben Kaisers (abg. 
k. k. Münz-u. Antik.-Kab.in Wien Taf. 13, 11; 30 Daremberg - Saglio , Diction. etc. s. v. Afrique) 

vgl. p. 89) zeigt denselben Typus, nur daft unter hält die gleichfalls mit dem Elefantenfell be- 

der Elefantenhaut noch ein feiner Schleier sieht- deckte liegende 'Africa' in der Hechten einen 

bar wird; v. Sacken a. a. 0. 89 Anm. 2 er- Skorpion, in der Linken ein Füllhorn; ihr zu 

wähnt ähnliche kleine Büsten in den üffizien Füfsen steht ein Scheffel mit Ähren, Eckhel 

und im Britischen Museum; eine hat an der a. a. 0. Borchardt, Katalog d. griech. u. röm. 

linken Seite einen Löwen, an der rechten Münzen d. Samml. d. Gymnas. zu Danzig, 

einen Elefantenzahn; damit ist wohl die im Progr. 1893 p. 57, 548; vgl. Wellenheim, Catal. 

A guide to the bronze room p. 55 bezeichnete de sa grande collection de monn. et med. 1, 

Bronze gemeint. Interessant ist die 1829 10785. Dan. Meyer, Verzeichn. röm. Eaiser- 
bei Tusculum gefundene Doppelherme der 40 münzen, bei Widenhub . . . entdeckt p. 16; oder 

Libye und des Triton, Gerhard, Berlins antike sie hält, dem an einem Altar stehenden Kaiser 

Bildwerke p. 132, 388 fabgeb. Conze, Beschreib. gegenüber, in der Rechten eine Schale, in der 

d. antik. Skulpturen im K. Museum zu Berlin Linken Ähren; zu ihren Füfsen liegt ein Opfer- 

p. 90, 207; vgl. Drefsler, Triton 2, 35 Anm. 6); tier (Legende: Adventui Aug. Africae), Eckhel 

auch hier trägt Libye das Elefantenfell und auf 6, 488. Vaillant 1, 58; oder der Kaiser,, hebt 

die Schultern fallende Locken. Auch mit dem die das Knie beugende, in der Linken Ähren 

Ammonkopf erscheint ihr Haupt auf Gemmen haltende Africa, auf (Legende: Bestituton 

vereint, P. Knight, Priap. 12, 7. Müller, Africa*), Eckhel 6, 489. Münzen des Antoninus 

Handbuch* 622. Dieselbe Darstellung der Pius zeigen sie in der Rechten mit einem 
Libye findet sich auf folgenden Gemmen, 50 Kranz, in der Linken mit einem Füllhorn, 

L. Müller, Description des intailles et camees Vaillant 1, 72; oder mit einem Korb von Ähren 

antiqu. du Muse'e Thorvaldsen p. 81 nr. 641 und einem Füllhorn, ihr zu Füfsen ein Löwen- 

—643. Chabouillet, Cat. gen. des camees 235 köpf, Eckhel 7, 4; oder mit beiden Händen einen 

nr. 1748. Winckelmann, Description despierres grofsen Kranz tragend, vor ihren Füfsen ern 

gravees du feu Baron de Stosch p. 36 nr. 21. Drache, hinter ihr drei Ähren, Eckhel 7, 4; 

22 und auf zwei Gemmen der Sammlung B. oder sie ist dem in der Rechten einen Stab, 

Hertz, Arch. Anz. 9 (1851), 101. Auf dem in der Linken eine Lanze haltenden Kaiser 

Fragment einer Gemme hält sie aufserdem in gegenüber gelagert, auf eine Felsklippe ge- 

der L. ein Büschel Ähren und Mohn, während stützt, die Rechte auf dem Kopf eines Löwen, 
ihre R. wahrscheinlich den vor ihr stehenden 60 in der Linken Spolien oder wohl vielmehr 

Kaiser bekränzte, Purgold a. a. 0. 10 Anm. 6. Ähren haltend ; in der Mitte steht eine Victoria, 

0. Müller, Handbuch % 622.' Vor allem aber Vaillant 3, 123. Auf einer Münze des Com- 

häufig ist ihre Darstellung auf Münzen , so modus sitzt sie zurückgelehnt vor dem Kaiser, 

auf einer Goldmünze des Pompeius, Cohen, das rechte Bein über das linke gekreuzt, legt 

Monn. de la republ. rom. p. 260 nr. 11. Müller, die Rechte auf den Rücken eines Löwen 

Numismatique etc. 3, 44; auf den von Eppius, und hält in der Linken Kornähren, Boman 

dem Legaten des Q. Metellus Scipio, geschlage- Medaillons in the Brit. Mus. (1874) p. 27 

nen Münzen, auf denen aufserdem noch eine nr. 29 pl. 33, 3. Auf Silbermünzen des Sep- 



2041 Libye, Libyrnos 2042 

timius Severus liegt zu ihren Füfsen ein Löwe, Personifikationen der drei Erdteile erscheint 

sie selbst trägt in der Tunica (Eckhel 7, 171 = Africa, r. von der Europa stehend, in dunkel- 

Vaillant 2, 214) oder in der rechten Hand Korn- brauner Hautfarbe, mit schwarzem wolligen 

ähren, Vaillant 1, 111. Eine Münze des M. Haar, _in,weifsen Schuhen und rötlichem Chiton 

Aurelius Valerius Maximianus zeigt zu ihren mit Überwurf, einen Elefantenzahn in den 

Füfsen neben dem Löwen noch einen Stier, Eckhel Händen tragend, Bonucci, Bulletino 1829, 193. 

8, 25. Auch auf Münzen von Numidien und Helbig, Wandgemälde 1113. untersuch, über 

Mauretanien erscheint das mit der Elefantenhaut d. Campern. Wandmalerei 219. Purgold a. a. 0. 

bedeckte Haupt der Libye mit auf den Nacken 17 f. Vielleicht ist auch Helbig 1115 mit 

herabfallenden Locken, L. Müller a. a. 0. 10 Cavedoni, Bulletino 10 Anm. Matz-Buhn a. 

Suppl. 13, so auf Münzen von Iuba I., Müller, a. 0. 2, 3095 p. 335 Anm. Purgold a. a. 0. 

Numismatique etc. 3, 43, 58 (Abbildung); von 17 Anm. 1116 auf Africa zu deuten; letzterer 

Iuba IL, Müller 3, 103, 18 (Abbildung); 107, 71 zieht auch Reibig 1116 hierher. Vgl. auch die 

(Abbildung: hinter dem Haupte noch zwei Wurf- Bd. 1 S. 1015 nach einem pompeianischen Ge- 

spiefse ; aufserdem vor dem Haupte noch eine mälde abgebildete Africa. Ebenso wollte Robert, 

Kornähre, Müller 3, 103, 19 vgl. 119; genau die- Arch. Ztg. 42 (1884), 139 auf einer kreisför- 

selbe Darstellung auf einer Münze des Königs migen Platte im Brit. Mus. (abg. Arch. Ztg. 

Ptolemaios von Mauritanien, Müller 3, 130, a. a. 0. Taf. 2, 2) den Okeanos und die Per- 

196 [Abbild.]; vgl. p. 134); vgl. ferner die Bonifikationen der Libye, Asia und Europe 
Münzen aus der Zeit des Interregnums zwischen 20 erkennen; s. dagegen Engelmann, Arch. 

Bocchus III. und Iuba IL, Müller 3, 100, 15, Ztg. a. a. 0. 209ff. — Schliefslich sei noch 

die autonome Münze von Caesarea in Mauii- erwähnt, dafs die von Tatian. or. ad Graec. 

tanien, Müller 3, 138, 209 sowie die Münzen 53 p. 132 erwähnte Glaukippe (Alkippe, Plin. 

mit der Legende L. Clodi, Macri. Liberatrix, n. h. 7, 3, 34, mit deren Bild Pompeius das 

Müller 2, 171, 384—386, woselbst sich auch Theater schmückte), welche einen Elefanten 

weitere Litteraturangaben finden; endlich die geboren haben soll, von Löschcke, Borpater 

nicht näher zu bestimmenden numidischen Progr. 1880, 10 als Asia oder Africa gedeutet 

Münzen bei Müller 3, 73, 86 (Abbildung). 87. 88. wird. Auch sei noch hingewiesen auf Plin. 

— Von Reliefdarstellungen sind zu er- n. h. 28, 5, 24: in Africa nemo desünat aliquid, 
wähnen 1) ein Sarkophagrelief, auf dem die 30 nisi praefatus Africam; in ceteris vero 

durch Inschriftreste kenntliche 'Africa', das gentibus deos ante obtestatur, ut velint; hier 

Haupt mit Elefantenexuvien geschmückt, in erscheint die Africa als Göttin, deren Beistand 

der R. Ähren hält, Matz-Buhn, Antik. Bildw. man für das Gelingen eines Unternehmens 

in Born 2, 3095; — 2) das Bruchstück einer anruft. — 2) Nach Mythogr. Lat. 2, 69 p. 98 

Basis zeigt die 'Africa' in amazonenhafter Bode soll Libye ein anderer,Name der Arachne 

Tracht; ihre Haare fallen in gedrehten Locken (s. d.) sein. Ist vielleicht Lydie zu lesen? 
vorn über die Stirn, das' Haupt ist mit dem [Höfer und X.] 

Elefantenfell bedeckt, Matz-Buhn a. a. 0. 3, Libykos (Aißvwg). 1) Der Aißvnos &sög 

3624; — 3) auf dem Relieffragment einer Base bei Bionys. Per. 212 ist Ammon; vgl. Eust. 
sitzt eine Frauengestalt, nachr. gewandt, in tiefer 40 z. d. St. Libycus luppiter Ob. Ibis 313 und 

Betrübnis einem vor ihr stehenden Imperator Schol. 313. 491. Aißvg tu-kItjiiivos "Apjicov, 

gegenüber; sie ist in einen Ärmelchiton gekleidet, Nonn. Bion. 40, 392; vgl. 3, 291. Zsvg Aißvrie 

legt die R. in den Schofs und stützt den mit "Aupwv Xf-earjjcjpdeos Phaestus im Schol. Pind. 

Elefantenexuvien geschmückten Kopf auf die L. ; Pyth.i,1h. 9, 89. Libyae deus Hammon, 

es ist höchst wahrscheinlich die 'Africa capta', Auson. epigr. 95 p. 347 Peiper. — 2) Herculi 

Matz-Buhn 3, 3630. Vielleicht ist auch mit Libyco, Legende einer Münze des Kaisers Postu- 

Baumeister, Benkm. 12981. v. Sacken a. a. 0. 88 mus, auf der Hercules den in die Luft erhobe- 

die Taf. 27, 2 abgebildete Bronze, eine Figur nen Antaios erdrückend dargestellt ist, Eckhel, 

in Kleidung von fremdem, orientalischen Boctr. num. vet. 7, 443. Be Witte, Medailles 
Schnitt, die den linken Fufs auf den Kopf 50 inedites 344f. Taf. 9, 11. Cohen, Postume pere. 

eines Krokodils stellt, während sie mit trüb- 59. Vgl. Solinus 27 p. 121, 15 Mommsen: 

sinnig und nachdenklich gesenktem Kopfe die Africam ab Afro Libyis Herculis fdio dictum. 
Hände über den Schofs gekreuzt hält, die [Höfer.] 

stehende Libye (Africa) capta zu erkennen. Libyphoites 2 Die Glosse des Besychms: 

[Eine Marmorbüste der Africa in Broad- AißvcpohrjV zbv £iciyiv6fi,£vov (so Musurus) 

lands beschreibt Michaelis, Anc. Marbles in Alßvoiv. 'lößag hat man, wie Müller, F. H. Gr. 

Gr. Britain p. 222 nr. 19 als „A graceful Utile 3 p. 4751 Iubae fr. 38 bemerkt, auf Herakles- 

head, somewhat in the character of a Venus, bezogen, weshalb Müller auch übersetzt: „Aißv- 
inclined gently towards its own l. This head is (poitrjv, eum qui ad Libyes venu (Herculem), 
framed in abundant curly hair, which is duply 60 Iuba dixit." Schmidt liest statt smyivöfisvov: 

undercut with the drill. An elephant's hide lies snifiiyvvfiivov. Wie mir scheint mit Recht. 

on the hair . . . in thick furrows, the large ears Nehmen wir diese Änderung des handschrift- 

hang down at the sides. The fertility of that liehen to eTtiyxvfisvov an, so werden wir statt 
quarter of the world is indicated by the wreath AißvtpoLrrjv lesen AtßvyoCviyia. Iuba meint 
of com lying on the hide, and bound together wohl einen Mann von dem Mischvolk der Liby- 
behind by a piece of riband." Drexler.] Auf phöniker. [Drexler.] 

einem pompeianiBchen Wandgemälde aus Libyrnos (Aißvgvös) , Heros Eponymos der 

der Casa di Meleagro mit der Darstellung der Liburner und Erfinder der schnellsegelnden 



2043 Libys ^™ 2044 

Met. 3, 617. 676). üj/^n. faD- "*- öcu^ .j yolkg8age hat SophoMes in ael nen Trachime- 

AI. 6, 225; vgl ffi ^, i{y«_«ffl5rj W^e Ä zu verbergen, bis ein anderer 

dvyargis, Apoll. Mhod. 4, ld^ — , ' S -' ,:~ entdeckt- auch übersendet Deianeira dem 

1307 SctoZ. 1309 y W oeot ** «i I^o. ^ ge ent^ckt, aucb uoer e ^ 

^ß^ S , r) fe.^.^ «p«. ? w« W w« % und Herak Jes da «upwr, je Licha8 wurde ferner 

hohen ^pw»! Affeije) «CO» '«9««» bv xg Kies vergiftete Gewand, Arch. 

Agyti, sv XagdSoa ovxca y.alov[i,svcp roncp, ras ™ n " 1 f, 1 „. e 7 ,,7 TTfirW 1 Wirt kostbares 

Eur. ßacch. 989 Hofer.] [Drexler.] «*• 1 Pj,Sl -I 2) Sohn des Hallos nnd 

sehen) Flottenmannschaft am Vorgebirge Pachy- Ameias getöteter Latmer {Verg. *£™j" B >- 

»um durch die Pest, Macrol. Sath^U. . ^ L , 

IJhpatia , Tibvsatides Gemahl der Telethusa, welche ihre Tochter 

ssvää. 'ps&'S.iär. Ä*r=Ä ä 

„ M«r. 78. [Vgl «oh mr. ca. 1, 1., 3 I» ^J™^ Lmpt™ »nd ÄÄ 



2045 Ligeotes Liknites 2046 

Byz. TsQTjva und ZsiQrjvoveai. Solin, 8. heimischen Avlsärai. genannt wurden, dafs eine 
Eust. ad Bion. Per. 358. Schol. ebda. 3?8. solche Bildung des Ethnikon auf -eÖTrjg auch 
Tzetz. Chil. 6, 715. Schol. Rom. 12,39.8,254; bei den auf -tu endenden Wörtern nicht un- 
an letzterer Stelle heifst sie eine Muse. Münzen denkbar ist. Die weite Entfernung des kili- 
von Terina zeigen auf dem Obvers das Haupt der kischen Aigai von Epidauros würde nicht gegen 
Nymphe Terina, auf der anderen eine geflügelte meine Vermutung sprechen , da auch eine 
Frauengestalt sitzend mit KAnz und Caduceus, Widmung an den Asklepios des thrakischen 
oder stehend und einen Kranz gebogen mit Pautalia in Epidauros gefunden worden ist 
beiden Händen über dem Kopfe haltend, abg. ('JEqoJjft. ccqx- 1884 p. 23). Drexler.] [Höfer.] 
Cat. of greek coins Brit. Mus. Italy 386. 387; 10 Ligyron (AiyvQcav), Name des Achilleus, 
es ist wahrscheinlich die Seirene Ligeia, bevor er zu Cheiron gebracht wurde (Apollod. 
Eckhel, Boctr. num. vet. 1, 182 ; vgl. 1 13. Read, 3, 13, 6. Frgm. Sabb. suppl. im Bhein. Mus. 
Hist. num. 97. Höf'er.] [Vgl. Fr. Lenormant, 49 (1891) p. 618 zu 185, 26. Tzetz. Lyhophr. 
Gaz. Arch. 8 p. 292 f. — Avellinos (Opuscoli 1 178); s. Achilleus Bd. 1 Sp. 25. [Schirmer.] 
p. 182) Erklärung der Flügelgestalten auf Ligys {Aiyvg), Bruder des Alebion, Stamm- 
Münzen von Terina als Ligeia, welche er selbst vater der nach ihm benannten Ligyer. Als 
(p. 211) zurücknahm, wird verworfen von Herakles auszog, um die Kinder des Geryoneus 
Stephani, C. r. p. l'a. 1866 p. 50. Friedländer, zu holen, wollte ihm Ligys den Weg verlegen; 

A. Z: 1869 p. 101. Imhoof -Blumer , Numism. Herakles hatte schon alle seine Pfeile ver- 
Zeitschr.3 p. 18 ff., welche ebenso wie Wieseler, so schössen und rief in seiner Bedrängnis seinen 
Gott. Gel. Anz. 1873, 2 p. 1830 Nike erkennen, Vater Zeus um Hilfe an, und dieser liefs Steine 
während S. Birch, On the types of Terina, regnen, mit denen sich Herakles seines Gegners 
Num. Chron. nr. 26 p. 142 ff. an Iris denkt. erwehrte; der Kampf fand in der Nähe von 
Hinsichtlich des Grabmals der Ligeia bemerkt Massilia statt, und die Örtlichkeit hiefs infolge, 
aber Imhoofp. 19: „Will man aber Andeutungen des Steinregens X&ivOv niSov, Schal, und Eust. 
auf das Grabmal der Ligeia finden, so sind ad Bionys. Per. 76. [Vgl. E. Besjardins, 
solche nicht in den weiblichen Wesen, welche Ge'ogr. de la Gaule rom. 2, 58 ff. Drexler.] 
uns die Münzen von Terina vorführen, zu [Höfer.] 
suchen, sondern einzig in den Wassergefäfsen, Likmaia {AMfiaCcc) , Beiname der Demeter, 
und in der Quelle oder dem Brunnen, welche so weil sie das Getreide mit der Worfschaufel 
auf denselben Monumenten entweder als Sitz (hxfiog) reinigt, Biodoros Zonas in Anth. Pal. 
der Frau, oder neben derselben, oder auch -6, 98. Suid. s. v. Amiviog p. hl'iBernhardy. 
auf ihrem Schofse vorkommen". Drexler.] [Höfer.] 
[Vgl. Seirenen und Schröder, Bie Sirenen 19, Liknites (Aiyivitrig) , Beiname des Dionysos, 
46, 50. R.] — 2) Eine Nereide (Verg. Georg. Orph.hymn. 46, tit. u. v. 1, 52, 3. Hesych. (s. o. 
4, 336. Hyg. praef. p. 10 Schm.). [- 3) Bak- Iakchos Sp. 7 Z. 32 ff). Plut. de Is. et Osir. 35. 
chantin, Reydemann, Paris. Antik. 12. Hall. Serv. ad Verg. Georg. 1,166; vgl. Compte-rendu 
Winckelmannsprogr. p. 83. Drexler.] 1859 46ff. Stephani ebend. 1861 23. 25 Anm. 4 

[Schirmer.] und die Anm. 1 atigeführte Litteratur über die 
Ligeotes (Aiyemvrig), Beiname des Asklepios 40 erhaltenen Denkmäler, auf denen eine Mänade 
auf einer Weihinschrift aus Epidauros 'Aaiiln- und ein Satyr den jungen Gott in einem Liknon 
Kiwi Aiysmrrii b leqocpävtrig ■x.al [egsvg roü (Darstellung eines Imvov s. z. B. Schreiber, 
ÄatTJgos Mvaeiag . . . %at' ovaq, Baunaek, Bildwerke der Villa Ludovisi 46 p. 72) schwen- 
Studien 1, 99 nr. 62. — Kabbadias, Ephem. ken (iysiQsiv xbv AiKvhrjv, Plut. a. a. O.). 
arch. 1884 21 leitet den Namen von einem O. Jahn, Sitzungsber._ d. K. Sachs. Gesellsch. d. 
Orte (vielleicht AiyovQia, Aiysia, Aiysu), wo Wiss. 1861 p. 324. Über Münzen mit der Dar- 
Asklepios einen Tempel gehabt habe, ab und Stellung des Dionysos L. s. Imhoof- Blumer, 
zieht den Namen einer jetzt in Trümmer lie- Abhandl. d. philos. Klasse d. K. Bayr. Akad. 
genden Burg AiyovQiö (ungefähr eine Stunde d. Wiss. 18 (1890), 602. Vielleicht ist auch 
von dem Asklepiostempel in Epidauros ent- 50 mit C. Müller bei Ps.-Kallisth. 1, 46 p. 52 ö de 
fernt, vgl. auch Ghandler, Reisen in Griechen- (Zeus) jieoov tov nvqbg xöv siQacpitaTnv dnwirj- 
land, Leipzig 1777, 316 f.) hierher.' [Die von os v Xivio %r\ v zu schreiben \mvtxr\v. [S. auch 
Kavvadias vorgeschlagene Erklärung findet Voigt oben 1 Sp. 1043. Luebbert, Be Pindaro 
Wide, Be sacris Troezfiniorum , Hermionen- theolßgiae Orphicae censore. Bonn. Ind. Lect. 
sium, Epidauriorum. Upsaliae 1888 p. 56 mit 1888/89 p. 13 f. H. Heydemann, Bionysos' Ge- 
recht wenig wahrscheinlich. Mit aller Reserve burt u. Kindheit. 10. Hall. Winckelmannsprogr. 
sei die Vermutung gewagt, dafs der Beiname 1885 p. 52. 55. Dionysos, in der Wiege sitzend 
Alysätrig lautet; der Mittelstrich des A mag erscheint aufser auf den von Imhoof a. a. O. 
> entweder durch die Zeit verwischt oder von und von Wroth, Cat. of the gr. c. in the Brit. 
dem Verfertiger der Inschrift vergessen worden 60 Mus. Ponius etc. p. 157 nr. 35 PI. 32, 7. p. 158 
sein. Eine besonders berühmte Kultusstätte des nr. 43 PI. 32, 14 angeführten Münzen von 
Asklepios war das kilikische Aigai, s. Eckhel, Nikaia auch auf einer Münze des Severus 

B. N. V. 3 p. 37, dessen Bewohner freilich Alexander von Magnesia am Mäander, Head, 
nach den Münzen Alyeawi. heifsen, wie denn Cat. of the gr. coins of Jonia p. 168 nr.. 68. 
nach Steph. Byz. s. v. AvlaC die Wörter auf Drexler.] [Vgl. auch Bd. 2 Sp. 1617/18 Abb. 4, 
-at das Ethnikon gewöhnlich nicht auf -mtjjs wo der kindliche Dionysos in seinem Liknon 
bilden. Doch zeigt eben das Beispiel des kili- auf einen Thron gesetzt erscheint und • von 
kischen Aulai, desfeen Bewohner von den Ein- Korybanten umtanzt wird. Röscher.] [Höfer.] 



2047 Likymnios Lilleus 2048 
Likvmnios (M«vu,vlos), Heros eponymos von solle nur für die Sühnfrist eines Jahres den 
LikymnTder AkropoHs von Tiryns ( Strabon Ort meiden; da sie ihn jedoch hierzu nicht 
8 37?) Öheim des Herakles {Hai. II. 2, 662), bewegen konnten wanderten sie mit ihm aus. 
Halbbruder Ter Alkmene als Sohn des Elek- Eurystheus' Einladung nach Tiryns befurwor- 
trvon und der Mideia (einer Phrygerin nach ten sie und werden daher, als Herakles 
KU 2 4 5 4 Seil. Find. Ol. 7, 36. 46. ihrem Rat folgend dahin gezogen irt bald 
49 50) Sein Grab ward noch in später Zeit mit Eurystheus befreundet. Nach *to, 
[n Argos gepflegt und verehrt, Pausan. 2, 22, 8. 38 2 gingen Likymnios und Maos als He- 
Plut plrrh 34; und fest haftete hier die alte rakles unter dem vergifteten Gewände litt, 
WedafsTlepölemos ihn erschlagen und eben 10 zum delphischen Orakel und brachten von 
dfeses Mordes wegen nach Rhodos habe aus- dort die Weisung über die letzten irdischen 
wandern müsseT Schon Homer II. 2, 662 Pflichten des Helden. As Herakles gestorben, 
wefft davon zu e rz ählen, ausführlicher so- teilt dann Likymnios mit seinen Kmdern das 
dann PMar Ol 7, 27 ff. im aufwallenden Geschick der Herakliden: mit diesen siedelt 
Zorn hatte Tlepolemos ihn mit einem Oliven- er nach Trachis über mufs auf Eurystheus' 
stecken letroffen in Tiryns, gerade als er kam Drängen (Diod. 4, 57, 3) von dort weiterziehen, 
aus Mideas Gemächern (die Scholl, schwanken, wird in Athen aufgenommen und macht den 
ob aarunte dTr Palast seiner Mutter, oder, ersten Heraklidenzug mit; eine Weile nach 
wie oTZJlO 66, der Ort Midea zu verstehen diesen Ereignissen wird er mit seinen Kindern 
S- hXhXi.5,58,7. Schal. Pind. 02.7,46 20 und Tlepolemos, während die übrigen Hera- 
uf wo von einem Streit ««,;«,«., r^&v kliden der Heimat fernbleiben müssen von 
die RedTist Nach anderen war die That ein den Argxvern freiwillig aufgenommen (Dtod 
unfSlSer Totschlag, JDeinias Fr. H. G. 3, 4, 58, 5) und findet bald darauf seinen Tod 
25 fi Derkulos Fr. H. G. 4, 387, 2. Schal. Pind. (4, 58, 7 . Ähnlich lost Apollod 2 8, 2 die 
Ol 7 48 50 Biädor t 59, 5 vielleicht nach chronologische Schwierigkeit dafs Likymnios 
VI. 7,4a. ou. ■" m ""' ' ' v . T i eD0lem0g einerseits in Argos sein Leben beschliefsen, 
fX W m\ sSm^ eS'en 'nur ein' RindTS. andererseits doctf das Schicksal der Herakliden 
pSd OV 7 3 4™ ; vgl. Elektryons Tötung durch teilen mufs ; er verlegt das Lebensende m die 

Sf SZ v n 'L?kymnts Si 1Üiefet' wird, ischen Dramas 'Likymnios' bildete läfst sich 

steht entweder mit Herakles' Thaten im Zu- nicht entscheiden, Welcher, Gr. Trag. S. 696 f. 

ammenhrn? od« ergiebt sich aus der Korn- Nauck, Trag. Gr. fr. 473 - 479 ; die von Har- 

WMon mit anderen Sagen. Bei dem Einfall tung, Eurip. restit 1, 534 vermutete Beziehung 

def ShSr der in seine erste Jugend fiel, als zur 'Alkmene' ist haltlos, s Engelmann, Bei*. 

der eir£e Sohn Elektryons gerettet (Apollod. zu Euripid., Progr. d Friedrichs -Gymn. Berlin 

2 4 Hfwar er nach dem Tode seines Vaters 1882 S.U. Selbst die Notizen, die sich aus 
mit Amphitryon und Alkmene nach Theben 40 Aristoph. Vög. 1242 nebst Schal und Eesych 

gewanÄ und hatte sich dort mit Amphitryons AxWo« flolafc ? u ergeben fernen smd 

Srhw P sterPerimedevermählt(4poZZo<i2,4,6,6 . unsicher, vgl. Kallm. fr. 100 d, 3. v. Wilamo 

Setne Söhne Xren Oionos, der Sieger bei den wüz - Möllendorff, Observationes cr t t «« cor,i. 
von Herakles gefeierten olympischen Spielen Gr. sei. p. 12 f. Nauck 1 rag. Gr. /*•» P- ™. 
(Pind Ol 10 65), dessen Ermordung durch [Stephani, Der ausruhende Herakles p,222-224 
(Tina ui. iu ooj, u des Herakles eesen will ihn wenig wahrscheinlich auf einem viel 
Hippokoons Sohne .den Zug ^des^Herakles gegen verscMe | en edeutet en Vasengemälde 

Lakedaimon veranlaf e (^fcman /r. 15. Mu ^ ^ inM pL m ^ghirami 

f 33 5 f p!us\ isTAtQuaest. Born. 90. Vasi ßtüi Tav. 248. KO. Müller, Gott. Qu. 
Schal Pind Ol '10 76 Eustath. Eom. p. 293, 14), 50 An. 1834, 1 p. 182. Fnedenchs Praxtteles 
ferner Arge os und Mlfas , die, von Herakles und die Niobidengruppe?. 117 S vgl. Stepham 
■ auf den Zugegen Eurytos mitgenommen, vor Mel. greco-rom. 2 p. 31 fl. und C. r. p. la. 1860 
^\i*Ti a r4r:nllnJ'i'll£welckerEr>. p. 80) erkennen. Drexler.] [Jessen.] 
S a i a 232 vÄgSo.' berioEÄ " Lilala ( AW) , 1) eine Malade Tochter des 

nios, der seinen Sohn nicht ziehen lassen S. 35). - 2) Line Mainade (O. J. WjW ^*«;.. 

wollte er werde ihn sicher wieder heim- 60 ,,••■,• u l TT L, 

mhren- da Tun Argeios gefallen, verbrannte Lilaios (Aücuos), ■ em indischer Hirt der 

S; die Teiche und" führte, den Schwur von allen Göttern nur die Seene durch nacht- 

Heiakles die Leicne unu ^ Feier ^3 Die aierabe r erzürnten 

zu erfüllen wenigstem die AscM «™ schickten zwei gewaltige Löwen die 

JrThe^^^Ät JV-LltL^. den Lilaios zerrissen; Selene aber verwandelte 

Fr Ä ff 3? 369, 20: als Herakles nach der ihn in den Berg A(l<uov. PseMo-Plut. de fluv. 

Tninnff spinp'r Kinder Theben verlassen wollte, 24,4. [Höfer.] 

redeten flnu^pÄ und Likymnios zu, er Lilleus? Auf Grund der Inschnft C. I. L. 8, 



2049 Lima Linmatis 2050 

4673 Lüleo. Aug. \ pro. sälute. imp. Caefs] \ (Wassernymphen) bei Artemidor. 2, 38; vgl. 
M. Aureli. Severi [AJ\lex[andri AugJ | u. s. w. 2, 34, wo sie unter den &sol daXäeeioi auf- 
führt Mommsen im Index S. 1084 zweifelnd gezählt werden; vgl. Krenai. [Höfer.] 
einen Gott Lilleus Aug. an. [R. Peter.] Limnaia (Aifivaia) , Beiwort der Artemis 

Lima s. Indigitamenta. wegen ihres Waltens an Seen und Sümpfen. 

Linien (Aifirjv). Nach Boberts Vermutung Unter diesem Beinamen wurde sie verehrt in 
Areh. Zeit. 35 (1877), 3 ist auf den zwei Bil- Sikyon, Paus. 2, 76 und am ambrakischen 
dem Heibig, Wandgemälde 1018 (Atlas Taf. IIa) Meerbusen; Polyb. 5, 5. 6. 14. Von Sparta be- 
und 1019 in der vom Beschauer abgewandten, richtet Paus. 3, 14, 2: snavil&ovei ^ Ss omaco 
dem Flufsgott (Sarnus?) zugewandten Jung- w itgbg xr\v Xea%rjv sexiv 'Agtifiiäog 'iaacägag isgöv . 
lingsfigur eine Personifikation des Hafens, tnovoaä^ovai äs avtrpi nal Aifivaiav , oveav 
wahrscheinlich desjenigen von Pompei, zu er- ovn AQxefiiv, BQizöfx,aQxiv Ss xrjv Kgrjxäv. 
kennen. Vgl. den als weibliche Figur dar- Doch vermutet Wentzel, 'Emy.Xr[eeig &smv 6 
gestellten, durch Insehriftreste bezeichneten p. 16 und ihm folgend Wide, Lak. Kulte p. 109, 
Portus (Traiani) auf einem Sarkophagrelief, dafs die Worte nach Isqov nicht zur Lokal- 
der in der erhobenen R. einen Leuchtturm periegese gehören, sondern aus einem mytholo- 
mit oben brennender Flamme hält, unten ist gischen Handbuch stammen, worin "Agxsfiig 
Wasser, und auf diesem das andeutende Vorder- 'laamgia, Aifivaia und Bgixöfiagzig zusammen- 
teil eines Schiffes, Matz-Buhn, Ant. Bildw. standen. Über das Walten der Artemis über 
in Born 2, 3095. S. Lokalpersonifikationen. 20 die Gewässer und ihre Verehrung an den- 

[Höfer.] selben s. u. a. Streber, Numismata nonnulla 

Limenia (Aifiivia), Beiname der Aphrodite Graeea ex Museo Begis Bavariae hactenus 

in Hermione, wo sie auch noch JJovxia hiefs, minus accurate descripta p. 138 ff. Schreiber 

Paus. 2, 34, 11. [Höfer.] oben 1 Sp. 559 — 561. Claus, De Bianae anti- 

Limenios (Aifieviog), Beiname des Zeus (= quissima apud Graecos natura p. 60—64. Jos. 

Xift.svoev.6itog). Vita Arati p. 275 c Petav. Murr, Die Gottheit der Griechen als Natur- 

[Roscher.] macht. Innsbr. 1892 p. 21 f. Boscher, Selene 

Limenitas (AifisvCxag), Beiname des Priapos und Verwandtes S. 51 f. Um nur ein Bei- 

(s. d.) Leonid. Anthol. Pal. 10, 1, 7. Vgl. den spiel anzuführen, so sind vor einiger Zeit In- 

Priepos 'svogfiixrjg bei Antip. Sid. ib. 10, 2, 8 30 Schriften bekannt geworden, welche ihre Ver- 

und Agath. Schol. ib. 10, 14, 9, den novxofis- ehrung an den Seen Egerdir Göl und Hawiran 

äwv «Kt bgfioäorrjg Ilg. bei Theaet. Schol. ib. Göl in Pisidien, im Altertum vermutlich Aifivai 

10, 16, 11 u. s. w. Wahrscheinlich ist auch genannt, belegen, s.Bamsay, The graeco-roman 

Anthol. P. 10, 17, 1 Priapos (oder Fan) ge- civilisation in Pisidia, Journ. of hell. stud. 4 

meint (s. Jacobs z. d. St. u. z. 6, 105, 1). 1883 p. 23—25. Eist. Geogr. of Asia Min. 

[Röscher.] p. 409 ff., sowie bei S. Beinach, Chroniques 

Liinenitis (Aifisvixig), wohl Epitheton der d'Orient p. 317. Sterrett, The Wolfe Expedition 

Artemis bei Apollonides Anth. Pal. 6, 105, 1; to Asia Minor, p. 226 ff. Vgl. Limnatis. 

vgl. Jacobs z. d. St. [Koscher.] [Drexler.] 

Limenoskopos (AifitvoaY.önog) , Beiname 1) to Limnaios (Aipvaiog), Beiname des in Limnai 

der Artemis, Kallim. hymn. 259; vgl. 39 [und verehrten Dionysos {Nver\iov zJtös Aiövveov 

zu beiden Stellen Spanheims Kommentar in sv Aifivatg la%riaafisv, Arist. ran. 217), 

Ernestis Ausgabe 2 p. 196 ff. p. 360 f. Drexler.]. Kallim. beim Schol. zu Arist. a. a. ü. Phano- 

AufMünzenvonMassilia,Obv.HauptderArtemis, demoshei Athen. 11, 465a. 8,363b. Steph. Byz. 

Rev. Seekrebs, abg. Saussaye, Numism. de la s. v. Aifivai. Eust. ad Hom. II. 871, 41. Nonn. 

Gaule Narbonnaise pl. 1, 6 — 10, will Read, Dionys. 27, 307; vgl Thuk. 2, 15. Demosth. 

Hist. num. 7 die Artemis L. erkennen; Creuzer, 59, 76. Isaios 8, 35 u. den Artikel Lenaios. 

Symbolik 2, 171 zieht hierher auch die a. a. 0. Mommsen, Heortologie 362 Anm. 2. Über die 

1 Taf. 5 nr. 7 abgebildete Münze der Bruttier, neuesten Ansetzungen des Bezirkes iv ACfn.va.ig 

die auf der einen Seite das Haupt einer Göttin 50 vgl. Poland, Bas Prytaneion in Athen, Festschr. 

mit dem Seekrebs und daneben die Wasser- für Lipsius (1894), 82 ff. S. auch Wochenschr. 

schlänge, auf der anderen den Seekrebs allein f. klass. Philol. 1894 S. 581. [Höfer.] 

zeigt. [Head sagt aber nur: „The crdb may be Limnatis, Limnetis (Aifj.va.Tig, Aifivrjxig), 
here a Symbol of Artemis as the Protectress of Beiname der Artemis, gleichbedeutend mit 

Ports Aifisvoaiiöxog." Im übrigen vgl. über die Limnaia (s. d.), Artemidor 2, 35. Pap. Paris. 2853 

Artemis von Massilia A. Brückner, Hist. rei- (lifivixi) = Wessely, Hymn. in Bian. vs. 35. 

publica« Massiliensium. Gott, 1826.4°. p. 47—50. Anth. Pal. 6, 280. Häufig führt die Göttin 

L. Geisow, Be Massiliensium republica. Bonn den Beinamen nach ihrer Verehrung an einer 
1865. p. 42 f. Drexler.] — 2) des Apollon in bestimmten Örtlichkeit, welche wegen ihrer 

Kephallene, Antipater in Anth. Pal. 10, 25; 60 sumpfigen Natur den Namen Aifivai, erhalten 

— 3) des Zeus, Kallim. fr. 114 p. 383 Schneider. hat. Das bekannteste Heiligtum ist das zu 

[Höfer.] Limnai an der Grenze von Lakonien und Messe- 

Limentimis s. Indigitamenta. nien, Paus. 3,2,6. 4,4,2. Strabo 8, 362. Tac. 

Limi s. Indigitamenta. Ann. 4, 43. Die Reste desselben hat Boß, 

Limnades (Aifwaäsg), Beiname gewisser • Reisen und Beiserouten durch Griechenland 1 

Nymphen, Theökr. 5,17. [Höfer.] p. 1 ff. in einem nördlichen Seitenthal des Nedon 

Limnai (Aifivai), Personifikationen der Seen bei der Kapelle der Ilavayia BmXifiviäxiaaa 

neben noxapoC, Nvfiyai, und 'EcpvdQiäig am Fufse des Berges Btöhfivog entdeckt. Paus. 

Eoscheb, Lexikon der gr. u. röm. Mythol. II. 65 



i 



2051 Limnatis Lindia 2052 

4, 4, 2 nennt die Göttin "A^zsuig nuXovpein) auf dem Wege von Boiai nach Epidauros 

Aipväzi.g, Tacitus Diana Limnatis, die In- Limera im Gebiete der letzteren Stadt, Paus. 

Schriften bei Le Bas-Foucart, Pelop. nr. 297 3, 23, 10. Wide a. a. 0. p. 106; in Tegea, 

—300 bezeichnen sie als fti-a Aiftväxig (bez. Paus. 8, 53, 11. Immerwahr, Kulte u. Mythen 

299 &ea Aeiaväxig). Limnatis absolut wird Arkadiens 1 p. 152. 155; in Patrai, Paus. 7, 

sie genannt in der Inschrift eines Bronze- 20, 7. Wide a. a. 0. p. 348 Anm. 1. Baoul- 

beckens im Berliner Antiquarium (OticoqIs Bochette, Journ. des Sav. 1836 p. 617. Für 

dve&rjKS Aifiväxi), welches Fränkel aus dem Troizen findet sie Fränkel a. a. 0. p. 29 durch 

berühmten Grenzheiligtum stammen läfst, s. das Schol. zu Eurip. Hippol. 1133 (Ai'avr] 
Fränkel, Weihgeschenke an Artemis Limnatis 10 xönog TQO^rjvog ['Aztitfis] sv&ct Aipväxig 

und an Kora, Arch. Zeit. 1876 p. 28ff. Taf. 5. "A^xsuig naXeixai, vgl. Schol. zu vs. 228) nicht • 

Bohl, Inscr. Gr. Amt. 61. Cauer, Del. 2 6. genügend belegt. [S. besonders auch Ad. 

Wide, Lakon. Kulte p. 104. Eben diesem Wilhelm, Athen. Mitt. 16 (1891), 350 und 

Heiligtum weist Fränkel zu die von Le Bas Anm. 2; vgl. ebend. 7 (1882), 168 Anm. 2. 

in Misthras erworbenen in Le Bas-Foucart, Höfer.] [Drexler.] 

Pelop. 161. 162 unter Sparta verzeichneten Limne (Aipvjj), Mutter der sogenannten 

Bronzegefäfse mit der Aufschrift Aipväxig und Melampygen, lügenhafter und geschwätziger 

II . . . v&ig dve&sxe xät Aipväxi. Vielleicht Menschen; sie hatte ihre Söhne gewarnt, je- 

darf man von dort auch stammen lassen ein mala einem SaavTtQmtivog zu begegnen. Als 
Terracottagefäfs im Museum der archäologi- so sie nun einst auf Herakles stiefsen, wurden aie 

sehen Gesellschaft in Athen mit der Aufschrift von ihm gefesselt ; als Herakles Bie aber dabei 

At,fivcctiog, M. Collignon, Cat. des vases peints lachen sah, fragte er nach der Ursache. Sie 

du musee de la soc. arch. d'Athenes. Paris 1878 teilten ihm die Warnung ihrer Mutter mit, und 

p. 210 nr. 793. In Aiavdziog wird man den lachend entliefs er sie, Apostol. 11, 19. Suid. 

Genetiv von Aifiväztg zu sehen haben, wie in MsXafntvyov. S. d. Art. Kerkopen, bes. Sp. 1168, 

Aiaväti den Dativ. — In Messene wurden 58ff. Sp. 1171, 67f. [Höfer.] 

gefunden die Inschriften Le Bas-Foucart, Pelop. Limnoreia (AipvwQiiu), eine der Nereiden 

311: | ScateXrig | d<>%ol | Aipvdzi | isqu- (s. d.): II. 18, 41. Apollod. 1, 2, 7. Suid. Eust. 

xevoccvze [= Athen. Mitt. 16 (1891), 351, 3; z. II. p. 1130, 61: A. äh naQ(ävv\iog Xi\x,väy v.al 
— ebend. 349, 2 findet sich auf einer Frei- 80 oqsav, d SriXaärj noXXa%ov &dXcteouv vnogvovei. 
lassungsurkunde die Widmung xäi Aijiväzi. [Röscher.] 
Höfer.] u. 311a: A nöXig I a zäv Meeea\yi(ov Limopoios (Aiaonoiög) , Beiname des Zeus, 
$Xuoviuv KXsL . . .\t]dv tsQiiuv Aifiv[dviSog Euseb. praep. ev. 6, 7, 37. [Höfer.] 
'AgziaiSog Kam ys[vog \ ägi-zäg v.al si)ys[j>s7as Limos (Aipög), der peraonificierte Hunger, 
%uqiv. Foucart vermutet, dafs der Kultus nach Sohn der Eris (Hesiod theog. 227 ;_vgl. Verg. 
Messene aus dem berühmten Grenzheiligtum Äfft. 6^276, .Q»...Met ! _8 J _790ffi). Ihm war bei 
übertragen worden ist. Danach nr. 311a das einer"Himgersnot das Aifioi neSiov bei dem 
Priestertum der L. in Messene in einer Familie Prytaneion in Athen geweiht worden (Hesych. 
erblich war und von einer Frau bekleidet s j. JPhit. prov. 30. Zenob. 4, W.JDiogen, 6,13.. 
wurde, vermutet er, dafs die in 311 genannten 40 Apost. 10, 69). [Bekker, Anecd. 278, 3ff. — 
Priester nicht dem Heiligtum in Messene, son- Bei Luc. Tim. 3 erscheinen in seinem^ Gefolge 
dem dem an der lakonisch-messenischen Grenze IJsvia, Ilovog, Kagzegia, Zoqiia und AySgsia. 
angehören. In Innern von Messenien erwähnt S. ferner Godinus p. 60 ed. Bonn. AJkiphr.Ji, 
einen Ort Limnai mit Tempel der Artemis 6fii. e( (*ij dga . xoig^ (jrv yvvcu'oig 'AtpqoSiz^ 
Limnatis Paus. 4, 31, 3. — Das messenisch- itoXiov%og, xolg de dvS^üaiv b Aipbg v.u&i- 
lakonische Grenzheiligtum der Artemis L. hält Sqvxcli. In dem Tempel des Apollon zu Sparta 
E. Curtius, Studien z. Gesch. d. Artemis p. 4 war dargestellt Aifibg i%e>v yvvaiv.bg tiOQcprjv, 
für „ein filial der Limnatis am Eurotas". Athen, 10, 452b. Höfer.] . [Schirmer.] 
Umgekehrt läfst Strabon 8, 362 nach Limnai Limyros (Aifivgög). Der Ftafsgott L. er- 
im Taygetos das Limnaion in Sparta benannt 50 scheint gelagert und durch Umschrift kennt- 
sein {inb äs xmv Aifirmv xovxcov xal xb h lieh auf einer Münze des Gordianis von Limyra 
tfl SnÜQzri Aijivcciov el'grizui zijg 'Agzeuiäog in Lykien, Eckhel, D. N. 3, 4. Head, Eist. 
[squv). Gestützt auf diese Notiz behauptet www. 577. [Mi. 3, 436, 30. Cat. Ivanoffy. 49 
Wide, Lakon. Kulte $. 116: „Strabon berichtet, nr. 440. Nach dem von Babelon, Bev. num. 
dafs in Sparta Artemis Aiaväxig ein Heiligtum 3« se'r. 11, 1893 p. 332 nr. 9, PI. 9, 7 mitgeteil- 
hatte"; und Welcker, Gr. Götterlehre 1 p. 584 ten Exemplar hat er auf dem Haupte Hummer- 
(vgl. Bofs a. a. 0. p. 21. Le Bas, Bev. arch. scheren. Ohne die Beisehrift AIMYPOC er- 
1844, 2 p. 721) läfst die Limnatis in Sparta scheint er auf einem Exemplar der Sammlung 
den Namen Orthia führen, offenbar, weil Paus. Whittall, Cat. Whittall 1884 p. 76 nr. 1190. 
3, 16, 7 bemerkt: xb äe %wq(ov xb enovofia- 60 Drexler.] [Höfer.] 

gofisvov Aipvaiov 'Ogfriag tegov iaziv Agzifiiäog. Lindia (AivSia) , Beiname der Athena von 

Hiergegen erheben mit Recht Einspruch Foucart der rhodischen Stadt Lindos, C. I. G. 2103 c 

a. a. 0. zu nr. 162 a und Fränkel, A. Z. 1876 = Latyschev, Inscr. orae sept. Ponti Eux. p. 217 

p. 30. Letzterer bemerkt sehr richtig, dafs nr.243; ferner Corr. hell. 9 p. 106 nr. 9; p. 109. 

aus dem Vorkommen des Ortsnamens Lim- 10 p. 264 nr. 1. Hypoth. Schol. Find. Ol. 7. 

naion in Sparta noch nicht auf einen Kultus Ael. nat. anim. 9, 17. Meliteniotes 1735; vgl. 

der A. Limnatis daselbst zu schliefsen ist. — auch Sehneidewin zu Biogen. 8, 4. ^ Öfter fin- 

Ferner besafs Artemis Limnatis Kultusstätten den sich Widmungen A&dvcu AivSicu %al ACi 



2053 Lindos Linos (argiv. Sage) 2054 

noXiei, Corr. hell. 9, 97. 102 nr. 4. 5. 103 nr. 6. Linoslied 1862. [Manrihardt, Wald- u. Feld- 
Corr. hell. 10, 264 nr. 2; vgl. auch Corr. hell. 9, kulte 281 ff. B.] [Datier, Mem. d. l'Ac. d. I. 
85. 10, 266. Arch.-epigr. Mut. aus Österr. 7 et B. L. 47, 1809 p. 289—293. J. Stammer, 
(1883), 130. 136 nr. 70, sowie Bofs, Inscr. De Lino. Diss. Bonn. 1855. Kalkmann, Paus, 
ined. 3, 271. Auf einer anderen rhodischen p. 227—29. Baudissin, Stud. z. sentit. Beli- 
Inschrift werden Ilava&avaCazal Aiväiaezai gionsgesch. 1 p. 302—304. Drexler.] 
erwähnt Bofs a. a. 3, 282 Der hochbe- axgivische Sage, 
rühmte Tempel der Athena Lmdia (Plut. Marc. • & & j 
30. Anth. Pal. 15, 11. Paus. 10, 28, 4. Bofs, die entschieden das altertümlichere Gepräge 
Arch. Zeit. 2 (1844), 304. 9 (1851), 282f. und 10 zeigt, bei Paus. 1,43,7: Linos, Sohn des Apoll 
Taf. 35) galt entweder für eine Stiftung des und der argivischen Königstochter Psamathe, 
Danaos, Apollod. 2, 1, 4. Diod. 5, 58. Schol. wird von seiner Mutter aus Furcht vor ihrem 
Hom. II. 1, 42, oder der Danaiden, Herod. 2, Vater Krotopos ausgesetzt und von Hirten- 
182. Strabon 14, 655. Eust. ad Hom. II. 315, hunden des Königs zerrissen (Schol. Hom. II. 
16. Nach Ed. Meyer, Forschungen z. a. Gesch. 18,569 Dind. Kallimach. frgm. 315, nach- 
1, 82, 3 stammt diese Erzählung von der Lan- geahmt bei Ovid in Ibin 478). Apoll sendet 
düng des Danaos und seiner Töchter in Lindos aus Zorn ein ungeheuer (Poine), das den Müttern 
vielleicht aus Hesiod. Zum Athenakultu's auf die Kinder aus dem Schofse reifst. Koroibos 
Lindos, der mit der Wegführung des Kult- tötet die Poine; da schickt Apoll eine Pest, 
bildes durch Theodosius aufhörte, s. Arch. Anz. 20 die erst aufhört, als Koroibos freiwillig nach 
zum Jahrb. 8 (1893), 132 f. Das Bild der Athena Delphi geht und sich dem Gott zur Strafe dar- 
selbst war ein Werk der Bildhauer Skyllis und bietet. Pythia verbietet ihm, nach Argos zurück- 
Dipoinos und von dem ägyptischen König zukehren; er mufs einen Dreifufs aus dem Tem- 
Sesostris dem Tyrannen von Lindos, dem Kleo- pel nehmen und tragen, bis er ihm entfällt; 
bulos, zum Geschenk gemacht worden, Georg. an dieser Stelle soll er einen Tempel für Apoll 
Cedren. 1, 564. Der König Amasis sandte als bauen und dort wohnen. So gründet Koroi- 
Geschenk für die Athene in Lindos zwei stei- bos Tripodisköi in Megaris. Auf dem Markte in 
nerne Statuen und ein feines linnenes Panzer- Megara war sein Grab, darauf eine Elegie auf 
hemd, Herod. 3, 47. Plin. n. h. 19, 1. 2. 12. Psamathe und Koroibos (Anth. Pal. 7, 154; die 
Ael. a. a. O. A. Wiedemann, Gesch. Ägypt. 185. so Verse sind aber verhältnismäfsig jung, vgl. oben 
Auch auf der Insel Karpathos, besonders in Keren nr. 42) und ein Bild, darstellend die Tö- 
der Stadt Brykonte, wird Athena unter dem Bei- tung der Poine durch Koroibos. Dies Bild be- 
namen Lindia verehrt, Corr. hell. 4, 278 nr. 10. zeichnet Paus, als das älteste griechische Werk 
8, 355, eine unedierte Inschrift spricht von aus Stein, das er gesehen habe (vgl. die Ar- 
einem Tempel der Athena L. in einer der tikel Krotopos, Koroibos und Keren nr. 41). 
Städte von Karpathos, Corr. hell. 4, 279, und Nach Konon 19 wird das Kind von einem 
auf einer Inschrift aus Pompeiopolis findet Hirten aufgezogen (Kallimach. fr. 11 Bergk), 
sich ein Priester t% DoXiäSog ncä AivöCag, aber von Hunden zerrissen (als Namen des 
Corr. hell. 4, 76; vgl. Bofs, Arch. Aufs. 2, 686ff. Hirten überliefert Lactant. Plac. ad Stat. Theb. 

[Höfer.] 40 1, 581 Helenus; die richtige Lesart der Stelle ist 

Lindos (AivSoq), Sohn des Kerkaphos, Enkel von Kiefsling nach Codd. Monac. hergestellt), 

des Helios, Bruder des Ialysos und Kameiros, Krotopos tötet seine Tochter (Ovid Ib. 576), 

Gründer der gleichnamigen rhodischen Stadt aber Apoll schickt eine Pest. Das Orakel 

(Find. Ol. 7, 137. Diod. 5, 57. Steph. Byz. giebt den Bat, dafs Weiber und Mädchen Psa- 

s. v.). [Seine Mutter heilst Kydippe , Strabon mathe und Linos versöhnen sollen, was durch 

14, 654. Schol. Pind. Ol. 7, 34. 135; vgl. 131. Gebete und &qtjvoi geschieht, in denen sie 

140 oder Lysippe, Eust. ad Hom. II. 3l5, 28; jene und ihr eigenes Geschick beklagen. Dieser 

vgl. auch Cie. de nat. deor. 3, 21, 54. Annali &Qnvog sei so berühmt geworden, dafs von den 

1841, 146» Nach anderer Sage hatte Tlepole- späteren Dichtern als Ttavzbg nd&ovg nagsv- 

mos (s. d.) die drei rhodischen Städte Lindos, 50 ö'/jxt) Linos gesungen wurde. ^ Auch ein Fest 

Ialysos und Kameiros nach gleichnamigen und Opfer wird eingerichtet (ägvig), bei dem 

Töchtern des Danaos benannt, Strabon a. a. O. alle Hunde erschlagen werden, die man antrifft 

Eust. 315, 14. Über den Zusammenhang des (v.vvorpövzig bei Athen. 3, 66); der Monat wird 

Danaos mit Lindos s. ob. d. Art. Lindia. Höfer.] 'Agvslog genannt (vgl. auch Klearch bei Aelian. 

[Schirmer.] hist. anim. 12, 34: iv äs zotig fiiisQaig, ag *k- 

£. Lingeus (Aiyyevg) = Lynkeus (s. d.), der Ge- lovoiv aQvrjiSag oi uvzot, iav *vq>v ig zr)v 

mahl der Hypermnestra, Apost. 13, 29. [Höfer.] äyogav nagaßälri, dvaigovaiv avzöv). — Da 

Linonoe (Aivovöri), zweifelhafter Name einer das Übel trotzdem nicht aufhört, verläfst Kro- 

Mainade — andere lesen Aivovör\ — Welcher, topos auf einen Orakelspruch hin Argos, grün- 

Annali 1829, 399. [Höfer.] 60 det Tripodiskion und siedelt sich dort an. — 

Linos (ACvog; l ist als falsch zu ändern, wo Welcher hält Krotopos hier für einen offen- 
es sich noch findet). Litteratur: 0. Müller, baren Irrtum statt Koroibos; der Irrtum liegt 
Dorier* 1 p. 349 ff. Ambrosch, De Lino. Berlin aber schwerlich in einer einfachen Namens- 
1829. Welcher, Kl. Schriften 1 p. 8ff. und Allg. Verwechslung, sondern Konon erzählt den 
Schulzeitung von Zimmermann 1830 nr. 2—5. Schlufs überhaupt abweichend. 
Lasaulx, Die Linoshlage. Würzburg 1842. Statius Theb. 1, 562 ff. stimmt mit Paus. 
Preller in Pauly's, Bealencykl. s.y. u.MythoUl Erzählung überein, doch läfet er den Schlufs 
p. 377 ff. Brugsch, Die Adonisklage und das (Gründung von Tripodisköi) fort; Apoll schenkt 

65* 



2055 Linos (theban. Sage) ' Linos (theban. Sage) 2056 

bei ihm dem Koroibos das Leben. Erwähnt Pieros als Vater wird beim Schol. Hesiod. p. 32 
wird von ihm die Tötung der Tochter durch Gaisf. genannt. Endlich noch Hermes und Ura- 
Krotopos, wie bei Konon; er malt die Poine nia (Diog. Laert. prooem. 4 und Suidas a.a.O., 
aus und nennt auch des Sirius verderbliche vermutlich nach ffenwodor, vgl. JVai. Com.-p.36l), 
Dünste. Die Trauer Apolls um Linos' Tod zweifellos eine ganz späte genealogische Spie- 
beschreibt Silv. 5, 5, 55. Ovid lälst den Vater lerei, worüber später. — Infolge dieser grofsen 
der Psamathe durch Apoll sterben (Ibis 575). Verschiedenheit in den Genealogieen wird 
Bei Natalis Comes p. 351 endlich ist Psa- schliefslich eine Differenzierung in mehrere 
mathe eine Nymphe, Tochter oder Enkelin des Linos versucht von Paus., Photius, Suidas, 
Krotopos, die das Kind Linos benennt, quod 10 Eustath. (und Eudokia) a. a. 00. 
antiqua Argivorum lingua spurium significat. Der Sinn dieser Genealogieen ist ebenso 

— Psamathe als Mutter wird noch erwähnt klar, wie ihre Wertlosigkeit für den Mythus; 
bei Phot. v. Aivog und Serv. ad Verg. ecl. 4, 56. sie sind nur der Ausdruck für den Gedanken: 

— Über verwandte Sagen vgl. Preller, Mythol* der Sänger (resp. das Lied) ist das Kind der 
p. 379f. [u. Mannhardt a. a. 0. B.]. Sangesgottheit. — Linos ist demnach in dieser 

Version der berühmte Saitenspieler, der die 

II. Die Sage in Mittelgriechenland, dreisaitige Laute von Apoll empfangen hat 

& ' (Grammat. bei Censor. 12); er erfindet eine 

zumal in Theben, zeigt eine wesentlich andere neue Saite (li%uvog), Diodor 3, 59 Bekk.; vgl. 

Form. Die Hauptstelle ist Paus. 9, 29, 6 — 9. 20 Plin. 7, 204; er ist Erfinder des Liedes und 

— Linos, Sohn des Amphimaros und der Urania Rhythmus (Dicmysios bei Diod. 3 , 67 , Epi- 
(Suid. ACvog), der gröfste Musiker unter seinen gramm bei Eustath., Schol. Hom. a. a. 0. und 
Zeitgenossen und den Meistern der Vorzeit, wird Append. Anth. Pal. 390. Suidas v. ACvog und 
von Apoll getötet, weil er sich ihm im Liede Eudokia 622; iiovoiHrjv 8h ACvog . . . mqmtog 
(■xaTccrrjvaiS^v) gleichgestellthatte. Das Trauer- i^rjvsyxs, Alkid. a. a. 0. ; &grivovg itBitoirj^svai 
lied um ihn sei sogar zu allen Barbaren gedrun- (Xsysi^HgaKlsCärig), Plutarch. it. fiova. 3), gröfster 
gen(Maneros). DiesenLinos hätten Homer, Pam- Musiker seiner Zeit und der Vorzeit (Paus. 9, 29. 
phos und Sappho besungen. Sein Grab sei in Calpurn. Sicul. ecl. 8, 24 ( Wernsd. 2). Hieronym. 
Theben (so auch Philoehoros bei Gramer, Anecd. chron. 587 u. 597. Synkell. 126), Hirtensänger 
Par. 3 p. 289) beim Helikon; vor seinem Bilde 30 zur Flöte (Vergil. ecl. 6, 67), erster griechischer 
in einer Grotte würden jährlich Opfer gebracht Dichter (Tzetzes exeg. in II. 14, 13); Erfinder der 
vor dem Musenopfer. (Philipp habe die Ge- svsTista (Nonn. Dionys. 41, 376); endlich nennt 
beine nach Makedonien bringen lassen, aber ihn Clem. Alex, ström. 1, 205 navioCag aocpCag 
infolge eines Traumes zurückerstattet.) Taeia- SeSarpiöva. — „Musendiener" heifst Linos in 
frruiata xov ratpov Kai 'öea eijfiEt«; alla r\v, der angeblichen Grabinschrift: 

ivi zqövov q,aalv äqMmaaröun. - Später sei R , 6 &s6v „ vS A( Movg£v & d _ 

ein anderer Linos gewesen, Sohn des ismemos v " novrcc 

(wohl der von Paus, mißverstandene Beiname ^ „olv&tfvnTov Atvov u'CUvov ijie *«^a 

£ Ä hlT ftteÄ tidTnicTt so *»*"* fr"" « ■"*" «**"" 

verfal'st oder sie seien nicht auf die Nachwelt beim Schol. Victor, ad II. 18, 570 p. 513, 26 Bekk. 

gekommen. und Gramer, Anecd. 3, 289. 

Bemerkenswert ist in dieser Version die enge Also auch hier wird Linos von Apoll ge- 

Verbindungdes Linos mit den Musen, die nicht tötet (erschossen), wie bei Pausanias. Dieselbe 

nur in der Genealogie sich ausprägt, sondern Erzählung findet sich noch bei Suidas a. a. 0., 

vor allem in dem Zusammenhang von Musen- Diog. Laert. a. a. 0., Philoehoros bei Cramer, 

opfer und Linosfeier. — Urania als Mutter nennt Anecd. Par. 3, 289 (nach Böckh in der 'At&ig), 

auch Hesiod fr. 97 Göttl. (Eustath. ad Hom. II. Eustath. (der Linos zu einem ayqoinog veaviag 

18, 570). Apollod. beim Schol. ad Eurip. Bhes. macht) und Schol. zu Hom. II. 18, 570 Venet. B 
347 Ddf. und Epigramm b. Diog. Laert. prooem. 50 Dind. An den letzten 3 Stellen wird als Grund 

und Anth. Pal. 7,616. Als Vater erscheint meist der Feindschaft hinzugefügt, dafs L. statt der 

Apoll, so Hygin. 161 (filius Apollinis ex Urania bisherigenlinnenenSaitenDarmsaitengebraucht 

Musa) u. 273; Apoll allein genannt: Theocrit. habe, ersichtlich eine Gelehrtendichtung, stam- 

24, 104. Vergil. ecl. 4, 57. Ovid. amor. 3, 9, 23. mend aus der falschen Auffassung der Homer- 

Martial. 9, 86, 4. Phaedr. fab. prooem. 3, 57. Verse, wo man Uvov = Faden schrieb (vgl. 

Nonnus Dion. 41, 376; auch Paus. 9, 29, 9 (Is- darüber Ambroschp. 18 f. und Welcker a. a. 00.). 

menios = Apoll). Weitere Genealogieen : Apoll Saiten von Tierdärmen seien in alten Zeiten 

und Kalliope (Asklepiad. im Schol. Vatic. zu nicht gottgefällig gewesen (Schol. ad Hom. 

Bhes. 825) ; Oiagros (resp. Apoll) und Kalliope a. a. 0. Venet. A). Selbst Zenodot, Philoehoros, 
(Apollod. 1, 3, 2); Kalliope allein genannt: 60 Herald. Pont, (bei Phot.) huldigten dieser thö- 

Alkid. e. Palam. 8 p. 75 Reisk.; Apoll und richtenErklärung,welcher^iriStarcAentschieden 

Terpsichore (Suid. v. Aivog); Apoll und Aithusa widersprach. Dafs selbst in neuerer Zeit sich 

(Suid. v. "Ofirj^os und Cert. Hom. et Hesiod. init., Verteidiger dieses Unsinns gefunden haben, darf 

wo Thoosa zu emendieren ist, da beide Stellen wunder nehmen. Im Argum. Pind. P. 1 end- 

auf Charax zurückgehen) ; Apoll und Alkiope lieh wird die Fabel dahin variiert, dafs Hermes 

(Phot. v. ACvog und Eustath. a. a. 0., wo jeden- den Linos weggeschafft, d. h. die Fadensaiten 

falls Chalkiope zu ändern ist); Magnes, als Vater durch Erfindung anderer beseitigt habe, 

des Pieros, und Kleio (Tzet zes adlycophr. 831); Die Trauerlieder um Linos heifsen beim 



2057 Linos (Lehrer des Herakles) Linos (Lehrer des Herakles) 2058 

Scholiasten zu Homer XivmSCcci; von den Dich- langt, so „gehören deren Quellen einerverhältnis- 

tern wurde er dgrjvwSeaiv ciitag%aig geehrt mäfsig späten Zeit an und weisen bestimmt 

(»6. und bei Eustath. und Cramer a.a.O.). An auf die attische Bühne zurück". (0. Jahn, 

denselben Stellen werden auch die Verse (vgl. Ber. d. sächs. Ges. d. W. phil. hist. Cl. 1859 

auch Anth. Pal. 390) überliefert, die in den S. 145 ff.) Aus der alten Sage von Linos, welche 

Anecd. smygacprj iv &rjßaig, bei Eustath. sni- aus dem Refrain des Klageliedes den Namen 

yga/ificc, beim Scholiasten Musenklage genannt eines beklagten Sängers gebildet hatte, war 

werden: nur dessen gewaltsamer Tod herübergenommen 

<o ACvs icäai ftsoiei. zizifisvs, eol ydg sdancxv und neu motiviert: Als Mörder vor Gericht ge- 

cc&ccvazoi icgmtcp fisXog äv&gcönoioiv asiaat 10 stellt, beruft er sich auf die Satzung des Rha- 

sv noSi ds&zsgm • Moveui 8s es 9gr)vsov avzal damanthys (welcher also wohl als Lehrer des H. 

fivQÖfievai tioXnjjeiv, snsl Xiicsg f/Xiov avyäg. — schon feststand), dafs Abwehr von Realinjurien 

Andererseits aber beklagt Apoll den Tod des straflos sei. Diesen Stoff behandelten ein 

Linos, Ovid. amor. 3, 9, 23 und Martial. 9, 86, 4. Satyrspiel ACvog des Achaios (bei Athen. 15 

Spuren dieser thebanischen Version finden p. 688 c Nauch frg. fr. 8 p. 752), in welchem die 

wir auch in Argos wieder, wohin sie nach Satyrn die Schönheit des Heraklesknaben beim 

Welcher und Schulz p. 31 erst in späterer Zeit Kottabosspiele priesen. Ein gleiches des Dio- 

gebracht wurde, als man auch hier den Sänger nysios N p. 794 (Schol. Mom. A 515 AwvvaCm 

Linos nicht entbehren wollte. So wurde ein nsitour\xai svAifim zäv vöecav'HgaxXrig, EtiXrjvbg 

zweiter L. angenommen und ihm ein zweites 20 äs xXvgsiv itsigäzai zbv'Hg.). Meineice, Hist. er. 

Grab gewidmet, Paus. 2, 19, 8. Propert. 2, 13, 8. ■ p. 420 verbesserte sv Aivm voamv 'HgaxXrjg 

Dieser Linos kommt dann als Sieger im Ge- und vermutete (frg. com. 3 p. 564) wegen der 

sang neben Orpheus als Kitharöden in der Einführung des Seilenos ein Satyrspiel. In 

Fabel von den Wettspielen des Akastos in der Komödie Linos von Alexis (Meinehe, com. 

Argos vor, Hygin. fab. 273. 3 _p. 443. Koch 2 p. 345) führte der Lehrer 

Nicht immer jedoch macht die Linossage seinen Schüler vor den mit allen Klassikern 

ihren Helden zu einem Thebaner. Apollod. 2, wohl versehenen Bücherschrank, damit er sich 

4, 9 läfst ihn wahrscheinlich aus Euböa nach wähle, was seiner Natur am meisten zusage, 

Theben kommen und Thebaner werden. Denn und dieser greift zuerst nach dem Kochbuche 

Herahleides (bei Flut, de mus. 3) nennt ihn zbv so des Simos. Auch noch aus diesen Fragmenten 

e| Evßoiag, Suidas a. a. 0. einen XaXKiSsvg, geht hervor, wie einerseits der komische Kon- 

Stephan. Byz. v. Ol%aXia und Eustath. a. a. 0. trast, der durch Übertragung des späteren 

einen Ol%aXt,äzrjg. Diog. Laert. kennt sein Bildungsganges auf das reckenhafte Heroen- 

Grab auf Euböa mit der Inschrift: *SlSs Aivov Zeitalter hervorgegangen ist, andererseits der 

&7]ßociov edsgazo yala davövza Movarjg Ovga- attische Spott über die Derbheit ihrer böoti- 

Wjjs vlbv svazscpävov (= Anth. Pal. 7, 616, sehen Nachbarn in die Jugendsage des Hera- 

a. Lesart svazscpävov). Bei Stephan. Bye. lesen kies diese vor- und unzeitige Kraftäufserung 

wir noch s. v. 'AnoXXmviu .... nöXig Kgtfzrig, r\ eingeführt haben. Ganz im Stile der attischen 

■jtüXcu 'EXsv&sgva, Aivov itatgig, eine Notiz, Komödie ist es, dafs die schliefsliche Ent- 

die ganz vereinzelt dasteht. 40 Scheidung durch eine Gerichtsverhandlung her- 

beigeführt wird. Und wenn der geprügelte 

m. Linos als Lehrer des Herakles. Schuljunge das allgemeine Menschenrecht der 

Theohrit. 24, 103 ygd^ifiaza . . . ysgcov ACvog Wiedervergeltung für sich in Anspruch nimmt, 

llsSlSctlsv. Eustath., Suidas, Eudohia a. a. 00. so gleicht das völlig der Deduktion des ge- 

Nicomach. härm. 2, 29. Clem. Alex, ström. 1, 323. lehrigen Schülers der Sophisten in Arütophanes' 

Tatian. contra Graecos 41. Hieronym. 752. Syn- Wolken, dafs wir hierin wohl eine parodische 

kell. 130. — Weil er den Knaben Herakles wegen Blüte demokratischer Autklärung sehen können. 

Ungeschicklichkeit beim Unterricht in der Musik Hierher gehört auch das mit Inschriften versehene 

straft, wird er von diesem erschlagen, und zwar Vasenbild des Pistoxenos (Sp. 2059/60). 

mit der Zither (Apollod. 2, 4, 9. Bioäor 3, 67), 50 Die hier eigentümlich erweiterte Handlung, 

oder mit dem Plektron, Aelian. var. hist. 3, 32. worin Iphikles als wohlgesitteter Schüler als 

Nach Suidas v. sfißaXövza warf Herakles ihn Gegenbild des Herakles eingeführt wird, 

mit einem Steine tot. Die Tötung wird auch geht wahrscheinlich auf das Drama zurück, 

erwähnt bei Alhidam. a. a. 0. Paus. 9, 29 (die F. A. Voigt.] 

Thebaner wollten diesen Linos, %aXov(isvov Jedenfalls zeugt das Vasenbild für ein 

'Iaftrjvtov, von dem bei ihnen verehrten unter- hohes Alter der Version, denn Pistoxenos 

scheiden). Nikomach. a. a. 0. Plaut. Bacchid. war Zeitgenosse des Euphronios und Duris. 

155. Tsetzes exeg. in II. p. 17, 7 ed. Herrn, (vgl. Freilich wird im Citat bei Athenaios (a. a. 0.) 

24, 11, wo er die Erzählung anzweifelt) und Herakles nicht genannt, aber eben das Vasenbild 

145, 24 mit der Begründung, ozi ata%gcög zbv 60 läfst die Annahme wohl als gerechtfertigt er- 

'Hga-uXia sitsiga£sv. — Ambrosch p. 9 hält die scheinen. Der Stoff lag dem Achaios als gebore- 

' Tötungfür alte Sage; die weitere Ausschmückung nem Euböer nahe. Welcher (Schulzeitung p. 33) 

schreibt er dem Linos des Alexis zu. Welcher wirft die Frage auf, ob die Tötung durch Apoll 

sucht die Quelle der ganzen Erzählung im Satyr- (resp. Herakles) vielleicht in Chalkis aufgekom- 

drama des Achaios. [S. auch K. Schwenck, men sei, da dort in alter Zeit nach Hesiod poe- 

Herahles und Linos, Rh. Mus. N. F. 20, 1865 tisch -musikalische Wettspiele gefeiert wurden 

p. 457 — 459. Drexler.] und ein Linosgrab sich dort befand. „So diente 

[Was den Linos der Heraklessage an- diese Dichtung, so wie ohnehin der Name des 



2059 



Linos (als Schriftsteller) 



Linos die Anagraphe der Spiele vermutlich er- 
öffnete, zugleich als dichterische Einleitung für 
die Geschichte der Spiele und als dichterische 
Erklärung des Grabes." 

XV. Linos als apokrypher Schriftsteller 

ist die späteste Umformung und Entstellung der 
Sage. Aus dem Sänger wird ein Dichter, ein 
ygafifiatixos, ein philosophischer Schriftsteller, 
wie Orpheus u. a. — Nach Dionysios bei Diod. 
3, 67 wendet er die von Kadmos eingeführten 
phönikischen Buchstaben auf die griechische 
Sprache an; sie heifsen auch pelasgische. Nach 
Zenöbius Gent. 4, 45 tötet ihn Kadmos, weil 
er i'Sia yQÜfifiara einführen wollte (Tzetzes exeg. 
145, 24. Tacit. ann. 11, 14), aber die Thebaner 
vertrieben Kadmos (Kadfiita vinrf). Bei Suidas 
v. Aivog hat er zuerst die Buchstaben aus Phö- 
nikien nach Griechenland gebracht. — Welcher 
p. 47 möchte die phönikisoh - pelasg. Schrift 
des Linos aus der Grabschrift auf Orpheus bei 
Älkidam. entstanden sein lassen. — Dionysios 
a. a. 0. erwähnt eine Schrift („in pelasgischer 



Lrnos (als Schriftsteller) 2060 

4, 55. Er soll die Olympiaden eingerichtet 
haben, Theophil, ad Autolyc. 3, 29. — Das 
grofse Jahr von Heraklit und Linos führt 
Censor. 18 an, während Flut, de plac. pJiil. 2, 32 
nur den ' ersten nennt. „Vermutlich ist aus 
diesem Jahr, als einem Höchsten der Zeit- 
rechnung, der gelehrte Satz entstanden, Linos 
habe den Kultus des Kronos eingeführt, Theo- 
phil, ad Autol. 2, 139, oder heifst es, Linos sei 

10 uralt" (Welcher, Kl. Sehr. p. 45 Anm. 90). Nach 
Welcher ist hier auch der Ursprung der Genea- 
logie, die Linos zum Sohn des Hermes (Gott 
der Wissenschaft) und Urania (Umfang der 
Kosmogonie) macht, zu suchen. Zum Schrift- 
steller sei er wohl erst durch die Verbindung 
mit Orpheus und Musaios geworden; dieselbe 
gehe nicht über die alexandrinische Zeit hinaus, 
da bei Aristophanes, Plato u. a. noch keine Spur 
sich finde, wohl aber später oft. — Linos er- 

20 scheint nun 1) als Lehrer des Orpheus, Diodor. 
a.a.O. Suidas v. 'Ogcpivg. Tzetzes exeg. 24, 11; 
2) als sein Bruder, Apollod. 1, 3, 2 u. 2, 4, 9. 
Martial. 9, 86, 5. Hygin. fab. .14. Schol. ad 




Linos, Iphikles, Herakles und Fti^oipäi (?), Vasenbild des Pistoxenos (nach Annali d. I. 1871 Taf. F). 



• Schrift") über die Thaten des ersten Dionysos 
von Linos ; Diogen. Laert. a. a. 0. kennt eine 
Kosmogonie (vgl. Paus. 8, 18, 1), eine Schrift 
über Sonnen- und Mondlauf (vgl. Censorin. de 
die natal. 18), über Erzeugung der Tiere und 
Früchte. Dasselbe findet sich bei Natal. Com. 
p. 351 (vgl. Vivis zu Augustin. de C. D. 18, 14), 
der Hermodor als Gewährsmann angiebt, dessen 
Name bei Diogenes ausgefallen sein dürfte. — 
In Verbindung mit Pythagoras erscheint Linos 
bei Damascius cutoQiai %al Ivans, Jifgi. läv 
iiQwxcav ÜQ%äv p. 64 u. 67 ed. Kopp, indem der 
Satz ov yaQ saxi %v zi, ccXlä mxvra %v einem 
von beiden zugeschrieben wird. Damascius 
scheint die bei Stobaeus ecl. phys. 1, 10, 5 
Mein, überlieferten Verse im Auge gehabt zu 
haben; vgl. den Vers bei Diog. Laert. a. a. 0. 
Theologumena arithm. ed. Ast p. 51. Stobaeus 
floril. 5, 22 Mein, (auch bei Iamblich. de 
Pythag. vita 139 Westerm. und Apostol. 7, 9 a). 
Fünf Verse, angeblich von Linos, bei Apostol. 
7, 59 h (Paroem. gr. 2) und Euseb. praepar. 
evang. 13, 12; vgl. auch Apostol. 17, 99a; theo- 
logiam scripsit bemerkt Servius ad Verg. ecl. 



Pind. Pyth. 4, 313. Tzetzes chil. 1, 307; 3) als 
sein Urgrofsvater , Certam. Hom. et Hes. p. 3; 
4) neben Orpheus gestellt, Calpurn. Sicul. ecl. 
8, 24. Censor. de die nat. 18. Nonnus Dionys. 
41, 376. Sextus Emp. adv. grammat. 1, 10 p. 204. 

50 Euseb. chron. a. 749. Celsus ap. Origen. 1, 16. 
Theodor, serm. 2 p. 741. Clem. Alex, ström. 1, 323. 
Schol. in Dionys. Thr.gramm.18h; 5) als Schüler 
des Orpheus, Nicomach. härm. 1, 2 init.; 6) an 
der Spitze der Weisen, Hippobot.bei Diog. Laert. 
1, 1, 14. Quintil. 1, 10, 9. Celsus bei Orig. c. Cels. 
1, 14; 7) als Vater des Musaios bei Servius ad 
Aen. 6, 667; 8) als Lehrer des Musaios auf dem 
Vasenbild Annal. 1856 t. 20 (vgl. unten). — 
Die Schriftstellerei des Linos bezweifelt schon 

60 Paus. 8, 18, 1, wo angebliche Verse des L. über 
die Styx erwähnt werden; Orig. c. Cels. 1, 14 
und Grammat. bei Behher, Anecd. 2, 185. Den 
Pythagoreern schreibt Iamblich. § 139 die Autor- 
schaft zu. Aus Euseb. praep. evang. 13, 12 a ist 
zu ersehen, dafs der Jude Aristobulos solche 
Fälschungen mindestens förderte; vgl. Valche- 
naer, Diatr. in fragm. Eurip. p. 282 und Diatr. 
de Aristöb. lud. p. 84. 



2061 



Linos (Linoslied) 



V. Das Iiinoslied. 



Linos (Bedeutung) 



2062 



Das Alter des Linosliedes in Griechenland 
bezeugt schon Hom. 11. 1 8, 570 ', wo im Bilde 
der Weinernte auf dem Schilde des Achilleus: 
nuig tfOQfiiyyi Xiysin | ifisgosv xi9ccqi£s, Aivov 
S vnb iictXbv asiSsv \ XsitxuXsrj tpavfi • zol Ss q^a- 
aovrsg cftagTj | tiolnfj %' Ivyfim ts noal a%ai- 
govzsg enovzo. — Nach Hesiod a, a. 0. singen 
alle Sänger und Kitharisten Linos sv siXani- 10 
vaig ts %oqotg ts. Herodot 2, 79 kennt das 
Lied als weitverbreitet. Samphos und ßappha 
besangen ihn als OhöXivov = Weh -Linos, Paus. 
9, 2, 9. Fragment von Pindar b eim ßchol. zu 
Bhes. 895 JjBergh , Poet, lyr. 253). Über den 
Linos des Kallimachos vgl. Knaach^Analssta 
AMmndriw.--Boman<L„^l£JL, wo auch die 
Fragmente gesammelt und geordnet sind. 
[Nach Knaack ist Kallim^, sowohl für Psms, 
als auch für Statius die Quelle gewesen. 20 
Darauf gestützt will er Krotopos nach ßiai. 
zu einem rusticus machen; erst Paus., habe 
ihn mifsverstandenerweise mit dem König 
Krotopos identifiziert. Allein die Erklärung 
des Wortes rusticus erscheint mir zu geprefst 
und die Behauptung, dafs KaMm, einzige 
Quelle des Paus, gewesen sei, unbewiesen. 
Wie sollte auch Herodot den Linos für die- 
selbe Person wie Maneros erklären, von dem 
er ausdrücklich bemerkt: tov ngmtov ßaai- so 
Xevovzoq Alyvnzov italSa fiovvoysvsa? Und 
Herodot hat doch zweifellos die argivische 
Sage im Auge!] — Vgl. noch Kallim. in 
Apoll. 20 fr. 11 BergJc. Moschus 3, 1 u. s. w. 
Ob die oben citierten Verse (m Aivs etc.) ein 
wirkliches Volkslied sind oder ob ein solches 
in ihnen steckt, ist sehr fraglich, zumal wegen 
der Zusätze smiygacpr] sv ©rjßoug oder l&Qr]- 
vslro ttccqu täv Movomv ovrmg; über die zwei- 
fache Überlieferung der Verse vgl. Bergk, Poet. 40 
lyr. p. 878. Über das älteste Versmaß der 
Griechen. Freiburg 1854. Welcher, Kl. Sehr. 
p. 40 Anm. 83. 

Zweifellos war der Charakter des Liedes 
ein trauernder. Wenn es trotzdem bei fröh- 
lichen Anlässen, wie bei der Weinlese (Hom.) 
oder sv siXunivuig rs %of>oig rs etc. gesungen 
wurde, so erklärt sich dies leicht aus der Vor- 
liebe vieler Völker für melancholische Weisen 
selbst bei froher Stimmung. Man vgl. u. a. die 50 
ägyptische Sitte bei Herod. 2, 78. Plut. de Iside 
et Osir. 17. (Anders, aber nicht ausreichend, 
deutet Mannhardt, Wald- u. Feldkulte 2 p. 282 
diese Sitte.) Damit widerlegt sich auch Wel- 
ckers (KT. Sehr. p. 39 ff.) Erklärung der Worte 
poXiirj t Ivyfiw ts. Wenn Aristophanes bei 
Athen. 14, 10 meint, Linos sei nach Euripides 
sv svtv%si fioXnä gebraucht, so mag er wohl 
Hercul. für. 348 mifsverstanden haben, aber 
sein Versehen ist nicht unbegreiflich. — Nach 60 
Pöllux 1, 38 waren Xtvog Kai XtTVSQOrjg GHana- 
vscov mSal Kai yscoQyäv. — Das Mifsverständ- 
nis bei Athen. 14, 10 (Eustath. a. a. 0.), Epi- 
charm habe in der Atalante Linos als Weber- 
lied bezeichnet, ist längst von Welcher (Schul- 
zeitung 39) klargelegt. Schon lange ist mit 
Recht bemerkt worden, dafs das Lied wohl 
nur in der Melodie, im wiederholten ai Aivov 



bestanden habe. So konnte es allen mög- 
lichen Liedern als Anfang und Ende angepafst 
werden: aq^öasvot de Aivov iial Xrjyovzsg %a- 
Xiovaiv. Der Ruf ctiXivov ist sehr gewöhnlich, 
z. B. Aeschyl. Agam. 120. 137. 164. Soph. Ai. 627. 
Eurip.Hel.n^. Orest. 1395 etc.; daher auch al- 
Äivog als Bezeichnung des Liedes (z. B. Hesych. 
v. aüXivog; Tryphon bei Eustath. ad II. 21, 280 
u. a.), ja auch des Linos selbst. 

VI. Bedeutung des Namens. 

Schon die Alten sahen in dem Worte cel- 
Xivog etwas Fremdes, 8nh.nl. ad Eur. Orest. 1 395 
eiw&uoiv ol ßccQßagoi tov ai'Xivov sv äQ%rj 
&Qrivov Xsysiv. Dafs der Name eine Personi- 
fikation des semitischen Klagerufes ai lanu 
(lenu) — „wehe uns" ist, wird nicht bezwei- 
felt; vgl. Bruasch p. 18 ff. Baudissin , Studien 
zur s emit. Bdi^ionsgeschichte .1 _.._p,_3Ö2 .— 304; 
ebenso Maneros (Brugsch Vi.JLi)* der schon von 
Herodot mit Linos identifiziert ward. 

VU. Deutung des Mythus. 

Linos ist also semitischen Ursprungs und zu- 
nächst der „personifizierte Klagegeßang", wie 
Lityerses (s. d.), Ialemos, Evoia u. a.; dann der 
Repräsentant des sprossenden,blühenden Lebens, 
das dahinsterben mufs, des zarten Lebens der 
Natur, das der Gluthitze des Sirius (Hundes) er- 
liegt,(argivische Version), vgl. Schwende, Myth. 
d. Griechen p. 120. Daher das Totschlagen der 
Hunde zur Festzeit (vgl. die Sage von Thasos 
bei Hygin. 247 und Schol. Ovid. Ib. 479, sowie 
die römische Sitte bei Lyd. de mens. 3, 12. 
De ostent. 8 p. 26), das Hinsterben der Kinder 
in der ungesunden heifsen Zeit, dargestellt in 
der mordenden Poine und der Pest; daher das 
Lämmerfest und Sühnopfer, das dies Unheil 
abwenden sollte (Welcher, Kl. Sehr, p.17 denkt 
auch an Opferung von Kindern zur Beschwö- 
rung der Hitze). Psamathe ist wohl nicht, wie 
es meist geschieht, von ipäpuQ-og = Sand 
(Trauerzeichen) abzuleiten; es ist ein mehr- 
fach vorkommender Name von Quellen (auch 
in Theben, Plin. 4, 25): die aufblühende Vege- 
tation ist das Kind der Quelle. — Über die 
zahlreichen verwandten Sagen vgl. Welcher, 
Ambroseh, Preller, Mannhardt a. a. 00. — Mit 
Ialemos wird Linos geradezu identifiziert beim 
Schol. Orest. 1390. — Wenn aber Eustath. a. a. 0. 
(und Eudoh.) als letzten seiner 3 Linos „Nar- 
kissos" anführt, so ist dies ein arges Mifs- 
verständnis von Photius v. Xivov nach Theo- 
phrast, wo zweifellos Xigiov zu schreiben ist; 
der Fehler freilich kann schon von Photius 
stammen. Damit fallen alle weitgehenden 
Folgerungen, die daran geknüpft sind, be- 
sonders von Ambroseh p. 19ff. 

Linos' Tod durch Apoll infolge eines Wett- 
kampfes (theban. Version) stammt wohl erst aus 
einer, immerhin alten, Zeit, wo L. bereits der 
Sänger war, in dem jedenfalls noch ein nicht- 
griechisches Wesen durchgefühlt wurde (vgl. 
Thamvris). — Herakles ist wohl, wie öfters, 
der Stellvertreter Apolls, der Vollstrecker 
seines Willens (vgl. Müller, Dorier* 1 p. 349 f.). 



2063 Linos (in der Kunst) Litavi 2064 

„.,,,. . _ . „ Lips s. Libs, wo in Bezug auf die Wind- 

vm. Bildliche Darstellung. gött( f r am Tur ^ der winde in &ihen nach . 

l)VasedesPistoxenosimSchwerinerMuseum zutragen ist K. Purgold, Arch. Bemerk, zu 
(s. Sp. 2059/60). Der greise Linos lehrt den Claudian u. Sidonius 43 f. [Höfer.] 
jungen, schüchtern- aufmerksamen Iphikles das Liriope (AiQiönrj) = Leiriope (s. d.) Myth. 
Zitherspiel; hinter letzterem der junge Herakles Bat. 1, 186 p. 56 Bode. [Höfer] 
in trotziger Haltung, gefolgt von einer alten Litai {Anal), Personifikation der reumütigen 
häfslichen Wärterin (rsgotpacö oder 'Asgocpow Abbitten als der Töchter des Zeus (II. 9, 502 ff. 
[= rrjpo^o)? R.]). Das äufserst charakteristisch Orph. Argon. 109, wo sie faeotov Zrjvbg kovqixi 
und trefflich ausgeführte, in vieler Beziehung 10 heifsen; Qu. Smyrn. 10, 300 ff. Anth. 11, 361; 
interessante Bild ist publiciert in Ann. d. In. neben den'Egideg auch genannt Plut.amat. 18). 
1871 p. 86 ff. t. F (vgl. auch 1872 p. 305 nr. 2). Nach Homer a. a. O. hinken sie und schielen 
Schreiber, Bäderati. Tf. 90.9. Baumeister, Benkm. seitwärts; sie folgen der kräftigen und hur- 
tig. 2138; dazu Klein, Gr. Vas. mit Meisters. 2 tigen Ate, besorgt, deren Verschuldung wieder 
p.149. Smith im Journ.of Hell. stud. 1883 p. 106 gut zu machen. Wer die Töchter des Zeus 
Anm. 1. Hauser im Philol. 50 (N. F. 4) 2 p. 190 ehrt, den fördern und erhören sie; wenn sie 
Anm. 6. Hartwig, Griech. Meistersch. p. 375 f. aber jemand mit Härte zurückweist, so er- 

2) Münchener Vase nr. 371 bei Jahn: He- flehen sie von ihrem Vater Bestrafung des 
rakles erschlägt seinen Lehrer mit einem Stuhl- Frevlers. Über die Bedeutung dieser leicht 
bein; publ. von Jahn, Ber. d. sächs. Ges. d. 20 verständlichen allegorischen Züge handelt Eust. 
Wissensch. 1853 p. 149 ff. Tat'. 10. z. Hom. p. 768, 2 ff.; vgl. die Alxai (= AixuC) bei 

3) Vase aus Caere, Sammlung Campana, Hesych. Preller, Gr. Myth. 1, 438 und den Art. 
jetzt im Louvre, publ. An. e. Mon. 1856 t. 20 Ate. [Cornut. de nat. deor. 12 p. 37 f. Osann; 
und Jahn p. 95: Linos mit einer grofsen be- vgl. ebenda p. 261. Clem. Alex. p. 37c Sylburg. 
schriebenen Rolle lehrt den jungen Musaios Gramer, Anecd. Paris 3, 239, 32 ff.; s. auch 
(MOZAIOI). Litaios nr. 2. Höfer.] [Schirmer.] 

4) Relief des Mus. Pio-Clement. 4, 38 (Miliin, litaios (Attaiog), 1) auf einer im ionischen 
Gal. myth. 110,431. Gerhard, Beschr. d. Stadt Magnesia geschlagenen Münze des Kaisers Geta, 
Born 2, 2 p.206. Jahn a.a.O. p. 149 u.Taf.10,2), die den Apollon mit einem Lorbeerzweig in 
Linos als Zitherlehrer des Herakles. 30 der R. und dem Bogen in der L. darstellt, findet 

Die früher mehrfach hierhergezogene Vase sich die Umschrift Aacctog, die ohne Zweifel 

in Berlin (Levezow 855. Furtwängler 2210) hat auf Apollon zu beziehen ist, Mionnet 3, 152, 

sich in den Beischriften (Nike und Linos) als 664. Lambros in Oorr. hell. 2, 509 und ebend. 

gefälscht erwiesen, vgl. Furtwängler, Vasens. Anm. 4. Cavedoni, Bull. 1837, 41. Panofka, 

a. a. 0., woselbst die Litteratur. — Nicht über- Arch. Zeit. 3 (1845), 52 Anm. 11. [Nach 

zeugend ist die Beziehung auf Apoll und Linos Imhoof, Griechische Münzen p. 120 nr. 312 ist 

hei Müller-Wies., Benkm. 2, 139 a (auf einem ge- aber auf dieser Münze Zeus dargestellt und 

schnittenen Stein). Ebenso entbehrt Panofkas zwar mit der Beischrift AKPAIOC. Drexler.] 

Deutung einer Glaspaste (Arch. Zeit. 1845 — 2) Auf dem Revers einer Münze des Kaisers 

p. 196) der genügenden Begründung. — In der 40 Nero aus Nikaia befindet sich ein Altar mit 

Berliner Marmorgruppe nr. 53 wird jetzt mit der Inschrift diag Aixcttov, Gorr. hell. a. a. 0. 

Recht Anoll und der kleine Hermes (Rinder- 508f. PI. 24, 1. Das Epitheton bezeichnet den 

diebstahl) gesehen. [Apollon und Linos soll Zeus als den Vater der Litai (s. d.). [Höfer.] 

nach de Witte, Müdes sur les vases peints. Litavi (Dativ), keltischer Beiname des Mars 

Paris 1865 p. 91 auf einer nolanischen Amphora auf einigen in Cote-d'Or gefundenen Steinen, 

der Sammlung des Duc de Luynes, Krotopos welche Bob. Mowat (nach früheren nicht ganz 

und Linos nach demselben p. 92 auf einer sol- zuverlässigen Publikationen) in der Revue 

chen der Sammlung Torrusio dargestellt sein. archeologigue 1889 2 p. 372 und Lejay, In- 

Drexler.] [Greve.] scriptions de la Cote-d'Or (Bibl. de l'Ecole des 

Lipara (Atnäga), beigeschriebener Name 50 hautes-etudes 80. Paris 1889) nr. 1. 203. 204. 

einer der Hesperiden auf der Meidiasvase, '206 verzeichnen. Eine der Inschriften lautet: 

abg. Bd. 1 Sp.2602. Bd. 2 Sp. 287, woselbst AVG SAC | DEO MARTI CI ! C OLL VI ET 

weitere Litteraturangaben; vgl auch Bd. 1 LITAVI | P. ATTIVS PATERCVLVS | V S L M. 

Sp. 2598 Z. 12 Sp. 2600 Z. 14. [Höfer.] Desselben Stammes der Name des Aduers 

Liparas (Atnägag), Herrscher der liparischen Litavicus, Caes. bell. gall. 7, 37 u. ö'^auf wel- 

Inseln, der den flüchtigen Aiolos aufnahm, chen verschiedene Legenden gallischer Münzen 

Schol. Bionys. Per. 461; vgl. auch Eust. ad bezogen werden (LITA, LITAV); Buchalais, 

Dionys. a. a. 0. und d. Art. Liparos. [Höfer.] Bescription des me'daüles gauloises (Paris 1846) 

Liparos (MitctQOg), Sohn des Auson, Vater p. 115. 116. Hucher, L'art gaulois 1 pl. 2 n. 2. 

der Kyane, der Gemahlin des Aiolos, der, von 60 Bictionnaire archeol. Epoque celtique^ monnaies 

seinen Brüdern aus der Heimat vertrieben, gaul. nr. 67; (vgl. auch das Verzeichnis von 

nach der von ihm benannten Insel Lipara ge- A. de Barthelemy , Bevue celtigue 1 p. 293 ff.). 

flohen, später aber mit Hülfe des Aiolos nach Litavia bedeutet nach Glück, Keltische Namen 

Italien zurückgekehrt sein soll, wo er in der bei Caesar p. 120 das sich längs dem Meere 

Gegend von Surrentum als Heros verehrt wurde ausbreitende Land, das Küstenland (terra 

(Biod. 5, 7. Steph. Byz. v. Ainäga. Plin. n. h. litoralis), Litavicus (oder Litaviccus) danach 

3, 14, 93, wonach er der Nachfolger des Aiolos e terra litorali oriundus. Der Beiname des 

war). Vgl. Liparas. [Schirmer.] Mars ist also wohl ein topischer. Zu dem von 



2065 Lithesios Lityerses (Überlieferung) 2066 

Glück a. a. 0. p. 84 besprochenen Namen Aischylos' Perser 370 f.), können uns also nicht 
Convictolitavis (aus Caesar bekannt) füge als Zeugnis dienen. ^ 
man noch den Namen Litavicrari (Orts- 2. I. Von verschiedenen SeiteÄst die Li- 
name?) in dem von einem Gallier herrühren- tyersessage als Stoff für die Qsgiazai (T.G.Fr. 
den Testament bei Bruns, Fontes iuris Bomani p. 476) des Euripides vermutet worden, s. 
5. edit. p. 299. [M. Ihm.] Argum. Eurip. Med. säiSdx&rj snl JIv&oSwqov 
Lithesios (Ai4hqaiog), Beiname des Apollon, &q%ovtos oXvfinidäog aij' szsi ngäzm . . . zgizog 
Steph. Byz. Ethn. p. 416 Mein.: Ai&rjOiog, b Evgntiörjg Mrjäsia, ^iXo-nz-^zn, JiktvC, &sgi- 
'AuälXwv iv zä> MaXia Xi&cp ngoaiägvfisvog ßzaig aazvgoig. Vgl. Härtung, Euripides rest. * 
i*ci. 'Picevog 'HXianäv 'zgizeo.' Wide, Lakon. 10 1 p. 374. G. F. Hermann, Archäol. Zeitung 
Kulte -p. 71 denkt an das lakonische Vorgebirge N. P. 6 (1848) S. 237. Jahn ebd. 11 (1853) 
Malea. Nach Meineke, Anal. Alex. p. 185 f. S. 167. Euripides hat auch die eng ver- 
stammt der Beiname von dem der Sage nach wandte Busiris- und Syleussage in einem 
von einem gewissen Maleas erbauten Stein- Satyrdrama behandelt; den Chor des Stückes 
dämme (Xföog) vor dem Hafen von Phaistos. müssen (Satyrn als) Schnitter gebildet haben, 
Statt Malta ist nach Lobecks (Aglaoph. p. 586 und dafür bietet schwerlich eine andere grie- 
Anm. m) von Meineke gebilligter Vermutung chische Sage einen gleich passenden Anlafs. 
der Genetiv Malsa herzustellen. [Drexler.] Die Hypothese darf als durchaus gesichert 

Lithophoros (Ai&oq>ögog), auf einer im Dio- gelten. 
nysostheaterzuAthengefundenen Sesselinschrift, 20 3. Von der übrigen, auf Sositheos (II.) 

Bulletino 1862, 116, 6, 3. C. I. A. 3, 296, zurückgehenden Überlieferung trennt sich, wie 
steht Isgsmg Xid-ocpögov; es ist fraglich, ob Mannhardt richtig bemerkt hat (S. 5), ein 

hierin der Name eines Gottes oder Heros Ai&o- Excerpt bei Pollux 4, 54 p. 155 Bkk. : all 

cpögog enthalten ist. Dittenberger C. I. A. a. a. O. Atyvnzioig fihv b Mavsgmg yswgyiag svgszrjg, 

z. d. St. stimmt der Ansicht Vischers bei, dafs (lovamv (la&rjzrig, Aizvsgeag äs $gv^iv 1) ol 

mit tsgivg Xi&ocpögog das Amt eines Priesters ä' avzbv Miäov naläa slvai Xiyovaiv, slg 
gemeint sei, ebenso wie er in dem isgscog nvg- tgiv äs äfirjzov 7CQOY.alovfi.svov (taazi- 
yögov Ig äxoonöXscos, G. I. A. a. a. O. 264, nicht yäaai zovg sväiäövzag, ßiaioxsgm äs d fin- 
den Priester eines Heros oder Gottes Tlvgcpogog, zr\ nsginscövza &dvazov ica&stv 2) oi äs 
sondern einen isgsiig itvgcp6g,og erblickt. 30 HganXsa ysysvfjO&ai zbv dnoKZSLvavta avzov 

[Höfer.] Isyoveiv. 3) yäsxo äs b dorivog itsgl zag uXcog 

Litros (At'zQog), Führer der Kyprier und «al zb frsgog ini Miäov nagafiv&ia. Lityerses 
Begleiter des Dionysos auf seinem Zuge nach ist danach Sohn des Midas, läfst eine Heraus- 
indien, Nonn. Bionys. 13, 432. [Höfer.] forderung zum Wettmähen ergehen (an wen?), 
Lityerses (Aizvsgerjc, u^/__). pflegt die Unterlegenen durchzupeitschen, bis 
Litteratur: Von Altern bes. Welcker, Kl. ihm ein gewaltigerer Mäher — nach einigen 
Sehr. 1, llff.; die früheren Darstellungen sind Herakles — das Handwerk legt. Das würde 
verarbeitet und ersetzt von W. Mannhardt, etwa der Inhalt der euripideischen 'Schnitter' 
Wald- und Feldkulte 2, 282 — 286. Mytholo- gewesen sein; doch wäre die Notiz nicht aus 
gische Forschungen lff.; für die litterarhisto- 40 diesem Stück allein abzuleiten; Euripides wird. 
rischen Probleme B. Beitzenstein , Epigramm — nach einer alten Herdklee? — , wie im 
undSkolion. Busiris und Syleus, dem Herakles die ent- 
scheidende ßolle zugeteilt haben (2). Die 
A. Die Überlieferung. ers * e Partie (!) i 8 * die einfachste erreichbare 

Form der Legende; sie wird aus einem Schrift- 
1. Das älteste sichere Zeugnis ist nach steller stammen, der Lokalüberlieferungen auf- 
Mannhardt u. A. eine Stelle aus den 'Aya&ot: nehmen konnte (Xanthos?). 
des Pherekrates bei AthenAO ^.ithe {=C. A.Fr. i. II. Genauer bekannt ist ein verwandtes 

1 p. 145 K.) in dem bei Aelian wiederholten Satyrdrama, der Jdtpvie n Aixvsgerjg des Sosi- 
Verzeichnis der dörjrpdyot. (Var. hist. 1, 27). 50 theos ans Alexandreia Troas, eines Mitgliedes 
Vorher überliefert Athen, allerdings ein auf der tragischen Pleias von Alexandrien (Suse- 
Lityerses bezügliches Fragment; dafs aber die mihi, Griech. Litteratur d. Alexand. 1, 270 f.). 
Pherekrates- Stelle nicht auf denselben däy- Ein anonymer mythographischer Traktat (Kata- 
yäyog geht, zeigt die Einleitungsformel zoiov- löge verwandter Gestalten), zuletzt bei Wester- 
zög sazi %al b nagu ^egstigäzsi ij Ezgäzziäi ytzX. mann, Mythogr. p. 346, hat uns aus einer ge- 
Die 'Aya&oi gehören zu den griechischen Schla- lehrten, wohl auch von Athenaios 10 p. 415. 
raffenkomödien, in denen solche Genüsse und Tzetz. CHI. 2, 595 u. a. benutzten Sammel- 
Leistungen mit Vorliebe ausgemalt werden (Zie- schrift charakteristische Stücke jener Dich- 
linski, Die Märchenkomödie in Athen S. 23 ff.). tung und ihre Hypothesis erhalten (s. Her- 
Das Fragment hat mit Lityerses nichts zu thun. 60 mann, Opusc. 1, 59 ff. Welcker, Die gr. Tragödie 
Mit mehr Berechtigung könnte man Phrynichus 3,1256. Tr.Gr.Fr.rj.82lf.Nck.*): Aizvsgarjg 
fr. 13. T. G. Fr. p. 723 N.* zd ys /ifiv %sCvia Miäov vlbg rötfos, ov ö 'HgaKlrjg dvsiXsv övxa 
äovaag (so ist zu schreiben), Xöyog mansg Xs- kuho&voV rjvdyiia^s ydg zovg £ivovg ayv&i- 
yszai, | Ölsaat, Kanozsfisiv b£h %ulv.«> Kfqpa- gtgsiv avzm, sha svto%£>v unsnscpüligs, 
luv auf die Enthauptung der Fremden durch zd äs aäftaza sxöiiigsv ev zoig ägäyfia- 
Lityerses beziehen. Aber die Verse lassen civ ras ■nagalsloyiafisviav (= V. 21). •iazogsl 
sich auch in den Persertragödien des Dichters zavza v.azd usgog Hcoeißi-og iv dacpviäi, Xsymv 
passend unterbringen (vgl. Herodot 7, 35 und ovzmg- — 5. 'zovzm KslaivaC nazgig, dg%ala 



2067 Lityerses (Überlieferung) Lityerses (Überlieferung) 2068 

noXig | MiSov ysgovzog . < . | ovtog 8' sksIvov einer Wette auf Leben und Tod, keine Rede, 

ttaig jtaxaL nXaetbg vo&og . . . | 6 str&si psv sondern Lityerses schlägt hinterlistig selbst 

ägtcov tgsW oi>o«s Kav&rjUovg kzX. (als Beleg auf dem Felde den Fremden das Haupt ab; 

der däärjyayia bei Athenaios und Lykophron wenn 0. Jahn deshalb eine Lücke bei Sositheos 

ausgeschrieben) ] sgyä^stai ä' iXaypa ngbg ta annimmt, so vergifst er, dafs Lityerses bei 

aitia (im Gegensatz zu der älteren Fassung). | Sositheos keineswegs als tüchtiger Schnitter 

oypov •S'sptgat . . . | %cozav_ zig sX&r/ S-eivog »j geschildert war. In dem Serviusscholion sind, 

nags^in | cpaysiv HäcoKsv sv rs K.ans%6gtaasv | wie auch der zwiefache Name für die Geliebte 

Kai tov nözov ngovzsivsv äg kv sv &igsi j des Daphnis zeigt, mehrere Quellen zusammen- 

itXsov cpfrovsiv ydg toig &avov\isvoig oxvsf. | 10 geflossen; der Sositheos - Text ist also nicht 

15. sniezaxäv ol Xfja (? ol'Srja Hds.) Maiäv- nach ihm zu korrigieren, sondern mufs als der 

Sgov goaig | Kagnsvpatmv ägSsvtd SaipiXsi reinere Vertreter einer selbständigen Über- 

nötcp | tbv afdpofMjxjj nvgbv rjKovrjfisvrj | dg- lieferung gelten. 

irr] •frspijsr tbv £svov Ss Sgdyfiati] | 20. avtm 8. III. Zu diesen beiden Hauptstücken 

HvXtoag v.gatbg dgcpavbv tpsgst | ysXmv &s- kommen einige kürzere Notizen aus helleni- 

Qiarijv äg avovv rjgiezrieev' . | oti 8' dns&avsv stischer Zeit, die Manrihardt in ihrer Bedeu- 

v<p' 'HQaxXsovg tpj]al Xiycov: '&aväv fisv slg tung unterschätzt hat. Theökrit 10, 41 &äcui 

MaiavSgov sggitprj iioSög \ waitsq eoXog zig. 8rj Kai zavza tu zw &slw Aitvsgaa: darauf 

r\v 8' b Sionsvßocg avriq . . . tlg ydg dv&' folgen durchaus volkstümlich gehaltene Bauern- 

'HgaKXsovg'. 20 regeln, die also als Verse des Lityerses gelten. 

6. Über die sprechenden Personen und die Vgl. das Sehol. zu der Stelle: ovtog b A. . . . 

Art, wie Sositheos die Daphnissage mit der v69og toi MISov ... zovg nagiövtag täv 

Lityersessage verband, läfst Mannhardt S. 9 ££va>v evw%äv rjväyKags &sgl£siv (ist' av- 

den Leser im Unklaren. Aber schon Otto Jahn, rov' sitae sansgag dnozsfivwv avzcöv ras 

Hermes 3 (1869) S. 180 ff. hatte eine von Mann- KscpaXäg tb Xoiitbv cäna sv toig Sgdypaai 

hardt übersehene Tradition nachgewiesen, die avvsiXäv ySsv. ^HgaxXfjg 8s ... zovzov dno- 

diese Punkte aufhellt, Serv. zu Verg. Bucol. Ktslvag sggiipsv slg tbv MaiavSgov nozapöv. 

8, 68: alii hunc Daphnin Pimpleam amasse "O&sv Kai vvv ol ftsgiatal Kazu $>gvyiav aSov- 

dieunt , quam cum a praedonibus raptam eiv avzbv syKcaiii,cc govzsg äg dgiazov 

Daphnis per totum orbem quaesisset, invenit so frsgiaztfv, mitBezugauf Theökrit Eust. p.1164, 

in Phrygia apud Lityersem regem servien- 10.1236,60. — 9. Phot. v. Altvsqouv (aus einem 

tem, qui hac lege in advenas saeviebat, ut cum Lexikon): a>8r\v tiva tjv aSovaiv ol &eai£ovtsg, 

multas segetes haberet, peregrinos advenientes äg . . tbv Aizvigeav üvaKaXo-öfisvoi- tjv 8' ovzog 

secum metere faceret victosque iuberet oeeidi. MCSa vibg ro^ros, oIkcov 8s sv KsXaivaig . . . zovg 

seä Hercules miseratus Daphnidis venit ad naowvtag Tjvayv.a%,sv evv avzm fteoigeiv, slza 

regiam et audita condicione certaminis anoKOTtzoav zag KsrpaXccg zw Sgsnävm, zb Xoi- 

faleem ad metendum aeeepit eaque regi ferali Ttbv eätia toig Sgäyfiaoiv svsiXtov rjSsv dvrj- 

sopito metendi carmine caput ampu- pe^ij Ss vnb 'HouKXsovg. r\ 8s ci8rj ßaoßaoog' 

tavit. ita Daphnin a periculo liberavit et ei ^gvysg yag avtrjv r/Sov. Aus einem ähnlichen 

Pimpleam, quam alii Thaliam dieunt, reddi- 40 Artikel verkürzt Hesych. s. v. Aitvsgaag. — 

dit, quibus dotis nomine aulam quoque regiam 10. Phot. s. Aizvsgarjg' sl8og codijg, MsvavSgog 

condonavit. — 7. Für den Schlufs vgl. Schol. (fr. 264. G. A.Fr. 3 p. 76 K.) . . "AtSoyta^ Ai- 

Theocr. 8 argum. (vgl. Schol. 8, 93) Etoßi&eog zvsgarjv an' dgiatov tscog' Mi'Sov äs rjv b A. 

8s Aatfviv (slg $gvyiav ol8sy ysvöpevov,*) — vnb 'HganXiovg (wie der vorhergehende 

i><p' ov viKTj&rivai MsvüXkbv aSovta Tlavbg Photius - Artikel mit kleinen formellen Ab- 

[■xal Nvytopäv] Kgivavtog, yapri&rivai äs avtcö weichungen), slg tipriv 8s rov Mi8ov &sgwtt- 

©dXsiav. 'AXi^avägog 8s (prjoiv b AltcoXbg vtco Kog vpvog sn' avzm avvsts&r]. Wörtlich gleich 

dcicpviSog fiafrsiv Magavav zfjv avXrjziKTjv. Für Suidas s. v. Aizvegarjg. 

die Daphnissage (Stoll oben Bd. 1 Sp. 957 ff. Diese Zeugnisgruppe (III) erzählt die Le- 

hat nicht einmal die Darlegungen Pohde's ver- 50 gende fast ebenso, wie die vorhergehende, 

wertet und ist auch sonst veraltet) sei jetzt nimmt aber ausdrücklicher Bezug auf das Li- 

auf die anregende Untersuchung Beitzensteins tyerseslied und kennt den Lityerses selbst als 

a. a. 0. S. 193 ff. 243 S. verwiesen. Klar ist, trefflichen Schnitter und Sänger; doch erzählt 

dafs Daphnis der Sprecher der oben mitge- sie von dem Wettkampfe _ ebensowenig, wie 

teilten Bhesis ist; dafs er, als berühmter die Sositheos - Excerpte. Über Aixvsgar\g als 

Sänger, das Carmen ferale vortrug und dem Name des Liedes vgl. Apollodor Schol. Theokr. 

Herakles dadurch die Arbeit erleichterte (vgl. 10, 41 . . . täv fi-sgiozäv taSr) Aitvsgaag. Pol- 

die Rolle des Kadmos beim Typhoeuskampfe, lux 1, 38 Alvog 8s xai Attvsgarjg Gxuituvscov 

Nonnos 1, 410 ff., oben Sp. 847). Wahrschein- äSal Kai yscogymv. Pollux oben nr. 3. Athen. 
lieh haben in dem Stücke des Hellenisten 60 14 p. 619 a. 

nicht Satyrn, sondern Schnitter den Chor ge- 11. Von einem Verhältnis des Daphnis zu 

bildet. In einem Punkte freilich stimmt das Lityerses wissen die meisten mythographischen 

Serviusscholion nicht zu dem Fragmente des Artikel nichts. In der That kann es nicht be- 

Sositheos. Bei Sositheos ist vom Wettkampf, zweifelt werden, dafs der Hirtenheros erst in 

„, „ . . . .,,.,, ^ . der Alexandrinerzeit, wahrscheinlich von Sosi- 

*) So etwas wird zu ergänzen sem : Meineke setzt eine „ -.. T , . #.-t._j. • . 

Lücke hinter J<i<p m , Nauci u. a. scheinen den Text für theos , m Ale Legende eingeführt ist; wenn 

unversehrt zu halten; die Klammer um r.a\ Wvfiifmv nach Mannhardt auch diesen Zug für alter hielt, 

Bücheier, Rhein. Mus. 39, 275. da der Dichtung dieser Zeit „die schöpferische 



2069 Lityerses (Deutung) Lityerses (Deutung) 2070 

Kraft in hohem Mafse abging" (S. 9), so unter- ätiologische Tendenz den Träger der Sage 
schätzt er die Hellenisten. Das ferale Carmen, geschaffen hat, so wird sie auch bei der Bil- 
durch das der Unhold gelähmt wird , nrafs düng der Sage selbst der mafsgebende Faktor 
Daphnis gesungen haben (so schon 0. Jahn gewesen sein. 'Deuten' ist in solchen Fällen 
und jetzt auch Meitgenstein S. 259), es ist also nichts anderes, als die Bräuche und Anschau- 
gleichfalls eine Erfindung des Sositheos. Über- ungen nachweisen , für welche die Legende 
haupt ist es fraglich, ob die mythographischen eine Erklärung bieten will. 
Notizen unter III nur auf Sositheos zurück- 16. Es ist bemerkenswert, dafs zwei schon 
gehn, wie Manriharät annahm. — 12. Wenn von Mannhardt verglichene Parallelsagen gleich- 
bei Theohrit und in einigen Sätzen der Scholien 10 falls von Euripides behandelt und aus einer 
xm&LexiJca der &siog A. als Ideal des strammen altenBera&Zeeentlehntsind(s.ob.Sp.2066,12ff.). 
Mähers, als aqiarog &sqiaxrjg und Erfinder des Busiris opfert die Fremden oder die 'Vorüber- 
Schnitterliedes gilt, so scheint hier die ältere, gehenden' {Apollod. 2, 5, 11. Agath. F. H. Gr. 
oben vermutungsweise dem Euripides vindi- 4, 291), um einen Mifswachs abzuwenden, und 
eierte Form der Sage vorausgesetzt zu werden, Syleus zwingt die Vorübergehenden (srapioV- 
bei der eine Mähwette die Entscheidung brachte ; ras, Apollod. 2, 6, 3), seinen "Weinberg umzu- 
auch das Singen des Unholdes wird in die vor- graben, bis Herakles ihnen das Handwerk legt 
hellenistische Form der Sage gehören. Theohrit (Eurip. fr. 313ff. p. 452f. N. fr. 687ff. p. 575ff.; 
hat entweder ohne Kenntnis des sositheischen s. v. Wüamowitz, Eur. Serakies 38. 315 f.). Es 
Dramas, also vor Sositheos, oder — was dem 20 sind also Griechen, wahrscheinlich Dorier, die 
Vf. weniger wahrscheinlich ist — im Gegen- diese Legenden geprägt haben; Herakles pafat 
satz zu ihm geschrieben; dafs er mit seinem trefflich unter die Bauern und Winzer, ist er 
Milon Sositheos gemeint habe (Beitzenstein 241), doch selbst der Vorsteher der lakonischen 'Eq- 
ist auch hiernach nicht wahrscheinlich. — yüzsia. Man kann daher, obgleich das Wort 
13. Bei Sositheos (II) ist aus dem jtafs des AuvseGys barbarisches Gepräge trägt, nicht 
Midas, dem &siog A., ein vö&og von unbe- einmal mit Sicherheit behaupten, dafs die 
kannter Mutter geworden, der sich nur durch übrigen Elemente der Legende barbarisch sein 
seinen riesigen Appetit auszeichnet; dafs ein müfsten; in diesem Punkte geht Mannhardt 
richtiger Prinz mit der Sense hantierte, mochte zu weit. — 17. Dem ganzen Zusammenhang 
dem Hellenisten als angsTieg erscheinen. Seine so nach haben wir die in der Legende verarbeiteten 
Arbeitsleistungen stehen zu seinen Fourage- Voraussetzungen in alten Erntebräuchen 
ansprächen in keinem Verhältnis. Wenn ein zu suchen. Leider läfst uns hier die antike 
Fremder vorbeigeht, bewirtet er ihn mit einem Litteratur, die freilich auch unter diesen Ge- 
Henkersmahle, dann veranlafst er ihn, mit aufs sichtspunkten noch nicht durchgearbeitet ist, 
Feld zu gehen und ihm beim Getreideschneiden im Stiche. Um so ergiebiger ist die von 
zu helfen, haut ihm dabei den Kopf ab, bindet Mannhardt erschlossene moderne Überliefe- 
den Körper in eine Garbe und wirft ihn in rung: Für die ältere Form der Legende — 
den Maiander, wie Mannhardt 'S. 8 f. richtig Wettmähen und Auspeitschen des Erlahmenden 
aus der Erwähnung des Flusses V. 16 und der (nr. 3) — hat Mannhardt schon in den Wald- 
Strafe des Unholds geschlossen hat. — 14. Dafs 40 u. Feldkulten 2, 166 Analogieen nachgewiesen; 
diese ausführliche Form der Legende schon wie in dem 3. Kapitel der Myth. Forschungen 
vom attischen Theater ausgebildet sei {Mann- ausgeführt ist, ist das Auspeitschen des zurück- 
hardt S. 9), ist nicht wahrscheinlich, und würde bleibenden Mähers noch jetzt stehende Sitte 
unmöglich sein, wenn wir das Schweigen Theo- (s. bes. S. 146), und auch die antiken Feld- 
hrits richtig gedeutet haben. Über Sositheos kalte kennen ähnliche Begehungen (S. 115 ff.; 
führt keine sichere Spur hinaus. Aber die in Abzug kommt aber der schwerlich richtig 
überaus wunderlichen Einzelheiten , die wie behandelte Demeter - Festbrauch S. 121 ). In 
etwas Bekanntes und Selbstverständliches er- dem „Letzten" sah man nach Mannhardt den 
zählt werden, sind schwerlich Erfindung des Vertreter des Korndämons; dem ursprünglichen 
hellenistischen Dichters. Er hat sie entweder 50 Sinne nach entsprach die Ceremonie, die Mann- 
aus einer gelehrten Sagensammlung, oder — hardt S. 154f. ausführt, dem Schlagen mit dem 
wozu er seiner Herkunft nach wohl imstande Februum. Auch wer sich dem ganzen inein- 
war — aus kleinasiatischer Volksüberlieferung andergreifenden System seiner Deutungen nicht 
herübergenommen. anschliefst, wird doch den Wert der gebotenen 

Einzelbelege anerkennen müssen. 

B. Zur Deutung. 18> Nocü überzeugender und durchsichtiger 

15. Lityerses war ein Schnitterlied; wie mit ist die Deutung der zweiten Legendenversion, 

Bormos, Maneros und Linos (s. d.) scheint man wie sie Mannhardt, Myth. Forsch. 18 ff. 60 ff. 

mit dem Namen sowohl eine volkstümliche gegeben hat. Nach niederdeutscher wie nach 
threnodische Weise, wie die bei der Arbeit ge- 60 fränkisch - schwäbischer Sitte wird der letzte 

sungenen Improvisationen bezeichnet zu haben; Schnitter, oder ein vorübergehender Fremder 

die Überlieferung nimmt darauf Bezug, indem (S. 32 ff.), hie und da auch der Gutsherr in eine 

sie bald von einem Threnos nach dem Tode Garbe eingebunden; an seinen Hals legt man 

des Lityerses , bald vom Singen des Lityerses die Sense oder den Dreschflegel und singt ent- 

bei und nach der Arbeit spricht. Der Name sprechende Verse dazu, z. B. 'Wir wollen den 

des Liedes wird von einem Eponymos , einem Herrn bestreichen Mit unserm blanken Schwert, 

Heros abgeleitet, wiederdesLinos(s.d.),desBori- Womit man Felder und Wiesen schert.' Jetzt 

mos, des Maneros, des Hymenaios. Wenn also löst sich der Betreffende aus der nicht gerade 



2071 Lityerses (Deutung) Locheia 2072 

behaglichen Situation mit einer Gabe. Ur- etruskisch erklärten lituus (Etrusker 2 ' S. 211 f.) 

sprünglich aber ging er einer noch fataleren berührt. [0. Crusius.] 

Prozedur entgegen. In Tirol und Kärnthen Livicus, Livius oder Livix? In der von 
taucht man die eingebundene Person, nach deren Freudenberg in Jdhrbb. des Vereins v. Alterth.- 
L'änge die Halmlänge der nächsten Aussaat Freund, im Eheini. 39/40 (1866) S. 181 f. nr. 2 
vorausbestimmt wird, in den Inn oder den und Brambach, C. I. Bhen. 463 in folgender 
Dorfbach; dadurch meint man eine gute Ernte Form mitgeteilten, jetzt verschollenen Wid- 
förs nächste Jahr zu erwirken. Hier gilt der mungsinschrif't Apollini. Livici. j Cn. Cornelius j 
Hauptakteur ganz unverkennbar als Vertreter Aquilius Niger | u. s. w. schwankt die Über- 
des Kornes, als „Kornalter", wie der volks- 10 lieferung bei dem Beinamen des Apollo aufser 
tümliche Terminus lautet; seine angedeutete der angeführten Form zwischen Livic und Livio 
Tötung ist die Vollendung der Ernte, seine (vgl. die Angaben bei Freudenberg und Bram- 
Wassertaufe ein Regenzauber für das kom- back a. a. 00., wo auch die übrigen Publika- 
mende Jahr. Die zweite Form der Lityerses- tionen der Inschrift aufgeführt sind). Danach 
legende deckt sich so vollständig und in so nahm man einen Apollo Livius an (OreUi 2021 
vielen Gliedern mit diesem Erntedrama, dafs mit Eckhart, De Apolline Granno S. 8, als 
man zweifellos das Recht hat, ähnliche Bräuche topische Gottheit, deren Beinamen von dem 
für sie als Grundlage vorauszusetzen. — 19. Her- Orte Linn [zwischen Kaisers werth und Her- 
vorgehoben sei zum Schlufs, dafs unsere For- dingen am Rhein] abzuleiten sei, aufgefafst; 
derung, in den Bericht des Sositheos die Mäh- 20 J. Becker in Jahrbb. d. V. v. A.-F. im Bhlde. 
wette nicht einzuschieben (nr. 7), durch diese 17 [1851] S. 168 'Schutzgottheit der gensLivia'; 
Nachweise eine willkommene Bestätigung er- zweifelnd Freudenberg a. a. 0. und Brambach im 
hält. Die Aufforderung zum Wettmähen hat Index S. 380 s. v. Apollo), oder e. Apollo Livicus 
nur in der ersten Form der Legende (nr. 3) (E. Sersog, Gälliae Narbonensis prov. rom. 
eine verständliche Beziehung. An ihre Stelle Tiistoria. Lips. 1864. Appendix S. 149 nr. 653) 
tritt in der zweiten Form das Heranlocken der oder einen Apollo Livix (Soltzmann, Deutsche 
itaQiövTsg durch gastliche Bewirtung, an die Myih. Leipz. 1874 S. 79 : 'Dabei ist an das Bad 
Stelle der Bufse der heimtückische Überfall. Leuc zu denken; vielleicht zu gothisch lekeis 

20. Nur ein Zug der sositheanischen Le- Arzt'; zweifelnd Brambach im Index a. a. 0.). 
gende findet in den bei Mannhardt überreich- 30 [Der Dedikant Cn. Cornelius Aquilius Niger 
lieh beigebrachten modernen Erntebräuchen ist leg(atus) leg(ionis) I Mfinerviae) p(iae) 
kein Gegenbild: die Bewirtung des Fremden; ffidelis) item proconsul provinciae Galliae Narbo- 
der Hinweis auf „die Efslust, die in allen nensis item sodalis Hadrianalis. 'An Livius 
Zeiten und Zonen die unausbleibliche Folge hält auch fest Glück, Keltische Namen bei 
kraftverzehrender Erntearbeit gewesen sei", Caesar p. 106. da Livius ein gallischer Name 
genügt nicht (S. 18). Gerade hier aber _ läfst ist, li ir. = color, aplendor, also Apollini Livio 
sich vermutungsweise ein Stück antiker Über- = Apollini splendido. Vgl. Zeufs, Gramm. 
lieferung einfügen. Für die dritte horazische Celt? p. 20. 57. M. Ihm.] [R. Peter.] 
Epode von den schlimmen Wirkungen des Livor, der personifizierte Neid bei Claudian. 
ländlichen Knoblauchgerichtes hat man meist 40 in Bufinum 1, 28ff.: glomerantur in unum || 
die Hypothese in Bereitschaft, dafs Maecenas innumerae pestes Erebi, guaseumque sinistro\[ 
dem Horaz die Schüssel vorgesetzt oder zu- nox genuit foetu; nutrix Discordia belli, || im- 
geschickt habe; aber der Schlufs, der das be- periosa Farnes, leto vicina Senectus, \\ impa- 
weisen soll (V. 18), widerlegt es. Wo Horaz tiensque sui Morbus, Livorque seeundis anxius 
das furchtbare Gericht hat geniefsen müssen, etc. Vgl. Invidia und Phthonos. [Höfer.] 
zeigt V. 4: o dura messorum ilia: als Guts- Lixo? Einen Gott dieses Namens nahm man 
herr, bei den Schnittern auf seinem Felde. Hat auf Grund der Inschriften OreUi- Sensen 5897 
er sich der Sitte gefügt, die verlangte, dafs (Bagneres- de -Luchon) Lixoni deo Fab. Festa 
am letzten Erntetage der vorübergehende Guts- v. s. I. m. und Bevue archeol. ann. 13 Bd. 2 
herr die Kost der Schnitter teilte und mancherlei 50 (1860) S. 487: Deo Lixoni Flavia Bufi, f. Pau- 
verwandten Schabernack über sich ergehen lina v. s. I. m. an. Es hat sich jedoch ergeben, 
liefs? Diese Hypothese kann aber umsomehr dafs auf der ersten dieser beiden Inschriften 
Anspruch auf Beachtung erheben, als Soraz Ilixoni steht, und dafs die zweite eine Fäl- 
Sat. 1, 7, 28 auf einen verwandten Wein- schung ist, vgl. oben Sp. 119 s.v. Ilixo und 
gärtnerbrauch anspielt (Mannhardt S. 53 f., die daselbst angegebene Litteratur. Merimee (an 
wo Aristoph. av. 507 nachzutragen ist). Ist dem s. v. Ilixo a. 0. S. 65) erwähnt eine weitere 
das zutreffend — und Vf. hat so erklärt, ehe Fälschung mit dem Namen Lixo. [R. Peter.] 
er auf das Zusammentreffen mit der Lityerses- Lixo* (Ai^og), Sohn des Aigyptos und der 
sage aufmerksam geworden war — , so haben Nymphe Kaliadne, dem die Dana'ide Kleodora 
wir hier das Vorbild für das Henkersmahl, 60 als Gattin zufiel (Apollod. 2, 1, 5). [Schirmer.] 
das der mythische Schnitter dem Fremden zu- Lobes (Aöß-qs), Sohn des Astakos (s. d.). 
kommen läfst. Lobrine s. Kybele Sp. 1653 und Mater 

21. Alles in allem ist Lityerses das Proto- magna. 

typ des Schnitters mit seinen Liedern und Locheia, -ia (Ao%sia, -Ca), 1) Beiname der 

Bräuchen. Eine überzeugende Etymologie des Artemis als der Geburtshelferin, Orph. hymn. 

wahrscheinlich barbarischen Wortes ist noch 36, 3. Eur. Suppl. 958. Iph. Taur. 1097. Blut. 

nicht gelungen; denkbar ist es, dafs der erste Symp. 3, 10, 3. Luc. Dial. mer. 2, 3 (sv^aito 

Bestandteil sich mit dem von 0. Müller für zy Ao%sCa). Creuzer, Meletemata p. 28. Menan- 



2073 Locus sanctus Lokalpersonifikationen (älteste) 2074 

dros bei Spengel, Ehet. Graec. 3, 404. Aristid. — Der Plural Aöyoi erscheint — gleichfalls 

or. 1 p. 9 Bindorf; vgl. or. 2 p. 21. Bio Chrys. personificiert — bei Theodor. Hyrtak. bei 

or. 7 p. 269 B.; vgl. "A^xspig ■ ■ lo%eCr\g paia, Boissonade, Anecd. Graec. 1, 265. [Höfer.] 

Anth. Pal. 9, 46. 'A^xtpidog Xo%lav %u§us, ebend. Loimos (/fotfiog), die Pest als unheilbringen- 

9,311. äSCvmv y.siXi%m 'AqxsjuSi, ebend. 6, 242. der Gott gedacht (xäg xov äicoxgoitalov &sov 

— Ao%Cu steht absolut C.I. Gr. 4, 7032. 'Aqxs- Aoifiov xsigag äno%aiXvuv), Eust. ad Hom. II. 

(iiSi Xo%ela xä svaeysxiäi, C. I. Gr. 1, 1768 56,26. [Höfer.] 

= Newton, Anc. greek inscr. Brit. Mus. 2, 164; Lokalpersonifikationen, Ortsgottheiten. 

vgl. auch Gauer, Bei. 1 289. Collitz, Bialektinschr. Unter Lokal- oder Ortsgottheiten werden 

2, 1473. Eine Inschrift aus Gambreion in der 10 die göttlichen Personifikationen des Meeres, 

Nähe von Pergamon erwähnt einen vecbg zfjg der Flüsse, der Quellen, der Erde, Länder, 

'A^xspiäog t% Ao%iag, C. I. Gr. 2, 3562 = Bitten- Gegenden, Inseln, Ortschaften, der Berge und 

berger, Bylloge 470 p. 658 = Antike Skulpturen vereinzelt auch die einiger anderer Örtlich- 

in Berlin 1176 p. 455; auf einer Grabinschrift keiten, wie der Wege, Plätze, Häfen und 

aus Neapolis Boiorum 'Agtsfiitog nctXiig, zoip- Bergwarten zusammengefafst. Gemeinsam . ist 

<f6$ov, Xo%£rjg, Corr. hellen. 9 (1885), 519, und ihnen allen, dafs sie an die bestimmte Ört- 

vielleicht ist auch die Inschrift aus Halmyros, lichkeit, welche sie verkörpern, fest gebunden 

Corr. hellen. 15 (1891), 566 nr. 6, zu [!4ot]sf«6\ sind, und dafs sie gewöhnlich, wenn über- 

[Ad]%i-Ca zu ergänzen, vgl. Bevue arch. 19 (1892), haupt, auch nur an dieser selbst göttliche 

411. Lochia Biana, Gruter, Inscr. 1011, 3. Vgl. 20 Verehrung geniefsen. 

ferner Plato, Theaet. 18 s p. 149 b. Eur Hipp Ursprung und Entwicklung 

166 wo sie »low heifst, und Bd 1 Sp 572 dep ^^^ von Ortsgottheiten. 

Z. 47 ff. Nach dem Schol. rec. Pmd. Ol. 3, 54 .. & .*° 

(AQtifiidi) xjj ÖQ&ovoy rüg yvvainag iv xä *• Altere Gottheiten. 

toxstöI. ecpoQog yäg Xo%sCag ist der Beiname Eigenschaften und Thätigkeiten, die eigent- 

Orthosia (s. d.) = Xo%siu, vgl. auch Baunack, lieh nur lebenden Wesen zukommen, auf die 

Studien «69. — 2) Vgl. Aristid. or. 2 p. 21: 17 leblose Natur zu übertragen, ist der Mensch 

plv "AQTspig Xo%la Talg aXXaig iaziv, avzrj überhaupt geneigt; vor allem aber legt der 

{'A&jjvä) Se xy 'Aqtejjnöi Xo%Ca 3190s tag noch nicht prüfend erwägende Geist der Natur- 
yovag V &sog ysysvrjxai. [Höfer.] 30 Völker, ebenso wie der des Kindes, den Dingen 

Locus sanetns als Name eines göttlichen seiner Umgebung unmittelbar die Eigenschaft 

Wesens erscheint in der Inschrift G. I. L. 8, des Lebens bei, sobald sie irgend eine Thätig- 

10589 (Bordj Eheläl) Baribus Aug. et Loco keit auszuüben scheinen. Es ist dies der Stand- 

saneto Primus Aug. lib. u. s. w. und auch punkt des Märchens, in dem alle Dinge noch 

das. 2605 (Lambese) Loco sancito Genio vici empfinden, reden und handeln, und der Dich- 

sacru[mj. [R. Peter.] tung im allgemeinen, wenn sie von der Per- 

Locntins s. Indigitamenta u. Aius L. Bonifikation Gebrauch macht. 

Loebasins, angeblich sabinischer Name des Erst auf einer höheren Stufe der Entwick- 
römischen Gottes Liber (Serv. Georg. 1, 7 ; vgl. lung gelangen Naturmensch und Kind zu der 
Paul. p. 121. Placid. Corp. gloss. 6, 30, 9), s. ob. 40 Erkenntnis , dafs bei jeder Thätigkeit eine 
Sp. 2022. [Wissowa.] wirkende Kraft vorhanden sein mufs, welche 
"Logismos (Aoyionög), die personificierte Be- für beide aber auch nur dann erkennbar ist, 
rechnung, zusammen mit Tokos (Zins) Wächter wenn sie von belebten Wesen ausgeht, da 
des Plutos, Luc. Tim. 13. [Höfer.] sich alle Kraftquellen anderer Art ihrem Ver- 

Logios (Aöyt.og), Beiname des Hermes (s. d.) ständnis entziehen. Durch einen notwendigen 

als des Gottes der Rede, steht absolut bei Luc. Analogieschlufs werden sie deshalb dazu ge- 

Apolog. 2: xä Aoylm dvoopsv ; vgl. Luc. Gall.2: führt, für jede Kraftäufserung ein lebendes 

'Eqjiov . . Xcdiozdzov Kai Xoyuozärov &scöv Wesen als Urheber vorauszusetzen, auf dessen 

ccTtüvtcov. Aristid. or. 2 p. 22 Bindorf. Creuser, besondere Art sie aus der Beschaffenheit der 
Melemata p. 32 ; vgl. Orph. hymn. 28, 3 'Egfislcc 50 Kraftwirkung im einzelnen Falle schliefsen. 

.. Xöyov &vqxolai nqocpijza. Vgl. Böm. MM. 7 So ruft das Gebrüll (s. ob. Bd. 1 Sp. 1489, 10 

(1892), 226. [Höfer.] und ßoa Zy.ä[t,avSgog, Eurip. Troad. 29), der 

Logos (Aöyog), die personificierte Rede in wilde Lauf (s. ob. Bd. 1 Sp. 1489), die unbän- 

deni bekannten Wettstreit zwischen dem A. dige, die Erde aufwühlende Kraft und die be- 

di-Actiog und A. "Adixog bei Arist. nub. 889 ff. fruchtende Wirkung (s. ob. Bd. 1 Sp. 1488, 7ff.) 

Bei Bio Chrys. or. 1 p. 68 B. ist der A. 'Ogftög des Bergstromes den Glauben hervor, dafs ein 

gleich •dem als lo%vQÖg avfa, itolibg »al psya- Stier (auch wohl ein Rofs oder Eber; s. Ken- 

XötfQoiv gebildeten Nöpog, und Menandros bei tauren IX und Erymanthischer Eber unter Hera^- 

Spengel, Bhet. Graec. 8, 341 sagt jjöj; äs Kai kies im Anhang), bei dem man dieselben Eigen- 
rjpsig xov Aöyov zov Ai hg däsXqiov ävsitXd- 60 Schäften beobachtet hat, Urheber dieser Thätig- 

cafisv, mg iv ri&Mij avvötpsi; vgl. Schol. Aristid. keit des Wassers sei und in diesem seinen Wohn- 

pro Quatuorvir. 1 p. 173 Jebb. Znzsize, wäg sitz habe (vgl. die Stiergestalt der Flufsgötter, 

Xiysv zov Tiäva Xöyov, rj Xöyov dSsXcpöv. Bd. 1 Sp. 1489, 6 ff.), während ein in Win- 

Xcyofiev, ort xa itavxa 8iä Xöyov ovvsazrj. xa düngen zischend dahinfliefsender Bach die Vor- 

Ö£ nüvxa iaxl 6 näv däsX(f>bg £qcc 6 Iläv Stellung erweckt, als ob er einem schlangen- 

xov Xöyov. jiäXXov de 6 näv Xöyog, Siö iial artigen Wesen seine Lebensthätigkeit verdanke 

'Eqjiov vibg 6 Xöyog 6 £vre%vog, kuI kuqcc (s. ob. Bd. 1 Sp. 1489, 27. 1490, 2). 

&£ov8i,Sö(i,£vog elg'tociäsvaiv (s. Plat. Erat. 408). Doch die Kraftäufserung ist eine gröfsere, 



2075 Lokalpersonifikationen (älteste) Lokalpersonifikationen (jüngere) 2076 

als sie- bei einem gewöhnlichen Stiere und der- Seilenos, Okeanos, jGaia u. s. w.), während 
gleichen vorkommt, auch dauert sie länger man in die Vulkane feueratmende (Typhoeus, 
fort als ein solcher lebt, deshalb schreibt man Giganten) oder mit Feuer arbeitende Gewalten 
diesem Flufsstier übernatürliche Gröfse und (Kyklopen, Hephaistos) versetzte. Andere Berge 
Kraft, sowie unbegrenzte Fortdauer zu; damit zeigten an sich zunächst keine Eigenschaften, 
wird aber sofort aus dem Stiere der stier- die sie als belebt erscheinen liefsen, und so 
gestaltige Flufsgott , zunächst freilich noch werden sie in älterer Zeit auch nur als Wohn- 
ohne höhere geistige Macht. Doch sobald ort der Nymphen aufgefafst, welche die auf 
diese Stufe einmal erreicht ist, empfindet man, ihnen entspringenden Quellen sowie die Lebens- 
dafs ein Wesen, welches in körperlicher Be- 10 kraft der auf ihnen wachsenden Bäume und 
Ziehung das menschliche Mafs überragt, auch Pflanzen überhaupt verkörpern. Daneben er- 
geistig nicht unter dem höchst entwickelten scheinen allerdings einige besonders hohe Berge 
irdischen Wesen, dem Menschen, stehen kann. als Träger des Himmels, und obwohl auch diese 
Damit beginnt die Beilegung menschlicher Thätigkeit nicht notwendig Belebung voraus- 
Eigenschaften , die sich zwar anfangs noch setzt (vgl. Find. Pyth. 1, 19: %i<av 8' ovquvCu 
den tierischen einfach anreihen (ausgedrückt <svve%si, vufösad' Ahva), so wird doch Atlas, 
durch die Bildung des Tierkörpers mit Men- dem Hauptvertreter derselben (s. unt. Sp. 2109 f.), 
schenantlitz, s. Bd. 1 Sp. 1489, 60 ff.), aber mit menschliche Gestalt verliehen, wie ja auch 
dem zunehmenden Verständnis für die alles die Germanen die Berge als Riesen dachten 
Tierische weit überragenden Vorzüge des 20 (E. H. Meyer, Germ. Mythol. § 206 ; vgl. Alpos 
menschlichen Wesens führt dies notwendig oben Bd. 1 Sp. 2861 f.). 
zur vollen Vermenschlichung der ursprünglich ^j.xj.1- 
in tierischer Gestalt vorgestellten Götter, eine 2 - Jüngere ürtsgottheiten. 
Entwicklungsstufe, wie sie uns in den hörne- Bei der Entwicklung der älteren Reihe 
rischen Gedichten bereits entgegentritt (s. ob. von Ortsgottheiten stimmt naturgemäfs das 
Bd. 1 Sp. 1487, 19). , Geschlecht des Namens der betreffenden Ört- 

Einfacher ist der Gang, wenn von Anfang lichkeit mit dem ihres göttlichen V#rtreters, 
an die vermeintliche Thätigkeit des Natur- des ihr innewohnenden Lebewesens, überein, 
gegenständes sich aus menschlichen Eigen- weil beide derselben Form der Anschauung 
schatten zu erklären scheint, wie dies bei den 30 ihr Dasein verdanken. So sind sämtliche no- 
Nahrung spendenden Quellen und dem junges- zctfioi als Männer, die Kqrjvai oder nriyal als 
Leben hervorbringenden, fruchtbaren Erdboden Mädchen (ivüfujpat), yuia. als Frau gebildet, 
der Fall gewesen sein dürfte, die man sich während oqos ein Neutrum ist, da man sich 
deshalb als jugendkräftige Frauen gedacht die Berge ursprünglich in der Regel unpersön- 
hat (s. Gaia und Nymphen und vgl. den Ge- lieh vorstellte. Nachdem aber die naiv gläu- 
brauch von Ihjyr) als Frauenname, C. I. Gr. bige, mythenbildende Zeit geschwunden war, 
1195. 4, 9109). Bei diesem Gang der Ent- wurden in der Periode des Hellenismus, dem 
wicklung ist es selbstverständlich, dafs die jetzt hervortretenden Hang zum Sentimentalen 
Gottheit von dem Naturkörper, dessen Lebens- entsprechend, nach dem Vorbild jener älteren 
äufserung sie vertritt, nicht getrennt werden 40 Ortsgottheiten in der Dichtung sowohl wie in 
kann, dafs sie mit demselben entsteht und der bildenden Kunst neue Gestalten ohne wirk- 
vergeht und überhaupt sein Schicksal teilt. liehen Glauben an ihr thatsächliches Vorhanden- ' 
Mit der versiegenden Quelle stirbt deshalb die sein geschaffen, indem man bewufst und ab- 
Nymphe, durch Regulierung und Überbrückung sichtlich die Hauptmerkmale gewisser Örtlich- 
des Flusses wird der Flufsgott selbst gefesselt. keiten persönlich gedachten Wesen beilegte, 
— Doch hier trennt sich das Schicksal der sie dieser Vorstellung entsprechend gestaltete 
Ortsgottheit von dem der übrigen Götter. Das und sie so künstlich mit Hülfe des eigenen 
Hauptmerkmal des ihr zu Grunde liegenden überströmenden Gefühls belebte, wie man ja 
Naturkörpers ist die unverrückbare örtliche auch früher schon bei erregterer Empfindung 
Gebundenheit, die trotz aller sonstigen Ahn- 50 (vgl. z. B. Sophokl. Aias 856 ff. Philokt. 1452 ff. 
lichkeit jedeifeeinzelnen Flufs, Quelle, Gegend, Oed. tyr. 1391 ff.) geneigt gewesen war, Ort- 
Berg von allen anderen gleicher Art bestimmt lichkeiten und andere unpersönliche Dinge 
unterscheidet. Deshalb bleibt auch die Orts- menschlichen Denkens und Handelns (s. unten 
gottheit an der Scholle haften; es bildet sich Sp. 2079. 2082. 2108f.) für fähig zu halten. So 
nicht eine alle Flüsse u. s. w. belebende Gott- personificierte man jetzt auch die Berge, und 
heit, sondern ein ganzes Heer von Flufs-, zwar wurden sie, jedenfalls wegen ihres mehr 
Quell-, Berggöttern und Lokalgenien, die sich an männliche Eigentümlichkeiten erinnernden, 
hauptsächlich nur durch ihren Aufenthaltsort rauheren Charakters, unter Anlehnung an das 
von einander unterscheiden. Vorbild der in den Bergen wohnenden Flufs- 

Je augenfälliger aber die scheinbare Lebens- 60 götter als ältere oder jüngere Männer gebildet, 
thätigkeit eines Naturgegenstandes ist, desto wie ja ebenso die Eigennamen der meisten 
früher wird er der Phantasie Veranlassung bieten, Berge männlichen Geschlechtes sind, weiblich 
eine Gottheit dafür auszubilden. Die charakte- benannte Gebirge aber wurden, offenbar zu- 
ristischen Merkmale des Lebens sind nun Be- gleich in Rücksicht auf ihre Quellen, Wälder 
wegung, Thätigkeit und Fruchtbarkeit, und und Weideplätze, als Nymphen aufgefafst. 
so erhalten auch die Flüsse, Quellen, das Meer Aus der Gestalt der Gaia gingen nunmehr 
und der fruchtbare Erdboden zunächst be- durch Beigabe von unterscheidenden Merk- 
lebende Gottheiten (s. Flufsgötter, Nymphen, malen mancherlei Art die Vertreterinnen der 



2077 Lokalpersonifiiationen (jüngere) 

einzelnen Länder, Inseln und Stadtgebiete 
hervor, so dafs bei jeder Klasse von Orts- 
gottheiten zwei Entwicklungsstufen zu unter- 
scheiden sind: 

1) Die eigentlich mythischen Ortsgottheiten, 
welche für die Menschen ihrer Zeit reales und 
persönlich - individuelles Leben besafsen und 
der schöpferischen Thätigkeit gläubiger Phan- 
tasie ihr Dasein verdanken; 

2) die mit dem Schwinden des alten Glau- 
bens in hellenistischer Zeit sich aus den ersteren 
entwickelnden oder nach Analogie derselben 
durch reine Verstandesthätigkeit gebildeten 
Lokalpersonifikationen, welche hauptsächlich 
auf Gemälden und Reliefs an Stelle der für 
die Künstler jener .Zeit noch nicht real dar- 
stellbaren Landschaft zur Andeutung des Schau- 
platzes der vorgeführten Handlung Verwendung 
finden, daneben aber auch besonders auf Münzen 
als symbolische Vertreter von Ländern und 
Städten gebraucht werden. 

Die Scheidung dieser beiden Klassen ist bei 
Gestalten der bildenden Kunst nicht immer 
leicht durchzuführen; jedenfalls sind aber Orts- 
gottheiten als wirklich mythische Personen zu 
betrachten, sobald sie selbstthätig in die dar- 
gestellte Handlung eingreifen. Erscheinen die- 
selben dagegen als blofse Zuschauer, die etwa 
nur durch Hebung der Hand andeuten, dafs 
sie an einem Ereignis inneren Anteil nehmen, 
so ist eine sichere Entscheidung nicht zu treffen, 
da die Ortsgottheit selbstverständlich bei jedem 
beliebigen Vorgang, der sich in ihrem Bezirk 
abspielt, als Zuschauerin anwesend gedacht 
werden kann, und diese Vorstellung auch 
historisch den Übergang der einen Klasse in 
die andere vermittelt. 

Zuweilen findet sich noch eine dritte Art 
von Vertretern von Örtlichkeiten, wenn diese 
in Form der Metonymie durch ihre mythischen 
Gründer (vgl. z. B. Korinthos, Taras, Zakynthos, 
Trinakos; s. Bd. 1 Sp. 2473, 46 ff.) oder die in 
ihnen hauptsächlich verehrte Gottheit bezeich- 
net werden, wie dies z. B. bei Athen immer 
der Fall war, offenbar weil Athene in ihrer 
späteren Auffassung als Göttin des Weisheit 
und Tapferkeit der Personifikation der «unter 
ihrem Schutze stehenden Stadt selbst voll 
entsprach. *) 

Ott freilich bleibt es überhaupt zweifel- 
haft,' ob die eponyme Heroine oder die Per- 
' Bonifikation einer Stadt oder eines Landes 
gemeint ist, besonders da erstere_ ganz all- 
mählich durch Beigabe der für die Örtlichkeit 
oder ihre Bewohner charakteristischen Zeichen 
in die Form der abstrakt gefafsten Ortsgöt- 
tinnen übergehen, wenn nicht etwa, wie bei 
Kyrene (s. d.), die Verflechtung mit wirklichen 
Mythen auf diesen Vorgang hemmend einwirkt. 
Da also die Vertreter von Flüssen und Quellen 

*) So erscheint sie auf einem Urkundenrelief aus 
dem Jahre 356 v. Chr. neben der die Stadt Neapolis ver- 
tretenden Artemis - Parthenos bei Schoene, Griech, Reliefs 
nr. 48 und ähnlich ebenda nr. 49. 50. 53. 54. 62. 94. Ebenso 
vertritt aber Herakles die Stadt Heraklea (ebenda nr. 52 
und 113?) und Apollon Apollonia (C.I.Gr.l nr. 90). Vgl. 
auch das Fragment eines Reliefs, welches die etruskischen 
Bundesstädte darstellte, im Lateran (Benndorf u. Schoene 
nr. 212 S.130ff. Selbig, Führer durch Rom 1, 650). 



Lokalpersonifik. (i. d. Sprache etc.) 2078 

am frühsten und vollständigsten zu wirklichen 
Gottheiten geworden sind, so müssen sie als 
eigentlich mythische Wesen für sich besonders 
behandelt werden, wie dies in den Artikeln 
Acheloos, Camenae, Flufsgötter, Föns, Nym- 
phae, Lymphae u. s. w. geschieht. Lediglich 
ihre Verwendung als Lokalbezeichnung würde 
hier zu betrachten sein, gerade die Flufs- und 
Quellgottheiten hat aber O. Schultz in seiner 

10 Monographie über die Ortsgottheiten in so her- 
vorragendem Mafse berücksichtigt, dafs ich nur 
das, worin ich ihm nicht beistimme, gelegent- 
lich zu erwähnen brauche. Sonst möchte ich 
noch auf die lehrreiche Zusammenstellung 
der auf griechischen Münzen dargestellten 
Flufsgötter bei Head, Hist. nwm. S. 801 f. hin- 
weisen. — Eine Mittelstellung nehmen die 
Personifikationen des Meeres ein, die deshalb 
auch schon unter Amphitrite, Thalassa und 

20 Qkeanos besprochen werden. Nach einer kurzen 
Übersicht über diese mufs ich dagegen näher 
auf die Vertreter der Länder, Inseln, Städte, 
Berge, Wiesen, Häfen, Wege und dergleichen 
eingehen, da diese bis jetzt nirgends ausführ- 
lich und im Zusammenhang behandelt worden 
sind. 

Personifikation von Örtlichkeiten 
in der Sprache, Dichtung und der bil- 
„„ denden Kunst. 

Uralte Vorstellungen bewahrt die Sprache 
fast unverändert in ihren Bildern und Redens- 
arten, und immer wieder schöpfen besonders 
die Dichter aus diesem reichen, seit Urzeiten 
aufgespeicherten Schatze, daher sich aus den 
in der griechischen und römischen Dichtung 
auftretenden Metaphern, abgesehen von ein- 
zelnen subjektiven, aber eben deshalb meist 
auch rasch wieder verschwindenden Neubil- 

40 düngen, die Anschauungsweise, die das Denken 
dieser Völker in ihrem Kindheitsalter beherrscht 
hat, wie in einem Spiegel erkennen läfst. So 
beweisen eine grofse Anzahl Dichterstellen, in 
denen eigentlich nur lebenden Wesen zukom- 
mende Eigenschaften Örtlichkeiten verschie- 
denster Art beigelegt werden, dafs die persön- 
liche Auffassung von Naturgegenständen dem 
Geiste der alten Völker zu allen Zeiten eine 
durchaus natürliche war. Unbestimmt und in 

50 flüchtigen, vielfach wechselnden Umrissen ge- 
zeichnet ist das Bild, welches sich durch die 
Beilegung von personifizierenden Attributen 
füs die einzelnen Örtlichkeiten ergiebt, deut- 
lich aber tritt das allen Dichtern gemeinsame 
Streben hervor, auch die umgebende Natur 
als ihresgleichen zu erfassen und sie an der 
eigenen Empfindung teilnehmen zu lassen. 
Ihre natürlichen Eigenschaften und ihre Thä- 
tigkeit wird nach dem Vorbild des eigenen 

60 Wesens innerlich motiviert, so dafs sich, da 
diese Erscheinungen selbst unveränderlich sind, 
für jede solche örtlichkeit und ihren persön- 
lichen, mit ihr in der Vorstellung wechseln- 
den Vertreter ein fester und bleibender Cha- 
rakter herausbildet, der dann auch der vollen 
Personifikation, wenn sie sich von der Örtlich- 
keit gänzlich losgelöst hat, für immer anhaftet. 
Bei Betrachtung der einzelnen örtlichkeiten ist 



2079 Lokalpersonifikationen (Meer) Lokalpersonifikationen (Meer) 2080 

daher auch auf diese poetische Personifikation ideale in ihren Formen erläutert. München 1893 

Rücksicht zu nehmen. S. 68ff.: Die Personifikationen d. Meeres in grie- 

chischer Plastik) als reine Verkörperungen der 

A. Das Meer. Örtlichkeit nur dann zu betrachten, wenn sie 

Bei Homer schwankt die Vorstellung noch einem Vertreter des festen Landes gegenüber 
zwischen dem wirklichen Meere und der Meer- erscheinen. So werden Amphitrite und Posei- 
gottheit hin und her. Gewöhnlich ist der don mit Hestia verbunden (s. Bd. 1 Sp. 320,21 ff.), 
Okeanosstrom das Weltmeer selbst, zugleich und Okeanos (s. d.) lagert häufig, besonders auf 
aber doch &smv yeveoig (IL 14, 201. 302; vgl. Sarkophagreliefs, der Gaia gegenüber (s. Bd. 1 
246. 7, 99; vgl. Verg. Georg. 4, 382) und oft 10 Sp. 1584, 57 ff. und vgl. Cohen, Med. imp* 2 
auch ein völlig persönlicher Gott (s. Okeanos) ; S. 232, Adrien 1503) ganz in der bei Flufs- 
mit deutlichem Wechsel der Anschauung wird göttern gebräuchlichen Auffassung (siehe Bd. 1 
Eurynome (11. 18, 399) eine Tochter dipofäoov Sp. 1492f.), nur wird er stets als bärtiger Greis 
'Slxeuroto genannt. Ebenso werden der Am- dargestellt, auch durch Anker, Delphin und 
phitrite in der Odyssee nur solche Eigen- Krebsscheren von den Flufsgöttern geschieden 
schaffen und Thätigkeiten beigelegt, die auch (Cohen, Med. imp. 2 2 S. 198, Adrien 1109). Im 
dem Meere selbst zukommen (s. Bd. 1 Sp. 318 Schofse der Tethys ruht er auf einem Sarko- 
Z. 28 ff.). Pontos, Pelagos, Thalassa und Hals phagrelief mit Parisurteil bei Bobert, Die ant. 
bezeichnen dagegen bei Homer nur den Natur- Sarkophagrel. 2 Tf. 5, 11 S. 16. Der Aiyutos 
körper; das Meer selbst aber erhält mittelst 20 itovtos trägt als knieender Riese die um- 
poetischer Personifikation Busen (II. 21, 125 herirrende Leto auf der Schulter nach Delos 
u. öfter), Rücken (Od. 4, 560 u. ö.) und Nabel (Sarkophagdeckel in der Villa Borghese, Arch. 
(Od. 1, 50); es brüllt (II. 1, 482. 14, 394 u. ö.) Zeit. 27 1869 Tf. 16 S. 2lff.; vgl. Robert 
und freut sich (11. 13,29; vgl. Catull. 31, 13). Bei im Arch. Jahrb. 5 1890 S. 220 f. Hermes 22 
Hesiod ist jedoch nicht nur Amphitrite (Iheog. 1887 S. 460 ff. Overbeck, Kunstmyth. Apoll. 
243. 254), sondern auch Pontos (Theog. 131 f. S. 369 f. Heibig, Führer durch Born nr. 914; 
233) bereits eine wirkliche Gottheit geworden. s. unt. Sp. 2118 u. Abbild. 5). Früher deutete 

Nach der Anschauung der älteren Lyriker man auch die Figur T (nach Michaelis) im 

und Tragiker hat das Meer Arme (Aesch. Choeph. Westgiebel des Parthenon als Thalassa, seit- 
586 u. ö.) und Nacken (Fers. 72); es klagt (Pin- so dem jedoch die nackte Gestalt auf ihrem 

dar fr. 113) und lacht (Theogn. 9. Aesch. Prom. Schofse als Jüngling erkannt worden ist, wird 

90; vgl. Satyrios in der Anth. Pal. ed. Bubner diese Benennung hinfällig (Overbeck,, PI. 3 1 

10, 6), ist taub (Alkman fr. 6; vgl. Ovid Met. S. 297. Petersen, Die Kunst d. Pheidias S. 193. 

13, 804. 14,711. Herold. 8, 9. Ars am. 1, 531) Walz, Progr. d. Sem. Maulbronn 1887 S. 31. 

und hört (Eurip. Med. 29); es plaudert (Anakr. Furtwängler im Arch. Anz. 1891 2 S. 70f.). 

fr. 90), ruft (Eurip. Herc. für. 1296) und schweigt Eine der Ge Kurotrophos gegenübersitzende 

(Theokr. 2, 38), seufzt (Aesch. Prom. 432. Soph. Thalassa will aber Br. Sauer, Das Göttergericht 

Aias&lö; vgl. Verg. Aen. 3, 555), ist stolz (Aesch. über Asia und Hellas in „Aus der Anomia" 

Agam.liO; vgl. Ovid Met. 11, 524 ff.), verschwört S. 110 Tf. zu S. 96 ff., in der Figur 10 des Re- 
gien (Aesch. Ag. 651), wird besänftigt (Soph. 40 liefs vom Ostfries des Niketempels (Bofs, Tempel 

Aias 674) und schläft (Aesch. Ag. 566). der Nike Apteros Tf. 11) erkennen, obwohl sie 

In hellenistisch-römischer Zeit wird endlich nur als lang bekleidete, stehende Frau von 

auch Thalassa (s.d.) völlig personificiert, sodafs kräftigen Formen charakterisiert ist (vgl., je- 

sie zur Mutter der Teichinen und der Aphro- doch Pallat, Arch. Jahrb. 9 (1894) S. 22). Sicher 

dite wird. Bei den Dichtern aber erhält das bezeichnet tritt Thalassa als Statue erst im 

Meer dann auch Lippen (Antip. Sid. in der Weihgeschenk des Herodes Atticus zu Korinth 

Anthol. Pal. ed. Dübner 9, 407) und Antlitz auf, \»o sie aufserdem an der Basis in Nach- 

(Verg. Aen. 5, 848); es murmelt ( Verg. Aen. 10, ahmung der den Erichthonios emporhaltenden 

212. 291) und fürchtet sich (Anyte in der Anth. Gaia die Aphrodite als Kind auf den Armen 
Pal. 9,144. Val. Flacc. 2, 201. Verg. Aen. 1, 280. 50 trägt (s. Bd. 1 Sp. 320, 40ff.), sonst kommt auch 

3, 673. 10, 210); ist unempfindlich (Philodem. sie regelmässig in der bei Ortsgottheiten ge- 

in der Anth. Pal. 5, 107, 5. Philipp. Thess. wohnlichen Lagerung vor, durch Ruder und 

ebenda 9, 267, 5), erbarmungslos (Diodor. Sa^d. Delphin kenntlich gemacht; vgl. z. B. die 

in der Anth. Pal. 7, 624) , zornig (Horat. carm. Phaetonsarkophage bei Matz - v. Duhn, Ant. 

3, 4, 30. 9, 22. Ovid Met. 14, 471 u. sonst oft), Bildw. in Born 2, 3315. Fröhner, Not. d. I. 

grausam (Ovid Met. 11,701), feindlich (Julian sculpt. ant. du Louvre 1, 21, 425 S. 390. Auf 

"in d. Anth. Pal. 9, 398), übermütig (Xenokrit. Münzen von Corycus (Head, Hist. num. S. 602), 

ebenda 7, 291), trügerisch (Antip. Sid. ebenda Perinthus (Catal. Thrace S. 157) und vielleicht 

7, 407. Verg. Georg. 1, 254) und lügnerisch auch auf solchen von Iotape (Head S. 603) hat 
(Senec. Ag. 558), aber auch wieder mitleidig 60 sie Krebsscheren am Kopf, Ruder und Schiffs- 

(Plato el. 12 Bergk. Horat. ep. 1, 1, 84. Ovid knauf in den Händen. 

Met. 5, 557), sanft (Verg. Aen. 5, 848) und treu Als ftulaiTai werden von Philostrat. im. 1,27 

(Antip. Sid. in d. Anth. Pal. 7, 289). Endlich S. 402 Kayser, der wirklichen Farbe des Meeres 

erzeugt es auch die Seetiere (Verg. Georg. 3, entsprechend, grünlich - blau gefärbte Nymphen 

541; vgl. Tacit. Germ. 17); vgl. poixüv rr^v (yluvy.ee yivaia; vgl. Heibig, Wandgem. nr. 1184) 

üälazxav bei Xenoph. Hell. 1, 6, 15. bezeichnet, wie ja auch Horaz (Carm. 3, 28, 1) 

In den Werken der Kunst sind die Meer- von dem grünen Haar der Nereiden, Ovid (Ars 

gottheiten (vgl. H. Brunn, Griechische Götter- am. 1, 224. Met. 11, 158) von der coma caerula 



2081 Lokalpersonifik. (Erde, Länder etc.) Lokalpersonifik. (Erde, Länder etc.) 2082 



des Tigris und des Tmolos redet. Ebendahin 
gehört der männliche gehörnte Kopf (eines 
Flufsgottes?) mit blauem Gesicht und lauch- 
grünem Haar im Karlsruher Museum (Ar eh. 
Anzeiger 1890 1 S. 2), denn alles dies beweist, 
dafs der Künstler die Eigentümlichkeiten des 
Meeres selbst an der Meergottheit hat zum 
Ausdruck bringen wollen. Demgegenüber sind 
die den Isthmos bespülenden Meere (Phüostr. 
im. 2, 16 S. 419 Kayser) als schöne, heitere 10 
Frauen gebildet. 

Endlich ist eine reine, nicht mythisch auf- 
gefafste Personifikation des Meeres in der neben 
Gaia, der Luftgöttin (s. d.) gegenüber auf einem 
Meerungeheuer sitzenden Nymphe mit flattern- 
dem Gewände und Kranz in den Locken auf 
einem hellenistischen Relief in Florenz (Dütschhe, 
Ant. Bildwerke in Oberitalien 3, 353 S. 175 f.) 
zu erkennen, während auf dem ähnlichen kar- 
thagischen Relief im Louvre (Schreiber, Hell. 20 
Belief bilder Tf. 31. Fröhner, Not. d. I. sculpt. 
ant. du Louvre 1, 21, 414 S. 381; vgl. Arch. 
Zeit. 16 1858 Tf. 119, 2 und 22 1864 Tf. 189, 
sowie oben Bd. 1 Sp. 1575) das Geschlecht der 
entsprechenden, in ein schleierartiges Gewand 
gehüllten Figur den Abbildungen nach zweifel- 
haft bleibt. Heydemann, 12. Hall. Winckel- 
mannsprogr. S. 15 sieht in ihr einen triton- 
artigen Meergott; da jedoch der Unterkörper 
im Wasser verborgen ist, kann man von einem 30 
Fischschwanz nichts bemerken. 

Bei späteren Dichtern findet sich künstlich 
durch blofse Metonymie die erste Stufe der 
Anschauung wieder häufig vertreten, sodafs 
der Name der Gottheit für das Meer selbst 
gesetzt wird: Amphitrite (s. Bd.l Sp.318,49ff.); 
Thetis (Verg. bue. 4, 32. Mart. 10, 30, 11. Stat. 
silv. 4, 6, 18. Claudian 33, 149 u. ö.); Nereus 
(Ovid Her. 9, 14. Met. 1, 187. Tibull. 4, 1, 58. 
Butan. Phars. 1, 554. 2, 588. 713 u. sonst oft). 40 

B. Erde, Länder, Inseln, Ortschaften, 
a) Personifikation in Dichtnng und Sprache. 

Der Hauptgrund für die Personificierung 
der Erde und ihrer einzelnen Teile ist ihre 
Fruchtbarkeit, die man als eine wesentliche 
Eigenschaft des Lebens kannte. S.o entwickelte 
sich gewifs schon zu einer Zeit, als man sich 
noch nicht auf den Ackerbau verstand, in 50 
Griechenland die Vorstellung von den in dem 
Wachstum der Bäume und Wiesen wirksamen 
Nymphen (s. d.), in Italien diejenige von der 
zahllosen Schar von Ortsgenien ( siehe Bd. 1 
Sp. 1622). In dem trockenen Süden ist nun 
die natürliche Fruchtbarkeit eines Ortes durch 
die Bewässerung bedingt; und so erhalten diese 
Ortsnymphen oft den Namen der Quelle selbst, 
wie z. B. Kamarina(s. o. Sp. 943), Larissa, Mesma, 
Trikka; oder man legt ihnen auch, da sie sich so 
eben nur durch ihren Aufenthalt von allen 
übrigen ihrer Art unterscheiden, den Orts- 
name.n ohne weiteres als charakteristische Be- 
zeichnung bei, wie dies unter anderen bei 
Nemea, Messene, Aigina (s. d.), Ortygia, Li- 
para, Euboia (s. d.), Kerkyra (s. d.), Thebe, 
Harpina (s. d.) der Fall sein mag. 

Beim Auftreten des Ackerbaus erhält dann 

Koscher, Lexikon der gr. u. röm. Mythol. 11. 



auch die sich im Ackerland zeigende Frucht- 
barkeit ihre persönliche Vertreterin, sodafs 
die gsiScoQos &QOv<fa selbst den Erechtheus 
gebiert und den Otos und Ephialtes ernährt 
(Hom. II. 2, 548. Od. 11, 308 f.), oder das 
schwarze Ackerland, die yij piXuivu, zur Mutter 
der olympischen Götter wird (Solun bei Bergk, 
Poet, lyr. 3 fr. 36, 3), die der Ackerbau treibende 
Mensch ermüdet (Soph. Ant. 338; vgl. Eurip. 
Ion 542). Da nun aber die einzelnen Strecken 
des fruchtbaren Erdbodens nicht so scharf wie 
etwa die Flüsse und Quellen von einander ab- 
gegrenzt sind, so konnten die Vorstellungen 
der das Leben der einzelnen Ortlichkeiten ver- 
tretenden Wesen infolge ihrer Ähnlichkeit unter 
einander auch leicht zu der von ganze Länder 
belebenden Gottheiten und endlich zu der Ge- 
samtvorstellung einer einzigen mütterlich schaf- 
fenden Erdgottheit, der Gaia (s. d.), zusammen- 
fliefsen. Aber noch hei Homer scheint die 
Personificierung der letzteren nicht über die 
erste Stufe, auf der man sich der vollen Gleich- 
heit des Naturkörpers und der Gottheit stets 
bewufst war, hinausgekommen zu sein, da weder 
die Erwähnung von Söhnen der Erde (Od. 7, 324. 
11, 576), noch die Anrufung derselben als Schwur- 
zeugin (II. 15, 36; vgl. 14, 272. Od. 5, 184) eine 
andere Auffassung nötig macht. Und auch 
später legen die Dichter, aus deren Darstel- 
lung man die in der Anschauung des Volkes 
selbst lebenden Vorstellungen erkennen kann, 
mit demselben Doppelsinn sowohl dem ge- 
samten Erdboden als seinen einzelnen Teilen 
wohlwollende (Pindar Ol. 7, 64. Aesch. sept. 
17. 901. Suppl. 20. Ag. 411. Eurip. Phoen. 939. 
Tibull 1, 3, 62. 3, 3, 6) oder schlimme Gesin- 
nung (Eurip. Ion 919. Simm. Bhod. in d. Anth. 
Pal. 15, 24, 4) und überhaupt Verständnis bei 
(Eurip. Herc. für. 369. Agath. in d. Anth. Pal. 
9, 631. Val. Flacc. 1, 69. Ovid. Met. 14, 2. 
Aetna 84. Seneca Thyest. 633), sodafs er auch 
jetzt noch als Zeuge angerufen wird (Eurip. 
Hipp. 1025. Phoen. 626. Ardb. in d. Anth. P. 
16, 39, 3. Horat. carm. 2, 1, 30. Prop. 3, 11, 63), 
und alle anderen Eigenschaften belebter Wesen 
werden auf die Erde in ihrer Gesamtheit wie 
auf die einzelnen Länder übertragen. Die Erde 
oder eine Landschaft ist demnach Mutter von 
Menschen, Tieren und Pflanzen (Aeschyl. Prom. 
90. Verg. Aen. 12,900. Georg. 1, 13. 2, 173. 
Aen. 11, 71) und nimmt dieselben auch wieder 
auf (Verg. Ed. 8, 93. Aen. 11, 22); sie seufzt 
(Aesch. sept. 901. Verg. Aen. 9, 709. 12, 334), 
zittert vor Schreck (Verg. Aen. 7, 722. 10, 102. 
12,445. Georg. 1, 330), trauert (Verg. Aen. 11, 
287), weint (Verg. Georg. 4, 461), wehklagt 
(Ewrip. Troad. 826), liebt und sehnt sich 
(Aesch. fr. 44. Eurip. fr. 898, 7. Verg. Aen. 
8, 38. Horat. carm. 4, 5, 15), hafst aber auch 
(Soph. Aias 459. Eurip. Ion 919); sie erinnert 
sich (Soph. Oed. tyr. 1401), gehorcht (Philipp. 
in d. Anth. Pal. 9, 778. Verg. Aen. praef. 8), 
dient (Verg. Georg. 1, 30. Ovid. Met. 1, 516), 
herrscht (Horat. Ep. 1, 11, 26) und urteilt 
(Verg. Ecl. i, 58); verbündet und verschwört 
sich (Aench. Pers. 792. Horat. carm. 1, 16, 7), 
flieht (Verg. Aen. 0, 29. Ol); iit treu (Tibull. 
2, 6, 22. Ovid. rem. am. 174. Aetna 263) oder 

06 



2083 Lokalpersonifik. (Erde, Städte) Lokalpersonifik. (Länder, Inseln) 2084 

untreu (Horat. carm. 3, 1, 30. Ovid. ars am. (Pind. Pyth. 10, 1. Isthm. 6, 1. Soph. Oed.Kol. 

1 401 450 Prop 2, 15, 31), feindselig (Verg. 282 und sonst oft) und unglücklich genannt 

Aen 10, 295) und unwillig (Vera. Georg. 1, 224); (Alph. Mit. in der Anth. Pal. 9, 101. 104), sie 

sie freut sich und wird begrüfst {Soph. Phil. lieben (Pind. Pyth. 12, 1. Isthm. 7, 22. fc 

1464 Aias 859 Aristoph.Georg. 13 bei Meineke 7, 9. Eurip. Here. für. 467), hassen (Soph. Aias 

fr com 2 S 990 Afewa»d 8,1 ebenda 4 S. 76. 459) und werden gehafst (Horat. epod. 7 5. 

Macedon. in d. .Antf*. P. 7, 566. Catull. 31, 12. -Bp. 1, 16, 7), sie werden als Nachbarinnen be- 

Verg Ecl 4, 50. Georg. 2, 173. Ovid. Met. 3, 24) grüfst (Eurip. CyU. 281. Plato in d Anth. Pal 

und wird glückselig genannt (Pind. Pyth. 10, 1. 7, 256), als Bundesgenossmnen bezeichnet i (Anth. 

Soph Aias 596 Eurip. Bakch. 565. IjA. 2'awr. 10 Graec. app. 53 CWgny; und häufig als Mutter 

1482' Meleaqer in d. Anth. Pal. 12, 256, 11). betrachtet (Verg. Aen. 6, 784. 10, 172. 200. 

Sie lächelt (Rom. hymn.inAp. 118. Theogn. 9), Anth. Pal. 7, 18, 6. 78, 3. 428, 14. 573. 15, 47. 

wundert sich (Verg. Georg. 1, 38. Ecl. 6, 37), 16, 296 u. sonst oft). 

brüstet sich (Verg. Georg. 1, 102. J.e«. 6, 877) Noch entschiedener nahern sich einer vollen 

und tanzt (Eurip. Bakch. 114); sieht (Eurip. Personifikation von Ländern, Inselu oder Ort- 

Med 1251 Suppl. 322. Ovid. Met. 15, 53. Ate. schatten folgende Stellen. Zugleich Lokal und 

Messen in d Anth P. 7, 5, 4), hört (Euripid. Person ist Leios in der Unterredung mit Leto 

Med 57 Electr.m. Androm. 105. Verg. Georg. (Hom.hymn. 1, bl&), die svQvlsitiaviiGTviueoi 

1 474) spricht oder ruft (4escÄ. SttppJ. 584. ^tßäa (Pind. Pyth. 9, 56), Akragas (Pind. Pyth. 
Soph Oed tyr 47. Ewrip. Herc. für. 1295. 20 12, lff.), Theben (Pind. Ol. 6,85) und ya pars? 
TfteoÄr 17 71) bringt Kunde (Eurip. Heraklid. Ililuayiu (Eurip. Iph. Aul. 1498). Als zwei in 
748) oder schweigt und ist stumm (Eurip. ihre Nationaltracht gekleidete Jungfrauen er- 
Bakch 1084 Moschion fr. 6, 13 bei Nauck, scheinen Asia und Hellas der Atossa (Aesch. 
Trag Gr fr" S 814) Pers. 181ff.; vgl. unten Sp. 2087 u. 2091), und 

Die Erde hat eine Stirn (Pind. Pyth. 1, 30), später kniet die 'Aata % &cov nieder (Aesch. Pers. 

Brust und Busen (Hesiod th. 117. Pind. Nem. 929); die yaia. MSpov eilt zum Grabhügel der 

9 25 7 33 Pyth 9 101 u. sonst oft), Euter Kinder (Eurip. Herc. für. UM), Sicilia gut als 

(Hom II 9, 141. Verg. Aen. 3,95. 7, 262), Mutter ihrer Berge (Ewrip. Troad. 222) die 

Rücken (Pindar Pyth. 4, 26. 228 und öfter. tellus Italia erschrickt (Verg. Aen. 3 673), und 
Eurip. Iph. Taur. 46), Rückgrat (Agath. in d. so bei Stat. Theb. 2, 13 sieht sich Tellus sogar 

Anth Pal 6, 41, 5), Nabel (Pind. Pyth. 4, 74 mit Verwunderung zur Rückkehr geöffnet (%p- 

u sonst oft), Knochen (Choeril. fr. 2. Nauck, saque Tellus Miratur patuisse retro). Der 

Trag Gr fr 2 B 719. Ovid. Met. 1, 383), Adern liQog yaftog wird regelmäfsig in diesem Doppel- 

(Choeril. fr. 3 a. a. O. Verg. Georg. 2, 166), Ein- sinn geschildert (Aeschyl. Dan. bei Athen. \3 

geweide (Fero. ^«w. 6, 833. Owd. Jfet. 1, 138. S. 600 B, frg. 44 Nauck* Eurip bei .Aftan. 13 

2 274) Arme (Juftan in d. Anth. Pal. 9, 398). S. 599 F, /ty. 898 Nauck*. Lucret. 1, 250 f Verg. 
Länder und Inseln besitzen Augen (Pind. OL Georg. 2, 324 ff.; vgl. unten Sp. 2129). Ahnlich 

2 10 Aesch Eum 1025. CaiwZZ. 31, 1 u. sonst steht es mit Britanma, Germania, Hispania, 
öfter) Nacken (Pind. Ol. 3, 27. Agath. in d. Lydia, Maeotia terra, Henna parens , fertilis 
Anth Pal 9, 641), Brust (Pind. Pyth. 1, 19), w Hybla bei Claudian (m Ruf. 1, 131. De tert. 
Knie (Ovid. trüt. 4, 2, 2), Nabel (Callim. hymn. cons. Hon. 18. De quart. cons. Hon.VZl. De 
6 15 Cic Verr 4, 48, 106), Leib (Verg. Aen. cons. Stil. 3, 62. De sext. cons. Hon. 338. 

4 229 5 31), Haare (Catull. 29, 3. Ovid. am. 1, X>e rapt. Pros. 2, 72ff.). Gaia aber selbst die 
14 4ö' iVoioert 2 15 46). bei Hesiod theog. 124 als Mutter der den Göttern . 

' Auch die Städte werden in Rücksicht auf zum Wohnsitz dienenden Berge noch in 

das zu ihnen gehörige Gebiet ganz wie die dieser älteren Auffassung erscheint, tritt 

Länder und Inseln behandelt, so dafs die yij v. 163 ff. zum erstenmal m wirklich mensch- 

&soaia (Soph. fr. 825 bei Nauck, Trag. Gr.fr.* licher Gestalt klar vorgestellt auf. Nachdem 

5 323) und die Zvoqsvtov TQn%sia .... Kovin sie jedoch einmal von der immer weiter 
Kai noXlevrivmv yala (Macedon. in der Anth. 50 schaffenden Phantasie als Person voll ausge- 
Pal 11 27 1) gegrüfst wird. Die Stadt hat staltet ist, beginnt sie sich auch von der 
ein Haupt (Soph. Oed. tyr. 23. Verg. Ecl. 1, 24. Scholle, mit der sie vorher eins war loszu- 
Ovid fast 1,209. 4,256. Am. 1, 15, 26. Propert. winden; sie hört auf reine ürtsgottheit zu 

3 11 26) Augenbrauen (Hom. II. 22,411. Anth. sein und wird zur mythischen Person, zur 
Pal V, 478, 2. Orakel bei Herodot 5, 92, 2), Göttin Gaia (s. d.) und Tellus mater (s. d.), 
Augen (Eurip.Herc. für. 221. Suppl. 32b. Tibull. die freilich später, nachdem der Glaube an 
17 19) Schlund (Verg. Georg. 1, 207), Busen ihr göttliches Dasein wieder geschwunden 
(Pind Ol 14, 23 Em. Troad. 130), Rücken war, auch selbst wieder als blofse Lokal- 
(Aeschvl. Ag. 830), Nabel (Pind. dithyr. fr. Personifikation verwendet wird (siehe Bd. 1 
46 3 Bergk), Knöchel (Pind. Isthm. 6, 12). 60 Sp. 1582 ff.). Ebenso steht auf dieser zweiten 
Städte sprechen (Aeschyl. Ag. 1106. Aristoph. Stufe voller Personifikation die Insel Delos 
pac. 539 Acharn. 34. Theokr. 15, 126), erzählen (s. d.), die, wie Salamis (G. I. A.2, 962) und 
und beklagen ihr Schicksal (Ant. Arg. in der die thrakische Chersonesos, auch wirklichen 
Anth Pal 9 102 Ioann.Barbuc. in der Anth. Kultus hatte (Dittenberger, Syll 367 L. 173 und 
Pal 9 425 ff Önest. ebenda 9, 250), seheu 252 Z. 50), die Landesgöttin Kommagene (s.d.), 
(Verg Georg. 1, 490), trauern (Verg. Aen. 2, 26. Jj Acc^äcü^v (C. I. Gr. 1298»), Massaha ( Th. 
11 26) fürchten ( Verg. Aen. 9,473), sind mein- Beinach, Inscription de Phocee im Bull, de 
eidig (Verg. Aen. 5, 811), werden glücklich corr. hellen. 17, 34), Lipara (s. ob. Bd. 1 Sp. 2602 



2085 Lokalpersonifik. (i. d. Kunst) Lokalpersonifik. (Ortsnymphen) 2086 

u. Bd. 2 Sp. 287), Theben als Mutter mit golde- Wellen und Seetiere oder durch die Anwesen- 

nem Schild (Find. Isthm. 1, 1) , Aigina (Pind. heit von Satyrn, Nymphen, Bakehantinnen an- 

Isthm. 7, 18;. vgl. oben Bd. 1 Sp. 148), Hellas gedeutet, doch kommen schon auf schwarz- 

(Eurip. Hei. 370 ff.), Lerna (Eurip. Her. 419), ügurigen Vasen hin und wieder Gestalten vor, 

Arkadia, die Peloponnesos , Aonia - Boiotia die man wegen ihrer Ähnlichkeit mit sicher 

(Kallim. hymn. in Del. 70 ff.), die Insel Kos, als Ortsgottheiten bezeichneten Figuren auf 

die bei der Geburt des Ptolemaios jauchzt späteren Darstellungen selbst als solche in 

und den Knaben mit segnenden Worten in Anspruch nehmen mufs. 

ihren Armen wiegt (Theokrit. 17, 64ff.), Ai- Häufig erscheint eine Gestalt der be- 

gyptos und Europa (Antip. in der Anth. Pal. 7, 10 schriebenen Art auf den den Löwenkampf des 

241, 6), Aricia als Mutter des Virbius (Verg. Herakles behandelnden Gefäfsen, die jedenfalls 

Aen. 7, 762) und Populonia als Mutter des Abas mit Recht Nemea genannt worden ist (Ger- 

(ebenda 10, 172), Kerkyra (s. d.), Salamis und hard, A. V. 2, 93 f. 4, 308. Stephani, Petersb. 

die übrigen Töchter des Asopos (siehe Bd. 1 Vasensamml. 1,25. 68. Heydemann,Vasensumml. 

Sp. 643), sowie manche andere gewöhnlich als d. Mus. naz. z. Neapel nr. 2820, abgebildet bei 

eponyme Heroinen von Städten oder Ländern Baumeister, Denkm. 1 S. 655, 722. Eurtwängler, 

(s. z. ß. Atthis) betrachtete G estalten. Kommen Vasen im Antigu. z. Berlin nr. 1890. Walters, Gat. 

doch selbst unter den Bakchennamen Personi- d.Brit.Mus.m:.319. Heydemann, Griech.Vasenb. 

fikationen wie Lemnos, Delos, Euboia und Tf. 5, 3 S. 5), während die Bezeichnung ähn- 

Chione vor (Heydemann, 5. Hall. Winckel- 20 lieh gebildeter, beim Kampfe des Herakles mit 

mannsprogramm S. 44 f.). Geryoneus und Kyknos zuschauender Frauen als 

In späterer Zeit werden, dem natürlichen Erytheia und Ortsnymphe (Gerhard, A. V. 2, 

Streben, die Götter überhaupt mehr von ihrer 104 B. Furtwängler a. a. 0. nr. 2007. — Heyde- 

• begrifflichen oder elementaren Seite aufzufassen mann, Mitteil., 3. Hall. Winckelmannsprogramm 

entsprechend, solche Prosopopoiieen häufiger S. 84, 2) und die' einer bei dem Kampfe mit 

verwendet, daher bei Dichtern wie Clau- dem kretischen Stier sitzenden, bekleidetgn 

dian und Sidonius Wesen von der Art der Frau mit Stab, welche die linke Hand erhebt, 

Roma, Oenotria, Hispania, Gallia, Britannia, als Ortsnymphe (Furtwängler a. a. 0. nr. 1898) 

Africa eine bedeutende Rolle spielen (Purgold, noch bezweifelt wird. In Rücksicht auf 

Arch. Bern, zu Claudian u. Sidonius S. 9 ff.). 30 letztere kommt jedoch der Vergleich mit einer 

Besonders auffällig ist die Vorstellung, dafe langbekleideten,jugendlichenundunterZeichen 

die Insel Delos der Latona freundschaftlich der Überraschung und des Schreckens mit rück- 

die Füfse leckt (Claudian 1, 189). Die Schil- wärts gewendetem Blick flüchtenden Gestalt, 

derung dieser Gestalten schliefst sich sonst die sich bei der gleichen Kampfscene auf einer 

aber ganz an die inzwischen von der Kunst, schwarzfigurigen Vase der Sammlung Castellani 

zu der wir nun übergehen, entwickelten Typen (de Witte, Catal. nr. 31 S. 11)*) und auf einer 

an. Über die Weiterbildung dieser Personi- rotfigurigen mit der Überwindung des Talos 

fikationen in christlicher Zeit ist Piper, Myth. (Baumeister, Denkm. flg. 1804) findet, in Be- 

d. christl. Kunst 1, 2 S. 585 ff. zu vergleichen. tracht. Diese wird aber sicher mit Recht für 

40 die Nymphe Kreta erklärt, 

b) Personifikation in der bildenden Kunst. Unsicherer ist die Deutung der als Orts- 

1. Altere Zeit. gottheiten betrachteten Gestalten beim Kampfe 

Vor allem hat die bildende Kunst dazu des Theseus (s. d.) mit dem marathonischen 

beigetragen die in der Phantasie des Volkes Stier, obwohl auf späteren Gefäfsen auch bei 

lebende persönliche Auffassung von Örtlich- Theseuskämpfen Ortsgöttinnen sicher bezeugt 

keiten zu voller menschlicher Gestalt zu ent- sind (s. unten Sp. 2087). 

wickeln. Nur Gaia, selbst findet sich in einer Ganz ebenso wie auf den schwarzfigurigen 

die Übergangsstufe zur reinen Personifika- Va.sen sind diese Ortsgottheiten auf denen mit 

tio"h darstellenden Bildung, bei welcher eine roten Figuren behandelt, wie besonders die 

mütterliche Gottheit mit dem übeifkörper (siehe 60 Nemea bei Heydemann, V t äs. z. Neapel nr. 2861, 

Bd. 1 Sp. 1577 ff.) oder ein kolossaler Kopf, wie zeigt; hier wird aber einigemal durch bei- 

er der iisyälrj &eös zukommt (Furtwängler im gegebene Inschriften die Deutung sicher ge- 

Arch. Jahrb. 6 1891, 2 S. 113ff.), aus der Erde stellt. So erscheint Eleusis (inschriftlich) als 

hervorragt. Länder, Gegenden, Inseln und junges, vollbekleidetes Mädchen mit Diadem 

Städte sind immer in vollkommen menschlicher und Schleier, stehend, ohne Attribute neben 

Gestalt aufgefafst, und zwar treten dieselben Triptolemos, Demeter und Persephone auf 

a) in früherer Zeit, ihrer Grundbedeutung ent- einem Krater des Hieron, aus der Mitte des 

sprechend, stets als voll bekleidet» Frauen oder 5. Jahrhunderts v. Chr. (Mon. d. Inst. 9 Tf. 43, 1. 

Nymphen auf, die, wenn sie mit anderen Per- Klein, Griech.Vasen m. Meistersign. 2 S. 171,18; 

sonen verbunden sind, ihre Teilnahme an der eo vgl. Rubensohn , Die Mysterienheiligtümer, in 

Handlung meist nur durch Erheben einer Hand, * Eleusis u. Samothrake S. 32 und oben Bd. 2 

den Gestus der Klage und der Ermunterung, Sp. 1369 Fig. 16), und bei einer Darstellung 

bekunden. Da sie jedoch durch-kein besonderes der Leichenfeier des Archemoros (Heydemann 

Zeichen charakterisiert sind, bleibt ihre Be- a.a.O. nr. 3265; vgl. Stephani a. a. 0. nr. 523. 

nennung, wo cter Name nicht beigeschrieben Abbildung bei Overbeck, Bildw. z. Thcb. und 



ist, meist zweifelhaft. 

' . y ,, , ■ ) y |ji. uiBariuu as»i»i>uiiuu(£ ttui einer sunwariGiigungeil 

In der ältesten Kunst ist die Ortlichkeit Lekytho» in Wiun bei v. Sacken u. Kcnmr, hie Samml. d. 

freilich meist nur durch einen Baum, Felsen, Münz- u. Ant.-Kab. 1,2,2,47 s. «go. # 



*) Vgl. dieselbo Darstellung auf einer schwarztigorigen 
Kcnm 

66" 



2087 Lokalpersonifik. (Ortsnymphen) Lokalpersonifik. (Ortsnymphen) 2088 

Troisch. Heldenkr. Tf. 4, 2; s. ob. Bd. 1 Sp. 2687 nahe steht. Die hinter Daidalos und Ikaros 
Z 57) NEMEA als reich bekleidete Frau mit sitzende Frau mit Schale ist jedoch schwer- 
erhobener Rechten hinter Zeus. Ähnlich sitzt lieh mit Heydemann, Vasen z. Neapel nr. 1767 
0HBH beim Drachenkampf des Kadmos auf und in der Arch. Zeit. 26 1868 S. 65 für Kreta, 
einer Vase des Assteas {Heydemann a. a. 0. oder die bei der Übergabe des Iakchos an 
nr 3226) mit einem modiusartigen Diadem Hermes auftretende mit Stephani, Petersburger 
geschmückt, oberhalb der Schlange und blickt, Vasensamml. nr. 1792 für Eleusis, oder die der 
sich nach Art späterer Darstellungen von Orts- Aphrodite gegenüber auf einem Kasten sitzende 
gottheiten auf einen Felsen stützend, zu KPH- Nymphe eines Kraters aus Ruvo {Mmum. d. Inst. 
NAIH hin die ebenso wie der Flufsgott Ismenos 10 4, 23. Brunn, Ann. d. Inst. 21 S. 330. Papas- 
(vgl. unt. Sp.2137) beweist, dafs wir hier wirk- liotis in d. Arch. Zeit. 11 1853 S. 41) für Olym- 
liche Ortspersonifikationen vor uns haben. Auf pia zu erklären. 

einem anderen Gefäfs thront 0HBA in ähnlicher Solche nicht näher charakterisierte Orts- 
Gestalt unterhalb der Schlange dem Ismenos nymphen finden sich jedoch schon frühzeitig 
gegenüber {Furtw&ngler&.&.O.mc. 2634. Abgeb. auch auf Münzen: Aus der Zeit von 550 — 
o Bd 2 Sp. 837 f.); vgl. auch Kadmos und Thebe 479 v. Chr. Velia, Kyme (P. Gardner, The types 
auf einer rotfig. Hydria des Louvre (B. Bochette, of greek coins Tf. 1, 7. 8), Segesta {Read, Hist. 
Mon. ined. 4, 2. Miliin, Gal. myth. 98, 395. num. S. 144); dann (479 — 431 v.Chr.): Terma 
Heydemann, 13. Hall. Winckelmannsprogramm (P. Gardner a. a. 0. 1, 23; vgl. 5, 20. 23. Head 
S 52 45 Arch. Zeit. 29 1871 S. 36 f.). Auf 20 a.a.O. S. 97), Pandosia (P. Gardner Tf. 1, 29; 
der Perservase (Mon. d. Inst. 9 1873 Tf. 50 f. vgl. Head S. 90), Trikka {Head S. 263) und 
Wiener Vorlegebl. Ser.7 Tf.6) sind Hellas (s. d.) später (431—336) Rhodos {Head S. 539), Olym- 
und Asia als vollbekleidete Frauen einander pia (Münzen von Blis bei P. Gardner Tf. i S, 27; 
gegenübergestellt, aber nur durch hochmütige Catal. of gr. coins, Peloponn. Tf. 13, 3 ff.), Nola- 
Haltung, etwas reicheren Sohmuck und durch- (P. Gardner Tf. 5, 21), Sinope {Head S. 434), 
scheinende Kleidung ist letztere vor ersterer Buboia (Münzen von Eretria bei P. Gardner 
ausgezeichnet. In gleicher Art sitzt Hellas Tf. 7, 15. Head 8.301), Salamis {Head S. 329). 
als Schutzflehende in der Versammlung der Hierher gehören endlich auch die als be- 
Olympier auf zwei Vasen {Tischbein, Engravings kleidete Frau mit grofsem Kalathos und er- 
2, 1 und danach Arch. Am. 1892 3 S. 126, und 30 hobenen Händen gebildete Messene auf einem 
eine Neapeler Vase, nr. 3256, Monumenti 2, 30), Urkundenrelief aus dem Ausgang des 5. Jahr- 
deren Vorbild in das fünfte Jahrhundert zu hunderts v. Chr. {Michaelis in der Arch. Zeit. 
gehören scheint {Koepp im Arch. Ans. 1892 3 34 1876 S. 104) sowie Kerkyra und Peloponne- 
S 124ff)*) Vgl. die Ortsnymphen o. Bd. 2 Sp. 841. sos (?) auf ähnlichen Reliefs aus den Jahren 
Die alte Frau endlich, die auf sieben rot- 375/74 und 362 v. Chr. Sie erscheinen als 
figurigen Schalen bei dem Kampfe des Theseus vollbekleidete Frauen mit emporgezogenem 
mit der krommyonischen Sau vorkommt und Schleier; die letztere trägt ein Scepter in der 
angstvoll für das Tier um Schonung bittet Linken {v. Duhn in der Arch. Zeit. 35 1877 
(s Theseus) ist auf einer Vase in Madrid in- S. 170 Tf. 15. v. Sybel, Eatdl. d. Skulpt. zu 
schriftlich als KPOMYQ sicher gestellt {Bethe 40 Athen nr. 3999 S. 289. nr. 3989 S. 286). Ein 
im Arch. Anzeiger \W$ S.8; vgl. Antike Benkm. solches Scepter ist jedenfalls auch der für 
2 Tf. 1). eine Fackel erklärte Stab in der Hand der Ver- 
Wahrscheinlich sind demnach Ortsnymphen treterin von Sicilien oder Syracus auf einem 
auch in den beim Kampf des Theseus mit Skei- Urkundenrelief aus dem Jahre 393 y. Chr. 
ron {Heydemann, Vasen z. Neapel nr. 2850) und {B. Schoene, Griech. Bei. Tf. 7, 49. C. I. AU. 2, 8. 
bei dem des Pelops zuschauenden Frauen zu v. Sybel a. a. 0. nr. 3907 S. 280), welche Deutung 
erkennen {Brit. Mus. Catal.nr. 1434), besonders Schultz, Ortsgotth. S. 29 wohl mit Unrecht be- 
da letztere "sich mit der Rechten auf einen zweifelt. ■,,.,,. 
Felsen stützt. Zweifelhaft bleibt dagegen die Derselben Gattung dürfte endlich die Statue 
Benennung der Frau mit Lorbeerzweigen in 50 angehört haben, welche^ die Lindier^ als n\v 
de"a Händen bei einem Stierkampf {Heydemann XannQozätrjv mar^lSu xr\v xcdrjv PöSov der 
a. a 0. nr. 2413; vgl. aber 11. Hall. Winckel- Athana und dem Zeus weihen (Inschr. im 
- mannsprogr. S. 13), sowie der Palmenträgerin N. Bhein. Mus. 4 S. 189), sowie diejenige, 
bei einem Parisurteil {Furtwängler, Vas. i. Ant. welche zu der von B. Meister in Bezzenbergers 
z. Berlin nr. 3290), welcher allerdings die einen Beitr. 6 S. 17 veröffentlichten Inschrift: a ya 
Palmenzweig tragende Nemea des Albanischen lagä Jiovovaio xij ras nöliog &£ieitslatv av 
Marmorsefäfses {Miliin, Gal. myth. 112, 434) avi^rpis Ssvsag IIov9covos gehörte. Vgl. auch 

. oben Bd. 2 Sp. 2077 Anm. 

*) Br. Sauer (Aus der Anomia S. 96 ff.) erkennt (bei x • 

Besprechung zweier spätem Eeiiefs, die Rotiert in den g) Ortsnymphen in symbolischer Handlung, 

mmi. d. athm. imt. Tf. i und 2 veröffentlicht hat) auf so aber olm g bestimmtere Charakterisierung. 

dem Eelief vom Ostfries des Niketempels (Sauer a. a. O. ' 

S. 96) eben dieses Göttergericht. Die von Schmerz ge- Den Darstellungen der Vasen waren jeden- 

beugte, auf ihrem Sessel zusammengesunkene weibliche falls die Hellas und Salamis auf dem Gemälde 

Gestalt (Fig. 23) ist die angeklagte Hellas. Ihre in ^ es PanainOS in Olympia (s. Bd. 1 Sp. 2067, 60) 

ruhiger Haltung dasitzende Gegnerin Asia (Kg. 7) ist ähnlich da sie ihnen ja auch zeitlich nahe 

gröfstenteils zerstört. Das Ganze bildet eine attische stellen .' w i e a t, e r schon auf der Perservase 

Gerichtsverhandlung. Auf einem der späten Eehefs wird ' p , „ on«? 1 ! TTpllaa linrl Asia nicht 

Asia als thronende Herrseherin aufgefafst (Sauer a. a. 0. («• oben Bd 2 Sp 2087) Hellas und Asia , nlCM 

S.106). S. dagegen l. Paiiat im Arch. Jahrb. 9 1894 S. 22. mehr als blofse Zuschauerinnen aultreten, so 



2089 Lokalpersonifik. (Ortsnymphen) 

überreichte hier Salamis der Hellas den Schmuck 
eines persischen Schiffes (Paws.5,11,5). Dieser 
Fortschritt in der Belebung der Ortsgottheiten 
zeigt sich ebenso in der Gruppe des Amphion 
zu Delphi (Paus. 10, 15, 6), in welcher Kyrene 
als Wagenlenkerin des Battos, Libya als Kranz- 
spenderin auftritt. *) Auf dem einen der etwa 
zu .gleicher Zeit entstandenen Gemälde des 
Aglaophon oder Aristophon (Brunn, Gesch. d. 



Lokalpersonifik. (Ortsnymphen) 2090 

des röm. Münsw. S. 326; vgl. Eckhel, D. N. V. 1 
S. 176). *) 

Theba hält einen Helm (Theben, nach 447 
v.. Chr., Head S. 296 ; im Gatal. of the gr. coins 
in the Brit. Mus., Centr.-Greece S. 72, 42 wird 
die Gestalt jedoch als Harmonia gedeutet; vgl. 
ebenda nr. 41); Trikka öffnet eine cista (Trikka, 
480—400 v. Chr., Catdl., Thessaly to Aetolia 
S. 52); Istiaia erhebt auf dem Hinrcrteile eines 



firiech. Künstler 2, 54) bekränzen Olympias und 10 Schiffes sitzend eine Trophäe (Histiaia, 313 
Pythias den Alkibiades, auf dem anderen hält 265 v. Ckr., Head S. 308. P. Gardner a. a. 0. 
ihn Nemea auf den Knieen (Satyr, bei Athen. Tf. 12, 11; vgl. oben Bd. 1 Sp. 2696). 
12, 534 D. Plut. Ale. 16). Auf derselben Stufe Als Nachbildung eines Weihgeschenkes der 

steht aber schon die von dem Parier Aristan- Leukadier in Korinth ist die Zeichnung eines 
dros gefertigte und zur Feier des Sieges von der ersten Hälfte des 4. Jahrhunderts v. Chr. 

Aigospotamoi zu Amyklai um 400 ^ — — — ~_ angehörenden Spiegels (s. Abb. 1) 

v. Chr. aufgestellte Statue der ^^M\n. Jbsm>~:^ zu betrachten, auf der AEYKAI 




Sparta mit einer Lyra in 
der Hand (Paus. 3, 18, 
8. Overbeck, Plastik" 
2 S. 386), die von 
Arete (s. d.) be- / 
kränzte Hellas in 
der Gruppe des 
Euphranor, des 
Nikias Nemea 
aufdemLöwen 
(Brunns,, a. 0. 
2,194. Plin.n. 
h. 35, 11, 131) 
u. die kranz- 
spendende 
Hellas (s. d.) 
und Elis in 
Olympia. Von 
Werken glei- 
cher Art sind 
noch zu erwäh- 
nen: die von Se- 
leukos und Anti 
ochos bekränzte Ty- 
che von Antiochia, d 
als Nachbildung der Sta- 
tue des Eutychides zu l 
trachten ist (Joh. Malalas 
1 u. 276, 5. Wolters in d. Areh. 

Zeit 42 1884 S. 162); die von Ar- l) Korüithos von Leukas be . . .. 

temisia gebrandmarkte Rhodos kränzt, Spiegel (nach zw»* <* welche auf gallischen Schilden 
(Vitruv. 2, 8, 15); die den Kitharö- ™»; f ™ g ^ ■**" ™**™A Har«, B telH i«t ß™.. SW 



als jugendliche, langbeklei- 
dete Frau mit Locken- 
-t x haar und Hals- und 
^ ,\ Armschmuck den 
zeusartig gebilde- 
ten, vor ihr sitzen- 
den KOPIN0OI 
bekränzt (Du- 
mont et Cha- 
plain, Les 
ce'ram. d. I. 
Grece propre 
2 Tf. 31 
S. 188 ff.). 
Ebenso zeigt 
eine Münze 
aus der Zeit 
von 279 — 168 
v.Chx.(Imhoof- 
Blumer, Monn. 
gr. S. 145 und 
Choix de monn. 
r. 2 Tf. 1, 39. P. 
Gardner, The types 
coins Tf. 12, 40) 
die von den Aitoliern 
zum Andenken an ihren 
Sieg über die Gallier nach 
Delphi geweihte Statue der ge- 
rüsteten Aitolia (Paus. 10, 18, 7), 



den Anaxenor mit Purpur schmü- 
ckende Magnesia (Strabon 14, 1, 
41 S. 648); Ortygia als Wärterin der Kinder der 
Leto (Strabon 14, 1, 20 S. 639 f.) und Troia als 
Gefangene (Libanios 4 S. 1093). 

Auf älteren Münzen findet sich in derselben 
Auffassung Messana, die in Rücksicht auf 
dort stattfindende Spiele auf einem Maultier- 
gespann stehend von Nike gekrönt wird (aus 
der Zeit von 480 — 396 v. Chr. bei Read, Eist, 
num. S. 134 f.); auch Terina und Nikopolis 60 die beiden ersteren sitzen, Libya liegt in der 

werden von Nike gekrönt (Catal. of gr. coins, * "' "" ^ 

Italy S. 392; Thrace S. 44). TTIITIZ bekränzt 
dagegen die mit Schild und Lanze dasitzende 
PQMH auf einem Didrachm. von Lokroi aus 
der Zeit vor 274 v. Chr. (Th. Mommsen, Gesch. 

*) Vgl. o. Bd. 2 Sp. 1726 f. u. 2037, sowie die Bekränzung 
des Demos (Demosth. de Corona S. 256. Pulyb. 5, 88 ; Dumont 
et Ohaplain, Les ce'ram. de la Grece propre 2 S. 176). 



sitzend dargestellt ist. Ganz ähn- 
lich ist Bithynia auf Münzen 
des Nikomedes I. gebildet (Im- 
hoof- Blumer, Mon. gr. S. 146). — Dieser Auf- 
fassung der Landespersonifikationen steht im 
allgemeinen auch ein schönes Bronzerelief 
der besten Zeit, das sich jetzt im Britischen 
Museum befindet, nahe (Arch. Zeit. 42 1884 
Tf. 2, 2. Robert ebenda S. 139); hier ruhen 
Europa, Asia und Libya, als fast nackte Mäd- 
chen aufgefafst, an der Brust des Okeanos, 



bei Ortsgottheiten gewöhnlichen Stellung. Da 
diese Erdteile ebenso als zwei liegende und 
eine stehende nackte Frau auf einer Münze 

*) In ähnlicher Weise bekränzt auf einem bekannten 
Cameo zu "Wien {Müller - Wieseler, Denkm. 1, 69, 377) die 
Oikumene, mit Mauerkrone und Schleier geschmückt, den 
Augustus und auf dem Belief des Archelaos von Priene 
den Homer (Baumeister, Denkmäler Fig. 118). 



2091 Lokalpersonifik. (Ottsnymphen) Lokalpersonifik. (Stadigöttinnen) 2092 

mit der Umschrift Befensor orbis (Cohen, Med. Taube nachfolgt, in deren Gestalt sie Zeus 

imp. 2 6,71 Victorien 29) erscheinen, so ist verführt haben sollte (Athen. 9, 51 S. 395 A. 

schwerlich mit Engelmann in der Arch. Zeit. Aelian v. h. 1, 15). 

a a. S. 212 an Pontos, Hellas, Peloponnesos .. , ,, ..... ., ,, , 

und Kreta zu denken. In ganz ähnlicher Weise *) Stadtgothnnen mit Mauerkrone, 
sitzt auf einem späteren Werke die Vertreterin Zuletzt kommt, anfangs vereinzelt, dann 
der vom Meere umhergetragenen Insel Delos immer häufiger und allgemeiner als Kenn- 
auf der Schulter des als knieender Biese auf- zeichen der Stadtgöttinnen die Mauerkrone 
gefafsten A%aios Pontos, falls nicht besser in Gebrauch, da die Mauer das wesentlichste 
diese Gestalt alsLeto und das vor ihr stehende 10 Merkmal der Stadt ist. Die Beigabe dieses 
Mädchen als Delos zu erklären ist- (Sarko- Symbols war jedoch schon längst durch die 
phagdeckel in der Villa Borghese, Arch. Zeit. Dichter vorbereitet, denn bereits Homer nennt 
27, 1869 Tf. 16 S. 21 ff.; vgl. Bobert im Arch. die Stadtmauern Tgoir]$ Xinaqä KQridepva (Od. 
Jahrb. 5 1890 S. 220f. Hermes $2 1887 S. 460ff. 13,388 und die eingeschobene Stelle der Bios 
Heibig, Führer d. Born nr. 914; s. unt. Sp. 2118 16, 100; vgl. Hom. Hymn. in Cer. 151. Hesioä. 
u. Abb. 5). seut. 105. Bacchyl. fr. 27 bei Athen. 2, 39 F), 

und Sophokles (Antig. 122) sowie Euripides 
y) Genauer charakterisierte Ortsgöttinnen. (Hecub. 910. Troad. 508. 784) sprechen von 
Einen weiteren Fortschritt in der Bildung einem Kranz von Türmen; auch wirkte be- 
von Ortsgottheiten bildet die Beigabe von 20 sonders in Kleinasien die Analogie von alten 
Symbolen. Wo der Name der Stadt selbst Göttinnen, die als Herrinnen und Schützerin- 
von dem der Stadtquelle abgeleitet war, wird nen von Städten die Mauerkrone trugen, wie 
auch die Vertreterin der Stadt mit den Sym- die Ephesische Artemis (s. Bd. 1 Sp. 592, 47 
holen der Quellnymphe . dem Wassergefäfs u. die Abb. Sp. 588), Astarte (s. Bd. 1 Sp. 651), 
(Mesma, um 344 v.Chr., Head, Hist. num. S.89), Kybele*) (s. Bd. 2 Sp. 1647, 30ff.) und Tyche 
der Schale (s. Himera) oder dem Ball (Larissa, (s.d.),mitwelcherGestalter,,wiediealsdenGelas- 
430 — 400 v. Chr., Head S;253f.; Trikka, 480 stier krönende Frau mit Mauerkrone gebildete 
— 400 v. Chr., Catal. of the greelc coins in the Sosipolis (Münzen von Gela, 466—415 v. Chr., 
Brit. Mus., Thessaly to Aetolia S. 52) dar- Head, Hist. num. S. 122), verwandt sind, 
gestellt. Ähnlich steht es mit der Nymphe so Infolge ihres abstrakten Wesens erhält ins- 
des Sees und der Stadt Kamarina, die auf besondere Tyche allmählich eine Mittelstellung 
einem Schwane sitzend gebildet wird (461 — zwischen einer Schutzgöttin und einer Personi- 
405 v. Chr., Head S. 112). Sonst deutet man fikation der Stadt selbst. In diesem Sinne 
häufig die Fruchtbarkeit der Gegend entweder fafste sie um 295 v. Chr. Eutychides auf, in- 
allgemein durch Beigabe von Ähren (Halbinsel dem er sie Ähren und Palmenzweig haltend 
Pelorias auf Münzen von Messana, 420—282 und mit der Mauerkrone geschmückt, der Lage 
v.Chr., Head S. 135 f.; Segesta, seit 415 v. Chr., der Stadt Antiochia entsprechend, auf einem 
HeadS.libG.; Halbinsel Pallene (?) auf Münzen Felsen sitzend darstellte, während zu ihren 
von Potidaia, 500 — 429 v. Chr. , Head S. 188) Füfsen der Gott des Flusses Orontes nach 
oder durch ein charakteristisches Produkt, wie to unterirdischem Laufe aus dem Felsen hervor- 
das Silphium in Kyrene (530 — 480 v. Chr., bricht (Paus. 6, 2, 4. Brunn, Gesch. d. gr. K. 
Head S. 727; vgl. o. Bd. 2 Sp. 1728ff.) und die l,412f. Overbeck, Plastik 2 3 S.135. Chabouillet, 
üppig blühende Myrte Siciliens (Sikelia mit Cat. des camees nr. 1749 ff.). Dieser Typus ist 
Myrtenkranz, Münzen von Aläsa, Herbessos, dann mehrfach auf andere ähnlich gelegene 
Morgantina, um 340 v. Chr., Head S. 110. 125. Städte übertragen worden (s. ob. Bd.l Sp. 1493 
138)° an. Auf den Honigreichtum von Hybla Z. 32 ff.). Auf Münzen wird zuweilen eine mit 
(Strabon 6, 267) bezieht sich die Biene neben dem Mauerkrone versehene Göttin inschriftlich als 
Bilde der Stadtgöttin (s. Bd. 1 Sp. 2767, 41V Tv%n (s. Head, Register S. 773) oder Tv%ri itö- 
Aber auch die Eigentümlichkeiten der Be- tecog (Attaea bei Head, Hist. num. S. 449) oder 
wohner selbst, die ja durch ihr verschieden- 50 als die Tyche einer einzelnen Stadt (Tccqcov 
artiges Wesen und ihre mannigfaltigen Be- 'ASqcztivwv, Head S. 618. 686) bezeichnet, viel 
schäftigungen an erster Stelle zum besonderen häufiger aber bleibt es zweifelhaft, ob die 
Charakter eines Landes beitragen, werden zur Tyche der Stadt oder die ihr nahe verwandte 
genaueren Bezeichnung der Ortspersonifika- Personifikation der Stadt selbst gemeint ist, 
tionen verwendet, wie ja bereits Aeschylos die nur selten durch die Beischrift TTOAIC 
(Perser 181 ff.) das asiatische Weib und die (Ephesos, Friedländer in der Arch. Zeit. 27 
Griechin als Vertreterinnen ihrer Völker in 1869 S. i03; Prostanna, Imhoof-Blumer, Griech. 
diesem Sinne einander gegenüberstellt. Schon Münzen nr. 501) oder MHTPOTTOAIC (Sardes, 
seit dem 5. Jahrhundert v. Chr. kommt so Libya Head, Hist. num. S. 553), häufiger durch Bei- 
mit krauslockiger Haartracht, welche an den 60 fügung des Stadtnamens (Ephesos, Kyzikos, 
Eingeborenen vor allem auffällt, auf Münzen Temnos, Sardes; Head, Hist. num. S. 455. 482. 
vor (Kyrene, 431 — 321 v~ Chr.; Ptolemaios IL, 553) entschieden gekennzeichnet wird. So finden 
Head S. 729 f. 714; vgl. o. Bd. 2 Sp. 2038f.), sich schon im 4. und 3. Jahrhundert v. Chr. 
häufig aber wird diese Art der Bezeichnung Frauenköpfe, die ein mit drei turmartigen Auf- 
erst in römischer Zeit (s. unten Sp. 2094. 2100ff.). Sätzen verziertes Diadem tragen, auf Münzen 

Rein mythologisch Charakterisiert ist da- „, Dle loka i e Auffassung der Kybele zeigen ihre 

gegen Phthia, wenn sie auf einer Münze von Beinamen läägäateia, Jivdv^ijvtj, 'ISaia, Ileotmovrda, 

Aegium (146 — 43 v.Chr., Head S. 348) der SiTtv}.^, <t>Qvyia u. a. 



2093 Lokalpersonifik. (Stadtgöttinnen) Lokalpersonifikationen (Provinzen) 2094 

von Heraklea Pontika (364—347 v. Chr., Catal. Sueton. Nero 46; vgl. Gilbert, Gesch. u. Topogr. 

of gr. coins, Pontus S. 140 f. Tf. 29, 16. 19 f.; ä. St. Born 3 S. 326) waren jedenfalls den eigent- 

30, 1), Kromna und Amisus (330 — 300 v. Chr., liehen Ortspersonifikationen entsprechend und 

Head', Hist. num. S. 433. 424. Catal. a. a. 0. nach dem Vorgange der pergamenischen Kunst 

Tf. 2, 10 ff. 21, lff.). Sinope (306—290 v. Chr., sowie der oben erwähnten Münzen (s. Sp. 2091) 

Catal. a. a. 0. S. 98, Tf. 22, 11 ff. Imhoof -Blumer, mit Hervorhebung der nationalen Eigentümlich- 

Monn. gr. S. 230; vgl. S. 461, 8), Marathus keiten gebildet (Brunn, Gesch. d. gr. Künstler 1 

(226 v. Chr., Head S. 670), Syracus (nach 212 S. 602. Overbeck, Plastik* 2. 434). Auch Au- 

v. Chr., Catal., Sicily S. 226, 688); im 2. Jahr- gustus stellte eine Beihe solcher Personifika- 
hundert v. Chr. aber Magnesia am Sipylus, io tionen (simulacra gentium) in der porticus ad 

Therroae Himerenses, Kremna in Pisidien, na,tionesimS(Serv.Verg.Aen.S,121;\g\.Plin.h.n. 

Sidon (Head, Hist num. S. 551. 128. 590. 673. 36, 5, 39. Gilbert, Gesch. u. Topogr. d. St. Born 3 

Imhoof -Blumer, Mon. gr. S. 336f), Pyranthos S. 250), und zu Lugdunum wurde ihm ein Altar 

auf Kreta, Byblos in Phönizien (Imh.- Blumer mit den Darstellungen von sechzig gallischen 

S. 220 f. 442 f.), Hierapytna, Aegiale (Catal. of Völkerstämmen geweiht (s. Bd. 1 Sp. 1592, 37ff.); 

gr. coins, Crete S. 48. Aegean islands S. 84). In hei seinem Leichenzug aber führte man die 

der Kaiserzeit ist dieser Typus so häufig, dafs Bilder aller von ihm unterworfenen Völker in 

die Anführung einzelner Beispiele überflüssig einheimischer Tracht und Bildung vor (Bio 

ist (s. Imhoof - Blumer a. a. 0. S. 495, sowie Cass. 56, 34, 3), wie später den Leichenzug 
Griech. Münzen S. 271 unter Tyche). Über die 20 des Pertinax die Erzbilder aller Länder des 

Auffassung der Marmorstatue der Stadt Theben, «Teiches überhaupt verherrlichten (Bio Cass. 

die Damophon um 370 v. Chr. in Messene auf- 74, 4, 5). In derselben Weise sind die beiden 

«teilte (Paus. 4, 31. 10. Brunn a. a. 0. 1, 288. Vertreterinnen unterworfener Länder (Sigam- 

290), sowie derjenigen der Stadt Megalopolis bria? und Celtiberia?) auf den Reliefs des 

von Kephisodot und Xenophon. in Megalopolis Panzers der Augustusstatue im Vatikan (Hel- 

(Paus. 8,30, 10. Brunn 1,269) ist nichts über- big, Führer durch Born 1 nr. 5; s. oben Bd. 1 

liefert, doch stellen Imhoof - Blumer u. P. Gard- Sp. 1592, 23 ff.) gekennzeichnet, daher wir eine 

ner in ihrem Num. comm. on Paus. S. 66 die ähnliche Auffassung vielleicht auch für die 

ebenda auf Tf. P 2 abgebildete Münze von Provinzen und Nationen des römischen Reiches 
Messene, welche den Kopf einer Stadtgöttin so voraussetzen dürfen, die auf den Reliefs des 

mit Mauerkrone und Schleier zeigt, mit dieser sogenannten Arcus Pietatis vor dem Pantheon 

^chricht zusammen, sodafs vielleicht schon einen Kaiser um Beistand anflehend darge- 

fur diese Statuen dieses Symbol in Anspruch stellt waren (0. Bichter, Topogr. v. Born in 

genommen werden darf. I. Müllers Handb. 3 S. 867. Gilbert a. a. 0. 3 

Zur Zeit Alexanders ist somit' nach allen S. 193, 4. Ist die zugehörige porticus etwa mit 

Richtungen hin der Weg bereits vorgezeichnet, der porticus ad nationes identisch?). Jeden - 

welchen die spätere Kunst bei der Personifikation falls erscheint so auf dem zu Mainz aufgefun- 

von Ländern und Ortschaften eingeschlagen hat. denen Schwert des Tiberius Vindelicia als 

In der Periode des späteren Hellenismus und Jungfrau mit Schwert und Doppelaxt (Bergk 
der römischen Kaiserzeit werden die alten 40 in d. Jahrb. d. V. v. A. im Bheinl. H. 14 S. 185 f. 

Typen, der herrschenden verstandesmäfsig ge- Klein u. Becker, Schwert des Tiberius). In die 

lehrten Richtung entsprechend, hauptsächlich Zeit der ersten Kaiser gehört auch die früher 

nur durch Beigabe von änfseren Zeichen füaden als Thusnelda bezeichnete Germania devieta 

massenhaften Einzelgebrauch weitergebildet. in der Loggia dei Lanzi in Florenz, die als 

Muster der typischen Darstellung eines Landes 
2. Hellenistisch -romische Zeit. ^ der idealgestalt der Bewohnerinnen des- 
a) Bildsäulen und Reliefs. selben gelten kann (s. Bd. 1 Sp. 1629). 
In dem Festzuge Ptolemäos' II. Philadelphos Im Jahre 20 n. Chr. errichteten zwölf durch 
stellte eine mit goldenem Diadem geschmückte ein Erdbeben geschädigte Städte Kleinasiens 
Frau Korinth und solche mit goldenen Kränzen 50 zum Dank für eine Unterstützung dem Tiberius 
die von den Persern unterworfenen Städte und in Rom eine Statue, welche von den Bildern dieser 
Inseln an der Küste Kleinasiens dar (Kallixen. Städte selbst umgeben war; später wurden 
bei Athen. 2 S. 201 D; vgl. Overbeck, Plastik* 2 noch zwei andere Städte aus gleichem Anlafs 
S. 197), und ebenso wurden in Rom bei Triumph- hinzugefügt (Tacit. ann. 2, 47. 4, 13). Von einer 
zügen neben den Bildern von Flüssen*), Seen Nachbildung dieses Denkmals (Jahn in den 
und Bergen auch die von besiegten Ländern Ber. d. Sachs. Ges. d. Wiss. Phil. - hist. Kl. 3 
und Städten aufgeführt (Ovid. ars am. 1, 220ff. 1851 S. 127 ff. Overbeck, Plast. a 2 S.435. Bau- 
Trist. 4, 2, 37f. 43ff; vgl. Tacit. ann. 2, 41). meister, Benkm. Fig. 1441a— d S. 1297), die m 
Ptolemäos IV. umgab in dem von ihm erbauten Puteoli im Jahre 30 aufgestellt wurde, ist die 
Tempel des Homer den Thron des Sängers mit 60 Basis erhalten, an welcher sich jene Städte- 
den Statuen seiner angeblichen sieben Vater- bilder, in Relief übertragen, noch vorfinden' 
städte (Aeltan. v. h. 13, 22). Die von Coponius (s. Abbildung 2»» auf Sp. 2095f.). 
gefertigten Bildsäulen der vierzehn von Pom- Tmolos und Temnos werden von Jünglingen 
peius (Plut. Pomp. 45) besiegten asiatischen vertreten, deren Beziehung zu den Städten durch 
Völkerschaften (Varro bei Plin. n. h. 36, 41. die Mauerkrone angedeutet wird. Da Tmolos, 
, . . ™ r „„„ wie die Berggötter in einen Baum, so in einen 

*) Vgl. den auf einem ferculum getragenen Mulsgott tu - i«„l» „;«. J«_W„ .„„1,1 

de» Jordan am Triumphbogen de B Titn 8 (jKihr-HtaAr, baumartigen Weinstock greift, durfte wohl 

Denkm. i, es, 3« a). eigentlich der Berg Tmolos hier gemeint sein, 



2095 Lokalpersonifik. (Stadtgöttinnen) 

wie dieser ja auch auf Münzen der Stadt er- 
scheint {Head, Hist. num. S. 554).*) 

Auffälliger ist die Vertretung von Temnos 
durch einen Jüngling, falls nicht auch hier 
an den Gott des nahe gelegenen Temnon- 
gebirges gedacht werden darf. Jahn a. a. 0. 
meint, dafs die Gestalt einer in der Stadt be- 
findlichen Statue des Dionysos nachgebildet 
sei, die sich auch auf Münzen der Mammaea 
und Gordianus III. finden soll (vgl. Dionysos 
mit Mauerkrone auf Münzen von Teos bei 
Inihoof- Blumer, Gr. Münzen nr. 369 Tf. 9, 16), 
während sonst auf Münzen von Temnos eine 
gewöhnliche Städtepersonifikation als Frau 
mit Mauerkrone vorkommt {Head, Hist. num. 
S. 482).**) Die hohe Verehrung des Dionysos 
daselbst beweist allerdings der Umstand, dafs 
auf den älteren Münzen der Kopf desselben, 
sowie Weinlaub und Trauben dargestellt sind 
{Head S. 481). Von den übrigen Städten er- 
scheinen sieben als reich bekleidete und meist 
auch mit Polos oder Mauerkrone und Schleier 



Lokalpersonifik. (Stadtgöttinnen) 2096 

rina in Rücksicht auf das damals zu seinem 
Gebiete gehörige {Strabon 13 'S. 622) Orakel 
von Gryneia durch den Dreifufs, und Ephesos 
durch das Bild der Artemis charakterisiert 
wird (vgl. Amphipolis mit der Statue der Ar- 
temis Tauropolos auf einer Münze aus der 
Zeit des Valerianus I., Catal. of gr. coins, 
Macedon. S. 60 und unten Sp. 2124). Aufser- 
dem erscheint der Kopf des Kaystros unter 

10 dem, linken Fufse der Ephesos ; in der R. hält 
sie Ähren und Mohn, wie die Fruchtbarkeit von 
Mostene durch Früchte in ihrer Hand und im 
Schurz gekennzeichnet wird. Die Flammen, 
welche aus der Mauerkrone der Ephesos em- 
porlodern, deuten vielleicht auf die Flammen, 
welche während des Erdbebens aus dem Boden 
hervorbrachen {Tacit. ann. 2, 47). Kibyra ist 
durch Helm, Schild und Lanze ausgezeichnet, 
wohl deshalb, weil sie als Hauptstadt eines 

20 Städtebundes und dann eines conventus für 
besonders kriegerisch galt, während Hyrkania 
zur Erinnerung an ihre Besiedelung durch 




r 



j-aa^sr.? 




2 a und b) Philadelpheia, Tmolus, Cyme, Mostene, Aeg*e und Caesarea auf der Basis von Puteoli 
(nach Baumeister, Denkmäler Kg. 1441 S. 1297). 



geschmückte Frauen, fünf sind als Amazonen 
aufgefafst (vgl. die Stadtgöttin von Stoboi auf 
einer Münze des Geta, Catal. of gr. coins, Maced. 
S. 106). Das reiche Sardes hat einen nackten 
Knaben , Plutos {Nonn. Dion. 13 , 466 f.) oder 
Tylos (s. d. und vgl. den nackten Knaben auf 
dem Knie des Flufsgottes auf Münzen von 
Sardes bei Imhoof- Blumer, Griech. Münzen 
nr. 619 f.), neben sich, die seefahrende Kyme 
und die den Erderschütterer Poseidon ver- 
ehrende Aegae führen den Dreizack, letztere 
auch den Delphin; die wegen ihrer vielen 
Feste und Tempel Kleinathen {Io. Lyd. de 
mens. 4, 40) zubenannte Stadt Philadelphia er- 
scheint in priesterlicher Tracht, während My- 

*) Crusius im Phüol. 52, 1898 S. 711 vergleicht mit 
diesen huldigenden Städten die weiblichen Mügelfiguren 
auf der oben Bd. 2 Sp. 1729 f. abgebildeten Kyren. 
Schale, indem er sie für die Schutzgenien der Tochter- 
städte der Metropolis Kyrene erklärt. 

**) Ähnlich ist die Bronzestatue eines Heros Ktistes 
mit Turmkrone des cab. de Janze im cab. des med. zu 
Paris {FurtwängXer in der Arch. Ges. zu Berlin nach der 
Berl. Phil. Wodtenschr. 1891 37 Sp. 1183). 



Macedonier {Plin. h. n. 5, 29, 120. Tacit. ann. 
2, 47. Strabon 13, 1, 13) die diesen eigentüm- 
lichen Kausia trägt. Das Attribut der Mag- 
nesia ist nicht mehr kenntlich. 

50 Dieser puteolanischen Basis ist eine Relief- 
platte aus Cervetri mit den Bildern oder Ver- 
tretern von Tarquinii (bärtiger Mann mit über 
den Kopf gezogener Toga), Volci (bekleidete 
Frau auf einem Thronsessel) und Vetulonia 
(nackter, bärtiger Mann mit Ruder) ähnlich, 
die vielleicht von einem Throne- des Claudius 
stammt {Benndorf u. Schoene, Die ant. Bildw. 
d. lateran. Mm. nr.212 S. 130f.). 

Auf der piazza di Pietra zu Rom sind Säulen- 

60 postamente mit den Reliefdarstellungen von 14 
römischen Provinzen gefunden worden, welche 
zu der von M. Agrippa erbauten Basilica Nep- 
tuni (vgl. Dio Cass. 66, 24) gehört haben {Lan- 
ciani in der Arch. Zeit. 41 1883 S. 187); drei 
derselben, die sich in den Pal. Odescalchi und 
Farnese befinden, sind bei Matz-v. Duhn, Ant. 
Bildw. in Born 3 nr. 3623 und a beschrieben, 
wo auch die ältere Litteratur angeführt ist, 



2097 Lokalpersonifik. (Länder etc.) Lokalpersonifik. (Länder etc.) 2098 

sieben andere sind jetzt im Hofe des römi- Da jedoch bei dieser Gattung von Denk- 

schen Konservatorenpalastes {Heibig, Führer malern Ortspersonifikationen nur dann (jrkennt- 

d. Born nr. 533, daselbst die neuere Litteratur), lieh sind, wenn sie in den hergebrachten Formen 

drei im Mus. nazion. zu Neapel aufgestellt. vorkommen, so brauchen wir hier die einzelnen 

Wahrscheinlich ist aber auch das Bruchstück nicht weiter aufzuführen. Inschriften sind nur 

einer Africa auf dem Capitol (Matz-v. Duhn selten beigefügt, wie z. B. auf dem Relief des 

a. a. 0. 3 nr. 3624) zugehörig. Die Bildung der Archelaos von Priene (Kaibel, Inscr. Graecae 

Köpfe und insbesondere der Augen deuten auf Sic. et Ital. nr. 1295. Baumeister, Denkmäler 

spätere Zeit als die des Agrippa, sodafs die Fig. 118), wo bei der Apotheose Homers die 

Reliefs als eine vielleicht im zweiten Jahr- 10 OiKovßivrj erscheint, und auf einem Sapphir 

hundert gemachte Zuthat zu betrachten sind. mit einer Jagd des Kaisers Constantius: Ksacc- 

Die Haartracht, Ausrüstung und Fufsbeklei- p«x KcMnuSotia , die als liegende Frau mit 

düng der Provinzen ist offenbar derjenigen Füllhorn dargestellt ist {Müller - Wieseler, 

ihrer Bewohner nachgeahmt; der Gesichts- Denkm. 1, 72, 416 S. 100). Hierzu sind die 

ausdruck zeigt bei allen die Trauer der Be- Einzelartikel zu vergleichen, deren Verzeichnis 

siegten, der Schnitt ist meist ideal, nur zwei unten Sp. 2100ff. bei Behandlung der Münzen 

lassen deutlich individuelle Züge erkennen. geboten wird. 

Bemerkenswert ist ferner der Torso der ,. n ..,-,„ ,,„ A •m-„„„,-Vo„ 

„, . . c, ,, ..,,. j TT- - •. b) Gemälde und Mosaiken. 

Statue einer Stadtgottm aus der Kaiserzeit ' 

zu Athen (0. I. Att. 3, 423. Sybel, Katal. d. 20 Auch die Malerei stellte mehrfach Länder- 
Skulpt. zu Athen nr. 422 S. 77), welche durch und Städtepersonifikationen dar, ohne jedoch 
bildliche Darstellungen (Skylla, Seetier, Wind- irgend eine neue Auffassung hervorzubringen, 
götter, Sirenen) als Seestadt (Unteritaliens?) So erscheinen auf einem Gemälde zu Pompeji 
bezeichnet wird. Als Verfertiger derselben {Heibig nr. 11131 die drei Brdteile in Rück- 
nennt sich Iason aus Athen. Vgl. Sybel ebd. sieht auf ihre Bewohner und Produkte cha- 
nr. 423. — In der Villa Hadrians hat man die rakterisiert: Buropa blondlockig, von einer 
jetzt in Ince Blundel Hall befindliche Kolossal- Dienerin mit einem Sonnenschirm beschattet, 
statue der Phrygia mit Mauerkrone, Binde und Africa mit schwarzem wolligem Haar und Ele- 
Tympanon gefunden (Michaelis in der Arch. fantenzahn, Asia, braunlockig mit Elefanten- 
Zeit. 32 1875 S. 25), welcher Zeit aber der 30 kopfschmuck (vgl. ebenda nr_ 1114). Africa (?) 
als besiegte Provinz bezeichnete verschleierte trägt Elefantenkopfschmuck, Ährenkranz, Bogen 
Frauenkopf trauernden Ausdrucks bei Fröhner, und Köcher, Sicilia die Mauerkrone, Ähren, 
Not. d. I. sculpt. ant. du musee du Louvre 1 S. 424 Speere und zur Andeutung der triquetra (siehe 
nr. 463 angehört, ist mir nicht bekannt. Vgl. unten Sp. 2104) über jedem Ohre ein Bein 
endlich die Darstellungen derLibye oder Africa (ebenda nr. 1115). Auch Heibig nr. 1116, eine 
o.Bd. 2 Sp. 2037 ff. Über Roma auf den Reliefs weibliche Figur mit Elefantenkopfschmuck 
der Triumphbögen siehe den Art. Roma. Ihr und Scepter, unter ihrem Fufs Elefantenkopf, 
ältestes Kultbild wurde zu Smyrna 195 v. Chr. neben ihr ein Löwe, ist Libye oder Africa (siehe 
aufgestellt (Tacit. ann. 4, 56). Die Provinzen an unten Sp. 2100) zu benennen; siehe oben Bd. 1 
den Säulen des Theodosius u. Arkadius zu Kon- 40 Sp. 1015 f. Africa neben Dido. Auf einem den 
stantinopel beschreibt Strzygowski im Arch. Theseus neben dem getöteten Minotauros dar- 
Jahrh.% 1894 S. 245. stellenden Gemälde {Heibig nr. 1214) ruht Kreta 
Auf späteren römischen Reliefs, besonders mit Bogen, Pfeil und Köcher, die ihr wohl in 
an Sarkophagen, findet sich als Vertreterin Rücksicht auf die Berühmtheit der kretischen 
des Erdbodens häufig eine gelagerte Frauen- ' Bogenschützen beigegeben werden, in der Höhe 
gestalt , doch ist dieselbe wahrscheinlich all- als Zuschauerin auf einem Felsen. Neben He- 
gemein als Gaia oder Tellus (s. Gaia und vgl. rakles und Telephos sitzt ebenso zuschauend 
Matz-v. Duhn a. a. 0. S. 257. Dütschke, Ant. Arkadia mit Rosenkranz und Fruchtkorb, hinter 
Bildw. in Oberital. 5 S. 436 unter Ge) aufzu- ihr ein jugendlicher Pan {Heibig nr. 1143), und 
fassen. Seltener treten hier einzelne Erdteile, 50 auch beim Tode des Adonis (ebenda nr. 340) 
Länder oder Städte auf, wie z. B. Europa und ist eine solche Lokalgöttin zugegen, die durch 
Asia, mit Turmkrone geschmückt und inschriftl. Aufstützen des Kopfes ihre Trauer kund giebt. 
bezeichnet {Matz-v. Duhn 3 nr. 3599), Aegina, Ägypten in der Gestalt der Isis die Io bewill- 
Africa, Alexandreia, Sicilia, sowie eine als kommnend s. oben Bd. 2 Sp. 275. 
knieende Frau mit Mauerkrone personificierte Sonst finden sich hierher gehörige Personi- 
Provinz (ebenda 3 nr. 3662. 2 nr. 3095; vgl. fikationen noch auf den von den Philostraten 
Brunn, Exeg. Beitr. 5 in den Sitzungsber. d. beschriebenen Gemälden: Thessalia mit Öl- 
Bayer. Ak.d. TF. 1881 2 S.119ff. Matz-v. Duhn kränz, Ähre und Füllen (Philostr. im. 2, 14 
3 nr. 3630. 3520), oder die drei einem Trium- S. 418 Kayser), Lydia in Rücksicht auf den 
phator entgegenschreitenden Stadtgöttinnen 60 Goldreichtum des Paktolos mit goldenem Ge- 
mit Lorbeerkränzen {Frilhner, Not. d. I. sculpt. wände (2, 9 S. 415), Skyros als Frau von kräf- 
ant. du mus. du Louvre 1 S. 424 nr. 464; vgl. tigern Körperbau mit Binsenkranz, blauem 
nr. 85 u. dazu Heydemann im 12. Hall. Winckel- Gewand, Ölzweig und Rebe (Philostr. II, 1 S. 6. 
mannsprogr. S. 10) , sowie eine durch Mauer- Jahn, Arch. Beitr. S. 372), Kalydon als kräftige, 
kröne, Füllhorn, Zweig und Getreidesack cha- mit Eichenlaub bekränzte Frau {Philostr. II, 
rakterisierte Alexandreia und eine sitzende 4 S. 9). Dagegen wird Oropos, da es regel- 
Stadtgöttin mit Mauerkrone und Scepter (Matz- mäfsig als masculinum gebraucht wurde, auch 
v. Duhn 3 nr. 3764. 1 nr. 920). als Jüngling, der von grünlich - blau gefärbten 



2099 Lokalpersonifik. (Länder, Städte) Lokalpersonifik. (Länder, Städte) 2100 

Nymphen, den »ülavccci (s. oben Sp. 2080), Auf griechischen Münzen erscheint be- 
umgeben ist, dargestellt (Philostr. im. 1, 27 sonders häufig der blofse Kopf oder die Büste 
S 402- vgl obenBd 1 Sp. 299, 13). Über Ken- der personificierten Stadt, oft mit Schleier, 
chreai' s unten Sp. 2130. Darstellungen der Stephane, Modius oder Mauerkrone geschmückt, 
Roma ais Weltbeherrscherin finden sich auf auf aolchen römischer Kolonieen und gnechi- 
einem antiken Wandgemälde im Palazzo Bar- scher Städte in der Kaiserzeit die Vertreterin 
berini und auf einem Gemälde im Calendarium derselben als vollbekleidete Frau mit oder ohne 
des Filocalus; vgl. den Artikel Roma. In Mauerkrone, modius oder tutulus, opfernd oder 
diesem Calendarium, dessen Original nach auch eine Palme, Füllhorn, Ruder oder leid- 
älteren Vorbildern im Jahre 354 n. Chr. zu- 10 zeichen haltend (z. B. Catal. of gr. coms %n the 
sammengestellt worden ist (StrzygowsM im Brit. Mus., Bithyn. S. 150; Pelopopn. S. 32. 56). 
Arch Jdhrb Ergänzungsheft 1 S. 98), sind aber Bestimmter gekennzeichnet sind dagegen: 
auch noch Alexandria (Tf . 5 S. 29), Constanti- Achaia durch Kranz und Scepter oder 
nopolis (Tf 6 S. 30) und Trier (Tf". 7 S. 31)abge- Lanze, Schwert und Ähren {Catal., Peloponn. 
bildet Alexandria, lang bekleidet und mit S. 12 ff. Achaia 134 ff. Aegium u. Konnth bei 
Ihren in den Haaren, hält öl- und Granat- Imhoof- Blumer a. P. Gardner, Num. comm. 
zweig in den Händen; neben ihr zwei Last- on Paus. Tf. R 16. G 140). 
schiffe und zwei Flügelknaben mit brennendem Actia auf Thron, mit Mauerkrone, Preis- 
Lichte wohl zur Andeutung des Leuchtturmes vase mit Palme. Fackel oder in Tempel (Niko- 
auf Pharos. Constantinopolis in ionischem Chi- so polis, Catal., Thessaly to Aetoha S. 102. 107). 
ton mit Mauerkrone, Kranz und Lanze; über Aegyptus, gelagert mit Ähren und Sphinx 
ihr zwei Knaben mit Kranz, zu ihren Füfsen (Read, Bist. num. S. 721) oder mit Schlangen- 
solche mit Fackeln und ein Geldsack. Treberis korb, Früchten, Ibis und Sistrum (Cohen, Med. 
als Amazone mit Helm, kurzem Gewand, Jagd- imp} 2, 114f. Adrien 96ff.; vgl. 8, 301 fhntorn . 
stiefeln Speer und Schild legt einem gefesselten 229). wie sie auch sonst häufig die Attribute 
Germanen die Hand aufs Haupt, wie in einer der Isis (s. d.) erhält und ihr überhaupt ahn- 
Gruppe des Louvre Roma als Amazone mit lieh gebildet wird, 
zwei kleinen asiatischen Gefangenen vorgestellt Aetolia s. ob. Sp. 2090. 
ist (Fröhner, Not. d. I. sculpt. ant. d.mus.n. d. Africa trägt regelmäfsig Kopihaut und 
Louvre nr 467 S 426). Über andere Städte- so Rüssel des Elefanten als Kopfschmuck (Iuba 1 , 
Personifikationen späterer Zeit vgl. Piper, Head, Bist. num. S. 744. 746; vgl den jugend- 
Mythol. d. Christi. Kunst 1, 2 S. 614 ff. und liehen Kopf mit gleichem Kopfschmuck schon 
oben Kilbis. auf einer Münze des Agathokles, Head fe. 159. 
Von Mosaiken kommen in Betracht: ein jetzt Babelon, Monn. d. I. rep. Born. 1 S. 279. 340. 
im Berliner Antiquarium befindlicher Fufsboden 435. 342 und sehr oft bei Cohen, Med.vmper.)-, 
aus Biredjik, auf dem ein römischer Kaiser von daneben wird sie aber auch durch Ähre und 
den Brustbildern der Reichsprovinzen umgeben Pflug, Skorpion und Löwen (Babelon a. a ü. 
erscheint (Arch. Zeit. 33 1876 S.57. 1885 S.158), Cohen, Med.imp.*2 S. 116f. u. 209 Adrien 142 ff 
drei Medaillons aus einer Villa zu Budrum, u. 1221 ff. - 3, 235 Commode 69. — 4, 6 ,u. 52 
auf denen weibliche Brustbilder als die Städte 40 Sept. Severe 25ff. u.493) oder die den Prafekten 
Halikarnassos, Alexandria und Berytos inschrift- von Mauretanien als Amtszeichen zukommende 
lieh bezeichnet sind (Arch. Zeit. 16 1858 S. 217*), Rute (Serv. V. A. 4, 242) charakterisiert (Ba- 
und ein von Bobert im Arch. Jahrb. 5 1890 belon a. a. O.), einmal auch nur durch bcnale, 
Tf 5 S 220 f. veröffentlichtes Mosaik aus Portus Zweig und Füllhorn (Cohen, Med. %mp 2,107 
Magnus, wo Asteria - Delos in ähnlicher Art" Adrien 8 f.). Später hält sie einen Elefanten- 
wie auf dem Sarkophagrelief der Villa Borghese stofszahn und ein Feldzeichen; zu ihren Fufsen 
(s. ob. Sp. 2091) aufgefafst wird. Hegt ein Löwe, der einen Stierkopf halt oder 
v 1-/5 stier und Löwe (Cohen, Med. imp. s 6 S. 500. 
c) Münzen. 503 f. Maxim. Eerc. 65. 91. 106. — 7, 105 
a) Griechisch-römische. 50 Galere Max. 26. — 7, 235 Constantin I. 71. — 
Bei weitem die reichste Entwickelung von 7, 170 Maxence 46); vgl. oben Libye u. Dido. 
Personifikationen der Länder und Städte zeigen A 1 a m a n n l a sitzt trauernd am Boden 
die Münzen dieser Periode. Mindestens seit Siegeszeichen, Bogen, Schild (Cohen , J 248 
Anfand des ersten Jahrhunderts v. Chr. können Constantin 1. 165. — 7, 377 Constantin II 108). 
sämtliche Formen derselben als völlig aus- Alexandria mit Elefantenkopfschmuck 
gebildet und allgemein bekannt gelten, wie (Head S. 720) oder Mauerkrone (gensAemilta, 
sie ia auch nach Rom bereits voll entwickelt Babelon 1 S.128), Lotos, Skorpion (Cohen 2,108 
übertragen worden sind. Der Übersichtlich- Adrien 16 f.). Sistrum und Schlangenkorb, Ähren 
keit wegen empfiehlt es sich deshalb bei Auf- Weinrebe, Mohn, Ibis, Krokodil (Cohen 2, 117 
führung der Einzelbildungen die alphabetische 60 Adrien 154ff. - 2, 273 Antomn 26ff.); vgl. 
Anordnung zu Grunde zu legen und nur die- oben Sp. 2097. 2099 nnd unten Sp. 2131. 
ienigen zu berücksichtigen, die in irgend einer Amastris mit Mauerkrone, Speer und 
Weise besonders charakterisiert sind. Weg- Schwert (Cat, Pontus, Paphl. S. 86, 13; vgl. 
gelassen sind also alle Gestalten, die ent- 88, 30 Tf. 20, 3. 11). 

weder nur durch die Inschrift (z.B. Sparte, Amisos mit Mauerkrone, Füllhorn und 

Bead, Eist. num. S. 365) oder ganz allgemeine Ruder, welches sie auf einen Kopt (der £aia 
Symbole gekennzeichnet oder überhaupt nicht oder eines Flufsgottes?) aufsetzt (Catal., Pon- 

sicher zu deuten sind. *«s etc. S. 21, 85 Tf. 4, 7). 



2101 Lokalpersonifik. (Länder, Städte) 

Anazarbos in Cilieia mit Mauerkr. sitzt, 
Ähren in der Hand haltend, auf einem Felsen; 
Caria krönt sie, Isauria und Lycaonia reichen 
ihr Kranz und Urne (Imhoof- Blumer, Monn. gr. 
S. 350 f.). 

Antiochia sitzt auf einem Felsen, Mauer- 
krone, Ihren, Storch, Orontes (Cohen 2, 140 
Adrien 401); vgl. ohen Sp. 2092. 

ApollöniaSalbakemit Kalathos, Scepter 



Lokalpersonifik. (Länder, Städte) 2102 

Kinder mit Ähren und Trauben (Cohen 2 S. 31 
Trojan 125); kniet vor Trajan oder Roma (2, 36 
u. 79 Trajan 174 u. 598); wird vom Tiber zu 
Boden geworfen (2,71 Trajan 525) ; mit Feld- 
zeichen, krummem Säbel (2, 140 Adrien 400. — 
2, 305 Antonin 347); steht mit Mütze, krum- 
mem Säbel, Feldzeichen zwischen Adler und 
Löwe (5, 119 Philippe pere 250 ff. — 5,152 
Otaeilie 77 ff. — 5, 172 Philippe fils 92 ff. — 



und Schale neben Zeus und Athene (Imhoof- 10 5, 199 Trajan Dece 133 ff. — 5, 472 Gallien 

— " ■-- > 1357); später hält sie gewöhnlich einen lituus 

mit Eselskopf (5, 187 f. Trajan Dece 12 ff. — 
5, 254 Trebnnien Galle 140. — 5, 472 Gallien 
1359. — 6, 136 Claude IL 64. — 6, 184 Au- 
relien 73), doch auch Scepter oder Zweig (5, 206 
Trajan Dece et Etrufc.l. — 5,212 Etrunc.Sbl). 
Damascus, Frauenbüste mit Mauerkrone in 
einem Tempel; neben ihr Frauen mit kleinen 
Tempeln in den Händen, in denen ein Kind 



Blumer, Gr. Münzen nr. 430 a). 

Arabia mit Kamel, Straufs. Balsam strauch 
(Cohen 2 S. 20 u. 27 Trajan 26ff. 88. — 2, 210 
Adrien 1233. Miliin, Gal. myth. 49, 373. 84, 374). 

Armenia kniet in armenischer Tracht und 
Tiara, die Hände bittend vorgestreckt (Babe- 
lon 1 S. 216. 2 S. 70. 75. 298 f.; vgl. Cohen 3, 
173 L. Verus 14); sie liegt unter den Füßen 
Hadrians. zwischen Euphrat und Tigris (Cohen 



2 S. 21 Trajan 39); sitzt trauernd am Boden 20 und ein Kamel sichtbar ist; Widder (Cohen 



mit Feldzeichen, Schild oder Köcher und Bogen 
(Cohen 3, 5 M. Aurel 5ff. — 3 S. 172f. 191. 194 
L. Verus 4ff. 219 f. 255). 

Asia (s.d.) knieend (Bdbelon 2 S. 467), mit 
Mauerkr., Schale, Scepter oder Schiffsschnabel, 
Ruder, Krone und Anker (Cohen 2 S. 109. 120. 
210 Adrien 24. 188. 1235 f. — 2, 276 An- 
tonin 64f.). 

Aureliopolis in Lydien, Mauerkr., hält 



5,126 Philippe pere 326f.: vgl. 332 f. — 5,142 
Phil. p. et f. 111. — 5, 154 Otaeilie 96f.; vgl. 
5, 328 Valerien pere 324. — 5, 483 Gallien 
1461); oder sie sitzt mit Mauerkr. auf einem 
Felsen; Kranz, Füllhorn, Flufsgott, Silen, fünf 
Frauen mit Mauerkr. neben ihr (5, 154 Ota- 
eilie 99), oder mit Hasen, Füllhorn, Flufsgott, 
Widd«rkopf (5, 257 Trebon. Galle 167); sie 
reicht dem Kaiser einen Kranz oder erhält ein 



die cista mystica auf dem Knie und wird von 30 Preisgefäfs von ihm (5, 155 Otaeilie 101. — 



Dionysos gekrönt (Heaä S. 548) 

Bithynia mit Schale und Zweig, oder 
knieend mit Ruder oder Schiffsschnabel, auch 
mit Mauerkrone, Füllhorn (Cohen 2 S. 109. 210f. 
Adrien 26. 1238. 1242. 1245. Catal., Pontus etc. 
S. 104). Auf Münzen des Nikomedes I. ist sie 
der Aitolia (s. ob. Sp. 2090) ähnlich gebildet 
(Imhoof- Blumer, Monn. qr. S. 146). 

Britannia (s. d. und vgl. Areh. Zeit. 43 



5, 201 Traj. Dece 149). 

Eukarpeia, Mauerkr., drei Ähren, Scepter, 
(Imhoof- Blumer, Gr. Münzen nr. 582). 

Francia (s. d.). 

Galatia (s. d.). 

Gallia, s. ob. Bd. 1 Sp. 1592. öfter kniet 
sie vor dem Kaiser, Mauerkrone oder Helm, 
Füllhorn, Lanze, Zweig (Cohen, Med. impJ 
2,211 Adrien 1257. — 5, 428ff. Gallien 895ff. 



1885 Sp. 158) opfert, sitzt oder steht, Scepter, 40 — 6, 49 f. Postume 311 ff. — 6, 80 'Victorin 



Schild, Lanze. Feldzeichen, Panzer (Cohen 2 
S. 109. 121 Adrien 28. 194ff. — 2, 281 f. An- 
toninllbS. — 3,232 Commode31); mit Mauer- 
krone und gefesselt (4, 210 Caracalla 639 f. — 
4, 277 Geta 223); mit Feldzeichen, reicht dem 
Kaiser die Hand (7, 8 Carausius 54ff.). 

Cappadocia, siehe Kappadokia und vgl. 
oben Sp. 2098. 

Caria, siehe Karia. 

Carthago, siehe Karthago 



pere 106; vgl. 6, 104 Tär. pere 123). 

Germania, s. ob. Bd. 1 Sp. 1628, findet 
sich zuerst auf Münzen des Trajan. Sie sitzt 
auf Schilden und hält einen Ölzweig in der 
Hand, oder sie stützt den Kopf zum Zeichen 
der Trauer (Cohen 2, 40 ff. Trajan 207 f. 220 f. 
290). 

Hadrianopolis, s. Bd. 1 Sp. 1873, 35 ff. 

Heliopolis in Koilesyrien, verschleierte 
50 Büste mit Mauerkr., Ölzweig, Füllhorn (Cohen 



Cilieia mit Helm, Schale, Feldzeichen 
(Cohen 2, 109 Adrien 29). 

Constantinopolis mit Schleier, Modius, 
Füllhorn, Schiffsschnabel (Cohen 7, 243 Con- 
stantinl. 135), Mauerkr., Flügel, Palme, Sieges- 
zeichen, Zweig, Feldzeichen, Schiffsschnabel 
(7, 322 ff. Constantinople 1 — 24), Ölzweig, Füll- 
horn (7, 371 Constantin IL 64. — 390, 198), 
mit Globus und Victoria (7, 460 ConstanceJI. 
133. — 8, 128 Gratien 19. — 8, 140 Valen- so 
tinien II. 13. — 8, 314 Contorn. 335). Siehe 
oben Sp. 2099, 

Corcyra, Kopf mit Epheu- oder Lorbeer- 
kranz, auch mit dem des Herakles verbunden 
(Catal, Thess. to Act. S. 132. 146. 152 f.). 

Dacia (s.d.) sitzt mit gebundenen Händen 
auf Schilden, Sicheln, Lanzen (Cohen, Med. imp} 
2 S.30f. Trajan 118ff.); hält ein Siegeszeichen; 



4, 233 Caracalla 873. — 4 , 250 Plautille 43. 
— 4, 360 Elaqabale 367). 

Hierapolis, s. Bd. 1 Sp. 2656. 

Hispania, s. Bd. 1 Sp. 2695, doch ist dort 
noch eine Bronzestatuette des Cabinet des me - - 
dailles et antiques zu Paris (Chabouillet , dat. 
gen. nr. 3052) und ein Marmorwerk des Briti- 
schen Museums (Arch. Zeit. 43 1885 S. 237) 
hinzuzufügen. 

Histria, s. Bd. 1 Sp. 2697. 

Illyricnm, oder vielmehr ülyris oder Uly- 
ria barbara und Graeca sind, wie die Panno- 
niae (s. unten), als zwei einander den Rücken 
zukehrende Frauen mit Feldzeichen dargestellt 
(Cohen 6, 304 Probus 505). 

Isauria, s. hier Anazarbos. 

Italia, s. ob. Bd. 2 Sp. 568ff. 

IuVlaea, s.d., wo aber noch Cohen 2, HOf, 



2103 Lokalpersonifik. (Länder, Städte) Lokalpersonifik. (Länder, Städte) 2104 

u. 179 Adrien nr. 51ff. 871f.; die Iudaea capta (Cohen 6, 196 Aurelien 102 ff. 209. 215 — 

bei Marini, Inscr. ant. doliari ed. de Bossi u. 6, 304 Probus 506. 519); vgl- oben b P- 20901. 

Brefsel nr. 938 S. 296, sowie die wahrschein- defensor orbis. 

lieh die Iudaea restituta vorstellende Erzgruppe Oriens alsgeflügelter Jüoglingmitbtrahien- 
zu Caesarea Philippi bei Euseb. hist. eecl. 7, 18 kränz, Köcher, Bogen, Caduceus, iuUhorn Adler, 
nachzutragen ist. Schild, den Fufs auf eine Kugel stutzend (Cohen 
Laodicea sitzt mit Mauerkr. auf einem 1,44 Marc Antoine 73. Bateion 1 b.. 165 zwei- 
Felsen; Steuer, Füllhorn, schwimmender Flufs- feit an dieser Deutung), sonst ist Oriens als 
gott, der Stadtgöttin gegenüber Artemis (Cohen Sol vorgestellt (z.B. Cohen 2 189 Adrien 
4, 358 Magabale 352), auch von Phrygia und m 1003 ff.), doch findet sich neben der Inschrift 
Karia (Head, Hist. num. S. 566) oder von vier Bestitut. Orientis auch eine -p rau mlt Mauer- 
Frauen mit Mauerkronen umgeben (4, 358 kröne (ij AvaToXp), die dem Kaiser einen Kranz 
Magabale 356. — 5, 328 Valer. pere 322); reicht oder vor ihm kniet (Cohen 5, 315 da- 
stehend mit Mauerkrone, Stola, Beil, Schild, lerien pere 188. - 6, 197 f. Anreiten 201 ff.; 
oder mit einer kleinen Figur auf der Hand, vgl. 8, 105 Valens 15). -j.oi.i- 
Steuer, Füllborn (4, 358 Mag. 357ffi); sie legt Pannonia mit Mauerkr., auch mit Schleier 
die Hand an den Mund (4, 5?0 Maximin 1. 143) ; und Diadem, Feldzeichen, Lorbeerzweig (Cohen 
vgl. Imhoof- Blumer, Gr. Münzen S. 145). 2, 260f. AeliusUff. - 5,193 TrajanDeceWf. 
Libye,s.d. — Lycaonia, s.hierAnazarbos. - 6,170 Quintillehl. — 6, 192 Aurelien 165 ; 
Macedoniain kurzem Gewand mit Schale 20 mit Helm und Feldzeichen (5,217 Merenmus 9); 
und Geifsel, auch knieend (Cohen 2, 11 u. 213 die Pannoniae erscheinen als verschleierte 
Adrien 59f. 1279f.). Frauen, die sich die Hand reichen oder den 
Mauretania mit kurzem Gewand, Schale, Rücken kehren; Feldzeichen (5, I9d lraj.uece 
Feldzeichen, auch mit Elefantenkopfschmuck, 81. 85ff. — 6, 411 Julien 5). 
Ähren, Jagdspiefsen, Pferd, Korb, Lanze, Kranz, Pautalia sitzend mit ^odius Erd kugel 
Stab (Cohen 2, 111 u. 185 Adrien 63. 66. 70. mit Nike, Füllhorn (Catal., lhraeeb. 141). 
954ff. - 2, 324 Antonin 551ff.). Pella mit Mauerkr., Schale, zu ihren Fufsen 
Moesia in kurzem Gewand mit Schale, ein Fisch (Cohen 4, 466 Alex, -bee-ere 630); sie 
Bogen, Köcher (2,112 Adrien 72), zwischen hält die Rechte an den Mund (5, 153 Otacihe 89). 
Löwen und Adler oder Stier (vgl. Dacia), zu- so Perinthos mit modiuS, aut jeder Hand 
weilen auch mit Zweig, Erdkugel oder Füll- einen Tempel; zu ihren Fulsen ein Altar 
hörn (5,119 Philippe p. 258 ff. — 5, 199 f. (Catal, Thrace S. 153). 

Traj. Dece 137 ff. - 5, 212 Etrusc. 37 ff. - Philippopolis sitzt mit Mauerkrone und 

5, 473 Gallien 1361 f.). Schleier auf einem Felsen; Al« en > Mohn > Flufs - 

Mytilene mit Mauerkr. hält auf der L. die gott Hebros (s. ob. Bd. 1 Sp- 1872). 

Herme des bärtigen Dionysos (Imhoof- Blumer, Phoenice mit Mauerkrone, Kranz, Lanze, 

Gr. Münzen nr. 253). Schiffsschnabel, Palmbaum (Cohen, Med. imp.- 

Neapolis in Samaria mit Mauerkr. setzt 2, 329 Antonin 596). 

den Fufs auf einen Löwen, in der 1. Hand hält Phrygia mit Mütze, Schale, Sichel, auch 
sie eine Lanze, auf der rechten den Berg Ga- 40 knieend (2, 112 u. 214 Adnen 74. 128b — 8 

rizim (Cohen 5, 157 Otacilie 118). Contorn. 105?); s. Karia und oben bp. 2097. 

Neocaesarea in Pontus mit Mauerkrone, PtolemaisinGalilaeainitMauerkr^bteuer, 
Ruder, Füllhorn, Flufsgott Lykos; sie ist um- Füllhorn, Cippus mit Idol oder Wolün Victoria, 
geben von fünf Frauen mit Mauerkrone, den zuweilen aber auch nach dem Vorbild der An- 
Städten von Pontus (Catal. of gr. coins, Pontus tiochia gebildet (4, 95 Sept. bevere 930 ff. — 
S. 32. Imhoof- Blumer, Griech. Münzen nr. 55 4, 134 Julie 332. — 4, 319 Viadumenien 47). 
Tf. 4, 16). Roma (s. d.). 

Nicaea sitzend, Ruder, Füllhorn, Preis- Sarmatia sitzt weinend am Boden, iro- 

urnen mit Palmzweigen (Catal., Pontus S. 175 phäe (7, 377 Constantin iL 1° 9 )- 
Bithynia 145). 50 Scythia stehend mit Kranz und Stab 

Nicomedia mit Mauerkr. sitztauf Felsen; (2, 346 Antonin 777). 

Ihren, Schiffsschnabel, Scepter (Catal, Pontus Sic ilia mit gelöstem Haar niedergesunken 

S. 182; Bithynia 21 f.); sie kniet, ein umge- und vom Konsul aufgerichtet (Babelonl _ b. -13 

drehtes Steuer haltend, vor Hadrian (Cohen —215. 2, 70 gern Aquillia); 'mit der tnquetra, 

2, 213 Adrien 12831). als Kopfschmuck, Schale, Ähren Kranz, auch 

Nicopolis in Epirus, Mauerkr., Füllhorn, knieend (Cohen 2, 112 u. 2lf Adrien 75. 1292. 

Fackel und wegen der Beziehung des Namens — 2, 347 Antonin 786); vgl- 0Den b P- 2 .°/ 8 - 

zu Nike Flügel (Catal, Thessaly to Aetolia Siscia mit oder ohne Mauerix. .sitzend 

S 106 Tf. 19 13). zu ihren Füfsen ein oder zwei ilulsgotter mit 
Noricum, Frau mit Helm, Schale und Feld- 60 Urnen (Cohen 5, 436 Gallien 976. — 6,313 

zeichen (Cohen 2, 112 Adrien 73). • Probus 635). 

Orbis terrarum wird im Anschlufs an Smyrna als Amazone mit Mauerkrone und 

Oikumene (s. ob. Sp. 2098) als Frau mit Mauer- Beil (Head, Hist. num. S. 510; vgl. P. Gardner, 

kröne und Erdkugel aufgefafst. Sonst kniet The types S. 207). 

sie auch mit Lanze und Füllhorn vor dem Stoboi mit zwei Flufsgottern zu ihren 

Kaiser (Cohen 2, 214 Adrien 1285. — 5, 430 Fülsen (Imhoof - Blumer, 31onn. gr. b 92) 

Gallien 910ff. — 6, 51 Postume 323ff.); oder Syria mit Mauerkrone, Kranz Füllhorn, 

sie reicht dem restitutor orbis einen Kranz Orontes (Cohen 2, 348 f. Antomn 7941.). 



2105 Lokalpersonifik. (Länder, Städte) 

Thebe neben Kadmos (M. v. Tyrus, Eead, 
Hist. num. S. 676); s. oben Sp. 2090. 

Thracia in kurzem Gewand mit Schale, 
Kranz, Palme (Cohen 2, 112 Adrien 77. — 
2, 350 Antonin 816). 

T r o a s mit Mauerkr., Feldzeichen, Palladium , 
dem Bild des Apollon Smintheus (Collen 2, 91 
Trajan 693. — 3, 372 Commode 1157. — 4, 469 
Alex. Severe 655. — 5, 479 f. Gallien 1426 ff.) 



Lokalpersonifikationen (Nomoi) 2106 

Sp. 2132 Pagus) anschlofs und als kennzeich- 
nende Symbole die heiligen Tiere oder die 
Bildsäulen der in den betreffenden Bezirken 
hauptsächlich verehrten Gottheiten beigab. 
Gewöhnlich erscheint der Nomos also als 
jugendlicher oder als bärtiger Mann, voll be- 
kleidet oder mit nacktem Oberkörper, acht- 
mal auch in voller Rüstung, einmal zu Pferde 
(vgl. oben Bd. 1 Sp. 2748). Als allgemeines 



Tyrus mit Mauerkr. und betend erhobener 10 Symbol der Macht führt er oft das Scepter. 



Rechten vor einem Tempel mit der Keule des 
Herakles (Cohen 5, 260 Trebon. Galle 191). 

Nach dieser Zusammenstellung kommen von 
Ortsgöttinnen, abgesehen von der Verbindung 
der Stadt mit ihrem Flufs, in Gruppen vor: 
Anazarbos, Apollonia, Armenia, Aureliopolis, 
Britannia, Caria, Dacia, Laodicea, Neocaesarea 
und Phrygia; vor dem Kaiser knieen: Achaia, 
Armenia, Asia, Aureliopolis, Bithynia, Dacia, 



Diese Auffassung zeigen die Nomoi von Alexan- 
dreia mit dem Nilpferd des Set, von Apollono- 
polis, Kabasa, Antaiopolis (vgl. Bd. 1 Sp. 1850 
Z. 10), Heptakometai, Tanis und Tentyris mit 
dem Sperber des Horos, von Koptos und Se- 
bennytos mit der Gazelle oder Antilope (Ziege?) 
des Horos-Min ; von Kynopolis und Lykopolis mit 
dem Schakal des Anubis, von Hermopolis mit 
dem Zeichen des Thot, von Diopolis Megale und 



Gallia, ltalia, Macedonia, Nicomedia, Orbis 20 von Diopolis in Unterägyp^en, Libye und^der 
terrarnm, Phrygia und Sicilia. Zur Andeutung " "' ' A J ~" •ht-jj — 

des Besuches eines Fürsten wird derselbe der 
Vertreterin der Stad| oder Provinz gegenüber- 
stehend dargestellt (z. B. Demetrios II. Nicator, 
Catal. Seleucid Hngs S. 78 Tf. 21, 8. Cohen, 
Med. imp.* 2, 108 tf. Adrien 15 ff.; vgl. oben 
Britannia). Am häufigsten sind die Personi- 
fikationen von Ländern und Städten in der 
früheren Kaiserzeit; seit Commodus werden 



Nomos Choites mit dem Widder des Ammon, 
der Mendesios Nomos mit dem des Chnum- 
Osiris, Heliopolites und Pharbaithites mit dem 
Sonnenstier des Tnm-Ra, Hermonthites mit 
dem des Month, Leontopoleites mit dem Löwen 
des Tum-Ra-Horchuti (Brugseh, Bei. u. Myth. 
d. a. Äg. S. 282. Drexler, Myth.Beitr. 1 S. 53,1), 
Letopolites mit dem Ichneumon der Leto-Utit- 
Buto, der Nomos Ombites und die eine Dar- 



sie dagegen ziemlich selten , immer erhält 30 Stellung des Antaiopoleites und des Menelaeites 



sich Roma, öfter aber finden sich auch später 
noch Constantinopolis, Dacia, Moesia, Pannonia, 
Africa, Britannia, Gallia. 

Für die Personifikation tritt dann oft der 
genius urbis ein, der nun selbst zuweilen die 
Mauerkrone erhält (Genius von Lugdunum, 
Cohen, Med. imp. 1 3, 419 Albin 40); vgl. den 
genius populi Romani mit Mauerkrone (Cohen 
6, 108 Täricus pere 161. — 6, 426 Biocletien 



mit dem Krokodil des Sebeq - Suchos. Bild- 
säulen von Gottheiten halten: Antaiopolites 
die Nike, Arsinoeites neben Geifsel und Sonnen- 
scheibe die Büste der Arsinoe (?; vgl. oben 
Bd. 1 Sp. 1849, 61), Thinites die Elpis oder 
Aphrodite. Latopolites hält den Fisch Latos, 
nach dem das Land genannt ist (Brugseh, Bei. 
u. Myth. d. a. Äg. S. 502 ff.), Sebennytes Kato 
eine Weintraube (des Osiris - Sarapis - Dionysos ? ; 



108. — 6, 507 u. 611 Maximien Hercule 138. 40 Drexler, Myth. Beitr. 1 S. 38 f.). Die Symbole 



189 ff. u. s. w.), Dionysos, Demeter und Hygieia 
mit Mauerkrone (Münzen von Teos, Erythrae, 
Komana bei Imhoof-Blumer, Gr. Münzen nr. 369. 
296. 487). 



(3) Griechisch -ägyptische. 

Neben diesen griechisch-römischen Münzen 
verdient eine besondere Betrachtung eine 
Reihe von griechisch-ägyptischen, zu Alexan- 
dria geschlagenen Münzen aus der Zeit des 50 (vgl. Bd. 1 Sp. 1849, 22 ff.) mit Keule, Sperber 
Domitian, Trajan, Hadrian, Antoninus Pius des Horos und Greif (vgl. Bd. 1 Sp. 1774) oder 
und Marcus Aurelius, auf denen nach W. Froh- mit dem modius des Sarapis, der Gebärde des 



mehrerer Gottheiten führen: Mareotes Widder 
und Krokodil (?), Panopolites den Ichneumon 
derLeto-Utit-Buto oder derEileithyia-Nechbit 
und eine Bildsäule des Pan-Chem-Min, Phthe- 
neutes den Sperber des Horus und den Widder 
des Ammon oder Chnum. 

In der Gestalt griechischer Gottheiten meist 
mit Symbolen ägyptischer Götter sind personi- 
ficiert: der Nomos Herakleopolites als Herakles 



ners (Le nome swr les monnaies d'Egypte,, ex- 
trait de l'ann. d. I. soc. d. Numism. 1890) Aus- 
einandersetzung fünfzig personificierte Nomoi 
dargestellt sind (frühere Deutungen bei Read, 
Eist. num. S. 722 ff. und oben Bd. 1 Sp. 1865; 
vgl. auch Catal. of the coins of Alexandria and 
the Norries, London 1892, Introdüct. S. 97 ff. und 



Harpokrates (s. o. Bd. 1 Sp. 2746), Keule, Sper- 
ber, Sphinx; Prosopites als bartloser beklei- 
deter und verschleierter Herakles mit der Atef- 
krone des Osiris, Keule und der Gebärde des 
Harpokrates, auch mit dem Sperber auf der 
Keule; Hermopolites als Hermes mit Petasos, 
Chlamys, Caduceus und Beutel; Tanites als 



S. 341 ff.). Da der Begriff »ofiög männlicnen 60 Zeus mit Lanze und Sperber. Menelaeites ist 



Geschlechtes ist, so wurde er auch gewöhnlich 
in männlicher Gestalt personificiert, indem 
man sich in der Bildung wahrscheinlich an 
den Demos (Kaisermünzen von Sardes, An- 
tiocheia,-.Eukarpia, Laodikeia, Nikaia, Aizanis, 
Attaia u. s. w., s. Imhoof-Blumer, Mann. gr. und 
Griech. Münzen im Register; P. Gardner, The 
types of gr. c. Tf. 1, 18ff. 5, 1; vgl. auch unten 



einmal als Mischwesen mit Menschenoberkörper 
und Krokodilschwanz oder Krokodilfüfsen, Son- 
nenscheibe zwischen Hörnern, Füllhorn und der 
Gebärde des Harpokrates gebildet, während 
Sebeq-Suchos, der dort verehrt wurde, nur 
mit Krokodilkopf vorgestellt wird. 

Die Gestalt wirklich ägyptischer Götter, 
doch mit ihpen nicht zukommenden Symbolen, 



2107 Lokalpersonifikationen (Nomoi) Lokalpersonifikationen (Berge) 2108 

haben: Naukratites als Mann mit Schlangen- Pelusion als Isis mit Atef kröne, doch kann 

köpf (Brugsch a. a. 0. S. 158 f. 288), Scepter diese auch als Gründerin der Stadt (Flut, de 

und dem Sperber des Horos; Phthemphoeytes Is. et Osir. 17) aufgefafst sein. 

Nomos und Phtheneutes einmal als Horos im 

Kindesalter auf der Lotosblüte mit Füllhorn; ". Berge. 

Prosopites einmal als verschleierter Harpo- Unter den gröfseren Gruppen von Orts- 

krates mit Atef kröne des Osiris; Sethroites gottheiten erscheinen am spätesten die Ver- 

Nomos als gerüsteter Horos mit Sperberkopf, treter der Berge, jedenfalls deshalb, weil bei 

Sonnenseheibe zwischen Hörnern (s. o. Bd. 2 diesen zunächst keine Thätigkeit wahrnehmbar 

Sp. 363), Lanze und Sperber. 10 war, die Belebung voraussetzen liefs (s. oben 

Endlich erscheint Diopoleites Megas einige- Bd. 2 Sp. 2076). 
mal als reitender Sonnengott, meist mit Strahlen- Dieser unpersönlichen Auffassung entspricht 
kränz, wie er bei Sarapis vorkommt (s. o. Helio- der Umstand, dafs oqos selbst neutral ist, und 
serapis), auch gepanzert. Er reicht einer um dafs sich die Namen der Berge auf alle Ge- 
einen Baum geringelten Schlange einen Becher schlechter verteilen, wenn auch das männliche 
oder hält diese selbst in der Hand (vgl. Brugsch überwiegt. 
a.a. 0. S.288 u. ob. Bd. 1 Sp. 1535, lff.; 1863). •«!+••« %. a n- ^ 

Neben diesen männlichen Personifikationen a ) Personifikation in Sprache und Dichtung. 
des Nomos finden sich aber etwa 20 weibliche Dagegen verwendet die Sprache auch in 
Gestalten mit gleichartiger Umschrift und offen- 20 Bezug auf die Berge schon frühzeitig bild- 
bar ähnlicher Bedeutung. Zur Erklärung dieser liehe Ausdrücke, die, von lebenden Wesen 
Thatsache ist schwerlich mit Fröhner a. a. 0. entlehnt (Projektion), eine Personificierung 
S. 7 an eine mifsverständliche Auffassung des dieser Naturgegenstände vorbereiten, 
grammatischen Geschlechtes des Wortes vopög Bei Homer findet sich zwar noch keine 
zu denken ; offenbar ist vielmehr nach Analogie Spur einer eigentlichen Belebung der Berge, 
der sonst bei Ländern und Städten gewöhn- auf denen die Götter gleich den irdischen 
liehen Art der Personifikation auch hier das Herrschern jener Zeit ihren Wohnsitz haben, 
weibliche Geschlecht gewählt, so dafs eigent- , wohl aber wird ihnen ein Haupt (IL 1, 44. 
lieh die dem Nomos den Namen gebende Stadt ' 2, 167. 869. 20, 5 u. sonst oft), Scheitel (IL 
personifiziert ist." Dabei mag jedoch in einigen 30 1,499. 2, 456 u. s.w.), Augenbrauen (11. 20, 151; 
Fällen der Name selbst (Aphroditopolites, Athri- vgl. Pind. Ol. 13, 106) und Hals (IL 1, 499) bei- 
bites, Arsinoeites, Bubastites, Gynaecopolites; gelegt, die Ida wird als [irjvrjQ&rjqäv(Il. 8, 47 u.ö.) 
vgl. oben Sp. 2103 Nicopolis) gewissermafsen bezeichnet, und im Hymn. 18, 11 findet sich ein 
etymologisch mit eingewirkt haben, wie dies die Schaf herden überschauender Berggipfel. Bei 
ja auch bei Latopolis der Fall ist. Hesiod sind sie Wohnung der Nymphen, zugleich 

Am klarsten tritt diese Auffassung bei dem aber doch schon Kinder derGaia (Theog. 129 f.). 

Memphites Nomos hervor, der durch eine Frau Pindar giebt ihnen Rücken (OL 7, 87) und 

mit Geierkopfschmuck (s. oben Bd. 2 Sp. 503), Knöchel (Pyth. 2, 46), auch macht er sie zu 

Scepter, Uräusschlange und Apisstier vertreten Zeugen (Nem. 3 , 23 ; vgl. Krinag. in d. Anth. 

wird, da genau dieselbe Gestalt auf Bleimünzen 40 Pal. 9, 283) und die Aitna zur Amme des 

mit der Umschrift Memphis vorkommt (Fröhner Schnees (Pyth. 1, 20). 

a.a. 0. S. 19). Sonst gehören hierher: Arabia Aischylos, Sophokles, Euripides und Aristo- 

mit Atef kröne, opfernd; Arsinoeites, zweite phanes verleihen ihnen Schläfen (Aesch. Prom. 

Form, als Arsinoebüste mit Uräusschlange; 721), Arme (ebenda 1019), Mund und Sprache 

Athribites mit Sperber (vgl. C. /. Gr. 4711: (Soph. Phil. 16. Oed. tyr. 463. Eurip. Bacch. 

SgicpiSi &iä [ii]syiartj u.ob.Bd.l Sp. 1865, lff.); 726. Hippol. 979), Augenund Sehkraft (Eurip. 

Bubastites mit der Kaljze der Bast (vgl. Drexler, Iph. Taur. 262. 626. Hipp. 30. Bacch. 1384), 

Myth. Beitr. 1 S. 128, 2); Busirites mit Stein- Gehör (Eurip. Med. 28) und Bewegung (EuVip. 

bock und Schlange; Gynaikopolites und Hypse- Herc. für. 790), ein Herz, die Bäume als 

lites mit Widder; Naukratites, zweite Form, 50 Haar (Aristoph. ran. 470. Nub. 280), sowie rein 

mit Schlange; Onuphites mit Krokodil: geistige Eigenschaften (Aesch. Suppl. 795. Eum. 

Bildsäulen halten neben anderen Symbolen: 23. Eurip. Andr. 998. Herc. 371), so dafs sie 

Aphroditopolis die Aphrodite (Hathor, s. Bd. 1 dieselben auch als Nachbarn der Sterne (Aesch. 

Sp. 1864) neben Sperber; Memphites, zweite Prom. 721; vgl. Antip. Sid. in d. Anth. Pal. 6, 

Form, eine Frau' neben Geierkopfschmuck und 219, 14 u. 9, 58. Zonas Sard. ebenda 7,404, 5) 

Schlange (s. Isis); Phthemphoeytes den Horos- oder als Kinder des Landes, in welchem sie 

knaben mit Füllhorn (vgl.* Bd. 1 Sp. 1530 ff. liegen (Eurip. Troad. 220 ff.), betrachten können. 

1549ff. Isis-Fortuna mit Füllhorn). , So erklärt sich die nahezu volle, Personifikation 

Die Symbole mehrerer Götter führen: Hypse- des Kithairon als 7catQuÖTrjg,^Qocp6g und [i^rrjQ 

lites das Sistrum der Isis und den Widder des 60 deä Oidipus , sowie der derä Berge gemachte 

Chnum, Metelites Sistrum und Sperber, Nesytes Vorwurf, dafs er diesen aufgenommen und 

. den Ibis des Thot und den Widder. nicht gleich getötet habe (Soph. Oed. tyr. 1090. 

Völlig griechische Auffassung zeigen: Nomos 1391). Dafs freilich auch hier noch nicht an 

Oxyryncheites als Pallas mit Helm, Doppelaxt eine wirklierte Berggottheit zu denken ist, be- 

oder Lanze und kranzspendender Nike; Sa'ites weist schon die dem Geschlechte deft'Namens 

als Pallas mit Helm, Lanze, Eule und Schild nicht entsprechende Auffassung. 

(Pallas wurde der Neith gleichgesetzt); Arabia, Nachdem dann aber unter dem Einflufs der 

zweite Form, mit Scepter. Dagegen erscheint bildenden Kunst der Typus des Berggottes voll 



2109 Lokalpersonifikationen (Berge) Lokalpersonifikationen (Berge) 2110 

ausgebildet ist, -wird auch bei den Dichtern (Herodot 4, 184) als ufav ovquvüx (Find. Pyth. 
diese halbe Personifikation immer häufiger und 1, 19) bezeichnet, und in den alteren Kunst- 
vollständiger. So fliehen die Berge bei Kalli- darstellungen ist das, was Atlas auf der Schulter 
machos (Del. hymn. 70. 118 ff.), ebenso wie die hält, als Fels gebildet (s. ob. Bd. 1 Sp. 709, 25. 
Länder und Flüsse, vor Leto; bei Bion (Id. 1,32) Sp. 710, 21). Auch tritt schon auf der ältesten 
klagen sie mit den Bäumen, Flüssen und Quellen derselben, am amykläischen Throne , Taygete 
umAdonis (vgl. Lykophr. Alex. 878. Nonn. Bion. als seine Tochter auf (s. ob. Bd. 1 Sp. 709, 6). 
5,354); sie schreien (Pacuv. Medus fr. 5 v. 223 Wenn ferner wirklich, wie Gerhard, Berl. 
Kibbeck. Verg. Georg. 3, 43. Aen. 3, 566. 4, 303. Akad. 1841 S. 114f. (vgl. ob. Bd. 1 Sp. 708, 22fiv 
7, 590), sprechen (Luean. 6, 618. Nonn. Dion. 10 2598, 60ff.) annimmt, der ganze Mythus seinen 
16, 224), jubeln und freuen sich (Verg. Ecl. 5, 62. Ursprung in Arkadien hat und Atlas bei Thau- 
6, 29. Georg. 2, 181. Aen. 12, 702), sie wundern masion lokalisiert ist (M. Mayer, Gig. u. Tit. 
sich (Ecl. 6, 30. Georg. 1, 103), sie zittern vor S. 87), so kann überhaupt an gar nichts an- 
Furcht (Verg. Aen. 5, 694. Val. Flaec. 2, 201), deres als an die Berggipfel gedacht werden, 
weinen (Verg. Ecl. 10,15. Georg. 4, 461. Ovid. auf denen dort, wie in jedem Bergland, der 
Met. 11, 45), seufzen (Stat. Theb. 4, 447), stöhnen Himmel zu ruhen scheint, und ebenso steht 
(Norm. Dion. 15, 374), bitten um die Begnadi- es bei der Lokalisierung in dem böotischen 
gung des Prometheus (Val. Flaec. 4, 65) und Tanagra (s. oben Bd. 1 Sp. 708, 35). Die Bei- 
zeigen überhaupt Verständnis (Verg. Aen. 11, namen 6loö<pQtav und MgaTe^dqpQraj' erklaren sich 
260. Ovid. Met. .6, 547. Her. 15, 138; vgl. Nonn. 20 dann, wie die ähnlichenEigenschaften der germa- 
13, 555). Der Ätna stöhnt (Verg. Georg. 4, 173. nischen Bergriesen und Berggeister (s. Grimm, 
Aen. 3, 577) oder brüllt (Verg. Aen. 3, 674; vgl. D. MythM S. 441. 397), aus der gefahrdrohen- 
Nonn. Dion. 3, 68. 22, 7); Berge sehen (Verg. den Natur der Gebirge. Schreitet später die 
Aen. 1, 420. Ovid. Met. 11, 150. Stat. silv. 3, 1, geographische Erkenntnis über das Grenzge- 
147) und lauschen dem Flötenspiel der Hirten bivge hinüber, so wandert der himmeltragende 
(Verg. Ecl. 8, 23. Ovid. Met. 13, 785), gelten aber Atlas mit in die Ferne. Der aus der "Tiefe 
auch wieder als taub (Horat. carm. 3, 7, 21. des Meeres emporragende Berg, d. h. das am 
Epod. 17, 54. Ovid. am. 3, 7, 58. Lykophr. AI. Horizont liegende Insel- oder Küstengebirge, 
1451) und unempfindlich (Eurip. Med. 1279. kennt natürlich die Tiefen desselben wie Atias 
Androm. 537). Sie werden begrülst (Ovid. Met. 30 (Hom. Od. 1, 52), der ja auch von anderen Ge- 
3, 25), machen beim Nahen der Götter Bahn heimnissen des fernen Westens (Hesperiden- 
(Stat. Theb. 5, 429) und erheben ihr Haupt äpfel) weifs, während er als Nachbar der 
(Ovid. Met. 4, 526). Die Alpen schmücken sich Sterne (s. oben Sp. 2108, 53 ) Astronomie treiben 
plötzlich mit Rosen (Claudian. 12, 9), und ein kann (s. Bd. 1 Sp. 707, 49. 2597, 9). 
vom Skeironischen Berg herwehender Luft- Dem Atlas ist wahrscheinlichTantalos, der 
hauch gilt BOgar als dessen Kind (Sosikrates Vater der Niobe, Sohn des Zeus oder Tmolos, 
Philad. bei Meineke, Com. Gr. 4 S. 691). verwandt, wie schon sein Name auf dieselbe 

», Y^M^ rf ^ r yra, Heroen ^ dS^ Fn S" ÄdXs^etr 

unu nympiien. 40 der bei vulkanischer Erschütterung Einsturz 

Eine Mittelstufe anderer Art zwischen dem drohende Gipfel des Berges .Sipylos verkörpert 

Berge und der persönlichen Abstraktion des- worden sein (vgl. Aristot. Meteor. 2, 8: yevo- 

selben bezeichnen die Erzählungen von dpr psvov öh eeiapov tcc neql Svnvlov ävszQtiirri), 

Verwandlung eines Heros oder einer Nymphe der nach einer Sage auf ihn gestürzt wurde, 

in ein Gebirge oder in einen Felsen, sowie wie denn ein Berggipfel des nahen Lesbos 

die Benennung von Bergen nach eponymen geradezu den Namen Tantalos führte (Steph. 

Heroen und Nymphen. Die älteste Sage dieser Byz. s. v. Tdvtalos). Noch klarer liegt die 

Art ist wohl diejenige der aus der Bergmütter Sache jedoch bei Gestalten wie Aitne (s. d.), 

Bhea-Kybele (s. d.) entwickelten Niobe (s. d.), die schon bei Simonides (Schol. Theokr. 1, 66) 

als deren Mutter Taygete, die Tochter des 50 als Schiedsrichterin in dem Streite des He- 

Atlas, genannt wird, da die Versteinerung phaistos und der Demeter um den Besitz Si- 

ihres Volkes schon Homer (II. 24, 611) erwähnt. ciliens auftritt. Als eigentlicher Berggott voll 

Vor allem aber scheint Atlas selbst, von dessen ausgestaltet erscheint in der Dichtung zuerst 

Verwandlung die spätere Sage gleichfalls er- Tmolos bei Ovid. Met. 11, 157ff., der bei Apol- 

zählt (s. ob. Bd. 1 Sp. 707, 34ff.), ursprünglich lodor. bibl. 2, 6, 3 nur als König von Lydien 

nur eine Verkörperung der den Himmel schein- und als Gatte der Omphale bezeichnet wird; 

bar tragenden Berge zu sein (s. Bd. 1 Sp. 707, 15), dennoch ist der Gott bei Ovid nicht so voll- 

nicht aber, wie oben Bd. 1 Sp. 705 nach Pfeilers kommen von dem Berge selbst geschieden, wie 

Vorgang ausgeführt ist, die tragende Kraft das in der Kunst von" Anfang an nötig war. 

des Meeres zu bedeuten, da dem Wasser in 60 Tmolos läfst sich als Greis auf dem Gipfel 

den Augen des Naturmenschen diese Eigen- seines Berges nieder, um Recht zu sprechen, 

schaft sicherlich überhaupt nicht zukommt. sein Haupt ist jedoch mit Wald bedeckt (aures 

Hierauf deuten die Säulen, die er trägt (Bd. 1 liberat arboribus), so dafs man zugleich an das 

Sp. 704, 48ff. 705, 50ff.), denn Säulen gelten bewaldete Berghaupt selbst denken mufs. Mit 

auch sonst als Himmelsträger (Ibyk. in d. Schol. 'demselben Doppelsinn wird der Kithairon bei 

Apoll. Rhod. 3,106; vgl. die alles tragende Ir- Nonnos,Dion. 46, 186ff. 266 behandelt, während 

minsul, Grimm, D. Myth.* 1, 97. 667), zugleich er an anderen Stellen (25, 15. 44, 146) offenbar 

aber wird der Ätna, wie das Atlasgebirge selbst in rein menschlicher Gestalt, und zwar wie 



2111 Lokalpersonifikationen (Berge) Lokalpersonifikationen (Berggötter) 2112 

Tmolos als Greis, vorgestellt ist; Tgl. auch wahrscheinlich mit dazu beigetragen, dafs auch 
oben Bd. 2 Sp. 1208. diese selbst später doch noch personifiziert wor- 
Wenn ferner Haimos auch als Jäger ge- den sind. Der auf dem Berge wohnende Gott 
bildet wird (s. ob. Bd. 1 Sp. 1816, 59), so ist wurde allmählich zum Gott des Berges, bis er 
doch der Sohn des Boreas und der Oreithyia, sich mit dem Schwinden des strengen alten 
der mit der Rhodope den Hebros erzeugt, sicher Glaubens zur Bergpersonifikation verflüchtigte, 
ursprünglich der Berg selbst, und ebenso steht wie gleichzeitig der Flufsgott zur Verkörpe- 
es mit dem Heros Ardettos (Harpökr. s. 'AySriz- rung des fliefsenden Wassers wurde (s. unten 
tos. Suid.J, Parnessos (Hellan. in d. Schol. Apoll. Sp. 2138). Die bildende Kunst aber konnte 
Bhod. 2, 705; vgl. Paus. 10, 6, 1), Eryx (s. d.), io immer nur den Gott auf dem Berge zur Dar- 
Alpos (s. ob. Bd. 1 Sp. 2861), dem Helikon (s. d.), Stellung bringen, daher es nicht auffällig er- 
der Ide (s. d.) und anderen (vgl. Pseudoplut. de scheint, wenn bei manchen Bildwerken, wie 
fluv. et montium nominibus 2, 3. 3, 2. 5, 3. 7, 5. z. B. unten Sp. 2116 bei I und K oder bei der 
8,3. 9,4. 10,4. 11,3. 12,3. 13,3. 17,3. 18,4.9. Münze von Prusa (Sp. 2123), die Deutung in 
21, 4. 22, 4. 23, 4. 24, 3. 25, 4, wenn auch dieser Hinsicht schwankt, 
manche dieser Erzählungen vom Verfasser er- 
funden sein mögen). c) Bergpersonifikationen in der bildenden Kunst. 

Über ähnliche Vorstellungen in Deutsch- 
land handelt Grimm, D. Myth* 1 S. 537 und *• »erggotter. 
3 S. 185. E. H. Meyer, Germ. Myth. § 206. In 20 Wie bei Hesiod (Theog. 130) die Nymphen 
Rom gab es dagegen neben verwandten Bil- a i s Bewohnerinnen der Berge vorgestellt wer- 
dungen, wie dem deus Vaticanus, Aventinus den, so finden sie auch in der Kunst zu allen 
und der dea Palatua, auch solche allgemeine- Zeiten zur Andeutung derselben Verwendung 
ren, nicht an eine bestimmte Ortlichkeit ge- (Wieseler, Einige Bemerk, üb. d. Barst, d. Berg- 
bundenen Charakters, wie den deus Montinus gottheiten in d. Mass. Kunst in den Nachr. v. d. 
und Iugatinus, die dea Collatina und Vallonia k. G. d. W. z. Göttingen 1876 S. 85. Premier 
(s. oben Bd. 2 Sp. 185, 29 ff. 145, 68 und vgl. bei Bursian, Jahresber. üb. Mythol, 25. Suppl., 
Septimontius Sp. 222). Dem entsprechend wer- ig88 S. 259; s. Oreiades, Nymphai), und nur 
den bei einer Beschwörung (Ovid. Met. 7, 197) se lten treten Satyrn (Pompei. Wandgem. bei 
neben anderen Gottheiten die montes ange- 30 Heibig nr. 970) oder Pan (Vasen im Musöe 
rufen, während die bei Triumphen mit auf- ceram. de Sevres und im Mus. Gregor, bei 
geführten Montes, Loca, Lacus, Castella, Am- Heydemann, Pariser Ant. im 12. Hall. Winckel- 
nes {Ovid. ars am. 1, 220. Trist. 4, 2, 37. Taeit. marmsprogramm S. 82) an ihre Stelle. 
arm. 2, 41) als nach griechischem Vorbilde Neben diesen in metonymischer Weise ver- 
(s. ob. Sp. 2093) geschaffene Einzelpersoninka- wendeten Vertretern erscheinen später eigent- 
tionen zu betrachten sind; vgl. unt. Sp. 2131 liehe Bergpersonifikationen, doch ist bis jetzt 
Lacus. Vielleicht gehört hierher auch der in nicht sicher festgestellt worden, wann die 
Britannien verehrte deus Mouns? (Dat. Mounti, Kunst diesen Typus ausgebildet hat. Wenn 
Mountibus) oder Mounus (C. I. L. 8, 321. 997. aber A. Gerber (Naturpersonifih. in Poesie u. 
1036), die Göttinnen Abnoba (Brambach, C. I. 40 Kunst der Alten in den Jahrb. f. Mass. Phil. 
Bhen. 1626. 1690. 1654. 1683) und Arduinna Suppl. Bd. 18 S. 301 ff.; vgl. seine Dissertation 
(s. d.), die freilich beide der Diana gleich- J)ie Berge in der Poesie und Kunst der Alten, 
gesetzt werden, der Vosegus (Brambach München 1882) nachzuweisen sucht, dafs Berg- 
nr. 1787) und Bergimus (s. d.), wie sich später Personifikationen der griechischen und insbe- 
noch bei den Kelten Spuren eines Bergkultus sondere der hellenistischen Kunst überhaupt 
finden (B'Arbois de Jubainvüle, Le cycle myth. fremd seien, so ist dem entschieden zu wider- 
Irlandais S. 250f.). sprechen. Nichts beweist der umstand, dafs 
Die von Max. Tyr. diss. 1, 8, 8 S. 144 be- der Berg Tauros einmal (Liban. Antioch. 1 
richtete Verehrung des Berges Argaios in Kap- S. 311 Reishe) mit etymologischer Anspielung 
padokien, der bis vor kurzer Zeit noch ein 50 als Stier gebildet ist (Gerber a. a. O. S. 311), 
thätiger Vulkan war, erklärt sich dagegen oder dafs zuweilen auch der wirkliche Berg 
jedenfalls ebenso wie die des Hermon (s. d.) dargestellt wird (Imhoof- Blumer, Gr. Münzen 
und des Kasios (s. d.), sodafs die auf Münzen nr. 34 f. 502. Monn.gr. S. 418 ff. u. sonst öfter), 
von ■ Cäsarea auf der Bergspitze dargestellte da sich sowohl solche rebusartige Bezeich- 
Gestalt mit Strahlenkrone oder mit Lanze und nungen (type parlant bei Head, Hist. num. an 
Erdkugel als der über dem Gebirge erschei- 18 Stellen) als auch eigentliche Abbildungen 
nende und deshalb auf diesem wohnend vor- ebenso bei anderen Örtlichkeiten öfter finden 
gestellte Sonnengott, nicht als Personifikation (z. B. Quellen, Häfen und Städte bei Head 
des Berges, zu betrachten ist (Head, Hist. num. S. 260. 350. 363. 438). Beweisend ist in dieser 
S. 633. Imhoof- Blumer, Monn. gr. S. 417 ff. 60 Hinsicht die Gegenüberstellung des durch den 
Tf. H 1 — 5). Bedeutet doch auch der Name Gott vertretenen Peion und der wirklich ab- 
des gewöhnlich dem Helios gleichgesetzten gebildeten Tracheia auf derselben Münze von 
Gottes von Emesa Elagabal eigentlich Berg- Ephesos (Imhoof - Blumer im Areh. Jahrb. 3 
gott (s. ob. Bd. 1 Sp. 1229). 1888 S. 295), doch auch die ähnliche Doppel- 
Gerade die alte Verehrung solcher Sonnen-* bezeichnung bei den unten zu besprechenden 
götter, sowie die des alles sehenden und be- Aktai ist zu vergleichen. 

herrschenden Zeus (iioQvtpuiog) auf den ebenso Da diese Frage jedoch zum Schlufs aus- 

weithin schauenden Gipfeln der Berge hat aber führlich zur Behandlung kommen wird, wollen 



wir zun'ächst nur die Kunstwerke selbst be- 
trachten. 

1. Griechische Kunstwerke. 
A. Alexandrinisches Relief zu München 




2113 Lokalpersonifikationen (Berggötter) . Lokalpersonifikationen (Berggötter) 2114; 

lagerter jugendlicher Berggott mit Urne. Dieser 
Sarkophag ist nach Schreibers Urteil Mustertypus 
der alexandrinischen, in hellenistischer Zeit ent- 
standenen Sarkophagklasse, die Vorlage gehtalso 
sicher auf vorrömische Kunst zurück (s. Sp. 2119). 

(Brunn, Glyptothek nr. 127. 

Schreiber, Beliefbilder Tf. 75 ; 

s. Abb. 3). Unten weidet 

eine Rinderherde, oben steht 

eine Priaposherme und ein 

Altar der spezifisch alexan- 

drinischenForm, in der Mitte, 

auf der vorauszusetzenden 

Gesamtkomposition aber 

{Brunn a. a^'O.) links, sitzt 

ein nackter, bärtiger, stark 

muskulös gebildeter ßerggott 

mit einem Pinienzweig in der 

Hand und mit einem Tierfell 

über dem linken Arme auf 

einem Felsen. Hinter ihm 

der Hirtenhund — der Hirt 

fehlt. Der Gott trägt reiches 

Haupthaar, so dafs nicht 

an Herakles zu denken ist. 

B. Poseidon und Amy- 
mone, Relief im Museo civico 
zu Bologna ( Heydemann, 
Mitt. a. ital. Antikem, im 3. 
Hau. Winckelmanmpr. 1878 
S. 52. Schreiber, Beliefbilder 
Tf. 44 ; s. Abb. 4) : Der Berggott 
ist rechts oben über einem 
Tierfell auf Felsen gelagert. 
Nach Th. Schreiber dem 
besten Kenner dieser Klasse 
von Bildwerken, sind beide Reliefs sicher grie- E. Wahrscheinlich gehört hierher auch 
dusche (älexandrinische) Originale des 8. oder das Wandrelief der Villa Ludovisi (Schreiber, 

2. Jahrh t. Chr. Vgl. die ähnliche Darstellung V. Lud. S. 126 nr. 106. Baumeister, Denlcm. 2 
einer rotfigurigen 
Vase, Mon. d. Inst. 
4 Tf. 14. 

C. Reliefw.se der 
Uffizien (Heydemann, 

3. Hall. Winckel- 
mannspr. S. 81 Tf. 4, 
1), nach Schreiber 
ebenfalls älexandri- 
nische Originalarbeit. 
Der gelagerte bärtige 
Alte soll zwar durch 
den vor ihm stehen- 
den Weinschlauch 
wahrscheinlich als 
Silen charakterisiert 
werden, ist aber selbst 
ganz nach dem Typus 
der Berggötter ge- 
bildet. 

D. Aktaionsarko- 
phag des Louvre 
(Clarac, Mus. d. 

sculpt. 2 Tf. 113, 65. 114, 67. 115, 68. 
Fröhner, Notice de la sculpt. ant. du Louvre 
1, 8, 103, 3 S. 129. Millin, Gal. myth. 100, 406; 
vgl. oben Bd. 1 Sp. 1604, 32 ff.): a) Auf dem 
Felsen, über der Priapherme gelagerter jugend- 
licher Berggott mit Zweig in der Hand, b) Ge- 

Bobohxb, Lexikon der gr. u. röm. Mythol. IL 



3} Berggott, Alexandrinisches Belief zu Manchen (nach 
Schreiber, Beliefbilder Taf. 75). 




4) Berggott rechts oben, darunter Amymone nnd neben ihr Poseidon, Belief 
im Museo civico zu Bologna (nach Schreiber, Reliefbilder Taf. 44). 



Fig. 1359 S. 1168. Bdbert, Ant. Sark.-Bel. 2 
S. 17) mit dem Parisurteil, da die Arbeit nach 
Schreiber unbedingt besser ist, als die der guten 
Sarkophagreliefs römischer Zeit, die Erfindung 
aber Berührung mit Motiven des alexandrini- 
schen Relief bildes zeigt. Hier sitzt der bär- 

67 



2115 Lokalpersonifikationen (Berggötter) Lokalpersonifikationen (Berggötter) 2116 

tige, fast nackte Berggott des Ida von kräf- vgl. jedoch unt. Sp. 2120 Z. 49. Dagegen deutet 
tiger Körperbildung (ohne Verkleinerung) auf- das die Brust und den Kopf umschlingende 
gerichtet auf, einem mit einem Tierfell bedeck- Laubgewinde, das Tierfell und vielleicht auch 
ten Felsen, in der L. hält er einen Ast, die ß. die aufgehängte Syrinx, die alt zu sein scheint, 
stützt er auf die Wurzel eines hinter ihm auf das auf dem Kithairon gefeierte Bakchos- 
stehenden Eichbaumes. Er schaut, ebenso ■ fest, wie sonst der Berggott zuweilen statt 
wie eine neben ihm stehende Nymphe (Ida?), des Baumes oder Zweiges durch ein Fichten- 
nach Paris und den Göttinnen. gewinde gekennzeichnet wird (Relief hruchstück 

F. Etwa derselben Zeit, wie die älteren bei Matz-v. Duhn, Antike Bildwerke in Born 2 
dieser Reliefs, gehört eine reliefartige Gruppe 10 nr. 3404, 1) und sich vielleicht auch einmal auf 
aus Pergamon an (Milchhöfer, Die Befreiung Tympanon oder Lyra stützt (s. unten Sp. 2125). 
des Prometheus, 42. Winckelmannsprogramm Die Kleinheit der Bildung ist offenbar von Ge- 
Berlin 1882. Baumeister , Denkm. 'Fig. 1431. mälden oder landschaftlichen Reliefs (s. unten 
S. 1277): In der bei Flufs- und Berggöttern ge- Sp. 2135) mifsverständlich auf diese malerische 
wohnten Haltung liegt auf einer Felserhöhung, Motive verwertende {Welcher, A'.D. 1 S. 353) 
auf den linken Arm gestützt, ein unterwärts Gruppe übertragen worden. 

mit Gewand bedeckter Mann. Die (fehlende) Schwerlich .ist aber der Berggott des Ätna 

Rechte scheint er ausgestreckt zu haben, so- auf einem bei Kertsch in einem Grabe gefun- 

dafs er wohl in einen Baum gefafst haben . denen goldenen Halsbande (I) mit einer Dar- 
könnte. Milchhöfer a. a. 0., Schultz, Ortsgott- 20 Stellung des Koraraubes (s. unten nr. 7) zu er- 

heiten S. 77 und Trendelenburg bei Baumeister kennen (abgeb. in den Antiquites du Bosph. 

a. a. 0. S. 1279 sehen in dieser Gestalt den Cimm., Atlas Tf. 6, 3), welches nach Overbeck, 

Berggott Kaukasos, während Furtwängler in Gr. Kunstmyth. 3 S.648 etwas barbarischen Stü 

der Arch. Zeit. 43 1885 Sp. 228 dieselbe wohl zeigt und dem 4. Jahrhundert v. Chr. angehört, 

mit besserem Recht für einen nicht zu der Am linken Ende Bitzt ein muskulöser, nackter 

Gruppe gehörenden Flufsgott erklärt, in dieser Mann, mit reichem Haar und einem Scepter (?) 

aber rechts oben einen Berggott ergänzen in der Rechten, auf einem Felsen, den linken 

möchte, an welcher Stelle sich ein solcher auf Ellbogen aufstützend. Links über ihm erscheint 

Prometheussarkophagen (s.unt. Sp. 2117) findet. eine kleine Figur (Helios?) in einem Wagen. 

G. Auf dem gleichfalls Pergamenischen 30 Overbeck, a. a. 0. denkt aufser an Ätna auch 
Telephosfries erkennt Bobert (Arch. Jahrb. 3 an Zeus, wie unten bei nr. 7 b. 

1888 S. 90) aufser dem als Lokalgott verwendeten Nahe verwandt mit I sowohl als mit den 

Pan Reste eines auf dem'Kamme eines Berges unten unter 7 zusammengestellten Sarkophagen 

sitzenden Berggottes oder einer Bergnymphe. ist endlich ein Elfenbeinrelief aus Pompeji (K), 

H. An der einer verwandten Kunstrichtung jetzt im Mus. naz. in Neapel (Overbeck, Griech. 

angehörenden Gruppe des Farnesischen Stieres Kunstmyth. 3 S. 649; Atlas Tf. 18, 4» und b ). 

(s. Bd. 1 Sp. 1178) ist die auf dem Felsboden Overbeck erkennt in einer über den Pferden 

sitzende kleine und jugendliche Gestalt von des Hades angebrachten Halbfigur dieselbe 

Levezow, Familie d. Lykom. S. 28. Jahn, Arch. Gestalt, die er auf ähnlichen Darstellungen 
Beitr. S. 45. Arch. Zeit. 11 1853 S. 93. Wieseler, 40 Zeus oder Ätna benannt hat. Mir aber scheint 

Einige Bern, über d. Barst, d. Berggottheiten in hier wie auf Tf. 17, 8 entschieden Zeus als 

d. Mass. Kunst in den Nachrichten v. d. K. O. Regengott gemeint zu sein, da der allein 

d. W. zu Göttingen 1876 S. 60. Preuner in Bur- sichtbare Oberkörper in ein faltiges, an Regen- 

sians Jahresber. Suppl. 25 S. 269 und anderen ströme erinnerndes Gewand gehüllt ist. Übri- 

für einen jugendlichen Berggott erklärt worden. '• gens soll auf einem Mosaik in Ostia ( Visconti 

Die Stellung ist zwar nicht die eine der beiden in den Ann. d. Inst. 1857 S. 293. Overbeck, 

schematischen der Sarkophagreliefs, bildet aber Griech. Kunstmyth. 3 S. 657) die entsprechende 

doch, ähnlich der des Berggottes auf dem Phae- Figur auch wirklich mit dem Blitze ausge- 

thonrelief bei Baumeister, Denkm. Fig. 1449 stattet sein. 

S. 1306 f., sowie auf dem Endymionrelief, unten 50 2. Griechisch-römische Reliefs. 

2i, nur eine Zwischenstufe zwischen diesen. An die erwähnten griechischen Werke schliefst 

Die rechte Hand ist samt dem Unterarm er- sich eine Reihe Sarkophagreliefs an, die zwar 

gänzt, sodafs die Gestalt sehr wohl Ursprung- in römischer Zeit gefertigt sind , sicher aber 

lieh, wie andere Berggötter, einen Zweig öder unter griechischem Einllufs stehen und gewifs 

ein Lagobolon gehalten haben kann. meist griechische Originale nachbilden (s. unt. 

Vor allem spricht für diese Auffassung Sp. 2136). Da die Entstehungszeit der Vor- 

die ideale, derjenigen der Söhne des Laokoon bilder für diese Darstellungen nicht genauer 

ähnliche Bildung des Gesichts, da bei Darstel- nachweisbar ist, führe ich sie nach dem Haupt- 

lung eines Hirten in dieser Zeit jedenfalls eine gegenständ geordnet auf: 
realistische Auffassung bemerkbar sein würde. 60 1. Parisurteil: a) aus Palestrina, Bobert, 

Zudem wäre die der ganzen Gestalt eigentüm- Ant. Sark.-Rel. 2, 5, 12 S. 18. — b) in der Villa 

liehe Ruhe bei einem menschlichen Zuschauer Panfili in Rofn, Bobert a. a. 0. 2, 4, 10 S. 13. 

der gewaltigen Erregung der handelnden Per- 2. Endymion: a) im Pal. Farnese, Matz- 

sonen gegenüber unerklärbar. Einigermafsen v. Duhn, Ant. Bildw. in Born 2 nr. 2713. — 

auffällig ist nur die vollständigere Bekleidung, b) in S. Paolo,, Matz-v. Duhn 2 nr.2715. O.Jahn, 

da bei Berggöttern, von einer um die Schultern Arch. Beitr. S. 52 H. Gerhard, Ant. Bildw. 

geschlungenen Chlamys abgesehen, der Ober- Tf. 39. — c) in der Villa Borghese, M.-v.D.i 

körper und die Füjse unbedeckt zu sein pflegen; nr. 2716. Jahn F. Gerhard Tf. 38. — d) im 



2117 Lokalpersonifikationen (Berggötter) Lökalpersonifikationen (Berggötter) 2118 

Firidolfi-Eicasoli in Florenz, Dütschke a. a. 0. 
2, 406 S. 188 und besser Overbeck, G. K. 3 
S. 641; Atlas Tf. 17, 21. — d) der Kompo- 
sition der Sarkophagreliefs sehr ähnliche Dar- 
stellung am Brustband eines verschollenen 
weiblichen Marmortorsos, Graevii Thes. 5 S. 747. 
Montfaucon, Ant. expl. 1 Tf. 41, 1. Overbeck, 
Gr. K. 3 S. 647. 

8. Hesione und Herakles: in Via Bel- 
10 siaua 7 zu Eom, M.-v.D. 2 nr. 2875. 

9. Marsyas: a) im Pal. Barberini, M.- 
v. Duhn 2 nr. 3158. Overbeck, Gr. Kunstmyth., 
Apollo S. 456, 7. — b) im Louvre, Fröhner, 
Not. 1, 7, 85, 1 S. 108. Overbeck a. a. 0. S. 456, 8. 
467; Atlas Tf. 25, 9. Vgl. auch Mon. d. Inst. 
6 Tf. 18. — c) Von diesen Sarkophagreliefs ist 
dasjenige auf einer gallo - römischen Thon- 
flasche in St. Germain {Fröhner, L. mus. d. 
France Tf. 3 S. 12 ff. Overbeck, Kunstmyth., 

20 Apoll. S. 458, 11, 468) abhängig. 

10. Herakles mit dem Löwen: in den 
Uffizien in Florenz, Dütschke a. a. 0. 3, 80, 1. 

11. Eaub des Ganymedes: im Louvre, 
Fröhner, Not. d. I. sc. 1, 3, 42 S. 72. Jahn, 
Arch. Beitr. S. 17. Clarac, Mus. 2 Tf. 181, 28. 
Die Lagerung des Berggottes auf dem Gipfel 
des Ida ist hier dadurch angedeutet, dafs neben 
ihm Ganymedes mit dem Adler und über ihm 
weit gröfser gebildete Windgötter erscheinen, 

30 die das Bild des Verstorbenen emportragen. 
Sonst aber gehört er völlig diesem Typus der 
gelagerten Berggötter an. Vgl. unten Sp. 2127 
Sarkophag 3. 

12. Jagdreliefs: a) im Pal. Giustiniani in 
Eom, Matz-v. Duhn 2 nr. 2952. Gall. Giust. 
2, 136. — b) Jagd des Meleagros, im Capitol. 
Museum, Ann. d. Inst. 1863 Tf. A B 1 — 3 
S. 81 ff.; 1869 S. 81. Heibig, Führer 413 (30). 
Da die Gestalt einen Hut und wahrscheinlich 

40 auch Stiefeln trägt, so könnte auch ein zu- 
schauender Jäger gemeint sein. Für die Deu- 
tung als Berggott spricht jedoch die Verklei- 
nerung, die sonst auf dem Sarkophag nicht 
vorkommt. 

13. Bruchstück im Lateran, M.-v. D. 2 
nr. 3379. 

14. Bruchstück in der Villa Giustiniani, 
M.-v. D. 2 nr. 3404, 1. Gall. Giust. 2, 76. 

15. Mars und Ilia: a) im Lateran, Ger 
50 hard, Ant. Bildw. Tf. 40. Benndorf u. Schoene 

nr. 47 S. 30; vgl. Jahn, Arch. Beitr. S. 61. — 
b) ebenda, Sarkophagbruchstück, Benndorf u. 
Schoene nr. 360 S. 238. — c) im Vatikan , Vis- 
conti, Mus.Pio-Glem. 5,25. Miliin, Gal. myth. 
180, 654. 

16. Bruchstück im Lateran, Benndorf u. 
Schoene nr. 563 S. 388. 

17. Ankunft der Le.to auf Delos, in 
der Villa Borghese, Arch. Zeit. 27 1869 Tf. 16, 2 ; 

60 s. Abbildung 5 und vgl. Robert im Arch. Jahrb. 
5 1890 S. 220f. Hermes 22 1887 S. 460tf. Ooer- 
beck, Kunstmyth., Apoll. S. 369 f. Die Figur 
mit dem Schleier ist wahrscheinlich, wie die 
ähnliche Gestalt des Eeliefs von Portus Magnus 
{Robert im Arch. Jahrb. 5 1890 Tf. 6 S. 220f.), als 
Asteria-Delos aufzufassen. Vgl. o. Bd. 2 Sp. 2091. 

18. Bakchisches Eelief, im Mus. Capi- 
tolino im Zimmer der Tauben eingemauert, ohne 

67* 



Pal. Doria, M.-v.D. 2 nr.2717. JahnQ. Braun, 
Ant. Marmorw. 1 Tf. 8. — e) im Pal. Giusti- 
niani, M.-v.D. 2 nr. 2718. Jahn E u. P. Gall. 
Giust. 2, 110. — f) in der Vigna del Pigno, 
M.-v. D. 2 nr. 2719. — g) in der Villa Pahfili, 
M.-v. D. 2 nr. 2725. Jahn X T. — h) im 
Pal. Eospigliosi, M.-v.D. 2 nr. 2727. Jahn 
T U?. — i) im Mus. Capit., Foggini 4, 29. 
Nuova descr. d. mus. Gap., Stansa d. Fauno 
3 S. 296. Jahn L. Baumeister, Denkm. Fig. 523 
S. 480. — k) aus Bordeaux im Louvre, Clarac, 
Mus. de sc. 2, 72 Tf. 165. Jahn D. Fröhner, 
Not. d. I. sc. a. d. m. du Louvre 1, 21, 426 S. 392. 
— 1) im Louvre, Clarac 2, 71 Tf. 170. Fröhner 
1, 21, 428 S. 398. Jahn 0. — m) aus Ostia in 
München, Gerhard, A. B. 1 Tf. 37. Jahn N. 
Brunn, Beschr. der Glyptothek nr. 189. — n) im 
Louvre, Fröhner 1, 21, 427 S. 396. Clarac 2,70 
Tf. 170. Jahn M. — o) im Mus. naz. zu Neapel. 
In der Mitte der obersten Figurenreihe sitzt 
gerade über Bros ein verkleinerter, unbärtiger 
Berggott von kräftigen Formen. Der Ober- 
körper ist nackt, der linke Ellbogen aufge- 
stützt, in der erhobenen Eechten hält er einen 
Hirtenstab oder eine Hasenkeule. Zweifelhaft 
bleibt, ob auch der bärtige, langgelockte Mann 
mit nacktem Oberkörper rechts oben in der 
Ecke als Berggott zu bezeichnen ist. Er stützt 
sich auf die linke Hand, mit der R. umfafst 
er eine zwischen seinen Beinen stehende be- 
kleidete Nymphe. Ein Baum oder Zweig ist 
bei ihm nicht bemerklich. — p) im Mus. von 
Mantua, Ldbus, Mus. di Mantova 2 Tf. 45. — 
q) im Königl. Mus. zu Berlin, Beschreib, d. 
ant. Skulpt. nr. 846. — Der Endymionsarkophag 
im Cap. Mus., Sala d. colombe (nuova descr. 
37 S. 122. Heibig, Führer 449) ist modern. 

3. Prometheus (s. oben F): a) im Mus. 
Capit., Foggini 4, 25. Nuova descr., Sala d. co- 
lombe 13 S. 117. Müller -Wieseler, D. d. a. K. 
1, 72, 405 und 2, 65, 838 b . Baumeister, Denkm. 
Fig. 1668 S. 1414; Ann. d. Inst. 1847 tav. d'agg. 
QE S. 806 ff. — b) im Louvre, Schweighäuser, 
Mus. Nap. 1, 14. Clarac, Mus. d. sc. 2, 29 
Tf. 216. Fröhner, Not. 1, 23, 492 S. 448. — 
c) Clarac, Mus. 2, 31 Tf. 216. Fröhner, Not. 
1, 23, 490 S. 445. 

4. Adonis: a)im Lateran, Mon. ined. d. 
Inst. 6 u. 7 Tf. 68 A. Benndorf u. Schoene, 
Die ant. Bildw. d. Lat. Mus. nr. 387 S. 263. 
Heibig, Führer 1, 672 S. 524. — b) im Pal. 
Eospigliosi, Matz-v. Duhn 2 nr. 2211. 

5. Phaedra und Hippolytos: . a) im 
Louvre, Clarac, Mus. 2,228 Tf. 213, 16. Bouil- 
lon, Mus. d. ant. 3, basrel. Tf. 21. — b) im 
Lateran, Mon. d. Inst. 8, 38, 2. Benndorf u. 
Schoene a. a. O. S. 270 nr. 394. Heibig, Führer 
1, 673 S. 625. 

6. Polyphemos und Galateia: im Pal. 
Mattei, Matz-v. Duhn 2 nr. 3338. Robert, Ant. 
Sark.-Rel. 2, 60, 182. 

7. Anthologie — Koraraub: a) im Pal. 
Mattei, M.-v. D. 2 nr. 3070. — b) im Campo 
Santo zu Pisa, Dütschke, Ant. Bildw. in Oberit. 
1, 77. Overbeck, Atlas Tf. 17, 10; vgl. 8. M.- 
v.D. 2, 3068, 2. Overbeck, Gr. Kunstmyth. 3 
S. 629 f. erklärt diese Gestalt wohl mit Recht 
für Zeus; vgl. jedoch S. 641. — c) im Pal. 



2119 Lokalpersonifikationen (Berggötter) Lokalpersonifikationen (Berggötter) 2120 

11. 12 a . 15°. 16. 19) oder einen Ast (D a . 2°*) k . 
5 b ) in der Hand hält, der zuweilen auch als 
Lagobolon (E. 2°. 14. 15 a ) gebildet ist; oder 
er fafst in einen neben, hinter oder vor ihm 
stehenden Baum hinein (2 bb . 3 a . 4 ab . 5 ab . 
6. 7 b . 9 a . 12''. 17. 18 a c d ) **) , seltener hält er 
statt dessen ein Füllhorn (2 b . 3 a . 18°), auch 
trägt er einmal ein Fichtengewinde ran die 
Brust (14)***) und einen Blätterkranz um den 



Nummer, Nuova descr.d.mus. Capitolino S. 130 ff. 
Rechts oben sitzt ein kleiner, nackter, jugend- 
licher Berggott (18 a ) mit langen Locken; er 
blickt reehtshin nach der Mitte und fafst mit 
der linken Hand in einen Baum. Die erhobene 
Rechte reicht er einer neben ihm sitzenden 
bekleideten Bergnymphe (18 b ). Hinter dieser 
sitzt abgewendet ein zweiter nackter Berggott 
(18°) mit Füllhorn im 1. Arm, den linken Ellen- 



bogen aufstützend ; auch er fafst in einen Baum. 10 Kopf , zweimal ist ein Fichtenzweig um den 

titT:i l.-_l-_ i;._A Ali^l. ™- J,H+<«. »«./.TH-ov TTnnf oroa<>hlnno-An fT)ab***1\ Als Fichte ist 



Weiter links liegt endlich ein dritter nackter, 
bärtiger Berggott (18 d ) mit langen Locken, 
der die rechte Hand nach rechtB ausstreckt 
und mit der linken in einen Baum greift. An 
diesem scheint ein bockähnliches Tier zu fressen. 
19. Aktaion (s. oben D), im Mus. naz. zu 
Neapel. Links oben, nahe der Mitte, sitzt ein 
unbärtiger, langlockiger Berggott; der Unter- 
körper ist in Gewand gehüllt, den linken Ell 



Kopf ' geschlungen (D ab ***)). Als Fichte ist 
auch der Baum bei 3 a und der Zweig bei 3°, 
als Pinie der von 5 b kenntlich, während' der 
von E und 2 9 als Eiche und der von 3 b als Olive 
bezeichnet wird. Auf 17 sind die delischen 
Bäume, Lorbeer und Olive, dargestellt 

Selten stützen sich die Berggötter nach Art 
der Flufsgötter, von denen sie sich dann nur 
durch die Lagerung in der Höhe und die Ver- 



bogen stützt er auf einen Felsen, in der R. 20 kleinerung unterscheiden, auf eine Urne (D b . 



hält er deutlich sichtbar einen Zweig. Dem- 
nach ist an dem oben unter D angeführten 
Sarkophag des Louvre auch auf dem zweiten 
Relief (D b ) Kithairon zu erkennen, obwohl er 




2°. 3°. 6); vgl. unten Sp. 2126. Sie sind ent- 
weder ganz nackt (A. ß. l a . 2 aeblm i>. 5 ab . 
8. 12 a ?. 14. 15°. 16. 17. 18 acd ), oder es ist 
ein faltiges Gewand um den Unterkörper ge- 
schlungen (D ab . l b . 

2bcknoq i 3abC t 4a. 

6. 7 bod . 9 ab . 10. 
11. 12". 15 b . 19), 
oder ein Tierfell 
(2 1 . 15 a , ein Stück 
Gewand? E) über 
die Kniee gelegt; 
oft führen sie auch 
ein, wie bei dem 
Flufsgott Bd. 1 
Sp. 1490, über 

Schulter und 
Rücken fallendes 

chlamysartiges 
Gewandstück (D b . 

2bchklq. gac > 4 a. 

7°. 11. 12 b . 13. 15 b ), an dessen Stelle A ein 
Tierfell auf dem linken Arme trägt; zuweilen 
ist der als Sitz oder Lager dienende Felsen 
mit einem Tierfell (B. E. G) oder mit Gewand 
(5 a . 10) bedeckt. Einmal (15°) trägt der Gott 
eine Mütze, wenn die Zeichnung zuverlässig 
ist, und einmal (12 b ) einen Hut und wahr- 
scheinlich auch Stiefeln. 

In Bezug auf die Stellung sind zwei Haupt- 
typen zu unterscheiden, der eine zeigt den Gott 
sitzend, die eine Hand auf den Felsen aufge- 
stützt (A. G. l ab . 2 be S b ikl">nopq 3c 4». 5»b. 
7 bod •g. 9 b. 10 . 12 ab 15 ac. i 6- 17 jgac 19 ^ 
nur dreimal ist letzteres nicht der Fall (5 b . 
13. 18 a )f); der andere zeigt ihn liegend mit 
aufgestütztem EUbogen (B. D ab . 2 odf . 3 ab . 
6. 9 a . 11. 14?. 18 d ). Die freie Hand istj wenn 
„ „ . , - . , , ... ... , . sie nicht einen Zweig oder Baum hält, bei 

*) Vereinzelt nimmt er auf 2 b k o. 3 b. 8 und nahezu ° ' 

auch auf 19 die Mitte ein. Auf 12 und 17 wendet er den 60 gebrochen ist, doch sind noch Beste des Zweiges sichtbar. 



5) Der Berggott Kynthos, Aigaios Pontos mit Leto, Astena-Delos, Relief m der Villa 
Borghese (nach Anh. Zeit. 27, 1869 Tat 16, 2). 



nach den Abbildungen keinen Zweig hält und 
sich auf eine Urne stützt. 

Auf fast allen (ausgenommen 11 und 17) 
diesen Reliefs erscheint der Berggott im Hinter- 
grund oben über der auf einer oder zwei Stufen 
gebildeten Darstellung des Vorder- und Mittel- 
grundes emporragend auf einem als Felsen ge- 
bildeten Berge, sodafs er von links (A. D b . l a . 
2 cfgh 6 70. !0. I2 b . 13. 14. 15 a . 16. 18 a . 19) 50 
oder rechts (B. D a . l b . 2 adelmn »9. 3a c. 4 a b. 
5 a . 7 abd . 9 ab . 12 a . 15 c . 18 ao ) her nach der 
vorgeführten Handlung, oft .mit Wendung des 
Oberkörpers, hinschaut. *) Überall (ausgenom- 
men 11 und 17) ist er auf dieser Gattung von 
Bildwerken perspektivisch verkleinert und meist 
noch dadurch kenntlich gemacht, dafs er einen 
Baumzweig (A. 2 dm 4**). 3b c. 4 a***)b 8 . 9 a . 10. 



Kopf von der Mitte weg. — Weggelassen sind nähere 
Bestimmungen bei den Figuren, wo solche infolge mangel- 
hafter Beschreibung oder Zeichnung nicht sicher haben 
ermittelt werden können, daher ein Schlafs ex silentio 
nicht gestattet ist. 

**) Auch 2i scheint einen Zweig in der Rechten ge- 
halten zu haben, der aber mit der Hand selbst weg- 
gebrochen ist. 
***) Er hielt den Zweig in der Linken, die jetzt ab- 



Hörner hat dieser Berggott nicht, wie es nach der Ab- 
bildung Mon. d. Imt. 6 u. 7 Tf. 68 den Anschein hat. 
*) Blätterloser Ast oder Schilfrohr? 
**) Zuweilen fafst er nicht in die Zweige (2 b. 3 b. 4» 
12». 14). 

***) Die Zeichnung scheint sehr unzuverlässig zu sein. 
t) Auf den Ellbogen stützen sich sitzend 9 b. 10 und- 
14, doch ist hier der Unterkörper verdeckt, wenn die 
Zeiobnung richtig ist. 



2121 Lokalpersonifikationen (Berggötter) Lokalpersonifikationen (Berggötter) 2122 

beiden Typen zuweilen zum Ausdruck des Sarkophag angebrachtenLokalpersonifikationen 
Staunens bis zum Kopf erhoben (2 be si. 4 ab ) nicht sicher zu behaupten. Wenn ferner Heyde- 
oder aasgestreckt (7°. 9 a . 18 a ), oder der Berg- mann, Mitteilungen im 3. Hall. Winckelmanns- 
gott stützt zum Ausdruck behaglicher Ruhe progr. S. 73 eine Jünglingsfigur, die über einer 
den Kopf auf die Hand (D a . 2°. 3 b . 8. 10). Maske aus einem als Brunnendekoration ver- 
Dasselbe drückt die im Schofse (2 1 . 9 b . 13) wendeten felsenartig behauenen Steine empor- 
oder auf dem erhobenen Knie (D b . 16) liegende steigt (Dütschke, A. B. 3, 146), als Berggott be- 
Hand aus. zeichnet, so ist dies abzuweisen. Conze, Arch. 

Beide Typen werden ohne Unterschied bald epigr. Mitt. a. Österreich 2 S. 119 f. deutet die 
jugendlich (B?. D ab . l a . 2 boehkln °i ) . 3 b . 5 b . 10 Gestalt jedenfalls richtig als 9sbg ix mrQag; 

6. 7°. 8. 9 ab . 11. 12 b . 13. 16. 18 a . 19), bald ebenso ist die sich auf einen Knotenstock 

bärtig (A. l b . 2 aIm «. 3 ao . 4 a . 5 a . 7 d . 10. 12 a . stützende Gestalt eines Niobidensarkophags 

14. 15 ao . 17. 18 a ), immer aber, soweit es er- nicht mit Stark als Sipylos, sondern mit 

kennbar ist , mit starkem und. muskulösem Benndorf u. Schoene, D. a. B. d. Lateran. Mus. 

Körperbau und mit reichem, lockigem oder nr. 427 S. 299 als Pädagog anzusehen, 

wildem Haar (A. D ab . l ab . 2 bolkmn °i"i. Hervorzuheben ist, dafs bei diesen Gestalten, 

3»bo 4» gab. e. 7 d . 9 b . 10. 11. 12 a . 13. 14. von dem zweifelhaften Mosychlos abgesehen, 

15 ao . 17. 18 ad . 19) gebildet, daher letzteres eine perspektivische Verkleinerung nicht be- 

als ein Unterscheidungsmerkmal in Eücksicht merkbar ist. 

auf ähnliche Heraklesdarstellungen betrachtet 20 Ihrer ganzen Bildung nach stehen den 

wird. typischen Berggöttern der Sarkophagreliefs 

Mehrfach lehnt sich eine bekleidete*), zu- ausserordentlich nahe diejenigen auf zwei 
weilen mit Zweig oder Pflanzen geschmückte Werken etruskischen Ursprungs, auf der Fi- 
(2 a . 3 C ) Bergnymphe auf des sitzenden Berg- coronischen Cista aus Praeneste und einem 
gottes Schulter (2 b . 15 ab ), oder sie steht oder Spiegel aus Bolsena (s. Bd. 1 Sp. 526 f. und 
sitzt neben ihm (E. 2 e . 18 b ); zwei Bergnymphen 1465 f). Auf dem griechischen Vorbild der 
finden sich neben dem Berggott auf l b und 9°; Cista dürfte wohl der Kopf, wie bei D a , 2°, 
ihm gegenüber lagert eine solche auf 2 n . Unter 3 b , 8, 10, auf der Hand geruht haben, so dafs 
ihm erscheint einigemal ein Flufsgott (9 b . 15 ao ), die theatralische Haltung derselben auf Rech- 
oder Tellus (3 C ), unter oder neben ihm ein aus 30 nnng des Nachahmers zu setzen ist. Ob der- 
einer Berghöhle hervorbrechender Eber (4 a . 5 b ), selbe etwa auch den Baumzweig in eine Binde 
oder Ziegen, Schafe oder Rinder (2 bf eifcq. verwandelt hat, bleibt zweifelhaft, da diese der 
18 d ). Eine Quelle, an welcher die Nymphe Bedeutung nach mit dem Palmzweig überein- 
Amymone kniet, strömt auf B unter den Füfsen stimmt, den der Berggott bei der Besiegung 
des Berggottes hervor; auf D b entspringt die des Marsyas (9 a ) und der Isthmos auf einer 
Gargaphia aus der Urne des Kithairon. Münze führt (s. oben Bd. 2 Sp. 553, 38). Sicher 

In Rücksicht auf die vorgeführten Scenen aber gehört das Halsband mit der Bulla dem 

'ist der Gott als der des Kithairon (D und 19), italischen Künstler an, während sich die La- 

des Idagebirges (E. 1. 11), desLatmos (2), Kau- gerung der Hand auf dem erhobenen Knie 
kasos (3), Ätna (7), des Kelaivog lotpog oder 40 ebenso auch bei D b . 16 und vielleicht bei 7° 

Tmolos (9), des Kynthos (17) und des mons findet. 

Albanus (.15) zu bezeichnen. An dem Palatinus dös Spiegels ist nur der 

Neben diesen typisch behandelten Berg- Hut bemerkenswert, doch trägt einen solchen 

göttern finden Bich einige Gestalten gleicher auch 12 b , ähnlich auf 15° der mons Albanus 

Art, die eine freiere Auffassung zeigen. eine Mütze. .'Die dem Palatinus zur Seite 

Auf einem Phaethonsarkophag im Louvre stehende Gestalt mit dem Blatt (Rhea Silvia?) 

(Baumeister, DenJcm. Fig. 1449 S. 1306 f.) und ist mit den bei anderen Berggöttern erschei- 

ganz ähnlich in der Villa Borghese (Matz- nenden Bergnymphen (s. ob. Sp. 2121) zu ver-» 

v. Dvhn a. a. O. 2 nr. 3315) wird jedenfalls mit gleichen. 

Recht ein Jüngling, welcher fast unbekleidet 50 Dieser Spiegelzeichnung dürfte die Darstel- 

mit gekreuzten Armen im Mittelgrund rechts, lung der Rückseite eines im Jahre 124 n. Chr. 

oberhalb der Tellus und unter Caelus aufrecht dem Silvanus in Ostia geweihten Altares (No- 

auf einer Erhöhung sitzt, für den Berggott tizie d. scavi di antichitä 1881 S. 111 f. Tf. 2; 

Olympos erklärt, und ebenso deutet Bobert, vgl. oben Bd. 1 Sp. 1467 nr. 5) ähnlich sein, da 

Ant. Sark.-Bel. 2, 5, 11 S. 16, eine zwischen auf derselben gleichfalls die säugenden Zwil- 

Tellus und Oceanus unter Caelus lagernde Ge- linge, Faustulus, ein anderer Hirt, der Flufs- 

stalt auf einem Sarkophag mit dem Parisurteil ; gott Tiber und der Berggott des Palatin er- 

vgl. auch oben I, die Gestalt unter dem Wagen scheinen. Dagegen ist wohl auf dem dritten 

des Helios, sowie nr. 11 u. 17. Ob dagegen mit Streifen der oben Bd. 1 Sp. 1467 abgebildeten 
der gleichfalls unter Caelus und oberhalb der eo ara Casali in dem neben Tiber liegenden Manne 

Tellus befindlichen knabenartigen Figur eines Faustulus zu erkennen, da am Original weder 

Prometheussarkophags (Müller -Wieseler, D. d. von einem Baume poch von einem Zweige 

a. K. 2, 66, 841), die einen Hirtenstab in der irgend eine Spur zu bemerken ist. 

Hand hält, der Berggott Mosychlos gemeint Den typischen Berggöttern der Sarkophage 

ist, wie Wieseler, Berggottheiten S; 63 f. zu er- völlig gleich sind auch diejenigen auf dem 

weisen sucht, ist trotz der vielen auf diesem Bronzebeschlag einer im Konservatorenpalast 

*) Bei 15« ist das Gewand nur um die Betas und zu R o m aufgestellten Tensa aus später Zeit 

linke Schulter geschlungen. (Baumeister, Denkm. d. kl. Altertums 3 Tf. 90 



2123 Lokalpersonifikationen (Berggötter) Lokalpersonifikationen (Berggötter) 2124 

Fig 2325 S.2082. HelUg, Führer d. d. öffentl. dreimal ist der Gott gelagert (2 bc . 7) i und 

Samml. in Born nr. 548, wo auch die Litteratur jugendlich (1. 5. 6), zweimal völlig nackt (1) 

verzeichnet ist): Hinter dem den jugendlichen dargestellt. In einen Baum fassen 2 a . 4 und 6; 

Achill im Zitherspiel unterrichtenden Cheiron bei Haimos (12) steht der Baum hinter dem 

sitzt auf Telsen, nur wenig verkleinert, ein Gott; einen Zweig halten 2 a . 2° und einmal 

iugendlicher Berggott; den linken Ellbogen der Isthmos, bei dem jedoch der Palmenzweig 

stützt er auf, in der L. hält er einen Zweig, auf die Spiele zu beziehen ist. Kadmos (6) 

mit der R. fafst er in einen vor ihm stehenden und Haimos (12) legen die Rechte an den mit 

Baum. Das dicke, lockige Haar bildet rings langen Locken geschmückten Kopf und ebenso 
um den Kopf eine Wulst. In zwei Wieder- 10 einmal der Isthmos; Tmolos ist mit Wem- 

holungen ist er ganz nackt, in drei anderen trauben bekränzt (vgl. oben Sp. 2094), der 

liegt ein Gewandstück über seinen Schenkeln. Peion bei Ephesos hält das Bild der Artemis 

Die Muskeln treten am Körper stark hervor. und ein Füllhorn (vgl. oben Sp. 2096). Haimos 

Bei der den Unterricht des Achill im Weid- trägt Jagdstiefeln und in der Linken einen 

werk schildernden Scene sitzen auf beiden Speer, neben seinem Felsensitz steht ein Bai>. 

Seiten oben auf Felsen nackte, jugendliehe Die sonst charakteristische Kleinheit der Bil- 

Berggötter, den einen Arm haben sie auf- düng ist nur bei 7 bemerkbar, doch ist dies 

gestützt, mit der anderen Hand fassen sie in bei Münztypen selbstverständlich. Als blolse 

ie einen Baum, auch hält der rechte aufserdem Köpfe oder Büsten erscheinen 8. 9. 10 und 11; 
einen Zweig in der Rechten. Das Haar ist 20 ganz abweichend wird öfter der Isthmos, der 

lockig und wulstig, der Körper muskulös. Bei sonst durchaus als Berggottheit aufgefaßt wird, 

einer verkleinerten Wiederholung derselben auch stehend gebildet (Münzen von Korinth, 

Scene ist nur der Berggott rechts aufge- autonom u. Domitian, M. Aurel, Sept. Sever. 

nommen Auf eben diesem Relief kommt die bei Imhoof- Blumer a. P. Gardner, Num. comm. 

Styx als sitzende Frau mit Schilfstengel vor. on Pausan. Tf. C33 — 36). Nur bei diesem ist 

durch Darstellung seiner Statue innerhalb eines 

3. Münzen. Tempels (Korinth; Hadrian und Iulia Domna, 

Den Berggottheiten der Reliefs sind die der ebenda Tf. C 37. FF 5) wirklicher Kult nach- 

Münzen nachgebildet; sie finden sich daher nur weislich, welcher durch das blofse Vorkommen 
auf Münzen der Kaiserzeit, bezeichnenderweise 30 der Gestalt auf Münzen nicht sichergestellt 

ausschliefslich auf solchen des griechischen wird. Dafs auch die einen weiblichen Namen 

Sprachgebietes: tragenden Berge Rhodope und Ida (3 und 4) 

1 Isthmos (s. d. Artikel). zuweilen männliche Vertreter haben, ist onen- 

2 Olympos: ' Dar als eine Analogiebildung zu betrachten. 
a)Prusa am Olymp ; Trajan, Iwfcoo/ - - -BZwmer, Über die weiblichen Personifikationen dieser 

Griech. Münzen nr. 142 Tf. 6, 14. Gebirge wird unten im Abschnitt Bergnymphen, 

b) Prusa;Commodus,ebendanr.l44Tf.6,16. Skopiai gehandelt werden. 

Overbeck, Griech. KunMmyth „Zeus Münztf.2,16 Gemälde und Mosaike. 

S. 161, doch wird die Darstellung hier auf Zeus 

bezogen » Obwohl Philostrats Gemaidebeschreibung 

c) Germanicia - Caesarea in Commagene; erst dem dritten Jahrh. n. Chr. angehört, so 

Caracalla, Imhoof-Blumer, Monn. gr. S. 439. ist doch von ihm auszugehen, da er^allein auf 

Head, Bist. num. S. 653. Gemälden vorgestellte Berggottheiten sicher 

3 Rhodope: Philippopolis ; Domitian— Sa- als solche bezeichnet. Dafs wir es aber auch 
lonina Head S 245. bei inm mit griechischer Anschauungsweise 

4 'ida- Skepsis; Caracalla, Imh.-Bl. im zu thun haben, zeigen sowohl seine ganze Bil- 
Arch. Jahrb. 3 1888 S. 291 f. Tf. 9, 20. düng, als auch die in den beschriebenen Ge- • 

5 Peion bei Ephesos: Ephesos; Severus mälden behandelten Stoffe, selbst wenn nicht 
Alexander, ebenda S. 294f. Tf. 9, 25 und 26. eine wirkliche Gemäldesammlung in Neapohs 

6 Kadmos' bei Laodikeia: Laodikeia in 50 geschildert worden sein sollte. Bei ihm er- 
Phry'gien; Caracalla, ebenda S. 289 Tf. 9, 18. scheint also (Imag. 1, 26 S. 401 Kayser) Olym- 

7 Berg bei Synnada in Phrygien: Synnada, pos, wie er sich über den kleinen Hermes frent, 
ebenda S 295 Tf. 9, 27. der sich vom Gipfel des Olymposberges auf- 

8 Salbakos: Äp'ollonia Salbake in Karien, macht, um die am Fufse desselben weidenden 
Head, Hist. num. S. 521. Binder zu rauben. Dabei heifst es ausdrück- 

9. Sipylos: Magnesia ad Sip., Head S. 551. lieh: ysy^s äs avxm to oQoq, xo yag iiudiafia 

10 Solymos: Termessos in Pisidien, Head avtov olov äv&gcoiiov. Offenbar ist also der 
g 59 " 4 . Gott auf oder an seinem Berge dargestellt. 

11 Tmolos- ^° ev die Geburt des Hermes auf dem Olymp 

a) Sardes, Imhoof-Blumer, Griech. Münzen 60 s. oben Bd. 1 Sp. 2367, 36 ff., wo diese Stelle 
nr 615 Tf. 11, 22. Head S. 553. nachzutragen ist. 

b) Tmolos, Head S. 554. Nach Imag. 1, 14 S. 392 Kayser betrauert 

12 Haimos: s. oben Bd. 1 Sp. 1816, 56 ff. Kithairon, mit einem vom Haupt herabgleiten- 
Bei diesen Gestalten ist der sitzende (1 ge- den Epheukranz geschmückt (vgl. oben Bd. 2 

wohnlich- 2 a 3. 4 5. 6. 12), unterwärts beklei- Sp. 2120), iv ttSsi av&Qtonov den Untergang 

dete (1 zweimal; 2 a . 4. 5. 6. 12), bärtige (1. 2 a . der Semele. Auf dem Gipfel des Berges drückt 

2 b g ll ab )*) Typus der gewöhnliche. Nur Pan seine Freude über die Geburt des Diony- 

Yu ist jugendlich. sos durch Gesang und Tanz aus. Neben dem 



2125 Lokalpersonifikationen (Berggötter) Lokalpersonifikationen (Bergnymphen) 2126 

wahrscheinlich am Bergabhang gelagerten Gott Füfsen beider Gestalten Wasser zu fliefsen, 
Kithairon pflanzt Megaira eine Fichte, in die daher jedenfalls ein Flufsgott gemeint ist. 
der Berggott 'vielleicht fafste, und ruft zugleich Endlich ist noch auf einem ebenda befind- 
eine Quelle hervor; vgl. jedoch die Nymphen liehen und mit nr. 9984 bezeichneten Mosaik 
neben dem Berggotte oben Sp. 2121. Am aus- ein Berggott oder der Vertreter eines Berg- 
führlich8ten wird Imag. 2, 16 S. 419 Kayser stromes zu' erkennen. Er ruht, nackt und un- 
die Personifikation des Isthmos (s. d.) geschil- bärtig, in der Mitte oben auf einem Berge; 
dert, der iv si'dsi äaifiovog auf seiner Land- sein Gewand schlingt sich teils um die obere 
enge lagert und von dem als Jüngling (b Aipqv, Brust, teils sitzt er darauf. Unter der rechten 
6 ogfiog) personificierten Hafen Lechaion und 10 Hand liegt eine Urne (vgl. oben Sp. 2120), in der 
den als Jungfrauen vorgestellten Vertreterinnen Linken hält er einen Stab oder ein Rohr; den 
von _Kenchreai umgeben ist. linken Ellbogen stützt er auf den Felsen. Links 

Überall scheint also der Gott ganz in der unter ihm sitzt ein Flufsgott mit Schilfstengel 

von den Reliefs her bekannten Art dargestellt in der Hand und Schilfkranz um den Kopf; 

gewesen zu sein; dieselbe Auffassung herrscht, rechts unten steht eine Nymphe, 
ebenso wie bei Flufs- und Städtepersonifi- 

kationen, auch noch' auf Miniaturen des 7. IL Bergnymphen und Skopiai. 

und des 10. Jahrhunderts n. Chr. in der Per- Die älteste Darstellung einer Bergnymphe 

sonifikation inschriftlich bezeichneter Berge, bieten, von der noch ganz mythisch behan- 

z. B. des oqos Sivä und 090s Bri&lsep, (Piper, 20 delten Taygete am amykläischen Throne (oben 

Myth. ä. christl. Kunst 2 S. 477 ff.). Bd. 1 Sp. 709, 8) abgesehen, einige Münzen von 

Demnach ist von den Gestalten auf campa- Skamandria (ca. 350 — 300 v. Chr., Head, Hist. 
nischen Wandgemälden, welche Selbig (Wand- num. S. 474. Imhoof-Blumer, Monn. gr. S. 264; 
gemälde 821 ff. 970. 1279. 1285) für Berggötter vgl. oben Bd. 2 Sp. 104), auf denen der Kopf 
erklären zu dürfen glaubt, nur der in einer der IAH erscheint. Als reine Lokalpersonifi- 
Berglandschaft, in welcher ein Hirt seine Herde kation ist freilich auch sie kaum zu betrachten; 
weidet, auf einem Hügel des Hintergrundes mit ' solche finden sich erst, ganz so wie die Berg- 
aufgestützter Rechten ruhende braune, bärtige' götter, nach deren Vorbild diese Bergnym- 
und bekränzte Mann mit Gewand über den phen offenbar gebildet sind, auf Münzen der 
Schenkeln (nr. 1279) sicher als solcher zu be- 30 Kaiserzeit: 1) Auf einer Trajansmünze von 
trachten, während schon die ganz ähnliche Prusa am Olympos (Imhoof- Blumer, Griech. 
Figur auf nr. 1285 ihrer Bedeutung nach zweifei- Münzen nr. 143 Tf. 6, 15) sitzt die Nymphe 
haft bleibt, wenn sie sich wirklich auf ein dieses Gebirges mit halbnacktem Oberkörper 
Tympanon oder eine Lyra stützt. Jedenfalls linkshin zwischen zwei Bäumen, die Rechte 
ist jedoch auf einem nur durch eine Zeich- stützt sie auf das Knie, mit der Linken erfafst 
nung des Coden» Pighianus erhaltenen Wand- sie einen Zweig. 

gemälde (Overbeelc, Kunstmyth., Apollon S. 450) 2) Auf einer Münze von Philippopolis aus 

mit der Verurteilung des Mareyas die einem Aei Zeit des Antoninus Pius (Revue num. Fr. 

Flufsgott gegenüber abgewendet sitzende und 1843 Tf. 3 S. 18 f.) sitzt Rhodope mit ent- 
rückwärts blickende jugendliche Gestalt mit 40 blöfstem Oberkörper auf einem Felsen, hinter 

langen Locken und Füllhorn (vgl. oben Sp. 2120) dem ein Baum sichtbar ist, in der Linken 

als Berggott zu fassen, und. ähnlich steht es hält sie drei Blumen. 

auf dem ersten Laistrygonenbild der esquilin. 3) Auf einer Münze des Commodus von 

Odysseelandschaften (Gerhard in d. Arch. Zeit. Silandos (s. Bd. 1 Sp. 2437, 44) ruht die Berg- 

• 10 1852 Sp. 499 Tf. 45. Wärmann Tf. 1. Engel- nymphe hinter einem Felsen vor dem ge- 

mann, Bilderati. zu Homer 2 Tf. 7, 43 a), die lagerten Flufsgott Hermos.*) 
in der Zeit des Augustus gemalt sind, wegen Dagegen ist auf solchen von Philippopolis 

der sonstigen auf diesem Gemälde vorkom- und Skepsis neben den Inschriften POAOTTH 

menden Lokalpersonifikationen (Krene, Wind- und IAH auffälligerweise ein Berggott dar- 
götter) mit dem nackten, in der besprochenen 50 gestellt (s. oben Bd. 2 Sp. 2123 f.). 
typischen Stellung auf dem Berge lagernden Häufiger sind die Bergnymphen, ebenso wie 

Manne , welchen schon Braun und Gerhard die Berggötter, auf Sarkophagreliefs, und zwar 

(a. a. OO.; vgl. Heibig, Führer nr. 949 S. 185) sind sie gewöhnlich, wie schon oben Sp. 2121 

für einen Berggott erklärten. Ob er einen gezeigt worden ist, mit diesen verbunden. Zu- 

Baumzweig gefafst hat, ist jetzt nicht mehr weilen treten sie jedoch auch allein auf: 
zu entscheiden, da der rechte Arm und seine 1) Niobidensarkophag des Laterans (Benn- 

ganze Umgebung völlig verblafst ist. dorf u. Schoene, Die ant. Bildwerke d. lat. Mus. 

Dagegen ist auf dem Wandgemälde letzten 427 S. 299. Stark, Niobe Tf. 19, 2; linke Neben-, 

pompejanischen Stils, das im Mus. naz. zu seite**); s. Abbildung 6). In felsigem Terrain 
Neapel mit nr. 111479 bezeichnet ist und die 60 links oben auf erhöhtem Boden liegt, mit dem 
Söhne der Niobe auf der Eberjagd darstellt, 

der in der Mitte unten neben der Quellnymphe *) Die beiden weiblichen auf einem Berg stehenden 

Gargaphia auf einer Felsenbank sitzende bär- Gestalten, an dessen Fafs ein Berg- oder Flufsgott ruht, 

tige Gott wahrscheinlich nicht Kithairon ZU auf Münz <>n ™» Akmonia in Phrygien {Head, Hiet. num. 

benennen, wie oben Bd. 1 Sp. 1604, Uff. ge- f."? 56 -, ^ff-Bloomer, Monn.gr. S. 392) sind wahrschein- 

t • t . j i «ij. • * 1 j Ai- 1 i l'C" als zwei Nemeseis zu erklären. 

schieht, denn er halt, wie ich deutlich gesehen „, Die Kgur der reohten Nebenseite) dIe von stark 

habe, m der Rechten keinen Baumzweig, son- a . a . . für sipylos erklart wird, ist sicherlich kein 

dem einen Schilfstengel; auch scheint zu den Berggott. 



2127 Lokalpersonifikationen (Bergnymphen) 

linken Ellbogen aufgestützt, mit der Rechten 
einen Ast des vor ihr stehenden Baumes er- 
fassend, eine etwas verkleinert gebildete Berg- 
nymphe in gegürtetem Chiton und Obergewand. 
Unter ihr zwei gelagerte Rinder, die aber zu 
einem Hirten gehören, mit dem die Nymphe 
spricht. 

2) Marsyassarkophag bei Gerhard, Antike 
Büdw. Tf. 85 , 2 : Links oben liegt eine ver- 
kleinert gebildete und nur unterwärts beklei- 

. dete .Bergnymphe. In der . Linken hält sie 
einen Zweig, mit der Rechten hat sie wohl 
in einen vor ihr stehenden Baum gefafst. 
Vielleicht ist auch die auf einer anderen Ab- 
teilung oben rechts den Ellbogen auf einen 
Felsen stützende, bekleidete verkleinerte Ge- 
stalt als Bergnymphe zu betrachten. 

3) Sarkophag des Museo Pio - Clementino 
(Visconti 5, 16. Baumeister, Denkm. 1 Fig. 628 
S. 582): Die Bergnymphe Ida (?) ruht in der 
bei den Berggöttern gewöhnlichen Lagerung 
auf einem Felsensitz, der Oberkörper ist nackt; 
vor ihr füttert Ganymedes den Adler. Da die 




6) Bergnymphe, Niobidenaarkophag des Laterans, 
linke Nebenseite (nach. Stark, Niobe Tf. 19, 2). 

Nymphe nicht näher charakterisiert ist, so 
kann freilich auch Hebe oder Gaia gemeint 
sein, doch spricht der Vergleich mit dem oben 
Sp. 2118 unter 11 aufgeführten Sarkophag des 
Louvre für erstere Deutung. 

4) Wettfahrt des Pelops und Oinomaos, 
Vatikan (Miliin, Gal. myth. 133, 521. Hirt, 
Götter Tf. 38, 324. Heibig, Fuhrer durch Born 
nr. 335). Papasliotis in der Ar eh. Zeit. 11 
1853 Sp. 59 bezeichnet die Figur als Alpheios 
oder Kladeos, nach Untersuchung des Originals 
mufs ich dieselbe aber entschieden für weib- 
lich halten. 

Die Bergnymphe lagert links oben, nahe 
dem Ende , verkleinert , mit aufgestütztem 
linken Ellbogen auf flachem, felsigen Boden. 
Das Haar ist lockig, der Oberkörper nackt; 
das Gewand bedeckt den Unterkörper und den 
linken Vorderarm. Zu ihren Füfsen steht ein 
Ölbaum; die Rechte legt sie auf eine Meta, 
so dafs sie vielleicht als Personifikation der 
Rennbahn (s. unten Sp. 2132) gelten mufs. Den 
Blick richtet sie nach der Wettfahrt. 

5) Bakchisches Relief, siehe oben Sp. 2119 
unter 18 b . 



Lokalpersonifikationen (Skopiai) 2128 

6) Endymionsarkophag im Vatikan, Galerie 
der Kandelaber nr. 253: Auf der linken 1 Seite 
des Reliefs erhebt sich über dem schlafenden 
Endymion ein Baum; neben diesem liegt auf 
Felsen eine in verkleinertem Mafsstabe gebil- 
dete Nymphe; den rechten Unterarm stützt 
sie auf, in ihrem 'Schofs liegt eine Urne. Sie 
ist ganz bekleidet, nur die Arme und ein Fufs 
sind nackt. Ihr volles Haar ist hinten in einen 

10 Knoten geschlungen. Den Blick richtet sie auf 
Endymion. 

7) Hierher scheint endlich auch ein Relief 
im Barbakeion zu Athen (v. Sybel, Kat. d. Shidpt. 
zu Athen nr. 3262 S. 231) zu gehören, auf dem ' 
eine innerhalb einer Landschaft auf einer Er- 
höhung sitzende Nymphe die Linke an einen 
Baum legt, den Ellbogen aber auf eine liegende 
Urne stützt, sodafs sie als Zwischengliedzwischen 
Quell- und Bergnymphe betrachtet werden darf. 

20 Die beiden Nymphen auf dem Sarkophag 
mit Parisurteil in der Villa Medici, welche 
Matz-v.Duhn, Ant. Büdw. 2, 3341 für Berg- 
nymphen hält, hat Robert, Ant. Sarkoph. 2, 
5, 11 S. 14 dagegen jedenfalls mit Recht für 
Quellnymphen erklärt. Ganz in der Haltung 
und Art der Bergnymphen ist aber die Ver- 
treterin der Insel Naxos auf einer Friesplatte 
im Vatikan (Heibig, .Führer d. Born, 1 nr. 214) 
aufgefafst. Sie sitzt, stark verkleinert, in der 
Mitte oben auf einem Felsen, der Oberkörper 
ist nackt, die linke Hand aufgestützt. Die 
Rechte legt sie, was bei einer eigentlichen 
Bergnymphe nicht vorkommt, auf den Rücken 
eines die Vorderfüfse auf ihren Schofs setzen- 
den Tieres. 

Endlich erscheinen Bergnymphen, ebenso 
wie Berggötter, auf Gemälden, und zwar be- 
zeichnet sie Philostrat (Imag. 2, 4 S. 409, 20 
Kayser) als S%omal, d. h. als Vertreterinnen 
der Bergwarten. Diese selbst ' nannte schon 
Aeschylos (Agam. 309) mit halber Belebung 
Nachbarinnen der Stadt (äatvyiizovag axo- 
ntäg), und Apollonios (Arg. 1, 549 f.) dachte 
sich auf ihnen Ausschau haltende Nymphen, 
die diese Warten wohl zugleich als Quell- 
nymphen bewohnen (oKoniäg nolvniäaxag, 3, 
883; vgl. 1, 1226. 4, 1150). Nach Philostrats 
Beschreibung sollen sie auf einem den Tod 
des Hippolytos darstellenden Gemälde in der 

60 Gestalt von Frauen, die sich die Wangen aus 
Trauer zerkratzen , gebildet gewesen sein. 
Wenn der Rhetor wirklich ein solches Ge- 
mälde gesehen haben sollte, so hat er der 
Handbewegung eine falsche Deutung gegeben, 
da Ortsgottheiten nie so .lebhaften Anteil an 
der Handlung nehmen. Überhaupt wird man 
nicht jede von einem Berggipfel Ausschau 
haltende Nymphe als Skopia bezeichnen 
dürfen, wie Heibig in seiner Beschreibung der 

w Campanischen Wandgemälde (nr. 165. 305. 331. 
353f. 956. 971. 1019. 1390; vgl. Rhein. Mus. 
1869 S. 497 ff. Untersuch. 216 ff. Stephani, 
Parerg. arch. 14. Mel. gr. rom. 1 S. 578 ff. 
und Petersburger Vasensamml. nr. 355. 1794. 
Gerber a. a. O. S. 295) gethan hat, wenn auch 
nr. 155 (= Overbeck, Atlas Tf. 8, 13; vgl. 
Kunstmyth. 2 S. 537, 27) entschieden als Berg- 
nymphe zu betrachten ist. 



2.129 Lokalpersonifit. (Wiesen, Ufer) 

D. Die übrigen Ortspersonifikationen. 

1. Wiesen. 
An derselben Stelle, an der Fhüostratos 
(2, 4 S. 409, 21 Kayser) die Skopiai erwähnt, 
spricht er auch von Leimones im Knaben- 
alter, die ihre Blumen aus Trauer über den 
Tod des Hippolytos verdorren lassen. Obwohl 
nun Aiiftwv auch sonst als mythischer Name 
vorkommt (Potts. 8, 53, 2; vgl. Preller, Griech. 
Myth. 3 1 S. 380), so bleibt es doch einiger- 
mafsen zweifelhaft, ob man wegen dieser allein- 
stehenden Stelle des Philostrat anderwärts 
solche Personifikationen der Wiesen annehmen 
darf. Insbesondere sehen Stephani (Bull, hist.- 
phil: de l'acad. de St. Petersb. 12 S. 302, 80 und 
sonst öfter) und Heibig (Wandgem. nr. 114) auf 
einem die heilige Hochzeit darstellenden Ge- 
mälde aus Pompeji (Overbeck, Kunstmyth., Zeus 
S. 242. Hera S. 179. Atlas Tf. 10, 28. Bau- 
meister, Denkm. Fig. '2390) Leimones in den 
drei zarten, mit grünem Laub und Primeln 
bekränzten und mit schleierartigen, zum Teil 
gleichfalls grünen Gewändern bekleideten Jüng- 




7) Leimones (?), Gemälde aus Pompeji (nach 
Baumeister, Denkm. Fig. 2390). 

lingen, welche unterhalb des Felsensitzes des 
Zeus ruhen (s. Abbildung 7). Jedenfalls sind 
dieselben als Vertreter des durch den hgog 
yüpos neu hervorgerufenen Naturlebens zu be- 
trachten ; die in den Wiesen sichtbare Lebens- 
kraft wird sonst aber den viptpai XsijxatviüStg 
(Soph. Phil. 1454. Apoll. Bhod. 2, 655) zuge- 
schrieben. Dafs jedoch die persönliche Vor- 
stellung auch hier nicht fern lag, beweisen 
Stellen wie Soph. Aias 144. Aristöph. ran. 373 f. 
Apollon. Bhod. 1, 880. 3, 1218. Straton in der 
Anth. Pal. 12, 195, 1 ed. Dübner'. Satyros 
ebenda 10, 5, 3. 10, 6, 2, nach denen den Wiesen 
die Eigenschaften lebender Wesen beigelegt 
werden; vgl. die Kolpoi ob. Bd. 1 Sp. 2796, 60ff. 

2. Ufer, Weiden. 

Ist nun schon bei den Skopiai und Lei- 
mones kaum noch ein Unterschied zwischen 
den Ortspersonifikationen und den in den Berg- 
quellen und der Gebirgs- und Wiesenvegetation 
thätigen Wesen zu erkennen, so ist die An- 
nahme von Aktai und Nomai als Ortsgott- 
heiten überhaupt abzuweisen. Sie stützte sich 
nur auf den Umstand, dafs auf den im Vati- 



Lokalpersonifik. (Weiden, Häfen) 2130 

kan anf bewahrten, vom esquilinischen Hügel 
stammenden antiken Odysseelandschaften (ab- 
gebildet von W. Wörmann, München 1876; ob. 
Bd. 2 Sp. 1807) diese Bezeichnungen mehrfach 
denentsprechendenÖrtlichkeitenbeigeschrieben 
sind, dafs diese aber daneben zugleich durch 
Nymphen, Pan und einen Fischer poetisch an- 
gedeutet und belebt werden (Gerber, Natur- 
personifik. S. 294. v. Wüamowitz - Möllendorf, 
10 Arch. Zeit. 33 1875 S. 174. Schultz, Die Orts- 
gottheiten S. 56ff. 79f.). Indem man nun fälsch- 
lich die Inschriften auf diese Personen bezog, 
erklärte man dieselben für Ortspersonifikationen. 
Nymphen gleicher Art,- die man infolge dieser 
irrtümlichen Auffassung ebenso als Aktai be- 
zeichnet hat, sind z. B. oben Bd. 1 Sp. 1414 
und Bd. 2 Sp. 114 f. abgebildet. 

3. Häfen. 

20 Adders steht es mit der gleichfalls von 
Philostrat (Imag. 2, 16 S. 420 Kayser) ange- 
führten Personifikation des Hafens Lechaion 
als Jüngling, der zur Rechten des personifi- 
cierten Isthmos (s. oben Bd. 2 Sp. 554, 20 ff.), 
den die Hafenstadt Kenchreai vertretenden Mäd- 
chen gegenübersitzt. Die- 
selben Häfen werden 
nämlich auf einer korin- 
thischen Münze des Sept. 

30 Severus (Imhoof- Blumer 
and Percy Gardner, Num. 
comm. on Pausan. G 134; 
siehe Abbildung 8) als 
zwei in dem bei Orts- 
gottheiten gewöhnlichen 
Schema gelagerte, unter- 
wärts bekleidete Männer, 
der eine mit einem Ruder; 
der andere mit einem 

40 Anker auf der rechten' 
Schulter dargestellt. Zu 

ihren Füfsen ist die See angedeutet, zwischen 
ihnen steht Aphrodite mit einem Schild in den 
Händen auf einem die Akropolis von Korinth 
vertretenden Felsen. Wenn dagegen auf einer 
korinthischen Münze des Hadrian (Imhoof- 
Blumer a. a. O. C 40. Head, Hist. num. S. 340) 
zwei Nymphen mit Rudern neben den In- 
schriften LECH und CENCH erscheinen, so 

50 sind damit nicht die Häfen selbst, sondern, 
wie schon oben bei Kenchreai, die beiden 
Hafenstädte gemeint. 

Wahrscheinlich ist auch der bärtige, ge- 
lagerte und unterwärts bekleidete Lokalgott 
mit Ruder und Delphin, der auf mehreren 
Münzen des Nero (Cohen, Med. imp} 1 S. 280 f. 
u. 295 f. Neron nr. 33 — 41 u. 250 — 254) in 
dem real dargestellten Hafen von Ostia über 
der Inschrift Porftus) Ostfiensis) und Port. Aug. 

60 liegt, wegen 'des beigegebenen Delphins nicht, 
wie Cohen a. a. O. erklärt, als Tiber, sondern 
als Personifikation des Hafens selbst zu be- 
trachten. Eckhel, Doctr. num. vet. 2 S. 257 
führt aufserdem noch eine Münze des Nero 
aus Patrae an, auf welcher sich der Portus 
fructifer von Patrae als stehender, halbnackter 
Mann mit Ruder und Füllhorn befinden soll; 
Zweifelhaft bleibt, ob auf dem Wandgemälde 




8) Häfen, korinthische 
Münze des Septimius 
Severus (nach Imhoof- 

Blumer and Percy 

Gardner, Num. comm. on 

Pausan. G 184). 



2131 Lokalpersonifikat. (Wege, Circus) 

aus Pompeji {Selbig, Wandgem. nr. 1231, Atlas 
Tf. 16) in dem der verlassenen Ariadne gegen- 
über am Ufer sitzenden, nur unterwärts be- 
kleideten braunen Jüngling mit Ruder eine 
Personifikation des Hafens von Pompeji zu er- 
kennen ist, wie dies C. Robert (Arch. Zeit. 35 
1877 S. 3. Arch. Jahrb. 5 1890 S. 220f.) an- 
genommen bat, der auch auf den Gemälden 
Heibig nr. 1018 und 1019, Atlas Tf. ll a der- 
gleichen vermutet. Jedenfalls aber sieht Robert 
mit Recht auf einem in dem Arch. Jahrb. 5 
1890 Tf. 5 abgebildeten römischen Mosaik des 
3. Jahrhunderts n. Chr. aus Portus Magnus in 
Algier in einem rechts unten in der Ecke stehen- 
den nackten Mann mit struppigem Haar und 
Bart den Hafengott von Portus Magnus oder 
Delos, der durch eigenartige den Eühlfäden 
des Krebses nachgebildete, dem Meergott 
eigentümliche (Cohen, Med. imp? 2 S. 199 Anm.) 
Hörner, sowie durch Anker und Wasserurne 
charakterisiert ist. 

Wenn Robert a. a. 0. dagegen auch auf 
einem aus Ostia stammenden Phaethonsarko- 
phag der Villa Pacca (Ann. dell' Ist. 1869 
Tav. F. Matz-v. Duhn, Ant. Bildw. in Rom 
2, 3317) einen Hafengott erkennt, so ist ein- 
zuwenden, dafs die neben diesem aufzüngelnde 
Schlange stark an die Darstellung auf Münzen 
des Antonin {Cohen a. a. O. 2 S. 271 f.) erinnert, 
wo sicher der Tiber gemeint ist. Ebenso ist 
auf einem Sarkophagrelief aus der 1. Hälfte 
des 3. Jahrhunderts n. Chr. die stehende, be- 
kleidete Frau, die auf der erhobenen Rechten 
einen Leuchtturm hält (Matz -v. Duhn a. ä. 0. 
2, 3095) trotz der darüber befindlichen, wohl 
zu Portus zu ergänzenden Inschriftreste sicher- 
lich mit Brunn (Exeg. Beitr. 5 in den Sitzungs- 
berichten d. Bayer. Ahad. d. W. 1881 2 S. 119 ff.) 
als Vertreterin der Stadt Alexandreia (s. oben 
Sp. 2100), und nicht mit Matz-v. Duhn a. a. 0. 
als Portus Traiani zu fassen, da ein solcher 
Wechsel des Geschlechts bei Ortspersonifika- 
tionen sonst nicht vorkommt.*) 

An die Personifikation von Häfen und Flüssen 
scheint sich diejenige von Landseen angeschlos- 
sen zu haben. Ihre Verehrung ist aber nur aus 
Inschriften, wie solche z. B. unter Benacus, Fu- 
cinus behandelt sind, bekannt; vgl. oben Bd. 2 
Sp. 2111. 

4. Wege, Circus, Marsfeld. 

Erst in der Zeit Trajans (112 — 117 n.Chr.) 
dürften nach dem Vorbilde anderer Ortsgott- 
heiten auch Vertreterinnen der Heerstrafsen, 
der viae, insbesondere der Via Traiana, die 
über Canusium führte, geschaffen worden sein. 
Die Via Traiana erscheint inschriftlich bezeich- 
net in der "Gestalt einer liegenden Frau mit 
nacktem Oberkörper, gekennzeichnet durch ein 
Wagenrad und eine Peitsche octer ein Rohr 
(Treibstachel?); ersteres hält sie entweder auf 
dem Knie, oder sie stützt sich mit dem linken 
Ellbogen darauf (Cohen, Med. imp? 2 S. 86 u. 88 
Trajan nr. 647—652 und 667. Hirt, Bilderb. 
Tf. 26, 5; s. Abbildung 9). Ganz ähnlich ist 

*) Bei der Darstellung der Ide und Rhodope als 
Berggötter (s. oben Sp. 2126) ist offenbar auf den Namen 
der Berge überhaupt keine Bücksiebt genommen. 




9) Via Traiana, Münze 

des Trajan (nach 

Cohen, Med. imp.* 2 

S. 88 Trajan nr. 667). 



Lokalpersonifikat. (Marsfeld, Gau) 2132 

die Wegegöttin auf einem trajanischen Relief 
am Constantinsbogen gebildet, wo Bie dem 
Kaiser die Hand reicht (Rossini, Archi trion- 
fali Tf. 71, 6. Hirt, Bilderb. Tf. 26, 10), sowie 
auf einer ara im Museo Capitol. (Mori-Re, 
Sculture d. Mus. Cap. Tf. 23. C. I. L. 6, 830). 
Auf letzterer lehnt sie sich mit dem Arm auf 
das Rad und hält in der Rechten die Peitsche, 
in der Linken das Rohr, auch ist zu ihren 

10 Füfsen ein mit der Zahl I bezeichneter Meilen- 
stein sichtbar. Über ihr steht: Salvos ire; auf 
der anderen Seite des Altars über der Fortuna 
redux: Salvos venire. Hier scheint also ein 
wirklicher Kult der Wegegöttin vorausgesetzt 
werden zu müssen, wie dies auch eine Inschrift 
aus der Taurach bei Radstadt im Salzburgi- 
schen (C. I. L. 3, 5524) an-, 
deutet« I. 0. M. \ et Viis 
Semit\ibusque \ pro sälute 

20 sua \ Q Sabinius | Asclepia- 
des | v. s. I. m. 

Aus spätrömischer Zeit 
stammt endlich noch das 
Bruchstück eines Reliefs in 
der Villa 8a,sä(Mätz-v.Duhn 
a. a. 0. 3, 4101), auf dem 
das mit Gewand bedeckte 
Bein einer gelagerten weib- 
lichen Figur und auf deren 

80 Oberschenkel Reste eines Rades mit der In- 
schrift: Viae. Latinae. G R erhalten sind. 

Offenbar der Vertreterin der Via Traiana 
nachgebildet ist auf Münzen Hadrians aus dem 
Jahre 121 n. Chr. mit der Inschrift: Ann(o) 
DCCCLXXIIII nat(ali) urb(is) p(rimum ?) 
Cir(censes) confstituti) der als gelagerter Jüng- 
ling personificierte Circus (Cohen/Med. imp. s 
2 S. 118 Adrien 162 ff.). Mit der Rechten hält 
er ein auf seinem Knie ruhendes Wagenrad, mit 

40 der Linken fafst er die drei Obelisken der hinter 
ihm stehenden Meta (vgl. oben Bd. 2 Sp. 2127). 
Ihm ähnlich ist ein für eine Personifikation 
des Alpenüberganges (Sonnenpfades) erklärter 
Jüngling mit einem Rade auf einem Phaethon- 
sarkophag der Villa Pacca (Matz-v. Duhn a. a. 0. 
2, 3317); aus dem personificierten Circus aber 
entwickelt ist der Vertreter des Campus 
Martius am Fufsgestell der Antoninssäule, 
der als gelagerter, nur unterwärts bekleideter 

50 Jüngling, den grofsen Obelisken mit der Lin- 
ken fassend, vorgestellt wird (Müller -Wieseler, 
Denkm. d. a. K. 1, 71, 394 S. 96). 

5. Gau. 

Ganz vereinzelt ist eine Personifikation des 
Pagus auf einer Inschrift aus Nizy-le-Conite 
zu Soissons (W. Frohner, ie nome sur les 
monn. d'JSgypie S. 8): Num(ini) Aug(usti) deo 
Apollini Pago Vennecti proscaenium L(ucius) 
60 Magius Secundus dono de suo dedit. Vgl. die 
Personifikation des Nomos oben Sp. 2106 ff. 

Endlich werden auch Caelus, Helios und 
Selene, die Personifikation der Luft (s. Luft- 
göttin) und die Windgötter, ebenso wie die 
auf dem Lande und im Wasser heimischen 
Gottheiten, in späterer Zeit zuweilen als blofse 
Ortsbezeichnung verwandt, dabei kommt je- 
doch keine Änderung ihres eigenen Wesens in 



I f. 



2133 Lokalpersonifikat. (Entwickl. d. Typen) Lokalpersonifikat. (Entwickl. d. Typen) 2134 

sehen Gestalten des Campus Martius, Circus 
und der Viae aus einander entwickelt haben, 
ist schon oben Sp. 2131 f. angedeutet -worden; 
die Hafengottheiten sind offenbar aus den Flufs- 
göttern durch Beigabe anderer Attribute (s. ob. 
Sp. 2130) hervorgegangen, die als zarte Jüng- 
linge dargestellten Leimones ' aber mag man 
des grammatischen Geschlechtes von Xsipcäv 
wegen als Gegenbüder der vvfitpai Isificoviääsg 



Betracht; der Gegensatz zu der älteren Auf- 
fassung liegt nicht in den einzelnen Gestalten, 
sondern in der ganzen Komposition, die wieder 
auT dem oben Sp. 2076 ff. geschilderten Um- 
schwung in der Naturanschauung beruht. 

E. Die Verwendung von Ortsgottheiten als 

Lokalbezeichnung in der bildenden Kunst und 

die Entwickelung der Kunsttypen. 



Wie ich oben Sp. 2076 ff. auseinandergesetzt 10 geschaffen haben. 



habe, ist ein nicht geringer Teil der Orts 
Personifikationen ganz allmählich aus älteren 
eigentlichen Gottheiten, die auch Verehrung 
genossen, hervorgegangen. Da sich somit der 
Zeitpunkt, wann die jüngere Auffassung bei 
diesen Gestalten herrschend geworden ist, sehr 
schwer bestimmen läfst, so wird sich für die 
Untersuchung der rückwärts fortschreitende 
Gang, der Weg vom Sicheren zum Möglichen, 



Eine eingehendere Betrachtung erfordern 
die Berggötter, aus denen wieder die weib- 
lichen Bergpersonifikationen als einfache Er- 
gänzung abgeleitet sind. 

Als Ergebnis der oben Sp. 2119ff. ange- 
stellten Einzeluntersuchung ist zu bezeichnen, 
dafs seit der hellenistischen Zeit in allen Gat- 
tungen von Kunstdenkmäiern für die Darstel- 
lung von Berggöttern zwei einander ähnliche 



empfehlen und mit den jüngsten Bildungen 20 Typen (der sitzende und der liegende) regel- 



dieser Art begonnen werden müssen. 

In hellenistisch -römischer Zeit werden die 
Ortsgottheiten als blofse, völlig konventionelle 
Zeichen zur Andeutung der durch sie vertretenen 
Örtlichkeiten verwendet. Auf den Sarkophagen 
aus dem Anfang deB dritten Jahrhunderts, wie 
sie oben bei Betrachtung der Berggötter im 
einzelnen besprochen worden sind, treten häufig 
ganze Reihen von solchen lokal gebrauchten 
Naturgottheiten und Personifikationen als obe- 
rer Abschlufs der Komposition sowie in den 
unteren Ecken auf. Gaia und Plufsgötter, sel- 
tener Quellnymphen, Okeauos und Thalassa 
liegen dann gewöhnlich zwischen den Püfsen 
der handelnden Personen oder auch unter denen 
von Gespannen am Boden, während Uranos- 
Caelus, Helios und 




mäfsig in Gebrauch waren, die beide fast aus- 
nahmslos (s. Sp. 2119) mit perspektivischer 
Verkleinerung verwendet wurden, und dafs 
daneben nur ganz ausnahmsweise vielleicht 
auch eine freiere und individuellere Behand- 
lungsart vorkommt, bei welcher der Berggott 
nicht durch jenes eigentlich malerische, son- 
dern durch das rein plastische Mittel der Stel- 
lung zwischen Caelus und Tellus kenntlich ge- 
30 macht wird. 

Die Reliefs, auf denen sich die Hauptmasse 
der Berggötter ersterer Art findet, gehören nun 
sämtlich selbst auch der malerischen Effekt er- 
strebenden Gattung an, die sich zusammen mit 
der polylithenWandbekleidungin denüiadochen- 
reichen entwickelt hat und schon völlig ausge- 
bildet von hier aus nachRom gelangt ht(Schreiber 
der Ärch. Zeit. 38 1880 S. 154; vgl. unten 



Selene, Gestirne, -_ — — . , „ 

Wind- u. Berggöt- Sp. 2136 Anm). Überall ist das landschaftliche 
ter ihrem Wesen *o Element offenbar unter dem Einflufs der dort 



entsprechend in der 
Höhe erscheinen. 
Die Gleichsetzung 
mit dem vertrete- 
nenNaturkörper ist 
dabei oft so voll- 
kommen, dafs z. B. 
der Ambos des 
schmiedenden He- 



10) Tiber und Dacia, Münze 
des Trajan (nach Cohen, Med. 
imp. 11 2 S. 71 Trajan nr. 525). 

Gaia steht (Müller- 
Wieseler, Derikm. d. a.K.2, 66, 841), undEridanos 
den stürzenden Phaethon in seinem Schofse 
(Miliin, Gal. myth. 27, 83 = Matg-v.Duhn, Ä. B. 
i. B. nr. 3315) mit offenen Armen aufnimmt. Tra- 
jan setzt seinen Fufs auf die zwischen den Göttern 
des Euphrat und Tigris am Boden liegende Ar 
menia, der Flufsgott des Tiber würgt die nieder- 



zuerst selbständig auftretenden Landschafts- 
malerei besonders betont, wenn auch bei einem 
der ältesten der in Betracht kommenden Reliefs 
(A) die auf glattem Hintergrund aufliegenden 
Figuren noch streng von dem landschaftlichen 
Beiwerk getrennt sind (Übergangsstufe). Aufser- 
dem tritt hier zuerst perspektivische Verkür- 
zung und Vervielfachung der Reliefpläne hervor. 
Schon hiernach ist also die Aufnahme der 
phaistos zwischen 50 Berggötter in die Reliefkomposition der Dia- 
den Knieen der dochenzeit zuzuweisen, auf diese deuten aber 
auch die Mythanstoffe hin, in deren Darstel- 
lungen Berggötter auftreten, da es meist Liebes- 
scenen sentimentaler und pikanter Auffassung 
sind, wie sie gerade dort ihre spezifische Aus- 
bildung erfahren haben (Schreiber a. a. O. S. 155). 
Vor allem gehören hierher die 16 Endymion- 
darstellungen (nr. 2), dann aber auch Poseidon 
und Amymone (B), Aktaion (D), das Paris- 



geworfene Dacia und kniet auf ihr (Cohen, Med. eo urteil (1), Adonis' (4) und Hippolytos' Tod (5), 



«mp. 2 2 S. 21 und 71 Trajan nr. 69 und 525; 
s. Abbildung 10). Ebenso stehen, um einen 
Flufsübergang anzudeuten, Marcus Aurelius und 
Lucius Verus auf zwei Flufsgöttern (Cohen, Med. 
imp.* 3 Luc. Ver. 348 S. 206) und Domitianus 
vor dem Rhenus (Cohen a. a. 0. 1 Bomüien 503 
S. 511). 

In welcher Art sich die spezifisch römi- 



Polyphem und Galateia (6), der Koraraub (7), 
Hesione und Herakles (8), der Raub des Gany- 
medes (11) sowie Pelops und Hippodameia 
(Bergnymphen, Sp. 2127 nr. 4). Für mehrere 
dieser Reliefdarstellungen sind aufserdem schon 
von anderer Seite Gemälde als Vorlagen in An- 
spruch genommen worden, so für nr. 2 durch 
v. Sybel oben Bd. 1 Sp. 1248, 11; für Prome- 



2135 Lokalpersonifik. (Entwickel. d. Typen) Lokalpersonifik. (Entwickel. d. Typen) 2136 

theus' Befreiung (3) vielleicht ein solches des mit denen vielleicht auch noch die von den 
Parrhasios von Müchhöfer und Furtwängler Philostraten beschriebenen Bilder, sowie einige 
(s. oben Bd. 1 Sp. 2245, 24); für nr. 5 Wand- pompejanische Wandmalereien mit Berggott- 
bilder zur Zeit Alexanders von Sauer (Bd. 1 darstellungen in Zusammenhang stehen.*) * 
Sp. 2685, 45; vgl. 2684, 44ff.) oder der Dia- Wie ich oben Sp. 2111 f. bereits dargelegt 
dochenzeit von Kalkmann in der Arch. Zeit. habe, mag jedoch auch eine gewisse Beziehung 
41 1883 S. 39 f. u. 151; endlich für die Antho- der Berggötter zu dem auf den Bergen woh- 
logie der Kora (I. K. 7) vielleicht ein Gemälde nenden Zeus vorhanden sein. Denn abgesehen 
des Nikomachos von Overbeck, Gr. Kunstmyth. von den beiden in Bezug auf die Deutung 
3 S. 595. 10 zweifelhaften Werken I und K (Sp. 2116) finden 

Andere sind wenigstens nachweislich haupt- sich auch sonst einigemal Darstellungen des 

sächlich von Malerji behandelt worden: nr. 6 Zeus ganz in der für die Berggötter als unbe- 

nach Weizsäcker, Bd. 1 Sp. 1588; nr. 8 nach teiligterZuschauercharakteristischenLagerung; 

demselben, Bd. 1 Sp. 2592, 64 ff. und Furt- so besonders schon auf einem Neapler Vasen- 

wängler, Bd. 1 Sp. 2248, 20 ff.; nr. 17 nach Pa- bild (Hey demann, Vasen zu Neapel 887), das der 

pasliotis in der Arch. Zeit. 11 1853 S. 33 ff.; oberen Hälfte der Zeichnung der Poniatowsky- 

B und D nach Stell, Bd. 1 Sp. 328, 39ff.; 216, vase (Miliin, Gal. myth. 52, 219) verwandt zu 

49 ff.; die Landung der Argonauten (Ficor. sein scheint; einer Marsyas vase (Arch. Zeit. 27 ' 

Cista) nach Seeliger, Bd. 1 Sp. 525, 45, und 1869 Tf. 17) und auf dem Relief des Arehelaos 
Marsyas' Wettstreit nach Overbeck, Kunstmyth., 20 von Priene, der Apotheose Homers. Dagegen 

Apoll. S. 421; vgl. Furtwängler, oben Bd. 1 stützt sich die entsprechende Gestalt auf zwei 

Sp. 467, 62. Die Heraklescyklen, »wie der von dieserMarsyasvasenahestehendenDarstellungen 

nr. 10, gehören der Zeit nach Alexander an (Overbeck, Kunstmyth., Apoll. S. 437 f. und 443. 

(Bd. 1 Sp. 2251, 66), der Raub des Ganymedes Atlas Tf. 24, 25 u. 23) auf einen Knotenstock, 

(nr. 11) gleichfalls der entwickelten Kunst sodafs wieder eher an einen Vorläufer des 

(Weizsäcker, Bd. 1 Sp. 1598, 27 ff.), die Sage richtenden oder zuschauenden Berggottes ge- 

von Mars und Ilia aber, sowie die Auffindung dacht werden darf.**) 

der Zwillinge selbstverständlich der römischen Vielleicht sind jedoch auch bereits eigent- 

Zeit, wenn die Darstellungen auch sicherlich liehe Berggötter auf einigen rotfigurigen Vasen 
nach älteren Mustern komponiert sind. so des schönen Stils vorhanden, bei denen be- 

Betrachten wir nun im besonderen, die äl- merkenswerterweise ebenso wie bei vielen Berg- 
testen Denkmäler, auf denen Berggötter vor- götterreliefs bereits Gemälde als Vorbilder vor- 
kommen, so sind dies, abgesehen von den zwei ausgesetzt worden sind : Die Opferung der lphi- 
nur vermutungsweise hierher zu ziehenden per- geneia des Timanthes für die Darstellung einer 
gamenischen Werken (F u. G), alexandrinische Amphora mit Maskenhenkeln (Overbeck, Gal. 
Reliefs (A. B. C?. D. E?) des 3. oder 2. Jahr- her. Bildw. Tf. 14, 9; vgl. S. 314ff.) und ein Ge- 
hunderts v. Chr. , die trallianisch - rhodische mälde des Timomachos (?) für die Zeichnung 
Gruppe aus dem 2. Jahrhundert, der Spiegel einer ruveser Amphora im Museo Borbonico 
aus Bolsena und vielleicht die Ficoronische (Overbeck a.a.O. Tf. 30, 4; vgl. S. 735); vgl. 
Cista, die um 260 v. Chr. gesetzt wird. Der 40 auch Arch. Zeit. 7 1849 Tf. 12. Gerhard, Ant. 
Zahl nach überwiegen die alexandrinischen Bildw. Tf. 31. Mon. d. Inst. 4 1844 Tf. 14 und 
Werke, und auch der farnesische Stier deutet oben Sp. 2113 B. Dennoch ist bei diesen Vasen 
in den die Felsenbasis belebenden Gruppen auf die Deutung zu unbestimmt, als dafs daraus 
alexandrinischen Einflufs, wie dies ein Vergleich auf ein gesichertes Vorkommen von Berg- 
z. B. mit der Basis des Nil erkennen läfst. Wenn Personifikationen in voralexandrinischer Zeit 
also auch nicht zu entscheiden ist, in welchem geschlossen werden könnte, wenn auch eine 
Verhältnis derSpiegel (und die Cista?) zu Alexan- den Berg selbst vertretende Gestalt, wie die 
drien stehen, so dürfen wir dennoch wohl in Schiedsrichterin Aitne schon seit Simonides 
Rücksicht auf das Alter dieser erhaltenen Werke 

annehmen, dafs sich der Berggott-Typus Spä- 50 *> Auf den Sarkophagen, die allerdings zum großen 

testens im Laufe des 3. Jahrhunderts v. Chr. in i Toil ein f r "!?' 8p& * eren z«t angehören, ist die Gestai- 

j- 01 ji j. • i ij_ i j_ tung aller dieser Scenen schon eine so durchaus ty- 

dieser Stadt entwickelt hat. • , , pisch e, dafs ich auch deshalb die Vorbilder dersel- 

Nun sind aber die Berggötter, abgesehen ben nlehti wi6 dle8 Rotert im Arch . Jahrb. 5 1890 s. 223 

Von der Verkleinerung, nur durch ihre Lage- bei einigen thnt, erst in Gemälden ans dem Ende des 

rung hoch oben im Hintergrunde der Darstel- 2. oder dem Anfang des 8. Jahrhunderts n. Chr. suchen 

lung und durch die Beigabe eines Baumes oder zu dürfen glaube. Pur griechischen Ursprung dieser 

Zweiges, den sie fassen, von den schon früher Sarkophagkompositionen spricht aber auch der Vergleich 

ebenfalls teils mehr sitzend, teils völlig lagernd mit den / us der zweiten Hälfte des 4. Jahrh. v Chr. 

, ■ -t i. ij. j. ttii r ..11 1 1 • stammenden griechischen Sarkophagen von Siaon (s. Fr. 

typisch ausgestalteten Flufsgbttern unterschie- WMer im Arch _ ^ x s t S) Ist doon die Mlrf . 

den ; die Sie hauptsächlich kennzeichnende kleine 60 Behandlung in der Alexanderschlacht bereits in ganz 

Bildung kann keinen anderen Grund als male- malerischem Sinne gehalten und durch verschiedene Ab- 

rische Perspektive, wie sie seit der Blüteperiode stufungen eine perspektivische Wirkung erstrebt, sodafs 

der attisch-ionischen Malerei voll durchgeführt d »<> ganze Bild bei der starken Bemalung wirklich viel 



war, haben: somit sprechen alle dargelegten mehr wie ein Gemälde als wie ein plastisches Werk wirkt 

Umstände dafür, dafs dieses für beide Haupt- ( ^"" G ^"" u ° De S d °" 

typen gleich charakteristische Merkmal auf Ge- gott80hem 7 8 b eid 

mal den oder nach malerischen Grundsätzen Lucius Venu (cw 

behandelten landschaftlichen Reliefs beruht, anzunehmen sein. 



2137 Lokalpersonifik. (Entwickel. d. Typen) Lokalpersonifik. (Entwickel. d. Typen) 2138 

(s. Sp. 2110) in der Litteratur bezeugt ist, und aber ist es denkbar, dafs in einer Zeit, in der 
Ortsnymphen sicher auf rotfigurigen, wahr- die alten Naturgottheiten zu sittlichen Mächten 
scheinlich aber auch schon auf schwarzfigurigen geworden waren, ebenso wie für die himm- 
Vasen (s. ob. Sp. 2086 f.) vielfach auftreten. lischen Naturerscheinungen auch für die auf 
Es bleibt nun noch die Frage nach dem der Erde thätigen Mächte neue Bilder ge- 
ersten Vorkommen der als Lokalbezeichnung schaffen oder die alten so umgestaltet wurden, 
aufgefafsten Flufsgötter zu erörtern. Hier haben dafs sie einen dem entwickelten Kunstsinn ent- 
wir von der bestimmten Angabe des Pausanias sprechenden Ausdruck des ihnen seit Urzeiten 
(5, 10, 7) in Bezug auf die Eckfiguren des olym- innewohnenden oder zu Grunde liegenden Natur- 
pischen Ostgiebels auszugehen. Die Zuverläs- 10 Substrats bildeten. Für die Ortsgottheiten, meint 
sigkeit dieser Deutung haben jB. Kekule (Rhein. nun Petersen (Die Kunst des Pheidias S. 195), sei 
Mus. 39 S. 490), Wälz im Programm des Semi- dieser zweite Schritt durch die Schöpfer der 
nars von Maulbronn 1887, Furtwängler (Arch. Giebelkompositionen des Zeustempels zu Olym- 
]t Jahrb. 6 1891, 2 S. 87. Arch. Ans. 1891 2 pia und des Parthenon gethan worden; und 
'! Sp. 70 f. u. 94) und andere bestritten. Zuzu- wirklich zeigt der Kephissos im Westgiebel 
& geben ist ihnen ohne weiteres, dafs es sich des letzteren durch seine flüssigen Formen 
g hier nicht .um abstrakte, nichts als den Ort und die hingegossene Lage sowie durch seine. 
ij der Handlung andeutende Lokalpersonifika- gesamte das vom Flufs hervorgerufene üppige 
1. tionen -handelt, denn das ist bei Tempelskulp- Gedeihen versinnliehende Körperbildung deut- 
I:' turen dieser Periode überhaupt selbstverständ- 20 lieh , dafs dabei die Vorstellung des natür- 
*" lieh. Was aber Wals a. a. 0. S. 23ff. gegen liehen Flusses ebenso wie später beim Nil im 
I ihre Auffassung als Schutzgötter des Landes, Braccio nuovo des Vatikan, der vielleicht gleich- 
1- die dem Wettkampfe um die Herrschaft über falls aus einem Tempelgiebel (der Isis zu Alexan- 
■ y dasselbe, ebenso gut wie Pelops und die übrigen drien?) stammt, auf die Phantasie des Künstlers 
II,. Landesbewohner mit gespannter Aufmerksam- eingewirkt hat*), während im Ostgiebel in den 
I keit folgen, vorbringt, ist ohne allen Belang. Gestalten des Helios und der Selene deutlich 
$ ' Gerade das Ländlich - Derbe in ihrem Wesen, der Aufgang und Untergang des Gestirnes selbst 
*• das ihm besonders auffällt, charakterisiert sie zur Darstellung gebracht ist. Daf3 dieser Ge- 
1", als die vom derben Landvolk verehrten Götter danke wirklich zum erstenmal gerade in diesen 
&'■ niederen Ranges, als die Genossen Pans und 30 erhaltenen Werken zur Ausführung gekommen 
~h der Satyrn. sei, kann jedoch bei der geringen Kenntnis, die 
I;' Die Lagerung ist, so sehr sie auch ihrem wir von den sonstigen Giebelkompositionen jener 
Wesen entspricht, hier sicher zunächst durch Zeit besitzen, natürlich nicht behauptet werden, 
die Notwendigkeit der Ausfüllung der Giebel- Zweifelhaft bleibt dagegen die Annahme an- 
ecke veranlagst (vgl. Helios und Selene im derer Ortsgottheiten, und zwar insbesondere von 
• Ostgiebel des Parthenon) und somit dem Berggöttern, in jenen Giebelkompositionen, wie 
schöpferischen Gedanken eines bedeutenden sie von Brunn in den Sitzungsber. d. Münchener 
Künstlers, nicht der schematischen Anwen- Akademie 1874 2 S. 24 f., Treu in d. Arch. Zeit. 
düng eines bereits bestehenden Typus ent- 34 1876 S. 181, Waldstein in den Essays on the 
sprungen. Auch der Einwand, dafs gelagerte 40 art of Pheidias S. 172 ff. und Loeschcke in dem 
»• Flufsgötter nicht auf Vasenbildern erschienen, Progr. d. Univers. Dorpat 1885 gemacht worden 
I, wird durch die von Walz selbst angeführte ist. Als Haupteinwand gegen diese Auffassung 
;■;;■ Hydria ( Welcher, A. D. 8 Tf. 23, 1) widerlegt, gilt noch immer der Umstand, dafs, wie wir 
5 i-' denn die geringe Erhebung des Ismenos (s. ob. oben gesehen haben, Berggötter für die Ent- 
*- Sp. 2087) ist durch die Rücksicht auf die gegen- stehungszeit derselben sonst nicht sicher nach- 
;;' übersitzende Thebe bedingt, sonst aber ist der weisbar sind. 

I Flufsgott durchaus dem später gewöhnlichen Am wahrscheinlichsten ist mir noch in 

I; Typus entsprechend aufgefafst, wenn er auch Rücksicht auf die ganze Bildung die Deutung 

J keine Nachbildung des Kephissos sein mag, wie der sonst Theseus oder Dionysos genannten 

'a Petersen, Die Kunst des Pheidias S. 195, 1 ver- 50 Gestalt im Ostgiebel des Parthenon als Berg- 

'«. mutet hat.*) Thebe und Ismenos, die mit Span- gott Olympos. Durch das feste Gefüge seines 

h{ ' nung dem Drachenkampf zuschauen, haben an Körperbaues steht er sowohl zu den fliefsenden 

^" diesem eben genau dasselbe Interesse, welches Formen des Kephissos, als zu dem breit und 

'"'" Inachos, Kephisos und Asterion in Mykene, ruhig gelagerten Alpheios und dem beweglichen 

Alpheios und Kladeos in Olympia, Kephissos, Kladeos in scharfem Gegensatz. Ja er könnte 

Ilissos und Kallirrhoe in Athen, die Richterin geradezu als Vorbild für die später typisch ge- 

V Aitne in Sicilien und endlich auch der Berg- wordenen jugendlichen, gelagerten, nackten 

r: gott Tmolos am Wettstreit ihrer Landesgötter Berggötter gelten. Ist doch auch der Felsen, 

i;';! bethätigen. Nur die Verflachung dieser Vor- auf dem er ruht, wie mehrfach bei Berggöttern, 

v Stellung zu einer blofsen Ortsbezeichnung ge- 60 mit einem Tierfell und Gewand bedeckt; eine 

. hört entschieden der späteren Zeit an, das wahrscheinlich zugehörige Hand (Overbeck, 

,' Vorbild ist alt und bedeutungsvoll Dafs Plast. 3 1 S. 305) hat eine gebogene Bohrung, 
unter dieser Voraussetzung die Behandlung als ob sie einen Zweig aus Metall gehalten 
1 dieser Gestalten noch keine schematische ge- 
wesen sein kann, ist selbstverständlich. Wohl „ „ ^F'^ ™"? ™* s °" lf, ' en <"' 1 ™ d "f™ •"*»*■ 

' Hohe Attribute sind Notbehelf einer späteren Zeit, welche 

*) Die Bezeichnung der Figur als Ares halte ich die menschliche Gestalt selbst nicht mehr charakteristisch 
durch den Vergleich mit der Vase des Assteas (s. oben zu bohaudeln rormoohte, und deshalb bei diesen "Werken 

Sp. 2087) für ausgeschlossen. nicht su erwarten. 



4 



2139 Lokros . Lokros 2U0 

j!Ä!* Arm ist gleicht auf einen Aitolos, der ein Sohn des Amphiktyon war 

tilli^li 86 Z eS n ( ^V° b - ^ ^ Z ' 3 - ( ?^ TOW - 59 °- Ste P h - B - «««*), oder des Am- 

Sp 2118 nr 14 u 15». Overbeck a. a 0. JRsforse», phiktyon selbst (Plutarch. a. a. ). Schal Pind 

Dve Kunst d.PheidtasS. 117); auch findet sich Ol. 9, 96 nennt den Lokros einen Sohn des A^ 

^XVSIir' M p nZe V° n H Pr T- 7 ( % 0b - Ph ^ y ° n ' d€S Sohnes de " ZeusTsons?gil \tl- 

f/«S 1 mÄT niP tT? / J * tortrfl * Pluktyon allgemein als Sohn des Deukalion und 

LnH L'! -K i } - . i 6 ^ a g er ? n S d em Sonnen- der Pyrrha (s. unter Amphiktyon Bd. 1 Sp 304) 

der Gnrf Üff ^S ^ ? ldl0, ? 1 ! t ^^ Nach Pl ^chos a. a. 0* war Lokros Gemahl 

der Gott auf dem Abhang seines vielgipfeligen der Kabye und Vater eines jüngeren Lokros 

SSff? ?T S V den e T m P° rs H genden Helios er " 10 nach zJstathios a. a. 0. aber Vafer des Opus 

Ä W ^r- ^,?« ^ 8) Mi endlich bildet Lokro8 herrschte über d ie LeW gegenüber 

der Vertreter des irdischen Olymposgebirges, von Euböa und nannte sie nach sich selbst 

lufenthlltortes t r h n 8Ch V f rie frg ^ 6S Lofaer (Scymn. 587ffi). Zeus hatte diese £ 
w e S °£? 8 ™ d ^ ? lmm ? 1 rr 8elb ^ lhren , als von der Erde aufgelesene Leute dem Ahn- 
Weg auf die Erde herab nehmen (Hom. Od. 5, 50; herrn des Lokros, Deukalion sreeeben rHeiiod 

u. Odyssee S. 15 ff.), die natürlichste Verbindung «y,W& laäv I zovc Sä «» I^Z/Lf t!v,! 

teM. IT W t er ^-/^burt unl ¥<plj SR [£% ftZ% S^Ä S 

der irdischen Welt, welcher die davoneilende «o' 9 * Ji^wUb»»« [vgl Göttlina HestodifrZbV 
Ins dieses Ere,gms zu verfeinden im Begriff ist. so s. k 1 Sp. 994. Pind. T^ ff und Schill ) 

?Jj 7 rdan n 7ohl auch im Westgiebel des Wie Pindaros erzählt (Ol. 9,' 8 5ff.), hatte Opus 

icSn trotte? mmd< Ä die R be i den f Önig dM E P eier in E " 8 - °™ Bciine ToXj 

dn^ZJjt T nT auff u all 'gen BeHei- diese entführte Zeus nach dem Mainalongebirge 

düng als zuschauende Ortsnymphen betrachtet in Arkadien und gesellte sich ihr in Liebe 

Ts^TrT { I Te \ T t?-f ahrb - 6 £ 891 ' ^ brachte danach das -hw-ge e Weil .dem 

2 S. 105. Arch. Anz 3 Sp. 142; dagegen Furt- kinderlosen Lokros als Ehgemahl und dort 

wangler im Arch. Anz. 1891 2 Sp. 70f. u. 94), gebar sie einen Sohn. Lotos freute sich des 

wie solche ja auch auf Vasenbildern häufig lindes und zog es als sein ei™ auf- er 

Ändere Gestalten der olympischen Giebel- 30 Opus und übergab ihm Stadt und Volk zu be- 

iSPf^T^^^**^ 2 *** herrschen - «W*™ ***** den Namen der 

7? /i 00 2 ^Loeschcke (Progr. d. Univers. Tochter des Opus nicht ausdrücklich- die 

Dorpat 1885 und 1887) als Ortsgottheiten in Scholien verstehen -in ihr die Protogeneia 

Mo- a (i ?°ä 1) Sohn des Zeus und der kalion und der Pyrrha gilt (Pherekvdes bei 

PÄ ?% To . chter p des j.rgeiischen Königs Scfiol. Pind. Ol. 9, 8^ vgl. Schal % vv ?6S 6? 

Proitosund seiner Gemahlin Anteia. Maira 72. 7» «r- ™l «mA/ j„ bi , \W*£ .li 



war 



ind seiner Gemahlin Anteia. Maira 72. 79. 85; vgl. Schal. Ap. Bh. 4, 1780) 'und 

™7v, H™ T ?g h ™ i?«^ 01 » 6 der Artemis i ÄMd «^ S selbst nennt sie a. a. 0. v. 61 im Zu 

von der röHfn e r er , haltnl8 T*! 26 " 8 ^ de „ sie sam «e^nge mit diesen und bezeichnet 0p"s 
von der Gottin erschossen. Lokros soll m Ge- 40 als die Stadt der Protogeneia. Nach Aristoteles 

meinschaft mit Zethos und Amphion Theben (bei Schol. Pind. Ol. 86) hief dieTo^terdM 

U •« Ä P ^y des ^ Schal Hom. Od. Eleierkönigs Opus Kambyse, ein Name, der 

11 325 (Muller, Fragm. H. Gr. 1 S. 91). Eu- offenbar dlm bei Plutarchos (Qu. Gr. 15) über- 

t Sonn d^Ph 1 l U f% l\ ■ n Ueferten K * h * e ents P richt - ^ Von LÖkris wird 

i) bohn des Physkos (Helcataios a. a. 0. weiter erzählt, dafs er mit seinem Sohne in 

ieroliZVt ■ 2 * "VI" ^ toai0S bei Zwies P alt g eri4t - Er beschl °ft daher dieseS 

'Sc rv.1 STr"* * e |r*'?^ P ; 41 S> ^ de Herr8chaft «» überlassen und selbst mit 

wo i [ ll^ tor,Xragm. Mist. Gr. X p. 26], einer Anzahl von Bürgern auszuwandern. Als 

viriWW^ "7 ZU A nfaDg . - Verd .^ bt i st ' er nun deshalb daa ^ rakel ^^gte, erhielt 
vielleicht aus /„„o« ieArs: M» ,5^ oder 50 er die Weisung, da eine Stadt zu gründen 

Physkios (Plutarch. Qu. Gr. 15), der Enkel des wo er von ein« hölzernen Hündin |Xssen 

*) Vielleicht ist auch ein Vergleich mit dem Kelief werden würde.' So war er in die Gegenden 

bei Labia, Mus. d. Mantota 3 Tf. 13 zulässig. Hier er- westlich vom Parnafs gekommen, und dort 

. scheint unk. .oben Helios auf dem emporfahrenden vier- geschah es, dafs er auf einen Hagedorn ( *u- 

gespann halb unter diesem ein auf dem Boden gelagerter vöoßcCTOg) trat und infolge der Verletzung des 

Mann, dessen rechter vorgestreckter Arm abeebrochm T?„r„„» »J„l -i- 1.1 , ciiouiuug ues 

ist. Da, Gewand bedeckt 8 denünterko^r den link n ^^n W^ t A^' f^f™?^ ™ 

Arm, die 1. Schulter und den Hinterkopf, sonst ist er ^ er ^ e,len - Wahrend dieser Zeit lernte er das 

nackt. Er hat vollen Bart und lockiges Haar und ruht „ and kenn en; er blieb daselbst und gründete 

auf dem linken Ellenbogen, über ihm schwebt Phos- Pnyskeis und Hyantheia und die anderen Städte 
phoros, hinter ihm einer der Dioskuren, während der so der westlichen oder ozolischen Lokrer die seine 

andere rechts hinter der hinabfahrenden Selene erscheint. Unterthanen wurden, Eustath II. 2 'p 277 17 

^"Tj:rz,^xz^T ^z:^ r d *%* Qu - ^ 15 (v ? st ^'^ s *^ 

entspricht keine andere Gestalt. Im TextS 77 wird er W" ® a ^«" ™ ^*™ «t: *l S -T* n Q 6 S 

für Oceanus erklärt, er ist jedoch durch nichts als solcher ff" 89 ^" T0V na Q vc "™°V; dies geht aus Eusta- 

charakterisiert und erinnert vielmehr stark an den Olym- " ,l0S bervor, der unverkennbar aus derselben 

pos des Parthenon; vgl auch Mon. d. imt. 4 1844 Tf. 9 Quelle schöpft), Didymos bei Athenaios 2 p. 70 C. 

den Sarkophag von Monticelli und dazu H. Brunn in den — Es zeigt sich aus dem Überlieferten dafs 

Annan 16 s. i86_2oo. in der Geschichte dieses Lokros drei Züge zu 



2141 Longanos Lotophagen 2142 

scheiden sind. Erstens die Herkunft von Deu- unserer Münze dargestellt ist. Sollte diese 
kalion und Pyrrha und die Herrschaft des Lo- Annahme richtig sein , so ist die Stadt der 
kros über die aus der Steinsaat erwachsenen Longanaier verschieden von der nach Diod. 
Leleger, eine Sage, welche den Glauben an die 24, 6 im Gebiet von Katana (in der Mitte der 
Autochthonie der östlichen Lokrer voraussetzt. Ostküste) gelegenen Festung Longon, der 
■ Zweitens die Geschichte, wie der Sohn der epei- Gardner, Cat. of gr. c. in the Brit. Mus. Sicily 
ischen Königstochter dorthin kommt, Landes- p. 96 nr. 1 offenbar unsere Münze zuweist, 
könig wird und natürlich der Stadt Opus den wenn er auf ihr das Haupt des das Gebiet 
Namen giebt, mythische Ausdrucksweise für von Katana durchfliefs enden Amenanos er- 
den Zusammenhang der Bpeier von Blis, wo 10 kennt. [Drexler.] 

ebenfalls eine Stadt Opus erwähnt wird (Steph. Lordon {AöqSav, so nach Pape-Benseler und 

Byz. s. v. Diod. 14, 17. Strabon 9, 425) und der Didot- Ausgabe des Stephanus, während 

wo dem in den Schollen zu Find. Ol. 9, 64. 85 Schweighäuser, Bindorf, Meineke Aoq8<ö schrei- 

als Plufsgott bezeichneten König Opus auch ben), der Daimon der lögdaaig, eines unzfich- 

das oberhalb Pylos in den Peiftios strömende tigen Schemas des Coitus (vgl. Codicis Am- 

Flüfschen gleichen Namens entspricht, Schot brosiani 222 Scholia in Theocritum ed. Ziegler 

Find. Ol. 9, 64 iv "HlvSi norccpbg, dagegen p. 41 zu Id. 5, 43: vßmaig Kai Kvgtcoaig %ai 

Schol. Ap. Rh. 1780 noraiiög Aoxgiäog; vgl. lögäcaaig nä&ij' lÖQÖmeig yäg ean rb £p7tQoe- 

E. Curtius, Peloponnesos 2, 107, 44. Drittens 9sv, vßwoig tb nuta xr\v xstpalriv jtqo t»js 

endlich die ßesiedelung des westlichen Lokris 20 gäxicog na&og, KvgrcoGig 8s rb fieaov xr\g gä- 

und die Gründung ozohscher Städte, von denen Z e <°S)> ™iiä- erwähnt zusammen mit dem Or- 

Physkos seinen Namen vom Vater des Lokros thanes, Konisalos, Kybdasos (s. d.) und Keles von 

erhielt (s. unter Physkos), durch Lokros selbst, dem Komiker Piaton im <t>äa>v, Athen. 10, 

wiederum mythischer Ausdruck für eine Ein- 442 a . Comic. AU. Frg. ed. Koch 1 p. 648 f. 

Wanderung der ozolischen Lokrer vom östlichen fr. 174 (AoqSiovi Sga%fi^). Michaelis, A. E. 

Stammlande her. Die merkwürdige Erzählung M. Oe. 1 p. 87 bezeichnet als Lordon eine 

von dem Hagebuttenstrauche (nvvöaßarog) läfst Herme auf dem Relief der Villa. Albani bei 

auf dionysische Beziehung schliefsen. Denn Zoega, Bassirilievi Tav. 80. Eine Herme des 

mit dem hölzernen Hunde wird der Weinstock Priapos „in der Haltung der lögämaig" befin- 

gemeint sein, wie aus der Sage hervorgeht, so det sich nach Wieseler, Philologus p. 229 im 

dafs dem lokrischen Landeskönige Orestheus, Museum zu Stockholm (nr. 158). [Drexler.] 

ebenfalls einem Deukalioniden, eine Hündin Lorius. Fasti des Philocalus zum 25. Februar 

ein Stück Holz geboren habe, das Orestheus (G. I.L. 1 S. 336): Lorio. cfircenses) mfissus) XII. 

vergrub und beim nächsten Frühling daraus Mommsen im G. I. L. 1 S. 387 zum 25. Februar: 

einen Weinstock erwachsen sah; von den r Dei nomen tertio casu hie nos habere certum 

Sprossen (o£ot) des Weinstocks sollen die ozo- est, quem exiguo in honore fuisse ostendit nu- 

lischen Lokrer ihren Namen bekommen haben merus circensium ex solito dimidiatus. numen 

{Paus. 10, 38, 1; vgl. Hekataios bei Athenaios vero sie dictum novi nulluni nee suppetit cor- 

2 .p. 35). Für die Deutung der Hündin ist rectio probabilis.' [R. Peter.] 

übrigens auch auf die Sage von der Erigone 4« Losna = Luna (s. d.). 

hinzuweisen, wo die Hündin Maira schon im Lotis (Amri'g), eine Naiade, welche, von dem 

Altertum auf den Seirios gedeutet wurde. lüsternen Priapos verfolgt, in den Lotosbaum 

„Der hölzerne Stock kann Wein auch geben": verwandelt wurde (Ov. Fast. 1, 415 ff. Met. 9, 

nämlich wenn die Hundstagsglut ihre Wirkung 347 f. Serv. Verg. G. 2, 84, wo sie, wie Myth. 

thut. Dionysosdienst im westlichen Lokris ist Vat. 2, 126, Lotus heifst). Der Name Amrm, 

bezeugt; in Physkos heifst ein Monat Diony- C. I. Gr. nr. 6784 bezeichnet wohl dieselbe Per- 

sios (Wescher- Foucart, Inscriptions de Belphes son, wenn nicht z/raroj zu lesen ist (vgl. Böckh 

n. 186). Vgl. 0. Müller, Prolegomena S. 223ff. p. 1271). [Schirmer.] 

Rhein. Mus. 1834 2 S. 176ff. Deimling, Leleger Loto (Amttö), s. Lotis. 

S. 141. [Weniger.] 50 Lotophagen. Als Odysseus Maleia umschiffen 

Longanos. Auf einer Silbermünze der Lon- will, treibt ihn ein Nordsturm aus seiner Bahn 

ganaier in Sicilien (MiUingen, Sylloge of anc. gen Süden, vorbei an Kythera. Neun Tage 

unedited coins p. 27 PL 1, 10. Cat. of greek Wellen und Winden preisgegeben, landet er 

coins in the Brit. Mus. Sicily p. 96 nr. 1. Head, endlich an der Küste der Lotophagen, eines 

H. N. p. 132) ist auf dem Revers das gehörnte friedlichen Volkes, das sich von der Vergessen 

Haupt eines jugendlichen Flufsgottes darge- bringenden Frucht des Lotos nährt. Die Macht 

stellt. Ein Flufs Aöyyavog (so accentuiert der wunderbaren Speise zeigt sich alsbald an 

Holm, Aoyyuvög Forbiger) wird von Polyb. den Boten, die zu den Eingeborenen gesandt 

1, 9 in der Mylaiischen Ebene erwähnt und werden. Freundlich empfangen und bewirtet, 

von Cluverius, Sic. ant. lib. 2 c. 5 p. 103, dem 60 vergessen die Griechen, welche vom Lotos ge- 

Mannert 9, 2 p. 277f. und Forbiger in Paulys noBsen haben, die Rückkehr zu den Ihrigen, 

B. E. 4 p. 1143 folgen, an der Nordostküste Heimat und Vaterland; mit Gewalt mufs Odys- 

zwischen Mylai und Tyndaris (also westlich seus sie fortziehen, um eilends in See zu stechen 

von Mylai), von Holm, Gesch. Sicil. i. Altert. und dem Bann zu entfliehen. Was Homer Od. 

1 p. 345 östlich von Mylai angesetzt. Diodor 9, 82—104. 23, 311 dergestalt erzählt hatte, 

22, 13 nennt ihn AoCxavog. Aus dem Namen lebte unverändert fort bei Griechen und Rö- 

des Flusses möchte man folgern, dafs er das mern (z. B. Tibull 4, 1, 55. Hygin fab. 125), 

Gebiet der Longanaier durchflofs und also auf „Lotus essen" oder „das Schicksal der Loto- 



2143 Lotophagen Loxias 2144 

phagen teilen" und dergl. ward eine beliebte vermitteln zu wollen, wenn er die Lotophagen 
Redewendung für „vergessen", vgl. Xenoph. vom fernsten Westen bis nach Kyrene wandern 
An. 3, 2, 25. Plat. Rep. 8, 560 C nebst Schol. läfst. — Von neueren Gelehrten, über deren 
Luk. merc. cond. 8. Saltat. 3. Nigrin. 3 u. 38. Ansichten unter Odysseus im Zusammenhang 
Plut.repugn.Stoic.%. Anth. Pal. 15,12. Cramer, referiert wird, halten die meisten daran fest, 
Anecd. Paris. 4,420. Apost. 11,2. Gic.adfam.il. dafs der Dichter oder doch derjenige, der den 
7,20. Amm. Marc. 14,6,21 u.a. Eine Be- heutigen Zusammenhang der Odyssee geschaffen, 
reicherung der homerischen Angaben liegt nur an Libyen gedacht habe (z. B. Volcker, Homer. 
in der Notiz, die Lotophagen hätten sechs Geogr. 110. Ukert, Bemerkungen über Homers 
Monate hindurch des. Schlafes gepflegt, Steph. 10 Geogr. 28. Nitzsch, Erklärende Anmerk. zur 
Byz. s. v. rigfiaga nach Arist. mirab. — Die Odyss. 3. 21 ff. v. Wilamowitz, Homer. Unter- 
Heimat des Märchenvolkes suchten die Alten suchungen 164), jedoch findet auch der alte 
in verschiedenen Gegenden. Wer Odysseus' Ansatz am grofsen westlichen Ocean Vertei- 
ganze Irrfahrt in das mittelländische Meer ver- diger (z. B. Hergt, Quam vere de ülixis erro- 
legte, wurde durch die Erwähnung jenes Nord- ribus Eratosth&nes iudicaverit. Erlangen 1887 
windes, der ihn von Maleia nach Kythera ab- p. 10 f.); andere weisen die ganze Fragestellung 
lenkte, auf Libyen gewiesen; dort fand man zurück (z. B. Seeck, Quellen der Odyssee 299). 
auch Lotos oder mit dem homerischen Lotos zu Eine allegorische Deutung des Lotophagen- 
identificierende, fruchttragende Bäume.' Dem- abenteuers bietet Schol. Od. 9, 89 nach Hera- 
gemäfs versetzte man die Lotophagen an die 20 kleitos, eine arg rationalistische Krichenbauer, 
libysche Küste, unmittelbar östlich von der Die Irrfahrt des Odysseus als eine Umschiff ung 
kleinen Syrte, um Leptis Neapolis herum Afrikas erklärt. Berlin 1877 S. 43 ff. [Jessen.] 
(Herodot 4, 177f. 183. Skyl. 110. Dionys. Louna = Luna (s. d.). 
Per. 206 nebst Erklärern und Übersetzern), Loxias (Aot-i'ag), 1) Name des Apollon, der 
— oder an die grofse Syrte bei dem Hafen einzige Name des Gottes, der, soviel ich sehen 
$du(vcov ßmpoC (Plin. 5, 28. Solin. 27, 43), kann, nie mit 'AnöXlmv verbunden sich findet; 
zwischen ßpreion und Phykus (Mela 1, 7, 5), denn Aesch. Choeph. 545 Ao&ag, äva\ 'AnoUetv, 
bis Kyrene (Artemidor b. /Straft. 3, 157. 17, 829. pavzlg dipevdrig ist Loxias nicht Beiname zu 
Eustath. Od. p. 1616, 40), — oder an die kleine, Apollon. Der Name Loxias bezeichnet den 
daher Lotophagitis genannte Syrte (Strab. 17, 30 Apollon fast ausschliefslich (Ausnahmen Biehe 
834. Eustath. Dionys. Per. 198); von Libyen -unten) als den weissagenden Gott, Pind. 
sprechen auch Schol. Od. 9, 81 u. 84. Anth. Pal. Pyth. 3, 28. 11, 6. Isthm. 7, 49. Herod. 1, 91. 
11, 284. Sil. Ital. 3, 310f., hierher gehören die 4, 163. Orph. hymn. 34, 7; besonders häufig 
Sondernamen des Volkes Alachroes : (PZin. 5,27) findet er sich bei den Tragikern Aesch. Ag. 
und Erebidai {Philist. bei Steph. Byz. s. v. 'Eqs- 1027.1162.1165. Choeph. 1036. 1056. Eum. 
ßiäai). Andere dachten an eine vor der kleinen 461. 748. Soph. Oed. R. 410. 853. 994. Eur. 
Syrte liegende Insel, an Meninx, wo nach Strab. Andr. 61. El. 1266. Iph. Taur. 943. 1013. 1281. 
17, 834 ein Altar des Odysseus stand und der Ion 36. 67. 188. 425. 631. 774. 781. 931. 1218. 
Beiname Lotophagitis auf die Lotophagen 1347. 1540. Orest. 165. 268. 285. 419. Troad. 
hinwies (Eratosth. bei Plin. 6, 41. Polyb. 1, 40 356. Phoen. 409. Arist. equ. 1047. 1072. Die 
39,2.34,3,12. Strab. 1, 26. 3, 157. Agathem. 22. Weissagungen des Apollon heifsen Ao&ov 
Anonym, stadiasm. maris magni 103. 112. 124. zgriopoi, Aesch. Choeph. 261. Eur. El. 399. 
Schol. Plat.Bep. 8,660C. Eustath.Od. p.1616, 33. Heraklid. 1028. Phoen. 1703; Ao^ov pavTsv- 
Steph. Byz. s.v. AmrotpÖQog z<öqcc?), an Pharis ftara, Aesch. Prom. 668. Choeph. 893. Eur. 
(,? Theophr. hist. plant. 4, 3, 2) oder Bracheion Suppl. 7; Ao&ov dsacpara, Aesch. Sept. 601. 
(? Skyl. 110). Innerhalb des Mittelmeeres er- Eur. Iph. Taur. 1438; Ao&ov nsltvapata, 
hoben 'aufserdem Akragas und Kamarina auf Aesch. Eum. 233; &eaitC6(iara, Eur. Orest. 
Sicilien den Anspruch, die alte Heimat der 1681 ; vgl.1666; icpirfialAotiiov xQTjavri^iai, 
Lotophagen zu sein (Schol. Od. 10, 1. Eustath. Aesch. Eum. 239, oder nur tu Ao^iov, Soph. 
p.1644,40. v. Wilamowitz, Hom. Untersuchungen 50 El. 82; vgl. aröfia Ao&ov, Eur. Iph. Taur. 
S. 169); auch kannte man Lotophagen in Uly- 1084. Das Orakel des Apollon wird bezeich- 
nen (Theopomp. fr. 145. Skyl. 22). All diesen net durch %QT\affiQia Aofr'ov, Eur. Ion 243. 
Lokalisierungen trat jedoch eine andere Gruppe 974. Bacch. 1336; dopoi. A., Aesch. Eum. 35. 
von Gelehrten entgegen, welche der Ansicht Eur. Ion 1197. 1455; A. isqu, Eur. Andr. 1065; 
waren, Homer spreche von fernen Fabelgegenden A. tsptivog, C. I. Gr. 2, 1794a; A. \xuvxsZa und 
und schiebe die neuntägige Fahrt zwischen Ma- saxägat, Eur. Phoen. 284; [iseöfi(palov iSgy^a, 
leia und dem Lotophagenlande eben deshalb Ao&ov neäov, Aesch. Choeph. 1033; vgl. A. tqC- 
ein, um seinen Helden aus dem bekannten Ge- jtous, Arist. Plut. 8. Zu Loxias treten folgende, 
sichtskreise zu entrücken : innerhalb dieser Zeit den Orakelgott bezeichnende Epitheta: nv&ö- 
sei_ Odysseus zu den Säulen des Herakles und 60 uavrig, Aesch. Choeph. 1027; jrpogujrTjs, Aesch. 
weit hinaus in das „äufsere Meer" gelangt Eum. 19; fiavtsiog, Eur. Orest. 1666; IlaQväa- 
(Krates bei Gell. Noct. AU. 14, 6. Schol. aiog, Aesch. Choeph. 948; avcc^ Eur. Ion 728. 
Od. 9, 81. Eustath. p. 1617, 8), eine Ansicht, 1531; fisyae&sv^g, Aesch. Eum. 61. Wenn Ion 
gegen welche Polybios (Strab. 1, 25) lebhaft bei Eur. Ion 72. 78. 311. 1287. 1548. 1608 ein 
polemisiert. Zwischen einem Ansatz an der Sohn des Loxias genannt wird, so liegt hierin 
Westküste Afrikas am äufseren Meer und dem zwar nicht direkt eine Beziehung zu Apollon 
Ansprüche Libyen scheint endlich Artemidor als Orakelgott, aber eine solche ist doch in 
(Strabon 3, 157. 17, 829. Eustath. p. 1616, 40) dem Ums ..ad zu suchen, dafs Apollon durch 



2145 



Loxias 



Luctus 



2146 



seinen Spruch seine Vaterschaft auf Xuthos 
überträgt (vergleichen läfat sich Soph. Oed. B. 
1101; s. Nauck z.d.&t.) und dafs Ion der Diener 
des pythischen Orakeltempels ist; in ähnlicher 
Weise werden die für den delphischen Tempel- 
iienst bestimmten Phönikerinnen axqo&ivia und 
YiaXXiozevpaxa Ao%ly genannt, Eur. Phoeniss. 
203. 215. Auf einem Stamnos mit der Dar- 
stellung des Raubes des Dreifufses durch He- 
rakles (C. I. Gr. 4, 7618) ist Apollon durch 10 (Liv. 8, 1, 6. 45, 33, 1), altrömische Gottheit, 
Ao&lag bezeichnet. Einen Zusammenhang mit Kultgenossin des Saturnus , daher in alten 



C. 1. Gr. 4, 7734 und Böckh z. d. St. Gerhard, 
Auserfes. Vasenb. 3, 44 Anm. 53. [Höfer.] 

Loxo (Ao£m), Najade, Tochter des Boreas, 
die mit ihren Schwestern Hekaerge und Opis 
(Upis) von den Hyperboreern (s. d.) den Artemis- 
dienst nach Delos brachte (Kallim.h. Del. 4, 292. 
Norm. Dion. 5, 489. 48, 334. Et. M. 641, 57). 

[Schirmer.] 

Lua, oder mit vollem Namen Lua mater 



dem Orakelgott kann ich nicht finden bei Ew. 
Troad. 1174, wo die Mauern Troias Ao&av 
nvQytoiiaxci genannt werden; Ehes. 979, wo A. 
qjugstQcc und fr. 453, wo A. zogsvpaza erwähnt 
werden, auch nicht Photius Ao^iag- elw&aat. zbv 
ngb xt&v &VQÜV läQVfisvov fimiibv xov Anöllcovog 
Ao%lav %a\ 'AitöXXm HQOGuyoQ£vei.v n«l 'Ayviä, 
wo Wachsmuth, Die Stadt Athen 2, 288 Anm. 



Gebetsformeln (comprecationes deum immorta- 
lium) als Lua Saturni angerufen {Gell. 13, 
23, 2. Varro de l. I. 8, 36); sie ist vielleicht 
noch gemeint unter der Saturni caelestis Iuno 
der abstrusen Götterordnung des Nigidius Fi- 
gulus bei Mart. Cap. 1, 58 = Nigid. Fig. reliqu. 
p. 91, 3 Swoboda (vgl. Beecke, Etrusk. Forsch. 
4, 51). Wir wissen von ihr nur, dafs sie zu 



iiul vor 'AnoXXm streicht, und Schol. Eur. 20 den Gottheiten gehörte, quibus spolia hostium 



Phoen. 1035 6 tr'i'Cog vpvog rm Ao£(a 'AnöXXcovt. 
aöszai. 

Etymologie. Schon die Alten (vgl. Li- 
banius 1, 226 Beiske) waren über die Etymo- 
logie von Loxias unsicher; sie leiteten Ao&ccg 
gewöhnlich von Xoio's = quer, krumm ab und 
bezogen es entweder auf die Dunkelheit der 
Orakelsprüche ( — Xofcäv ovzcov zä>v xgjjCfJÄv, 
Ao£,iccg wvotiaozai , Cornut. de nat. deor. 32 



dicare ius fasque est {Liv. 45, 33, 1), und er- 
fahren von zwei Fällen, wo die von den 
Feinden erbeuteten Waffen ihr verbrannt 
werden (Liv. 8, 1, 6. 45, 33, 1). Da dieser 
Brauch den Charakter einer Sühnceremonie 
trägt, so haben wir in Lua wohl eine feind- 
liche Gottheit zu sehen, deren Versöhnung 
man sich angelegen sein liefs, und ihr Name 
ist von lues u. ähnl. kaum zu trennen; daher 



p. 197 Osann; vgl. Clem. Alex. Strom. 5, 4 so hat Preller (Rom. Myth. 2 s , 22, 3) sehr an 



p. 668 Potter. Eust. ad Rom. II. 794, 54. Tzetz. 
Lyk. 1467. Suid. Etym. M. s. v. Schol. Eur. Or. 
161. Schol. Arist. Plut.S. Schol. Lucian. p. 180 
Jacob. Synes. de insomm. p. 133; ähnlich Plut. 
de garr. 17 Aogi'ag KaXiizai Siä zb (psvyeiv zi\v 



sprechend die Stelle des Serv. Aen. 3, 139 auf 
sie bezoger): arboribusque satisque lues] qui- 
dam dicunt diversis numinibus vel bene vel male 
faciendi potestatem dicatam, ut Veneri coniugia, 
Cereri divortia, lunoni procreationem liberorum, 



äSoX£G%iav fiäXXov ij Tr t v uGaymav , vgl. Luc. sterilitatem. horum tarn Sßiurno quam Luae 
vit. auct. 14 mantq b Aot-iag ovSev cMoeayeig; (überliefert Lunae); hanc enim sicut Saturnum 
daher heifst Apollon Xo^oxmcamv, Schol. Lyk. orbandi potestatem habere; die Beziehung lues 
1467; Xo%a unonQivöui-vog, Luc. dial. deor.16,1 ; — Lua und die Verbindung mit Saturnus stellen 
iv zoig xQriGpoig Xb^og, Luc. Iup. trag. 28 — ) *o seine Emendation sicher. Zeugnisse der Vereh- 
oder auf den scheinbar schiefen Lauf (unb rjjg rung der Göttin fehlen; die Inschrift bei Beine- 



Xo^özrjzog zfjg nogsCag, i[V noieizai biet zov gro 
äiuKov xvxXov, Cornut. a. a. 0.) der Sonne, Oi- 
nopides bei Macrob. 1, 17. Diodor. 1, 98. Plut. 
de plac. phil. 2, 12. Etym.M. Schol. Arist. a.a.O. 
Achill. Tat. in Arat. phaen. p. 1 69 a. Nach Schol. 
Callim. hymn. 3, 204. 4, 292. Etym. M. 642, lff. 
soll er den Namen Ao£Cag erhalten haben, weil 
ihn Loxo (s. d.) aufgezogen haben soll, s. aber 
Bd. 1 Sp. 2813 Z. 2 f. — Stein zu Serod. 1, 91 50 
führt Ao£iag auf den Stamm Xvv. leuchten 
zurück, Doederlein leitet Ao£(ag von Xsysiv ab, 
und Frohde (bei Bezzenberger, Beiträge etc. 3, 8 ; 
vgl. Curtius, Etym. 6 739) bringt das Wort mit 
skt. lakshä = Mal, Zeichen und mit läksha- 
ja-ti = bezeichnen in Zusammenhang; vgl. 
Herakleitos. bei Plut. Pyth. or. 21 6 ava'g, ov 
zb fiavzeCöv iazi zb sv deXcpoig, ovze Xsyst-, 
ovzs yiginzsi, dXXä Gt\fiaivii, Loxias soll 



sius, Syntagma 1, 238: Luae sacrum L. Albanius 
L. f. Claudia Sabinus ist unecht (C. I. L. 10, 
730*), und die Aufschrift einer runden Erz- 
platte aus der Gegend von Rom bei Garrucci, 
Sylloge nr. 553 = Fabretti - Gamurrini, Corp. 
inscr. Italic. Appendice nr. 921: upeim \ laiva 
p. m | luad. ma entzieht sich einer sicheren 
Deutung. [Wissowa.] 

Lubentia s. Indigitamenta. 

Lubentina s. Indigitamenta. 

Lnbia s. Indigitamenta. 

Lucetia s. Iuno und Indigitamenta. 

Lucifer s. Phosphoros. 

Lnciua s. Iuno, Diana und Matres. 

Lucoris = Lykoreus (s. d.). 

Lucretiae deae erscheinen auf einer Kölner 
Inschrift, Dilntzer, Bonn. Jahrb. 47/48 p. 124 
und Katalog des Mus. Wallraf-Richartz p. 56 



also nach Frohde a. a. 0. den Gott als A-qXiog 60 nr. 86. Sie können die Göttinnen (Matres oder 



bezeichnen, und mit Recht macht Frohde darauf 
aufmerksam, dafs es sich für die Pythia (Herod. 
4, 163) nicht ziemen würde, Apollon mit dem 
Namen Loxias zu bezeichnen, wenn letzteres 
wirklich die Bedeutung der „Dunkle, Zwei- 
deutige" habe. — Vgl. auch Kuhns Zeitschr. 
etc. 3, 335. 29, 227. — 2) Eine Amazone 
(Ao&ag betont), vielleicht = Antiope (s. d. 2), 

Eoscheu, Lexikon der gr. u. rom. Mythol, H. 



Matronae?) des vicus Lucretius (Bramb., C. I. 
Bhen. 348. Düntzer, Katal. nr. 52) gewesen 
sein. (Bonn. Jahrb. 83 p. 101). [M. Ihm.] 

Lucrii s. Indigitamenta. 

Luctus, die personifizierte Trauer (Sil. It. 13, 
581). [Schirmer.] [Sohn des Erebos und der 
Nacht, Hygin. fab. praef. p. 9 Schmidt. Bei 
Stat. Hieb. 3 125 erscheint er mit blutigem 

68 



2147 Luchs * Luftgöttin 2148 

und zerrissenem Gewände, und bei Verg. Aen. Motiv, welches in der griechisch-römischen 

6, 274 steht er im Vorhofe des Orcus, vgl. Kunst bei weibjichen Naturgöttern nichts Selte- 

'scisso maerens velamine' , Glaudian. in Bufinum nes ist. Die 'Iris' am östlichen Parthenongiebel 

1, 33. 'saucia lividus ora 1 , Derselbe de sexto zeigt erst den ersten Ansatz dazu, und auch am 

eons. Honor. 323. Vgl. Lype. [Höfer.] Nereidenmonument von Xanthos, wo der einen 

Luciis. Die Widmung Zwch&ms findet sich auf oder anderen der über dem Kopfe wehende 

einem Votivstein von Nimes: Sufina Lucubus Schleier recht wohl angestanden hätte, ist es 

v. s. l*m., bei Miliin, Voyage dans le midi de la noch nicht zur Entwicklung gekommen. Es 

France 4 p. 264 (= CLL. 12, 3080; vgl. ist ein höchst ansprechender Gedanke, den 

Bonn. Jahrb. 83 p. 101). — J. Becker, Bonner 10 neuerdings Six, Journ. of hell. stud. 13, 131 

Jahrb. 26 p. 87 möchte die Form Lucubus als geäufsert , an dem letztgenannten Grabmal 

durch Kontraktion aus Lugovibus entstanden statt Nereiden , die man an solcher Stelle 

ansehen, wie Mountibus aus Mogontibus, eine nicht recht versteht und die sich ziemlich 

Parallele, die nicht ganz zutreffend ist. Vgl. weit von ihrem Element entfernen würden, 

Lugoves. [M. Ihm.] vielmehr jene Avqcu zu erkennen, die nach 

Ludas (AovSag), Heros Eponymos der Luder, Pindar Ol. 2,70 die Sitze der Seligen um- 

der späteren Lyder, Joseph. Antiquit. 1, 6, 4. schweben und. umfächeln: iiaxäQcov väcos 

[Höfer.] änsavCSsg Avqai icsQinvsoieiv. Der Tote ist 

Ludrianus. Ein bei Feltre (östlich von Tri- ganz avqaig iv voxCaig 77 nvoialai gstpvQov, 
dentum) gefundener Stein, der nach Mommsen, 20 Eur. Lph. T. 483, wie im Elysion Romers der 
C. I. L. 5, 2066 arae speciem habet, weist die Zephyros weht. Wie die Plufs- oder Meeres- 
inschrift auf Hostilia P. f. Serena Ludriano. Symbole zu Püfsen der Mädchen zu verstehen 
Ludrianus wird im Onomasticon von De Vit seien, wird sich unten zeigen. Auf Kaiser- 
als nomen virile bezeichnet. [M. Ihm.] münzen von Berytos (Mionnet 5 p. 345 nr. 71. 

Lues, die personifizierte Pest, mit Letum, 74) sollen Akroterienfiguren mit dem voll ent- 

Mors, Labor, Tabes und Dolor bei Seneca, wickelten Motiv vorkommen, die man als Aurae 

Oid. 652. [Höfer.] zu deuten versucht hat (Stephani, Compte-rendu 

Luftgöttin (Avqk). Während der auflag, 1862, 11). 
welcher, wie schon der Name sagt, noch et- Was nun die Personificierung an sich be- 
was ganz anderes als unsere Luft einbegreift, 30 trifft, so war dieselbe jedenfalls längst voll- 
teils in das Bereich des Zeus, teils wohl der zogen, als der Komiker Antiphanes schrieb 
Athena fällt, hat man das, was nach Abzug ^av&aiai.v uvQtug amfia itäv ayüXXszai, fr. 217, 
des feurigen, leuchtenden Elementes übrig 22 Kock. Die Aurae als Figuren waren jeden- 
bleibt, vergeblich einer bestimmten Gottheit falls schon aus der alten Komödie, wo Meta- 
im Kreise der Olympier zuzuweisen gesucht. genes ein gleichnamiges Stück schrieb, den 
Dafs dies insbesondere nicht Hera sein könne, Athenern vertraut. Die anmutigste lllustra- 
die man für ajjg nahm, hat Welcher, Götterl. tion bietet ein bemaltes, astragalförmiges 
1, 378 gezeigt, und Koscher, Stud. zur vergl. Thongefäfs (im Brit. Mus. E 783), etwa aus 
Myth. 2, 99 fügt hinzu, 'dafs die Luft als der Mitte des 5..Jahrh., dessen richtige Deu- 
solche überhaupt nicht oder nur in sehr ge- 40 tung wenigstens zu einer Hälfte durch Six 
ringem Grade die mythenbildende Phantasie gegeben ist. Dort schweben (Fig. 1) eine Anzahl 
des antiken Menschen angeregt zu haben Mädchen durch die Luft, einer Schwester 
scheint'. Es waren die Winde, welche unter nach, die anmutig mit dem Gewandbausch 
den verschiedensten Formen das Interesse in weht. Die ältere Erklärung als Plejaden oder 
Anspruch nahmen, nicht die unbewegliche Hyaden (Stackeiberg, Grab. d. Hell, zu Taf. 23) 
Luft, und nur insofern diese als Luftzug mit sollte mindestens Gefäfse in den Händen der 
jenen verwechselt wurde, kam sie in Ein- Mädchen erwarten lassen. Merkwürdigerweise 
oder Mehrzahl zu einer gewissen Geltung. ist es Six' Scharfsinn nicht gelungen, die an- 
Jene Verwechselung spricht sich am deut- dere Seite zu deuten, obwohl erst beide mit- 
lichsten darin aus, dafs Atalante's windschneller 50 einander den rechten Sinn ergeben. Dort kom- 
Hund Aura hiefs, eine Berühmtheit (nach Pol- men, in gesittetem Schritt sich an der Hand fas- 
lux 5, 45), deren Aufkommen wir allerdings send, drei ähnliche Mädchen auf einen lebhaft 
nicht datieren können. Indessen nähert sich die gestikulierenden Mann zu, welcher am Eingange 
gleiche Benennung, welche ein attisches Schiff der offenbar als Höhle gedachten Gef äfsötthung 
erhielt, G. I. A. 2, 804, doch schon derselben steht. Die spezielle Beziehung dieses Mannes 
Vorstellung an; der Hundename auch auf einer zur Höhle, die auch Six nicht entgangen ist, 
Gemme und einem Sarkophag (Compte-rendu wird noch deutlicher, wenn man auf der voll- 
1862, 15). Bei Nonnos im 48. Buch ist Aura eine ständigen, nur stilistisch ungenauen Abbildung 
Jagdgefährtin der Artemis und Geliebte des bei Stackeiberg sieht,' wie alle Seiten des 
Bakchos. Viel Glück gemacht hat der von 60 Astragais von diesen Figuren umschwebt sind 
Ovid benutzte Roman, wo der Jäger Kephalos und gerade an der dunkeln Öffnung der Mann 
nach der erfrischenden aura ruft und schmach- postiert ist, auf dessen Identifikation alles 
tet, und dadurch die Eifersucht der lauschen- ankommt. Die heranschreitenden Mädchen 
den, eine Nebenbuhlerin vermutenden Prokris müssen doch wohl dieselben sein, welche vor- 
erregt. Quint. Smym. 1, 648 betrachtet die her umherschwebten. Unseres Erachtens kann 
Aurae als Töchter des Boreas. Bekannt sind nur Aiolos gemeint sein, der mit lebhafter 
aus Phn. 36, 29 die duae Aurae velificantes (von Six mifsverstandener) Gebärde dio aurae 
rna veste (von einem unbekannten Künstler) : ein beschwichtigt, sie hernieder- und herbei- 



2149 



Luftgöttin 



Luftgöttin 



2150 



gewinkt hat. (Man winkt im Süden mit der 
offenen Handseite nach aufsen.) Rom. k 21 
■nstvov yaQ tccuCtjv ävificov jrotTjffs Kqoviiov rifisv 
nuv&psvui r\ä oqvvjisv ov h s&slrjoiv. Nur den 
Tamias kennzeichnet die Art seiner Kleidung 
und das vulgäre Gesicht, während die Idee 
des Königs und Familienvaters hier nicht be- 
tont oder nicht bekannt ist. Die Höhle kennen 
wir aus Vergil A. 1 , 52 , der sie gewifs nicht 



ein Reh liebkost (Petersburg 2072. Gompte- 
rendu 1862 1, 8) — Stephani, C. B. 1871, 212 
hätte beides bestimmter zurückziehen sollen — 
und mit der Terracottafigur eines geflügelten 
Mädchens mit Hasen in Karlsruhe, Fröhner, 
Vasen von K. p. 77 nr. 367. Wir müssen in 
eine spätere Epoche hinabsteigen, diejenige 
nach Alexander, um ernsthaften Kunstdarstel- 
lungen der Elemente und darunter auch der 



erfunden hat, und der nur durch Homer ver- 10 Aura zu begegnen. Es handelt sich um zwei 

leitet die Vorstellung des Königs damit ver- römische Reliefs, das eine in Florenz, Ufflzien 

bindet. In der Komödie scheint Aiolos noch (Dütschke 3, 353; abgeb. von O. Jahn, Arch. 

gemeinere Gesellen gehabt zu haben, z. B. den Zeitg. 1864 189, danach in Baumeisters Denkm. 

dicken Askos (Antiphanes fr. 19 Koch), wel- 579), das andere (aus Karthago) im Louvre, abgeb. 

eher an Stelle des homerischen Schlauchs ge- Arch. Ztg. a. a. 0.; vgl. oben Bd. 1 Sp. 1575; 

treten ist. Die Aurae waren dort zu Hetären beide besser bei Schreiber, Hellen. Reliefbilder 



geworden. 

Es könnte jemand bei 
jenem vulgären Manne 
vielleicht auch an Boreas 
denken (vgl. ob. Sp.2147, 
65); doch war dessen 
Erscheinung im 5. Jahrh. 
Athens fest ausgeprägt, 
namentlich mit Flügeln 
ausgestattet, was bei Aio- 
los nicht der Fall ist und 
auch dem Sinne nach, da 
er selber zu Hause bleibt, 
nicht so passend sein 
würde. — Mögen in der 
Vasenhöhle auch noch 
die männlichen Winde 
wohnen oder nicht; jedenfalls würde 
nach unserer Erklärung ein Mo- 
ment zu Tage kommen, welches 
man bei Homer vergebens gesucht 
hat, nämlich die Bedeutung der 
Aiolos ; Söhne und -Töchter als ävtfioi 
und cii'Qcu. Diese Auffassung würde 
vielleicht nicht auf so lebhaften 
Widerspruch gestofsen sein, wenn 
man sie dahin präcisiert hätte, dafs 
dem Odyssee- Dichter, der sonst 
nicht zugleich den Windeschlauch 
hätte einführen können, die Natur- 
bedeutung bereits abhanden ge- 
kommen. Gewifs steckt hinter der 
beständigen Umarmung, in welcher 
Windssöhne und Windstöchter lie- 
gen, nichts anderes als hinter der „Winds- 
braut" der Boreas - Oreithyiagruppe , dem 
Brautraub der Kentauren und dem ewigen 
Symplegma und Nymphenraub der pferde- 
beinigen Silene. 

Sonst hat man Aurae vergeblich in der 
Vasenmalerei gesucht. Bei der ehemals Cam- 
panarischen Vase wird heute niemand mehr mit 
dem Bull. d. Inst. 1834 178 unterzeichneten 



Taf. 31 f. Das erstere (vgl. unsere Fig. 2 nach 





1) Aiolos (?) und die Aurae, Vasenbild (nach Journ. of hell. stud. 
13 p. 135). 

Photogr.) stammt, wie neuerdings Petersen, 
Möm. Mut. 1894 erweist, von der Augusteischen 
Ära Pacis. 

Beidemale ist als Hauptfigur in der Mitte 
eine Frau im herabfallenden Schleier dar- 
gestellt mit zwei Kindern und mit Früchten 
auf dem Schofse (einmal mit Blumen zur Seite), 
zu deren Füfsen ein Rind kauert und ein 
Schaf weidet; offenbar die Gaia, wie sie auch 
O. A. an die Aura des Nonnos 48, 909 denken, 60 ziemlich allgemein verstanden wird. Auf dem 



die dem Dionysos die mit ihr erzeugten Zwil 
linge reiche. Nicht besserer Grund ist vor- 
handen, eine höchst flüchtige s.- f. Vase, Elite 
2, 9, wo eine Flügelfrau über dem Sitze eines 
von Rehen gezogenen Wagens schwebt, hier- 
herzuziehen. Ähnlich steht es mit der Nike, 
die einem Hasen nachläuft (Elite 1, 100. Ste- 
phani, Compte-rendu 1862, 10. 1867, 88), oder 



Florentiner schwebt zu jeder Seite je eine ober- 
wärts nackte, weibliche Figur, beide in sym- 
metrischer Bewegung den Gewandbausch, der 
über dem Haupte weht, erfassend. Das. Mäd- 
chen zur Linken wird — n^oXmmv %&6vu fuj- 
Tspa prjXw v — emporgetragen von einem Schwane 
(der Typus ist gewöhnlicher für Aphrodite, in 
diesem Sinne wohl auch auf dem Cr. SJörte- 

68* 



2151 



Luftgöttin 



Luftgöttin 



2152 



sehen Gemälde, Arch. Ztg. 1885, 24), indem 
neben ihr hohes Schilfgewächs aufspriefst und 
unter ihr eine umgestürzte Urne, aus der Was- 
ser strömt, und ein darauf sitzender Vogel 
beitragen soll, das Terrain als Sumpf oder 
Flufs zu charakterisieren. Die Figur rechts 
wird von einem phantastischen Seedrachen 
über Wellen dahingetragen. Auf dem kartha- 
gischen Relief sieht man links von der Erd- 
mutter ähnlich gekennzeichnetes Terrain, hohe 
Pflanzen, Urne mit Wasser, Frosch, Wasser- 
schlange und einen Wasservogel (Bekassine?); 
rechterseits bilden wieder Wassermassen den 
Grund. Nur sind in diesem weit unregel- 
mäfsiger komponierten Relief statt der ganzen 
Seitengestalten gröfsere Halbfiguren beliebt, 
und zwar als Repräsentant des Meeres ein 
lebhaft bewegter, sich umwendender Triton 



Caelestis, und zu ihrer Linken, an der fraglichen 
Stelle, eine regenspendende Potenz derselben 
sehen wollen (die aber unserem Gefühl nach 
ein Gefäfs führen sollte). Auch Jahn, dem 
unsere Deutung verdankt wird, hat doch die 
dabei vorausgesetzte eigentümliche Auffassung 
nicht eigentlich zu erklären und zu begründen 
versucht. Er hätte sagen können, dafs die 
Luft für den naiven Menschen eben als Nebel 
10 über Flufs und Sumpf am leichtesten sichtbar 
und sinnlich greifbar wird. Doch könnte dann 
immer noch jemand geneigt sein', der Benen- 
nung 'OjiixX-ri oder dergl. den Vorzug vor Avqu 
zu geben. Entscheidend ist für den Unter- 
zeichneten die Stelle Aristotel. de mundo 4 
p. 394 b , 13 tu Ss iv u£qi nvsovta nvsv[iata 
KaXovfisv ccvspovs, ccvQag äs tag e£ vyqov 
ysQOfiivag innvodg. Vgl. auch in Horas 




2) Die Gottheiten der Luft, der Erde und des Wassers, Eelief von der Ära Pacis 
des Augustus in Florenz (nach Originalphotographie). 



— nach einem statuarischen Typus (in Parma, 
Mon. d. Inst. 3, 15, 1 ; vgl. Heydemann, 3. Hall. 
Winclcelmannsprogr.il, 21 und allenfalls Arch. 
Am. 1894 p. 29, 12) — aus einer Grotte hervor- 
kommend und von Seetier und Fischen be- 
gleitet; als das entsprechende Element links 
eine mit beiden Händen den Schleier übers 
Haupt haltende Frau (der Kopf fehlt), welche 
sich aus deutlich erkennbarem Gewölk erhebt. 
Mit diesem Element kann in beiden Fällen 
nur die Luft gemeint sein. Es fehlt zur Voll- 
ständigkeit der Elemente nur das Feuer, das 
nach antiker Anschauung dem Himmel oder 
Aither angehört und daher hier nicht Platz 
finden konnte. Es ist eigentümlich, die Luft 
gerade so mit Sumpfland oder Flufs ver- 
bunden dargestellt zu sehen. Und manche, 
z. B. KaTkmann, Arch. Jahrb. 1, 256 f., haben 
darum statt der Gaia eine andere Göttin, Iuno 



Verherrlichung der Augusteischen Friedens- 
50 herrschaft C. S. 29 : fertilis frugum pecorisque 
tellus | »picea donet Cererem Corona, \ nutriant 
fetus et aquae salubres | et Iovis aurae; 
Verse, die Petersen a. a. 0. treffend zur Ära 
Pacis anführt. Ist dies festgestellt, so lassen 
sich immerhin zur Illustration Stellen an- 
führen, wie Hom. s 469 avgrj $' ex norafiov 
tyvxQrj itvssi, rjiji&i nqö. — Ich meine, dafs auf 
diesem Wege Six am leichtesten and metho- 
dischsten zu seiner hübschen Deutung des 
60 Nereidenmonuments gelangt wäre. Die Flnfs- 
oder Meeressymbole zu deren Füfsen erklären 
sich nun ganz ungezwungen. Vgl. auch Eur. TJ.ec. 
444: ccvqcc, icovxiag ocvqcc, oder Orph.hymn. 81: 
cciiQUL KOvxoysrEig ^sq>VQin,Sse rjegöcpotTai. 

Auf dem zweiten, dem Pariser Relief, dessen 
ich mich nicht aus eigner Anschauung ent- 
sinne, haben Conse (bei Jahn) und Fröhner, 



2153 Lugoves Luna (aventin. Kult) 2154 

Notice de la sculpt. ant. du Louvre p. 382 statt inscript. Bhenanarum nr. 469 (= Hettner, 
der Reste eines Schleiers vielmehr Fackeln Katalog des Bonner Mus. nr. 58) vorgeschlagene 
erkennen wollen, wonach man die Figur auf Ergänzung kann nicht als sicher gelten (vgl. 
die heifse Luft Afrikas bezieht. Doch würde Bonn. Jahrb. 83 p. 137, ebensowenig die Iden- 
dies wenn richtig beobachtet, nur eine grobe tificierung mit den Lucus (Votivdativ Lucubus, 
Entstellung des Originals bekunden, die, da C. I. L. 12, 3080). Die Widmung Lougiis 
der feuchte Untergrund beibehalten ist, doppelt auf einer Inschrift von Augustobriga, C. I. L. 
sinnwidrig wäre, wenn der Kranz, aus dem 2, 5797 (=- 2849). Die Deutung des Namens 
sich die Figur erhebt, nicht Gewölk, sondern ist dunkel, man hat ihn mit Lugu-dunum 
wie interpretiert wird, Feuer darstellen sollte. 10 zusammengestellt (vgl. Bevue celtique 6 p. 487. 
Kann man bei diesen Reliefs also, wenig- 7 p. 386. 396). [Im Bull, de la soc. not. des 
stens dem Florentiner, mit annähernder Sicher- antiqu. de Fr. 1885, se'ance du 18 mars 1885; 
heit sprechen, so erlaubt ein früher bei Iris vgl. Gaz. arch. 10 p. 118, vermutet HArbois 
Bd 2 Sp 339 Z. 47 erwähntes Relief Colonna de Jubainville, dafs luga der einheimische 
noch immer nicht, die Absicht seines Ver- Name des gallischen Mercur und dafs Lugoves 
fertigere genau zu erraten. Auf ähnlichem nur die Pluralform davon sei. Gaidoz be- 
Terrain wie hier, in dessen Charakteristik streitet eine Mehrheit des gallischen Mercur 
nur durch einen hinzugefügten Adler ein und hält lugoves für „un simple appellatif 
gewisser Widerspruch gebracht wird, wird generique comme Matres, Genii" etc. Drexler.] 
dort eine nympha velificans von Windgöttern 20 [ M - }^ a .^ 
hin und hergejagt. Es ist schwer zu behaupten, Lumiae? C. I. L. 2, 3098 (Cabeza del Griego 
dafs hier Aura gemeint sei; wenn auch nicht in Tarraconensis) : Lumiis \ exs voto | Prtmi- 
gerade aus dem von Friederichs geäufserten [gjenius | Litio. Auf Grand dieser Inschrift 
unbegründeten Bedenken, dafs die Aurae nur führt Hübnet im Index S. 759 (Suppl S. 1128) 
in der Mehrheit vorkämen. Friederichs dachte zweifelnd Gottheiten Lumiae an. [R. Peter.] 
an baCvln. Ich bin noch immer geneigt, an Lumphae s. Lymphae. 
Iris zu denken und bei dieser kräftig erfunde- Luna. Über die Etymologie vgl. Curtius 
nen Scene einen mythologisch -litterarischen Grunde, d. griech. Etym. 5 S. 161. Fick, Vergl. 
Hintergrund zu vermuten, etwas, das etwa Wörterb. I 4 S. 121. 534; f S. 225. Dw Form 
die Alexandriner aus der homerischen Scene 30 Losna auf einem etruskischen Spiegel {Ger- 
Iris und die Winde entwickelt haben mochten. hard, Etr. Spiegel 1. 171) ist auf einen mit s 
Die beiden in solchem Typus gehaltenen auslautenden Namen zurückzufuhren, analoge 
Figuren welche neben Zeus stehend auf einem Bildungen anderer Sprachen s. bei Curtius a. a. 0. 
pompejänischen (mir nicht erinnerlichen) Ge- Fabretti, Gloss. ital. 1067; vgl. Jordan, Knt. 
mälde (Helbigvr. 103) dargestellt sind, könnten Beitr. S. 34ff. 

eher Newilai bedeuten sollen als Avgai(Stephani, Das berühmteste Heiligtum der bottin lag 
Compte-rendu 1862, 381), die man in dieser Ver- in der Nähe des Cerestempels (Lw. 40, 2 2. 
bindung nicht ohne weiteres verstehen würde. — Appian. b. c. 1, 78) am Abhänge des Aventin 
Die auf einer Halbkugel schwebende Marmor- über der Schmalseite des Circus maximus 
figur im Pal Spada, welche mit den gesenkten 40 (0. Bichter in I. Müllers Handbuch 3 S. 843. 
Händen zu beiden Seiten den hinter ihr flattern- 848). Tacitus (Ann. 15, 41) führt seine Er- 
den Mantel fafst, wurde von Braun, Bull. d. bauung auf Servius Tullms zurück, dem sonst 
Inst 1849 70 als Aura verstanden und wird nur die Gründung des Dianenheiligtums zu- 
von Matz-Huhn nr. 935, 1 p. 252 fragweise geschrieben wird. In der Überlieferung ge- 
als 'weibliches Luftwesen' bezeichnet. schieht der aedes Lunae zum erstenmal e Er- 
Ein solches Wesen hat man auch unter wähnung im Jahre 572/182 (Liv. a. a. 0.). Nach 
den Figuren des Braunschweiger (ehemals der Zerstörung Koiinths stellte L. Murnmius 
Mantuaner) Onyx-Gefäfses erkennen wollen (vgl. vom Erlös der Beute Weihgeschenke am Luna- 
Gerhard, Ges. Abhandl. 2 p. 421. 268), worüber tempel auf (Vitruv. 5, 5, 8). Das Heiligtum 
ich mangels einer erträglichen Abbildung 50 spielte eine Rolle beim Sturm aut die An- 
nicht urteilen kann. Gewifs fälschlich hat man hänger des jüngeren Gracchus (Inc. auct. de 
Figuren der Phaethon- Sarkophage (Wieseler, vir. ill. 65. Oros. 5, 12, 8). In der auguste- 
Phaeth p 60) und der Persephone-Sarkophage ischen Zeit fiel nach den Fasten der dies na- 
(Stevhani, C. B. 1862, 12) einen solchen Sinn talis auf den 31. März (Fast. Praen. CLL. 1 

beieelest P- 315 = *. 18 P- 234 - Fast - Gaeret Eph - ep - 

Litteratur: aufser der im Text ange- p. 6 - C. I. L. 11, 3592 = 1 l 2 p. 213. Ovid. 

gebenen: Philol. 5, 177 (Stephani). fast. 3, 883). Beim neromschen Brande, dem 

[Maxim. Mayer.] die ganze 11. Region zum Opfer nel, ging 

Lugoves werden bald als männliche, bald auch der altehrwüraige Lunatempel in Flam- 

als weibliche Gottheiten angesehen (vgl. Bonner 60 men auf (Tac. a. a. 0.), wurde aber wieder 

Jahrb. 83 p. 102 f.). Sie scheinen in Avenches aufgebaut, denn die konstantinische Ke- 

(dem alten Aventicum) ein Heiligtum gehabt gionenbeschreibung beginnt die Aufzahlung 

zu haben, vgl. Mommsen, Inscriptiones helvet. der Bauten im Circus maximus (Reg. 1 1) mit 

nr 161 Der Dedikant einer zweiten Inschrift dem Templum Solis et Lunae (vgl. Jordan, Lop. 

gehört einem coVegium sutorum an, C. I. L. 2, Borns 2 S. 558. Bichter a. a. 0. S. 912) In dem 

2818 (Fundort Uxama in Tarraconensis). Die STaZend!«rdesPÄt7oÄ-aZMsflndetsichzum28.AugQSt 

von J. Becker (Bonn. Jahrb. 18 p. 131 ; 26 p. 86) die Bemerkung Solls et Lunae (C. I. L. 1 p. 348 

für die Bonner Inschrift, Brambach, Corpus = 1, l 2 p. 270). Auf einem Kalender fragment, 



2155 Luna (Kult im Circus, auf d. Palatin etc.) Luna (Mondfinsternisse, Votivinschr.) 2156 

das seiner Beschaffenheit nach den pränesti- üla immeritae causata est omina lunae \ et sibi 
nischen Fasten zugehört, C. I. L. 1, l 2 p. 239, tinguendas dixit in amne eomas) und Münzen 
ist gleichfalls der Genitiv [Sojlis et LunfaeJ der gens Tituria und Petronia. Auf dem Re- 
erkennbar. Mit Berufung auf diese Angaben vers der ersteren sieht man Tarpeia zur Hälfte 
und die Inschriften, auf denen Luna neben unter Schilden begraben, darüber die Mond- 
Sol erscheint (s. unten), kommen im Gegen- sichel und einen Stern (Babelon, Monn. de la 
satz zu Becker (Top. S. 469) und Preller (Reg. repl, Born. 2 S. 498 n. 4; S. 499 n. 5 und 
d. St. Born S. 192) Mommsen (C. I. L. 1 Mommsen a. a. 0. nr. 214 b). Denare des P. 
p. 400. 412; vgl. 1, l 2 p. 344) und ihm folgend Petronius Turpilianus zeigen bald die Bestra- 
Gilbert (Gesch. u. Top. Borns 2 S. 250 A. 2) zu io fung der Tarpeia, bald die Mondsichel _ mit 
dem Schlüsse, die Zusammengehörigkeit der einem Stern (Babelon 2 S. 301 n. 19. 20). Über 
beiden Gottheiten habe auch von Alters her in die Zeit der Entstehung dieser Sage wissen 
einer gemeinsamen Kultstätte ihren Ausdruck wir nichts, und ebensowenig ist durch jene 
gefunden, und dieses den Kult des Sol und der Kombination der Zusammenhang mit der Kult- 
Luna umfassende Heiligtum sei der Lunatempel statte auf der Graecostasis erwiesen. Sol und 
auf dem Aventin; auf ihn seien also auch die An- Luna gehören zu den circensischen Gottheiten 
gaben über den Tempel des Sol im Circus zu be- und werden auf einem Wagen fahrend ge- 
ziehen. Gegen diese Auffassung hat schon dacht, der strahlende Sonnengott auf einem 
Jordan (Eph. ep. 3 p. 70. Anal, epigr. lat. ind. prächtigen Viergespann , die bescheidenere 
lect. Beginn. 1886/87 p. 8. Form. urb. t. 36, 2d) 20 Luna auf einer biga mit einem Gespann von 
mit Recht geltend gemacht, dafs die sicheren Mauleseln; dem entsprechend weihten die 
Zeugnisse der älteren Zeit nur von Tempeln und Sieger ihre Wagen in dem Tempel der einen 
Heiligtümern des Sol oder der Luna, nie des oder anderen Gottheit (Tertull. de spectac. 9. 
Sol und der Luna sprechen, die Gleichsetzung Anthol. Palat. nr. 891, 17 ed. H. Meyer. Fest. 
der beiden in der Nähe des Circus gelegenen p. 148 s. v. mulus. Paus. 6, 11, 4). Hier ist 
Tempel des Sol und der Luna sei auch deshalb noch eines alten abergläubischen Brauches zu' 
unstatthaft, weil die Lage des einen als apud gedenken, der an die Mondfinsternis an- 
circum (Tac. ann. 15, 74) i. e. in circo (vgl. knüpft; man brachte bei dem auffallenden 
Nipperdey ad Tac. ann. 1, 5. Tertull. de spect. 8), Naturereignis mit ehernen Becken, Tuben und 
die des anderen als in Aventino angegeben wird 30 Hörnern ein lärmendes Getöse hervor, um dem 
(vgl. Fast. Praen. u. Ovid a. a. O.). Ein templum Gestirne seinen Glanz und seine Klarheit zurück - 
Solis et Lunae konnte ferner nach dem sakra- zugeben (Liv. 26, 5. 9. Plut. Aem. 27. Flin. 
len Sprachgebrauch nie mit dem Namen der n. h. 2, 54. Tac. ann. 1, 28. Martial. 12, 57, 16. 
avvvaos Luna allein genannt werden (vgl. Juven. 6, 443). Ein ähnlicher Brauch findet 
Aust, De aedibus sacris etc., Diss. Marpurg. 1889 sich bei den verschiedensten Völkern und zwar 
p. 40). Um für die Angabe der Regionenbeschrei- nicht blofs bei indogermanischen. Speijer, De 
bung eine Erklärung zu finden, nimmt Jordan mit moon in nood (de Gids 46 [1892], 520 ff.) schliesst 
Recht an, dafs im Anschlufs an die immer häufiger daraus, es liege diesem Brauche bei den Römern 
werdende Verbindung der beiden Gottheiten, ursprünglich die Vorstellung zu Grunde, dafs 
die auf den älteren öffentlichen Denkmälern 40 ein Untier den Mond verfolge, um ihn zu ver- 
befindliche Bezeichnung aedes Lunae in Aven- schlingen, und durch den Lärm verscheucht 
Uno in konstantinischer Zeit durch den weniger werden solle. Boscher, Selene u. Veno. 186 ff. 
skrupulösen Sprachgebrauch zu einem templum Weihinschriften an Luna finden sich erst 
Solis et Lunae erweitert ist. Die Notizen des seit der Kaiserzeit; die älteste, vor nicht langer 
PhiloTcalus und des Fragmentes beziehen sich Zeit zu Rom flufsaufwärts von ponte S. Angelo 
also vielleicht auf ein sonst unbekanntes Opfer. bei der via monte Brianzo ausgegraben, stammt 
Eine ara Lunae befand sich noch innerhalb des aus dem Jahre 754 (Notiz, d. scav. 1890 S. 388. 
Circus (Lyd. de mens. 1, 12). Auf dem Palatin Prementein, Archäol. -epigr. Mitteilg. aus Östr. 
wurde die Luna Noctiluca verehrt; sie besafs 1891 S. 77 ff. Hülsen, Mitteilg. d. arch. Inst. 
daselbst einen Tempel, der des Nachts er- 50 B. A. 6 [1891] S. 129). Die Zusammenstellung 
leuchtet wurde (Varro l.l. 5, 68 Luna .... mit Sol tritt bedeutsam hervor; bald erscheint 
dicta Noctiluca in Palatio, nam ibi noctu lucet Luna mit ihm allein (C. I. L. 2, 258, 259; 
templum). Ein Opfer LunaeinGraecost(asi) 5,3917. 3918 (?). 6, 755. 3719; 8, 14688/9; 14, 
(vgl. Jordan, Top. 1, 2 S. 342. Bichter a. a. 0. 4089, 7. Eph. epigr. 5, 502. 503. Orelli 1927. 
S. 786 und Hülsens Skizze des Comitiums in den Brambach, C. I. Bhen. 1838), bald beide in Ver- 
Mitteilg. d. arch. Inst. E. A. 8 [1893] S. 91 t. 4) bindung mit dem Genius (C. I. L. 13, 5026), mit 
verzeichnen die Fasti Pinciani zum 24. August Silvan und dem Genius (C. I. L. 6,706), mit 
(C. I. L. 1 p. 298 = 1, l 2 p. 219). Nach dem Apollo und Diana (C. I. L. 6, 3720; dazu Eph. 
Sprachgebrauch der Hemerologien setzt die epigr. 4 , 759) , mit Isis (Orelli 5856), mit den 
Angabe im Dativ eine aedes sacra voraus. 60 Planeten (C. I. L. 5, 5051), mit einer Reihe 
Wie Mommsen (G. I. L. 1 p. 400 vgl. 1, l 2 von Gottheiten (O. I. L. 2, 2407 [s. Lux]. C. I. 
p. 296) bemerkt, gehört dieser Tag zu den 3 Bhen. 55. 151. Ann. d. Inst. 1885 p. 260 n. 23. 
dies religiosi, quibus mundus pateat (Fest. p. 154 Notiz, d. scav. a. a. 0.). Luna allein wird 
s. v. mundus); er bringt dieses Heiligtum mit genannt G. I. L. 2, 2092. 3716; 4, 1306 (?); 
der Tarpeiafabel in Verbindung (Böm. Münzw. 5, 16. 794; 8, 10602; 12, 1292 — 94. 5831; sie 
S. 586 A. 3jB3). Dafs im ersten Jahrhundert führt den Beinamen Augusta (G.I.L. 2,4458; 
v. Chr. der Mond in Beziehung zu jener Fabel 3,3920.4793; 8,8437), Lucifera(C. I.L. 3,1097; 
gesetzt wurde, bezeugen Properz (5, 4, 23 saepe 12, 997), Aeterna (Orelli 1929. C. I. L. 6, 755). 




2157 Luna (auf Münzen u. Reliefs etc.) 

Widmungen für die Wohlfahrt des Reiches und 
der Kaiser stammen aus der Zeit der Septimier 
(C. I.L.2, 259. Orelli 1929. C. I. Ehen. 151; 
demnach wahrscheinlich auch C. I. L. 13, 5026. 
Die Zusammengehörigkeit des Sol und der 
Luna kommt Bchon auf älteren Münzen zum 
Ausdruck; so zeigt eine aus den Jahren 317 — 211 
stammende Unze auf dem Revers das strahlen- 
umgebene Haupt des Sol, auf der Rückseite 
die Mondsichel, darüber zwei Sterne (Babelon 
a. a. 0. 1 S. 20 n. 21). Dieser Typus kehrt 
mit steigender Anzahl der Sterne wieder auf 
Münzen des P. Clodius Turrinus (Babelon 1 
S. 356 n. 16; geprägt c. 711) und des L. Lucre- 
tius Trio (Babelon 2 S. 153 n. 2. Mommsen, 
Böm. Münzte, n. 249 a; gejarägt c. 680). Seit 
dem 2. punischen Kriege beginnt man den 

Typus der 
Dioskuren auf 
den Denaren 
durch den der 
Luna oder 
Diana zu er- 
setzen (Babe- 

1) Sol und Luna, letztere auf einer von ^? W > I n t r °Ü. 

2 Rossen gezogenen Biga, Münze des ^ "}■)• "} Q 

L. Valerius (nach Babelon, M. C. 2, 520, Göttin fährtin 

20; vgl. Röscher, Selene und Verwandtes einem Wagen, 

S. 169 ff.). der von Pfer- 

den gezogen 
wird (vgl. Ovid. fast. 5, 15 f. Sol quoque cum 
stellis nulla gravitate retentus | et vos Lunares 
exiluistis equi; Propert. 2, 25. 3, 14). Relief- 
darstellungen von dem Giebelfelde des von 
Domitian neu erbauten, capitolinischen Tempels 
zeigen auf der einen Seite Luna auf ihrem 

Zweigespann 
zum Ocean 
hinabfahrend, 
und ihr ent- 
sprechend auf 
der anderen 
Seite den 
Sonnengott, 
der sein Ge- 
spann am 
Himmel her- 
aufführt 
(Arch. Ztg. 30 
[1872] Taf. 57. Baumeister, Benkm. 1 S. 765 
n. 820. Mitteilg. d. arch. Inst. B. A. 4 [1889] 
S. 251; vgl. Sp. 718ff.); beide zusammen sind 
also Abbilder der Ewigkeit, vgl. den Beinamen 
Aeterna. Über das Zweigespann von Rossen 
bei Luna vgl. Gamurrini, Ann. d. Inst. 54 
(1882) S. 151 ff. Boscher, Vier Selene und Ver- 
wandtes, Studien zur griech. Mythol. u. Kultur- 
geschichte Heft 4 S. 30. 37. Ähnlich ist die 
Abbildung eines Basreliefs aus Sitifis in Mau- 
retanien mit der Widmung Lunae Augustae 
(C. I. L. 8, 8437) und einer Münze der lulia 
Domna (Cohen, Med. imp. 3 in-. 166. 167) mit 
der Legende Luna Lucifera. Münzbilder, die 
eine Göttin mit der Mondsichel und einer 
flammenden Fackel in den Händen zur Dar- 
stellung bringen, tragen bald den Namen der 
Luna Lucifera (Cohen a. a. 0. Gallien nr. 344 
— 346), bald den der Diana Lucifera (Cohen, 




2) Sol(?) u. Luna(?) (Selene?), letztere 
auf einem Stiere als Diana tavooitiXoq 
reitend, Münze des L. Valerius (nach 
a. a. O. 2, 519, 17 ; vgl. Röscher, 
Selene u. Verw. S. 169 ff.). 



Luna (Alter u. Ursprung d. Kultes) 2158 

Julie Domne 138—140; ohne Sichel 16 — 19). 
Neben Diana, aber in verschiedener Bildung, 
erscheint Luna auf einer Basis zu Verona 
(C. I. L. 5, 3224). Die Vorderseite zeigt die 
Inschrift Dianae Luciferae und darunter die 
Göttin selbst, von einem Hunde begleitet, die 
lichtspendende Göttin und die Beschützerin 
der Jagd werden also nicht mehr klar ge- 
schieden; auf der einen Seitenwand erblicken 

10 wir eine Frau stehend, mit einem Schleier 
über dem Haupt, die durch die darüber be- 
findliche Widmung Lunae im Unterschied zu 
Diana als spezielle Mondgöttin gekennzeichnet 
wird. Vereinzelt ist eine Darstellung der Göttin 
auf einem etruskischen Spiegel (Müller-Wieseler, 
Benkm. d. alten Kunst 1, 310. Gerhard, Etrusk. 
Spiegel Taf. 171 vgl. 3 S. 165 ; vgl. Mommsen, 
C. I. L. 1 nr. 55, dazu Add. p. 554), sowie' die 
nach Art der Selene und Artemis ravgoitöXog auf 

20 einem Stiere reitende Göttin [Luna?] auf einer 
Münze des L. Valerius Acisculus (Fig. 2); vgl. 
darüber Röscher, Selene u. Verw. S. 169 ff. Auf 
dem Spiegel sind Pollux und Amuces als Faust- 
kämpfer einander gegenübergestellt; hinter 
letzterem steht eine Frau, bekleidet mit einem 
ärmellosen Gewände, das auf beiden Schultern 
durch Spangen zusammengehalten wird; wäh- 
rend sie den rechten Arm in die Hüfte stemmt, 
fafst die Linke das obere Ende des Scepters. 

30 Als Luna wird diese Frau bezeichnet durch 
die Mondsichel und die Inschrift Losna. Ger- 
hard denkt an Spuren bithynischen Küsten- 
dienstes, Jahn (Fieoron. Cist. p. 57) sieht in ihr 
eine Lokalgottheit des Nordens. Ein gleiches 
Spiegelexemplar, das nur in der Form zweier 
Buchstaben geringe Abweichung zeigt, fand 
sich in der Bibliothek zu Madrid (C. I.L. 2, 4966, 
4). An der Echtheit wird mit Recht gezweifelt. 
Mehr im Wurzener Gymn.-Progr. v. 1895 S. 37 ff. 

40 Es läfst sich schwer entscheiden, ob Luna 
dem Kreise der ältesten römischen Gottheiten 
angehört, oder ob sie anderswoher übernom- 
men worden ist. Für die erste Annahme ist 
ein sicherer Beweis nicht zu erbringen, die 
Überlieferung Dennt uns keine Merkmale, keine 
Eigentümlichkeit, die man für einen nationalen 
Ursprung geltend machen könnte. Der Luna 
gilt keines der mit grofsen Buchstaben im 
Kalender bezeichneten Feste, die über den Be- 

50 ginn der republikanischen Zeit hinausreichen 
(Mommsen, C. I. L. 1 p. 375 = 1, l ä p. 297); 
ihr gelten keine Ferien; kein Priestertum, das 
ihrem Dienste oblag, wird genannt; es findet sich 
keine Hindeutung darauf, ob ihr Kult der Auf- 
sicht derPontifices unterstellt war; -zwar lagen 
einige ihrer Heiligtümer innerhalb des Pome- 
riums (s. o.), doch gestattet diese Thatsache keine 
weiteren Schlüsse, da die Zeit der Erbauung 
jener Kultlokale unbekannt ist und da schon 

60 seit dem hannibalischen Kriege auch fremden 
Gottheiten Aufnahme innerhalb des Pomeriums 
gewährt wurde. Dem einheimischen Kulte ist 
die paarweise Verehrung einer männlichen und 
weiblichen Gottheit eigentümlich, es könnte 
also die Zusammenstellung der Luna mit Sol auf 
altitalischen Ursprung deuten, indes alle Nach- 
richten hierüber stammen erst aus verhältnis- 
mäfsig später Zeit. Die Angabe, dafs Titus 



2159 Luna (Alter u. Ursprung des Kultes) * Lupa 2160 

Tatius, der Repräsentant des sabinischen Ele- Varros (l. I. 5 , 68) von der nächtlichen Be- 
mentes in Rom, neben einer Reihe anderer leuchtung des Tempels auf dem Palatin und 
Gottheiten auch dem Sol und der Luna Altäre in der Notiz des Festus (p. 148), wonach der 
errichtet habe (Varro 1 1. 5, 74. Aug. c. <2.4,23; Göttin der mulus heilig war, die Reste eines , 
7,2.16. Dum. 2, 50), kann zu Gunsten der An- national -italischen Kultes erkennen will. In 
nähme eines altsabinischen Kultes nicht ver- der Litteratur und bildenden Kunst kommt 
wertet werden; die Liste läfst nämlich sabi- die Gleichsetzung der Luna mit Diana in ihrer 
nische Gottheiten weg und fügt solche von un- Eigenschaft als Mondgöttin klar zum Ausdruck 
zweifelhaft anderer Abstammung hinzu {Mar- (vgl. Varro a. a. 0. Cic. de nat. deor. 2, 27). Als 
nuardt, Rom. Stantsverw. 3 ä S. 27 Anm. 4). 10 in der späteren Kaiserzeit Sol mit dem per- 
Uberhaupt sind alle Nachrichten des Sabiners sischen Sonnengotte Mithras verschmolz, nahm 
Varro über die Beeinflussung der römischen Luna an dieser Wandlung teil und behielt ihre 
Religion durch die Sabiner nur mit grofser Beziehungen auch zu dem neuen Kulte, so 
Vorsicht aufzunehmen (vgl. Sp. 639). Für die wird dem Mithras ein Altar mit einem Bild- 
römische Herkunft des Sol könnte man den nisse der Luna geweiht (C. I. L. 3, 5121), dem 
Beinamen Indiges anführen, unter dem ihm Sol Invictus und der Luna Aeterna eine arula 
am 8. bezw. 9. August ein sacrificium publicum (C I. L. 6, 755). fn den Mithräen finden sich 
auf ' dem Quirinal dargebracht wurde (Fast. an- den Ecken der den Hintergrund des Heilig- 
Vall. C. I. L. 1 p. 320 = 6, 2298 = 1, l 8 p. 240. tums einnehmenden Reliefplatte Köpfe des Sol 
Fast. Ämit. C. I. L. 1 p. 324 = 9, 4r92 = 20 und der Luna, kenntlich durch ihre Embleme, 
l,l 2 p.244. Fast. Allif. Eph.ep. 4p.l = CLL. die Strahlenkrone und die Mondsichel, ihnen 
1, 1 ? p. 217), aber auch hier ist es bedenk- scheinen zwei Altäre mit denselben Attributen 
lieh, den Namen in dem Sinne aufzufassen, dafs zu entsprechen; vgl. Wolff, Das Römerkastell 
Sol dadurch unter die ältesten römischen Götter, . u. d. Mithrasheiligtum v. Grofs- Krotzenburg a. M. 
die dii indigetes, eingereiht wird. (Wissowa, Festschrift der 31. Generalversammlung der 
De dis Romanorum indigetibus et novensidibus, deutsch. Gesch.- u. Altertumsvereine dargebracht 
inä. lect. Marpurg. 1892/93 p. 6 vermutet, es v. Verein für Hess. Gesch. u. Altertumshunde. 
sei zur Zeit des Augustus dem Sol vom Quiri- Kassel 1892 S. 43. Wolff-Cumont, Das dritte 
nal der Beiname indiges gegeben worden, um Mithraeum in Heddernheim und seine Slculp- 
ihn im Gegensatz zu den fremden Sonnen- ztfjuren. Westd. Ztschr. 13 (1894) S. 53 Anm. 36 ff. 
göttern als einheimisch zu kennzeichnen.) Der Cumont, Textes et Mon. rel. aux myst. d. Mithra. 
Umstand, dafs es auf dem Quirinal ein pul vinar Brux 1894ff. [Aust.] 

Solis gab (Quint. 1,7, 12), weist jedenfalls darauf *Lunsa *(lunsa), etruskischer Name einer 
hin, dafs im Wesen des Gottes, wenn er ur- untergeordneten Göttin, nur erhalten in den 
sprünglich römisch war, eine Angleichung an abgekürzten Genitiven Ivsl und Ivn (v = u) für 
den griechischen Apollon eingetreten ist (vgl. *lvnsal auf der Bronzeleber von Piacenza, ein- 
über den griechischen Charakter des pulvinar mal neben vel%ane =Vulcanus (s.d.), das andere 
Marquardt a. a. 0. S. 50). Führte doch auch Mal neben fufluns = Bacchus (s. d.). Bei Mart. 
der troische Heros Aeneas diesen Beinamen Cap. Nupt. Phil, et Merc. 1 § 45ff. erscheint sie 
(Schol. Veron. ad Aen. 1, 260. Fest. p. 106 s. v. 40 als Lynsa silvestris neben Mulciber in Reg. 4 
indiges). Sol und Luna befinden sich unter des Templums; s. Deecke, Etr. Fo. 4, 52. Sie 
den 12 ländlichen Gottheiten, die Varro am war vielleicht eine Göttin des Wachstums, ver- 
Anfang seines Werkes De re rustica (1, 2) um wandt mit Vulcans Gattin Maia. [Deecke.] 
ihren Beistand anfleht; doch schon die Zwölf- Lunus s. Men. 

zahl macht es unwahrscheinlich, dafs wir hier Lnpa. Aus den Inschriften C I. L. 2, 2156 

eine alte Gebetsformel vor uns haben. So (Montaro d. i. Epora in Baetica): Lüpae. Ro- 

wahrscheinlich nun an und für sich eine ita- manae | M. Valerius. Phoebus | u. s. w. und 

lische Verehrung der beiden Lichtgottheiten ebd. 4603 (Badalona d. i. Baetulo in Tarra- 

ist, so ist doch für die Kultstätten in Rom conensis; = Orelli-Henzen 5807): Lupae. Au- 

ein einheimischer Ritus nicht mehr nachweis- 50 gustae | L. Visellius. Evangeli | Hb. u. s. w. 

bar. Die Lage des Heiligtums am Aventin in geht hervor, dafs man der Wölfin, welche 

der Nachbarschaft der mit Sicherheit unter nach der Sage die Zwillingsbrüder Romulus 

griechischem Einflufs entstandenen Kulte der und Remus gesäugt hatte, und welcher die 

Diana, Ceres und des Mercur {Gilbert, Gesch. Ädilen Cn. und Q. Ogulnius im Jahre 458/296 

u. Top. Roms 2 S. 250ff.), sowie die Zurück- ein ehernes Standbild errichteten (vgl. das 

führung der Gründung des Tempels auf Ser- Nähere s. v. Romulus), göttliche Ehren erwies. 

vius Tullius (Tac. ann. 15, 41), den Repräsen- In demselben Sinne erklärt Th. Mommsen (Die 

tanten einer Neugestaltung der sakralen In- echte und die falsche Acca Larentia in Fest- 

stitutionen (Wissowa a. a. 0. p. 10), berechtigen gaben für Gustav Homeyer zum XXVIII. Juli 

vielmehr zu dem Schlüsse, dafs hier von An- 60 MDCCCLXXI von Georg Beseler u. s. w. 

fang an die griechische Diana-Selene zwar Berlin. S. 101 = Rom. Forschungen 2 S. 13) 

unter lateinischer Namensform, aber nach die Stelle des Lactantius (inst. div. 1, 20, 1): 

griechischem Ritus verehrt worden ist. Ihr Romuli nutrix Lupa honoribus est affeeta di- 

Kult, vermutlich von deu campanischen Städten vinis. et ferrem, si animal ipsum fuisset, cuius 

nach Rom gebracht, hat dann den der ein- figuram gerit. sed auetor est Livius (1, 4, 7) 

heimischen Göttin so vollständig verdrängt, Larentiae esse simulacrum, et quidem non cor- 

dafs die Überlieferung keine Spur mehr davon poris, sed mentis ac morum. fuit enim Faustuli 

aufweist, wofern man nicht in der Nachricht uxor et propter vulgati corporis vilitatem lupa 



2161 Lupa Lutatiae Suebae 2162 

inter pastores, id est meretrix, nuncupata est. Luperens, Luperca, angeblich Beinamen 
Es ist jedoch klar, dafs Lactantius dagegen des römischen Gottes Faunus und seiner Kult- 
eifert, dafs die Römer einer feilen Dirne, der genossin Fauna: lustin. 43, 1,7: in huius radi- 
lupa (so ist in der Stelle zu schreiben, nicht cibus tetnplum Lyeaeo, quem Graeci Pana, 
Lupa, -wie auch der neueste^ Herausgeber Romani Lupercum appellant, constituit. Arnöb. 
S.Brandt 'schreibt) Acca Larentia,_ der Gattin 4, 3: quod abiectis infantibus pepercit lupa non 
des Faustulus, göttliche Ehren erwiesen. Dafs mitis, Luperca, inquit, dea est auctore appHlata 
Acca Larentia unter dem Namen Lupa verehrt Varrone. Jedoch ist das erst spätere Über- 
worden sei (vgl. z.B. Härtung, Bei d. Römer 2 tragung, da der Name luperci, der nur eine 
S. 177 [vgl. S. 173]. Teuffei in Paulys JRealencycl 10 Weiterbildung von lupi ist (lup-erc-.us , wie 
4 S. 1236 s. v. Lupa. Schwegler, B. G. 1 S. 361. nov-ere-a, vgl. H. Jordan, Krit. Beiträge z. 
423. 433. Preller, B. M. 3 1 S. 387 Anm. 3. Gesch. d. latein. Sprache S. 164f. Verzeichnis 
2 S. 342. Preuner, Hestia-Vesta S. 389 f. 407), verkehrter ÜJtymol. bei Marquardt, Staatsverw. 
ist demnach aus den Worten des Lactantius 4, 439, 4), ursprünglich nur den Priestern- des 
ebenfalls nicht zu entnehmen aber auch in Gottes zukommt; diese heifsen „Wölfe" in 
den übrigen hierher gehörigen Stellen wird demselben Sinne wie die Priester des Gottes 
das Wort lupa stets nur in der Bedeutung auf dem Berge Soracte hirpi genannt werden 
'feile Dirne' prädikativ auf Acca Larentia, die (s. oben Bd. 1 Sp. 2693 f.). Ebenso bezeichnet 
Frau des Faustulus, bezogen (Liv. 1, 4, 7. Lupercal die Wolfsgrotte und Lupercalia (s. 
Dionys. Halic. 1, 84 [wo die von Kiefsling, 20 oben Bd. 1 Sp. 1457 f.) das Fest der Wölfe 
Jacobyu.Kiefsling-Prou beibehaltene Schreib- d. h. der luperci. Indem man diesen Fest- 
weise Aovna oder Aovna statt lovna sogar namen mit solchen wie Neptunalia, Volcanalia, 
A "im klaren Sinne der Stelle zuwiderläuft]. Quirinalia in eine Reihe stellte, kam man 



lut. Born. 4 = Zonar. 7, 1. Tertull. ad nat. dazu, aus ihm den Namen Lupercus als Be- 
2, 10. apol. 25. Augustin. c. d. 18, 21. Auetor Zeichnung des gefeierten Gottes abzuleiten. 
de orig. gent. rom. 21, 1; vgl. Serv. Aen. 1, 273). [Wissowa.] 
Aus Arnobius 4, 3 quod abiectis infantibus pe- Lnpianae, topischer Beiname der Nymphen 
percit lupa non mitis, Luperca, inquit, dea est auf einer in Tagilde (Hisp. Tarraconensis) 
auctore appellata Varrone durfte Schwegler gefundenen Votivinschrift, G. 1. L. 2 Suppl. 
(a. a. 0. S. 361; vgl. S. 423ff.) in Übereinstim- 30 6288. Der Gewährsmann Hübner hatte erst 
mung mit Härtung (a. a. 0. S. 177) nicht fol- Lucianis gelesen, der dritte Buchstabe 
gern, dafs Luperca 'als Wölfin die Zwillinge scheint also nicht ganz sicher zu sein, 
gesäugt' habe 'oder die säugende Wölfin als [M. Ihm.] 
Göttin Luperca verehrt worden' sei (Mommsen Luseis (Aovarjlg), Beiname der Styx (s. d.); 
S. 101 Anm. 30 = 2 S. 13 Anm. 30 führt diese Epigr. bei Ael. hist. an. 10, 40. [Höfer.] 
Stelle neben der des Lactantius an, äufsert Lusia (Aoveiu), 1) Tochter des Hyakinthos 
sich aber nicht besonders darüber; vgl. auch (s. d.), die mitihrer Schwester bei der zur Zeit des 
Preuner a.a.O.); denn hier liegt nur ein etymo- Minos über Athen verhängten Pest am Grabe 
logischer Versuch Varros vor. 'Wenn Plutarch des Kyklopen Geraistos als Opfer fiel. Nach 
q. Rom. 35 sagt: Aapevtluv "Av/.av . . . ttjv 'Pen- 40 ihr sollte der attische Demos Lusia benannt 
fivlov tQÖcpov . . . xä> 'AnqilUm prjvl Tipäoi, und sein (Apollod. 3, 15, 8 nach der Änderung von 
anderswo (Born. 4): xavxn 8s (der Acca als Meursius. Steph. Byz. s. v.); b. Antheis und 
Amme des Romulus) v.al &vovai 'Ptofiaioi xarl Hyakinthos. — 2) Beiname der Demeter nach 
goug cnitfiqu xov 'AnqiXUov (irjvbg avxrj b xov einem Bade im arkadischen Ladon (Paus. 8, 
"Aqsos iSQsvg nai AaqsvxCav xuXoveb tyjv soqttiv, 25, 6. Hesych. s. v.). [Immerwahr, Die Kulte 
so ist es kaum zweifelhaft, dafs der Name des und Mythen Arkadiens 1, 117. 221. Berard, He 
Festes, der Flamen des Mars (anstatt desjenigen Vorigine des eultes Arcadiens 156—158. Höfer.] 
des Quirinus) und der Charakter der Grabfeier [Schirmer.] 
infolge der Kontamination der Ziehmutter des Lnsianug, Beiname des Silvanus, C. I. L. 9, 
Romulus mit der Dirne des Hercules fälsch- 50 2125 (bei Benevent, vom Jahre 236): Silvano 
lieh auf das Fest der Lupa übertragen sind; Lusiano sellam etc. Vgl. den Fundus Lusi- 
indess kann es richtig sein, dafs dieses in den anus auf der Erztafel von Macchia (Ligures 
April fällt. Anderweitig ist von demselben Baebiani) G. I. L. 9 nr. 1455 und p. 129. 
nicht die Rede . . . [Aber der April ist nicht [M. Ihm.] 
aus der Larentia-Legende entnommen; dagegen Insias (Aovaiäg), 1) Beiname der Athena 
findet unter den Festen dieses Monats sich eines, von der arkadischen Stadt Lusoi auf einem in 
das für die Dirne des Hercules sich vortrefflich der Nähe des alten Kynaitha gefundenen Bronze- 
schickt, dasjenige des 1. April, an dem die ehr- gef äfs, Kirchhoff, Sitzungsber. d. K. Preuß. Ak. 
baren Frauen der Venus verticordia für die Treue d. Wiss. 1887, 993 = Collitz, Samml. d. griech. 
der Männer, die Dirnen der Glücksgöttin opferten 60 Bial.-Inschr. 2, 1601; vgl. auch E. Gurtius, 
(C. I. L. 1 p. 390). Dies wird zur Gewifsheit Sitzungsber. etc. a. a. 0. 1177. — 2) vvptpai 
durch die von Wilamowitz mir mitgetheilte Ver- AovaidSsg, Name der Nymphen des Flusses 
besserung des augenscheinlich verdorbenen avzfj Lusias (Aoveiag) bei den Sybariten, Timaios 
in oFV, also xov 'AtcqiI Mov urjvbg itQmxrj.'] ' : bei Athen. 12, 519c. [Höfer.] 
durchaus unbeweisbare Vermutungen Mommsens Lutatiae Suebae (?), unsichere Gottheiten 
(S. 101 Anm. 30 = 2 S. 13 Anm. 30 mit dem auf einer jetzt verschollenen Inschrift (Brom- 
Zusatz in []), vgl. dazu Röscher s. v. Acca back, C. I. Bh. 95). Matres Suebae sind durch 
Larentia Bd. 1 Sp. 5, 45 ff. [R. Peter.] mehrere Inschriften bezeugt (Bonn. Jahrb. 83 



2163 Lux Lydos 2164 

p. 18 und nr. 273. 289. 455 mit Amn. Bhein. einem bei Thorikos gefundenen Steine Högog 

Mus. 1890 p. 639). [M. Ihm.] Isqov Aibg AvavxfiQog, Berl. Phüol. Wochenschr. 

Lux. C. I. L. 2, 2407 (Caldas de Vizella in 1890 nr. 46, 1452. Rev. arch. 19 (1892), 75; 

Tarraconensis) eine über die vier Seiten einer doch ist vielleicht mit Politis {'Eazia 1890 

Basis sich erstreckende Widmungsinschrift: nr. 41; vgl. Arch. An«. 1891, 51. Ath. Mitteil. 
[Iunoni] Reginae Minervae Soli Lunae diis 15 (1890), 443) zu lesen dibg AvavxriQog, was 
omni[p]o[t](entibus) FortunafeJ MercurifoJ den Zeus als den Urheber der trockenen 
Genio Iovis Genio Mariis [AJesculapio Lud Sommerhitze, um deren Abwendung man den 

[SJomno [VJeneri [GJupidini [CJaelo (folgt Gott anruft, bezeichnen würde. [Höfer.] 

eine Anzahl von Buchstaben, aus denen Hüb- 10 Lydai (ÄvSai), nach dem lydischen Tmolos 

ner Castoribus? herstellt) fCerJerfiJ [G]en(io) benannte Priesterinnen des Dionysos {Athen. 5, 

Vietoriae Genio meo diis sedis perv[iae?J u. s.w. 198 E. Luc. salt. 3. Eust. z. Rom. p. 989, 32; 

Ebd. 676 (Santa Cruz de la Sierra in Lusitania; vgl. Nonn. Dion. 14, 217f.: AvSal Maivdäig). 

= Orelli 2023): Abrufnjus | Luee div\inae v. s. | S. Mainaden. [Schirmer.] 

a. I; 677 (das.; = Orelli 2022): T. Helvius | Lyde {ÄvSri), steht 1) absolut für Omphale 

Celer. Luc \ divinae | ara. p.\ v.s.a. I. Es kann bei lustin. Mart. or. ad gent. 3 : inb AvSijg ysXm- 

keinem Zweifel unterliegen, dafs in diesen In- ffrjs . . xvitzöfisvog (Herakles); vgl. Schol. Palat. 

Schriften von einer Gottheit Lux beziehungs- in Theoer. fistul. in carm. Graec. figur. ed. 

weise Lux divina die Rede ist. [R. Peter.] Haeberlin p. 88: jj 'OfiyäXri ri AvStj und Soph. 

Luxovius. Eine Inschrift aus Luxeuil 20 Track. Avärj yvvq; vgl. Schol. das. und Tzetz. 

(Francne-Comte") lautet nach Caylus, Recueil Chiliad. 2, 429. — [2) Beiname der Hekate, 

3 p. 366 Luxovio et Brixiae C. Iulfius) Fir- Pap. Paris. 2716, wo aber Nauch, EtXtC&vl, 
manCus) iussu v. s. I. m (= Orelli 2024; de Wal, Dilthey Xveln, desgl. Abel h. mag. 3, 3 und ihj» 

Mythol. septenlrionalis monum. epigr. p. 122 folgend Bruchmann, Epith. deor. p. 67 Xvata 

nr. CLXV. Vgl. De Bossi, Lnscr. Christ, urbis herstellen wollen. Drexler.] [Höfer.l 

Romae 2, 1 p. 42. 43). Es scheint der Quell- Lydia, 1) = Omphale (s. d.). — 2) Beiname 

gott von Luxeuil -les-Bains zu sein, E. Des- der Isis, s. oben 2 Sp. 408. Notizie degli seavi 

jardins, Les thermes de Luxeuil {Bulletin monu- di ant. 1888 p. 626. Bull, comun. 1889 p. 37. 

mental 1879). Greppo, Etudes sur les eaux Mitth. d. Ksl. D. A. Inst. Rom. Abth. 4, 1889 

thermales de la Gaule (Paris 1846) p. 122—130 so p. 280. [Drexler.] 

(nach Me'rimee, De antiquis aquar.religionibus Lydios (AvSiog), 1) Beiname des Attis, 

p. 69); vgl. auch J. Becker, Bonn. Jahrb. 26 Nonn. D. 26, 351. Bruchmann, Epith. deor. 

p. 87. [M. Ihm.] p. 53. _ 2) Beiname des Bakchos, Nonn. D. 

Luxus, die personifizierte Schwelgerei, 'po- 43, 172. Bruchmann p. 88. — 3) Beiname 

pulator opum, quem semper adhaerens Infelix des Zeus auf Münzen von Kidramos, Head, 

humili gressu comitatur Egestas', Claudian. in H. N. p. 523. Imhoof, Mann. gr. p. 397 nr. 91 

Bufinum 1, 35. [Höfer.] und Sardes, Mi. 4, 120. 677. 678 S. 7, 415. 450. 

Lwn, Lvsl, s. Lunsa. [Deecke.] 451. Combe, Num. mus. Brit. PI. 11 nr. 11. 

Lyaia (Avcu'a), Beiname der in Syrakus ver- Imhoof, Gr. Münz. p. 198 (722) nr. 618. Head, 

ehrten Artemis, JB. Beitzenstein, Epigramm u. 40 H. N. p. 553, vgl. auch Wieseler, Gott. Nachr. 

SJcolion 216. [Höfer.] 1873 p. 383. - Head, H. N. p. 555 schwankt, 

Lyalog {Avatog), Beiname des Dionysos, ob auf Münzen (des Domitian) von Tralleis 

hauptsächlich bei den Dichtern; die Stellen die Beischrift des Apollon TTYOIOC oder 

sind verzeichnet bei Bruchmann, Epith. deor. AYAIOC lautet. Doch ist kein Grund an der 

Er bezeichnet den Gott als den Sorgen- Richtigkeit der ersteren Lesung, die durch 

löser {ivm, Avalog Etym. M. 193, 17), Athen. Mi. 4, 184. 1065 und £. 7, 469. 708 gesichert 

8, 362b^ vgl. 11, 465a und Flut. Quaest. conv. ist, zu Gunsten der nur durch Sestini, Descr. 

5, 6 nfiäg . . Avalog fttbg xal Xoqslog sig di altre med. gr. del Mus. Fontana P. 3 p. 75 

ra£iv lluQuv Kai tpiläv&Qionov na&iozrj- Tav. VI, 17 (wonach Mi. S. 7, 469, 710) be- 

ffii'. Er führt den Ehrennamen pater, Verg. so legten Aufschrift AY (Text, Tafel AY) 

Aen. 4, 58, und eine Inschrift aus Tibur nennt zu zweifeln. Fälschlich wird in C. I. Gr. 4590 

ihn Lyaeus, laetitiae dator, C. I. L. 14, (Deir-el-Leben) Aiog ävixrjrov 'HXiov &eov 

3565 d, v. 12, p. 379. Andere Ableitungen er- AYMOY zu Av[Si]ov und in C. I. Gr. 4604 

wähnt Etym. M. 571, 18 ff. Avaiog äno 1% (Schoba) . . P . . AYAIOY ACMAGOY zu Jibg 

Xvasmg zov gäfifiaTog^ itQognQQuyri yäg xä> aviKrjtov 'HXiov d-e~\o[v"J AvSiov ergänzt. Aber 

jiTjprä rov diög. ij naQu zb Xveo&cci xm ol'va in ersterer. Inschrift ist Avfiov zu lesen (s. 

xovg (i8*ucxofi£vous- nach letzterer Erklärung Waddington, Syrie 2394) und in letzterer 

also = AvoipeXrig (s. d.) vgl. Anth. Pal. 7, steht statt AYAIOY vielmehr KXavSiov; siehe 

105. [Höfer.] ^ Waddington, Syrie 2079. [Drexler.] 

Lyammos {Avalog), einer der Freier der 60 Lydos {AvSög), 1) Sohn des Atys, nach Herod. 

Penelope aus Same, Apollod. frgm. Sabbait. 1, 7 u. 94 (vgl. 7, 74) und Dion. Halic. 1, 27 

Bhein. Mus. 46 (1891), 179, 32. [Höfer.] eines vorheraklidischen Königs, nach Strab. 

Lyandros {Avavägog), Satyr auf einer Vase 5, 219 und Dion. Halic. 1, 28 eines Nach- 

im Museo Civico zu Bologna, Heydemann, kommen des Herakles. Seine Mutter hiefs 

Mitteil, aus den Antikensamml. in Ober- und Kallithea. Nach seiner Herrschaft wurde der 

Mittelitalien, 3, Hall. Winckelmannsprogr. p. 57 maionische Stamm der lydische genannt (vgl. 

nr. 1386. [Höfer.] ( Scymn. 220. Steph. Byz. v. 'AtxdXväa. Eust. z. 

Lyaater {Avavz^q), Beiname des Zeus auf Dion. Per. 837). Nach Xanthos b. Dion. Halic. 



2165 Lygaios Lykaios 2166 

1, 28 hiefs sein Bruder Torebos, nach Eerod. nis befindet sich bei Find. Ol. 13, 103 (vgl. 

1,94. Sträb. a. a. 0. Dion. Halie. 1, 27. Tzetz. Schol. rec. 13, 148), AwnaCov ßapov ava£, 

LyJcophr. 1351 wanderte sein Bruder Tyrrhenos vgl. Ol. 9, 102. Nem. 10, 48. Als Stifter des 

während einer Hungersnot nach Etrurien aus. Kultus* des Zeus L. wird Lykaon (s. d.) be- 

Nach Schol. Ven. B. II. 2, 461 war er Vater zeichnet, Paus. 8, 2, 1. Aristot. im Schol. zu 

des Asios. [Töpffer, AU. Geneal. p. 195 und Aristid. p. 105 (Frommel). Schol. Em. Or. 

Anm. 2 zu p. 196. B. Schubert, Gesch. der 1647, als Zeit wird vom Mar. Par. Ep. 17 die 

Könige v. Lydien p. 1. 2. — 2) Beiname des Regierung des Pandion angegeben. DasHeilig- 

Dionysos, Bruchmann, Epith. deor. p. 88: anon. tum des Gottes befand sich auf dem Berge 

h. in Ba. 12 Abel. Anonymi Laurentiani XII io Avnaiov, der auch "Olvfinog oder hga vioQvtprj 

deorum epitheta 'Eittö. Jiovvgov 23 in Ante- hiefs, Paus. 8, 38, 2. Strabo 8, 388. Plin. 

dota variaGr.et Lat. edd. Schoell et Studemund hist. nat. 4, 6, 21. Dort stand auf der Spitze 

1 p. 268. — 3) Beiname des Zeus, Bruchmann des Berges, von wo aus man einen grofsen 

p. 133: Nonn. D. 13, 479. — 4) Erfinder der Teil des Peloponnes übersehen konnte, der 

Erzschmelzekunst nach Plin. n. h. 7, 197: aes Altar des Zeus und vor ihm zwei gegen 

conflare et temperare Aristoteles Lydum Scythem Sonnenaufgang schauende Säulen, auf deren 

monstrasse, Theophrastus Delam Phrygem pu- jeder ein vergoldeter Adler safs, Paus. 8, 38, 7. 

tant. . ., s. M. Kremmer, De catalogis heure- Das Betreten des Zeustemenos war bei Todes- 

matum. Lips. 1890 p. 29 ff., welcher p. 30 strafe (vgl. die Bd. 1 Sp. 552 Z. 34 ff. angeführte 

Anm. 2 den Namen für fehlerhaft überliefert 20 Erzählung von Arkas) verboten, Plut. quaest. 

hält. Drexler.] [Schirmer.] Graec. 39 und die von Immerwähr a a. 0. 7 f. 

Lygaios (Juyatos), 1) Vater der Polykaste, der angeführte Litteratur; die in das Heiligtum 

Mutter der Penelope(S«ra&. 10,461). — [2) Name Eingedrungenen und dem Tode Geweihten 

eines der Rosse des Hades auf einer Mosaik- hiefsen slacpoi = Hirsche, Vogelfreie, die jeder 

darstellung de3 Koraraubes in einem römischen ungestraft jagen und töten konnte, W. H. 

Columbarium an der Via Portese, Lanciani, Boscher, Jahrb. f. Phil u. Paed. 145 (1892), 

NoMzie degli seavi di ant. 1885 p. 417 (AYPAIO) 704, 2 u. Anm. 8. Von diesem Abaton wird 

und Bull, comun. 1885 p. 171 (AYrAlO). Kaibel, ferner berichtet, dafs alle diejenigen, die es 

Inscr. Gr. Sie. et It. 1303. Die Namen der betreten hätten, sei es Mensch oder Tier, keinen 
drei übrigen Rosse sind X&öviog, 'Egfßsvg und 30 Schatten geworfen hätten, Paus. 8, 38, 6. Die 

Ziyiog. Vgl. oben 2 Sp. 1374. Drexler.] Versuche zur Erklärung dieser Schattenlosig- 

[Schirmer.] keit des Zeus-Abatons sind aufgezählt von 

Lygodesma (Avyoäsapa), Beiname der Arte- Boscher a. a. 0. 701—709; Boscher selbst er- 

mis in Lakedaimon, nach Paus. 3, 16, 11 = klärt diese Wundererscheinung aus einer Identi- 

Orthia{s. d.), ort iv&dpvip Ivymv (to aycdpu) ficierung des Lykaions, das, wie oben erwähnt, 

svQi&r], ic£QiuXrm>9stocz de f] Ivyog snoirjcs auch Olympps hiefs, mit dem in den an sieh 

tö ayaXjia ogfrov. Nach Wide, Lak. Kulte leuchtenden Äther hineinragenden Götterberg, 

114 und V. Berard, De l'origine des eultes wo kein Schatten sein kann, mit dem alylritvg 

Arcadiens 189 (vgl. B. Beitzenstein, Epigramm "Olvpnag, Boscher a. a. 0. 707 ff. Eine andere 

und SJcolion 216) bezeichnet der Beiname Lygo- 40 Wundererscheinung berichtet Paus. 8, 38, 3. 4 

desma die Göttin als Geburtshelferin; von der Quelle Hagno anf dem Lykaion: wenn 

denn dem Lygos schrieben die Alten wirkungs- anhaltende Dürre das Land heimsuchte, sprach 

volle Kraft bei krankhafter Menstruation zu: der Priester des Zeus L. Gebete über dem 

Ivyog^ ßorj&st %govi'cog ims%oiievaig rä sujirjva Wasser der Quelle, brachte die herkömmlichen 

. . . i-ulvsi äs xal yovrjv, Dioskor. 1, 134; vgl. Opfer dar und berührte das Wasser auf der 

Galen. 11, 807. Plin. 24, 59. 62. [Höfer.] Oberfläche mit einem Eichenzweig; da be- 

Lygos (?), s. Lykos nr. 20, 2. wegte sich das Wasser und ein Nebel stieg anf, 

Lykabas (AvY.üßug) , 1) der frechste der tyr- der sich zur Wolke verdichtete und Arkadien 

rhenischen Seeräuber, welche den Dionysos den lang ersehnten Regen brachte. — Das 
überfielen (Ov. Met. 3, 623 ff. und hiernach 50 Heiligtum des Zeus auf dem Lykaion war das 

Hyg. fab. 134). — 2) Einer der Krieger, mit Nationalheiligtum der Arkader; als die 

denen Phineus, der Bruder des Kepheus, den Söhne des Arkas, Elatos, Apheidas und Azan 

Perseus bei der Hochzeit mit Andromada über- das Land unter sich teilten, liefsen sie tö 

fiel (Ov. Met. 5, 59 ff.). — 3) Kentaur auf der xov Avxaiov Jiog isqov slg rag xoiväg sla- 

Hochzeit des Peirithoos (Ov. Met. 12, 302). öSovg, Schol. Dion. Per. 415 und Paus. 4, 22, 8 

[Schirmer.] berichtet, dafs die Arkader eine Säule dem 

Lytaethos (Avnäe&og), einer der Freier der Zeus L. gewreiht haben. Neben diesem ge- 

Penelope aus Same, Apollod. frgm. Sabbat. meinsamen Kultus des Zeus L. finden sich 

f. 121a. Ehem. Mus. 46 (1891), 179,32. Viel- auch noch Spezialkulte, so in Megalopolis, 

leicht ist mit Papadopulos-Kerameus a. a. 0. <so Paus. 8, 30, 2, und in Tegea, ebenda 8, 53, 11. 

Av*ai&og zu lesen. [Höfer.] Ob man aus der Notiz, dafs Alkman einen 

Lykaios (Av%awg), Beiname 1) des Zeus in Hymnos auf den Zeus L. gedichtet habe (Hitner. 

Arkadien, über den am ausführlichsten handeln or. 5, 3), eine Verehrung dieses Gottes auch 

W. Immerwahr, Die Kulte und Mythen Ar- für Sparta voraussetzen darf, wie S. Wide, 

leadiens 1—24 und V. Berard, De l'origine des Lakonische Kulte 11, wenn auch nicht ohne 

eultes Arcadiens (= Bibliothique des ecoles Bedenken, annimmt, bleibe dahingestellt; vgl. 

frangaises d'Athenes et de Borne, fasc. 67. Paris auch Wilamowitz, Homerische Unters. 285. 

1894), 49—93. Das älteste litterarische Zeug- E. Maafs, KalMmachos und Kyrene, Hermes 



2167 Lykaios Lykaon (Trojaner) 2168 

25 (1890), 401. Dagegen ist sein Kult sicher fand, dafs also von einer Sonnenwend- oder 

bezeugt für Kyrene, wo Herodot. 4, 203 einen Hochsommerfeier durchaus nicht die Rede 

z/iös Avxai'ov ux&og erwähnt; verpflanzt war sein kann. Nach 0. Jahns Vorgang, Ber. d. 

dieser Kult nach Kyrene durch Demonax aus sächs. Gesellsch. d. Wissensch. 1847, 423 sehen 

Mantinea, der nach Herod. 4, 161 als Friedens- Immerwahr 21ff. und Boscher a. a. 0, 705 in 

Stifter zwischen Fürst und Volk nach Kyrene dem Zeus L. nur den Zeus des Wolfsberges, 

auf Rat der Pythia berufen worden war, dem natürlich auch die Wölfe heilig waren; 

Studniczka, Kyrene 15. E.Maafsa,. a. 0.401 f. der Wolf aber ist das Symbol des Flucht* 

Auf einem Schalenbilde aus Kyrene (abg. Arch. lings, des Verbannten (s. Bd. 1 Sp. 413 
Zeit. 1881 Taf. 12, 3. Baumeister, Denkmäler 10 Z. 42ff.); Zeus Lykaios ist also eng verwandt 

p. 784 nr. 840. Studnicska a. a. 0. 14 Fig. 7), mit dem Zeus Lykoreios (s. d.) vom Parnass, 

sowie auf kyrenaiischen Münzen (vgl. die S. 15 und wie dieser als Phyxios aufzufassen; vgl. 

Anm. 57 angeführte Litteratur) hat Studnicska Thuk. 5, 16, 3 und den von Immerwahr 23 zum 

den Lykaiostypus nachgewiesen, wie ihn alt- Vergleich herbeigezogenen Asylgott Lykoreus 

arkadische Münzen (abgeb. S. 14 Fig. 9; zu bei Piso bei Serv. ad Verg. Aen. 2, 761. Nur der 

der S. 15 Anm. 56 und von Immerwahr a. a. 0. Vollständigkeit halber sei-erwähnt, d&h Berard 

lff. gegebenen Litteratur vgl. noch Head, a. a. 0. 59 ff. 92 f. 116 den Kult des Zeus L. 

Hist. hum. 372. 373 Fig. 242. Zeitschrift für phoinikischen Ursprunges sein läfst und den 

Numismat. 9 Taf. 2, 11, 12) zeigen. Gott dem Baal gleichsetzt. Vgl. Leukaios. 

Dem Zeus L. zu Ehren ward das Fest der 20 — 2) des Pan, Anth. Pal. 6, 188. Porphyr. 

Av%aia (Zrjvog naväyvgig AvuaCov Find. Ol. de antro nymph. 20. Verg. Aen. 8, 343. Dion. 

9, 102; vgl. Nem. 10, 48) gefeiert, Schol. vet. Hai 1, 32. Liv. 1,5,2. lustin. 43, 1, 6. Calpurn. 

Find. Ol. 7, 153. Kleophanes im Schol. Pind. 4, 133. Myth. Tat. 3, 8, 1. Pan sollte auf dem 

Ol. 9, 143; vgl. Schol. ebenda 13, 150. Nach Lykaion geboren sein, Pindar bei Serv. ad Verg. 

Polemon im Schol. Pind. Ol. 7, 153 bestand Georg. 1, 16 [mehr bei Boscher, PhilologusTH. F. 

der Preis für den Sieger in einem ehernen 7 (1894), 370f.; vgl. ebenda S. 362ff. R.] und 

Dreifufs, vgl. Schol. Pind. a. a. 0. 01 avzö&i besafs daselbst ein Heiligtum. Paus. 8, 38, 5, 

vi-nävtsg CHsi'eoi zifiwvzui und Schol. Pind. nach letzterer Stelle ist der Kultus des Pan 

Nem. 10, 87; diesen ausdrücklichen Zeugnissen Lykaios älter als der des Zeus L.; vgl. Dion. 
gegenüber darf man nicht aus Xenoph. Anab. so Halik. 1, 32 'Aqkccoi yäg &smv dgxciiözazög 

1, 2, 10 (Ssviae 'Ag%ag zu Avuaia £&vae «at zs Kai zifiicozatog o JJdv. Nach dem Vorgang 

ay&va s&vks. zä äs ad-Xu fjauv azlsyyiäeg von Welcker, Gr. Götterl. 1, 453 setzen Immer- 

Xevßcci) mit Lauer, System d. griech. Mythol. wahr a. a. 0. 17, 93, 204ff. und Berard a. a. 0. 

184 schliefsen, dafs der Siegespreis stets in 62ff. den Pan (= #aoor) Lykaios dem Helios 

ozleyyidig bestanden hätte; mit Recht weist gleich, erst hieraus habe sich der Charakter 

Immerwahr a. a. 0. 6 darauf hin, dafs die von des Herdengottes entwickelt, s. dagegen aber 

einem Söldnerführer in Kleinasien für Wett- Mannhardta,.a,.0.2,127S.u.Boscher,Seleneli9ü. 

kämpfe ausgesetzten Preise uns durchaus nicht Mehr s. unter Pan. — 3) des Apollon, Hesych. 

zwingen, ein Gleiches für die wirklichen Spiele Avnaiov «a! &vfißgalov zbv Ilv&iov xal zov 
in Arkadien anzunehmen. Von Menschen- 40 iv Xgvarj, wohl = Lykeios (s. d.). Vgl. Boscher 

opfern, die dem Zeus L. dargebracht wurden, im Phüologus N. F. 7 (1894), 370 f. [Höfer.] 

berichten Plato Min. p. 315c. de republ. 565d. Lykaisos (Aviiaieog = Avxai&og), Alkman, 

Theophrastos bei Porphyr, de abst. 2, 27; vgl. Partheneion 1, 1, 2. P.L.G. 3 4 p. 30; vgl. p. 35, 

Paus. 8, 38, 7. Plin. hist. not. 8, 34, und zwar nach Bergk p. 29 ein sonst nicht bezeugter 

soll Lykaon zuerst dem Zeus ein Kind ge- Hippokoontide , nach Blafs' Lesung des Scho- 

opfert haben, Paus. 8, 2, 3; das Nähere hier- lions z. d. St. {Bhein. Mus. 40 1885 S. 4f.) der' 

über sowie über die Wolfsverwandlung des Derite (vgl. ob. Bd. 1 Sp. 992 'Dereites'), iden- 

Lykaon s. im Art. Lykaon u. ob. Bd. 1, 2472. tisch mit dem Lykos in Schol. Pindar Ol. 10, 15. 

Was die Deutung des Zeus Lykaios anbe- P.L. G. 3\ 172 frg. 58, wo statt 'AX-xaiog 'An- 
langt, so ist er von den meisten Forschern 50 kuccv zu lesen sei. [Tümpel.] 
(Litteratur bei Immerwahr 16 Anm. 1) für einen Lykaithos (Avhui&os), König von Korinth, 
Lichtgott erklärt worden; diese Hypothese Nachfolger des Bellerophontes, Vater des Kreon 
ist jedoch von H. D. Müller, Myth. d. griech. (Schol. Eurip. Med. 20). [Schirmer.] 
Stämme 2, 78ff. Immerwahr a. a. 0. 16f. Boscher Lykan (Avaäv), s. Lykon nr. 1. 
a. a. 0. 705 widerlegt worden; Müller a. a. 0. Lykaon {Avv.aa>v, -ovog), Name zahlreicher 
81 ff. hielt den Zeus L. für einen chthoni- mythischer Personen. 1) Trojaner, Sohn des 
sehen, für einen imHochsommer die Vege- Priamos und der Laothoe, 'II. 3,333. 20,81. 
tation mordenden Gott; doch auch diese An- 21,35. 22, 46ff. 23,746. Nonn. 22, 379. Quint. 
sieht sowie die aller derjenigen, die in dem Smyrn. 4, 158. 384. 393. ApoTlod. 3, 12, 5. Strab. 
Zeus L. den Gott des Hochsommers und in 60 1, 41. 13, 585. 620. Luc. adversus indoct. 7. 
dem Feste der Avkkicc eine Sonnenwendfeier Laothoe war die Tochter des Lelegerfürsten 
sehen, so besonders Mannhardt, Wald- und Altes und gebar dem Priamos zwei Söhne, 
Feldkulte 2, 336 ff., wird hinfällig durch den Polydoros und Lykaon. Beide tötet Achilleus. 
von Immerwahr a. a. 0. 20 f. erbrachten Be- Den Lykaon hatte er einst bei Nacht in Pria- 
weis, dafs die Xenoph. Anab. 1,2, 10 erwähnte mos' Garten gefangen genommen und an 
Feier der Avxaicc, die natürlich selbstverständ- lasons Sohn (bei Quintus a. 0. Euneus genannt) 
lieh mit dem in Arkadien gefeierten Feste zu- nach Lemnos verkauft. Von dort löste ihn sein 
sammenfiel, [allerspätestens Mitte Mai statt- Freund Eetion von Imbros und sandte ihn 



2169 



Lykaon (Lykier etc.) 



Lykaon (Arkader) 
Pausanias 



2170 



nach Arisbe, von wo er heimlich entwich und 
nach Troja zurückkehrte. Aber schon am zwölf- 
ten Tage nach seiner Heimkehr führt ihn sein 
Unstern wieder dem Peliden, und zwar unbe- 
waffnet, am Skamandros in die Hände. Rüh- 
rend fleht er ihn um Schonung an und ver- 
spricht ihm das dreifache Lösegeld; unbarm- 
herzig tötet ihn der racheschnaubende Achill 

mit dem Tröste: rt'ij ölotpvoeou ovzoog; Kaz&avs an „- ,. ,. „. ,,.-.-. 
«ai IUzqokXoq, Z* tQ oto nöllov fairmv, und 10 f n Hahpheros 24 Ahpheros 
schleudert ihn mit höhnenden Worten in den trenetor 

brausenden Strom. [Töpffer, AU. Gen. p. 185 f. 
Den Tod des Lykaon sieht Robert dargestellt 
(Arch. Zeit. 1878 p. 31) auf der Münchener 
Vase nr. 370 {Gerhard, Trinksch. u. Gef. Taf. 6, 
4 — 6), während Gerhard Dolon, Jahn und 
PanofJca Achill und Penthesileia erkennen. — 
Stephani, C. r. p. Va. 1873 p. 170f. erklärt für 
Lykaon den bärtigen, zum Auszug in die 
Schlacht gerüsteten Krieger auf dem von ihm 20 



Gründer von 



Apollodor 

24 Teleboas 

25 Physios 

26 Phassos 

27 Phthios, vgl. 
Phthia in 
Thessalien 

28 Lykios 22 ... [Lykios?] Lykoa 
~ ~ Aliphera 

31 Bukolion 

32 Sökleus 

33 Phineus 

34 Eumetes 

35 Harpaleus 

36 Portheus 

37 Piaton 

38 Haimon, vgl. 
Haimonia 



p. 131 unter nr. 134 verzeichneten Vasen- 
gemälde: Mus. Gregor. 2 tav. 63, 2. Gerhard, 
Auserl. Vasen 150. Ges. Abh. Taf. 11, 3 etc. 
Drexler.] 

2) Fürst der Lykier, Vater des Pandaros, 
II. 2, 826 u. Eustath. z. d. St. 4, 89. 5, 95. 101, 
169ff. [Marquardt, Cyzieus p. 128f. Drexler.] 

3) Sohn des Pelasgos (s. d.), König der Ar- 
kader, Hesiod frgm.71 Bzach. Strab. 5 p. 221. 
Apollod. 3, 8, 1 nach Akusilaos. Als seine Mutter so 
nennt Apollodor die Okeanostochten Meliboia 
oder nach anderer Angabe Kyllene, Schol. 
Eurip. Orest. 1642. * Mit vielen Frauen erzeugte 
er viele Söhne. Die bei Apollodor angegebene 
Zahl 50 stimmt weder mit seiner noch mit der 
Aufzählung bei Pausanias 8, 2, und ist daher 
nur als eine runde zu nehmen. Diese zwei 
Hauptquellen weichen in verschiedenen Punkten 
von einander ab. Als Söhne des Lykaon nennt: 



39 Kynaithos 

40 Leon 

41 Harpalykos 

42 Heraieus 25 Heraieus 

43 Titanas 

44 Mantinoos 

45 Kleitor 



14 Mantineus 



Apollodor 

1 Mainalos 

2 Thesprotos 

3 Helix 

4 Nyktimos 

als jüngsten 

5 Peuketios 

6 Kaukon 

7 Mekisteus 

8 Hopleus 

9 Makareus 

10 Makednos 

11 Horos 

12 Polichos 

13 Akontes 

14 Euaimon 

15 Ankyor 

16 Archebates 

17 Karteron 

18 Aigaion 

19 Pallas 

20 Kanethos 

21 Prothoos 

22 Linos 

23 Korethon,vgl. 

Korythos in 
Arkadien u. 
Etrurien 



Heraia(8,26,l) 

Mantineia 
(Kleitor in Ar- 
kadien , ge- 
gründet von 
Kleitor, Azans 
Sohn, Paus. 8, 
4, 4. 21, 2) 

46 Stymphalos 

47 Orchomenosll Orchomenos Methydrion, 

Orchomenos 

Pausanias zählt aufser den 10 mit Apollodor 
übereinstimmenden noch folgende Söhne auf: 
3) Orestheus, 4) Phigalos, 5) Trapezeus, 6) Da- 
seatas, 9) Akakos, 10) Thoknos, 12)Hypsäs und 

Pausanias 40 13) (Melaineus? oder Thyraiatas?), 15) Te- 

Gründer von geates, 17) Kromos, 18) Charisios, 19) Triko- 
16 Mainalos Mainalon lonos, 20) Peraithos, 21) Aseatas, 23) Suma- 

teus, 26) Oinotros. Man sieht, es sind lauter 
Eponymen und Ktisten von peloponnesischen 
Städten; nur Oinotros geht nach Italien und 
wird dort König von Oinotrien. Dasselbe Re- 
sultat ergiebt sich aus der Betrachtung der 
Namen bei Apollodor, nur dafs hier der Kreis 
der Gründungen weiter gezogen ist, vgl. z. B. 

50 Thesprotos und Makednos, und dafs an Stelle 
des Oinotros Peuketios genannt ist, denn Peu- 
ketier und Oinotrier gehören zusammen. Auch 
Bionysiosvon Halilcarnaß 1, 1 1, 13 zählt 22 Söhne 
des Lykaon auf, darunter den Peuketios; er 
unterscheidet aber zwei Träger des Namens 
Lykaon, einen älteren, Sohn des Aizeios, Vater 
der Deianeira, und einen jüngeren, Sohn des 
Pelasgos und der Deianeira. Nach allen diesen 
Genealogieen ist anzunehmen, dafs man damit 

60 die Gründung der nach diesen Lykaoniden ge- 
2 Pallas Pallantion nannten Städte schon auf die Pelasger zurück- 

führte. Darauf weist schon das Hesiodfragmentll 
bei Strab. 5, 221 hin. Wie kommt nun zwischen 
jene und den Pelasgos Lykaon hinein? Nach 
Pausanias war er ein hervorragender Koloni- 
sator und Kulturförderer von Arkadien, gründet 
auf dem Berge Lykaios Lykosura und setzt den 
Kult des Zeus Lykaios ein. Vgl. Schal. Eurip. 



8 Helisson Helisson 
1 Nyktimos 
als ältesten 



7 Makareus Makaria 



&,■ 



2171 Lykaon (Arkader) Lykaon (Arkader) 2172 

Orest. 1648 („er nannte den Zeus Lykaios und Zeus mitgebracht, der nun naturgemäfs den 
setzte die Lykaiischen Spiele ein"). Nach des pelasgischen Lykaon verdrängen mufste. 
Hygin fab. 225 gründet er dem kyllenischen Den Namen behielten sie als Beinamen bei, 
Hermes einen Tempel. Aber er brachte zum aber dieser erforderte eine Erklärung; diese 
Altar des Lykaiischen Zeus ein Kind und erfolgte natürlich auf Grund des Anklangs des 
opferte es und besprengte den Altar mit dem Namens an ein griechisches Wort. Und nach 
Blute, worauf er alsbald beim Opfer in einen der alten Erfahrung, dafs der verdrängte Gott, 
Wolf verwandelt worden sei. Nach altarka- wenn er sich mit dem einwandernden nicht 
discher Sage berichtet dies Pausanias. Von assimilierte, in die Biolle eines bösen Geistes 
dem Frevelmut der Söhne des Lykaon weifs 10 oder Bösewichts gedrängt wird, wurde nun 
er nichts, ja selbst das Menschenopfer des aus ihm der Frevler gegen die neuen Götter, 
Lykaon erscheint weniger aus Frevelmut, als der Unmensch, der ihnen Menschenopfer vor- 
aus roher und gefühlloser Gesinnung bei sonst setzt und zur Strafe dafür in einen Xvxos ver- 
guter Absicht hervorgegangen. — Bei Apollo- wandelt wird. Wollen wir also die wahre 
dor und Ovid (Met. 1, 196 — 240) erscheint die Bedeutung des Namens Lykaios, Lykaon u. s.w. 
offenbar schon etwas jüngere Wendung der erkennen, so müssen wir ihn als ein pelasgi- 
Sage, wonach Lykaon und sein Haus durch sches Wort betrachten. Sind nun — wie doch 
ihren. Übermut und ihre Gottlosigkeit den kaum geleugnet werden kann, — Pelasger und 
Zeus veranlassen, sich durch persönliches Er- Etrusker stammverwandt, so dürfen wir bei 
scheinen hiervon zu überzeugen. Bei Apollo- 20 Lykaon vielleicht an das etruskische Wort 
dor erscheint nun das Menschenopfer, und Lucumo denken, das nach Servius zu Verg. 
zwar auf Bat des ältesten Sohnes Mainalos, Aen. 2, 278. 8, 478 König bedeutet. Dann 
als eine Verhöhnung der Götter, die noch ge- würde Lykaon entweder, als Mensch betrach- 
steigert wird dadurch, dafs das geopferte Kind tet, einen König, oder als der altpelasgische 
dem unerkannten Zeus zum Mahle vorgesetzt Gott betrachtet, den König der Götter be- 
wird, während Ovid den Lykaon selbst das zeichnen, an dessen Stelle die Griechen den 
Kind, das hier üderdies kein Landeskind, Zeus setzten und Lykaios benannten, weil er 
sonderneineGeiselausdemMolosserlandist,dem den Frevler Lykaon, zu dem der alte Pelasger- 
Gott zum Mahle vorsetzen läfst, um zu erproben, gott herabgedrückt worden war, in einen Wolf 
ob er wirklich der Gott ist, als den er sich zu 30 verwandelt hatte. Andere Versionen der Sage 
erkennen giebt. Kein Gewicht ist darauf zu von Lykaons Frevel, dafs z. B. der Geschlach- 
legen, dafs der Gott den Tisch umgestofsen tete der eigene Sohn Nyktimos gewesen (Tzetz. 
habe (Apd. a. a. 0.; ähnlich Hyg. fab. 176), Lyk. 482), oder sein Enkel Arkas, der Sohn 
da dies nur ein Erklärungsversuch des Orts- seiner Tochter Kallisto (Eratosth. Kataster. 8. 
namens Trapezus ist, den Pausanias auf den Hyg. Astr. 2, 4), ändern an unserer Auffassung 
Namen seines Gründers Trapezeus zurückführt. nichts, ebensowenig die obige Deutung des 
Wichtiger ist, dafs Zeus nun entweder den Namens Lykaon, der ja immerhin in der pe- 
Lykaon und seine Söhne bis auf Nyktimos, lasgischen Sprache auch etwas anderes bedeutet 
für den Gaia Fürbitte einlegt, mit dem Blitz haben kann, nur nicht vom griechischen Stamme 
erschlägt (Apd.), oder den Lykaon in einen 40 Ivx- abgeleitet werden darf. 
Wolf verwandelt und sein Haus mit dem Eduard Meyer, Forschungen zur alten Ge- 
Blitze vernichtet — und dafs bei beiden dieser schichte 1, 66 ff. setzt den Lykaon gleich mit 
Frevel des Lykaon bez. seiner Söhne als Ver- dem Zeus Lykaios; Sam Wide, Lakonische 
anlassung der Deukalionischen Flut angegeben Kulte S. 12 nimmt wenigstens eine nahe Ver- 
wird. Die Vergleichung dieser Wendung der wandtschaft beider an; vgl. auch Immerwahr, 
Sage mit der bei Pausanias kann kaum einen Sie Kulte u. Mythen Arkadiens 1 , 1 ff. Dafs. 
Zweifel übrig lassen, dafs dieser der Ursprung- aber in der Überlieferung Lykaon neben dem 
liehen Gestalt näher kommt und dafs jene lykäischen Zeus als frevelnder, strafwürdiger 
Weiterbildungen und Übertreibungen bieten. Heros auftritt, erklärt sich offenbar am natür- 
Dafs die Sage von der Verwandlung des Ly- 50 lichsten daraus, dafs er ursprünglich nicht 
kaon in einen Wolf durch die Übereinstim- identisch mit Zeus, sondern ein durch dessen 
mung mit Xvnog in griechischer Zeit veranlafst Kult verdrängter vorgriechischer Gott mit 
worden ist, liegt auf der Hand, ebenso, dafs einem an das griechische Ivnog erinnernden 
durch die altarkadische Sage, die Pausanias Namen war, ebenso die Fabel über seine Ver- 
erzählt, die zahlreichen Orte, deren Gründung Wandlung aus dem Anklang seines Namens 
auf die Lykaoniden zurückgeführt wird, als an das griechische Wort. Wenn Pausanias 
vorhellenische, pelasgische bezeichnet werden. a. a. 0. noch weiter berichtet, dafs nach arka- 
Demnach Bind wohl auch die Namen selbst discher Sage auch später noch immer beim 
als pelasgische zu betrachten, die nur zu grie- Opfer des lykäischen Zeus einer, natürlich der 
chischen volksetymologisch umgebildet worden 60 Opfernde selbst, in einen Wolf verwandelt 
sind. Ist das richtig geschlossen, so ist auch worden sei, der aber, wenn er kein Menschen- 
die Wurzel der Namen Lykaon, Lykaios -Berg, fleisch frafs, nach neun Jahren wieder Mensch 
Lykosura nicht griechisch, sondern pelasgisch, wurde, so widerspricht dies obiger Auffassung 
und die Griechen haben bei ihrer Einwände- nicht. Preller, Gr.Myth.l 3 , 101 und Robert in 
rung jene Namen schon vorgefunden. Also der neuesten Auflage dieses Buches erblicken 
haben sie ohne Zweifel auf dem Berge Ly- in dieser Sage mit ßecht eine mythologische 
kaios auch den Kult des Lykaios oder Lykaon Begründung des in diesem Kult bestehenden 
vorgefunden. Sie haben aber den Kult des Gebrauchs, nicht nur Tiere, sondern auch 



2173 Lykaonia Lykegenes 2174 

Menschen zu opfern, welches Opfer zugleich Eine Nymphe im Gefolge der Artemis, Clau- 

für nötig zur Sühne, aber doch auch zugleich dian. de cons. Stilich. 3, 252. 276. 292. [Eöfer.] 

für eine Blutschuld galt, daher der Beteiligte Lykastia (,luiia(m'a),Eponyme der Amazonen- 

fliehen mufste, aber nach neunjähriger Bufse Ortschaft bei Themiskyra, Schol. Apoll Bhod 2 

gereinigt wieder zurückkehren durfte. Doch 373. 999. [Klügmann.J ' 

konnte diese Sage natürlich erst entstehen, Lykastiai (Avnäaxica) = Amazonen, Apoll 

als man von der ursprünglichen Bedeutung Bhod. 2, 999; vgl. Schol. Avxdoucu: xooqCov xfig 

des Lykaon keine Ahnung mehr hatte und Aivxoevqiug, u<p' ov AmiaatCag elxs rag 'Aaa- 

eme Erklärung des Namens suchte. £<W<?. Pherekydes im Schol. Apoll. Bhod. 2, 373 
Auch eine Tochter Lykaons wird erwähnt: 10 nennt drei Städte der Amazonen, Lykastia 

sie heifst bald Dia, Tzetz. Lyk. a. a. 0., bald Themiskyra und Chadesia, vgl Bd. 1 Sp 272 

Hehke, Serv. Verg. G. 1, 246, am häufigsten Z. 51. Vgl. Lykasto. [Höfer.] 

Kalhsto (s. d.), Paus. 8, 3, 3. Apd. 3, 8, 2, 2. Lykasto (?). Auf dem Obv. autonomer Mün- 

Ovid Met. 2, 496. Eine Tragödie Lykaon schrieb zen von Amisos erscheint ein weiblicher Kopf 

Xenokles, Ad. v. h. 2, 8. [Vgl. auch P. Welzel, bedeckt von einem Tierfelle, welches Mi. 2 

De Iove et Pane dis Arcadibus. Vratisl. 1878 342, 58 allgemein als „peaud'animaV'Millingen 

passim, besonders p. 11—13. Töpffer, AU. Bec. de quelques med. gr. ine'd. p. 59 PI. 3, 14 

Geneal. p. 217 Anm. 2. Victor Berard, De als „depouille d'un gnffon" bezeichnen, wäh- 

l ongine des cultes arcadiens. Paris 1894. (Bibl. rend Read, H. N. p. 425. Wroth, Cat. of gr 
des ecoles fr. d'Athenes et de Borne. Fase. 67) 20 coins. Pontus p. 20 nr. 79 PI. 4, 3 und Imhoof 

p. 51 ff. Schweisthal, Gaz. arch. p. 225. Gottfr. Griech. Münzen p. 46 (570) nr. 29, Taf 3 20- 

Goerres, Studien z. gr. Myth. 1. Folge. Berlin nr. 30 darin ein Wolfsfell erkennen. Head 

1889. (Berl. Stud. f. cl. Phil. u. Arch. 10, 2) schlägt frageweise den Namen „Lykasto" vor, 

p. 6—71 „Lykaon". Lykaon wird nach Lugebil, wozu Imhoof bemerkt, dafs er damit die Epo- 

Jahrbb. f. cl. Phil. 125, 1882 p. 725 auch be- nyme der Lykastischen Amazonen bezeichnen 

handelt in dem in russischer Sprache ab- will. Da der Name Lykasto nicht überliefert 

gefassten Werke von Leopold Wojewodsky, ist, wird man besser die Bezeichnung „Lykastia" 

Der Cannibalismus in den griech. Mythen. (s. den vorstehenden Artikel) wählen. Themis- 

St. Petersburg 1874. Drexler.] kyra, in dessen Nähe Lykastia lag, gehörte 

4) Sohn des Neleus und der Chloris, Schol. 30 nach Strabo 12, 547, Hirschfeld in Pauly- 
Ap. Bhod. 1, 156. Apollod. 1, 9, 9 hat dafür Wissowa, B. E. 1 Sp. 1839 zum Gebiet von 
iTlaon. Amisos. [Drexler.] 

5) Sohn des Ares, nur Eurip. Alk. 515. Lykastos (^Wtos), l)Eponymos dergleich- 
\ptithey, Bonner Jahrbb. 53 p. 42. Drexler.] namigen kretischen Stadt, Eingeborener oder 

6) Sohn des Poseidon, Bruder des Eorytos Sohn des älteren Minos (Steph. Byz s. v. Eust 
in Kyrene, Phylarch in Schol. Ap. Bhod. 4, 1561. zu Born. p. 313, 13). Nach Diod. 4, 60 hiefs 

7) Sohn des Hermes, Schol. Theokr. 1, 122. seine Mutter, die Gattin des Minos, Itone, die 

8) König von Emathia, Ael. nat. an. 10, 48. Tochter des Lyktios, seine Gattin Ide, die 
9} Ein Lotophage, Anthol. 11, 284. Tochter des Korybas, mit der er den jungem 
10) Em Metallkünstler aus Gnossos, Verg. 40 Minos zeugte. Dieser Tradition folgt auch 

Aen. 9, 304. Socrat. Arg. bei Schol Eurip. Bhes. 28, der 
[11) Sohn des Eurypylos, oben 1 Sp. 1429 neben Minos noch Sarpedon und Rhadaman- 
unter Eurypylos 6. Studniczka, Kyrene p. 119 f. thys als seine Söhne nennt (hier die Form 
Drexler.] Asv-naetog). — 2) Ein Kreter, der mit der 
Wenn nun der Name auch bei reingriechi- Tochter des Kydop, Eulimene, geheimen um- 
sehen Trägern vereinzelt vorkommt, so ist das gang gepflogen hatte. Als diese nun während 
ja bei seiner Verwandtschaft mit Ivxog nicht eines Aufstandes gegen den Vater das Los 
befremdlich; in seiner Urbedeutung aber scheint trat", sich als Jungfrau den einheimischen He- 
er auf ein nichtgriechisches Wort zurückzugehen; roen zu opfern, und hierbei die Folgen jenes 
Lykaon 1 ist ein Leleger, Lykaon 2 ein Lykier 50 Umganges an den Tag kamen, wurde Lykastos 
und Lykaon 3 ein Pelasger. [Weizsäcker.] von Apteros, dem Kydon die Tochter zugesagt 

Lykaonia, Personifikation der Landschaft hatte, getötet (Asclep. bei Parthen. Erot. 35). 

Lykaonien, ist dargestellt auf Münzen des — 3) Sohn des Ares und der Phylonome, der 

Septimius Severus von Tarsos, s. ob. 2 Sp. 358 Tochter des Nyktimos, den mit seinem Bruder 

s. v. Isauria. [Drexler.] Parrhasios die Mutter aus Furcht vor ihrem 

Lykaonides (Amaovtöqg), Arkas als Enkel Vater im Erymanthos aussetzte. Von einem 

des Lykaon, Theokr. 1, 126 und Fritzsche z. d. Hirten aufgezogen, erwarben beide später die 

St. Der Plural Avxaovidai findet sich bei Herrschaft über Arkadien (Zopyr. bei Plut 

Poseidippos bei Steph. Byz. s. v. Zelsiu p. 295. paräll. 36). [Schirmer.] 

[Höfer.] 60 Lyke (Avkji), eine Amazone ( Val. Flacc. Arg. 

Lykas (Avuag), ein Dämon auf einem alten 6, 374 [und in Trajans Gedicht Anthol. tat. 392 

Bilde im bruttischen Temesa, der ein Wolfs- Biese. Klügmann]). [Schirmer.] 

feil trug, angeblich der Geist eines von den Ein- Lykegenes {Avxriy evrjg), Beiname des Apollon, 

geborenen gesteinigten Gefährten des Odysseus Hom. II. 4, 101. 119. (Etym. M. 400, 23. Etym. 

(Paus. 6, 6, 7 ff.). [Bohde, Psyche p. 180 Anm. 1. Gud. 222, 61); nach Etym. M. 767, 54- vgl 

Drexler.] Mehr Bd. 1 Sp. 247 7 ff. [Schirmer.] Schol. Hom. II 2, 824. Hesych. s. v. Avxrjysvh 

Lykaste (Avxäoxij), 1) eine Bassaris, Nonn. = 6 h AvyiCa yeyevrificvog; vgl. Schol Hom 

Dion. 14, 225; 29, 263. 275. [Schirmer.] — 2) II. 4, 101. 'Steph. Byz. s. v. Tsyvqa. Nach 



2175 Lykeia Lykeios 2176 

Ael. nat. an. 10, 26 soll er den Beinamen führen, vgl. Diod. 5, 56). Erwähnt ist er ferner bei Alle- 
weil sich Leto, um den Nachstellungen der man fr. 73 (36) u. 83 f. (35). _ Auf seinen Dienst 
Hera zu entgehen, in eine Wölfin verwandelt deuten auch hin die AvxiäSsg^ Au-xeSaipovicov 
hatte (Aristot. hist. an. 6, 29, 2. Antig. Earyst. bei Hesych. s. v. Auch das Avxiov itoröv (bei 
Mir. 61); doch hängt das Epitheton mit dem Soph. Philoet. 1461) auf Lemnos wurde von den 
Stamm Xvx leuchten zusammen und bezeichnet alten Erklärern auf Lyk. bezogen (Schol. z. 
den Gott als den Lichtgeborenen s. Bd. 1 Sp. 423 d. St.; vgl. Zenob. 4,9,9. Hes. u. Suid. s. v.). 
Z. 6. Vgl. Lykeios u. Lykaios 3. [Höfer.] Vgl. Welcher, Griechische Götterlehre 1, 476 ff. 
lykeia (Avxsia), Beinamen der Artemis in [Vgl. ferner Menand. in Spengel, Bhet. Graec. 
Troizen mit einem ihr von Hippolytos ge- 10 3, 445. Schol. Arist. av. 369. Philostr. Heroik. 
stifteten Tempel, Paus. 2, 31, 4. Zur Erklärung 10, 4 p. 711. Schol. Soph. Oed. rex 919. Hesych. 
dieses Beinamens weifs Pausanias nichts Siehe- (Kallim. fr. an. 197 p. 745 Schneider): AvxjiiäSeg 
res anzugeben; entweder habe Hippolytos die xögaf zbv uql&hov^ X' ', o>C zbväcoQ HOfiifrvocu 
Gegend von Wölfen befreit, oder der Beiname eis zb Avxsiov Ad-qvrjaiv. Eust. ad JZbm. II. 
Lykeia sei bei den Amazonen, deren Königin 354, 17. > Stat. Theb. 10, 344. Inschrift aus 
Antiope die Mutter des Hippolytos war, ge- Megaris AnöXovog Avxeio, Lebeque, De oppidis 
bräuchlich gewesen oder sftj ä' av fri xul et portibus Megaridos 37 = Le Bas 2 p. 209 r. 
qtto ov yivioGxöpevov vn efiov. Der Name Corr. hellen. 2 (1878), 515. Boehl, Inscr. G. 
weist wohl auf die Kultverbindung mit dem A. 11. Cauer, Delectus* nr. 100. Dittenberger, 
Apollo Lykeios (s. d.) hin. [Höfer.] 20 Inscr. Graec. Graeciae Septentrion. 1, 35. Aus 
Lykeios (Avxuog), Beiname des Apollon als dem Apollontempel von Kalymna val zbv 
des Lichtgottes, wie er Hom. h. Ap. 440ff. be- Aia. xal zbv 'AnoXXmva zbv Avx[iov xal zdv 
sungen wird, ohne Zweifel herzuleiten von der räv, Newton, Anc. greelc inscr. Brit. Mus. 2, 299 a 
Wurzel Xvx- leuchten (vgl. ä(iq>iXvxrj, Xvxoycog, p. 86 = Corr. hellen. 10 (1886), 240 Anm. 1. — 
Xvxäßag, Xvxavyriq, XvKoudrjg, Xv%vog. Curtius, Keil, Apollo in der Milyas, Hermes 25 (1890), 
Grundz. 160f. u. d. Art. Apollon Bd. 1 Sp. 423). 319; vgl. Wochenschr. f. Mass. Phil. 1890, 1014 
Die Volksetymologie aber, der sich die Dichter ergänzt die von Petersen- Luschan, Beisen in 
anschlössen, setzte den Namen in Beziehung Lykien etc. p. 174 nr. 244a als j;e7j]o[(i](H 
zum Wolfe (Aesch. Agam. 1257 u. 1259. Soph. 'ATtöX\X]iovo[g IT]v[&~\iov gelesene Inschrift zu 
El. 6. Paus. 2, 19, 3. Eust. z. Hom. p. 449, 1), 30 'Anöl[X]rovo\g Äjvix^'ov. Auch die Inschrift 
einem häufig vorkommenden Attribute des Got- von Faros . . vxsiov wird mit Bangabi, Ant. 
tes (s. Apollon Bd. 1 Sp. 443), um dessen Er- hell. 2, 896 zu 'AnöXXmvog (nicht, woran Ban- 
klärung die Lokallegende sich bemühte (siehe gäbe auch dachte, dibg) ^a\vmiov zu ergänzen 
Paus. 2, 9, 7 u. 9, 14, wo der Gott, wie 8, 40, 5, sein. Zu Eur. frgm. 705 00 0ofß' "AnoXlov Avxie 
Avxiog heilst, und besonders Serv. Verg. Aen. s. Bobert, Pergam. Telephosfries , Jahrbuch 3 
4,377 [wozu man Siudniczka, Kyrene 150 ver- (1888), 101 Anm. 4. Über den Kultus des 
gleiche]. Macrob. Sat. 1, 17, 36 ff.; vgl. O. Apollon Lykeios in Metapontum (Inschrift 
Müller, Bor. 1, 305ff.). Bei den Tragikern ist 'AnöX\l~\ovog Av%[t>Cov], Kaibel, Inscr. Graec. 
dieser Avxuog (auch mit 'AnöXXcov oder uvat, Sicil. et Ital. 647) vgl. Gaeett. arch. 1883, 
verbunden) der die Freunde mächtig schützende, 40 63 f. American Journ. of Arch. 4 (1888) 
den Feinden furchtbare Helfer (Aesch. Sept. 145. nr. 1; Classical Bevieiv 2,2991. o. Bömische 
Suppl. 686. Soph. Oed. tyr. 203. 919. Eleetr. Mitteil. 6 (1891), 363. Apollini Lycio, In- 
645. 655. 1379). Soph. Oed. tyr. 203 ff. ist er mit schrift aus Jader in Dalmatien C. I. L. 3, 2902. 
dem Lande Lykien in Verbindung gebracht, Auf Münzen von Athen ist Apollon Lykeios 
dessen Name mit dem des dort seit uralter nackend dargestellt, die ß. auf das Haupt ge- 
Zeit verehrten Lichtgottes zusammenzuhängen legt und in der L. den Bogen haltend, neben 
scheint. Über den Apollonkultus in Lykien, ihm ein Dreifufs auf einer Säule, abg. Beule, 
am Xanthos sowohl wie am nördlichen Fufse Les monnaies d'Athenes 285; vgl. Head, Hist. 
des Ida (Zeleia), s. O. Müller, Her. 1, 217 ff. num. 324 nr. 33. Catal. of greek coins in fhe 
Preller, Griech. Mythol. 1,201 f. Eine wichtige 50 Brit. Mus., Attica 53 nr. 402; dieser Typus 
Kultusstätte in Griechenland war Arg os. Hier entspricht dem vonZwc. Anach. 7_geschilderten 
war nach dem Gotte die ^hJwstos äyoqd, der des Apollon Lykeios :^ xy dgiOTSQÜ (ilvroTÖ^ov 
am Fufee der Larisa sich hinziehende Haupt- s%ovza, r\ de£ia de tutsp rrjs KfgjaÄJjs ävaiie- 
platz, benannt (Soph. El. 7. Hes. v. dyoqd Avx. nXccapivri, oder die L. berührt eine auf einer 
Eust. z. Hom. p. 354, 16), an dem das angeb- Basis ruhende Lyra, während die E. in der 
lieh von Danaos gegründete Heiligtum des eben geschilderten Lage bleibt, abgeb. Beule 
Gottes, das älteste {Schol. Soph. El. 6) und a. a. O. Catal. of greek a. a. 0. pl. 18, 2; vgl. 
hervorragendste der Stadt, gelegen war (Paus. ebend. p. 103 nr. 749. Head a. a. 0. 327 und 
2, 19, 3. Plut. Pyrrh. 31 u. 32, wo ein den die Gemme bei Chabouillet 206 nr. 1450. — 
legendarischen Kampf zwischen Stier und Wolf 60 Über die Münzen von Themisonion in Phry- 
darstellendes Denkmal erwähnt wird). Auch gien, welche das Brustbild des Apollon mit 
in Sikyon hatte Lyk. ein Heiligtum, wo ihn der Legende AYK[IOC] CQZQN zeigen, vgl. 
die Lokalsage als Beschirmer der Herden gegen Drexler unter Lykios. Auf lykischen Münzen 
die Wölfe feierte (Paus. 2, 9, 7. Hes. v. Xv- erscheint Apollon L. mit Bogen und Köcher 
xoxrövov &sov). In Athen hiefs der Gott Av- auf der Schulter, Head a. a. 0. 675. — 2) des 
xsiog als Hort des Lykeion, dessen Namen P an in Arkadien, Porphyr, de antr.nymph. 20, wo 
man aber auf den Pandioniden Lykos (s. d.) aber Av%uicp (s. Lykaios 2) zu schreiben ist. — 
zurückführte (Paus. 1, 19, 3. Steph. Byz. s. v.; 3) Aus Bekker, Anecd. 1, 277, 10 Avxewv: yvp- 



2177 Lyketos Lykomedes 2178 

vaawv riv ^'A&rjvrieiv, dno Avxmov nvög Kleinis, eines reichen Mannes in Mesopotamien. 

'AnöXXmvos 6vopae&£v, könnte man auf einen Als diesem Apollon verboten hatte, ihm nach 

Sohn des Apollo, Lykeios, schliefsen; doch ist Sitte der Hyperboreer Eselsopfer darzubringen, 

wohl auch hier Apollo selbst gemeint. Höfer.] widersetzte sich Lykios mit seinem Bruder Har- 

[Fr. Gull. Schwarte, De antiquissima Apollinis pasos dem Befehle. Im Zorne darüber machte 

natura. Berl. 1843 p. 37—40. B. de Block, Apollon die Tiere wütend und liefs sie Kleinis 

Le loup dans les mythologies de la Grece et de und seine Kinder überfallen. Die mitleidigen 

l'Balie ancienne (Ben. de l'instr.publ. en Belgique Götter aber verwandelten die Unglücklichen in 

Tome 20 p. 150-158. 224f. 227. 230f. Treuber, Vögel, den Hauptschuldigen Lykios in einen 

Geschichte der Lykier p. 70 ff. Curtius, Ges. 10 Raben (Anton. Lib. 20). — [5) Beiname des 

Abh 2 p. 173. Sozon (AYK • CQZQN) auf einer Münze von 

Kultusstätten werden verzeichnet bei Preller- Themisonion, welche die Büste des Gottes mit 

Bobert, Gr. M. I 4 p. 253. Die Lesung des Strahlenkrone und Gewandung r. h. zeigt, 

Namens auf einer Inschrift von Metapont Loebbecke, Zeitschr. f. Num. 12, 1885 p 348, 

(Roehl, I. G. A. 540. Kaibel, Inscr. Gr. Sic. et Taf. 14, 5 (Borrell, Num. Chr. 8 p. 35 nr. 3. 

It. 647. Fr. Lenormant, Gaz. arch. 8, 1883 Cat. Borrell nr. 351). Heads {H. N. p. 569) 

p. 63 f. Michele Lacava, Topografia e storia richtige Ergänzung von AYK zu AYK[tos] wird 

di Metaponto. Napoli 1891. 4°. p. 70 — 81. verworfen von Bamsay, Americ. journ. of arch. 

110—112. 210f.) wird daselbst Anm. 2 für and of the hist. of the fine arts 3, 1887 p. 362, 

zweifelhaft erklärt. Die von Lukian. Anach. 7 20 der AYK[a|3as] liest, worin ihm Graf Lancko- 

(vgl. Overbeck, Apollon p. 208 f.) erwähnte ronski, Städte Pamphyliens und Pisidiens 2 

Statue des Apollon Lykeios im Gymnasion zu p. 9 beistimmt. Drexler.] [Schirmer.] 

Athen erkennt man auf athenischen Tetra- Lyko (Avkco), 1) Tochter des Lakonerkönigs 

drachmen mit den Beamtennamen 'Emysvqg- Dion und der Iphitea. Sie empfing samt ihren 

ISsvav, Cavedoni, Osserv. s. le ant. monete di Schwestern Orphe und Karya die Gabe der 

Atene. Modena 1836 p. 11 und Nuovi i-tudi Weissagung. Als sie aber mit Orphe dem 

intorno alle monete ant. di Atene. Modena 1859 Dionysos den Umgang mit der von ihm ge- 

p. 25. Gardner- Imhoof, Num. Comm. on Pau- liebten Karya verwehrte, wurden beide in 

sanias p. 145 PI. CC, 18, 19. Cat. of the Gr. Wahnsinn versetzt und auf dem Taygetos in 

coins in the Brit. Mus. Attica p. 53 nr. 402. 80 Felsen verwandelt (Serv. Verg. ecl. 8, 30). [— 2) 

Head, H. N. p. 324. Beule, Les monnaies Beiname der Selene, Pap. Paris. 2276, van 

d'Athenes p. 285f. Der Wolf erscheint als Herwerden, Mnemosyne N. S. 16, 1888 p. 339 

Symbol des Apollon Lykios auf Münzen von Anm. Drexler.] [Schirmer.] 

Argos, Gardner- Imhoof, Num. Comm. on Pau- Lykoatis (Avyioäng), Beiname der in der 

sanias p. 35. G. Gr. C. Brit. Mus. Peloponnesus arkadischen Stadt Lykoa verehrten Artemis 

p. 136 ff. PI. 27. 28. Head, E. N. p. 366ff. Paus. 8, 36, 7. Immerwahr, Die Kulte und 

Zwei aufgerichtete Wölfe hält bei den Vorder- Mythen Arkadiens 1, 154. [Höfer.] 

pfoten Apollon auf Münzen von Tarsos, Fried- Lykoktonos (Avxoktövos) , Beiname des 

länder, Zeitschr. f. Num. 8, 1881 p. 10 Taf. 2, 6. Apollon als des Schützers der Herden, dem in 

Overbeck, Apollon p. 29, Münztafel 1 nr. 30. 31. 40 Argos Wölfe geopfert wurden, Soph. El. 6 und 

Drexler.] Vgl.^ Lykoktonos. [Schirmer.] Schol. Plut.sol. anim. 9. Aristarchos bei Hesy eh. 

Lyketos (AvKTjzog), Kampfgenosse des Phi- s. v. Xvkokzovov &sov. Schol. Arist. av. 369; 

neus, anf der Hochzeit der Andromeda mit vgl. bei Paus. 2, 9, 7 die Lokallegende der 

Perseus von diesem erschlagen (Ov. Met. 5, 86). Sikyonier vom Apollo Lykios (= Lykoktonos); 

[Schirmer.] Philostr. Her. 10, 44 p. 711 svxüfiE&a . . . 

Lykeus (AvY.svg) als Name eines Sohnes von 'AnöXXmvi Avtia ... tu phr fragtet (Wölfe) 

Lykaon bei Paus. 8, 3, 4 ist unsicher. Siehe xavxa TOig Savto'v rogois i^sXeiv und Festus 

Lykios nr. 3. [Schirmer.] p. 119 Lycii Apollinis oraculum in Lycia 

Lykia (Avula), Tochter des Xanthos, von maximae claritatis fuit, ob luporum inter- 

Apollon Mutter des Pataros, des Heros Epo- 50 fectionem. Vgl. Lykeios. [Höfer.] 

nymos der lykischen .Stadt Patara, Steph. Byz. Lykomedes, -is (AvKopfjSrig, -ous), m. 

s. v. ndrccQa p. 511. Eust. ad. Dionys. Per. 1) Sohn des Apollon und der Parthenope, 

129. [Höfer.] Paus. 7, 4, 2. 

Lykidas (Avxtöag), Kentaur auf der Hoch- 2) König der Doloper auf der Insel Skyros, 

zeit des Peirithoos (Ov. Met. 12, 310). Vater mehrerer Töchter, darunter der De'ida- 

[Sehirmer.] mia, Grofsvater des Pyrrhos-Neoptolemos, Apd. 

Lykios (Avxiog), 1) Beiname des Apollon 3,13,8. Ptolem. Hephaest. Nov. Eist. 1. Wester- 

von derselben Etymologie und Bedeutung wie mann, Mythogr. Graeci p. 365 Z. 20. Soph. 

Lykeios; s. d. (Diod. 5, 56. Paus. 2, 9, 7 und Philokt. 243. Zu Lykomedes brachte Thetis 

19,3. 8,40,5. Philostr. her. 10, 4). Vorzugs- 60 ihren Sohn Achilleus, welcher, da Peleus 

weise aber ist dieser Name üblich für den wegen seines Alters nicht mehr kriegstüchtig 

im lykischen Patara Orakel spendenden Gott war, den Zug gegen Troja mitmachen sollte. 

(l'ind. I'yth. 1,74. Verg. Am. 4,143. 346. 377. Da Thetis wufste, dafs er in demselben um- 

Prop. 3 (4), 1, 38; vgl. Eurip. Bhes. 225. Eor. kommen würde, so versteckte sie ihn in 

od, 3, 4, 62 ff. Pomp. Meli, 15. Stat.Theb. 8, 200). Weiberkleidung unter den Töchtern des Ly- 

S.Lykos3. — 2) Sohn desHerakles und der The- komedes, wo er den Namen Pyrrha, oder Issa, 

spiade Toxikrate (.4poZZod. 2, 7,8). — 3)Sohndes oder Kerkysera führte, Ptolem. a. a. 0.; vgl. 

Lykaon(v4poZtod.3,8,l;s.Lyktos). — 4) Sohn des 0. Jahn, Arch. Beitr. S. 352—378. Arch. Ztg. 

Eoschkb, Lexikon der gr. u. röm. Mythol. n. 69 



2179 



Lykomedes 



Lykopeus 



2180 



1858 Tf. 113. Auf Skyros erzeugt A. mit Dei- 
damia den Pyrrhos, mit dem Beinamen Neo- 
ptolemos (s. d.). — Als Theseus zu Lykomedes 
kam, stürzte dieser ihn von einem Felsen hinab, 
weil er fürchtete, der Ankömmling möchte ihm 
die Zuneigung seiner Unterthanen entziehen, 
oder weil er ihm seine auf Skyros liegenden 
Güter nicht herausgeben wollte, oder dem Me- 
nestheus zu Gefallen, Plut. Thes. 35. Paus. 1, 
17,6. Tzetz.Lykophr.iS24:. Sophokles hat ein 
(verlorenes) Stück „Die Shyrierinnen" ge- 
dichtet. Auch Euripides behandelte diesen 
Stoff dramatisch in den Zhvqwi. In der bil- 
denden Kunst wird ein Gemälde Polygnots (rn 
der Pinakothek der Propyläen in Athen?) er- 
wähnt, Paus. 22, 6, das Achill auf Skyros dar- 




des Phoinix an Lykomedes, um den Neopto- 
lemos, der sich bei letzterem aufhielt (vgl. Cic. 
Lael. 20, 75) als Kampfgenossen gegen Troia 
zu gewinnen, berichtet Apollod. Epit. Vatic. 
21, 8 p. 67 Wagner. Ebenda 6, 4 p. 58 (vgl. 
Plut. Cim. 8) wird Lykomedes als Mörder des 
Theseus erwähnt. Vgl. auch Strabo 9, 436 a. E. 
Gramer, Anecd. Paris. 3, 26, 7. 243, 30, wo 
Avuovfi^ärjg steht. Quint. Smyrn. 7, 292. Höfer.] 
10 [Sarkophagreliefs: Robert, Ant. Sarkophag- 
reliefs 2 p. 21 ff. Wandgemälde: J. Graeven, 
Tres picturae pompeianae. I. AchiUis inter 
Lycomedis filias deprehensus, Genethliacon 
Gottingense. Hai. Sax. 1888 [p. 112 — 144] 
p. 113—127. Vasengemälde: De Wüte, Cat. 
de la coli, d'ant. de M. A. Castellani. Paris 
1866 p. 30 f. nr. 70 = Coli. 
Paravey p. 28 f. nr. 59. Musee 
Bavestein 1 p. 187ff. nr. 206. 
B. Engelmann, Neoptolemos Ab- 
schied von Skyros (ßlon. d. Inst. 
11 T. 33), Verh. d. 40. Vers, 
deutscher Philo!, u. Schulmänner 
zu Görlitz. Leipzig 1890. 4°. 
p. 290 — 297. Bronzebecken im 
Gab. des med. et ant. de la Bibl. 
nat., Maurice Prou, Bassin de 
bronze du XI e ou du XII" siele 
representant la jeunesse d'Achille, 
Gaz. arch. 11, 1886 p. 38-43 
PI. 5. Drexler.] 

3) Sohn des Kreion, Held vor 
Troia, II. 9, 84, von Polygnot 
auf dem Gemälde in der Lesche 
in Delphi mit dreifacher Ver- 
wundung — an der Handwurzel, 
am Knöchel und am Kopfe — 
dargestellt, Paus. 10, 25, 6. [— 
4) Ein Kreter und Freier der 
Helena, Hes-iod im Schal. Victor. 
Honi. IL 19, 240 = frgm. 38 
Goettling. Höfer.] [Weizsäcker.] 

Lykon (Aiziav u. Avnwv), 1) 
Sohn des Hippokoon, den Hera- 
kles tötete {Apollod. 3, 10, 5, wo 
die Handschrr. Av-näv bieten). 



Lykomedes (in der Mitte hinter Ach.), Diomedes, Achilleus, Odysseus, 
Deidamia, Pompejan. Wandgemälde (nach Museo Borb. 9, 6). 

stellt. Auf einem Gorytos von Nikopol (Compte- 
rendu 1864 Taf. 4. Wiener Vorlegeblätter Ser.B) 
findet sich in zwei Streifen übereinander, die 
aber einander anschliefsend zu denken sind, 
nach Boberts Deutung Achill unter den Töch- 
tern des Lykomedes und auch dieser selbst auf 
einem Throne sitzend dargestellt. Die Darstel- 
lung gehöre dem fünften Jahrhundert an und 
sei nach dem Original des Polygnot gearbeitet, 



[Die Handschrift R zeigt Xvxcti v 
d. i. Ai-naL&os , Bich. Wagner, 
Bamenta Apollodorea in Griech. 
Studien Hermann Lipsnis z. 60. Geburtstag dar- 
gebracht. Leipzig 1894 p. 48. Drexler.] — 2) 
Ein Troer, von Peneleos getötet {II. 16, 335ff.). 
— 3) Ein anderer Troer, von Meriones getötet 
(Qu. Smyrn. 11, 91). — 4) Ein Grieche vor 
Troia, den Dei'phobos tötete (Qu. Smyrn. 8, 
300). — 5) Ein Satyr, der Dionysos nach In- 
dien begleitete (Nonn. Dion. 14, 108). — [6) 
Beiname des Herakles zu Kroton: Head, H. N. 



das Pausanias 1, 22, 6 erwähnt, Arch. Jahrb. 4. 60 84. Röscher.] [Schirmer.] 



ger S. 151. — Auf Diomedes und 
Odysseus als Gesandte vor Lykomedes deutet 
ein Vasenbild bei Passeri, Pict. Etrusc. in 
vasc. 2 t. 182. J. Vogel, Scenen Euripidei- 
scher Tragödien auf Vasengemälden S. 135 ff. 
Sarkophagreliefs siehe bei O. Jahn a. a. O. Im 
übrigen vgl. „Achilleus" u. Overbeck, Gal. 287 ff. 
[Von einer Gesandtschaft des Odysseus und 



Lykoorgos s. Lykurgos. 

Lykopeus (Avxwnsvs), Sohn des Agrios, 
Bruder des Thersites, Onchestos, Prothoos, 
Keleutor und Melanippos. Die Brüder ent- 
rissen, nachdem Tydeus vor Theben gefallen 
war, ihrem Oheim Oineus die Herrschaft über 
Kalydon. Später wurden sie, aufser Onchestos 
und Thersites, von dem aus Argos herbeieilen- 



2181 Lykophontes Lykoreus 2182 

den Diomedes getötet (Apollod. 1,8,6. Hyg. v-igi {Ulrichs, Reisen u. Forschungen 1 S. 121 f. 

fab. 175). Nach. Diod. 4, 65 wurde Lykopeus Bädeker, Griechenland 1 S. 159), heifst der höch- 

mit Alkathoos, dem Bruder des Oineus und ste Gipfel des Parnassos, und noch hausen 

seines Vaters Agrios (vgl. Apollod. 1, 7, 10 u. Wölfe in seinen Waldungen (Ulrichs a. a. 0. 

8, 5), von Tydeus getötet, der deshalb aus S. 118). Die Stadt Lykoreia, bei Plutarchos 

Aitolien nach Argos fliehen mufete (vgl. Schol. de Pythiae or. 1 p. 394 Avkovqicc, von der aus 

Aeschyl. Sept. 557. Schol. Ven. B. 11. 14, 120. Delphi gegründet sein soll (Strabon 9, 418), 

Eust. z. Rom. p. 971, 7). [Schirmer.] war berühmt durch die Sage von der Sint- 

Lykophontes (Avxocpövtrjg), ein Troer, den flut; Deukalion soll mit seinem Schiffe da- 

Teukros tötete (II. 8, 275; 4, 395 ist TLoXv- 10 selbst gelandet sein (Apd. 1, 7, 2, Lucian a.a.O. 

cpövtrig zu lesen). [Schirmer.] Schol. Find. a. a. 0. ) und in Lykoreia geherrscht 

Lykophron (AvKÖepgcov), 1) Sohn des Mestor, haben (Marmor Par. 2). Nach einer anderen 

der wegen eines Mordes seine Heimat Eythera Sage retteten sich diejenigen Menschen, welche 

verliefs und dem Telamonier Aias nach Troia der Flut entkamen, dem Geheul der Wölfe — 

folgte. Er wurde von Hektor getötet (II. 15, Ivyimv agvyalg — nachgehend, und also von 

430 ff.). — 2) Genosse des Diktys aus Kreta, diesen Tieren geleitet, auf die Höhen des Par- 

den der Blitz erschlug (Biet. Cret. 6, 11). — nassos, gründeten dort die Stadt und nannten 

[3) Auf einem argivischen Grabrelief mit der sie danach Avv.-ä>Q-tia (Paus. a. a. 0.). Als 

Darstellung eines grofsen Kantharos, aus dem später Delphis Bedeutung im apollinischen 

eine Schlange zu trinken scheint, findet sich 20 Dienste gestiegen war, wurde der Heros Epo- 

die Inschrift tov tjqoos Tjjtt rov Avv-öcpQOVog, nymos von Lykoreia zum Sohne des Apollon. 

Milchhöfer, Mitteil. d. d. arch. Inst. 4, 158, 7. Wenn Hyamos der Sohn des Lykoreus genannt 

Prellwitz bei Collitz, Samml. der griech. JDial.- wird, so erinnert dies an den Namen des nicht 

Inschr. 3, 3304. — F. Beneken (Bd. 1 Sp. 2553 allzufern von Lykoreia und der korykischen 

Anm. 2) erblickt in Lykophron einen Kultheros, Grotte gelegeneu Berggipfels Hyampeia, von 

vgl. auch Bd. 1 Sp. 2587 Z.lf. Höfer.] [Schirmer.] dem Tempelräuber und andere schwere Ver- 

Lykopis (Avxäitig) , Amazone auf 2 rotfig. brecher, welche sich am delphischen Heilig- 
Schalen, Gerhard, A. V. 2 S. 61 und Jahn, turne vergangen hatten, zur Strafe hinab- 
Abhdl. d. sächs. Ges. d. W. 8 Taf. 3. Berliner gestürzt wurden (Herod. 8, 39. Plutarch. de 
Vasenkat. nr. 2263. [Klügmann.] so sera num. vind. 12 p. 557. Schol. Lucian. Phdl. 

Lykopolites s. Lokalpersonifikationen. 1, 6. Aelian V. H. 11, 5. Ulrichs a.a.O. S. 47. 

Lykoreios (AvucoQsiog), Beiname 1) des Zeus 54, 16. 55, 26), dessen Eponymos Hyamos sein 

von dem bei Delphi gelegenem Orte Lykoreia, mochte. Vielleicht aber hatte man bei dem 

Steph. Byz. s. v. Avurngsia p. 422. Der Kultus Namen des Heros auch die Regengüsse (veiv) 

des L. ward allmählich durch den Apollo- der Sintflut im Sinne. (Vgl. übrigens den 

kultus verdrängt, vgl. Immerwahr, Arch. Anz. phokischen Städtenamen Hyampolis und den 

zum Jahrb. d. K. B. arch. Inst. 6 (1891), 40. Volksstamm der Hyanten; s. Bd. 1 Sp. 2766 

Bie Kulte und Mythen Arkadiens 1, 137, 253. unter Hyamos und Hyas.) — Die Symbolik 

Nach Immerwahr a. a. 0. 22 ist Zeus L. als des Wolfes, welcher den Flüchtling bezeichnet, 
Zeus Phyxios (s. d.) aufzufassen. — 2) des 40 insbesondere auch den sühnebedürftigen, bitt- 

Apollon, Apoll. Rhod. 4, 1490, wozu das Schol. flehenden Mörder (Ulrichs a. a. 0. S. 63 ff. 

bemerkt Avuca^sioio] dvrl rov delcpmov ' 01 yocQ Preller - Robert 1 S. 254), spielt auch in der 

dtXqtoi to tcqöitov Avniogtig ixcdovvto und delphischen Theologie eine Rolle; ein eherner 

xivog «oäftjjs Avuagetag. Vgl. Lykoreus. [Höfer.] Wolf stand in der Nähe des Hochaltars vor 

Lykoreus (AvHwgsvg [Steph. Byz. s. v. Avv.d>- dem Tempel (Paus. 10, 14, 7. Plutarch. Pericl. 
Qiia. Schol. Ap. Rh 2, 711. Hygin. fab. 161]), 21). Dazu kommt die an der Berghöhe haf- 
oderLykoros (Avv.coqög [Paus. 10,6,2. Etym.M. tende alte Sage von der rettenden Freistatt 
p. 571, 47]), 1) Sohndes Apollon und der Nymphe zur Zeit der grofsen Flut. Avy.ccQ£iog ist ein 
Korykia (Etym. M. a a. 0. Hygin. a. a. 0.), von Beiname des Zeus (Steph. Byz. s. v. Avucögeia); 
der die Korykische Grotte im Parnassos ober- 50 dem Zeus aber hatte Deukalion nach der Flut 
halb Delphis und das dortige Gebirge den Na- als dem Schutzgott der Flüchtlinge, «Pü^iog, 
men hat (Paus. a. a. 0. Schol. Ap. Rh. a. a. 0. geopfert (Apollodor 1, 7, 2. Schol. Ap. Rh. 2, 
Eur.Bacch.55S. Etym. M. a. a 0). Lykoreus 1147.4,699). Alexandrinische Dichter, die mit 
war König der auf der Höhe des Parnassos Vorliebe entlegene Mythen herbeiholen, brauch- 
gelegenen Stadt Lykoreia (Steph. B. s. v. Av-nm- ten Lykoreia als gewählteren Ausdruck für Del- 
pfta), welche er gegründet haben soll (Etym. M. phi (Schul. Ap. Rh. 4, 1488ff.) und nannten da- 
a. a. 0.) und die nach ihm benannt war (Paus. nach auch den Apollon Phoibos Lykoreios (Ap. 
a.a.O.); nach ihm oder nach seiner Stadt Rh. 4,1489) oder Phoibos Lykoreus (Euphorion. 
sollten auch die Delpher ursprünglich Lyko- fr. 53. Kallim. H. Ap. 19. Orph. h. 34, 1), oder 
reier geheimen haben (Avatogeig, Schol. Ap. Rh. 60 Lykoreus allein (Paul. Silent. in Anthol. 3 p 86 
2,711. 4,1490). Sein Sohn Hyamos hatte eine nr. 48. Steph. Byz. s. v. 'AvsiicÖQsia). Dafs Apol- 
Tochter Kelaino, mit welcher Apollon den Ion in Lykoreia verehrt wurde, bezeugt Etym. M. 
Delphos zeugte (Paus. a.a.O.; Schol. Eur.Or. p.571, 47 ausdrücklich. Wie Zeus aber, so wurde 
1087 heifst die Tochter des Hyamos und der auch Apollon als 3>ü|tos betrachtet (Philostr. 
Melantheia: Melanis. Vgl. unter Delphos und her. 10, 4 p. 710f.). Mit 'dem aus den oben er- 
unter Melaina). — Lykoieus (Lucian. Tim. 3. wähnten Sagen erwachsenen Begriff von Lyko- 
Schol. Pind. Ol. 9, 70) oder Avkcöqiwv (Steph. reia, als Freistätte, und Lykoreios, als Schutz- 
Byz. s. v. Avxa>Qiio>), „Wolfsberg " , jetzt Av- gott der Flüchtigen, hängt es zusammen, wenn 

69* 



2183 Lykorias Lykos 2184 

ein späterer römischer Altertumsforscher Piso sage, wie auch sonst römische Autoren Posei- 
bei Servius zu Verg. Aen. 2,761 den Namen don zum Vater der gleichnamigen thebanischen 
eines 'Asylgottes Lucoris überliefert („quem Helden machen, z. B. Hygin fab. 31. 32. 76. 
locum — nämlich asylum — deus Lucoris, 157. Myth. Vat. 1, 234. Andere identifizieren 
sicut Piso ait, curare dicitur"); Lucoris ist ihn der Eltern wegen mit nr. 2 oder nr. 3. 
lateinische Schreibart für AvurnQ-qg, eine Na- Nach Apollodor a. a. 0. ward er von seinem 
mensform, welche dem gewöhnlichen Avv.m- Vater auf die Inseln der Seligen versetzt, 
peug entspricht und überdies auch durch das 2) Sohn des Prometheus und der Kelaino, 
Excerpt aus Herodianos, Kot&oX. itgoamSiu 3 Bruder des Cbimaireus (s. d.) und neben ihm 
p. 26, 13 bezeugt ist. Vgl. 0. Jahn, Über Ly- 10 in Troia bestattet. Um einer in Lakedaimon 
koreus, Berichte d. Sachs. G. d.W. 1847 S. 416 ff. wütenden Pest zu wehren, mufste Menelaos 
Preller - Bobert 1 S. 253 f. Preller - Jordan 1 nach göttlicher Weisung das Grab aufsuchen 
S. 264. Immerwahr , Die Kulte und Mythen und dort Opfer verrichten; das gab den An- 
Arkadiens 1 S. 22f. 137. [B. de Block, Le loup lafs zu der verhängnisvollen Gastfreundschaft 
dans les mythologies de la Grece et de l'Italie mit Paris, Lykophr. 132 nebst Schol. u. Tzetz. 
anciennes. Bev.del'instructionpubl.enBelgique. Schol. II. 5, 64. Eustath. p. 521, 27. 
Tome 20 p. 230. Preller, Studien z.röm. Myth. 3) Einer der rhodischen Teichinen, jener 
Ber. d. Sachs. Ges. 1855 p. 208. Maass, De Söhne der Thalassa, welche vor der Überflutung 
Sibyllarum indicibus. Berol. 1879 p. 21 Anm. 51 die Insel Rhodos verliefsen und sich nach ver- 
p. 62 — 63. Drexler.] 20 schiedenen Eichtungen zerstreuten. Damals ging 
2) Lykoros wird als Sohn des Apollon Lykos nach Lykien und stiftete im Xanthosthal 
und der Nymphe Paramese bezeichnet in dem den Kult des Apollon Lykios, Diod. 5, 56. 
Fragment eines unbekannten Grammatikers, Hesych. s. v. Avnog, Tzetz. Chil. 7, 124. 12, 836. 
welches sich in den Handschriften des Censo- Preller - Bobert , ßriech. Mythol. 1, 255. Nach 
rinus findet c. 12 p. 90f. ; die Lesart Lykoros Nonnos war er ein Sohn des Poseidon, be- 
hat 0. Jahn aus der Überlieferung der ältesten gleitete mit anderen Teichinen den Dionysos 
Handschrift D (licorem) statt der alten Ände- auf seinem Inderzug und half ihm mehrfach 
rung Linon hergestellt. Apollon soll durch die mit dem poseidonischen Wagen, Nonn. Dionys. 
klingende Sehne am Bogen der Artemis auf • 14, 39. 23, 153. 36, 417. 39, 12. 
die Erfindung der Kithar geführt worden sein, 30 4) Der euböisch - böotisehe Held der An- 
die er mit drei Saiten bespannte, welche die tiopesage, der Sohn des Chthonios (Apollod. 
drei einfachsten Intervalle wiedergaben. So 3, 5, 5, 1) oder des HyrieuB und der Klonie 
erhielt sie von ihm sein Sohn Lykoros, und (Apollod. 3, 10, 1, 3), nach römischen Quellen 
dieser hinterliefs sie dem Chrysothemis. Die auch, wie nr. 1, Sohn des Poseidon (Hygin 
Erzählung gehört der späteren Zeit an und Astr. 2, 21. Fab. 157. Myth. Vat. 1, 234). Vgl. 
scheint delphische Erfindung zu sein; der die Artikel Amphion und Antiope. Der Grund- 
Name Paramese (nagafiear] sc. %oqSrj) bezeich- zug der älteren Sage, der Gegensatz zu Antiope, 
net sonst die Saite neben der mittleren , d. i. wird verschieden motiviert. Nach den Kyprien 
von fünfen die zweite (Plut. de animae proer. (Procl. Exe. p. 18 Kinkel, Ep. Gr.) ist Lykos, 
13 p. 1018. 32 p. 1029 B u. öfter); er erinnert 40 in der Vollform Lykurgos genannt, der Vater 
an die drei Musen Hypate, Mese, Nete, welche der Antiope, der ihren Entführer Epopeus be- 
nach der Überlieferung desselben Grammatikers kriegt und Sikyon zerstört. Nach der ge- 
die ursprünglichen waren; ebendieselben wur- läufigen, namentlich durch Euripides' Antiope 
den nach Plutarchos (Qu. Symp. 9, 14, 3 p. 744 C) verbreiteten Version (neben den Fragmenten 
in Delphi verehrt; Chrysothemis aber soll in aus der Antiope des Euripides und Pacuvius 
Delphi zuerst im- Kitharspiel gesiegt haben. vgl. bes. Apollod. 3, 5, 5, 5. Schol. Ap. 4, 1090. 
O. Jahn, Über Lykoreus, Berichte d. Sachs. G. Hygin fab. 8) ist er dagegen ihr Oheim, de, 
d. W. 1847 S. 416 f. Volkmann zu Plutarchos Bruder des Nykteus; in dessen Auftrag voll, 
de musica S. 157. — [3) Lykoreus, Thebaner zieht er die Bestrafung: er erobert Sikyonr 
und Priester des Apollo, von Amphiaraos 50 tötet Epopeus, führt Antiope gefangen heim- 
getötet, Stat. Theb. 7, 715. — 4) Diener des mifshandelt sie im Verein mit seiner Gemahlin 
Amykos, Apoll. Bhod. 2, 51, wozu das Schol. oder duldet doch die Mifshandlung; dafür wird 
bemerkt ovxog vxo tov noirjxov nsnoirjTai, ov% er später von Amphion und Zethos getötet 
!£ tatoQi'ocg nsnoirjTcu. [Höfer.] [Weniger.] (Apollod.), oder nach der euripideischen Ver- 

Lykorias (Av%a>Qiäg), eine Nereide (Verg. sion, der zufolge Hermes durch sein Erscheinen 

Georg. 4, 339. Hyg. f. praef. p. 10 Schm.). die Ermordung verhindert, des Thrones beraubt 

[Schirmer.] (Schol. Ap. Bhod. a. a. 0. Hygin fab. 8 ; darge- 

Lykormas (Avuagfiag), Genosse des Perseus, stellt ist das Eingreifen des Gottes auf (Fig. 1) 

auf dessen Hochzeit er den Pettalos erschlug der Berlin. Vase 3296, Dilthey, Arch. Ztg. 1878 

(Ov. Met. 5, 119ff.). [Schirmer.] 60 Taf. 7. Engelmann, Bilder- Atlas zum Homer, 

Lykoros s. Lykoreus. Odyss. Taf. 9, 51). Nach römischen Mytho- 

Lykos (Avnog), 1) Sohn des Poseidon und gräphen endlich ist Lykos der Gemahl der 

der Kelaino in dem Verzeichnis der Plejaden Antiope, er verstöfst sie wegen Untreue und 

bei Hellanikos fragm. 56 (Schol. II. 18, 486). vermählt sich dann mit Dirke, die, einen 

Eratosth. Katast. 23. Apollod. 3, 10, 1, 2. Hygin heimlichen Verkehr zwischen den geschiedenen 

Astr. 2, 21. Hygin fügt Nykteus als Bruder Gatten argwöhnend (dasselbe Motiv auch Anth. 

hinzu und kennzeichnet damit Lykos als den Pal. 3, 7 und Propere 4, 15, 12), die Verfolgung 

unter nr. 4 genannten Helden der Antiope- der Antiope beginnt, Hygin fab. 7. Myth. Vat. 



2185 



Lykos 



Lykos 



2186 



1, 97. 2, 74. Schol. Stat. Theb. 4, 570. In dieser 
letztgenannten Sageuform ist die alte Hanpt- 
that des Lykos fortgefallen, die Eroberung 
Sikyons. Dasselbe ist auch der Fall bei einer 
anderen späten Version, nach welcher Lykos 
ein mitleidig -gerechter Herrscher war, die ihm ~ 
zur Bestrafung übergebene Bruderstochter 
schonte und eben dadurch Dirkes Verdacht 
wachrief, Kephalion, Fr. H. Gr. 3, 628, 6 
(Matal, p. 45 ff. Cedren. 1 p. 44). loh. Antioch. 10 
Fr. H. G. 4, 545, 8 und bei Tzetz. Fxeg. II. 
p. 132, 22 ed. G. Hermann. Apostol. 3, 1. Suid. 
s. v. Avxiönr\ u. a. Aliein welche mächtige 
Rolle gerade jener Sieg über Epopeus von 
Sikyon in der Zeit lebendig empfundener 
Sage spielte, ergiebt sich am besten daraus, 
dafs man in Sikyon diese Episode umzu- 
dichten und abzuschwächen suchte; was 



sein soll, auch der Name ihres Vaters Hyrieus. 
Dafs aber in der That Lykos von Euböa stam- 
men mag, hat v. Wilamowitz, Furipides 1 Herakles 
1, 360 dargelegt; auch der Held des euripide- 
ischen Herakles kommt daher (v. 32 und Hypo- 
thesis). Völlig bedeutungslos ist es, wenn Ke- 
phalion a. a. 0. den Bruder des Nykteus in 
Argos wohnen läfst. Vgl. auch Berard, De Vorig, 
des cultes arcadiens. Paris 1894 p. 244f. 

5) Nachkomme des vorigen, handelnde Per- 
son in Furipides' Herakles und danach bei 
Seneca, Herc. für. Von Euböa gekommen, hat 
er Kreon getötet und sich die Herrschaft über 
Theben angemafst. Während der Abwesenheit 
des Herakles bedroht er Megara und ihre 
Kinder und wird dafür von dem heimkehren- 
den Herakles getötet. Was gelegentlich von 
ihm erzählt wird, geht allein auf das euripi- 
deische Stück zurück, Asklepiad. Fr. H. G. 3, 

Hygin fab. 32. 



Tansanias in der Sikyonischen Geschichte 2, 6, 

1_3 wiedergiebt, ist ein prächtiges Stück 20 305, 22 (Schol. Od. 11, 269). 
lokalpatriotißcher 
Sagenbildung : der 

Kampf zwischen 
Nykteus und Epo- 
peus fällt für Si- 
kyon günstig aus, 
Epopeus stirbt erst 
geraume Zeit später, 
und ehe noch Lykos 
den Krieg wieder 
aufgenommen hat, 
liefert der recht- 
mäfsige und gerechte 
König von Sikyon, 
Lamedon, der dem 
ungerechten Ein- 
dringling Epopeus 
folgt, die geraubte 
Antiope freiwillig 
aus. 

In Theben zeigte 
man noch in später 
Zeit das Haus des 
Lykos (Paus. 9, 16, 
7), das mit seinem 
Garten nach Nicol. 

Damasc. Fr. H. G. 3, 365, 14 der Schauplatz 
der entscheidenden Ereignisse (Entdeckung der 
Antiope durch ihre Söhne, Ermordung des Lykos) 




1) Birke geschleift, Lykos von Amphion und Zethos bedroht, Antiope fliehend, oben 
im Hintergründe Hermes (Vase in Berlin nach Arch. Ztg. 1878 Taf. 7). 



Schol. Lyk. 38. Serv. Verg. Aen. 8, 300. Schol. 
Stat. Theb. 4, 570. Furipides hat ihn frei ge- 
schaffen, v. Wilamowitz, Furipides' Herakles 
gewesen war und von Laios dem Amphion und 50 1, 360 f. 
Zethos überwiesen wurde. In Theben hatte er 6) Sohn des Pandion und der Pylia, der 

als König geherrscht (vgl. auch Furip. Herc. für. bei der Rückkehr der Pandioniden aus Megara 



26), und wer ihn für einen Sohn des Chthonios 
hielt, verknüpfte ihn mit den einheimischen 
Sparten. Allein einen festen Platz fand er in der 
thebanischen Königsgeschichte so wenig wie 
Amphion. Nach Pausanias 2, 6, 2. 9, 5, 4—6 
führte er nur die Vormundschaft für die 
rechtmäfsigen Herrscher Labdakos und Laios 



die Diakria erhält, Strabon 9, 392. Sophokl. 
/r.872. Apollod. 3, 15, 5— 6. Schol. Arist. Wesp. 
1223. Lysistr. 58. Auf zwei attischen Vasen 
des strengen rotfigurigen Stils, auf der Kodros- 
schale und einem Krater von der Akropolis, 
steht er neben seinen Brüdern und anderen 
attischen Heroen, Braun, Die Schale des Kodros, 



Apollod. 3, 5, 5, 1 erzählt, Nykteus und Lykos 60 'Ecpjjfi. clqxciio).. 1885 Taf. 12 (Fig. 2). Er ist der 



seien nach der Ermordung des Phlegyas von 
Euböa geflohen, hätten sich in Hyria nieder- 
gelassen, als Freunde des Pentheus das Bürger- 
recht erworben, später sei Lykos zum Pole- 
marchen gewählt, habe widerrechtlich Laios 
verdrängt und 20 Jahre an seiner Stelle re- 
giert. Mit Hyria verknüpft das Brüderpaar, 
abgesehen davon, dafs Antiope dort geboren 



Gentilheros der Lykomiden, ein Priester und 
Wahrsager, dessen Sprüche noch in späterer 
Zeit geschätzt wurden (Paus. 4, 20,4. 10,12,11), 
der auch den Dienst des Apollon Lykeios ge- 
stiftet haben soll, Paus. 1, 19, 3. Von Beinern 
Bruder Aigeus vertrieben, wandte er sich nach 
Messenien, lehrte in Arene Aphareus die hei- 
ligen Weihen und gestaltete den Kult in An- 



2187 



Lykos 



Lykos 



2188 



dania aus; das Andenken an diese Thätigkeit 
bezeugte in Andania der Sgvfiog Avkov, in 
Athen die Inschrift des Methapos im Lyko- 
midenheiligtume , Pausan. 4, 1, 6 — 8. 2, 6. 
Töpffer, Attische Genealogie 210ff. Nach einer 
anderen Version ging er, von Aigeus ver- 
trieben, nach Lykien, das von ihm den Namen 
erhielt, Herodot 1, 173. 7, 92. Strabon 12, 573. 
14, 667. Paus. 1, 19, 3. Steph. Byz. s. v. Avuia. 
Pomp. Mela 1, 15, 1. Von Pollux 9, 93 wird 
er unter denen genannt, die zuerst Münzen 
geprägt haben sollen. 

7) Der Schutzpatron attischer Gerichtshöfe 
oder, wenn man der einzigen Erwähnung bei 
Pollux 8, 121 Glauben schenken will, des ln\ 
Avvim genannten Gerichtes. Nach Aristoph. 
Wes'p. 389 ff. und 819 ff. gehört ein Bild des 
Heros Lykos zu der unumgänglichen Ausstat- 
tung der Gerichtsstätte, und zwar erscheint es 
nach v. 823 waffenlos. Diesem Heros wurde 
an Gerichtstagen der übliche Richtersold ge- 
spendet (Isaeus fr. 42, 2 Baiter - Sauppe ; fr. 118 



wirkt und seine Verbannung nach Skyros durch- 
gesetzt haben, Schol. Aristoph. Plut. 627. Schol. 
Aeschin. 3, 13. Schol. Aristid. 2, 241 {Bind. 3 
p. 688); vgl. Theophrast. fr. 131 Wimmer (Paus. 
b. Eustaih. p. 782, 53. Suid. s. v. aQ%i) ZnvQi'a). 
— Falls der Heros wirklich in Wolfsgestalt 
dargestellt gewesen sein sollte und in der That 
oi ngäzoi öiKaaxccl srpos iä Xvv.oBiSslriqiaisv.'Kri- 
9rjaav (Suid. y Avkov dssi'äs), dürfte er schwer- 
10 lieh mit dem Lykomidenheros zu identificieren 
sein. 

8) Flufsgott von Herakleia am Pontos, Vater 
der Anthemoeisia , Grofsvater des folgenden 
Helden, Schol. Ap. 2, 724. 752 nach Nymphis 
und Herodor. 

9) König der Mariandyner, durch seine Mutter 
Anthemoeisia Enkel des vorigen, durch seinen 
Vater Daskylos Enkel des Tantalos. Als die 
Argonauten auf der Fahrt nach Kolchis (nach 

20 Herodor auf der Rückfahrt) in Herakleia lan- 
deten, nahm er sie herzlich auf und ehrte sie 
auf mannigfache Weise; den plötzlich sterben- 




2) Omeus, Pallas, Nisos und Lykos, streng-rotfig. 

Vasenbüd von der Akropolis .nach 'Eiptju. «a/aio?.. 

1S85 Taf. 12). 



G.Müller. Schol. Arist.Wesp. 389. Suid. Avxov 
dsnäg = Apost. 10, 93), an ihn knüpfte sich 
auch das Wort Avxov Sexus- Die Parömio- 
graphen und Lexikographen, die diesen Aus- 
druck erklären wollen, folgen dabei gemein- so 
hin einer Erklärung, die Eratosthenes z. Aristoph. 
gegeben hatte (Harpocr. s.v. d£*ä£a>v): bei der 
Statue des Lykos, eines Heroen in Wolfsgestalt, 
seien diejenigen, welche ihre richterlichen 
Stimmen feilhielten, zu zehn zusammengetreten 
und hätten dort die Bestechungsgelder verein- 
bart und erhalten, Etym. Magn. 254, 34. Suid. 
s. v. äeiiü&B&cu, rj Avxov äsuäg und Avxov 
dexäs. Hesych. Pollux 8, 121. Zenob. 5', 2. 
Apostol. 8, 49. 10, 93. Schneidewin zu Zenob. 30 
a. a. 0. Bernhardt/, Eratosthenica p. 214 ff. 
Meier -Schümann, Attisch. Prozefs 149 ff. Da 
bei der Statue der Tummelplatz^ der Syko- 
phanten war, wie Said. Avhov SskÜs u. a. aus- 
drücklich hervorheben, scheint man Lykos auch 
geradezu als deren Patron betrachtet zuhaben: 
er selbst sollte einst Theseus angeklagt, mit 
Verleumdung und Bestechung gegen ihn ge- 



den Helden Tiphys und Idmon bereitete er ein 
ehrenvolles Grab und gab dem lason bei der 
Weiterfahrt seinen eigenen Sohn Daskylos als 
Führer mit, Apoll. Bhod. 2, 752ff. Apollod. 1, 
9,23. Val. Flacc. 4, 733 ff. Orph. Arg. 718 ff. 
Hygin fab. 14 u. 18. Schol. Apoll. Bhod. 2, 752 
nach Nymphis und Herodor. Anlafs zu diesem 
Entgegenkommen bot nach einigen (Schol. Ap. 
2, 752) die Verwandtschaft mit hervorragenden 
Argonauten durch die gemeinsame Abstammung 
von Tantalos. nach anderen die Besiegung des 
Amykos durch Polydeukes. Lange hatte Lykos 
mit dem Bebryker gekämpft und Schweres von 
ihm erlitten, Ap. Bh. 2, 756 ff. 792ff. Schol, Ap. 
2, 752; nach Val. Flacc. 4, 162 ff. 589 f. 745ff. 
hatte Amykos seinen Bruder Otreus getötet, 
und Lykos war auf seinem Rachezu^e gerade 
zu der Zeit im Bebrykerlande eingetroffen, als 
Polydeukes seinen Sieg erfochten. Oder Prio- 
las, ein Sohn, Bruder oder Halbbruder des 
Lykos, war der von Amykos Getötete, Schol. 
Ap. 2, 758. 780. — Aufserdem aber bestimmte 
den König zum freundschaftlichen Verhalten 



2189 Lykos Lykotherses 2190 

gegen Iason die Erinnerung an das, was He- Thebaner verwechselt Fab. 15. Er heilst sonst 

rakles ihm Gutes erwiesen, da er, den Ama- Lykurgos. Maafs, Hermes 23,614 glaubt, dals 

zonengürtel zu holen, in jene Gegend gekom- möglicherweise kein Irrtum, sondern emeKurz- 

men war. Er hatte nach Äpollod. 2, 5, 9, 5 form vorliegt. [Jessen] _ 

damals dem Lykos selbst Beistand geleistet 21) Griechischer Krieger auf einer Vase 

gegen die Umwohner, hatte Mygdon, den mit der Darstellung des Amazonenkampfes des 

Bruder des Amykos, getötet und einen Teil Herakles, Dumont et Chaplain, Les ceramiques 

des Bebrykerlandes ' dem Lykos geschenkt; de la Grece propre 1 p. 335 ff. Corey, De Ama- 

Ähnliches berichtet Schol Äp. 2, 789 nach Bei- zonum antiquissimis figwris. Berol. 1891 p. 9. 
mos und Asklepiades. Apoll. Bhod. 2, 776 ff. 10 22) Zahlreiche Flüsse tragen den Namen 

zufolge war die Hülfe dem Vater Daskylos Lykos. Cartius, Die Plastik der Hellenen an 

erwiesen Lykos erinnert sich aus seiner Kind- Quellen und Brunnen p. 143 bemerkt über den 

heit der Heldengestalt des Herakles. Die Lokal- Anlass zu dieser Benennung: „Andererseits 

historiker von Herakleia führten diese Bezie- wird die Energie des felsspaltenden Wasser- 

hungen des weiteren aus; vgl. auch Schol. Ap. Strahls mit der unwiderstehlichen Kraft reilsen- 

Bhod 2 758. 780. 786. Tzetz. CHI. 3, 806 ff., der und stofsender Thiere (Löwe, Wo», Über, 

wo Lykos ein Sohn des Deipylos genannt wird. Widder, Stier) verglichen" und Ges. Abh. 1 

10) Ein Thraker, den Kyknos im Zweikampf p. 514 (Flussnamen): „Die Tücke der unver- 

tötet Paus. 1 27 6. sehens wie aus einem Hinterhalt drohenden 
li) Ein Leleg'er, Bruder jenes Termeros, 20 oder verbrechenden Gewässer führte zur Ver- 

auf den das Wort' TsQ^igia naxä bezogen gleichung mit wilden Thieren {Aynog, Kajcgog, 

wird. Die Brüder galten als die ersten See- Kgiög, 2ig, XoiQiog vänn, Tgccyog, Aries) 

räuber die an der Küste Kariens hausten, Fragweise bezeichnet als Lykos Head, H. M. 

nach Kos übersetzten und die Leleger zu Raub p. 231 das jugendliche gehörnte Haupt einer 

und Plünderung verführten, Philippos von Ka- Bronzemünze von Byzanz. Aut einer Münze 

rien Fr H G 4, 475, 3 (Schol. Eurip. Bhes. 509 des Septimius Severus von Neokaisareia er- 

Schwariz). Phot. s. v. Tegpigia tu fisyäla. scheint die Stadtgöttin inmitten von fünf an- 

12) Sohn des Aigyptos vermählt mit der deren pontischen Stadtgottheiten mit dem 
Danaostochter Agaue, Apollod. 2, 1, 5, 3. schwimmenden Lykos zu ihren Füßen Head, 

13) Sohn des Ares, König in Libyen. Er so H. N. p. 426. Wroth, Cat. Gr. C. Brit. Mus. 
pflegte die Fremden seinem Vater zu opfern Pontus p. 32 nr. 2 PL 5, 9. Häufig kommt vor 
und wollte auch Diomedes, der nach der Zer- der gelagerte Lykos auf Münzen von 1 hyateira, 
Störung Troias an das libysche Gestade ver- Head, H N. p. 554. Mi. 4, 153, 868; 153,872; 
schlagen wurde, diesesLosbereiten. Da erbarmte 154, 875; 155, 881; 159, 909 (hierunter dem auf 
sich seine Tochter Kallirrhoe des Gefesselten, einem Viergespann emherfahrenden Helios 
befreite ihn und verriet ihren eigenen Vater; Tyrimnas); 173, 1001; S. 7, 448, 608 irag- 
freilich erlangte sie nicht den ersehnten Liebes- weise bezeichnet als Lykos Head, M. iV. p. 5b8 
lohn- Diomedes liefs sie im Stich, worauf sie den Flufsgott auf Münzen von Sala m Phry- 
sich selbst erhängte, Iuba Fr. H. G. 3, 472, 23 gien. Sicher erscheint der Lykos auf den 
(Plut Parall. 23). *« Münzen des phrygischen Laodikeia und zwar 

14) Mitbegründer oder Ahnherr des Grün- nicht selten zusammen mit Kapros, bald in 
ders von Barke vielleicht identisch mit dem menschlicher Gestalt, bald Lykos als Wolf, 
vorigen, Steph. Byz. s. v. Bccqkt}. Kapros als Eber, s. oben 2 Sp. 955 f. Curtms, 

15) Vater der Buzyge, die dem Klymenos lieber Wappengebrauch und Wappenstil im 
den Erginos gebar, Schol. Apoll. Bhod. 1, 185. griech. Alterth. {Abh. d. kgl. Fr. Ak. d. W.zu 

16) Vater des Arkesilaos, Gemahl der Theo- Berlin 1874) p. 117 = Ges. Abh. 2 p. 114 Der 
bule Hvain fab 97; sonst Areilykos oder Ar- Lykos allein als Wolf, sitzend mit erhobener 
chilykos genannt r. Vorderpfote ist dargestellt auf dem Revers 

11) Ein Thebaner in Statius Theb. 9, 106. autonomer Münzen dieser Stadt, Waddington, 

10 19 so Bev. num. 1856 PI. 12, 6. Imhoof, Monn. Gr. 

'lS) Einer von den Söhnen des Arrhetos, p. 406 nr. 126. Imhoof, Gr. Münzen p. 218 

die mit ihrem Vater dem Deriades beistehen, nr. 712 Taf. 12, 25; nr. 712 a. Auf einem von 

Nonn. Dionys. 26, 256. Fox (Engravings of rare or uneditcd greek coins 

19) Einer der Kentauren (s. d.), von Peiri- 2 PI. 8, 147 = Imhoof, Monn. gr. p. 406 und 
thoos getötet, Ovid. Met. 12, 332. Griech. Münz. p. 218 f. Taf. 12, 26) publicierten 

20) Einer von den verwandelten Genossen Exemplar hält er unter der Pfote eine um- 
des Diomedes, Ovid. Met. 14, 504. gestürzte Amphora deren Mündung Wasser 

Zweifelhaft ist der Name Lykos: entquillt. Irrtümlich liest Mionnet b. 7, 313, 7 

1) als Sohn des Lykaon bei Natalis Comes auf einer Münze des Commodus yon Akrasos 
9 9 angeblich nach Hekataios (fragm. 375). oo AYKOC; die Beischrift des hier dargestellten 
Vgl Lykios- Plussgottes lautet vielmehr KAIKOC, s. oben 

2) als Gegner des Dionysos bei Nonn. Dion. 2 Sp. 894 s. v. Kaikos, Muret, Bev. num. 3* ser. 
30 316, wo gewöhnlich Avyog gelesen wird; 1, 1883 p. 386. Vgl. auch Jahrb. d. A. I. 3, 

'3) als Sohn des Hermes und Herold der 289 f. [Drexler.] _ 

Satyrn bei Nonn. Dionys. 14, 112, wo andere Lykotas (Avucotag). einer der Kentauren 

AiLg, AaXog, Aävog oder T^hos lesen; (s. d.), den auf der Hochzeit des Peinthoos 

4) als Vater des Archemoros und König von Theseus tötete {Ovid. Met. 12, 350). [Schirmer.J 

Nemea bei Hygin fab. 74 und 273, mit dem Lykotherses (Avxo&sgorjg), Konig von Uly- 



2191 Lyktios Lykurgos (d. Thraker b. Aischylos) 2192 

rien, den seine Gattin Agaue tötete, um ihrem drohenden Ruf des Mannes zitterte, in ihren 

Vater Kadmos die Herrschaft zu verschaffen Schofs auf? Jenem aber zürnten von da an 

(Hyg. fab. 184. 240. 254). Siehe Agaue. die Götter, Zeus machte ihn blind, und nicht 

[Schirmer.] mehr lange lebte er, da er allen unsterb- 

Lyktios (Avntiog), Vater der Itone, der Gattin liehen Göttern verhafst war." Entsprechend 

des älteren Minos (Diuä. 4, 60. Suid. s. v. der dem Begriff von Nysa und der Anwesenheit 

blofse Name) v [Schirmer.] der der Kindheitspflege des Gottes wartenden 

Lyktos (AvKzog), Sohn des Lykaon, nach Ammen ist hier Dionysos als Knabe zu denken; 
welchem die kretische Stadt Lyktos benannt nur so erklärt sich die in so starken Zügen 
sein soll, Steph.Byz. s.v. [Eust.z. Korn, p.313,2; 10 gemalte Furcht vor dem Sterblichen, die Auf- 
er fehlt bei Apollod. 3, 8, 1, wo aber ein Sohn nähme in die schützenden Arme der Thetis 
Avxiog (?) genannt wird. Schirmer.] ; einige und das Eintreten des Zeus bei der Bestrafung 
Handschriften fahren nun fort i'vioi Avzzov des Frevlers. So fafst auch der Scholiast die 
ayzöv tpuaiv x. z. X.; doch ist avz-fjv (auf Stelle auf: 0izig vitoSsxo^vr\ zolg nöXnoig 
die Stadt bezogen) zu lesen; vgl. Baunack, dg vrjmov szi *al itaZSu; ebenso Pherekydes 
Studien 1, 288f. [Höfer.] (a. a. 0.), bei welchem die Ammen-Nymphen 

Lykurgos (AvxovQyog, daneben bei Homer „damals, als sie von Lykurgos verfolgt wurden", 

und Nonnos auch AvKÖogyog, einmal [Anth. den Dionysos nach Theben brachten und der 

Pal. 9, 561] AvKÖeQYog) wird gewöhnlich Sohn Ino zur Pflege übergaben. An Homer schlofs 
des Dryas (s. d.), von Nonnos sowohl Dryas- 20 sich in der Hauptsache Eumelos an, der in 

söhn (21, 157) als Aressohn (20, 217) genannt. seiner Europia die Lykurgossage ausführlich 

1. Heimat. Die Lykurgossage gehört dem behandelte, vgl. Schol. Z 131 (= frg. 9 Marck- 
Dionysoskultus der Thraker an, mit welchem scheffel, dessen Anfang jedoch einem viel spä- 
sie in Griechenland frühe Eingang fand, so teren Ideenkreis angehört, wie die Ausdrücke 
dafs sie bei Homer Z 130 f. als griechische xu&ctQtiot, zeXaxut u. a. beweisen, vgl. Apollod. 
Sage mit dem unbestimmten Schauplatz der 3, 5, 1. Biod. 3, 64). Folgende Züge sind bei 
„Nysagegend" erscheint. Mit einigem Recht ihm hinzugefügt: Lykurgos handelt auf An- 
verknüpfte daher Pherekydes (Schol. .£486. Era- trieb' der den Dionysos hassenden Hera; er 
tosth. ed. Robert p. 106 f.) die Lykurgossage mit bedient sich statt der ßovnlfä des Stach el- 
den thebanischen Dionysosmythen und ver- so stabes pvwip und vergreift sich auch an Dio- 
setzte Philochoros (Io. Malal. Chron. p. 18. nysos selbst; dieser wird von Thetis und Eury- 
Firmie. err. prof. rel. 6) den Kampf des Ly- nome aufgenommen. Die Bestrafung des Ly- 
kurgos gegen Dionysos geradezu nach Theben, kurgos wie bei Homer. Mit der Vereinigung 
da dieses ein Hauptsitz für die Mythen des der Darstellung des Homer und Eumelos bei 
thrakischen Dionysos war und für eine Pflege- Nonnos Bion. 20, 149 — 21, 167, der besonders 
statte des Dionysoskindes, also für ein „Nysa" das pragmatische Motiv vom Zorn der Hera 
galt (vgl. Bd. 1 Sp. 1045. 1049). Erst die nach- ausnützt, für die Bestrafung aber eine andere 
homerischen Dichter versetzten den Lykurgos Tradition hinzunimmt (s. unten), schliefst die 
als Herrscher in das historische Thrakien, und Behandlung im Epos. Die Flucht des Diony- 
seit Sophokles {Ant. 956) heifst er König der 40 sos ins Meer und seine Aufnahme durch Thetis 
Edonen am Strymon (ebenso Apollod. 3, 5, 1. werden auch erwähnt bei Quintus Sm. 2, 439. 
Strab. p. 471. Anth. Plan. 127), in einem Schol. Servius ad Aen. 3, 14 (wo flagellae statt pvcoip). 
bei Serv. ad Aen. 3, 14 König der Bistonen; Die Tragödie, hauptsächlich vertreten 
im übrigen begnügen sich die Späteren mit durch Aischylos' Tetralogie AvKovgyi-a (Trag. 
der allgemeinen Bezeichnung Thrakien. Je- fr. Nauck fr. 56 f. p. 7. 36; vgl. Voigt Bd. 1 
doch auch in der Versetzung des Schauplatzes Sp. 1050 f.), neben welcher die des Polyphrad- 
der Sage nach Nysa in Arabien bei Antimachos mon nur dem Namen nach bekannt ist, ver- 
(fr. 84 Stoll) und Nonnos 20, 187 (vgl. Bamasc. legt die Begebenheit in das historische Tbra- 
bei Phot. bibl. 242 p. 348 Bekker), sowie nach kien; Lykurgos ist König der Edonen. Diony- 
Naxos (Hyg. f. 192, wo Naxo eiecerat zu lesen; 60 sos erscheint nicht als Kind mit seinen Ammen, 
aus der Lesart ediderat sind die Lykurgos- sondern an der Spitze seines Thiasos, der aus 
töchter im Schol. Strozz. zu Germ. v. 254 ge- männlichen Begleitern (frgm. 56) und fackel- 
worden, vgl. Bobert, Eratosth. p. 217) spricht schwingenden Mainaden besteht, und verhängt 
sich die Thatsache aus, dafs Lykurgos ur- selbst die Strafe über den Frevler. Dies ist 
sprünglich dem Nysa der Sage angehört. aus Soph. Ant. 957 in Jioviaov zu schliefsen, 

2. Der Mythus und seine Geschichte. welche Stelle (v. 955 — 965) allein mit Recht 
Homer führt Z 130 f. als warnendes Beispiel zur Ergänzung der Fragmente beigezogen wird, 
für Sterbliche, nicht gegen Götter zu kämpfen, während von dem Bericht Apollodors Welcher, 
den Lykurgos an, „der auf dem gottgeweihten Nachtr. z. Tril. S. 120 und noch rückhaltloser 
Nyseion die Wärterinnen des rasenden Diony- 60 Hermann, Be Aesch. Lycurgia, opusc. 5, 21, 
sos scheuchte, so dafs sie die Opfergeräte fallen anerkennt, dafs derselbe nicht aus Aischylos 
liefsen, getroffen von dem Ochsenschläger (ßov- entnommen ist. Für das erste Stück, die 
nXr\% = Doppelbeil, s. d. Scholien und Eustath. HSavoC, ergeben sich hiernach (vgl. Welcker 
z. d. St., wo auch die anderen Deutungen ; vgl. und Hermann a. a. 00.) folgende Anhalts- 
Bd. 1 Sp. 1050. 1056) des männermordenden punkte: Nach einem Chorgesang der Edonen 
Lykurgos. Dionysos aber, in die Flucht ge- in welchem das Herannahen des dionysischen 
jagt, tauchte in die Wellen des Meeres, und Thiasos verkündet und das orgiastische Toben 
Thetis nahm den erschrockenen, der vor dem mit den Lärminstrumenten geschildert wird 



2193 Lykurgos (d. Thraker; spät. Tragödie) Lykurgos (d. Thraker; spät. Tragödie) 2194 

(fr. 56), erscheint Dionysos, und der ganze Dionysos floh zu Thetis ins Meer (also 'wieder 
Königepalast wird von göttlicher Begeisterung nach Homer), die Bakchen und Satyrn wurden 
ergriffen (fr. 57). Lykurgos aber tritt zorn- gefangen. Plötzlich aber wurden jene wieder 
erfüllt (Soph. a. a. 0.) dem bakchischen Treiben befreit, Lykurgos aber, von Dionysos in Wahn- 
entgegen, Dionysos wird gefangen (Schol. Ar. sinn versetzt, hielt Beinen Sohn Dryas für eine 
Thesm. 135; vgl. Steph. Byz. s. v. dafiaaxög) Weinranke, die er abhauen wollte, und tötete 
ihm vorgeführt, und L. verletzt den Gott mit ihn mit dem Beil. Nachdem er ihm die Glied- 
Schmähreden (Soph.) , indem er ihn wegen mafsen abgeschnitten (die besten Hdschr. äxpra- 
seines weibischen Aussehens verhöhnt (Aesch. tTjQiäaas amöv), kam er zur Besinnung. Da aber 
fr. 59; vgl. Bock, Jährt, f. Philol. 1887, 447). 10 das Land unfruchtbar blieb und der Gott (das 
Ähnlich scheint Natvius (Bibbeck, Böm. Trag. thrakische Dionysosorakel s. Bd. 1 Sp. 1052) Ab- 
S. 60) den Zusammenstoß behandelt zu haben. hülfe versprach, wenn Lykurgos getötet werde, 
Auch an dem Gefolge verging sich Lykurgos führten ihn die Bdonen auf das Pangaion- 
nach Soph. Ant. 964: er that den fackel- gebirge, banden ihn, und hier starb Lykurgos 
schwingenden Mainaden Einhalt und reizte nach dem Willen des Dionysos, von Pferden 
die flötenliebenden Musen (die im Grunde mit getötet. Der Schlufs klingt an die Einschlie- 
den Ammen-Nymphen identisch sind, s. Wolff fsung in Felsenbande durch Dionysos bei So- 
z. d. St.). Für das zweite Stück BaßaagiSeg phokles an, jedoch scheint die Fesselung bei 
haben wir nur das Zeugnis Eratosth. Cat. Apollodor einer davon verschiedenen Tradition 
p. 140/1 Robert vom Untergang des Orpheus, 20 anzugehören, vgl. das Gemälde des AvxovQyog 
über dessen Beziehung zu Lykurgos s. Bd. 1 SsSefiivog an einem Tempel zu Mytilene (Long. 
Sp. 1051. Die Annahme Hermanns, dafs das 4,3; s. Bd. 1 Sp. 1082), den Schol. zu Soph. Ant. 
ganze Stück sich auf den Untergang des Or- 955 (Hermann a. a. 0. S. 21) ev(iitoSia^ivra — 
pheus bezog, verträgt sich jedoch schwer mit slipayiovriauv, Diod. 3, 65 gwyQrjoavta. Gegen- 
dem Namen und der Einheit einer „Lykurgie" über von Apollodor stellt sich die Erzählung 
(vgl. Michaelis, Annal. d. Inst. 1872, 252). Das Hygins in mehrfacher Beziehung als eine Weiter- 
Schicksal des Orpheus, der wegen seiner Wei- bildung dar. Da er die Gottheit des Dionysos 
gerung, den Dionysos als Gott zu ehren, von leugnete and (zur Strafe dafür; s. Bd. 1 Sp.1063), 
den Mainaden zerrissen wurde, konnte nach von genossenem Weine trunken, nach seiner 
tragischem Brauch recht wohl dem Lykurgos, so Mutter Gelüste trug, so vertilgte er die Beben 
der die gleiche Schuld auf sich lud, als war- als ein schlimmes Gift, tötete aber in dem 
nendes Beispiel vorgehalten werden (etwa in von Dionysos verhängten Wahnsinn sein Weib 
einem Chorgesang der Bassariden, ähnlich wie und seinen Sohn, und Dionysos warf ihn auf 
Lykurgos' Schicksal bei Sophokles als Beispiel dem Rhodopegebirge seinen Panthern vor. Was 
dient). Für das dritte Stück Ntaviav.01 ist noch folgt: traditur unum pedetn sibi pro viti- 
als Inhalt die Bestrafung des Lykurgos anzu- bus excidisse scheint ein anderswoher und aus 
nehmen, die nach Soph. a.a.O. in der von anderem Gedankenkreis (s. Bd. 1 Sp. 1051; Mann- 
Dionysos verhängten Einschliefsung in Felsen- hardt, A. W. F. Kulte S. 28) entlehnter Zusatz, 
banden bestand, in welchen er seine Wut büfst, der daraus entstand, dafs man sich das Wüten 
s. Bd. 1 Sp. 1051, 46. Am Schlufs des Stückes 40 des Lykurgos gegen die Reben nun auch als 
aber verwandelte sich das Gefängnis, das wohl selbständige Handlung desselben dachte (Plut. 
schon, wie bei Blies. 972 und Apollodor 3, 5, 1, de aud. poet. 1. Anth. Pal. 9, 561. Anth. Plan. 
im Pangaion zu denken ist, in die unter- 127 mit der Doppelaxt), wobei sich Lykurgos 
irdische Wohnung, in welcher nach thraki- in seiner Verblendung selbst verletzte (Serv. 
schem Glauben (vgl. Bhesos a. a. 0.) Lykurgos, ad Aen. 3, 14 crura sua incidit, und ebendas. 
nun mit Dionysos versöhnt, als dessen Prophet aus cod. Mascivius: tibias sibi succidisse) , ja 
und als Heros fortlebt (vgl. Voigt Bd. 1 Sp. 1051), tötete, Schol. in Lucan. 1, 575. Hyg. f. 242. 
als welcher er dann noch im Satyrspiel auf- So kann die Angabe, dafs Dionysos den Ly- 
trat, vgl. Hermann a. a. 0. S. 23. kurgos getötet habe (Ovid. Met. 4, 22. Diod. 
Auf einem anderen Boden steht die spätere 50 1, 20), in mehrfachem Sinn verstanden werden; 
Tragödie, aufweiche die Berichte Apollodors jedenfalls erscheint seit der Tragödie die Be- 
3, 5, 1 (wahrscheinlich aus einer Hypothesis, strafung des Lykurgos unter den Ruhmes- 
vgl. Bobert, Apollod. S. 82) und Hygins (f. 132) titeln des Gottes (vgl. noch Horat. carm. 2, 
zurückzuführen sind. Auchbei Sophokles Ant.Q59 19,16. Propert. 4, 17, 23. Diod. 4, 3. Sen.Oed. 
ist von einer fiavia des Lykurgos die Rede, 478), besonders in dem historisierenden, dem 
aber dies ist nur die Wut (das wahnsinnige DionysiosSkytobrachionentnommeneniSehwartz, 
Beginnen), womit auch bei Homer Lykurgos Dionys. Scyt. p. 46) Bericht Diodors 3, 65, in 
dem Gott entgegentritt. In dieser späteren welchem die ganze Begebenheit unter dem Ge- 
Tragödie aber ist fiavia der von Dionysos als sichtspunkt eines siegreichen Feldzugs behan- 
Strafe für jenen Frevel über Lykurgos ver- 60 delt wird, der mit der Gefangennahme, Blen- 
hängte Wahnsinn, in welchem er gegen die düng und Kreuzigung des Lykurgos durch 
Seinigen (und gegen sich selbst) wütet. Damit Dionysos endigt. Dafs die Tragödie, welche 
tritt nun auch Dionysos noch deutlicher als dem Bericht Apollodors zu Grunde liegt, die 
handelnde Persönlichkeit in den Vordergrund. frühere ist, ergiebt sich auch aus einem noch 
Apollodor berichtet: Als Dionysos auf seinem dem besseren, einfacheren Stil angehörenden 
Zuge nach Indien durch Thrakien kam (diese Vasenbild, Mus. Borb. 13, 29 (r. Abbildung 1 
Verknüpfung auch bei Diod. 1,20. 3,65), verjagte Sp. 2195), auf welchem Lykurgos, wie bei Apol- 
ihn der Edonenkönig Lykurgos in frevlem Mut. lodor, nur den Dryas tötet. Der Version Hygins 



2195 Lykurgos (d. Thraker b. d. Alexandr.) Lykurgos (d. Thraker i. d. Kunst) 2196 

mit dem Tod von Weib und Sohn dagegen 
entsprechen die unteritalischen Vasenbilder, 
welche auf Bühnendarstellungen zurückgehen. 
Auf alexandrinische Dichtung endlich 
scheint die Erzählung von der Bestrafung des 
Lykurgos durch Ambrosia zurückzuführen, die 
für uns nur in der breiten Ausführung des 
Nonnos vorliegt und sich als Weiterbildung 
der homerischen Erzählung von der Verfolgung 
der Mainaden durch Lykurgos darstellt. Unter 
diesen, erzählt Nonnos 21, lf., war auch Am- 
brosia, welche Lykurgos gefangen fortschleppen 
wollte, aber auf ihr Flehen nahm die Mutter 
Erde sie auf und verwandelte sie in einen 
Rebstock, dessen Ranken sich sofort als Fes- 
seln um Lykurgos schlangen, so dafs er wehr- 
los den Angriffen der Mainaden preisgegeben 
war, bis er endlich von Hera befreit, jedoch von 
Zeus geblendet wurde. Noch Pherekydes a. a. 0. 
nimmt Ambrosia mi t den anderen Ammen - Nym- 
phen des Dionysos zusammen, aber schon AsTde- 
piades Tragilensis (bei Hyg. astr. 2, 21) weist 
ihr ein besonderes Schicksal zu, indem er sie 
nicht, wie die anderen, zu Thetis fliehen läfst. 
Auf alexandrinische Dichtung weist in der That 




1) Lykurgos tötet Beinen Solin Dryas, Vasenbild (nach 
Mus. Borb. 13, 29). 

nicht blofs der Charakter der ganzen auf eine 
Metamorphose hinauslaufenden Erzählung hin, 
sondern auch die Anspielung des, wie Nonnos, 
den Alexandrinernfolgenden Propertius 4, 17, 23 : 
vesanumque novo, nequiquam in vite Lycurgum, 
welche nur durch die Beziehung auf die auch 
dem Statius (Theb. 4, 386) und dem Scholiasten 
zu Soph. Ant. 955. 958 bekannte Fesselung des 
Lykurgos durch die verwandelte Ambrosia recht 
verständlich wird (vgl. Michaelis, Annal. 1872 
254); andrerseits die bildlichen .Darstellungeu 
von Pompeji und Herkulaneum desselben In- 
halts (s. unten), die ja auch sonst von der 
alexandrinischen Poesie abhängen. 

3. Lykurgos in der Kunst. Den ver- 
schiedenen Gestaltungen der Lykurgossage in 
der Litteratur entsprechen grösstenteils die 
Darstellungsweisen in der Kunst (die Denk- 
mäler zusammengestellt bei Michaelis, Annal. 
d. Inst. 1872 p. 249f.). So vor allem die Auf- 
fassung von der Gestalt des Lykurgos. 
Wie ihn schon Homer als blutdürstigen Wü- 
terich (üvägo<p6vog) schildert, der unter wildem 
Geschrei mit dem Ochsenschläger auf die Wär- 
terinnen des Gottes einstürmt, und Sophokles 



seinen Jähzorn und seine frevlerische Wut her- 
vorhebt, so auch die Späteren, Verg. Aen. 3, 14 
und Serv. z. d. St. Ovid. Met. 4, 23. Anth. Plan. 
127. Quintus Sm. 2, 439, besonders Nonnos 20, 
149 f., in dessen Erzählung der Unhold schuld- 
lose Wanderer fortschleppt, sie dem Ares 
schlachtet und ihre Köpfe an seinem Hofthor 
aufsteckt. Demgemäfs erscheint er auch in 
den Kunstdarstellungen stark und wild, mit 

10 grimmigem Blick, struppigem Haar und Bart, 
meist nackt mit zurückflatterndem Gewand, in 
der Plastik mit nicht unedlen, stolzen Ge- 
sichtszügen als ebenbürtiger Gegner des Gottes 
(vgl. den Borghesischen Sarkophag, Abbildung 
unten), auf den Vasenbildern dagegen mit den 
rohen Zügen des Barbaren und mit zottiger 
Brust; immer in der heftigsten Bewegung, 
dem Ausdruck der Wut, in welcher er, das 
Doppelbeil schwingend, auf die Mainaden oder 

20 auf die Seinigen einstürmt, zuweilen den Fufs 
auf das niedersinkende Opfer setzend. Diese 
Wut in ihrem Übergang in den gottverhängten 
Wahnsinn war nach Anth. Plan. 127 in einem 
Erzbild zum Ausdruck gebracht. 

Zuerst brachte die Vasenmalerei den über 
Lykurgos verhängten Wahnsinn zur Darstellung, 
in welchem er die Seinigen tötet, also die von der 
nachäschyleischen Tragödie behandelte Strafe. 
In der von Apollodor berichteten Version be- 
schränkte sich diese auf die Tötung des 
Sohnes. Letztere ist d.er Gegenstand des 
Vasenbildes Mus. Borb. 13, 29 (s. d. Abbild. 1), 
welches vermöge seiner einfachen, auf die beiden 
Personen sich beschränkenden und ohne alle 
Zuthaten deren Situation in bezeichnendster 
Weise wiedergebenden Darstellung einer guten 
Tradition (etwa dem 4. Jahrh.) anzugehören 
scheint: Lykurgos, schon hier in dem Typus, 
wie ihn dann die verschiedenen Kunstgattungen 

- beibehielten, dringt mit dem Doppelbeil auf 
seinen Sohn Dryas ein, der flehend vor ihm 
auf den Knieen liegt. Dieselbe Version giebt 
das Vasenbild vom spätesten unteritalischen, 
direkte Einwirkung der Bühne verratenden Stil, 
Annal. d.Inst. 1874 tav.R, wieder, auf welchem 
das Weib des Lykurgos wehklagend entflieht, 
und das Seitenstück des Sarkophags Mattei, 
Matz-Duhn, Ant. Bildtv. nr. 2271 (Mon. Matth. 
3, 7, 2). Auch ist hier die unvollständige und 

so deshalb nicht näher bestimmbare Theater- 
scene auf der Scherbe einer apulischen Am- 
phora, abgebildet Jahrb. d. arch. Inst. 6 S. 24 
zu erwähnen, auf welcher Lykurgos in grimmi- 
ger Wut aus einem Palastthor hervortritt. 
Die andere Version der Tragödie nach Hygin, 
wonach Lykurgos Frau und Sohn tötet, 
ist nur durch Vasenbilder jenes späten unter- 
italischen Stils vertreten, vgl. 0. Jahn, EM. 
in d. Vasensamml. S. 227. Lykurgos wird hier 

so teils durch die Gesichtsbildung, teils durch 
ein fremdländisches, an Theatergarderobe er- 
innerndes Kostüm, besonders eine Mütze oder 
Helm von Tierfellen und hohe Stiefel, als 
Barbarenkönig charakterisiert. Demselben Stil 
gehören auch die der Scene regelmäfsig bei- 
gegebenen, mit einer Lanze versehenen Erinyen 
an, welche nicht blofs als strafende, sondern 
speziell als Wahnsinn bringende Dämonen 



2197 Lykurgos (d. Thraker i. d. Kunst) 

(s. Bd. 1 Sp. 1315. 1335) mitwirken, und 
zwar hier in Ausführung dieser von Dionysos 
verhängten Strafe. Als eine besondere Art 
derselben ist die auf zwei Vasenbildern, 
Denkm. d. alten Kunst 2, 38, 442 und M«n. 
d. Inst. 5, 23, von oben herabschwebende, 
mit einem Strahlenkreis umgebene Gestalt 
anzusehen, welche gegen Lykurgos ihre 
Lanze (Kentron) richtet, während dieser den 
Sohn schon getötet hat und nun im Be- 
griff ist, gegen sein vor ihm am Boden lie- 
gendes Weib den Streich mit dem Doppelbeil 
zu führen. Es ist die Personifikation der 
Geistesverwirrung, so dafs die für sie vor- 
geschlagene Bezeichnung „Lyssa" nach 
Brunn, Dilthey, Arch. Ztg. 31 S. 85. Körte, 
Personifikationen S. 21 f.), wenn auch nicht 
inschriftlich bezeugt, durchaus angemessen 
ist. Eine gewöhnliche Erinys in Jägertracht 
tritt auf den beiden anderen Vasen dem 
Lykurgos gegenüber, München 853, ihm die 
wahnsinnerregende Schlange entgegenhal- 
tend, und auf der Vase Mon. d. Inst. 4, 
16 B, indem sie in erregter Bewegung die 
Rechte befehlend gegen die unter ihrem 
Walten stehende Scene ausstreckt. Die 
letztere (vgl. die Abbildung 2) zeigt manches 
Eigentümliche. Der wütende Lykurgos, 
welcher mit beiden Händen das Doppelbeil 
auf sein Weib schwingt, wird von hinten 
von seinem Sohne Dryas mit beiden Hän- 
den um den Leib gefafst, um ihn zurück- 
zuhalten. Die Königin flüchtet sich zu dem 
Götterbild der Kotys (s. ob. 2 Sp. 1400), das 
sie mit dem linken Arm umfafst, während 
sie die Rechte flehend zu Lykurgos erhebt. 
Unbekümmert um die Schreckensscene tan- 
zen links zwei Mainaden mit Tympanon und 
Becken, rechts eine dritte vor dem Götter- 
paar Dionysos und Ariadne, die ruhig da- 
sitzend in ungestörter Heiterkeit den Tän- 
zen und der Wut des Lykurgos zusehen. Der 
jugendliche Dionysos ist auch auf zwei 
der anderen Vasen, auf der Münchener mit 
befehlender Gebärde, anwesend, während 
er bei den Schriftstellern durchaus der Be- 
strafung seines Gegners fern bleibt. _. Steine 
und Pflanzen zeigen eine bergige Ortlich- 
keit (Rhodopegebirge? Hyg. f. 132), die 
Keule eines Tieres ein unterbrochenes Opfer 
an (beides auch auf anderen dieser Vasen). 
— Ob wir uns in ähnlicher Art das Ge- 
mälde mit der Bestrafung des Lykurgos 
im Dionysostempel am Theater in Athen 
{Paus. 1, 20, 3) zu denken haben, ist nicht 
sicher. — Zweifelhaft ist die Deutung des 
von Fr. Lenormant, Gag. areheol. 6 (1880) 
S. 74 veröffentlichten Vasenbildes, das einen 
die Keule schwingenden Barbaren unter vier 
Satyrn darstellt, auf Lykurgos. 

Der griechisch-römischen Kunst 
gehören zwei Marmoramphoren an, welche 
auf Rundbildern den Angriff des Ly- 
kurgos auf die Mainaden darstellen, 
die Amphora Corsini, Welcher, A. D. 2 
Taf. 3,8, und die vatikanische, Mon. d. 
Inst. 9, 45 (s. die Hauptgruppe derselben 
auf Abbildung 3). Auf beiden Bildwerken 



Lykurgos (d. Thraker i. d. Kunst) 2198 




2199 Lykurgos (d. Thraker i. d. Kunst) 




Lykurgos (d. Thraker i. d. Kunst) 2200 

fällt Lykurgos inmitten des bakchischen Thia- 
so8 von tanzenden Satyrn und Mainaden eine 
der letzteren an, indem er sie am aufgelösten 
Haar fafst und die Niedersinkende in die Hüfte 
(Kniekehle) tritt. Dieselbe unterscheidet sich 
in nichts von den anderen Mainaden und ist 
daher mit Michaelis (Annal. d. 1. 1872 p. 262 f.) 
für eine ebensolche, nicht mit Welcher und 
Brunn (s. ebendas.) für das Weib des 
Lykurgos zu halten. Während aber 
auf der Corsinischen Amphora Lykur- 
gos das Doppelbeil gegen die Mainade 
schwingt, macht er auf der vatikani- 
schen (s. die Abbildung) mit dem 
rechten Arm eine Bewegung, welche 
sich als ein Stofsen mit einer stumpfen 
Waffe, etwa dem Stiel eines Beils 
(schadhaft und restauriert), gegen den 
Rücken der Verfolgten, worauf sich 
auch sein Blick heftet, darstellt (anders 
Michaelis a. a. 0.). Das Stofsen gegen den 
Rücken erwähnt Nonn. 21, 21 ßovnlrjyi 
fistdqiQtvct vvaamv, offenbar eine weitere 
Ausführung des homerischen &n.v6fi,svcci 
^ Sovxlriyi Z135, wobei ebenfalls nur an 
\jfaj-- Mifshandlung, nicht an Tötung zu 
denken ist. Im übrigen setzt die Relief- 
darstellung an die Stelle der homeri- 
schen Verfolgung der Ammen-Nymphen 
einen orgiastischen Tanz deB den Dio- 
nysos auch in der Tragödie (s. oben) 
umgebenden Thiasos mit Satyrn, indem 
es gerade dem Künstler darauf ankam, 
die Sorglosigkeit des von der bakchi- 
schen Ekstase hingenommenen Thiasos 
gegenüber von dem Überfall der Ge- 
nossin hervorzuheben (weshalb Lulcian 
satt. 51 den Tänzern die Bestrafung des 
Lykurgos empfiehlt). Beide Komposi- 
tionen gehen auf griechische Originale 
zurück (Welcher p. 95. Michaelis p. 267), 
welche noch nicht unter dem Einfluls 
der Dichtung von Ambrosia entstanden 
zu sein scheinen, da die Verwandlung 
durch nichts angedeutet ist. Es ist 
etwa die diesem Ereignis vorhergehende 
Scene. 

Die Sage von Ambrosia, eine 
alexandriniache Weiterbildung der ho- 
merischen Erzählung (s. ob.), erscheint 
auf Bildwerken der späteren 
Gattungen. Die deutlichste Darstel- 
lung derselben ist der borghesische 
Sarkophag Zoega, Abhdl. Taf. 1, 1 (s. d. 
Abb. 4). Lykurgos, mit grofsartig wil- 
dem Ausdruck und in heroischer Nackt- 
heit, schwingt das Doppelbeil gegen 
Ambrosia, die weinlaubbekränzt, mit 
entblöfstem Oberkörper niedergesunken 
das linke Knie und die eine Hand gegen 
den Boden stützt, den anderen Arm, hinter wel- 
chem eine Rebe aufschiefst, erhebt : Andeutungen 
ihrer auf Anrufung der Mutter Erde beginnenden 
rwandlung in einen Weinstock, dessen Ran- 
ken den Lykurgos umschlingen werden. An 
diesen treten von rechts und links zwei Frauen, 
vonweichen die eine (nach Milchhöfer, Jahrb. d. 
arch. Inst. 7, 203 Dike) mit einem Stabe sein 



2201 Lykurgos (d. Thraker i. d. Kunst) 

Haupt beröhrt, die andere, eine Erinys, ihm eine 
Fackel entgegenhält, um ihn in Wahnsinn zu ver- 
setzen. Zugleich fällt ihn (wie auf drei der ande- 
ren Bildwerke) der dionysische Panther an (vgl. 
Hyg. f. 132), zum Zeichen, dafs seine Bestrafung 
von Dionysos verhängt ist. Dieser ist rechts 
mit seinem Gefolge anwesend, dazu Ge mit 
Schlangenhalsband (Matz-Duhn, Ant. Bildw. 
nr. 2269). Die drei Frauen links wurden von 
Zoega (besonders wegen Soph.Ant. 965) für Musen 
gehalten, neuerdings gelten sie meist (Welcher, 
Michaelis, Matz) für die Parzen. Wieder- 
holungen der Hauptscene bieten ein pompeja- 
nisches Wandgemälde und ein Mosaik aus 
Herculaneum, vgl. Matz, Arch. Ztg. 27 Taf. 21, 
2. 3. Der Strauch neben der laubbekränzten 
Ambrosia auf jenem ist doch wohl eine Er- 
innerung an die Rebe, die auf dem Mosaik 
den Lykurgos umschlingt. Dem letzteren sehr 
ähnlich ist das Relieffragment im Laterani- 
schen Museum nr. 293. Auf dem Glasbecher mit 
erhobenen Figuren, beschrieben von de Witte, 
Annal. d. Inst. 17 p. 114 A. 7 (vgl. Michaelis 
p. 257) , scheint der Moment etwas später ge- 
wählt, als auf den bisherigen Darstellungen. 



Lykurgos (d. Thraker: Deutung) 2202 

Bull. d. Inst. 1869 p. 14. 15. Vente Charvet. 
Paris 1883 p. 168. 169 nr. 1824. Drexler.] [Vgl. 
auch Heydemann, Mitteil, aus den Antiken- 
sammlungen in Ober- u. Mittelitalien, 3. Hall. 
Winckelmannsprogramm 102 (unecht?), 116 
Anm. 311. Höfer.] 

4. Wesen und Bedeutung. In der grie- 
chischen Dichtung war Lykurgos zum Edonen- 
könig herabgesunken, im tbrakischen Dionysos- 

10 kultus aber war er ein, wenn auch dem Dionysos 
feindlich entgegentretender, doch mit ihm aufs 
engste verbundener Gott. Der Name seines 
Vaters und zugleich seines Sohnes , Dryas, 
welcher an die Dryaden erinnert, scheint ihn 
als eine zu der Vegetation in Beziehung 
stehende Gottheit zu bezeichnen. Die Verbin- 
dung seines Kultes mit dem des Dionysos 
spricht Strabon p. 471 aus, der Verfasser des 
Bhesos 972 bezeichnet ihn als Bakchosprophet 

20 und asfivbg friög (Bd. 1 Sp. 1051f.); bei Nonnos 
21, 155. 20, 180 versetzt ihn Hera unter die 
Götter und verehren ihn die Araber als Gott 
an Altären mit Menschenopfer und Räucher- 
werk. Lykurgos ist jedoch (vgl. Welcher, Gr. 
Gö'tterl. 1, 415 — 534 und Voigt, Beiträge zur 




4) Lykurgos und Ambrosia (anwesend : 3 Musen [od. Moiren ?], Erinys, Dike [?], Dionysos, Ge, Pan u. s. w.), 
Sarkophagrelief (nach Zoega, Abhandlungen Taf. I, 1). 



Das Gegenbild zu jenem pompejanischen Wand- 
gemälde bildet eine Darstellung der Flucht des 
Dionysos ins Meer und seine Aufnahme bei 
Thetis, nach Homer, vgl. Mate a. a. O. Taf. 21, 1 
S. 55. — Ein (vielleicht nur fingiertes) Erzbild, 
den Angriff des rasenden Lykurgos auf die 
Reben darstellend, findet sich geschildert Anth. 
Plan. 127; er heifst daselbst fiovoKQqnig , wo- 
rüber zu vgl. Ovid Ib. 344. Welcker, Nachtr. 50 
116. Jacobs, Anth. Gr. 12 p. 47. Die hierauf 
bezogenen Gemmen, Zoega, Abh. Taf. 1, 2. 
Denkm. a. K. 2, 37, 439 stellen aber wahr- 
scheinlich den Herakles dar, vgl. Michaelis 
a. a. 0. p. 249 A. 2. [Doch erkennen in dieser 
Scene den Lykurgos auch L. Müller, Descr. 
des int. et com. ant. du Musee- Thorvaldsen 
p. 105 nr. 861 und der Verfasser des Cat. d'une 
coli, d'objets d'art composant le cab. de feu M. 
N. Bevil. Paris 1845 p. 51 nr. 480. Drexler.] 60 
— Ohne Beziehung zu den genannten Bild- 
werken and durch keine schriftlichen Nach- 
richten erklärt ist die Darstellung des prä- 
neatinischen Spiegels Mon. d. Inst. 9, 7, 2 aus 
dem Anfang des 6. Jahrh. d. St. Rom, wonach 
Lykurgos dem Taseos seinen Sohn Pilonikos 
raubt, vgl. Annal. 41, 197. 42, 352. Klügmann, 
Ball. arch. 1877, 85 f. [= Heibig u. Henzen, 



Mythologie des Ares, Leipz. Studien 4, 227 f.) 
nur eine heroische Hypostase des thrakischen 
Ares, d. h. der das Naturleben vernichtenden 
Glut der Sommersonne, deren Strahlen als die 
Geschosse eines todbringenden, waffenführenden 
Gottes aufgefafst wurden (wie bei Apollon, siehe 
oben Bd. 1 Sp. 433, auf welchen auch Lykurgos 
zurückgeführt wurde von Geizer, Bhein. Mus. 
28, 37). Auf ein solches Verhältnis des Lykur- 
gos zu Ares weist nicht blofs die Vaterschaft 
des letzteren, sondern auch der beiden gemein- 
same Grundcharakter hin, die zerstörende, mör- 
derische Wut, sowie die gemeinsamen Epitheta 
XQctTSQÖg, a»'<$pEiqpdj'r9j?, fiaivöfisvog (vgl. auch 
den Ares fi.vmni.og, der die püaziti, d. h. den 
sengenden Feuerstrahl führt, mit dem fivwip 
und den flagellae in der Hand des Lykurgos, 
Bilthey, Arch. Ztg. 31, 87). Als eine Art Wut 
oder Raserei dachten sich die Alten die zer- 
störende Kraft des himmlischen Feuers, sowohl 
der Sommersonnenglut als des Seiriosgestirns 
(vgl. Bilthey a. a. 0. S. 85), und bezeichneten 
dieselbe als Ivcaa, Hunds- oder Wolfswut. 
Gerade die Xvaaa wird bei Lykurgos als Haupt- 
zug hervorgehoben, Anth. Plan. 127. Folglich 
gehört auch der Wahnsinn des Lykurgos, der 
ethisch als Strafe für seine Verfehlung aufgefafst 



2203 Lykurgos (d. Thraker: Deutung) Lykurgos (S. d. Aleos u. s. w.) 2204 

wurde, zum Wesen desselben und bedeutet einen Serv. ad Aen. 3 , 14 Thiele. Firmicus de err. 

Naturvorgang, die jährlich wiederkehrende Glut prof. rel. 6. Von Cornut. 30 wird die ganze 

des Hochsommers, welche die im Frühling aus Sage auf die Weinlese bezogen. Auch seine 

dem Feuchten entsprossene Vegetation ver- Bestrafung wurde euhemeristisch erklärt, Schol. 

nichtet, oder, mythologisch gesprochen, den Stat. Thcb. 4, 472. Schol. Soph. Ant. 971. 

Dionysos mit seinen Ammen - Nymphen ins 2) Sohn des Boreas, s. oben Bd. 1 Sp. 803 

Meer treibt. Aber wenn die Gluthitze der Z. 22. — 3) Sohn des Herakles, Apollod. 2,7, 8. 

Sonne ausgetobt hat , dann schwindet auch — 4) Sohn des Aleos (s. d.) und nach ApoHod. 

ihre Macht dahin und die Natur versinkt in 3, 9, 1. 2 der Neaira, Gemahl der Kleophile 

Erstarrung; Homer sagt dafür nur: Zeus blen- 10 oder Eurynome (oder Antinoe, Schol. Apollon. 

dete den Lykurgos und er lebte nicht mehr 1, 164), Vater des Ankaios (s. d. und daselbst 

lange. Die spätere Mythenbildung gebrauchte auch seine anderen Kinder, zu welchen Io- 

f'ür die winterliche Jahreshälfte das alte, auch kritos nach Steph. B. Bcaza%CSai hinzukommt), 

auf Ares angewandte Bild der Fesselung, das im Als Vater desselben Lykurgos nennt Schol. 11. 

Lykurgosmythos in mehrfacher Form erscheint, 2, 609 den Amphidamas, der sonst unter seinen 

am bezeichnendsten in der Sage von der Fes- Brüdern oder Söhnen aufgezählt wird. In der 

seiung des Heros durch die Edonen im unter- Ilias H 142 tötet er mit List den Keulenträger 

irdischen Felsengemach im Pangaion. Auch Are'ithoos (erzählt unter dem Art. Ave'ithoos), 

liegt ein Hinweis auf die Jahresfruchtbarkeit eine auch von Pherekydes bei Schol. II. 7, 8 

als Inhalt dieser Mythen darin , dafs wegen 20 (s. ebendas.) behandelte Sage. Nach Aleos 1 

Mifswachses der Heros, der die lebensfeind- Tod erhielt er die Herrschaft über Arkadien, 

liehe Macht darstellt, aus dem Lande gestofsen überlebte seine Söhne Ankaios und Epochos 

und in die Tiefe der Erde verbannt werden (s. d.) und erreichte ein hohes Alter (Paus. 8, 

soll, vgl. Voigt a. a. O. 298. So stellen also 4, 10). Die Arkader verehrten ihn nach seinem 

Dionysos und Ares - Lykurgos, die sich im Tode und feierten ihm zu Ehren die MäUia 

Mythos feindlich gegenübertreten, wie Sommer (Schol. Apollon. 1, 164), ein Kriegsspiel vgl. 

und Winterin derdentschenMythologie(6rri»im s Hermann, Goltesd. Altert. § 51, 16. Zu Lepreon 

724f.), zusammen als „Zweieinheit" den Jahres- sollte er begraben sein, Paus. 5, 5, 5. Nach 

lauf dar, wobei jener die belebende Wirkung v. Wilamowitz- Möüendorf, Homerische ZJnter- 

der Frühlingssonne, dieser die verdeibliche 30 suchungen S. 285 ist dieser Heros auf den Zeus 

Sommerglut und die darauf folgende winter Lykaios zurückzuführen. — 5) Sohn des Pheres, 

liehe Erstarrung (Preller l 2 , 539 nimmt ihn Herrscher zu Nemea, bei Hygin f. 15, 74, 273 

nur für den Winter) vertritt. Der unterliegende mit dem Kurznamen Lycus (vgl. Rhein. Mus. 

Gott wird zum Heros degradiert und dem sieg- 1888, 614), vonEurydike oder Amphithea Vater 

reichen untergeordnet. Dies bewirkt die gott- des Opheltes, genannt Archemoros, Apollod. 

gesandte Geistesverwirrung, die zugleich eine 1, 9, 14. 3, 6, 4; kam durch Hypsipyle mit den 

Geisteserfüllung ist (s. Bd. 1 Sp. 1055. 1063); sie gegen Theben ziehenden Helden in Berüh- 

verwandelt den Lykurgos aus einem Feind in rung, vgl. den Art. Amphiaraos Bd. 1 Sp. 296 f. 

den TiQoyrjtrig Bdv.%ov und macht ihn zu seinem Im Haine des nemeischen Zeus wurde sein Grab 

Kultdiener. Als solcher mufs er ihm dasselbe 40 gezeigt, Paus. 2, 16, 3. Sein Kampf mit Am- 

Opfer darbringen, wie die rasenden Frauen, phiaraos (Paus. 3, 18, 12; anders Stat. Theb. 

die seinem Kult widerstrebten und durch die 5, 660) auf Vasenbildem bei O. Jahn, Ber. d. 

fiavia Dionysosdienerinnen wurden (s. Bd. 1 sächs. Ges. d. Wiss. 1853, 21; vgl. Bethe, The- 

Sp. 1038. 1053): den eigenen Sohn, eine Er- banische Heldenlieder S. 49. [Urlichs, Ver- 

innerung an daä alte Menschenopfer. zeichnis d. Antikensamml. d. Univers. Würzb., 

Etymologische Erklärungen des Na- Nachtrag zu 3 p. 71 nr. 316. H.] — 6) Sohn 

mens sind bei der Vieldeutigkeit beider Be- des Pronax, der von Amythaon, dem Bruder des 

standteile von Avttöogyog oder Avy.cigyog meh- Pheres (s. nr. 5), abstammt, Apollod. 1,9, 13; 

rere möglich: Böclch, C.I.Gr.X p.78 übersetzt von Stesichoros unter denen genannt, die As- 

,.Lupanimus" (von o'eyrj), ebenso v. Wilamowitz- 50 klepios vom Tode erweckte, Apollod. 3, 10, 3. 

M öllendorff,Hom. Untersuchungen S. 285: „Wolf- Schol. Find. Pyth. 3,96. Schol. Eurip. Ale. 2; 

mut", während Avxo-s-Qyog von Geizer, Rhein. vgl. Bergk zu S'esich. fr. 16. Paus. 3, 18, 7 (12) 

Mus. 28, 36 für „Lichtwirker", von Welcher, ist Verwechslung mit nr. 5, s. oben Bd. 1 

Griech. Götterl. 1, 416 (vgl. Curtius, Grundz. d. Sp. 296, 67. — 7) ein Freier der Hippodameia, 

Etymol. 5 nr. 142) für „Lichtwehrer" und durch Paus. 6, 21, 10. — 8) Der Gesetzgeber Spartas 

Paronomasie für „Wolfwehver" genommen wird, (Avv.6oqyog in dem delphischen Orakelspruch 

gleichbedeutend mit Avnuog, dem Beiwort des bei Herod. 1, 65. Diod. 7, 14; AvuoiQyog, 

Apollon, das die Alten von Xü'xos ableiteten Schol. Aristid. p. 326 Bind. Oinomaos bei 

(vgl. Welcher a. a. O. 481). Die mordlustige Wut Euseb. praep. ev. 5, 27 p. 224), dessen Geltung 

des „räuberischen" Tiers (vgl. Curtius a. a. 0. go als historische Persönlichkeit neuerdings be- 

nr. 89) würde das Wesen des Lykurgos gut zweifelt wird; vgl. bes. Ed. Meyer, Rhein. Mus. 

bezeichnen, namentlich wenn Xvxog und Ivaea 1886, 560f.; 1887, 81f. Aufser den symboli- 

zusammenhängen , s. Curtius a. a. O. S. 553. sehen Gestalten, die ihn umgeben, sein Vater 

Euhemeristische Deutungen führten den Euuomos (Plut. Lyc. 2. Ael. v. last. 13, 23) und 

Widerstand des Lykurgos gegen den Dionysos- sein Sohn Eukosmos (Paus. 3, 16, 6; vgl. dazu 

kult und sein Wüten gegen die rieben auf sein 0. Müller, Prolegomena 275. Dorier 1, 63), fällt 

Streben zurück, der Trunkliebe der Thraker der Kultus auf, der ihm gewidmet war; vgl. 

zu steuern, Plut. de aui. poet. 1. Schol. bei Wide, Laie. Kulte 1893 S. 281f. und im Skand. 



2205 Lyrnpkae Lynkeus (S. d. Aigyptos) 2206 

ArcJi. 1, 90 f. In Sparta hatte er einen Tempel, name, der dann durch spezielle Beinamen in- 

und wurden ihm als Gott jährliche Opfer dar- dividualisiert wird, Varrode 1. 1. 5,71: ab aquae 

gebracht (Herod. 1, 66. Ephoros bei Strabon lapsu lubrico Lymphae. Lympha luturna, quae 

p. 366. Nicolaus Damasc.b. Müller, Fr. H. Gr. 3 iuvaret; itaque multi aegroli propter id nomen 

p. 390), wie er auch in diesem Kultus als &nog hinc aquam petere söhnt, a fontibus et flumi- 

bezeichnet wurde, Paus. 3, 16, 6. C. I. Gr. 1256. nibus ac ceteris aquis dei ut Tiberinus ab Tiberi 

1341. Aus diesen Verhältnissen und der engen et ab lacu Velini Velinia et Lymphae Commo- 

Verbindung der Lykurgischen Gesetzgebung mit tiae ad lacum Cutiliensem a commotu, quod ibi 

Delphi hat Geizer {Rhein. Mus. 28, 1 f.) ge- insula in aqua commovetur. In historischer Zeit 
schlössen, dafs die Spartaner ursprünglich dem 10 ist der Name nur eine archaisierende Neben- 

Apollon Lykurgos oder Lykios die Ordnung form für den der Nymphen {nee quando si- 

ihres Gemeinwesens zuschrieben , welche in tientibus aquam percussa petra perfudit, Nym- 

der That das Werk einer jenem Gotte die- phas Lytnphasque coluerunt, August, cd. 4, 34; 

nenden priesterlichen Genossenschaft gewesen Nymphis Lymphisq(ue) Augustis ob reditum 

sei , deren Vorsteher als Verkörperung des aquarum, G. I. L. 5, 3106 aus Vicetia), die sich 

Gottes angesehen und Lykurgos genannt wor- auf Inschriften ziemlich selten findet (C I. L. 

den wäre. Auch Gilbert {Studien zur altspartan. 9, 4644 aus Interocrium. 11, 1918 aus Perusia. 

Geschichte 80 und Griech. Staatsaltertümer 1, 15) 3, 6373 aus Salonae. 5, 5648 Lymfis Vir(ibus) 

hält Lykurgos für einen Apollon Lykios. Da- aus Mediolanum); unter den zahlreichen Weih- 
gegen erkennt v. Wilamowitz-Möllendorf, Eom. 20 inschrif'ten an die Nympbae Nitrodes von Ischia 

Untersuchungen 267 f. in dem peloponnesischen (C. I.L. 10, 6786 — 6799) begegnet neben dem 

Hauptgott Zeus Lykaios die Gottheit, aufweiche gewöhnlichen Nymphis dreimal die Form Lym- 

der zu Sparta verehrte Heros Lykurgos zurück- phis (nr. 6791. 6796) bezw. Lumphieis (nr. 6797). 

zuführen sei, der den Namen für den Gesetz- Weiteres s. unter Nymphae. [Wissowa.] 

geber hergegeben habe. Die von Holm, Griech. Lyngeus = Lynkeus (s. d.). 

Geschichte 1, 226 dagegen geltend gemachten Lynkeus (Avyxsvg, vgl. Xvy%). 

Gründe dürften nicht allzuschwer wiegen. 1) Sohn des Aigyptos (nach dem Grofs- 

[Eine früher aufL. gedeutete Statue im Vatikan vater Belides von Ovid Heroid. 14, 73 genannt) 

spricht ihm Heibig, Führer 1 p. 205 nr. 280 und der Argyphie(4poZZod.2,l,5; bei Tzetz.Chil. 
ab. Sein Haupt mit dem Diadem erscheint 30 7, 372: Argyphe), Gemahl der Danaide Hyper- 

mit der Beischrift AYKOYPI~OC auf autonomen ranestra (Apollod. 2, 1, 5: Avynsvg de KuXvtriv 

Münzen von Sparta, Head, H. N. p. 365. üXazcv falscher Zusatz). Die Sage, wie er von 

Imhoof- Gardner, Num. Comm. on Pausanias HypermnestrainderBrautnachtgeschontwurde, 

p. 56. Cat. of gr. c. [in the Brit. Mus.] Pelo- ist in den Artikeln Aigyptos, Danaiden, Danaos 

ponnesus p. 122f. nr. 14 — 21 PI. 24, 7. 8. — und Hypermnestra (daselbst einige Bildwerke 

9) Eine Inschrift eines Veteranen in Hebrän ent- besprochen) behandelt; dazu sei noch folgendes 

hält eine Widmung für das Wohl eines Kaisers nachgetragen: Während Pindar Nem. 10, 6 nur 

dargebracht &s]ä AvKovgycp , Waddington, die Schuldlosigkeit der Hypermnestra betont, 

Syrie 2286 a (= Wetzstein nr. 201) bemerkt scheiden sich die übrigen Quellen in der An- 
dazu: „Jene croispas qu'il faule corriger la copie 40 gäbe des Motivs; die Liebe wird als Motiv 

de M. Wetzstein et lire Avxovgyog; il n'y aurait bezeichnet von Aischylos Prometh. 865 ff. (vgl. 

rien d'extraordinaire ä ce qu'un particulier ait fr. 43 N. aus Athen. 13 p. 600 b . Sclwl. Für. 

dedie un monument ä Lycyrgue divinise". Wie Hecub. 869. Schol. Pind. Pyth. 9, 200), pietas 

es sich auch mit der Richtigkeit des Textes dieser gegen den Vetter von Ov. Heroid. 14,49. 129 f.; 

Inschrift verhaltenmag, an den Gesetzgeber Spar- dagegen soll nach Apollod. 2, 1, 5 {Epit. Vatic. 16)! 

tas dürfte hier kaum zu denken sein. Drexler.] Schol. Hom. zf 171. Schol. Pind. Nem. 10, 10 Hy- 

— 10) = Lykos 4 (s. d.) [Rapp.] permnestra den L. gerettet haben, weil er ihre 

Lymphae, ursprünglich Lumpae (osk. dium- Jungfräulichkeit geschont hatte (so erklärt auch 

pais auf der Tafel von Agnone, Zvetajeff, Syll. KiefsKng, Hör. c. 3, 11, 35 f.: et in omne virgo 
inscr. Ose. nr. 9 A7. B9; Lfujmpas Romaneses, 50 nobilis aevum). Auf den Mord der Danaiden 

C. I. L. 4, 815 nach Mommsens Herstellung, hat G. Hermann die Salafionoiol {Pollux 

vgl. Unterital. Dial. S. 256; Lumpheis, CLL. 7, 122) als 2. Stück der Trüogie des Ai- 

9, 4644 vom J. 749 = 5 v. Chr. aus Interocrium; sehylos bezogen, Verhandlungen der Kgl. sächs. 
Lumphis, Vitruv. 1, 2, 5; Lumphieis, C. I. L. Gesellsch. d. W. 4, 123 f., gegen Welcher, der 

10, 6797 = 1, 1238 von Ischia), italischer Name indes im Rhein. Mus. 13, 189 ff. beigestimmt 
vonWassergottheiten(vgl. Hmp-Äs u.a.), nach- hat. Das 3. Stück bildeten die Danaiden (siehe 
her mit den griechischen Nvficpai identificiert Nauck, Fragm. trag. gr.p. 11 f.), in denen Hyper- 
und auch etymologisch an sie angeglichen mnestra mit Hülfe der Aphrodite freigesprochen 
{Varro de l. I. 7, 87. Paul. p. 120). Varro wurde (G. Hermann, Opusc. 2, 319 ff.). Über 
{de r. r. 1, 1, 6) betet unter den Göttern des 00 dieses Gericht des Vaters knüpften sich in Ar- 
Landbaues zur Lympha, quoniam sine aqua gos Legenden an das %6avov der Aphrodite 
omnis arida ac misera agri eultura (vgl. Hör. NiKrjyögog nach Paus. 2, 19, 6, an das Kqixy)- 
serm. 1, 6, 97 f.: Gnatia Lymphis iratis ex- qiov nach Paus. 2, 20, 7 (vgl. Hekataios fr. 357 
strueta; August, c. d. 4, 22. 6, 1: optemus a aus Schol. Für. Or. 869) und an das Heiligtum 
JAbero aquam, a Lymphis vinum); in enger der Artemis neiirm nach Paus. 2, 21, 1. Eine 
Verbindung stehen sie mit dem Gotte Föns andere Legende wurde nach Paus. 2, 25, 4 von 
(Vitruv. a. a. O. Mait. Cap. 1 , 46 = Nigid. dem Orte Lyrkeia erzählt, der ursprünglich 
Figul. p. 89, 1 Sicob.). Der Name ist Gattungs- Lynkeia geheifsen habe (am Berge Lyrkeion, 



2207 Lynkeus (S. d. Aigyptos) Lynkeus (S. d. Aphareus) 2208 

s. Bursian, Geogr. v. Griechenland 2, 63): Daliin 2) Sohn des Aphareus, Bruder des Idas, 

soll sich Lynkeus in der verhängnisvollen Nacht ausgezeichnet durch sein scharfes Gesicht, mit 

gerettetundsichmitHypermnestradurchFackel- dem er auch die Erde und feste Gegenstände 

zeichen verständigt haben; so erklärte man sich durchdringen konnte, Kypr. fr. 9 aus Schol. 

den Ursprung eines jährlich daselbst gefeierten Pind. Nem. 10, 112. Find. Nem. 10, 62 (cit. 

Fackelfestes. Die Veränderung des Namens von Paus. 4, 2, 7). Apoll. Ehod. 1, 53 f. (daraus 

Lynkeia in Lvrkeia wurde von Lyrkos abge- Val. Flacc. 1, 462 ff. Orph. 182 ff.). Apollod. 3, 

leitet, der entweder ein illegitimer Sohn des 10, 3. Euhemeristische Erklärungen dieses 

Abas, des Sohnes des Lynkeus (Paus. a.a.O.), Wunders finden sich bei Schol. Ar. Plut. 210 
oder selbst ein Sohn des Lynkeus (Lyrkios bei 10 (L. der erste Bergmann!). Hyg. f. 14. Palaiph.. 

Hesych. s. v. AvqkIov ärjpog), oder ein Sohn incred. 10. Tzetz. Lyk. 553; vgl. auch Phn. 2, 78 

des Phoroneus (Nikainetos bei Parthen. er. 1) (mit Ap. Bhod. 4, 1479). L. wurde sprichwört- 

heifst, [Dafs Apoll. Bhod. 1, 125 nicht Avyiu\iav lieh, Ar. Plut. 210 ßlinoyt' änoäeQco e o£u- 

^gyoc, sondern Avqktjiov zu lesen ist, wird nicht zsgov zov Avy%imq und viele andere St., z. B. 

nur durch die Scholien, sondern auch durch App. prov. 3,71. 4,30. Suid. s.v. Avyni-mg etc. 

Val Flacc. Argon. 4, 355 und Ov. Met. 1, 598 Plut. inimic. ut. 3 (Mor. 87°). Cic. fam. 9, 2, 2. 

bestätigt.] Über Lynkeia -Lyrkeia vgl. Völcker, Hör. sat. 1, 2, 90. Ep. 1, 1, 28. Apulei. Met. 

Mytholog. d. Japetischen Geschlechts S. 192 ff.; 2, 36. 

abgedr. bei H. D. Müller, Mythol. d. griech. Seine Sage ist mit der seines Bruders Idas 
Stämme 1, 44ff., der von S. 42 — 67 die ganze 20 eng verbunden; er wird nie ohne diesen er- 
Sage und ihre Deutungen bespricht; ferner wähnt, wohl aber dieser ohne ihn. Vgl. daher 
Otfr. Müller, Graecorum de Lynceis fabulae den Artikel Idas 1 und, soweit der Kampf 
(Göttinger Universitätsschrift 1837) S.12f. Eine der Apharetiden ('Acpagrizidai bei Find. 
besonnene Kritik wird wohl jeden Zusammen- Nem. 10, 121) mit den Dioskuren in Be- 
hang des Namens Lyrkeion und Lyrkeia mit tracht kommt, den Artikel Dioskuren Bd. 1 
dem Heros Lynkeus ablehnen. — Das spätere Sp. 1160 f. Wenn es daselbst Sp. 1160 Z. 29 
Verhältnis des Lynkeus zu Danaos wird ver- heifst: „er (Lynkeus) sticht und tötet den 
schieden dargestellt: nach Apollod. 2, 1,5 ver- Kastor", so ist dies offenbar ein Versehen; 
heiratet Danaos Hypermnestra mit Lynkeus, der Verfasser meint Idas nach Pind. Nem. 
und dieser wird sein Nachfolger (2, 2, 1; vgl. 30 10, 60 und Apollod. 3, 11, 2. Dagegen ver- 
Paus. 2, 16, 1); nach anderen findet Danaos mutet Bergk zu Pind. Nem. 10, 62 in P.L. G. 
durch Lynkeus ein gewaltsames Ende, Schol. 1, 312, dafs der Dichter der Kyprien gedichtet 
Ew. Hec. 886; vgl. Serv. Verg. Aen. 10, 497 habe, Kastor sei vonLynkeusverwundet worden: 
und Malal. Chronogr. 4, 68 (Archilochos fr. 150 und in der That scheint das am Schlufs des 
Bgk.*, doch ist das Citat unsicher). Darauf Bruchstückes erhaltene vv& nicht anders er- 
wird auch der Lynkeus des Tragikers Theo- klärt werden zu können; das Proklos -Excerpt 
dektes (Aristot. Poet. 11 und 18) bezogen, vgl. freilich sagt: Käaztog pev vno zov "I8a avai- 
Otfr. Müller a. a. 0. p. U und den Artikel qiizoci. — Bergk a. a. 0. hat auch die aristar- 
Abas 1 (bes. auch über den heiligen Schild chische Lesart ripevov bei Pind. v. 62 ausführ- 
der Hera, Preller-Bobert, Gr. M* 1, 168). Vgl. 40 lieh begründet und die arg entstellten Scholien 
auch die Petersburger rotfig. Vase nr. 426 mit z. d. St. wieder herzustellen versucht; darnach 
; der Darstellung derDanaiden, wo nach Stephanis ist nach Pindar nur Kastor in der Eiche ver- 
Vermutnng auch L. anwesend ist. steckt, während . Polydeukes zur Verfolgung 
Lynkeus als Nachfolger des Danaos und herbeieilt (v. 66: riXire AriSag naig Skokcov). 
Vater des Abas hat seinen Platz in der argi- Was das Motiv des Streites betrifft, so giebt 
vischen Königsliste. Resiod. dun. 'HqukI. 327 zwar Apollodor in Übereinstimmung mit Pindar 
nennt ihn darum Vorfahr des Herakles und den Rinderraub an, erzählt aber unmittelbar 
Iolaos, Herodot 291 mit Danaos (aus Chemmis vorher den Raub der Leukippiden (s.d.), von dem 
eingewandert) Vorfahr des Perseus. Besonders auch die Kyprien (fr. 7 aus Paus. 3, 16, 1) er- 
aber sind einzusehen die Königslisten in Euseb. 50 zählt haben, wir wissen nicht, ob im Zusammen- 
chron. 1, 178 (Seh.). Pausan. 2, 16, 1. Apollod. hangmit dem Apharidenkampfe. Zu den Stellen, 
2 , 2 , 1 ; vgl. auch AvyyieiSai bei Steph. Bys. die als Motiv den Leukippidenraub angeben, 
s.'v. "AQyos. Darum hatten die Argiver seine gehört auch Schol. Find. Nem. 10, U2: i) lazo- 
Statue mit der des Danaos und der Hyper- Qia cezl zoiavzrf Avyxsvg xul "Iäag oi Atpu- 
mnestra in Delphi aufgestellt, Paus. 10, 10, 5, Qscog naiSsg stivrjßtcvaavTo rag AevKimtov 
und zeigten in Argos sein Grab (Heroon), Paus. »vyariQag $oißrjv *al 'EläuQuv (sie), Kccta 
2, 21, 2 und Hyg. f. 168 p. 31 Seh. Ss tjji> zmv ydpcov fuia^tav royg dioewyQOvg 
Nach Schol. Ar. Plut. 210 (daraus Suid. s. v. elg iatiaaiv inuXtactv ol Ss zag «d^as acpaQ- 
Avyxswg ö&wksgtiqov ßlinsig) hätte Aristo- näaavng anitptvyov, o£ 91 imäicoxov Kai cvv- 
phanes in den Danaiden dem Argiver Lynkeus 60 Cazaxai zotg 'AcpaQrjiiädaig Kai znig ztiocxov- 
das scharfe Gesicht zugesprochen; darauf qotg päm tibqI zmv yä[ia>v etc. Theokrit id. 22 
fufsend stellt Otfr. Müller in der erwähnten hat nicht, wie Bd. 1 Sp. 1161 Z. 12 ff. behauptet 
Abhandlung den Sohn des Aigyptos mit dem wird, beide Motive verbunden, sondern erzählt 
des Aphareus zusammen und deutet beide als v. 149 ff. , dafs die Dioskuren den Leukippos 
Dämonen der weiten Bergesaussicht (p. 8). durch das Geschenk von Rindern und Maul- 
Wir vermögen dagegen keinen Zusammenhang tieren überredet hätten, die sie allerdings erst, 
zwischen dem Argiver und dem Sohne des worauf der Ausdruck äUoiQioig xzcdzsaaiv (an- 
Aphareus zu finden. dere lesen: älloiai kz.) hindeuten mag, geraubt 



2209 Lynkos Lyseus 2210 

haben (Schol. Lykophr. 548). — Lykophr. v.548if. Aen.1,323. Myth.Vat. 1,31. Hieraus Hyg. f. 259, 

denkt nur an den Raub der Bräute, daher v. 549: wo fälschlieh rex Siciliae steht). [Vgl. auch 

üXtpi] äeävatrog.» Er schildert den Kampf so, M. Kremmer, De catalogis heurematum. Lipsiae 

dafs Lynkeus den Kastor tötet (vgl. Ov. Fast. 1890 p. 69. Drexler.] — 2) Ein Troer, den der 

5,709), Polydeukes den Lynkeus (Ov. v. 711); Aitoler Thoas tötete (Qu. Smyrn. 11, 90). 

Idas wirft das ayal(ia vom Grabe des Vaters [Schirmer.] 

nach Polydeukes; während er selbst vom Blitz type {Avnrj), das personifizierte Leid als 

des Zeus getroffen wird, versagt auch sein Göttin bei Eur. Orest. 398 f. Kebes, Pinax 9. 

Geschofs nicht (so scheint v. 560 f. bpov äl 17. 18. 19 (hier im Plural); vgl. Arch. Zeit. 

%cd*6g xai. %£Qttvvioi ßolai tavgovg — Idas und 10 42 (1884), 125 und d. Art. Luctus. [Höfer.] 

Polydeukes — ytaza£avoveiv zu verstehen, wo- Lyra s. Sternbilder, 

mit wiederum Ov. v. 714 und Apollod. 3, 11, 2, 5 Lyrkios (Avgmog), Sohn des Lynkeus, Hesych. 

zu vergleichen sind). Durch nichts läfst sich s. v. Avgxiov örjfiog. Mehr s. unter Lynkeus 

beweisen, dafs die „ältere Überlieferung" die nr. 1. [Höfer.] 

Aphaviden und den Schauplatz des Kampfes Lyrkos (Avgxog), 1) ein unechter Sohn des 

nach Messenien verlegt. Tyndareus, Apha- Abas (nach Hes. -v.AvQitsiov öf/fiog des Lynkeus), 

reus und Leukippos sind Brüder, wohl nach der sich in dem nach Lynkeus (s. d.) benannten 

Stesichoros (fr. 61 aus Apollod. 3, 10, 3), und argivischen Städtchen Lynkeia niederliefs und 

gehören der lakonischen Sage an (vgl. K. See- ihm den Namen Lyrkeia gab. Dort war an 

liger, Die Überlieferung der griechischen Helden- 20 einer Denksäule sein Bild zu sehen (Paus. 2, 

sage bei Stesichoros, Meifsen Progr. 1886); die 25,5). — 2) Sohn des Phoroneus, den mit an- 

Messenier haben nach ihrer Wiederherstellung, dem Inachos ausschickte, um Io zu suchen, 

wie andere Kulte und Sagen, so auch den Apha- In Kaunos gab ihm Aigialos seine Tochter Hei- 

reus und seine Söhne aus Lakonien übernommen, lebie zur Frau und Anteil an der Herrschaft, 

vgl. B. Niese im Hermes 26 (1891) S. 15. Da- Die Ehe blieb kinderlos; aber Lyrkos zeugte 

durch fällt die politische Deutung des Mythus mit Hemithea, der Tochter des Staphylos in 

Bd2 Sp.99f. ; vgl.Bd. 1 Sp. 1160Z. 44ff. Auf den Bybestos, den Basilos, der später in Kaunos 

messenischen Ursprung könnte allein aus der die Herrschaft erhielt (Nikainet. u. Apoll. Bh. 

älteren Litteratur das Pherekydesfragment (fr. 65 bei Parthen. Erot. 1). [Schirmer.] 
aus Schol. Ap. Iihod. 1, 162) bezogen werden, so Lyrnesis (Avgvrjßlg) , absolut für Hippoda- 

nach dem die Mutter der Aphariden Arene meia (Briseis), Ovid. ars am. 2, 403. Seneca 

geheifsen, wenn nicht das homerische Arene Ag. 186. Vgl. Schol. Hom. II. 19, 246. [Höfer.] 

selbst vergebens in Messenien gesucht worden Lyrogethes (Avgoyrj&rig), Beiname des Apol- 

wäre (Strab. p. 348. 361 — über die tiveg vgl. Ion, Anth. Pal. 9, 525, 12. [Höfer.] 

Schol. Ap. Bliod. 1, 471, wo das Citat des Pei- Lyros (Avgog), Sohn des Anchises und der 

sandros verdächtig scheint — Paus. 5, 6, 2). Aphrodite, der kinderlos starb (Apollod. 3, 12, 2, 

So erscheinen denn die Aphariden erst in wo Heyne Avgvog vermutet). [Schirmer.] 

der alexandrini sehen Litteratur als Messenier Lysaia (Avaaia), Beiname der Artemis, in 

(Theokr. 22, 208. Lykophr. 552. Apollod.3,11,2); Epidauros, AbXxIov 1892, 81. [Höfer.] 
darum die Bilder des Aphareus und seiner Söhne 40 Lysandros (AvtsavSgog), 1) ein Troer, den 

im Tempel der Messene zu Messene, Paus. 4, Aias tötete (II. 11, 491). — 2) Sohn des Am- 

31, 11; aber man zeigte auch das Grab der phidamas, von Patroklos in Opus erschlagen 

Aphariden in Sparta, Paus. 3, 13, 1. (Schol. Ven. B. II. 23, 86). [Schirmer.] 

Wie Idas nimmt auch Lynkeus am Argo- Lysanias ? (Aveuviag) nach Bobert in Prellers 
nautenzug teil [Pherekydes nach fr. 65 aas Schol. Gr. Myth. 1* p. 525 Anm. 1 Beiname des As- 
Ap. Bhod. 1, 132 ?], Apoll. Bh. 1, 151. Apollod. klepios auf Delos. Doch ist in der betreffen- 
1,9,16. Vol. Flacc. 1, 462 — 467. Hyg. f. 14. den Inschrift (Monuments grecs publies par 
Orph. 182ff. Während aber Idas von Apollonios Vassoc. p. l'encouragement des etudes gr. nr. 7, 
wiederholt als ein auf seine Kraft pochender 1878 p. 45) in den Worten ifgaroiros xov 'Ac- 
Held eingeführt wird, benutzt der Dichter die 50 h/Lijjiioü AvaavCov von dem Asklepiospriester 
Sehkraft des Lynkeus nur einmal: 4, 1466 — Lysanias die Rede. [Drexler.] 
1482, in einem anderen Zusammenhange auch Lyse (Avorj), eine Thespiade, mit der He- 
rder Dichter der Orphika v. 1193. — Unter die rakles den Eumeides zeugte (Apollod. 2,7, 8). 
kalydonischen Jäger wird er mit Idas gerech- [Schirmer.] 
net von Apollod. 1, 8, 2. Ov. Met. 8, 304. — Hyg. Lyseros (Avasqcag), eine die Liebe störende 
fab. 173 nennt den kalydonischen Jäger Lyn- Gottheit (Serv. Verg. Aen. 4, 520). [Schirmer.] 
keus einen Sohn des Thestios. Lysens (Aveivg), Beiname des Dionysos 
8) Ein Sohn des Herakles und der Thespiade (Orphica fr. 208 p. 237 Abel) als des nach 
Tiphysa nach Apollod. 2, 7, 8. orphiseber Anschauung seine Verehrer „aus 

4) Ein Begleiter des Aineias, von Turnus 60 dem Unheil und dem unendlichen Qualenweg" 
getötet, Vcrg. Aen..$, 768— 771. erlösenden Gottes, Bohde, Psyche p. 417. 418 

5) Name eines Hundes des Aktaion nach Anm. 1. Lübbert, Commentatio de Pindaro 
Apollod. 8, 4, 4. [Seeliger.] theologiae orphieae censore. Bonn. ind. 1. 1888/9. 

Lynkos (Avy*os), 1) König von Skythien, 4°. p. XXI; vgl. seinen Beinamen Avaiog, der 

der wegen seiner Absicht, den zur Verbreitung auf die Erlösung vom orgiastischen Wahnsinn 

des Getreidesegens ins Land kommenden Tripto- bezogen wird von Voigt oben 1 Sp. 1062 und 

lemos zu töten, von Demeter in einen Luchs Bohde, Psyche p. 338 Anm. 2 im Gegensatz zu 

verwandelt wurde (Ov. Met. 6,650 ff. Serv.Verg. der von den Alten (bei Wentzel, 'Enmlriaiig 

Boscükk, Lexikon dor gr. \x. Tum. Mythol. II. 70 



2211 Lysianassa Lysios 2212 

&säv 7 p. 42 f.) gegebenen Deutung als Erlöser xaS-a'gctot, XvzikoI xcmäiv) Plato de republ. 2, 8 
aus der Gefangenschaft oder Sicc zb Xvtqbhsk- p. 366 a. Pollux 1, 24. 6, 131. [Höfer.] 
oflm @r]ßa(ovs nagä Na^itov afinckov. Vgl. Lysios (Aveiog) , Beiname« des Dionysos, 
Lysios, Lysimeles, Lysioi. [Drexler.] Orph. hymn. 50 tit. u, v. 2 vgl. 4214. Flut. 
Lysianassa (Avaiavaaaa), 1) Tochter des Quaest. conv. 3, 6, 4. Suid. Phot. s. v. Verehrt 
Epaphos, die dem Poseidon den Busiris gebar wurde Dionysos Lysios in Theben; sein in 
(Apollod. Z, 5,11. Tzetz. CHI. 2, 368). — 2) Eine der Nähe des Theaters befindlicher Tempel 
der Nereiden (Hesiod. Theog. 258. Apollod. 1, ward nur einmal im Jahre geöffnet; den Namen 
2, 7). — 3) Tochter des Polybos, Gemahlin des L. sollte er bekommen haben, weil er The- 
Talaos, des Sohnes des Bias von Argos (Paus. 10 baner, die von den Thrakern gefangen waren, 
2,6,6; nach Apollod. 1, 9, 13 war die Gemahlin befreit hatte (eXvasv), Paus. 9, 16, 6; vgl. 
des Talaos Lysimache, die Tochter des Abas). Suid. Xvaioi rsXszai. Auf dem Markte zu Ko- 
Vgl. Lysippe 6. — 4) Tochter des Priamos rinth standen nebeneinander die Idole des 
(Hyg. f. 90). [Schirmer.] Dionysos Lysios und des D. Bakcheios, die 
Lyside (AvaiSrj), s. Lysidike nr. 2. [Schirmer.] aus dem Holze der Fichte verfertigt waren, 
Lysidike (Avotdixij), 1) Tochter des Pelops, von der aus einst Pentheus das Treiben der 
Gattin des Mestor, dem sie die Hippothoe gebar Mainaden beobachtet hatte; die Einführung 
(Apollod. 2, 4, 5. Tzetz. Lykophr. 932). Nach des korinthischen Kultus war auf Geheifs der 
einer von Paus. 8, 14, 2 erwähnten Tradition galt Pythia erfolgt, Paus. 2, 2, 6 f. Gleichfalls auf 
sie als Mutter des Amphitryon, also als Gattin 20 Anregung der Pythia hatte der Thebaner 
des Alkaios, die sonst Astydameia oder Lao- Phanes den Kult des Dionysos L. nach Sikyon 
nome heifst. Nach Plut. Thes. 7 und Schol. verpflanzt, wo Lysios neben dem D. Bakcheios 
Find. Ol. 7, 49 war sie (statt der Anaxo bei verehrt wurde; beider Statuen wurden in heili- 
Schol. Ven. B. II. 14, 323 oder der Eurydike ger Abgeschlossenheit in dem sogenannten 
bei Diod. 4, 9) Mutter der Alkmene, also Gat- Koajirjz^giov aufbewahrt und nur einmal im 
tin des Elektryon. Nach C. I. Gr. nr. 8185 war Jahre unter Packellicht und unter Absingung 
sie Begleiterin des Theseus bei seiner Eück- von Hymnen in den Tempel des Dionysos ge- 
kehr aus Kreta. — 2) Tochter des Lapithen tragen; vorangetragen ward die Statue des 
Koronos, Gattin des Telamoniers Aias, dem Bakcheios, dann folgte die des Lysios, Paus. 
sie den Philaios gebar (Steph. Byz. v. <PiXatäai 30 2, 7, 6. Eine Verehrung des Dionysos L., ohne 
nach Schubarts Emendat. f. AvGidrjg. Tzetz. Ly- dafs sie jedoch direkt bezeugt ist, nimmt L. 
kophr. 53). [Töpffer, AU. Gen. p. 276. Drexler.] Weniger, Das Kollegium der sechzehn Frauen 

— 3) Tochter des Thespios, die dem Herakles und der Dionysosdienst in Elis 2 auch in Elis, 
den Teles gebar {Apollod. 2, 7, 8). — 4) Gattin Megara, Argos, Patrai, Tegea und Heraia an. 
des Boros, Mutter des Penthilos (Hellan. b. Der Name Lysios bedeutet nach Pindar bei 
Schol. Plat. p. 376). S. Boros nr. 2. [Schirmer.] Plut. de adul. et amic. 17 = fr. 248 6 Xv<ov 

Lysimache (Avoi[iä%rf), 1) Tochter des Abas zb zmv övaq>ögcav GioivCov (= ununterbrochene 

(nach Antimach. Theb. b. Schol. Eur. Phoen. 150 Reihe) uiQijivdäv, und Plut. Quaest. conv. 7, 10, 2 

des Kerkyon, Enkelin des Poseidon), Gattin des sagt 01 naXaiol zbv &ebv 'EXsv&sqiov Kai 

Talaos, Mutter des Adrastos, Parthenopaios, « Aveiov snälovv, kui yta.vziY.iig noXXriv i%eiv 

Pronax, Mekisteus, Aristomachos und der Eri- r,yovvto (toigav, ov Siä zb ßauxivaipov %al 

phyle (Apollod. 1, 9, 13). Vgl. Lysianassa nr. 3. jiavimäsg, moniQ EvgtniSrjg (Bakch. 298) slnsv, 

— 2) Tochter des Priamos (Apollod. 3, 12, 5). uXX' ozi zb SovXoTcqsitlg xal TtsQiStsg xal «jit- 

[Schirmer.] azov l^aCqmv xai änoXvaiv zfjg tj)v%rig, äXrj&eia 

Lysimachos (Aveifia%og) , Sohn des Neleus Kai iiaqqriaia xgrja&aL itqbg äXXijXovg äiSmatv. 

und der Chloris, einer Tochter des Amphion 0. Bibbeck, Anfänge und Entieickelung des 

und der Niobe (Schol. Ven. B. II. 11, 692). Dionysoskultus in Attica 8ff., dem sich im 

[Schirmer.] wesentlichen A. Bapp, Die Beziehungen des 

Lysimeles (AvaijisXi^g), Beiname verschie- Dionysoskultus zu Thrakien und Kleinasien 9f. 

dener Gottheiten, — nach Hesych. zä (neXv 50 anschliefst, weist hin auf die nahe Verwandt- 

zov ocöfiuzog Xvtov rj zag jisXiöävag, zag fisgi- schaft des Lysios mit dem attischen, auf Befehl 

firas Xvtov — 1) des Hypnos, Hom. Od. 13, 343. des delphischen Orakels (Paus. 1, 2, 5) aus dem 

Epigr. im Schol. Paus. ed. Spiro, Hermes 29 boiotischen Eleutherai eingeführten Dionysos 

(1894), 144. — 2) des Eros, Hesiod. Theog. 'EXsv&eQevg (Paus. a. a. 0. 1, 20, 3. 38, 8) und 

121. 911. Sappho fr. 40 (37). — 3) des Pothos, auf den Gegensatz zwischen dem BÜKXSiog 

Archiloch. 85 (77). — 4) des Dionysos, Anth. (BccK%hvg) und dem Lysios; den ersteren be- 

Palat. 11, 414. Planud. 99. Schol. Lucian. zeichnet Bapp a. a. 0. 10 als den wilden, den 

p. 72 Jacob.; vgl. Theodor. Graec. äff. cur. 3 bakchischen Wahnsinn bringenden Gott, der 

p. 782 Schulz Kai b Aiövvaog Xvai/isXrjg rs andere ist der milde, klare Gott, mit befreien- 

Kcei. yvvvig vnb zovztov (den Bildhauern) »ata- 60 der und seelenlösender Kraft. Vgl. den Artikel 

anivägszai. — 5) des Thanatos, Eur. Suppl. Lyseus und Bohde, Psyche 338, 2. — Welcker, 

46. Anth. Palat. 7, 420. — 6) der Aphrodite, Nachtr. z. Triol. 195 wollte in dem Beinamen 

Anth. Palat. 11, 414. — 7) der Eumeniden, Lysios einen Bezug auf politische Befreiung 

Orph. hymn. 70, 9. [Höfer.] der niederen Volksklassen sehen, s. dagegen 

Lysinomos (Avatvopog), Sohn des Elektryon Bibbeck a. a. 0. 9. Über die Frage, ob aus dem 

und der Anaxo (Apollod. 2, 4, 5). [Schirmer.] griechischen Lysios der altitalische Liber her- 

Lysioi Theoi (Avawi &eo(), die von Sünde vorgegangen sei, s. d. Art. Liber Sp. 2021. 

lösenden, entsühnenden Götter (vgl. Phot. oi [Höfer.] 



2213 Lysiponoi Theoi Lytierses 2214 

Lysiponoi Theoi (AvaUovoi 9so£). Eine Drexler.] [Lyssa beim Tode des Pentheus auf 

Inschrift aus Epidauros ist geweiht Zqvl %cä einem Sarkophagrelief, Matz-Buhn, Antike 

'HsXlm nui itäeiv äuyevisaeiv öXßoSözaig Kai Bildwerke in Born 2, 2266, bei der Raserei des 

slfu^Eptotg *al Ivoutövotoiv, Baunack, Lykurgos (s. d.), ebenda 2269. 2271, wohl auch 

Studien 1, 81, 1; vgl. die gleichfalls aus Epi- auf dem Relief ebenda 3, 3739; vgl. auch Brit. 

dauros stammende Widmung 'AaiCkrimw 'Tynia Mus. A. Guide to the Second Vase Boom 1869 

TeXieyäom dXi^iirövoig, Baunack, Aus Epi- p. 12. Baumeister, Denkmäler 1300 und die 

dauros 21. [Höfer.] Artikel Apate, Mania u. Oistros. Höfer.] 

Lysippe (Avalnnrj), 1) Tochter des Proitos [Schirmer.] 

und der Stheneboia. Weil sie mit ihren 10 Lytaia (Avzaia), handschriftlich überlieferter 

Schwestern den Dienst des Dionysos ver- Name der Tochter des Hyakinthos bei Apollod. 

achtete (Hesiod) oder das Bild der Hera ver- 3, 15, 8, statt Lusia. S. d. nr. 1. [Schirmer.] 

spottete (Akusilaos und Pherekydes), wurde sie Lytbe? (Avzßrj?), Georgii Cedreni hist. comp. 

mit ihnen in Raserei versetzt, von der sie der ed. Bekker 1 p ; 245: r\v St 6 'HQaxXr)g ysvvri- 

Amythaonide Melampus heilte {Apollod. 2, 2, 2. 9slg w zoig dvoazigm n^oeiQ^fievoig zgäyoig, 

Schol. Od. 15, 225. Serv. Verg. Ed. 6, 48; vgl. h zy Aazm zrjg ®nßns, «» zov yivovg rjjs 'AX%- 

Preller, Gr. Mythol. 2, 55 ff.). Boscher, Seltne \f,r\vng vitaQ%mv v.ai zov IUhov diög- 6g ävs- 

u. Veno. 71 Anm. 274. Nachträge dazu Würzen zQacprj iv zfj 'lanavi'cc %aqa, v.a.1 avSqsiog ysvö- 

1895 S. 28 f. Bohde, Psyche 338 f. S. Proitos und (icvog rrv zözs ano z&v 'Ionavcöv enl zr\v 'Ita- 

Melampus. — 2) Tochter des Thespios, die dem 20 Uav tpvymv, v.al ißaaüsvasv hv avzjj h.r\ Vt\- 

Herakles den Erasippos gebar {Apollod. 2, 7, 8). oazig tXaßs yvvuHu zrjv Avzßr\v zrjy 'AzXszov 

— 3) Amazone, Mutter des Tanais (Hut. fluv. ßaaiXetog &vyaztQa- odev v.al azriXug avzä 

14,1). [Der Name erinnert an Hippolyte. Klug- iQvaooyvQrixovg aviezrieav oi'Izalai ßaaiXsigjh' 

mann.] — i) Mutter des mysischen Königs Teu- ovv Q^ysg I« tov yevovg avzov, alzivsg azffXai 

thras (Blut. fluv. 21, 4). — 5) Gemahlin des ^XQ l To5 «cQOVTog tazavzai xzX. [Sollte nicht 

Kephalos (Et. M. 507, 29). [— 6) Gemahlin für Avzßrjv zrjv 'AzXizov zu lesen sein Aißvnv 

des Talaoa und Mutter der Eriphyle, Schol. zfjv "AzXavzog'i Bei der schwankenden und 

Plat. p. 419 Bekker, die sonst Lysianassa (s. d. besonders bei späteren Schriftstellern oft sehr 

nr. 3) oder Lysimache (s. d. nr. 1) heifst. Höfer.] willkürlichen Angabe der Genealogie scheint 

[Schirmer.] so mir diese Vermutung für die sonst nirgends 

Lysippos (Avemnog) , 1) Sohn der Niobe, bezeugten und unverständlichen Namen Avzßr\ 
Pherekyd. im Schol. Eur.Phoen.16i. — 2) Sohn "AzXszog nicht unwahrscheinlich; dazu kommt, 
des Neleus, Schol. Eom. 11. 11, 692. Auf einem dafs thatsächlich zwischen Libye und Zeus- 
bemalten Thontäfelchen aus der Nähe von Pikos einer- und Atlas andererseits ein genea- 
Akrokorinth (Bohl, Inser. Gr. Ant. nr. 20) logischer Zusammenhang besteht. Johann. 
sind zwei Figuren die Namen 'A%iXXsvg und Av- Antioch. fr. 6, 14 (= Frgm. H. G. 4, 544; vgl. 
aimtog beigefügt, F. Blafs bei CoJlitz, Samml. Charax Pergam. fr. 19 = Frgm. E. G. 3, 640) 
d. griech. Bial.-Inschr. 3, 3119h, 45 p. 66. erwähnt den Jlntos 6 xal Zsvg als Vater der 

[Höfer.] Libye, Plin. h. n. 7, 56, 203 den Atlas als 

Lysithea (Avai&ia), Mutter des ersten Dio- 40 Sohn der Libye. — Was tv zjj Aäzm zfjg 

nysos, Ioann.Lyd. 4,38 p. 72 Bonn. Schoemann, ®r]ßng bedeuten soll, ist mir unbekannt. Höfer.] 

Opusc. Ac. 2, 163, 63; s. Lysithoe. [Stoll.] Vgl. Paus. 9, 11, 1. [Drexler.] 

Lysithoe (Avbi&otj), Tochter des Okeanos, Lyterios (AvzriQiog), Beiname des Pan(s. d.) in 

welche mit Zeus den ersten Herakles zeugte, Troizen, weil er den Troizeniern durch Träume 

Ioann. Lyd. de mens. 4, 46 p. 82 Bonn. Der Mittel zur Abwehr einer Pest gewiesen hatte 

Name ist von Creuzer hergestellt b. Cic. de N. D. (Paus. 2, 32, 6). [Höfer.] 

3, 16, 42. Vielleicht identisch mit Lysithea (s. d.), Lytierses s. oben Lityerses und Frazer, The 

Schoemann, Opusc. Ac. 2 p. 163, 63. [Stoll.] Golden Bough Vol. I chap. III § 9 p. 363—409 

Lysithoos (Avai&oog), Sohn des Priamos „Lityerses". unsicher ist sein Vorkommen auf 

(Apollod. 3, 12, 5). [Schirmer.] 50 den Denkmälern. Hinsichtlich der Vasen- 

Lysizonos (Aveifavog), Beiname der Arte- gemälde s. Th. Bergk, Arch. Zeit. N. F. 1, 1847 

mis = Eileithyia — Xvovai yäg zag £<övag al Sp. 135—138 und K. F. Hermann, Arch. Zeit. 

ngwztog zUxovaai «al ävazc»&aaiv 'AgzifitSi, N. F. 2, 1848 Sp. 237—238. Auf einem Hä- 

Schol. Apoll. Bhod. 1, 288. Orph. hymn. 36, 5. matit der Sammlung Behr und einem von 

Tkeokr. 17,-60. Hesych. [Höfer.] Peretie aus dem Orient mitgebrachten Ser- 

Lyssa (Aveaa), eine bei Euripides öfter (vgl. pentin mit der Reversaufschrift CXIQN wollen 

Herc. für. 822 ff. 834. 880. 883. 899. Bacch. 977) ihn Fr. Lenormant, Beser. des med. et ant. 

vorkommende Personifikation der rasenden Wut compos. le cab. de M. le Baron Behr. Paris 

als der aus dem Blute des Uranos und der 1857 p. 228 nr. 79 und Be Witte, Bull, arch. 

Nyx entsprossenen Mutter der Erinyen. [Mi- 60 de l'Athenaeum frang. 1856 nr. 2 p. 15 in 

nervini, Monum. ant. ined. p. 102. Stephani, einem Getreide sichelnden Manne erkennen. 

C. r. p. l'a. 1862 p. 124. 144. 145. Bilthey, Doch bezeichnet Adrien de Longperier, Oeuvres 

Arch. Zeit. 1874 (81) p. 80f. 84f. 89f. Taf. 7, 3. 3 p. 164—165 dieselbe.. Figur auf einem von 

G. Körte, Über Personifikationen psych. Affekte Greville d. Chester aus Ägypten mitgebrachten 

in der späteren Vasenmalerei. Berlin 1874 dem BeÄrschen offenbar ganz gleichen Hämatit 

p. 6 — 8. 18—24. Bergstedl, Studia archaeol. einfach als „un moissonneur barbu, coiffe d'un 

Upsaliae 1881 p. 15. M. Mayer, Be Euripidis chapeau conigue ä visiere". Ebenso bezeichnet 

mythopoeia capita duo. Berol. 1883 p. 82 f. der Guide to the first and second egyptian 

70* 



2215 Ma (Begleiterin der Rhea) Ma (= Kybele) 2216 

rooms [of the Brit. Mus.] Lond. 1874 p. 165 äno Mag. Mä ds rij 'Pia stnero, Jj naQeämxs 
G. 46 den Typus nur als „Man reaping". Zwei Zeig Aiävveov tgitpsiv, v.al rj Mä itagä i% 
Bronzemünzen, von Imhoof, Monn. gr. p. 464f. "Hqag tqcozrj&etaa rlvog s(r\ zb ßqiq>og, "Ageog 
nr. 33. 34 unter den unbestimmten Kleinasiens ecpr]. «al nagä Kagalv 6„ ddvvcog Mdaagig 
aufgeführt, zeigen im Obv. einen Schnitter, im enlrj&r}. Da nach anderer Überlieferung (siehe 
Revers die eine : Triton (?) umgeben von 3 oder B. Köhler, Über die Bionysiaka des Nonnus von 
4 Sternen, die andere: das Medusenhaupt; des- Panopolis p. 20) Rhea selbst Pflegerin des Dio- 
gleichen führt eine Elektronmünze bei Imhoof nysos ist, liegt es nahe, mit Pape- Benseier, 
p. 465 nr. 35 im Revers den Schnitter, im Obvers Wb. d. gr. Personennamen s. v. Mä in der an- 
ein männliches Haupt mit Diadem, von Imhoof 10 geblichen Gefährtin der Göttin 
fragweise für das Alexanders d. Gr. erklärt. 2) die Letztere selbst zu erkennen^ zumal da 
Auf letzterem Stück möchte Ch. Lenormant, Stephanus fortfährt: ixafcivo de xal f) 'Pia Mä 
Num. des rois grecs p. 160 PI. 81, 1 „une allusion Kai zavQog avrrj s&vsto naga Aväoig, a<p jjs r\ 
ä la legende phrygienne de Lityerses" erkennen ; icölig. Wie künstlich auch die zur Erklärung der 
hinsichtlich der ersteren ist Imhoof in Zweifel, Namen Mastaura und Masaris in unserer Stelle 
ob wir nicht in ihnen Marken für Getreide- (über die man vgl. u. a. Ch. Lenormant, Etüde 
empfänger zu sehen haben. Der Typus eines de la religion phrygienne de Cybele [Extrait 
Ähren schneidenden Mannes erscheint auch auf des Nouvelles Annales publiees par la section 
einer Münze des Antoninus Pius von Alexandria francaise de V Institut archeologiquej p. 11 ff. 
mit dem Datum des 5. Regierungsjahres des 20 de Lagarde, Ges. Abhandlungen p. 268. Preller- 
Kaisers, Mi. 6, 227, 1534. Stuart Poole, Cat. Robert, Gr. M. I 4 p. 647 Anm. 4) vorgetragenen 
of the coins of Alexandria and the nomes p. 128 Etymologieen sein mögen, so viel, dafs Ma 
nr. 1092 PI. 12. — Poole p. LVIIf. deutet diese ein Name der Kybele war, ist doch daraus zu 
Figur, ebenso wie den auf alexandrinischen entnehmen. Übrigens haben die Neueren in 
Münzen desselben Kaisers mit gleichem Datum kühnen Etymologieen mit den Griechen ge- 
vorkommenden Pflüger (nr. 1091, PI. 12^i als wetteifert, wie denn Grafsberger, Studien zu den 
Sternbild. In der Wochenschr. f. cl. Phil. 1895 griechischen Ortsnamen. Würzburg 1888 p. 284 
Sp. 29. 30 habe ich die Vermutung aufgestellt, den Namen der Stadt Mayvriala von Ma ab- 
dafs in dem Pflüger und Schnitter der alexan- leitet und mit „Mutterstadt" übersetzt, 
drinischen Münzen die Personifikationen der 30 Auf Kos will Meister a. a. 0. p. 683 — 684 
Saat- und Erntezeit zu erkennen sein. die Mä nachweisen aus dem von Herodas in 

[Drexler.] den Mimiamben 1, 85; 4, 20. 33. 43; 5, 13. 66. 
59; 6, 4. 21 (und zwar immer nur von Frauen), 
anfserdem von Theökrit 15, 89 gebrauchten be- 
teuernden Ausruf beim Erstaunen und der Ent- 
rüstung [iä. Er sieht in diesem Ausruf die 
Ma (Mä) kommt als Name einiger klein- Anrufung der Göttin Mä, deren Name auf 
asiatischer Gottheiten vor, die im Grunde viel- Kos von den Griechen der karischen Bevöl- 
leicht nur verschiedene Formen der grofsen kerung entlehnt worden sei. Diese mit den 
kleinasiatischen mütterlichen Gottheit der 40 Schollen zu Theökrit und Eustath. 855, 24 zu 
Natur sind (s. Kybele). Dem Namen, welcher als Eom. II. 11, 441 in Widerspruch stehende Ver- 
Appell ativum im Altindischen und Griechischen mutung ist zwar entschieden scharfsinnig; um 
{Eust. 565, 3 zu II. 5, 408 fiä • i\ utjttiq. Aischylos, sie aber überzeugend zumachen, müfste der 
Suppl.QOl, 911 Wecklein: pä yä, fiä yä) Mutter Nachweis aus Inschriften oder anderen Quellen 
bedeutet (Meister, Abh. d. Kgl. Sachs. Ges. Bd. 30 geführt werden, dafs die Göttermutter auf Kos 
1893 p. 684), wird auch für die kleinasiatischen Ma hiefs. Die reichhaltige Sammlung der ko- 
Sprachen, in denen er als Personenname auf- ischen Inschriften von Hicks und Paton er- 
tritt, von den meisten neueren Gelehrten die- giebt aber für diese Göttin nur die Namen 
selbe Bedeutung beigelegt, so z. B. von Fal- Rheia (nr. 38) und @smv MäxrjQ (nr. 402 Z. 6). 
conet, Me'm. de l'ac. des inscr. et b.-l. 23 p. 224. 50 Auch unter den zahlreichen theophoren ko- 
A. Maury, Eist, des religions de la Grece anc. 3 ischen Personennamen ist kein einziger, der 
p. 81. Lobeck, Aglaophamus p. 583 Note hh. von Mä abgeleitet wäre. Auf dem benach- 
Decharme s. v. Cybele in Daremberg et Saglio, harten Rhodus ist allerdings der, wie wir 
Biet, des ant. gr. et rom. s. v. Cybele 2 p. 1679. sehen werden, wahrscheinlich von Mä abzu- 
Perrot, Hist. de l'art dans l'ant. 4 p. 31 u. Anm. leitende Personenname Mär}g durch eine Münze 
Preller -Robert, Gr.Myth. I 4 p. 640; während (Mionnet 3 p. 415 nr. 129. Cohen, Cat. Greau 
Zoega, Bassirilievi ant. 1 p. 81 erklärt: piü sono p. 164 nr. 1893) nachweisbar. Bei dem regen 
portato a pensare che 'grandezza' denoti (ent- Handelsverkehr dieser Insel kann aber der 
sprechend der fisyälrj fi>)tr;e, Magna Mater), Träger dieses Namens leicht ein Fremder sein. 
\mdLGroskurd,StrabonsErdbesclvreibung'ZTp. 449 60 Mit dem Namen Mä für die Göttermutter 
Anm. 1 und Cumont in Pauly -Wissowas R.- E. hat man die 'Atipäg bei Hesychius (Wfip«sj fi 
1 Sp. 2030 (vgl. auch Th. Reinach, Mithridate Tgoqpös 'AQTEpiSog ■ Kai fj fujT»}? ■ xai rj 'Pia ■ 
Eupator roi de Pont. Paris 1890 p. 242), wenig- xal ^ z}(j(i7jT^p) und im Etym. M. ('Appä, rj 
stens die kappadokische Ma mit der persischen TQoepog, *al i\ fMjr»!^ natä vito*ÖQiepu • v.ulr\ 
Mondgottheit Mab. zusammenbringen. 'Pia ds liysrai «ai dfifiäg, liystai xal «^,/tta) 
Ma erscheint nun 1) als Gottheit im Ge- zusammengestellt, s. Ch. Lenormant a.a.O. p. 14 
folge der Rhea, welche den Dionysos aufzieht, Anm.l. Baudissin,Stud.z.semit.Religionsgesch. 
Stephanus Byz. s. v. Mäexavqa- jrdiUs AvSiag, 2 p. 203. Decharme s. v. Cybele in Baremberg 



2217 Ma (Kult in Kataonien) Ma (Wesen) 2218 

et Saglio, Biet, des ant. gr. et rom. 2 p. 1679 eldlv legal, was Strdbon (p. 559, XII c. 3 § 36) 
Note 59. A. Maury, Sist. des rel. de la Gr. ant. veranlasste, die Stadt als eine Art Kleinkorinth 
3 p. 81 Anm. 5. Jessen s. v. Ammas in Pauly- zu bezeichnen. Sowohl in der Stadt als im 
Wissowas Beal-Enc. 1 Sp. 1843. Bezirk des Heiligtums, wo sich die Wohnung 
3) Mä war vermutlich der Name einer in des Priesters und der Priesterin befand, war 
zwei Städten Namens Komana verehrten Gott- der Genufs von Schweinefleisch verpönt. Als 
heit. Die Beschreibung der einen dieser Städte der ehemalige Räuberhauptmann Kleon , von 
in Kataonien, einem Bezirke von Grofskappa- Augustus für seinen Abfall von Antonius mit 
dokien, am oberen Saros gelegen, wird von der Priesterwürde des pontischen Heiligtums 
Strdbon p. 535, XII c. 2 §3 mit folgenden 10 betraut, binnen Monatsfrist starb, sah man 
Worten begonnen: 'Ev äe zä 'Avzizavgm zovzco darin eine Strafe der Göttin für die Nicht- 
ßa&eig ««t Gtsvoi eleiv avXäveg, ev oig ?Sgv- beachtung des Verbots, Schweinefleisch zu ge- 
rat tu Köfiava %al zb xrjg 'Evvovg Cegbv o niefsen, Strdbon p. 575, XII c. 8 § 9. Bamsay 
exeivoi fiäiav [Handschriften lw] oder yiöfiava s. v. Phrygia in der Encyclopaedia Britannica 
[Handschriften Dh u. Aldina] ovofiüfcovoi. Dafs 18 9 p. 853. Dieses Verbot fand sich auch in 
hier eine Verderbnis des Textes vorliegt, ist anderen kleinasiatischen Religionen, so im 
klar. Koray half derselben ab, indem er o Kybelekult zu Pessinus, Paus. 7, 17, 5, und im 
ineivot, Mag övofiäfcovet. schrieb. Kramer, der Dienste deB Men Tyrannos, Foucart, Assoe. relig. 
in seiner Ausgabe vol. 2 p. 507 Mä schreibt, p.219 nr. 38. Beinach,Traite d' epigraphie grecque 
hält in der Anmerkung Korays Änderung für 20 p. 105. 

vielleicht richtig, findet aber ansprechender Das aus Strdbon gewonnene Bild des Kultus 

Groskurds (Bd. 2 p. 449 Anm. 1) Vorschlag, zu wird erweitert durch die von Procksch oben 

lesen rjj> (statt 0) eneivoi Mä oder Mäv ovo- s. v. Bellona (Bd.l Sp. 776f.) aus den römischen 

fid£ovei. Beide Verbesserungen ergeben als Schriftstellern gegebene Schilderung von dem 

Namen die Göttin Mä. Aus der weiteren Treiben der Priester der in Rom mit Bellona 

Schilderung Strabons ergiebt sich für den verschmolzenen Göttin, welche in fanatischer 

Kultus der Göttin folgendes. Die Einwohner Wut sich mit den Doppeläxten verwundeten 

der Stadt, der Nationalität nach Kataonen, und Weissagungen erteilten. Mit Unrecht hat 

waren in der Mehrzahl Begeisterte (9eotpögrj- man vermutet, dafs die Hierodulen der Ma die 

toi) und Tempeldiener (tegöSovXoi) der Göttin. 80 Sage von den Amazonen in der Pontusgegend 

Über die Letzteren, Männer und Weiber, zu veranlafst haben, so O.Müller, Dorer 1 p. 391. 

Strabons Zeit 6000, gebot der Priester der Kiepert, Handbuch d. a. Geogr. p. 93 Anm. 2 

Göttin, der Würde nach der zweite nach dem (vgl. Graßberger a. a. 0. p. 43 f.). Duncker, 

König und gewöhnlich mit diesem aus gleichem Gesch. d. A. 1* p. 405, wohl auch F. A. Eberle, 

Geschlecht. Der Tempel hatte reichen Land- Der Kultus der Ma- Artemis und der Amasonen- 

besitz, dessen Einkünfte der Priester genofs, mythus. Wien 1860. 8°, welch letztere Abhand- 

vgl. Curtius, Ges. Abh. 1 p. 242. 250. Die lung ich mir leider nicht verschaffen konnte. 

Ruinen des Tempels mit weiten unterirdischen Hiergegen haben Ed. Meyer, Gesch. des König- 

Räumen beschreibt Karolidis, Tä Köfiava Kai reichs Pontos p.19 und A. Klügmann, Die Ama- 

zä egsima avxrjg. 1882; vgl. S. Beinach, Chro- 40 Zonen in der attischen Litleratur u. Kunst p. 13 

nigues d' Orient p. 14. Nachgebildet dem Kul- mit Recht geltend gemacht, dafs die Hiero- 

tus im kappadokischen Komana war der im dulen der Göttin nicht kriegerische Jungfrauen, 

pontischen am Iris. Als es noch Könige von sondern die Werke der Liebe übende Weiber 

Pontus gab, war auch hier der Priester der waren. 

Ma der zweite an Würde nach dem Könige; Das Wesen der Göttin selbst ist, wie bei 
zweimal im Jahre bei den sogenannten Aus- allen grofsen weiblichen Gottheiten Kleinasiens, 
zügen der Göttin (Kazä zag i^öäovg Xeyofie- bei ihrer allumfassenden Macht schwer zu be- 
roug r/js &eov) trug er die Herrscherbinde stimmen. Ein glückliches Bild scheint mir 
{Strdbon p. 557, XH c. 3 § 32). Als Pompejus Ed. Meyer a. a. 0. p. 19 von ihr zu entwerfen, 
die asiatischen Angelegenheiten ordnete (Momm- 50 wenn er bemerkt: „Es genüge anzuführen, dafs 
sen, B. G. 3 6 p. 152), setzte er Archelaos, den diese Göttin eine Gottheit der Naturkraft ist, 
Sohn des von Mithradates zu den Römern über- wie die mit ihr wahrscheinlich identische klein- 
gegangenen Archelaos, zum Priester ein und asiatische Göttermutter. Als Göttin der Pro- 
gab ihm aufser dem Tempelgebiet zwei Schönen duktion wird sie mit rauschenden Freuden- 
(== 60 Stadien) Land, über welches er ebenso festen gefeiert, und die Prostitution ist ein 
wie über die 6000 in der Stadt wohnenden gottesdienstlicher Akt . . . , als Göttin der hin- 
Tempeldiener unumschränkt herrschte. Sein sterbenden Natur wird sie andrerseits mit 
Nachfolger Lykomedes erhielt noch vier Schö- ebenso wilden Trauerfesten gefeiert und ge- 
nen hinzu; zur Zeit Strabons (p. 558 f., XII c. 3 bietet Selbstverstümmlung und blutige Opfer." 
§ 34. 35) bekleidete, von Augustus eingesetzt, 60 Die Alten selbst waren im Zweifel, mit wel- 
Dyteutos, der Sohn des Adiatorix, die Priester- eher ihrer Göttinnen sie sie vergleichen sollten, 
würde. Die Stadt war ein bedeutender Handels- Übereinstimmend nennt sie Strabon Enyo, Hir- 
ort, bei den Auszügen der Göttin von Wall- tiusb. Alex. c. 66 Bellona. Aber Plutarch Sulla 
fahrern von ringsumher, aber auch sonst von c. 9 schwankt, ob er sie als Selene oder Athene 
Einzelnen, die einem Gelübde gemäfs Opfer oder Enyo bezeichnen soll. Frageweise vermutet 
darbringen wollten, besucht. Eine besondere Ed. Meyer s. v. Kappaddkien in der Allgem. 
Anziehungskraft übte das nXrj&og yvvamwv zäv Encykl. d. W. u. K. Sekt. 2 Bd. 32 p. 384, dafs 
egya^ofieveov änb zov coJjtaros, av ai nXeiovg ihr die in römischen Inschriften nicht selten 



2219 Ma (Wesen) Ma (bildl. Darstellungen) 2220 

erwähnte Minerva Berecynthia (Paraeentia) ent- dafs durch die Kimmerier, deren Reste auf der 

spreche, in der man gewöhnlich die Kybele Krim die Taurier seien, ihre wilde kriegerische 

erkennt. Die in einer Inschrift des kappa- Göttin nach Asien gebracht und dort ver- 

dokischen Komana erwähnte Nixrjcpogog 9[ea] schmolzen worden sei mit „une ancienne di- 

(Sterrett, Epigraphical Journey p. 234f. nr. 263. vinite asiatique, natwaliste et sensuelle", so 

Bamsay,Journ.ofphilology 11 1882 p. 147 nr. 5. mag ich ihm auf dieses Gebiet geschichtlicher 

Waddington, Bull, de eorr.hell. 1883 p. 127 nr.l) Hypothese nicht folgen, wenngleich schon 

wird von den beiden Letztgenannten, wie auch Tiesler, De Bellonae cultu et sacris p. 23 ff. auf 

von Imhoof, Griech. Münzen p. 184, für Ma er- ähnliche Vermutungen gekommen war und 

klärt. Ferner wollen in dem 1% ag%is^evg 10 eine Eroberung Kappadokiens (mit Ausnahme 

der Inschrift des Felsengrabes am Irisufer bei Kataoniens) durch die Kimmerier von Geizer, 

Amasia, des sog. „Spiegelgrabes", sowohl Kappadokien u. seine Bewohner, Zeitschr. f. äg. 

Perrot, Exploration archeologique de la Galatie Spr. 1875 p. 14—26 ausführlich erörtert wird. 

etdelaBithyniep.312nr.157, als auch Cr. Hirsch- Auch Meyens (De Diana Taurica et Anaitide 

feld,Paphlagonische Felsengräber (Abhandlungen p. 32) Ansicht: „Mihi enim fama illa de Oreste 

der Kgl. Ak. d. Wiss. zu Berlin aus d. J. 1885) orta concludendum videtur, agnosci in hisce 

p. 29 Anm. 1 zu p. 28 den Hohenpriester von verstigia eommercii atque sacrerum, quae Ponti 

Komana erkennen, und Th. Beinach, Mithridate accolis cum Tauris et Graecis intercesserint" 

Eupator p. 242 bemerkt, dafs bei Annahme lasse ich auf sich beruhen. Mir scheinen der- 
dieser Deutung „ Ma, serait un nouvel exem- 20 artige Fabeln wenig Bedeutung zu haben. Die 

plaire de Bhe'a Cybile , la Terre feconde et Griechen führten eben, wo sie eine dem Wesen 

nourriciere, la nature mourante et nourriciere, nach ihrer Artemis ähnliche Gottheit mit wil- 

adoree par les Lydiens et les Phrygiens", dem orgiastischen Kultus verehrt sahen, den- 

Offenbar in hellenistischer Zeit, wie Ed. Meyer selben auf die taurische Artemis zurück, wie 

s. v. Kappadokien a. a. 0. p. 384 bemerkt, ent- sie dies selbst in ihrer Heimat mit den rohen 

stand die Sage , die Göttin sei die taurische Verehrungsformen der Artemis Orthia in Sparta 

Artemis; Orestes, an den die Orestiaden im und Artemis Brauronia thaten. 

pontischen Komana (C. I. Gr. 4769. Th. Bei- Auch der schon von Heyne, De sacerdotio 

nach a. a. 0. p. 243 Anm. 2) erinnern, habe Comanensi omninoque de religionum eis et trans 
ihren Dienst im kappadokischen Komana ein- 30 Taurum consensione, Commentationes societatis 

geführt zusammen mit seiner Schwester Iphi- regiae scientiarum Gottingensis. Vol. 16 1808 

geneia, und der Ort habe den Namen Komana p. 101—149 aufgestellten Vermutung, dafs die 

empfangen, weil er hier sein während der Göttin von Komana babylonischen Ursprungs sei, 

Trauer lang gewachsenes Haar abgelegt habe vermagich keinen Geschmack abzugewinnen, wie 

(Strabon p. 535, XII c. 2 §3). Cassius Dion sehr auch Fr. Lenormant, Artemis Nanaea, Gag. 

35, 11 berichtet, dafs beide Komana den An- arch. 2 1876 p. 10—18. 58—67 und E. Curtius, 

spruch erhoben, das Schwert der Iphigeneia Die griechische Götterlehre vom geschichtlichen 

zu besitzen. Procop b. Goth. 1 c. 17 p. 83 f. Dind., Standpunkt, Altertum u. Gegenwart 2 p. 50—71 

welcher das Heiligtum der taurischen Göttin sich nachzuweisen bemühen, dafs eine ursprüng- 
nach Akilisene am Euphrat verlegt (s. G. Hoff- 40 lieh babylonische Gottheit unter verschiedenen 

mann, Auszüge aus syrischen Akten persischer Namen, u. a. als Ma, in Komana auf klein- 

Märtyrer. Leipzig 1880 [Abhdlgn. f. d. Kunde asiatischem Boden Verehrung • gefunden hat. 

des Morgenlandes 7, 3] p. 135 Anm. 1147 gegen Auch die oft (s. z. B. Streber, Numismata non- 

Windischmann, Die persische Anahita oder nulla Graeca p. 134. Guigniaut, Beligions de 

Ana'itis p. 100), erzählt, Orestes habe nach Vantiquite 2, 2 p. 79. Meyen a. a. 0. p. 40. 43. 

seiner Rückkehr sh Tavgoav, in Krankheit Bitter, Erdkunde 18 p. 113. Babelon, Bev.num. 

verfallen, das Orakel um Heilung befragt und 3 e se"r. 4 1886 p. 443; vgl. Procksch oben Bd.l 

zur Antwort erhalten, erst dann werde er ge- Sp. 776. Cumont in Pauly -Wissowas B.-E. 1 

nesen , wenn er der Artemis an einem der Sp. 2030) behauptete Identität der Ma und der 
Lokalität sv Tavgoig ganz gleichen Orte einen 50 persischen Anahita ist mir wenig wahrschein- 

Tempel errichte; darauf habe er zuerst im lieh, obgleich auch diese Göttin mit der tau- 

pontischen Komana einen Tempel erbaut, dann rischen Artemis durch hellenistische Gründungs- 

aber, als ihn die Krankheit nicht verliefs , im legendenxn Zusammenhang gebracht wurde und 

kappadokischen. Wie Th. Beinach a. a. 0. p. 243 manche Ähnlichkeiten (Tiesler p. 22. Maury 3 

recht wohl erkennt, ist hier das Verhältnis der p. 170f.) zwischen beiden zu entdecken sind, 

beiden Komana geradezu verkehrt, denn nach Mafsgebend ist für mich, dafs der gründlichste 

Strabons sicherem Zeugnis ist das pontische Kenner Kleinasiens im Altertum, Strabon, kein 

Komana nur eine Filiale des kappadokischen. Wort von der Identität beider Gottheiten sagt. 

Wenn er aber weiter die Vermutung aufstellt, Hinsichtlich der Darstellungen der 
dafs diesen und ähnlichen Sagen und Etymo- 60 Göttin glaubt Puchstein,Pseudohethitisehe Kunst 

logieen (Ableitung des Namens der Artemis p. 21 die Ma von Komana erkennen zu dürfen 

Perasia in Kastabala von niQci&iv, weil Orestes auf den Reliefs von Boghasköi, welche er nicht 

sie von jenseits des Meeres gebracht habe; des den Hethitern des 2. Jahrtausends, sondern der 

Amanos von äytavia, weil am Fufse dieses Ge- kleinasiatischen und komm agenischen Bevöl- 

birges den Orestes der Wahnsinn verlassen kerung Kappadokiens aus der Zeit von 1000 

habe; der Stadt Tyana von Thoas, weil Thoas — 600 v. Chr. zuschreibt, in einer angeblich 

bei der Verfolgung des Orestes hier den Tod auf einem Löwen, nach G. Hirschfelds (Die 

gefunden habe) die Thatsache zu Grunde liege, Felsenreliefs in Kleinasien und das Volk der 



2221 



Ma (auf Münzen) 



Ma (auf Münzen) 



2222 



Hittiter [Abhälg. d. K. Ak. d. W. zu Berlin aus 
d. J.1886J) Abbildung (p. 24). und Beschrei- 
bung (p. 25) dagegen auf einem Leoparden 
stehenden Göttin mit einem der Mauerkrone 
ähnlichen Hauptaufsatz. Auch H. Geizer, 
Zeitschr. f. äg. Spr. 1875 p. 21, der diese Reliefs 
für Denkmäler der Kimmerier hält, bezeichnet 
die Gestalt als „die kappadocische Landes- 
göttin", worunter natürlich Ma zu verstehen 
ist, während Ramsay (On the early historieal 10 
relations between Phrygia and Cappadocia,Journ. 
of the Roy. Asiat. Soc. of Gr. Brit. and Ireland 
N. S. 15 i873 [p. 100—135] p. 120) von dieser 
und der ihr folgenden Figur bemerkt: „In this 
pair one must recognize the mother and son, Cybele 
and Atys in one of his manifestations, iDemeter 
and Dionysos", dagegen aber p. 117. 118 eine 
andere Figur dieser Reliefs (abgebildet bei 
Perrot, Explor. arch. de la Galatie et de la 
Bithynie pl. 50. 51) für die Nmtj^oqos &bü 20 
der oben erwähnten Inschrift des kappadoki- 
schen Komana erklärt. An die Göttermutter 
denkt auch Perrot, Hist. de l'art dans l'ant. 
4 p. 650 — 51; Abbildung p. 637 Fig. 313 = 
Explor. de la Gal. pl. 45 in seiner Besprechung 
der hithitischen Kunst: „on est donc tente d'y 
reconnaitre sous sa 
forme la plus ancienne 
la Grandemere, celle 
qui,pour les Phrygiens 30 
puis pour les Grecs 
d'Asie ei plus tard, 
pour tonte l'antiquite, 
personnifiait la terre et 
son eternellefe'condite". 
Ich kann G. Hirschfeld 
nur beistimmen, wenn 
er in vorsichtiger Zu- 
rückhaltung es unter- 
läfst, den auf diesen 40 
vielgedeuteten (vgl. 
Perrot, Hist. de Vart 4 p. 633 ff.) Reliefs 
dargestellten Gottheiten Namen beizulegen. 
Sichere Darstellungen der Ma haben wir bis 
jetzt nur auf den Münzen des pontischen Ko- 
mana, von denen die autonomen und die Kaiser- 
münzen bis Nerva die Aufschrift KOMANQN, 
die späteren Kaisermünzen die Aufschrift 
iePOKAlCAP(E.»iO K0MAN6ON führen, letztere 
in Übereinstimmung mit Inschriften von Güme- 50 
nek, in welchen uns die Stadt als t; 'Iegonausa- 
gioav Kofiavecov itölig entgegentritt, Hammer, 
Fundgruben d. Orients 5 p. 45. Ramsay, Journ. 
of philology 11, 1882 p. 152 nr. 13, p. 153 
nr. 15; vgl. Waddington, Bull, de corr. hell. 1883 
p. 126. Die Göttin erscheint auf einer Münze 
des Septimius Severus bekleidet, stehend von 
vorn, mit Strahlenkranz um das Haupt, die 
R. gestützt auf einen auf die Erde gestellten 
Schild, in der L. eine erhobene Keule, Mil- 60 
lingen, Andient coins p. 67 pl. 5, 1, wonach 
Mionnet S. 4 p. 446 nr. 166. Myth. Lex. oben 
Bd.l Sp.776. Daremberg et Saglio, Biet, des ant. 
p. 686 Fig.»816. Sestini, Museo Hedervariano 2 
p. 14 Tab. 16, 2 (vgl. Streber a. a. 0. p. 182—184. 
K. O. Müller, Handb. d. Arch. 3 p. 671 § 408, 6). 
Babelon, Rev. num. 3 e ser. 4 1886 p. 444 = Mi- 
langes numismatiques 1. Paris 1892 p. 49 (jetzt 




Münze des pont. Komana 

(nach Miüingen, Anc. coins 

pl. 5, 1). 



im Pariser Kabinett). Frageweise erkennt Enyo 
Wroth, Catal. of gr. coins in the Brit. Mus., 
Pontusp.%9 nr. 5 auf einer anscheinend schlecht 
erhaltenen Münze des Caracalla. Münzen des 
Septimius Severus sowie des Caracalla mit dem 
Datum GT- BOP (172) zeigen einen viersäuligen 
Tempel und darin auf einem Piedestal eine 
Frauengestalt, welche Babelon als Nike mit 
Palme und Kranz, Wroth als Nike mit Palme 
und Kranz oder als Enyo mit Keule und Kranz 
beschreibt: Septimius Severus, Babelon, Rev. 
num. 1886 p. 445 = Mel. num. 1 p.79 — 80 nach 
Mionnet, Lydie nr. 260 u. 261 (letztere ohne 
Erwähnung der Figur im Tempel). Wroth p. 28 
nr. 3 pl. 5, 6; Caracalla, Rev. num. 1886 p. 445 
= Mel. num. 1 p. 50. Mionnet, Lydie nr. 262 
aus Cab. Allier de Hauteroche, jetzt im Pariser 
Kabinett; Wroth p. 29 nr. 4. Das Haupt der 
Göttin haben wir zu erkennen in dem „Female 
radiated head to the right" auf dem Obv. einer 
autonomen, deren Revers eine Keule in einem 
Kranze zeigt, Fox, Engravings of unpublished 
or rare greelc coins. vol. 2. London 1862. 4° 
p. 2 nr. 5. Drexler, Z. f. Num. 13 1885 p. 285. 
Die Keule erscheint auch auf einem Stück des 
Nerva, Babelon, Rev. num. 1886 p. 444 = Mel. 
num. 1 p. 49. Mionnet, Pont nr. 165 nach Mil- 
lingen, jetzt im Pariser Kabinett. 

Mit Unrecht glaubte ich Z. f. Num. 1 3 p. 283 ff. 
Ma zu erkennen auf einer von mir nach Mionnets 
(S. 7, 711 nr. 308 = Sestini, Mus. Hedervar. 2 
p. 376 nr. 1 Tab. 28, 3) Vorgang dem kappa- 
dokischen Komana zugewiesenen Münze kolo- 
nialer Prägung mit der angeblichen Aufschrift 
COL ■ AVG • COMANORVM. — Babelon, Rev. 
num. 1886 p. 446—449 = Mel. num. 1 p.51— 54; 
vgl. Imhoof, Griech. Münzen p. 231 (755) hat 
gezeigt, dafs es keine Kolonialmünzen von 
Komana giebt, sondern dafs diese Münze der 
Stadt Comama in Pisidien, die inschriftlich 
(Eph. epigr. 5 p. 581 f.) Col(onia) Tul(ia) Au- 
gusta Fida Comama und auf den Münzen 
COL- AVG • COMAMA, COL • 1VL • F- COMAMA, 
[COL AV]G- COMAMENORfM»»; heifst, zuzu- 
teilen ist. 

Wenn Imhoof [Griechische Münzen p. 184 
[708]) eine kappadokische Königsmünze mit 
der das Messer gegen einen niedergeworfenen 
Hirsch zückenden Artemis und eine autonome 
Münze mit der Büste der Artemis im Obv. und 
dem Vorderteil eines Hirsches im Rev., die 

beide das Monogramm IE führen (Z. f. Num. 10 
p. 271 nr. 21. 22 Taf. X, 9. 10. Imhoof, Monn. gr. 
p. 353 —354 nr. 23 a . 23 pl. H, 7. 6), dem kappa- 
dokischen Komana zuteilt, welches nach In- 
schriften ( Waddington, Bull, de corr. hell. 7, 1883 
p. 128 — 131 nr. 3 — 5. Sterrett, Epigr. Journey 
in Asia Minor p. 234 nr. 262) Hieropolis hiefs, 
so ist diese Annahme nicht hinlänglich gesichert. 
Imhoof selbst wies diese Münzen früher Hiero- 
polis - Kastabala zu, Th. Reinach, Rev. num. 
1886 p. 467 nr. 27 setzt sie nach einem an- 
deren Kastabala, dem zwischen Tyana und 
dem Tauros gelegenen, von dem freilich der 
Beiname Hieropolis nicht nachweisbar ist. 
Doch in seinem Werke Mithridate Eupator 
p. 243 Anm. 2 erklärt ermit Verweisung auf sein 



2223 Ma (Münzen und Inschriften) Ma (Kultus in Rom etc.) 2224 

Buch Trois Boyaumes pl. 3, 27: „Les moti- grjvrj als epichorisches Epitheton der Mfjzriq 
naies de Comana de Saros repre'sentent la de'esse @smv, abgeleitet von einem Orte Mamouza. 
[sc. Ma] sous les traits d' Artemis"; er scheint Nahe verwandt klingt der durch das Ethnikon 
sich also zu Imhoofs Ansicht bekehrt zu haben. Mafiovxrjvög, Mafiotrrivös einer pisidischen In- 
Noch unsicherer ist die Vermutung Babe- schritt (Bamsay, Joum. of hell, studies 4 1883 
Ions, Les rois de Syrie d'Armenie et de Comma- p. 31 und Mist, geogr. of Asia Minor p. 413) 
gerne p. CXCI, dafs auf aufschriftlosen Didrach- zu erschliefsende Ortsname Mamouta, von dem 
men, welche 0. Blau, Num. Zeitschr. 9 1877 Bamsay, Joum. of. hell. stud. 4 p. 33 bemerkt: 
p. 100 dem Herrscher Mithrenes, Imhoof, Monn. „The name is probably connected with the epi- 
gr. p. 372 nr. 75 pl. G nr. 15 den Städten Tar- 10 thet of Cybele and personal name Mamas". 
sos oder Nagidos, Babelon aber dem kappa- Zur Zeit der mithradatischen Kriege — Th. 
dokischen Komana zuweist, in der zwischen Beinach, Mithridate Eupator p. 242 Anm. 1 
zwei Sphinxen sitzenden, eine Blume mit der meint, bereits im Jahre 92 v.Chr. — gelangte 
R. ans Gesicht haltenden weiblichen Gottheit der Kultus der Ma nach Rom, wo die Göttin 
der Rückseite die Ma, die ihm mit Ana'itis aufserhalb des Pomerium am Vatikan {Jordan, 
identisch ist, zu erkennen sei. Das gleiche Hermes 6 p. 320) einen Tempel erhielt und 
gilt von Babelons (ebenda p. CXCVIII) An- bald mit der Bellona (s. d.) verschmolz. Da 
sieht, dafs in der zwischen zwei Sphinxen [auf ihr Kultus in Rom bereits oben von Procksch 
einem von ihnen gezogenen Wagen?] stehen- Bd. 1 Sp. 776 behandelt worden ist, gehe ich 
den, eine Blume in der R. haltenden Göttin 20 nicht näher auf denselben ein und verweise 
auf einer Bronzemünze eines armenischen Kö- auf die Darstellungen bei Marquardt, B. St. - V. 
nigs mit der Aufschrift AXAPI ■ ANIZAAQ (nach 3 p. 75 f. Preller- Jordan, B. M. 2 p. 386 f. Be- 
Blau, Num. Zeitschr. 9 p. 104 des Zariadres, ville, Die Beligion zu Born unter den Severern 
Sohnes des Anisades, nach Imhoof, Porträt- p. 67. Saglio s. v. Bellona im Dict. des ant. 
köpfe auf antiken Münzen hellenischer u. hei- gr. et rom. p. 685f., auf die Anmerkungen von 
lenisierter Völker p. 41 u. 81 Taf. 6, 4 und Head, Salmasius zu Tertullians Liber de Pallio. Lut. 
Hist. num. p. 635 des Zariadriden Anisades), Paris. 1622 p. 319 ff. Brouckhusius zu Tibull 
welche Babelon gleichfalls im kappadokischen 1, 7, 49 ff. p. 131 ff. (Amstelod. 1708. 4°). Hein- 
Komana geprägt sein läfst, Ma dargestellt sei. dorf zu Horaz Sat. 2, 3, 222 f.. (3. A. p. 324). 
Auf jener erkennt Imhoof in Übereinstimmung 30 F. A. v. Besnard in seiner Übersetzung des 
mit Head, Eist. num. p. 609 Aphrodite, auf Arnobius (Landshut 1842) p. 262. Mayor zu 
dieser Kybele. Iuvenal 4, 123. 124 vol. 1 p. 237 f., sowie auf 
Auf den Silbermünzen der kappadokischen G. Maue, Die Vereine der fabri, centonarii und 
Könige will Waddington, Bull, de corr. hell. 7 dendrophori im röm. Beiche. I. Frankfurt a. M. 
1883 p. 123 mit Zustimmung von Th. Beinach, 1886. 4° p. 21 ff. Anm. 14 und Die hastiferi 
Numismatique des rois de Cappadoce, Bev. num. von Castellum Mattiacorum, Philologus N. F. 1 
lSSGpA68nnA Imhoof, Gr. Münzen p.l8i(10S)i. p. 487— 513, der die hastiferi im Gegensatz zu 
die Ma in der Gestalt der freilich auch auf Mommsens Deutung (Hermes 22 1887 p. 547 f.) 
den Münzen anderer hellenistischer Könige als Landwehr für ein sakrales Kolleg von hasti- 
nicht selten vorkommenden Pallas Nikephoros 40 feri im Dienste der Bellona, die im bürgerlichen 
dargestellt sehen; und Bamsay erklärt Journ. Berufe Hirten waren, erklärt. 
of philology 11 p. 160 den im kappadokischen Die Abbildung eines Bellonarius von einem 
Komana nicht seltenen Frauennamen 'A&riva'tg Grabstein des T. Lartius Anthus cistophorus 
(Bull, de corr. hell. 7 p. 134f. nr. 12. 15. 16), den aedis Bellonae Pulvinensis (G. I. L. 6, 2233) 
auch die Frauen der kappadokischen Könige findet man bei Doni, Inscr. 1731 p. 135 Tab. 8, 2. 
Ariobarzanes I. und II. tragen, aus der Identi- Muratori, Inscr. 179, 1. Miliin, Gdl. myth. 89, 
fikation der in der oben erwähnten Inschrift 157*. Daremberg et Saglio a. a. 0. 1 p. 686 
als &sä viiirjqiÖQOS bezeichneten Ma mit Athena Fig. 815. „Er ist mit einer langen Tunica, 
Nikephoros. einem Mantel mit stattlicher Agraffe und mit 
Inschriftlich kommt Ma vor in der zuerst 50 Stiefeln bekleidet. Um den Hals trägt er eine 
von Letronne, Ann. d. Inst. 1845 p. 272 und Kette, auf dem Haupte einen dicken Lorbeer- 
Journal des Savants 1845 p. 738 richtig ge- kränz mit drei Medaillons, von dem lange ge- 
lesenen Inschrift von Galata, C. I. Gr. 2039: knotete Binden herabhängen; in der Rechten 
"Aya&rji Tv%rji. \ ®sä Mä Tiß. Kl. I XcuQ-qtimv | hält er einen Lorbeerzweig, in der Linken zwei 
hui Tiß. Kl. Av\Qrjliavbs 'jQ%e[i]aos %aqiotrt- Äxte. Neben ihm steht die geflochtene runde 
qiov. Foucart, Association^ religieuses p. 88 Cista mit gerundetem Deckel", O.Jahn, Die 
Anm. 1 will Ma auch entdecken in der In- Cista Mystica, Hermes 3 p. 332f. Matz-v.Duhn, 
schritt eines die Kybele darstellenden Bas- Antike Bildwerke in Born 3 p. 178 nr. 3876. 
reliefs in der Nähe von Kütschük Tschek- Als Frauenname kommt Mä nicht selten 
metsche bei Konstantinopel, welche Delhier 60 vor, Marini Atti dei Fratelli Arvali p. 495 
u. Mordtmann, Epigraphik von Byzantion u. —496 (wohl meist bei Sklavinnen oder Frei- 
Constantinopolis, Denkschr. d. k.k. Ak. 1864 13 gelassenen orientalischer Herkunft), Froehner, 
p. 64—55 nr. 19 Taf. 6 Fig. 28 mitgeteilt haben: Les inscr. grecques [du Musee du LouvreJ p. 285 
"A%%u 'AnolXavCov MrjrQl @emv Mä Movgrjvr] nr. 215 = W. Keil, Philol. Suppl. Bd. 2 p. 285 
neccä svxfjv £v%aQioTriQia. Die Herauegeber (auf eirier angeblich aus Epirus stammenden 
greifen zur Erklärung zum Altarmenischen Inschrift). C. I. A. 3, 1510 (Mä MrjTgoScigov i§ 
und übersetzen Mä fiov^rjvrj „der grofsen 'A&itovewv , 'AnolloSt&gov Tjjibj). Wo wir die 
Erde". Es ist aber offenbar zu lesen Mupov- Herkunft der Trägerinnen dieses Namens sicher 



2225 Maaseno Machaireus 2226 

nachweisen können, sind es meist die Gegenden sischer Märtyrer. Leipzig 1880 {Abh. f.d. Kunde 

um den Pontos Euxeinos, so lehrt G. I. A. 2 des Morgenlandes 7, 3) p. 150. Brouin a. a. 0. 

nr. 3391 eine Mä Tiavrj kennen; in Pantika- p. 207. Percy Gardner p. LXIVf. Nach John 

paion ist der Name durch drei Inschriften be- Bowson, A classical dictionary of Hindu Mytho- 

legt, Latyschev, Inscr. ant. orac. septentr. Ponti logy and, Religion etc. London 1879 p. 194 s. v. 

J5wa;mi2p.l30nr.243p.295nr.67 1 p.296f.nr.91 1 . Mahä-sena ist dies ein Beiname des Kriegs- 

Vom Namen der Göttin Mä leitet Letronne, gottes Kärtikeya, der nach p. 152 s. v. Karlti- 

Ann. d. Inst. 1845 p. 273 und Journ. des Savants keya auch Skanda heilst. Stehend zwischen 

1845 p. 738 mit Recht ab den Personennamen Skanda und Visäkha in einer Nische auf einer 
Märjg, der sich häufig als Name von Sklaven 10 Basis (Gardner; Brouin: auf einem Altar) er- 

und Freigelassenen in der lateinischen Epi- scheint Maaseno auf einer anderen Goldmünze 

graphik findet, s. die von Th. Beinach, Bev. des desselben Königs und zwar nach Gardner „hor- 

äudes greeques.2 p. 268 f. gesammelten Belege. ned (?), facing, clad in chlamys; sword at waist", 

Auch 'der Märjg einer Inschrift von Halos in Gardner p. 150 nr. 115 PI. 28, 24 und Intro- 

Thessalien, Heuzey, Miss. arch. de Macedoine duetion p. LXVI. Brouin a. a. 0. p. 225 nr. 14 

p. 431— 436 nr. 214 Z.74 ist ein Freigelassener. PI. 3, 36. Beigeschrieben sind die Namen der 

Wo wir das Vaterland der so benannten Per- drei Götter CKANAoKoMAPo, MAAChNo, Bl- 

sonen bestimmen können, ist es meist wieder ZArO. Komaro ist das indische Kumara, der 

das Gebiet um das schwarze Meer. Nur ver- Fürst, ein Beiwort des Skanda, Bowson p. 170 
einzelt finden wir auf einer schon erwähnten 20 s. v. Kumära; BIZATO = Visäkha wird im 

Münze einen Märjg auf Rhodus, in Attica einen Mahabharata 1, 2588 u. 3, 14384 als Sohn und 

Mävg 'jiv&ovang ävrjQ Mdr/otog, C. I. A. 3, 2746, Verkörperung des Skanda bezeichnet, Gardner 

bei Ptolem. Geogr. 1, 11, 7 einen Makedonier p. LXV u. f. [Drexler.] 

Märjg 6 nal Tixiavög. Dagegen kennen wir Maat, die Göttin der Wahrheit und Gerechtig- 

aus den attischen Inschriften aufser dem schon keit, dargestellt als Frau mit der Straufsen- 

erwähnten Milesier und einem nicht mit dem feder auf dem Haupte. Da die Göttin rein 

Ethnikon versehenen Mäng Xgrjatog (G. I. A. ägyptisch ist, begnüge ich mich, dem oben 

3, 3264) einen Märjg Mäov 'Ajiiarjvög, G. I. A. s. v. Isis Bd. 2 Sp. 460 Bemerkten einige Lit- 

3, 2272, und eine Mrjvocptta Mäov Sivmitiaea, teraturnachweise zuzufügen: Pierret, Biet. 
C. I. A. 3, 29*0, als Gesandten des Mithridates 30 d'arch. eg. p. 310 s. v. Ma. v. Straufs und 

Philopator aus einer römischen Inschrift, Kaibel, Torney, Ber altägypt. Götterglaube 2 p. 183. 

Inscr. Gr. Sic. et It. add. 986. 987, einen Märjg E. A. Wallis Budge, The Mummy. Cambridge 

Mäov. Der Name findet sich ferner in Pantika- 1893 p. 221. 290. 291. Lanzone, Bizionario di 

paion, "Latyschev a. a. 0. 2 p. 103 nr. 172, Ta- mitologia egizia p. 276 — 280 Tav. CIX, 1 — 3. 

nais, 2 p. 233 nr. 427, p. 278 nr. 452, und Olbia, L. Stern, Hieroglyphisch- Demotisches, Zeitschr. 

1 p. 122 nr. 86. Wenn es bei den Paroemio- f. äg. Spr.u. Altertumshunde 15 1877 p. 72— 88. 

graphi 1 p. 431 (vgl. de Lagarde, Ges. Abh. 113—124, besonders §3 „Maat, die Göttin der 

p. 287 nr. 42) heifst: Mäig »tat ©ifißig- xavta Wahrheit" p. 78 — 82. Naville ebenda p. 29. 

6v6(iazä dai tp^vyiiiä, S16 ytccl snitpcovstrat Ed. Meyer ebenda p. 154. 157. Maspero, Guide 
„dg Mäig iv <pQvyia", so ist wohl Mäig nicht 40 du visiteur au musee de Boulaq. 1883 p. 159 

mit Hemsterhuys in den allerdings häufigen nr. 1763. Maspero, Catal. du musee egypüen 

phrygischen Namen Mävrjg, sondern in Mävg de Marseille. Paris 1889 p. 119 nr. 479. W. 

zu ändern. Da im binnenländischen Phrygien Golenischeff, Ermitage imperial. Inventaire de la 

der Name Märjg noch nicht belegt ist, wird collection egyptienne 1891 p. 42 f. nr. 354— 357. 

man an das hellespontische Phrygien zu denken [Drexler.] 

haben. Ob aber Th. Beinach, Bev. des et. gr. 2 Machairens {Ma%aiqsvg), Sohn des Daitas 

1889 p. 267 — 271 den von Strabon 12, 3, 25 (s. d. Bd. 1 Sp. 939), ein delphischer Priester, 

p. 553 als paphlagonisch verzeichneten Namen Vorfahr des Branchos (s. d. Bd. 1 Sp. 816), des 

Mävrjg mit Recht in Märjg ändert, scheint mir Vorstehers des Heiligtums in Didymoi. Als 
sehr fraglich. [Drexler.] 50 Neoptolemos nach Delphi gekommen war und 

Maaseno (MAAChNo) erscheint auf den Gold- dort das Opfer darbrachte, raubten die Del- 

münzen des indoskythischen Königs Hooerkes phier nach ihrer Gewohnheit das Fleisch; Ne- 

(Ooerki oder [s. Brouin, Bois indo-scylhes, Bev. optolemos wehrte es ihnen und wurde in dem 

num. 3 e ser. 6 1888 p. 204] Ooeschki, Ho'ischki, entstehenden Streite von Machaireus getötet 

inschriftlich Huvischka) stehend von vorn mit (nach Pindar Nem. 7, 62 von einem Manne mit 

Nimbus und Diadem, in Rock und Mantel, in einem Messer, vgl. Eur.Androm. 1150 f. Or. 1656) 

der R. eine Standarte mit Vogel darauf, in und zunächst unter der Tempelschwelle begra- 

der L. das Schwert, Percy Gardner, The coins ben. So Asklepiades bei Schol. Pind. Nem. 7, 62. 

of the greek and scythic Tcings of Bactria and Pherekydes b. Schol. Eur.Or. 1654. Strab. 9,421. 
India in the Brit. Mus. London 1886 p. 138 60 Vgl. Eustath. zu Od. 4, 3 p. 1479, 10. Euseb. 

nr. 23 PI. 27, 16, nr. 24; vgl. v. Sollet, Bie chron. a. 859, 2 p. 64 Schoene. Machaireus, der 

Nachfolger Alexanders des Gr. in Baktrien u. Messermann, Sohn des Daitas, d. i. des 

Indien. Berlin 1879 p. 201, der den Gott, auf Schmausers: beides Eigennamen, welche nach 

Prinsep, Essays on indian antiquities fufsend, dem überlieferten Vorgange geschaffen sehet; 

statt der Standarte einen Speer halten läfst. nen, wie auch sonst der sagenbildende Volks- 

Man hat in dem Namen das indische Wort geist, zumal an heiliger Stätte, wo Periegeten- 

mä'hacenas, „der mit grofsem Heere", erkannt, witz dem Wunderbedürfnis zu Hilfe kam, sie 

G. Hoffmann, Auszüge aus syrischen Akten per- erfand, man vergleiche z.B. in Delphi auch 



2227 Machan Machaon 2228 

Pyrkon den Feuermann, Phylakos den Wächter Machanis (Maxavis) , Beiname der Athena 

und ähnliche (s. diese Art.). Machaireus war ein auf Kos, Hicks, A sacrificial cälendar from Gos, 

bezeichnender Name für den habgierigen Opfer- Journ. of hell. stud. 9 p. 328f. P Z. 21f. Paton 

priester und erinnert nicht nur an die göttliche and Hicks, The inscr. of Cos nr. 38 Z. 21 f.; wie 

Verheifsung Hymn. Ap. Pyth. 357 f.: di^izigrj sie, ebenso wie Aphrodite, als jiaxavhig in 

pal' enuaxog £%a>v sv %uqI (iä%uigav o<pü&iv Megalopolis verehrt wurde, s. Machanitis. 

ulil firjla, sondern auch an das Sprichwort [Drexler.] 

4il<pmr) fiä^aiga (swl zäv qiiloxegdwv Kai äno Machanitis (Ma.%aviTig), in Megalopolis Bei- 

navxos lapßdveiv ngoaigovfiivwv, icagöaov of name 1) der Aphrodite, weil'Jqigoälzrjg evsxa 

dslipolxo fiiv zizäv ilQtlmv eldfißavov, lö Se zi 10 «al i'gycov rmv xaitrjg nlsißzai ftev mits%vrj- 

vjiEQ rfjs fia%aiQag ingätzovto, Append. proverb. asig, xavtoia äs av&gcönoiq ävsvQrjfisva es 

cent. 1, 94 p. 393; vgl. ßöttling, De maehaera löyovg eaziv, Paus. 8, 31, 9. — 2) der Athena, 

Delphica. Jena 1856 S. 9f. Wenn in Didymoi ort ßovlevpäzcov iazlv rj &sbg navzoCtav Kai 

Branchos ein Nachkomme des Machaireus heifst, iiu.zszvrjfiä'zcov ivgäzig* Paus. 8, 36, 5; vgl. 

so wird dadurch anscheinend die Herleitung Machaneus. [Höfer.] 

des Branchidenheiligtums von Delphi bezeich- Machaon (Ma%äeov), Sohn des Asklepios — • 

net, vgl. Bd. 1 Sp. 816. A. Schönborn sucht 'AeKlnmäSrjg, Hom. II. 4, 204. 11, 614. 14, 2; 

die Gründung des delphischen Heiligtums von vgl. Soph. Phil. 1333. Aristot. epigr. 87 (20). 

Lykien her über Milet und Delos zu erweisen Aristid. or. 7 p. 71. 75. — Hom. II. 2, 731. 

und sieht in Machaireus den Makar des Orients 20 4, 194. 11, 518. Paus. 2, 11, 5. 3, 26, 9. 4, 3. 9. 

{Über das Wesen Apollons. Berlin 1854 S.78f.). Diod. 4, 71. Als seine Mutter wird gewöhnlich 

\Epitoma Vaticana ex Apollodori bibliotheca Epione genannt, so von Aristeides im Schol. 

ed. B. Wagner p. 275. G. F. Jatta, L'assassinio Find. Pyth. 3, 14, ferner in dem im Askle- 

di Neottolemo pittura vasculare del MuseoCaputi pieion auf der Akropolis gefundenen Hymnus 

a Buvo, Ann. d. Inst, di Corr. arch. 1868 p. 235 (C. I. A. 3, 171 b p. 489 vgl. 171° p. 490) und 

— 248, besonders p. 242 u. 244, Tav. d'agg. E. in dem Paian auf der Stele von Menschieh 

Drexler.] [Weniger.] (Bev. archeol. 13 [1889], 71), die beide über- 

Machan (ma%an), etruskischer Name des einstimmend als seine Geschwister Podaleirios, 

Mu%äwv (s.d.) auf einem Spiegel im Museum zu Iaso, Akeso, Aigle, Panakeia und Hygieia he- 

Bologna, neben <peliuc[t]e = SUohtjjttjs, siehe 30 zeichnen ; das Schol. Hom. II. 4, 195 nennt 

Lanzi, Sagg. 2. 221 = 176 nr. 18. Biancani aufser der Epione, der Tochter des Merops 

bei Schiasside, Pat. ant. 24 1. 1. Inghir., Man. (Wide, De sacris Troezeniorum 57), noch 

etr. 2 t. 39 (vgl. vol. 2 p. 416). Gatt. Omer. 1, die Arsinoe oder Koronis (ebenso Hygin. 

107 t. 50. A. de Montigny, Bev. archeol. 4, 285 f. 97), Hesiod ebenda die Xanthe" (Xan- 

pl. 68, 4. Baoul-Boehette, Mon. ined. Odyss. thinoe), Hermippos im Schol. Arist. Plut. 701 

p. 290. Journ. d. Sav. 1834 p. 712. Fabr., G.LI. die Lampetie, die Tochter des Helios, als 

45. Gl. I. col. 1136. Corssen, Spr. d. Etr. 1, 822. Mutter des Machaon, vgl. Wilamowitz-Moellen- 

Deecke in Bezz. Beitr. 2, 168 nr. 71. [Deecke.] darf, Isyllos von Epidauros 49 Anm. 12. Nach 

Machaneus (in Argos), Mechanens (Ma%a- Hom. II. 2, 729 ff. (vgl. 4, 202) herrschte er mit 

vsvg, Mrj%avsvs), Beiname des Zeus 1) in Ar- 40 seinem Bruder Podaleirios in den thessalischen 

gos, Paus. 2, 22, 2 ; 2) in Tanagra, nach Ditten- Städten Trikka, Ithome und Oichalia und zog 

bergers Ergänzung der Inschrift C. I. Graeciae mit dreifsig Schiffen nach Troja; vgl. Hygin. 

Sept. 1, 548; 3) in Kos, Journ. of hell. stud. 9 f. 97. Dwd.a.a.O. Paus. 4,31, 9. Dictysl, 14.17. 

1888 p. 328. Paton and Hicks, The inscr. of Cos Dares 14. Mit Podaleirios zusammen heilt er die 

nr.38 Z.lOu. 14. Dafs der Kultus des Gottes noch Wunde des Telephos, Dictys 2, 6. 10; doch ist 

in mehreren Städten verbreitet war, beweist diese Erzählung vielleicht, wie Dederieh z. d. St. 

der Monatsname Ma%avivg in Kerkyra (C. I. p. 406 vermutet, von der Heilung des Philo- 

Gr. 1845), Chalkedon, Dittenberger, Syll. I. Gr. ktetes hierher übertragen. Dem von Pandaros 

3G9,T5jz2aiz,Papias,Gloss.(Machamos). Bischoff, verwundeten Menelaos zieht er den Pfeil aus 

Leipz. Stud. 7 p. 372 — 374, der auch in deren 50 der Wunde und heilt diese durch Auflegen 

Mntterstädten Korinth und Megara mit Ditten- von Heilmitteln, die einst Cheiron dem Askle- 

berger vorauszusetzen ist. Hinsichtlich der Be- pios geschenkt hatte, Hom. II. 4, 193 ff. Dieser 

deutung des Beinamens vermutet Dittenberger Moment ist, wenn auch nicht genau im An- 

„ ad belli apparatum . . . cognomen spectare pro- schluss an Homer, dargestellt auf der Zeich- 

babile est", wie denn auch Preller -Bobert, Gr. nung eines der tabula Iliaca verwandten Reliefs 

M. I 4 p. 142 Anm. 2 zu p. 141 bemerkt: „Z. aus den Papieren Emiliano Sartis (abgeb. 

tiT]%av£vg, Gott der Belagerung (?) nach Lykeas Annali 35 (1863), Tav. d'agg. N = Jahn- 

bei Paus. 2, 22, 2". Doch scheint, wie Maafs, Michaelis, Griech. Bilderchroniken Taf. 2B): 

De Aeschyli Supplicibus p. XXXIII bemerkt, während Menelaos mit der R. den in die rechte 
Lykeas den Namen, natürlich falsch, nicht 60 Seite eingedrungenen Pfeil herauszieht, kniet 

von firi%avri, sondern von (läjcsa&at abzuleiten. Machaon, bärtig, im Chiton, vor ihm und streckt 

Maafs selbst a. a. O. läfst den Zeus Machaneus ihm beide Hände zur Hilfeleistung entgegen; 

in den Hiketides des Aischylos angerufen werden : vgl. auch Kaibel,Inscr. Graec. Sic. 1286 p. 337 f. D. 

„Denique 1040 chorus dha dixag i-nsa&ai füv Eine schwarze Glaspaste zeigt den Machaon 

svxaig ifialg, IvzTjQioig pu%avaig &eov nagd in langem flatterndem Chiton neben dem auf 

cum optat et 'subveniat zb itäv pä%ag ovgiog seinen Schild gelehnten und sich auf die Lanze 

Zsiig 578 precatur, Iovem Ma%avsa adorat et stützenden Menelaos, abg. Panofka, Asklepios 

Argis et in Co insula celebrem". [Drexler.] und die Asklepiaden, Phil.-hist. Abh. d. K. Ak. 



2229 Machaon Machaon 2230 

d. Wiss. zu Berlin 1845 Taf. 7, 6; eine ahn- Titane Paus. 2, 11, 5. 23, 4. 38, 6, Polemo- 
liche Darstellung befindet sich auf einem ge- k rat es in der Thyreatis, Paus. 2, 38, 6, 
schnittenen Steine, Inghirami, Gatt. Omer. Sphyros (= Sphyromachos, Wide, Lakonische 
Tav. 66. Panofka a. a. 0. Taf. 7, 9 und auf Kulte 195), der Stifter des Asklepiostempels in 
dem Mailänder Homercodex, Inghirami Tav. 64. Argos, Paus. 2, 23, 4 und Alkon, Anonym. Vit. 
Panoßa Taf. 7, 12. Von Paris selbst an der Soph. p. 128 Westermann. Ausführlich handeln 
rechten Schulter verwundet, wird Machaon von über Machaon und seine Söhne Panofka a. a. 0. 
Nestor nach seinem Zelte geführt, wo ihn 332ff. und Wilam owitz a. a. 0. 54 ff.; vgl. Wide 
Hekamede verpflegt, Hom. II. 11, 506 ff. 598ff. a.a.O. 95; nach Wilamowitz sind es ursprüng- 
833. Wilamowitz a. a. 0. 45. C. I. G. 3, 6125 10 lieh Heilgötter (so auch Panofka), Konkurrenten 
= Kautel a. a. 0. 1284 p. 333, 44. Apollod. epit. des Asklepios; der von Thessalien sich aus- 
4, 5 p. 20lWagner. Plato, Ion 538c. Athen. breitende Asklepioskultus trat allmählich an die 
1, 10 a. d.; vgl. 11, 493 a. Paus. 4, 3, 2. Den Stelle des ihm inhaltlich verwandten heimischen 
verwundeten Machaon will Tölken, Gemmen- Kultes. Wide a. a. 0. macht auf die kriege- 
verzeichnis d. K. Mus. IV. Kl. III. Abth.* 257 in rischen Namen dieser alten, später für Söhne 
einem mitHelm, Schild und Schwertbewaffneten oder Sprösslinge des Asklepios gehaltener 
Heros, mit einem Pfeil in der linken Schulter, auf Heilgötter aufmerksam. In Gerenia hatte 
einem Sardonyx, erkennen ; den in die Schlacht Machaon ein Heiligtum und ein Standbild, auf 
stürmenden Helden vermutet Panofka a. a. 0. dessen Haupte ein Kranz lag, Paus. 3, 26, 9. 
331 dargestellt auf Silbermünzen von Trikka, 20 4, 3, 2 ; Glaukos, der Sohn des Aipytos, soll ihm 
abg. Taf. 7, 11. Vgl. Head, H. N. 263. Machaon zuerst geopfert haben; in Messene befanden 
von Hekamede in Nestors Zelt verpflegt, viel- sich im dortigen Asklepieion aufser der Bild- 
leicht dargestellt auf einem römischen Eelief, säule des Gottes selbst k<ki räv naiScav äyal- 
Winckelmann, Mon. ined. 127. Miliin, Gal. jicctcc, ein Werk des Damophon, Paus. 4. 31, 8, 
myth. 153. 577. Panofka a. a. 0. 347 Anm. 4. und ebendaselbst hatte Omphalio auf einer 
Nach Verg. Aen. 2,263. Hygin. f. 108 {Wila- Tempelwand den Asklepios, Machaon und Poda- 
mowitz 48 Anm. 9) befand er sich mit im leirios gemalt, Paus. 4, 31, 9; vielleicht lässt 
hölzernen Pferde, war nach Apollod. 3, 10,8 sich aus der Erzählung des Pausanias (3, 26, 10), 
(§ 131) und Hygin. f. 81 einer der Freier der dafs im Asklepieion zu Pergamon Eurypylos 
Helena gewesen, und hatte an den Leichen- 30 (22o&eri,JrcÄ.Jaftr&.2[1887],265),alsderMörder 
spielen des Patroklos teilgenommen,Dt'cij/s 3, 19. des Machaon, nicht gefeiert worden sei, ein Kult 
In der kleinen Ilias des Lesches (Excerpt des Machaon für Pergamon erschließen. In 
bei Proklos) heilte er (nach Philostr. Her. 5 Athen teilte Machaon mit den übrigen Askle- 
mit Podaleirios zusammen) die Wunde des piaden den Kult seines Vaters; Paus. 1, 21, 4 
Philoktetes, indem er das faulende Fleisch ent- erwähnt dyäluctra 'AauXrjitiov «ai räv mxtdeov, 
fernte, die Wunde mit Wein wusch und Heil- ein Epigramm aus dem 4. Jahrhundert ist ge- 
krauter des Cheiron darauf legte, Dionysios widmet 'AeyiXnniä i t Si öfiofJojftots, 'Afrrjvcuov 
Skytobraehion im Schol. Find. Pyth. 1, 109. 6 (1877/78), 137; auf Reliefs erscheinen neben 
Izetz. Lyk. 911. Orph. Lith. 343 ff. Aristid. Asklepios und Hygieia die Asklepiaden Ma- 
or. 7 p. 74. Propert. 2, 1, 59. Dargestellt ist 40 chaon, Akeso, Iaso und Panakeia mit bei- 
die Heilung des Philoktetes durch Machaon geschriebenen Namen, v. Duhn, Arch. Zeit. 35 
auf einem fragmentierten etruskischen Spiegel (1877), 150, 25. 149, 23; vgl. C. I. A. 2, 1447. 
mit Beischriften, Panofka Taf. 7, 3, Overbeck, 3, 171b p. 489. U. Koehler, Athen. Mitth. 2 
Heroeng allerie 24, 18, vielleicht auch auf einem (1877), 241; ferner ist eine Verehrung des 
etruskischen Skarabaeus, Panofka a. a. 0. 330, Machaon und seiner Geschwister anzunehmen 
Taf. 7, 1. Seinen Tod fand Machaon durch im arkadischen Heraia: Tiaagxle 'Aanlaniov 
die Hand des Eurypylos, des Sohnes des naialv äve&rj-xE, Corr. hellen. 3 (1879), 190, in 
Telephos, Kleine Ilias bei Paus. 3, 26, 9. Quint. Epidauros: legevg EzaxiCXiog EwovvSug 'Aa- 
Smyrn. 6, 406ff. Hygin. f. 113. — Wilamowitz, vlnmov naiolv, 'Etprifx.. äf>%aioX. 1883 S. 151f. 
Homer. Untersuch. 342 glaubte irrtümlich, der 50 nr. 47 = Baunack, Studien auf d. Gebiete d. 
Tod des Machaon sei auf der ilischen Tafel Griech. u. d. arisch. Spr. 1, 95 nr. 47. K Zacher, 
dargestellt, Wilamowitz, Isyllos 48 Anm. 8. Hermes 21 (1886), 471 Anm. 2. — Jules Martha 
Nach Apollod. 5, 1 p. 202 Wagner = Epit. sah in Patrai ein den athenischen sehr ähn- 
Vat. 19, 1 wurde er von Penthesileia getötet, liches Asklepiosrelief, auf dem er Hygieia, 
eine Erzählung, die, wie Wagner, Curae myth. Machaon und Podaleirios zu erkennen glaubte, 
208 f. vermutet, Apollodor der Aithiopis ent- Corr. hell. a. a. 0. 192. Ath. Mitth. 4, 126. Von 
lehnt hat. Seine Gebeine brachte Nestor nach einer Verehrung der beiden Brüder im lydischen 
Gerenia, Paus. 3, 26, 10; mit Podaleirios zu- Adrotta berichtet Marin, vit. Prodi 32 p. 26 
sammen hatte er in Trikka ein Kenotaphion, Boissonade, und auf Kos genossen sie als jm'ffrtu 
Arist. Epigr. 87 (20). Verheiratet war Machaon 60 Verehrung, Aristid. or. 7 p. 74. Daher meint 
mit Antikleia, der Tochter des Diokles, die Wilamowitz a. a. 0. 48ff., Machaon sei durch 
ihm den Nikomachos und den Gorgasos gebar, koischen Einflufs in das Epos eingeführt wor- 
Paus. 4, 30, 3; von erBterem leitete Aristoteles den, s. dagegen Wide a. a. 0. 195 Anm. 5. 
sein Geschlecht ab, Hermippos bei Diog. Laert. Es erübrigt noch, eine von der gewöhn- 
5, 1, 1. Dionys. Hai. ad. Ammaeum 6. Vita liehen Erzählung abweichende Überlieferung 
Arist. Biographi Westermann j>. 397. 402; aufser- zu erwähnen; Eustathios ad Hom. II. 859, 46 ff. 
dem werden als Söhne Machaons genannt führt aus der TpoHJny itog^rnans Verse an, nach 
Alexanor, der Stifter des Asklepieions in denen Poseidon der Vater des Machaon und 



2231 Macies Magla 2232 

des Podaleirios, und Machaon der erste Chirurg, de bandelettes; une etoile est sur chacune de ses 
sein Bruder der erste Diagnostiker gewesen e'paules, et de cliaque cote de son chiton une 
sei, ebenso Schot. Hotn. II. 11, 515; eine Er- rangee de sept chevrons s'ecchelonnent depuis 
Märung versucht Wilamowitz a. a. 0. 50 f. les fianehes jusqu'ä terre." Gardner, Cat. of the 
Über die ärztliche Thätigkeit des Machaon bei gr. coins in the British Museum. The Sekucid 
Homer s. Wilamowitz a. a. 0. 45f. Erblich, Kings of Syria p. 77 nr 21 PI. 21, 5 (wonach 
Die Militärmedicin Homers 12, s. auch Celsus bei Babelon p. CXLVII Fig. 32) beschreibt den 
Medic. Prooim. Xenoph. de venat. 1, 14. — Typus nach einer Drachme desselben Herrschers 
Doederlein, Homer. Glossar. 1 p. 202 nr. 306 als „Archaic figure of Pallas, facing, clad in 
bringt den Namen Ma%ämv mit der ftäjjcag« zu- 10 chiton and aegis, holds in r. spear; l. extended; 
sammen, die Machaon zum Ausschneiden des on eitJier side her neck, a star." Ebenso wie 
Pfeiles gebrauchte, er verdanke seinen Namen auf den Silbermünzen des Demetrius II. (die 
dieser chirurgischen Schneidekunst mittels der man auch findet in Imhoofs mir nicht zugäng- 
pä%uiQu; ähnlich Panofka a. a. 0. 328, der lichem Aufsatz „Mallos, Megarsps, Antioche du 
Machaon mit Peldscheer übersetzt. Schwenck, Pyramos. Etüde geographique , historique et 
Etym. mythol. Andeut. 206 leitet den Namen von numismatique" , Annuaire de la Soc. fr. de num. 
dem Stamme [iax (vgl. prixavri) ab. Sprich- et d'arch. 7. Paris 1883 [p. 89 — 127, 2 pl.] 
wörtlich für einen Arzt wird der Name Ma- nr. 50 — 52 des Textes, nr. 33 u. 34 der Ab- 
chaon gebraucht Anth. Pal.5,2%6. Ov. Bemed. bildungen) erscheint sie auf einer autonomen 
am. 546. Ars. am. 2, 491. Martial. 2, 16 20 Bronzemünze von Mallos im Besitz des Frei- 
(Plural). — Die Köpfe des Machaon und Poda- herrn v. Kremer in Wien (Obv, Haupt der 
leirios finden sich vereint auf einem Carneol Tyche mit Mauerkrone und Schleier), Imhoof, 
der russischen Sammlung, abg. Miliin, Mon. Num. Zeitschr. 16 1884 p. 284 nr. 128 Taf. 5, 20. 
ant. ined. 2, 30. Gal. myth. 155, 578. Weifser- Auch auf den Münzen des Antoninus Pius und 
Merz, Bilderatlas sur Weltgeschichte Taf. 19, 25. der Etruscilla von Mallos kommt sie nach Ba- 
uen Kopf des Machaon, der mit einer Binde belon p. CXXXII vor. Drexler.] [Höfer.] 
über dem langherabfliefsenden Haar geschmückt Magdis MuySig), ein Thraker, nach Duris 
ist, erkennt Panofka auf einer Gemme, abg. bei Athen. 14, 636P Erfinder der Magadis, 
a. a. 0. Taf. 7, 8. Vgl. Machan. [Höfer.] Stephani, C. r. p. 1870 et 1871 p. 208. 

Macies, Personifikation der Abzehrung, nach so [Drexler.] 

Sil. It. Pun. 13, 581 zugleich mit Luctus, Magirios (Mayigiog), Beiname des Apollon 

Maeror, Pallor, Curae, Insidiae, Senectus, auf einer Weihinschrift an einem Altar aus 

Livor, Malum, Egestas, Error und Discordia Pyla (Kypros) in epichorischer Schrift, M. 

den Orcus bewohnend, Engelhard, De personi- Schmidt, Die Inschr. von Idalion p. 98 nr. 6. 

ficationibus quae in poesi atque arte Romanorum Deecke, Die griech. kypr. Inschr. etc. nr. 120 

inveniuntur. Gottingae 1881 p. 25; vgl. Seneca, zä 'Anöllmvi zä Mayigtco ovs&rjiis, ferner auf 

Oedip. 1058 ff. zwei von Is. Hall, Cypriote inseriptions of the 

Violentia Fata et horridus Mortis tremor Cesnola Collection, N. Y. Journal of the Ameri- 

Maciesque et atra Pestis et rdbidus Dolor can oriental society 11 (1885) p. 209 ff. publi- 

Mecum ite mecum! ducibus uti Übet, 40 eierten Inschriften (nr. 120. 121), vgl. 0. Hoff- 

Engelhard p. 28. [Drexler.] mann, Neue Lesungvorschläge zu den kypr. 

Macniacus (oder Magniacus V), Beiname Inschr. bei Bezzenberger, Beiträge 14 p. 290. 

des Mercurius auf einer in Hieres bei Vienne Die Inschrift nr. 14 bei Hall a. a. ri. 

gefundenen Inschrift, C. I. L. 12, 2373 (= 0. i. ke. re. se ergänzt Hoffmann a. a. 0. 270 

Allmer, Inscr. de Vienne 3 nr. 521 pl.269, 34): zu Mayijgicoi Xsgrjg. Auch auf zwei griechi- 

MERCVBIO | VICTOBI MACINIACO VEI- chischen Inschriften findet sich der Apollon 

LAVNO | C CAPITOIVS MACRl NVS RESTI- Magirios: Mvaaiag üwrilov 'AnöXXmvi Mayi- 

TVIT. Es ist vielleieht MAGNIACO VEL- gia und ..... 'AiiöXlmvi MaytiQiw sv%riv, 

LAVNO zu lesen. Vgl. auch Fl. Vallentin, Schmidt a. a. 0. p. 66. Vgl. Ohnefalsch-Bichter, 

Bevue Gelt. 4 p, 16. [M. Ihm.] 50 Ant. Cultusst. a. Cypros 16. Beinach, Bev. arch. 

Magarsia s. Magarsis. " 15 (1890), 287. [Höfer.] 

Magarsis (Mayctgoig), Beiname der Athena Magla, Beiname des Silvanus auf einem 

von der kilikischen Stadt Magarsa (Strabon Stein aus Siscia (Pannon.), G. I. L. 3, 3963 

14, 676) oder Magarsos, Arrian. Anab. 2, 5, 9. Silvano Maglae Longinia Ingenua. Vgl. die 

Lykophr. 444 und Tzetz. z. d. St.; vgl. G. I. Gr. Inschrift von Agen: MAGLO [ MATONIO Atto 

3, 5875 b: &sav Maya^aiSa; bei Steph. Byz. ma[r]morarius v.sA.m. {Revue epigr. du Midi 

s. v. Mäyagaog heifst die Göttin Mayagaia. 1 p. 166, Blade, Epigr. de la Gascogne p. 150). 

Vgl. auch Eckhel, Doctr. num, vet. 3, 60. [Das MagluB (Magulus, Magalus) ist keltisch 

altertümliche Bildnis der Göttin erscheint (brit. mail, mael) und bedeutet puer, iuvenis, 
auf Münzen von Mallos, so bereits auf Tetra- 60 servus (Glück, Keltische Namen p. 51. Zeuss, 

drachmen des Demetrios II. Nikator, deren Gramm. Celt.^-p. 7 6 6), es entspricht goth. mag us 

Typus Babelon, Les Rois de Syrie p. 119 nr. 929 = puer, davon magula = puerulus. Vgl. 

PI. 19, 1 (vgl. p. CXXXII. CXXXIII) wie folgt die Eigennamen Taxi-magulus (bei Caesar), 

beschreibt: „Athena Magarsia, debout de face, Magalus (bei Livius), Maglius, Catumag- 

etendant les mains de chaque cote d'elle; coiffe'e lus, Artomaglus, Maglocunusu. a. (ßlück 

d'un casque ä triple aigrette et vetue d'un double a. 0. p. 12. 49ff.). Hierzu kommt der Götter- 

chiton serre ä la taille, eile ä l'egide sur la poi- name Maglomatonius, falls auf die Lesart 

trine et eile tient de la main droite sa lance ornee Verlass ist. Zum zweiten Bestandteil vgl. 



2233 



Maglomatonius 



man die Namen Matto, Mattonius (Glück 
a. 0. p. 56). [M. Ihm.] 

Maglomatonius s. unter Magla. 

Magna Mater s. Kybele, Rheia u. Mater. 

Magnes (Mäyvrjs), 1) Sohn des Aiolos und 
der Enarete, der Tochter des Da'imachos 
(Apollod. 1, 7, 3), der mit einer Najade den 
Polydektos und Diktys, die späteren Herrscher 
von Seriphos, zeugte (Hesiod. bei Herodian. 
de impr. dict. ap. Nauck lex. Vindob. p. 310. 
Apollod. 1, 9, 6. Hyg. astr. 2, 12). Nach Paus. 
6, 21, 11 war E'ioneus sein Sohn, nach Schol. 
Ven. B Fl. 2, 756 und Eust. z. Hom. p. 338, 21, 
Alektor von der Gattin Meliboia, nach der er 
die am Pelion von ihm gegründete Stadt be- 
nannte, während die Landschaft von ihm ihren 
Namen erhielt. Nach Schol. Eurip. Phoen. 1760 
gebar ihm Philodike (Phyl.) die Söhne Euryno- 
mos und* Eioneus; s. Lapithen. — 2) Sohn 
des Zeus und der Thyia [Aithyia, Aithria, 
8. Makedon], einer Tochter des Deukalion, 
Bruder des Makedon, Vater des Glaphyros 
(Hesiod. bei Const. Porph. them. p. 22 ed. Par. 
Steph. Byz. v. Mav-sSovla und riaqivgai), wohl 
= nr. 1. — 3) Nach Hesiod., Nikand. u. a. 
bei Anton. Lib. 23 erhielt die thessalische 
Landschaft ihren Namen von Magnes, dem 
Sohne des Argos und der Perimele, einer 
Tochter des Admetos; sein Sohn war Hyme- 
naios, der Liebling des Apollon, den ihm nach 
Suid. v. ßufivQis Kalliope gebar (vgl. Cornel. 
Balb. bei Serv.Vetg. Aen. 4,127). Apollod. 1, 
3, 3 wird Pieros sein Sohn genannt, dem Kleio 
den Hyakinthos, den Geliebten des Thamyiis, 
gebar. Nach Tzetz.Lykophr. 831 zeugte Magnes 
mit Kleio den Linos. [Müller, Orch. 465. Lo- 
beck, Agl. 326. Gerhard, Gr. Myth. 2 § 663. 
673. Stoll.] Auch dieser M. ist wohl iden- 
tisch mit nr. 1. LNach Schol. Hes. op. 1 p. 27. 30 
Gaisford zeugte er mit der Muse Kleio den 
Ialemos und den Hymenaios. Höfer.] [Schirmer.] 

Magnesia. Das Haupt der Stadtgöttin von 
Magnesia in Ionien und von Magnesia am Si- 
pylos in Lydien erscheint, mit der Mauerkrone 
und der Beischrift MArNHCIA auf autonomen 
Mütfzen dieser Städte , 1) Mi. 3, 145, 624; 
■2) Com.be, Vet. pop. et reg. numi qui in museo 
Brit. adseroantur p. 191. Pellerin, Bec. PI. 62, 28. 
Mi. 4, 69, 369 — 374. Descr. des monn. gr. de 
Chr. J. Thomsen 1869 p. 131 nr. 1566. Nach 
0. Jahn, Die puteolanische Basis, Ber. d. Kgl. 
Sachs. Ges. d. W. 1851 p. 12£ Taf. 1, 2 ist die 
lydische -Magnesia dargestellt an der puteo- 
lanischen Basis als „eine mit einem langen 
Chiton und darüber geworfenem Mantel be- 
kleidete und mit der obwohl jetzt sehr zer- 
störten Mauerkrone geschmückte Frau, welche 
in der erhobenen Rechten einen Gegenstand 
hielt, der leider unkenntlich ist. Die Unter- 
schrift fehlt jetzt ganz, Bulifon las noch 
IA, wodurch also eine 'bestimmte Hin- 
weisung auf Magnesia gegeben ist'." [Drexler.] 
Maguiflcentia Aug(usti), die Erhabenheit 
des 'Kaisers, bekannt durch Münzen des Com- 
modus mit der Aufschrift MAGNIFICENTIAE 
AVG • COS • VII • P • P, Cohen, Monn. imp. 3 2 , 
273, 343. 344. Coli, de M. le Vicomte E. de Quelen 
p. 104 nr. 1230. [Drexler.] 



Maia I (griech. Göttin) 2234 

Mahal . . . , Name oder Beiname einer Gott- 
heit auf einer Inschrift von Deutz, auf der u. a. 
auch der Hercules Magusanus (s. Peter in diesem 
Lexikon Bd. 1 Sp. 3019), Mercurius und die 
Abirenes genannt werden. Die vorangehenden 
Buchstaben kann man zu [Diajne ergänzen, 
Bonn. Jahrb. 78 p. 45; 83 p. 172 nr. 450. [M. Ihm.] 
Mahlinehae werden die Matronae genannt 
auf der in Köln gefundenen Inschrift C. I. 

10 Wien. nr. 407 = Or.-Henzen 5939; vgl. den 
Ortsnamen Mecheln (in Urkunden Machlinium 
und ähnlich genannt), Bonn. Jahrb. 83 p. 22. 
Vgl. den Artikel Matres, Matronae. [M. Ihm.l 
"rMaia l!Muiu oder Mcciäg), nach allgemeiner 
ÜbeTlTeferimg''3ie Mutter des Hermes!" JJ&mcr 
nennt di^s^n nur an emer Stellenden Sonn der 
Maiäs^o^e nähere Ang^oeJjÖÄ. yt. 435^ Hesiod 
sagt schon tfe'sjimmf er, dafs ihn die Aflän- 
tide Maia dem Zeüs"geboren habe; Theog^^^^ü 

20 und in den Fragmenten (12 Beacft) mBTT^V 
unter den TöchteryJ^s^A^ä^'den^PJejade'n, 
die Mala auf. Allgemein" wird sie deldSnkch 
als Tochter des Atlas - und der Pleione, der 
Tochter^des Okeanos^ bezeichnet. Nür""&rt\, 
^—ZsUuAen^ 8, 130 nennt sie eine ToctTEer' 
des Atlas und der Sterope", die dann, wenn 
dies nicht auf einem Irrtum beruht, doch wohl 
eine andere als sejne Tochter Sterope sejn 
mufs. Durchweg erscheint Maia lokalisiert auf 

80 dem Berge' Ky 11 erie in Arkadien; dort naht 
Zeus der Bergnymphe Maia, HesJrJL3XM?S£hJ- 
Simonides in .Schol .Find, New. 3, 16 (MaiäSog 
ovgslag sltHoßlscpiiQOv). Hymn. HomerJ^JJff. 
u. öfter. Aesch. Choeph. 813. S^JwEks^ 



pides u. a."afi vielen* ! ötellen, '" J5wX^c ; _3 l 6fi. 
^ßoä.%^l^J a ^^'|GetI^iig^ffe 



ApOUOd. TLgMh 1 iÄ-r J ftirj? ■£*«"£ er i USS J& a ' ■ 
SteTIe^^ufzuzamen, da inenr al'sf'däfs fewaante 
sich für Maia^aus keiner ergiebt [vgl. Bruch- : 
mann, Epitheta ^deorufn, 169 f.jj^nur ApoUo- 
dor sagt noch; sie "tfeTaie älteste', Simor ; - , " c ' 
bei Athen. 11,490 E, (sie seiVxlie schönst 



40 dor sagt noch; sie tfei' die älteste', Simotüdes, 
bei Athen. %i, 490 E, (sie sei' die schönsWder 
Plejade*' gewesen. ^p diM? Bergnvmphen 



genannt werden, ist iörlon den Alten aufge- 
fallen, vgL_iMoZ. Find. Nem. 2, 16, wo es heifst, 
man habe gefragt, warum Pindg/r die Plejaden 
Bergnymphen nenne, SimoniSes bezeichne nur 
die Maias als solche, Ha sie a*uf Ky liehe den 
Hermes geboren. Daraus geht jedenfalls so- 
viel hervor, dafs von ihren Schwestern abge- 

50 sehen Maia mit Kyllene unzertrennlich ver- 
bunden ist; daher auch ihr Sohn schon seit 
Hgme* vielfach Kyllenios heifst. Aber wäh- 
rend diesem dort ein alter Tempel errichtet 
war (Paus. 8, 17, 1) und ein Fest mit Agonen 
gefeiert wurde (s. Bd. I Sp. ,2343 Z. 30 ff .), er- 
fahren wir von einem eigentlichen Kulte der 
Maia nichts. Sie ist in Griechenland immer 
eino wesenlose Gestalt geblieben. Als Plejade 
wurde sie mit ihren Schwestern unter die 

60 Sterne versetzt. Der Bedeutung ihres Namens 
nach ist sie nichts anderes als die Mutter schlecht- 
, hin ; auch als Pflegemutter des Arkas nach dem 
Tode der Kajlisto wird sie genannt, Ayolloc L 
äj-8» ?) 6. rßs JKjgt aaner die Vermutung nahe, 
dafs sie^' ursprünglich rnifP der Mä, Fä, der 
Mutter Erde (Aßsch. Suppl. 890) identisch ist, 
wie auch Preller- Bobert, Griech. Myth. I 4 , 390 
(vgl. jedoch auch 464ff.) annimnrt, während 



,N<4 



2235 Maia II (röm. Göttin) Maia II (röm. Göttin) 2236 

Röscher^ Hermes d. Windgott 30 f. in "Ar eine hielt'). Volcanus erscheint in dieser Verbin- 
Wolkennymphe (flksiag = pluvia) sieht. In düng als ein befruchtender Naturgott, von dem 
der Kunst hat sie darum auch keine rechte die Wärme und das Leben der Erde ausgeht 
Gestalt gewonnen, [Abgebildet erscheint sie (vgl. Preller a. a. 0. 1 S. 398 f.; 2 S. 149 f.); 
auf der Francoisvase im Hochzeitszuge der das Opfer der Göttin fällt in eine Zeit, wo 
Götter zu Ehren des Peleus und der Thetis alle Vegetation im üppigsten Wachstum be- 
neben Hermes auf einem Wagen stehend (Bau- griffen ist (man leitete den Namen des Wachs- 
meister, Denkmäler Fig. 1883), ferner als Tochter tummonats Maius von der Göttin Maia ab: 
deTTttTai neben Hermes auf der apulischen Cincius a. a. 0. Varro bei Censorin. 22, 12 
Vase in Berlin nr,3245 Furtwgngler, .Röscher.] io [vgl. dens. bei loh. lyd., de mens. 4, 52 S. 88, 
In den orphiscHen' Dichtungen .erscheint Maia 14 f. Bekk.]. Fest. S. 134 Maius. Macrob. 1, 
Lith. 2 als Mutter des Hermes"; in den Frag- 12, 19. Auson., ed. 11, 9 [S. 98 Peip.]; vgl. 
mente'h' der Theogonunr. 118 (Abel) = ProkJ. loh. Lyd., de mens. 4, 52 S. 87, 17 ff. Bekk.; 
in Plqt. Tim.% 63JE wird die Nyx als Maia, doch ist der Name des Monats wie der der 
&SWV üjrar^ränge'f'eäeC Vgl. Maia II und Göttin direkt von der Wurzel mag gebildet).- 
Pleiaden. [Weizsäcker.] — — ^.^ i s t demnach im Grunde keine andere als 
Maia II. Vgl. Härtung, Beligion d. Römer 2 die Mutter Erde selbst (aber keine 'orientalisch- 
S. 110 f. 198. 261. Klausen, Aeneas und d. römische Erdenmutter', wie Christ a.a.O. meint, 
Penaten 2 S. 760 f. Teuffei in Paulys Seal- vgl. auch Graßmann a. a. 0.; Gilbert a. a. 0. 
encyclop. 4 S. 1450 f. Preller, Rom. Mythol. 3 1 20 S. 249 Anm. 2 macht Maia zur Mondgöttin); 
S. 55. 159. 270. 398 f.; 2 S. 149 f. 231 f. .Die der unter anderen von Cornelius Labeo ver- 
aitröinische und wahrscheinlich überhaupt alt- tretenen Ansicht hanc Maiam cui mense Maio 
latinische (s. unten die Angaben des Varro und res divina celebratur Terram esse (Cornelius La- 
Festus über die Verehrung der Göttin in La- beo bei Macrob. 1, 12, 20 = de fastis fr. 19 S. 27 
tium) Göttin Maia ist, wie ihr Name sagt, eine bei G. Kettner, Cornelius Labeo. Progr. v. Pforta 
Göttin der Vermehrung, des Wachstums (Maia 1877, dazu S. 18; fr. 1 S. 5 bei J. Mülleneisen, 
für Magia, ebenso Maius [s. d.] für Magius, De Cornelii Labeonis fragmentis, studiis, ad- 
Maiesta [s. d.] für Magiesta, wie magis, na- sectatoribus. Diss. v. Marburg 1889, dazu S. 6ff.; 
(g)ior u. s. w. von Wurzel mag, vgl. Aufrecht vgl. loh. Lyd.-, de mens. 4, 53; die daselbst 4, 52 
in Zeitschr. f. vergl. Sprachforsch. 1 [1852] S.231. 30 zusammengestellten verschiedenen Deutungen 
Preller a. a. 0. 1 S. 398 ; nach anderer Erklärung der Maia beziehen sich auf die griechische 
Maia für Mahia, maior für mahior von Wurzel Maia, Mutter des Hermes) liegt also eine rich- 
mah, vgl. Grafsmann, Die italischen Götter- tige Erkenntnis zu Grunde, und auf derselben 
namen. II. in Zeitschr. f. vergl. Sprachforsch. beruht auch seine Gleichstellung der Maia mit 
16 [1867] S. 168 ff.; vgl. im allgemeinen über der Erdgöttin Bona Dea (Macrob. 1, 12, 21 
den ganzen Kreis der hierher gehörigen Bil- auctor est Cornelius Labeo huic Maiae id est 
düngen Corssen, Ausspr. I 2 S. 90. 640. Vanicek, Terrae aedem Kalendis Maus dedicatum , sub 
Etym. Wörterb. d. tat. Spr.* S. 204f. Griech.-lat. nomine Bonae Deae; Kettner und Mülleneisen 
etym. Wörterb. 2 S. 683 f., woselbst weitere a. aa. 00.), vgl. Bd. 1 Sp. 793 Z. 68 ff. Dem 
Litteraturangaben. Corssen a. a. 0. S. 305 und 40 Charakter der Maia als einer Erdgöttin ent- 
K. Christ in Jahrbb.d.Ver.v.Alterthumsfreunden spricht es, dafs ihr als Opfertier das Schwein, 
im Rheinl. 75 [1883] S. 38 f. 46 stellen Maia das gewöhnliche Opfertier der Erdgottheiten, 
unrichtig zu griech. paia Mütterchen; farblose und zwar eine sus praegnans dargebracht wird 
Auffassung als Göttin der 'inhaltreichen Gröfee' (Cornelius Labeo bei Macrob. 1, 12, 20 [s. vor- 
bei Klausen a. a. 0.), und zwar ihrer Ursprung- her] ; auch Bona Dea erhält als Opfertier das 
liehen Bedeutung nach eine Göttin des Wachs- Schwein, s. Bd. 1 Sp. 790 Z. 52 ff.). Ob die 
tums in der Natur, wie ihre Verbindung mit pprei maiales, von denen Varro (r. r. 2, 4, 21; 
Volcanus und die Jahreszeit, in welche ihr vgl. 2, 7, 15) berichtet castrantur verres com- 
altes Fest fällt, zeigen. Nach Gellius (13, 23 modissime anniculi , utique ne minores quam 
[22], lf.) fand sich in alten Gebetsformeln, wie 50 semestres: quo facto nomen mutant atque e verri- 
sie die libri sacerdotum populi Romani ent- bus dieuntur maiales (vgl. Fest. S. 293 solitau- 
hielten, die Zusammenstellung Maia Volcani, rilia, dazu 0. Krause, De Romanorum hostiis 
und nach Macrobius (1, 12, 18) hatte Cincius gwaesfiowesseJectae." Diss. v. Marburg 1894 S.16f.; 
(Cingius die Hss.; gemeint ist jedenfalls ein Titinius Fullonia bei Non. S. 111, 10 ff. s. v. 
Jurist aus der Zeit Cioeros oder des Augustus, fuam = Titin. Fullon. fr. 12 S. 138 Ribb. 2 ; 
vgl. über denselben Teuffei, Gesch. d. röm. Lit. b Cic, Pison. 9, 19 = Isidor., orig. 2, 30, 4) zu 
1 § 117, 4; L. Cincius de fastis fr. 3 S. 84 bei der Göttin in Beziehung stehen, wie Teuffei 
Huschke, lurisprud. anteiust. & ) Maia die Gattin (in Paulys Realencyclop. a. a. 0.) annimmt, ist 
des Volcanus genannt unter Berufung darauf, trotz der bestimmten Angabe der Glossae Isi- 
dafs der flamen Volcanalis an den Kaienden 60 dori (bei B. Vulcanius, Thesaurus utriusque 
des Mai der Göttin opferte (wohl auf dem linguae. Lugd. Bat. 1600 Sp. 686, 54; Isidor. 
Volcanal des Comitiums am Fufse des Capi- ed. Arevalus Bd. 7 S. 473, 1003) maialis porcus 
tols, vgl. O. Gilbert, Gesch. u. Topogr. d. Stadt pinguis quod deae Maiae sacrificabatur quasi 
Rom, im Altert. 1. Leipz. 1883 S. 249 f. 255, matri Mercurii unentschieden zu lassen. In 
der in den Götterpaaren Volcanus und Maia, den Monat Mai fiel noch ein zweites Fest der 
Saturnus und Ops 'die Sonderkulte derjenigen Göttin. Am 15. Mai nämlich wurde in dem 
Gemeinde' sieht, 'die Höhe, Abhang und Tiefe am Circus maximus gelegenen Tempel des 
des Südcapitoliums in ältester Zeit besetzt Mercurius diesem und der Maia gemeinsam 



2237 Maia II (röm. Göttin) Maia II (röm. Göttin) 2238 

ein Opfer dargebracht (Fasti Gaeretani zum Pompeianische Studien zur Städtekunde des 
16. Mai [zum 15. gehörig]: [Mercurio et] Maiae Altertums. Leipzig 1877 S. 332 ff. Von dem 
ad cir<;(um) m(aximum), C. I. L. 11, 3592, vgl. Kult, welchen auf der Insel Delos römische 
dazu G. L. Visconti im Bull, della comtn. archeol. Kaufleute, die sich zu einer Kultgenossen- 
munie. 4 [1876] S. 21 und Mommsen in Ephem. schaft von Mercuriales = 'EgfiaiozaC zusammen- 
epigr. 3 S. 9; Fasti Venusini zum 16. Mai [zum geschlossen hatten, dem Mercurius und der 
15. gehörig]: Mercur(io). Maiae, G. I. L. 9, 421; Maia widmeten, zeugt die wohl dem Anfange 
der 15. Mai ist der Stiftungstag des im Jahre des 7. Jahrhunderts d. St. angehörige, in latei- 
259/495 dedicierten Tempels des Mercurius am nischem und griechischem Wortlaut abgefafste 
Circus maximus, vgl. Becker, Topogr. S. 470 f. 10 Widmungsinschrift auf einer Basis Bull, de 
Mommsen im 0. I. L. 1 S. 393 = »S. 318 zum corr. hell. 1 (1877.) S. 284 f. nr. VI = Ephem. 
15. Mai. Marquardt, Staatsverw. 3 8 S. 575 zum epigr. 4 S. 42 nr.76: L. Oppius. L. f. Min(atus). 
15.Mai;vielleichtistmitdiesemFestedieAngabe Staius. Ov(i). f. L. Vicirius [Ti. f.] \ A. Plo- 
des loh. Lyd., de mens. 4, 52 S. 87, 17 ff. Bekk. tius. M. I. C. Sehius. C. I. C. Claudius. G. I. j 
oi 8s änb zr\s MaCag . . . d^iovvzsg ovopao&ri- magistres. Mircurio. et. Maia. donu. d (hierauf 
vm zbv Mä'Cov nqbg szegov ßlinovzeg ovzco folgt die griechische Inschrift desselben In- 
<paa(v, ällä priv nal äiä rö hgbv avzfjg, ozi halts), sowie die ebenfalls in lateinischem und 
naza zovzov zbv [irjva CeQ<od~fivai Xsyszai, in griechischem Wortlaut abgefafste Inschrift eines 
der von einer sonst nirgends bezeugten und Tempelepistyls Bull, de corr. hell. 8 (1884) S. 96 
daher nicht über jeden Zweifel erhabenen 20 = Ephem. epigr. 5 S. 596 nr. 1408: Mäviog 
Weihung eines Heiligtums der Maia die Bede Maägiuog Mavtov Nslji]£[giog 10g Fre- 
ist, in Verbindung zu bringen). Hauptsächlich Cov\ \ Mäagiiog A[oli]ioe KoCvxov Sitögi\og 

feierten die Kaufleute diesen Tag und beteten og Nsfisgiov] \ oi 'Egfiaiazai 'Egfist kcu 

zu den beiden Gottheiten um Sicherung des Muiui zbv va[bv uvs&wxav] (von der voran- 
Gewinnes {Macrob. 1, 12, 19 f. loh. Lyd., de gehenden lateinischen Inschrift sind nur die 
mens. 4, 53 S. 90, 17 f. Bekk.; vgl. Preller a. Endbuchstaben der Zeilen erhalten); vgl. dazu 
a. 0. 2 S. 231 f.). Auch in der Verbindung mit Mommsen in Ephem. epigr. 4 a. a. 0. und 
Mercurius erscheint Maia als eine Göttin der Th. Homolle in Bull, de corr. hell. 8 S. 94 ff. 
Vergröfserung, Vermehrung; aber sie ist nicht (Les Bomains ä Delos). Widmungsinschriften 
mehr die alte Naturgöttin, sondern ihre Be- so sowohl an Mercurius und Maia als auch an 
deutung ist auf ein anderes Gebiet, das des Maia allein sind, abgesehen von den schon 
Handels und Verkehrs, verlegt. Vermutlich genannten, nicht selten; in einigen derselben 
sind- auf die Zusammenstellung von Mercurius ist von Heiligtümern und Statuen die ftede, 
und Maia die griechischen Vorstellungen, nach bisweilen erhält Maia den Beinamen Augusta: 
denen Mala (s. d.) die Mutter des Hermes ist, C. I. L. 8, 740 (Konstantinopel): P. Caninius. 
nicht ohne Einfiufs gewesen (Gilbert, Gesch. u. Apollonius. VI. vir. August, signa. et. aedem. 
Topogr. d. Stadt Born 3 S. 79 Auin. 2 nimmt an, Maiae. Mercuri I d. 8. p. f. c. idema. dedieavit 
dals das Fest der beiden Gottheiten am 16. Mai (vgl. Mommsen dazu); 6, 6364 (Lodi vecchio 
Graeco ritu gefeiert worden sei). Nach Varro d. i. Laus Pompeia m Gallia cisalpina): Mer- 
(bei Censorin. 22, 12") wurde nicht nur in Eom, 40 curi[oJ \ et. MaiafeJ; 12, 2570 ( St. - Hilaire, 
sondern auch in Latium im Mai dem Mercu- commune de Groisy, in Gallia Narbonensis): 
rius und der Maia geopfert (Maium . . . a Mercufrio et] \ Maia[e] \ u. s. w. (danach er- 
Maia nomen aeeepisse, guod eo mense tarn gänzt Allmer 2557 [villaz in Gallia Narbo- 
Bomae quam antea in Latio res divina Maiae nensis]: Mercufrio] j et [Maiae] | u. s. w.); 
fit et Mercurio; dasselbe war vielleicht in der das. 2194 (Chatte in Gallia Narbonensis): 
lückenhaft überlieferten Stelle des Festus S.134 Maiae \ Aug sacr \ T. Eppius. Bf \ Iullinus ; 
Mains gesagt: an a Maia [sc. Maius dictus ex voto, womit zu vergleichen sind die Wid- 
tit], quod Mercurio filio eius res divinae \idi- mungen 2195 und 2196 desselben Mannes an 
bu8 fügt Scaliger hinzu] fiant solennes; an quod Mercurius Aug.; das. S. 829 nr. 5867 (Pact 
ipsi deae in multis Latinis civitatibus sacrificia 50*[Canton de Beaurepaire] in Gallia Narbonen- 
fiebant * * *; es steht nichts entgegen, im sis): Maiae ////; das. nr. 5870 (Grenoble d. i. 
Gegensatz zu Mommsen, Born. ChronoV S. 222 Gratianopolis in Gallia Narbonensis): [M]aiae | 
Anm. 15, der es unwahrscheinlich findet, dafs [Au]g. sfajcfr]; Be Boissieu, Inscriptions de 
Maia unter diesem Namen so früh und so all- Lyon S. 606 f. : drei Basen mit der gleich- 
gemein bei dem latinischen Stamme verehrt lautenden Inschrift Mercurio Augusto | et. 
worden sei, dafs sie einem latinischen Monat Maiae. Augustae | sacrum. ex. voto \ M. He- 
den Namen habe geben können, aus diesen rennius. M. I. Albanus | aedem. et. signa. duo 
Stellen auf alten Maiakult in Latium zu cum \ imagine. Ti. Augusti \ d. s. p. solo pu- 
schliefsen). In Pompeji gab es eine Kult- blico. fecit (falsch aufgefafst von Preller a. a. 0. 
genossenschaft des Mercurius und der Maia; 60 2 S. 231 Anm. 2: 'Eine Inschrift aus Lyon bei 
die Inschriften C. I. L. 10, 885 — 888 sind Boissieu p. 606 nennt Tiber und seine Mutter 
beiden Gottheiten ex d. d iussu gewidmet von Livia Mercurius Augustus und Maia Augusta') ; 
ministri Mercurii Maiae (885. 886. 887) oder Brambach, G. I. Bhen. 1835 (Germersheim in 
mmistri Augusti Mercurii Maiae (888); vgl. der Pfalz; = Grelli-Henzen 5696): Beae. Ma- 
dazu Mommsen S. 109 (die Inschriften 885 und iiae \ aedem. a solo. fe\cit G. Arrius Pa\truitus 
886 sind ans dem Jahre 740/14). Über Spuren u. s. w. (zur Form Maiia vgl. Corssen, Ausspr. 
der Verehrung von Mercurius und Maia im 1* S. 302). Auffallend häufig sind Widmungen 
Tempel der Ceres in Pompeji vgl. H. Nissen, an Mercurius und Maia auf germanisch -kel- 



2239 Maia II (röm. Göttin) Maiae 2240 

tischem Gebiet: Brambach, C. I. Ehen. 721 mnng an Mercurius und Rosmerta) = K. Bau- 
( Kreuznach; = O.Kohl, Die römischen In- mann, Römische Denksteine und Inschriften der 
Schriften u. Stein sculpturen d. Stadt Kreuz- Vereinigten Altertums -Sammlungen in Mann- 
nach. Progr. v. Kreuznach 1880 S. 9ff. nr. 10): heim. Progr. d. Gymn. Mannheim 1890 S. 14 f. 
.in. ho. d. d \ Mercurio \ .et. Maiiae ca\du- nr. 19 (vgl. auch K. Christ in Jahrbb. u. s. w. 
dum. et | aram Masc\[l]ius. Satto. \ [fjaber. 83 [1887] S. 238). K Christ, Nochmals Maia- 
ex. vo\[tJo. v. s. I. I. | m; 722 (das.): Merc \ et Rosmerta, in Jahrbb. u. s. w. 84 (1887) S. 246 ff. 
M | ; 1763 (Rofsberg in der Pfalz): Mercurio. F. Hettner, Die römischen Steindenkmäler des 
et | Maia. Q. Seius | Postumus | v. s. I l. m; Provinzialmuseums zu Trier. Trier 1893 S. 49 
1845 (Mertzweiler im Elsafs): [MJercurio. et. 10 nr. 74. Vgl. Maiae. [R.Peter.] 
Mafiae] u. s. w.; 1876 (Pfaffenhofen im Elsafs) Maiäöriq, u. Maiaäevq, Beiname des Her- 
unter c imagines duae': [Mejre. (d. i. Merc.1 mes, als des Sohnes der Maia, Hipponax fr. 16 
oder Mer. etl) Maiae u. s. w. Noch häufiger (Bergk) bei Tzetz. L. 855. Phot.Bibl. p. 144, 11. 
sind in den germanisch - keltischen Ländern [Stoll.] 
Widmungen an Mercurius und Rosmerta (vgl. Maiae werden genannt in der in Metz ge- 
die Zusammenstellungen von Ch. Robert, Epi- fundenen und im dortigen Altertumsmuseum 
graphie gallo-romaine de la Moselle. [1]. Paris aufbewahrten Inschrift Urelli 2097, in berich- 
1873 S 66 ff.; s. Rosmerta). Da nun aus den- tigter Lesung wieder publiciert und besprochen 
selben Gebieten eine beträchtliche Anzahl von von Ch. Robert, Epigraphie gallo-romaine de 
Bildwerken bekannt ist, auf denen Mercurius mit 20 la Moselle. [1]. Paris 1873 S. 43ff. (= [Otto 
einer weiblichen Figur, die entweder ein Füll- Adalb. Soffmann,] Der Steinsaal des Altertums- 
horn oder einen caduceus als Attribut führt, Museums zu Metz. Metz 1889 S. 57 f. nr. 165) : 
vereint erscheint (Zusammenstellung bei Robert in \ honori [sie !] | domus divi\nae dis Maiia- 
a. a. O. S. 76ff.), so nahm Robert (S. 79 ff.) an, bus | vicani vici Pacis. Die Inschrift ist in das 
dafs diese Begleiterin Maia = Rosmerta sei dreieckige Giebelfeld einer kleinen Kapelle ein- 
( r Il est plus probable qu'une seule pensee reli- gegraben; unterhalb desselben stehen in einer 
gieuse presidait ä l'örection de tous ces monu- Nische, dem Beschauer zugewandt, drei weib- 
ments et que la paredre, une avec un double liehe Figuren in langen Gewändern, mit schleier- 
vocable, avait tantöt le nom gaulois de Ro- artigen, vom Scheitel über den Hinterkopf 
smerta maintenu par les vieux provinciaux, so hinabfallenden Tüchern; undeutliche erhaltene . 
fideles ä la tradition, tantot le nom grec [?] Reste zeigen, dafs jede einen Gegenstand ge- 
de Maia apporte' par les Romains fixes dans halten hat; die Gesichter sind vollständig zer- 
rest des Gaules' S. 81); vgl. zu dieser ganzen stört; von einer unterhalb der Nische einge- 
Fiage aufser Robert z. B. W. Chassot v. Floren- meifselten Inschrift sind nur ganz spärliche 
court, Beiträge zur Kunde alter Götterverehrung Reste vorhanden (in Photogravure abgebildet 
im Belgischen Gallien und in den Rheinischen bei Robert Taf. 5 Fig. 1), Obgleich nach der 
Gränzlanden. Trier 1842 S. 16 ff. (m. Tafel). Abbildung an der Lesung Maiiabus kein 
L. Lersch, Rosmerta als Gottlieit belgischer Pro- Zweifel bestehen kann , sofern ein kleiner 
vinzialen und Gefährtin des Mercur, in Jahrbb. Zwischenraum zwischen MAII und ABVS nur 
d. Ver. v. Alterthums freunden im Rheinl. 2 (1843) 40 der Ungeschicklichkeit des Steinmetzen zur 
S. 117ff. J. Freudenberg, Unedirte Inschrift zu Last fällt, so wollte man doch bis in die 
Ehren des Mercur und der Rosmerta, in Jahrbb. neueste Zeit entweder Mairabus oder Matra- 
u. s. w. 19 (1853) S. 92f. = A. Weckerling, bus (so auch Orelli, Robert, J. Becker in der 
Die Römische Abteilung des Paulus-Museums Recension Roberts in Jahrbb. d. Ver. v. Alter- 
der Stadt Worms. Gymn.-Progr. von Worms thumsfreunden im Rheinl. hhjbZ [1875] S. 204) 
1885 S. 85f. nr. 11. [J.J Becker, Epigra- herstellen (vgl. die Zusammenstellungen bei 
phische Miscellen. III. Zwei neue Denkmäler Robert S. 45 f.) Die Lesung Maiiabus (und 
des Mercurius und der Rosmerta, in Jahrbb. damit also deae Maiae) verteidigte K. Christ, 
u. s. w. 20 (1853) S. 109 ff. Ders., Beiträge zur Beiträge zur vergleichenden Mythologie. Maja- 
rheinländischen Inschriftenkunde. 5. Rosmerta, 50 Rosmerta, Nerthus, die Matronen und Nymphen, 
in Jahrbb. u. s.w. 29/30 (1860) S. 172ff. Ders. in Jahrbb. d. Ver. u. s. w. 75 (1883) S. 45; 
in der Recension von Ch. Robert, Epigraphie zurückgewiesen wurde sie von M. Dim, Der 
u.s.w. in Jahrbb. u. s. w. 55/56 (1875) S. 204ff. Mütter- oder Matronenkultus und seine Denk- 
F. Eaug, Die römischen Denksteine des Grofs- mäler, in Jahrbb. u. s. w. 83 (1887) S. 13 f.; 
herzogt. Antiquariums in Mannheim. Progr. d. hierauf nahm sie Christ abermals in Schutz 
Gymn.Mannheiml875/77S.18f.nr.l0,S.2lf.nr.l5 in Nochmals Maia-Rosmerta in Jahrbb. u. s.w. 
(daselbst weitere Litteratur). K.Christ, Beiträge 84 (1887) S. 248, und Ihm bezeichnete sie dann 
zur vergleichenden Mythologie. Maja- Rosmerta, als unzweifelhaft in Jahrbb. u. s. w. 88 (1889) 
Nerthus, die Matronen und Nymphen, in Jahrbb. S. 227. Zur Schreibung Maiiae vgl. Corssen, 
u.s.w. 75 (1883) S. 38 ff. F. Möller, Ein Nym- 60 Ausspr. I 2 S. 302. Die drei Maiae erinnern 
phaeum in Sablon bei Metz, in Westdeutsche (ganz abgesehen von den Matres und Matro- 
Zeitschr. f. Gesch. u. Kunst 2 (1883) S. 255 ff. nae, mit denen sie Christ in der an erster 
274f. (dazu [Otto Adalb. Soff mann,] Der Stein- Stelle angef. Abh. S. 45 als Maiae = 'Mütter' 
saal des Altertums - Museums zu Metz. Metz unrichtig in Verbindung bringt, s. Maia II am 
1889 S. 71 nr. 305). K. Zangemeister, Inschriften Anfang) z. B. an die ebenfalls in der Drei- 
eines römischen Vicus unweit Seidelbergs, in zahl auftretenden Fatae (s. Bd. 1 Sp. 1453 
Korrespondenzbl.d.WestdeutschenZeitschr.u.s.w. Z. 4 ff.) und Iunones (s. oben Sp. 618 Z. 32 ff.) 
2(1883) S. 48 ff. nr. 141, Inschrift nr. 2 (Wid- der keltisch -germanischen Gebiete; auch bei 



2241 



Maiandrios 



Maimaktes 



2242 



ihnen liegen wie bei diesen offenbar einhei- 
mische Götterwesen zu Grunde. Vgl. Maia II, 
wo darauf hingewiesen ist, dafs in den Län- 
dern keltisch- germanischer Bevölkerung Maia 
mit der einheimischen Göttin Rosmerta (s. d.) 
identifiziert worden zu sein scheint. 

[R. Peter.] 

Maiandrios (MaiävSQiog), Sohn oder Nach- 
komme des Flufsgottes Maiandros (s. d.); so 
sein Enkel Eaunos, Ov. Met. 9, 573. [Stoll.] 10 

Maiandros (Maiuv&Qog), 1) der Gott des un- 
weit Milet und Samos mündenden phrygisch- 
karischen Flusses Maiandros, Sohn des Okeanos 
und der Tethys, Hes. Theog. 339. Hyg. praef. 
p. 28 Bunte; Vater der Samia, Asios bei Paus. 
7, 4, 2, der Kyanee, die mit Miletos den Kau- 
nos und die Byblis zeugte, Ov. Met. 9, 450, 
der Kallirrhoe, Steph. Byz. s.v. 'AXäßavSa, des 
Kalamos, Nonn. Hion. 11, 464, des Marsyas 
und Babys, Schol. zu Zen. 4, 81. — 2) Sohn 20 
des Kerkaphos und der Anaxibia, nach welchem 
der Flufs benannt sein sollte, Flut, de fluv. 9. — 
[Durch die Beischrift MAIANAPOC kenntlich 
erscheint M. gelagert auf den Münzen von 
Antiocheia in Karien (Head, Hist. num. 
p. 520. Boutkowski, Dict. num. p. 638) mit 
dem Haupte des AHMOC, Dumersan, Cab. 
Allier de Hauteroche PI. 16, 8. Leake, Num. 
Hell. As. Gr. p. 20, und der ICPA CYNKAHTOC 
im Obv., Ledke, Num. Hell. As. Gr. p. 20; sowie 30 
unter Trajan, Mi. 3, 317, 81, und Gordianus 
Pius, Mi. 3, 319, 89 (nach Vaillant); auf den 
Münzen des letzteren Kaisers, Mi. S. 6, 453, 95, 
wie auf solchen der Etruscilla, Mi. 3, 320, 96, 
und der Salonina, Mi. 3, 321, 100 (nach Pel- 
lerin, Mel. 2 p. 226). Leake, Suppl. p. 17, auch 
ohne die Beischrift. Seine Statue zierte die 
Maianderbrücke von Antiocheia, wie dies Mün- 
zen des Decius, diese mit der Beischrift ME- 
ANAPOC, Mi. 3, 319, 93. S. 6, 454, 98 (nach 40 
Sestini, Mus. Hedervar. 2, 218, 7). Head, Hist. 
num. p. 520 Fig. 306, Valerianus Senior, Mi. 3, 
320, 96, und Gallienus, Mi. 3, 320, 97. 98. Do- 
naldson, Architectura numismatica p. 247 — 249 
nr. 65, zeigen. Desgleichen erscheint er mit 
"der Beischrift MAIANAPOC auf Münzen von 
Apameia Kibotos (Head, Hist. num. p. 558) 
mit dem "Haupt der Pallas (oder Roma?) im 
Obv., Berliner Münzkabinett, Mi. 4, 229, 218. 
Engel, Bev. num. 3 e ser. 2 1884 p. 29. Münzen 50 
des Philippu8 sen. dieser Stadt zeigen ihn 
gegenüber gelagert dem MAPCYAC, Mi. 4, 237, 
263 (nach Vaillant). Leake, Suppl. p. 19. Auf 
Münzen des Gordianus Pius von Apameia um- 
geben die vier Flüsse tAMavdQog, MAPeuas, 
OPyors und OBPtfia? ein der ephesischen Ar- 
temis ähnliches Götterbild, Head, Hist. num. 
p. 658 Fig. 317. Mi. 4, 236, 259. Münzen von 
Dionysopolis Phrygiae (Head, Hist. num. 
p. 562) mit dem Haupte des ZCYC TTOTHOC 60 
im Obv. zeigen ihn kenntlich durch die Bei- 
schrift MCANAPOC, Mi. 4, 281, 498. Leake, 
Num. Hell. As. Gr. p. 62. Cat. Ivanoff p. 69 
lot 581 (hier „MAIANAPOC"). Gleichfalls mit 
der Beischrift MAIANAPOC erscheint er auf 
Münzen von Tripolis (Head, Hist. num. p. 570) 
mit dem Haupte des AHMOC, Mi. 3, 391, 506. 
S. 6, 556, 568. Cat. Northwick 1 p. 112 lot 1141, 

Eoschee, Lexikon der gr. u. röm. Mythol. II. 



und der l€PA CYNKAHTOC, Mi. 3, 392, 513. 514, 
im Obv., sowie auf Münzen der Faustina iun., 
Leake, Num. Hell. As. Gr. p. 137 und Suppl. 
p. 106. Lenormant , Cab. Behr p. 103 nr. 619. 
Rollin et Feuardent, Cat. d'une coli, de med. gr. 
2, 359, 5606, des Caracalla, Mi. 3, 394, 528, der 
Iulia Mamaea, Mi. 3, 394, 529. S. 6, 558, 584, 
und des Herennius Etruscus, Mi. 3, 396, 539; 
vgl. S. 6, 559, 589 Note a; und ohne Beischrift 
auf Münzen der Otacilia, Mi. 3, 395f., 536. 537. 
Auch der Flufsgott auf Münzen von Akmonia 
(Mi. 4, 203, 44 nach Sestini, Leu. 6 p. 68. Im- 
hoo'f, Monn. gr. p. 392) und Hyrgaleia, resp. 
des ■aoivov toi 'TQyalsav nsSCov (Mi. 4, 308, 
650), wird von Head, Hist. num. p. 556 11. 565 
als Maiandros bezeichnet. Drexler.] [Stoll] 

Maias (Maiag) 'Epftjjs' nagä tb liaüa&ai 
zbv löyov, Etym. M. p. 574, 298 s.v.; vgl. dazu 
Maafs, De Aeschyli supplieibus. Gryphiswaldiae 
1890 p. XV Anm. zu p. XIV: „Missa allegoria 
dici videtur Mercurius 'obstitor'." [Drexler.] 

Maidos (MaiSog), Stammvater der illyrischen 
Völkerschaft der Maider im westlichen Thra- 
kien, Sohn des Illyrios, App. Illyr. 2. [Stoll.] 

Maiesta. Während Cineius (bei Macrob. 1, 
12, 18; vgl. über ihn s. v. Maia II) Maia die 
Gattin des Volcanus nannte unter Berufung 
darauf, dafs der flamen Volcanalis an den 
Kaienden des Mai dieser Göttin opferte, gab 
Piso (bei Macrob. a. a. O.; fr. 42 S. 136 Peter 
ed. mai., fr. 42 S. 86 ed. min. unter incertae 
Bedis fragmenta) an, dafs die Gattin des Vol- 
canus nicht Maia, sondern Maiesta heifse. 
Offenbar ist Maiesta von Maia dem Wesen 
nach nicht verschieden und nur eine beson- 
dere sakrale Form dieser Göttin (zur Namens- 
ableitung und Bedeutung vgl. Maia II). 

[R. Peter.] 

Maiestas. C. I. L. 3, 449 (Halicarnassus) : 
[Iovi O. M.J et Gfenio] | [Majiestatiq [dd 
nn] | Dioeletiani et Maximiani sen \ Augg et 
Constafntii et] | Maximiani for \[tiss et] nobi- 
liss. Caess | u. s. w. 6, 254 Genio. ac Ma- 
iestati | imp. Antonini. Pii. Felicis. Augusti \ 
u. s. w. Nach Analogie von Personifikationen 
wie dementia Aug., Concordia Aug. (s. d.) 
u. s. w. ist auch hier an eine Vergöttlichung 
der maiestas der Kaiser zu denken. — Ovid., 
fast. 5, 25 ff. fingiert eine allegorische Figur 
Maiestas, Tochter des Honor und der Reve- 
rentia, um an sie die Ableitung des Namens 
des Monat Mai anzuknüpfen. [R,. Peter.] 

Maimaktes (Maipüntrig , der Stürmende, 
Wütende. Phot. ficufiäcoei, eyvfei; Hesych. 
fiaifiorij - TaQ<x%<ödrig), Beiname des Zeus als 
des wild aufgeregten zürnenden Himmels- 
gottes, nach welchem der in den stürmischen 
Spätherbst fallende attische Monat Maimakte- 
rion benannt war. In diesem Monat wurde in 
Athen ein Fest zur Sühne und zur Abwehr 
des Wetterschadens gefeiert, das man gewöhn- 
lich Maimakteria nennt, obgleich der Name in 
unseren Quellen nicht vorkommt. Phot., Harpo- 
krat., Suid. s. v. MaiiianTrjQuöv. Welcker, Gr. 
Götterl. 1, 207f. Lauer, System S. 200 f. Preller, 
Gr. Myth.* 1, 131, 2. Mommsen, Heortol. S. 317 ff. 
Der gesühnte Zeus Maimaktes wird ein Zeus 
Meilichios, Hesych. Maipäv.tr}q, ped.C%ios, kk- 

71 



-4tfi 



hm 



2243 



Maimalides 



&dcQßiog. Mit Bezug auf den Landbau heifst 
der Zeus Maimaktes rsagyög in einer In- 
schrift aus der Kaiserzeit, G. I. Gr. n. 523, 12. 
C. I. A. 3, 77. [Stoll.] 

Maimalides {MaifiaUdrjg), Sohn des Mai- 
malos, d. i. Peisandros, ein Führer der Myr- 
midonen vor Troia, II. 16, 194. [Stoll.] 

Mainaden {Maivädsg, auch &vidäig, Bäv.x,ai, 
Atjvcli genannt). 

Mcuvddeg, die (dem Gott) Rasenden, wird 
gewöhnlieh von den göttlichen Begleiterinnen 
des Dionysos gebraucht, so auch inschriftlich 
auf Vasen {Heydemann, Satyr- und Bakchen- 
namen S. 40. Arch. Ztg. 39 S. 302 nr. 7), bei 
den Dichtern zuweilen auch von den Frauen 
der Sage, die in derselben Weise wie jene sich 
dem Dienst des Gottes ergaben (Eurip. Bacch. 
829. 1060 u. a.), nicht aber bei Prosaikern von 
den Frauen des' historischen Kultes. Die letz- 
teren, insbesondere die delphischen Frauen, 
welche zur bakchischen Feier auf den Parnafs 
zogen, hiefsen @viä8sg oder Qviai, die Stür- 
menden, was von den Dichtern sodann auch 
auf die mythologischen Mainaden übertragen 
wurde. Ba%%ui, die vom BcM%og Erfüllten, in 
Verzückung Redenden (s. ob. Bd. 1 Sp. 1036), 
dient als allgemeine Bezeichnung für die Die- 
nerinnen des Gottes beiderlei Art, ebenso das 
seltenere Arjvai (s. d.). Demgemäfs wird hier 
unter „Mainaden" von den mythologischen 
(idealen) Dionysosdienerinnen gehandelt wer- 
den, unter Art. „Thyiaden" von den (sagen- 
haften) Dienerinnen des wirklichen Dionysos- 
kultus, nach der in dem Aufsatz: Die Mänade 
im griechischen Kultus, in der Kunst u. Poesie, 
Bhein. Mus. 27, 1 f. begründeten Unterscheidung. 
Übersicht. Das Bild der Mainade, wie 
es uns in der Poesie und Kunst entgegentritt, 
ist aus einer Vereinigung verschiedener Ele- 
mente erwachsen. Nach griechischer Vor- 
stellung war der Vegetationsgott Dionysos, wie 
auch andere Gottheiten des Naturlebens (Arte- 
mis, Göttermutter), ursprünglich von Nymphen 
umgeben, die als Pflanzen- und Waldgeister 
in der freien Natur ihr Wesen trieben, tanzten 
und sprangen und das Wachstum der Pflanzen 
schufen. Das waren die Mainaden. Da der 
Gott selbst die Verkörperung der Jahres- 
fruchtbarkeit war, so erschien ihre Thätig- 
keit als eine Pflege und Feier des Gottes von 
derselben Art, wie im historischen Kultus die 
priesterlichen Frauen (Thyiaden) durch Tänze 
und Hymnen den Gott feierten. Dieser grie- 
chische Kultus ist jedoch nur das schwache 
Abbild des von den thrakischen Frauen ge- 
übten Bakchosdienstes, welcher durch die in 
diesen nördlichen Ländern herrschenden or- 
giastischen Gebräuche verbunden mit dem in 
die Sinne fallenden Apparat von Epheubekrän- 
zung, Thyrsos und Schlange sein eigentüm- 
liches Gepräge erhielt. Dazu kam noch die 
Anwendung der Instrumente des phrygisch- 
lydischen Orgiasmus, der Flöte, des Tym- 
panons und der lydisbhen Laute. Dieser ganze 
Apparat nebst dem orgiastischen Treiben, wel- 
ches die Mitwirkung des von der Gottheit er- 
griffenen Menschen bei dem Toben und Schwär- 
men der Vegetationsgeister zur Darstellung 



Mainaden (= Nymphen) 2244 

bringen sollte, dem heftigen Tanzen und 
Springen unter bakchischem Ruf, Thyrsos- 
schwingen und Zurückwerfen des Kopfes mit 
fliegenden Haaren, wurde nun in der Vor- 
stellung auf die Nymphen, als Trägerinnen 
des idealen Kultus, übertragen. So entstand 
in der Kunst und Poesie, insbesondere der 
Tragödie, welche den Nymphen die Satyrn 
beigab, das bewegte Bild (res rauschenden, 
10 tanzenden Thiasos. 

I. Das "Wesen der griechischen Mainade. 
1. Mainade identisch mit Nymphe. 
Die Ammen -Nymphen, welche den Diony- 
sos nach übereinstimmender Überlieferung auf- 
zogen (s. ob. Bd. 1 Sp. 1048), erschienen schon 
in dem Lykurgosmythus bei Homer Z 132 als 
die Begleiterinnen des Dionysosknaben, den 
sie, mit den Geräten des orgastischen (vgl. 

20 fiaivofiivoio) Dienstes versehen, feiern. Der 
Bericht über Eumelos' Behandlung des Mythos 
im Schol. Z 131 sagt von ihnen: £xvy%avov 
yciQ avtä awogyiügovoca. _ Deutlich spricht 
der Hymn. Hom. 26 den Übergang von der 
Kindespflege zum orgiastischen Dienst aus: 
„Nachdem die schöngelockten Nymphen den 
Dionysosknaben in den Thalgründen von Nysa 
sorglich aufgezogen, in duftender Grotte, da 
begann er, mit Epheu geschmückt, die Wald- 

80 Schluchten zu durchziehen; jene folgten ihm 
und Tosen erfüllte den Wald." Ganz ebenso 
Pherekydes: dosipacai zov diövvaov nsQirjsaav 
cvv aixä, Schol. .£486, vgl. Eratosth. Catast. 
ed. Mobert p. 106. Die den Gott umschwär- 
menden Mainaden heifsen ri&ijvai, auch bei 
Soph. Oed. C. 679. Blut, quaest. conv. 4, 6. 
Oppian. cyn. 4, 236. Orph. hymn. 30, 9. 54, 5; 
diovvaov zgoqjoi bei Diod. 5, 50. So halten 
auch die meist dem schönen rotfig. Stil an- 

40 gehörigen Vasenbilder mit der Kindespflege 
des Dionysos jene Identität fest, indem hier 
die Ammen -Nymphen mit den Attributen des 
bakchischen Dienstes, Thyrsos, Epheukranz, 
Rebzweig, Tympanon, versehen erscheinen 
{Müller- Wieseler 2 n. 399. Ermitage Petersb. 
n. 2007. Heydemann, Dionysos' Geburt Taf. 2) 
und die nysäischeTrophos inschriftlich geradezu 
als Maivag bezeichnet (Gall. Myth. 57, 228) 
und als Bakchantin aufgefafst wird {M. d. Inst. 

50 4, 10. Heydemann a. a. O. S. 22), wie die per- 
sonificierte Nysa in der Pompa des Ptolemaios 
Adelphos mit Epheukranz und Thyrsos dar- 
gestellt war, Athen. 5 p. 198... Zuweilen scheint 
eine Vereinigung beider, ein Übergang von Mai- 
naden in Nymphen {Müller -Wieseler 2 n. 397) 
beabsichtigt zu sein.. Jedoch schon auf den 
Vasen des 4. Jahrhunderts werden den mit dem 
Dionysoskind beschäftigten ernsteren Nymphen 
eigentliche, ekstatisch tanzende Mainaden hin- 

60 zugefügt (vgl. Heydemann a.a.O. S.39), und die 
Plastik hat durch Ausgestaltung des Charakters 
beider einen wirkungsvollen Gegensatz zwischen 
den matronalen, durch Entblöfsung bei der 
Kindespflege charakterisierten Nymphen und 
den orgiastischen Mainaden hervorgebracht 
{Müller -Wieseler 2 n. 396. Mus. Cap. 4, 60). ' 

Aber auch abgesehen von der Kindespflege 
werden die Nymphen und Naiaden als die 



.»W 



!P!*AtM!«llP^^^ 



2245 Mainaden (= Nymphen) Mainaden (Vegetationsgeister) 2246 

Begleiterinnen des Dionysos genannt (Strabon schwingend und die Locken schüttelnd treibt 
p. 468), die ihn ganz in derselben Art feiern, er sie zu Lauf und Reigen an (Bacch. 52. 115. 
wie das sonst von den Mainaden berichtet 145 f.; vgl. oooiyvvcuKa, Plut.quaest. conv. 4, 6; 
wird. Auf der Francoisvase (Mon.d.Inst. 4, 56) eyeQGi'xoQog, Opp. cyn. 4, 236), indem er selbst 
bilden sie (inschriftl. Nvpcpui), die Hände hoch mit ihnen springt, Eur. Ion 716; fr. 752. Himer. 
erhebend und die Kymbala schlagend, mit den or. 13 , 7. In der Epheubekränzung und dem 
Silenen den Thiasos des Gottes. Bei Anakreon Thyrsosschwingen, im Euoiruf und den rasen- 
fr. 2 spielen die Nymphen mit Dionysos auf den Tänzen besteht der Dienst, den sie dem 
Bergesgipfeln, bei Pratinas fr. 1 feiern ihn die Gott darbringen. Die Ausdrücke dafür sind: 
Naiaden mit wildem Lärm über die Höhen 10 diövvaov fiaivöiievai xogevovei — frsgccxsvovGi 
stürmend. Namentlich die korykischen Nym- — pslTtovoi, Soph. Ant. 1151. Aristoph. Lys, 
phen auf dem Parnassos bilden als Ba^Ssg 1312. Eur. Bacch. 80. 156. Diese heftige Be- 
(Soph.Ant. 1128) seinen Thiasos {Eurip. Bacch. wegung' des Körpers, die so viel erwähnt und 
559. Ion. 717), in welchem er im Fackelglanz seit Homer zu Vergleichungen benutzt wird 
erscheint, Arist. Wolken 603. So auch bei den (X460; s. Mänade a. a. 0. S. 18), ist aber in 
Späteren, Hör. c. 2, 19, 3. 3, 25, 14. Orph. hymn. der Poesie wie in der Kunst der Ausdruck 
54,6. C. I. L. 3, 1, 686. Insbesondere werden einer tiefen Seelenerregung. Dieselbe wird 
bei der bakchischen Feier der Nymphen ganz als Wut bezeichnet, olazgog, fiavCa oder Xvaoa 
wie bei den Mainaden die Reigen, die Hym- (Aesch. fr. 163. Eur. Bacch. 115. 665. 977. 
nen, der orgiastische Lärm, von welchem 20 Kallistr. incpg. ß'), die Dionysos hervorbringt 
Berge und Thäler widerhallen, hervorgehoben, (J. iiaiveo&ca inuysi. äv&gwTtovg, Herod. 4, 79), 
Aristoph. Thesm. 987 f. Eurip. fr. 752. Orph. eigentlich aber ist sie ein Aufsersiehsein (sk- 
hymn. 53. Nach dem letzteren Hymnos geschah otccgis) und Besessensein {yiaxi%6iiBvca, [Plat.J 
dies „wann Dionysos erwacht zum Reigen mit Ion 534 A; *aTo%oi, Flut. Is. Os. 35) durch 
den schöngelockten Nymphen", also offenbar den Gott, der selbst als iiaivö^vog (Z 132) 
eine Übertragung des wirklichen Kultgebrauchs und Bäv.%og seine Bü%%ai erfüllt, so dafs sie 
der delphischen Thyiaden, der Erweckung des t'v&soi yiyvovzai (Soph. Ant. 962. Aeschin. 
Liknites (Plut. Is. Os. 35 ; s. ob. Bd. 1 Sp. 1043), Socr. bei Aristid. 45, 20), ganz in sich ver- 
auf die Nymphen. Ferner spricht sich die sunken und deshalb schweigsam (Suid. Bä%- 
Identität darin aus, dafs Mainaden Namen 30 ^g zgöicov inl zmv äel ezvyvmv v.cu eim-nri- 
trag'en, die „Nymphe" bedeuten, wie Nymphe, läv itagoeov a[ Bdnxui aiyäaiv; Diogenian 
Nymphaia, Nais, Naia, Üreias, oder solche, 3, 43) alles um sich her vergessen, immer den 
die zugleich Namen von Nymphen und Ne- Gott vor Augen zu sehen glauben (Philostr. 
reiden sind, wie Choro, Erato, Thyone u. a., im. 2, 17, 7; s. d. Kunstdarstellungen) und sich 
vgl. Heydemann, Satyr- u. Bakchennamen S. 39. durch seinen Dienst beseligt fühlen; vgl. Eur. 
Fwrtwängler, Samml. Safamro/f zu Taf. 55. Auch Bacch. 65. 80 und die Bakchennamen Eudai- 
die Bergnymphen, die mit den Fichten und monia, Eudia, Euthymie, Makaria u. a. bei 
Eichen entstehen und vergehen, also Baum- Heydemann a. a. O. S. 45. Der Gott, welcher 
nymphen sind, gehören hierher wegen ihrer sie erfüllt und dessen Wesen dadurch auf sie 
Verbindung mit den Silenen, Hymn. Hörn. 4, 40 übergeht, ist der Bgöfiiog, Bvmvcvg, 'Ogsiyoi- 
262. Die Dryaden, welche ebenfalls das vfivscv tjjs, die Naturkraft, die sich im Brausen des 
«öl xoQijsiv lieben (Anton. Lib. 32 nach Ni- Waldes vernehmen läfst, wie im Brausen des 
kandros 'Etiq.), die Nymphen und Naiaden gärenden Weins und in dessen Wirkung auf 
sind in ihrem Wesen eins, in ihnen verkörpert den Menschengeist, aber auch im Treiben und 
sich das Leben und Weben der Natur,' ins- Sprossen der Pflanzenwelt ihre lebenschaffende 
besondere des Pflanzenwuchses, sie sind also Macht bethätigt. Deshalb feiern die Mainaden 
die Geister der Vegetation. Ihnen entsprechen, den in der Erdhöhle auf erzogenen (Hymn. Hom. 
nur in roherer Form, die nordeuropäischen 26,6. Apollon. 4, 1131. Paus. 3, 24, 4), im Früh- 
Baum-, Wald- und Feldgeister, die Moosweib- ling erwachenden Gott, der die Jahresvege- 
chen, Holzfräulein, wilden Weiber, deren Lebens- 50 tation darstellt (s. ob. Bd. 1 Sp. 1049), in der 
äufserung auch in Gesang, Tanz und tollem freien Natur, da, wo das Walten ihrer ge- 
Treiben besteht, vgl. Mannhardt, Ant. Feld- heimen Kräfte am unmittelbarsten empfunden 
u. Waldkulte S. 32 f. 147 f. Dafs auch die Mai- wird, auf einsamen Waldhöhen und in wilden 
naden demselben Gebiet angehören, läfst sich Schluchten, vgl. iv xogvtpaig opst»»', Alkm. 
nach dem Bisherigen erwarten und wird das fr. 34; oqtj däem« Kai vanai nsxQwdsig §qs- 
Folgende zeigen. portal, Aristoph. Thesm. 997 und die oben von 
2. Die Mainaden als Vegetationsgeister. den Nymphen angeführten Stellen des Ana- 
Wenn auch selbst göttlichen Wesens (&sai, kreon, Pratinas u. a. Überhaupt dachte man 
Hymn. Hom. 26, 7. Soph. O. C. 679), sind die sich den Bergwald als den eigentlichen Aufent- 
Mainaden doch nur die Dienerinnen und 60 halt der Mainaden (vgl. Hymn.in Ger. 385 rivxs 
Begleiterinnen des Vegetationsgottes jiaivag ogos Kclta ääamov vlrf), so daft <poi- 
(s. ob. Bd. 1 Sp. 1059) Dionysos, seine ubqi- rääsg slg ooog soviel als pouvccSeg (Eur. Bacch. 
noloi, die ihm als ihrem Anführer folgen, Hymn. 162) und der Ausdruck slg ogog die orgiastische 
Hom. 26, 9. Soph. Ant. 1150. Paus. 4, 31, 4. Sie Feier bedeutet, ib. 32. 115. Auch die Nacht- 
rufen ihn als ihren Herrn (<Je(;jiot<*) an, laden feier, welche nebst dem Gebrauch der Fackeln 
ihn ein, in ihre Mitte zu treten, damit sie seinen (Aesch. fr. 165) vom Kultus (s. ob. Bd. 1 Sp. 1037) 
Thiasos bilden (Eurip. Bacch. 55. 582). Er er- auf die mythologischen Mainaden übertragen 
scheint, stellt sich an ihre Spitze und fackel- wurde (Soph. Ant. 1151. Orph. hymn. 54, 10, da- 

71* 



2247 Mainaden (Vegetationsgeister) Mainaden (Vegetationsgeister) 2248 

her vvxtinöloi , Eur. Ion 717), bedeutet die mählungstanz des russischen Waldgeistes mit 
Zeit, in der die geheimen Kräfte der Natur der Waldfrau; die schwedische "Waldfrau fährt 
am ungestörtesten walten. Der brausende Lärm, im Wirbelwind aus, ebenso die Buschjungfern 
mit welchem sie in rasendem Lauf und unter im Voigtland und die Fanggen in Tirol; die 
wilden Tänzen die Berghöhen durchziehen und Waldjungfern der Czechen lieben die Musik und 
der überall an den oben angeführten Stellen führen in der Luft leidenschaftliche Tänze auf 
erwähnt wird (vgl. bes. Pratinas fr. 1 KslaSaiv, (a. a. 0. S. 146 f.). Wenn diese Züge schon 
natayiiv uv' oqccc dvpievov ustä Naiäämv), wird lebhaft an die Nymphen und Mainaden er- 
anfser den bakchischen Rufen besonders auch innern, so scheint dieselbe Vorstellung bei den 
durch die o'rgiastischen Instrumente hervor- 10 jetzigen Griechen in den Neraiden fortzuleben, 
gebracht, das Tympanon und die Flöte (Eur. von welchen man ganz ähnliches erzählt, na- 
Bacch. 156 f.), die Handklappern und Schall- mentlich auch am Parnassos, vgl. Schmidt, 
becken (s. unt.). Da derselbe Orgiasmus, be- Volksleben der Griechen S. 98. 110. 123. Wenn 
stehend in ekstatischem Rennen und Rufen also der griechische und nordeuropäische Volks- 
mit lärmender Musik und Fackellauf, in nord- glaube das Stürmen und Brausen in der Natur 
europäischen Volksgebräuchen wiederkehrt und als die Lebensäufserung der Vegetationsgeister 
dort den ausgesprochenen Zweck hat, die Jahres- auffafste, so lag es sehr nahe, diese beiden 
fruchtbarkeit zu befördern, so hat Voigt (s. ob. Thätigkeiten, die Hervorbringung der Frucht- 
Bd. 1 Sp. 10411'.), gestützt auf die Pflege des barkeit und das Stürmen, sich in dem kausalen 
Dionysoskindes durch Nymphen oder Mainaden 20 Verhältnis zu denken, dafs eben im Stürmen 
und auf den Kultgebrauch der Erweckung des und Brausen die fruchtbarkeitschaffende Thä- 
Dionysoskindes durch die delphischen Thyiaden, tigkeit der Vegetationsgeister sich vernehmen 
welche Handlungen übereinstimmend die Be- lasse. Im Brausen und Sausen der Natur 
lebung der Jahres Vegetation bedeuten, mit Recht scheint sich das erneute Schaffen der Natur- 
geschlossen, dafs auch der bakchische Orgias- kräfte zu äufsern, in den Winter- und Früh- 
mus dasselbe praktische Ziel verfolge, die lingsstürmen scheinen sich die Naturgeister 
Jahresfruchtbarkeit zu wecken und zu fördern. zu regen und die Fruchtbarkeit des kommen- 
Er führt mit Mannhardt den Orgiasmus auf den Jahres zu wirken. Dafs diese Auffassung 
den Glauben zurück, dafs der Mensch durch im deutschen Volksglauben wurzelt, zeigen 
höchst energische Vornahme gewisser Ge- so die Wendungen: Wenn in den zwölf Nächten 
brauche den Dämonen den Jahressegen abge- der Wind so recht durch die Bäume geht und 
winnen („Vegetationszauber") und ihren seg- - „die Bäume bocken" oder „rammeln", giebt 
nenden Einflufs fördern könne, und infolge es viel Obst; oder: Wenn in dem vom Winde 
der lauten, lärmenden Ausführung derselben bewegten Kornfeld „sich die Böcke jagen" 
seien die Ausübenden die „Stürmenden" ge- (Vegetationsböcke), ist eine gute Ernte zu er- 
nannt worden. Man wird aber doch wohl warten; vgl. Kuhn, Sagen aus Westfalen S. 116. 
einen inneren, wenigstens in der Vorstellung Mannhardt a. a. 0. S. 155 und dessen Bemer- 
bestehenden Zusammenhang zwischen den Ge- kung über die enge Verbindung des Pflanzen- 
bräuchen, die als „Stürmen" (dvsiv) bezeichnet genius und des Windgeistes im Volksglauben, 
werden, und dem Zweck derselben erwarten 40 S. 202, sowie die Einwirkung des Umzugs der 
müssen. Dionysos selbst ist der Stürmende, wilden Jagd im Sturmeswehen auf die Frucht- 
Brausende, der seinen Thiasos immer von neuem barkeit des Jahres, s. ob. Bd. 1 Sp. 1074. Auch 
antreibt (s. ob.), seine Begleiterinnen haben vom die Neigung der Griechen, von den Winden 
Toben, Stürmen und Rufen ihre Namen (s. ob. die Fruchtbarkeit der Bäume, Getreidefelder 
und Welcher, A.D. 1,160; vgl. auch »veU^saea und der Tiere herzuleiten (vgl. Geop. 9,3 
BüxxVi Nonn. Dion. 45, 274); diese göttlichen avefioi ov tu cpvxa pövov äXXa mävza £raoyo- 
Personen müssen doch wohl selbst und zuerst vovet.) und das Erwachen der Natur im Früh- 
durch ihr „Stürmen" das bewirken, wozu der ling der belebenden Wirkung des Westwindes 
Orgiasmus der Kultdiener nur mithelfen soll, zuzuschreiben (rj 119; vgl. Eoscher, Hermes 71 f.), 
die Jahresfruchtbarkeit. Nun hat Mannhardt, 50 ist wohl auf den Glauben an die im Winde 
Ant. Feld- u. Waldkulte S. 35. 147. 204 f. er- wirkenden Naturkräfte zurückzuführen. Hier- 
wiesen, dafs den antiken Dryaden, Nymphen, mit stimmt auch durchaus die Zeit der nord- 
Nereiden, Satyrn, Panen die Wald- und Feld- europäischen orgiastischen Gebräuche sowie 
geister der nordeuropäischen Sage, den weib- der bakchischen Feste. Die lärmenden Um- 
lichen insbesondere die verschiedenen Arten züge, welche die Wiedereinkehr des Vegetations- 
von Waldweibern, die Holzfräulein, Busch- dämons darstellen und durch wildes Stürmen 
Weibchen, Wildfrauen entsprechen. Auch deren und tobenden Lärm befördern sollten, fanden 
Leben ist ursprünglich, wie das der Dryaden, am Wintersolstitium , in der ersten Zeit des 
an das Leben der Waldbäume gebunden, aber zunehmenden Lichts (Dreikönigstag) oder bei 
aus Baumseelen werden sie zu Waldgeistern 60 Beginn des Frühjahrs statt (Mannhardt, Wald- 
und zu Geistern der Vegetation überhaupt, u. Feldkulte 1, 534f. 2, 183. 190. 198f.). Ebenso 
welche auch den Kornwuchs befördern und sind die griechischen Dionysosfeste teils Winter- 
den Segen des Ackers hervorbringen (a. a. 0. feste, wie die Trieterien (Ovid Fast. 1, 394), 
S. 35. 147. 152). Alle diese Wald- und Feld- die Erweckung des Liknites durch die Thyiaden 
geister bethätigen aber ihr Leben im Windes- (s. ob. Bd. 1 Sp. 1043) und die Thyiadenfeier 
rauschen, im Sturm und Wirbelwind, wofür auf dem Parnassos (Plut. deprim. frig. 18); teils 
auch das Bild von Tanz und Musik tritt (a.a.O. Frühlingsfeste, wie in Lakonien, Paus. 3, 22, 2, 
S.32. 145). Der Wirbelwind gilt als der Ver- in Lydien, Hinter, or. 3, 5. In Delphi gehörten 



2249 Mainaden (Vegetationsgeister) Mainaden (Vegetationsgeister) 2250 

dem Dionysos die 3 Wintermonate (Plut. de ü des Thyrsoa verwendet ist; er versinnbildlicht 
ap. Belph. 9). Die attischen Dionysosfeste er- die üppig wuchernde, kraftvoll sich ausbrei- 
streckten sich über denselben Zeitraum bis in tende Vegetationskraft, die sich namentlich 
den Frühling. In den Frühling versetzte man auch in der strotzenden Fülle der trauben- 
auch das mythologische Erscheinen des Dio- förmigen Fruchtbüschel (xoqv (ißoi*)) darstellt, 
nysos mit seinen Bakchen in Lydien, wie auf und ebenso ist der Pinienkonus, der statt des 
dem Parnassos und in Delphi, Eimer, or. 13, 7, Bpheus den Thyrsos ziert, ein Bild der Frueht- 
wie die Kindespflege der Ammen - Nymphen barkeit. Als Geister des Bergwaldes sind sie 
(Opp. Gyn. 4, 250 f.) die auch hier mit den Mai- aber auch mit dem Tierleben desselben ver- 
naden zusammengenommen werden. Dafs die 10 traut; sie haben Macht über die Tiere 
Pflege durch die Ammen, die auch den dodo- der Wildnis, die für sie keine Schauer und 
nischen Nymphen und Hyaden gleichgesetzt Gefahren hat. Sie flechten sich die Schlangen 
wurden, die Förderung des Wachstums der in die Haare (Eur. Bacch. 103, wo ein Zu- 
Jahresvegetation durch die Leben zeugende sammen- und FortwachBen angedeutet ist; 
Feuchte bedeutet (s. ob. Bd. 1 Sp. 1049), gilt Athen. 5, 28), oder umgürten sich mit Schlangen, 
also auch von den Mainaden; vgl. auch SU- die ihnen die Wangen lecken (Eur. Bacch. 698. 
vhani, Compte-rendu 1863 S. 116 f., über die PMlostr.im.2,n,l. Catull 64, 258). Auf Kunst- 
Mainade auf dem durch die Fluten stürmen- darstellungen hält die Mainade oft eine Schlange 
den Stierdionysos (Müller -Wieseler 2, 578). Die gefafst, die sich ihr um den Arm windet, M. d. 
Beziehung der Mainaden zum Jahressegen tritt m Inst. 11, 24, 50; vgl. Mänade a. a. O. S. 572. 
auch sonst hervor: sie spenden, mit Dionysos Die reifsenden Tiere huldigen der Mainade als 
umherziehend, den Menschen den Weinstoct ihrer Herrin: der Löwe läfst sich von ihr 
(Pherekydes, Schol. 2 486), werden trauben- melken (Alkm. fr. 34), der Luchs sich von ihr 
lesend gedacht (Anacreont. 3); auf Vasen- leiten (Pers. 1, 101), der Tiger sitzt zu ihren 
bildern mit Rebzweig und Trauben dargestellt Füfsen oder trägt sie auf dem Rücken, der 
(M. d. Inst. 11, 24), mit Schüsseln und Platten Panther, das bakchische Tier (Arch. Ztg. 31, 
voli Weintrauben und Früchten, so z. B. eine 80. Keller, Thiere des classischen Alterthums 
Mainade „Opora" und „Hebe" (Heydemann, 148ff.), begleitet die tympanonschlagende und 
' Satyr- u. Bakchennamen Tafel). Auch andere tanzende Bakchantin in , grofsen Sprüngen 
Namen auf Vasen: Antheia {Berl. nr. 2741), 30 (s. unt. Kunst). Dafür hegt und pflegt sie das 
Anthe, Erophyllis, Kisso, Oinanthe (Heydemann Wild : sie trägt Rehe und die Jungen des 
S. 45) bezeichnen das Wachsen und Blühen Wolfs in den Armen und reicht ihnen die 
der Pflanzenwelt als ihr eigenstes Gebiet. Brust (Eur. Bacch. 699; bei Nonnos wieder- 
Als Vegetationsgeister erweisen sich die holt 14, 361. 24, 130. 45, 304; Mamade einen 
Mainaden ferner durch ihre innige Gemein- Panther säugend, Müller- Wieseler 2, 579; vgl. 
schaft mit dem Naturleben. In den Sagen, Stephani, Compte-rendu 1864 p. 195), trägt das 
welche von der Verbreitung des dionysischen Hirschkalb im Tanz einher, spielt und kost 
Orgiasmus unter den Frauen in verschiedenen mit dem jungen Löwen und Panther, streichelt 
Städten Griechenlands, Theben, Orchomenos, das Reh, ihr Lieblingstier (s. Stephani, Gompte- 
Argos, Tiryns, berichten (Eur. Bacch. 32. 115. 40 rendu 1863 S. 216 f.), das ihr vertraulich naht 
669. Nikandr. bei Ant. Lib. 10. Apollod. 2, 2, 2. (s. u. die rotflg. Vasen). Dagegen läfst sie aber 
3, 5, 2), tritt als gemeinsamer Zug der deutlich auch die Tiere ihre Herrschaft fühlen: sie greift 
hervorgehobene Gegensatz zwischen der Hin- auf dem Bergwald das Junge des Löwen (Eur. 
gäbe an die Naturmacht und dem auf der Or. 1493), trägt als Beute am Hinterfufs ge- 
Erfüllung des weiblichen Berufs beruhenden fafst den jungen Panther dahin, den Hirsch und 
Kulturleben hervor. Da beim Erscheinen des den Hasen (s. u. die Abbild, nr. 4 und 1 München 
Dionysos die Frauen aus Liebe zur Arbeit oder nr. 332 und Luynes, Vas. 3). Ja sie tötet auch 
zu ihren Männern sich weigern, an den Schwär- die Tiere des Feldes und Waldes, Ziegen, Kal- 
men in Feld und Wald sich zu beteiligen, treibt ber, Stiere ebenso wie junge Hirsche und Rehe, 
sie der Gott aus dem Hause, von ihren Web- 50 um das Fleisch roh zu verzehren (die Belege 
stuhlen weg auf die Berge und in die Einöde, für die Omophagie s. ob. Bd. 1 Sp. 1037 f. und 
wo sie im Wahnsinn ihre Säuglinge zerreifsen unter Abschn. Kunst; weitere Belegstellen bei 
und statt diesen den Tieren des Waldes ihre Fr. Lenormant, Gaz. arch. 1879 p. 35). Ver- 
Brust reichen, also zu Bakchen werden. Das schiedene Vorstellungen mögen zur „Omopha- 
nahe Verhältnis der Mainade zur Pflanzenwelt gie" sich verschmolzen haben. Gegen die Auf- 
zeigt sich sodann darin, dafs sie stets mit fassung als Opfer spricht die Darstellung man- 
Pflanzengrün geschmückt erscheinen, mit eher Denkmäler (s. Mänade a. a. 0. S. 573) und 
Epheu und Smilax, Eichen- und Tannenzweigen, die Verwendung von Tieren des Waldes (vgl. 
die zur Bekränzung des Hauptes dienen oder in Stengel, Hermes 22 S. 94). Vielmehr erscheint 
der Hand getragen werden (daher ccvdoxdQri- 60 sie als eine wilde Steigerung des ekstatischen 
voi — öaxocpÖQOi, Oppian. Gyn. 4, 235), vgl. Strebens der Mainade, sich ganz mit dem Natur- 
Eur. Bacch. 107 f. 702. Athen. 5, 28, und auf leben zu vereinen, die animalische Lebenskraft 
den Bildwerken allenthalben z. B. auch mit 

Lorbeerzweigen, Gaz. arch. 1879 Taf. 15. Ger- . *) Außerdem 1? twohl zu beachten dafs der Epheu 

, , , , „ ** ' . ., T-, , , .. • j„ ein wirksames uavla erzeugendes Narkotikum enthalt 

??"*,' 4^, 2 ' 15 i 1 mt o, E ? h K eU a ™ nJ V>T- m - m - *< 21 °- Plin - n - "■ 24 > 75) - ebenB ° ™ der 

Hand, Welcher, A. JJ. 2 lat. 5, 9. MUS. Ciliar. Weill) der Hanf) der Honigmet u. s. w. Vgl. Röscher im 

1, 39. Besonders bedeutsam ist der immergrüne Wurzener Gymnasialprogramm v. 1895 S. 8 Anm. 1 und 

Epheu, der auch gewöhnlich zur Bekrönung namentlich Rohde, Psyche 80J. 



2251 Mainaden (Vegetationsgeister) Mainaden (thrak.-phryg. Elemente) 2252 

mit dem Blut der Tiere in sich aufzunehmen, wie das Schweben über dem Erdboden, die 

zumal da einige derselben, Stier und Bock, ünverwundbarkeit, die Entwurzelung derFiehte, 

als theriomorphe Verkörperungen des Vege- ib. v. 1100, wonach Hör. carm. 3, 25, 5. Aber 

tationsgottes Dionysos selbst galten, s. oben lange vor Euripidts' Bakchen erscheinen schon 

Bd. 1 Sp. 1058 f. Ja es fragt sich, ob nicht Mainaden mit entwurzelten Bäumen als Thyr- 

bei den Mainaden selbst noch eine Erinnerung sen in den Händen auf einer Vase bei Klein, 

an theriomorphe Bildung zu erkennen ist. Wenn Vasen mit Meistersignaturen* S. 137. Weiter 

wir sehen, wie die Waldfrauen der nordeuro- ausgemalt sind jene Wunder bei Phüostr. im. 

päischen Sage, die wir oben mit den Mainaden- 1, 17. Nonn. Diönys. 45, 273 — 314. Aber 
Nymphen in Parallele gestellt haben, entweder 10 auch mit höherer Geisteskraft, mit der Gabe 

wirklich in Gestalt einer Geifs, Kuh oder Katze der Mantik, sind die von ihrem Gott er- 

oder mit Fellen derselben bekleidet, die tiro- füllten Mainaden ausgestattet, sodafs sie die 

lische Fangge z. B. als Wildkatze oder wenig- Zukunft zu schauen vermögen, vgl. Eur. Bacch. 

stens mit einer Schürze von Wildkatzenfell, 299; Hec. 123 fiavtinöXog Bd-A%rj. 

gedacht wurden {Mannhardt , Ant. Feld- und Haben wir im Bisherigen in der Eigenschaft 

Waldkulte S. 140 — 152), so erinnert dies offen- von Vegetatiousgeistern die Veranlassung für 

bar an die Sage von der Verwandlung der die griechischen Vorstellungen von dem eigen- 

Mainaden in Panther (Oppian. Cyn. 4, 305) und tümlichen Thun und Treiben der Mainaden 

an die Bekleidung der Mainade mit Fellen, gefunden, so wurden die zur plastischen Ge- 
der Nebris oder dem Ziegenfell, alylq, xqayrj 20 staltung des Bildes nötigen realen Züge dem 

(vgl. ob. Bd. 1 Sp. 1039), und dem Pantherfell. wirklichen Kultus, und zwar derjenigen Länder 

Jedenfalls drückt die Bekleidung mit der Ne- entlehnt, in welchem derselbe weit mehr in 

bris das Streben nach Vereinigung mit dem die Sinne fallende Formen angenommen oder 

Tierleben der Wildnis aus. In der historischen ursprünglich bewahrt hatte. Dies führt uns 

Zeit, welche hiervon kein Bewufstsein mehr zu kurzer Betrachtung des thrakischen und 

haben konnte , galt die Fellbekleidung als phrygisch - lydischen Mainadentums. 
Jägertracht. Die Jäger bei der kalydonischen 

Jagd auf der Francoisvase tragen ihre Löwen-, TL - Die aus dem thrakischen und phry- 
Panther- und Hirschfelle ganz so über der Brust gisch- lydischen Orgiasmus entlehnten 
zusammengeknotet, wie Mainaden (z. B. M. d. 30 Elemente. 
Inst. 10, 23); vgl. auch die Artemis mit Ne- Der Zusammenhang zwischen dem thrakir 
bris, Samml. Sabouroff Taf. 125. Als Jägerin sehen und griechischen Dionysoskultus, wel- 
giebt sich die Mainade vielfach zu erkennen. eher durch die in Böotien und Phokis ansäs- 
Das Greifen des Wildes wird als ein Jagen sigen Thraker vermittelt wurde (s. oben Bd. 1 
aufgefafst {Eur. Bacch. 139), und die Mainade Sp. 1030 f.), und die Übereinstimmung des bak- 
mit dem Reh, M. d. Inst. 10, 23, heifst Thero. chischen Frauendienstes in Thrakien und Make- 
Der Pentheussage und ihren Bearbeitungen in donien mit dem griechischen Mainadentum ist 
der Tragödie lag das Bild der Jagd zu Grunde, oben besprochen worden (s. ob. Bd. 1 Sp. 1035 f.). 
in welchem Pentheus das Wild, die Mainaden Aufser den dort angeführten sind die aus Dio- 
die Kvveg ÖQOfniiäig, Dionysos der Ttwaystag 40 nysios Shytobrachion (vgl. Schwarte, Dion.Scyt. 
und avai, äyQivg ist (Aesch. Eum. 26. Eur. p. 46) geschöpften Bemerkungen bei Diod. 4, 3 
Bacch. 977. 1108. 1189 u.a.; vgl. auch Bilthey, über die den Thrakern, Böotiern und übrigen 
Arch. Ztg. 31 S. 90f. und dessen Ausführungen Griechen gemeinsame trieterische Dionysos- 
über die Verwandtschaft der Mainaden mit feier hervorzuheben, die auf die Erscheinung 
den Erinyen und der „wilden Jagd"). Wirk- des Gottes (saitf>äv£i.a,naQov6ia) zurückgeführt 
lieh erscheint die Mainade auch völlig als wird, sowie dafs die griechischen Frauen mit 
Jägerin auf Vasen mit kurzem Chiton, Jagd- jener hauptsächlich in Reigen und Hymnen 
stiefeln, Köcher und Bogen, vgl. Knapp, Arch. bestehenden Feier die mythologischen Beglei- 
Ztg. 36 S. 147. Die doppelte Stellung als Er- terinnen des Gottes nachzuahmen glauben, 
legerin und Beschützerin des Wildes teilt sie 50 Genauer läfst sich das Verhältnis dahin be- 
mit Artemis und dem Tiermann der deutschen stimmen, dafs der gesteigerte Orgiasmus, wel- 
Sage. Die Macht der Mainaden über die eher in der wirklichen Kultübung des grie- 
Natur spricht der Dichter in dem Wort aus, chischen Frauendienstes vollständig zurücktritt 
womit er die Schilderung des orgiastischen und nur den Vorstellungen von den mytho- 
Schwärmens der Bakchen schliefst: „und der logischen Mainaden in der Sage, der Kunst 
ganze Bergwald und die Tiere schwärmten und Poesie angehört, in dem Kultus der thra- 
mit" (evvsßuxxsvi, Ewrip. Bacch. 726); und wie kischen Völker in Wirklichkeit geübt wurde, 
die Erde mit Dionysos schwärmt {Phüostr. Wie die thrakische Lykurgossage dem „rasen- 
im. 14) und ihm Quellen von Milch, Wein und den" Dionysos (Z132) ein im wildesten Or- 
Honig aus Scholle und Felsen strömen läfst, 60 giasmus tobendes Gefolge {Aesch. fr. 56), wo- 
so auch den gotterfüllten Mainaden (die Be- runter auch fackelschwingende Mainaden {Soph. 
lege oben Bd. 1 Sp. 1042), die zugleich auch Ant. 955), beigab, und die thrakischen Bassa- 
als Spenderinnen solchen Natursegens gedacht riden (s. d. und oben Bd. 1 Sp. 1039 f.) von 
werden. Auch eine übernatürliche Kraft ver- Aischylos in der höchsten Wut dargestellt 
leiht ihnen der Gott, wie sich bei der Zer- worden sein mufsten, so wird auch gerade 
reifsung des Orpheus (Eratosth. Gat. 24) und den thrakischen Bakchosdienerinnen der un- 
des Pentheus zeigt, welcher bei Eur. Bacch. gebundenste Orgiasmus zugeschrieben) Diosco- 
739 f. allerlei wunderhafte Züge vorhergehen, ridesepigr. 38. Ovid Fast. 4, 457. JRcmed. am. 



2253 Mainaden (thrak.-phryg. Elemente) Mainaden (in der Dichtung) 2254 

593. Namentlich hebt Plutarch Alex. 2 es aus- selbst angeführten Dichterstellen der dortige 
drücklich hervor, dafs die Thrakerinnen und Kybelekultus in der Weise verschmolzen, dals 
Edonerinnen wie die makedonischen Frauen, diebeiden wesensverwandten Gottheitengemein- 
die sich dem Bakchosdienst ergaben, die Klo- sam durch dieselben orgiastischen Gebräuche 
donen und Mimallonen (s. ob. Bd. 1 Sp. 1036), insbesondere mittelst derselben rauschenden 
einem im Vergleich mit dem griechischen Dio- Musik, der Flöte und des Tympanon, der Hand- 
nysosdienst übertriebenen und überschweng- klapper und der Schallbecken, verehrt wurden, 
liehen Orgiasmus huldigten. Als Beweis hier- Derselben Instrumente bedienten sich nach Stra- 
für führt er das Halten zahmer Schlangen an, bon a. a. 0. (das hier citierte Aischylosfrgm. 56 
welche aus dem Epheu hervorkriechend und 10 fügt noch die Laute und das nachgeahmte Stier- 
sich um die Thyrsosstäbe und Kränze der gebrüll hinzu) die mit den Phrygern verwandten 
Frauen windend die Männer schreckten. Da Thraker bei ihrem Dionysosdienst. Da wir nun 
nun die Schlangen dem griechischen Dionysos- von der Flöte und dem Tympanon bestimmt 
kult fremd waren (s. Mänade, Bhein. Mus. wissen, dafs sie ursprünglich phrygisch waren 
27, "13 ), während sie nach Athen. 5, 28 den und aus dem Kybelekultus in den orgiastischen 
thrakischen Mainaden eigen sind, so wurden Dionysosdienst übergingen (vgl. Eur. Bacch. 58. 
sie samt anderen ekstatischen Kultgebräuehen 130; weiteres s. ob. Kybele Sp. 1659), so werden 
zu der Ausstattung der mythischen Mainade wir annehmen dürfen, dafs nicht blofs die 
von dorther entlehnt. Auch der übrige bak- Lärminstrumente, sondern auch die zum Klang 
chische Apparat, die Anwendung des. Epheus 20 derselben aufgeführten wilden Tänze unter bak- 
und des Thyrsos, war ursprünglich in Thrakien chischem Ruf, das Hin- und Herwerfen des 
zu Hause (Plut. a. a. 0. Plin. n. h. 16, 34; ob Kopfes und das Schütteln des aufgelösten 
die &va&Xa, Z134, schon Thyrsen bedeuten, Haars, was ebenso dem Kybelekultus eigen 
wie einige späte Schollen wollen, ist zweifei- ist, aus Kleinasien stammt. Vom Euoiruf ist 
haft). Auch die Nebris (oder alyCg) stammt das oben Bd. 1 Sp. 1037 wahrscheinlich ge- 
vielleicht aus Thrakien, wenigstens verwendete macht, und das Eindringen orientalischer 
sie Aischylos in seinen Edonen {fr. 62), und Tänze von leidenschaftlichem Charakter in 
ßaaaäga ist nach manchen ein thrakisches die Darstellungen des Thiasos ist auf Vasen- 
Wort für Fuchs oder Fuchspelz (s. ob. Bd. 1 bildern beobachtet, s. Furtwängler zu Samml. 
Sp. 751. 1039). Die in Thrakien verwendeten 30 Sabouroff Taf. 55. Besonders von den Lydern 
orgiastischen Instrumente stammten nach Stra- wird die Neigung zu bakchischen Tänzen be- 
60« aus Phrygien (s. unten). Über thrakische merkt, Luc. Salt. 3. Himer. or. 3, 5. 
Mainaden in der Kunst vgl. Bapp, Beziehungen 
des Dionysoslcultus etc. 24 f. Vgl. jetzt auch 
die eingehende Darstellung des dionysischen 



III. Die Erscheinung der Mainade in 
der Dichtung. 



Orgiasmus nach seiner psychologischen Grund- Durch die Übertragung des im thrakischen 
läge und seinem historischen Zusammenhang Dionysoskultus üblichen Orgiasmus und seiner 
mit thrakischem und griechischem Religions- Attribute auf die griechischen Vegetations- 
wesen bei Bohde, Psyche. Seelenkult und Un- geister bekamen die letzteren ein fremdländi- 
sterblichkeitsglauben der Griechen 1894 S. 289 ff. 40 sches Aussehen; auB den dionysischen Nymphen 
Von Phrygien und Lydien ist ein dio- wurden hierdurch Mainaden. Jene Übertragung 
nysisoher Frauenkultus derselben ekstatischen war im 6. Jahrh. schon vollzogen, da die Denk- 
Art bezeugt. Schon Hipponax fr. 91 spricht mäler dieser Zeit (s. u.) die wichtigsten jener 
von lydischen Bakchenchören auf dem Kithai- Attribute, Nebris und Epheu, ja auch schon 
ron, wohl in demselben Sinne, wie Euripides Thyrsos und Schlange nebst der phrygischen 
in den Bakchen. In diesen hat Dionysos die Flöte zeigen. Aber das Bild des dionysischen 
asiatischen Mainaden (v. 1168 lAaiäSsg Bäx%ai) Thiasos, das sie darbieten, ist noch einförmig 
von Tmolos in Lydien und von den phrygischen und dürftig. Leben und geistige Bedeutung 
Bergen mitgebracht (v. 55. 64), wo sie in wildem gewann dasselbe durch die Tragödie, welche 
Orgiasmus, mit rasendem Lauf und mit Omo- 50 den dionysischen Orgiasmus in seiner vollen 
phagie ihn zu feiern pflegen, mit gelöstem Gewalt auf die Bühne brachte. Bemerkens- 
Haar den Nacken zurückwerfend, mit phrygi- wert aber ist, dafs es auch hier der thrakische 
schem Ruf und bei dem Schall von Tympanon Orgiasmus war, welchen die Tragödie zur Dar- 
und Flöte, wobei überall die phrygische und Stellung brachte, indem die hierzu verwendeten 
lydische Herkunft, Sitte und Sprache der Mai- Stoffe dem thrakischen Sagenkreis angehörten 
nadenher-vorgehobenwird(v.l35 — 167. 865 u.a.). oder sich unter dessen Einwirkung ausgebildet 
Sind auch damit (und bei Himer. or. 13, 7) zu- hatten. Dies ist 1) die Lykurgossage, von 
nächst mythische Mainaden gemeint, so sind Aischylos in seiner AvxovQyia und von Poly- 
ibnen doch wirkliche Kultgebräuche eines or- phradmon bearbeitet (s. Lykurgos); 2) die Be- 
giastischen bakchischen Frauendienstes bei- 60 strafung des von Mainaden zerrissenen Orpheus, 
gelegt, und dafs ein solcher orgiastischer in Aischylos' Bassariden (Eratosth. Catast. 24 
Frauendienst in Lydien geübt wurde, dafür ed. Bob. p. 140); 3) die von Aischylos (Ilev&evs 
spricht aufser Dionys. Perieg. v. 845. Pöllux fr. 177), Iophon und Euripides bearbeitete Pen- 
7, 59. Philostr. vit. Ap. 6, 11. imag. 1, 17. theussage, welche den Thrakern vom Kithai- 
Mimer. or. 3,5 die Gleiehsetzung von AvSaC ron angehört (vgl. v. Wilamowitz , Kydathen 
mit Mifi.ali.6veg und BaaaäQai, Athen. 5, 28. S. 131). An die thebanische Sage knüpften 
Mit diesem phrygisch -lydischemDionysoskultus sich, wie aus Apollod. 3, 5, 2 (vgl. Eur. Bacch. 
war nun nach Strdb. p. 469— 471 und den da- 49) ersichtlich, 4) die jener nachgebildeten 



2255 Mainaden (in der Dichtung) 

Sagen vom Rasen der Frauen bei Einführung 
des Dionysoskults in Ärgos, Tiryns, Orcho- 
menos, Attika (vgl. Mänade a. a. 0. S. 608). 
Wenn zu der Minyadensage von Orchomenos 
auch die Sävx^iai des Aischylos gehörten, wie 
nicht unwahrscheinlich ist (vgl. Wecklein, EM. 
zu Eurip. Bdkchen S. 7, der auch die Aioviaov 
Tgocpol der Minyersage zuweist), so bat Aischy- 
los alle diese auf die thrakische Bakchosreli- 
gion zurückgehenden Stoffe bearbeitet. DafB 
Aischylos den Orgiasmus dieses Kults in seiner 
ganzen schreckenerregenden und fremdartigen 
Wildheit, die ihm die Beibehaltung des national- 
thrakischen Wesens verlieh, auf der Bühne 
wirken liefs, zeigt das fr gm. 56 aus den der 
Lykurgie angehörigen Edonen. Der diony- 
sische Thiasos wird hier mit den phrygisch- 
thrakischen Lärminstrumenten tobend einge- 
führt, mit der zur Raserei verlockenden Flöte, 
den ehernen Cymbeln, der lydischen Laute und 
dem wie unterirdischer Donner brausenden Tym- 
panon, nebst den das Gebrüll des Stieres nach- 
ahmenden Stimmen (mit Beziehung auf den 
ztiövveos tavQÖiiOQCpog); die fackelschwingen- 
den Mainaden riefen dazu ihr Euoi (Soph. 
Ant. 962; vgl. Art. Lykurgos nr. 2). In den 
Xcmtrien (fr. 163) erschien Lyssa als Person und 
stachelte die Bakchen zur höchsten Wut an. 
Die Stelle dieser verlorenen Stücke vertreten 
für uns die nach Aischylos' Pentheus (vgl. 
Aristoph. Byz. in der Hypoth. zu Eur. Bacch.) 
gearbeiteten Bakchen des Euripides, die schon 
nach dem Urteil des Altertums das klassische 
Bild des Mainadentums enthalten, indem alle 
späteren Schilderungen desselben auf sie zurück- 
gehen. 

In Euripides' Bakchen zieht besonders der 
Mainadenchor unsere Aufmerksamkeit auf sich, 
weil dieser, im Unterschied von den thebani- 
schen Frauen, welche Dionysos in Wahnsinn 
versetzt hat, aus den göttlichen Begleiterinnen 
des Dionysos besteht. Während Agaue und 
ihre Gefährtinnen sich der wildesten Raserei 
hingeben, bewahrt der Mainadenchor eine 
mafsvolle, fast priesterliche Würde. Dem ent- 
spricht auch die Einfachheit seiner Ausstat- 
tung : von den bakchischen Attributen gab 
Euripides dem Mqinadenchor wahrscheinlich 
nur die Nebris und das Tympanon, um dieses 
zu der im Drama üblichen Flötenbegleitung 
zu schlagen, nicht einmal den Thyrsos (vgl. 
Schöne, De personarum in Euripidis Baccha- 
bus habitu scenico S. 123. 145). Wohl aber 
entwirft der Chor in seinem ersten Chorlied 
(Parodos v. 64 — 169) eine Schilderung des 
bakcbischen Orgiasmus nicht blol's nach seiner 
äufseren Erscheinung, sondern auch nach seinem 
geistigen und religiösen Gehalt. Die heftige 
Erregung und das wilde Toben des Thiasos 
ist ein Ausfiufs der inneren, gottgesandten Be- 
geisterung (v. 147 f.), einer weihevollen Fest- 
stimmung, die sich in der Verherrlichung deB 
Gottes und in der Aufforderung an die Ein- 
wohner Thebens ausspricht, sich einzukleiden 
in den Dienst des Dionysos und ihn zu feiern 
mit Epheubekränzung und Thyrsosschwingen, 
um durch völlige Hingabe an den Gott der 
inneren Beseligung teilhaftig zu werden, die 



Mainaden (in der Dichtung) 2256 

seinen mühevollen Dienst zur höchsten Wonne 
macht (v. 66. 73. 135. 165), weil durch ihn der 
innere Mensch gereinigt und geheiligt wird 
(v. 74 f. mit Anschlufs an die eleusinischen 
Mysterien). Die Übertragung von Kultge- 
bräuchen des wirklichen dionysischen Frauen- 
dienstes auf die göttlichen Mainaden, wie der 
Hymnen und Reigen (v. 71. 132. 184. 862) und 
einzelner Rufe und Wendungen (v. 68. 116; 

10 vgl. Mänade, Bhein. Mus. 27, 15), entsprach 
nicht nur der Verwendung derselben zum Chor 
des Dramas, wobei die Chorführerin die Üq- 
%7\ybq xmv dviaäcov vorstellte (s. ebend. S. 16), 
sondern erhöhte auch ihren priesterlichen Cha- 
rakter. Denn diese Verschmelzung der mensch- 
lichen und der göttlichen (idealen) Trägerinnen 
des Dionysoskultns , indem auf die Mainaden 
Kulthandlungen übertragen wurden, während 
umgekehrt die priesterlichen Frauen die Mai- 

20 naden nachzuahmen glaubten (Diod. 4, 3), ist 
der Poesie ebenso geläufig wie der Kunst (vgl. 
Mänade a. a. 0. S. 20 f.). 

Auch für das Aufsere, für die Hand- 
lungen und Attribute des Orgiasmus, 
gewährt die Parodos der Bakchen zusammen- 
genommen mit den sonstigen Stellen, besonders 
der Erzählung des Boten vom Treiben der 
thebanischen Frauen , die vom Gott erfüllt 
ebenfalls zu Mainaden werden, ein vollstän- 

30 diges Bild, wofür hier nur die Hauptstellen 
angegeben werden sollen, da die Bedeutung 
derselben oben besprochen ist. Die Feier 
findet auf Bergeshöhen statt (Eur. Bacch. 115. 
135), auf dem Tmolos (65) und Kithairon (661), 
zum Teil bei Nacht (485. 862). Als Haupt- 
merkmale des Orgiasmus werden an der Mai- 
nade, die im übrigen mit der gewöhnlichen 
Frauenkleidung (v. 833 vgl. mit 915) versehen 
ist, mehrfach zusammen hervorgehoben die 

40 Nebris und der Thyrsos (v. 24. 176. 835), jene 
das buntgefleckte Fell vom Jungen des Hirsches 
(111. 697, auch mit künstlich aufgesetzter Wolle 
geschmückt, vgl. 0. Jahn, Ar eh. Aufs. 64), 
dieser von der Mainade selbst mit Epheu- 
blättern gekrönt (1054), und auch Narthex 
genannt (113; vgl. Mänade S. 570). Um das 
Haupt trägt die Mainade den Epheukranz (81. 
106. 176), oder flicht sie sich Schlangen in die 
Haare (103). So eilt sie mit nackten Füfsen (665. 

50 Eur. Cycl. 72. Nonn. Dion. 46, 147) und gelösten 
Haaren (Bacch. 695. 831), die im Winde fliegen, 
wenn sie das Haupt schüttelt (185) und den 
Nacken zurückwirft (865), unter lautem Euoiruf 
(67. 157) und Gesang (1051), springend (166. 665) 
und tanzend (184. 862), wozu sie den Thyrsos 
schwingt (80. 724) und im Takt auf die Erde 
stöfst (188) oder das Tympanon schlägt (59. 
156), in rasendem Lauf (65) über die Wald- 
höhen (115), bis sie ermattet zu Boden stürzt 

60 (137) und in Schlaf versinkt (683); aber Dio- 
nysos treibt sie von neuem auf zu Lauf und 
Reigen (148). Auch der Wundermacht, Wein, 
Milch und Honig hervorzuzaubern (142), und 
des blutigen Zerfleischens lebender Tiere (139) 
wird gedacht, und in beidem erweisen sich 
auch die thebanischen Bakchen als wirkliche 
Mainaden (vgl..§04f.— 737f. und die Z,erreifsung 
des Pentheus 1125). 



2257 Mainaden (in der Dichtung) Mainaden (in der areh. Kunst) 2258 

Das Bild des mythologischen Mainadentums Euseb. Chron. 2, 44 und von Späteren Lukian 

in Euripides' Bakchen, womit auch die gelegent- Bacch.l. Aristid. 4, 30. Eimer, ecl. 19, 2. Am 

liehen Schilderungen der übrigen Dramatiker häufigsten wird der &vga6loyxog erwähnt, in 

übereinstimmen (s. ob.; vgl. Aristoph. Thesm. den verschiedensten Wendungen, besonders bei 

987f.), ist auf die alexandrinischen Dreh- Nonnos, vgl. Schöne, De pers. in Eur. Baech. 

ter und Mythographen übergegangen, vgl. p. 92. — Über eine andere Art von Bewaff- 

Thedkr. Id. 26. Nikandr. bei Anton. Lib. 10. nung s. Bapp, Beziehungen des DionysoskuHns 

Phalaikos Anth. P. 6, 165; die Beschreibung S. 24. 

der bakchischen Pompa des Ptolemaios Phila- -_ _.„.,.. _ . 

delphos in Alexandria durch Kallixenos von 10 IV ' Die Malnade m der Kunst - 

Rhodos bei Athen. 5, 28; die Schilderung bei a - Archaische Kunst. 

Diod. 3, 64. 4,3 aus Dionysios Skytobrachion Sobald die griechische Kunst selbständig 

(vgl. Schwartz, De Dion. Scyt. p. 46). Dafs geworden war, fand sie an der Darstellung 

sich die alexandrinische Dichtung besonders der Gestalten des dionysischen Thiasos Ge- 

in einer gelehrten Häufung der fremdländi- fallen, deren sprudelnde Lebenskraft sie, wenn 

sehen Lärminstrumente gefiel, zeigen auch die auch anfangs noch roh und unbeholfen, so 

dieselbe nachahmenden römischen Dichter, doch für ihre ursprüngliche Bedeutung höchst 

wie Catull 64, 254 — 264 (vgl. Pers. 1, 99) und bezeichnend, in einem obseönen Tanz von 

Ovid (Met. 3, 511—733), der ganz Euripides" ithyphallischen Silenen mit Mainaden zur An- 

Bakchen folgt, aber zu den dortigen Attributen 20 schauung brachte. Hierin stimmen die Denk- 

der Mainaden noch die Cymbeln und die phry- mäler des 6. Jahrh. trotz der Verschiedenheit 

gische Schalmei hinzufügt (v. 532 f.). Einflufs der Gattung und Herkunft auffallend überein. 

des Euripides zeigen ferner die Sophisten Auf einem Giebelrelief, Mitteilgn. d. Inst, in 

der Kaiserzeit Philostr. imag. 1, 17. 18. 2. 17. Athen 11 Taf. 2, 2 S. 78 (vgl. Jahrb. d. Inst. 

Vit. Apol. 6, 11 p. 115. Vita soph. p. 217. Kdlli- 1, 94), das ohne Zweifel dem ältesten Dionysos- 

strMos £ncpQ. ß'. Hinter, or. 3, 5. 13, 7. Ebenso tempel Athens (1. Hälfte des 6. Jahrh.) ange- 

auch Oppian Oyneg. 4, 233 f., der aber andrer- hörte, tanzt zwischen zwei stark ithyphallischen 

seits mit der Kindheitspflege des Dionysos durch Silenen mit obseönen Gebärden, von denen der 

die Mainaden eigentümliche, der Naturbedeu- eine die Doppelflöte bläst, eine Mainade mit 

tung derselben und dem delphischen Kultus 30 kurzem, kaum über die Kniee herabreichenden 

des Dionysos Liknites entnommene Züge ver- faltenlosen Chiton, indem sie die rechte Hand 

flicht, wozu auch die Verwandlung der Mai- wie krotalenschlagend erhebt. Es ist das Bruch- 

naden in Panther gehört, um den in einen stück eines lustig tanzenden und musicierenden 

I Stier verwandelten Pentheus zu zerreifsen, Thiasos. Einen ganz ähnlichen Tanz von sechs 

s. ob. Bd. 1 Sp. 1038. Auch Nonnos 9, 113 ithyphallischen Silenen und sechs Mainaden 

I • — 131 und 1. 44 — 46 stützt sich auf Euripides. mit beigeschriebenen Namen stellt mit köst- 

l Der kriegerische Charakter, welcher lichem Humor eine schwarzfig. chalkidische 

X' den Mainaden später angedichtet wurde, ent- Amphora dar, Boulez, Choix de vas. Taf. 5 

I wickelte sich aus der schon in der Tragödie (vgl. Klein, Euphronios* S. 65). Hier haben 

vorhandenen Vorstellung, den siegreichen Zug 40 die Mainaden lange, anliegende Gewänder um 

des Dionysos, auf welchem er seine Feinde die Hüften gegürtet, ohne Attribute, die Arme 

I Lykurgos und Pentheus bestraft, als einen meist in spitzem Winkel den einen gehoben, 

. Kriegszug, ihn selbst als Feldherrn der Mai- den anderen gesenkt. Sie tanzen meist paar- 

naden aufzufassen (Aesch. Eum. 25 Ecnt^ais weise mit den Silenen; eine beteiligt sich an 

r iatQaT^yrjasv 9s6g; Eur. Baech. 52 Maiväei den obseönen Gebärden derselben. Nur eine 

j- CTqatr\Xaxäv; vgl. Paus. 2, 20, 4). Als jener Variante davon ist nach Boulez (a. a. 0. S. 18) 

1 \.: nach dem Vorbild des Alexanderzuges auf In- die ebenfalls chalkidische Vase Sammlung Du- 

f dien ausgedehnt wurde und man in manchen rand nr. 145 (bei Heydemann, Satyr- u. Bakchen- 

Wahrnehmungen in jenem Lande Beweise für namen S. 28, x). Eine ganz ähnliche Darstellung 

', vorhandenen Dionysoskultus fand (s. ob. Bd. 1 50 findet sich aber auch auf einer altattischen, 

l.; Sp. 1087), so lag es nahe, die bewaffneten aber etwas späteren schwarzfigurigen Vase 

|. Frauen, welche nach Megasthenes (bei Strab. bei Furtwängler, Oriech. Keramik Taf. 4, 6 

§: p. 688. 710) die nächste Umgebung der indi- („Amphora aus der Fabrik des Nikosthenes"), 

| sehen Könige bildeten, wenn sie mit Schellen- und Gerhard, A. V. 3 Taf. 185 mit sechs ithy- 

Ji und Paukenschall ins Feld rückten, auf den phallischen Silenen und vier Mainaden in 

■■>.. Thiasos des Dionysos zurückzuführen. Me- engen Gewändern, aus welchen das weitaus 

I gasthenes spricht deshalb von einer (Jax^iiuJ schreitende Bein entblöfst hervortritt. Den 

f Tis f |o<$os und läfst nach einer schon in Eurip. Silenen der chalkidischen Vasen entsprechen 

I Baech. 733. 762 angedeuteten Vorstellung den vollständig in ihrer Bildung und ihrem Treiben 

•y Dionysos Beinen Thiasos mit der Nebris (als 60 diejenigen auf den Münzen der Chalkidike und 

s>, Panzer) und dem Thyrsos, dessen Spitze in von Thasos (Müller -Wieseler 1 nr. 80 — 82), 

?: Epheu gehüllt ist, bewaffnen (Polyaen. 1, 1, welche nach bakchischen Frauen greifen und 

, nach Jahrb. f. kl. Phil. Suppl. Bd. 14 S. 423 auf sie fortschleppen, vgl. Klein, Euphronios * S.71. 

| Megasthene^ Indica zurückzuführen). Aus ihm Andererseits findet sich dieselbe Scene auf der 

'. sind die Xöy%ai rtö x(ttö> xtKalvfifiivai tijv Francoisvase (Mon. d. Inst. 4, 56. 57), also im 

axp^v xov aiäyQov auf Dionysios Skytobrachion früharchaischen attischen Stil. Hier folgt dem 

' übergegangen, bei Diod. 3, 65. 4,* (vgl. Schwarte, Dionysos in lustigem Zug sein Thiasos, Silene 

% Dion. Scyt. p. 46); vgl. auch Phüochoros bei und „Nymphen" (in dem oben besprochenen 



2259 Mainaden (in der arch. Kunst) 

Sinne) in reichgestickten Schleppkleidern, um 
das lange Haupthaar eine Binde; sie heben 
fröhlich im Tranzschritt die Hände und eine 
schlägt die Kymbala (sonst selten auf Vasen, 
z. B. M. d. Inst. 6, 37). Ein Silen hält eine 
der Mainaden im Arme, wie auf den Münzen 
von Thasos. Die Silene sind zwar ithyphal- 




1) Mainaden mit Tieren, auf Dionysos zutanzend. 
Vase des Amasis (nach Luynes, van. 3). 

lisch, doch ist die Darstellung im ganzen jetzt 
frei von Obscönität, jedenfalls was die Mai- 
naden betrifft. Hiernach scheint der älteste 
Mainadentypus aus der chalkidischen Kunst 



Mainaden (in der arch. Kunst) 2260 

figurigen Stil, aufser dafs die anfangs sehr 
seltenen Attribute der Mainaden im letzteren 
allmählich in Aufnahme kommen. Dem älteren 
Stil scheinen aufser der (häufiger von Silenen 
geblasenen) Flöte nur die Krotalen anzuge- 
hören, dann erscheinen z. B. auf der streng- 
archaischen zierlichen Vase des Amasis (Luynes, 
Vas. 3; s. die Abbild. 1) die Nebris, hier als 
Pantherfell über den reichyerzierten Chiton 

10 geschlagen, und Epheubekränzung; erst am 
Ende des schwärzfig. Stils die eigentlich or- 
giastischen Attribute Thyrsos (Berlin nr. 2026) 
und Schlange (Berlin nr. 2090); beides Mün- 
chen nr. 179. 245. Auf den meisten Darstel- 
lungen erscheint die Mainade ohne Attribute, 
früher meist in kurzem, später in der Regel 
in langem anliegenden Chiton. Die Darstel- 
lung des tanzenden Thiasos besteht in der 
Regel darin, dafs um den bärtigen Dionysos, 

20 der in langem Gewand, in der einen Hand 
einen Rebzweig, in der anderen Trinkhorn 
oder Kantharos, ruhig stehend oder auf einem 
Klappstuhl sitzend die Mitte einnimmt, ge- 
schwänzte Silene und Mainaden hüpfen und 
springen, zuweilen auch für sich allein, in Ab- 
wesenheit des Gottes. Beispiele des älteren 
Stils sind Berlin. Vasens. nr. 1734. 1790. 2033, 
des späteren Gerhard, A. V. Taf. 315. Berlin 
nr. 1827. 1866. 1906 und die hier abgebildete 

so Schale des Nikosthenes, Arch. Ztg. 43 Taf. 16, 1 
(s. Abb. nr. 2). Ferner Mus. Gregor. 2, 3a; 3, la; 
33, 3, 1 a. 2 a und die Mänade a. a. O. S. 563 be- 
zeichneten Bildwerke. Da dieser Stil geistige Er- 
regung noch nicht anders als durch übertriebene, 
gewaltsame Körperbewegungen auszudrücken 
- o o ^ 




2) Dionysos mit seinem Thiasos im schwärzfig. Vasenstil (nach Arch. Ztg. 43 Taf. 16, 1). 



in die früharchaische attische übergegangen 
zu sein. Weniger Mannigfaltigkeit und eigen- 
tümliches Leben als diese ältesten Denk- 
mäler zeigen im ganzen die Darstellungen auf 
den Vasen mit schwarzen Figuren, die 
in ihrer Hauptmasse wenige Typen einförmig 
wiederholen, ohne erheblichen Unterschied 
zwischen dem älteren und späteren schwarz- 



vermag, so stellt sich hier der Orgiasmus als 
ein durch den Takt der Musik (meist Flöte, 
Krotala, aber auch Saitenspiel, WienerVorlegebl. 
D, 6) geregelter lebhafter Tanz dar, wobei 
sich die gewaltsamen und eckigen Stellungen 
der Mainaden, die aus den ältesten Denk- 
mälern in diesen Stil übergingen, allmählich 
mildern. Da sich Silen und Mainade auch 



2261 Mainaden (auf rotfig. Vasen) 

hier meist paarweise entgegentanzen (zahl- 
reiche Paare, wie im früharchaischen Stil, be- 
sonders bei Nikosthenes, Klein, Meistersigna- 
turen 2 S.58. 61), so kann die Darstellung des 
den Mittelpunkt bildenden Gottes entbehren 
und entspricht der Nebeneinanderstellung im 
Epos (Jahn, EM. Vasens. S. 167). Daneben 
erscheint zuweilen auch ein Versuch, den 
Thiasos in Ruhe darzustellen, dieser verfällt 



Mainaden (auf rotfig. Vasen) 2262 

entblöfst hervor, wie bei der Krotalistria des 
Psiax (Oreuzer, Ein altathenisches Gefäß 1832) 
und den heftig von Satyrn verfolgten Mai- 
naden, Gal. Myth. 67, 266. Nicht auf den Zu- 
sammenhang mit der archaischen Kunst, son- 
dern auf einen thrakisch - pontischen Kult- 
gebrauch ist wohl der kurze Chiton auf 
späteren rotfig. Vasen (vgl. Knapp, Arch. Ztg. 
36, 145) zurückzuführen, vgl. Bapp, Besiehungen 



aber der einförmigsten Steifheit, vgl. Panofha, 10 des Dionysoskidtus p. 25. 35. Schöne, De pers. 



Berl. Mad. 1851 Taf. 1, 5 {Berlin nr. 1697); 
von späteren Berlin nr. 1844. 1955. Als hei- 
teres Spiel, womit der Thiasos sich und den 
Gott belustigt, ist es wohl zu verstehen, wenn 
Silene wie in einem Festzug auf ihrem Rücken 
(Annal. d. Inst. 1878 87 Anm.) oder auf den 
Schultern krotalaschlagende oder flötenspielende 
Mainaden tragen, Gerhard, Auserl. Vas. Taf. 172. 
Berlin nr. 1935; oder wenn zwei Paare von 
Silenen und Mainaden den Dionysos auf einem 
Wagen ziehen (Gerhard, Ant. Bildw. 17, 2; 
oder einander, noch einmal im rotfig. Stil, 
Klein, Meistersign.* S. 113 nr. 10). Vielleicht 
ebenso sind aufzufassen die auf (zuweilen ithy- 
phallischen) Maultieren nach Männerart reiten- 
den Mainaden, Berlin nr. 1733. 1990. 2026 u. a. 
(über die auf dem Stier reitende Mainade vgl. 
Stephani, Compte-rendu 1863 S. 135). Sodann 
findet sich, wie im früharchaischen Stil, doch 
mit etwas anderer Auffassung, dem Motiv von 
Peleus und Thetis entlehnt, die von einem 
Silen um die Mitte des Leibes gefafste Mai- 
nade, Berl. nr. 1883. 2087, abgeb. Gerhard, 
Ant. Bildw. Taf. 86, 3. 4. Besonders lebendig 
und bedeutungsvoll (s. ob.) sind die Darstel- 
lungen von Mainaden mit Tieren, vgl. die oben 
(nr. 1) abgebildete Vase des Amasis, auf welcher 
eine Mainade einen Hasen bei den Ohren, die 
andere einen Hirsch bei den Vorderfüfsen gefafst 
dem Gott entgegenbringt; ferner Wiener Vor- 
legebl. D, 6. Arch. Ztg. 1854 Taf. 51; Mainade 
von Löwe und Panther begleitet bei Klein, 
Meistersign.* S. 59. 61 (von Nikosthenes). — 
Nicht als Mainaden sind wohl anzusehen die 
„bakehischen Frauen" bei Gerhard, A. V. Taf. 31 
und Berlin nr. 2054; vgl. Jahn, EM. Vasens. 
S. 164. 

b. Die Vasenbilder mit roten Figuren. 
Die Eigentümlichkeiten, welche in der Ent- 
wicklung des rotfig. Stils hervortreten, machen 
sich besonders wirkungsvoll in den aufser- 
ordentlich zahlreichen Darstellungen des bak- 
ehischen Thiasos und der Figur der Mainade 
geltend. Die aus dem schwarzfig. Stil herüber- 
genommenen und dort in ermüdender Ein- 
förmigkeit wiederholten Gegenstände erfüllen 
sich in dem derben, aber kräftigen Stil der 
beginnenden rotfigurigen Technik mit neuer, 
urwüchsiger Lebenskraft. Die Körperbewe- 



in Eur. Bacch. p. 149. 154. Dagegen stammt 
aus der letzten Zeit des späteren schwarzfig. 
Stils jene seltsame, dem strengen rotfig. Stil 
vorzugsweise eigene Verhüllung der Arme 




3) Maiiiade einen Panther liebkosend. Vasenbild 
(nach Mm. d. Inst. 11, 27). 



durch sackartige Ärmel, die an den Schultern 

ansetzen, und überall geschlossen die Hand 

samt dem im Tanz geschwungenen Arm ver- 

gungen der Mainaden sind noch eckig und 6ö hüllen, vgl. O. Jahn zu München nr. 240, von 

gewaltsam, aber natürlich und lebendig; ihre Abbildungen besonders Mus. Blacas 13 und 



Bekleidung, welche durchaus der üblichen 
attischen Frauentracht entspricht (im strengen 
Stil meist ionischer Chiton und Haube), ist 
nicht mehr anliegend, weshalb häufig die 
Körperlinien durchgezeichnet sind. Infolge 
der heftigen Bewegung tritt noch zuweilen, 
wie auf archaischen Vasen, das eine Bein 



(vom schönen Stil) das unten abgebildete VaBen- 
bild, Gerhard, Trinksch. u. Gef. 6. 7. Da diese 
Verhüllung bei Frauen auf bakehischen Kult- 
darstellungen vorkommt (vgl. Mänade a. a. O. 
S. 580. 603), und zwar zuerst im späteren 
schwarzfig. Stil bei einem sakralen Festtanz 
ekstatischer Art, Berlin nr. 2010, so ist eine 



2263 Mainaden (auf rotfig. Vasen) 

aus dem Kultgebrauch auf die Mainaden über- 
tragene Festtracht darin zu sehen. Aus dem 
schwarzfig. Stil ist ferner die Nebris bei- 
behalten; insbesondere verleiht das über der 
Brust geknotete und im Winde fliegende 
Pantherfell der Mainade im strengen Stil ein 
fremdartig wildes Aussehen, vgl. Gerhard, A. V. 
2, 115. Mon. d. Inst. 10, 23. München nr. 332 
(unt. abgeb. nr. 4), während der entwickelte freie 
Stil das anmutig sich anschmiegende Hirsch- 50 ander zu stellen, sondern sie zu einer einheit- 
kalbfell vorzieht (vgl. Gerhard, A. V. 153, 1), liehen, bestimmten Handlung zu vereinigen, 
ohne es allzuhäufig anzuwenden. Im strengen erhalten nun auch dieGesamtdarstellungen 
Stil beginnt auch schon das malerisch über des bakchischen Thiasos eine strengere 
den erhobenen Arm geschlagene Tierfell (Mus. Einheit in der Beziehung der ganzen Kompo- 

Blacas 13. Müller -Wieseler 2, 487). — sition auf Dionysos. Auf den Euf 

Altertümlich ist ferner die am ^^^ sm%a "^^^ des Gottes eilen Mainaden und 

Anfang des rotfig. Stils so -^^^V^,^lfP^ ^^^^^ Silene, nachdem sie sich 

häufige Krotalistria ^^^V__/^?^^^^^ ^"^^. mit 'Musik und Tanz 

mit ihren eckigen, .^^^ÄlllllälllÄl^ ^^^ vergnügt, von rechts 

heftig stofsenden /7 ^fTrSssSsliflP^L ^^ und links zu ihm 



Mainaden (auf rotfig. Vasen) 2264 

Reh beigiebt (M. d. Inst. 7, 70. Müller -Wies. 
2, 425). Besonders wirkungsvoll wurde auch 
die Schlange verwendet, die sich der Mai- 
nade um den Arm windet (Mon. d. Inst. 11, 24) 
oder durch die fliegenden Haare schlingt, 
München nr. 332; s. d. Abbild, nr. 4; im schönen 
Stil seltener (Jf. d. I. 11, 50. Gerhard, A. V. 
Taf. 232). Durch das Streben des rotfig. Stils, 
die Personen nicht mehr äufserlich neben ein- 




Bewegungen (vgl. 
die Mainade des 
Psiax oben; 
Arch. Ztg.il 
Tf. 15. Mon. 
d. Inst. 11, 
50), die 
sich dann 
im schö- 
nen Stil 
zu einer 
Gestalt 
vom 
schön- 
sten 
' Eben- 
mafs ent- 
wickelt 
(vgl. unt. 
die Abbild, 
nr. 5, Ger- 
hard, Trink- 
schale u. Gef. 
Taf. 6. 7), um 
dann bald zu ver- 
schwinden. Aus der 
archaischen Kunst 
stammt das Motiv der 
von einem Silen mitten um 
den Leib gefafsten Mai- 
nade, das Pamphaios mit 
wilder Leidenschaft und starker 
Sinnlichkeit ausgeführt hat, 
Mon. d. Inst. 11, 24 (ähnlich 
Klein, Euphronios i S. 280), zugleich mit An- 
wendung des altertümlichen Typus der mit 
niedergezogenem Knie dahineilenden Figur, 
welcher auch später noch nachklingt (M. d. I. 
10, 23. München nr. 332, unten abgeb. nr. 4 ; Ger- 



4) Mainade. Polychrome Schale, 

München nr. 332 (nach Baumeister, 

Denkmäler S. 847 Fig. 928). 



herbei, Mon. d. 
Inst. 11, 27; 
nach der Flöte 
und dem 
Leierspiel 
der Silene 
tanzend 
geleiten 
sie den 
Gott, der 
eben 
denWa- 
gen be- 
steigt, 
M. d. 
Inst. 10, 
23. 24, 
oder der 
Gott tritt 
unter den 
Thiasos und 
steigert da- 
durch seinen 
Orgiasmus aufs 
höchste , Mus. 
BlacaslZ. Tanz und 
Musik verbindet meist 
Silene und Mainadeu und 
mäfsigt das ekstatisch er- 
regte Treiben, wobei die heftigen 
Bewegungen und die herbe Zeich- 
nung des strengen Stils sehr 
geeignet sind, das Wilde und 
Grofsartige des bakchischen 
Orgiasmus in Figuren neuer Erfindung zum 
Ausdruck zu bringen, wie sie sich besonders 
auf den Schalen Hierons finden (vgl. Gerhard, 
TrinJcsch. u. Gef. 4. 5. Wiener Vorlegebl. A, 2), 
oder auf der altertümlichen polychromen Schale 



hard, A. V. Taf. 223). Besonders lebendig tritt 60 München 332, deren Innenbild, hier abgebildet 



uns im strengen rotfig. Stil die aus dem schwarz- 
figurigen übernomniene Mainade mit Tieren 
entgegen, die sie lebendig am Fufse emporhält 
(Mon. d. Inst. 10, 23. München 332, s. Abbildg. 
nr. 4), auf der Hand trägt (Gerhard, Trinksch. 
u. Gef. 4. 5) oder zärtlich liebkost (Mon. d. Inst. 
11,27; s. d. Abbildg. nr. 3); seltener im schönen 
Stil, der lieber der Mainade ein ruhigstehendes 



unter nr. 4 nach Baumeister, Derikm. d. kl. 
Altert, nr. 928, die meisten hier besprochenen 
Züge vereinigt. 

Im schönen Stil verschwindet der düstere 
Ernst und die feierliche Strenge in der Auf- 
fessung der Mainade, und es kommt nun der 
bakchische Orgiasmus als die Leib und Seele 
zugleich ergreifende Gewalt in lebendig schön 



2265 Mainaden (auf rotfig. Vasen) 

bewegten, oft begeisterten und hoheitsvollen 
Gestalten zum vollen Ausdruck. Für die tra- 
ditionellen Figuren beiderlei Art mag eine 
Darstellung des Thiasos im schönen Stil, Ger- 
hard, Trinkschalen u. Gefäße Taf. 6. 7 {Berlin 
nr. 2532; s. d. Abbild, nr. 5), als Beispiel dienen; 
(vgl. auch Müller-Wies. 2, 487). Dem Gott zu 
Ehren und von ihm erfüllt schwingen sich die 
von ihm ergriffenen Mai- 
naden im Tanze, der jetzt 
nicht mehr in un- 
gebärdigenSprün 
gen, sondern 
in kunstvoll 



Mainaden (auf rotfig. Vasen) 2266 

Tympanon schlagend dahineilt, vgl. die Abb. 
unter nr. 5 a von Gerhard, Trinksch. u. Gef. 
6. 7 und mehrere Figuren auf der Vase Mus. 
Borb. 12, 21—23 mit acht Mainaden vor einem 
Dionysosidol, wovon vier unter nr. 6 abgebil- 
det; ferner V&s. Gogh. 6. Miliin, Vas. 1, 60. 
Ebensogut kann aber auch der Gott eine stille, 
schwärmerische Versenkung des Gemüts in 
sich selbst bewirken, und 
diese stellt eine nicht sel- 
ten vorkommende 
Gestalt dar, welche 
mit gesenk- 




geregelten Bewegungen besteht, die einen 
symmetrischen Gegentanz unter den Mainaden 
oder zwischen diesen und den Silenen dar- 
stellen, während der Gott in ruhiger Würde 
zuschauend den Mittelpunkt bildet, vgl. be- 
sonders Samml. Sabouroff Tf. 55. Müller- Wies. 
2, 436; im späteren Stil 
Mus. Borb. 3, 29. Mon. 
d. Inst. 3, 31; 
andere Beispiele 
s.Mänade 
S. 569. 



tem Haupte, langen Flechten, die schlicht auf 
Schultern und Brust herabfallen, in schwei- 
gendem Ernst dahinschreitet, vgl. die Abbil- 
dung nr. 7 von Mus. Gregor. 2, 21, 2 a; ferner 
Stackeiberg 40 (abgebildet ob. Bd. 1 Sp. 2055) ; 
Dubois - Maisonn. 17 . M on. d. Inst. 7, 70 ; auch 
die Dione auf der unter 
6 abgebildeten Vase, 
Mus. Borb. 12 , 22, 
gehört hierher ; 
weiteres 
' \ unten bei der 




Der geistige Ausdruck, worin die Vasenmalerei 
bei der Gestalt der Mainade ihr Höchstes leistet, 
stellt die Wirkung des Gottes auf das Gemüt dar, 
und da diese zweifacher Art sein kann, so hat 
sich ein doppelter Typus gebildet: die 
frohe Erhebung des Gemüts veranschaulicht 
die Mainade, welche mit erhobenem Haupte, den 
begeisterten Blick nach oben gerichtet, epheu- 
bekränzt, den Thyrsos schwingend oder das 



Plastik. Überhaupt zeigen die Mainaden in ihrem 
Wesen etwas Zurückhaltendes , was sich beson- 
ders in ihrem Verhältnis zu ihren mutwilligen 
Genossen, den Silenen und Satyrn, zeigt. Schon 
bei den Vasenmalern des strengen Stils war die 
Verfolgung von Mainaden durch Silene ein sehr 
beliebter Gegenstand (vgl. Mon. d. Inst. 11, 27. 
Wiener Vorlegebl. A, 2. Klein, Euphronios 2 
S. 280. Ders., Meistersign* S. 117. 136), aber 



2267 Mainaden (auf rotfig. Vasen) 

in der Regel erwehrt sich die Mainade ihres 
lüsternen Angriffs mittelst einer derben Zurück- 
weisung, so dafs von Liebesscenen nicht eigent- 
lich gesprochen werden kann. Ebenso verhält 
sie sich im schönen Stil abwehrend oder gleich- 
gültig gegen ihre Zudringlichkeit (Stackeiberg 



Mainaden (auf rotfig. Vasen) 2268 

zige Abzeichen der dvQGocpÖQog Maivas dar- 
stellt. Über die Wandlungen, welche der 
Thyrsos auf den Denkmälern erfahren hat, 
vgl. oben Bd. 1 Sp. 1106 und Monade S. 570f. 
(auf Darstellungen, wie Mus. Greg. 2, 21, 2a 
[s. d. Abbildg. nr. 7], sind doch wohl Epheu- 




6) Mainaden vor feinem Dionysosidol. Vasenbild \Jiach Mus. Borb. 12, 22). 



40; s. ob. Bd. 1 Sp. 2055. Arch. Ztg. 36 S. 145. 

Gerhard, A.V. Taf. 153. 154. Compte-rendu de 

Petersb. 1861 Tat 2), selbst auf Darstellungen 

.von erotischer Bedeutung aus dem 4. Jahrb., 




7) Ernster Mainadentypus. (Nach Mus. Gregor. 2, 25, 2a.) 

( 

wie Müller - Wies. 2, 584. Heydemann, Satyr- 
und Bakchennamen Taf.; vgl. Mänade a. a. 0. 
S. 576. 610, wo djeser Zug auf den Gegensatz 
von orgiastischer und erotischer Seelenstim- 
mung zurückgeführt wird. 

Der einfach schöne Stil begnügt sich mit 
wenigen Attributen, unter welchen der Thyr- 
sos immer mehr das wesentliche und oft ein- 



blätter, nicht, wie daselbst angenommen wird, 
Früchte zu verstehen. Der Pinienkonus wird 
auf das assyrische Motiv der Palmenblüte 
zurückgeführt von Dölley , Procedings of the 
American Philos. Society 1893). Neben der or- 
giastisch erregten Mainade, welche den Thyrsos 
schwingend im Tanze dahineilt, wird im schönen 

i Stil bald auch die in ruhiger Betrachtung 
stehende und den erhobenen Arm auf den 
Thyrsos stützende Mainade, während sie 
die andere Hand zuweilen in die Hüfte stemmt, 
eine beliebte Figur, welche durch Anwendung 
eines polygnotischen Standmotivs (s. Bummler, 
Jahrb. d. Inst. 2, 170 f.) entstanden ist, vgl. 
Miliin, Vas. 1, 53. 2, 13. Müller-Wies. 2, 515. 
Heydemann, Dionysos' Geburt S. 58 u. Taf. nr 2. 
Ders., Satyr- u. Bakchennamen Taf.; vgl. auch 

i Müller-Wies. 2, 584 „Polyerate". Sodann er- 
scheint als neue Figur noch im schönen Stil, 
weiterhin im unteritalischen allgemein die 
Mainade mitTympanon, über dessen Über- 
gang ans dem Kybeledienst in den Dionysos- 
kultus und sein Erscheinen auf Vasen gegen 
Ende des 5. Jahrh. s. ob. (Kybelekult Sp. 1658 f.) 
und Mänade S. 571. Furtwängler zu Samml. 
Säbourojf hb. Entweder schlägt sie das Tym- 
panon im Tanze (s. d. Abbildungen Mus. Borb. 

) 12, 22 unter nr. 6 und oben Bd. 1 Sp. 2055), oder 
sie balanciert dasselbe mit erhobenem Arme 
ruhig stehend, vgl. Müller-Wies. 2, 442, oder 
tanzend, vgl. Miliin, Vas. 1, 52. 57. 60. Neu 
sind ferner, und zwar anfangs noch dem ge- 
bundenen Stil angehörig, die schlafende 
Bakchantin, von Silenen überrascht, Annal. 
d. Inst. 1878 p. 93 (Furtwängler) und ebendas. 
tav. J, 2 ; ebenso die erschöpft ruhende, ebendas. 



2269 Mainaden (in der Plastik) Mainaden (in der Plastik) 2270 

tav. J, 1. Auch das Niedersinken infolge der die archaische Plastik in Athen mit der chal- 
Erschöpfung durch bakchische Wut wird dar- kidischen Vasenmalerei in der Darstellung des 
gestellt, Samml. Sabouroff Taf. 55. Bull. Nap. dionysischen Thiasos übereinstimmt, finden wir 
n. s. 4, 3. Sodann erscheint jetzt die Mainade während der ganzen Zeit des strengen und 
mit der Kithara (Klein, Meistersign. % S. 137 schönen Vasenatils keine Denkmäler der Plastik 
nr. 4. Müller -Wieseler 2, 581), welche als be- mit Mainadendarstellungen. Ob die Metopen- 
ruhigendes Element gleichberechtigt im Thia- reste vom Apollontempel bei Phigalia, Stackel- 
sos zu der aufregenden Flöte hinzutritt. So berg Taf. 30 nr. 1. 3 (vgl. Wolters, Berl. Gipsabg. 
dient die Musik nicht mehr dem Orgiasmus, nr. 880 — 882), dionysische Tänzerinnen dar- 
sondern der Unterhaltung, und auch die Hin- 10 stellen, ist durchaus unsicher und deshalb auch 
zufügung jener stehenden oder sitzenden Figuren ein Schlufs auf die etwa gleichzeitigen (ca. 420 
als Zuschauer bei Musik und Tanz des übrigen v. Chr.) Thyiaden um Dionysos im hinteren 
Thiasos (vgl. Müller -Wies. 2, 488. 515. Samml. Giebelfeld des delphischen Tempels von den 
Sabouroff Taf. 55; aber auch bei anderen Hand- Athenern Praxias und Androsthenes (Paus. 10, 
lungen, Gerhard, Auserl.Vas. 153) verleiht dem 19, 4. Overbeck, Gesch. d. Plastik 1, 251) nicht 
Ganzen einen ruhigeren Charakter. Schon im möglich. So führt man gewöhnlich den Typus 
schönen Stil findet sich der Thiasos als ein der in rasender Begeisterung mit fliegenden 
ruhiges Zusammensein des Gottes mit seinen Haaren und zurückgeworfenem Nacken dahin- 
ßegleitern dargestellt, Jahn, Vasenb. Taf. 3, 3. eilenden Mainade nach Kallistratos iiupQda. ß' 
Millingen, Cogh. 19 (vgl. Winter, Die jüngeren 20 auf Skopas zurück (vgl. Overbech, Schriftquell. 
Vasen S. 32), und daraus entstand die gewöhn- 16, 13. 14). Aber einerseits kann, da jener 
liehe Darstellungsweise des unteritalischen Typus in der Vasenmalerei schon im 5. Jahrh. 
Stils. Hier löst sich die Komposition in ein- vollständig ausgebildet vorliegt (s. ob. die Abb. 
zelne Gruppen auf, ohne gemeinsame Hand- nr. 4—6 München 332. Gerhard, Trinksch. u. 
lung. Der Thiasos wird sowohl im apulischen Gef. 6. 7. Mus. Borb. 12, 22), doch mehr oder 
Stil (Heydemann, Satyr- u. Bakchennamen Taf. weniger nur von einer Übertragung auf den 
Müller- Wies. 2, 425. Mon. d. Inst. 8, 10) als Marmor die Rede sein, wobei jedoch, wenig- 
im neuattischen (Mon. d. Inst. 10, 3. Gerhard, stens nach anderen Analogieen zu schliefsen, 
Ant.Bildw.n) um den stets jugendlichen Dio- die grofse Malerei wohl als die Quelle für 
nysos versammelt häufig in mehreren Reihen so beide Künste anzusehen wäre, z. B. die Ge- 
übereinander dargestellt, wie er der Ruhe pflegt. mälde im Dionysostempel in Athen, Paus. 1, 
Die bakchischen Gestalten sitzen, stehen, liegen 20, 3 (vgl. KekuU, Ann. d. Inst. 1880 p. 157), 
in bequemer, anmutiger Haltung; wenn auch welche Bicher Mainadenfiguren enthielten. An- 
'ein Satyr die Kithara oder Flöte spielt, so thut drerseits gelingt es auch nicht, einen der ober- 
er das für sich, ohne orgiastische Erregung lieferten Mainadentypen der Reliefplastik mit 
der Umgebung; bakchische Frauen, zuweilen der Beschreibung des Kallistratos von der Statue 
nur mit dem Überkörper sichtbar, tragen des Skopas in Einklang zu bringen (vgl. Ur- 
Schüsseln mit Früchten oder Kuchen, oder lichs, Skopas S. 60 f.); über Ancient Marbl. 
Binden, um den Gott zu schmücken. Auch 10, 86 — Zoega Taf. 106 (bezw. 83) vgl. auch 
Liebesgötter sind hinzugefügt, und die Land- 40 Wolters, Gipsabg. nr. 1880; über das Marmor- 
schaft ist zuweilen durch Blumen, Steine, figürchen von Smyrna Arch. Ztg. 88, 83. Die 
Felsen bezeichnet. Auch ist erst jetzt, im Gestalten sodann, welche mit einiger Wahr- 
unteritalischen Stil, eine direkte Einwirkung scheinlichkeit auf die Schule oder wenigstens 
der Bühne auf das Kostüm der Mainade wahr- auf die Zeit des Skopas und Praxiteles zurück- 
zunehmen, z. B. Heydemann, Satyr- u. Bakchen- geführt werden, die verhüllte Tänzerin, lievue 
namen Taf. die „Hebe", vgl. das. S. 8, während archeol. 1868 Taf. 2 (vgl. Heydemann, 4. Hall. 
früher eine ideelle Einwirkung des Dramas Winckelmannsprogr. 1879 S. 19f.), und die tan- 
auf die Auffassung des dionysischen Orgias- zenden Frauen auf der Marmorbasis von der 
mus stattfand, vgl. 0. Jahn, EM. Vasens. 227. Akropolis, Annal. d. Inst. 1862 tav. N S. 217 
Robert, Bild u. Lied S. 28. 129. Endlich ist 50 (Michaelis), sind nicht Mainaden im strengen 
diesem Stil eigen die Figur der verhüllten Sinne, da die ausschliefslich bakchischen Attri- 
Tänzerin, welche vollständig in den Mantel butefehlen. DadieFigurenderMarmorbasis(vgl. 
gehüllt einen Manteltanz aufführt, vgl. Compte- die vielfach ähnliche attische Pyxis Stackeiberg, 
rendu 1869 Taf. 4, 12. Mus. Borb. 3, 29. Arch. Gräber Taf. 24, 4) jedoch sämtlich mit sonst vor- 
Ztg. 30 Taf. 70. Die Litteratur s. unter Plastik. kommendenMainadengestalten übereinstimmen, 
— In betreff der Vasendaratellungen, auf wel- so mögen sie immerhin, wenigstens die am besten 
chen bakchische Kultgebräuche verschiedener ausgeführte Kymbalistria, eine Vorstellung geben 
Art auf mythologische Mainaden übertragen von den mafsvollen Bewegungen und der ein- 
werden, vgl. Mänade a. a. 0. S. 581 — 606. fachen Behandlung des Gewandes, die wohl 
c. Die Plastik. 60 auch den Mainadengestalten jener Meister eigen 
Die meisten und eigentümlichsten von den waren, vgl. Urlichs, Skopas S. 62. Von der 
Mainadenfiguren der Vasenmalerei kehren in edlen Einfachheit der Gewandbehandlung, wie 
der Plastik in so übereinstimmender Weise sie dort die letzte, unten abgebrochene GeBtalt 
wieder, dafs man oft an eine unmittelbare und die mit dieser völlig übereinstimmende 
Benützung jener durch die Bildhauer glauben Mainade des Corsini'schen Lykurgoskraters 
möchte, »wenn dem nicht aufser anderen Grün- ( Welcker, A. D. Taf. 3, 8, unt. abgeb. nr. 17) zeigt, 
den »#n der zeitliche Abstand entgegen- entfernt sich die spätere (hellenistisch-römische) 
stündiöSlachdem wir gesehen, wie im 6. Jahrh. Kunst teils durch immer weiter gehende Ent- 



2271 Mainaden (in der Plastik) 




Mainaden (in der Plastik) 2272 

blöfsung (vgl. unt. die Abbild, nr. 10. 13. 14 von 
CWac pl. 323, 1262. Mus.Borb.7,2i. Campana 
109. Ärch. Ztg. 33 Taf. 5, b nr. 3 ans dem Anfang 
des 2. Jahrb. v.Chr.; andere Beispiele Mänade 
S. 578), teils durch immer stärkere Verhüllung 
mittelst weiter, faltenreicher, bogenförmig flat- 
ternder und durch das Aufstofsen am Boden 
infolge der Tanzbewegung bauschender Ge- 
wänder (ein leiser Anfang dazu schon auf jener 
10 attischen Marmorbasis), vgl. unten die Abbild. 
nr. 12. 11. 16YonBull.munieipale3, 12. 13. Zoega, 
Bass. 84. Aneient marbl. 10, 35. Endlich wurde 
auch beides vereinigt, indem man durch die 
Gewänder die Körperformen durchscheinen Hefa, 
vgl. den borghesischen Marmorkrater, Zoega, 
Bass. 84. Mus. Flor. 3, 56. Die Füfse sind 
fast regelmäfsig nackt, vgl. Eur. Bacch. 666. 
863; die Haare zuweilen aufgebunden, später 
meist gelöst und fliegend. Selten erscheint 
20 eine Haube, wie auf Vasen des 5. Jahrh , vgl. 
Aneient marbles 10, 35. Zoega, Bass. 19. 84. 

Die uns erhaltenen bakchischen Darstel- 
lungen mit Mainadenfiguren aus der hellenisti- 
schen Zeit sind also nicht nur keine Original- 
werke berühmter Meister und überhaupt selten 
datierbar (wie z. B. die Skulptur von Teos, 
Arch. Ztg. 33 Taf. 5, b nr. 3; die Marmor- 
gefäfse des Salpion und des Sosibios vergl. 
Overbeck, Gesch. d. Plastik 2 2, 314f.), sondern 
30 im besten Falle und nur zum geringsten Teil 
Nachbildungen von Kompositionen, welche die 
Darstellung des orgiastisch schwärmenden dio- 
nysischen Thiasos zum eigentlichen Gegenstand 
haben. Letzterer Art sind Bouillon 1, 76. Mus. 
Borb. 3, 40, 2. Welcher, A.D. 2,111 Tat 5, 9; 
in Abwesenheit des Gottes Clarac 139, 141. 
Mon. d. Inst. 9, 45. Schon weniger selbstän- 
dige Bedeutung kommt den Thiasoten zu auf 
den Darstellungen der bakchischen Pompa, 
40 M.Pio-Clem. 4, 47. 5,7. Campana, Plast. 36. 37. 
Mus. (Jap. 4, 63, zum Teil Sarkophagreliefs, die 
vielleicht griechischen Tempelfriesen entnom- 
men sind, vgl. Benndorf, Arch. Ztg. 22 Taf. 185 
S. 158. Zu den trefflichsten Kompositionen mit 
dem gesamten Thiasos gehört die zuerst ge- 
nannte auf dem borghesischen Marmorkrater 
im Louvre, s. d. Abb. nr. 8 nach Müller -Wies. 
2, 601, wo allein die richtige Abteilung. Die 
Mitte nimmt der jugendliche Dionysos mit 
60 einer lyraspielenden Mainade ein, auf die er 
sich stützt. Links davon führen zwischen einem 
flötenspielenden Satyr und einer sich graziös 
drehenden Tympanistria ein Satyr (die Arme 
schwingend im Tanz, wie M. d. Inst. 9, 45) 
und eine kitharspielende Mainade einen Gegen- 
tanz auf. Ebenso bilden auf der anderen Seite 
der thyrsostragende Satyr und die Mainade mit 
Krotalen ein symmetrisch auseinander tanzendes 
Paar, getrennt durch die Gruppe des den Silen 
«o haltenden Satyrs. Weitaus die meisten bak- 
chischen Darstellungen sind dagegen keine 
einheitlichen Kompositionen, sondern nur Zu- 
sammenstellungen von Figuren zu dekorativen 
Zwecken, wobei es sich um die Ausfüllung 
eines gegebenen Baumes an Prachtgefäfsen, 
Kandelabern, Basen zu verschiedenen Zwecken, 
Kundaltären , Brunnenmündungen handelte. 
Hierzu verwendete man mit beliebiger Weg- 



mwm* 



mmm 



HP 



»,^JU«;-,iHIJli ; 



"szsz 



2273 Mainaden (in der Plastik) 

lassung oder Hinzufügung ganze Gruppen oder 
einzelne Figuren vorzugsweise aus dem so be- 
liebten bakchischen Kreise, der in seinen Thia- 
soten, besonders aber iu den orgiastisch schwär- 
menden Mainaden, eine Fülle von anmutigen 
und allgemein verständlichen Gestalten darbot. 
Dieselben haben offenbar ihren Ursprung in 
berühmten Originalwerken des 4. Jahrhunderts, 
welchen sie mit genauer Wiederholung oder 
geringen, auch durch die Stilgattung späterer 10 rac pl. 138 mit 140. Insbesondere unterscheidet 



Mainaden (in der Plastik) 2274 

lieh - schlanken Körperlinien ausspricht, worüber 
zu vgl. Mänade S. 574. Die höchste Erregung, 
durch den Tanz ausgedrückt, findet sich auch 
z. B. Campana, Op. plast. 37, und zu völligem 
Vergessen seiner selbst und der Umgebung ge- 
steigert Mon. d. Inst. 9, 45 (Vorderseite abgeb. 
unter Lykurgos). Doch wird dieselbe von den 
für Dekorationszwecke arbeitenden Künstlern 
meist zum Anmutigen hin gemildert, vgl. Cla- 



Zeiten bedingten Modifikationen nachgebildet 
wurden, woraus eine Reihe von Typen hervor- 
ging, die in immer neuer Verbindung wieder- 
kehren, vgl. 0. Jahn, Arch. Beitr. S. 199. Arch. 
Ztg. 1867 S. 80 f. und genauere 
Nachweisungenüber einige dieser 
Wiederholungen bei Sauser, Die 
neu-attisch. Beliefs. Stuttg. 1889 
S. 8 ff., welcher es für möglich 
hält, manchen dieser Figuren, 
wie den Mainaden bei Zoega 
Taf. 83, ihre Entstehung im 
5. Jahrh. anzuweisen. Als Bei- 
spiele mögen die- 
nen Müller-Wies. 
2, 396. 549. Ger- 
hard, Ant.Bildw. 
108, 1. Becker, 
August. 111 und 
bei Jahn a. a. 0. 
Auch auf Relief- 
platten ornamen- 
taler Art finden 
sich solche Mai- 
radenfiguren 
vereinigt (Zoega, 
Bass. 5. 83), mit einem Satyr zu 
einem tanzenden Paar zusammen- 
gestellt (Müller-Wies. 2, 414. 
544. Arch. Ztg. 1867 Taf. 226, 
2), oft auch als einzelne Figur. 
Statuen von Mainaden sind sel- 
ten, Clarac 323, 1262 (s. unten 
d. Abb. nr. 10). Mus. Flor. 3, 
56. Berlin nr. 208. 209. 

Die einzelnen Mainaden- 
figuren der Plastik dienen 
noch ausschliefslicher als in der 
Vasenmalerei zur lebendigen 
DarstellungderinnerenErregung 
der bakchischen Ekstase, womit 
der Gott seine Begleiterinnen 
erfüllt. Besonders anschaulich 
tritt uns dieser durch die An- 
wesenheit des Gottes gesteigerte Enthusiasmus 
entgegen auf dem Relief bei Welcher, Alte 
Denkmäler 2, 111 Taf. 5, 9. Derselbe wird 
durch die lebhafteste Körperbewegung ausge- 
drückt, die sich als orgiastischer Tanz 




9) Ekstatisch tanzende Mainade 
vom Marmorkrater Corsini (nach 
Welcher, Alte Denhm. 2, Taf. 3, 8). 



sich der orgiastische Tanz vom gewöhnlichen 
durch das gewaltsame Erheben der Arme 
und Beugen des Körpers, wie es die 
Marmorstatuette im Louvre (vgl. Wolters, Gips- 

abg. v.Berlin 
nr. 1509), ab- 
gebildet (s. 
Fig. 10) nach 
Clarac 323, 
1262, zeigt. 
Dieselbe or- 
giastische Tanzbewegung, die 
Arme über den Kopf erhoben, 
s. Mon. d. Inst. 9, 45, abgeb. unt. 
Lykurgos; Müller-Wies. 2, 544 
(aber auch schon auf Vasen: 
Gerhard, Trinksch. u. Gef. 4. 5. 
Müller- Wies. 2, 487; vgl. auch 
Mus. Boro. 12, 22, oben unter nr. 6 
abgeb.). Namentlich ist es die 
in dem Zurückwerfen des 
Kopfes mit gelöstem Haar 
bestehende, von den Schriftstellern 
viel erwähnte Gebärde der fiaivas 
(jiipav%7\v, welche für den bakchi- 
schen Orgiasmus besonders be- 
zeichnend und deshalb allenthalb 
zu finden ist, vgl. die Abbildung 
oben unter nr. 9 Welcher, A. D. 
2, Taf. 3, 8, unter nr. 12 Bull. 
municipale 3 Taf. 12. 13. Mus. 
Borb. 7, 24; aufserdem Zoega, 
Bass. 82. 86. Campana, Op. plast. 
37.48 (wild undgrofsartig). Clarac 
pl. 138 (ebenfalls in der Vasen- 
malerei schon vorhanden, s. ob. 
die Abb. nr. 6 Mus. Borb. 12, 22 
und nr. 5. Gerhard, Trinksch. u. 
Gef. 6. 7 ; von sonstigen bes. Vas. 
Cogh. 6 die KmiimSia). Die Er- 
hebung des Kopfes verleiht diesen 
Figuren den Ausdruck schwärme- 
rischer Hingebung und froher 
Begeisterung, vgl. bes. Mus. 
Chiar. 1, 37. Mus. Cap. 4, 58. Gerhard, Ant. 
Bildw. 108, 1. Aber ganz so wie in der Vasen- 
malerei (s. ob. unter b) steht auch hier diesem 
Typus die ernste, in sich versunkene 
Mainadengestalt mit schwermütigem Aus- 



darstellt, in welchem der Körper von einer 10 druck gegenüber, teils vertreten durch die Mai- 



höheren Macht ganz hingenommen, wie die 
Bakchen bei Eurip. Bacch. 748, den Boden 
kaum berührend dahinschwebt. Dies veran- 
schaulicht die Figur auf dem Marmorkrater 
Corsini mit dem rasenden Lykurgos (s. d.) bei 
Welcher, A. D. 2 Taf. 3, 8; s. die Abb. nr. 9. 
Hier wie auf jenem Relief ist auch die ideale 
Auffassung zu bemerken, die sich in den jugend- 

Eoschkk , Lexikon der gr. u. rüm. Mythol. II. 



nade, welche auf den Thyrsos gestützt mit gesenk- 
tem Haupte ihren Schritt anhält, Zoega, Bassir. 
Taf. 84 (s. d. Abb. nr. 11), wiederholt auf Mus. 
Chiar. 1, 39 und auf dem Marmorkrater -des 
Sosibios, Müller-Wies. 2, 602 (und merkwürdig 
damit übereinstimmend derselbe Typus in der 
Vasenmalerei, s. ob. die Abb. nr. 7 von Mus. 
Gregor. 2, 21, 2 a); teils durch die Tympanistria 



2275 Mainaden (in der Plastik) 




10) Mainade. Marmorsiatuette im Louvre (nach 
Clarac, Musee de sculpture PI. 328, 1262). 

auf dem vatikanischen Altar, Gerhard, Ant. 
Büdw. 108, 1, mit dem Ausdruck schwärme- 
rischer Innig- 
keit,etwas ab- 40 

geschwächt 
auf dem Sar- 
kophag Gal. 
MytU. 68, 260 
(ähnlich die 
Tympanistria 
auf dem Va- 
senbild Sta- 
ckeiberg 40, 
abgeb. oben 50 
Bd.lSp.2055) 
u.Zoega,Bass. 
84. Beide Ty- 
pen werden 

auch noch 
von späteren 
Künstlern mit 
Verständnis 
zu feiner In- 
dividualisie- 
rung der Mai- 
nadengestal- 
ten neben ein- 
ander ange- 
wandt, vgl. 
Benndorf, Arch. Ztg. 22 Taf. 185 S. 159. Cam- 
pana, Op. plast. 2, 47 und den oben angeführ- 
ten vatikanischen Altar. * 



. Mainaden (in der Plastik) 2276 

Nach Attributen unterschieden sind die 
häufigsten Mainadengestalten, in welchen sich 
zugleich der 
Orgiasmus am 

lebendigsten 
ausspricht, 1) 
die Mainade., 
mit Thyrsos 
(über diesen s. 
10 oben Bd. 1 Sp. 
1106 und Mä- 
nade S. 571), 
welche mit er- 
hobenem 
Haupte und ge- 
löstem Haar 
den Thyrsos 
schwingend, 
zuweilen auch 
20 den Mund zum 
Gesang öffnend 

dahineilt; so 
mehrere Figu- 
ren auf der 
Basis von Gabii, 
Mus. Chiar. 1, 
36—39 (mehr- 
fach restau- 
riert), und 
30 besser erhalten 
die nach rechts 
hinschreitende, 
den Kopf zu- 
rückwerfende Mainade auf dem Rhyton des 
Pontios von Athen, Bulletino municipale di 




12) Mainade mit Thyrsos, vom 

Rhyton des Pontios (nach Bull. arch. 

municipale [3] 1875, XIII, 3). 




11) Ernster Mainadentypus in der 
Plastik (nach Zoega, Bass. 2, 84). 




13) Maiuade mit Tympanofi (nach Mus. Borb. 7, 24). 



2277 Mainaden (in der Plastik) 



Mainaden (in der Plastik) 2278 




72* 



2279 Mainaden (in der Plastik) 

Borna 3 Taf. 13, 3, s. die Abb. nr. 12 (ganz 
übereinstimmend auf Vasenbildern, Gerhard, 
Trinksch. u. Gef. Taf. 6. 7 nr. 1, oben ab- 
gebild.nr. 5; die schonmehr erwähnte Kapcaäia; 
Mus. JBorb. 12, 23 0aXeCa). Weitere Beispiele 
bieten Welcher, A. D. Taf. 3, 8 (oben abgeb. nr. 9). 
Clarac 135, 283. 138. Zoega, Bass. 5. 2) Die 
Tympanistria in höchster Erregung mit er- 
hobenem Haupte und gelöstem Haar dahin- 
eilend , auf einer griechischen Reliefplatte, 
Mus. Borb. 7, 24 (s. d. Abb. nr. 13). Dieselbe 
Figur kehrt, zum Teil von denselben Satyrn- 
figuren begleitet, wieder auf dem Krater des 
Salpion, Müller -Wies. 2, 396, auf einem grie- 
chischen Sarkophag, Gerhard, Ant. Bildw. 
106, 1, und noch mehrfach, vgl. Heydemann, 
Dionysos' Geburt S. 26 und Sauser a. a. 0. 
S. 17 f. Die Figur erscheint schon auf Vasen- 
bildern, wie Mus. Borb. 12, 23 (Choreia); 3,29. 
Arch. Ztg. 30 Taf. 70. Ähnlich mit der Linken 



Mainaden (in der Plastik) 2280 

die ruhig stehende und das Tympanonin der Hand 
balancierende Mainade, Müller -Wieseler 2, 422 
(auf Vasen ebendas. 2, 442). In ähnlicher Hal- 
tung, nur in leichtem Tanzschritt begriffen, in 
der Linken das Tympanon balancierend, die 
Rechte ausgestreckt, um es alsbald wieder zu 
schlagen, ganz wie auf der Vase Miliin, Peint. 
de vas. 1, 52, haben wir uns die schöne Statue 
in Berlin nr. 208, abgeb. Zeitschr. f. bildende 
10 Kunst 14 1879 S. 129 (Benndorf) zu denken. 
Zu den heftiger bewegten Figuren gehört 
3) die in der Plastik seltene Krotalen- 





!,.» :,^%L2 



15) Hainade mit Schallbecken. Sammlung. Modena in 
"Wien (nach Lützows Ztschr. f. Uli. Kunst 14 [1879] S. 131). 



16) Mainade mit getöteter Ziege. Brit. Mus. (nach 
Ancient Marlies X, 35). 



das Tympanon haltend, mit der Rechten es 
schlagend und vorwärts tanzend die Relief- 
figuren Zoega, Bass. 10. 84. Mus. Cap. 4, 47. 
Mus. Pio-Clem. 5, 7; ebenso nach rechts 
schreitend, aber mit dem Gesicht halb rück- 
wärts gewandt, Zoega, Bass. 79. Becker, Au- 
gusteum 111 (vgl. Annal. d. Inst. 1862 tav. N); 
ganz rückwärts gewandt die Tympanistria auf 
dem Puteal zu Tegel, Heydemann, Bionys. Geb. 
Taf. nr. 3 (vgl. auf dem Vasenbild Mus. Borb. 
12, 22, ob. nr. 6 abgeb., die Maiväg, u. G. Myth. 
68, 260 mit Stackeiberg, Gräber Taf. 40). Endlich 
die das Tympanon über den Kopf erhebende (s. d. 
Abbildung des borghesischen Kraters nr. 8) und 



tänzerin, s. d. Abbildung des borghesischen 
Marmorkraters nr. 8, während 4) die Flöten- 
spielerin in doppelter Auffassung erscheint, 
entweder sich in heftiger Bewegung am Tanz 
des Thiasos beteiligend, wie auf dem Thon- 
60 relief Campana, Op. plast. 109 (s. d. Abb. nr. 14) 
und die öfter wiederholte Gewandfigur Clarac 
pl. 140 u. 143; oder, was dieser Thätigkeit 
mehr entspricht, in ruhiger Haltung, vgl. 
Müller-Wies. 2, 549. Campana a. a. 0. 36. Ger- 
hard, Ant. Bildw. 110, 2. Ebenso erscheint 5) 
die Kymbalistria in verschiedenen, sich wie- 
derum öfter wiederholenden Typen: in orgi- 
astischer Erregung, mit den Schallbccken weit 



2281 Mainaden (in der Plastik) 

zum Schlage ausholend, wie auf dem Marmor- 
relief der Sammlung Modena in Wien, Ztschr. 
für bildende Kunst 14 S. 131 (s. d. Abb. nr. 15). 
Zoega, Bass. 19. Mus. Cap. 4, 63; dieselben 
hoch über dem Kopfe zusammenschlagend, 
Mus. Horb. 3, 40, 2. Gerhard, Ant. Bildw. 
Taf. 110, 2; und in ruhiger Haltung und an- 
mutiger Bewegung, den Kopf zum Gesang er- 
hoben oder seitwärts geneigt, die vor sich 
gehaltenen Schallbecken erklingen lassend, 
s. Becker, August. 111. Gal. Mylh. 68, 260. 
63, 268 (vgl. auch Annal. d. Inst. 1862 tav. N). 
Eine ruhige Haltung oder gemessene Tanz- 
bewegung ist 6) der nicht häufig vorkommen- 
den leierspielenden Mainade eigen, vgl. 
Arch. Ztg. 33 Taf. 5, b nr. 3 ; ferner die Ab- 
bildung des borghesischen Kraters nr. 8; die 
Marmorvase des Sosibios, Müller - Wies. 2, 602 
und dazu Wolters, Gipsabg. nr. 2114. Beson- 




17) Die mit angefafstem Gewand tanzende Mainade. 
Marmorkrater Corsini (nach Welcher, A. D. 2 Taf. 3, 8). 

ders beliebt war in der Plastik, welche auf die 
Darstellung eines leidenschaftlichen Orgias- 
mus ausging, 7) die Mainade mit Tieren 
im Tanzschritt dahineilend, die sie in der 
Ekstase getötet oder zerstüekt hatte , nach 
Cdllistr. i»q>g. ß' niXQOTSQCig fiaviag evfißolov, 
vgl. Claras 135, 283. Mus. Chiar. 1, 37. Zoega, 
Bass. 83. 84 (mehrfach). Campana, Op. plast. 47. 
Kekule, Bildw. im Theseion 144. 145, wobei ihr 
zuweilen das Schwert, womit sie das Tier ge- 
tötet, in die Hand gegeben ist. Dieser Typus 
mit zurückgeworfenem Kopfe und fliegenden 
Haaren (schon auf der Vase München nr. 807, 
abgeb. bei Jahn, Pentheus und die Mainaden 
Taf. 2, a und unten Artikel Pentheus) ent- 
spricht dem, was wir von der Mainade des 
Skopas wissen (vgl. Urlichs, Skopas S. 60f.), 
besser als jener andere mit gesenktem Haupte, 
anliegenden Haaren oder Haube und über 
das Haupt erhobenem Arme, dessen zahl- 



Mainaden (in der Plastik) 2282 

reiche Wiederholungen ebenfalls auf ein be- 
rühmtes Original hinweisen, vgl. im Brit. Mus. 
Ancient marbl. 10, 35 (s. d. Abb. nr. 16). Zoega 
84 (2. Fig.) und 106. Mus. Chiar. 1, 36. Cam- 
pana, Op. plast. 47 und auf dem Sosibioskrater ; 
mit etwas anderer Armbewegung Zoega, Bass. 
83; vgl. jedoch Häuser a. a. 0. S. 12. Selten 
ist das Tragen lebender Tiere, wie bei Ger- 
hard, Ant. Bildw. 108, 1, häufiger die Grup- 

10 pierung mit Tieren : der Panther zu Füfsen 
der Mainade, Mus. Flor. 3, 56. Zoega 10. 
Clarae 132, 144. Campana 2, 109; sie selbst 
auf einem Tiger reitend, Annal. d. Inst. 1879 
tav. P. Campana 2, 108 B. Vgl. auch die ge- 
schnittenen Steine Mus. Flor. 1, 91 nr. 5. 92 
nr. 7. Müller -Wieseler 2, 579. Mainaden mit 
Schlangen sind nicht häufig, vgl.Welcker, A. D. 
2, 111 Taf. 5, 9. Clarae 138. Einen besonderen 
Typus bildet ferner 8) die mit angefafstem 

20 Gewand tanzende Mainade, welche mit 
weit ausgestreckten Händen das Obergewand 
schwingend die von Niketas Eugenianos (7, 272) 
beschriebene 0QX 7 l eil S ßav.%iv.<oT£Qa ausführt. 
Eine so dahinschwebende Gestalt schönster 
Erfindung bietet der Marmorkrater Corsini bei 
Weleker, A. JD. 2 Taf. 3, 8, s. die Abbildung 
nr. 17 (vgl. auf der Marmorbasis Annal. d. 
Inst. 1862 tav. N die Figur nr. 3); ähnlich auf 
dem Silberbecher von Vicarello, vgl. 0. Jahn, 

30 Arch. Ztg. 1867 Taf. 225, 2, wo S. 80f. weitere 
Beispiele angeführt sind. Dasselbe Motiv auf 
Vasen, vgl. die attische Pyxis bei Stackeiberg, 
Gräber 24, 4 (bes. die 2. Figur) und Müller- 
Wieseler 2, 36, 425. Der ekstatisch zurück- 
geworfene Kopf stimmt hier mit den hinter 
dem Rücken ausgebreiteten Armen trefflich 
zusammen. Doch findet sich das Gewand auch 
nach vorn ausgebreitet, Zoega, Bass. 86. Ger- 
hard, Ant. Bildw. 106, 1, oder die Mainade 

40 läfst es über sich im Bogen flattern, Clarae 
138. Gal. Mylh. 70, 267j Endlich erscheint die 
Mainade auch in Gestalt der in den Mantel 
gehüllten Tänzerin. Da dieser Mantel- 
tanz jedoch nicht den Mainaden allein an- 
gehört und nicht dem Ausdruck des bak- 
chischen Orgiasmus, sondern der Entfaltung 
weiblicher Anmut dient, wird es genügen, auf 
Heydemann, Die verhüllte Tänzerin, 4. Hall. 
Winckelmannsprogr. 1879 zu verweisen, der 

50 sieben Typen dieser Figur nachweist, die auf 
Originale aus der Mitte des 4. Jahrh. zurück- 
gehen. Entschieden bakchische Bedeutung 
kommt darunter folgenden Reliefs zu: dem 
Basrelief vom Dionysostheater in Athen, Re- 
vue archeol. 1868 Taf. 2. Mus. Chiar. 1, 44, 1. 
Clarae pl. 139, 141 (von Heydemann nicht be- 
rücksichtigt). Auch hier ist die Übereinstim- 
mung mit Vasenbildern des 4. Jahrh. hervor- 
zuheben (Müller -Wies. 2, 564; andere s. oben 

60 das rotfig. Vasenb. Sp. 2269 ; vgl. auch Mon. d. 
Inst. 10, 45. Furtwängler, Annal. 1877 2 19 f.); 
ja es fragt sich, ob sich nicht aus der Ver- 
gleichung von Mus. Borb. 12, 23 mit dem Frag- 
ment vom Apollontempel von Phigalia, Stackel- 
berg Taf. 30, 3 ein höheres Alter dieses Typus 
ergiebt. Von sonstigen Situationen ist zu er- 
wähnen die erschöpft ausruhende Mai- 
nade, vgl. Müller, Handb. § 388, 4 (gegen 



2283 Mainalia Maionia 2284 

M. Pio- Giern. 3, 43 als Mainade sprechen die Bäv.%oi, Clem. Alex, admon. ad gentes p. QiSyl- 

weichliche, an vorangegangene Anstrengung bürg; vgl. den Dionysos MaivöXiog, Anth. Palat. 

durchaus nicht erinnernde Haltung und die 9, 524. [Orphica h. ed. Abel 45, 4 paivolct 

Sandalen); ferner die von Ekstase erschöpft Bän.%e; h. 52, 1 aaivöXa BaK%tv. Vgl. in der 

niedersinkende, Welcher. A. D. 2 Taf. 5, 9. zur Mühle hergeleierten pavteia Kgovinrj des 

Becker, Augusteum 111. Matz-v.Duhn, Bildw. Pap. Paris. 3107—9 die Worte: eym ydq slfii 

in Born 2 nr. 2330, und die Terracotta aas 6 äizoaza&i-ig aoi, naiS6Xr)g fiaivoXrjg (iai- 

Tanagra bei Furtwängler, Sammig. Sabouroff voXnvg, Dieterich, Abraxas p. 80 u. 79 Anm. 10. 

Taf. 90. Hierzu gehört die schön erfundene Drexler.] _ [Höfer.] 
Gruppe der sich in die Arme sinkenden Mai- 10 Mainolios s. Mainoles. 

naden, Mon. d. Inst. 9, 45. Über Statuen von Maion (Maitov, auch Mrjiov), 1) Thebaner, 

schlafenden Mainaden vgl. Milchhöfer im Ilag- Sohn des Hainion, mit Lykophontes Anführer 

vaaaög Bd. 4, März. — Zu Sp. 2270, 33 füge jetzt des Hinterhaltes, den die Thebaner im Kriege 

denselb. in Jahrb. d. a. I. 9, 81. [Kapp.l der Sieben dem aus Theben zurückkehrenden 

Mainalia (MaivaXia), Beiname der Atalante, Tydeus gelegt hatten. Tydeus liefs ihn allem 

Anth. Pal. 7, 413; vgl. MaiväXov uop»?, Eur. lebendig heimkehren, II. 4, 394. Apollod.3,6,b. 

Phoen. 1162. [Höfer.] Stat. Theb. 2, 693. Er soll den vor Theben ge- 

Mainalides (Maivalidrja), Beiname des Pan falienen Tydeus bestattet haben, Paus. 9, 18, 2. 

(s. d.) von dem Gebirge Mainalos, auf dem er — Nach einer Tragödie des Euripides (Anti- 
verehrt wurde. Auson. Technopaign. 8, 8 p. 161. 20 gone) gebar Antigone dem mit ihr vermählten 

Peiper. Vgl. Mainalios. [Höfer.] Haimon, dem Sohne des Kreon, den Maion, 

Mainalios (MairdXiog), der Mainalische, Bei- Aristoph. Byz. Argum. Soph. Antig., vgl. Hyg. 

namedesPan(s.d.), dem derBerg Mainalos inAr- fab. 72. Welcher, Gr. Trag. 2, 563. Nauch, 

kadien lieb und heilig war (Paus. 8, 36, 5), Anth. Tragic. gr. fr. p. 322. Preller, Gr. Myth. 2, 

Plan. 305. Ov. Fast. 4, 650; desBakchoa, derauf 364. S. Antigone Bd. I S. 372, 30. Berl. Vase 

dem Berge gefeiert wurde, Co7«m.l0, 429. Hermes nr. 3240 Furtw. (?) — 2) Alter König von 

heifstMaenalius ales, Stat. Theb. 7, 65. — [Bei- Phrygien und Lydien, das nach ihm Maionia 

name des Parthenopaios, Schol.Stat. Theb. 6 genannt ward; er zeugte mit Dindyme die 

p. 29i Cruceus; vgl. Mainalia; des (ob. Bd.l Kybele, Diod. 3, 58. Steph. B. s. v. Maiovia. 
Sp. 1207 nachzutragenden) Dymas, der vor 30 [Vgl. A. Maury, Hist. de relig. de la Grece ant. 3 

Theben fiel, Stat. Theb. 10, 348. Höfer.] [Stoll.] p. 113 Anm. 2 „Dememe,lenomde Maeon(Mat'en>), 

Mainalis (MaivaXlg), die Mainalische, Bei- quifiguredanslestraditionsphrygiennesetqui 

name der Mainaden, Nonn. Dion. 14, 346. est donne au pere deCybele, parait n'etrequ'une 

34, 164 u. öfter; der Dryaden, Colum. 10, 264. Variante de celui de Mr\v (Men)". Drexler.] 

Kallisto als Gestirn heifst Mainalis ursa, Ov. — 3) Vater oder Grofsvater, Verwandter oder 

Trist. 3, 11, 8.- [Stoll.] Pflegevater dps Homer; daher Maionides ge- 

Mainalos (MaivaXog), 1) der älteste der wohnlicher Beiname des Homer. Nach Hellani- 

ruchlosen Söhne des Lykaon, von welchem hos, Damastes und Pherehydes in Prodi. Vita 

die Stadt und das Gebirge Mainalos oder Mai- Homeri (Schol. in Born. II. ed. Behher, Praefat. 
nalon in Arkadien den Namen hatten. Nach 40 p. 1. Müller, Hut. gr. 1, 46 fr. 6) Sohn des 

seinem Anschlag setzten Lykaon und seine Apellis ans Smyrna, Vater des Homer, Bruder 

Söhne dem bei ihnen eingekehrten Zeus beim des Dios, des Vaters des Hesiod. Vgl. Charax 

Mahle Menschenfleisch vor, Apollod. 3, 8, 1. b. 'Suid. s. v. "Ofirjqog. Nach Ephoros in Plut. 

Paus. 8, 3, 1. Schol. Ap. Rhod. 1, 168. Schol. de vit. et poes. Hom. I c. 2 (Müller, Hist. gr. 1 

Theokr. 1, 124. Steph. B. s. v. MaivaXog. Tzetz. p. 277 fr. 164) Kymäer, Bruder des Apelles nnd 

Lyh. 481 und danach Nat. Com. 9, 9, der als Dios, Vormund der Tochter des Apelles, Kri- 

Quelle den Hellanikos vorgiebt (Müller, Hut. the'is, der Mutter des Homer. Nach Hesiod. 

gr. 1 p. 31 fr. 375). — 2) Sohn des Arkas? et Homeri Certam. c. 2 Sohn des Perses, Vater 

Schol. Ap. Bhod. 1 , 769 MaivaXog dnb Mai- der Mutter Homers. Nach Aristoteles in Plut. 
väXov xov 'Aoxüdog , ras (prjsiv 'EXXdvwog, 50 de vit. et poes. Hom. A. c. 3 (Westermann, Biogr. 

zweifelhaft wegen Schol. Ap. Bhod. 1, 168 M. p. 21) war Maion König von Lydien, der auch 

änb MaiväXov tov 'Aoxääog, ov narrjg Av- über Smyrna herrschte; er heiratete die ihm 

näcov. — 3) Vater der Atalante, Eurip. Plwen. von Seeräubern geschenkte, von einem Dämon 

1162. Apollod. 3, 9, 2. Die Scholien des Euri- schwangere Krithe'is und ward Pflegevater ihres 

pides a. a. 0. erklären Mainalos als den Berg, Endes, des Homer. Über die Genealogie des 

wo sich Atalante (s. d.) gewöhnlich aufhielt. Homer, die auf Apollon und die alten my- 

Vgl. Callim. h. Dian. 224. — 4) Ein Abydener, thischen Sänger Linos, Orpheus u. a. zurück- 

Vater des von Odysseus vor Troia erlegten geführt wird, s. Lobeck, Agl. 1 p. 323 ff. Wel- 

Are'ios, Quint. Sm. 3, 299. — 5) Vater des vor eher, Ep. Cykl. S. 147. — 4) Vater des von dem 

Troia von Neoptolemos getöteten Hippomedon, 60 Telamonier Aias vor Troia erlegten Agelaos, 

den ihm die Nymphe Okyrrhoe am Sangarios Quint. Sm. 3., 229. — 5) Sohn des Phorcus, ein 

geboren, Quint. Sm. 11, 37. [Stoll.] Kämpfer des Turnus, von Aeneas in der Schlacht 

Mainidos (Maiviäog), identisch mit Buzyges, getötet, Verg. Aen. 10, 337. [Stoll.] 
der zuerst in Attika den Pflug angespannt Maionia (Maiovia), Personifikation der Ge- 
haben sollte, Schol. II. 18, 483. [Stoll.] meinde der Maionen in Lydien , auf deren 
Mainoles (MaivoXtjg), Beiname des Dionysos Münzen ihr Haupt mit der Mauerkrone nnd 
(von uaivBO&ai), Cornutus, De nat. deor. 30 der Beischrift MAIONIA erscheint, Mi. 4, 65, 
p. 180 Osann. Aidvveov MaivöXtjv ogyiä^ovai 344. Head, Hist. num. p. 550. [Drexler.] 



j^_.uiL.w*m. 



2285 



Maionis 



Maiumas 



2286 



Maionis (Maiovk), die Maionierin, d. i. Ly- 
dierin, Beiname der Omphale, Ov.Fast. 2,310; 
der Arachne, Ov. Mit. 6, 103. [Stoll.] 

Dii Maiores. 0. I. L. 3, 3292 (Antiana in 
Pannonia inferior): sacrum \ dls . magnis \ 
Maioribus et j sanctissimae \ Sanctitati | u. s. w ; 
3939 (Topusko in Pannonia superior): dibus \ 
Maioribus \ Aurelius \ Secundinus | v. s. I. m; 
3468 (Alt- Ofen; = Orelli- Benzen 5713): Ma- 
ioribus | sanctis. L. Nae\vius. Campanus | käst, 
leg. IUI. Fl | pro. salute. sua. et \ suorum. v. 
s. I. m. [R. Peter.] 

Maira (Maiga, d. i. die Funkelnde, vgl. Eust. 
z. Hom. p. 857, 34. Curtius, Grundz." S. 567, 
daher Name des Hundssternes (auch der Hunds- 
tagshitze) und des Mondes; vgl. Hesych. s. v. 
und Schmidt z. d. St.). 1) eine Nereide (II. 
18, 48. Eust. z. Hom. p. 1131, 4. Hyg. f. praef. 
p. 10 Schm.). — 2) Tochter des Proitos (s. d.) 
und der Anteia, Begleiterin der Artemis, 
von der sie, als sie dem Zeus den Lokros 
geboren hatte, getötet wurde (Od. 11, 326. 
Phtrekyd. b. Schol. Od. 11, 325. Eust. z. Hom. 
p. 1688, 62. Hesych.). Nach anderen starb sie 
als Jungfrau (Schol Od. 11, 326). In der Lesche 
- zu Delphoi war sie von Polygnot auf einem 
Felsen neben dem seinem Schicksale nach ihr 
verwandten Aktaion sitzend dargestellt (Paus. 
10, 30, 5); nach Preller-Bobert, Gr. Myth.* 1, 
459, 8 (vgl. Maafs, Anal. Eratosth. 124 ff.) 
bedeutet Maira hier „die Siriushitze in weib- 
licher Gestalt" (vgl. nr. 5). — 3) Tochter 
des Atlas und Gemahlin des Tegeates, eines 
Sohnes des Lykaon, mit welchem zusammen sie 
auf dem Marktplatze von Tegea ein Grabmal 
hatte (Paus. 8, 48, 6, wo diese Maira mit nr. 2 
verwechselt wird). Um die Ehre des Grabmals 
stritt mit den Tegeaten die Stadt Mantineia, 
in deren Nähe ein nach Maira benanntes Dorf 
lag (Pam. 8, 12, 7. 8,8, 1, wo ein Xogbg Maigä« 
erwähnt wird, ist textkritisch unsicher). Nach 
Paus. 8, 53, 2 f. waren ihre Söhne Leimon (s.d.) und 
Skephros. Letzterer wurde von seinem Biuder 
auf den Verdacht hin, dafs er ihn bei Apollon 
und Artemis verklagt habe, getötet, Leimon 
deshalb von Artemis erschossen. Tegeates und 
Maira suchten nun sogleich die Götter durch 
Opfer zu besänftigen. (Eine Deutung dieses 
Mythus versucht Preller-Bobert, Gr. Mylh. 1, 
464.) Als Söhne des Tegea,tes und der Maira 
erwähnt Paus. 8,53,4 r.och Kydon, Archedios(?) 
und Gortys. — 4) Tochter des argivischen 
Flufsgottes Erasinos, die mit ihren Schwestern 
Byza, Molite und Anchiroe in den Mythus der 
Britomartis verflochten ist bei Anton. Lib. 40. 
— 5) Der treue Hund des Ikarios, der, als 
dieser erschlagen worden war, Erigone zum 
Leichname ihres Vaters führte (Apollod. 3, 14,7. 
Hyg. f. 130. Norm. Dion. 47, 218 ff.). Nach 
dem Selbstmorde seiner Herrin blieb er allein 
an ihrem Grabe und starb vor Sehnsucht 
(Nonn.), nach anderen stürzte er sich in den 
Brunnen Onigros. Zeus oder Dionysos ver- 
setzte ihn mit Ikarios und Erigone an den 
Himmel, wo er als der kleine Hund (Canicula, 
Prokyon) erglänzt (Hyg. astr. 2, 4. Schol. in 
Caes. Germ. Arat. p. 389 Eyssenh. ; vgl. Oo. fast. 4, 
939) oder als das Hundsgestirn selbst (Nonn. 



Dion. 16, 200. 47, 261; vgl. 5, 221. 269. 12, 287. 
20,79. 43,169. 188, woMcügr) steht; Hesych. s.v.). 
Aus dieser Identificierung mit Seirios erklärt 
sich die Angabe bei Tzetz. Lyk. 334, Maira sei 
ein Hund des Orion gewesen. Über die Be- 
deutung der Maira im Naturmärchen des atti- 
schen Ikaria vgl. Preller-Robert, Griech. Myth. 
1, 668 und den Art. Ikarios. [S. auch Ztschr. 
f. Num. 13 p. 309-310. Drexler.] — 6) = Selene 
10 (s. d.); Hesvch. [Sehirmer.] 

Kairo 2 (Mcugu?), Tochter des Oinopion und 
der Nymphe Helike, von Orion (s. d.) geliebt 
nach Parthen. n. hgiaz. na». 20. Die Hand- 
schriften bieten Aigtä, wofür Meineke Maigw, 
Hercher Tlr\gcö lesen wollte. Da Oinopions 
Tochter sonst Msgönrj heilst (Hesiod. b. Erat. 
Catart. 32. Pherekyd. b. Apollod. bibl. 1, 4, 3; 
vgl. Hygin. p. astr. 2, 34 ; s. auch Hesiod. b. Schol. 
Nie. Ther. 15, wo die Geliebte des Orion 
20 Aegontj (?) = Msgönri genannt wird, so ist 
vielleicht bei Parthen. a. a. 0. Mcgiö (= Kurz- 
form für Megönrj) zu lesen, woraus dann die 
Lesart [M\<ugm entstanden sein könnte. Wie 
ich nachträglich aus Dibbelt, Quaest. Coae 
mythol. p. 7 Anm. 1 ersehe, hat schon Maafs, 
Philol. Unters. 6, 130 Megd statt Aigm bei 
Parthen. a. a. 0. vorgeschlagen. [Röscher.] 

Maisis (Maiaig), Spartaner, Sohn des Hyraios, 
Enkel des Aigeus, Nachkomme des aus Theben 
30 nach Lakedaimon ausgewanderten Oidipodiden 
Autesion (s.d.); errichtete mit seinen Brüdern 
Laias und Europas in Sparta Heroa seiner Vor- 
fahren Oiolykos und Aigeus, sowie ein Heroon 
des Amphüochos, dessen Schwester Demonassa 
Mutter ihres Vorfahren Tisamenos gewesen, 
Paus. 3, 15, 6. [Stoll.] 
Mamma (?) s. Maiumas am Ende. 
Maiumas (MaTCovnäs), ein unter argen Aus- 
schweifungen begangenes Fest, über welches 
40 wir nur wenig unterrichtet sind. Ich be- 
schränke mich daher auf Angabe der mo- 
dernen Autoren, welche dasselbe behandeln: 
Andreas Bivinus, Diatribe de Maiumis, Mai- 
campis et Boncaliis in Graeeius, Collectio disser- 
tationum rarissimarum historico-philologicarum. 
Traj. Bat. 1716. 4° p. 536 — 621. Gothofredus 
zum Codex Theodosianus 15, 6 Tom. 5 p. 405 
— 408 ed. Bitter = p. 357—360 der Lyoner 
Ausg. von 1665. K. 0- Müller, Kunstarch. Werke 
50 5 p.°33f. Anm. 3. Etienne Chastel, Hist. de la 
destruetion du paganisme dans l'empire d : 'Orient. 
Paris 1860 p. 213 Anm. 4. Teuffei s. v. Maiuma 
in Paulys B.-E.i p. 1458 — 1459. Stark, Gaza 
p. 596 — 598. P. Scholz, Götzendienst u. Zauber- 
wesen bei den alten Hebräern p. 322. Preller, 
B. M. 2 3 p. 399, sowie auf folgende kurze No- 
tizen. Malalas p. 284 f. Dind. berichtet, dafs 
Commodus zur Feier desselben in Antiocheia 
am Orontes eine gewisse Geldsumme bestimmt 
60 habe: Ofioimg Se k«1 eig Xöyov eyirjvi.7ir l g iog- 
rijs vvyiTEgivrjs eniTelovfievrig naxä ei/j y' , zmv 
Xtyoaevmv 'Ogyioav, omg Sozi avczriglmv Jio- 
vvaov x«i 'A<figoSCzj]q, zovz' saü zov Xfyopävov 
Mcüovyä öiä zo sv zw uata> zä Mal agzifiialm 
prjvl iiurelsiefrcu zi\v clvztjv^ iogzi\v, üqxögios 
<pav8gäv %gvoiov Ttoaözrjza Xöya> XapnäStav Y.ul 
yuxvdrjXmv xai zäv aXXmv zäsv itgo%<OQOvvz<av 
inl tijv Ttttvriyvgiv zmv X' rjfiegäv zsgnväv 



2287 



Maiiunas 



Matar 



2288 



nuvvv%i8av. Als die Antiochener bereits zum 
Teil zum Christentum abgefallen waren und 
die ganze Stadt für den Kultus des Apollon 
in Daphne nicht einen einzigen Stier übrig 
hatte, verschwendeten viele von ihnen, wie 
ihnen Iulian im Misopogon (Op. p. 362 ed. 
Spanli.) vorwirft, ihr Geld für .die Fest- 
schmäuse des Maiumas. Nach Theophanes 
Chronogr. p. 699 ed. Classen = 1 p. 541 



mittelbar auf die obige Angabe folgenden Notiz: 
szsXovv dl fiE^e 1 « 'Avaaxaaiov ßaaiXscog ot, ev 
Kmvazavzlvov tioXsi navrjyvgiv zäv Bgvzäv. 
Kai zavzrjv 'Avocczäaiog iitavas, ganz abgesehen 
davon, dafs er Ostia und Konstantinopel ver- 
wechselt, ohne weiteres auf die Identität der 
Bgvzä und des Maiumas geschlossen. So wenig 
aber die weiterhin bei Suidas folgende Erwäh- 
nung des Festes der Hundetötung in Rom mit 



2T6/n5-3-.1= £ A£JB - =i- *» - -» S *«r= 



eu. ue jjuui iu<u»«»"""v ~ _ -- - 

Leon IV in Konstantinopel, nicht wie Stark 
p. 596 falsch versteht in der syrischen Pro- 
vinz Sophene, einen Maiumas (ö 6s ßaeiXsvg 
noineag MaCovpüv sv Zoyiccvuis), obgleich 
das Fest bereits in der zweiten Hälfte des 
4 Jahrhunderts von den christlichen Kai- 
sern bald verboten, bald mit gewissen Be- 
schränkungen erlaubt, bald wieder aufgehoben 
worden war. So bestimmten am 25. April 396 



braucht man einen Zusammenhang zwischen 
dem Maiumas und den Bgvzä anzunehmen. 
Vollständig willkürlich endlich ist es, wenn 
Preller, Ber. d. Säch. Ges. 1849 p. 24 Anm. 124 
und B. M. 2 3 p. 399; Mommsen, Eph. epigr. 3 
p. 329 und Beville, Die Religion zu Born unter 
den Severem p. 72 von einer Göttin Mamma 
als einer Form der syrischen Venus reden, die 
vermutlich durch den Handelsverkehr von Gaza 



worden war. so bestimmten aiu ^u. &ji"i «.>« ,~™-~-- -- - i-tw«-i<».i 

Arcadius und Honorius: Clementiae Nostrae 20 nach Ostia gelangt sei [Drexler.] 
Arcaaius uim xluiiui ._..,-...„ i„. t ;,;„ lW,,,nrni« Rinfim Gotte dies« 



placuit, ut Mammae provincialibus laetitia 
redderetur, ita tarnen, ut servetur honestas, et 
verecundia eastis moribus perseveret, Cod. Theod. 
15, 6, 1. Cod. lustin. 11, 45 (46). woraus sich 
ergiebt dafs bereits vor diesem Jahre ein Ver- 
bot erfolgt war. Schon am 4. Oktober 399 aber 
verordneten dieselben Kaiser: Ludicras artes 
concedimus agitari, ne ex nimiä harum restnc- 
tione tristitia generetur. Illud verö, quod sibi 



Mainrrus7 Einem Gotte dieses Namens 
widmet ein C. Flavius Secundinus bei Antibes 
einen Votivstein, C. I. L. 12, 165 (im Museum zu 
St. Germain, vgl. Bull, epigr. 1 p. 199). [M. Ihm.] 

Mains. Nach Macrobius 1, 12, 17 wurde in 
Tusculum ein Gott Maius verehrt: sunt qu% 
hunc mensem (d. i. der Mai) ad nostros fastos 
a Tusculanis transisse commemorent, apud quos 
nunc quoque vocatur deus Maius, qui est lup- 



!= TZLrSZ Ä 7iS= . ^sSÄ-SSSÄttS 



foedum atque indecorum spectaculum, denega 
mus, Cod. Theod. 15, 6, 2. v. Lasaulx, Der 
Unterqang des Hellenismus p. 115 Anm. 324. 
Der Name bedeutet nach Teufftl p.1459 Anm * 
und Scholz p. 322 „Wasser des Meeres". Da 
den gleichen Namen die Hafenstadt von Gaza 
führte, vermutet Stark p. 596 — 598, dafs da- 
selbst die ursprüngliche Stätte des Festes zu 

S iÄa gefeilt: Javßv^ fiyszo iv xfj lauer diesen neben Maia verehrten, ™ » 

*n ' _\ _A„. M^mti u/ritte* rmv leaoaXlov 



Danach wurde also, vorausgesetzt dals die 
Worte qui est luppiter mehr enthalten als 
einen seinem Werte nach nicht bestimmbaren 
Deutungs versuch, im tusculanischen Kult die 
Vorstellung eines im Wachstum der Natur 
waltenden Gottes, als welchen wir Maius auf 
Grund seines Namens und der Vergleichung 
mit der römischen Maia erklären dürfen 
(s. Maia II), an luppiter angeknüpft (deus Maius 



'PcöpTi kutcc zbv Mäiov fiiiva. zt\v nagaXiov 
■**xüXuy.ßävovzsg nöXtv, trjv Xsyopivriv Oaziav, 
01 rä iig&za zi\g 'Prä^S zsXoivzsg n Svna»uv 
rivBl%ovTO, sv roig »aXazziois vSaaiv aXXrjXovg 
lußäXXovzsg o&sv Kai MaCovpäs b xjje zoiavzrig 
iogzijg wigog mvoiui&xo. Auch die Basihken- 
glossen verzeichnen: Maiovfiäg sogzii szsXsizo 



sagt, ist nirgends überliefert). Eine gefälschte 
Widmung an luppiter Maius C. I. L. 14, 216 
(= Orelli- Mensen 5637; 'basis Tusculana'). 
*■ [R. Peter.] 

Makar (Manag), 1) Sohn des Helios und der 
Rhodos, der, nachdem er mit seinen Brüdern 
aus Neid seinen Bruder Tenages (Phaethon) 



Ä==r=rz^^^ 



MaCovnäv sizsrslseuv 01 Pmfiaioi, Maiov (irjvog 
slg TtfiTJ» zfjg Malag. Indessen hat Teuffei wohl 
recht, wenn er diese Notizen auf ein ander- 
weitig für die Tiberinsel bezeugtes Fest be- 
zieht hinsichtlich des Namens Maiumas aber 
bemerkt: „Dafs indessen dieses Fest Mamma 
geheifsen habe, wird von keinem Schriftsteller 
Bonst angegeben und ist wegen der fremd- 
artigen Bildung des Namens überaus unwahr 



Insel den Namen Makaria gab (HellaniJc. bei 
Schol. Bind. Ol. 7, 135, wo er Makareus (s. d.) 
heifst, Zenon b. Diod. 5, 56 f.). Von Rhodos hatte 
er nach Nonn. Dion. 14, 44 mit seinen Brüdern 
Thrinax und Augas die Teichinen vertrieben. 
Nach Hesiod und anderen Dichtern erzählt 
Diod. 5, 81 f. also: Nach der deukalionischen 
Flut besiedelte die Insel Lesbos Makareus 
(auch hier diese Form), ein Sohn des Krina- 



Äcr ^imlr =t SS 3 der 6 ok7s7ein Enkel des Zeus, nachdem er aus 
scneinucn vieimc „ „, . Aohaia mlt Ioniern und anderem 



Glossator diese ludi Tiberini wegen ihrer Ähn- 
lichkeit mit einem syrischen Feste des Namens 
verwechselt zu haben und von hier ans auf 
seine Ableitung des Wortes und auf die Da- 
tierung in den Mai geführt worden zu sein." 
Wenn ferner Stark p. 597 behauptet, erst Ana- 
stasios I. habe diesem Feste in Ostia em Ende 
gemacht, so hat er aus der bei Suidas un- 



Olenos in Achaia mit Ioniern und anderem 
Volk dahin gekommen war. Seine Tochter 
Methymna heiratete den Lesbos, den Sohn 
des Lapithes, einen Enkel des Aiolos, der 
vermöge seines Ansehens der Insel den Namen 
gab. Nach dieser und nach einer anderen 
Tochter Mytilene wurden die beiden Haupt- 
städte benannt. M. schickte auch Kolonisten 



X 



2289 



Makareis 



Makareus 



2290 



unter einem seiner Söhne nach Chios (vgl. 
Ephor. bei Athen. 3, 105 E), unter Kydrolaos 
nach Samos, tinter Neandros nach Kos, unter 
Lenkippos nach Rhodos. Auch zeichnete er 
sich als Gesetzgeber aus. Dieser Makar ist 
der homerische Herrscher von Lesbos (II. 24, 
544 u. Schol. Strab. 8, 356. 13, 586). Bei Paus. 
10, 38, 4 (vgl. Hom. h. Ap. 37) wird er (vgl. 
übrigens Tümpels Zusatz zum Artikel Makareus 



als der Frevel bekannt geworden war und der 
Vater Kanake znm Selbstmorde getrieben (Hyg. 
f. 243) oder selbst getötet hatte {Hyg. f. 238). 
In diesem Sinne hatte Euripides in seinem 
Aiolosifrg. 14—42 Nauck) die alte Naturfabel von 
den paarweise verbundenen Söhnen und Töch- 
tern des Windgottes bearbeitet (Aristoph. nub. 
1371 ff. u. Schol Dion. Hai. rhet. 9, 11. Plut. 
parall. 28. Stob. flor. 64, 35). Nach ihm er- 



nr. 2) Sohn des Aiolos, eine Tochter von ihm 10 7'ählte Oviä. Her. 11 (vgl. Trist. i, 384. 16. 560; 



Amphissa (Issa? s. unten) genannt, welche der 
phokischen Stadt den Namen gegeben haben 
soll und von Apollon geliebt wurde. Nach 
Schol. Yen. B II. 24, 544 war Makar Sohn des 
Ilos (Aiolos?) und der Mitylene, und seine 
Gattin hiefs Lesbos. Dion. Halic. 1, 18 macht 
ihn zum Sohne des Kriasos. Steph. Byz. nennt 
aufser den erwähnten Töchtern Methymna, die 
nach ihm den Lepetymnos heiratete, und My- 



ferner Plato legg. 8, 838 C. Antiphan. Aiolos 
frg. 18 Kock b. Athen. 10 p. 444C. C. A. F. 2, 
16f., wo eine Parodie vorzuliegen scheint). 
S. Aiolos nr. 1 u. 3 und Kalkmann, Arch. 
Ztg. 41, 57ff. [Sostratos {Tyrrhenika 2 frg. 1 
bei Plutareh. parall. hist. gr. et rom. 28 
und Stob. Flor. 64, 36. F. H. G. 4, 604), 
der hier schwerlich, wie Welcher (Griech. Trag. 
2, 861) wollte, dem Euripides folgte, sondern 



tilene, die auch als Tochter des Pelops galt 20 einer selbständigen alexandrinischen Bearbei 



und nach einigen von Poseidon Mutter des 
Myton war, noch als Kinder: Antissa, Arisbe 
(nach Ephor. Tochter des Merops und erste 
Frau des Paris, vgl. Serv. Verg. Arn. 9, 264), 
Issa (nach Ov. Met. 6, 124 Geliebte des Apollon) 
und den Eresos (Steph. Byz. s. vv. Ebenda s. v. 
'JyKfirjSjj ist Managtag zu lesen). Clem. Alex, 
protr. p 9, 24 (Sylb.) erwähnt (nach Myrsilos frg.i. 
F. IT. G. 4, 457 f.) eine Tochter Megaklo, die mit 



hing (Bohde, Griech. Boman 100, 2), nennt als 
Mutter des Makareus Amphithea und giebt ihm 
5 Brüder und aufser Kanake 2 Schwestern ; 
Aiolos, der Vater, ist ihm ein Tyrrhenerkönig. 
Da Hellanikos auf Lesbos eine Tyrsener- 
kolonie MSrceov (Steph. Byz. s. v.), und Dio- 
doros (13, 97) ein lesbisches Vorgebirge Karig 
kennt, offenbar gegenüberliegend dem klein- 
asiatischen Kavfj in der gleichfalls von Tyr- 



Hülfe der Musen den Zorn des Vaters gegen die 30 senern besetzten Aiolis, so darf man Kavänr) 



Mutter besänftigt und aus Dankbarkeit den Kul- 
tus der lesbischen 7 Musen (vgl. Art. AeaßiSag 
sjtTct) eingeführt haben soll. S. jetzt PTwZoZ. N.F. 
2, 122 ff. [Man hat in dem Namen, wie auch in 
Makeris, eine AbkürzungundVerstümmelung des 
Namens des phoinikischen Melkart erkannt, Ols- 
hansen, Über phoenik. Ortsnamen außerhalb 
des semit. Sprachgebiets, Bhein. Mus. N. F. 8 
1853 p. 328 f£ Schröder. Die phoen. Sprache 



als die Eponyme von Kccvi'g, Makareus als den 
lesbischen Makar ansehen. Tümpel.] Vgl. 
auch Kalkmann, Arch. Zeit. 1883 Sp. 51 ff. 
Taf. 7, 1. Jatta, Not. degli scavi di ant. 1893 
p. 73—79 und dazu E. Petersen, Witt. d. Ksl. D. 
A. Inst. Böm. Abt. 8, 1893 p. 332f. Drexler.] — 
3) Einer der 50 Söhne des Lykaon (Apollod. 3, 
8, 1), Gründer von Makaria in Arkadien (Paus. 
8, 3, 2 f.). — 4) Einer der Lapithen (s. d.\ der 



p. 100 f. 108. L. Müller, Numismatigue de l'anc. 40 auf der Hochzeit des Peirithoos den Kentauren 



Afrigue 2 p. 13 und Anm. 2, p. 33 Anm. 4; 
3 p. 24. 66. Baudissin, Stud. 2. semit. Beligions- 
gesch. 2 p. 166f. H. Letoy, Neue Jahrbb. f. Phil. 
1892 p. 171. V. Berard, De Voriqine des eultes 
arcadieri8. Paris 1894 p. 17. Wunderlich ist 
Movers (Phoen. 1 p. 421) Erklärung des Na- 
mens als „Sehnendurchschneider, Kniekehl- 
zerhauer". [Zur Form Münue und Mcmugevg 
s. Meineke, Anal. Alex. 276. E. Maass, Myth. 



Erigdupos tötete (Ov. Met. 12, 452 f.), [wohl 
Eponymos des thessalischen Ma«[x]o!po;t bei 
Steph. Byz.; s. Lapithen. R.]. — 5) Ein am Ge- 
stade von Cajeta von Aineias angetroffener 
Gefährte des Odysseus (Ov. Met. 14, 159ff.). 
— 6) Gemahl der Ukalegontochter Sphinx 
(Lysimachos Thebaika paradoxa 1, frg. 5 aus 
Schol. Eur. Phoen. 26. F. H. G. 3, 336). [Vgl. 
den Ximv des lesbischen Gesetzgebers Maka- 



Kurmamen, Hermes 23 [1888], 617. — Makar 50 reus bei Diodor 5, 81 mit dieser doch wohl 

_-ii. _i. oi.-ri__ j_- tt.:i._i j-_ t->.- löwengestaltigen Sphinx. Tümpel.] — 7) Vater 

der Euboia, die dem Apollon den Agreus gebar 
(Hyg. f. 161). — [8) Mytilenäischer Priester 
des Dionysos, mild und bieder von Aussehen, 
aber fiähera ävoaicözatog dvSgäv, tötete mit 
dem Thyrsos seine Gattin im Zorn, weil sie 
ihren ältesten Sohn erschlagen hatte. Dieser 
hatte nämlich mit seinem jüngeren Bruder im 
Spiele die Opferhandlung des Vaters mit 
60 dessen oepayts nachgeahmt und ihn durch 



gilt als Stifter des Heiligtumes des Dionysos 
Brisaios, Androtion im Etym. M. 214, 7; vgl. 
Wide, Lakonische Kulte 163 Anm. 2 zu S. 162. 
J3 Höfer.] — 2) Häufiges Epitheton der Götter, wie 
fiüyiuiQa der Göttinnen, s. Boehls Indices zum 
C. I. Gr. p. 26 und Bruchmanns Epitheta 
deorum unter den einzelnen Götternamen. 
Drexler.] [Schirmer.] 

Makareis (Mcrxugriig) , Tochter des Maka- 
reus, Issa, Ov. Met. 6,124. [Stoll.] 

Makareus (MamxQsvs). 1) Bei Hellanik. frg. 
107 bei Schol. Find. Ol. 7, 135. F. H. G. 1, 59. 
Diod. 5, 81 und Nonn. Dion. 14, 44 = Makar 
(s. d.). — 2) Sohn des (ursprünglich wohl thessa- 
lischen, vgl. Apollod. 1, 7, 3. Serv. Verg. Aen. 
1,_ 75. Preller, Griech. Mythol. 1, 620 A. 4) 
Aiolos, der in sträflicher Liebe zu seiner 
Schwester Kanake entbrannte und sich tötete, 



einen Schnitt in den Hals getötet, darauf aber 
auf dem von den TQteTrjQCSsg noch warmen 
Altar des Dionysos trotz seines Schreiens ver- 
brannt. Diese Verkettung war die Strafe des 
Gottes für einen früheren Frevel des Maka- 
reus. Dieser hatte einst das im Tempel hinter- 
legte Gold eines Fremden unterschlagen und 
diesen, als er sein Eigentum zurückverlangte, 



2291 Makaria Makeris 2292 

im Winkel de, AL^ig*» (jj*«^ fiK^SÄÄe^ 

SSgSftoAÄ leihen Makar bei P os, &*. By, *^£™?ߣ& 
verschiedene Wendungen derselben lesbischen bei Muller, Eist. gr. 1 p. 61. -4) bota . oes 

bestattet (*S\Eunp Herald Vit *"*V»- un ™ ,| d / einsetzt Er kom biniert da- 

STf ffi V nS? L b v g V w r tag de'Ät -Wh venera mit dem Blitze 

Henker! {Hesych. s^. Jim *":£ T ' d z £ ersc hlagen werden mitsamt ihrem pnnceps 
8 ' 5 1 ' • ^> W auck~Pvrr£ genannt X. 40 Damo. g Nur werden hier gerade die Schwestern 

Zm riÄiCv.SS ^rettet und vielmehr Macelo cum « (ohne 

H^ofS-p^Ä«^- Namen) j»-^ w» «eg«.**» getötet. Das 

SthÄÄlX^ -=ine\£ffi=Ve^ÄÄ 

SSÄ 6 " &.-«-" h ?«r: - i?2Z SS« ^f^ichUS" dÄ*£ durch 

W ° men P ^?a oSTSoi Ä' PI ™- Zeu ? auS blrofÄ, 365ff, durch Apol- 

äl d s e Ä e einem 6 „dem L*eben der ^ sondern J^o^^ten^^ 

sä^t^S^S? |~^ G SS-ndarsK; 

Makpdnos Utfa M 9i>oc), einer von den 50 Söh- sie sonst sind (so bei Nonnos selbst 14. 40: Po- 
j Tf^ ?S/s« 11 rSchirmerl seidon ihr Vater; v. 42: ScUpwvss i>y<>o»o{ioi ; 
ne MÄeiS (XiÄ bei 'bkhUauch X- JMK««*a. Del.' 31: Schmiede seines Drei- 
»J^S/1 Ä.Per.254), der Stamm- zacks)^ sowie die Emflechtung *£ *jg™ 
Sos der Mazedonier nach^ welchem Mak.eo <™J^S^&££Ä 
doma *ll™rt™. r J\ f* l%"r& alter hisTorisierter sagenhafter Räuber und gewalt- 

Ä SÄ dTs &££ fiM in jL benannt sein solite; Wo b. ,W 

P VÄ K ÄÜ» iÄ ££>1ftt M if ^ d KS 

Siton. Per. 427. ScM. Ä 14, 226, wo Jug xal Makeris (M«k W *S, -tfos), Vater des bardos, 



2293 Maxitai Malachbelos 2294 

des Führers der Libyer, welche Sardinien be- Inscriplions semitiques den ersten Bestandteil 

siedelten. Makeris führte bei den Ägyptern des Namens als Verbum, also = Bei herrscht 

und Libyern den Beinamen Herakles; als seine auffafst) ist der Ansicht, dafs das Wort aus 

bekannteste That wird erwähnt der Gang nach zwei Götternamen zusammengesetzt ist. Er 

Delphoi (Paus. 10, 17, 2). [Schirmer.] sagt: „Vielmehr ist '■jVa Gottesname, ent- 

Maxsrai, Makedonierinnen(Max£T»2s = .Ma- sprechend dem phönikischen Milk, ammoni- 

ksSwv), wurden die Bakchantinnen genannt, tischen Milkom, assyrischen Malik. Dieser ^ia 

Athen. 5,198 e. Eust. z. Hom. IL £320p.989, 32. ist in Palmyra, wo er Malak ausgesprochen 

In Makedonien wurden die Orgien des Bakchos wuide, mit Bei verschmolzen, ebenso wie bei 

und die Weihen des Orpheus von den bak- 10 den Phönikiern Milk mit Baal zu ishsba, 

chantischen Klodonen oder Mimallonen, wie sie wie in Babylonien Anu mit Malik zu ^»2S>, 

dort hiefsen, in besonders fanatischer Weise wie bei den Syrern Hadad mit Rimmon zu 

gefeiert. Vgl. Lydai u. Mainaden. [Stoll.l "jUalinn." 

Makistios (Maniatiog), Beiname des Herakles, Man hat in ihm einen Sonnengott zu er- 
der unweit der triphylischen Stadt Makistos kennen. Auf einem Thonsiegel und einer 
ein Heiligtum hatte, Strabon 8, 348. Müller, Münze von Palmyra trägt er den Strahlen- 
Orchom. S. 372. [Stoll.] kränz. Eine bilingue Inschrift in Rom giebt 

Makistos (Mdxiotog), Sohn des Athamas, basin wieder durch Sol sanctissimus, und die 

Bruder des Phrixos, Gründer der minyeischen derselben beigegebenen Basreliefs zeigen die 

Stadt Makistos in dem triphylischen Elis, wäh- 20 Büste des Sonnengottes auf einem Adler und 

rend die benachbarte triphylische Stadt Phrixa dieselbe Gottheit anf einem von Greifen ge- 

am Alpheios auf seinen Bruder zurückgeführt zogenen Wagen. Endlich bezeichnet ihn eine 

wird, Steph. B. s. v. MäxtOTog. Müller, Orchom. in Rom gefundene Inschrift geradezu als deus 

S. 371 f. Curtius, Peloponnes 2, 82 f. 90. So! invictus Malachibelus und eine aus Sarmi- 

[Stoll.] zegetusa als deus Sol Malagbel. Da die Sonne 

Makris (MctKQig), 1) Tochter des Aristaios aber als Schemesch in Palmyra selbständige 
auf der Insel Euboia, welche vor alters Ma- Verehrung genofs (Baethgen p. 88 — 89), will 
kris hiefs. Sie nährte und erzog mit ihrem de Vogüe in Malachbel speziell „die Sonne in 
Vater den Dionysos, welchen Hermes ihr nach ihrem Aufsteigen, die Besiegerin der Finster- 
seiner Geburt überbracht hatte, weshalb auch 30 nis und der Nacht, welche Besitz nimmt C"|ba) 
Dionysos Euboia besonders liebte und segnete; von ihrem himmlischen Reiche im Beginn ihres 
s. Bd. 1 Sp. 1049, 37. Preller, Gr. Myth.\,hhl. Laufes" erkennen. Dagegen macht Baethgen 
Nachdem aber die zürnende Hera, welcher Eu- p. 85 geltend, dafs diese Deutung nur auf der 
boia heilig war, sie von dort vertrieben hatte, irrigen Auffassung von '"jia als Verbum beruht, 
kam sie mit Dionysos nach der Insel der Phaia- Gewöhnlich erscheint Malachbel in Palmyra 
ken Kerkyra, die auch Makris hiefs, und wohnte in den Inschriften und bildlichen Darstellungen 
hier in einer Grotte mit doppeltem Eingang verbunden mit anderen Gottheiten. In der stark 
(8i9vQUi!jg, s. Dithyrambos nr. 1), in welcher verwitterten palmyrenischen Inschrift bei Mordt- 
später lason und Medeia auf Anordnung des mann, Neue Beiträge zur Kunde Palmyras, 
Alkinoos ihre Vermählung feierten, Ap. Bhod. 40 Sitzungsber. d. philos.-philol. u. hist. Kl. der kgl. 
4, 1131 u. Schol. zu 1131. 1138; vgl. Ap. Bhod. bayerischen Ale. d. W. 1875 2 (Suppl.-)Heft 3 
4, 540. 990 [und über die Übertragung des p. 44 nr. 24 sind leider nur die Worte „und 
Namens zugleich mit der Argonautensage aus dem Malakbel" zu erkennen. Dagegen tragen 
Euboia noch Kerkyra durch die Chalkidier: zahlreiche in Palmyra gefundene Terracotta- 
v. Wilamowitz, Homer. Unters. 172. Tümpel.]. lampen die palmyreniäche Inschrift „Aglibol 
Bei Nonn. Dion. 21, 191 heifst sie Kqovitj und Malakbel", de Vogüe, Butt. arch. de V Athen. 
NvfMpri, diwvvooio ti&qvrj. — 2) Amme der frang. 1855 p. 102 — 104 und Syrie centrale. 
Hera auf Euboia, nach welcher diese Insel Inseriptions semitiques p. 84 nr. 140 = Levy, 
den Namen Makris hatte, Schol. II. 2, 535. ZDMG. 18 1864 p. 99 nr. 15 Taf. 2 nr. 15. 
Flut. fr. de Daedal. Plataeens. 3 (ed. Tauchn. 6 50 Mordtmann a. a. 0. p. 64 zu nr. 87. P. Schröder, 
p. 348). [Stoll.] ZDMG.S9 1885 p.357, abgeb. p.358. deVogüe 

MaxQÖßioi, die Nymphen (s. d.) bei den vermutet, dafs sie vor dem Altar oder der 

Rhodiern, Hesych. s. v. Heffter, Götterdienste Statue der beiden Lichtgottheiten angezündet 

auf Blwdos 3, 68. [Stoll.] wurden. Dieselbe Inschrift findet sich auf dem 

Makroptolemos (MaK^ontölsiiog) = Tele- Reverseines palmyrenischen Thonsiegels, dessen 

machos (s. d.); Theoer. Syr. 1 = Bekkeri Obvers ein Weinblatt zeigt, Mordtmann p. 63 

Anecd. p. 734. [Röscher.] nr. 87. Beiden Gottheiten zusammen ist als 

Malachbelos, Malagbelus (MaXccxßfjlog), pal- den itazQmoig &eoig der Palmyrener auch die 

myrenische Gottheit. Den Namen übersetzt berühmte Inschrift zu Rom O. I. Gr. 6015 = 
de Vogüe, Bull. arch. de V Athen, franc. 1855 oo Kaibel, Inscr. Gr. Sic. et Ital. 971 geweiht, 

p. 103 mit „Belus-Boi", wie ihn auch Lajard, Wie die Mondsichel an den Schultern des 

Ann. d. Inst, di corr. arch. 1847 p. 66. Sayce Aglibol auf dem dieser Inschrift beigegebenen 

(s. Korrespondenzblatt des Vereins für Sieben- Basrelief .zeigt, ist dieser als eine Mondgott- 

bürgische Landeskunde 6 1883 p. 55). Eeville, heit aufzufassen. Ebenso mit der Mondsichel 

Die Religion zu Born unter den Sevcrern p. 68 an den Schultern ausgestattet zeigt ihn eine 

durch „König Baal" wiedergeben. Baethgen, palmyrenische Tessera, deren Revers einen 

Beitr. zur semit. Beligionsgesch. p. 84 (nach grofsen und einen kleinen Halbmond nebst 

dessen Angabe de Vogüe in Syrie centrale. fünf die Planeten darstellenden Kügolchen, so- 



2295 Malachbelos Malachbelos 2296 

wie die Inschrift „Aglibol erhält den Garibä" richteten Altäre, anderen Göttern darbringen." 
(oder nach Baethgen p. 85 „Aglibol, stärke den Baudissin, BealencyM. f. prot. Theol. u. Kirche 
Geriba") aufweist, de Vogüe, Syrie centr. p. 84 2 2 p. 34 erkennt hier „das in der späteren Zeit 
nr. 141. Dagegen scheint ihn als Sonnengott des Heidentums allgemein verbreitete Streben 
darzustellen eine Münze von Palmyra, welche nach der Zusammenfassung der verschiedenen 
Mordtmann p. 74 nr. 12 so beschreibt: „Büste Gottheiten in einer höheren Einheit", 
des jugendlichen Sonnengottes, nach rechts. In einer bilinguen Inschrift von Palmyra 
Legende: ArAIBCOAO(s). Es. Bin Altar, rechts (<7. 1. Gr. 4480. Waddington, Syrie 2588. de Vo- 
ein Palmenzweig. Grenetis." Ein Seitenstück güe, Syrie centr. p. 7 nr. 3) werden nebenein- 
hierzu ist es, wenn die andere palmyrenische 10 ander genannt als Tcaz^woi. Qtoi [Mu~\\a%$riXog, 
Mondgottheit Iarhibol in einer Inschrift von Tv%rj ®at(ieiog und ['jTag]yaTig. In dem Worte 
Apuluin, C. I. L. 3, 1108 (s. oben Bd. 1 Sp. 2656), ThaimI des entsprechenden aramäischen Textes 
als deus Sol Hierobolus bezeichnet wird. Im meinte de Vogüe den einheimischen Namen einer 
übrigen kommt Aglibol vielleicht noch in der der griechischen Tyche wesensgleichen Glücks- 
palmyrenischen Inschrift bei Mordtmann p. 44 göttin zu entdecken , sodafs Tv%rj die Über- 
nr. 25 vor. Den Namen dieses Gottes hält setzung von ©atfitiog wäre. Indessen erklärt 
de Vogüe, Syrie centr. p. 64 für zusammen- Noldeke, ZBMG. 24 p. 88 Anm. 2, dafs Thaimi 
gesetzt aus dem Gottesnamen Bol und Vä?, nicht den Namen einer Gottheit bezeichnen 
„junger Stier", und läfst darnach den Aglibol könne und dafs man in der Tv%r\ ®aipstog 
personifizieren „la nouvelle lune dam son action 20 die Tyche des ThaimI zu erkennen habe. 
renovatrice et fecondante, action symbolisee d'or- Mordtmann, welcher in den Neuen Beiträgen 
dinaire par le taureau", Levy a. a. 0. p. 103 zur Kunde Palmyras p. 6 noch de Vogue's An- 
erklärt den ersten Bestandteil des Wortes aus sieht verteidigte, deutet in seinem Aufsatz 
der runden Gestalt des Mondes (von Ms rund), Mythol. Miscellen. IL Gad- Tyche, ZBMG. 
Scholz, Götzendienst und Zauberwesen bei den 1887 [p. 99 — 101] p. 100 die Tojjij ©aipsiog 
alten Hebräern aus dem schnellen Lauf (agal, als die Glücksgottheit (Gad) des Stammes der 
agala festinatio) dieses Gestirns, während Thaimi, und Baethgen p. 78 hat sich seiner 
Baethgen p. 86 Aglibol ebenso wie Malachbel Meinung angeschlossen, während Wellhausen, 
für einen aus zwei Götternamen zusammen- Skizzen u. Vorarbeiten 3 p. 61 wieder Taimi für 
geschmolzenen Gottesnamen hält. 30 einen Gottesnamen erklärt. Mit dieser syrischen, 
Vermehrt um den Herrn des Himmels Baal- übrigens männlichen {Baethgen p. 78) Glücks- 
schamen (s. Baethgen p. 82—83) erscheinen die gottheit Gad, und zwar wieder mit dem Gad 
beiden Gottheiten Malachbel UDd Aglibol auf des Stammes der ThaimI zusammen, wird 
einem von de Vogüe p. 64 f. 77 nr. 126 a ver- Malachbel auch verbunden in der Revers- 
zeichneten Thonsiegel. Der Obvers desselben inschrift eines Thonsiegels, welches im Obvers 
zeigt den Malku, Sohn des Wahballath, auf einen 1. h. schreitenden Löwen, das Symbol 
dem Totenlager, der Revers in einer spitz- und einen Ochsenkopf zeigt, Mordtmann, Neue 
giebeligen Aedicula nebeneinander stehend in Beitr. z. Kunde Palmyras p. 64 nr. 88. 
römischer Kriegertracht (kurzer Tunica, Kürafs, Auch aufserhalb Palmyras ist der Kultus 
Mantel mit Spange auf der r. Schulter, Soldaten- 40 des Malachbel nachweisbar. Zwar in dem 
stiefeln und Lanze) Malachbel mit Strahlen- Zsvg Mä\ßa%og einiger bei Haleb auf dem 
kröne, Baalschamen mit kalathosartigem Kopf- Berge Scheich Bereket gefundenen Inschriften 
aufsatz und Aglibol mit Halbmond an den (C. I. Gr. 4449. 4450. 4451: du Mal$a%a> v.al 
Schultern. Vermutlich dieselben drei Gott- Sslaiiävsi nutQcpoig &&oig . . .) möchte ich 
heiten hat man zu erkennen in den drei Brust- nicht mit Franz (im Kommentar zu diesen 
bildern auf dem Revers einer palmyreniseben Inschriften). Lajard, Mem. de VAc. des Inscr. et 
Münze, deren Obvers eine geflügelte nikeartige B.-L. 20, 2 p. 17 Anm. 1. Stark, Gaza p. 571 
Göttin, welche eine Wage über einer Säule Anm. 1 und Scholz a. a. O. p. 196 den Malach- 
hält, darstellt, Pellerin, Bec. 2 p. 203 PI. 80 bei erkennen, wenngleich selbst Baudissin, 
nr. 65. Eckhel, D. N. V. 3 p. 265 f. Mionnet 5, 50 Stud. z. semit. Beligionsgesch. 2 p. 245 f. wenig- 
146, 1 u. Suppl. Bd. 8 PI. 15, 1. C. L. Visconti, stens frageweise diese Deutung zuläfst. Da- 
Ann. d. Inst, di Corr. arch. 1860 p. 426ff. Tav. gegen sind sichere Widmungen an Malachbel 
d'agg. R2. de Saulcy, Bev. arch. n. s. 22 1870/71 nachweisbar in Afrika, Dacien und Rom. In 
p. 294 f. und Numismatique de la Terre Sainte Numidien befand sich zu El Kantara im Aus- 
p. 64 nr. 1 PI. 24, 8. Dem Baalschamen gilt gang des 2. oder Anfang des 3. Jahrhunderts 
vermutlich die palmyrenische Inschrift bei das Lager eines zur legio III Augusta gehörigen 
de Vogüe, Syrie centr. p. 62 — 65 nr. 93, welche aus Palmyrenern zusammengesetzten Truppen- 
Baethgen p. 83 übersetzt: „Es danken jeden teils. Von dort stammt die Weihinschrift an 
Tag Nedarbol und Moqeimu, die Söhne des Malagbelus Aug(ustus) Sanctus, C. I. L. 8, 2497. 
Doda, Sohnes des Moqeimu Chanel, dem Barm- 60 In Msad in Mauretania Sitifensis bringt dem 
herzigen, Guten und Edlen für ihr Leben. Diese Malag(belus) ein numerus Palmyrenorum seine 
Altäre und alle ihre Bedachungen (sind geweiht) Huldigung für das Wohl des Severus Alexander 
den Göttern Aglibol und Malakbel .. .'{. Baethgen dar, C. I. L. 8, 8795 und add. p. 973. In El- 
setzt hinzu: „Wir haben hier also den Fall, Gara in derselben Provinz errichtet ein ge- 
dafs die Weihenden sich freilich dem höchsten wisser (Macr)obins Secundus dem (deus) sanctus 
Gotte, dem Himmelsherrn, verpflichtet fühlen, (Mal)agbelus einen Altar, Eph. epigr. 7 p. 266 
nichtsdestoweniger aber den sichtbaren Aus- nr. 801. Mit A. Vercoutre, Sur quelques divi- 
druck ihres Dankes, d. h. die von ihnen er- nites topiques africaines, Bev. arch. 3° ser. 17 



2297 Malachbelos Malachbelos 2298 

1891 (p. 156 — 160) p. 159f. den Malagbelus heit; Goldziher sieht in dem Worte den Plnral 

der afrikanischen Inschriften für identisch zu des Namens der arabischen Göttin Manät mit 

erklären mit dem Baäl-Malaca, dem Baal der der Bedeutung „Schicksalsgöttinnen". Den 

Stadt Malaca (Guelma), liegt keine Veran- Erbauer des Tempels erklärt Goldziher für 

lassung vor. einen Angehörigen des arabischen Stammes 

In den Ruinen eines römischen Gebäudes Tejm. Wenn man sich des Umstandes er- 

bei Värhely ( Sarmizegetusa) in Dacien, die innert, dafs in Palmyra Malachbel zusammen 

vermutlich von einem Tempel syrischer Gott- mit der Schicksalsgottheit des Stammes der 

heiten herrühren, fand man 1882 eine Marmor- Thaimi verehrt wurde, liegt die Versuchung 

tafel mit Weihinschrift dargebracht Deo s(anc- 10 nahe, den Theimes diesem Stamme zuzuteilen und 

tissimo) Malagbel(o) für das Wohl des Severus seine Heimat im Gebiet von Palmyra zu suchen. 

Alexander und der Julia Mamäa von einem 1883 entdeckte man in Värhely eine Votivara 

Freigelassenen des Kaisers, der die Stelle eines mit der Inschrift dEO SOLI | malAGBEL[TI, 

Tabularius der Provinz Dacia Apulensis be- A. E. M. 8 p. 52 nr. 3. C. I. L. 3. Suppl. Fase. 2 

kleidete, Arch. Epigr. Mitt. aus Österr. 6 1882 nr. 7956. 1889 fand man bei Ausgrabungen in 

p. 111 nr. 46. G. I. L. 3. Suppl. Fase. 2 nr. 7955. Värhely einen Altar mit der Widmung: DEO j 

In den Ruinen desselben Gebäudes wurde 1881 MALAGjBELI | I • FL • APER | SCRIB • CoL j 

die interessante Widmung: DI1S • PATRIIS • EXVOTo, AEM. 13 1890 p. 192 nr. 1. Der- 

i MALAGBEL • ET BEBELLAHA | MON • ET selbe T. Flavius Aper scriba col(oniae) Sar- 

BENEFAL • ET MANA|VAT • P • AEL • THEI- 20 m(izegetusae) (0. I. L. 3, 1512) huldigt nach 

MES II VIRAL | COL TKMPLVM FEC1T SOLO der AEM. 6 p. 99 nr. 3 mitgeteilten Inschrift 

ET | INPENDIO SVO PRO SE SVISQ | OM- dem Iuppiter Optimus Maximus Aeternus, unter 

N1BVS OB PIETATE IPSORVM | CIRCA SE welchem wir nach Cumonts (Les dieux eternels 

IVSSVS AB f>SIS FECIT | ET CVLINAM des inscriptions latines, Rev. arch. 3 6 ser. 11, 

SVBIVNXIT entdeckt. Diese Inschrift wurde 1888 p. 184—193) Abhandlung über das Bei- 

zuerst vom Pfarrer Adalbert Weber in der Her- wort aeternus in den Inschriften gleichfalls 

mannstädter Zeitung vom 4. Juni 1881 nr. 45, eine syrische Gottheit zu suchen haben. In 

dann mit Erklärungen von Sayce und Findly im Rom fand man beim Abbruch von Gebäuden 

Erdelyi Museum 8, 1881 p. 293— 297, ferner mit in der Via Lungaretta das Fragment einer 

Erläuterungen von Goldziher von Carl Torma in 30 Marmorbasis mit einer Widmung dargebracht 

den AEM. 6 1882 p. 109 — 111 nr. 45, sowie (d)eo Soli inv(icto) Malachibe(lo), Fiorelli, Not. 

von H. Müller im Korrespondenzblatt des Ver- d. sc. di ant. 1879 p. 218. Eph. epigr. 4 nr. 761. 

eins für Siebenbürgische Landeskunde 6 1883 Ein Heiligtum syrischer Gottheiten befand 

p. 54 — 56 und von Studniczlta in den A. E. M. sich in Trastevere vor der Porta Portese, wie 

8 p. 49 = G. I. L. 3. Suppl. Fase. 2 nr. 7954 Ausgrabungen in der Vigna Bonelli ergeben 

mitgeteilt. In der Deutung der hierin vor- haben, über welche C. L. Visconti, Ann. d. Inst. 

kommenden natürlich semitischen Götter- di Oorr. arch. 1860 p. 415 — 450 Tav. d'agg. R 

namen ist man, abgesehen von Malagbel, noch (vgl. Levy, ZBMG. 18 1864 p. 105 — 109 und 

zu keinem sicheren Resultat gelangt; am un- Preller- Jordan, Rom. Myth. 2 3 p. 404 Anm. 1) 

wahrscheinlichsten sind die von Findly und 40 berichtet. Hier wurden die Reste eines Bas- 

Sayce gegebenen Erklärungen. Bebellahammon reliefs mit palmyrenischer und griechischer 

deutet Findly als „Heerbesieger", Sayce als Inschrift gefunden. Letztere lautet: &sotq nec- 

„Haus des Gottes Hammon", Goldziher, der TpoJois BtjXcoi 'lcxgißcö[Xcat. %cu . . . | ävs&tjiiav 

die Verdoppelung der Silbe Be für ein Ver- Mawaiog MaXij z[ov , und (neben dem 

sehen des Steinmetzen hält, als Baal (oder Bei) Frauenkopf des Reliefs) 'A6x&q%r\, Visconti p. 424 

Chammön. Benefal übersetzt Findly mit „Sohn Tav. d'agg. R la.b. Levy p. 105—107. deVogüe, 

der Finsternis ", Sayce denkt an den Spezial- Syrie centr. p. 64 Anm. 2. Kaibel, Inscr. Gr. Sic. 

gott eines von ihm vorausgesetzten Stammes et It. 972. Ferner entdeckte man das Frag- 

der Bene-Fäl, Goldziher vermutungsweise an ment einer lateinisch - griechischen Inschrift, 

die fehlerhaft wiedergegebene Bezeichnung der 50 nach welchem laut Henzens Ergänzung pro 

Tanit als „Angesicht des Ba'al" Pene Ba'al. salute Imp. [Caes.J 0. Licinius 

Nachträglich hat er seine Ansicht geändert. N [et HeliodorusJ Palmyrenus [aedetn 

In einem Briefe an Lafaye erklärt er, wie BeloJ constituferuntj (griechisch: 'HXt.6Smqoe 

dieser in seinem dem Iuppiter Beellefarus ge- [LTaXfivQrjvos xal T. AiKiviog N . . . .] löv 

widmeten Aufsatz Un nouveau dieu Syrien ä vaov Brj[lq> ■9-ew] nalfivgriv[ä ävs&rjxav]), 

Borne, Rev. de l'hist. des relig. 17 1888 [p. 219 , Visconti p. 428.' Levy p. 107.' Kaibel 969. 

— 229] p. 220 mitteilt, Benefal für identisch Henzen, G. I. L. 6, 50. Ein gleiches jetzt im 

mit dem in der Kaserne der Equites Singu- British Museum befindliches Bruchstück, über 

lares «u Rom verehrten Iuppiter Beellefarus dessen Fundort zwar nichts bekannt ist, das 

(über welchen man auch vgl. Marucchi, Bull, go aber offenbar zu demselben Tempel gehörte, 

della commiss. arch. comun. di Roma 1886 lautet nach Henzens Herstellung: [pro salute 

p. 143 ff.), der auch unter dem Namen Behele- Imp. Caes C. Licinius N . . . et 

parus in einer zu Pozzo Pantaleo unweit der Heliodorus Palmyrenus aejdem Belo statfue- 

noch zu erwähnenden Vigna Bonelli gefundenen runt), in der griechischen Fassung aber : 

Inschrift {Notizie degli seavi di antichitä 1887 'H]ltodo)[pos 6 nalfiVQrjvbg %al V. Aiv.lvx.og 

p. 145 f. Lafaye a. a. 0. p. 222) vorkommt. [N . . . . rlv vabv] MaXux$-qla> *f[oj ccvi&rj- 

Manavat hält Sayce für eine Hausgotthoit oder, kuv, G. I. L. 6, 51. Kaibel 970. In einer an- 

wie auch Findly, für eine Göttin der Schön- deren in der Vigna Bonelli gefundenen In- 



2299 Malachbelos Malachbelos 2300 

schrift wird „ex imperio Solis", womit natür- aufzufassen." Das Attribut in der L. des Ma- 
lich der syrische Sonnengott gemeint ist, lachbel werden wir besser nicht zu ergänze» 
ersucht, die Wände (des Tempels) nicht zu versuchen. Helbigs auf Lajards Ausführungen 
bekritzeln, Visconti p. 434. Levy p. 108. Eine beruhende Deutung der Cypresse wird man 
griechische Inschrift gleichen Fundorts von (vgl. Baudissin 2 p. 193 u. Anm. 2) dahin be- 
L. Licinius Hermias für das Wohl des Ha- schränken, dafs man in ihr ein heiliges Sym- 
drian "Aqn ö'srä itarQmm ijnjxdo) d.i. dem Azi- bol erkennt, ohne dafs man eine Beziehung 
zos dargebracht zeigt^ dafs die' syrischen Gott- auf Astarte anzunehmen braucht. Ebenso inter- 
heiten schon in der 1. Hälfte des zweiten essant ist ein Altar mit bilinguer (lateinisch- 
nachchristlichen Jahrhunderts hier eine Ver- 10 palmyrenischer) Inschrift, welcher sich im 
ehrungsstätte hatten, Visconti p. 431 ff. Levy 16 Jahrhundert in Trastevere befand und jetzt 
p. 107 f. Eaibel 962 (gegen dessen Datierung gleichfalls im Museo Capitolino aufbewahrt 
vgl. meine Bemerkungen in Fleckeisens Jahr- wird. Die lateinische Inschrift, C. I. L. 6, 710, 
buchen f. M. Phil 1894 p. 329ff.). Nicht er- lautet: SOLI • SANCTISSIMO • SACEVM | TI • 
halten sind leider die Götternamen in dem CLAVDIVS • FELIX ■ ET | TI • CLAVD1VS • 
aus denselben Ruinen stammenden Fragment: ALYPVS • FIL • EORVM | VOTVM SOLVE- 
[wtsp aaniQÜte Avxoyio. KotQsccQog TCxov Al- RVNT • LIBENS • MERITO | CALBIENSES • 
liov 'A[$qiccvov 'Avxmvelvov | Zsßaexov uvi&rj- DE COH • III. Die palmyrenische übersetzt 

xsv gvv itavxl Kojfftra Köivxog 'iovXiog C , Gildemeister im C. I. L. a. a. O. : altare hoc 

Visconti p. 434. Levy p. 108. Die Worte avv 20 Malakbelo et diis Palmyrae (Tadmor) \ obtulit 

itavxl xögfitp kehren aber wieder in der bi- Tiberius Claudius Felix | et Palmyreni diis 

linguen (gri'ech.-palmyrenischen) Inschrift einer eorum. Incolumitas (sit), im wesentlichen, bis 

Aedicula, die sich zur Zeit Aldroandis {Statue auf den Schlufs, übereinstimmend mit dem 

p. 302) „nel giardino e vigna del Beverendiss. Duc de Luynes bei Lajard, Mim. de l'Ac. des 

Cardinal di Carpi a monte Cavallo" befand Inscr. et B.-L. 20, 2 p. 16 und Beer bei Levy 

und jetzt das Museo Capitolino ziert. Die a. a. 0. 18 p. 101 — 103 nr. 17 Taf. 2 nr. 17. 

griechische Inschrift berichtet, dafs der Pal- Auch dieser Altar zeigt, und zwar auf allen 

myrener T. Aurelius Heliodorus im Jahre 547 vier Seiten, anziehenden Bilderschmuck, über 

der Seleukidenära (235/36 n. Chr.) das Denk- den man u. a. vgl. Spon, Miscell. eruditae an- 
mal nebst einer silbernen Bildsäule den Göt- so tiquitatis p. 3 und BeehercJies curieuses p. 69. 

tern seiner Vaterstadt (itaxomoig &sol$) Aglibol Montfaucon, L'Ant. expl. 2 pl. 179, 5. Foggini, 

und Malachbel gewidmet hat, C. I. Gr. 6015. Mus. Cap. 4 p. 77. Böttiger, Ideen zur Kunst- 

Kaibel 971. Beers Übersetzung der palmyre- mythologie 1 p. 239 Taf. 1, 7. Avellino, II milo 

nischen lautet bei Levy a. a. 0. p. 99 — 101 di ciparisso. Napoli 1841 p. 26. Land, Parali- 

nr. 16 Taf. 2 nr. 16: „Aglibölo et Malachbelo pomeni alla illustrazione della sacra serittura 

et Signum argenti et ornamentum eius fecit e per monumenti ftnico-astirii ed egiziani. Paris 

marsupio suo Iarchi filius Chalifi filius Iarchi 1845 2 p. 29—37 pl. 2, 1—4. Lajard, Culte du, 

filius Lischmasch-Schaadu ob salutein suam et cypres, Ann. 1847 p. 54 ff. Monum. ined. 4 

salutem filiorum suorum, mense schebat anni tav. 38, 11. IIa. IIb. 11c und Mein, de l'Ac. 
DXLVII." Das Relief (über welches s. u. a. 40 20, 2 p. 13—39 pl. 1. 2. Platner, Beschreibung 

Galleria Giustiniana 2 tav. 117. Montfaucon, Borns 3, 1 p. 247. Stephani, C. r. p. l'a. 1864 

L'Ant. expl. 2 pl. 179. Foggini, Mus. Capit. 4 p. 101 f. P. Scholz p. 196 Taf. 4, 6 a. b. de Vogüe, 

tab. 18. Bigheüi, II Campidoglio tav. 129. Syrie centr. p. 63. Bötlicher, Baumkultus Fig. 47. 

Platner, Beschr. Borns 3, 1 p. 158. Lajard, Baudissin, Studien 2 p. 193. Baethgen p. 84. 

Rech, sur le culte du cypres pyramidal chez les A. Veyries, Les figures criophores dans l'art 

peuples de Vantiquite, Ann. d. Inst. 1847 p. 47 ff. grec, l'art greco-romain et l'art chretien. Paria 

Mon. ined. dell' Inst. 4 tav. 38, 6 und Memoires 1884 p. 50, B nr. 5. Max Ohne falsch -Bichter, 

de l'Ac. des Inscr. et B.-L. 20, 2 p. 39 ff. [Lit- Kypros, die Bibel und Homer, p. 105 — 107. 

teratur p. 40 Anm. 1. 2] pl. 3, 1. Stephani, C. r. p. 252 Anm. *** Taf. 72, 3. über der latei- 
p. l'a. 1861 p. 107 u. Anm. 2. Berichte üb. die 50 nischen Widmung an Sol erhebt sich ein Adler 

Verh. d. Kgl. Sachs. Ges. d. Wiss. 1868 p. 190. mit ausgebreiteten Flügeln, welcher die jugend- 

Baudissin, Stud. z. semit. Beligionsgesch.Z p.193. liehe Büste des Sonnengottes mit Nimbus und 

Heibig, Führer durch die öffentl, Sammlungen Strahlenkranz trägt, über der palmyrenischen 

Mass. Altert, in Born 1 p. 322 nr. 423) stellt Inschrift sieht man den reichgelockten Sonnen- 

innerhalb der Aedicula nach Helbigs Beschrei- gott, von Nike bekränzt, im Begriff den mit 

bung „die beiden Götter dar, wie sie einander vier eilenden Greifen bespannten Wagen zu 

die R. reichen. Der Sonnengott Malachbelos besteigen. In beiden Darstellungen ist, wie de 

tritt in orientalischer Tracht, der Mondgott Vogüe p. 63. Baudissin, Stud. 2 p. 193 und Beal- 

Aglibolos in römischer Kriegsrüstung und mit encykl. f. prot. Th. u. K. 2 2 p. 33 und 14 2 ,p. 425, 
über den Schultern hervorragender Mondsichel 60 sowie Baethgen p. 84 richtig bemerken, unter 

auf. Von dem Attribute, welches der erstere dem Sonnengotte Malachbel zu verstehen. — 

n der 1. Hand hielt, ist der obere Teil ab- Philostratus (vita Apollonii 3, 48. Stephani, Cr. 

gebrochen, doch dürfen wir nach der Ana- p. l'a. 1864 p. 56 u. Anm. 5) berichtet, dafs man 

logie anderer Denkmäler darin die Harpe er- den Sonnengott in Indien auf einem von Greifen 

kennen, durch welche die sengende Kraft der gezogenen Viergespann dargestellt habe. Ste- 

Sonne symbolisiert wurde. Die zwischen beiden phani a. a. 0. p. 101 erklärt mit Berufung auf 

angebrachte Cypresse ist vermutlich als Sym- unser Denkmal diese Notiz, soweit sie Indien 

bol der Hauptgottheit von Syrien, Astarte, betrifft, für irrig. Er vermutet nicht ohne 



2301 Malavisch Maleatas 2302 

Wahrscheinlichkeit, dafs Philostratus „jene Gorgier übergegangen ist, sitzt sie reich ge- 
Darstellungsweiee nur darum von Syrien noch kleidet, mit Diadem, Halsband und Prunk- 
weiter nach Osten bis Indien versetzt hat, weil schuhen, auf einem Sessel, während ihr das 
er eben dieses Land als einen der gewöhn- Haar gescheitelt und geflochten, das Antlitz 
lichsten Aufenthaltsorte der Greifen hatte nen- geschminkt und ein Spiegel vorgehalten wird; 
nen hören". Aufser dem in Rede stehenden s. Gerhard, Etr. Sp. 3, 203 t. 213. Fabr., O. LI. 
Denkmal ist mir von bildlichen Darstellungen 2475. Einfacher sind die anderen Darstellungen; 
für die Bespannung des Wagens des Sonnen- s. Gerhard, Etr. Sp. 3, 206 — 207 t. 214 — 216. 
gottes mit Greifen nur noch ein noch dazu Panofka, Die Malachisch (verlesen nach 1. 1, 6) 
sehr unsicheres Beispiel bekannt, ein Votiv- 10 in d. Abh. d. JBerl. Akad. 1846 p. 219fr*. Fabr., 
cippus mit Relief aus grauem Kalkstein in O. I. I. 2497. 2507— 2508. Gl. I. col. 1101; vgl. 
Tschernembel in Pannonia superior, auf wel- noch Braun, Bull. 1845 p. 8f. Ann. 23 = 1851 
ehern der Wagen des Gottes „von vier Tieren, p. 150 ff. Gerhard, Schmückung der Helena und 
welche mitihren runden katzenähnlichen Köpfen Über d. Gotth. d. Etr. nt. 88. Corssen, Spr. d. 
vielleicht Greife vorstellen", gezogen wird, Etr. 1, 340ff. Bergk, Arch. Ztg. 1845 nr. 26 u.30. 
A. v. Bremerstein, AEM. 14 1891 p. 95 nr. 17. Die Göttin ist teils als Helena gedeutet worden, 
CLL. 3. Suppl. 3, 10822. Reitend auf einem teils als Chans; Corssen leitet ihren Namen 
Greif erscheint der Sonnengott auf einem in aus d-fiaXög und videre ab, als die „Sanft- 
einen Silberring eingesetzten Karneol bei Palma blickende". [Deecke.] 
di Cesnola, Salaminia p. 51 Fig. 62. Von den 20 Malbachos s. Malachbelos. 
unbeschriebenen Seiten des Altars nimmt die Maleatas (MaXidtag), Beiname des Apollon 
eine die Büste eines bärtigen Mannes mit in Lakonien, Paus. 3, 12, 8, besonders aber 
schleierartig über das Hinterhaupt emporge- im argi vischen Epidauros, wo auf dem Berge 
zogenem Gewände und Sichel in der R. ein. Kynortion sein Tempel stand, Baus. 2, 27, 7; 
Natürlich haben wir darin nicht den griechi- der Asklepiostempel heifst hobv xov 'AnöXXia- 
schen Kronos, sondern eine syrische unter vog xov Malta tu xal zov 'AatiXamov auf einer 
dessen Bild wiedergegebene Gottheit, etwa von Staes, 'A&rjvä, aüyyQappci ntgioSixäv ». x. X. 
den Belos (s. ob. Bd. 2 Sp. 1498), zu erkennen. (1889) 1, 289ff. (vgl. Baunack, Aus Epidauros 
Die andere inschriftfreie Seite zeigt eine mit p. 104) herausgegebenen Inschrift; ein tegivg 
einer Binde geschmückte Cypresse, aus wel- 30 zov MuXettxu 'AnöXXcavog xal &iwv 'A&aiwv 
eher ein widdertragendes Knäbchen hervor- dauiag Av^rjaiag, Le Bas-Foucart,Pelop.liGb. 
ragt. Die Deutungen dieser Darstellung gehen Prellwitz bei Collitz, Samml. d. griech. Dial.- 
weit auseinander. Um nur» einige der neueren Inschr. 8, 3337; Weihinschriften: AnöXXatvi 
anzuführen, so erklärt Lajard, Mein, de l'Ac. MaXedxa ZmrfjQi ö iiosvg dioysvrig, Ephem. 
20, 2 p. 37 f.: le cypres enfantant l'Amour est arch. 1883 149 = Baunack, Studien 1, 94 nr. 41. 
l'embleme expressif de la Venus asiatique, Baltis 'AnöXXtovi MuXeüxa *al Ewztiqi 'AoKXrjriuä, 
ouBeltis". Veyries p. 61 f. sieht dargestellt die Ephem. arch. 1883 287 = Baunack a. a. O. 
Geburt des Attis, Ohnefalsch- Richter p. 106 die 118 nr. 61, vgl. Aus Epidauros p. 13, nr. 61; 
des Adonis. Ich habe in den Jahrbüchern für vgl. auch 'A&rjvciiov 10 p. 554 nr. 7 p. 550 nr. 1, 
Mass. Phil. 1894 p. 331 die Vermutung ausge- 40 wo die Inschriften aus Epidauros 'AköXXmvi MA 
sprochen, dafs man in dem Knaben den nach resp. M zu MaXeäza zu ergänzen sind. Der 
in Dacien gefundenen Inschriften als Bonus Päan des Isyllos {Kabbadias, Ephem. arch. 1885 
Pner Posphorus verehrten Azizus zu erkennen 65 ff. v. Wilamouitz, Philol. Untersuchgn. 1886 
habe, der als Lichtgottheit hier aus der Cy- Heft 9. Blafs, Jahrb. f. Philol. u. Päd. 1885 
presse, ähnlich wie der ägyptische Ra aus der 822 ff. Baunack, Studien 1, 147 ff. Prellwitz 
Sykomore, hervortritt. [Drexler.] a. a. O. 3342) war 'AnöXXcavi MaXiüxai xccl 

Malache (MaXd%ri) , eine Lemnierin, welche 'Aa-nXariti&i geweiht, v. 2; Isyllos selbst leitet 

mit dem Argonauten Euphemos den Leuko- v. 27 ff. den Namen MaXsäzr,g von Malos, der 

phanes zeugte, den Vorfahren des Gründers von zuerst dem Apollon einen Altar geweiht und 

Kyrene, Battos, Schol. Pind. Pyth. 4, 455. Bei 60 geopfert habe, ab; freilich widerspricht dem 

Tzetz. Lykophr. 886 heifst sie Lamache. [Stoll.] der Umstand, dafs er MäXog, aber MüXcäzrjg 

Haiagbelos s. Malachbelos. mifst, und mit Recht weist Wilamowitz a. a. 0. 

Malavisch (malavis%) , etruskischer Name 91 darauf hin, dafs Malos nur zur Erklärung 

einer Göttin auf fünf Spiegeln. Nur einmal, des Namens Maleatas eingeführt ist. Ferner 

auf einem Spiegel von Corneto (Tarquinii) bei erscheint der Apollo Maleatas auf einer In- 

Pasinati in Rom (Gamurr., App. 773) erscheint schrift aus der Nähe von Prasiai (MaXsäva) 

sie nackt, mit der Namensform malavis, neben auf einem Weihgeschenk aus Bronze, eine Ziege 

rechts artumes = "Agripig (männlich gebildet, darstellend, Corr.hell.\,Zb%. Wide, Lakonische 

mit Chlamys?), eingerahmt von hefrelje = Kulte 71; Athen. Mitth. 3, 18 [= A. de Bidder, 

HganXrjg und nfeßu = NrjXevg (?), wohl un- 60 Catal. des bronzes de la soc. arch. d'Athenes 

echt oder mit falsch beigesetzten Namen. p. 187 nr. 1018 „Bouc, marchant ä gauche". 

Sonst wird sie von dienenden Göttinnen (mun- Drexler.], auf einer Inschrift aus Selinus bei 

9%x;- hin&ial; zipz oder enie, epie, s. d.; res- Tegea Kägfiog ävsdrjHS xw Malsäza Corr. hell, 

flualc), mehrfach in Gegenwart der turan =» 1,355 f. Athen. Mitth. 3/18 [= Ä. de Bidder, 

AtpQodiTr], geschmückt. Auf einem Spiegel p. 155 nr. 857 „Statuette debout sur une base 

unbekannter Herkunft, der aus der Sammlung ä double gradin". Drexler.]. Auch im thessali- 

Durand (s. de Witte, Cat. Dur. p. 419 nr. 1969, sehen Trikka gab es einen Kult des Maleatas: 

mit Note von Lenormant) ins Mus. Portales- Lsyllos 29 f. berichtet, man habe dort, bevor man 



2303 Maleiaios MdXma- 2304 

in das Adyton des Asklepios ging, dem Apollon leam nominavit. (Vgl. Hyg. f. 274. Schol. II. S 

Maleatas opfern müssen, vgl.Wilamowitz a. a. 0. 219 u. Maleos 2). Im Schol. Stat. a. a. 0. 6 

11, 100. Interessant ist eine Inschrift aus dem p. 282 heifst er Meleus. Offenbar ist dieser 

As'klepiosheiligtum im Peiraieus (Ecprip. äq%. Maleos, der das Vorgebirge Malea besetzte, 

1885, 88. Wilamowitz 100), die folgendes identisch mit nr. 2 u. 3, auf den nach Meineice, 

Opferritual enthält: @soi. v.aza xäSe noo&vee- Anal. Alex. 185 f. der Kult des Apollon Li- 

&ai. Malsütrii ■naitavu tqicc. 'AnoXXmvi thesios (s. d.) zurückgeht; freilich muls man 

itönava tqia, dann folgen noch die Opfer- dann an das kretische Malea denken. Höfer.] 

bestimmungen für Hermes, Iaso, Akeso und [S. auch 0. Crusius, Der homerische Dionysos- 
Panakeia. Durch diese Inschrift, die den Ma- 10 hymnus und die Legende von der Verwandlung 

leatas und Apollon trennt, gewinnt die Ver- der Tyrsener, Philologus N. P. 2, 1889 (p. 193 

mutung von Wilamowitz a. a. 0. 100, dafs — 228) p. 206 f. Drexler.] — 2) Maleus (Malsvg 

Maleatas ein alter von Apollon verdrängter Gott oder Maiseos?), Tusculorum (Tuscorum?) rex, 

war, grofse Wahrscheinlichkeit (s. Maleos). Was Erfinder der Tuba, Lutat. ad Stat. Theb. 4, 224. 

die Etymologie von Maleatas betrifft, so weist [Vgl. Staveren, Myth. lat. p. 390, 4 u. d. Art. 

Wilamowitz a. a. 0. die Ableitung von ji^lov, Maleos 1. Kremmer, De catal. heuremat. Lips 

Schaf (Maleatas = JVd(tios; nach Wide a. a. 0. 1890 p. 13 u. 76f. R.] — 3) Maleos (MäXsog), 

92 soll, wie Kügvsiog der Gott ist, dem Kreter, der dadurch, dafs er einen kleinen 

Widder geopfert werden, so Maleatas „der Fels dem Poseidon magisch weihte, verhinderte, 

Gott sein, welcher Schafe als Opfer empfängt") 20 dafs die Wogen des Meeres bis an Phaistos 

entschiedenzurück,weildasSchafniemal8fiä;ioi>, herankamen, Suid. s. v. Mältog. Eustath. Hom. 

sondern jiij^oi' geheifsen hat; eher liefsesich viel- 1469,22. [Stoll.] 

leicht ein Zusammenhang mit dem Apollo Maloeis Maleotes s. Maleos. 

(s. d.) von Lesbos annehmen. Wide a. a. 0. stellt Makiädeq Nvpcpai, dorisch für MrjhäSig, 

neben der schon erwähnten Ableitung noch 1) Nymphen der Herden, herdenbeschützende, 

die von fiä^ov (= Apfel) als beachtenswert auf; oder Nymphen der Obstbäume, auch MrjXCdsg, 

nach ihm ist der Maleatas, wie seine Verbin- 'Em-jiriliöis genannt, Eustath. 1963, 40. Toll. 

düng mit Ge (Paus. 3, 12, 8) und Asklepios 9, 122. 127. — 2) Die Nymphen des malischen 

(s. oben) und die ihm im Asklepieion zu Landes, Soph. Philökt. 725. [Stoll.] • 

Peiraieus dargebrachten Opfer beweisen, ein 30 MäXixa' zbv 'Hganlsa 'Jjiufi-oveioi, Hesych. 

chthonischer Gott; der Apfel, besonders s.v. P. Scholz , Götzendienst und Zauberwesen 

der Granatapfel, spielt aber im Kultus der bei den alten Hebräern p. 199. 204 sieht darin 

unterirdischen Götter eine grofse Holle und nach dem Vorgange Schröders (Die phön. Sprache 

gilt auch als Gegenmittel gegen tödliches Gift; p. 101) eine Verkürzung von Malicar und in 

daher sei der Maleatas, wenigstens der attische, letzterem den Namen des tyrischen Melkart, 

mit Asklepios und seiner Sippe eng zusammen- den auch Engel, Eypros 2 p. 62. 67 und Raoul- 

hängende, ein Heilgott. — Für den chtho- Eochette, Memoires d'archeol. compare'e. I. Sur 

nischen Charakter des Maleatas lässt sich wohl l'Hercule assyrien et phenicien. Paris 1848. 4° 

auchauf seine VerbindungmitDamiaundAuxesia p. 192 bereits in Malika erkannt haben. Doch 

(s. oben) hinweisen. [S. auch Chr. Blinkenberg, 40 liegt in dem Worte vielleicht keine Abkürzung 

Asklepios og hans frcender ihieronvedEpidauros. von Malicar, sondern das semitische Wort für 

K0benhavn 1893 p. 22 — 30 cap. 3 Maleatas. „König" vor, von welchem Melkart als „Stadt- 

Drexler.] — 2) Beiname des Pan (Malsirjxrjg), könig" selbst abgeleitet ist. — Einen edomi- 

KalKmach. fr. 412. Schneider z. d. St. Wide tischen Gott Malik glaubt Baethgen, Beitr. z. 

a. a. 0. 217 u. Anm. 2. [Beitzenstein, Epigramm semit.Beligionsgesch. p.ll aus dem edomitischen 

und Skolion p. 245 f. 250 ff. Drexler.] S. Pan. Königsnamen Malikräm „(Gott) Malik ist er- 

[Höfer.] haben" (Schrader, Keilinschr. u. A. T* p. 150) 
Maleiaios (MaXsiatog), Beiname des Zeus von erschliefsen zu dürfen, den er für verwandt 
dem lakonischen Vorgebirge Maleia, Steph. Byz. oder identisch hält mit dem phönikischen Mo- 
s. v. Muliu. [Stoll.] 50 loch. — In den Namen der im Alten Testament 
' Maleos (Mälscog), 1) Pelasger oder Tyrrhener, (2 Eeg. 17, 31) erwähnten babylonischen Götter 
König in ßegisvilla in Etrurien. Er zog mit Adrammelech und Anammelech, die im Baby- 
anderen Pela6gern nach Athen, wo das diony- lonischenAdar-MalikundAnu-Maliklauten,fal'st 
sische Schaukelfest Aiora (Hermann, Gr. Anti- Baethgen p. 254 Malik, im Widerspruch gegen 
quitäten 2 § 62, 29. 30) auf seine Tochter (ge- Schrader, der (Keilinschr. u. A. T. 2 p. 284) über- 
wöhnlich auf Erigone) zurückgeführt wurde, setzt „Adar ist Fürst", „Anu ist Fürst", als 
Strab. 5, 225. Hesych. a.v.AlcÖQcc. \Im Etym.M. selbständigen Gottesnamen, so dafs beide Namen 
62, 8 heifst er Maleotes. Nach der Vermutung eine Doppelgottheit repräsentieren. — Nicht zu 
von Wilamowitz, Isyllos 100 Anm. 3 ist vielleicht folgen vermag ich hinsichtlich des kyprischen 
ein Zusammenhang dieses Maleos (Maleotes) mit 60 Malika den Ausführungen von Max Ohnefalsch- 
dem Apollo Maleatas (s. d.) vorhanden; einen Richter in Kypros, die Bibel und Homer. Er 
solchen bezeugt ausdrücklich Myth, Vat. 2, identificiert p. 252 den Malika mit dem Zsvg 
188 = Schol. Stat. Theb. 4 p. i73 Cruceus: i-iviag (Iupiter hospitalis, Ovid Met. 10, 224. 
Maleus, Tuscfuljorum rex, qui primus tubam Engel, Kypros 2 p. 68), dem in Amathus Fremd- 
invenit; is cum piraticam exerceret et mare linge als Opfer geschlachtet wurden, bezeichnet 
tempestatibus esset infestum, hunc montem (sc. ihn als Moloch- Melqart (p. 261), Malika-Mo- 
Maleam) insedit, qui et Apollinem Maleo- loch und Baal -Malika -Zeus (p. 337) und er- 
ticum de suo vocabulo et montem ipsum Ma- kennt sein Bild in einem gehörnten zu Ana- 



2305 Malis Malos 2306 

thus gefundenen Kolofs (Taf. 103, 4 = Perrot, auf der Insel Lesbos Taf. 17, 1 Bechtel bei 

Hist. de l'art dans l'ant. 3 p. 667 Fig. 386 = Collitz, Samml. d. griech. Dial.-Inschr. 1, 255 

W. Pleyte, Chapitres supplementaires du Livre und in Bezzenbergers Beiträgen 5, 134 f.; auch 

des Morts, Traduction et Commentaire 162. 162*. der Tempel des Apollon hiefs MccXöng, Thuk, 

163 p. 175 — 184), den er auf S. 252. 254. 329 3, 3, 6. Steph. Byz. a. a. 0. Über Lage des 

bespricht. [Drexler.] Heiligtumes s. Conze a. a. 0. 7. E. Fabricius, 

Malis (MaXt'g), 1) Sklavin der Omphale, Atlien. Mittheil. 9 (1884), 91 f. Nach Hellanikos 

welche dem Herakles den Akeles, den Heros bei Steph. Byz. soll der Name von M^Xog 

der gleichnamigen lydischen Stadt, gebar (Mälos), dem Sohne der Manto, herstammen, 
(Hellem, b. Steph. Byz. v. 'AY.iXr\g). [Vgl. über ig doch hat v. Wilamowitz- Moellendorf, Isyllos 

Malis A. Fick, Die Sprachform der altion. u. von Epidauros 99 Anm. 87 nachgewiesen, dafs 

altatt. Lyrik, Beitr. z. K. d. indogerm. Spr. 11, dies ein Irrtum ist, hervorgerufen durch die 

1886 (p. 242-272) p. 272. Drexler.] — 2) Eine Schuld des Hermolaos, der den Artikel des 

Nymphe, Beschützerin der Schaf herden (Theoer. Stephanus MecXöug gekürzt hat zu änb rot) 

13, 45). [Schirmer.] prfiov xfjg Mccvxovg' eine Ergänzung hierzu 

Malkandros (MaXnavögog), König von Byblos, giebt jetzt das patmische Seholion zu Thuk. 3, 3 

bei dessen Gemahlin Astarte oder Saosis oder (Revue de phil. 1 [1877], 185. Wilamowitz 

Nemanus Isis als Amme in Dienst trat, um a. a. 0. Immisch, Klaras. Jahrb. f. Mass. Phil. 

die von den Genossen des Typhon ins Meer Supplbd. 17, 140), in dem erzählt wird, Manto 
gestofsene, an einer Erike bei Byblos gelan- 20 habe beim Tanze in dieser Gegend einen golde- 

dete und mit dem gefällten Baume in den nen Apfel verloren und gelobt, wenn sie ihn 

Königspalast gelangte Totenlade des Osiris zu wiederfände, dem Gotte einen Tempel zu stiften: 

erhalten, Plut. de Is. et Os. c. 15 ff. Über die svqovocc de xb prjXov xb isqov ISqvguxo, «kI 

der Sage zu „Grunde liegende Verbindung von MaXösig 'AnöXXmv ivzsv&ev nag' avxoig ixi- 

Byblos und Ägypten und die Vermischung des jiüxo- vgl. Wilamowitz a. a. 0. 99 f. und d. A. 

Adonis- und üsiriskultus s. die oben Bd. 1 Maleatas. [Höfer.] 

Sp. 1866 f. Bd. 2 Sp. 373 verzeichnete Litte- Malophoros(Maioqpögos),selbständigerName 

ratur, sowie Fr. Lenormant, Lettres assyrio- der Demeter auf einer im Apollontempel zu S e - 

logiques et epigraphiques sur l'hist. et les anti- linus gefundenen Inschrift, Benndorf, DieMe- 
quites de l'Asie anterieure. 2. Paris 1872. 4° so topen von Selinunt 27. F. Bechtel bei Collitz, 

p. 269 ff. Anm. 1 zu p. 266. Etudes egypto- Samml. d. griech. Dial.-Inschr. 3, 4046. Kaibel, 

logiques. 4 e livr.: E. Lefebure, Le Mythe Osi- Inscr. Graec. Sieil. 268. Arch. Z. 30, 102. Ein 

rien. 2. Osiris. Paris 1875. 4° p. 195. Dan- Heiligtum der Demeter Malophoros in Megara 

zone, Dizionario di mitologia egizia p. 694. erwähnt Paus. 1, 44, 3, der zur Erklärung des 

Ohnefalsch-Bichter, Kypros, die Bü)d u. Homer Namens hinzufügt: Xsyexat. äs %al äXXa sg ttjv 

passim (s. Register s.v. Byblos p. 518). Babelon, sitiHXrj6iv, kccI xovg nqmxovg ngößcixa iv xy 

Les Perses Achemenides. Paris 1893 p. CLXVJ, yy »Qs^avxag drnir\xQa övofiäcai MuXoyÖQov, 

p. 198 — 201. In Malkandros wollen Movers, vgl. Stephani, Compte rendu 1869, 52; doch 

Phon. 1 p. 342 und Ohnefalsch -BicMer p. 252 ist MaXocpöqog entschieden nur eine spezielle 
den Adar-Melech (umgestellt Melech - Adar) 40 Bezeichnung für KaQiioyÖQog (s. d.), vgl. 

erkennen; A.Maury, Hist. des rel. de la Grece Kallim. hymn. 6, 138 (Demeter) cpsqs fiäXa, 

ant. 3 p. 240 Anm. 5. Fr. Lenormant, Mono- <psps exä%vv s. Schneider zu Kallim. 1, 402 f. 

graphie de la voie sacree eleusinienne p. 346 Schubring, Arch. Ztg. 30 (1873), 102. v. Wila- 

Anm. 3 zu p. 345. V. Berard, De l'origine des .mowitz, Isyllos von Epidauros 99. Wide, 

eultes arcadiens. Paris 1894 p. 135 und Movers Lakonische Kulte 92. Olck bei Pauly- Wissoiva 

an einer späteren Stelle seines Werkes (Plwn, 1, 2704, 45 ff. Ein Monat MaXofpÖQiog (= Sep- 

2, 2 p. 65) Behen in ihm den Melkart. Lauth, tember) in Byzanz (Bischoff, De fastis Grae- 

Sitzungsber. d. k. 6. Ak. d. Wiss. 1869 2 p. 170 corum antiquioribus 374 und Anm. 6). 

bemerkt: „Der Name des Königs MäX-KavSgog [Höfer.] 
hängt, ohne dafs^ man gezwungen wäre, mit 50 Malos (Mälog), Sohn des Amphiktyon oder 

Baxter ihn in MäXnttQ&og zu korrigieren, mit des Amyros, eines Sohnes des Boiotos, nach 

dem hebr. melech t$» rex zusammen." Über dem die Stadt Malieus benannt worden sein 

Deutungen der Namen der Königin s. Diimiclien, soll (Steph. Byz. v. MaXisvg). [v. Wüamowitz- 

Gesch. d. a. Äg. p. 187. [Drexler.] Moellendorf, Isyllos von Epidauros 99 Anm. 2, 

Mallos (MaXXog), Gründer und Heros Epo- König und Landesheros von Epidauros, ver- 

nymoe der kilikischen Stadt Mallos, Eust. ad mahlt mit der Muse Erato, die ihm die Kleo- 

Dion. Per. 875. _ Steph. Byz. s. v. [Höfer.] phema gebar, die Mutter der Aigla-Koronis. 

Maloeis (MaXösig), Beiname des Apollon auf Malos soll den Dienst und die Verehrung des 

Lesbos, Steph. Byz. s. v. Hesych., wo MaX(X)6s ig Apollon Maleatas (s. d., wo nachzutragen 
steht. Er war Hauptgott der Mytilenaier, die 60 sind die Weihinschriften 'AitbXX[a>vog~] MaXsavu, 

ihn durch Feste feierten, Thuk. 3, 3, 3; der Gavvadias, Fouilles d'Epidaure 93. 'AxbXXmvi 

ihm zu Ehren auftretende Chor hiefs MaXösg Ma[Xsäxai, ebenda 130. ['Ä7t6XXw]vt MaXtäxa 

XÖQog (dvxl xov MaXbeig- MaXösig sexiv b Ai- ebenda 131) eingeführt haben, Isyllos Paian. 

aßiog), Kallimach. bei Becker, Anecd. 3, 1187 = 27. 36 ff. 44. Jahrb. f. cl. Philol. 1885 S. 823 ff. 

frgm. 543 p. 683f. Schneider; inschriftlich be- Wilamowitz a. a. O. llf. 91. 99; natürlich ist 

zeugt ist ein tks xs 'Agripidog xai 'AncXXwvog Malos nur erfunden, um den Namen Maleatas 

MaXiovxog (wohl mit Bergk zu Alkman fr. 17 zu erklären, Wilamowitz a. a. 0. 91. Preller- 

MuXöevxog zu lesen) öiQ^XOQog, Conze, Beise Bobert, Gr. M. 1, 252, 4, 519. Höfer.] [Scbirmer.] 

Eoscher, Lexikon der gr. u. röm. Mythol. II. 73 



2307 Malvisae Manalis 2308 

Malvisae oder Malvisiae deae (diabus den Schlufs zieht, dafs hier eine echt italische 

Malvisis) werden im Verein mit dem Sil- Sage vorliegt, erkennt man mit mehr Recht 

vanus angerufen auf einer Inschrift aus Köln, in der Erzählung eine Wiederholung des My- 

Brambach, C. I. Wien. nr. 362. Vgl. Bonn. thus von Meleager (vgl. Paulys Bealencyclop. 

Jahrb. 83 p. 101 und p. 171 n. 447. „Wer sie 4 S. 1465 s. v. Mamercus 1). — Der Name Ma- 

schaut, dem bekommt es übel", mit diesen mercus (von Festus S. 131 Mamercus als oski- 

Worten sucht sie 0. Keller, Vieus Aurelii p. 27 sches Praenomen bezeichnet) scheint von dem- 

zu deuten. [M. Ihm.] selben Stamme wie Mavors, Mars gebildet zu 

Mamdica. C. I. L. 2 Suppl. 5669 (Ponferrada sein (vgl. Corssen, Ausspr. I 2 S. 405. Vanieek, 
[Asturica Augusta]): L. Pomp eins . Pa\ternu\ 10 Etymol. Wö'rterb. d. lat. Spr* S. 216. Griech.- 

Mamäic\ae . v. m | s. 'Mamdica dea ignota' latein. etymol. Wörterb. 2 S. 715). [R. Peter.] 

Hübner zu d. Inschr. [R. Peter.] Slamers s. Mars. 

Mamercus« 1) Stammvater der gens Aemi- Mamersa (Mäfisgaa), Beiname der Athena, 

lia, über den es eine doppelte Überlieferung vollständig Aatpgia MäfisQoa, Lylcophr. 1416 

gab: nach der einen (Paul. S. 23 Aemiliam. und Tzetz. [Stoll.] 

Flut., Aem. 2) war er ein Sohn des Pythagoras Mamertos (MäfisQxog), aus dem Lateinischen 

Sl' atfivXiav löyov *al %üqiv Alfiiliog kqoo- stammender Name des Ares = Mars (s. d.), 

ayoQSv&slg (cui propter unicam humanitatem Lylcophr. 938. 1410 u. Tzetz. Dioä. 21, 32. 

cognomen fuerit Aemilos [dafür schreibt Müller Hesych. s. v. [Stoll.] 

mit Lindemann Aemylos~\), nach der anderen 20 Mamilia. Nach Festus (S. 130 Mamiliorum 
(Plut., Numa 8. 21; vgl. Dionys. Salic. 2, 76, familia = Paul. S. 131) leitete die wahrschein- 
der von den Söhnen Numas spricht, ohne ihre lieh aus Tusculum stammende gens Mamilia 
Namen zu nennen) ein Sohn Numas: an ixei- ihre Herkunft von Mamilia, der Tochter des 
«111 . . . xov AlpMcov olnov . . . Svofiued-Tjvat Gründers von Tusculum Telegonus, des Sohnes 
(paeiv, ovxwg vitoKOQifcopsvov xov ßaailscog xr\v des Odysseus und der Circe, ab. Dionysius 
sv xolg löyoig xov avSqhg atfivliav nal %üqiv Hdlie. (4, 45) und Livius (1, 49, 9) führen den 
Numa 8, wo zugleich gesagt wird, dafs Numa Ursprung des Octavius Mamilius Tusculanus, 
seinen Sohn nach dem Sohne des Pythagoras des Schwiegersohnes des Tarquinins Superbus, 
genannt habe, ein Beweis dafür, dafs Numa auf Telegonus (s. d.) zurück (Livius: ab Ulixe 
mit Pythagoras verkehrt habe (vgl. über die 30 deaque Circa oriundus), ohne der Mamilia Er- 
Tradition, welche Numa zum Freund und wähnung zu thun. [R. Peter.] 
Schüler des Pythagoras macht, z. B. Schwegler, Mammula, wie es scheint, Beiname der 
Böm. Gesch. 1 S. 560ff. Preller, Böm. Myth. s 2 Silvana auf der Inschrift aus Carnuntum C. I. L. 
S. 370 ff.). Der Ursprung dieser Erzählungen 3 Suppl. nr. 11179. Mammula ist sonst bekannt 
ist offenbar darin zu suchen, dafs die ältesten als männliches (Cornelii Mammulae) und weib- 
Aemilier das Praenomen Mamercus führten (vgl. liches (G. I. L. 6, 21910) Cognomen. Zu Sil- 
Pauly -Wissowa , Bealencyclop. 1 Sp. 543 und vana vgl. Bonn. Jahrb. 83 p. 84, auch THrsch- 
568ff. nr. 93— 101). — 2) Plutarchus, Parall.1% feld zu C. I. L. 3 Suppl. nr. 11913. [M. Ihm.] 
erzählt: Mars schwängert in Hirtengestalt Sil- Mamorios (Dion. Hal.2, 71) = Mamurius 
via, die junge Gattin des jagdliebenden Septi- 40 (s. Mars), 
mius Marcellus, und giebt ihr eine Lanze, an Mamouzene s. Ma. 
welche das Lebenslos des von ihr zu gebären- Mamurius s. Mars, 
den Sohnes gebunden ist. (Hierauf ist der Text Mana s. Genita. 

offenbar durch eine Lücke entstellt, welche Manalis lapis, ein zu Rom vor der Torta 
von Klausen, Aeneas u. d. Penaten 2 S. 982 f. Capena unweit des Marstempels aufbewahrter 
Anm. 1968, der übrigens den in Rede stehen- Stein, der in Zeiten grofser Dürre zur Be- 
den und den unter 1 genannten Mamercus schwörung des Regens durch die Pontifices in 
nicht auseinanderhält, folgendermafsen ergänzt feierlicher Procession in die Stadt gezogen 
wird: Der Sohn der Silvia, nach dem Vater wurde (Varro de vita pop. Born. lib. I frg. 44 
Mamers Mamercus genannt, verliebt sich mit 50 Kettn. == Non. p. 547: ureeolum aquae mandle 
der Zeit in die Tochter des Tuscinus.) Septi- vocamus, quod eo aqua in trulleum effundatur. 
mius tötet den Tuscinus (Klausen: wegen einer unde manalis lapis appellatur in pontificalibus 
der Silvia zugefügten Beleidigung). Mamercus sacris, qui tunc movetur, cum pluviae exoptan- 
erlegt den von der beim Opfer vernachlässig- tur; ita apud antiquissimos manale sacrum 
ten Ceres gesandten Eber und giebt Kopf und vocari quis non noverit? unde nomen illius. 
Fell seiner Geliebten; Scymbrates und Muthias, Paul. p. 128: manalem vocäbant lapidem etiam 
seine Oheime mütterlicherseits, nehmen ihr petram quandam, quae erat extra portam Ca- 
jedoch diese Ehrenzeichen ab, Mamercus tötet, penam iuxta aedem Martis, quam cum propter 
hierüber erzürnt, die Oheime, Silvia verbrennt nimiam siccitatem in urbem pertraherent , in- 
die Lanze (es fehlt jedenfalls der Schlufs der 60 sequebatur pluvia statim. Serv. Aen. 3, 175: 
Erzählung, der von dem Tode des Mamercus lapis manalis, quem trahebant pontifices, quotiens 
berichtete). Als Quelle nennt Plutarchus Ms- siccitas erat). Dieser in den Zeiten des Varro 
vvllog sv xgtxcp 'lxai.iy.cav (in C. Müllers Fragm. und Verrius aufser Übung gekommene (Varro 
historic. Graec. Bd. 4 S. 452 fr. 1). Während a. a. O. apud antiquissimos; Paul. p. 2 quondam) 
Klausen aus den Namen Silvia, Mamercus, Brauch bildete einen Teil des auch späterhin 
Marcellus und Tuscinus (die Namen der Oheime noch begangenen Aquaelicium (Paul. p. 2: 
hält er für verstümmelt) sowie aus der be- aquaelicium dicitur, cum aqua pluvialis reme- 
deutungsvollen Rolle, welche die Lanze spielt, diis quibusdam elicitur, ut quondam, si credi- 



2309 Manalphus Manaobago 2310 

tur, manali lapide in urbem ducto), eines Regen- Tüeligionsgesch. p. 102) erwähnt: [C. I. L. 3, 
bittganges, bei dem die Matronen mit nackten 3668 mit verbesserter Lesung Ephem. epigr. 2 
Füfsen (Petron. 44: antea stolatae ibant nudis S. 390 nr. 722 (unbekannten Fundorts): Dis 
pedibus in clivum, passis capillis, mentibus patris Ma\nalpho et Theandrio pro sal \ dd 
puris, et Iovem aquam exorabant: itaque statim nn | u. s. w. Dazu Mommsen in Ephem. epigr.: 
urceatim plovebat. Tertull. apol. 40: cum ab c De Theandrio sive Theandrita deo Bostrae 
imbribus aestiva hiberna suspendunt et annus praesertim culto egerunt Waddington ad titu- 
in cura est . . . aquilicia lovi immolatis, nudi- lum syllogae suae vol. 3 n. 2046 et Fröhner 
pedalia populo denuntiatis, caelum apud Oapi- melanges p. 52. Manalphus deus et ipse sine 
tolium quaeritis), die Magistrate ohne die Ab- 10 dubio referendus ad Arabiam alibi quod sciam 
zeichen ihrer Würde {Tertull. de ieiun. 16: noninvenitur.' R. Peter.] Da in einer Inschrift 
cum stupet caelum et aret annus, nudipedalia von Mif'ale bei Waddington, Syrie nr. 2386 
denuntiantur , magistratus purpuras ponunt, der Personenname Mavätpi(o)g vorkommt, ver- 
fasces retro avertunt, precem indigitant, hostiam mutet Mordtmann a. a. O. Anm. 1, dafs statt 
instaurant) nach dem Kapitol (Petron. 44. Manalpho zu lesen sei Manapho. Doch bietet 
Tertull. apol. 40) zogen. Die Bitte richtete der Stein deutlich MALPHO. Die Heimat des 
sich an Iuppiter (Petron. Tertull. aa. 00.), und Widmers der Inschrift mag , wie Mordtmann 
zwar, wie O. Gilbert (Gesch. u. Topogr. d. Stadt annimmt, Kanatha sein (DOM. CAN.). 
Born 2, 154) und E. Aust (oben Sp. 657 f.) [Drexler.] 
richtig erkannt haben, speziell an Iuppiter 20 Manaobago (MANAoBAro) erscheint aufGold- 
Elicius, der auf dem Aventin einen Altar besafs münzen des indoskythischen Königs Hooerkes 
(Varro de l. I. 6, 94; mehr bei Aust a. a. 0.): (Huvishka) sitzend auf einem Thron, die Füfse 
unterhalb des Aventin lag darum der Auf- auf einem Schemel, auf dem Haupt einen Helm, 
bewahrungsort des Lapis raanalis, der mit an den Schultern die Mondsichel, vierarmig. 
dem Kulte des Mars — die Nachbarschaft des Der eine Arm ist an die Seite gelegt. In den 
Marstempels ist eine rein zufällige — nichts Händen der anderen Arme hält er nach v. Sollet: 
zu thun hat. Dafs der Stein eine walzen- „Zweig, Kranz, Zweig mit Früchten (?)"; nach 
förmige Gestalt gehabt habe, wie Marquardt, Gardner: „sceptre, wreath? and fire?" Der 
Böm. Staatsverw. 3, 262 annimmt (andere Ver- von Gardner für das Symbol des Feuers ge- 
mutung bei Gilbert a. a. 0. 2, 154, 1), beruht 30 haltene Gegenstand nimmt sich fast wie ein 
nur auf dem zusammengeschwindelten Zeug- Pinienzapfen, das bekannte Attribut der klein- 
nisse des Fälschers Fulgentius de abstr. serm. asiatischen Mondgottheit Men, aus. Man findet 
p. 559 Merc. (dazu Lersch, Eulgent, de abstr. die Gottheit beschrieben und abgebildet bei 
serm. p. 30 ff.), der aus 'Labeo, qui disciplinas Wilson, Ariana antiqua p. 376 PI. 14, 9 (Asiatic 
Etruscas Tagetis et Bacidis XV voluminibus Mesearches 17 PI. 1, 1. Journ. As. Soc. Bengal. 
explanavif anführt: fibrae iecoris sandaracei July 1834 PL 21, 2; Oct. 1836 PL 36, 8). Lassen, 
coloris cum fuerint, manales tunc verrere opus Ind. Altertumskunde 2 1852 p. 833 nr. 7 Anm. 3 
est petras, id est quas solebant antiqui in modum zu p. 832. James Prinsep, Essays of indian anti- 
cylindrorum per limites trahere pro pluviae quities ed. by Ed. Thomas 1. Lond. 1858 p. 17 
commutanda inopia; gegen diese Cylinderform 40 PL 1, 18; p. 93 f. PI. 5, 2; p. 363 f. PL 29, 8. 
spricht der Umstand, dafs eine antike Hypo- E. Thomas, The early faith of Asoka, Journ. of 
these, die das Wort manalis mit den Manen the B. Asiat. Soc. of Gr. Brit. and Ireland. New 
zusammenbrachte, in dem lapis manalis den Ser. 9. Lond. 1877 [p. 155 — 234] p. 215 nr. 17 
Deckel des mundus , der Unterweltsöffnung, PL 2. A. v. Sollet, Die Nachfolger Alexanders 
sah (Paul. p. 128: manalem lapidem putabant des Gr. in Baktrien u. Indien. Berlin 1879 
esse ostium Orci, per quod animae inferorum p. 201. Percy Gardner, The coins of the greek 
ad superos manarent, qui dicuntur manes). and scythic Kings of Bactria and India in the 
Auf demselben Schwindelzeugnisse des Ful- Brit. Mus. Lond. 1886 p. 139 nr. 25 PL 27, 17, 
gentius beruht die falsche Annahme K. 0. nr. 26. E. Drouin, Bev. num. 3 e ser. 6 1888 
Müllers (Etrusker 2 2 , 318f.), dafs der ganze 50 PL 2, 15. M. Aurel Stein, Zoroastrian deities 
Ritus ein etruskischer sei und bei ihm der on indo - scythian coins (reprinted from the 
von Varro (sat. Menipp. frg. 444 Buech. = Oriental and Babylonian Becord, August 1887) 
Non. p. 69) erwähnte Tuschs aquilex mit- p. 12 Fig. 19. In der Deutung des Namens 
gewirkt habe, eine Ansicht, die schon darum gehen die Ansichten weit auseinander. Las- 
hinfällig ist, weil die aquileges (Senec. n.q. sen p. 840 vermutet, dafs das Wort im Zend 
3, 15, 7. Plin. n. h. 26, 30. Plin. epist. ad Mäofihö baghö gelautet hat und die Gottheit 
Trai. 37, 3) oder aquilegi (C. I. L. 2, 2694. (baga im Altpers. Gott) des Mondes bedeutet. 
Cassiod. Vor. 3, 53) gar keine Regenbeschwörer Prinsep 1 p. 363 erklärt zuerst: „Mang, in 
sind, sondern Quellenfinder (scrutatores vel Persian, is an ancient name of tlie moon; and 
receptores aquarum, Serv. Georg. 1, 109). 60 bhaga, in Sanscrit, means 'splendour, glory' ; 

[Wissowa.] and is given as synonym of the moon as well 

Manalphus, vermutlich eine arabische (naba- as of the sun. In the Zend, then — the 'link 

täische) Gottheit, da eine in Prefsburg befind- between the Persian an the Sanskrit — we may 

liehe Inschrift ihn zusammen mit dem bekann- naturally look for a Compound of these two 

teren nabatäischen Gotte Theandrius (Wad- terms, such as manao-bago"; kurz darauf be- 

dington, Syrie zu nr. 2046. Froehner, Melanges merkt er, unter Anziehung des in lateinischen In- 

epigraphiques nr. 16 p. 52 f. J. IL Mordtmann, Schriften vorkommenden Menotyrannus : „After 

ZDMG. 29 p. 106. Baethgen, Beitr. z. semit. this we can have Utile hesitation in translating 

73* 



2311 Manavat Mandrolytos 2312 

MANAOBArO 'lord of the months'; indeed, if drolytos, Mandres, ist durch das Sprichwort 
we derive BATO from the Persian or Scythic xa%vxsgov 6 MüvSgrjg Kgtjxivag äxsntga6i be- 
. . . beg, 'lord or prince'' , we shaTl have pre- kannt, zu dessen Erklärung bemerkt wird 
cisely the corresponding terra to tyrannus". 'Eytoioi Kgrjvivag ixxriocevTO rag Mayvr]xmv 
Th. Benfey, Einige Bemerkungen über die Götter- äitsnegaoe Ss atpiv MävSgrjg b MavSgoXvxov 
namen auf den indoskythischen Münzen, ZD MG. nag' olvov neu pi&rjv nul nvßsi'av, Ps.-Plut. 
8 1854 [p. 450 — 467] p. 463 — 465, welcher Prov. 57. Paroemiogr. Gr. 1, 329. Für uns ist 
Lassens Deutung für unwahrscheinlich erklärt Mandrolytos nur insofern interessant, als er 
und irrig die Mondsichel für Flügel hält, mit- in die Geschichte der Ansiedlung der Mag- 
hin iu der Figur nichts findet, was entschieden 10 neten in Kleinasien verflochten ist. Doch wird 
auf eine Mondgottheit hinweist, kommt zu dem die von Parthenios gegebene Erzählung von 
unwahrscheinlichen Resultat: „Deshalb erkläre der Gründung des Leukippos sowohl von Bayet, 
ich von mainjava „geistig", Nebenform man- Milet et le golfe latmique p. 140 als auch be- 
jäva, deren Nominat. Sing, javö, im griechi- sonders von Kern, Die Gründungsgeschichte 
sehen Alphabet fehlt j und v, also MANAO von Magnesia am Maiandros. Berlin 1894. 4° 
BATO = geistiger Segenspender, wahrschein- p. 21 schon auf Grund der Ähnlichkeit mit der 
lieh eine Personifikation der himmlischen Izeds Sage der Gründung von Kretinia auf Rhodos 
überhaupt oder Ormuzd, der höchste Gott durch Althaimenes mit Recht bezweifelt. Wie 
selbst." Hoffmann, Aussage aus syr. Akten die Sage von der Einwanderang der Magneten 
pers. Märtyrer (Abh. f. d. Kunde des Morgen- 20 in Kleinasien unter Anführung des Leukippos 
lands 7, 3) p. 148 setzt Manaobago „gleich von den Magneten selbst in hellenistischer Zeit 
Manö vohü, wie 'Slpavög im Avesta mehrmals dargestellt wurde, wissen wir jetzt durch den 
statt Vohü Manö heifst". In den vier Armen von Kern in der erwähnten Abhandlung publi- 
erkennt er ein Zeichen der hohen Macht des eierten 1892 an der Südwestecke der Agora 
Bahman, in dem Zweige oder Kranze das von Magnesia gefundenen Inschriftstein, wel- 
Bahmankraut. Den Halbmond erklärt er eher wenigstens ein Bruchstück der Gründungs- 
daraus, „dafs Bahman als Patron des Viehes geschichte der Stadt enthält. Diese Geschichte, 
galt, das Vieh aber von dem Monde gaocithra deren Anfang leider nicht erhalten ist, erzählt, 
stammt". Gegenüber allen diesen Erklärungen wie die Magneten auf Kreta das delphische 
wird man sich mit Stein p. 12 dahin bescheiden, 30 Orakel wegen der Rückkehr ins Vaterland be- 
dafs eine genügende Deutung des Wortes noch fragen. Der Gott verhelfst ein Zeichen, zögert 
nicht gefunden ist. Dafür aber, dafs Manao- aber dasselbe zu senden, und sie gründen unter- 
bago eine Mondgottheit ist, dürfte die Mond- des die nach ihnen benannte Stadt zwischen 
sichel unbedingt sprechen. Vgl. Mao. [Drexler.] Gortyn und Phaistos. 80 Jahre nach der ersten 
Manavat s. Malachbelos. Befragung erscheinen weifse Raben, die Vögel 
Mandragora» {MavSgayogag), b Zeu's, Hesych. des Apollon. Eine neue Gesandtschaft geht 
s. v. Der mystischen Pflanze Mandragoras, AI- nach Delphoi, um die Anfrage zu wiederholen, 
raun, deren Wurzel eine menschenähnliche Ge- Der Gott antwortet, sie sollen eine andere 
stalthabensollte(aj"9'g(a3idfioeq)os),derenGenufs nicht schlechtere als die thessalische Heimat 
eine betäubende und einschläfernde Wirkung 40 erhalten. Wieder fragt eine Gesandtschaft an, 
hatte (Hesych. Suid. Phot.), wurde eine ma- wohin der Gott sie senden will und auf welche 
gische Kraft zugeschrieben, und man benutzte Weise. Da anwortet Apollon : In das Land der 
sie zu mancherlei Zauber, zur Bereitung von Pamphyler über den Berg Mykale hinaus, wo 
Gifttrank und Liebestrank, wovon Aphrodite auf der Warte eines vielgewundenen Stromes 
wohl ihren Namen MavSguyogixig {Hesych. s. v.) das schätzereiche Haus des Mandrolytos stehe, 
erhalten haben mag, Lobeck, Agl. 2 p. 903. werde sie führen der Mann, der bei der Thür 
Buttmann, Mythol. 2 S. 241. [Vgl. vor allem des Tempels stehe. Auf ihre Frage, wer und 
J. Grimm, Deutsche Mythol. 11 1153 ff. u. 376. woher der ihnen bestimmte Führer sei, ant- 
Wuttke, Deutsch. Volksabergl. § 131. Kuhn, wortet der Gott: es sei ein Mann vom Ge- 
Die Herabkunft des Feuers etc. 1 210. 219. 224. 50 schlechte des Glaukos, der ihnen beim Ver- 
Bohde, Gr. Born. 230, 1. Röscher.] [Stoll.] lassen des Tempels zuerst begegnen werde. 
Mandragoritis s. Mandragoras. Dem Spruche gemäfs treffen sie den Leukip- 
M andres s. Mandrolytos. pos, erneuern mit ihm, der als Abkömmling 
Mandrolytos (MavSgoXvxog) ist nach der des lykischen Glaukos sein Geschlecht vom 
vermutlich auf Hermesianax zurückgehenden thessalischen Aiolos herleitet, die alte Stamm- 
Erzählung des Parthenios nsgi igmtfxmv nuftw- Verwandtschaft und teilen ihm den Willen des 
fiuxcov c. 5 (Erotici Script, ed. Hercher p. 7. Gottes mit. Leukippos ist bereit zu folgen, 
Mythogr. Gr. ed. Westermann p. 156) Vater der befragt aber seinerseits noch den Apollon 
Leukophryne, welche dem Leukippos, dem über das Ziel des Zuges und erhält das Orakel 
Sohne des Xanthios und Abkömmling des 60 (vs. 46 — 51): 

Bellerophontes, der nach der Flucht aas seiner SxsXX' Jjri 77a l u<pv[A&>]y xö[X]nov, Asvitinne, 

lykischen Heimat die von Admet in Pherai als tpigonXov 

heiligen Lenz ausgesendeten Thessaler zuerst Xabv a[y]a>fi Mäyvnta bfioevyyovov, rag uv 

nach Kreta, dann ins Gebiet von Ephesos ge- t'xsiat 

führt und dort die Ortschaft Kgrjxivalov ge- 0[mgrj]nog e-*.6itsXov v.\cA\ 'Afiuv^Cov alitv 

gründet hatte, ihre Vaterstadt (Mandrolytia ^ gh&gov 

nach Plin. n. h. 7, 4, das spätere Magnesia) xctl [M]vxüXr)g ogog at'nv ä7ttvctvx[i]ov 'Ev- 

verräterisch übergiebt. Ein Sohn des Man- 8v(i((av\og] • 



2313 



Mandros 



Mandulis 



2314 



"Ev&a äs M\a]vSqoXvzov Sopov oXßiov oi- 

k/iGo[vgiv] 
M]ayvrjz[e]g noX\i£0<siv n\tQivxi6vsatiiv- ayn- 
r[ot]. 
Hier bricht leider die wichtige Urkunde ab. 

[Drexler.] 
Mandros (?), eine von Letronne, Obseroations 
philologiques et archeologiques sur l'etude des 
notns propres grecs, Ann. d. Inst. 1845 [p. 251 



Bildnis in den Gegenden des Westens", als 
„Menrul, der grofse Gott, der Herr von Tal- 
mis, der schöne Knabe, erzeugt von dem Sohne 
der Isis (Horos)", Lanzone p. 301. Die grie- 
chischen Inschriften bezeichnen ihn häufig, als 
HVQtog, C. I. Gr. 5046. 47. 53. 57. 59. 60. [70?], 
&sbg jisyag, 5066, &£og (iiyiezog, 5042. 43. 44. 
[45?]. 50. 51. 58. 65. Nicht völlig gesichert 
sind die Beinamen rjSvtpcovog und vipiezog, die 



346] p. 283 — 294 auf Grund des phrygischen 10 man in 5070 zu erkennen glaubt. Gröfseres 



Stadtnamens Mandropolis und zahlreicher mit 
Mav$Qo - zusammengesetzter Personennamen 
(vgl. Fick, Griech. Personennamen* p. 194 f.), 
die räumlich vorwiegend Ionien, Karien und 
dem Grenzgebiet zwischen letzterer Landschaft 
und Phrygien, zeitlich hauptsächlich der Zeit 
vor Alexander dem Grofsen angehören, ange- 
nommene vorderasiatische Gottheit, deren Kul- 
tus in verhältnismäfsig früher Zeit in Abnahme 



Interesse beanspruchen die Anrufungen einiger 
in barbarischem Griechisch abgefafster Hymnen. 
In dem einen (C. I. Gr. 5039. Kaibel, Epigr. 
Gr. 1023. Lepsius, Denkm. aus Äg. u. Äih. 6 
Tab. 97 Gr.432. Puchstein, Epigr . Gr.inAegypto 
reperta p. 69— 71 nr. 34 A. Mahaffy, Pull, de 
corr. hell. 18, 1894 p. 152 nr. 3 und Sayce u. 
H. Weil, Rev. des etudes grecques 7, 1894 
p. 292 — 294 nr. 3) wird er angerufen: Xqv- 



geraten sein mufs. Letronne vermutet p. 292, 20 oo%eX(v) Ilatäv MavSovXi, 'A&rjväg äydnrjua 



dafs der Name identisch sei mit dem des Flus 
ses Maiandros, dafs letzterer den Namen der 
an seinen ufern verehrten Gottheit angenom- 
men habe. A. Maury , Hi&t. des relig. de la 
Grece ant. 3 p. 113 nimmt Letronnes Hypothese 
an und hält Mandros für die ältere Form des 
Namens des Flufsgottes Maiandros. Perrot, 
Exploration arch. de la Galatie et de la Bi- 
ihynie p. 336 (vgl. p. 334) findet die Existenz 



si XCav inLa(rj)fios , Aazovg yovrj, j;p)jfffi.(o))df, 
/lugoHT(i5)jr[s] , 7j|V]i£ "AnoXX(ov) und weiterhin 
bezeichnet als nQOKa&rjyrjjia (Z. 5) und z/tos 
rf'xos (Z. 7). Ein zweiter Lobgesang (Lepsius 6 
Tab. 97 Gr. 451. Puchstein p. 71— 73 nr. 34 B) 
redet ihn an: 'AxxivoßöXs Ssanoza, MavSovXi, 
Tizav, Ma-Kuqsv. Der Verfasser des Hymnus 
erzählt, dafs sich ihm, der wissen wollte, ob 
der Gott der Helios sei, nach vorangegangener 



des Gottes Mandros durch Letronne zwar nicht 30 Entsühnung. Reinigung und Darbringung eines 



streng bewiesen, doch sehr wahrscheinlich 
gemacht. Dagegen bezweifelt die Richtigkeit 
von Letronnes Schlufs auf einen Gott Mandros 
O. Kern, Die Gründungssage von Magnesia am 
Maiandros p. 12 Anm. 5. Einen Zusammen- 
hang zwischen dem Gotte Mandros und der 
Zauberpflanze Mandragora nimmt an Perrot 
p. 334. Letronne p. 290 leitet den Namen der- 
selben ab von einem Arzte Mandragoras, der 



Opfers Mandulis ttti der Frühe) gezeigt habe im 
goldenen Nachen das Himmelsgewölbe durch- 
segelnd. In einem dritten Hymnus (Lepsius 6 
Tab. 97 Gr. 455. Puchstein p. 73—74 nr. 34 C) 
meldet der Verfasser, dafs er den von ihm mit 
<l>al[di(i£ 'AnoXX]ov angeredeten Mandulis, als 
dieser des Morgens sein Heiligtum betrat, er- 
kannt hat als ijXiov zbv navztnönir\v Ssanö- 
ttjv, änävzcav ßaaiXia, ulmvu navzonQäxoqa; 



ihre medizinischen Kräfte zuerst entdeckt habe. 40 und er preist glücklich das heilige Talmis, 



[Drexler.] 

Mandulis (MavdovXig: Puchstein oder Mäv- 
äovXig: Franz und andere). In Äthiopien, be- 
sonders in Talmis (Kalabsche), wurde ein 
Sonnengott verehrt, dessen Namen die ägyp- 
tischen Inschriften sehr verschieden wieder- 
geben, s. Lanzone, Diz. di mitol. egiz. p. 300 
s. v. Merul und Brugsch, Zeitschr. f. äg. Spr. 
1887 p. 28 u. 78. Letzterer führt an die Schrei- 
bungen Mr-u-1, M-r-i-1, M(i)-u-t-l, Mnr-u-i-1, 50 
Mnr-t-u-1, Mn-tu-1 und vermutet (p.78. 79), dafs 
das Wort zusammengesetzt ist aus ma, mau 
Löwe und t'-u-l „grofs seiend", mithin der 
,, grofse Löwe" bedeutet. Die griechischen In- 
schriften (C. I. Gr. 5039. 42. 44 — 47. 50 — 54. 
57—60. 65. 66. 70) nennen ihn beständig Mav- 
dovXig. Die Form MavSoiXiog, welche Franz 
in nr. 5043 zu finden meint, beruht auf irriger 
Ergänzung von ...AIG) zu Mavdov]Xi(p. Besser 
wird man das Wort zu 'Hlim ergänzen. 60 

Der Gott bildete in Talmis eine Triade mit 
Horos und Isis, in Debud mit Seb und Nut, 
Pierret, Biet, d'areh. egypt. p. 316 s. v. Maloul. 
Lanzone p. 801. In den hieroglyphischen Texten 
wird er bezeichnet als der „grofse Gott, wel- 
cher wohnt in Du Hat (dem Berge der weifsen 
Stadt)", als „Menruil, der Sohn des Horos, der 
grofse Gott, der Herr von Tarmis, das grofse 



welches liebt der Helios Mandulis. In einem 
akrostichischen Hymnus (s. Mahaffy und Bury, 
Bull, de Corr. hell. 18, 1894 p. 149 - 151 nr. 1 und 
p. 154 — 157, Sayce und H. Weil, Mev. des etudes 
#»-ec.7,1894p 284-291 nr.l. Rohde,Philol.l895, 
11 ff.) erzählt der Decurio Maximos, wie er sich 
niedergelegt hat, um eine Traumerscheinung 
zu erhalten, und fährt dann fort vs. 23fi\ : 
AafinQog zbzs MaväovXig ißr; peyag an' 

'OXv/inov 
&iXy(ov ßccQßaQixrjv Xs^iv an Al&iöniov, 
■hui yXvv,SQrjv i'ansvatv icp' 'EXXäSa fiovaav 

äsiaai, 
(Xafinga nageia q>£Qmv nal S£^ibg''latSi ßaCvcov, 
'PmpaCatv jisyi&ei AOTAN (Weil u. Bohde: 
&' o[ff av) äyaXXöjisvog, 
fiavziKU nv&iömv azs Sri &eög 0\y]Xvfinoi.o) 
mg ßiog äv&gmnoig ngoogrifisvog ek as&EV 

av%£i, T 

eög ripaQ xal vv£ es ßißei-'Slgat ä'Spa näaai 

Kai naXiovai as Bgsi'Sr (Bohde: ZißQtid) Kai 

MavSovXw ßvvofialiiovg. 

äezqa fteäv, £» arjfia (Bohde £varjft.a), v.az' 

ovQavbv ävziXXovzu. 
Kai zaSs ffot 6X£i%o\vxa %\a[Qao]ouv p avzbg 

t'Xsgag, 
■xal eotpa ygäfipaza nüeiv a&oonivtwg eeo- 
güed'ai. 



2315 Mandylas Manes (Name) 2316 

Zu vs. 31 bemerkt Weil (p. 288): „Breith 'et des Linos (s. d.) auf das semitische ai lenu d.h. 
Mandoulis sont-ils freres, eomme le suppose wehe uns (griech. al'Xivov) zurückführt, so sucht 
Sayce, ou Breith n'est-elle pas plutöt la deesse man den Namen Maneros aus dem äg3 T ptischen 
identifi.ee avee Isis, comme semble l'indiquer le mää-ne-hra d. h. kehre wieder, dem Refrain 
v. 26?" Bin fünftes nur lückenhaft erhaltenes der Klage der Isis um Osiris, zu erklären. 
Gedicht {Bull, de corr. hell. 18 p. 151 — 152 (Vgl. Movers, Phon. 1, 244 ff. Brugsch, Die 
nr. 2. Bev. des et. gr. 7 p. 291. 292 nr. 2), AdonisMage und das Linoslied. Berlin 1852. 
worin Mandulis angefleht wird, den Herodes Preller- Robert, Gr. Myth. 1, 461 [und vor allem 
glücklich in seine Heimat gelangen zu lassen, jetzt Wiedemann, Herodots 2. Buch S ; 333 f. 
ruft ihn an ähnlich wie das erste XvQO%\%vn£ 10 S. auch Brugsch, Bei. u. Mythol. d. alt. Ägypter 
rjysta Movaäv (vs. 2) und Aibg ts'k[os (vs. 8). 13f. Gruppe, Die griech. Culte u. Mythen 1,543 f. 
Der Bau des Mandulistempels von Talmis Mannhardt, Myth,. Forsch. 1, 16 ff. 55. Frazer, 
ist nach Puclistein p. 67 zur Römerzeit be- The golden bough 1, 364 u. d. Art. Linos u. 
gönnen, doch nie ganz vollendet worden. Die Lityerses. R.] [Schirmer.] 
hieroglyphischen Inschriften nennen von Kaiser- Manes (Mävrig, bei Steph. Byz. Mavrjg), phry- 
namen nur den des Augustus. Abbildungen gischer Stammneros , Vater des Atys , Kotys, 
stellen den Trajan opfernd dar. Die zahl- nach dessen Sohne Asias Asien benannt sein 
reichen griechischen Proskynemata von Sol- soll (Herod. 1, 94. 4, 45), und des Akmon (Steph. 
daten fallen in die Jahre 81 — 248 n. Chr. Spä- Byz. v. 'Anpovla). Nach Dion. Halic. 1, 27 war 
ter wurde das Heiligtum in eine christliche 20 Manes ein Sohn des Zeus und der Ge, Gemahl 
Kirche umgewandelt und dem Märtyrer Arche- der Kallirhoe, die ihm den Kotys, den Vater 
laos geweiht, Sayce, Bev. des et. gr. 7 p. 294f. der Asie und des Atys, gebar. [Vgl. Th. Menke, 
nr. 5. Abbildungen des Gottes s. bei Lanzone Lydiaca p. 24. A. Maury, Hist. d. relig. de la 
Tav. 122. 123 p. 301 — 304. [Drexler.] Grece ant. 3 p. 73 Anm. 3. Perrot, Hist. de l'art 
Mandylas (MavSvlag), ein Hirt zu Dodona, dans l'ant. 5 p. 243 u. Anm. 2. Bamsay, Mitt. 
von welchem das Schol. zu Odyssee 14, 327 d. K. D. A. I. in Athen 8 1883 p. 72 f. Nach 
folgende Sage erzählt: „Ein Hirt, welcher die Manes benannt sind die Ortschaften Mavr]aiov 
Schafe an den Sümpfen von Dodona weidete, und Manegordum, wie nach seinenbeidenSöhnen 
raubte das schönste Schaf seines Nachbars, Akmon und Doias 'A-xfiovsia und das äoiav- 
schlofs es in seinen Stall ein und hielt es ver- 30 ziov nsSCov, P. Hirsch, Phrygiae de nominibus 
steckt. Darauf soll der Besitier bei den Hirten oppidorum. Regim. Bor. 1884 p. 29. Perrot 5 
das Schaf gesucht und, da er es nicht ge- p. 31 Anm. 2. Den Namen des Gottes, der 
funden, den Gott gefragt haben, wer der Dieb auch häufig von Sterblichen geführt wird — 
sei. Da, sagt man, habe die Eiche zum ersten bekanntlich war Manes ein beliebter Sklaven- 
Mal einen Laut von sich gegeben und gesagt, name in Athen — leitet Letronne, Mem. sur 
dafs es der jüngste von den Hirten sei, und l'utilite qu'on peut retirer de l'e'tude des noms 
da jener das Orakel erprobte, fand er sein propres grecs pour l'hist. et l'arch., Mim. de 
Schaf bei dem Hirten, der am letzten einge- l'Inst. Nat. de France. Ac. des Inscr. et B.-L. 
treten war, mit Namen Mandylas. Dieser soll 19 1851 [p. 1—139] p. 30 ab von Mr\v. Perrot 
nun aus Zorn die Eiche haben umhauen wollen, 40 5 p. 31 Anm. 2 findet darin eine Nebenform 
aber eine Taube, die aus dem Baumstamme für Men. Auch Boscher, Ber. d. K. S- Ges. d. 
hervorkam, habe ihm verboten, dies zu thun. Wiss. 1891 p. 130 identifiziert frageweise Manes 
Aber schon der Versuch hatte die Epiroten so mit Men. Bamsay, Joum. ofhell. stud. 4 1883 
erzürnt, dafs sie ihn zur Rechenschaft zogen", p. 31 u. p. 421 Anm. 3, sowie 10 1889 p. 230 
Gerlach, Dodona. Basel 1859 p. 30 Anm. 1. sieht in Manes die einheimische Form des 
H. F. Perthes, Die Peleiaden zu Dodona. Mors Namens des Gottes Men. Letzterer sei nur 
1869. 4° p. 37 f. Carapanos, Dodone et ses durch eine irrige Volksetymologie mit dem 
ruines. Paris 1878. 4° p. 165 Anm. 1. Will- griechischen Worte \x,r\v identifiziert worden, 
kürlich will letzterer p. 186 PL 14 nr. 2 und In einer Inschrift von Oturak {Bamsay, Joum. 
nach ihm de Witte, Bull, de la soc. nat. des 50 of hell. stud. 4 1883 p. 419 ff. nr. 33) erscheint 
antiquaires de France 1878 p. 110 nr. 6 den eine Gottheit Mävrjg zJüng 'HlioSgofiog Zsvg. 
Mandylas erkennen in einer nach dem Stil ins Darnach ist Manes offenbar der flauptgott 
4. oder 5. vorchristliche Jahrhundert gehörigen jener Gegend, welcher mit dem griechischen 
Bronzestatuette von Dodona. Dieselbe stellt Zeus identificiert wurde. Drexler.] [Schirmer. 1 
dar einen nackten Mann mit einem über die Manes, nach römischer Bezeichnung die ab-. 
1. Schulter geworfenen Tierfell. In der R. hält geschiedenen Geister der Verstorbenen. 

er einen Stock oder eine Art Keule. Von der T „, T „„„ A ti„j„„+,™™ 

irfu.il u u • v u j t>a !• Name und Bedeutung. 

Kopfbedeckung, wahrscheinlich dem Petasos, 

ist nur noch der Nagel erhalten, welcher zur Der Name Manes bezeichnet die Toten als 

Befestigung derselben auf dem Haupte diente, ßo >, di e Guten, die Lichten", da das altlateinische 

f Drexler.] mänus durch bonus (Garm. Sal. bei Paul. Diac. 

Maneros (Maviqmg) war nach der Tradition S. 122 s. v. Matrem Matutam; S. 125 s. v. Marie 

der Ägypter der einzige Sohn ihres ersten und S. 159 s. v. Manare. Fest. S. 146, 20 und 

Königs, auf dessen frühen Tod eine schwer- 158, 30. Varro de l. I. 6, (4) 2 S. 187 Spengel. 

mutige Weise nach Art des Linosgesanges sich Macrob. Sat. 1, 3, 13. Sero. Verg. Aen. 1, 139. 

bezog (Herod. 2,79. Paus. 9, 29, 7. Nymph. b. 2, 268. 3, 63; vgl. Flut Quaest. Born. 52) oder 

Athen. 14 p. 620 A. Klearch. b. Hesych. s. v. c larus ( Non - Marc. S. 66 oder 47 Gerl. u. Both, 

Poll. 4, 54. Suid. s.v.). Wie man den Namen Isidor. oriy. 5, 30, 14) erklärt und an vielen 



2317 Manes (Bedeutung) Manes (in Grabschriften) 2318 

dieser Stellen zu Manes, mane, immanis in factum monumentum oder est hoc monimentum. 
Beziehung gesetzt wird. Über die Möglichkeit Eine eigentliche Weihung des Grabes wird 
des etruskischen Ursprungs dieser Bezeichnung dabei nicht ausgesprochen. Die Sitte, den 
handeln Müller u. Beecke, Die Etrusker 2 S.97f., Namen des Verstorbenen auf das Grabmal zu 
sowie Cuno, Vorgesch. Monis 2 S. 153 ff.; über schreiben, wurde aber, von Etrurien abgesehen, 
ähnliche Vorstellungen bei anderen italischen in Italien überhaupt erst in der Kaiserzeit all- 
Stämmen Crusius ob. Bd. 2 Sp. 1165. Vanicek, gemein; und zugleich mit der nunmehr regel- 
Etym. Wort. S. 653 stellt das Wort mit mäfsig auftretenden Weihung an die Manes 
maturus zeitig zusammen und erklärt es als nehmen die Inschriften meist typische Formen 
„angemessen, gut". 10 an. Zwei Hauptarten sind zu unterscheiden. 
Übrigens führten auch die oberirdischen Am häufigsten steht B. M. (Bis, deis Manibus) 
Götter in den Gebeten der Augurn diesen oder seltener*) D. M. S. (Bis Manibus sacrum; 
Beinamen (Fest. S. 157 3. v. Manes), wie denn auch zuweilen deum Manium sacrum) absolut 
auch der Wortstamm in den Namen Genita Mana voran, dann folgt die Weihung für den Ge- 
(s. d.) und Cerus Manus (s. d.) enthalten ist. storbenen, dessen Name der Weihung wieder 
Dem entsprechend wird Manes gewöhnlich als entweder voran- oder nachsteht; ähnlich er- 
Beiwort zu dii gebraucht; nur selten steht scheint griechisch &so?s Suipooiv vor der eigent- 
es als selbständiger Name allein. Wie ich nun liehen Grabschrift (Lnscr. Graecae Sic. et Ita- 
schon oben Bd. 2 Sp. 243 in dem die gesamten liae etc. nr. 938. 1609. 1611 u. s. w.). Zuweilen 
Vorstellungen der Römer vom Tode und den 20 geht aber auch in demselben Sinne die Weihung 
Toten behandelnden Artikel Inferi auseinander- an den Toten voran, und Bis Manibus folgt 
gesetzt habe, sind nach alter Erklärung die erst am Schlufs der Inschrift nach (häufig im 
dii Manes die versöhnten und deshalb ihren C. I. L.b, aber auch sonst zuweilen). Durch 
Familienangehörigen freundlich gesinnnten vollständigeren Ausdruck wird die Formel 
Ahnengeister des Geschlechts (vgl. die Evfii- B. M. z. B. in folgenden Inschriften erklärt: 
viSsg ob. Bd. 2 Sp. 1163), daher euphemistisch 6, 5176 und 14, 1190: B. M. locus consacra- 
alle Seelenwesen diesen Namen erhalten kön- tus ... 5, 7747: Intra eonsaeptum maceria 
nen. Über ihr Verhältnis zu den Lares, Larvae locus deis Manibus consacratus ... 9, 3107: 
und Lemures s. auch oben Bd. 2 Sp. 1869. Bis Manibus locum consacravit ... 6, 20055: 
1888. 1902 u. 1939. 30 Posui dis Manibus ... 10, 1804: sedem aeter- 
Obwohl demnach diese Bezeichnung als alt nam . . . dis Manibus consecravit ... 5, 2915: 
gelten mufs und auch schon in den Zwölftafel- . . . hunc locum monimentumque diis Manibus 
gesetzen (Oic. de leg. 2, 9, 22), in der Devotions- do legoque. 12, 3619: Manibus addictum sa- 
formel bei Livius 8, 6. 9 und in einer alten crisque priorum . . . und B. M. M. = Bis 
Weihmschriü,(Beum.\Maanium,C.I.L. 1,1410) Manibus monumentum (2,2713. 2714 = 5732. 
vorkommt*), findet sie sich in Grabschriften 5735. 5738) oder B. M. M. P(ositwm) (2, 5705. 
doch erst seit Beginn der Kaiserzeit**). Eine Er- 5742). 

klärung für den damals aufkommenden Brauch, Selten findet sich eine Weihung an die Manes 
das Grab den Dii Manes der Familie zu weihen ohne Angabe des Namens des Bestatteten : 
und unter ihren Schutz zu stellen, bietet viel- 40 Beum. | Maanium (1 , 1410) , besonders auf 
leicht die gleichzeitig in Rom aus dem Osten Altären der ob. Bd. 2 Sp. 2317 Z. 45 erwähn- 
eindringende göttliche Verehrung der Kaiser ten Art; vgl. Bis '■ M an \ sac (6, 5541 und ähnlich 
und besonders des Genius Augusti (s. ob. Bd. 2 11,4012 u. 6, 4226. 10328). In der zweiten, etwas 
Sp. 904ff.). Es wurde zu dieser Zeit Sitte, in weniger häufig auftretenden Hauptform der 
den Columbarien Altäre aufzustellen, auf denen Grabschriften steht bei Bis Manibus der Name 
den unterirdischen Gottheiten für alle in dem des Verstorbenen im Genetiv, wie sich ähnlich 
Columbarium Beigesetzten geopfert wurde griechisch 9io£g «at Saifioaiv jemandes findet 
(C. I. L. 6, 29852 ff.). Um jedoch genauer fest- (Inscr. Graec. Sic. et Italiae etc. 941. 878). Der 
zustellen, was man dabei unter Dii Manes ver- Form nach sind also bei den Grabschriften der 
stand, müssen wir zunächst die Formen der Grab- 50 ersten Art wohl sicher, bei denen der zweiten 
Schriften selbst betrachten. Die ältesten der- höchst wahrscheinlich nicht die Seelen der in 
selben aus Latiuin zeigen den blofsen Namen den Gräbern eben Bestatteten, sondern die 
des Verstorbenen im Nominativ (CLL. 1,65 ff. ; Ahnengeister im allgemeinen oder die der 
vgl. S. 210); später treten vielfach wechselnde Familie insbesondere unter den Dii Manes zu 
Formen auf, wie z. B. Fuit Atistia uxor mihei verstehen, was auch aus dem Ausdruck inferi 
femina optuma veixsit u. s.w. (1, 1016); Fami- Silanorum Manes (Tacit. arm. 13, 14) hervor- 
liae L. Coccei et liberteis et eorum Basius disp. geht**), vgl. oben Bd. 2 Sp. 244 Z. 32 ff. und 
de suo fac. coer. (1, 1044) und besonders oft Crusius ebenda Sp. 1165. 
ossa hie sita sunt oder hie Situs est; hoc est 

M *) D. M. S. findet sich nicht in den Inschriften von 

*) Sicher stehen mit den Manes auch die "Worte Raetia und Lugdunum (Index de« C. 1. I. 3 S. 1 185), noch 

Dvenos med feced en manom, die sich in der Inschrift in denen von Gallia NarbonenBis (Index dos C. /. L. 12 

eines sehr alten Thongefäfses vom Esquilin finden, in S. 945), abgesehen von den in don ältesten Inschriften 

Zusammenhang (Dretsel, Annali d. I. 1880 S. 158 ff. Tf. L. ausgeschriebenen Vormein (12, 6301. 4807. 5802 c. 6300. 

Jordan im Hermes 16 1881 S. 237 und zu Preller, Rom. 5112); in den stadtrclraischen Inschriften ist 1). M. S. 

Myth. 2 S. 66, 3). wenigstens virl seltener als I). M. 

**) Auch die Inschrift C. I. L. 1, 639 = 14, 2464 ge- **) Ähnlich steht es vielleicht mit don DU Manibus 

hört wahrscheinlich in die Periode des Augustus. S. auch Sercilibus (Servitut?) boi i'arru da ling. tat. 6, 24 S. 205 

Bülsen im C. I. L. 6, 4 S. 2900. Spemjel iu licuug auf die gen» Servilia. 



2319 Manes (Beiworte) Manes (= dii parentes) 2320 

Aus den Epithetis, die ihnen beigegeben wer- der Vorfahren , die dii parentes oder patrii 

den, ist hierfür nichts zu schliefsen. Dasgewöhn- (s. oben Bd. 2 Sp. 244), welche auch selbst 

lichste Beiwort der Manes ist inferi (s. ob. Bd. 2 geradezu parentes manes (C. I. L. 8, 2185) ge- 

Sp. 242 Z. 67fF.; Sp. 259 Z. 41 und C. I. L. nannt werden, unter dem Genius und der luno 

2, 5312. 5364. 5850; 3, 704. 3844. 3378.7426 aber die Seele des oder der jüngst Verstorbenen 

= 6127; 6, 12311. 15165; 8, 4573), wie dafür verstanden, wie auch ohne Nennung der Manes 

griechisch ■S'fofsKKTKjjfl'oi'tois (s.d.) oder %&ovioig das Grab zuweilen dem Genius oder der luno 

und zuweilen auch lOTojU'ö'o»' «Hg oder KarayaiSwig derselben geweiht wird (C. I. L. 6, 7806. 11584. 

(Inscr. Graec. Sic. et IM. 1801. 581) erscheint. 15905. 20237. 15502. 23464 und oben Bd. 2 

Sonst heifsen sie saeri(CJ.Z. 6,29856. 10,3010. io Sp. 1619). In ähnlicher Weise nennt man auch 

4226), sancti (6, 29875. 14, 3997), sanctissimae den Spiritus bonus jemandes neben den D. M., 

(6, 18817), sacri sancti casti pii (14, 704; vg). wie z. B. C. I. L. 10, 6608: D. M. spirit. b. und 

Auson. Epitaph. (17) 3, 2), operti (Ann. d. Inst. 6, 9663: D M | in. hoc. tumulo. iacet. corpus. 

Arch. 1844 S. 54) und communes (C. I. L. 6, ex. animis | cuius. Spiritus, inter. deos. receptus. 

10328: Diis Manibus | communibus | Epaphro- est . . , oder der selige Geist verstorbener Frauen 

ditus. I | curator primus; vgl. cognati manes, wird als anima sancta (9, 3680) oder als dea 

Auson. 5, 3, 4); in metrischen Inschriften auch sancta (6, 7581. Orelli 4587 f.), zuweilen auch 

sacrati (12,5275), secreti (7,250) und gelidi als Venus (= luno), C. I. L. 2, 4415, bezeichnet. 

(6,9752); bei Dichtern äivi- (Lucr. 6,759. 3,52), Eine Scheidung der Manes von der Seele des 

profundi (Verg. Georg. 1, 243), imi (Verg. Aen. 20 jüngst Verstorbenen, dem man das Grabmal 

4, 387. Senec. Herc. für. 55. Troad. 152. Auson. errichtet, beweisen auch Inschriften, in denen 
Par. 15, 18, 5), sepulti (Verg. Aen. 4, 34), remoti gesagt wird, dafs die Manes den Verstorbenen 
(Senec. Herc. für. 839), aeterni (Senec. Herc. Oet. aufgenommen , entführt oder geraubt haben : 
1529), diri (ebenda 1604), attoniti (ebenda 1935), Bei Manes receperunt Abulliam . . . (C I. L. 
maesti (Senec. Herc. für. 189), impii (Sen. Med. 2, 2255); Manes si saperent miseram nie abdu- 
10), inferni (Pctron. Sat. 120, 93), taciti (Ovid. cerent (2, 4427); Romanus, nomin(e) sum voci- 
fast. 5, 422. Senec. Herc. Oet. 1066), quieti (Auson . tatus. quem di. Manes properarunt eriperc imma- 

15, 7, 12) und nocturni (Prisciani Perieg. 691 f. b. turum (9, 175); vgl. Ita peto vos, [majnes 

Wemsdorf, Poet. Lat. min. 1 S. 365) ; vgl. auch sanctissimae, commendatfumj habeatis meum 

fabulaeque Manes (Horat. Od. 1, 4, 16. C. I. L. 30 ca[ru]m et vellitis huic indulgentissimi esse horis 

14, 3565, 10 und ähnlich Per«. 5, 152). Griechisch nocturnis ut eum videam . . . (6,18817); .... 

wird so auf Grabschriften zu äaifioai oder parentes Manes estote boni ut Mortis in pace 

dsois zuweilen ftsiois, iveeßioi, tiaXois, pvq- bona quiescat qui vix an LIII (8, 2185) und 

fiaei oder jj'pajci hinzugesetzt (Inscr. Gr. Sic. . . . quos Artema Tcarissimos sibi una secum con- 

et IM. 848. 1683. 813. 1980. 1795. 1572. 2257). sacratos Manibus suis esse voluit (10, 1762), 

Ganz vereinzelt findet sich direkt von dem sowie vielleicht 6, 7579. Deshalb werden die 

Frauennamen Amabilis abgeleitet auf einer Manes später geradezu dei mortuorum genannt 

Urne: Manibus | Amabilinfis) j sacrum (C. I. L. (Isidor. Orig. 8, 11). 

6, 11507), wo allerdings, ebenso wie bei Apul. Ganz selten nur und jedenfalls erst infolge 

Met. 8, 9, 535 mit manes acerbos mariti, der *o einer Übertragung scheinen dagegen wirklich 

Geist des einzelnen Verstorbenen als manes die Geister der jüngst Verstorbenen selbst als 

bezeichnet wird, vgl. unten Sp. 2320, 39ff. Manes bezeichnet zu werden; so z. B. CLL. 

Wie die Eigenschaften der Kaiser selbstän- 12, 1657: D. M. liberorum ac coniugibus Pu- 

dige göttliche Verehrung fanden (s. ob. Bd. 2 blici Galisti et ipsius consecratum . . . ., und 

Sp. 915f.), so wurde das Grab neben Dis Mani- besonders wenn in Bezug auf Frauen den Manes 

bus oft nicht nur memoriae (CLL. 6, 12223. weibliches Geschlech-tbeigelegtwird, wie auf dem 

17365 u. sonst oft), memoria (14, 808), in me- Grabmal eines Ehepaares (5, 6053: di deaeque 

moriam (8,9162), memoriae aeternae (12, 1774 Manes) und auf denen von Frauen (5, 6710: 

u. öfter), duleissimae (12, 39. 3882), sanetissi- manes tuae; vgl. 6, 7579: si quae sunt Manes). 

mae (12, 2979), bonae (10, 4387), sondern auch 50 Dieselbe Vorstellung herrscht vielleicht bei 

quieti (12, 2025), aeternae (12, 1874. 1945 u. Liv. 3, 58. 21, 10, 3. Suet. Otho 7. Apul. Met. 

öfter), bonae (8, 3290), perpetuae (12, 1898. 8, 9, 535. Serv. V. A. 3, 303 und bestimmt bei 

2283); securitati (12, 747. 1679), aeternae (12, Verg. Aen. 4, 427. 6, 119. Ovid. fast. 5, 443. 

409. 1971), perpetuae (3, 9497); pudicitiae (10, Pers. Sat. 5, 152. Senec. Troad. 301. 199. 654. 

5739); somno aeternali (6, 18850; vgl. 17430), C. I. L. 6, 7886, 5. Auson. Prof. 16, 23, 22. 

aeterno (10, 6703); honori (8, 8395); nomini 27, 1. Die Übertragung beweist hierbei schon 

(7, 191) des oder der Verstorbenen geweiht. die Mehrzahl, die in Rücksicht auf den einzel- 

In bestimmten Gegensatz zum Einzelgenius nen Toten angewandt wird, obwohl auch Cicero 

des verstorbenen Mannes und zur luno der Frau (pro Milone 33, 91) in ähnlicher Weise den 

(s. ob. Bd. 1 Sp. 1618; Bd. 2 Sp. 615f.) treten co Geist des nicht ordnungsgemäfs bestatteten 

die Dii Manes in folgenden Inschriften: Dis Clodius in der Mehrzahl als furias insepulti 

Manibus et genio (C. I. L. 5, 246); D. M. \ bezeichnet. Demnach ist sicher nicht mit 

M. Antoni | M. f. Earini \ et genio eius \ An- Preller-Jordan, Rom. Myth. 1 S. 84, 1 an einen 

tonia u.s.w. (9,5794); JDiis. Manibus \ Lucius. guten und einen bösen, dem Menschen gleich 

Iulius. Proclus \Luci. filius.\vixsit. annos.VII J bei der Geburt beigegebenen Dämon zu den- 

menses III. genio uitis (=huius) (6,7807); vgl. ken, da die dort aus Serv. V. A. 3, 63 ange- 

5, 160 u. oben Bd. 2 Sp. 243 Z. 39. Hier sind führte Stelle erst von Pancr. Masvicius in den 
entschieden unter den Dii Manes die Geister Text des Servius eingeschoben worden ist. 



2321 



Manes (Familienkult) 




Andererseits steht Manes in gleichfalls 
übertragener Bedeutung, ähnlich wie Lar 
oder Lares für „Haus" (oben Bd. 2 Sp. 1879 
Z. 1), oft geradezu für Leichnam (Propert. 2, 13, 
32. Liv. 31, 30. Pers. 1, 38. Plin. n. h. 11, 37, 
148. 16, 44, 234. G. I„L. 12, 3464), Tod (Stat. 
Theb. 7, 781. 11, 563) und Unterwelt (Verg. 
Georg. 1, 243. Aen. 4, 387. Culumella, De cultu 
hört. 64 bei Wertisdorf, P. L. min. 6 S. 46), 
oder das Grab wird an Stelle der Manes den 
ciDeribus geweiht (G. I. L. 6, 7261. 11233. 
11411. 12108. 12315; vgl. oben Bd. 2 Sp. 235 
Z. 26). 

II. Die Verehrung der Manes. 

Die Rechte, welche die Manes zu fordern 
haben und die schon nach der Bestimmung 
der Zwölftafelgesetze: Deorum Manium iura 
saneta sunto, sos (d. h. suos) leto datos divos 
habento (Cic. de leg. 2, 9, 22) als unverletzlich 
galten, bestehen in erster Linie, wie oben 
Bd. 2 Sp. 235 u. 242 entwickelt worden ist, in 
der regelrechten Bestattung, dann aber in der 

Pflege ihres Gra- 
bes und damit 
ihrer selbst, da 
sie in diesem ihre 
Wohnung haben 
(s. oben Bd. 2 
Sp. 235 ff.). Dem 

entsprechend 
wird Pflege und 
Verehrung (co- 
lere, revereri, in- 
vocare) der Ma- 
nes vielfach aus- 
drücklich in 
Grabschriften anbefohlen oder versprochen, 
Unterlassung der Pflege oder Verletzung des 
Grabes aber mit Bestrafung durch die Ver- 
storbenen bedroht, die in Sendung von Tod 
(oben Bd. 2 Sp. 237 Z. 67), Schmerz (Quint. 
Inst. 6 prooem. 10), Krankheit oder schlimmen 
Träumen {Tibull. 2, 6, 37) besteht (s. ob. Bd. 2 
Sp. 236 Z. 42ff. und C. /. L. 5, 5933. 6, 7579. 
10558. 13101. 17505. 18817. 29912ff. Orelli 
4707. 7346). Vgl. Bohde, Psyche 630ff. 

Diese Verehrung ist ursprünglich Sache der 
Familie jedes Verstorbenen; weil jedoch eine 
Vernachlässigung der iura Manium auch wei- 
teren Kreisen Schaden bringen konnte, hatte 
die Gesamtheit ein Interesse daran, dafs die 
Pflichten gegen die Toten erfüllt wurden. 
Demnach ist sie zwar hauptsächlich eine pri- 
vate, daneben aber doch auch eine öffentliche. 
Ich habe nun die Bestattungsbräuche schon 
oben Bd. 2 Sp. 234 ff. behandelt; daher sind 
hier nur noch die eigentlichen der Toten- 
verehrung geweihten Feste zu besprechen. 

Schon der Ausdruck parentare, mit dem 
das Darbringen eines feierlichen Totenopfers 
bezeichnet wird, beweist, dafs dieses ursprüng- 
lich von den Kindern den Eltern oder den dei 
parentes (s. oben Bd. 2 Sp. 244 und C. I. L. 
6, 29852*) zu leisten war und somit zunächst 
nur die Familie anging. Auf die Familie 
im weiteren Sinne ist diese Pflicht auch spä- 
ter beschränkt (s. oben Bd. 2 Sp. 238 Z. 1), 



Aufsatz eines Grabes mit der 

Inschrift B M (nach C. I. L. 

6, 29877.) 



Manes (Opfer u. Feste) 2322 

doch können andere Personen, wie besonders 
Freigelassene und Collegia, durch Vermächt- 
nisse zur Pflege des Grabes bestimmt werden 
(vgl. z. B. C. IL. 6, 10234. 10239. 10248; 

5, 4410. 5907. 5134. 7454. Orelli 4084). Als 
Opfergabe (inferiae)wurden Güsse (profusiones)*) 
von frischer Milch ( Varro bei Nonius s. v. Bu- 
mam S. 167. Verg. Aen. 3, 66 f. u. Serv. Sil. Ital. 
16, 309. C. IL. 11,1420, 22), Blut von schwarzen 

10 Opfertieren (Schaf, Rind, Schwein, oben Bd. 2 
Sp. 240 undVerg. Aen. 3, 66. 5, 96 f.; vgl. Lucr. 
3, 52), deren Fleisch dann wohl auf besonderen 
am Grabe errichteten Altären verbrannt wurde 
{Verg. Aen. 5, 48. G. I. L. 6, 12134; 14, 1132. 
3857; 12, 839. 1205. 1911. 2003. 2674 4448. 
5204 u. sonst oft), ferner Honig und Öl (C. /. L. 
6,30113. 11,1420,22. Arnob. 7, 20), in späterer 
Zeit auch ungemischter Wein ( Varro a. a. O. und 
ein Gesetz des Numa bei Plin. n. h. 14, 12, 88 

20 gegenüber Festus S. 262 a , 15. Verg. Aen. 5, 77. 
98. Ovid. fast. 2, 539. Sil. Ital. 16, 309. Auson. 
Epitaph. 30, 1. C. I. L. 5, 2072) dargebracht; 
dann auch Speisen (escae, G. I. L. 5, 2090. 
2315. 2176; cibi, 5, 4015. 4017), namentlich 
Bohnen, Eier, Linsen, Salz und Brei (Mar- 
quardt, Born. Altert. 4 S. 260), Salben (C. I. L. 

6, 30102. Propert. 2, 13, 20. 3, 16, 23. Auson. 
Epitaph. 30) und Weihrauch (Arnob. 7, 20. 
C. I. L. 5, 2072). Aijl häufigsten aber werden 

30 Blumen und Kränze als Grabspenden erwähnt 
(Plin. n. h. 21, 3, 11. Verg. Aen. 5, 79. 6, 884. 
Copa 35f. Tibull. 2, 6, 32. Ovid. fast. 2, 537. 
Trist. 3, 3, 82. Suet. Nero 57. C. I. L. 5, 5701. 
6363; 6, 10244), besonders Kosenkränze und 
Bösen ifi. I. L. 5, 2046. 2072. 2090. 2176. 
2315. 4015. 4017. 4448. 4990. 5282. 5878. 5907. 
7357. 7450. 7906 und sonst oft), Veilchen (Ovid. 
fast. 2, 539), Amarant (G. I. L. 5,7357), Myrten 
und Lilien (Verg. Aen. 6, 883. C. I. L. 5, 5272). 

40 Solche Gaben erhielt der Tote zunächst an 
seinem Geburtstage (C. I. L. 5, 2072. 4489. 5272. 
7454. 7906; 6, 10239. 10248 u. sonst oft; vgl. 
Bohde, Psyche S. 699) und vielleicht auch am 
Begräbnistage (Verg. Aen. 5, 46 f.), obwohl 
dieser in den Inschriften nicht erwähnt zu 
werden scheint. 

Mehrere andere Totenfeste beging man 
zwar gleichfalls privatim, aber zu einer durch 
den Brauch festgesetzten Zeit. So fiel das 

50 Rosenfest (rosaria, rosalia, rosatio, Marquardt 
a. a. O. 4 S. 259. Mommsen, Ber. d. sächs. Ges. 
d. Wiss. 1850 S. 67f.; vgl. die oben Z. 35ff. 
zu rosa angeführten Inschriften, sowie C. I. L. 
5, 4016. 4410. 4440. 4489. 4871. 5272; 3, 662. 
703. 707. 3893 u. sonst oft) in Rom nach dem 
Kalender des Philocalus (C. I. L. 1 S. 342) auf 
den 23. Mai, nach einem Testamente aber 
(6,10239) auf den .21. Mai, zu Capua auf den 
13. Mai (10, 3792); das Collegium Aesculapi 

co et Hygiae zu Rom feierte es am 11. Mai 
(C. I. L. 6, 10234; vgl. 1 S. 394), das des Sil- 
vanus am Silarusflufs am 20. Juni (10, 444), 
und zu Como fielen sie erst in den Juli (5, 5272). 
Seltener wird der Veilchentag (dies violae 
oder violationis), der zu Rom am 22. März be- 

*) Ein trichlerartiges Gefäfs, durch welches die Opfer- 
güsse in das Grab hinabflössen, ist oben Sp. 2321 nach 
C. /. L. 6, 29877 abgebildet. 



2323 Mania ' Mania 2324. 

gangen wurde (C.I. L. 6,10248. 10234. 10239), titel des Novius Mania medica \a. Bibbeck, 

vereinzelt vielleicht auch die Weinlese (5, 2046. Com. frg. p. 263; Hörn. Dichtung 1, 214) ist 

2090) als Totenfesttag erwähnt. offenbar so zu fassen „das Gespenst als Arzt"). 

Das Hauptfest dieser Art sind jedoch die So kam man schliefslioh zu der Mania in der 

auf Grabschriften am häufigsten und insbeson- Einzahl, die man teils des Namens wegen als 

dere auch auf fast allen bei den übrigen Festen Mutter der Manen {Fest. p. 129 : manes deos 

bereits angeführten Inschriften in Rücksicht auf deasque, dictos aut quia ab inferis ad superos 

darzubringende Spenden genannten dies pa- manant aut quod Mania est eorum avia materve ; 

rentales oder parentalia, die vom 13. bis sunt enim utriusque opinionis auctores), teils 
zum 20. Februar von den einzelnen Familien be- 10 wegen der maniae bei der Compitalienfeier 

gangen wurden. Den Abschlufs derselben und als Larenmutter in das Göttersystem einreihte, 

zugleich das letzte und wichtigste Versöhnungs- Martianus Capella (2, 164) führt mater Mania 

fest der Manes (Ovid. fast. 2, 570; vgl. Horat. zwischen Fura Furinaque und Intern-' 

Epist. 2,1,138. Cie.inPis. 7,16. Cic.inVatin. 14) periae et alii thripes divorum in der 

bildeten die oft auch selbst mit zu den dies Unterwelt auf, neben ihr noch Mana (vgl. 

pafentales gerechneten Feralia am 21. desselben Genita Mana) und Mantuona. [Wissowa.] 

Monats, welche aber öffentliche Geltung hatten Mania (Mavia), Personifikation des Wahn- 

und.wohl seit alter Zeit wie andere Kulthand- sinns, auf einem Vasengemälde von Paestum, 

lungen unter der Leitung und Aufsicht des Monum. delV Inst. 8, 10; vgl. Hirzel, Armali 

Pontifex standen (Liv. 1, 20, 7). Diese beiden 20 1864 323 ff. Dilthey, Arch. Zeit. 31, 88 f. : nur 

Feste sind bereits ausführlich bei Marquardt, zur Hälfte sichtbar schaut sie, ohne handeln- 

Böm. Altert. 4 S. 257f. = Staatsverw. 3 S.289ff., den Anteil, ohne jede Charakteristik, dem 

5 S. 368 ff. und kurz auch oben Bd. 2 Sp. 239 Beginnen deB rasenden Herakles zu. Wenn 

u. 251 behandelt; eine abschliefsende Darstel- auf Vasenbildern (Heydemann , Vasens. M. N. 

lung aller auf die Manes bezüglichen Vor- 3222) die Erinyen als Insassen der Unterwelt 

Stellungen wird aber überhaupt erst gegeben TIoivuC benannt werden und einer einzelnen 

werden können, wenn das C. I. L. und be- Mavia beigeschrieben ist, so sieht Dilthey 

sonders dessen 6. Bd. vollendet vorliegen wird. in diesen Bezeichnungen weniger eigentliche 

Litteratur: Gutherius, De iure Manium Namen als dichterisch schmückende, indivi- 

(in Graev. Thes. 12 p. 1200). Lips. 1671. Schoe- 30 dualisierende Prädikate der Erinys. Mavia 

mann, De diis Manibus Laribus et Geniis, ist eine der Erinyen bei Quint. Smyrn. 5, 451 ff.: 

Greifsw. Progr. 1840. Abhandlungen von Fayout v.al töte oi (Aias) Tgiravlg ano cpgevog jjds 

und Daniel-Lacombe, Du ius sepulchri en droit v.a.1 oaacov \ lexedaosv Mavi-qv {Sloovgrjv nviiov- 

romain. Paris 1885 u. 1886. F.Vollmer, De funere aav bXe&gov \ y Ss &oäg tnavs notl Zrvyög 

publico; aus dem 19. Suppl.-Bd. der sTahrb. f. ulna gie&ga, | y%i &oal vai'ovoiv 'Egivvvsg, 

Philol. Leipzig 1892. Vgl. Mania. [Steuding.] afrs ßgozoiaiv | a'itv vnsgcputloioi «ajiäs tyiü- 

Maniil, angeblich altrömische Gottheit, die aiv dviag. Ein Heiligtum der Maviai, das mit 

nach Macr. Sah 1, 7, 34f. an den Compitalia der Orestessage in Verbindung gebracht wurde, 

zusammen mit den Laren verehrt wurde und befand sich zwischen Megalopolis und Messene: 

in varronischer' Zeit als Mutter der Laren galt 40 Pausanias 8, 34, 1 erklärt den Namen für einen 

(Varro de l. I. 9, 61: videmus enim Maniam Beinamen der Eumeniden. Dafs in den Worten 

matrem Lamm dici; vgl. Amob. 3, 41. Fest. des Orestes Für. Or. 400 paviai ts, firjrgog al'pa- 

]). 129. Macr. a. a. O.). Aber im Ritual der tos zifiagCai nicht die Erinyen Maviat, genannt 

Arvalbrüder heifst die Larenmutter einfach werden, hat Dilthey gegen Heydemann richtig 

mater Larum (Henzen, Acta fratr. Anal. bemerkt. Der Wahnsinn {pavla) ist aber nicht 

p. 145) und von einem Kulte der Mania hören nur Wirkung der Götter (Erinyen; s. Bohde, Rh. 

wir sonst nirgends. Vielmehr scheint die ver- Mus. 50, 19) — der des Herakles von Hera, der 

meintliche Göttin nur der sei es gelehrten, des Aias von Athene gesandt, vgl. Plat. Phaidr. 

sei es volkstümlichen Deutung eines Compi- 265 A fiaviag Si ys ti'Sri Svo, tr\v p\v vnb voßrjfiä- 

talienbrauches ihren Ursprung zu verdanken. 50 ra>v äv&QemCv<ov, xr\v Ss vito d-etag l^aUayf/g 

Zur Compitalienfeier gehörte, dafs man Puppen täv eltafrötcov vo/iifimv yiyvo\xivr\v — sondern 

(maniae) und Bälle (pilae) aus Wolle in auch eine religiöse Erscheinung und als solche 

einer der Anzahl der Hausgenossen entsprechen- von weitreichender Bedeutung. Die Teilnehmer 

den Menge vor den Hausthüren oder an den an den Tanzfeiern des Dionysos, meist Weiber, 

Compita (Varro sah Menipp. frg. 463 Buech. versetzen sich selbst in Raserei, um so mit 

= Non. p. 538 : suspendit Laribus manias mollis dem Gotte in Verbindung und Berührung treten 

pilas reticula ac strofia. Paul. p. 121. 239. zu können; schon in der Ilias 22, 460 wird die 

(Macr. 1, 7, 35 und s. oben Sp. 1874) auf- Erscheinung der fiairäg als bekannt in einer 

hängte; das Wort mania wurde dann zur Be- Vergleichung gebraucht, vgl. Bohde, Psyche 

Zeichnung eines Popanzes (Sinnius Capito bei 60 298 ff. 328 ff. Ein ähnlicher Znstand ist der 

Fest. p. 145: maniae dicuntur deformes per- korybantische Wahnsinn, vgl. Bohde 335ff. und 

sonae) und maniae traten im Volksglauben Immisch oben Sp. 1615 f. Wie hier besonders 

an die Seite der larvae als Gespenster und Flötenweisen zur Heilung beitragen, so hilft 

Spukgestalten (Mart. Cap. 2, 162: si autem auch sonst Musik gegen Wahnsinn. Stellen 

depravantur ex corpore /"seil. Manes] larvae bei Bochart, Hieroz. 1,511 ff. Bosenm., z. B. 

perhibentur ac maniae. Aelius Stilo bei Paul. aus Censorin. Di. Nah 12: „et Asclepiades me- 

p. 129 : manias autem, quas nutrices minitentur dicus phrenetieorum mentes morbo turbatas saepe 

parviüis pueris, esse larvas; auch der Atellanen- per symphoniam suae naturae reddidih" Als 



2325 Maniai Manto 2326 

den König Saul nach seiner Verwerfung der der die alte Stadt Mantineia in Arkadien grün- 

Geist Gottes verlassen hat und ein böser Geist dete, aus welcher später auf Veranlassung der 

von Gott ihn erschreckt, also dafs er zeit- Antinoe (s. d.) die Einwohner auBzogen, um am 

weilig rast, da bringt Davids Saitenspiel Lin- Flüfschen Ophis sich anzusiedeln (Paus. 8, 3, 4 

derung. Die Assyrer scheinen an den Wahnsinn, u. 8,4; nach ihm Steph. Byz. s.v. Tiysa). Bei 

den sie sa»n(emi, „Veränderung des Verstandes", Apollod. 3, 8, 1 heifst ein Sohn des Lykaon 

nennen (vgl. im Hebräischen „seinen Verstand Mavxivovg (s. d.). — 2) Vater der Agla'fa, wie 

verändern" = „sich wahnsinnig stellen"), reli- Heyne nach Schol. Eur. Or. 963 schreibt, der 

giöse Vorstellungen nicht geknüpft zu haben. Gattin des Abas (Apollod. 2, 2, 1). [Schirmer.] 

Vgl. Lyssa, Apate, Oistros. [H. Lewy.] 10 Mantinus (Mavxivovg, aus Mavxivoog), Sohn 

Maniai s. Mania. des Lykaon = Mantineus (s. d.), Apollod. 3, 8, 1. 

Manimazos (Mavifia^og), Beiname des in Tzetz. Byk. 481. Natäl. Com. 9, 9, der als Ge- 

den Inschriften Thrakiens häufig vorkommen- währsmann fälschlich den Hekataios angiebt; 

den Gottes Heros in einer Inschrift aus dem Müller, Hist. gr. 1 p. 31 fr. 375. [Stoll.] 

Bezirke Jambol in Bulgarien: "Hqibl Man- Mantios (Mävxiog)^ Sohn des Melampus, 

liägmi | 'Eaxiatög Nswiov inso \ xwv vimv Nci- Bruder des Antiphates (Diod. 4, 68 nennt als 

kCov v.al l4ya\&rjv[o]Qog %aoioxriQiov ? H. u. K. Kinder des Melampus Antiphates und Manto), 

Skorpil, AEM. 15 1892 p. 107 nr. 58. Toma- Vater des Kleitos und des Sehers Polypheides 

schek, Die alten Thraker II., Sitzungsber. d. K. (Od. 15, 242 ff. Pherekyd.bei Schol.Victor. II. 13, 
Ak. d. Wiss. zu Wien. Ph.-H. Kl. 130 1894 20 663), nach Paus. 6, 17, 6 auch des Oikles, der 

Abh. 2 p. 68 erklärt den Namen als „der nach Homer a. a. 0. sein Neffe war. [Schirmer.] 

schöne und grofse", mit Hinweis auf phryg. Mantipolos = Mantis u. Manteios _(s. d.). 

fiäviog' Hctlög, XafiTtgög, ftavfiaaxog und armen. Mantis (fiävxig; vgl. fiavxinoXog), Beiname 

mec (mets) grofs. [Drexler.] des Apollon; s. Bruchmann, Epith. deor. 27. 

Manius Egerius war nach wahrscheinlich [Röscher.] 

anomischer (Preller, Böm. Myth. 3 1 S. 315 f.) Manto (Mavxm). 1) Mit Astykrateia Toch- 

Überlieferung der Begründer des Kultus der ter des Melampodiden Polyeides. Gräber der 

Diana Nemorensis am See von Nemi, indem Schwestern beim Dionysion in Megara, Paus. 

er den heiligen Hain der Göttin weihte; zu- 1, 43, 5. Weiteres über diese Manto siehe 
gleich soll er der Ahnherr eines berühmten 30 unten unter 3. — Auf Verwechslung beruht 

Geschlechts gewesen sein: Festus S. 145 Manius 2) Manto als Tochter des Melampus selbst bei 

Egeri[us lucum ergänzt Müller] Nemorensem Diod. 4, 68, 5. M. steht hier für den Namen von 

(Nemorensis Jordan) Dianae consecravit, a quo Melampus' Sohn, Mantios; vgl. Hom. 242. 

multi et clari viri orti sunt et per multos annos Paus. 6, 17, 6. — 3) Die prophetische Tochter 

fuerunt. unde et proverbium 'multi Mani Ari- des thebanischen Sehers Teiresias (fatidica, 

ciae'' (vgl. zu dem Sprichwort A. Otto, Die Verg. Aen. 10, 199; sota Tiresia, venturi prae- 

Sprichivörter u. sprichwörtlichen Redensarten d. scia Manto, Ovid. met. 6, 157; unter den au- 

Bömer. Leipzigl890 S.208f.). Während Klausen gures, Hygin fab. 128). Ihre Mutter wird nicht 

(Aeneas u. d. Penaten 2 S. 956 Anm. 1920) und genannt. Ihre Schwester ist Historis, Paus. 
H. Jordan (Proleqom. zu Cato S. XLIIf.) diesen 40 9, 11, 3, wie es scheint, dem Wesen nach 

Manius Egerius für identisch halten mit dem identisch mit Galinthias (Nikander bei Ant. 

Egerius Laevius Tusculanus bei Priscianus i, 21 Lib. 29) oder Galanthis (Ovid. met. 9, 285 ff. 

S. 129, 11 ff. Hertz: lucum Dianium in nemore 306); vgl. Maafs, Herrn. 23, 614. Im Bezirk 

Aricino Egerius Laevius Tusculanus dedicavit des Ismenios ward in Theben_ ein Mavxavg 

dictator Latinus (= Cato, Orig. üb. II fr. 21 Si'cpgog gezeigt, ein Stein, fqp' a> Mavxm tpaev 

S. 12 Jord.; fr. 58 Peter S. 68 ed. mai., S. 52 xr\v Tsiqsoi'ov Kadsfco&ai, Paus. 9, 10, 3. Für 

ed. min.), vermutet Wissowa (oben Bd. 1 Sp. 1217 die spätere Dichtung ist der blinde Seher und 

Z. 20 ff. s.v. Egeria) mit gröfserer Wahrschein- seine Tochter als Pührerin und Stütze ein 

lichkeit, dafs Manius Egerius ursprünglich ein stehendes und anmutiges Paar, Eurip. Phoen. 
später verschollenes männliches Gegenbild der 50 834. 953 (anders Soph. Oed. B. 297). Clemens, 

im Haine der nemorensischen Diana verehrten Strom, vol. 2 p. 108, 27 Dind. Seneca, Oed. 289. 

Quellengöttin Egeria (s. d. Bd. 1 Sp. 1216 f.) Stat. Theb. 4, 463 u. ö. Charakteristisch ist auch 

gewesen sei (unhaltbare Ansichten über Ma- Tetgsaiag ä' 1x1 pcövos (vor der Blindheit) bei 

nius Aegerius [sie!] bei Härtung, Beligion d. Callim. hymn. 5, 75. Bildlich auf einer etruski- 

Römer 2 S. 214 ff.). Zum Namen Egerius vgl. sehen Urne bei Inghirami, Mon. Etruschi 2, 1 

Bd. 1 Sp. 1217 Z. 61 ff. [R. Peter.] p. 654 t. 78; abenteuerlich Panofka, Arch. Ztg. 

Mantalos (Mdvxalog), Gründer der Stadt 1845 49ff.; 1848 74*; 1850 193 ff., der u. a. 

Mantalos in Phrygien, Alex. Polyhist. b. Steph. auch das pompejanische Bild Heibig nr. 203 

Byz. s. v. [Stoll.] auf Manto bezog. Die alte Sage beschäftigt 

Manteios (\navxz mg, pavxriiog), Epitheton des 60 sich mit Manto im Zusammenhang mit den 

Apollon (s. d.) bei Eur. Or. 1666. Arist. av. thebanischen Epen, speziell dem Epigonen- 

722. Ap. Rh. 2, 493. Vgl. Mantis. [Röscher.] stoffe, sowie mit der Tempellegende von Kla- 

MantiHos (Mävxivlog), Beiname des Herakles ros bei Kolophon. Kritik der Überlieferung 

in Messana, weil ihm dort Mantiklos, der Seher bei O. Immisch, Klaros. Jahrbb. Supvl. Bd. 17 

der Messenier im 2. messenischen Kriege, einen (1889) 127 ff. 170 und (vielfach im Gegensatz 

Tempel' erbaut hatte, Paus. 4, 23, 5. 4, 26, 3. hierzu) bei Bethe, Theb. Heldenlieder. Leipzig 

[Stoll.] 1891 (vgl. die Besprechung von Gruppe, Bur- 

l 5 " M&ntmens,~(Mavxtvivg), 1) Sohn des Lykaon, sians Jahresber. 22, 1894, 89ff.). 



2327 Manto Manto 2328 

Der Bestand an Überlieferung ist der fol- indem der Ort von ihren Thronen (xlcceiv) so 

gende: Manto wird nach dem Falle Thebens benannt sei, Schol. Ap. Eh. 1, 308 (Sva&vpri- 

infolge eines Gelübdes der Sieger, das schönste eaea diu xr\v xfjg icargCSog nög&rjoiv und i.iys- 

Stück der Beute dem delphischen Apollon zu xai xul xQrjvriv ävaßXvaai unb x&v öaxgvmv 

weihen, nach Delphi gesandt, Apollod. 3, 85 W. Mavxovg kcct& KXÜqov); Schol. Nile. Ther. 958 

Paus. 7, 3, 1 (zusammen mit ihrem Vater, der und Alexiph. 11 (wo aber abweichend von 

unterwegs in Haliartos stirbt, Paus. 9, 33, 1); Schol. Ap. Eh.: äiä xr\v SQr\aiuv). 

vgl. auch oi xr]v Qrißaida ysy^aepüzig, Schol. Ap. Mopsos und eine priesterliche Prophetin 

Ehod. 1, 308, sowie Diodor 4, 66, 5 f., wo sie in- gehören gewifs zum Urbestande der klarischen 
dessen Daphne heifst, wohl weil sie hier völlig 10 Tempellegende , Manto insonderheit als die 

als Typus der delphischen Urprophetin und letztere scheint die Graecisierung des vorder- 

Sibylle geschildert ist, vgl. Jacpvig bei Paus. asiatischen Sibyllentypus: sie ist gewifs ur- 

10, 5, 5. Auch das Ende des Teiresias in Ha- sprünglich nichts als die klarisch -kolopho- 

liartos erscheint bei Diodor in anderem Zu- nische Sibylle, deren Vorhandensein die Aüp- 

sammenhange (Klaros 174). Von Delphi aus novoa des Suidas 2, 740 Bernh. bezeugt: bei 

sendet sie der Gott nach Ionien, wo sie (wie der Übertragung und Ausdichtung des theba- 

es scheint, nach einer Episode in Lesbos, nischen Sagenstoffes in Asien erhielt diese 

Steph.Byz. s. v. Mattete u. Schol. Patm. Thukyd. den Namen der Thebanerin Manto (wie Manto 

3, 3 [in der Eevue de philol. 1877 185]) die dnöyovog Tsiqsovov vereinzelt bei Suidas 

Stifterin von Klaros wird. Ihr Mann, den sie 20 a. a. 0. als thessalische Sibylle erscheint); 

dort nach dem Orakel findet (yapsla&ai m av vgl. Klaros 144. 175. 

ewavxrjßri, Schol. Ap. Eh. 1, 308), ist der Kreter Ebendort ist der Versuch gemacht, die durch 
Rhakios oder Lakios aus dem kretischen (Otfr. Manto-Rhakios bezeichnete Version der K0X0- 
Müller, Proll. 138) Mykenai (Paus, an den an- cpmvos xxioig des Xenophanes zuzuweisen (145) 
geführten Stellen; of xr\v &r]ßat$u ysyQcupöxsg und als letzten Ursprung der Ableitung „Kla- 
nach Schol. Ap. Eh. mit der Verbesserung von ros von Mantos Thr'änen" die Lyde des Anti- 
Bethe, Gen. Gotting. 171). Ihr Sohn, entweder machos zu vermuten (136). Trotz Bcthes Ein- 
von Apollon (Apollod. epit. Vat. und Sabb. 6, 3 Wendungen (37. 118 ff.) wird ferner an dem 
X>.21iiaWaqners Apd. Strab. 675,vgl.442u. 642. Resultate festzuhalten sein, dafs die kykl. 
KononS. Clem. Alex. Strom, vol. 2 p.l09Diw<i; 30 Epigonen Mantos Sendung nach Klaros nicht 
als Apollons Geliebte setzt Manto auch Statins enthielten , sondern mit der Weihung der 
Theb. 7, 758 voraus) oder von Rhakios (Paus. Priesterin in Delphi schlossea. Das scheinbar 
7, 3, lf.; 9, 33, 2. Schol. Ap. Eh. 1, 308), ist gegenteilige Zeugnis of xrpi (UrißatSa ysyga- 
der Seher Mopsos (vgl. auch Philosteph. Ath. cpöxsg im Schol. Ap. Eh. 1, 308 hatte schon 
7, 297 f., wo Lakios indessen nicht als Vater Welcher, Cykl. l s , 194 (2 2 , 403. 559) richtig be- 
des Mopsos erscheint,, sondern von ihm ab- seitigt: 0rjßat'g heifst hier die thebanische 
hängig; dagegen heifst Pamphyle bei Theo- Archäologie (z.B. des Lysimachos, Aristodemos 
pomp fr. 111 eine Tochter des Mopsos, Schol. u. a.). Gewifs ist dagegen, im Zusammenhang 
Dion. Per. 850 seine Frau, bei Steph. Bys. mit dem Seherwettkampf zwischen Kalchas 
s. v. IlupcpvMa wieder eine Tochter der Manto io und Mopsos, Manto in den Nosten und in der 
und des Rhakios.). Mopsos ist bekannt durch Melampodie vorgekommen (Klaros 160 ff.), be- 
den Rätselwettkampf mit dem nach Troias sonders das letzte Gedicht scheint mit der 
Zerstörung nach Kolophon gelangten Kalchas, Mantoepisode seine Prophetengeschichten von 
sowie durch die Verflechtung seiner Person in Europa nach Asien hinübergeleitet zu haben 
südasiatische «riffsis (worüber ausführlich (169). Von der epischen Litteratur kommt 
Theopomp im Buch 12 gehandelt zu haben endlich noch die Alkmaeonis in Betracht, die 
scheint; vgl. fr. 111 ff. [F. H. G. 1, 295ff.]). gleichsam die Nosten des thebanischen Sagen- 
Sieheden Artikel 'Mopsos', sowie 'Kalchas' kreises gebildet zu haben scheint. Hier scheint 
ob. Bd. 2 Sp. 922. Abweichend erscheint Schol. Alkmaion mit jener anderen Manto, der Tochter 
Nile. Ther. 958 Manto nicht in der Begleitung 50 des Polyeidos (vgl. ob. 1), verbunden gewesen zu 
des Rhakios, sondern eines gewissen Zograios, sein und mit ihr den (jüngeren) Amphilochos ge- 
wofür es Schol. Alexiph. 11 heifst avv xä ävSgl zeugt zu haben. In diesen Zusammenhang ist 
Bcrxziüäri. Beide Namen mit Bethe (Genethl. Klaros 188 auch versucht, die bei Nikander er- 
Gotting. 171) durch Rhakios zu ersetzen ist scheinende Manto einzureihen, die dadurch, 
ebenso gewaltsam, wie mit Vdri, dem neuen dafs ihr Mann ein Bakchiade heifst, der korinthi- 
Herausgeber der Göttinger Nikanderscholien sehen Sphäre zugewiesen wird, wie auch ihr 
(1891 p. 18), Ba%%id8ri in Bgayiidy zu ändern; Vater in Korinth heimisch ist. Auf diesem 
vgl. Klaros 137ff. (Bethe, Theb. Heldenl. 120), Zusammenhang mufs Euripides' korinthischer 
wo vermutet ist, dafs die Version bei Nikander Alkmeon aufgebaut gewesen sein, wobei dann 
selbst im urspr. Proömium der Alexiph. ge- 60 freilich Apollodor 3, 94 (p. 133 W) mit i« Mav- 
standen hat.. Vereinzelt ist die Sage, Manto toüs TsigsaCov im Irrtum wäre. — Völlig 
sei fugiens victores Thebanorum Epigonos nach im Dunkel liegt endlich die Verflechtung der 
Asien gelangt und habe Klaros, dagegen Mop- Tradition über Manto in italische Origines. 
sos, ihr Sohn, Kolophon gegründet, Pomp. Hier erscheint Manto als eponyme Heroine 
Mela 1, 17. Dagegen findet sich noch mehr- von Mantua, Verg. Aen. 10, 199. Der Stifter 
fach in der bereits aufgeführten Tradition der der Stadt war ihr und des Tibergottes Sohn 
gemeinsame _ Zug, Mantos Person in eine ety- Ocnus (Aucnus), oder Bianor, dessen sepulcrum 
mologische Ätiologie von Klaros zu verflechten, Ecl. 9, 59 erwähnt ist. Vgl. die Scholien zu 



2329 



Mantuona 



Mao 



2330 



den Stellen, wonach sie postpatris interitum nach 
Italien kam, von einigen aberfür eine Tochter des 
Hercules erklärt ward. Siehe Schultz ob. Bd. 1 
Sp. 785 und Steuding Sp. 728. [Immisch.] 

Mantuona s. Mania (röm.). 

Manturna s. Indigitamenta. 

Mantus, etruskisehe Bezeichnung des Vaters 
Dis, von der einige den Namen der angeblich 
von Tarcha, dem Bruder des Tyrrhenos, ge- 
gründeten Stadt Mantua herleiteten (Serv.Verg. 
Aen. 10, 198). O. Müller (Etrusk. 2 S. 102 der 
neuen Bearb. v. Deecke; vgl. S. 61 u. 98) be- 
schreibt ihn mit Zugrundelegung von Inghi- 
rami, Mon. Etr. Ser. 1 t. 7. 8. 17. 27. 28. 29. 
32. 35. 38; also: M. kommt häufig auf etrus- 
kischen Totenkisten vor in dem Geschäft, einen 
Toten abzuholen, der gewöhnlich verhüllt ist 
und zu PferiJe sitzt; er selbst hat die Gestalt 
eines vierschrötigen Mannes mit wilden Ge- 
sichtszügen und Satyrohren, gewöhnlich ge- 
flügelt, in einer hochgeschürzten Tunica, bis- 
weilen mit einem Schwerte, fast immer mit 
einem grofsen Hammer bewaffnet. Den Namen 
erklärt Pott in Kuhns Zeitsehr. 8, 185 f. aus 
Manes und tneri als Totenwächter (vgl. Preller, 
Rom. Myth. S. 460). [Schirmer.] 

Deus Manus Draconis. G. I. L. 8, 9326 
(Altar; Scherschel d. i. Caesarea in Maure- 
tania Caesariensis): deo Manu | Draconis | M. 
Iunius | Asclepia\des \ v. s. I. a. Dazu vgl. 
Ephem. epigr. 2 S. 331 nr. 493 (Scupi in Moesia 
superior): Iovi . et . Iuno\n . [et] Dracco\n . et . 
Dracce\nae . et . Ale\xandro . u. s.w. mit Momm- 
sens Anmerkung: c Alexandrum signiflcari prae- 
stigiatorem illnm Abonitichitam confirmat draco 
ei adiunctus: cf. Lucianus pseudom. 7. 13. 15. 
Is draco est Glyco deus . . . quem . . . sub 
forma serpentis cum capite humano exhibent 
nummi Aboniticheos (Eckhel 2, 383). Dra- 
caenae alibi rnentio non fit.' [Vielleicht ist 
Manus ein bildlicher Ausdruck für die Macht 
der Gottheit, s. Dilthey, AEM. 2 p. 51 f., 
wie denn in den semitischen Sprachen „Hand" 
ein ganz gewöhnlicher Ausdruck für den Be- 
griff der Macht ist, Dilthey a. a. 0. 2 p. 51 f. 
Conder, Jewish Superstitions, Palestine Explo- 
ration Fund. Quarterly Statement for 1882 
p. 146 bemerkt: 'The „Rand of Might" 
is a mark found commonly on Jewish (and 
sometimes on Moslem) houses, often elaborately 
sculptured. It brings good luck to the house. 
The mediaeval ialisman, called „the hand of 
glory", has no doubt a common origin ... In 
India the hand is the symbol of Siva . . .", 
vgl. auch Goldziher, Zeitsehr. d. dtsch. Palästina- 
Vereins 9, 1886 p. 79—80. Auf den punischen 
Votivsäulen ist die Hand eins der häufigsten 
Symbole. Ein babylonischer Cylinder zeigt eine 
kolossale Hand auf einem Untersatz, umgeben 
von einer Anzahl Personen in anbetender Stel- 
lung, Dilthey a. a. 0. p. 61. Leicht möglich, 
dafs deus Manus Draconis die wörtliche Über- 
setzung eines einheimischen Göttertitels ist. 
Sind doch in Nordafrika uns auffällige Bezeich- 
nungen der Gottheit nichts Ungewöhnliches. 
Ich erinnere nur an den Beinamen Pene Baal 
„Antlitz des Baal" der Tanit. Drexler.] 

[R. Peter.] 



Mao oder Mah (?) (MAo), der iranisehe Mond- 
gott, kommt häufig, und zwar immer' stehend, 
mit der Mondsichel an den Schultern, begleitet 
von der Beischrift MAo, auf den Münzen der 
Turushkakönige Kanerki (Kanishka) und Ooerki 
(Huvishka) vor. Die Goldmünzen des ersteren, 
mit dem opfernden König im Obv., zeigen ihn 
1. h. mit dem Diadem, im Chiton und Hima- 
tion, die R. vorgestreckt, in der L. ein langes 

10 Scepter mit Binde, ein Schwert an der Seite 
{Gardner, The coins of the greek and scythie 
kings of Bactria and India in the Brit. Mus. 
p. 131 nr. 17 PI. 26, 9. v. Sollet, Die Nachfolger 
Alexanders des Grofsen in Baktrien u. Indien 
p. 196. Lassen, Ind. Altertumskunde 2 p. 837 
Anm. 2 nr. 4. Wilson, Ariäna ant. p. 365 nr. 3 
PI. 12, 1), welches zuweilen wegbleibt (Gardner 
p. 131 nr. 18). Nach v. Sollet p. 196 erscheint 
er auch in der ausgestreckten L. Blätter (?), 

20 in der R. eine Peitsche (?) haltend. Die Bronze- 
münzen des Kanerki stellen ihn dar in der 
Tracht des Königs, in der L. ein langes Scepter 
mit Binden, die R. vorgestreckt, bald mit dem 
Schwert an der Seite {Gardner p. 133 nr. 39 
PI. 27, 3; p. 134 nr. 42), bald ohne dasselbe 
(Gardner p. 133 nr. 40. 41; p. 134 nr. 43 — 45. 
v. Sollet p. 196). Die Goldmünzen des Ooerki, 
mit dem Brustbild des Königs im Obv., zeigen 
ihn 1. h. im kurzen (Panzer?) -Gewand, in der 

so R. einen Kranz mit Binden, die L. oben am 
Scepter, das Schwert an der Seite (Gardner 
p. 139 nr. 27. PI. 27, 18. v. Sollet p. 202); 
ebenso 1. h., in Chiton und Chlamys, das 
Schwert in der L. , einen Kranz in der R. 
(Gardner nr. 28. 29); desgleichen 1. h. im Chi- 
ton und Himation, die R. ausgestreckt, in der 
L. das Scepter (Gardner p.139 nr. 30 PI. 27, 19; 
p. 140 nr. 32), oder die L. ohne Scepter an die 
Seite gelegt (Gardner p. 140 nr. 31 PI. 27, 20), 

40 oder die R. oben am Scepter, die L. an die 
Seite gelegt (Gardner nr. 33 PI. 27, 21; nr. 34); 
ferner die R. ausgestreckt, im 1. Arm das 
Scepter (Gardner nr. 35), das nicht selten mit 
Binden geschmückt ist (Gardner nr. 36. 37 
PI. 27, 22; nr. 38 [hier Inschrift MAoo]); oder 
die R. ausgestreckt, in der L. das Schwert 
(Gardner nr. 39. 40 [hier Inschrift MAoo]). 
Vereinzelt erscheint er rechtshin, im Chiton 
und Himation, um das Haupt das Diadem, an 

50 der Seite das Schwert, in der R. einen Kranz, im 
1. Arm das Scepter mit Binden (Gardner nr. 41 
PI. 27, 23. v. Sollet p. 202). Zuweilen ist er 
dargestellt neben dem Sonnengotte MIIPO. 
Beide Gottheiten die eine Hand ans Schwert 
legend zeigt die Abbildung der von E. Thomas 
im Journ. of the asiatic soc. of Great Britain 
and Ireland. N. S. 9 1877 PI. 2, 3 (v. Sallet 
p. 202) mitgeteilten Münze. Gardner p. 141 
nr. 42 PI. 27, 24 beschreibt den Typus als 

60 „Bearded moon-god r., diad., crescent behind 
Shoulders; holds in r. hand, seeptre, bound with 
fillet; in l. elephant-goad; and sun-god l., ra- 
diale; r. hand advanced; in l., seeptre, bound 
with fillet". Die Bronzemünzen des Ooerki, 
auf deren Obv. der König bald reitend auf 
dem Elefanten, bald sitzend erscheint, zeigen 
Mao die R. vorgestreckt, die L. am Schwert 
(Gardner p. 154 nr. 147 PL 29, 2; nr. 148—151; 



2331 Mao Marathon 2332 

p. 156 nr. 171 PI. 29, 4; nr. 172 — 175; p. 157 geben diese wenig Aufschlufs. Das Schwert, 
nr. 176— 179 PL 29, 5; nr. 180. 181), vereinzelt welches er auf denselben führt, scheint ihn 
auch mit Kranz und Schwert (Gardner p. 154 als Kämpfer zu charakterisieren. Lassen, Ind. 
nr. 152). Auf einer Bronzemünze des Ooerki Altertumskunde 2 1852 p.839 bemerkt darüber: 
wird die Beischrift MAo gegeben einer weib- „Auch bei ihm werden die Waffen die Be- 
liehen Gottheit mit Nimbus, die in beiden deutung haben, dafs er mit ihnen die bösen 
Händen ein Füllhorn hält (Gardner p. 155 Geister, die Feinde der Ordnung in der Natur 
nr. 153). Umgekehrt wird auf einer Gold- und unter den Menschen, besiege". Nach Rille- 
münze des Kanerki mit der Beischrift CAAHNH brandt, Vedische Mythol. 1. Soma und verwandte 
dargestellt die männliche Figur des Mao mit 10 Götter p. 340 ff. wurde in ähnlicher Weise der 
dem Halbmond an den Schultern, vorgestreckter indische Soma als Kämpfer aufgefafst, doch 
R., langem bindengeschmückten Scepter in der hat Oldenberg, Die Beligion des Veda p. 599 
L., Schwert an der Seite (Gardner p. 129 nr. 1 — 612 „Der Soma und der Mond" Rillebrandts 
PI. 26, 1. v. Sollet, Zeitschr. f. Num. 9 1882 Identificierung des Soma mit dem Monde stark 
p. 168. Roernle, Proceed. of the as. soc. of Ben- angefochten und nur für einige junge Stellen des 
gal. 1879 nr. 14). Man hat daraus wohl kaum Bgveda zugegeben. Ygl. Manaobago. [Drexler.] 
auf eine mannweibliche Natur der Mondgott- Maopsos (MAO*SOS) s. Mopsos u. vgl. G. 1. 
heit zu schliefsen, sondern wird einfach ein Gr. 7382. 
Versehen des Stempelschneiders annehmen. Maponus, Beiname des Apollon und selb- 

Über den Namen des Gottes bemerkt Stein, 20 ständiger Göttername auf folgenden Inschriften 

Zoroastrian deities on indo-scythian coins. Lond. aus England: C.I.L. 7 S. 309 nr. 1345 (Basis; 

1887 p. 3: „The types of the latter . . . agree Hexham): Apollini \ Mapono \ [L.~\ Terentius j 

well with the mascutine conception of the Avestic [L.] f. Ouf | Firmus. Saen(a) u. s. w., wonach 

Moon-god, called mäo f= Skr. mäsj or (with 218 (Ribchester d. i. Coccium): deo. san(cto) , 

thematic stemj mäonha. Ris name becomes mäh [A]pollini Mpon | u. s. w. (Mp in Ligatur) 

in Pdhlavi and modern Persian, and this is the ebenfalls Mapon(o) zu lesen ist (vgl. Rübner 

form which is represented by MAO of the coins. zu den beiden Inschriften); 332 (Armthwaite ; 

Whether the corresponds to h as in MIOPO*), = Renzen 5900): deo \ Mapono \ et . n. Aug | 

or is merely the closing discussed above**), u. s. w., dazu Rübner: 'Maponi locus aliunde 
cannot be decided. On two coins of the Br. M. 30 nonnotusnominaturaRavennate(5,31 p.436,20) 

(Ooerki Nros. 38, 40) we find the fuller transcrip- inter diversa loca in ipsa Britannia in fine iti- 

tion MAOO, which probably must be read mdhö." nerum enumerata; intellegendum fortasse fanum 

Auf das Wesen des iranischen Mondgottes Maponi (cf. fano Cocidi p. 433, 4, ita codd. 

näher einzugehen fällt aufserhalb des Rahmens Vatic. et Paris, [vielmehr Basiliensis!]).' J. 

dieses Lexikons. Ich begnüge mich zu be- Becker (in Archiv f. Frankfurts Gesch. u. Kunst 

merken, dafs man ihm, in Übereinstimmung N. F. 3 [1865] S. 11 f. nr. 10) ergänzt bei dem 

mit den fast über die ganze Welt verbreiteten Anonymus Bavennas zu der ohne jeden Zusatz 

Vorstellungen vom Monde, einen Einflufs auf stehenden Form Maponi, die offenbar ein 

das Wachstum der Pflanzen zuschrieb und dafs Genetiv ist, Aquae und erklärt den Apollo Ma- 
er den Beinamen gaocithra „der den Samen 40 ponus als einen Quell- und Badegott. [R.Peter.] 

des Stieres enthaltende" führte; im übrigen BLapsaura (MäipavQa), beigeschriebener 

verweise ich auf Spiegel, Avesta 3 p. XX (vgl. Name einer der Hesperiden (s. d.), die mit 

1 p. 261; 2 p. 41. 52. 91; 3 p. 13 f. 62f. 110); Hippolyte an einer Quelle im Hesperidengarten 

Spiegel, Erän 1 p. 70 nr. 11 und Einzelbeiträge steht, auf einer Pyxis im Brit. Mus., einer 

zur allgem. u. vergl. Sprachwissenschaft. 2. Heft. dritten Hesperide ist der Name Thetis bei- 

Spiegel, Die Arische Periode u. ihre Zustände. geschrieben, drei andere sind ohne Bezeich- 

Leipzig 1887 p. 131. Geiger, Ostiran. Kultur nung, A Guide To The First Vase Boom 1879 

p. 3071'. Rovelacque, L' Avesta, Zoroastre et le p. 26 nr. 188. Nach Reydemann, Bhein. Mus. 

Mazdeisme p. 238ff. § 12. Einen mit Mah zu- 36 (1881), 470 sind diese Namen von dem 
sammengesetzten Personennamen „ Mahdath, 50 Vasenmaler willkürlich aus dem ihm zu Gebote 

König der Gilaner und D " verzeichnet stehenden Vorrat mythologischer Namen ge- 

A. Mordtmann, ZDMG. 18 1864 p. 29 nr. 76 wählt; zum Namen Mapsaura' vgl. Res.Theog. 

auf einer Gemme mit Pehleviinschrift und ver- 872 u. d. Art. Luftgöttin. [Höfer.] 

gleicht damit den Madates bei Curtius 5, 3. Maraphios (Magücpiog), nach Schol. zu Hom. 

Über das Wesen des MAo unserer Münzen II. T 175 (Scholia Gr. in Rom. II. ed. Dind. 1 

p. 147 f.) ein Sohn des Menelaos, s. v.Wilamo- 

*) stein nimmt an, dafs das erste o in miopo = h ist. w ^ g . Möllendorf, Romerische Untersuchungen 

**) Über dieses schliefsende O bemerkt er p. 2: „The ^ 174 f Anm 17 TDrexler 1 

closing O which recurs a, the end of atmest all Iranton names *■ & • ' L ^^ ^ maratho . 

vf the coins, can as yet not be aecounted for with any cer- . . _. x ■ i /» «i -i a j.i i 
tainty. The historical study 0/ the Iranian language leads us ™ eschen Demos, m der Poiklle ZU Athen neben 

to beiieve that the final vowei of Zend and oid Persian mords Theseus, Athene und Herakles abgebildet (Paus. 

was lost in their transition into the phonetic State of Middle 1, 15, 3 U. 32, 4. PhÜOStr. V. SOph. 2, 7). Nach 

l'ersian or Pahlavi; as the latter is in its main caracteristics EumeloS bei Paus. 2, 1, 1 war der Besiedler 

refiected by the legendi of the indo-scythic coinage, this cio- ,j es attischen Küstenlandes ein Sohn des Epo- 

sing O cannot well be considered a repräsentative of the old g aug gjw 0n Enkel des Aloeus, Urenkel 

thematic vowels. We may, houmer, lootfor some connexion g g j. d dahin ausgewan dert war, Um 

between this O and the sign which is added to so rnany Pah- „ > . . . j n u.j.1.--*- 1 -i • 

lavi words with comonantal encling, and is generally trän- derUngerecht,gkeit Und Gewalttätigkeit seines 

tcribed by ö". Vaters zu entgehen; nach dem lode desselben 



2333 Marathos Marcius 2334 

soll er die Herrschaft unter seine beiden Söhne Lugd. Bat. 1846 (dem Unterzeichneten nicht 

Sikyon und Korinthos verteilt haben und wieder bekannt, angeführt von Teuffei, Gesch. d. röm. 

nach Attika gezogen sein. Nach Asios u. a. aber Lit. 6 § 84, 2 ; vgl. Hertz in N. Jahrbb. f. Phil. 

war Sikyon nicht dar Sohn des Marathon, son- u. Paed. 109 [1874] S. 268 Anm. 23 und Jordan 

dem des Metion, nach Hesiod ein Sohn des zu Prellers Born. Myth. 3 1 S. 384 Anm. 1). 

Erechtheus (Paus. 2, 6, 5). Nonn. Dion. 26, 336 Bahr in Paulys Beakncyclop. 4 S. 1543 nr. 3. 

und 47, 340 (vgl. 27, 281. 28, 157) werden als Marquardt, Staatsverw. 3 S S. 354 f. Preller 

Abkömmlinge des Marathon der Kaukasier [-Jordan], Böm. Myth. 3 1 S. 4f. Anm. 1. S. 304. 

Pyloites, ein Kampfgenosse des Deriades, und 382 Anm. 2. S. 384 Anm. 1. Teuffei, Gesch. d. 
Oreithyia genannt. Vgl. Marathos u. Kirchner, 10 röm. Lit. & § 66.67, 2. A. Bouche-Leclercq, 

Attica et Peloponnesiaca. Greifswald 1890 Histoire de la divination dans l'antiquite 4 



p. 54ff. [Schirmer.] (Paris 1882) S. 127 ff. 0. Gilbert, Geschichte 
Marathos (Mdgatrog), 1) Arkader, Bruder des und Topographie der Stadt Born im Altertum 
Echedemos, welche beide am Feldzuge der 2 (Leipzig 1885) S. 255ff. Anm. 2. Luc. Mueller, 
Tyndariden gegen Attika teilnahmen. Nach Der saturnische Vers und seine Denkmaeler 
Echedemos wurde die Akademie Echedemeia (Leipzig 1885) S. 88 ff. 93. E. Baehrens in der 
(Steph. B. v. 'Ey.a9rj(iei.a) , nach Marathos, der Praefatio zu seinen Fragmenta poetarum Bo- 
sich einem Orakel gemäfs vor der Schlacht manorum (Lips. 1886) S. 21ff. und Addenda 
freiwillig zum Opfer gegeben, der attische S.422. M.Schanz,Geschichted.röm.Litt.l(=Iw. 
Flecken Marathon genannt, Dicaearch. b. Plut. 20 v. Müllers Handb. d. Mass. Altert. - Wiss. Bd. 8) 
Thes. 32. Nach Suid. s. v. Ma^a&mv war Mara- S. 15 f. nr. 11. — Der Stand der Überlieferung ist 
thos, der Eponymos von Marathon, ein Sohn folgender: 1) LiviuS (25, 12, 2 ff.) berichtet zum 
des Apollon. Vgl. Marathon u. Kirchner a. a. 0. Jahre 542/212: (2) religio deinde nova obiecta 
[Den „Heros des Küstendemos von Marathon" est ex carminibus Marcianis. (3) vates hie Mar- 
und die Salamis will K. Bötticher, Arch. Zeit. cius inlustris fuerat, et cum conquisitio priore 
28 1871 p. 62 — 63 Taf. 35 in zwei Figuren anno ex senatus consulto talium librorum fieret , 
des Westgiebels des Parthenon erkennen. in M. Aemili praetoris urbani, qui eam rem 
2) Wie man Marathon in Attika von Mara- agebat, manus venerant (vgl. 25, 1, 11 [541/213] 
thos, dem Sohne des Apollon, ableitete (Ger- [M. Aemilius] edixit, ut, quicumque libros vati- 
hard, Gr. M . 2 p. 127. Boscher, Apollon u. Mars 30 cinos precationesve aut artem sacrificandi con- 
p. 78 Anm. 172), so wurde nach der Vermutung scriptam haberet, eos libros omnis litterasque 
Babelons (Marathus, Bev. num. 3 e sör. 6 1888 ad se ante hol. Apriles deferret). is protinus 
p. 497 — 528 PI. 23, wieder abgedruckt in den novo praetori Sullae (über diesen s. weiterhin) 
Melanges numismatiques 1. Paris 1892 [p. 86 tradiderat. (4) ex huius Marcii duobus car- 
— 117 PI. 5] p. llöff. Gat. des monn. gr. de la minibus alterius post rem faetam editi compro- 
bibl. not. 2. Les Perses Achemenides. Paris 1893 bata auetoritas eventu alteri quoque, cuius non- 
p. CLXXV) auch die Gründung der phoiniki- dum tempus venerat, adferebat fidem. (5) priore 
sehen Stadt Marathos einem Sohne des Apollon carmine Cannensis praedieta clades in haec fere 
Namens Marathos zugeschrieben. Diesen Mara- verba erat (es folgt [5. 6] der Wortlaut der 
thos erkennt Babelon in einer jugendlichen 40 auf die Niederlage bei Cannae bezüglichen 
Gestalt der Münzen jener Stadt. Der Heros Weissagung) ... (8) tum alterum Carmen reci- 
ist bald stehend dargestellt, halb nackt, in tatum, non eo tantum obscurius, quia incertiora 
der Chlamys, in der Rechten ein Akrostolion, futura praeteritis sunt, sed perplexius etiam 
mit der L. die Falten der Chlamys haltend scripturae genere (darauf folgt [9. 10] der Wort- 
oder den 1. Arm auf eine Säule gestützt (Ba- laut der zur Abwendung der Kriegsnot die 
belon, Mel. num. 1 p. 96 nr. 5 PI. 5, 3; p. 96 f. Einführung von Spielen zu Ehren Apollos 
nr. 7 PI. 5, 5; p. 97 nr. 9 PL 5, 7; p. 99 nr. 12. empfehlenden Weissagung); nachdem man einen 
13 PI. 5, 11; p. 99f. nr. 14 PI. 5,12. 13. Perses Tag zur Erklärung dieses Carmen verwendet 
Achemenides p. 208 — 213 nr. 1141. 45. 49 — 57. hatte, beschlofs der Senat, dafs die Decemvirn 
59. 62—76 PI. 28, 3. 5—7. 10 — 13), bald er- 50 betreffs der dem Apollo zu feiernden Spiele 
scheint er in der Haltung des Apollon der die libri Sibyllini einsehen sollten (11); nach- 
gleichzeitigen Tetradrachmen der syrischen dem dies geschehen und an den Senat darüber 
Könige sitzend, doch nicht, wie dieser, auf dem berichtet war, erfolgte ein Senatsbeschlufs über 
Omphalos, sondern auf einem Haufen von die Einrichtung" der ludi Apollinares (12. 13), 
Schilden, wie die Aitolia auf Münzen der und es fand die erste Feier derselben statt (14). 
Aitoler, das Haupt mit der Binde geziert, in Von diesem Berichte des Livius über den Ur- 
der ausgestreckten R. ein Akrostolion, in der sprung der ludi Apollinares weicht, soweit die 
rückwärts gewandten L. einen langstengligen Person des Marciua in Betracht kommt, die 
Zweig, welchen Babelon als die Pflanze ptüga- Darstellung desselben Gegenstandes bei Macro- 
&qov oder fiägafrov (in Anspielung auf den 60 bius (Sat. 1, 17, 25. 27—29), die aus annalisti- 
Namen der Stadt) deutet (Babelon, Mel. num. scher Quelle geflossen ist (25: nostris . . . con- 
1 p. 95 nr. 4 PI. 5, 2; p. 98 nr. 10 PL 5, 9. tinetur annalibus . . ., vgl. 27 sed invenio in 
Perses Achemenides p. 208 nr. 1440 PI. 28, 2 ; litteris hos ludos victoriae, non valitudinis causa, 
p. 210 nr. 1458 PL 28, 8). Drexler.] [StolL] ut quidam annalium scriptores memorant, in- 
Marcius, Marcii fratres. Litteratur : Härtung, stitutos; vgl. G. Wissowa, De Macrobii Satur- 
Die Beligion der Bömer 1 S. 129. Guicherit, naliorum fontibus capita III. Diss. inaug. 
De carminibus fratrum Marciorum et de car- Vratisl. 1880 S. 35f.), folgendem! afsen ab: (28) 
minibus triumphalibus militum Bomanorum. fertur autem in carminibus Marci vatis, cuius 



2335 Marcius Marcius 2336 

duo Volumina Mala sunt in senatum, inventum Marcius vates: 'ne ningulus [Festus: ninculus] 

esse ita scriptum, worauf die von [Livius an meäeri queat' aus Festus S. 177 ningulus, wo 

zweiter Stelle angeführte Weissagung, jedoch der Name des Marcius ausgefallen ist. — 4) 

mit Weglassung eines Stückes an einer Stelle, Isidorus, Ürig. 6, 8, 12 apud Latinos Marcius 

folgt. Festus S. 326b Zeile 16 ff.: at in hoc vates primus praecepta composuit. ex quibus 

Ubro refert [nämlich Verrius] Sinni Capito- est illud: 'postremus dicas, primus taceas' = 

nis verba, quibus eos ludos Apollinares Claudio grammatisches Excerpt in Mallius Theodorus 

et Fulvio cos. factos dicit ex libris Sibyllinis ed. Heusinger S. 95 (wiederholt in Gaisfords 

et vaticinio M. [d. i. Marci = Marcii] vatis Scriptores lat. rei metr. S. 583), wo loquaris 
institutos (vgl. Macrob. § 25 cum ludi Bomae 10 statt dicas steht. — 5) Ohne weitere Angaben 

Apollini celebrarentur ex vaticinio Marcii vatis wird Marcius als ein alter Seher genannt von 

carmineque Sibyllino). Die auf die Schlacht Plinius (n. h. 7, 119 mit Melampus), Porphyrie 

von Cannae bezügliche Weissagung des Mar- (zu Kor., Epist. 2, 1, 26 annosa volumina vatum] 

cius erwähnt aufser Livius auch noch Ioann. veteris Marcii vatis Sibyllaeque et similium), 

Zonaras (Epit. histor. 9, 1 S. 196, 14 ff. Pinder, Arnobius (1, 62 mit Bakis und Helenus) und 

S. 251, 1 ff. Dind.) nach Cassius Dio: 9avfiaar6v Ammianus Marcellinus (14, 1, 7 mit Amphia- 

S& »eai. tö tov Mccqxov (so die Hss.) ■xQop.äv- raus als quondam vates incliti). — Es ergiebt 

rivpoc ^pjjcfioXdyos yäg tig xal ovtog ysvö- sich also aus den angeführten Stellen, dafs im 

fisvog iv xrö diofiriSslw neSim nxaCot-iv avtovg, Jahre541/213inPrivatbesitz zweiWeissagungen, 
azs kccI Tgäag xo ccgxcii'ov ovrctg, icpoißaas 20 nach Symmachus (oben unter 2) auf Baumrinde 

(Livius § 5: amnem, Troiugena, fuge Cannam, geschrieben, auftauchten, die einem Seher 

ne te alienigenae cogant in campo Diomedis Marcius (oder zwei oder mehreren Marcii, 

conserere manus) . . . r\ äs SißvUa cpvXaTzsa9ai Marcii fratres) zugeschrieben wurden ; der Senat 

(ihv TÖ jfcooi'oi" itaQyvsesv, ov ftsVtoi Y.cä ulilöv erklärte sie für glaubwürdig und führte auf 

zi yevriosG&ai stprj ovä' li äiä naer\g avxo den Inhalt der einen Weissagung hin die 

nairjaaivTo tpvlaxrjg. — 2) Während in diesen Apollinarspiele ein. Betreffs der Person des 

Stellen, welche offenbar die ältere Überliefe- Marcius — dies, nicht Martius, ist die überall 

rung enthalten, nur von einem Marcius die durch die mafsgebende handschriftliche Über- 

Rede ist, gab es eine jüngere Überlieferung, lieferung gebotene Namensform, sodafs ein 
welche die marcianischen Weissagungen, ins- 30 Zusammenhang mit Mars, dem altitalischen 

besondere die auf die ludi Apollinares bezüg- Weissagegott, oder Picus Martius (Bouche- 

liche, auf Marcii fratres zurückführte : Servius, Leclercq S. 129 f. Gilbert a. a. 0.) von selbst 

Aen. 6, 70 ludos Apollinares [dicit], qui secun- wegfällt — beziehungsweise der Marcii fratres 

dum quosdam bello Punico secundo instituti ergiebt sich aus der Überlieferung nur so viel, 

sunt, secundum alios tempore Syllano ex response dafs Marcius (und natürlich ebenso die Marcii) 

Marciorum fratrum, quorum extabant, ut Si- als ein berühmter Seher der sagenhaften Vor- 

byllina, responsa (die Verlegung des Ursprungs zeit oder mindestens sehr alter Zeit galt {Livius: 

der ludi Apollinares in die sullanische Zeit vates hie Marcius inlustris fuerat [§ 3] ; Cicero 

beruht jedenfalls darauf, dafs der Praetor P. a. aa. 00.; die Stellen unter 5); nach Festus 

Cornelius Rufus, der i. J. 542/212 die Ein- 40 (s. unter 3) führte er das Praenomen Gnaeus; 

führung der Spiele beantragte, den Beinamen nobili loco nati sind die Marcii fratres nach 

Sulla führte, vgl. Livius a. a. 0. und 27, 23, 5. Cicero (unter 2). Dafs die gens Marcia den 

Macrob. § 27. Charisius S. 110, 3 f. K.). Schon Ursprung der Apollinarspiele auf eines ihrer 

Cicero spricht von Marcii fratres oder Marcii : Mitglieder zurückführte, geht aus Denaren des 

de div. 1, 40, 89 quo in genere (der divinantes) C. Marcius Censorinus hervor. Wie nämlich 

Marcios quosdam fratres, nobili loco natos, auf Münzen der gens Calpurnia die Erinnerung 

apud maiores nostros fuisse scriptum videmus; daran, dafs im Jahre 543/211 auf Antrag des 

2, 55, 113 eodemque modo nee ego Publicio nescio Praetors C. Calpurnius Piso der Beschlufs ge- 

cui nee Marciis vatibus nee Apollinis opertis fafst wurde, die ludi Apollinares jährlich zu 

credendum existimo; quorum partim fieta aperte, 50 vovieren (Livius 26, 23, 3), in der Weise aus- 

partim effutita temere numquam ne medioeri gedrückt ist, dafs die Vorderseite der Münzen 

quidem cuiquam, non modo prudenti probata einen dahineilenden Reiter (oder ein laufendes 

sunt (dagegen 1, 50, 115 similiter Marcius et Pferd; vgl. dazu Friedlaender in Marquardts 

Publicius vates cecinisse dieuntitr; quo de genere Staatsverw. 3 2 S. 524), die Rückseite einen 

Apollinis operta prolata sunt) ; aufserdem folgen Apollokopf zeigt, weist auf Denaren des C. 

dieser Überlieferung Symmachus, Epist. 4, 34 Marcius Censorinus der gleiche Typus (laufen- 

et Marciorum quidem vatum divinatio caducis des Pferd, Apollokopf) darauf hin, dafs ein 

cortieibus inculcata est, und Servius, Aen. 6, 72 Mitglied der gens einst Veranlassung zur Ein- 

qui libri (die sibyllinischen) in templo Apollinis führung der ludi Apollinares gab (Münzen der 

sermbantur, nee ipsi tantum, sed et Marciorum eo gens Calpurnia: Eckhel, Doetr. num. vet. 5 

et kegoes nymphae. — 3) Festus S. 165 negu- S. 158 f. G. Biccio, Le monete delle antiche 

mf.te in carmine Cn. Marci vatis significat nega- famiglie di Borna. 2. ed. Napoli 1843 Tat 10 

wre, cum ait: 'quamvis fmoventium [monentium Calpurnia nr. 6. 10. Taf. 54 Calpurnia nr. 1. 2, 

^^^Corssen, nequaquam ius monentium Düntzer, dazu S. 41 f. Cohen, Med. cons. Taf. 9 Calpurnia 

monerint ßibbeck, noventium (d.i. nuntium) nr. 6 — 21. Mommsen, Geschichte d. röm. Münz- 

Bücheler, movetis odium Baehrens; ältere Vor- wesens S. 580 f. nr. 209. S. 624 f. nr. 264 = 

schlage führt Müller S. 387 z. d. St an] duonum Mommsen-Blacas, Histoire de la monnaie rom. 

negumate.' Paulus S. 176 ningulus nullus. 2 [Paris 1870] S. 407f. nr. 212. S. 485f. nr. 270. 



2337 



Marcius 



Marcius 



2338 



E. Babelon, Descript. hist. et chronol. des 
monnaies de la republ. rom. vulgairement 
appelees monnaies consulaires 1 [Paris 1885] 
S.290ff. nr. 6-12. 15—17. S. 300ff. nr. 24—29, 
dazu S. 289 f. und S. 300. — Denare des C. 
Marcius Censorinus: Eclchel 5 S. 246, dazu 
S. 159. 247. Biccio Taf. 30 Marcia nr. 18, dazu 
S. 138. Cohen Taf. 26 Marcia nr. 6, dazu S. 205. 
Mommsen S. 606 nr. 233 = Mommsen-Blacas 



sehen Weissagungen mit den sibyllinischen 
Büchern im Tempel des capitolinischen Iuppi- 
ter aufbewahrt und dort durch den Brand ver- 
nichtet wurden, läfst sich allerdings auf Grund 
der Stelle des Servius, Aen. 6, 72 (oben unter 2) 
qui libri (die sibyllinischen) in templo Apollinis 
servabantur, nee ipsi tantum, sed et Marciorum 
annehmen: denn diese Angabe, die sich auf 
die Zeit nach 742/12 bezieht (als Augustus 



2 S. 437 f. nr. 230. Babelon 2 S. 192 nr. 19, 10 i. J. 742/12 Pontifex maximus geworden war, 
" ----- ™ ■ ■• " " •■<•■- ij e r g er di e kritisch gesichteten sibyllinischen 

Bücher im Tempel des palatinischen Apollo 
niederlegen, vgl. Marguardt, Staatsverw. 3 2 
S. 353 ff.), macht es wahrscheinlich, dafs die 
Weissagungfen, die ja gleich bei ihrer Aner- 
kennung durch den Senat zu den sibyllinischen 
Büchern in enge Beziehung traten (nach Macro- 
bius § 29 fanden die Decemvirn in den sibyl- 
linischen Büchern sogar ebendasselbe wie in 



dazu S. 190 f.). Trotzdem mufs Marcius (bezw. 
die Marcii fratres),. sofern seine Person, wie 
gesagt, nach der Überlieferung einen sagen- 
haften Charakter an sich trägt (vgl. Preller 
1 S. 304. Gilbert a. a. O ; phantasiereiche 
Kombinationen bietet Bouche-Leclercq S. 129 f.) 
oder wenigstens in sehr alte Zeit zurückgerückt 
erscheint (vgl. Teuffei a. a. 0. L. Mueller S. 89. 
Baehrens S. 22), von den beiden carmina Mar- 



ciana getrennt werden; denn diese carmina 20 der die Apollinarspiele betreffenden Weissagung), 



sind aller Wahrscheinlichkeit nach erst zu der 
Zeit, wo sie auftauchten, entstanden (dies ist 
auch die Ansicht Gilberts a. a. 0. u. L. Mueller s 
S. 89). Die auf die Einführung der Apollinar- 
spiele bezügliche Weissagung allerdings ist 
so gehalten, dafs sie auf jede beliebige Be- 
drängung durch Feinde bezogen werden kann. 
Das andere Carmen dagegen spricht von der 
Schlacht bei Cannae in einer Weise (direkte 



von Anfang an mit diesen zusammen aufbewahrt 
wurden (vgl. Marquardt S. 354 f.). Den bei 
Livius und Macrobius vorliegenden Text der 
Weissagungen jedoch beurteilt sowohl Baehrens 
als auch C. G. Cobet (Novae lectiones. Lugd.- 
Bat. 1858 S. 69. Variae lectiones. Bd. II. Lugd.- 
Bat. 1873 S. 468), der annimmt, dafs die 
Weissagungen ursprünglich in griechischen 
Versen abgefafst und von Caelius Antipater 



Erwähnung des amnis Canna, des campus Bio- 30 in das Lateinische übersetzt worden seien, 

medis [§ 5; dwpfiSuov nsSiov bei Zonaras~\, *- 1 — 1 - w« ™<- -™.>i ;~- tt,v,ki;„i, „,,-p „„.}„..„ 

dazu § 7 et Diomedis Argivi campos et Cannam 

flumen ii, qui militaverant in iis locis, iuxta 

atque ipsam cladem agnoscebant; vgl. Paul. 

S. 75 Diomedis campi in, Appulia appellantur, 

qui ei in divisione regni, quam cum Dauno 

Jecit, cesserunt, worin Müller z. d. St. eine auf 

die marcianische Weissagung bezügliche Glosse 

erblickt; die darauf folgende Glosse Diomedia 



falsch. Es ist, zumal im Hinblick auf andere 
alte Urkunden, die uns Livius (und auch Macro- 
bius) überliefert, nicht zu bezweifeln, dafs bei 
Livius und Macrobius die im Jahre 541/213 
zum Vorschein gekommenen Weissagungen er- 
halten sind, aber in einer Überarbeitung, über 
die Bibbeck richtig geurteilt hat (N. Jahrbb. 
f. Phil. u. Paed. 77 [1858] S. 204; unzutreffend 
dagegen L. Mueller S. 89 f.): c Ich meine, weil 



insula macht dies aber unwahrscheinlich; im 40 das Verständnis der carmina in ihrer authen- 



Allgemeinen vgl. zu campus Diomedis Preller, 
Böm. Myth. 3 2 S. 305 f.), dafs man den Gedanken 
an eine Abfassung dieser Weissagung nach der 
Schlacht bei Cannae(528/216) kaum von der Hand 
weisen kann. Überdies würde die in derselben 
Weissagung hervortretende Bekanntschaft mit 
griechischen Sagen (aufser campus Diomedis vgl. 
die Bezeichnung Troiugena [§ 5] für Römer), auf 
die Weissenborn (zu § 3) aufmerksam macht, 



tischen Form vielmehr eine Aufgabe der Kritik 
und Gelehrsamkeit (man brauchte ja einen 
ganzen Tag ad explanandum) als dem groszen 
Publicum zuzumuten war, so gab er diesem 
wie von allen alten Urkunden nur eine Para- 
phrase im Latein seiner Tage, die aber dennoch 
für ein einigermaszen williges Ohr die Spuren 
des Verses nicht völlig verwischt hat . . . 
Gewis sind schon manchem auszer mir die 



verbieten an ein hohes Alter zu denken. Nach 50 Anklänge an den Hexameter aufgefallen, in 



der Ansicht Baehrens' (S. 21 f. 422; ihm folgt im 
Ganzen Scham a. a 0.) allerdings wären die 
beiden Weissagungen in der Form, in der sie 
bei Livius und Macrobius sich finden, erst 
um das Jahr 678/76 entstanden: die echten 
Weissagungen, auf welche sich die Berichte 
der beiden Schriftsteller im Übrigen bezögen, 
seien im Jahre 671/83 mit den sibyllinischen 
Büchern, mit denen sie im Tempel des capito- 



dem ja auch die sortes Praenestinae verfaszt 
waren' (S. 204f. stellt Bibbeck die hexametrische 
Form der beiden carmina, soweit sie sich er- 
kennen läfst, her; Baehrens' Hexameter: S. 294 f. 
[grofse Willkür in Behandlung der Überliefe- 
rung!]; die älteren Versuche, die Weissagungen 
in Hexameter zu bringen, führt Hertz in der 
Adnotatio critica zu Livius [§ 5] S. LID. und 
Baehrens S. 21 an [von Wordsivorth Vird so- 



lini sehen Iuppiter aufbewahrt worden seien, bei 60 gleich die Rede sein]; in N. Jahrbb. f. Phil 



demBrande diesesTempels zuGrunde gegangen, 
nachher aber (wie die sibyllinischen Bucher) 
um das Jahr 678/76 wiederhergestellt worden, 
und zwar unter Benutzung der Annalisten, 
welche den Inhalt der echten Weissagungen 
im Allgemeinen wiedergaben; diese in Hexa- 
metern abgefafsten Restitutionen lägen bei 
Livius und Macrobius vor. Dafs die marciani- 

EoschbRj Lexikon clor gr. u. röm. Mythol. II. 



u. Paed. 109 [1874] S. 268 weist Hertz die 
Annahme Cobets [und Creviers] zurück). Die 
verfehlten Bestrebungen, aus den Weissagungen 
saturnische Verse herzustellen, sind trotzdem 
bis in die neueste Zeit fortgesetzt worden iL. 
Havet, De saturnio Latinorum versu. Paris. 
1880 S. 415 und Addenda S. 444; die älteren 
Versuche zusammengestellt bei Bahr a. a. 0. 

74 



2339 Marcius Marduk (Grundbedeutung) 2340 

und Hertz a. aa. 00.; vgl. J. Wordsworth, wann und von wem, gesammelt wurden, ähn- 

Fragments and speeimens of early Latin. Oxford lieh wie die des Cato, vielleicht auch des 

1874 S. 567 [zu S. 288 nr. 2 und S. 289 nr. 3], Appius Claudius'. — Die Annahme Jordans 

der für die zweite Weissagung Saturnier an- (bei Preller 1 S. 4f. Anm. 1), dafs bei Granius 

nimmt, die erste in Hexametern herstellt; B. Licinianus (S. 10, 2 Zeile 1 ff. Pertz, S. 20,2 

Westphal, Allgemeine Metrik der indogerman. Zeile 1 ff. Bonnens.) et Carmen in deos AMATAE 

und sentit. Völker. Berlin 1892 S. 225 scheint (wohl a vate) compositum nobilissimi pueri con- 

Abfassung in den von ihm entdeckten alt- cinuerunt vielleicht a M. vate d. i. a Marcio 

italischen accentuierenden Versen [Rosslach u. vate zu lesen sei, entbehrt jeder Unterlage (es 

Westphal, Metrik d. Griechen 2 ä S. 36 ff. = 10 handelt sich um Prodigien des Jahres 649/105, 

Rossbach u. Westphal, Theorie der musischen darunter: aliquod matronae eodem somnio moni- 

Künste d. Hellenen Bd. 3 Abth. 1 'S. 65 ff.] an- tae una eademque nocte decem sestertia sacris 

zunehmen; unklar Jordan bei Preller 1 S. 382 praestiterunt hoeque sacrißcatum, aliquotiens. et 

Anm. 2: 'Das alte Italien kennt keine in Versen Carmen u. s.w., also ein religiöses Lied des 

redende Orakel : abhängig von den griechischen Marcius vates im Jahre 649/105?). [ß. Peter.] 

sind die versificirten' [!] 'Weissagungen des Marduk, babyl. Gottheit, hebr. Merodach 

Marcius'). Jedenfalls gab es aufser den beiden (geschr. t^K"^, Jes. 46, 1; t|7"W3, Jer. 50, 2), ist 

erhaltenen noch andere Weissagungen unter deshalb die wichtigste Gestalt des babylonisch- 

dem Namen des Marcius oder der Marcier; darauf assyrischen Pantheons, weil sein Kultus die 

deutet Servius, Aen. 6, 70 (oben unter 2) . . . 20 Kultur- und Geschichtsepochen der babylonisch- 

Marciorum fratrum, quorum extabant, ut Sibyl- assyrisch - chaldäischen Reiche getreu wider- 

lina, responsa; 6, 72 (ebd.) . . . sed et Marcio- spiegelt. Das folgende diene zur vorläufigen 

rum et Begoes nymphae (sc. libri) hin; bei Orientierung. 

Macrobius (§ 28; s. oben unter 1) . . . in car- Ursprünglich ist Merodach Stadtgott von 
minibus Marci vatis, cuius duo volumina inlata Babel. Bis in uralte Zeiten der altbabylo- 
sunt in senatum nimmt man gewöhnlich mifs- nischen Bleiche läfst sich seine Verehrung ver- 
verständliche Auffassung an, da Livius (§ 4; folgen; seit Hammurabi Gesamtbaby lonien um 
s. oben unter 1) nur von duo carmina spricht die Hauptstadt Babel vereinigte, steht er natur- 
(Gübert a. a. 0. L. Mueller S. 89) ; doch ist gemäfs an der Spitze der babylonischen Götter, 
vielleicht die Angabe nicht zu verdächtigen so Auch die assyrischen Grofskönige, die sich vor 
und daraus zu entnehmen, dafs dem Praetor Babyloniens höherer Kultur beugen mufsten, 
M. Aemilius zwei volumina von carmina Mar- verehrten Merodach. Und in den Zeiten des 
ciana, unter denen sich jene zwei Weissagungen babylonisch -chaldäischen Weltreichs gewinnt 
befanden, in die Hände gefallen und von P. er eine Bedeutung, die ihn zum „Gott des 
Cornelius dem Senate übergeben worden waren. Weltalls", zum „König der Götter, Himmels 
Es mufs unentschieden bleiben, ob wir in den und der Erde" gemacht hat. 
von Festus (oben 3) mitgeteilten Fragmenten Dafs der Kultus Merodachs ursprünglich 
etwa Bruchstücke solcher anderweitiger Weis- mit der Sonnenanbetung zusammenhängt (s. 
sagungen des Marcius haben, oder ob dieselben Jensen, Kosmolog. d. Babylon. S. 87 ff.), zeigt sich 
dem unter dem Namen des Marcius gehenden 40 schon an der engen Zusammenstellung der Gott- 
Spruchbuch (praeeepta; oben 4) angehören; heit mit Samas, dem Sonnengotte, die sich durch 
vgl. Ribbeck a. a. 0., der in dem Fragment bei alle Epochen verfolgen läfst*). Nach der unten 
Festus S. 165 negumate einen Hexameter _ u w erwähnten Inschrift des Königs Samsu-iluna 
-.quamvis monerint, duonum negumate erkennt; wird er neben Samas in folgender Weise mit 
gewöhnlich werden die Bruchstücke den prae- der obersten Göttertrias (Anu, Bei, Ea, das 
cepta zugeteilt und wie das aus diesen von sind die Götter dessen, „was im Himmel, auf 
Isidorus (oben 4) mitgeteilte Stück saturnisch der Erde und unter der Erde ist") in Verbindung 
gemessen (es genügt auf Wordsworth a. a. 0. gebracht: Marduk ist der erstgeborene Sohn 
S. 567 zu S. 289 nr. 4. Havet a. a. 0. S. 416 Eas, des Gottes der Meerestiefe (daher auch 
und Addenda S. 447. 0. Keller, Der satur- 50 reitu ha apsi, „Erstgeborener des Oceans", ge- 
nische Vers als rythmisch [!] erwiesen. Leipzig nannt), und Bei, der Herr der Welt, verleiht 
u. Prag 1883 S. 34 u. 60. Ders., Der saturn. ihm die Herrschaft über die vier Weltgegenden. 
Vers, zweite Abhandlung. Prag 1886 S. 35. Merodach ist also die Frühsonne (IV B 64, 
L. Mueller S. 93. 147f. Baehrens S. 36 zu ver- 35 a heifst er einfach „derErheller der Nacht"), die 
weisen; die ältere Litteratur bei Bahr und aus dem Nebel**) emporsteigt und strahlend 
Hertz a. aa. 00.). Ob die dem Marcius zuge- die dunkle Welt durchflammt. Aber Merodach 
schriebenen praeeepta wirklich in irgend einer ist als Sohn Eas nicht nur Sonnengott ; aus der 
Weise auf ihn zurückgingen, läfst sich nicht Meerestiefe steigt nicht nur die Sonne empor, 
entscheiden; die von Isidorus gegebene Probe vor der die Nebel entfliehen, sondern auch die 

kann durchaus nicht auf hoh«3 Alter Anspruch 60 *) g befragt einer der babylonischen Könije (Agnm 

machen, und auch den beidefl Fragmenten bei der Jüngere), der die Merodaohstatue nach Babel zurück- 

FestuS, mögen sie nun den pnecepta angehören holen will aus dem Eeindealande , den Sonnengott ver- 

Oder nicht, kann trotz d*T darin enthaltenen <""«<*» eines Lammes, das der Opferschauer schlachtet. 

Archaismen kein aufsogewöhnlich hohes Alter «* «** sie *<"* *»f* ™f<= k l nd ^TJ^jt 

, , j tt^ 11 • i_i. j. -m j- \ denen Gewändern bekleidet (vgl. Ernst. Jerem. Baruch 6), 

zuerkannt werden. Vielleicht trifft die An- im Mntei(m Gemaoh de3 Temp B e]9 £ e3 Sonnengotte8 auf . 

Sicht L. Muellers (fc>. 89) das tüchtige, aais Baagi i a scheint also auch ursprünglich Sonnentempel ge- 
unter des Marcius Namen kurze Sprüche im weB en zu sein. 

römischen Volke gingen, die später, ungewifs **) „Ans dem Ocean" ist für Babel geogr. unmöglich. 



2341 Marduk (Grundbedeutung) Marduk (Name; Kult) 2342 

untrügliche Weisheit, vor der alles Dunkle Tempelturm Bels in Borsippa und meint da- 

weicht. Darum erscheint er als „der Offen- mit den Nebotempel, der aber von Hammu- 

sinnige", „Weitsinnige" (pit uzni und rapsa rabi ausdrücklich dem Bei -Marduk zu Ehren 

uzni), ja als „die Weisheit der Götter". Mit erbaut war. 
seiner „reinen Lebensbeschwörung" löst er auf 
Erden jeglichen Bann. Mit besonderer Vor- 



Der Name Marduk. 



liebe schildern Hymnen und Legenden diese Die Lesung Marduk, Maniduk (111 R2 nr. 6 
Thätigkeit des „Barmherzigen unter den Göt- Ma-ru-duk, in Eigennamen auch mit Endung a, 
tern", der den Verkehr zwischen Göttern und vgl. "^"JB, Esth. c. 2 — 10. Esr. 2, 2. Neh. 7, 
Menschen vermittelt und überall da erscheint, 10 7. LXX MctQ§o%aios) ist schon durch die hebrä- 
wo es gilt, dunkle Geschicke abzuwenden, Dämo- ische und griechische Schreibung gesichert. Die 
nen zu vertreiben, Not und Krankheit zu heilen Bedeutung des Namens (Amar-uduk, II E 62, 
(s. Kap. III). — Demselben Ideenkreise ent- 13gh Amcfi-dug-ga geschrieben) ist unsicher, 
spricht es, wenn Merodach in den kosmischen Früher erklärte man ihn als „Sohn von Eri- 
Legenden als Gott der Frühlingssonne er- du" (Eas heilige Stadt), vgl. Friedr. Delitzsch, 
scheint, der Licht bringt nach den Regen- Paradies S. 228. Guyard, Bev.Orit. 1880 nr. 3,49; 
Monaten (dies , vielleicht die ursprüngliche Be- neuerdings (vgl. Jensen a. a. 0. S. 242 f., dem 
deutung des Zagmukufestes, s. unt. Sp. 2347), Zimmern in Stades Ztsclir. f. d.A. W. 1891 S. 167 
der zu neuem Leben ruft und wohl auch in zustimmt) hat man an das Buku erinnert, das 
diesem Sinne „der Gott, der Totenerweckung 20 „herrliche Gemach", in dem Merodach die Ge- 
liebt", genannt wird. — Eine hochpoetische, schicke bestimmt; aber es ist fraglich, ob Mero- 
dramatische Ausführung hat dieser Gedanke dach schon in sehr alten Zeiten die unten Sp. 2348 
vom Lichtgott, der Finsternis und Chaos be- zu besprechende Rolle im Buku gespielt hat 
siegt, und vom Gott der Frühlingssonne, der (bei Gudea z. B. ist es die Göttin Bau), auch 
die Welt zu neuem Leben ruft, in den Priester- würde er dann wohl „Herr" und nicht „Sohn" 
schulen des babylonischen Reiches durch die des Duku heifsen". Die gewöhnliche ideogr. 
Legenden von der Weltschöpfung und dem Bezeichnung deutet«7ewsewa. a. O.S. 88 als iuven- 
Kampfe Merodachs mit der Schlange Tiamat, cus, iuveneus sol, Friedr. Delitzsch, Beitr. z. 
der finsteren Urftnt, gefunden (s. Kap. IV). Assyr. 2, 623 Anm.** als „Kind des Tages oder 
Zur Verwirrung hat häufig der Umstand so des Tagesanbruchs". Ein anderes Ideogramm 
Anlafs gegeben, dafs Merodach als „Herr" bezeichnet ihn als Tu-Tu (vgl. den Namen des 
(bei) der Götter auch Bei genannt und dann Vaters des babylonischen Noah: Ubara-tutu 
mit dem Bei der grofsen Uöttertrias, dessen = Kidin -Marduk), d. i. wohl „Herr der Be- 
Hauptkultus statte in Nippur war, verwechselt schwörungen" (s. A. Jeremias, Bab. -assyr. 
wird. Ursprünglich hat man wohl beide ab- Vorstellungen vom Leben nach dem Tode S. 83 
sichtlich identificiert in dem Bestreben, dem Anm. 3); K 2107 erklärt dieses Ideogramm als 
babylonischen Stadtgotte die höchste Würde „Erzeuger der Götter, Neuerschaffer der Götter", 
im Pantheon zu vindicieren. Nach der er- Zahllose Beinamen preisen ihn als Drachen- 
wähnten Inschrift Samsu-ilunas hat ihn ja Bei töter und Weltschöpfer, 
erst in seine Würde eingesetzt. In den assy- 40 

rischen Inschriften läfst sich der dadurch ent- n - Der Kultus des Marduk im altbabylo- 
standene Wirrwarr nicht überall lösen *). Ganz ruschen, im assyrischen und im chaldäisch- 
allgemein ist die Benennung Merodachs als Bei babylonischen Reiche.*) 
im neubabylonischen Reiche; Babels Mauern Zu den ältesten Kulten Babyloniens ge- 
wurden lmgur-Bel und Nimitti-Bel dem Mero- hört (im Süden) der Mondkultus von Ur und (im 
dach zu Ehren benannt; IVR40 nr. 1 heilst es: Norden) der Sonnenkultus von Sippar und der 
„0 Bei, Babylon ist deine Wohnung, Borsippa Beikultus in. Nippur (vgl. Winckler, Gesch. Bab. 
ist deine Krone (?)". So ist Jes. 46, 1, wie im u. Assyr. S. 29 ff.). Die beiden letzteren haben 
„Bei zu Babel", unter Bei der Gott Marduk sich später an den verhältnismäfsig spät zu 
gemeint, während Jet: 50, 2 seinerseits mit 50 hoher Bedeutung gekommenen Mardukkultus 
vollem Recht Bei und Marduk neben einander von Babel angeschlossen**). Schon in den Privat- 
nennt, wie auch Sargon Babylon die „Stadt Urkunden der ältesten Dynastieen von Babel 
Bels und Marduks " nennen darf. Darum er- taucht die Mardukverehrung neben der des Sin 
zählt Berossus, der ein Priester des Beltempels und Samas auf (vgl. Strafsmaier, Abhandig. des 
war, die Merodachlegenden als „Kampf Bels Berliner Orientalisten- Kongresses, Berlin 1882; 
mit dem Drachen". Herodot 1, 181 schildert Meißner in Beiträge zur Assyriol. 2, 557 ff'.), 
ohne Mifsverständnis (gegen Delitzsch, Calwer Im 23. Jahrhundert vereinigte Hammurabi 
Bibellexikon-, Art. Merodach und Nebo) den Nord- und Südbabylonien zu einem Reiche, 
•) Wenn die .Ha 89yr i 90 hen Könige sich „Statt- und der Stadtgott von Babel trat in den Vorder- 

halter Bels und Hoohpriester Asurs" nennen (Asur-rU-isi *>° *) Für den Gang der Geschichte weiseu wir auf die 

nennt neben beiden noch Anu, Bei, Ea), ao ist es -frag- Geschichts werke von Tiele, Hommel, II. Winckler (einen 

lieh, ob Merodach gemeint ist. Tiplatpileser III. nennt kurzen, klaren Abrifs giebt Friedrich Delitzsch bei Mürdter, 

neben Asur die Gtttter Bei und Zirpanit und Nebo, meint Geschichte Bab. u. Assyr. 2, Aufl.). 

also sicher Merodach. Asurbanipal will wohl das ur- **) Die ältesten Spuren werden iioh schwer auffinden 

sprüngliche Verhältnis andeuten, wenn er neben Samas, lassen. Sein Name wird mit vorsundflutlirhan Traditionen 

dem „Licht der Götter", don Merodach als „Bei, Sohn verknüpft. In den Izdubar-Gilgauiög-Lutfetiden erscheint 

des Bei" aufiührt. In assyrischen Briefen wird gelegent- er vielleicht als „Götterkönig" (dooh s. u. Sp. Ü35C); auch 

lieh ein „assyrischer Bei 11 unterschieden (s. Beiträge zur der Yater des Xisuthros hiefs, wie urwahnt, wahrschein- 

Assyriologie 2, 5C7 B. 34). lieh „Knecht Merodachs". 

74* 



2343 Marduk (Kult im altbabylon. Reiche) Marduk (Kult im assyr. Reiche) 2344 

grund. In der sogenannten Louvre-Insebrift*) die rechtmäfsigen Herrscher der Welt, wenn sie 
nennt er sich deshalb „König von Babylon, die Königswürde über Babylon aus den Blan- 
dem der Triumph (irnitu) des Merodach ge- den Merodachs empfangen haben" (Winckler, 
hingen ist". Er selbst ist „der Günstling des Gesch. S. 63). Feierlich (vgl. Sarg, Ann. 311) 
Samas und der Liebling Merodachs" und müht inaugurierten sie deshalb ihre Herrschaft, indem 
sich, „dem Herzen Merodachs wohlzuthun"; sie „die Hand Bels ergriffen" und damit kund- 
denn ihm verdankt er „seine Macht" und gaben, dafs sie ihn und seinen Kultus zu 
„seinen Reichtum", ja „Merodach hat ihn er- schützen gedächten, ja sie pflegten in den 
zeugt". Längst bestand wohl in Babylon der Me- Tempeln Ninevehs selbst den Kult des Mero- 
rodachtempel Esagila; Hammurabi ehrt seinen 10 dach*). In den königlichen Korrespondenzen 
Schutzgott durch einen neuen Tempel Ezida heifst es deshalb oft: „Wie Asur und Mero- 
in Borsippa (später dem Kultus seines Sohnes dach, meine Götter, von mir verlangen, werde 
Nebo vorbehalten) und nennt ihn zuerst „Herr ich bandeln". Salmanassar II. (858—824), der 
von Esagila und Ezida". Sein Nachfolger Kämpfe wider Babel zu führen hat, führt auf 
Samsu-üuna beginnt seine im Berliner Museum den Bronzethoren von Balawat diesen Feldzug 
befindliche, für die altbabylonische Mytho- auf einen Zornesbefehl Merodachs zurück und 
logie wichtige Inschrift (s. Keilinschr. Bibl. bringt nach seinem Einzug in Babel in Esa- 
1, 130 ff.): „Als Bei, der König Himmels und gila reiche Opfer und Geschenke dar; in den 
der Erde, Marduk, den erstgeborenen Sohn Annalen nennt er Merodach hinter dem Sonnen- 
Eas, freundlich anblickte, die Herrschaft über 20 gotte. Bammanirari III. (811 — 782) nennt 
die vier Weltgegenden ihm verlieh, unter den Merodach unter seinen Helfern und kümmert 
Anunnaki mit einem hehren Namen ihn nannte, sich um die Kulte des Bei und Nebo in Babel 

Babylon, seine Hauptstadt, als ihm und Borsippa. Ebenso opferte Tiplatpileser III. 

gründete (!), damals verlieh mir Marduk, die (745 — 728), der Besieger Merodachbaladans, im 
Länder zu regieren etc.". Während der In- Tempel von Asur den babylonischen Göttern, 
vasionen fremder Völkerschaften (vor allem Sargon (722—705) leitet seine Herrschaft von 
der Kossäer), die in den folgenden Jahrhun- Asur und Marduk ab {Cyl.-Inschr. Z. 3) und 
derten die Herrlichkeit des Reiches Eammu- erneuert, um den Babyloniern gefällig zu sein, 
rabis vernichteten, bezeichnet wohl den Tief- nicht nur die Städte Sippar, Nippur und Babel, 
punkt im Geschick Babyloniens die Wegführung so sondern auch die Tempel Nebos und Marduks 
der Merodachstatue. Die Annalen Ägums des (I R 6 nr. 7). Eine besondere Vorliebe für Me- 
Jüngeren (um 1600) berichten über die feier- rodach**) hat Asarhaddon (681 — 669). Erstellt 
liehe Rückkehr des „Herrn von Esagila und die Plünderung Babels durch seinen Vater San- 
Babylon" und seiner Gemahlin Sarpänit aus herib (705 — 682) als Zornesgericht Merodachs 
dem Lande Hani. Das Gemach (s. ob. Sp. 2340) über die eigene Stadt Babel dar, weil die 
liefs er mit^Cedern- und Cypressenholz täfeln Tempelschätze von Esagila zur Bestechung der 
und mit den Siegestropbäen Merodachs aus Elamiter gemifsbraucht wurden; erst nach elf 
seinem Kampfe mit dem Drachen Tiamat (s. u. Jahren (M.'s heilige Zahl) sei der Zorn durch 
Sp. 2368f.) ausschmücken. Auch die „Krone mit sein Dazwischentreten gewichen. Asarhaddon 
Hörnern" (agikarni), von Lapis lazuli und Gold » selbst führt sein Geschlecht auf Bclbani zurück 
gearbeitet, das Symbolum göttlicher Kraft und behauptet, dieser sein Ahne sei von Me- 
(s. Jensen a. a. 0. S. 315: Symbol des Stieres, rodach zur Königsherrschaft berufen (s. Winck- 
der auch bei anderen Völkern die Sonne be- ler a. a. 0. S. 154; 258). Die Wiederherstellung 
deutete) , verdankt Merodach diesem König des Tempels und die Zurückführung der von 
(vgl. Epist. Jerem. Baruch 6, 9). Sanherib verschleppten babylonischen Götter 
In den folgenden Jahrhunderten , deren wurde erst nach seinem Tode vollendet durch 
Dunkel erst allmählich sich lichtet (vgl. Asurbanipal (668—626), der Bei- Merodach und 
Winckler, Geschichte Babyloniens u. Assyriens Nebo unter den „zwölf grofsen Göttern" nennt 
S. 77), gelang es dem aufblühenden assy- und ihn in der Würde hinter Asur („Auf Befehl 
rischen Reiche, die Oberherrschaft über Ba- 50 Asurs, des Vaters der Götter, hat mich Marduk 
bylon zu eriingen. Tukulti-Ninib (um 1250) berufen") stellt. Er sorgt für seinen Kultus in 
eroberte Babylon und brachte die Marduk- Babel, nachdem er seinen Bruder Samas -sum- 
statue nach Assyrien (s. Winckler, Altorient. ukin zum König von Babel ernannt hat. 
Forschungen S. 124 ff.). Bei -Marduk mufs in Unter feierlichen Opfern auf einer Fest- 
diesen Perioden hinter den assyrischen National- strafse, die von Meile zu Meile mit Fackeln 
gott Asur zurücktreten, dessen Würde sogar beleuchtet ist, führt er das Bild Mero- 
die Göttertrias Anu, Bei, Ea überragt. Aber dachs von Asur nach Babel. Die Götter der 
auch in den Zeiten der höchsten assyrischen Umge kehrt nötigten sie die Babylonier, den Kultus 
Macht zeigt sich am Kultus des Merodach die der aBSTriBchen Götter zu pflfgen (s . Asurh . Ann . 4) 106 ). 
geistige Überlegenheit der Babylonier; die assy- 60 **) i n den letzten Jahrhunderten assyrischer Her- 
rischen Grofskönige „fühlen sich erst dann als schaft treten in Nineveh verschiedene Gottheiten rasch 

nacheinander als , Modeheilige" auf. Rammanirari sagt 

*) Für die historischen Toxte verweisen wir ein für auf einer Nebostatue: „0 Nachkomme, auf Nebo vertraue, 

allemal (sofern lieht andere Werke citiert sind) auf das auf einen anderen Gott vertraue nicht". Sein Vorgänger 

wertvolle Urkundenbuch zur babylonisch -assyrischen Ge- Samsi-Ramman verehrt Ninib-Adar, den Gott der Süd- 

sebichte, das Eb. Schröder im Verein mit den Assyriologen sonne, über alles. Unter Asarhaddon und Asurbanipal 

Abel, Bezold, Jensen, T eiser , Winckler unter dem Titel: scheint der Kultus des Samas die hervorragende Bolle 

Keilschriftliche Bibliothek herausgegeben hat, Berlin, Beuther, gespielt zu haben. Man beachte auch hier den henotheisti- 

1890 — 1892. sehen Zug in der babylonisch-assyrischen Eeligion. 



2345 Marduk (Kult im assyr. Reiche) Marduk (im chald.-babyl. Reiche) 2346 

unterworfenen Länder erwarten ihn feierlich die babylonischen Namen in jenem unter dem 
am Stromufer; dazu kommt Nergal aus Esid- Namen „synchronistische Geschichte" bebannten 
lam unter Jauchzen und Frohlocken, Nebo von Friedensvertrag zwischen Babylonien und Assy- 
Borsippa, Samas eilt von Sippar her, um den rien aus jener Zeit (s. Peiser u. Winckler, Keil- 
Einzug Merodachs in Babel mitzufeiern; „die schriftliche Bibliothek 1, 194 ff.). Merodach- 
üötter von Sumer und Akkad tragen gleich baladan II. (721 — 710), der Nachkomme Irbä- 
winselnden Hunden ein unterwürfiges Wesen Mardulcs (!), der nach den Sargon- Anndien 
zur Schau" (s. Lehmann, Samas- sum-ukin S. 27; noch von den durch den assyrischen Grofs- 
vgl. auch Sp. 2348). — In den assyrischen Ge- könig vollbrachten Ruhmesthaten der Götter 
beten an den Sonnengott für den Staat und 10 Asur, Nebo und Merodach hören mufs, nennt 
das königliche Haus aus der Zeit Asarhaddons sich auf dem schwarzen "Steine des Berliner 
und Aswbanipals (hrsg. von J. A. Knudtzon) Museums den Verehrer Nebos *) und Mero- 
erscheint nur Marduk neben dem hochgefeier- dachs, der Götter von Esagila und Ezida, und 
ten Sonnengott. sagt „Merodach, der Weise unter der Göttern, 
Andrerseits ist es interessant zu beobachten, der König des Alls, der Oberste der Igigi und 
wie die Babylonier (und mit ihnen die allmählich der Anunnaki, habe ihm befohlen, die Herr- 
einwandernden Chaldäer) bei ihren Befreiungs- lichkeit (der babylonischen Herrschaft) zu er- 
kämpfen um Merodachs Gunst sich mühen. Von höhen" (s. Friedr. Delitzsch in^Beitr. z. Assyr. 
Ncbukadnezar I. (um 1140), der im sog. Frei- 2,1 S. 258ff). Vor allem hat Samas-sum-ukiri, 
brief sich den „Liebling des Götterkönigs Me- 20 der rebellische Bruder Asurbanipals, bei seinen 
rodach" nennt, heifst es auf einem Fragment, Kämpfen gegen die assyrische Vorherrschaft 
das sich wohl auf die Besiegung Babyloniens für den Kult des alten Stadtgottes von Baby- 
durch die Elamiter bezieht: „Er safs in Babel Ion Sorge getragen. Er sagt, dafs „auf Geheifs 
und wütete wie ein Löwe, und betete vor Me- Asurs, des Vaters der Götter, Merodach, der 
rodach, dem Herrn von Babel: Wie lange soll Herr der Herren [eig. der 3mal heilige], der 
noch dauern mein Seufzen und Klagen? Wie König der Götter ihn erhöhte" (s. Lehmann, 
lange soll es in meinem Lande noch dauern a.a.O. 2,25) und dafs „Merodach, der Herr der 
mit Weinen und Trauern? Wie lange noch in Götter, unter seiner Regierung freundliche 
meinen Plätzen mit Heulen und Weinen? Bis Gesinnung bekommen habe, unter Jauchzen 
wann, Herr von Babel, willst du weilen im 30 nach Babylon eingezogen sei und in Esagila für 
Lande der. Feinde?" (K3426; s. Friedr. De- ewige Zeiten Wohnung genommen habe" (ge- 
litzsch, Wörterbuch 2 S. 306). Auf die Rück- schehen 667; s. Winckler a. a. 0. S. 330,23). 
führung Marduks aus Elam durch Nebukad- In seinen Annalen (s. Lehmann a. a. 0. 2, 22) 
nezar I. beziehen wir (mit Winckler a. a. 0. findet sich ein merkwürdiger religiöser Text, in 
S. 67) den schönen Opferhymnus IV R 20 nr. 1*) dem der Resident von Babylon erzählt, er 

,, meine seufzervollen Gebete, auf habe trotz seiner Frömmigkeit („Speis- und 

meine Händeerhebung und die Niederwerfung Trankopfer für die Manen meiner Vorgänger, 

des Antlitzes, womit ich täglich ihn anbetete, die aufser Gebrauch gekommen waren, ordnete 

womit ich zu ihm seufzte, gewährte er grofs- ich an, Göttern und Menschen, Toten und 

herzig Gnade und wandte sich nach Uruazag 40 Lebendigen zu Gefallen") schweres Leid zu 

, aus dem feindlichen Elam wandte er tragen: „Am Tage des Stadtgottes, am fest- 

sich, eine Strafse des Jubels, einen Weg des liehen Tage [um isinni] bin ich betrübt, es um- 

Frohlockens den Weg nach Suanna fängt mich der Tod, ich jammere in schmerz- 

(Babel) schlug er ein. Es schauen die Leute licher Wehklage Tag und Nacht, ich seufze 

des Landes Bein erhabenes geschmücktes Bild (?), zur Gottheit: vergönne mir, dem Gottlosen zu 

den heiteren, jauchzenden Herrscher schauten schauen dein Licht: der Herr des 0stens(?) 

sie alle an. Da trat er ein, liefs sich nieder hat mir dies gethan, wie einem, der Gott und 

an der Stätte seiner Wohnung. Das Friedens- Göttin nicht fürchtet, ergeht es mir (?)". 

thor, das Heiligtum seiner Herrschaft, er- Unter der chaldäischen Dynastie Nabo- 

glänzte, war mit Jubel erfüllt. Der Himmel 50 polassars erhob sich nach dem Sturze Ninevehs 

brachte ihm seine Schätze dar, die Erde ihre das chaldäisch - babylonische Weltreich , das 

Fülle, das Meer seine Gabe, der Berg sein den Merodach als den Gott des Weltalls, als 

Erzeugnis; sie bringen mehr denn je dar, Herrn Himmels und der Erde verehrte. Nabo- 

soviel die Zunge erzählen kann, ihre schwer- polassar (625 — 604) erzählt mit Vorliebe von 

wiegende Abgabe bringen sie zum Allherrn; seinen Tempelbauten für Merodach und Nebo, 

Wild wird in Massen geschlachtet, grofse Ochsen vor allem von dem Bau des stufenförmigen 

inScharen,Opfertierewerdendargebracht,Wobl- Tempelturmes von Babel, den er zu Ehren 

gerüche steigen auf, Opfergerüche duften." Vom Merodachs aufs glänzendste ausschmückte und 

Jahre 1100 an sind fas^alle Königsnamen bezw. » } Es ., t auff8UiR dafs bei dle8en und den folg6ndon 

Statthalternamen mit dem Götternamen Mero- CO babylonischen Herrschern im Gegensatz zu früheren und 

dach (oder Nebo) gebildet; man vergleiche nur späteren Gepflogenheiten Nebo den Vorrang vor Merodaoh 

besitzt. Auch die astronomischen Berichterstattungen 

*) Hommete Überschrift (Geschichte Bab.-Ass. S. 345) (selbst die aus Asur und Arbela, wo die chaldäisch-baby- 

„Klagelied eines Priestern" trifft nur den ersten Teil; Ionischen Sterndeuter und Astronomen also offenbar ihre 

das Opfer gilt nicht der Ehre dos Siegers über Elam, Observatorien hatten, wie in Babylon und Borsippa) 

sondern der Ehre Merodachs Der orste Teil schildert grüfsen ihre königlichen Adressaten „im Namen Nebos 

die Verwüstung der Elamiter, die wie die Sintfiui heran- und Merodachs (und der Istar von Arbela)", vgl. z. B 

brausen und deren Schrecken dem Konig don Schlaf III R51. In den Briefen heifst es oft: „Nebo und Mero- 

rauhen auf seinem kostbaren 1-iager. dach mögen den König reichlich, reichlich segnen". 



2347 Marduk (Kult Nebukadnezars II.) 

den „Tempel der Grundveste Himmels und der 
Erde" nannte (s. Straßmaier, Zeitsehr. f. Assyr. 
4, 106 ff.). Er betet zum Tempel, für dessen 
Bau er samt seinen Söhnen persönlich Steine 
und Mörtel herzugetragen hat.- „0 Tempel, dem 
König, dem Wiedererbauer sei gnädig, und 
wenn Marduk mit Jubel einzieht in dich, dann, 
o Tempel, vor Marduk meinem Herrn, meine 
Frömmigkeit verkündige (s. Jäger in Beitr. s. 



Marduk (Kult Neriglissars etc.) 2348 

für das Fest des Stadtgottes s. besonders die 
Annalen Samas-sum-ukins, Lehmann a. a. 0. 2, 
71 ö.) ist Esagila der Mittelpunkt des Festes 
und Merodach erscheint bei demselben als 
„König aller Götter". Neriglissar, einer der 
Nachfolger Nebukadnezars, nennt das Fest 
„das Kommen des Herrn der Götter, Mero- 
dach". Auch Nebos Bild wird aus Ezida in 
Borsippa auf einem herrlichen, mit Gold und 



der grofse Nebukadnezar II. (604 — 561) den 
Merodachkultus. Er liefs seinen Tempel „wie 
den Glanz der Sonne erstrahlen" und betete: 
„Merodach, o Herr, du 
Weiser unter den Göt- 
tern, gewaltiger Herr- 
scher, du hast mich 
erschaffen, du hast mir 
die Herrschaft über 




Assyr. S. 294 Anm.). Vor allem aber pflegte 10 Edelsteinen geschmückten Götterschiffe (elippu 

— - - " JI n masdahu) zum Feste feierlich herzugebracht 

(vgl. Darstellungen wie Abbild. 2); beide Götter 
aber werden auf der eigens dazu hergerichteten, 
mit Steinplatten ausgelegten Prozessionsstrafse 
{masdahu, vgl. II R 33, 41 ff cd) in Prozession ge- 
tragen "(vgl. Abbild. 3). Ein besonderes „Opfer- 
haus" (bit nike) errichtete Nebukadnezar für 
dieses Fest Merodachs („ein Bau der Freude 
und des Jubels für die Igigi und Anunnaki"). 
die Menschheit anver- 20 I R 66 col. 3, lff. sind die Opfergaben aufge- 
traut. Wie meinkost- zählt, die der „erhabene Oberpriester" Neb. 
bares Leben liebeich „alljährlich im Reichtum und Überflufs" dar- 
dein erhabenes Bild- gebracht hat. Der wichtigste Vorgang beim 
nis(?). Weil ich liebe Feste ist die Götterversammlung im „herr- 
D Cameo Nebukadnezars H. die Furcht vor deiner liehen Gemache" (duku) des „Versammlungs- 
(Biia unecht.) Die Umschrift Gottheit und an deine raumes" (ubsugina), wo unter Merodachs Vor- 
lautet: „Merodach, Beinem Herrschaft denke, sitz das Schicksal des Jahres, insbesondere des 

Herrn, hat Nebukadnezar, ,J arum ge i gnädig 

König von Babylon, zu seinem meinem Gebet höre 

Leben dies geschenkt". Berl. • Ritt « ,' At, ,„ 

Kgl. Museum. Nach Mürdter- m eme aii ™. ( B - AD- 30 

Delitzsch, Gesch. Bob. u. Ass. bild 1) ; Die Opfer- 
mahlzeiten, von denen 
er berichtet, erinnern lebhaft an die originelle 
Geschichte von Bel-Merodach zu Babel, die in 
den apokryphischen Zusätzen zum Daniel erzählt 
wird (vgl. auch Herodot 1, 181 ff. Diodor 2, 9). 
Täglich (satukku, hebr. TB Fi, im griech. Apokr. 
%a&' b^aaty\v rjfisgav, vgl. Joh. Jeremias in 
Beitr. z. Assyr. 1, 279. Hagen, ibid. 2, 219ff.) 
wurde nach Neb. Annalen ein fetter Ochse, 40 
aufserdem Fische, Vögel, Kräuter, Honig, 
Rahm, Milch, Öl, viel edler Wein auf den 
Tisch Merodachs und seiner Gemahlin reich- 
lich gespendet. Um den Kultus Merodachs zu 
verherrlichen, wandte Nebukadnezar besondere 
Sorgfalt auf die Hebung des Neujahrsfestes 
(zagmuku, d. h. res satti, Jahresanfang oder 
AMtu genannt) *) , das wohl ursprünglich das 
Fest der siegenden Sonne**), sodann Fest der 




2) Babylonischer Siegelcylinder mit Götterschiff. 

Nach dem im Britischen Museum befindlichen Original 

(vgl. die Merkaba Jahves Ez. 1, 4 ff.). 

Königs, bestimmt wird*). IV R 18 nr. 1 ist 
ein Hymnus, der diese Feier-, bei der auch 
Sarpanit beteiligt ist, besingt. Nebukadnezar 
berichtet, dafs bei dieser feierlichen Handlung 
„die Götter Himmels und der Erde ehrfurchts- 
voll auf Merodach achten, gebeugt vor ihm 
stehen". Neriglissar nennt ihn deshalb „den 
Anführer der Götter, den Bestimmer der Ge- 
Schicksalsbestimmung ist. Schon in uralter Zeit 50 schicke". 

wurde es gefeiert (s. oben Sp. 2343), schon der Die ersten Nachfolger Nebukadnezars sind 

Sintflutbericht erwähnt das Fest. Zu Nebu- 
kadnezars Zeit (unter den früheren Zeugnissen 

*) Gefeiert am 15. März ; denn nach m E 51 fällt das 
Äquinoktium (20. März) auf den 6. Tag im Monat Nisan. 
Der Monat Nisan heifst deshalb ,,Monat des Auszugs 
(asi) der grofsen Götter", auch „Monat des Lebens" 
(s. Pinches, texts S. 15). — Heinrich Zimmern in Stades 
Zeitsehr. für die Altt.-Wissenschaft 11, 157 hat den Zu- 
sammenhang des Purimfestes, d. b, „Versammlung", mit 
diesem babylonischen Feste nachzuweisen versucht. Zu 
zagmuku s. Amiaud in Zeitsehr. f. Assyr. 3, 41. Jensen a. a. O. 
S. 87 Anm. 2; zur Festfeier Pognon, Les inscriptions du 
Wadi Brissa S. 17 ff. und Jensen a. a. O. S. 84ff. 

**) Der „Auszug der Götter" (a«w, dasselbe Wort für 
Sonnenaufgang gebraucht) bei diesem Feste, der, wie in 
Sippar — hier vielleicht ursprünglich — das Hauptereig- 
nis desselben bildet, legt den Gedanken nahe, s. Winckler 
a. a. 0. S. 35 Anm. 



ebenfalls eifrige Verehrer des Götterkönigs 
Merodach. Neriglissar (559 — 556) nennt ihn 
sein „erhabenes Oberhaupt", erneuert in „un- 
entwegter Treue" die Tempel Esagila und 
Ezida und stellt an den Thoren je vier 
Schlangenkolosse (s. unten Sp. 2369) und sil- 
berne Stierbilder auf und betet am Schlufs 
seiner Annalen zu dem erhabenen Herrn, dem 
co „Licht der Götter". — Unter Nabonid (555 
— 538), dem letzten babylonischen Könige, 

*) Diese Thätigkeit des Merodach, der die Geschicke 
niederschreibt, begegnet schon in Asarhaddons Annalen, 
und hat in den Schöpfungslegenden ihre mythologische 
Begründung (s. u. Sp. 2361 u. 64). Das Schicksalsgemach 
in Esagila ist nur ein Abbild des himmlischen ubsugina 
mitten in Ekur IV B 56, 176, wo ursprünglich alle Götter 
das Geschick bestimmen, vgl. Nebuk. 2, 54 f. 



2349 Marduk (Kult unt. Nabonid, Cyrus etc.) 

wurde der Merodachkultus zurückgedrängt. 
Zwar nennt auch er ihn das ,, Haupt der Götter", 
„der ihm die Herrschaft anver- 
traut", rühmt sich als „Ausstatter 
von Esagila und Ezida", aber 
seine merkwürdige Vorliebe für 
Wiederherstellung der ältesten 
Kultusstätten Altbabyloniens, die 
er gelegentlich auf Traumbefehle 
Marduks zurückführt, brachte ihn 
auf andere Bahnen. Vielleicht 
wollte er durch den Synkretismus 
die gefährdete Sacht seines Thro- 
nes festigen. Aber die Feind- 
schaft der mächtigen Priester- 
schaft von Esagila und Ezida*), 
die den Einzug auswärtiger Götter 
in Babel dulden mufsten, wird ihm 
verhängnisvoll geworden sein im 
persischen Anstürme. So klagt 
eine aus Cyrus' Zeit stammende 
Chronik der Regierung Nabonids 
(s. Hagen in d. Beitr. z. Assyr. 2, 
219), dafs zwar vom Tempelhüter 
notdürftig, die Trankopfer und 
Speiseopfer eingehalten wurden, 
aber „der König kam zum Nisan 
nicht nach Babylon, Nebo kam 
nicht nach Babylon **) , die Bel- 
(Merodach-)Prozession wurde nicht 
gefeiert, das Neujahrsfest unter- 
blieb". Vom 7.— 16. Jahre der 
Chronik wiederholt sich immer 
von neuem die Klage; endlich im 
17. Jahre „wurde das Fest, wie es 
recht ist, abgehalten". Und so 
hiefs sein Sohn und Heerführer ver- 
geblich Belsazar, d. h. „Mero- 
dach, schütze den König". Am 
16. Tammuz 539***) wurde Babel 
ohne Kampf durch Cyrus' Heer 
eingenommen. Der Tempel Esa- 
gila wurde ausdrücklich geschützt. 
In hoher politischer Klugheit be- 
günstigte Cyrus den Merodach- 
kultus und versöhnte die Priester 
des gewaltigen Stadtgottes. Ein 
Thoncylinder, offenbar von einem 
Merodachpriester im Auftrage des 
Cyrus verfafst (s. Hagen a. a. 0. 
S. 209 ff. ) , klagt zunächst über 
dieMifswirtschaftJVafcom'ds. Täg- 
lich habe er Merodach und seine 
Stadt betrübt und bedrückt ; selbst 
die täglichen Opfer habe er ab- 
geschafft. „Ob ihres Wehklagens 
ergrimmte der Götterherr furcht- 
bar und verliefs ihren Bereich .... 
In allen Ländern hielt er Um- 

*) VB63 col. 1,48; 2, 1 holt er ein- 
mal ausdrücklich die Genehmigung der 
Männer von Babylon und BorBippa (das 
sind wohl die Priester Merodachs und 
Nebos) ein. Denn er will thun, „was vorM. 
gut ist". Sie antworten ihm orakelhaft: 
„"Wie vor Alters soll es gemacht werden". 
*») Tgl. Windeier a. a O. S. 3H. 
***) Vgl. Oppert in Zeitscltr. f. Assyr. 18U3 S. 59. 



Marduk (Kult unt. Cyrus etc.) 2350 

schau*), durchforschte sie und suchte einen 
gerechten Fürsten nach seinem Herzen, ihn 




*) Hagen a. a. O. hebt mit riecht hervor, dafs der 
Inhalt dieses Textes, in kluger Berechnung einerseits 



2351 Marduk (Kult unt. Cyrus u. Kambyses) Marduk (Helfer u. Bannlöser) 2352 

zvi fassen bei seiner Hand*). Den Cyrus, benen Sohn Merodachs; aus einer Tempel- 
König von Ansan, rief er beim Namen, zur chronik (veröffentlicht von Epping u. Strafs- 
Alleinherrschaft that er kund seinen Namen! maier in d. Zeitschr. f. Assyr. 6 S. 227) aus dem 

Marduk, der grofse Herr, sah freudig Jahre 275 ist jedoch ersichtlich, dai's die Opl'er- 

die Schirmung (?) seiner Völker, sein segens- gaben für Bei und Merodach noch unter seiner 
reiches Wirken und sein gerechtes Herz — , Regierung dargebracht wurden. Aber die stolzen 
nach seiner Stadt Babel liefs er ihn ziehen, Tempel von Babel gingen unaufhaltsam dem 
liefs ihn einschlagen die Strafse nach Babel, Verfall entgegen. Wenn Berosus, der Mero- 
wie ein Freund und Genosse gehend an seiner dachpriester, noch Hymnen auf den alten Stadt- 
Seite. . . . QJme Kampf und Schlacht liefs er 10 gott gedichtet hat, konnte er angesichts des 
ihn Einzug halten in Babel, verschonte seine verfallenden Merodachkultus die Worte aus 
Stadt Babel mit Drangsal. Nabonid, den König, der uralten Dibbara-Legende wiederholen: Belu 
der ihn nicht fürchtete, überantwortete er seiner rabü Marduk imurma 'ua iktabt libbasu issabat 
Hand." Jubelnd empfingen die Babylonier ihren arrat Ja napsuri issakin ina pisu, „der grofse 
Stadtgott: „den Herrn, der in seiner Kraft (?) Herr Merodach sah es, er schrie 'Wehe!', der 
die Toten erweckt (s. Sp. 2355 f.), mit Vertil- Mut entschwand ihm, ein unentrinnbarer Fluch 
gung und .... alle verschont hatte, segneten entfuhr seinem Munde." 
sie freudig, seinen Namen bewahrend". Täg- 
lich ist nun Cyrus, wie die Inschrift sagt, auf IJI - Merodach. als Helfer und Bannlöser. 
Bel-Merodachs und Nebos Verehrung bedacht. 20 Als solcher erscheint er in den Beschwörungs- 
„Ob meines Wirkens freute sich Marduk, der legenden, Zaubersprüchen und Hymnen der 
grofse Herr, und segnete mich, Küras, den babylonischen Priester, und zwar als Sohn 
König, der ihn verehrt, und Kambuzi'a, meinen des Ea und der Damkina, die über „uner- 
leiblichen Sohn, sowie mein ganzes Heer in gründliche Weisheit" verfügen*). IV E 19, 28 
Gnaden, während wir in Aufrichtigkeit vor jieifst Marduk deshalb pü apsi, „Mund des 
ihm freudig preisen seine erhabene Gott- Oceans", weil er die Befehle Eas der not- 
heit"**). — Auch Kambyses, der Sohn des leidenden Menschheit bringt. Eridu, das Heilig- 
Cyrus, der den Vater auf seinen Siegeszügen tum Eas, ist der Hauptsitz der Beschwörungen, 
begleitete, teilte die Politik des Vaters gegen- In einem hochinteressanten dreiteiligen Segens- 
über der babylonischen Priesterschaft und 30 Spruch (VR51,21ff.) begrüfst der Priester, in 
„brachte Opferlämmer in Esagila vor Bei Linnen von Eridu gekleidet, den König an 
und Nebo". Lange blieb Babel noch die der Stelle des Tempelgemachs (bit rimki, 
Hauptstadt des neuen, durch Cyrus gegriin- „Gemach der Besprengung") mit den fol- 
deten Reiches. Erst Darius schleifte 488 die genden Worten, die an den aaronitischen Segen 
Befestigungen, um künftige Befreiungsversuche anklingen: 
unmöglich zu machen, und Xerxes plünderte ''" Ea lihduka 

den Tempel Merodachs und schleppte zum ■'<" Damkina sarrat apsi ina bünüa linammirka 
letzten Male unter den Tempelschätzen auch ilu Marduk pdkidu rabü sa Uu Igigi resika Ulli, 
die berühmte goldene Merodachsäule weg d. h. Ea möge dich erfreuen, 
(Herodot 1, 183: Ssq^tjs ö dagsiov tlaßs \zbv 10 Damkina, die Königin der Wassertiefe, 
ävS^iävta] Kai xbv isQia ctitenTtivs, änayo- erleuchte dich mit ihrem Angesicht, 
Qsöovra firj v.ivifiv xbv ävSgiävxa), nach Stra- Marduk, der grofse Aufseher der Igigi, 
hon 16, 1 und Arrian. exp. Alex. 7, 17 zerstörte möge dein Haupt erheben, 
er ihn sogar (ytaxeonuoev — köte aiiutysv , oxs Vor allem beziehen sich die „ Beschwörungen 
Jk TJjS 'EllüSog ÖTtißco änivöaxqesv). Wenn von Eridu", bei denen Merodach mit seiner 
Alexander der Grofse nicht durch den Tod „reinen Beschwörung" die Hauptrolle spielt, 
am Wiederaufbau Babels und seines berühmten auf die bösen Dämonen, die ebenfalls in der 
Tempels (vgl. die Berichte des Strabonw. Arrian) Siebenzahl auftreten**), wie die oben ge- 
verhindert worden wäre, würde gewifs der nannten ideographisch als die VII bezeichneten 
Merodachkultus noch einmal zu hohen Ehren 50 Geister, die Ea und Merodach zur Seite stehen 
gekommen sein. In der Seleucidenzeit (vgl. die „Söhne der Wassertiefe" IV R 14, 
scheint das Priestertum des Götterkönies macht- *\ tn. m* j ^ . * v j- ,• •■■ T -^ 

, . , . , ~ "6° "^"«j *j rjber Alter und Entstehung dieser religiösen Litte- 

10S gewesen ZU Sem. AntlOChuS Soter (280— 260) rat u r , deren Kopieen zum grofsen Teil In Sardanapals 

versucht noch einmal den Auf bau Esagilas und Bibliothek gefunden wurden, läfst sich zur Zeit Be- 

Ezidas, aber er wendet sich mit seinen Opfern stimmtes nicht sagen. Wir mochten vermuten, dafs die 

und Gebeten vor allem an Nebo, den erha- „Chaldäer", deren Invasion im 2. Jahrtausend beginnt 

und die wie im neubabylonischen Reiche im Besitz der 
und starker Liebedienerei andrerseits entstanden, mit Dynastie sind, einen grofsen Anteil an dieser Zauber- 
Vorsicht zu beurteilen ist. Gleichwohl klingen diese litteratur haben; wenigstens scheint vor ihrer Invasion 
Worte wie ein Euphemismus, der einen Verrat der Me- im altbabylonischen Reiche der babylonische Kultus, 
rodachpriester verbirgt. 60 auch der Merodachs (s. 8p. 2342 f.), viel einfacher gewesen 
*) Vgl. Jes. 45, 1. zu sein. Die hergebrachte Anschauung (seit Lenormant) 
**) Auch die anderen verschleppten Götterbilder und betrachtet dagegen die babylonische Magie als ein von 
Kulte stellt er wieder her und hofft, sie werden bei nichtsemitischen Ureinwohnern übernommenes Erbe. 
Marduk, dem König aller Götter, zum Bank dafür Für- **) Und zwar, wie wir weiter unten sehen, als die 
bitte einlegen. Ob Cyrus nicht unter denselben zweimal siebsn, womit auch die rätselhafte Stelle sibitti 
Motiven die Juden heimziehen liefs mit dem sunu sibitti sunu sibit adi sina ihre Erklärung finden 
Befehl, den Tempel ihres Gottes in Jerusalem dürfte: „Sieben sind sie, sieben sind sie, zweimal 
zu bauen und seinen zerstörten Kultus wieder- sieben." IV R 15 heifst es, sie seien in der Erde, auf 
herzustellen? dem Berge des Sonnenunterganges geboren! 



2353 Marduk (Helfer u. Bannlöser) 

10 f. a). Nur einiges sei zur Charakteristik 
dieser babylonischen Dämonen angeführt, deren 
Unwesen uns besonders die ersten Blätter des 
4. Londoner Inschriftenbandes schildern. Sie 
sind gedacht als fleischfressende, blutsaugende 
Ungeheuer, die selbst die Götterbilder nicht 
verschonen. In der Wüste, auf den Bergen ist 
ihr Aufenthalt, aber wie Schlangen schlüpfen 
sie in die Häuser der Menschen. „Sie ent- 
führen das Weib vom Manne, reifsen das Kind 10 
vom Schofse des Vaters, vertreiben den Herrn 
aus dem Hause seiner Familie" (IV El, 36 ff. a). 
„Von Land zu Lande schreiten sie, vertreiben 
die Mägde aus ihren Kammern, den Sohn führen 
sie aus dem schwiegerelterlichen Hause, das 
Kind treiben sie aus dem väterlichen Hause, 
die Tauben holen sie aus dem Schlag, den 
Vogel aus seinem Nest, die Schwalbe ver- 
treiben sie aus ihrem Nest, sie schlagen die 
Stiere, schlagen die Lämmer,gewaltigeGeister(?), 20 
böse Dämonen, Jäger sind sie." Fast jeder 
Körperteil des Menschen ist mit einem bösen 
Dämon bedroht; der asakku bringt Fieber 
in den Kopf, der namtar bedroht das Leben 
mit der Pest, der utukku packt den Hals, der 
alü die Brust, der ekimmu die Hüfte, der gallü 
die Hand (und der rabisu die Haut), so klagt 
eine Beschwörung*). Schliefslich drohen sie 
der ganzen Welt mit Untergang, wie bei den 



Marduk (Helfer u. Bannlöser) 2354 

Götter" das Beschwörungsmittel). Wir lassen 
einige „Beschwörungen" hier folgen: „Der 
Mensch, der im Fieber liegt, möge 'durch 
ein Gnaden- und Friedens ,?)opfer (sulmu) wie 
glänzendes Metall geläutert werden. Samas 
möge diesem Menschen Leben verleihen; Mar- 
duk, du Erstgeborener des Oceans, Reiniger 
und Läuterer bist du!" (s. Haupt, Keüschrift- 
texte S. 99, 29). 

Auch die vielgefürchteten Hexen, in deren 
Gewalt die Dämonen gedacht sind, unterliegen 
Marduks Beschwörung. IV R 2 49, 47 b ff. (vgl. 
Zimmern, Hexenbeschwörungen in der Beilage 
285 zur Münchener Allg. Ztg. 1891), heifst es: 
„Ich halte empor die Fackel, stecke in Brand 

die Bilder 
des Utukku, des Sedu (vgl. Dt. 32, 17. Ps. 

106, 37), des Rabisu, de3 Ekimmu, 
des Lamartu, des Labasu, des Ahhazu, 
der Lilu, der Lilitu, der Magd des Lilu 
und alles Feindliche, das die Menschen er- 
greift .... 
Euer Rauch steige empor zum Himmel, 
und Funken mögen verdecken die Sonne, 
es breche euern Bann der Sohn des Gottes 
Ea, der Priester!" 

Die gleiche Rolle spielt Merodach, wenn es 
sich um kosmische Schauspiele (Neumond etc.) 
handelt, die ebenfalls auf Einflufs der sieben 



Germanen die Riesengeschlechter, mit denen so Geister zurückgeführt werden, die als Boten 



sie auch den Abfall von den Göttergeschlech- 
tern gemeinsam haben. Wider alle diese 
bösen Geister, vor denen selbst die Götter 
gewaltigen Respekt haben, kann allein Mar- 
duk Hilfe bringen, der selber wie ein södu 
und lamäsu, wie ein gnädiger Dämon waltet. 
In der hymnenartigen Beschwörung (s. unten 
Sp. 2355), in der er so genannt wird, werden 
zweimal sieben Dämonen aufgezählt, aufser 



des Himmelsgottes gelten, und vor allem als 
Sturmdämonen (vgl. auch IV R 1 col. III) sich 
darstellen und denen gelegentlich Samas und 
Ramman zur Seite treten. In dem unter 
Izdubar Bd 2 Sp. 814 erwähnten Beschwö- 
rungstexte wird erzählt, wie die sieben Boten 
Anus sich auf den von aller Hilfe verlassenen 
Mondgott stürzen und ihn sieben Tage und 
Nächte bedrängen, bis er den Thron seiner 



den oben aufgezählten noch die Anm. * ge- 40 Herrschaft verloren hat. Dann kommen sie 
— •■---- • Böses sinnend, gleich einem Sturmwind auf 

die Erde herab. Weiter heilst es: 

Bei (hier nicht = Marduk) sah des erha- 
benen Mondgottes Bedrängnis am Himmel, 

der Herrscher sprach zu seinem Boten, dem 
Nusku: 

mein Bote Nusku, bringe meine Botschaft 
zur Meerestiefe, 

die Kunde von meinem Sohne Sin, der am 
Himmel heftig bedrängt wird, 

erzähle sie in der Meerestiefe dem Ea. 

Nusku ehrte den Befehl seines Herrn, 

ging geschwind hinab zum Ocean, 

zu dem Gewaltigen; dem erhabenen Ent- 
scheider, dem Gotte Ea, 

erzählt Nusku das Geheifs seines Herrn 
hinein (?). 

Als Ea in der Wassertiefe dies Geheifs hörte, 

Bifs er sich in die Lippen, mit Seufzen f-it-a) 
ward sein Mund erfüllt; 

Ea rief seinen Sohn Marduk und richtete 
das Geheifs an ihn: 

Geh, mein Sohn Marduk, 

die Kunde von meinem Sohne Sin, der am 
Himmel hart bedrängt wird, 

seine Bedrängnis am Himmel ist grofs (?); 

jene sieben Götter sind todbringend und 
furchtlos, 



nannten. Eine in den Beschwörungstexten mit 
geringen Variationen wiederkehrende drama- 
tische Scene leitet die Hilfeleistung MerodachB 
folgendermafsen ein. Merodach sieht das Elend 
der Menschen, das der Fluch, die böse Stimme, 
der böse Blick oder ein Dämon hervorgebracht 
hat, „und tritt zu seinem Vater Ea ins Haus und 
spricht: Mein Vater, was soll dieser Mensch 
thun, er weifs nicht, womit er Heilung erlangt. 
Da antwortet Ea seinem Sohne Marduk: Mein 50 
Sohn, was wüfstest du nicht, was sollte ich 
dich lehren, was ich weifs, weifst auch du; 
aber gehe , mein Sohn — — — ". Und nun 
giebt er ihm das Heilungsmittel an (er soll 
die Menschen ins „Haus der Reinigung" führen, 
soll Wasser für ihn holen lassen an der Mün- 
dung der Ströme; in der Höllenfahrt der Istar, 
wohl auch IV Rl, sind „die Namen der grofsen 

*) Jede Krankheit wild Dämonen zugeschrieben, bo 
der Alp labartu, die Fallsucht labasu. Besonders ge- ^0 
fürchtete Dämonen sind der gallu, Teufel (?) und das auch 
aus dem jüdischen Volksglauben bekannte ,, Nachtgespenst" 
Lilit (Jes. 34, 14 T)"i"i), die Magd des Lilü, sowie der 
samanu und der ahhazu. Vgl. übrigens noch Jes. 13, 21. 
Bar. 4, 35. Apok. Ü, 2 (Schilderung babylonischer Zu- 
stände!). — Die Namen utukku und ekimmu bezeichnen 
übrigens auch allgemein böse Dämonen; IV 18 erscheinen 
utukku und alu als Feinde der Hirten und Herden, der 
ekimmu ist das eigentliche Gespenst. 



2355 Marduk (Helfer u. Bannlöser) Marduk (Helfer u. Bannlöser) 2356 

jene sieben bösen Götter, die wie ein Flut- Götterbote Papsukal kann (gegen unsere frühere 

stürm nahen und über die Erde kommen, Ansicht) nach IVB. 33, 45 u. a. St. nicht mit ihm 

zur Erde sind sie wie ein Platzregen gekommen, identisch sein. In den Legenden von Izdubar- 

vor Nannaru-Sin sind sie zornig , Gilgames und seinem Urahnen, dem babyloni- 

der erhabene Samas und Bamman haben sich sehen Noah, sind ebenfalls nur undeutliche 
auf ihre Seite gestellt .... Spuren vorhanden. Ist Marduk der Sehutzgott 
Leider ist der folgende Text, der Marduks Hilfe- des Helden von Erech (Lugal-Marada, bezw. 
leistung berichtet, verstümmelt. Der Schlufs Lugal-Banda, vgl. V B 46, 26f. b; wir nahmen 
zeigt, dafs das Ganze, ursprünglich einem oben Bd. 1, 773 an, dafs es Marduk sei), dem 
Naturereignis geltend, als Beschwörungsgebet 10 dieser die Siegestrophäen widmet? Oder ist der 
für den König, das „Kind seines Gottes" (der „Götterkönig", den er Tafel IV um Bat fragt, 
also nach orientalischer Art mit dem Mondgott unser Merodach? Der Ahn auf den Inseln der 
verglichen wird, vgl. Sir. 40, 16), verwendet Seligen heifst „Knecht Merodachs". Jedenfalls 
wird: ihm sollen die sieben bösen Geister nicht finden wir im Besitze Merodachs das geheimnis- 
nahen. Allerlei Zaubermittel, ein buntes Tuch, volle Mittel zur Totenbelebung: das Wasser des 
ein Ziegenfell um Hand und Füfse gewickelt, Lebens (die ursprünglichen Besitzer des Lebens- 
vor allem aber Zauberwasser werden von Me- wassers und der Lebensspeise sind Anu und 
rodach zu diesem Zwecke verschrieben. Die Ea, vgl. die Apotheose IV B 25, wo Milch und 
Hauptmittel für Beschwörungen bilden Wa s s e r Honig als Götterspeise erscheint, und die Adapa- 
und Feuer, die beiden reinigenden Elemente; 20 legende, JE. T. Harper in Beitr. z. 4ssj/r.2,418ff.). 
darum erseheint Gibil, der Feuergott, oft neben Aber Merodach gebietet über die heiligen Wasser 
Marduk als Arzt, den Ea sendet. seines Vaters Ea. von denen ' es heifst: die 
Die Erwähnung des „Lebenswassers" führt Schlinge Eas wird den erfassen, der sich an 
noch auf eine besondere Eigenschaft Mero- dieselben herannaht (vgl. II B 58 nr. 6, IV E 
dachs. In den Hymnen finden wir wiederholt 16). In seinem Tempel befand sich ein Brunnen 
einen Lobpreis auf Merodach, den Barm- mit Lebenswasser, dessen Verwendung wohl 
herzigen, der Totenerweckung liebt. beim Feste der Schicksalsbestimmung eine 
In dem Hymnus IV R 29 nr. 1 wird er als Rolle gespielt haben mag (die einschlägigen 
Erstgeborener Eas, als Herr Himmels und der Stellen s. bei Friedr. Delitzsch, Wörterbuch 1, 
Erde, als Gott der Götter begrüfst und folgender- 30 79 f. 128). Nach dem kultischen Texte V R 51 
mafsen gepriesen: „du barmherziger unter den baden sich darinnen, die Annunaki und die 
Göttern, du barmherziger, der Totenerweckung Götter reinigen darin ihre Angesichter. Dieses 
liebt, Merodach, König Himmels und der Erde, Wasser wurde im Euphrat geschöpft, im hei- 
König von Babylon, Herr von Esagila, König ligen Flufs, und zwar dort, wo er ins Meer 
von Ezida, Herr des 'mächtigen Lebenshauses', fliefst (s. IV R 14 nr. 2), in Eas heiligeWohnung. 
Himmel und Erde ist dein, der Baum des So erteilt Ea zur Heilung von Kopfkrankheit 
Himmels und der Erde ist dein, die Lebens- seinem Sohne Merodach den Rat, Wasser zu 
beschwörung ist dein, der Speichel des Lebens holen an der Mündung der Ströme, seine reine Be- 
ist dein, die reine Beschwörung des Oceans schwörung hineinzuthun und mit diesem Wasser 
ist dein, die schwarzköpfige Menschheit, die 40 zu besprengen „den Menschen, das Kind seines 
Lebewesen, so viele ihrer auf der Erde wohnen, Gottes" (IV R 22). Vielleicht stellt das Gefäfs, 
alle Himmelsgegenden, alle Geister im Himmel das die sogenannten Genien am Lebensbaum 
und auf Erden, [richten?] ihre Ohren auf dich, tragen, das Gefäfs des Lebenswassers dar 
du bist der sedu, du bist der lamasu (das ist (= Tcarpat agubbu, Weihwassergefäfs, aus dem 
der schützende und segnende Dämon), du Marduk IV R 57, 16b Gnade spenden soll?) und 
machst lebendig, du bringst zum Frieden, du die bekannte Frucht dementsprechend das 
bist der barmherzige unter den Göttern .... Lebensbrot (s. Abbild. 4). Biogenes Laertius, 
dir will ich mich ergeben" etc. Nun ruft der De vita phüos. hat also recht berichtet, wenn 
Betende den Schutzgott wider alle die oben er den Chaldäischen Philosophenschulen (besser 
Sp. 2353 erwähnten Dämonen und Krankheiten 50 Priesterschulen) Unsterblichkeits - und Anfer- 
an. Eine Cyrusinschrift nennt ihn „den Gott, der stehungsglauben zuspricht. Und dieserGlaube 
mit der Kraft, welche Tote lebendig macht, hängt aufs innigste mit dem Merodachkultus 
alles verschont". Die gleiche Macht wird der zusammen. 

Göttin Gula, die dann als Gemahlin Mero- Schliefslich sei in diesem Zusammenhange 

dachs erscheint, gelegentlich auch Nebo und noch auf die zahllosen Eigennamen hingewiesen, 

Samas zugeschrieben. Zunächst bezieht sich die mit dem Götternamen M. zusammengesetzt 

diese Eigenschaft wohl auf die belebende Kraft sind; sie spiegeln deutlich die religiöse Be- 

der Frühsonne und Frühjahrssonne, die man deutung wieder, die dem „Barmherzigen unter 

in Merodach personificiert sieht. Aber die den Göttern" in der babylonischen Religion 
Bezeichnung dürfte wohl auch auf die Toten- 60 beigelegt wurde. Wir nennen als Beispiele': 
beschwörungen und Apotheosen Bezug haben, 

die wir häufig genug in den religiösen Ur- mehr nach der korrekten Textansgabe von rv K a ver- 
künden und Legenden der Bäbylonier finden. standlich geworden: mitute (ba-bad, s Zimmem-Bezoid, 
In der Legende von der Höllenfahrt der Istar Zeitschr. f. Ass. 6, 260), ikünimu tarrin (vgl. Nimr. Sp. 
mit ihrem Lebensquell und ihrer Totenbeschwö- f ' *> l f s ^Z' ^ Tot ». mö s™ « m p ™ 4 »« 8 » mi J**"- 

*, t ■ iir ii 1 t i r\ duft atmen". Das noch immer offene Rätsel der „Hollen- 

rung*) suchen wir Merodach vergeblich. Der t2thTl% füI dle übrigen8 j6tzt die BrIä]d g ll i. Ije ^ Il a e der 

*) Die wichtige Schlufazeile (s. A. Jeremias, Vor- Tel - Amarna - Texte (Brit. Mus. nr. 82) zu vergleichen ist, 

n vom Leben nach dem Tode S. 22 f.) ist mir nun- ist wohl in IV R 31, 25 f. a verborgen. 



2357 Marduk (Helfer u. Bannlöser) 

„Der Liebling der Götter ist M.", „mein Ver- 
trauen ist M.", „sei mir gnädig, M.", „M. 
schütze", „ein Vergelter ist M.", „leite mich, 
o M.", „Merodach schenkt", „M. hat dir den 
Bruder gegeben", „Gott (iluma) ist Mero- 
dach". 

Anmerkung. In der babylonischen Le- 
gende von Adapa (gefunden in Tell-el-Amarna 
in Egypten), dem Sohne des Meergottes Ea, 
der dem Sohne Anus, dem Vogel Zu (d. i. der 10 
Südwind), die Flügel gebrochen hat im Zorn 
darüber, dafs jener ihn beim Fischen ins Meer 
schleuderte, in „die Behausung der Fische", 
haben Zimmern in Berl. phüol. Wochenschr. 1892 
Sp. 1033 und E. T. Harper in Beitr. z. Assyr. 
2, 424 ein Abenteuer Merodachs erkennen 
wollen. Wenn dies richtig wäre, so würde 
diese Geschichte einem mythologischen Ideen- 
kreise angehören, der den Legenden von Mar- 



Marduk (Besieger des Drachen Tiamat) 2358 

IV. Merodach als Besieger des TTrmeeres 

(Drache Tiämat) und als Weltbildner (s. 

Abbildung 5). 

Ein in babylonischen Priesterkreisen ent- 
standener Legendenkreis beantwortet die Frage ' 
nach der Entstehung des Himmels und der 
Erde dadurch, dafs er den Sonnengott als 
Besieger des Chaos und als Demiurgen ver- 
herrlicht. Der Zusammenhang ist einfach. 

„Merodach, die Frühsonne des Tages und 
des Jahres, ist auch der Lichtbringer am Welt- 
morgen. Er, der die leblose, chaotische Nacht, 
die keine Gestalt mehr erkennen läfst, besiegt, 
der den Winter mit seinen Wasserfluten, den 
Feind des Naturlebens, überwindet, wurde der 
Schöpfer des Lebens und der Bewegung, der 
Ordner des Regellosen, der Gestalter des Un- 
förmlichen am Weltmorgen" (Jensen a. a. 0.307). 
Die Weltschöpfung erscheint als ein Sieg der 



duk, der bei Ea sich alle Weisheit und Lebens- 20 Frühlingssonne über die Winterschrecken in 

beschwörung holt, ja 

der selbst Unsterblich- 
keit verleihen kann, 

direkt widerspräche. 

Um des besonderen 

Interesses willen, auf 

das die Legende für 

die vergleichende My- 
thologie Anspruch hat, 

geben wir den Inhalt 

kurz wieder (s. zuletzt 

Zimmern bei Gurikel, 
Schöpfung S. 420 ff.): 
Anu fordert aus dem 

oben angegebenen 
Grunde zornig den Ada- 
pa vor sich. Ea sinnt 
auf einen Plan, wie der 
Zorn Anus wider sein 
Band Adapa besänftigt 
werden kann. In ein 
Trauergewand geklei- 
det (wie der Götter- 
bote Papsukal vor der 
Höllengöttin , Sollen- 
fahrt Istars, BücJcs. 1 ff.) 
erscheint Adapa am 

Himmel, vertrauend auf seine Freunde, die grofsem Mafsstabe. Das urweltliche Winter- 
himmlischen Thorwächter Tammuz und IS- ZI- und Regenchaos ist dargestellt als furchtbarer 
DA. Die beiden fragen, warum er Trauer- 50 Drache in Begleitung von Ungeheuern, die 




4) Opferscene. Alabaster-Kelief (von 3 Meter Höhe) aus Khorsabad, im Louvre zu 
Paris. Nach Perrot et Chipiez, Eistoire de l'art etc. Assyrie S. 109. 



kleider träge. Adapa sagt, ihr Verschwinden 
von der Erde (Tammuzkultus, s. Art. Tammuz) 
sei die Ursache. Dann tritt er vor Anu, dessen 
Zorn so besänftigt wird, dafs er ein Gastmahl 
für Adapa zu bereiten befiehlt. Das dargebo- 
tene Kleid und das öl nimmt er an (also schon 
im alten Babylonien die orientalischen Gast- 
mahlssitten, vgl. Ps. 23, 5. Luk. 7, 46 und 
Matth. 22, 11), aber Lebenswasser und Lebens- 
brot weist er zurück, denn sein Vater Ea hat 60 dieses Artikels erschienene hochbedeutsameWork Hermann 

Qunkels Schöpfung und Chaos 1895 S. 16 ff. 

**) Nur beiläufig sei auf die uralten Mythen von 
Apollon hingewiesen, der als Sonnengott, ipeziell als 
Gott der Frühjahrssonne , mit goldenen Pfeilen (Sonnen- 
strahlen) den Brachen besiegt, s. Bd. 1 Sp. 428 f. 
{Röscher), und auf die ähnlichen Vorstellungen in indischen 
und germanischen Sagen (s. Röscher, Apollo und Mars 
S. 80. 42 ff. Schreiber, Apollon Pythoktonos S. 47). Das 
Akitufest, das den Sieg Merodachs feiert, entspricht 



den Bildern des Tierkreises in der Wintergegend 
entsprechen*) (s. Abb. 6). Der Lichtgott besiegt 
Tiämat, d. h. er zerteilt die Urfluten. Nachdem 
dieser Sieg die Urfinsternis mit Licht durch- 
strömt hat**), bildet er die Welt aus der 

dem biblischen „Sündenfall" [Zimmern] vermögen wir 
freilieb nicht zu finden. 

*) Vgl. hierzu Jensen, Kosmologie S. 307 ff. Hammel, 
Neue kirchl. Zeitschr. Heft 1 und das während des Druckes 



geargwöhnt, man werde ihm Todeswasser und 
Todesbrot vorsetzen. Nun bricht Anu in Weh- 
klagen über ihn aus. Er habe die Gelegenheit, 
unsterblich zu werden, vorübergehenlassen*). — 

*) H. Zimmern spricht neuerdings, wie ich nachträg- 
lich Behe, die sehr plausible Ansioht aus, dafs hier eine 
babylonische Erzählung vom Urmenschen, der die Un- 
sterblichkeit verliert, vorliegt. Eine Ähnlichkeit mit 



2359 Marduk (Besieger des Drachen Tiamat) Marduk (Besieger des Drachen Tiamat) 2360 




genau den Mythologieen, die den griechisch- römischen 
und germanischen Sonnenwend- (Weihnächte-) Festen zu 
Grunde liegen. Eine Abhängigkeit der Mythenkreiae von 
einander (die Zwölfzahl der Festberiehte mutet baby- 
lonisch an) soll damit natürlich nicht behauptet werden: 



bei der Einfachhe_t a-..? LiruüdV. J.cikuns können der- 
gleichen Mythenkreise unabhängig von einander ent- 
standen sein. Sicherlich babylonisch beeinflufst sind die 
hierher gehörigen manichäischen und mandäischen Vor- 
stellungen. Nach Ephrem. d. Syrer lehrte Mani, dafs der 



2361 Marduk (Besieger des Drachen Tiamat) Marduk (in d. Schöpfungslegende) 2362 



Tiämat (Dinn— >3B, Gen. 1, 2), die als Substrat 
der Schöpfung das männliche (apsü) und 
das weibliche (Mummu-Tiämat) Element in 
sich vereinigte*). Zum Lohn erhält er die 
Weltherrschaft und den Vorsitz in der Schick- 
salskammer, wie ja die Sonne täglich aua dem 
Ostberg, dem Ort der Schicksalskammer, empor- 
steigt und über die Geschicke waltend die 
Himmelsbahn durchschreitet (vgl. hierzu oben 
Sp. 2348 und die unten Sp.2364 Anm. erwähnte 
Legende von Zu). Aber die babylonischen 
Schöpfungslegenden sind keineswegs nur Wider- 
spiegelungen kosmologischer Vorgänge (der 
Sonnenwende nach der furchtbaren Winter- 
regenzeit und des Sonnenaufgangs nach Be- 
siegung der nächtlichen Nebel und Dünste), 
sondern sie haben zugleich kulturgeschicht- 
lichen Hintergrund. Offenbar in der Priester- 
schule von Esagila auf Grund alter Volks- 
mythen gedichtet, verraten sie das Bestreben, 
Merodachs Würde als Götterkönig, „der wie 
Schafe weidet die Götter allesamt", zu be 



gründen und die Weltherrschaft Babels durch 
Erhebung ihres Stadtkönigs zum Weltbildner 
und Götterkönig verherrlichen zu wollen. Ein 
wahrscheinlich in neubabylonischer Zeit ge- 
dichteter Hymnus*) versetzt die Erbauung 
von Babylon in die Zeit der Weltschöpfung 
und schreibt dem Merodach mitsamt den Göt- 
tern Menschen-, Tier- und Pflanzenschöpfung, 
sowie die Erschaffung des Euphrat und Tigris 

10 zu (die uralten Städte Nippur und Erech wären 
erst nach Babel erschaffen worden nach dieser 
Legende !). 

Wir geben zunächst jene Recension der 
Schöpfungslegende wieder, die unter dem 
Bibliotheksvermerk enuma elis (nach dem An- 
fang der ersten Tafel) in der Bibliothek Asur- 
banipals durch G. Smith aufgefunden wurde 
und die durch ihre Beziehungen zum biblischen 
Schöpfungsberichte eine besondere Berühmt- 

20 heit erlangt hat **). 




6) Drachenbild vom Merodachbaladan-Stein IV R 1 43. 



Urmensch Himmel und Erde aus Haut unr] Knochen und 
Exkrementen der Kinder der Finsternis (gentes tenebrarum 
hei Augustin) machte, vgl. K. Kessler, Forschungen über die 
manichäische Religion 18k9 S. 26 7 ff, die christliche Ah- 
schwörungsformel perhorresciert ausdrücklich diese Kos- 
mogonie des Mani, s. S. S. Patrum Apost. opera ed Cotelerius, 
1724, 1 S. 542 ff. 

*) Nach dem Bericht des Berossus, des Merodaeh- 
priesters aus der Zeit des Antiochus Soter (überliefert 
im Auszug von Alexander Polyhistor, mit satirischer Kritik 
wiedergegeben von Eusebius, Chronikon Graeco - Armeno- 
Latinum; nach diesem wiederum von Syncellus, Chrono- 
graphia; vgl. Fragmenta historicorum graecorum ed. G.Müller. 
Paris 1848 Bd. 2), bilden axotoc und Coro« die Urwelt, in 
der vielgestaltige Wesen leben, tjber die ein Weib Namens 
'Ofiuftxa (Syncellus 'OftoQ&xa, Eusebius, Chron. Gr.- Arm.- Lat. 
Marcaja), chald. &aXat& (nach Lenormant verderbt aua 
0a!/cn:9-, nach R. Smith, Zeit ehr. f. Ass. 6, 339 aus @afitc), 
griech. MXaaaa (9aXattä), herrschte. Diese spaltete 
BijXo; (d. i. Bei -Marduk) und machte aus ihr Himmel 
und Erde. — Auch Damascius, der letzte Neuplatoniker 
(um 530), berichtet (von Persien beeinflufst?) ähnlich vom 
Urzustände. Nach seinen Quaestiones de primis prineipiis 
bildeten Idrtaouir und Tav&i die beiden Elemente, aus 
denen Moiv/ntg (vgl. bab. Mummn) hervorgeht. — Von 
Interesse ist auch die Vergleichung der Hesiodisclien Iheo- 
gonie (116 ff.), die auch das Chaos als das Uranfängliche 
hinstellt und dann nach einer unverstandenen (babylo- 
nischen?) Quelle über einen Götter kämpf berichtet, und 
die Kosmogonie der Ophiten, deren Weltei aus Finsternis 
und Leere entsteht (s. Bd. 1 Sp. 1344). 



Tafel I. „Als droben der Himmel noch 
nicht benannt, drunten die Erde noch keinen 
Namen trug***) — weil Apsü (das Urwasser), 
ihr uranfänglicher Erzeuger, und Mummu Tiä- 
mat, die sie alle gebar, ihre Gewässer in eins 
zusammenmischten — als noch kein Gefilde 
gebildet und kein Rohr zu sehen war, als 
noch kein Name genannt, kein Schicksal [be- 
50 stimmt war] , — da wurden die Götter ge- 
schaffen." Zuerst wird das Götterpaar Lachmu 
und Lachamu, dann Anu [Bei, Ea?], sodann 
Ansar [und Kisar?] geschaffen. Die einge- 

*) Von Theo. G. Pinches aufgefunden ; übersetzt zu- 
letzt wiederholt von H. Zimmern. 

**) Die Übersetzung und Bearbeitung hat neuerdings 
wiederum eine wichtige Förderung erfahren durch Prof. 
Dr. Heinrich Zimmerns Beigaben zu Hermann Gunkels 
oben citiertem Werk. Wir folgen der Interpretation Dr. 
•J0 Zimmerns und verweisen im übrigen auf die Erläuterung 
in Jensens Kosmologie. Die von Friedr. Delitzsch in der 
Sachs. Gesellschaft der Wissenschaften vorgetragene 
Übersetzung und Bearbeitung ist bisher noch nicht im 
Druck erschienen, wird aber demnächst veröffentlicht 
■werden. 

***) Der Name bedeutet das Wesen im Babylonischen 
wie im Hebräischen, darum wird beim „Namen der 
Götter geschworen"; vgl. II R 43, 5 f. a b: zakar sitmu 
,, Existenz ". 



2363 Marduk (Besieger des Drachen Tiamat) Marduk (Besieger des Drachen Tiamat) 2364 



klammerten Namen, sowie einiges andere ist 
man versucht aus Damaseius' Erzählung zu 
ergänzen, der genau entsprechend dem baby- 
lonischen Originalbericht sagt, dafs aus der 
„Mutter der Götter" Tav&s und Anäotov aufser 
dem Sohne Mavfiig (diese drei erscheinen auf 
dem unten erwähnten Fragment des babylo- 
nischen Berichtes im Gespräch: Apsü, Tiamat 
und ihr Sohn Mummu), den Damascius für den 



mit dem Bericht von Tiämats Empörung und 
Marduks Anerbieten. Die Götterversammlung 
findet statt. Die Götter sättigen sich an 
Brot und Wein und bestimmen Marduk das 
Schicksal, *) 

Tafel IV: „Darauf setzten sie ihn auf den 
fürstlichen Thronsitz, angesichts seiner Väter 
liefs er sich nieder als Herrscher. r Du seist 
geehrt unter den grofsen Göttern; dein Los 



Vertreter des vorjtbg nöo/iog hält, folgende 10 ist ohnegleichen, dein Name ist Anu'." Selbst 

Göttergeschlechter hervorgegangen seien: Aa%r\ über die Schicksale der Götter soll er ent- 

und Aa%6g, KiaaaQrj und 'AoowQog, von den 

letzten beiden abstammend 'Avog (= Anu), "II- 

Uvoq (= Inlil, Illil, d.i. Bei), 'Aög (= Ea);_der 

Sohn des Aög und der davxrj aber sei Brjlog 

(d. i. Bel-Merodach), der Demiurg. 

Unter den durch C. Bezöld neugefundenen 
Fragmenten scheinen zwei zum fehlenden Texte 
der 1. Tafel zu gehören. Das erste erzählt, wie 



scheiden: wer auf ihn traut, dessen Leben soll 
er schonen ; wer Böses plant unter den Göttern, 
dessen Leben soll er ausgiefsen. Ein Zauber- 
stück bekräftigt angesichts der Götter seine 
Macht , durch das Wort Wunder zu ver- 
richten. Ein Gewand verschwindet und er- 
scheint von neuem auf sein Geheifs. Nun 
grüfsen sie ihn freudig als König, geben ihm 



Apsü und Tiamat über die Erschaffung des 20 Scepter, Thron und Bing und eine Watte ohne 



gleichen wider den Feind. „'Wohlan, der Tia- 
mat schneide ab das Leben, es entführe der 
Wind ihr Blut ins Verborgene!' So bestimm- 
ten Bei (d. i. Marduk) das Los die Götttjr, 
seine Väter, einen Heils- und Glückspfad liefsen 
sie ihn einschlagen. Er machte fertig einen 
Bogen, bestimmte ihn zur Waffe, ein Sichel- 
schwert (?) rüstete er, befestigte es Er 

nahm die Gotteswaffe, liefs seine Rechte sie 

30 fassen, Bogen und Köcher hängte er an seine 
Seite. Er machte einen Blitz vor sich her, 
seinen Leib füllte er mit lodernder Flamme. 
Er machte ein Netz, das Ungetüm Tiamat zu 
umfangen, die vier Winde stellte er hin, dafs 
sie ja nicht entkäme, liefs Südwind, Nordwind, 
Ostwind, Westwind treten an das Netz, das 
Geschenk seines Vaters Anu. Er schuf einen 
Orkan, einen Sturm, ein Wetter, die vier, die 
sieben Winde, einen Wirbel, eine Windsbraut. 

40 Drauf liefs er los die Winde, die er geschaffen, 
alle sieben, das Ungetüm Tiamat zu verwirren, 
hinter ihm her zu stürmen. Da nahm Bei den 
'Sturm', seine grofse Waffe, den unvergleich- 
lichen Wagen, den furchtbaren, bestieg er. Er 
trat darauf, ein Viergespann band er daran, 

*) Die folgende Scene stellt den Zusammenhang zwi- 
schen dem Naturmythus und dem Geschichtsmythus her. 
Merodach, der Gott von Babel, erhält als Lohn für den 
Sieg die "Weltherrschaft und den Vorsitz in der Schick- 
f salskammer. Dafs dieser Ideenkreis, wie Sp. 2361 bemerkt, 
mit dem Sonnengott Merodach zusammenhängt, der leuch- 
tend über der Welt waltet, zeigt deutlich die Legende 
vom Wolken- und Sturmgott Zu (s. E. T. Harper in Beitr. 
z. Assyr. 2 S. 408 ff.)- Sie erzählt, wie Merodach des Morgens 
die Orakel festsetzt, seine Boten aussendet und „lichtes 
Wasser" ausgiefst, seine (gehörnte) Herrscherkrone, sein 
Göttergewand, seine Schicksalstafeln sieht neidisch der 
Wolkengott Zu, er will die Herrschaft der Welt an sich 
reiften. „Ich will nehmen die Schicksalstafeln der Götter 
und die Osakel allen Göttern bestimmen ('?), will be- 
Thron, die Gebote beherrschen, will. 



Lichtes wehklagen und wie ihr Sohn Mummu 
ihnen seinen Plan enthüllt, das Licht wieder 
in finstere Nacht zu verwandeln. Das andere 
erzählt die (im Verlauf des Epos noch drei- 
mal wiederholte) Empörung der Tiamat wider 
die oberen Götter. Den Tag verfluchend folgen 
ihr die Mächte der Tiefe. Die „Mutter der 
Tiefe" (ummu hubur, die 'OfiÖQ-na des Berossus), 
„die Schöpferin des Alls", gab ibnen „sieg- 
reiche Waffen" und schuf (vgl. Berossus' Be- 
richt) elf Arten von Ungeheuern, die im Kampfe 
helfen sollen: Riesenschlangen mit spitzen 
Zähnen, schonungslos beim Angriff, deren Leib 
mit Gift wie mit Blut gefüllt ist, Brillen- 
schlangen, mit Schrecken bekleidet, furchtbar 
anzusehen mit strotzenden Leibern und un- 
widerstehlichen Brüsten , eine Natter , eine 
wütende Schlange, einen Lachamu, einen Sturm- 
riesen (?), einen tollen Hund, einen Skorpioh- 
menschen, furchtbare Stürme, einen Fisch- 
menschen und einen Widder. Dazu erhebt sie 
aus ihren Göttersöhnen den Kingu mit der 
Losung: „Voranzugehen vor dem Heere, das 
sei deine Sendung, das Waffenerheben befiehl, 
den Aufbruch zur Schlacht". Sie erhebt ihn 
auf den Thron, macht ihn zu ihrem „einzigen 
Gemahl" und hängt die „Besitztafeln" an seine 
Brust. Allen ihren Söhnen aber übergiebt sie 
die Gewalt über das Feuer (Kingu ist in der 
That der „Feuergott", vgl. Beitr. z. Assyr. 
2, 434 Anm.). 

Tafel II. Ansar tritt auf und erzählt den 
oberen Göttern das Geschehene. Er bittet Anu 
vergeblich den Kampf zu wagen; selbst Ea 
fürchtet sich und kehrt zurück. Da erklärt 
sich Marduk bereit, den Kampf aufzunehmen, 
aber er stellt folgende Bedingung: „Wenn ich 
euch rächen, Tiamat bezwingen und euch das 

Leben erhalten soll, so rüstet ein puhrrf (eine _ __ 

Götterversammlung) und macht eine reichliche 60 regieren alle Himmelsgeister". Am Eingang des Schick- 
Schicksalsmahlzeit, im Ubsugina (s. Sp. 2348) 
insgesamt tretet freudig ein! Mit meinem 
Munde, gleich euch, will ich dann entscheiden; 
nichts werde geändert, was ich schaffe, nicht 
sei rückgängig, nicht ungiltig das Wort meiner 
Lippe." 

Tafel III. Ansar erzählt einem Götterboten 
den Vorgang, sendet ihn zuLachmu und Lachamu 



salsgemachs erwartete er den Tagesanbruch, und als Bel- 
Merodach die lichten Gewässer srusgofs, sich niederliefs 
auf den Thron, seine Krone aufsetzend, rifs er die Schick- 
salstafeln aus seiner Hand, nahm an sich die Herrschaft, 
den Brlafs der Gebote, flog davon und verbarg sich in 
seinem Berge. Darob entsteht Entsetzen unter den Göt- 
tern, Ramman und ein anderer Gott wird vergeblich auf- 
gefordert, dem Vogel Zu die Beute abzujagen, bis schliefs- 
lich der Sonnengott (?) selbst Hilfe schafft. 



2365 Marduk (.Weltbildner) Marduk (Weltbildner) 2366 

[Rosse], schonungslose, mutige, flugschnelle." Wasser nicht herauszulassen befahl er ihnen. 
Die folgenden Zeilen, die weitere Kampfes- Den Himmel entsprechend der untern Welt 
rüstung schildern, sind verstümmelt. Kingu befestigte er (?), stellte ihn dem Ocean gegen- 
samt seinen Helfern verliert den Mut beim über, Nugimmuds Wohnung. Dann mafs aus 
Anblick Marduks. Aber Tiämat hält stand Bei des Ozeans Bau, als einen Palast gleich 
und ruft ihn zum Kampf. Marduk hält ihr diesem errichtete er Esara. Den Palast ESara, 
den Abfall von den oberen Göttern vor und den er als Himmel baute, liefs er Anu, Bei 
kündigt ihr Vernichtung an: „'Stelle dich! und Ea als ihre Stadt bewohnen." 
ich und du wollen mit einander kämpfen!' Tafel V (24 Zeilen erhalten) erzählt die 
Tiämat, als sie solches vernahm, geriet in 10 SchöpfuDg der Sterne, dann wohl die Schöpfung 
Verzweiflung, verlor den Verstand. Es schrie des Festlandes und des Meeres, 
auf Tiämat, ungestüm sich auf bäumend (?), im Tafel Vi (nur eine Spur vorhanden) mag 
Tiefsten durch und durch erbebte ihr Gebein. wohl die Pflanzenschöpfung berichtet haben. 
Sie sagt her eine Beschwörung, spricht aus Ein weiteres Fragment (Tafel VII [?]) er- 
eine Formel, die Götter der Schlacht lassen zählt die Ti'erschöpfung: „Einst als die Götter 
erklingen (?) ihre Waffen. Es begegneten sich insgesamt bildeten [die Welt], schufen [den 
Tiämat und Marduk, der Götterberater, zum Himmel], befestigten die Erde], hervorbrachten 

Kampf stürmten sie, nahten zur Schlacht. Da beseelte [Wes]en . . [ ] Vieh des Feldes, 

spannte aus Bei sein Netz-, schlofs sie ein; den [Getier] des Feldes und Gewürm [des Feldes,]" 

Orkan, der hinten stand, liefs er auf sie los. 20 [. [ ] . . den beseelten Wesen [. . .] 

Als nun aufrifs ihren Rachen Tiämat [ ] . und mit Lebewesen die Stadt 

liefs er den Orkan hinein, dafs sie das Maul anfüllten,] [. . . . al]Le Lebewesen, alle Krea- 

sperren mufste. Mit grimmigen Winden füllte tur [ J [ ] in meiner ganzen 

er an ihren Leib, dafs ihr die Besinnung schwand, Familie [. . .] [da schuf] der Gott Nin-igi- 
sie weit aufrifs den Rachen. Er aber fafste das azag zwei klei[ne . . .] [unter der Gesam]mt- 
Sichelschwert (?), stiefs es ihr in den Leib, zer- heit der Lebewesen machte er [sie] herr[lich]" 
schnitt ihr Eingeweide, zerteilte ihr Inneres; (es folgen noch vier Zeilenreste), und knüpft 
er überwältigte sie, machte ihr den Garaus, daran die Schöpfung zweier Lebewesen, die 
ihren Leichnam warf er hin, stellte sich dar- über die andern hervorragen, durch Nin-igi-azag. 
auf." — So hat er Tiämat, die Führerin be- 30 Ein anderes Fragment endlich (letzte Tafel?) 
wältigt, ihre Streitmacht zersprengt, ihre Schar preist Merodach, den Weltbildner (Anfang ab- 
zerstreut; die Götter, ihre Helfer, die ihr zur gebrochen): „Gott Zi-[. . . nannten sie ihn 

Seite gingen, erzitterten, fürchteten sich.wandten zweitens ] der festsetzte [ . 

sich rückwärts, machten sich davon, zu sichern ] ihre Wege 

ihr Leben, [doch Ban]de umschlangen sie, die . . .] nicht werde vergessen unter den Men- 

unentrinnbar: da nahm er sie gefangen, zer- sehen [....] Gott Zi-azag nannten sie ihn 

brach ihre Wagen, im Netze lagen sie, saften drittens: 'der Reinigung bewirkt, Gott des 

im Garu ; auch füllten sie an das Weltall mit milden Hauches, Herr der Erhörung und Gnade, 

Geheul, erlitten seine Strafe, eingeschlossen im der hervorbringt . . und Fülle, der Überflufs 
Gefängnis. — Auch die elf Geschöpfe, die sie 40 schafft, der alles, was wenig, zahlreich macht, 

grausig gebildet, eine Horde (?) von Unholden, dessen miLden Hauch wir atmen bei grofser 

die ihr zur Seite gegangen, legte er in Fes- Mühsal': möge man aussagen, rühmen, und 

sein, [band(?)J ihre Hände, und ihren Wider- ihn preisen! Gott Mir -azag zum vierten, so 

stand [tr]at er unter sich. — Und Kingu, preise ihn die Welt! 'Herr der reinen Be- 

der ge[waltig war über (?)] sie [alle,] den be- schwörung, der die Toten lebendig macht, der 

wältigte er und that ihm wie den [andern] den bewältigten Göttern Gnade erwies, das 

Göttern. Er entrifs ihm die Schicksalstafeln, auferlegte Joch den Göttern, seinen Feinden 

[die hingen an] seiner [Br]ust; prägte ihnen abnahm, der an ihrer Statt die Menschen schuf, 

sein Siegel ein, hängte sie sich an die Br[ust.] der Barmherzige, der zu beleben die Kraft be- 
Nachdem er so seinen Feind bewältigt und 50 sitzt': bestehen möge, nicht vergessen werde 

bezwungen, den stolzen Widersacher zu [schan- solches Wort von ihm im Munde der Schwarz- 

den(?)] gemacht hatte, Ansars Sieg über den köpfigen, die ' geschaffen seine Hände! Gott 

Gögner gänzlich vollendet, Eas Absicht er- Tu-azag zum fünften laute sein Zauberwort in 

reicht hatte der streitbare Marduk, da machte ihrem Munde: 'der durch seine reine Beschwörung 

er über die bewältigten Götter seine Haft fest ausrottet alle Bösen'. Gott Sa -zu: 'der der 

und kehrte zurück zu Tiämat, die er bewältigt. Götter Herz kennt, der ins Innerste blickt, der 

Es trat nieder Bei den Leib der Tiämat, mit den Übelthäter nicht entrinnen läfst vor sich, 

der schonungslosen Waffe spaltete er ihr Ge- der den Götterrat beruft, der ihr Herz [er- 

nirn, durchschnitt ihr die Adern ihres Blutes freut,] der da beugt die Unbotmä[fsigen . . . 

und liefs es vom Nordwind ins Verborgene 60 ] der das Recht gelingen läfst, [. . . . 

bringen. Das sahen seine Väter, freuten sich, ] der die Widerspenstigkeit [ 

frohlockten, Friedensgeschenke liefsen sie brin- ] Gott Zi-si: 'der dahin fah[ren läfst 

gen für ihn. Da ward Bei besänftigt, als er den Sturmwind , . . .] der dahinstürmen läfst 

ihren Leichnam betrachtete, das Staubgewühl ] Gott Sug-kur 

Kunstreiches zu schaffen. Er zerschlug sie sechstens: 'der ausrottet die [Feinde . . . .] 

wie einen . . . ., in zwei Teile. Eine Hälfte der ihre Verträge ... [ ] der 

nahm er, machte sie zum Himmelsdach, zog ver[nicht]et [alle] Bö[sen ] 

eine Schranke davor, stellte Wächter hin, ihre (Die Fortsetzung ist abgebrochen.) 



t 



2367 



Marduk (Weltbildner) 



Auf der Rückseite dieses Fragments heilst 
es nach einigen verstümmelten Zeilen: „Weil 
er das Ungeheuer Tiämat spaltete [ohne zu 
rasten], sei sein Name Nibiru, der da einnimmt 
die [Mitte ...]', den Sternen des Himmels 
[bestimme er] die Bahn, wie Schafe weidet 
er die Götter insgesamt! Er bewältige Tiä- 
mat, bedränge und verkürze ihr Leben, für 
alle künftigen Geschlechter, für alle spätesten 
Tao-e nehme er sie weg , bringe sie fort 10 Diod. Sic. II, 9 sagt von der Merodachetatue 



Marduk (bildl. Darstellungen) 2368 

Rohrinseln, wenn sich's auf der Strömung des 
Euphrat niederläfst, so trübt das Wort Mero- 
dachs das Strombett. Du bist der erhabene 
Herr, wer ist dir gleich, o Merodach, unter 
allen Göttern bist du erhaben " 

V. Bildliche Darstellungen. 
Im Merodachtempel standen die Bildnisse 
Merodachs und seiner Gemahlin Sarpänit. 



für alle Zeiten. Weil er die Erde geschaffen 
das Festland gebildet, 'Herr der Länder' zum 
Namen gab ihm der Vater Bei, die Namen 
der Himmelsgötter erhielt er insgesamt. Das 
hörte Ea, da erheiterte sich sein Gemüt, 
dafs man seinem Sohne so herrliche 
Namen verlieh: 'Er, wie ich selbst, Ea 
soll er heifsen, meine bindenden Gebote 
insgesamt überbringe er, all' meine Be- 
fehle, er möge sie übermitteln!' Nach 
den fünfzig Namen der grofsen Götter 
gab man ihm fünfzig Namen, vermehrte 
seine Macht. Es vernehme solches der 
Vorsteher und verkünde es; der Weise, 
der Kundige, beherzige es gleicherweise; 
der Vater erzähle es dem Sohne, schärfe 
es ihm ein, dem Hirten und Hüter (d. h. 
dem König) öffne er das Ohr, dafs er sich 
freue über den Herrn der Götter, Marduk, 
dafs sein Land gedeihe, er selbst wohlbehalten 30 
bleibe! Beständig ist sein Wort, gültig sein 
Befehl, seinen Ausspruch ändert nicht irgend 
ein Gott. Schaut er böse drein, ohne seinen 
Nacken zu wenden, so kommt in Zorn und 
Grimm kein Gott ihm gleich. Der Langmütige 

[...], [der] Sünde und Frevel vor 

sich [ J." Der Schlufs ist abgebrochen. 

Das Bruchstück einer interessanten Variante 
des Tiämat-Kampfes (Delitzsch, Assyr. Wörterb. 
390, übersetzt von Zimmern bei Gunkel a. a. O. 
S. 417 ff.) verlegt den Drachenkampf der Urzeit 
in historische Zeit, verbindet ibn mit irgend 
einem historischen Ereignis. Tiämat, dessen 
Bild Bei am Himmel gezeichnet (die Schilde- 
rung erinnert fast an Kometenschrecken), er- 
scheint als Feind der Städte und Menschen. 
Drei Jahre und drei Monate flofs des Drachen 
Blut, nachdem ihn der Gott besiegt hatte. 

Mit dem Charakter Merodachs als Welt- 
schöpfer und Frühlingsgott hängen mehr oder 50 
weniger innig auch die Hymnen zusammen, die 
ihn als den Spender der Fruchtbarkeit preisen. 
In einem der von Brünnow veröffentlichten 
Hymnen (Zeitschr. f. Assyr. IV S. 13 ff), der in 
ein Bufsgebet ausmündet, erscheint Merodach 
als der Gott, der Flüsse und Brunnen regiert 
und der den Feldbau schützt (vgl. auch IV R 
57 , 30 a, wo er als der Schöpfer der üppig 
sprossenden Saat erscheint). Erwähnt sei hier 



in Bibel: iaxrj-xog r^v nul öiaßsßrjKÖg. G. Baw- 
linson, The five great Monarchies of the Ancient 
Ea&tern World S. 135 vermutet deshalb in 
der bekannten schreitenden Göttergestalt der 




Bab. Siegelcylinder, de Clercq's Sammlung Dr. 325. 




Fragment eines in der Mitte zerbrochenen Siegel- 
eylinders aus de Clercq's Sammlung nr. 331. 



40 




9) Siegelcylinder der Sargonidenzeit, aus de Clercq's 
Sammlung nr. 339. 

Siegelcylinder eine bildliche Darstellung Meft>- 
dachs*). Agum der Jüngere, der die Bilder 
des Merodach und der Sarpänit (um 1600) 
aus dem Hani- Lande zurückholte (s. oben 
Sp. 2343), schmückte sie mit Gewändern aus 
gediegenem Golde, mit kostbaren Edelsteinen 
besetzt (s. EeÜinschr. Bibliothek III, 1 S. 138ff.) 



noch der merkwürdige Hymnus IV R 26 nr. 4, in 69 Diesen Götterschmuck verspottet die Epist. 



dem er als Sturmgott auftritt, der die Fluten 
und Inseln des Euphrat beherrscht mit seinem 
mächtigen Schöpferwort (l) : „ . . . . Wenn du 
deine Kraft offenbarst (?), wer kann entfliehen. 
Wenn dein Wort, das erhabene Netz, das 
Himmel und Erde umspannt, sich niederläfst 
auf dem Meer, so weicht es zurück, wenn sich's 
in den Rohrinseln niederläfst, so heulen die 



Jerem. Bar. 6, 8 ff . Schon Agum berichtet 
übrigens, dafs er im Mardaktempel ein tämtu 

*) Theo. G. Pinches versicherte dem Verfasser, dafs 
im Britischen Museum ein Götterbild sich befindet, das 
laut Unterschrift den Merodach darstellt. Gelegentlich 
eines sehr kurz bemessenen Aufenthaltes in London war 
es uns trotz eifrigen Suchens nicht möglich, das Bild zu 
linden. 



2369 Marduk (bildl. Darstellungen) 

aufgestellt*) und die Tempelgemäeher mit den 
Bildern der Ungeheuer, die Marduk besiegte, 
geziert habe. Die kunstgesohichtlich unerhörte 
Aufstellung von Schlangenkolossen an den 
Tempelthoren von Babel hat also hier ihre my- 




10) Siegelcylinder aus Bobert Steuarts Sammlung, 
Lajard, Culte de Mitlira XXXVII, nr. 4. 




11) Fragment (oberer Teil) eines Siegelcylinders aus 

Bobert Steuarts Sammlung, Lajard, Culte de Mtthra 

XXV, nr. 5. 




12) Assyrischer Siegeloylinder (Jaspis). Bibliotheque 

Nationale. (Nach Perrot et Chipiez, Bistoire de l'art 2 

Assyrie.) 






Etfas^aöü&r 







13) Siegelcylinder, nach dem Original im Britischen 
Museum (die persische Inschrift ist unecht). 



thologischc Erklärung und in den Tempelbauten 
Agums ihren Ursprung. (Bei Nebukadnezars 

*) Dafs Agums tämtu an den Kampf mit Tiamat er- 
innern soll, wage ich nicht zu bestreiten. Schwerlich 
aber gilt das gleiche von dem „kleinen und grofsen 
Koscher, Lexikon der gr. u. röm. Mythol. II. 



Marduk (bildl. Darstellungen) 2370 

Tempelbauten gelten sie freilich zugleich als 
Tempelwäehter, die tödliches Gift gegen den 
Feind spritzen.) Mit Vorliebe wird der Drache 
dargestellt. In den verschiedensten Variationen 
finden wir ihn auf altbabylonischen Siegel- 
cylindern (vgl. Abb. 7—12). Der Stein Mero- 
dachbaladans zeigt das Bild des alten Drachen 
in drastischer Form. Die schönste Darstellung 
eines Drachenkampfes bietet ein Palastrelief 

10 aus Nimrud, durchzogen mit einer Königs- 
inschrift (s. oben Abb. 5). Gunkel a. a. 0. S. 28 
vergleicht die Drachengestalt mit Recht mit 
den altgriechischen Greifenbildern (s. Bd. 1 
Sp. 1747 ff.). Die Gestalt Merodachs ist die- 
selbe wie sonst die der schützenden Genien, 
die in Begleitung der Könige erscheinen und 
die wohl häufig Merodach darstellen mögen 
(Cyrus sagt: wie ein Genosse geht ihm Marduk 
zur Seite, s. oben Sp. 2350). Freilich ganz 

20 sicher kann nicht behauptet werden, dafs unser 
Bild die Schöpfungslegende illustrieren will. 
Das männliche Geschlecht des Ungeheuers 
stimmt nicht zum Epos, auch die Götterwafien 
würde man sich anders vorstellen. Die Hand- 
waffen werden als Donnerkeil erklärt (s. Jensen 
a. a. 0. 333) — ob sie vielleicht die Sonnen- 
strahlen des Lichtgottes darstellen sollen (ent- 
sprechend den goldenen Pfeilen des Drachen- 
töters Apollon bei den Griechen, die ebenfalls die 

30 Sonnenstrahlen darstellen s. Bd. 1 Sp. 429)? 
Der Abb. nr. 13 dargestellte Cy lind er (Genien 
[und Marduk?] am Lebensbaum) bringt ein ähn- 
liches (dasselbe?) Götterinstrument mit den 
vom Sonnenrad ausgehenden Sonnenstrahlen 
in Verbindung. Jedenfalls dürfte es angezeigt 
sein, auf weitere mythologische Folgerungen 
aus dem „Donnerkeil" Merodachs vor der 
Hand zu verzichten. Bei dem Prozessionsbilde 
trägt die wohl sicher Marduk darstellende Gott- 

10 heit in der einen Hand die Strahlenwaffe, in 
der anderen ein Beil. Die oben erwähnte 
Epist. Jerem. Baruch. 6, 9, der auch sonst 
Mardukbilder (Brjkog var. Br/i) schildert (6, 4 
die ProzessioD, 6, 9 die Krone, 6, 11 der Götter- 
schmuck), verstand übrigens die Waffe nicht 
mehr zu erklären: e^ei di sy^Bi^iSiov de^iä «ort 
n&Xsiivv. 

VI. Gemahlin und Attribute Merodachs. 
50 Als Gemahlin Merodachs erscheint in den 
religiösen Texten Sarpänitu. Es scheint, als 
sei der Dualismus im babylonischen Pantheon 
ein Produkt späterer Entwickelnng; Ursprung- 
Weltmeer" (apsu), die Urninä Ton Lagas (4. Jahrtausend) 
im Tempel aufstellt. Wie aus den Ausführungen in Ab- 
schnitt III hervorgeht, barg der Ocean bei den Bäby- 
louiern als der Wohnsitz Eas Beiniguugswasstr. An 
der Mündung der Ströme schöpft man zu Beschwörungs- 
zwecken. Ein „Meer" im Tempel dürfte zunächst als 
60 ein Abbild des Oceans zu deuten sein und diente gewifs 
als Weihwasserbecken. Die Hinweise auf das „eherne 
Meer" im Tempel Salomos (s. Jensen, Keiünschr. Bibl. III, 1 
S. 143, doch vgl. S. 13, vor allem Gunkel, Schupf ung 
S. 27 f., 153 f., der die wichtigsten religionsgeschichtlichen 
Folgerungen daran knüpft) sind mit Vorsicht aufzu- 
nehmen. Da nach Ex. 30, 18 das salomonische „Meer" 
auch für Fufswaschungen diente , erscheint die Angabe 
der Chronik (2. Chr. 7, 6), es handle sich um ein heiliges 
Badefafs, gar nicht so thöricht. 

76 



2371 Marduk (Gemahlin u. Attribute) Mare 2372 

lieh stand wohl nur eine erhabene „Götter- von Gen. I. fand ihn bereits als israelitisches 
mutter" neben den Göttern des Alls , später Gemeingut vor. Der Bei der sog. apokryphi- 
erbielt jeder Gott seine Gemahlin. Sarpänitu sehen Litteratur ist bekanntlich Marduk. Das 
heifst vielleicht „die Silberglänzende" und ist Buch Esther (= Istar) hat sich nach Jensens 
wohl Personifikation der Morgendämmerung Forschungen (Wiener Zeitschr. f. d. Kunde des 
(vgl. franz. Taube), s. hierzu Delitzsch in Beitr. Morgenlandes VI, 47 ff. 209 ff. und bei NowacJc, 
z. Assyr. II, 623 Anm. Jensen, Zeitschr. f. Sehr. Archaeol.ll, 200ff. fortgesetzt von Gunkel 
Assyr. VI, 153. Die assyrische Volksetymologie a. a. 0. S. 309 ff.) als babylonischer Mythus 
erklärte den Namen als Zerbanit, „die Nach- entpuppt, der den Sieg der Götter des Marduk- 
kommen schaffende". Ihr gewöhnlicher Bei- 10 volkes p31*ra, MagSoxaiog, s. ob. Sp. 2342) 
name ist „Herrin der Länder". In dem oben über die Elamiter feiert. Endlich sei es ver- 
erwähnten von Brünnow in Zeitschr. f. Assyr. stattet, darauf aufmerksam zu machen, dafs die 
V, 57ff. veröffentlichten Hymnus wird sie samt raanichäische (s. z. B. ob. Sp. 2360f. Anm.) und 
Damkina, der Mutter Merodachs und Gemahlin mandäische Religion offenbar viel mehr baby- 
Eas, folgendermafsen angerufen: du Geliebte Ionische als persische Elemente enthält. Es 
des Marduk! verleihe mir Leben und ich will ist ganz selbstverständlich, dafs der Marduk- 
singen deinen Ruhm, will erheben deine Macht, kultus mit seiner bis zuletzt mächtigen Priester- 
du grofse Herrin, Königin von Esagila, Göttin schaft auch nach dem Fall Babylons noch 
der Göttinnen, Königin der Königinnen! Er- lange von grofsem Einflufs blieb als eines der 
habene Fürstin aller Götter, barmherzige Göttin, 20 glänzendsten Stücke der „chaldäischen Weis- 
die Gebete liebt." Sie wird hier offenbar samt heit". 

Damkina als Fürbitterin angerufen, denn das Nachtrag. 
Gebet fährt fort: „Ich flehe dich an, mächtiger Der vorliegende Artikel war zum weitaus 
und machtvoller Herr, lafs dein Herz, das er- gröfsten Teil bereits im Herbste 1894 gesetzt. 
zürnt ist, besänftigt sein, lafs deinen Geist Inzwischen sind einige bedeutende Werke er- 
beruhigt sein, lafs ihn, der beleidigt hat-, Ver- schienen , die für den Mardukkultus in Be- 
gebung erlangen, lafs ihn leben durch dich, tracht kommen. Hermann GunJcels Schöpfung 
Merodach, erhabener Fürst der Götter."*) und Chaos, Göttingen 1895 konnte ich im 
Die Göttermahlzeiten wurden ihnen im Tempel Fahnensatz noch genügend verwerten. Knut 
Esagila gemeinsam vorgesetzt. Neb. Grot. I, 8 30 L. Tallqvists Ausgabe und Erklärung der „Be- 
rühmt von sich: „Wein in den Schalen Mar- schwörungsform Maglü" (Leipzig, Ed. Pfeifer 
duks und Sarpanits liefs ich überströmen." — 1895), die zum ersten Male Beschwörungen im 

Vier Hunde erscheinen als Begleiter Zusammenhang aufweist und mir nachträglich 

Merodachs (vgl. II R 56): der eine heifst zu Gesicht kam, bietet zur Marduk- Auffassung 

Akkulu „Fresser", die Namen der drei anderen nicht viel neues, bestätigt jedoch in allen 

Dkkumu, Iksuda, Iltebu sind nicht sicher zu Punkten die Darstellung von Abschnitt III. 

deuten. Man vergleiche das Hunde Scheusal bei Marduk erscheint auch auf den 8 Tafeln maglü 

PerrotetCMpiez,Hütoiredel'art.AssyrieS.bT9. als „Herr der Beschwörungskunst", wie sein 

In einem Hymnus (HR 19) werden die Götter- Vater Ea als „Obermagier der Götter". Unter 
waffen Merodachs genannt, die er „in der 40 den Lichtgöttern, die Nachtgewalten und Hexen 

Rechten und in der Linken trägt". Falls unsere besiegen (Ea, dessen Söhne Samas, Marduk, 

Vermutung sich bestätigt, dafs Abb. nr. 3 eine Gibil und Nusku, Istar und Tammuz, -Beut 

Merodach -Prozession darstellt, würden die und Sin), ist er der Gewaltigste. Zu ihm beten 

rätselhaften Ideogramme das Beil und das die Magier mit besonderem Nachdruck. Über 

Strahlenbündel bedeuten. Auf demselben Re- die Auffassung von Gibil als Vermittler zwi- 

lief ist auch die gehörnte Krone abgebildet, sehen Marduk und den Menschen wird sich 

die Merodach nach Agums Schilderung trägt Verfasser im Artikel Gibil in den Nachträgen 

(s. oben Sp. 2343). zum I. Band äufsern. Tallqvists Charakteri- 
sierung der Dämonen S. 126 f. dürfte nicht 
VII. Zur vergleichenden Mythologie. 50 allenthalben zutreffend sein. Interessant ist 

Verschiedene Legendenstoffe der griechi- die auf S. 132 citierte Bitte an Marduk aus 
sehen Mythologie, z. B. die Apollon- Mythen auf einem unveröffentlichten Hymnus : „Erleuchte 
kleinasiatischem Boden weisen mit Bestimmt- meine Verwirrungen, läutere meine Leiden- 
heit auf babylonische Heimat. Auch die schaften (dalhdti) u . Über die Dämonenbeschwö- 
ägyptische Mythologie ist von diesem bedeut- rungen der ersten Tafeln im IV. Bande des 
samen Stück „ chaldäischer Weisheit" beein- Inschriftenwerkes schreibt übrigens gegen- 
flufst. Die Auffindung der Adapa-Legende wärtig Dr. F. Weifsbach eine Monographie, 
in Tell-el-Amarna hat ja die babylonische Be- [Alfred Jeremias.] 
einflussung der ägyptischen Mythen ad oculos Mare erscheint als Gottheit in der von Hen- 
demonstriert. Wie beim Artikel Izdubar ver- 60 zen, Iscrizioni recentemente scoperte degli equites 
ziehten wir auch,, hier auf unberufene Ein- singulares in' Annali d. inst. 57 (1885) S. 260 
mischung in fremde Gebiete. Überraschend ist nr. 23 = M. Ihm, Der Mütter- oder Matronen- 
die umfassende Beeinflussung der israelitischen kultus und seine Denkmäler in Jahrbb. d; Vir- 
religiösen Vorstellungen vom Mardukmythus. eins von Alterthumsfreunden im Bheinl. 83 (1887) 
Gunkel hat dieselbe in allen Epochen israeli- S.ltl nr. 13 publicierten Inschrift eines Marmor- 
tischer Litteratur nachgewiesen. Der Verfasser cippus aus Rom: Iovi . Iunonl \ Soli . Lunae 

*) Merkwürdigerweise wird am Schilift Marduk mar Herculi . Minervae | Marti . Mercurio \ Cam- 

mummi „Sohn des Chaos" genannt. pestribus \ Terrae . Caelo j 'Mari . Neptuno I Ma- 



2373 Mareotes Marica 2374 

tribus Suleis \ Genio . imp \ u. s. w. Vgl. über dort lag zwischen der Stadt und dem Meere 

diese Götterzusammenstellung Eenzen S. 270 f. am Liris neben einem sacellum der Venus ein 

Ihm giebt S. 105 die übrigen Publikationen Tempel der Göttin, ein heiliger Hain der- 

der Inschrift an. [R. Peter.] selben, an welchem sich im Jahre 547/207 das 

Mareotes s. Lokalpersonifikationen. Prodigium eines Blitzschlages ereignete und 

Mares (Mccgrjg), 1) ein Bote in der Melam- aus welchem das, was einmal hineingeschafft 

podie des Hesiod (Athen. 11 p. 498 B). — war, nicht wieder herausgebracht werden durfte, 

2) Ein alter Ausonier, der halb Mensch, halb und ein der Göttin heiliger Sampf, in dem 

Pferd , also eine Art Kentaur (s. d.), gewesen Marius vor den sullanischen Verfolgern sich zu 
sein soll; nach späterer Deutung war er der 10 verbergen suchte: Hör. carm. 3, 17, 7 f. innan- 

Erfinder des Reitens (4eZ. v. h. 9, 19). [Schirmer.] tem Maricae litoribus . . . Lirim. Porphyr, zu 

Margasos (Mägyaaog), ein Karier, am Flusse v. 8 S. 103, 17 ff. Meyer: ubi Liris fluit ae 

Harpasos wohnhaft, dem Phyllis den Alkaios Marica nympha coli dicitur . . . Maricam au- 

gebar (Qu. Smyrn. 10, 143 ff.). [Schirmer.] tem Mintumenses praecipue colunt. Martial. 

Margites (iWapyitr/s, «wo rov fiagyatveiv, u 10, 30, 8 f. — Serv., Aen. 7, 47 est autem Ma- 
ien (iwQcci'vtiv, Eustath.), ein einfältiger Mensch rica dea litoris Mintumensium iuxta Lirin 
in der griechischen Volkssage, der vielerlei, fluviwm . . . cuius [d. i. der Venus] fuit sa- 
aber alles schlecht wufste, der in seinem Un- cellum iuxta Maricam, in quo erat scriptum 
geschick die thörichtsten Streiche machte, TTONTIH AOPOA1TH. Mythogr. Vatic. II 50. 
ein umgekehrter Eulenspiegel, in seiner Dumm- 20 Vibius Sequester s. v. Liris S. 7, 2 f. Burs.: 
heit sich für klug haltend, während der kluge cuius [d. i. des Liris] in ripa nymplme Mari- 
Eulenspiegel den Schein der Dummheit an- cae templum est. — Livius 27, 37, 2 [547/207] 
nahm. Ein verzogenes Kind sehr reicher sub unius prodigii, ut fit, mentionem alia quo- 
Eltern, vermochte er nicht über fünf zu zählen, que nuntiata: Minturnis . ■ . lucum^ Maricae 
aber versuchte doch die Meereswellen zu zählen; . . . de caelo tacta. Flut., Mar. 39 zo yccq xfjg 
schon zum Jüngling herangewachsen, fragte er ieyoiiivrjg Maginag akaog, 6 aißovrcct, nal ■xagce- 
die Mutter, ob der Vater ihn geboren; in der (pvlätrovai fnj*£f ixei&sv s-nKojjuad-fivai rmv 
Brautnacht wagte er nicht die Braut zu be- £iGxo[iie9evrcov. Lucan. 2, 424 f. umbrosae Liris 
rühren, aus Furcht, sie möchte ihn bei der per regna Maricae j Vestinis impulsus aquis mit 
Mutter verklagen, u. dergl., Plat. Ale. 2, 147 c. 30 Schol. zu v. 424 S. 78, 5 ff. Usen. Martial 13, 
-Eustath. Eom. p. 1669, 47. Suid., Harpocr., 83, 1 f . caeruleus nos Liris amat, quem Silva 
Phot.,Hesych.s.\. Schol. Aeschin. 3,160. Lucian. Maricae \ protegit. Augustin., C. d, 2, 23. Vib. 
Hermot. 17. Philopseud. 3 u. Schol. Polyb. 12, Seq. s. v. Marica S. 13, 3 Bnrs. unter den ne- 
4 a . Nieeph. Blemm. ed. Mai 2 p. 641. Es gab mora: Marica in Campania. Porphyr, zu Hör. 
ein scherzhaftes Gedicht Margites, das dem a. a. 0. cuius [der Marica] etiam lucus in ipsa 
Homer zugeschrieben wurde, von 'anderen dem Mintumensium civitate est. Claudian., Cons. 
Halikarnassier Pigres, dem Bruder der Arte- Prob, et Olybr. 259 querceta Maricae ; vgl. Stra- 
misia, Müller, Griech. Litter aturgesch. 1, 232 f. bon 5, 6 S. 321, 11 ff. Ixiti-azu [der Liris] ä' 
Bergk, Griech. Litteraturgesch. 1,775 f. Kinkel, slg alaog isgdv niiiofisvov ntgiixäg imb zäv 
frgm. epic. 1, 64ff. Welcher, Kl. Sehr. 4 S. 27ff. 40 sv MivtovQvaig vnoxeifievov xy nolu. — Vellei. 

[Stoll.] Paterc. 2, 19, 2 Marius . . . extractus arundi- 

Mariandynos (MaQiavSvvög), Heros der Ma- neto circa paludem Maricae, in quam se fu- 

riandyner, der späteren Leibeigenen im bithy- giens . . . abdiderat, vgl. über diesen Vorgang 

nischen Herakleia, ein Aiolier (Steph. Byz. v. Plut., Mar. 37—39; Schol. Luc. a. a. O. Liris 

MccQiavSvvia. Eust. z. Dion. Perieg. 787). Nach per Maricae paludes in mare effunditur (viel- 

Theopomp b. Strab. 12, 542 war er Herrscher leicht ist in der verwirrten Angabe des Acron 

von einem Teile Paphlagoniens, der nach ihm zu Hör. a. a. O. v. 8 S. 331, 9 ff. Hauth. = 

benannt wurde, und beherrschte später die Be- Comment. Cruquii zu d. St. Marica nympha 

bryker. Nach Hesiod bei Schol. Apoll. Sh. fuit, a qua fluvius nomen aeeepit der Sumpf 
2, 181 (vgl. 2, 780 u. Eudoc. p. 416, 8) waren er 50 der Marica gemeint). Als Marius von seiner 

und Thynos Söhne des Phineus. Als Mutter Flucht im Jahre 667/87 siegreich nach Born 

nennt Schol. Apoll. Eh. 2, 1413 Idaia oder ein zurückgekehrt war, liefs er ein Bild malen, 

skythisches Weib. Er galt aber auch als Sohn welches seine abenteuerlichen Erlebnisse bei 

des Kimmerios oder Phrixos und Vater des Ti- Minturnae darstellte, und schenkte es als Weih- 

tias, den andere für einen Sohn des Zeus hielten geschenk dem Tempel der Göttin (Plut, Mar. 

(Schol. Apoll. Bh. 1, 1126. 2, 723 u. 780). Nach 40; vgl. dazu L. Urlichs, Die Malerei in Born 

Kallistr. b. Schol. Aesch. Pers. 941 (vgl. Eust. vor Caesar 1 's Dictatur. VIII. Progr. z. Stiftungs- 

z. Dion. Perieg. 791) war er ein Sohn des Ti- feier d. v. Wagner'schen Kunstinstituts. Würz- 

tias und pflegte nach dem Tode seines Bruders bürg 1876 S. 20). Nach der Sage sollte in 
Priolaos die threnetische Aulodie, in der er 60 dem Haine die Nymphe Marica begraben sein 

den Hyagnis , den Vater des Marsyas , unter- ( Vib. Seq. s. v. Marica). Vergilius (Aen. 7, 45 ff.) 

richtete. Vgl. Art. Bormos u. Kümmel, Hera- läfst den König Latinus von Faunus und der 

kleotika. Plauen i. V. S. 12 f. [Schirmer.] laurentischen Nymphe Marica abstammen; 

Marica. Vgl. B. H. Klausen, Aeneas u. d. daraus folgert Klausen (S. 836), dafs es auch 

Penaten. Bd. 2. Hamburg u. Gotha 1840 S.835ff. zu Laurentum Sagen von der Marica gab: ihr 

(willkürliche Annahmen). Preller, Böm. Myth. 3 Dienst werde sich an der Küste hierher ver- 

1 S. 386. 412 f. Bei der campanischen Stadt breitet haben und auf das sumpfige Röhricht 

Minturnae wurde eine Göttin Marica verehrt: der Umgegend bezogen worden sein. Aber 

75* 



2375 Marieus Maris 2376 

schon Senilis (Aen. 7, 47) bemerkt sed potesi bekannte Mythen voraussetzend. So heifst auf 
dictum esse per poeticam licentiam 'Laurente einem Spiegel unbekannter Herkunft im Bnt. 
Marica', cum sit Minturnensis, und diese Er- Museum (Gerhard, Mr. Sp. 4, 13 t. 284, 2. 
klärung ist nicht unwahrscheinlich. Die Göttin Fabr., C. I. I. 2471 bis) ein bärtiger Mann 
wurde im Altertum verschieden gedeutet, als rechts, dem links laran (s. d.) entspricht, wäh- 
Venus und als Circe: Servius (a. a. 0.) dicunt rend die Mitte von uni = Iuno, tinia = Iup- 
alii per Maricam Venerem intellegi debere, piter, menrva = Minerva und [fjußuni (?) = 
worauf wohl die Nachbarschaft des Venus- Bacchus eingenommen wird, mqrif f . . . usta 
heiligtunis von -Einfluß gewesen ist; Lactant., (fiusta? = *fustia, zu lat. hostis, s. Bugge, Etr. 
Inst. div. 1, 21, 23 nam et Romulus post mortem 10 Fo. u. St. 4, 224); auf einem clusimscben Spiegel 
Quirinus (actus est ... ei Circe Marica. Serv., in Berlin (Dorow, Voy. archeol. p. 29 ff. t. 15, 1. 
Am. 12, 164 ut etiam in septimo (zu v. 47) Gerhard, Etr. Sp. 3,95 t. 90. Braun, Ann. 23 
diximus, Latinus secundum Hesiodum in dam.- = 1851 p. 149. Fabr., C. I. 1. 477) Bteht mans 
Simoda Ulixis et Circae filius fuit, quam multi links als nackter, bewaffneter Jüngling ebenso 
etiam Maricam dicunt (vielleicht gab die Gleich- dem laran rechts gegenüber, in der Mitte 
Setzung Circe = Marica Veranlassung dazu, se&lans = Vulcanus und fufhtn[s] ~ Bacchus; 
Marica zur Mutter des Latinus zu machen). umgekehrt steht maris als jugendlicher Krieger 
Klausen (S. 843) erklärte Marica als eine zwischen tinia = luppiter und lasa (s.d.) aut 
' veneralische Waldgöttin' (!); Preller (a. a. 0.) einem Spiegel unbekannter Herkunft bei Castel- 
sah in ihr eine Lokalform der Fauna oder 20 lani in Rom (Klügmann, Ball. 1879 p. 41. 
Bona Dea. A. Beifferscheid (in seinen an der Gamurr., App. 832). Ein ähnlicher, aber ge- 
Universität Breslau über römische Mythologie flügelter Jüngling, mit aufgestütztem Speer, 
und Sakralaltertümer gehaltenen Vorlesungen) heifst auf einem Spiegel von Vulci im Vatikan 
war der Ansicht, dafs die Göttin, da Min- (Braun, Bull. 1836 p. 171. Ann. 23 = 1851 
turnae in Sümpfen lag, ganz konkret gefafst p. 151ff. t. agg. L. Gampan., Giorn. arcad. 85, 
eine Fieber- und Heilgöttin gewesen sei. Viel- 138ff. Mus. etr. Vat. 1 t. 23. Gerhard, Etr. Sp. 
leicht ist jedoch Marica einfach als eine Meeres- 5, 28 t. 381." Fabr., C. 1. 1. 2141) maris Uran, 
göttin aufzufassen (Mar-ica zu mar-e gehörig; neben ist... (?), [veljena = Helena und alpan 
vgl. Corssen, Ausspr. 2 1 S. 405; 2 S. 590, der (s.d.); auf einem zweiten clusimschen Spiegel, 
mar-e und Mar-ica zur Wurzel mar glänzen, 30 gleichfalls in Berlin (Cavedoni u. Braun, Bull. 
leuchten, schimmern stellend merkwürdiger- 1842 p. 173; 1843 p. 40. Ann. 23 = -1851 p. 161. 
weise von einem See bei Minturnae und der Gerhard, Etr. Sp. 3, 158 t. 166. Fabr., V. 1. 1. 
Göttin desselben spricht, ebenso wie Vanicek, 480), badet menrva = Minerva einen Knaben 
Etymol.Wörterb. d. lat. Spr* S. 214 = Griech.- maris husrnana in einem Kruge mit Wasser 
latein etymol. Wörterb. 2 S. 715, der aber mare (wahrscheinlich aus der Styx, um ihn un- 
von der angegebenen Wurzel trennt und S. 212 sterblich zu machen; oder mit Feuer? s. unt. 
= 2 S. 708 zur Wurzel mar reiben, zerreiben, Marx), während der Unterweltgott lem&(s. d.) 
aufreiben stellt). Eine solche Erklärung wird einen anderen Knaben maris halna auf seinem 
begünstigt durch den Umstand, dafs Marica Schenkel sitzend zu gleichem Dienste bereit 
nach Ausweis der Inschrift C. I. L. 1, 175 40 hält und turan = Venus zuschaut. Eine ähn- 
(S 32; abgebildet bei Bitschi, Priscae latinit. liehe Scene zeigt ein Spiegel von Bolsena (Vol- 
monum. epigraph. Taf. XLIV, L; = G. Wil- sinii) im Brit. Museum (Brunn, Bull. 1858 p. 186. 
manns, Exempla inscr. lat. nr. 9) : dei Marina Gerhard, Etr. Sp. 3, 276 t. 257 B. Fabr., C. 1.1. 
d. i. deiva Marica (Dat.) in der Seestadt Pi- 2094), indem menrva den mans husrnana bis 
saurum verehrt wurde. Zu der Inschrift C. I. L. über die Brust in die Amphora eintaucht, m 
5,7363 (Tortona): Marie. Miner. et. Gen. acr. Assistenz der turan und des [IJargn, während 
saer bemerkt Mommsen: r cave, ne sit inter- rechts amatutunia, eine nur mit Überwurf be- 
polata vel adeo confieta'; gefälschte Widmung kleidete Frau (s. d.), den zappelnden maris_ ' 
an Marica C. I. L. 10, 647* (= Orelli 1853) c in halna hält, links turms = Mercur einen maris 
monte Casini'. In der Inschrift Ephem. epigr. 50 isminfrians auf dem linken Arme trägt; die 
2 S. 310 nr. 406 (Karlsburg, Dacien): D[. .]bsv | drei Knaben sind nackt, mit Amulett ge- 
Maric\] I u.s.w. wollte Ü . Hirschfeld (Sttzungs- schmückt; oben geht der Sonnengott mit der 
ber. d. haiserl. Akad. d. Wiss. [Wien], Philos.- Quadriga auf. Zu verbinden sind diese Dar- 
hist. Cl. 77 [1874] S. 386) deae Maricae er- Stellungen mit derjenigen einer praenestimschen 
kennen und auf den Marosflufs (Mägig, Mägi- Cista (unt. Sp. 2407. Michaelis, Ann. 1873 p. 221 ff. 
cos, Marisia, Marus [?]) beziehen. [B. Peter.] Mon. ined. 9 t. 58), auf welcher Menerua auch 
Marieus (Magisvs), Sohn des Kinyras, Gründer einen Knaben in einem Kruge gebadet hat und 
der Stadt Marion (Engel, Kypros 1, 109) auf jetztzuschminkenodermitAmbrosiaundNektar 
Kypros Skph. B. s. v. Mdgiov. [Stoll.] den Mund zu berühren scheint (s. Oviä. metam. 
Maris I(Mtteis) v Lykier, Sohn des Amisodaros, eo 14, 600 ff.), während eine kJeine Siegesgöttin 
Bruder des Atymnios, mit dem er als Genosse sie kränzt. Hier aber hat der sonst nackte 
des Sarpedon den Troern zu Hülfe kam. Er Knabe Helm, Schild und Lanze und heifst 
fällt durch Thrasymedes, II. 16, 319. [Stoll.] Mars; über ihm sitzt der dreiköpfige Kerberos. 
Maris II (maris, maris), etruskischer Götter- Dem feierlichen Akt wohnt hier eine ganze 
name, neunmal vorkommend, darunter sechs- Versammlung von Göttern bei: Diana (das m 
mal auf Spiegeln. Der Gott erscheint dort in ist Schreibfehler), Fortuna, Iuno, louos, Mer- 
verschiedenen Lebensaltern, mit verschiedenen curis, Herde, Apolo, Leiber, Victoria; vgl. noch 
Beinamen, als Knabe sogar vervielfacht, un- J. Boules , Minerve Kourotrophos , Ann. 1872 



2377 Maritaios Marnas ■ 2378 

p 216 t agg. N.; s. außerdem Fabr., Gl. 1. 1118. Berliner Münzkabinett (2 Exemplare). Dumer- 
Corssen Spr d Etr. 1, 263 ff. Bugge, Etr. Fo. san, Gab. Allier de Eauteroche p. 84. Mionnet 
u St 4,'l0ff. 224 ff. Deecke, Etr. Fo. 5, 21 nt.77. 3, 95, 262. San demente, Num. sei. Mus. San 
Marx,' Ein neuer Aresmythus (Archäol. Ztg. 43 Clem. 2 p. 174 (nach welchem er in der L. em 
= 1885 col. 169 ff.), der menrva für die Mutter Füllhorn hält, wovon die Abbildung Tab. 17, 82 
der maris hält. Der Genitiv marisl findet sich nichts zeigt). Leake, Num. Hell. As. Gr. p. 147. 
in der Weihinschrift eines clusinischen Bronze- Eine ausführliche Beschreibung giebt Head, Gut. 
eimeta (Mus Chius. p. 230 nr. 126. Fabr., CLL of the greeJc coins of Jonia p. 75 nr. 218. 219: 
807 t. 32. Deecke, Etr. Fo. 5, 47. Bugge, Etr. „e*€ClßN ; MAPNAC. Biver-god Marnas helme- 
Fo u St. 4, 230), sowie auf der Bronzeleber 10 ted (?) and wearing himatton over lower limbs, 
von Piacenz'a, neben den Abkürzungen mars, the end falling over l. Shoulder; he reclines l. 
mar- s. Deecke, Etr. Fo. 4, 34 ff. 79; endlich against a shield, and holds in extended r. a 
als marisl auf' der Bleiplatte von Magliano long reed over r. Shoulder; he rests l. arm on 
(Deecke Eh. Mus. N. F. 39 = 1884 p. 141 ff. um, from which water flows". Em Medaillon 
Proqr 'v Buchsw. 1885 p. 10), wo ihm am des Antoninus Pius zeigt ihn mit gleicher 
Monatsende fünf Eber und hundert Gänse als Beischrift gelagert 1. h., in der R. Ähren und 
Opfer zugesprochen werden. Nicht ganz sicher Mohnköpfe, in der L. em Füllhorn, den 1. Arm 
ist die Ergänzung [mjaris halna auf der frag- gestützt auf eine Urne, hinter ihm Nike ihn 
mentarischen Inschrift eines Steines von Arezzo; bekränzend, vor ihm auf einem Hügel sitzend 
s Conest Inscr. etr. p. 267 n. 46. Giorn. arcad. 20 eine weibliche Figur, welche die R. aut eine 
166, W Ben. archeol. 4 (1861), 438. Fabr., Urne stützt, welcher, wie der des Flufsgottes, 
C I I 467 t 29 Corssen, Spr. d. Etr. 1, 484. Wasser entströmt, Venuti,Mus.Albani Tab. 24, 3 
Deecke' Etr. Fo. 4. 37. Pauli, Etr. St. 3, 91. p. 48 (Basche 3, 1 Sp.269f). Mionnet 3, 98, 288 ; 
Buqqe Etr Fo. u. St. 4, 238. — Die Beziehung- vgl. Cavedoni, Spicil. num. p. 166 Anm. 167 und 
des etr maris zum lat. Mars (s . d .)ist nach Obi- gegen ihn Kenner, Die Münzsammlung des Stiftes 
gern zweifellos, doch kann sie erst sekundär St. Florian p. 128 Anm. 2. Über eine m Ephe- 
durch den Gleichklang der Namen veranlaßt sos gefundene Marmorbasis mit der Inschrift 
sein- vgl Müller, Etr. 2 2, 57 nt. 65— 66. Über To vScog \ in tov xaivov MägvavTog, tov fiff- 
die Beinamen s. d. [Deecke.l az&ivTog vitb \ KlavSiov Jioyhovg, \ btcl- 
Maritaios (Maghaiog), Beiname des Zeus, 30 fislnrov (The Coli, of anc. greek mscr. in Bnt. 
Hesych s v. rStoll.l Mus. Part 3 Section 2. Ephesos by Hicks p. 184 
Marmar = Mars (s. d.). nr. 530) bemerkt Wood,Discov.atEphesusip. 112: 
Marmarinos (Magfiäqivog) . Beiname des „Near the [MagnesianJ gate, and outside of it, 
Apollon von Marmarion auf Euboia, wo dieser was found the inscribed pedestal which had pro- 
Gott einen Tempel hatte: Strab. 446. Eust. bably supported a figure of the Biver Mamas, 
in II. p. 281, 4. [Röscher.] and which informs us that the water of that 
Marmax (mÄq^), Freier der Hippodameia, river was here brought into the City. . . . It 
den Oinomaos zuerst tötete und mit seinen was probably the river which took its nse in 
beiden Rossen Parthenias und Eriphas be- the Ephesian Pass, and feil into the river Seh- 
statten liefs (Hesiod b. Paus. 6, 21, 7 u. 10). 40 nus, somewhere between the Magnesian gate and 
Bei Schol. Find. Ol. 1, 114heifst erMermnos, 127 Ayasolouk. . . ." , 
Mermnes Mermes oder Mermnon. über die 2) Hauptgott von Gaza, s. H . H. JSons, 
Etymologie des Namens vgl. Curtius, Grunde. 6 Annus et epochae Syro- Macedonum. Lipsiae 
S. 463. [Schirmer.] 1696. 4° p. 493— 96. Eckhel, D. N.V. 3 p.450f. 
Marmis (marmis), etruskischer Name der Boissonade zu Marinus, Vita Prodi cap. 19 
Mäoitrioea auf einem Bronzespiegel unbe- p. 108. Movers, Phönizier 1 p. 662 f. Stark, Gaza 
kannter Herkunft bei Ant. Bianchi in Rimini; p. 576— 583. F. Hitzig, Urgeschichte u. Mythol. 
sie steht zwischen rechts ite ="läag (s.d.) und der Philistäer. Leipz. 1845 § 129 — 137 p. 203 
links apulu = 'AnöUav; s. Caiet. Deminicis, —219. G.Wolff, De novissima oraculorum aetate. 
Conaett sopra uno specchio etr. (Giorn. arcad. 50 Berol. 1854. 4° p. 26. Bouche-Leclercq, Hut. 
75 381 u Giorn. scient. d. Perug. 1838). Braun de la divination 3 p. 406f. Fr. Lenormant, 
u Jahn Bull. 1838 p. 128; 1840 p. 90. Gerhard, Lettres assyriologiques et epigraphiques sur 
Etr Spr 3, 82 t. 80. Fabr., G. I. I. 2479. l'hist. et les antiquites de l'Asie anterieure. 
Deecke m Bezz. Beitr. 2, 168 n.70. Bugge, Etr. Paris 1872. 4°. p. 165-167. Baethgen, Beitrage 
Fo u St 4 232; vgl. auch als Stadtnamen zur semit. Behgionsgesch. p. 65 f. 263. Hr. W. 
MtQiir\Ge6g neben Magn^aeog. \E. Babelon, Schultz s. v. Phüister in Herzog - Plitts Beal- 
Gazette archeol. 6 (1880), 109 f. Höfer.] [Deecke.] encykl. f. prot. Theol. II 2 p. 627. 

Marmogius s. Harmogius. Die Inschriften Hinsichtlich des Namens Marna mit der Be- 

Eph epiqr. 4 nr. 472 und C. I.D. 3, 5672 deutung „unserHerr" bemerkt Baethgen p. 65 f.: 
ietzt C I L. 3 Suppl. 10844 und 11815. so „Die Form des Namens zeigt, dafs er syrischer 

[M. Ihm.] Herkunft ist. Das aramäische Wort it'ra hat 

Marmor = Mars (s. d.). " dieselbe Bedeutung wie hebr.-phönik. bsa und 

Marnas (Mägvag), lj Flufsgott, mit der Bei- pS. Mit dem Singularsuffix in der Form "na 

schritt MAPNAC dargestellt auf Münzen des = Monseigneur wird das Wort im Syrischen 

Domitian von Ephesos, gelagert 1. h., in der als ehrender Titel für die orthodoxen Kirchen- 

R einen Rohrhalm, den 1. Arm gestützt auf väter gebraucht; der heidnisch - edessemsehe 

eine Urne, welcher Wasser entströmt, Eckhel, Name amia = arr m c der Herr hat ge- 

D N V 2 p 522. Head, Hist. num. p. 498. geben' zeigt, dafs es früher auch aut die 



2379 Marnas Marnas 2380 

Götter angewandt wurde. Mit dem Plural- stiefsen in Gaza die Bekenner der beiden Re- 
suffix in der Form 'pa = Notre Seigneur iat ligionen aufeinander. Selbst im Circus trat 
es im Syrischen stehender Titel für Christus. dieser Gegensatz hervor. Der h. Hieronymus 
Mit der chaldäischen Pluralform des Suffixes erzähltin seiner Vita Hilarionis (Patrol. Lat. ed. 
als Ml» ist nun das Wort zum Eigennamen Migne 23 Sp. 37) triumphierend, wie der h.Hila- 
des Hauptgottes von Gaza geworden." Frühere rion einem christlichen Wagenlenker Italicus 
wie Seiden, Bochart, Beland, Noris, Munter durch Besprengen seiner Pferde zum Siege ver- 
erklärten das Wort, wohl verleitet durch die hilft, worin selbst die Heiden einen Sieg Christi 
hellenisierte Form Mägvag, als marnash „Herr über Marna sehen und in den Ruf ,, Marnas 
der Menschen". Ganz verfehlt hält Hitzig 10 victus a Christo est" ausbrechen, s. J. Burck- 
p. 204, welcher die Philistäer zu Indogermanen liardt, Die Zeit Konstantins d. Gr. p. 438. Aber 
macht, Marna für identisch mit dem indischen noch im letzten Jahrzehnt des 4. Jahrhunderts 
Varuna. waren die Christen in Gaza, jener ,urbs genti- 
Als Hauptgott von Gaza wurde er identi- lium", wie sie Hieronymus, Vita Hilarionis § 14 
ficiert mit Zeus. Die von dem Diakon Marcus nennt, an Kopfzahl nicht allzu bedeutend. Sie 
verfafste Lebensbeschreibung des Bischofs Por- waren ausgeschlossen von den städtischen Äm- 
phyrios von Gaza, die früher nur in der latei- tern. Der fromme Wunsch einer vornehmen, 
nischen Übersetzung im 5. Bande der Acta vom Christengott die Rettung ihrer erkrankten 
Sanctorum vorlag, bis der Originaltext von Söhne erwartenden Dame zur Zeit Hilarions, 
W. Haupt aus einer Wiener Handschrift in 20 dafs das Götzenbild Marnas stürzen möge (ido- 
den Abhandlungen der Berliner Akademie aus lum Marnas corruat, Hieronymus, Vita Hilar. 
dem Jahre 1873 (Berlin 1874), phil.-hüt. Kl. § 14. Patrol. Lat. 23 Sp. 34), schien sich nicht 
p. 171—215, herausgegeben wurde, bemerkt verwirklichen zu wollen. Da wurde im Jahre 
c. 19 p. 180 (Acta Sanct. 5 p. 648 d): xbv <?e 395 der asketische Porphyrios aus Thessalonike 
Mägvav Xsyovaiv etvai xbv äia. Eine Inschrift zum Bischof von Gaza geweiht. Dieser sandte 
im Haurän (Waddington, Syrie 2412 g) ist ge- 398 den Diakon Marcus nach Konstantinopel, 
widmet Aü Mägva xä> Kvgim. Eine zur Er- um die Zerstörung der Tempel in Gaza durch- 
klärung des Namens der Stadt ersonnene Mythe zusetzen. Arkadios befahl die Tempel zu 
erzählt, Gaza sei vom Zeus gegründet worden, schliefsen und verbot die Orakel länger zu 
der dort seine Schätze hinterlassen habe, Steph. 30 befragen. Auch sandte er den Hilarius hin, 
Byz. s. v. rü£a. Eust. zu Dion. Perieg. 5, 910. um seinen Anordnungen Geltung zu verschaffen. 
Stark p. 576. Er war ein Gott der Frucht- Schon frohlockte infolgedessen Hieronymus 
barkeit. Der Zeus 'AXSriytiog oder "AXSog in im Briefe an Laeta (ep. 107. Patrol. Lat. 22 
Gaza (s. oben Bd. 1 Sp. 225 f.), dessen Name Sp. 870): „iam et Aegyptius Serapis Christianus 
abgeleitet wird naga xb ccXSaivca, xb av^avio, factus est: Marnas Gazae luget inclusus et ever- 
und der als b enl xr\g av^asag xäv naqnoöv sionem templi iugiter pertimescit ". Indessen 
erklärt wird, ist offenbar mit ihm identisch. Hilarius liefs sich bestechen, das Orakel des 
Marcus Diaconus a. a. O. p. 180 berichtet, dafs Marna fortbestehen zu lassen. Da reiste Por- 
die Bewohner von Gaza den Marna für den phyrios im Jahre 401 selbst zusammen mit dem 
Herrn der Regengüsse (nvgiov xäv ofißgcov) er- 40 Bischof von Kaisareia, Johannes, nach Kon- 
klärten und bei Trockenheit und Dürre seinen stantinopel und erlangte ein Reskript, welches 
Beistand unter Veranstaltung einer Bittprozes- als erster Befehl des eben geborenen Prinzen 
sion nach einer aufserhalb der Stadt gelegenen Theodosius erlassen wurde und die Zerstörung 
Örtlichkeit (slg xbnov KaXovfisvov ngoasv%iiig) des Marneions anordnete. Bald traf als kaiser- 
anriefen, vgl. Stark p. 478. Wenn einige Nach- licher Bevollmächtigter Kynegios mit den ober- 
richten den Kultus des Marna aus Kreta stam- sten Beamten der Provinz und starker Civil- 
men lassen, so hat Stark p. 581 darin richtig und Militärmacht in Gaza ein. In zehn Tagen 
„eine gelehrte Sagenbildung aus römischer wurden die sieben anderen Tempel der Stadt, 
Zeit" erkannt. Epiphanias, Ancor. p. 109 c der des Helios, der Aphrodite, des Apollon, 
macht den Mama zum Diener des Kreters" 50 der Kora, der Hekate, das 'Hgäov und das 
Asterios. Nach Marcus Diaconus a. a. O. p. 199 Tv%aiov (Marcus Diaconus c. 64 p. 199), zer- 
c. 64 (Acta Sanct. 6 p. 655) bezeichnen die Be- stört. Dann kam man dem Marneion, dessen 
wohner von Gaza das Marneion als Tempel Thore durch Steinmassen verrammelt waren, 
des Zeus Kretagenes. Steph. Byz. s. v. rdga durch Feuer bei. Auf den Trümmern des- 
berichtet über den Namen der Stadt: enXri&r] selben wurde vom Architekten Rufinus eine v 
öh kkI MCvcoa, oxi Mivwg avv xoig dSslq>oig Kirche, die Eudoxiana, benannt nach der Ge- 
Aiaitä %al 'PaSafidv&vi ia>v s| avxov xavx-qv mahlin des Arcadius, und daneben ein Hospiz 
iiiäXiasv. HvQsv kou xb xov Kgr]x<x{ov diog errichtet. Nun konnte Hieronymus im Kom- 
7iccq' uvxoig elvai, ov «ort v.a&' fjfiäg iv.d,Xovv mentar zu Isaias c. 17 (Patrol. Lat g 24 Sp. 241) 
Maqväv, £Qfi7]vsv6ixevov KQijTaycvfi. ras nag- 60 befriedigt bemerken: „Serapion Alexandriae, 
frevovg yaQ ovxmg Kgfjxsg ngoaayoQevovoi Mag- et Marnae templum Gazae, in Ecclesias Domini 
vav [1. (ittQvavg, s. M. Schmidt, Zeitschr. f. vergl. surrexerunt"; s. über die Zerstörung des Mar- 
Sprachforsch. 12 1863 p. 220. Die Ähnlichkeit neions v. Lasaulx, Der Untergang des Helle- 
des Wortklanges ist natürlich eine rein äufser- nismus p. 116f. Chastel, Hist. de la destruetion 
liehe.]. Der Tempel des Gottes, das Marneion, du paganisme dansl'empireä" Orient. Paris 1850 
ein prachtvoller Rundbau aus Marmor (Stark p. 221— 23. Stark, Crazap.620— 624. V.Schultze, 
p. 599 f.), war ein wichtiges Bollwerk des mit Der Untergang des griech. - röm. Heidentums 1 
dem Christentum ringenden Heidentums. Hart p. 354 — 356. Natürlich konnte man durch die 



2381 Mamas Maron 2382 

Zerstörung des Heiligtums die Anhänglichkeit r; ie -noQvcpaia %al ävo fisz' avzrjv, nctgcc 

an den alten Kultus nicht aus den Herzen ra£ccioig toü Jwg. On voit que (fest la descrip- 

aller Verehrer desselben reifsen. Noch nach tion rigoureusement exacte du mein phenicien, 

Jahren betraten viele Einwohner von Gaza den initiale du mot Mama, dont le sens litteral est: 

Platz vor dem zerstörten Tempel nicht, da ihn 'notre seigneur'." 

Porphyrios hatte mit Marmorstücken des Heilig- Eine in der Nähe von Gaza gefundene 
tnms pflastern lassen, Stark p. 622. Und Proclus kolossale Statue des Zeus wird von S. Reinach, 
besang in seinen Hymnen (Marini Vita Prodi Catal. du musee imp. d'antiquites. Constanti- 
c. 19 p. 16 ed. Boissonade) nicht nur die hei- nople 1882 p. 11 nr. 27 und von Gonder, Pale- 
lenischen Götter, sondern auch den Marna von 10 stine Exploration Fund. Quarterly Statement 
Gaza, den Asklepios Leontuchos von Askalon, for 1882 p. 147 f., vgl. George Adam Smith, 
den arabischen Thyandrites und die Isis von The historical geography of the Eoly Land. 
Philai. London 1894 p. 188 offenbar wegen des Fund- 
Bine Vorstellung von dem Kultusbild des orts als Iuppiter Marna gedeutet; in der Arch. 
Marna können wir uns nicht machen, da uns Zeit. 1879 p. 198 wird sie mit gleich wenig 
die Münzen von Gaza leider im Stiche lassen. Sicherheit als Sarapis erklärt. 
Zwar soll auf ihnen das belorbeerte Haupt des Aufserhalb Gazas scheint der Kultus des 
Zeus (de Saulcy, Numismatique de la Terre Marna wenig verbreitet gewesen zu sein. Einer 
Sainte p. 210 nr. 3 [Mi. S. 8, 372, 47]. nr. 4; ihm geweihten Inschrift aus dem Haurän wurde 
p. 211 nr. 5 [Mi. 5, 535, 109]. nr. 6. nr. 12), 20 bereits oben gedacht. Title, Babyl. Geschichte 
nach Mionnet (5, 536, 112. S. 8, 371, 46; 5, p. 197 deutet den Stadtnamen Bur - marna 
549, 183) — de Saulcy p. 211 nr. 8 PL 11, 1 „Brunnen des Marna", Baethgen p. 66. In 
läfst die Figur unbenannt — auch Zeus in einer fragmentarisch erhaltenen phönikischen 
ganzer Gestalt erscheinen. Indessen, die Rieh- Inschrift von Kypros glaubt Benan, Corp. Inscr. 
tigkeit der Beschreibung vorausgesetzt, können Sem. 1, 1 p. 47 nr. 16 b entweder den mit Marna 
wir doch hier nur den Marna unter dem Bilde zusammengesetzten Personennamen Abdmarna 
des Zeus dargestellt sehen, wenn wir auch oder einen Diener des Marna zu entdecken, 
nicht mit Stark p. 576 einen von Marna ver- wogegen Baethgen p. 62 indes Einspruch er- 
schiedenen hellenischen Zeus Nikephoros zu hebt. Der von Renan a. a. 0. p. 48 citierte 
erkennen brauchen. Ferner, auf Münzen des 30 Personenname nizipctQvi's des Pap. Casati 
Hadrian (de Saulcy p. 216 nr. 8 = Stark Tut. 1,2 Col. 34 lin. 6 wird abweichend von Brugschs 
nr. 9 PI. 11, 4 [Mi. 5, 539, 126] p. 217 nr. 20; Lesung von Brunet de Presle nszs^aQsr,g ge- 
p. 218 nr. 22) und der Faustina iun. und Lu- lesen. Dafs es in Ostia einen Tempel des 
cilla (de Saulcy p. 225 nr. 1) mit der Revers- Marna gab, vermutet Preller, R. M. 2 3 p. 399 
aufschrift TAZA • MAPNA, erscheinen in einem Anm. 2. Da Verkehr zwischen Gaza und Ostia 
zweisäuligen Tempel zwei Gottheiten, die ge- durch C. I. Gr. 5892 nachweisbar ist, entbehrt 
wohnlich als Artemis und Apollon beschrieben jene Vermutung wenigstens nicht aller Wahr- 
werden, de Saulcy p. 225 nr. 1 erklärt die- scheinlichkeit. Nach Aelius Lampridius vita 
selben für den Genius von Gaza und Marna. Alexandri Severi o. 17 (Scriptores hist. Aug. 1 
Stark p. 580 erinnert zur Erklärung der Dar- 40 p.906. Lugd. Bai. 1671) rief Severus Alexander, 
Stellung daran, dafs man den Marna, ähnlich als der unwürdige Septimius Arabinus inmitten 
wie den Zeus Kasios in Pelusion (nach dem der Senatoren ihn zu begrüfsen kam, über diese 
Bericht des Achilles Tatius 3,6), als „Jung- Frechheit entrüstet den Marna an. [Drexler.] 
lingsgestalt , dem Apollon am meisten ver- Maron (Mäqcov, d. i. der Funkelnde, Schim- 
gleichbar", die Tyche von Gaza aber in Ar- mernde; vgl. Et. M. 77, 39), 1) nach Od. 9, 
temisgestalt (wie die APTEMIX TYXH TEPAIQN) 197 ff. der Sohn des Euanthes, Priester des 
wiedergegeben habe. Indessen schon Eckhel, Apollon im thrakisehen Istnaros (vgl. Od. 9, 40 ff. 
D. N. V. 3 p. 450 erkannte, dafs die hier dar- Ephor. bei Harpocr. v. MaQiivsice. Strab. 331 
gestellte männliche Gottheit mit Marna nichts fr. 44), welcher zum Danke für den ihm und 
zu thun hat. Nachdem er angeführt hat, dafs 50 seiner Familie gewährten Schutz Odysseus den 
von den Alten Marna mit Iuppiter identifleiert aus dem Abenteuer mit Polyphemos bekannten 
wurde, fährt er fort: „Quare miror, in citato köstlichen Wein schenkte (vgl. Eurip.Kykl. 412. 
numo verbum MAPNA scribi iuxta Signum Apol- 616. Athen. 1 p. 26 A. p. 28 E. Achill. Tat. 2, 2. 
Unis, nisi forte simul cognomen Gazae inditum Syg. fab. 116. 125). Deshalb wurde er mit 
a Marnae eultu apud eos praeeipuo." In der dem Sagenkreise des Dionysos verknüpft. 
That scheint sich Gaza durch die Aufschrift Nach Schol. Od. 9, 197 war sein Vater Euan- 
MAPNA als Stadt des Marna zu bezeichnen. thes ein Sohn des Dionysos (die Gattin des 
Nur erscheint gewöhnlich statt des ausge- Maron Oiderke), nach Hesiod bei Schol. Od. 9, 
schriebenen Namens das phönikische Mem, 198 und Eust. z. Hom. p. 1623, 45 ff. hiefs sein 
der Anfangsbuchstabe des Namens des Gottes 60 Vater Oinopion und war ein Sohn des Dionysos. 
auf den Münzen (s. de Saulcy PL 11). Hin- Bei Eurip. Kykl. 141 ff. heilst Maron selbst ein 
sichtlich dieses Buchstabens teilt de Saulcy Sohn des Gottes (und der Ariadne nach Satyr. 
p. 210 Anm. 1 folgende interessante Notiz mit: b. Theophil, ad Autolyc. 2 p. 94) und Pflegling 
„Je dois ä l'umitie de M. Francois Lenormant des Seilenos. Als Sohn des Seilenos_, Bruder 
laconnaissanced'unpassageextremementcurieux des Astraios und Leneus gilt er bei Nonnos 
tiredes fragments de Damascius edites par Ruelle {Dion. 14, 99), der ihn den Bakchos nach Indien 
(p. 97 fragm. 3). Le voiei: Tö ze ovoiiu&tisvov, begleiten und auf diesem Zuge eine bedeu- 
sgtiv sv&i ta fii'a, nal zqiig nldyioi In avzrjg, tende Rolle spielen läfBt (vgl. 15, 141 ff; 19, 



2383 Maron Marpessa 2384 

167 ff. 293 ff.; 23, 209 ff.; 36, 290 ff.; 43, 75. Sparta ein Heiligtum besafs, Herod. 7,227. 
Enn. trag. fr. v. 348. Athen. 1 p. 33 D. Ful- Paus. 3, 12, 9. Wide, Lakon. Kulte 358. Höfer.] 
gent. myth. 2, 15. Eust. a. a. 0.). Wegen dieser [Schirmer.] 
Beziehung zu Dionysos war angeblich nach Maroneus (Magcovnvg), Beiname des Dio- 
ihm in Alexandreia ein Demos der dionysischen nysos, Tibull. 4, 1, 57. [Höfer.] 
Phyle (Satyr, a. a. 0.) und die Quelle Mareia Marpe (Mdgnr]), Amazone, Gegnerin von 
(Athen. 1 p. 33 D) oder Marea (Eust. a. a. 0.) Herakles, Diodor 4, 16. [Klügmann.] 
benannt. Nach Diod. 1, 18 u. 20 folgte er dem Marpesia, Amazonenkönigin bei Justin 2, 4. 
Osiris als Weinbaukundiger und gründete das Orosius 1, 15. [Klügmann.] 
thrakische Maroneia. Hier wurde er in einem 10 Marpessa (MägnrjBaa), Tochter des Buenos, 
Heiligtume als Heros des süfsen Weins ver- eines Sohnes des Ares, und der Demonike, 
ehrt (Philostr. prooem.her. p. 661 Olear. v.Her. Apol lod. 1, 7, 7, 2 ; ihre Mutter hiefs nach Plu- 
2, 8. Eust. a. a. 0.). Nach Welcher, Nachtr. z. tarcK^äraU. c.40 Alkippe und war eine Tochter 
Aischyl. Tr. S. 216 ist Maron ursprünglich der des OinomaosTT'Iach Hom. II. 9, 557 ff. war sie 
Seilenos von Maroneia und sein Name verwandt die v.aXXCaq>vgog EvrjvLv7]~ die "Gemahlin des 
mit Marsyas, dem Seilenos von Kelainai. Es Idas, die ihm als Braut von Apollon geraubt 
wäre demnach die homerische Erzählung eine wurde, worauf er es wagte, gegen den Gott 
eigentümliche Version einer alten Sage von zum Bogen zu greifen, eine Scene, die sich 
einem befruchtenden Naturgeiste (vgl. Preller, auf Vasenbildern dargestellt findet, s. Idas. In 
Griech.Myth. 1,604). [Eine Liste von Mystai auf so Erinnerung an den Schmerz, den dieser Raub 
Samothrake verzeichnet Z. 9 MYCTAI MAPCO- der Marpessa bereitete, legten die Eltern ihrer 
[kos], Conze,Arch.Unters.a.Samothr.-p.39Ta,t71 Tochter Kleopatra den Beinamen Alkyone bei. 
nr. 3. Eph.epigr.i p. 54 nr. 114. InOlbasawid- Aus Somererfahren wir demnach nichts von einer 
met Aurelius Nico seiner Vaterstadt eine Statue Entführung der Marpessa durch Idas und von 
des Gottes Maron auf eigene Kosten, Duchesne, einer Verfolgung desselben durch Euenos, wie 
Bull, de Corr. Hell. 1 1877 p. 335. Eph. epigr. sie Apollodor 1,7, 8 berichtet, auf der Euenos, 
4 p. 32 nr. 46. Über den nach ihm benannten am /Flusse Lykormas angekommen, seine Er- 
Demos Maronis in Alexandreia s. Lumbroso, folglosigkeit einsehend, seine Pferde tötete und 
Bicerche alessandrine § 3 ,,Di un frammento di sich in den Flufs stürzte, der nun den Namen 
Satiro sui derni alessandrini e di una riforma so Euenos bekam. Doch lassen sich beide Be- 
di Filopator" p. 63 — 75 und L. Strack, In- richte ganz wohl vereinigen, da der Raub der 
Schriften aus der Zeit der Ptolemaier, Mitt. Marpessa durch Apollon, den Homer berichtet, 
d. Ksl B. Arch. Inst. Athen. Abt. 19 p. 218 ganz wohl erst nach Rückkehr des Idas in 

— 225 nr. 2. Panofkas (Arch. Zeit. 9 1851 seine Heimat ausgeführt sein kann, wenn Mar- 
13p. 341 — 344) Deutung einiger Bildwerke auf pessa auch vv/icpfj genannt wird; auch Ayol- 
Maron ist wenig wahrscheinlich. Seine Er- IsääL nennt sie ja v.ögrj und -naCg. Über den 
klärung der Dionysosfigur auf Münzen von Raub des Apollon und den Kampf des Idas 
Maroneia als Maron wird schon durch die . mit ihm um die Geraubte berichtet Apoll odor , 
Aufschrift AIONYIOY ZfiTHPOI MAPQNITßN Zeus habe die Kämpfenden getrennt undTFr 
widerlegt. Drexler.] [Auf einen Kultus des 40 die Wahl anheimgestellt, worauf sie in der 
Maron in Maroneia scheint die Legende einer Befürchtung, Apollon möchte sie, wenn sie alt 
autonomen Münze MAPQNOZ hinzuweisen werde, verlassen, den Idas gewählt habe. Auf 
(Eckhel, Doctr. num. vet. 2, 34), und inschriftlich dem bei Idas^Bd. 2 Sjp. 102 gegebenen Vasen- 
bezeugt aus dieser Stadt ist ein itgsvg . . . bilde ist demnach in dem Gotte zwischen Ar- 
diovvoov -neu Mugcovog, S. Beinach, Corr. temis und Marpessa nicht Poseidon, sondern 
hellen. 5 (1881), 94, 17; ebenso nennt eine Zeus selbst zu erkennen. Auf dem anderen 
Inschrift aus Bur du r in Kleinasien einen Nscov BcL_2Sp. 103 erscheint an seiner Stelle die 
'ArxäXov äig Mugcovog, Arch. Epigr. Mitth. Götterbotin Iris. Auch auf der Kypsejoslade 
aus Österr. 3 (1884), 195, 7. Eine Bildsäule war Marpessa dargestellt, wie sie dem Idas 
des ngsaßvtrjg Mccqcov, der auf einem Zug- 50 aus dem Tempel des Apollon in freiem Ent- 
tier safs, inmitten von Bildsäulen von Bäxzai Schlüsse folgt, was aufser dem Bilde auch 
v.al Sdrvgoi nai Mvtsvtäsg wird erwähnt von die beigeschriebenen Hexameter besagen: 
Ps.-Kallisthenes 3 , 28. — Vgl. auch Johann. "Iäag Mcignrjeaav naXXiocpvgov, av ot 'AnöXXmv 
Chumnos bei Boissonade , Anecd. nova p. 216. agnaas, xäv £% vaov aysi itäXiv ovv. <xiv,ovaav. 
Zur Deutung des Maron s. Forchhammer, — Der Name Marpessa deutet auf den Raub 
Hellenika 282, der ihn mit firjpdg in Zusammen- durch Idas oder Apollon hin, schwerlich auf 
hang bringt. Dagegen sieht V. Hehn, Kultur- das Hinreifsende, Herzenraubende ihrer Schön- 
pflanzen u. Hausthiere 412, 13 in Maron nichts heit. [In dem oben angeführten Epigramm 
„als eine mythische Personifikation der kiko- von der Kypseloslade nimmt Froehner, Rhein. 
nischen Stadt Ismaros, welche mit Wegfall 60 Mus. 47 (1892), 291 mit Recht daran ÄnslöTe, 
des o vor /x und erweiterndem Suffixe auch dafs die Braut nicht aus dem Tempel zurück- 
Maroneia hiefs", vgl. den in der Nähe dieser geführt werden konnte, und giebt für die 
Stadt gelegenen See Ismaris, Herod. 7, 109. metrisch unmöglichen Worte zav EK NAOY die 

— 2) Sohn des Keisos, Vater des Thestios in glänzende Verbesserung xdv EYANOY (Evavov). 
dem von Dionysos hergeleiteten Stammbaum Bei Gramer^ Anecd. Graec. Paris. 4, 5, 3 lei- 
der Ptolemaier (Satyr.a. a. 0.). — 3) Sohn des kvovtjv cpsgcovvpov rf[g Magnioarjg yvvai-x.bg 
Orsiphantes, eines der Thermopylenkämpfer, xov MeXsdygov heifst zfjg Magniaarig natürlich, 
der mit seinem Bruder Alpheios zusammen in der Tochter der M. ; vgl. ebenda 4 5, 16 i^ts i 



2385 Marriga Mars (italische Kulte: Pioenum etc.) 2386 

r\ Mägniaaa xov savxfjg kvSqcc tbv "iSav, Paus. mit dem Bilde eines (wohl dem Mars heiligen) 

4, 2, 7. Der Plural Marpessae zur Bezeichnung Wolfes (oder Hundes?) bei Müller -Wieseler, D. 

von (beliebten Apollos findet sich bei Arnob. adv. a. K. 1, 63, 330. Catalogue of greek coins in the 

n ot. 4. 2 6, Auf einem etruskisc hen Spiegel Brit. Mus., Italy 32. — c) Nach der Tab. 

{^g : Gazetteqrcheol/^^3^9^-S\^IX m it der Peuting. und dem Itinerar. Antonin. p. 311 

Darstellung zweier Jünglinge, die links und Wess. gab es zwischen Narnia und Mevania 

rechts von einer geflügelten Siegesgöttin stehen, eine statio ad Martis an der Via Flaminia. 

mit einander in Streit begriffen, und von denen 2) Picenum. Nach Strab. 240 u. Plin. n. li. 

der eine durch seine Attribute als Apollo ge- 3, 110 (mehr bei Schwegler, ß. G. 1, 241, 1) 

kennzeichnet ist, erkennt F. BabejQnjXj^ji^J). 10 stammten die Picenter aus dem Sabinischen 

1 08 ff. den Streit des Apollo und des Idas um und waren infolge eines ver sacrum (Plin.) 

die abwesende Marpessa. Über früher auf ausgewandert, der Sage nach unter Führung 

Marpessa bezogene Darstellungen s. Gerhard, eines Spechtes, des dem Mars geheiligten 

Arch. Ztg. 10 (1852), 402. Panofka ebend. 11 Vogels {SQvo-n.oXa-n.tov xr\v öäov rjyrjoafisvov, 

"^),4 und Taf, 50. 1 : "'s. auch d. Art, TilärmTs. Strab.), der sich auf ihrem vexillum nieder- 



Zur Deutung des Namens Marpessa vgl. V^ gelassen haben sollte (Fest. ep. p. 212: Picena 

Sehn, Kulturpflanzen u. Hausthiere 22. — Auf regio . . dicta quod Säbini cum Asculum pro- 

das Hinreifsende ihrer Schönheit bezieht Fust^ ficiscerentur in vexillo eorum picus consederit). 

ad Hom. II. 776 t 3 den Namen mgnsg 'EXivrj — Aus Interamnia Praetuttiorum stammt 
naga xb iXsiv äicT xäXXovg ovtca -aal Mag- 20 die Inschrift C. I. L. 9, 5060: MJarti PacifefroJ. 

■nieaa icaga xb iiägnxsiv. Höfer.] [Weizsäcker.] 3) Sabini (vgl. auch die „sabinische" 

Marriga(?), unbekannter Gott einer Inschrift Göttin Nerio, Gattin des Mars, und den Monat 

von Malton (Yorkshire), C. I. L. 7, 263a (vgl. Martius im sabinischen Kalender bei Ovid. f. 

Fphem. epigr. 2 p. 310 n. 406. Bonn. Jahrb. 84 3, 95f.). a) Suna, alte, früh zerstörte Stadt 

p. 180). Nach F. Haverfield (Arch. Journ. der Aboriginer, tv&a vscbg nävv ag%aiog ietiv 

1893 Decemb. p. 289 = p. 15 des Sep.-Abdr.), "Agsog (Dion. Hai. 1,14). — b) Tiora Ma[r?]- 

der den Stein neuerdings abgeschrieben hat, tiene (=TurrisMartiana?vgl.oskischh'wrm = 

ist eher Marfti] Bigae zu lesen; er verweist turris) Dion. Hai. 1, 14 iv xavxn Xiyexai %gr\Bxii- 

auf den ans G. I. L. 7, 61 bekannten Mars giov"Jg£ogysvJa&aiiiävv ä.g%ulov. 6 Ss rpdjrog... 
Bigisamus. [M. Ihm.] 30 -naganXi'iaiog r\v . . xm nagcc zJaSiavaioig . . naqa 

Mars. Ss xoig 'jßoQiytot, &sÖ7i£fi,nxog ögvig, ov avxol . . 

I) Kultstätten des Mars. -n.iv.ov . . . -naXovaiv, s-nl %Covog &,vXlvng cpaivojis- 

A Im alten Italien vos T ° ai "™ * äQ0C ^ = s&eßnimSrieev). Vgl. Arch. 

Ztg. 15, 30 und Panofka, Gemmen m. Inschriften 

Wir zählen die verschiedenen Kultstätten S. 19 Taf. 1, 21. — c) Cures. Auf alten Mars- 
in der Richtung von Norden nach Süden auf. kult deutet der von Ovid. fast. 3, 94 hervor- 

1) Umbria: a) Iguvium. Hier wurde gehobene Umstand, dafs hier der Martius der 

Mars nach Ausweis der iguvinischen Urkunden vierte Kalendermonat war. Gewöhnlich leitete 

hoch verehrt, und zwar erstens als Grabo- man auch den Quirinus (s.d.), d.h. den sabi- 
vius (Taf. 1 All und 6 Bl bei Bucheler, Um- 40 nischen Mars vom Quirinal, von Cures ab. — 

brica 1883; vgl. oben den Artikel Grabovius), d) Reate, Fest. 321 a : Sacrani appellati sunt 

zweitens als Hodius (Hudie, Horse = "OSiogl Beate orti, gui ex Septimontio Ligures Sicu- 

vgl. Bücheier p. 80 Taf. 1 B2 u. 6 B43). Aufser- losque exegerunt, nam vere sacro orti erant 

dem kommen noch vor ein Picius Martius (vgl. auch Sisenna fr. 99 h.Non. p. 522. Varro 

= Picus Martius (vgl. piguier Martier Taf. 5 b. Dion. Hai. 2, 48; vgl. 1, 16; 2, 1 u. unten 

B 9 u. 15), ein Cerfus Martius = Genius Sp. 2412 u. 2427). — e) Trebula Mutuesca: 

Martis? (vgl. Bücheier p. 98 f. und die Artikel Tempel des Mars, Iul. Obs. 42 (102): foribus 

Ceres, Cerus, Genius), endlich zwei weibliche, templi adapertis simulacrum Martis ligneum ca- 

dem Mars nahestehende Gottheiten, nämlich eine pite stans inventum. Ib. 43(103): Trebulae Mut. 
Praestita Cerfia Cerfi Martii und eine 50 simulacrum in templo, quod capite adaperto fuit, 

Tnrsa Cerfia Cerfi Martii (Taf. 1 B 20 u. opertum inventum. — f) Aus dem Gebiete von 

6 B57; s. Bücheier p. 98f. und vgl. die Here Amiternum stammt die Inschrift C. I. L. 9, 

Martea; s. d.). Als Opfertiere des Mars werden 4502. — g) Eine statio ad Martis an der Via 

genannt drei Ochsen (1 All), drei junge Stiere Salaria bezeugt die Tab. Peuting. und Guidonis 

(1 B 2; 6 B 43) und ein Eber (2 A 11). Aus Cosmogr. p. 492 Pind. — h) Vgl. Guido a. a. O. 

der Nähe von Iguvium stammt auch eine den p. 491 Find.: Casulis Martis. — i) liv. 41, 9: 

Mars darstellende Statue und die Inschrift lapidem in agro Crustumino in lacum (lu- 

[Majrti Cyprio . . . Signum . . . ex voto po- cum?) Martis de caelo cecidisse. 

suit et aedcm vetustate conflapsam] refecit etc. 4) Aequiculi. Hier war nach Ovid. fast. 
(Henzen 5669. Mommsen, Unterit. Dial. p. 350). 60 3, 93 der Martius der 10. Monat. Vgl. auch 

Das Beiwort Cyprius bedeutet soviel wie Bonus; die Inschrift CLL. 9,4108 (Marti Ultori). 

vgl. Varro l. I. 5, 159. Bücheier, Umbr. p. 173. 5) Paeligni (nahe Verwandte der Sabini). 

Auf diesen M. Cyprius sind nach Heibig in der In dem Kalender dieses Stammes nahm der 

Arch. Ztg. 1866 (24) S. 210* mehrere aus Gubbio Martius mensis die 4. Stelle ein {Ovid. fast. 

stammende Statuetten zu beziehen. — b)Tuder, 3, 95f.). 

Sil. It. Fun. 4, 222: Gradivicolam celso de colle . 6) Marsi und Marrucini (nahe Verwandte 

Tudertem; ib. 8, 464: haud parvi Martern co- derSabiner;iSfc7Mt>e<3tfer,.K.6r.l,242). Diesebeiden 

luisse Tudertes. Vgl. auch die Münze von Tuder Namen, ebenso wie derjenige der Marserstadt 



2387 Mars (italische Kulte: Frentani etc.) Mars (röm. Kulte: Regia; curia Salior.) 2388 

Marrubiuin oder Marruvium (Gründer Marrus), intraurbemquasimstodisettranquilli,aliudinyia 

hängen wahrscheinlich mit Mars zusammen, Appia extra urbem quasi bellatoris i. e. Gradwi ; 

deuten also wohl auf einen hervorragenden Kult vgl. Mytliogr. Vat. 3, 10. Vitruv. p. 30, 12 Mose: 

dieses Gottes (Corssen, Ausspr. 2 1, 405). Marti extra urbem sed ad campum ...td autem 

7) Frentani: Larinum, Cic. p. Cluent. etiam Etruscis haruspicibus disciphnarum 
15,43: Martiales quidam Larini appellabantur scripturis ita est dedicatum: extra murum 
ministri publici Martis atque ei deo veteribus Veneris, Volcani, Martis fana ideo conlocari 
institutis religionibusque Larinatium consecrati. uti non insuescat in urbe adulescentibus seu 
Vgl. das Münzbild von Larinum im Catal. of matribus familiarum veneria libxdo .... Martis 
ihe greek coins Italy S. 70 nr. 2, das Imhoo f 10 vero divinitas cum sit extra moenia dedicata, 
(Monn grecq 5 Anm. 5) für Ares = Mars non erit inter cives armigera dissensio, sed ab 
(nicht für Pallas) erklärt. hostibus ea defensa a belli periculo conservabit. 

8) Etruria (vgl. Müller - Beecke , Etrusker Dagegen läfst sich innerhalb des älteren Roms 

2 57 ff 169 Deiche, Etr. Forsch. 4, 35ff. Ger- abgesehen von dem oben genannten Tempel 
h'ard, Ges. ak. Abh. 1, 307, 12 u. d. Art. Laran des Quirinus (s. d.) auf dem Quirinal, sicher 
u.Maris). Aus Vitruv. (p. 30, 12 Böse) erfahren wenigstens ein Marsheihgtum , das freilich 
wir, dafs die Btrusker ihre Marstempel aus kein Tempel war, nachweisen, und zwar 
gewissen Gründen nicht innerhalb, sondern a) am Fufse des Palatinus. Hier befand 
aufserhalb der Stadtmauer zu bauen pflegten sich die Regia (vgl. Jordan, Top. 1, 2, 4241.),. 
(s. unt Z 61ff.). Aus Perusia stammt die 20 in deren einem Räume, sacrarium genannt, 
Putealinschrift G. I. L. 11, 1919 (Marti. Aug. die heiligen Lanzen des Mars (hastae Martiae) 

sacrum ). Vgl. auch die statio ad Martis aufbewahrt wurden (Senatuskonsult von 655 

zwischen Luca und Pistorium (Tab. Peuting. bei Gell. 4, 6, lff.: in saerario in Begia hastas 

Anonym. Bav. 4, 36 p. 287 ; Guido p. 490 Find.). Martias movisse; vgl. Liv. 40, 19. lul. Obs. 60. 

Zu dem stark mit italischer Bevölkerung 96. 104. 107. 110, wo nur von hastae Martis in 

versetzten Südetrurien gehören : Begia die Rede ist, während es ib. 78 heifst: vasto 

a) Falerii. Dafs hier Marskult bestand, incendio Bomae cum Begia quoque ureretur, sa- 
folgt schon aus der von Ovid berichteten crarium et ex duabus altera laurus ex mediis 
Thatsache, dafs im Kalender der Falisker (an ignibus inviolata exstiterunt). Wenn Blut. 
5 Stelle) ein mensis Martius vorkam (Ovid. f. 30 Bomul. 29 von einem Sögv in der Regia (?), 

3 89). Vielleicht gab es wie in Veji so auch in welches Mars genannt worden sei, redet, so hat 
Falerii das Institut der Salier, vgl. Serv. Verg. er entweder in der Zahl geirrt (vgl. Sp. 2400, 55) 
Aen 8, 285 : quidam . . dieunt Salios a Morrio rege oder er verwechselt die hastae M. der Regia mit 
Veientanorum institutos, ut Alesus (s. d., der der Lanze der Marsstatue in der Curia Saliorum 
Gründer vonFalerii) Neptuni ßius eorum carmine von welcher Servius Verg. Aen._ 8, 3 (s. Sp. 2389) 
laudarelur, qui eiusdem regis familiae auetor spricht, und somit wohl in diesem Falle zwei 
ultimus fuit, vgl. Usener, Bh. Mus. 30, 213, 2. verschiedene Baulichkeiten. 

b) Veji. Vgl. Serv. V. A. 8, 285: dieunt ß) Von diesem sacrarium regiae ist wohl zu 
Salios a Morrio [Marrio?] rege Veientano- unterscheiden die auf der Höhe des Pala- 
rum institutos etc. Sowohl das Institut der-totinus stehende curia Saliorum (d. 1. der 
Salier als auch der wahrscheinlich mit Mars palatinischen Marspriesterschaft, siehe unten 
zusammenhängende Name Morrius (Marrius?) Sp. 2405 f. u. 2421), der Aufbewahrungsort der 
(vgl Marrus, den Gründer von Marrubium) von den Saliern gebrauchten ancilia*) (vgl. 
deutet auf Marskultus (vgl. Corssen, Kuhns Z. jedoch Bichter b. Baumeister, Benkm. S. 1483). 
2, 11. Usener, Bh. Mus. 30, 213. Preller, Born. Wenn Cassius Bio 44, 17 von onla Agt-ta redet, 
Mtith 3 1 282'). die den in dem Scofiärwv der Regia schlafenden 

9) Latinm. Auf eine allgemeine Ver- Caesar durch ihr Klirren weckten, so sind dar- 

ehrung des Mars in Latium läfst schon die unter wohl nicht die Ancilia, sondern vielmehr 

Notiz des Verrius Flaccus in den Fasti Praenest. die hastae Martiae zu verstehen (vgl. Becker, 
schliefsen: Martius ab Latinorum [Marie. 50 ^ ^ be;den ^ Jahre 16M ^ ^ Quirinalibus 

Appeljlandi itaque apud Albanos et plerosque pontificiis « zusammen gefundenen Inschriften c. 1. 1. 1, 41 

[pojpulos Latfii m]os idem fuit ante condi- _ 6) 475 . P com[eiios ] L.f. coso[i 518 a. u. e .?] protfami] 

tam Bomam. Marfle sacrom und G. I. L. 1, 680 = 6, 565: Quirino L. 

a) Alba. Hier war der Martius der dritte Aimnius L.f. praitor erhellt, woraus zu folgen scheint, dafs 

Monat (Ovid fast. 3, 89 : Vgl. Verr. Fl. a. a. 0.), ein und derselbe Gott des Quirinal in der Zeit von 236-200 

Und es bestand das Institut der Salier (Orelli v. Ohr. bald Mars bald Quirinus genannt wurde.Vgl 

»9A.ll9.-r T T ß 9170 -n «las wie es scheint aübert < Gexh - U - Topogr. d. Stadt Rom l,280ff. (Sp. 2401,8) 

2247/8 = O. J- -k. 6, 2170,1), das, wie es scneiM, ^ ^^ den Qrt des Qulrinustempels auoh Bühm im Rh . 

von Alba nach Rom kam. Von einem ISgOV Mu ^ 1894 (49) s . 405 f. — Übrigens scheint der Gegensatz 

alaog "Agsog mit einer heiligen Quelle redet V on Mars (= Ares) und Quirinus (=Enyalios='S. d. 
Bion. Hai. 1,77. 60 Enyo': Cornut. 21) = duo Martes auch zu Grunde zu 

b) Rom. Für diese Stadt ist höchst cha- liegen der verderbten Stelle des Ampelius 9, 2 (vgl. Wölfßin 

rakteristisch, dafs es in der ältesten Zeit keinen praef. P . vi) sowie der in 8C hrift von Verona c. i. l. 5, 3262 

eigentlichen Marstempel innerhalb der Stadt- p. Firminus. Martwus l. p. a. etc, wenn hier nicht etwa 

uTria tr a a on» «•«, „,,.?,„ J„n an den Gegensatz des römischen und barbarischen JVL. 

mauer gab Vgl. Serv. V. A. 1, 292: in urbe duo ^ ^^ ^ 42Ig Xarb] Kmni 

[Martis] templa sunt: unum Quirim (s. d.) ) Dinomogetimaro Martib . ,.,. ,.„,.). 

*) Im Grunde scheint den Hörnern das Bewufst- *) Vgl. Plut. mim. 13 : fa&twv [täv TteXtibv] ovv 

sein von der ursprünglichen Identität des Quirinus und ipiiiaxag xal ä/icpiTtolovg artsäei^e [<? iVo^ä;] tovg ZaUov; 

Mars nie ganz entschwunden zu sein , wie namentlich Uqu;. 



2389 Mars (römische Kulte: Camp. Martius) Mars (römische Kulte: porta Capena) 2390 

Topogr 229 f. Jordan, Topogr. % 271 f. Gilbert, rofs geschah). Auch der Campus selbst war 
beschichte u. Topogr. Roms 1, 346 f.; anders wie die Benennung Martius lehrt, dem Mars 
Preuner, Eestia-Vesta 255 u. 256). Von der geheiligt, und zwar soll die Konsekration des- 
curia Saliorum, die auch yialiag "Ageog isgä selben gleich nach der Vertreibung der Tar- 
(vion. Hai. Flut), sacrarium Mortis (Servius quinier erfolgt sein (Liv. 2, 5, 2. Flori epit. 
rr'ri-™ 3 ' 7 ' 603 )' oder sacrarium Saliorum 1,9,1). Daselbst fand auch die Feier der 
( Val Max 1, 8, 11) heifst und wohl eine Statue Equirria oder Mamuralia am 14. März (s unten 
des lanzenbewaffneten Mars enthielt, handeln fol- Sp. 2400f.), sowie die lustratio populi oder das 
gende Stellen: Cic. de div. 1, 17, 30: curia Sa- ambilustrium unter Darbringuno- von Suo- 
liorum, quae est in Palatio; Serv. V. A. 8, 3: 10 vetaurilia statt (s. unten Sp. 2431 f.). Ein Suo- 
nam is qm bellt susceperat curdm, sacrarium vetaurilienopfer wurde auch für die spolia 
Martis mgressus primo ancilia commovebat, secunda auf dem Marsaltare des campus dar- 
fst hastam simulacri ipsius (von einer gebracht nach Fest. p. 189 s. v. opima spolia; 
btatue im sacrarium der Regia ist nichts über- vgl. Serv. V. A. 6, 860. Flut. Marc 8 — Später 
liefert, vgl. Preuner a. a. 0.) dicens Mars befand sich in der Nähe der ara Martis auch eine 
vigilaj ib. 7, 603 (5): moris fuerat indicto bello aedes Martis mit Kultbild, Bio 56 24 Ov f 
in Martis sacrario ancilia commovere. Bion. 2, 860. Vitruv. 1, 7, 1. [Liv. 6,' 58?]: vgl. 
Hal.U, 2: KaXidg xig"Agsog isga nsglxrjv xogv- Gilbert a. a. 0. 3, 143, 1 und 146, 5f — TViel- 
cptjv iSgvftevri xov IJaXariov ; ib. 2, 70: ZäXioi . . leicht bezieht sich auf diesen Tempel die Notiz 
(ov sv naXccTiat ueixai xä isgü; vgl. Plut. Num. 20 der Fast. Anal, zum 23. Sept. Marti Neptuno 
13 (Sp. 2388 Anm.*). Val. Max. 1, 8, 11: deusto in campo C. L L. 1, l ä p. 215. Wie Hemm 
sacrario Saliorum nihil in eo praeter lituum Eo- hält auch Mommsen ihn für identisch mit dem 
muh integrum repertum est (vgl. auch Cic. de auf dem circus Flaminins gelegenen (CLL 
dwm. 1, 17, 30); Plut. Com. 32: naXiag xov 1, l 2 p. 330). Aust.]. Übrigens gab es noch 
^ Sß>S ™ T7 eS S ' bei Becker und Preuner einen zweiten, vielleicht zu dem Marstempel 
a. a. 00. Vgl. über die Saher auch Mar- vor der Porta Capena in Beziehung stehenden 
guardt, Staatsverw. 3, 410ff. Gilbert, Gesch. u. Campus Martialis auf dem Caelius wo- 
Tojpogr. Roms 1, 49 u. 139 ff.; vgl. 294 ff. Wohl selbst die equiria stattfanden, sobald der Tiber 
mit Recht nimmt Preller, Rom. Myth. s 1, 334 den eigentlichen CampusMartius überschwemmt 
an, dals der palatimsche Marskult von Alba 30 hatte (Festi epit. p. 131. Ovid fast 3 519f 
stamme. Das Institut der palat. Salier galt Mehr bei Gilbert a. a. 2 97 2) ' 
übrigens dem Mars Gradivus und sollte von s) Der Marstempel vor der porta Capena 
Numa eingeführt sein (Liv. 1, 20, 4. 5, 52, 7). lag wahrscheinlich auf einer Anhöhe zwischen 

y) Hinsichtlich des 'Carcer Mamertinus' dem 1. und 2. Meilenstein der Via Appia 

(= Martius), welche Benennung zwar nicht in angesichts der porta Capena (vgl Cic ad 

antiken sondern nur m mittelalterlichen Quellen Quint. fr. 3, 7. Ovid. fast. 6, 191: Lux eadem 

vorkommt aber doch ebenso wie der Name Marti festa est, quem prospicit extra I appositum 

Marlono (= Mars m foro) auf Mars bezogen tectae porta Capena viae), also auf der Höhe 

wird, s. Gilbert, Gesch. u. Topogr. 2, 74 ff. vor der jetzigen Porta S. Sebastiano (Jordan, 

Außerhalb der älteren Stadtmauer, und 40 Topogr. 2, 111. Richter bei Baumeister, Benk- 

zwa F, „ , _ „ mäler d. Mass. Altertums p. 1521. Lanciani, 

d) aut dem Campus Martius, befand sich Annali 1871, 79. Bessau, Bullctt. 1882, 121ff 

eine uralte ara Martis, von welcher mehrfach Gilbert a. a. 0. 2, 96ff.), in einer Gegend 

die Rede ist (vgl. Liv. 35, 10: porticum ... wo mehrere auf Mars bezügliche Inschriften 

alteram ab porta Fontinali ad Martis aram, gefunden worden sind (C. L L 1 808 = 

qua in Campum iter esset, perduxerunt; ib. 40, 6, 473 (Mavortei) und 1, 531 = 6, 1 474 478) 

45: comitus confectis, ut traditum antiquitus Wann der Kult und Tempel entstand' ist meines 

est, censores in Campo ad aram Martis sellis Wissens nicht sicher bekannt. Bezieht sich etwa 

curuhbus consederunt). Wahrscheinlich spielte hierauf Liv. 6, 5, 8, wo von einem im bellum 

der Altar bei den Umzügen der Salier eine bo GallicumgelobtenundvondemDuumvirsacr fac 

Rolle (vgl. Serv. V. A. 8, 285 u. 663: dicti Salii T. Quinctius (366/388) dedicierten Marstempei 

ideo quod circa ara s saliunt et tripudiant). Auf die Rede ist? (vgl. auch ib 7 23 3 10 23 12 

diesem Altar wurde das Oktoberrofs dem Mars 10, 47, 4). Jedenfalls sind 'beide ziemlich alt *) 

geopfert, Vgl Plut. Q % Rom. 97 :^ 0X1 »V[lOS tilg ., [Man glaubt gewöhnlich, er sei uralt, al 8 o über die 

Kai agrjiov nrjtos SOXl, xa 3s 7tgoO<piXi) ?*a- republikanische Zeit hillausreichend und entspreche auf 

Xißxu . . . &V0V61 tolg 9soig; Fest. p. 178, 5 der Südseite der im Norden die Stadt abgrenzenden Kult- 

Odober equits appellatur, qui in campo Mar- statte des Gottes auf dem Campus Martius. Eine Prü- 

tio mense Oct. immolatur quotannis Marti etc • fung der uberlie f er ten Stellen macht es mir indes wahr- 

ib. p.220 s.v. Panibus. Paul. 81. Wie es scheint' 8cheinUch > dafs i™ 6 " Heiligtum mit dem a. 366/388 ge- 

hat man sich bei diesem Opfer den flamen Mar- eo W " l Tempe i de8 , Mar8 idM > ti8cb - »* und nicht dem 

Kalio rksf,',» „„ J„„l™ j i_ tT- „ bU romischen sondern dem griechischen Gotte gegolten 

tiahsthatlg zu denken, da nach Bio CaSS. hat. » einen nationalen Kult spricht weder 
4d, iA aut Betehi Caesars zur Sühne einer 1) die Lage des lapis manalis iuxta aedem Martis 

Meuterei unter den Soldaten (wohl statt des denn die ganze Feierlichkeit hängt mit dem Kulte des 

OktoberrOSSes Oder mit ihm zugleich) OVO UV- luppiter Elicius zusammen (s. 2 Sp. 656 ff.), noch 
ägsg .... sv . . zä> 'AgsCa nsSCm jrpog xs täv 2) der Ton 0l!id überlieferte dies natalis am 1. Juni, 

novxi(fUmv nccl jr'pög xov isgscog xov "Agsog de5sen Bedeutung als Zeugungstag bedingt ist durch die 

ixv»r,aav K«C ys ai KlwaXal . . . ngbg xb SocgC- Matr 1 °^ lla »nd die Annahme ™m Geburtstag des Gottes 

I.™ » •<*. i 1 •ll" ™,S am !■ Marz - Abgesehen von dem Bedenken, dafs der 

XsiOV avsxs&yaav (was sonst mit dem Oktober- Zeugungs-, nicht der Geburtstag für die Wekung des 



2391 Mars (römische Kulte: porta Capena) Mars (römische Kulte: M. ültor etc.) 2392 



Im Jahre 296 wurde von der porta Capena nach 
dem Marstempel eine semita angelegt (vgl. unt. 
Sp. 2394, 12f.); s, Liv. 10, 23; vgl. 38, 28. Hier 
sammelten sich die zum Kriege ausziehenden 
Mannschaften (Liv. 7, 23, 3), hier nahm der all- 
jährliche Aufzug der Ritter seinen Anfang (Dion. 
Hai. 6, 13). Ob der in der Nähe des Tempels 
aufbewahrte manalis lapis (s.d.; Fest, ep.p.128; 
vgl. p. 2), den Preller ( 3 1, 354) als zum Kult- 
gerät des Mars gehörig fafst, wirklich diesen 
Gott anging, ist zweifelhaft (vgl. Jordan zu 
Preller 3 1, 355). Interessant ist, dafs hier eine 
Statue des Mars neben Wölfen stand (Liv. 
22, 1, 12: Romae Signum Martis Appia via ac 
simulacra luporum sudasse; anders Becker, Top. 
512). Dafs der Mars vor der porta Capena ein 
kriegerischer oder Gradivus war, sagt ausdrück- 
lich Serv. V. A. 1, 292: in urbe duo [Martis] 
templa sunt: unum Quirini intra urbem quasi 
custodis et tranquilli, aliud in Appia via extra 
urbem prope portam quasi bellatoris i. e. Gradivi ; 
aufserdem folgt es aus Propert. 5, 3,71: arma- 
que cum tulero portae votiva Capenae. In der 
Nähe dieses Tempels gab es einen clivus Martis, 
und seine ganze Umgebung hiefs 'ad Martis' 
(Jordan a. a. 0., Gilbert 2, 96, 1 und Becker, 
Top. 512). Über das Teinpelfest am 1. Juni 
s. d. Anm. unten u. Sp. 2416. (Über den von 
Scaliger in dem Argeerfragrnent bei Varro l. I. 
5, 52 fälschlich angenommenen collis Martialis 
[statt Mucialis] s. Jordan, Top. 2, 264.). 

Tempels gewählt wird, war die Kinderzeugung durch 
Götterpaare der altitalischen Religion fremd; in der That 
wird der 1. März als natalis Martis erst in den kon- 
stantinischen Fasten verzeichnet. Aub den anderen An- 
gaben zum 1. März folgt nichts für seine Geburt. Die 
Notiz der Fast. Praen. : Feriae Marti beweist nur, dafs der 
1. März von Alters her ein nationaler Festtag des Mars 
war, andernfalls müfste man auch die Feriae zu Ehren 
anderer Götter als Geburtstage ansehen. Der 1. März 
als Festtag der luno ist jüngeren Datums und gilt nur 
dem Tempel auf dem Esquilin, mit dessen Dedikation 
die Stiftung der Matronalia zusammenfällt. Diese erfolgt 
a. 375/379 (Plin. n. h. 16, 235), also nach der Weihung 
unseres Tempels (s. unten). "Wenn demnach der 1. Juni 
wirklich Beziehung haben soll zur Feier der Matronalia, 
so geht diese nicht auf altrömische Anschauung zurück, 
sondern auf die griechische Sage, die in dem Zusammen- 
fallen jener Feste eine Stütze fand. Im Übrigen ist es 
leicht möglich, dafs der 1. Juni gar nicht der ursprüng- 
liche dies natalis des Tempels war, sondern erst gelegent- 
lich einer Restitution unter August dazu gemacht wurde. 

3) Die Angaben des Livius und Dionys, dafs die zum 
Krieg ausziehenden Soldaten sich bei diesem Tempel 
versammelten (das steht mit dem Wesen des griechischen 
Gottes nicht im Widerspruch) und dafs dort der alljähr- 
liche Aufzug der Kitter seinen Anfang nahm (vgl. die 
enge Beziehung der Ritter zu den nichtrömischen Dios- 
kuren), beweisen keinen alten Nationalkult. 

Für die Identifizierung und die Verehrung des grie- 
chischen Gottes sprechen die Thatsachen: 

1) dafs der Tempel ante portam Capenam erst nach 
dem Jahre 366/88 in der annalistischen Überlieferung 
auftaucht {Liv. 1, 23, 3 : a. 404/350. 10, 23, 12 : a. 458/296 etc.), 

2) dafs schon vor dem hannibalischen Kriege die 
hellenische Auffassung zu Rom verbreitet war : Valer. 
Max. 1, 8, 6 dazu Liv. ep. 13 a. 476/278 Fabricii edicto 
supplicatio Marti est habita et a laureatis militibus . . . 
oblati auxilii tesämonium ei est redditum, 

3) dafs die Dedikation des Tempels durch den Duum- 
virn T. Quinctius vorgenommen wird. 

4) Auf welchen Tempel sollen wir sonst die Notiz 
beziehen ? Aust.] 



Spätere Tempel des Mars innerhalb 
der Stadt sind: 

£) der beim Circus Flaminius, erbaut 
von D. Iunius Brutus Callaicus, Konsul d. J. 
138 v. Chr., mit einer berühmten Kolossal- 
statue von Skopas' Hand, Plin. n. h. 36, 26: 
Mars est etiamnunc sedens colosseus eiusdem 
[ScopaeJ in templo Bruti Callaici apud cireum 
eundem. Praeterea Venus in eodem loeo nuda. 

10 Com. Nep. fr. 13P. bei Prise. 8 p. 383 H: Aedis 
Martis est in Circo Flaminio architeetata ab 
Hermodoro Salaminio. Schol. Bob. (z. Cic. pro 
Arch. 11, 27) p. 359 Or. Vol. Max. 8, 14, 2. 
Vgl. Brunn, Künstlergeschichte 1, 321. Becker, 
Top. 551. 

?j) Der von Augustus im Kriege gegen Bru- 
tus und Cassius „pro ultione paterna" gelobte 
(Suet. Biv. Aug. 29) und am 1. August (Bio 
60, 5 ; vgl. die ludi Martiales b. Suet. Claud. 4) 

20 des Jahres 752 u. c. (= 2 v. Chr.) dedicierte(s. die 
Stellen bei Becker, Topogr. S. 371 u. in O. I. L. 
I 2 , 1 p. 318) Tempel des Mars Ultor am Fo- 
rum Augustum (= forum Martis: Schol. 
luven. 14, 261) war einer der prächtigsten der 
Stadt und mit vielen Trophäen, Kunstwerken und 
Merkwürdigkeiten aller Art, namentlich auch mit 
einer Statuengruppe des Mars und der Venus, 
den göttlichen Ahnen des julischen Geschlechts 
(s. Sp. 2434), geschmückt (Ov. Trist. 2, 296: stat 

30 Venus Ultori iuneta, vir /== VulcanusJ ante 
fores. Fast. 5, 550 ff.). Mehr bei Gilbert a. a. O. 
3, 229 ff. und bei Ghambalu im Philol. N. P. 5, 
730ff. Hinsichtlich der zahlreichen für den Mars 
Ultor in Betracht kommenden Münzen vgl. die 
Nachweisungen von Boutkowski, Dict. numism. 
p. 294ff. S. auch C. I. L. 2, 6260, 2. 10, 403. 
■9-) Von diesem Tempel wohl zu unterscheiden 
ist ein zweiter kleinerer, ebenfalls dem Mars 
Ultor geheiligter, auf dem Capitol, den 

40 Augustus bereits im J. 734 = 20 v. Chr. zur Auf- 
nahme der von den Parthern zurückgegebenen 
Feldzeichen errichtete (vgl. Bio 
54, 8: xai vscov"ÄQSog TificoQOv 
sv %5t Kaitizmllcp . . . tiq'os 
%i[V täv CTJfiElW üvü&ioiv 
Kai if>r]cpioir7ivai ixilsvas v.ccl 
inoitjos, d. h. zur Aufnahme 
der von den Parthern zurück- 
gegebenen Feldzeichen). Vgl. 1} Mars Ultor in 

50 auch die Münzen bei Becker, seinem Tempel auf 
Topogr. Taf. 5 nr. 20 und dem Capitol (nach 
Cohen, Med. imp." 1, 89 ff. (wo 
das Heiligtum als Kundtempel 
erscheint); Mommsen, C. I. 
L. 1 p. 893 [ed. 2, 1 p. 318] 
und Peters Bemerkung zu Oe. fast. 5, 545 ff. 
im Anhang zu s. Ausg. S. 71. Gilbert a. a. O. 
3, 229, 5. 

i) Im Bereiche des capitolinischen Iuppiter- 

60 tempels befanden sich bekanntlich „die Altäre 
und Kapellen des Terminus und der luventas, 
ersterer im Pronaos der cella Minervae, letz- 
tere in derselben Cella nahe dem Bilde der 
Göttin" (s. die Stellen bei Becker, Topogr. 397 
Anm. 78). Hierzu fügt August, de civ. dei 4, 23 
noch Mars (Mars, Terminus et luventas, qui 
maiori et regi suo nullo modo cedere loco vo- 
luerunt). Ist dies vielleicht derselbe capitoli- 




Gohen, Monnaies de 

l'empire Romain 

S. 89, 193). 



2393 Mars (mittelital. Kulte: Tusculum etc.) Mars (südital. Kulte: Sarnnium etc.) 2394 



nische Mars, von dem Bio Gass. 41, 14 er- 
zählt: tiiQcivvol GHtjiiTQÖv te Aibg Kai ccaniSa 
kqüvos ts "Aqsog sv xm KaniTtaXCm (= am 
Giebel des Capit. Tempels? s. Fig. 8) dvaxsifisva 
. . slviiijvavrol Möglicherweise bezieht sich auf 
einen älteren capitolinischen Marskult die 
Notiz, dal's die Salier eine Feier auf dem 
Capitple veranstaltet hätten (Dion. Hai. 2, 70). 

%) Ein antistes sacerd. temp. Mart. eastror. 
pr. (also in der castra praetoria) wird genannt 10 
in der Inschrift C. I. L. 6, 2256; vgl. ebenda 
2819 und Gilbert a. a. 0. 3, 199. 

I) Mars und Venus als die eigentlichen 
Hauptgötter des Pantheons erwähnt Bio 
53 , 27 (vgl. Gilbert a. a. 0. 3, 116, 3). 

Über den flamen Martialis, der mit dem 
f. Dialis und Quirinalis zu den sog. flamines 
maiores gehörte, s. Marquardt, Staatsv. 3, 314. 
Alle drei flamines hatten, wie es scheint, beim 
Beschwören von Staatsverträgen zu funktio- 20 
nieren (vgl. Polyb. 3, 25). 

Tuscultim; vgl. die Inschrift C. I.L. 1, 63 
= 14, 2578 (= Henzen nr. 5674): M. Fourio. 
C. f. Tribunos militare de praidad Maurte (sie!) 
dedet. Ferner ist für Tusculum das Institut 
der Salier bezeugt von Servius (V. A. 8, 285: 
habuerunt sane et Tuseulani Salios ante Ro- 
manos). Der hier verehrte Mars hiefs, wie in 
Rom, Gradivus, CLL. 14, 2580/81. S. auch 
unter Praeneste. 30 

Aricia, in dessen Kalender der mensis 
Martius die dritte Stelle hatte (Ov.fast. 3, 91). 

Lavinium: Salierinstitut und flaminium 
Martiale, Mommsen, I. N. 2211 = C. I. L. 10, 
797; vgl. 4 p. 187. Vgl. auch C. I. L. 14, 4176 
und die- eigentümliche Gründungssage von Lavi- 
nium bei Bion. Mal. 1, 59, worin der lupus Mar- 
tius bedeutungsvoll hervortritt, Preuner, Hestia- 
Vesta S. 398 und 406. 

Lanuvium, C. I. L. 14, 4178 (auf einem 40 
Altare): Mavortio sacr. hoc Signum a servo 
tangi nefas est (vgl. z. B. Athen. 262° u. 263 a ). 
Eine der lavinischen ganz ähnliche Gründungs- 
sage erscheint auf einer von Preuner a. a. 0. 
399 u. 406 behandelten Münze des L. Papius 
Celsus (vgl. Babelon, M. c. 2, 283 f.). 

?Ardea, Serv. V. A. 7, 796: alii Saeranas 
acies Ardeatum volunt, qui aliquando cum pesti- 
lentia laborarent, ver sacrum voverunt etc. 

Laurentum. An diesem Sitze des mit 50 
Mars so nahe verwandten Picus (s. d.) war 
der Martius der 5. Monat nach Ov. fast. 3, 93. 

Ficana(?) b. Ostia, G.I.L. 14,309 (=Henzen 
7194): .... magistro ad Marte (sie!) Ficanum 
(vgl. unten Sp. 2428). 

Ostia; vgl. die Inschrift C. I. L. 14, 32 
(= 6, 479) und 33. 

Praeneste. Auch hier war, wie in der 
römischen Regia, die Lanze Symbol des 
Gottes, und ihre Bewegung galt als wich- 60 
tiges Prodigium nach Liv. 24, 10: hastam Mar- 
tis Praeneste sua sponte promotam. Vgl. auch 
Ob. f. 3, 92, wo unter Telegoni moenia entweder 
Praeneste oder Tusculum zu verstehen ist. Vgl. 
aufserdem die Inschrift C. I. L. 14, 2894/95. 
2918 = Arch. Ztg. 19, 133* und die praenesti- 
nische Vase mit einer eigentümlichen, auf die 
Kindheit des Gottes bezüglichen Darstellung, 



Arch. Ztg. 1885 S. 170 ff. C. I. L. 14, 4105 i; 
s. auch den Artikel Maris. 

Tibur. Die tiburtinischen Salier waren dem 
Hercules (und Mars? vgl. Sp. 2397, 33 ff.) ge- 
weiht, Serv. Verg. Aen. 8, 285; vgl. Macr. 3, 12, 
5ff. und Schol. z. Hör. ca. 1, 36, 11. Aus Tibur 
stammen die Weihinschriften C. I. L. 1 62 ab 
= 14, 3563 ab . Vgl. auch das Relief bei Casali, 
Be profanis et sacr. veteribus ritibus. Francof. 
1681 p. 85. Marquardt, Staatsverw. 3, 414, 2 
Vgl. Bd. 1 Sp. 3003 f. 

Ficulea. Inschrift C. I. L. 14, 4012: . . . 
usque ad Marti s . . . clivom stravi. 

Cora, 0. 1. L. 1, 1148: Q. Pomponius Q. f. 
L. Tulius Ser. f. praitores aere Martio eme- 
rufntj. 

Velitrae. Alter Marsaltar, auf welchem 
einer der ältesten Vorfahren des Augustus 
opferte, Suet. div. Aug. 1. 

Hernici, in deren Kalender der Martius 
die 6. Stelle hatte (Ov. fast. 3, 90). Von Ana- 
gnia, der wichtigsten Stadt der H., stammt 
das von Benndorf, Annali 1869 p. 70 Tav. 
d'agg. E herausgegebene Relief mit einer Dar- 
stellung von Saliern (Marquardt, Staatsverw. 3 
414, 1. 415, 1). 

Atina, G. I.L. 10, 5046: Marti siveNumi- 
terno . . . d. d. 

Samnium. Das ver sacrum ist bezeugt 
für die Samniter im allgemeinen wie im Be- 
sonderen für die samnitischen Stämme der Hir- 
piner (Strab. 250. Paul. Festi p. 106), Mamer- 
tiner (Festus 158. Strab. 
261; vgl. 268), sowie für 
Bovianum, und zwar 
sollte die Samniter von 
Bovianum der Stier des 
Mars (Nissen, Templum 
57), dieHirpiner der lupus 
([hjirpus) Martius geführt 
haben. Vgl. auch die 

Münzen von C S a (Gat. 2) Mamers (= Ares) mit 

Of the greeh COins in the Lorbeerkranz. Münze der 

Brit. Mus., Italy S. 69) Mamertiner von Messana 

und die der Mimer- (nach Catalogue of greek 

tiner von Messana (ib. mim [Sicilyl m > 8 >- 
Sieily 109 ff.) mit der Bei- 
schrift APEOI = MafisQtov d. i. Mamerti(s) (vgl . 
dazu Lykophr. 938 u. 1410 und Tzetzes z. d. St. 
Biod. Sic. 21, 32. Hesych. s. v. Mäfisgtog. Ft. 
Gud. 379, 12. Van: l. I. 5, 73. Fest. p. 130. 
131), sowie die Inschriften von Aeclanum, 
C. I. L. 9, 
1089; Tele- 
sia, ib. 2198 

Marti in- 
victo; endlich 

den pagus 
Martialis bei 
B e n e v e n t : 8) Mars bärtig! auf einer röm _ 

C.i.X/.9,1455, campan. Münze (nach Babelon, Monnaies 
1, 51; vgl. cons. 1 p. 10, 4). 

ebd. p. 129. 

Campania. Alter Tempel zu Capua, Liv. 
27, 23. Vgl. die oskischen Inschriften von 
Capua (mit den Formen Mamerttiar und Ma- 
merttiais = Martiales, Martii) bei Bücheier, 
Rhein. Mus. 44 (1889) S. 323 ff. Vgl. auch die 






4) Mars unbärtig, auf einer röm.- 
campan. Münze (nach Babelon, Monna, 
com. 1 p. 27, 34). 




2395 Mars (röm. Kulte i. 'd. Provinzen) 

römisch -campanischen Münzen bei Babelon, 
M. c. 1, 10. 25ff. u. Dilthey in Jahrb. d. V. 
f. AUertumsfr. i. Eh. (53) 1873 Sep.-Abdr. S. 12 
und C. I. L. 4, 879. Zu Cales gab es eine 
Martialis porta: C I. L. 10, 4650. 

Lucania. Vgl. die Münzen im Catal. of 
greek coins in the Brit. Mus,, Italy S. 224. 
Nach Strab. 228 u. 253 f. stammten die Lu- 
caner von den Samniten und Sabinern ab. 

Hinsichtlich 
der ältesten 
Bevölkerung 
s. Tropea, 
Storia deiLu- 
cani. Messina 
1894 S. 51 ff. 
Bruttii. 
Die Bewohner 
dieser Land- 
schaft waren 
nahe verwandt mit den Lucanern, Samniten 
und Sabinern (Strab. 228 und 253 f.). Auf den 
hierher gehörigen Münzen mit der Inschrift 
B^sxxlaiv erscheint oft Mars auf dem Obvers, 
während Bellona (= Nerio 
als seine Gattin? vgl. Gell. 
13, 23; Seneca frgm. 39 = 
Aug. civ. dei 6, 10 u. öfter) 
auf dem Revers abgebildet 
ist (Cat. of gr. coins in the 
Brit. Mus., Italy S. 323ff. 
Dilthey a. a. 0. S. 25; vgl. 
S. 28). Vgl. auch die Mün- 
zen der Städte Consentia 
(ib. 341) und Petelia (ib. 
372) und s. oben Bd. 1 Sp. 492 
Z. 46 ff. In dieser Land- 
schaft lag auch die Stadt Mamertium, die 
Heimat der schon oben genannten Mamertiner 
(s. unt. Samnium). 

B. Der Marskult in den römischen Provinzen. 
In den römischen Provinzen sind natürlich 
zwei theoretisch scharf zu sondernde Arten 
von Marskultus zu unterscheiden, je nachdem 
der daselbst verehrte Mars der von den Römern, 
namentlich von den römischen Soldaten, 
importierte echtitalische Gott oder ein alt- 
einheimischer, barbarischer und erst nach 
dem Eindringen der Römer mit deren Mars 
identifizierter war*). In der Praxis ist es 
freilich mitunter aus Mangel an näheren 
Nachrichten überaus schwierig, beide Kate- 
gorieen gehörig auseinander zu halten, doch 
werden wir als ziemlich untrügliches Merk- 
mal eines ursprünglich barbarischen Kultus 
die unlateinischen Beinamen ansehen dürfen, 
welche dem Gotte beigegeben sind, wäh- 
rend echtitalische und auf Kaisermünzen vor- 
kommende Beinamen in der Regel auf impor- 
tierte römische Kulte schliefsen lassen. Ich 
bemerke, dafs das nachfolgende Verzeichnis auf 
Vollständigkeit keinen Anspruch macht; nur 
das am meisten Charakteristische soll hervor- 

*) Vgl. über Marsstatuetten, die in den Eheinlanden 
gefunden worden sind, M. Ihm, Jahrb. d. V. von Alter- 
thumsfr. im Rheinl. 87 S. 27ff. und Friederichs, Berlins ant. 
Bildwerke 2 nr. 1925ff. 



5) Mars Gradivu8(?) 

oder Krieger, Münze 

der Brettier (nach 

Catal. of greek coins 

[Italy] 328, 74). 



Mars (röm. Kulte i. d. Provinzen) 2396 

gehoben werden; im übrigen verweisen wir 
auf die trefflichen Indices zum C. I. L. 

a) Echtrömische Kulte (und Beinamen). 
Einen solchen haben wir unzweifelhaft überall 
da anzunehmen, wo ein flamen Martialis auf- 
tritt, z. B. in Vienne (C I. L. 12, 1899), 
Gratianopolis (ib. 2236), Genava (ib. 2600. 2613) 
u.s.w., oder wo uns das echtitalische Institut der 
Salier begegnet, z. B. in Verona (CLL. 5, 
10 4492) und Sagunt (G. L L. 2, 3853f. 3859. 
38641), ebenso wohl meist auch da, wo der 
echtrömische (vgl. C. I. L. 6, 483 f. 11, 1919; 
Münzen des Pescennius Niger: Cohen, Med. imp. 2 

3, 410 nr. 48 Marti Augusto; des Gallien ib. 
5, 398 nr. 604; des Carausius ib. 7, 19 nr. 167) 
Beiname Augustus vorkommt, der nur selten 
(z. B. C. I. L. 3, 5097. 12, 3084. 2204. 1566) 
mit einem barbarischen Namen, wie Rudianus, 
Latobius und Lacavus, verbunden ist (vgl. 

20 z. B. d. Indices zu C I. L. 2. 3. 5. 7. 8. 12 
und Brambachs C. I. Ehen.). Weitere echt- 
römische Beinamen sind: 

Alator, C. L.L. 7, 85 (alator bedeutet eine 
bestimmte Art der venatores und pafst, wie 
unser 'Jäger', frz. 'chasseur', trefflich auf eine 
leichte Truppengattung, deren Aufgabe es ist, 
den Feind wie Jagdtreiber in einen Hinterhalt 
zu „treiben"). Vgl. auch den Mars Secutor 
und Comes bei Apuleius Met. 7, 10 u. 11. 
30 Amicus et Consentiens: C I. L. 3, 897. 

Auxiliator: C I. L. 3, 1443. 

Campester, 0. /. L. 2, 4083. Vgl. Ihm, 
Der Mütter- und Matronenkultus S. 86; s. unt. 
Sp. 2424. 

Conservator, 3, 1099. 1600. 5, 6653. 
8, 8390; vgl. unten Sp. 2424. 

Custos: C I. L. 3, 3232; s. unt. Sp. 2424. 

Dominus (?), 2, 3618. Vgl. Ihm a. a. 0. 
p. 98. 
40 Gradivus, 3, 6279. 5, 8236. 8, 2581. 14, 
2580 f. 

Invictus, 2, 2990. 3, 2803. 9, 2198; vgl. 
unten Sp. 2424. 

Leucetius oder Loucetius könnte zwar 
lautlich ein altrömischer Beiname sein, ist 
aber doch wohl besser als keltischer Beiname 
zu fassen (s. Sp. 2398). 

Magnus, 2, 3061, 2 (vielleicht Übersetzung 
eines cantabrischen Götternamens). 
50 Militaris, 7, 390 u. 391. Bhen. 467. 

Militiae potens, 8, 2634. Vgl. armipo- 
tens Verg. A. 9, 717. Auson. Monosyll. 7, de 
diis 6. Stat. Theb. 3, 344; bellipotens Stat. 
Theb. 3, 292. 577. 

Pacifer, 7, 219. 9, 5060. Arch. Ztg. 15, 30. 

Pater, 2, 2600. 3, 1600. Kernen, Atta 
p. CXLI. Vgl. die Kaisermünzen bei Cohen 1 

4, 35 nr. 311 (Sept. Sev.), 3, 420 nr. 45 (Albi- 
nus) etc. 

60 Sanctus, 2, 3337. 7, 884 (vgl. auch .die 
römische Inschrift 6, 480). 

ültor; vgl. ob. Sp. 2392 u. unt. Sp. 2425. 

Victor, 2, 2473. 7, 706. 926*(?). 992 f. 509. 
425. 8, 8439. 10716. Ehen. 138. 773; vgl. 
Jahrb. d. Eheini. AUertumsfr. 3, 113 ff. Arch. 
Ztg. 29, 173 und unten Sp. 2424. 

Echtrömische Kulte bestanden ferner am 
Zusammenflufs der Isara und des Rhodanus, 



2397 Mars (barbar. Kulte i. d. Provinzen) Mars (baibar. Kulte i. d. Provinzen) 2398 

wo Q. Max. Fabras Aemilianus nach seinem Kulte in Betracht (vgl. Flor. 1, 20- [= 2, 4]. 
grofsen Siege über die Gallier 121 v. Chr. Caes. b. Galt. 6, 17. Schal. Lucan. 1, 445), die 
zwei Tempel des Mars und des Hercules er- schon an ihren wohl meist auf bestimmte Ort- 
richtete (ßtrab. 185), sodann zu Actium, wo Schäften hinweisenden, barbarisches Gepräge 
Augustus nach seinem Siege „locum castrorum, tragenden Benennungen leicht kenntlich sind. 
quibus fuerat usus, exomatum navalibus spo- Wir erwähnen nur folgende: 
liis Neptuno et Marti consecravit (Suet. Aug. 18), Mars Albiorix (s. d.), 0. I. L. 12, 1300. 
ferner zu Colonia Agrippinensis, wo nach Suet. Orelli-Hengen 5867. 

Vitell. 8 u. 10 ein delubrum Martis stand, in — Arixo, Eev. arch. 1879, 2, p. 121. 

welchem verschiedene Reliquien, z. B. das 10 1882, 2 p. 351. 

Schwert Caesars und der pugio des Otho, auf- — Barreces (s. d.), 7, 925 (Britannia). 

bewahrt wurden, während es zweifelhaft blei- — Beladonn . . ., 12, 503. 

ben mufs, ob die Bezeichnungen Martis castra — Belatucader(rus?) (s. d), 7, 746. 

in Dacien (4m». 31, 11, 6) und Martis statio 885. 957. 318. Orelli 1966. 5879. Mehr Bd. 1 

in den Cottischen Alpen (Amm. 15, 10, 6; Itin. Sp. 755. D'Arbois de Jubainville, Le cyele 

Anton, p. 341 u. 357 Wess. Hin. Hierosolym. mythol. Irlandais S. 378 f. deutet den Namen 

p. 556. Hin. a Gadibus Bomam 4 Garrucei) als „beau quand il tue", 
den römischen oder einen barbarischen Gott an- — Braciaca, 7, 176. Or. 1357. 

gehen. Ferner können wir auch da mit einer — Britovius (s. d.), 12, 3082/3. 0/-.1356. 

gewissen Sicherheit römischen Kult annehmen, 20 — Budenic(us), 12, 2973; vgl. ib. 2972. 

wo Mars in Verbindung mit anderen bekannten — Buxenus, 12,5832. 

echtitalischen Gottheiten auftritt. Vgl. z. B. — Camulus (s. d.), 7,1103. Ehen. 164. 

Mars und Victoria, CLL. 3,5193. 4412. — Carioeiecus, 2, 5612. 

1098. 1600. 5790. 5897f. 7, 1068 u. 220. 8,2465. — Carrus Cicinus, 12, 356. 

C. I. Ehen. 1412. 1737. Vgl. Arch. Ztg. 27, 76. — Caturix (s. d), Ehen. 1588; vgl. den 

Iuppiter 0. M. und Mars, 3, 1080. 5307. gallischen Namen der Caturiges. 
2803. 8, 2465 (Iuppiter 0. M. , Iuno regina, — Cavabetius (= Cabetius oder Cua- 

Minerva, Mars, Victoria; vgl. auch ib. 4578). betius?), Mommsen, Arch. Ztg. 27, 29f. 29, 171. 

Mars und Minerva, 5, 4901. 5114. 7,1114 — Cemenelus, C. I. L. 5, 7871. 

(Mars, Minerva, Campestres, Hercules, Epona, so — Cocidius (s.d.), 7,286.643. 886. 977. 

Victoria). 8, 2636; vgl. auch Liv. 45, 33. Ap- — Condates (s. d.), 7, 420. 

pian Lib. 133 und unten Sp. 2408ff. u. 2434. — Corotiaeus (s. d.), 7, 93 a . Arch. Z. 

Mars, Hercules etc. (vgl. Strabon 185), 16, 136*. 
3, 5193; vgl. 7,1114. 8, 2498 (wo noch, ebenso — Dahus, Eev. arch. 1882, 2 p. 352. 

wie C. I. Elien. 646, Mercurius dazukommt, -^ Divannus u. Dinomogetimarus, 

der 5, 795 — vgl. Gregor v. Tours, Hist. Fr. 8, 15. Ihm a. a. 0. 54. 

Mirac. 2, 5. C. I. Ehen. 676. 1609 — allein neben — Dunas, Bull. d. i. arch. 1859 p. 86. 

Mars genannt wird). Vgl. Sp. 2425 u. 2435. 191. FLenzen 7416 y. 
Manche dieser Verbindungen finden sich auch — Giarinus, 12, 332. 

auf italischen Inschriften, z.B. 14, 2894 Deo 40 — HalamarS (s. d.), Ehen. 2028. Or. 

Magno Silvano Marti, Herculi etc. (Praeneste). 2002. 

, Eidlich werden wir auch da, wo ein Ge- — Harmogius(s.d.), 3, 5320.5672. 4014. 

nius Martis erscheint (z. B. 2, 2407. 8, 10716 — Lacavus (s. d.), 12, 3084. Or. 2018. 

[ßeni[o] MarftisJ victforisj etc.). 12,3081. — Latobius (s.d.), 3, 5320. 5321. 5097/98. 

Renzen, Acta fr. Arv. p. 72. 84. 86f.), echt- — Leherennus (s. d). 

italische Provenienz dieser Vorstellung anzu- — Lelhunnus (s. d.); vgl. Premier in 

nehmen haben (vgl. d. Art. Genius Bd. 1, 1619), Bursian- Müllers Jahresber. Bd. 25 (1891) S. 461. 
auch ist es wahrscheinlich, dafs da, wo Mars — Lenus (s. d.), Ehen. 840. Mehr ob. 

im Sinne von Genius aufzutreten scheint (12, Sp. 1942 f. 

2986: Marti suo Vakr.v. s. I. m.; 4221/2. 5377; 50 — Leucetius (s.d.) oderLoucetius, 7, 36. 

vgl. auch 8, 8438: Mars deus Augustus genius Ehen. 925. 929. 930. 1540. Or. 1356. 5898/99. — 

coloniae Martialis Sitifensis; ib. 2345: Genius Corssen, Ausspr. 2 1, 408 hielt den Beinamen für 

virtutum Mars Augustus conservator Galerii), echtitalisch, was er ja an sich auch sein kann, 

eine italische Idee zu Grunde liegt (vgl. Bd. 1 doch sprechen der Fundort der Inschriften und 

Sp. 1619). die in späterer Zeit ungewöhnliche Schreibung 

b) Nichtitalische Kulte in den Pro- mit dem Diphthonge eher für keltischen Ur- 

viüzen. Abgesehen von dem griechischen Ares sprung. Mehr unter Leucetius ob. Sp. 1982. 
(s. d.), der schon sehr frühzeitig mit Mars iden- — Leucimalacus(s.d.),5,7862u.7862 a . 

tificiert worden ist und dessen Kult und Mythus — L(I?)eusdrinus (s. d.), 12, 2 add. 

schon in Italien nicht unwesentlich beeinflufst öo — Litavis (s. d.). 

hat, kommen hier namentlich keltische*) — Mogetius, Bull, epigr. 1885 p. 149. 

*) Hinsichtlich des germanischen Mars = Ziu (Tyr) Gesch. u. Syst. d. altd. Ret. 68. 96. 195 f. 225 ff. Über den 

oder Wodan vgl. Tac. ann. 18, 57. Hist. 4, 64. Germ. 9 und Mars (Ares) der Lusitaner s. Strab. 155, der Accitaner in 

andere von Grimm, Deutsche Myih. 3 S. 39 und 178 f. El. Spanien Macrob. 1, 19, 5 (simulacrum Martis radiis orna- 

Nugo Meyer, German. Mythol. S. 220ff. u. s. w. 232, Mogk tum . . . celebrant, Neton vocantes), der Aigypter (Krtosit) 

in Pauls Grundr. d. german. Philol. 1 S. 1054 gesammelte Cedren. 1 p. 295, 24 Bonn., (vgl. Wiedemann, Herodots 2. Buch 

Stellen. Vgl. auch den Sp. 2399 angeführten Mars Thingsus, 264f.) der Thraker -und Skythen Cornutus p. 121 Osann; 

den z. B. Scherer für germanisch hält, sowie W. Müller, mehr bei De Vit, Onom. unter Mars § 10 — 15 u. 40. 



2399 Mars (als Frühlingsgott: Feste) Mars (als Frühlingsgott: Feste) 2400 

Mars Nabelcus, 12, 1169ff. der ancilia, der heiligen Schilde des Mars 

— Nodon, 7, 138. Vgl. Hübner, Jahrb. (caelestia Martis arma, Od. fast. 3, 259), vom 
des Vereins der Altertumsfreunde im liheinl. Himmel gefallen sein sollte (vgl. Ovtd.fast. S, 
66 g 29 ff 259. 373 und den Kalender bei Merkel, Uvid. 

— Ölludius, 7, 73. Olloudius, 12, 166. fast. p. LV „Casus ancilis"), sowie dafs am 
* 167 1. März die Salier, die Priester des Mars, die 

— Riga(?): C. I. L. 7, 263 a ; s. Marriga. aneilia hervorholten (ancilia movere), um mit 

— Bigisamus, 7, 61. denselben den Waffentanz aufzuführen (Lydus 

— Rudianus, 'l2,'l566. 2204 u. Hirsch- de mens. 3, 15: xrjv xov Magxiov nQwznv jjfif- 
feld z. d St. 381/2. 341 add. 10 gav ... n«»' r\v neu za oiria a&og uvxoig 

— Segomo, Bull. d. i. arch. 1859 p. 86. ntvetv. ib. 4, 29: naxu äs xr\v ngox^ xov 
Hemm nr. 7416y. Magxiov ^rjvbg .... wtvovv . . . xa onla; 

— Seinnus Cos(us?), 2, 5960 (= 3588). vgl. Minuc. Fei. Oct. 24 u. s. w. bei Mar- 

— Sinatis, 3, 5320. quardt a. a. O. S. 414,7). „,-,., „„„ , 

— Thingsus, ein germanischer 2) Ob, wie Preller, Rom. Myth. ä 1, 362, 4 
(friesischer) Gott = Tyr (Ziu); vgl. Arch. Ztg. und Foggini annehmen die Notiz des Kalend. 
42, 74. Bull, epigr. 1884 p. 49. El. H. Meyer Praen. zum 7.März [\edi]0VI ARUb VkDlU- 
a a 0. S.170. Mogk a.a.O. S. 1056 (Sp. 2397 VIS INTBR DVO LVCOS auf ein Marzfest 
Anm*) Weitere Litteratur s. b. Preuner in schliefsen läfst, ist unsicher, da Mommsen C 
Bursian-MüllersJahresber.Bä.25(lsn)SA<i2l 20 I.E. 1 p. 388 [ed. II p. 311] die Lesart AR1IS 

— Toutates, 3, 5320. 7, 84. Lucan. 1, nicht zu Martis ergänzt, sondern darin eine 
444 u. Schol. Vgl. Ihm, Matronenkultus 19. Verderbnis aus aedis vermutet (mehr bei Preller- 
D'Arbois de Jubainville, Le cycle mythol. Ir- Jordan 1, 265, 1). 

landais 378f. 3 ) Am 9 - März fand abermals eine beson- 

— Tritullus, Ihm a. a. 0. 30. dere Festfeier seitens der Salier statt (vgl. 
Vintius 12 3 (zu Vintium gefunden). Arma ancilia movent: Calend. Philoc). 

Or 1356 2066 ' ' 4 ) Der 14 - Mä rz spielte eine hervorragende 

Rolle im Kult des Mars. ErhiefsnachdemCaZe»id. 

II) Mars als FrüMingSgott. Philocali Mamuralia (vgl. auch das saerum 
(Vgl Preller- Jordan 1, 339ff. Röscher, Studien so Mamurio in den Menologia rustica; Serv.V.A. 7, 

f verql. Mythol. d. Griech. u. Römer 1 S. 45-51). 188. Marquardt 416, 8. Usener Eh. Mvs.W, 

Diese Bedeutung des Mars ergiebt sich aus 209 f.) und galt dem vermeintlichen göttlichen 

einer Menge von Thatsachen, welche -wir im Schmiede der Ancilia, dem Mamunus (s. d.), 

Folsenden eingehender zu erörtern haben: welcher an diesem Tage m Gestalt eines echt 

vor allem- winterlich mit Fellen bekleideten Mannes von 

a) aus der Zeit seiner hauptsächlichsten Feste, den Saliern mit Stäben oderRuteu aus der Stadt 
welche in den Frühling, und zwar namentlich „zu den verhaßten Oskern" (iProp. 5, 2, 61 tt. 
in den nach Mars benannten Monat Martius, und Usener a. a. 0. 210) hinausgejagt wurde; 
fallen; sodann: vgl. Lyd. de mens. 4, 36 P-"Bft.E.i J» 1 - !?• 

b) aus der Weihe des ver saerum, d. h. samt- 40 124 ff. eiSoig accgxioig sogxr) zfios(uoer daslalscne 
licher Erzeugnisse und Geburten des Frühlings, Datum s. Usener a. a. 0. 211, 2 und Marquardt 
gewöhnlich der beiden Monate Martius und 416, 8) Sia xr\v iisaofirjvtav . . . rjysro »s*at 
Aprilis (Liv. 34, 44), an Mars. av&Quxog Tzegißsßlrj^vog Sogaig, »cu xovxov 

r ^naiovgäßäoigliv%aCgim,^rjKsei(\'g\.Marquardt 

a) Die Frühlingsfeste des Mars. 415, 1) Ma^ovgiov aixbv %alovvzeg. Darauf 

Vgl. Marquardt, Staatsv. 3, 410ff. 548f. Preller- erzählt Lydus die bekannte Legende vom 

Jordan 1 361ff. Wissowa, De feriis anni Schmied Mamunus, dem Verfertiger der dem 

Born vetustissimi observ. sei. Marburger Lee- ursprünglichen heiligen Schilde nachgebildeten 

tionskatal. Sommer 1891, der darauf hinweist, ancilia, und fährt alsdann so tort: o&sv nag- 
dafs die Equirria (ursprünglich am 15. März, 50 oipidgovzsg oi noUol, «1« xoig xvnxofisvoig 

entsprechend dem equus October am 15. Okt.), Siayslüvttg, yaoiv, cog xov MapovQiov avxm 

die Quinquatrus (am 19. März, entsprechend nui&isiv ol zvmovzeg. loyog yag nai avxov 

dem Armilustrium am 19. Okt.) und das Tubi- inaivov Mafiovgtov, övc X sga>v xivav ngoons- 

lustrium (am 23. März) durch die gleiche An- aövxcov iicl zfi xmv ag%sxvitmv ay%ilimv (sonst 

zahl von ie 3 Tagen von einander getrennt ist nur von einem ursprünglichen Ancile die 

waren Rede) anoG%iau xoig Pcopai'oig, xut.oaevov 

1) Das Fest des 1. März. Dafs die Kaien- gußSoig i*ßlri9i]vcu 1% rcdXsros (vgl. Usener 

den des Martius als Geburtstag des Mars (natalis 212, 4 und Marquardt ara. ) Sero, zu Am. 7, 

Martis- Calend. Philocali und Constantini, vgl. 188 erzählt die Legende von Mamunus mit dem 

Feriae Marti- Cäl. Praen., CLL. 1 p. 387 (ed. II 60 Zusatz: „cui et diem consecrarunt, quo pellem 

p 310) und Marquardt, Rom. Staatsverw.3, 548) virgis caedunt ad artis [1. e ferranae] similt- 

galten ist uns nicht blofs in den Kalendern tudinem. Ausdrücklich werden die balier als 

ausdrücklich bezeugt, sondern es folgt auch Austreiber des Mamurius bezeichnet ;bei Minuc. 

mit Sicherheit aus der Feier der Matronalia, Fei. Octav. 24,3: alii [Saht?] meedunt pileati 

welche der Iuno Lucina, d.h. der göttlichen scuta veter a arcumferunt, pelles caedunt. Vgl. 

Mutter des Mars (die ihn an diesem Tage ge- außerdem Ovid. fast. 3, 371 - 392 Dum. Hai. 

boren haben sollte, vgl. Iuno), galten. Ferner 2, 71. Festus Pauli p. 131, 7. Plut. Num 13. 

wissen wir, dafs an diesem Tage das Prototyp Wir wissen überdies, dafs der Name des Ma- 



2401 Mars (als Frühlingsgott: Feste) 

murius in der Form Mamuri Veturi den stehen- 
den Refrain des Salierliedes bildete (Plut. u. 
Festus a. a. 00. Ovid. fast. 3, 389 f. Varro l. I. 
6, 46) und dafs auch sein Fell in dem Liede 
erwähnt wurde (Fest. p. 210, 5:pesciain saiiari 
carmine Aelius Stilo dici ait capitia ex pellibus 
agninis facta, quod Graeci pelles vocent nioKrj. 
Usener a. a. 0. 212). Eine Statue des Mamu- 
rius zwischen dem Capitolium vetus und dem 
templum dei Quirini, also in Regio VI, er- 
wähnen das Curiosum urbis B,. bei Becker, 
Topogr. p. 713 und die Notitia (regionum). Vgl. 
darüber Gilbert a. a. 0. 1, 281, 1. 3, 370, 2 und 
Hülsen, Bhein. Mus. 1894 S. 416f. 

An demselben Tage (14. März) fanden nach 
dem Gal. Maff. Esq. und Vatic. (vgl. Ov. fast. 3, 
519) sog. Equirria oder Ecurria zu Ehren des 
Mars auf dem Campus Martius statt (vgl. Varro 
l. I. 6, 13: ecurria ab equorum cursu; eo dieenim 
currunt in campo Martio. Fest. p. 81. 131. Ov. f. 
3, 519 ff.). Übrigens ist zu bemerken, dafs schon 
vor dem 1. März, nämlich am 27. Februar, 
ein gleiches Wagenrennen zu Ehren des Mars 
auf dem Marsfelde stattzufinden pflegte (Cal. 
Maff. Caer. Ov. f. 2, 857 ff.), wahrscheinlich als 
Vorfeier der Märzfeste in der Zeit, wo der 
Frühlingswind Favonius weht und die Schwal- 
ben wiederkehren (vgl. Plin. n. h. 2, 122. 16, 93). 

5) Auf den 15. März fällt das Fest der zu 
Mars in engen Beziehungen stehenden Anna 
Perenna (vgl. Cal. Vatic. Feriae Annae Peren- 
nae Via Flam. ad lapidem primum, C. I. L. 1 
p. 322. 388 = ed. II p. 311 f.), welches vor den 
Thoren der Stadt in einem pomiferum nemus 
(Martial. 4, 64, 17) an der Via Flaminia be- 
gangen wurde. Vgl. Macrob. 1, 12, 6: publice 
et privatim ad Annam Perennam sacrificatum 
itur, ut antiare percnnareaue commode liceat; 
Lydus de mens. 4, 36: sv%ocl Srnioaiai vtisq 
tov vyisivov ytvie&ca zov iviavtöv. Die 
mythische Motivierung des Festes, an wel- 
chem das Motiv einer an Stelle der jugend- 
lichen Nerio (= Minerva) dem liebenden Mars 
zugeführten Alten (= Anna) bedeutsam hervor- 
tritt, liefert ans Ovid. fast. 3, 523 ff. Vgl. 
den Artikel Anna oben Bd. 1 Sp. 355 ff., Usener, 
Rhein. Mus. 30, 182 ff. und jetzt auch Wissowa 
in PaulysB. I 3 Sp. 2223 ff. 

6) Es folgt jetzt die Feier des 17. März, 
welche nach Masurius bei Macrobius 1, 4, 15 
von den pontifices agonium Martiale ge- 
nannt wurde (vgl. Varro 1.1. 6, 14: in libris 
Saliorum, quorum cognomen Agonensium, for- 
sitan hie dies ideo appelletur potius Agonia 
und Kai. Vatic. und Caer.: UBeralia AGONta). 
Da agonium ganz allgemein das Opfer und agonia 
das Opfertier bedeutet (vgl. Marquardt 3, 310, 5), 
so haben wir uns an diesem Tage ein gröfseres, 
dem Mars geheiligtes Opfer vollzogen zu denken. 
Dafs dasselbe auf dem Mons AgonuB = Quirina- 
lis stattfand und dafs bei demselben vorzugs- 
weise die quirinalischen Salier beteiligt waren, 
wie Preller 3 1, 363 meint, ist nicht unmöglich; 
dagegen braucht nicht notwendig die Bezeich- 
nung als agonium Martiale zu sprechen (vgl. 
ob. Sp. 2387 f. Anm.*). Vgl. auch Gilbert a. a. 0. 
1, 223ff. u. 297ff., der Agonia von äycöv ableitet 
und darunter einen Wettkampf versteht, welcher 

Boschbb, Lexikon d. gr. u. röm. Mythol. II. 



Mars (als Früilingsgott: Feste) 2402 

an jenem Tage zwischen den Palatinischen 
und Collinischen Saliern stattgefunden habe. 

7) Vom 19. März heifst es im Kai. Vatic. 
QVINQ. FERIAE MAR und bei Verr. Fl. Fast. 
Praen. [Sali] FAC1VNT IN COMITIO SALTV 
adstantibus ^owTlFlCIBVS ET TRIB CELE- 
Rwm. Ferner erfahren wir aus Charisius (1 
p. 81 Keil), dafs an diesem Tage (ebenso wie 
am i9. Oktober) eine lustratio der ancilia 

io (= armilustrium) stattfand (Char. a. a. 0. quin- 
quatrus . . . a quinquando, id est lustrando, quod 
eo die arma ancilia lustrari sint solita; vgl. 
dazu Preller -Jordan 1, 364, 3, der diese lu- 
stratio, der späteren Bedeutung der quinquatrus 
als eines ötägigen Festes entsprechend, auf 
den 23. März [tubilustrium] verlegt). Wir 
haben uns demnach die Salier an diesem Tage 
auf dem Comitium in Anwesenheit der Ponti- 
fices und des Tribunus Celerum tanzend und 

20 opfernd zu denken (vgl. Varro l.l. 6,85: Salii 
a salitando, quod facere in comitio in sacris 
quotannis et solent et debent). Eine Vermutung 
über die Bedeutung des Comitiums in diesem 
Zusammenhange s. bei Preller - Jordan 1, 364 
(vgl. auch Marquardt 3, 417 und Gilbert a. a. 0. 

1, 141, 3). 

8) Eine ganz besondere Rolle im Mars- 
kultus scheint ferner die Feier des tubi- 
lustrium am 23. März gespielt zu haben. An 

30 diesem Tage nämlich wurden nicht blofs von 
den Saliern, die an diesem Tage einen neuen 
Aufzug hatten {Lyd. de mens. 4, 42 = p. 206 R.), 
die beim Gottesdienst gebrauchten Tuben (nach 
Preller 1, 364, 3 auch die ancilia), zu denen auch 
der in der Curia Saliorum Palatinorum auf- 
bewahrte lituus des Romulus gehörte (vgl. 
Cic. de div. 1, 17, 30. Fasti Praen. 23 Marl, 
(feriae) Marti etc.), im sogen, atrium suto- 
rium auf dem Palatinus (Varro 1. 1. 6, 14. Fest. 

40 p. 352 a . Fast. Praen. a. a 0. in atrio sutorio 
tubi lustrantur; vgl. Gilbert a. a. 0. 1, 141, 1) 
lustriert, sondern auch eine gemeinschaft- 
liche Feier des Mars und der Nerio (s. d.) 
(Neria Nenne) veranstaltet, welche Göttin 
schon frühzeitig mit Minerva identificiert wurde 
(Ov. fast. 3, 849 ff. Io. Lyd. 4, 42. Usener 
a. a. 0. S. 221 ff. Merkel z. Ov. f. p. CCXLIV). 
Die Stellen der Schriftsteller, welche uns ein 
Urteil über diese Feier ermöglichen, sind fol- 

50 gende: Lyd. de mens. 4, 42: xy jrpo äina »a- 
luvSätv 'Angillmv ■x.a&agfibg eulniyyos Kai ki- 
vr\Big xäv oitlcov «ai tifiai. Agsog %ai NcQivrjg. 
Porph. ad Hör. ep. 2, 2, 209 : Maio mense religio 
est nubere et item Martio (wohl nicht während 
des ganzen Martius, s. Sp.2406), in quo de nuptiis 
habito certamine a Minerva (— Nerio) Mars 
victus est: obtenta virginitate Minerva Nerine 
est appellata. Wenn wir nun hiermit andere 
Stellen kombinieren, worin von einer Ehe des 

60 Mars und der Nerio die Rede ist (Plaut. Truc. 

2, 6, 34. Licinius Imbrex u. a. bei Gellius 
n. a. 13, 23. Mart. Cap. p. 1, 4), und ferner be- 
rücksichtigen, dafs nach einem ehrwürdigen, 
bei Gellius a. a. 0. erhaltenen Bruchstücke 
römischer Annalen Hersilia während des Kam- 
pfes zwischen Römern und Sabinern zu Neria 
Martis als zu einer Ehegöttin fleht, deren Ehe 
mit Mars ebenfalls auf einem Raube beruhte, 

76 



2403 Mars (als Frühlingsgott: Feste) Mars (Bedeutung der Frühlingsfeste) 2404 

während noch am Feste der Anna Perenna der Suchen wir uns nunmehr der Bedeutung 
verliebte Mars durch diese als Minerva (= Ne- dieser in den Frühling*) fallenden Mars- und 
rio) verkleidete Göttin gefoppt worden war, so Quirinusfeste bewufst zu werden , so treten 
ist es (wie Usener a. a. ü. S. 223ff. u. Boscher, nns aufser der Idee der Geburt des Gottes 
Apollon u. Mars S. 50 vermutet haben) höchst bei Beginn des Frühlings und seiner das Ge- 
wahrscheinlich, dafs die gemeinschaftliche Feier deihen des Getreides fördernden Wirk- 
des Mars und der Nerio dein nach mythischen samkeit folgende Thatsachen bedeutungsvoll 
Kämpfen (habito certamine a Min. victus est; entgegen: 

vgl. Beifferscheid, Annali 1867 359) und Ent- a) Die Waffentänze und Umzüge der mit 
täuschungen endlich erfolgten glücklichen io den (zwölf) ancilia versehenen Marspriester- 
Ehebunde beider Gottheiten galt, welcher schaff, der Salier. 

Ehebund, wie es scheint, eine prototypische b) Die Hinausprügelung eines mit Fellen 

Bedeutung, wie der griechische hqbg yäfiog, bekleideten Mannes Namens Mamurius. 

hatte (Usener a. a. O. 227 f.). c) Die nach allerlei Kämpfen und Ent- 

9) Der Abschlufs der Marsfeste im März er- täuschungen, namentlich seitens einer die Rolle 
folgte am 24. dieses Monats, dem sogen, regifu- einer jugendlichen Liebhaberin spielenden Alten 
gium, an welchem Tage die Salier an einem (Anna), erfolgte Hochzeit und Ehe mit der Ehe- 
Opfer des rex sacrorum auf dem Comitium betei- göttin Nerio. 

ligt waren (vgl. Fest. p. 278 u. ib. S. 403. Mar- d) Die Frühlingswettrennen (equirria). 
quardt a. a. 0. 418. Preller-Jordan 1, 364f.). 20 e) Das Ver sacrum. 

10) In den zweiten Frühlingsmonat Aprilis Wir wollen jetzt versuchen alle diese cha- 
fielen die Robigalia, d. h. die Feier des Robi- rakteristischen Frühlingsbräuche nach Analogie 
gus (Robigo), d. i. des Abwehrers des Mehl- der namentlich von Mannhardt (Baumkultus 
taus, und zwar auf den 25., um welche Zeit, d. Germanen 1875. Wald- u. Feldkulte 1877. 
wie Plin. n. h. 18, 285 (vgl. ib. 18, 275) sagt, Mythol. Forschungen 1884) und Usener (Ital. 
segetes robigo occupat (vgl. Ov. fast. 4, 901 ff. Mythen. Bhein. Mus. 30, 182 ff.) trefflich er- 
und den Artikel Robigus). Aus TertulHan de örterten germanischen, slavischen und roma- 
spect. 5 (Post hunc [i. e. Bomulurri] Numa Pom- nischen Frühlingsriten, zu denen noch die 
pilius Marti et Bobigini fecit) ersehen wir, von Boscher, Apollon und Mars S. 45 ff. be- 
dafs an diesem Tage neben Robigus auch so handelten griechischen hinzukommen, zu be- 
Mars als Abwehrer dieses Schadens, wie auch greifen. 

bei den Ambarvalien (s. u.), angerufen wurde. Zunächst gewahren wir bei genauerer Be- 

Wie Mommsen, C. I. L. 1, 392 (ed. II p. 316 f.) trachtung eine sehr auffallende Verwandtschaft 

und Marquardt (3, 551, wo die übrigen auf dieses des apollinischen und martialischen Kultus. 

Fest bezüglichen Stellen gesammelt sind) ver- Wie nämlich der ebenfalls als Frühlingsgott 

muten, ist Robigus ursprünglich weiter nichts, verehrte Apollon nach uralter delphischer Sage 

als eine Indigitation des Mars Silvanus oder im ersten Frühlingsmonat des delphisehen Jah- 

Rusticus, was auch dadurch bestätigt wird, res, am 7. Bysios geboren sein sollte (Boscher 

dafs der flamen des Quirinus, des sabinischen a. a. 0. S. 36f), so feierte man auch in Italien 

Doppelgängers des Mars, bei dieser Feier eine 40 am ersten Tage des jenem delphischen Monate 

Rolle spielte (Ov. fast. 4, 910). Wenn daher genau entsprechenden Martius den Geburts- 

Gellius n. a. 5, 12, 14 sagt: in istis autem diis, tag des Mars, und zwar in einer Weise, welche 

quos placari oportet, uti mala a nobis vel a entschieden an die apollinische Geburtstags- 

frugibus natis amoliantur 'Averruncus' quoque feier zu Ortygia bei Ephesos (Strabon 639 u. 

habetur et 'Bobigus\ so ist unter dem Aver- 640. Tac. ann. 3, 61. Boscher a. a. 0. S. 39. 

runcus wohl Mars oder Quirinus zu werstehen Usener, Bh'ein. Mus. 1894 S. 464ff.) erinnert. 

(vgl. Varro l. I. 7, 102 und Preller - Jordan 1, Den Kureten, welche nach Strabon a. a. 0. 

340, 3). Mehr über die Bedeutung der Riten die Geburt des Gottes mit ihren Waffen- 

am Robigalienfeste bei Mannhardt, Mythol. tanzen gegen feindliche Dämonen (namentlich 

Forsch. S. 107 f. Auch hier tritt uns wieder 50 die Hera) unterstützen sollten und bei der jedes 

eine merkwürdige Übereinstimmung zwischen „_. „. *, , , , , . , o , n < T »i» 
,, -,»,,, • j i_ j- ) Tgl. Nissen, Ital. Landeskunde 1 S. 40i: „Im Alter- 
Mars und Apollon entgegen, indem auch dieser tum ' muft der winterBcUaf langer gedauert haben [als 

Gott als EQV&lßwg und Sl.raXv.ag, d.h. als jetzt, Tgl. S. 400 f.]. Wenn der Februar als Totenmonat 

Abwehrer des Kornbrandes (sQVOl'ßrj) und galt, so deutet dies auf die noch währende Ruhe der 

Schützer des Getreides (Boscher, Apollon und Vegetation hin. Freilich konnten die alten Römer am 

Mars 62) verehrt wurde. 21 > Februar den Manen schon Veilchen opfern (Off. /. 2, 

11) Nach dem Kalender des Julius Caesar 539 >- Aber mit dem i. März, dem Geburtstag des 

und Ovidius (Vgl. Mommsen, Chrono S. 300 Ackergottes M ars, begann nach der urs^ünglichen 

„., •», . V ,P , . t-, ■ » w - i -, nationalen Anschauung das neue Jahr: offenbar des- 

— 304. Peter, Ov. fastor. libri sex* Einleitung halb weil das Weben des Lenzes sich ent jetzt 

S. 22 f.) reicht der Frühling VOm 7. Oder 10. Fe- 60 machtvoll zu äufsern beginnt. Seine volle Schön- 

bruar bis 9. oder 10. Mai; wir sind daher be- heit entfaltet er im April und Mai, den blütenreichsten 

rechtigt, in den Bereich der Frühlingsfeste Monaten", u. s. w. S. 405 : „Tn gemäfsigten Ländern, er- 

auch die dem sabinischen Mars oder Quirinus klärt Galen (xvhb 613 Kühn), ist der Frühling die beste 

geltenden Quirinalia (C. I. L. I 2 , 1 p. 310) [d. h. gesundeste] Jahreszeit (vgl. Uippokr. 3, 721 Kühn)." 

• l i, ..fr-n-u i j-X S. 407: ..Die Fruchtbarkeit erweist sich am gröfsten im 

zu ziehen, welche am 17. Febr., also um die °- . ", . z . „ _. . «„),„,♦„„„,,<„* x„ r 

r. .. ,' ,, . ,. - i T-i • i j_ i April, Mai, Juni." „Die meisten Geburten zeigt der 

Zeit, wo der Fruhlingswmd Favonius weht und p^^ w ' eil damlt d ie Empfängnis in den Mai fällt, 

die Schwalben wiederkehren (Plin. n. h. 2, 122. die wenigsten der Juni, der im entsprechenden Verhält- 

16, 93), gefeiert wurden. nis zum September steht." 



2405 Mars (Bedeutung der Frühlingsfeste) Mars (Bedeutung der Frühlingsfeste) 2406 

Jahr stattfindenden Feier festliche Gelage und Berlin 1871 S. 6 ff. (vgl. Mannhardt a. a. 0. 546. 

Opfer veranstalteten (Bd. 2 Sp. 1606 f. 1613), ent- MytK Forsch. 198 und jetzt auch Dsener, Bh. 

sprechen auf das genaueste die Salier mit ihren Mus. 1894 S. 461 ff. bes. 464 ff., nach, dem die 

Waffentänzen (auch Dion. Hai. 2, 71 nennt den Vorstellung vom tanzenden Sonnengotte 

Saliertaoz einen y.ovQT)Ti.op6s; vgl. Sp. 2427*), den Brauch hervorrief, „das aufgehende Gestirn 

Opfern und sprichwörtlich gewordenen Schmau- an dem Tage, wo es einen neuen Lauf anzutreten, 

sereien (Marquardt 3, 415, 6—9), während ihre also neu geboren schien, mit feierlichem Tanze 

Lieder mit dem steten Eefrain Marnuri Veturi zu empfangen"). Die Umzüge der bewaff- 

offenbar den apollinischen Frühlingspäanen ana- neten salischen Priesterschaft sollten, wie auch 
log sind, worin der Gott mit 'lr\ Ir\ Ucaav an- 10 Mannhardt, Myth. Forsch. S. 198 meint, den 

gerufen zu werden pflegte (s. Boscher, Apollon nach harten (mythischen) Kämpfen erfolgten 

u. Mars S. 32 u. 35). Fragen wir nach der Be- siegreichen Einzug der Genien des Frühlings 

deutung dieses eigentümlichen salischen Waffen- und Neujahrs zur Darstellung bringen, wo- 

tanzes (xovQTjTia(iög), so kann es kaum zweifei- bei in Betracht zu ziehen ist, dafs der März 

haft sein, dafs sie der Geburt des Mars als nicht blofs die Zeit der Neugeburt des Früh- 

Frühlingsgott galten, den man, ebenso wie lingsgottes, sondern auch der Monat der nach 

Apollon, von der dämonischen Gewalt des der Ruhe des Winters wieder beginnenden 

Winters gefährdet glaubte. Das erhellt nicht Kriegszüge ist*) (vgl. Marquardt 3, 414, 3. 2, 

blofs aus der Bedeutung ähnlicher Waffen- 91. Unger, Zeitrechn. S. 610). Dafs man 
tanze im Kultus des kretischen Zeus, deren 20 sich den jungen Mars unmittelbar nach seiner 

Identität und Beziehung zum Frühling aufser Geburt, ebenso wie Apollon (gegen Drachen 

allem Zweifel steht (vgl. Welcher, Gö'tterl. 2, 218 oder Riesen, vgl. Boscher, Apollon und Mars 

—244. Preller-Robert, Gr. Myth. 4 1, 132—135. S. 3 9 ff.), kämpfend dachte und seine kriege- 

Boscher a. a. 0. 47 Anm. 94; s. ob. Sp. 1613), rieche Bedeutung (ähnlich wie die des Apollon, 

sondern auch aus der schon von Preller (a. a. 0. vgl. Boscher 70ff.) aus eben diesen Kämpfen 

S. 134 u. 458 Anm. 2) gemachten Beobachtung, gegen die Dämonen des Winters ableitete, 

dafs derartige Ceremonieen fast immer den scheint in der That aus mehreren spärlichen 

Sinn eines (xicoTQonaiov haben, indem man Andeutungen des Kultus und Mythus hervor- 

ihnen einen schützenden Einflufs gegen die zugehen. Erstens wissen wir nämlich, dafs 
Gefahren unheimlicher Mächte zuschrieb , da- so während der Zeit der salischen Waffentänze 

her sie z. B. beim Aufgange des Sirius und das römische Heer nicht marschieren und 

bei Mondfinsternissen eine Rolle spielten. Dafs keine Schlacht liefern (Marquardt 3, 418 f.) und 

der Klang des Erze und der Trompeten, mit die Flaminica Dialis, das menschliche Ebenbild 

welchem Mars von den Saliern im März ge- der Iuno, der Mutter des Mars, weder ihr Haar 

feiert wurde (lo. Lyd. de mens. 4, 27: &sga- machen, noch ihre Nägel schneiden, noch ihren 

nsvsxai 8s 6 "Jgrjg Tj^ots oitlav xal aüX- Mann berühren durfte, zweitens dafs alle bis etwa 

niy^i %. x. I. ; mehr bei Marquardt a. a. 0. zum 23. oder 24. März, dem Tage der gemein- 

414. 415 u. 418), eine Abwehr bedeutet, hat schaftlichen (Hochzeits-?) Feier des Mars und 

schon 0. Jahn (in den Ber. d. Je. sächs. Ges. d. der Nerio und der Bergung der ancilia, ab- 
Wiss. 1855 S. 79) dargelegt. Vgl. auch die 40 geschlossenen Ehen für bedenklich galten (Mar- 

klingenden Glocken und Schellen in den von quardt a. a. 0. S. 419), während die Eheschlie- 

Mannhardt, Baumkultus S. 546 — 548 (s. auch fsungen nach Bergung der heiligen Schilde 

Usener S. 196) behandelten Frühlingsgebräuchen (conditis ancilibus, Ov. fast. 3, 3951) für glück- 

des „Kornaufweckens", „Perchtelspringens" und bedeutend galten, weil, wie Ovid. a. a. 0. aus- 

„Faschingsumlaufs", bei dem auch Schwerttänze ,, t, ,. . , , . .. 

" , TT *?. t, f J. . . . . „ i i ,-»*- *) üs haben also diejenigen romischen Antiquare, 

und Umzüge Bewaffneter nicht fehlen (Mann- welche den Marz al8 ersten Monat de8 roml9chen Jahre ^ 

hardt a. a. 0. S. 641 U. 546), in romanischen durch Hinweis auf die kriegerischen Eigenschaften des 

Und germanischen Gegenden. Noch jetzt ziehen Mars erklären wollen (Fest. p. 150 s.v. Martins mensis. Ovid. 

z. B. zu Castasegna an der lombardischen Grenze /<*«'■ 3, 79 ff.), wenigstens teilweise Becht. Vgl. Gilbert 
am 1. März alle Knaben, mit papiernen Offiziers- 50 a - a - °- *> 142: » Tl1 zwei Trioden vollziehen sich die 

hüten geschmückt, in militärischer Ordnung Y r mzüee der s » rin eer: im Mär, und im Oktober, im 

. ftLt'-i, .. „ '; tt 1.1" 1 • März bildet das ancilia movere, im Oktober das ancilia 

unter Antunrung eines Hornbläsers und emes „„ ,„_ ,„ , „,, „, , T . ,! ,. „ .. „. 

,.-, i 1 t. i i i % -, t^ r. condere [Suet. Otho 8) den Xuhalt dieser Umzüge. . . Die 

lrommelschlagers mehrmals durch das Dorf, Waffeil) welche im wlnter iahen< werden lm Marz ln 

indem sie Sämtlich mit Kuhschellen läuten, Bewegung gesetzt, geüht und geweiht zu dem Dienste, 

„damit das Gra8 wachse", und erheben SO- den sie im Sommer — zur Zeit der Kriegszüge — leisten 

dann einen Tribut VOn Wein, Brot, Kastanien, sollen (vgl. Serv. Aen. 7, 60S. 8, 8). Diesem Zwecke dienen 

Äpfeln U. S. W. , womit sie sich gütlich thun eben die Zil S e des März: der Haupttag war daher ein 

Ähnlich marschiert an manchen anderen Orten f uhnfe8 *. der 19 - Mar *> Quinguatrus - a quinquando d. i. 

Graubündens die Jugend mit grofsen und kleinen T™1? 7. gen TVf mge Ta / Tf . 8pät . < ! r fand 8 ° dam 

„ . , , i , „ B . . ,?_ , , , . 77 , das tubilustrium, die Suhnung und Einweihung der tubae, 

Kuhglocken behängt am 1. Marz durch die Ort- 60 d er Kriegstrompeten statt und am 24. März erfolgte end- 
schalten und singt an jedem Hause, WO man lieh die grofse Heerschau, mit welchem Tage die Cere- 
freigebige Bewohner vermutet : 'Calonda Mars, monieen der Salii ihr Ende haben. Denn nun begann der 
Galond' Avril: Lasuhai las VaCCaS Or d' UVlV Ernst des Krieges selbst, zu dem jene Umzüge . . . nur 
U. S. W., Mannhardt S. 541). Den Salierumzug Vorbereitungen und Einweihungen gewesen waren. — 

als einen mit dem Schwerttanze der Kureten Ahnli ° h war ™ die Ceremonieen des Oktober dazu be- 

und Germanen übereinstimmenden Jahres- f™t^ die Waffen wieder von dem blutigen Gebrauche 

. , , . . , . . , 77 des Kriegsjahres zu entsühnen und sie dann für den 

brauch nachgewiesen zu haben ist das Ver- winter an heiliger statte luhen zu las8en ,c u s w Vgl _ 

dienst K. Müllenhoffs, Über den Schwerttanz. corssen, Aussprr- 1, 4ci9. 



76 



2407 Mars (Bedeutung der Frühlingsfeste) Mars (Bedeutung der Frühlingsfeste) 2408 



drücklieh sagt, die ganze Periode der salischen 
Feier für eine Zeit des Kampfes gehalten wurde. 
Diese Thatsachen lassen sich kaum anders er- 
klären als durch die Annahme, dafs man sich 
den Mars (nebst seiner Mutter, der Iuno) im 
März mit gewissen feindlichen Mächten käm- 
pfend vorstellte, weshalb er seinen Verehrern 
bei ihren Kämpfen nicht helfend zur Seite 
stehen konnte. Welchem Ziele, wenigstens teil- 



(Mannhardt, Germ. Mythen 76 ff.). Vielleicht 
würden wir über die alten, leider, wie es 
scheint, unwiederbringlich verlorenen italischen 
Mythen von der Geburt und Jugend des Mars 
mehr im Klaren sein, wenn uns die eigen- 
tümliche Darstellung auf der beistehenden, zu- 
letzt von Fr. Marx {Arch. Ztg. 1885 S. 169ff.) be- 
sprochenen praenestinischen Cista (s. Sp. 2376 f.) 
verständlich wäre, auf welcher wir sehen, wie 



weise, diese Kämpfe galten, läfst sich einer- io der jugendliche Mars von einer als Menerva 



seits aus der Verjagung des Mamurius durch 
die Salier, andrerseits aus der Notiz des Por- 
phyr, zu Kor. ep. 2, 2, 209 religio est nubere 
. . . Martio, in quo de nuptiis habito eerta- 
mine a Minerva (= Nerio) Mars victus est, et 
obtenta virginüate Minerva Neriene est appellata 




6) Menerva (mit Victoria), jugendl. Mars, Cerberus auf einer praenestinischen 
Ciste (nach Archaeol. Zeitung 1885 S. 169/70; s. auch oben Sp 2376 f.). 



einigermafsen erkennen : es galtwohlnicht nur die 
Sprödigkeit der durchRaub *) errungenen Gattin 
(Sp. 2402, 59), sondern auch die Feindschaft ge- 
wisser (winterlicher vielleicht als Wächter der 
schönen Jungfrau gedachten?) Dämonen durch 
harte Kämpfe zu besiegen. Man denke z. B. an 
Götter wie Indra und Thor, deren Dämonen- 
kämpfe an die des Apollon erinnern und welche „„^„„^ „„„ „, „„„ 

in verschiedenen Mythen als Befreier der von 60 ünTi'anus Tamentiich au*chTu"no und Minerva be- 
Dämonen gefangen gehaltenen Frauen auftreten sungen wurden. 



(= Nerio?) bezeichneten Göttin über ein an- 
scheinend mit loderndem Feuer (oder siedendem 
Wasser?) gefülltes Gefäfs (dolium) gehalten wird, 
wie es scheint, um eine Art Feuertaufe zu em- 
pfangen.*) Bin dabei sitzender Kerberos scheint 
anzudeuten, dafs die ganze Scene in der Unterwelt 
am Feuerflusse (Pyriphle- 
gethon; vgl. Senee. cons. 
ad Marc. 19, 4: flumina 
igne flagrantia) spielt. Da 
sich im griechischen Ares- 
mythus auch nicht die 
geringste Spur von einer 
entsprechenden Legende 
erhalten hat, so ist gewifs 
eher an einen italischen 
oder etruskischen (vgl. 
die etruskischen Spiegel 
bei Gerhard, Mr. Spieg. 
T. 166 u. T. 257 B, wo 
ebenfalls Menrfa einen 
Knaben [Marishusrnana] 
in ein Gefäfs taucht; s. 
die Artikel Halna und 
Maris), als (mit Marx) 
an einen griechischen 
Mythus zu denken (vgl. 
Monum. d. inst. 9 Taf. 
68 f. Annali 1873 (45) 
223 ff. Marx, Arch. Ztg. 
1885 S. 170 ff. Usener, Eh. 
Mus. 30, 224. Preller- 
Jordan 1, 343)**). 

Was sodann die am 
Tage vor den Iden des 
März dargestellte Hin- 
ausprügelung des mit 
Fellen bekleideten Ma- 
murius, den erst spä- 
teres Mißverständnis für 
den Schmied der hei- 
ligen Schilde erklärte (vgl. Marquardt 3, 412. 
Usener a. a. O. S. 211 f. Boscher, Apollon 
und Mars S. 49 f.), betrifft, so hat bereits 
Preller, Rom. Myth. 1, 360 zum Verständnis 
dieses eigentümlichen Ritus an „das in Deutsch- 
land, bei den Slaven und sonst gebräuchliche 

*) Aus Festus Pauli p. 3, 6 s. v. axamenta lafst sich 
schliefsen, dafs in den saliarischen Liedern aufscr Mars 



*) Die von Preller - Jordan 1, 342 f. für den Raub der 
Nerio durch Mars angeführte Münze der Gei]ia (Babelon, 
Monnaies consul. 1, 535, 1) kann freilich nach der Beschrei- 
bung bei Usener a. a. O. S. 223: „ein Krieger steht mit 
einem bekleideten Weibe ruhig und einträchtig auf einer 
Quadriga" kaum noch für den Raub der Nerio in Be- 
tracht kommen. Vgl. auch Müller-Wieseler, Denfan. 2 3 nr. 251a. 



**) Vielleicht könnte in diesem Falle auch an einen 
aus der Medeiasage bekannten Verjüngungszauber 
(vgl. den Zauberstab (?) in der Hand der Minerva), d. h. 
an die Verjüngung des alten Mars (vgl. Mamurius 
Veturius) durch Minerva ( Nerio V ) mittels siedenden 
Wassers oder Feuers gedacht werden. Vgl. Moses Choren. 
Progymn. 3 (Nauclc, Trag. fr. p. 55U). Dieterich, Nekyia 197. 
Drexler, Wochemehr. f. kl. Phiiol. 1894, 736. 



2409 



Mars (und Mamurius) 



Mars (und Nerio) 



2410 



Austreiben des Winters im Monat März" er- 
innert (vgl. J. Grimm, D. M. 724 ff.) und den 
offenbar an Mamers, Mars, Marmarj(so im 
Arvalliede!) anklingenden Namen Mamurius 
Veturius (von vetus = J-sxog) als den Gott 
vom alten Jahre, der von seinem Nachfolger 
entthront und verjagt -wird, erklärt (vgl. auch 
Pott, Etym. Forsch. 1, 108. 208. Corssen, Aus- 
spr. etc. 2 1, 408. Usener a. a. O. S. 212). Auch 
Marquardt, Staatsv. 3, 412, 8 meint, dafs unter 
Mamurius „wohl niemand anders als der Gott 
Mamers oder Mars selbst" zu verstehen sei. 
Neuerdings hat Usener, Bh. Mus. 30 S. 209 — 
220 unter Vergleichung noch lebender weit- 
verbreiteter Fastnachts- und Silvestergebräuche 
nachgewiesen, dafs der Winter oder Tod oder 
das alte Jahr in Gestalt eines alten Weibes 
oder Mannes „ausgetragen" und ins Wasser ge- 
worfen oder, wie Mamurius, hinausgeprügelt 
(„ausgetrieben"), oder verbrannt oder endlich 
begraben wird (a. a. O. S. 189 ff.). Auch er 
erblickt (S. 213) im Mamurius Veturius „das 
ausgetriebene alte Jahr", in Mars -den jungen 
Gott des neuen Jahres oder Frühlings', „der 
den alten überwindet und vertreibt". An 
seine Stelle ist später der heilige Georg ein- 
gerückt (S. 218—221). Mannhardt, Ant. Wald- 
u. Feldkulte 297 findet „die Figuren des alten 
Vegetationsdämons und seiner Frau, des neu- 
verjüngten Wachstumsgottes und seiner Braut 
und des Laubmannes, d. i. im römischen Kultus 
des Mamurius Veturius und der Anna Perenna, 
des Mars und der Neriene, endlich der Argeer 
gerade so vereinigt in Mad Moll and her hus- 
band, Mylord und Mylady, endlich dem Jack 
in the green des Londoner Kaminfegerumgangs 
{Baumkult. 426) wieder". In dem 'pellem virgis 
ferire' der Salier (Serv. V. A. 7, 188. Marquardt 
3, 416, 8) hat Mannhardt, Myth. Forsch. 113 ff. 
eine Analogie zu den zahlreichen Bräuchen des 
Schiagens oder Prügeins in allen möglichen 
Gegenden erkannt, wodurch man die anima- 
lische und vegetative Fruchtbarkeit zu fördern 
suchte. 

Auch das Motiv der an Stelle der jugend- 
lichen Marsbraut Nerio dem Gotte sich nahen- 
den und ihn täuschenden Alten (Anna, s. diesen 
Artikel) läfst sich nach den von Usener S. 183 f. 
angeführten schönen Parallelen aus slavischen 
und romanischen Hochzeitsgebräuchen, deren 
Quelle jedenfalls in uraltem Götterglauben zu 
suchen ist, leicht verstehen. Usener verweist 
nämlich auf den weitverbreiteten neckischen 
Hocbzeitsbrauch, dem Bräutigam, wenn er vor 
das Hochzeitshaus kommt, um in friedlichem 
Zuge die Braut abzuholen, ihm diese zuerst 
vorzuenthalten und ihm zunächst ein häfsliches 
altes Mütterchen einzuhändigen (224 f.). Ganz 
ähnlich läfst sich Anna, das alte Weib, wahr- 
scheinlich die weibliche Parallele zu Mamurius 
Veturius un.l Repräsentantin des alten*) abge- 
laufenen Jahres {Usener a. a. 0. 206 f.), dem 
jungen brünstigen Jahres- und Frühlingsgotte 
Mars zuführen, um ihn zu foppen, auf welchen 
Scherz sich obscöne Spottlieder der römischen 
Mädchen an den Iden des März (Ov. f. 3, 675ff.) 

*) Man denke hierbei an bildliche Ausdrücke wie 
luna seneseens. 




bezogen*). Man versteht die Übertragung eines 
menschlichen Hochzeitsritus auf den Mars um 
so leichter, wenn man bedenkt, dafs sein Ver- 
hältnis zur Ehegöttin Nerio ein dem griechi- 
schen isgög yäfiog vergleichbares, für alle ita- 
lischen Ehen und Hochzeiten gewissermafsen 
prototypisches war {Usener a. a. 0. S. 227 ff.). 
Schliefslich bleibt uns nur noch das Ver- 
hältnis des Mars zur Nerio zu erklären übrig, 

10 dessen Bedeutung nach, dem bisher Erörterten 
unschwer zu erkennen ist. Was die Bedeutung 
dieser Göttin anlangt, so ist hier besonders 
wichtig, dafs sie nicht blofs mit der spröden, 
jungfräulichen (und streitbaren) Minerva 
(s. d.), sondern auch mit Venus identificiert 
wurde (vgl. Lyd. de mens. 4, 42 : Negivrjg . . . 
r]v rj^wvv slvat, %T[V 'A&rjväv r[ Kai 'Acpgo- 
äi'xrjv) und nach Gellius von der Gattin des 
Bomulns, Hersilia, geradezu als befruchtende 

20 Göttin der Ehe angerufen worden sein sollte 
{Gell. 13, 23: Neria Martis te obsecro,pacem da, 
te, uti liceat nuptiis proprüs et prosperis 
uti, quod de tui coniugis consilio contigit, uti 
nos itidem integras raperent, unde liberos sibi 
et suis, posteros patriae pa- 
rarent; vgl. Philol. 1852 591 
und Jordan, Krit. Btitr. 181). 
Als Parallelen zu dieser Göttin 
können wir wohl einerseits die 

so von Preller 1, 343 mitHerentas 
und Hersilia verglichene Here 
Martea (s. d.), andrerseits die 
Hora Quirini (s. d.), d. i. die 
Gattin des Quirinus (== Her- 
silia), ansehen. Diese Braut 
und Gattin des Frühlings- 
gottes, welche, wie wir 
sahen, wahrscheinlich gegen 
Ende März mit Mars vermählt gedacht wurde, 

40 konnte leicht zu einer Göttin der Ehe und 
ehelichen Fruchtbarkeit werden, wenn wir 
bedenken, dafs der Frühling zugleich die Zeit 
der Paarung und Brunst ist (vgl. Aristot. an. 
hist. 5, 8, 1 ßovXexai . . . i] tpvaig xwv itXsioxwv 
. . . itoisio&ai rfjV bfiiXiav xavxrjv, oxuv !k xov 
Xmiäivog iistaßäXlrj ngös xo &sgog. avxrj 8' 
iaxlv ij xov s'agog coga, iv rj xa nXsiexa %a\ nxrjva 
Kai 7is£ä Kai itXcoza ogfiä ngog avvSvaapiöv. 
Plin.h. n. 16, 93 ff. Nissen, Ital. Landesk. 1, 407). 

50 Zu noch weiterem Verständnis der Hochzeit und 
Ehe von Mars und Nerio dienen aber die schönen 
Parallelen, welche Mannhardt, Baumkultus 
422 — 496 aus romanischem, germanischem und 
slavischem Gebiet zur Feier der sog. „Mai- 
brautschaft" gesammelt hat. Das Gemeinsame 
und Charakteristische der hier besprochenen 
Gebräuche ist dies, dafs an sehr vielen Orten 
die Brautschaft oder Vermählung eines gött- 
lichen Paares von Frühlingsdämonen oder 

co „Wachstumsgeistern" gefeiert und dargestellt 
wurde und noch wird, was „keinen Sinn hätte, 
wenn es nicht die Abnahme verkörpern sollte, 

*) Zum Verständnis der von Ooid. fast. 3, 525 ff. ge- 
gebenen Beschreibung des Annafestes, insbesondere der 
Worte: „plebs venit ac virides passim disiecta per 
herbas potat et accumb it cum pare (= Liebste) quisque 
sua", dienen die FrühlingBgebräuche, welche Mannhardt 
Baumk. 447 u. 480 ff. behandelt hat. 



7) Mars und Nerio 
auf einer Quadriga, 
Münze der Gellia 

(nach Babelon, 

Monnmes c. 1 p. 535 

1 -, vgl. oben 

Sp. 2407 Anm.*). 



2411 Mars (u. Nerio; equirria) Mars (ver sacrum) 2412 

dafs die jugendliche Geburtenfülle des Früh- anlangt, so bedeutet ver in diesem Falle ur- 
lings gleich menschlichem Kindersegen der sprünglich die Hervorbringungen des Früh-, 
Verbindung zweier Geschlechter entspriefse" lings, insbesondere die in beiden Monaten 
(Mannhardt a. a. 0. S. 431). Besonders für März und April geborenen Erstlinge des Jahres 
unseren Zweck hervorzuheben ist zweierlei. an Vieh (Liv. 34, 44, 4) und Menschen (vgl. 
Erstlich dafs der sogen. 'Maikönig' oder annus = qnnona), -welche man bei Mifswachs 
'Maiherr 7 oder f Pfmerstkönig' (Mannhardt (äyogia), Übervölkerung (o%Xov 7tXrj&og), Pest 
S. 341ff.) bisweilen im Lenz als aus entlegener (pestilentia) und sonstigem Unglück einem 
Ferne, die sich durch verschiedene symbolische Gotte, in der Regel dem Frühlingsgotte Mars, 
Züge als Totenreich (s. ob. Fig. 6) charakterisiert, 10 weihte. Und zwar brachte man die Tiere wirk- 
wiederkehrt (Mannhardt 444f.). Dies erinnert lieh zum Opfer, die in jenem Frühling ge- 
aber deutlich einerseits an die änoärjiit'ai und borenen Menschen aber trieb man, sobald sie 
emSriiLicu des Apollon (vgl. Boscher, Apollon u. erwachsen waren, bewaffnet (Bion. Hai. 1, 16 
Mars 32 ff.), andrerseits an das Bruchstück eines onXoig ytoßfi^acci/Tsg) aus dem Lande hinaus 
alten Mythus von Mars und Nerio bei Plautus und liefs sie, als dem Mars Geweihte, sich 
Truc. 2, 6, 34: „Mars peregre adveniens unter dessen idealer Führung neue Wohnsitze 
salutat Nerienem uxorem suam". Vgl. ob. Fig. 6. erkämpfen. (Vgl. Fest. p. 379: Ver sacrum 
Leider sind wir aus Mangel an anderweitiger vovendi mos fuit Italis. Magnis enim peri- 
Überlieferung aufser stände , diese Andeutung cutis addueti vovebant quaecumque proximo vere 
auf römischem Gebiete weiter zu verfolgen, 20 nata essent apud se animalia immolaturos. Sed 
doch ist es, wie ich schon Apollon und Mars cum erudele videretur pueros ac puellas inno- 
S. 50 gesagt habe, höchst wahrscheinlich, dafs centes interficere perduetos in adultam aetatem 
diese Wiederkehr aus der Fremde und die Be- velabant atque ita extra fines suos exigebant. Vgl. 
grüfsung der Nerio in den Frühling verlegt auch Sisewna b. Nonius p. 522. Strab. %h0. Dion. 
wurde, da das einzige (gemeinschaftliche) Fest Hai. 1, 16. Fest, unter Mamertini*) und Saerani 
der beiden, wie es scheint, auf den 23. März [ob. Sp. 2386, 41], Marquardt a. a. 0.) Soerklärt- 
flel. Zweitens mache ich darauf aufmerksam, sich auch die Sitte, die ausziehenden Scharen 
dafs nach Mannhardt, Baumk. 394 der mit Ge- und neugegründeten Städte nach dem Schutz- 
folgeeinziehendeMaikönigraeistberittenistund gott Mars zu benennen (vgl. Strab. 250: of 
mit kriegerischem Schmuck angethan ge- 30 Zaßlvoi rovg yevofisvovg xöxt nalSag Agscog 
dacht wird, was nach unseren oben Sp. 2406 f. eaicpfi^accv), wofür sich aufser den Mamertini 
gegebenen Darlegungen leicht begreif lieh ist. *) _ und ihrer Stadt Mamertium (Strab. 261. Blut. 
So bleiben uns nur noch die Frühlings- ' Byrrh. 23. Alfius b. Fest. s. v. Mamertini 
Wettrennen (equirria) auf dem CampusMartius = Beter, Hist. Born. fr. p. 372) wahrschein- 
zu erklären übrig. Auch hier verhelfen uns lieh auch die Namen der Marsi (mit ihrer 
die von Mannhardt a. a. 0. 392 und Myth. Stadt Marruvium oder Marrubium) und der 
Forsch. 173 f. gegebenen Analogieen aus nord- Marrucini anführen lassen (Corssen, Ausspr* 1, 
europäischem Gebiete zum erwünschten Ver- 242.405. Krit. Beitr. 478f.). Auch hier haben 
ständnis. Der Wettlauf im Frühling nämlich, wir wieder eine auffallende Übereinstimmung 
welcher deutlich dem Wettrennen an den Idus 40 des apollinischen und des martialischen Ideen- 
des Oktober, zum Abschlufs der Erntezeit, ent- kreises zu konstatieren, denn auch im Apollon- 
spricht, sollte wohl „den wetteifernden Ein- kultus kam eine Art ver sacrum vor (Boscher, 
zug der als Rosse gedachten (Mannhardt, Myth. Apollon u. Mars 84), auch der Frühlingsgott 
Forsch. 163 ff.) Pflanzengenien in Wald und Apollon galt als Führer und Schirmer der im 
Feld nachbilden". Frühjahr ausziehenden Kolonistenscharen (ib. 
b) Das Ver sacrum. 82 ff.), auch dem Apollon zu Ehren waren viele 
(Vgl. Marquardt 3, 255. 270. Schwegler, B. G. Städte 'AmoUatvla genannt, und den Gründungs- 
1, 241. Boscher, Apollon u. Mars 85ff.) sagen von Kyrene und Krisa, wonach Apollon 
Bei den italischen Stämmen bezeichnet be- seine Kolonisten in Gestalt eines Raben oder 
kanntlich das ver sacrum die älteste (religiöse) 50 Delphins geführt haben sollte, entsprechen die 
Form der Kolonisation, und Mars ist der Gott, italischen Mythen von der Wanderung der Sa- 
welchem in der Regel die Scharen der aus- biner (Strab. 250), Hirpiner (Strab. 250) und 
ziehenden Mannschaften geweiht wurden. Was Picenter (Fest. p. 212. Strab. 240), als deren 
die Entstehung des eigentümlichen Ausdrucks Führer Stier, Wolf und Specht, die dem Mars 

geheiligten Tiere, angesehen wurden (vgl. 

*) Beachtenswert erscheint, dafs der Maikönig hie Grimm, D. M. 3 1093f.). 
und da auch Gras könig genannt wird ( Mannhardt, 

Baumk. 347. 355) und nicht Hofs bewaffnet, sondern auch HI) Mars als Gott des Sommers lind 

oft als ein mit frischem Laub und Gras Bekleideter Herbstes fder Ernte)« 

(a. a. O. 311ff.) dargestellt wurde. So erklärt sich viel- .___. . , , , , , • - , .. , . 

leicht die deutliche Beziehung, welche Mars zu gewissen 60 Wir betrachten auch hier Wieder zunächst 

Bäumen und sträuchern, namentlich dem im Frühling die verschiedenen Marsfeste, welche in die ge- 

zuerst blühenden Lorbeer (Plin. h. n. 36, 97) sowie 

zum Grase (gramen) hatte, von dem nach Paul. Fest. *) Wenn es hier heifst, dafs Apollo (nicht Mars) 

p. 97, 8 einige den Beinamen Gradivus ableiteten, 'quia von den Samnitern die Weihe des ver sacrum bei Ge- 

gramine sit ortus' (vgl. auch Serv. V. A. 12, 119 Marti . . . legenheit einer pestilentia gefordert habe, so ist 

gramen est consecratum). Dies erinnert zugleich au die von darunter höchst wahrscheinlich der mit Apollo identi- 

Ovid.fast. 5, 251 ff. erwähnte Sage von dem durch den Duft fleierte Maraers zu verstehen, der, wie die Münzen der 

einer Pflanze (fios ab arvis rnisms) erzeugten Mars (= Ares?). Mamertiner (s. ob. Sp. 2394) lehren, ganz wie ein Apollo 

Vgl. Usener, Rli. Mus. 30, 215ff. u. unt. Sp. 2429. dargestellt wurde. 



2413 Mars (Sommerfeste) Mars (Ambarvalienfeier) 2414 

nannten beiden Jahreszeiten fallen, um daraus halb Roms wurde es an verschiedenen Tagen 
die zu Grunde liegenden Vorstellungen vom gefeiert, in Norditalien am 29. Mai, in Cam- 
Wirken des Gottes abzuleiten. Der Anfang panien am 1. Mai, in Benevent am 5. Juni 
des Sommers fiel nach Caesar (und Ovid) auf (s. d. Stellen b. Marquardt S. 195), und zwar, 
den 9. oder 10. Mai, der Anfang des Herbstes wenn nicht gröfsere Festgemeinschaften vor- 
auf den 11. August, des Winters auf den handen waren, in jedem Dorfe als lustratio 
10. November, mit welchen Ansätzen im pagi." Unter einer solchen Lustration ver- 
wesentlichen auch die übrigen antiken Kaien- stand man einen Umgang (pompa), bei wel- 
darien übereinstimmen (Peter, Ovids Fasten* chem ein Schwein, ein Schafbock und ein 
Einl. S. 22 f. Daremberg et Saglio, Dict. des 10 Stier um den zu lustrierenden Acker dreimal 
antiq. 1, 839. 841. 843). herumgeführt wurden, wobei man ein bestimm- 

1) Das erste Sommerfest des Mars waren tes Gebet sprach und .darauf opferte. Es 
die Ludi Marti in circo (Cal. Maff.) am 12. Mai, war die Zeit kurz vor der Ernte, wenn die 
zugleich Dedikationstag des Tempels des Mars Saaten blühten und in der Sonnenglut reiften 
Ultor (auf dem Forum Augusti), welchem Au- (coqui = neaeeiv) und für besonders gefährdet 
gustus an dem genannten Tage Tempel und galten (vgl. Plin. h. n. 18, 151: venti nocent 
Spiele gestiftet hatte (vgl. Ovid. fast. 5, 545ff. frumento et hordeo in flore aut protinus cum 
Monum. Ancyr. lat. 4, 21. 24 p. 60f. Mommsen. defloruere vel maturescere incipientibus. 
Suet. Aug. 29). Anders Marquardt, Staatsverw. ib. 153: Maturescentia frumenta imbre lae- 
3, 552 u. 556, der mit Mommsen C. I. L. I 2 , 1 20 duntur et hordeum magis). Das Fest ent- 
p. 318 an diesem Tag nur die Dedikation der sprach demnach sowohl der Zeit wie der Be- 
im Jahre 734 u. c. vorläufig errichteten aedicula deutung nach einigermafsen den ebenfalls in 
Martis in Capitolio (s. oben Sp. 2392) an- den Mai fallenden apollinischen Thargelien, 
nimmt, da Dio Cass. 60, 5 als Dedikationstag welche zugleich den Beginn der Ernte be- 
des 752 eingeweihten Tempels den 1. August zeichnen (vgl. Mannhardt , Ant. Wald- und 
angiebt. Wenn dieses Fest auch erst spät Feldk. 228. 234. Boscher, Apollon u. Mars 54f. 
entstanden ist, so ist es doch gewifs nicht Neumann - Partsch , Phys. Geogr. v. Gr. 439). 
ohne Absicht in eine Jahreszeit verlegt worden, Wie an den Thargelien Apollon in seiner 
in welcher Mars auch sonst verehrt wurde. doppelten Eigenschaft als Gott der Ernte und 

2) Nach dem Cal. Venus, fiel auf den 14. Mai 30 Gesundheit verehrt wurde , weil der Sommer 
eine Feier des Mars invictus, von der wir leider sowohl den Erntesegen als auch gefährliche 
sonst. nichts wissen (vgl. G. I. L. 1', 1 p. 318). Krankheiten bringt (Röscher a. a. 0. 53ff.)*), 

3) In den Mai, und zwar bald auf den 17. so pflegte der Römer noch zu Catos Zeit im Mai, 
bis 20., bald auf den 27. bis 30. (s. ob. Bd. 1 unmittelbar vor der im Juni beginnenden Ernte 
Sp. 970), fällt ferner das Fest der Dea Dia, (Boscher 65 Anm. 129), wenn die Saaten be- 
das entweder mit den gleich zu nennenden sonders gefährdet schienen (s. ob.), den Mars 
Ambarvalien identisch oder doch mit ihnen um Erntesegen und um Gesundheit für Men- 
nahe verwandt ist (Marquardt, Staatsverw. 3, sehen und Haustiere anzuflehen, indem er seinen 
194, 6; Henzen, Acta fr. Arval. 46ff ; vgl. Acker durch ein Suovetaurilienopfer lustrierte 
den Artikel Dea Dia Bd. 1 Sp. 969 f.). Bei 40 (vgl. die Notiz der Menologia rust. C. I. L. 1 
diesem Feste, das ebenso wie die Ambarva- p. 358: im Mai „segetes lustrantur" und über- 
lien den Segen des Ackers bezweckte (Varro haupt die bei Marquardt a. a. 0. gesammelten 
l. I. 5, 85: fratres Arvales .... Sacra publica Stellen. Das Suovetaurilienopfer erklärt sich 
faciunt propterea, ut fruges ferant arva), spielte aus der von Fenestella b. Plut. Q. Born. 41 be- 
nach dem Zeugnis des erhaltenen Arvalliedes richteten Thatsache, dafs die Herden des alt- 
Mars oder Marmar (Marmor) eine Hauptrolle. italischen Viehzüchters vorzugsweise aus Rin- 
Als spezielles Marsopfer werden arietes alti- dem, Schafen und Schweinen bestanden), 
lanei II genannt (Henzen p. 144), während die Höchst bezeichnend für die Anschauungen, 
Dea Dia selbst ein an die ambarvalischen welche diesem Kultus zu Grunde lagen, ist 
suovetaurilia erinnerndes Opfer von porciliae, 50 das von Cato (r. r. 141) mitgeteilte Gebet, wo 
vacca und agna opima empfing (s. ob. Bd. 1 es heifst: „Agrum lustrare sie oportet: Impera 
Sp. 969). Auch Suovetaurilia kommen im Kulte suovetaurilia circumagi ... sie dicito: Mars 
der Arvalen vor (Henzen- p. 143). pater, te precor quaesoque, uti sies volens pro- 

4) Die Ambarvalia, wohl nicht ein pitius mihi domo familiaeque nosirae, quoius 
c Sommersaatfest', wie Marquardt, Staatsverw. 

3, 194 will, sondern das Fest der Saatblüte teXovair IviavSä te xal iv alloig tinoi; Ttldo- 

(Pallad. 6, 1; vgl. Nissen, Ital. Landesk. 1 otv <b s ügiois aföwtqiv, fy xcdovotv Idpßaqoviav 

400), fielen von Haus aus auf kein bestimmtes < Tg1 ,- Ben ' en a ' a ' °: V' , / r a eU r: J ° rd ™ \' 42 /> 2 > <!« 

rx j. j • -i j« t i_ i j • f ur -Aßpccooviav entweder JLutiöVQfiiov oder ulupagovaAicc 

Datum, da sio sich natürlich nach dem je- schreiben will) 

weiligen Stande der Saaten richteten, waren eo * } Vgli mssen> JtaL Landesk . x , 4 05ff.: „Den Pfeilen 

aber für Rom SChliefßlich auf den 29. Mai an- des Sonnengottes erliegen die Kinder der Flur, erliegen 

gesetzt worden (Vgl. Henzen, Acta fratr. Arval. die Menschen. Im Herbst, d. h. vom 11. August an, 

1874 S. 46 ff. Marquardt 3 194 ff.)*). Aufs er- fürchteten die Alten das Erscheinen des Todesboten, wie 

' ' " Horas. ep. 1, 7, 4 {vgl. Sat. 2, 6, 18. Od. 2, 14, 15. luv. 

*) Hinsichtlich der Örtlichkeit der Ambarvalienfeier 4, 56. 6, 517} es schildert." S. 406: „"Nach einer das ganze 

vgl. Strabon 5 p. 230 C: juetagv yovv tov Ttiprttov y.al Königreich Italien umfassenden achtjährigen Statistik 

tov ¥y.tov 2.i$-QV tüiv ra /uiXia ^laotj/natvörtcor tijg 'Pibittjg überschreitet der August um 18, der Juli um 12 Procent 

HaÄeiticu töjrog <PTjatof toütov d' tigtov aTtotpaivovai das monatliche Mittel (hinsichtlich der Sterblichkeit)" 

tTjz tots 'Poj/itatcüv yijz, oi & y Uoo l uvtjfnovsg ■d'voiav Im- u. s. w. 



2415 Mars (Ambarvalienfeier) Mars (weitere Sommerfeste) 2416 

rei ergo agrum ierram fundumque meum suo- tius mit dem Genius des Mars, die praestita 
vetaurüia cireumagi iussi, uti tu morbos visos Cerfla Cerfi Martii mit Honos, Virtus, Victoria; 
invisosque viduertatem vastitudinemque calami- die Tursa Cerfia Cerfi M. mit Pavor und Pallor 
totes intemperiasque pröhibessis defendas aver- vergleicht) lehren, auch sonst in Italien üb- 
runcesque utique tu fruges frumenta vineta lieh waren (Preller, R. M. s 1, 420f. Marquardt 
virgultaque grandire beneque eoenire sinas, 3, 195f.) und ambilustriu, und amburbia ge- 
pastores pecuaque salva servassis duisque bonam nannt wurden (Serv. V. A. 1, 283). Dafs auch 
salutem valetudinemque mihi domo familiaeque bei diesen Bräuchen Mars (wohl namentlich 
nostrae." Einem ganz ähnlichen Gebete schei- als Abwehrer sommerlicher Krankheiten und 
nen folgende bei Festus (p. 210) erhaltenen 10 Plagen) die Hauptrolle spielte, wissen wir 
Worte entnommen zu sein: pesestas inter alia, nicht nur aus den iguvinischen Tafeln und 
quae [si] inter precationem dieuntur, cum fundus Dion. H. 4,22, sondern können es auch aus 
lustratur, significare videtur pestilentiam, ut dem Opfer der ihm speziell (nicht Iuppiter, 
intellegiexeeterispossunt,quomdicitur:'Avertas vgl. Preller 1 S. 420, 3) geweihten Suovetau- 
morbum, mortem, labern, nebulam, impetiginem' . rilia und aus dem Orte der Feier des Ambi- 
Man ersieht ans dieseD Gebeten deutlich, dafs lustrums (c. Martius) schliefsen. 
Mars, ebenso wie Apollon, als Wehrer aller 5) Auf den 1. Juni fiel die Dedikation des 
sommerlichen Plagen und Krankheiten, ins- alten Templum Martis ad portam Capenam 
besondere der impetigo, wie es scheint einer (Ovid.f. 6,191). Gleichzeitig wurde die Mutter 
der robigo ähnlichen Getreidekrankheit, oder 20 des Mars, die Iuno, als Moneta verehrt. Wahr- 
ais Averruncus verehrt wurde, daher Preller scheinlich galt das Pest der Hochzeit dieser 
(R. M. s l, 340, 3) den bei Varro 1. 1. 7, 102 und Göttin mit Iuppiter und der Erzeugung des Mars, 
Gellius 6, 12 erwähnten Deus Averruncus ge- da zwischen dem 1. Juni und dem 1. März 
wifs richtig mit Mars identificiert. Auch des des nächsten Jahres genau 9 Monate liegen 
Liedes der Analbrüder mufs in diesem Zu- (vgl. Roseher, Iuno u. Hera S. 50 u. 65. Usener, 
sammenhange gedacht werden, weil es deut Ital. Mythen S. 218). 

lieh zeigt, wie verbreitet in den älteren Zeiten 6) Am 7. Juli und 21. August hatte der 
der Kult des Mars als Pestgottes war, denn auch beim Opfer des Robigus (25. April) be- 
die zweite Zeile und erste Hälfte der dritten teiligte flamen Quirinalis, d. h. der Priester des 
werden fast allgemein von den Erklärern über- 30 quirinalischen Mars , mit den Pontifices und 
setzt: c Lafs keine Seuche (luerve) kommen Vestalinnen zusammen die Feier der Consualia 
über mehrere! Satt sei, grauser Mars!' (vgl. zu besorgen (Tert. de spect. 5. Marquardt 322. 
Preller, R. M. 3 1, 33f. Marquardt 3, 438). Wie Preller 1, 371), und zwar im Circus, wo sich 
die Menschen, so dachte man sich auch die nach Tert. a. a. O. ein Altar mit der Inschrift 
Tiere unter dem Schutze des Gottes stehend, Consus consilio, Mars duello, Lares coillo po- 
denn nach Cato (r. r. 83) soll man dem Mars tentes (oben Sp. 1870) befand, was deutlich auf 
Silvanus 'in silva' ein Opfer bringen „pro eine Verbindung des Mars mit Consus (— Con- 
bubus ut valeant". Dieser Mars Silvanus war dius von condere?), dem Gotte des Ackerbaus 
demnach ein Gott der Viehzucht und entspricht und der Ernte (s. Consus), hinweist (vgl. oben 
somit auf das genaueste dem Apollon voy,iog w Bd. 1 Sp. 927). Genaueres über dieses Ernte- 
oder vcmalog (Poseher a. a. 0. 63), insofern auch fest bei Mannhardt (Myth. Forsch. 161 u. 172), 
sein Name auf die saltus oder nemora (vsftri), der namentlich nachweist, dafs auch sonst die 
d. h. die Waldtriften, geht, welche auch in Erntefeste, ebenso wie die Consualia, mit Wett- 
italien vorzugsweise zur Viehweide benutzt wur- laufen oder Wettritten verbunden waren. Über 
den (Varro l.l. 5, 36. Fest. p. 302 s. v. saltus; die antike Erntezeit s. Nissen, Ital. Landeslc. 
vgl. Röscher a. a. 0. 67 Anm. 134 u. 63, 124). 1, 400. 

Auch ist daran zu erinnern, dafs, wie Mann- 7) Nach dem Feriale Cum. (G. I. L. I 8 , 1 
hardt, Baumk. S.XII. 154. 326 ff. darlegt, „die p. 229; 321) war der 12. Juli dem Mars Ultor und 
Baumseele, der Doppelgänger und Schützer der Venus (Genetrix) heilig. Da auf denselben 
menschlichen [und tierischen] Lebens in [ge- 50 Tag die Geburtstagsfeier Jul. CaesarB fiel, so 
wissen nordeuropäischen] Gebräuchen zum all- ist es wahrscheinlich, dafs das Fest des Mars 
gemeinen Vegetationsgeist wird und in eine Ultor und der Venus mit dem Kult des Caesar 
Personifikation der schönen Jahreszeit (des zusammenhängt. Vgl. Sp. 2434, 56. 
Sommers) übergeht". Vgl. auch unt. Sp. 2427 ff., 8) Aus den varronischen Excerpten, welche 
wo nachgewiesen werden wird, dafs verschie- uns durch Vermittelung des Verrius Flaccus 
dene Bäume und Sträucher, namentlich Eichen, bei Festus (s. v. October equus, Panibus, Subu- 
Feigenbäume(?) und der Lorbeer, endlich auch ram, Suburanam tribum, Mamilia turris, Ma- 
das auf den Waldtriften wachsende Gras dem miliorum) und Plutarch (Quaest. Rom. 97) er- 
Mars heilig waren. Über nordeuropäische Feste, halteu sind, sowie aus vereinzelten Andeu- 
welche den italischen Ambarvalien entsprechen. 60 tungen anderer Schriftsteller, deren ältester 
s. Mannhardt, Baumk. 397 ff. Pfannenschmid, Timaios ist (vgl. Polyb. 12, 4 a . Oeid. f. 4, 
German. Erntefeste S. 41-88. 342ff. —Wie die 731ff. Prop. 5, 1, 19; mehr bei Gilbert, Gesch. 
Saaten und Äcker mit allem, was darauf wuchs u. Topogr. 2, 94, 2 und Marquardt, Staatsv. 
und lebte, lustrierte man aber auch das ganze 3, 321 f.), erfahren wir von einem uralten Pferde- 
auf dem Campus Martius aufgestellte Volk oder opfer, welches alljährlich an den Iden des 
die Stadt mit Suovetaurilia, Gebräuche, die, Oktober auf dem Campus Martius zu Ehren 
wie die iguvinischen Urkunden (s. Bücheier, des Mars stattfand (vgl. Fest. p. 178 Mü. Oc- 
Umbrica p. 84 ff. , der p. 98 den Cerfus Mar- tober equus appellatur, qui in Campo Martio 



2417 Mars (Oktoberfest) Mars (Armilustrium ; Gott des Jahres) 2418 

tnenseOct. immolatur quotannis Marti, bigarum Erntefesten nachweisen lassen*). Das' Rofs ist 

victricum dexterior etc.). Hiernach fand also am nach Mannhardt S. 163 ff. als Symbol des Ge- 

15. Oktober (Gal. Philocali: Id. Oct. equus ad treidedämons zu fassen (vgl. Frazer, The golden 

Nixas fit: C. I. L. 1 p. 352) alljährlich auf dem bough 2, 64ff.). 

Marsfelde ein Wettrennen statt, das rechte Pferd 9) Den Cyklus der Marsfeste beschliefst das 
des siegreichen Zweigespanns wurde dem Mars sogen, armilustrium am 19. Oktober (Kai. 
für heilig erklärt, dann fiel es (nach Timaios Maff. Ämitern.), eine Feier, bei welcher, wie 
bei Polyb. a. a. 0.) durch einen Jagdspiefs Varro l. 1. 6, 22 (vgl. ib. 5,153) sagt, die Teil- 
wahrscheinlich an dem alten Marsaltare in der nehmer (d. h. wohl die Salier) circumibant 
Mitte des Marsfeldes (vgl. Fest. s. v. Opima : 10 ludentes ancilibus (vgl. Liv. 37, 33, 7) armati. 
p. 189. Liv. 35, 10; 40, 45) wegen des glück- Vgl. auch Fest. ep. p. 19: armilustrium festum 
liehen Ausfalls der Ernte (ob frugum erat apud Bomanos, quo res divinas armati 
eventum, Fest. p. 220) als Opfer, worauf man faciebant, ac, dum sacrificarent, tubis canebant. 
den Kopf vollständig abhieb und mit einem Wenn diese Feier, wie es höchst wahrschein- 
Kranze von Broten schmückte. Um den Be- lieh ist, dem Mars galt und auf dem Campus 
sitz des abgehauenen Hauptes hatte sich in stattfand (so Marquardt 3, 419 Anm. 5 u. 6; 
früherer Zeit sofort zwischen den Einwohnern anders Preller, B. M. a 1, 367), so bedeutet 
der Sacra via und der Subm-a, zweier Quar- die „Waffensühne" am 19. Oktober.wohl für 
tiere der römischen Altstadt (Preuner, Hestia- die römischen Krieger etwas ganz Ahnliches, 
Vesta S. 257 f.), ein hitziger Kampf erhoben, 20 wie das Erntedankfest am 15 Oktober für den 
bei dem es oft genug blutige Köpfe geben römischen Ackerbauer, nämlich den Abschlufs 
mochte. Behielten die Sacravienser die Ober- der vom 1. März bis etwa Mitte Oktober 
band, so hefteten sie das Rofshaupt an die dauernden Kriegszeit (vgl. den Gebrauch von 
Wand der Regia, in der auch die heiligen aestas = Zeit des Krieges bei Klotz, Hdwörtb. 
Speere des Mars bewahrt wurden und in d. lat. Spr. unt. aestas 2a« und Marquardt, 
dessen- unmittelbarer Nähe das Vestaheilig- Staatsverw. 3 S. 414). Also bewährt sich auch 
tum sich befand. Siegten die Suburaner, so hier wieder der überaus enge Zusammenhang, 
brachten sie es an dem mamilischen Turme in in welchem die Funktionen des Mars als Gottes 
ihrem Stadtteile an*). Das Schwanzstück (coda) der Vegetation und des Ackerbaues mit seiner 
wurde ebenfalls abgehauen und in so eiligem 30 Bedeutung als Kriegsgott stehen. Winter- 
Lauf zur Regia getragen, dafs daraus noch liehe Feste fehlen dem Mars gerade so wie 
das warme Blut auf den Focus (wohl den dem griechischen Apollon, daher sie beide 
Herd oder Altar) der Regia tropfte. Das ge- gewissermafsen als Götter der warmen Jahres- 
schah wohl noch zur Zeit des Augustus, da zeit betrachtet werden dürfen (Bosdier, Apollon 
es nach Ovid und Propertius (a. a. 00.) wahr- und Mars S. 28ff.). 
scheinlich ist, dafs das dem Oktoberrosse .„^ _ , , . • 
(equus curtus) entströmte aufgefangene und ^ IT) ««" £* *?** *°» J » hreS - n 
geronnene Blut am 21. April von den Vesta- (Vgl Vsener Bh. Mus. 30 213 ff., Frazer a. a. 
linnen mit der Asche der sechs Tage vorher 2, 208 ff. und Boscher, Apollon u. Mars 25 ff.) 
am Fordicidienfeste zu Ehren der Tellus ver- 40 Da die warme Jahreszeit (aestas, Sregog) in 
brannten ungeborenen Kälber vermischt und Mittelitalien wie in Griechenland volle acht 
dem Volke zur Benutzung bei den Gebräuchen Monate umfafst , innerhalb deren man sich 
des Palilienfestes ausgeteilt wurde. Die Sitte Mars (ebenso wie Apollon) als Spender und 
scheint, wie aus dem Gal. Philocali hervor- Förderer aller von der Sonnenwärme abhän- 
geht , bis ins 4. Jahrhundert bestanden zu gigen vegetativen und animalischen Frucht- 
haben. Dies sind die Thatsachen des Fest- barkeit sowie als Kriegsgott thätig vorstellte, 
kalenders, die ich gröfstenteils wörtlich nach während in den (das Ende des alten Jahres 
Mannhardt (Myth. Forsch. S. 156 ff ) gegeben bildenden) vier Wintermonaten eine allgemeine 
habe, dem wir überhaupt die gründlichste und Ruhe im Natur- und Menschenleben zu herr- 
beste Untersuchung der angeführten Gebräuche 50 sehen pflegte (vgl. Nissen a. a. 0. 400 ff. 404), 
verdanken. Leider müssen wir es uns hier so lag es nahe, den Gott der wärmeren 
versagen, in das Detail der Mannhardtschen Jahreszeit als Gott des Jahres und Jahres- 
Erörterung einzugehen. Die Hauptsache ist, segens (annona) schlechthin zu denken. Wie 
dafs, wie ich bereits früher (Apollon und Mars naheliegend dieser Gedanke ist, ersieht 
S. 67) behauptet habe, das den Pyanepsien in man schon aus dem Sprachgebrauche. Noch 
Athen und Kyzikos entsprechende Oktoberfest heute versteht der Ackerbauer unter einem 
eine Erntedankfeier für die glückliche Bergung „guten Jahr" lediglich einen fruchtbaren 
sämtlicher Jahresfrüchte (wohl unrichtig deutet Sommer und Herbst, wobei der Winter als 
Preller 3 1, 366 die Worte 06 frugum eventum gleichgültig völlig aus dem Spiele bleibt, 
auf das Gedeihen der neuen Aussaat) war bo Schon Usener (Bh. Mus. 30 S. 208) hat darauf 

Und dafs sich für die einzelnen Momente der *) Nach den antiken Kalendern erfolgte die Aussaat 

Feier (namentlich den Wettlauf, das Anheften in Italien wie noch heutzutage in der Eegel nicht Mitte 

des Hauptes am Stadthause, die Übertragung Oktober sondern Anfang November, Mitte November oder 

des Schwanzes auf den FOCUS der Regia, die unbestimmt November, seltener Mitte Oktober in kalten 

TT , , -ry. , 1 . r» tv „* , . Gegenden, in warmen spater bis zum 1. Dezember oder 

Verwendung des Blutes beim Pahlienfeste ) vo « 23 ^^ Mg 8 Dezember (AW , IlaL iaMM . 

zahlreiche Analogieen aus nordeuropaischen ^ 399f) Die 0bBtrrnte {mt ^ den September, die 

*) Vgl. die Kombinationen von Gilbert, Gesch. u. Weinlese in den Oktober (Kissen a. a. O. 404). Vgl. auch 

Topogr. 2, 94 ff. Mannhardt, Forsch. 161. 



2419 Mars (Gott des Jahres) Mars (Gott des Jahres: Lustrum) 2420 

aufmerksam gemacht, dafs der Begriff der Anna von Preller (B. M.» 1, 360) ausgesprochene Ge- 
steh nahe mit dem „was das Jahr bringt", mit danke, dafs ursprünglich Mars Jahres- und 
der Feldfrucht und Nahrung berührt, wie er aus Monatsgott war, einen sehr hohen Grad von 
der Legende bei Ov. f. 3, 659 ff. schliefst, dais Wahrscheinlichkeit. Hierfür spricht auch der 
Anna einstmals der hungernden plebs auf dem beachtenswerte Umstand, dafs noch ein zweites 
Mons sacer durch ihre Kuchen das Leben ge- wichtiges Marsfest, das des Tempels vor der 
fristet habe und dafs sie eine der Atlastöchter porta Capena, ebenfalls an einem Neumonde 
(Pleiaden) gewesen sei, die zuerst dem Zeus- nämlich an den Kaienden des Juni, gefeiert 
knablein Speise reichten. Ferner ist annona wurde. Endlich wurde das Lustrum, d. i. nach 
weiter nichts als der Jahresertrag und hängt 10 Mommsen, Born. Chronol. 166 die vierjährige 
unzweifelhaft mit annus und Anna zusammen Schaltperiode der Römer, mit dem Sühnopfer der 
(Usener a,. a,. 0.). „Unser Jahr, got. jer, Suovetaurilia auf dem Marsfelde eröffnet, 
ist deutlich das poln. lar, laro, böhm. gar, das dem Mars in Gegenwart der gesamten be- 
garo, die Frühling bezeichnen. Ebenso ist waffneten Macht Roms dargebracht zu werden 
das slav. leto, lato, ljeto, eigentlich Sommer pflegte (Dion. 4,22). Ist auch der Tag dieser Feier 
und, wie mir scheint, unserm lenz, ahd. lenzo nicht ausdrücklich überliefert, so darf man doch 
verwandt, allmählich auf das Jahr erstreckt wohl aus seiner chronologischen Bedeutung 
worden. Beide also, jär und leto, drücken die schliefsen, dafs er ursprünglich mit einem Neu- 
warme Jahreszeit (Frühjahr oder Sommer) aus, jahrsfeste zusammenfiel, also an den Kaienden 
und nach ihnen rechneten südliche Völker, 20 des März gefeiert wurde, zumal da auch in 
nördliche nach Wintern" (Grimm, D. Myth. 3 gewöhnlichen Jahren am Neujahrstage (1. März) 
715; vgl. Usener a a. 0. 194). Vgl. auch den ein armilustrium verbunden mit kriegerischen 
Gebrauch von aestas im Sinne von Jahr im Prozessionen auf dem C. Martius stattfand 
Munde von Bauern und Kriegern. Wie die Ge- (Lyd. de mens. 4, 27: 9s Q ansvsxai Se b"A Q rig 
schichte von der alternden Anna Perenna und ri%oig oxlwv nal aäXaiyli, Kai äia xoixo 
demMamunus Ve turi us lehrt, dachte man sich xf t v Kqäxriv soqxtjv UsxsXovv ot 'Pmfiaioi, 
die Jahresgottheiten im Winter alternd (vgl. naXovvie g avxi}v ä ef iiXovaxQiov, olovü xa9agu,bv 
Sp. 2409A.*) und absterbend, beim Beginn otcXcov, ^ xelpaxog [Frühlingsanfang!] ;iij 
des neuen Jahres aber, im Frühling, neugeboren txtQag xivbg n^iaxdesmg slgyovarig zfjv xi'vrjotv 
oder zu neuem Leben erwachend (vgl. Usener 30 xmv onXmv snl trä xov "Ageog nsäico. ib.i 29- 
a. a 0. S. 194. 218. 219. 229. Grimm, D. Myth. K axä äh x^v itQmxriv xoi Muqx'l'ov fi^vbg 
716). Kein Wunder daher, dafs der mit dem ... h%ivovv . . . xa onXa'Pmfialoi inl rä tov 
neuen Jahre und seinem Segen beim Beginn "Agsog nsäiat rj ripsvei. Dion.H.i,22.Liv.l,44: 
des Frühlings geborene und im Winter al- [Servius] . . 'in Campo Martio .'. instruetum 
ternde und absterbende Mars auch zum Jahres- exercitum omnem suovetaurilibus lustravit 
gott werden konnte und mufste. Als solcher idque eonditum lustrum appellatum. Vgl. über 
schafft er, wie Corssen (Kuhns Zeitsehr. 2, 11. das armilustrium auch Gilbert a. a. 1 131 
Ausspr? 1, 408) und Usener (a. a. 0. S. 213) 2f. 340,2. 147,5). Übrigens ist auch hier wie- 
gewifs richtig bemerken, „die Monate des der eine auffallende Übereinstimmung zwischen 
Jahres, die elf folgenden nach dem Bilde des *o Apollon- und Marskult zu bemerken, indem auch 
vom Himmel gefallenen ersten, des göttlichen in dem erBteren die für die Ordnung des Jahres 
'Martius'". Dafs die zwölf ancilia, wie auch wichtigsten Tage, das Neujahr und die Neu- 
Preller (B. M." 1, 360f.) meint, Symbole der monde, eine wichtige Rolle spielten (Boscher, 
zwölf Monate des Jahres waren, ist sehr wahr- Apollon und Mars S. 20 ff.), 
scheinlich. Abgesehen von dem Zeugnisse des 

Liber glossarum Cod. Vat. Palat. lat. 1773 f., V. Mars als Kriegsgott. 
40 r: Ancilia: scutaanniunius (Usener $,. 213, 6) Schon mehrfach haben wir im Laufe der 
lafst sich (Boscher, Ap. u. M. 26) hier auf die vorstehenden Erörterungen darauf hingewiesen, 
Rolle verweisen, welche die Monatsanfänge wie leicht der Gott des Frühlings und Sommers 
(Kalendae) im Knlte des Mars (wie des Apollon) 50 zu einem Kriegsgotte werden konnte. In erster 
spielten; denn es heifstbei Lydus de mens. 4, Linie kommt hier in Betracht, dafs auch der 
2: dvov.a(8sY.u nqvxäveig nqbg xov JVoufiä italische Frühlingsgott (wie z. B. auch der 
xoug KccXovfiivovg SuXCovg bQia&rjvac cpctoiv, griechische Frühlingsgott Apollon, Boscher, 
vfivovvxag xbv'lavbv »at« xbv xäv 'Ixa- Apollon u. Mars 70f.) als ein streitbarer Held 
XiKäv pr\vwv uQi&pöv. Diese Worte gedacht wurde, welcher die dämonischen Mächte 
des Lydus können sich kaum auf etwas an- des Winters als ein gewappneter Krieger mit 
deres als auf die bekannte Ianusfeier an allen seinen hastae (s. ob. Bd. 1 Sp. 429. 438) siegreich 
zwölf Kaienden beziehen (Preller, B. M. s 1, 178), überwindet, daher er auch bei seiner Frühlings- 
so dafs wir uns also die Salier an allen Neu- feier von einer bewaffneten, kriegerische Tänze 
mondtagen mit dem Kult des Ianus beschäf- 60 aufführenden und dadurch wohl den eigenen 
tigt zu denken haben. Da nun die Salier ur- Kriegstanz des Gottes zur Darstellung bringen- 
sprünglich nur dem Mars geweiht waren und den Priesterschaft verehrt wurde (vgl. jetzt 
diesen noch in später Zeit regelmäfsig am auch Usener, Bhein. Mus. 1894 S. 461 ff.; be- 
ersten Neumondtage des Jahres (1. März) zu sonders S. 469 f., der die weitverbreitete Vor- 
feiern hatten, während es andrerseits gewifs ist, Stellung vom 'Tanz der Sonne' oder des 
dafs seit der Verlegung des Jahresanfangs in den Sonnengottes nachweist). Es liegt die Ver- 
Ianuarius Ianus als Gott des Neujahrs ange- mutung nahe, dafs der rhythmische Tanz- 
sehen wurde, so gewinnt allerdings der schon schritt (Kov^xiafiög, Dion. II. 2, 71) der Salier, 



2421 Mars (Gott des Krieges) 

den man auch dem Gotte selbst zuschrieb (vgl. 
Catull. 17, 6 Salisubsuli [Mortis] Sacra. Garm. 
fr. Arv. 3 Urnen sali), nur eine Nachahmung 
des kriegerischen Marschschrittes war, der be- 
kanntlich auch bei den Griechen (vgl. II. 7, 241 
olSa 8' svl oxaSCrj SinCio fislitsa&cu Aqt]!.. 16, 
617 und Schol. 13, 291), namentlich bei den 
Kretern und Spartanern, durch musikalische 
Begleitung zu einer Art Tanz wurde, wie 



Mars (Gott des Krieges) 2422 

(Bacchus) übergegangen sind (Verg. Georg. 
1, 345. Tibull. 2, 1). 

Was nun die Vorstellung betrifft, welche 
sich die italischen Stämme von ihrem Kriegs- 
gotte machten, so wurde er, soviel wir wissen, 
nie als Bogenschütze (wie Apollon, der freilich 
auch mehrfach mit Lanze, Schwert und Helm 
vorkommt, Boscher, Apollon u. M. 74. Preller, 
Gr. M. i 1, 274, 3. 290, 5), sondern stets nur 



Muller, Dorier 2, 250 u. 333 ff. nachgewiesen ic als ein Lanzenträger (hastatus), meist auch 
1 ' ^ ■" - ' - ™ - ' - - "--1- - c-m-*- m jt g e i m (g a iea cristata), Schild und Schwert 

ausgerüstet gedacht (vgl. Preller, B. M. 3 1, 349, 2. 
Müller- Wieseler, D. a. K. 2, 23, 245 [= Babelon, 
M.e.l, 509]. 245» [= Babelon 1, 10]. 246 a . 246 b . 
248. 248 a u. oben Sp. 2395), was jedenfalls mit 
der uralten nationalen Bewaffnung der Italiker 
zusammenhängt, in welcher die Lanze (hasta, 
pilum) die Hauptrolle spielte, während Bogen 
und Pfeile wenig üblich gewesen zu sein 



hat. Derselbe beruft sich namentlich auf Plato 
de leg. 7, 815 (vgl. auch LyJcophr. 249 u. Schol.), 
wo es heifst, dafs solche Waffentänze alle Wen- 
dungen durch Ausweichen vor Rofs und Wurf, 
durch Zurücktreten, Wegspringen und Zusam- 
menkrümmen nachahmten und ebenso auch 
die entgegengesetzten Bewegungen des An- 
griffs darstellten. Wie daher bei den Griechen 
Krieger und Tänzer mehrfach synonyme Be 



griffe sind (Dorier 2, 250), so wurde auch Mars 20 scheinen (Genaueres bei Boscher, Apollon u. M. 



S. 76; vgl. Mommsen, B. G. 5 1, 23 u. 72. Lange, 

B. Alt. 3 1, 532). Für die allerälteste Zeit haben 

wir uns den bewaffneten 

Mars wahrscheinlich nach 

Analogie der (mindestens 

allgemein latinischen) 

Salii (s. ob.) mit Panzer, 

ancile, Schwert, hasta und 

einem eigentümlich ge- 



zugleich als Tänzer (Salisubsilus) gedacht (vgl. 
auch den Apollon als Vater der Korybanten, 
Apollod. 1, 3, 4, oder als Sohn des Korybas, Arist. 
bei Clem. protr. 28, 8. Cic. de nat. deor. 3, 23 ; 57; 
s. ob. Sp. 1598). Eine interessante Stelle, welche 
einerseits auf die Ähnlichkeit des ytoQvßavtiaafiös 
mit den Saliertänzen, andrerseits auf einen ge- 
wissen Zusammenhang der Salier (Korybanten, 
Kureten) mit den Sacrani hinweist, findet sich 

bei Serv. V. A. 7,796 (Sp. 2427 A.*). Sodann 30 stalteten Helme zu denken 
haben wir gesehen, dafs die agrarische Wirksam- (vgl. die Bildwerke mit 
keit des Mars genau in dieselbe Jahreszeit (die 
aestas im Sinne der warmen Jahreszeit) fällt, wäh- 
rend welcher auch Kriege geführt und Kriegs- 
züge unternommen werden, daher man auch 
die in Form des ver sacrum geweihten be- 
waffneten Kolonistenscharen, denen natur- 
gemäfs daran gelegen sein mufste, beim Be- 
ginn des Frühlings aufzubrechen {Boscher, 

Apollon u. Mars 82 ff.), unter den Schutz des 40 Regia, welche, wie aus 
Frühlingsgottes stellte. Genau dieselbe Nei- Varro b. Clemens Alex, 
gung aus einem Frühlings- und Sommergotte 
zu einem Kriegsgotte rnrt' k^o%rjv zu werden 
läfst sich auch bei Apollon nachweisen (siehe 
Boscher a. a. 0. u. ob. Bd. 1 Sp. 435ff.). Wäh- 
rend aber der sonst dem Mars so gleichartige 
Apollon im Laufe der Zeit durch Ares und 
Athena aus seiner ursprünglichen Stellung als 
Kriegsgott mehr und mehr verdrängt wurde, 



Darstellungen von Saliern 
welche Marquardt 3, 414, 
1 u. 2 anführt ; Bich, Wort, 
d. röm. Alt. u. Salii). Das 
Hauptsymbol des Mars als 
Kriegsgottes waren, ab- 
gesehen von den ancilia, 
die heiligen Lanzen in der 




8) Mars vom capitolin. 

Fastigium (aus Arch. 

Ztg. 30 Taf. 67). 



Protr. p. 30 A Sylb. und 
Plutarch Born. 29 hervor- 
geht, geradezu mit dem 

Gotte selbst identifiziert wurden. Sobald diese 
Lanzen sich von Belbst bewegten, d. h. von Mars 
selbst geschüttelt zu werden schienen (vgl. Liv. 
22, 1, 11: ' Mavors telum suum concutit'. Plut. 
Fab. Max. 2 ; vgl. auch die arma caelestia ab ortu 



mufste der altitalische Frühlings- und Sommer- 50 occasu inter se occurrentia b. Plin. 2, 148 und 



gott Mars, der noch zu Catos d. A. Zeit die 
deutlichsten Beziehungen zum Ackerbau, zur 
Viehzucht, Gesundheit und Krankheit hatte, 
allmählich zu einem blofsen Kriegsgott werden 
(Augustin de div. d. 7, 14), erstens weil die 
Neigung zu Kampf und Krieg am meisten 
dem Charakter der Römer und somit auch 
demjenigen ihres Stammgottes, den sie als 
idealen Repräsentanten echten Römertums ver- 



Iul. Obs. 43 (103)), mufste der in der Regia 
wohnhafte Pontifex Max. sofort darüber an den 
Senat berichten, welcher dann die Konsuln 
mit der feierlichen Sühnung durch Opfer (z. B. 
an Iuppiter und Mars) beauftragte (vgl. Gell. 
4, 6. Liv. 40, 19. Iul. Obs. 60. 96. 104. 107. 
110). Das Gleiche gilt auch von den hastae 
Martis in anderen latinischen Städten, z. B. 
Praeneste (Liv. 24, 10), vielleicht auch in 



ehrten, entsprach (vgl. Ovid. f. 3, 79 f. Fest. 60 Falerii (Liv. 22, 1, 11, s. oben Sp. 2393). 



p. 150 Martius mensis), dann auch weil in der 
späteren Zeit die Beziehungen zum Ackerbau, 
zur Gesundheit und Krankheit von Mars auf 
Götter wie Ceres und Aesculapius übergingen. 
Beweisend hierfür erscheint mir namentlich die 
Thatsache, dafs die Ambarvalia, welche, wie 
wir sahen, in der älteren Zeit dem Mars galten, 
später auf den Kultus der Ceres und des Liber 



Ebenso beobachtete man die ancilia, deren Be- 
wegungen gleichfalls als höchst bedeutungs- 
volle Prodigien angesehen wurden (Liv. epit. 
68. Iul. Obs. 104. Bio 44, 17). Sobald ein 
Krieg ausbrach, begab sich der Feldherr in 
das Sacrarium Martis und rüttelte daselbst 
zuerst an den ancilia, dann an der heiligen 
Lanze des Mars, wobei er zu rufen hatte: 



2423 Mars (Gradivus) Mars (krieger. Beinamen) 2424 

„Mars vigila!" (Serv. V. A. 8, 3; vgl. zu 7, 603 7, 37, 3 bovem eximium [album, Plin. 22, 9] 

und zu 10, 228). Marti immolavif), und ihm die spolia secunda 

Gewöhnlieh stellte man sich wohl den Mars (Serv. V. A. 6, 860; Fest. p. 189; Plut. Marc. 

nach Analogie der Salii (vgl. Liv. 1, 20, 4 .. Sa- 8; vgl. auch Liv. 45, 33: precatus Martern 

lios ... duodecim Marti Gradivo leqit) als Minervam Luamque matrem et eeteros deos, 

Fufsgänger (pedes) vor, worauf ziemlich all- quibus spolia hostium dkare ius fasque est) 

gemein sein (jedenfalls kriegerischer) Beiname zu weihen, in welchem Falle auch die Dar- 

Grädivus*) (= Schreiter, vgl. Curtius, Graz. 6 bringung von solitaurilia auf dem Marsaltar 

703. Corssen, Ausspr* 1, 809) bezogen wurde des Campus Martius üblich war (Fest. p. 189), 
(vgl. Paul. p. 97 : Gradivus Mars appellatus est 10 wie ihm denn auch von der praeda und 

a gradiendo in bello ultro citroque etc. Serv. den manubiae (Preller s 1, 351; vgl. Martis 

V. A. 3, 35: Gradivumque patrem . . ., &ov- manubiae, Cic. p. Arch. 27 u. Appian Lib. 133) 

qiov "jQrja i. e. exsilientem in proelia etc., wo gewisse Teile zufielen (vgl. C. I. L. 1, 63 : . . . 

noch weitere Erklärungen zu finden sind. tribunos militare de praidad Maurte dedet; 

Bücheier, Umbrica p. 80. Serv. V. A. 1, vgl. ib. 1, 62 ab . 6,481. 1,1148: . . . praitores 

292: Mars . . ., cum saevit, Gradivus dicitur; aere Martio emerufntj) und die in der Schlacht 

cum tranquillus est, Quirinus. Mythogr. Vat. getragenen Waffen geweiht wurden (Prop. 5, 

3, 10; mehr bei Preller, B. M. 3 1, 348, 2), wie 3, 71: armaque quae tulero portae votiva 

er denn auch in der schönen Erzählung von Capenae). Über M. im Kult des Mithras s. d. 
der Schlacht des Jahres 472 (282 v. Chr.) als 20 So wurde schliefslich Mars zum allgemeinen 

göttlicher pedes erscheint (Val. Max. 1, 8, 6. Schutzgott der Soldaten (Tert. ad nat. 1, 10; 

Amm. Marc. 24, 4, 24). Dieser Mars Gradivus auch der Gladiatoren, vgl. Tert. de spect. 12. 

wurde nicht blofs zu Rom von den Saliern (Liv. C. I. L. 2, 2473) und Imperatoren und von diesen 

1, 20, 4) und vor der porta Capena (Serv. V. A. durch zahlreiche Benennungen, wie Conser- 

1,292), sondern auch anderwärts (vgl. CLL. 14, vator (z.B. CLL. 3,1099.1600. 5,6653.5081. 

2580. 2581. 5, 8236) verehrt. Gar nicht selten 6,485. Eckhel, D. N. 7, 398. Cohen, Med. imp* 1, 

dachte man sich aber auch den Gott als 387 nr. 264 Vespasian. 5, 399 nr. 608 Gallien: mit 

Wagenkämpfer, wie namentlich aus Münz- Lorbeerzweig; ib. 7,266 nr.323ff. ConstantinusI; 

darstellungen hervorgeht (Babelon 1,94. 501. ib. 175 nr.87ff. Maxentius; ib. 154 nr. 131: Maxi- 
534 f. 2, 377), zu welcher Vorstellung wohl auch 30 minus II; 6, 533 nr. 392: Marti Conservatori 

die im Marskultus vorkommenden equirria viel Augg. et Caess. NN. Maximianus Hercules), 

beitrugen. Die römischen Dichter, bei denen Custos (C. I. L. 3, 3232. Henzen 5490), Ad- 

freilich griechische Vorbilder mafsgebend sein sertor (Münzen des Galba b. Eckhel 6, 298 u. 

konnten (Preller, B. M. s 1, 349), schildern Cohen* 1, 344f. nr. 376 f.: Mars stehend mit 

demnach den Gott bald als Fufsgänger, bald Schild und Trophäe), Victor (C. I. L. 7, 425. 

als Wagenkämpfer, umgeben von der Bellona 509. 706. 926*. 992. 993; vgl. 6, 486 und die 

und anderen Dämonen, vor allen dem Pavor Bronzestatuette im Brit. Mus., Arch. Z. 29, 

und Pallor (= &6ßog und zjuipog), welche seit 173. Henzen, Acta fr. An. 124 sowie die 

Tullus Hostilius in Rom verehrt wurden (vgl. Münzen des Galba u. s. w. b. Eckhel 7, 156. 
z. B. Verg. Aen. 8, 700ff. 12, 331ff. <SW. It. 4, 40 170. 314. 8, 85. Cohen* 1, 327, 138; 360 nr. 56: 

432 ff. Stat. Theb. 3. 424 ff. 7, 46 ff. Val. Fl. eine Victoria haltend; 388 nr. 265 u. 268. 3, 45 

3, 89f. Claud. in Buf. 1, 342ff.). Auch der zu- nr. 431. 410 nr. 50ff. 4, 36 nr. 319ff. 4, 160 

erst von Ennius bei Cic. rep. 1, 41, 64 (vgl. nr. 147. 4, 261 nr. 76 etc. Tölken, Gemmen 

Hör. ca. 3, 3, 16. Ovid. f. 2, 496. Met. 14, p. 131 nr. 375ff.), Invictus (C. I. L. 2, 2990. 3, 

818 ff.) berichteten Legende von der Empor- 2803. 9, 2198; vgl. auch das Cal. Venus, unt. 

führung des Romulus in den Olymp auf dem d. 14. Mai, C. I. L. 9, 421 und Verbindungen 

Wagen des Mars (nach Liv. 1, 16 wird er wie Mars et Victoria populi Born, oder M. et 

durch eine procella entführt) liegt die Vor- Victoria Aug., Arch. Z. 27,76. C. I. L. 7, 1068. 

Stellung eines zu Wagen fahrenden Gottes zu 220, sowie die Münzen des Pescennius Niger 
Grunde. 50 bei Cohen 3, 410, 49. Müller-Wies. 2 3 , 246° 

Nach einem erfochtenen Siege pflegte man und des Aurelian ib. 6, 189 nr. 123ff. u. 126: 

dem Mars ein feierliches Opfer darzubringen, Mars nu debout ä dr. tenant de la main gauche 

wie dies vom P. Decius Mus bezeugt ist (Liv. une haste et recevant un globe du Soleil radie 

*) Die Messung Gradivus findet sich bei Ovid. Met. a demi nu ä gauche, qui tient un fouet; entre 

e, 427. su. n. 15, 15. 337. Vai. Fi. 5, 650; sonst wird eux un captif ä terre, Müller -Wies. 2 3 , 246°), 

Gradivus gemessen. Vgl. hinsichtlich des Schwankens Militaris [C. I. L. 7, 390. 391. Arch. Z. 28, 78) 

der Quantität in derartigen Eigennamen die von Kühner, oder Militiae potens (WilmannS Ex. 1471, 

Aus/. Gramm, d. lat. Spr. 1 S. 72 angeführten Beispiele Q ^ g 2 396), Campester (C. I. L. 2, 4083; 

(vgl. auch Corssen, Ausspr* 2, 69 u. 517f.); hinsichtlich , Mgx ß iebourg Ve ßulevis CampestHbus etc. 

der Bedeutung von Gradivus verweise i ich auf d.e Be- S geehrt. Vgl. auch den Mars 
deutung von gradus = Auslage des Soldaten (vgl. die B " "«"" ioouf. ">) &*-" • _ 6 

Eedensarten: in gradu stare [Senec. dial. 11,6, 2), de gradu Secutor Comesque bei App. Mit. 7, 10 U. 

deicere, pellere, cedere, locus ad gradum instabilis (Tac. ann. 11, den Mars Comes Aug. N. oder Lomes 

l, 64 und mpperdey z. d. St.), i'gio gradu immota (ib. 14, Victor Aug. N. auf Münzen des Maxentius bei 

37), stabiii gradu (Bist. 2, 35) etc. Mit Grahovius bringt Cohen 2 7, 174 nr. 82 ff. 176 nr. 95, den Mars 

Gradivus zusammen Keller, Lal. Volksetymologie S. 36 (vgl. Propugnator auf Münzen des Gordianus III, 

Grabovius). Wahrscheinlich stellen die Münzen der Tre t, omanus e tc. bei Eckhel 7, 352. Cohen'' 5, 

Brettier (Gatal. of the greek coins in the Brit. Mus., Italy nn r „ ™, _ . _ „„ OPTe v „ n j. „„„• 

S. 327ff.) und der Mamertiner (ft. Sicily Ulf.) drn Mars 36 nr 155ff. 245 nr. 70 272 nr. 60 etc. SOWie 

oder Mamers als Gradivus dar. den Mars propag(ator) imp. Aug. aut 



2425 Mars (Patroos von Städten) Mars (Patroos von Städten) 2426 

Münzen des Maxentius b. Eckhel 8, 58. Cohen'' Der Vaterbegriff b. d. röm. Gottheiten. Pyritz 
7, 175 nr. 92. Natürlich war der Mars Victor 1887 S. 6, 7. Dasselbe gilt natürlich auch von 
auch ein Pacifer, d. h. ein durch Krieg und Quirinus (Lucil. a. a. 0. Ennius bei Nonius 
Sieg den Frieden bringender, wie ihn uns die p. 120), der ebenfalls das Epitheton pater führt. 
Münzen des Commodus etc. mit der Umschrift Vor allem scheint aber zu dieser Auffassung des , 
MartßJ PacfiferoJ oder Marti Pacifero ■ etc. Mars als göttlichen Vaters die Sitte des ver 
vorführen; er erseheint behelmt, oft mit umge- sacrum (s, ob. Sp. 2411 f.) beigetragen zu haben, 
kehrter (gesenkter) Lanze, in der R. aber einen auf welcher, wie wir sahen, die zahlreichen 
Ölzweig, das Symbol des Friedens, haltend Benennungen der ausziehenden Kolonisten und 
(vgl. Cohen 2 3, 273 nr. 349 f. 4, 36, 315 ff. 419, 10 der neugegründeten Städte nach dem gött- 
172 etc. Binder, Die ant. Münzen d. kgl. Mus. liehen Führer und Ahnherrn beruhen (vgl. 
nr. 984 S. 211. Areh. Z. 15, 30; vgl. auch C. z. B. Mamertium, Mamertini, Marsi, Marru- 
I. L. 7, 219, sowie die Münzen des Probus bei vium, Marrucini etc., Corssen, Ausspr* 1, 405). 
Eckhel, D. N. 7, 501 (Marti Pacif.) und des Am deutlichsten aber erhellt die Auffassung 
Commodus, ib. 121 (MartfiJ PacatforiJJ; vgl. des Mars als pater populi aus der Gründungs- 
Cohenä, 273 nr. 349 f., des Caracalla C'oÄen4,160, legende Roms, worin Mars als Vater des Ro- 
149). Hinsichtlich der Verbindung des Mars mit mulus, des mythischen Eponymos der Stadt, 
Hercules, der ebenso wie Mars victor und invic- auftritt. Höchst merkwürdig dabei ist, dafs 
tus hiefs, vgl. Sp. 2397 u. die Inschriften C. I. L. dieselben Elemente, welche in vielen Grün- 
6, 2819 (c[ol]l. Martis et Herculis). 14, 2894. 20 dungssagen (vgl. Bauer, Die Kyrossage u. Ver- 
10,7858 (Numini deo Herculi Martenses) u. s. wandtes. Wien 1882 = Sitzungsber. d. phü.-hist. 
d. Art. Hercules; ebenso erscheinen Mars et El. d. K. Ak. d. Wiss. Bd. 100 Heft 1 S. 495 ff.), 
Minerva, C. I. L. 5, 4901. 5114; Mars, Minerva, namentlich aber in den griechischen Legenden 
Campestres, Hercules, Epona, Victoria, C. I. L. von Miletos und Kydon, den Söhnen des Apol- 
7, 1114; Mars et Fortuna, C. I. L. 6, 481 u. s. w. Ion {Boscher, Apoll, u. M. S. 78 ff.), erscheinen, 
Über den ebenfalls hierher gehörigen, auf sich in der römischen Gründungssage wieder- 
zahlreichen Münzen des Augustus, Galba u. a. holen: Abstammung des Gründers von einem 
(Boutkowski, Dict. num. 352 ff. Eckhel, D. N. 6, Gott und einer Sterblichen, Aussetzung und 
96 f. 100. 296. 298; 7, 164. 200; 8, 46. Cohen 2 Ernährung desselben durch das dem gött- 
1, 345 nr.378ff. 348 nr. 405, 388 nr. 270 etc.) und 30 liehen Vater geheiligte Tier, den Wolf [und 
Inschriften (z. B. C. I. L. 10, 403. 9, 4108. Specht], Nachstellung von Seiten eines älteren 
Henzen, Acta fr. Arv. 144. 72. 84. 121. 86. 87) Verwandten, endlich Gründung einer Stadt 
erscheinenden Mars ültor s. oben Sp. 2392. (Kolonie). Am leichtesten und einfachsten 
Übrigens beruht auf der namentlich in der lassen sich wohl alle diese Züge aus dem ver 
späteren Zeit und bei den (von griechischen sacrum erklären. Die Abstammung des ßo- 
Vorbildern abhängigen) Dichtern überwiegen- mulus etc. von einem Gotte entspricht dem 
den kriegerischen Bedeutung des Mars seine Verhältnisse der „sacrani" zu ihrem gött- 
Identiflcierung mit dem griechischen Ares liehen Beschützer, nach welchem sich die 
{Boscher, Apollon und Mars 9 ff.). Kolonisten häufig benennen (s. oben Z. 11 ff.); 

40 die Aussetzung und Nachstellung seitens äl- 

VI. Mars als Patroos und Archegetes von t erer Verwandten ist eine Parallele zu der 
Stämmen und Städten. Austreibung der Kolonisten, die Ernährung 
Da Mars, wie wir gesehen haben, für die durch die heiligen Tiere des Schutzgottes 
wichtigsten menschlichen Verhältnisse als Gott korrespondiert mit der Führung der Kolo- 
des Ackerbaues, der Viehzucht (Silvanus), der nisten durch die heiligen Tiere des Schutz- 
Gesundheit und des Krieges, der Koloni- gottes, die in diesem Falle wohl eigentlich 
sation etc., ja auch der Ehe und ehelichen als Orakelgeber anzusehen sind (vgl. Grimms 
Fruchtbarkeit (s. oben Sp. 2410) von der aller- schönes Kapitel über „weisende Tiere", D. M. 3 
gröfsten Bedeutung für den Italiker war, so 1093 f.).*) Die Sacrani selbst verwandelten 
lag es nahe, ihn (ebenso wie Apollon, vgl. 50 sich natürlich in der rationalisierenden Arche- 
Boscher, Apollon u. Mars S. 78 ff. u. ob. Bd. 1 getessage in ein unmündiges ausgesetztes Kind, 
Sp. 438 f.) als icaTQcoos und ÜQxnV^s, d. i. als sobald das Bedürfnis einen einzigen Archegetes 
mythischen Ahnherrn oder als Stammgott zu zu haben entstaad (vgl. auch Schwegler, B. G. 
verehren, indem man ihn zu Stämmen und 1, 416 u. d. Artikel Romulus, Kydon, Miletos, 
Städtegemeinden in einem väterlichen Ver- Caeculus). 

hältnisse stehend dachte und sich durch diese Hierher gehört auch ohne Zweifel die 

Auffassung seines mächtigen Schutzes zu ver- von Silius Ital. 8, 507 überlieferte Sage von 

sichern glaubte. Ganz besonders prägt sich iMarrus, dem Eponymos der marsischen Stadt 

dieses väterliche Verhältnis in der Bezeich- Marruvium; denn nach Corssen, Ausspr. % 1, 405 
nung Mars (Mavortius) pater oder Marspiter 60 ist Marsus aus Martius entstanden, Marrus aber 

(Maspiter) aus, der wir häufig begegnen (vgl. ist nur eine durch Assimilation veränderte 

Cato r. r. 141. Lucil b. Lact. i. d. 4, 3. Varro Form von Marsus {ib. 1, 242). Der Name Marrus 
l. I. 8, 49. 9, 75. Liv. 8, 9 (Devotionsformel). Val. 

Max. 1, 8, 6. Macr. 1, 12, 8. 1, 19, 3. SerV. V. , *> Nordlandsfahrer, die sich Island näherten, um sich 

' ' , ' . ' ' „ . ' , . r „ . dort anzusiedeln , pflegten die miteingeschifften Pfeiler 

A. 3, 35. Hmzen .Acta fr An 124 144 Orelh, des heimatlichen ' Hochsitzes aus dem Schiffe ins Meer 

Inscr. 1347t. C.l. L. 1, 809 (= b, 487): Mais- zu werfen und da 8ioh anzusiedeln, wo jene landeten, 

piter; ebenso Varro 1. 1. 8, 33. 8, 40. 9, 75. 10, 65. Oeijer, Schwed. Oesclt. 1, 104. Rochhols, Deutsclier Glaube etc. 

Gradivus pater Verg. Aen. 3, 35). Vgl. Zinzow, 2, 135. 



2427 Mars (Patroos v. Stämmen u. Städten) Mars (heilige Pflanzen : Eiche, Lorbeer) 2428 

war demnach wohl nur die altmarsische Form silva, Gebüsch, Anpflanzung, Curtius, Grdz. 5 

für Martius, d. i. Sohn des Mars. Endlich 373). Curtius ist geneigt, silva an die Wurzel 

läfst sich dieselbe Vorstellung von Mars- su = procreare anzuknüpfen und in silva, vlr\ 

Quirinus als Archegetes noch in der eigen- die älteste Bedeutung „Wuchs" (vgl. tpvxöv) 

tümlichen Gründungssage von Cures nach- zu erblicken, was augenscheinlich sehr gut zu 

weisen, welche nach Dionysios Hol. 2, 48 von der Funktion des Mars als Förderers des Wachs- 

Varro behandelt worden war. Sie lautet: sv tums der Bäume im Frühling passen würde. 

zji 'Psaxivcov %wQct »«fr' ° v XQÖvov 'A$o$iyivsg Hierzu stimmt, dafs Mars pater bei der Feier 

ävrriv *uxsl%ov xagdsvog %ig eiu%wQia xov der Ambarvalien um das Wachstum und Ge- 
nqtoxov yhovg sig izqov tjX&sv 'EvvaXCov 10 deinen (grandire et evenire sinas) der fruges, 

%OQSv6ovaa ■ xov 8' 'EvvdXiov oi ZaßLvoi frumenta, vineta, virgulta angefleht zu werden 

xal . . . 'Pcofiaioi . . Kvqivov 6voy»ü£ovaiv . . . pflegte (Cato r. r. 141). 

sixs "Aqr\g saxiv Site sxeQÖg -ng ö[ioiag "Aqsi Von einzelnen dem Mars heiligen Pflanzen 

xifiäg s%a>v .... sv ds xov &eov xm rsjisvsi sind hervorzuheben: 

XOQSvovaa r\ nctiq ev&sog ayvco yivsxai nul a) Die Eiche (quercus), vgl. Suet.Vesp. 5: 
%axaXntovea xbv %o$bv slg xbv ar\v.bv sia- „in suburbano Flaviorum quercus antiqua, quae 
xqsxsi xov »eov. snsixcc syxviiwv su xov öa(- erat Marti Sacra, per tres Vespasiae partus, 
povog, cos anaeiv sSö-isi, ysvopsvri xikxsi naida singulos repente ramos a frutice dedit" etc. 
MoSiov ovo[ia, $aßiSiov sni-ulrjeiv, os uvSqco- Über die Bedeutung dieser Eiche als „Geburts- 
orts fioQcp^v xs ov v.ax' av&Qwnov dXXä Sat- 20 bäum" handelt Mannhardt, Ant.Wald-u.Feldk. 
fiöviov l'o%si, -Hai xu noXspia itävxmv yivsxai 23; vgl. auch Lucan. 1, 136ff. 
lauTiQÖxaxog . . . avvayaymv de z^Q« noXXrjV b) Ob der Feigenbaum (ficus) dem Mars 
sv SUycp nävv xqovco v.xl%si xuq yialovpsvag heilig war, hängt von der Deutung des Mars 
KvQSig '. . . sitl xov Sai'fiovog, i£ ov ysvie&ai. Ficanus in einer Inschrift von Ostia ab (vgl. 
ö Xöyog avxbv sl%s , xovvopu xrj nöXsi »sas- C. I. L. 14, 309 = Benzen 7194 (aus Ostia): 
vog k. t. X. Sehr beachtenswert ist in dieser . . . magistro ad Martefm] Ficanum, wo Een- 
Erzählung die Thatsache, dafs im Tempel des zen freilich an die latinische Ortschaft Ficana 
Quirinus zu Reate vornehme Jungfrauen dem an der via Ostiensis denkt). Sonst war aller- 
Gotte zu Ehren Tänze aufführen mufsten, dings der Feigenbaum dem Faunus geheiligt 
welche Sitte ganz augenscheinlich an die sog. 30 (vgl. den Faunus Ficarius bei Isid. 8, 11, 104. 
Saliae virgines erinnert*), von denen Cincius 11,3,22. Sieron. in 1s. 5, 13, 21: incubos vel 
bei Fest. p. 329" berichtet: Salias virgines satyros vel silvestres quosdam homines , quos 
Cincius ait esse conductitias, quae ad Salios nonnulli Faunos ficarios vocant), wie auch 
adhibentur, cum apicibus paludatas, quas Aelius der beim Lupercal stehende ruminalische 
Stilo scripsit sacrificium facere in Regia cum Feigenbaum gewöhnlich auf Faunus, Sohn 
Pontifice paludatas cum apicibus in modum des Mars {Dion. Hai. 1, 31) und mit diesem 
Saliorum, vgl. das Belief von Tibur (?) bei wesensverwandt, bezogen wird (s. die Stellen 
J. B. Casali, De profanis et sacris vet. ritibus. bei Schwegler, B. G. 1, 392f. u. 422ff. Preller, 
Francof. 1681 p. 85. Marquardt 3, 414 u. 416, 1. B. M. 3 1, 110), obgleich sich recht wohl denken 
Übrigens scheint der Bericht über Modius Fa- » läfst {Preller a. a. 0. u. 336, 1), dafs er und 
bidius von xUxsi an sehr stark verkürzt zu ebenso auch der Feigenbaum auf dem Comi- 
sein. Vielleicht können wir nach Analogie tium {Schwegler 1, 392 f. Becker, Top. 293 f. 
der vielen bei Bauer a. a. 0. zusammen- Gilbert, Gesch. u. Top. 1, 53 u. 3, 139) ursprüng- 
gestellten Analogieen für diesen Teil der Er- lieh Symbol des Mars war. 
Zählung einen ähnlichen Inhalt voraussetzen, c) Ebenso ist es nicht ganz sicher, ob der 
wie ihn uns die Sagen von Romulus und Cae- in der Nähe der palatinischen Casa Romuli 
eulus, dem Gründer von Praeneste, bieten (vgl. stehende , der Sage nach aus einer Lanze des 
Schwegler, B. G. 1, 431). Auch der Name des Romulus erwachsene Cornelkirschenbaum 
sagenhaften Königs Morrius **) (vgl. Marrus) (vgl. Plut. Born. 20. Serv. V. A. 3, 46. Arnob. 
von Veji, der hier nach Servius {V. A. 8, 285) 50 4, 3. Lact. Plac. arg. Metam. Oo. 15, 48 = Myth. 
das Institut der Salier stiftete, scheint mit Lot. ed. Staveren p. 894), wie Preller {B. MS' 
Mars zusammenzuhängen und einen Sohn des 1, 336, 1) vermutet, ein Heiligtum des Mars 
Mars zu bedeuten, wie Preller 3 1, 282. Corssen war (vgl. Schwegler 1, 395). Eine Beziehung zu 
in Kuhns Z. 2, 11 und Usener, Bh. Mus. 30, 213 Mars, dem Vater des Romulus, wäre freilich in 
annehmen. diesem Falle um. so leichter denkbar, als die 

hastae in der Regel aus Cornelholz gefertigt 

VII. Heilige Pflanzen und Tiere des Mars. waren und auch die hastae Martiae wohl 

Eine allgemeine Beziehung des Mars ' zu daraus bestanden. Aufserdem gehört die Cornel- 

den Pflanzen, namentlich des Waldes, verrät kirsche zu den ersten im Frühling ausschlagen- 
schon sein gewifs uralter Beiname Silvanus 60 den Bäumen {Plin. n. h. 16, 97). 

(vgl. griech. vXr), Holz, Wald; vXrifia, Gebüsch; d) Der Lorbeer. Nach lul. Obs. 19 (78) 

standen in oder vor dem sacrarium Martis der 

*) Hierzu stimmt, was Sp. 2S86 aus Fest. 321» über die Regia zwei offenbar dem Mars geheiligte Lor- 

Saorani und das ver saeram Ton Eeate bemerkt ist, und beerbäume, welche deutlich eine Parallele 

8m. r.A. 7, 796: dieuni quendam Corybantem venisse ad zu den b ewen Myrten im Heiligtume des Qui- 

Italiam et tenuisse loca quae nunc urbi vieina sunt et ex eo ^^ &a{ &em Q uirinal ,p Un h W- 15 120 ) 

,.,-«*£.£ — ^XVroTc^, Auss P r, bilden (vgl. Mannhardt, Ant. Wald-^.Feldlc. 



2, 11 u. 84 f. 1, : 



Nach Ovid. fast. 3, 139 wurden die Thüren 



2429 Mars (heilige Pflanzen: Gras, Bohne) Mars (heilige Tiere: Wolf, Specht etc.) 2430 

der Regia und die Curia an dem bedeutendsten spiritum, a Luna corpus, a Marte sanguinem] 
Marsfeste (des 1. März) regelm'äfsig mit frischen dem Mars [als Gestirn?] verdankt wird) er- 
(wohl den heiligen beiden Lorbeerbäumen ent- zeuge (kvsiv alfiu) und vorzugsweise den Be • 
nommenen) Lorbeerreisern geschmückt. Ebenso gattungstrieb fördere (Lyd. a. a. 0.). Vielleicht 
ist der jugendliche, einem Apollon ähnliche war also die Bohne dem Gotte blutigen Kam- 
Mamers auf Münzen der Mamertini mit der Bei- pfes, der zugleich als Frühlingsgott die Brunst 
schrift "Ageog (ob. Fig. 2) lorbeerbekränzt dar- der Menschen und Tiere hervorruft, geweiht, 
gestellt (Müller -Wieseler 2, 23, 244. Catalogue unter den tierischen Symbolen des Mars 
ofthe greekeoins in the Brit. Mus., Sicily p. 109; ist an erster Stelle zu nennen: 
vgl. ib. p. 262).*) Ganz ebenso war bei den 10 a) der Wolf, den wir schon in den bei- 
Griechen der Lorbeer bekanntlich dem auch nahe identischen Gründungssagen von Milet, 
in dieser Beziehung dem Mars vergleichbaren Kydonia und Rom als apollinisches und mar- 
Apollon geheiligt (Boscher, Apollon und Mars tialisches Tier kennen gelernt haben, und der, 
89 f.). Wahrscheinlich war der Lorbeer dem wie die Sage vom ver sacrum der Hirpini be- 
Mars wie dem Apollon als Frühlingsgöttern weist, als ein von Mars gesandter Wegweiser 
geheiligt, da er nach Plin. h. n. 16, 97 u. 104 galt (Strabon 250: riyrjaafiivov Iv-nov tjjs airoi- 
zu den ersten im Frühling ausschlagenden und niag. i'gnov yag v.ctXoveiv oi EavvVtai xbv Xvhov. 
blühenden Pflanzen gehört und als ccnoxQÖitaiov Fest. p. 106 Irpini. Serv. z. Aen. 11, 785). Aber 
gegen die am 25. April beginnende robigo auch sonst erscheint der Wolf als das dem 
gebraucht wurde (Plin. 18, 161). 20 Mars (und Apollon) heilige Tier (s. die Stellen 

e) Auch das Gras des Rasens (gramen) bei Schwegler, B. G. 1, 416, 3). In dem Heilig- 
scheint dem Mars geheiligt gewesen zu sein, tum an der via Appia stand ein Bild des Mars 
dessen Beiname Gradivus nach einigen mit zwischen Wölfen (Liv. 22, 1, 12: Signum Mar- 
gramen zusammenhängen sollte. Ja man fa- tis Appia via ac simulacra luporum sudasse). 
belte sogar von einer Entstehung des Mars Einmal wird der samnitischeMä/iEpTog geradezu 
aus dem Grase (Fest. p. 97: Gradivus Mars ein bewaffneter Wolf (o7tlLtrjg lixog) genannt 
appellatus est .... quia gramine sit ortus; (Lykophr. 937). Ja der Wolf gehört so wesent- 
vgl. Serv. V. A. 12, 119: Marti ... gramen est lieh dem Mars an, dafs lupus Martius oder 
consecratum quod seeundum Plinium ex humano Martialis seine stehende Bezeichnung wurde 
cruore proereatur [= Mythogr. Vat. 3, 10] ... 30 (Verg. Aen. 9, 566 u. Serv. Hör. ca. 1, 17, 9 u. 
gramen autem herbae species est, licet omnis Schol. Liv. 10,27,9). Was die Bedeutung dieses 
herba gramen vocetur), möglicherweise mit Symbols betrifft, so ist es schwierig, dieselbe klar 
Beziehung auf das gramen Martium, d. i. das zu erfassen. Schwegler, B. G. 1, 363 f. fafst ihn 
Gras des Campus Martius (Hör. ca. 3, 7, 26). als Symbol der Unterweltsmächte, zu denen 
Vielleicht hängt damit zusammen erstens die freilich Mars entschieden nicht gehört, oder 
bei Ovid. fast. 5, 251 ff. berichtete Legende von als Sinnbild der Menschenopfer heischenden 
der Erzeugung des Mars durch den Duft einer Dämonen. Beachtenswert erscheint, dafs der 
Blume, wenn wirklich diese Vorstellung eine Wolf (hirpus) auch Symbol des unverkenn- 
italische und nicht eine griechische war (vgl. baren Sonnengottes vom Soracte, des Soranus 
Usener, Bh. Mus. 30, 216), zweitens die Corona 40 ist (s. d.). Mannhardt, Ant. Wald- u. Feldk. 
graminea, das Zeichen des höchsten Sieges 336 ist geneigt, den Wolf des Mars, Apollon 
(vgl. Fest. p. 99 s. v. herbam do und p. 190 : und Odhinn als poetisches Bild des siegreichen 
obsidionalis Corona; vgl. PZm.Ä.w.22, 8ff.; mehr Helden zu fassen (vgl. Liv. 10, 27, 9: Victor 
bei Preller 3 1, 350, 2). S. ob. Sp. 2411 Anm.*. Martius lupus; vgl. 21, 46. Grimm, D. Myth. 3 

f) Dafs die Myrte dem Quirinus geweiht 1079. 1074. Ilias 16, 156ff. 352; 11, 72); O. 
war, ersieht man aus der von Plinius 15, 36 Keller, Thiere d. class. Alt. 1, 172 macht darauf 
berichteten Thatsache, dafs in dessen Heilig- aufmerksam, dafs die unbegrabenen Leichen 
tum auf dem Quirinal zwei Myrtenbäume, die einer Wahlstatt oder eines Richtplatzes den 
plebejische und patrizische Myrte genannt, Wölfen ein Leckerbissen sind (Catull. 108, 6. 
standen (vgl. darüber Mannhardt, Ant. Wald- 50 Hör. epod. 5, 99. Lucan. 6, 552) und dafs diese 
u. Feldk, 25). Die Bedeutung dieses Symbols Tiere daher zugleich mit Geiern und Raben 
ist nicht ganz klar, vielleicht sollte die Myrte die Kriegsheere zu begleiten pflegen (Lucan. 
hier wie auch sonst Symbol „der Vereinigung 6, 627. 7, 826. Beowulf 6044ffA Wie dem auch 
der patrizischen und plebejischen gentes zu sein möge, jedenfalls ist die Übereinstimmung 
einer Staatseinheit durch den Friedensgott dieses Symbols bei zwei unverkennbaren Sonnen- 
Q,mriimB"Bein(Bötticher, Baumkult. S. 448u.l66). göttern wie Soranus und Apollon von grofser 

g) Nach Lydus de mens. 4, 29 war die Bedeutung. 

Bohne (nvapog) dem Mars geheiligt: S%qwv b) Der Habicht (aeeipiter) wird bei Ver- 

xe trag ilXr\k(ov oipsig dvxl ai'(iaxog xb %qiaft,a gil (Aen. 11, 721) heilig genannt, wozu Servius 
tov Kvduov laußävovxeg, xavxrj ye xbv "Agsa «0 bemerkt: sacer ideo quia Marti consecratus 

&et/anevovxeg. Man fabelte von der Bohne, aeeipiter (vgl. Dracont. c. 8, 469). Derselbe Vogel 

dafs sie Blut (das nach Serv. V. A. 11, 51 = (t'<?»ji, ligct!;, xiQxog) galt bei den Griechen als 

Myth. Vat. ed. Bode p. 217, 34 [sortimur a Sole apollinisch (Od. 525ff. II. O 237 u. Schol). 

Ist dieser Habicht vielleicht identisch mit 

+) Hollto moht auch der bisher für Apollon erklärte j rtm „ \n „ 4. • „ „ 1 r 1 

u- , 1. . * • v • 1. T.r.. ^ • „ l , " em sogen. Marti nsvogel = talco cyaneus 

Koni auf dvr römiach-campamschen Mtmze bei Babelon, ,sy ■ -r. -»* q . ~~ .n „ J 

JW.. «m». 1 S. U nr. 6 (vgl. ebenda S. 13 nr. 9. S. 15 ißrimni^ D.M." 1084)?. _ 

nr. 12. H. U nr. 11) nach Analogie des apollongleiehen c ) Der Specht (picus) ist in ganz Italien 

Ares der Mamurliner CFig. 2) ein Mars oder Mamera sein ? als Vogel des Mars angesehen WOL'den. Er er- 



2431 Mars (Opfertiere: Stiere) Mars (Opfertiere: Widder etc.) 2432 

acheint als solcher erstens auf den iguvinischen suovetaurilibus piaculum fieri (vgl. auch die 

tSCZ Veico, piquier Martier = Picü hostiae majores, welche dem Mars dargebracht 

Marti- ^ITSeler, ^Ombrica 5 B 9 u. 15 wurden, wenn die hastae Martiae der Regia 

p 213 f) zweitens zu Tiora Matiene (wofür sich bewegt hatten: Gell. 4 6 Henzen Acta 

Feh Mar tiene 1 turris Martiana, oskisch tiurri, fr. Arv. 71, 72 u. 84, wonach dem Mars Ultor 

wl CoVssen Ausspr*l, 744. 2,243, vermute), und seinem Genius je e.n taurus geopfert 

wo Z Specht f'anf 'einer hölzernen Säule wurde). Ammian 24, € I 17: Complures hostias 

ritzend" weissagte (1*1 *fo*o B &Uv n s, Bion. Marti parabat Ultori (Iuhanus) et ex tauris 

Hai 1 14) ferner als Führer des versacrum der pulchernmis decem ad hoc perduchsetc 
Picenter rserab 240. Paul, p.212 Picena regio), 10 b) Widder wurden dem Mars bald allein, 

TXh in der römischen Gründungssage (■" die bald in Verbindung mit Stieren oder Schweinen 

Stellen bei Schwegler, Böm. Gesch. 1,416 Anm. 3 (Suovetaunlia) geopfert. Vgl. Hauen, -Acta fr 

und S 233) BeSers in seiner Eigenschaft Arv*. P- 144: Marti «mfa. «Zhla««« II und 

als Weissagevogel, als welcher er auch bei Marti patri ult[on] arftetes] nfumero] U und 

den Germanen fuf tritt (Pfannenschmid, Germ. Müller -Wieseler , 1). 2', 251 wo der Widder 

ErnteZTe 519 221. 4961), wird er fast stehend und der Skorpion auf die beiden vorzugsweise 

Ss Martins genannt (vgl. Bücheier, Urnbrica dem Mars geheiligten Monate Martins und 

I 43 wTaracorni, picus und pica als Oktober zu beziehen sind. S. auch ebenda nr. 254. 

oscines auftreten und die Stellen bei Schwegler c) Schweine, und zwar männliche treten 
1 233 34r Überhaupt scheint seine Heiligkeit 20 erstens als selbständige Optertiere des Mars in 

und seine'Beziehung^u dem Gotte des wichs- den iguvinischen Urkunden (2 A -Bugdß 

tums auf seiner prophetischen Bedeutung zu sowie m dem Fragm. des Pompomus b. Macrob. 

Äen welTer den? Ackerbauer als Wetter- 6, 9, 4 (bidens verresjzuf zweitens werden sie 

verkünder von Wichtigkeit ist, da er bestän- in Verbindung mit Widdern und Stierendem 

JS wenn es rfgnen soll {Mannhardt, Mars geopfert, namentlich bei dem Feste der 

llt Wald und Feldl 334. Pfannenschmid Ambarvalia {Cuto r. r. 141) sowie an dem 

a a 0)0. Keller, Thiere des klass. Altert. Altare auf dem Campus Martins als Dankopfer 

27 7 ff 452 ff. Hopf, Thierorakel 144 ff. Aus dem für die seeunda spolia (vgl Festus p. 189 s. v. 

Suecht hat sich bekanntlich die Gestalt eines opima spolia. Benzen, Acta fr. Arv. p 143. 
dem Mars und Faunus nahe verwandten gött- 30 Marauardt 8, 168, 11) und wenn es sichum 
Uchen Wesens gebildet (s. die Art. Picus und das ambüustrium auf dem Campus Martins 

P?™™,^ {Dion. 4, 22, wo »o SS > statt rgayco zu schrei- 

neumnus;. ^ . gt) oder um ein Amburwum , d. h. eine 

VIII. Opfertiere des Mars. lustratio urbis, handelte (Marquardt 3, 195). 

*\ Ochsen Cboves) und Stiere (tauri) d) Pferde erscheinen als Marsopfer nur 

sehe nen überall nlta ien als hauptsächlichste bei der Oktoberfeier (s. ob. Sp. 2416) können 

OrfertLre des Mars üblich gewesen zu sein. aber überhaupt als dem Mars geheiligte Tiere 

KJlSS Tafeln,™ nach 1 All angesehen werden, wie denn Mars ganz ge 

u 6 Bl dem Mars Grabovius drei boves und wöhnhch mit Bossegespann fahrend gedacht und 
nach 1 B2 und 6 B 43 (Bücheier p. 80) tres w mit equirna gefeiert wird (s. ob. Sp. 2401; 2423). 

vüuli tauri dem Mars Houius geopfert werden Insbesondere guten die sogen, russa 1 bei den 

sollen Nach IMus 7, 37, 3 uncl Plin. n. h. Wagenrennen als dem Mars geheiligt nach 

22 9 brachte P. Decius Mus nach einer grofsen Lyd. de mens. 4, 25 (vgl. MarquardtS, 496ff.) 

Kriegstiat dem Mars bovem eximium album*) Vgl. auch die campanischen e c. Münzen mit 

fum g Opfer dar. Auf den ürkundentafeln der Rofskopf und Marskop tM üonMonn^ 

Arvalbrüder erscheint gewöhnlich der taurus l.lOff. Heibig, Annall 1865 87 ^ -™r 1,338 

THenzen Acta etc p. 72. 84. 86 f. 121. 124) Catal. of the greek coinsin theBnt. Mus., Baly 

als Sertier, nur* zweimal werden statt S. 69 (ob. Sp. 2394f.). Wie es scheint ging nach 

dessen ar'etes (altilanei) II genannt {Renten Einführung des Dioskurenkultus die alte Be : 

dessen anetes (U J g^ ^ ^^ ^ ^^ ^"T"^ T^tT/ 

rt.er (bos arator) als ein dem Mars heiliges -^«^^»^^^^f/^^f^^f/E 

Tier eeeolten zu haben, wie z.B. aus der Le eulte de Castor etc. Paris 1883 S. 31t) Über 

GründSsage von Bovianum hervorgeht, die Bedeutung des Pferdes als Getreidedamon 

welch ^ Stadt von den infolge eines ver sa- s. Mannhardt, Myth Forsch. 163 ft. Aufser- 

:rum ausziehenden Sanmiten* unter Führung dem kommt das Hofs als Symbol des Sonnen- 

eines von Mars gesandten und schliefslich gottes vor (s. BdlSp 2005 ft.), könnte abei 

ihm geopferten Stiles gegründet wurde (Stra- auch als equus bellator dem Mars als Kriegsgott 

bZ 250° Als Beschützer des Viehs und seiner heilig sein (Hehn, KuHurpfl. u. Haustiere 42ff. 

Hirten (pastores pecuaque salva servassis) tritt Preller, B. M. 1, 338). „„„„,„. „ t 

Mars Silvanus bei Cato r. r. 141 auf. Vgl. auch 60 e) Vereinzelt wird em hircus annosus et 

*) Über -weifse Stiere, Kühe u. s. w. als Opfertieie gefangene, 

von Liohtgottkeiten Tgl. Röscher, Seime 32; 132. Wäre j X> j ttarg a j g OratelgOtt. 

Mars ein chthonisclier Gott, so würde er schwarze Opfer- ^ B eur t e ilung des ursprünglichen 

tiere erhalten haben. Tgl. Marquardt, Staatsverw. 3, „ deg Marg igt die That8 ache nicht un- 
169, 1£E. 



2433 Mars (Orakelgott) Mars (Mythen u. myth. Verbindungen) 2434 

wichtig, dafs er zu den wenigen Orakelgöttern burt des Mars als Sohnes der Iuno galten (vgl. 
Italiens gehört, zu denen bekanntlich auch die Iuno Martialis oben Sp. 586f. u. 611). Ob 
die ihm nahestehenden Dämonen Faunus und die Sage bei Ovid. fast. 5, 251 ff. (Tgl. Mythogr. 
Picus (s. diese) zu rechnen sind. Dionysim Vat. 3, 10), dafs Iuno durch die Berührung 
Hai. 1, 14 berichtet nämlich, dafs sich zu einer wunderthätigen (olenischen) Blume, also 
Tiora Ma[r?]tiene im Lande der Aboriginer ohne Mitwirkung des Iuppiter, Mutter des Mars 
ein uraltes (navv aQ%aiov) Orakel des Mars geworden sei, italischen oder griechischen Ur- 
befunden habe, dessen Einrichtung sich dem sprunga sei, ist schwer zu entscheiden. Preller, 
Taubenorakel zu Dodona vergleichen lasse, Ü.M. 3 1,341, 3 hält, wie es scheint, das Märchen 
indem daselbst ein auf einer Säule sitzender 10 für griechisch, Usener{Sh.M. 30, 214ff.) dagegen, 
Specht weissage. Leider erfahren wir über der sich auf walachische und französische Ana- 
die Form der Weissagung nichts Näheres, doch lpgieen beruft, für echtitalisch (s. Sp. 2429, 25). — 
liegt die Vermutung nahe, dafs der Vogel in Ober die rätselhafte auf einer praenestinischen 
einem auf der Säule aufgestellten Käfig safs Cista dargestellte Sage von einer durch Minerva 
und durch gewisse Bewegungen dem beobach- (= Nerio?) vorgenommenen Feuertaufe (?) des 
tenden Augur die Zukunft, d.h. wohl vor jungen Mars s. ob. Sp. 2407 f. und d. Art. Maris 
allem das zukünftige Wetter, andeutete (vgl. (vgl. Marx, Arch. Ztg. 1885 [43], 169 ff.), 
über den Specht als Wettervogel Mannhardt, 2) Über die Spuren eines Mythus von der 
Ant. Wald- u. Feldk. 334 u. oben Sp. 2431). Hochzeit des Mars mit Nerio s. d. und vgl. 
Ganz ähnliche Gebräuche sind uns aus dem 20 oben Sp. 2410. Wahrscheinlich ist Nerio iden- 
apollinischen Kultus bekannt, indem man tisch mit der Bellona, von deren '_m atri- 
apollinische Haben als (wetterverkündende) monium' mit Mars Seneca (fr. 39) bei Aug. 
Orakelvögel hielt und in gleicher Weise be- cm. d. 6, 10 u. ö. redet. Vgl. auch die Bellona 
obachtete" (vgl. Theophr. sign. temp. 16. 39. 40. der Münzen der Bruttier, auf deren Obvers 
52. Aelian h. an. 1, 48). So erwähnt Welcher, Mars erscheint (s. oben Sp,. 2395). Ist viel- 
Götterl. 2, 366 ein bei Campana, Oper, plast. leicht das göttliche Paar "Agrjg xori 'A&yvü, 
tav. 19 publiciertes Bildwerk, welches einen welchem Scipio „Karä ta nargia" nach der 
im Käfig sitzenden prophetischen Kaben dar- Zerstörung ; Karthagos^ onla kccI [irjxoivri! iaTa 
stellt. Auch sonst finden sich Beziehungen Kai vavg äxQV<>™vg eWis (Appian Lib. 133), 
zur Weissagung im Kultus des Mars. So ge- so mit Mars und Nerio (= Minerva, Bellona) iden- 
hört es zu den bedeutungsvollsten Prodigien, tisch? Vgl. auch Liv. 45, 33, oben Sp. 2397. 
wenn die hastae Martiae in der Regia sich 2425 u. d. Art. Minerva. 

bewegten (Gell. N. A. 4, 6, 2. lul.Obs. ed. Jahn 3) Über die Legende von Mars und Anna 

p. 113, 1. 122, 25. 125, 24 u. ö.), und in gleicher Perenna s. d. und vgl. oben Sp. 2401. 2409. 

Weise wurden die Ancilia beobachtet (Liv. 4) Völlig unklar ist die Bedeutung der 

epit. 68. Iul. Obs. 104. Bio Cass. 44, 17 [?j). Molae(?) oder Moles Martis, deren Gellius 

Wahrscheinlich sind auch die heiligen Tiere 13, 23 gedenkt (Preller, B. M. s 1, 349, 1). 

des Mars, unter deren Führung die in Form Vgl. das kürzlich gefundene Fragment des 

des ver sacrum ausziehenden Kolonistenscharen Kalenders von Cumae (G. I. L. 10, 8375 = l s , 1 

sich neue Wohnsitze aufsuchten (s. ob. Sp. 2426, 40 p. 229. 321. De Petra, Notizie degli scavi April. 

47 ff.) als Orakeltiere aufzufassen. 1882 S. 239f. Preller- Jordan 2 p.VI): [suppli- 

cajtio Molibus Märtis (zu IUI id. Mai.?). 

X. Mythen und mythische Verbindungen Mommsen (Hermes 17, 637) vermutet Zusammen- 

(Söhne) des Mars. hang mit moliri. Vgl. das homerische fitölos 

Bei der geringen Neigung der Italiker ihre "Agr/og, MmXog, Sohn des Ares, endlich das 

religiösen Ideen in Form von Mythen auszu- arkadische Fest Mäleia (Schot. Ap. Eh. 1, 164). 

drücken (Preller- Jordan, Moni. Myth? 1, lff.) 5) Die Verbindung von Mars und Venus, 

kann es nicht wunder nehmen, dafs sich auch welche z. B. durch eine im Tempel des Mars 

für Mars nur wenige Spuren eigentlicher Mythen TJltor aufgestellte Gruppe verherrlicht war (vgl. 

nachweisen lassen. Diese sind kurz folgende. 50 Ovid. trist. 2, 296: stat Venus Ultori iuncta, 

1) Geburtsmythen. Nach einer wahr- vir [Volcanus] ante fores), scheint teils auf 

scheinlich alten Vorstellung (anders Aust oben der ldentificierung von Nerio (s. d.) und Venus 

Sp. 2390 A.*) sollte Mars ein Sohn der Iuno sein. (Io. Lyd. de mens. 4, 42), teils auf den griechi- 

Das hohe Alter dieser Idee folgt schon aus der sehen Aresmythen, sowie auf den Traditionen 

Thatsache des Kultus, dafs die Kaienden des desjulischen Geschlechts, welches (wie Romulus) 

Martius zugleich der Iuno als Lucina, d. h. als zugleich Venus und Mars als göttliche Ahnen 

Geburtsgöttin, und dem Mars, welcher an diesem verehrte (vgl. den Art. Ilia u. Naevius u. 

Tagegeborenseinsollte.geheiligtwaren. Ebenso Ennius b. Serv. Verg. A. 1,273), zu beruhen (s. 

waren die Kaienden des Iunius zugleich der auch Liv. 22, 10: tertium [pulvinar inconspectu 

Iuno und dem Mars geheiligt. Da nun zwischen 60 fuitj . . . Marti ac Veneri). Vgl. auch die 

dem 1. Juni und dem 1. März genau neun Mo- interessanten Münzen des M. Aurelius und der 

nate liegen und dies die gewöhnliche Dauer Faustina bei Cohen, Med. imp. s 3, 62, 616 und 

der Schwangerschaft ist, so haben Usener im 3, 156, 241 (mit Abbildungen: Mars und VenuB 

Bh. Mus. 30 S. 218 und Boscher, Iuno u. Hera = M. Aurel. und Faustina). 

S. 50 u. 65 vermutet, dafs ein innerer mythi- 6) Hinsichtlich des Mythus von Mars und 

scher Zusammenhang zwischen den beiden Rhea Silvia s. d. und den Art. Romulus. 

Festen bestehe und dafs die Kaienden des In betreff der diesen Mythus darstellenden 

Iunius der Zeugung, die des Martius der Ge- Bildwerke vgl. Premier, Hestia-Vesta S. 297 

Röscher, Lexikon der gr. u. löm. Mythol. II. 77 



2435 Mars (Deutung und Name) Mars (Deutung und Name) 2436 

u d Art Faustulus. Mentor, d. I. arch. 2 p. 143 des ver sacrum findet sich auch im Kulte des 

u 463 ff. Cohen, Med. imp.* 5, 438 nr. 1005. Apollon. Endlich haben Apollon und Mars 

Müller- Wies. Denfcm. 2" nr. 253ff. Matz-Duhn, mehrere wichtige Symbole gemein: den Wolf, 

nr 22341T. 3519. den Habicht und den Lorbeer. Dem Nach- 

7) Über die Kultverbindung Mars und Ro- weis aller dieser auffallenden Übereinstim- 
bigo s d und vgl. Suet. b. Tertull. de spect. 5: mungen ist die Abhandlung Boschers, Apollon 
Numa Pompilius Marti et Bobigini fecit. u. Mars. Leipzig 1873 gewidmet. Fragen wir 

8) Hinsichtlich der Here Martea, deren nunmehr weiter, auf welche Grundidee sich 
Verhältnis zu Mars demjenigen der HoraQuirini alle diese unter einander übereinstimmenden 
(s d ) zu Quirinus vergleichbar scheint {Gilbert, 10 Funktionen und Vorstellungen der beiden Göt- 
Oesch. u.Topogr. 1,283, 3), s. d. Art. Here Martea. ter am leichtesten zurückführen lassen, so kann 

9) Als Söhne oder Nachkommen des Mars es kaum zweifelhaft sein, dafs die Antwort zu 
werden genannt: Romulus und Remus(s. diese) lauten hat: auf die Idee des Sonnengottes 
und Faunus (Dion. Hai 1, 31: Qaivo?, "Aqsos, (vgl. Boscher a. a. 0. und den Art. Apollon), 
ras waoiv, änöyovos). Über Modius Fabidius wobei jedoch mehr die während der warmen 
als Sohn des Quirinus s. d. Jahreszeit (im Gegensatz zum Winter) durch 

Von Kultverbindungen auf italischem Wärme und Hitze segnende oder schadende 

Boden sind zu erwähnen Mars et Fortuna, Wirkung der Sonne als deren lichtspendende 

C. I. L. 6, 481; Deus Magnus Silvanus, Mars, Thätigkeit während des Tages (im Gegen- 
Hercules, ib. 14. 2894 (vgl. ob. Sp. 2425), Mars 20 satz zur Nacht) in Betracht zu ziehen ist. 

und Mercurius' Müller -Wies. 2 3 nr. 248 und Zugestimmt haben dieser Erklärung Mann- 

die oben Sp. 2397 angeführten und als wahr- hardt (Ant. Wald- u. Feldk. 334. Myth. Forsch, 

scheinlich echtitalisch bezeichneten Kultverbin- 160), Pfannenschmid (Germanische Erntefeste 

düngen aus den Provinzen. 5191'.), Gilbert, Geschichte und Topographie 

1, 141; vgl. auch Corssen, Ausspr. etc. 2 1, 
XI. Deutung uud Uame des Mars; seine 404ff. u. a. Merkwürdig ist, dafs schon die 
Übereinstimmung mit Apollon. Alten an eine Identität des Mars mit dem 
Schon mehrfach ist in den voranstehenden Sonnengotte gedacht haben (vgl. Sero. V. A. 
Abschnitten auf die merkwürdige Übereinstim- 3,35: nonnulli eundem (Gradivwm) Solem et 
mung hingewiesen worden, welche zwischen 30 Vulcanum dicunt. Macrob. 1, 19, lff.: quae de 
Mars und Apollon besteht. Beide werden vor- Libero patre dicta sunt, haec Martern eundem 
zugsweise in der warmen Jahreszeit wirkend ac solem esse demonstrant etc.), während meh- 
gedacht, weswegen ihre sämtlichen Feste nur rere neuere Gelehrte (z. B. Schwegler, B. Gesch. 
in diese Zeit fallen. Weiter galt der Frühling 1, 228 und Beiff erscheid, Annali d. Inst. 1866 
als beiden Göttern geheiligt, ihr Geburtstag p. 218ff. Index lect. Mb. Vratisl. 1882/3 p. 7f.) 
wurde beim Beginn desselben festlich begangen. ihn für einen „chthonischen" Gott erklaren 
Im Sommer dachte man sich beide entweder (s. aber Sp. 243 1A.*). Mommsen,B.G. s l,WSha\t 
wohlwollend und segnend, oder strafend und ihn mit Rücksicht auf die mschnftlich über- 
zürnend, und suchte sie deshalb mit Gebeten lieferte Form Maurs (s. unt.) für den „tötenden, 
und Sühnopfern zu versöhnen; alle Krankheiten 40 speerschwingenden, die Herde schirmenden Gott, 
der heifsen Jahreszeit, vor allem die Menschen für den die Feinde niederwerfenden göttlichen 
und Tiere mordenden Epidemieen, welche man Vorfechter der Bürgerschaft". Noch andere 
für Wirkungen der Sonnenstrahlen hielt, allen (z. B. Kuhn in Haupts Zeitschr. f. d. Altert. 
Mifswachs, wie er namentlich aus dem eben- 5, 491. L. Meyer, Zur alt. Gesch. d. gr. Myth. 
falls auf die Sonne zurückgeführten Kornbrand S. 47. Graßmann in Kuhns Zeitschr. 16, 162. 
(robigo impetigo, SQvaißri) hervorging, aber v. BradTce, Ztschr. d. deutsch, morgenl. Ges. 40 
auch andrerseits alle Segnungen durch gute S. 349 ff.) erklären, lediglich aus etymologischen 
Ernte und Gesundheit schrieb man der Wirkung Gründen, Mars für identisch mit den Maruts 
der beiden Gottheiten zu und verehrte sie dem- und halten ihn demgemäfs für einen Gott des 
gemäfs als ä\et,Uu%oi oder averrunci. — Wie 50 Sturmes, wobei es freilich völlig unerklärlich 
Apollon so galt auch Mars mehrfach als Orakel- bleibt, dafs keines seiner Feste in die stür- 
gott; die Beziehung auf Kampf und Schlacht mische Jahreszeit, den Winter, fällt (vgl. auch, 
ist beiden gemein; sie werden beide als be- was Corssen, Ausspr. etc. 2 1, 404 ff. dagegen 
waffnete Streiter gedacht, wohl mit Rück- sagt), und wobei seine merkwürdige Uberein- 
sicht auf ihre eigenen siegreich bestandenen Stimmung mit dem gewifs nicht chthonischen 
Kämpfe gegen gewisse Dämonen (des Winters?). Apollon zum Rätsel wird. 
Wie Apollon in mannigfachen Sagen grieohi- Ehe wir zur Erklärung des Namens über- 
scher Stämme als naTf>mo<s und äp^y«»)« er gehen, dürfte es angemessen sein, die verschie- 
scheint so auch Mars -Quirinus in den Sagen denen Formen desselben aufzuzählen. Aufser 
von der Gründung der beiden Städte Rom so der bei weitem verbreitetsten Namensform Mars 
und Cures. Dieselbe Sage, welche von Ro- kommen im Arvalliede, C. I. L. 1, 28, auch Mar- 
mulus dem Sohne des Mars, handelt, findet mar (fehlerhaft Marmor und Marma) vor, d.h. 
sich in allen wesentlichen Zügen bei Miletos reduplicierte Formen desselben Stammes Mar, 
und Kydon, den Gründern von Milet und Ky- von dem auch Mar-(t)-s selbst abzuleiten ist. 
donia und Söhnen des Apollon, wieder. Apol- Eine andere oskisch-sabinische (vgl. Varro l, 1. 
Ion und Mars führen und beschützen gleicher- 5,73) Reduplikation derselben Wurzel begegnet 
weise die wandernden Kolonistenscharen, die uns in Mamers (vgl. Mamertini), woraus die 
eigentümliche damit zusammenhängende Sitte Griechen (vgl. LyJcophron 938 u. 1410 und 



2437 Mars (Name) Marses 2438 

oben Sp. 2394) Mäjisgtog gemacht haben = mortis, skr. Marut [M. Müller, Vorles. 2, 
(vgl. Fest. p. 131 s. v. Mamercus praenomen 355] u. s. w. , Fick, Vergl. Wörterb.* 148), ■ — 
est Oscum ab eo quod hi Martern Mamertem c) mara (mära) = rein, lauter (vgl. lat. merus, 
dicunt. ib. s. v. Mamers ... id est lingua Fiele 384), wohl verwandt mit mar, glänzen. 
Osca Mars . . . unde et Mamertini dicti etc. Fragen wir nunmehr, welche dieser Wurzeln 
ib. 158. Et. Gudianum p. 379, 12). Aus der mar am besten zu dem mythologischen Ge- 
Zusammensetzungvon Mars und pater erwuchsen samtwesen des Mars passe, so werden wir 
die Formen Marspiter und Maspiter (vgl. kaum umhin können, mit Bergh (Ztschr. f. d. 
Varro l. I. 8, 49. 9, 75. 10, 65. Macrob. 1, Alt. 1856 S. 143), Grafsmann {Kuhns Ztschr. 
19, 3). Die schon den Alten unverständliche 10 16, 162), Corssen (Ausspr. etc. 2 1, 405f.), 
unklare Form Marspedis (Fest. p. 161) beruht Boscher (Apollon u. Mars 8. 18) und Ploix (La 
vielleicht nur auf einem Mifsverständnis oder nature des dieux. Paris 1888 p. 163 ff.) anzu- 
einem Schreibfehler. Eine bis jetzt noch nicht nehmen, dafs mar glänzen, schimmern am besten 
mit Sicherheit erklärte und schon in recht alter dem Wesen des Mars entspricht, insofern es 
Zeit vorkommende Benennung des Gottes ist trefflich einen wesentlich im Frühling, Sommer 
die Form Mavors; vgl. Liv. 22, 1, 11. Gic. de und Herbst durch seine Licht- und Wärmestrahlen 
nat. d. 2, 67. 3, 62. C. I. L. 1, 808, von den bald segensreich, bald verderblich wirkenden 
Alten erklärt als '„magna vortens" oder als und (wie Apollon und Mithras; s. d.) böse 
movens artes (Kivrjtijg z&v rs%vmv, Cedren. 1 Dämonen siegreich bekämpfenden Sonnen- 
p. 295, 22 Bonn.) oder als mares vorans (Albri- 20 gott bezeichnet, während bei der an sich mög- 
cus de deor. im. 3); wofür die tusculanische In- liehen Ableitung von mar sterben, verderben 
schrift 0. I. L.l, 63 Maurte (Verschreibung nur das (durch Sonnenglut und Krieg) ver- 
oder Verkürzung für Mavorte? vgl. Bitschi, derbliche Wirken des Gottes berücksichtigt 
Bhein. Mus. 16 (1861) S. 601 ff.) bietet. Eine sein würde. Sonach wäre der Name Mars 
sichere Deutung dieses eigentümlichen Namens nahe verwandt mit dem griechischen Namen 
ist bis jetzt noch nicht gelungen, Corssen des Hundssterns (Mulqu), der auch Usigtog 
(Ausspr. etc. 2 1, 409 f.) und Bezzenberger (bei heifst, was gleichzeitig die Sonne bedeutete 
Preller - Jordan, Böm. Myth. s 1, 335, 4) denken (Curtius, Grdz. 5 551). Auch die Bedeutung 
an eine Zusammensetzung aus *maga = fiüzit des Mars als Gottes des Frühlings und Som- 
Schlacht, und vertere, so dafs Ma-vors eigent- 30 mers würde sich trefflich mit dieser Grund- 
lich der „Sehlachtenwender" oder Schlachten- bedeutung vereinigen lassen, insofern indogerm. 
lenker bedeuten würde. vasara Frühling = lit. vasarä = skr. vas-anta 
Was nun die Etymologie von Mars anlangt, Frühling = lat. ver (veser) Frühling von Wur- 
so ist es sehr wahrscheinlich, dafs dieser Name zel vas aufleuchten abzuleiten ist und demnach 
aus eiuer Wurzel mar und dem Suffix -tis (vgl. eigentlich die „lichte Jahreszeit" bezeichnet 
tes-tis, hos-tis u. s. w.) zusammengesetzt ist (Fiele 185f. Corssen, Avsspr. etc. 2 1, 407). Es 
und der sonstigen Bedeutung dieser Endung ist demnach als sehr wahrscheinlich anzu- 
-tis gemäfs eine handelnde Person bezeichnet. nehmen, dafs Mars ursprünglich den glänzen- 
Was bedeutet aber in diesem Falle die Wurzel den, lichten Gott der strahlenden Sonne und 
mar? Philoxenos bei Cedren. 1 p. 295 Bonn. 40 zugleich den Gott der „lichten Jahreszeit", 
dachte an Ableitung vom griech. (lÜQvuo&ai d. i. des Frühlings und Sommers, bezeichnen 
(vgl. Curtius, Grdz. b '611), was nicht übel zu sollte; vgl. Ariphronb. Athen. 702 A8: läfinei 
Mars als Kriegsgott passen würde, obwohl diese XagCxmv !>ug. Alcaeus b. Hinter, or. 14, 10 = 
Funktion schwerlich die älteste ist. Varro de l.l. frgm.Zff. Bergk: &sgovg sKlafinowog. Callim. 
5, 73 (Mars ab eo quod maribus in bello praeest ; Cer. 123: Isvkov sag lev-xdv äs frsgog. Theoer. 
vgl. auch Cedren. 1 p. 295, 21ff. ed. Bonn, und id. 18, 27. Hör. ca. 4, 5, 6: instar veris enim 
Myth. Vat. 2, 29, wo aufserdem wie bei Isid. voltus ubi tuus | affulsit populo, gratior it 
or. 8, 11, 51 Mars mit Mors identificiert wird) dies et soles melius nitent. Iulian. or. 4, 155 
und Preller, B. M. a 1, 334 wollten Mars von = 1, 201 Hertl. tö toü jsifiävog arjdlg nal 
derselben Wurzel ableiten, welche dem Worte 50 av.v& g tan ov sni tö (paiSqözsQOv fisd-io- 
mas (maris) Mann zu Grunde liegt, Preller er- razai (im Frühling). [Röscher.] 
blickt daher in Mars „einen zeugenden und Mars in der Kunst s. d. Art. Ares in d. Kunst, 
aufregenden Gott" der männlichen Kraft. Gegen Marsaciae oder Marsacae paternae sive 
diese Deutung spricht aber erstens die That- maternae heifsen die Matres einer Xantener 
sache, dafs bisher eine Wurzel mar in der Be- Inschrift, Corp. inscr. Bhen. 1969 (Marsacis 
deutung zeugen nicht nachgewiesen ist und statt des überlieferten Arsacis stellte Th. 
zweitens, dafs lat. mas, skt. manus eigentlich Bergk, Westdeutsche Zeitschrift 1 p. 153 her), be- 
nicht den Erzeuger, sondern den Menschen nannt nach dem niederrheinischen Volksstamm 
als denkendes geistiges Wesen bezeichnet der Marsaci (Plin. Tacit. und Inschr.) Bonn. 
(vgl. Curtius, Grdz. b 313), was augenscheinlich 60 Jahrb. 83 p. 18 (auch p. 71 über die Beinamen 
schlecht zu den mythologischen Funktionen paternae et maternae). [M. Ihm.] 
eines so konkreten Gottes wie Mars pafst. Nun Marse (Mapaij), Tochter des Thespios, die 
giebt es eine indogerm. Wurzel mar in mehreren dem Herakles den Bukolos gebar (Apollod.'i, 
verschiedenen Bedeutungen: a) mar = glänzen 7,8). [Schirmer.] 

(vgl. fictQiictiQtiv, MaiQa, marmor u. s. w., Cur- Marses (Mdgaiig), Heros Eponymos der 

tius, Grdz. b 567. Corssen, Ausspr.* 1, 404 ff. phoinikischen Stadt Marsya. Alexandros und 

Grafsmann, Kuhns Ztschr. 16, 164), — b) mar Philon bei Steph. Byz. s. v. Magava; vgl. 

= sterben, verderben (vgl. pag-divm, mors Meineice in der adnot. crit. z. d. St. [Höfer.] 



2439 Marsyas (Heimat u. Urbedeutung) Marsyas (in grieeh. Mythen) 2440 

Marsos (Magaog), Sohn der Kirke, Heros aufgestellt, wonach Marsyas entweder seines 
Eponymos der Marser, Plin. 7, 2, 2. 25, 2, 5. Flötenspiels wegen zum Sohn eines berühmten 
Gell. 16, 11. Solin. 2. [Stoll.] Flötenspielers oder Sängers gemacht wird - 
Marspiter s Mars. so zum Sohn des Hyagnis {Alex. Polyh. kr. U. 
Marsyas (Magavag, Nebenformen Maaevag, Gr. 3, 233, 52. Plut. de mus. 5. 7. Anth. Pal, 
Mdavm), ein kleinasiatischer Silen, 9,266. Schol. Aeschyl. Pers. 917. Schol Plat. 
dessen Sagenkreis die Hellenen übernahmen und Min. 318 B. Nonn. Dionys. 10 , 233. Apulei. 
erweiterten Der Natur der Silene entsprechend Florid. 1. Swid. s. v. OXd/ibos. Ieetz.Ch.il. 
war Marsyas nach der alten kleinasiatischen 1, 15), des Olymp os [Apollod. 1, 4 2 1. öeftoZ. 
Auffassung zugleich ein Quelldämon und ein 10 Plat. Symp. 215 ß. Bep. 399 E) und des Oia- 
Meister des Flötenspiels. Quellen und Flüsse gros (Hygin. fab. 165) — oder wegen seiner 
seines Namens finden sich in verschiedenen Beziehungen zum Marsyasflufs zum Sohn emer 
Gegenden, in Syrien (Plin. 5, 81), wo auch ein Nymphe (Telestesfr. 1. Anth Plan. 8) oder des 
Thal und Landstrich Magavag bezw. Maaavag Maiander (Zenob. 4, 81 nach Cod. Bodl. 245). 
hiefs (Polyb. 5, 45, 8—10; 61, 7. Strab. 16, 753. Als das spezielle Instrument wird jetzt neben 
755 756), in Kommagene (Plin. 5, 86) und in der Flöte auch die Synnx genannt (Plat. Mep. 
Karien (Herodot 5, 118 f.); auch der Masnes- 3, 399 E), und man suchte auf verschiedene 
oder Massesflufs in Lydien (Xanth. Lydiak. Weise ihm in der Eeihe der Erfinder und Ver- 
Fr H Gr. 4, 629) gehört hierher, da nach vollkommner der musikalischen lechnik einen 
Plut de mus' 7 Marsyas von einigen Masses 20 festen Platz anzuweisen. Nach Metrodor. von 
genannt wurde. Berühmter als diese Flüsse Chios bei Athen. 4, 184 a soll Marsyas Syrrnx 
Iber wurde der bei Kelainai entspringende und Doppelfiöte erfunden haben, nach Eupho- 
Nebenflufs des Maiander, der bei Herodot 7, 26 rion fr. 33 (Athen, ebendort) nur die Synnx 
Katarrhektes, sonst Marsyas heifst (vgl. z. B. (vgl. Clem. Alex. Strom. 1, 16,76), nach anderen 
Xenoph. Anab. 1, 2, 8. Strab. 12, 577 f. Bio nur die Doppelflöte (Plin. 7, 204 u a) die er 
Chrysost. 35 p. 433. Maxim. Tyr. 8, 8. Curt. auch mit der (pogßsia versehen haben soll 
Buf.3 1 Plin. 5, 106; 31,19. Michaelis, Ann. (Simias bei Tzetz. Chil. 1, 15. Plut. de cohtb. 
d Inst. 1858 299ff. nebst Tav. N 1); denn nur ira 456 B; vgl. Plut. quaest. conv. 7, 8, 11. 
mit dem Eponymos dieses Flusses, dem Schirm- Knaack, Herrn. 25, 459). Bwd. 3 58, 3 sieht 
herrn von Kelainai, befaßt sich die spätere so das Verdienst des Marsyas darin, dals et Ion 
hellenische Sage. Das spezielle Instrument und Harmonie der Synnx aut die Doppeittote 
des Marsyas war in der kleinasiatischen Sage übertrug. Besondere musikalische Weisen 
die Flöte wie sie im Dienst der Kybele Ver- werden ihm zugeschrieben bei Plm. 7, 204. 
wendung fand. Marsyas galt für den treuesten Poll. 4, 78. Clem. Alex. Strom. 1, 16, 76 u.a. 
Freund und Genossen der Kybele, der ihre Nach Alexand. Aitol. in der Hypothes. Iheokr. 
Musik vervollkommnete und mit ihr durch Id. 8 war Da phnis sein Lehrer gewesen 
Wälder und Berge umherzog, eine Auffassung, Insbesondere aber beschäftigten sich die 
welche die sonst romanhaft bearbeitete Dar- Griechen mit dem Verhältnis des Marsyas zu 
Stellung Diodors 3, 58 f. bewahrt hat. Das denjenigen Göttern die bei ihnen far die 
u,mgäov avlriaa war seine Erfindung (Paus. 40 Schirmherren der Musik galten: Athena und 
10 30 9) und deshalb zeigte man auch in Apollon. In Athen, wo die bage von der Er- 
dein durch Kybelekult berühmten Pessinus findung der Flöten durch Marsyas auf die aus 
sein Grab (Steph. Byz. s. v. IIsGoivovg). Auch Boiotien stammende Sage stiefs, dals Athena 
das mag altes kleinasiatisches Sagengut sein, selbst die Flöten erfunden habe, entstand um 
dafs der Silen den schönen jugendlichen Olym- die Mitte des 5. Jahrhunderts — „als man 
pos liebte, ihm weise Lebensregeln gab (Pind. dort nach kurzer Pflege sich wieder vom 
fr 157- vgl Preller -Robert, Grieeh. Mythol. 1, Flötenspiel abwandte" (Preller -Robert 1,-223) 
732) und ihn vor allem das Flötenspiel lehrte, — die Fabel, dafs Athena die Flöten zwar 
vgl Plat. Symp. 215 C; Min. 318 B; Legg. erfunden, aber bald wieder weggeworfen habe, 
677 D Strab 12 578 Plut. de mus. 5. 7. 50 da sie ihr Angesicht im Wasserspiegel durch 
Philostrat. Vit. soph. 2, 5, 4; Imagg. 1, 20. das Blasen entstellt sah- Marsyas habe die 
Schol Aristoph. Equ. 9. Ovid. ex Pont. 3, 3, weggeworfenen Flöten gefunden und seitdem 
42 Hm fab 163 273. Suid. s. v. "OXvymog. auf ihnen gespielt. Älhibiades soll sich als 
Tzetz Chil 1 15 Knabe auf diese Sage berufen haben (Plut. 
Die Hellenen, welche bei ihren Nieder- Alkib. 2; vgl. Gell. noct. att. 15, 17), Melanip- 
' lassungen in Kleinasien die Figur des Marsyas pides behandelte sie in seinem Dithyrambos 
kennet lernten, gestalteten die alten Sagen Marsyas (Athen. 14, 616 e), Myron gab ihr 
mannigfaltig um. Marsyas wird bald als Silen plastisches Leben (s. unt.). Auch das Satyr- 
bezeichnet (Herodot 7, 26. Euphorion fr. 33. drama scheint sich dieses Stoffes bemächtigt 
Paus 1 24 1-2 7 9- 22 9 Nonn. Bionys. 60 zu haben: nach einem anonymen Fragment 

19 315) bald' als Satyr (Plat. Symp. 215 ß. bei Plut. de cohib. ira 456 B (Nauck Fragm. 
Plut de fluv. 10, 2. Anth. Pal. 7, 696. Anth. Trag. Gr? Fragm. adesp. 381) macht Marsyas 
Plan 8. Ovid. metam. 6, 383; fast. 6, 703; die spielende Göttin auf die Entstellung ihres 
ex Pont 3 3 42. Stat. Theb. 4, 186 u. a), bei Gesichts aufmerksam, Athena hört nicht aut 
Späteren auch als Hirt charakterisiert (Anth. seine Worte, als sie aber spater m einem 
Pal 9 340. Philostrat. Imag. 1, 20. Palaiphat. Flusse ihr Gesicht erblickt, wirft sie die i löten 
48 = Apostol. 11, 6. Hygin. fab. 165. Claudian. fort; — nach Hygin. fab. 166 hatte Athena die 

20 257) Genealogische Kombinationen werden erste Flöte aus Hirschknochen angefertigt und 



2441 Marsyas (n. Athena) Marsyas (u. Apollon) 2442 

beim Göttermahle gespielt; als Hera und Aphro- syas fordert in übermütigem Stolz auf sein 
dite über ihr entstelltes Antlitz spotten, geht Flötenspiel (daher als vßgicrrjg gezeichnet bei 
sie vom Olymp nach dem Ida (auch Euripid. Plat. Symp. 215 B; vgl. die sprichwörtliche 
fr. 1085 bringt Kelainai und den Ida zusam- Redensart Magavag nopitugav sqi&i, Apostol. 
men), sieht dort in einer Quelle ihr Bild, -wirft 11, 6) den Gott zum Wettkampf heraus (nach 
nunmehr die Flöten fort und spricht den Fluch Apostol. a. a. 0. = Palaiphat. 48 auch die 
aus, dafs derjenige, der die Flöten aufhebe, Musen), wird von ihm besiegt und geschunden, 
von schwerer Strafe getroffen werden solle; Im einzelnen aber finden sich manche Varia- 
Marsyas findet die Flöten und erleidet nach- tionen, die z. T. auf Satyrdramen zurückgehen 
mals seine Strafe durch Apollon. Beide Stellen 10 mögen. Nach Apollodor. 1, 4, 2 verabreden 
könnten zu demselben Satyrdrama gehören; beide, dafs der Sieger volle Gewalt über den 
ob aber Euripides der Verfasser desselben ist, Besiegten erhalten solle. Beim Wettkampf 
wie Michaelis, Ann. d. Inst. 1858 323 unter nimmt Apollon seine Zuflucht zu einem Kunst- 
vielfacher Zustimmung zu begründen versuchte, griff (vgl. Lueian. dial. deor. 16, 2), denn er 
ist zweifelhaft; vgl. v. Wilamowitz-Möllendorff, dreht die Kithara um, spielt auf dem umge- 
Anal. Euripid. 161. Euripides' Herakles 1,40, 80. drehten Instrument weiter und fordert den 
Kurz erwähnt wird die Sage von Aristot. Pol Marsyas auf, auch seine Flöte umzudrehen 
5(8), 6. Apollod. 1, 4, 2. Schol. Plat. Symp. 215B. und so weiter zu spielen, was dieser natürlich 
Westermann, Mythogr. Graec. Append. 47,1. 2. nicht konnte (vgl. Eygin. fab. 165: citharam 
Tzetz. Chil. 1,15, ausführlicher von Ovid. fast. 20 versabat idemque sonus erat, guod Marsyas ti- 
6, 696 ff. Palaiphat. 48 = Apostol. 11, 6. Der biis facere non potuit. Böttiger, Kleine Schrift. 
Schauplatz der Sage wird gewöhnlich nicht 1, 48. Michaelis, Ann. d. Inst. 1858 313. Arch. 
näher bezeichnet, wo dies jedoch geschieht, wird Ztg. 1869 42). Nachdem nunmehr Apollon zum 
meist Phrygien genannt (Anth. Pal. 9, 266. Sieger erklärt ist, hängt er Marsyas an einer 
Claudian.~20, 255 ff.); nach Propert. 3, 30, 17 Pinie auf und schindet ihn; von der Pinie 
war der Flufs, in den Athena die Flöten warf, sprechen auch Nikand. Alexiph. 301 nebst Schol. 
der Maiander. Bei Myth. Vat. 1, 125; 2, 115; Archias, Mytil. Anth. Pal.l , 696. Philostr. iun. 
3, 10, 7. Fulgent. 3, 9 geht Athena vom Götter- Im. 2. Lueian. Tragodopod. 314. Nonn. Dionys. 
mahl, wo sie von den übrigen Göttern ver- 7,106. Long. Pastoral. 4, 8. Zenob.i, 81. Tzetz. 
spottet ist, nach dem Tritonsee. Einen Einwand 30 Chil. 1, 15; dagegen spricht Plin. 16, 240 von 
gegen die Sage, speziell gegen Melanippides, einer Platane ; in den Kunstdarstellungen wech- 
erhob Telestes (Athen. 14, 616 f.): unmöglich seit die Baumart (Stephani, Compte - rendu 1862 
könne Athena wegen der Entstellung ihrer 133. Michaelis, Arch. Zeit. 1869 47 Anm. 32). 
Schönheit die Flöten fortgeworfen haben: denn Nach Hygin. fab. 165 wählten Apollon und 
als Parthenos sei sie von der Sorge um Schön- Marsyas die Musen zu Schiedsrichtern (vgl. 
heit frei geblieben. Westermann, Mythogr. Graec. Append. 47, 1. 
Älter als die Auseinandersetzung zwischen Lueian. dial. deor. 16, 2. Schol. Plat. Bep. 399 E ; 
Marsyas und Athena ist die Sage von dem Min. 318 B. Apulei. Florid. 1, 3); nach dem 
Wettstreit des Marsyas mit Apollon. In Ke- Wettkampf aber bindet Apollon den Besiegten 
lainai verehrte man Marsyas als Schirmherrn 40 an einen Baum und übergiebt ihn einem Sky- 
der Stadt und dichtete z. B. noch in späterer then (es ist der von der Bühne übernommene 
Zeit, dafs er mit den Fluten seines Stromes attische Scherge; vgl. Böttiger, Kleine Schriften 
und mit seinem Flötenspiel bei der Abwehr 1, 21), der ihn gliederweise schindet; den 
der Galater Hilfe geleistet habe (Paus. 10, Leichnam durfte des Marsyas Schüler Olympos 
30, 9). Ebendort zeigte man auf dem Markt- bestatten (vgl. Plin. 5, 106 : conditus. Solin. 
platze am Fufse der Akropolis die ihm ge- 40, 7). Nach Biodors Erzählung (3, 59), die 
weihte Quelle und neben dieser in einer Grotte alte Sage und willkürliche Erfindung vereint, 
den sogenannten „Schlauch des Marsyas", offen- kam Marsyas als Begleiter der Kybele zn D10- 
bar ein Wahrzeichen des die Quelle hütenden nysos nach Nysa, traf dort Apollon, und es 
Silens (Preller - Robert 1,734). Welche hei- 50 kam zum Wettstreit, zu dessen Schiedsrichtern 
mische phrygische Sage., daran anknüpfte, die Nysäer gewählt wurden; im ersten Gang 
wissen wir nicht; unsere Überlieferung kennt spielte Apollon die Kithara, Marsyas aber 
nur die griechische Dichtung, dafs Apollon, weit gewaltiger die Flöte; im zweiten Gang 
der Meister und Schirmherr der griechischen singt Apollon zum Kitharaspiel (vgl. Plut. 
Musik, in Kelainai im Wettstreit seine Über- guaest. conviv.T, 8, 11. Myth.Vat. 2, 115), und 
legenheit über den Vertreter des phrygischen obgleich Marsyas gegen diese Verbindung von 
Flötenspiels erwies und als Sieger dem Mar- Gesang und Spiel protestiert, wird dem Gotte 
syas die Haut abzog: der „Schlauch des Mar- . Recht und Sieg zugesprochen; Apollon schin- 
syas" sei eben die von Apollon in der Grotte det den Besiegten bei lebendigem Leibe, bald 
aufgehängte Haut; vgl. Herodot 7, 26. Xenoph. 60 aber ergreift ihn Reue darüber: er reifst die 
Anab. 1, 2, 8; — vielleicht kannte bereits So- Saiten von seinem Instrument, und erst den 
Ion, bei dem sich fragm. 33, 7 zuerst die sprich- Musen gelingt es später, die Harmonie wieder- 
wörtliche Redensart „uaxog Se6dg9ai" findet zufinden (vgl. Diod. 5, 75, 3). Eine ausführliche 
(vgl. Aristoph. Nub. 442 und mit Hinweis auf Rede, die Marsyas vor den Schiedsrichterinnen, 
Marsyas Plat. Euthydcm. 285 D. Philostrat. iun. den Musen und Athena, hält, giebt Apuleius 
Imag. 2), diese Sage; vgl. Stephani, Compte- Florid. 1 wieder. Bei Hygin. fab. 191 wird, 
rendu 1862 84. Der Grundzug der Sage wird was Ovid. metam. 11, 146 ff. von einem Wett- 
zumeist übereinstimmend wiedergegeben: Mar- streit zwischen Pan und Apollon erzählt, auf 



2443 



Marsyas (u. Apollon) 



den Streit zwischen Marsyas und Apollon über- 
tragen : Tmolus habe als Schiedsrichter zu 
Gunsten Apollons entschieden, Midas (s. d ) 
aber habe für Marsyas gestimmt und zur Strafe 
damals die Eselsohren erhalten (vgl. Myth. 
Vat. 1, 90; 2, 116; 3, 10, 7. Fulgent. 3, 9). 
Myth. Vat. 1,125 erzählt dagegen, Midas habe 
gerecht zu Gunsten Apollons entschieden; 
daraufhin sei Marsyas an einen Baum ge 



Marsyas (Statue auf d. röm. Forum) 2444 

Euhemerid. Fr. E. Gr. 4, 408 (Ps.-Plut de fluv. 
10, 2. Eustath. JHonys. Per. 321), der „Schlauch 
des Marsyas" in Kelainai sei mit der Zeit ver- 
dorben, in das Wasser gefallen, fortgespült 
und später von einem Fischer gefunden. Auf 
ein Orakel hin habe der Lakedämonier Peisi- 
stratos an der Fundstelle die Stadt Norikon 
(phrygisch gleich Schlauch) gegründet. 

Völlig wertlos sind die Wendungen, dafs 



hängt und zu Tode gegeifselt (zu letzerem w Marsyas, ein Weiser z. Z. des Argonauten- 



vgl. Myth. Vat. 2, 115. Martial. 10, 62, 9). 
Dafs die Haut des Marsyas nach der Schin- 
dung aufgehängt wurde, betonen noch Archias, 
Anth. Pal. 7, 696. Nonn. Bionys. 1, 42 ff.; 19, 
315 ff. Glaudian. 10, 258. Aelian. var. hiat. 
13, 21, nach welchem sich die Haut beim Er- 
tönen phrygischer Flötenmusik jedesmal be 
wegte, und Agathias histor. 4, 23, der gegen 
die ganze Sage polemisiert. Kurze Hinweise 



zuges, sich im Wahnsinn in den jetzt nach 
ihm benannten Flufs gestürzt habe (loh. An- 
tioch. Fr. E Gr. 4, 548, 15. Suid. s. v. Mag- 
avag. Tzetz. Ghil. 1, 15), und dafs Marsyas an 
einem Apollonfeste geboren sei, an dem die 
Haut der Opfertiere dem Gotte geweiht zu 
werden pflegte (Ptol. Eeph. 3 p 188, 10). Auch 
die Erzählung, dafs Marsyas und Kibyras Brüder 
waren, von denen der erstere Tabai, letzterer 



auf den Mythos finden sich aufserdem noch 20 Kibyra gründete (Steph. Byz. s. v. Täßai), 

- ■ — - -■ ' -~ — J ■' "" ' scheint eine Bpäte Erdichtung des Historikers 

Marsyas aus Tabai zu sein. 

In der römischen Zeit gewann Marsyas 
noch eine ganz besondere Bedeutung dadurch, 
dafs in Rom auf dem Forum in der Nähe des 
prätorischen Tribunals eine vom Volke als Mar- 
syas bezeichnete griechische Statue stand: ein 
nackter Silen, der auf der linken Schulter einen 
Weinschlauch trug und den rechten Arm er- 



bei Plut. Alkib 2. Strab. 12, 578. Anth. Pal. 
11, 340. Anth. Plan. 8. Eypotlies. 4 zu Aristoph. 
Frosch. Oi'id. fast. 6, 707. 76. 563 f. Liv. 38, 13. 
Stat.Silv. 5, 3, 87. Theb. 1,709; 2, 666; 4, 186. 
Lucan. Pharsal. 3, 206. Zosim. 2, 27 u. a. Dafs 
die Sage in Kelainai, am Maiander (Anth. Pal. 
9, 266) oder am Marsyasflufs spielt, darüber 
sind aufser Diod. 3, 59, der Nysa nennt, alle 
einig; Plin. 5, 106; 16, 240 und Solin. 40, 7 f. 



nennen als Ort des Wettstreits Aulokrene (vgl. 30 hob (Horaz Sat. 1, 6, 120 nebst Schol. Plin. 



Bammy, Joum. ofhell. stud.i, 71 f.). Die spä- 
teren Berichte fügen zumeist sogar hinzu, dafs 
nach der Schindung der Marsyasflufs aus den 
Thränen der klagenden Satyrn, Nymphen und 
Hirten entstanden sei (Ovid. metam. 6 , 383 ff. 
Myth. Vat. 1, 125), oder aus dem Blute des 
Geschundenen (Schol. Plat. Symp. 215 B; Bep. 
399 E; Min. 318 B. Palaiphat. 48 = Apostol. 
11, 6. Westermann, Mythogr. Gruec. Append. 

47, 1. 2. Hygin. fab. 165. Myth. Vat 1, 125; 40 und eine zwischen 
2, 115); Älexand. Polyh. Fr. E. Gr. 3, 233, 48 86 und 81 v. Chr. 
fügt hinzu, dafs aufser dem Flusse auch die 
Satyrn aus dem Blute des Marsyas entstanden. 
Nach Nonn. 19, 315 ff. verwandelte Apollon 
selbst aus Mitleid den Besiegten in einen 
Flufs. Ps.-Plut. de fluv. 10 giebt an, es sei 
derselbe Flufs, der früher Midas' Namen ge- 
tragen habe. Strabon 12, 578 und Berkyllos, 
Fr. H. Gr. 4, 388, 12 wissen von dort wachsen- 
dem Rohr zu berichten, das für die Flöten 50 der von der atti 
besonders geeignet war, oder von einer Pflanze sehen Kunst des 
avlög, die im Winde bewegt, melodische Töne 
erzeugte. 

Eine Art Fortsetzung zu dem Wettstreit 
findet sich bei den Parömiographen zu den 
Sprichwörtern über Babys (s. d.): aufser Mar- 
syas habe auch sein Bruder Babys den Wett- 
kampf mit Apollon gewagt. Apollon wollte 
ihn nach der Schindung des Marsyas töten, 



21, 8 — 9. Senec. de benefic. 6, 32. Martial. 2, 
64, 8). Nachbildungen dieser Statue zeigen 
zwei Reliefs von den Forumschranken (Mon. 
d. Inst. 9, 47—48. Gli Studi in Italia 1880 
1, 180. E. Jordan, Marsyas auf dem Forum 
in Born Taf. 1—2. 



Derselbe in Bur- 
sians Jahresbericht 
1873 725. 754ff.) 



geschlagene Münze 
des L. Marcius Cen- 
sorinus (Jordan, 
Marsyas Taf. 3 A. 
Jäger, Pro domo 
247 ; vgl. neben- 
stehende Abbild. 
1); der Typus ist 




1) Marsyas-Statue auf dem 
Forum, römische Münze (nach 
Jordan, Marsyas auf dem Forum 
Taf. 3A.). 



4. Jahrhunderts ge- 
schaffene Typus des 

sog. „Schlauchsilens" (eine derartige Statuette 
in Bonn, Jordan a. a. 0. Taf. 3 C. Löschcke, 
Jahrb. d. Inst. 6. Arch. Anz. 14 f.), doch mufs 
das Gesicht, wie Jäger, Pro domo 246 ff. aus- 
führt, ausgesehen haben, wie das des Marsyas, 
als er geschunden werden sollte (ceu Marsya 



aber Athena rettete ihn , da er allzuschlecht «o victus, luven. 9, 2), da nur dann, nicht bei den 



gespielt hatte. 

Aufserdem knüpfen an den Wettstreit noch 
zwei lokale Sagen. In Sikyon zeigte man im 
Peithotempel die Flöten des Marsyas, welche 
nach dem Wettkampf vom Maiander fortge- 
rissen und auf sikyonischem Grund vom Aso- 
pos ans Ufer gespült seien (Paus. 2, 7, 9). Von 
einem kleinasiatischen Orte Norikon erzählt 



thörichten Sclioliasten- Erklärungen, der Witz 
bei Eoraz a. a. 0. leicht verständlich ist. Den 
Namen Marsyas gab diesem „Schlauchsilen" 
der Volkswitz, wie übrigens die Römer auch 
sonst Silenfiguren diesen Namen gaben, ohne 
an die Apollon -Marsyas -Sage zu denken, vgl. 
den tanzenden Marsyas auf einem Spiegel aus 
Praeneste (Mon. d. Inst. 9, 29, 2) und die vier 



2445. Marsyas (Deutungen) 

Marsyasfiguren bei Petron. Sat. 39. — Kopieen 
dieses Marsyas vom Forum wurden in der 
Kaiserzeit in manchen Städten des Ostens 
gleichsam als Abbreviatur des römischen Fo- 
rums zum Zeichen eines privilegierten Stadt- 
rechts aufgestellt (Serv. Verg. Aen. 3, 20; 4, 58. 
Myth. Vat. 3, 9, 13; 12, 1, wo jedoch ganz ober- 
flächliche etymologische Spielereien mit Liber 
Pater — libertas als Erklärungen gegeben 



Marsyas (in d. Kunst: Athena u. M.) 2446 

1862 82 ff. Overbeck, Griech. Kunstmythol. 3, 
420 ff. Der archaischen Kunst ist Marsyas 
fremd; entsprechend der relativ späten Ent- 
wickelung der Marsyasmythen beginnen die 
Darstellungen erst im 5. Jahrhundert, werden 
dann aber bis in die spätere römische Zeit 
häufig wiederholt und variiert. 

Die Sage von Athena und Marsyas 
lieferte Myre|» den Vorwand zu jener viel be- 



werden). Eckhel, Doctr. numm. 4, 493 ff., der 10 sprochenen Gruppe, die Plin. 34, 57 beschreibt 



zuerst auf diese Kopieen auf Münzen (Ab 
bildungen D. d. a. K. 2, 41, 499. Jordan a. a. 0. 
Taf. 3 B) hinwies, zählt zwölf Städte mit sol- 
chen Marsyasbildern auf. Nähere Angaben bei 
Jordan ». a. 0. 

Des Gleichklangs der Namen wegen wurde 
ferner in Born gefabelt, dafs Marsyas nach 
seiner Besiegnng durch Apollon nach Italien 
geflohen sei, die Stadt Archippe am 
Fuciner See gegründet und den Mar- 
sern seinen Namen überlassen habe 
(Sil. Ital. 8, 503. Plin. 3, 108 nach 
Gellianus oder Gellius fr. 8 bei 
Peter, Histor. Born. Fragm. Solin. 
2, 6); nach anderen 'hatten Abge- 
sandte des Marsyas die Italer in der 
Augurienkunde unterwiesen (Serv. 
Verg. Aen. 3, 359), und es wurde 
selbst Cacus als sein Abgesandter 
bezeichnet (Gell. fr. 7 bei Solin. 1, 8). 
Thörichte Ableitungen des Namens 
von firapög olog und die ebenso thö- 
richte Behauptung „Marsyas depin- 
gitur cauda porcina" bei Myth. Vat. 
2, 115; 3, 10, 7. Fulgent. 3, 9. 

An weitgehenden Deutungen des 
Marsyasmythos hat es nicht gefehlt. 
Apollons Sieg über Marsyas sollte 
den Triumph der Sonne über den 
Mond oder über den Win- 
terschnee, der hängende 
Marsyas die schwer herab- 
hängenden Wolken bedeu- 
ten; oder es sollte das 
Verschwinden des Mar- 
syasflusses unter Felsen 
den Anlafs zu der Todes- 
sage und ein Tropfstein- 
gebilde in Gestalt eines 
aufgehängten Felles den 
Anlafs zu der Sage von der Schindung ge- 
geben haben (vgl. Panofka, Abhandl. d. Berlin. 
Akad. 1854, 565 f. Filite ceramographique 2, 183. 
F. L. W. Schwärt z, Die poetischen Naturan- 
schauungen d. Griechen, Römer u. Deutschen 
35 ff. Michaelis, Ann. d. Inst. 1858, 304f. Bau- 
meister, Denkm. d. Mass. Altert. 886 u. a .). Die 
historische Auflösung des Marsyasmythos lehrt 
die Nichtigkeit solcher Deutungen: die Sage 



als „Satyrum admirantem tibias et Minervam' 
Nachbildungen dieser Gruppe finden sich auf 
attischen Münzen (Beule, Monn. d'Athenes 393. 
L. v. Sybel, Athena u. Marsyas. Marburg 1879 
S. 5), einem attischen Relief (Kekule, Arch. Ztg. 
1874 Taf. 8. Friederichs -Wolters, Bausteine 456), 
einer attischen Vase in Berlin 2418 (Hirschfeld, 
Athena und Marsyas, Berliner Winckelmanns- 
programm 1872 Taf. 1. Baumeister, Denkmäler 
1001 Fig. 1209; vgl. nebenstehende Abbildung 2) 
und auf einer attischenVase als Dekoration eines 

im Zusammenhang 
einer bakchischen 
Scene dargestell- 




2) Athena und Marsyas, attisches Vasenbild in Berlin (nach 
Hirschfeld. Athena und Marsyas Taf. 1). 

ten Kantharos (Lüders, Bull. d. Inst. 1873 
169). Eine Kopie des myronischen Marsyas 
fand Brunn, Ann. d. Inst. 1858 374 ff. in 
einer lebensgrofsen Marmorstatue des Lateran 
(Benndorf- Schöne 225. Mon. d. Inst. 6, 23. 
Baumeister, Denkmäler 1002 Fig. 1210. Bayet, 
Mon. ant. 1, 33. Friederichs ■ Wolters 454); 
später wurden zum Vergleiche noch heran- 
gezogen eine halblebensgrofse Bronzefigur 
vom Wettstreit zwischen Apollon und Marsyas 60 des British Museum aus Patras (v. Pulszky, 
ist erst das Spätere, ein Ausdruck widerstreiten- Arch. Ztg. 1879 Taf. 8. Murray, Gaz. arch. 5 



der Nationalsagen; Marsyas war ursprünglich 
nur ein Quelldämon, der als Silen und Reprä- 
sentant des Flötenspiels im Kreise des Kybele- 
kults stand. 

Marsyas in der Kunst. 
Vgl. Michaelis, Ann. d. Inst. 1868 298 ff. 
Arch. Ztg. 1869 41 ff. Stephani, Compte-rendu 



Taf. 34 f. Bayet, Mon. ant. 1, 34) und ein 
Marmorkopf in Rom aus dem Besitz des 
Grafen Baracco (Matz-v. Duhn, Ant. Bildw. 
in Born 451. Lenormant, Gaz. arch 1879 248. 
Friederichs -Wolters 455). Eine statuarische 
Kopie der Athena aus dieser Gruppe, wie sie 
z. B. Hirzel, Ann. d. Inst. 1864 235 tav. Q zu 



2447 Marsyas (in d. Kunst: Athena u. M.) Marsyas (in d. Kunst: Athena u. M.) 2448 




finden glaubte, ist vorläufig 
noch nicht sicher nachge- 
wiesen. Übersichtlich neben- 
einander gestellt ist die 
Mehrzahl der eben genann- 
ten Monumente in Mon. d. 
Inst. 6, 23. Hirschfeld a. a. 0. 
Taf. 1—2. Overbeck, Plastik 3 
1, 208 Fig. 50. Wiener 
Vorlegebl. Ser. 6, 12. Bayet, 
Mon. ant. Text zu 1, 33. 
34 ; von den Besprechungen 
sind noch hervorzuheben 
Petersen, Arch. Ztg. 1865, 86; 
1880, 25. Michaelis, Arm. d. 
Inst. 1858, 317 ff. Furt- 
wängler, Satyr a. Pergamon, 
Berl. Winckelmannsprogr. 
1880, 9. v. Sybel, Athen. 
Mitt.ö^täff. und Overbeck, 
Plastik' 1 1, 207 ff. 240, wo 
auch die weitere Litteratur 
verzeichnet ist. Dargestellt 
war in der Gruppe Myrons 
der Moment, in dem Athena 
die Flöten weggeworfen hat; 
Marsyas ist herangetreten, 
um sie aufzuheben; durch 
Athenas drohende Bewegung 
erschreckt fährt er zurück; 
aus seiner Haltung spricht 
zugleich das staunende Ter- 
langen nach den Flöten und 
die Furcht vor Athenas Ver- 
bot, sie anzurühren. — Auf 
dieselbe Gruppe ist seit 0. 
Müller, Handb. d. Archäol. 
% 371, 6 und Brunn, Bull, 
d. Inst. 1853, 145 ff.; Ann. 
d. Inst. 1858, 374 ff. mehr- 
fach (vgl. Overbeck a. a. 0.) 
die Beschreibung bezogen, 
welche Paus. 1, 24, 1 von 
einem auf der Akropolis auf- 
gestellten Kunstwerk giebt: 
„Athena den Marsyas schla- 
gend (nuiovau), als er die 
weggeworfenen Flöten auf- 
zuheben im Begriff steht". 
Andere haben sich gegen 
diese Beziehung gewendet 
(z. B. Michaelis, Ann. d. Inst. 
1858,318ff. Stephani,Compte- 
rendu 1862, 88 ff.), allein da 
keines der erhaltenen Bild- 
werke Athena in ähnlicher 
Bewegung gegen Marsyas 
zeigt, ist es nicht ausge- 
schlossen, dafs „naiovaa" 
auf einer mifsverständlichen 
Auffassung der myronischen 
Gruppe beruht (vgl. Preller- 
Robert, Griech. Myth. 1, 223, 
2). — Auf einer Vase aus 
Canosa (Jatta, Ann. d. Inst. 
1879 tav. D) ist ein früherer 
Moment dargestellt: Athena 
bläst die Flöte, während ihr 



2449 Marsyas (in d. Kunst: Athena u. M.) Marsyas (in d. Kunst: Apollon u. M.) '2450 



eine jugendliche männliche Gestalt einen Spiegel 
vorhält; Marsyas sieht staunend zu; aufserdem 
sind Zeus, ein Silen und eine Bakchantin zu- 
gegen. — Die nötespielende und ihr Angesicht 
im Wasser erblickende Göttin zeigen Wand- 
bilder aus der Casa d'Apolline in Pompei 
(Heibig, Wandgem. 232A und aus den Titus- 
thermen (Winckelmann, Mon. ined. 18. Miliin, 
Gal. myth. 83, 130), ferner Sarkophagreliefs, 
auf denen sich der Wettkampf mit Apollon 
und die Bestrafung des Marsyas anschliefsen, 
so der Sarkophag des Hermogenes aus Sidon 
(Clermont-Ganneau, JRev. arch. 1888 1 Taf. 7 
— 8; vgl. die nebenstehende Abbildung 3) und 
die von Overbeck, Kunstmythol. 3, 455 f. nr. 1 
— 4 u. 7 aufgeführten Sarkophage aus Villa 
Borghese im Louvre ( Winckelmann, Mon. ined. 



wo neben Athena ein kleiner unbärtiger Satyr 
flöteblasend steht, an Marsyas denken darf, 
ist zweifelhaft; keineswegs sind weitergehende 
Folgerungen (z. B. Wieseler, Apollon Stroga- 
noff 105. Text zu B. d. a. K. 2, 22, 239 a) 
berechtigt. 

Den Wettstreit zwischen Apollon und 
Marsyas schildern zahlreiche Monumente in 
seinen einzelnen Phasen (vgl. Overbeck, Kunst- 
10 mythol. 3, 423 ff., wo sich auch die näheren 
Angaben über die Litteratur finden). Marsyas 
fordert Apollon zum Wettstreit unter dem 
Schiedsgericht der Musen heraus auf einem 
Krater in Berlin 2638 (Overbeck, Atlas 24, 26). 
Die beiden Gegner und die richtenden Musen 
sind zum Beginn des Wettstreits versammelt 
auf einem Oxybaphon im Louvre (Elite cera- 




4a) Apollon, Marsyas, Skythe : Relief ans Mantlnea (nach Bull. d. corr. hell. 12 Taf. 1—3). 



42. Müller -Wieseler, B. d. a. K. 2, 14,152. 
Overbeck, Atlas zur Kunstmythol. 25, 7), im 
Palazzo Doria-Panfili zu Rom (Matz- v. Buhn 

3157. Gerhard, Antike Bildw. Taf. 85, 1. Over- 
beck, Atlas 25, 8), im Museo Torlonia (Monum. 
d. Mus. Tori. 107), im Palazzo Mattei zu Rom 
(Matz-v. Buhn 3156. Mon. Matth. 3, 13) und 
im Palazzo Barberini zu Rom (Matz-v. Buhn 

3158. Gerhard, Ant. Bildw. Taf. 85, 2); auf eini- 
gen der genannten Reliefs schaut Marsyas der 
Göttin zu, z. T. sind Gottheiten, insbesondere der 
Plufsgott oder eine Quellnymphe, hinzugefügt. 
Dieselbe Darstellung bieten auch Münzen von 
Apameia, dem früheren Kelainai (Head, Eistor. 
num. 558). — Üb man bei einem geschnittenen 
Steine der Stoschsammlung in Berlin (Gerhard, 
Minervenidole Taf. 4, 9. B. d. a. K. 2, 22, 239 a), 



mographique 2 , 70. Overbeck, Atlas 24, 19). 
Marsyas zeigt seine Kunst auf der Flöte vor 
Apollon und den neun Musen, während ein 
Skythe mit dem Messer in der Hand zum 
Vollzug der Strafe schon bereit steht, auf 
dem praxitelischen Relief der Letogruppen- 
basis zu Mantinea (Paus. 8, 9, 1. Fougeres, 
Bull, de corr. hell. 12 Taf. 1 — 3, danach 
60 nebenstehende Abbildung 4 a — c. Overbeck, 
Kunstmythol. 3 S. 457 Taf. 1, der das Relief 
dem Praxiteles abspricht; vgl. dagegen Robert, 
Jahrb. d. Inst. 5, 228, 16); ähnliche Darstel- 
lungen des nötespielenden Marsyas, bei denen 
jedoch der Skythe fehlt, die Zahl der Musen 
beschränkt ist und neben Apollon andere Gott- 
heiten oder Genossen des Marsyas zuhören, 
bieten eine Vase der 1. Hamiltonsammlung 



2451 Marsyas (in d. Kunst: Apollon u. M.) Marsyas (in d. Kunst: Apollon u. M.) 2452 




4b) Musen als Schiedsrichterinnen beim Wettstreit des Marsyas und Apollon, Belief aus Mantinea. . 




Musen als Schiedsrichterinnen beim "Wettstreit des Marsyas und Apollon, Belief aus Mantinea. 



2453 Marsyas (in d. Kunst: Apollon u. M.) Marsyas (in d. Kunst: Apollon u. M.) 2454 



(Elite ceramogr. 2, 66. Overbeck, Atlas 24, 18), 
eine Vase der 2. Hamiltonsammlung (Over- 
beck, Atlas 25, 2), ein Bild am Halse jener ru- 
veser Amphora der Sammlung Jatta (nr. 1093), 
deren Hauptbild eine weitere Wendung des Wett- 
streits darstellt (Mon. d. Inst. 8, 42, 2), ferner 
zweiVasen, auf denen Athena als Schiedsrichterin 
erscheint (1. aus Kreta in Athen, 'Ey. äg%. 1886 
Taf. 1 ; 2. im British 'Museum, Elite ceram. 2, 69. 
'Eq>. Üqx. 1886 S. 4; vgl. Overbeck, Kunstmythol . 
3, 523 Nachtrag), ein roher unteritalischer Krater 
(Elite ceram. 2, 67. Gerhard, Ant. Bildw. 86,3), 
ein Aschenkistenrelief in Pawlowsk (Stephani, 
Mem. de Vacad. de St. Petersb. Ser. 7 Bd. 18 nr. 4 
Taf. 1. 2), eine spätrömische Thonflasche mit 
Relieffiguren im Museum von St. Germain 
(Froehner, Mus. d. Franc. 3), des weiteren im 
gröfseren Zusammenhange mit anderen Scenen 
des Marsyasmythos ein nur in der Zeichnung 
des Codex Pighianus erhaltenes Deckengemälde 



gegen: diese Scene findet sich dargestellt auf 
einem Psykter der Sammlung Jatta 1364 (Elite 
ceramogr. 2, 63. Overbeck, Atlas 24, 21), einer 
Amphora in Petersburg 1795 (Antiqu. du Bos- 
phore Cimm. 57. Michaelis, Verurteilung des 
Marsyas Taf. 1, 1. Overbeck, Atlas 24, 20), einer 
Amphora in der Sammlung Hope zu Deepdene 
(Elite ceramogr. 2, 65. D. d. a. K. 2, 14, 149. 
Overbeck, Atlas 24, 24), einem Krater in Peters- 

10 bürg 355 (Compte-rendu 1862 Taf. 6, 2. Micha- 
elis a a. 0. 1, 2. Overbeck, Atlas 24, 25), einem 
Krater der Sammlung Jatta 1500 (Overbeck, 
Atlas 25, 3) und flüchtig ausgeführt auf einer 
Vase aus Grumentum, in Neapel S. Angelo 574 
(Bev. arch. 2, 42. Elite ceramogr. 2 S. 228. 
Overbeck, Attas 24, 22). — Eine besondere, 
litterarisch nicht bezeugte Wendung des Wett- 
streits giebt das Hauptbild der bereits ge- 
nannten ruveser Amphora der Sammlung Jatta 

20 wieder (Mon. d. Inst. 8, 42,1. Overbeck, Atlas 25, 5. 




5) Marsyas beim Wettstreit mit Apollon die Kithara spielend (anwesend Hebe, Hera, Athena, Nike, Hermes, 
Aphrodite (?), Satyr, Mainade, Apollon, Artemis), Amphora aus Buvo (nach Mon. d. Inst. 8, 42, 1). 



(Jahn, Ber. d. sächs. GeselUch. d. Wiss. 1869 
S. 15 ff. Taf. 3, 1), die oben genannten Sarko- 50 
phage des Hermogenes aus Sidon, im Louvre, 
im Palazzo Doria-Panfili, im Museo Torlonia, 
im Palazzo Mattei, im Palazzo Barberini, im 
Studio Altobelli-Zinsler in Rom (Matz-v. Duhn 
3155), im Lateran (Benndorf- Schöne, Later. 473), 
aus der Sammlung Campana im Louvre (Mon. 
d. Inst. 6, 18. Overbeck, Atlas 25, 9. Bau- 
meister, Denkm. 887 Fig. 962) und ein Kinder- 
sarkophag aus Ostia in Villa Pacca zu Rom 
(Matz-v. Duhn 3267. Ann. d. Inst. 1871 tav. D. 60 
E a), endlich ein Cameo der Sammlung Bever- 
ley (Overbeck a. a. 0. 472, 3). — Nachdem Mar- 
syas sein Flötenspiel beendet hat, greift Apol- 
lon zur Leier und spielt, während Marsyas 
anfangs trotzig, dann bekümmerten Herzens 
zuhört; Nike schwebt siegverheifsend auf Apol- 
lon zu; statt der Musen sind z. T. andere Gott- 
heiten und des Marsyas Schüler Olympos zu- 



Baumeister, Denkmäler 891 Fig. 965; s. neben- 
stehende Abbild. 5 ; vgl. Michaelis, Arch. Ztg. 
1869, 41 f.); danach scheint Apollon beim zweiten 
Gange von Marsyas eine Probe auf der Kithara 
verlangt zu haben : Marsyas (inschriftlich bezeich- 
net) hält die Kithara in Händen, Apollon schaut 
ihm stolz zu, daneben verschiedene Gottheiten, 
ein Satyr und eine Mainade. Eine ähnliche Dar- 
stellung, in welcher Zeus als Richter zwischen 
dem leierspielenden Marsyas und Apollon sitzt, 
zeigt ein Krater in Berlin 2950 (Körte, Arch. 
Ztg. 1884 Taf. 5. Overbeck, Atlas 25, 1) und 
auch die oben genannte Vase der 1. Hamilton- 
sammlung (Elite ceramogr. 2, 66. Overbeck, 
Atlas 24, 18), wo neben dem Marsyas eine 
Leier steht, scheint auf diese Wendung hin- 
zuweisen. — Auf Wandgemälden sind wieder- 
holt der die Kithara spielende Apollon und 
der die Doppelflöte blasende Marsyas als Gegen- 
stücke gewählt, ohne dafs an eine bestimmte 



2455 Marsyas (in d. Kunst: Apollon u. M.) Marsyas (in d. Kunst: Apollon u. M.) 2456 



Einzelscene des Wettkampfes gedacht ist, z. B. 
in der Casa di Diadumeno (Heibig, Wandgem. 
231. Overbeck, Atlas 25, 10 — 11), in einem 
Hause der Strada Nolana (Reibig 182. 224), 
in der Casa del Poeta (Heibig 225. Overbeck, 
Atlas 25, 12) und in der Casa d'Apolline in 
Pompei (Heibig 232, 4. 6. Overbeck, Atlas 23, 15). 
Auch auf Münzen von Germe (Head, Histor. 
num. 455) und Akrasos (Head 547) finden sich 
die beiden Gegner zusammengestellt. — Nach 
beendetem Wettstreit wird das Urteil durch 
eine der Musen dem Marsyas verkündet, wäh- 
rend eine dienende Person das Siegesopfer 
vorbereitet, auf der Neapeler Vase 3231 (Micha- 
elis, Verurteilung des Marsyas Taf. 2, Arch. Ztg. 
1869 Taf. 17 S. 43. Overbeck, Atlas 25, 4). Auf 
einem Relief in den Krypten der Peterskirche 
(Michaelis, Anaglyphi Vaticani explicatio. Tü- 
bing. 1865 Taf. 1) scheint Apollon selbst das 



Auf anderen Monumenten bittet Olympos für 
seinen Lehrmeister, der z. T. daneben an den 
Baum gefesselt dargestellt ist, vgl. das oben 
erwähnte Deckengemälde im Codex Pighianus 
(Jahn a. a. 0. Taf. 3, 2), Fragmente von Wand- 
bildern aus Rom im Louvre (d'Agincourt, 
Denkm. d. Malerei Taf. 1, 16—18), Wandbilder 
aus Herculaneum (Heibig 231b. Pitt. d'Ercol. 
2, 19 S. 125. Mus. Borb. 8, 19. I). d. a. K. 1, 
10 43, 204. Overbeck, Atlas 25, 13), aus dem Vi- 
colo dei serpenti in Pompei (Heibig 231 c) und 
aus der Casa d'Apolline (Heibig 232, 9 — 15. 
Overbeck, Atlas 23, 21; 25, 14), ferner ein Mo- 
saik aus der Nähe von Rom (Brizio, Bull. d. 
Inst. 1873 128 ff.) und die von Overbeck, Kunst- 
mythol. 3, 472 nr. 4 — 8. 14—15 aufgeführten 
Gemmen (Abbildungen: D. d. a. K. 2, 14, 151. 
Overbeck a. a. 0. Gemmentafel nr. 36). — Die 
Bestrafung des Marsyas bildete den Vorwurf 




6) Bestrafung des Marsyas (anwesend: Apollon, Aphrodite mit Eros, Pan und 2 unbekannte Personen), 
Apuliseher Krater iu Mecheln (nach Gerhard, Ant. Bitdw. 27, 2). 



Urteil zu verkünden. Auf einem verschollenen, 50 
nur in der Zeichnung des Codex Coburgensis 
(Matz, Monatsber. d. Berliner Akad. 1871 486 
nr. 156. Bobert, Jahrb. d. Inst. 5, 228) erhal- 
tenen Sarkophagrelief macht Atbena, die von 
den Musen umgeben auf erhöhtem Sitze thront, 
das Urteil bekannt; Marsyas scheint eilig ent- 
weichen zu wollen, in der folgenden Scene 
aber hat ihn ein Hirt wieder eingefangen und 
bringt ihn zu Apollon zurück. Auf diese 
Flucht weist vielleicht auch das Mosaik von 60 
Portus Magnus hin (Bobert, Jahrb. d. Inst. 5 
S. 227 ff. Taf. 6), wo ein Skythe den ent- 
weichenden Marsyas eingeholt hat und ihn 
nunmehr zu dem Baume schleppt, an welchen 
er gebunden werden soll. — Marsyas fleht 
knieend Apollon um Gnade an auf einem Plek- 
trongriff im Berliner Antiquarium (Arch. Ztg. 
1850 Taf. 18, 2- 4, Ann. d. Inst. 1858 tav. N 3). 



eines Gemäldes des Zeuxis, das seinen Platz 
später im Tempel der Concordia in Rom hatte, 
Plin. 35, 66, dessen kurze Angabe (Marsyas 
religatus) jedoch nicht hinreicht, das Bild zu 
veranschaulichen. In den erhaltenen Bild- 
werken wird niemals die Schindung selbst, 
sehr häufig aber die Vorbereitung dazu dar- 
gestellt. Apollon selbst tritt mit einem Messer 
in der Hand an Marsyas heran, der an einen 
Baum gebunden ist oder mit gefesselten Hän- 
den kniet bezw. sitzt, auf einem apulischen 
Krater in Mecheln (Elite ceramogr. 2, 64. Ger- 
hard, Ant. Bildw. 27, 2. Overbeck, Atlas 24, 23 ; 
vgl. nebenstehende Abbildung 6), einer Vase 
der 2. Hamiltonsammlung (Elite ceramogr. 
2, 74. D. d. a. K. 2, 14, 150. Overbeck, Atlas 
24, 27) und einem Spiegel aus Praeneste 
(Gerhard, Etruskischer Spiegel 4, 296). Ein 
Skythe tritt statt 'Apollon , in der Hand ein 



2457 Marsyas (in d. Kunst: Apollon u. M.) Marsyas (in d. Kunst: Olympos u. M.) 2458 

Messer oder einen Strick, an den gefesselten holte, in Rom berühmt gewordene statuarische 

Marsyas heran auf einem Aryballos, einst in Gruppe zurück, deren Komposition und Figuren- 

der Sammlung Barone in Neapel (Minervini, zahl wir freilich nicht näher kennen, da uns 

Mon. ant. ined. Barone Täf. 16), und einer Le- in statuarischen Repliken nur zwei Einzel- 

kythos mit Relieffiguren in Neapel 2991, ferner figuren erhalten sind, einerseits der berühmte 

auf einem Spiegel aus Monterotondo (Gerhard, „Schleifer" in Florenz (Dätschke, Ant. Bildw. 

Etr. Spiegel 4, 295), auf den bereits genannten m Oberital. 3, 549. Fnederichs-Woltersriv. 1414. 

Wandgemälden aus Herculaneum (Heibig 231b) Clarac 543, 1141. Overbeck, Atlas 26, 23; vgl. 

und Pompei (Heibig 231c. 232, 13. 15), dem Plastik* 2, 230. 328. Baumeister, Benkm. 889 
gleichfalls oben erwähnten Sarkophag im Pa- 10 Fig. 964), andererseits der hängende Marsyas, 

lazzo Barberini (Matz-v. Duhn 3158) und auf von dem sich Repliken (aufgezählt von Vis- 

einem Relief im Vatikan (D. d. a. K. 2 , 41, conti, Bull. d. commiss. arch. comm. 8, 200. Over- 

490. Ann. d. Inst. 1858 tav. N 4). In anderen beck, Kunstmythol. 3, 476fF.) befinden in: Villa 

Darstellungen wetzt der Skythe knieend auf Albani (Overbeck, Atlas 26, 24), Museo Capito- 

einem Schleifstein sein Messer, während Mar- lino (Visconti a. a. 0. tav. 17 — 18. Overbeck, 

syas an den Baum gefesselt steht, vgl. das Atlas 26, 25), Louvre aus Villa Borghese (Clarac 

erwähnte verschollene Gemälde im Codex 313, 1140), Florenz Offizien 186 (Dütschke 3, 251. 

Pighianus (Jahn a. a. 0. Taf. 4, 1) und die Clarac 541, 1137. Baumeister , Benkm. 888 

gleichfalls bereits citierten Fragmente von Fig. 963), Florenz üffizien 156 (Dütschke 3, 169. 
Wandbildern aus Rom im Louvre (d'Agin- 20 Clarac 541, 1139), Petersburg Eremitage 318 

court a. a. 0. Taf. 16. 18); ein ähnliches Bild (Guedeonow, Eremit. 92), Rom (Bull. d. commiss. 

fingiert Philostr. d. Jung. Imag. 2. Eine weitere arch. cummun. 12 Taf. 17—19 nr. 12), Berlin 213 

Gruppe von Denkmälern behält diesen das (Friederichs -Wolters 1415), Museo Torlonia 308 

Messer schleifenden Skythen bei, zeigt aber (Monum. d. Mus. Tori. Taf 49), Palazzo Doria- 

den Marsyas nicht einfach gefesselt, sondern " Panfili (Matz-v. Duhn2Ab. Clarac 542, 1139 A), 

am Baume aufgehängt; hierher gehören zu- Palermo (Benndorf - Schöne, Lateran S. 410), 

nächst die bereits wegen anderer Scenen ge- Messina (Benndorf- Schöne ebendas.), Louvre 

nannten Sarkophage des Hermogenes aus Si- aus Sparta (Le Bas, Voyage archeol. mon. fig. 

don, aus Villa Borghese im Louvre, im Palazzo Taf. 94), Rom, Casa Merolli (Matz-v. Huhn 
Doria- Panfili, im Museo Torlonia, im Studio 30 246), Museo Torlonia 464 (Clarac 541, 1138. 

Altobelli- Zinsler, aus der Sammlung Campana Mon. d. Mus. Tori. 119); sehr fraglich ist die 

im Louvre, aus Ostia in Villa Pacca, dann Beziehung auf Marsyas bei einer Bronzestatu- 

Sarkophagnebenseiten im Kloster S. Paolo fuori ette aus Epirus (H. K. E. Köhler, Gesumm. 

le mura in Rom (Matz-v. Duhn 3276. B. d. Schriften 6 Taf. 1; vgl. Stephani, Compte-rendu 

a. K. 2, 14, 153), in Pest (Kubinyi, Szegzarder 1869 153,9. Overbeck, Kunstmythol. 3,478 nr. 16). 

Altertümer. Pest 1857 Taf. 1, 2. Ann. d. Inst. Der Beginn der Schindung ist bisher nur auf 

1858 tav. N 2) und eine verschollene Platte aus einer antiken Paste in Berlin (Overbeck a. a. 0. 

Villa Altieri (Winckelmann, Mon. ined. 1, 50), Gemmentafel nr. 38. B. d. a. K. 2, 14, 153 a) 

dann das Relief einer Kandelaberbasis im Va- nachgewiesen: während Apollon sich abwendet, 
tikan (Mus. Pio-Clem. 5 tav. 3, 4), ein Relief 40 kniet hier der Skythe vor dem hängenden Mar- 

aus Arles (Stark, Städteleben, Kunst etc. in syas und scheint die Strafe vollziehen zu wollen. 

Frankreich 592. Atlas de la statistique des — Einen ganz neuen symbolischen Ausdruck 

bouches du Rhone Taf. 14, 2), ferner eine Münze gab dem Siege Apollons der Verfertiger einer 

aus Alexandreia (Ann. d. Inst. 1858 tav. N 5. Apollonstatue, von der ein Bruchstück im Mu- 

Overbeck, Kunstmythol. 3 Münztaf. 5, 24) und seo Chiaramonti erhalten ist (Gerhard, Ant. 

zwei geschnittene Steine (in Berlin und in der Bildw. 84, 3. Michaelis, Ann. d. Inst. 1858 346. 

Beverleysammlung, Overbeck a.a.O. S. 473, 11 Overbeck -n. a. 0. 482): Apollon stützt sein Iri- 

u. 12 Gemmentaf. nr. 37). Dieselbe hängende strument auf den kleinen neben ihm befindlichen 

Gestalt des Marsyas zeigen das genannte Mo- Marsyas. (Übergangen sind von den Apollon- 
saik aus der Nähe von Rom (Brizio, Bull. d. 50 Marsyas- Monumenten das verschollene Relief- 

Inst. 1873 1<58), wo der Skythe damit beschäf- fragment von der Fassade der Villa Borghese 

tigt ist, die Füfse des Hängenden festzubinden, — Zoega in Welckers Zeitschrift 148. Michaelis, 

ferner Monumente, bei denen der Skythe fehlt: Ann. d. Inst. 1858 340, 6 — und die nicht 

ein Marmordiscus im Besitz von Lanci in Rom näher bekannten Sarkophage aus Capua — 

(Ann. d. Inst. 1891 tav. E), die Reliefverzierung Michaelis, Anaglyphi Vaticani explicatio 12 — 

einer Lyra im Palazzo Mattei (Matz-v. Duhn und aus Speyer — Michaelis, Arch. Ztg. 1869, 

224) und der Lyra des Apollon Kitharodos im 46 Anm. 27.) 

Vatikan, Saladelle Muse (Mus. Pio-Clem. 1,15. Marsyas den Olympos im Flöten- 
B. d. a. K. 1, 32, 141 a) und eine Gemme in spiel unterweisend bildete eine Gruppe 
Berlin (Overbeck a. a. 0. Gemmentafel nr. 40), 60 in Polygnots Nekyia zu Delphi (Paus. 10, 
während andere Gemmen (z. B. Overbeck a. a. 0. 30, 9): Marsyas safs hier auf einem Fels- 
S. 473, 9) den an den Baum gefesselt stehen- block, der jugendliche Olympos stand neben 
den Marsyas zeigen; nach Achill. Tat. 3, 16 ihm das Flötenspiel lernend. Ähnliche Dar- 
bildeten solche hängenden Marsyasfiguren auch Stellungen finden sich auf Wandgemälden aus 
einen bekannten Gegenstand den Thonbildnerei. Herculaneum (Heibig 226. Pitt. d'Erc. 1, 9 
— Zweifellos gehen diese Darstellungen des S. 47), der Casa di Meleagro in Pompei (Hei 
aufgehängten Marsyas und des das Messer big 227. Mus. Borb. 10, 4. D. d. a. K. 2, 41, 
wetzenden Skythen auf eine mehrfach wieder- 489), sowie auf weiteren Gemälden aus Pom- 



2459 Marsyas (in d. Kunst: flötenspielend) Masphalatenos 2460 

pei {Heibig 228. Pitt. d'Ere. 3, 19 S. 101. Mus. name beigeschrieben. — Bin einziges Monu- 
Borb 10, 22. D. d. a. K. 2, 43, 541) und aus Her- ment weist auf die alten Beziehungen des 
culaneum(.HeZ&i0229. Pitt. d'Erc. 4, 29 S. 141). Marsyas zur Kybele hin, ein Terracottarelief 
Als Gegenstück dazu ist Cheiron den Achilleus der Sammlung Sabouroff (Furtwängler, Samm- 
im Leierspiel unterweisend dargestellt (Heibig lung Sabouroff 2 Taf. 137): unter dem Throne 
1291; abgebildet oben Bd.l Sp. 26), und längst der Kybele sitzt hier Marsyas, die Flöte bla- 
ist erkannt, dal's beide Darstellungen auf sta- send. — Von den „Marsyas" genannten Sta- 
tuarische Gruppen znrückgehen; der Gruppe tuen des schlauch tragenden Silens war bereits 
des den Olympos im Flötenspiel unterweisen- oben die Rede. [Jessen.] 
den Marsyas verwandt ist die in mehreren 10 Marthukle (mar&ucle), etruskischer Name 
Repliken erhaltene Gruppe des den Daphnis des 'Ersonlng, im ßruderkampfe mit pulu- 
im Spiel der Syrinx unterweisenden Pan (die nice = IJolws^ns, im Wandgemälde eines 
Repliken aufgezählt bei Jahn- Michaelis, Bilder- Grabes von Vulci, jetzt im Mus. Ital. in Rom, 
Chroniken 41, ^72; vgl. dazu Verzeichnis der nach Garruccis Lesung ; s.Noel des Verg., L'Etr. 
antik. Skulpt. im Berliner Mus. nr. 231). Wenn et les Etr. 2, 47 ff. ; pl.21ff.; Bull. 1867 p.U3ff.; 
Plin. 36, 29 als in Rom befindliche Gruppen Brunn, Ann. 31 1859, p. 352 ff.; Mon. ined. 
„Olympos und Pan" und „Cheiron und Achil- 6/7 tav. 31 ff.; Garrucci, Tav. fot. d. pitt. Vul- 
leu8" nebeneinander nennt, so scheint hier, centi, Rom 1866; Fabr., C. I. I. 2168; t. 40; 
wie Stephani, Compte-rendu 1862 97 ff. nach- Corssen, Spr. d. Etr. 1, 826 (Note). Worauf die 
weist, eine irrtümliche Vermischung der Grup- 20 Umformung des Namens beruht, ist dunkel, 
pen ,] Marsyas -Olympos" und „Pan -Daphnis" Die frühere Lesung etevucle (s.d.) ist, nach 
vorzuliegen. — Ob ein Wandgemälde aus Her- erneuerter Prüfung, nicht haltbar. [Deecke.] 
culaneum (Heibig 230. Pitt. d'Erc. 1,16 S. 91), Marunus(?) s. Matutinus. 
auf dem ein bärtiger Satyr einen vor ihm Masanae, Beiname der Matres (s. d.) in einer 
stehenden Jüngling an sich zu ziehen sucht, Kölner Inschrift, Corp. inscr. Ehen. n. 317. Der 
Marsyas und Olympos darstellt, ist nicht mit . Dedikant ist eques der ala Frontoniniana oder 
Sicherheit festzustellen; die Flöten fehlen. — Afrorum. Bonn. Jahrb. 83 p. 19 Anm. 2. 
Dagegen zeigt ein Vasenbild in Neapel 3235 [M.Ihm.J 
(Mon. d. Inst. 2, 37. Elite ceramogr. 2, 75. Masaris (Mdaagig), Name des Dionysos bei 
D. d. a. K. 2, 41, 488. Minervini , Mem. deil' 30 den Karern. Als die Nymphe Ma aus dem 
Acc. Ercol. 4, 1 Taf. 8 — 9; vgl. Heydemann, Gefolge der Rhea von Zeus das Kind Diony- 
Satyr- und Bakchennamen, 5. Hall. Winckel- sos zur Erziehung erhalten hatte und von Hera 
mannsprogr. S. 19) die inschriftlich bezeich- befragt wurde, wessen das Kind sei, antwortete 
neten Gestalten des Marsyas mit der Flöte sie: "Aqsos; davon erhielt Dionysos den Namen, 
und des Olympos mit der Kithara im Kreise Steph. B. s. v. MäetuvQcc. [Stoll.] 
von Satyrn und Bakchantinnen. Hier ist nicht Masphalatenos (Maatpa).atr]v6g) , Beiname 
an eine Unterweisung im Spiel, sondern an des Zeus oder richtiger einer ihrem Wesen 
die cvvuvUu zu denken, vgl. Stephani, Compte- nach dem Zeus ähnlichen kleinasiatischen 
rendu 1862 96. 104 ff. Über die hierher ge- Gottheit, bekannt durch zwei in Kula befind- 
zogenen Gemmen vgl. Stephani a. a. 0. 101. 40 liehe aus Menneh stammende Stelen. Die eine 
Den flötespielenden Marsyas allein derselben zeigt nebeneinander die Büsten des 
glaubte man auf manchen Monumenten wieder- Helios mit Strahlenkrone und des Men mit 
zuerkennen, allein da die Flöte jedem Satyr der Mondsichel an den Schultern. Darunter 
und Silen zukömmt, sind diese Deutungen auf steht die Inschrift: xaxä xr\v räv &säv e'jii- 
Marsyas meist abzuweisen; nur wo etwa ein xayrjv iSQÖg Sovftog sv%riv Mi Ma.eyuka.xnvm 
besonderes Staunen über den Flötenspieler v.al Mr,vl Tiäfiov Twljdnvl Tvgävvia i*slevaev 
hinzukommt, wie z. B. auf einem Scarabaeus xriQeio&ai änb rifiegmv &. Ei' xig ös xovxmv 
(Mieali, Monum. p. servirealla storia Taf. 117, 5. aiisi&rioi ävccyvcöaetai xäg dvväfiig xovJiög. 
Panofka, Ann. d. Inst. 1845 D 1. Michaelis, 'EnnisXrjBafiivov Jiovvaov diodcogov Kttl'EQpo- 
Ann. d. Inst. 1858 310 Anm.) vier Satyrn den 50 ytvovg BaXsgiov, £toi>s av£ fi(nvbg) dvotgov, 
spielenden Genossen anstaunen, als hörten sie Keppel, Narrative of a journey across the Bal- 
diese Musik zum ersten Male, kann man mit can, also of a visit to Aizani and the newly 
besserem Grund an Marsyas denken. Inschrift- discovered ruins in Asia Minor in the years 
lieh als Marsyas bezeichnet ist ein flötespielen- 1829—30. Lond. 1831. 2 p. 351. Texter, Vescr. 
der Satyr auf einem Krater im Louvre in einer de l'Asie Min. 1 PI. 51. G. I. Gr. 3439. Wagener, 
Darstellung der Rückführung des Dionysos, auf Inscriptions grecques recueillies en Asie Min. 
den Olymp (Miliin, Feint, d. Vas. 1, 9. Elite (Extr. du tome 30 des Mem. de l'Ac. de Bel- 
ceramogr. 1, 41. Heydemann, Satyr- u. Bakchen- gique) p. 5. Le Bas -Waddington, Asie Min. 
namen S. 16) und auf einem Krater in Karls- nr. ß68. S. Beinach, Voy. arch. en Gr. et en 
ruhe im Kreise seiner Genossen (FrÖhner^ 60 As. Min. sous la direction de M. Ph. Le Bas. 
Griech. Vasen in Karlsruhe nr. 3. Creuzer, Planches de topogr., de sculpt. et d'architecture. 
Deutsche Schriften 3 Taf. 2. Heydemann a. a. O. Paris 1888 p. 117f. PI. 136, 1. Boscher, Ber. d. 
S. 13), ferner ein tanzender Satyr auf einem K. Sachs. Ges. d.Wiss. 1891 p. 125 c Taf. 2, (2). 
Spiegel aus Praeneste (Mon. d. Inst. 9, 29, 2. Meinach und Waddington erklären die Büste 
Heydemann a. a. 0. S. 34); die Verfertiger mit der Strahlenkrone für die des Zeus Mas- 
dieser Bildwerke haben nicht an die Sage phalatenos. Die andere Stele zeigt in ganzer 
vom Wettstreit mit Apollon gedacht: „Mar- Gestalt Men, mit dem einen Fufse auf das 
syas" ist hier nur als der berühmteste Silens- Haupt eines Stieres tretend, und Zeus Mas- 



2461 



Maspiter 



Mater Matuta 



2462 



phalatenos, auf der R. den Adler, in der L. 
das Scepter. Darunter steht die Inschrift: 
'Isqu ßvvßicoatg hui vecorega «ar' innayriv zov 
xoiQiov rvgdvvov zliog MaocpuXazrivov v.cu Mr\vi 
Tiafiov ev%t\v, Keppel 2 p. 345. Texter 1 PL 62. 
C. 1. Gr. 3438. Le Bas -Waddington, As. Min. 
667. Beinach p. 118 PI. 136, 2. Moscher p. 125 d 
Taf. 2, (1). Hier ist Zeus M. in der Weise des 
Zeus von Laodikeia in Phrygien dargestellt. 
Irrig glaubt Franz den Zeus Masphalatenos 
zu entdecken in einer in Galatien gefundenen 
Inschrift, C. I. Gr. 4120. Indessen aus AYIMA | 
AKHNT herauszulesen z/[t]i' Ma[6(paXaxr]\v\ä 
ist nicht wohl möglich. Ganz unhaltbar ist 
Meinachs (p. 118 Anm. 1) Vermutung, dafs der 
Name des Gottes indeklinabel Masphalatenou 
nach Analogie von Men Tiamou und Men 
Karou gelautet habe. Die mit Vorliebe zur 
Bildung topischer Beinamen verwandte Endung 
-rivöq spricht für Leemans (GrieJcsche Opschriften 
uit Klein- Azie. Amsterdam 1886. 4° p. 9) An- 
sicht, dafs der Beiname von einer Örtlichkeit 
entlehnt sei. [Drexler.] 

Maspiter = Mars (s. d.). 

Massalia (MaeaaXi'a). In zwei zu Phokaia 
gefundenen Inschriften (C. I. Gr. 3413 u. 3415) 
erscheinen ein itgsig tfjg MaeeaXCag xb y' 
(Demetrius Gallus) und eine Ugsia -cijs Mcco- 
aaXiag (Flavia Ammion), die zugleich äg%i- 
sgeia 'Aaiag vccoi) xov sv 'Ecpeam ist. Nach 
W. Froehner (Scolies Latines relat. ä l'hist. et 
ä la topogr. de Marseille, lettre ä Mr. Blan- 
chard p. 12 des Sonderabdrucks aus der Bevue 
Archeol. 1891) hat man unter MaaeaXta die 
göttliche Personifikation der Stadt Marseille 
(vgl. die Dea Borna u. s. w.) zu verstehen, der 
in der Mutterstadt Phokaia ein Tempel und 
Priestertum gestiftet war. [Massalia hatte 
nach einer Inschrift von Phokaia, die einen 
LSgia Tijs MaaaaXiag nennt, in der Mutterstadt 
einen Kultus, Th. Beinach, Bull, de Corr. Hell. 
17 1893 p. 34-39. Wochenschrift f. kl. Philol. 
1893 Sp. 1181. Drexler.] [Boscher.] 

Mastigophoros (Maoziyotpogog), der Geifsel- 
träger, Beiname des Telamoniers Aias, der in 
seinem Wahnsinn das Vieh des griechischen 
Heeres band und geifselte. Davon hatte die 
den Tod des Aias behandelnde Tragödie des 
Sophokles den Titel Aias Mastigophoros , Hy- 
poth. Soph. Ai. Lobeck zu Sophokl. Ai. 236. 
Fustath. Hom. p. 891,^27 leitet den Beinamen 
des Aias davon her, dafs er von der Geifsel 
des Gottes, dem Wahnsinn, getroffen worden 
sei. [Stoll.] 

Mastor (Maßzmg), 1) Vater des Lykophron 
aus Kythera (II. 15, 430, 438). — 2) Vater 
des Halitherses (s. d.), ein Ithaker (Od. 2, 
157 f. 24, 461 f.). [Schirmer.] 

Mastorides (Maazog(Srjg), Sohn des Mastor, 
1) Halitherses, der Ithakesier, Od. 2, 158. 24, 
452. [Fust. ad Hom. Od. 1439, 44. Höfer.] 
— 2) Der Kytherier Lykophron, IL 25, 438. 
430. [Stoll.] 

Mastnsius s. Demiphon Bd. 1 Sp. 986. 

Materes = Meterea (s. d. u. vgl. Sp. 2473). 

Mater Lamm s. Lares. 

Mater Magna s. Kyhele, Kheia, Meter Me- 
gale. 



Masuonnum Matronae genannt auf einer 
oberitalischen Inschrift G. 1. L. 5, 5584. Viel- 
leicht ist Masuonnes Name einer Völker- 
schaft, Bonn. Jahrb. 83 p. 15 (s. d. Artikel Ma- 
tronae). [M. Ihm.] 

Mater Matuta, altitalische Göttin, deren 
Verehrung in den verschiedensten Teilen des 
Landes nachweisbar ist: in Umbrien bezeugen 
archaische Weihinschriften von Pisaurum ihren 

10 Kult (G. 1.L. 1, 176. 177), aus Praeneste sind 
magistrae matris Matutae inschriftlich bekannt 
(C. I. L. 14, 2997. 3006), ebenso aus Cora (G. I. L. 
10, 6511 ; vgl. die ebendaher stammende Weih- 
inschrift G. I. L. 10, 8416: Matri [Majtutae 
MagiaPrisca Signum Iovis d(ono) d(atj), Tempel 
der Göttin kennen wir in Cales (C. I. L. 10, 4660), 
dem volskischen Satricum (wo es offenbar der 
Haupttempel der Stadt war, Liv. 6, 33, 4; 7, 27, 8; 
28, 11, 2, mit Beziehung auf die Jahre 377, 346 

20 und 206 v. Chr.) und Pyrgi, der Hafenstadt von 
Caere in Etrurien; in letzterem Orte befand 
sich nämlich ein reiches, von Dionysios I. von 
Syrakus im Jahre 384 ausgeplündertes Heilig- 
tum (IJsXaaymv ?dgt)ft«, Strabon 5, 226), dessen 
Inhaberin von den griechischenGewährsmännern 
bald als Asvno&ea (Aristot. oecon. 2, 2 p. 1349 b, 
34. Polyaen. 5, 2, 21. Aelian. v. h. 1, 20), bald 
als MXsi&via (Strabon a. a. 0.) bezeichnet wird : 
in ihr hat Wesseling (zu Diodor. 15, 14; vgl. 

so Müller -Deecke, Ftrusker 2, 64 f.) mit zweifel- 
losem Rechte die Mater Matuta erkannt, auf 
die allein beide Verdolmetschungen passen 
(s. unten). Mit grofser Wahrscheinlichkeit wird 
auch das sakaraklum maatreis = sacellum Matris 
einer oskischen Inschrift von Beneventum (Zve- 
tajeff, Syll. inscr. Ose. 27 = Inser. Ital. infer. 
dial. 108 ; das früher ebenfalls hierher bezogene 
maatüis der Inschrift von Agnone, Zvetajeff, Syll. 
inscr. Ose. 9, deutet Buecheler, Lexic. Ital. p. X VI 

40 jetzt anders) auf Mater Matuta gedeutet, da 
ja auch das römische Fest dieser Göttin schlecht- 
hin Matralia heifst (Paul. p. 125). Weist schon 
in diesen italischen Kulten das vom Namen 
der Göttin unzertrennliche Beiwort Mater, die 
Ausübung ihres Dienstes durch Priesterinnen 
(magistrae, s. oben) und der umstand, dafs die 
erhaltenen Weihinschriften ausnahmslos von 
Frauen herrühren (die einzige Ausnahme, die 
von einem Titius Tettius T. f. Fsq. Calvinus 

50 der Mater magna Matuta geweihte Inschrift 
von Montepulciano bei Gudius 21, 5, ist 
eine Fälschung, s. C. IL. 6, 532*. 533*), 
durchaus auf eine Frauengottheit hin, so wird 
diese Ausnahme durch das, was vom stadt- 
römischen Kulte der Mater Matuta bekannt 
ist, vollauf bestätigt. Das zur ältesten Fest- 
ordnung gehörige Fest, Matralia genannt (s. die 
Kaiendarien, C. I. L. 1" p. 320), fiel zwei Tage 
nach den Vestalia, auf den 11. Juni, und war 

60 eine ausschliefsliche Feier der Matronen (Ovid. 
fast. 6, 475), und zwar nur der univirae, d. h. 
in erster Ehe lebenden (Tertull, de monogam. 17) ; 
Sklavinnen warennichtnur ausgeschlossen (Ovid. 
a. a. 0. 481. 551), sondern ihre Fernhaltung 
wurde alljährlich durch einen symbolischen 
Brauch von neuem eingeschärft, indem man 
eine einzelne Sklavin hereinführte, mit Backen- 
streichen züchtigte und dann hinaustrieb (Flut. 



2463 Mater Matuta Matres, Matronae, Matrae (Litteratur) 2464 

Garn. 5; Qu. Born. 16); die Opfergabe waren Litteratur der Römer gewöhnlich verkannt 
Kuchen, die in einem irdenen Napfe gebacken wird und man die Göttin zu einer Beschützerin 
waren (Varro de l. I. 5, 106: libum, quod ut der Seefahrt (vgl. Arnob. 3, 23: per maria 
libaretur priusquam essetur erat coctum ; testua- (mater Matuta) tutissimas praestat commean- 
cium, quod in testu caldo eoquebatur, ut etiam tibus navigationes) und der Häfen macht, so 
nunc Matralibus id faciunt matronae; vgl. Ovid. ist das die Folge der etwa in sullanischer 
a. a. 0. 482. 531 ff.), man betete insbesondere Zeit vorgenommenen Gleichsetzung der Ma- 
für das Gedeihen der Kinder, aber nicht so- tuta mit der griechischen Leukothea, die man 
wohl der eigenen, als der Geschwisterkinder mit sehr wenig beweiskräftigen Analogieen 
(Ovid. a. a. 0. 559ff. Plut. Garn. 5; Qu. Born. 17). 10 aus dem Ritual beider Göttinnen begründete 
Einen eigenen Tempel besafs die Göttin da- (Plut. Qu. Born. 16 führt als Parallele zur Aus- 
mals noch nicht, höchstens ein kleines sa- schliefsung der Sklavinnen von der Matralia- 
cellum; denn wenn Liv. 5, 19, 6 (vgl. Ovid. fast. feier an, dafs im srjKoe der Leukothea zu 
6, 480) den von Camillus im veientischen Kriege Chaironeia der veantcQoe, eine Geifsel in der 
gelobten und 396 v. Chr. dedicierten (Liv. 5, Hand haltend, ausrufe: ^17 Sovlov eleävai, pn 
23, 7; vgl. Plut. Cam. 6) Tempel der Mater Sovlav, firj Altcalbv fuj AhaXdv; aber die Fern- 
Matuta nur als die Wiederherstellung eines haltung der Sklaven von den Kulthandlungen 
bereits von ServiuB Tullius geweihten Baues ist Regel, nicht Ausnahme; vgl. z. B. Diels, 
bezeichnet, so verdient das ebensowenig Glau- Sibyllin. Blätter 97) und dazu benützte, das 
ben, wie ähnliche Angaben über uralte, in 20 Ceremoniell des Matutakultes aus der Ino- 
historischer Zeit „restaurierte" Tempel des Leukothea -Sage zu erklären {Ovid. fast. 6, 473 ff. 
Iuppiter Stator, der Fides u. s. w. Der Tem- Plut. Camill.b; Qu. Born. 16. 17). Die Gleich- 
pel, dessen Stiftungsfest dem Brauche ent- setzung von Matuta und Leukothea kennt be- 
sprechend (vgl. E. Aust, De aedibus sacris reits Cicero (Tusc. 1, 28; de nat. deor. 3, 48); 
pop. B. p. 34ff.) mit den Matralia zusammen- Ovid (a. a. 0.) erzählt ausführlich, wie Ino, die 
fiel, lag auf dem Forum boarium (Ovid. fast. sich mit ihrem Sohne Melikertes auf der Flucht 
6, 478. Liv. 33, 27, 4) nahe der Porta Gar- vor Athamas ins Meer gestürzt, von den Najaden 
mentalis (Liv. 24, 47, 15; 25, 7, 6), dicht beim an die Tibermündung getragen, dort aber von 
Tempel der Fortuna (vgl. im allgem. Jordan, Maiuaden, die im Haine der Stimula-Semele 
Topogr. 1, 2, 484 f. Gilbert, Gesch. und Topogr. 30 ihre Orgien feiern, auf Geheifs der Inno an- 
d. Stadt Born 3, 436 f.). Wenn die Schol. Veron. gegriffen wird, bis Hercules ihr zur Hilfe er- 
zu Verg. Georg. 3, 1 den von Atilius Regulus scheint und sie bei der Prophetin Carmentis 
gelobten Palestempel (s. über ihn Aust a. a. 0. freundliche Aufnahme findet und erfährt, dafs 
p. 14 nr. 28) als Tempel der Poles Matuta be- sie bei den Griechen als Leukothea, bei den 
zeichnen, so liegt wohl irgend eine Verwirrung Römern als Matuta (ihr Sohn als Palaimon 
vor- bezw. Portunus) göttliche Verehrung erlangen 
Der Name Matuta, dessen etymologischen werde: seit Ovid und durch ihn ist diese Auf- 
Zusammenhang mit mane die alten Gramma- fassung zur allgemein giltigen geworden (vgl. 
tiker richtig hervorheben (Paul. p. 122: Ma- z. B. Hygin. [ab. 2. 224. Serv. Am. 5, 241; 
trem Matutam antiqui ob bonitatem appella- m Georg. 1, 437. Prob, zu Verg. Georg. 1, 437. 
bant et maturum idontum usui et mane prin- Son. p. 66. Augustin. c. d. 18, 14.. Lact. inst, 
cipium diei et in[eri dii manes, ut suppliciter 1, 21, 23). Der Kult der Mater Matuta ist am 
appellati bono essent, u. s.w.; vgl. p. 125. Fest. Ende der Republik, wie es scheint, bereits 
p. 161. 158. Noh. p. 66: manum dicäur darum: stark im Abnehmen; aus der Kaiserzeit zeugen 
unde etiam mane posttenebras noctis pars prima; für ihn nur die oben erwähnten Inschriften 
inde Matuta quae graece Asw-odiu; da maturus von Praeneste, Cora und Cales, während stadt- 
zu demselben Wortstamme gehört, bringt Au- römische Inschriften völlig fehlen und aufser- 
gustin. c. d. 4, 8 die Matuta mit den [rumenta halb Italiens eine Altarinschrifl aus Berytus 
maturescentia zusammen), bezeichnet sie als in Syrien (Ephem. epigr. 5, 1332: Matri Ma- 
eine Göttin des Frühlichts und Genossin des 50 tutae Flavia T. fil. Nicolais Saddane Antisti 
matutinus pater Ianus, der den Tagesanfang Veteris ex responso deae Iunonis aram [ecit 
wie allen Anfang beherrscht (s. oben Bd. 2 dedicavitque) ganz vereinzelt dasteht. [Wissowa.] 
Sp. 37): so fafst sie mit völliger Deutlichkeit Mathamod . . . In der Inschrift Ephem. epigr. 
noch Lucrez 5, 656 f.: Tempore item certo ro- 5 S.362 nr. 601 (Hr. Gergür d.i. Masculula in 
seam Matuta per oras aetheris auroram differt Provincia proconsularis) nennt sich eine sacerdos 
et lumina pandit (vgl. Priscian. 2 , 53 vol. 1 Mathamodis. [R. Peter.] 
p. 76, 18 Hertz: matutinus a Matuta, quae Matrae s. Matres, Matronae. 
significat Auroram vel, ut quidam, AevKo&iav). Matres, Matronae, Matrae. 
Matuta ist also ebenso gleichzeitig Licht- und Litteratur. Die erste zusammenhangende 
Geburtsgöttin wie Iuno Lucina (vgl. Ovid. fast. 60 Darstellung dieses Kultus von /. de Wal, De 
3, 255: tu nobis lucem, Lucina, dedisti) und moedergodinnen. Leyden 1846 ist jetzt veraltet 
Diana; es tritt aber bei ihr noch die beson- und ersetzt durch M. Ihm, Der Mütter- oder 
dere Beziehung hinzu, dafs, wie Mommsen Matronenkultus und seine Denkmäler (in den 
(Böm. Gesch. 1, 162 Anm.) treffend hervorhebt, Jahrbüchern des Vereins von Altertumsfreunden 
die Morgenstunde für die Geburt als glück- im Bheinlande H. 83 p. 1—200, mit 3 Tafeln 
bringend galt (vgl. die Vornamen Lucius und und 19 Textabbildungen. Bonn 1887). Da- 
Manius). Wenn diese Grundbedeutung der selbst ist die ausgedehnte ältere Litteratur 
Matuta in der gelehrten und dichterischen verzeichnet p. 3 - 7. Seitdem hinzugekommen 



2465 Matres, Matronae (Namen n. Heimat) Matres, Matronae (Beinamen) 2466 

C Friederichs, Matronarum monumenta. Diss. 227, u. 215). Eine verhängnisvolle Rolle haben 
Bonn 1886 (vgl. Siebourg, Westdeutsche Zeit- in der Matronenlitteratur die deaeMairae ge- 
schrift 1887 p. 279. Wissowa, Deutsche Littera- spielt, die ihr Entstehen der falschen Lesung 
turzeitung 18£7 p. 1651. Bonner Jahrb. 84 einer Metzer Inschrift verdanken (vgl. Robert, 
p. 177—187). Siebourg, Zum Matronenkultus Epigraphie de la Moselle fasc. 1 p. 43. Matro- 
(Westdeutsche Zeitschr. 7, 1888 p. 99 ff.). B. nenkultus p. 13, auch Bonn. Jahrb 88 p. 227) 
Much, Germanische Matronennamen (Ztschr. Auf dem Stein steht MAII ABVS eingehauen 
für deutsches Altert. N. F. 23, 1891 p. 315 ff.). werden sollte MATRABVS. 
Fried, Kauffmann, Der Matronenkultus in In der Mehrzahl der Päile sind die Göttin- 
Germamen (Zeitschr. des Vereins f. Volkskunde 10 nen mit besonderen Beinamen ausgestattet. 
1892 p. 24 ff.). F. Haverfield, The mother Auch hier wechselt der Gebrauch je nach den 
aoddesses. With illustrations and a map. Provinzen. Augustae werden nur die Ma- 
(Archaeologia Aeliana 15, 1892 p. 3 14 ff., vgl. trae genannt, selten sind Bezeichnungen deae, 
Bonn. Jahrb. 94 p. 164). Th. v. Grienberger, sanctae, divae; deae Matronae sind bis 
Niederrheinische Matronen. Die Beinamen nach jetzt nicht bekannt. Eine Fülle von bemer- 
ke»» Typus -ehae und -henae (Eranos Vindo- kenswerten, oft barbarisch klingenden Bei- 
bonensis 1893 p. 253 ff.). Vgl. auch Haug in namen weisen die rheinländischen Inschriften 
Bursians Jahresbericht der Mass. Altertums- auf, von denen hier nur die wesentlichsten 
wissenschaß 1888 Bd. 56 p. 116 ff. hervorgehoben werden können. Die Deutung 
Diese Göttinnen, über welche wir uns nur 20 weitaus der meisten ist noch in Dunkel ge- 
aus Inschriften und einer Anzahl bildlicher Dar- hüllt. Völker und Provinzen geben die Namen 
Stellungen unterrichten können, treten haupt- den Matres Pannoniorum et Delmatarum (auf 
sachlich unter drei Namen auf, deren Gebrauch einer Inschrift in Lyon, Matronenkultus n 394) 
in den verschiedenen Provinzen verschieden Matres Afrae Italae Gallae und Italae Germanae 
war: Matres, Matronae, Matrae. Die letz- Gallae Britannae begegnen in Britannien (C I L 
tere Form ist aus den in Frankreich öfter er- 7, 5 u. 238, ebendort die Matres omnium gen- 
scheinenden Dativen Matris und Matrabus tium 887), Matres Germanae Suebae, Suebae 
zu erschliefsen und geht wahrscheinlich auf Ein- in Germania inferior (Matronenkultus n 273 
Wirkung der keltischen Sprache zurück (Matro- 289), ebendort Matres Noricae (n 338) 
nenkultus-pAO.32; Bücheier, Lat.Declinat.y.Sh), 30 Ebenso bieten der Erklärung keine Schwierig- 
was neuerdings von Siebourg, Westdtsch. Ztschr. keit die Matres Tre verae (n. 334). In Gal- 
1888 p. 115 unter Berufung auf ein inschrift- lien erscheinen neben den schon genannten 
lichesheredis für heredibus CLL. 14,766 Matres von Nemausus Matronae Vediantiae 
bestritten worden ist. Die Sprache des Votiv- (die Vediantii bei Nizza, C. I. L. 5 7872 7873) 
stemes von Nimes CLL. 12 p. 383 (Matro- bei Lyon Matrae Augustae 'Eburnicae 
nenkultus p. 9 nr. 115) ist nach der Ansicht (Yvours, Boissieu, Inscr. de Lyon p.62). Eben- 
der Mehrzahl der Forscher die keltische. Der so sind fast alle anderen Beinamen topisch 
Dedikant weiht den Stein (dede = dedit) den zu fassen, wenn sich auch die Örtlichkeiten 
Muttern von Nemausus: Maxqsßo Na/iavaiKaßo nur selten nachweisen lassen. Die Matronae 
ßgccToväa. Mit unzureichenden Gründen erklärt 40 Mahl ineh ae lassen sich mit gutem Recht 
d'Arbois de Jubainville, Revue celtique 1890 auf einen Ort Mecheln beziehen, die Nersihe- 
p. 260ff. die Sprache für die lateinische. Die nae erinnern an Neersen, die Albiahenae 
Bezeichnung Matronae begegnet vornehmlich an Elvenich. Aber in der Mehrzahl der Fälle 
in Galha transpadana, wo niemals die Matres sind die Beziehungen dunkel, und man mufs 
genannt werden, und in Germania inferior, wo sich begnügen die seltsam klingenden Namen 
lene Benennung die übliche ist. Matres sind zu registrieren; manche derselben treten selb- 
1m eigentlichen Gallien heimisch, Matrae ständig auf ohne den Zusatz Matronae oder Ma- 
überwiegen in Lyon und Narbonensis. Soldaten tres, so die Albiahenae, Aserecinehae, Atufra- 
und Handelsleute brachten den Kult auch in finehae, Aufaniae, Gabiae, Veteranehae (sänit- 
fernere Gegenden, besonders nach Britannien 50 lieh im Rheinland). Viele dieser Namen hat 
und Rom (hier die Steine der equites singu- man auch anders zu erklären versucht, und auf 
lares, Henzen, Annali dell' Instituto 1885 p. 235 diesem Gebiet haben die Sprachforscher noch 
—291), wo sich nur die Benennung Matres viel zu thun: die Gabiae sollen die „Schen- 
findet. Ebenso in Spanien, das aber nur kenden", Alagabiae die „Allschenkenden" 
vereinzelte Inschriften liefert. Damit ist sein (darüber zu vergl. hauptsächlich H. Kern 
etwa das Gebiet des Kultus bezeichnet (vgl. in Verslagen en mededeelingen der Akad von 
die der oben angeführten Abhandlung von Amsterdam 2 1872 p. 304 ff., Much, Kauffmann 
Haverfield beigegebene Karte). Die Zahl der Grienberger a. a. 0. auch Scherer, Berl Sitzungs- 
lnschnften beläuft sich auf über 400. Dafs berichte 1884 1 p. 580). Einer der häufigsten 
Matres und Matronae identisch sind, beweist eo Beinamen ist Aufaniae, deren Heimat' am 
die rheinländische Inschrift eines Soldaten der Rhein zu suchen ist (bei Zülpich?); sie haben 
legio I Minervia Bonn. Jahrb. 67 p. 66: Matri- in Lyon einen Verehrer, einen Tribunen, der 
6ms sive Matronis Aufaniabus domesticis (Ma- sie zugleich mit den Matres Pannoniorum et 
tronenkultus p. 11). Neben den Matronae Auf a- Delmatarum anruft (Boissieu, Inscr de Lyon 
mae erscheinen in Spanien (Ephem. epigr. 2 p. 235 p. 59), und ihr Name ist (durch einen Germanen, 
= C. L /;. 2 suppl. n. 5413) Matres Aufaniae, wie es scheint) bis in das südliche Spanien 
neben den Matronae Vacallmehae kommen vor gebracht worden (C I. L. 2 Suppl 5413) Durch 
Matres Vacallineae (Matronenkult. n. 224, 225, neuere Funde sind bekannt geworden Matronae 

Koschkb, Loxikou der gr. ti. röm. Mythol. II. 7g 



Matres, Matronae (als sitzende Trias) 2468 

durch z. Th. sehr gewagte Etymologieen 
Wesenseigensohaften der verschiedensten 
Art aus diesen Beinamen herauszulocken, 
haben in den wenigsten Fällen, zu auch nur 
einigermafsen befriedigenden Resultaten ge- 
führt. Mit Recht bemerkt Fr. Kauffmann 
a. a. 0. p. 30, dafs, wenn irgend etwas vom 
Mütterkultus Anspruch auf Thatsächlichkeit 
hat, dies die Annahme ist, dafs wir Stadt- 
011ototae"sive transmarinae (J3on'w.Ja/M-&. 10 oder allgemein Ortsgottheiten zu verstehen 



2467 Matres, Matronae (Beinamen) 

Fernovineae (Klinkeriberg, Bonn. Jahrb. 87 
p. 215, vgl. Siebourg, Eorr.-Bl. der West- 
deutschen Zeitschrift 1889 p. 228), Matronae 
Saitchamiae (2 Inschriften bei Zülpich gef., 
Bonn. Jahrb. 89 p. 231), Matres Suebae . . 
euthungae (in Köln, Bheinisches Mus. f. Phil. 
1890 p. 639), deren verstümmelter Beiname 
deutlich germanisches Gepräge zeigt; ferner 
Matres Brigiaecae (1C.1.L.2, 63381), Matres 



92 p. 256ff.), Matronae Boudunneae (Bonn 
Jahrb. 93 p. 251), Matres conservatrices 
(? C. I. L. 1 2, 497 add.) u. a. Die Matres communes 
der britannischen Inschrift Ephem. epigr. 7 



haben, dafs ihre Beinamen topische sind, ähn- 
lich wie die der christlichen Stadtpatrone, die 
auch nichts weiter sind als civitatum genii 
(näheres weiter unten). Das gleiche gilt von 
den Beinamen vieler anderer Gottheiten, der 
Nymphen u. a. m. 

Die britannische Inschrift C. I. L. 7, 510 ist 
geweiht Matribus tribus campestribus, und dafs 
die Mütter in der Dreizahl in der Vorstel- 
lung des Volkes wohnten, beweisen auch die 
bildlichen Darstellungen. Eine der besten ist d as 
hier abgebildete Relief von Rödingen (Fig. 1, 
vgl. Haug, Arch. Ztg. 1876 p. 62). Die Göt- 
tinnen sitzen auf einer Bank in einer Nische, 
auf dem Schofse halten sie flache Körbe mit 
Fruchten. Ihre Gewandnng besteht aus Unter- 
kleid und einem faltigen, weitärmeligen Man- 
tel, der auf der Brust durch eine Schnalle 
zusammengehalten wird. Charakteristisch 
ist die turbanartige Kopfbedeckung der an 
den beiden Enden sitzenden Matronen, die 
für das Rheinland typisch ist. Die Erklä- 
rung Stephanis, der darin den Nimbus er- 
kennen will, ist unhaltbar (Nimbus und 
Strahlenkranz, Memoire» de Vacad. de. St. 
Pe'tersbourg 9 1859 p. 76; vgl. Matronen- 
kultus p. 45). Es müfsten dann wenigstens 
alle drei Matronen den Nimbus haben. 
Die mittlere Matrone pflegt etwas anders 
gestaltet zu sein als ihre Genossinnen, 
kleiner, mit herabfallenden Locken, ohne 
die unförmige Haube, die, wie ich glaube, 
zu der weiblichen Tracht jener Gegenden 
gehörte, da sie auch auf einigen Opfer- 
darstellungen erscheint (Abbild. Matronen- 
Kult, p. 46 Fig. 9 u. 10; vgl. auch das in 
Gleuel bei Köln gefundene inschriftlose 
Relief mit Opferdarstellung, Klinkenberg, 
Bonn. Jahrb. 94 p. 152 f; Kisa, Korre- 
"" ' '„$} spondenzblatt d. Westdeutsch. Ztschr. 1893 
p. 98). Das Relief von Mümling-Crumbach 
(Fig. 2) giebt der mittleren einen erhöhten 

1) Matronentelief aus Büdingen (Bonn. Jahrb. 83 p. 38). g^ dag TQn Zatzen hausen (MatrOnen- 

kultus Taf. 2, 2) zeigt die mittlere sitzend, 
ihre Gefährtinnen stehend, das von Vettweis 
Taf. 3, 1 die mittlere stehend, die beiden 
anderen sitzend, Abweichungen von dem 
herkömmlichen Typus , die wohl durch ein 
Streben nach Abwechselung hervorgerufen sind. 




p. 322 n. 1032 sind vorderhand noch sehr zwei- 
felhaft (ebenso n. 1017). Auffallend häufig ist 
die Dativendung -abus (vgl. darüber Matro- 
nenkultus p. 32 ff. Siebourg, Westd. Zeitschr. 
Die Formen Aflims (neben 



1888 p. 115). 

Afliabus), Vatuims (neben Vatuiabus), 60 Anderer Art sind die Darstellungen indenande- 

Saitchamims (neben Saithamiabus) sind ren Provinzen, die kein bestimmtes Vorbild und 



die altgermanischen Dative (B. Much, Zeitschr. 
für deutsches Altertum N. F. 19 p. 354. Christ, 
Bonn. Jahrb. 85, 159 ; Matronenkultus p. 34 f.). 
Die grofse Mehrzahl der Beinamen — das 
darf wohl als feststehend gelten — sind als 
topische aufzufassen. Die zahlreichen Ver- 
suche, die immer noch fortgesetzt werden, 



Schema erkennen lassen. Das hier abgebildete 
Monument von Lyon (Fig. 3, vgl. Boissieu, Inscr. 
de Lyon p. 56) zeigt die Matrae Augustae 
sitzend, mit Früchten im Schofs, die mittlere 
hält ein Füllhorn und eine Patera, die Köpfe 
sind unbedeckt, wulstige Haarsträhnen umgeben 
das Gesicht. Füllhorn und Schale kehren auch 



2469 Matres, Matronae (stehende Trias) 

sonst wieder (Matronenkult, p. 41). Ganz roh 
sind die britannischen Reliefs, besonders das 
der Matres tramarinae von Newcastle 
(Bruce, Lapidar, septentrionale n. 12, vgl. 
Matronenkultus p. 42), besser gearbeitet das 
Londoner (ebend. n. 784, s. Fig. 4), dessen 



Matres, Matronae (Kult) 2470 

Fünf Frauengestalten sind dargestellt auf dem 
Stein von Avigliana (s. Fig. 5.): sie hab.en 
sich die Hände gereicht und scheinen sich zum 
Tanz anzuschicken, und wirklich tanzend er- 
blicken wir sie auf dem Relief von Pallanza 
(ungenügende Abb. in der Londoner Archaeol. 




2) Matronenrelief aus Mümling-Crumbach {Bonn. Jahrb. 83 Taf. 2, 1). 

oberer Teil aber zerstört ist: sie tragen gleich- 46 Taf. 5; vgl. Matronenkultus p. 48. 114 n. 35). 
artige Fruchtkörbe im Schofse. Selten sind 40 Die Göttinnen selbst (Hühner, Arch. Ztg. 34 



die Göttinnen stehend dargestellt, so auf dem 
Relief von Metz (Robert, Epigr. de la Moselle 
fasc. 1 Taf. 5,1; Matronenkult. p. 43 Fig. 7), 
dem von Rüdenau (Friedr. Schneider, Das 
Parzenbild zu Rüdenau im Odenwald. Mainz 



1876 p. 66) können nicht dargestellt sein. Es 
sind Frauen, die sich am Opfer beteiligen und 
ihren Göttinnen zu Ehren einen Reigen auf- 




3) Relief der Matres aus Lyon (Bonn Jahlb 83 p 40). 

1887; Bonn. Jahrb. 84 p. 267) und dem aus 
dem Lande der Lingones stammenden (Matronen- 
kultus p. 44 Fig. 8): hier hält jede der Göt- 
tinnen ein Füllhorn, die mittlere aufserdem die 
Patera. Einer der 3 Göttinnen eine Ausnahme- 
stellung anzuweisen, geben die Darstellungen 
keinen Anlafs, ebenso spricht dagegen die 
kollektive Bezeichnung (Matronenkultus p. 47 f.). 




P- 41). 

führen. Rob. Mowat in Gaidoz' Zeitschrift 
Melusine 1 1877 p. 297ff. (vgl. p. 6131 weist 
auf ein Grabgemälde von Ruvo bin (R. 
Röchelte, Peintures ant. ine'dites p. 436 pl. 15), 
auf dem 4 Frauen und ein junger Mann in 
tanzender Bewegung begriffen sind, ganz ähn- 
lich wie auf dem Relief von Pallanza ( gl. 
auch die Nymphenreliefs Arch. epigr. Mitteil. 

78* 



2471 Matres, Matronae (Kult) 

aus Österreich 1877 Taf. 1. 1885 p. iil). Die 
übrigen Skulpturen, mit denen zahlreiche 
Votivsteine der Matronen geschmückt sind, 
kommen für den Kultus nicht in Betracht, 
da sie sich an Steinen anderer Gottheiten 
wiederholen: mit symbolischer Deutung ist 
hier nichts auszurichten. Meist sind es Gegen- 
stände, die auf das Opfer Bezug haben: Krug, 




5) Relief aus Avigliana (Bonn. Jahrb. 83 p. 48). 



Matres, Matronae (sogen, reitende) 2472 

241), ist aufzugeben, vgl. Fr. Kaufmann, 
Zeitschrift des Vereins für Volksk. 1892 p. 36 
Anm. 

Zahllos sind Funde von kleinen Figürchen 
aus Thon, welche sitzende Frauen mit den 
verschiedenartigsten Attributen darstellen. Da 
Kopfputz und Gewandung vielfach Ähnlich- 
keit mit denen der Matronen aufweist, erfand 
man den Namen Muttergottheiten (deesses- 

10 meres), zur Litteratur darüber vgl. Matronen- 
kult, p. 53 Anm. 2, dazu Tudot, Figurines 
Gauloises Paris 1860; P. Monceaux, Revue hi- 
storique 1887 t. 35 p. 256 ff. u. a. Ebenso finden 
sich Darstellungen von Gruppen zweier Göt- 
tinnen (Abb. Matronenkult. p. 54 Fig. 12. 13. 
Tudot, Figurines Gaul. p. 16, eine ganze Serie 
im Museo municipale in Rom), die auf die 
Matronen zu beziehen, ebensowenig ein aus- 
reichender Grund vorliegt. Denn dafa es auch 

20 Gottheiten gab , die gleichsam als Zweiheit 
verehrt wurden , beweisen die britannischen' 
Inschriften an die duae Alaisiagae {Bonn. 
Jahrb. 83 p. 173 n. 460. 461. Pauly-Wissowa, 
Realencyklopädie s. v. Alaisiagae 1 Sp. 1274f.) 
und die neuerdings in Gleuel bei Köln gefun- 
dene Votivinschrift an die Ahveccanae (vgl. 

die Matronenbei- 
namen Octocan- 
nae und Secca- 



Opferschale, Vögel und sonstige Tiere, einige 30 nena <0 Aveha u 
Male auch Opferdiener {Matronenkult. p. 49 Hellivesa (Klin- 
Taf. 1 und Register p. 200). 

Nach Aussage der Inschriften wurden den 
Göttinnen Tempel, heilige Bezirke, Altäre u. s. w. 
geweiht {Matronenkult. p. 51), und Spuren, wo 
Heiligtümer der Matronen standen, sind noch 





7) Wandgemälde aus Pompeji 
(Annali dpW Instit. 1872 tav. P). 



6) Sog. reitende Matrone (Epona). 
im Bonner Museum (Bonn. Jahrb. 



Relief aus Caatel 
33 p. 55 Fig. 15). 



vorhanden, z. B. in Gripswald (vgl. Fiedler, Grips- 
walder Matronensteine, Bonn 1863) und im 
Berkumer Wald bei Mehlem, wo die Atufra- 
finehae verehrt wurden {J. Klein, Bonner 
Jahrb. 67, 49 ff.). Die Ansicht, dafs das Dorf 
Müddersheim bei Zülpich seinen Namen den 
Müttern verdanke {Bonn. Jahrb. 83 p. 52 und 



kenberg, Bonner 
Jahrb. 94 p. 154 f. 
Kisa, Korr.-Bl. d. 
Westd. Ztschr. 1893 
p. 97). Nicht zu ver- 
werthen ist hierfür 

die Nymphenin- 
schrift von Frank- 

40 fürt {Corp. inscr. 
Rhen. 1439 , vgl. 
Bonner Jahrb. 83 
p. 54), wie die 

Untersuchung des Steins durch Zangemeister 
{Korr.-Bl. d. Westd. Ztschr. 6, 1887 p. 227) er- 
geben hat. 

Die sog. reitenden Matronen endlich 
sind eine Erfindung von Jak. Becker, Bonn. 
Jahrb. 26 p. 91, die viel Anklang gefunden hat, 

50 aber durch nichts erwiesen ist (zur Litteratur 
Matronenkult. p. 56 u. bes. S. Reinach, Rev. arch. 
3. s. 26, 1895 p. 163fr.). Diese reitenden Göt- 
tinnen (Fig. 6 u. 7 geben zwei Proben solcher 
Darstellungen; zu 7 vgl. R. Veter. in diesem 
Lexikon 1 Sp. 1293, der sich gegen die Deu- 
tung als Epona" erklärt) als Epona zu fassen 
Hegt jedenfalls näher, und so lange eine bes- 
sere Erklärung fehlt, liegt in dem Aufgeben 
der Beckerschen Hypothese kein Rückschritt 

6u {Hettner, Korr.-Bl. d. Westd. Zeitschr. 1888 p. 12 
Anm. 2). K. Christ deutet sie, verleitet durch 
den Anklang an das deutsche „Rofs", neuer- 
ding als Rosmerta, Bonn. Jahrb. 84 p. 247. 
Nur eines der bis jetzt bekannten Reliefs weist 
eine Inschrift auf, der Name der Göttin ist 
aber nicht erhalten, Robert, Epigr. de la Mo- 
seile 1 p. 15 ff. (vgl. pl. 1, 4) ergänzt Eponae. 
Erwähnt sei hier, dafs auf einer dacischen In- 



2473 Matres.'Matronae (kelt. Ursprung) Matres, Matronae (Wesen u. Wirken) 2474 

sehrift (C. I. L. 3 Suppl. n. 7904) Eponae tigen scheint. Sie darauf hin mit den römischen 

(Plur.) im Verein mit den Campestres an- Parzen zu identifizieren, geht nicht an. Sie- 

gerufen werden. bourg (Westdeutsche Zeitschr. 1888 p. 112) will 

Der Kult der Matres oder Matronae ist kein sämtliche auf keltisch-germanischem Boden ge- 
römischer, im eigentlichen Italien fehlen seine fundenen Weihinschriften der Parcae in den 
Spuren, fremde Soldaten verehren in Rom die Kreis der Muttergottheiten ziehen. Es liegt näher 
Göttinnen ihrer Heimat. Alles weist vielmehr hier eine Beziehung zu den germanischen Schick- 
auf keltischen Ursprung hin. Dafs die Ger- salsachwestern, den Nomen, zu suchen. Mit 
manen den Kult nach Oberitalien verpflanzt diesen Parcae scheinen die inschriftlichen 
haben sollten, ist nicht anzunehmen. Hier io Fatae und Fati identisch zu sein, die aus 
safsen (bis zur Etsch) die Kelten schon seit den triaFata geschlechtlich differenziert sind, 
früher Zeit, eine Inschrift C. I. L. 5 , 6641 be- Wenn in den Bul'sordnungen des Bischofs 
zeugt den Kult der Matronae am Lago Maggiore Burchard von Worms (Friedberg, Aus deut- 
schon für die Zeit des Caligula. Ebenso ist die sehen Bufsbüchern nr. 27. 29) von den Parcae, 
Verehrung der Mütter im südlichen Frankreich den tres sorores (vgl. auch Heim, Incanta- 
einheimisch, wie aus der keltischen Inschrift von menta magica p. 559 u. n. 100. 107) die Rede ist, 
Nimes zur Genüge hervorgeht. Am linken Rhein- so sind damit die Schicksalsgöttinnen gemeint, 
ufer hatten sich Gallier und Germanen bald eng die auf Reliefdarstellungen durch Spindel und 
vermischt, so dafs hier der Kult ebenso recht- Spinnrocken charakterisiert sind, was für die 
mäfsig als ein altgermauischer gelten könnte. 20 Matres und Matronae nicht zutrifft. Diese 
Die sicilischen firitegsg (Biod 4, 79. Flut. Marc. haben wir uns als gütige, spendende Gottheiten 
20, vgl. dazu Corp. inscr. Graec. 3, 5748 f. 4, 8530 d) vorzustellen (indulgentes C. I. L. 5, 6594): sie 
haben mit den keltischen Matres nichts zu verleihen Segen und Wohlstand, Fülle nnd 
thun, einen indoeuropäischen Ursprung mit Fruchtbarkeit des Ackers. Daher ihre Attri- 
Jak. Becker (Kuhn und Schleichers Beiträge 4 bute: Fruchtkörbe und Füllhörner. Nicht nur 
p. 146) anzunehmen, dazu fehlt jede Unterlage den Einzelnen und seine Familie, sondern ganze 
(Matronenkultus p. 58 ff .). Eine in griechischer Gemeinden und Völker nehmen sie in ihren 
Sprache abgefaaste Mütterinschrift aus Agde Schutz: sie sind deren Genien (Matronae et 
AAPH MHTPACI KAI AiOCKOPOl (ob echt? Genii Ausuciatium C. I. L. 5, 5227), dii 
Kaibel, Inscr. graecae Siciliae etc. n. 2514, 30 tutelares, lokale Schutzgottheiten. In der 
vgl. Bonn. Jahrb. 90 p. 189 f.) kann dafür auch Fremde werden sie als paternae, ma- 
nichtsbeweisen.. Am meisten trugen die Soldaten ternae, domesticae verehrt (Matronenkult. 
dazu bei, den Mütterkultus weiter zu verbreiten. p. 70 f.) oder es wird der Name der Heimat 
In Gallia transpadana ist der Soldatenstand hinzugesetzt, wodurch sich die vielen topischen 
unter den Dedikanten fast nicht vertreten, ebenso Beinamen erklären. Dafs sie so auch als 
sind Soldaten selten im südlichen Gallien, um gütige Schicksalsgöttinnen gelten und bei der 
so häufiger am Rhein und in Britannien. Die in jener Zeit herrschenden Theokrasie als 
Matres transmarinae (Matronenkultus Parcae angerufen werden können, ist nicht 
nr. 351. 352. 375. Eph. epigr. 7 n. 1081) und weiter wunderbar. 

patriae transmarinae (358) sind Britun- w Die meisten der datierten Inschriften fallen 
nien eigentümlich: ihre Verehrung ist vom in das 2. nachchristliche Jahrhundert (vergl. 
Festland hinübergekommen. In Gallion ist Matronenkultus p. 72 f. und das Konsulatsre- 
der Kult heimisch besonders bei den Vo- gister p. 193). Die älteste stammt von einem 
contii (Vaison), Arecomici (Nimes), Allo- Freigelassenen des Caligula (in Pallanza). Unter 
broges (Vienne), ferner in Lugudunum, bei Gordian fällt die britannische Inschrift C. I. L. 
den Helvetii, Sequani, Lingones, am 7,510. Von da ab werden datierte Inschriften 
Rhein bei den Ubiern. Rechtsrheinische Ma- überhaupt immer seltener, besonders amRhein. 
troneninschriften sind sehr selten. Unter den Franken und andere Stämme wiederholen be- 
equites singulares in Rom befinden sich Traia- ständig ihre Einfälle in das römische Gebiet, 
nenses Baetasii, ein Raetus, ein Tribo- 50 Vielfach sind die Matronensteine dadurch er- 
cus, ein civis Nemes (Matronenkult. p. 61). halten worden, dafs sie zur Herstellung der 
Die Hauptmasse der Dedikanten sind nicht Gräber der Eroberer verwendet wurden. Im 
römische Bürger, sondern peregrini, Freige- Volke kann der Glaube aber erst spät ausge- 
lassene und Sklaven, viele mit barbarischen rottet worden sein, und in der Frage, wie weit 
Namen, meist niederen Standes, den freilich der Mütterkultus in das Christentum hinüber- 
Joh. Schmidt, Phüolog. Anzeiger Bd. 17 (1887) spielt, ist das letzte Wort noch nicht gespro- 
p. 192 nicht gelten lassen will. Die höchste chen worden. Die Matrae des Metzer Reliefs 
militärische Charge bekleidet der tribunus mil. wurden lange Zeit hindurch als die drei Ma- 
des Lyoner Altars (Matronenkult. n. 394 ; vgl. rieen verehrt (über dieses und anderes vgl. Ma- 
p. 63). 60 tronenkult. p. 74 f. und die dort angeführte 

Über das Wesen und Wirken der Göt- Litteratur). 

tinnen sind die verschiedenartigsten Ansichten Matres und Matronae sind nicht die 

aufgestellt worden. Sie sind als die 3 Jahres- einzigen Namen, unter denen die Göttinnen 

zeiten, als tres Galliae gedeutet worden verehrt wurden. Es kommen hinzu die Iu- 

u. a. m. Nach Bergk, Westdeutsche Zeitschr. nones, Suleviae, Campestres und die 

1 p. 148, sind es die Schicksalsschwestern, eine Kreuzweggottheiten (Biviae, Triviae, Qua- 

Auffassung, welche die britannische Inschrift driviae), vgl. die betreffenden Artikel (die 

C. I. L. 7, 927 Matri(bus) Parc(is) zu bestä- Kreuzweggottheiten unter Quadriviae). 



2475 Matres, Matronae (Campestres etc.) Matres, Matronae (Beinamen) 2476 

Zum Artikel Campe stres (s. ob. lSp. 849) Ifles, Allobroges (?), Comedovi (-ae), 

ist folgendes nachzutragen. Die Matres führen Icotii (-iae), Lucns, Menmandutii (-iae)' 

diesen Beinamen auf zwei britannischen In- Minurae (?), Nervini (-ae), Osdiavi ' (-ae\ 

schriften (Matronenkult. nr. 361 u. 378), auf vier Drobroci (-ae) (die Inschriften aller dieser 

anderen (nr. 376. 377. 380. 381) sind sie blofs unsicheren Gottheiten sind zusammengestellt 

Campestres genannt; dazukommen die stadt- Matronenkultus nr. 405 ff., die der Proxumae 

römischen Inschriften der equites singu- nr. 470— 495; der Fati , Fatae nr. 496-515, 

lares (nr. 1 — 13. 15. 16, ferner Notizie degli dazu C I. L. 3 Suppl. nr. 8358, Pais, Corp. 

scavi 1891p. 129 = Bullettino della commissione inscr. Tat. suppl. Italic. 1 nr. 739; der Parcae 
archeol. comunale di Borna 1891 p. 284) und 10 nr. 516-533, dazu C I. L. 3 Suppl. 11156; der 

vereinzelte Steine aus den Donauländern (nr. 120. Silvani, Silvanae nr. 534— 543, dazu CLL. 

109. 175. 176). Ob die dii Campestres der 3 Suppl. 10077). Jüngst sind durch eine In- 

afrikamschen Inschriften CLL. 8, 2635. 10760 schrift aus Bellecombe (dep. Dröme) Revue 

als dieselben Göttinnen gefafst werden können, epigr. 1889 p. 437 n. 777. 1893 p. 219 Bagina- 

ist nicht ganz sicher. Zusammengestellt mit den tiae bekannt geworden (zu vgl. der Votiv- 

Suleviae (s. d.) sind sie auf dem stadtrömi- dativ Iovi Baginati Allmer, lnscript. de 

sehen jetzt verschollenen Stein C. I. L. 7, 768, Vienne 3 p. 197). 

dessen Reliefdarstellung mehrfach abgebildet ist Zum Schlufs seien die bis jetzt bekannten 

(z.B. Montfaucon, Äntiq. expl. 1,2 tab. 223,2). Beinamen der Göttinnen in alphabetischer 

Dargestellt sind 3 sitzende Frauen mit Blumen 20 Reihenfolge angeführt. Für die im Matronen- 

oder Früchten im Schofs, in den Händen halten kultus nicht enthaltenen sind die Litteratur- 

sie Ahrenbüschel, also analog den Matronen- nachweise beigefügt. Über die anderen giebt 

reliefs (Matronenkultus p. 79). Die Cam- das Register der genannten Abhandlung die 

pestres sind nicht Göttinnen der Feldflur und gewünschte Auskunft, 
des ländlichen Segens, sondern sie gelten, wie Beinamen der Matres und Matrae: 

jüngst Siebourg wieder hervorgehoben hat (de Afrae (Italae Gallae) 

Sulevis Campestribus Fatis. Diss. Bonn. 1886 Alaterviae 

p. 37 ff., vgl. Bonn. Jahrb. 82 p. 156; 83 Almahae 

p. 85 f.) als Schutzgöttinnen des Lagers und Annaneptae 

der Soldaten (campus das militärische ÜbuDgs- 30 Arsaciae (? s. Marsaciae und Maxa- 

feld). Daher erklärt sich, dafs ihre Inschriften ciae) 

fast sämtlich von Angehörigen des Soldaten- Aufaniae (auch Beiname der Matronae) 

Standes herrühren und in militärisch wichtigen Augustae (Matrae) 

Gegenden gefunden worden sind. A.us dem Brigiacae oder Brigiaecae? (C. I. L. 2 

ursprünglichen Beinamen wurde dann eine Suppl. nr. 63381; Brigiaecium Ort im nörd- 

selbständige Bezeichnung. liehen Spanien, vgl. Holder, Altceltischer Sprach- 

Noch eine Menge anderer Gottheiten sind schätz s.v. Brigaicion. C. I.L. 2, 6094 Bri- 

in den Mütterkreis gezogen worden : Silvanae giaecinus) 

(neben Silvani), Fatae (neben Fati), auch Britannae oder Britannicae (M. Italae 

die Nymphen, diese deshalb, weil ihnen eine 40 Germanae Gallae Britannae) 
Anzahl Inschriften topische Beinamen beilegt Brittiae oderBrittae (Brittiae Maxaciae) 

(vgl. Matronenkultus p. 93f. J. Klein, Bonn. campestres (M. tres campestres) 

Jahrb. 84 p. 64 ff. Friederichs, Matronarum communes? (vgl. Eph. epigr. 7 p. 322 

monum. p. 36. Merimee, De antiquis aquar. nr. 1032. Bonner Jahrb. 89 p. 240. Archaeo- 

religionibus p. 62, dazu Bonn. Jahrb. 84 p. 186. logia Aeliana 15 1892 p. 332 nr. 29 und 

189). Es spricht nichts dagegen in den nur nr. 28) 

selten inschriftlich erwähnten Dominae Ma- conservatrices ? (C.L.L. 12, 497 add.) 

tronen zu erblicken (Matronenkultus p. 98. deae (Matres und Matrae) 

Barnabei, Rendiconti d. R. Accad. dei Lincei 3 Delmatarum (et Pannoniorum) 

1887 p. 366. Bonn. Jahrb. 85 p. 138). Wenn 50 domesticae (auch Beiname der Iunones 

auch dominus und domina ganz übliche Be- und Matronae) Eph. epigr. 7 n. 927. 
Zeichnungen für Götter und Göttinnen sind (vgl. Bburnicae (Matrae) 

CLL. 6,17. 11,1543. 1544 u.a. Ambrosiaster Blitiv(i)ae 

in ep. Pauli 1 ad Cor. 8, 5 Migne Patrol. 17 2 . . euthungae (es fehlt zu Anfang aller 

p. 239), können doch die Matronen dominae Wahrscheinlichkeit nach ein Buchstabe, vgl. 

v.ax igoxvp sein. Und so erscheinen noch Rhein. Mus. 1890 p. 639. Grienberger, Korr.- 

andere Pluralgottheiten, die man den Müttern Blatt der Westd. Ztschr. 1891 p. 207 hält den 

hat beigesellen wollen, obgleich wir in den Namen für vollständig, Euthungae = Iu- 

meisten Fällen gar nicht wissen, ob wir weib- thungae, Kaufmann, Zeitschr. d. Vereins für 

liehe oder männliche Gottheiten vor uns haben so Volkskunde 1892 p. 40 ergänzt Reuthunga- 

(ygl. J. Becker, Bonn. Jahrb. 26 p. 76 ff., der bus und sieht in den Reuthungen denselben 

sich zuerst für das männliche Geschlecht der Suebenstamm, den Tacitus Reudigni nennt) 
Mehrzahl dieser Gottheiten ausgesprochen hat, Frisavae (oder Trisavae?) 



Siebourg, Westdeutsche Zeitschr. 1887 p. 280) 
Weiblich sind die Lucretiae, Malvisiae 
Alounae (vgl. C L. L. 3 Suppl. 11777. 11778)! 
wohl auch die Medicinae und Proxumae 
unsicher die Digenes, Lugoves, Abirenes 



Gallaicae 

Gallae oder Gallicae (M. Italae Ger- 
manae Ga. und M. Italae Germanae Gal. 
Brit.) 

gentium omnium 



^F-*WZKf~^ ;*S W P Kff .. Ma g : l, F W ^^ll^^ 



2477 Matres, Matronae (Beinamen') 

Germanae (M. Italae Germanae Gal. 
Brit. und M. meae Germanae Suebae) 
Gerudatiae 

gubernatrices (ganz zweifelhaft) 
Hiannanef.? (paternae) 
Italae (vgl. Afrae, Britannae, Gallae, 
Germanae) 

Marsac(i)ae (paternae sive maternae) 
Masanae 

maternae (M. paternae et maternae 
meaeque Suleviae, M. Marsaciae pater- 
nae sive maternae 

Maxac(i)ae (M. Brittae Maxaciae) 

meae (Germanae Suebae) 

Mediotautehae 

Mopates (suae) 

NafiavaiKocßo (= Nemausicis) 

Nemetiales (Matrae) 

Noricae 

Obeleses (Matrae) 

Ollototae sive transmarinae (Ihm, 
Bonner Jahrbücher 92 p. 2 56 ff. Grienberger, 
Korrespondenzbl. der Westd. Zeitschr. 10 1891 
p ; 204ff. Mowat, Proceedings of the Society of 
antiquaries of Newcastle-upon-Tyne 1891 p. 127 ff. 
Haverfield, Archaeol. Journal 1892 p. 196 ff.; 
1894 p. 292 (S.-Abz. p. 18) und in der Zeit- 
schrift Archaeologia Aeliana 15 1892 p. 330. 
Schuermans, Bulletin den commiss. royales d'art 
et d'archeologie 1892 p. 400) 

omnium gentium 

Pannoniorum et Delmatarum 

Parcae (?) 

paternae (vgl. Hiannanef., Marsa- 
ciae, maternae, M. Frisavae paternae) 

patriae (tramarinae) 

suae (M. Mopotes suae) 

Suebae (M. meae Germanae Suebae; 
M. Suebae . . euthungae, vgl. Korrespon- 
denzblatt d. Westd. Zeitschrift 9 p. 250, 10 p. 207. 
Bhein. Mus. 1890 p. 639) 

Suleviae (wahrscheinlich nicht Beiname, 
sondern selbständiger Göttername; die In- 
schriften der Matres Suleviae sind in Rom 
gefunden worden, hinzugekommen ist eine 
britannische aus Colchester, Ephem. epigr. 7 
p. 282 nr. 844) 

tramarinae oder transmarinae (vgl. 
Ollototae und patriae) 

tres campestres 

Treverae 

Trisavae s. Frisavae 

Vacallineae (auch Beiname der Ma- 
tronae) 

Vapthiae (?) 

Ubelkae (fakche Lesart Ubelnae, vgl. 
C. I. L. 12, 333 add.) 

veteres (?) 

via 1 es? (so las Hübner, die Lesart nach 
der neuesten Untersuchung durch Haverfield 
ganz unsicher, vgl. Archaeological Journal 1894 
p. 303. Bonn. Jahrb. 94 p. 165) 

Fragmentarisch erhalten: . . euthungae 
(s. oben) 

. . . ves . . . edones. 

Beinamen der Matronae: 

Abiamar. (Abiamarcae? vgl. Ambio- 



Matres, Matronae (Beinamen) 2478 

marci oder Ambiomarcae, Matronenkultus 
p. 103 und nr. 444; dazu Pictet, Revue archeol. 
n. s. 11 1864 p. 122) 

Afliae (Dativformen Afliabus und ger- 
manisch Alflims, s. oben) 

Ahinehae (?) 

Alagabiae (vgl. Gabiae) 

Albiahenae 

Alhiahenae 
10 Andrustehiae 

Anesaminehae (?) 

Arvagastae 

Asericinehae 

Atirienivae (?), sicher falsch überliefert 

Atufrafinehae 

Aufaniae (auch Beiname der Matres, ver- 
bunden Aufaniae Matronae et Matres 
Pannoniorum et Delmatarum, ferner 
Matres sive Matronae Aufaniae dome- 
20 sticae. Klein, Bonn. Jahrb. 88 p. 119) 

Aviaitinehae s. Maviaitinehae 

Aulaitinehae s. Maviaitinehae 

Aumenahenae (-aienae?) ^ 

Ausuciatium (Matronae et Genii A.) 

Axsinginehae 

Boudunn . . . (Boudunneae ?) , vergl. 
Klinkenberg , Korrespondenzbl. d. Westd. Zeit- 
schrift 11 1892 p. 100. Kisa, Bonn. Jahrb. 93 
p. 261 
30 Braecorium Gallianatium (vgl. Pais, 
C. I. L. suppl. Hol. 1 nr. 847) 

Caiminehae (?) 

Cantrusteihiae 

Concanaunae (sanctae M. Ucellasicae C.) 

Cuchinehae (vgl. Guinehae, Bonner 
Jahrbücher 83 p. 23) 

Deruonnae 

divae 

domesticae (Matres sive Matronae 
40 Aufaniae domesticae, häufiger als Bei- 
name der Matres, einmal sind auch die In- 
no nes so genannt) 

Ettrahenae (et Gesahenae) 

Fachinehae und Fachineihae [Klein, 
Bonn. Jahrb. 96/97 p. 157). 

Fernovineae (Klinkenberg, Bonn. Jahrb. 
87 p. 215. Siebourg, Korrespondenzbl. d. Westd. 
Zeitschrift 1889 p. 228) 

Gabiae (vgl. Alagabiae und Iunones) 
50 Gallianatium (vgl. Braecorium) 

Gavadiae 

Gesahenae (vgl. Ettrahenae) 

Gratich ...(?) 

Guinehae (ohne Bezeichnung Matronae, 
vgl. Cuchinehae) 

Hamavehae 

Hiheraiiae oder Hiherapiae 

indulgentes 

Iulineihiae 
60 Iunones (s. d.) 

Lanehiae 

Mahlinehae 

Masuonnum (Genetiv) 

Maviaitinehae (et Rumanehae) 

Nersihenae (Vatuiae N.) 

Octocanae, Octocannae und Octo- 
canehae 

Ratheihae (?) 



rwr 



2479 Matres, Matronae (Beinamen) Mausolos 2480 

R Oman eh ae und Rum an eh ae (vgl. Ma- Von dem in der Inschrift erwähnten Tempel 

viaitinehae) sollen i m Jahre 1805 Substruktionen aufge- 

bait(c)namiae (Dativformen Saiteha- funden worden sein {Luquet a. a. 0.) Ebenso 

mims und Saithamiabusj Fundort Hoven genofs die Sequana göttliche Verehrung 

bei Zulpich, vgl. Klinkenberg, Bonn. Jahrb. 89 • ™ Ihm 1 

p. 231. Korrespondent, d. Westd. Zeitschrift 9 Matton {Mättav, v. uärrco, kneten) Heros 

p. 249. Much, Zeitsehr. für deutsches Altert. des Teigknetens, des Backens und Kochens 

N. F. 23 1891 p. 322) dem in Sparta nebst dem Heros Keraon von 

sanetae (Ucellasicae Concanaunae) den Köchen in den Pheiditien, den Lokalen. 

Seccannehae 10 der öffentlichen Mahlzeiten, Altäre oderStand- 

beno . . (fragmentarisch) bilder errichtet waren, Polemon b Athen 

leniauehae oder . . . teniauehae 2, 39c. [Auch bei Athen. 4, 173f. liest Wide 

Vacalinehae, Vacalhnehae Lakonische Kulte 278 statt des handschrift- 

Vallamneihiae (nicht Vallamaenei- liehen JaCxava Mäzrmva und vergleicht p 292 

, e i 7 ", Vallabneihiae, Valabneiae; Anm. 1 den Machaireus (s. d.) und den Daitas 

vgl. Klmkenberg, Korrespondenzblatt d. Westd. (s.d.), die Heroen der delphischen Opfer- 

Zeitschr. 11 1892 p. 100 ff. Kisa, Bonn. Jahrb. priester, mit den lakonischen Marrmv und 

93 P- 252 Ksquwv. Höfer.] [Stoll] 
Vataranehae, Veteranehae, Vetera- Matunus. Eine bei Risingham gef. Inschrift 

üen . ae , . /r » j.- /. 20 nennt einen sonst unbekannten deus Matunus 

Vatuiae (Dativformen Vatuiabus und C. I. L. 7, 995. Der verstümmelte, pro salute 

Vatuims), vgl. Nersihenae eines Kaisers gesetzte Stein gestattet keine 

Ucellasicae Concanaunae weiteren Schlüsse. Derselbe Stamm erscheint 

Udravarmehae(.B" 4 sa,XwT.-.BZ. d. Westd. in dem alten Namen von Langres Ande-ma- 

Zettschr 14 1895 p. 1). tunnum. d'Arbois de Jubainmlle, Bev. celtique 

Vediantiae (vgl Pais, G. I. L. suppl. 1889 p. 167, 1890 p. 224, leitet diesen ab von 

IM. 1 nr. 1042, die Ergänzung deabus Ve- einem Personennamen Matunnus dessen 

diantiabus unsicher) weibliche Form sich in einer spanischen In- 

Vesuniahenae schrift C. I. L. 2, 1209 erhalten hat. Vgl 
Ulauhmehae (ob richtig überliefert?) 30 Glück, Kelt. Namen bei Caesar p. 25 168 

Unsicher die Beinamen in Matronenkultus rjf Ihm 1 

nr. 196. 257. 312. 315. 319 und auf dem von Matara = Manturna od. Matuta (s d ) ' J 

Jos. Klein, Bonn. Jahrb. 88 p. 120 veröffent- Matuta s. Mater Matuta 

lichten Fragment [Matrjronis .... enis. Matutinus (?). Den Beinamen des Mercurius 

ii. ? n j angeführten Beinamen kommen auf einer Inschrift aus Baden (bei Zürich) las 

selbständig ohne den Zusatz Matres oder man früher Marunus (Orelli nr 451 Bac- 

Matronae vor: Albiahenae (s. Matronae), meister, Keltische Briefe p. 89). Nach Momm- 

Aserecinenaefs. Matronae), Atnfrafinehae sens Abschrift (Inscr. Eelveticae nr 243) steht 

(s. Matronae), Aufaniae (s. Matres und Ma- eher Mercurio Matutino auf dem stark ver- 
tronae), campestres (s. Matres), domesti- «witterten Stein, keinesfalls Maruno 

cae (s. Matres und Matronae), Etrahenae m Ihm } 

(s. Matronae), Gabiae (s. Matronae und Iu- Matyene ( Matv-qv^ ), auf einem Votivrelief 

nones), (xesahenae (s. Matronae), Guinehae das eine Göttin in langem Chiton zeigt die 

(vgl Cuchinehae), Octocanehae (s. Matronae), in der R. ein Tvmpanon hält, während ihr zu 

buebae (? Lutatiae Suebae), Vesuniahenae Füfsen zwei Löwen lagern, befindet sich die 

(s. Matronae), Vataranehae Veterahenae Widmung @sä Mazvqvfj imq>avii. Das Relief 

Veteranehae (s Matronae). selbst stammt aus der'lydischen Stadt Phila- 

Die bildlichen Darstellungen der Gottheiten delpheia. Aus den der Göttin beigegebenen 

ohne Inschriften sind im Matronenkultus Attributen schliefst Kontoleon, Athen MM 
p. 199 verzeichnet. Hinzuzufügen sind die 50 12 (1887) 256 , nr. 22, dafs die »sä Mazvnvn 

Itelieis von Gleuel {Klinkenberg, Bonn. Jahrb. identisch ist mit derKybele, und vergleicht die 

94 p. 152 f. Kisa, Korrespondenzbl. d. Westd. ähnlichen Epitheta dieser Gottheit Dindv- 
«f ' SC 9fi7^ 3 ?i, «?•' i^ Üd .? aU ( Bonner Jahrh - mene > bastene, Plakiane, Tolypiane, Tarsene. 



84 p. 267), South Shields (Archaeologia Aeliana f Höfer I 

15 1892 p^ 330 nr. 21 a mit Abbildung) und Dea Maura. Bevue archeol. III. ser U 

;tv-?i e (E , aVe r r J d £ a ' a °- p - 335nr 43 mit ( 1889 ) S " 424f - nr - 8 9 (Ain-Temouchent in 

Abbildung). [M. Ihm 1 Algerien): impp . Diocletiano . et . Maximiane . 

Matrona. Eine im Jahre 1831 an den Quellen Augg . et Oonstantio | et . Maximiano nobil 

der Marne bei Langres gefundene Votivinschrift issimo [sie!] Caess. C. Iul. Fortunatus cur I 

-L e - Ug M ! Verehrnn g der Flufs- oder Quell- 60 ac.disp. reip. Albul. tempulum [_d]eae Mau- 

gottin Matrona Sie lautet nach der Ab- rae . ad pristinum I statum . reformavit u. s w 

schritt von Bob. Mowat, Bevue archeol. 3. ser. Schlufszeile: anno p\rovinci\a CC LX 

16 1890 p. 29: Successus Natalis l(iber- ' fR. Peter 1 
tus) maceriem caementiciam circa hoc Maurs = Mavors, Mars (s d ) 
templum de sua peeunia Matronae ex Mansolos (Muvoalos u. Mavecolög), 1) alter 
voto suseepto v(otum) s(olvit) l(ubens) m(e- König in Karien, nach welchem die Karer 
rito) Vgl, Luquet, Antiq. de Langres p. 148. Mausoler hiefsen, Steph. B. s. v. MavcaXot — 
Catalogue du mus. de Langres (1873) nr. 11. 2) Sohn des Helios, alter König, nach welchem 



•**-aa*mnmmimmmmqB0mmm 



2481 Maviaitinehae Medeia (Genealogie) 2482 

in ältester Zeit der Indus Mausolos hiel's, von Leukos, dem Sohne des Talos, in Ab- 

Psmdo-Plut. de fluv. 25, 1. [Stoll.] Wesenheit ihres Gatten zum Ehebruch ver- 

Manaitinehae (?), Beiname der Matronae leitet und später getötet, Tzetz L 384 1093 

auf einer Inschrift aus Bürgel (Kreis Solingen), 1218. [Apollod. Epit. Vat. 22, 4 p. 71 Waqntr • 

Brambach, Corp. inscr. Bhen. nr. 297 : Matronis vgl. d.'A. Kleisithera. Höfer.] [Stoll] 
Bumanehis et Maviaitinehis (andere Lesart Medaurus. C. I. L. 8, 2642 (Altarfragment 

Aulaihnehis und Amaitinehis) Bonn. Jahrb. 83 Lambaesis; = Henzen 7416 %): Medau\ro Äug \ 

p.21. 24. 71. HM. Ihm] s[acru]m. Als Lar von Risinium (Risano) in 

Mavors = Mars (s. d.). Dalmatien feiert den Medaurus das zweiteilige 

Jttaxaciae (Maxacae), Beiname der Matres, 10 Weihgedicht das. 2581 (Basis, Lambaesis- = 

Corp. inscr. Bhen. nr. 332: M. Brittis Maxacis Henzen 74161): [1.] Moenia qui Bisinni Aea- 

(Xanten), vielleicht Nebenform von Mars aciae da, qui colis arcem | Delmatiae, nostri publice 

(s d.) fonn. Jahrb. 83 p. 19. Der Dedikant Lar populi, | sancte Medaure domi e[t] sancte 

ist Soldat der legio XXX ülpia victnx. Ab- hie: nam templa quoq(ue) Uta | vise, precor 

bildungen des Steines bei Janssen, Musei Lugd. parva magnus in effigia, | suecussus laeva so- 

Bat. inscr. Graecae et Latinae Taf. 14, 4 (vgl. nipes [c]ui surgit in auras, | altera dum letum 

p. 91) und J. de Wal, Moedtr godinnen zu librat ab aure manus. | talem te consul iam 

nr 133._ [M. Ihm.] designatus in ista \ sede locat venerans illc 

04. j^ Z ?r n0S ( M ?£ alv «s), Heros Eponymos der tuus w . | notus Gradivo belli vetus ac tibi, 
btadt Mazama in Palaistina, Steph. Byz. s. v. 20 Caesar \ Marce (d. i. jedenfalls Marcus Au- 

„ , , [Höfer.] relius) in primore [cT]arus (?) ubique acie. \ 

Mäzens (Ma£svs), 1 Zsvg na Q a $qv&, [■>.] Adepto consulatu muu_u. | tibi respirantem 

Mesych. s. v. [Stoll.] fadem patrii numinis, | hastam eminus quac 

Mean fmea»J, etruskischer Name einer Jugend- iaculat refreno ex equo, | tuus, Medaure, de- 
licn schonen, dienenden Göttin auf sieben Spie- dicat Medaurius. Danach errichtete und weihte 
gern, nackt oder halb bekleidet, mit Stirnband also ein aus Dalmatien stammender Konsul 
oder -Reif, Ohrgehängen, Halsband, Schuhen, dessen Name aus der Inschrift entfernt worden 
bisweilen geflügelt, mit Palmzweig oder Kränzen ist, dem heimatlichen Gotte Medaurus ein 
in den Händen, dreimal um herele = 'HQanX^g, Reiterstandbild. Da beicte Inschriften im 
einmal um atums == ASmvig, einmal um el%sntre so Aesculaptempel in Lambaesis gefunden worden 
— AXsgavSgog (Ilagig) zu bekränzen. Sonst sind, kann man vielleicht vermuten dafs Me- 
tragt sie auch als Dienerin der Ȋlna (s. d.) daurus ein Heilgott war. Vgl Mommsen im 
oder evan (s. d.) Salbenbüchse und Scheitel- C. I. L. 3 S. 285 über den Gott: 'praeterea 

v i j? 7 ch ™ lnk -, Tö P fcnen und -Stäbchen, ignotus est nee apparet, num aliquo modo ad 

s. ±abr., Gl. I. col. 1136, wo hinzuzufügen eum pertineant Madauri colonia in Numidia 

2531 bis; Gamurr., App. 770. Orioli, Ann. 6 (cf. Appul. met. 11, 27; Grut. 600, 10 860 12) ' 

= 1834 p. 184 ff Gerhard, Gotth. d. Etr. p. 527 [Vgl. Tomaschek in Bezzenbergers Beiträgen 9 

nt. 97 u 123. Corssen, Spr. d. Etr. 1, 258 ff., (1885), 97, der vermutet, dafs Medaurus der 

der an Ableitung des Namens von lat. meare illyrische Aesculapius sei, dessen Kultus 
denkt; Bugge, Etr. Fo. u. St. 4, 174 ff., der 40 dalmatische Kolonisten aus Risinium (Risano) 

mean als \*nv-än, „die Neue, Jugendliche", nach dem durch seine Thermen berühmten 

deutet, der Hebe und den Hören nahe ver- Lambaesis verpflanzt hätten.) [R. Peter 1 
wandt [Deecke.] Mede (Mtfij), Tochter «des Ikarios, Schwester 

Sksa,s(meas) etruskisaher Name eines nackten, der Penelope, Asios b. Schol Od. 4, 797. Ebenda 

geschildeten Heroen (Giganten?), der, von einem heilst sie auch Mrjäv. [Stoll] 
aus der Höhe geschleuderten Felsblock getroffen, Mede (Mjj&j) = Medeia (s. d ). 

die Lanze fallen läfst; auf einem Scarabaeu« Medeia (MriSsia. M^Sri bei Euvhorion 

von Carneol unbekannter Herkunft, im Besitz Pj _64 Mein, und Andromachosliej. Galen. 13 

des March. C. Strozzi zu Florenz; s. l'oggi, p. 875; vgl. Philol . 13 S.27. 33 ) heifst nach 
Iscr. gemm. p. 3 nr. 1. Contribuz. p. 58 nr. 22. 50 allgemeiner "TJrMeferang die Tochter des 

Gamurr., App. 842. Bugge, Etr. Fo. u. St. Aietes, des Sohnes des Helios, zuerst bei 

4, 30, der den Namen aus MCiiag erklärt. Hes. Theoa. v. 956—962 ; Alr,xa id^riglcaig 
„ . ,„„ , , „ . [Deecke.] bei Pjnd. PyA,_J±_8^ Alritlg bei Archimelos 
Jftecüanens (Mrjxccvsvg), Beiname des Zeus i n der Anth. gr. 7, 50 , AItixIvt, bei ^Dim. 

mArgos; bei seinem Bilde sollten die Argeier Perieg. 490, Phasias Aeetine bei Ov. Her 

geschworen haben, Troia zu erobern oder zu 6^103 (Phasis z. B. bei Ov. Fast. 2 42~ "Senec 

fallen, Lykeas bei Paus. 2, 22, 2. Dem Zeus Med. 102 ). Aeetias bei Ov."Met. 1 9 326' 

Mechaneus, der auch bei den Korinthiern und Aetis beir_al_Flacc. 8, 233." Ihre Mutter heilst 

Megarensern verehrt wurde, war der Monat Idyia (Eidyia), "die" Okeänide, Hes. Theoa. 9501 
Moc t ocvuog heilig Bergk, Beitr. zur griech. 60 Sophokle s fr. bOl aus Schol Ap. Bh. 4,223 (im 

Monatskunde 18. Lhttenberger, Sylloge 369 p. 535 SshäLAp. Bh. 37242" bezieht sich Sowo^g Ss 

Anm. 19. Bechtel bei Colhtz, Samml. d. griech. Nimgav auf die Mutter des Absyrtos). Avoll. 

Bial-Inschr. 3, 3052 a Nachtr. p. 58; vgl. Bhod. 3. 2 42 u. a.; vgl. auch LykophrTw^: 

ebendas. p 30. Vgl. Machaneus. [Höfer.] Hekate wirdThre Mutter genannt Tvon Diony- 

Mechanitjs s. Machanitis. swsJVcyM^beiJDiod, 4, 45 (vgl. nuch'Schol. 

Meda (Mrjöa) 1) Tochter des Phylas, welche Ap. Bh. 3. 200 . 242); danach ist KirleTsTd) 

mit Herakles de D Antiochos zeugte, Paus. 1, ihre Schwester," während sie nach der gewölm- 

5, 2. 10, 10, 1. — 2) Gemahlin des Idomeneus, liehen Überlieferung die Vatersschwester der 



2483 Medeia (Zauberin; Unsterbliche) 

Medeia ist. Als Schwester der Medeia gilt 
Chalkiope (oder Iophossa, Euenia, s. Chalkiope 
nr. 2) bei^Hcroctoir_/r. 36 aus Schol. Ap. Rh . 
2, 1122 u. a. (deren Bedeutung für die Argo- 
■ ■•'>■ nautensage erörtert mit fraglichem Resultat 
E. Magfs im Hermes 1888 S. 620); ihr Bruder 
ist Absyrtos (s. d. und den 2. Abschnitt dieses 
Artikels). 

1. Medeia als Zauberin. Ihre Un- 
sterblichkeit. ( Vgl. W elcher in d en Klei nen 10 
Schriften 3. 20 ff.) Soweit die Überlieferung 
über Medeia zurückgeht, wird ihr der Charakter 

— einer Zauberin beigelegt (über die Th eogoni e- 
Stelle s. unten ). In den Nosten (frqm. 6 aus 
Schol. A r. equ. 1321 u nd Hypoth. Eur. Med.) 
wurde erzählt, dafs sie den Aison verjüngt 
habe: yfJQag ömo£,veao' (Hom. -L446: yrjgag 
äno^vaag drjoeiv vsov fißcöovra) sISvCtjbi nga- 
niSseaL, cpcipuaKK tioXX' stpove' ivl %gvasioiei 
Xsßrjoiv. Von der Aufkochung des Iason durch 20 
Medeia erzählten Simonides und Pherekydes 
( fr. 204 bez. fr. 74 aus den angeführten Stellen ; 
vgX-JLykophr. 1315 u, Schol.) ; Aischy los (fr. 49 

-"aus den angef. St.) liefs im Satyrdrama die 
Ammen des Dionysos, die Hyaden (s^ji.J, von 
Medeia aufkochen (v gl. Ov. Met. 7, 294ff. und 
über seine Quelle C. Robert in Bild u. Lied S^231 
n. 5; a ns Ov id stammt Myih. Vat. 1, 188; auf 
die Ammen des Zeus übertragen von Hyg. f . 
182) ; parodiseh verwertet diesen Zug der Sage 30 
Aristophane s in den Ritter n v. 1 321 (Aufkochen 
des Demos); auch b ei P lat. Euthyd. 285° wird 
Medeia in diesem Sinne angeführt; daher wird 
sie von Dosiades ar. 2 in der Anthol- 15, 26 
stpävöga genannt. Die Naup aktie n, welche von 

— dem Anschirren der Stiere (fr. 5) und von der 

— Mitwirkung der Medeia bei der Gewinnung 

— des goldenen Vliefses erzählt haben (fr. 7— 9), 

— haben sicherlich auch Medeia als Zauberin 
dargestellt; Pindar nennt sie P yth. 4 . 223 tcoIv- 40 
cpägfiaitog £sivrj; bei Sophokle s benutzt sie die 
prometheische Salbe ( fr. 31 5), und die Sage 
von der Rache an P^lias (Pind^ Pjith^i^2b0. 
Sophokles, vgl, bes^ jfr. .490. Euripides. Phere- 
kydes fr. 60) ist ohne die Vorstellung ihrer 
Zauberkraft undenkbar. Indirekt wird die Ur- 
sprünglicbkeit dieses Charakters wahrschein- 
lich gemacht durch ihre Abstammung von 
Helios, den Namen ihrer Mutter „der Wissen- 
den" und ihre Beziehungen zu Ephyra. Fünf 50 
Orte dieses Namens (vgh_iJ. Wilisc h in den 
Jahrb. f. Mass. Ph ilol. 1878 S. 7 31 ff) wurden 
von der alten Gelehrsamkeit angenommen, 
Korinth, das elische, das epeirotische (thespro- 
tische), das thessalische (Krannon) und das 
sikyonische, Schol. Ho m. N 301 (n ach A pollo- 
dors hom erischem SchiffsJcatalog). SchoL Find. 
Nem. 7. 53. Strab. % x 338 (Äpollodoros?).' 7JJ2? 
fr. 14: 330 fr. 16 . Sieph.B^^v/^KgKvvcöv. '—" 
Bäin^^AJUäJ:. wird als kräuterkundige Frau 60 
Agamede, die Tochter des Heliossohnes Au- 
geias aus Elis, bezeichnet; ftviiocp&oga tpägiicniu 
wachsen nach ß 328 in Ephyra; von dort 
kam nach O 531 auch der Panzer, der seinen 
Träger unverwundbar machte ; Agamede scheint 
mit Medeia identisch zu sein. Eine Toch- 
ter des Helios ist Kirke, die böse Zau- 
berin, die die Kraft hat, durch ihre Säfte die 



Medeia (Zauberin; Unsterbliche) 2484 

Menschen in Tiere zu verwandeln, das Gegen- 
stück dazu bilden Agamede und Medeia, die 
guten Zauberinnen, welche die festmachenden, 
heilenden Kräuter besitzen. Allerdings wird 
im Frauenkatalog von Hes. , Theog^, . v» -361 
(ivatpvgog Mr/äsia) und v. 992 ff von der 
Zauberkraft Medeias gänzlich geschwiegen; 
ebenso aber auch v. 1011 ff von dem gleichen 
Charakter der Kirke, an dessen Ursprünglich- 
keit gewifs noch weniger gezweifelt wird; der 
Grund liegt in der solennen Form, in der die 
dorische Dichtung die Stammesmütter einführt, 
und zwar nur als solche; es ist undenkbar, 
dafs zu der Zeit, wo dieser verhältnismäfsig 
junge Anhang zur Timgome hinzugefügt wurde, 
die Sage noch nicht die Zauberin Medeia 
gekannt hätte. Gerade diese Theogonie - Stelle 
läfst Medeia mit Iason in Thessalien 
wohnen, dem klassisch gewordenen Lande 
der Zauberei (Rnszher^ Selene 88 f.) und der 
Zauberkräuter, die Medeia bei ihrer Fahrt 
über Thessalien aus ihrem Kasten verloren 
haben sollte (Schol. Ar^Nub^Jli'd, Aristid. 1 
p_ 1 _76_2>md ; j. In dem thesprotischen Ephyra 
(Kichyros, Schol. Pind. Nem . 7, 5 3) sollte nach 
Schol. TTom. k 259 (Apollodoros) Iason und Me- 
deia gelebt und den Pheres gezeugt haben, 
dessen Sohn Mermeros und Enkel Ilos ( Hom . 
OJ259). alte thesprotische Könige heifsen; im 
thesprotischen Buthroton soll Medeia von Iason 
begraben worden sein (Gn. Gellius fr. 9 Peter 
ans Snh'.n. 9. 9R) Nach dem elischen Ephyra 
soll Medeia aus Athen gekommen sein (Schol. 
Hom. A7il unter Citierung von Kra tes). Im 
sikyonischen Titane (stoben Ephyra in SikyOin) 
beschwört nach Paus^ .2,. 12,. 1_ der Priester die 
stürmischen Winde, indem er Zauberformeln 
der Medeia singt (vgLJSeÄer, Anekd. l t 397. 
Hesy cA. Suid. s, v. avepoxoltui). — Eim)£l&s(fr. 2 
aus. .Schal. Pind. Ol. 13 v 74) liefs Aietes aus 
Korinth nach Kolchis wandern und nennt jenes 
mit seinem alten Namen Ephyra; dieser Name 
zuerst scheint Medeia nach Korinth als Heroine 
geführt zu haben; die korinthische Legende 
kannte bereits Medeia als Kolcherin und griff 
zu dem Mittel der Annahme einer Wanderung. 
Aus fr. 9 erkennt man, dals V,umelfts die Ar- 
gonantensage in der vulgären Ausführung er- 
zählt, mithin auch Medeia als Zauberin gekannt 
hat. Als Zauberin lebte Medeia in der Vor- 
stellung der alten Welt; das Zauberkästchen 
und der Zauberwedel sind ihre gewöhnlichen 
Attribute auf den bildlichen Darstellungen. 
Schon hier sei auf eine Wandelung aufmerk- 
sam gemacht. Oben ist behauptet worden, 
dafs Medeia, „die Ratende", ursprünglieh als 
gute Fee gegolten habe; als solche steht sie 
in der thessalischen Iason-(Argonauten-) Sage 
dem Helden hülfreich zur Seite. Aber in dem 
Zuge, dafs sie bei dieser Hülfe dem Vater 
entgegenzuwirken hat, lag das Motiv, ihren 
Charakter nach der bösen Seite zu wandeln; 
in der Peliassage erscheint sie als das Werk- 
zeug der strafenden Gerechtigkeit; aber von 
der Brudermörderin war nur noch ein Schritt 
zur Kindesmörderin. Darum stattet Ewtipides. 
ihr Bild mit all den düsteren Zügen einer 
wilden Hekatepriesterin aus, ygL-L-Jß^-Oftfio: 



Medeia (in d. Argonautensage) 2486 

1, 1, 23 f. 2, 4, 7 ff. (Medeia neben Perimede, 
wie TheoJcr. 2 , 14 ff . Kirke, Medeia und Peri- 
mede zusammengestellt werden). Senec.JMed. 
166 f. Lucan. 6, 438 ff. Bsacont^Med. {Baehxms, 
Poet. Lat. Min. 5, 192) v. lff. 137 ff'. 388 ff. 

Wie JKirkfi_4a- -öL-untex AX ^ Zauberin 
von Tfnmpr und anderen unter die Göttinnen 
gezählt wird, so auch Medeia; als die ältesten 
Gewährsmänner dafür werden von Aihmagoras 
Le gat, prn Christ.. 14 Alhmn n JJk^lMu£jßXäk i ) 
und Tfesindns (wohl im Hinblick auf die Ein- 
leitung des Frauenkatalogs XÄ£CUjL~2fi5X ange- 
führt. VgL_~Pmd.JPyi&^.4, .&.. Al-qxa __afiEi>?_s 
nötig änsnvsva' a&avcixov axöfiaxog, SioTZOiva 
KöX%mv. In das elysiscbe Gefilde an die Seite 
des Achilleus soll zuerst Jbykos.- (J!z_37 ans 
SjML^Ap^JlluuLÄ, .81.41 die Heroine versetzt 
haben; ihm folgte S imonid es (fr. 2_13„_aus_ -der- 
selben. Stelle) ; auf die Vereinigung mit Achil- 
al&sgos Karaißäxig [Emendationsversuche_s_J___i 20 leus beziehen sich ApiÜL-Rli, 4±.SllSLJLyk2l£l^ 



2485 Medeia (Zauberin; Unsterbliche) 

viv zavQOv fievrjv ; v. 103; aygiov 7)9og exvys- 
gdv xs qivaiv cpgsvdg av&äSovg; v 285. 384 f . 
395ff. 539. 78 4ff. 8O64. als Heliosenkelin ent- 
flieht sie auf dem schlangenbespannten Wagen, 
iJJJJälfL; vgl. Ob, MduJiä&Q: quod nisi pen- 

natis serpentibus isset in auras Hör. 

Epod. 3 . 14: serpente fugit alite. Die alexan- 
drinische Dichtung hat dieses Bild der Medeia 
noch reichlicher ausgeschmückt, so dafs es 
typisch für das Bild einer Zauberin überhaupt 10 
geworden ist; vgL_be_s. „Apßlkai^Rhad* Axssm. 
3, 529 ff. : xrjv 'Ekuttj nsgiaXXa 9ea das x£%viq- 
eaa&ai qpagftaj;' Sa' %ii£igög xs q>vsv Kai vfj%v- 
xov vStag, xolet, %a\ änaficcTOio nvQog fisiXiaasx 
ävtfiri, Kai nozaiiovg i'axrjaiv aq>ag KsXaäsiva 
päoiras, äatga xs Kai fiyvrjg Isgrjg ensdrjes xe- 
Xsv&ovg. (Dazu die Scholien mit dem Citat 
des Sosiphanes im Meleagros fr.l: fiäyoig sicco- 
Satg itäaa ©saaaXlg Kogrj tlssvSrjg (?) asXrjvyg 



Fr. tr. 2 p. 819] und die Schilderung 
der Zauberin bei Tiiull 1, 2^43 ff., wo Medeia 
neben Hekate genannt wird, und ähnlich bei 
Ovid ,Am.9, l, 23 ff.) Vgl, noch Apol . .JSä.3,467. 
477 f. 905 . 1035. 1046 und überhaupt Rösch er, 
Seime ju^Zma, ._S__8j_JL__lI4ff. #a_fe_.S__.3Qff. 
Nicht nur die Salbe bereitet Medeia für Iason, 
um ihn unverwundbar zu machen (gxkgfiaiiov 
Tlgoiiri&iLov beLApjüL 3^ 845 nüähSophoMes fr. 



Alm. _v. 1.74 . daza.^.eferf. und.JCga{&_- £daraus 
EudociaSb). Epit.Vat. ApoUod. bibl, 21, .lWagn^ 
vgL__P_s»ad. ara3* 1 {Änth. gr,A5^2$i. Bei 
den Römern wurde Medeia mit Angitia.. (s, d.) 
oder Bona_dea .{js-.Bd. L_Sp. .791 Z._68). ver- 
glichen, Mücxob. Sat. 1,12. Serv. ad VetQ Aen. 
7, 7 50; vgl Cn.^&elMus ifr, 9). bei .Sfi?m,.2,_28. 
2. Die Medeia der Ärgonautensage. 
(YsL.J^l^3agenkxeü^Äex^MMeia^^itschriß 



315 aus i%m t Jf_p__439,j_4_das Naphtha wurde 30 fw^Altertumßw, _18_5_4_ .S.__40j_ff,_ u,_48_l.fL;_18ö5 



auch MrjSsiag sXaiov genannt, s.uDioskori_des 
L>_101,_ fiwiiL s. v. MnSud und ÄKspfta) ; auch 
der Drache wird durch ihr Zaubermittel ein- 
geschläfert, ApoUod. 4, 156ff,__nach Antimachos 
(SchoL z. d, St.; naiili J 4j_flZZöMJ(_s_die_SarkQpliag- 
täHejt; anLden Vasenbildern steht Medeia mit 
dem Zauberkasten dem kämpfenden Iason zur 
Seite). Nach Leon (aus . SehoL.Em.. MeA-163 
h&LMüller, Er, ItM, 2_ _3M_ fr, 5) soll Medeia 



£L_^5_05ff..., neuerdings besonders Maa^Groger, 
neJAigonauticantm fabuLamm hisioria_gv,qe- 
stiones seleetae, Vratislav. 1889.) Die Überliefe- 
rung versagt uns die Entscheidung der Frage, 
ob die Gestalt der Medeia mit der Argonauten- 
sage entstanden oder nachträglich, wenn auch 
frühzeitig, in sie hineingebracht worden ist. 
Wer aber mit uns überzeugt ist, dafs die 
Zauberin Medeia der thessalischen Sage ebenso 



auch den Absyrtos durch Gift getötet, nach « angehört wie die Argonautensage, der erklärt 



Apoll Eh. 4, 1638 ff. u, a, .den Talos durch 
ihre Zauberkünste (bösen Blick v. 1670 — __s, 
(L-Iahn f Leipz. Ber. 1855 S. 45 und_if__rs, 
Pap. Aufs. 2 65) bezwungen haben; Kreusa 
wird durch das giftgetränkte Kleid getötet 
( 7?«,r Med 784 ff.) ; nach einer Notiz aus des 
Myr£ik>s lesbischen Geschichten (frJLss&ß.chnl. 
A p. Rh. 1 , 615) soll Medeia durch ihr Zauber- 
kraut die dvcoofita der lesbischen Weiber ver- 



sieh ihre Verbindung mit Iason und ihre 
Versetzung nach Aia-Kolchis am einfachsten 
durch die Anwendung desselben Motivs, das 
der Verwendung der Ariadne in der Theseus- 
sage zu Grunde liegt. Eins dagegen ist sicher: 
soweit die allerdings verhältnismäfsig junge 
Überlieferung bestimmte Auskunft giebt, ist 
Medeia mit Aia-Kolchis, Aietes und dem 
Argonauten Iason verbunden; dafs aber ihr 



ursacht haben (\^.Anti0OujDar^st^MisLMir^ 50 Name in der kurzen Andeutung bei Rom. 
"" - " .. •.- 1 . /-.1 _ j£_70 fehlt, will nichts besagen. Medeia gilt 

bei den" Griechen als Kolcherin; daher heilst 
sie bei__ßad. Pyth. 4 , 8 äsaTCOira K6l%cav, 
KoXxlg belJHerQd^l + . £2. Emip. Med- 133 
u. a. (Colchis z. B. bei Prop ert. 2, 1, 54), 



130_ aus Myrsilos). Dem ursprünglichen Cha- 
rakter der Medeia entspricht es besser, wenn 
bei Hiad,A^A9 erzählt wird, dafs sie die ver- 
wundeten Helden durch die Kraft ihrer Kräuter 
geheilt, und 4^Jä&^ dafs sie Herakles vom Wahn- 
sinn und nach ScML-JEur. -Met 11 untLjScM. 
Find. O M3,74die Korinthier von einer Hungers- 
not befreit habe; als Beschwörerin der Stürme 
haben wir sie aus Paus. 2, 12, 1 bereits kennen 



Alain z - B - bei Apoll. Rhod. _3_, 1186, in der 
alexandrinischen Dichtung auch Kvxaig, Apoll. 
JEL_2.-399; Kvtuiitri, Lykophr. 14 (Cytaeis bei 

Pro pert. 2, 4, 7). Allerdings wird in dem kata- 

gelernt; als Prophetin erscheint sie bei Pi ndar 60 logischen Anhang der Tbeogonie v. 992 ff_ die 
im_.Anfang der 4. pythische n Ode. Den grie- Heimat des Aietes und der Medeia nicht ge- 



einsehen Dichtern folgen die römischen in 
ihren Schilderungen der Zauberin; am reich- 
haltigsten sind die Züge in Ovids Metamor- 
p hosen 7. 179 ff. , wo die Vorbereitungen zur 
Verjüngung des Aison geschildert werden, und 
bellZafen'Ms Flaccus, bes. 6 , 440 ff. u. a. jSt. ; 
vgl. Hör. Epod. 3, 9 ff. 5, 21ff7 61 ff. Propert. 



nannt; aber wenn dort erzählt wird, dafs Iason 
die Tochter des Aietes nach glücklichem Be- 
stehen schwerer Kämpfe auf schnellem Schiffe 
nach Iolkos weggeführt habe — vgl. Pind. 
fr. 172 aus Scho l. Eurip. Androm. 796 von Pe- 
leus: K ai xov 'iaaovog iväo^ov nXöov tKxiXeaaig 
IffUF Mrjdsiav Jjt Ko\%<av äöfitav — , so wird 



2487 Medeia (in d. Argonautensage) 

der Unbefangene hierin wesentliche Züge der 
Argonautensage wiederfinden und sich der An- 
nahme nicht verschliefsen, dafs auch an dieser 
Stelle Aia-Kolchis als Heimat der Medeia ge- 
dacht sei. Vermutlich ist von dem Beistand, 
den Medeia dem Iason geleistet hat, in den 



Medeia -(u. Absyrtos) 



2488 



Eoien erzählt worden, aus denen sich nur ein 
auf die vier Söhne des Phrixos und deren 
Mutter bezügliches Bruchstück ( 171 B z. aus 
SchoLA^Eh^b^X 122). erhalten hat, vgl. Kirch- 10 Aphrodite und Eros, die Ausführung der Me- 



auch in seiner Erzählung Medeia die durch 
die Sage gegebene Rolle hatte. So dürfen wir 
denn annehmen, dafs der Rhodier Apollonios 
in dem dritten Buche^sainer Axgcmautika. oder 
sein Gewährsmann (Scholz Ap. Bh. 1, 623) an 
dem Kern der älteren Überlieferung nicht viel 
geändert hat; ihm gehört nur die breite Aus- 
führung des überlieferten Stoffes, wie die Sce- 
nen auf dem Olymp zwischen Hera, Athene, 



ho ff, Odyssee* S 399 ff . , sicher^ in ._^en_Naupqk- 



tien . wie die Fragmente.^.— 9^ 
Bfe^ t J^ t _^.i^ J _87 i J59._86. beweisen. Sie 
erzählten, dafs Aietes, der die Argonauten 
zum Mahl eingeladen hatte, um sie hinter- 
listig zu ermorden, durch Aphrodite zu seiner 
Gemahlin gelockt wurde, so dafs die Helden 
mit dem Vliefse und Medeia, die wir uns bei 
der Gewinnung desselben als Helferin des 
Iason zu denken haben , entfliehen konnten. 20 hafter Ausführung, 



deiascenen im alexandrinischen Geschmack; 
die Mitwirkung der Chalkiope, die von ihren 
Söhnen veranlafst wird, ist — vielleicht nach 
dem Vorgang des Sophokles iyg\.Welck,e,r r Gr. 
Trag. 335) — in den Vordergrund gerückt. 
Auf des Ap<ülqnios_ Darstellung gehen zurück: 
Apollo_d, 1, 9, 2L (kpft.-8filff- <_%JMrL 7, 1JE. 
(mit frei erfundenem Monolog, tgLSeiniiLJ3.). 
TJyq. f 22. Val. Fl aen. 6 , 427 ff. (in freier roman- 



teL^Argonanten" 



Aus der Erzählung des Herodo ros (fr. 5JLr-54 
aus Schol, Ap. Bh. 3,594 . 2,12 11; b es. 4, 87. 86), 
der in diesem Punkte den Naupaktien folgte, 
wissen wir ausdrücklich von der Tötung des 
Drachen und der Überführung des Vliefses in 
den Palast des Aietes. Eumelos, der von Aie- 
tes erzählte, dafs er aus Korinth nach Kolchis 
gewandert sei, hat die a&Xoi und damit auch 
den Beistand der Medeia besungen ( fr. 9 a us 
Schol. Ap. Bh. 3. 1 372) 



hängende Darstellung ist uns bei Find. Pyfh 
4, 213f f. erhalten; nach dieser Erzählung be- 
thörte Aphrodite die Medeia durch die Iynx, 
dafs sie die Liebe gegen die Eltern vergafs und 
Iason die schützende Salbe gab und ihn über 
die von Aietes gestellten Aufgaben belehrte, 
nachher sich von ihm als seine Braut ent- 
führen liefs. Vgl. Ol. 13, 53 : ( MrjSsiay . . . . 
Kai aänigav 'Aqyol Kai ngonöXoig. Die Sage 



Bd. 1 Sp. 518). Die euhemeristische Darstel- 
lung des Bionysios .Skytohradhion .hei jQiüd. -4, 
4fi 4.S, welche Medeia bei den Taurem, eine 
zweite Iphigeneia, zu einer Wohlthäterin aller 
Fremden gegenüber der Grausamkeit ihres 
Vaters macht, ist für die echte Sage wertlos, 
ebenso die weitschweifige, zum Teil alberne 
Erzählung des DracsMtiusJBaehrens, Poet.lat. 

öjJMff)) in der Medeia als Priesterin der Ar- 

Die älteste zusammen- 30 temis (Hekate) durch Aphrodites Boten, den 



Eros, gehindert wird, ihres Amtes an dem zum 
Altar geschleppten Iason zu walten, und die 
Opferscene sich in eine Hochzeit verwandelt, 
über welche die verschmähte Göttin ihren 
Fluch ausspricht; erst nach vier Jahren be- 
sinnt sich Iason auf den Zweck seiner Fahrt; 
mit Medeias Hülfe wird das Vliefs dem ein- 
geschläferten Drachen geraubt; das Paar flieht 
mit den beiden Söhnen, gelangt nach Theben 



in der besprochenen Fassung ist durch die 40 zu Kreon, der Iason nach dem Vliefse aus 



hesiodische Dichtung (im weiteren Sinne), die 
Quelle Pindars, völlig gefestigt; wenn JJeZäd- 
1, 2 d en Ausdruck: ägnäoai rov ßaadsmg ttjv 
^vyaTSQa MrjSsirjv gebraucht, so ist damit der 
Standpunkt des Aietes, nicht der Medeia be- 
zeichnet, vgL. „Lykophr. . 1S17-S- ttvzöxXrjTOv ciq- 
näaag. So phokl es hat die Sage in den KoX%(Ssg 
behandelt, Nauckjr. 311 ff,: Nachdem sich Me- 
deia von Iason die Ehe hat versprechen lassen, 
erteilt sie ihm die nötigen Ratschläge und ver- 
spricht ihm die prometheische Salbe. Der Bote 
berichtet dem Aietes von dem Verlauf der ä&Xoi. 
Die Ermordung des Absyrtos verlegte Sophokles 
mit Euriyides (Med. 1334 'nccgsatiov''; vgl. 
Kalli machos fr. 411 ans Schol, JMr^Msd^lZM) 
in das Haus des Aietes — doch wohl aus tech- 
nischen Gründen. In derMedcios läfst Euri- 
p_a_s_äie Heroine gegen Iason ihre Verdienste 
um ihn und seine Genossen ausführlich hervor- 
heben ( v. 476 ff. 4 82: Sgav-ovra Krsivaaa. 527 fr','). 1 
Aus der Lyde des Antimachos wissen wir, dafs 
Medeia nach der Bestehung der a&Xoi den 
Drachen einschläferte (fr. 9 und 10 aus Sc hol. 
AjtuBKl,-£W. ±,ltö). Die erhaltenen Bruch- 
stücke des Pherekyd es (fr. 71 und 72 ans Schol. 
Ap^ Bh. 2, 4 11. 230; 4. 1 56; vgLSJOMX- be- 
ziehen sich auf die a&Xoi; fr. 60 aus Schol, 
Find. Pyth. 4 ? 133 genügt zum Beweise, dafs 



gesandt hat; dessen Tochter Glauke ist es, 
die Iason zur Untreue gegen sein Weib ver- 
führt u. s. w. 

Die Sage von der Ermordung des Absyr- 
tos, die bald der Medeia, bald den Argo- 
nauten schuld gegeben wird, Schol.. Ji_a_JM£(L 
167. ist in einer geringen Spur aus den JLaU; 
yaktien , _ fr. 4 .aus SchoL Ap.MK^ Z&% nach- 
zuweisen; über ihre Behandlung \jeLSnphaHes 

50 ist schon oben gesprochen; Euripides macht 
Medeia für den Mord verantwortlich (MecL 
13341) ; 7(3ütggferaa._(x»..iaiSX nennt sie yvmto- 
cpövrig. Nach Pherekydß_s_£bei_SchoL Ap^MuA, 
223 fr. 73) haben die Argonauten den von Me- 
deia auf das Schiff gebrachten Knaben getötet, 
zerstückelt und die Glieder in den Phasis ge- 
worfen; die gleiche Erzählung ist ungenau 
wiedergegeben von dfiallad. 1, 9, 24_( daraus 
2k*g s -J4&-J75^.131&k -rgL_Op.Jr.ist. 3, 9. 

60 Cic. de im p. Cn, Pomp. 22 (wohl nach Pacuvius). 
Steph. Byz. s. v. Top,ßys. Eine zweite Über- 
lieferung, welche erzählt, dafs der erwachsene 
Absyrtos bei der Verfolgung der Argonauten 
von Medeia in einen Hinterhalt gelockt und 
von Iason getötet worden sei, kann nur bis 
A pollonios Bhodios zurückverfolgt werden; s. 
den Artikel Absyrtos (wo hinzuzufügen ist 
Plin. 3, 151). Absyrtos war auch in den Ztlv- 



2489 Medeia (Hochzeit; Kinder) 

&ai des Soph okles erwähnt (fr^&Ql Am. Schal. 
Ap. R h. 4. 223), einem Stücke, über dessen 
Inhalt die Vermutungen Welcher s (Gr. Trag . 
337 ff.) fihenan unsicher sind, wie die Vgtets 
(Ar gonauten zug 2,152);, jener nimmt als Situa- 
tion an, dafs die von Aietes geführten Kolcher 
die Argonauten erreicht haben und letztere die 
Auslieferung der Medeia planen (vgl. Apollon. 
Rh. 4, 338 ff. und die Medea des Accius nach 
Bdbbe£b^£äm,.Jraff.J&SS.); dieser vermutet, 
dafs das Stück bei den Phaiaken spiele (vgl. 
A poll. Rh. 4, 1001 ff), wohin eine Überlieferung 
die Hochzeit von Iason und Medeia verlegte. 

Medeia soll von der durch die Ermordung 
des Absyrtos aufgeladenen Blutschuld durch 
Kirke gereinigt worden sein: so erzählt wenig- 
stens Apollonio s (4, 661 ff.) und nach ihm 
AgäUodnniSjJ.A^^twa,a anders Orph.t9.i9.if.) 
Über das Verhältnis der Kirke zur Argonauten- 
sage ist ausführlicher i n dem Artike l Kirk e 
(AbsßhniitJ) gesprochen worden. 

3. Die Hochzeit von Iason und Me- 
-deia. Kinder. An der sogen. Kypseloslade 
in Olympia war auch dargestellt: MijSsi'ag inl 
ftgövov Ka&Tjiisvrig 'iäecov hv ös^iä, zij äi 
AcpqoShri jraps'ffrrjKS ' yiyqantai äs nccl sni- 
ygßfifta £jr' avroig' Mrjäsiur 'Iaetov ya/ihi, 
■xelBxai S' 'AcpgoSiza (Paus, 5, 19, 3; ob der 
unmittelbar darauf beschriebene Reigen der 
Musen unter Führung des Apollon mit der 
Hochzeitsscene zu verbinden ist, ist zweifel- 
haft und für die Bedeutung der letzteren 
gleichgültig s. Preller -Robert 4 ' 1, 489 und 
Hmu£&-23t 443). Diese bildliche Darstellung 
fügt sich durchaus in die vulgäre Argonauten- 
sage: auch bei Pindar(Pyth. 4,213) ist Aphrodite 
die Vermittlerin dieser Liebe; das Versprechen 
dei Ehe ist ein wesentliches Motiv in der Er- 
zählung; Iason gilt als eidbrüchig, als er sich 
mit der korinthischen Königstochter verbindet. 
Die dorische Genealogieendichtung betonte mit 
bewufster Feierlichkeit, dafs Medeia Iasons 
xov~QiS£ri älo%og sei — wie schon bei der Be- 
sprechung der Theogo nie- Stelle hervorgehoben 
worden ist — , zumal in Korinth, seit sie da- 
selbst heroische Ehren genofs; aber so wenig 
dieses korinthische Heroinentum an Medeia 
ursprünglich ist (v gl, d en 5. Abschnitt), so 
wenig kann der ffgog yäjiog von Iason und 
Medeia als der ursprüngliche Kern der Argo- 
nautensage nachgewiesen werden. Immerhin 
ist er in ihr ein hervorragendes Motiv ge- 
blieben; nur dafs der Ort, wo er vollzogen 
worden sein soll, in verschiedenen Überliefe- 
rungen verschieden angegeben wurde: am 
meisten Anrecht scheint Kerkyra gehabt zu 
haben. Timaios wenigstens berichtete (fr. 7 
aus Schol Ap, Rhod. 4, 1217; vgl, fr. 8 aus 
Schol. 4g^BAffl^4,.llfi3j, dafs noch zu seiner 
Zeit daselbst ein Opferfest zur Erinnerung 
an diese Hochzeit gefeiert wurde; zwei Al- 
täre, der der Nymphen und der der Nereiden, 
seien ebenfalls Gedenkzeichen daran. Nach 
Kerkyra, auf die Phaiakeninsel , verlegt auch 
Agollonios in seiner Erzählung (4-, 982 ff.) das 
Beilager des jungen Paares, wobei Arete als 
Pronuba dient, in der Grotte der Makris (y. 1 131j 
XSL_Y,JU_53: Hsivo Kai ilasri vvv isqov y.h\C- 



Medeia (Hochzeit; Kinder) 2490 

&tai avtQOV MrjdeCrjg. jJJLLTJL; Moigäav 
CÜÄ3io&:„Nereiden) ö' tri nelas &vt] insTEiu 
ds%ovxui Kai Nvficpsmv Noptoio xair' tsgbv 
Anollcavog ßafioi, xovg Mr\Sua v.K&iaeazo). 
Vgl. Ap ollod. 1, 9, 25u._ MygWu JL23 _und Orph. 
1297 ff . Auch der Elegieendichter EMletas 
{SchoL.^Ap^Mlü.A^XXil). hat von dieser Hoch- 
zeit auf Kerkyra erzählt. Von weit geringerer 
Bedeutung für die Entwicklung der Sage ist, 

10 dafs Dionysios S hytabraeMon die Hochzeit 
nach Byzantion verlegte (fx^Jl..3ns^Schol, Ap. 
Rh. 4 , 1153; bei_JM.od.A^.i3L.wird. nur von einer 
Landung der Argonauten auf der Rückfahrt 
erzählt); ebenso, dafs AntiwachaS-Jß^Al _ana 
Sehol._^ip^£li^llb.Q undJZ&i£mfla;../ik..2jjis 
Schol. Ap. Rh. 4, 12)7) die Hochzeit gleich in 
Kolchis stattfinden liefsen; es wäre lächerlich, 
aus den Reliquien, die Tim onax aufzählte, 
irgendwelche Schlüsse ziehen zu wollen. Eins 

20 mufs nachdrücklich hervorgehoben werden, dafs 
alle diese Notizen erst aus der alexandrinischen 
Zeit stammen, ihre Altertümlichkeit also höchst 
problematisch ist. 

Nach der Thmgünie._iy,10(>0i^ hat Medeia 
dem Iason in Iplkos einen Sohn Medeios 
(s. d.) geboren. (Über Medos, Sohn des Aigeus,_s. 
Abschnitt 6.) Kinaithon (fr. 2 aus Paus. 2, 3, 9) 
fügte noch eine Tochter Namens Eriopis hinzu. 
Dagegen kennt Euripides zwei Söhne der Me- 

80 deia ( Med, v. 1021). welche von den Interpreten 
(Schol. Eur. Med. .118) Mermeros und Pheres 
genannt werden, vgl. Apo llod. 1, 9, 28 (dara us 
Tzete, Lyh. 175. 1315). Ey&£ 25,J!39, Dra - 
cont. Med. 531. Auch Vausamias (2, 3, fi) g ieht 
diese Namen an und teilt uns aus den Nau- 
paktien (fr. 10 aus § 9) mit, dafs der Ältere, 
Mermeros, nachdem sein Vater aus Iolkos nach 
Kerkyra ausgewandert sei, auf dem gegen- 
überliegenden Festland (in Thesprotien) von 

40 einer Löwin zerrissen worden sei. Ilos, Sohn 
des Mermeros, wird von Homer.J^a^2bS1 der 
Fürst von Ephyra genannt; zu dieser Stelle 
bemerken die Schollen nach Apnllodoros , dafs 
Iason und Medeia im thesprotischen Ephyra 
gelebt und den Pheres (Pherai in Thessalien?) 
gezeugt hätten, dessen Sohn Mermeros der 

Vater des Ilos gewesen sei (vgl den-JL Ah- 

schnitt). Es sind künstliche Genealogieen, die 
eher mit der alten Heimat der Medeia, Ephyra 

50 (s. den 1, Abschnitt), als mit Korinth in Zu- 
sammenhang zu stehen scheinen; nicht von 
Korinth, sondern ausThesprotienmag die Medeia- 
sage nach Kerkyra gekommen sein; bemerkens- 
wert ist, dafs die ^aupaktienjs^ oben) das 
Paar aus Iolkos nach Kerkyra wandern liefsen. 
Zuletzt sei noch angeführt, dafs von JModor 

. (i^i^S&QhJ2iOM^osMll^OJtini£Mos\.Ai&i Söhne 
der Medeia genannt werden: Thessalos, Alki- 
menes und Tisandros; die beiden letzten Namen 

60 sind willkürlich genug gewählt (Alkimenes 
heilst bei_ ApoModZi^Ä^L der Bruder des Bel- 
lerophon; für Tisandros vermutet Oroeger, De 
Argonauta rum fabularwmjhistoria p. 28 n. 4 
Peisandros nach _ Strafe 1 [g, 57 3J 1 3j C 30 ._ J631). 
Thessalos, der dem Kindermord entronnen sein 
soll (0^55,2 und 54, 6), führt wiederum auf 
Thessalien, die Heimat der Argonautensage, 
zurück. 



2491 



Medeia (u. d. Peliaden) 



Medeia (in Korinth) 



2492 



4. Medeia und die Peliaden. Die Sage 
erzählte von glänzenden Spielen, die bei der 
Leichenfeier des Pelias gefeiert worden sein 
sollten, und liefs auch die Argonauten an ihnen 
teilnehmen (a&la inl Ilelia des Stesichoros s. 
bei Berg k i 3, äOöff.j die Darstellung derselben 
an der sogen. Kypseloslade s^JoeiJPauß, &, ..XL, 
9 ff.; \gLl£rxäff£^^Ji&.^Argonautarttni-. fabula 
S. 3. J^e^^Proleg^^JnJJ^lo^um^Argonau 



benutzt Hygm^Mwdar.Jwä.-IMd. zugleich zur 
Wiederherstellung der qi£ot6(ioi, deren Bruch- 
stücke j4§9,_ 490 den Vergleich mit der ovidi- 
schen Darstellung (7, 1 79ff.) nahe legen. Robert 
(Ar eh . Ztg. 1875 S,.134f£)_ hat zuerst beide Pas- 
sungen scharf geschieden und vermutet, dafs 
die zweite (Ht{^._I)iod J .) aus der Tragödie 
stamme, aber nicht, wie andere annehmen, 
aus_So^ho!deSj sondern aus den Pelia den; da- 



tarum S . 7. 29 ff. und_d^n_ArtikeL^Pelias''); io gegen will E.__Schwarp (De Bionysiojkyto- 



andrerseits wurde der ißQiBzrjg Jlslt'jjs (Heß. 
Theoa. 9 96. Mim nermos fr. 1 1 aus Strdb. 1, 46) 
zum Urheber der Argonautenfahrt, und es ver- 
langte das Gesetz der poetischen Gerechtig- 
keit seine Bestrafung, die aber auch durch 
den Hafs der Hera und andere Übelthaten 
motiviert wurde (vgl, den Artikel „Iason" Ab- 
schnittj_jand_üeüaa)^ Die älteste der erhal- 
tenen Stellen, welche die Ermordung des Pe- 
lias durch Medeia andeutet, findet sich bei 20 
Pindar 4. .25.0, wo Medeia IlslCao cpövog ge- 
nannt wird; dasselbe sagt Pherekydes (fr. 60 
aus S cliol. Find. Pyth. 4 r 133 == Äpollod. I, 9, 
16): zavta äi rät Iriaovi "Hqti sg voov ßälXec, 
atg sX&oi 17 M^Seia zw IlsHu 1s.uv.6v (vgl. 
Apollon. Rh. 1, 14 3, 65 , 11 35. 4 . 242). Die 
Sage haben Sophokle s in den Qi^orojioi, (jj\ 4g9 
—491) und Euripides in den ILcXi-äSeg (fc 604 
-619: vgl. Med, v. 486. 504) dramatisch be 



brach ione (1880) bJ)) die erste auf die Peliaden 
zurückführen und erklärt die Abweichungen 
bei Diodor, d. h. bei, .Dionysios_ Skytobr achion, 
aus der späteren Tragödie. (Über die Peliades 
<|es Gracchus s. Ribbeck^ Ro m. T rag. S. 330 , 
über die ItslLaWeg des K6mödiendichters^DipAi/o s 
s. Meineic e 4, 4p6...1 J _455_; vgl, auf serdem den 
Artikel „Peliaden" und die _biljflicEen Dar- 
stellungen.) 

5. Medeia in Korinth. Ephyra ist der 
alte Name von Koriuthos (Hom. Z 152. „210); 
dort war der Heliosdienst heimisch. Wir 
brauchen nicht zu einer vordorischen Besie- 
delung dieses Bodens durch thessalische Mi- 
nyer oder zur Vermittelung der Argonauten- 
sage durch chalkidische Seefahrer zurück- 
zugehen, um uns zu erklären, dafs die Korin- 
thier sich aus der vielbesungenen Argonauten- 
sage die Medeia als Heroine erwählten, in 



handelt; von dem zweiten Stück hat Moses 30 derselben Periode (nach der Blütezeit der 



von Ghorene (Proavmn . 3) eine dürftige Inhalts- 
angabe hinterlassen. Die beiden wesentlichen 
Züge: Medeia erbietet sich den Peliaden, ihren 
Vater zu verjüngen, und das Probestück mit 
dem Widder — sind den beiden in den er- 
haltenen Erzählungen vorliegenden Traditionen 
gemeinsam; nach der einen, vertreten durch 
Od. Met. 7, 297 — 34? . NjMjMSj)mJ)amask,us 
fr 55 (e.a Mül ler, -Fr. hist 3). "Apollod. 1, 9, 27 



Heldensage), in welcher auch andere hervor- 
ragende Gestalten der Heldensage, Adrastos, 
Agamemnon, Helena u. a. einen Heroenkultus 
erhielten; es ist in den meisten Fällen ver- 
kehrt, diesen Heroenkultus aus einem Götter- 
kultus abzuleiten. Das wichtigste Zeugnis für 
die „korinthische" Medeia bietet Eumelos, der 
auch eine Deutung des Namens Ephyra ge- 
gegeben hat, fr. 1 aus S chol. Pind. OL 13 f 74 



(d araus Zen ob. 4, 92 und Izelz^ Lyk.Alh). Jund. 40 ( Hyyoih. 3 zu Eur . Med. Tzetz. Lyk. 1 7 5; vgl 

a uch Schol. Eur. Med. 1 und EmmmiiesJ.r J Jt 
aus Schol. Ap. Rh. 3, 242). DasL_££agmg«L.3 
aus Paus. 2, 3, 10 sta mmt, wie Pausa nias 2, 
1, 1 s elbst sagt, aus einer Prosaschrift über 
Korinth, die wahrscheinlich mit Benutzung des 
Dichters Eumelos ausgearbeitet worden ist; 
jedenfalls empfiehlt es sich, nur die erhaltenen 
Verse zur Grundlage der Untersuchung zu 
machen. Dem Dichter war zweifellos die Ar- 



Paus. 8, 11, 2 , heuchelt Medeia ein Zerwürfnis 
mit Iason, gewinnt so die Peliaden und über- 
redet sie nach der Probe mit dem Widder, den 
Vater zu töten; des Pelias Sohn Akastos ver- 
treibt Iason und Medeia aus dem Lande. Nach 
der anderen Überlieferung , vertreten durch 
Hyg.f. 2i-und DumL^~&Q— £3, verläfst Me- 
deia allein die Argo, betritt verkleidet als 
Priesterin der Artemis (Beziehung der M. zur 



TavQonökog vermutet v. Wilamnwit* im Tfe.rrn.es sn gonautensage in der gewöhnlichen Passung 



15, 485 Anm. 1) den Palast des Pelias und 
schmeichelt sich in das Vertrauen der Peliaden, 
so dafs diese sich zur Verjüngung ihres Vaters 
bereden lassen ; die Zweifel der Alkestis werden 
durch die Widderprobe beschwichtigt. Nach 
der Ermordung des Pelias ergreifen die Töchter 
die Flucht; Iason übergiebt die Herrschaft dem 
Akastos. Mit beiden Überlieferungen steht die 
Inhaltsangabe des Moses von C hortn e insofern 



bekannt, wie schon bemerkt worden ist (sgL 
/j\„9); er kannte bereits Kolchis als Ziel der 
Fahrt. Mit seinen Landsleuten hielt er aber 
Medeia für eine korinthische Heroine und ver- 
einigt (entweder er selbst oder seine Quelle, 
die korinthische Legende) diese Auffassung 
mit der vulgären Sage, indem er Aietes, den 
Eponym von Aia, der mit Korinth nichts zu 
schaffen hat, aus Korinth nach Kolchis wandern 



im Widerspruch, als darin ausdrucklich be- 60 läfst. Die korinthische Legende hat der Sage 



merkt wird, dafs Pelias ohne männliche Nach- 
kommen sei (womit bei Diod,. 4,_40__die.Be- 
merkung übereinstimmt: avrbv (sc. TLeXtav) 
ptv y«p i» (pvoscog sarsQria&ai itaiSav apps- 
vmv). __ Trotz dieses Widerspruchs hat man 
beide Überlieferungen auf die Tragödie zurück- 
geführt, die den Akastos beiseite gelassen 
haben kann. Welch er [Gjia]t^Trag._jLJl4ä^- 



von Iason und Medeia den Ausgang gegeben, 
dafs sie beide in Korinth gelebt haben; im 
Gegensatz zu der durch die_JTÄ£0#QlMe^£t£lle 
vertretenen vulgären Überlieferung dichtete 
Sjmonides_(fr, 48 a us Schol. Eur. Med. 20. w o 
auch Eumelos citiert wird): 8' tust' lg Kö- 
qiv&ov, ov MayvnoCav valsv, alo%ov Ss KoX- 
%lSog ovv&QOVOg aatsog Ai%aiov t' avaeeev 



2493 



Medeia (in Korinth) 



Medeia (in Korinth) 



2494 



(L esang von Bergk i ). Vgl, auch __ Schol. Eur. 
Med. 10 : TIiqI öi rrjg ilg K6qw®ov (itToixrjeewg 
"Innvg (Ps^Hippyslxctl 'EXXävMog ( fr. 34). Im 
Sinne der Korinthier nennt daher PMarJOl. 
13, 53 ) neben Sisyphos die Medeia, die gegen 
den Willen des Vaters Hochzeit gefeiert 
habe; es ist wahrscheinlich, dafs die Korin- 
thier die Hochzeitsfeier in ihre Stadt verlegt 
haben; die bildliche Darstellung finden wir 
auf der sogen. Kypseloslade. 

An diesen Kern der korinthischen Legende 
setzten sich noch mehrere andere Überliefe- 
rungen an, deren Alter uns unbekannt ist, da der 
von Pausanias citierte Eumelos. wie oben be- 
merkt, nicht einmal von ihm selbst anerkannt 
ist. Am besten lautet die Fassung jn__einem 
Schol. zu_JPM.jOl^l3 t _14:i Medeia habe in 
Korinth gewohnt und die Korinthier durch ein 
der Demeter und den lemnischeh Nymphen (s^ 



hätten, nach JParmeniskos , weil sie die Herr- 
schaft der barbarischen Zauberin nicht ertragen 
wollten. ( Nach Schol._Eur,_MMJÄl$ und 
Zenob.l, 27 soll Medeia den Kult der Hera 
äxQaia gegründet haben, vgL Mußaio.s _ bei 
Schol. Eur. M ed- IQ; es sind lediglich Schlüsse 
aus der EuripMmTAtsüe.) In Korinth sah Pau - 
sanias ein Denkmal der Medeiakinder, an wel- 
ches sich die Legende knüpfte, dafs die Ko- 
10 rinthier dieselben getötet hätten aus Rache 
für Medeias Frevelthat an der Königstochter 
von Korinth (Paus. % x 3^ 6 [§. 7:. dasJDeim», vgl- 
M. Mayer im Jahrb. d. K. Archjnst, 1892 S.2Q1]. 
Phil ostr. H ero ik, p. 740 p. 325 e&._Kaper). Diese 
Motivierung stimmt mit BidAjmgs^o^SjÄol.Eur. 
Med. 273; die Citierung von Kreophillos i st mit 
Recht verdächtigt worden), welcher erzählt, dafs 
Medeia nach ihrer Rache an Kreon und seiner 
Tochter aus Korinth geflohen sei; die Korin- 



Lobeck. Aglaoph . 1209) gebrachtes Opfer von einer 20 thier aber hätten die Kinder derselben getötet 
Hungersnot befreit Zeushabe sich in sie verliebt, "" J J "~ ß — "-^ -'""■ ;t °* M°A a ;„ „„iw ao , 
doch Medeia ihm nicht gewillfahrt, um den Zorn 
der Hera zu vermeiden; zum Dank habe Hera 
ihr versprochen, ihre Kinder unsterblich zu 
machen; nach ihrem Tode wurden die Kinder 
von den Korinthiern verehrt und fii^oßäeßagoi 
genannt (also im Bewufstsein das barbarischen 
Herkunft der Mutter). Anders lautet die Er- 
zählung büLJ?ausania& 2, 3, 10 aus dem sogen. 



und das Gerächt verbreitet, Medeia selbst sei 
die Mörderin. Par2llßmskoA^iheL-ß.clioL- Eur. 
Med. 10; vgl. Ael. V. H. 5, ,21) aber erwähnt 
sogar das Gerücht, Euripides habe sich von 
den Korinthiern bestechen lassen, die Schuld 
des Kindermordes von den Korinthiern auf 
die Medeia zu wälzen. Danach galt Euri- 
pides als derjenige Dichter, der Medeia zuerst 
zur Kindesmörderin gemacht habe; aber JDi- 



Kumelm: Medeia habe ihre Kinder, um' sie un- 30 kaiarchos u nd [Ai jstofgfa _haben nach der ersten 



Hypothesis zur Medeia behauptet, Euri pides 
habe den Neophron _von_ (Si^ow„benützt (ygl. 
Äo^^£._2 J _134) J eine Behauptung, die aller^ 
dings manchem Zweifel begegnet. Es ist 
schwer, aus diesen Notizen, das Rechte heraus- 
zufinden. Das SühnfeBt an den Heraien (vgl. 
Preller-Robert, Grieeh. Myth-'M 170, 2) wird 
in Korinth gefeiert worden sein; aber mit 
Recht ist bemerkt worden, dafs die sieben 
lason einen Grund" haben soll, so müssen die 40 Knabi-n und Mädchen mit den beiden Knaben 



sterblich zu machen, im Tempel der Hera ver 
borgen, aber ohne Erfolg. Als lason sie dabei 
ertappt habe (v gl. Thetis und Peleus), sei 
dieser nach Iolkos zurückgekehrt und Medeia 
habe die Herrschaft von Korinth dem Sisyphos 
übergeben. (In__eine_m_ ßcMUon-za Pl nd . O l. 
U, 74 beifst es: tip 6h MrjSsiav igac9i^vai 
Ziffüqpou cprjal f)eönoiinog; die Überlieferung 
scheint verstümmelt.) Wenn der Zorn des 



Kinder bei dem Versuche, sie unsterblich zu 
machen, zu Grunde gegangen sein, etwa wie 
Pelias bei dem Versuche, ihn zu verjüngen, 
und in der That wird dies ausdrücklich in 
dem EindaxschaliarL bemerkt; mithin liegt 
beiden Überlieferungen das Motiv eines tpövog 
aaovaiog der Medeia zu Grunde. Jedenfalls 
aber handelt es sich in Korinth weniger um 
die Verehrung der Medeia als ihrer Kinder; 



der Medeia nichts zu thun haben, und dafs 
es ein erzwungenes Auskunftsmittel ist, wenn 
die Korinthier des Mordes der Medeiakinder 
beschuldigt werden, der albernen Erfindung 
von der Bestechung des Dichters nicht zu ge- 
denken. Am wahrscheinlichsten ist, dafs Euri- 
pides eine Legende vorfand, die sich an die 
mit einem Kultus ausgezeichneten Gräber der 
Medeiakinder im Haine der Hera knüpfte, wo- 



wenigstens wurde ein religiöser Brauch da- 50 nach Medeia bei dem Versuche, sie unsterb- 



selbst später auf sie bezogen. Man kennt die 
Gewohnheit (tea^Euripißes.- an Kultus und Le- 
gende anzuknüpfen; auch in seiner Medeia hat 
er dies gethan, indem er Medeia nach dem 
Kindermord erklären läfst 4l.12ZSJL), dafs sie 
die Knaben im Haine der Hera Akraia (oder 
Bovvala an der Burg, Paus. 2 V 4, 7). begraben 
werde, damit die Korinthier zu ihrem Andenken 
ein Sühnfest feiern. Der .firarfljp_atikeJLJPfl£- 



lich zu machen, die eigenen Kinder tötete; 
Euripides oder sein Vorgänger würde das 
Motiv der Eifersucht und die damit zusammen- 
hängende Erzählung von Kreon und seiner 
Tochter dazu erfunden haben. Die_Hvpothesis 
der euripideisch enJTjaßäjMe ist folgende : lason 
ist mit Medeia nach Korinth gekommen und 
verlobt sich daselbst mit der Tochter des 
Königs Kreon. Dieser verweist Medeia des 



meniskos (bßLSchoLEur. Med- 273) berichtet, 60 Landes, gewährt ihr aber einen Tag Frist, 



in Bezug auf die Euripides- Stelle, von einem 
solchen Sühnfest, welches die Korinthier jähr- 
lich an den Heraien gefeiert hätten, an dem 
sieben Knaben und sieben Mädchen im Tempel- 
bezirk der Hera nächtigten und den Zorn der 
Göttin durch Gebet und Opfer versöhnten. Dies 
soll zur Erinnerung daran geschehen sein, dafs 
die Korinthier die Kinder der Medeia getötet 



den die Tiefgekränkte, nachdem sie sich des 
Schutzes des athenischen Königs Aigeus ver- 
sichert hat, zur Ausführung ihres Racheplans 
benutzt. Mit einem giftgetränkten Kleide und 
goldenem Kranze, Geschenken, die sie durch 
ihre Kinder übermittelt, tötet sie die Braut 
und den dieser zu Hülfe eilenden Vater; nach 
Ermordung der eigenen Kinder enteilt sie dem 



2495 



Medeia (in Korinth) 



jammernden Gatten auf dem D*achenwagen 
Öles Helios nach Athen. Weder die beiden 
Knaben der Medeia werden mit Namen ge- 
nannt, noch die Tochter des Königs; letztere 
nennen die Späteren entweder Kreusa (aufder 
München er Medeiavase nr. 810 Kgsovzsia seil, 
jrafs) oder Glauke (Schol. Eur. Med. 19. Hyg. 
fab. 2 5); Pausanias (2, 3j 6) erwähnt in seiner 
Beschreibung von Korinth (unterhalb des Odei 



Medeia (in Athen; M. u. Herakles) 2496 

des Q.JEnnius (Cic. deßn. l,2 r 4;_vgl. Ribbeck, 
Röm.Trag.. 149 ff.), &&Ovidi£±.MM&.m Fleck- 
eisens Jahrbüchern 95 S. 496) und vielleicht des 
Curiaiius Maiernus (Tacit. Dial. 3). 

Den Schlufs dieses Abschnitts bilde eine 
vereinzelte Notiz b ei Plut . de Herod. malign. 
c. 3 9: iv zm vaä> zf\g 'AcpQoSizrjg (in Korinth), 
ov ISqvaao&ai Mr)Ssiav Isyovaiv, ot fisv avzrjv 
7cavßafiEvr]v zavÖQÖg, ot di sitl zm z'ov Iccaova 



ons, nicht weit vom Grabmal der Medeiakinder) 10 zijg ©szidog (s. Preller-Robert, Gr. M} 1, 557^5) 



die sogenannte v.qr\vr\ rXavnrig, in die sich die 
brennende Königstochter gestürzt haben soll. 
Die Mutter der Braut heifst auf der Medeia- 
vase Merope (Name der Gemahlin des Sisy- 
phos). Aus einer Hypothesis der euripideischen 
Medeia stammt die Erzählung Ysm. ApüEad^l, 
9^28 (Tzetz. Lyb.ASXQ und_£j(^_iL25, in er- 
weiterter Ausführung auch die bei Diod. 4, 5 4; 
doch wird hier die von Euripides abweichende 



sQcävza navaat zrjv &s6v. (Von einem Wett- 
streit der Medeia mit Thetis um den Preis der 
Schönheit will Pfolemaios Hephaist. 5 bei Plißt- 
bibl. 15 0a, 38 aus Athenodgros [Müller, Fr. 
hist. 4, 345] wissen.) 

6. Medeia in Athen. Medeia und 
Herakles. Die Aigeusscene in der_euripide- 
»£cfeen_JtfM«a_iXi-S- 6 -3 JL_13M.ffi , de sgieichen 
bei j[cophron_fr. 1 aus S^ol.^EW\_Ä«i_66.Ü, 



Fassung bevorzugt, Medeia habe sich nachts in 20 störend vom künstlerischen Standpunkte, läfst 



die Königsburg eingeschlichen, nachdem sie 
ihr Gesicht durch Zauberkiänter unkenntlich 
gemacht, und die Burg angebrannt; von den 
drei Söbnen soll der eine. Thessalos, den 
Händen der Mutter entronnen und später nach 
Iolkos gekommen sein; Iason habe aus Ver- 
zweiflung sich selbst getötet. Die Verehrung 
der Medeiakinder in Korinth wird bei Diodor 
auf den eingeholten Befehl des delphischen 



sich nur dadurch erklären, dafs der Medeia 
Aufenthalt in Athen auf einer attischen Sage 
beruht. Herodot (7, 62) weifs von diesem 
Aufenthalt; auch jlellamkos . könnte hier als 
Gewährsmann angeführt werden, wenn man bei 
Paus. 2, 3, 8 (fr. 30), die Einfügung von MrjSov 
vor nazQog 'laaovog billigte ( s. un t.). v. Wüam o- 
witz (Hermes 15, 484 Anm.) macht darauf auf- 
merksam, dafs der Name Medeios in einem 



Orakels zurückgeführt. Die zahlreichen Stellen 30 attischen Adelsgeschlecht gebräuchlich sei, und 



bei griechischen und römischen Schriftstellern 
( wie z . B. Ov. Met. IJAVlfi. Herpid, \%_XLu- 
cilius] Aetna 595. Myth. Vat. 1, 25 u. a.), in 
denen die beliebte Geschichte n ach Euripide s 
erzählt wird, können hier übergangen werden, 
da sie^zur Überlieferung nichts beitragen; nur 
YcmDxac ontius s ei angeführt, dafs er die Scene 
nach Theben verlegt ( Medea v . 366 ff.) ; übrigens 
genügt es, die Dramen anzuführen, welche den 



dafs die Atthis die korinthische Kreusa mit 
dem attischen Xuthos verband ( Kleitodem os 
fr. 10 ans Schol. Eur. Med. 19, wenn nicht 
Verwirrung vorliegt), und dafs Chalkiope die 
Gemahlin des Aigeus heifst (Istros bei Athen. 
13, 556; vgl, fr. 14. S chol. EmipTMed ^ 673). 
Was Leo (Herm es 15, 313) über die Verbin- 
dung der Medeia mit („dem Argonauten") 
Aigeus anführt, läfst sich schwerlich beweisen; 



gleichen Stoff behandelt haben (v gl. L. Sch üler, 40 auch der Hinweis auf die an den attischen 



Medea im Drama alter und neuer Zeit. Ana- 
bach 1865. N. Wecklein in seiner Ausga be der 
e uripideischen Medeia S t 2.4__AnmJ. Von den 
griechischen Tragödien ist die des Neophro n 
bereits oben besprochen; von der des Karkinos 
wissen wir aus Aristoteles (Rhet. 2, 23; vgl . 
MLdcker^ßxkclk. Trag^Wbii), dafs Medeia da- 
rin nicht zur Kindesmörderin gemacht worden 
ist; die Dramen des DikaioQienes__(NaM£k'f}, 60.1) 



Dienst der Bgavoavta erinnernde Artemis- 
priesterin in der Peliadensage (s^den 4. Ab- 
schn itt) d ürfte wenig helfen; es genügt viel- 
mehr daran zu erinnern, dafs die von Haus 
aus arme attische. Sage sich vielfach aus der 
gemeingriechischen Sage, namentlich aber aus 
der nördlichen Pelopqnnes (Korinth und die Akte) 
ergänzt hat. Die Überlieferung von Medeias 
Aufenthalt in Athen hat Euripides in seinem 



un<lä£ä-Biätos. (Nauck _p. 642) sind nach ihrem 50 .4ig£M£_behandelt. (Von Sophokles' Aigeus läfst 
T ' " ' ' ' ' ■■•■■ - 1 - "■' " ■■'-- sich dasselbe nicht erweisen, vgl, v. Wilamowitz 

a. a. 0. 486.) Die Hypoth esis des euripideischen 
Stückes lautet nach Krates (lazooia itaqu Kqd- 
T7)Tt im^SehM^Msm^AlM-}:. Nach ihrer Flucht 
aus Korinth hatte Medeia den König Aigeus 
geheiratet. Als nun Theseus aus Troizene kam, 
um sich seinem Vater vorzustellen, überredet 
sie den König unter dem Vorgeben, dafs der 
Ankömmling nach dem Throne trachte, diesem 



Inhalt nicht zu bestimmen, die des Melanthios 
und Diogenes we rden v on N auck (p. 590. 627) 
überhaupt geleugnet. Die Komödien des Str attis 
(M£mek&JL t ^Sl^^J]Jßi '"'undLisLJE" "' "' 



(Meineke_Aj. 2 51. 2 , 835) scheinen Parodieen 
der euripideischen Medeia, die de s Antiphanes 
(MeineJce .I..ML 3, 84) und d es Eubulos (Mei- 
n£M_l^.l&^^M§) s i ncl nur dem Titel nach 
bekannt. Von Pompejus Macer wird eine Tra- 
gödie Medeia in griechischer Sprache ange- 60 Gift zu geben. Eben wollte dieser den dar 
führt (vgLÄTSlsber+Jzriecfo JSs&JLSäO) . Von gereichten Trank trinken, da nahm_ Aigeus 



den römischen Tragödien gehören aufser der 
erhaltenen Nachdichtung des Sen eca (vgl . Willi. 
Braun im Rhein . Mus. 32 S. 68 ff.) und dem 
Centü- jDerailianus des Cod. Sa lmas. in Rieses 
Anthol . 1, 49 — 66 (vielleicht identisch mit dem 
Gento des Hosidius Geta bei Tert ullian. de pra e- 
scri pt. hae ret. 39) sicher hierher die Medea exsul 



Schwert und Schuhe wahr, die er in Troizene 
zurückgelassen hatte, zog den Becher zurück 
und verstiefs Medeia ans Athen. (Vgl. Ov. Met. 
7, 404ff .) Der Bericht wird ergänzt durch Flu t. 
Thes. 12 , wo noch einige Nebenumstände er- 
zählt werden. Über des Euripides Aigeus vgl. 
M. Mayer. De Euripi dis mythopo eia (Berlin 



W^**m"~ 



r^»«»- 



mrnmg&^TT^mf 



2497 Medeia (Rückkehr n. Asien) 

1883) p. 59 ff. Die laxoQia findet sieh kurz be- 
rührt bei_Paw«, 2, 3, 8_ = J 4^QZ?öd..l^_a + _24 
lTeetz._Ljyk.lJo), Eustath. ad Dion.Per.lQ17 
( Eudo kia p. 289; Lyknphrnn wird citiert), in 
den beiden ersten Stellen mit dem Zusatz, 
dafs Medeia von Aigeus einen Sohn Namens 
Medos 'gehabt habe, vgl. Diod. 4, 55, 5: ot fisv 
rpaaiv avxr\v dlysi awoiK^accaciv ysvvijBai MfjSov 
u nd Hva. f. 26. 27. ( Hellanikos [fr, 30] seheint 



Medeia (Deutung u. Entwickl. d. Sage) 2498 

Serodot schöpft Pou». St^JJ^jy Bemerkenswert 
ist, dafs schon bei H erodot die attische Sage 
hineinspielt, die in einer von der Tragödie 
behandelten Erzählung ihre Fortsetzung fand. 
Die Hypothesis einer solchen liegt vor bei 
Diod. 4, 56 und Apollod. 1, 9, 28, besonders 
aber bei Hyg. f. 27, wor in Ribbeck (Rom. Tr ag. 
3J8f.) die Inhaltsangabe des Medus von Pacu - 
vius e rhalten findet; jedenfalls geht die Er- 



ihn Proxenos genannt zu haben, wenn man 10 Zählung auf eine griechische Tragödie zurück: 



Paus. 2, 3, 8„liest: 'EXlävixog öl ctvtbv IIolv 
£evov Koflff Mal. (Mr/Sovy itcczQog 'idaovog cprjaiv 
slvai.) Endlich kommt noch ein Zug aus 
MythJ r atic. 1, 48 hinzu, der jetzt durch das 
vatikanische Excerpt aus der apollodarischen 
Bibliothek 1, 5 Wagn.) bestätigt wird: Medeia 
habe zuerst Aigeus überredet, Theseus gegen 
den marathonischen Stier zu senden. ( Vgl, di e 
YasenbiMer_im „9__ Abachn.) Midiaelis (Arch, 



Medeia und Medos kommen getrennt von ein- 
ander nach Kolchis, wo Perses seinen Bruder 
Aietes vertrieben hat; Medos giebt sich als 
Hippotes, den Sohn des Kreon von Korinth, 
aus, so dafs Medeia nahe daran ist, ihren 
eigenen Sohn zu verraten. Der Irrtum wird 
aufgeklärt, Medos tötet den Perses und giebt 
die Herrschaft dem Aietes zurück. Der M edos 
des Komödiendichters The opom pos ist seinem 



Ztg. 1885 S. 291 ff. . und Wagner (Epit. Vai. 1241 20 Inhalte nach uns unbekannt. Nach Diod^ 4, 



sind geneigt, auch diesen Zug für, eu/cipideisch 
zu halten. Eine Nachbildung des .cwipidcz 
iszh&B.. Dramas erkennt man in der Medea 
des Fmnius (Ribfeek, Rom. Trag. S. lMJE,).' 
Vereinzelt steht folgende Notiz bei. Diod, 4, 
55, 5: Hippotes, der Sohn des Kreon, habe 
Medeia in Athen angeklagt; sie sei aber frei- 
gesprochen und erst nach ihrem Anschlag auf 
Theseus, der Giftmischerei beschuldigt, aus der 



ööjj.ist Medos der Sohn der Medeia und eines 
asiatischen Fürsten. Vgl. noch Varro Ataeinus 
bei Prob, ad Gegr_g J _X12<L„ VaL Place 5, 685 ff. 
HM- f- 2 ?5. Justin. 2, 6. Dio n. Perieg. 1077 
und Eustath. z. d. St. (Eudokia, p. 289). Eine 
spätere Überlieferung läfst Iason ( s. das. im 
2. Abschnitt) mit Medeia und seinem Stief- 
sohn Medos nach Kolchis zurückkehren, was 
ausführlich Justin 42, 2 erzählt; vgl. Strabon 



Stadt geflohen (vgl. Hyg. f. 26); die Anklage 30 9, 526 . TaciL Ann. 6, ____ Plin.S^S&. \lmS^ 



des Hippotes hat vielleicht Karkinns in seiner 
Med eia ($. den 5. Abschnitt) behandelt; bei 
Hyg- f. 2 7 wird sie nach Kolchis verlegt ( s. den 
7 Abschnitt). 

Von der Verbindung der Medeia mit He- 
rakles findet sich eine Spur bei _.DAanysio& 
Skytob rachion .(#:. ImsßchoLAp^Eh.A, 1233. 
unÄ_ßioc_._4».54 + 6,, -55,_4). Demnach soll He- 
rakles in Kolchis zwischen Iason und Medeia 



Hisp. 9, 2, 46, 14, 3 + 35. A^A, T^lfi, JLl^JL 

8. Deutungen und Entwicklung der 
Sage. Während das Altertum und die ältere 
mythologische Wissenschaft sich begnügt, Me- 
deia neben Kirke und Agamede als Zauberin 
aufzufassen, traten die Neueren der Frage nach 
ihrem göttlichen Wesen näher. Ot.fr . ßfiijjer 
(Orchpmengs^ SL264 ff.) glaubte in Medeia die 
mystische Seite des korinthisch - iolkischen 



vermittelt und versprochen haben ihr in Ge- 40 Heradienstes zu erkennen, indem er einen 



fahren beizustehen. Deswegen habe sich Medeia 
aus Korinth nach Theben zu Herakles gewandt 
und den Helden von seinem Wahnsinn geheilt. 
Da aber dieser durch die ihm auferlegten Ar- 
beiten behindert gewesen sei ihr zu helfen, 
habe sich Medeia nach Athen begeben. (Der 
attische Heros Antiochos wird ein Sohn des 
Herakles und der Tochter des Phylas, Namens 
Meda (andere Lesart: Mideia, 



Zusammenhang ihrer Sage mit dem lemnischen 
Kabirendienste annahm. Als Abbild der Hera 
wird sie in der physikalischen Deutung von 
Ed. G erhard ( Griech. M ythol. § 228, 3. ,§.481,. 2. 
§ 627) zur Mondgöttin; ihre Verbindung mit 
Achilleus wird von ihm (§_888) als Bild der 
scheidenden Sonne und des Mondes gefafst; 
auch Preller (Gr. Myth. s 2, 319) äufsert eich: 
„Medeia ist durchaus griechische Mondgöttin 



Trach. 464), von JPaus- A+A, %, AQ^lä+A-.ge- 50 und ihr Kommen von Morgen- nach Griechen- 



genannt; vgl. darüber E. Wilisch^ Jahrb. für 
Mass^PMlol 1878 (B. ll7).JS.JZ32__Übe.r ..die 
M^i&iasviiäg-iä. den 9.. Abschnitt.) 

7. Medeias Rückkehr nach Asien. 
Die Sage davon hängt eng mit der Etymo- 
logie von Medien zusammen, einem Namen, 
den man frühzeitig von Medeia oder ihrem 
Sohne Medeios oder Medos, dem Sohne des 
Iason 4 Hes. The oa. 1001. Kinaithon fr. 2 aus 



land nur das gewöhnliche Spiel des mythischen 
Bildes." Dieser Ansicht haben sich viele an- 
geschlossen, n. a. auch E. W ilisch in seiner 
mehrfach citierten Abhandlung : Die Sagen von 
Korinth nac h ihrer £eschichtlkheiLJB£d£utung 
( Jahrb. f. kl. Phil. 1878 S. 721 ff .), der ausdrück- 
lich betont, dafs Medeia eine griechische 
Mondgöttin sei (vgl, auch Röscher, ßelene u. Verw- 
127._l.8Qj_ 147), während andere, wie z. B. 



Paus. 2, 3 . 9) oder des Aigeus (a_ den 6. Ab- 00 _V. Wecklein in seiner Medea- Ausgabe (2. Aufl. 



Schmitt), ableitete ( Find, l' yth. 1, 78 nennt die 
Meder Afijfoiot). Vgl, Hekataios fr. 171 njiS 
Steph. Byz. s. v. Mndia: X'^Q" ™'*e KaanCaig 
j.cpaxftjxfi'r; nvXaig' ExctTuciog 'Aalu' anb Mr\- 
äov vtov MrjäiCag. Hcrod. 7, Ojk ixaXfovto 
itäXai TtQog nävrcov "Aqloi, äirixoulvTjg <?. Mtj- 
äsirjg rfjg KoX%lSog f|j 'A&rjviiov lg toüg 'Afiovg 
roviovg aszißccXor kcü ovtoi to 01" vafiot. (AllS. 
Eoschee, Lexikon der gr. u. rinn Mythol. II. 



S_4), ihre Gestalt aus phönizischer Quelle ab- 
leiten. Fragt man freilich, wie Medeia zu der 
Bedeutung einer Mondgöttin gelangt, so erhält 
man nur ungenügende Antwort. Ihre Verbin- 
dung mit Hekate und Helios erklärt sich aus 
ihrem Charaktor als einer Zauberin; Hera ist 
die Schutzgöttin des Iason im Kpos; Medeia 
ist mit ihr höchstens in Korinth in einige 

79 



2499 Medeia (Deutung u. Entwickl. d. Sage) Medeia (Deutung u. Entwickl. d. Sage) 2500 

Verbindung gebracht; dieser korinthische He- Stiere (im Wettstreit des Pflügens mit Aietes) 
roinenbultus läfst sich aber als uralt nicht und bei der Überwindung des Drachens, der 
erweisen und stammt viel wahrscheinlicher aus das Vliefs hütete, leistete. Aber schon in dem 
der Zeit der dorischen Stammes- und Heroen- Verhältnis der Medeia zu ihrem Vater^ war 
legende; schwerlich dürfte jemand mit Wßisch ein Motiv enthalten, das zu einem afiag- 
( a. a. 0. S. 7301 in der Silbe (irjd „eine An- rrj/ia führen mufste. Aus diesem Keime ent- 
spielung auf den Mond" finden. In der That wickelte sich die Wandlung der guten Fee in 
hat die vergleichende Mythologie sich mit der die düstere Gestalt der jüngeren Dichtung. 
Mondbedeutung der Medeia nicht zufrieden ge- Der Mord des Pelias erschien zwar als eine 
geben; Myrianthe us (Dje^£^sJi.J)5,J)8.122) io Sühne für das Unrecht dieses Königs an Iason, 
fafst die Heroine als Göttin der Morgenröte verdüsterte aber das Bild derer, welche die 
neben dem Sonnenheros Iason, KL. W. Schwar te Gerechtigkeit sich zum Werkzeug erkor; weit 
(DieM^M^n^ßMramehauum^Ä^2i3^3,^9-, schwerer wog der Mord des Bruders, und von 
2, 5." 189) natürlich als Gewitterheldin analog da war zur Kindesmörderin des Euiipides nur 
der Demeter. Man erkennt, welches Spiel mit ein Schritt. Ehe sich aber diese Wandlung 
diesenphysikalischenDeutungengetriebenwird. vollzogen hatte, war in der Periode, die der 
Freilich hat auch die Stammesmythologie, die Blüte des Epos folgte, in der die dorische 
wiederum an 0. Müller anknüpfte, das Rätsel Stammes- und Knltusdichtung blühte und der 
nicht zu lösen vermocht. Indem H. D. Mül ler Heiligenkultus und die Heiligenlegende allent- 
( Myt holo gie der griechischen Stämme l s 259. 20 halben in Griechenland gepflegt wurde, die 
2, 336 ff!; vgl , den 9. Abschnitt' des Artikels Gestalt der Medeia aus der Sage ('Agym nüm 
Iason) seine Deutung von der Gleichstellung pslovea) in den Kultus von Koiinth aufge- 
des Iason mit Kadmos und der Medeia mit nommen worden, wozu der dortige Helios- 
Hera abhängig machte, gelangte er zu dem dienst besonders beitragen «mochte; hier erst 
j Resultat, dafs in der ursprünglichen Argo- wurde sie mit ihren Kindern in Beziehung zu 
' nautensage die Befreiung der göttlichen Braut Hera gebracht; von hier aus wurde ihre ehe- 
! aus der Unterwelt dargestellt werde. Während liehe Verbindung mit Iason in die solenne 
' dieser in Medeia das Gegenbild zu der „chtho- Form der dorischen Dichtung gebracht; von 
nischen Gestalt der Hera", zu Kirke, erblickte, hier aus wurde ihre Unsterblichkeit, ihre Auf- 
verfuhr der Kriticismus radikaler: Medeia, die 30 nähme in das elysische Gefilde gefeiert, ebenso 
, Geliebte Iasons", sei nur eine Nachbildung wie auch manche Gestalten des ionischen Epos 
der homerisc hen Kirke (Mm+DJsJ^ntiMcMung erst durch die ernste dorische Dichtung ihre 
d er homeri sche n Poesie S.2 40); umgekehrt hatte priesterliche Weihe empfangen haben. Merk- 
Kir chhojf (Homerische Odyssee* S..287ff.) die würdig genug, dafs gerade im Anschlufs an 
Kirke für eine Nachbildung der Medeia er- die korinthische Legende das Motiv der Kindes- 
klärt. Den aussichtslosen Versuch, zu be- mörderin erfunden wurde. Wenn sich die an- 
weisen, dafs „die Heimholung der Braut" gegebene Entwicklung der Medeiasage nicht 
der Kern der Argonautensage sei, hat O. Jessen mit gleicher Sicherheit, wie bei den Gestalten 
inj.emJL.Teil meiner Dissertation: Prolegomenß des homeris chen Epos, nachweisen läfst, so 
inCaMo^um^Är^gnqutarmr^ iBerlin 1889) ge- m liegt der Grund eben darin, dafs uns die alten 
macht. Die gleichzeitig erschienene Disser- Argonautenlieder, weil sie nie einen klassischen 
tation von M. Groeger (Be Ärgonauticarum Ausdruck im ionischen Epos gefunden haben, 
fabularum his toria quaesti ones selectae.^Bres- verloren sind; aber die Analogie Und eine 
l au 1889 ) hat dagegen die Schwächen der unbefangene Würdigung der Überlieferung, 
korinthischen Überlieferung in das rechte die auch in ihren ältesten Teilen Spuren der 
Licht gesetzt und an der Priorität der thes- späteren Argonautendichtung enthält, mufs 
salischen mit Recht festgehalten. Und in der eine besonnene Forschung zu diesem Resultate 
That dürfte auch durch die neueren Unter- führen. Nachdrücklich mufs bei Medeia, wie 
suchungen die früher allgemein geltende An- auch bei anderen Heroen und Heroinen, die 
sieht, dafs der Kern der Argonautensage die soin irgend einer griechischen Stadt göttliche 
Fahrt Iasons nach dem Vliefs sei, nicht er- Verehrung genossen, dem Schlufs entgegen- 
schüttert sein. Dieses mythische Motiv wurde getreten werden, dafs dieses Heroentum, dieser 
auf das glücklichste durch ein zweites er- religiöse Charakter in jedem Falle ursprüng- 
gänzt, welches dem grausamen, verderben- licher ist, als die Verwendung dieser Gestalten 
sinnenden Fürsten, dem Besitzer des Viiefses, in Sage und Epos; für die Mehrzahl läfst sich 
eine dem Helden hülfreiche Tochter zur Seite eher das Gegenteil annehmen (v gl. Deneken i m 
stellte (Ariadnemotiv). Diese Gestalt fand Art. „Heros" Bd.l Sp.2445 Z.61. Sa. 2461 Z.59 
die thessalische Sage in der guten Zauberin und_ Sp^ 2462 ZJJ8 — freilich begünstigt D. 
von Ephyra, der Medeia, welche, wie die allzusehr die Zurückführung der Heroensage 
Agamede Aex_hias., die heilsamen Kräuter 60 auf den Mythus, wie er z. B. einen Ztvs 'Aya- 
kannte, die die Kraft besafsen zu verjüngen, (lijivcov ernsthaft nimmt), 
zu stärken, zu heilen und gegen Stich, Hieb 9. Medeia in den Kunstdarstel- 
und Feuer fest zu machen — ein Gegenbild lungen (Vorarbeit: C. Th. Pyl, De Medeae 
zu der bösen Zauberin Kirke, die mit ihrem fabula. Berlin 1850). 

Trank die Menschen in Tiere verwandelte Das nächstliegende Erkennungszeichen der 

(s. das.). So erzählte denn die Sage, wie die Medeia auf* bildlichen Darstellungen scheint 
Königstochter dem jungen Helden ihre Hülfe die Tracht, da es nahe lag, die Barbarin ' 
bei der Bezwingung der feuerschnaubenden nicht in hellenischer, sondern in asiatischer ; 



2501 Medeia (in d. Kunst: Tracht) Medeia (in d. Kunst: Iason u. M.) 2502 

i Gewandung und besonders mit fremdländischer stimmen; unbegründet sind die Deutungen bei 
iKopfbedeckung, der sog. phrygischen Mütze, Lippert 2, 68. 71 — 74.] Eine schlichte Ver- 
| darzustellen, s. unsere Abbildung der Vase von bindung von Iason und Medeia, vielleicht nur 
Canosa (Fig. 3). Doch ist die barbarische Tracht in Gesellschaft der Aphrodite oder des Eros, 
fast nur in Vasenbildern zur Anwendung ge- wird am besten auf die erste Begegnung be- 
kommen, und auch auf diesen nicht regelmäfsig; zogen: hierher gehört das Phantasiebild des 
die hellenische findet sich auf den Wandgemälden jüngeren Fhilostratos (nr. 7; nr. 11 ist die Ab- 
und in den meisten Werken der Skulptur, fahrt des Paares auf der Argo geschildert); 
namentlich auf den römischen Sarkophagen; von den Vasenbildern sind so zu deuten die 
eine Ausnahme macht unter ihnen das attische 10 Berliner Vase nr. 3258 , auf der Medeia durch 
Paliadenrelief im Lateran (s. Abschnitt b am die phrygische Mütze und den fpcogia/aög ge- 
Ende); anders urteilt darüber Brunn in den kennzeichnet ist, und eine Neapeler Kalpis 
Ber. d. bayr. Ak. d. W. 1881 2, 99, dessen Be- (Heydemann, Iason in Kolchis nr. 2), auf der 
hauptung, dafs Medeia im asiatischen Kostüm Medeia in griechischer Tracht, aber in phry- 
nur auf Vasengemälden des späteren Stils zu gischer Kopfbedeckung zwischen Iason und 
finden sei, u. a. durch die Kertscher Theseusvase einem Argonauten sitzt, mit der Rechten den 
(s. Abschn. d Fig. 5) widerlegt wird. Vgl. noch in der Linken gehaltenen Zauberkasten öff- 
O. Jahn in der Arch. Zeitg. 1847 S. 37 und nend. Pompejanisches Wandbild aus der casa 
H. Heydemann, Iason in Kolchis S. 9. Als del Orfeo, abgeb. im Jahrb. d. k. arch. Inst. 
Zauberin wird Medeia durch das Zauber- 20 1893 S. 53: Berglandschaft mit Tempel und 
kästchen (qxoQiafiös, Apollon. Bhod. 3, 844) mythologischer Staffage; das zusammentreffende 
oder auch durch ein Büschel von Lorbeer oder Paar, von Sogliano als Orestes und Iphigeneia, 
Wachholder {Apoll. Rh. 4, 156) charakterisiert v. a. als Protesilaos und Laodameia gedeutet, 
(vgl. O. Jahn im Bhein. Mus. 6 , 296 f. und wird von 0. Bossbach {Jahrb. S. 52/5) als Iason 
Heydemann a. a. 0. S. 8), als Kindesmörderin und Medeia in Kolchis vor dem Tempel der 
durch das Schwert. Hekate (nach einer dramatischen Quelle) er- 
a) Medeia und Iason. Argonauten- klärt. Bobert {Sie antiken Sarkophagreliefs 2, 
zug. Die älteste Darstellung der Medeia, von zu nr. 192 a ) deutet auf dieselbe Scene auch 
der wir wissen, ist die an der sogen. Kypselos- ein Relieffragment der Villa Ludovisi; doch 
lade, über welche bereits am Anfang des 3. Ab- 30 scheint die frühere Deutung (als generelle 
Schnitts gesprochen worden ist. Indem man Abschiedsscene, s. Arch. Ztg. 1871 S. 148) vor- 
den von Pausanias im Anschlufs an die Scene zuziehen, selbst wenn das Relief die Schmal- 
beschriebenen Reigen der Musen unter Füh- seite eines Medeiasarkophags gebildet hätte. 
rung des Apollon hinzuzieht, nimmt man eine Nach Apollon. Bhod. (3, 667 ff.) ist Chalkiope 
solenne Darstellung der Hochzeit an (vgl. Jessen besonders thätig gewesen, ihre Schwester für 
a.a.O. S. 38 f.). Jessen (S. 43) glaubt das viel- Iason zu gewinnen; die Unterredung beider 
gedeutete mittlere Bild der Münchener Vase glaubt Pyl (S. 26) auf dem unteren Bilde 
nr. 805 als Hochzeit des Iason und der Medeia einer Berliner Vase nr. 3256 (früher nr. 1003) 
vor Aietes in Kolchis deuten und mit der Dar- zu finden; auf dem mittleren Bilde derselben 
Stellung der Kypseloslade vergleichen zu dürfen, 40 Vase soll nach Gerhard und Pyl (S. 10) die 
läfst aber unerklärt, warum die Braut ohne Ankunft des Phrixos in Kolchis und unter 
hochzeitlichen Schmuck ist. Pyl (S. 20), der den bei dem Opfer anwesenden Frauen Me- 
die Darstellung auf Iasons Erscheinen vor deia neben Chalkiope dargestellt sein {Raoul- 
Aietes bezieht, vermutet Medeia in der Jung- Bochette, Mon. ined. T. 35 S. 194 bezieht beide 
frau, die sich mit einer älteren Frau (Idyia) Bilder auf die Pelopidensage; bei Furtwängler: 
unterredet. (Vgl. dazu Flusch, Angebliche Ar- unerklärtes Widderopfer). Sicher ist dagegen 
gonautenbilder S. 30ff.). Pyl {8. 28 f.) vergleicht Medeia auf der Vase bei Mülingen, Peintur. 
mit der Darstellung am Kypseloskasten eine d. vas. div. coli. 7 in der Frau in phrygischer 
Scene der Portland vase {Mülingen, Anc. ined. Tracht zu erkennen; über die Deutungen dieser 
mon. 1, 27): eine auf einem erhöhten Sitz 50 Scene s. Argonauten Bd. 1 Sp. 528 Z. 11 und 
lagernde Frau, die die eine Hand über den Iason Bd. 2 Sp. 79 Z. 24. Mit diesem Bilde 
Kopf erhebt, in der anderen eine Fackel trägt; mag gleich hier ein ähnliches zusammengestellt 
neben ihr sitzt ein Jüngling in der Chlamys; werden (Vase aus Ruvo), welches Heydemann 
auf der anderen Seite steht eine weibliche in der Arch. Ztg. 1871 S. 154 besprochen hat; 
Figur mit Scepter (Aphrodite). Die Deutung derselbe erklärt es als Überbringung des Vliefses 
auf Iason und Medeia (vgl. auch Arch. Zeitg. an Aietes; hinter dem Könige stehe Medeia 
1845 S. 47) ist unbegründet. Am sichersten im Chiton und Mantel, in der Rechten ein 
glaubt man jetzt die Darstellung der Hoch- Rädchen (?) haltend. — Die im Artikel Iason 
zeit des Paares zu erkennen auf einigen der Bd. 2 Sp. 80 Z. 1 ff. besprochenen römischen 
römischen Sarkophagreliefs, welche die Argo- 60 Sarkophagreliefs, welche die dyävss des Helden 
nautensage behandeln; darüber s. im Abschn. c. — in Kolchis darstellen, sind nunmehr in Boberts 
Iason (inschriftlich) und Medeia finden sich ver- Antiken Sarkophagreliefs 2 T. 61 vereinigt und 
einigtauf einem Vasenfragment von St. Colombe von S. 197 — 204 besprochen (nr. 188 Wiener 
(s. Corp. inscr. lat. 12 nr. 5607, 13 p. 779): Iason Sark.; nr. 189 Pariser S.; nr. 189' Zeichnung 
trägt in der Rechten einen Speer und reicht des cod. Coburg. 13, 215; nr. 190 Turiner Frag- 
die Linke der Medeia. [Die geschnittenen Steine, ment; nr. 190' Zeichnung des cod. Coburg. 32, 
die hierher gezogen werden, bei Tölken 4, 2 214 = Pigh. 251, 211; nr. 191 verschollenes 
p. 270 nr. 140. 148—150, lassen sich nicht be- Fragment aus Rom [die Abbildung im Text 

79* 



lä 



SM 



GZ 




M 




x 




:■ 





2503 Medeia (in d. Kunst: Iason u. M.) 

von dem modernen Bruchstück im Palazzo 

Colonna zu 
Rom , Matz- 
v. Duhn nr. 
3160]; nr. 192 
Fragment aus 
Villa Ludo- 
visi; nr. 187 

Sarkophag 
vom Palatin, 10 
von dem die 
3. Scene (nur 

fragmenta- 
risch erhal- 
ten) die Ge- 
winnung des 
Vliefses dar- 
stellt. In der 

Scene der 
Stierbän- 20 
digung fehlt 
Medeia; denn 
die Figur auf 
dem Pariser 
Sarkophag, 
welche von 
Heydemann 
S. 7 als Me- 
deia gedeutet 
wird (hinter 30 
dem thronen- 
den Aietes), 

wird wohl 
richtiger als 
Absyrtos er- 
klärt. Von be- 
sonderem In- 
teresse sind 
die Vasendar- 
stellungen, 40 
die auf diesen 
äycöv bezogen 
werden, vgl. 
Iason Bd. 2 
Sp. 81 f. An 
dieser Stelle 
beschäftigt 
uns die zu- 
schauende 
Frau: Auf der 50 
NeapelerVase 
(nr.2413)steht 
sie im gegür- 
teten Chiton, 
mit Haube, 
beschuht und 

reich ge- 
schmückt; in 
den gesenkten 
Händen hält so 
sie je einen 
kleinen Blät- 
terzweig. Auf 
der Vase von 
Ruvo (Neapel 
nr. 3252) wird 
die auf einem 
Balkon sitzende reichgeschmückte Frau, neben 



Medeia (in d. Kunst: Iason u. M.) 2504 

der Eros steht, von Heydemann als Medeia ge- 
deutet. Derselbe erkennt Medeia auch auf der 
Vase der Sammlung Caputi in Ruvo nr. 377 in der 
reichgescbmücktenFrau,neben der ebenfalls Eros 
steht und eine Dienerin, welche in ein geöffnetes 
Kästchen blickt. — Es folgen die die Erbeutung 
des Vliefses darstellenden Bilder, vgl. Artikel 
„Iason" Bd. 2 Sp. 82f. ; auf ihnen ist die Anwesen- 
heit der Medeia selbstverständlich. Auf den 
Sarkophagreliefs erscheint sie in rein helleni- 
scher Tracht, in langem Chiton und Mantel, der 
entweder das Hinterhaupt verhüllt oder bogen- 
artig emporwallt. Sie hält der Schlange ein 
Büschel (Apollon. Shod. 4, 156 ff.) hin (Wiener 
Relief, bei Robert nr. 188) oder eine Schale (?Rel. 
in Villa Ludovisi, nach Robert zu nr. 192: einen 
Apfel) ; in der Zeichnung des cod. Cuburgiensis 
fol. 32 nr. 214 (= Pighianus fol. 251 nr. 211, bei 
Eobert nr. 190') ist „ein kleiner Altar aufgestellt, 
in dessen Flammen Medeia von einem Teller, den 
sie mit der gesenkten Rechten gehalten haben 
mufs, mit der Linken kleine Gegenstände (?) 
hinabwirft". Von dem Pariser Relief (nr. 189) ist 
die Scene der Vliefserbeutung auch in der Zeich- 
nung des Cod. Coburg, fol. 13 nr. 215 (nr. 189') 
fragmentarisch: von Medeia ist nur ein Fufs 
sichtbar; ebenso fehlt Medeia mit dem Drachen 
auf dem Fragment des römischen Sarkophags 
nr. 3195 (Matz-v. Duhn, bei Robert nr. 187). 
Auf dem Terracottarelief sitzt Medeia in helleni- 
scher Tracht und hält dem Drachen eine Schale 
hin. Auf der Münchener Vase nr. 805 steht Me- 
deia hinter Iason, in hellenischer Tracht, mit der 
Linken den Zauberkasten haltend und die Rechte 
verwundert hebend. Auf der Hydria im Louvre 
sitzt Medeia, durch die phrygische Mütze ge- 
kennzeichnet, unter dem Baume und hält dem 
Drachen die Schale vor; auf der Petersburger 
Vase ist Medeia inschriftlich bezeichnet; von 
der stark ergänzten Figur sind alt die Spitze 
der phrygischen Mütze und die Lorbeerblätter, 
mit denen der Drache besprengt wird. Auf 
der Neapeler Vase nr. 3248 steht Medeia links 
vom Baume, in besticktem Chiton, mit Schuhen 
und phrygischer Mütze; in der Linken hält sie 
die Schale, aus welcher der Drache gierig den 
Trank schlürft. Von geschnittenen Steinen sind 
anzuführen (nach Mitteil, des Hrn. Dr. Drexler) : 
De Murr, Descr. du cal. de Mons. Paul de Praun 
ä Nuremberg p. 317 nr. 671 (Karneol): Medeia 
reicht dem Drachen den einschläfernden Saft; 
Cat. of engr. gems in the Brit. Mus. p, 158 
nr. 1369 (Paste): Medeia schläfert die um einen 
Baum sich windende Schlange ein. — Auf der 
Vorderseite der Talosvase (Arch. Ztg. 1846 
t. 44. 45; 1848 t. 24) ist Medeia inschriftlich 
bezeugt; im prächtigen orientalischen Schmuck 
steht sie zwischen der Argo und der Talos- 
gruppe, mit dem Zauberkasten in der Linken ; 
die Wirkung ihrer Kräuter ist an dem betäubt 
hinsinkenden Talos erkennbar. Ob auf der 
Kehrseite Medeia in der hellenisch gekleideten 
Frau mit der Schale in der Linken, die neben 
dem Heros im reichgestickten Festgewand (Ia- 
son?) steht, wiederholt oder diese mit Panofka 
als Aphrodite oder anders zu deuten ist, ist 
zweifelhaft. Die Medeia der Meidiasvase 
(Miliin, Gal. Myth. 94, 385 s. Abb. 1), die in- 



2505 Medeia (in d. Kunst: M. u. Peliaden) Medeia (in d. Kunst: M. in Korinth) 2506 

schriftlich bezeugt ist (G. I. Gr. nr. 8487), ein diese scheint Medeia zu sein; aufserdem ist 
Weib in phrygischer Kleidung, gehört der noch eine zweite Peliade anwesend. Berliner 
attischen Sage (s. unter d) an, da sie mit Vase nr. 2188, besprochen in der Arch. Ztg. 
Aigeus (nicht Atlas oder Aietes), Antiochos, 1846 S. 370: Widderprobe; die eine Frau hält 
Hippothoon, Oineus und anderen attischen das Schwert, die andere die Feuerzange. Ger- 
Heroen vereinigt ist; die übrige Scene stellt hard deutet beide als Peliaden, Pyl (S. 58) die 
Herakles und die Hesperiden (s. d.) dar. erstere als Medeia. Auch auf einem corneta- 
b) Medeia als iipäväga und die Pe- nischen Gefäfs (Annal. d. Inst. 1876 S. 43 ff. 
liaden. Auf der Hydria des Britischen Mu- tav. F) fehlt Medeia; die eine der beiden Pe- 
seums nr. 717 {Arch. Zeug. 1846 S. 287), die 10 liaden (inschriftlich Alk ... ra) trägt ein MesBer. 
wohl mit Heyäemann auf die Verjüngung des Vase bei Miliin, Gal. Myth. 116, 425 (Böttiger, 
Aison zu beziehen ist (vgl. „Iason" Bd. 2 Sp. 85 Amalthea 1, 161) : Ein Weib im langen Chiton, 
Z. 6), ist Medeia inschriftlich bezeugt (C. I. Gr. mit gezücktem Schwert (Medeia?), treibt zwei 
■ nr. 7748); sie trägt in der Hand das Zauber- Frauen an, von denen die eine flieht, die 
kästchen. Die Verjüngung des Aison (inschrift- andere mit der Schale in der Hand im- 
lieh: Aeasun) durch Medeia (Metvia) ist nach schlüssig dasteht. Die Erklärung (bei Pyl 
der gewöhnlichen Erklärung (vgl. A. Klügmann p. 59) ist sehr unsicher. Pompejanisches Fries- 
in den Annalen d. Inst. 1879 S. 38ff.) auch auf bild, bei Heibig nr. 1261 h {Atlas t. 19, abge- 
dem Graffito eines etruskischen Spiegels (in den bildet auch in Engelmanns Bilderatlas zu Ovid 
Monum. d. Inst. 11, 3) dargestellt; Heydemann 20 12, 80): Von den Peliaden hält die eine den 
(a. a. 0. S. 6) erklärt wohl wegen der An- jungen Widder, die zweite führt den Vater 
Wesenheit der Athene (Menrva) das Bild als herbei, die dritte hält das Schwert; links steht 
die Feiung des Iason vor der Lösung der Auf- Medeia, in einen Schleier gehüllt, mit der 
gaben (s. „Iason" Bd. 2 Sp. 79 Z. 62). Auf die Linken einen Zweig vorstreckend. Das pom- 
Verjüngung des Aison bezieht K. Wernicke eine pejanisehe Wandbild, welches C. Bobert in der 
Lekythos der Sammlung Canino, welche, von Arch. Ztg. 1874 T. 13 veröffentlicht hat, ent- 
Gerhard im liapp. Voleente nr. 434 erwähnt, hält zwei Scenen: 1) Medeia als Priesterin der 
in den Auserl. Vasenb. T. 69. 70, 5 abgebildet Artemis (s. unter 4) wird von Akastos herbei- 
ist (s. Arch. Anz. 1889 S. 149); die Figuren geholt und von den drei Peliaden empfangen, 
werden von ihm (nach brieflicher Mitteilung) so 2) Die Widderprobe. Medeia trägt hellenische 
erklärt als Medeia mit dem Zauberstab, die Tracht (bei Sogliano, Le pitture murali Cam- 
den Verjüngten herauswinkt, eine Peliade, pane n. 553; eine zweites ähnliches Bild n. 554). 
Iason links und der greise Pelias rechts. (Vgl. Attisches Marmorrelief im Lateran (Benndorf 

0. Jahn am unten a. 0.) und Schöne nr. 92. Die Echtheit der Berliner 
Über die Darstellungen von dem Morde Replik wird zuletzt von Michaelis im Arch. 

des Pelias vgl. Minervini, Bullett. arch napol. Jahrbuch 1888 S. 225 verteidigt): Ein Weib 

6, 7 S. 53 ff. 0. Jahn in der Arch. Ztg. 1867 stellt den Kessel zurecht, ein zweites steht da- 

S. 57. C. Bobert in der Arch. Ztg. 1874 (32) neben, das Schwert aus der Scheide gezogen, 

S. 134 f. Bursians Jahresber. Suppl. 25, 329 f.: in sinnender Haltung; auf der anderen Seite 
Archaische Amphora bei Gerhard, Auserl. 40 steht eine dritte Frau in fremder Tracht, mit 

Vasenb. 3, 157, 1: Hier ist die Widderprobe dem Kästchen in der Linken; diese ist Medeia, 

dargestellt; Medeia steht neben dem Könige, nicht eine Peliade in thessalischer Tracht, wie 

trägt griechisches Gewand, aber auf dem Kopfe Brunn in den Sitzungsberichten der bayr. Aka- 

eine hohe, kalathosartige Mütze; die linke demie 1881 2, 95ff. erklärt, der die Frau mit 

Hand hält sie erhoben. Etruskischer Spiegel, dem Schwerte für Medeia hält. Von Gemmen 

besprochen von A. Klügmann im Bull. 1888 (nach Mitteilung des Herrn Dr. Drexler) sind 

S. 167: Pelias und Medeia. Stamnos bei anzuführen: Im Bull, dell' Instit. 1853 S. 85 

Gerhard, Auserl. Vasenb. 3, 157, 3. 4: Auf der wird der Abdruck eines Scarabäus erwähnt, auf 

einen Seite die Widderprobe — die Frau mit welchem dargestellt ist ein Weib mit einer 
dem Scepter wird als .Medeia gedeutet; auf 50 Kette oder Kranz in der Hand, stehend bei 

der anderen Seite die Überredungsscene: Me- einem Gefäfs, aus welchem die halbe Gestalt 

deia in griechischer Tracht spricht dem Pelias eines bärtigen Mannes sichtbar wird (?). Ferner 

Mut ein und berät die Peliaden. Die gleiche r. T. IlaTtnceävnovXog, JTfptypaqp^ ixtvmofiÜToov 

Scene findet sich abgekürzt (Pelias und Me- uq%. ecpQuyiSolfömv ävsKÖözmv (Athen 1855) p. 19 

deia[?], letztere im langen Chiton, über dem nr. 306: Medeia, geflügelt (?), kniet an einem 

Kopfe einen Schleier und ein Diadem) auf Kessel, aus dem zwei Füfse hervorragen, die 

dem inneren Bilde einer Kylix im Mus. Gregor. des Pelias (??). 

1, 82, 1 {Arch. Ztg. 1846 T. 40); aufsen trägt c) Medeia in Korinth. (Vgl. C. A. Böt- 
sie zwei Bilder: 1) Ein Weib im langen Chi- tiger, De Medea Euripidea cum priscae artis 
ton zieht den Widder am Hörne herbei; zwei 60 operibus comparata. 1803, abgedruckt in den 
Frauen tragen Kästchen in der Hand, eine dritte, Opusculis ed. Sillig. Dresden 1837. S. 363 — 398. 
die die eine Hand emporhebt, hält eine Schale. N. Wecklein, Euripides' Medea 2 . Leipzig 1880. 
Ob die Frauen Dienerinnen vorstellen oder S. 18 f. T.Vogel, Scenen euripid. Tragödien in gr. 
Medeia und die Peliaden (Alkestis warnend?), Vasengemälden S. 146 — 152 und die unten im ein- 
ist zweifelhaft. 2) Ein Weib im langen Chiton zelnen angeführten Aufsätze und Bildersamm- 
beredet einen Greis vom Sessel aufzustehen; lungen.) Medeias Kindermord nach Euripides 
bei dem Kessel steht eine mit der Stephane ist ein beliebter Stoff der antiken Kunst ge- 
geschmückte Frau, das Schwert in der Hand; wesen. Ob die von Plinius (37,137) angeführte 



2507 Medeia (in d. Kunst: M. in Korinth) Medeia (in d. Kunst: M. in Korinth) 2508 



Medeia des Aristolaos als Kindesmörderin dar- 
gestellt war, wissen wir nicht; am berühm- 




testen war das Gemälde des Byzantiners Timo- 
machos, an dem besonders der ergreifende 
Ausdruck gerühmt wurde (Flin. 7, 126. 35, 145; 
vielleicht ist sie beschrieben bei Luc. de domo 
31; die übrigen Stellen s. in Ocerbeclcs Schrift- 
quellen nr. 2122 ff.; über die Zeit des Malers 
äufserte sieh zuletzt L. v. Urlichs in dem Würz- 
burger Programm von 1888 „Ein Medeasarko- 
phag" S. 15ff.). Statuen der Medeia werden 

10 noch beschrieben von Libanius 4 p. 1090 und 
Kallistratos st. 13. A. Sarkophagreliefs. 
(Vgl. O. Jahn, Arch. Ztg. 1866 S. 239 ff. Dilthey, 
Sarcophagi di Medea in den Ann. d. Inst. 
1869 S. 5 ff. L. v. Urlichs in dem oben ci- 
tierten Programm (Ein Medeasarkophag. Würz- 
burg 1888) und besonders C. Robert, Die an- 
tiken Sarkophagreliefs 2 Taf. 62 — 65 S. 205 
— 217.)_ 1) Im Vatikan, Casino di Pio IV., 
früher im Hofe des Pal. Lancelotti (Winckel- 

20 mann, Mon. ined. 2, 90. 91), bei Robert nr. 194 
(alte Zeichnung im Cod. Coburg, fol. 155 n. 217, 
bei Robert 194'). Das Relief enthält fünf Scenen. 
2) Im Klosterhof der Diocletiansthermeo, her- 
ausgegeben von Dilthey, Annal. d. Inst. 1869 
tav. d'agg. ABl, bei Robert nr. 201. Die 
Vorderseite enthält die Scenen 2 — 4, die linke 
Schmalseite Iason opfernd, die rechte zwei 
Krieger. 3) Aus Rom, jetzt in Berlin nr. 843 b 
(s. Arch. Ztg. 1891 S. 115), veröffentlicht von 

30 Urlichs a. a. O., bei Robert nr. 200 (s. Ab- 
bildung 2). Die Vorderseite enthält die Sce- 
nen 2 — 4. Die linke Schmalseite zeigt Iasons 
Stierbändigung, die rechte Diomedes und Odys- 
seus, welche das Palladion rauben. 4) Im 
Klosterhof der Diocletiansthermen heraus- 
gegeben von Dilthey a. a. O. A B 2 , bei Robert 
nr. 199 (alte Zeichnung im Cod. Coburg, fol. 42 
nr. 21« und Cod. Pigh. fol. 250 b nr. 212, 
bei Robert 199'. Arch. Ztg. 1866. T. 216, 1). 

40 Das Relief enthält die Scenen 2 — 4. 5) Im 
Louvre aus Villa Borghese, Clarac, Mus. d. 
tculpt. 204, 478, bei Robert nr. 195. Das Re- 
lief enthält die Scenen 2 — 4; dieselben Scenen 
enthält endlich 6) eine Sarkophagplatte aus Rom 
in Mantua, Miliin, G. M. 108, 426, bei Robert 
nr. 196. Dazu kommen noch die Bruchstücke 
7) im Vatikan, abgeb. bei Visconti, Mus. Pio 
Clement. 7, 16, bei Robert nr. 197, mit der 2. 
und 3. Scene, 8) verschollen, einst in Villa Ca- 

50 sali zu Rom, Matz-v. Duhn nr. 3163, bei Robert 
nr. 202 mit der 2. Scene, 9) ein Sarkophag- 
deckel im Museum zu Marseille, Dilthey, Annali 
a. a. 0. tav. D, bei Robert nr. 203 mit der 
4. Scene, 10) ein verschollenes Fragment, 
früher in Florenz (Pal. Martelli), abgeb. bei 
Gori, Inscriptiones antiquae graecae et romanae 
3 tav. 13, bei Robert nr. 193 mit der 5. Scene, 
und dieselbe Scene verstümmelt auf 11) einem 
Fragment zu Ostia, am Pal. Vescovale in der 

eo Facade eingemauert, zuerst von Robert nr. 198 
veröffentlicht. Die erste Scene stellt die Ver- 
mählung von lason und Kreusa dar. Diese 
Deutung wird allgemein angenommen von der 
dritten Scene eines Sarkophagreliefs, von dem 
eine Zeichnung im Cod. Coburg, fol. 32 nr. 214 
(= Cod. Pigh. fol. 251 nr. 211) erhalten ist (die 
erste und zweite Scene stellen die Stierbändi- 
gung und die Erbeutung des Vliefses dar, 



2509 Medeia (in d. Kunst: M. in Korinth) 

s. oben unter a; bei Bobert nr. 190'): Iason 

spendet aus einer Schale in die Flammen eines 

Altars; vor ihm steht ein Camillus; dem Iason 

gegenüber steht Kreusa, mit der Linken den 

Brautschleier unter das Kinn haltend; zwischen 

beiden Iuno pronuba. Von links naht eiligen 

\ Schrittes Medeia, bekleidet mit tiefgegürtetem, 

1 ärmellosem Chiton und wallendem Mantel, den 

isie mit der gesenkten Rechten fafst; in der 

'Linken hält sie das in der Scheide steckende 

(Schwert; hinter ihr laufen die beiden Kinder. 

Ein Bruchstück dieser Scene, Iason und der 

Camillus am Altar, ist auf der linken Schmal- 



Medeia (in d. Kunst: M. in Korinth) 2510 

glücklicher als die durch Medeias Anwesen- 
heit, die durch nichts begründet ist, erwei- 
terte. Die zweite Scene stellt die Über- 
bringung der Geschenke an Kreusa dar. 
Nach der richtigen Erklärung empfängt Kreusa; 
die Geschenke, die von den Kindern der Me- 
deia überbracht werden; nach anderen soll 
Medeia in der auf dem Sessel sitzenden jugend- 
lichen Frau dargestellt sein, die im Begriff 
10 sei, ihre Knaben an die Braut abzusenden. 
Anwesend ist die Amme der Kreusa, während 
der Pädagog der Kinder fehlt; abseits an der 
Säule lehnt Iason: neben Kreusa steht, den 




3) Medeia in Korinth (anwesend: Oistros, Kreon, Merope, Kreusa, Hippotes, Amme, Iason, Doryphoren, 

Pädagog, Dienerinnen, Schatten d. Aietes, oben Athena, Herakles, Dioskuren). Vase von Canosa in München 

(nach Baumeister, Denkmäler 25. Lfrg. S. 903 Fig. 980). 



seite von nr. 2 erhalten. Eine Vermählungs- 
scene findet sich aber auch als erste auf nr. 1: 
Iason in römischer Rüstung; die Braut im Chi- 
ton, den Brautschleier mit links erhobener Hand 
unter dem Kinn zusammenhaltend; zwischen 
beiden Iuno pronuba. Eine ähnliche durch eo 
Brautführer und Brautführerin (Amme) ver- 
mehrte Darstellung erkennen wir auf dem Re- 
lief im Louvre, das die Stierbändigung dar- 
stellt (s. oben unter a; bei Bobert nr. 189). 
Bobert u. a. vor ihm deuten diese Scene als 
Hochzeit von Iason und Medeia; doch 
hindert nichts auch hier an Kreusa zu denken; 
diese abgekürzte Darstellung erscheint sogar 



Blick schmerzlich auf sie gerichtet, die Arme 
übereinandergeschlagen, ein bekränzter Jüng- 
ling, der als Hymenaios gedeutet wird (siehe 
Bd. 1 Sp. 2804 Z. 9). Die dritte Scene stellt 
Kreusas Tod dar; hinter Kreusa eilt ihr 
Vater Kreon herbei; von den beiden JÜDg- 
lingen neben ihm wird der hintere als ein 
Doryphoros, der vordere als Iason (?) gedeute't. 
Die vierte Scene stellt den Kindermord 
dar: Medeia im gegürteten Chiton, den Mantelj 
über die .linke Schulter gelegt, hält in der; 
Rechten das Schwert, in der gesenkten Linken; 
die Scheide; vor ihr spielen die Knaben mit) 
einem Balle. Auf nr. 9 ist die Darstellung' 



2511 Medeia (in d. Kunst: M. in Korinth) Medeia (in d. Kunst: M. in Korinth) 2512 



etwas anders; der eine Knabe kommt heran, 
der andere sitzt auf dem Boden. — Hieran sei 
das Relieffraginent gereiht, welches Dilthey 
in der Ärch. Ztg. 1875 Taf. 8, 1 veröffentlicht 
und S. 63 ff. besprochen hat: erhalten sind 
Bruchstücke von den beiden Knaben und dem 
Pädagogen. — Die fünfte Scene stellt die 
Flucht aus Korinth dar: Auf einem mit 
geflügelten , langgewundenen Schlangen be- 



naig) dargestellt. In der unteren Reihe steht 
neben dem von Oistros (der Wut) gelenkten 
Schlangenwagen Medeia im reichgestickten 
Gewand, mit Überwurf, Schuhen und der phry- 
gischen Mütze. Sie hält mit der linken Hand 
den einen Sohn bei den Haaren über den 
Altar, in der rechten das gezückte Schwert; 
über den anderen Knaben hält ein Doryphoros 
schützend Beine Hand. Von der anderen Seite 



spannten Wagen steht Medeia im Chiton, in 10 eilt Iason mit einem Doryphoros herbei. Das 
der erhobenen Rechten das Schwert; auf der Schattenbild des Aietes rechts (aus einer nach- 
linken Schulter trägt sie den Leichnam des euripideischen Tragödie?) erinnert an die 
einen Kindes, die Beine des anderen sind im schuldbeladene Vergangenheit des Paares; 
Wagen sichtbar. Diese aus dem 2. nachchrist- links vermittelt derPädagog mit einer Dienerin 

zwischen der Hauptscene und 
dem unteren Bilde (vgl. Bobert, 
Bild und Lied 37 ff.). [Auf 
einem Krater in Neapel (Heyde- 
mann nr. 526, abgebildet bei 
Baoul-Bochette, Choix de peint. 
S. 263) ist der Tod der Kreusa 
ohne Medeia dargestellt.] Der 
Kindermord findet sich noch auf 
einer Nolanischen Amphora in 
Paris (abgebildet bei Baoul- 
Bochette a. a. 0. S. 277; vgl. 
Arch. Ztg. 1848 S. 223) und einer 
Amphora von Cumae (abgeb. in 
der Arch. Ztg. 1867 T. 223) dar- 
gestellt: auf dem ersten Bilde 
liegt der eine Sohn blutend 
über dem Altar, den anderen 
fafst die Mutter bei den Haaren, 
anwesend ist der Pädagog; auf 
dem zweiten ermordet Medeia 
(im langen Chiton mit laDgen! 
gefleckten Ärmeln) einen demj 
Jünglingsalter nahen Knaben;' 
der andere fehlt. Eine Am- 
phora von Canosa in Neapel 
nr. 3221 (abgeb. in der Arch. 
Ztg. 1867 T. 224) zeigt Medeia 
fliehend auf dem Drachenwagen, 
verfolgt von Iason und zwei 
Begleitern; vor dem Wagen 
steht eine Rachegöttin und hält 
ihr das Schwert entgegen. Auf 
einem Vasenbilde , welches 
Baoul-Bochette in dem Mon. 
ine'd. T. 6, 1 veröffentlicht hat, 
sieht man Medeia auf dem 
Drachen reitend, das noch vom 
Blut triefende Schwert in der 
Hand; auf der anderen Seite der Vase sind 
Thetis und Achilleus dargestellt. Übrigens ist 
nicht ohne weiteres eine auf dem Drachen 
reitende Frau mit dem Schwerte als Medeia 
zu deuten. Auf den hier angeführten Bildern 
ist Medeia griechisch gekleidet. C. Terra- 




4) Medeia als Kindesmörderin, Pompejanisches Wandgemälde 
(nach Baumeister, Denkmäler 3. Lfrg. S. 142 Eig. 155). 



liehen Jahrhundert stammenden Reliefdarstel- 
lungen gehören zweifellos zu denen, welche 
Iasons kolchische Abenteuer behandeln (siehe 
unter a); sie stellen in einem Cyklus die Ar- 
gonautensage nach Apollonios Bhodios und der 
Medeia des Euripides (mit Abweichungen im 



einzelnen) dar. Die Vorlage ist unbekannt; 60 cotten. Medeia mit phrygischer Kappe, auf \ 



bemerkenswert ist, dafs die Vermählungsscene 
den gewöhnlichen Typus der römischen Ehe- 
schließung zeigt. B. Vasenbilder. (Vgl. 0. 
Jahn in der Arch. Ztg. 1867 S. 58 ff.) Vase 
von Canosa in München nr. 810 (Miliin, Tom- 
beaux de Canose T. 7. Arch. Ztg. 1847 T. 3; s. 
Abbildung 3): In der Mitte des Bildes ist der 
Tod der Kreusa (inschriftlich: Kqsovtsicc sq. 



dem Drachenwagen stehend, zeigen zwei Terra- 
cotten, die eine zu Neapel im Museo nazionale 
nr. 6687, die andere in Berlin, abgebildet bei 
Kekule, B. Terracott. v. Sicil. S. 21 (im Text). 
Unsicher ist, ob die Abbildung in der Bevue arch. 
1845 S. 355 eines von diesen beiden Exemplaren 
oder ein drittes wiedergiebt. D.Gemmen. Auf 
den Gemmen, die in den Annal. d. Instit. 1829 



2513 Medeia (in d. Kunst: M. in Korinth) 

tav. D 2 (Müller -Wieseler, Denkmäler 1,420 
= Gori, Mus. Flor. 2, 44 nr. 3 und Lippert, 
Suppl. 1, 93) und nr. 3 (= Impr. gemm. del- 
l'inst. 1, 77 = Tölken p. 272 nr. 152) veröffent- 
licht sind, wozu Dilthey in der Arch. Ztg. 
1875 S. 64 Anm. 6 noch einen Cameo aus 
Chabouillet, Cat. gen. des camees gr. de la bibl. 
imp. p. 17 nr. 100 fügt, ist Medeia in phry- 
gischer Gestalt dargestellt, in der Hand das 
Schwert haltend; auf der ersten und dritten i.o 
spielen die Knaben an einer Säule, auf der 
zweiten flüchten sie mit Bittzweigen zum 
Altar. Aufserdem werden noch verzeichnet 
(nach Mitteilungen von Hrn. Dr. Drexler) : Cat. 
of engr. gems in the Brit. Mus. p. 158 nr. 1370 
("(Paste): Medeia ermordet ein Kind mit dem 
I Schwerte, das andere liegt bereits tot; eine 
' Dienerin eilt hinzu, eine männliche Figur 
wendet schmerzvoll den Kopf beiseite. Vis- 
conti, Opere varie 2 p. 266 nr. 345 (Sardonyx): 20 



Medeia (in d. Kunst: M. in Athen) 2514 

Schwert; ihr Blick ist auf die neben ihr 
knöchelspielenden Knaben gerichtet; der Pä- 
dagog beobachtet die Scene aus einem Fenster. 
Pompejanisches Wandgemälde nr. 1263: „ein 
ähnliches Bild wie 1262, aber in den Einzel- 
heiten unkenntlich". Herculanisches Wand- 
gemälde nr. 1264 (Mus. Borbon. 10, 21): Me- 
deia im langen Chiton, das Schwert in der 
Scheide; im Antlitz prägt sich Hafs und tiefer 
Seelenschmerz aus. Da die Kinder fehlen, hat 
man die Gestalt auch als Dido gedeutet, ebenso 
auch (oder als Nemesis u. a.) das schwerttragende 
Weib in dem Wandgemälde nr. 1265 aus Sta- 
biae (vgl. Heydemann in der Arch. Ztg. 1872 
S. 63). Dazu kommt noch aus Sogliano, Le pitture 
murali Campani scoverte negli anni 1S67 — 1879 
n. 555: Medeia, sitzend, blickt traurig auf die 
Knaben, die vor ihr mit Würfeln spielen; die 
Scene beobachtet aus einem Fenster der Pä- 
dagog. — Über ein Bildhauerwerk aus dem 




5) Medeia und Theseus {anwesend: Athena und Phorbaa od. Peirithoos) auf einer Vase von Kertsch 
in Petersburg (nach Arch. Ztg. 35 (1877) S. 75). 



vielleicht Medeia mit dem Schwerte, anwesend 
ist nur ein Knabe. Über den Stein bei Tölken 
p. 271 nr. 151, auf dem ein Weib in griechischer 
Tracht mit gezücktem Schwerte dargestellt ist, 
vgl. Dilthey, Annali 1869 p. 63/64 Anm.; da 
die Kinder fehlen, ist die Deutung als Furie 
(Winckelmann) richtiger. Dilthey führt noch 
p. 67 nr. 2 einen Stein aus der Sammlung 
Hope bei Cades, Choix p. 275, 2 an: Medeia 
mit triefendem Schwerte auf dem Drachen- 
wagen. E. Statue von Arles, bei Miliin, G. M. 
102 nr. 427 (Arch. Ztg. 1876 T. 8, 2): Medeia 
in langem Chiton, mit aufgelösten Haaren, 
zückt das Schwert; zu beiden Seiten knieen 
die Knaben, der eine sucht hinter dem Ge- 
wand der Mutter Schutz. F. Wandgemälde. 
Pompejanisches Wandgemälde aus dem Hause 
der Dioskuren, nr. 1262 bei Heibig (Mus. Bor- 
bon. 5, 33. Baoul-Bochette, Choix de peint. 22. 
Müller -Wieseler, Denkmäler 1, 419; s. Ab- 
bildung 4) : Medeia im langen Chiton zückt das 



römischen Aquincum (Budapest), Medeias Kin- 
dermord darstellend, aus den Ausgrabungen 

50 von Kuzsinsky (1888) s. Über Land und Meer 
71. Bd. (1893/94) nr. 3 S. 65. 

d) Medeia in Athen. Die Kodrosschale 
(E. Braun, Schale des Kodros. Rom 1843. 
Heydemann, Anal. Thesea S. 30 f. A. Michaelis 
in der Arch. Ztg. 1877 S. 76f. u. a.) bietet fol- 
gende durch Inschriften (C. I. Gr. nr. 8440 b ) 
erklärte Darstellung: Aigeus nimmt Abschied 
von Theseus, der auf Medeias Anstiften auf 
ein Abenteuer (gegen den marathonischen 

60 Stier?) auszieht; anwesend sind noch Aithra 
und Medeia, diese im langen Gewand, den Kopf 
mit einem Netze bedeckt, den Blick auf den 
herankommenden Phorbas gerichtet. Die Vase 
von Kertsch nr. 2012 im Petersburger Museum 
(Antiquites du Bosphore Cimmerien T 63 a2; 
die Abbildung ist wiederholt in der Arch. Ztg. 
1883 S. 163 ff.; 1885 S. 231 ff. 281. 291 und 
Heydemann, Iason in Kolchis S. 11 f.; s. Ab- 






2515 Medeios • Meditrina 2516 

bildung 5): Nach Michaelis (gegen K. Pur- Medesikaste (Mrideamäarrf), natürliche Toch- 
gold) ist hier der Kampf gegen den maratho- ter des Priambs, Gemahlin des Imbrios in Pe- 
nischen Stier dargestellt. Die Frau links im daion (II. 13, 171ff. u. Eust. z. Born. p. 926, 62. 
orientalischen Kostüm, im reich verzierten Apollod. 3, 12, 5). Sie war in der Lesche zu 
Armelchiton und mit phrygischer Mütze und Delphoi mit verhülltem Haupte neben Andro- 
Schuhen, hält in der linken Hand eine Schachtel, mache dargestellt (Paus. 10, 25, 9 f.). Vgl. 
in der rechten ein Messer oder Stäbchen: sie Medesigiste. [Schirmer.] 
entweicht eilig, den Kopf nach der Scene zurück- Medicinae (schwerlich -sind männliche Gott- 
gewandt. Michaelis und Heydemann deuten heiten zu verstehen), auf einer Kölner Inschrift, 
diese Frau mit Recht als Medeia. Michaelis 10 Bonner Jahrb. 47/48 p. 123; 83 p. 171 nr. 448 
will diese auch in der die Schale haltenden (vgl. p. 103). J. Klein, Archäol. Zeit. 1869 p. 90 
Frau auf der gleichen Scene einer attischen fafst sie als Matronae medicae, Däntzer, 
Trinkschale in Verona (Arch. Ztg. 1885 Taf. 7, Katalog des Mus. Wallraf - Bichartz nr. 42 a 
1 a) erkennen, mit Unrecht. Dagegen weist als Schutzgöttinnen eines nicht bekannten 
Heydemann (lasen in Kolchis S. 13) auf einen vicus Medicinus. [M. Ihm.] 
rotfigurigen Krater in Madrid hin, den Hühner Mcdimos (MsSifiog), ein unbekannter Heros, 
(Antike Bildwerke in Madrid S. 179 nr. 370) Hesyeh. s. v. Mffo'ftra. [Stoll.] 
beschrieben hat; bei der Scene der Stier- Mediotautehae , Beiname der Matres auf 
bändigung (durch Theseus) ist u. a. auch eine einer Kölner Inschrift, Corp. inscr. Bhen. 
Frau mit phrygischer Mütze und in lang- 20 nr. 329. Der Name scheint keltisch, vgl. 
ärmeligem Chiton anwesend, Medeia. Eine Medio -lanium, Medio - matrici , Bonn. Jahrb. 
Terracotta des Britischen Museums (Combe 20, 83 p. 19. [M. Ihm.] 

Abbildungen in Baumeisters Denkmälern 3, 1794 Meditrina, eine altrömische Heilgöttin (Name 

und in Engelmanns Bilderatlas zu Ovid 13, 83; von mederi, vgl. zur Bildung Corssen, Ausspr. 

vgl. die Bruchstücke bei Winckelmann, Mon. 2 2 S. 522. 590. Vanicek, Etymol. Wörterb. d. 

ine'd. 127 und Miliin, Gal. Myth. 163, 577 und lat. Sprache* S.210. Griech.-lat.etymol.Wörterb. 

O. Jahn in der Arch. Ztg. 1848 S. 317) wird 2 S. 670. Fr. Skutsch, De nominibus latinis 

erklärt: Theseus will das von Medeia (in suffixi —no— ope formatis observationes variae. 

langem Chiton) in einer Schale gereichte Gift Breslauer Hab. -Sehr. 1890 S. 20 Anm. 1). Wir 

trinken, wird aber von Aigeus daran gehindert. 30 wissen von ihr nur so viel, dafs am 11. Ok- 

— Auf der Unterweltsvase von Canosa (München tober ihr Fest, die Meditrinalia, gefeiert wurde 

nr. 849) wird die neben der Theseus-Peirithoos- (Fasti Sabini zum 11. Oktober, G. I.L. 1 S. 302 

gruppe sitzende weibliche Figur mit einem =1,1* S. 220. 9,4769: Med(itrinalia); Fasti 

Schwerte in der gesenkten Rechten von einigen Maffeiani zum 11. Oktober, C. I. L. 1 S. 307 

als Medeia gedeutet (die Litteratur darüber ist = 1, l 2 S. 226. 6, 2297: Meditr(inalia); Fasti 

zusammengestellt in der Arch. Ztg. 1884 S. 253 Amiternini zum 11. Oktober, C. I. L. 1 S. 325 

Anm. 1; vgl. S. 257); ebenso hat Heydemann = 1, l 2 S. 245. 9, 4192: Med(itrinalia); Frag- 

(Vasensammlung des Mus. Naz. S. 817) die menta minora nr. IX zum 11. Oktober, CLL. 

neben dem Jüngling mit gefesselten Händen 1,1* S. 252: M [editr] ) , und dafs man an 

sitzende weibliche Figur, die in der Linken 40 diesem Tage alten und neuen Wein spendete 

das Schwert in der Scheide hält, auf dem und als Heilmittel (medicamenti causa, Varro) 

Orpheusbilde der Unterweltsvase im Mus. trank und dazu das carmen sagte (Wortlaut 

Santangelo (nr. 709, Arch. Ztg. 1884 T. 18) nach Varro): novum vetus vinum bibo, \ novo 

gedeutet; beides schwerlich mit Recht. veteri morbo medeor (Varro, l. I. 6, 21, der 

[Seeliger.] sich auf das Zeugnis des Flaccus ftamen Mar- 

Medeios (Mr/Ssiog), Sohn des Iason und der tialis beruft; Paulus S. 123 Meditrinalia; das 
Medeia, den Cheiron in den Bergen aufzog Carmen lautet bei Varro: novum vetus vinum 
(Hesiod. Theog- 1000 f. Cinaeth. b. Paus. 2, 3, 9, bibo, novo veteri vino morbo medeor, bei Pae- 
der seine Schwester Eriopis (vgl. Medon 1) lus: vetus novum vinum bibo, veteri novo morbo 
nennt, ohne von dem Schicksal des M. etwas 50 medeor, woraus sich ergiebt, dafs vino bei Varro 
zu erwähnen). Unter dem Einflüsse der Tragiker zu tilgen ist; die Worte sind nicht in satur- 
und des ethnographischen Mythus, der gleich- nischen Versen abgefafst, wie z. B. L. Havet, 
artige Namen des Orients mit griechischen De saturnio Latinorum versu. Paris. 1880 S. 241. 
zu verknüpfen liebte, entstand die Tradition, 441. O. Keller, Der saturn. Vers als rythmisch[\] 
welche an Stelle des Medeios den Sohn der erwiesen. Leipzig u. Prag 1883 S. 34. 59. Ders., 
Medeia und des Aigeus setzte. S. Medeia u. Der saturn. Vers, zweite Abhandlung. Prag 1886 
Medos. [Schirmer.] S. 35 annehmen [vgl. Luc. Mueller, Der saturn. 

Medeon (Mtdsdv), Sohn des Pylades und Vers u. seine Denkmaeler. Leipzig 1885 S. 82 f.], 

der Elektra, nach welchem die gleichnamige sondern sie sind, wie li. Westphal, Allgem. 

phokische (oder die böotische) Stadt benannt 60 Metrik d. indogerman. u. semit. Völker. Berlin 

war, Steph. Byz. s. v. Schol. II. 2, 501. Vgl. 1892 S. 225 erkannt hat, ein Carmen in den 

Medon 5. [Stoll.] accentuierenden Versen der alten Italiker, vgl. 

Medesigiste (MrjSsaiyi'azT]), Gemahlin des über diese im allgemeinen Eofsbach u. West- 

Ganymedes, dem sie den ßallenaios gebar, phal, Metrik d. Griechen. 2 2 S. 36 ff. = Boß- 

nach welchem der Berg Ballenaion am Sa- bach u. Westphal, Theorie der musischen Künste 

garisflufs benannt war, Pseudo-Plut. de fluv. der Hellenen. Bd. 3 Abth. 1 S. 65 ff.; die Ab- 

12, 3. Man vermutet Medesikaste (s. d.). handlung des Unterzeichneten De Bomanorum 

[Stoll.] precationum carminibus in Commentationes phi- 



2517 Medius Medusa 2518 

lologae in honorem Augusti Beifferscheidii scrip- und dem unterjochten Lande den Namen Me- 

serunt discipuli pientissimi. Vratisl. 1884 S. 67 ff. dien gab ; auf einem Zuge gegen Indien kam 

H. Gleditsch, Metrik d. Griechen u. Bömer in er um (Apollod. 1, 9, 28. Strab. 11, 526. Hyg. 

Iwan v. Müllers Sandb. d. Mass. Altert.- Wiss. fab. 26. Paus. 2, 3, 8. Steph. Byz. v. MrjSia. 

2* [München 1890] S. 820). Der Tag der Me- Kephal. b. Synk. p. 167 A. Suid. s. v.). Biod. 

ditrinalia war, wie die der beiden Vinalia 4, 55 wird aufser dieser Tradition noch eine 

(23. April und 19. August), ursprünglich ein andere erwähnt, nach welcher Medeia nach 

Festtag Iuppiters (Fasti Amiternini zum 11. Ok- Phoinikien, sodann ins Innere von Asien floh 

tober [s. oben]: fer(iae) lovi; Fasti Arvalium und dort mit einem Könige den Medos, den 

zum 11. Oktober, Ephem. epigr. 1 S. 40 C.L.L. 10 Eponymos von Medien, zeugte, und 4, 56 die 

6,2295. 1, l 2 S. 214: [fer]ia[e lovi]; vgl. dazu bei den athenischen Tragikern beliebte Ver- 

Preller, Born. Mythol. s 1 S. 197. Mommsen in sion hinzugefügt, dafs Medos, der Sohn des 

den Commentarii diumi zum 11. Oktober, CLL. Aigeus, in Kolchoi unter dem Beistande seiner 

1 S. 404 = 1, l s S. 331 f., und zu den Ursprung- Mutter den Perses, einen Bruder des Aietes, 

liehen feriae Iovis an den Tagen der beiden tötete und seinen Grofsvater wieder in die 

Vinalia Preller S. 196 f. Mommsen zum 23. April Herrschaft einsetzte (vgl. Hyg. fab. 27. 244. 

und 19. August, C. I. L. 1 S. 392 und 399 f. Eust. zu Dion. Perieg. 1017). S. Medeios. — 

= 1, l s S. 316 und 325 f.). Die Auffassung 2) Sohn des Dionysos und der Nymphe Alphesi- 

Prellers (2 S. 226): r Zum Weinbau gehört die boia, der den Flufs Tigris nach der von seinem ■ 

Dea Meditrina' ist nicht richtig; zu dem Weine 20 Vater zur Bethörung der Nymphe angewandten 

(nicht Weinbau) tritt Meditrina nur insofern Tiermaske benannte (Hermesian. nach Aristo- 

in Beziehung, als derselbe ein Heilmittel ist. nymos bei Plut. de fluv. 24, 1). [Schirmer.] 

[R. Peter.] Medrus = Mithras (s. d. u. vgl. Medyzis). 

Medius Fidius s. Dius Fidius. Meduua. Eine keltische oder germanische 

Medme (MsSfirf), eine Jungfrau, nach der Göttin dieses Namens wird genannt in der 

die Stadt Medme in Bruttium und die gleich- bei der Anlage des neuen Bades in Bertrich 

namige Quelle benannt sein soll, Steph. Byz. (Rhein pro vinz) gefundenen Inschrift eines klei- 

s. v. p. 440. [Höfer.] nen Altars Brambach, C I. Bhen. 709, in be- 

Medon (MiSaiv), 1) Natürlicher Sohn des richtigter Lesung abermals veröffentlicht von 

Oileus, den ihm Rhene gebar, wohnhaft in Phy- 30 A. Bauer in Jahrbücher d. Vereins v. Atterthums- 

lake (Phthiotis), wohin er wegen Ermordung freunden im Bheinlande 61 (1877) S. 79 und 

einesVerwandten seiner Stiefmutter Eriopishatte von F. Hettner, Die römischen Sleindenlcmäler 

fliehen müssen. Er führte nach Zurücklassung des Provinzialmuseums zu Trier (Trier 1893) 

des Philoktet auf Lemnos die Krieger aus Me- S. 65 nr. 111: DEVERCANE | ET MEDVNE | 

thone, Thaumakia, Meliboia und Olizon {LI. 2, LTACCPTVS | V S L M, d. i. Be(abus) Ver- 

716ff. u. Eust. z. Hom. p. 328, 28. II. 13, 694ff. cane et Medune L(ucius) T(itius1fj Acc(e)ptas 

15, 333ff.). Nach LI. 13, 693 (vgl. Strab. 9, 432) v. s. I. m. Vgl. über die Göttin J. Becker, 

befehligte er neben Podarkesphthiotische Mann- Beiträge zur rheinländischen Inschriftenkunde. 

schatten. Ihn tötete Aineias (LI. 17, 216). — 4 Buna und Meduna, in Jahrbb. d. Vereins v. 

2) Bundesgenosse der Troer (II. 17, 216). — 40 Alterthumsfr. im Bheinl. 29/30 (1860) S. 170 ff. 

8) Herold im Gefolge der Freier in Ithaka, wel- Ders., Zur Urgeschichte des Bhdn- und Main- 
eher der Penelope die ihrem Sohne drohende landes, III. Mythologische Namen römisch- 
Gefahr entdeckte und deshalb bei der Kata- keltischer Badeorte in Gallien, in Archiv für 
atrophe auf Bitten des Telemach vom Geschosse Frankfurts Geschichte u. Kunst A T . F. 3 (1865) 
des Odysseus verschont blieb (Od. 4, 677 ff. 22, S. 22 ff. B. Arnoldi in Jahrbb. d. Ver. v. Alter- 
357 ff.). Bei [Apollod. ep. 7, 27 Wagner u.j thumsfr. im Bheinl. 87 (1889) S. 33. Hettner 
Ov. Her. 1, 91 gilt er selbst als Freier. — a. a. O. Allem Anscheine nach waren Ver- 
4) Baumeister aus Killa in Troas, Gemahl der cana (dafs dies, nicht Devercana, der Name 
Iphianassa, Vater des Menalkas und Zechis der Göttin ist, zeigt Hettner) und Meduna 
(Qu: Smyrn. 8, 296. 10, 125). — 5) Sohn des 50 Quellnymphen und Heilgöttinnen (Hettner), 
Pylades und der Elektra, Bruder des Strophios vielleicht die Vorsteherinnen der Heilquellen 
(Hellan. bei Paus. 2, 16, 7). S. Medeon. [Schol. von Bertrich (Becker a. aa. 00., Arnoldi). Der 
Eur.Or. 1654. Höfer.]- — 6) Sohn des Kodros, Name der Göttin ist noch unerklärt (Becker, 
cf.er sich mit seinem Bruder Neileus um die Beiträge S. 171 : 'wahrscheinlich soviel als Mater 
Herrschaft stritt, bis sie ihm durch das del- Duna' [?]; Arnoldis Ableitung [S. 33 Anm. 3] 
phische Orakel zugesprochen wurde (Paus. 7, vom lateinischen Stamme med [ r die Heilende'] 
2, 1). — 7) Ein Kentaur auf der Hochzeit des ist abzuweisen, da es sich ja nicht um eine 
Peirithoos (Ov. Met. 12, 303). — 8) Einer der römische Gottheit handelt). [R. Peter.] 
tyrrhenischen Seeräuber, welche den Dionysos Medusa. 1) s. Gorgones und ...Perseus. — 
überfielen (Hyg. f. 134. Ov. Met. 3, 671). — 60 2) Tochter des Priamos (Stesich. b. Paus. 10, 

9) M.(MtiSwv), Sohn des Keisos, Enkel des Hera- 26, 9 [s. unt.]. Apollod. bibl. 3, 12, 5. Hygin. 
kleiden Temenos, argivischer König, dessen fab. 90), dargestellt von Polygnot in dem Bilde 
Macht vom Volke auf das geringste Mafs ein- von der Einnahme llions, das sich in der del- 
geschränkt wurde (Paus. 2, 19, 2). [Schirmer.] phischen Lesche befund; vgl. Paus. 10, 26, 9: 

Medos (Mf/Sog), 1) Sohn der Medeia (s. d.), irpi^rjg Sh zfj AaoSi'xrj vnoatazrjg te Xi&ov v.a\ 

den sie dem Aigeus gebar. Mit ihm floh sie lovzrjQiov iaziv ini zä vnoazdzij jjalxoüj' ■ 

nach der Ankunft des Theseus aus Athen nach Msäovecc 8e kccte%ovou raig %iqolv ü(i<poz&- 

Asien, wo Medos viele Barbaren unterwarf Qaig xo vnöoxazov snl zov iäätpovg Kd&rjzau,' 



2519 Medyzis Mefitis 2520 

sv äs rafg ngiapov &vyuzQaeiv aQi&ji^aai- Tis quam aerem esse constat ist natürlich nur das 

av neu ravzjjv xarä rov 'ifisgalov rf/v a>Sy\v Erzeugnis theologischer Spekulation). Solche 

(vgl. Stesichor. frgm. 22 Bergk*). — 3) Tochter Ausdünstungen müssen auf den Esquilien zu 

des Sthenelos (s. d.) ; Apollod. 2, 4, 5. — 4) Tage getreten sein und zu dem Kulte der Me- 

Tochter des Orsilochos (s. d.), Gemahlin des fltis Veranlassung gegeben haben, wenn auch 

Polybos ; Fherekydes (frgm. 47) b, Schol. in Soph. die Schriftsteller nichts hierüber berichten (der 

Oed. Tyr. 785. — 5) Tochter des Pelias (s. d.); in derselben Gegend gelegene Altar der Febris 

Hygin. fab. 24. — 6) S. Melosa (= Melusa). [s. Bd. 1 Sp. 1470 Z. 26 ff.] legt von den un- 

[Roscher] gesunden Luftverhältnissen jenes Teiles der 

Medyzis. C. I. L. 3, 6120 (Bd. 2 S. 991; 10 Esquilien Zeugnis ab, vielleicht auch die eben- 

Philippopolis) : Beo . MHDYZEI . mensam \ G. falls dort verehrte Mala Fortuna [s. Bd. 1 

Minutius . Laetus . vetran \ leg. VII . G. P. F. Sp. 1513 Z. 39 ff.], wie Becker, Topogr. a. a. 0. 

pro . se . et . suis | v. s. I. m \ imp. Vespasiano . annimmt). Dagegen wird für eine am See 

VII . cos | u. s. w. (76 n. Chr.). E. Desjardins Ampsanctus gelegene Kultstätte der Mefitis 

in Comptes rendus der Acade'mie des inscrip- das Vorhandensein tödlicher Ausdünstungen 

tions et belies -lettres (Paris) n. s. 4 (1868) S. 193 besonders hervorgehoben: Plinius, nat. hist. 

= Annali d. inst. 40 (1868) S. 56 nimmt an, 2, 208 item in Hirpinis Ampsancti ad Me- 

'que cette divinite inconnue . . . pourrait bien phitis aedem locumque quem qui intravere mo- 

etre une variete de Mithra, ou Mithra lui riuntur (vgl. Cicero, de div. 1, 36, 79 non 

meme, qu'une inscription designe sous le nom 20 videmus, quam sint raria terrarum genera? 

de MEDRV (Orelli 1910); il se pourrait que ex quibus et mortifera quaedam pars est, ut et 

\eD latin intercalle dans le mot gree Mrj- Ampsancti in Hirpinis ; Nissen.ItalischeLandes- 

öv&i füt un z/ et im P grecs lies ensemble.' künde 1 [Berlin 1883] S. 271: 'durch die Breite 

Dumont in Bevue archeol. n. s. 18 (1868) S. 441 der Halbinsel zieht sich . . . eine vulkanische 

spricht bei Erwähnung dieser Inschrift von Spalte, auf welcher der Epomeo von Ischia, 

'le dieu Mednsens'. [ß. Peter.] der Vesuv und 100 km in der Luftlinie von 

Meergreis s. Geron, Halios, Nereus, Triton, letzterem entfernt der Vultur liegen. In der 

Proteus : Herakles (Bd. 1 Sp. 2192 ff. 2230). Mitte zwischen beiden befindet sich der von 

Mefltis. Litteratur: Härtung, Beligion der den Alten mehrfach erwähnte lacus Ampsanc- 

Bömer 1 S. 133. Teuffei in Paulys Bealencyclop. m tus Mefita bei Frigento . . ., ein Maar mit der 

4 S. 1838. Preller, Böm. Myihol} 1 S. 448 stärksten Gasquelle .in Italien'; vgl. im all- 

Anm. 3; 2 S. 144 f. — 1) In Rom wurde auf gemeinen zu der Örtlichkeit Mommsen im 

den Esquilien eine Göttin Mefitis verehrt: G. I. L. 9 S. 91. Pauly-Wissowa, Bealencyclop. 

dort lag in der Nähe des Vicus patricius ein 1 Sp. 1980 f. und oben Bd. 1 Sp. 1184 Z. 56 ff.; 

heiliger Hain der Göttin und ihr Heiligtum A. Amati, Dizionario corografico dell' Italia 1 

(lucus Mefitis: Varro, 1. 1. 5, 49; Festus S. 351a [Milano] S. 302 f.; der heutige Name le Mußte 

Z. 3 f.: ... eam partem Esquiliarum, quae iaett [oder Mefita] erinnert an die Verehrung der 

ad vicum Patricium versus, _ in qua regione eet Mefitis). Auf die Mefitis am See Ampsanctus 

aedis Mefitis; vgl. zu der Örtlichkeit Beschrei- bezog Lupulus die Inschrift G. I. L. 9, 1421: 

bung der Stadt Born von Platner, Bunsen u. s. w. 40, Paccia ■ Q. f \ Quintilla \ [Me'jfiti . vot \ \s\olvit; 

3, 2 [Stuttg. u. Tübing. 1838] S. 204. Becker, dieselbe ist aber, wie Mommsen (z. d. Inschr.) 

Topogr. S. 536 f. Jordan, Topogr. d. Stadt Born hervorhebt, mit einer Schwefeldünste aus- 

1, 1 S. 122). Die Bedeutung der Göttin ergiebt hauchenden Stelle bei Ariano (Aequum Tati- 

sich aus Servius, Aen. 7, 84: mephitis proprie cum; vgl. über dieselbe L. Giustiniani, Dizio- 

est terrae putor, qui de aquis nascitur sulphu- nario geografico-ragionato del regno di Jfapoli 

ratis, et est in nemoribus gravior ex densitate 1 [Napoli 1797] S. 269) in Zusammenhang zu 

silvarum . . . novimus autem putorem non nisi bringen und macht es wahrscheinlich, dafs 

ex corruptione aeris nasci, sicut etiam bonum auch dort ein Kult der Mefitis bestand. Ein 

odorem de aere incorrupto, ut sit Mephitis dea templum Mefitis stand nach Tacitus (hist. 3, 33) 

odoris gravissimi, id est grave olentis (vgl. Ver- 50 aufserhalb der Thore von Cremona und blieb 

gilius, Aen. 7, 82 ff. : adit lucosque sub alta \ bei der Feuersbrunst, durch welche die Fla- 

consulit Albunea, nemorum quae maxima sacro '■■ vianer im Jahre 70 n. Chr. die Stadt verheerten, 

fönte sonat saevamque exhalat opaca mephitim, loco seu numine defensum erhalten. Die früher 

dazu Porphyrio zu Hör., c. 3, 18 [S. 104, 15 ff. auf diese Mefitis bezogene Inschrift C. I L. 5, 

Meyer, S. 118, 23 ff. Holder]: ... ei Ver gilius 6353: Mefiti \ L. Caesius \ Asiaticus \ VI. vir. 

in septimo significat, cum apud mefitim pesti- Flaviälis \ aram . et . mensas IUI | dedit. I. d. 

feri odoris paludem lucum eum [d. i. Faunus] d. d gehört, wie Mommsen (z. d. Inschr.) nach- 

habere ostendit, wo die Herausgeber falsch weist, nicht nach Cremona, sondern nach Laus 

Mefitim schreiben; Persius 3, 99 gutture sul- Pompeia (Lodi vecchio); dort wurde also eben- 
pureas lente exhalante mefdes, dazu Schol. [S. 30 eo falls die Göttin verehrt. In Potentia (Potenza) 

Jahn 3 ]: sulfureas mefites a loco fetido dixit qui mufs es einen besonderen Kult der Mefitis Uti- 

in Italia graviter spirat. ut Vergilius 'saevum- ana gegeben haben, an welche die Widmungs- 

que . . . mefitin.' per indigestionem vomitus sul- inschriften C. I. L. 10, 131 — 133 gerichtet sind 

furei). Mefitis war also die Verkörperung der (daneben eine Widmung Mefiti \ sacrum aus 

übelriechenden, gesundheitsschädlichen Schwe- Potenza C. I. L. 10, 130). Eine in Saponara 

feidämpfe, die an gewissen Stellen dem vul- (Grumentum) gefundene Inschrift (C. I. L. 10, 

kanischen Boden entstiegen (die Angabe des 203 ) enthält die Widmung Mefiti . Fisicae 

Servius a. a. 0. alii Mephitin Iunonem volunt, ('Die Mefitis Fisica . . . bedeutet wohl eine 



2521 Megabrontes Megaloi Theoi (= Kabiren) 2522 

heifse Schwefelquelle, in deren Nähe die Vege- Megaira s. Erinyen. 

tation gut gedeiht' Preller 1 S. 448 Anm. 3, Megakles (AZsyaidijs), Trojaner und Vater 
der fisicus = tpucmös dem lateinischen felix des Alkon (s. d. nr. 6), Quint. Smyrn. 3, 309. 
fruchtbar gleichstellt; dazu bemerkt Jordan, [Höfer.] 
dafs das sicher oskische Wort fisica, das mit Megaklo (MnyaKlm), Tochter des lesbischen 
(fveiKÖg nichts zu thun habe, noch nicht er- Königs Makar. Da sie über die rohe Behand- 
klärt sei). Widmungsinschrift an Mefitis aus lung, welche ihr zornsüchtiger Vater ihrer 
Atina: C. I. L. 10, 5047 (vgl. dazu Mommsen Mutter zu teil werden liefs, sich grämte, nahm 
zu nr. 5048). Mefites in der Mehrzahl scheinen sie die (sieben) Musen als Dienerinnen an und 
genannt zu sein in der linksläufigen Inschrift 10 lehrte sie zur Kithara die Thaten der Vorzeit 
Mefttu . sacra (d. i. Mefitum sacra) eines Dach- singen. Da nun die Musen den Makar durch 
ziegels (gefunden c ad montem Tifata'), der ihren Gesang sanfter und milder machten, er- 
also auf ein Heiligtum von Mefites schliefsen richtete Megaklo ihnen zum Danke eherne 
läfst (C. I. L. 10, 3811, in verbesserter Lesung Säulen und liefs sie in allen Tempeln ehren, 
das. Additamenta S. 976 mit den Erläuterungen Myrsilos bei Clem. Alex. Protr. p. 9, 24 Sylb. 
Mommsens: 'aceedit fragmentum vasculi quod (Müller, Eist. gr. 4 p. 457 fr. 4). [Stoll.] 
videtur fuisse rudiusculi operis inscriptum : Megalai theai (M&yüXai ftsai) = Demeter 
MEF[. .] . . . videntur Mefites hie nominari und Persephone; s. Kora (Sp. 1297 Z. 36; 
numero plurali ad exemplum Nympharurn. Sp. 1300 Z. 34) und Toepjftr, AU. Geneal. 
genetivus fortasse inde explicatur, quod te- 20 S. 219ff. Vgl. Megale. [Röscher.] 
gula est, ut non significetur dedicatio Mefiti- Megalartos (MiycHccgtog), die Geberin grofser 
bus facta, sed rem sacram in dearum patri- Brote, Beiname der Demeter, sowie Miyctlo- 
monio esse'). Es ergiebt sich aus dem Vor- ftafog, Geberin grofser Kuchen. Unter diesem 
stehenden, dafs Mefitis eine nicht nur römische, Beinamen hatte Demeter Bildsäulen in dem 
sondern überhaupt altitalische Göttin war, die, böotischen Flecken Skolos, und in Delos feierte 
wie es der Reichtum des Landes an Stellen man ihr ein Fest Megalartia, an welchem ihr 
mit schwefeligen Ausdünstungen vermuten läfst, die Erstlinge von dem frisch gebackenen Brote 
jedenfalls an zahlreichen Orten verehrt wurde. dargebracht wurden (damit ist das Fest Arto- 
Der Name der Göttin, als dessen einzig rieh- phoria vielleicht identisch, Herodian. in Cram. 
tige Form Mefitis durch die übereinstimmende 30 Anecd. 3, 277, 7), Polemon u. Semos b. Athen. 3, 
Schreibung der Inschriften gegenüber dem 109a u. f. 10, 416 c (Müller, Hist. gr. 3 p. 126 
Schwanken der Handschriften zwischen den fr. 39; 4 p. 494 fr. 13). Eustath. Hom. 265, 30. 
Formen mit f und ph erwiesen wird, ist noch Preller zu Polemon p. 72. Demeter und Pers. 
nicht aufgeklärt (für ein griechisches Wort 326, 34. Gr. Myth. 1, 632, 5. [Stoll.] 
hielt ihn K. L. Sehneider, Ausführt. Gramma- Megale (MsyriKrj) = Bendis oder Gaia oder 
tik d. latein. Sprache 2, 1 [Berlin 1819] S. 197 Demeter (ob. Sp. 1304 Z. 22) oder Kybele 
Anm.*); 'nach Suffix und Stammbildung schwer- (Rheia, Meter); s. diese Artikel. [Röscher.] 
lieh lateinisch' Jordan zu Preller 2 S. 144 Megalesios (Meyatfaios), einer der Teichinen 
Anm. 4; aus den oben angeführten Stellendes (s. d.); Tzetz. Chiliad. 7, 124. 12, 836. [Höfer.] 
Vergilius und Persius geht hervor, dafs Me- 40 Megaletor (M^yal^rcag), Sohn des Munichos, 
fitis gesprochen wurde); einen Erklärungs- eines frommen Sehers und Königs der Molosser, 
versuch des Altertums teilt Priscianus (7, 61 und der Lelante, der in einen Vogel verwandelt 
S. 328, 5 ff. Hertz) mit: Mefitis (so mufste Hertz wurde (Nikandr. b. Anton. Lib. 14). Näheres 
mit den codd. Sangallensis, Lugdunensis olim s. unter Alkandros. [Schirmer.] 
Gruterianus, Caroliruhensis 223 schreiben, nicht Megaloi Theoi. Unter diesem Namen werden 
Mephitis) quoque, quod proprium est et a Graeco in Griechenland besonders häufig die Dios- . 
lieeius, ut quibusdam videtur, mutatione s in f kuren verehrt (s. d.), und aufser ihnen — 
translatum, rationabiliter in im fecit aecusa- vofnehmlicn auf den Inseln und in Kleinasien 
tivum. — 2) Wenn die Angabe des Servius — eine Göttergruppe, über welche eine Fülle 
(a. a. O.) alii Mephitin deum volunt Leucotheac bo mehr oder minder unklarer, einander vielfach 
conexum, sicut est Vener i Adonis, Dianae Vir- widersprechender Nächrichten, trefflich ge- 
bius das Richtige trifft, und neben der Albu- sichtet von Lübeck, Aglaoph.S. 12D% ff., auf uns 
nea bei Tibnr (denn das ist Leucothea, siehe gekommen ist, die Kabiren, wie sie in den 
Bd. 1 Sp. 225 Z. 19 ff.) wirklich ein Gott Me- Inschriften des thebanischen Kultes ( Szan to in 
fitis verehrt wurde, so entspricht diese mann- deri Athen. Mitteil, 15 _S._378 ff. PHttenbercjer, 
liehe Verkörperung der zu Grunde liegenden Inscr. Gr. Septentr. 1651,. 2457 ff ) — hier 
Naturerscheinung neben der weiblichen einem allerdings stets in der Einzahl — und von 
auch sonst hervortretenden Zuge der Religion Alexion (Etym. Gud. 289, 30), oder Kabeiren, 
der Latiner, vgl. z. B. Maius neben Maia und wie sie in den meisten litterarischen Zeug- 
das oben Sp. 2325 Z. 47 ff. über Manius Ege- 60 nissen, so von Herodian und Philoxmos, Etym. 
rius Gesagte. [R.Peter.] Gud,. . a, a. O. (Lentz .2 S. 411, 28; vgl. 1 

Megabrontes (Msyaßgöi'njs), ein von Herakles SL_18£»_6) genannt werden. Die Versuche, 

erlegter Dolione (Apoll. Bh. 1, 1041 u. Schol.). den Namen aus dem Griechischen herzuleiten, 

[Schirmer.] z. B. von mcmoo ( Welclcejr, Aeschyl. Tril. S. 163; 

Megades (MeyäS-q?), Sohn des Megas (Etym. Götterl. 2 S. 429, wohl besonders verführt durch 

M. 574, 36. Etym. Gud. 382, 31. Eust. ad die Form Kasiqoig bei Voll. 6, 23; s. auch 

Hom. II. 1081, 55 ad Hom. Od. 1447, 22) d. i. B.ekJcer, An. gr. 1, 115) oder von kvco (Neu- 

Perimos (s. d.), Hom. II. 16, 695. [Höfer.] häuser, Cadmilus S. 67 ff.), sind durchaus ver- 



HjUHMI 



**m 



HMWM 



2523 Megaloi Theoi (Kult in Lemnos) 

fehlt ((Msim,B&tiuz..gi^JI^h^5,lX). Der 
"Käme ist, wie längst erkannt ist, schon von 
Scaliger, Groti us. Bochart vl, S___ _(vgL.JVdfcr- 
Bobert, Griech. . Mythologie- 1 S, _84&-- ürusius 
a. a. 0.), semitisch, abzuleiten von der Wurzel 
13.3 mächtig (Gese nius, Mon. Phoen. S. 404. 
Ders , T hesaur. ling. hebr. et chald. SL658), wo- 
nach ihre Bezeichnung als ■S'fol fiiyäloi, Svva- 
Tot, l6%vQol (s, Cassius Hemina X>ei__Macrob. 



Megaloi Theoi (Kult in Lemnos) 2524 

sich der Erinyen, Eileithyien, Seilene, Niken 
( Prelle r -Bobert a. a. 0. S. 856). Aus der Genea- 
logie der Logographen geht aber hervor, um 
welche Gottheiten dieser Chor sich scharte.' 
Hephaistos ist geradezu genannt. Kadmilos 
ist nicht ohne weiteres aus den lemnischen 
Überlieferungen als Hermes zu erklären. Für 
ihn spricht eigentlich nur das Kerykeion auf 
späten Münzbildern (Welcher, Aesch. Trilogie 



3,4,7. Varro de l.lat. 5, 58 und die Insc hriften 10 T^_U%__Clonze,Beis_ea. q\tkrak Inseln Tat 20, 

von Imbros, Samothrake, Delos, Syros u. a.). " " 

nur die Übersetzung ihrer phoinikischen Be- 
zeichnung ist. Eingedenk dessen, wie wenig 
"dieser Name an sich besagt, wird man auch 
darauf verzichten, einen anderen sieben oder 
acht Wesen umfassenden Götterkreis (mit dem 
samothrakischen verwirrt von Phil. Bybl. p. 22. 
K^eb a _Praep,_eihA^XD^l%. 35. 38+ xgL_ auch 
Goethes klassische Walpurgisnacht), der, auch 



6X, während man das Vorgebirge Hermaion 
besser von dem Appellativum sqfia ableitet 
als mit Preller- Robert S. 386 und anderen von 
dem Götternamen; wohl aber werden uns die 
Kulte der Nachbarinseln seinen Anteil bestäti- 
gen. Wie die Kabiren ist auch Kadmilos, dessen 
Betonung KaSpilos durch Herodian (Le ntz 1 
S. 162, 21; 2 S. 528, 21) gesichert ist, semi- v 
tischen Ursprunges. Der häufige Wechsel von 



Kabireu genannt und auf einer Reihe von 20 Kadmilos und Kasmilos verrät die W. BH3 Gold 



Monumenten dargestellt ist (Benndorf, Pas 
Heroon von Trysa Taf. 6. DarembeigetSaglio, 
Diciiw. d, antig. 1 S. 773; ygh Pietschmann, 
Geschichte _d\ Phönizier S. 190. Krall bei Benn- 
djirf a,. a 0. Text S. 91ff. Friedrich, Kabiren 
und Kei linschriften) , mit den hellenisierten 
Kabiren zusammenzubringen. Betrachten wir 
die einzelnen Kultstätten dieser Götter. 

Lemnos ist die Heimat der Kabiren nach 
unseren ältesten Zeugnissen. Arf 'der '^Spitze 30 Verbindung Demeters mit den Kabiren. 



( Gesenius, Thesaur. S. 723), wonach der Name 
als „Goldgott" zu übersetzen ist. Über die 
Verbindung weiblicher Gottheiten mit dem 
lemnischen Kabirenchore giebt es nur eine 
einzige späte Nachricht. Nach Schol. Pin d. 
Ol. 13, 74 opfert Medeia bei einer Hungersnot 
in Korinth der Demeter und den lemnischen 



Nymphen. Jedenfalls braucht diese Verbindung 
nicht älter zu sein als die samothrakische 



steht Aischylos, der in seinem der Argonauten- 
sage entnommenen Drama KußsiQOi ( Athen. 1 0, 
428 F . Plut . Quaest. Symp. J^L. Pott ux 6, 23. 



Bekker^ Anecd.gr. 1, 115; s. Nauck,Trag. graec. 
fragm.'S. 31 f.) den Chor aus ihnen bildete. Sie 
erscheinen hier als freundliche Dämonen, welche 
für den kommenden Herbst eine besonders üp- 
pige Weinlese versprechen; sie sind deswegen 
aber nicht als bakchische Gestalten, sondern 
nur allgemein als Schutzgeister ihrer Insel zu 40 i m Hermes 2 5 S. lä. 



Mit diesen Göttern brachte man die Ent- 
stehung des Menschengeschlechtes in Verbin- 
dung. Denn zur Hypostase herabgesunken lebten 
die alten Kabiren als der U rmen sch und sein 
schöner Sohn fort nach einem"bef Bippol. Bef. 
haer.JL?. erhaltenen Gedichte, vgl Sshmidewin 
im Phüol. 1 SL432. Hermann ebendas. S. 548 
B_sr_gkm Äe_____Zeitßshr_ift__f__d._ 4ter£wjfi.SM>..lSiJ 
nr,_jl, Preller, Ausgew. Aufs. ; ..S.__15J..ff-_. Kern 
Von geringem mytho- 



logischen Werte ist die Auffassung des No.n- 
nas in den Dio nysiaca . Am indischen Zuge 



betrachten (Lobeck, Aglaoph. S, 12QXff). — Ge 

naueres sagen über diese Dämonen Aischylos _____ 

jüngere Zeitgenossen, die Logographen Akusi- nehmen teil die beiden Kabiren Alkon und 
' ■- - 1 ™— -'---'-- — -r t-- : Eurymedon aus Lemnos, die Söhne des He- 

phaistos und der Kabeiro (14 4 17 ff.j__24,_93j,j 
27, 120 ff. 327 ff.); Samothraker heifsen sie 
29^113.. 

Die Form des Kultes war mystisch. Am 

^ ti u ausführlichsten äufsert sich über ihn Assisi&_. 

träglich^rfundenen Proteüstochter KaßeiQm ab. 50 PMMiLJtgm. 2 (Eibbeck, Trag, Born, fragm. 



laos von Argos und Pherekydes von LerosJo§\ 
Strabqn 10, 472. Nach beiden stammen sie 
von Hephaistos, dem Hauptgotte der vulkani- 
schen Insel (Dionys. Perieg. 522. JEust. z. d._St. 
Hesych. und Photius_______Y J ____Kii§£J.()as-J_, B<L_1 

S p. 20 71 ff.), und einer jedenfalls erst nach- 



Während aber nach Ph_erekydes_ die kabirischen 
Dämonen, drei männliche und drei weibliche, 
direkt von diesem Paare stammen, macht 
Akusüaos zu ihrem Vater den Kamillos- Kad- 
milos, den Sohn jenes Paares (s.auch _Hj____\QMsm, 
Lerdz ;j§, 34s,_7). Auf PMrekyä_e_s. .scheint in 
letzter Linie auch Steph. Byz. s.Y.__K£L_ß_ti__Q_(__i 
zurückzugehen, nach welchem Kadmilos als 
Bruder der kabirischen Nymphen galt. 



SjjjQjjf.}, der natürlich auf eine ältere Quelle 
zurückgeht. Hiernach fand die Feier nachts 
in einem dem Hephaistostempel benachbarten 
Haine statt. Dafs zu dem Festapparate auch 
die mystische Ciste gehörte, suchte Bergk 
durch eine von Grusius l^schj^Grubetl,.^ 
Sj_2Q gebilligte Textänderung zu beweisen. 
Höchstwahrscheinlich wenigstens gehörte dem 
Kabirenkulte die von PJulastr_at,JIeiaic__ IM) 



Zeigen uns auch gerade unsere ältesten 60 beschriebene Ceremonie an. Sämtliche Feuer 



Quellen in den lemnischen Kabiren einen da 
monischen Chor, so kann trotzdem diese Auf- 
fassung nicht die ursprüngliche sein. Dem 
widerspricht schon der für niedere Geister 
völlig unpassende Name. Wie so oft, sind 
auch hier grofsen Göttern unter ihrem eigenen 
Namen niedere ^Dämonen als wagsögut oder 
7tqönoloi beigesellt worden; man erinnere 



der Insel wurden für neun Tage gelöscht; ein 
Schiff brachte von Delos neues Feuer und 
wartete unter Anrufung chthonischer und 
mystischer Gottheiten auf hoher See das Ende 
dieser Frist ab, worauf von dem mitgebrachten 
Feuer alle Herde und Schmieden der Insel ent- 
zündet wurden, zum Zeichen eines neuen 
Lebens; sicherlich steht dies mit der später 



\ 



«WUPI 



2525 Megaloi Theoi (Kult in Sämothrake) Megaloi Theoi (Kult in Sämothrake) 2526 



auf Prometheus zurückgeführten Schöpfung 
oder Erneuerung des Menschengeschlechtes in 
Zusammenhang. Verwandt hiermit ist der 
iranische Brauch nach einem Todesfalle für 
neun Tage alle Feuer im Hause zu löschen 
und am 10. neues, reines Feuer zurückzubringen ; 
s^KägiiaJMlQh.AbhandL Schweiger -Sidler 
geuiid met S. 58 ff. Die Verbindung des Haupt- 
kabiren Hephaistos mit den chthonischen Gott- 
heiten und die Beziehung zu Delos, wo ein 
Heiligtum dieser dort mystisch ( Jambl ich,, Vit. 
jQ/fiL._Läl) verehrten Götter aufgedeckt wurde 
(Bull, de corr. hell. 7JL.334JL), bestätigen 
wohl die Ansicht Wel ckers (Triloaie S. 2 47 ff. ) 
gegen die später von ihm selbst (GöUedekce.'ä 
äJJl) ur, d Crusius a. a, 0. geäufserten Zweifel. 

Trotz der hervorragenden Stellung des He- 
phaistos in diesem Kulte hielt sich daneben 
die phoinikische Auffassung, welche in den 
Kabiren die Schützer der Seefahrer sah, auch 
in Geltung. Nach Hesych. s. v. waren die 
'Ivvvia ein lemnisches Fest, ohne Zweifel 
der Ino gefeiert (Crusiäi&.\>sL.ExsdLM.^Gru.ber 
a,^Ji^JEt£l]£r^£äh£ri S. 601), und dafs diese 
in den kabirischen Kreis gehörten, lehrt Libar 
nius. p ro Aristoph. 1. 441. welcher ihre Myste- 
rien neben denen des icutg, der Kabiren und 
der Demeter nennt. 

Sämothrake war in hellenistischer und rö- 
mischer Zeit die Hochburg des internationalen 
Kabirendienstes. Seine Weihen waren nach den 
eleusinischen die bedeutendsten (Gjüen^jlejisu 
part._ .17, .1; Aristid. Panath. p, 308 Bindorf). 
Die älteste Nachricht über diese Kuttstätte 
bietet Herodot 2 , 51. Nach ihm handelte die 
mystische Kultlegende von einem ithyphalli- 
schen Hermes, einer pelasgischen Gottheit, 
die auch in Athen zur Zeit, als die Pelasger in 
Attika gesessen, Eingang gefunden hatte. Der 
Phallos als Fruchtbarkeitssymbol erinnert an 
die Bethätigung des lemnischen Kabirenchores 
bei Aischylos; vgl. auch die äyXaa Saga Ku- 
ßsiQtov, welche Orph. Argon. Y.J86. im An- 
schlüsse an Demeter erwähnt werden. Ist 
auch durch Eduard Meyer+JFarschung&n zur 
aÜen Geschichte S. 106 erwiesen, dafs die Le- 
gende von den boiotisch-attisch-lemnischen 
Pelasgern, welche die Grandlage für die 
historischen Schlufsfolgerungen K. O. Mülle rs 
(ProU^omena^^liQ ffX und anderer (zuletzt 
Crusius^ Beitr. z, gr. Myth.) bildete, eine Er- 
findung des Hekataios ist, so steht durch den 
zweifellos in Sämothrake geweihten Herodot 
doch fest, dafs eine dort verehrte Gottheit mit 
Hermes identifiziert wurde. In der anderen 
kabirischen Gottheit mufs er wenigstens He- 
phaistos erkannt haben, da er (3, 37) eine in 
Memphis verehrte Göttergruppe als Hephaistos 
und seine Söhne, die Kabiren, bezeichnet. Auch 
nach ihm scheinen also die Kabiren nicht mehr 
die Hauptgötter, sondern &sol näf/sägoi oder 
vielleicht auch die Stifter des Kultes gewesen 
zu sein. Dafs dieser schon früh über die Gren- 
zen des thrakischen Meeres hinaus bis nach 
Athen Gläubige fand, zeigt neben Herodot auch 
AristophaneS; Fax 274; die Mysten können hier- 
nach in jeder TJage Hülfe von ihren Göttern 
erwarten (vgl. Schol. z. d. St. und Etym. Gud. 



289, 30. besonders aber Usener. Bhein. Mus. 25 
S.318fÜ . 

Bestimmend für die Ausgestaltung dieser 
Gottheiten im Volksglauben war die schon in 
sehr frühe Zeit hinaufreichende Anknüpfung an 
den Demeterkult ( Preller -Robert S. 851) der 
Insel, welcher durch den Namen des Vorgebirges 
Demetrion (Livius 45, 6., Plut. Aem. Pauli. 26; 
vgl. Cgnzejiji, Ö._S. 58j. Untersuch, a. Sämothrake 

10 1 S. 33) sowie durch ein von dem Geographen 
Artemido r (Strabon 4, 198) erwähntes Fest be- 
zeugt ist. Schon die älteste in Sämothrake 
aufgedeckte Tempelanlage, welche auch durch 
ihr Material, den insularen Tuff, beweist, dafs 
sie älter ist als das internationale Ansehen 
Samothrakes, enthält als charakteristischen 
Bestandteil eine Opfergrube, die auch in allen 
späteren Anlagen wiederkehrt (Conze_ y .Uaierz 
s uchungen auf Sä mothrake 1 T a f. 14. 17 ff . 

20 S, 19 ff.; 2 Taf. 4ff. SL.21.flL C rusius a. a. . 
S. 13, Bubensohn, Mysterienheiligtümer v. Eleus. 
«•_ Sai)wthr._ S. 125)., Diese Seite des Kultes trat 
auch so sehr hervor, dafs man späterhin gar- 
nicht mehr an Hephaistos dachte. Mnaseas van 
Patara (Schol, Apoll. Bhäd.J^SlJ^ vgl. Etym. 
Gud. 289, 20. Etym. Magn. 482.^27) nennt 
als die vier Käbiren Axieros, Äxiokersos, 
Axiokersa und Kasmilos, von denen er 
Axieros mit Demeter, Äxiokersos mit Hades, 

30 Axiokersa mit Persephone übersetzt; dafs Kas- 
milos dem Hermes entspreche, erkannte Dio : _ 
nysodo ros (s. dasselbe ßcholion), In den drei 
ersten Bezeichnungen handelte es sich natür- 
lich nicht um wirkliche Namen, sondern um 
gottesdienstliche Anrufungen. Die gemein- 
samen Vorsylben sind das auch sonst be- 
kannte aijiog, heilig. Der Sinn von 'J&egos 
ist nicht klar {Preller-Bobert S. 582); Welcher 
( Aeschyl. Trilogie S. 2 4p), Gerhard (Hyperbor. 

40 röm. Stud.__i S. 209) und Strube (Bildejkrgis 
v^_Eleusis^3^lid dachten an Eros, was sach- 
lich aber unmöglich. Vielleicht würde legos 
besser passen. Unger in Neue Jcth/rb. , f. 
klass._Philql.lS8l' S. 57 bringt es mit equ£s 
= ^afiK^s in Verbindung. Für die anderen 
liegt es am nächsten mit Welcker+JMliedekrß 
1 S. 3 29 an zwei Glossen des Hesych.^ (»iegpfi 
= ta/ieiv, KÖipui, yafifioui und xegeris r= yaf*os) 
zu denken, also an den „heiligen Gatten" und 

50 die „heilige Gattin", was nach dem oben 
Sp. 1330 Bemerkten auf dasselbe herauskäme, 
wie die Etymologie von Sonne (Zeitschrift f. 
vergl. Sprachw. 10 S. 10 3) „der heilige Pflüger, 
Zeuger". Es ist dies um so wahrscheinlicher, 
als im späteren samothrakischen Kulte auch 
ein ffgos ydjios nach eleusinischem Vorbilde 
eine bedeutende Rolle gespielt haben mufs, 
als dessen bedeutendste Spur sich die hero- 
ische Einkleidung als Hochzeit der Harmonia 

go erhalten hat (s. unten). Dafs es sich aber hierbei 
eigentlich um Köre handelte, zeigt die bei 
der grofsen Feier dargestellte Jjjtjjois der Har- 
monia (Ephorps bei Schol. Eur. Phoen. 7), und 
recht ansprechend ist Ganzes (Unters. 1 S. 44) 
von Wolters {Friederichs - Wolters, Gipsabgüsse 
nr. 1360_ ff.X. aufgenommene Vermutung, dafs 
im Giebelfelde des jüngsten samothrakischen 
Kabirentempels (Conze, Untersuchungen 1 Taf.42 



:■'*.*«*•' 



2527 Megaloi Theoi (Kult in Samothrake) Megaloi Theoi (Kult in Samothrake) 2528 



vgl. S. 26) die suchende Demeter dargestellt 
war. Ob aber in diesem Sueben der liest eines 
Frühlingsfestes zu erkennen ist ( Welcher . Kre - 
tische Koloni e in T hehe.n S. 67), scheint zweifel- 
haft, da die grofse Panegyris in Samothrake 
nach PJuL_ _£M£_12_im Hochsommer, wahr- 



scheinlich am 20. — 22. Juli oder August, statt- 
gefunden haben mufs ( Hirschfeld in Untersuch, 
auf S am. 1 S. 39). Das steht jedenfalls fest, dafs 
man in den samothrakischen Göttern später- 10 welche Skopas nach Plinius 36 



Tiefe. Instinktiv trifft das Richtige NgntL- 
4J.1S3-L." avxqa Kaßsi'gmv — jjat'gs te ■nal anomal 
KogvßavtCSsg. 

Ebenso ist der Kult der zerynthischen He- 
kate (S uidas s. v. Safiod-gäKr): s. Bd.lSp.iaa3j 
vom Kabirenkulte zu trennen (vgl, Cm&ius-bel 
Ersch i.unä [_ Gruber, _S.__22), — Endlich glaubte 
man auch trotz Lobecks __ Spott {Aglnsph^, 
£L 1284) in Aphrodite, Phaethon und Pothos, 

für Samo- 



hin vielfach denselben Kreis wiedererkannte, 
der uns auch in anderen Denkmälern des 
chthonischen Kultes begegnet, so in der kni- 
dischen Inschrift Newt on. Travels S. 714 .(vgl, 
oben Sp. 1305) • und in dem lateranensischen 
Reliefe vom Hateriergrabe (s, oben SpJ.311)- 
Nur die verbältnismäfsig bescheidene Rolle 
des echtgriechischen Hermes im chthonischen 
Kulte hat es erlaubt, den Kasmilos den man 
noch dazu von römischer Seite gern mit den 20 
Opferdienern {camilli) zusammenstellte (Varro, 
de l. lat.J, 34. Mmrob. 9, 8, 5. Serv,_irLYex&. 
Aen.Xl, 543; vgl. Unger a. a. 0. S. 58), von den 
anderen kabirischen Göttern — meist um recht 
willkürlicher Identifikationen willen — loszu- 
trennen; eine kabirische Dreiheit hat es aber 
im Kulte sicherlich niemals gegeben. 

So fest stand freilich diese Auffassung nicht, 
dafs nicht, durch die mystische Form begünstigt, 



thrake geschaffen, wegen des Zusatzes: qui 
Samothrace sanetissimis caerimoniis coluntur 
die Mysteriengötter wiederzuerkennen (zuletzt 
noch Preller -BobertS. 853). Aber auch Aphro- 
dite wurde auf der Insel verehrt (vgl. die 
Inschrift bei Gonze, Reise Taf^lß^ 10), und da 
scheint es doch glaublicher, dafs Plinius' 
Gewährsmann — vielleicht Pasiteles^, der von 
Polemon abhängen kann ( Urlichs. Skop as S. 101) 
— die Darstellung richtig erkannt, sich aber 
hinsichtlich des Mysterienkultes geirrt hat 
{Welcher,, Trüogie_JiL--M£X als umgekehrt, zu- 
mal eine ähnliche Gruppe, Aphrodite mnliapevri 
mit Helios und Eros, im Aphroditetempel auf 
Akrokorinth verehrt wurde (P_qms, 2, 5, 1).*) 
Als Heroen führen die Kabiren die Namen 
Dardanos und Iasion. Am lichtvollsten ist 
diese Überlieferung behandelt bei Preller- 
Bobert S. 854 ff. Nach einer Erzählung des 



auch noch andere neben ihr Raum gefunden 30 Hellanikos (vgl. Wellma nn in den Cotnmen tationes 



hätten. Besonders nahe lag es in einem chtho 
nischen Kreise Dionysos zu suchen. Dem- 
gemäfs sah man ihn und Zeus in den beiden 
Kabiren (Schol Apoll. Eh, 1, ?17j Et^JJud.. 
und Magn. s. vv.), oder man- nannte ihn Sohn 
des Kabiren und Stifter der Weihen (Cic. de 
nat. d. 3, 58. Ampel. ?. Lydus d. menß.^M}^ 
Ferner hat die natürliche Ähnlichkeit der 
Kybele-Rhea mit Demeter dazu verführt, 



Gryphisvaldenses S._ 58JF^ s. L oben . Sp. 60 |f .) sind 
Dardanos (auch Polyarches genannt), Eetion 
(bezw. Iasion) und Harnionia die Kinder des 
Zeus und der Elektra {Schol, Apoll, Bhod.^ 
916. Diodor. 0+ 48. Demagoras im Scho l. Eur. 
P&0g»kJL_ S chol. Eur. Phoen, 12 2?7 Qonon 21. 
Serv. in Verg. Aen. 3, 167. 7 i _20JZ > -'wo aller- 
dings nur Dardanos Sohn des Zeus, Iasios 
Sohn des Italerkönigs Corythus ist; vgl. auch 



diese für die weibliche Hauptgottheit dieses 40 Mnaseas bei Steph._ Byz. s. v^ __...4üji8avo£). 



Kreises zu halten {Schol. Aristid. Panath. p. 308. 
Tzetz. ad Lycophr. 18), um welche man nach 
allerdings sehr unklaren Vorstellungen die 
Kabiren in ähnlicher Weise wie die Kureten 
und die Korybanten geschart dachte ( Strab. 
1 frg. 51; 10 , 466. 470 . 472. Orph. Evrv 20 f .; 
Hymn. 38. Plö n. Ba i. 2. 22. Etyvn. Gud,. 289, 
30; vgl. Niese im Rhein. Mus. 32 S. 267 ff, 
MaafSjBeSibyllAnd. S.24. GMejBemetr.Sceps. 



Nach Athenion oder Athenikon (ßchoL_ Apoll. 
Bhod. 1, 917 u. 913; vgl. Prelle r-BobertS. 855 
Anm. 2) sind nun Iasion und Dardanos die 
Käbiren selbst, benannt nach ihrer Heimat, den 
kabirischen Bergen in Phrygien, während sie 
nach anderen Nachrichten nur die Stifter der 
Weihe sind; wieder andere Quellen lassen sie 
auf Saon oder Samon, den Sohn des Hermes 
und der Rhene zurückgehen (siehe_Bd J _l_ 



. superj^ SlAiJf J 8 - auch o ben S p. 1619 ff j. 50 Sp. 2352)^ Zeus soll sie entweder dem Iasion 



qu. 

Für diese Vermischung ist am charakteristisch- 
sten Diodor. 5, 49: xbv ds 'iaaimva y^fiavrcc 
Kvßilvv ysvvrjoai KoQvßavza. Der Urmensch 
wird zu-Attis Hippql. _ Ref. haer. .5, 9. So- 
wohl Demeter besafs Kult auf Samothrake 
wie Kybele (s. die Münzen Gonze, Beise a, d. 
Ins. d. thrah. Meeres Taf. 18, 9. Brit. Museum^ 
Coins, ThracA .§,.215), und es ist nicht im min- 
desten wunderbar, dafs die alten Kompilatoren 



geschenkt haben {Diodor 5, 48), oder Atheija 
der Tochter des Pallas, Chryse, bei ihrefver- 
mählung mit Dardanos (Dion. Hai, 1, 68). Auch 
die Kybelemysterien wurden hineingemischt 
{Diodor 5, 59), und Giern. Alex. Protr. 8 leitet 
die Kybelemysterien von Dardanos, die samo- 
thrakisch- kabirischen von Eetion her. Ent- 
standen ist, wie bei Preller - Bobert a. a. 0. 
ausgeführt ist, diese Vermischung durch die 
die innerlich verwandten Wesen in der an- 60 Überführung dieses Kultes von Samothrake 



gedeuteten Weise vermischten, um so mehr, 
als die mystische Form jeder Aufklärung hin- 
derlich war. Mit Recht aber behauptet Kern 
im Archäol. Anzeiger 18 93 S. 130 gegen Gonze, 
Untersuch.l „S, .21 und Bubensohn a. a. 0. S. 127, 
dafs „kein kultlicher Zusammenhang zwischen 
Kybele und den Kabiren besteht". Sie sind 
geschieden als die Götter der Höhe und der 



auf die troische Halbinsel. Man schrieb sie 

*) Dafs die „bilingue" Herme Chablais die samo- 
thrakischen Götter nach zwei Terschiedeuen Auffas- 
sungen darstelle (Gerhard, Ant. Bildw. Taf 41 ff. Darem- 
berg et Saglio, Dictionnaire 1 S. 761. Schreiber, KuUurhistor. 
Bilderatlas Tal". 16, 3; vgl. Gerhard, Hyperb. rom. Stud 1 
S. 101. Kern in Atli. Miit. 18 S. 883), hat ÜrticKs, Skopas 
S. 103 mit Eeeht bestritten. 



2529 Megaloi Theoi (Kult in Samothrake) Megaloi Theoi (Kult in Samothrake) 2530 

dem Eponymen der dardanischen Landschaft Gesch. a. a. 0.), und des semitischen Kadmilos- 
zu (StrdbonJJrgm. 50. , JDion.JSaL 1^68. Inter- Hermes (Lykophron bei Phavor inus s. v. Kää- 
p dt: Serv. ad Äen. 1, 378; 3", 148), der darum poc. Nonno s. Dionys. 4, 87 ff. Etym. Gud. 
aus der Fremde gekommen sein mufste. Auch p. y. Kädjiog. Tzetz. in Lyc^l&i und Schol. 
über Samothrake hinaus verlegte man den Paris , z. d. St.V. Harmonia ist Kora; als 
Ursprung dieses Geschlechtes. Chryse, die solche verschwindet sie und wird gesucht 
Gattin des Dardanos nach Bion. H ai. 1, 68, (Ephor os in Schol. Eur. Phoen L 7). ihre Ver- 
stammte aus Arkadien. Griechische Quellen mählung wird auch in späterer Zeit wohl 
und ihnen folgend Varro (Serv. ad Äen . 3. 167; nicht mit Axiokersos, sondern mit Kadmilos 
vgl. Interp ol, ad AetKJ!^ 326} machen Darda- 10 stattgefunden haben; hier hat dann auch der 
nos zu einem Pheneaten, was trotz der erste- ithyphallische Hermes ( Herodo t 2, 51. Cic. de 
ren wohl durch den Gleichklang mit Penates nat. d. 3^22. Prope rz 2, 2,. 11) einen vortreff- 
zu erklären ist. Damit steht auch im Zu- liehen Platz. Zwei entsprechende Idole er- 
sammenhange, wenn die mehrfach aus Samo- wähnt Kern in Athen. Mitt. 18 S.'ji8JL Die 
thrake abgeleiteten Salier (Plut.Numa 13, CW-_ Entführung (Schol. Eur. Phom7i. Sc hol. Apoll. 
Maus bei Festus p. 329 Müller) einmal auf Rhod. 1, 916. Schol. Eur. Or. 7. NonnTTJwrTQ 
einen ArkadeFTSälius - zurückgeführt werden gehörte aber sicherlich nicht zur heiligen Sage 
( Serv. ad jlen. 8, 285). Auch Kreta, das sich der Insel, sondern nur zu der tendenziösen 
rühmte die Weihen vor Eleusis und Samo- Verquickung der 'Kadmossage mit ihr. Wohl 
thrake besessen zu haben ( Diodor 5, 7 7, 3). 20 aber schlofs sich auch hier die Entstehung 
galt als Dardanos' Heimat (Serv. ad Aen. 3, 167). des Menschengeschlechtes an (Hippol. Ref. 
Römischer Lokalpatriotismus machte dann die hae res. 5, 8 3 Kern im Hermes 25 S. 14); 
Brüder sogar zu Etruskern, Serv. ad Aen. 3, hieran denkt auch wohl Cicero (de nat. deor. 
167; 7, 207; v gl. Bd. 1 Sp. 962. 1 , 119), wenn er von näturpEIösophischen 

lasion wird zwar der Bruder des Dardanos Offenbarungen in Samothrake spricht. Setzt 
von den meisten Quellen genannt; doch scheint man Harmonia = Köre, so bleibt für Elektra 
dieser erst den in diese Gegenden gehörigen (s. Val. Flacc. Arg. 2jJ31) nur Demeter übrig; 
Eetion (s. PreUerzRoberL 3l- JL QA verdrängt in der Wahl des Namens wird man wie bei 
zu haben. Während der Doppelgänger des Dar- Kadmos und Harmonia eher thebischen Einflufs 
danos, Polyarches, nur einmal und an zweiter 30 erkennen als rhodischen (Preller- Rober t S. 856). 
Stelle genannt wird, steht für den anderen Was ihr anderer Name Strategis (Schol. Apoll. 
Bruder an erster Stelle, also dem Namen Dar- Rhod. 1, 916) bedeutet, ist dunkel." 
danos entsprechend, Eetion, was auch Schol Aus dem ursprünglichen Verhältnis von 
Eur. P hoen. 1129 als die bessere Überlieferung Vater und Sohn, Kabeiros und Kadmilos-Pais, 
angesehen wird und an anderen Stellen (Dema- waren die Kabiren in das Verhältnis von Brü- 
goras_ bei Schol EmJPhgen^l. CJsm.Mex. dem übergegangen; doch läfst die Wahl der 
■Erfi&ül) sogar allein aufgenommen ist. Dafs Namen erkennen, dafs man hierbei recht wohl 
Hellaniko s ihn so benannt habe, geht auch dem in der äufseren Erscheinung zur Geltung 
ans Schol. Hom. s 125 (s. auch Eustath. z. d. St. kommenden Altersunterschiede gerecht wurde. 
MüMerlrgm. 58) hervor, wo er lasion als 40 Den Vater des troischen Königshauses sah man 
Kreter bezeichnet. Das Eindringen des lasion in der bärtigen älteren Gestalt, während man 
beruht auf dem Einflüsse von Homer s 125; dem Knaben den Namen eines nur durch sein 
da Kadmilos mit Demeter gepaart war, er- Liebesabenteuer bekannten Landmannes gab; 
hielt seine heroische Erscheinung den Namen denn nur im Hinblick auf Hqme± und nicht 
des berühmtesten sterblichen Buhlen dieser auf seinen kretischen Kult wurde lasion hier 
Göttin ( Preller - Robert a. a. 0) . Wenn auch eingesetzt. Dadurch war aber einer weiteren 
an vielen Stellen (HellgtKjand Uomeneus „bei, Identifikation der Weg geebnet. Als Phoiniker 
Schol. Apoll. Rhod. 916. Strab. 7, 331 frgm. 50. waren die Kabiren Retter zur See und erhielten 
Bion. Hai. 1, 61. Conqn 21; ähnlich Serv. ad hierdurch eine natürliche Ähnlichkeit mit den 
Aen. 3, 167) der samothrakische lasion ebenso 50 Dioskuren, den Rettern in jeder Fährlich- 
endet wie der kretische, so ist dies durch- keit (s^ Bd. 1 Sp._ 1158), welchen jedenfalls 
aus nur homerische Reminiseenz , die bei auch dieses Sondergebiet ihrem Platze am 
fe JHoLikji,. Q, dem voraufgehenden "laaog Sternhimmel gemäfs gebührte. In makedonisch- 
. . ril&ios fisvet sogar geradezu widerspricht. hellenistischer Zeit, als durch die Protektion 
Mehr Vertrauen verdient hier einmal Diodor der Diadochen der samothrakische Kult seinen 
5, 49j nach welchem lasion zu den Göttern Höhepunkt erreichte, erhielt diese Auffassung* 
versetzt wird. Dafs lasion- Kadmilos in den fast alleinige Geltung. Das wichtigste Zeug- 
Mysterien als Gatte der Demeter gefeiert nis bieten die ganz von Samothrake abhängigen 
*urde, lehrt Theoer _. Id. 3, 50, und das Scho- Kulte von De los und Syros mit ihren In- 
fetL.?, d, St. 60 Schriften und Münzen. Polemon bei Schol. Eur, 

Als Schwester wird Harmonia genannt, Or. 1637 (vgl. Preller, Äusgew, ~ Äufs._ S, 116) 

die ursprünglich nach Theben gehört Sie ver- sieht in dem Sternbilde direkt die Kabiren, 

dankt ihren Platz lediglich dem Gleichklange welche auch von Ampelius 2 als „gemini" be- 

und der hieraus folgenden , aber nicht auf zeichnet werden. Nach Ovid. Trist. l t 10 l 45 

einer Wesensgleichheit beruhenden ( Preller- und Fl ut. Aem. Pau li. 23 sind die Dioskuren 

Robert a, a. 0.) Gleichsetzung des boiotischen die hohen Götter von Samothrake. Nach dem 

Kadmos, der nur der Heros Eponymos der Interpol, zu Serv, ad Aen. 3,12 soll auch Varro 

Kadmeia ist (Ed. Meyer, Forsc hungen z. al ten diese allgemeinere Ansicht geteilt haben; HöcTT 

Boscheb, Lexikon der gr. n. röm. Mythol. n. 80 



2531 Megaloi Theoi (Kult in Samothrake) Megaloi Theoi (Kult von Imbros) 2532 

scheint der Intervolator hie r nur die del^laL men (Plut. Pomp 24). Hier fand Arsinoe Schutz 
5 58 erhaltene Bekämpfung dieser Ansicht vor Ptolemaios Keraunos (Justm.MM weshalb 
obirflächlich gelesen zu haben. Bin Kompro- sie auch den grofsen Göttern einen Prächtigen 
müs bedeutet die Überlieferung bei Biodor Rundbau weihte (Copze^ JJnt&rsuQh X_ > t TUL. 
5.43: Orpheus, der einzige den samothraki- Taf . 53 ff-, |_ajil£). Auch Ptolemaios VI 
sthirf Göttern geweihte, ruft diese an; der Phüometor fluchtete sich hierher (Po%6 28, J.0 
Wind legt sich und zwei Sterne senken sich und nach der Niederlage bei Pydna Persens 
auf die Häupter der Dioskuren hernieder: äsl ( Lipi u s 45, 5 , PJ^AemPm^W ; aber nur 
zovg vsmafruhovg täv nXiövxmv sv X «S ^" Schuldlosen gewährten die Gotter ihren Schuta 
rftsJai rU Zcc^quI-i, tag 81 t&v aazi^v 10 (VAFlcm KÄm*. S 1.48«, undPerseus muhte 
«ccgovetes (das St. Elmsfeuer nach vielen Er- einen mit Blutschuld Beladenen aus seinem Ge- 
klärern, wohl aber eher auf das Wieder- folge dieserhalb opfern - Die Einweihungen 
erscheinen der Sterne am Himmel zu be- konnten nach Mafsgabeder Inschriften wahrend 
ziehen) dva^nnv efc «j» «5» ^»«md*»» des ganzen Jahres stattfinden, wahrend das grobe 
Immärsiav Fest lm Hochsommer stattfand (s^pb. Sp. 2627). 
Andere Identifikationen sind römischen Ur- Wie in Eleusis gab es unter den Geweihten 
sprang Sie knüpfen meist an Dardanos und Abstufungen. Neben der großen Schaar der 
ieneu an. Daneben finden freilich auch, be- Mysten kommen vereinzelt Epopten vor (ZJntet- 
sonders bei Varro k osmogonische Spekulationen suchung. 1 T ayi^gj Rev. d. etud^r ;. 5 S. 201i. 
ihren Platz ( de l. lat. 5, 58 und bei Auaustin.Civ. 20 Der Inhalt der Weihen ist naturgemäß dunkel. 
Bei 7 18) Die Aeneassao-e führte schliesslich Auch die Enthüllungen Einzelner (buidas s. v. 
zu den fast allgemein angenommenen Identi- jfryofafli besonders des Skeptikers Biagoras 
fikationen mit den Penaten (smL u. Wissowa im (jLfoenagwqsJieacfoo^Jßl. Gic,denat. d.3, 89. 
Hermes 22 S. 29 ff.) und den capitolinischen Biog. Laert. 6, 59) , sind leider verschollen. Soviel 
Gottheiten. "Dielen verdankt aber der samo- steht fest, daTTman die Weihe als besonders 
thrakische Kult auch das hohe Ansehen, das kräftigen Schutz auf dem Meere ansah Schrieb 
er bei Römern schon in republikanischer Zeit man den Kabiren doch sogar die Erfindung 
fand Schon Marcellus, der Eroberer von Syra- der Schiffahrt zu (PMlBybl. bei Euseb. 1, 
kus, weihte Gaben nach Samothrake (PmL 10,10. Sie beschwichtigen den Sturm (^te* 
äanios bei Plut. Marc. 30) ; andere Belege so ^Ati m A^%V^ApM,Rhod 1, 916. Orph, 

TlSttüfe**^ SSÜ "8 "S. 91 ff. fea. TJmEhrJCM-M*. #Ä 4 43;_5, 49. 4mM 

"1R JJffiOOTSftf. B^räTeTud^gr^ 2Wk,_8,709 \Bindf. Schal. Ar, M«l|li 

|J^- ~ ihnen danken Gerettete (Luk.Epigr, 15. Catjim, 



m 

S. 204. 



""über die Kultformen sind nur wenige Epigr. 49,, Cic. de not. d. 3 89. Biog^Lap. 

Einzelheiten bekannt. Tänze in gemessenem G^j nach dem Vorbilde der Argonauten 

Reigenschritte erwähnt Sta?. ^cfctg . 2,„.157. ( J»W. 4, 48 ) . Wie inLemnos stand ihnen auch 

Nicht unpassend hat man hiermit das samo- hier Ino-Leukothea, die Retterin des Odysseus 

thrakische Relief ICm**, Reise Taf. 12: Neue und vieler anderer Seefahrer nahe, s. Sp^2QllfL 

TlnUrsuchunaen Taf._ _JÜ in Verbindung ge- 40 Den ihnen wie dem Poseidon heüigen Fisch «0(1,- 

bracht (Rubm^X-im-, an die kabiri- nilog (Panwrt«Jbs_^E6«L-L 28 f A - 4##^ 

sehen Nymphen kann man hier nicht denken MM^WkJA-Ml zeigt das Fragment eines Weih- 

( Preller -Robert. S. 8 56). Im Kulte bediente reliefs (tfero in Athtn, MM 18 8, 3||) Auch 

man sich, wie vielfach , der altertümlichen gegen andere Not helfen sie Ur. P&mfr, Jgl- 

Sprache ( T>i,ndor. 5. 47). Purpurbinden dazu Etym.Gud.W9, 30, ScpiAjM^RJwdA, 

waren die Abzeichen der Mysten nach SchoL 916, Suid.s.jj.a^ri *a*ov, 8 wlaaßay Blaßten* 

Avoll. Rliod. 1. 917 ; über die „samothracia ^^ s \ selbst gegen Hungersnot (M^mZoshei 

f errea" einen eisern en' Ring ILucrez 6. 1040. £«>». Bali, 23, üfwZfer, Fr^»t. tei gr.i H,_46ff 

PKw.w'at fttgf. 33. 23 ). und seine Beziehung frgm.l). WertloseRedensartaberxstes, nureleu- 
n .nf p'rnrnftt.hpm. vM. T T^cfcer. Jlescfe. Tri?. S.50ff . so sinische Reminiscenz, wenn behauptet wird, daß 

Kern in Archäol. Anz. 1893 S. 130; die Dunkel- die Mysterien im Stande wären die Menschen 

heTtde~r Stellen erlaubt keinen weitergehenden „frömmer, gerechter und überhaupt besser' 

Schlafs, als dafs der Ring von den Mysten zu machen {Biodor. 5, 49 .„ Schol. Ar. Paa; 277). 

eetragen wurde. — Dem chthonischen Kulte Vgl. Lobeck, Aglaoph. S. 1281 ff. 

tntsprechend spielten Sühnungen eine grofse Imnros liefert uns den wichtigen Nachweis, 

Rolle Einen Sühnpriester für Mordthaten nennt dafs der von den Karern doch wohl nach der 

Hesvch KoCm. Von Lysandros und Antalkidas Insel Jpftejfios zubenannte Hermes (ßteph^By?. 

werden Witzw orte berichtet, mit welchen sie s.jfJMs9S, Eustath. ad Bwr^s.JPertß^^ 

sich der vor der Weihung abzulegenden Beichte zu den Mysteriengöttern gehorte Auf einem 
zu entziehen suchten I Plut. AvorMh .lac. s. vv.) . 60 Gebälkstücke sind als .Weihende die tmM- 

Ein ätiologisches Märchen hat Sqphtqn.iSsM- " 0l E WV ^f^ (^?^:^„ a ,i a V-V- ; 

Theoer Id 2 12) in einem Mimos bearbeitet. vgl. S. 96^ Bull, de corr. h ell. 7 S. 165_ ; Irßer: 

Hekate, hier Angelos genannt, hat Hera ihr Robert, kriech Mythol. 1 S. 387). 0sos E 9 /"!S 

Schminktöpfchen gestohlen; sie flieht vor der ergebirTTTie ÄnfangsbncfiiFaben von Djony». 

Göttin und gerät erst in das Haus einer Wöch- Perieg. 513-521, der Beschreibung deBTES- 

nerin, dann in das einer Sterbenden. Von dieser kischen Meeres vgl. Neue in PMologm J||3 

Entweihung sühnen sie die Kabiren. — Hier- SUJÖj Orjm us m Jahrh l.„M, _llaL._m» 

mit hängt auch das Asylrecht der Insel zusam- S. 525 nennt sie mit Recht ein „abgekürztes 



2533 Megaloi Theoi (Kult v. Thasos, Maked.) Megaloi Theoi (Kult v. Troja, Milet etc.) 2534 



Gebet". Als Hauptstätte des Kabirenkultes be 
Zeichnet Imbros aufser Steph. Bjyz. und Eustath. 
a. a. 00'. auch Strabon 10. 472. Die "Weihe 
von Imbros erwähnt Jamb lich. Vit. Pvth. 151. 
Von den &soi (leyäXoi reden verschiedene In- 
schriften, Berliner Monatsber ichte 1855 S. 629, 
633. Bull, de corr. hell. 7 S. 164 ff. — Den 
durch HeroslM JS, 51 für die samothrakischen 
Weihen bezeugten ithyphallischen Hermes 
zeigt ein Münzbild bei Ganze a.a^OJM.-Sß». 10 
U, ein anderes (ebd. nr^.9). das Kerykeion 
zwischen den Spitzhüten der Dioskuren. 

Lehrreich für die Unklarheit, welche über 
diese Götter später selbst bei ihren Verehrern 
herrschte, ist eine von ünger+Jahrb^_f.Jdgss, 
Phil. 1887 8. 59 und Kem^JtfcMgl.^Anzeigex 
1893 S. 130 überschätzte Inschrift dieser Insel 
aus römischer Zeit: ®iol fisyäioi \ dsoi övva- 
roi | IoxvqqoI %al | KctGfieile | äva£ näz[ßyi\\oi 
Koiog | Kgeiog 'T\neQSi<av \ Eiüicstog | Kgövog 20 
( Conze a. a. 0. Taf. 15, 9 vgl. S. 91; am besten 
besprochen von Keil imPhiMogus SmppL_3, 
S. 589 .ff.; vgl. aufserdem Wieseler im Philo- 
l ogus 15 S. 162 . Welcher, Götterlehre 3 S. 187. 
PreMeLz3ob?rt J^a, 0. ... S.jiö8 f.j. Der Dedi- 
kant — wie aus der affektierten Umwandlung 
eines jeden l in Et hervorgeht, ein Römer — 
häufte zusammen, was er nur über die an- 
zurufenden Gottheiten auftreiben konnte, so- 
dafs die Inschrift fast den Eindruck eines or- so 
phischen Gebetes macht (lisäiAjl). Er 
trennte den Kadmilos avai, ab nach dem Vor- 
bilde der römischen Mythologen, welche die 
grofsen Götter mit römischen Dreiheiten, z. B. 
der capitolinisehen, zu identifizieren suchten 
( s. Sp. 2531); er erinnerte mit natixoiaja. das, 
was Herodot 3. 37 über das Aussehen der 
ägyptischen Kabiren, d. h. Söhnen einer he- 
phaistosähnlichen Gottheit, sagt, und setzt sie 
schliefslich den Titanen gleich nach einer sonst 40 
noch durch Photius _^j^Ka^sigoiJyg\. Lobeck, 
Aglaoph. 1249. Wieseler a. a._0.) und das per- 
gamemsche Orakel (C.I. G. 3538) erhaltenen 
Auffassung, indem er die Titanen nach Hesiod. 
Theoq. 134 ff. aufzählt. 

Von Thasos, der vierten thrakischen Insel, 
ist der Kabirenkult nicht direkt bezeugt; doch 
hatte sie wahrscheinlich gleichfalls Teil an dem 
Kulte der benachbarten Inseln und Küsten. Nach 
Apollodor 3, 1, 3 nämlich ist Thasos von Kad- 50 
mos' Genossen Thasos gegründet, was indirekt 
sogar schon Herodot 6, 47 bezeugt. Natürlich 
kam der thebische Heros zu dieser Ehre erst 
nach seiner Gleichsetzung mit dem kabirischen 
Kadmilos. Der Personenname Kaaa(iog erin- 
nerte noch spät an ihn (stoben Sp. 833jlS65l). 
Dafs der Eponym Thasos in Samothrake ge- 
weiht sei, erzählt Bemagoras {Schot Ew.. 
PhQen,T). 

Der makedonische Kabirenkult (s. Lact. 1, 60 
15, 18) ist nur aus später Zeit überliefert, wenn 
auch die Könige den fremden Kult eifrig 
pflegten (Plut.Al. 2. Hinter . 1 , 12, 346. PhüäStr, 
Vit. Apol l. Ty an. 2, 43) . Münzen von Thessa- 
lonike (Müller -Wieseler 2,818 ff. und die Münz- 
kaMoge\ zeigen mit der Beischrift KüßiiQog 
einen Jünglingskopf mit einem Hammer oder 
eine Knabenfigur mit einem ßhyton; es sind 



also Reste von der Gleichsetzung mit Hephai- 
stos wie mit Dionysos hier vereinigt. Den 
Mythus Rennen wir nur aus der tendenziösen 
Entsteli'ung'der christlichen Schriftsteller. Hier 
sind andere Dinge, die stark an den orphi-i! 
sehen Zagreus erinnern, hineingebracht. Esjj 
hanaeltsiclrum drei Brüder, die Korybanten. 
Der eine sei von den beiden anderen erschla- 
gen und unter dem Olymp begraben worden; 
dies sei der makedonische Kabir (Firmicus 
Mat. de err. prof. rel. 11). Nach Giern. Alex. 
Protr. p. 16 wäre nur sein Haupt, in ein rotes 
Tuch gehüllt, dort beigesetzt; die Mörder 




1) Münzen von Thessalonike (nach Müller - Wieseler 
^nr. 8.18 u. Gatal. of gr. coins in the Brit. Mus. Maced. S.113 

bringen sein Schamglied in einer Kiste nach 
Etrurien. Von den Anaktotelesten, ihren Prie- 
stern, würden diese Götter Kabiren und die 
Weihe die kabirische genannt. Ein Nachklang 
dieser Sage ist auch in der Nachricht von 
der Ermordung des Iasios durch Dardanos 
(Serv. ad Verg. Aen. 3, 167) zu verspüren. Der 
Bericht des Firmicus ist jedenfalls derzüver- 
lässigste, da die Einzahl des K. durch Lactanz 
und die Münzbilder bestätigt wird. — Weih- 
geschenke aus Makedonien an die grofsen Götter 
wurden von Heuzey etDoMmet^Mission arche'ol. 
en Macedoine S. 419 ff. auf die Kabiren bezogen 
doch handelt es sich einfach um die Dioskuren, 
welche hier keinen Zug der Kabiren, am wenig- 
sten der makedonischen, an sich tragen. Vgl. 
auch Antonescu, Cultul cabirilorjn Dacia, 
Bukarest 1889 (mir nicht zugänglich). 

Nach der troischen Halbinsel und der an- 
stofsenden pergamenischen Landschaft mufs 
der Kult, wie die oben besprochene Dardanos- 
legende lehrt, schon sehr früh übertragen sein, 
jedenfalls beträchtlich früher, als Thrämer, 
Pergamos_S. 263 ff. es annimmt. Pergamon 
war von alterB her den Kabiren heilig, vgl. 
Paus. 1, 4, 6, Hier sollen die Kabiren, Söhne 
des Uranos, zuerst das Zeuskind erschaut 
haben nach einem aus der Zeit der Antonine 
stammenden Orakel (C. I. G. 3538. Welcher, 
SyU. epigr. gr, S. 229 ff; vgl. Aristid. inl zw 
vS. sv Ilsgy. Dindf. 2 S. 7.09). Wenn römische 
Quellen (Cic,denat. d. 3, 58; daraus Ampel. 9*. 
Lyd, d. mens. 4, 38) Dionysos, den Sohn des 
Kabiren, zum Herrscher Asiens machen, darf 
man darunter wohl die römische Provinz Asien 
d. h. Pergamon verstehen. — Auch in der 
Gigantomachie des grofsen Altars fanden sie 
Platz, vgl. Puchstein in den Abhandl. d. Berl. 
Ah. 1889 S. 330. 

Der makedonischen Legende, wie sie Giern. 
Alex, erzählt, ähnlich ist die von Milet (Nicol. 
Damasc. frgm. 54, Müller, Frgm. hist_gt\ 3 
S. 388; vgl. Crusius bei Ersch u. Gruber S.24). 
Die Bewohner von Assesos werden von dem 

80* 



2535 Megaloi Theoi (Kult v. Delos etc.) 

milesischen Usurpator Arnphitros belagert; ein 
Orakel verspricht ihnen Hülfe aus Phrygien. 
Von dort kommen zwei Jünglinge, Pottes und 
Onnes, tsgä e'xovtss xäv KaßeiQwv iv Y.Coxy 
Kinalviipävci. Mit Hülfe dieser' Jünglinge wer- 
den die Assesier und Milesier von dem ge- 
meinsamen Bedrücker befreit. — Kult der 
Kabiren im Tempel des didymeischen Apol- 
lon erwähnen C._I. G. 2852 (Hittenb erger, Syl t. 



Megaloi Theoi (boiot. Kulte) 2536 

alle Lust zu maritimer oder gar Grofsmachts- 
politik längst vergangen war; ebenso war ihre 
Stellung im "Welthandel eine auffällig be- 
scheidene. Der Schutz derimmermehr auf die See 
beschränkten Götter spielte für sie keine grofse 
Rolle mehr. Nur zwei Stätten in Boiotien 
hatten schon in früherer Zeit die fremden Götter 
aufgenommen; man verehrte sie hier in beschei- 
denen Formen, ohne dafs auf sie ein Abglanz 



170) und 2882; der \m%aQ%og xwv (isyalwv 10 von der Grofsartigkeit der Hauptkultstätten 
o.. -.. v..o.' ... -ukv,™* ^.n.i^t ™;<- An™ Vntmr- fi«l Vnn einem Einflüsse dieser Kultstätten 



&emv KaßiQciv hängt vielleicht mit dem Koiijg 
(s._ Hesych^ s. v.) zusammen; nach Heugey et 
Daumet a. a. 0. soll es %ohaQxog heifsen und 
sich auf ein lectisternium beziehen. 

Teos, Bull, de corr. Ml. 4, 164. 

Ephesos. Von hier stammen Weihreliefe an 
die Göttermutter, auf welchen zwei Gestalten, 
eine bärtige und eine jugendliche männliche, 
auf die Kabiren zu beziehen sind, Gqnze in 



fiel. Von einem Einflüsse dieser Kultstätten 
auf Samothrake {Kern im Hermes 25 S. 14f.) 
kann keine Rede sein. Eigennamen aber, wie 
KaßtQi%og, Kaßigiog, Kaßiqeivog aus Theben, 
Thisbe, Tanagra und Chaironeia (Dittenberger, 
Inscr. Graec. Septentr. 538. 2294. 2253. 2h89. 
2778. 3197. 3300) sprechen für eine ausgebrei- 
tete Verehrung dieser Gottheiten in makedo- 
nischer und römischer Zeit. Die boiotische 



ArchäoJ. Zeit. Tat. 3, 1. 2; vgl. S. 3 f. M. N. Q. 20 Küstenstadt Anthedon, welche aber nach Lyleo- 



( Mos. Inschrift an die &sol (iiyäloi, G. LG. 
2221 d . 

Rhodos und Karpathos beweisen ihren Kult 
durch die von Riller v. Gärtringen {Athen. 
Mitteil. 18 S. 385 ff.) veröffentlichten und be- 
sprochenen Inschriften. Die Götter werden 
hier ausdrücklich als die lemnischen und samo- 
thrakischen bezeichnet; ihre Verehrer bilden 
die geschlossenen Vereine der Arniviaatut und 



Delos. Ein Heiligtum der Kabiren, welches 
eine französische 
Ausgrabung aufge- 
deckt hat, rührt aus 
hellenistischer Zeit 
{Bull, de corr. hell. 
7S.334ff.). Diehier 
veröffentlichten In- 
schriften (s. auch C. 



phron bei Steph. Byz. s. y, 'AvOijtif&.v eine thra- 
kische Bevölkerung hatte, nahm sie allerdings 
unter die städtischen Götter auf; mitten in der 
Stadt lag ihr Heiligtum, von einem Haine um- 
geben, nahe bei dem Tempel der Demeter und 
Persephone, Pcjms.^9 j _22 j _5_u. Sp. 2541, läffi.. — 
Geringeres Entgegenkommen bewies Theben. 
Hier lag das Kabirion aufserhalb der Stadt, 25 Sta- 
dien vor dem Thore Neistai, wo es durch die 
30 Ausgrabungen des deutschen Instituts freigelegt 




2) Münze Ton Sjros (nach 
Müller - Wieseler 2 nr. 821). 



(vgl. Kern im Hei- 
mes 25 S. 15) als 
Priester der diöa- 
■KovQoi KäßsiQoi ge- 
nannten Götter. — Mysterien erwähnt Jamb- 
lich. Vit. Pyth. 151, 

Syros. Münzen mit den Dioskuren und der 
Inschrift &eäv KaßsiQmv SvgCcav, Müller -Wie- 
seler 2, 82 1. Haremberg et Saglio S. 773. 



'■lex . __._ - 

KythnOS. Inschrift Zait,]o^gameiv &ea>v 
Untersuch, auf Samothr. 2 S. 109 nach Boß, 
Ärch. Aufs. 2 S, 671. 

Das griechische Mutterland verhielt sich im 
ganzen ablehnend gegen die phoinikischen Göt- 
ter. Unter den zahlreichen Festgesandtschaften, 
mit welchen die grofsartigen samothrakischen 
Feste beschickt wurden, begegnen uns nur ein- 
mal die Eleer, wenn man die offenbar ver- 



wurde {Judeich in den Axh. Mitt. .13 S, 81; vgl. 
12 S, 269). Aber gerade für diesen Kult fliefsen 
unsere monumentalen und litterarischen Quellen 
reichlicher. Pausanias (9, 25, 5) erklärt zwar, 
das Wichtigste {oZrivsg Se sleiv oi Käßsigoi «od 
bicolä ieriv avTOig »ei ^j|(iijtf'i ra $qo>- 
(tttva) nicht verraten zu dürfen, erzählt aber 
folgendes von der zu seiner Zeit herrschenden, 
stark an Eleusis erinnernden Kultlegende: Die 
I. Cr. 2296) nennen 40 Kabiren seien die alten Einwohner des Landes ge- 
durchweg Athener wesen. Zweien von ihnen, dem Prometheus 
~~ - — un( j ge i nem Sohne Aitnaios, habe Demeter 

sich offenbart und ein mystisches Unterpfand 
dafür zurückgelassen. Die mystische Weihe habe 
sieden Kabiren geschenkt. Nach dem Epigonen- 
kriege sei das Kabirenvolk vertrieben worden 
und die Weihe verfallen. Ihre Erneuerung 
aufserhalb der Stadt an dem Flusse Alexiarus 
sei das Werk der Pelarge, der Tochter des 
50 Potnieus, und des Isthmiades gewesen. Nun- 



mehr seien die Nachkommen der Kabiren 
unter Führung des Telondes in ihr altes Land 
zurückgekehrt, für die Pelarge habe aber das 
Orakel von Dodona göttliche Ehren, darunter 
die Opferung eines trächtigen Tieres, anbe- 
fohlen. — Im folgenden belegt Pausanias die 
Heiligkeit de8 thebischen Kultes durch war- 
nende Beispiele: Einigen Bewohnern von Nau- 
paktos sei die Nachahmung der thebischen 



schriebene Inschrift 'Hltov {Conze, Unter- 60 Ceremonien schlimm bekommen. — Im Perser- 



SMchungen a, Samothr. 2 S. 98) in dieser Art 
und nicht etwa lieber in TrjltW verbessern 
will. Der Grund dieser ablehnenden Hal- 
tung liegt in den historischen Verhältnissen. 
Die Blüte, die ihm einen offiziellen internatio- 
nalen Rang verlieh, verdankte der samothra- 
kische Kult erst den Diadochen, d. h. einer 
Zeit, in welcher den festländischen Griechen 



kriege seien Leute des Mardonios eingebrochen, 
die sich dann im Wahnsinn von den Felsen 
ins Meer gestürzt hätten, was freilich mehr für 
Anthedon sprechen würde. — Unter Alexander 
endlich hätten sich die Kabiren an den Schän- 
dern ihres Heiligtums durch ein vernichtendes 
Gewitter gerächt. — Inkonsequent schreibt 
Pausanias. (4, 1 f .) die Begründung des Kultes 



2537 Megaloi Theoi (Kult in Theben) 

dem attischen Lykomiden Methapos, einem 
Zeitgenossen des Epameinondas ( K. 0. Müller , 
Dorier* 1 S. 102; Pro lego rnena S. 153. Sauppe 
uLd&h±&GM^G^d.jrJ$b9. S, 221. Töpffer , 
AU.Geneal. ß. 218. Kern im Hermes J25 
. S S. 11 f. Bubensohn, Myaterienheüigiiimer 
8^135^.), zu; allein die Ausgrabungen 
zeigen klar, dafs nur von einer Reform in 
dieser Zeit die Rede sein kann. 

Für das Kabirion hat Dörpfeld (Athe- 
nische Mittal. 13 S. 87 ff.) drei Perioden 
festgestellt. Nur ganz spärliche Beste sind 
von einer alten, aus dem 6. od. 5. Jahr- 
hundert stammenden Anlage geblieben — 
der Widerspruch Bubensohns a. a. 0. 
SL138. 214f. ist belanglos — , welche in der 
zweiten Hälfte des 4. Jahrhunderts unter einem 
Neubau verschwand; ein vollständiger Neubau 
ersetzte diesen in römischer Zeit. Der charakte- 
ristischste Teil der Anlage ist ein hinter der Cella 20 
belegener ummauerter, von den beiden Längs- 
seiten zugänglicher Hof, in welchem sich zwei 
verschliefsbare Opfergruben befanden. In die 
eine der selben wurden, wie an den zahlreichen in 
ihr vorgefundenen Tierknochen erkennbar, die 
Opfertiere hinabgestofsen nach einem auch aus 
P tniai (Paus, d, 8^1} und Samothrake bekann- 
ten Brauche, der nach Philostr., Vit. Apoll. 
6.J.1, 13; Kuseb. Praep. ev. 4, 9, 3 die hier ver- 
ehrten Götter als chthonische erkennen läfst. 30 

Begreiflicherweise identificierte man dann 
den männlichen Hauptgott mit dem chthoni- 
schen, in Theben hochverehrten Dionysos 
(Kern a, a. O. S. 3 f. Preller - Bobert, Griech. 
Mythol. S. 861). Das beweisen die zahlreichen 
im Kabirion gefundenen Weihgeschenke. Das 
wichtigste unter diesen ist eine schwarzfigurige, 
aus der zweiten Hälfte des 4. Jahrhunderts 
stammende Trinkschale (Fig. 3). Man sieht auf 
ihr einen bärtigen, auf eine Kline gelagerten lu 
Dionysos, dem aber als Kultname Kaßigos bei- 
geschrieben ist. Neben ihm steht ein Knabe, 
der mit einer Oinochoe aus einem Krater 
schöpft, durch die Inschrift als Ilais bezeich- 
net. Dieser gelagerte Gott sowohl wie der 
Pais, der göttliche Knabe, welchem die Frommen 
Spielzeug in grofser Menge weihten, besonders 
Kreisel, begegnen uns auch vielfach als Votiv- 
figuren aus Terracotta; die erhaltene Basis 
des Kultbildes macht es im höchsten Grade 50 
wahrscheinlich, dafs auch im Innern der Cella 
die Götter in der gleichen Situation dargestellt 
waren. — Interessant ist die zweite auf dem 
erwähnten Gefäfs befindliche Gruppe. Ein 
stark karrikierter Knabe, durch die Inschrift 
als ngazölaog bezeichnet, steht da und blickt 
auf ein links von ihm befindliches Paar, einen 
gleichfalls stark karrikierten Mann (MCxog) und 
eine in edleren Formen dargestellte Frau (Kqä- 
zcia). Pratolaos ist offenbar der Urmensch; 60 
Mhoq heifst Faden, aber Orpheus soll es in 
seiner Rätselsprache (Epigenes bei Giern. Alex. 
cßiSfefi!». 5 J>. 244 B. Abel frgm. 253. _ Lobeck, 
Aglaoph . 836 f.^ für Samen gebraucht' haben; 
unter Mitos müssen wir demnach die befruch- 
tende Potenz verstehen. Für Krateia bleibt also 
nur die Bedeutung die 'Gebärende'; zwar spricht 
der Name nicht hierfür, dafs aber eine Krateia 



Megaloi Theoi (Kult in Theben) 2538 

in den orphi sehen Vorstellungen ihren Platz 
hatte, zeigte Kaibel (H ermes 2 5 S. 98 £]■ aus 
den wenigen Resten der Akxissohen Komödie 
Krateia (Meineckej Com. gr. frgm.JS SVJ29JF. 
Kocl;, Com. alt. frgm. 1 SV 334jf.)7— Trotz- 
jj^ dem darf man den orphischen Cha- 
raMpr diesen Weihgeschenks nicht 
auf den g.m/.en Kult über- 
haben, I-, ist schwerlich 
mehr als der singu- 
lare Einfall eines 
orphisch ge- 
sinnten Ka- 




birenver- 
ehrers Rei- 
cher die auch 
in Lernnos mit 
dem Kabiren- 
dienste verbun- 
dene Entstehung des 
Menschengeschlechts 
Sp. 2524) nach seiner 
Weise darstellen liefs. 
Vielleicht ist auch in diesem 
Stück ein Beweis für die Thätigkeit 
des Methapos zu sehen. Bei der 
Identifizierung des Kabiren mit Dionysos, einem 
von den Thebanern und den attischen Orphikern 
gleich hochverehrten Gotte, hatten die orphi- 
schen Anknüpfungen leichtes Spiel. — Gegen 



2539 Megaloi Theoi (Kult in Theben) Megaloi Theoi (Schlufsübersicht) 2540 

die Annahme aber, dafs die karrikierende Art freiung des Landes reformiert wurde durch 

der Darstellung etwas mit der Kabirenreligion Methapos , so wird derselbe Theologe sich 

zu thun habe (W innef eld in den Athen. Mitteil. wohl auch in Theben zumeist mit dem De- 

13_S._422f. Kern a. a. Ö. TS. 8. PreUerzMobert meterdienste befafst haben, 

a. a.'O. S. 862 ), sowie gegen die in den an- Auf den Kabirenkult wurden von alten und 

deren dort geTundenen Vasenbildern von Kern neuen Forschern noch verschiedene Nachrichten 

besonders behaupteten inneren Beziehungen bezogen, in welchen es sich aber um die Ver- 

zum Kulte sprechen die verstreut gefundenen ehrung der hellenischen Dioskuren handelt, 

Vasen gleicher Form und gleichen Stils (Wime- so im attischen Demos Kephalai, im lokrischen 

feld im Archäol. Anzeiger 1893 S. 63 ff.). Man 10 Amphissa, im lakonischen Brasai und auch in 

weihte ^dem Dionysos - Kabir höchst passend Andania (vgl. Preller -Koiet±S^3SSh Auch die 

Trinkgefäfse, aber solche, wie sie allgemein nautischen Übungen zu Ehren der grofsen Göt- 

bei den boiotischen Kleinbauern und Klein- ter (C.I^A. g, 469.181 4714-18). sind trotz der 

bürgern im Gebrauch waren. Beziehung zum Meere den Dioskuren zuzu- 

"Will man den durch die Funde erwiesenen sprechen. 
Thatbestand mit dem Bericht des Pqusanias Schlufsüb ersieht, 
in Einklang bringen, so gerät man bald in Die Betrachtung der einzelnen Kultstätten 
Verlegenheit. Keine Spur weist auf die ge- läfst das Bild von der Natur und den Wand- 
meinsame Verehrung der Kabiren und der De- lungen der Kabiren in folgenden Zügen er- 
meter, keine auf Prometheus, keine auf dort 20 scheinen. Phönikische Seefahrer brachten den 
gefeierte Mysterien, denn in den überaus zahl- Kult zweier Gottheiten, Vater und Sohn, nach 
reichen Inschriften finden sich die aus anderen Westen zu den griechischen Inseln. Es fiel 
Mysterienheiligtümern bekannten Worte, wie den glücklichen Seefahrern nicht schwer für 
livatrje oder iitö-arrig, auch nicht einmal. Mit ' diese Schutzgeister, deren fratzenhafte Bilder 
der Erzählung von Prometheus und Aitnaios ihre Schiffe schmückten, Proselyten zu machen, 
— um dies vorwegzunehmen — scheint Pau- zumal die Bewohner der von ihnen zunächst 
sanias in der That etwas Ungehöriges einge- berührten Inseln auf die Seefahrt angewiesen 
mischt zu haben, einige Wissenschaft, die er waren und im Vergleiche zu den anderen 
über die Kabirenkulte der thrakischen Inseln Griechen auf einer wenig entwickelten Kultur- 
ergattert hatte. Prometheus und Aitnaios sind 30 stufe standen. Gleichwohl war bei dem Wider- 
selbstverständlich nur andere Formen für He- stände der griechischen Orthodoxie zweierlei 
ph aistos und Kadmilos, eine heroische Zwischen- notwendig: die fremden Götter mufsten zu 
stute zwischen dem bald göttlichen bald mensch- den ansässigen in Beziehung gesetzt, oder 
liehen Kabiros und seinem Pais, auf welche man sogar mit ihnen identificiert werden, und der 
wohl besonders durch die spätere Vorstellung neue Kult mufste zur Mysterienform seine 
des menschenbildenden Prometheus gebracht Zuflucht nehmen. Der letztere Umstand be- 
wurde. — Demeter und Kora aber wurden in förderte seine Annäherung an den echtgriechi- 
einem benachbarten, etwas näher der Stadt ge- sehen vorhandenen Mysterienkultus, den der 
legen en Heiligtume (Pajt&-2»_25^5U-Vgl. Aihm*. chthonischen Götter. 

Mitteil. 13 S. 84f.) verehrt, woselbst D. den Bei- 40 An den drei Orten, deren Kabirenkult uns 
namenKabiria führte. Dieses Heiligtum scheint durch Nachrichten und Funde einigermafsen 
der Ort für die von Pausmias erwähnten Myste- aufgehellt ist, Lemnos, Samothrake und Theben, 
rien gewesen zu sein, während das aufgedeckte waren uns der alte und der junge Kabir ent- 
Kabirion nur ein Nebentempel war, etwa wie gegengetreten. Die Unterschiede in ihrer Er- 
das Plutonion oder gar der Poseidon-Artemis- scheinungsform erklären sich durch die Kult- 
tempel in Eleusis oder auch der neue Tempel Verhältnisse, auf welche sie an den verschie- 
in Samothrake. Zum heiligen Haine der denen Orten gestofsen waren. Auf den thra- 
Demeter Kabiria war nur Eingeweihten der kischen Inseln erwiesen sich Hephaistos und 
Zutritt verstattet, und auf dieses Heiligtum Hermes als ihre geeignetsten Gegenbilder. In 
kann sich auch nur beziehen, was der Perieget 50 Theben, wohin der Kult jedenfalls erst nach 
über die Erneuerung des Kultes durch Pelarge seiner Verbindung mit den chthoni- 
sagt. Pelarge ist die Tochter des Potnieus, sehen Mysteriengöttern gebracht wurde, 
d. h. des Heros Eponymos von Potniai, einer bot sich hierzu am willigsten die doppelte 
kleinen Ortschaft bei Theben. In Potniai hatte Gestalt des Dionysos. Für Samothrake ins- 
Demeter ( Paus. 9. 8, 1) einen chthonischen besondere mufs man aber auch der langen Zeit 
Kult. Man stiefs ihr zu Ehren Schweine hinab eingedenk sein, welche dazu gehörte, diesen 
in die (*syapa, Opfergruben oder Erdspalten, „Aberglauben armer Schiffer bis zu der Favorit- 
die in Dodona wieder zum Vorschein kommen religion der hellenistischen Könige" heran- 
sollten, also auch hier die seltene Verbindung zubilden ( Preller - Robert S. 851 ). Unter eleu- 
mit Dodona, wie im Kulte der kab irischen 60 sinischem Einfluss nahm Hephaistos allmäh - 
Demeter. Auch Pelarges Gatte, Isthmiades, lieh die Züge des Hades an oder des Zeus, 
weist auf Demeterkult, wenn man sieb der zu dem dann als jüngerer Dionysos an Stelle 
aus Korinth bekannten kabirischen Verbindung des Hermes trat. Goethe nannte die K. „Un- 
Demeters ( Schol. Pind z Ol. 13 , 74; s. Sjg^2524) gestalten" „irden schlechte Töpfe". Für den 
erinnert. Auch enthält die messenische Königs- griechischen Kult waren sie in der That schliefs- 
liste zwei Könige Isthmios (Paus. 4, 3, 8. 10), lieh nur noch Formen, die willig jeden Inhalt 
und Messenien war Sitz eines sehr angesehenen in sich aufnehmen, umsomehr wenn er sich so 
Demeterkultes. So wie dieser nach der Be- leicht anpasste, wie die Dioskuren den alten 



2541 Megalokephaloi Me 8 ara 2542 

iw oß r BH£ ,ftHpm die in hellenistisch römischer Megapenthes (Meyaxiv&rjg), 1) ein Sohn 

7 ■ -f t if^ÄliLblT&SSorm - Dafs an des Menelaos, den er während der Abwesen- 

ä ^OrL auch Idere Beziehungen, wie in heit seiner Gattin Helena (Eustath. zuifom. 

ist wenig zu sagen Die Mysterienform wurde Vater an einem Tage zugleich mit seiner Stief- 
der Snischfn Beziehu/gen wegen beibe- Schwester Her-ione, un d zwar mi t, ier T ochter 
halten. Die Weihung hatte von Anbeginn 10 des Alektor aus Spa rta (0 d. 4, ?*«. J^ 

KrhlHÄm Ätn? eÄel t Äten SeK^ssÄ £&»*££ 
ÄVSidta^Ä^diwi eingewirkt nier von der Herrschaft aus und setzter i an 
zu haben. Aber wie in Bleusis die Frage nach .eine Stelle den Orestes den Enke des yn 

boioSen Kabiren - man beachte den Sin- sie in freundschaftlichem Verhältnisse zu Po- 

sr «Sri ja rSÄVÄÄ iÄi"rlÄrS"iÄ 3 ä s 

"SÄ, KW« - rt- - „ v^tl f 'KÄU '-IJSSÄSÄ 

Namen eines Giganten des pergamemschen AI- nach 2)iod 4, 6 * ;™^g B _ ^^\" 1^ 
tars- Zu wslo\g] erinnere ich an makedo- der Iphianeira. Br tauschte von rerseus gegen 
5 h Äo' S oOU = «**: D- Giganten- Tiryns die Herrschaft üb er ^gosei* .(ÄpoUod 

name mag etwa V^rf>.lo B oder *[^fV«7 *f Vir T 9 i' tötete er den Srseu wegen 

in -i~ ^olontot VinbpTi " Daeeeen ergänzt Nach Hyg. f. 244 tötete er den rerseus wegcu 
ÄÄ^Ä^^^ 2 40 der Verlin erung seines Vaters (vgl.£ 64) und 

$ IZ^Sidngsber.d.Kgl.M. zu Berlin wurde von Abas pvopte i ^^^g 

18891 c 19 r3411 den Namen zu Srv]<pelo[g. getötet. [ScM. Eur Mom. 180, woaer 

1889) p. 19 ^41) aen rDrexler.l Stammbaum Aigyptos, Lynkeus, Abas, Promos, 

Megalopolis, s. oben Bd. 2 Sp. 2093. Ovar- Megapenthes, Argeios Anaxagoras Hip- 

bel Km* 8» P 7 0. Seilte, <WttÄ. p. 89. ponoos, Kapaneus angegeben wird. [Hofer.] 

beck, nast. i p. o« , ^^j [r Ära em«»-, Perpamos p. 53 ^»V*^^^ 

Megalossakes {Miya\o<saü%r i <;), ein von den TwMer des^reon 

DioskLn erlegter Dolione ^«MO,). q Megara ^^1) ^Uer^J^ 

Meeamede (M»wn8r>), Tochter des Arneos, so Sage, Hom. Odyss. 11 269 f. Bei dem Elek- 

SfÄcÄ/SsctSS £pSyrHts T S\Äe^a^ 

fZ^f£^ M ^ia -nmede und £^^2^^^ 

XÄe^^frÄW»») Binder unter dem" alten Namen der Alkaide» 

P»Ua??nKdefflk™fi8eh unsichern Stelle (Menekrat. bei Scfco*. IW. Is ihm. 4, 104 , vgl. 

K Ä Äc 100 wo Selene genannt wird 5,. TraarooÄ- Möllendorff, Bundes' Herakles 

j&Lf^Ä Meya^i«» <Wo ? . 1, 293) durch Opfei : und einen Agon epjpluo., . 

S° n Är£ m S Leaneita -^fSaniin'd^ bafd'zwii: Therimachos und Deikoon (!»**«. 

L^ita2U-W b. Anton. KyU bei «^ v «^f^^%J h S' 
t.j, a\ « AlV-rnTi n ns2 — S1 Paus 1. 29. 1. 2 machos und Ophites bezw. Uneites (ayg.rau. 
M$^££to£ pSäSj ' 81. 32. 72), Kreontiades und Oxeus (Oft* «* 



2543 



Megara 



Megara 



2544 



Theb. 4, 570; 10, 896), Kreonfciades und (?) Areas 
(Myth. Vat. 2, 158); bald drei: Therimachos, 
Deikoon und Aristodemos (Hypothes. Eurip. 
bei Schol. Pind. a. a. 0.), Therimachos, Deikoon 
und Kreontiades (Apollod. 2, 4, 11, 6; 7, 8, 8. 
Asklepiades bei Schal. Hom. Od. 11, 269); bald 
vier: Therimachos, Deikoon, Kreontiades und 
Deion (Deinias bei Schol. Pind. a. a. 0.), Theri- 
machos, Demokoon, Kreontiades und Oneites 
(Schol. Lyk. 38. Schol. Lucian. dial. deor. 13); 
bald fünf: Antimachos, Klymenos, Glenos, Theri- 
machos und Kreontiades (Pherekydes bei Schol. 
Pind. a. a. 0.); endlich auch sieben: Polydoros, 
Aniketos, Mekistophonos, Patrokles, Toxoklei- 
tos, Menebrontes und Chersibios (Baton bei 
Schol. Find. a. a. 0.). Über ihren vorzeitigen 
Tod gab es eine fieihe verschiedenartiger Ver- 



Mania (s. d.), deren Anwesenheit Herakles' 
Wahnsinn bekundet, zuschauen; vgl. Mon. d. Inst. 
8,10. Hirsel, Ann. d. Inst. 1864S.324ff. Wiener 
Vorlegeil. Ser. B Taf. 1. Melida, Vasos griegos 
del Mus. Arqueol. Nation. 39. — Euripides ge- 
staltete in seinem Herakles die alte Sage mehr- 
fältig um: Herakles hatte unter grofsem Jubel 
die Tochter Kreons gefreit, nachdem er die 
alten Gegner der Thebaner, die Minyer, be- 
10 siegt hatte (220. 560; danach erzählen auch 
Apollod. 2, 4, 11, 6 und Diod. 4, 10, 6, dafs 
Kreon ihm die Megara als Dank für den Zug 
gegen die Minyer gab); doch verliefs er später 
Theben, um durch Thaten im Dienst des Eu- 
rystheus sich und den Seinen die Bückkehr 
nach Argos zu ermöglichen. Während er im 
Hades weilt, um den Kerberos heraufzuholen, 



% m/LJJ/~iniA/JJJLUU a lHAAlLJJLAlL III LH LH. Ul Ul ZZ^ 




Megara und Herakles (anwesend: Mania, Iolaos, Alkmene). Vasenbild des Assteas 
(nach Mon. d. Instit. vm, 10). 



sionen. Wie Schol. Pind. Istlim. 4, 104 angiebt, 
waren sie nach Lysimachos von Fremden er- 
mordet, nach Anderen (vgl. Schol. Stat. Theb. 
4, 570) von Lykos, nach Sokrates von Augeias. 
Allein die ältere Sage weifs nur, dafs Herakles 
selbst im Wahnsinn der Mörder seiner Kinder 
war. Schon in den Kyprien erzählt Nestor von 
Herakles' Wahnsinn, und nach Paus. 9, 11, 2 
gedachten Panyassis und Stesichoros des Kinder- 
mordes; Pherekydes fr. 30 zufolge hatte He- 
rakles seine Kinder ins Feuer geworfen, nach 
Apollod. 2, 4, 12, 1 mit ihnen zugleich zwei 
Söhne des Iphikles (s. d. Abbild.), und noch ein 
Vasengemälde des Assteas stellt diesen Feuer- 
tod dar: Herakles hat aus seinem Hausrat ein 
Feuer angezündet und ist im Begriff, sein 
Kind in die Flammen zu werfen, während 
Megara entflieht und Alkmene , Iolaos und 



bemächtigt sich Lykos (s. d.) der Herrschaft 
in Theben, ermordet Kreon mit seinen drei 
Söhnen und will alsbald auch Megara und 
ihre drei Söhne töten. Der greise Amphitryon, 
in dessen Obhut Herakles die Seinen zurück- 
gelassen hatte, vermag nichts wider Lykos. 
Nachdem auch Megara sich vergeblich bemüht 
hat, ihn umzustimmen, beschliefst sie, stolz 
und ihres Gatten würdig mit ihren Kindern 
60 in den Tod zu gehen. Schon hat sie sich und 
die Kinder als Todesopfer geschmückt, da kehrt 
Herakles plötzlich heim und tötet Lykos. Wäh- 
rend er nun ein Sühnopfer vollziehen will, er- 
greift ihn der von Hera gesandte Wahnsinn: 
er tötet mit Pfeilen seine drei Söhne und Me- 
gara und hätte auch Amphitryon umgebracht, 
wäre nicht Pallas dazwischengetreten. Vom 
Wahnsinn geheilt, verflucht er seine That und 



2545 Megara Megareus 2546 

meidet Theben. — Der euripideischen Darstel- auf Herakles' Vermählung mit Hebe gedeuteten 

lung folgen im allgemeinen Asklepiades fr. 22 Vasenbilde in Berlin 3257 (Gerhard, Apul. 

bei Schol. Hom. Od. 11, 269. Senec. Hercul. (wo Vasenb. Taf. 15) zu erkennen. — Die ganze 

Lykos die Megara zur Gemahlin begehrt). Hyg. Sage mit ihren einzelnen Phasen — Ehe- 

fab. 31. 32. 72. 241. Schol. u. Tzetz. Lykophr. 38. schliefsung, Geburt und vorzeitiger Tod der 

Eustath. 1683, 38 ff. Westermann, Myihograph. Kinder, Lösung der Ehe und Kult der Kinder 

Graec. Append. 28, 5. Sero. Verg. Aen. 8, 299. — erinnert an die korinthische Medeasage: 

Schol. Stat. Theb. 10, 896; auch die Gemälde- hier wie dort dürfte die Sage das Werden und 

beschreibung bei Philostrat. Imagg. 2, 23 (vgl. Vergehen in der Natur wiederspiegeln. Anders 
dazu Hirzel, Annal. d. Inst. 1864, 338. Friede- 10 urteilt über den Wert des Mythos v. Wilamo- 

richs, Die philostrat Gemälde^. 126—134) lehnt witz a. a. 0. 322ff. 

sich an Euripides an. Bei Diod. 4, 11 befällt 2) Mutter des Ixion, welche von Phorbas 
den Herakles, als er den Auftrag zum Dienst und Polymelos getötet wurde, weil sie deren 
bei Eurystheus erhalten, grofse Mutlosigkeit; Werbungen zurückwies; sie wurde später von 
Hera sendet den Wahnsinn, er will Iolaos ihrem Sohne Ixion gerächt, Anth. Pal. 3, 12. 
töten, schiefst aber mit Pfeilen seine eigenen Die Sage ist sonst unbekannt, und es bleibt 
Kinder nieder. Ganz abweichend erzählt Schol. ungewifs, ob Phorbas und Ixion mit den be- 
Stat. Theb. 4, 570: Lykos gab seine Tochter kannten Helden gleichen Namens zu identificieren 
Megara dem Herakles zur Frau, wurde des- siud; vgl. Visconti, Museo Pio-Clement.h S. 38. 
wegen von Hera mit Wahnsinn geschlagen 20 [Diese Megara, nicht die Tochter des Kreon, 
und tötete seine Enkelkinder. war nach Schreiber, Die NeJcyia des Polygnotos 
Dafs Herakles auch seine Gemahlin Megara in Delphi, Festschrift für Overbeck p. 194 dar- 
mordet, ist zweifellos eine Neuerung des Euri- gestellt in der Nekyia des Polygnot. — 
pides. Nur Senec, Hygin, Schol. Lyk., Eustath., 3) Wenig wahrscheinlich vermutet Brunn, 
Serv. a. a. 0. haben diesen Zug übernommen. Zweite Verteidigung der philostratischen Ge- 
Die ältere thebanische Sage weifs nur, dafs mälde, Jahrbb. f. kl. Piniol. 1871 p. 101, dafs 
Herakles nach dem Kindermorde die Ehe mit auf dem die Geburt des Dionysos darstellen- 
Megara löst, Paus. 10, 29, 7. Nach Apollod. den Gemälde Zefiiln] bei Philostr. sen. 1, 14 
2, 6, 1 und Diod. 4, 31, 1 gab er die Megara nicht, wie die Handschriften überliefern, Me- 
jetzt dem Iolaos zur Frau; Plut. Amat. 9 fügt 30 gaira, sondern eine Lokalpersonifikation, eine 
hinzu, Iolaos sei damals 16, Megara 33 Jahre Nymphe Megara es ist, welche in Hinblick auf 
alt gewesen. Nach Nicol. Damasc. fr. 20 hatte die späteren traurigen ^schicke des Pentheus 
Herakles aufser seinen Kindern auch zwei Söhne und Aktaion neben den\Kithairon eine Tanne 



des Iphikles (= Apollod.) getötet, Megara war pflanzt und eine Quelle^ervorsprudeln läfst. 
nur mühsam durch Iphikles gerettet; nach der Es ist schwer begreiflich, was die Lokalper- 
That verläfst Herakles Theben, wird aber nach Bonifikation Megara mit dem Kithairon zu thun 
Jahresfrist von Iphikles uud Likymnios zurück- haben soll, wahrend Meyaigu vorzüglich zu 
gerufen; da er nicht folgt, suchen die beiden dem 'Egivvcov i>,v%6s, dem Kithairon (s. Dil- 
ihn auf, und mit ihnen geht auch Megara they, Arch. Zeitung 1874 p. 78 ff., besonders 
wider den Willen ihrer Mutter, doch mit Zu- 40 p. 93) pafst, vgl. auch die Einwände, welche 
Stimmung ihres Vaters Kreon: schliefslich ge- A. Bougot, Philostrate fanden. Paris 1881 
langen alle nach Tiryns. Ähnlich läfst das p. 269 gegen Brunns Ansicht erhebt. Drexler.] 
Megara betitelte 4. Idyll des Moschos Megara [Jessen.] 
und Alkmene in Tiryns des Herakles harren. Megareus (Meyagtvg), 1) Sohn des Poseidon 
Da Homer in der Nekyia 269f. Megara als (Paus. 1, 19, 5. 42, 6) und der Oinope, der 
Bewohnerin des Hades nennt, wurde sie auch Tochter des Epopeus (Hyg. f. 157), oder Enkel 
von der bildenden Kunst in die Unterwelts- des Poseidon aus dem boiotischen Onchestos 
darstellungen aufgenommen. Polygnot, dessen (Hellanic. b. Steph. Byz. v. Niaala. Ov. Met. 
Gemälde in Delphi Megara als Einzelfigur 10, 605 f.), also wohl Sohn des Onchestos, wie 
neben Klymene zeigte (Paus. 10, 29, 7. Robert, 50 er Plut. qu. Gr. 16 ausdrücklich genannt wird 
Die Nekyia des Polygnot, Hallisches Winckel- (hiernach seine Schwester Abrote, die Gattin 
mannsprogr. 1892 S. 77 f.), wufste dabei, so des Nisos). Nach Steph. Byz. v. Miyccga galt 
wenig wie Homer, um ihre Ermordung durch er auch als Sohn des Apollon oder des Aigeus 
Herakles. Die späteren Vasenbilder zeigen da- (Et. M. 228, 10, wo er Sohn des Zeus heifst, 
gegen unter euripideischem Einflufs Megara ist er mit Megaros verwechselt). Sein Sohn 
mit zwei Söhnen im. Hades vereint, so die Euipposwurde durch denkithaironischenLöwen, 
Amphorenbilder in München 849 (Mülin, Tomb. ein anderer Namens Timalkos von Theseus ge- 
de Canose Taf. 3. Wiener Vorlegebl. Ser.E Taf. 1. tötet (Paus. 1, 41, 3). Seine Tochter Euaichme. 
Winkler, Darstell, d. Unterwelt auf unterital. gab er dem Alkathoos, der jenes Ungeheuer 
Vasen, Breslauer philol. Abhandl. 3,5 S. 4), 60 erlegte, zur Frau nebst dem Rechte der Thron- 
in Neapel 3222 aus Altamura, wo Msyäga und folge (Paus. 1, 43, 4). Nach Ovid a. a. 0. und 
'Hgatleldai, inschriftlich bezeichnet (Mon. d. Hyg. f. 186, wo seine Gattin Merope heifst, 
Inst. 8, 9. Wiener Vorlegebl. Ser. E Taf. 2. war auch Hippomenes, der Gemahl der Ata- 
Winkler a. a. 0. 18), und in Karlsruhe aus lante, sein Sohn; nach Apollod. 3, 15, 8 war 
Ruvo (Mon. d. Inst. 2, 49. Wiener Vorlegebl. dieser sein Vater. Die boiotische, den Stolz 
Ser. E Taf. 3, 1. Winkler a. a. 0. 13). — He- der Megarenser verletzende Tradition liefs ihn, 
rakles' Vermählung mit Megara glaubt Preller- als Minos den Nisos in Megara bedrängte (vgl. 
Robert, Griech. Myth. 1, 498, 5 in einem sonst Nonn. Dion. 25, 155), diesen aus Boiotien zu 



2547 



Megaros 



Megisto 



2548 



Hülfe eilen, im Kampfe fallen und durch sein 
bei der Burg des Alkathoos gezeigtes Grab- 
mal der vorher Nisa benannten Stadt den 
Namen Megara geben (Paus. 1, 39, 5. 42, 1. 
Apollod. u. Hellan. a. a. 00.). Nach der Tra- 
dition der Megarenser folgte er als Gemahl 
der Iphinoe, der Tochter des Nisos, diesem 
in der Herrschaft über Megara und hinterliefs 
diese seinem Sohne Alkathoos (Paus. 1, 39, 6). 



Antenor (II. 5, 69), den Kroismos (15, 523), 
den Amphiklos (16, 313). Ihn selbst schützte 
gegen den Speer des Dolops der starke Panzer, 
den sein Vater als Gastgeschenk von Euphetes 
in Ephyra erhalten hatte (II. 15, 525 ff.; vgl. 
Strab. 8 p. 338). Dem Odysseus half er die 
für Achilleus bestimmten Geschenke in die 
öffentliche Versammlung tragen (II. 19, 239 ff.). 
Qu. Smyrn. läfst ihn noch den Itymoneus, Age- 



FÜber das Verwandtschaftsverhältnis des Mega- 10 laos (1, 279), Eurymenes (10, 108), Deiopites 



reus zu Hippomenes s. Bobert, Hermes 22 p.449f., 
der ursprüngliche Identität dieses und des unter 
nr. 2 verzeichneten Megareus annimmt. Über 
die Rolle des Megareus in der Sagengeschichte 
der Megarenser s. K. Seeliger, Alkathoos u. die 
megarische Königsliste, Festschrift f. Overbeck 
[p. 27 — 44] p. 29—31. 36—40. Auf einer ehe- 
mals im Besitz des Herrn Stoddart befindlichen 
Vase (Gerhard, Auserles. Vasenbilder 4 Taf. 329) 



(13, 212) töten und das hölzerne Pferd be- 
steigen (12, 326). Nach Biet. Cret. 3, 10 fiel 
er vor Troia. In der Lesche zu Delphoi war 
er von Polygnot unter den heimkehrenden 
Griechen abgebildet mit einer Wunde, die 
ihm nach der Iliupersis des Lesches bei einem 
nächtlichen Kampfe mit den Troern Admetos, 
ein Sohn des Augeias, beigebracht hatte (Paus. 
2, 25, 5). Nach Aristot. ep. 25 (19) kam er auf 



&iehtGerhardmitZustimmxmeStephanis,Compte- 20 der Heimfahrt um; die Dulichier aber ernen- 



rendup. l'a. 1866 p.171 u. Klügmanns, Amazon, 
p. 49. 90 f. in dem MEI" • • • VI, der zusammen 
mit Akamas zwei Amazonen bekämpft, den Epo- 
nymos von Megara. Drexler.] — 2) Sohn des 
Kreon und derEurydike, der auf das Geheifs des 
Teiresias zur Rettung der Stadt geopfert wurde 
(Aesch.Sept.ili. Soph. Antig A30S). [Schirmer.] 
Megaros (Miyagog), Sohn des Zeus und einer 
der vvpcpui 2t.d-v£$ig in Megara, welcher bei 



teten ihm in der Heimat ein Grabmal. — 
[Tzetzes zu Lykophron 902 berichtet: Miyr\g äi 
«al IjQÖ&ovg tv Evßote itsgl rbv KacprjQea ayv 
■nolloig itsQois StaydeiQOVTCii. Doch ersehe ich 
aus Boberts (Die Iliupersis des Polygnot p. 4) 
Citat dieser Stelle, dafs Stiehle hier Msyr\g äh 
zu Mäyvrjtsg verbessert. Über Meges in der 
Ilias s. v. Wilamowits, Homer. Unters, p. 185 
Anm. 28. Drexler.] — 2) Ein Troer, Sohn des 

n -. -IT.. "1 _• TT_1 J TT,.!*- 



der deukalionischen Flut, dem Geschrei fliegen- 30 Dymas, Gemahl_ der Penboia, Vater des Keltos 



der Kraniche nachschwimmend, auf das später 
t« aHQcc rrjs regaviae (-V£Ä*s) genannnte Ge- 
birge sich rettete (Paus. 1, 40, 1). Vgl. Mega- 
reus. [Schirmer.] 

Megarsos (MeyaQCog), Tochter des Pamphy- 
los, nach welcher die Stadt Megarsos oder 
Magarsos in Kilikien genannt sein sollte, Be- 
metrius bei Tzetz. L. 440. [Stoll.] 

Megas (Msyag), Lykier, Vater des vor Ilion 



und Eubios, die Neoptolemos tötete; seinen 
Sohn Polymnios tötete Phereus aus Pylos (Qu. 
Smyrn. 2, 292. 7, 606). [Schirmer.] 

Megessares (Meyseoägrig), Vater der Phar- 
nake, welche dem Sandakos den Kinyras, den 
späteren König der Syrer und Gründer von 
Paphos, gebar (Apollod. 3, 14, 3). [Eine Ab- 
leitung des Namens aus dem Semitischen ver- 
sucht, Movers folgend, Baoul-Bochette, Mim. 



Patroklos erschlagenen Perimos, der des- 40 d'arch. comp. 1. Sur l'Hereule assyr. et phen. 



halb Megades heifst, II. 16, 695. [Stoll.] 

Megas, Megale als Beinamen s. u. Megistos 
Sp. 2552 ff. 
Megas Pan s. unt. Pan. 
Megatas (Meyärag). Eine Inschrift aus Sparta 
erwähnt rühmend den Onasippos, dnöyovov 
Kqsiov Kai Msydra xal 2*oii£\ov, C. I. G. 
1373. Wide, Lak. Kulte 356 sieht in Kreios (Krios), 
Megatas und Skopelos Titanen, alte, in vordori- 



p. 216 Anm. 2. Drexler.] [Schirmer.] 

Megisteus (Meyiatevg), 1) ein Heros, nach 
welchem die Stadt Megiste in Lykien benannt 
war, Steph. Bys. s. v. MtyCerri. [ — 2)Beiname 
des Apollon auf der Insel Megiste, C. I. G. 
3, 4301 b. add. p. 1135. Corr. hellen. 17 (1893), 
52, 4. — 3) des Zeus ebendaselbst G. I. G. 
a. a. 0. 4301 d. Höfer.] [Dieselbe Inschrift 
giebt Waddington, As. min. 1269. Im Parnassos 



scher Zeit im Peloponnes verehrte Götter, deren 50 1880 p. 464 veröffentlicht Spyrides nach Bev. 
tt..-il ...-At j-s:.i „!,„_„„„ ;i„„ r*;K,™ „T,oT,> feg Bevues 5 p. 286 und Bohl in Bursians 



Kult später verdrängt, aber von den 'titanischen 
Geschlechtern fortgepflegt wurde. [Höfer.] 

Meges (Meyrjg), 1) Sohn des Phyleus (IL 2, 
628. 10, 110. Hesych. s. v.) und der Ktimene, 
der Tochter des Laertes, oder der Timandra, 
einer Schwester der Helena und Klytaimnestra 
(Eust. z. Hom. p. 305, 15. An der verderbten 
Stelle Hyg. f. 97 heifst die Mutter Eustyoche), 
Enkel des Augeias (vgl. Paus. 5, 1, 10 u. 3, 1). 



Jahresber. Bd. 36 Jahrg. 11, 1883 p. 110 die 
Inschrift 4wg Msyicrscog anga[iot>]. Drexler.] 
Vgl. Megistos. [Stoll.] 

Megisto (Meyicxü) 1) hiefs nach Ariaithos 
bei Hyg. astr. 2, 1 u..6 eine Tochter des 
Keteus, Enkelin des Lykaon, Mutter des Arkas. 
Siehe Arkas und vgl. Studniczka, Kyrene 150. 
[S. auch B. Franz, Be Callistus fabula, Leipz. 



Apollod. 3, 10, 8 wird er unter den Freiern 60 Stud. z. kl. Philol. 12, 2, 1890 [p. 233 — 265] 



der Helena erwähnt. Er führte gegen Troia 
nach II. 2 , 625 f. die Krieger von Dulichion 
und den Echinaden (vgl. JSurip. Iph. Aul. 284. 
Biet. Cret. 1, 13. 17 u. 3, 10), nach II. 13, 691f. 
die Epeier (vgl. Paus. 6, 26, 5), die einst mit 
seinem Vater Phyleus (s. d.) nach Dulichion 
gezogen waren (vgl. Strabon 10 p. 459). Vor 
Troia tötete er den Pedaios, den Sohn des 



p. 237. 305. — 2) Göttliche Personifikation in 
einem Fragment des Empedokles (Cornutus de 
nat. deor. p. 90 ed. Osann), welches Stein, 
Empedoclis Fragmenta. Berol. 1852_ p. 81 f. 
vs. 397 — 399 unter in täv Kcc&aQfiäv, Mul- 
lach, Fragm. Philos. Gr. 1. Paris 1860 p. 1 
vg . 26 — 28 unter negl cpvaecog (Ix xov ngooi- 
fu'ou) bringt. Die Verse lauten bei Mullach: 



2549 Megistos Megistos 2550 

Ohaiö zs OQ-ifisvri zs «ort Evvair\ %ai "Eysgaig, Gr. 3949 (^["] [isyiazco a[oai]tfJQi. xat Avzokqcc- 

Kivm z' 'Aazsjicpyg zs, noXvGzstpavog zs Ms- zogi); Sardes, C. I. Gr. 3461 (isgsa fisyiazov 

yiazä Holis[ai]g diög); Sazak bei Ormelion, B. C. H. 

yiccl $oqvJi «ai. äice Eiwitfi z' 'Oficpctir] zs 2 p. 173 nr. 6. Journ. of hell. stud. 8 (1887) 

und ihre Übersetzung: p. 226f. nr. 4. Sterrett, Epigr. Journ. in Asia 

Ortus et Interitus ac Sopor et Vigilantia, m - w . p . iii nr . 78 (di'i Msyiazco); Ariassos, Bull. 

Motm et inconcussaQuies et honorata Maiestas de Corr Ml 16 p 431f nr ' 61 (z/[i ^(azm)- 

ac Squalor divinumque Silentium et clara Vox. ['] 

Die verschiedenen anderen Herstellungsversuche Pogla, Bamsay, Ath. Mitt. 10 p. 336 (isga- 

verzeichnet Mullach p. 22— 24. Wie dieser setzt 10 e[d]fiSJ'o[»>] «ai dibg [M]sy[i'<s]zov xal Tv%rj(g) 

auch Simon Karsten, Empedoclis Agrig. Gar- Esßaazä>\v\; vgl. Bamsay, The cities and bisho- 

minum reliquiae 1838 Msyiezä als honorata pries of Phrygia 1895 p. 288 Anm. 3, der Berards 

Maiestas der $ogvri als Squalor gegenüber, [B. G. H. 16 (1892) p. 422] Ergänzung dibg 

während Fr. G.Sturz, Empedoclis Agrig. 1805, 'Eya[ivs]zov verwirft); Eikonion, Sterrett, Epigr. 

indem er liest Kaivm z' dozsittpris zs v.olv- Journ. p. 209 nr. 227 = Badet et Paris, B. C. 77. 

azi(pavög zs Msyiazoi die Kaivcö äazsfiytfg als 10 p. 505 (.... d[ii~\ Msyiaza sv%rjv); p. 210 

Iuventus interrita, robusta gegenübersetzt der nr. 228(i£(isüs dibg (is\yiazov k.z.X.); Etßya im 

Msyiazm als der honorata Senectus, und Panzer- Thale von Bayat in Galatia Salutaris, Bamsay, 

bieter, Z. f. A.-W. 1845 p. 890 unter Annahme Hist. Geogr. ofAsia Min. p. 235. Ath. Mitt. 1882 

einer Lücke hinter Kivcö z' 'Aazspq>rjg zs den 20 p. 134 (di'i MsyCazm KagnoSözy [vgl. den Zeus 

Namen der zu Msyiazoi im Gegensatz stehen- Epikarpios in Euboia, Hesych. s. v. 'Eitinüg- 

den Gottheit verloren gegangen sein läfst. sitos; in Dei'rmen Deresi, Sterrett, Epigr. Journ. 

Drexler.] [Schirmer.] p. 253 nr. 287; Sora, B. C. 77. 13 (1889) p. 310 

Megistos (Msyiazog), der Gewaltigste, ein nr. 19; Bostra, Waddington, Syrie nr. 1907] 

Beiname des Zeus (II. 2, 412), unter dem er 2[io]zrjgi 'OXvvitim). Nach Bamsay, Cities and 

besonders in der phokischen Stadt Bulis ver- bishoprics of Phrygia 1895 p. 288 Anm. 3 soll 

ehrt wurde, Paus. 10, 37, 2. — Msyiazoi &soi der Beiname oft in den Inschriften Pisidiens 

mit Bildern aus Thon in dem achäischen Tri- begegnen. In der Bataneia finden wir zu He- 

taia, Paus. 7, 22, 6. [Stoll.] [Das Beiwort /isyiazog brän die Widmung du fisyiezm, Waddinga 

des Zens begegnet in den Inschriften im 80 Syrie 2289. Dem Baalschamen gelten 

eigentlichen Griechenland nur vereinzelt, so mutlich (s. Baethgen, Beitr. z. sem.Beligionsges] 

in Akraiphiai, C. I. Gr. 1625. ,C. I. Gr. Sept. p. 82) die Inschriften von Palinyra, C. I. 

1, 2712 (dil zm fisyiazm); Tegea, G. I. Gr. 4502. Waddington, Syrie 2571 c (dil vtyiazm 

1513 (sv äy[m]ai zoig '01.vintia-x.oig zm (is~ psyiozco Kai sxrjKÖq)) und Tayibeh, G. I. Gr. 

yi'azm not y.sgavvoß6Xco dil arazsetrsipsvoig); 4501. Waddington, Syrie 2631. Bylands, 

Epidauros, C. I. Gr. 1171 (unsicher: A . . . KH Transact. offhebibl. soc. 7 (1882) p. 4 (dil fisyiazm 

AETß MEPHTQ); viel häufiger in Kleinasien yisgawim). Andere Gottheiten finde ich in den 

(wo zuweilen eine einheimische Gottheit sich Inschriften, von Ägypten abgesehen, selten mit 

unter Zeus verbergen mag), so auf der vor- dem Beiwort asyiazog bedacht. Bei Heuzey, 

gelagerten Insel Lesbos, C. I. Gr. 2171 (dibg 40 Miss. arch. en Macedoine führt es Herakles 

Msyiazov), vgl. die metrische Inschrift 2170 p. 329 nr. 133 und p. 341 nr. 141 in Inschriften 

(ßsyiazog &säv Zsvg); in Pergamon, Altert, v. aus Ressova und Ochridha. In Knidos erscheint 

Perg. 8, 2. Inschriften von Pergamon 2 [1895] C. I. Gr. 2653 ein isgsvg Sia ßiov zov fisyiazov 

p. 242 nr. 327 (du fisyiazm amzrjgi «. z.X.); y.ul svcpuvsazazov ftsov'IIXiov. Ein daifimv 

cmo 000 /^> i-'i n 1 \ t> 77 j u,s\y ilazog begegnet auf einem Würfelorakel, 

p. 243 nr. 328 (du usy\(\azn %. z. X.); Bull, de C, L .' J . ..," *>„ j-, . „. „ - _ ,_. „„.' 

1 l ri Beisen im sudwestl. h leinasten 2 p. 174 nr. 224. 

Corr. hell. 18 p. 538 (du psyiozmi %ai &soig B. C. H. 8 p. 501. Über die Bezeichnung des 

näoi Kai. näaaig); in Iasos, Bull, de Corr. hell. 5 Adonis als &shg fiiyiazog s. Benan, Miss, de 

(1881) p. 493ff. Dittenberger, Sylt. Inscr. Gr. 77. Phenicie p. 234ff. 838 und Baudissin, Stud. z. 

Greeh Inscr. in the Brit. Mus. 3 Sect. 1 nr. 440. 50 semit. Beligionsgesch. 1 p. 217. In Stratonikeia 

Journ. of hell. stud. 8 p. 115 (isgsig dibg Ms- führt Hekate das Beiwort (isyiazrj, s. oben 

yia[zov]). Athen. Mitt. 14 p. 108 nr. 61 (o(v)goi Bd. 2 Sp. 1798, in Ephesos die Artemis von 

z[s]fi.svovg dibg Msyiazov); Stratonikeia, C. I. E., The Coli, of anc. gr. inscr. in the Brit. Mus. 

Gr. 2715 (ngosazmzmr avzffi [sc. zrig -itöUoog] Part. 8 Sect. 2 nr. 481 Z. 220,. 278. 324. Da- 

fisyiavcot' frswv [dtog zov n]avrnis[g(ov v.al gegen Hind in der Epigraphik Ägyptens, wie 

'Ex]äzrjg). B. C. H. 11 (1887) p. 31 f. nr. 46 schon ein Bliok auf Boehls Begister zum Gl. 

(isgmavvrjv zov (isyiazov &iov dibg IIavuft.ä- Gr. lehrt, fast alle Götter und Göttinnen mit 

gov); p. 145 nr. 36 (psza Si zb isgazsvaai zov dem Beiwort (teyiezog und jisyiazri versehen. 

ptsyCazov y.ai e7tiqpavsazäzov dibg navcc[pügov~\). Wenn darunter einige Gottheiten mit griechi- 

B. C. H. 12 (1888) p. 83 nr. 8 (isgsig zov pt- 60 schom Namen vorkommen, wie Ares 5127 B, 

ylazov xai saKpavsarärov dibg Ilavafidgov, Hurnie» 6078ff., Pan 4714, add. 4716d 10 , Aphro- 

während die anderen Zeusgestalten dieser In- dite 4714°. 4716, so haben wir darin nur die 

schritt [Z. Chrysaoreios , Z. Narasos, Z. Lon- Übersetzung ägyptischer Götternamen zu sehen. 

dargos] nicht mit diesem Beiwort veinehun So ist unter Hermes Thoth, unter Pan Mendes (s. 

werden); auf einem Altar, gefunden zwinchen d.),unterAphroditeHathorzuverstehen. Ichwill 

Aphrodisias und Hierapolis, C. 7.6V. 2750 (dtbt die lange Reihe der im C. I. Gr. verzeichneten 

Aaßgavv[ßov~\ %ai dibg fisyiazov); in Gurelieui Gottheiten hier nicht aufführen. Ich erwähne 

„qui proxime abesse videtur a Uarurin", C. I. nur einige aus Inschriften, welche nach Ab- 



r-^-TX^"^--**--™». 



2551 



Megistos 



Megistos 



2552 



schlufs des Corpus veröffentlicht worden sind. 
Eine von Miller im Journal des Savants 1879 
p. 486 mitgeteilte Inschrift aus Theben ist 
nicht, wie Boehl in Bursians Jdhresber. Bd. 36 
Jahrg. 11, 1883 p.122 will, zu 'Afisv[äi»rf\, son- 
dern mit Hülfe von C. I. Gr. 4955 zu 'Afisvr]ßi 
&sä fisyiaxco zu ergänzen. 'iAg~\no%gdxriv &ebv 
fisyiaxov beginnt die Widmung einer Statue 
im Museum von Alexandria, G. Botti, Notice 
des monuments expose's au musee greco-romain 
d'Alexandrie 1893 p. 148 nr. 2491. Eine In- 
schrift von Silsilis lautet: To ngocuvvrjfia 
[As]coviäov xvßsgvrjxov Nsilov Jiog xaXov (so 
wohl eher als wie vorgeschlagen wird yialov- 
\/j.svov], vgl. z. B. den Beinamen Ptahs „der 
Schöngesichtige", Brugsch, Bei. p. 512 und die 
&sd Kali] iv üuvSoizsi, Botti a. a. 0. p. 138 
nr. 2455 bis. Bull, de Corr. hell. 16 p. 70 nr. 1) 
Necptotov xov [fijsyiaxov x. t. X., Bei: des etudes 
gr. 7 (1894) p. 297 nr. 9. Eine von Krebs in den 
Gott. gel. Nachr. 1892 p. 536 mitgeteilte Wid- 
mung Zouvonaimi %al Nccfsgc^i &soig fis- 
yiaxoig wurde schon Bd. 2 Sp. 1763 erwähnt. 
Soknopaios kehrt wieder als SonoTiiaVig &sbg 
fisyicxog in den Ägyptischen Urkunden aus 
dem Kgl. Mus. zu, Berlin. Griech. UrJc. 1. 
Berlin 1895 nr. 296, 12, Nepherses als *Ieig 
Nstpsga/jg &sä-fisyi'oxri ebenda nr. 1, 26. 296, 14 
(NeyoQor'is). 337, 5. Des Suchos gedenkt als 
£ov%ov ftsov fisyiaxov eine Inschrift von EI 
Khannaq östlich von Silsileh, Proc. of the soc. 
of Ubl. arch. 1889, April, PI. 3. In den eben 
erwähnten Ägypt. tfrk. a. d. Kgl. Mus. zu Berlin 
erscheint eine 'Ieig Nscpgsiifiig &sä fisyicztj 
nr. 296, 13. 337, 6. Eine r Ioig &sd fisyiezrj Tlä- 
ftvgig, d. i. die Isis von pa-Hathor (Haus der 
Hathor), Aphrodites polis, der Hauptstadt des 
Nomos PhathyriteB , lehrt kennen eine von 
Wiedemann, Philol. N. F. 3 p. 506 (vgl. oben 
Bd. 2 Sp. 419) besprochene Inschrift. Der &sä 
fisyiazr) laig nXovoia in Alexandreia wurde 
Bd. 2 Sp. 423 gedacht. Aus der Umgebung 
von Memphis stammt eine Widmung, darge- 
bracht 9sä fisyiazr) El'aiäi iv MaXdXi, Joum. 

of hell. stud. 12 p. 384. Ben. des etudes grecques 
5 p. 366. In einem Graffito bei Debbablyeh 
begegnet: nagd xäv v.vgiav 9säv IJgiazov 
frsov fisyiezov xai Slgsysßdiog Kai "iaiSog 'Ps- 
aa-xsfismg «Ki oi avv avzoi (sie) &säv fityiaxeov, 
Bev. des etudes gr. 4 p. 46 — 47 nr. 1. Die (is- 
yiozr\ &sd "Hga, d. i. Satis, wird erwähnt in 
einer Inschrift von Assuan, Proceed. of the soc. 
of bibl. arch. 9 (1887) p. 203. Dafs die Zauber- 
papyri in ihren Anrufungen an die Götter 
und Dämonen mit der Anrede fisyiazs, fis- 
yiazrj nicht sparsam sind, versteht sich, von 
selbst, s. z. B. Pap. Par. vs. 277 Tvtpwv fis- 
yiaxs; für Helios schwingt man sich sogar 
einmal zu einem fisyiazoxaxog auf, Pap. CXXX 
des Brit. Mus. Z. 49 p. 134 ed. Kenyon. Nicht 
selten wird auch bei den ägyptischen Gott- 
heiten der Begriff des sehr Grofsen durch ein 
fisyag xai fisyag, fisyag fisyag, entsprechend 
dem ägyptischen ää ää, ausgedrückt. So er- 
scheint Thoth 0. I. Gr. 4697 als 'Eqfirjg ö fis- 
yag ital fisyag, während er im Londoner Pa- 
pyrus 121 vs. 560 (Wessely) als 6 fLiyaXöygcov 



&sbg zgißfisyag 'Egfiijg, häufiger aber, z. B. 
C. /. Gr. 4767 und Pap. Par. 886, als zgia- 
fisyiazog auftritt; vgl. über diesen Beinamen 
und über den Superlativen Dual seiner ägyp- 
tischen Namensform Tehuti Pietschmann, Her- 
mes Trismegistos p. 2 f. 35 ff. Sarapis kommt 
vor als 6 fisyag fisyag 2. im Londoner Papy- 
rus 46 Z. 12 (p. 65 Kenyon); Typhon als fisyag 
ß-- (d. i. natürlich fiiyag fisyag) xvcpmv im großen 

10 Pariser Papyrus Z. 3270. Dem Eov%oi(i) &sdä{i) 
fisyäXa(i) fi[s~]ydXwi ist eine Inschrift im Mu- 
seum von Gizeh, Bull, de Corr. hell. 18 p. 148 
nr. 2, sowie eine aus dem Fajüm gewidmet, Ath. 
Mut. 19 (1894) p. 213 nr. 1, B. C. H. 18 p. 147 
nr. 1, wie er denn in den ebendaher stammen- 
den Berliner Papyri, Agypt. Urkunden etc. 1 
nr. 149, 4. 337, 16 gleichfalls als Zov%og &s6g 
fisyag fisyag auftritt. Ebendort nr. 124, 7 wird 
auch verzeichnet IIsx£GQv%og &sbg fisyag fisyag 

20 astjcoos; Zo-nvonalog &sbg fisyag fisyag nr.1,18; 
16,6; 28,5. 12; 76,5; 86,4; 149,2; 162,4; 
183, 18. 43; 229, 1; 230, 1; 233, 28; 251, 16; 
296, 12; 337, 14 und in etwas variierter Form 
Hov-oviiisiog 9sbg uiyag fisyag, nr.2£9, 1; 230,1. 
Den Gebrauch des einfachen Beinamens fisyag 
in den Inschriften habe ich nicht näher ver- 
folgt. Nach dem Register zum Corp. Inscr. Gr. 
zu urteilen gilt darüber dasselbe wie über fis- 
yiazog: spärlich vertreten im eigentlichen Grie- 

30 chenland, wo er beispielsweise auf Münzen von 
Aigiori, deren Lesung aber nach Gardner -Im- 
hoof, Num. Comm. on Paus. p. 85 nicht ganz 
sicher ist, als Beiname des Zeus (Head, H. N. 
p. 348) erscheint, tritt er häufiger auf in Klein- 
asien, wo wir ihn für den phrygischen Zeus 
auch durch Hesychios (ßayatog- ö fidzawg- r] 
Zsvg cpgvyiog fisyag noXvoxaxvg) — denn so, 
nicht wie Schmidt schreibt r) Zsvg <&gvyiog. 
[ftsy a s, noXvg, xa%vs\, ist die Glosse zu lesen 

40 — bezeugt finden, am häufigsten aber in Ägyp- 
ten, wo er für Sarapis in der Formel Zsvg 
"HXiog fisyag Eägamg (vgl. Zsvg "Hltog fisyag 
v-VQiog Zsßä&og ay[wg] in einer moesischen 
Inschrift AEM. 10 p. 241 nr. 6) fast stehend 
ist. Beachtenswert sind Eingangsformeln von 
Inschriften wie MsyäXrj 'Aväsiz ig in Maionia, 
Mova. n. ßißX. zfjg [iv Zfivqvrf] svayy. ojjol^s 
nsQ. 5 p. 78 nr. vX£ . Leemans, Grieksche Op- 
schrißen uit Klein - Azie p. 12 nr. 6 pl. 2, 6. 

50 Bamsay, Joum. of hell. stud. 10 p. 226 nr. 21 ; 
MsydXrj "Agxsfiig Qsgfiia ■ MsyäXrj Tv^rj Mvxi- 
Xrjvrig auf Lesbos, Bull, de Corr. 4 p. 430 nr. 14 
(wo der folgende Text verwischt ist); MsyäXr\ 
Agxsfiig "in einer Inschrift der Ssvoi Tsxfiögsioi 
in Pisidien, Bamsay, Hist. geogr. of As. Min. 
p. 410; MsydXri Nsfisa ig fi ßaaiXtvovaa toi 
x6ofi[ov] ■ Magna ultrix regina urbis in Rom, 
G. I. Gr. 5972 b. Kaibel, Inscr. Gr. Sic. et It. 
1012 (vgl. für das Beiwort bei Nemesis AEM. 

60 16 p. 14: zbv äyavo&szrjv zäv fisyaXäv &stöv 
Nsfieasatv); Msyag 'AnöXXta Asifinvög in Dio- 
nysopolis, Hogarth, Joum. of hell. stud. 8 p. 386 
nr. 15. Bamsay ebenda 10 p. 222 nr. 7. Im 
Joum. of hell. stud. 10 p. 236 erklärt Bamsay 
dieselben als einen Ausruf: Grofs ist Anaitis, 
grofs ist Apollon Lairmenos, in The Church 
of the roman empire p. 138 dagegen fafst er 
sie als Anrufung auf: Grofser Apollo! etc. 



2553 Megon Megrin-Balmarkodes 2554 

Dem entsprechend will er in der dramatisch. nicie p. 353—358 und Mordtmann, Athen. MM. 
belebten Scene Apostelgeschichte 19,23 — 41 10 p. 165 ff.) zu Der-el-qal'a bei Berytos: 
nicht fisyälrj r\ "Agzefug „grofs ist Artemis", 1) CLL. 3 Suppl. 1 sub nr. 6668 nach Mordt- 
sondern, -wie der Codex Bezae überliefert, fis- mann a. a. 0. p. 168f. nr. 7 und Clermont-Gan- 
yäXn'AQxtjiig „ grofse Artemis ! " gelesen wissen. neau., Bec. d'areh. or. fasc. 2, 1886 p. 95: Kv- 
Die erste Erklärung scheint mir aber den Vor- Qim ysvvalo? BaXp.aQY.ä>8i xm Kai MnyQiv xaxcc 
zug zu verdienen. Auch als apotropäische For- ,y <■'. , \] „ _ „, ,, 
mel begegnet ein derartiger Ausdruck nicht «l»«" »"« Aoe^vov _(A 9 ^vov Mordt- 
aten: 6IC Z6YC CAPATTfc • MErAAH ICIC H «""O M <*ZV°S ^ X aoiax<ov avt» n xa. 
KYPIA, Graffito, s. ob. Bd. 2 Sp. 1758 ; EIC ZEYC 10 2) C. L. L. 3 Suppl 1 nr. 6668, Berichtigung 

CEPATTIC • MErAAH H TYXH TOV ONOC, von C. I. L. 3, 158 = Benan, Miss, de Phen. 

Karneol der Sammlung Rollett, AEM. 10 p. 124 p. 356 = Waddington, Syrie 1858, nach Mordt- 
nr. 8; MErAAH H TYXH TOY EYCTOY, Gemme, mann a. a. 0. p. 169: I. 0. M. M. in der Widmung 
Kopp, Palaeogr. crit. 4 p. 283 § 807; MErAC des Mummeius Ingenuos für Septimius Severus 
QPOC ATTOAAßN APTTOXPATH 6YIAATOC TQ ist lovi Optimo Maximo Megrin aufzulösen. 
0OPOYNTI, C. I. Gr. 7045; vgl. auch die In- Es dürfte hier am Orte sein, den Artikel Bai- 
schrift von Venasa Meyag Zsvg iv ovQav[cö']- niarkodes (ob. Bd. 1 Sp. 749) zu ergänzen. 
sllsäg fioi JrjtiritQi'cp , wo nach ovQavcö weder Dort werden für den Kult des Gottes angeführt die 
ioxet (Bamsay, Hisi. geogr. of As. Min. p. 292) Inschriften C I. L. 3, 155. 158. 159 u. C I. Gr. 
noch l'c&i (Bamsay, The Church in the rom. emp. 20 4536 = Kaibel, JEpigr. Gr. 835. In letzterer, 
p. 142) auf dem Steine zu ergänzen ist. Dafs auch von Waddington, Syrie nr. 1855 mitge- 
solche Formeln nicht als Anrufung der Gott- teilter Inschrift ist, wie Mordtmann p. 167 
heiten, sondern als Ausruf, Grofs ist Isis etc., berichtigt, das C am Ende des Namens nicht 
zu betrachten sind, lehrt das parallele sehr mit Franz in zu verwandeln. Demnach fällt 
häufige jisya xo Uropa xov Säganig, Le Blant, Balmarkoth (oben Bd. 1 Sp. 749) weg. Es kom- 
Bull. de la soc. des antig. de Fr. 1859 p. 191 men hinzu die Inschriften Waddington, Syrie 
und Les actes des martyres, Mein, de l'acad. 1857 (®eä BaXfiaQxäSi x. x. X.). C. 1. L. 3 
des inscr. et o.-l. 30, 2 (1888) p. 268 f. § 76. Suppl. 1 nr. 6673 nach Mordtmann p. 167 nr. 3: 
Wochenschr. f. U. Philol. 1886 Sp.l274f. Kai- Gen(naeo) do(mino) Balmarc(odi) G. Vinni(us). 
bei, Inscr. Gr. Sic. et It. 2413, 1 a. b. c. d. Er- 30 C I. L. 3 Suppl. 1 nr. 6677 nach Mordtmann 
wähnen will ich noch die Anrufung der Gröfse p.168 nr. 5 und Clermont-Ganneaw, Bec. d'areh. 
Gottes in kleinasiatischen Grabinschriften, Bru- or. fasc. 2 p. 112 : I(ovi) O(ptimo) M(aximo) 
zos, Bamsay, Joum.of hell. stud. 4 (1883) p. 400 B(almarcodi) TL Iul(ius) Euhelpistu(s). G. I. 
zu nr. 18: ivoQxigojieda xö peys&og xov ®sov L. 3 Suppl. 1 nr. 6678 nach Glermont-Ganneau, 
xal roiig xaxa%9ovlovg Saijiovag firjSsva dSi- Bec. d'areh. or. p. 114: iO MB | N/S PHILIP. 
■xrieai xö fivruitiov; Yalowadj, Sterrett, Epigr. Die Anrede Koigavs xmfiuov in C I. Gr. 4536, 
Journ. in As. Min. p. 153 f. nr. 138: og äl äv die offenbar den semitischen Namen Balmar- 
imßovXsvai xtjv axi\Xr\v soteu avxm ngög xo cos übersetzt, wurde oben nach der Erklärung 
fisysdog xov 9sov (vgl. nrpog xo (iiya ovopa von Franz als „Herr des Landes" (x. xcafiäv) 
xov &sov, C. L. Gr. 3902, Eumeneia); Bamsays m gedeutet. Schon Boulmier bei Waddington, 
(The Church in the rom. emp. p. 138f. Anm. II Syrie p. 443 zu nr. 1865 übersetzte Ba'al-Mar- 
und The cities and bishoprics of Phrygia. Ox- cod richtig mit dominus saltationis, dominus 
ford 1895 p. 182) Ableitung des Namens der chororum (x. xcöficov), ebenso Bobinson, Bibli- 
Tribus Msalslxig in Sillyon von dem Bei- cal Besearches p. 17. Benan, Miss, de Phen. 
namen MHEIAAE «= fieyalr} der Artemis, Tho- p.355f. (von raqad „springen, tanzen"). Mordt- 
mas Friedrichs (Kabiren und Keilinschriften. mann p. 167. Baetligen, Stud.z.semit.Beligiom- 
Leipzig 1894) Nachweis, dafs fast alle Gott- gesch. p. 25. Letzterer erklärt den Beinamen 
heiten des babylonischen Pantheons als die von den Tänzen, durch welche der Gott ver- 
„Grofsen" bezeichnet werden. [Drexler.] ehrt wurde, wie nach 1. Könige 18, 26 Ba'al 

[Bei Dichtern haben das Epitheton ptyag pi- no zur Zeit Elias. Die heilige Kultushandlung 

yaiUj peyiaxog Pluton, Athena, Aion, Ammon, der Verehrer des Gottes läfst er auf diesen 

Ananke, Apollon, Ares, Artemis, Asklepios, selbst übertragen sein, wie man ähnlich wegen 

Aphrodite, Bendis,Boreas,Ge,Demeter,Diony90s, der Prostitution im Dienste der Astarte von 

Erinys, Hermes, Eros, Zeus, Helios, Hera, He- der Göttin erzählte, dafs sie sich zehn Jahre 

phaistosu.s.w.;s. Bruchmann, Epith. deor.B.vv. lang in Tyros preisgegeben habe. Ich glaube 

Über den »sog peyag von Odeasos s. Head, Mut. indessen, dafs Balmarkod auf etwas andere 

num. 236; üb. den fiiyag Iläv b. Plut. s. Pan. lt.] Weise zu seinem Namen gekommen ist. Nach 

Megon (Miymv). Eine Inschrift von Chiou, der Schrift De dea Syria c. 35. 36 befand sich 

B. C. H. 3 p. 327 nr. 22, lautet: 'AnoXXcovCSrjg im Heiligtum der Atargatis zu Hierapolis die 

'AnoXXtoviSov xov Meytovo« 6 noöxeoov zonfia- 60 Bildsäule eines bärtigen bekleideten Apollons, 

x%cov TifiavÖQog 'OvrieiXQÜzov Mtytovt IIqcovi offenbar des syrischen Sonnengottes (Hadad, 

nXovxoS6xr]i. Wie man aus dem Namen des Iuppiter Heliopolitanus). über die Art, wie 

Grofsvaters des Apollonides schlieften kann, dieser Orakel erteilte, wird c. 36 berichtet: 

ist Megon der heroisierte Ahnhorr der Familie „Dieser Apollo bewegt sich selbst und ver- 

des Stifters. [Drexler.] richtet das Geschäft der Weissagung völlig 

Megrin (Mriyqiv), noch unerklärter Beiname allein . . . Wenn er ein Orakel ergehen lassen 

des Balmarkod auf Inschriften von dessen Hei- will, fängt er an, sich auf seinem Sitze zu 

ligtum (s. über dasselbe Benan, Miss, de Phe- bewegen; und nun heben ihn die Priester so- 



\ 2555 Megrin-Balmarkodes Megrin-Balmarkodes 2556 

gleich in die Höhe. Wenn sie dies nicht thun, palmyrenischen Weiheformel „dem, dessen 
so bricht ihm der Schweifs aus, und er bewegt Name in Ewigkeit gepriesen ist, dem Guten 
\ sich immer sichtbarer und heftiger. Sobald und Barmherzigen" ist nicht viel 'gewonnen. 
J' sie ihn aber auf ihre Schultern genommen Nun berichtet Damascius im Leben des Isi- 
\ haben, treibt er sie im Kreise herum und dorus in Photius bibl. p. 348, der Priester des 
f springt von einem auf den andern. Endlich Bätyls in Emesa, Eusebios, habe dem Isidorus 
stellt sich ihm der Oberpriester gegenüber folgende wunderbare Geschichte erzählt: es 
/ und befragt ihn über alles. Wenn denn nun sei ihm einst des Nachts ganz unvermutet das 
{ der Gott will, dafs etwas nicht gethan werden Verlangen gekommen, Emesa zu verlassen und 
/ soll, so geht er rückwärts ; giebt er zu etwas 10 nach dem Gebirge, wo ein altehrwürdiger Tein- 
seinen Beifall, so treibt er seine Träger vor- pel der Athena stehe (wahrscheinlich dem Li- 
wärts wie ein Fuhrmann", vgl. J. Burckhardt, banon im Gebiet von Heliopolis, wo nach 
Die Zeit Constantins d. Gr. p. 184. G. Wolff, p. 342 zur Zeit des Isidorus sich noch viele 
f De ultima oraculorum aetate p. 38. J.H.Mordt- ßätyle befanden), zu eilen, 210 Stadien weit; 
1 mann, Der semitische Apollo, ZDMG. 32 (1878) am Fufse des Gebirges habe er Halt_ gemacht, 
I p. 561 f. In Heliopolis weissagte Hadad, der ecpaigav äs jtvaos vipo&ev yiaza&oQovaav s£,cd- 
als Orakelgott wohl auch durch den Beinamen «jpvtjs läeiv, Kai Xeovza fisyav zrj ocpcciocc naqi- 
i Angelus in einer Inschrift von Portus (I. O. azäfiBvov zov fiev Sri nuoaxQfJlia cupuvrj _y£- 
M. Angelo Heliop(olitano) , Wilmanns 75) er- vee&ai, avzöv Se litl ztjv etpaigav ägafisiv fiSrj 
wiesen wird, nach Macrob. Sat. 1, 23 auf ahn- 20 zov icvaög ditoaßsvvvfievov, yial ävaXaßstv av- 
liche Art: „vehitur enim simulacrum dei Helio- zov, %ul Sisotaz^eai ozov frtäv dv st'ij, ipdvai 
politani ferculo . . . et subeunt plerumque pro- S' exsivov slvai zov yevvaiov; zov 8\ yev- 
I vinciae proceres raso capite longi temporis valov, setzt Damascius zur Erklärung bei, 
'; castimonia puri; ferunturque divino spiritu, 'HXiovnolvzai zi/uöeiv iv z/tös läoveäfisvoi jioq- 
■'i non suo arbitrio, sed quo deus propellit ve- <pr\v ziva Xeovzog. Dieser löwenlf öpfige , wie 
! hentes", Burckhardt p. 268. In ähnlicher Weise Wolff a. a. 0. p. 24, oder löwengestaltige, wie 
j wird das Bild des Balmarcod geweissagt ha- Dieterich, Abraxas p. 73 Anm. 1 annimmt, Gen- 
j ben, denn dafs auch er Orakel erteilte, kön- naios, dem ein Bätyl eigen ist, wird kaum 
J nen wir schon nach dem , was uns von den von dem syrischen Sonnengotte von Heliopolis 
( übrigen syrischen Göttern bekannt ist, vermuten. 30 selbst verschieden sein, wenngleich Macrob. 
' Die hüpfenden Bewegungen, die er dabei selbst 1, 23 eine andere Beschreibung des dortigen 
oder durch die Träger seines Bildes ausführte, Götterbildes giebt: konnte doch dieselbe Gott- 
werden ihm den Namen „Herr des Springens" heit in verschiedener Gestalt dargestellt wer- 
versehafft haben. Ich glaube, wir können aber den. Wenn aber der Gott von Heliopolis als 
noch weiter gehen. Ich vermute, dafs Balmar- Gennaios bezeichnet wird und Balmarcod den- 
cod überhaupt nicht von Hadad verschieden selben Beinamen führt, was bleibt übrig als 
ist. Der Tempel in Der-el-qal'a bei Berytos anzunehmen, dafs Iuppiter Heliopolitanus (Ha- 
scheint nur eine Filiale des grofsen Sonnen- dad) und Iuppiter Balmarcod identisch sind, 
tempels von Heliopolis gewesen zu sein. Beide oder, wenn man das vorzieht, zu sagen: Bal- 
Stadte liegen sehr nahe beieinander, man kann 40 marcod ist die speziell als Gennaios verehrte 
Berytos fast als das Emporion von Heliopolis Form des Hadad. Jetzt, wo, wie ich glaube, 
bezeichnen. Die Inschrift G. I. L. 3, 157 von die Identität des Hadad und Balmarcod er- 
Berytos ist dem I(uppiter) O(ptimus) M(axi- wiesen ist, wird auch die Verbindung der 
mus) H(eliopolitanus) geweiht. In Puteoli wer- Sime in der leider unvollständigen Inschrift 
den uns Cultores lovis Heliopolitani Berytenses 0. 1.L. 3, 159 aus Der-el-qal'a: TABERNA • 
qui Puteolis consistunt bezeugt, C. I. L. 10, 1634, OBMCATIONVM I. 0. M. B. | ET IVNONIS • 
oben Bd. 1 Sp. 1991, in Nemausus huldigt ein FIL • 10 VIS • SIM .... mit Hadad Balmarcod 
Berytenser dem Iupp. Heliopolitanus , Orelli verständlich. Als eine Notiz Noeldekes wird 
1245, 1 , oben Bd. 1 Sp. 1992. Ein Orakel in im C. I. L. 3 Suppl. 1 nr. 6669 zu dieser In- 
der Anthologia Pal. 14, 75, betitelt j^c/tög 50 schrift folgendes angeführt: „Conferendi sunt 
So&sls iv 'HXiov [so nach Wolffs, De ult. or. Lucian. de d. Syria c. 33: iv psaa> Ss äfupo- 
aet. p. 23 evidenter Verbesserung von 'IXiov] zeqtov %ozryn.s iöavoi' allo .... xalsszai dh 
itöXsi, ozi svaväyrjeav ol y.(ovss zov isqov dibg orjfujtoi' Kai in aizmv jißevQiiov, ovSszi oii- 
zov ovzog inei6E, oi vvv ev Brjovxrp, bezieht sich voyta l'Swv uvzm sdevzo, et Pseudo-Melitonis 
i'l auf Säulen des Tempels von Heliopolis, die apologia Syriaca (ed. Gureton, Spie. Syr. p. 25): 
j ) durch einen Schiffbruch ins Meer geraten 'Syri colebant deam 'Atti f= Atargati) ex Adia- 
j ,/ waren und zur Zeit der Abfassung des Epi- bene, quae misit filiam Balat medicam, quae 
\ l gramms sich in Berytos befanden. Doch kann sanavit Sime (sive Sime) filiam Hadad.' Ut 
| durch alles dies noch nicht die Identität des Euhemeristica commenta mittamus, Sime filia 
j I. 0. M. Heliopolitanus und des I. 0. M. Bai- 60 Hadad respondet Iunoni lovis filiae nee offen- 
} 1 marcod bewiesen werden. Das Entscheidende det peritos, quod 'Atti illa et ipsa Iunoni aequi- 
1 scheint mir in folgendem zu liegen. Wir sahen paratur, scüicet lovis uxori. Legendum igitur 
j oben, dafs Balmarcod den Beinamen Gennaios est in v. I. SIME." Ich lasse es dahingestellt 
führt. Man wufste bisher nicht viel mit diesem sein, ob Noeldeke Recht hat mit der Annahme, 
Beiwort anzufangen. Durch Noeldekes (zu G. I. dafs Sime in der Inschrift als Iuno lovis filia 
L. 3 Suppl. 1 nr. 6673) Vergleich mit dem Bei- bezeichnet wird, jedenfalls erhellt aus der von 
namen ayvr] der Atargatis auf Delos, dem ihm angezogenen Notiz des Melüon, dafs sie 
offtog xcm SUaiog phrygischer Inschriften, der für die Tochter des Hadad galt. Wenn aber 






2557 



Meidias 



Meilichios 



2558 



Hadad und Balmarcod identisch sind, kann 
die Erwähnung der Sime neben letzterem nicht 
auffallen. Die Atargatis selbst aber, die Ge- 
mahlin des Hadad, bekommen wir neben der 
Tochter desselben Sime aus der Inschrift her- 
aus, werm wir dieselbe etwa so übersetzen: 
Die Taberna, hier wohl in dem Sinne die in 
der Taberna sich versammelnde Kultusgenos- 
senschaft, irgendwelcher Verehrer (OBMCA- 
TIONVM) des I(uppiter) O(ptimus) M(aximus) 10 8, 119ff.). [Schirmer.] 



ofhell. stud. 14 [p. 30—80] p. 75 pl. 1, welcher 
giebt „the figure ofAtalanta being adaptedfrom 
one of the early types of Artemis, represented 
by the Melian vase, Conze pl. 4". Denn „Ata- 
lanta is in fact in origin an Arcadian form of 
Artemis." Drexler.] — 2) Gegner des Dionysos 
(Norm. Bion. 30, 318 ff.). — 3) Sohn des Ery- 
laos und der Kleite, von Antiphos, dem Ge- 
nossen des Odysseus, verwundet (Qu. Smyrn. 



B(almarcod) und der luno bringt etwas dar 
der Tochter des Iuppiter Sime. Diese luno, 
die grofse syrische Göttin (vgl. Hennen, Bull, 
d. Inst. 1856 p. 110—116. Fröhner, Musees de 
France p. 35 f.), begegnet auch in der gleich- 
falls zu Der - el - qal'a gefundenen Inschrift : 
MATRI • MATVTAE I FLA VIA ■ T • FIL • NICO- 
LAIS | SADDAME • L • ANTISTII • | VETERIS ■ 
EX RESPONSO | DEAE • IVNON1S • ARAM 



Meiletos (Head, Jonia p. 199 nr. 157 pl.22, 12) 
s. Miletos. [Drexler.] 

Meilichie (MsiXizirj). 1) Eine Inschrift aus 
Thespiai ist geweiht du MiXifv xrj Mi\i%r\, 
Corr. hellen. 9 (1885), 404 nr. 15 =Dittenberger, 
Inser. Grate. Graeciae Septentriorm, 1814. Nach 
Foucart, Corr. hellen, a. a. 0. weist diese Ver- 
einigung von zweien, dasselbe Epitheton tra- 
genden Gottheiten — denn MeiXi%y\ ist weiter 



FECIT • DEDICAVITQVE, Mordtmann p. 169 20 nichts als das Femininum zu MeM%iog 

nr. 8. Ein selbständiges Heiligtum, wie Mordt- -:—>»"■ — n««v,„;+ v,;„ w.™ M.;ii,K, 

mann p. 170 annimmt, braucht sie nicht in 

Der-el- qal'a besessen zu haben. Sie wird als 

Parhedros ihres Gemahls Balmarcod verehrt 

worden sein. Aus der Formel ex responso 

sieht man, dafs auch sie Orakel erteilt. Nach 

dem, was Dieterich, Abraxas p. 72 ff. über die 

ttvva (TsvBa) ausführt, würde man nicht 

überrascht sein, wenn einmal eine Inschrift 

auftauchen sollte, die sie, wie ihren Gemahl 30 als Kultname bezeugt durch die epidaunsche 



auf 

eine ältere Gottheit hin. Wenn Meilichios (s. d. 
nr. 2) semitischen (?) Ursprungs wäre = me- 
lech etc., so würde in der Göttin MuXiiCri 
wohl die Göttin Malkat („die Königin"; vgl. 
Bd. 1 Sp. 2871 Z. 50) zu erkennen sein. ■*- 
2) Beiname der Fortuna (Tyche), Orph. 
hymn. 72, 2. Plut. Quaest. Rom. 74 (s. Meili- 
chios nr. 3). — 3) Beiname der Aphrodite, 
Anth. Pal. 5, 226 (s. Meilichios nr. 5); auch 



als gennaios, als gennaia bezeichnet. 

• [Drexler.] 

Heidias (MeiSiag), ein Thessaler, dessen 
Sohn Eurydamas den Thrasyllos erschlagen 
hatte, weshalb Simon, der Bruder des Thra- 
syllos, die Leiche des Mörders um das Grab 
des Erschlagenen schleifte. Dies war das erste 
Beispiel für die Sitte der Thessaler, dafs sie 
die, welche ihnen den'liebsten Freund getötet, 



Inschrift 'AcpqoSivag pulixias, Cavvadias,Fouilles 
d'Epidaure nr. 125. Blinkenberg , Asklepios 
(Kopenhagen 1893), 123; vgl. Baunack, Zu 
den Inschriften von Epidauros. Philolog. 54 
(1895), 37 nr. 125 b. — 4) Beiname der Musen, 
Arat. 17. [Höfer.] 

Meilichios (Msiliziog), Beiname 1) der Götter 
im allgemeinen, Orph._Hymn^J^TOQim^ .30. In 
der Stadt der ozolischen Lokrer, Myon (Myo- 



um das Grab desselben schleiften, wie auch 40 nia), befand sich ein aXeog xal ßa>)i6g »emv 



i 



der Thessaler Achilleus nach väterlichem 
Brauche that, als er die Leiche des Hektor 
um das Grab des Patroklos schleifte, Schol. 
II. 22, 397. [Stoll.] 

Meilanion, Melanion (MnXaviwv, MsXav(av), 
1) Sohn des Amphidamas, Bruder der Antimache, 
der Gattin des Eurystheus, Schüler des Cheiron, 
dem Atalante den Parthenopaios gebar (Xenoph. 
fenat. 1, 2 u. 7. Apollod. 3, 6, 3 u. 9, 2). Unter 



MeiXi%lav, denen nächtliche Opfer dargebracht 
wurden, Paus. 1 0, 38, 8. Die nächtlichen Opfer 
weisen auf den chthonischen Charakter 
dieser Göttin hin, Tf.nhde, Psy che 249, 1 : ebenso 
werden die öai'fioveg jitiWjjtot m Gegensatz 
gestellt zu den pcmdQeaow ovgavioig in den 
Sibyllenversen bei P hlegon, Macrob. 4 (p. 204. 
13 West.) ; eine Inschrift deis milicheis bei Bohde 
~ ~" [Jjah. Gottlieh Milichius, Hiss, 



. den kanonischen Jägern ist er genannt C. I. 50 de diis, deabusqyt veienw gmtilium milkhiis. 



I 



Gr. nr. 8139 u. 8185 a. Mehr s. unter Atalante 
Bd. 1 Sp. 665 ff. [Hellanikos im Schol. Für. 
Phoin. 150. Höfer.] [Bethe, Theban. Heldenlied. 
;p. 86 Anm. 11. Immerwahr, He Atalanta. Berl. 
1885 passim. Dumont tt Chaplain, Les ciramiques 
-äeZa(?ree«proprep.326.331. Über die doppelte 
. IJamensform Meilanion und Melanion s. C. Keil, 
JAnäl. epigr. et onomatol. p. 200 f. Über Meila- 
öion und Atalante auf der Kypseloslade a. den 



Li pa. (1699). 4°,. Drexler.] — 2) des Zeus, Orph . 
hymn. 7 3, 8, Aristot. de mundo 7 = S tob. Ecl. 
1, 2, 8 p. 88, Anth Pal- 9, 581. SjchoLArist. 
Nub. jBM. AristM. on l p. 11 Hindorf. Cremer, 
Aieletcmata 17. Co rnut. de nat. deor. p. 36 
Qmnn (fitiXC%iov xbv Mu, sv^sIXi-atov ovra 
toig i& <2<W«e netUTi^efiivoig); nach PMpii- 
dm\&Bekktr f A n. 34. 14 = 6 im tolg fisiXi%a 
dpräirt tevotynevog. Bezeugt ist derJKultus des 



»fierstellungsversuch derselben durch Oncrbcck, HO ZousM. für Athen, wo jenseits des Kephisos ein 



■y^Die Lade des Kypselos (Abh. d. phil.-hM. Kl. 
'ftfc kyl. säehs. Ges. d. Wiss. Bd. 4 nr. 0. Leipzig 
i|865 p. 673 (85). Meilanion wird dort wiocler- 
Ijjegeben nach Figuren der Francoisvaie , Ata- 
lante „unter Berücksichtigung der Artomi» an 
Vdem korinthischen Peristomion". Man vgl. da- 
tnit den WiederherstellungsvcrHUch von Henry 
Stuart Jones, The Chest of Kypselos, Journ. 



ßaui« äoiaCos M6ili%lov 4iög stand, an dem 
sien Theseus durch die Phytaliden von der 
Tötung des Sinis u. s. w. hatte entsillinon 
lassen, Paus. 1, 37, 4; vg l. Plut. Thes. 12. 
Mjmmjsen 4 -Eeortühgie-iU ,/Änm. i. Tüpffcu 
Atf, Geneal. 248 ff. Auf einer athenischen In- 
schrift findet sich ein Hlsqov Aiog Mi\i%io 
AHI 'A&r\vttlus, 'Emü^mX- 1889 51; vgl. Sboz 



2559 



Meilichios 



Meilichios 



2560 



ronos a. a. 0., der in AHX ein Epitheton der 
Athene vermutete, während Kirchhoff, C. I. A. 
4, 3, 528 liest rVjs, 'Afrrjvaiag. Die Lesart ri}g 
hat jetzt ihre Bestätigung gefunden, Kern, 
Ath. Mitth. 16 (1891), 10 Anm. 2. Über die ver- 
mutliche Lage dieses Heiligtums des Zeus M. 
handelt 8. Reinach, Le sanctuaire d'Athena et 
de Zeus Meilichios ä Athenes, Corr. hellen. 16 
(1892), 411 ff.; vgl. auchP. Wolters, Zum Heilig- 
tumdes Zeus üßZieftios (Sitzungsprotokoll), Athen. 10 
Mitt. 17(1892), 451; andere athenische Inschriften 
z/ü MeiXi%(<p Bumvgicov , 'A&rjvcewv 8,288 nr. 1 
= C. I. A. ' % 1584; 'Hh'co %al Ai\ MsiXi\_%i<o\ 
Maurice, ebend. nr. 2 = G. I. A. 2, 1585. über 
die neuen von A. Skias in der 'Ecprjfi. dq%aioX. 
1894, 133if. ^schriebenen auf den Kult des 
Zeus M. bezüglichen Monumente gebe ich, 
da mir die 'Etprifiigig nicht zur Hand ist, den 
Bericht der Berl. Philol. Wochenschr. 15 (1895), 
506. 'An der Stelle der alten Kalirrhoe im 20 
llissosbette wurden Architekturglieder, nament- 
lich aber viele höchst interessante Reliefs ge- 
funden, welche die Kulte des Zeus Meili- 
chios, des Acheloos und wahrscheinlich 
der Kallirrhoe darstellen. Besonders wichtig 
ist nr. 2): Ein Gott, wahrscheinlich Zeus 
Meilichios, sitzt auf einem grofsen, aus der 
Erde ragenden, gehörnten, bärtigen Haupte, 
welches durch die darunterstehende Inschrift 
als 'A%sXmog bezeichnet ist. Hinter ihm sind 30 
die Reste einer weiblichen Gestalt mit dem 
Hörn der Amalthea sichtbar (wahrscheinlich 
des Acheloos Tochter Kalirrhoe); Hermes und 
Herakles sind dem sitzenden Gotte zugewandt'; 
vgl. auch Wochenschr. f. Mass. Philol. 12 
(1895), 530. 646. Dem Zeus M. wurde das 
Fest der Diasia gefeiert und zwar am acht- 
letzten Anthesterion, £09117 MuXi%iov diög. 
ayezui de prjvbg 'Av&eatsQiävog r[ rp&i'vovxog, 
Schol. Arist. Nub. 408 vgl. 864. Die Haupt- 40 
stellen sind ThuJc. 1, 126, 6 E<m yag 'A%"r\- 
vaioig Ai&eiu, a v.uXeizai diug soqztj MsiXi%lov 
[isyiarj], l'|a) zrjg itöXicag, iv n icavSrjfisl &vovai, 
noXXol ov% tegsiec, äXXä dvfiaxa inizägiu und 
Xenoph. Anab. 7, 8, 4 f., nach welcher Stelle 
dem Zeus M. ganze Tiere verbrannt wurden 
(oXo-AUVTsiv zw nazQico vujim -xal xaXXisget- 
e&ai), vgl. auch Schol. Luc. p. 43. 204 Jacobitz 
diüeiu iogzrj 'A&ijvrjai ovzm xaXovfievrj , tjv 
slm&eoav pezd azvyvöttjzög rivog inixtXsiv, 50 
9vovzsg Ali zw p,siXi%£m. Ausführlich hat über 
die Diasien Mommsen, Heortologie 379 ff. ge- 
handelt, der, da die Thukydides- Stelle nach 
allgemeiner Ansicht (Classen a. a. 0. und die 
daselbst verzeichnete Litteratur) nicht unver- 
sehrt überliefert ist, ihr gegenüber in der Stelle 
des Xenophon ein Zeugnis ersten Ranges er- 
blickt: darnach mufsten also dem Zeus M. 
ganze Tiere dargebracht werden (vgl. auch 
Luc. Tim. 7, wo Hermes zu Zeus über Timon 60 
sagt ovzog iaziv 6 ■jioXXät.ig rjjiäg Ka&' isqwv 
releCwv saziäaag, . . 6 zag oXag exaxöfißag, nag' 
a Xa/i-jigcög sogzdgeiv elm&ajisv zu Aideia); die- 
jenigen aber, denen zu solchen Opfern die 
Mittel fehlten, brachten dem Gotte nicht wirk- 
liche Tiere, sondern aus Kuchenteig gebackene 
dar, die Thuk. a. a. 0. *tv\iuxu imiägia nennt 
und die das Scholion erklärt als zivu izsjijiaza 



slg gwwv fioQtpag zszvnwjieva, vgl. auch Spengel, 
Hermes 29 (1894), 288 f. Das Fest selbst er- 
klärt Mommsen 382 nicht mit Welcker, Qriech. 
Götterl. 1, 208 für ein Dankfest, sondern für 
ein Bittfest und billigt die Erklärung von 
C. F. Hermann, dafs Zeus den Namen Mei- 
lichios nur proleptisch oder euphemistisch führe 
(s. aber auch unten). Nach Töpffer a. a. 0. 249 
ist Zeus M. identisch mit Zeus Zvxäaiog (Eust. 
ad Hom. Od. p. 1572, 56 Xiyezai öh %al ov*d- 
aiog Zsvg nagu roig naXawig, 6 ■xu&dgGi.og' 
xij yag aviirj ixgwvzo cpaßlv iv xccdagpotg) 
und bedeutet den Sühngott, zd ydg ovxu 
fisiXixu HaXfio&ai , AndrisJcos und Aglaos- 
thenes v. Naxos Frgm. Hist. Oraec. 4, 304; 
über die sühnende Kraft der Feige s. Töpffer 
249 f. f Der zürnende unheilbringende Gott de? 
chthonischen Mächte (Maiiidtizrjg) ist in der 
euphemistischen Sprache des Kultus zum Mn- 
Xixiog geworden', Töpffer 250; vgl. Hesych. Mai- 
lidxTtjg- n,ciXC%iog, Ka&dgeiog. Plut. de cohib. 
ira 9 äio xal zmv &ewv zbv ßaaiXsa fieiXi^iov, 
A&y]VttloL äe (ittipdytxriv , olfiai, naXovai, und 
ähnlich sagt Overbeck, Kunstmylh.. Zeus 50: 
„nun bedeutet freilich Meilichios den milden 
Zeus, allein weder in seiner ursprünglichen 
natürlichen Bedeutung als Gott des Frühlings 
nach den Stürmen des Winters, als Gegensatz 
zum Maimaktes , dem zürnenden Gott des 
Wintersturmes ( Welcker, Griech. Götterl. 1, 207) 
oder als dieser in seiner Versöhnung, noch auch, 
und zwar noch weniger, in seiner ethischen 
Auffassung kann er als ein schlechthin milder 
Gott bezeichnet werden, vielmehr ist er der 
Bufse und Sühne, namentlich Mordsühne gnä- 
dig annehmende nnd gewährende Gott" [0. Mül- 
ler, Aischylos' Eumeniden 139 f. Preller, Demeter 
u. Pers. 246 f. Gerhard, Gr. Myth. § 199 , 10. 
200, 10. Welcker a. a. O. 201). Wide, Lakon. 
Kulte 167 weist darauf hin, dafs sich in eini- 
gen Kulten Zeus mit dem chthonischen 
Dionysos (s. unten nr. 3) eng berührt: neben 
einem Dionysos svSivSgog, psiXiziog, evxsdzwg 
erscheint ein Zeus gvdevSgog, fieil£x.iog, evitd- 
aiog (s. oben). Ebenso betont Kern a. a. 0. 
lOf. die chthonische Seite des Zeus M., den 
er mit dem Zeus Eubuleus vergleicht; das 
letzterem dargebrachte Schweineopfer {Schol. 
Luc. im Rhein. Mus. 25 [1870], 548), das den 
chthonischen Charakter des Gottes bezeugt, 
findet seine Parallele in dem dem Zeus Meili- 
chios dargebrachten Jibg näSiov, Eust. 1935, 8. 
Ein Gegensatz zwischen dem Zs«s (isiU%iog 
und ovQaviog scheint sich auch bei Achill. Tat. 
5, 2 zu finden, wo er erzählt i&casd^riv (in 
Alexandreia) Sh xal xbv MsiÄCzwv Aia %a\ zbv 
z/iog Ovgaviov viaiv; vgl. oben nr. 1. Die im 
Schol. Luc. erwähnte azvyvözrig besteht nach 
Mommsen 383 darin, dafe die Götter an den Dia- 
sien reichlich und glänzend bewirtet wurden, die 
opfernden Menschen aber leer ausgingen und 
daher diese Sitte herb und unbehaglich fanden. 
Sollte jedoch unter dieser ezvyvözr\g nicht etwas 
anderes, vielleicht die Darbringung von Men- 
schenopfern, wenigstens in ältesten Zeiten, zu 
verstehen sein? Es ist von Max. Mayer schon 
oben (s. v. Kronos Bd. 2 Sp. 1519 ff.) darauf 
hingewiesen worden , mit wie wenig Recht 



2561 Meilichios Meilichios 2562 

Zeus den Schmeichelnamen Meilichios fähre, Xi%l[a>) Ai[l a]i»[J*ij**j>. Eine Inschrift aus 

dafs Meilichios vielmehr semitischen Ursprungs Larissa ist nach Corr. hell. 13 (1889), 392, 9 

sei und mit melech, moloch etc. zusammen- geweiht Au MeiXi%i<n xat 'Evoäia -nal x6~]Xsi, 

hänge, eine Ansicht, die auch schon Movers, während sie nach Athen. Mut. 11 (1886), 336 

Die Phoenizier 1, 326 und nach ihm Foueart, lautet Ad (iuXi%i(p Kai 'EvoSte noii[nafa xs 

Corr. hellen. 7 (1883), 513 vertreten hat, der oder nou\nula. Aus Chios 'Aibg MiXi%(ov, 

auf den von Sil. Ital. 3, 104 als phoinikischen Haanäzrjg, Tb Xianbv ylmaadgiov 421, 

Gott bezeichneten Milichos (Meilichos s.d.) 58; vgl..4<Äew..MiJtt.(1888),13,223. AusPalaio- 

binweist. Philo Bybl. bei Euseb. Praep. ev.l, polis auf der Insel Andros publiciert E. 
10, 12 identifiziert gleichfalls den Zeus M. mit 10 Pernice, Ath. Mitth. 13 (1893), 9 eine Inschrift 

einem phoinikischen Gotte, mit Chrysor (s. d.). mit der merkwürdigen Bildung Aibg fieXizCov. 

Nach Ewald bei v. Baudissin, Studien zursemi- Einen Kultus des Zeus M. in Epidauros 

tischen Religionsgeschichte 15 bedeutet Meili- nehmen an Blinkenberg, Asklepios (Kopenhagen 

chios rpfea = Schiffer, und v. Baudissin' 1893), 123 und Baunack, Zu den Inschriften 

a. a. 0. 36, 2 sagt: „Insofern MsiXi%iog 'der von Epidauros, Philolog. 54 (1895), 37, 125b, 

Schiffer' die Bezeichnung Zfig erhält, haben welche die Inschrift 'Atpgoähag (t,iXi%Cag . . . ! 

wir eine Gottheit in diesem Namen zu suchen, A . . . . ergänzen zu A[ibg \kiU%iov. Eine 

die kaum eine andere als Melkart sein kann. Inschrift aus Alaisa (Haiesa) in Sicilien 

Mtlmi-Q-cris , dessen Name sicher das phoeni- erwähnt einen Tempel des Zeus M., ein MeiXi- 
kische Melkart ist, gilt bei den Griechen als 20 tiiov, C. I. Gr. 3, 5594, 16 p. 616 =— Kaibel, 

Meergottheit." — Sehr verbreitet war der Kultus Inscr. Graec. Sic. 352, 1, 16 p. 63, und eine 

des Zeus M. auch im Peiraieus; mehrere oskische Inschrift aus Pompei nennt Meeli- 

Votivreliefe zeigen eine grofse Schlange, die kiieis Ioveis (Genetiv), Zvetajeff, Inscr. Italiae 

in mehrfachen Windungen sich auf felsigem infer. dial. 142 p. 51 = Syll. Inscr. Ose. nr. 62 

Boden erhebt und den Kopf nach links streckt, Taf. 10 u. 10 a. Huschte, Die sabellisch - osk: 

Inschrift: . . . Ad Medizin, Corr. hellen. 7 (1883), Sprachdenkmäler 180 ; vgl. Grafsmann in Kuhns 

509 nr. 6 = C. I.A. 2, 1581. Heydemann, Ant. Zeitschrift für vergl. Sprachforschung 16, 103. 

Bildw. in Athen 500. Beschreibimg d. ant. Skulp- [Anecdota varia . . . edd. Studemund et Schoell 

turen Berlins 722 p. 270; vgl. Conze, Arch. Zeit. 1 p. 268. Über die Verehrung des Zeus Mei- 
37 (1879), 103. AsXziov 4 (1888) nr. 3; 'HSi- 30 lichios in Athen s. auch Hermann, Über die 

azio[v] Ad Mihxif, Corr. hellen. a.a.O. 508 att. Diasia u. die Verehrung des Zeus Meilichios 

= C.I. A 2,1578; 'Aoxlrjniuäris'daxlrinioScÖQov zu Athen, Philol. 2, 1847 p. 1. D. Korioth, De 

Ali. Milium, Corr. hellen, a. a. O. 509 nr. 7 = Atticorum love Milichio. Monast. 1858. Fr.Le- 

C. I. A. 2, 1580. Rohde a. a. O. 249, 1 erblickt normant, Monographie de la voie sacre'e eleu- 

in diesem Zeus M. den athenischen und sinienne eh. 6: l'autel de Zeus Milichios p.310ff. 

nicht irgend einen fremden mit diesem identi- Fröhner, Les inscr. gr. [du musee du Louvrej 

ficierten Gott. Auf einem anderen Votivrelief p. 36 nr. 26. F. Bobiou, L'etat religieux de la 

(abgeb. Corr. hellen, a. a. O. pl. 18) mit der Grece et de V Orient au siede d' Alexandre, Mem. 

Weihung 'Agiezäg%t] Ad MsiXi%im, Corr. hellen, pres. p. div. sav. ä l'acad. des inscr. et b.- 1. ser. 1 
507 = O. I. A. 2, 1579, nahen sich|(A.dorierende, 40 tome 10, 1, 1893 p. 365 f. Michel Clerc, Les 

Mann, Frau und Knabe, dem c sous la forme meteques atheniens. Paris 1893 (= Bibliotheque 

et dans l'attitude ordinaire des Zeus' bärtig des ecoles fr. d' Ath. et de Borne fasc. 64) p. 127 

gebildeten Gotte, der in der L. das Scepter, —129, ein Anhänger der meiner Ansicht nach 

in der R. eine Opferschale hält. Ferner finden irrigen Anschauung Fouearts, dafs Zeus Mei- 

wir den Zeus M. in Argos, wo zur Sühnung lichios eine Transcription von Milik sei; über 

für vergossenes Bürgerblut (v.a&ÜQcia tag eni das Heiligtum in Ampelokepoi auch S. Reinach, 

cti'fiaxi epcpvXiw) ihm ein marmornes Sitzbild Chroniques d' Orient p. 682—683, der annimmt, 

von der Hand des Polykleitos (und zwar des dafs in Zeus Meilichios sich zwei ursprünglich 

älteren nach der von Lösehcke, Arch. Zeit. 36 verschiedene Formen, eine griechische und eine 
(1878), 11 gebilligten Ansicht Bursians bei 50 orientalische, verschmolzen haben; über den 

Ersch und Gruber s. v. Griechische Kunst 445 Kult im Peiraieus C. Wachsmuth, Die Stadt 

Anna. 62. Overbeck, Kunstmythologie, Zeus 50) Athen im Altertum 2, 1 p. 146 u. Anm. 3, der 

errichtet war, Paus. 2, 20, 1. 2. In Sikyon mit Recht einen echt hellenischen Zeus in 

glich das Bild des Zeus M. einem pyramiden- Z. M. erkennt. 

artigen Stein, Paus. 2, 9, 6; vgl. oben Bd. 2 Über die Münzen von Sikyon und Argos 

Sp. 1620 Z. 80ff. Inschrift aus Tegea Au vgl. Gardner and Imhoof, Num. Comm. on Pau- 

Mi{i)Xi%icp MUvXog uvi&r)r.i, Le Bas 2, 187 sanias p. 29 u. 36. 

nr. 337, vgl. Immerwahr, Die Kulte u. Mythen Für Larisa kommt hinzu die Widmung 

Arkadiens 30. Birard, De Vorigine des eultes Mükcov 'OficpaXicavog zbv vct[o\v Au Msili%Cm 
Arcadiens 233; aus Orchomenos [ä n\6Xig 60 S. Reinach, Chroniques d'Orient p. 346. 
Ad MeiXi[xv] und ebend. [&]vlolvMeg e[v zlv „. ,, . ... . „ .._,,.,„., 

MeiXi X Cv (i. e. in templo Iovis M.), C. I. Gr. 1, . ? u L ld |? n f ^ \ n K r ?' a , tra ^ dle Weih " 

1668 = Collitz, Dialektinschr. 1,495. Ditten- mschnft Z W W*lz^» m(1) Hg« | M n X n U . 

berger, Inscr. Graec. Graeciae Septentr. 1, 3169; Zmzag vnl\g üagSäXa iv%riv, Museo ital. di ant. 

aus Thespiai ®vvo%Xl8ag Atovovoüo Ad Mi- cl. 3 (1890) p. 122 nr. 39 („Hierapytna"). Bau- 

U%v %r\ MiXlm, Corr. helUn. 9 (1885), 404 nr. 15 nack, Philol. N. F. 2 (1889) p. 399 nr. 3 („aus 

— Dittenber gern. a,.0. 1,1814; aus Chalkis auf 'HgänXsiov"). Eine Inschrift von Nisyros'be- 

Euboia nach Böckhs Ergänzung 'Eg/xicov Msi- zeichnet einen gewissen Gnomagoras als czs- 

Roscheb, Lexikon der gr. u. röm. Mythol. IL 81 



2563 Meilichos Melaina 2564 

cpuvco&evta bxb ' EQpcügövTCOv . . . v.al vab 'Acpgo- vrjeov 'JpOQyov ..., 'Jq%. 'EqpTjfi. 187Ö nr. 414, 

Sieiaazäv 2vqcdv xal vnb /!ioa^iXi%taetäv xal Taf. 54 nr. 22. P. Becher, Eine Studie über 

vnb 'Aq>Qo8iaiaetäv KvQTjvuicav tüv avv ... , die Münzen von Ämorgos. Wien 1871 (S.-A. 

S. Beinach, Chroniquesd' Orient p. 702 nach Ath. aus Bd. 2 der Num. Zeitschr.) p. 31 f. Wroth, 

Mitt. 15 p. 134. Ein Altar in Knidos (Newton, Catal. of the gr. coins of Crete and the Aegean 

A hist. of discov. p. 755 nr. 40 pl. 92; vgl. islands p. 84 nr. 8 pl. 20, 6. Read, B. N. p. 410. 

p. 470; B. Scholl, Bh. Mus. 42 [1887] p. 478 ff. Drexler.] [Höfer.] 

The Coli, of anc. gr. inscr. in the Brit. Mus. ffleinos (Melvcos) = Mhmg (s. d.). Etym. M. 

Part 4 Sect. 1 nr. 817) trägt die Inschrift 588, 23. Athenisches Epigr.: Athen. Mitth. 19 
AIOZ Mfcl/, was Newton u. Schott zu fie[yietov, 10 (1894), 141 nr. 2, 8. Head, H. n. 680. [Höfer.] 

G. Hirsehfeld richtiger zu MuX[w'ov ergänzt. Meion (Mrjitav) = Maion (s. d.). 

Irrig will Panofka, Antikenkranz zum 5. Ber- Meiro s. Miro. 

liner WincMmannsprogr. p. 7. 8 nr. 3. 4 auf Mekionike {M^iorUrf), Jungfrau in Hyria, 

kilikischen Silbermünzen, die einen kegelför- welche mit Poseidon den Argonauten Euphe- 

migen Stein mit einer Traube oder Taube zu bei- mos zeugte, Hesiod. b. Schol. Find. Pyth. 4, 35. 

den Seiten zeigen, den Zeus Meilichios erkennen. Tzete. L. 886. [Vgl. Studniceka, Kyrene 107 ff. 

Es sind dies die Münzen von Mallos, auf wel- Nach Tzetz. Chil. 2, 43 war sie die Tochter 

chen Svoronos, Sternbilder als Münztypen, Zeit- des Oarion. R.] [Im Schol. Pind. Pyth. 4, 15 

sehr. f. Num. 16 (1888) p. 225 Taf. 10 (vgl. heifst sie Tochter des Eurotas, vgl. ebenda 
Bull, de Gorr. hell. 18 p. 107) noch unwahr- 20 455. Höfer.] [Stoll.] 

scheinlicher den der Rheia von Kronos ge- Mekisteus (MrjxieTivg), 1) Sohn des Talaos 

reichten Stein inmitten der Plejaden erblicken und der Lysimache, der Tochter des Abas, 

will, während E. Curtius, Über Wappengebrauch Bruder des Adrastos, Vater des Euryalos (II. 2, 

u. Wappenstil im griech. Altert. Berlin 1874. 4° 565 f. Apollod. 1, 9, 13 u. 16. 3, 7, 2. Dict.Cret. 

p. Ulf. Fig. 1 den Stein vorsichtiger als „das 1, 14). Nach II. 23, 677ff. kam er nach dem 

Symbol der dort verehrten Gottheit" bezeichnet. Tode des Oidipus nach Theben und zeichnete 

Über die verschieden vokalisierten Namens- sich bei den Leichenspielen aus (vgl. Paus. 1, 

formen s. Kretschmer, Die griechischen Vasen- 28, 7). Er wurde von einigen, wie Apollod. 3, 

Inschriften p. 133f. 233. Drexler.] — 3) des 6, 3 erwähnt, zu den Sieben gerechnet, die 
Dionysos neben tjfisqiäris, Plut. de esu 30 gegen Theben zogen. In diesem Kampfe fiel 

carn. 1,2; verbunden mit xotQtSötrjs im Gegen- er nach Eerod. 5, 67 und Paus. 9, 18, 1 von 

satz zu rafijjöujs und ayqimviog, Plut. Anton. der Hand des Melanippos. — 2) Sohn des Echios, 

24. Quaest. conv. 1, 1, 3. Creuzer, Meletemata 22 ; Genosse des Teukros (II. 8, 333. 13, 422). Nach 

über die Verehrung des Dionysos M. auf Naxos, II. 15, 339 fiel er zugleich mit Echios, der dort 

Athen. 3, 78 c, Eust. ad Eom. Od. 1964, 16, als sein Kampfgenosse erscheint, und zwar von 

s. Bd. 1 Sp. 1061 Z. 39 ff. 60. Bohde, Psyche der Hand des Pulydamas. — 3) Ein Sohn des 

338, 2. Töpffer a. a. 0. 250. Wide a. a. 0. Lykaon (Apollod. 3, 8, 1). — 4) Name des He- 

166, der den chthonischen Charakter des Gottes rakles bei den Eleiern (Tzetz. Lykophr. 651). 

betont. Vielleicht ist bei Plut. non posse suav. [resp. in Makistos in Elis , wie v. Holzinger, 
vivi sec. Epic. 22 Zi-vg . • • Siayioafiäv ndvta . . 40 Lykophrons Alexandra mit Berufung auf Stra- 

rtöv ä' äXXcov ■9'sräi> 6 fiev ianv 'EmSötrig, b Ion 8, 348 bemerkt. Drexler.] [Schirmer.] 

ds M£iXL%ioq, b S' 'AXei-hciKog unter MsM- Mekistophonos (Mrixietocpovog) , einer der 

viog auch Dionysos zu verstehen. — 4) der Söhne des Herakles und der Megara, Baton 

Fortuna (Tyche), Plut. de fort. Born. 10; b. Schol. Find. Isthm. 3 (4), 104 (Müller, Hist. 

vgl. Bd. 1 Sp. 1512 Z. 20 ff. (s. Meilichie nr. 2). gr. 4 p. 350 fr. 5). [Stoll.] 

— 5) der Aphrodite neben ysvs&Xiog, Plut. Mekon (Mriniov, der Mohn), ein Athener, 

de Is. et Os. 48 (s. Meilichie nr. 3). [Höfer.] Liebling der Demeter, der in eine Mohnstaude 

Meilichos (MtC\i%og), Sohn eines Satyrs und verwandelt wurde, Serv. Verg. G. 1, 212. Der 

der Nymphe Myrike, alter König von Spanien, Mohn war neben der Getreideähre der Demeter 
mit gehörntem Haupte, Sil. Ital. 3, 104. Nach 50 besonders heilig,. Theoer. 7, 157. Callim. hymn. 

Movers, Die Phoenizier 1, 325 f. ist dieser Mei- in Gerer. 45. [Über den Mohn als Attribut 

lichos (Milichus) identisch mit dem libysch- verschiedener Gottheiten s. M. Fr. Lochner, 

phoinikischen Dionysos einerseits und Mrixmvonaiyvwv sive papaver ex omni antiqui- 

dem Iarbas Vergils andererseits und laut- tateerutum Noribergae 1719. 4°. Stephani, 

lieh = Melech; von letzterem Worte ist nach Compte-rendu p. l'a. 1869 p. 47 — 49. Murr, 

Movers a. a. 0. auch MeiXi%iog (s. d.) abzuleiten. Die Pflanzenwelt in der griech. Mythologie 

[Höfer.] p. 183— 186. Drexler.] [Stoll.] 

Meilinoe (MsiXivörf), Beiname der Hekate, Mela (MsXa), Tochter des Okeanos, nach 

Orph. hymn. 7 1. äoMgj_Ps2/cfeg_696. Vgl. der die Lieder rä (isXrj benannt sein sollen, 

Melino e. [Höfer.] 60 Lysanias bei Boissonad. Anecd. Graec. 4, 458; 

Meimuon = Memnon, Kretschmer, Die griech. Prokesch, Bhein. Mus. 1 (1833) p. 168 Anm. 2 

Vaseninschrißen p. 136 nr. 116. [Drexler.] vermutet Mslia (s. d.). [Höfer.] 

Meinofe'tes (Msivarftng), Beiname des Dio- Melaina (MsXaiva), 1) die Mutter des Del- 

nysos in Minoa auf Amorgos, C. I. G. 2, 2264 phos, des Stammheros von Delphi, Paus. 10, 

m. add p. 1034. [Bronzemünzen der Stadt 6,2; vgl. unter Delphos Bd. 1 Sp. 985. Pau- 

Minoa zeigen im Obv. das bärtige Haupt des sanias giebt a. a. 0. für Delphos einen drei- 

Dionysos, im Rev. einen Kantharos mit Wein- fachen Stammbaum: nach den einen war er 

traube darüber, P. Lambros. Nofiiepuzu rfjg Sohn der Melaina, der Tochter des Kephisos; 



2565 



Melaina 



Melaina 



2566 



nach den andern Sohn der Kelaino, der Toch- 
ter des Hyamos (Bd. 1 Sp. 2766) , Enkelin des 
Deukalioniden Lykoros (Bd. 2 Sp. 2181), und 
des Apollon ; nach den dritten Sohn der Thyia, 
der Tochter des autochthonen Kastalios (Bd. 2 
Sp. 996 f.), und des Apollon. Nach Tzetzes zu 
Lykophron 208 beifst die Mutter des Delphos 
Melantho, eine Tochter des Deukalion, nach 
Schal.. Eur. Or. 1087 Melanis, Tochter des Hya- 
mos und der. Melantheia, einer Tochter des 
Deukalion. Ähnlich ist bei Epaphroditos im 
Kommentar zum 2. Buche der Aitia des Kalli- 
machos bei Schal. Aesch. Eum. 2 Melaina die 
Tochter der Deukalionide Melantho und des 
Flufsgottes Kephisos und selber die Mutter 
des Delphos von Poseidon. Die G-enealogie 
beruhtauf örtlichen Beziehungen: Hyamos galt 
als Gründer von Hyampolis, der Hyantenstadt. 
Eine Felswand bei Delphi hiefe Hyampeia. Der 
Kephisos durchströmt das nördliche Phokis. 
Deukalion soll nach der grofsen Flut auf dem 
Parnassos gelandet sein (Bd. 1 Sp. 994). Kasta- 
lios trägt den Namen der berühmten Quelle 
bei Delphi. Über Poseidons alten Anteil an 
Delphi s. Musaios in der Eumolpia bei Paus. 
10, 5, 6; vgl. 24, 4. A. Mommsen, JDelphika S. 1. 
Melaina, Melanis, Melantheia, Melantho, Ke- 
laino bedeuten alle dasselbe, die Schwarze. 
Die Gleichstellung dieser Namen mit Thyia, 
die auch daraus hervorgeht, dafs Thyia ander- 
wärts, ebenso wie Melaina, als Tochter des 
Kephisos (Eerodot 7, 178) oder als Tochter des 
Deukalion (Hesiod. fr. 36 Goettl.) bezeichnet 
wird, ergiebt, dafs die Heroine zunächst nicht 
als eine chthonische, wie man aus der Ana- 
logie mit Demeter (vgl. Paus. 8, 5, 5. 42, 1) 
oder Gaia oder Nyx, denen ebenfalls die 
schwarze Farbe zukommt, schliefsen möchte 
(so A. Mommsen a. a. 0. S. 10), sondern als 
einebakchische, nämlich mainadenartige Ge- 
stalt aufzufassen ist, gleichsam die Urthyiade, 
wie denn Thyia als die Stifterin des in Delphi 
bestehenden dionysischen Frauendienstes be- 
zeichnet wird, Paus. 10, 6, 4: %al iiQäa&aC xe 
xr\v ®vCav diovvew stpräro» «cei oQyia uyayslv 
im &iä «. t. X. Vgl. Weniger, Kollegium ehr 
Thyiaden von Delphi. Eisenach 1876 S. 21. 
Panofka, Delphi u. Melaine, Berliner Winekel- 
mannsprogr. v. 1849 S. 6 (dessen Hinweisung 
auf die Negerköpfe delphischer Münzen jedoch 
auf Irrwege führt). Die schwarze Farbe ist 
Diensten des Dionysos eigentümlich : man ver- 
gleiche den Beinamen des Gottes Nyktelios 
auch in Delphi (Weniger a. a. 0. S. 8 ff.). Nach 
Schol. Pind. arg. Pyth. p. 297 Boeckh gab zu- 
erst Dionysos in Delphi Orakel, und zwar als 
nQÖfiavTig der Nyx (vgl. Rohde, Psyche 342, 1. 
A. Mommsen a. a. 0. S. 172). Vgl. ferner den 
*PoX6sig von Orchomenos (Plut. Qu. Gr. 38 
p. 299) und solche Namen und Genealogieen, 
wie des Melas, des Sohnes des Portheus von 
Kalydon (Preller- Plew, Gr. Myth. 2 S. 302 f.), des 
Melanthos in der Sage von Dionysos Melanaigis 
oder Melanthides und dem Streite um Kelaini 
(Bd. 1 Sp. 1070); auch die Sage von Melampus 
(Preller-Plew 2, 472, 1. Rohde a. a. 0. 339). Die 
Thyiaden insbesondere stehen in Beziehung zu 
Tod und Unterwelt und gleichen in vielfacher 



Hinsicht den Erinyen, mit denen sie im Wesen 
zusammenfliefsen, wie K. Dilthey, Arch. Zeug. 
1874 S. 81 ff. überzeugend auseinandergesetzt 
hat. Vgl. auch Rohde, Paralipomena, Rh. Mus. 
N. F. 50, 1 ff. 14. (Über die schwarze Farbe 
der Erinyen s. Bd. 1 Sp. 131.) In diesem Sinne 
darf man die Heroine Melaina denn freilich 
auch als chthonisch bezeichnen. Vgl. auch 
Bouche-Leclercq, Hist. de la divination dans 

10 l'ant. 3 p. 57 Anm. 2. Weniger.] 

[2) MsXaivrj, Beiname der Demeter ( s. unter 
Perse phone). Paus. 8, 42, 2. PreUer- Robert 
749. 4;„761. Immerwahr . Kul^jmd_Mythen 
Arkadiens _ .1 & 106 ff, ...118 f, 190, , Müchhöfer, 
4äifänge_.derjKunst ^&.._.Kn.QlL. Studien zur 
ältesten Kunst in Griechenland JlProgr^d. Kgl. 
Studienanstalt BrojnbergJBaQ^-afl^^jind die 
daselbst verzeichnete Litteratur. R. Wäntig, 
Haine und G ärten im griechisc hen A ltertum 

20 (Gymn.JProgr. .Chemnitz :1893)jJ15. — G. Pewot , 
Jcmmsl-des_savants 1895^ vgl. Wochen schr. f. 
Mm^Phil. 12 (1895), 498 erklärt die" Demeter 
M. für eine semitische Gottheit. Zu Lykophr . 
198 MiXaiva bemerkt Tzetz. 19 4—199 p, 47Ö 
rjToi fj ÜSQascpovrj rj 'lyiyivsia. Höfer.] 
[ Wentzel. 'Em,xXrjß i-ie &säv 7 p_.19. K. Petersen, 
Krü^JBemerkungen zur ältesten Geschi chte der 
griech. K unst. Ploeri. 1871. 4° p.35ff. und 
D e Cerere Phdg alensiqtgue de Dipoeno et Scyl - 

30 lidedisputatio, PQJ_P%tiJ874. 4°. Duc de Luy nes, 
JaMässjmimsm, sur quelques [tyj>es üLML^^h 
d'Hecate ^h^ß^Berar d, De l'origine de s cultes 
a rcadiens p. 104^-^1211 B^Breyer, ~l$met§r 
Melaina. Sprötfän 1895. 4°. A. B. Oook.Animal 
worshiv in the mycenaean age , Journ. of hell . 
stud. 14 fp. 81—16 9 1. 5. The cult of the TioTse 
p.138— 150. — 3) In der Poesie wird das Beiwort 
jislcava (fiiXag) verschiedenen Gottheiten, be- 
sonders solchen, die zur Unterwelt in Beziehung 

40 stehen oder furchtbare Seiten in ihrem Wesen 
aufweisen, erteilt. Bruchmann verzeichnet es für 
Ananke ( p. 19). Ate (p. 53), Ge (p^.72), Hekate 
(EdLD, Erinys und Erinyen (p. 101), Ker (pjj63), 
Moira (EJJ2), Nyx (rU.83), Persephone (p.192); 
für Hades (EJ^Ares (p^lQ); es kommt hinzu 
der psXag ®ävazog in einem Grabepigramm 
v on Amorgos B. C. H. 15 p. 604 nr. 44; vg l, 
ferner bei Bruchmann psXäyxamTfc Evpsviätg 
( p. 102) . fislavoxQoog Hypnos ( p. 216, Lessing, 

50 Smtl. Sehr, hrsg. von Lachmann n. verm. von 
v. Maltzahn 8 p. 243 f. ). Auch von schwarzer Klei- 
dung hergenommene Beiworte begegnen häufig: 
peXavelpcov für Hades (p. 3), Artemis (oder besser 
Hekate) ( p. 48) ; fisXavöatoXog und ^sXavrjqjogog 
für Isis ( p. 161. 162, vg l, die fieXavoyoQOi im 
Kult der Isis) ; (laXätinmiog für Thanatos ( p.157) , 
Persephone (p. 192)., Vojy3Mwerkenj?gl,_z ! .B. 
die schwarze artemisartige Göttin auf einer zu 
Lampsakos gefundenen Silberschale im Museum 

60 zu Konstantinopel, SLEamach,. Catal. dujmusie. 
i mp. d'anti quites 1882 p. 67 ff nr, 6gl „=J?jig 
arch. 3 pl. 19~(vgl. Philol. 49, 739) und den „ Sa.r- 
donyx fruste" der Sammlung Badeiats de Laborde 
p. 23 nr. 267 (Paris 1869): „Diane Lucifera, ve- 
tue d'une tunigue talaire et portant deux torches. 
La tete et les pieds de la deesse sont noirs;" 
für Isis s. oben Bd. 2 Sp. 469 f. Über die Ver- 
wendung schwarzer Tiere und liegenstände bei 

81* 



2567 



Melaineus 



Melampus 



2568 



den immer mehr oder minder mit unterwelt- 
lichem Spuk zusammenhängenden Zaüberhand- 
lungen geben schon die Register zu den Zauber- 
papyri Auskunft. [Drexler.] 
X Mftlainfl iis (Melaivevg), Sohn des Lykaon, 
Gründer der arkadischen Stadt Melaineai, Paus . 
8, 26. 5. S teph. Byz. a. v. MeXcuvai. [Stoll.] 

Melainis (MslatvCg), Beiname der Aphrodite^ 
die Schwarze. Unter diesem Namen besäl&sie 



der Aglaia, Diod. 4, 68 ; der Dorippe, Dieuchidas 
b. Schol. Ap. Bhod. 1, 121 (Eudokia p. 286); 
der Rhodope, Schol. Theokr. 3, 48; Bruder des 
Bias , Gemahl der Iphianassa (Tochter des 
Proitos), Pherekyä. b. Schol. Od. 15, 225, der 
Iphianeira (Schwester des Anaxagoras, Enkelin 
des Proitos), Diod. 4, 68, oder Kyrianassa, 
Serv. Verg. Ecl 6, 48, oder Amphianassa, Stat. 
Theo. 8, 277; Vater des Mantios (Pherekyd. 



ein Heiligtum auf dem Wege von Melangeia 10 b. Schol. II. 13, 663 (Müller, F. H. G. 4, 638) 



nach Mantineia an der Quelle der Meliasten, 
einer dionysischen Genossenschaft, •gg l. Paus . 
8, 6, 5, dazu dessen Erklärung: iahXjjaiv de 
r\ &eög ravTrjv nar' aXXo (ifr i'a%sv ovSev, ort 
öh äv&QcÖTCW f*77 rä itcivra al fii^sig äansQ roig 
■*.%i\v£Qi fish-' rjixegav, tu dh nXsico Se elaiv iv 
vvnxL S. Preller -Robert 379. 2. Ein anderes 
Heiligtum der Aphrodite M. war zu Korinth 
im Kypressenhaine Kraneion, wo auch das 



Grab der Laiis sich befand, PjmSLl 



Paus. 6, 17, 6) und Antiphates, Od. 15, 225 ff. 
Schol. Theokr. 3, 43 und durch diese der Ahn der 
Seher Amphiaraos, Polypheides und Theo- 
klymenos; durch seinen Sohn Abas (Apollod. 
1, 9, 13. Paus. 1 , 43, 5. Schol. Apoll. Rh. 1, 
143) oder Mantios Pherekyd. a. a. 0. (s. Eu- 
chenor) Ahn des Sehers Polyidos; Vater des 
Antiphates und Bias, der Manto (s. Bethe, 
Quaest. Diod. myth. p. 56) und Pronoe Diod. 



Athen. 13 p . 588 c: tj (seil. Aatäi) xai 'ArfQo 
äivr] tj sv Kogiv&tp jj MeXcctvlg y.aXovjj,svTi 
vvxxög snitpaivo^ivv ifirivvtv igaexäv e"cpo- 
äov noXvxaXavxav. Ferner in Thespiai, P/m/«. 
! 9, 27, 5. Der Beiname beruht auf dem chtho- 
'" jnischen Charakter dieser Göttin, vgl. Tümpel 
in -ZV. Jahrb. f. Philo l. Suppl. Bd. 11 S. 699. 
Immezwahr*. Kulte^. u^. Mythen Adcadiens 118. 
168. 174 u. oben Bd. 1 Sp. 402f. [Weniger.] 
[ Vgl. A. Mq ury, Hist. des rel. de laGrece, anr.. 3 
p. 209. Fr. Leno rmant. La lege nde de Semiramis 
PJ57,, Das Haupt der Aphrodite Melainis erkennt 
Head, Hist. num. p. 300 und C. Gr. G. Br . 
Mus.» Cfi»traL.feee£^p^-9j.Jir..S_— 12__pL_lfi, 
8 — 10 auf dem Bev. von . Silber münz 



xgl. 20 4, 68, des Thiodamas Stat. Theb. a. a. O. (Müller, 



Dorier 1, 451). Über sein Geschlecht s. Od. 
15, 225 ff. Schol II. 13, 663. Diod. 4, 68. Schol. 
Find Nem. 9, 30. Paus. 6, 17, 6. Stammtafel der 
Amythaoniden bei Gerhard, Gr. Myth. 2 S. 225. 
Schubart, Quaest. geneal. 108 ff. Seine Seher- 
gabe verdankte er jungen Schlangen, deren 
getötete Mutter er bestattet (verbrannt) und 
die er aufgezogen hatte; sie vergalten ihm 
diese Wohlthat, indem sie ihm mit ihren 
so Zungen die Ohren reinigten, so dafs er seitdem 
die Stimmen der Vögel, überhaupt aller Tiere, 
verstand. Schol. Od. 11, 290. Eust. 1685, 25. 
Lucian pro imag. 20 S^vrjKOcözeeog tov M., 
Robert, De Avoll. bibl. 68; ähnliche Sagen 
Preller 3 2, 473, 1. Hermann, Gottes d. A. d. Gr. 
§ 37, 12. — Nach Apollodor hielt sich Melam- 
pus damals bei Pylos auf dem Lande auf, nach 
Hesiod (Eöen) in der Fremde bei dem Herrscher 
Polyphantes (Polyphates, Härtung, Rel. d. Gr. 



TheBpiai . Im Felde finden sich bei dem Haupte 
ein oder zwei Halbmonde, ein Typus, der auch 
als selbständige Reversdarstellung vorkommt. 
Head. sieht darin das Symbol der A. M. , die 
er als Mondgöttin auffafst. Unter Domitian 40 4, 237). Auch ward ihm die Opfermantik zu 



erscheint der Typus „Aphrodite Standing dra- 
ped; the end of her himation falling over her 
left arm, her right hand outstretched over a dra- 
ped ßgure, apparently female, who holds flouter 
and lifts her dress", Gardn er - Im hoof, Num . 
Comm. on Paus, p . 117 p l. 10, 19 . Auch auf 
einer Münze von Xanth os verzeichnet Babe- 
l on. Les Perses Achem enides p. CXJI, p. 81 das 
Haupt der Aphrodite Melainis. Als Aphrodite 



teil, und nachdem er am Alpheios mit Apollon 
zusammengetroffen, wurde er für die Folge 
der beste Seher, Hesiod b. Schol. Ap. Rhod. 1, 
118. Apollod. 1, 9, 11. — Hesiod in den grofsen" 
Eöen nannte ihn cpiXxaxog 'AitoXXtavi, vgl 
Diod. 6, 7, wobei zu beachten ist, dafs die 
Melampodiden ursprünglich mit dem Apollon- 
dienst nichts gemein hatten, s. Amphiaraos 
302, 48. Gerhard, Gr. M. 323, 3. Eckermann, 



Melainis bezeichnen E. Ba belon und I. A. 50 Mel. 7. Müller, Dor. 1, 253. Melampus war 



B lanchet, Cat al. d es br onzes a nt. de la bibl . 
nat. Paris 1895 p. 1 15-118 nr. 265. 266 zwei 
Bronzestatuetten der Bibliotheque nationale. 
Drexler.] 

Melakre (melakre), auch Melacr (melacr), 
s, Meliacr. [Deecke.] 

Melampus (MsXüfLnovg, dor. MsXafiiiog Pind. 
P. 4, 126 (224) ; vgl. Pape-Bens. s. v.), 1) berühm- 
ter Seher (Od. 11. 291: Eustath. 1681. 51 : 
1685, 18; Qic.de leg. 2, 13 : Plv, 



aus dem durch Verstand und tiefe Einsicht 
ausgezeichneten Geschlechte der Amythao- 
niden ( s. Amythaon ). Er war Sohn des Amy- 
thaon (Pherekyde s b. Schol. Öd. 11. 290; Sclwl. 
Aesch. Se pt. 569: Schal Apoll. £&_l T J43_und 
rivog 'An. 533, 3 (Ke.iT) : Ver&_G 1 _3,J>50.^Serv. 
Verg. Ecl... .6..._4jL) und der Eidomene (der 
Wissenden), Apollod. 1, 9, 11. 2, 2, 2; oder 



nicht blofs Seher, sondern auch durch seine 
Seherkunst, durch mystische Opfer und Süh- 
nungen Heilpriester, nach Apoll. 2, 2, 2 der 
älteste Seher überhaupt, der Sia cpccQfiäxmv 
v.al Kccd-aqiiwv die Heilkunst ausübte (Preller*, 
Gr. M. 1, 691); er soll der Gründer des Dio- 
nysoskultus in Griechenland gewesen sein, und 
zwar, wie Herodot 2, 49 glaubt, nach dem Vor- 
bilde des ägyptischen Osirisdienstes, wovon er 
60 durch Kadmos und die Phoinikier Kunde er- 
halten, mit dem Unterschiede jedoch, dafs er 
statt des Herumtragens phallischer Glieder- 
puppen die Phallagogie eingeführt habe, Welcker, 
Gr. G. 2, 602. 603; s. Dionysos Sp. 1057, 20, 
Danach erzählt Diod. 1, 97, dafs er eine Reise 
nach Ägypten gemacht und von da aufser den 
bakchischen Sacra auch die Mythen von Kro- 
nos und der Titanomachie nach Griechenland 



2569 Melampus Melampus 2570 

gebracht habe, Lobeck, Agl. 1, 298. 2, 1101. herde ausgeliefert werde. Vergeblich wandte 
Auch soll er die Mischung des Weines er- er sich an die Vögel, die er zum Mahle ge- 
funden haben, Staphyl. bei Athen. 2, 45 d. rufen; schliefslich durch einen Geier belehrt, 
Eustath. Hom. 1816, 1. Das Heilkraut fieXap- verschaffte er dem Iphiklos die Zeugungskraft 
xoSiov, die schwarze Nieswurz, soll nach ihm dadurch wieder, dafs er ihm 10 Tage lang von 
benannt worden Bein, da er sie bei der Heilung dem Roste des Messers, das er aufgefunden 
der Proitiden zuerst angewendet, Theophr. h. hatte, in Wein zu trinken gab. Er erhielt die 
pl.9,10,i. PZm.25,5,21. Eckermann, Melamp. 13. Binder und trieb sie nach Pylos, und Neleus 
Sp. 2571 Anm. Baumeister, Denkmäler S. 914. — gab ihm die schöne Pero, die er dem geliebten 
Seinen Namen „Schwarzfufs" erklärte man durch 10 Bruder überliefs, Apoll. 1, 9, 12. Od. 11, 287 ff. 
die Sage, dafs er von seiner Mutter nach seiner 15, 230 ff. Hesiod (Eöeri) in Schol. Ap. Bhod. 
Geburt an einem bewaldeten schattenreichen 1, 118. Pherekyd. Buch VII in Schol. Od. 11, 
Orte ausgesetzt worden sei, wo die Sonne nur 287. Eustath. 1685, 25. Schol.' Theokr. 3, 43. 
seine Füfse getroffen und geschwärzt habe, Paus. 4, 36, 3. Nach Pausanias galt eine ge- 
Dieuchidas bei Schol. Ap. Shod. 1, 121. Schol. räumige Tropfsteinhöhle in Pylos als der Stall 
Theokr. 3, 43. „Eigentlich scheint er ein dieser Binder (Preller*, Gr. M. 1, 392, 2). — 
symbolischer Ausdruck seines Charakters als Abgesehen von den Eden war die Sage von 
bakchischen Sühnpriesters und Sehers Hesiod ausführlich behandelt in der Melam- 
zu sein", Preller, Gr. Myth. 2, 472, 1; vgl. podie, aus der uns das Fragment bei Athen. 
Welcher, Nachtrag zur Triologie 193; Gerhard, 20 11, 498 den Akt erkennen läfst, da Iphiklos 
Gr. M. 662, 1. H. D. Müller, M. d. gr. St. dem M. die Herde feierlich übergiebt (Nitzsch, 
6 u. 162. Hemmerling, De Theoclymeno vate. Beitr. z. Gesch. d. ep. Poesie 152). Deutungen 
Köln 1882. 8. Vgl. Melaina 1. des Mythus bei Härtung, B. d. Gr. 2, 221. 
Melampus und sein Bruder Bias zogen aus 4, 237. H. D. Müller, M. d. gr. St. 161—185, 
Thessalien, der alten Heimat ihres Ge- s. Iphiklos 307. Während nach der gewöhn- 
schlechtes (Gerhard, Gr. M. § 662, 819) mit liehen Erzählung die Übersiedelung nach Argos 
Neleus in den Peloponnes (Diod. 4, 68), nach erst aus Anlafs der Krankheit der Proitiden 
dem messenischen Pylos, wo sie neben erfolgt (Apollod. 1,9,12. Herod. 9, 34), flieht 
Neleus Ansehen und Macht hatten. Nach M. nach den Andeutungen der Od. 15, 226—240 
Apollod. 1, 9, 11 wird er in Pylos ge- 30 aus dem Lande, nachdem er sich an Neleus 
boren. Wie sein Vater (s. Amythaon) begiebt gerächt, weil dieser ihm während seiner Ab- 
auch er sich nach Iolkos, um für seinen Vetter Wesenheit in Phylake seine Schätze gewaltsam 
Iason (s. Iason Sp. 65, 10) von Pelias die Herr- genommen ; vgl. Schol. Theokr. 3, 43 a. E. 
schaft zu fordern Pind. Pyth. 4, 126. Bias Eine andere Begründung giebt Eustath. 1685, 
warb um die Tochter des Neleus, Pero; aber 47 (Sehol. Od. 15, 236); s. Bias 786, 5. In 
Neleus wollte sie nur dem in die Ehe geben, Argos, wo es ihm bestimmt war zu wohnen 
der ihm aus Phylake am Othrys (Schol. und zu herrschen, erscheint er besonders als 
Theokr. 3, 45) in Thessalien die streng bewachte bakchischer Sühn- und Heilpriester. 
Binderherde des Iphiklos, ein Erbteil seiner Als die Frauen von Argos durch den Zorn des 
Mutter Tyro, als Brautgabe bringe. Melampus 40 Dionysos vom Wahnsinn ergriffen wurden, dafs 
übernahm diese Aufgabe für seinen Bruder, sie wild umherschweiften, heilte sie Melampus 
obgleich er voraussagte, dafs er werde er- gegen das Versprechen des Königs Anaxagoras, 
griffen und ein Jahr in Gefangenschaft ge- eines Sohnes des Megapenthes, dafs er ihm 
halten werden. So geschah es. Als er bei- sowohl als seinem Bruder Bias ein Drittel] 
nahe ein Jahr im Gefängnis gesessen, erfuhr seines Landes abtreten wollte und heiratete die 
er von den im Gebäude nagenden Holzwür- Schwester des Königs, Iphianeira, Diod. 4, 68. 
mern, dafs das Haus bald einstürzen werde. Paus. 2, 18, 4; vgl. Herod. 9, 34. Ael. v. h. 3, 42. 
Er verlangte deshalb herausgeführt zu werden. Bohde, Psyche 328, 1. Oder: Die schönen, 
Nach Pherekydes bildete ein Mann und ein aber stolzen Töchter des Proitos, Königs 
Weib seine Dienerschaft, von denen die Frau 50 von Tiryns, gerieten in Wahnsinn, weil sie die 
ihn oft unfreundlich behandelt. Er stellte Orgien des Dionysos nicht annehmen wollten 
sich krank und liefs sich heraustragen, wobei (Hesiod. bei Apollod. ; vgl. Kataloge ed. Gö'ttling 
das Weib, das auf seinen Befehl das Lager frgm. 41 f.)*), oder weil sie das Bildnis der 
am Fufsende angefafst hatte, von dem herab • „-„.,.. „ , ^ , ., -.. A „ ■ * 

„ ., , „ , ...? ,, ' j ,tj, . ., *) Die hier in Betracht kommenden > erse des Hesiod 

fallenden Gebalk erschlagen wurde (Eustath. lauten . 

1685, 26). Dadurch lernten Iphiklos und sein ft a . ^ io „„ at n , tiQtv &Uaav &v » 0i . 

Vater Phylakos die Sehergabe des Melampus fr 42; yal . x ,,„, xath xvilog alvov ,.,„„, 

kennen, und sie befragten ihn, wie Iphiklos, &Xtp&l ■ yttq *oda a&vta xa-tio X ev, h di m 

der in seiner Jugend durch einen unglücklichen x a ' tai 

Zufall die Zeuguugsfähigkeit verloren hatte 60 eposo» ix xttpaXiwv, ipiXwto Si xaXa xa^va. 

Bobert, De Apoll, bibl. 35 — 37 (H. D. Müller, Die hier angegebenen Symptome der Krankheit der Proi- 

Myth. d. gr. St. 176), ZU Kindern kommen tidenhat Bchcm Sprengel, Beitr. z. Gesch. d. Median 2 S.48ff. 

könne. Phylakos hatte einst beim Verschneiden »if den weifsen Aussatz anixi;) bezogen, dessen Merk- 

von Böcken den Knaben mit dem blutigen »f e *™°S (Grind) 4^d S (L insenmal) und Haarschwund 

,, tjij. jj 11. j • - (Älopekie) sind und der oft mit melancholischem Irrsinn, 

Messer bedroht und dasselbe dann in einen ^.^ ^ Bnt8teUung der stimme (die dem Blöken 

Eichbaum (Apollodor) gestolsen, Über das in- der Kä lber ähnlich wird) verbunden ist. So versteht 

zwischen der Bast gewachsen war. Melampus man auc h, warum die Proitiden sich in (weifse) Kifhe 

versprach ihn ZU heilen, wenn ihm die Rinder- verwandelt glaubten, denn die weifsen Kühe waren 



2571 Melampus Melampus 2572 

Heia gering achteten (Akusilaos b. Apollod.; AUu ein Altar errichtet, Paus. 8, 47, 3. — 
mehr bei Röscher, Selene u. Veno. 71 Anm. 274f. Eckermann, Melampus u. sein Geschlecht. Gott, 
und Nachträge dazu S. 28 f.) und ihres Vaters 1840. Preller, Gr. Myth. 2, 64 ff. 472—474. 
HausfürvielprächtigererklärtendennderGöttin [S. auch Bouche - Leclercq , Hist. de la divina- 
Heiligtum (PhereJc. Od. 15, 225), und schweiften tion 1 p. 12. 112. 118. 119. 131. 135; 2 p. 13. 
in ganz Argeia, in Arkadien und anderen Teilen 15; 4 p. 124. Wiedemann, Herodots zweites Buch 
des Peloponnes mit unanständiger Frechheit p. 227 f. Beths, Quqestiones, Biodoreae mythogr. 
in der Wildnis umher (Verg.Ecl. 6, 48 u. Serv. z. d. Gott. 1887 p. 56 f. Über Melampodiden in Akar- 
St. Apd. 2, 2, 2. Ael. v. h. 3, 42), indem sie sich nanien Oberhummer, Akamanien p. 45. 80. Über 
im Wahnsinn für Kühe hielten (Verg. a. a. 0. u. 10 den märchenhaften Zug, dafs M. dieWahrsage- 
Serv.). Melampus versprach dem Proitos, sie zu gäbe durch Schlangen, die ihm im Schlafe 
heilen, wenn er ihm den dritten Teil seiner das Ohr auslecken, erhält, s. Marx, Griech. 
Herrschaft überliefse. Das verweigerte Proitos, Märchen v. dankb. Tieren p. 109 f. und v. Wilamo- 
und nun rasten die Jungfrauen noch mehr und witz, Isyllos v. Epidauros p. 177 Anm. 33, wel- 
mit ihnen (nach Apollod.) die übrigen Frauen, eher vermutet, dafs in Aigosthena, wo M. 
die ihre eigenen Kinder verzehrten und in der &eös 7caxQmog war, die freilich nicht überlieferte 
Wildnis umherstürmten (Preller*, Gr. M. 1, Sage beständen habe^, dafs er als Kind aus- 
691, 3). Da suchte Proitos nochmals Hülfe bei gesetzt und von Schlangen gefüttert worden 
Melampus. Der übernahm die Heilung, wenn sei. Indessen die Münze des Septimius Severus 
aufser ihm auch sein Bruder noch ein Dritteil 20 von dieser Stadt, welche ein als Melampus ge- 
der Herrschaft erhielte. Proitos versprach es, deutetes Kind, ähnlich wie die Münzen von 
und nun trieb Melampus mit den stärksten Jung- Epidauros den Asklepios von einer Ziege ge- 
lingen unter Geschrei und begeisterten Tänzen säugt, zeigt (Cat. Gr. G. Brit. Mus., Attica 
(s. Dionysos Sp. 1054, 10—36) die Frauen aus p. 117 nr. 1 pl. 20, 10. Head, Hist. num. p. 329. 
den Gebirgen nach Sikyon, wobei die älteste der Gardner - Imhoof, Num. Comm. on Pausanias 
Proitostöchter, Iphinoe, umkam, und in Sikyon p. 9 pl. A 1), spricht doch eher dafür, dafs 
heilte er sie durch reinigende Sühngebräuche. man hier die Aufziehung des M. einer Ziege 
Vgl. Bohde, Psyche 338 ff. Nach Pherekydes hatte zuschrieb. Dafs , wie v. Wilamowitz will, die 
die Krankheit der Königstöchter über 10 Jahre Ziege nur den Ortsnamen etymologisiert, ist 
gedauert. Proitos gab seine beiden anderen 30 hier, wo sie mit dem Kinde zu einer Darstel- 
Töchter Iphianassa und Lysippe dem Melam- lung vereinigt ist, kaum anzunehmen. Immer- 
pus und Bias zur Ehe und überliefs ihnen je hin mag der Name der Stadt zur Entstehung 
ein Dritteil seines Landes. So kam das Ge- der Sage beigetragen haben. Das Mslafinö- 
schlecht der Amythaoniden, zu dem Adrastos duov (C. I. Gr. Sept. 1, 207. 208) werden wir 
und Amphiaraos gehörten, neben den Proitiden in dem runden Gebäude, aus dem ein von 
zur Herrschaft zu Argos, Apollod. 2, 2, 2. 3, 5, 2. einer Schlange umwundener Baum hervorragt, 
Pherekyd. bei Schol. Od. 15, 225. Eust. 1480, 5. auf einer Ann. d. Inst. 1866 p. 336 und bei 
Schol.Pind. Nein. 9, 30. Die Reinigung und Gardner - Imhoof a. a. 0. mitgeteilten Münze 
Heilung der Proitostöchter wurde an ver- des Geta von Aigosthena erkennen dürfen, 
schiedene Orte verlegt, besonders auch in das 40 Über die Entsühnung der Proitiden s. Bethe, 
von Proitos gestiftete Heiligtum der Artemis Theban. Heldenlieder p. 47. 173 f. und Kalk- 
Hemera oder Hemeresia (der Besänftigenden) mann, Pausanias p. 149. Die Litteratur über 
bei dem arkadischen Lusoi, in der Nähe von die Vase nr. 1760 in Neapel findet man bei 
Kleitor, wo sich eine wunderthätige Quelle des S. Beinach, Peintures de vases ant. recueillies 
Melampus befand, Callim. hymn. in Bian. 234. par Miliin (1805) et Millingen (1813) p. 120. 
Fifr.8,21. Paus. 8, 18, 7. Steph. Byz.s.v .'A£avia Zu dem von Chabouillet, Bescr. des antiq. comp. 
und AovaoL Curtius,Pelop. 1, 197. 375; 397, 24. le cab. de M. Louis Fould. Paris 1861. 2° p.40 
Nach Pausanias fand M. die Proitiden in einer nr. 934 pl. 8 verzeichneten und von de Witte, 
Höhle bei Nonakris im nördlichen Arkadien, Gaz. arch. 5 p. 121 — 131 pl. 19, 1 und Babelon, 
von wo er sie durch geheime Opfer und Keini- 50 La gravure en pierres fines p. 102 f. Fig. 73 be- 
gungen nach Lusoi hinabführte; und an den sprochenen, jetzt im Cabinet des medailles 
Anigrosflufs in Triphylien, in den M. die zu Paris befindlichen „Jaspe agatise ä trois 
Ku&äQOia geworfen haben soll (vgl. Eudoxos couches" kommt hinzu ein „Silex", verzeich- 
^ Period. VI bei Steph. B. s. v. 'A£avia), s. net im Cat. des ant. comp, la coli, de MM. de 
Eckermann, Mel. 12 — 14. Nach vollbrachter Fegervary-de Pulsky p. 28 nr. 460 „Melam- 
Heilung errichtete M. auf dem Berge "Axqov pus gue'rissant les filles du Boi". Drexler.] 
bei Oinoe in Argeia einen Tempel der Artemis [Der von Pausanias erwähnte Kultus des Me- 
s. Hesych. b. v. aK(>ov%si, Preller, Myth. 2, 58, lampus in Aigosthena wird durch die dort 
1. Zu Aigosthena in Megaris hatte M. ein gefundenen Inschriften bestätigt, aus denen 
Heiligtum MelctfinöSsiov, wo man ihm opferte 60 wir einen Tempel des Melamp js, Ms Xußicödeiov; 
und jährlich ein Fest feierte, Paus. 1, 44, 5. kennen lernen, Bittenberger, Inscr. Graec. 
Preller*, Gr. M. 1, 691, 3. Hermann, Gott. A. Megaridis etc. 207. Collitz, Samml. d. griech. 
52,43. Zu Tegea war von Melampus der Athena Bialektinschr. 1, 1145. 3, 3091, auch isqov toü 

MeläuTcoäoe genannt, ebenda 3094, ferner einen 

der argivischen Hera heilig (s Hera) deren Strafe ^ ^ - MilA{lnoSos e benda3093 midMf-W 

die Proitiden (wie Io; b. d.) zu erleiden hatten. Mehr ',. , , o/>nn nr\t\i tjv tit-j 

darüber in meinem Aufsatz: 'über das die Kynanthropie *»»"«. ^enda 3093 3094. Eme Widmung 

behandelnde Pragm. d. Mareen, v. side. Mh. d. Sachs. [iWeAa.unJotfi nach Solhns Ergänzung bei Bitten- 

Ges. d. Wiss. 1836. s. auch Diosc. m. m. 4, 149. (Koscher.] berger a. a. 0. 224. Über Melampus vgl. ferner 



2573 



Melampus 



Melanaigis 



2574 



Bohde, Psyche 339 ff. Maaß, Orpheus 165. — 
Bildliche Darstellungen: Auf der archai- 
schen Vase aus Caere des Mus. Campern. 2, 31 
erkennt Brunn, Arch. Anz. 18 (1860J, 55 in 
dem ertappten Rinderhirten, der soeben von 
Hirten gebunden, abgeführt wird, den beim 
Raube der Kinder des Iphiklos gefangenen 
Melampus. Die Richtigkeit der Deutung der 



Melampygos {MeXäfLnvyog), Schwarzsteifs, be- 
zeichnete einen besonders starken und tapferen 
Mann, einen Mann aus adligem Heldengeschlecht, 
namentlich den Herakles (s. d.) in der weitverbrei- 
teten Kerkopenfabel. DieKerkopen(s.d.), durch- 
triebene Schelme, welche durch gaunerischen 
Diebstahl und Räuberei die Welt belästigten, 
wurden von ihrer Mutter gewarnt, dafs sie nicht 




1) Melampus reinigt am Altar der Artemis Lusia die Töchter des Proitos (anwesend Silen, Dionysos und 
Lyssa (?), Vasenbild (nach Müller-Wieseler, D. d. a. K. I, 2, 11). 



Darstellung einer rotfig. Vase (Fig. 1) (abg. Mü- 
lingen, Vas. gr. 52. Müller-Wieseler 1, 2, 11) 
auf Melampus und die Proitiden {Gerhard, 40 
Prodromob 35, 88; vgl Heydemann,Vasensamml. 

d. Mus. Nas. zu 
Neapel 17 60 p.84f.) 

wird bestätigt 
durch ein Gemmen- 
bild Fig. 2 {deWitte, 
Gaz. arch. 1879 pl. 
19, 1 = Baumeister, 

Denkmäler 988 
p. 914), auf dem 50 
Melampus über die 

drei Proitiden, 
deren eine bereits 
entseelt daliegt, 
in der R. ein Fer- 

2) Melampus und die Proitiden, ]j e l hält, um mit 
geschn. Stein (nach Gaz. arch. dessen herabtrie- 

1879 pl. 19, l). fendem Blute sie 

zu entsühnen, wäh- 
rend er in der L. einen Lorbeerzweig als Spreng- 60 
wedel trägt. Höfer.] — 2) Der Heros Eponymos 
der Stadt Melampeia in Lydien, Vater des 
Progasos (Xanth. b. Steph. Byz. s. v. MsXäyinsia) 
und nqoyuouu. — 3) Sohn des Atreus, Cic. de 
not. deor. 3, 21, 53. — 4) Begleiter des Hera- 
kles, Vater des Gyas, Verg. Aen. 10, 320. — 
5) Hund des Aktaion, Hyg. f. 181. Ov. Met. 
3, 206. Bergk frgm. adesp. 39, 8. [O. Wolff.] 




einmal mit einem Melampygos zu thun bekämen. 
Als sie nun einst den wandernden Herakles im 
Schlafe berauben wollten, ergriff sie dieser 
und hängte sie gebunden an eine Tragstange 
kopfüber über die Schulter. So hatten sie den 
schwarzen Hinteren des Herakles in nächster 
Nähe, und indem sie sich der Warnung ihrer 
Mutter vor dem Melampygos erinnerten, mach- 
ten sie noch launige Späfse, sodafs Herakles 
lachen mufste und sie laufen liefs. Die Griechen 
hatten ein Sprichwort iirj Melafiitvyov vvxye, 
das schon bei Archilochos (fr. 109 Bergk) vor- 
kam, wo jedoch psläiiiivyog von einem Adler 
zu verstehen ist {Schol. II. 24, 315), Heroäot. 
7, 216. Tzetz. Lykophr. 91. Suid. s. v. Melafi- 
nvyov zv%oig. Zenob. 5, 10. Hesych. s. v. Asv- 
xönvyog; s. Kerkopen. Müller, Bor. 1, 457. 
Lobeck, Agl. 2, 1298. Herodot a. a. 0. erwähnt 
einen Stein des Melampygos an dem Berge 
Anopeia am Oita, auf welchem Herakles ge- 
sessen, und in der Nähe den Ort, von wo aus 
einem Hinterhalt die Kerkopen ihn angriffen. 
Bursian, Geogr. v. Gr. 1, 94. [Buca di Serra- 
difalco, Illustrazione di un antico vaso fittile. 
Palermo 1830. Drexler.] [Stoll.] 

Melanaigis {Ms-lctvcayig, Gott in schwarzem 
Ziegenfell), 1) Beiname des Dionysos in dem 
attischen Eleutherai. Als der Neleide Melan- 
thos wegen dieses Grenzgebietes für die Athener 
einen Zweikampf mit dem boiotischen König 
Xanthos unternahm, erschien hinter Xanthos 



2575 Melanchaites Melanippe 2576 

Dionysos in schwarzem Ziegenfell, und da Me- Steph. Byz. s. v. 'Egexq^a. Strab. 10, 447 a. E 

lanthos ihm deswegen Vorwürfe machte, dafs In dem Gebiete von Bretria lag die Feste 

er noch einen zweiten Kämpfer mitgebracht, Oichaiia. Bei Ant. Lib. 4 war er Sohn des 

drehte sich Xanthos nm und ward während- Apollon, König der Dryoper, der sich Epirus 

dem von Melanthos mit der Lanze durchbohrt. unterwarf, Vater des Eurytos und der Am- 

Infolge dessen gründeten die Athener dem Dio- brakia. [Oberhummer, Akarnanien p. 61— 63. 

nysos Melanaigis ein Heiligtum und einen Altar Dibbelt, Quaest. Coae tnythol. ja. 44 — 45. 

und Betzten wegen der anäxr\ beim Zweikampf [Drexler.] — 4) Ithakesier, Vater des Eurymedon, 

das Fest der Apaturien ein, Schal. Aristoph. Ach. eines Freiers der Penelope, Od. 24, 103. — 

146. Pac. 890.^ Con. narr. 39. Nonn. Bion. 27, 302. 10 5) Karer, Sohn des Alexinomos, mit seinem 

Suid. 'Anaxovqia. Beide, an. 417. Nach Suid. Bruder Alkidamas vor Troia von Neoptolemos 

s. v. MiXav machte Dionysos die Töchter des erlegt, Quint. Sin. 8, 77. — 6) Inder Sohn des 

Eleuther rasend, weil sie ihn wegen seines Arrhetos, Genosse des Deriades, Nonn. Bion. 

schwarzen Ziegenfelles getadelt, und Eleuther 26, 250ff. 257; 29, 51. 315 u. öfter. — 7) Hund 

verehrte nun infolge eines Orakelspruches den des Aktaion, Ov. Met. 3, 222. Hyg. f. 181. 

Dionysos Melanaigis, worauf seine Töchter [Stoll] 

vom Wahnsinn befreit wurden, Lobec\, Agl. Melanion (MtXavitov) s. Meilanion. 

1, 662. Jiövvaog vvxxegivbg (vvx.xsXwg) xal Melanippe (MeXavirnirj). [Über die Schrei- 

peXavuiyig, Plut. Symp. 6, 7, 2. Schwende, An- bung Melanippe-Menalippe, Melanippos-Mena- 

deutungen S. 151. Zu Hermione war ein Tempel 20 lippos s. K. Keil, Specimen onomatologi Graeci 

des D. Melanaigis, Paus. 2, 35, 1. [Gerhard, p. 35—42. Drexler.] 1) Tochter des Aiolos 

Ges. ah. Abh. 2 p. 154. 199. Stephani, Compte- (I.), Sohnes des Hellen, von Poseidon Mutter 

rendu p. l'a. 1869 p. 59. 60. Bilthey, Arch. des Aiolos (II.) und Boiotos, s. Aiolos Bd. 1 

Zeit. 1878 p. 93 Anm. 5. Grusius, Philol. N. F. 2, Sp. 192 ff. und Desmontes Bd. 1 Sp. 998. Hyg. 

1889 p. 208. Tümpel ebenda p. 685. Robert f. 157. 186. 252. Diod. 19, 53. Gregor. Cor. 

Brown, Proceed. of the soc. of bibl. arch. 14 Rhett. Vol. 7 p. 1313. Bionys. Hai. Rhet. 

(1892) p. 300, besonders aber Maafs in der 9,11 Vol. 5 p. 355f. Nonn. Bion. 8, 236. Schot. 

Besprechung von Töpfers AU. Geneal,G6tt.gel. Aristoph. Lysistr. 139. Asios bei Strab. 6, 266. 

Anz. 1889 p. 803ff. Vgl. Melaina. Drexler.] — Anth. Pal. 3, 16. Bei Paus. 9, 1, 1 ist die 

2) 'Egivvg (i,sXavaiy(g, Aeschyl. Sept. 680. [Stoll.] 30 Nymphe Melanippe Mutter des Boiotos von 

Melanchaites (MtXayxahrjg), 1) einer der Itonos, einem Sohne des Amphiktyon, nach 

Kentauren (s.d.) im Pholoegebirge, von Hera- Biod. 4, 67 zeugte Melanippe mit Hippotes 

kies erlegt, C. I. G. 8185c (Francoisvase). Biod. (= Poseidon? s. Wide, Lakon. Kulte 80, 2), 

4, 12. — 2) Hund des Aktaion, Hyg. f. 181. einem Sohne des Mimas, Enkel des Aiolos (l.), 
Ov. Met. 3, 232. — [3) Beiname des Hades, den Aiolos II., vgl. Schol. Od. 10, 2. Die Mutter 
ueXayxai'xag &sög, Eur. Alk. 438; vgl. Kyano- der Melanippe war Hippe (s. d.\ eine Tochter des 
chaites. Höfer.] [Stoll.] Cheiron, die im Pelion von Aiolos, dem Sohne 

Melanchraina (MtXäyxQouva), Name der des Hellen, geschwängert, ihr Kind auf der 

erythräisehen oder, wie die Italiker sie nann- Flucht vor dem Vater gebar und dann durch 

ten, der kymäischen, steinalten, aber Jungfrau- 40 die Gnade der Götter als Eofs (Equus) unter 

liehen Sibylle, Aristot. mir. auseult. 95. Lykophr. die Sterne versetzt ward , Gregor, a. a. 0. 

1464. [Höfer.] ^ Eratosth. Catast. c. 18, wo die Worte Evgi- 

Melanchros (MeXtxyxgog). Von einem sonst itiSr]g cprjal MsXavinnriv elvai rr/* xov Xt{- 

nirgends erwähnten Mythos berichtet nach geovog frvyaxega zu ändern sind in Evg. tprjolv 

Beinias das Scholion (ed. Schwartz) zu Eur. iv MiXavinnv "hntr\v slvai etc. Bei Hygin. 

Or. 872f. ov cpaai ngäxov äavabv Aiyimxm P. Astr. 2, 18 ist zu schreiben: Euripides in 

Siv-ag Siäovx' ä&goieui Xoröi' dg noivag sSgag Melanipp'a Hippen Chironis Centauri filiam etc. 

Folgendes: taxecog äi nvgisvaavreg xov Me- Ebenso ist bei Schol. lat. Arati p. 69 Melanippe 

Xayxgov (nach Cobets Verbesserung) xal zfjv und bei Eudoc. p. 338 Melanope in Hippe zu 

KXiofirjzQav ßdXXovzsg roig Xi'&oig ani%tsivav. 50 verwandeln. Eine Melanippe, Tochter des 

«al xov xatfov avxmv öeiKvvoveiv xal vvv ¥xi Cheiron, also giebt es nicht. Hauptquelle: 

vnSQavco^xov xaXovfievov Tlgcovög, %ä[iai nav- Euripides' MiXctvmnri r) dtou.<öxig; s. Welcher, 

xeXäg, ov ovpßcclvei. xovg 'jgysiovg äiKÜ£uv. Griech. Trag. 2, 848. Nauch, Trag. gr. fr. 

[Höfer.] p. 404. 408 fr. 492 ff. G. I. Gr. 6047. [Vgl. auch 

Melanens (MeXarevg, bei Ovid Menalens), die neuere Rekonstruktion des Euripideischen 

1) Kentaur auf der Hochzeit des Peirithoos, Dramas von Wünsch, Rh. Mus. 49 (1894) S. 91 ff. 

Ov. Met. 12, 306. — 2) Ein Kämpfer auf der und Beloch im Hermes 29 (1894) S. 605 ff. und die 

Hochzeit des Perseus auf dessen Seite, Ov. Met. Artikel Aiolos und Metapontos. Röscher.] — 

5, 128. — 3) Sohn des Apollon, guter Bogen- [Melanippe möchte E. Petersen, Rom. Mitt. 8, 
schütze, Gemahl der Oichaiia, Vater des Bogen- 60 1893 p. 343 f. Coli, di S. Pascale alle Curti presso 
schützen Eurytos. Er erbaute die messenische S. Maria di Capua nr. 45 auf einer rotfigurigen 
Stadt Oichaiia auf dem Gebiete, das ihm Pe- Vase aus Nico erkennen, auf welcher eme be- 
rieres überlassen, und war Gründer des messe- kränzte gefesselte Frau von zwei Jünglingen 
nischen Apollonkults, Paus. 4, 2, 2. 4, 33, 5. — vor ein altertümliches Dianenbild geführt wird, 
Pherehydes in Schol. Soph. Trach. 354 (wo statt bei welchem eine Priesterin sie erwartend steht. 
MiXavog zu schreiben MeXavsag) nennt ihn Drexler.] — 2) Amazone, Tochter des Ares, 
Sohn des Arkesilaos. In Euboia soll er Eretria Schwester der Königin Hippolyte oder Antiope 
gegründet haben, das nach ihm Melane'is hiefs, (auf Vasen nicht genannt). Sie wurde von Hera- 



2577 Melanippos Melanippos 2578 

Hes gefangen genommen, aber Hippolyte Bei Stat. Theb. 8, 741 heifst er Menalippos. — 

oder Antiope löste sie durch Überlieferung [Welcher, Ep. Gyklus 2 p. 361 f. v. Holeinger, 

ihres Gürtels, Ap. Bhod. 2, 966. lustin. 2, 4, Lykophrovs Alexandra p. 321. Bethe, Theban. 

23 — 25; oder sie löste sich selbst durch den Heldenlieder p. 43. 61 f. 76. 87 Anm. 13. Im 

Gürtel, Diod. 4, 16; vgl. Iordanis de reb. Get. 7. 50. Berliner Winckelmannsprogramm bespricht 

Sie ward von Telamon getötet, Tzetz. L. 1329. Bobert, Homerische Becher [p. 1—96] p. 81—85 

Bei dem gegen Phrygien gerichteten Zuge der einen Thonbecher aus Tanagra aus gestem- 

Amazonen, gegen welche Priamos den Phry- pelter Form im Berliner Antiquarium (J. N. 

giern zu Hülfe kam, war Melanippe die 3161 o) mit Kampfdarstellungen, bestehend aus 

Führerin, Schol. II. 3, 189. [v. Holzinger, 10 drei Kriegerpaaren und zwei zusehenden Fi- 

Lykophrons Alexandra p. 357. Klügmann, Die guren; es sind dargestellt: Teiresias sitzend, 

Amazonen p. 28. Corey, De Amazonum anti- . Adrastos reitend, Kreon als Peltast; Eteokles 

quissimis figuris. Berol. 1891 p. 39 führt das den Polyneikes verfolgend; TVAGVC einen 

Fragment eines epischen Gedichtes, das er niedergesunkenen verwundeten Gegner mit dem 

geneigt ist, dem Kinaithon zuzuschreiben, aus Todesstreich bedrohend, dem Kampfe zuschau- 

Schol. Bind. Nem. 3, 64 an: end auf einem Sessel eine ebenso wie der 

TfXanmv a o " " Gegner des Tydeus nicht durch eine Beischrift 

i,..„ i r * 1 S avziqq ^ bezeichnete Frau (lokaste). Bobert erklärt, 

Zl^T'^TiV <P0<a ' S ^ anmzo ' /*',"' dafs der Bedrohte nur Melanippos sein kann 
™Z2Zv/fv ToCTf ,,,20dar8 aber - die Stellung mit der uns be- 

' ' a o a a rjg. kannten Überlieferung nicht übereinstimmt, 

Im Cat. Whittall 1884 p. 86 wird unter nr. 1317 da auf dem vorliegenden Denkmal der unver- 

als Typus einer Münze der Salonina von Te- wundete Tydeus zum Todesstreich gegen M. 

menotbyrai verzeichnet ,, Herakles robbing the ausholt. Er erklärt die Abweichung daraus, 

Queen of the Amazons Melanippe of her girdle". dafs die vom Töpfer für die Darstellung des 

Der Verfasser des Katalogs verwechselt aber Kampfes der Sieben gegen Theben verwandten 

offenbar Melanippe mit Hippolyte, vgl. oben Stempel z. T. für eine andere Darstellung be- 

Bd. 1 Sp. 2680. Drexler.] — 3) Gemahlin des stimmt waren. _ Dieselbe Schwierigkeit, die 

Chalkodon, Mutter des Elephenor, Tzetz. Byk. Scene mit der Überlieferung in Einklang zu 
1034. — 4) Tochter des Oineus und der Althaia, 30 bringen , läfst die Deutung zahlreicher Gern- 

Nikandros bei Anton. Lib. 2. S. Sp. 2607. — Für menbilder, die einen stehenden Krieger mit 

Melanippe findet sich öfter Menalippe. [Die dem Haupte eines getöteten Feindes in der 

bei Apullod. Epit. Vat. 3, 1 erwähnte Ama- Hand darstellen, als Tydeus mit dem Haupt 

zone Menalippe, die auch Glauke hiefs und des Melanippos sehr fraglich erscheinen. Die 

von Theseus geraubt ihm den Hippolytos gebar, Scene kommt in verschiedenen Variationen 

ist mit nr. 2 identisch. Höfer.] [Stoll.] vor: Der Held, das Haupt in der Hand, setzt 

Melanippos (Mtlävirnioo), 1) Sohn des Ares den Fufs auf den verstümmelten Leichnam, 

und der (Athena-)Triteia oder Tritaia, einer Scarß, Lettera . . . In Venezia 1739. 4°. p. 58 

Tochter des Triton ; er gründete die Stadt — 60. Amadutius, Nov. thes. gemm. vet. 3 tab. 23 
Triteia in Achaia und nannte sie nach seiner 40 p. 8. Tölken, Erkl. Verz. p.295 Kl. 4 Abt. 3 nr. 334 

Mutter, Paus. 7, 22, 5. Stoll, Hie ursprüngl. (Karneol). 336 (Achatonyx) = Winckelmann, 

Bedeutung des Ares S. 9. 10. — 2) Sohn des Pierres gr. de Stosch p. 365 f. cl. 3 sect. 3 nr. 322. 

Thebaoers Astakos, aus dem Geschlechte der 323. Smith, Cat. of engr. gems in the Brit. Mus. 

Sparten, ein tapferer Held, „der Hektor des p. 79 nr. 451 („Scarab. Burnt Sard" = Baspe 

(ersten) thebanischen Krieges" (Preller); er er- nr. 9525); p. 167 nr. 1357 (Paste). L.Müller, 

legte im Kampfe den Mekisteus, den Bruder Musee Thorvaldsen p. 112 nr. 912 (Karneol), 

des Adrastos, und Tydeus, den Schwiegersohn 913 (Paste). 914 (Chalkedon). 915 (Paste), 

desselben. Nachdem er den Tydeus tödlich Overbeck, Geschn. Steine aus der Sammlung der 

verwundet hatte, wurde er von diesem oder Frau Mertens- Sehaaff hausen, Bonner Jahrbb. 
von Amphiaraoa erlegt. Amphiaraos, der 50 15 p. 120 — 121 Taf. 1, 5 (Paste), v. Sacken u. 

dem Tydeus feind war, hieb dem Melanippos Kenner, Hie Sammlungen des Kgl. Münz- und 

den Kopf ab und schleuderte ihn dem sterben- Antikenkabinetts p. 441 nr. 701 (Karneol). Pul- 

den Tydeus zu. Dieser schlürfte das" Gehirn Uni, Saggio di ant. gemme incise tav. 3, 8 p. 27 

des verhafsten Feindes, so dafs Athena, die — 29 (Sardoniea fasciata). Cat. of coli, of ant. 

den Tydeus unsterblich machen wollte, voll formed by Hertz p. 42 nr. 820 (gelbe antike 

Abscheu sich von ihm abwendete, Apollod. 1, Paste). (Einen Helm statt des Kopfes soll 

8, 6. 3, 6, 8. Aeschyl. Sept. 388 — 395. Pind. der auf den Leichnam tretende Held halten 

Nem. 11, 47(37) u.Schol. Pherekyd.b.Schol.Il.5, auf einem gebänderten Onyx der ehemaligen 

126 (wo fälschlich Menippos). 17, 40. Tzetz. L. Sammlung Blacas, Smith- a. a. 0. p. 157 nr. 1358, 
1066. Sp 2607. Um den Kultus des Adrastos 60 offenbar identisch mit dem von Visconti, der 

aus Sikyon zu verdrängen, verpflanzte Kleisthe- den Helm nicht erwähnt, Opere var. 3 p. 420. 

nes, der Tyrann von Sikyon, den Melanippos, Hattüioteca de la Turbie nr. 130 verzeichneten 

den gröfsten Feind des Adrastos, von Theben Steine.) Oder der Held mit dem Haupt in der 

nach Sikyon, stiftete ihm einen heiligen Be- Hand tritt nicht auf den Leichnam, sondern 

zirk und trug die Feste und Opfer, welche steht neben ihm, L. Müller, Musie Thorvaldsen 

bisher dem Adrastos gegolten, auf ihn und p. 112 nr. 916—918 (braune Pasten). Fröhner, 

Dionysos über, Herodot. 5, 67. Bei Theben Coli, de M. de Montigny p. 14 nr. 176 pl.-2 

war das Grab des Melanippos, Paus. 9, 18, 1. („Agate rubance"). Oder statt des Leichnams 



2579 Melanippe Melankraira 2580 

sieht man am Boden einen Schild , Müller, sieh. Eher mit einer Deutung auf Tydeus und 
Mus. Thorväldsen p. 112 nr. 919 („Pate imitant Melanippos wird man sich befreunden für zwei 
l'onyx"). Tölken p. 895 Kl. 4 Abt. 3 nr. 336 bisher von mir noch nicht angeführte Skara- 
( Karneol) = Winckelmann , P. gr. de Stosch b'äen, die den Held sitzend mit dem Haupte 
p. 366, 3, 3, 224; einen Schild und ein Para- des Feindes beschäftigt zeigen, Codes, Gent. 5 
zonion, Codes, Cent. 5 nr. 28 („Scarabeo in sar- nr. 29: „Tideo imberbe, assiso colla testa di 
donica fasciata di buona mäniera etrusca nella Menalippo suo capital nemico fra le braccia, 
coli, del sig. prof. Gerhard"). Cat. Hertz p. 7 gustando la Vendetta. Scarabeo in corniola 
nr. 106 (Skarab., Karneol) ; einen Kürafs, J. J. nella coli. Blacas" = Smith p. 80 nr. 465 (Sard), 
Bubois, Bescr. des ant. de M. le Comte de Pour- 10 und nr. 30 „Tideo barbato ed armato, pure as- 
tales- Gorgier. Paris 1841 p.168 nr.1183 („Arne- siso in atto di spaccare il cranio di Melanippo 
thyste"). Oder der Held ist nur mit dem con una scure per bersene il cervello a soddis- 
Haupte dargestellt, Tölken 4, 3, 337 (Karneol) fazione di Vendetta. Sardonica fasciata, segata 
= Winckelmann a. a. 0. p. 366 , 3, 3, 225. Dolce, da uno scarabeo etrusco, presso il dott. E. Braun." 
Mus. Benh [sie! Dehn] 2 p. 69, R33 (Paste) Drexler.] — 3) Aitoler, Sohn des Agrios, eines 
= Visconti, Opere varie 2 p. 258 nr. 327. von Bruders des Oineus. Diesen beraubten die Söhne 
Sacken und Kenner p. 450 nr. 301 (Sardonyx). des Agrios der Herrschaft, um sie ihrem Vater zu 
Museo borbonico nr. 954 in Boc. ined. p. s. alla übergeben, und hielten ihn schmachvoll in Ge- 
st. dei musei d'Italia 4 p. 109 (Karneol; der fangenschaft, bis Diomedes kam, den Melanip- 
Krieger ist hier als einfacher „soldato" bezeich- 20 pos mit den meisten seiner Brüder tötete und 
net); wahrscheinlich auch Cat. of the Marlbo- seinen Grofsvater befreite, Apollod. 1, 8, 6. Ger- 
rough gems. Lond. 1875 p. 56 nr. 347, wo die hard 2 S. 242 Stammtfl. Q 2. Bei Hyg. f. 69 
Angabe leider nur kurz „Tydeus with the head war Menalippos (schreibe Melanippos) Bruder 
of Melanippus" lautet (Sard); (der Abbildung den Tydeus; dieser tötete ihn auf der Jagd 
nach gehört hierher vielleicht auch ein „ni- und wurde deshalb von Oineus aus dem Lande 
colo" in Troyes, Le Brun-Balbanne, Les p. gr. getrieben. — i) Sohn des Theseus und der 
du tresor de la cathedrale de Troyes. Paris Perigune, Tochter des Fichtenbeugers Sinis; 
1888 pl. 3, 9, denn nach ihr scheint ein Haupt sein Sohn Ioxos gründete mit Ornytos eine 
in dem Helme zu stecken, während Baibanne Kolonie in Karien, Plut. Thes. 8. Als die Epi- 
p. 76 nur einen Helm in der Hand des schrei- 30 gonen zu Nemea die Spiele feierten, siegte er 
tenden Kriegers angiebt). Oder der Krieger im Lauf, Paus. 10, 25, 3. Er hatte zu Athen 
sticht mit dem Schwerte auf das Haupt ein, im Demos Melite ein Heroon Melanippeion, 
Overbeck a. a. 0. p. 121 - 122 Taf. 1, 6 (Karneol, Earpocr., Suid., Phot. s. v. [v. Wilamowitz, Aus 
Skarabäus) = Xm!#, Ant. gems andringst p. 77, Kydathen p. 147. Drexler.] — 5) Ein schöner 
Scarabaei from the Mertens-Schaaff hausen Coli. Jüngling zu Patrai in Achaia, der sich im 
pl. 1, 7. Knieend auf dem Leichnam, dessen Tempel der Artemis Triklaria mit der jungen 
abgehauenes Haupt er in der Hand hält, er- Priesterin Komaitho verging, weswegen auf 
scheint der Held auf einem gestreiften Onyx Befehl des delphischen Orakels beide und in 
der Sammlung Hertz p. 43 nr. 822. Die Deu- der Folge jährlich der schönste Jüngling und 
tungen der erwähnten Figuren gehen denn 40 die schönste Jungfrau geopfert werden muteten, 
auch sehr weit auseinander. Scarfö sieht Paus. 7, 19, 2; s. Komaitho nr. 2. [Als ätio- 
dargestellt einen Soldaten des Dolabella mit logisch, ersonnen, um die Darbringung von 
dem Haupte des Trebonius, eines der Mörder Menschenopfern an Artemis Triklaria zu er- 
Caesars. Gori im Text zum Nov. thes. g. v. klären, bezeichnet mit Verwerfung von Schultz' 
und Pullini erkennen Agamemnon und Hippo- (Jahrb. f. Phil. u. Päd. Bd. 123 p. 305 ff.) Deu- 
lochos; Winckelmann Diomedes und Dolon, tung die Sage von M. und Komaitho Kalk- 
doch in nr. 225 Trophonios und Agamedes ; mann, Pausanias p. 133. Drexler.] — 6) Ein 
Winckelmanns erstere Deutung giebt auch Achaierführer vor Troia, II. 19, 240. — 7) Sohn 
Bolce, sowie v. Sacken u. Kenner; Tölken be- des Priamos, Apollod. 3, 12, 5. — 8) Troer, 
zieht die Darstellung auf Aias, den Sohn des 50 Sohn des Hiketaon. Er hütete in Perkote die 
Oileus, und Imbrios, läfst aber für nr. 337 auch Rinder, bis die Achaier vor Troia erschienen; 
die Deutung auf Tydeus und Melanippos zu. da kam er nach Troia zurück und wurde von 
Müller giebt im Text dieselbe Erklärung wie Priamos geehrt gleich seinen Kindern. Er 
Tölken, in der Anmerkung läfst er auch die fiel durch Antilochos, H. 15, 546 — 581; vgl. 
Deutung auf Diomedes und Dolon oder Ty- Orph. Lith. 11, 93. — 9) Troer, fällt durch 
deus und Melanippos zu; der Verfasser des Teukros, II. 8, 276. — 10) Troer, fällt durch 
Cat. Hertz. (Dr. Koner) erklärt nr. 820 für Aias Patroklos, II. 16, 695. — 11) Ein Führer der 
und Imbrios, nr. 822 für Diomedes und Dolon, Myser vor Troia, Sohn des Heloros, fällt durch 
nr. 106 für Tydeus und Melanippos. Auf Ty- Neoptolemos, Tzetz. Posthorn. 554. — Vgl. Me- 
deus und Melanippos deuten Visconti, Overbeck 60 nalippos. [Stoll.] 

nr. 6, King, der Verfasser des Cat. of the Marl- Melanls (Meluvig), Tochter des Hyamos, der 

borough gems (Story -Maskelyne), E. Braun (bei nach der grofsen Flut am Parnafs herrschte, 

Codes), Smith; auf Amphiaraos und Melanip- und der Melantheia, einer Tochter des Deu- 

pos Overbeck nr. 5 und frageweise Fröhner. kalion, die Mutter des Delphos, Schol. Eurip. 

Will man diese Darstellung überhaupt aus Or. 1087. Vgl. Melaina. [Stoll.] 

dem thebanischen Sagenkreise erklären, so Melankraira (MBläyxQcaga [Geffcken] oder 
hat wohl letztere Deutung, abgesehen von der MslayxQcciQU [Biels]), ein Name der Sibylle 
Gemme Schaaffhausen nr. 6, das meiste für von Kumä (die mit der erythräischen identi- 



2581 Melanope Mela(n)thios 2582 

ficiert wird) nach einer, wie neuerdings (so Mutter der Eirene, der Stammheroine von 
von Günther, De ea quae inter Timaeum et Kalauria, das nach ihr vor Alters Eirene ge- 
Lycophronem intercedit, ratione. Lips. 1889 heifsen haben soll, Flut. Qu. Gr. 19 p. 295. 
p. 73. Geffcken, Timaios' Geographie des Westens Antikleides bei HarpoJcration s. v. KaXavgia. 
[Philol. Unters. Bd. 13] p. 2 f. p. 145. v. Hol- Photios Lex. s. v. KaXavgia. S. unter Eirene 
zinger, Lykophrons Alexandra p. 387 zu vs. 1464) Bd. 1 Sp. 1222. [Weniger.] 
angenommen wird, auf Timaios zurückgehenden Melantliios (MeXdv&iog), 1) ein Troer, fällt 
Notiz bei Ps.- Aristoteles de mir. ausc. 95: 'Ev durch Eurypylos, II. 6, 36. Tzelz.Hom. 119. — 
■tri Kv[irj nsgl xr\v 'IxaXiav SsUvvxaC xig, mg 2) Ein Grieche vor Troia, Quint. Sm. 9, 154. — 
loixi, 4dXa^,og xuxdysiog ZißvXXrjg xfjg zpjjofto- 10 3) Melanthios oder Melantheus, Sohn des Dolon, 
Xöyov, r\v moXv%govi<azäxr\v ysvo\isvr\v nag&s- Bruder der frechen Magd Melantho (Od. 18, 321), 
vov Siafiiivai tpaaiv, ovaav phv 'Egv&gaiuv, der freche und treulose Sklave und Ziegenhirt 
vnö xivcov 8h rr/»» 'ixaXCav KaxoiY.ovfi,sv(ov Kv- des Odysseus, der es mit den Freiern hielt und 
fiaiav MsXdyxgaigav (so Geffcken nach einer ihnen beim Kampfe mit Odysseus Waffen zu- 
Verbesserung v. Wilamowitzs statt des über- trug, wofür er nach Beendigung des Kampfes 
lieferten v. r. 8. t. 'I. k. KvpaLav, vnb Ss xivmv aufs grausamste getötet ward, Od. 17, 212ff. ; 
MsXdyxgaigav) xaXovfisvriv; vgl. über die Lo- 20, 173; 22, 135ff. 182. 474. Athen. 12, 549 a. 
kalität, ebenfalls aus Timaios stammend, Ly- Hyg. f. 126. Tzets. L. 776. Schol. Aristoph. 
kophron AI. 1278 — 80: Zmexr\giov xs xXixiv, Flut. 312. Schol. Tlieokr. 5,150. Oo. Her. 1, 95. 
ev&a nag&svov | axvyvbv SißvXXr\g satlv oixrj- 20 [Dargestellt ist Melanthios 'furchtsam den 
xrJQiov, | ygävca ßsgs&ga ovyxazrjgscpsg Gxsyrjg Kopf und Leib zurückgewendet, durch die halb 
und dazu v. Holzinger p. 346. Vs. 1464 wird offene Thür schleichend, um den Freiern die 
von Lykophron Kassandra (vergleichsweise) geraubten Waffen zurückzubringen', auf der 
KXdgov MifiaXXäv, rj MsXayxgaigag xomg — Südwand des Heroons von Gjölbaschi in Ly- 
die klarische Bakchantin, sie, Sibyllas Mund kien, Benndorf, Arch. epigr. Mitih. a. Oesterr. 
nach v. Holzingers Übersetzung — genannt. 6 (1882), 207. Höfer.] [Benndorf, Das Heroon 
Der Name wird verschieden erklärt. Tzetzes von Gjölbaschi - Trysa Taf. 7. 8. Wiener 
zu Lykophr. 1464 (2 p. 1047 Müller) bemerkt: Vorlegeblätter Ser. D Taf. 12 nr. 1, s. Eobert, 
MsXayxgai'grjg , rj b fisXaivcov xai 9oXäv xfjv Archäol. Nachlese. V. Freiermord des Odys- 
xgaigav Kccl xijv xscpaXfjv, fjroi xbv vovv, xal 30 seus, Hermes 25 (1890) p. 429 — 431. Die Ein- 
xo xov Xöyov -xscpdXaiov sv SsivoCg Xöyoig. Ms- fangung und Bestrafung des Melanthios ist 
Xayxgaiga äs, fj Si'ßvXXa, nagd xb usXaivsiv dargestellt auf einem Thonbecher des Berliner 
xrjv rpgdaiv xaixovg xgrjapovg- Bouche-Leclercq, Antiquariums (J. N. 3161n) aus Anthedon, Bo- 
Hist. de la divinat. 3 p. 173 bestreitet diese auf bert, Homerische Becher, 50. Berliner Winckel- 
die Dunkelheit der Orakel hinzielende Erklä- mannsprogr. p. 8—13, II. A. Man erkennt den 
rung und denkt an die nach Aristoteles mit Melanthios auch auf einem schönen Kameo 
der Sehergabe verbundene Melancholie. Klau- mit der Darstellung der Rückkehr des Odys- 
sen, Äneas u. die Penaten p. 307 bezieht den seus in Wien, Eckhel, Choix de p. gr. du cab. 
Namen auf den Aufenthalt der Sibylle in der imp. des antiques p. 72—74 pl. 37, den Babdon, 
schwarzen Kluft; Diels, Sibyllinische Blätter 40 La gravure en pierres fines catne'es et intailles. 
p. 123 Anm. 1 auf einen schwarzen Schleier, Paris p. 118 Fig. 87 so beschreibt: „On y re- 
den er sie vermutungsweise tragen läfst. Das connait l'appret d'un de ces grands festins or- 
Haupt der Sibylle von Kumä darf man viel- ganises par les pretendants ä la main de Pene- 
leicht in einem weiblichen Kopfe auf den lope. L'un egorge un cochon, l'autre un belier, 
Münzen dieser Stadt erblicken, Head, Hist. tandis qu'un troisieme, Sans doute le mechant 
num. p. 32. Pools, G. Gr. C. Br. Mus., Italy chevrier Melanthee, verse du vin dans une coupe. 
p. 89 f. nr. 27 ff. Doch bezieht Dressel, Beschr. Ulysse est lä, deguise en mendiant; il subit, 
der ant. Münzen [des Berliner Münzkabinetts] sans mot dire, le regard insultant d'Anti- 
3, 1 p. 89 ff. keinen der weiblichen Köpfe der nous .... Penelope, fixant avec persistance 
Münzen von Kumä auf die Sibylle. [Drexler.] 50 le faux mendiant, semble vaguement le recon- 

Melanope (MsXavcöitrf), 1) Mutter des Homer, naitre." Drexler.] — 4) Sohn der Oinone, 

Lucian. Dem. encom. 9. — 2) Bei Eudoc. p.338 Führer einer Abteilung des bakchischen Heeres, 

heifst Melanope Tochter des Cheiron; doch ist Norm. Dion. 43, 62. — 5) Melanthios steht 

dies verschrieben für Melanippe und dies wieder öfter für Melanthos. [Stoll] 

fälschlich eingeschlichen für Hippe, s.Melanippe Mela(n)thios (MsXd(v)8-iog), Beiname des 

nr. 1. [Stoll.] Apollon auf einer Weihinschrift aus Alt-Paphos 

Melanopos (MsXävemog), Sohn des Epi- 'AitöXmvi MsXa&Cm $aliortj;os tv%r\v, Hogarth 

phrades, Vorfahre des Homeros, Hes. et Hom. in the Athenaeum 1888 nr. 3164 p. 769; vgl. 

Certam.1. Procl.Vit.Hom.^>.2öWesterm.Biogr. Beinach in Bevue des etud. grecques 2 (1889), 
Charax bei Suid. s. v. "Ofirigog. Oder Sohn des 60 227. Bevue archeol. 14 (1889), 121. — Hogarth, 

Ithagenes, Herodot. Vit. Hom. c. 1. Lobeck, Agl. der a. a. O. noch mehrere einem 'Ondovi Ms- 

1,323. Welcker,Ep.GyM.lil. [Maafs, Orpheus Xav&ltn (= Cesnola- Stern, Cypern 368 nr. 3. 

153 und Anm. 46. Höfer.] [Kalkmann, Pau- nr. 4; vgl. Ohnefalsch-Bichter, Antike Cultus- 

sanias p. 246 Anm. 4. Drexler.] [Stoll] statten auf Kypros 24. 30. Beinach, Etud. 

Melantheia (MsXüvfrua), 1) Tochter des Deu- grecques a. a. O. 225 f.) dargebrachte Wid- 

kalion, Gemahlin des Hyamos, Mutter der Me- mungen veröffentlicht, hielt Melantha öder 

lanis. S. unter Melaina 1. Melanthios für den alten Namen von Paphos 

2) Tochter des Alpheios, vom Poseidon und erblickte in dem Apollon Opaon Melanthios 



2583 Melantho Melas 2584 

den besonderen Sehutzgott dieser Stadt; in 8, 359. 9, 393. 14, 633. Plut. de exü. 17. EpHor. 
Devia Cypria p. 24 dagegen leitet er den Namen b. Harpocr. s. v. Uhutovqicc. Con. 29. Ioann. 
Melanthios von dem Kraut peXavd-iov her, wie Antioch. (Müller, Hist. gr. 4 p. 639, 19). Schol. 
wir auch einen Apollon Myrtates (s. d.) von Aristoph. Ach. 146. In Schol. Aristoph. Pac. 890 
Kypros kennen. Beinach, Bevue des. etudes heifst er Melanthios (s. d.), ein Arkader. Demon 
grecques 1889 p. 232. Bevue archeol. 16 (1890), b. Athen. 3, 96 d e erzählt, dafs Melanthos, ans 
287 bezieht den Namen auf die arkadische Stadt Messenien vertrieben, von der Pythia den Rat 
Melainai mit Berufung auf die vielen Be- erhalten habe, er solle sich da niederlassen, 
Ziehungen, die zwischen Arkadien und Kypros wo man ihm Füfse und Kopf zum Mahle vor- 
stattgefunden. Vgl. auch Gardner, Akademy 10 setzen werde. Das geschah ihm in Eleusis. 
(1889), nr. 910 p. 212. [M. Ohnefalsch-Bichter, Denn als er dorthin gekommen, sandten ihm 
Kypros, die Bibel und Homer passim, s. Register die Priesterinnen, die eben bei einem Opfer- 
p. 523 unter Apollon, p. 526 unter Melanthios, feste alles Fleisch aufgezehrt hatten, das ein- 
p. 527 unter Opaon Melanthios; auch Journ. zige, was noch übrig geblieben, als Mahlzeit, 
of hell. stud. 9 p. 172. 260. 261. Drexler.] Füfse und Kopf. [Er ist der Eponymos des 

[Höfer.] attischen Demos MsXccivkl, v. Wilamowite, 

Melantho (MtXav&m), 1) Tochter des Deuka- Hermes 21 (1886) p. 112 Anm. 2. v. Wilamo- 

lion, Mutter des Delphos vom Poseidon, der witz, Aristoteles und, Athen 2 p. 129. Maafs, 

sich ihr in Gestalt eines Delphins gesellte. Gott. gel. Ans. 1889 p. 805 Anm. 3 („durch 
Vgl. Tzetzes zu Lykophr. 208. Ovid. M. 6, 120. 20 das Medium MiXag, auf welchen das Orakel 

Nach Epaphroditos beim Schol. Aesch. Eum. 2 bei Ephoros [Polyaen. 1, 19] zurückgeht xtö 

war Melantho Mutter der Melaina vom Flufs- SävS-m zev£ag 6 MeXag cpovov $a%e MeXcuvät"). 

gotte Kephisos, Grofsmutter des Delphos. Die Töpffer, AU. Geneal. p. 231. S. Beinach, Bev. 

Sage von dem Delphine beruht auf der Be- des et. gr. 2 p. 252 f. Drexler.] — 2) Ein Sohn 

ziehung zu Delphi, wie im Hymnos auf den des Laokoon, Serv. Verg. Aen. 2, 211. [Bruder 

pythischen Apollon v. 316ff., wo der Gott in des JI'&qwv oder Al&imv, wie Bobci t, Herrn« 22 

Delphinsgestalt die Kreter nach Delphi führt, p. 459 für den Ethron der Dach ihm aus Alexander 

wie denn auch der Schol. Veronens. zu Verg. Aen. Polyhistor, nicht, wie oben Bd. 2 Sp. 1838 und 

4, 146 bei Servius 2 p. 316 Lion Delphus als von Kekule, Laokoon p. 35 angenommen wird, 
Führer der Kreter bezeichnet, die nach Phokis 30 aus Pisandros geschöpften Notiz des Servius 

zogen und nach ihm sich Delpher nannten. zu Aen. 2, 211 vorschlägt. Drexler.] [S. auch 

Vgl. Preller, Berichte der Sachs. Ges. d. Wüs. Bd. 2 Sp. 1842 und 1843 oben. Höfer.] — 8) 

1854 S. 140ff. G. Wolff, Verhdlgn. d. 21. Philo- Einer der tyrrhenischen Seeräuber, welche von 

logenv er Sammlung S. 63 ff. Immerwahr, Kulte u. Dionysos in Delphine verwandelt wurden, Ov. 

Mythen Arkadiens 1, 116. Sam Wide, Lak. Met. 3, 617. — i) Beiname des Poseidon, Tzetz. 

Kulte S. 179f. Vgl. Melaina 1. [Weniger.] Lyk. 767. Gerhard, Gr. Myth. 1 § 286, 6. [Über 

[2) Tochter des Dolios, Sklavin der Penelope, den Namen Melanthos s. Pott, Kuhn« Zeitschr. 

undankbar gegen ihre Herrin und frech gegen f. vergleich. Sprachf. 9 (1860), 202 f. Höfer.] 

den vermeintlichen Bettler Odysseus, Buhlerin [». Holzinger, Lykophrons Alexandra p. 283. 
des Freiers Eurymachos, Hom. Od. 18, 321 ff. 40 Drexler.] [Stoll.] 

19,65. Diog. Laert. 2, 8, 4, 79; vgl. Paus. 10, Melantia {MaXavxiu). Aus Hesych. s. v. 

25, 1. Odysseus liefs sie nebst elf andern duuovai- 01 snl MeXavziag neiuidpsvoi. 

pflichtvergessenen Sklavinnen aufhängen, Korn. AdxmvBg. schliefst Wide, Ijokon. Kulte 248, 1, 

Od. 22, 465ff. Höfer.] [Melantho, die Magd dafs Melantia eine Göttin in Lakonien gewesen 

der Penelope ist dargestellt, weglaufend, auf sei, die man am nächsten mit der Demeter 

dem Heroon von Gjölbaschi Trysa, Benndorf, MeXaiva (s. d.) zu vergleichen habe. 

Arch. epigr. Mitth. aus Oesterr. 6 (1882), 210. [Höfer.] 

Jahrb. der kunsthistor. Sammlungen des Allerh. Melantios (MsXdvziog), Sohn des Naxios, 

Kaiserhauses 9 p. 101 — 103. — L. Müller, nach welchem die melantischen Felsen zwischen 
Musee Thorvaldsen. 3° partie. Antiquites sect. 1 50 Mykonos und Tenos benannt sein sollten. 

et 2 p. 116 nr. 104 deutet auf die trauernde Naxios war Sohn des Arkaders Paros, Grün- 

Penelope zwischen Melantho und Eurynome ders von Paros, Hesych. s. v. MeXävteios %oi^äg. 

ein fragmentarisch erhaltenes Terracottarelief. Steph. Byz. s. v. IJaQog. [Stoll.] 

Drexler.] — 3) Gemahlin des Kriasos, Mutter Melas (Melas), 1) Sohn des Poseidon und 

des Phorbas und der Kleoboia; Schol. in Eur. einer Nymphe auf Chios, Bruder des Agelos, 

Or. 932. [Röscher.] Ion bei Paus. 7, 4, 6. — 2) Sohn des Posei- 

Melanthos (MiXav&og), 1) Neleide, Sohn des don, nach welchem der Nil zuerst Melas hiefs, 

Andropompos und der Henioche, Vater des Ps.-Plut. de fluv. 16, 1. —8) Sohn des Oinopion, 

Kodros (Periklymenos, Penthilos, Boros, Andro- der mit Vater und Brüdern von Kreta nach 
pompös, Melanthos, Kodros, Paus. 8, 18, 7. 60 Chios kam, Paus. 7, 4, 6. [Aus dem Epigramm 

Hellanic. b. Schol. Plat. p. 376. Müller, Hist. bei Löwy, Inschriften griechischer Bildhauer 1. 

gr. 1 p. 47 fr. 10). Er kam, infolge der He- Six, Mikkiades und Archermos, Athen. Mitth. 

raklidenwanderung aus Messenien vertrieben, 13 (1888), 149 of Xiot, Mi-'f la^loe natqoiiov 

nach Attika, übernahm statt des Theseiden aa[tv vifiovreg, schlofs Scholl vgl. Six a. a. 0. 

Thymoitas, Königs von Athen, den Kampf 148, dafs Melas, der Sohn des Oinopion oder 

mit dem boiotischen König Xanthos, siegte des Poseidon wahrscheinlich der Heros eines 

und ward König von Athen, s. Melanaigis. Demos oder einer Stadt auf Chios war, wo 

Herodot. 5, 65. Paus. 7, 1, 4. 8, 18, 7. Strab. der schwarze Wein gewonnen wurde. Höfer.] 



2585 Melas Meleagrides 2586 

— 4) Sohn des Portheus (oder Portbaon), Königs Claudius bezeichnet Imhoof, Monn. gr. p. 417 

in Aitolien, und der Euryte, Bruder des Oineus nr. 182 frageweise als Melas. Drexler.] — 13) 

und Agrios, II. 14, 117 u. Schol. zu 116. ApoUod. Über das Epitheton fisXag s. Melaina. [Stoll.] 

1,7, 10. 1,8, 6. — 5) Sohn des Ops, Paus. 8,28,3. Melas (MrjXag), Sohn des Herakles und 

Curtius, Peloponn. 1,356. — 6) Sohn des Phrixos der Omphale. Bei der Rückkehr der Hera- 

und der Chalkiope, Tochter des Aietes, Bruder kliden in den Peloponnes erschreckte er an 

des Argos, Phrontis, Kitysoros (und Presbon), der Spitze des Heeres die Feinde durch den 

von Eurykleia Vater des Hyperes, Apollod. 1, Schall der Salpinx, Schol. II. 18, 219. Man 

9, 1. Pherekydes bei Schol. Pind. Pyth. 4, 220. will hier Mrfiag ändern in Mdling (s. Maleos 
Schol. Ap. Bhod. 2, 388 und p. 533 Keil. Tzetz. 10 nr. 1 u. 2); das Richtige ist wohl 'HyeXaog oder 

Lykophr. 22. Eudoe. p. 79. Byg. f. 3. 14 p. 44 'Hyilswg. Nach Paus. 2, 21, 3 war Hegelaos 

Hunte. 21. — Hesiod und Ahusil. bei Schol. Ap. Sohn des Tyrsenos, des Erfinders der Salpinx, 

Bh. 2, 1122 nennen die Mutter Iophossa, Tochter eines Sohnes des Herakles und der Omphale, 

des Aietes. Nach ihm soll der MeXag «orios und lehrte die Dörfer des Temenos den Ge- 

oder M. nöXnog, ein Busen des ägäischen brauch der Salpinx; er gründete in Argos ein 

Meeres (jetzt Golf von Saros), in dem er ver- Heiligtum der Athena Salpinx. [Stoll.] 

snnken, seinen Namen haben, Eudoxos bei Meleagrides (MeXeaygiöeg), Yögel mytho- 

Schol. Ap. Bhod. 1, 922. Schol. II. 24, 79. — logischen Ursprungs, in die nach dem Tode 

[Nach Pherekydes (Schol. Pind. Pyth. 4, 220) des Meleagros trauernde Frauen verwandelt 
heiratet er die Eurykleia (ob. Bd. 1 Sp. 1425). 20 worden sein sollen. 

Nach Plut. de proverb. Alex. 6 p. 5 aber ist Litteratur: Lor. 'Beyer, Meleagrides et Ae- 
Eurykleia eine Tochter des Athamas und der tolia, Colon. Brandenb. 1696 (mit Zeichnungen 
Ino, nach ersterem ist sie demnach Schwieger- aus dem Cod. Pighianus; vgl. 0. Jahn, Bericht. 
tochter, nach letzterem Stiefschwester des Phri- d. k. sächs.Ges. d. W.phü.-hist.Kl. 1868, 161 ff.), 
xos; nach ersterem verheiratet sie sich, nach Bochart, Hierozoicon rec. Eosenmüller 2, 704 ff. 
letzterem wird sie offenbar im zarten Kindes- H Koehler, Memoire sur les lies et la course 
alter von dem Vater getötet. Auf diese Ab- consacr. ä Achille etc. in Memoir. de l'academ. 
yieichuvgenma,eh.tCrusius,Jahrbb.f.kl.Philol. de St. Petersb. 10 (1826), 700 ff. Welcker, Die 
und Päd. Bd. 135 (1887) p. 244 aufmerksam. griech. Trag. 1, 403ff. Brandstäter, Die Gesch. 
Drexler.] — 7) Ein König, nach welchem die 30 d. ätol. Landes 63 ff. Lenz, Zoologie d. alt. Gr. 
MsXdvtwi onöneXoi benannt sein sollen, Schol. u. B. 324f. B. Kekule, De fabul. Meleagr. 17ff. 
Ap. Bhod. 4, 1707, wo die Felsen fälschlich V. Hehn, Kulturpflanzen u. Haustiere 6 351 ff. 
bei Thera angesetzt sind. Vgl. Melantios. — Surber, Die Meleagersage 121 ff. 78 f. 
8) S. Melaneus nr. 3. — 9) Einer der tyrrhe- Der älteste Zeuge ist für uns Sophokles bei 
nischen Seeräuber, die von Dionysos in Del- Plin. n. h. 37, 40 f. hie ultra Indiam fieri dixit 
phine verwandelt wurden, Syg. f. 134. Vgl. (sc. electrum) e lacrimis meleagridum avium 
Melanthos nr. 3. [Melas ist Kurzname für den Meleagrum deflentium (im folg. annui plora- 
Vollnamen Melanthos, Maafs, Hermes 23 (1888) tus), doch wohl in seinem MsXsaygog {Nauck, 
p. 613 f. Drexler.] — 10) Sohn des Likymnios, Trag. Gr. fr. 2 p. 219). Wenn nach Prellers 
Verwandter und Begleiter des Herakles; fällt 40 vielfach gebilligter Vermutung das Argument 
bei der Eroberung von Oichalia, Apollod. 2, des sophokleischen Stückes bei Apollod. 1, 72 f. W. 
7, 7. — 11) Sohn des Antasos aus Gonussa bei vorliegt (fin. <u äs ^grjvovoai xbv vbxqÖv yv- 
Sikyon; wurde von dem Herakliden Aietes in vaixig änaiQvsiö&rjOuv), so beschränkte Soph. 
Korinth aufgenommen, wo seine Nachkommen, die Verwandlung nicht auf die Schwestern, was 
die Kypseliden, zur Tyrannis kamen, Paus. 2. 4, 4. übrigens für seine Deianeira schwierig gewesen 
5,18,2. — [12) Flufsgott, auf Münzen von Side zu wäre. Auch Aelian. an. hist. 4, 42 hat diese 
Füfsen der Stadtgöttin gelagert, Head,Hist.num. Form Xiyti öe 6 pv&os, oaai riaav oiksicci 
p. 587, unter Orbiana, Mi. S. 7, 73, 222, aber nach xw Olveiän vsuvia, xavxag ig ääiiQvä xs 
Vaillant. Eine Giofsbronze der Plautilla von ue%iTu Hat jisV'Ö'os uxXr\xov sxneoeiv «ai fl^jj- 
Side zeigt den Flufsgott gelagert 1. h., die L. 50 vsiv, ovöev xi xf\g Xvmrjg a-nog ngoeiifiävag, 
auf die wasserentsendende Urne gestützt, im 1. Mir 00 öe aga xmv &säv sg xavta zec gcöcc 
Arme, wie es scheint, einen Schilfstengel; ihm äpeityai xo släog. Diese mafs- und trostlose 
gegenüber, etwas höher, eine r. h. blickende Trauer wird in allen späteren Berichten her- 
jugendliche Frauengestalt mit um das Haupt vorgehoben, offenbar nach alexandrinischer 
sich blähendem schleierartigen Gewandtstück. Dichtung, in der die Metamorphose nur die 
Es ist wohl eine Bergnymphe, zu der die Lokal- Schwestern trifft, vgl. Nikander bei Antonin. 
tradition den Melas in ein Liebesverhältnis ge- Lib. 2 (txegoiovp. fr. 51 Sehn.) ai öl äöeXyal 
setzt haben mag. Bei Bollin et Feuardent, Cat. avxov (nach ihm rdqyrj, EvQvpriSri, Jrjiäveigcc, 
d'une coli, de med. gr. 2 p. 371 nr. 5809 wird MeXavinnrj) naqä xb eijfia i&gi^vovv äöi.a- 
der Typus beschrieben als „Fleuve couche, ä 60 Xi inxmg, ajupis avx&g "Agtifiig aipafiivr] gäßöco 
g.; devant lui, Diane sous les traits de lalune"; iiixe^ögrpmaev stg ogvi&ag xal cmcimiosv elg 
Sabotier, Quelques medailles grecques inedites Aegov xr\v vr)aov, 6vo{idaaaa MeXeaygCäag. a£ 
(Extr. de la Bev. de la num. beige 1. 1 4° ser.) äl izi xal vir xa&' mqav ixovg Xeyovxai nev- 
p. 38 nr. 5 pl. 4, 5, der dasselbe Exemplar be- ■fros inl MsXeäyg<a tpegsiv. ovo öl xäv AX&cüas 
schreibt, macht aus dem Typus gar Luna vor &vyazega>v, rögyqv nai JTjidveigav, cpaelv %az' 
EndymionanfdemBergeLatmos. — Denschwim- evfieveiav Jiovveov y,rj ittzaßaXeiv, vzi xtjv ta- 
rnenden Flufsgott zu Füfsen der Tyche von giv avxä "Agtsfiig 5tdot. So auch Ovid. met. 8, 
Kaisareia Cappadociae, auf einer Münze des 532 ff. Hygin. fab. 174 (deorum voluntate trans- 



2587 Meleagrides Meleagrides 2588 

figuratae). Lact. arg. met. Ovid. 8, 4. Stat. Theb. sei altbaktr. meregha avis, pers. murgh, kurd. 
4, 103 u. Lact. z. d. St. (deorwm misericordia). mrishk, ossetisch margh gallma, befriedigt 
Stat. Theb. 8, 483 u. Lact. z. d. St. Myth. Vat. nicht. Auch die Etymologie O. Kellers, hat. 
1,198. 2, 144. Suid. u. Phot. s. v. fisXsaygiSsg. Volksetymol. 214 aus fttias u. agyos 'sehwarz- 
Eustath. z. II. 10, 544. Natürlich mufsten Gorge weifs' würde keine charakteristische Bezeich- 
und Deianeira ausgenommen werden, weil die nung des Perlhuhns ergeben. Die Lösung 
Sage sie noch weiter im Menschendasein kannte, scheint in der Glosse des liesych peXiayQog- 
und zwar durch die Gnade des Dionysos, weil r\ Y.axoi%iSiog ogvig zu stecken. Ware es der 
dieser als Deianeiras (s. d.) Vater galt (auch Haushahn, so könnte man an eine mytho- 
Gorges?). Dann wären nur zwei Schwestern 10 logisch abgerundete Ableitung von (iulscct® 
verwandelt worden. Um die Zahl ansehnlicher denken (aSsiv vom Hahn bei Fiat. symp. 
zu machen, mögen Dichter oder Mythographen p. 223 C. Pollux 5, 89), an eine Bezeichnung 
die Namen ersonnen haben, die uns bei dem des Hahns etwa wie ftouodfiovns, Aristoph. 
Anonymus Westerm. Mythogr. p. 345, 12 ff. = av. 276, %0Y.v.v§6ag , Soph. fr. ine. 728 N.* (vgl. 
Paradoxogr. p. 219, 5 ff. Uram. anecd. Pur. 1, die reiche Zusammenstellung onomatopoetischer 
285, 31 ff. begegnen: üoißrj, Evgväixrj, Meveovä, Ausdrücke für den Hahn bei V. llehn" 679 ff.). 
'Egccxm, 'Avxwnri, 'innoSä^ia (s. Kuhnert unten Nun waren die M. thatsächlich Hühnervögel, 
im Art. Meleagros). und zwar afrikanische Perlhühner, deren 
Von dieser Verwandlungssage ist offenbar zu " mit Perlen besätes Gefieder die Thränen der 
scheiden als eine zweite Version die Tempel- 20 klagenden Frauen bewahrt zu haben schien (gut- 
sage von Leros, Suid. s.v. [isXeaygtöeg- og- tatae Mart. 3, 58, 15). Wenn Soph. sagt dafs 
vea, aneg sv^ovro iv xy äxgoitoXat.. Xiyovai Bernstein aus ihren Thränen werde, so hat er 
di oi fiiv xäg ccdiXyäg 'xov MeXiuygov fisxa- gewifs schon einen Hühnervogel, den er in _ das 
BaltCv dg rüg MeXsaygiSag ögvi9ag- oi öi Fabelland Indien versetzt, im Sinne gehabt 
zag ovvrifrmg 'ioxaXXidog xrjg iv Aegm und rjleKxgov mit aXenxtog zusammengebracht. 
nag&evov, rjn xifiäoi dainovimg. 'ioKaUi'g Da er nun überhaupt zuerst die M. erwähnt, 
ist Kultbeiname der Artemis (Kekule 19, 3), so erkläre ich mir die Sache so: Zu des So- 
vermutlich einer Hypostase der Parthenos an- phokles Zeit sind zuerst Perlhühner, nach Gne- 
gehörend. Der isgog Xoyog des Heiligtums chenland gebracht worden, deren Ähnlichkeit 
wird von der Verwandlung ihrer Gespielinnen 30 mit den Haushühnern ihnen den Namen (leXsa- 
erzählt haben, eine Sage, die wir nicht mehr ygCSeg verschaffte, während ihr beperltes Ge- 
kennen, die aber die Lerier kannten und der fieder in Anlehnung an den Namen, vielleicht 
Peripatetiker Klytos von Milet bei Athen. 14 auch in Verbindung mit ihrem eigentümlichen 
p. 655 c m-gl äs xo hgov zfjg IIctg98vov iv Geschrei (Aelian. an. Mst. 4, 42, KaKxaftir bei 
Aigto elolv oi HaXovfievoi ogvi&sg [itXeaygtöeg Pollux 5, 90; vgl. Brehm, Tierlebm b\ 616 f.), 
etc. 'und auch der Alexandriner Istros, der bei eine mythologische Deutung verlangte und fand. 
Aelian. an. h. 5, 27 sagt, dafs kein Eaubvogel Den Bernstein wird Soph. von der analogen 
die M. auf Leros verletze, und 4, 42, dafs nie- Sage der Heliaden auf sie übertragen haben, 
mand sie esse — %al rjxig q aixlu i'eaei xs die ihm aus Hesiodos und Aischylos bekannt 
oi xtjv vrjaov oUovvteg xy\v Aigov -aal iveoxi 40 sein mochte (Knaack, Quaest. Phaethont. 10 ff. 
Hu9clv uXXa%ö&Ev (nach Wellmann, De Istro 17 ff.); darauf scheint mir fr. 370 N* llofugovg 
Callim.l adn. 12 aus den av(ifu*Ta vnofivri- Spvug*) hinzuweisen (Heliaden in qp/jyoiverwan- 
uaxa). Die Annahme V. Hehns* S. 353, dafs delt Schol. B Eurip. Hipp. 733 Schw. Knaack 
die Genossinnen der Iokallis Amazonen, die a. a. O. 45, 49). Die den Bruder beweinenden 
Hierodulen der spröden Artemis, gewesen seien, Heliostöchter, in Bäume, gewöhnlich Pappeln, 
könnte zwar mit dem Hinweis auf die häufigen verwandelt, deren Harz der Bernstein ist, haben 
Amazonensagen im ionischen Kleinasien ge- viel Ähnlichkeit mit den M. ( Eustath. z. II. 
stützt werden (vgl. Toepffer bei Pauly -Wissowa 10, 544 rj xwv MsXsaygiäav fiv»oXoy(a ry xcov 
1, 1757 f.), ist aber wegen der Natur der Vögel 'HXiäSav avtvysi:), die auch später neben ihnen 
wenig ansprechend. Wenn Nikander gedichtet 50 lokalisiert worden sind. Der Ausfall Strabons 
hat, dafs die von Artemis verwandelten M. 5, 215 rä noXXä xwv ^v»evofiivcov r\ *axt- 
nach Leros versetzt wurden, so ist das offen- ipsvafisvav aXXtag eäv dei, olov tu «spi Sag- 
bar eine Kontamination beider Versionen. »ovxa «ol xäg 'HXiädag xäg anaiyeiQOvp.Evag 
Welches die ursprüngliche war, liefse sich mgl xbv 'Hgiäavov — *<*l xag Ult%xqCSagv^ 
entscheiden, wenn wir den Namen MeXtuygiäes eovg xäg ngo xov IJäSov n«l jitleaygiSag 
zu erklären wüfsten. sv avxaig richtet sich vermutlich gegen Ti- 
Schwerlich sind die Vögel von Haus aus maios (vgl. Ps.-Aristot. mir. ante. 81. Holland, 
nach dem mythischen Eberjäger benannt (Ke- Heroenvögel i. d. griech. Myth. im Jahresber. d. 
kule 181). Die Sage von der Verwandlung der Leipz. Thomasg. 1895, 25 f.), der, wohl von Soph. 
weinenden Hinterlassenen des Meleagros mag 60 beeinflufst, Elektriden und M. verbunden hat. 
alt sein und hat viele Parallelen im alten und Auch der Fabulist Mnaseaa bei Phn. n. h. 37, 38 
neuen Griechenland (vgl. Sofs, Beisen auf d. nennt den aus Seeschlamm gewonnenen Bern- 
griech. Ins. 2, 121, 9. B. Schmidt, Gr. Märchen, stein in Verbindung mit den M. 
Sagen u. Volksl. 241 ff. 132). Warum aber fand Eine genaue Beschreibung der M. von Leros 
man die mythischen Vögel gerade in der fis- giebt ein Schüler des Aristoteles, Klytos von 
Xeaygtöig genannten Art wieder? Die Vermu- Milet, bei Athen. 14, 655b ff., die auf das ge- 

tung V. HehnS 6 322, dafs ZU dem durch Volks- *) Indische Bäume liefern das Elektron auch nach 

etymologie entstellten jisXeuygig die Urform Ktesias bei pun. n. h. 37, 39. 



2589 Meleagrides Meleagrides 2590 

mein« Perlhuhn (Numida meleagris) pafst. griden einfügen. Die andern Namen denke ich 

Da« adtOQyov icqos tu s-xyova wird sich auf mir teilweise nach demMuster der Heliaden- 

die schwierige Züchtung des Perlhuhns in der namenb..H2/<7./a&. 154 erdichtet: #o<;/}ij:Phoebe, 

Gefangenschaft beziehen, dessen Eier man ge- 'Avxiömq : Merope , 'innoSüiitiu : Dioxippe (vgl. 

wohnlich Trut- oder Haushühnern zum Brüten MsXavinnrj bei Anton. Lib. 2; Evgväixrj nach 

unterlegt (Brehm, Tierleben 5 3 , 619). Der -cönog der Mutter der Althaia Eurythemis?) — Plin. 

iXeHyg, den sie bewohnen, stimmt nicht recht n. h. 10, 74 Simili modo (nämlich wie die Mem- 

(Boehart p. 705) zu der Beobachtung Brehms noniden am Memnonsgrabe bei Ilion) pugnant 

(S. M6), der ihnen bebuschte Thalebenen zu- Meleagrides in Boeotia verum, Meleagri 

weist. Doch mögen die mancherlei Arten des 10 tumulus mobiles eas fecit. Der Wortlaut fordert 
Perlhuhns, die die Alten kaum geschieden es durchaus nicht, mit Kekule S. 20 ein Me- 
tallen, nicht alle der gleichen Lebensweise leagergrab in Boiotien anzunehmen. Es ist 
folgen. Aus dem Berichte des verdrehten hier kaum ein mythologischer Hintergrund zu 
Mnaseas, der die M. zusammen mit den mt]vi- suchen, sondern wir haben es, wie Lenz S. 324 
lontg, einer Entenart, in einem afrikanischen A. 1015 gesehen hat, mit Hahnenkämpfen 
Bee leben läfst, durfte Gerland, Über d. Perdix- zu thun, die ja in Boiotien (z. B. in Tanagra, 
Mge im Jahresber. d. Stadtgymn. in Halle 1871, Plin. n. h. 10, 48. Baethgen, De vi ac signific. 
Gl. nicht schliefsen, dafs für Soph. die M. noch galli 36 f.) berühmt waren und zu denen man 
Wasservögel seien und die Übertragung des auch einmal, da das Perlhuhn sehr zänkisch 
Namens auf die Perlhühner erst in der Zeit 20 ist (Brehm, Tierleben b s , 619), die fremde Hahnen- 
rwischen Soph. und Aristoteles stattgefunden art wählen konnte (s. auch A. de Gubernatis, 
habe. Dann waren sie für Mnaseas, den Schü- Die Tiere in d. indogerm. Mythol. S. 561 der 
ler des Eratosthenes , eben keine Schwimm- Übers, von Bartmann). 

vögel. Doch schon Skylax peripl. 112 versetzt Mythologisch von Bedeutung scheint mir 

sie auf die Inseln eines von Wasserpflanzen noch eine Nachricht bei Paus. 10, 32, 16, dafs 

umstandenen Sees KrjcprjOiüg in Westafrika, aX- in dem berühmten Heiligtum der Isis in Ti- 

Xov 81 ovSapov, uv fiij svrsv&iv i£ax&äeiv, des- thorea (s. oben Bd. 2 Sp. 387 f. Drexler) arme 

gelben Sees, aus dem nach Asdrubas (Buecheler, Leute der Göttin Gänse und Meleagriden opferten 

Rhein. Mus. 40, 304 ff.) bei Plin. n. h. 37, 37 (die Reichen Kühe und Hirsche). Da die Gans 
der Bernstein gewonnen wird. Dieselbe Orts- 30 vor allem ein aphrodisisches Tier ist (Lyd. de 

bezeichnung, nicht Leros, wird ausgefallen mens. 4, 44 p. 90 Seh. [xijvag nal iteQdwag]; 

sein bei Antig. histor. mir. 11 (isXsccyQls ovSa- vgl. Keller, Tiere d. klass. Altert. 288 ff.), so 

uoü aXXy öpärai .... Für die späteren Zoo- werden diese Perlhühner eine ähnliche sym- 

logen sind die Perlhühner — thatsächlich rieh- bolische Bedeutung gehabt haben. Man hat 

tig — afrikanischen Ursprungs, Varr. de re rust. also mit ihnen einer Isis - Aphrodite (vgl. oben 

8, 9, 18. Colum. 8, 2, 2. Plin. n. h. 10, 74. In Drexler Bd. 2 Sp. 494ff.) ein Opfer dargebracht. 

Westafrika ist das gemeine Perlhuhn heimisch Zu Isis haben sie vermutlich schon in ihrer 

und von da nach Europa gekommen.*) Nur afrikanischen Heimat in Beziehung gestanden. 

ein Schlufs also aus der Geltung des Perl- Die Geographen berichten nämlich von einem 
huhns in der Sage ist es, wenn Menodotos von 40 Inselchen im roten Meer vor einem Hafen der 

Samos nach Athen. 14, 655a die Heimat der Aphrodite, das reich mit Perlhühnern be- 

M. Aitolien nennt. völkert war, so Agatharch. de mar. Erythr. 81 

In Griechenland wird von Meleagriden be- (daraus Diodor 3, 39) und Artemidor bei Stra- 

richtet auf Leros, auf der Akropolis (He- bon 16 p. 769. 

sych., Suid., Phot. s. v.), in Boiotien (Plin. Was die mythologische Deutung der Me- 

n. h. 10, 74). Unter der Akropolis wird die leagriden anlangt, so denkt V. Hehn an Me- 

athehische zu verstehen sein; V.Hehn* S. 353 leagros als den scheidenden Sonnengott, dessen 

vermutet, dafs sie auch hier der Artemis Schwestern in Sonnenvögel verwandelt und ins 

(= KaXXietm , auf der Burg dargestellt mit Morgenland versetzt worden seien. Kuhnert 
'l<6, Paus. 1, 25, 1) geheiligt waren (vgl. 50 (s. unten im Art. Meleagros) nimmt eine Be- 

auch die *Aqv. KaXXiavrj bei der Akademie, ziehung der Geschwister zu dem entgegen- 

Paus. 1, 29, 2. Wernicke bei Pauly -Wissowa gesetzten Reiche, der Unterwelt, an. Die Me- 

2, 1388), wie in Leros. Trifft das zu, so mochte leagriden scheinen mir etwas anders geartet, 

etwa ein athenischer Mythograph in Anlehnung als die Memnons-, Achilles- und Diomedes- 

an den athenischen Führer vor Troia, Me- vögel, die ich im Jahresber. des Leipz. Thomas- 

nestheus, den Namen Msvsa&ci (so bei Gram. gymn. 1895, lff. behandelt und als alten Licht- 

tuteed. Par. 1, 285, 32) der Liste der Melea- gottheiten zugehörig zu erweisen gesucht habe ; 

denn sie sind keine Seevögel, wie jene, auch 

*) Nach V. Hehn" S. 354 war das Perlhuhn im Mittel- hören wjr nicM dafs sie &n das Grab ihreg 

Uter in Europa unbekannt (a. auch E. v. Keüz, über Tier- ,, , , j. * j xt -i tt t~r1j- •„ 

tmater. -im liiert., Progr. d. Eealprogymn. .. Duderstadt 6 ° Bruders gebannt sind. Nur ihr Verhältnis zu 

käs, 29). Aus ä. Boitz, Linguist. Beitr. z. Frg. n. d. Urheim. IoKaXXig = Aising auf Leros erinnert an die 

4. Arioeuro],. Darmstadt 1895 s. 29 ersehe ich, dafs zu Vögel der troischen Helden, und hier ist es 

Ami Ausdrucke xiioxa (ein Liebkosungswort) im byzantin. auch wahrscheinlich, dafs sie einer Mond- 

jtritaupos t. 2943 der Herausgeber a. MiiiaraHs ange- heroine dienen (vgl. Usener, Eh. Mus. 23, 324ff. 

merkt hat: xiqxa Zgig ßviavttv,\, Ttaqä tmv yvvaix&v Holland, Heroenvögel 18, 3). 

Mit *o*s Sväqas. i>a«W äi tijv NovfitS i*i,v JUt- Dargestellt will man Meleaeriden finden auf 

5W*"S ( . Numl ^ ^iio^o) x , vai o^soo. xovqxov & wahrscheinlich eines Sarkophags, 

rtvmvov. oiävov xal vaU.ov. Haben also die Byzantiner j.mom ui^v», n «u»=vuv r & , 

du Perlhuhn gekannt? im lateranensischen Museum (abgeb. bei Benn- 



2591 Meleagros (b. Homer) Meleagros (b. Homer) 2592 

dorf u. Schöne, Bildw. d. laier. Mus. Taf. 19, 2, <äs 6 piv AhcoXoieiv a.njfiyvsv *u*ov rifUtQ 
beschrieben S. 248 nr. 368), das eine trauernde slt«s <p &v(i(ä- zä> S ovKsttdäg iTtXeeSav 
Frau zeigt und zwei um die Spitze eines Grab- noXXä ts v.a.1 %aQ£evta, xaxoi- S' "hivvi nal 
mals fliegende Vögel; so nach einer Vermutung avzms (699). 
von KekuU • Matz, Ann. d. inst. 1869 S. 101. Surber, Die Eigentümlichkeiten der Darstellung, vor 
Meleagers. 121 (vgl. übrigens auch Beger, Mel. et allem das auffallende Betonen des Zorne« des 
Act. p. 23. Jahn, Cod. Pigh. 226). [Bolte, De Meleager und der Versuche, ihn zu beschwich- 
monum. ad Odyss. pertinent. Berol. 1882 p. 39 f. tigen, erklären sich aus dem Zweck der Bpi- 
u. besonders Anm. 78. Drexler.] [B. Holland.] sode: Phoinix will den Achilleus zur Versöh- 
Meleagros (MeXiayQog, etr. Meliacr; s. d.). 10 nung mit den Achaiern umstimmen und er- 
Unter den erhaltenen Überlieferungen der Me- innert ihn daher an das Schicksal Meleagers, 
leagersage nimmt die Erzählung des Phoinix im der in viel schrecklicherer Lage schließlich 
neunten Buche der Ilias (529 ff.) den ersten Rang doch für sein Volk eintrat, dazu mit dem Be- 
ein. Der König von Kalydon, Oineus, hatte beim wufstsein, dafs er dafür keinen Dank ^mehr 
Erntefeste allen Göttern Hekatomben geopfert empfangen werde (das liegt in xal atroie> 
und, unbekannt ob mit Absicht oder aus Vergefs- Der- Dichter nahm also an, Meleager sei in 
liehkeit, nur Artemis leer ausgehen lassen der Schlacht gefallen und habe mit .seinem 
(536). Darüber geriet die Göttin in solchen Tode den Sieg der Aitoler erkauft. 
Groll, dafs sie einen wilden Eber von furcht- Phoinix spricht von Meleagers Schicksal 
barer Stärke sandte, der auf den Gefilden von 20 wie von etwas Allbekanntem, sodafs uns vieles 
Kalydon die gröfsten Verheerungen anrichtete in seiner Erzählung unklar bleibt. Wir können 
(540). Zu seiner Vernichtung versammelte der daraus mit Sicherheit schliefsen, dafs dem 
Königssohn Meleager Jäger und Hunde aus Dichter der Presbeia ein Epos, das diese 
zahlreichen Städten (544); doch erst nachdem Sage ausführlicher behandelte, vorlag und er 
viele dem ungeheuer zum Opfer gefallen, ge- dies auch bei seinen Hörern als bekannt vor- 
lang es, dasselbe zu erlegen (543. 546). Die aussetzen durfte. Ob dasselbe jemals schriftlich 
rachsüchtige Göttin indes war nicht zufrieden fixiert war, läßt sich nicht mit Bestimmtheit 
mit dem bereits gestifteten Unheil; sie erregte behaupten, die Wahrscheinlichkeit indessen, 
einen erbitterteu Streit zwischen den Aitolem dafs dies später der Fall war, ist sehr grofs; 
und Kureten über Kopf und Fell des Tieres 30 denn Simonides kann mit dem unter Homers 
(547 — 549). Die Aitoler blieben Sieger im Namen citierten Epos {Athen. 4, 172 K) doch 
Kampfe, solange Meleager auf ihrer Seite stand, wohl nur dieses meinen , .mochte es zu »einer 
und die Feinde mußten, obwohl ihre Zahl grofs Zeit auch vielleicht eine vielfach erweiterte 
war, hinter die Mauern ihrer Stadt weichen. Gestalt angenommen haben — mehrere neben- 
Da tötete der Held zu seinem Unglück die einander stehende epische Behandlungen eines 
Brüder seiner Mutter (567). Aufser sich vor Stoffes von diesem nur lokalen Interesse sind 
Schmerz über den Tod derselben fluchte Althaia für die ältere Zeit wohl ausgeschlossen, 
dem eigenen Sohne und flehte auf den Knieen Wir unterziehen gleich, hier die unklaren 
zu Had"es und Persephone um Bestrafung des Stellen der homerischen Überlieferung einer 
Mörders (571: naiäi Söusv ftävazov). Die 40 kurzen Prüfung. Der Ausbruch des Streites 
Erinys erhörte sie. Meleager entzog sich so- um Kopf und Fell des Ebers hat zur Voraus- 
fort dem Kampfe, grollend über die Herz- setzung, dafs der Ruhm, das Tier erlegt zu 
losigkeit seiner Mutter (555 — 564, und wohl haben, Meleager streitig gemacht wurde; raög- 
auch in der düsteren Vorahnung, dafs in der licher weise galt als der Grund bereit» im alten 
nächsten Schlacht die unerbittliche Rache- Meleagerepos der erste Wurf des einen The- 
göttin den Fluch an ihm erfüllen würde); er stiaden Iphiklos, Apollodor 1, 8, 2. Unerklär- 
blieb bei seiner Gemahlin Kleopatra, der lieh ist mir die Einstimmigkeit, mit der die 
Tochter des Idas und der Marpessa (welche Teilnahme Atalantes an der Jagd als naoh- 
von den Eltern Alkyone genannt wurde, 562). homerisch bezeichnet wird {Kelculi, Fab. Me- 
Seine Entfernung hatte — wie vor Troia die 50 leagrea 1862 S. 10) der bestimmten Uborliefe- 
des Achilleus — eine völlige Änderung der rung gegenüber, dafs sich aus vielen Städten 
Lage zur Folge: die Kureten siegten, trieben Jäger beteiligt hätten (544); natürlich bildete 
die Aitoler in ihre Stadt Kalydon und brachten dieJungfraunichtdenMittelpunktdeslnteressea, 
die Belagerten in die äufserste Not (530. 573). wie in der späteren Sage, sondern war einfach 
Die Ältesten der Aitoler kamen zu dem zur- als Teilnehmerin zugegen, wie auf den schwara- 
nenden Helden, man sandte die höchsten figurigen Vasen. Keinen der Teilnehmer an 
Priester (575) und versprach ihm reiche Ge- der Jagd aufser Meleager nennt der Dichter 
schenke; der Vater flehte ihn auf Knieen an, mit Namen; der Umstand, dafs der auf Homer 
die Mutter sogar bat im Verein mit seinen fufsende Nikander (im Auszug des Antonimtq, 
Schwestern, endlich seine treuesten Freunde so worüber später) die Heroine nicht nennt, ist 
(586); alle ohne Erfolg. Er blieb unbeweg- selbstverständlich ohne jede Bedeutung. *) 
lieh, bis die Not der Kalydonier aufs höchste Ankaios wird sicher im Meleagerepos nicht ge- 
stieg, die Stadt in Flammen stand und die fehlt haben, da seine Teilnahme an der Jagd so 
Zerstörung gegen sein eigenes Haus sich rieb- feststeht, wie die kaum eines anderen Helden, 
tete. Wie ihn nun auch seine Gemahlin Kleo- gewifs also sehr alter Tradition angehört, 
patra um Hülfe anflehte und ihm weinend das »^ Denn zu Nikanders Zelt WR r das alto uneayerepot 

Schicksal der Besiegten vorstellte, da vermochte bereits verschollen; sonst müfste ea in don UomtrachoUt* 

er nicht länger ZU widerstehen von den Alexandrinern citiert Boiu. 



2593 Meleagros (b. Homer) Meleagros (im nachhom. Epos) 2594 

Was die Thestiaden anbetrifft, so ergiebt entschieden hält, dafs er der Meleagerfabel 
es sich aus der Darstellung von selbst, dafs von jeher angehörte {Preller, Gr. Myth. 2 3 , 303 
sie, wie auch die späteren Anhänger der epi- Anm. 4). Abgesehen davon, dafs wir — was 
sehen Version angeben, auf Seiten der Ku- immerhin wunderbar wäre — keine andere 
reten standen und im Kampfe als Gegner Sage kennen, in der der Brand eine ähnliche 
Meleagers durch diesen den Tod fanden. Ob Bolle spielte und aus der er also in die unsere 
sie in Pleuron (das Homer sonst kennt, IV 217. hätte übertragen werden können*), so ist auch, 
£116. £639) safsen, ist nicht sicher, da nie wenn man meine Ausführungen im Rhein. Mus. 
die Kalydonier, sondern stets die gesamten 49 (1894) S. 58 billigt, der enge Zusammen- 
Aitoler den Kureten, offenbar also als einem 10 hang von Fluch und Feuerbrand ein uralter, 
anderen Stamme, entgegengesetzt werden (vgl. Hier liegt eine altertümliche Volksvorstellung 
Bursian, Geogr. v. Griechenland 1, 125. Deim- vor, die ein Dichter des fünften Jahrhunderts 
ling, Leleger 151). oder wer immer unmöglich noch der alten 
Wie sich Homer den Tod Meleagers dachte, Meleagersage einfügen konnte , was sogar 
läfst sieh, wie ich glaube, mit einer gewissen Pausanias einsah; so kraftvoll hat die äl- 
Sicherheit feststellen. Bei Pausanias 10, 31, 3 teste Sage gelautet, dem Dramatiker gebührt 
liegt uns nämlich die Überlieferung vor, dafs nur das Verdienst, sie wieder zu Ehren ge- 
übereinstimmend in der Minyas und in den bracht zu haben, fie epische Poesie hat den 
Eoiai (wie sonst die Meleagersage hier be- Fluch allein behalten; ein so tragischer, ruhm- 
handelt wurde, ist unbekannt) Apollon als 20 loser Untergang, wie er von jener Version un- 
Helfer der Kureten gegen die Aitoler auftrat zertrennlich ist, lag nicht im Geiste des hero- 
und dem Meleager den Tod brachte. Es ischen Epos, sein Held mufste in ehrenvollem 
leuchtet sofort ein, wie ungleich mehr dem Kampfe durch einen Gott sein Ende finden. Ein 
Geist des Epos diese Wendung entspricht, als richtiges Verständnis der homerischen Mythen 
die gewöhnliche — sollte man wirklich an- läfst sich nur gewinnen, wenn man stets im 
nehmen dürfen, dafs erst zwei spätere Epen Auge behält, dafs wir in ihnen durchaus keine 
übereinstimmend diesen Zug erfunden hätten? Volksüberlieferungen vor uns haben, im Gegen- 
Es ist klar, dafs er einer älteren, diesen beiden teil, lediglich Vorstellungen und Sagen, wie 
Überlieferungen gemeinsamen epischen Quelle sie den höchsten Kreisen jener Zeit geläufig 
entstammt — wieder werden wir auf das alte 30 waren. Alles hat, im Kriege wie im Frieden, 
Meleagerlied geführt: welcher Ruhm für den ein ritterliches Gewand angelegt, vom Volke 
Helden, wenn er nicht durch Menschenhand hört man nur gelegentlich einmal. Die scharfe, 
fallen konnte, sondern Apollon ihn mit seinen plastische Ausgestaltung der homerischen Gott- 
Pfeilen tötete , wie später seine Unglücks- heiten konnte das allein schon lehren, die das 
gefährten Patroklos und Achilleus. Jetzt rückt Volk, dem im Kultus alle seine Götter omni- 
die Episode der Ilias in eine ganz andere Be- potent uud mehr oder minder gleichwertig sind, 
leuchtung; das gleiche Schicksal ereilte, die nie in dieser Weise erreicht hätte; damit hängt 
beiden Helden, denn dafs die epische Über- der seltsame Eindruck so mancher alten Attri- 
lieferung Achilleus ebenso durch Apollon seinen bute zusammen , die uns auf den ersten Blick 
Tod finden lieft, folgt aus #278 (vgl. X359. 40 ganz ungehörig erscheinen und es den home- 
Soph. Philoktet 334). Dafs Pausanias die ho- rischen Anschauungen gegenüber thatsächlich 
merische Überlieferung in Gegensatz zur Tra- auch sind. An den Höfen wurden die homeri- 
dition der Eoiai stellt, ist natürlich ohne jede sehen Gedichte gesungen, dafür waren sie be- 
Bedeutung, da seine Kritik solchen Fragen Btimmt, deren Lebensanschauungen und relativ 
nicht gewachsen war; zu seiner oder seiner hochentwickelte Kultur, die auf die Mythen 
Quelle Zeit war vom alten Meleagerepos keine nicht ohne grofsen Einflufs blieb, spiegeln 
Spur mehr vorhanden, für homerisch wurde sie wieder. 

folglich nur das genommen, was mit absoluter Aufser den bei Homer erwähnten Thaten 

Sicherheit aus den Worten des Dichters allein Meleagers rühmte man auch noch andere; in 
folgte, das heifst der Tod Meleagers, nicht die 50 dem von Simonides bei Athen. 4, 172 E unter 

Art desselben. Die Mutter stiefs, so vermute Homers Namen citierten Meleagerepos und bei 

ich, im Meleagerlied den Fluch aus, die Erinys Stesichoros war erzählt von einem Wettkampf 

erhörte ihre Bitte und verblendete in der (den Leichenspielen für Pelias), in dem unser 

Schlacht den Helden, sodafs Apollon im Zorn Held durch einen Speerwarf von Iolkos über 

ihn tötete. den Anauros hinüber siegte. Es ist wohl 

Noch einen anderen streitigen Punkt möchte möglich, dafs diese Heldenthat erst später 
ich schon bei dieser Gelegenheit berühren, die dem Kern des Epos hinzugefügt ist; erheblich 
Frage nach dem Alter des erst aus der junge- später ist wohl Meleager in die Argonauten- 
ren Überlieferung bekannten Feuerbrandes. sage verflochten (er tötete Aietes, Diod.4, 48; 
Feuerbach hat sich zuerst darüber ausge- 60 vgl. Hygin 14. Apollod. 1, 19, 16, 8. Orpheus 
sprochen; er glaubt, dafs derselbe, obwohl Argon. 159. Apollon. Bhod. 1, 191). Die eigen- 
den Gesängen Homers fremd, demungeachtet tümliche Tradition hingegen, nach der bei der 
von den frühesten Zeiten an eines der wesent- Hadesfahrt des Herakles allein die Schatten 
lichsten Elemente des Meleagermythos bildete des Meleager und der Gorgo dem Heros stand- 
{Nachgel. Schriften 4,7); ihm stimmte Kekule hielten, macht einen sehr altertümlichen Ein- 
(S. 7) bei, nicht Plew, der den Glauben an druck durch die Verbindung des Helden mit 
einen solchen verhängnisvollen Brand zwar als *, Dio italische TOn xekuie s. 8 Anm. 1 angeführte 
alt gelten läfst, damit aber noch nicht für Parallele kommt natürlich nicht in Frage. 

Eoschee, Lexikon der gr. u. röm, Mythol. II. 82 



2595 Meleagros (in der Lyrik) Meleagros (im Drama) 2596 

der Meduse, die uns noch später beschäftigen äs ov nqbzsqov s'äii xr,v zsXsvzy eviißnvaiaalvn 

w j r( j vnb nvqbg aq>avia&rivai xov oakov, %al ag 

Unter den Lyrikern scheint Stesichoros un- vnb xov »vpov ««xanqriosiev avzbv -q 'AWaia, 

serem Mythos die meiste Aufmerksamkeit xoüzov xov Xoyov ®qvvi%og o IloXvipqaöpovog 

zugewandt zu haben; wie weit er aber der nqmzog sv Sqaiictzi sSs& msvqtovtaig- s 

epischen Tradition treu blieb, mufs dahin- , Kqvsqov *«•••» 

gesteUt bleiben. In den a»loi erzählte auch nlv£sv poqov, <oim.a äs viv qplof xa«Jafo«to 

er wie das Meleagerlied, von dem Siege Me- äcclov neq&opsvov puxqog vn aCva S> *«xo- 

leägers im Speerwerfen (Athen. 3, 172 E. P); , , MZ«» »- 
dafs er in seinem Gedicht evo&nqou (Athen. 10 ot> m v cpaivszal ys o *<>tmj[o S nqoayaynv t«" 

3, 95D) auch die berühmteste aller Eberjagden Idyoi; ös svqrnia av xi? ohswv, nqooafajumas 

verherrlichte, ist selbstverständlich (Kekule äs avtov povov azs ig arcav v dr] äcape^- 

S 10). Das erstere Gedicht übrigens wurde itsvov xo EUrjvixov. bo Pausamas (10, ^i*)i 

von einigen dem Ibylcos zugeschrieben, wo- man wüfste gern welcher Quelle diese Kennt- 

gegen sich Athenaios a. a. 0. wendet und zum nis verdankt wird Die Verse werden einem 

Beweise dafür auf Simonides beruft, der bei Chorlied aus d ^ Ende des Dramas angehören 

Erwähnung Meleagers auf unsere Stelle an- (fr. 6 bei Nauck* S. 721)? der Titel Übt aa* 

spiele und [Stesichoros citie*. einen Chor von Pleuroniermnen »chlieben, ■£ . 

Von Simonides ist uns nur dies Citat bei türlich Dienerinnen Althaias aus ihrer Herma*. 
Athen. 4 172 E. P erhalten; ihm verdanken wir 20 Ganz unergiebig ist das zweite aus dem Urama 
die Erwähnungen aus Romer (d. h. dem Me- erhaltene Fragment. Dafs den Hauptinhalt der 
leagerlied) und Stesichoros. Tragödie das Schicksal Meleagersbüdete, sehe nt 
Pindar nennt den Meleager in den uns er- aus des Pausamas Ausdruck zäufr (vgl. Kekule 
haltenen Gedichten nur einmal mit dem Epi- S.13) zu folgen; eme gelegentliche \™ahnung 
theton liavaras; in den Hymnen hatte er, (wie die des Aischylos) wurde anders bezeichnet 
unbekannte welcher Gelegenheit, von dem sein. Eine Wiederherstellung der Tragödie ist 
unglücklichen Speerwurf des Peleus bei der natürlich unmöglich, wir können auch heute 
kalydonischen Jagd erzählt, durch den dieser nicht weiter kommen als Kelcule (S>. 14). me 
Beinen Jagdgenossen Eurytion getötet hatte Erlegung des Ebers hat einen Streit zwischen 
(Bergk, Poetae lyr. gr. 1* fr. 48). Endlich 80 Meleager und den Thestiaden zur lolge , a 
wird ihm im Schol. 0> 194 noch eine find- welchem diese durch die Hand ihres Neffen 
oCa zugeschrieben, dafs nämlich Herakles bei den Tod finden; Althaia opfert ihren Brüdern 
seiner Herabkunft i n den Hades zum Zwecke den eigenen Sohn, indem sie das Holz, an 
der Entführung des Kerberos von Meleager dem sein Leben hängt, den Flammen über- 
gebeten wurde, seine Schwester Deianeira heim- giebt. Dafs sie sich später selbst aus Reue 
zuführen; darauf habe er bei Oineus um das über ihre That den Tod giebt (Kekule S. 14), 
Mädchen geworben und sie dem Acheloos ab- ist wenigstens sehr wahrscheinlich, 
gerungen. Alte Tradition mag diesem Scholion Wie Phrynichos, so hat auch Aischylos sich 
zu Grunde liegen, nur ist es fraglich, wie viel zu dieser Version des Mythos bekannt viel- 
davon Pindar angehört, vgl. Schwarte, Jahrbb. 10 leicht in keiner unsere Sage speziell behan- 
f. Philol. Suppl. Bd. 12 S. 439 ff. delnden Tragödie (über die im Katalog seiner 
Von einem Dithyrambos Msliccyqog von Dramen erwähnte Atalante wissen wir eben- 
Kleomenes aus Rhegion kennen wir nicht mehr sowenig, wie über die seines Konkurrenten 
als den Titel aus Athen. 10, 402 A. B. Über die Aristias, vgl Kekule S. 15 mit Ribbeck, Böm. 
Behandlung unserer Sage durch die Lyriker Trag. S. 312 ff .; indessen schon aus dem Titel 
sind wir also nach den litterarischen Zeug- kann man folgern, dafs von Meleager dann 
nissen ganz im unklaren; die Monumente der nicht die Rede war), wohl aber in einer ge- 
bildenden Kunst, die später behandelt werden legentlichen • Erwähnung. Gleichaltrig dem 
sollen, werden dies Dunkel auch nur spärlich Meleager nennt er in einem Chorlied der 
erhellen 50 Choephoren (586 ff.) den Feuerbrand, $«(*- 
Pherekydes behandelte unsere Sage offen- psxqöv ts Sial ßtov iioiqönqavxov ig r^etq. ^ 
bar sehr ausführlich; jedenfalls berichtete er Von dem Meleager des Sophokles besitzen 
<*enau über das Jagdabenteuer, wenn er so- wir nur fünf unbedeutende Fragmente (Nawk* 
gar so nebensächliche Züge wie die Strafe S.219). Frgm. 369 rührt aus , dem Prolog last, 
des Thersites durch Meleager erwähnte (Schol. wenn es überhaupt von Sophokles stammt, worauf 
Townl. B 212). Dafs Ankaios bei ihm nicht man B ich bei Lukians Citaten aus dem ^Ueo&clit- 
fehlte, ist danach selbstverständlich und durch nis nicht gerade verlassen darf. Aul die Jagd 
Schol Apoll. Bhod. 1, 188 bezeugt. bezieht sich frgm 370 (^oqovgäqv o>)i noek 
Wie die Sage vom Tode unseres Helden weniger lafst sich von 372 und 378 aussagen, 
durch den Peuerbrand in Attika bekannt 60 371 Kvcifim nuzqim wird von Hesych. erläutert 
wurde, wissen wir nicht; ob in der lyrischen ag ueä täv Aixcolnv zag uq%ag wupevovtto*. 
Poesie ihrer bereits Erwähnung geschehen M. Mayer (De Eunp. mythop. 77) hat aus 1 dieser 
war oder ob sie zufällig aus ihrem Heimat- Wahlauf einen Zweikampf Meleagers mit einem 
lande nach Attika gelangte, mufs dahingestellt Thestiaden geschlossen durch den die feind- 
bleiben. Genug - das attische Drama be- liehen Heere vor Kalydon den Krieg hatte» 
mächtigte sich ihrer im Beginne des fünften entscheiden wollen; indessen scheint die Br- 
Jahrhunderts: xbv äs inl xm Salä Xdyo», <hg klärung Hesychs dem vielmehr zu wider- 
äo&sin piv vnb Moiq&v z^ 'AX»al<f, Mslsdyqm sprechen, da man die Wahl eines Kampier* 



2597 Meleagros (im Drama) Meleagros (im Drama) 2598 

gegen Meleager doch kaum als Wahl zu einer Tradition zu Grunde zu liegen, worauf der 
ciqxv bezeichnen kann. Auch aus der Über- bereits bei Homer erwähnte Beiname der Ge- 
lieferung deiSchol.Il. 1575 evtev&ev (d.h. aus mahlin Meleagers, Alkyone, deutet (vgl. Oer- 
dieser Ilias- Stelle) ZotpoxXfis h tä MsXeäyqm land, Die Perdixsage, Progr. Halle 1871 S. 7 
■cov %oqov amb iiqscov nagijyaysv geht mit Be- und B. Schmidt, Griech. Märchen S. 242/43, 
stimmtheit nichts über die Sagenform, die der dessen ßuBitinovla = ältvöves in heute nicht 
sophokleischen Tragödie zu Grunde lag, hervor. mehr erkennbarer Beziehung zu den Melea- 
Wenn auch der Chor aus Priestern bestand, griden zu stehen scheinen). Aus Ailians Be- 
brauchte der Dichter darum noch keineswegs merkung über die (islsuyQideg (io i'diov ovofia 
der epischen Version zu folgen; der Zorn der 10 ... cp&iyyszai, Eist, animdl. 4, 42) könnte man 
Artemis entsprang ja der Vernachlässigung bei schliefsen, der Ruf der Vögel hätte ihre Ver- 
einem Ernteopfer, der Priesterchor könnte also bindung mit Meleager veranlafst; indes bei 
auch eine ganz andere Bedeutung gehabt haben. der Beschaffenheit der antiken Naturgeschichte 
Noeh ist uns die Verwandlung der den Tod wird man darin eher eine Erklärung als eine 
Meleagers beweinenden Frauen in Vögel von Beobachtung zu suchen geneigt sein. Apollo- 
Plinius (n.h. 37, 11,41) berichtet, der in Mas- dor 1, 8, 3, 4 läfst, doch wohl wie Sophokles, 
Bischer Weise sein mifsbilligendes Staunen dar- nur ganz unbestimmt »qrivoveai yvvcü%ig in 
über kund giebt, dafs SoplwMes die trauernden Vögel verwandelt werden; wann die Schwestern 
Vögel bis über Indien hinaus fliegen, dort Jahr substituiert wurden, ist unbekannt. Natürlich 
für Jahr den Verstorbenen beweinen und ihre 20 mufsten die beiden noch später im Mythos 
Thränen in Bernsteinperlen sich verwandeln eine Bolle spielenden Deianeira und Gorge 
lassen konnte. Da nun die zweite Version der von der Verwandlung ausgenommen und zu 
Meleagersage bei Apollodor 1, 8, 3, 2, die die diesem Zwecke eine Reihe neuer Namen er- 
epische Überlieferung wiedergiebt und daher funden werden. 

in dubio zu SophoMes (als dem b\iriQi*«>TUTog) Mufsten wir uns bei der sophokleischen Tra- 
in Beziehung gesetzt wird, ebenfalls mit der gödie mit einer ganz unsicheren Vermutung 
Metamorphose schliefst, haben Preller und ihm begnügen, so können wir die dem euripide- 
folgend Kekule (S. 16) in ihr die Sagenform ischen Drama zu Grunde liegende Sagenversion 
erkennen zu dürfen geglaubt, die dem sopho- aus den Fragmenten, wiewohl sie zum Teil 
kleischen Drama zu Grunde lag. Die Möglich- 30 sehr schlecht überliefert sind, mit Sicherheit 
keit besteht natürlich, wenn freilich nichts in feststellen. Ein Prolog erteilte Aufschlufs über 
den wenigen Worten auf eine dramatische Ge- alle der Jagd vorausgehenden Ereignisse, übrig 
staltung hinweist; der Tod der übrigen The- sind von ihm Fr. 515 und 516 Nauck 2 S. 525ff. 
stiaden, der Kekule inventioni summi tragici Das letztere hält Fritzsche (Aristoph. ranae 367), 
praeclare convenire scheint, gehörte doch na- dem Kekule (24) und Ribbeck (Rom. Trag.^ 507) 
türlich schon der alten epischen Sage an. folgen, trotz Schol. Frosch. 1238 petä Ixava 
Darin aber hat Kekule unbedingt recht, dafs, tjjs «eZT/s für den ursprünglichen Anfang des 
wenn wirklich diese Version dem sophokleischen Dramas. Der Umstand indes, dafs in allen 
Meleager zu Grunde lag, dann von dem Feuer- übrigen Fällen die Anfänge der Prologe bei 
brande darin keine Rede sein konnte. Dafs 40 Aristophanes verspottet werden , zwingt zu 
und wie Brand und Fluch zusammengehören, diesem Schlufs noch nicht; wir haben keinen 
habe ich im Rhein. Mus. 49 S. 58 gezeigt; Anhalt für eine zweite Recension des Meleager, 
aber sie können nicht als verschiedene Stufen in der die durch das Olfläschchen berüchtigten 
zeitlich von einander getrennt werden , die Verse, um weniger aufzufallen, erst fisra t-xava 
Mutter kann nicht nach dem Morde des einen rijg ägxrjg gesetzt wären — übrigens doch ein 
Bruders dem Sohne fluchen und nach dem der Verfahren von höchst zweifelhaftem Erfolge; 
anderen durch Verbrennen des Holzes ihn töten. warum denn die beiden Verse nicht ganz un- 
Denn die Ursache des Fluches war der erfolgte kenntlich machen? 

Tod des einen Thestiaden, nicht der drohende Die Fragmente 515 und 516 erzählen von 
der übrigen. Also ein Fluch ohne Folge — 50 Oineus und Althaia und dem Ernteopfer des 
und warum die Hadesgötter um den Tod des Königs. Wer den Prolog gesprochen, ist un- 
Sohnes bitten, der ja ganz in Althaias Hand bekannt, Atalante (was Kekule 24 für denkbar 
liegt? Da spielen moderne Empfindungen hält) gewifs nicht, da sie die kaly donische 
hinein. Seltsam berühren die psychologischen Vorgeschichte unmöglich berichten konnte, 
Erwägungen Surbers (Meleagersage S. 22 ff.); Meleager schwerlich; das wahrscheinlichste 
wenn bei Antoninus (wie im Schol. II. I 548) bleibt es, dafs Artemis ihn sprach, die wohl 
Fluch und Verbrennen des Holzes thatsächlich auch am Ende das Schicksal des Tydeus 
in dieser Weise getrennt sind, so hat man die (Fr. 537) vorausverkündete. 
Aufgabe, die gedankenlose Verschmelzung zweier In Fr. 525 lobt eine Jungfrau ihre rauhe 
Versionenin diesen Kompilationen festzustellen, 60 Lebensweise im Gegensatz zu dem sonstigen 
nicht, einer solchen auch Sophokles für fähig ihr traurig erscheinenden Los der Frauen; 
zu halten. wenn sie — - was nie geschehen möge — je 
Die Verwandlung der klagenden Frauen in eine Ehe einginge (vgl. Fr. 524), würde sie 
Vögel scheint Sophokles zum erstenmal in die besseren Kindern das Leben geben, rühmt sie 
Litteratur eingeführt zu haben (vgl. Kekule sx yÜQ nrorrpös *ai fi^pös oatig hitovst 
S. 18 ff.); auch die Verwandlung des Perdix CKlriqäg Siahag, ol yövoi ßslzCovsg. 
finden wir zuerst in einem sophokleischen Stücke. Dafs diese Worte nur der Atalante angehören 
Unserer Verwandlungssage scheint eine alte können, ist klar und folgt mit Sicherheit aus 

82* 



2599 Meleagros (im Drama) Meleagros (im Drama) 2600 

Frg. 530 (Kvagidog de (iierjti 'Aqkccs 'ÄTaXävtrj); wenn freilich nun in anderer Weise, der Aus- 
sie verteidigt sich in einem Zwiegespräch; Worte gangspunkt des so verhängnisvollen Streites, 
ihrer Gegnerin sind uns in den Fr. 521 und 522 der von den Mythographen mit dem seltsamen 
erhalten, in denen das gewöhnliche häusliche Argument des xazä yevog nqoeriKeiv (vgl, Sur- 
Leben der Frau gegen Atalante in sehr be- 6er S. 34) begründet wird. Man wütete gern, 
stimmter Weise gerechtfertigt wird. Ich sage ob Althaia das Holz auf der Bühne verbrannte 
ihrer Gegnerin; das folgt aus dem Gegensatz (vgl. M. Mayer, De Eurip. mythop. 78. 83); 
von ksivol (= SvSqss) und fjuelg in Fr. 522, Lukian erzählt neql 6q%. 50 von einem Panto- 
wenn freilich dort iuetg, aber wie sich aus mimus, in dem dies der Fall war. 
dem Zusammenhange klar ergiebt, falsch über- io Dafs am Schlufs des Dramas die Leiehe 
liefert ist. Die Gegnerin kann natürlich nnr Meleagers auf die Bühne getragen wurde, 
Althaia sein, der auch Fr. 520 angehört, wo- möchte ich aus jFV. 532 folgern; an der Bahre 
mit 618 in Beziehung steht; dafs Kleopatra vielleicht stiefs Atalante in der Erbitterung 
in dem Drama vorkam, haben wir keinen über die nun ihre unselige That bereuende 
Grund anzunehmen. Die Anrede co tskoüco: in Althaia die Worte aus 
518 ergiebt, dafs wir Meleager reden hören; fuacä yvvuixct [näaav], ek icaeäv de ai, 
er nennt jfQJjeroi naiSsg ein xxrjfiu kuXXigtov, tjtis novrjQcc xaqy' ü%ovo' (eh ) ev Xeyng 
besser als den unbeständigen Reichtum; in (Fr. 528). 
520 wird ihm entgegnet Die epische Version ist also von Euripides 
ftyriadpriv ovv, ei nciQa£ev£ei.e' rig 20 vollständig aufgegeben; eine Handlung von 
XQrjazä movrjQov Xinzeov, ovk av evzenvetv, völlig anderem Charakter spielt sich vor un- 
ee&XoIv 8' an' <xy.(poiv io&Xov av qtvvai yövXtv. seren Augen ab, gewifs schon von anderer 
Eine Erläuterung dazu bietet uns Apollodors Seite für den Dramatiker vorbereitet, worauf 
Äufserung über Meleager ßovlöuevog xal t% wir bei Gelegenheit der Kunstdenkmäler zurück- 
'AzaXdvxr\g ■zen.voiioirieuc&ai (1,8,2,5). Da- kommen werden. Statt der alten Stammes- 
gegen hat die Mutter gesprochen und sich feindschaft der Aitoler und Kureten, die bei 
dabei hinreifsen lassen, Atalante zu beschim- der Beuteverteilung wieder hervorbrach, hü- 
pfen und als einen jrovr/pös Xe%zQog zu be- det hier die Liebe Meleagers zu Atalante den 
zeichnen; in diesem Zusammenhange werden Angelpunkt, diese Liebe, die der Mutter ein 
auch die Fragmente 526 und 527 verständlich, so Greuel ist und infolge deren Althaia ihre Brü- 
die wahrscheinlich Meleager angehören. AI- der von der Hand des eigenen Sohnes den Tod 
thaia hat der Jägerin ihre Armut und kovtjqicc erleiden sehen mufs. Die Überlieferung von 
vorgeworfen, Atalante unter Meleagers Beistand dem vertrauten Verhältnis Meleagers zu seinem 
sich dagegen verteidigt und ihre ägezri und Oheim Iphiklos bei Orpheus Argon. 161 — 163 
yevvaiövrig betont; die fieXea ayQoc, Fr. 517, (vgl. Apollon. Bhod. 1, 199 ff.) trägt epischen 
mag sich auch auf Meleagers Liebe zu der Charakter, mag aber in der Tragödie auch 
Jungfrau beziehen. Der Chor, der von Frauen ihre Bedeutung gehabt haben, 
gebildet wurde, wie sich aus Aristoph. Fröschen Nur im Vorübergehen gedenke ich des Me- 
1313 ff. und den Schollen dazu ergiebt, stand leager des Accius (die Atalantae des Pacuvius 
natürlich auf Seiten Althaias; aus einem Liede 40 und Gracchus gehören nicht hierher, Ribbeck, 
sind uns die Worte xegxidog doiSov peXexag Rom. Trag. 310 ff.). Dafs er auf Euripides 
(523) erhalten, die deutlich darauf hinweisen. beruhe, ist an sich wahrscheinlich und von 
Weiter ist uns aus der Tragödie ein Boten- M. Mayer, De Eurip. mythop. 77 erwiesen. Für 
bericht von Macrobius 5, 18, 17 überliefert: den Inhalt genügt ein Verweis auf Mayer 
nuntius inducitur describens quo quisque habitu a. a. 0. und auf Ribbeck, Rom. Trag. 506; 
fuerit ex ducibus qui ad aprum capiendum con- selbst in der Anlage scheint dies Drama dem 
venerant; der Bote meldete offenbar den glück- euripideischen ganz ähnlich gewesen zu sein, 
liehen Ausgang der Jagd und begann mit um- Die zahlreichen Meleagertragödien der Ale- 
ständlicher Beschreibung der Teilnehmer; dem- xandrinerzeit (Aristot. Poet. 13) sind bis auf 
selben Bericht entstammt Fr. 531, das sich mit 50 drei Fragmente von Antiphon und Sosiphanes ver- 
Wahrscheinlichkeit auf Theseus bezieht. schollen; von Komödien haben sich auf unseren 
Nach Meleagers Tode ist 532 gesprochen, Mythos sicher nur der Meleager des Anti- 
ein herber Vorwurf, wahrscheinlich an Althaia phanes und des Philetairos und die Althaia 
gerichtet; 533 wird einer Frau aus dem Chor des Theopomp bezogen, letztere vielleicht eine 
angehören. 537 endlich, eine Verkündigung Parodie des euripideischen Meleager, wie Mayer, 
des Geschickes des Tydeus, gehört, wie schon De Eurip. mythop. 61 vermutet. Die zahlreichen 
oben bemerkt, wohl sicher der Artemis an. Atalanten, die Kekule S. 32 aufzählt, mögen 
Dafs in diesem Drama der Fluch keine zum gröfsten Teil der Jungfrau Verhältnis zu 
Stelle hat, ist klar; der Kampf um Kalydon Melanion zum Inhalt'gehabt haben, 
spielt hier überhaupt nicht hinein, hier bildet 60 Kallimachos erzählt in seinem Hymnus auf 
Atalante als Geliebte Meleagers den Mittel- Artemis (218), dafs man noch zu seiner Zeit 
punkt und um ihrer Ehre willeu — das können die Hauer des kalydonischen Ebers in Arka- 
wir jetzt aus der mythographischen Litteratur dien gezeigt habe, vgl. Paus. 8, 46, 1; 47, 2. 
sicher ergänzen — tötete Meleager seine Oheime. Bei Lykophron 486 ff. wird Ankaios von dem 
Das vermutlich alte Motiv des ersten Wurfes Eber, der vom Oita kommt, getötet. Darauf 
des Iphiklos ist nun auf Atalante übertragen ist v. 491 ff. die Rede von dem Jäger, der den 
(ich erinnere an das Schildzeichen des Parthe- Eber zwar erlegte, von dem Tiere aber am 
nopaios in den Phoinissen 1106 ff.); es bleibt, Fufse verwundet wurde, ucpvxvtog, sodafs er 



2601 Meleagros (b. d. Alexandrinern) Meleagros (in d. spät. Litt.) 2602 

dem Tode nicht entrinnen konnte. Es ist klar, den Epistolae Heroidum 3 , 92 — 97 ange- 

dafe nur an die kalydonische Jagd gedacht schlössen. 

werden kann und unter dem zweiten Helden Auf eine gemeinsame Quelle, ein mytho- 
also Meleager verstanden werden mufs. Hier logisches Handbuch, führt Bethe, Quaest. 
scheint demnach eine ganz abweichende Sagen- Diodoreae mythographae S. 61 die Berichte 
form vorzuliegen; Surber hat das richtig er- Apollodors und Diodors zurück, wiewohl bei 
kannt (S. 58) und auf die Parallele vom Hackel- Apollodor die dramatische und epische Version 
berend (vgl. Grimm, Deutsche Mythol. I 3 , 874) bestimmt von einander getrennt vorliegen (1, 8, 
hingewiesen. Wir müssen in dieser Tradition 1—3, 1 und 1, 8., 3, 2—4), wahrend bei Diodor 
eine verschollene, sonst nicht mehr nachweis- 10 zwar die beiden Überlieferungen von Meleagers 
bare Version erkennen, die die Alexandriner, Tod durch Fluch und Holz erwähnt werden, 
wie so viele andere, einer Volksüberlieferung beide aber nur im Anschlufs an die Version, 
entnommen haben. deren Mittelpunkt Atalante bildet — ganz ent- 
Eine lazooCa, die im Schölion zu 25 212 auf gegengesetzt dem Berichte des Antoninus, der 
Euphorion zurückgeführt wird, enthält eine Atalante nicht kennt. Der gemeinsamen mytho- 
Angabe über Thersites, die mit Pherekydes graphischen Quelle am nächsten steht natür- 
übereinstimmt. lieh Apollodor, der allein die scharfe Trennung 
Nikander hat unsere Sage wahrscheinlich der beiden Versionen bewahrt hat, während in 
in den AixmXiwä behandelt, sicher im dritten den beiden anderen Überlieferungen, bei jeder 
Buche der sxsQoiovfisva ; ein Auszug mit dieser 20 freilich in verschiedener Weise , die beiden 
Quellenangabe ist uns im 2. Kapitel des An- Sagenwendungen mit einander verquickt sind. 
toninus Liberalis (Schneider, Nicandrea S. 59) Interessant ist die uns von Dion Chrysosto- 
erhalten. Um das Fell des Ebers erhebt sich mos 67, 7 erhaltene Überlieferung (MsXsayqco) 
ein Streit zwischen Meleager und den Thesti- öaXöv xiva Xsyovat. tafiisvciv xov rrjs £<dtJs 
aden, der nach Ermordung der Oheime durch xqövov , v.al Sq Xäfinovxog avxov %al^ xov 
Meleager zum Kriege zwischen den Kalydo- nvobq sv avxm Sictfihoyxos ffir xs xai äxfta- 
niern und Kureten führt; Meleager nimmt an Jsir ixsivov, paQaivopsvov äs xov SaXov ■xal 
dem Kampfe nicht teil, oxi avxm Kcczrjoaeaxo xov MsXsayqov cp&ivuv vitb Xvnr\s zs xal 
7] p,rjxr\Q Siü xov ztöv ääeXcpmv irdvazov, erst öva&vfiias, oßse&svxos äs oi%sa&ai anofta- 
als die Kureten Kalydon stürmten, giebt er 30 vövxa. Interessant ist sie deshalb, weil sie 
den Bitten seiner Gemahlin Kleopatra nach. uns ganz deutlich die ursprüngliche Bedeu- 
Er stirbt, indem seine Mutter das ihr von den tung dieses Mythos enthüllt, vgl. Bhein. Mus. 
Moiren geschenkte Holz verbrennt; auch die 49 S. 58. Hier ist die aus germanischen Mythen 
anderen Söhne des Oineus fielen im Kampfe. bekannte, bei den Neugriechen noch heute^ in 
Meleagers Schwestern aber weinten unauf hör- Zakynthos (vgl. B. Schmidt, Volksleben der Neu- 
lich an des Bruders Grabmal, bis sie Artemis kriechen S. 246) lebendige Vorstellung vom 
in die fisXsccygiäss genannten Vögel verwan- Lebenslicht, die in der Meleagersage sonst 
delte und nach Leros schickte. Nur zwei, etwas verblafst ist, rein erhalten. Eine — 
Gorge und Deianeira, wurden auf des Diony- leicht verständliche — Weiterbildung erst ist 
sos Bitte von der Verwandlung ausgenommen. 40 der gelöschte Feuerbrand, mit dessen Ver- 
Dieser Erzählung sieht man es an, dafs nichtung durch die Flamme das Leben des 
sie ein Konglomerat zweier Versionen ist und Helden erlischt; es mögen dabei noch die ge- 
wahrlich kein geschicktes. Über die Verbin- läufigen Vorstellungen von dem innigen Ver- 
dung von Fluch und Brand ist schon oben hältnis des Menschen zu einem Baume oder 
gesprochen; bei dieser Darstellung begreift einer Pflanze (vgl. Mannhardt, Antike Wald- 
man gar nicht, warum Althaia das Holz erst u. Feldkulte 25ff.) hineingespielt haben. Diese 
bei dem Kampfe um Kalydon verbrennt, da Vorstellungen haben wohl auch auf die Er- 
ihre Brüder ja alle schon vorher getötet waren. Zählung bei Malalas 6, 209 eingewirkt, ein 
Eine ähnliche Gedankenlosigkeit begegnet uns seltsames Sammelsurium von Flüchtigkeit und 
auf zwei Sarkophagen (Mon. dell' Inst. 9, 2, 1 50 Mifsverständnissen. Denn der »aXXog sXai'ag, 
und Annali 1869 96 n. d. Beschreib. Zoegas), den Althaia vor Meleagers Geburt gegessen 
die auf der Hauptseite das Verbrennen des und mit dem Kinde zugleich geboren haben 
Holzscheites durch Althaia, auf der einen soll, ist offenbar mit HüHfe der korrumpierten 
Nebenseite den Tod Meleagers durch Apollon Aussprache aus dem äalbg f]Xi£. *) mifsver- 
zeigen. Atalante wird bei Antoninus über- standen; die Sache selbst wird in Volks- 
haupt nicht erwähnt. märchen genug Analogieen gehabt haben. 
Wie weit dieser Auszug freilich mit Ni- Diese Tradition war in der späteren Zeit ver- 
kander übereinstimmt, bleibt, da die Quellen- breitet, denn auch Teetees (zu Lykophron 492) 
angaben erst später von anderer Hand hinzu- giebt sie wieder, der von den übrigen Mifs- 
gefügt sind (vgl. Oder, De Antonino Liberali 60 Verständnissen des Malalas, auf die wir nicht 
1886 S. 42 ff.), ganz unsicher. Ist dies Excerpt näher einzugehen brauchen, frei ist. 
auch nur im ganzen zuverlässig, so wäre es Betrachten wir unsere Sage jetzt noch ein- 
für das Verhältnis Ovids zu Nikander von Be- mal im Zusammenhang. Dafs ihr Atalante ur- 
deutung. In unserem Falle besteht keine Spur sprünglich fremd war und erst verhältnismäfsig 
von Ähnlichkeit zwischen beiden: während spät zu Meleager in jene engen Beziehungen 
Nikander durchaus die epische Version zu gesetzt wurde, ist aus dem oben Angedeuteten 
Grunde legte, folgt Ovid ebenso unbedingt schon zu entnehmen, läfst sich aber auch ganz 
der tragischen; der epischen hat er sieh in *) Das Wort SaXös fehlt bei Ducange. 



2603 Meleagros (u. Atalante) Meleagros (Sage v. Holzscheit) 2604 

sicher feststellen. Da Schwartz (Der heut. Volks- spielte der in Griechenland früh ausgerottete 
glaube 1 S. 59), der sich — abgesehen von einer Löwe in historischer Zeit die einzige und her- 
ganz kurzen, aber treffenden Bemerkung Sur- vorragende Rolle. Ob die Verwandlung freilich 
bers (S. 99) — allein darüber ausgesprochen hat, schon bei Hesiod der grolsen Göttin zugesehrie- 
infolge seiner Unkenntnis des Entwicklungs- ben wurde, wie Pidbert vermutet, möchte ich 
ganges der griechischen Sagen Atalantes Stel- dahingestellt sein lassen. 

lung zur Meleagersage vollständig verkannte Ähnlich lautet die vielleicht durch die 
und die neueste Abhandlung über Atalante von Lyrik veredelte arkadische Sage , deren Held 
Immerwahr Berlin 1885 diese Frage gar nicht Melanion ist (Immerwahr S. 2 ff.); auch in ihr 
berührt, will ich hier in möglichster Kürze das 10 bildet Atalante durchaus den Mittelpunkt. 
Wesentliche darlegen. Diese beiden Versionen repräsentieren die 
Atalantes Ringkampf mit Peleus schliefse echte alte Atalantesage ; fassen wir ihnen 
ich bei unserer Betrachtung von vornherein gegenüber die völlig untergeordnete Stellung 
aus. Auf der ältesten uns bekannten Dar- der Heroine in der ältesten Überlieferung des 
Stellung der Leichenspiele des Pelias, der Meleagermythos ins Auge, so bleibt nur die 
Lade des Kypselos , war Peleus mit lason Annahme übrig, dafs Atalante aus einer dieser 
ringend dargestellt (Paus. 5, 17, 10; vgl. Hy- beiden Versionen in unsere Sage herüberge- 
gin 273 vicerunt . . . Peleus luctatione); es nommen ist. Die gröfsere Wahrscheinlichkeit 
scheint danach in der Substitution und dem hat von vornherein die arkadische Atalante 
Siege der Atalante nichts weiter als die Er- 20 für sich, die windschnelle Jägerin des rauhen 
findung eines ritterlichen Poeten, vielleicht Gebirgslandes, die einst die beiden Kentauren 
eines Lyrikers, vorzuliegen. Die Sagen, denen Rhoikos und Hylaios erlegt hatte. Durch das 
die Jungfrau ursprünglich angehörte, in denen Epos ohne Zweifel erhielt sie eine Stelle unter 
sie von jeher als Hauptperson auftrat, sind die den kalydonischen Jägern, gleich ihrem Oheim, 
in allen wesentlichen Punkten übereinstimmen- dem Arkader Ankaios, der so oft auf schwarz- 
den von Hippomenes in Boiotien und Melanion figurigen Vasengemälden verwundet unter dem 
in Arkadien. Ihre einstige Identität liegt auf Eber liegend dargestellt ist und den auch Phere- 
der Hand. Wilder ist die boiotische Fassung: kydes zu den Teilnehmern jener Jagd zählt 
Sieg oder Tod war die Wahl, die die virago (Schol. Apoll. Bhod. 1, 188). 
ihren Bewerbern liefs, ohne Gnade stiefs sie so Diese _ Folgerung, die wir aus der littera- 
den im Lauf Überwundenen nieder. Der Macht rischen Überlieferung gezogen haben, können 
Aphrodites war dies wilde Wesen nicht unter- wir auf ihre Richtigkeit hin an den Bild- 
worfen, die Göttin mufste zu einem äufseren werken prüfen. Atalante ist keineswegs stän- 
Mittel ihre Zuflucht nehmen, indem sie durch dige Teilnehmerin auf den schwarzfigurigen 
den Schein goldener Äpfel die Grausame blen- Vasendarstellungen der kalydonischen Jagd, 
den und so den Preis des Wettlaufs vergessen ein sprechendes Zeugnis dafür, in welch losem 
liefs. Die Sage endet mit der Verwandlung der Zusammenhange sie damals noch mit diesem 
Liebenden in ein Löwenpaar, Ovid. Metam. 10, Ereignis stehend gedacht wurde. Von beson- 
686 ff. Bereits Bobert hat diese Verwandlung derem Gewicht aber ist der Umstand, dafs 
in Löwen ein für die artemishafte Figur der 40 sie auf der Francoisvase, dem einzigen mit 
Atalante charakteristisches Motiv genannt (Her- Inschriften versehenen sf. Gemälde, auf dem 
mes 20, 451); mich führte die im Kreise der sie als Teilnehmerin an der Jagd erscheint, 
Artemis auftretende Heroine Kallisto (die nach neben Melanion, nicht neben Meleager kämpft, 
der verbreiteten Tradition in eine Bärin, nach Wir erinnern uns, dafs auch auf der Kypselos- 
Euripid. Helena 339 ebenfalls in eine Löwin lade Atalante, ein Hirschkalb haltend, neben 
verwandelt wurde) zu einer ähnlichen An schau- Melanion dargestellt war (Paus. 5, 19, 2); sie 
ung (vgl. Immerwahr S. 27). Kallisto ist, wie sind ein altes Götterpaar, Artemis und Apollon 
Atalante, eine alte, der Artemis durchaus ver- vergleichbar. Auf der Francoisvase ist Atalante 
wandte Lokalgottheit (vgl. Dilihey, Ehein. Mus. folglich nur als Geliebte Melanions zugegen, 
25,329), die später von der Olympierin zur 50 nur in seiner Begleitung ist sie zu der Jagd 
untergeordneten Genossin herabgedrückt wurde. herangezogen; sicherlich auf Grund epischer 
Die Metamorphose aber weist uns deutlich auf Überlieferung, die allen Darstellungen dieses 
die ursprüngliche theriomorphe Bildung dieser Gefäfses zu Grunde zu liegen scheint. 
Gestalten; von diesen alten Gottheiten, die Für den Tod Meleagers durch das Ver- 
früher (wie ursprünglich auch Artemis selbst, brennen eines Holzscheites habe ich im 
man erinnere sich beispielsweise des Kultes Rhein. Mus. 49 S. 40 ff. eine Reihe von Beispielen 
zu Brauron) aufser in ihrer menschlichen Ge- aus antiken Zaubergebräuchen herangezogen, 
stalt auch in Tiergestalt erschienen, ist unter zu denen die äufsere Form unserer Sage eine 
dem erdrückenden Einflufs der Artemis im Analogie bietet; es war ein im Altertum viel 
Mythos nicht viel mehr als diese schwache 60 geübter Zauber, bei dem eines Menschen Leben 
Erinnerung zurückgeblieben; sie wurden zu durch symbolische Verbrennung eines mit ihm 
Genossinnen der Göttin und von dieser aus in Beziehung stehenden oder in Beziehung ge- 
irgend einem Grunde verwandelt. Vgl. dazu setzten Gegenstandes gefährdet werden sollte, 
auch Dilthey, Archäol. Zeit. 1874 S. 84. Anm. 1, Ich habe dort und auch oben bei des IHon 
Dafs die Verwandlung in unseren Quellen, Chrysost. Überlieferung die Grundlage unseres 
deren älteste Ovid. Metam. 10, 686 ff. ist, auf Mythos mit Grimm und Wackernagel in der 
Kybele zurückgeführt wird, wird niemand ver- Vorstellung vom Lebenslicht gefunden. Dafs 
wirren ; in dem orientalischen Kybelekultus diese im antiken Volksglauben eine grofse Rolle 



2605 Meleagros (Sage v. Holzscheit) Meleagros (u. Gorge) 2606 

spielte, lernen wir nicht nur ans den später ist ferner nicht gut einzusehen wie aus dem 
so gewöhnlichen Darstellungen der Eroten mit grünenden Olivenzweige em totes Holzscheit 
der Lebensfackel; den Einflufs dieser Vorstel- werden konnte; aber selbst dies zugegeben, 
lungen auch auf die Traumdeutung hat kürz- bleibt bei der Annahme, dafs die Lebenskerze 
lieh Biefs, Bhein. Mus. 49 S. 182/83 hervor- erst später an die Stelle des Holzes getreten 
gehoben (vgl. auch S. 187/88, wo der Vers des wäre, die alte Sagenform ganz unerklärlich, 
Eurimdes Siomrijg ojras äatrjg txnioßri, Mayer, nach welcher das Holz zuerst brannte, dann 
De Eurip. mythop. S. 79, hinzuzufügen ist). von Althaia gelöscht und aufbewahrt wurde 
Es hat auch bei den Hellenen ursprünglich Man erkennt deutlich: das flammende bcheit 
die Anschauung bestanden, dafs des Menschen 10 war das Ursprüngliche, und das weist aut die 
Leben an eine brennende Lebensfackel, an sein Fackel, nicht auf den Olivenzweig. Wir müssen 
Lebenslicht, gebunden sei; die Überlieferung also auch aus diesen Gründen, glaube ich die 
bei Dion hat diesen ursprünglichen Zug er- einfachere Auffassung vom Lebenslicht allein 
halten da brennt die Fackel des Meleager die uds die alte Sage nahe legt, testhalten und 
fortwährend , so lange des Helden Leben dürfen den beiden späten Überlieferungen nicht 
währt mit ihrem Hinschwinden ist ein Da- mehr Gewicht beilegen, als oben geschehen ist. 
hinsiechen des Helden verbunden, mit ihrem Die frühere Erklärung dieser Tradition aus 
Erlöschen sein Tod Auf Zakynthos findet dem Aufhören des Blitzes bei der wilden Jagd 
sich heute noch die Vorstellung , dafs im {Schwarte, Der heut. VolksgV 58 ff. Delbrück, 
Reiche des Charos unzählige Lichtlein bren- 20 Z. f. Völkerpsychol. 3, 282) können wir auf sich 
nen an deren jedes eines Menschen Leben beruhen lassen, so wahrscheinlich es auch ist, 
gebunden ist und dessen Erlöschen das Ende dafs wir in unserem Mythos und dem germa- 
desselben zur Folge hat (B. Schmidt, Volks- nischen vom wilden Jäger parallele Sagen zu 
lebend Neugr S. 246); ähnlich werden wir erkennen haben. Die hellenischen Vorstellungen 
uns die antike Vorstellung zu denken haben. von der wilden Jagd sind eingehend von Dü- 
Das Löschen des flammenden Holzes ergab they, Bhein. Mus. 25, 332 S. Arch. Zeitg. 1874 
sich von selbst als notwendig, sowie die Ge- S. 91 und Bohde, Psyche 312&. erläutert, worauf 
walt über das daran gebundene Leben in die ich mich hier zu verweisen begnüge; da imdet 
Hand eines Menschen gelegt wurde: so wurde gleich Artemis, auch die Jagerm Atalante mit 
die enge Verbindung von Licht und Leben 30 Melanion ihre Stelle, ebenso der wilde Me- 
unterbrochen und das Gewicht nur auf die völ- leager; ist die Lykophron- Stelle (ob. Sp. 2601) 
liee Vernichtung des Holzes durch das Feuer richtig erklärt, so besitzen wir in ihr sogar 
gelegt ähnlich wie in der Sage von der Gräfin eine schlagende Analogie zu einer germanischen 
Schack bei Müllenhoff, Saqen der Herzogtümer Sage. Auch die Griechen kennen den Zug der 
Schleswig - Holstein Lauenburg S. 180 - die toten Seelen, der ruhelosen Dämonen, der in 
Fackel konnte gelöscht, nur nicht vom Feuer wilder Jagd dahinbraust und dem niemand zu 
verzehrt werden Die ursprüngliche Idee 'des nahen wagen darf, es sind die gleichen grols- 
Lebensfeuers ist dadurch verdunkelt und beim artig grausigen Bilder bei den Hellenen wie 
Zauber noch mehr verdunkelt worden, insofern bei den Germanen; noch der Charos der Neu- 
es hier allein auf die schnelle Vernichtung des 40 griechen kommt auf einem Rofs von schwarzer 
Svmbols durch das Feuer ankam und diesem Fa,rhe(vg}.Melüi<it7tog,Melo>vicov), unter dessen 
vernichtenden Feuer nun nicht mehr das Hufschlägen die Erde dröhnt, über die Felder 
erlöschende Lebenslicht im Menschen, sondern geritten, um der Menschen Leben zu vernichten 
ein gleichfalls den Menschen innerlich ver- und ihre Seelen in schnellem Trabe der Unter- 
zehrendes Feuer gleichgesetzt wurde. weit zuzuführen (Schmidt, Volksleben d. Neugr 
Enaack ist in einem kürzlich erschienenen S. 225/26). Dieterich (Nekyia S. 56/57 Anm. 2) 
Aufsatze (Bhein. Mus. 49 S. 310ff.) durch die hat auf Grund dieser Vorstellungen eine ganz 
zwei späten oben erwähnten Überlieferungen neue Etymologie des Namens Miliayqog als 
des Malalas und Tzetzes zu der Ansicht ge- des Jägers der toten Seelen vorgeschlagen die 
führt dafs der Meleagersage ursprünglich die 50 zu billigen man sich zunächst freilich schwer 
Vorstellung von der Wechselbeziehung des entschließen kann. Aber der ganze Kreis der 
Menschen zu einem Zweige, zum Lebensbaume, Heroen und Heroinen, in dem sich Meleager 
zu Grunde gelegen habe; allmählich sei diese bewegt, lehrt deutlich wo wir uns befanden, 
mehr und mehr vergessen, aus dem grünen Schon oben ist die merkwürdige Tradition er- 
Olivenzweige ein totes Holzscheit geworden wähnt, nach der bei der Hadesfahrt des He- 
und nun erst das Lebenslicht an dessen Stelle rakles allein die Schatten des Meleager und 
getreten Er findet einen durchgreifenden Unter- der Gorgo dem Helden standhielten; m wel- 
sehied zwischen der Nornagestsage, in der die eher Beziehung steht Meleager zu dem Schreck- 
Lebenskerze eine Rolle spiele, und der un- gespenst der Unterwelt, dessen Anblick alles 
seren mit dem Feuerbrand, der noch deutlich 60 mit lähmendem Entsetzen bannt? Die bage 
seine Herkunft (nämlich vom Baume) verrate kennt eine Schwester des Helden, Gorge, die 
(S 313) Dagegen ist zunächst einzuwenden, mit Andraimon, dem Grunder Ampnissas, ver- 
clafs dieser Gegensatz gar nicht vorhanden ist, mahlt war. Näheres über sie berichtet nur 
denn das älteste Licht war ja doch ein Feuer- Nonnos 35, 84ff.: 

brand, eine Fackel, die erst ein technischer ,• • • _pWS> 

Fortschritt durch die Kerze ersetzte; die bil- n itagog sviiv<syoi.o nvaaaojisvrig Kalvdcovog 

dende Kunst hält bis in die späteste Zeit bei To&og al&vaaovaa %aaiyvr\toio ßo«™ 

ihren Todesgenien die Lebensfackel fest. Es fiÜQvato 9^lvg sovau zolwo^vov MtleayQov. 



2607 Meleagros (Deutung) Meleagros (in der Kunst) 2608 

Zugleich damit beschreibt der Dichter den kalydonischen HeroB und Königs mit dem in 
Heldenkampf der Deiaaeira gegen die Dry- ganz Griechenland verehrten Vegetationsgotte 
oper. Da sich der letztere in alter Sage nach- nahe legt. Althaia gehörte dem Stamme der 
weisen lä,ht (Schol. Apoll. Bhod. 1,1212), so haben Kureten an, sie war genealogisch mit der 
wir alle Ursache, auch die That der Gorge Herrscherfamilie verbunden; die alten Stam- 
als eine alte Überlieferung aufzufassen.*) Nun mesfehden zwischen den Aitolern und Kureten 
sehen wir klar in den Zusammenhang: Gorge sind charakteristisch für die älteste, homerische 
ist dieselbe Gestalt wie Gorgo , ein Dämon Überlieferung, sie wurden bestimmend für Al- 
der Unterwelt gleich Hekate, vgl. Bohde, Psyche thaias Charakter und Handeln im Mythos. Einer 
S. 371 Anm. 2. Die Furchtbarkeit der Meduse 10 epischen Behandlung, deren Ursprung wir na- 
ist, natürlich in einer ihrer Stellung als kaly- türlich in Aitolien zu suchen haben, werden 
donischerHeroineimEposentsprechendenForm, die übrigen Züge unserer Sage zu verdanken 
der Gorge verblieben; ein wildes Weib, wirft sein. Hier wurde die kalydonische Jagd »u 
sie, den Schild ihres Bruders Toxeus schüttelnd, einem ganz Griechenland interessierenden Er- 
sieh todesverachtend dem Feinde entgegen. eignis, die Teilnahme daran zur Ehrensache 
Auch andere Gestalten des kalydonischen für jeden gleichzeitigen Heros. Eine geradezu 
Sagenkreises weisen uns auf wilde, verderben- wesentliche Änderung hat der Tod des Me- 
bringende Hadesgottheiten, man betrachte die leager erfahren. Das Epos verschmähte den 
Namen 'AvSqaCpcov, Jrjiävii-qa, sowie die bei Feuerbrand mit dem von ihm unzertrennlichen 
Antoninus Lib. 2 genannten Schwestern Me- 20 traurigen Ende des Helden; es setzte die all- 
le&gers MeXavtmii] (ich erinnere an das schwarze gemein gefürchtete Gewalt des Fluches an die 
Eofs des Charos und an den Dämon MeXävimiog Stelle und liefs seinen Helden einen ruhm- 
in Sikyon, über den an anderer Stelle) und Evqv- vollen Tod im Kampfe finden , wie Patroklos 
pt'läri (ein Name wie Evgvvoiiog, EvQväi-nri); als und Achilleus. Auch die unheilvolle Rolle der 
Brüder Meleagers nennt ebenfalls Antoninus Artemis endlich möchte ich der epischen Dich- 
KXvfisvog und 'AyeXemg (= 'AyrielXaog, bekannte tung zuschreiben; die Sage erhält durch sie 
Namen des Hades, vgl. Bruchmann, Epitheta eine Geschlossenheit nach oben, in der man 
deorum unter r 'AiSrjg), 0rjgevg und Togsvg, die das Resultat einer kunstvollen dichterischen 
uns an die todbringenden Geschosse der Erinyen Behandlung erkennen möchte. 
(Eurip. Orestes 273), des Apollon und der Ar- 80 Den Namen MsXiayQog haben die Alten 
temis (vgl. Dilthey, Arch. Ztg. 1874 S. 90. 91) (abgesehen von den bei Homer 3 116 und 
und an den Jäger Hades {Bohde, Psyche S. 409 Euripides fr. 517 Nauck* S. 526 angedeuteten 
Anm. 2. Voigt oben Bd. 1 Sp. 1034; auch der Etymologieen) sowie Pott (Zeitschr. f. vergl. 
Charos der Neugriechen tötet mit Pfeilen, Sprachwiss. 8, 432) und Eich (Griech. Personen- 
Schmidt a. a. 0. 227) erinnern. Nur Periphas namen 54) als den Jagdlustigen, a> (isUi ayga, 
fällt scheinbar aus diesem Kreise; um so be- gedeutet; Delbrück (Z. f. Völkerpsychol. 3, 282) 
stimmter weisen darauf wieder die ävägoßgöä- hat Bedenken dagegen erhoben und die Ab- 
tss TjSovccl (Euripides fr. 537 Nauck'' S. 531) leitung von psX&iv und skr. vagra = gr. fayQO 
des Tydeus; da haben wir eine Überlieferung, (der mit der Jagdwaffe umgeht) vorgeschlagen, 
die uns noch deutlich einen alten dai'/iwv caQxo- 40 Die ganz abweichende Erklärung Dieterichs ist 
<päyog (Dieterich, Nekyia S. 52/53) erkennen läfst. bereits oben Sp. 2606 erwähnt. 
Was einzeln betrachtet von keiner oder nur 

geringer Bedeutung erscheint, gewinnt in diesem Meleager und die kalydonisene Jagd 

Zusammenhange eine ganz andere Gestalt. Alle m "- er Kunst, 

diese Namen mögen nur Differenzierungen der- Die schwarzfigurigen griechischen Vasen- 

selben Unter weltsgottheiten , -einer weiblichen darstellungen der kalydonischen Jagd , die 

und einer männlichen, andeuten; sie weisen gröfstenteils schon Kekule (S. 36ff.) bekannt 

nur auf die finsteren Seiten dieser chthonischen waren, stimmen darin überein, dafs sie den 

Dämonen, die lichten finden wir in der mythi- in ungeheurer Gröfse gebildeten Eber von 
sehen Überlieferung in Oineus verkörpert — 50 rechts nach links stürmend und unter dem 

eine Trennung, die der mythologischen Tiere in der Regel einen Verwundeten zeigen, 

Ausgestaltung zuzuschreiben ist, die der Kult der zweimal inschriftlich als Ankaios bezeich- 

der chthonischen Gottheiten nicht kannte (vgl. net ist (auf der Fran^isvase, wo 'Avxatog nur 

Dilthey, Arch. Zeitg. 1874 S. 91 Anm. 2); beide verschrieben ist, und Furtwängler, Beschreib. 

Seiten sind in den Kultlegenden des Dionysos d. Berliner Vasensamml. 1705). Von rechts und 

aufs deutlichste zu erkennen, wofür ich auf links greifen (in Profilstellung) das Tier eine 

die Ausführungen von Voigt im Artikel Dio- Anzahl von Helden (in zwei Fällen nur vier) 

nysos verweisen kann. Enaack hat im Bhein. mit Speer, Dreizack und Bogen an. In dieser 

Mus. 49 S. 312 an die zuerst in des Euripides Weise ist die Jagd dargestellt auf den Vasen- 
Kyklops v. 38 ff. sich findende Überlieferung 60 bildern Dubois-Mais. 61. Furtw. 1705. 1707; 

erinnert, nach der Althaia als des Dionysos der Fran^isvase, Mus. Greg. 2, 90. Mon.d.Inst. 

Gemahlin, als beider Tochter Deianeira galt; 11, 10 und Furtw. 1706. Die Randzeichnung 

es ist nicht nur der Name Olvsvg, der uns auf der Kylix des Glaukytes und Archikles 

den Schlufs auf die Wesensverwandtschaft des (Gerhard, Auserl. Vasenb. 3, 235/36), eine der 

„ „ . ^. , „„„„ .„,,„,„. figurenreichsten Darstellungen der kalydoni- 

*) Bezieht sich das Annali d. I. 1863 tav. AB5 (S. 104: S_ T j • j. rr l j J Au„_ 

i a ,■ ,o/. n o *a<« v t . u * t> i- • .V i. t i sehen Jagd, zeigt neun Helden an dem Aben- 

vgl. Annali 1869 S. 102) abgebildete Behef überhaupt auf ,, , 6 .-.'.. 6 . , • , ^ i j. ± 

die kalydonische Sage, so könnte man in der weiblichen teuer beteihgt; Ankaios, der sonst stets unter 

Gestalt am ehesten Gorge erkennen. dem Eber liegt, fehlt; an Seme Stelle hat der 






2609 Meleagros (in der Kunst) 

Künstler einen Hund gesetzt. Die Stellung der 
Inschriften ist seltsam und offenbar einem Miß- 
verständnis des Künstlers zuzuschreiben: Me- 
leager und zwei andere Haupthelden, Melanion 
und Peleus, befinden sich nach ihnen im Rücken 
des Tieres. 

Ganz aus diesem Kreise heraus fällt eine 
nichtgriechische rohe Vase aus Caere ( Mon. 
d. I. 6. 7 tav. 77. Annali 1863 223); hier ist 
der Eber von links nach rechts gerichtet, die 10 sehen Poesie 
Lücke über und unter ihm durch die beiden nur eine unter- 
Teile eines zerrissenen Hundes ausgefüllt. Zwei 
nur mit einem Schurz bekl eideteKeulenschwinger 
greifen das Tier an, ihnen folgt eine Frau, die 
ihren Bogen auf dasselbe Ziel gerichtet hat; 
die letztere scheint keinen Zweifel zu erlauben, 
dafs eine Darstellung der kalydonischen Jagd 
beabsichtigt ist. Für eine Anzahl anderer Ge- 
mälde, deren Beziehung auf unsere Jagd auf 
offenbarem Irrtum beruht, verweise ich 
Kekule S. 36. 

Unter den fünf mit Inschriften versehenen 
Vasen nennen alle Meleager bis auf Mon. d. I. 
11, 10, eine Amphora aus Tarquinii, die dem- 
selben Stile wie die soeben erwähnte Vase aus 
Caere angehört. Auf der linken Seite derselben 
kämpfen gegen den Eber Peleus und Kastor, 
rechts allein Melanion; unter dem Tiere liegt 
(nicht mit einer Inschrift bezeichnet) Ankaios. 
Dafs sich die Darstellung auf die kalydonische 30 lade, Paus. 5 
Jagd bezieht, ist danach klar; offenbar liegt 19, 2), mit Me- 
uns in ihr die Kopie eines figurenreichen, mit 
Inschriften ausgestatteten Gemäldes vor, dem 
unser Maler eine Anzahl ihm zusagender Ge- 
stalten entnahm. Ob er den von ihm ausge- 
wählten Helden die Originalinschriften beifügte 
oder darin infolge unentschiedener Stellung 
derselben irrte, steht dahin; verstanden hat er 
sie nicht, wie der Fehler Foqaog für Popy os 
beweist. Von Interesse ist für uns die Teil- 40 nisses zu dem 
nähme Melanions am Kampfe; von den fünf ^kalydonischen 
mit Inschriften ausgestatteten Vasen enthalten 
vier seinen Namen. Wir müssen daraus folgern, 
dafs er, ebenso wie Ankaios, in der alten Sage 
fd. h. der epischen Überlieferung) zu den Haupt- 
helden der aitolichen Jagd gerechnet wurde. 

Im Gegensatz dazu fällt das Fehlen Ata- 
lantes auf der Mehrzahl der schwarzfigurigen 
Darstellungen auf; unter den acht oben er- 



Meleagros (in der Kunst) 2610 

Stellungen alle dem epischen Sagenkreise an- 
gehören, fol- 



gern zu dürfen ; 
die Seltenheit 
ihres Auftre- 
tens aber 
zwingt zu der 
Annahme, dafs 
sie in der epi- 



geordnete 
Rolle spielte 
(vgl. Sp. 2604). 
Wie sie über- 
haupt unter die 
kalydonischen 
Jäger gekom- 
men,dafürhabe 
auf 20 ich schon oben 
die Darstellung 
der Francois- 
vase zur Er- 
klärung heran- 
gezogen: ne- 
ben Melanion 
erscheint sie 
hier (wie auf 
der 



leager hat sie 

direkt nichts zu 

thun. 

Für die 

Kenntnis der 
allmählichen 
Entwicklung 

ihres Verhält - 



wähnten Vasen zeigen sie nur zwei, die Fran- 50 tete Amphora 
coisvase und M us. Greg. 2, 90, beide als Lanzen- 
schwingerin. Gewöhnlich wird auch auf der 
Vase Dubois - Maisonneuve 61 in der letzten 
Figur links Atalante erkannt (vgl. Immerwahr, 
De Atal. 32 ). Da sich indessen diese Figur 
weder an Körperbildung noch an Kleidung 
und Farbe irgendwie von den Männern unter- 
scheidet, scheint es mir geratener, in ihr einen 
Bogenschützen zu erkennen, wie deren zwei 
auch die Vase des Klitias und Ergotimos auf- 60 
weist. Mit dem Bogen scheint übrigens Ata- 
lante erst zu einer Zeit ausgerüstet zu sein, 
in der die Amazonentracht für sie gebräuch- 
lich wurde. 

Dafs die Jungfrau bereits in der epischen 
Tradition als Teilnehmerin an der kalydonischen 
Jagd galt, glaube ich aus ihrem Erscheinen 
auf der Francoisvase , deren mythische Dar- 



^ 



Helden scheint 
mir ein sf. 
Vasengemälde 
von Wichtig- 
keit: ich meine 
die Münchener, 
früher vielfach 
falsch gedeu- 



(Gerhard, Aus- 
erleseneVasenb. 
3, 237), auf der 
der Ringkampf 
Atalantes mit 

Peleus in 
Gegenwart von 
vier Männern*) 
u. zwei Frauen 

*) Der Name 
des ersten Mannes 
rechts von Peleus 
ist beiläufig nicht 
Maorpoz {Immer- 
wahr S. 33), son- 
dern MHoyio; zu 
lesen. H ist Spi- 
ritus. 



(/, 



t% 



€? 



2611 Meleagros (in der Kunst) Meleagros (in der Kunst) 2612 

dargestellt ist. Die Darstellung weicht inso- Atalante und ein Keulenschwinger im Hinter- 
fern von allen anderen desselben Inhalts ab, gründe das Tier aus verschiedenen Richtungen 
als sie hinter der Mittelgruppe der beiden angreifen, und das in den Linien dieser Kom- 
Einger auf einer Bank Kopf und Fell eines P^ition verwandte eine Aufsenbild der Themis- 
Ebers zeigt, worin man nicht ohne weiteres schale (Gerhard, Auserl.Vasenb. 4, 327/28 ; , »eide 
mit KeTcule S 12 Anm. 2 eine confusio artificis bei Benndorf S. 108. 109). Die Darstellungen 
erblicken darf. Ich weife nicht, ob mein Ur- bestehen nur aus vier Figuren Bei dem me- 
teil durch mein Interesse beeinflufst ist, wenn lischen Relief störte den Kunstler offenbar die 
ich in der Beute nur die Trophäen der kaly- Beschränktheit des verfügbaren Raumes; die 
donischen Jagd sehen kann; Mopsos ist als 10 Waffen sind klein, fast wie Spielzeug, die 
Teilnehmer auf der Vase des Glaukytes ge- Figuren etwas gedrangt, sodafs man in *urcnt 
nannt, in dem Kwnv dort ist vielleicht Klv- schwebt, sie könnten eher einander als den 
uos zu erkennen. Urteile ich nicht falsch, so Eber verwunden Hiervon abgesehen ist die 
setzt diese Vase schon eine nicht unwesent- Komposition höchst eindrucksvoll und packend: 
liehe Entwicklung der kanonischen Sage mit gröfster Energie sind die Jager bei ihrer 
voraus, durch die Atalante in viel engere Sache und zu dieser Anspannung aller Kräfte 
Verbindung mit der Jagd und damit indirekt auf der einen Seite bildet einen wirkungsvollen 
mit Meleager gebracht war. Denn Kopf und Gegensatz der zusammenknickende Verwundete, 
Fell des Ebers sind hier in jedem Falle ihr dem alle Glieder wie gelöst erscheinen. Wie 
Eigentum, ob bestrittenes oder unbestrittenes 20 er zu benennen sei, ist eine ebenso gieicn- 
ist gleich und hängt von der Deutung ab, die gültige wie unentschuldbare Frage In dem 
man unserem Gemälde zu teil werden läfst. Keulenschwinger hegt es am nächsten The- 
Ich halte es nicht für unmöglich, dafs die seus zu erkennen; indes kann man sich doch 
Beute hier nur wie ein blofses Attribut der einiger Zweifel nicht erwehren, wenn man aut 
Atalante abgebildet ist und zu dem Ring- der Themisvase zwei Keulenschwinger sieht und 
kämpfe in keiner Beziehung steht; es liefsen die der unsrigen entsprechende Figur durch eine 
sich die Trophäen jedocV auch als der Gegen- Inschrift als Meleccyeog bezeichnet findet. Min- 
stand des Kampfes, als das aMov h fisam destens lehrt uns diese letztere Darstellung so- 
kh'usvov auffassen. Im letzteren Falle würde viel, dafs ein Attiker aus des Mitte des fünften 
Peleus der Doppelgänger der Thestiaden sein, 30 Jahrhunderts (denn dahin ungefähr _ gehört Vase 
der unzufrieden über den einem Weibe er- wie Relief ) in dieser Gestalt auch einen anderen 
teilten Vorzug, der Jungfrau das Geschenk als seinen Stammeshelden vermuten konnte. In 
des Siegers zu entreifsen sucht. Diese Stel- dem Beüschwinger des Reliefs ist Meleager zu 
lung Atalantes ist mit der epischen Tradition, erkennen, so ungewöhnlich diese Watte auch 
auf der die sf. Jagddarstellungen beruhen, für ihn ist; der ihm zugewiesene Platz cna- 
unvereinbar; ein Lyriker müßte es demnach rakterisiert ihn deutlich als die Hauptperson, 
o-ewesen sein, der der arkadischen Heroine Ich mache darauf aufmerksam, dais Atalante 
diese Rolle zuwies und damit die Grundlage auch hier noch getrennt von Meleager kämpft; 
für die euripideische Tragödie schuf; am nach- auf der Vase fehlt sie sogar, zum letzten Male: 
sten liegt es, an Stesichoros zu denken, der 40 für die Folgezeit, bildet sie einen integneren- 
mit Vorliebe peloponnesische Sagen behan- den Bestandteil der kanonischen Jagd 
delte (vgl. Setiiger, Die überlief, der griech. Die starre Komposition der st. Vasen- 

Heldensage bei Stesichoros 1 S. 3) und in den gemälde ist überwunden; wir stehen in der 
ovo&tacu auch des kanonischen Abenteuers Zeit, die, wie so vielen Darstellungen so auch 
gedacht haben mufs. der kanonischen Jagd das Vorbild schuf das 

Ein wesentlich anderes Bild zeigen uns die bestimmend auf die ganze Folgezeit wirkte 
Darstellungen aus der Blütezeit der griechi- Zwei Werke sind es, die uns mit Sicherheit 
sehen Kunst, die sich nicht blofs auf Gemälde auf den Kreis hinweisen dem der Schopter 
beschränken. Die Teilnahme Atalantes ist die dieser epochemachenden Komposition ange- 
Regel, Ankaios dagegen unter dem Eber fehlt; 50 hörte. Das eine bildet einen Teil des Frieses 
das Problem der Raumausfüllung wufste man an dem Heroon zu Gjolbaschi (iai. 7. 8 bei 
letzt in anderer Weise zu lösen, wie zur Zeit der Benndorf). Eine Menge von Jagern in den 
sf Vasenmalerei. Die archaische Kunst stellte verschiedensten Stellungen greift den in der 
den Eber in ungeheurer Gröfse dar, um da- Mitte befindlichen Eber an; vorn dem liere 
durch die Stärke und die Kraft des Tieres am nächsten, holt Meleager mit mächtigem 
auch äußerlich zu kennzeichnen; die Darstel- Schwünge zu dem entscheidenden Speerwurt 
lungen der entwickelten Kunst geben dem aus, vorsichtig, den Schild zur Deckung yor- 
Eber die natürliche Gröfse. Der verwundete haltend, folgt ihm Peleus - mit gezücktem 
Ankaios fand nun unter dem Bauche des Schwerte (vgl. Fhtlostratos d. jung. imag. ■«)• 
Tieres keinen Platz mehr; jetzt entstand ein 60 Hinter beiden richtet Atalante in höchster to- 
leerer Raum hinter dem Eber und dieser regung, nur mit den Spitzen ihrer Fufse die 
mufste durch einen Kämpfer ausgefüllt werden Erde berührend , ihren Pfeil auf den Eber 
(vgl. Benndorf, Heroon von GjölbascM S. 111). im Hintergrunde, dicht am Kopfe des neres. 
Während die Jäger früher durch den Eber schwingt Theseus mit beiden Händen seme 
nur in eine rechte und linke Gruppe ge- Keule. Diese Gruppe, die das Centrum der 
schieden wurden, zeigen die Darstellungen Komposition bildet wird za beiden Seiten von 
. jetzt zwei Gründe, so das Thonrelief von Me- einer Reihe von Jagern umgeben, die in der 
los (Ber. d. sächs. Ges. 1848 123 ff.), auf dem verschiedensten Weise sich an dem Ereignis 






2613 Meleagros (in der Kunst) 

beteiligen; ein wie schwerer Kampf dem ent- 
scheidenden Moment, vor dem wir uns un- 
mittelbar befinden, vorausging, deutete der 
Künstler durch drei verwundete Helden an. 
Vornehmlich bleibt unser Blick an dem auf 
der rechten Seite der Darstellung schlaff zu- 
sammengesunkenen Verwundeten, der von 
einem Gefährten aufrecht gehalten wird, 
haften; wir haben in ihm, wie analoge Dar- 
stellungen ergeben, den ungestümen Arkader 10 jedenfalls nicht viel 
Ankaios wiederzuerkennen. 

Geradezu frappant ist die Verwandtschaft, 
die man bei genauerer Vergleichung zwischen 
einzelnen Motiven dieses Reliefs und der Berliner 
Prachtvase {Gerhard, Apul. Vasenb. 9. Benn- 
dorf S. 111. Furtwänghr 3258) findet. Mitten 
in ein hügliges, terrassenförmig nach vorn zu 
abfallendes Terrain haben die Jäger den Eber 
gedrängt; sein Rumpf ist halblinks gewandt, 
der Kopf mit scharfer Biegung nach rechts : in 20 Komposition und Stil 
die Darstellung kommt dadurch eine grofse der Vase werden wir 
Lebendigkeit, da das Tier durch diese Stellung 
mehr günstige Angriffspunkte bietet. Meleager 
finden wir links oben in derselben Aktion, 
wie auf dem lykischen Relief, Atalante mufs 
sich etwas nach vorn beugen, da der Eber 
tiefer steht wie sie. Unterhalb Meleagers 
schwingt ein Jüngling sein Schwert gegen den 
Hals des Ebers; wir erkennen in ihm Peleus 

wieder, der auf dem Relief zwischen Meleager 30 neben Meleager, ver- 
und Atalante kämpft. Hinter dem Eber holt anlafst durch die ly- 
Theseus in der nämlichen Haltung wie auf dem 
Relief zum Schlage mit der Keule aus. Inter- 
essanter aber noch als die entsprechende 
Bildung der Hauptkämpfer ist die Überein- 
stimmung des rechts unten seinen Speer schleu- 
dernden Helden in Rückensicht mit dem aller- 
dings stark mifslungenen Jäger auf der vierten 
Platte des Reliefs, vor allem deshalb, weil 



Meleagros (in der Kunst) 2614 

wählerisch sein: er nahm willig, was sich 
ihm darbot und ver- 



wertete es, so gut er 
vermochte. 

Das Relief von 
Gjölbaschi, das der 
zweiten Hälfte des 
fünften Jahrhunderts 
angehört , und die 



spätere Vase weisen 
uns auf das Original 
eines attischen Mei- 
sters aus der Mitte 
deä fünften Jahrhun- 
derts. Nach dem Ab- 
hängigkeitsverhältnis 
der übrigen Teile des 
Frieses sowie nach 



auf Polygnot oder 
wenigstens auf den 
Kreis geführt, der von 
diesem gewaltigsten 
aller griechischen Ma- 
ler beherrscht wurde, 
vgl. Benndorf S. 112. 
Die Stellung Atalantes 



rische Version , die 
wir oben vermutungs- 
weise mit Stesichoros 
(auf den Polygnot, wie 
es scheint, mit beson- 
derer Vorliebe zurück- 
ging) in Zusammen- 
hang brachten, bleibt 




Figuren in solcher Stellung für diese Zeit zu 40 von nun an fest die 



den Seltenheiten gehören. 

Es ist evident, dafs Relief und Vasenbild 
auf ein Original zurückgehen; ebenso be- 
stimmt können wir behaupten, dafs dasselbe 
ein Gemälde war, dem das durchaus nach 
malerischen Prinzipien komponierte Vasenbild 
sehr viel näher steht, als das Relief. Denn 
für ein Relief von so grofser Längenausdeh- 
nung und so geringer Höhe sind die charak- 
teristischen auf ihm erscheinenden Typen nicht 50 dieser Bewaffnung, 
geschaffen; man ordnet sie im Geiste unwill- wie wir gesehen, nicht 
kürlich zu einer perspektivischen, unserem 
Vasengemälde ähnlichen Darstellung. Peleus 
ist auf dem Relief zwischen Meleager und 
Atalante geschoben. Er mufste mit seiner 
kurzen Waffe nahe dem Eber stehen; noch 
einen Platz weiter nach links würde der 
Schwertkämpfer einen komischen Eindruck 
hervorgerufen haben. Dem Speerwerfer in 
Rückensicht können wir auf dem Relief wegen 60 
der weiten Entfernung von seinem Ziele kaum 
noch Interesse abgewinnen; wie anders wirkt 
sein Genosse auf dem Vasenbilde! Die Ge- 
stalten unseres Reliefs, das eine grofse Fi- 
gurenzahl erforderte, sind, soweit es anging, 
einem grofsen Gemälde entnommen; der Bild- 
hauer, selbst kein originaler Kopf, konnte bei 
seiner Verlegenheit um packende Motive nicht 




ganze Folgezeit hin- 
durch. Der Arkader 
Ankaios begegnet zum 
ersten Mal auf der 
Berliner Vase mit dem 
Doppelbeil, das nun 
seine ständige Jagd- 
waffe bleibt; künst- 
lerische Tradition lag 




zu Grunde, auch hier 
er scheint also eine 
litterarische Überlie- 
ferung wirksam , der 
Euripides(ne).£x£cog S& 
diGTOfiov yevvv hnccXX' 
'Ayxaiog, Nauck* fr. 
530) folgte. 

Unter dem Einfiufs 
des polygnotischen 
Originals (wenn ich 
diese Bezeichnung in 
dem weiteren ob. ange- 
deuteten Sinne anwen- 
den darf) steht auch \- 

das Gemälde einer in ~ ' 

Bengazi gefundenen attischen Vase aus demEnde 



2615 Meleagros (in der Kunst) 

des fünften Jahrhunderts (s. die Abbildung), 
obwohl diese Komposition einem selbständigen 
Geiste entsprang, der seinem Vorbilde ungleich 
freier als etwa der Maler der Berliner Vase 
gegenüberstand. Sie gehört trotz ihrer flüch- 
tigen Zeichnung zu den schönsten, die wir 
aus dem Altertum besitzen; es giebt über- 
haupt wohl nur wenig Kunstwerke, in denen 
eine Vereinigung der heftigsten Bewegungen 
mit einer vollendet schönen und freien sym- 
metrischen Gruppierung in derselben Weise 
gelungen ist, wie hier. In des Theseus Stel- 
lung finden wir hier einen Jüngling mit strup- 
pigem Haar, der mit einem Beile zum Schlage 
auf den Eber ausholt (vgl. den Theseus im 
Westgiebel des Zeustempels zu Olympia), ohne 
Zweifel den wilden Arkader Ankaios; Theseus 
schwingt links von ihm am Kopfe des Tieres 
seine Keule (vgl. Ärchäol. Zeitg. 1876 Taf. 1). 



Meleagros (in der Kunst) 2616- 

die genau entsprechende Darstellung des Hun- 
des, die jeden Gedanken an zufällige Über- 
einstimmung ausschliefst. Neu ist die Dar- 
stellung des Ankaios, der hier nicht durch 
den Eber fallend gedacht ist; wir werde« ihm 
später in derselben Situation auf griechischen 
Sarkophagen begegnen. 

In wesentlichen Punkten abweichend ist 
die Komposition des Giebels am Tempel der 
10 Athena Alea zu Tegea. Leider haben die 
Ausgrabungen nur geringfügige Fragmente er- 
geben, die auf die Anlage des Ganzen wenig 
Licht werfen; in der Hauptsache bleiben wir 
nach wie vor auf die Pigurenaufzählung des 
Pausanias 8, 45,6— I angewiesen. Nach dieser 
würde, vorausgesetzt, dafs wir aus der auf 
allen griechischen Denkmälern übereinstim- 
menden Richtung des Ebers nach links be- 
rechtigt Bind, dieselbe auch für das tegea- 




3) Die kalydon. Jagd auf der Vase aus Bengazi (nach Annali deW Inst. 1868, Tar. LM). 



Meleager stürmt, zwei Speere fest mit beiden 
Händen fassend, von links auf das Tier zu, 
von rechts in entsprechender Bewegung einer 50 
seiner Gefährten. Atalante steht etwas ober- 
halb von ihm in derselben Haltung, wie auf 
der Berliner Vase. An der höchsten Stelle des 
hügligen, nach vorn zu abfallenden Terrains 
sitzt, zum Teil durch ein Felsstück verdeckt, 
Artemis. Fast scheint es, als ob ihr ein junger 
Jäger (oder Treiber) Vergnügen bereite, der 
mit Erstaunen und Grauen die Jagd verfolgt; 
wie gebannt sind seine Blicke auf den Kampf 
gerichtet, indes sein Instinkt ihn forttreibt aus 60 
der gefährlichen Nähe. Wir haben also eine 
völlig neue Komposition vor uns, freilich mit 
gröfstenteils schon geschaffenen Typen: den 
Helden rechts vom Eber (nach dem die ihm 
fast vollständig symmetrische Gestalt des Me- 
leager gebildet wurde) sehen wir auf derselben 
Stelle der Berliner Vase, neben ihm den Kämpfer 
in Bückenansicht ; besonders frappierend ist 



tische Relief anzunehmen (was nach Treus 
letzten Untersuchungen völlig gesichert sein 
soll, Antike Denkmäler IS. 22), sich fol- 
gende Rekonstruktion ergeben. Pausanias zählt 
auf der einen Seite Atalante, Meleager, The- 
seus bis Kometes auf; diese standen also auf 
der linken Giebelhälfte, nach der der Eber 
sich richtete; die rechte nahmen die Jäger 
von Ankaios bis Peirithoos ein. Der Gruppe 
'Ayuaiov {%ovxa rjSr\ TQavfiaTa xc« äcpsvrce xbv 
TtkXimv üvi%cov iatlv "Eico%og "mufs auf der 
linken Seite mit Notwendigkeit eine ähnliche 
entsprochen haben, vgl. UrlicJis, Skopas 22. In 
der That nennt Pausanias Telamon mit Pe- 
leus unmittelbar zusammen (TsXctficöv tt xal 
nrjlivg); hei Ovid. Metam. 8, 378 — 380 aber 
lesen wir, dafs Telamon bei Verfolgung des 
Ebers über eine Baumwurzel stolperte und von 
Peleus aufgerichtet wurde. Danach kann kein 
Zweifel darüber bestehen, dafs Peleus und Tela- 
mon von Skopas in dieser Situation dargestellt 



2617 Meleagros (in der Kunst) Meleagros (in der Kunst) 2618 

waren, ein Fall, der die Art, in der bei Pau- Rumpfes mufs sich auf der rechten Giebelseite 
sanias Kunstwerke beschrieben werden, un- befunden haben (vgl. Treu, Mitteil. d. athen. Inst. 
angenehm beleuchtet; wir sehen wieder, dafs 6 1881 S. 403/4), den Baum darüber mag, wie 
wir eine Beschreibung vor uns haben, der in der Thonform, ein dem Rücken des Tieres 
flüchtige, an Ort und Stelle hingeworfene No- aufsitzender Hund ausgefüllt haben; die An- 
tizen zu Grunde liegen, die der Autor später deutung einer Höhle anzunehmen wird man 
bei der Ausarbeitung durch sein Gedächtnis sich nur schwer entschliefsen. Die Giebelecken 
ergänzen zu können hoffte. stellt sich Urlichs, Skopas 20 mit Buschwerk, 
In den beiden Gruppen haben wir zwei Stephani, Compte-rendu 1867 S. 81 mit Hunden 
feste Punkte gewonnen, von denen aus wir 10 ausgefüllt vor, nicht gerade glückliche Aus- 
die Stellen der bei Pausanias aufgezählten wege aus der Verlegenheit, die uns Pausanias 
Helden bestimmen können: es müssen Poly- bereitet. Peirithoos freilich und der ihm ent- 
deukes und Kastor, Iolaos und Amphiaraos, sprechende Thestiade können in den Ecken 
Prothoos und Hippothoos, Kometes und Peiri- nicht gelegen haben. Auf die überlieferten 
thoos einander entsprochen haben. Thatsäch- Namen einzelner Gestalten ist indessen bei 
lieh schliefst Pausanias das Verzeichnis der den inschriftlosen Giebelgruppen kein Gewicht 
Jäger auf der linken Hälfte mit Kometes und zu legen: für sie existierte nur eine mündliche 
bezeichnet Peirithoos ausdrücklich als den letz- Tradition, wenn die in den Bauurkunden des 
ten auf der anderen Seite. Für die Mitte bleiben Erechtheion sich findende Bezeichnung als nor- 
demnach von rechts gezählt Atalante, Meleager, 20 mal gelten darf. Vermutlich werden liegende 
Theseus, also in umgekehrter Reihenfolge wie Ortsgottheiten die Ecken ausgefüllt und Pein- 
auf den von dem polygnotischen Gemälde ab- thoos wird, wie zu Olympia in eine unverdient 
hängigen Kompositionen. Indes darf uns das imposante, hier in eine ebenso unangemessene 
nicht irre machen. Den Arkadern galt Ata- Situation geraten sein. 

lante als die Bezwingerin des Tieres, in dem- Dafs Skopas das polygnotische Gemälde 
selben Tempel wurden die Hauer des kalydo- kannte, ist selbstverständlich; wir dürfen an- 
nischen Ebers gezeigt (46, 1), die sie als Sieges- nehmen, dafs er nach ihm die Gruppe des 
preis davongetragen hatte; für sie werden die verwundeten Ankaios und Epochos gebildet 
Tegeaten in dieser Darstellung einen hervor- hat, die wir auch auf dem lykischen Heroon 
ragenden Platz gefordert haben, nicht hinter 30 im Rücken des Ebers finden. Auf dem Ber- 
Meleager, sondern dicht am Eber. Wie wir liner Vasenbilde ist ein früherer Moment dar- 
uns die Komposition vorstellen können, dafür gestellt; Ankaios sinkt, in die Brust getroffen, 
bietet uns einen Anhalt die Thonform für ein zurück, das Beil ist seiner Hand schon ent- 
Relief mit giebelförmigem oberen Abschlufs fallen; der Jüngling links hinter ihm hat nicht 
aus der Sammlung Greau, auf deren Verwandt- auf das Jagdtier, sondern auf den yerwundeten 
schaft mit dem Skopasschen Werk Furtwängler seinen Blick gerichtet, er wird im nächsten 
im Jahrb. des Dtsch. archäol. Inst. 7 Anzeiger Augenblick zu seiner Hülfe herbeispringen. Me- 
S. 106/7 hingewiesen hat. Mitten hinter dem leager kann nach seiner Stellung im Giebel nur 
Eber steht Atalante, beide Arme erhoben, so- in derselben Haltung wie auf der Thonform 
dafs man nur ein Schwert oder ein Messer in 40 dargestellt gewesen sein; Atalante in der 
ihren Händen voraussetzen kann, wie sie es Mitte erinnert an die Darstellung des melischen 
auf dem melischen Thonrelief führt; links von Reliefs. 

ihr Meleager, mächtig zum Wurf mit dem Die Gruppe des Telamon und Peleus be- 
Speer ausholend (wie auf der Berliner Vase gegnet bei Skopas zum ersten und einzigen 
3258 und dem Relief von Gjölbaschi). Ahn- Mal; sie mag seine eigenste Erfindung sein, 
lieh dürfen wir uns diese beiden auf dem indessen liegt die Annahme näher, dafs Bie 
tegeatischen Giebel denken, Atalante eben- in Anlehnung an eine litterarische Uberliefe- 
falls mit einem Schwerte, da sie bei ihrer rung, auf die uns Ovid weist, von ihm ge- 
Stellung in der Mitte unmöglich einen Bogen schaffen ist. 

führen konnte. Darin aber kann ich Furt- 50 Für die spätere griechische Kunst ist das 
wängter nicht folgen, wenn er Theseus rechts polygnotische Gemälde bestimmend geblieben, 
von Atalante dem Meleager entsprechend stellt; Ich will bei der Vase Fontana (Gerhard, Apul. 
wollen wir überhaupt eine Rekonstruktion ver- Vaserib. A4), die, wenn überhaupt echt, j eden- 
suchen, so dürfen wir ihre Basis, die Beschrei- falls sehr stark übermalt ist, nicht länger ver- 
bung des Pausanias, unter keinen Umständen weilen; in viel höherem Grade verdienen unsere 
verlassen; nach diesem Bericht aber stand Aufmerksamkeit drei griechische Sarkophage, 
Theseus auf derselben Seite wie Meleager, also deren Reliefs bis auf unwesentliche Einzel- 
auf der linken, unmittelbar neben ihm. Die heiten übereinstimmen. Der eine befindet sich 
Ungleichheit der beiden Teile in der Figuren- zu Catania (Houel, Voyage pittoresque 2 , 138), 
zahl bleibt also bestehen, wenn nicht gerade 60 der andere in Villa Alticchiero (Rosenberg, 
bei Pausanias ein Fehler vorliegen sollte, den Alticchiero pl. 26 S. 60, mit Restaurationen 
wir nachzuweisen jedenfalls nicht imstande von Canova); der dritte 13t 1890 aus Patras ins 
sind; wir müssen annehmen, dafs die Art der athenische Centralmuseum gekommen (Eyrjii. 
Gruppierung die Unterschiede der Zahl aus- ciqx- 1890 mv. 9) Die beiden ersteren Sarko- 
geglichen hat. Der Eber nahm nicht genau phage sind vielfach restauriert, doch schon 
die Mitte ein, wie Pausanias ausdrücklich an- das Auftreten Atalantes würde es über jeden 
giebt, er stand v.aza, pecov [laliera, d. h. un- Zweifel erheben, dafs wir eine Darstellung der 
gefähr in der Mitte; der gröfsere Teil seines kalydonischen Jagd vor uns haben, obwohl als 



2619 Meleagros (in der Kunst) Meleagros (in der Kunst) 2620 

Jagdobjekt anfdem ersten Sarkophage ein Löwe, nicht zu rechtfertigen vermögen. Ich schliefse 
auf dem zweiten ein Stier erscheint. Überein- mit der Behandlung einiger auf Meleager be- 
stimmend auf allen dreien spannt Atalante links züglicher Monumente, mit denen ich die Be- 
ihren Bogen, genau wie auf der Berliner Vase trachtung der Jagddarstellungen nicht unter- 
3258: die Ähnlichkeit mit dem Vasenbilde er- brechen wollte. 

streckt sich bei den Reliefs in Catania und Vor allem verdient die Amphora aus Ar- 
Alticchiero bis auf ihren Jagdhund, der die mentum, die zuerst von Forchhammer, Arch. 
Vorderfüfse gegen den Boden stemmt, als Zeit. 1867 S. 97 ff. und Retorte, Strenna fasto- 
scheue er noch vor dem Angriff; auf dem sa offerta a G. Henzen 1867 richtig gedeutet 
Sarkophag von Patras eilt er auf den Eber 10 ist, unsere Aufmerksamkeit; sie bietet uns das 
zu. Ebenso auffallend stimmt Meleagers Be- erste und bis jetzt einzige Vasenbild, das den 
wegung auf den Sarkophagen mit der auf Tod Meleagers darstellt. In einer von Säulen 
dem Berliner Vasengemälde trotz der ganz getragenen Halle sitzt der unglückliche Jüng- 
veränderten Entfernung vom Eber. Auf Me- ling mit allen Zeichen eines verzehrenden 
leager folgt auf dem Sarkophag von Patias Schmerzes, die Linke am Haupte, die Rechte 
ein Jäger, der mit gefälltem Speer das Tier weit von sich streckend. Seine Geschwister 
auffangen will (vgl. den Meleager auf der Tydeus und Deianeira unterstützen ihn sorg- 
Vase von Bengazi; dieselbe Gestalt auf dem lieh; in der mit allen Zeichen der Aufregung 
Sarkophag in Lyon, der gleichfalls in diesen herbeieilenden verschleierten Frau hat man 
Kreis gehört, aber nach den Adonisdarstel- 20 Althaia, Kleopatra oder eine zweite Schwester 
hingen umgearbeitet ist, Miliin, Gal. mythol. Meleagers erkennen wollen. Aufserhalb der 
103, 411); vor ihm liegt ein bärtiger Mann, Halle, etwas tiefer, steht Oineus, auch er in 
in dem wir den verwundeten Ankaios wieder- heftigem Schmerz die linke Hand an sein 
zuerkennen haben werden. Vielleicht ist es nur Haupt legend; im Vordergrunde sitzen mit 
falsche Rekonstruktion, wenn auf dem Relief ähnlichen Zeichen der Trauer zwei Jagd- 
AlticchierodieentsprechendeGestaltbeideArme genossen des Helden, Peleus und Theseus. 
nach dem Verwundeten ausstreckend erscheint; Rechts oben sehen Aphrodite, und Eros dem 
über die Figur auf dem Relief von Catania Ende ihres Schützlings zu. Diese Stelle schon, 
kann man nach Hoitels Zeichnung nicht ur- die den beiden Gottheiten angewiesen ist, läfst 
teilen, im Text S. 136 ist sie als tres-mütilee 30 darauf schliefsen, dafs wir in unserem Ge- 
bezeichnet. Über dem Liegenden, dicht vor dem mälde nur einen Teil einer reicheren Kompo- 
Eber, zeigen alle drei Reliefs eine Meleager sition vor uns haben und der neben Eros zu 
in ihrer Haltung entsprechende Gestalt; hinter lesende Name <!>&6vos stützt diese Annahme, 
dem Kopfe des Tieres sehwingt ein Held eine Denn eine . Bezeichnung des Eros als <frfrdi>os 
Keule: wir erkennen in ihm den Theseus der mufs ich allerdings mit M.Mayer, Be Eurip. 
Berliner Vase wieder. Ihm folgt ein Genosse mythop. 79 als ganz irrationell zurückweisen; 
in ähnlicher Thätigkeit; auf dem Sarkophag die Inschrift weist auf eine Vorlage, auf der 
in Catania ist seine Waffe nicht kenntlich, eine Gestalt im Charakter etwa des Oistros 
auf den Reliefs von Alticchiero und Patras der Medeavase dargestellt war. 
schwingt er ein Beil — wir haben den An- 40 Schon Mayer hat für seine Erklärung ' der 
kaios der Vase aus Bengazi vor uns. Für die Inschrift die Darstellung einer jetzt verschol- 
Deutung des Gefallenen geraten wir damit in lenen apulischen Amphora herangezogen, von 
Verlegenheit, man könnte versucht sein, an der sich eine Pause im Besitz Heydemanns 
Telamon zu denken. Indes eine Entlehnung befand, die ich durch dessen Güte einsehen 
aus dem entlegenen tegeatischen Giebelrelief durfte. Meleager überreicht hier der vor ihm 
ist ganz unwahrscheinlich, um so mehr, als sitzenden Atalante das Fell; mitten über beiden 
der von jeder Restauration freie Sarkophag schwebt Eros mit einer Kette in den Händen, 
aus Patras gar nicht eine Gruppe , wie bei Hinter Atalante steht, das rechte Bein auf eine 
Skopas, sondern nur einen vor dem Eber Erhöhung gestützt, etwas nach vorn geneigt 
liegenden Jäger zeigt; es scheint mir zweifei- 50 und die Linke wie um zu warnen ausstreckend 
los, dafs diese Gestalt in letzter Linie auf eine Frauengestalt, zu ungenügend für eine 
dieselbe Quelle zurückgeht, aus der die Ber- sichere Deutung charakterisiert; möglich, dafs 
liner Vase ihren Ankaios links unterhalb des mit ihr Aphrodite gemeint ist. Den Schlufs 
Ebers hat Nach einem Namen für ihn dürfen dieser Reihe bildet ein Pädagog und eine ge- 
wir nicht suchen, wir müssen uns bei dieser flügelte Figur unbestimmten Geschlechts im 
Gattung von Kunstwerken bescheiden, nur nach Chiton, eine brennende Fackel und ein Schwert 
Typen zu fragen. in den Händen: sie ist der tiffrövog, den wir 
Wir scheiden damit von den Darstellungen für das Vorbild der Amphora In Ärmentum 
der kaly donischen Jagd; ein griechischer Sarko- voraussetzen müssen. 

phag aus Delphi, der gleichfalls der eben be- 60 Was sich noch von griechischen Monu- 
handelten Reihe angehört ('Eqijjfi. «e%. 28,1026), menten aus unserem Kreise findet, ist kunst- 
ist leider so verstümmelt, dafs ich mich hier mythologisch kaum von Wert und mag daher 
mit seiner Erwähnung begnügen mufs. Die nur anhangsweise ganz kurz erwähnt werden. 
sehr zahlreichen römischen Sarkophage glaube Zweifelhaft ist mir die Beziehung einer Vase 
ich hier ganz übergehen zu dürfen; für die im British Museum (Catalogue 1,930) auf eine 
Entwicklungsgeschichte unserer Sage sind sie Unterredung von Meleager und Atalante, wahr- 
zu unbedeutend und ihr künstlerischer Wert scheinlicher, dafs eine Hydria von Cumae (Bulle- 
würde eine Besprechung an dieser Stelle auch Uno NapoJ. 1857 tav. 1) in ihrem unteren Teile 



2621 Meleagros (in der Kunst) 

den Auszug zur Jagd darstellt, während in der 
oberen Reihe Meleager und Atalante in einer 
beide nachdenklich stimmenden Unterredung 
erscheinen. Meleager seiner Geliebten das Fell 
des Ebers überreichend ist dargestellt auf einem 
Mosaik zu Lyon, Miliin, Gal. myth. 146, 413*; 
die linke Seite des delphischen Sarkophag- 
reliefs wird eine ähnliche Darstellung ent- 
halten haben. Auf der rechten Seite eines 



Melerpanta 



2622 



Man kann bei der Darstellung im Zweifel sein, 
ob einer der Thestiaden schon ermordet ist 
und Meleager sich also hier verantwortet, oder 
ob die Scene das Urteil des Königs über den 
Siegespreis vorstellen soll; dürfte man bei 
einem solchen Werke auf Althaias Haltung 
Gewicht legen, so würde ich das letztere an- 
nehmen. [Ernst Kuhnert.] 

Meleia \Mi\Uta), Beiname der Aphrodite 



Sarkophags in Wobum Abbey (8 = Beger, 10 (A<PPO • MHAEIA) auf einer Münze des Com 



Meleagrides 19, 2. Cod. Pigh. 214 bei Jahn, 
Ber. d. sächs. Ges. 1868 225. Michaelis, Ancient 
marbles S. 733 nr. 1 10) hat Atalante von Me- 
leager zur Anerkennung ihrer Tapferkeit den 
Kopf des kalydonischen Ebers bereits erhalten. 
Zwischen den Liebenden steht ein kleiner Eros, 
hinter demselben eine männliche Figur, die ein- 
dringlich auf Meleager einzureden scheint. Einer 
Künstlerlaune entsprang das Mosaik von Hali- 



modus von Magnesia am Maiander. Die Göttin 
ist dargestellt mit Scepter und Granatapfel 1. h. 
stehend, hinter ihr der geflügelte Eros mit er- 
hobenen Händen, Lübbecke, Zeitschr. f. Num. 12 
(1885) p. 318 Taf. 13, 6. Imhoof, Monn. gr. p. 292 
nr. 91, hier irrtümlich unter M. Aurel, was von 
Imhoof, Griech. Münzen p. 119 berichtigt wird. 
Häberlin, Studien zur Aphrodite von Melos. 
Gott. 1889 p. 44 ff. hält diese Darstellung für 



karnassos {Bull. deW Inst. 1860 105. Newton, 20 eine, wenn auch nicht unmittelbare Replik der 



Discov. 2, 1, 283), auf dessen einer Hälfte Me- 
leager und Atalante (inschriftlich bezeichnet) 
zu Pferde einen Löwen und einen Leopard 
jagen, während auf der anderen Seite Aineas 
und Dido gegen zwei nicht minder gefährliche 
Raubtiere anstürmen. 

Von Münzen (vgl. Mionnet, Bescr. 3 S. 290 
—300, Suppl. 6 S. 204. 418—431) ist mir aufser 
Friedländer- Sallet, Berliner Miinzkab? nr. 193 



Aphrodite von Milo und übersetzt iirilsiu dem- 
entsprechend „Aphrodite von Melos"; ebenso 
Ravaisson, Venus de Milo 1892 p. 109 „Venus 
des Meliem". Dagegen erklären Imhoof, Monn. 
gr. a. a. O. und Furtwängler, Meisterwerke der 
griech. Plastik p. 624 Anm. 2, dafs unter der 
nier dargestellten Aphrodite firjlsCu nur Aphro- 
dite mit dem Apfel verstanden werden kann. 
Einige Münzen, auf denen Aphrodite den Apfel 



keine bekannt, die mit Sicherheit auf Meleager so als Attribut führt, verzeichnet Häberlin p. 47 



zubeziehenwäre*);die einschlägigen Gemmen 
sind behandelt von Stephani, Compte-rendu 
1867 S. 102ff. Eine Reihe von Statuen, die 
alle denselben Typus repräsentieren, hat der- 
selbe a. a. 0. S. 101/2 zusammengestellt. Unter 
den bei Kekule S. 45f. behandelten etruski- 
schen Werken ist von Interesse nur die dort ab- 
gebildete Urne mit einer bisher ganz allein da- 
stehenden Darstellung des Meleager vor Oineus 



einige andere giebt v. Schlosser, Num. Zeitschr 
25 (1894) p. 16 nr. 24; p. 19 nr. 34. [Drexler.] 

Meleie (MsUitj), Tochter des Okeanos und 
Gemahlin des Inachos, dem sie den Aigialeus 
(s. d.) gebar, = Melia (s. d.), Etym. M. 122, 12. 

[Höfer.] 

ffleleios (MjjJUtos) , Beiname des Herakles, 
dem man einst, als der für das Opfer be- 
stimmte Stier entflohen war, einen Apfel 



undAlthaia. Das Herrscherpaar sitzt auf einem 40 opferte , indem man vier Zweige unterlegte. 



Throne, zu beiden Seiten stehen zwei Jüng- 
linge, offenbar Brüder Althaias, der linke mit 
traurigem Ausdruck, der rechte den Griff seines 
Schwertes fassend. Mit finsterer Miene, die 
geballte Rechte gegen Meleager ausstreckend, 
sieht Oineus auf seinen Sohn, der ihn fest an- 
blickt, mit der Rechten einen Speer, auf der 
linken Schulter den Kampfpreis, des Ebers 
Kopf, haltend; hinter ihm, wie eindringlich 



So entstand von wohlfeilen Dingen das Sprich- 
wort: Mrjlsios 'HQcmXfis, Suid. s. v. Append. 
prov. 3, 93. Zenob. 5, 22 (Mijlov 'Hgaxlfig). 
Vgl. Melon. [Stoll.] 

Meleos? (Meleög"!), Pelasger, dem ein Ora- 
kel zu teil wurde, in dem es hiefs: itüacc yrj 
narqCg; Mnas. u.Bionys. Ghalc. b. Zenob. prov. 
5, 74 u. Leutsch z. d. St. Vgl. auch F. R. G. 
ed. Müller 3, 157. 4, 394 u. Strab. 225f. Ist dieser 



zu Oineus redend, streckt einer seiner Ge- 50 M. identisch mit Maleos (s. d.)? Vgl. auch 

-■ — - Lobeck, Aglaoph. p. 585 f. Anm. m. [Röscher.] 

Melerpanta lautet auf einem wahrscheinlich 
aus Praeneste stammenden Spiegel die einer 
jugendlichen männlichen Figur beigegebene 
Inschrift (Abbildungen des Spiegels: Monum. 
d. inst. 6 Taf. 29 nr. la, dazu J. Boulez, Le 
depart de Bellerophon in Annali d. inst. 31 
[1859] S. 135 ff. mit Nachtrag Miroir Bepoletti 

nr. 97 PI. 5 ist, da die Münzen dieser Stadt sich vor- ™ BullettinO d. inst. 1860 S 204 f.; Bitschi, 

wiegend auf Aphrodite und ihren Kreis beriehen, wohl 60 Ppscae latimt. monum. epigr., Supplem. enarra- 

eher Adonis. Denselben Typus auf Münzen von Bphesos Uonis Sp. 102 ;_ Gerhard, Eitrusk. Spiegel & 
und Samos erklärt Head, Jiiit. num. p. 498 u. 518 als 
„Ändroklös the colonizer of Ephesus and Samos, spearing 
the wild boar". Gardner, The types of the ffreek coins ver- 
zeichnet zwar im Index p. 216 Meleager als Typus einer 
Münze der Aitoler, PI. 12, 38. In der Tafel 12 bei- 
gegebenen Beschreibung bezeichnet er die Barstellung 
aber einfach als „Aitolian warrior leanxng on hunting- 
spear". Drexler. 



fährten die rechte Hand vor: er verteidigt 
den Helden. Links am Ende steht Atalante 
mit Doppelbeil, bekränzt, in einer Haltung, 
die ihre Erregung über den Vorgang ausdrückt. 

*) Mir ist kein einziger Münztypus bekannt, der 
sicher den Meleager darstellt. Der „Meleager attacklng 
the wild boar with a hunting-spear" einer Münze von Aphro- 
disias bei Fox, Engr. of unpubl. or rare gr. coins 2 p. 16 



Taf. 333, dazu S: 76 ff. 'Bellerophons Auszug'; 
die Beischriften allein: Bitschi a. a. 0. Taf. 11 o, 
dazu Enarr. Sp. 16; C. I. L. 1, 60; Fabretti, 
G. I. Ital. 2726 ter b [S. CCXLIV] ; Garrucci, 
Sylloge inscr. lat. 537; G. I. L. 14, 4100). Das 
Bild des Spiegels zeigt folgende Darstellung 
(s. nachstehende Abbildung nach Monum. d. 



2623 



Melerpanta 



Melerpanta 



2624 



imt. a. a. 0.): links (vom Beschauer gerechnet) 
sitzt, nach rechtshin gewandt, auf einem Thron- 
sessel ein bärtiger Mann (Beischrift: OINO- 
MAVOS) mit entblöfstem Oberleibe, der mit 
der Rechten ein langes Scepter aufstützt, die 
Linke aber mit vorgehaltenem Zeigefinger zu 
einem rechts stehenden Jünglinge erhebt; 
dieser (Beischrift: MELERPANTA), mit rück- 
wärts hinuntergeworfenem Hut, zurückge- 
schlagener Chlamys, umgehängtem Wehr- 
gehäng und hohen Jagdstiefeln, einen einst- 
weilen nicht näher zu bestimmenden Gegen- 
stand in der rechten Hand haltend, scheint 
reisefertig im Fortgehen begriffen 
zu sein und wendet sich dabei 
noch einmal dem sitzenden 
Manne zu; mit der linken 
Hand scheint er ein 
zwischen beiden Per- 



ten hierher gehörigen Mythen nicht_ vor- 
kommenden Namen Oinomaos und Ario zu- 
nächst nicht berücksichtigt, die von lioulez 
(Annali a. a. 0.) und Gerhard aufgestellte 
Deutung, dafs der Abschied des Bellerophon 
von König Proitos von Tiryns vor seiner Heise 
zu König Iobates von Lykien dargestellt sei: 
der König erteilt, wie es scheint, dem mit 
seinem ungeduldig des Aufbruchs harrenden 
10 Flügelrösse Pegasos zur Reise aulbrechenden 
jungen Helden noch Weisungen für de» Weg; 
der Gegenstand in der Rechten Bellerophons, 
dessen Benennung vorhin unbestimmt gelassen 
wurde, ist das mit Bändern um- 
wickelte verhängnisvolle Dipty- 
" an, das in geheimer Zei- 
chenschrift die Weisung 
Königs Proitos an seinen 
Schwiegervater Ioha- 




sonen sichtbares 
Flügelrofs (Bei- 
schrift: ARIO) am 
Zügel zu halten. 
Dafs Meler- 
panta eine 

altlateinische 
Form des Na- 
mens BsXIiqo- 
cpovrrjg ist, er- 
kannte Bitschi 
(De fictilibus 
lateralis Latino- 
rum antiquissimis. 
Bonner König- 
Geburtstags- Progr. 
1853 S. n\=Opusc. 
4 S. 295f.] = Prise, 
lat. mon. epigr. Sp. 16; 
vgl. Mommsen im Archäol. 
Anzeiger 1859 Sp.87*, Fleck- 
eisen in N. Jahrbb. f. Phil. u. 
Paed. 93 [1866] S. 2 und 8, und 
Bitschi, Opusc. 2 S. 342 f. Anm.***> 
indem er zur Erklärung eine andere 
altlateinische, auf Grund der hand- 
schriftlichen Überlieferung bei Plautus 
herzustellende Form desselben Namens 
Beleropanta heranzog ('In Bacchi- 
dibus enim v. 810 cum bello rophan- 
tem iam antiquissimus codex Palatinus' 

[der cod. 'vetus' Camerarii Palatinus 
nunc Vaticanus saec. XI] 'praestet, ubi 

additam iam syllabam repugnare nume- 

ris pridem intellectum est, hanc quidem proelivi 

coniectura e tali dittographia repetimus bello- 

tam 

rophantem, Plautinus versus ut huiusmodi olim 
fuerit: A, Bellerophantam tüos me fecit filirn. 
Quodsi ipsa Plautina aetate nee geminatum 



Melerpanta, Oinomavos, 

Ario auf einem (prae- 

nestinischen) Spiegel 

(nach. 3fonum. d. inst. 

6 Taf. 29 nr. 1 a). 



tes enthielt, Bellero- 
phon zu töten (das 
Nähere über den 
Aufenthalt ßelle- 
rophons bei Proi- 
tos und über 
seine Sendung 
zu Iobates s. 
Bd.lSp. 768ff.; 
die Bildwerke, 
welche den Aus- 
zugBellerophons 
von Proitos dar- 
stellen, hat B. 
Engelmann in.Anw. 
d. inst. 46 [1874] 
S. 10 ff. nr. 13— 23 zu- 
sammengestellt). Die 
Erklärung der Beischrif- 
ten Ario und Oinomavos 
macht Schwierigkeiten. Der 
dem Flügelrofs gegebene Name 
Ario kann zweifellos nur der- 
jenige des aus dem Adrastos- 
Mythus bekannten Rosses Areion 
sein. Um seine Verwendung für 
Bellerophons Flügelrofs Pegasos zu 
erklären, weist Boulee (Annali 
S. 138) zunächst daraufhin, dafs so- 
wohl Areion als Pegasos von Posei- 
don abstammten (s. Areion oben 
Bd. 1 Sp. 475 ff. [Stoll] und in Pauly- 
Wissowas Bealencyclop. 1, 3 Sp.621ff. 
[Tümpel], und Pegasos). Ferner ist es 
nach seiner Ansicht nicht unmöglich, dafs in 
einer sikyonischen Fassung des Mythus von der 
Besiegung der Chimaira durch Bellerophon das 
Flügelrofs, dessen sich der Held bediente, 
Areion war; jedenfalls habe die Id^ntificierung 
von Pegasos und Areion nichts Auffälliges (die 



nee aspiratum esse memineris, a MELERPANTA 60 Abbildung der Chimaira auf Münzen von Sikyon 

. *• ii- l J_ Ttl r 1_ * DJ -t O OH A *7 10 SP ~D 1/ *■# artet 

nomine, quod est in speculo, tarn prope Plau- 
tina BELEROPANTA forma .abest, ut praeter 
extritam, ut multis exemplis aliis, copulam 
vocalem nihil discriminis nisi pro m labiali 
labialis 6 restet'). Das Bild führt uns also 
offenbar eine Scene aus dem Kreise der Belle- 
rophon-Mythen vor Augen; ungezwungen er- 
giebt sich, wenn man die in den uns bekann- 



[s. z. B. Bd. 1 Sp. 894 Z. 13ff. B. V. Beod, 
Historia numorum. Oxford 1887 S. 345f.j 
lasse vermuten, dafs die Erzählung von dem 
Zuge des korinthischen Heros gegen jenes 
Ungethüm in dieser Nachbarstadt Korinths in 
Ansehen stand; Areion aber war das Rofs, 
das dem Könige Adrastos von Sikyon im Kampfe 
gegen Theben diente und ihm das Leben rettete, 



2625 



Melerpanta 



Mek 



2626 



s. Bd. 1 Sp. 476 Z. 34 ff. Pauly 
Bealencyclop. 1, 3 Sp. 622 Z. 54 ff.; auf Kunst- 
denkmälern scheint Areion bisweilen geflügelt 
dargestellt worden zu sein [vgl. Boulez S. 138f. 
Anm. 3], während die Schriftsteller hiervon 
nichts wissen). Für Oinomavos versucht Boulez 
in den Annali (S. 139) eine zweifache Er- 
klärung: er will entweder den Namen für eine 
Appellativbezeichnung des Proitos halten (OCvö- 
[iaog der Weinliebende; eine derartige Eigen- 
schaft des Proitos ist uns aber aus der Über- 
lieferung nicht bekannt) oder annehmen, dafs 
der Verfertiger des Spiegels irrtümlich den 
bekannten Namen des Oinomaos für den eben 
so bekannten des Proitos gesetzt habe (S. 139 
Anm. 2 führt er Beispiele solcher Namens- 
verwechselungen auf Vasenbildern an). Diesen 
beidenErklärungsversuchen fügterim Bullettino 
(a. a. 0.) noch einen dritten hinzu. Nach Ilias 
6, 2 16 ff. genofs Bellerophon die Gastfreund- 
schaft des Königs Oineus von Kalydon, und 
Eustathius (zu V. 216, Bd. 2 S. 104, 7 ff. ed. Lips.) 
giebt an, dafs dies vor seinem Auszuge nach 
Lykien geschah; beim Abschiede wechselten 
die beiden Gastgeschenke aus, Oineus schenkte 
dem Bellerophon gwGTTJQa . . . tpoCvMi (pasivöv 
(V. 219), Bellerophon dem Oineus- xqvoiov 
äsmxg dfitpiKvnslXov (V. 220). Ist in unserem 
Bilde etwa der Abschied Bellerophons von 
Oineus zu erkennen? Diese Trage ist nach 
Boulez verneinend zu beantworten, denn in 
dem von Bellerophon in der rechten Hand 
gehaltenen Gegenstande kann man auf keinen 
Fall einen Gürtel erkennen. Möglicherweise 
gab es aber Bildwerke, welche Bellerophon 
mit dem Gürtel in der Hand von Oineus sich 
verabschiedend darstellten: r si cette premiere 
hypothese etait vraie, eile en antoriserait une 
seconde, ä savoir que le graveur des inscrip- 
tions aurait par une double erreur pris d'abord 
une scene de conge pour l'autre, puis confondu 
le nom d'Oenee avec celui d'Oenomaüs' (S. 205; 
vgl. Gerhard S. 77). Ganz anders beurteilt 
Garrucci {Sylloge a. a. 0.; vgl. denselben in 
Annali d. inst. 33 [1861] S. 169) den Spiegel: 
c Ad Oenomaum Elidis et Pisae regem venisse 
olim traditur Pelops certaturus, cui Neptunus 
equum Arionem concessit. quaesitum igitur 
est quis esset iste Melerpanta. Ritschelius 
versu Plautino collato Bacch. 810 (IV, 7, 12) 
ivit probatum Beleropanta esse, atqui hunc 
Belerophontem cum Oenomao certasse pro 
Hippodamia nemo unquam audivit, neque 
equus eius, quo Chimaeram interfecit, fuit 
Arion, sed Pegasus, videtur igitur Melerpantae 
sub nomine eum esse Pelopem intellegendum 
qui narratur Oenomaum curru superasse equ'o 
Arione usus: vel, si magis vis, erravit artifex.' 
Dem gegenüber ist daran festzuhalten, dafs 
alles dafür spricht, dafs das Bild eine Ab- 
schiedsscene , in der Bellerophon die Haupt- 
rolle spielt, darstellt. Wenn man nicht etwa 
vorzieht zn vermuten, dafs uns auf dem Spiegel 
ein Stück einer in der Überlieferung nirgends 
erhaltenen Bellerophon-Sage vorgeführt wird, 
mufs man zunächst die Erklärung Boulez' 
und Gerhards, dafs der oft abgebildete Ab- 
schied Bellerophons von Proitos hier mit Bei- 

Eoschek, Lexikon d. gr. u. röm. Mythol. II. 



Schriften nicht dazu gehöriger Namen dargestellt 
sei, beibehalten. — Zur Wortform Melerpanta 
vom sprachlichen Standpunkte aus vgl. aufser 
Bitschi und Fleckeisen a. a. 0. : Boulez, Annali 
S. 140f. Schuchardt, Vokalismus d.Vulgärlateins 
1 S. 181, 3 S. 92. Corssen, Krit. Nachträge z. 
lateinischen Formenlehre S. 182 f.; Ausspr. I 2 
S. 683 Anm. H. W. Boscher in Studien zur 
griech. u. latein. Grammatik hrsg. v. G. Curtvus 

10 Bd. 3 (1870) S. 138 f. H. Jordan, Krit. Beiträge 
z. Geschichte d. latein. Sprache. Berlin 1879 
S. 46 ff. G. A. Saalfeld, Tensaurus italograecus. 
Wien 1884 Sp. 674 s. v. Melerpanta. 

[R. Peter.] 
Meles (MiXrjg), 1) ein athenischer Jüngling, 
der, von einem Metöken Timagoras geliebt, 
diesen stolz zurückwies und aufforderte, sich 
von dem höchsten Felsen der Akropolis hinab- 
zustürzen. Timagoras that dies. Von plötz- 

20 licher Reue ergriffen, folgte ihm Meles nach. 
Die Metöken aber errichteten dem Anteros 
(Gegenliebe), als Rächer des Timagoras, einen 
Altar und zollten ihm an demselben ihre Ver- 
ehrung, Paus. 1, 30, 1. [In etwas anderer 
Fassung erzählt diese Sage Suidas s. v. Mi- 
Xitog. Hier stürzt sich Melitos, als er durch 
zahlreiche Beweise seiner Liebe, Geschenke 
von Hunden, Sklaven, Vögeln n. a. m. den 
Timagoras nicht zu rühren vermochte, voll 

30 Verzweiflung von der Akropolis herab. Tima- 
goras aber, von plötzlicher Reue erfafst, nahm 
die Vögel unter die Arme, stürzte dem Meli- 
tos nach und warf sich voll heifser Liebe über 
ihn. Diese Sage nun setzt Curtius, Ges. Abh. 1 
p.296ff., in Übereinstimmung mit Forchhammer, 
Topogr. v. Athen p. 70, aber im direkten Gegen- 
satz zur Angabe des Suidas, in Beziehung zum 
Demos Melite. Er vermutet, dafs die Fels- 
wände von Melite zu ähnlichen Sühnegebräu- 

40 eben, in denen die zum Opfertod Bestimmten 
abgestürzt wurden, benutzt worden seien, wie 
das Typaion bei Olympia, die Hyampeia bei 
Delphi, der Keadas bei Sparta, das Kurion 
auf Kypros und der leukadische Fels (vgl. 
Töpffer, Thargeliengebräuche, Bh. Mus. N. F. 43 
p. 142 — 145) , und er schliefst aus dem Zuge, 
dafs Melitos sich mit Vögeln unter den Armen 
abgestürzt habe, dafs hier ähnlich wie in Leu- 
kas durch Anbinden von Federn und Vögeln 

50 den herabzustürzenden Opfern die Möglichkeit, 
sich zu retten, gewährt werden sollte. Doch 
läfst sich mit dieser Erklärung der Sage der 
Umstand schwer vereinigen, dafs, wie Merck- 
lin, Die Talossage und das sardonische Lachen 
p. 110 (74) Anm. 203 hervorhebt, sowohl nach 
Suidas als nach Pausanias die Akropolis, und 
nicht der Felsen von Melite, der Schauplatz 
der Begebenheit ist. Den Fingerzeig zu einer 
anderen Erklärung giebt die Schlufsnotiz bei 

60 Suidas: xal sottjy.bv il'äcoXov xoü nä&ovg Katu 
xov ronov, nalg coqkws nal yvjivög, aXexTQVOvag 
8vo fiaXa svyivsig cpsgmv sv taig äyxdXatg, xal 
inl xstpaXrjV w&mv savzbv. Man wird annehmen 
dürfen, dafs hier, wie so oft, nicht die Sage 
das Bildwerk, sondern das Bildwerk die Sage her- 
vorgerufen hat. Drexler.] — 2)Flufs beiSmyrna, 
an welchem Homer geboren sein sollte, wes- 
halb er Melesigenes hiefs, Ephor. und Aristot. 

83 



2627 Meles 



Melk 2628 



bei Flut V Hom A. 2. 3. In einer Grotte an thing more than a mere verbal play", 0. Schultz, 

seiner Quelle sollte Homer seine Gedichte ge- Ortsgotth. p. 43 dagegen aus dem Umstände, 

schaffen haben, Paus. 7, 5, 0. Oder der Flufs- dafa an den Ufern des Meles die Wiege Homers 

gott Meles selbst sollte der Vater des Homer gestanden habe. Diexler.] — 6) iroer, von 

sein; er zeugte ihn mit der Nymphe (Dryade, Euryalos vor Troia getötet, Qumt.Smyrn Ul,U9. 

Lueian. Demosth. ene. 9) Krith eis, Suid. s. v. ,^^J->?Vi 

"Ourioos. Hesiod. et Hom. cert. 1. Plut. V. Hom. Melesocus. C. I. L. 5, 8127 (s,. 1015; Castel- 

B ! 2 ' Anth Pal 2,408. Plan, 292. Nonn.Bion. nuovo Boccadarsia in Istrien): numim . Meie- 

25 253 Welcher, Ep. CyJclus 153. Preller, Gr. soco . Aug I sacrum | Cn. Papirms \ Lumelus , 

Myth 2 494 1 Ein Bild, die Liebe des Meles 10 ex | voto. Mommsen z. d. Ioschr.: Numinis 

und der Kritheis darstellend, bei Philostr. 2, 8. nomen componendum est cum gentiliciis Histn- 

Meles wurde als Gott (»sie Mslris) verehrt, der eis item desinentibus in -otus, ut Clangocus. 

von einer Pestilenz und allem Übel befreit hatte; Fercalocus, Laepocus, de quibus dixi p. 45 

Inschrift bei Smyrna gefunden, G. I. Gr. nr. 3165 — [TT. Tomaschek in Bezzenbergers Beitragen 9 

(= Kaibel 1030), Stark, Niobe 412. [Homer (1885), 98 bringt unter dem Hinweis der Vfer- 

heifst MslrixuidTiQ bei Arähas in der Ausgabe wandtschaft zwischen Illyrisch und Griechisch 

des Bio Chrys. von Bindorf 2, 362. Der Flufs- den Namen dieser istvischen Gottheit in Lu- 

crott Meles, durch die Legende Mslris bezeich- sammenhang mit dem Stamm /iflss » Lied " ; 

net ist dargestellt auf Münzen von Smyrna, dann wäre Melesocus, gL-ieh Apollon oder 
Eckhel, Doctr. num. ret. 2, 560. Poole, üatal. 20 Orpheus, der „Liederreiche, Sanftigende. 

of qreek coins, Brit. Mus. Ionia 261 pl. 27, 16. Höfer.] [R.Peter] . . 

Auch auf der Reversseite von Münzen von Melete (Metern), eine der drei sogen, alte- 

Amastria in Paphlagonien erscheint er, durch ren Musen (s.d.), deren Dienst von den Aloadcn 

Beischrift kenntlich, während auf der anderen auf dem Helikon eingesetzt worden sein soll: 

Seite die Büste Homers sich findet, Eckhel Melete, Mneme, Aoide, Paus. 9, 29, 2. Line 

a a O 2, 385. Poole, Catal. etc. Pontus etc. der von Aratos erwähnten vier Musen: Arche, 

86 pl 20 4 Höfer.] [Über den Flufs und die Melete, Thehinoe, Aoide, Töchter des Zeus 

erwähnte Inschrift «. liamsay. Hist. Geogr. of Aither und der Nymphe Flusia, Schal Hesiod 

As Min. p. 116. Journ of Ml. stud, 3 p. 57. Opp. p. 23 ed. Gai*f. de. N. B. 3 21, 54. Butt- 
Buresch, Khros p. 74f. Zu Philostr. 2, 8 vgl. so mann. Mythol. 1, 279. Bödiger, Bit -Musen, in 

Schultz, Die Ortsgotth. in d. gr. u. r. K. p. 65 f. Johrbb. f. kl. Piniol. Suppl. Bd. 8 S 264. 281. 

Friederich*, B. philostr. Bild. p. 81 f. H. Brunn, [Gramer, Anecd. Oxon. 4, 421t. Hoter. J Vgl. 

Bie philostratischen Gemälde gegen K. Friede- Meletosa [Stoll.] 

rieht f verteidigt p. 2.U. A. Bougot, Philostrate Meletosa (Mttezwocc), beigeschriebener Name 

fanden, p. 388 — 392. Münzen von Smyrna einer Muse neben Terpsichore und Musaios 

mit der Darstellung des Meles verzeichnen u. a, auf einem Vasengemälde, Welcher, Lulletmo 

San demente 1 Tab. 11, 117. Mi. 3, 210, 1157. 1845, 2l9ff. Alle Btnkmäler 3 462, der Ms- 

1158 1159; 228,1276. Ca'. Whittall 1884 p. 63 teääoa liest, während Preller- Bobert 4,2, 2: 

lot 1013. Lübbecke, Z.f Num. 12 (1885) p. 320. Mttelovaa angiebt. C. I. G. 4, 8458c. Vgl. 
Cut. de la coli, des med. gr. de M. le Chevalier 40 Melete. [Höfer.] 

Leopold Walcher de MMxeim. Paris -Vienne Melia (Mttia), 1) Tochter des Okeanos, 
1895 p 185 nr. 2296. 2297. Eine kleine in Schwerter des Ismenos. Dem Apollon gebar 
Smyrna gefundene Bronzestatuette im Museum sie den Ismenios und den weissagerischen Te- 
der evangelischen Schule daselbst, darstellend naros; daher wurde sie auch im Tempel des 
„veov nXuyiaouevov. 'Ev xij ägioxegü y. 9 azs£ Apollon Ismenios bei Theben verehrt. In der 
xeocs 'Au,ai.9e{ag u , wird von Papadopoulos Nähe des thebanischen Ismenions war eine 
Kerameus, Athen. Mut eil 4 (1879) p.114 nr. 2 Quelle Melia, deren Nymphe diese Okeanos- 
als Meles gedeutet. Über die mit MiXns zu- tochter. war, Paus. 9, 10, 5. 9, 26, 1. J>cnol. 
sammengesetzten Personennamen a. Letronne, Find. Pyth. 11, 5. • Tzetz. Lyh. 1211 Kalhm. 
Ann d Inst 1845 p. 309f. Vgl. Flufsgötter. 50 hymn. in Bei. 80. Strab. 9, 413. Hyg. praef. 
Die Lyra, welche dem MEAHC auf den Mün- p. 27 Bunte. Spanheim zu Kalhm. a. a. O. 
zen von Amastris, die das Haupt des OMHPOC B. Unger, Theban. Farad, p. 227 f. Stark, Niobe 
im Obv fuhren, beigegeben ist (z. B. Mi. 2, 384. - 2) Tochter des Okeanos, Gemahlin des 
391 20 21. Imhoof, Griech. Münzen p. 63 (587) Inachos, dem sie den Phoroneus (den ersten 
nr 88 Num. Ztschr. 23 (1891) Taf. 2, 27. Mil- Menschen) und Aigialeus und Phegeus, auch 
lin, Gal. myth. 149, 544. Gardner, Greek Biver- die Mykene (Schal. Od. 2, 120) gebar. Aigia- 
Worship, Transact. of the B. Soc. of Ut. of (he leus und Phegeus sind aus den Genealogieen 
united Kingdom 2 d ser. 11 (1878) pl. 2, 10), von Sikyon und Psophis m die argivische tage 
erklärt Gardner p. 192 auf folgende Weise: hineingezogen, Apollod. 2, 1, 1. Schol. 11. ,1, 22. 
„ . . . It is pari of the primitive poetry of na- 60 Schol. Eurip. Or. 920. 1239. Izetz. Lyk. 177. 
ture to rejoiee in the melody of running streams, Stark, Niobe 339. Preller, Gr. Muth. 2,36, 3. — 
and to think of them as singers and musieians. Ovid. Am. 3, 6, 25 nennt die Gemahlin des 
Thus for example, the river Meles, of Papilla- Inachos MeliaBithyniä, hält sie also turgleich mit 
gonia, is sometimes represented on coins of nr.3. Bei loann. Antioch. (Müller, Htst.gr.fr -4, 
Amastris as playing on the lyre. There may 544, 14) heilst sie Mrflia. Vgl. Mela. — «$) Bithy- 
be herc a pun upon the name Meles, which a nische Nymphe, zeugte mit Poseidon Genetnlios 
Greek ear would naturally connect with fii&of, den Amykos, König der Bebryker in Bitnymen, 
a musical strain. But there is probably some- Ap. Bhod. 2, 4. Val, Flacc. 4, 119. berv. Verg. 



2629 ' Meliacr Meliboia 2630 

Aen. 5, 373. Hyg. f. 17. Völckcr, Japet. Geschl. die-en viel publicierten Spiegel unter andern: 

163. — 4) Von Seilenos Mutter des Dolion, nach Vermigl., Di una patera etc. Opusc. 1, 25. 

deni die Dolionen in Mysien benannt waren, Conest., Mon. d. Perug. 4, 687 nr. 1015. Ger- 

s. Dolion Bd. 1 Sp. 1195. Marquardt, Cyzicus hard, Etr. Sp. 3, 168 t. 176. Fabr., C. I. I. 

p. 39. Meineke, Analcct. Alex, p. 233. — 5) Von 1065. Denn., Cit. a. Gern} 2, 430. Ein zweiter 

Seilenos Mutter des Kentauren Pholos, Apollod. Spiegel unbekannter Herkunft im British Mu- 

2, 5, 4 (IViiju<pr ; fisXia). [Silen und Melia will seum zeigt melacr zwischen a&al = 'AzaX\dvrr]\ 

de Witte, Ann. d. Inst. 1858 p. 79 tav. P in rechts und ai&em = "AQTefi[ig] links; ». Micali, 

einem Doppelhaupt von Bronze erkennen, das Mim. ined. 119 t. 20, 1. Gerhard, Etr. Sp. 4, 
als Gefäfs diente. Im Cat. Durand p. 410 10 150 t. 351, 2. Fabr., C. I. I. 2482. Dagegen 

nr. 1928 bezeichnet er dieselbe Darstellung als ist auf einem dritten Spiegel im Florentiner 

Pan und Echo oder Alpheios und Arethusa. Museum mclakre mit (rechts) menlc =» MivtXaos 

Drexlpr.] — 6) Tochter der Niobe, Pherekyiies gepaart, eingefafst von den Dioskuren, links 

bei Schol. Ear. Phoen. 159. Stark, Niobe 96. pultuke = FIoXvSs v-nric, rechts kasttir ■=* Ääarcop; 

384. — 7) Tochter des Agenor und der s. mit. and.: Dempst., Etr. reg. t. 7 (Uonarr. 

Damno, der Tochter des Belos, Srhwtster p 22). Conest., Inscr. etr. 194 t. 51) nr. 206. 

des Phoinix und der Isaia (Gemahlin des Ai- Gerhard, Etr Sp. 4, 106 t. 355. Fabr.. <\ LI. 

gyptos). mit Danaos vermählt, Pherekydes bei 108; vgl. noch Fabr., Gl. I. col. 1148. Girssen, 

Sdiol. Ap. Bhod. 3, 1186. — 8) Eine Flufs- Spr.d.Etr. 1,836. Deecke in Bezz. Beitr. 2, 168 
nymphe Melia, Prob. Veru. Georg. 3, 1. — 9) Ms - 20 nr 72. [ Deecke.] 

ICai (oder Mn lidäeg) Nv^epai. Als Kronos M>liades (Me\iü8ts\ s. Melia 9. 

seinen VnterUranosentmannteunddasZeugungs- Meliades (Mrßidöig). s. MaXiääig. 

glied hinter sich schleuderte, fielen die blutigen Melius (MrjXiäg), Tochter des Mopsos (s. <].), 

Tropfen von demselben auf die Erde. Das Glied Schwester der Rhode und Pampbylia, Theo- 

fiel in dai Meer, und daraus entstand nach pompös in Photio«, Biblioth. 1, 120b, 9 ed. Bekker. 

langer Zeit die Liebesgöttin Aphrodite, aus den [Die betreffende Stelle lautet: v.a\ jrjpt Mötfsov 

Blutstropfen aber gebar die Er.ie die Erinyen zov fiävrfcoc (wofür v. Wilamowitz Mavzovg vor- 

und Giganten, die Dämonen der Rache uud der schlägt) Kai räv frvyazsQcov Poöijg Kai Mrfiid- 

rohen Gewalt, und die H'sXiai Nvficpai, die Sog Kai TlafKpvXiag Ifc äv % ze MotyovtezCu 
Eschennymphen, die den blutigen Mord be- 30 kui t; iv AvKia 'Pädia Kai r) UujMpvXlä %aQa 

zeichnen; denn ans dem Holze der Eschen rag snwvviiCag eXaßov. Nicht mit Unrecht 

wurde gewöhnlich der Schaft der blutigen vermutet Bethe, Genethl. Gott. p. 39 (vgl. auch 

Mordlanze gemacht, lies. Theog. 176 ff.; vgl. Immisch, Klaros p. 163), dafs, da sowohl Mop- 

II. 16, 143. Hcs. Scut. Htrc. 420 avSgoifovog sos als Rhode und Pamphylia hier zu Epo- 

fitXirj. Ein ähnlicher Gedanke liegt dem My- nymen gemacht werden, der Name einer nach 

thos zu Grunde, dafs das eherne Menschen- Melia benannten Örtlichkeit ausgefallen sein 

geschlecht aus Eschen '1% y.i Xiäv) gemacht sei, mufs. Die einzige passende Stadt findet er in 

das Geschlecht, dem die Werke des Krieges Mallos und will demnach MaXXög «ol zwischen 

und übermütiger Gewaltthat am Herzen lagen, 'PoSiu Kai und t] TlaficpvXCa jfräga eingeschoben 
Hts. Opp. 145. Von den Bäumen, namentlich 40 wissen. Mir scheint eher die Landschaft Mi- 

von den Eschen, sollen nach altem Glauben lyas in Frage zu kommen. Dann würde Mr\- 

die Menschen stammen, Hesych. fieXtag Kccgnög, liaSog in MiXvdäog zu ändern sein. Dafs nach 

10 räv äv&gcä7i(ov yivog. Schol. II. 22, 127. Steph. Byz. s. X. MiXvtu die Milyer sich von 

Palaiph. c. 36. DicMeliai waren Baumnymphen, Milye, der Frau und Schwester des Solymos 

Dryaden oder Hamadryaden und, abgesehen und späteren Gemahlin des Kragos, herleiten, 

von dem hesiodischen Mythos, zeugerische und ist kein ernstliches Hindernis für diese Ver- 

nllhrende Nymphen, Eustath. II. 19, 321. mutung. Waren doch nicht selten mehrere 

Schol. Hes. Theog. 187. Nonn. Dion. 14, 212. und von einander abweichende Herkunftssagen 

16, 280. Nach KaJUm. hymn. in lov. 47 waren für dieselbe Stadt oder Landschaft in Umlauf. 
die JiKiaCai MiXiat Ammen des Zeus. Vgl. 50 Drexler.] [Höfer.] 

Melissa 4. — Schoemann, De Nymphis Meliis Meliboia (Msl(ßoia) , 1) Tochter des Okea- 

otc. in Op. A.c. 2, 125ff.- Braun, Griech. Götterl. nos, Gemahlin des Pelasgos, dem sie den Ly- 

§241 — 24». üreuzer, Briefe über Hom.u. Hesiod kaou gebar, Apollod. 3, 8, 1. Tzetz. Byk. 481. 

S. 106. Völcker, Japet. Geschl. S. 103. 271. Natal. Com. 9, 9, der aus Tzetzes geschöpft hat 

l'rellcr-Iiobert, Gr. Myth. 1, 50. 723. 725, 4, 835. und den Bekataios als Quele vorgiebt (Müller, 

J'relkr, Aimgew. Aufs. 171. Gerhard, Griech. Hist.gr. 1,21 fr. 375). — 2) Tochter der Niob.i 

Myth. § 108, 4. [Vgl. Mayer, Gigant, u. Titan. und des Amphion, welche zugleich mit ihrem 

p. 14 if. 27 f. Mannhardt, Wald- u. Feldkulte 1 Bruder Amyklas bei der allgemeinen Veniuh- 

p. 7. 8. de Gubemati8, La mythol. des plantes tung ihres Hauses durch Apollon und Aikmis 
1 j). 38 If. Drexler.] [Stoll.] co dem Tode entging und nach Argos kam, wo 

Meliacr (meliacr), etruskischer Name des beide der Leto einen Tempel bauten, woil sio 

MtXeayt/os auf einem perusinischen Bronze- auf deren Fürsprache errettet worden waren. 

Spiegel in Berlin; vor ihm steht a9rpa ="Azqo- Meliboia aber war bei jener Katastrophe vor 

nog und schlügt mit einem Hammer über seinem Schrecken blafs {xlagif) geworden fürs ganze 

Haupte den Todosnagel ein; hinter ihm am Leben und erhielt deshalb den Namen Chlorii, 

Bande rechts sitzt atlenta =•» 'AtuXävzr], hinter Telcsüla bei Apollod. 3, 5, 6. Paus. 2, 21, 10. 

der Todesgöttin bteht turan ■= 'AtpQoSixTj, den Meliboia, später auch Chloris genannt, war nr- 

unter ihr sitzenden Adonis liebkosend; s. über sprünglich die Tochter der argivischen Niobe, 

83* 



2631 Meliboios Melikertes 2632 

der Phoroneustochter, und wurde in die theba- Melikertes (MeUxserrjs), Sohn des Athamas 
nisohe Niobesage hineingezogen, in welcher und der Ino, Brnder des Learchos (Schal. Ap. 
der Name Chloris öfter vorkommt, Stark, Niobe Bhod. 2, 1144). Athamas und Ino wurden von 
33. 349. Stoll in Paulys Bealencykl. 2. Aufl. Hera in Raserei versetzt, weil sie das ihr ver- 
1, 2 S. 1262. [S. oben Bd. 2 Sp. 1972. Imhoof, hafste Dionysoskind aufzogen. Der rasende 
Monn. gr. p. 176 f. nr. 108. 109. Drexler.] Athamas tötete den älteren Sohn Learchos 
— 3) Gemahlin des Magnes, der in dem thessa- (auch öfter Klearchos genannt), den er für ein 
lischen Magnesia nach ihr die neugegründete Hirschkalb (oder für einen jungen Löwen, Ov. 
Stadt Meliboia benannte, Schol. II. 2,756. Met.) ansah und verfolgte ; die rasende Ino aber 
Eustath. II. 2, 717 u. 756. [Man darf auf sie 10 warf den Melikertes in einen Kessel siedenden 
vielleicht deuten das „head of Nymph facing Wassers (oder schlachtete ihn, Schol. Eur. Med. 
or in proße" auf der Vorderseite von Bronze- 1274 ; oder Athamas wirft ihn in den Kessel, und 
münzen der gleichnamigen Stadt, Head, Eist. Ino reifst ihn heraus und flieht mit ihm davon, 
num. p. 256. G. Gr. C. Br. Mus., Thessaly p. 35 Norm.), dann nahm sie, vernünftig geworden, 
nr. 1 pl. 35, 4. Drexler.] — 4) Gemahlin des die Leiche und stürzte sich mit ihr ins Meer 
Theseus, Mutter des Aias, Istros bei Athen. (oder sie floh mit dem lebenden Knaben, 
13,557 a. [Toepffer, AU. Geneal. 271 u. Anm. 1. Eustath. Argum. k Pind. Isthm. Paus.). Beide 
Hö'fer.] Vgl. nr. 7. — 5) Mutter des Phellos, wurden in Götter verwandelt (von Dionysos, 
Hesiod (fr. 96 Lehrs) b. Herodian. n. pov. li&as Hyg. f. 2. Schol. Od. 5, 334; von Poseidon 
p. 11. — 6) Eine Jungfrau, die ihrem Geliebten 20 auf Fürbitte der Aphrodite, Ov. Met.; von 
Alexis die Ehe versprochen hatte, aber von den Nereiden, Argum. 4 Pind. Isthm.), Ino ward 
ihren Eltern einem anderen vermählt werden die rettende Seegöttin Leukothea, von den Rö- 
sollte. Deshalb verliefs Alexis die Heimat, und mern Mater Matuta genannt, Melikertes der 
Meliboia stürzte sich am Tage der Hochzeit hülfreiche Seegott Palaimon, der die gefähr- 
vom Dache herab, um sich zu töten, blieb deten Schiffe glücklich in den Hafen bringt, 
aber unversehrt und eilte, um zu fliehen, zum daher bei den Römern Portunus genannt. Ihm 
Meere in einen Kahn, dessen Seile sich so- zu Ehren wurden die isthmischen Spiele ein- 
gleich von selbst lösten. Der Kahn brachte gesetzt, Apollod. 1, 9, 1 u. 2. 3, 4, 3. Argum. 1 
sie zu ihrem Geliebten, als dieser eben mit Pind. Isthm. Paus. 1, 44, 11. Eustath. Rom. 
seinen Freunden ein Mahl zurüstete. Das so 1543, 20ff. Ov. Met. 4, 506—542. Fast. 6, 485. 
vereinigte Paar weihte aus Dankbarkeit der Nonn. Dion. 10, 1 — 136. Hyg. f. 2. 4. Tzetz. 
Aphrodite zu Ephesos ein Heiligtum unter Lyk. 21. 229 Schol. Od. 5, 334. Serv. Verg. 
den Beinamen Automate und Epidaitia, weil Aen. 5, 241. — Euripides dichtete, dafs Ino, 
die Taue sich von selbst gelöst und die Ge- ehe sie ins Meer sprang, ihre beiden Kinder 
liebte zum Mahle des Geliebten gekommen getötet habe, Schol. Eur. Med. 1274, aus wel- 
war, Serv. Verg. Aen. 1, 720. — [7) Gemahlin des chem Nat. Com. 8, 4 seine Geschichte zusammen- 
Phil'oktetes, Stat. süv. 3, 5, 48 und Baehrens im gestellt hat, die er fälschend dem Nympho- 
Index, während Toepffer, Att. Geneal. 271 Anm. doros aus Syrakus zuschreibt. Nach Plut. 
hier die Gattin des Theseus (s. nr. 4) erblickt. Quaest. Born. 16 geriet Ino aus Eifersucht gegen 
— 8) Beiname der Köre, zfäfiatpa piliim Koqav «> eine ätolische Sklavin in Wahnsinn , dafs sie 
ts Klvaivow ulo%ov Mi-lißoiav, Lasos von ihren eigenen Sohn tötete. Statt des Wahn-, 
Hermione bei Athen. 14, 624e = fr. 1; der sinns wird als Grund, weshalb Athamas die 
Beiname bezeichnet die Köre 'als eine Göttin Ino und ihre Kinder verfolgte, angegeben, dafs 
des Erdsegens, als die „mit süfser Nahrung er die Ränke der Ino gegen Phrixos und Helle 
Nährende"; ähnlich hiefs Köre bei den Lako- erfahren; den Learchos tötete er, aber Ino floh 
niern $loiä (Hesych. s. v. Wide, Lakonische mit Melikertes vor seinem Zorn und warf sich, 
Kulte 181) oder auch Polyboia, Hesych. s. v. um sich zu retten, mit dem Knaben ins Meer, 
Immerwahr, Die Kulte und Mythen Arkadiens Philosteph. bei Schol. II. 7, 86. Paus. 1, 44, 11. 
125. Wide a. a. O. 177. Preller, Demeter und Als eben Athamas den Phrixos opfern wollte, 
Persephone 57. PrelUr -Robert, Gr. M. 802 50 offenbarte ein Diener die Ränke der Ino, worauf 
Anm. 3. 803. Bohde, Psyche 195, 2. 696. Da- Athamas dem Phrixos sie und Melikertes über- 
gegen schreibt Härtung (vgl. Bergk, Poet. gab, um sie zu töten; aber ihr dankbarer Pflege- 
Lyr. 1 zu Lasos fr. 1) Klvusvow a\o%ov, peUßöitv söhn Dionysos entzog beide dem Tode, indem 
vpvov. Vgl. die Artikel Melitodes und Meli- er den Phrixos mit Dunkel umhüllte. Erst später 
tone. Höfer.] [Stoll.] kam durch Zeus der unselige Wahnsinn über 
Meliboios (MeUßoiog), ein Hirt oder Land- Athamas, Hyg. fab. 2. — Als die Stelle, von 
mann, der den ausgesetzten Oidipus auffand welcher Ino mit Melikertes ins Meer sprang, 
und erzog, Suid. s. v. OlSCnovg. Cedren. p. 25 f. wird der molurische Fels zwischen Megara und 
Ioann. Antioch. fr. 8 ( Müller, Hist. gr. fr. 4 Korinth bezeichnet. Die Leiche des Melikertes 
p. 545). Schneidewin, Sage von Oedipus p. 37. 60 blieb am Isthmos an einer Fichte hängen, ein 

[Stoll.] Delphin hatte ihn dahin getragen; Sisyphos, 

Melichia und Meliehios s. den Zusatz zu der König von Korinth, der Bruder des Atha- 

Meilichios. [Drexler.] mas, fand ihn, oder Amphimachos und Dona- 

Melignnis (MsXiyovvig), eine von den Töch- kinos fanden ihn und brachten ihn dem Sisy- 

tern der Aphrodite, Hesych. s.v. Engel, Ky- phos, der ihn begrub und ihm unter dem Namen 

pros 2, 341. Preller, Griech. Myth. 1, 419, 2. Palaimon eine Verehrung und die isthmischen 

[Stoll.] Spiele als Leichenspiele einsetzte, auf Geheifs 

Melikarthos = Melikertes (s. d.). der Nereiden oder einer Nereide, Paus. 1,44,11. 



2633 



Melikertes 



Melikertes 



2634 



2, 1, 3. Tsete. Lyk. 107. 229. Schol. Äp. Bhod. 
3,1240. Zenob. 4, 38. Flut. Sympos. 5, 3, 1. 
Argum. 1 — 4 Find. Isthm. — Nach Thrasyllos 
bei Clem. Strom. 1 p. 145 &/Z&. (Müller, Bist. 
gr.S p. 503 /»■. 3) hatte Glaukos dem Melikertes- 
Palaimon die isthmischen Spiele eingesetzt, 
nach Hyg. f. 273 Eratokles (?) oder Theseus. 
— Nikanor aus Kyrene bei Athen. 7, 296 d sagt, 
dafs Melikertes in Glaukos umgenannt worden 



ling sich ins Meer stürzt, de Witte vermutet, 
der etruskische Künstler habe der Figur des 
Melikertes deshalb den Namen Herakles ge- 
geben, weil dieser gleich Melkart, Melkart 
aber gleich Melikertes sei. Die Deutung ist 
mir wenig wahrscheinlich. Das Denkmal wird 
denn auch, wie de Witte, Gas. arch. 6 p. 95 
angiebt, von anderen anders erklärt. Murray, 
Academy 1879, 13. Sept. p. 195 sieht in dem 



sei. Nach Hedylos bei Atlien. 7, 297 a stürzte 10 Reiter Bellerophon, für den der etruskische 



sich Glaukos Pontios aus Liebe zu Melikertes 
ins Meer. — Müller, Orchom. 174—176. Preller, 
Gr. Myth. 1, 493 ff. 2, 313. S. Äthamas, Leu- 
kothea und Palaimon. [E.Bethe,BePind.carm. 
quod. Isthm. dtperdito, Genethliacon Gotting. 
p. 32—37. Flut, de prov. Alex. p. 5 nr. 6 und 
Crusius, Jahrbb. f. kl. Phil u. Päd. Bd. 135 
p. 243. 244. In dem Satze „plumbum, ait, ex 
Cassiteride insulaprimus apportacit Midacritus" 



Künstler nur den bekannteren Namen Herakles 
eingesetzt habe; Isaac Taylor, Athenaeum 1877, 
September, p 307 und Ariodante Fabretti, Gloss. 
Ital. Add. Col. 2094 halten die Figur für Her- 
cules equester, indem sie das Wort pakste, 
das „Pferd" bedeuten mufs, mit Hercle ver- 
binden. Ebenso erklärt C. W. King, On two 
etruscan mirrors with engraved reverses. [From 
the Cambridge Antiquarian Society's Communi- 



bei Plin. n.h. 7, 197 wird das offenbar korrupte 20 catiotis Vol. V] p. 7 — 10 die Gestalt für *Hoa 
Midacritus zu Melicertes verbessert von Blüm- hXt/s tmtsvg. 



ner, Technol. 4 p. 87 Anm. 1, s. Kremer, De 
catalogis heurematum p. 71. 

Dafs Melikertes die griechische Transkription 
von Melqart (s. d.) ist, wird vielfach angenom- 
men, so z. B. von Lajard, Bech. sur le culte de 
Venus p. 88 Anm. 6. Raoul- 
Bochette, Mem. d'arch.comp. 
1. Sür l'Hercule assyr. et 
phe'nic. p. 103ff. 156. de 
Witte Melicerte, Gaz. arch. 
5 (1879) p. 2 17 ff. Baudissin, 
Stud. z. semit. Beligions- 
gesch. 1 p. 36 Anm. 2; 2 
p. 174. 215,derauch, ebenso 
wie Stark, Gaza p. 292, Ino 
und Melikertes mit Derketo 
und Ichthys vergleicht; 
Keller, Tiere des Mass. 
Altertums p. 220. Berard, 
De Vorigine des cultes arcadiens p. 225 ff. Ed. 
Meyer; siehe den Artikel Melqart. So er- 
klärt es sich auch, dafs im Pap. 46 des Brit. 
Mus. Z. 5 — 7 (Kenyon, Greek Papyri in the Brit. 
Mus. üat. with texts p. 65. Wessely, Griechische 
Zauberpapyri aus Paris u. London p. 127) in 
der Weise des späten Synkretismus ein Gott 
angerufen wird: Zev "Ulis Mi&qu Zagam av- 
L-Mizt neltov%e MsXi-nsgza [LsliysvezcoQ. Dafs 



Wie Melkart wird auch Melikertes auf einem 
Seetier dargestellt. Jener erscheint auf einem 
Hippokampen reitend auf den tyrischen Königs - 
münzen, Sead, Rist. num. p. 674 Fig. 356. Ba- 
belon, Les Perses Achemenides p. CXC. CXCI, 




Ino Leukothea mit Melikertes auf dem Arme (anwesend: Isthmos od. Triton) 
auf korinth. Kolonialmünzen (nach Imhoof- Biunter, Monn. grecques p. 160). 



p. 292— 295 nr. 1989— 2022 pl. 35, 8— 19, dieser 
auf einem Delphin reitend auf den Münzen von 
Korinth, Gardner -Imhoof , Num. Comm. on Pau- 
sanias pl. B, 14. 15. 16 (hier der Delphin auf 
einem Altar). 17. Die Münzen dieser Stadt 
zeigen ihn aufserdem auf dem Delphin lie- 
gend, pl. B, 1. 2. 3. 4 (hier der Delphin auf 
einem Altar). 5. 6 (Delphin auf Altar). 7 (Del- 
phin auf Tisch). 8. 12 (Delphin im Tempel) 



hier kaum der Melikertes der griechischen 50 oder stehend, pl. B, 9. 10. (Vgl. Imhoof im 



Sago , sondern der tyrische Melkart gemeint 
ist, ersieht man, wenn man mit diesen Versen 
die Anrede vergleicht, welche Dionysos bei 
Nonn. Dionys. 40, S99ff. an Melkart richtet: 
clzs Eagamt £<pvs, Alyinzwg äv&cpclos Zivg, 
si Kgövog, il Qcci&cov izolvwvvfiog, sizs ev 

Mi&Qrjs, 
'HsUog BctßvXäros, h 'Ellädi Jelipög 'Anöl- 

Xtov x. z. I. 



Jahrb. d. arch. Inst. 3 S. 288 Taf. 9 nr. 14). 
Letztere Figur giebt nach Gardner -Imhoof 
wieder die Gestalt des Melikertes aus der 
von Herodes Atticus in den Poseidontempel 
auf dem Isthmos geweihten Gruppe von Gold 
und Elfenbein, deren Hauptfiguren Poseidon 
und Amphitrite waren, vgl. über dieselbe 
Bröndstedt, Beisen u. Unters, in Griechenland 
2 p. 242 Anm. 2 zu p. 241. Wieder andere 



Auf Melikertes deutet de Witte a. a. 0. die 60 Münzen zeigen ihn im Arme der entweder 



merkwürdige Darstellung eines etruskischen 
Spiegels. Es ist hier zu erblicken ein Jüng- 
ling mit der etruskischen Beischrift Herde, 
reitend auf einem Pferde mit der Beischrift 
Pakste; hinter dem Pferde zeigt sich ein Del- 
phin. Das Ganze ist umschlossen von einem 
Kranze von Wellen, so dafs man eigentlich 
nicht mit de Witte sagen kann, dafs der Jüng- 



ruhig stehenden oder zum Meere stürzenden 
Ino, pl. B, 19 — 24. Man findet die in vielen 
Variationen vorkommenden Darstellungen des 
M. auf den Münzen von Korinth verzeichnet 
bei Gardner ■ Imhoof p. 10 — 14 (vgl. Imhoof, 
Monn. gr. 160f.), die des Brit. Mus. bei Head, 
Corinth p. 67 nr. 645 pl. 17, 5. 546 ; p. 77 nr. 610 
pl. 20, 11 ; p. 78 nr. 611. 612 pl.20, 12. 613, pl.20, 



2635 Melikertes Melios 2636 

3. 614 pl. 20, 14. 615; p. 80 nr. 622. 623 pl. 20, (p. 81 nr. 780; p. 103 nr. 914) reitenden männ- 

21. 624, pl. 20, 22; p. 82 nr. 634. 635. 636; p. 84 liehen Gestalt mit Furtwängler den Melikertes 

nr. 647pl. 21,' 11;' p' 85 nr. 618. 649 pl. 21, 12; erkennen. Dagegen hat der von Gerhard, Neu- 

\" 91 nr. 681 'pl. 23, 4, die zahlreichen, bereits erworbene ant. Benkm. 3 p. 36 und Stephani, 

von Mionnet in Bd. 2 und Suppl. 4 gesammel- Compte-rendu p. l'a. 1864 p. 210 als Palaimon 

tm angeführt bei de Witte a.a.O. p. 220 Anm. 4. gedeutete auf einem Delphin reitende Knabe 

5. 6. Hinsichtlich der figurenreichen Wiener einer Vase des Berliner Antiquanums mit Dar- 

Kameos (Occrbeck, Poseidon Gemmentaf. 2, 8), Stellung des Parisurteils (Gerhard, Apul.Vasen- 

über, dessen einzelne Gestalten die Deutungen bilder Taf. 100 = Overbeck, Galt. 10, 5) nach 
sehr auseinandergehen, ist zu verweisen auf 10 Furtwänglers Beschreibung p. 741— 44 nr. 2633 

die eingehende Besprechung Wiestiers, Benkm. kaum etwas mit Palaimon zu thun. Durch Bei- 

d a K 2 Bearbeitung, 2 p. 48—50 Taf. 6, 75 a Schriften kenntlich gemacht tieften wir TTAA6- 

Wenn auf den geschnittenen Steinen eine auf MOON von TAAVKOC der IN» dargereicht auf 

dem Delphin reitende jugendliche Figur be- dem Mosaik von St. Rustice, Stark, Städteleben, 

gegnet so ist die Deutung auf Melikertes Kunst u. Altert, in Südfrankreich p. 608. de Witte, 

nicht sicher, da ja auch zahlreiche andere Bull. d. Inst. 1834 p. 157 f. und Bev. arch. 2, 2 

Gestalten (s. Stephani, Compte-rendu p. l'a. 1S64 p. 629 f. Jahn, Ber. d. säehs. Ges. d. Wiss. 1854 

p 210ff.), wie beispielsweise Taras, auf dem p 191 Anm. 158. Gaedeehens, Glaukos p.213f. 

Delphin reitend vorkommen. So wird man bei- Die von Müller, Hdb. d. A. d. K. s p. 656 § 402, 4 
spielsweise der Bezeichnung „Melicerto sul del- 20 als Melikertes gedeutete Marmorstatue in Mun- 

fino" auf einem Skarabäus bei Cades, Cent. 5 chen (Clarnc 749 A, 1841) stellt nach Brunn, 

ur. 6 gegenüber sich zweifelnd verhalten müs- Betchr. d. Glyptothek 4. A. p. 142 nr. 111 eir.- 

sen wie denn auch King, Ant. gems and rings fach einen sterblichen Knaben auf dem Del- 

2 pl 13 7 p. 49 für eine ähnliche Figur auf phin dar. Über das Gemälde Palaimon bei 

einer Berliner Paste wenigstens die Wahl zwi- Philoi-tr. 2, 16 s. A. Bougot, Philostrate l'anc. . 

sehen Taras und Palaimon freistellt. Ebenso p. 428-432. Drexler.] S. Melqart. [Stoll.] 

unsicher sind die Deutungen auf Melikertes, Meliktaine (MeXmzaivrj) , eine Bakchantin, 

die für andere Darstellungen auf geschnittenen von Morrheus im Kampfe getötet, Nonn. Dwn. 

Steinen gegeben haben K. U. Müller, Handbuch 30, 225. [Stoll.] 

d A d K. 3. Bearb. p. 656 § 402, 4 (Impr. so Melinaia (MtlivaCa), Beiname der Aphro- 

gemm. 4, 13). v. Sacken u. Kenner, Die Samm- dite von der Stadt Melina, Steph. Byz. s. v. 

lunqen d. Kgl. Münz- u. Antikenkabinetts p. 439 Mi-Xiva. Lykophr. 403. [Stoll.] 

nr. 551 (mit Recht bestritten von Gaedeehens, aelimdia? (MtXivSial), Gattin des Hades, Joh. 

Glaukos der Meergott p. 47 Anm. 9 zu p. 46). Malalas p. 62, 10, wo Eohde, Psyche 696 Me- 

Bossi eMaffei, Gemme ant. figurate 3,88 p.l62f. livoia vermutet; s. auch Mehnoe. [Höfer.] 

Gaedeehens, Glaukos p. 216 (Gemme der Samm- Meline (MeXivr), eine Tochter des Thespios, 

lung Hertz, Anh. Ztg. 1847 p. 38*). unsicher von Herakles Mutter des Laomedon, Apollod. 

ist auch de Wittes (Bescr. d'une coli de vases 2, 7, 8. [Stoll.] 

peints et bronzes ant. pronenant des fouilles de Melinoe oder (nach Lobeck) Meihnoe (Mei- 
l'Etrurie p. 115 nr. 215), Babelon et Blanchets <to Xivörj), ein von Zeas und Persephone gezeugtes 

(Cot. des bronzes ant. de la biblilth. nat. Schreckgespenst der Unterwelt, das durch sein 

p. 31 f. nr. 65) und Gaedeehens' {Glaukos p. 146 nächtliches Erscheinen die Menschen in Ver- 

nr. 3 und Anm. 1) Erklärung eines von wirrung bringt (Orph. hymn. 71). [Schirmer.] 

einem dreiköpfigen, im übrigen fischgestaltigen Melinoia s. Melindia. 

Meerungeheuer, an das sich ein nackter Jung-. Melios (McXwg), 1) Troer, von Agamemnon 

ling anschmiegt, gebildeten Bronzegriffes als getötet, Quint. Sm. 11, 85. — 2) Paphlagomer, 

Nereus und Palaimon (de Witte und Babelon- Vater des Pylaimenes, des Bundesgenossen der 

Blanchet) oder Glaukos und Palaimon (Gae- Troer, Biet. 2. 35. — 3) Ein Mann, nach welchem 

dechens). Eher, wegen der Verbindung mit die MelCai (Eschen) genannt waren, Palaephat. 
Bellerophon, kann man, wie de Longperier 50 36 — 4) Mrjlios, ein Sohn des Priamos, 

will, Palaimon erblicken auf einer Bronze im Apollod. 3, 12, 5; fällt vor Troia, Biet. 3, 7. 

Louvre, Notice des bronzes ant. expose'es dans [5) Beiname des Zeus auf Münzen des Domi- 

le-s galeries du musee imp. du Louvre p. 91 tian von Nikaia, Head, Hist. num. p.443. Over- 

nr. 437 („Fragments d'amphore. Col et deux beck, Zeus p. 217 nach Mi. S. 5, 84, 426. 427. 

anses decorees chaeune de deux groupes sem- Die eine dieser Münzen, die das nackte Haupt 

blables. La partie qui embrassait le col repre- des Zeus mit der Beischrift NIKAIEII • ZEYE 

sente deux monstres marins composes d'un buste MHAIOZ führt, giebt Mionnet nach Vaillant, 

d'homme barbu et d'une queue de poisson, por- Numi Graeci; die ändere, auf der Zeus sitzend, 

tant sur leur Croupe chaeun un jeune homme mit Blitz und Scepter und der Beischrift 

qu'ils tiennent par le pied. L'extremite infe- eo ZEYZ MHAIOZ erscheint, nach Piovene, Museo 

rieure des anses qui s'appliquait sw la pause Farnese 9 tav. 8, 21. Obgleich nun an und für 

du vase est ornee de deux figuws d'homme monte sich das Beiwort für Zeus als Herdenbeschützer 

sur un eheval aile, lequel repose sur une pal- (Welcher, Griech. Götterl. 2 p. 196; vgl. den 

mette"). Auf den korinthischen Pinakes der Zeig rcdüxtivog einer Inschrift von Etsya, 

Vasensammlung im Antiquarium zu Berlin Bamsay, Hist. geogr. of Asia Min. p. 235) sehr 

dürfen wir wohl, wegen der Herkunft, in der gut pafst, dürfte dennoch, so lange keine zu- 

auf einem Delphin (Furtwängler, Bie Vasen- verlässigeren Gewährsmänner als Vaillant und 

samml. p. 81 nr. 779) oder einem Seeungeheuer Piovene angeführt werden können, die Lesung 



2637 Melis Melissa 2638 

mit Vorsicht aufzunehmen sein. Leicht könnte neu. Ein in Kameiros in einem Grabe ge- 

das auf Münzen von Nikaia erseheinende Bei- fundenes gestanztes Goldplattchen, abgebildet 

wort des Zeus AITAIOC ( a . oben Bd. 2 Sp. 2064) Arch. Ztg. 1869 S. 111, stellt eine weibliche 

zu MHAIOC verlesen worden sein. Drexler.] FlügelgestaltmitausgebreitetenArmenzwischen 

fStoll] zwei Sternen dar; s. E. Gurtius a. a. V. und 

Melis (Mrilk). Eine Jungfrau, die sich in Arch. Ztg. 1870 S. 10; vgl den Bienenkörper 

das Meer stürzte, um dem leidenschaftlichen mit dem Gesicht eines Menschen auf einer 

Liebeswerben des Damnameneus zu entgehen, Gemme der Sammlung Stosch bei Wincketmann, 

Nonn Diom/s. 33, 324. 342. [Höfer.] Mon. ined. 13. Text p. 13. 

Melisa' (MnXio*?), Name einer Hesperide aul 10 3) Nach Columella 9, 2, 3 war Melissa eine 
der Asteasvase nach der Lesung im C. I. G. wunderschöne Frau, die von Zeus m eine Biene 
4 8480. Litteraturangaben bei Heydemann, verwandelt wurde, \ermutlich ist damit die 
Die Vasensaiiimlung d. Mus. Naz. zu Neapel folgende gemeint: , 
2873 p. 420, der NHAIXA angiebt. [Höfer.] 1) Melissa, die Tochter eines kretischen 
Melissa (MiUaaa), Biene. 1) Häufige, wie Königs Melisseus (b^ diesen). Beb fester der 
im älteren Deutsch Bie, ahd. Pia, zum Eigen- Amaltheia (s oben Bd. 1 Sp. 262), mit der Zu- 
namen gewordene Bezeichnung gleich den sammen sie das neugeborene Zeuskind durch 
Bienen geschäftig wirkender, reiner, gött- Ziegenmilch und Homg nährte, Bidynws bei 
licher oder von göttlichem Geiste beseelter Lactant.inst.l,^. Euhemeros meinte, es seien 
Frauen - esse apibus partem divinae mentis 20 Bienen gewesen, welche die phryxomschen 
,t haustus aetherios, Verg. G. 4, 220; vgl. dazu Nymphen zogen die den Nährstoff furdas 
die Anmerkung von Vofs -; daher besonders Kind lieferten {Columella a. a O.); dichterische 
für Nymphen und Priesterinnen angewandt, für Sage aber läfst die Bienen selbst den Honig in 
die enteren zumal wegen ihres Aufenthalts den Mund des Knäbleins tragen D^y^osaaO. 
auf Wiesen und unter Blumen, in Wäldern und Die pflegenden Nymphen werden auch Mehen, 
auf Bergen, s. Mnaseas bei Svhol. Pind. Pyth. MMai (.. d.), genannt, Calhm. h m Iov. 46ff 
4, 106. Porphyr, de antra n. 18. H»ych. ÖqoSs- Schol.Apollon. 2 4 D.e Kindespflege .des Zeus 
pviäd* s. Bockt, Fragm. Find. 11.26. Lobeck, fand in der von he.l.gen Bienen erfüllten Grotte 
Aal 817 f Nymphrn werden selbst als Hü- auf den Abhangen des kretischen Ida bei Lyk- 
terinnen von Bienen gedacht, Rom. Od. 13, 106. 30 tos statt wohin ßkea den Neugeboreien ge- 
Ovvia» Cvneq 4 275 : vvpwoti ^h.acoy.6^. bracht hatte, über die Wunder der Grotte 
Krfe Baumnymphe benutzt* eine Biene als Antonin. Lib 19 Dioä. 5, 70. Verg. G. 4 152; 
Liebesbotin zwischen sich und dem Knidier vielleicht gehört nierher auch Pmdar -fragm. 
Rhoikos, Schal Theoer. 3, 13. Charon bei Scliol. tnc. 128. Diesen Bienen verlieh Zeus .eine glan- 
Apollon.2, 47. Etym. M. 75, 31. Von den Nym- zende Farbe, vergoldetem Erze gleichend und 
phen lernt der junge Aristaios die Behandlung andere Vorzuge, Diod. a. a. O, Antenw bei 
der Bienenstöcke (Diod. 4, 81); sie veranlagen Aelian n a. 17 86. Die verschiedenen S t atten 
das Sterben seiner Bienen und dann die Er- der Geburtsgrotte anlangend s. P Vdfa -S ',ol wt 
zeu^uns? n-uer (Vera G 4 534. 555; s. oben 1, 133. Die idaische Grotte ist neuerdings 
unter Aristaios Bd 1 Sp 548) Nymphen waren 40 entdeckt worden; s. E. Fabricms, Athen. Mit- 
? weihe die MenscTen vL FleLhgennsse jungen 10 S. 59* u die , Verrtfe. hebung ; von 
abbrachten und überredeten, sich der Baum- Halbherr und 0«; unter den Funden is ; nicht 
fruchte als Nahrung zu bedienen, nachdem auf Bienen Bezügliches. Ober die gliche 
eine von ihnen, Melissa, zuerst den Genufs schweizerische Alpensage von einer Wunder 
der Honigwaben und die Bereitung des Meths grotte voll Honigwaben grofsmeStadtftore, 
durch Beimischung von Wasser zum Honig J. Grimm, Deutsche MythoV 2 S 580 . W£ 
erfunden und den andern gelehrt hatte. Von Beitrage z. d. Mythol. 2, 453 f Die Grotte in 
diser Melissa sollen die ßfenen ihren Namen welcher der Götterkö mg geboren ™J »fge- 
bekommen haben nach Mnaseas a. a. 0. zogen wurde, ist als eine Statte gedacht da 
Tw?e der Bienenstaat selber Kolonieen 50 Milch und Honig fliefst, wie im goldenen Zeit- 
an..endetf so wi,d die Biene zur Führerin von alter, gleichsam en Stück Paradies, wo Honig 
Auswanderern vgl. Weniger, Zur Symbolik d. vom H.mmel thaut (Probus Verg. ,G. 4, 1. Colu- 
BiZ S 16 Varo derermt. 3, 16 vergleicht mella 9, 2); indes mochte der B.enenreichtum 
aas Schwärmen dem ver sacrum/und bei Vera. der Insel Kreta ™, JfP^^^Än? 
Aen 7 64 ff kündet ein Bienenschwarm die der Geburtslage beigetragen haben DalsAm- 
Ankunft desAeneas in Laurent.™ an. Als die brosia Honig ist, der den Alten als Inbegriff 
Athener Ionien bes edelten, war eine Melissa der Süfsigkeit erschien, und .Nektar Homg- 
Äre Fflhrerin (iCer or. 10, 1 p. 562), oder trank, Meth, hat Boscher (Nektar u Ambrosia 
de Musen zögen in Gestalt von Bienen ihren S. 25f. und sonst) erwiesen. Wie Speise der 

9 505 6 Die Musen aber sind ursprünglich Nahrung für Kinder (Röscher a a. 0. S 62). 

eWälU Nymphen (Prelle,- Höbe, t l%8 6 B mit übrigens heifst Zeus bei Eesychios s. v selb er 

Recht ge-en Ddter*, Über die Verehrung der Msliaaatog. Bienen neben dem Kopfe des Zeus 

Ä l.n ff.) ; die W..gkeit ihrer Gesänge auf einer antiken Paste der Sammlung Sto-ch 

1 die Vergleichung mit den Bienen beson- bei Wmckelmann, Mon. med.n*. Text &. 13 

^^t\i*™J-A*V<ol.l,\,V»to\te* neben Zeus auf «nem Füllhorn sitzend 

Se Ä««oV-, und so konnte Vorro a. a. 0. Cnuzer , Zur Gemmenkunde 8 50 Symbol^ 

3 10 de Bienen ais Musarum volucres bezeich- 4, 382. Kretische Münze mit Biene 1. Im- 



2639 Melissa Melissa 2640 

hoof- Blumer u. 0. Keller, Tier- und Pflanzen- bei Lactant. inst. 1, 22. Porphyr, de antro 

Ulder 1, 16. Vgl. Hoeck, Kreta 1, 177ff. 186f. — "k 18. 

[Von den Münzen kretischer Städte bringt 7) Mit Vorliebe werden Priesterinnen 

Stephani, Compte-rendu p. l'a. 1869 p. 117 die der Demeter Melissen genannt (Schol. Pind. 

von Elyros (Mi. 2, 277, 154—156. Wroth, Pyth. 4,106. Porphyr, a. a. O. Callim.7i.Ap.U0. 

Cat. Gr. C. Br. Mus., Crete p. 36 nr. 1 pl. 8, 15. Hesych. s. v. (isliaeat und firjrQonölovg) , aber 

nr. 2. Svoronos, Numismatique de la Crete anc. auch solche der Demeter und Persephone 

1 p. Ulf. PI. 12, 9—13) und Hyrtakina (Mi. 2, (Schol. Theoer. 15, 94; vgl. unten MiUvdärig). 

277, 157. 158. S. 4, 324, 186. 187. Wroth, Cat. Eine Demeterpriesterin Melissa auf dem 

Gr. C. Br. Mus., Crete p. 50 nr. 1 pl. 12, 5. nr. 2. 10 Isthmos, eine ältere Frau, soll von der Göttin 

Svoronos 1 p. 197f. PI. 18, 7 — 10), welche auf in die Mysterien eingeweiht gewesen sein. Von 

der einen Seite eine Biene, auf der anderen benachbarten Weibern aufgefordert die Geheim- 

einen Ziegenkopf zeigen, welcher Typus sich nisse zu verraten, blieb sie standhaft ver- 

auch auf den Münzen von Lisos (Svoronos 1 schwiegen und wurde deshalb von ihnen zer- 

p. 223 nr. 7 — 10 PI. 20, 35. 36) und Tarra rissen. Demeter sandte eine Pest, aus dem 

(Svoronos 1 p. 321 nr. 1. 2) findet, mit der kre- Leibe ihrer Priesterin aber liefs sie die Bienen 

tischen Zeussage in Verbindung; Wroth a. a. O. entstehen, Serv. Verg. Aen. 1, 430. Hoeck, Kreta 

p. XXVI, vgl. denselben in Num. Chron. 3 d sei-. 1, 187 f. Dafs Bienen aus verwesenden Körpern 

vol. 4, 1884 p. 32, auch die von Aptera (Cat. Gr. entstanden und aus Leibern von Stieren künst- 

C. Br. Mus., Crete p. 10 nr. 16 pl. 3, 5. Svoronos 20 lieh erzeugt werden konnten, war ein im Alter- 

1 p. 16 nr. 12, PI. 1, 14. 16) mit Artemiskopf tum verbreiteter Aberglaube; vgl. Weniger, 

im Obv. und Biene im Rev. und die von Symbolik S. 4ff. 

Praisos (Mi. 2, 296, 297. S. 4, 337, 268. Cat. 8) Die Pythia heifst die Biene von Delphi, 

Gr. C. Brit. Mus., Crete p. 72 nr. 13 pl. 18, 8. z/slqpis peltasa, bei Pind. Pyth. 4, 106. Man 

Svoronos 1 p. 291 nr. 43 — 45, PI. 28, 15. 16; schrieb den Bienen proühetische Kraft zu 

vgl. p. 290 nr. 36. 37, PI. 28, 9—11 mit dem (Weniger a. a. 0. S. 29 f.; so bedeutet der 

Haupt des Apollon im Obvers), welche bei Name der Prophetin Deborah bei den Israe- 

gleichem Reverstypus im Obv. das Haupt der liten Biene nach Iosephus arch. 5, 6), und wie 

Demeter oder Persephone führen. — Die aus in Delphi die Thrien vom Honiggenusse be- 

Winckelmann (Mon. ined. 121 angezogene 30 geistert die Wahrheit künden (Hymn. Mercur. 

Gemmendarstellung deutet Winckelmann, Samt- v. 552 nach G. Hermanns Verbesserung, s. unter 

liehe Werke 7 p. 298 und Descr. des p. gr. du Thrien), so sollen ebendaselbst Bienen und 

feu Baron de Stosch p. 45 cl. 2 nr. 78 als Zeus Vögel zuerst dem Apollon einen Tempel aus 

Apomyios. Endlich sei angeführt aus Cohen, Wachs und Federn gebaut haben, Paus. 10, 

Cäb. de feu M. Badeigts de Laborde. Paris 1869. 5, 5. Philostr. v. Apoll. 6, 10 p. 239; vgl. We- 

Antiquite's p. 1 nr. 1 : „Tete lauree de Zeus Cre- niger a. a. 0. S. 31. J. Grimm, Deutsche Mythol.* 

tois. A l'exergue, deux abeiües, allusion ä Celles 2, 580. Daher findet sich auch die Biene als 

de V untre du mont Ida. Verre bleu." Drexler.] Typus delphischer Münzen, Eckhel , D. N. 2 

5) Melissa, die Tochter des Epidamnos, p. 194._ Bellori a. a. 0. tab. 4. 

des alten Ortsheros der gleichnamigen Stadt, 40 9) Über die Biene im Zusammenhange mit der ' 

mit der Poseidon den Dyrrhachios zeugte. In ephesischen Artemis s. unt. Artemis Bd. 1 

Epidamnos befand sich ein Platz, der MsXia- Sp. 590. 0. Müller, Dorier 2 1 S. 392. Die Biene 

emviog, d. i. Bienhof, hiefs; dort soll Poseidon ist ständ'ges Symbol auf ephesischen Münzen, 

sich der M. gesellt haben, Philon bei Steph. Der Beiname der Göttin Mylitta wurde durch 

Byz. s. v. Avqqü%iov, übereinstimmend mit Con- Volksetymologie mit fiilitta zusammenge- 

stantin. Porphyr, them. 2 p. 56 Bonn. Auch bracht; s. Imhoof -Blumer u. O.Keller a. a. 0. 

diese Melissa wird man als eine Nymphe auf- Taf. 7, 18ff. — [Über die Biene auf Münzen (und 

fassen dürfen. Auf reichen Honigbau in Epi- Gewichten, Babelon et Blanehet, Cat. d. bronzes 

damnos deuten die Bienen und Bienenstöcke ant. de la bibl. not. p. 679 nr. 2244) von 

auf Münzen der Stadt, s. Bellori, Notae in 50 Ephesos s. auch oben Bd. 2 Sp. 2006. The Coli, 

numismata apibus insignita tab. 3, 4. of anc. gr. inscr. in the Brit. Mus. Part. 3. 

6) Wie Nymphen, so wurden auch Prie- Sect. 2. Ephesos by E.L.Hicks p. 85 u. Span- 
sterinnen, besonders in die Mysterien ein- hemius in Ernestis Kallimachos-Ausgahe 2 p. 120 
geweihte, den Bienen verglichen und als solche u. 331. Die Biene auf Drachmen von Arados er- 
bezeichnet (Schol. Pind. Pyth. 4, 106. Porphyr. klärte A. Müller, Astarte, Sitzungsber. d. K. K. 
de antro n. 18. Hesych. s. v. Miliaaai), sei Ak. d. Wiss. 37. Wien 1861 p. 29 Anm. 2 für 
es wegen der jungfräulichen Reinheit und ein Symbol der von ihm als Mondgöttin auf- 
göttlichen Art des emsigen Insekts (Schol. gefafsten Astarte. Da aber diese Münzen im 
Ew. Hippol. 73. Callim. h. Apoll. 110) oder Typus vollständig mit den gleichzeitigen von 
wegen der Ähnlichkeit grofser Tempelan- eo Ephesos übereinstimmen, was Babelon, Me- 
stalten mit Bienenstöcken (so wurden in langes num. l e ser. p. 267 pl. 10, 1 aus einem 
christlicher Zeit die Klöster Bienenkörben, Handelsvertrag oder Münzbündnis zwischen 
Nonnen den Bienen verglichen, Augustin. C. D. beiden Städten erklärt, so ist an eine derartige 
15, 27), s. Weniger, Symbolik S. 18ff. Die oben Deutung nicht zu denken. Drexler.] 
genannte kretische M elissanr. 4 soll von ihrem 10) Selene nannten die Alten uiliaaa 
Vater Melisseus zur ersten Priesterin der Rhea als Vorsteherin der Geburten nach Porphyr, de 
gemacht worden sein, deren Priesterinnen auch antro n. 18 ; vgl. Boscher, Seieneu. Veno. S. 65. De 
später den Namen piUaaai trugen, Didymos Gubematis, D.Tiere i. d. indogerm. Myth.S.bOT. 



2641 



Melissa 



Melissos 



2642 



11) Die Seelen werden Bienen genannt nach 
Porphyr, a. a. 0. : — cig iSimg (teXiaßag ol na- 
Xaiol snäXovv, rdovr/s ovoag igy aoziv-de, od'sv 
v.ai Zocpoxlris ov% dvoiKSicog snl xwv ipv%ä>v 
iq>ri, Bofißst äi vsxqwv afir/vog. "EQ^srai x' 
a.XXr\. iicu zag dtjfirjzQog Itgeiag, mg xfjg %&o- 
viccg &säg fiveziBag fiMaaag ol naXai ol ixä- 
Xovv, avzrjv zs rr/v Koqtjv [isXizäSrj. Ebd. 19: 
ov% cmX&g fisrroi Ttueag i\>v%ug slg yevgeiv 
iovaag piXiaocig f'Xsyiv, äXXcc zag fisXXovaag lö 
jiszä diKaioovvris ßiozivsiv v.zX. Vgl. De Guber- 
natis a. a. 0. 507. [Schwartz, Die poetischen 
Naturanschauungen 1 p. 60. Schwartz, Prä- 
histor.anthropol. Stud. p. 158 — 159. Lefebure, 
Proceed. of the soc. of bibl. arch. 15 (1893) p. 142. 
Nach Dietrich Jecklin, Volkstum!. a.Graubünden. 
Zürich 1874 p. 91 „fliegt der Geist der Hexe als 
Fliege, Biene, Wespe aus". Bastian, Indo- 
nesien 2 p. 24 verzeichnet: .,Nach den An 



counties of England p. 309 — 311. E. Holland, 
Faune populaire de la France 3 p. 262 — 270. 
Sloet, De dieren in het germaansche volksgeloof 
en volksgebruik p. 416 — 430. A. B. Cook, 
Journ. of hell. stud. 15 p. 1 — 24. Über die 
Biene als Apotropaion s. 0. Jahn, Ber. d. 
sächs. Ges. d. Wiss. 1855 p. 99 f. und Stephani, 
Compte-rendu p. l'a. 1863 p. 85. 1865 p. 198. 
Drexler.] 

12) Melissa {MiXieaa), Beiname der Ly- 
side, Tochter des Tyrannen ProkleB von Epi- 
dauros, Gemahlin des Periander von Körinth. 
Nach ihrem Tode liefs Periander ihre Seele 
in dem Totenorakel von Ephyra am Ächeron 
heraufbeschwören, Herodot 5, 92, 7; vgl. 3, 50. 
Diog. Laert. 1,94. Schoemann, Gr. Altert. 3 2 S. 342. 

[Weniger.] 
Melissaios (Mi Xiaouiog), Biener, Beiname des 
Zeus nach Hesych. s.v.; vgl. Nikander, Ther. 611: 



gami gehen die Seelen der Guten in Steine 20 rjv zs fisXiaauiog itegißöoxetui ovXafiög egnmv 



über; die der Schlechten (nach sieben Wan- 
derungen) in Bienen." W. Crooke, An intro- 
duction to the populär religion and folklore of 
northern India p. 345 bemerkt: „The souls of 
the dead are helieved to enter bees and flies." 
Bei den Mordvinen ist Nishki Pas, der Gott 
des Himmels, der Sonne, des Feuers und des 
Lichts, der Hauptschirmherr der Bienen. „At 
his place in the sky there are many Jtabitations, 



[Abweichend von der gewöhnlichen Erklärung 
leitet Maafs, De Aeschyli supplicibus p.XXXVH 
Anm. 4 den Beinamen von einem Abstractum 
fieXtaaa = rjinözrjg ab, so dafs fieXicaalos mit 
miXi'xiog identisch wäre. In gleicher Weise 
leitet er nach Lobecks (Aglaophamus p. 817 f.) 
Vorgang den Namen der Priesterinuen, fiiXie- 
oai, nicht von fiiXi, sondern von [isXiaestv 
her; er läfst fisiiaaci aus pcXizla entstanden 



where the souls of good men live. As bees 30 sein. Drexler.] [Weniger.] 



Cluster round their queen, so the souls Surround 
Nishki Pas, and hence he obtained his name of 
Beehive God", Folk-Lore Journal 7 p. 70. 
Vgl. auch die Verbindung der Biene mit dem 
Symbol der Seele, dem Schmetterling, Smith, 
Cat. of engr. genis in the Brit. Mus. p. 76 nr. 424 
„Vase, upon which are a butterfly and a bee. 
Banded agate. Scarab." Drexler.] 

Zur Symbolik und Mythologie der Biene 



Melissen s (MsXiaasvg), 1) ein König von 
Kreta, Vater der Nymphen Adrasteia und Ide 
(Apollod. 1, 1, 6. Zenob. 2, 481. oder Adrasteia 
und Kynosura (Schol. Eur. Bhes. 342), oder 
Amaltheia und Melissa, Didymos bei I.actant. 
inst. 1, 22 (vgl. unter Melissa nr. 4 und Bd. 1 
Sp. 262. Bd. 2 Sp. 104. 1706), denen Rhea das 
in einer Grotte des kretischen Dikte geborene 
Zeuskind übergab, um es in Gemeinschaft mit 



vgl. im allgemeinen: Bochart, Hierozoicon 1675 40 den Kureten aufzuziehen (Hygin. astron. 2, 13). 



4, 10 p. 502 ff. J. H. Vofs zu Verqils Landbau 
4. 1800 S. 728 ff. Greuzer, Symbolik* 4, 348 ff. 
W. Menzel, Monographie der Biene in Mythol. 
Forschungen u. Sammlungen 1 S.170ff. Mager- 
stedt, Die Bienenzucht der Völker des Alter- 
thums. Sondershausen 1851. Magerstedt. Bilder 
aus d. römischen Landwirthschaft, VI. Bienen- 
zucht u. Bienenpflanzen. Sondershansen 1858ff. 
Weniger, Zur Symbolik d. Biene in d. ant. Myth. 
Breslau 1871. De Gubernatis, Die Tiere in d. 50 
■indogerm. Mythol., deutsch v. Hartmann S. 506 ff. 
Hehn, Kulturpflanzen u. Haustiere 6 S. 133 f. 152. 
565. Boscher, Nektar u. Ambrosia. Glock, Die 
Symbolik d. Bienen. Bobert-Tornow, De apium 
rnellisque apud veteres significatione et sym- 
bolica et mythologica. Kubier in Bodenbergs 
Deutscher Bundschau 21, 1895 S. 236ff. — Über 
die Biene als Münztypus vieler Städte: Bellori, 
Notae in numismata apibus insignita, als An 



Melisseus soll zuerst den Göttern geopfert, 
auch neue gottesdienstliche Gebräuche und 
die Festzüge (sacrorum pompas) eingeführt 
haben. Er machte seine Tochter Melissa zur 
ersten Priesterin der Rhea (Didymos a. a 0.). 
Von Ide, der Tochter des Melisseus, soll auch 
das troische Gebirge seinen Namen erhalten 
haben (Diod. 17, 7; vgl. Plut. de fluv. 13, 3 
p. 1021). Hoeck, Kreta 1, 177ff. Vgl. Melissos. 

2) Melisseus, einer der Kureten, bei Non- 
nos 13,145; 28,306ff.; 30,305; 32,271; 36,280; 
37,494. 520. 534ff. 675ff. 702. Bei Schol. Apoll. 
3, 133 ff. heifsen die Korybanten Brüder der 
Adrasteia und Ide; danach wären sie Söhno 
des Melisseus nr. 1. 

3) Melisseus, König von Chersonesos in 
Karien, reinigte den Triopas, Sohn des Helios 
und der Rhodos, nach der Ermordung seines 
Bruders Tenages, Diod. 5, 61. Die Herrscher 



hang zu Menetreius symbolica Dianae Ephesiae eo der karischen Chersonesos galten als Nach- 
" - — ''" " *-.-"-- kommen der kretischen Kureten, Diod. a. a. 0. 

j Weniger. 1 
Melissos (MiXiaaog), 1) anderer Namo für 
Melisseus (s. d.) bei Schol. Piaton. Pliaedr. 248 C. 
Daselbst heifsen seine Töchter Adrasteia und 
Eide, deren Mutter Amaltheia; die Namen 
werden philosophisch gedeutet. S. oben Bd. 1 
Sp. 262. Bd. 2 Sp. 104. Lobeck, Agl. p. 514. 



statua. Rom 1657. Imhoof- Blumer u. O.Keller, 
Tier- u. Pflanzenbilder auf Münzen u. Gemmen 
Taf. 7, 15—23. \Lenz, Zoologie der Griechen 
u. Römer p. 562 — 599. Paul Schwarz, Menschen 
u. Tiere im Aberglauben der Griechen und Bömer. 
Celle 1888. 4° p. 38—40. Friedreich, Symbolik 
und Mythologie der Natur § 804 p. 631—636. 
Henderson, Notes on folk-lore of the northern 



2643 Melissosoos Meliteus 2644 

[Vsl H Posnansku, Nemesis und Ädrasteia [Den Herakles im Schoofe der Melite, neben 
(Breslauer philol. Äbh. 5, 2) p. 68-71. Drexlor.] ihnen Demeter Kurotrophos mit den beiden 
21 Melissos, Sohn des Habron, der vor Söhnen dieses Paares will Loschcke, Ver- 
dem Tyrannen Pheidon von Argos nach Ko- mutungen zur griechischen Kunstgeschichte und 
rinth geflüchtet war, von dem korinthischen Topographie Athens (vg \ Archaol Zeitung 43 
Flecken Melissos benannt. M. hatte einen sehr [1885], 73) auf der rechten Hälfte des i west- 
schönen Sohn namens Aktaion (s. oben Bd. 1 liehen Parthenongiebels erkennen. Höfer.] 
So 217) Diesen wollte der mächtige Hera- [v.Wilamowitz, Aus Kydathenp. 146 ft. Drexler.J 
kleide Ärehias den Seinen mit Gewalt ent- - 6) Tochter des Hoples, erste Gemahlin des 
reifsen, und Aktaion wurde dabei zerrissen. 10 Aigeus, Königs von Athen, Schol. hur. Med. 
Da erhob Melissos an den isthmischen Spielen 668. Bei Apollod. 3, 15, 6 helfet sie Meta 
am Altare des Gottes Klage und stürzte sich [- 7) Eine Melite erscheint zmammen mit 
sodann unter Anrufung der Götter von einem Athenaia und Menestheus bei der Abschieds- 
Felsen herab. Als nun Dürre und Pest das scene von Aias und Lykos auf der Kodros- 
Land heimsuchte, befahl das Orakel, den zur- schale (s. Braun, Die Kodrossehale. Gotha, 
nenden Poseidon zu versöhnen. Archias, der 1843), doch rechnet Heydemann, Gomm philol. 
als korinthischer Theore selbst den Götter- inhon.Mommsem p. 178t. (Litteratur inAnnr61, 
sprach empfangen hatte, kehrte nicht wieder wozu füge Conze, Ubungsblatter her. 1 lat 4. 
heim sondern wanderte ans und wurde der Winür, Die jüngeren att. lasen p. 52, 1) die 
Gründer von Syrakus, Flut, amat.narr. 2 p.772. 20 Scenen dieser Vase nicht zu den mythologi- 
Diod 8 10. Alexander Aetol. bei ParOien. 14a. sehen Darstellungen, sond m zu .den heroi- 
Schol. Apollon. 4, 1212. [Weniger.] eierten Genrebildern Drexler.] [btoll.] _ 

Melissosoos (Mslieoooöos), Bienenretter, d. i. Meliteus (MsUtsvc), Sohn des Zeus und einer 

Imker, Beiname des Pan (s. d.) in einem Epi- othi eischen Nymphe. Seme Mutter setzte ihn 

gwmm des Zonas Sard., Ardhol. Pal. 9, 226, F. aus Furcht vor Hera in einem Walde aus, Zeus 

[Weniger.] aber liefe sein Kind durch Bienen ernähren. 
Melite (Msli'tri), 1) Okeanide, Gespielin der So fand es der Hirte Phagros, der Sohn des 
Persephone, Hom. hymn. in Gerer. 419. Brau«, Apollon und derselben othraschen Nymphe 
Griech. Götterl. § 176. - 2) Nereide, II. 18, 42. Dieser brachte den Knaben heim, zog ihn auf 
Hts Theoq. 246. Apollod, 1, 2, 7. Hyg. praef. so und gab ihm den Namen Meliteus, bestärkt 
p 28 Bunte. Vera. Aen. 5, 825. Schoemann, durch einen Götterspruch, der ihm auttrug, 
6i> Ac.% 169 (Meilita). Braun, Griech. GütUrl. seinen Bruder zu retten, den von den bienen 
s 78 98' — [Eine Nereide MMir\ kommt Ernährten (xov vito x&v piXizräv xqsipoiisvov). 
auf drei Vasen mit der Darstellung des Ring- Meliteus wurde nachmals ein hervorragender 
kampfes zwischen Peleus und Thetis vor, Mann, der die Umwohner beherrschte und in 
die P Kretschmer, Die griechischen Vasenin- Phthia eine Stadt gründete, die er Melite nannte, 
sehriften nr 184 p 200 f Anm. 2 mit hier Antoniu. Liber. 13 nach Nikemdros, Metamorph. 
wiederholter Litteraturangabe verzeichnet hat: B. 2. Ein solcher Meliteus d. i. Bienenkind, 
1) Krater in Würzburg, Urlichs 3 nr. 397. könnte duivh die 1843 in Ohana aut Sardinien 
Campanari, Vasi Feoli nr. 100. Mcn. d. Inst. 1, 40 in einem Grabe gefundene Erzfigur eines Kna- 
38 Overbeck, Bildw 8, 7. C. I. Gr. 8354", ben dargestellt sein, auf dessen nacktem Leibe 
Kretschmer nr. 3. Winter, Die jüngeren att. fünf grolse Bienen m *orm des Quincunx ver- 
Vasen p 71 XV nr 1 teilt sitzen, s. Spano im Bullethno Archeol. bardo 
2) Schäle, einst bei Basseggio, Gerhard, 1 p. 65. Cavedoni ebd. 3 p. 133f. u. oben unter 
Auserks Vas 180 181. Gl. Gr. 7397", Kreisch- Aristaios Bd. 1 Sp. 560. Indes spricht der Um- 
mer m . 4 stand, dafe die Sage den Aristaios auch in 
31 Vase aus Eretria im 'Edvnibv Movaiiov Sardinien seine segensreiche Wirkung entfalten 
in Athen, Alriov & n . Aug. 1892 S.77", Kretsch- läfet, für diesen. Die Biene ist Münztypus der 
mer nr 7 Drexler ] — 3) Najade, Tochter des mit Melite identischen thessalischen Stadt Meli- 
Flufsgottes Aigaios im Lande der Phaiaken (Ker- 50 taia, vgl. Imhoof- Blumer u. O.Keller, Tier- ■ u. 
kvral mit welcher Herakles, als er dorthin ge- Pßanzenbilder 7, 15. [Meliteus will Panofka, 
kommen, um sich vom Morde seiner Kinder reini- Ann. d. Inst. 7 p. 246f. tav. H 2 erkennen 
gen zu lassen, denHyllos zeugte, dernachlllyrien auf einem etruskischen Skarabaus {Lades, 
zosr und den Hylleern seinen Namen gab, Ap. Impr. gemm. 1, 36. Wieseler, Denkmahr der 
Ehod 4 538. Schal Ap.Bh. 4, 524. 1125. 1149. alten Kunst 2. Bearb., 2, 30, 333) auf dem 
Schol Soph. Trach. 53. Steph. Byz. s.v.'TXUCs. dargestellt ist ein aus einem groisen lasse 
Et M 776 40 — 4) Eine der Töchter des Era- mit ausgestreckten Händen hervorragender 
sinos in Argo's, .4««. Lib. 40. - 5) Heroine, Knabe, zu dem sich ein Mann herabbeugt, 
nach welcher der attische Demos Melite be- während im Felde oberhalb des Knabens eine 
nannt war, nach Hesiod Tochter des Myrmex, 60 Biene sichtbar ist. Doch ist Panofkas Dem- 
nach Musaios Tochter des Dios, eines Sohnes tung ganz ausgeschlossen. Annehmbarer ist 
des Apollon, Philochoros bei Harpncr., Phot. die Deutung Vinets, Pech, et coyectures sur le 
und Suid s. v. MsXCtv. Nach Schol. Aristoph. mythe de Glaucus et de Scylle (Extr. du t. 15 
Ban 501 war sie eine Nymphe, mit welcher des Ann. de l'Inst. arch.) p. 18 Anm 4 aut 
Herakles Umgang pflegte. In Melite war ein Glaukos, den Sohn des Mmos, der eben ins 
Heiligtum des Herakles ötU&avog. Sie war Honigfafs gefallen, die Hände um Hülfe aus- 
auch eine Freundin des Poseidon, Schol. Plat. streckt, wie auch Birch unabhängig von« 
Parmen init. in Ms. Paris, ap. Gaisf. - Glaukos und Polyidos erkennt {Arch. Zeit. 1850 



2645 Melitodes Meliuchos 2646 

Sp. 204/5), während Gacdechens, Ar eh. Zeit. 1860 xjjts MsUovie MfXiKtgxa fieXiytvixmg, und in 
Sp. 69 f. und oben Bd. 1 Sp. 1688 diese Deu- einer Anrufung Apollons im Pap. XLVII des- 
tnng für unmöglich hält, 0. Muller glaubte selben Museums (Wessely, Zauberpap. p. 149 
zu erkennen „Hermes, eine Totenlarve, die vs. 32 — 33 = Kenyon p. 82) erhält Apollon 
sich aus der Totenurne erhebt, belebend"; das die Anrede XQvaocpur) XaiU>ri)gs *ui nv&oXtxa. 
Insekt hielt er irrtümlich für einen Schroetter- fiEöfyxotqpt Xuxae aifiwd-' (Kenyon; ipamd- Wes- 
ling und sah darin ein Bild der Seele. Ahn- s-ly) e[aß]aa>& fisXiovxs xveavve. Dasselbe 
lieh erkennt Wieseler (a a. 0. p. 252), Cor die Wort MtXiovxog wird erwähnt in einer Devo- 
Biene als ein Sinnbild süfsen, einschmeicheln- tionstafel von Alexandreia {Lenormant, Rhein. 
den, bezaubernden Sprechens oder Singens auf- 10 Mus. N. F. 9 p. 370 ff. Waehsmuth ebenda 18 
fafst, Hermes, den Toten durch Zaubersprüche p. 563. Zündel ebenda 19 p. 481 — 496. Wes- 
oder Gesänge aus seiner Behausung hervor- sdy, Ephesia Grammata p. 23 f. nr. 244. Babelon 
rufend, während Gori im Text zum Nov. thes. et Blanchet, Cat. des bronzes ant. de la biblioth. 
g. ret. 1 (ab. 2 p. 18 die Darstellung auf das nat. p. 701— 703 nr. 2296) Z. 10ff.: IniKuXovuaC 
von Bienen ernährte Zeuskind bezieht. as xtjv nävxav äv&Qcöitwv ävtäaztigav naa[(po- 
Bemeiken will ich noch, dafs auf den übrigen ße]gä, grj^cx&cov, rj kcü aveviyKUiieyn xäxov 
mir bekannten Darstellungen, die auf die Er- piXwvxov (isXrj Kai «üto» xbv (iiXioyxov, Eqs- 
weckung des Glaukos bezogen werden, einem a%iyuX vißovxoaovaXrft sgeßivv^, üqkviu ve- 
Karneol der Sammlung Fould, Chab.uilht, Coli. Kvi[a] 'EKaxn k. x. X. Fast dieselbe Wendung 
L. Fould p. 47 nr. 1047 (dessen Darstellung: so kehrt wieder in den von Mifs L. Macdonald 
Polyidos, Glaukos und Minos nach Chabouillet (Inscriptions relatinq to sorcery in Cyprus, 
sich auch bei Gori, Mus. Flor. 2 tab. 43 nr. 11 Proceedings of the Society of biblieal archaeo- 
p. 93 finden soll), einem Karneol der Samm- logy nov. 1890 to june 1891 vol. 13 p. 160— 
lung de Luynes, darstellend nach Gaedtchens, 190) veröffentlichten kyprischen Devotions- 
Arch. Zeitung 1860 Sp. 69 — 71 Asklepios, Glau- tafeln, so p. 174, I Z. 30 ogKiaico t>/ia(s) St- 
kos, Minos und Pasiphae, nach Babelon, La fiovsg jioXvavägioi xs ßw&uvaxoi xs acagoi 
gravure en pierres fincs p. 108— 109 fig.77 und ks anogoi racprjg xaxa xr\g gm[ei]x&ovT]q xr\g 
wohl auch Babelon, American Journal ofArch. xaxsvsvxaorjg (isXiov%ov xa fitXn xs avxov fis- 
2 p. 290 Taf. 7, 5 (mir augenblicklich nicht zu- Xiovxov, p. 178, V Z. 20 - 22, p. 17S, VI Z. 17 
gänglich) Polyidos, Glaukos, Minos und Pasi- 30 -19 (korrupt), p. 180, VII Z. 21—23 (korrupt), 
phae, endlich der in der Darstellung gänzlich p. 181, VIR Z. 18 — 20, p. 183, IX Z. 22 — 24, 
von den Gemmen abweichenden Vase des So- p. 184, X Z. 19—21, p. 185, XI Z. 19—20 (kor- 
tades, auf welcher TTOAVIAOS jugendlich ge- rupt), p. 186, XIII (Fortsetzung von XII) Z.l— 2, 
bildet in knieender Stellung vor dem am Boden p. 188, XV Z. 18—20, p. 190, XVII Z. 19 — 20. 
hockenden AIAVKOI in einem Kuppelgrab dar- Auch ist sie offenbar enthalten in der ver- 
gestellt ist, Fröhner, Coli. Branteghem pl. 41. derbten Anrufung im Pap. Mimaut vs. 43 ff. 
J. Zingtrle, Über die Glaukos- Polyeidowase As (We>sely,Fph. Gr. p.24 nr.248. Griech. Zauber- 
Sotades, Arch. ep. MM. aus Osten: 17 (1894) papyri von Paris u. London p. 140 ff.): Imxu- 
p. 119 — 124, nirgends der Scene eine Biene Xovpai ob xtav navxtov nii£tu>[y y~\evtxioa znv 

beigegeben ist. Diexler.] [Weniger.] 40 env avuyKacauov av&gio y.eXiov%ov xai 

Melitodes (MsXircöärjg), euphemistischer Bei- uvxov psXwvxov \xv~\gttvvo[v viß]ovxoaov aXri» 

name der Persephone (s. d.), „die Honigsüfse", apjwil'a vexvia loßaezotu . . . »jfppe KtLTrjXri&u- 

Theocr. 15, 94. Porphyr, de antro n. 18. Zur tiov = fir; exaz . . . 

Deutung s. Schol. Theoer. a. a. 0.: ' MtXixäSsg' 1 Wer ist dieser MsXiovxog'i Von Dieterich, 

äs xr\v negosyovriv (prjol xaz' dvzi'ygaoiv, äg Nekyia p. 56 f. Anm. 2 wird er erklärt als 

Kai koqtiv, Stä to rag sxalgag (Tanaquil Faber „der die fu'Aij (d. h. nach Dieterich 'das, was 

tiQiiag) avxrje Kai xqg ^r^rjxgog usXi'aaag Xs- sichtbar vom Mensehen übrig bleibt, wenn 

yio&ai. Vgl. Diitluy, Arch'. Zeug. 1874 S. 91,5. er gestorben ist') hat, der recht eigentliche 

— Boschtr (Nektar u. Ambrosia 57, 145) er- Grabes- und Todesdämon." Indessen schon 
innert an die Konservierung der Leichen in so das 1 in peXiovxog dürfte Bedenken gegen eine 

Honig. Vgl. Melitone. Anders Lehm, Pop. derartige Ableitung erwecken. In meiner An- 

Aufs. a. d Altert. 2. Aufl. p. 245. Vgl. Melitone zeige von Bieterichs Schrift (Wochenschr. f. Tel. 

u. Meliuchos. [Weniger.] Piniol. 1894 Sp. 731 f.) glaubte ich in MsXiovxog 

Melitone (MeXiziövrj), Beiname der Perse- eine Gräcisierung des phönikischen Götterkönigs 

phone nach Kokondrios nsgl xgönmv bei Bois- Milk sehen zu dürfen. Erwägt man aber die 

sonade, Anecd. Gr. 8 p. 292, wo jedoch besser grofse Bedeutung, welche der Honig im Toten- 

MsXixüdrig zu lesen sein wird, wie die Ahn- kultus hatte — und mit einem zur Unterwelt 

lichkeit der Darstellung mit Schol. Theoer. 15, 94 in Beziehung stehenden Gotte hat man es hier 

nahelegt. Vgl. Melitodes. [Weniger.] sicher zu thun — , so wird man das Wort 
Meliuchos (MtXioizoi). In dem „(lavxsiov 60 kaum anders als von fisXi ableiten dürfen, 

aaganiaKÖv naiSög inl Xvrvov xai (ptälrjg Kai mag man nun mit Zündel a. a. 0. p. 493 an 

ßo&gov" des Pap. XLVI des British Museums den Gebrauch des Honigs beim Einbalsa- 

(Wessely, Eph. Grammata p. 14 nr. 24. Wcfsely, mieren (vgl. auch J. Zingerle, AEM. 17 p. 120) 

Griech Zauberpap. aus Paris u. London p. 127 denken oder an die Verwendung desselben bei 

v. 5—7. Kenyon, Greek Pap. in the Brit. Mus. den Totenspenden. Von diesem Gotte erfahren 

Catal. with texts p. 65 vs. 4-6) ruft der Be- wir nun, dafs seine Glieder und er selbst von 

schwörer einen Gott mit folgenden Worten an: einer Göttin herab- und heraufgebracht werden, 

imxaXovnai oe Ztv "HXu Mld-qu Z'oiyttJti ävl- natürlich in die Unterwelt und aus derselben. 



2647 Meliuchos Melos 2648 

Dafs die Glieder besonders erwähnt werden, p. 9420 (Cat. p. 1010) u. K. p. 12523 (ib. p.1248) 

setzt voraus, dafs der Gott zerstückelt worden figuriert, wird mit zwei Hörnern einer Ga- 

ist. Dies führt auf einen Mythus wie von der zellen (?) - Art gedacht, eines hinten (?), eines 

Zerstückelung des Dionysos -Zagreus, des Osi- vorn (am Kopfe) [vgl. Hekates Beinamen *sga- 

ris oder auch des Adonis. Denn dafs auch zänig, Pap. Par. 2548 Dr.] ; mit dem Ohre 

dieser nach einer Version des Mythus zer- eines Lammes und der Hand (Faust) eines 

stückelt gedacht wurde, setzt die Sage vor- Menschen; mit ihren beiden (Händen?) nimmt 

aus, die sein Haupt von Alexandreia nach sie die Nahrung und führt sie zu ihrem Munde; 

Byblos schwimmen läfst. Den Gott mit be- ihren Körper schlägt sie lustig (hadis) mit 
stimmtem Namen zu bezeichnen , wage ich 10 ihrem Schwänze . . . ;, zwischen ihren beiden 

nicht. Nach Pap. 46 scheint es Sarapis d. h. Hörnern heraus steht ein Haarbüschel, der 

Osiris zu sein, da es sich ja hier um ein (iav- nach vorne (auf ihren Schädel?) überfällt; 

xtiov Zagamaxov handelt. Andrerseits weist ; von ihrer Mitte bis zum (Schwanz-) 

die Göttin, welche den Meliuchos herab- und Ende ;" hier bricht die Beschreibung, 

heraufbringt, durch ihren Beinamen Ereschigal zu welcher man auch Puchstein, Z. f. Ass. 9 

auf einen Angehörigen des semitischen Pan- p. 419 vergleiche, leider ab. [Drexler.] 

theons hin, etwa Adonis -Thammuz, dessen Melkantharos 1 ]yj e i aar t 

Kultus ja gerade in Alexandreia und auf Melkathros J 

Kypros mit dem des Osiris verschmolz. Im Mellane (Msllcivrj). Auf einer Inschrift aus 
großen Pariser Zauberpapyrus wird neben der 20 Delos (Corr. hell. 6 [1882], 344 nr. 61) Jiest man 

Kure Persephone Ereschigal (vs. 338) ein "Jörn- 'Agiexiiov .... MilXävn viteg eavrov -xal rrjs 

vis 6 ßagßagi&a erwähnt. Die Vermutung, in yvvamog xal täv tixvmv; Hauvette - Besnault 

'Teesfjuyaäwv, dem gewöhnlichen Begleiter der bemerkt dazu: 'le mot MsXlavrj, tres-lisible 

Ereschigal, auf Grund der Endsilben einen sur la pierre, designe-t-il la divinite ä qui est 

Adon zu sehen, scheint mir fast zu gewagt, consacre le monument? C'est ce que parait in- 

um sie vorzutragen, wenngleich noch nicht so diquer la place de ce mot dans Vinscription; • 

kühn, wie Jensens von Zimmern in Gunkels mais nous ignorons quelle peut etre cette di- 

Schöpfung und Chaos p. 388 Anm. 2 gebilligter vinite.' [Höfer.] 

Vorschlag (iiyaScov in TsespiyaSav mit pccye- Mellona (Augustin, C. D. 4, 34) oder Mellonia 
öeov in dem Ortsnamen Ag^aysScav in der Jo- 80 (Arnobius, Adv. a. 4, 7. 8. 12), Göttin der Bienen- 

hannes- Apokalypse zu identifizieren. Noch ge- zucht und des Honiggewinns. Vgl. J. Grimm,. 

wagter würde es sein, aus dem Umstände, Deutsche Myihof 1 2, 580. [Vgl. die Göttin der 

dafs der mit dem ägyptischen Osir-Hapi von Mordvinen Nishkende Tevtyar, „who has a 

Plolemaios zum hellenistischen Sarapis ver- beehive on the earth where real bees live. She 

schmolzene aus Sinope eingeführte Zeus-Hades protects bee-keeping", Falk- Lore Journal 7 

für eine ursprünglich assyrische Gottheit gilt (1889) p. 71. Drexler.J S. Indigitamenta. 

(Krall, Tacitus und der Orient 1 p. 52), auf [Weniger.] 

alte Beziehungen dieses Gottes zur Ereschigal Melobosis (MrjXößoaig). Schafweiderin, Toch- 

und womöglich auf Identität desselben mit ter des Okeanos und der Tethys, Hes. Theog. 354. 
Hyesemigadon zu schliefsen. Beiläufig noch 40 Kom. hymn. in Cerer. 420. Schoemann, Op. Ac. 

eine Bemerkung. Sollte mit dem psliovzos 2, 149 (Pecupasca). Braun, Gr. Götterl. § 154. 

Adonis gemeint sein, so könnte vielleicht auch [Stoll.] 

die Anrede MslnäSeg in Theokrits Adoniazusen Melon (Mrjloav), Beiname des Herakles; er 

vs. 94 nicht, wie der Scholiast angiebt, auf wurde so genannt, weil die Einwohner von 

Persephone gehen (obwohl diese den Bei- Melite ihm statt des Viehs Äpfel opferten, Hesych. 

namen it,slitciSrjg sonst sehr wohl geführt s. v. Mr\Xmv 'RgavXrig. Poll. 1, 30. 31. Vgl. Me- 

haben mag), sondern auf Adonis. leios. [S. Baoul-Mochette, Mim. d'arch. compare'e. 

Endlich noch eine Notiz über die oben 1. Sur l'Hercule ass. et phen. p. 26 Anm. 2, 

Bd. 2 Sp. 1584—1587 s. v. Kure Persephone v.Wilamowitz, Aus Kydathen p. 150 ff. Stengel, 
Ereschigal behandelte Göttin, deren Name 50 HPAKAHC MHAQN, N. Jahrbb. f. kl. Phil. u. 

'Egeo%iyaX vgßovtoaovalrj» auch auf der Gnosti- Päd. Bd. 123 (1881) p. 398 — 400. A.B.Cook, 

sehen Gemme zu Dorpat (Arch. Zeit. 1856, Journ. of hell. stud. 14 p. 114. Drexler.] Vgl. 

Taf. 96, 2, e) vorkommt. Ich wies a. a. O. Herakles. [Stoll.] 

nach, dafs der Beiname Ereschigal mit der Melos (Mrjlog), 1) ein Heros, nach welchem 
Eriskigal der Teil El - Amarna - Tafeln identisch die Insel Melos benannt sein soll, Eustath. Dion. 
ist. Unter Kyon oben Bd. 2 Sp. 1707 — 1709 Per. 530. — 2) Sohn des Skamandros, Ptol. 
erörterte ich Beiworte der Hekate, welche ihr Heph. bei Phot. bibl. 152, 16. — 3) Ein Delier, 
Tiergestalt beilegen, und Denkmäler, welche der nach Kypros floh zu dem Könige Kinyras. 
sie mit Tierköpfen versehen zeigen. Jetzt Dieser nahm ihn zum Genossen seines Sohnes 
wissen wir durch die von G. Bezold in der 60 Adonis an und gab ihm seine Verwandte Pelia 
Zeitschr. f. Assyriologie 9 (1894) p. 114—119 zum Weibe. Pelia gebar ihm einen Sohn, der 
besprochenenkeilinschriftlichenBeschreibungen ebenfalls denNamenMelos erhieltund im Heilig- 
babylonisch -assyrischer Göttertypen aus dem tum der Aphrodite aufgezogen ward (d. h. er 
7. Jahrhundert, dafs man auch Eriskigal sich im wurde ein Priester und Opferknabe der Göttin), 
wesentlichen tiergestaltig dachte. Bezold be- Nachdem aber Adonis, der Geliebte der Aphro- 
merkt p. 116: „Die Göttin Iriskigal, die zuerst dite, von dem Eber getötet worden war, er- 
in den Amarnainschriften nachgewiesen wurde hängte sich Melos, der Vater, aus Schmerz an 
und z.B. auch auf K[ujundschik- Sammlung] einem Baume, der nach ihm Melos, d. i. Apfel- 



2649 Melosa Melqart 2650 

bäum , genannt wurde. Auch Pelia erhängte gebracht 61. Über die Lage des Lenaion vgl. 

sich. Aphrodite verwandelte den Melos in einen vor allem jetzt Dörpfeld, Athen. Milth. 20 

Apfelbaum, die Pelia in eine Taube; den jungen (1895), 161tf. Vielleicht ist Dionysos M. dar- 

Melos aber, der allein von dem Geschlechte gestellt auch auf Münzen von Athen, Head, 

des Kinyras noch übrig war, liefs sie mit einer Hist. num. 323. Beule, Les mann. d'Athenes 374. 

auserlesenen Mannschaft nach Delos zurück- [Höfer.] 

kehren, wo er die Stadt Melos gründete. Melpon s. Melpas. 

Da er zuerst lehrte, die Schafe zu scheren und Melqart (mpba) ist der Eigenname des 

wollene Gewänder zu verfertigen, so nannte Stadtgottes (Baal) von Tyros. So heifst es 
man nach ihm die Schafe 'pijla, Serv.Verg. 10 in der Bilinguis von Malta {Melit 1 = 0.7. 

Ecl. 8, 37. Engel, Kypros 2, 128. [— 4) Über sem. 1, 121) „unserem Herrn dem Melqart, 

Melos, den angeblichen Sohn der Manto s. d. dem Baal von Tyros" = griech. H^a^X^i aQxn- 

Art. Maloeis. Höfer.] [Stoll.] ysxsi. Tyrische Inschriften besitzen wir nicht; 

Melosa (MELOSA = Milovoa), 1) Amazone, um so häufiger erscheint er in den Kolonieen, 

im Kampfe mit Theseus (OESEV) auf einer rot- auf Cypern (z. B. in der Inschrift von Idalion, 

figurigen Pelike aus Terranova (Gela), Petersen, G. I. sem. 1, 88), Malta, Karthago, namentlich 

Böm. Mitteil. 7 (1892), 183, 12. Vasemamml. auch in zahlreichen Personennamen, von denen 

d. Kaiserl. Ermitage 2, 1680 p. 262 |— 2) es hier genügt die Namen Hamilkar (Chimel- 

= Leto (s. d.) auf einer den Kampf mit Tityos qart „mein Bruder ist Melqart") und Bomilkar 
darstellenden Campanaschen Amphora, jetzt 20 (Abdmelqart und verkürzte Bodm. „Knecht des 

imLouvre(Overbeck,Kunstmyth.Apollon S.390f., M.") anzuführen. In zwei Personennamen in 

abgeb. im Atlas Taf. 23 nr. 5). Der Name den Inschriften des Tempels von Abydos in 

bezeichnet nach Preller und Overbeck „die Ägypten, G. I. sem. 1, 102 a. b, ist der Name 

Hochgeehrte". Vgl. auch Areh. Ztg. 17 (1859) auffallenderweise Menqart geschrieben. Mehr- 

S. 104* und Mon. d. I. 1856 Taf. X. Vgl. fach ist der Name mit anderen Götternamen 

Melusa. Röscher.] [Höfer.] zusammengesetzt, auf Grund welcher An- 

|S;Melosios (Mrjlcöaiog), Beiname des Zeus auf schauungen, ist nicht klar; so Eschmumnelqart 

einem kerkyräischen Grenzstein, G. I. Gr. in Kition, U. I. sem. 1, 16. 23 — 26 (vgl. Esch- 

2, 1870 == Collitz, Samml. der griech. Dialekt- munastart, C. I. sem. 1, 245, in Karthago); 

Inschr. 3, 3215 = Bezzenberger, Beiträge 12, so Tempelknecht des Sd -Melqart in Karthago, 

209, und auf einer Inschrift aus Naxos ogog C. I. sem. 1, 256 (ein Gott Sd findet sich in 

dicg MrjXmaCov (= ovium custodis), C. I. Gr. phönikischen Inschriften auch sonst); Melqart- 

2, 2418. Pott, Kuhns Zeitschr. f. vergl Sprachf. Rsp auf dem Siegel eines Hierodulen aus Tyros 

6 (1857), 47. 7(1858), 102. Vgl. Müller, Orchom. (Schröder, Phönik. Sprache S. 274). 

155. Boeckh, Staatshaush. 2, 389. [Höfer.] Der Name Melqart ist zweifellos aus Me- 

Melpas (Mslnag), Satyrname auf einem lech-qart, „Stadtkönig", entstanden; der Baal 

chalkidischen schwarzfigurigen Krater, C. I. G. von Tyros ist also eine Form des Gottes Me- 

4, 7460, wo Curtius MeXtccg ändert. Vgl. Heyde- lech (s. Art. Moloch). Die Griechen ldentifi- 

mann, Satyr- und Bakchennamen 28 und die eieren ihn mit Herakles, wie die Inschrift von 

daselbst angeführte Litteratur, 29 Anm. 155, 40 Malta lehrt. Das bestätigt Philos Sanchunia- 

wo andere Lesungsvorschläge (Melpon, Molpas, thon 2, 22 (Müller, F. H. G. 3, 568. Euseb. 

Melpa, Melpaios) erwähnt werden, Heydemann praep. ev. 1, 10, 27) MeXnü&Qog o y.al H^a-uXrig-; 

a. a. O. 37 vergleicht hierzu den Beinamen des bei Euseb. de laud. Const. 13, 3 ist der Name 

Dionysos MeXnäfievog. [S. auch P. Kretschmer, in MsUdvfraQog verschrieben. Auf ihn sind 

D. griech. Vaseninschr. p. 63. Drexler.] [Höfer.] also die Angaben der Griechen über den ty- 

Melpomene b. Musen. rischen Herakles zo beziehen. Nach Herodot 

Melpomenos (MsXitöfifvog) , Beiname des 2, 44 ist sein Heiligtum zugleich mit der Stadt 

Dionysos in Athen, Paus. 1, 2, 5. Erwähnt vor 2300 Jahren (also um 2740) gegründet, eine 

wird ein tsgi-vg MeXnopivov auf einer Inschrift Angabe, die sich für uns jeder Kontrolle ent- 

von der Akropolis G. I. A. 3, 20; auf einer 50 zieht. Nach dem tyrischen Geschichtsschreiber 

Inschrift aus dem Dionysostheater findet sich Menander von Ephesos bei Ioseph. ant. 8, 146. 

ein kgevg MiXnop,ivov diovvcov e| EvvsiSäv, c. Ap. 1, 118 ed. Niese hat Hiram I. den alten 

C. I. A. 3, 274, und ein iBQsvg diovveov MsX- Tempel niedergerissen und einen neuen gebaut. 

nofisvov £k Te%vsiT<äv ebenda 278. Ausführlich Seinen Reichtum rühmt Herodot; u. a. enthielt 

handelt über diesen Beinamen des Gottes und er eine Säule von Gold, eine andere von Sma- 

die Statue des Dionysos Melpomenos E. Beisch, ragd (vgl. Theophrast bei Plin. 37, 75 ; vgl. 

Zum Thrasyllosmonument, Athen. Mitteil. 13, 37,161 über den Edelstem eusebes: ex eo lapide 

394 ff.; über die Beziehungen des attischen est, quo traditur in Tyro Herculis templo facta 

Adelsgeschlechtes der Eaneiden zu Dionysos sedes, ex qua pii facile surgebant). Herodot 

Melpomenos Toepffer, Att. Geneal. 182 ff. 200 f. 60 unterscheidet davon ein Heiligtum des Herakles 

Dargestellt ist Dionysos Melpomenos, durch in Tyros litavv^,ir\v i%ovxog ©aaiov. Herodots 

die beigegebene Leier gekennzeichnet, auf der Erzählungen werden von Arrian, Anab. 2, 15. 

Archemorosvase des Neapler Museums, Toepffer Lucian, De dea Syra 3. Paus. 5, 25, 12 wieder- 

a. a. 0. 205. Mit dem Dionysos Lenaios (s. d.) holt. Strabon 16, 2, 23 sagt von Jyros zifiazai 

identificiert den Melpomenos Maaß, De Lenaeo Sl xaS-' vTtiqßoXriv 'HgaxX^s im' avräv. Die 

et Delphinio commentatio (Index scholar. Greifs- Rolle, die das Heiligtum bei der Belagerung 

wald 1891) S. 9. Orpheus 61 und Anm. 71; da- durch Alexander spielt, ist bekannt. In der 

<*e"en MiMihöfer, Arch. Stud. H. Brunn dar- Göttergesehiehte scheint Melkart keine grofse 



26M Melqart Meminia 2652 

Rolle gehabt zu haben ; Philo erwähnt nur, schiedenartigen Deutungen der Versuch geführt 

dafs er der Sohn des (gänzlich uubek'nnten hat, sie in der Geographie unterzubringen, ist 

Gottes) Demarüs sei. bekannt. Hierher gehören sowohl die Herakles- 

Dai's die Kolonieen von Tyros den heiim- inseln, Euktemon bei Avienus, Ora mar. 355. 

sehen Gott mitnahmen, ward schon erwähnt: fScymn.J perieg. 143. Strabon 3, 5, 3, wie das 

so die Phöniker auf Cypern, auf Thasos Heraklesheiligtum auf dem heiligen Vorgebirge 

(-Herorf. 2, 44), in Afrika, in Spanien. Dafs (Cap. S. Vincent), von dem Ephoros berichtete, 

die Karthager nach der Niederlage durch Aga- während es nach Artemidor bei Strabon 3, 1, 4 

thokles glaubten, der beimische Gott zürne gar nicht existierte. 

ihnen, und in Erneuerung des ihm ehemals 10 Einflnfs des phönikischen Gottes auf den 

entrichteten Zehnten reiche Gaben nach Tyros griechischen Herakles ist seit Herodot 2, 44 

sandten, berichtet Diod. 20, 14. Besonders be- in alter und neuer Zeit vielfach angenommen 

rühmt ist der Heraklestempel von Gades (ßtra- (vgl. auch die Heranziehung des tyrischen He- 

bon 3, 5, 3. Avienus, Ora mar. 273. Mela 3, 6) rakles, der nach Delphi geht, um das Orakel 

mit seiner heiligen angeblich mit dem Meere zu befragen, znr Erläuterung des Sprüchwortes 

in Verbindung stehenden Quelle (Plin. 2, oviog «Uo; 'Hgaulris durch Klearch bei den 

219. Strab. 3, 5, 7) und grofsen Erztnfeln, Parömiographen Zenob. 5, 48 u. s. w.), aber 

auf denen die Baukosten verzeichnet waren nirgends erweisbar. Dagegen ist die Gestalt 

{Strab. 3, 5, 5) — in ihnen suchten manche des griechischen Melikertes, wie der Name 
die Säulen des Herakles. ' Noch älter war 20 lehrt, sicher aus dem phönikischen Melqart 

nach Plinius 19, 63 das HerakleBheiligtum erwachsen und erweist vielleicht eine alte phö- 

von Lixos in Afrika am Ocean. Die Stadt nikische Ansiedelung am Isthmos von Korinth. 

Heraklea Minoa auf Sicilien heifst auf phö- Vgl. Melikertes. [Eduard Meyer.] 
niki chen Münzen nipVa cxi Rös Melqart, Melsos oder Melses(?) {Milaog), Eponymos 

Vorgebirge de3 Melkart; daraus ist der Name von Mesembria nach iiteph. Byz. s. v. Msarjfi- 

Makara verstümmelt, den nach Aristoteles ßgict (p. 446 M eineke). Stephanus bemerkt, dafs 

{Heraclides pol. 29) der Ort ursprünglich trug. bria thrakisch Stadt bedeute; wie Selymbria 

Dieselbe Verstümmelung liegt der auf Timaeus die Stadt des Selys bedeute, Poltymbria die 

zurückgehenden Angabe des Pausanias 10 17, 2 Stadt des Poltys, so Melsembria die Stadt des 
zu Grunde, der Führer der Libyer, die Sar- 30 Melsos (-es?); Mesembria sage man des Wohl- 

dinien besiedelten, sei ZccqSos b Maxrjgidog, lauts wegen. Nach Strabon! p. 319 hiefs die 

'H$cty.l.£ovg 8h i-jiovojiaa&ivrog vnö Jtyvntimv Stadt übrigens früher MtvtßQia nach ihrem 

ts Kai Atßvmv gewesen; vgl. Sallust, Hist. 2 Gründer Menes. [Drexler.] 
fr. iKritz: Sardus Hercule procreatus cum magna Meltas s. Melpas. 

multitudine a Libya profettus Sardiniam occu- Melusa {Ms Xovaa), 1) Amazone, Gegnerin von 

pavit (zusammen mit Norax, Sohn des Mercu- Theseus auf einer rotfig. Vase aus Cerveteri, 

rius, der von Tartessos kommt, Solin. 4, 1 ; vgl. Monum. 8, 44; vgl. Stephani, Compte - rendu 

Schol. Dion. periig. 458. Sil. IUI. 12, 358). 1866 pl. 6 p. 173. Die Vasen, welche den 

Sonst lassen die Griechen die Insel durch Io- gleichen Namen anderen Frauen geben, sind 
laos und die Thespiaden kolonisiert werden. 40 zusammengestellt von Benndorf, Att. Vasenb. 

Von Makeris sagt Pausanias, seine berühm- S. 4 u. 9. Vgl. Melosa. — [2) Noack, Iliupersis, 

teste That sei sein Zug nach Delphi gewesen de Euripidis et Pulygnoti quae ad Troiae ex- 

— man sieht, wie Punisches und Griechisches cidium spectant fabulis. Gissae 1890 p. 73 nimmt 

vermischt wird. an, dafs auf Polygnots Gemälde Iliupersis der 

Auch sonst begegnen uns hier noch punische Name der Tochter des Priamos nicht Medusa, 
Sagentrümmer. Nach der» Libri Punici des sondern Melusa gelautet habe. Seine Ver- 
Hiempsal bei Sällust, lug. 18 (vgl. Plin. 5, mutung wird abgewiesen von Robert, Die 
46) hat Hercules in Spanien den Tod gefun- Iliupersis dis Polygnot p. 27. 65. Drexler.] 
dep (sicut Afri putant), aus seinem Heere [Klügmann.J 
sind die numidischen und libyschen Stämme 50 Membliaros (MsnßXCaQog'), ein Phönikier, 
hervorgegangen. Das geht wohl darauf zu- Sohn des Peukiles und Verwandter des Kad- 
rück, dafs der Tempel in Gades die Gebeine mos, welchen dieser, als er bei seiner Aus- 
des Herakles barg (Mela 3,6, wo er zu fahrt nach der Schwester Europa auf der Insel 
einem Ägypter gemacht wird ; Arnob. adv. Kailiste (später Thera) landete, als Haupt einer 
gent. 1, 36 Tyrius Hercules . . . in finibus Kolonie zuiückliefs , Herodot 4, 147. Paus. 3, 
sepultus Hispaniae). Nach Strabon 3, 1, 7 ist 1, 7. Müller, Orchom. 325. Die Insel Anaphe 
Karteja an den Säulen des Herakles von ihm in der Nähe von Thera hatte von diesem Phö- 
gegründet, an der afrikanischen Küste zeigte nikier auch den Namen Membliaros, Steph. B. 
man eine Höhle des Herakles (Mela 1, 5. Stra- s. v. und s. v. 'Avätpri. [Schol. Pind. Pyth. 4, 88. 
bon 17, 3, 3) u. ä. Doch geht die Mehrzahl 60 Höfer.] [S. Studniczka, Kyrene p. 53—55, der 
der Erzählungen über Herakles im Westen auf gegen die übliche Herleitung des Namens aus 
die griechische Sage vom Zug nach dem Garten dem Phönikischen Einspruch erhebt und ihn mit 
der Hesperiden zurück, die kein phönikisches dem Stamme, der in fiEfißXwKa und fiefißlsto 
Element enthält. Auch die Anschauung von vorliegt, zusammenbringt. Über den Flufs 
den Säulen des Herakles ist rein griechischen Membles bei Lykophron 1083 s. Gtffcken, Ti- 
Ursprungs: es sind die Säulen, auf denen im maios p. 22 und v.Hulzinger, Lykophrons Ale- 
Westen das Himmelsgewölbe ruht, dieselben, xandra p. 323. Drexler.] [Stoll.] 
die nach Od. a 53 Atlas trägt. Zu wie ver- Meminia == Venus (s. d.). 



2653 Memnon (Litteratur ; alt. Zeugn.1 Memnon (älteste Zeugnisse) 2654 

Memnon*) (Mäfivmv), ein sagenhafter Aithi- ßag \ xnXo&tv nXcog avzäv (der Aiakiden). «ai 

openkönig. Vgl. Memrun (etrusk.). ES Ai&Coicag \ Mifivovog ovx äaovoazäaavzog 

Litteratur (mit Ausnahme der Hand- inccXxo- ßagv 8s <scpiv J yetxog 'A%iXsvg {8s%t), 

bücher): Von Älterem nur Jablonski, De Mein- %a^al v.axußag äcp' ccefäxwv \fpasvväg 

nonc Graecor. et Aegypt. etc. syntagm. 3 (1753). vibv liix' kvagii,sv 'Aoog ä-Kpä | syjcfos 

Fr. Jacobs, Über die Gräber des M. in Virmischt. t,av.üzoio. «ai zctvxav p,hv naXaiözsQot.\ 

Schrift. 4 (1830), 1—155. Thirlwall, Memnon in bdöv dficti-izbv svgov und Nem. 3, 62 f . acpiai 

The Philological Museum 4, 146 — 184 (Cam- jirj noCgavog öni'aoi \ näXty oi'xaä' äviiptbg £a- 

bridge 1832). Grundlegend Lelronne, La statue tiEvfjg'EXevoio Miavmv fiöloi. Wichtig ist hier 
vocale de Memnon etudiee dans ses rapports 10 die Berufung Pindars anf literarische Vor- 

avecl'Egypte et la Grece in Memoires de l'instit. gäriger*) und die Angabe der Verwandtschaft 

roi/al de France 10, 249 — 359 (1833). F. Memnons. Tithonos war also schon in dir 

A. Ukert in Schorns Kunstblatt 1835 nr. 36 Aühiopis der Bruder des Priamos. Zusammen- 

und 37 (reiche Stellensammlung). Wals s. v. gehalten mit der flesi'od-Stelle wird also Apol- 

Memnon in Paulys Realencyklop. 4.1757 — 1763 lodor, der ja nach Wagner, Epitom. Vat. ex 

(1846). Welcher, Episch. Cykl. 2 2 , 204—222.**) Apoll, bibl. di-selben Auszüge aus dem Kyklos 

[Frederik Munter, Om maltrier paa vaser og benutzt hat wie Prottos, den Inhalt der Ai- 

om andre Konstvcerker, som f< ■restille Memnons ihiopis geben, 3, 147 W. Ti»u>vbv (Sohn des 

histoire. Kiöbenhavn 1830. 4°. Drexler.] Laomedon) (iiv ovv'Häg^aQnäaaaa**) i_3i iQmva 

20 £i's Al&ioTtCuv KO/ii'Jfi «ä«8i avveX&ovou ysvvä 

I. Die Überlieferung. nuZSas 'Hpa&Lava «ai Meavova. Exe. Vat. 

.. 20, 1 oxi Msfxvova xov Ti&covov «ai 'Hovg fisra 

1. Alteste Zeugnisse. nolXqg Al&ionmv Swupioog nciQciysvöfitvov iv 

Die älteste Kunde von Memnon dem Aithi- Tqolcc %u&' 'EkXr\vnv v.a\ xoXXovg tcbv 'EUjj- 
openkönig beruht allein auf der Ailhiopis. Dar- vcov v.xtlvavxa vai 'AvxiXo%ov %xsivu b 'A%iX- 
übc-r hinaus reicht kein litterarisches Zeugnis, Xtvg. Eine ganze Scene aus der Aühiopis 
denn die beiden Erwähnungen in Odys. 4, 187 f. stellt uns her Pind. Pyth 6, 28 ff., Nestors Be- 
pvffiaxo yäg naxu &v[ibv ä[iv[iovog 'AvxiXoyoio | driingnis und Antilochos' Opfertcd. Ein wich- 
xov q 'Hovg tuzstvi cpatLvqg äylabg mos und tiger Zug läfst sich noch aus Hesiod gewinnen. 
11,522 utivov Sri (Eurypylos) xttXXioiov l'äov 30 Fr. 34 Marksch.(116Göttl., 46 Kink.)b. Lactant. 
jiizcc Msavova dwv stehen in anerkannt jün- Plac. arg. fab. Ovid. 13, 3 über die Memnons- 
geren Partiten, in der Telemachie und in der vögel giebt zum Schlui's nach den Worten cm 
Ntkyia. Auch Hesiod. theoti. 984 f. Ti&avä ä' (so Muncker und Marckseheffel für quod) tarnen 
'Häg zs%s Mi(x,iova xuXKOKOQvexrjV | Al&wnmv monumentum in Phrygia constituit patruus eius 
ßaoiXria Kai 'Hfia&lmvcc Hvanzu ist jüngeren die Quelle ut Hesiodus vult (aus Tamphilos' 
Ursprungs, weil im letzten Teile der Theo- Itiptövl vgl. Oder, De Antonin. Liber. 47 n. 1). 
gome stehend, der von einem späteren Dichter Nicht die ganze Erzählung des sog. Ladantius 
hinzugefügt ist nach Mankscheff'l, Hesiodi, ist hesiodisches Fragment, denn die stammt 
Eumeli etc. fragm. p 99. Di.se Nachrichten einfach aus Ovid, waa das grobe Mifsyerständ- 
können uns also nur über den Inhalt der Ai- 40 nis von sorores (Met. 13, 608) beweist. Der 
thio»is, nicht über ihre Quellen oder Entstehung einzige Zug, der nicht bei dem römischen 
bel.hren. Der Abschnitt des Proklos***) über Dichter steht, die Errichtung des Orab- 
Memnon lautet: Mifivav äl 6 'Hovg vibg s'^cor mala in Phrygien durch Priamos, könnte 
ijrpaiBTÖzsvKzov ■navonliav nciQuyivszoii zoig von dem Dichter des Katalogs sein und dem- 
Tgcoel ßoTj&rjewv xal Qixig zä> naiöi za Kuza nach wohl aus der Aühiopis. Es ist sehr wohl 
zbv Msjivova nQoXsyiL. «ai evfißoXfig ysvopi- möglich, dafs Priamos dem Helden ein Grab- 
es 'AvxiXo%og vnb Mepvovog drcciQtizai, snstza mal errichtet hat, obwohl Eos ihrem Sohne 
'AxiXXiig Msfivova xzBivir «ai zovxm y,\v 'Hag von Zeus Unsterblichkeit erwirkt hatte.***) 
naga zlibg aixrjoafiivr] ä&uvaalav SlStaei. Frag- Die Nachricht des Servius zu Am. 1, 489 quia 
mente giebt es keine, wohl aber Kenner der 50 Tithonw, frater Laomedontis, raptus ab Aurora 
Aühiopis: zunächst die beiden oben genannten filium suum Memnonem ex ip-a progenitum in- 
Epiker, dann -A/fc»iawfr.68jB9fc. 4 (StoZteMskrpt.) lectus dono vitis aureae l'riamo ad Troiae 
Sovqi de £voz(6 psju.»)»*»' ^"*S ai%(iazag ze Meu- misit auxilia möchte ich mit Welckir, Ep. Cykl. 
vmv, vor allem aber Pindar, dessen Anspie- 
lungen zweifellos dem EpOS entstammen (vgl. *) Unter diesen itaXaiutegot ist vielleicht der Dichter 
Lübbirt, De Pindar. Stud. Hesiod. et Hom. 15). der kleinen Ilia» mit zu verstehen Schröder, Sern, 2C I, 494 
xt- u -nt„ „„ 1„l-.™ in * qq n„l- Teth™ t. schliefst aus Schol. Pind. Nem. 6, 85 (oO), dars jenes Gedicht 

Nichts Neues lehren Ol. 2 83 Bgl. Isihm. 5, ^ ^^ ^ Elöhlung pindars über Memn0Ils Tud 8el , 

41 (xaXKOeegag). ^ 8, 68 f.; etwas bietet Aem. 6, Tgl ^ miamowit2> Hom . Untersuch. 154. Zwingend ist der 

48 ff. nixazai 8 eni ze JJiTOJ'a «at Sia fraXac- Schiurs nicht; auch -würde die Erwähnung dort nur 

*) Zu diesem Artikel lag mir das fertige Manuskript 6U nebenher erfolgt sein, 

von Stoll vor; doch hat es mir bei meiner Arbeit fast nur **) Das Liebesverhältnis zwischen Eos und Tithonos 

zur Kontrolle, nicht als Grundlage gedient. B. Holland. ist alt, vgl II. 11, 1. Hymn. Som. 4, 218 ff. Trjrt.fr. 12, 5. 

**) Eine Dissertation über Memnon von Ebers, die er Mimnerm.fr. 4. Ibyk.fr. 30; vgl. Rapp s. v. Eos. 

in seinem Buche Oesclachle meines Lebens 8. 446 erwähnt, ***) Wie sie das für ihren Gemahl gethan hatte, Bymn. 

scheint nicht gedruckt worden zu sein. Som. 4, 220 f. fltj <?' tftev^altijoovoa xcXatretpi« Kgovlura \ 

***) An Proklos als Grundlage für die Kenntnis des itfiavatöv t' thai xal tdniv fyiata xävta. 221 kehrt 210 

Kyklos wird trotz Rethe, Herrn. 28, 593 ff. und s. v. Aitniopis wieder und könnte wohl eine von den Entlehnungen 

bei Pauly-Wissou-a festzuhalten sein; vgl. R.Wagner, Jahrbb. aus älterer epischer Poesie sein, an denen der Hymnus 

f. Phil. 18S2, 211 ff. reich ist. 



2655 Memnon (älteste Zeugnisse) Memnon (in Susa und Assyrien) 2656 

2 ä , 241, 8 nicht ohne weiteres als eine Über- Antilochos^ — Wv^oevccoia (Tod des M.)> — 

tragung des römischen Kommentators aus der x (Tod des Achill)»), wiederum von Welcher, 

Meinen Ilias fassen, wo Astyoche dadurch ge- Griech. Trag. 1, 34 tf. (Mifivcov — Wv%ocTaaCa 

wonnen wird, ihren Sohn Eurypylos zu senden — NriQrjtöeg), von Nitzsch, Sagenp. d. Griech. 

(fr. 6 Kink.). Als Geschenk für einen Mann 607 ff., der besonders die tragische Motivierung 

eignet sich der goldene Weinstock viel besser zu ergründen suchte (?A%i\%svg ®8q<sitokt6vos — 

als für eine Frau, wie ihn denn Zeus auch Mifivmv »j Vv^oaraaia — x (Tod des Achill 

dem Laomedon für Ganymedes ursprünglich und Klage». Wichtige Züge für die Gestalt 

geschenkt hat. Der Dichter der kleinen Ilias des Memnon: Nach Strabon 15, 728 qpjjcl äh 

mag das Motiv aus der Aithiopis haben.*) 10 jtal Ala%vXog xi[V fi,rjT£Qa Mifivovog Kieaiav 

Die älteste Kunde lautet also: Memnon, (fr. 405 Nauck 2 ); vgl. Steph. Byz. s. v. Sovaa. 
Sohn des Tithonos und der Eos, König der Kissier hiefsen die Bewohner von Susa (Kia- 
Aithiopen, Bruder des Emathion, wird seinem ata als appellativum zu fassen, nicht mit Steph. 
Oheim Priamos in gottentstammter Rüstung Byz. und Welcher, Aischyl. Tril. 435 als Eigen- 
(die natürlich beschrieben war Welcher, Ep. name). Die Aithiopen waren also in Persien 
Cyhl. 2 2 , 173. Nitzsch, Sagenpoesie d. Gr. 119) lokalisiert. Aristoph. ran. 961 ff. Mepvovag %m- 
von seinem vielleicht durch eine goldene dtavoq>alccQ07zmlovs l'äfst auf das äufsere 
Weinrebe bestochenen Vater zu Hülfe ge- Auftreten schliefsen :M. erschien mit schellen- 
schickt, tötet den seinen Vater Nestor decken- klingendem Zaumzeug, vielleicht als Reiter, 
den Antilochos und wird von Achilleus erlegt, 20 jedenfalls auch mit starkem Haupthaar und 
von Zeus aber auf Bitten seiner Mutter mit Bart, als Bramarbas, vgl. v. 966, gewifs auch 
Unsterblichkeit begabt. Fern von der Hei- in ausländischer Rüstung (Aesch. fr. 128). — 
mat **) wird ihm am Aisepos ein Grabhügel Von den At&Coneg = Mäfivmv des Sophokles 
getürmt. (Über die wahrscheinlich für die ist fast nichts bekannt. Wenig wahrscheinlich 
Aithiopis anzunehmende Kerostasie s. nr. 6.) ist es, wenn Naber meint aus fr. 26 u. 30, wo 
Mit Recht bemerkt v. Wilamowitz, Hom. Unter- von Erdhügeln oder Säulenbauten und Ameisen 
such. 154, dafs Memnon in keinem Epos, das die Rede ist, unter Heranziehung der indischen 
Posthomerica behandelte, gefehlt haben kann. Goldameisen des Rerod. 3, 102 ff. Mesopotamien 

Eine selbständige Behandlung hat die Sage als Vaterland des M. erschliefsen zu können, 

erfahren durch Simonides in seinem Dithyram- 30 Bei Ameisen denkt man doch zunächst an 

bus Mifivcov nach Strabon 15 p. 728 racp^vai MvQfiiäövsg. — Citiert wird noch ein Mefi- 

8e Isysrai. M. tisqI TLäXzov zrjg 2vgiag naget vmv des Timesitheos bei Suidas, einen Msfivcav 

Eaääv norafiüv, tag si'qtjks Zificoviörjg iv Mifi- des Theodehtes vermutet allzukühn Welcher, Gr. 

vovl St&vQ&iißta xwv dnXiatitöv. Also in einem Trag. 3, 1078. Einem Tragiker, vielleicht auch 

der für eine delische Festfeier gedichteten Di- Lyriker ist die Einführung der Hemera als 

thyramben des S., dessen Held M. war, war Mutter Ms. zuzuschreiben, denn Hemera für 

sein Grab nach Paltos in Syrien an den Ba- Eos erscheint erst von den Tragikern an, vgl. 

das verlegt (M. Schmidt, Diatrib. in dithyramb. Stoll s. v. Eurip. Troad. 849 u. Schol. Hellanik. 

p. 131 ff. 216 f. fafst M. als leidenden Helden bei Schol. II. 3, 151 (F. H. G. 1. fr. 142) (oder 

und Dionysos als Urheber seines Geschickes 40 stand es so schon in der Meinen Ilias? vgl. 

auf Grund der Notiz bei Serv. Aen. 1, 489, Schol. Find. Nem. 6, 85 [50]. Schroeder, Herrn. 

während Lübbert, Comment. de Find. carm. dra- 20, 494). Wenn bei Isokrat. 10, 52 Eos das 

mat. ind. lect. hibern. Bonn. 1884 p. 15ff. in dem Schicksal ihres Sohnes vorausweifs, so kann 

Dithyrambus eine Art lyrischer Tragödie, vor- das auf eine Behandlung der Sage ohne Psycho- 

getragen an den winterlichen Dionysien, sieht). stasie hinweisen. 
— Dramatisch gestaltete zuerst Aischylos den 

Stoff, indem er auf Grund der Ilias 22, 209 ff., 2. Versuche, die Heimat Memnons zu lokalisieren. 
wo Zeus die Todeslose (mos«) des Achilleus N c. 1 » 

und Hektor wägt, eine Wägung der Seelen a) Susa und Ass y iien - 

des M. und Achilleus vorführte (Wvxoaraaia). 50 Die Aithiopis versetzte die Aithiopen gewifs 

Dargestellt war Zeus mit der Wage, zu beiden wie die Odyssee als ta%uzoi ävägäv an den 

Seiten die Mütter Eos und Thetis, die für die Okeanos , und zwar 'Titegiovog dviovzog. Es 

kämpfenden Söhne bitten, nach Flut, de aud. waren sonnengebräunte Menschen aus dem 

poet. p. 17 A und Poll. 4, 130. Am Schlüsse Osten, und Ai&tcmsg änö rß.lov avaxoXiwv 

entrafl'te Eos den Leichnam des gefallenen kennt Herod. 7, 70 im Heere des Xerxes als 

Sohnes. Die trilogische Gruppierung wurde Nachbarn der Inder (Welcher, Ep. Cykl. 2 S , 205. 

lebhaft erörtert von Welcher, Aischyl. Trilogie Kiepert bei Buchholz, Hom. Real. 1, 1, 284 f.). 

430 ff. (To^öziäsg (Penthesileia)> — *Pvxooza- Sie sind im Gegensatz zu denen vitsg Alyvnzov 

a(a = Mspvcov — Nr]QrjtSsg (Tod des Achill 1&vtqi%ss und tragen Rofsmähnen als Kopf- 

und Klage)»), von G. Hermann, De Aeschyl. eo schmuck. Es war leicht für Aischylos, den M. 

Psychostasia op. 7, 343 ff. (Mspvmv (Tod des natürlich mit Beziehung auf die Zeitgeschichte 

(Welcker, Aischyl. Tril. 433) in Kissia zu lo- 

*) Bedeutsam ist es, dafs Od. li, 5i9ff., wo auf die kalisieren, wie er denn auch in der Schilderung 

Sage der kleine«, ilias angespielt wird, 522 auch die eine der ä u f se ren Erscheinung an die Kunde von 

±.rwähnung des Memnon sich findet , und zwar störend • -u n i .. ± n v 

*n- j« v\ t. -n TT V * „-T lenen wilden Bogenschützen des Xerxes an- 

für den Zusammenhang. Der Vers stammt vielleicht aus , .. „ , . 6 „ , . ~ . , ~ , . 

deiMei„eniii a s;T S i.r. Wilamowitz, Hom. Untersuch. 15-2«. knüpfen mochte. So heifst denn Susa die 

**) Zweimal betont Pindar {Nem. 3, 62 f. u. 6,50), dafs Mernnonische Stadt bei Herod. 5, 54. 7, 151, 

ihm die Heimkehr nicht beschieden war. insonderheit ist die Königsburg seine Grün- 



2657 Memnon (in Susa u. Assyrien) Menmon (in Syrien) 2658 

düng, 5, 53. Zu Herodots Zeit suchte man Wenn Diod. 4, 75 AaofisSav^ Ti&covov Kai 

auch nach Spuren seines grofsen Zuges nach JJgtufiov iysvvqasv a>v Ti&mvbg /ilv azgazsv- 

Troia und fand ihn dargestellt in zwei Fels- oag sig zu ngbg sto pegr] Trjg 'Aelag xoü Sia- 

bildern auf der Strafse von Ephesos nach TSivag sag Al&ioniag sfiv9oXoyrj&rj t^'Hovg 

Phokaia und von Sardes nach Smyrna, Her. xeKväeai Msfivovu zbv zoig Tgcoal ßorj&rjoavza 

2, 106, während Herodot den fabelhaften ägyp- kuI vn 'A%iXXsmg uvuigs&svzu wieder das My- 

tischen König Sesostris iu ihnen erkennt. In thische in den Vordergrund stellt, so hat er 

Susa wohnte auch der Memnon des Ktesias, das aus seiner rnythographischen Quelle, den 

der den Kriegshelden historisch fixierte. Diod. einen rationalistischen Zug aber, OTgazsvGag 
2, 22 (im ganzen auf Ktesias zurückgehend, die 10 etc. anstatt Entführung durch die Göttin, hat 

BuoiXt.ii.al ävuygatpai 2, 22 = ßaaiXiKul Siqi&s- er nicht aus sich, wie Bethe, Quaest. Diod. 

gut. des Ktesias 2, 32; vgl. Bahr, Ctes. rel. 18. mythogr. 46 annimmt, sondern wahrscheinlich 

426) Tsvtäfiov ßaoiXsvovzog ttjs 'Aaiag, og r t v aus Ktesias, bei dem ja Tithonos auch ein 

stKoazbg öo Niviov zov SsiiigäniSog, cpaci. azgazrjybg Trjs IJsgeiSog ist und über Aithiopien 

zovg fisz' 'Ayapsfivovog "EXlrjvag snl Tgoluv gebietet (2, 22). Diese Tradition findet^ sich 

BZQaxsveai, t^j» rjysfiovt'uv e%övTcov Trjg Aaiag auch bei Paus. 10, 31, 7 'Aq>iKSzo — ig IXiov 

zäv 'Aeovgimv et?) nXsim zmv %iMa>v. Kai rbv orä an Ai&witiug, dXXä sk ZovatovTäv Ileg- 

liiv ÜQiaiiov ßagvvöpsvov t& ■nolificp Kai ßaai- cikiSv kuI dnb tov Xoäanov noxafiov, tu i'9vrj 

Xsvovtu T»js TgwäSog, vivr\Koov 8' ovza zw icüvza oaa wksi fisza^v ynoxsCgiu itsnoirifisvog. 
Baeii.il zäv 'Aaavgicov, irsjiipui ngbg uvzbv 20 $gvysg Ss kuI zr\v bSov^ eVi unotpuivovat St 

ngsaßsvzctg nsgl ßorj&siag- rbv Ss Tsvzapov r\g zfjv azgaziäv riyuys, tu snhofia eKXsyöptvog 

pvgiovg fisv Ai&lonag, uXXovg Ss ToaovTovg Trjg xugag- TSTy.T}zui Ss Siü tZv fioväv fj bSög. 

Eovaiavovg avv aQfiaoi ätaKoaioig si,ano<szsi- Besonders durch die Erwähnung der Heer- 

Xai, ezgazrjybv sniKuzuezrieavza Mipvovu xbv strafse erweist sich diese Tradition als Ktesia- 

Ti&tavov. Kai zbv per Ti&wvöv, kuz' sKSivovg nisch. Doch hat sie Paus, in unkritischer 

Tot>s iQÖvovg zr)g üsgatSog bvza exguzr\yüv, Weise mit der ägyptischen, die zu seiner Zeit 

svSoKifisiv xagä zm ßaaiXsi fiüXiaza zäv ku&s- gäng und gäbe war, vermengt. Seine Ansicht 

OTupivwv inäqxfov, tov Ss Mifivova zr)v i)Xt- ist nämlich, dafs M. erst aus dem afrikani- 

vttav aKiiä&vza Statpsgsiv dvSgsia te Kai i/)«x^S sehen Aithiopien über Ägypten nach Susa ge- 
XatiizoÖTTiTi.. oiKoSofifiaai. S' uvxbv snlzfigaKQug so zogen war, wie aus 1, 42, 3 hervorgeht. Hier- 

zä h Zoveoig ßuaiXsiu tu Siafieivavza psxQ 1 nacn Suid. s. v. Msfivcov. Die Lokalisation in 

Tijs negativ riyspovlag, kXti&svtu S' an sksl- Susa und die Ktesianische Tradition haben sich 

vov Msfivövsiu- KaTttOKiväaai Ss Kai Sicc trjg weiterhin fortgepflanzt. ^ Bei Strab. 15, 728 ist 

%(BQag XsaxpÖQOv bSbv ttjv [isxqv zmv vvv %qo- Susa Ti&mvov Kzlapa, fj ä' aKgonolig sxaXsixo 

vcov ovoiia^ojxsvTiv Mepvövsiuv. apyießrizovei Mspvoviov, sehr begreiflich nach Ktesias, bei 

Ss Kai ot ÄEpl t1)v Alyvnzov Alftiontg, Xsyov- dem Titb. assyrischer Statthalter dieser Gegend 

res iv ittti.j'cus zoig zbnoig ysyovsvai zbv uv- war, tcc Soißa tu. ovtio Mspvövsia vfivovfisvu, 

Sqa zovzov, xorl. ßaatXsia nalaiu SeiKvvoveiv, Ael. anim. hist. 5, 1. 13, 18. Paus. 4, 31, 5. 

u fit'rpt zov vvv övofiüisad-ai <paai Mefivövtia. Steph. Byz. s. v. Zovaa. Nur eine Übertragung 
ov tirjv äXXä zoig TqwbI Xeyszui ßot}9fiaui. zbv 40 ist es wohl, wenn man dem M. auch die Er- 

Msuvova fiezu Siapvfjlmv pev nsiäv, uq\imzb>v bauung der Königsburg in Ekbatana zuschrieb, 

Ss SiuKoalcov ov 9avfiae»r\vuC zs St.' üvSostuv Hyg. fab. 223. Vib. Sequ. VII mir. 5. Cassiod. 

kuI jtoHotis üvsXsiv iv zaig fiäxaig zmv 'EX- var. 7, 15; aus gleicher, reicherer Quelle wohl 

Xrivav, zb Ss zsXsvzulov vieb SszzuXäv hsSosv- Isidor. orig. 15, 1, 10 Susis oppidum Persidae 

&evzu Kuzac(pay^vaf zov Ss acöpaTog zovg Ai- aiunt Memnonis fratrem (patrem Arevalus 

&(onag iyKQazsig ysvofievovg KuzaKavoai zs zbv e Gothano) constituisse etc.; konfus Ampel. 8 

vskqov Kai za oazä ngbg Tt&tavbv uicoKoptoui. (Babylon). Memnonia regna als Heimat des 

ksqI fitv ovv Mspvovog toiuvt' sv Taig ßaot- Cyrus kennt Lucan. de bell. civ. 3, 284. In 

XiKaig ävayQayaig iazoQSied-ai cpuetv oi ßäg- Assyrien wohnt M. noch für den Dichter der 
ßagoi. (Dasselbe — sogar mit einem Briefe 50 orphischen Lithica 695. Der Vater des Dolon, 

desPriamos — auch bei STepÄaKow/r.l, F. E.G. als Herold geschickt, den M. zu holen (noch 

3, 627.) Nichts zwingt mit Welcher, Ep. CyU. bei Lebzeiten Hektors!), bringt den Xföog Xina- 

2', 215 anzunehmen, dafs Ktesias auf Arktinos galog (Memnonia sc. gemma bei Plin. n. h. 

fufste; wir erfahren nichts von einer Verwandt- 37, 173?) 'Asevg(T]9sv, den Dolon dann dem 

schaft mit Priamos; neu ist — wenn man von Mineralogen Theiodamas schenkt. Auf Assyrier 

der ägyptischen Version absieht — die detail- als Volksgenossen Ms. geht auch die Herleitung 

lierte Angabe der Kriegsmacht (10000 Aithi- der Asturier zurück bei Sil. Ital. 3, 332 ff. 

open, 10000 Susianer — die beiden Volks- Venu et Aurorae lacrimis perfusus in orbem \ 

namen, die man bis dahin mit M. in Verbin- Diversum , patrias fugit cum devius oras, | 
düng gebracht hatte — 200 Wagen) und die 60 Armiger Eoi non felix Memnonis Astyr. 

von M. erbaute Heerstrafse nach Troia. Die ,. o_ r : e _ 

Schilderung der Person des M. verrät keine ( > J 

tiefere Kenntnis der Poesie. Das Einzige, was Tlsgl TLäXzov r»js Svgiug nagu BaSüv ito- 

wie eine Umformung aus Poesie in Prosa aus- zafiov hatte Simonides das Grab Memnons 

sieht, ist die Bestattung. Doch konnte das versetzt. Der Dichter des Aristotelischen Peplos 

Ktesias alles etwa aus Hellanikos haben. Aber (3. oder 2. Jahrh. v. Chr.; nach dem Muster 
seine Kombination fand Gläubige, wie Piaion alexandrinischer Dichter? Wendling, Di peplo 
leg. 3 p. GS5 C {Welcher, Ep. Cylä. 2 2 , 214). Aristotelico49ff. 58) weist es weiter nach Süden 

Koschkk, Loxiknu der gr. u. rüm. Mythol. II. 84 



2659 Memnon (in Syrien) Memnon (in Ägypten) 2660 

nach Tzetz.Sthol. in Posthorn. 345 Miavav äno- 4, 8, 3, der — nach Klitarch durch Vermitte- 
lt oiiia fr s lg o'Cv.a8e ixätpn nagä Br]Xaiov no- lung des Timagenes (Eufsner, Piniol. 32, 160 ff.) 
xaubv Zvoiag Kai imyiyqanzai avzä zäSe- — nur von der alten Königsburg Ms. als 
(Bergk Poet lyr. Gr. 2 4 , 353) Mspvoiv Tida- Sehenswürdigkeit berichtet, wie Biodor, be- 
vov ze kccI 'Hovg sv&dde niifiui \ iv ZvQirj merkenswert. Aus Agatharchides za tiaza zr\v 
BMov reäo noxanoi 7tQO%oaig. Fälschlich woll- 'AaCav, nach ihm der einzigen Quelle Biodors 
ten Letronne, Schneidewin, Welcher u. a. BaSag im 2. Buche, leitet den Satz her unter Beru- 
und Bnlog identificieren, denn nach Ioseph. fung auf die Msavövuu bei Agath. de mar. 
bell lud 2 10, 2 zwei Stadien von Ptolemais Erythr. c. 29 M. J. Marquart, Philol. Suppl. 
6 KaXovuevog Br]Uog itozapog na Q a^si nuv- 10 6, 548 ff.; dagegen Krumbholz , BhMus. 50, 
tdaaeiv oUyog, nag' m zo Msfivovog fivrjftsfoV 205 ff. Indessen konnte Diod. die Notiz auch 
sativ Wenn auf Tzeizes' Worte anoHOfiia&elg aus eigener Kenntnis beifugen, als ihn die 
ol'xaSe Verlafs wäre, so würde nach einer An- Bauten Ms. in Asien an die Mspvovuu Agyp- 
sicht hier zugleich die Heimat des Helden ge- tens erinnerten, wo er Ol. 180 gewesen war 
sehen werden, doch eben die Betonung des (1,44). Jedenfalls bleibt Kleitarchos, aus Gur- 
Ortes im Epigramm macht eher das Gegenteil tius erschlossen, ältester bekannter Zeuge (seine 
wahrscheinlich. Einen dritten Ort in Syrien äxjti? wird von Marquart a. a. 0. S. 555 f. unter 
siebt an Ps.-Oppian, Cyneg. 2, 152ff. Herakles Ptolem. Philad. gesetzt?). Memnon war also 
hat die Überschwemmung des Orontes gehoben König der afrikanischen Aithiopen zur Zeit des 
und ihn an den Strand geleitet, und überall 20 troianischen Krieges, Plin. n. h. 6, 182. Auch 
taucht wieder fruchtbares Land aus der Flut ein aithiopitches Volk Mefivovsig jj Msit- 
und grünen die Saaten Mefivöviov nsql v n bv, vovsg wufste man zu nennen, an den Queü- 
o&' 'Aaavoioi vaszr]gsg \ Mifivovu nanvovci., strömen des Nils bei der Insel Meroe wohnhaft, 
«Xvxbv yöro» 'HgiyevitTjg- | ov «ors IlQiufiiSrjoiv Alex. Polyh. bei Steph. Byz^ s. v Meuvovsg ■ 
aiivveusvai neläeavz« \ »agoatiog nöaig diu e&»o S Al&tomrtov, sgiirjvsvezai (sQiirivsvov- 
ßaaäaaazo JrfiSapstris. Hier berichtet ein Bivl Mein.), ä>g TIolvlexm<> yneCv, °7e">«S 
Landeskind (v. 127) von einem Tempel des ziväg r\ puxiuovg nat %aUicovg (X . U. Gr. i 
M und einem Trauerkulte assyrischer Be- p. 238). Plin. nat. hist. 6, 190. Ptolem geogr. 
wohner. Auch hier darf nicht an Paltos ge- 4, 7, 34. Eustath. ad 11. 1, 423. Den Memnon 
dacht werden; schwerlich lag der Tempel bei 30 nebst Perseus und Andromeda ysvaqxagavziov 
Apamea, der Heimat des Dichters, sondern, of ßaodsvovzsg Alüiannv vofiitovai., Hehod. 
da die andern Memnonsmale gewöhnlich in Aeth. 10, 6 und haben mit den Bildern seiner 
der Nähe der Flufsmündungen liegen (für Be- Waffenthaten den Männersaal geschmückt, 4, 8; 
los vgl d. Epigr. d. Pepl, für den Aisepos vgl. auch unten, die Stellen der Philostrat. 
Stral »13, 587, wo die Stadienzahl ausgefallen Memnonia in Ägypten, von eingebrochenen 
ist) so wird er an die Orontesmündung zu Aithiopen erbaut, erwähnt Agatharchides de 
versetzen sein. Die Hervorhebung der 'Aoav- mar. Erythr. c. 29 M. Damit kann der Palast 
owi vatzfioig verbürgt uns den Zusammen- von Abydos gemeint fem, der spater mehr- 
hang dieses Memnonsmales mit Assyrien, ob- fach erwähnt wird, beschrieben von btrab. 17 
wohl ia von alters der Name 'Aoovqwi auch « p. 813 (durch Vermittelung des Artemidor aus 
auf diese Länder angewendet wurde {Kiepert, Agatharchides nach Marquart a. a. 548), der 
Lehrb. d. alt. Geogr. 160). - Bitter, Erdkunde ihn dem Labyrinth in der Nähe des Moris- 
16 805 f verlegt das Memnonsmonument des sees vergleicht, mit Quelle und dem Apoüon 
Belos nach dem Teil Aiaddisch Birweh (also heiligem Akazienhain, vgl. Plm. nat. hist. 5, 60. 
weit von der Mündung des Belos = Nu man Sohn. p. 164, 10 f. M. Von den Akazien bei 
entfernt), wo 1837 der Reisende Thomson den Abydos erzählte Demetnos sv zip itsqi zcov 
schönsten künstlichen Kegelberg sah neben *cet' Al'yvmov (F. H. G. 4, 383) bei Athen. 15 
zwei bis drei anderen auf derselben Ebene p. 680 a. b die Sage der Ägypter, dals die 
nahe einer Quelle mit sehr alten Säulenresten, von Tithonos dem Memnon nach Troia zu 
Benan, Mission de Phenicie. Paris 1864 S. 752 50 Hülfe geschickten Aithiopen auf die Nach- 
hält den Teil el-Kisän etwas westlich davon rieht von Ms. Fall hier auf die Akazien ihre 
für den tumulus Memnons. Von Paltos sind Kränze warfen*) (anders hatte nach Athen. a.a.O. 
nach Bitter, Erdk. 17, 889 noch die Ruinen- 'EUüvwog iv zoig Alyvn.ziaY.oig erzahlt). Vor 
häufen von Baldeh am Nähr es -Sin übrig. allem hatte Theben ein Memnomon, nach 

Strab. 17 p. 813, 816, das Ramesseum auf dem 

c) Ägypten. Westufer des Stromes (j. Medinet Habu), be- 

In die Zeit des jüngeren Kyros würde das rühmt durch die in der Nähe befindlichen 

älteste Zeugnis hinaufgerückt, wenn es sicher Kolossalstatuen (Ptolem. geogr. 4, 5, 69; das 

stünde dafs Diod. 2, 22 ganz auf Ktesias ist wohl auch die domus Memnonia bei Prop. 
zurückgeht, wie Krumbholz, Rh. Mus.il, S33S. 60 1, 6, 4). Aus den griechischen Papyri der 

annimmt Schon die grammatische Konstruk- Ptolemäerzeit geht hervor, dals damals^ der 

tion macht es unwahrscheinlich, dafs auch § 4 ganze westliche Stadtteil Thebens Mepvoveta 

aus den Baailtxal ävayqawaC dem Ktesias er- hiefs im Gegensatze zum östlichen Diospolis, 

zählt worden ist (vgl. auch Tümpel, Philol. vgl. Papyr. Graec. reg. Taurin. Musei Aegypt. 

49 712 A. 13). Klitarch kann zwar nicht in ed. ab Am. Peyron (1826 f.) 2, 37 ft. So werden 

dein Umfange, wie Jacoby, Rh. Mus. 30, 608 z. B. auf Pap. 5. 6. 7 (aus dem 6. Jahr des 

ansetzt, Quelle des Kapitels sein, doch ist die *) Mißverstanden von Bötticher, Baumkultus der Hel- 

Überein8timmung des § 4 mit Q. Curtius Rufus i en en 291. 



2661 Memnon (d. Memn.-Kolosse i. Ägypt.) Memnon (d. Memn.-Kolosse i. Ägypt.) 



2662 



Ptolemaios Philometor nach Peyron) erwähnt 
mxCTOtpÖQOi 'Afisvo&cpios toi iv toig Msfivovsioig. 

3. Die Memnonskolosse. 

In weiter Ebene am linken Ufer des Nils 
erheben sich zwei riesige, jetzt arg beschä- 
digte Sitzbilder des Königs Amenhotep III., 
hergestellt aus einem rotbraunen, mit Quarz 
nnd Kiesel gemengten Sandsteinkonglomerat, 
einst, mit der jetzt herabgestürzten Krone, 
ungefähr 20 m hoch, mit einem jetzt über 
die Hälfte in Schwemmboden versunkenen 
Sockel. Zu beiden Seiten der Beine steht je 
eine 5 m hohe weibliche Figur (die Gemahlin 
Mut-em-ua und die Mutter Thj), auf dem 
Rücken der Kolosse ist in hieroglyphischer 
Schrift der Name Amenhotep III. angebracht. 



fünf Lagen wieder ergänzt. Die Ursache des 
wunderbaren Tones beim Aufgang der Sonne 
war die plötzliche Erwärmung und Ausdeh- 
nung des über Nacht erkalteten Gesteins, 
dessen Lagerung bei dem nördlichen Kolofs 
infolge der Zertrümmerung besonders dafür 
geeignet sein mufste, bis durch die Wieder- 
herstellung der Statue das Wunder unmöglich 
wurde. Vgl. Letronne 267 ff. Parthey, Wande- 
ln rung. durch d. Nilthal 453ff. Mussegger, Meisen 
in Em., Äs. u. Afr. 1843, 2, 1, 139 ff. Fr. Vater, 
Das tönende Memnonsbild der Thebais, Jahns 
Jahrbb. Suppl. 14 (1848), 420 ff. Lepsius, Briefe 
aus Ägypten 282 ff. G. Erbkam, Arch. Ztg. 11, 
22 ff. Maspero, Gesch. d. morgenländ. V. 209 f. 
d. Übers. Brugsch, Gesch. Ägypt. u. d. Pharaon. 
408 ff. Ed. Meyer, Gesch. d. alt. Ägypt. 253 f. 




1) Die Memnonskolosse (nach Ebers-Junghänel, Ägypten). Mit Genehmigung der Verlagsanstalt Cosmos in Berlin. 



Die Unterarme auf die Knie gelegt schauen 
die Statuen nach OOS., von mächtiger Wir- 
kung besonders im Herbst, wenn sie aus der 
Überschwemmung aufragen, im Hintergrunde 
die gräberreiche Gebirgswand. Die Araber 
nennen sie Tama und Schama oder zusammen 
Sanamät = die Idole, nicht Salamat = sei 
gegrüfst {Lepsius, Briefe aus Ägypten 284 und 
A. 38). Errichtet hat sie einst vor dem Tem- 
pel seines Königs in Medinet Habu Amenhotep, 
der Sohn des Hapu, „der Leiter aller Arbeiten 
des Königs", ein frommer Manu und, wie sein 
Herr, ein Verehrer des Amon. Verbunden mit 
ihrem Tempel hat man sie sich etwa durch 
eine doppelte Sphinxreihe zu denken. Der 
südliche der beiden Kolosse ist aus einem 
Block, der nördliche, Tama, die klingende 
Memnonssäule, war einst zerstört und ist in 



(Abb. S. 255). Perrot und Chipiee, Geschichte 
der Kunst im Altertum, bearbeitet v. Pietsch- 
mann 1, 261. 281 u. s. (Abb. Taf. 6 u. Fig. 20). 
Abbild. 1 (nach Ebers-Junghänel, Ägypten). 
Sträbon 17 p. 816, der aus eigener Anschau- 
ung über die Kolosse berichtet, bezeichnet 
sie nicht mit dem Namen Memnon (Letronne 
333). Dieser Name findet sich zuerst bei 
Plin. nat. hist. 36, 58 non absimilis Uli- (einem 
60 grofsen Blocke basanites, den Nil darstellend) 
narratur in Thebis delubro Serapis (mufs auf 
einer Verwechslung beruhen ; schwerlich meint 
PL eine andere Statue, Vater 424 ff., denn die 
angegebene Farbe des Gesteins ferreus color 
stimmt), ut putant, Memnonis statuae dica- 
tus, quem cotidiano solis ortu contactum radiis 
crepare tradunt. Doch scheinen zwei Er- 
wähnungen der Memnonstatue in ältere Zeit 



2663 Memnon (d. Memn.-Kolosse i. Ägypt.) Memnon (d. Memn.-Kolosse i. Ägypt.) 2664 

zu führen: Tac. arm. 2, 61 über die Reise des die Dichterin Julia BaTbilla in äolischem Dia- 
Germanicus 19 n. Chr. in Ägypten Ceterum Ger- lekte verherrlicht hat. Am meisten haben sich 
manicus aliis quoque miraculis intendit ani- verewigt römische Beamte und Soldaten, aber 
mum, quorum praecipua fuere Memnonis saxea auch Dichter und gefühlvolle Damen. Die In- 
ertes, ubi radüs solis icta est, vocalem sonum schritten stehen zusammen bei Letronne, Becueil 
reddens. Mit Letronne 294 anzunehmen, Taci- des inscriptions grecques et latines de VEgypte 
tus spräche von seiner Zeit, liegt kein Grund 2, 316—419 mit Tafeln (Stelle der Inschr. auf 
vor; Quelle Bind wohl nicht die Commentarii der Statue), die griechischen C. I. G. 3, 4719 
Agrippinae (Knabe, De fönt. hist. imp. Iulio- —4761 mit Add., die metrischen unter ihnen 
rem 18), wozu die Anlage des ganzen Ab- 10 bei Kaibel, JEpigr. Gr. ex lapid. coli. 987 — 1014, 
Schnitts nicht stimmt, eher ein Wunderbuch, sehr viele noch genauer, weil mit Benutzung 
wie das des L. Manüius (Horstmann, Über die von Lepsius Ägypt. Denkmälern, bei Puchstein, 
Quellen d. Tac. in den ersten sechs Buch. d. Ann. Epigr. Graec. in Aegypto reperta. Strafsburg 
S. 55), wozu der Anklang an die Worte des 1880 p. 13—47, die äolischen bei Collitz 1, 
Plinius passen würde. In spätestens Varro- 120ff., alle lateinischen G. I. L. 3, 1 nr. 30— 66. 
nische Zeit weist der Anon. de rtb. mirab. 24 Für den gegenwärtigen Zweck ist es von Wich- 
ed. Bohde, Act. soc. phil. Lips.l p. 37 (Ber. nat. tigkeit, aus den Inschriften zu erfahren, wie 
Script. Graec. min. 1 ed. Keller p. 109) Kaxa. die Reisenden der ersten drei nachchristlichen 
xryv Alyvnxov äväoiccg lexaxai Msiivovog, os Jahrhunderte über das Wesen des Memnon 
civaxsXXovxog xov fjXCov aäsi. oiovsl ngoaayo- 20 dachten. — Seine Eltern sind Eos und Ti- 
osvmv avxbv (Kalkmann,' Pausanias S. 43, 4), thonos (Kaib. 992. 994. 1002 u.s. w.); er ist 
wenn wir in ihm mit Bohde Isigonos von Ni- ävxoUrjg ßaaiXsvg 998, ßaaiXsvg ecöog 1003, er 
kaia zu erkennen haben, der wieder aus Anti- hat vor Troia gekämpft (Asklepiodotos, K. 993), 
gonos von Karystos geschöpft hat. Doch viel- er hat nach dem Tode Unsterblichkeit erlangt, 
leicht ist die Wundersammlung jünger, und eine ipv%ri ä&ävaxog (Balb., K. 991, 8), er heifst 
auch diese Notiz stammt aus Nikolaos Damask. ; »sog 996 (990, 12). 1000, 2. 1009, äulfimv 998, 
vgl. Keller p. X. Mit gleicher Vorsicht wie »siog 1008. C.I. G. 4726. 4732, isomxuzog C.I. G. 
bei Plinius tritt die Nachricht auf bei Dion 4752, seine Stimme tsgä K 1001, &sia 988, er 
Chrysost. or. 31 p. 615 B. k«1 Mspvovog sv ist von Zeus zum olnovobg nsxaov gemacht 
Aiyvnzm ttoXoaabv slvai liyovaiv (sc. ä^f/S-sv 30 worden 998, 8, man opfert und libiert ihm 
ovk sjiiyqatpsvxa), was nicht so klingt, als ob 995, dankt ihm C. I. L. 64, bringt ihm nooenv- 
er schon 69 n. Chr. bei seinem Aufenthalte in v^fiaxct K. 996. 1001. 1004. 1010. C.I.G. 4719. 
Ägypten einen festgewurzelten Glauben vor- 4750. Er scheint unter die ngmzoi &soi ge- 
gefunden hätte. Ob und wieviel Inschriften rechnet worden zu sein (?) C. I. G. 4805. Er 
damals auf dem Steine gestanden haben kann langes Leben verleihen K. 1000, 4. 1004. 
(Letronne 261), darüber lehrt die Stelle nichts. Sehr bemerkenswert ist seine Bezeichnung als 
Als wichtigste Zeugnisse treten jetzt ein die Aaxotäag in einem Epigramme aus dem Jahre 
zahlreichen Inschriften auf dem nördlichen 95 n. Chr., K. 987 $&syh,uo, Auzötäu- aov yag 
der Kolosse, dessenZustand um dasJahr25 v.Chr. /isgos was KÜ&rjxai, \Mifivmv, änxelaiv ßaXXö- 
Strab. 17 p. 816 beschreibt: xa avm iisqtj xa ano 40 (isvog nvoivuig, womit zu vergleichen ep. 1014 
rjjs nadeäQag ■n.s-xxmv.s esiajiov ysvrj&svxog, mg nach Puehsteins (p. 45) Lesung $]a[iäi(i'] "Em 
cpaai,. nsniaxsvxai ä' oxi (raa£ *a&' r\^sqav mal, % ai: 9 s ' itQÖtpQtov £q>[&iy]£ao ^yÜQ iioi, \ 
sHÜezrjv i/)öqpos tos av Tt/Ujyijs ov nsyaXrjg aitoxe- Ms(i[rov, II~\eiSQimv sivsua, xaig (isXoiiai; vgl. 
Xsixai,änb xov psvovxog sv xm &q6vco «al xfj ßaasi &seitt£cov K. 1013, 3 ; vates maximus G. I. L. 47. 
fiSQOvg- xäym äs itaomv inl xmv xönm'v iisxa Memnon tönt, ri\i>l% v\ C-V rr lQ I */ ß fl %v&siea 
räXKov AiXiov xai. xov nlrj&ovg xmv avvövxmv obv öijiag un—utpsi (K. 995. Puchstein 111), vgl. 
avxä ylXmv xs xul axQuxiaxmv tcsqI moav 993. 994. C. I. L. 45. Dabei benetzt ihn seine 
■n.qmxr\v tfyiovocc xov tpöyoV sl'xs äs aicb xr\g Mutter Eos mit dem Thränentau (Puchstein 
ßäasmg si'xs änb xov v.oloeaov ei'x' snixr]8sg XVIII). Mehrfach ist die Rede von einer Ver- 
xäv xvtiXm xal nsoi xtjv ßaoiv täQvpsvmv zivbg 50 stümmelung des Kolosses durch Kambyses, 
novrieavxog xbv tpicpov, ov% l%m äußxvgieaad-aV K: 991. 1000. 1003. C. I. G. 4756; vgl. K. 999. 
Siä yaQ xb aär]Xov rijs aixiag näv fiäXXov sie- 1013. 1007. 1008, und nach Kaibels Beobach- 
iQX s * al niaxsvsiv r) xb £■* xmv Xi'&mv ovxm tung z. 1003 scheint man in jener Zeit ange- 
xsxayfisvmv exitsfiitso&cu xbv rj%ov. Gläubigere nommen zu haben, dafs M. vor seiner Köpfung 
Seelen waren es, die in griechischer und latei- noch lauter sprach, sein Leid klagend, doch 
nischer Sprache, in Poesie und Prosa den Ton wohl als frsocpiXris mv.vfx.oqog (Dion Chrys. 28 
aus dem Steinbilde bezeugten. Die Inschriften p. 535 B.; 29 p. 544 B.). Man legte in den 
bedecken die Vorderseite der beiden Beine Ton verschiedene Empfindungen hinein, natür- 
und die Füfse des Torsos (nur zwei auf dem lieh zunächst die Begrüfsung der Mutter, aber 
Sockel) bis zu einer Höhe von ca. 3 m von qo auch die treuer und hochstehender Besucher 
der Basis aus (Letronne 256 ff.). Die älteste (K. 1002. 990. Puchst. V B, 7), Klage um das 
datierbare, eine lateinische (C. I. L. 3, 1 nr. 30), durch Kambyses widerfahrene Leid, Verkün- 
ist aus dem Jahre 65 n. Chr. In Aufnahme digung des neuen Tages (K. 1000, 7 ff.), man 
kam der Besuch des tönenden Kolosses von dachte sich überhaupt die Statue belebt, 
der Zeit der flavischen Kaiser an, besonders K. 996, 5. 989, 7 f. Unter den Felsengräbern 
stark war er zur ^Zeit Hadrians, der ihn mit der ägyptischen Könige bei Theben (Syringen) 
seiner Gemahlin Sabina 130 n. Chr. selbst be- bezeichnete man ein besonders stattliches als 
suchte (Dürr, Beisen d. Kais. Hadrian 64), was das des Memnon (Letronne S. 336 A. 1), wie 



2665 Memnon (d. Memn.-Kolosse i. Ägypt.) Memnon (d. Memn. -Kolosse i. Ägypt.) 2666 

mehrere Inschriften bezeugen, vgl. Frans zu tj xovg »sqansvovxag äenu£sxai. Im fol- 
C I. G. 4789. Auf ein anderes Grab Memnons genden wird ein zweiter, troischer M. unter- 
ist vielleicht der verstümmelte Stein K. 986 schieden. Ähnlich Imag. 1,7, nur ist hier 
zu beziehen, merkwürdigerweise auf der Insel die Scheidung zwischen dem troianischen und 
Philae gefunden. äthiopischen Helden nicht durchgeführt, was 
Der Kolofs wird durch eine hieroglyphische sich aus der Verschiedenheit der Quellen er- 
Inschrift auf seiner Rückseite als Statue Amen- klärt, gegen Ende xäcpog ovdapov Msfivovog, 
hoteps III. bezeichnet; und dafür hat er auch o Ss Msfivmv sv Alftionia psxaßsßXrjKtog slg 
bei den eingeborenen Ägyptern immer gegolten, Xi&ov pslava. xäl xb exnpa Ka&rnisvov, xo 
was Letronne mit Recht daraus schliefst, dafs 10 äs slSog sv-sivo oljiat, v.cti itgoeßäUsi xä ayäl- 
kein einheimischer Bewunderer seinen Namen [iaxi »j änxlg xov 'Hliov. Sonst ydq^ o Hliog 
auf das Bild gesetzt hat. Das mochten auch oiovsl 7tXri*xqov v.azä exöpa spnLuxmv ra 
die Priester den Fremden sagen, wie die Worte Mißvovi s*xaXsi~a&ai ymvrjv sxsl&sv ■x.al Xa- 
der Balbilla lehren, K. 992, 3 f. r) 'Ay,svw&, lovvxi oogucftart (Xaifc. 994) 7iaqafiv9si:a»ai 
ßuoüsv Atyvnxis, rag svsnoieiv | i'^ss fiv&cov xrjv 'Hfisgav. Das Wunderbare ist noch ge- 
xäv naXämv i'äqisg; vgl. auch 988, 2. Auch steigert und sophistisch weiter ausgemalt bei 
die Grabstätte teilte Memnon mit Amenophis, Callistr. imag. 1, 4 u. 1, 9, wo der Stein Freude 
vgl. Franz a. a. 0. bes. C. I. G. 4805. beim Erscheinen, Trauer beim Scheiden der 
Wie man sich den Widerspruch zwischen Hemera ausdrückt, wo er auch weinen kann 
dem troianischen oder asiatischen und dem 20 und Echo ihm antwortet; sxslvo xb ärjuiovq- 
äthiopischen Memnon zurechtlegte und den yr,fia *al xrj 'Hfisqa tag avCag i*oi[u& > xal 
tönenden Kolofs poetisch verklärte, zeigt Phi- ov* si'a (io«tfi!a» xbv^ naiSa, ag av avxi- 
lostr. vit. Apoll. 6, 4, der nach Damis, dem xi&siarjg avxfj xijg Al&iömov xs%vr\g xov u 
Begleiter des Apollomus auf seiner ägypti- t^s siLi,aqfi,svrjg äcpavie&svxa Msiivova. 
sehen Reise, also aus der Anschauung der Diesen Sophisten verschwimmt das Lokal: 
zweiten Hälfte des ersten Jahrhunderts n. Chr. Das Bild Memnons steht für sie in Aithiopien. 
heraus, erzählt 'Hovg psv natäa ysvsa&at. av- Die Notiz über den Kult des M. xarä Msqorjv 
xov, äito&avsiv ä' oi* sv Tqoia, ort fn}<?' äcpi- xal Msficpiv (wohl = in ganz Ägypten und 
xaeöm lg Taoiav, all' sv Aifr'wnia xslsvxfjaai Aithiopien) bei Philostr. Heroic. 4, 6 ist wohl 
ßaailsvaavxa Atöiöitav ysvsäg ic'svxs. oi ä' 30 Übertreibung. Beeinflufst von diesen sopbi- 
sicuäri (laHQoßimxuxoi av&qemmv sieh, olo- stischen Ausmalungen sind m späterer Zeit 
qjvgovxai xov Msfivova mg Hopuäri vsov %al Himer. ecl. 20, 3. or. 8, 5. 16, 1. Eehodor. 
00a sn ämqm xXai'ovoi. xb äs imolov, sv m Aethiop. 4, 8. 10, 6 und auch Tzetz. Chihad. 6, 
täqvxai, <paai fisv itqoosoi%svai dyoqä aq%aia, 606ff. Andere htteransche Quellen dergleichen 
olai xäv äyoqäv sv nölsei nox oiKrj&si<Sai,g Periode scheinen Bekanntschaft mit den In- 
Isinovrai axr\Xmv naqsxößsvai xgvyri Kai xsl- Schriften des Kolosses zu verraten, vor allem 
x äv i'xv-n v.al «■öxovs x<ü cpXidg 'Egpäv x' Pausan. 1, 42, 3, der ihn deshalb nicht selbst 
äyuliiuzcc, xd psv vnb ^Eie<öv äistp&oqöxa , xä gesehen zu haben braucht, sv frißaig xalg Ai- 
ä' vnb zqÖvov. rb S' aycdfiu zsxqdy&ai ngbg yvnxi'aig etc. älla yaq ov Mepvova 01 &i]- 
äxxivu (tJjwco ysveiüexov, U9ov ä' slvai fts- 40 ßalou Isyovai, taji^vaitpa ^äs slvai x<ov 
lavog, h,vfißsßn%svai. äs xo> nöäs atupco Kaxcc syx<oQiouv, ov xovxo xo ayulpa tjv ijxovsoc äs 
xriv üyaliiaxonouav xx\v l%\ Jaidälov itai xäg »/<Jjj v.a.1 Ziawaxqiv tpaftivatv ilvar xovxo to 
XStgag aneqsläsiv 6g9äg ig xöv &ükov na»- ayalpu b KuiiQvorig äisnotps- v.ai vvv 
ija&ai yccg sv bofiij xov vnavCoxaa&ai. xb äs brcöaov J« nsyalrig ig psaov aeofia iaxiv 
oxnpa tovto «al x'bv xäv öcp^alfimv vovv %a\ äitsQqifinsvov , xb <Se loutbv xa&yxai x_s Kai 
bitöaa xov axöpaxog mg cp&sy&psvov aäovei, uva näaav ruisqav Jkviexoyxog rjUov ßoa, xal 
xov fiev ällov xqovov fjvxov davpäcui, tpaoi'v xbv rix " välust' av tUaasis «s %i»äqag i\ 
ovnta yaq svsqyu (paivsa&ai,- nqoeßalovarjg ä"s Ivqug qaysiarig xoQSrjg (einer paradoxographi- 
tö ayaliia xyg änxivog, xovxl äs ytyvso&ai sehen Quelle weist den Abschnitt zu Kalkmann 
nsql riUov smxoläg, fiij xaxaaxsiv xb »aÜLia. 60 S. 43 A. 4; die Worte über Sesostris sollen 
m&sykao&ai fisv yaq naqazgniia xijg ä%xivog Herod. 2, 106 nachgebildet sein S. 21 A. 3); 
sl&ovarjg avxä sni axoua, yaiäqovg ä' iaxavai auch Dionye. der Perieget aus Alexandnen (unter 
to^s 6tp»alfiövg äö£,ai nqbg xb yäg, ola xmv Hadrian) 248 ff. ^sv oeoi fnßnv eqixväsa 
ävdqmnaiv 01 evrjlioi (Augen hatte er gar nicht, vaisxdovaiv \ ®r\ßt\v myvyivy», snaxo^nvlov, sv- 
denn er war zerstört), xöxs £,vvsi~vai Xsyoveiv, »a ysycovmg \ Msfivav uvxsllovoav stjv 
oxi xä 'HlCm äoxst: vitaviexae&ai , xa&äitsq oi uexütsxai 'Hm (&anü£sG&ai auf Inschr. Kai- 
xb nqsixxov 'öq&oi »sqarcsvovxsg. »vcavxsg ovv bei 990, 9. 1002, 2. Philostr. Heroic. 4, 6); vgl. 
'Hlito x' At&wm nal 'Hmm Mspvovt, (xovxl yaq dazu Avien. descr. 01b. terr. 367 ff. (suspeetat 
scpq'afav oi teqsig, xbv [tsv aitb xov al'&siv xs roseas Aurorae matris habenas — also Augen- 
Kai ftälnsiv, xbv ä' änb xrjg iirjxqbg snovofid- 60 aufschlag, wie bei Philostr. vit. Apoll. 6, 4) 
tovxsg) i-aogsvovxo etc. Es ist Dichtung und und Priscian. perieg. 235 ff. Sehol. Dwnys. 249. 
Wahrheit gemischt, die Bemerkung über die Der Unglaube des Eustath. eomm. Dionys. 248 
Priester zum Schlufs ist schwerlich richtig. in den Worten äväqiag fiev mv, öid xivog äs 
Derselben Darstellung folgt der jüngere Phi- prixavrig apa Mal rjusq? ^afinovay cpmvmv «ai 
lostr. Heroic. 4, 6 f. ... »vovaiv aitm (sc. Mifi- ovxm nmg l£ avxoiiäxov nqoelaXäv olov nai 
von.) uaxü Msqöriv tial Msiicpiv Alyiitxwi aanu&fisvog Tr;v 'Hitsqav , ??s sXsysxo viog 
xal Al&i'onen, snsiäav ä*xiva nqmxnv 6 ijXmjs slvai, wird auf Slrabon zurückgehen Der 
ixßälri, Tiaq' r;s tÖ ayaXaa ipmviiv s%qnyvvaiv, Lügenbericht des Eukrates bei Lukian. Philops. 



2667 Memnon (d. Memn.-Kolosse i. Ägypt.) Memnon (Mernnonsvögel) 2668 

33 ist nicht ganz aus den Fingern gesogen, The voice of Memnon, Edinburgh Review 1886, 

sksivov fisv ovv tfnovea, ov yiazä zb %oivbv July, p. 263 — 283. Drexler.] 
zolg «oMoifc imyäv tivcc ^ ,ÜU ^ot. xal ^ . MemnonsviigeL 

tXQrjoev o Mefivmv avzog avoigag zo azojia, ° 

iv snemv snrä. ösanigav ist nämlich M. auch Ovid. met. 13, 576 — 622: Aurora hat mit 

auf der Inschr. Kaib. 1013, 3 s. oben; allge- ansehen müssen, wie ihr Sohn auf der Wal- 

meiner Luk. Toxar. 27. Alkiphr. 2, 4, 7. statt blieb, und hat sich vor Trauer hinter 

Über die äufsere Gestalt des Bildes in Wolken verborgen. Dann eilt sie zu Iuppiter, 

der hadrianischen Zeit steht das Haupt- und indem sie ihn an ihre täglichen Verdienste 
zeugnis bei dem Verfasser von luv. sat. 15, 10 mahnt, bittet sie ihn 598 f. da, precor, huic 

5 (um 127 n. Chr.) dimidio magicae reso- aliquem, solacia mortis, honorem, | summe deum 

nant ubi Memnone chordae (vgl. %oqSri rector, maternaque vulnera leni. Iuppiter ge- 

bei Paus., nXrjxzoov bei Philostr., %äl*oi.o währt die Bitte: die Asche des Toten wandelt 

zvnsvzog bei Balbilla, Kaib. 990, 7), also noch sich zu Vögeln. 610 ff.: terque rogum lustrant, 

wie bei Strabons Anwesenheit. Schal. luv. et consonus exit in auras \ ter clangor: quarto 

sat. 15, 5 Memnonis ex aere statua citharam seducunt castra volatu. \ tum duo diversa po- 

tenens certis horis canebat. hanc Ganbis (Cam- puli de parte feroces | bella gerunt rostrisque et 

byses Pithoeus) rex iussit aperiri existimans aduncis unguibus iras | exercent alasque adver- 

mecanicum aliquod esse, quod intra statuam saque pectora lassant u. s. w. Das wiederholen 
lateret. nihilo minus tarnen aperta statua, quae 20 sie alljährlich, Ov. amor. 1, 13, 3f. (Lact. Plac. 

erat magice consecrata, horis statutis sonum arg. fab. Ov. 13, 3). Die Scene wird man sich 

reddidit. Die Verstümmelung durch Kambyses in der troischen Ebene (v. 579) zu denken 

und das in Urzeiten hinaufgerückte Tönen haben (Mart. Gap. 6, 686. Myth. Vat. 1, 139). 
stimmt zu den Inschriften und zu Polyaen, Eine andere poetische Darstellung der Mem- 

F. H. G. 3 p. 522 — Ovzog b 'Afisväcp&ig saziv nonidensage findet sich bei Quint. Smyrn. 2, 

b Mspvasv elvai vo^ofisvog mal q>&syy6fisvog 642 ff. Die Winde haben den Toten an den 

iU'tfos- (= Eusebius, s. Schöne 2,22; von tfnger, Aisepos getragen, 585 ff., hier bestatten ihn 

Chronologie des Manetho 189 f. auf Manetho die Aithiopen, ohne ihn zu verbrennen, und 

zurückgeführt) ov Xi&ov %q6voig vazsgov Kap- werden dann von Eos in Vögel verwandelt, 
ßverjg b Ilsoawv zs/ivsi, vo(it£(ov slvai yorjzetav 30 647 ff. ol' q" siii zvpßov izi acpszsqov fiaoiXrjog | 

sv ccvzä, mg üoXvaivog 6 'Aftrivuiog tczoqsi, loavpsvoi yootaei %6viv xa&vnsqds %eovzsg | 

worunter doch wohl der Makedonier tcsqI @jj- ar^azog- aXXr\Xoig äs nsqw.Xovsov6i nvSoifibv \ 

ßäv *) zu verstehen ist, nicht aber zu Strab. Msfivovi fjqa cpsqovztg u. s. f. Hier werden also 

17 p. 816, der die Zerstörung einem Erdbeben die Gefährten Memnons in Vögel verwan- 

zuschreibt, cos «pafft, obwohl er kurz vorher delt, auch ist der Gebrauch des Staubstreuens 

von der Zertrümmerungswut des Kambyses der Ovidischen Fassung fremd. Der zweiten 

gesprochen hat. Dafs man gerade das Erd- Version folgen auch Strv. Aen. 1, 751 und im 

beben von 27 v. Chr. dafür ansieht, ist durch ganzen Bionys. ornith. in der Paraphrase des 

Strabons Worte nicht gefordert (siehe Unger, Eutecnius 1, 6 (dasselbe, mit offenbarer Aus- 
Ghronolog. d. Manetho 190); die Geschichte mit 40 lassung einiger Zeilen, bei Gramer, Anecd. Par. 

Kambyses ist ein Priester- oder Fremdenführer- 1, 25). Die meisten Berichte kontaminieren 

märchen aus der hadrianischen Zeit (Vater 427 f.). beide Sagengestalten und schweigen vielfach 

Wann das Tönen begonnen hat, richtiger, wann über die Verwandlung; so Plin. n. h. 10,74 

man darauf aufmerksam geworden ist, ist un- Auetores sunt Omnibus annis advolare Ilium 

gewifs; Modesache wurde es unter den Flaviern ex Aethiopia aves et confligere ad Memnonis 

und ihren Nachfolgern. Man vermutet, dafs tumulum, quas ob id Memnonidas vocant. hoc 

Severus, der nach Spartian. vit. 17 auch den idem quinto quoque anno facere eas in Aethio- 

Memnon besuchte, das Bild wiederhergestellt, pia circa regiam Memnonis exploratum sibi 
damit aber auch den Ton vernichtet hat. Gremutius tradit (Peter, Hist. Born, fragm. 
Christlicher Wunderglaube sah in dem tönen- 50 fr. 5) und daraus Solinus-p. 187, 19 ff. M. Isidor. 
den M. später einen Propheten des Messias, orig. 12, 7 (dieser etwas konfus); ferner Paus. 
wie aus der Bemerkung im Cod. Fuxens. des 10, 31, 6 und Aelian. anim. hist. 5, 1, der 
Hieronymus zu Abr. 400 c (aus Panodoros oder die Memnoniden habichtartige Vögel nennt 
Annianos nach v. Gutschmid bei Schöne, Euseb. und sie zur Herbstzeit aus der Gegend von 
2 p. XVIII) hervorgeht: Hie est Amenophis seu Kyzikos in die Troas kommen läfst. Über das 
Amenopthes, quem quidam Memnonem putant Gebaren der Vögel berichtet am ausführlich- 
lapidem loquentem. cuius statua usque ad sten der byzantinische Paraphrast des Diony- 
adventum Christi sole Oriente vocem sius: Sie kommen nach Norden aus dem afri- 
dare dicebatur. ex tunc enim Contimit, ipse kanischen Aithiopien, weil es ihnen zur Brutzeit 
sibi posuit (Unger S. 190). [A. de Bochas, La 60 dort zu heifs ist, und kämpfen gegeneinander 
statue de Memnon et les pierres qui chantent, auf dem Grabe des M. Elza zfjg fiäz^S Xffeav- 
Bev. scient. 1881, 1 p. 174—177. G. N. Curzon, zsg iisql zbv qöov zov Aieipiov anoXovovzai 

%ovi£ovzai zs inl zrjg ipafifiov nsqiazqscpoiisvoi, 
*) Bin Teil dieser Schrift wird, so vermute ich, Ka l T( J vc iq)<o zov Mspvovog sipi^aavzsg zaig 
Mifivmv betitelt gewesen sein, vgl. Bekker, Anecd. Gr. faiawtg avxlei £,r\qaivovci zag nzsqvyag zfy 
1, 129 JLwixo U7iv ysvixy. UoXvaivov JMsuvovi' ta > 3 ,. / \ , > 1 - ~ -n/r' 

V V >T " ' % yL~ _y j, ^ i ■» , T£ SV CiVZOClC %QVtV 671SIQ0V61V £1tl TCO ZOV MSll- 

iisv ovv avoj itavta öisgiß^ov, tec de y.cctm ovx awixouriv , \. _ ' ,^ 

t% -d-ias' (also schon damals, wie heute, mit teilweise *ovog zarpa, u. s. w. Diese Berichte werden 
verschüttetem Sockel?); vgl. auch Anecd. i,iso anayoqivm. vielleicht durch Vermittelung des Alexander 



2669 Memnon (spät. Bearbeitg. d. Sage) Memnon (spät. Bearbeitg. d. Sage) 2670 

„ , ,-nr„ llm „„ M BWm 2fi 4Rlfn auf das Gedicht bekannt, auf das Hör. sat. 1, 10, 36 

T ^ÄÄSr^SeSto^FowS und anspielt turgidus Älpinus iugulat dum Mem- 

P^ÄÄS. etwa au? Ä*»l »™« *-*« l/W Bhe*n«r. caput, 

SLSWÜÄ «. — SSV*- Ä ÄE | Sj 

ttAob*. im JaUesber. d. Ttomasgymnas. m ^^^T^ l\ ch unter Beistand 

Leipzig 1895 b.ltt. sehier Mutter (290) der Pylier zu erwehren, 

5 Spätere Bearbeitungen der Memnonsage. so ^ a i s Nestor selber gegen ihn anfährt warnt 

t i j,:,:.»;,. 7 P ;t weisen einige er ihn aus Ehrfurcht vor dem Alter, sodafs jener 

8 i 3 - 1^ CiL!' 11' SrliiracoloraS. 40 von Zeus. Von neuem beginnt der Speerkampf, 
A /T r im 2 6 0« SmZ 8 32 101. auch ihre Mannen rennen gegeneinander , Him- 
^Iwift. ia«. 189, 2. b. V«. amyrn. t, o*. iv/i. Aufruhr, mit Thetis 

aussei ^mmm 

Sert bei bta* 20, 528 ff.) an Zeus bei eo zu, müssen, -^ '^^*|£f^"S 
Oind hat ein Vorbild in dem oben erwähnten mit. Die ganze JNacnt Klagt ™ , 
Zuge aus der Aithiopis. -.Von speziellen Be- Günstling des Herodes 

handlungen der Sage in römischer Zeit**) ist nur «£££ ^°^^ .^^ 10] 538 ff . „,-„» ll4 ^ P zu 

.) (*MI 66, 52 ff. tat ^schwerlich ein M™BTogel C. I.AS. 810)_ ^ ^ au9ge8enaet nach 

gemeint, 8. Riese z. d. St. und meine Abhandlung im ) von m« 

AArej&er. rf. £*,}»feer Thmmsgymn. 1895 S. 2, 1 ^>° • j^^ g von Adonis Xac . de dea SlJr . 8 . „. B <m- 

**1 Der nach Mikhkö/er, Jahrb. d. arch. Inst. 1887 S. 30 ) Mnuyicoy 

A. 24 het Marathon als Ü^i^o; 9 Uo; geweihte my- äissin, SM. z. semü. Mwonsgcsc,, 1, 2,8. 



267 1 Memnon (spät. Bearbeitg. d. Sage) Memnon (in der Kunst) 2672 

durch den Donner des Zeus wird sie am Mor- während sein Unterfeldherr Phalas mit der he- 
gen zu ihrer Pflicht zurückgerufen. Die Ge- sonders aus Phoinikern bestehenden Seemacht 
jährten bestatten die Leiche und werden von auf Rhodos landet (er kann also nicht ans 
Eos in Vögel verwandelt (über diese s. oben), Norden kommen), dort aber von seinen meu- 
an deren jahrlicher Verehrung sich M. erlabt ternden Leuten erschlagen wird. Nach einer 
im Hades jjs nov £v fiaxageffct W 'Hlvaiov glänzenden <x<>igts(u des M. wählen die Griechen- 
nsdov ■ airig (651). Die gewaltigen, von He- feldherren durch das Los als Gegner für M den 
phaistos geschmiedeten Waffen (455) erhält Telamonier Aias. In der Schlacht fällt Anti- 
spater Aias der Telamoiier, 4, 457 ff. lochos dnrch M. Aias stellt sich zum Zwei- 
Quintus hat natürlich nicht die Aühiopis 10 kämpfe und drängt den Schild des Aithiopen 
benutzt, das beweisen zu allem andern that- zur Seite. Als die Mannen Ms. auf den Tela- 

sachliche Abweichungen, wie die ganze Dar- monier eindringen, stößt Achilleus ienem den 
Stellung von dem Tode des Antilochos, der Speer in die Kehle. Die Troer und Aithiopen 
im alten Epos viel mehr hervorgetreten sein fliehen, die Leichen werden verbrannt und die 
muis doch findet sich gewifs noch mancher Asche bestattet, gesondert wird M. verbrannt 
Zug der alten Sage bewahrt, der immerhin seine Überreste werden, in einer Urne gesam- 

•Ü* em mythologisches Handbuch, das man melt, in das Vaterland gesandt. Der Zwei- 
sich freilich recht ausführlich vorstellen müfste, kämpf mit Aias, für dessen Einführung kein 
dem Spatling übermittelt sein mag (Fr. Kehmp- Grund ersichtlich ist*), findet sich auch her- 
tzow, De Qumh Smymaei fontibus ac myfho- 20 vorgehoben in den andern aufDictys fufsenden 
poeia. Kiel 1891). M. kommt aus seiner asia- Berichten bei Malal. chronogr 5 p 127 ff D 
tischen Heimat (die Solymer, 2, 122, wohl nach Georg. Cedren. histor. comp. p. 225 ff B Tzetz 
Od. 5, 283 und IL 6 184), wenn auch seine Posthorn. 215—350, vgl. 308ff. (Stolls Mskrpt.). 
Mannen (ielavo%qos g heifsen (642). Die ältere Von besonderem Interesse ist das Schicksal der 
Autlassung zeigt sich in den Eigennamen7I« e? a- Asche Ms. bei Dictys 6, 10. Sie wird (auf dem 
«rt)jg (247) und Aaiccörjg (364). Seine Erziehung Wege nach der Heimat!) in Paphos (vielleicht 
durch die Hespenden deutet auf ein Land des Verwechselung mit Rhodos) den phoinikischen 
Westens oder Ostens, nicht des Südens. Seine Seeleuten überbracht, die den Pallas (sie') er- 
Niederlage ist von vornherein entschieden, mordetundberaubthatteu.Himera, die Schwester 
wieder eine Abweichung von der Ailhiopis, falls 30 Ms , sucht und findet des Bruders Überreste 
p'Vii'^ <Jme Kelostasle vorkam; bei Quintus und hört auch von der geraubten Beute Zwi- 
lehlt Ai& yvxooxccala, wenn auch in den Ver- sehen beiden lassen ihr die Phoiniker die Wahl 
sen 508 ff u 540 mit Luckenbach, Jahrbb. f. sie wählt die Urne und begiebt sich nach Phoi- 
klass. Phil. Suppl. 11, 615 A. 2 eine Anspielung nikien, wo sie in dem Landstriche Phalliotis 
darauf zu finden sein wird trotz Kehmptzow 59 f. des Bruders Asche begräbt und alsbald ent- 
in der bage von den Blutstropfen Ms. erkenne rückt wird, was man auf verschiedene Weise 
ich erst nachepische Lokalsage im Munde derer, sich zu erklären suchte. — Die Schwester Ms 
0001 vaiovai fj.ax ? >js v%o Snqäaiv 7<% (561), Himera, quam nonnulli mateno nomine Heme- 
die dem smyrnäischen Dichter wohl bekannt ram appetlabant, die ihren Bruder zu bestatten 
werden konnte Recht unglücklich und gewifs 40 sucht, ist nach bekanntem Muster aus Eos 
nicht nach einheitlicher Quelle ist der Schlufs, entstanden, deren andern Namen sie trägt 
die Bestattung. Dafs die Winde den Leich- ihr Verschwinden erinnert sehr an die Ent- 
nam entfuhren, weil Eos unabkömmlich ist, be- stehung der Memnonsvögel. Von Wichtigkeit 
ruht wohl auf später Erfindung (anders Lucken- sind von allem die Örtlichkeiten, die Bictys 
bach_ a.a.O. 620), ebenso der Trotz der Göttin, den anführt: Rhodos', Paphos? und Phalliotis in 
ein Donnerschlag wieder verscheucht. Alt wird Phoinikien, das mit dem aus Simonides be- 
ssern die Bestattung am Aisepos und vielleicht kannten nälzog rijs Sv Q Cag zu identifizieren 
die Entstehung der Memnonsvögel, schwerlich sein dürfte (Letronne p. 321 A 2) Bei Dares 
aber die wunderliche Entrückung der Gefährten. De excid. Tr. 33 fällt M. durch Achilleus beim 
Kehmptzow 44ff. findet eine grofse Ähnlichkeit 50 Kampfe um die Leiche des Troilos 
zwischen Ovid und Quintus, doch dürfte die 

Verschiedenheit gröfser sein, wenn es auch ". Memnon in der Kunst (vgl. Art. Eos!), 

sehr wohl denkbar ist, dafs beide denselben Die bildende Kunst fand in den beiden von 

Alexandriner benutzt haben. Für direkte Be- ihren göttlichen Müttern so ängstlich behüteten 

nutzung Ovids durch Quintus an dieser Stelle Helden Achilleus und Memnon einen willkom- 

ist durch Noaek, Gott. gel. Anz. 1892, 803 keines- menen Typus für ein Kämpferpaar (Auct de 

falls der Beweis erbracht. Qu. hat verschie- bell. Hisp. 25), vgl. Overbeck, Arch. Ztq 1851 

dene Versionen vor sich gehabt (wohl zumeist S. 345 ff. Overbeck, Die Bildwerke z. theb und 

im Prosaauszuge), sein Schwanken zeigt sich troischen Heldenkreis 512 ff. Luckenbach, Das 
deutlich v. 6501. , „ ^ „ n , 60 Verhältnis der griech. Vasenbilder zu d. Ged. d. 

• In byzantinischer Zeit fand in den ausführ- ep. Kyklos, Jahrbb. Suppl 11 S 614 ff P J. 

liehen troischen Geschichten auch die Memnon- Meier, Rhein. Mus. 37, 351 ff. Arth Schneider 

sage eine aus Überlieferung und Fabelei ge- Der troische Sagenkreis in der ältesten qriech 

mischte Darstellung. Grofs war der Einflufs Kunst U3S. Für Memnons Rüstuno- und Rosse 

des Dictys, dessen lateinischer Bearbeiter fol- im Epos lehren die erhaltenen Bildwerke nichts 

gendes erzahlt 4, 4 ff.: M. kommt mit einem ge- (Luckenbach 557 ff); der unteritalische Krater 
waltigen Heere von Indern und Aithiopen vom « 7 „ v ^ . . . 

Kaukasus (Verwechselung mit den Amazonen?), , r . w > B % TllZ^—^'J™ ^ *" 



2673 Memnon (in der Kunst) 

Ov. 30 (Abb. 2), auf dem M. in asiatischer Tracht 
mit Anaxyriden erscheint, wird das dramatische 
Auftreten veranschaulichen. Wenn auf archa- 
ischen Bildwerken, Ov. 29 (Amphora des Ama- 
sis, was Löschcke, Arch. Ztg. 39, 31 A. 9 für 
den Namen eines der Aithiopenknaben hält) 
u. 32. München 541 {Luckenbach 619), vgl. auch 
Benndorf, Gr. u. sie. Vastnbilder Taf. 42, 2, M. 
von Mohren*) umgeben ist, so möchte ich 
daraus nicht auf eine ältere Lokalisierung Ms. 10 
in Afrika schliefsen, sondern der Aithiopen- 
typus, der aus der wachsenden Bekanntschaft 
mit Afrika sich gebildet hatte, wird auf die 
Begleiter Ms. übertragen sein, vgl. Piettch- 
mann b. Pauly -Wissowa 1 Sp. 1102. Immerhin 
mag später die Versetzung Ms. selbst nach Afrika 
dadurch erleichtert worden sein. (Heydemann, 
Arch. Ztg. 30, 35 f. erkennt in mehreren Bildern 
auf Alabastern von Kameiros und Unteritalien 
den Auszug und die Waffnung des M. Dar- 20 
gestellt ist eine Figur, auf den unteritalischen 
Alabastern stumpfnasig, in Anaxyriden und 
Panzer, sich umwendend, dabei Palme und 
Stuhl.) Zahlreich sind die Darstellungen 
des Kampfes zwischen M. und Achilleus, 
vielleicht schon auf dem Halse eines 
melischen Thongefäfses (Conze, Mel. 
Thongef. 1862 Taf. 3, auch Baumeister 
S. 1955), wo Achill und M., beide un- 
bärtig, letzterer mit Gorgonenschild, die 
Lanzen kreuzen, während die Mütter, 
nicht besonders charakterisiert, dabei 
stehen. Zwischen den Kämpfern liegt 
eine Rüstung, die Conze für Raumfüllsel 
hält, Löwenherz, Die Aithiopen der alt- 
Mass. Kunst. Göttingen 1861 [mir nicht 
zugänglich] als stellvertretend für den 
Leichnam des Antilochos betrachtet 
(vgl. auch Meier a. a. 0. 351), Diese 
Scene bildet nach Löscheice, Über die 
Beliefs der altspartan. Basis S. 11 die ge- 
meinsame Grundlage für zwei Reihen von 
Darstellungen: eine ionische (Bathy- 
kles am amykläischen Throne, Paus. 
3, 18, 12, und ein schwarzfig. chalkidisches 
Vasenfragment in Florenz, Bullet. 1870 p. 187 
nr. 32, genauer bei Studniczka, Jahrb. 1 S. 89 
A. 12 nr. 10) und eine dorische (Relief am 
Kypseloskasten, Paus. 5, 19, 1). Andere archa- 
ische Darstellungen, besonders schwarzfigurige 50 
Vasenbilder, zeigen entweder nur die Kämpfer, 
Oo 34. Neapel 2430, oder auch noch des Anti- 
lochos Leichnam, so vermutungsweise Ov. 36 
—38, dazu die beiden Mütter Oo. 43. 44 Mün- 
chen 328. Neapel 2781. Die Haltung der Mütter 
wird allmählich belebter, sie erheben die Arme, 
halten Kränze, Eos sich abwendend auf einer 
schwarzfig. Berliner Amphora, Ov. 48 (Furt- 
wängler 1842), sich verhüllend, Neapel SA. 
120, das Haar raufend, Ov. 60 = oben Bd. 1 60 
Sp. 1271 (Sittl, Gebärd, d. Gr. u. Born. 274 A. 3). 

*) Den nach Paus. 10, 81, 7 in der Lesche der Knidier 
in Delphi von Polygnot neben M. gemalten Aithiopen- 
knaben weiden wir uns also mit Overbeck, Heldenkr. 513 
A. 4 und Baifmeister S. 910 (auch Scheuch im Bekonstruk- 
tionsentwurf bei Robert, 16. Hall. Wi nckelmanmprogr.) auch 
mohrenhaft vorstellen müssen, obwohl zu Polygnots 
Zeit M. noch kein Afrikaner war. 



Memnon (in der Kunst) 2674 

Memnon ist getroffen und sinkt, Ov. 53 ff., be- 
sonders 59, weicht zurück, Ov. 52. Figuren- 
reicher weiden die Darstellungen durch Hinzu- 
fügung einzelner Gefährten, 0«.35u.ö., Athenas, 
Ov. 56, des Peleus und Tiihonos oder Nestor 
und Priamos, Mus. Greg. 2, 321a (Meitr a. a. 0. 
352; dagegen Schneider, Der troische Sagenkr. 
144 f.), Eos geflügelt und Thetis durch Nike 
ersetzt auf einem Krater aus Certosa bei Bo- 
btrt, 15. Hall. Winckelmannsprogr. Fig. 14 (vgl. 
Arch. Ztg. 29, 168 f.). Auf den späteren Vasen 
erscheint M. bärtig, Ov. 60 => Baumeister S. 920 
= ob. Bd. 1 Sp. 1271, in orientalischer Tracht, 
Ov. 62, niemals Antilochos (Luckenbach S. 617). 
Die Vögel, die hin und wieder auf den Vasen 
vorkommen, sind als Siegesaugurien, nicht als 
Memnonsvögel zu fassen. Eine etwas spätere 
Kampfscene als den Fall des Antilochos stellt 
der prächtige rotfig. Krater aus der Sammlung 
des Grafen Tyskiewicz dar, den Bobert, Scenen 
aus Ilias u. Aithiopis, 15. Hall. Winckelmanns- 
progr. 1891 veröffentlicht hat und dem Duris 
selbst zuzuweisen geneigt ist (dagegen Hait- 




2) Memnons Auszug, rotfig. Krater 
(aus Overbeck, Gatt. her. Bilden. Tf. XXI, 16). 

wig, Meisterschalen 580 f.). Hier dringt AXIAEYI 
mit dem Schwerte auf den sinkenden MEIMNON 
(Schildzeichen Gorgoneion, wie auf dem meli- 
schen Thongefälse u. München 328) ein über 
einem Gefallenen, der inschriftlich MEAANITT- 
TTOJ1 genannt ist; hinter Achill A0ENAIA, hinter 
M. HEIOI. Den Namen Melanippos, den er 
nach Apollod. 3, 1 52 auf des Hellanikos Troica 
zurückführt, bezieht Bobert auf einen Bastard 
des Priamos, den Achill erlegt habe, ehe die 
Entscheidung zwischen ihm und M. fiel, und 
möchte ihn aus der Aithiopis herleiten. Diese 
Deutung erklärt auch noch die Kampfscene 
auf einer vielleicht von Brygos gemalten 
Trinkschale (Köite, Annal. 1881 p. 168ff. Bob. 
S. 4 Fig. 1) und auf der schwarzfig. Kylix aus 
der Sammlung Feoli (Arch. Zig. 1851 Taf. 31, 1 
= Ov. 47). 

Schon auf die Aithiopis weisen wohl die 
Darstellungen, in denen der Kampf mit der 
Psychostasie verknüpft ist. Oo. 64. Bau- 
meikttr S. 921, oben Bd. 2 Pp. 1142, rotfig.: In 
dem oberen Teile beobachtet Hermes die an 
einem Baumstamme befestigte Wage, in deren 



10 



2675 Memnon (in der Kunst) 

Schalen kleine Flügelgestalten stehen. Eine 
Schale sinkt. Links Thetis mit Mauerkrone, 
rechts Eos mit dem Ausdrucke der Verzweif- 
lung zurückweichend. Unten die beiden un- 
bärtigen Kämpfer, M. mit einem Speer im 
Halse ins Knie gesunken, Achill zum Todes- 
stofse ausholend. Die ältesten Vertreter dieses 
Typus sind eine schwarzfig. Lekythos aus Ca- 
pua (British Museum), oben Bd. 2 Sp. 1142, wo 
der spitzbärtige Hermes in Petasos und Flügel- 
schuhen zwischen zwei ausfallenden, gewapp- 
neten Kriegern zwei nackte, geflügelte Figür- 
chen wägt, und eine schwarzfig. Vase aus Caere 
{Bullet. 1865 p. 144f. Luckenbach S. 560, jetzt 
in Wien, nr. 235 bei K. Masner, Sammlung 
antik. Vasen und Terrakotten im k. k. Österreich. 
Mus. Wien 1892), wo der bärtige Hermes die 
Wage mit Flügelfiguren hält, während Zeus 
dabei sitzt und aufser den Müttern noch zwei 
bärtige Männer anwesend sind. Ov. 65, rotfig. so 
(oben Bd. 2 Sp. 1143), hält Hermes die Wage, 
die sich nach rechts senkt, während Zeus zur 
Seite steht und Thetis bestürzt herbeieilt. Die 
Seelen sind hier gerüstete Krieger. Wegen der 
Beischriften interessant ist ein etruskischer 
Spiegel , Ov. 68 {Gerh. Taf. 235, 1, oben Bd. 2 
Sp. 1143). HermeB (Turm) hält die Wage, in 
den Schalen die Keren des Achle und Efas 
als Krieger, als Zuschauer ist Apollon (Aplu) 
zugegen, der n. Gerh. sein Haupt zu verhüllen 30 
scheint. Dazu kommt noch eine kampanische 
Schale, Man. d. Inst. 6 tav. V a, beschrieben 
von L. Schmidt, Ännal. 29, 118ff. Auf der einen 
Seite die Wägung (von Hermes vollzogen, zwei 
Miniaturkrieger), rechts eilt Thetis erschreckt 
davon, links freudig die beflügelte Eos; auf 
der andern Seite Kampf zwischen Achill und 
M , der durch langes Haar (vgl. Philostr. imag. 
1, 7) und Bart charakterisiert ist (vgl. auch 
die praenestinische Ciste, Mon. d. Inst. 6, 54. 40 
M. Mayer, Herrn. 27, 499 ff., worüber später 
u. Deutungeversuch). Aus diesen Kunst- 
darstellungen läfst sich für die poetische Quelle 
erschliefsen Hermes als Seelenwäger, abwei- 
chend von Aischylos, und eine Scene zwischen 
Zeus und den Müttern, wobei vielleicht nicht 
sogleich die Entscheidung zu Gunsten des 
Thetissohnes gefällt wurde. Nach einer Ver- 
mutung Welckers, Ep. Cykl. 2», 175 wird die 
Kerostasie überzeugend schon in die Aithio- 5< 
pis gesetzt von Robert, Bild und Lied 143 ff. 
A. Schneider, Der troische Sagenkreis 141 ff. 
Crusius ob. Bd. 2 Sp. 1143 f. (dagegen Lueken- 
bach 614 f.). Lediglich die Bitte der beiden 
Göttinnen geben Ov. 66 (Vasengemälde in Pa- 
lermo , Arch. Ztg. 29, 54) und 69 (etruskischer 
Spiegel, Gerh. Taf. 396. Minerva neben Eos 
und der dieser zugewandte Blick des Zeus 
lassen diese als die Bevorzugte erscheinen 
nach Gerh., wozu die eben beschriebene kam- 60 
panische Schale zu vergleichen). Von einer 
bedeutenden Marmorgruppe in Olympia, von 
Myrons S. Lykios, berichtet Paus. 5, 22, 2: 
Auf einer halbkreisförmigen Basis erheben sich 
in der Mitte Zeus, zu beiden Seiten die für 
ihre Söhne bittenden Göttinnen Thetis und 
Hemera, an den äufsersten Enden Achill und 
Memnon, nach der Mitte zu einander gegen- 



Memnon (in der Kunst) 2676 

übergestellt Odysseus — Helenos, Menelaos — 
Alexandros, Diomedes — Aineias, Aias — Dei- 
phobos. Es war ein Weihgeschenk von Apol- 
lonia in Illyrien um Ol. 90. 

Sehr umstritten ist die Art der Entfüh- 
rung der Leiche des gefallenen Aithiopen- 
fürsten. Sicher wissen wir aus Poll. 4, 130, 
dafs in der Tragödie Eos den Toten selbst 
entraffte, und zu dem agnütovecc stimmt der 
zurückgewendete Blick der mit der Leiche des 
Sohnes in den Armen hinwegeilenden beflü- 
gelten Eos auf dem schwarzfig. Vasengemälde 
Ov. 72 (Abb. 3), das deswegen trotz seiner 
Technik auf das Drama zurückgehen mag 
(ähnlich rotfig. Amphora bei Heydemann, Gr. 
Vas Hilfstaf. 1). Auf einem etruskischen Spie- 
gel (aus Gerhard, Mr. Sp. Taf. 361 Engelmann, 
Bilderatlas z. Ovids Met. Taf. 24, 151) trägt Eos 
ohne jene Wendung, das Haupt aus Trauer 
umhüllt, die Leiche fort (dabei eine Eule, von 
Heydemann, Arch. Ztg. 28, 19 nach Verg. Aen. 
12 862^ erklärt) (ähnlich Ov. 73 auf einem 




3) Boa mit der Leiche Memnons, schwarzfig. Amphora 
(aus Overbect, Qall. her. Bildw. Taf. XXII, 11). 

Karneolskarabäus und 74 auf dem Relief eines 
Bronzehenkels), auf der Durisvase (s. ob. Bd. 1 
Sp. 1265/66) legt sie den Toten nieder. Ger- 
hard, Etr. Spieg. 5, 44 will unsern Gegenstand 
noch auf einem Spiegel Taf. 397, 1 erkennen, 
wo der Eos beim Forttragen des Leichnams 
noch eine zweite Frau, vielleicht Iris, behülf- 
lich ist. Figurenreicher ist eine Komposition 
auf einem attischen Napfe streng-rotfig. Stils, 
Berlin 2318, wo die geflügelte Eos den Leich- 
nam des Sohnes mit beiden Händen aufge- 
nommen hat und ihn wegtragen will (so Furt- 
wängler; nach Robert, Thanatos 14 A. 6 will 
Eos die Leiche niederlegen). Von 1. eilt Her- 
mes herbei, den 1. Arm vorstreckend, von r. 
eine Frau. Hermes war den Malern aus bild- 
lichen Darstellungen der Psychostasie geläufig; 
in der Frau will Bobert, Than. 14 A. 6 die Gat- 
tin des M. erkennen (vgl. übrigens unten das 
Bild auf der Pamphaiosschale). Ob diese Ent- 
führung durch die Mutter schon auf die Ai- 
thiopis zurückgeht, wie vielfach angenommen 
wird, läfst sich nicht ausmachen ;' die Worte 
des Proklos v.a.1 tovxm filv 'Hmg naqu dio<s 
aizriea^vri u&avaolav Sidwai scheinen eher 



2677 



Memnon (in der Kunst) 



Memnon (in der Kunst) 



2678 



gegen eine selbstthätige Beteiligung der Eos 
am Hinwegtragen zu sprechen. 

Eine Gruppe von Vasenbildern, auf denen 
zwei geflügelte Dämonen einen Leichnam tra- 
gend dargestellt sind, hat einen lebhaften Mei- 
nungsaustausch hervorgerufen: gegen Brunn, 
Annal.1858, 370ff. Bobert, Thanatos, 39. Berlin. 
Winckelmannsprogr. 1879, hiergegen Brunn, 
Troische Miscellen 3 in d. Sitzungs- 
ber. d. philos.-philol. u. hist. 
Kl. d. Münchener Akad. 
1880, 167 ff., Erwide- 
rung von Bobert, 
Bild und Lied 
(l886)S.97ff ; 
vgl. P J. 
Meier, 
Annal. 
1883, 
208 ff., 




zum Aisepos entführen (zustimmend Lucken- 
bach 620). Bobert, Than. S. 11 ff. nimmt fol- 
gende Entwickelung des Typus an: Amphora 
im Louvre, Pamphaiosschale, Krater Campana 
und fafst den Toten als Sarpedon, den Hyp- 
nos und Thanatos nach Lykien tragen, 11. 16, 
666 ff. (vgl. auch Koepp, Arch. Ztg. 42, 43). 
Die Frau rechts auf der Pamphaiosschale wird 
von Brunn, Tr. Mise. 186 Eos, 
von Lessing, De mortis apud 
veteres figura p. 39 und 
Bobert, Than. 14 f. 
Mutter oder Gat- 
tin des Sarpe- 
don genannt. 
Wenn auf 
„n dieser 
fMk vortreff- 
/■ mm • \ \i c h aus 



ge- 



4) Bergung der Leiche Momnons, rotfig. Triokschale (aus Overbeck, Gatt. her. Bildw. Taf. XXII, 14). 



zusammenfassend A. Schneider, Der troische 
Sagenkr. 145 ff. Auf einem von Brunn in der 
ersten Schrift besprochenen caeretanischen 
Krater aus dem Museum Campana sind in 
strengem rotfig. Stil Hypnos und Thanatos 
(Hypnos inschriftlich) als geflügelte Jünglinge 
dargestellt, im Begriffe, den Leichnam eines 
unbärtigen Kriegers niederzulegen, der von 
Brunn für Memnon, von Bobert 
und Luckenbach S. 620 für 
Sarpedon erklärt wird. 
Auf einer schwarz 
figurigen Amphora 

im Louvre (be- , ,&&■-- c <^^^^i ,- 77-^ 
schrieben von / 0"'" /^nJ^tj--^. \&Jjjk 
Heibig, Bul y / ^» ^VM\>^4^-S ^<ÜL 
letin. T.864 
S. 175 f.) 
sind die 
Jüng- 
linge 
bewaff- 
net, und 
über 
dem 
Toten 

fliegt das gerüstete Eidolon, ebenso findet 
sich vollständige Bewaffnung der Träger auf 
einer rotfig. Trinkschale des Pamphaios, 
Br. Mus. 834 (veröffentlicht von Sam. Birch, 
Archaeologia 29 pl. 16 d. 139ff.; von Klein dem 
Euphronios zugeschrieben, Hartwig, Meister- 
schalen 142 ff.) (Abb. 4), wo aufserdem 1. Iris 
und r. eine Frau erscheint. Birch erklärt 
die Gewaffneten für Windgötter und sieht in 
dem Bilde die Version des Quint. 8m. 2, 550ff, 
nach der die Winde ihren Bruder Memnon 




führten Schale schon das Gegenbild (sich 
waffnende Amazonen) auf die Aithiopis hinweist, 
so findet sich der Typus thatsächlich auf Mem- 
non angewendet besonders auf einer sehr flüch- 
tig gezeichneten schwarzfig. Trinkschale im 
Barbakeion (abgeb. Bobert, Than. 17) (Abb. 5), 
wo zwei geflügelte, nicht bewaffnete Dämonen 
den Leichnam eines bärtigen Mannes tragen, 
während sich eine geflügelte Frau 
über den Toten beugt. Den 
Zug führt der bärtige 
Hermes und be- 
schliefst 1. eine 
sich nach einem 
Jünglinge um- 
wendende 
Frau. Sehr 
richtig hat 
m. E. P. 
J. Meier, 
Annali 
1883 
S. 208 ff. 

(tav. 

d'aggX}) 

betont, 

dafs von dieser doch wohl auf ein recht altes 
Original (vgl. Brunn, Tr. Mise. 188) zurückgeben- 
den Darstellung auszugehen sei, weil hier kein 
Zweifel überden Gegenstand sein kann. Derselbe 
Typus befindet sich auf einem von Meier S. 213 
publicierten Karneol der Sammlung Tyskiewicz, 
auf dem wegen Raummangels nur der eine ge- 
flügelte Dämon, Eos das Haupt zurückgewen- 
det, mit der Linken unter den Nacken des 
Toten greifend dargestellt ist. Sicher auf M. 
zu beziehen ist wegen der Mohren als Träger 



2679 Memnon. (in der Kunst) Menmon (Deutungsversuch) 2680 

auch das schwarzfig. Bild einer Lekythos (Benn- den Bilder Heydemann , Gr. Vasen Hilfstaf. 1, 
dorf, Gr. u. sie. Vasenb. Taf. 42, 2 S. 88), ferner wo Eos oder Memnons Schwester Hemera dem 
die von Meier a. a. 0. publicierte schwarzfig. Tithonos die Aschenurne überreichen soll, oder 
Amphora in Neapel (Robert, Than. 16), wo auf Taf. 5, 2, wo Eos nach der Urne des Sohnes 
der einen Seite Eos einen verkürzten Leichnam die Hände ausstrecken soll, 
fortträgt, auf der andern zwei Krieger einen Erwähnt seien noch einige etruskische Spie- 
le eichnam nach r. schaffen, über dem ein Ei- gel, auf denen Gerhard mit gröfserer oder ge- 
dolon fliegt. Von dem daraus zu erschliefsen- ringerer Wahrscheinlichkeit hat Memnon er- 
den alten Typus aus sind auch die andern kennen wollen, so Taf. 181 (3, 179 f.), eine Dar- 
Darstellungen zu beurteilen, die an und für 10 Stellung des Eilands der Seligen mit Helena, 
sich nichts für Memnon Charakteristisches Agamemnon, Menelaos, Alexandros und Aefas 
bieten *) , insbesondere auch die Pamphaios- = Memnon, einer nackten Jünglingsgestalt mit 
schale. Wenn Robert, Than. 14 gegen die phrygischer Mütze und Schuhen, die Ingrimm 
Auffassung der Frau rechts als Eos einwendet, ausdrückt (vgl. Welcher, Rh. Mus. N. F. 1, 419). 
dafs jene eben erst den Toten erkenne, so Taf. 290 (4, 22 f.) sind Eos und Tithonos als 
erscheint das schmerzvolle Staunen des Ge- Liebespaar dargestellt, dabei ein bärtiger und 
sichtsausdrucks nicht unpassend für die Mut- beschuhter Mann Memrun = Memnon (?) (Mül- 
ter, als ihr der Leichnam vor die Füfse ge- . ler-Deecke, EtrusJcer 2, 81). Der Name Evas 
legt wird. Ein anderes Argument yRxv die findet sich noch auf einem clusinischen Spie- 
mächtige Wirkung, die der für M. geschaffene 20 gel, wo vier Figuren im Gespräch sind, Ger- 
Typus übte, ergiebt sich, wenn Klein, Jahrb. hard, 8p. pardlip. 354; zu vgl. noch Taf. 232 
d. arch. Inst. 1892 S. 142 recht hat, dafs der (3, 217), s. Deecke unter Evan und Memrun. 
Memnoutypus, „eine der glänzendsten Lei- ,.,. _, . 
stungen der Euphronischen Zeit", auf dem n - Deutungaver such. 
schwarzfig. Bilde der Lekythos bei Benndorf Die Untersuchung über das Wesen des Mem- 
a. a. 0. antike Übermalung über einem Alky- non mufs von den Quellen der Aithiopis aus- 
oneusbilde ist. Auch er nimmt an, dafs auf gehen. Der Name des Dichters Arktinos mag 
allen Darstellungen der Bergung einer Leiche nach v. "Wilamowitz keine Berechtigung haben, 
durch Hypnos und Thanatos Memnon gemeint seine Heimat Milet kann doch auf den Ent- 
ist. Für zu gewagt mufs ich es halten, wenn 30 stehungsort der Dichtung hinweisen. Die Ai- 
Meier daraus, dafs der Typus schwarzfigurig thiopis vereinte die Sagen von den Amazonen 
und wahrscheinlich korinthisch war, auf eine nnd Aithiopen und liefs die ersteren nach 
besondere peloponnesische Sage über M. Proklos aus Thrakien kommen, woraus filmst, 
schliefst, nach der Eos den Sohn aus dem Gr. Litt. 2 70, 2 schliefst, dafs die Milesier ihre 
Schlachtgewühl entrafft, während ihn die Da- Seefahrten zwar schon nach dem Pontus aus- 
monen zur Bestattung in die Heimat tragen gedehnt hätten, aber an dem Südgestade des 
(vgl. Brunn, Tr. Mise. S. 196). A. Schneider, schwarzen Meeres noch nicht weit nach Osten 
Der troische Sagenkr. 145 ff. , der S. 148 die gekommen wären. Indessen die Worte des 
schwarztig. Darstellungen der Rettung derLeiche Proklos brauchen nichts gegen den von der 
Ms. ordnet, unterscheidet drei dargestellte Mo- 40 Ilias bezeugten kleinasiatischen Wohnsitz der 
rnente der Handlung: 1) Eos trägt den Leich- Amazonen und den Thermodon, ihr klassisches 
nam aus der Schlacht; 2) sie übergiebt ihn Lokal, zu beweisen, wenn man Verg. Aen. 11, 
den Geleitern Schlaf und Tod; 3) diese tragen 659 vergleicht. Auch hat jedenfalls die An- 
ihn zur Heimat oder zu den Seligen. Brunn legung wenigstens von Faktoreien an der pon- 
S. 201 denkt sich die Episode von Schlaf und tischen Südküste zu den frühesten Siedelungen 
Tod schon vor Arktinos aus der Volkspoesie der Milesier gehört, vgl. Bürchner, Besiedelg. 
von M. auf Sarpedon übertragen (Nachbildung d. Küst. d. Pont. Eux. durch d. Miles. I, Progr. 
nach der Ilias nimmt an Robert, Bild u. Lied Kempten 1885, 56 ff. (Sinope um 785 v. Chr.), 
114 A. 46). während die Niederlassungen an der ponti- 
Die Totenklage der Eos, die auch Philostr. 50 sehen Westküste und auch an der Propontis 
»7/1. 1, 7 als Gemälde beschreibt, will man dar- etwas später fallen, Bürchner 40. 43. Doch 
gestellt finden auf einer schwarzfig. Amphora scheint die Bezeichnung Sqüaea xb ysvog eine 
(Mus. Greg. 2, 47, 2 a), wo unter Bäumen ein historische Beziehung zu haben , wozu noch 
nackter Leichnam liegt, während eine Frau, kommt, dafs bei Apollod. ep. Vat. 5, 1 die Mut- 
sich das Haar raufend, zu seinen Füfsen steht ter der Penthesileia 'Ovqtjq^ heifst, deren Name 
und seine Waffen an den Bäumen hängen oder an die thrakischen Trerer erinnert. Bekannt- 
lehnen. Auf einem der Bäume sitzt ein Vogel, lieh haben auf die Sagengestalt der Amazonen 
vielleicht Memnonsvogel zu benennen (dagegen verschiedene charakteristische Eigentümlich- 
Luckenbach S. 621), denn auch Polygnot deu- keiten der nordischen Völker, wie Skythen 
tete möglicherweise auf die Memnoniden hin 60 und Kimmerier, eingewirkt. Wenn nun die 
(vgl. Robert, 16. Hall. Winckelmannspr. S. 68). Kimmerier, von den Skythen verdrängt, durch 
Noch weniger sicher hierher gehören die bei- Thrakien gezogen und, mit thrakischen Stäm- 
men vereint, gegen 700 v. Chr. in Kleinasien 

*) Neuerdings kommt hinzu eine Berliner Erwerbung eingebrochen sind (Meyer, Gesch. d. AU. l,544ff.), 

(Furtwängler, ArOi. Anzg. 1898,85 f.), eine grofte schwarzfig. sQ j; f. g-^ Beeinflussung des milesischen 

Lekythos aus Eretria, wo Hypnos und Thanatos, geflügelt, T):,,^ " Hnrnli diMP Vnro-äncre sphr na hp deren 

bartig, bewaffnet, die nackte Leiche eines Jünglings an Dichters duren diese vorgange senr naue, deren 

seine Grabstätte niederlegen, auf welcher drei Lanzen Kunde aus den Kolonleen in die Mutterstadt 

eingerammt sind und seine "Waffen liegen oder hängen. drang. Es ist wahrscheinlich , dafs auch der 



2681 Memnon (Deutungsversuch) Memnon (Deutungsversuch) 2682 

zweite wunderbare Bundesgenosse des Pria- die ersten Ansiedler griechischer Religion (nach 
mos, Memnon, aus der Zeitgeschichte erwachsen O. Müller, Dor. I 2 , 220 Kreter) ihren lykäischen 
ist. Die strahlende Macht aus dem Osten, die Apollon an die ältere Lichtgottheit der Bär- 
in jener Zeit nach der Westküste Kleinasiens baren angeschlossen haben. Diese Annahme 
trachtete, können nur die Assyrer sein. Be- erklärt die apollinischen Züge in der Sagen- 
deutsam ist es , dafs ein Strich an der klein- gestalt Memnons. Der Feind des Aiakiden 
asiatischen Nordküste, besonders die Gegend Achilleus ist ein Apolionheros (vgl. Müller, 
um Sinope, 'Jaavgia. hiefs, wie denn Pindar Bor. I 2 , 221f.), die Göttin der Morgenröte ist 
fr. 173 Bgk. i die Amazonen einen Hvqiov ctqoc- seine Mutter, der Osten seine Heimat. Darum 
xov nennt (die Zeugnisse bei Nöldeke, Herrn. 10 ist er auch König der Aithiopen, die ebenso 
5, 443 ff.). Doch darf nach Nöldeke a. a. 0. an wie die Lykier nicht ethnographisch zu fixieren, 
eine gleiche Nationalität der Bevölkerung jener sondern ein mythologischer Begriff der Apol- 
Gegenden mit den Assyrern nicht gedacht wer- Ion- oder Heliosreligion sind (Grusius, Philol. 
den; die Assyrerherrschaft mufs sich aber ein- Anzg. 17, 659 A. 3. Lit. Centralbl. 1889, 282). 
mal bis dahin ausgedehnt haben, sodafs die Das delische Geschwisterpaar bot noch einmal 
kolonisierenden Griechen den Namen dort haf- seine Macht auf, um die bedrängte Stadt zu 
tend fanden, wenn auch im einzelnen der Sach- retten. Wie Artemis ihre reisigen Dienerinnen, 
verhalt unklar bleibt (Meyer, Gesch. d. Alt. 1, die Amazonen, nach Troia sandte, so Apollon 
485). Schon Tiglatpilesar I. war zu dem „Meere seinen Lieblingshelden, der in dem Aisepos- 
des Landes Nairi" vorgedrungen, das Meyer 20 grabe ruhte, der aber aus fernem Osten kom- 
a. a. 0. 1, 331 mit Sicherheit für den Pontus men mufste und naturgemäfs wie ein Assyrer 
Euxin. erklärt (Hommel, Handb. d. Mass. AU. auftrat. Das war die Aithiopis. 
3, 43). Für die späteren grofsen Eroberer Wie freilich die alte Sage lautete, die sich 
Assyriens, wie Assurcasirpal, Salmanassar IL, an das Aiseposgrab knüpfte, ob sie den Hel- 
Tiglatpilesar IL, Sargon scheinen so weit nach den schon mit dem troianischen Kriege in 
Nordwesten ausgedehnte Züge nicht mehr be- Verbindung brachte, das alles wissen wir nicht; 
zeugt zu sein, doch kommen wiederholt Unter- es konnten nur einige Elemente angedeutet 
nehmungen gegen Armenien vor. Die Kunde werden, aus denen dem milesischen Sänger 
von jenen Männern ans dem Osten wird so der Sagenheld erwuchs. Der Name Mifivcov 
auf den Dichter der Aithiopis eingewirkt haben, 30 ist wenig charakteristisch (= einer, der stand- 
dafs sie ihm die Farben für seinen Helden lieh. hält, Eustath. ad II. 5, 639), er ist vielleicht 
Insofern kann man Memnon einen Assyrer nur eine dichterische Erfindung in hypokori- 
nennen, wie Movers, Die Phon. 2, 1, 276 ff. ge- stischer Form zu 'Ayapipvasv {Maafs, Herrn. 23, 
than hat und v. Wilamowitz , Hom. Untersuch. 621); in andere Sagen ist diese Gestalt gar 
407 A. 5 thut. Aber der Hintergrund der Sage nicht verflochten, das hat Bobert, Bild u. Lied 
mufs noch weiter zurückreichen. Milesische 119ff. mit Recht betont, wo er die bekannte 
Händler, die wohl im 8. Jahrhundert schon in Denkmälerreihe für Sarpedon in Anspruch 
Kyzikos eine Faktorei angelegt haben (Busolt, nimmt. Nicht allein die Bestattung ist von 
Gr. Gesch. 1, 322), mögen die Nachricht von einem auf den andern übertragen, man kann 
dem grofsen Grabhügel am Ausflusse des Ai- 40 geradezu sagen, dafs M. ein Doppelgänger des 
sepos mit heimgebracht haben, an den sich Sarpedon ist (s. auch Bachofen, Das lylc. Volk 9). 
vielleicht auch eine Sage knüpfte. Die Bestat- Wie S. aus dem südlichen Lykien kommt und 
tung Ms. am Aisepos nahmen wir oben für die dahin zurückkehrt, so ruht M. im Lande des 
Aithiopis in Anspruch. Der Tumulus an jenem Pandaros, im nördlichen Lykien, und ist auch 
Flusse mufs in Zusammenhang mit den andern von daher gezogen; denn Lykien ist wie Aitbio- 
für M. bezeugten Grabmälern betrachtet wer- pien ein Apolionland. S., wie Apollon ein 
den, denen bei PaltoB in Syrien am Badas und Sohn des Zeus, fällt im Kampfe mit Patroklos; 
bei Ptolemais am Beieos. Allen dreien ist die der den Achilleus vertritt, M. erliegt dem Aia- 
Lage an der Mündung eines Flusses gemein- kiden. Die nördlichen Lykier sind offenbar 
sam. Auf Bergen und Hügeln verehrten nach 50 alt in der Ilias, das beweist der formelhafte 
v.Baudissin,Stud.z.semit.Beligionsgesch. 2, 261 ff. Vers Tjcöcj xal Avmoi *al Jäqöavoi ä., wie 
die Semiten ihre Himmelsgötter, und auch Flüsse Christ hervorgehoben hat (Sitzung sber. d. bair. 
sind nur Gestirngottheiten geheiligt, a.a. 0. 168. Ak. phil.-hist. Kl. 1881, 2, 158. Treuber, Bei- 
Er hält 2, I60f. die Memnondenkmäler alle für träge z. Gesch. d. Lyk. Progr. Tübg. 1886 S. 1) 
solche Heiligtümer. Von diesem Gesichtspunkte [anders Niese, Entwickelg. d. hom. P. 111 A. 2J, 
aus läfst sich weiter kommen. Im aisepischen vielleicht älter als die südlichen, doch kann 
Felde lag Zeleia, von dem Et. M. p. 408, 40 daraus nichts für den Zeitpunkt gefolgert 
Zileuc 'mvöjiaarai dno ZiXvog zivog r) tili werden, in dem S. oder M. in die troische 
tÖ röv rjXiov iv avzij XCav svae ßeiefra 1 Sage eingeführt worden ist. Der Name 2ag- 
(Marguardt, Kyzikos u. s. Gebiet (1836) 128 ff.). 60 ntjScäv (v. ?pjr<») drückt möglicherweise einen 
Hier wohnte nach der Ilias Pandaros, Av*äo- Gegensatz zu Mipbvmv aus, und undenkbar 
vog dyXabg viog, ein Verehrer des 'JnöXXmv wäre es nicht, dafs beide Helden verwandter 
XvKrjyEvrjg, und in Zeleia hatte Apollon ein Stammeszweige sind, die der eine früher, der 
Orakel. *) Wie die Milesier später den didy- andere später in die troische Dichtung emge- 
mäischea Apollon hierher brachten, so mögen reiht sind. Einen urkundlichen Beleg für die 
*) in Mkomedeia, auch an der Propontis, bewahrte Wesensbestimmung Ms. als Lichtgo ttheit 
man das Schwert Ms. im Tempel des Askicpio», findet M. Mayer, Herrn. 27, 499 ff. auf einer 
Paus. 3,3, s. praenestinischen Ciste, Mon.d. Inst. C, 54, wo 



268S Memnon (Deutungsversuck) Memnon (Deutungsversuch) 2684 

die Seelenwägung von Mircurius ausgeführt mit Lanze und Bogen bewaffnet ist, von einigen, 

wird, während Aciles sich zum Kampfe rüstet denen Herodot nicht beipflichtet, für Memnons- 

und 'sein Gegner wartet, der die Beischrift hat bilder gehalten wurden, so beweist das ein- 

IACOE. Nun ist nach Hesych. s. v. Icmüq = b mal, dafs man von der Gestalt Ms. schon da- 

kvcov dezriQ, der gleichgesetzt wird dem Mor- mals keine klare Vorstellung hatte, und zum 

genstern über dem Haupte eines von zwei andern, dafs man ihn in der Richtung Assy- 

geflügelten, bärtigen Männern (den Winden, riens suchte. Man nennt diese Denkmäler jetzt 

Söhnen der Eos und des Astraios) getragenen chetitisch (vgl. Wiedemann z. Her. 2, 106), zu 

(also 'Eäacpooog) Jünglings auf dem etruski- Herodots Zeit wird man sie kaum von denen 

sehen Spiegel bei Gerhard, 16. Berl. Winckel- 10 assyrischer Art unterschieden haben. Agyp- 

mannsprogr. 1856. Mayer stellt Iacor zwei- tisch sind sie keinesfalls. 

felnd zu den Karern = Djakkaru, westländi- Wann die Übertragung Ms. nach Ägypten 

sehen Gegnern Ramses' III., und sieht in M. — stattgefunden hat, läfst sich nicht feststellen. 

Iacor den Vertreter gewisser kleinasiatischer Die alexandrinische Zeit erscheint dafür zu 

. Stämme, wie Karer, Leleger, Lykier, deren spät. Herodot kennt ihn in Ägypten noch 

I Wanderungen nach Westen er darstelle. Rieh- nicht, doch ist das nur ein Zeugnis ex silen- 

I tiger erklärt wohl H. Jordan, Krit. Beitr. z. tio. Die Milesier sind ziemlich früh nach Agyp- 

Gesch. d. lat. Spr. 60 ff. Iacor «= "Iuk%oq = "luv.- ten gekommen {Ed. Meyer, Gesch. d. alt. Agypt. 

X oq und sieht darin ein griechisches Epitheton 367 ff.). Nach Strdb. 17 p. 801 landeten sie 

des schönen Memnon, hergenommen von dem 20 unter Psammetich I. mit 30 Schiffen an der 

schönen Bräutigam der Köre. Zu dem Iakchos- bolbitinisehen Nilmündung und gründeten tö 

1 sterne vgl. übrigens Gerhard, Etr. Sp. 4, 44 MilriaCmv rsixos und später Naukratis (Htrseh- 

i< Taf. 311 u. A. 138. feld, Rh. M. 42, 219. Busolt, Gr. Gesch. 1, 341. 

I Die weitere Verbreitung der Memnonsmale Wiedemann, Agypt. Gesch. 2, 617). Wie sehr 
■ i denke ich mir im Gefolge der milesischen bald der Einflufs der Milesier wuchs, beweist 
( Kolonisation. Das Zeugnis des Simonides das Weihgeschenk König Nechos nach Milet 
I, weist nach Syrien; und gar leicht konnten {Busolt a. a. 0. Wiedemann 625). Psammetich II. 
■?. handeltreibende Milesier in den topographi- (594 — 589) unternahm einen Kriegszug nach 
ii sehen Verhältnissen einzelner Flufsmündungen Aithiopien, wobei auch ionische Söldner im 
j) ! die Scenerie am Aisepos wiederfinden. Wenn 30 Heere dienten, wie die Inschriften von Abu- 
! Aischylos den Helden aus Susa kommen läfst, simbel beweisen. Damals sind doch wahr- 
ji : so ist hierin freie dichterische Erfindung zu scheinlich auch Milesier durch Theben und 
i| erkennen, die an die Zeitgeschichte der Perser- an die Südgrenze des Reiches gekommen (Be- 
iij kriege anknüpfte. Nun ist gerade mit dem Satzung von Elephantine nach einer ägypti- 
, ;i Namen Susa eine Eigenschaft des M. verbun- sehen Inschrift auch Nordvölker [Ionier und 
j den, die in älterer Poesie nicht nachzuweisen Karer], s. Ed. Meyer, Gesch. d. alt. Agypt. S.364) 
(, ist, nämlich die des gewaltigen Bauherrn. und mögen da in den Aithiopen das Volk 
/ (Über das Memnonion von Susa vgl. Biller- Memnons wiedergefunden haben. Abydos heilst 
k leck, Susa. Lpzg. 1893, 133 f. 150. B. a.a.O. MilriaCav (xäoikos bei Steph. Byz. s. v. Mas* 
l\ 34 f. sieht in dem susischen M. einen uralten m pero, Gesch. d. morgenl. Volk. i. A. 621, 3 Üb. 
ji Herrscher, etwa den Kutur Nakhunta, der um E. Curtius, Ges. Abh. 1, 174. Dafs im Delta, 
ji 2300 v. Chr. das schwarze Volk der Ebene mit und zwar in der Nähe der milesischen Nieder- 
«!■' den weifsen Ansanen des Berglande3 von Zagros lassungen, Ms. Name nicht unbekannt war, 
|1" vereinigt — so deutet er das Elternpaar Ms., scheint mir eine Notiz aus Eustathios z. II. 1, 
l\ den schwarzen Tithonos und die ansanitische 359 zu beweisen, der 'Av&vlla eine Schwester 

[f Kissierin = Kossäerin Eos — und einen grofsen Ms. nennt (s. meine Abhandlung im Jahresber. 

II Eroberungszug nach Babylonien unternommen d. Thomasgymn. in Leipzig 1895, 2 A. 1). Von 
/f hat. Über Ableitungen der Namen Memnon der Stadt Anthylla aber im Delta erzahlt Her. 
II und Memnonion s. ebend. S. 171 A. 14 u. 166 2, 98, dafs zur Perserzeit ihre Einkünfte der 
\j A 8) Hier mögen assyrische Reminiscenzen 50 Gemahlin des Königs zugewiesen waren, in 
!i mitgewirkt haben, denn die grofsen Stein- Theben trafen die Griechen noch die grofsen 
,V bauten der Herrscher Assurs waren gewifs Bauten aus der Zeit des mittleren und neuen 
Ii bekannt. Wie alt der Zug ist, wissen wir Reiches an mit ihren grofsen Erinnerungen. 

II nicht; in die Aithiopis scheint er mir nicht Warum sie gerade die Riesenstatue Amenho- 

I zu gehören, obschon sich auch dafür ein ver- teps III. aus der 18. Dynastie mit Memnon 

i wandter Zug bei Apollon dem Mauertürmer identificierten, ist uns verborgen. Doch können 

!■ finden und dies Merkmal dem apollinischen folgende Umstände mitgewirkt haben: Die 

) Heros nicht übel stehen würde. In der spä- Lokalgottheit Thebens war Amon mit seiner 

K teren Zeit wird, wo das Memnonische Susa Gemahlin Mut und ihrem Sohne Chunsu {Meyer, 
)) erscheint, auch die ägyptische Version von 60 Gesch. d. alt. Ägypt. 147). Während des mitt- 

ii Einflufs gewesen sein, die naturgemäß den leren Reiches bildet sich allmählich die Iheo- 

1 Begriff eines grofsen Bauherrn in sich schlofs. logie des solaren Monotheismus heraus, die zu 

X Wenn nach Herod. 2, 106 zwei jetzt noch sieht- Anfang des neuen Reiches feststeht, und in 

ij bare Felsenbilder an dem Kreuzungspunkte Theben wird Amon identisch mit Re als Amon- 

' zweier Straften, der aus dem ephesischen Ge- Re, wie alle anderen Götter Lichtgott, der 

biet nach Phokaia und der von Sardes nach sich selbst zeugt von seiner eigenen Mutter, 

Smyrna, darstellend einen schreitenden Mann der Himmelsgöttin {Meyer a.a. 0. 190ff.). Die- 

mit Schnabelschuhen und spitzer Mütze, der ser Gott konnte wohl an den Eossohn erinnern 



r 



2685 Memnon (Deutungsversuch) Memnon (Deutungsversuch) 2686 

und flofs vielleicht mit dem Herrscher, der vor pros und Syrien, dem Lande, wo wir mehrere 
allen andern so gewaltige Tempel ihm baute, Memnonsmale fanden. Nach Bictys 6, 10 wer- 
Amenhotep III., in eine Gestalt zusammen. den die Gebeine Ms. in Paphos dem Teile des 
Eignete diesem etwa der Beiname Miamun Aithiopenheeres übergeben, der unter Pallas 
(= von Amon geliebt, vgl. Parthey, Wanderg. zur See gekommen war (allerdings 4, 4 nach 
durch d. Nilthal 457. Wilkinson, Topogr. of Rhodos); von hier holt sie seine Schwester 
Thebes. London 1835 p. 9 not.) , wie einem Himera, um sie in Phalliotis zu bestatten. Aus 
seiner Nachfolger aus der 19. Dynastie, Ram- der doch nicht ganz bodenlosen Fabelei kann 
ses IL, so war die Anknüpfung noch mehr ein Moment für das Leben unserer Sage auf 
erleichtert. Sicherlich sind von Mipmov die 10 Kypros gewonnen werden. Für Paphos ist 
Msiivövsia benannt, und wenig überzeugend Apollonkult nachgewiesen von M. Ohnefalsch- 
sind die Versuche der Ägyptologen, aus der Richter, Die antiken Kultst. auf K. S. 23 ff.; 
Sprache des Landes das Wort zu erklären. im Gebiet von Amathus ist der Kult des Apol- 
Die Griechen haben gewifs an die Gestalt ihres Ion Hylatas heimisch gewesen (Engel, Kypros 
epischen Helden gedacht und haben, weil er 1, 119. Beecke a. a. 0. 23. Ohnef.-Bichter 21). 
auch als Bauherr in ihrer Erinnerung lebte, Erwägt man dazu, dafs nach Her. 7, 90 die 
seinen Namen auf die ägyptischen Werke Kyprier einen Teil ihrer Bevölkerung a«o 
übertragen, ebenso wie sie aus ihrem eigenen Al&ionlr\g herleiteten, so ist ein Zusammen - 
Vorstellungskreise heraus die ägyptische Stadt hang aus chetitischer Zeit auf Grund dieser 
Uast 0fißai genannt haben, wenn auch der 20 Beziehungen recht wahrscheinlich. Allerdings 
Anklang des ägyptischen Wortes diese Über- scheint die brüderliche Verknüpfung von Erna- 
tragung unterstützen mochte. Ukert S. 146 f. thion und Memnon nicht ganz einmütige Über- 
brachte Ms[ivöveia zusammen mit muhmu = lieferung gewesen zu sein. Nur von einein 
Mumien, weil der Stadtteil Msiivövsia die einzigen Sohne des Elternpaares Tithonos und 
Nekropole Thebens war, Peyron, Pap. Gr. reg. Hemera redet Hellanikos fr. 142, und im Schal. 
Taur. 2, 37 ff. übersetzte es mit mansio mortuo- zu Eurip. Troad. 852 beruhen die beiden xi*va 
rum,locusabyisarum,cryptorum,vt'&hren&Cham- (der 'Hpsga) 'Hpu&icov und Mspvcov lediglich 
pollion auf den Ruinen von Medinet Habu auf Vermutung von Bindorf und ßchwartz. 
mennoun oder mannoun las und davon den In Verbindung gesetzt erscheinen die Brüder, 
Namen herleitete (so auch die Neueren Perrot- 30 freilich auch nur durch die Ergänzung Neuerer, 
Chipiez, Gesch. d. Kunst i. Ä. 1, 438, 4; mennu auf der farnesinischen Tafel Jahn-Mich., Gr. 
= bleibendeStätten,Erinnerungsmale=fis/x- Bilderchron. J 125 ff. (S. 73) (\Hpaxl7Jjs) xovrm 
vöveiu Ebers, Pietschmann bei Perrot-Chip. 1, Ss sig Al&ioniav ^I9s ital 'Hfiadimva scpövsvas 
837. 0. Keller, Latein, Volksetymol. 210. Be- zbv zov Aaofisäovzog viov Ti&wvov xui 'Hpcc- 
denken schon bei Walz b. Pauly 4, 1760). Die ftltovog üitsSams zuv ßaedi^av [Mspv^ovt. zm 
Ägyptisierung ist durch das Wunder der Säule Ti9<avov ä8iX<pä. Die hier gemeinte Al&ionia 
herrschend geworden, aber sie hat die älteren, scheint mir nicht das südägyptisehe Land zu 
richtigeren Vorstellungen nicht zu verdrängen sein, wiewohl Biod. 4, 27 entschieden dahin 
vermocht, wie sich aus der kritischen Geschichte die Herrschaft des Emathion verlegt (nicht 
der Zeugnisse ergiebt, die zuerst gesichtet zu 40 ganz klar Apollod. 2, 119); denn die vorher 
haben das bleibende Verdienst Letronnes ist. erzählten Abenteuer des Herakles führen fast 
Wir sind ausgegangen von der ältesten alle an die Gestadeländer des schwarzen Meeres 
Naohricht über M. in der Äithiopis. Woher oder nach Asien, nicht nach Afrika, weshalb 
aber stammte jener Grabhügel am Aisepos, denn auch das Abenteuer mit Busiris erst nach- 
an den sich die Sage von M. knüpfte? Die her erzählt wird. Sucht man in jenen Gegen- 
beiden Felsenreliefs in Kleinasien, die nach den Anknüpfungspunkte, so bietet sich der alte 
Her. 2, 106 von einigen für Bilder des M. ge- Name Makedoniens 'Hfia&ia (vgl. Schol. Hes. 
halten wurden, gehören jener Reihe von Denk- Theog. 985 uy ov fj MaxsSovia 'HfM&lri. ®r\oi 
malern an, die sich von Syrien über ganz 8s ^SQSKvSrjg [F.H.G.l fr. 33 g], vno 'Hfu- 
Kleinasien verbreiten und chetitisch genannt 50 nUovg avaiQsfrijvai. zbv 'Hjia&iaiva, all ani- 
werden. Zwar herrscht noch nicht Einstimmig- övzog snl za %Qvasa pjjXa) und ein Emathion 
keit über die Herkunft dieser altertümlichen bei Quint. Sm. 3, 301 im troischen Heere, dem 
Kunstwerke, doch findet jene Vermutung, M. die Nymphe Pegasis (oder üriSaeig, vgl. Schultz 
sei ein Chetiter, noch von anderer Seite eine oben im Art. Emathion) am Granikos einen 
Bestätigung. Bei Hesiod heifst M. Bruder des Sohn Atymnios gebar, ein Name, der in den 
Emathion, der wie er ein Sohn des Tithonos Kreis der Sarpedonmythen weist; denn Atym- 
und der Eos ist. 'Hfiu&imv kann nicht von nios ist der Geliebte des Sarpedon-Apollon. 
vfiaQ-axot kommen (Etym. M. s. v. Welcher, Ed. Meyer ist der Ansicht, dafs der Hülfezug 
Gr. Götterl. 1, 687. Preller 1 1, 442), sondern Ms. nach Troia ein Nachklang der chetltischen 
wird zusammenhangen mit dem Stamme, der 60 Herrschaft über Kleinasien sein möge (vgl. 
auch in 'AyM&ovs steckt {Tümpel, Jahrb. Suppl. auch Perrot et Chipiez, Hist. de l'art 4, 796 f.); 
10, 189)1'.). Eine wichtige Stadt der Chetiter wir würden dann anzunehmen haben, dafs 
in Syrien ist Hamat, hamathenisch ist die diese Herrschaft sehr weit nach Norden und 
Silbenschrift, deren sich die Griechen anfäng- vielleicht auch nach Europa hinübergegriffen 
lieh auf Kypros bedienten und die mit der habe. (Anders freilich Hirschfeld, Bie Felsen- 
chetitischen Bilderschrift verwandt ist (Beecke reliefs in Kleinas. u. d. Volk d. Hittiter, Abhdlg. 
bei Collüz, Dialektinschr. 1, 12). Alles das d. Berlin. Akad. 1886, der die kleinasiatischen 
deutet auf einen Zusammenhang zwischen Ky- Denkmäler von der syrischen Gruppe scheidet 



2687 Menmonides Men (Litteratur u. Wesen) 2688 

und die Cheta auf das Land zwischen Euphrat 42 p. 381— 391; vgl. desselben Bescription des 
und Orontes beschränkt.) Die Blütezeit der princip. pierres gravees du Cab. de S. A. M. le 
Chetiter war um 1200, also würde das histo- Bucd' Orleans. Paris 1780. 1 p. 81ff. Guigniaut, 
rische Substrat der Sagengestalt Ms. mehrere Bei. de l'ant. 2,1 p. 83 — 85; 2,3 p, 962 — 978; 
Jahrhunderte früher zu suchen sein, als man vgl. Walion, Notice sur la vie et les travaux de 
gewöhnlich die Kolonistenkämpfe, die sich um M. J. B. Guigniaut, Comptes-rendus de l'Ac. 
Troia krystallisiert haben, ansetzt. — Göttliche des I. et B.-L. 4. ser. t. 4 (1876) p. 321, wonach 
Verehrung eines Lichtwesens, aus alter Zeit Guigniaut in den Jahren 1846 und 1847 ver- 
überkommen, mit dankehl historischen Brin- schiedene Memoires über orientalische Gott- 
nerungen verwoben, mag die Gestalt Memnons 10 heiten, darunter eins über den Men las, das 
geschaffen haben, [B. Holland.] freilich ebensowenig gedruckt zu sein scheint, 

Menmonides (MsfivovCS f g) , Memnonsvögel, wie das. von Baoul-Bochette nach einer Notiz 

s . unter Meranon I, 4. Sp. 2668 f. in dessen Mem. sur l'Hercule Assyrien et Phe- 

Memphis (Mtficpig) , 1) Tochter des Neilos, nicien p. 154 Änm. 1 als Fortsetzung der Me- 

Gemahlin des Epaphos, der nach ihr die Stadt moires d'arch. comparee geplante Memoire sur 

Memphis benannte. Sie gebar ihm die Libye, le dieu Lunus. A. Maury, Hut. des rel. de la 

Av ollod. 2. 1. 4 Tzetz„._ _£#kJS94. — 2) Eine Grece ant. Paris 1859. 3 p. 123—130. F. Bo- 

Gemahlin des Danaos, Apollod. 2 . 1 . 6. — biou, Hist. des Gaulois ä' Orient. Paris 1866 

3) Tochter des üchoreus, der nach ihr die p. 145 f. und* L'etat religieux de^la Grece et de 

Stadt Memphis benannte. Mit Neilos zeugte 20 l'Orient au siede d' Alexandre , Mem. presentes 

sie den Aigyptos, Biod. 1, 50. 51. [Stoll.] par divers savants ä l'Ac. des Inscr. et B.-L. 

Memphites {Msa<p{zr]g), 1) BeiDame defT l le serie tom. 10, 1 [p. 355— 452] p. 427— 429. 

Apollon, Orph. Hymn. 34, 2, wohl aus seiner Le Bas et Waddington, Voyage arch. en Grece 

Gleichsetzung mit Horos (s. d. Sp. 2746) zu et en Asie Min. Explic. des Inscr. 3 p. 214 — 216 

erklären. [j)er Beiname ist schwer zu er- zu nr. 667. 668. P. Foucart, Des assoc. relig. 

klären. Von einem Heiligtum des griechi- chez les Grecs. Paris 1873 p. 119— 127. Henle, 

sehen Apollon in Memphis, etwa von Milesiern Der Men- u. Mithrdlcult in Phrygien. Skizzen 

gestiftet, nach Art des Astartieions (der l-sivr] zur Vorgeschichte der kolossischen Irrlehre, Theol. 

'AtpQoähri) der Tyrier, wissen wir nichts. Ho- Quartalschrift 70 (1888) p. 590 — 614. W. H. 

ros, der allerdings von den Griechen mit Apol- 30 Boscher, Über die Beiterstatue Julius Cäsars 

Ion identifiziert wurde, so dafs der Gedanke auf dem Forum Julium und den Ttctcos (Sqo- 

an ihn nahe liegt, besafs meines Wissens kei- zöitovg'' einer Münze des Gordianus Pius von 

nen nennenswerten Kultus in Memphis. Der Nikaia (Bithynien), Ber. der sächs. Ges. phil- 

Ptah-Sokaris-Osiris von Memphis zeigt zwar hist. Kl. 43 (1891) p. 96— 154, speziell cap. 3 

auch solare Züge in seinem Wesen, doch ist Einiges über Kult, Wesen und bildl. Barst, des 

eiue Übersetzung durch Apollon schwer nach- kleinasiatischen Mondgottes p. 119 — 148 (wird 

zuweisen. Allenfalls könnte man an Zeus "Elwg im vorliegenden Artikel immer als Boscher ohne 

Zttgctmg denken ; aber zu einem gesicherten ße- Zusatz zum Unterschied von anderen Schriften 

sultat ist nicht zu gelangen. dieses Gelehrten citiert werden). J. Smimoff, 

2) Der Meptphrig ngöfiog bei Lvkophron 40 Über den phrygischen Gott Men im Szicpavog, 

tää4_wird unter Zustimmung v. Holzmaers Sammelband zu, Ehren des Prof. Sokoloff. St. 

p. 334 von den Scholien für Osiris erklärt. Petersburg 1895 p. 81 — 135 (russisch). 

Drexler.] [Höfer.] Men ist nach fast einstimmiger Auffassung der 

Memrumos {MrniQOviiog) = Hypsuranios phrygische Mondgott. Dafs er als solcher 

( s. d. Bd. 1 Sp. 285.9). [Höfer.] aufzufassen ist, lehrt deutlich die Mondsichel 

Memrun (memrun), etruskischer Name des an seinen Schultern, mit welcher er fast stets 
Mepvmv (vgl. a%memrun = 'Ayafisfivatv) auf ausgestattet erscheint. Bamsays (Journ.ofhell. 

einem Spiegel unbekannten Ursprungs und Ver- stud. 4, 1883 p. 31; 10,1889 p. 230. Cities and 

bleibs, neben seinen rechts von ihm stehenden Biahoprics of Phrygia 1, 1895 p. 294. American 

Eltern fresan = 'Hmg und tinfrun = Ti&a>v[6g], 50 Journ. of arch. and of t'ie hist. of the fine arts 

welche eine lasa (s^_d) begleitet; s^jGerhaxd, 3, 1887 p. 363) Ansicht, dafs die Auffassung 

Archäol. Ztg. Arte. 1857 p. 71 (Dach Garrucci). des Men als Mondgott auf einer irrigen Volks- 

Fabr.j 0. L I. 2513jbis. .GL X_c^JL152. Ebenso etymologie beruhe, welche den Namen mit 

findet er sich auf ein e m Wan dgemälde der dem griechischen Worte priv zusammenbrachte, 

Tomba delT ' Orco bei Cprr^tgjCTjxg^irm) neben während der eigentliche phrygische Name Man 

rechts hin&ial teriasals = ilämlov Tciqioiov, oder Manes gelautet habe und der Halbmond 

also in der Unterwelt; s. Heibig, Ann. 42 erst später an Stelle der ursprünglichen Flügel 

=^_1870 p_;JL6ffi Mon. ined. 9jt. 14— 15 Fabr., getreten sei, ist nicht haltbar. 

ÜTTTT. Pr. Spl. 407. Lottes ,S>Js- pal. in den Auch Le Blonds (s. Litteratur) und Jablonskis 
Atti d~ B. Ist ,L(mb^Jä!12_s^2&lM^ vgLnfich_60 (Opuscula tom. 2 p. 64—71) Meinung, dafs Men 

Corssen , ISpr-jL-^Mtr^L-MJ.. Beecke in Bezz. nicht als der Mondgott, sondern als der ver- 

Beitr. 2, 168 ..nrjJTji^ [Deecke.] götterte Monat aufzufassen sei, ist abzuweisen. 

Men (Mrjv), der phrygische Mondgott. Es finden sich ja einige Stellen, welche auf 

Litteratur: Chr. A. Schwarze, Emendantur göttliche Verehrung des Monats hindeuten, 

quaedamlocamythologiaeSeyboldianae,detemplis Ailianos tisql nqovoiag fr. 19 vol. 2 p. 195 ed 

veterum Bomanorum et de Beo Luno. Gorlicii Hercher = Eustath. in Dionys. 453 : iv raäsi- 

1788.4°. Le Blond, Observations sur le pretendu goig ßoopbg 'Eviavzm i'Spvzai nal MtjvI äklog 

dieu Lunus, Mem. de l'Ac. des Inscr. et B.-L. ig zijiijv Xgövov ßoKxvrsqov te Hai fiaK^o- 



2689 Men (Wesen) Men (Kult in Pontos) 2690 

xioov; Proclus in Tim. 4, 248 (Lobeck, Aglaoph. Wir beginnen mit Pontus. Ein berühmtes 

p. 103): KOivri iaxiv tvvoia slvai ras mgctg flWg Heiligtum des Men Pharnakou befand sich bei 

Kai xov (ifiva &eöv, mv %al ho# naotilriyapsv. Kabeira inAmeria, nach kleinasiatischer Sitte 

Kai ^fieoav xai vvn.ru &sag slvai cpafisv mv ausgestattet mit zahlreichen Hierodulen und 

Kai «Xjjffsis üiopsv s-xösdofiivag wag' avxäv grofsem Besitz an Ländereien, deren Einkünfte 

xäv &Bäv; Procl. in Tim. 4, 251: ov xov %q6vov der jedesmalige Oberpriester genofs. Es stand 

fiovov räs &s6v ifivrjxaaiv (&sovgyoi), äXla Kai in so hohem Ansehen, dafs die pontischen 

rjfiiQav avx-qv, »tal vvxxa, Kai pijva d-söv, Kai Könige den sogenannten königlichen Eid „bei 

iviavxöv ; Prodi Comment. in rem publ. Piatonis der Tyche des Königs und dem Men Pharna- 
partes ineditae ed. Iiud. Schoell. Berol. 1886 10 kou" leisten liefsen, Sträbon p. 557. Boscher 

(= Anecdota var. Gr. et Lat. edd. Schoell et p. 119 Anm. 48. Dafs es mit einem Orakel 

Studemund toI. 2) p. 22: cos ovv 6 Mr\v snl verbunden war, haben G. Wolff, De ultima 

oelrjvTjv &iog mv vwiarrjei xov aqt&fioviisvov oraculorum aetate p. 27 f. und Bouche-Leclercq, 

liijvu xqg neqiödov xrjg ailijvrjg, Kai mg ai Eist, de la divination dans l'ant. 3 p. 409 aus 

"Qüai xa jiexQa xä.ifimavfi ysvväai xäv rnomv, einer Stelle der von Gregorius Nyssenus ver- 

ovxm noXXm xqöxsqov ö xiXuog dgid-jiog iaxiv fafsten Biographie des Gregorius Thaumaturgus 

6 iaxmg nab xov Kivovpsvov , aber an diesen (Greg. Nyss. 3 p. 915 — 916 Migne), Crusitts, 

Stellen ist doch sicher von dem phrygischen Griechische Studien Sermann Lipsius zum 

Gotte nicht die Rede. Allerdings sind ja Mond 60. Geburtstag dargebracht. Leipzig 1894 p.40 

und Monat kaum von einander zu trennen; 20 bis 43 aus Athanasius de incarnat. p. 74 Gommel. 

bezeichnen doch die Worte fn}r, fiiig, mensis, geschlossen. 

Monat, abgeleitet von der Wurzel mä messen Diese in Pontus verehrte Mondgottheit haben 

(Ourtius, Grundz. d. gr. Etym. 5 p. 333. Bergaigne, verschiedene Gelehrte in einer auf Silbermünzen 

La religion vedique d'apres les hymnes du Big- des Pharnakes I. auftretenden männlichen 

Veda 1 p. 157. KreJc, Einleitung in die slav. Figur (de Koehne, Descr. du musee de feu le 

Litteraturgeschichte p. 845), ursprünglich den prince Basile Kotschoubey 2 p. 88 pl. 9, 1, wo 

Mond selbst als den '(Zeit)messer' am Himmel, die ältere Litteratur verzeichnet ist. Waddington, 

Usener, Götternamen p. 288. Aber natürlich gilt Bev. num. 1863 p. 220 f. pl. 2 fig. 3. 4. Th. 

die Verehrung der Völker vielmehr demleuch- Beinach, Essai sur la num. des rois de Pont, 
tenden Himmelskörper, als dem durch dessen so Bev. num. 3 e ser. 6 (1888) p. 247 ff. pl. 16, 4. 

Umlauf ausgefüllten Zeitraum. Wrofh, Cat. of gr. coins in the Brit. Mus., Pon- 

Däfs die Vorstellung des Mondes als einer tus p. 43 nr. 1 pl. 8, 3. Num. Chron. n. s. 13 
männlichen Gottheit ursprünglich auch den pl. 6, 9. Head, Hut. num. p. 428 fig. 264. Coli. 
Griechen eigen war, obgleich sie bei ihnen Billoin. Paris 1886 p. 59 nr. 583; vgl. v. Sollet, 
früh durch die weibliche Mr\vr\ verdrängt Zeitschr. f. Num. 2 (1875) p. 360 f.) erkennen 
wurde, vermutet Usener, Götternamen p. 36. wollen, die Imhoof- Blumer, Porträtköpfe auf 
Über den männlich gedachten Mond im Alt- antiken Münzen hellenischer u. hellenist. Völker 
indischen, Zend, den germanischen und sla- p. 78 nr. 1 Taf. 5 so beschreibt: „Bekleidete 
vischen Sprachen s. Grimm, Deutsche Gram- männliche Figur von vorn, in der linken Hand 
matik 3 p. 360 f. und Deutsche Mythol. 3 4 p. 205. 40 den Hermesstab und das Füllhorn, in der rechten 
Krek a. a. 0. Die Vorstellung des Mondes als den Zweig einer Weinrebe haltend; links vor 
einer männlichen Gottheit ist überhaupt weit ihm ein Reh. Im Felde links Stern und Mond- 
verbreitet, vgl. z. B. Georg Muller -Frauenstein, sichel, rechts Monogramm aus ATTE, und über 
Die Astronomie der Naturvölker, Ausland 1884 dem Kopfe der Figur ein Donnerkeil." Unter 
p. 467—468. Bobert Brown Jun., The Unicom. anderen haben den Typus so gedeutet Le Blond, 
London 1881 p. 33 — 35. Harley, Moon Lore Descr. des p. gr. ... d' Orleans 1 p. 82 = J. G. 
p. 82—87. Fritz Schultze, Fetischismus p. 243ff. Jacobi, Beschreib, einiger d. vornehmsten geschn. 
Pott im Suppl. Bd. 3 der Jahrbb. f. klass. Phil. Steine myth. Inhalts a. d. Kab. d. Herzogs v. Or- 
(1869) p. 303—304. Boscher, Nachträge z. m. leans p. 46 („Monat Pharnaces"). K. 0. Müller, 
Schrift über Selene und Verwandtes. Leipzig 50 Hdb. d. A. d. K. § 400, 2 („Pharnaces"). Avellino, 
1896. S. oft Peschels (Völkerkunde p. 267) Descrizionedialcuniant.monumentirecentemente 
Behauptung, „die unendliche Mehrzahl der acquistati pel real museo borbonico. Napoli 1842. 
Völker habe die Sonne immer als männlich, 4° p.44ff. („MeneFarnace"). Th. Beinach a.a.O. 
den Mond immer als weiblich gedacht", ist, p.2i9(„Mrjv^aQväKov"). Boscher -p.119 Anm. 48 
wenn auch vielleicht nicht gerade das Um- („Men-Sabazios"). 1 Dochma.chenEckhel,D.N.V. 
gekehrte der Fall ist, doch weit von der 2 p. 363. Waddington a. a. 0. Wroth p. XXIII 
Wahrheit entfernt. Zählen wir nun zunächst gegen solche Deutung mit Recht geltend, dafs 
die Kultusstätten des Gottes auf, wobei uns der vorliegende Münztypus in Nichts an die 
Münzen und Inschriften das weitaus gröfste sonst bekannten Men -Darstellungen erinnert, 
Material liefern werden*). 60 während freilich Smirnoff p. 99 es sehr wohl 

•) In den numismatischen Werken wird der Gott für möglich hält, dafs der Mondgott anders in 

meist mifsbräuchiich als LunuB bezeichnet. Diese Be- Pontos, anders in Phrygien dargestellt wurde, 

nennung geht zurück auf Spartian v. Carac. 6, 6 u. 7, 3, Aber gegen Smirnoffs Ansicht ist zu erwägen, 

der damit den in Karrhae verehrten semitischen Mond- da f g die Figur, wenn sie einen Mondgott dar- 

Zlt^r^T.Jaftl l8t da8 ^f/° n T 8tellen soUte, doch wohl mit der Mondsichel 

selbst oder von seinem Gewährsmann gebildet, um das , ~ , ,' , . .. . . ..„ . 

männliche Geschlecht der Mondgottheit von Karrhae an den Schultern ausgestattet sein mufste. 

auszudrücken. Aber nirgends ist in Wirklichkeit der belegt worden. In Antiochia Pisidiae übersetzten die 

Mondgott von seinen Verehrern mit dem Namen Lunus römischen Kolonisten Mrjv mit Mensis. 

Koscher,- Lexikon der gr. u. röm. Mythol. II, 85 



2691 Men (Kult in Trapezunt) Men (Kult in Bithynien) 2692 

Auch die Beit Mithradates IL als Beizeichen Nach Streber ist das Datum £TPN6, nach 
auf den Münzen der pontischen Könige auf- Imhoof, Gr. Münzen p. 59 (583) aber €T • PII", 
tretende Mondsichel mit Stern haben Belley sodafs die Münze dem Severus Alexander zu- 
(nach Angabe Eckhels, B. N. V. 2 p. 364), käme; auch befindet sich nach Imhoof über 
de Longperier, Oeuvres numism. 2 p. 36 und dem Kopfe des Bosses ein Habe; die Münze 
Beule, Les monnaies d'Athenes p. 238 auf den ist abgebildet nach einem Gipsabgnfs Imhoofs 
Kultus des Men Pharnakou bezogen, während bei Boseher l b , 7. Andere Varietäten ver- 
Eckhel, Numi vet. p. 176. Th. Beinach a. a. 0. zeichnen Ecktet, Cat. Mus. Caes. Vind. 1 p. 139 
p. 246 und Wroth p. XXIII dabei an die Ver- = Frölich 4 Tent. p. 280 unter Caracalla: 
ehrung der Perser, von denen sich die pontische io „Lunus eques ad aram accedit, iuxta columna, 
Königsfamilie ableitete, für Sonne und Mond supra quam aquila, e tergo equitis arbor" ; 
{Herodot 1, 131) denken. Wroth p. 40 nr. 5 pl. 7, 8, wonach Boscher 
Kaum unter den Stätten der Men -Verehrung p. 144 Taf. l b , 9 unter Gordianus Pius: „Men, 
ist anzuführen Trapezunt. Auf Münzen dieser wearing chiton, chlamys and Phrygian cap, on 
Stadt sieht man eine unbärtige männliche Büste horse r.; in front, column on ältar (or base?); 
mit strahlenbekränzter phrygischer Mütze unter on column, cock" ; Sestini, L. N. C. 2 p. 66 nr. 1 
Trajan, Sestini, Lett. num. cont. 7 p. 34 nr. 1. 2. = Mus. Hedervar. 2 p. 18 nr. 2 unter Philip- 
Bamus, Num. Mus. Begis Baniae 1 p. 195, 1; pus sen.: „Mensis eques ad aram accedit, pone 
nach beiden Mionnet S. 4, 456, 210. A. de la arbor, ante aquila legionaria." Die Gottheit 
Marmora, Voyage en Sardaigne 2 p. 319 f., und 20 dieser Münzen wird in den meisten numisma- 
Lucius Verus, Berliner Münzkabinett. Dieselbe tischen Werken, so auch von Head, Hist. num. 
Büste neben einem Pferdevorderteil erscheint p. 427 und K. 0. Müller, Handb. d. A. d. K. 3 
unter M. Aurel, Mus. Theupoli p. 908, wonach p. 649 § 400, 2 als Men bezeichnet. Streber 
Sestini, L. N. C. 7 p. 35 nr. 5, wonach Mi. S. 4, nennt sie Mithras-Lunus, Boscher Men-Mithras; 
457,212; Commodus, Imhoof, Griech. Münzen ihm folgt Cumont, Cat. somm. des monum. figures 
p. 59 (583); von Mi. 3, 389, 496 und Lajard, relatifs au mute de Mithra. Paris 1892 (Extr. 
Culte de Mithra pl. 67, 3 falsch Trapezopolis de la Bev. Arch.) p. 7 nr. 7 und Textes et monu- 
zugewiesen; Septimius Severus, Frölich 4 Tent. ments figures relatifs aux my stires de Mithra 
p. 246 = Eckhel, Cat. Mus. Caes. Vind. 1 p. 138 Fase. 2 p. 189—191 nr. 3Ms> ; vgl. Westdeutsche 
nr. 1 (= B. N. V. 2 p. 358), wonach bei San so Zeitschr. 13 p. 92. Mir scheinen Gerhard a. a. 0, 
Clemente 4 p. 345 und bei Mi. S. 4, 457, 213; und Imhoof das Richtige getroffen zu haben, 
Caracalla, Eckhel, B. N. V. 2 p. 358 und Im- wenn sie einlach den Mithras in ihr erkennen. 
hoof, Griech. Münzen p. 58 (582) f. nr.74 Taf. 5, 6 Unsicher sind die Zeugnisse für Menkultus , 
(Arolsen), wonach Boscher p. 144 Taf. l b , 10; in Paphlagonien. Das jugendliche Haupt 
Berlin; Macrinus, Cat. de Moustier p. 168 nr. 2457. mit von Lorbeer umwundener, eher persischer 
Dieselbe Gottheit in ganzer Gestalt erscheint als phrygischer Mütze auf dem Obv. von Silber- 
reitend, vor ihr ein Altar, hinter ihr zuweilen münzen von Amastris, in welchem Cumont, 
ein Baum unter Julia Domna (mit Baum), Sestini, Textes et monum. fig. rel. aux myst.de Mithra 
L. N. C.l p. 35 nr. 6 (Ex Mus. Töchon), wo- Fasc.3p.411f. nr. 291 fig. 341. 342 und fragweise 
nach Mi.S.i, 457, 214; Sammlung Loebbecke; 40 auch Gardner, Types of Greek coins ipl. 15, 11 den 
Caracalla, Mi. S. 4, 458, 216; ohne Baum: Cat. Men, der Buc deLuynes, Etudes num. sur quel- 
d'Ennery p. 645 nr. 3644, wonach Sestini, L. ques types relatifs au culte d'Hecate p. 20 Amn. 5 
N. C. 7 p. 36 nr. 7; Elagabal (ohne Baum), zu p. 19 Attis, Bumersan, Cab. Allier de Haute- 
Pellerin, Bec. 3 p. 204 f. pl. 128, 1 (= Eckhel, röche p. 66 pl.10,12. Imhoof, Monn.gr. p. 227 ff. 
B. N. V. 2 p. 358) und Mel. 2 p. 174, wonach nr. 5—9 pl. E, 16. Wroth, Pontus p. 89 nr. 1—3 
San Clemente 4 p. 345 f. Mi. 2, 356, 139; Severus pl. 19, 2 — 4. Head, Hist. num. p. 432 Mithras 
Alexander, ohne Baum, Pellerin, Bec. 3 p. 205 erkennen, stellt jedenfalls den Men nicht dar. 
{Eckhel a. a. 0. San Clemente 4 p. 346). Mi. 2, Auf Münzen der Julia Domna von Ger- 
357, 140. Wroth, Pontus p. 40 nr. 3; Berlin; manikopolis verzeichnen Mi. S. 4, 567 nr. 99 
mit dem Baum, auf dessen Spitze ein Rabe 50 (Cab. Töchon) und Leake, Num. Hell. Suppl. 
sitzt, Imhoof, Griech. Münzen p. 59 (583) nr. 76 p. 56 den sitzenden Men. Auch Imhoof, Griech. 
Taf. 5, 8, wonach Boscher p. 144 Taf l b , 8 (vor Münzen p. 70 erwähnt das Vorkommen des Men 
den Schultern des Reiters nach Imhoofs An- auf den Münzen dieser Stadt. Aber der sitzende 
gäbe die Spitzen der Mondsichel). Erweitert Men, zu dem ich nur in dem sitzenden Sin auf 
um die beiden von den Mithrasdenkmälern einer Münze von Karrhae (Mi. 5, 599, 33) ein 
(Caetani Lovatelli, Bull, commun. 1892 p. 226 Seitenstück wüfste, ist ein so ungewöhnlicher 
bis 234. Cumont, Westdeutsche Zeitschr. f. Gesch. Typus , dafs die betreffenden Münzen offenbar 
u. Kunst 13 (1894) p. 88ff.) her bekannten Fi- genauerer Prüfung bedürfen, 
guren, von denen die eine eine Fackel er- Besser beglaubigt ist der Kultus des^Men 
hoben, die andere gesenkt hält, zu beiden co für Bithynien. Wir können dafür anführen 
Seiten, sowie um eine Schlange erscheint der Münzen von Juliopolis mit a) Büste des 
Typus angeblich unter Elagabal, Sestini, L. Men unter Commodus, Mi. 2, 446, 186. Wroth 
N. C. 7 p. 36 nr. 8 Tab. 1, 13 (ex Mus. Beg. p. 149, 2 pl. 31, 5, wonach Boscher p. 141 
Bav.), wonach Mi. S. 4, 458, 218. Dasselbe Taf. l a , 1. Lajard, Culte de Mithra pl. 67, 5 
Stück bei Streber, Num. nonnulla Graeca ex (Mütze belorbeert, mit Sternen geziert, Haar 
Mus. Beg. Bavariae hactenus minus aceurate schön gelockt); Caracalla, Berl. Münz-Kabinett, 
descripta p. 169 ff. tab. 2 fig. 10, wonach bei ganz fehlerhaft abgebildet bei Beger, Thes. 
Gerhard, Arch. Zeit. 1854 p. 209 Taf. 65, 1. Brandenburg. 2 p. 701, 1 (wonach Gefsner, 



2693 Men (Ktüt in Bithynien) 



Men (Kult in Bithynien) 2694 



Impp. tab. 149, 13), der, wie auch ich an- 
fangs (a. bei Röscher p. 147 und nach diesem 
Bamsay, The Cities and Bishoprics of Phrygia 
1, 1895 p. 54), eine Ähnlichkeit des Gottes mit 
Caracalla wahrzunehmen glaubte, während bei 
einer zweiten zusammen mit Herrn Dr. Gabler 
(welcher die Münze aufserdem vor kurzem auf 
meine Bitte nochmals geprüft hat) vorgenom- 
menen Besichtigung sich diese Wahrnehmung 

als irrig erwies; Mus. Z%e«poMp.971. Mi. 2,447, 10 1888 Bd. 35) p.~32 
191;SeverusAlexander,Jf».2,447f.,196. S.5,74, erkärt den Reiter 
379; b) stehendem Men mit Schale oder Pinien- 
apfel in der R. und Scepter — so werde ich be- 
ständig das gewöhnlich als Lanze beschriebene 
Attribut bezeichnen — in der L. unter Trajan, 
Mi. 2, 446, 185 nach Sestini, Bescr. N. V. (Schale); 
Commodus, Mi. S. 5, 72, 365 nach Vaülant 
(Schale); Caracalla, Mi. S. 5, 73 f., 375 nach 
Vaülant (Schale); Severus Alexander, Mi. S. 



sur quelques types relat. au eulte d'Hecate 
p. 67 — 69 und A. B. Cook, Animal Worship in 
the Myeenaean Age, Journ. of hell. stud. 14, 
1894 [p. 81—169] p. 148 f. phantastische Deu- 
tungen gegeben. 



Wieseler, Arch. Bei- 
träge 1 (S.-A. aus 
Am. d. legi. Ges. d. 
Wiss. z. Göttingen 



frageweise für einen 
Sonnengott oder für 
Men. Moscher sieht in 
dem mit mensch- 
lichen Vorder- ■>) iion »im < M-imin. ii-i, 

füfsen (ßQOTOTtOVg) reitend auf dem litnoz ßgotö- 

ausgestatteten Rosse 
mit Anziehung von 




rtovz, Münze von Nikaia 
(nach Röscher, Ber. d. Sachs. 



5, 75, 380'nach Vaülant (Schale); Maximinus, 20 Plin. n. h. 8, 155 Ga - d ' Wiss - 1891 Taf ' x ur - 6) 
Eckhel, Gat. Mus. (Joes. Vind. 1 p. 146 nr. 2 'idemque [i. e. equus 



tab. 3, 7, wonach Mi. S. 5, 75, 382. Wroth 
p. 151, 10 pl. 31, 9 (Pinienapfel); Gallienus, 
Mi. 2, 448, 199 (Cab. Cousinery). Tanini p. 444 
(Cab. Gradenigo) [Schale]; ebenso, zu Füfsen 
des Gottes ein Altar, unter Maximns, Mi. 8. 
5, 76, 384 (Gusseme). Berlin (Schale); vgl. Cat. 
Pembroke p. 212 nr. 1005, wo der Typus kurz 
als „Lunus standing to l." beschrieben wird; 



Caesaris Bictatoris] humanis similes 
pedes priores habuisse, hac effigie locatus 
ante Veneris Genäricis aedem' (im Hinblick 
auf die Einzigartigkeit dieses Typus) das 
menschenfüfsige Schlachtrofs Cäsars. Die 
Darstellung dieses Rosses auf den Münzen von 
Nikaia führt er zurück „auf ein in Verbindung 
mit dem Heroon des Divus Julius zu Nikaia (Cass. 



c) Men zu Rofs unter Commodus, Mi. S. 5, so Dio 51, 20) errichtetes Reiterstandbild (Statue 



72, 366; Julia Domna, Frölich 4 Tent. p. 250, 2 
(wonach Gefsner, Impp. tab. 139, 65) = Eckhel, 
Cat. 1 p. 145 nr. 1, wonach Mi. S. 5, 73, 371. 
Sestini, Cat. num. vet. mus. Arigoniani casti- 
gatus p. 88 = Mus. Arig. 2, 21. 276. 

Eckhel, B. N: V. 2 p. 422 will diese Münzen 
einem von Ptolemaios an der galatischen Grenze 
angesetzten, nicht dem im Innern Bithyniens 
gelegenen Juliopolis zuweisen. Doch scheint 



oder Relief?) des grofsen Diktators", [der nach 
dem grofsen Siege bei Zela über Bithynien, 
wo einst sein Ahnherr Askanius geherrscht 
haben sollte (vgl. den Men 'Aexrjvög), zurück- 
kehrte und zweifellos von den Bewohnern dieser 
Gegend bei dieser Gelegenheit mit goldenen 
Kränzen geehrt wurde (Cass. Dio 42, 49) R.]. 
Der Reiter ist nach ihm „nicht als der historische 
Cäsar, sondern zugleich als ein kleinasiatischer 




als der mit Mithras (vielleicht auch mit dem 
&sög Cäsar) identificierte Men" aufzufassen*) 

*) Eine 'willkommene Bestätigung meiner Annahme, 
dafs in der That römische Cäsaren in Kleinasien mit 
dem Mondgott Men identiüciert wurden, erblicke 
ich mit Imhoof- Blumer in einer unedierten galatischen 
Münze Galbas in Imhoofs Besitz, deren Abdruck ich 
diesem Gelehrten zu verdanken habe. Tmhoof bemerkt 
(brieflich) dazu: „Ich habe ein weiteres Beispiel eines 
Kaisers als Men gefunden, und zwar auf einer gala- 



sein Vorschlag, die Münzen von Juliopolis 40 Reitergott, und zwar höchst wahrscheinlich 
zwei verschiedenen Städten dieses Namens ' * '' "'" ' ' " ' 1x r -i - 1 - 
zuzuteilen, nirgends Anklang gefunden zu 
haben. 

Münzen des Gordianus Pius von Nikaia mit 
der Reversaufschrift ITTTTON BPOTOTTOAA Nl- 

KAI6QN zeigen (Fig. 

2) einen Reiter mit 

phrygischer Mütze, 

einen Lorbeer- 
kranz in der R., den 50 

ihm eine ihm ent- 

gegenfliegende Nike 

gereicht hat, sitzend 

auf einem Rofs, 

dessen Schwanz in 

eine Schlange endet, 

und dessen 1. Vorder- 

fufs die Gestalt eines 
menschlichen 

Fufses zeigt Wäh- 60 3 ) Unedierte Galatische Münze des Galba aus Imhoofs 
rend der rechte wie Sammlung mit einer Barstellung dieses Kaisers als Men 
- - (nach einem Gipsabdruck Imhoofs). 



1) Men reitend auf einem 

Bosse mit menschlichen Vor- 

derfüfseu (irtitoq ßqot&Ttovs), 

Münze des Anton. Pius Von 

Nikaia (nach Ren. Num. 1894 

p. 301). 




eine Menschenhand 
gestaltet, einen von 
einer Schlange umwundenen Stab hält, Litte- 
ratur s. in Boschers diesem Typus gewid- 
meten Aufsatz p. 96 Anm. 1; p. 98 Anm. 4, 
Abbildung ebenda Taf. l b , 6. Von diesem 
Typus haben der Buc de Luynes, Etudes num. 



tischen Br. 29 m TAABAC. AYTOKPATQP KAICAP 
C6BACTO. Kopf des Galba r. ty C6POYIOC TAA- 
BAC CGBACTOC. Galba als Men 1.; ähnlich Röscher 
a. a. O. Taf. 1«, 19 mit deutlicher Schale in der B. (m. S.)." 
Die Annahme meines verehrten Mitarbeiters, dafs das 
'menschenfüfsige Bofs' des Men von Nikaia mit dem 

85* 



2695 Men (u. d. Innog ßQoronovg v. Nikaia) Men (Kulte in Bithynien etc.) 2696 

(p. 137 ff.). Röscher folgend läfst auch Bamsay, Blanchet, Rev. num. 3" ser. 12 (1894) p. 301 

Cities and Bishoprics 1 p. 54 hier den Ter- bis 306 veröffentlichte Münze des Antoninus Pins 

götterten Cäsar als Men oder Sabazios dar- im Pariser Münzkabinett (Fig. 1), welche das 

gestellt sein. Ebenso S. Reinach, Revue Rofs mit gleichen Attributen, den Reiter ohne 

areheol. 1892 p. 119 und Revue crit. 1892 Beifügung der Nike — wenigstens ist dieselbe 

nr. 21 S. 410. Zum Vergleich mit dem vor- nicht erkennbar — mit Kranz in der R., grofser 

liegenden Typus hat das Rofs Cäsars schon Mondsichel an den Schultern und Strahlen um 

Eckhel, D. N. V. 2 p. 436 angezogen, aber das blofse Haupt ausgestattet zeigt. Die Um- 

vorsichtig fügt er hinzu: 'Quid vero in prae- schritt lautet etwas abweichend: Hill ON BPO- 

sente numo monstrum istud indicet difficile est 10 TOTTOAA N6IK(AI€QN) XPYCEA TTOAIC. Viel- 

adsequi.' Dabei wird es, denke ich, hinsieht- leicht wird man abör noch besser in dem 

lieh des Rosses auch heute noch bleiben müssen. Reiter den Dionysos (Sabazios) oder nach der 

Bezüglich des Reiters scheint Roschers Deutung Antoninus - Münze eine Verschmelzung von 

auf Men, wenn auch nicht auf Men-Mithras und Dionysos (Sabazios) und Men erkennen, 

den etwa mit diesem identificierten frf-ds Cäsar, Was man sonst von Mentypen auf den 

bestätigt zu werden durch eine von J. AArien Münzen bithynischer Städte hat entdecken 

. 3 „ . v j .. v -. i- v .i tr j t-e „ wollen, ist ganz unsicher. Der angebliche 

in der Hauptsache <L h bezughch der Vorderfufse - ^ dahinter auf 

\ßQotinovf\ ] , gleichartigen Bosse Cäsars nichts , Ai • w» • tt i i ■ r> 

zu thun habe, halte ich (mit anderen) nach wie vor dem Obv. einer Münze von Herakleia Pon- 

für höchst unwahrscheinlich, ja für unglaublich. Man 20 tica bei Sestini, DeSCr. N. V. p. 273 nr. 1 = 

mache sich doch nur einmal die bedenklichen Kon- Lett. Num. Cont. 7 p. 51, wonach bei Mi. S. 

Sequenzen dieser Annahme klar 1 Man ist dann gezwungen 5 ( 5ß | 284, ist nach Sestini am letztangeffihr- 

anzunehmen, dafs ziemlich zu derselben Zeit an zwei j.g n Q r j e nr gg un( J jj££ a 44^ 162 vielmehr 

verschiedenen Punkten der alten Welt (d. h. im Gestüte DionvSOS 

Cäsars und zu Nikaia) zwei völlig gleiche Mifs- J ' N p , - num : ve t 

bildungen von Pferden (mit menschlichen, zehen- oder . Uas von JSeumann, fop. Jl reg. nUW.% vei. 

fingerartig gestalteten (in modum digitorum ungulis %ned. 2 p. 9 — 12 tab. 1 nr. 2. Wieseler, Der 

tissis Suet. lul. 61) Vorderfüfsenl) oder zu Nikaia wenigstens Hildesheimer Silberfund p. 19 Anm. 1 ZU p. 16. 

der Glaube an eine solche Mifsgestait aufgetaucht, und, Dumersan, Cab. Ällier de Hauteroche p. 68 und 

was noch wunderbarer ersoheint, beide fast gleich- Cumont a. a. O. FasC. 3 p. 411f. nr. 291 fig. 343 
zeitig zu Leibrossen des gröfsten römischen 3Q au f Men g e( Jeutete Haupt auf dem Obv. von 

Staatsmannes und Eeidherrn und des phrygi- Kleinbronzen von Kios (Imhoof. Gr. Münzen 

sehen Mondgottes (dessen Beziehung zu einer sol- jr.„j jT; rf _.,.. „ 400, WWrfJ. 

eben Mifsgestait völlig rätselhaft bleibt) erhoben wor- P- 239 nr. 68. Had, fljrf. MMN 1. p. 439 ■ Wrfh 

den seien. Viel naher als die Annahme eines solchen un- p. 131 nr. 17 — 16 pl. ^8, Id. 14 „MUHraS. . 

erhörten Zufalls liegt es doch, bei der merkwürdigen Über- LmOrmant, Cab. B ehr p. 64 nr. 376 „Atys") 

einstimmung der beiden singulären Mifsbildungen ähnelt dem der Silbermünzen von Amastris, 

(deren Singularität mir auch ein hervorragender Veterinär- trägt persische lorbeerumwundene Kopf- 

arzt, Dr. Otto, bestätigt hat) deren Identität anzunehmen bedeckung und stellt jedenfalls eine andere 

und zu glauben, dafs der Münztypus von Nikaia den mit Q ttheit als Men dar. 

Men identificierten Cäsar auf seinem bekannten Leibrors _ vi--i._ n/T„„ „ tj„p„ A™ TT* n A 

darstelle, eine Annahme, die durch verschiedene Analogien D« angeb hche Men ZU Rofs, den Head, 
gestützt werden kann (s. meine Abhandlung Anm. 11 und *0 Bist. num. p. 444 auf Münzen von Prusa er- 

die Münze des Galba), während die entgegenstehende kennen will, ist, wie schon der Umstand 

Ansicht Drexiers ein völlig irrationales Wunder voraus- zeigt, dafs die Figur nach Frauenart seitwärts 

setzt. An ein solches (d. h. an die Niehtidentität des au f (J em Rosse sitzt, sicher Selene, S. Mi. S. 

Bosses von Nikaia mit dem Leibrosse Cäsars) würde man ?) 139) 2 23. Lajard, Culte de Mithra pl. 66, 8. 

höchstens dann glauben können, wenn der &Mo; ßqo- Wrofh p mtus p. 200 nr. 39 pl. 35, 9 Dr. 40. 

toaovg als Leibrofs des Men älter wäre als Julius Cäsar, wo- fVnris bi R her meines Wissens nur von 

gegen schon das Alter der betreffenden Münzen von Nikaia "?* lypM, DlSner meines Wissens nur von 

spricht, die beide erst der nachcäsarischen Epoche Münzen des Trebomanus Gallus bekannt, kommt 

angehören. Vielleicht wird sich auch die zweite Hälfte BChon unter M. Aurel vor, S. Cat. d'Etmery 

meiner Deutung des 'innoc fiootörtoug von Nikaia durch p. 470 nr. 2817, WO statt (NY)CAEQN offenbar 
einen glücklichen Fund ebenso bewähren, wie sich die 50 (TTPOY)CAEßN ZU ergänzen ist. Eine auf Men- 

erste Hälfte (die Deutung als Men) durch den Halbmond m ysterien bezügliche Inschrift in Prusa erwähnt 

der Pariser Antoninusmünze bereits bewährt hat. Dars u £ ^ ^ UM 184& ^ Le j der ^jjj. 

der „Schlanffenschwanz" des Bosses von Nikaia etwas ,. '„ . vi. -j. t_ j^„ tti«: :«— ™« 

Unwesentliches ist, lehrt schon die ausdrückliche er dieselbe nicht , mit. In dem Klein asien ge- 
Bezeichnung '&äos pqotAxovi. Vgl. darüber Röscher widmeten Inschriftenbande des groisen von ihm 
a. a. o. s. 138 Anm. so u. s. 147 f. Dressier, Triton i s. 16 f. herausgegebenen Reisewerkes finde ich sie auch 

Anm. 11. Jeder natürliche Bofsschweif von einer ge- nicht. Ich lasse darum die Angabe auf sich 

wissen Länge läfst sich übrigens künstlich leicht in die beruhen. 

Gestalt einer Schlange bringen, wenn man die Absicht Hinsichtlich der Aiolis, SO verzeichnet 

hat, einen dämonischen, übernatürlichen Eindruck her- Mimnet Münzen mit Mentypen für Elaia, 

vorzurufen. Es erscheint daher durchaus denkbar, aals „ ^ ,. tv \ ■*. a~ t> «-.«-« 
auch Cäsar auf seinem Zuge durch Asien (in dessen phan- 60 8. 6, 34, «jKpO^BiraB Fl US ) ."? * d ° r ^l^ 

tastischer Kunst solche 'Schlangenschwänze' mehrfach aufschnft fcTTI • CfcBHPOY • EAAITS2N „Mter%S 

nachzuweisen sind; vgl. Soscher a. a. O. S. 138; Dressler fugientibus" und für Klazomenai, S. 6, 91, 69 

a. a. O., die Sphinx mit Drachenschwanz aus Nordsyrien: nach Sestini, D. N. V. p. 323 nr. 23 (Obv. Haupt 

Bert, phiioi. Wochenschr. 1894 Sp. 1565 und die Münze von ,j er KAAZOM€NH). Ein Exemplar der ersteren 

Aphrodisias bei imhoof, Gr. Münzen 666) von diesem Mittel Münze befindet sich im Berliner Münzkabinett; 

Gebrauch gemacht hat, um den dämonischen Eindruck ^ ^ odej . ^ wenig8teng vor einigen Jahl'en 

seines Leibrosses, das ein abenteuerlicnes Seitenstuck zu . , ,,, . . j j. -n* ti ■ i_ -a. 

dem Bukephalas Alexanders d. Gr. bilden sollte (Roscker ^?^%S2^^^^!i?S!^ mft ' 

a. a. O. Anm. 6), zu steigern. [Bescher.] lautet 6TTI • C6BHPO-V CAA€IT-ßN. Mithin ge- 



2697 Men (Kulte in Ionien) Men (Kulte in Karien) 2698 

hört die Münze nicht nach Elaia, sondern nach In Karien bezeugen die Verehrung des 
Sala in Phrygien. Den Typus der Münze von Men Münzen von Antiocheia am Maiandros 
Klazomenai aber beschreiben Bollin et Feuar- mit dem Haupte des Men im Obv. und einem 
dent, Coli, de med. des rois et des villes de l'anc. Zebu im Rev., Mi. S. 7, 89, 7, irrig unter An- 
Grece 2 p. 326 nr. 5079 als „le dieu Mars de- tiocheia Pisidiae, nach Sestini, Mus. Hedervar. 
bout, ä dr., tenant un globe." Demnach ist 2 p. 265 nr. 1. Mi. 3, 314, 60. S. 6, 448, 68 —70 
Menkultus für die Aiolis nicht nachweisbar. (nach Bamus 1 p. 266 nr. 1 — 3). Dumersan, 
Grünstiger steht es in Ionien. In Ma- Cab. Allier de Hauteroche p. 95. Sestini, Lett. 
gnesia am Maiandros ist eine Weihinschrift num. 7 p. 47. Mus. Muenterianum 1 p. 140 
an Men durch Kerns Ausgrabungen entdeckt w nr. 2280. Leake, Num. Hell. Suppl. p. 17. Im- 
worden, Jahrb. d. ksl. deutsch, arch. Inst, Arch. hoof, Monn. Gr. p. 304 nr. 3. 4. Head, Eist. 
Anz. 1894 p. 124. Wochenschr. f. Mass. Phil. num. p. 520. Sammlung Loebbecke; eine In- 
1894 Sp. 907. Auf den Münzen dieser Stadt schrift von Aphrodisias, -worin erwähnt 
erscheint der Gott stehend a) von vorn, in wird KctlXi^ätriq Moloaaov isQSvg Mrjvog 
der R. einen Thyrsos, in der gesenkten L. 'Jokciivov «ai 'Eqiiov 'Ayoqcäov, C. I. Gr. 2796. 
eine Fackel, daneben ein von einer Schlange Le Bas et Waddington, As. Min. 1601B; Münzen 
■ umwundener Thyrsos, unter Caracalla mit dem von Trapezopolis mit dem Haupte des Men 
Beamtennamen Fl. Bassus, ungenau beschrieben auf der einen und einem jugendlichen, bald 
von Vaillant, Numi Gr. p. 104. Mi. 3, 151, 659. als Artemis, bald als Apollon gedeuteten 
Sestini, Lett. 1 p. 44, abgebildet bei Guigniaut, 20 Haupte auf der anderen Seite, Pellerin, Bec. 2 
Belig. de l'ant. pl. 56 bis flg. 213°. A.de la Mar- pl. 68, 58. Mi. 3, 388, 488. S. 6, 352, 553. 
mora, Voyage en Sardaigne. 2. Ant. Paris 1840 Sestini, L. N. C. 6 p. 67 nr. 1. Leake, Suppl. 
pl. 21, 38 p. 241 f. Boscher Taf. l b , 1 p. 128 c; p. 106. Ein in den Aufschriften schlecht er- 
ganz ähnlich, nur dafs nicht zu erkennen ist, haltenes Exemplar des Berliner Münzkabinetts 
ob er in der gesenkten L. die Fackel hält, zeigt im Obv. die belorbeerte Büste des Men, 
unter Julia Mamäa, ohne Beamtennamen, Mi. im Rev. die Nemesis. Stehend, die L. am 
S. 6, 247, 1082. Boscher Taf. I 1 », 2 p. 128 b; Scepter, in der R. eine Schale über einen 
mit dem Beamtennamen Photeinos, Vaillant flammenden Altar haltend erscheint der Gott 
p. 142. Mi. S. 6, 248, 1086. 1087. Leake, N. H. auf dem Rev. einer autonomen mit dem Haupte 
Suppl. p. 67. Sabatier, Bev. de la num. beige so des AHMOC im Obv., Finder u. Friedländer, 
1863 4 e ser. tom. 1 pl. 3, 14 p. 32 des Separat- Beitr. z. alt. Münzkunde 1 p.76f. nr. 23 Taf. 1, 8. 
abdrucks, wonach Boutkowski, Biet. num. p. 1243 Im Cot. Huber p. 58 nr. 627 wird als Typus 
nr. 2144, irrig beschrieben als Nemesis, be- einer Münze der Julia Domna der stehende 
richtigt Zeitschr. f. Num. 15 p. 76 ff. Boscher Men verzeichnet. Die von Mionnet 3, 389, 495 
p. 127 a; dasselbe Stück bei Bollin et Feuar- und S. 6, 552, 555 (nach Vaillant) unter Tra- 
dent a. a. 0. 2 p. 336 nr. 5245, wonach bei pezopolis aufgeführten Münzen des Commodus. 
Boutkowski, Petit Mionnet de poche 2 p. 200; und Septimius Severus gehören nach dem Typus, 
b) mit Scepter in der L., mit der R. opfernd jugendliches Haupt in strahlenbekränzter phry- 
auf flammendem Altar unter Maximinus, Mi. 3, gischer Mütze, zu urteilen, wie schon Frölich 
134, 677. Bayet, Müet et le golfe latmique p. 128 40 und Pellerin vermuteten, Eckhel, D. N. V. 2 
flg. 29; c) mit Pinienapfel und Scepter, im Feld p. 592 f. aber merkwürdigerweise bestritt, offen- 
rechts Stern, unter Maximinus, Cat. Gr. C. Brit. bar nach Trapezunt und stellen nicht das Haupt 
Mus., Jonia p. 169 nr. 77 und Maximus, Cat. des Men, sondern des Mithras dar. 
Gr. C. Br. Mus., Jonia p. 170 nr. 80 pl. 20, 5. Was sonst von Mentypen auf Münzen ka- 
fter von mir Zeitschr. f. Num. 14 p. 114 ff. mit rischer Städte angeführt wird, ist sehr un- 
dem Kultus des Men oder der Artemis Leuko- sicher. Die Münze des Severus Alexander mit 
phryene in Zusammenhang gebrachte Münz- stehendem Men und der Aufschrift AB6QN, 
typus eines Mannes mit einem vor einer Höhle Pellerin, Suppl. 3 pl. 6, 9 (Eckhel, D. N. V. 2 
ins Knie sinkenden Buckelochsen {Fox, En- p. 571). Mi. 3, 304, 3, ist jedenfalls einer an- 
gravings of rare or unpublished Greek coins 2 50 deren Stadt als dem karischen Ab a zuzuweisen, 
pl. 4, 80. Cat. Gr. G. Br. Mus. Jonia p. 166 vgl. Head, Hist. num. p. 519. Der Men auf 
nr. 59 pl. 19, 10. Mi. 3, 157, 697) hat nichts einer Münze der Julia Domna von Keramos 
mit Men zu thun. Er bezieht sich, wie ich im Cat. Ivanoff p. 42 nr. 385 müfste erst durch 
in der Wochenschr. f. klass. Phil. 1896 Sp. 390f. genauere Beschreibungen, als wie sie in einem 
zu zeigen versucht habe, auf das im Gebiet Auktionskatalog gegeben werden, bestätigt 
von Magnesia gelegene Charonion. werden, um für sicher zu gelten. Die im Cat. 
Ferner zeigt eine Münze der Otacilia Se- Welzl de Wellenheim 1 p. 266 nr. 5971 der 
vera von Priene Men stehend, mit Schale (?) Stadt Kyon zugewiesene Münze mit angeb- 
und Scepter, Cat. Gr. C. Brit. Mus. Jonia lieh Artemis und Men auf einem Wagen im 
p. 235 nr. 56. 60 Obv., der Aufschrift KY und den einander 
In Smyrna erwähnt eine Inschrift unter gegenüberstehenden Figuren derselben Gott- 
den Weihgeschenken, welche der Vater eines leiten im Ew. gehört nach Kyme und stellt, 
Priesters des Helios Apollon Kisauloddenos ™ die Abb.ldung eines Exemplars des British 
diesem Gotte und der Stadt darbrachte, ein Museum, Cat. Gr. C. Brit. Mus Aeohs jpl.22, b 



['] 



Auf Münzen von Tabai sieht man zwei 



««tBißX. t% ivayysl. e%o\i\q 2,1 p. 47 nr. g£s'. Figuren in ganz gleicher Tracht, Stiefeln, kurzem 
Smimoff p. 91, II, 5. Gewand, phrygischer Mütze einander gegen- 



2699 Men (Kulte von Rhodos u. Lydien) Men (Kulte in Lydien) 2700 

überstehen. Die eine hält in der L. den Bogen erwähnt Bamsay, Hist. geography of.Asia Minor 

und holt mit der R. einen Pfeil aus dem Köcher, p. 131 nr. 36. 

die andere in der L. ein Scepter (oder Lanze), Gordus Julia (Head, Hist. num. p. 549) 
in der R. eine Schale. Fast alle Autoren, so prägt den stehendenMen(Cat..Hw&erp.66nr.707 
auch Eckhel, B. N. V. 2 p. 592 und Head, Hist. ohne Angabe der "Vorderseite) auf Münzen mit 
num. p. 532 erklären den Typus als Artemis der Büste der l€PA CYNKAHTOC im Obv., Pierre 
und Men, s. z.B. die Beschreibungen dieser de Saxe-Cobourg, Bev. num. 3 e ser. 9 (1891) 
Darstellung auf Münzen des Trajan, Cot. Welel p. 4 nr. 13 pl. 2, 13; ferner unter L. Verus, Fel- 
de Wellenheim 1 p.268 nr.5994; Antoninus Pius, lerin, Mel. 2 p. 99. Mi. 4, 41, 216; Commodus, 
Mi. 3, 384, 476; M. Aurel, Mi. 3, 385, 478 (hier 10 Gat. of greek eoins of cities and princes colleeted 
soll Men die Lanze in der R. haben und zwischen abroad. London 1874 p. 27 nr. 459. W. H.Scott, 
beiden Gottheiten sich ein Hirsch befinden); Num. CTirow. 14 (1851) p.120; Septimius Severus, 
Caracalla, Mi. 3, 385, 479. Dumersan, Cab. Sibilian, Num. Zeitschr. 2 p. 320; Berlin (aus 
Allier de Hauteroehe p. 91. Imhoof, Zeitschr. Sammlung Fox), und zwar zeigen die Münzen 
f. Num. 1 (1874) p. 149 nr. 10. Boscher Taf. l a , des L. Verus und Septimius Severus zu beiden 
10 p. 142; Valerianus sen., Mi. 3, 386 f., 484. Füfsen des Gottes das Vorderteil eines Löwen, 
Bamus 1 p. 255 nr. 4 Tab. 6 nr. 3. Cat. Whittall welches auf dem Berliner Exemplar des Sep- 
1884 p. 71 unter nr. 1106; vgl. Whittall, Num. timius Severus freilich auf einer Seite ver- 
Chron. 3 p. 100 ff. nr. 8. Plate to face p. 102 wischt zu sein scheint. Die von Waddington 
nr. 3; Gallienus, Mi. 3, 387, 485. Cohen, JDescr. 20 dieser Stadt zugeschriebenen Inschriften (Äsie 
des med. de feuBadeigts de Laborde y. 37 nr. 418. Min. 678. 680. 685) gehören, wie wir gleich 
Cat. Whittall a. a. O. ; Sammlung Imhoof. Ich sehen werden, nicht hierher, 
glaube kaum, dafs man die der Artemis gegen- Der stehende Men erscheint auch auf Mün- 
überstehende Figur für Men erklären kann. zen des Nero von Maionia, Mi. 4, 66, 352 
Das Fehlen des Halbmondes, der nur auf einem (nach Vaillant). 353 (Cab. de M. Cousinery). 
im Berliner Kabinett befindlichen Exemplar 8. 7, 367, 324 (im Felde Halbmond). Cat. Huber. 
des L. Verus bei Binder u. Friedländer, Beitr. London 1862 p. 68 nr. 708 („Lunus to right, 
z. ölt. Münzkunde p. 75 nr. 17, aber auch hier, varied from Mionnet"). Ich vereinige unter 
wie ich selbst vermute und Herr Dr. Gabler dieser Stadt eine Reihe von Inschriften, welche 
mir auf meine Anfrage hin freundlichst be- 30 teils in Menneh, teils in Kula, teils in benach- 
stätigt, nur irrtümlich erwähnt wird , spricht harten Dörfern wie Gjölde, Ajas Oeren, Köres, 
gegen diese Deutung. Beide Figuren sind völlig Kavaklü gefunden worden sind. Freilich wird 
gleich gekleidet und werden wohl beide weib- die von Hamilton, Besearches in Asia Minor 2 
liehen Geschlechts sein. p. 139 begründete, jetzt ziemlich einstimmig, 

Auf der Karien vorgelagerten Insel Rhodos, u. u. auch von Bamsay, Hist. Geogr. of Asia 

dem Dorado religiöser Vereine, wird eine Min. p. 123 angenommene Identifizierung von 

religiöse Genossenschaft der Meniasten von Menneh und Maionia von Buresch, Ath. Mut. 

Foucart, Bull, de Gorr. Hell. 10 (1886) p. 203 19 (1894) p. 127 Anm. 2 für nicht genügend 

nach einer unedierten, aber nicht näher be- begründet angesehen. Die früher, so noch auf 
zeichneten Inschrift erwähnt. Sie ist wohl 40 Badets Karte in La Lydie et le monde grec au 

identisch mit einer der beiden in den Inscrip- temps des Mermnades. Paris 1893 beliebte Gleich- 

tiones Gr. Insul. Maris Aegaei 1 ed. Hiller de setzung von Kula mit r\ Kolor)väv xatonct'a ist 

Gärtringen nr. 917 = Loewy, AEM. 10 (1886) nach Bamsay a. a. 0. nicht haltbar. Die In- 

p. 219 nr. 23 und nr. 162 = Selivanov, Topogr. Schriften sind folgende: 

Bhod. 1892, 131 tab. ep. nr. 13 verzeichneten, 1) Weihinschrift mit einem Bein im Relie" 

von denen die eine, gefunden zu Lardos, die gefunden in Gjölde: MjjvI 'A^iitTrjveö- Ig 'Em\- 

Ehrunsr eines Hephaistion aus Antiocheia durch > < ,, . » > • , >' K A/r „ 

das *o,™ V zo MnvLuazav die andere gefunden « ^ ^ % ' x * £ 1/2 *,', '„. zV -> . 

„ad warn quae SumbulU fert" die Ehrung ^H w J hi ^ ^ fl ^ zw ' ei ' Au ^ en im Relief 
eines Unbekannten - der Name ist ausge- 60 famlen ebenda . Mnv i oi 9 avCm\M n vl'A^oz- 

fallen — durch eine Anzahl religiöser Vereine, B n 

u. a. auch durch die Mrpiiaozui erwähnt. zr^vm | . . . Ma IloitXiov, Mova. «. @ißl. 3, 1/2 

Reichhaltiges Material liegt durch Münzen £J_ .«,' 

und Inschriften für Lydien vor. Es bezeugen P- 3) Weihins c hrift aus „'Ay^-ßvgiv", d.i. 

den Menkult daselbst für: Bagis eine Münze off ^ der yon j^nm* »^ Qe £J en ' annte 

mit der Büste des Gottes im Obv. und einem „ , . ,„ wsv „ tr„i„ a -** „« 'a. °- \<«i,„i 

cj- . n n i. -r m na *<io rr Ort in der M a,he Hulas: Nhnvi Aciozzrivm Airri\- 

Stier im Rev., Cat. Ivanoff p. 62 nr. 538; Ho- ' , H , , 

monoiamünzen von Bagis und Temenothy- vimv vizsq 'OpijfftVjIs rijs ze&va[isvris | s«j;rj»>, 

rai unter Gallienus mit stehendem, den linken Mova. k. fjifft. 1885/86 p. 84, wonach Smirnoff 

Fufs auf einen Stierkopf setzenden Men mit 60 p. 93 nr. 15. 

Scepter und Pinienapfel gegenüber der gleich- 4) Weihinschrift mit Halbmond im Relief, 

falls stehenden Tyche mit Polos, Steuerruder nach C. I. Gr. 3448 (aus Keppel, Narrative of 

und Füllhorn, Mi. 4, 19, 93 (statt Stierkopf a journey across the Balcan, also of a visit to 

irrig Schiffsvorderteil). Mi. S. 7, 327, 64 nach Aizani and the newly discovered ruins in Asia 

Sestini, Lett. num. 9 p. 53. Ledke, Suppl. Min. in the years 1839 — 30 1 p. 357 nr. 1) 

p. 29. Cat. Ivanoff p. 62 nr. 540; Berlin; lautend: "Etovs ffj fMjvös Zavdinov %az' ini- 

Sammlung Loebbecke. Das Vorkommen des zayrjv Mwvbg 'Agioxzrjvov 'AqzsiiiS(dqoq 

Men Axiottenos in einer Inschrift von Bagis frigtov, KlavSCov $>ikowxtov dovlog vkiq eav- 



2701 Men (Kulte in Lydien) Men (Kulte in Lydien) 2702 

xov Kai xä% xskvodv ävs9rjKiv. Nach C. I. Gr. Wenn wir auch in dem Gotte d&n Men er- 
befindet sich diese Inschrift „in vice, Ghieuldig", kennen werden, so bleibt doch TaXXiKog als 
und dieses liegt nach der Bemerkung zu G. I. Beiname desselben ganz unsicher; unsicher auch 
Gr. 3438 eine Stunde von Kula entfernt. Offen- Bureschs Herkunftsangabe gegenüber Bamsays 
bar ist es mit dem im Movosiov Kai BißXio- Versicherung, dafs er die Inschrift im Jahre 
tfjjKjj r-tivöX-vti, auf Bureschs Karte in den 1884 selbst in einem Khan zu Simav kopiert 
Berichten der sächs. Ges. d. Wiss. 1892 Gjölde, habe. 

auf Badets Karte in La Lydie Ghieulde" ge- Unsicher auch ist 8) Waddingtons As. Mm. 

nannten Orte identisch. Waddington, As. Min. 675 Ergänzung einer auf einer ,J)aUe employee 
680 verzeichnet diese Inschrift als befindlich 10 pour la construetion de la fontaine" ^ in Menneh 

zu Gördis, worunter er nach Anm. zu nr. 677 stehenden Inschrift zu M[nvi] 'Oon?? Mävr\g 

Julia Gordus versteht. Offenbar hat Le Bas, *erl Bdvug o[f M | Xiäq r\ (mjttjp avxmv 

nach dessen Abschrift Waddington die Inschrift tö ngönvXov Öc(ja> allerdings, was 

bringt, den Namen der Ortschaft falsch ver- Waddington Schwierigkeiten macht, ist leicht 

standen oder es sind für denselben zwei zu erklären. Es steht für bcsCcp. 

Namensformen in Gebrauch. Jedenfalls aber 9) Eine Weihinschrift an Men MozvXeizrjg, 

gehört die Inschrift nicht nach Gördis -Julia gefunden zu Ajas Oeren, einem zwischen Men- 

Gordus, sondern nach Gjölde bei Kula. Übrigens neh und Gjölde gelegenen Dorfe, erwähnt 

eiebtWaddington die Inschrift etwasabweichend Buresch a. a. 0. p. 95. 

von Keppels Abschrift: "Exovg cg, fnj(Ȁ s ) Sav- 20 Dem Men Petraeites gelten: 

„ . - , , . ,, . >' . . 10) ein Votivrelief an Msyag Mr\v IIixgaBt- 

Sikov (*»,.««« ^"P" M^°S Agxepiöcogov ^ Kavakly, einem 2% Stunden nordnord- 

JboTTnvov Hniog T[i]ß*gwv Awftw fiXo- £ ^ j e 2 n Dorfchen Buresch 

■näXov SovXog vneg savxov Kai xcov xenvav a a O t> 98- 

ävi&Ti*sv. , 1D1 . , . ' il)'ein Relief, gefunden „eis Siagov anö- 

5) Weihinschnft in Kula mit Halbmond im ^^ %&v KovX(OV ^ darstellend einen Altar, 
Relief:. Mrivl J&ozzrivä. Eji(s> Egiioysvrjg | worauf e j n Mann e inen Stab stellt, Jbinter ihm 
rXvncovog Kai Nizwvlg ®iXo£hov UoiSögneav | ein Knabe, darunter die Inschrift: "Exovg ah.i 
'AgxBfiiäcogov xsgl oi'vov 'Agzspiäcogog \ itizzäv.iov (Maj. Z*E) firj(i'os) TLegsizlov r\ \ Mi\vl Ilsxgaiixri 
iätoiisv. b ftsbg i*oXäaexo \ xov 'Eguoyivriv Kai 30 ,„,,.,«. -*, • i A , ö „i„,F 
ItXäaBTO xbv »Uv, | ««1 anb vvv Xdlft, 0. 1. Kal M " vl M^ M n xgo^av n g Kai Maßlos 
Gr. 3442 (nach Keppel und Prokesch). gi 9l x Mnlil0 i Ka zuXei<p9\evtsg vitb x&v yovemv 

6) Das Vorkommen des Beinamens Aziot- lv SpU«»^« * a l iviiov av&gänmv IWißovXiv- 
tenos oder Axiottenos für Men erwähnt Barn- " T H , , , 
say, Eist, geogr. p. 131 nr. 36 für Satala, wel- aavxcav avxoig i* t»j[s | Ktaang »ort agovxaty 
ches er in dem heutigen Sandal, etwaB nord- l'vygatpu xal r dxe\ga ei'Srj in rf/s oUi'ag avxmv 
westlich von Kula wiederfinden will, eine Xa\&gutmg kuI m-giavgopivtov avxmv | vno Sa- 
Identificierung, gegen welche Buresch, Ber. d. viaxmv, r; Ta^väv Kaxoi\ma aSo^rjBaaa^ «jrs- 
sächs. Ges. d. Wiss. 1894 p. 95 Einspruch erhebt. axrias zb | a*i)iixgov xok kojhcös elg a(v)xovg 

7) Fraglich, ob unter den Inschriften der 40 x\i)\ (irjaaaiv , Kai b #eos s^ntriasv [*ki] ( | 
Katakekaumene anzuführen, ist ein jetzt im IxoXüoexo Kai öiscp&eigs xovg [s-iu-~]\ßovXEv- 
Konak von Kula befindliches, nach Buresch auvxag avzoig b 9e6g, Rest verstümmelt, Mova. 
aus Köres, 5 Kilometer nordöstlich von Kula, %al ßißl. 3, 1/2 p. 158 nr. zig'. Papadopoulos 
stammendes Votivrelief, welches nach Buresch, Kerameus, Ath. Mitt. 6 (1881) p. 273 f. nr. 23; 
Sitzungsber. d. sächs. Ges. d. Wiss. 1894 p. 96 12) Inschrift in „Goerdis", d. 1 nach dem 

den Men (unter dem neuen Namen raXXmög) oben Bemerkten Gjölde: Exovg?] opr), avs- 

mit Mantel und Speer, die Mondsichel im 9ri*av i«ü Mnvog Tiafiov^ Kai 

Nacken darstellt und die sonderbare Unter- Mrjvbg nczgaeixov xo [ayaX]fia xov diovvaov, 

schrift trägt: TaXX^S, 'AoyiXrpiiäg, K<ä m Ksgv- folgt lange Namenliste, Waddington, As. Mm. 
Sstov, IIa\äiaxv Aioysvov (!) | Xvzgov." Nach 50 678; 

E. L. Hicks, Glass. Beview 1888 p. 138 nr. 19 dem Men Tiamou: 

und Bamsay, Journ. of hell. stud. 10 (1889) 13) eine Stele in Kula, stammend aus Men- 

p 227 nr. 25 nämlich stammt dasselbe aus neh, mit jugendlicher strahlenbekranzter Büste 

Simav, d. i. Synaos (Bamsay, Bist, geogr. eines Sonnengottes und Büste des Men mit 

p 147 nr 91), also aus einer sehr weit nörd- Halbmond an den Schultern und einer Art 

lieh von Kula gelegenen Ortschaft. Die In- von kleinem Kalathos (der auf Texiers unge- 

schrift giebt Hicks in Majuskeln: TAAAlKß nauer Abbildung sich wie eine blätterverzierte 

AXKAHTTIAI | KQMH EPYZEflN nAI|AHXH. Mauerkrone ausnimmt) auf dem Haupte; dar- 

AlOrENOY | AYTPON, Bamsay in Minuskeln: unter die Inschrift: xaxä xr\v ztav &eäv ebi- 
naXXiKm 'AaKXriniag kwm Ktgv&cov na\C\- 60 zayrtv legbg äov/iog sv^v Jit MaecpaXazrjvm 

äia(Kjri [J]ioyivov Xvxgov. Die Darstellung j[al M , T - ov %al M > Tv gavva> eKsXsvaBv 

beschreibt er als „a figure compounded of ,;<_,_„„ fJ , 

Men and Telesphoros, wearing a very short zrigtieftat, ano ruisgmv ©. Ei xig df xovxmv 

mantle with a peaked hood, with the crescent änai&riei, ävayvmaexac zag Svvapig xov Jiog. 

moon behind his Shoulders, Standing facing, 'Emfi.eXriaapivov diovvai'ov^ioämgov Kai Eg- 

and bearing a spear in his right hand." Der poyevovg BaXsgtov, troug «'S (i(ijros) dvoxgov, 

obere Teil des Steines mit dem Anfang der Keppel, Narrative 2 p. 351 nr. 6. Texter, Descr. 

Inschrift ist nach Bamsay verloren gegangen. de l'As. Min. 1 p. 135 pl. 51. C. I. Gr. 3439. 



2703 Men (Kulte in Lydien) Men (Kulte in Lydien) 2704 

Wagener, Inscr. gr. ree. en As. Min. (Bxtr. du xov 2v.6Xf.ov vnb xmv &£\mv ig &avdxov Xöyov, 

tom. 30 des Mem. de VAc. de Belg.) p. 5. Wad- pixa xrjv [rt] | Xsvxqv avzov lxs£r)xri&ri vnb 

dington, As. Min. 668. Le Bas et Waddington, x\äv] \ &scöv • Taziag ovv rj Q-vydxrig avxov | 

Voyage arch. en Gr. et en As. Min. Planchts sXoias zovg og-Kovg xal vvv £iXu\att[iivri svXo- 

de topogr., de sc. et d'arch. publ. et comm. par ysi Mrjxgl 'Axipixi. | xal Mrjvl Twtfiov txovg ey' 

8. Beinach p. 117 f. pl. 136, 1. Boscher p. 125 o ii(tjvbg) \ Baväiiiov is', Mova. x. ßißX. 1885/86 

Taf. 2 unten. p. 84 f., wonach Smimoff p 97 f. nr. 32. Die 

14) eine Stele in Kula aus Menneh mit Inschrift ist jedenfalls sehr fehlerhaft wieder- 
Basrelief, darstellend Men ganz bekleidet (auch gegeben. Den Namen der Göttin können wir 
mit Hosen), in der R. ein Scepter (C. I. Gr.: 10 glücklicherweise berichtigen durch ein von 
,fiastam thyrsiformem" ; Waddington : „unthyrse Bamsay, Journ. of hell. stud. 10 (1889) p. 227 
ou un sceptre"), in der L. vielleicht einen Pi- Anm. 2 jedenfalls aus dieser Inschrift mitge- 
nienapfel (der sich freilich auf der Abbildung teiltes Bruchstück: üXovas (i. e. i-Xvot) roüg 
mehr wie eine Kugel [Weltkugel?] ausnimmt), oQitavg nal vvv siXaaafievri avXoyel Mrjzgl 'Ag- 
mit dem 1. Fufse tretend auf das Haupt eines zd^izi (i. e. 'AQzsfiiSi). 

zum Boden sich beugenden Stieres, daneben 19) Inschrift von ,,'Ayia£- ßvgev" (Ajas- 

Zeus Masphalatenos mit Adler und Scepter, Oeren): Mrixgl 'Axipixi (s. zu nr. 18) xal | MiyvX 

darunter die Inschrift: 'Ieoa evvßimeig xal vsto- Tidfi\ov «. x. X., Move. x. ßißX. 1885/86 p. 82, 

xiga xax' imxayrjv xov xoigiov (d. i. natürlich wonach Smirnoff p. 98 nr. 34. 

= xvgiov) xvgdvvov Jibg MaaqiaXatrjvov neu 20 Men Tyrannos ist vertreten aufser durch 

Mr\v\ Tiäjiov ev%rjv, worauf lange Namenliste nr. 13 auch durch 

und Datum, Keppel 2 p. 346. 349. Texier 1 20) Weihinschrift in Kula: "Ez^ovg ffxf, 

p. 136 pl. 52. C. I. Gr. 3438. Waddington, As. 'AgzepiSw[go\g JioSözov xal 'Aaidg | pizä xmv 

Min. 667. Le Bas-Beinach p. 118 pl. 136, 2. avvycväv ig [schon von Fröhner, dann auch 

Foucart, Bull, de Gorr. Hell. 4 (1880) p. 129. VO n Bamsay verbessert zu e£] Idözmv xal fuj 

Boscher p. 125 d Taf. 2 oben. Cumont, Textes ISözav Xvzg\ov nur' imxuyriv Mqvl | Tvgävvm 

et monuments figures relatifs aux mysteres de , , , , , ' t'J 

Mithra Fase. 2 p. 220 Fig. 50. * al Ju &tpi\v \& xat xoiq avv avxm »eoi[g, 

15) Weihrelief in Kula, darstellend zwei Move. x. ßißX. 3, 1/2 p. 161 nr.rxs'. Fröhner, 
luise, darunter die Inschrift: AgttiuSi Avasizi m philologus Suppl. Bd. 5 p. 26 nr. 25. Bamsay, 
xai | Mftvi Tiapov MsXtivrrJ vTtjig xrjg oXo- J ourn , f Ml. stud. 10 (1889) p. 227 nr. 24. 
xXrjgiag \ xmv\ naScov iv m v ; aveex^ee v, Mova. 2 1) Fast ganz zerstörte Inschrift in „Goerdis", 
x. ßißX ,3 1/2 p. 127 nr. 165. Foucart, BM. de d ;. Gjölde, worin nur Mlrivsl Tvgd[vvm einiger- 
Corr. Hell. 4 (1880) p. 128. G. Leemans, GrieJc- J v L ['] ^ 
sehe opschriften uit Klein- Azie. Amsterd. 1886. mafsen sicher zu erkennen ist, Waddington, 
4° p. 39. S. Beinach, Bev. arch. 3" ser. 6 (1885) As. Min. 685. 

p. 107 u. 7 (1886) p. 156 = Chronigues d'Orient Aus Kula stammt nach S. Beinachs (Bev. 

p. 157. 216. Boscher p. 124 a. arch. 3 e ser. 25 [1894] p. 117) Vermutung ein 

16) Weihrelief aus Gjölde, jetzt in Leiden, bereits seit etwa einem halben Jahrhundert 
darstellend zwei Brüste, ein Bein und zwei 40 in Boston befindliches Votivrelief von „Koulak" 
Augen, darunter die Inschrift: ©sä 'Aväsixi mit achtzeiliger Widmung an Men und Arte- 

xal Mnvl T^ov | Tv % n xal 2to«JW xal 5» TOm 3 /^ e ™ 7 % Ch /- T "f^> ff* 

_' >, _ <' ,a i "1 ' \\/r 'i Boston 1894 p. 20, Jahrb. d. Ksl. Deutsch. Arch. 
rconpu nXocoa^vv (d. i aoea^svoi) Mr,xs\oav £ • befincQiche 
Avasixiv vneo xckvcdv xat \&q£u,u,ccx<dv evygawov „ ,. ), ..' f T ,-«.„, "»""""""o 
Zcxncav. | "Ero VS rxa, M [vbg] SmSuovIMovo. B ^rehef mit der Inschrift » KoXo n va,v xarot- 
x. ßißX. 5 1884/85 p. 54 nr. vXy . S. Beinach, *"* ™&t SQ coa a v 4m .J?«g«f»w, auf welchem 
Bev arch. 3« ser. 7 (1886) p. 156 = Ghroniques . f n ^Tl H ? ""*" /" } onr f ^9^ * 
d'Orient p. 215. Leemans *. a. 0. p. 10-11 50 te ™ nf . de ^Armte un cadueee. Entre le bonnet 
nr 4 rjl 1 4 phrygien et le cadueee on apergoit un ermssant", 
' 17) Weih'relief aus Kula, jetzt in Leiden, ^er gewöhnlich aber ohne hinlängliche Sicher- 
darstellend eine Frau (Meltine) in betender heit, für Men erklart wird, den von zwei Rossen 
Stellung nebst Inschrift: 0sä 'AvLxi *al M n vl g/^genen Wagen des Sabaz.os leitet ( Wagener 
° ['] ' Inscr. rec. en As. Mm. p. 3ö. A. Keil, Philol. 
Tiäjiov | MsXxivi} xal rXvitcov öctcsSod'kccv xb Suppl. Bd. 2 p. 606 f. Preller, Griech. Myth. l s 
isgoTtotriiia £v%aQie\xovvx£g. "Exovg x' ft^vog) p. 577 Anm. 2. Tsakyroglos, Mova. x. ßißX. 2, 2/3 
SavSiv,ov , Ath. Mitt. 12 (1887) p. 255 nr. 19. p. 41 nr. ov£ '), stammt nicht aus Kula, sondern 
Hicks, Class. Bev. 3 (1889) p. 69 nr. 1. Leemans nach Buresch a. a. 0. p. 99 aus einem Wein- 
a. a. 0. p. 8— 9 nr. 3 pl. 1, 3. 60 berge beim Dorfe Üschümüsch, 6 Kilometer 

18) Inschrift von Gjölde: v nul ri nördlich von Indshikler, nach Bamsay, Hist. 

dv | ['Aic^oXXäviog \ 'AnoXXmvi \ geogr. p. 123 aus dem Distrikt von Kara Tash, 

ov * fi[vota] slxa ana[i\\xovvxog zov jedenfalls also aus einer ziemlich weit im 

'AnoXXmviov xbv %aX\v.bv neegä xov 2-nöXXov Norden von Kula gelegenen Gegend. Dagegen 

m/ioas xoig | 7igoyeygajiiisvovg &sovg ig ngo\- ist noch unter den Antiken von Kula zu erwähnen 

dsofiiav dnoSovvai xb 6vva\%df v tiii^äXatov eine Terracotta (Fig. 4), darstellend Men mit 

,u^ xriQrjGavxog | avxov xi\y niaxiv nag£%d>Q7]- Halbmond an den Schultern, am Boden sitzend, 

eev \ xfi &ew b AaoXXcöviog- xoX[a\a&iv\xog ovv mit der R. einen Hahn, in der L. einen Pinien- 



2705 



Men (Kulte in Lydien) 



Men (Kulte in Lydien) 



2706 




4) Jugendlicher Men sitzend, 
Terracotta von Kula (nach Koscher 
a. a. O. Taf. 3). 



apfel haltend, Schlumberger, Gaz. arch. 6 (1880) 
p. 191 ff. pl. 32. Brexler, Zeitschr. f. Num. 14 
p. 375—377. Boscher p. 125 b Taf. 3. Smirnoff 
p. 119 Fig. 3. 

Sehr reichhaltig an Mentypen sind die 
Münzen von Nysa. Man sieht a) die Büste 
des Gottes auf dem Obv. autonomer, Pel- 
lerirt, Bee. 2 pl. 67, 44. Eckhel, B. N. V. 2 p. 586. 

Mi. 3, 362, 341, 
sowie unter 
Nero, Mi. S. 6, 
519, 407 ('Cab. 
de feu M. Beau* 
cousin). Cat. 
d'Enneryp. 585 
nr. 4035. Bu- 
mersan, Cab. 
Allier de Haute- 
roche p. 91. 
Leake, Num. 
Hell. As. Gr. 
p. 92. Samm- 
lung Imhoof. 

Sammlung 
Löbbecke; und 
unter Caracalla 
(?) , Bamus 1 
p. 253 nr. 3; 
b) Men stehend 
mit Schale und 
Scepter unter 
Nero , Imhoof, 
Monn. Gr. p. 313 nr. 72; Marc Aurel, Mi. 3, 

366, 368 (Cab. Cousinery). S. 6, 521, 416 
(nach Vaillant); Marc Aurel und L. Verus, 
Erizzo, Biscorso s. le med. degli ant. Venet. 
1559. 4° p. 498. Havercamp , Numophylac. 
Beg. Christinae pl. 20, 1 p. 103 ff. Gori, Ant. 
num. in reg. thes. Magni Bucis Etruriae 
tab. 31, 3. Venuti, Ant. num. max. mod. ex 
»wms. . . . Älbani 1 tab. 33, 2 p. 66. Eckhel, 
Cot. Mus. Caes. Vind. 1 p. 178 nr. 2. Mi. 3, 

367, 377; L. Verus, Mi. S. 6, 522, 422; c) ebenso 
mit Pinienapfel und Scepter unter Gordianus 
Pius, Mi. 3, 371, 399 (Mus. Cousinery); d) eben- 
so, in der L. das Scepter, in der R. einen un- 
deutlichen Gegenstand, der sich auf den Exem- 
plaren des Berliner Kabinetts wie ein Kranz 
ausnimmt, zu Füfsen ein Stierhaupt unter Gor- 
dianus Pius (mit dem Beamtennamen Euphe- 
mos), Sammlung Löbbecke. Boscher (der den 
fraglichen Gegenstand in der R. des Gottes 
als Schale bezeichnet) p. 143 Taf. l a , 14 nach 
einem Gipsabgufs Imhoofs; und unter Valeria- 
nus senior, mit dem Beamtennamen Menandros, 
Seguin, Sei. num. ant. ed. 1 (1665) p. 93 — 94; 
ed. 2 (1684) p. 105 f.; Berlin (aus Sammlung 
Fox). Mi. 3, 872, 402. 403, der das fragliche 
Attribut gleichfalls für eine Schale hält; mit 
dem Beamtennamen Zotikos Philarg[yros], Ber- 
lin; vgl. Mi. S. 6, 626 f., 441 nach Sestini, Mus. 
Hedervar. 2 p. 230 nr. 10, wo der Gegenstand 
in der R. als Pinienapfel bezeichnet wird, und 
Bollin et Feuardent 2 p. 367, 6679, welche den 
Typus nicht näher beschreiben; vgl. ferner mit 
dem Beamtennamen Tryphosianos Aristandros, 
Imhoof, Gr. Münzen p. 195 (719) nr. 602, der 
das Attribut der R. als Schale beschreibt; und 



ohne Angabe des Beamtennamens und nähere 
Beschreibung des Typus Cat. Huber p. 57 nr. 620 
und Cat. Whittall 1867 p. 42 nr. 519; e) stehend 
mit Schale und Scepter in einem Tempel unter 
M. Aurel, Birch, Num. Chron. 4 (1841) p. 141 
nr. 1 (Sammlung Doubleday). Cat. Ivanoff p. 43 
nr. 385 ; f ) stehend auf der 1. Hand der Stadt- 
göttin von Nysa, die in der R. eine Traube 
hält, unter Elagabal, Mi. 3, 368 f., 383 (Cab. 

10 Töchon), womit offenbar in Typus und Kaiser- 
kopf identisch ist die angebliche Münze des 
Caracalla mit „Femme debout, tenant de la 
m. dr. une grappe de raisin, de la g. l'empereur 
avec le paludamentum", die Mi. S. 6, 523, 427 
aus Vaillant aufgenommen hat; ferner unter 
Maesa, Mi. S. 6, 524, 430 nach Sestini, Bescr. 
d'alc. med. gr. del Mus. di Chaudoir p. 97 nr. 2; 
ebenso stehend auf der R. der Stadtgöttin, die 
in der L. das Füllhorn trägt, unter Valerianus 

20 sen., Boscher p. 145 Taf. l b , 16 (Sammlung 
Imhoof), und Gallienus, Bamus 1 p. 254, 4, 
wonach Mi. S. 6, 628, 448; g) Men, bezeichnet 
als KAMAP6ITHC (Head, Hist. num. p. 552. 
Eckhel, B. N. V. 2 p. 587), stehend, mit Schale 
und Scepter, unter Hadrian, Mi. 3, 366, 362; 
vgl. 363 und Eckhel, B. N. V. 3 p. 131 aus 
Vaillant mit der angeblichen Umschrift ANKY- 
PANßN • NYCAEßN, wo ANKYPANßN wohl aus 
KAMAPGITHC verlesen ist, und Medagliere di 

so Napoli p.197 nr. 8398, wo der Name des Gottes 
verwischt ist; Antoninus Pius, Havercamp, 
Numophyl. Beg. Christ, tab. 57 p. 399 (mit der 
angeblichen Aufschrift KAM . ANKYPANßN • 
NYCAEßN, die ich, obwohl von Eckhel, B. N. V. 
3 p. 131, der die Münze selbst gesehen hat, be- 
stätigt, doch bezweifle). Mi. & 6, 520, 411. Sestini, 
Lett.Num. Cont. 6 p. 58 nr. 5 (Wien). Leake, Num. 
Hell. As. Gr. p. 92; Marc Aurel, Mi. S. 6, 521, 414 
(Cab. de feu le president de Cotte); ebenso, 

40 stehend von vorn, mit Pinienapfel und Scepter, 
zwischen zwei Löwen, unter M. Aurel, Sestini, 
Mus. Hedervar. 2 p. 229 nr. 6, wonach Mi. S. 
6, 521, 415; vgl. ein Exemplar in Berlin aus 
Sammlung Fox mit verwischter Reversaufschrift, 
welches Men r. h. stehend, die L. oben am 
Scepter, zwischen zwei Löwen zeigt. Äufserst 
auffällig ist h) eine Münze des Philippus sen., 
welche nach Text und Abbildung bei Wise, 
Cat. num. Bodlej. p. 58 tab. 12 fig. 2 , wonach 

50 Mi. 3, 371, 400, Men mit phrygischer Mütze, 
den Halbmond an den Schultern, neben einem 
Flusse gelagert zeigt. Die Münze bedarf offen- 
bar genauerer PrüfuDg. Der von Head, Hist. 
num. p. 552 verzeichnete Typus des Men seated 
sideways on a horse (Boscher p. 129) beruht 
offenbar auf der unter Prusa erwähnten Münze 
des Cat. d'Ennery, gehört dieser Stadt und 
stellt Selene dar. Nach Nysa weist Binder, 
Über die Cistophoren u. über die kaiserlichen 

60 Silbermedaillons der Provinz Asia (Berlin, 
Akad. 1852) p. 593 nr. 64, p. 629 Taf. 7, 17 
auch die in Asien geprägten Silberinedaiilons 
des Hadrian und seiner Nachfolger mit latei- 
nischer Aufschrift (Rev. COS. Iü), welche den 
Men stehend mit Schale und Scepter darstellen. 
Die Münzen von Saittai zeigen a) die 
Büste des Men als - Obverstypus autonomer; 
Rev. Hermes, Mi. 4, 110, 607; desgleichen mit 



2707 Men (Kulte in Lydien) ' Men (Kulte in Phrygien) 2708 

der Beischrift AZIOTTHNOC, Rev. gelagerter Bescr. di altre med. gr. del Mus. Fontana 

Flursgott, Mi. 4, 110, 608 (Cab. Cousinery) parte 3 p. 74 nr. 1 tab. 6, 13, wonach Mi. S. 

= Koscher p. 142 Taf. l a , 5 (München); Samm- 7, 435, 542; vgl. Panofka, Äreh. Komment, zu 

lung Lübbecke; Rev. Dionysos, Cat. Whittall Pausanias ß. 2 Kap. 24 {Abh. d. kgl. Äkad. d. 

1884 p. 85 nr. 1306 (Umschrift angeblich Wiss. zu Berlin 1854) p. 565. 583 Taf. 2, 8 

AZOTTHNOC); b) Men stehend mit Pinien- (ohne Angabe des Kaisers); b) den stehenden 

apfel und Scepter als Reverstypus autonomer Men mit Pinienapfel und Scepter unter Domitia, 

mit verschiedenen Beamtennamen; Obv.: Haupt Pellerin, Bec. 2 pl. 130, 2 und Mel. 2 p. 49. 

des Z6YC TTATPIOC, Imhoof, Griech. Münzen Mi. 4, 143, 817; vgl. Bead, Eist. num. p. 553; 

p. 197(721) nr. 613 (Sammig. Imhoof). 8. Birch, 10 c) den reitenden Men unter Antoninus Pius, 

Num. Chron. 4 (1841) p. 138 nr. 2 (Sammlung Cat. Ivanoff p. 64 nr. 554, vorausgesetzt, dafs 

Doubleday). Iloexoläxas, IVbft. iv xä s&v. vo- die Bezeichnung der reitenden Gottheit als 

futfft. Movasia Kaxa^ivvcc fet uwxy'—acaiiS'. Men Glauben verdient. 

Athen amits'' p. 75; desgleichen unter 'Septi- Eine jetzt bei der Kirche xmv TalittQi&v 

mius Severns, Mi. 4, 112, 618 (Cousinery). Cat. in Tire eingemauerte Inschrift aus Darmara 

Welzl de Wellenheim 1 p. 287 nr. 6287; viel- rühmt IIö(,itXwv) Al'Uov Msvengd- 

leicht auch unter Elagabal, Cat. Whittall 1867 T7jv | xfj liQaxsiy xrjg 4rjtir]tQOs | avsvsvnavxa 

p. 53 nr. 622 („A male Figure in rohes, stan- v.a.1 %a&iSQ(ö\eavxu iialuQov itsQidgyvQOV | xov 

ding to left, with r. arm extended and holding Xeiitovxa xotg rijs z/jj/Mj|tpos fivaxriQioig, %al 
a hasta"); Severus Alexander, Cat. Whittall 20 xä itQoita\&niisvip xrjg »<b^s Mi\v\_ oriliirjav 

1884 p. 85 nr. 1308; ebenso zwischen zwei ge- iteqiaQyvqov, xfjv icQo\noiucivaaaav xäv pvexri- 

lagerten Flufsgöttern unter Caracalla, Mazzo- qI\o>v «utoü k. t. I., Bev. des etud. grecq. 1892 

leni, Mus. Pisan. tab. 40, 2. A. Engel, Bev. p. 341. Bull, de Corr. Hell. 18 (1894) p. 539. 

num. 1884 p. 24 nr. 9 (Coli. Lawson). Wad- Ath. Mitt. 20 (1895) p.241f. 

dington, Bev. num. 1852 p. 31 nr. 1, und unter Für Phrygien ist der Kultus des Gottes 

Gordianus Pius, Num. max. mod. Mus. Beg. belegt durch Lueian, Iupp. tragoedus c. 42: 

Galliae tab. 28, 5. 6, wonach Geßner, Impp. $Qvyeg äs Mvvl iiai Al&loats 'HfiSQcc sc. &v- 

173, 13. Mi. 4, 113, 622 und FcJchel, B. N. V. ovxsg. Die richtige Lesart Mnvl ist nur im 

3 p. 112 nach Vaillant. Begio Museo di Torino. Cod. Oxoniensis erhalten (Le Blond, Mem. de 
Monete Greche. Torino 1883. 4° p.311 nr.4386; 30 l'Ac. 42 p.387); schon Moses Solanus (Jablonski, 

die Münzen von Sardeis (Head, Hist. num. Opuscula 2 p. 67 Anm.*) hat sie in den Text 

p. 553) a) Büste des MHN ACKHNOC im Obv., aufgenommen; sie ist, wie bereits Le Blond und 

Rev. gelagerter Flufsgott (Hermos), Haym, Jablonshi sahen, entschieden der gewöhnlichen 

Thes. Brit. 2 p. 183 tab. 21, 3 = Tesoro Brit. 2 Lesart der Handschriften und Ausgaben M^vn 

p. 145, wonach Belley, Mem. de l'Ac. des Inscr. vorzuziehen. Le Blonds und Jablonskis Än- 

et B.-L. 18 p. 135. Eckhel, B. N. V. 3 p. 112. sieht, dafs Mr\v wegen der Zusammenstellung 

Mi. 4, 119, 671. Mi. 8. 7, 412, 426. Leake, mit 'Hpiga den Monat, nicht den Mondgott 

Suppl. p. 86; Berlin (v. Rauch); Füllhorn und bedeuten müsse, ist hinfällig, einmal zeigt 

Steuerruder, Mi. 4, 112, 672. Cat. Welzl de das vorausgehende Suv&ai iiiv 'A%ivä*n &y- 
Wellenheim 1 p. 288 nr. 6304; Sammlung Im- 40 ovxsg -nai ®pä«ss ZafiöX^iSt, dafs Lueian hier 

hoof, Boscher Taf. 1», 3; Fackel und Füllhorn, aufs Geratewohl verschiedene von barbarischen 

Mi. 8. 7, 412, 425; Sammlung Imhoof; Garbe Volksstämmen verehrte Gottheiten zusammen - 

von vier' Ähren, Mi. 4, 120, 673 nach Sestini, stellt, andrerseits spricht für die Mondverehrung 

Bescr. N. V. p. 436. Mi. 8. 7, 412, 427. Cat. der Phryger die Stelle des Clemens Alex. Cdhort. 

Welzi de Wellenheim 1 p. 288 nr. 6305; ferner ad gentes (Patrol. Gr. 8 p. 96 Migne) : ■xal npoe- 

ohne MHN ACKHNOC mit der angeblichen Um- sttvvjioav tfliov cSs 'ivSol xal aslijvrjv mg $gvysg. 

schrift 6TT . T . A . KA . . . AANIOY; Rev. CAP- Sehr hübsch hat Boscher p. 122 Anm. 52 aus 

AIANQN im Lorbeerkranz, Mi. 4, 120, 675; der Glosse des Resychios rai. fi^y vul $Qvycg 

b) den stehenden Men mit Pinienapfel und durch Änderung von fir,v zu Myv oder Mrjva 
Scepter unter Julia Domna, Sestini, Cat. num. 50 ein weiteres litterarisches Zeugnis für die Men- 
get. Mus. Arigoniani castigatus p. 84 = Mus. Verehrung der Phryger erschlossen. Weit über- 
Arigoni 4 nr. 52 tab. 11. Mi. 4, 130, 738. 739. wiegt aber die wenigen Angaben der Autoren, 
Sestini, Mus. Hedervar. 2, 320, 33 (= Wiczay von denen Proclus in Tim. 4, 251 und Strabon 
nr. 6422); Sammlung Imhoof, Boscher p. 143 p. 557. 577 noch besonders anzuführen sind, 
Taf. l a , 17 ; Sammlung Löbbecke; Severns Ale- das durch die Münzen und Inschriften gegebene 
xander, Mi. 4, 134, 763; Julia Maesa, Pellerin, Material. Es bezeugen Menkultus für: 

Mel. 2 p. 180. Mi. 4, 134, 767 ; Julia Mamaea, Akkilaion Münzen des Gordianus Pius 

Mi. 4, 135, 769; Tranquillina, Eckhel, Cat. Mus. mit stehendem Men, die R. am Scepter, auf 

Caes. Vind. 1 p. 194 nr. 13, wonach Mi. 4, 137, der L. den Pinienzapfen, den 1. Fufs auf dem 
783. Sestini, Mus. Hedervar. 2 p. 321 nr. 41. 60 Stierkopf, Mi. S. 7, 481, 1 (Cab. de Cadalvene, 

Bumersan, Cab. Allier de Hauteroche p. 100; ohne Erwähnung des Stierkopfes). Sestini, 

c) ebenso vor einem Altar unter Vespasian, Bescr. d'alc. med. gr. del Mus. del Signore Carlo 
Medagliere di Napoli p. 208 nr. 8570; ein Heilig- d'Ottavio Fontana. Firenze 1822. 4° p. 117 
tum des Men wird erwähnt in einer von Sardeis tab. 3 fig. 18 und Bescr. di altre med. gr. del 
nach Smyrna gebrachten Inschrift, Smirnoff Mus. del Sign. C. d'Ott. Fontana. Firenze 1829. 
p. 91 nr. 6 nach Mova. Kai ßißl. 1876 — 78 4° parte 3 p. 80 (falsch unter Nakoleia), da- 
p. 23; die Münzen von Silandos zeigen gegen Panofka, Bissertations numismatigues. 
a) die Büste des Men unter Maximinus, Sestini, Paris 1832 p> 1 — 2. 16 — 17 pl. 49 A, 7 richtig 



2709 Men (Kulte in Phrygien) 

unter Akkilaion, aber mit Verkennung des 
Stierhauptes, das er für einen Felsen ansieht. 
H. P. Borrell, Num. Chron. 8 p. 14 nr. 2, wo- 
nach Head, Hist. num. p. 556; Sammlung Im- 
hoof, Röscher Taf. l a , 15. 

Alia (von Bamsay, Journ. of hell. stud. 4 
p. 416 und 8 p. 466 angesetzt zu Kirka, etwas 
südöstlich von Uschak), eine Marmorstele, ge- 
funden bei Kirka, darstellend „the god Men 
half-length, Standing slightly to the right, wea- 
ring a high Phrygian eap and with the crescent 
on his Shoulder" mit der Inschrift: 'Aya&ri 

n 

Tvxv' "Exovg avd'. | Mrjvi 'Aav.ut\\vm | $qüxqc£ 

'Hi.i\o<p£>vxog | 'Avxioypv ual IIoviii\fov | Mägl- 
xo\v | uvi&rjxav, Bamsay, Journ. ofhell. stud. 4 
p. 417 nr. 31; Münzen (Head, Mist. num. p. 556) 
mit a) Büste des Men und Beischrift AITHCA- 
M6NOY (DPOYri im Obv. und stehendem AHMOC 
im Rev., Pellerin, Bec. 2 pl. 42, 8, wonach 
Eckhel, B. N. V. 3 p. 129 f. Mi. 4, 215 f., 130 
(mit der irrigen Lesung ANTHCAMGNOY statt 
AITHCAM€NOY, die von Leake, Suppl. p. 13 
Anm. fälschlich auf Men bezogen wird „seems 
to mean that he was the protector or benefactor 
ofPhrygia"). Sestini, Lett. num. 1 p.63. Sestini, 
Bescr. di altre med. gr. del mus. del Signor Carlo 
d'Ottavio Fontana 3 p. 76 nr. 1 (Haupt des 
Gottes angeblich mit Ähren bekränzt); mit 
Büste des Men im Obv. und Zebu im Rev., 
Berlin; b) mit stehendem Men mit „Ball" 
(wohl Pinienzapfen) und Speer auf dem Eev. 
einer autonomen mit der Büste der I6PA CYN- 
KAHTOC im Obv., Birch, Num. Chron. 3 (1840/41) 
p. 98; derselbe Typus 
bei Arigoni 2 tab. 7, 2, 
wonach irrig beschrie- 
ben von Mi. 4, 216, 
131 und Sestini, Cat. 
num. vet. Mus. Arig. 
cast. p. 86 („Vir palu- 
datus ad s. stans d. 
globum, s. hastam"); 
c) Men zu Rofs unter 
Gordian. Pius, Sestini, 
Bescr. N. V. p. 452 
nr. 1 (Cab. Cousinery), 
wonach Mi. 4, 216, 1 33. 
Cat. WhittaM. London 1867 p.63 nr.726. Bollin 
et Feuardent 2 p. 392 nr. 6033; Berlin (aus 
Sammlung Fox), und Gallienus (Fig. 5), hier mit 
der Bipennis über der 1. Schulter, P. de Saxe- 
Cobourg, Bev. num. 3 e ser. 10 (1892) p. 81 f. 
nr. 43 pl. 2, 3 (falsch beschrieben als „Ama- 
zone"). Vielleicht kommt dieser Typus auch 
schon unter Gordianus Pius vor, Cat. Borrell. 
London 1861 p. 19 nr. 105 „An equestrian 
figure, with a bipennis over the left Shoulder." 
Von Alia- Kirka ist zu trennen 17 'Aliaväv 
■nccToixia, welche auf einer zu Kirgol im 
Becken des Rhyndakos gefundenen Widmung 
an Men genannt wird: ["EtIoüs eos'. A.\Nh- 
xrjtag Ila()8\ctXä Mr\v\ &e& | sv^riv | balcp jc(e) 

Siv.e<p \ fj 'AXiaväv %a\xQi%la. C<3£« | xr\v xatoi- 

niav, S. Beinach, Bev. des etud. gr. 3 (1890) 
p. 50 — 53. 




5) Münze von Alia 

(nach Rev. num. 1892 

PI. 2, 8). 



Men (Kulte in Phrygien) 2710 

Amorion Münze des Septimius Severus 
mit stehendem Men mit Schale und Lanze, 
Sestini, Lett. num. 6 = Bescr. di die. med. rare 
del museo Knobelsdorffiano p. 69 nr. 2, jetzt im 
Berliner Münzkabinett. 

Ankyra Phrygiae Münzen mit der Büste 
des Antinoos im Obv. und stehendem Men mit 
Anker (als Stadtwappen) und Scepter nebst 
Umschrift IOYAIOC (oder IOYA) CATOPNINOC 

10 ANKYPANOIC im Rev., Mi. 4, 221 f., 160. Mus. 
San demente 2 p. 21 nr. 146. Cat. Thomsen 1, 2 
p. 132 nr. 1568. Cat. De Moustier p. 86 nr. 1320; 
Sammlung der Brera in Mailand, Sammlung 
Löbbecke. Leveeow, Über den Antinous p. 108 
und Bietrichson, Antinoos p. 293 nr. 25** glau- 
ben hier den Antinoos als Men dargestellt 
zu sehen. Vermutungsweise erkennt Le Bas, 
Bev. de philol .1845 p. 34 auf einem Relief mit 
Zeus und einer Herme und der Widmung Ti- 

20 ßegiog KXavSios SvvtQocpog *dil vipiaxm nax' 
em,Tceyi]v in t(b[v] l$£to[v] dvi&rjxiv BQOVxaim 
in der Herme das Bild des Men. Da aber 
Men in Hermengestalt noch nicht nachgewiesen 
ist, und da auch die Inschrift nicht auf diesen 
Gott hinweist, ist Le Bas' Vermutung als halt- 
los zu bezeichnen. 

Apameia Münzen mit a) stehendem Men 
unter M. Aurel, Mi. 4, 234, 247 nach Vaillant; 
b) Men zu Rofs unter Volusianus, Engel, Bev. 

so num. 1884 p. 29 nr. 24 (Coli. Lawson); Berlin 
(aus Sammlung Sperling). 

Attuda Münzen mit a) Büste des MHN 
KAPOY im Obv. und einem grofsen Altar mit 
drei Pinienzapfen und zwei kleinen flammenden 
Altären, von Head, Hist. num. p. 559 als Altar 
des Men bezeichnet, im Rev., Mi. 4, 241, 282. 
S. 7, 519f., 193 nach Sestini, Mus. Hedervar. 2 
p.339nr.3 tab. 26, 2 (ex museo H.Ba,v.) — Sestini, 
Lett. Num. Cont. 6 p. 80. Sestini, Lett. Num. Cont. 

40 2 p. 107 nr. 1. Lajard, Culte de Mithra pl. 67, 4; 
Sammlung Imhoof, Boscher Taf. l a , 4. Derselbe 
Altar begegnet als Reverstypus auf Münzen 
mit der Büste des AHMOC im Obv., Pellerin, 
Bec. 2 pl. 43, 22. Mi. 4, 241 f., 283. 284. S. 7, 
521, 201 (nach Sestini, Mus. Hedervar. 2 p. 339 
nr. 2). Leake, Suppl. p. 27. Bollin et Feuardent 
2 p. 394 nr. 6071. Friedländer, Berliner Blätter 
f. Münz-, Siegel- u. .Wappenkunde 1 (1863) p. 146; 
Berlin (aus Sammlung Fox). Cat. Walcher de 

50 Moltheim. Paris 1895 p. 226 nr. 2755; b) mit 
stehendem Men mit Pinienzapfen (nicht Vogel, 
wie Mionnet angiebt) und Scepter im Rev. und 
Haupt der BOV-AH im Obv.. Mi. 4, 242, 288; 
Berlin (aus Sammlung Fox). Die von Prokesch- 
Osten, Arch. Zeit. 1844 p. 343 nr. 46 mitgeteilte 
Münze mit dem Haupt des Demos im Obv. und 
„Lunus mit Bogen (?) und Zweig von vorne" 
im Rev. befindet sich jetzt im Berliner Kabinett 
und stellt den Attis stehend von vorn, Haupt 

60 verschleiert, in der gesenkten R. eine Peitsche 
oder einen Baumzweig, in der gleichfalls ge- 
senkten L. eine Flöte, dar. Der angebliche 
„Lunus on horseback" im Cat. Jvanoff p. 68 
nr. 577 ist wohl die reitende Gestalt mit Chla- 
mys und Bipennis über der Schulter (Pellerin, 
Bec. 2 pl. 43, 24. Mi. 4, 242, 287. Cat. Greppo 
nr. 1149. P. de Saxe-Cobourg, Bev. num. 3 e se"r. 
10 (1892) p. 83 nr. 47 pl. 2, 7), die so oft auf 



2711 Men (Kulte in Phrygien) Men (Kulte in Phrygien) 2712 

den Münzen lydischer und phrygischer Städte Das angebliche Haupt des Men mit phry- 
erscheint und ganz irrig (so für Attuda noch gischer Mütze, welches San demente 1 p. 187 
von Head, Hist. num. p. 559) als Amazone be- tab. 7, 27 auf dem Obv. einer autonomen Münze 
zeichnet wird. Offenbar ist dieselbe je nach von Eukarp ei a erkennen will, ist nach Fried- 
den verschiedenen Städten verschieden zu be- länder, Zeitschr. f. Num. 7 (1880) p. 228 f. viel- 
nennen. In Attuda, einem Orte, der schon mehr ein weibliches Haupt, 
durch seinen Namen auf Attiskultus hinweist, Eumeneia wird gewöhnlich zugewiesen 
werden wir in ihr den Attis zu erkennen haben, die bei Ishekly gefundene Inschrift zu Ehren 
den uns zu Rofs auch eine von J. Becker, Drei des Monimos, Sohnes des Ariston. Doch ist 
römische Votivhände aus den Rheinlanden. Frank- 10 nach Ramsay, Cities 1 p. 245 bei der eng- 
furt a. M. 1862. 4° Taf. 2, 4 a. b p. 25 f. als Sa- benachbarten Lage von Eumeneia, Lounda, 
bazios gedeutete Terracotta und ein Pferd am Peltai und Attanassos die Entscheidung schwie- 
Halfter haltend ein Bronzerelief im British Mu- rig, von welcher dieser alten Städte die in jener 
seum, Schreiber, Die alexandrinische Toreutik Gegend gefundenen Inschriften herstammen. 
(Äbh. d. legi, sächs. Ges. d. Wiss. phil.-hist. Kl. Die verstümmelte Inschrift, die den Monimos 
14 nr. 5.) Leipzig 1894 p. 373 [103] f. nr. 157* als Priester mehrerer Gottheiten bezeichnet, 
vorführt. Freilich führt auch Ramsay, The ist von Franz, Fünf Inschriften u. fünf Städte 
Cities and Bishoprics of Phrygia. Oxford 1895 in Kleinasien 1840 p. 12 = C. I. Gr. 3886 (wo- 
vol. I p. 165 als Münztypus von Attuda „Men nach K. Keil, Philol. 7 [1852] p. 199) und von 
on horseback" an, aber nach seiner Auffassung 20 Letronne, Journ. des Sav. 1825 p. 330ff. so her- 
fp. 169) sind Men und Attis identisch. gestellt worden, dafs das deutliche MHNOI 
Wie die Aufschrift MHN KAPOY auf den AXKAHNOY in Zeile 5 von jenem zu 'Aqti]ih- 
Münzen von Attuda lehrt, befand sich im Ge- [S]os [k«1] 'AoxXrfitilov, von diesem zu Hoau- 
biete dieser Stadt der Tempel des Gottes, von 8m\vog xal 'Aav.\r^nC\ov entstellt wurde. Rich- 
dem Strab. 12 p. 580 berichtet, dafs er zwischen tiger stellen P. Paris, Bull, de Corr. Hell. 8 
Karura und Laodikeia gelegen und zu seiner (1884) p. 237 nr. 7 und Ramsay, Cities 1 p. 246 
Zeit die Pflanzstätte einer Schule herophileischer nr. 88 den auf die Priesterwürden des Monimos 
Ärzte unter Zeuxis und dann unter Alexandros, bezüglichen Teil her: i[eo£u Jiog] ZmrriQog 
dem Sohne des Philalethes, war. Die Stätte Kai 'An6l1.[tavog «ort] Mrjvbg 'Joxcctjvov [*ai 
dieses Heiligtums setzt Ramsay, The Cities and »0 Mr\TQbg\ dsäv 'Avydlats(a[g v.al 'Aya&ov Jai- 

Bishoprics of Phrygia 1 (1895) p. 167 ff. zwischen fiovog xal Paris: \Ss]ßaaxfig 

Haz Keui und Gereli Keni nahe dem Westufer EiQ^vrjg oder Ramsay: Ei'as[iSog «a! 2s]ßaarijg 

des Kapros an. In Eist. Geogr. of Asia Min. E^vrjs. In Cities 1 p. 294 Anm. 1 bemerkt 

p.135 nr. 5 u. p.137 nr. 31 (vgl. oben s.v. Karou Ramsay, nachdem er im Texte von den ur- 

Bd. 2 Sp. 967) hatte er das Heiligtum des Men sprünglichen Flügeln des Men gesprochen hat: 

Karou mit dem von Strabon p. 557 erwähnten „J have seen a relief at Eumeneia (where Men 

tÖ tov Mrjvbg (tegbv) iv xä bpmvvficp töma und Askaenos was worshipped) in which the wings 

Mrjvog Küfir] des Athenaios 2 p. 43 identificiert were distinet and closely resembled the wings 

und es etwas im Osten von Karura gesucht, of many figures at Boghae- Keui (Pteria)." An 
was er Cities 1 p. 171 als unhaltbar zurück- 4a Men ist aber offenbar bei diesem Relief nicht 

weist. Der Sitz der Schule der herophileischen zu denken. 

Ärzte war nach Ramsay, Cities 1 p. 52 Laodi- Flaviopolis s. Temenothyrai. 

keia, da Münzen dieser Stadt unter Augustus Grimenothyrai, welches in Giaour-Euren 

die Namen ZEYEE und ZEY£II • <DIAAAH0HI bei Orta Keui, etwa 6 englische Meilen östlich 

mit dem Typus des Zeus oder des Asklepios- von Uschak, angesetzt (Ramsay, Hist. Geogr. 

Stabes zeigen. p. 149f. nr. 95) und gewöhnlich mit Trajano- 

Ferner belegen den Menkultus in Phry- polis (Head, Hist. num. p. 564) identificiert 

gien für: wird, während Radet beide Orte trennt und 

Beudos eine Münze des Hadrian mit Trajanopolis in Tscharik-Keui, 5 Kilometer 
stehendem Men mit Pinienzapfen (so nach 50 südöstlich von Giaour-Euren sucht (Nouv. arch. 

dem von Lübbecke mir übersandten Siegel- des miss. seientif. et litt. 6 [1896] p. 620), prägt 

abdruck, nicht Kugel, wie Lübbecke angiebt) Münzen mit der Reversumschrift rPIM€NO0V- 

\mdScer)ter,Löbbecke,Zeitschr.f.Num.l887p.50. P€QN und dem stehenden Men mit Pinien- 

Dorylaion (Eski-Schehir) eine Stele mit zapfen und Scepter im Rev.; Obv. Haupt des 

der Widmung IJanä TLanäg \ vi-nvco Niax'ftQiag Herakles, Dumersan, Cab. Allier de Hauteroche 

,,.,,, , l V „ ., „ [] ., , p. 76. Waddington, Rev. num. 1852 p. 93 nr. 1 ; 

Mny,\ f v X rtv und roher Reiterfigur mit kapuzen- £ bfinso mi( . ^ Umscllrift rPIM€NO0VP€QN 

artig über das Hinterhaupt emporgezogenem £n| M TVM| im Key> und der Bügte der 

Gewand, G. Rodet Rapport sur une mission |epA CVNK AHTOC im Obv., Sestini, Lett. Num. 
saentifique enAsie Min., Nouv. arch des miss. m C(mt 3 XLIX M 10 in drei Exemplareni 

seientif. et litt, tom^e (1895) [p. 424-594] nämlichMng . C ousinery = München, Lett.Num. 

p. 573 nr. 23; vgl. p 584; sowie für _Kuyuj ak, Q ^ y(m m 4 14g 88g falgch 

halbwegs zwischen Nakoleia und Dorylaion lesen UI1< f unte ' r Temenothyrai verzeichnet; Mus. 

ein Relief mit Reiterfigur und der Inschrift: Pemoroe]c Pars n tab . 30 fig , 7 Mns . Wiczay 

mvvt, Iocaovo[g] | avvßwg itsgi xm-\v iSmv cm- = Mus Hedermr _ 2 p . 358 nr. 1, wonach Mi. 

t m i-\cc S M n vl ovgccvico xe AnoUcovi \ Bv%riv, ^ ^ 1261 . zwei weitere Exem pl ar e im Ber- 

Ramsay, Ztschr. f. vergl. Sprachforsch. 28 (1887) liner Kabinett. 

p.394nr.l6. Nach Hadrianopolis -Thymbrion (siehe 



I 



' 2713 Men (Kulte in Phrygien) 

Bamsay, Hist. Geogr. p. 140 nr. 57) weise ich 
eine Münze, die Mi. S. 2, 302, 605 aus Combe, 
Mus. Hunter p. 11 nr. 2 tab. 2, 18 unter der 
thrakischen Hadrianopolis , indessen mit der 
Anmerkung, dafs sie eher nach der bithynischen 
Stadt dieses Namens gehört, verzeichnet. Sie 
zeigt im Obv. ein „Caput imberbe galeatum 
pectore tenus ad d.", offenbar die Büste der 
Roma, die sich auf dem Obv. zahlreicher 



Men (Kulte in Phrygien) 2714 

Chron. 8 (1845/46) p. 29 (British Museum, aus 
Sammlung Borrell) = Head, Hist. num. p. 565. 
Cot. Ivanoff p. 70 nr. 591 ; c) mit angeblichem 
Men zu Rofs, Head, Hist. num. p. 565, doch 
beruht diese Angabe wohl nur auf der von 
Mi. S. 7, 576, 403 nach Sestini, Lett. Num. Cont. 
8 p. 102 und im Cat. Ivanoff p. 70 nr. 590 ver- 
zeichneten Münze des Nero mit „Figure equestre 
marchant, peut-etre le dieu Lunus", „Lunus 



Münzen phrygischer Städte findet und irrig 10 on horseback" ; die Figur, im Mus. Arigoni 1, 



gewöhnlich als Büste der Pallas bezeichnet 
wird, im Rev. Men stehend, der Abbildung 
nach zu urteilen wohl eher mit dem Pinien- 
zapfen als mit der Schale in der R., das 
Scepter in der L. 

Hierapolis führt als Reverstypus auf 
einigen Münzen den stehenden Men, der den 
r. Fufs auf ein Stierhaupt setzt und Pinien- 
apfel und Scepter hält; Obv. Büste des x6YC 
TPQIOC, Reversumschrift IGPATTOAeiTßN , von 20 
Prokesch- Osten, Inedita meiner Sammlung auto- 
nomer altgriechiseher Münzen, Denkschr. d. kais. 
Äkad. d. Wiss. phil.-hist. Kl. 5 (1854) p. 292 
(wo das Stierhaupt fälschlich als Schiffs- 
schnabel bezeichnet wird), jetzt im Berliner 
Münzkabinett; Obv. Büste des AHMOC, Revers- 
umschrift nach dem Berliner Exemplar und 
nach Sestini, Lett. Num. Cont. 7 p. 50 tab. 3 
fig. 21 IEPOTTOAeiT«N, nach Mi. 4, 298, 594 
wohl irrig lePATTOAeiTQN ; Obv. Büste der 30 
Stadtgöttin mit Mauerkrone, Umschrift N6QKO- 
PQN, Reversumschrift lePATTOAeiTQN, Eckhel, 
Num. vet. p. 249. D. N. V. 3 p. 155 u. Cat. Mus. 
Caes. Vind. 1 p. 198 nr. 1 , wonach Mi. 4, 300, 
605. Cat. Ivanoff p. 70 nr. 588; Berlin; ferner 
Bundesmünze von Hierapolis und Sardeis, Obv. 
Büste der Artemis mit Köcher über der Schul- 
ter, Mi. 4, 300, 604 und Bollin et Feuardent 2 
p. 398 nr. 6108. Sammlunglmhoof ; Bundesmünze 
von Hierapolis und Ephesos, Obv. belorbeerte 40 
verschleierte Frauenbüste, Berlin (aus Sammlung 
Fox). Der Typus des stehenden Men begegnet 
auch auf einer Münze des Elagabal, Leake, 
Num. Hell. Äs. Gr. p. 67; Berlin. Im Mova. x. 
ßißl. Tijs evuyy. exolfjq. IIsq. 6 (1884/85) p. 5 
nr. 205 wird unter den Denkmälern des Mu- 
seums der evangelischen Schule in Smyrna 
verzeichnet ein aus Hierapolis stammender 
Stein mit der Inschrift diovvoi | trjv lvo%r\\v 
dv^)d~rjna und einer fragweise als Men be- 50 
zeichneten Reiterfigur. Eher ist wohl der auf 
den Münzen von Hierapolis häufig zu Rofs 
abgebildete Apollon Lairbenos in der Figur 
zu suchen. 

Von der Stadt Julia werden verzeichnet 
Münzen a) mit stehendem Men mit Scepter 
in der R. und kleiner Figur (Nike) in der L. 
unter M. Aurel, Mi. 4, 311, 663 nach Vaillant, 
Num. Gr. p. 52 („Eq. Patini") und Faustina 



2, 25 (Sestini, Cat. num. vet. Mus. Arig. cast. 
p. 88) und bei Sestini, Lett. Num. Cont. 6 tav. 3 
flg. 7 abgebildet, zeigt keine Spur von einem 
Halbmond. 

Auf Verehrung des Men in einer Ortschaft 
Kaouala weist ein im Mount Ephraim Hotel, 
Tunbridge Wells befindliches Relief unbekannter 




6) Relief mit Men Kaualenos 
(nach Journ. of the Brit. Arch. Assoc. 1884 p. 114- 



■115). 



Herkunft (Fig. 6), welchea Men mit „Thyrsos" in 
der R. und Pinienapfel in der L. stehend auf 
einem zu Boden gebeugten Stier in einem zwei- 
säuligen Tempelchen, mit der Widmung 'Aya- 
&6110VS Kccovcclrivm tv%rjv Miqvl darstellt, W. 

H. Cope, Journ. of the Brit. Arch. Assoc. 40 



junior, Mi. 4, 310, 660; vgl. Vaillant, Num. Gr. tso (1884) p. 114 — 115. Der Herausgeber möchte 



p. 60 „Lunus cum pileo Phrygio et Luna cre- 
seente dorso falcatä, d. pateram. In aliis, 
victoriam, s. hastum. Beg. Sueciae", wonach 
Mi. S. 7, 677, 405. Solange diese Typen nicht 
durch sorgfältige neuere Publikationen belegt 
sind, wage ich nicht für die Richtigkeit der 
Zuteilung und Beschreibung einzustehen; b) mit 
Men im Tempel unter Ämilianus, Borrell, Num. 



Kaovalrjvög von Kabalis ableiten. Näher 
dürfte es liegen, an die durch eine Inschrift 
von Almadschik (.4»». d. Inst. 1852 p. 1^3. 
Waddington, As. Min. 1676) bekannte Kava- 
Irjvmv Kcczoinia zu erinnern, vgl. Jattrbb. f. kl. 
Phil. 1894 p. 826. 

Kibyra prägt Münzen mit dem stehenden 
Men als Reverstypus a) mit Pinienapfel in der 



2715 Men (Kulte in Phrygien) Men (Kulte in Phrygien) 2716* 

R.; Obv. Büste der I6PA CVNKAHTOC, Gom.be, Im Gebiete des drjfiog 'OgpriXscov in der 

Mus. Eunterianum p. 99 nr. 2 (wo irrig Schale killanischen Ebene, in der Gegend der heutigen 

statt Pinienzapfen angegeben wird) tab. 18, 4, Dörfer Tefeni, Sazak, Karamanli (Bamsay, Cities 

wonach Eckhel, D. N. V. 3 p. 144 und Mi. 4, 1 [1895] p. 280), begegnet nach Collignon, Bull. 

258, 377. San demente 1 p. 208; b) mit Schale de Corr. Meli. 2 p. 55 Men öfters in Basreliefs: 

in der E., Scepter in der L. und flammendem „ce dieu etait honore dans toute cette region et 

Altar zu Füfsen; Obv. Haupt des Herakles, nous avons pu y dessiner des bas-reliefs inedits 

Leake, Num. Meli. As. Gr. p. 42 ; derselbe Typus qui temoignent de la popularite de son eulte." 

unter Gordianus Pius, Mi. 4, 263, 400. Leake, Desgleichen bemerkt Bamsay, Cities 1 p. 294: 

Suppl.p.ST. BollinetFeuardenfZ p. 395 nr. 6078. 10 „The relief representing the god as a horseman 

Cat. de Moustier p. 189 nr. 2907; Berlin (aus brandishing a weapon, though in this district 

Sammlung Sperling und Fox). Der von Pel- not aecompanied by the natne Men, often oceurs 

lerin, Mel. 2 p. 197 unter demselben Kaiser elsewhere with that name, and is as characteristic 

verzeichnete Typus „Le dieu Lunus avec le of Men as it is of Savazos." Genannt wird Men 

bannet phrygien et le eroissant ä ses epaules, nur in einer Inschrift aus Tefeni, welche ver- 

eleve la m. dr. comme pour tirer une fleche de schieden wiedergegeben wird, von Gollignon, 

son carquois, et tient un are de la m. g." wird Bull, de Corr. Meli. 2 (1878) p. 171 f. nr. 3: 

von Mi. 4, 263, 403 einfach als „Figure de- ATT.OAAßNI|OC MHNIAOC 7 | MECANBPIO | 

baut, tenant un are" beschrieben. Ich wage lEPATEYßN | MHNiTOAHCEJQN EYXHN, von 

ihn daher nicht für Men in Anspruch zu 20 Sterrett, Epigr. Journey in Asia Minor nr. 60/61 

nehmen; der „Homme debout, vetu de la tage, p. 93 B: ATTOAAQNI|OC MHNOC | MECANBPIO 

tenant une patere dans la m. dr. et la haste //// | lEPATEYßN | MHNI TOAHCEjQN EYXHN, 

transversale dans la g.; ä ses pieds, un bison" von Bamsay, Cities 1 p. 304 nr. 99: 'AnoXXmviog 

auf einem Stück der Julia Mamäa, Mi. 4, 262, MrjviSog MeeüvßQio[g] ieQarsvav MtjvI ToXn- 

396, läfst durch das Attribut des Stieres wohl an aicov tv%riv, doch mit der Anm. 2, dafs er 

Men denken, doch verbietet der Mangel einer Mfjvidog Btatt des Mrjvog seiner eigenen 1884 

Abbildung und einer neueren zuverlässigeren aufgenommenen Abschrift nach Berards, Bull. 

Beschreibung eine bestimmte Deutung zu geben, de Corr. Meli. 16 (1892) p. 418 nr. 41 B Lesung 

Laodikeia führt auf seinen Münzen die 'AicoXXtöviog Mrjvidog MrjviToXrjesmv ivxrfv 

Büste des Men als Obverstypus, Mead, Mist. 30 gebe, Meuzey in Dumonts Melanges d'arche'ol. 
num. p. 565; Berlin (mehrere Exemplare); Rev. et d'epigr. p. 482 nr. 117n mit Übergehung von 
Adler nebst verschiedenen Beamtennamen, TOAHCEQN: 'AnoXXäviog MrjviSog t[§is] -Ms- 
KO-AINEIAI, Imhoof, Monn. Gr. p. 404 nr. 119, c[ä]vßQiog (?), tspccTSvaiv Mqvl sv%r\v, in Über- 
falsch gelesen von Pellerin, Bee. 2, 46, 62 (wo- emstimmung mit Collignons Wiedergabe der 
nach Eckhel, D. N. V. 3 p. 159). Mi. 4, 315, 689. Inschrift in Minuskeln, nur mit dem Unter- 

S. 7, 580, 421. Leake, Num. Meli. As. Gr. p. 73; schied, dafs dieser statt MtjvI: Mtjvi 

AIONYCIOC, L. Müller, Mus. Thorvaldsen p. 277 schreibt. Die Inscnrift, über welche ich Jahrbb. 

nr. 185; KO • AIOKOYPIAHZ, San demente 1 f. Mass. Phil. 1894 p. 326f. gehandelt habe, ist 

tab. 8, 61. Cat. Borrell. 1852 p. 39 nr. 345. verschieden erklärt worden. Ganz zu verwerfen 

Imhoof, Monn. Gr. p. 404 nr. 117 = Boscher 40 ist Berards Ansicht, dafs Mr\vi.xoXri<jHwv das 

Taf. l a , 6 ; Sammlung Löbbecke. Dieselbe Büste Ethnikon einer Stadt MrjvitöXijeos sei. Auch 

erscheint als Reverstypus unter Augustus, Berlin. Sterrett (p. 94) trifft schwerlich das Richtige, 

Über Mrjvos Kwpr), Athen. 2 p. 43 und wenn er übersetzt: „Apollonios, acting as priest 

tsQov T<rö Mrjvbg iv rä bticovv^co zona>, Stra- of Men Mesanbrios, dedicates in discharge of 

bon p. 577 s. oben unter Attuda und unten o vow to Men of Toleseis" und zur Erklärung 

unter Sebaste. beifügt: „Two different gods Men are distin- 

Metropolis, und zwar die südliche von guished here; obvwusly they are the deities of 
den beiden phrygischen Städten dieses Namens, two separate villages, one perhaps named Me- 
ieren Münzen die Aufschrift MHTPOTTOA€l- sambria, and the other Tolesia (or possibly 
TQN <J>PY tragen (vgl. Bamsay, Metropolitanus 50 Todesia)." Es ist wohl die Widmung eines 
Campus, Journ. of hell. stud. 4 p. 53 — 72, speziell Mannes aus Mesanbria, worunter wir uns eine 
p. 54 und Prymnessos und Metropolis, Athen. Ortschaft in der Umgegend von Tefeni zu 
Mitt. 7 p. 126—145), prägt den stehenden Men denken haben, an den Men der Gemeinde der 
auf einer Münze des Decius der Sammlung Toaeseis oder Toleseis. Passend vergleicht 
Lawson, mit Scepter in R. und Schale in L. Bamsay die Widmung Mrjvl ToXtieimv mit 
nach Bamsay, Journ. of hell. stud. 4 p. 61 'AnoXXmvi nsQ(iivovvSimv. Ms „Belief of Men, 
nr. 4, mit Schale in R. und Scepter in L. who bears a club" bezeichnet Sterrett, Epigr. 
nach Bamsay, Athen. Mitt. 7 p. 144; Umschrift Journey p. 97 nr. 65, aber wohl kaum mit 
nach ersterer Stelle [TT]A • AA€ • TI€IOY TTP • Recht, die Darstellung eines berittenen Gottes 
AP • MHTPOTTOA6ITQN 4>PY, nach letzterer 60 an der Felswand von Tefeni, welche begleitet 
TTEIOY TTPAP MHTPOrTOAeiTfiN <t>PY; nach ist von der Widmung MsviXaog Mr]viSog 6 ? o- 
Bamsay bei Mead, Mist. num. p. 567; tpvXu\£, so ergänzt A. H. Smith, Journ. of 
, Midaion den stehenden Men mit Pinien- hell. stud. 8 p. 236 nr. 16 und Bamsay, Cities 
zapfen und Scepter auf einer Münze des Cara- 1 p. 306 nr. 104, der aber auch Sterretts und 
calla, Sestini, Lett. Num. Cont. 9 p. 80 nr. 15 Useners, Götternamen p. 263 Anm. 38 Ergän- 
nach Eckhel, Cat. Mus. Caes. Vind. 1 p. 200 zung 'OQO<pvXa\%i für möglich hält] svx^v 
nr. 1 (der Men nicht erkannt hat); ebendaher irovg oo[ß' Sterrett, cop' Bamsay, (s)og' Smith. 
Mi. S. 7, 600, 516. Auf das aufseiordentlich häufige Vorkommen 



2717 Men (Kulte in Phrygien) 

des Personennamens M^vig in jener Gegend 
macht Bamsay, Cities 1 p. 294 aufmerksam. 
Nur kann ich mit den Betrachtungen, die er 
daran knüpft, nicht übereinstimmen. Er er- 
klärt: „We observe that, whereas the name 
Menis is so common in this district, deriva- 
tives from Men of the type of Menodoros, 
Menodotos etc. are hardly found. Menis is the 
grecized form of a native name derived from 
the old Man or Manes, and bearing the same 
relation to it that the personal name Attes 
(Attis) did to the divine name Attes (Attis, 
Atys). But Menodoros etc. are derivatives from 
the grecized Men, and that name, being com- 
paratively modern, had not produced a series 
of populär and common personal names; henee 
arises the rarity of that class of names." Wie 
schon oben bemerkt, ist mir seine Ansicht, 
dafs Men nichts als ein gräcisierter phrygi- 
scher Manes sei, wenig wahrscheinlich. Mjjvis 
sowohl wie die volleren Formen MtjvöSozos 
und MrivööaiQog, die sich in anderen Gegenden 
überaus zahlreich nachweisen lassen, kommen 
von Mr\v. 

Für Peltai ist Menkultus belegt durch 
eine Münze mit Men zu Rofs im Cot. Ivanoff 
p. 71 unter nr. 600, vorausgesetzt, dafs die 
reitende Gottheit den Halbmond führt. Auch 
der Typus Halbmond und Stern bei Sead, 
Hist. num. p. 567 darf vielleicht auf Verehrung 
des Men bezogen werden. 

Münzen vonPhilomelion zeigen die Büste 
des Men mit vielleicht mit Epheu bekränzter 
phrygischer Mütze im Obv. ; Rev. sitzender 
Zeus Nikephoros, Imhoof, Gr. Münzen p. 219 
(743) nr. 716 (Sammlung Imhoof = Röscher 
p. 126), nr. 717 (Klagenfurt); oder „a Man 
wearing a helmet and holding a hasta in left 
hand, standing, wiih right arm extended", Cat. 
Whittall 1858 p. 57 unter nr. 655. 

Sala s. oben unter Elaia. 

Auf den Münzen von Sebaste (Head, Hist. 
num. p. 568) erscheint a) die Büste des Men 
im Obv.; Rev. Asklepios, Mi. S. 7, 649, 85 (Cab. 
de Cadalvene), irrig unter Sebaste Galatiae, 
welches freilich Eckhel, D. N. V. 3 p. 172 von 
der phrygischen Stadt dieses Namens nicht für 
verschieden hält; Sammlung Bunbury = Boscher 
p. 142 Taf. l a , 9 ; Hygieia, Birch, Num. Chron. 
2 (1839/40) p. 226 pl. flg. 2 (British Museum); 
vgl. den Electrotype bei Leake, As. Gr. p. 108 
(„Nemesis?"). Bollin et Feuardent 2 p. 402 
nr.6153. Gat.Whittall 1858 p.58 nr.661; Berlin 
(zwei Exemplare); b) Men stehend, den einen 
Pufs auf einen Stierkopf setzend, mit Scepter 
und Pinienapfel, als Reverstypus; Obv. Haupt 
der l€PA CYNKAHTOC, Sestini, Lett. e Diss. 
num. 7 p. 73 nach Haym, Thes. Brit. 2 p. 148 
ed, Londinensis = p. 184 ed. Vindobon. tab. 21, 5. 
Cat. Whittall 1868 p. 58 nr. 661 ; desgleichen 
unter Geta, PeUerin, Bec. 3 p.255 pl. 136, 8, 
wonach Eckhel, D. N. V. 3 p. 182 und Sestini, 
Lett. 7 p. 78. Mi. 4, 899, 152. S. 7, 650, 86. 
Leake, Suppl. p. 86. Waddington, Bev. num. 
185t p. 181 nr. 5 pl. 10, 5. Cat. d'une coli, de 
mid. gr. auton. et des col. rom. formee par un 
amateur russe. Florenoe 1889 p. 182 nr. 1653. 
Statt de« Stierkopfei, den Leake gar nicht er- 



Men (Kulte in Phrygien) 2718 

wähnt, erkennt Sestini einen „globus", Mionnet 
einen Felsen, Waddington, nach dessen Text 
der Gott bärtig ist, was indessen die Abbil- 
dung nicht bestätigt, einen Widderkopf. Der 
Verfasser des Katalogs der Sammlung eines 
russischen Liebhabers läfst Men statt des 
Scepters einen Thyrsos halten. Im Journ. of 
hell. stud. 8 p. 464 nr. 20 vermutete Bamsay, 
dafs der von Strabon p. 557 erwähnte nach 

10 Men benannte Ort mit Menheiligtmh in Phry- 
gien identisch sei mit der in Rede stehenden 
Stadt, die ihren Namen Sebaste unter Tiberius 
empfangen habe. Dafs er später von dieser 
AnsiclÄ zurückgekommen ist, ergiebt sich aus 
dem unter Attuda Bemerkten. 

Von Sibidunda ist anzuführen eine Münze 
des Caracalla mit stehendem, den r. Fufs auf 
ein Stierhaupt setzenden Men mit Pinienapfel 
und Scepter, Sestini, Lett. Num. Cont. 8 p. 102 

20 tab. 2, 16 aus Museum Wiczay, wonach Mi. S. 
7, 617, 577 = Sestini, Mus. Hedervar. 2 p. 356 
nr. 2; vgl. Head, Hist. num. p. 568; von Siblia 
sind zu verzeichnen Münzen mit a) Büste des 
Men als Obverstypus; Rev. Telesphoros, Sestini, 
Lett. Num. Cont. 3 p. 118 tab. 3 fig. 18, wonach 
Mi. S. 7, 617, 518; als Reverstypus unter 
AuguBtus, Imhoof, Griech. Münzen p. 223 (747) 
nr.737 (Sammlung Imhoof); b) mit stehendem, 
den 1. Fufs auf einen Stierkopf (nicht wie der 

so Herausgeber, der den Typus irrig für Luna 
hält, auf ein Schiffsvorderteil) setzenden Men 
in langem Gewände und Mantel, mit Scepter 
und Nike unter Julia Dorona, Kenner, Num. 
Zeitsehr. 4 (1872) p. 247—249 Taf. 10 Fig. 7 
(Wien); von Synnada {Head, Hist.num. p.569) 
Münzen mit stehendem Men mit Schale und 
Scepter als Reverstypus ; Obv. Haupt der Roma, 
Sammlung Lübbecke; desgleichen unter Marc 
Aurel, Mi. 4, 368, 990. 991 (beide aus Vaillant). 

40 Imhoof, Gr. Münzen p. 224 (748) nr.743 (Samm- 
lung Imhoof). 

Temenothyrai, welches man gewöhnlich 

für identisch 

hält mit Fla- 

viopolis, 

dessen Lage 

man in Uschak 

ansetzt (siehe 

Badet, Nouv. 

50 Arch. des Miss, 
scientif. et litt. 6 
p. 519 ff.), wäh- 
rend Badet für 
beide eine ge- 
sonderte Lage 
annimmt (siehe 
p. 521), prägt 
Münzen (Head 
p. 569) a) mit 

60 stehendem Men 

mitPinienapfel und Scepter als Reverstypus ; Obv. 
Büste des AHMOC tAABIOnOAGITQN, Mi. S. 7, 
439f., 558 (Cab. Arundell); Büste der Roma 
(„Minerva"), Cat . Whittall 1858 p. 54 nr. 628 ; vgl. 
Cat. Whittall 1884 p. 86 nr. 1362 zwei andere 
Exemplare ohne Angabe des Obverstypus ; Berlin ; 
Büste der l€PA CYNKAHTOC, Borrell, Num. 
Chron. 8 p. 12 nr. 2 (British Museum); Büste des 




7) Münze von Temenothyrai (nach 

Fox, Engravings of rare Greek cofns 

2 pl. 7 nr. 137). 



2719 Men (Kulte in Pamphylien) Men (Kulte in Pamphylien) 2720* 

THM6NOC OIKICTHC, Borrell, Num. Chron. 8 mit der Formel: svoQm^öfis&a Sl Mrjva v.axa- 

p. 12 nr. 3 (Sammlung Borrell); b) mit Men mit %9öviov siq zovxo pvrjpsiov fiijSeva lioeX&uv, 

Pinienapfel und Scepter auf einem Zebuzwei- Sterrett, The Wolfe Exped. to Asia Min. p. 174 

gespann unter Commodus (Fig. 7), Cat. Ivanoff nr. 284, gefunden worden ist. 
p. 65 nr. 555. Imhoof, Gr. Münzen p. 202 (726) Side prägt auf Münzen des Gordianus Pius 

nr. 640 = Boscher Taf. l b , 13; Valerianus sen., den stehenden Men, Mi. S. 7, 74, 226, der auf 

Sammlung Löbbecke; Valerianus sen. und Gal- einem Exemplar im Wiener Kabinett der Pallas 

lienus, lanini p. 52. Cat. Ivanoff p. 65 nr. 555. die R. reicht, Eekhel, Cat. Mus. Caes. Vind. 1 

Fox, Engravings of rare or uned. Gr. coins 2 p.184 nr. 2, wonach Mi. S. 7, 74, 225; vgl. dazu 
p. 25 nr. 137 pl. 7 (jetzt in Berlin). 10 Stephani, Compte-rendu pour l'a. 1861 p. 107 f. 

Von Themisonion wird im Cat. Whittall Die Gründe, welche Graf Lanckoronski, Städte 

1884 p. 91 nr. 1379 eine Münze mit dem Haupt Pamphyliens u. Pisidiens 1 p. 131 anführt, um 

des Sarapis im Obv. und „Lunus Standing" ein kleines Heiligtum in Side als Mentempel 

im Rev. verzeichnet. Doch kann ich mich des zu erklären, scheinen mir nicht ausreichend. 

Verdachtes nicht erwehren, dafs der Verfasser Die Münzen von Sillyon zeigen a) das Brust- 

des Katalogs die auf Münzen von Themisonion bild des Men unter Antoninus Pius, Mi. 3, 489, 

mit der Mondsichel an den Schultern ausge- 249 nach Vaillant. Medagliere di Napoli p. 201 

stattete Isis irrtümlich für Men gehalten hat. nr. 8469; vielleicht auch unter Septimius Se- 

Trajanopolis, welches, wie oben unter verus, Cat. Whittall 1867 p. 51 nr. 616; ferner 
Grimenothyrai bemerkt worden ist, nach Badet 20 unter Geta, Cat. Welsl de Wellenheim 1 p. 277 

von dem gewöhnlich damit identifizierten Gri- nr. 6155; Gordianus Pius, Waddington, Bev. num. 

menothyrai zu trennen ist, zeigt Men auf einem 1852 p. 37 nr. 3 ; Philippus sen., Webster, Num. 

Altar opfernd als Reverstypus einer autonomen Chron. n. s. 13 (1873) p. 31; Gallienus, Samm- 

mit dem Haupte des AHMOC im Obv., Mi. 4, lung Imhoof = Boscher Taf. l a , 7 p. 142. Wad- 

374, 1015 und Eekhel, D. N. V. 3 p. 475 nach dington, Bev. num. 1852 p. 37 nr. 5 und Cat. 

Mus. Pembrok. tab. 31. Northwick 1 p. 115 nr. 1167 (auf beiden letz- 

Sehr zweifelhaft ist es, ob unter den Städten, teren Exemplaren unter der Büste des Gottes 
welche den Men auf ihren Münzen führten, ein Adler mit ausgebreiteten Schwingen); Sa- 
Tripolis zu verzeichnen ist. Zwar im Cat. lonina, Mi. 3, 491, 260 nach Sestini, Descr. 
Whittall 1884 p. 71 nr. 1108 wird beschrieben 30 N. V. p. 395 = Sestini, Lett Num. Cont. 8 p. 89 
eine Münze mit „I6PA CYNKAHTOC. Head of (Berichtigung der Beschreibung Taninis p. 47). 
the Senate. Bev. TPITTOAEITßN. Diana and Cat. Perikles Exereunetes 1871 p. 34 nr. 285; 
Lunus." Doch auf die Autorität eines Auk- Saloninus, Mazzoleni, Mus. Pisan. p. 187 nr. 2 
tionskatalogs hin wage ich nicht Menkultus tab. 70, 2, wonach Tanini p. 107 und Mi. S. 7, 
für diese Stadt zu behaupten. Es scheint 85, 270. Cat. Whittall 1884 p. 79 nr. 1229; 
derselbe Typus zu sein, den Mi. S. 6, 555, 671 b) Men stehend unter Antoninus Pius, Mi. S. 7, 
nach der gleichfalls unzuverlässigen Quelle 83 f., 264 nach Vaillant; Septimius Severus, 
Gefsner, Pop. p. 342 als „Venus et Diane de- Mi. S. 7, 84, 265 (Cab. Allier de Hauteroche 
bout" bezeichnet. Die von Mi. 3, 392, 517 = Dumersan p. 95); c) Men zu Rofs (Head, 
nach dem unzuverlässigen Manuskript Cousi- 40 Bist. num. p. 588) unter Faustina jun., Cat. 
nerys beschriebene Münze des Augustus mit d'Ennery p. 409 nr. 2319, wonach Mi. 3, 490, 
„Le dieu Lunus ä cheval sur les detours du 253; dasselbe Exemplar bei Sestini, Lett. Num. 
Meandre la bipenne sur l'epaule g." wird von Cont. 8 p. 88 nr. 3 und Mus. Hedervar. 2 p. 262 
ihm selbst S. 6, 556, 574 nach Sestini, Lett. nr. 1; Septimius Severus, Mi. S. 7, 84, 267. 
Num. Cont. 6 p. 69 nr. 7 als „ Amazone ä cheval Sestini, Lett. Num. Cont. 8 p. 88 nr. 7 und 
sur les bords du Meandre" darstellend berich- Mus. Medervar. 2 p. 262 nr. 2 = Wiczay nr. 5282 
tigt. Jedenfalls ist eine männliche phrygische tab. 23, 603 und Avellino, Giorn. num. tav. 1 
Gottheit, aber nicht Men, hier dargestellt. nr. 6; andere Exemplare, Sestini, Lett. Num. 

Keine Münze giebt Zeugnis für Menkultus Cont. 8 p. 88 nr. 6 (Mus. d'Hermand) und Descr. 
in Lykien. Dafs aber auch dorthin der Kul- 50 N. V. p. 394 nr. 2 tab. 9 fig. 7 (Mus. Ainslie). 

tus des Gottes gedrungen ist, kann man Cat. Northwick 1 p. 115 nr. 1168; Geta, Samm- 

schliefsen aus dem Umstand, dafs in Attika lung Löbbecke. 

ein aus Lykien gebürtiger Sklave dem Men Nach Lajard, Culte de Venus p. 48 f. pl. 1, 13 

ein Heiligtum errichtet. soll eine Münze von Perga die Artemis von 

Auch Pamphylien weist verschiedene Perga in Gestalt eines konischen Steines 

Spuren des Menkultus auf. Eine Münze des zwischen den Statuen des Men und der Ar- 

Caracalla von Karalia, welches Bamsay zu temis zeigen. Indessen sind die Figuren zu 

Pamphylien rechnet und am Südostufer der klein, um sie mit Sicherheit zu deuten. 
Karalitis Limne ansetzt, zeigt nach Webster, Im übrigen sei noch erwähnt, dafs in Atta- 

Num. Chron. n. s. 13 (1873) p. 31 „Lunus «tan- 60 leia ein Würfelorakel gefunden wurde, unter 

ding to right, holding a long flaming torch". dessen zahlreichen Götternamen der Men Phos- 

Freilieh ist es nicht ausgeschlossen, dafs sich phoros genannt wird, Hirschfeld, Monatsber. d. 

Webster in dem Geschlecht der dargestellten kgl. preufs. Akad. d. Wiss. 1875 p. 716. Kaibel, 

Gottheit irrt und dafs wir es vielleicht eher Hermes 10 p. 193—202 und Epigr. Gr. 1038. 
mit Selene als mit Men zu thun haben. Et- Dasselbe Orakel ist vollständiger von Sterrett 

was südöstlich von Karalia, etwa in der Mitte in Oerdekdji bei Anabura in Pisidien entdeckt 

zwischen der Karalitis Limne und Trogitis worden, The Wolfe Exped. nrs. 339 — 342 p. 206 

Limne liegt Derekieui, wo eine Grabinschrift bis 214. Dies führt uns bereits hinüber nach 



2721 Men (Pisidische Kulte) Men (Pisidische Kulte) 2722 

Pisidien, wo den Münzen nach zu urteilen wohl immer auf einem Stierkopf, neben ihm 

der Kultus des Men sich grofser Beliebtheit ein Hahn, unter Antoninus Pius, und zwar mit 

erfreute. Eine Hauptstatte der Menverelirung der Beischrift MENSIS, Berlin; L.Verus, Berlin; 

ist Antiocheia. Strabon 12 p. 557 erwähnt Commodus, Ramus 1 p. 266 nr. 5; Septimius 

unter den Menheiligtümern to xov 'Aokuiov xo Severus, Sestini, Descr. sei. num. max. mod. e 

wpös 'Avxio%sia xij nqbg üiaiSia v.a.1 xb iv xy museo olim Abbatis de Camps. Berol. 1808. 4° 

%mqa xäv 'Avxio%imv, und p. 577 bemerkt er p. 81. Sestini, Cat. num. vet. Mus. Arigoniani 

von Antiocheia: rjv dh ivxav&u *al LSQmnvvrj cast. p. 77 = Mus. Arig. 2 Col. al. 7. 96. Ba- 

xig Mrivög 'Agitaiov rcXrj&os s%ovou [iqoöovIcov mus 1 p. 267 nr. 7. Museo num. Lavy 1 p. 224 
xal %(oqCcdv isqöiv xaxelv&rj äs fiexü xr\v 10 nr. 2421 = Cat. gen. dei mus. di ant. e degli 

Apvvxav xeXsvxfjv vnb xmv neptp&ivxmv sni oggetti d'arte racc. nelle galltrie e bibl. del regno. 

xr\v IniCvov KXrjQovofiiav. Statt 'Aa-xaiog und Ser. 1. Piemonte. Romal881 vol. 3p.303nr. 4313. 

'AQxuiog will Waddington, As. Min. p. 215 (vgl. Cat. Thomas Thomas p. 333 f. nr. 2382. Bollin 

auch Bamsay, Hist. Geogr. p. 396) 'Aa%at\vög, et Feuardent 2 p. 372 nr. 5816. Cat. De Moustier 

Le Blond, Mem. de l'Ac. 42 p. 383 note b (ver- p. 136 nr. 2144. Cat.Whittall 1867 p. 51 nr. 617. 

mutungsweise) und Eead, Hist. num. p. 689 Cat. Whittall 1884 p. 79 nr. 1231; Sammlung 

'Ae*rjv6g den Beinamen des Gottes gelesen Imhoof = Boscher Taf. l a , 12 ; Sammlung Löb- 

wissen. 'Agnatog ist jedenfalls fehlerhaft. Aber becke; Berlin. Eckhel, Cat. Mus. Caes. Vind. 1 

die Form 'Ao*aiog ist wohl beizubehalten. Vom p. 205 nr. 1. Sestini, Cat. num. vet. Mus. Arig. 
Stamme Aeti- kann ebensogut 'Aa%aiog als 20 cast. p. 77 = Mus. Arigoni 2 Col. al. 7. 96. Cat. 

'Ao*ar}v6g gebildet werden. Nach der zuerst Welzl de Wellenheim 1 p. 277 nr. 6157. IJoaxo- 

angeführten Stelle des Strabon scheint es im Xänag, Noiiiopaxa ev xä> e&vixä vofiio. Movasim 

Gebiet von Antiocheia zwei Mentempel ge- xaxaxs&evxa x. x. X. Athen 1885 p. 107; das von 

geben zu haben, vgl. Grofskurd in seiner Mi. S. 7, 92, 19 und Cohen 4, 92, 889 verzeich- 

Strabon- Übersetzung 2 p. 492 Anm. 3. Über nete Exemplar, auf welchem aufser dem Hahn 

die Reste des antiochenischen Mentempels s. ein „lion renverse et un gouvernail" sichtbar 

die Vermutungen von Hamilton, Beisen in Klein- sein soll, ist retouchiert; Julia Domna, Berlin 

asien, Pontus u. Armenien 1 p. 433 (wonach (mehrere Exemplare). Bollin et Feuardent 2 

Bitter, Erdkunde 19 p. 469) und Bamsay, Hist. p. 372 nr. 5819. 5821. Cat. Whittall 1884 p. 79 
Geogr. of As. Min. p. 396. Inschriftlich wird 80 nr. 1232; mit Beischrift MENSIS, Sestini, Cat. 

Men erwähnt auf einem leider sehr zerstörten num. vet. Mus. Arig. cast. p. 77 = Mus. Arigoni 

Stein „in the wall of the Medressi near the 4 nr. 35 tab. 7. Cat.Welzl de Wellenheim 1 p. 277 

prayer enclosure", Sterrett, Epigr. Journey in nr. 6158; MEN, Sammlung Imhoof; Caracalla, 

As. Min. p. 150 f. nr. 135. Vor allem aber Cat. Greppo p. 146 f. nr. 1081. Cat. Whittall 

legen Zeugnis für die aufserordentliche Be- 1884 p. 79 nr. 1232; Geta, Berlin. Bollin et 

deutung des Menkultus in Antiocheia ab un- Feuardent 2 p. 372 nr. 5824. Sestini, Cat. num. 

zählige Münzen kolonialer Prägung {Eckhel, vet. Mus. Arig. cast. p. 77 = Mus. Arigoni 1 

D. N. V. 3 p. 19. Head, Hist. num. p. 589). Col. 9. 143. Cat. Magnoncour p. 46 nr. 371. 

Schon unter den von Sestini, Lett. Num. Cont. 1 Cat. Whittall 1884 p.79 nr.1233. 1234; Severus 
p. 60 ff. verzeichneten Münzen von Antiocheia 40 Alexander, San demente 3 p. 58; Gordianus 

beziehen sich auf Men nr. 1. 4. 10. 11. 12. 17 Pius, Berlin; Philippus sen., Berlin; Volusianus, 

bis 20. 23. 29. 37. 39. 40. 45. 60. 61; des- Berlin (hier hat Men die Nike in der B., das 

gleichen in der neuen Aufzählung Lett. Num. Scepter in der L.) ; c) Men stehend, mit Nike, 

Cont. 4 p. 135 ff. die Nummern 1. 4. 10 — 14. den 1. Pufs auf einem Stierhaupt, die ganze 

19. 20. 29. 30. 39. 40. 56. 57; bei Mionnet 3 Figur auf einer Basis, die Hand reichend der 

p. 491— 503 nr. 1. 4. 10. 11. 12. 18. 19. 27. gleichfalls auf einer Basis stehenden Tyche 

37. 69 und Suppl. 7 p. 89 — 103 nr. 8. 9. 12. mit Füllhorn, zwischen beiden Altar, unter 

19—23. 32—34. 43. 44. 57. 58. 81; bei Cohen, Gordianus Pius, Eckhel, D. N. V. 3 p. 19. Mi. 

Monn.imp. 2 de öd. 2 p. 402 nr. 1235; 4 p. 91 f. S. 7, 102, 81 ; Berlin. Eine ungenaue Abbildung 
nr. 886—893; p. 132 nr. 306 — 309; p. 229 f. 50 dieser Münze bei Gori, Mus.Florent. tab. 71, 3 

nr. 843 — 845; p. 283 nr. 284. 285; 5 p. 78 zeigt zu Füfsen des Men irrig einen Adler und 

nr. 508. 509; p. 124 nr. 305. Soweit die Typen eine Schildkröte. Nach Stephani, Compte-rendu 

sich anderweitig belegen lassen, führe ich die pour l'a. 1861 p. 83 f. Ahm. 11 bedeutet die 

ebengenannten Autoren nicht an. Die Dar- Darstellung, „dafs der Gott Men verspricht, 

Stellungen sind folgende: a) Büste des Men der Stadt Antiochia auch femer seine Gnade 

im Obv.; Rev. Zebu, Combe, Mus. Hunteria- und seinen Schutz angedeihen zu lassen". 

num tab. 6, 15; Rev. Hahn, Bollin et Feuar- Wenigstens erwähnt sei noch, dafs Giemen, 

dent 2 p. 372 nr. 5812. Cot. Borrell p. 31 nr. 262. Die Adressaten des Galaterbriefes (Zeitschr. f. 

Cat. Ivanoff p. 55 nr. 486. Cat. Whittall 1884 wies. Theol. 37, 1894 p. 396—423), indem er 
p. 79 nr. 1230*. Cat. Walcher de Moltheim p. 207 ^0 Galatien nicht als die Landschaft, sondern 

nr. 2674; Berlin, der als Reverstypus auch als die römische auch Pisidien einschliefsende 

unter Saloninus erscheint, Cat.Welzl deWellen- Provinz fafst, für die ua&evrj Kai nx(a%ci crot- 

heim 1 p. 277 nr. 6164; b) Men stehend, lang- %eia, welchen nach Gal. 4, 9 die Galater von 

bekleidet, auf der L. Nike Tropaiuchos, wo- Neuem dienen wollen, an den Kultus des Men 

bei von Septimius Severus an der 1. Arm bald in Antiocheia erinnert (p. 415 f.). 

auf einer Säule ruht, bald frei bleibt, die R. Apollonia-Mordiaion wird von Wadding- 

oben am Scepter, den einen Fufs, nach den ton, Bev. num. 1853 p. 180 f. nr. 4 die von 

Münzen des Berliner Kabinetts zu urteilen; Sestini, Lett. Num. Cont. 2 p. 175 nr. 53 tab. 3 

ÜOSCQEa, Lexikon der gr. u. röm. Mythol. II. 86 f 



2723 



Men (Pisidische Kulte) 



Men (Pisidische Kulte) 



2724 



sellium stellenden Men, Babelon, Mel. num. 
2 6 ser. p. 310f. pl. 9 fig. 19; von Olbasa (Head, 
Hist. num. p. 591) Münzen des Antoninus Pius 
(COL\ AVG. OL.), Cohen, Monn. imp. 2 2 , 402, 
1238 (Mi. 6, 577, 12 falsch unter Ocea in der 
Syrtica) und der Julia Maesa, 
Vaillant, Num. Col. 2 p. 111 
„e cimelio Hier. Corrari", 
wonach Geßner, Impp. tab. 



fig. 53 = Mi. 3, 432, 9 unter Apollonia Lyciae 
verzeichnete Münze des M. Aurel mit „ATTOA- 
AG0N1-AYK. Deus Lunus stans d. botrum, s. 
hastam nodosam" zugewiesen, indessen mit 
der Bemerkung, dafs der ungewöhnliche Typus 
noch durch einen zuverlässigeren Gewährs- 
mann als Sestini bezeugt werden müsse. Doch 
wird auch im Cat. Northwick 1 p. 116 nr. 1172 
ein Exemplar mit „ATTOAAQNIATQN • AYK. 

Lunus holding a bunch of grapes" verzeichnet. 10 161, 17. Hasche 3, 2 p. 75 f. 
Derselben Stadt gehört vielleicht an die von und Mi. 6, 708, 633 (dieser 
Sestini, Mus. Hedervar. 2 p. 80 nr. 3 und Mi. 
S. 5, 289, 61 nach Apollonia ad Rhyndacum 
gewiesene Münze des Hadrian mit angeblich 
„ATTOAAQNIATQN • PYNAAKOC. Le dieu Mois 
debout, ä g., la tete eouverte d'un bonnet orne 
d'un croissant, soutenant de la m. dr. le simu- 
laere de Diane, et tenant une grappe de raisin 
pendante; dam la m. g. une haste." Statt PYN- 
AAKOC ist vielleicht zu lesen AY . OP . KO. 
Sicherer bezeugt den Menkultus dieser Stadt 
die Inschrift OPOI IEPOX KAI AZYjAOI OEOY 
ETTI0ANOY | MHNOE AIKAHNOY, Bamsay, 
Journ. of hell. stud. 4 p. 417 nr. 32. Es be- 
legen in Pisidien ferner den Kult für Arias- 
so s eine Münze des Caracalla mit Men zu 
Rofs, Biondelli, Nuova serie di monete e me- 
daglioni greei inediti o rari eonservati nel me- 
dagliere del r. gabinetto num. di Müano (Estr. 




8) Men, Nike hal- 
tend und auf Stier- 
haupt tretend. 
Münze von Lyainia 
(nach Babelon, Mel. 
num. 2 pl. 9, 19). 



unter den unbestimmten). 
Duchesne, Bull, de Gorr. Hell. 
lp.376f. Cat.WelzldeWellen- 
heim 1 p. 278 nr. 6167 = 
Friedländer, Bepert. p. 295. 
Lübbecke, Ztschr. f. Num. 
12 (1885) p. 327 f., mit dem 
reitenden Men, der auf dem 
Exemplar der Julia Maesa an der Seite einen 
grofsen Schild führt; von Palaiopolis Mün- 
zen des Elagabal .oder Caracalla, sowie des 
Severus Alexander mit stehendem Men, beide 
in Berlin, erstere bei Fox, Engravings 2 
p. 18 nr. 108 pl. 6 (unter Caracalla); von 
Pappa-Tiberia Münzen des Antoninus Pius, 
San demente 2 p. 229 tab. 21, 158 und Mi. 
5, 486, 65, falsch unter Tiberias Galilaeae, 
s. de Saulcy, Num. de la Terre Sainte p. 338 



dai Bendiconti del B. Inst. Lombardo Serie 2 30 Waddington, Bev. num. 1852 p. 43. Bireh, 



vol. 16) p. 16 nr. 100; für Baris eine Münze 
des Herennius Etruscus mit Men zu Rofs, 
Borrell, Num. Chron. 10 (1847) p. 93 nr. 2, wo- 
nach Cavedoni, Ann. d. Inst, di Corr. arch. 1861 
p. 148; solche des Trebonianus Gallus, Borrell, 
Num. Chron. 10 (1847) p. 93 nr. 3 und des Vo- 
lusianus, Lübbecke, Zeitschr. f. Num. 12 (1885) 
p. 327. Wroth, Num. Chron. 3. ser. 14 (1894) 
p. 15 nr. 18 mit stehendem Men (die L. am 



Num. Chron. 7 p. 6 nr. 1 und 8 p. 48 irrig 
unter Tiberiopolis Phrygiae (an letzterer Stelle 
mit der unmöglichen Aufschrift TIB6PIO- 
TTOAITHNQN). Head, Hist. num. p. 591, und 
des Herennius oder Hostilianus, Imhoof, Monn. 
Gr. p. 468 nr. 55, mit dem stehenden Men; 
von Prostanna Münzen des Septimius Se- 
verus mit Men im Tempel zwischen zwei Löwen 
zu Püfsen und zwei Hähnen zu Häupten, Boscher 



Scepter, in der R. Pinienzapfen, nicht, wie« p. 145 Taf. l b , 14, der irrig {s. Smirnoff 'p. 127) 



Lübbecke angiebt, Schale); für Kolbasa mög 
licherweise eine Münze der Julia Mamäa mit 
Stern in einem Halbmond, ein Typus, der 
freilich, auch das Symbol anderer Gottheiten 
lunarischen Charakters sein kann, Babelon, 
Mel. num. 2 e ser. p. 309 nr. 32; für Konane 
Münzen des Hadrian, Borrell, Num. Chron. 10 
(1847) p. 94 nr. 1, des Marc Aurel, Berlin, und 
des Severus Alexander, Mi. 2, 160, 99 nach 



darin p, 130 f. einen „höchstwahrscheinlich rein 
semitischen Typus" erblicken will; etwas ab- 
weichend beschrieben von Borrell, Num. Chron. 
10 (1847) p. 96 nr. 1 und Head, Hist.num. p.591 
(„At his feet, on either side, a Hon. In ihe 
field, to the right a sphinx above and a cock 
below"); von Sagalassos Münzen mit a) Büste 
des Men auf der einen und Büste der Pallas 
oder Roma (Fox, Engr. 2 p. 22 nr. 124 pl. 6, 



Vaillant (irrig unter Comana Ponti nach der 50 jetzt in Berlin. Leake, Num. Hell. As. Gr. 
~ • - ' ■"' ■'""»»■■-'-""—=•■■ Suppl. p. 84) oder des Hermes (Berlin) auf der 

anderen Seite; desgleichen unter Hadrian, 
Leake, Num. Hell. As. Gr. p. 104, und unter 
Septimius Severus, Waddington, Bev. num. 1852 
p. 44 nr. 4; b) mit stehendem Men, Wien = 
Boscher Taf. l a , 16. Borrell, Num. Chron. 10 
(1847) p. 97 nr. 2 (mit Stier zur Seite); Septi- 
mius Severus, Mi. 3, 513, 119 nach Vaillant. 
S. 7, 125, 168 nach Sestini, Descr. delle med. 



offenbar verlesenen Umschrift KOMANEQN) mit 
stehendem Men. 

In Kremna befindet sich in einem rohen 
Bau späterer Zeit ein kleiner Giebel, den Karl 
Graf v. Lanckororiski, Städte Pamphyliens und 
Pisidiens 2 p. 171 so beschreibt: „In der Mitte 
ist, stark bestofsen, so dafs kaum mehr als 
der Umrifs zu erkennen ist, eine menschliche 
Figur mit spitzer Mütze gerade von vorne dar- 



gestellt — von den Armen sind nur Stümpfe so gr. e rom. del fü Benkowitz p. 24; Caracalla, 

" Mi. 3, 154, 121 nach Vaillant (zu Püfsen ein 

Stier); Macrinus, Cot. Huber p. 62 nr. 669; 
Otacilia, Berlin; c) mit Men zu Rofs, unter 
Claudius Gothicus, Musellius III. Num. max. 
mod. tab. 5, 1. Havercamp , Numophylac. Beg. 
Christinae p. 271 tab. 39. San demente 3 p.135 
tab. 35 nr. 412, wonach Mi. S. 7, 127, 175. Ba- 
1 p. 267 nr. 4, wonach Mi. S. 7, 126 f., 174; 



da, auf dem Grunde weiter keine Spur von 
ihnen — über deren Schulter die Spitzen einer 
Mondsichel aufragen, also gewifs der in diesen 
Gegenden vielverehrte Gott Men." 

Von Lysinia ist zu verzeichnen eine Münze 
des Geta mit dem stehenden, in der R. eine 
Nike haltenden, den 1. Fufs wohl auf ein 
Stierhaupt, nicht, wie Babelon will, ein Sub- 



2725 Men (Kulte v. Pisidien u. Lykaonien) Men (Kulte v. Kilikien u. Galatien) 2726 

A) mit Pinienapfel, worüber Halbmond mit de äv dä]fKjjatj xo uvrjiia Mrjvu ävnfrev xal 
Stern, unter Valerianus, Leake, Suppl. p. 84. Kaz\(o&sv] ergänze Y.B%olwfiivov i'%oi, Sterrett, 
Waddington, Bev.num. 1852 p.44f. nr.5 pl.2,4. The Wolfe Exped. p. 146 nr. 251 aus Khatün 
Ob sich auch der Typus „Beux auteh ornis Serai, 15 Minuten südlieh von Lystra; ferner 
d'un croissant et d'une etoile, chacun sous un die Münzen von Pariais (Head, Mist. num. 
portique, au müieu, une colonne" einer Münze p. 596) mit dem stehenden Men mit Scepter 
der Btruscilla, Mi. 3, 515, 128; vgl. Elagabal, in der R. In der L. hält er auf einem Exem- 
Mi. S. 7, 125, 169 = San demente 3 p. 35 tab.28, plar des L. Veras, Eckhel, Sylloge 1 p. 53 = 
282, und Claudius Gothicus, Berliner Blätter f. B. N. V. 3 p. 34, wonach Mi. S. 7, 148, 8 und 
Münz-, Siegel- U.Wappenkunde 2 (1865) p.l86f. 10 Waddington, Bev. num. 1883 p. 59 nr. 2. Cohen, 
nr. 24, auf den Kultus des Men bezieht, bleibe Monn. imp. 3* p. 212 nr. 416, und auf einem 
dahingestellt. Im ager Sagalassensium liegt der Julia Domna, Cohen 4 2 p. 133 nr. 318 (British 
nach Bamsay, Hist. Geogr. of As. Min. p. 408 Museum), eine Nike, während zu seinen Füfsen 
nnd Cities and Bishoprics 1 p. 324 das heutige ein Hahn sich befindet; gewöhnlich aber den 
Burdur oder Buldur, das nach Ramsay, Pinienzapfen, so unter L. Verus, Cot. Ivanoff 
Cities 1 p. 326 vielleicht die Stätte des alten p. 57 nr. 499, und unter Commodus, Wadding- 
Limnobria oder Regesalamara, nicht, wie ton, Bev. num. 1883 p. 53 nr. 3. Cohen 3 2 , 373, 
Badet, Bev. arch. 1893 p. 193 f. will, die von 1173 (mit Hahn zu Füfsen); ebenso, ohne den 
Baris einnimmt. Hier befindet sich ein Relief, Hahn, den einen Fufs auf ein Stierhaupt ge- 
welches Men zu Rofs darstellt, mit der Wid- 20 stellt unter Septimius Severus, Cat. d'Ennery 
mung MrjVoyä[ß] | Tgoq)jfio[»] | Mrjvl sv\%iqv, p. 601 nr. 4209 (angeblich Widderkopf). Im- 
Bucliesne et Collignon, Bull, de Corr. Hell. 1 hoof, Monn. Gr. p. 347 nr. 118. Waddington, 
(1877) p. 367 nr. 3. B. C. H. 1879 p. 334. Mordt- Bev. num. 1883 p. 59 nr. 5. Cohen 4 2 , 91, 884. 
mann, AEM. 8 (1884) p. 193 nr. 3. Bamsay, Cat. Huber p. 63 nr. 682 (hier ohne genauere 
Cities 1 p. 337 nr. 176. Auf den Münzen von Beschreibung), und unter. Julia Domna, Haym, 
Seleukeia (Klaudioseleukeia) , Head, Sist. Thes. Brit. 2 p. 239 tab. 14, 7 (berichtigt von 
num. p. 692, erscheint Men a) stehend, mit Eckhel, B. N. V. 3 p. 34), wonach Gefsner, Impp. 
dem einen Fufs auf ein Stierhaupt tretend tab. 139, 55 und Mi. S. 7, 148, 9. Medagliere di 
unter Hadrian, Wiczay, Mus. Hedervar. 1 p. 234 Napoli p. 202 nr. 8481. Waddington, Bev. num. 
nr. 5295 tab. 32, 506, wonach Mi. S. 7, 129, 183 30 1883 p. 60 nr. 8. Cohen 4', 133, 319. Cat. Whit- 
= Sestini, Mus. Hedervar. 2 p. 270 nr. 1. Cat. tall 1884 p. 81 nr. 1255 (hier ohne genauere 
Huber p. 62 nr. 673; Caracalla, Berlin (aus Angabe des Typus); Berlin; Sammlung Lob- 
Sammlung Fox); Elagabal, Bollin et Feuar- becke. , 
dent 2 p. 374 nr. 5846 (wenn nicht etwa beide Sehr unsicher ist es, ob der Kultus des 
Exemplare einem und demselben Kaiser ange- Men nach Kilikien gedrungen ist. Zwar 
hören); Severus Alexander, Sammlung Imhoof glauben auf Münzen von Anazarbos unter 
— Boscher Taf.l a , 13; Claudius Gothicus, Haver- Volusianus Cohen, Cat. Greau p. 167 nr. 1929, 
camp, Numophyl. Beg. Christinae p. 276 tab. 39, und Valerianus Sestini, Lett. Num. Cont. 4 p. 92 
wonach Eckhel, B. N. V. 3 p. 25. Mi. 3, 518, nr. 17, wonach Mi. S. 7, 180, 128, sowie der 
141 nach Vaillant (statt Stierhaupt irrig Schiffs- 40 Verfasser des Cat. Thomsen 1, 1 p. 129 nr. 1549 
Vorderteil). Mi. S. 7, 131, 190 nach Sestini, Mus. die Büste des Men zu erblicken; aber offenbar 
Hedervar. 2 p.271 nr.5. Cat. Behr p. 112 nr.675; dasselbe Brustbild verzeichnet Mi. S. 7, 180, 126 
Berlin; b) angeblieh „with bow and acrostolium nach Vaillant als „ Tete de Biane". Bis der 
to right" unter Gordianus Pius, Cot. Huber p. 62 Typus nicht in einer zuverlässigen Abbildung 
nr. 673, doch zweifle ich an der Richtigkeit vorliegt, läfst sich nichts entscheiden. Der 
entweder der Benennung oder der Beschreibung; umstand, dafs eine Münze der Julia Paula von 
c) zu Rofs unter Severus Alexander, Sammlung Anazarbos Selerie auf einem Stiergespann zeigt 
Imhoof = Boscher Taf. l b , 11, und Gordianus (Mi. 3, 653, 80), läfst vielleicht auch in dem 
Pius,: Eckhel, B. N. V. 3 p. 25 und Mi. 3, 617, Brustbild eher diese Göttin als Men vermuten. 
138 nach Vaillant. S. 7, 130, 88 = Sestini, Mus. 50 In Galatien zeigen Münzen von Ankyra 
Hedervar. 2 p. 270 nr. 4. S. 7, 244, 344 nach 1) mit der Aufschrift MHTPOTT-AIMKVPAC und 
Vaillant (dieses Stück irrig unter Seleukeia ähnlich a) die Büste des Men mit Halbmond 
am Kalykadnos). an den Schultern und sterngezierter phrygischer 

Eine Münze des Caracalla von Timbrias Mütze unter Caracalla, Sammlung Imhoof; b) den 

in der Sammlang des Herrn Löbbecke zeigt stehenden Men, in der R. den Pinienzapfen, die 

Men stehend, ein Zebu zu Seite; ein Stück L. am Scepter unter Antoninus Pius, Berlin (aus 

der Julia Domna mit Men ohne genauere Be- Sammlung Fox). Cat. Behr p. 132 nr. 745; in 

Beschreibung wird verzeichnet im Cat. Whit- der R. die Schale unter Faustina jun., Berlin; 

tall 1884 p. 91 lot 1379. in der R. den Anker unter Faustina jun., Mi. 

In Lykaonien sind zu verzeichnen die 60 4, 378 f., 23 nach Sestini, Bescr. N. V. p. 480; 

Grabinschriften mit; den Strafandrohungen: o München = Boscher Taf. l a , 18. Cat.Northwick 

8' iäv i[n]iaßiäai]zat rj a[d]mric£t e%oi zbv 1 p. 124 nr. 1240. Cat. Whittall 1880 p. 58 

Mijva *uxa%&6vi\o\v KSxoltDp&vov, Sterrett, An nr. 660; eine Schale über einem Altar haltend 

epigr. Journey in As. Min. p. 200 nr. 211, und: unter Septimius Severus, Cat. Northwick 1 p. 124 

'Euv Tis tjjr <tzrfl.r\v üSixTjati, %t^oXm(i,svov i%oi nr. 1241; die R. am Scepter, auf der L. eine 

rb\y\ (die Herausgeber sjjoiro) Mfjva ■xatax&a- Nike, zu Füfsen ein Hann unter Marc Aurel, 

viov, Badet et Paris, Bull, de Corr. Hell. 10 Berlin (aus Sammlung Fox). Mi.S.T, 636, 21; 

(1886) p. 503 nr. 6 aus Eikonion; und: [og vgl. Mi. 4, 382, 46, der den Hahn fehlen und 

86* 



2727 Men (Galatische Kulte) Men (Kappadokische Kulte) 2728 

den Gott den 1. Fufs auf ein Stierhaupt setzen Mus. Heäervar. 2 p. 361 nr. 1, wonach bei ML 

läfst; Geta, v. Bauch, Berliner Blätter f. Münz-, S. 7, 643, 58, ist wohl mit Imhoof, Gr. Mumm 

Siegel- u. Wappenkunde 6 (1871/73) p.133 nr.13 p.228 (752) nr. 753. 754 Taf. 13, 11, trotz der 

(ohne Angabe des Hahns); Valerianus sen., Mondsichel an den Schultern, als das des Atlas 

Mi 4 387, 80 nach Sestini, Descr. N. V. p. 481 zu deuten. Ob die Münzen des Antoninus Pros 

(ohne Angabe des Hahns, unter dem 1. Fufs bei Sestini, Lett. Num. Cont. 5 p. 67 nr. 2 (Wien), 

angeblich ein Widderkopf); 2) mit der Auf- wonach Mi. S. 7, 644, 61, und im Cat. Ivanoff 

schrift KOINON TAAATIAX Eni BAIIOY (oder p.73 nr. 611 wirklich den Men vor einem Altar 

TTOMTTQNIOY BAI[eoi>] und ähnlich) den mit Schale und Scepter darstellen, wage ich 
stehenden Men unter Vespasian, Mi. 4, 374 f., 4 10 nicht Zu entscheiden. 

nach Sestini, Descr. N. V. p. 478; Nerva, Cat. In Kappadokien finden sich meines Wis- 

Northwickl p. 124 nr. 1237; Trajan, Mi. 4, 376, sens keine Spuren des Mendienstes. Der Mijv 

13. 14. 12 und S. 7, 632, 1 (auf letzteren beiden "A&\y,os, welchen KaqoXiSrjq, Ta Kopava «cd 

mit Schale und Pinienzapfen). Caf.Greppop.162 tu sgi-imu ccvzüv. 'Ev 'A&^vaig 1882 p.73 aus 

nr 1167 (mit Schale in der R.); Berlin, zwei einer Inschrift deB kappadokischen Komana, 

Exemplare (mit vorgestreckter R.) ; Eckhel, Cat. welche bei ihm mit . MHNIAZHMO be- 

Mus. Caes. Vind. 1 p. 201 nr. 1 (mit Nike in der ginnt, herauslesen wollte, ist unhaltbar, siehe 
E. und „globus", d. i. wohl Pinienzapfen in J. H. Mordtmann, Litteraturblatt für orientdl. 
der L.); im Tempel, Mi. 4, 375, 4; Sammlung Philologie 1 p. 22 und Smirnoff p. 101 Asm. lj 
Imhoof = Boscher Taf. l b , 5; 3) mit der Obvers- 20 sowie über die völlige Unbrauchbarkeit der 
aufschrift KOINON rAAAT[QN] und der Revers- von Karolidis mitgeteilten Insehriftenkopieen 
aufschrift C€BACTßN auf der Vorderseite die S. Beinach, Chroniques d'Orient p. 13. Der 
Büste des Men im belorbeerten Sternenhut, auf „Men", welchen Puchstein, Pseudohethitische 
der Rückseite eine Tempelfront, Pellerin, Bec. Kunst p. 20 f. auf den Felsenreliefs von Yazih- 
de med. 2 p. 12 pl. 39, 10. Mi. 4, 397, 142. Kaya (s. Humann u. Puchstein, Beisen in Klein- 
Neumann, Pop. et regum numi vet. ined. 2 asien u. Nordsyrien p. 57 Fig. 6 und dazu p. 41»), 
p. 67 — 69 tab. 2, 14. Sestini, Lett. e LHss. 7 die er nicht von den Hethitern des 2. Jahr- 
p. 73. Sestini, Mus. Hedervar. 2 p. 362 nr. 1 tausend, sondern von der klemasiatischen und 
(alle irrig unter Sebaste Galatiae). Imhoof, kommagenischen Bevölkerung der Zeit von 1000 
Griech. Mannen p. 226 (750) nr. 746 taf. 13, 6 30 bis 600 v. Chr. herrühren läfst, in „einer dem 
= Boscher Taf. l a , 8; 4) mit der Aufschrift assyrischen nachgebildeten Form als eine Mond- 
XEBAZTHNQN TEKTOIArßN im Revers die sichel, die von zwei sogenannten Heabani ge- 
Büste des Men im Obv., Mus. Theupoli p. 1293 tragen wird," erblicken will, hat offenbar mit 
(irrig unter Sebaste). Imhoof, Griech. Münzen dem phrygischen Mondgott nichts zu thun. 
p. 226(750) nr. 747 (Berlin). Cat. Walcher de Dasselbe gilt für die Mondgottheit der Ai- 
Moltheim p. 233 nr. 2830; sowie bei gleicher b an e r (Strabon p. 503), mag sie nun männlich 
Beversumschrift den stehenden Men unter oder weiblich zu denken sein; über die inter- 
Titus, Berlin, Imhoof, Monn. Gr. p. 415 nr. 174 essanten Gebräuche in ihrem Kultus s. Boscher 
= Boscher Taf. l a , 19, wohl auch Pellerin, Mel. p. 146 und Crusius, Griech. Studien H. Lipsius 
2, 41 und Mi. 4, 398, 147 („Komme debout, u> dargebr. p. 41 ff. Dafs der Menkultus in Ost- 
eome du bonnet phrygien et vetu de la chla- KcherRichtungüberKleinasienhinausgedrungen 
myde"). Freilich ist Imhoof, Griech. Münzen sei, erscheint mir sehr fraglich. Wohl erscheint 
p. 226 zu nr. 746. 747 wegen der Ähnlichkeit auf Münzen des Septimius Severus {de Saulcy, 
des Kopftypus dieser Münzen mit dem ' der Num. de la Terre Sainte p.4 nr.l = Mi. 5, 307, 
pessinuntisehen geneigt, wie auf letzteren, so 147; nr. 2 pl. 1, 1; nr. 3. Mi. S. 8, 213, 86 nach 
auch auf den in Ankyra geprägten eher das Sestini, Lett. Num. Cont. 6, 75, 4; vgl. Lajard, 
Haupt des Attis als das des Men zu erkennen, Ann. d. Inst. 1841 p. 256) und des Caracalla 
wie denn auch Walcher de Moltheim die Büste (de Saulcy p. 4 nr. 1 pl. 1, 2; nr. 2. Mi. 5, 307, 
seines Exemplars als Attis bezeichnet. Auch 149; p. 5 nr. 5) von Laodikeia am Liba- 
die stehende Figur der Tektosagenmünze nimmt 50 non ein männlicher Mondgott stehend, ein 
Imhoof, Griech. Münzen p. 226 für Attis in Rofs am Zügel haltend, meist mit der Bei- 
Anspruch schrift MHN {Head, Hist. num. p. 663). Doch 
Da wir ovqocvios als Beinamen des Men birgt sich hier wohl unter der Bezeichnung MHN 
sowohl in Attika als in Lydien und Phrygien eine einheimische semitische Mondgottheit 
antreffen, ist in der von Perrot, Explor.arch. . P^r sog. Lunus" oder Men" mit Scepter 
de la Gälatie et de la Bithynie ' P . 239 nr. 134 m der R auf Münzen von Gab a(M Hist 
mitgeteilten Inschrift von Ankyra* Zeile 2 viel- ^V-™%™* Bt Hf W?** p ',i*° £f 
leicnt eher zu M n v\ als, wie Am* will, zu Mi 6, 316, 26 - Eckhel Cat. 1 p.846 im .1; 
ACC\ oiW«, sizn» zu ergänzen. Mit dem ^-' 2 ^ch M». S 8, 220, 13 [Cab Alher]) Do- 
J ""*"' n *' s 60 mitian (im Felde ein Halbmond, de Saulcy 
Menkult in Ankyra mag zusammenhängen die p. 340 pl. 19, 2 = Mi. 5, 316, 27 und Mi. S. 8, 
yvlri y' MrjvoQifciTäv der Inschrift C. I. Gr. 220 f., 14 nach Pellerin, Suppl.2 p. 1), Domitia 
4021; vgl. Bobiou, Hist. des Gaulois d'Orient (de Saulcy p. 341 nach Mi. 5, 316, 28 aus Eckhel, 
p. 145 und Badet et Paris, B. C. H. 13 p. 494. Cat. 1 p. 246 nr. Z = D.N.V.3 p. 344, und S. 8, 
Das angebliche Brustbild des Men auf dem 221, 15), Antoninus Pius (im Felde Stern und 
Obv von Münzen von Pessinus mit der Halbmond, de Saulcy p. 342 pl. 19, 6 = Mi. 5, 

Reversaufschrift MHTPOI • 0ES2N TTEII 317, 33), Marc Aurel (im Felde Halbmond und 

bei Sestini, Lett. Num. Cont. 5 p. 67 nr. 1 und Stern, de Saulcy p. 342 = Mi. 5, 317f., 34) er- 



2729 Men (Kult v. Pantikapaion etc.) Men (Thasischer u. att. Kult) 2730 

scheint nicht mit dem Halbmond an den Schul- Sicher falsch verstanden hat ferner JSeuzey, 

tern ausgestattet. Der bei de Saulcy pl. 19, 2 Miss. arch. dans la Macedoine p. 390 f. nr. 175 

abgebildete TyP us . der die Gottheit in kurzem eine 'Weihinschrift von K a v a i a (ü. I. L. 3, 603), 

Gewände zeigt, erinnert durch nichts an Men, wenn er die erste Zeile derselben IOB • MENI • 

der pl. 19, 6 wiedergegebene nur durch die AVG liest I(ovi)<Xptimo)R(?)... Meni Aug(usto) 

orientalische Tracht, sog. phrygische Mütze, und meint, dafs es sich hier um einen Iuppiter 

Hosen etc. Es ist sehr zweifelhaft, ob auf Men Augustus oder um einen mit dem Kulte 

diesen Münzen überhaupt eine Mondgottheit eines orientalischen Iuppiter verbundenen Men 

dargestellt ist. Jedenfalls ist aber, wenn dies Augustus handele. An Men, der in einer la- 
doch der Fall sein sollte, nicht an den phry- 10 teinischen Inschrift wohl durch MENSIS würde 

gischen Men, sondern an eine einheimische wiedergegeben sein, ist sicher hier nicht zu 

semitische Gottheit, etwa Sin (über dessen denken. Ob Men, wie Eewey a. a. 0. p. 83f. 

Kultus auf der Sinaihalbinsel man vgl. Tuch, nr. 42 pl. 4, 1 und Rev. arch. n. s. 11 (1865) 

ZDMG. 3 p. 203 und Baethgen, Beitr. z. semit. p. 456—459 will, auf den Felsen von Phi 

Religionsgeseh. p. 105), zu denken. lippi erscheint, ist gleichfalls unsicher. Es 

Auf einer von Eckhel, B. N. V. 3 p. 503 und ist dort eingegraben unter einem Augenpaar 

Mi. 5, 585 f., 39 dem Caracalla zugewiesenen die Inschrift GALGEST | TA PRIMILfLA PRO | 

Münze von Esbus erkennen diese „Le dieu FILIA DANE jV.S.L.M, daneben ein Halb- 

Lunus deböut et coiffe d'un bonnet phrygien, mond mit den Spuren eines Sternes dann, und 
regardant ä g., le pied dr. pose sur un rocher, 20 daneben eine stehende , nicht allzu deutlich 

une pomme de pin sur la m. dr. et la g. sur erhaltene Figur, welche die R. ausstreckt, m 

une haste autour de laquelle est un serpent." der erhobenen L. ein aufgestütztes Scepter 

Indessen nach de Saulcy p. 393 f. nr. 3 pl. 23, 6 (oder Lanze) hält, am Kopf mit einem grofsen 

stellt dies dem Elagabal zuzuteilende Stück Halbmond und über dem Haupt mit einem 

nicht den Men dar, sondern „Astarte debout, Stern geziert ist. Dafs es sich um emeWeih- 

tournee ä g., portant une petite tete et s'ap- inschrift an eine Mondgottheit für Hülfe bei 

puyant sur la haste; eile a le pied droit pose einem Augenleiden handelt, ist anzunehmen. 

sur un objet indetermine ; un serpent est en- Ob aber in der Gottheit Men zu erkennen ist, 

roule autour de la haste." Es ist deshalb ein scheint doch fraglich. Die Figur ist zu schlecht 
Irrtum, wenn Head, Eist. num. p. 687 mit An- 30 erhalten, um deutlich auf das Geschleeht schlie- 

führung de Saulcys Men als Münztypus von fsen zu lassen. Vielleicht ist in DANE, was 

Esbus verzeichnet. Heuzey für den Namen der Geheilten hält, der 

Der sog. „Lunus" auf Münzen vonKarrhai Name der Göttin Diana (= Bendis) erhalten; 

{Mi- 5, 597 599 nr. 20. 20 b18 . 21. 33. 8. 8, 392 das I ist etwa aus Versehen des Steinmetzen 

bis 397 nr. 17. 31. 32. 39) endlich ist sicher der ausgefallen oder, wenn mit D ligiert (D), von 

dort hochverehrte Sin, über dessen Kultus da- Heuzey übersehen worden. Fr. Lenormant, Sa- 

selbst einstweilen auf Andreas Harald Collin, bazius. Paris 1875 (S.-A. aus Rev. arch.)p. 11 

Biss. de templo Lunae apud Sabios (praeside will, an denselben Felswänden von Philippi 

Matth. Norberg). Londini Gothorum 1799. 4° außerdem Men zu Rofs entdecken {Heuzey 
und Chwolsons Ssabier verwiesen sei. 40 pl. 3, 4. 3), aber nichts charakterisiert die be- 

Lenken wir unser« Schritte von Kleinasien treffenden Figuren als Mondgott, 
nach Europa, so finden wir einige Verehrungs- Eine sichere Widmung an Men haben wir 

statten des Men. Doch sind deren weniger an der Inschrift eines Altars auf Thasos 

als man angenommen hat. de Koehne, Musee | AN€0H KEN | 06G) | MHNI /ITPAN^IÖ 

Kotschoubeyl p.376f. nr. 1. Poole, Cat.ofgr. AIONYCG) | AACOY XAPII | CA, J. Th. Bent, 

e in the Brit. Mus., Thrace p. 9 nr. 4. Head, Journ. of Hell. Stud. 8 (1887) p. 411f. nr. 5. Sie 

Hist num. p 239 erklären das jugendliche mag, wie Bent annimmt, von einem Fremden 

Haupt mit phrygischer Mütze auf dem Obv. herrühren. Dasselbe ist der Fall bei der im 

von Bronzemünzen von Pantikapaion, deren Heiligtum der fremden Gottheiten auf _Delos 
Rev. den Dionysos zeigt, für das des Men. 50 gefundenen Inschrift Täoea Mr\vl, Butt, de Corr. 

Öhr Giel, Kl. Beitr. zur ant. Numismatik Süd- Hell. 6 (1882) p. 345 nr. 65. 
rufslands. Moskau 1886. 4° p.34 nr.5 Taf. 4 In Attika mag der Kultus des Men etwa 

schwankt zwischen Men und Attis. Indessen im 3. Jahrhundert v. Chr. Eingang gefunden 

das Fehlen des Halbmondes, sowie der Fund haben. Um diese Zeit setzt an M. Koehler, 

von Terracottastatuetten des Attis bei Panti- . C. I. A. 2, 1587 die im Peiraieus gefundene 

kapaion spricht für die Deutung auf letztere Widmung Jiovvaiog «ctl Baßvlia ta Mtjvi zo 

Gottheit, für die sich auch Cavedoni, Bull. arch. iigov ävt&soav, Kumanudis, A&r\v. 8 p. 294 

napol. n. s 3 (1854) p. 28 nr. 7 entscheidet, nr. 4. loucart, Bull, de Oorr. Hell. 4 (1880) 
während er früher (Bull. d. Inst, di Corr. arch. p.129. C. Wachsmuih, Die Stadt Athen imAlter- 
1850 p 11 an den Sohn des Aietes gedacht eo tum -2, 1 p.163 Anm.l. Smimoff p. 90, II nr.l. 
hatte Der angebliche Men zu Rofs auf Münzen In dieselbe Zeit gehört nach Koehler (C. I. A. 
von Istros (Poole, Cat.ofgr. ein the Brit. Mus., 2, 1573) ein in Thorikos gefundenes, jetzt im 
Thrace p. 27. Head, H. n. p. 235) und Niko- Centralmuseum zu Athen auf bewahrtes Basrelief 
polis ad Nestum) Sestini, Bescr. di molte med. (nr.1406) mit der Widmung Mi-cgaäccTris xal rj 
gr. esistenti in piü musei p. 82. 33. Head, Hist. yvvfi Mr\vl \&vi*rt*tt.v\ (Fig. 9). Das Relief, be- 
wum p. 244) ist sicher nicht Men, sondern eine schrieben von v. Sybel, Kat. d. Skulpt. z. Athen 
einheimische thrakische Gottheit, vgl. Brexler, p. 72 nr. 390. Milchhöf er, Bie Museen Athens 
Myth Beitr. 1 p. 86 f. Röscher p. 131 u. 147. p. 24, abgebildet und besprochen von Smtrnoff 



2731 



Men (attische Kulte) 



Men (attische Kulte) 



2732 



p. 122 f. nr. 28 Fig. 4, stellt Men dar ohne 
Halbmond, ganz bekleidet, mit phrygischer 
Mütze auf dem Haupte, in der R. eine Schale, 
seitwärts auf einem Hahne sitzend; links neben 
ihm ein Tisch mit Opfergaben, hinter welchem 
Mitradates nebst Frau mit betend erhobenen 
Händen nahen. Nach Müchhöfer wäre der 
Vogel, auf welchem Men sitzt, ein Adler, und 
die in Gips ausgeführte Restauration in einen 
Hahn irrig. Aber Smirnoff erklärt den Vogel 
mit aller Bestimmtheit für einen Hahn. Im 
Centralmuseum (nr. 1444) befindet sich auch ein 
in Attika gefundenes Basrelief (Fig. 10), welches 



Botzaris „pres d'une laverie antique bien con- 
servee" wurde kopiert die Inschrift Bull, de 
Corr. Hell 18 (1894)p. 532^ nr. 2: [Ty]gäv[von 
Mr\vl kv\i%\r\\%\av In t\iz\v%iaig iqa\viatal 
o?Ss xäSovg- | Mävrjg, KaXUug, \"ATtag, 'Agre- 
[iida)\QOg, Märjg, Zmaiag. \ Sayyägiog, "EQiiai\og r 
Tißuog, "Eqiiidv. Freilich ist die Ergänzung 
des Götternamens nicht völlig sicher. Das 
Bruchstück einer ganz ähnlichen Inschrift aus 
l« Sunion (Ath. Mut. 12 p. 296 nr. 258) verrät uns 
leider den Namen des Gottes auch nicht, da 
es mit oi'äe ävs&so[av'] xädovg beginnt. Sicher 
bezeugt ist ein von dem lykischen Sklaven 







Men auf dem Hahn, attisches "Weihrelief (nach Smirnoff, Ueber den phrya. Gott Men 
in Stetpavog Sammelband zu Ehren Sokolofs p. 122 fig. 4). 



Men, mit Scepter oder Lanze in der ß., stehend . 
zwischen Pan und einer ganz bekleideten 
Frauengestalt, wie Smirnoff annimmt, einer 
Najade, darstellt. Es ist abgebildet bei Smir- 
noff p. 115 Fig. 1 und besprochen p. 114 — 117 
nr. 24. Angefertigt ist es nach Smirnoff etwa eo 
um den Anfang unserer Zeitrechnung. 

Bei den Ausgrabungen, welche Dörpfeld 
im Winter 1894 westlich von der Akropolis 
in der Suche nach der Enneakrunos anstellte, 
wurde nach H. B. Walters, Glass. Rev. 1894 
p. 229 entdeckt „a relief of 1he Phrygian god 
Men, who was worshipped as a divinity in 
connection with water and rain." Im Thale 



Xanthos in römischer Zeit errichtetes Isgöv 
des Mriv TvQccvvog durch drei südlich von Er- 
gastiria im Lauriongebiet gefundene Inschriften 
(Andre Cordella, Le Laurium. Marseille 1871 
p. 34 — 36. 0. I. A. 3, 73. 74 [= Dittenberger, 
Syll. 379]. 75; vgl. Müchhöfer, Athen. Mitt. 12 
[1887] p. 300 nr. 279), von denen die beiden 
ersten, ziemlich gleichlautend, interessante 
Vorschriften über den Kultus geben, vgl. Fou- 
cart, Assoc. relig. p. 119— 127. 219—221 nr. 38. 
S. Beinach, Tratte d'epigr. p. 105. 127 f. Treuber, 
Gesch. der Lykier. Stuttg. 1877 p. 38 Anm. 3. 
Gleichfalls der Kaiserzeit gehört an ein jetzt 
in Berlin befindliches Votivrelief, darstellend 



2733 Men (= Attis Menotyrannus) 

einen Halbmond mit Stern darin; darunter die 
Widmung: 'Isgsvg atoUarfis "laiSog | «al Ssgä- 
itiSog Avq. 'Enuq>QÖ8£i\zog xäi ovqaviai Mrjvl 
£vxa\[o]t[ß]trjQiov äved'TjKu, Wieseler, Äbh. d. 
Gott. Ges. d. Wiss. 19 (1874) p. 34. Gott. Nachr. 
1874 p. 14. C. I. Ä. 3, 140. Königl. Museen zu 
Berlin. Beschreitung der ant. Skulpturen p. 262 f. 
nr. 706. 

Abgesehen von Attika aber, wo der Kultus 
durch kleinasiatische Sklaven eingeführt sein 
wird, ist meines Wissens im eigentlichen 
Griechenland bisher noch keine Stätte der 
Menverehrung nachgewiesen worden. 



Men (gallische Kulte?) 



2734 



hafter Natur: In Vaison (Vasio Vocontiorum) 
wurde ein Altar gefunden mit griechischer und 
lateinischer Inschrift, welche Benier, Melanges 
d'epigraphie 1854 p. 129 — 146 und Kaibel, Epigr. 
Gr. 836 lesen: 

Ev&wcfiQi tvzrjg Brfi.a> Zsj-arog &szo ßmfiöv, 
täv sv AnctptCu y,vr\aäfi,svog Xoyiatv. 
Belus fortunae rector Menisgue magister 
ara gaudebit, quam dedit et voluit. 
10 Benier Terglich Menis magister als Beinamen 
des Belos mit dem Beinamen Menotyrannus, 
welchen Attis, wie bemerkt, in einigen römi- 
schen Inschriften führt. Nach Hirschfeld, C.L.L. 




10) Men in der Pansgrotte (anwesend Pan und Najade?), attisches Belief (nach Smirnof a. a. O. p. 115 Fig. 1). 



Wenn man vergleicht, in wie zahlreichen 
Städten Griechenlands die ägyptischen Gott- 
heiten in der hellenistischen und römischen 
Periode verehrt wurden, mufs man zu dem 
Schlüsse kommen, dafs der Kultus des klein- 
asiatischen Gottes den Bewohnern der Hellas 
und der Peloponnesos nicht eben zusagte. 

Auch in Italien und in den übrigen la- 
teinisch redenden Provinzen des Römerreichs 
scheint der Kultus keinen Anklang gefunden 
zu haben. Nur als Beinamen deB Attis ge- 
denken stadtrömische Inschriften später Zeit 
des Menotyrannus. und was man für Menkult 
in Gallien angeführt hat, ist ganz zweifel- 



12,1277 ist aber nicht Menisque magister, son- 
dern MBNTSQVE MAGISTER zu lesen, was 
Hirschfeld passend mit dem Beinamen der 
Mater Magna und des Attis in der römischen 
Inschrift G. I. L. 6, 499 diis animae suae men- 
60 tisque custodibus vergleicht. An Men ist also 
sicher nicht zu denken. Das Apameia dieser 
Inschrift ist nicht, wie Boscher p. 123 frageweise 
annimmt, die phrygische, sondern, wie der Gott 
Belus zeigt, die syrische Stadt dieses Namens. 
Ferner will Heuzey, Le dieu Men ä Bayeux, 
Bev. arch, n. s. 19 (1869) p. 1-6 pl. 1 den Men 
erblicken auf einem Relief zu Bayeux. Es 
zeigt einen nackten stehenden Gott von vom, 



2735 Men (Bildwerke) Men (Bildwerke) 2736 

in der L. einen Gegenstand, der einem Pinien- savtwv yo\vig [ivtfprig \ iuqiv. Tsifis\as Mov\q- 
apfel nicht unähnlich sieht, am Haupte einen iiavc'avös. Das Relief zeigt im Giebelfelde 
grofsen Halbmond und auf dem Haupte einen einen Adler, darunter im Felde nach Mordt- 
kleineren Halbmond oder ein Hörnerpaar. Mit mann: auseinandergeklapptes Diptychon, Korb 
Recht weist Smirnoff, der die Figur p. 118 mit Rabe (?), Kanne und Spiegel; nachS.Ü«'- 
Fig. 2 wiedergiebt, Heuzeys Deutung ab. Es nach: une patere, un vase, un oiseau sur un 
ist wohl eine gallische Gottheit hier zu er- panier des tablettes. Etwas tiefer die Haupt- 
kennen. Noch weniger wahrscheinlich ist Bul- darstellung: links Men enface mit phrygischer 
liots (La mission et le culte de Saint Martin Mütze, Halbmond auf der Schulter, in der L. 
d'apres les legendes et les monuments popu 10 Palme; in der Mitte nach Mordtmann: -weib- 
Imres dans le pays e'duen, Mem. de la Soc. liehe Büste en face mit einer Art Aureole auf 
Eduenne 1. a. 17 p. 149 Fig. 59) Deutungeines einem Halbmond, ruhend auf den Köpfen der 
gehörnten Gottes, welcher die R. auf einen Hekate, welche dreigestaltig mit Fackeln er- 
gelagerten Stier legt, im Museum von Beaune scheint; nach Beinach: la triple Hecate avec 
als „sorte de dieu Mithra ou Men", und dessen des torches; une d'elles porte sur la tete le 
Erklärung (p. 199 ff.) des Namens des Thal- disque lunaire contenant un buste du soleil; 
grundes von Vaux-Chinon „Men-Vaux" als rechts nackter Knabe, enface, in der R. einen 
Thal des Men würde man eher in einem Buche Doppelhammer, in der L. einem Hunde einen 
des vorigen Jahrhunderts, wo man sich nichts traubenförmigen Gegenstand hinhaltend, nach 
daraus machte , Isny und Eisenach von dem so Beinachs Vermutung ein Kabir. Es folgt die 
Namen der Isis abzuleiten, als in einem wissen- Inschrift und unter dieser eine männliche und 
schaftlichen Aufsatz der Gegenwart zu finden eine weibliche Büste, letztere mit Spindel ; ganz 
erwarten. unten ein Pflugschar, Dethier, Etudes archeol. 

Noch sei bemerkt, dafs, wenn man, wie p. 113. S. Beinach, Catal. du musee imp. d'anti- 

dies von verschiedenen Seiten geschehen ist quites. Constantinople 1882 p.36 nr.244. Mordt- 

(vgl. z. B. Fr. Lenormant, Monographie sur la mann, Ath. Mut. 10 (1885) p.l6f. nr. 3. Joubin, 

voie saeree eleusinienne p. 104 f. E. Curtius, Musee Imperial Ottoman. Catal. des sculpt. gr., 

Beiträge zur Geschichte u. Topographie Klein- rom., byz. et franques. Constantinople 1893 

asiens [aus den Abh. d. kgl. Akad. d. Wiss. eu p. 48 nr. 124. Smirnoff p. 114 nr. 23. Bamsay, 

Berlin 1872]. 4° p. 66), aus dem Vorkommen 30 Cities 1 p. 348. Durch Vergleichung der In- 

mit Men zusammengesetzter Personennamen schrift mit einer ganz ähnlich lautenden aus 

auf den Kultus des Gottes in einer Gegend Kotyaion (C. I. Gr. 3827 q. Le Bas et Wadding- 

schliefsen will, die Orte der Menverehrung ton, As. Min. 805) zeigt Mordtmann, dafs das 

besonders im Osten sich noch unendlich ver- Denkmal aus Phrygien stammt, wenn auch 

mehren liefsen. Dafs diese besonders der hei- Dethier, Beinach und» Joubin als Herkunftsort 

lenistischen und Kaiserzeit angehörigen Namen Saloniki angeben. 

in ihrer überwiegenden Mehrzahl nicht, wie Ganz unsicher ist die Deutung auf Men 
Boscher, Selene p. 2 annimmt, von Mene, son- bei folgenden Reliefs. Ein Fragment in den 
dem von Men herzuleiten sind, beweist der Ufficien beschreibt DütschJce, Ant. Bildw. in 
Umstand, dafs sie besonders häufig in Klein- 40 Oberital. 3 p.l64f. nr.324 so: „In einer Säulen- 
asien auftreten. Man vgl. über sie Letronne, halle . . . steht ein geflügelter Jüngling, be- 
Mem. de l'Institut National de France, Aca- kleidet mit Schuhen, Hosen, kurzem, gegürteten 
de'mie des Inser. et B.-L. 19 (1851) p. 110 Chiton und einem auf der r. Schulter mit Spange 
bis 112 und Ann. d. Inst, di Corr. arch. 1845 befestigten Mantel, den die L. emporhebt; r. 
p. 340 — 343. Bobiou, Mem. pres. p. div. sav. Arm abgebrochen. Auf seinem lockigen Haar 
äl'Ac. deslnscr. et B.-L. l re ser. tom. 10 p. 428f. scheint sich eine phrygische Mütze erhalten 
und vor allem die Register zu den epigraphi- zu haben. R. zu seinen Füfsen das Fragment 
sehen Publikationen C. I. Gr., C. I. Att., Bull. eines (wohl vierbeinigen) Tieres, das den Kopf 
de Corr. Hell., Ath. Mitt., sowie zu den Münz- (abgebrochen) zu dem Jüngling zurückwandte." 
Verzeichnissen, wie Mionnet, Catalogues of the 50 Smirnoff p. 112 nr. 19 vermutet, dafs hier viel- 
er, coins in the Brit. Mus. etc. leicht Men dargestellt sei, da Flügel und die 

Ich schliefse, um das Material zu vervollstän- Hörner des Halbmondes leicht mit einander 

digen, hier die bildlichen Darstellungen verwechselt werden können, 
des Men an, soweit dieselben nicht bereits Die in den Monumenta Vet. Matthaeana 2 

schon in der geographischen Übersicht ange- p. 81 — 85 tab. 63 als „Lunus" beschriebene 

führt worden sind. Freilieh lassen sich, wenn Relieffigur einer jugendlichen, mit beiden Hän- 

man von den bereits verzeichneten absieht, den eine abwärts gerichtete Fackel haltenden 

nur wenige sichere Darstellungen des Men Gestalt mit phrygischer Mütze ist eine der 

beibringen. beiden fackelhaltenden Figuren, welche die 

Selbständige Statuen des Gottes in Marmor 60 Tötung des Stieres auf den Mithrasdenkmälern 

sind meines Wissens noch nicht bekannt ge- einzurahmen pflegen. Durch die diesen Figuren 

worden. Von Reliefdarstellungen habe ich noch auf einem Mithräum von Sarmizegetusa und 

nicht erwähnt einen Grabstein im Tschinili auf dem dritten Mithräum von Heddernheim 

Kiösk mit der Inschrift "Anipiov [statt "Ancpiov] beigegebenen Inschriften (Cumont, Textes et 

zbv savTrjg evvßiov räswv xazsEiiQmeev QmtCgrj monuments figure's relatifs aux mysteres de Mi- 

H tfjra.Fase.3.Bruxellesl896.4°p.288fig.l30a.b; 

'€|k«i;j) yial 'AntXläg xal räsiog sTsCjineav tovg p. 377 flg. 289. 291; vgl. Hettner, Die röm. Stein- 

n denkmäler des Provinzialmuseums zu Trier p. 67 



2737 Men (Bildwerke) Men (Bildwerke) 2738 

zu nr.114) lernen wir ihre Namen kennen. Der davor eilt eine Schlange in langen Windungen 

Jüngling mit erhobener Fackel ist Caute, der am Boden hin. Den Hintergrund bilden Felsen, 

mit gesenkter Fackel Cautopates. besetzt mit Fruchtbäumen und Cypressen" wird 

Von einem Mithräum stammen vermutlich von Cumont vermutungsweise als Men gedeutet, 

auch die in Heddernheim gefundenen „kleinen da dieser Gott häufig zu Pferde dargestellt 

Reliefbüsten des Sol und Deus Lunus", West- werde. Diese Deutung ist jedenfalls abzu- 

deutsche Zeitschr. f. Gesch. u. Kunst, 4. Korre- weisen. Schon das Fehlen des Halbmondes 

sponäenzblatt p. 5 nr. 3; vgl. Westdeutsche Zeit- spricht dagegen. Auch reitet Men auf den mir 

schrift 1894 p. 53 Anm. 36. Natürlich ist die bekannten Darstellungen im ruhigen Schritt, 

angebliche Büste des „Lunus" vielmehr die io während die Figur dieses Reliefs in voller Be- 

der Luna, s. Cumont a a. 0. p. 425 nr. 311. wegung dargestellt ist. 

Einen in Arnoldshöhe bei Köln gefundenen Von Terracotten ist zu nennen die in 

„Kopf mit einer Art sehr hoher phrygischer diesem Artikel oben unter Maionia angeführte 

Mütze, die aber nicht, wie gewöhnlich, ganz Figur des am Boden sitzenden Men. Wenn 

einfach, sondern mit vielen von oben nach ich Neue Jahrbb. f. Mass. Philol. 1894 p. 322 

unten gehenden Streifen geschmückt und etwa Anm. 5 die Vermutung aussprach , es könnte 

beim Beginne des obersten Drittels mit einem hier Attis dargestellt sein, weil ein am Boden 

Bande umschlungen ist" läfst H. Düntzer, sitzender Men ganz ungewöhnlich ist, so ent- 

Bonner Jahrbb. 72 p. 69 von einem Sarkophag kräftet Smirnoff p. 119 Anm. 3 dieses Argu- 

stammen und erklärt ihn wegen der „Gestalt 20 ment mit Recht durch den Einwurf, dafs auch 

des ganzen Kopfes , welche vollkommen die Attis nicht in dieser Stellung nachzuweisen sei. 

einer Mondsichel ist", für „einen Deus Lunus", Nicht beistimmen kann ich dagegen Smirnoff 

vgl. Westdeutsche Zeitschr. f. Gesch. u. Kunst 2 p. 123 ff. nr. 29. 30 Fig. 5. 6, wenn er eine in 

(1883) p. 12 „Kopf des Mondgottes". Ich mufs Kertsch gefundene Terracotta der kaiserlichen 

gestehen, ich kann mir von diesem sonderbar Ermitage zu St. Petersburg, welche einen 

gestalteten Kopfe keine Vorstellung machen. Knaben in phrygischer, auf der Brust zusammen- 

An Men ist aber offenbar nicht zu denken. geknöpfter, Leib und Beine freilassender Ge- 

Übrigens wird ein „Lunuskopf" an einem wandung, eine Traube in der R., auf einem 

Grabrelief auch von Janssen, De grieksehe, ro- Hahne sitzend darstellt (ßtephani, Compte-rendu 

meinsche en etrurische Monumenten van het so p. l'a. 1868 pl. 3, 12), und eine Terracotta in 

Museum van oudheden te Leyden (1858) p. 51, Karlsruhe (Frohner, Die griech. Vasen u. Terra- 

I. 320; vgl. Gerhard, Arch. Zeit. 1849 Sp. 83 f. cotten der grofsherzogl. Kunsthalle zu Karlsruhe 

angegeben: „Fragment van de voorzijde eener nr. 612. Gerhard, Arch. Anz. 1851 p. 29. Walz, 

doodkist, een gastmaal voorstellende .... Ver- Über die Polychromie der ant. Skulptur p. 10 

moedelifk de voorstelling van een' ontaarden Taf. 2, 1. Minervini, BuU.areh.napolet. 2 [1854] 

liefdemaaltijd, uit den eersten christelijken tijd. p. 106f.), die eine völlig bekleidete jugendliche 

Op den hoek bevindt zieh het aangezigt van Figur mit phrygischer Mütze und kurzem ge- 

een' deus Lunus in colossale grootte. Afkomst gürteten Chiton, einen Hahn in der R., gleich- 

laatstelijk Florence." Natürlich läfst sich ohne falls auf einem Hahne sitzend zeigt, für Men 

Abbildung die Darstellung nicht beurteilen; 40 erklärt. Zwar neigt auch Minervini für letztere 

nur will ich bemerken, dafs an einer etru- Statuette dieser Erklärung zu, doch gebe ich 

rischen Grabkiste bei Lajard, Culte du cypres Stephanis (Compte-rendu p. l'a. 1873 p. 46— -47; 

pyramidal pl. 13, 4 ein anscheinend weiblicher p. l'a. 1876 p.l74f.) Deutung auf Attis, dessen 

Kopf von kolossaler Gröfse angebracht ist, bei Haupt wir oben auf den Münzen von Panti- 

dem man schwanken kann, ob er mit Hörnern, kapaion dargestellt sehen, den Vorzug *). 

wie Lajard angiebt, oder mit einem mifsratenen Als Men- Attis bezeichnet Heuzey, Les frag- 

Halbmond geziert ist. ments de Tarse au musie du Louvre, Gaz. des 

Die Reiterfigur eines in Neuenheim nicht beaux-arts 18 e annöe 2 me pöiode tom. 14, 1876 
weit vom Mithräum gefundenen, jetzt im 

Museum der Universität zu Heidelberg auf- 50 *) Merkwürdig übrigens, in wie mannigfachen Dar- 
bewahrten Sandsteinreliefs (Stark , Mithras- äte11 ^«» ^ttis in der Koroplastik von Pantikapaion 

steine von Dormagen Taf. 4, 2 p. 24f. Cumont auftIltt ,; s°hon °ben (unter Attuda) .? V T/ us 

r\ ich *„.. -n- » n ii ^""'""•" einem Grabhügel bei Kertsch stammende Terracottafigur 

a. a. U. p. 424 nr.*310 Flg. 357), welche Stark, erwähnt, welche den Atti» su Pferde darstellt. Merk- 

Zwe% Mlthräen der grofsherZOglichen Altertümer- würdiger sind zwei von Cumont, Textes et monuments figures 

sammig. in Karlsruhe (1866) p.27 so beschreibt: rei. aux myst. de Mithra. Pasc. 2. Bruxelles 1895. i" p.i9if. 

„Ein Unbärtiger Jüngling sitzt als Reiter auf nr . 5 flg. 17 (= Stark, Mithrassteine von Dormagen p. 18 

fortspringendem Rosse. Auf dem lockigen Taf - 3 ) und nr - 5bl " (=stephani, Compte-rendu p. l'a. issn 

Haupt sitzt die nicht hohe, phrygische Mütze. p ' 6 u ' 125 ph 6) an e efttnrte Terracotten, von denen er die 

Der Mantel fliegt stark gebauscht. Das Unter- "f er ! bes ° hreibt: ^«"-a-Attis «»y. d-une uare eievee. 

j . , 1 ° « ,,. ° ..ii i ,»..i,, - vetu dune tttruque a manches attachee sur la poitnne par 

gewand 1S t kurz, faltig gegurtet und fallt in 60 une boule ronde et d , un mrge pantalon ^ taisse VM<mm et 

baU8Chlger Masse doppelt darüber, indem es i es parties genitales ä decouvert, maintient du genau un tau- 

VOn den Schultern ganz gelöst scheint und SO reau abattu. De la main gauche a lui saisit une corne et de 

den Oberkörper nackt läfst, ebenso wie die la droite leve un couteau (brise) dont ü va le /rapper. Ce 

Beine. Die Linko fafst den Zügel kurz, die taureau est d proprement parier un büffle cornrne le montre 

Rechte hält die Kugel vor der Brust. ' Das son ! ' anvl ""&"• &* andere: „Mithra- Attis vku du mime 

Pferd mit seinem langen Schweif greift weit costu "f *?''*! tm i° urs to ? orne . du „ ia , urem de f m f" gauche ' 

j i7- e • l. -k-r i -i mais la droite est ramenee pres de la cuisse* II n appuie pas 

tS S; , ,?. ? op . T an S ezo !? e , n - Neben dem le , eno „ mr le ^ de ,. animali le ias ^ la jamte eat dis . 

rierde lauft ein Löwe mit langem Schweif, simuü derrüre u corps de ceiui-ei." 



2739 Men (Bildwerke) Men (Bildwerke) 2740 

[p. 385— 405] von ihm p. 401 nr. 12 (Jünglings- italisch - römische Abt., assyr.-ägypt. Abt. von 

gestalt in phrygischer Tracht, mit Flügeln an R. Ulrich u. A. Seiemann. Zürich 1890 p. 86 

den Schultern) und p. 403 nr.13 (Oberteil eines nr. 2256; desgleichen bei einer Lampe in Köln, 

Knaben mit phrygischer Mütze, reicher Laub- auf welcher erscheint ein „jugendlich männ- 

werkverzierung um das Haupt und Flügeln an licher Kopf mit bekleidetem Bruststück über 

den Schultern) abgebildete Terracotten von einem Halbmond, der auf einer kreuzweis 

Tarsos, welche er p. 404 so charakterisiert: (mit Zodiacus?) gegürteten Himmelskugel ruht", 

„ün autre groupe nombreux est celui des jeunes BZ. Dütschke, Die ant. Denkmäler der Kölner 

dieux en costume phrygien, comme Men ou Atys, Privatsammlungen, Bonner Jahrbb. 61 p. 117 

que nous voyons egalement, pares du tnystique 10 nr. 141. Kann man wegen des Fehlens der 

feuillage, chercher ä s'identifier avec le Bacchus phrygischen Mütze schon bei diesen zwei Lam- 

enfant ou avec la forme plus complexe de VEros pen im Zweifel sein, ob hier Men dargestellt 

bacchique" und über deren Flügel er Anm. 3 ist, so werden wir noch gröfsere Zurückhaltung 

bemerkt: „Dans ces figures je considere les ailes in der Deutung zeigen müssen bei Lampen mit 

recourbees ou recoquevülees , comme une inter- einer „faccia di uomo barbato con luna falcata 

pretätion grecque du croissant, place par les sul capo", wie auf einem in Pompeji gefun- 

Orientales derriere les epaules du dieu Men ou denen Stück (Notizie degli scavi di ant. 1882 . 

Men- Atys (Atys Menotyrannus)." Auch Col- p. 376. Bull. d. Inst. 1883 p. 202 „deus Lunus") 

lignon, Manuel d'archeologie p. 252 behauptet, oder mit „Aquila fulminifera portante il busto 
dafs Men und Attis unter den Terracotten von 20 di Giove, con mezza luna dietro le spalle", wie 

Tarsos häufig vorkommen. Aber die von Heu- auf einem im Bull. Municipale 1889 p. 224 

zey abgebildeten Figuren erinnern durch nichts verzeichneten Exemplar. Dasselbe gilt für eine 

an Men, dessen Kultus in Kilikien ja auch, wie Lampe der Sammlung des Grafen de Pourtales- 

wir oben sahen, durch andere Denkmäler noch Gorgier, deren Henkel verziert ist „par une 

nicht genügend gesichert ist. Auch Smirnoff figure barbue surmonte'e d'une croissant", Catal. 

p. 103 hat sich gegen Seuzeys Deutung aus- des objets d'art . . . composant les collections de 

gesprochen; ja er läfst die in Rede stehenden feu M. le Comte de Pourtales- Gor gier. Paris 

Figuren überhaupt nicht als Gottheiten gelten. 1865 p. 138 nr. 766. Besonders spricht gegen 

Auch zwei von G. Botti, Notice des monu- die Deutung dieser Büsten auf Men die Bärtig- 
ments exposes au muse'e greco-romain d' Ale- 30 keit derselben. Nun kann man sich ja an und 

xandrie 1893 p. 118 nr. 1377. 1378 als „Men- für sich den Mondgott, der nach mythologischer 

Attis" bezeichnete, leider nur sehr summarisch Auffassung jeden Monat aus einem Kind zum 

als „Dieu lunaire, il tient dans sa main droite Jüngling und weiterhin zum Mann und Greis 

une fleur ä quatre petales" beschriebene Terra- wird , ebenso gut jugendlich als greisenhaft 

cotten des Museums von Alexandria sind offen- vorstellen , wie ihn denn beispielsweise eine 

bar dem Men abzusprechen, da das Attribut südslavische Formel anredet: „O Mond, junger 

der Blume bei diesem nicht nachweisbar ist. Jüngling, alter Greisbart", Boscher, Nachträge 

Endlich die von Gerhard, Arch. Anz. 1857 zu, meinem Buche über Sehne p. 26; vgl. ebenda 
p. 40* beschriebene Terracotta im Museum des p. 15 analoge ägyptische Vorstellungen. In- 
Louvre, welche darstellt „einen Jüngling zu 40 dessen für die Bärtigkeit des phrygischen 
Pferde, dessen Darstellung an den Gott Lunus Mondgottes läfst sich aus sicher denselben 
erinnert. Der Reiter ist strahlenbekränzt, mit darstellenden Denkmälern, wie den Münzen, 
einer Chlamys angethan und in der 1. Hand kein Beispiel beibringen, man müfste sich 
mit einem Füllhorn versehen, während seine denn auf Waddingtons (Bev.num. 1851 p.l8lf. 
Rechte, wie bei Harpokratesbildern, an den nr. 5) Beschreibung einer Münze von Sebaste 
Mund gelegt ist; das Unterteil fehlt", stellt berufen, deren Abbildung indessen (pl. 10, 5) 
offenbar den Harpokrates dar, der sehr häufig den Gott gleichfalls unbärtig zeigt, so dafs 
in alexandrinischen Terracotten zu Rofs er- Waddington wohl durch eine Unebenheit irre- 
scheint, vgl. Schreiber, Die Götterwelt Alexan- geführt wurde. Auch dafs die Büsten der 
driens, Verh. d. 40. Vers, deutsch. Philologen 1889 50 Lampe von Pompeji und der Sammlung Pour- 
p. 311. Botti a. a. O. p. 107 f. nr. 908 — 923. tales-Gorgier den Halbmond auf dem Haupte 
Königl. Museen zu Berlin. Ausfährt. Verz. der statt an den Schultern führen, weicht von den 
ägypt. Altertümer . . . Berlin 1894 p. 289. durch die Münzen uns bekannten Darstellungen 

Von Terracottalampen ist als sichere Dar- des phrygischen Men ab, obgleich hierauf wohl 

Stellung des Men anzuführen eine Lampe im nicht so grofses Gewicht zu legen ist. Will 

Berliner Antiquarium {Inv. nr. 6099) , welche man einen Erklärungsversuch wagen, so kann 

die Büste des Gottes mit phrygischer Mütze man vielleicht an eine Verschmelzung des Men 

auf einem grofsen Halbmond über einem Adler und Sabazios denken, indem man sich des 

mit ausgebreiteten Schwingen zeigt. Weniger Zeugnisses des Proclus in Tim. 4, 251: TiaQeilfj- 
zuversichtlich möchte ich mich für Men aus- 60 cpafisv tzuqü G>qvE,Iv Mf[va Zttßü&ov vjivoviisvov 

sprechen bei dem fragmentierten Oberteil einer xal sv (isaaig Saßa&ov teXetciLS erinnert. Da 

in Windisch gefundenen Lampe, auf welcher Sabazios häufig als Zeus aufgefafst wurde, würde 

„in einem Blätterkranze ein unbärtiger Kopf die Bärtigkeit dann keinen Anlafs zu Bedenken 

en face auf einem Halbmonde (Deus Lunus)" mehr geben. Auch könnte man vermuten, dafs 

dargestellt ist, O. Jahn, MM. d. antiqu. Gesell- eine semitische Mondgottheit zu erkennen sei. 

schaft in Zürich 14 p. 104 Taf. 3, 6. Benndorf Ja für die Büsten, welche die Mondsichel auf 

ebenda 17 p. 150 nr. 277. Katalog der Samm- dem Haupte haben, könnte man sogar an Baal- 

lungend. ant. Gesellsch. in Zürich. IL Griechisch- schämen denken, der mit der Mondsichel auf 



2741 Men (Bildwerke) Men (Bildwerke) 2742 

dem Haupte zwischen Malachbel und Aglibol Chabouillet, Catal. gen. et rais. des camees et p. 

auf einer palmyrenischen Tessera bei de Vogue, gr. de la bibl. imp. suivi de la descr. des autres 

Syrie Centrale. Inscriptions semitiques p. 77 monuments exposes dans le cabinet des medailles 

nr. 126*. abgebildet ist. Doch sind dies eben et antiques. Paris 1858 p. 496 nr. 2961 als „Lu- 

alles blofse Vermutungen. nus debout, s'appuyant de la m. dr. sur une 

Unteritalische Terracotten (Minervini, Bull. lance ou long sceptre qui n'existe plus. II porte 
arch. napol. n. s. 4. Agosto 1852 p. 30f. tav.l, 6. le bonnet phrygien, une tunique courte et des 
Gerhard, Arch. Anz. 1853 p. 284 nr. 23. Miner- cothurnes. L'avant-bras gauche manque" be- 
vini, Bull. arch. napol. 6 [1848] p. 85) und Vasen schreibt, läfst sich bei dem Fehlen aller At- 
(Migliarini, Ann. d. Inst. 1843 p. 392 f. M iner- 10 tribute nicht näher bestimmen. Babelon et 
vini, Bull. arch. napol. 3 [1845] p. 55), an denen Blanchet, Gatalogue des bronzes ant. de la bi- 
man das Haupt des „dio Luno" (von Seelen bliotheque nationale p. 287 nr. 669 und nach 
umgeben) hat erkennen wollen, kommen sicher ihnen Cumont, Textes et monuments figwres 
für Men nicht in Betracht. Und über die „Tete relatifs aux mysteres de Mithra. Fase. 3 (1895) 
du dieu Lunus de face, coiffe du bonnet phry- p. 408 nr. *286 ter bezeichnen sie als „Dado- 
gien. Antefixe de terre cuite provenant de phore ou porte -flambeau mithriaque". 
Metaponte" in der Bibliotheque imperiale. De- Eine Reihe Statuetten, bei welchen man 
pari, des med. p. gr. des antiques. Description hin und wieder an Men gedacht hat, möchte 
sommaire des monuments exposes. Paris 1867 ich lieber für Sabazios in Anspruch nehmen, 
p. 161 nr. 757, sowie über einen Gegenstand 20 So den bärtigen, den r. Fufs auf einen Widder- 
aus Terracotta, der im Cat. des bijoux du musee köpf stellenden Gott mit phrygischer Mütze 
Napoleon III. Paris 1862 p. 170 nr. 765 — 771 und Pinienapfel in der R., den A. de Long- 
so beschrieben wird „Sept ornements d'un objet pe'rier, Nolice des bronzes ant. du musee imp. 
inconnu. Un croissant borde de fleurs et d'un du Louvre p. 94 nr. 442 mit dem erwähnten, 
astragale et surmonte d'une tete couverte d'un von Waddington für bärtig gehaltenen Mond- 
bonnet phrygien. Auxdeux extremites,une Vic- gott einer Münze von Sebaste vergleicht; des- 
toire assise, les ailes eleve'es", läfst sich bei dem gleichen die ebenda p. 95 nr. 443 verzeichnete 
Mangel einer Abbildung kein Urteil fällen. Statuette einer bärtigen sitzenden Gottheit 

Auch von Metalldenkmälern läfst sich, so- mit Pinienapfel in der R. ; ferner Statuetten, 

weit mir bekannt, wenig mit Sicherheit auf 30 welche einen bärtigen Mann in phrygischer 

Men deuten. Lucian, Iup. Trag. 8 (2 p. 477 Tracht auf einem Widderkopf stehend mit 

ed. Jacobitz) erwähnt, dafs die Barbarengötter, erhobenen Händen , deren Finger teils ein- 

darunter auch Men, ganz von Gold dargestellt geschlagen, teils ausgestreckt sind, darstellen, 

wurden. Doch keine derartige Bildsäule des wie die Figur im Museum der Picardie, bei 

Gottes ist auf uns gelangt. welcher S. Beinach, Bev. arch. 3 e ser. 25 (1894) 

Auf einer Schale des Hildesheimer Silber- p. 374 f. an eine Person aus dem Kreise des 

fundes ( Wieseler, Der Hildesheimer Silberfund Midas, des Men oder des Mithras denkt, oder 

Taf. 3, 2) möchte ich in der jugendlichen Büste wie die ganz ähnliche Statuette, welche Ba- 

mit Halbmond an den Schultern, Halskette belon et Blanchet, Cat. des bronzes antiques de 

und sternengezierter phrygischer Mütze , weil 40 la bibliotheque nat. p. 289 nr. 674 .offenbar ganz 

das Seitenstück derselben (Taf. 3, 3) die Büste irrig als „Genie mithriaque debout sur une tete 

der Kybele zeigt, lieber mit Schöne, Hermes S de belier" bezeichnen. Sitzend führt uns die- 

p.477 Anm.2 den Attis als mit Wieseler p. 16 ff. selbe Gottheit, die Füfse gleichfalls auf den 

Düntzer, Bonner Jahrbb. 72 p. 69. Thedenat und Widderkopf gestellt, die Finger der beiden 

Heron de Villefosse, Gas. arch. 9 (1884) p. 266 Hände gleichfalls teils ausgestreckt, teils ein- 

den Men erkennen. geschlagen, vor eine in Sardinien gefundene 

Von Bronzen stellt vielleicht den Men dar Statuette des Berliner Antiquariums, welche 

die jugendliche Büste mit Halbmond an den im Jahrbuch des Icaiserl. deutschen arch. Inst. 

Schultern, aber ohne phrypische Mütze, auf 1892 Anzeiger p. 121 nr. 12 als „eine Gottheit 

dem Griffe einer Glocke bei Caylus, Bec. d'ant. 50 von der Art wie der deus Lunus" bezeichnet 

7 p. 202 f. pl. 52, 5. Bei der von S. Beinach, wird*). Zu derselben Klasse von Denkmälern 

Description rais. du musee de Saint - Germain- wird, wenn man es wagen darf auf eine blofse 

en-Laye. Bronzes figures de la Gaule romaine Beschreibung hin eine Vermutung zu äufsern, 

p. 52 nr. 33 als „Lunus" verzeichneten „Büste- gehören eine von W. Gebhard, Braunschweiger 

applique de'couvert ä Saint-Bernard (Ain)", an Antiken 1 (Programm des Gymnas. Martino- 

welcher „on distingue les traces d'une de'coration Catharinenm. Michaelis 1875). 4° p. 4 nr. 205 

en relief sur lecouvre- che f et une sorte d'echarpe mit folgenden Worten beschriebene Bronze- 

faisant saillie qui passe sur l'epaule droite", Statuette aus Pompeji: „Bärtiger Mann, wel- 
macht die Deutung als Men fraglich der Um- ,, 0ffenbar bestebt eln ZuMmmenhmg zwischen diD8en 

stand, dafs der Halbmond auf dem Haupte, 60 Saba!5ioBflgureu und den bronzenell V otivhänden, weiche 

nicht an den Schultern angebracht ist. Gegen einige Finger wie zum Schwur ausgestreckt, die anderen 

eine etwaige Deutung als Men der „ meZZa eingebogen zeigen, und die z.T. nach den beigegebenen 

figura barbata e Vestita, COro mezza luna SUl Insohriften, wie ein Exemplar der Coli. Hof mann 2 p. 182 

Capo" im Museo Borgiano cl. 5 nr. 63. DoCUm. M -« 8 > dem Sabazios geweiht sind, oder wie das in 

ined. p. S. alla Storia dei Musä d' Italia 1 p. 288 K» 18 ™ 1 » 6 befindliche Exemplar mit einem bärtigen Kopf 

Bind dieselben Bedenken, wie gegen ähnliche T 'S*™??"«, ^ lT" m ^ 1 , dderk ° pf ' f e f ar 

tt~ j. * j 1 ..ix mi 1 "" "^ dem Haupt des Sabazios, nicht, wie Scttumaeher, Beaehrei- 

Busten auf den eben erwähnten Thonlampen lunc, der Sammlung antiker Bronzen. Karlsruhe 1890 p. 158 f. 

gelten, zu erheben. Die kleine Bronze, welche M . 822 Taf. 15, 8 meint, des iuppiter, geziert sind. 



2743 Men (Bildwerke) Men (Bildwerke) 2744 

eher mit Chiton und mit Beinkleidern versehen Die zusammen mit einer Marmorstatue der 
ist, ist in halb sitzender Stellung dargestellt. Aphrodite und der Kybele an der Stätte des 
Die Füfse sind geschlossen und stehen auf Heiligtums der Mjjttjp &s<dv HXa<sxi\vr\ unweit 
einem schwer kenntlichen Gegenstande, wel- Magnesia am Sipylos gefundene ßtwa V 2 Meter 
eher von C. Schiller für eine Schildkröte ge- hohe Statue aus Bronze, welche nach dem von 
halten wurde, aber mit mehr Recht wohl für S. Beinach, Chroniques d'Orient p. 369 wieder- 
ein Schwein angesehen werden mufs, auf wel- gegebenen Bericht des Moniteur Oriental vom 
ches die Figur ihre Füfse gesetzt hatte. Dem 28. März 1887 „representerait Lunus ou Men, 
rechten Arme, welcher halb nach vorn erhoben une des principales divinite's asiatiques, sous les 
ist, fehlt die Hand, der linke Arm ist hoch 10 traits d'un cavalier", hat keinen Halbmond, 
erhoben und hielt einen Gegenstand, welcher nur vermutungsweise heifst es in der genaueren 
abgebrochen ist. Das Untergewand reicht bis Beschreibung Athen. Mitt. 12 (1887) p. 273 : Tö 
dicht an das Kinn; das bärtige Gesicht, wel- avm fiepos rot» %quvIov, ojcsq elleinei, fjxo fr- 
ohes mit geringer Sorgfalt ausgeführt ist, wird ftsxov, l'tscog sl%s ir\v rj/juaslrjvov, rjv cpegti b 
eingerahmt von üppigem Haupthaar, auf wel- <J?Qvyiog &sög Mr)v. ii Aufserdem würde man 
chem eine Mondsichel angebracht ist. Die bei Men den Halbmond nicht auf dem Haupte, 
Figur scheint demnach den Gott Lunus vor- sondern an den Schultern erwarten. Nach Bei- 
zustellen. Was für Symbole er in den Händen nach, Bev. arch. 3 e se"r. 27 (1895) p.345 ist diese 
gehalten hat, ist schwer zu erraten. Die Ge- Statue ins Museum von Konstantin opel gelangt 
stalt war hinten gestützt, indessen ist der 20 und von Smimoff in den Archeöl. Izvesti. Mos- 
Btützende Gegenstand selbst abgebrochen; auf kau 1895 nr. 4 zusammen mit einer ähnlichen 
diese Weise erklärt sich die halb sitzende in Cherson gefundenen mit einem Kommentar 
Haltung ..." Der Gegenstand, auf welchen über ßeitergötter und Reiterbilder publiciert 
die Figur die Füfse stützt, wird weder eine worden. Smimoff läfst es unentschieden, ob 
Schildkröte noch ein Schwein , sondern ein die Statue von Magnesia einen Gott oder einen 
Widderkopf sein. Der Halbmond mag sich Kaiser darstellt. Auf einem Bronzerelief in 
aus der oben erwähnten Verschmelzung von Berlin (Mon. d. Inst. 4, 38, 1. Lajard, Rech. 
Sabazios und Men erklären. Auf einem Dia- sur le eulte du cypres pyramidal pl. 7, 6. Ger- 
dem von getriebenem Bronzeblech im Berliner hard, Arch. Zeit. 12 [1854] Taf. 65, 3. Friede- 
Antiquarium (Jahrbuch des kaiserl. deutschen so richs, Berlins ant. Bildwerke 2 p. 437 f. nr. 20Ö8 b . 
arch. Inst. 7, 1892. Arch. Anz. p. Ulf.), be- Teohari Antonescu, Cultul Cabirilor in Dada 
stehend 1) aus einem Lorbeerkranz und den p. 4 — 6 tab. 2 flg. 3) will Fr. Lenormant, Saba- 
Büsten der Kybele und des Attis, 2) aus zwei zios (Extr. de la Bev. arch). Paris 1875 p. 26 
fragmentierten, von Giebeln bekrönten, ver- die Hauptfigur, einen über den Bücken einer 
goldeten Reliefs, von denen das eine Kybele lang ausgestreckt liegenden Figur einhergalop- 
thronend zwischen Hermes und Attis und im pierenden bärtigen Reiter mit geschwungener 
Giebel die Büste des Helios über einem Vier- Bipennis in der erhobenen R. als Men - Sabazios 
gespann zeigt, das andere einen bärtigen orien- erklären. Indessen kann es kaum noch einem 
talischen Gott mit phrygischer Mütze, in kurzem Zweifel unterliegen, dafs in dieser Figur ein 
Chiton und Chlamys darstellt, welcher den 40 Kabir zu sehen ist. Ähnliche Darstellungen 
r. Fufs auf einen weggebrochenen Gegenstand findet man bei Antonescu tab. 1 fig. 2 (Bronze- 
aufstützt, die L. hoch am aufgestellten Scepter plättchen im Museum von Bukarest); tab. 3 
und in der R. „etwas von der Form eines flg. 4 (Marmorrelief aus Apulum im Museum 
Pinienzapfens" hält, während im leeren: Räume Bruckenthal in Hermannstadt), 
allerlei Symbole (Kerykeion, Flöten, Traube, Auf dem eben angeführten Berliner Relief 
Kuchen, Schlange, Ochsenkopf) und im Giebel will Boscher p. 133 in der oberen linken Ecke 
ein Adler angebracht sind, glaubte ich in Fleck- ,,die strahlenbekränzte Büste des Helios -Men 
eisens Jahrbb. f. Mass. Philol. 1894 p. 343 f. in mit der Mondsichel an den Schultern", in der 
der Gestalt des zweiten Reliefs den Men er- oberen r. Ecke in einer nur mit der Mond- 
blicken zu dürfen. Wegen der Bärtigkeit der 50 sichel (ohne Strahlen) ausgestatteten Büste 
Figur scheint es mir aber richtiger, an Saba- einen reinen Men erkennen. Letztere Büste 
zios zu denken, der ja vorzüglich in den Kreis stellt aber offenbar die Mondgöttin, erstere 
der Kybele palst *). den Sonnengott dar, wie beide so oft zur Ein- 
fassung mythologischer Darstellungen verwen- 

*) Der Umstand, dafs bisher so wenig Darstellungen det wurden. Auffällig bleibt allerdings, wenn 
des Sabazios nachgewiesen worden sind , mag es ent- man sie nicht aUS einem Versehen des Künst- 
schuldigen, dafs ich hier beiläufig auf eine bisher ver- i ers erklären will, die Mondsichel an den Schul- 
kannte Gemmendarstellung aufmerksam mache. Töiken, fem deg He lios , aber an eine Verschmelzung 

Erklar. Yerz. p. 215 Kl. 3 Abt. 4 nr. 1197 beschreibt ein -.»■ i tx v • i. -„j« .cu • \.± 

„ j , j -d ,• n . • * , .. von Men und Helios ist ledenialls nicht zu 

Smaragdplasma der Berliner Gemmensammlung wie folgt : _ J i, *".*«= *=« J" " 
„Aesculap, auf einem Throne sitzend und mit Lorbeer $0 uenKen. 

bekränzt, hält in der r. Hand ein Gefäfs (pyxis), in der Sicherer können wir Darstellungen auf ge- 

l. ein Scepter, um welches die Heilschlange sich windet, schnittenen Steinen als Men deuten. Wir finden 

zu seinen Füfsen ein Widderkopf und ein anderer Gegen- 
stand, der einem Pinienzapfen (ptQofitlos) nicht unähnlich zu urteilen, hält der Gott in der E. nicht eine Pyxis, 
sieht; auf der Rücklehne des Thrones hinter dem Haupte sondern einen Pinienzapfen; und er tritt mit dem linken 
des Aesculap die Victoria." Nach der Abbildung dieser Fufs auf den "Widderkopf. Vergleicht man die Darstel- 
Gemme bei Panofka, Asklepios und die Asklepiaden (Ab- lung mit den oben angeführten Bronzestatuetten , so 
handlung. der Berliner Akad. 1845) Taf. 1, 10, der- die wird man sich unschwer entschliefsen , auch hier den 
Barstellung p. 289 für den Asklepios von Aigina erklärt, Sabazios zu erkennen. 



2745 



Men (Bildwerk«) 



Men (Bildwerke) 



2746 




11) Brustbild des Men, 

Gemme (nach King, Ant. 

Gems and Rings 2 PI. 16, 4). 



auf ihnen die Büste des Gottes mit phrygischer 
Mütze auf einem Halbmond, de Bossi e Maffei, 
Gemme ant. figurate 3, 94 p. 169— 170 (Dias- 
pro giallo del sigr. Francesco Riccardi). Gorius, 
Mus. Florentinum 1 = Gemmae ant. ex thes. 
Mediceo et privatorum dactyliothecis Floren- 
tiae exMbitae 1 tab. 40, 1 (Karneol „Ex cimel. 
Gorii") = Bibliotheque des monuments fig, grees 
et rom. (4.) Pierres gravees des Coli. Marlborough 
et d' Orleans, des recueils d'Eckhel, Gori, Levesque 
de Gravelle, Mariette, Miliin, Stosch reunies . . . 
par S. Beinach p. 59 pl. 58. Milani, Dattilio- 
teca Lunese (Estratto dal Museo üaliano di 
antichitä classica. a. 1884 vol. 1 punt. l a ). 4° 
p. 2 (132) nr. 11 (Cörniola tonda irregolare); 
desgleichen, über dem 
Haupte ein Stern, Smith, 
Cat. of engr. gems in 
the Brit. Mus. p. 136 
nr. 1114 (Burnt Sard); 
oder mit dem Halbmond 
an den Schultern, Win- 
ckelmann, Descr. des p. 
gr. dufeu Baron de Stosch 
p. 82 cl. 2 nr. 346 (antike 
Paste) = Tölken p. 239 
Kl. 3 Abt. 5 nr. 1402. 
Baspe p. 161 nr. 2046 
(Karneol); desgleichen, 
die Mütze mit Sternen 
geziert, Kameo, Raspe 
p. 161 nr. 2044. Visconti, 
Op. var. 2 p. 244 nr. 288 u. p. 352 nr. 36 (Cam- 
meo giä presso il conte di Fries), vielleicht 
identisch mit dem Kameo im Museum von 
Neapel (?), Hirt, Bilderb. f. Myth. 1 p. 88 Taf . 1 1 , 8 
und Migliarini, Ann. d. Inst. 1843 p. 392 tav. 
d'agg. fig. P, 2; desgleichen (s. Abb. 11), die 
Mütze mit Lorbeer bekränzt, King, Ant. Gems 
and Rings 2 p. 50 pl. 16, 4 (Sard. Blacas Coli.) 
= Smith a. a. 0. p. 136 nr. 1113. Ob „Le buste 
du dieu Lunus avec un croissant sur la tete" 
auf einer Glaspaste bei Windkeimann, Descr. 
des p. gr. du feu Baron de Stosch p. 52 cl. 2 
nr. 345 den Men darstellt, mag auf sich be- 
ruhen. Die jugendlichen Häupter mit phry- 
gischer, zuweilen mit Sternen bedeckter Mütze, 
ohne Halbmond der geschnittenen Steine bei 
de la Chausse, Mus. Rom. 1, 3. Caylus, Rec. 
d'ant. 2 pl. 49, 3. Winckelmann, Monum. ined. 
112. de la Chau et Le Blond, Descr. des princi- 
pales p. gr. du Duc d' Orleans 1 pl. 20 = S. Rei- 
nach a. a. 0. p. 135 pl. 123. L. Müller, Descr. 
des int. et cam. ant. du Musee Thorvaldsen p. 82 
nr. 651. v. Sacken u. Kenner, Die Sammlungen 
des k. k. Münz- u. Ant.-Kabinetts p. 412 nr. 12 
stellen wohl eher den Attis als den Men dar. 
Schwerlich auf Men zu deuten ist auch ein 
Hämatit bei Chabouillet p. 305 nr. 2283 mit 
„Lunus. Buste de profil d'un homme jeune, 
imberbe, coiffe d'un casque qui affette la forme 
de la coiffure phrygienne du dieu Lunus. De- 
vant, une colombe et une coupe. Derriire six 



Stehend, in phrygischer Tracht, mit dem 
Halbmond an den Schultern stellen den Men 
dar ein Karneol und eine antike Paste der 
Sammlung de Stosch, Winckelmann, Descr. 



p. 82 cl. 2 nr, 347. 348 = Tölken p. 239 Kl. 3 
Abt. 5 nr. 1403. 1404; desgleichen, mit Scepter 
und Pinienapfel, die Mondsichel am Hals, ein 
Granat des Königs von Frankreich, Mariette, 
Traue des pierres gr. 1 pl. 59 = S. Reinach 
a. a. 0. p. 98 pl. 88 u. Chabouillet p. 264 nr. 2033, 
wonach Pasten bei Visconti, Op. var. 2 p. 245 
nr. 298 u. p. 352 nr. 36. Dolce, Museo di Denh 
p. 14, I B, 7. Raspe p. 151 nr. 2046; vgl. auch 

10 Winckelmann, Descr. p. 82 cl. 2 nr. 349 „Pate 
de verre" ; desgleichen, lang bekleidet, ohne 
Attribute in den Händen, vor ihm ein Altar, 
hinter ihm ein Hahn, eine Gemme im Nov. 
Thes. Gemm.Vet. Rom. 1781. 1 tab. 35; des- 
gleichen, mit Piuienapfel und Schale, zu Füfsen 
auf einer Seite ein Hahn, auf der anderen ein 
flammender Altar, ein roter Jaspis bei Dolce, 
Museo di Denh 1 p. 14, B, 8; vgl. Raspe p. 151 
nr. 2047. Dieselbe Darstellung auf einer Gemme 

20 der Berliner Sammlung wird von Schöne, Her- 
mes 3 p. 477 Anm. 2 irrig für Attis, von Smir- 
noff p. 111 nr. 17 mit Hecht für Men erklärt. 
In den Impronte gemm. cent. 5/6 nr. 80 p. 10 
{Bull. d. Inst. 1839 p. 106) wird verzeichnet 
„II dio Luno di faecia eon lancia nella d. e 
Vittoria sulla s. Ametista del fü sig. March. 
Latour -Maubourg"; bei Dolce, Museo di Denh 
1 p. 14, B, 9 „II dio Luna [sie] sudetto inpiedidi 
faecia avendo in testa il Modio, i capelli cala- 

so mistrati all' Egieia, mantato sino alli piedi, in 
una mano tiene un' asta, avendo un gomito 
appoggiato sovra una base tiene una Vittoria 
alata, quäle porta in mano una palma, e stä 
per coronare es'so Dio Luna. Pasta sunta da 
un antico Intaglio." Stehend, mit Scepter und 
Pinienapfel, den Fufs auf ein Stierhaupt setzend 
zeigt ihn ein Karneol, der gefunden wurde im 
Grabgewölbe der gens Volumnia bei Perugia, 
Cavedoni, Bull. d. Inst. 1841 p. 112 und ein 

40 Chaleedon bei Chabouillet p. 264 nr. 2034. Die 
oben Bd. 2 Sp. 942 f. s. v. Kamareites citierte 
Gemmendarstellung bei Pappadopoulos , Ilsgi- 
yQCKprj ... p. 30 nr. 559 hat offenbar mit Men 
nichts zu thun. Ratlos hinsichtlich der Deu- 
tung stehe ich gegenüber einem von Avellino, 
Descrizione di aleuni antichi monumenti recente- 
mente acquistati pel real museo borbonico. Na- 
poli 1842. 4° p. 39 — 48 besprochenen Karneol, 
worauf (p. 40) „Un uomo nudo, di giovanile 

50 figura e radiato, e rappresentato di fronte, te- 
nendo sulle spalle una luna crescente, in una 
delle mani un' asta pura, e nelV ultra un ful- 
mine. Intorno sono effigiati con rara diligenza 
e precisione i segni del zodiaco." Avellino deutet 
die Figur als Helios Pantheos, weist aber auch, 
indem er die mit verschiedenen Attributen aus- 
gestattete Figur auf Münzen des Pharnakes 
zum Vergleich herbeizieht, die Deutung als 
Men Pantheos nicht gänzlich ab. Aber an 

60 Men ist wohl auf keinen Fall bei dieser Figur 
zu denken. Leider vermag ich die Beschreibung 
durch die Abbildung, die sich nach p. 31 auf 
tav. 6 fig. 3 finden soll, aber in dem mir vor- 
liegenden Exemplar der Schrift nicht zu ent- 
decken ist, nicht zu kontrollieren. Will man 
es wagen, eine Vermutung zu äufsern, so könnte 
man etwa daran erinnern, dafs der palmyre- 
nische Mondgott Jarhibol in einer Inschrift 



2747 Meu (Bildwerke) Men (Beinamen) 2748 

von Apulum (s. oben Bd. 1 Sp. 2656 s. v. Hieio- mithrischer Weihen erinnert. Unterstützt wird 
bolus) als Sol bezeichnet wird. Oder man kann diese Erklärung durch andere beigehende Sym- 
an Sabazios denken. Dieser wird mit Zeus bole, von denen über dem Schwanz des Pferdes 
identifiziert und kann demnach den Blitz führen ; ein Widderkopf, minder deutlich beim Kopf 
aber auch Helios wird er gleichgesetzt (vgl. desselben Pferdes eine Biene , beide als mi- 
die Inschrift von Jeni-Nikup: dii 'HUa> fis- thrische Symbole bekannt, zu erkennen sind." 
yä\Xm kvqi]co Uißa^ico ay\ia>, AEM. 1886 p. 241 Auf beiden Gemmen ist in dem Reiter offen- 
nr. 6), weshalb der Strahlenkranz nicht be- bar nicht Men, sondern ein Kabir zu erkennen, 
fremden kann, während die Mondsichel sich vgl. die Gemmen bei Antonescu, Cultul Cabirilor 
aus seiner Gleichsetzung. mit Men erklären 10 in Dada. Bucuresci 1889 tab. 8, 11 — 14. 
würde. Viel Gewicht möchte ich aber weder Endlich hat man auch auf einem pompeja- 
auf die eine noch die andere Erklärung legen. nischen Wandgemälde den Men erblicken wollen. 
Sitzende Menfiguren sind meines Wissens Dasselbe zeigt in der Mitte Isis-Fortuna ge- 
auf Gemmen nicht nachweisbar. Der von flügelt, einen Halbmond am Haupte, in der L. 
Pappadopoulos , üsgiygacprj IxTvnmjiÜTcov uq%. ein Füllhorn, in der R. das Sistrum, den r. Fufs 
atpgayiäoXi&tov dvsKÖörav. Athen 1855. 4° an die Weltkugel, an welche ein Ruder an- 
p. 16 nr. 241 beschriebene Typus „(Zsvg) Mr\v gelehnt ist, gestützt; rechts einen geflügelten 
usTcxpÜQog, MaahffiEvos &it &qövov ngög äpiOTE- Knaben, welcher mit beiden Händen eine Fackel 
gäv vnle zr\v yieqiaXriv avrov ZslTjvrj, önLO&ev hält. „Links sprengt auf einem mit grauer 
neu t'iniQoafrev ava rgelg öcaTegeg, 3ipö tibi; tco- 20 Decke belegten Pferde ein Jüngling heran, 
ämv (Scafuexos cpXsyav. Xtö. iaan. %av K. II. vermutlich der Deus Lunus, der zu Pferde 
'ASaponovlov" kann auf Grund der „ZeXrjvri" sitzend bis zur Schulterhöhe der stehenden 
nicht für Men in Anspruch genommen werden. Göttin reicht, auf dem Haupt eine Zacken- 
Bei dem Karneol der Berliner Sammlung (Tai- kröne, in grauer Tunika und rotem, hinter 
ken p. 240 Kl. 3 nr. 1405): „Ein Jüngling in dem Rücken flatterndem Pallium, in der L. 
nichtgriechischer Tracht, welche Arme und eine Bipennis. Sein Haupt ist mit einem sehr 
Oberleib blofs läfst, sitzt auf einem Sessel, ungeschickt gemalten blauen Nimbus um^ 
indem er die 1. Hand auf ein Scepter stützt geben." Die Widmung lautet PILOcaLVS 
und in der R. eine Patera hält, fast in der VOTVM • SOL • LIBES • MERITO , Heibig, 
Haltung Iuppiters ; vor ihm der Halbmond " 30 Wandgemälde d. vom Vesuv verschütteten Städte 
scheint Tölken selbst an den semitischen Kampaniens p. 25 f. nr. 78. Die Deutung des 
Mondgott zu denken, wenn er bemerkt „Auch reitenden Gottes als Men wurde meines Wis- 
dies Denkmal bezieht sich auf den Mondgott, sens zuerst ausgesprochen von Minervini, Bull. 
dessen Dienst in Mesopotamien, zu Carrhae, arch. italiano 1 p. 89 — 92, verteidigt von dem- 
Edessa, vorherrschend war." In der That läfst selben ebenda p. 163 f. und von Gerhard, Arch. 
sich Sin auf Münzen von Karrhai sitzend nach- Am. 1864 p. 269* gegen Cavedoni, der (Bull. 
weisen (Mi. S. 8, 395 f., 32. Deser. 6, 599, 33. arch. ital. 1 p. 159 f.) ihn als „eine Personifi- 
Lajard, Culte de Venus pl. 5, 15 p. 3), und eine kation göttlicher Wunder, der Beischrift Se- 
zeusartige Haltung könnte bei ihm, der auf masia auf alexandrinischen Kaisermünzen bei 
einem Relief des Königs Barreküb als Baal- 40 Eckhel 4, 74, die Zoega als zlwg Sijuaaia auf- 
harrän bezeichnet wird (Sachau, Sitzungsber. fafst, entsprechend," erklären will. Ale „dio 
der kgl. prtufs. Ah. d. Wiss. 1895 p. 119—122), Luno" beschreibt ihn auch Fiorelli, Descri- 
auch nicht befremden. Doch berechtigt der zione di Pompei. Napoli 1875 p. 394; während 
Halbmond vor der Figur noch nicht dazu, die- Lafaye, Histoire du culte des divinites d'Ale- 
selbe als Mondgottheit zu deuten. Auch rei- xandrie p. 326 nr. 215 vorsichtiger von „un 
tende Menfiguren hat man auf Gemmen er- cavalier, que Von regarde comme le dieu Lu- 
kennen wollen. In British Museum. A guide nus" redet. Offenbar hat aber Panofka, Arch. 
to the first and second egyptian rooms 1874 Ans. 1847 p. 38* und Bull. d. Inst. 1847 p. 127 
p. 116 G. 244 wird verzeichnet „Sard; oval: mit seiner Deutung der Figur als „Horos" das 
Aurora, holding horse, in each hand prostrate 50 Richtige getroffen. 

figure, bust of Sol the Sun and Luna or the Es folge ein Überblick über die Bei- 

Moon, and other figures, cock and ram. On namen des Gottes. 

the back, the god Men or Lunus, Ceres, and a Askaenos, Askenos. Ein Zusammen- 
man sacrificing a pig to them"; und im Arch. hang dieses Beinamens mit dem in der Bibel 
Anz. 1858 p. 174* teilt Gerhard nach einem (Dillmann, Die Genesis 5. A. p. 171 f.) die Be- 
von Mommsen zu Sziszeh genommenen Siegel- wohner Phrygiens bezeichnenden Namen Asch- 
abdruck „ein auf mithrischen Dienst des Gottes kenaz, mit dem Heroennamen Askanios und 
Lunus bezügliches Gemmenbild" mit: „Der dem im ehemals von Phrygern bewohnten Ge- 
gedachte ansehnliche antike Ringstein stellt biet als geographischer Name für Landstriche, 
einen von Mond und Sternen begleiteten, am eo Städte, Flüsse, Seen vorkommenden Askanios, 
Oberteil seines Kopfes leider verletzten, un- Askania (s. oben Bd. 1 Sp. 614) ist kaum ab- 
zweifelhaft aber mit phrygischer Mütze zu zuweisen (vgl. de Lagarde, Ges. Abh. Leipzig, 
denkenden Reiter dar, welcher bei ausge- 1866 p. 254 f. Letronne, Joum. des Sav. 1845 
streckter rechter Hand mit der L. sein Rofs p. 407. Waddington, As. Min. p. 215f. Fr. Le- 
am Zügel hält und an seiner linken Seite eine normant, Lettres assyriol. 1 p. 135. Thrämer 
Geifsel bemerken läfst. Sein Pferd schreitet Pergamos passim, besonders p. 413. Ed. Meyer 
langsam über einen nackt ausgestreckten Mann Gesch. d. Altert. 1 p. 300 f.). Schwerlich soll 
einher, der an die unglücklichen Schlachtopfer aber der Beiname, wie Boscher p. 123 annimmt, 



2749 



Men (Beinamen) 



Men (Beinamen) 



2750 



den Gott recht eigentlich ala den nationalen 
Mondgott derPhryger bezeichnen*). Vielmehr 
ist der Beiname , wie Smimoff p. 94 bemerkt, 
von einer oder, wie ich glaube, von mehreren 
bestimmten Ortschaften herzuleiten, die ihrer- 
seits" nach dem einheimischen Namen der 
Phryger benannt sein mögen. 

Axiottenos, Aziottenos. Boscher p. 129 f. 
bringt diesen Beinamen zusammen mit dem 



„Mond" in Zusammenhang gebracht, Eckhel, 
Numi vet. anecdoti p. 16 und D. N. V. 2 p. 187. 
Baoul-Bochette, Mim. sur l'Hercule assyrien 
et phenicien p. 36 Anm. 2. Waddington, As. 
Min. p. 216 nr. 7. de Longperier, Oeuvres 2 
p. 54. Head, Hist. num. p. 552. Boscher p. 129. 
Gleichwohl dürfte diese Erklärung abzuweisen 
sein. Nun könnte man Kaiiaoeixwg ableiten 
von kuiiÜqc!, was in den kleinasiatischen In- 



"Aaiog ItifioSv am Kaystros, dem mythischen io Schriften das Grab (Grabgewölbe) bedeutet 



König der Lyder Asias und der sardischen 
Phyle 'Aaiäg und läfst Men dadurch als lydi- 
schen Nationalgott*) bezeichnet werden.- Smir- 
noff p. 93 weist diese Vermutung mit Recht 
zurück und leitet den Beinamen her von einer 
Drtlichkeit 'A&äixi]. Men teilt den Beinamen mit 
der Mjjttj? Avaltig 'ASiotzrjvq, Leemans, Grieksch 
Opschriften uit Klein-Azie p. 13 nr. 7 pl. 2, 7. 
Gallikos (s. oben im geographischen Teil 



(s. Papers of the American School of Class. 
Stud. at Athens 1 p. 81 zu nr. 71). Dann 
würde Mr\v Kafiaqsirrjg der Schützer der Grab- 
kammer sein, wie ja mehrere Inschriften den 
Mtjv Katax&övwg zum Schutze des Grabes 
anrufen. Indessen hat Smirnoff p. 94 f. wohl 
Hecht, wenn er den Beinamen von einer Ort- 
schaft Kdfiuga ableitet. 

Karou. Waddington, As. Min. p. 216 nr. 6 



unter Maionia) beruht auf unsicherer Lesung. 20 erklärt dieses indeklinable Wort von der Lage 



Horophylax. Unter dem bqotpvla^, dem 
eine Inschrift von Tefeny über einem „relief 
of Men, who bears a club" geweiht ist, ver- 
mutet Sterrett, Epigr. Journey p. 97 nr. 65 den 
Men. Man könnte zur Stütze dieser Erklärung 
an den germanischen Brauch erinnern, auf 
Felsen und Steine zur Grenzbezeichnung das 
Bild des Mondes einhauen zu lassen, Grimm, 
Deutsche Mythol. 2 1 p. 690. Aber sicherer wird 



des Heiligtums des Gottes an der karischen 
Grenze und läfst Men dadurch als den karischen 
oder in Karien verehrten bezeichnet werden. 
Smirnoff p. 95 verzichtet darauf, die Etymologie 
des sicher ungriechischen Worteszu ergründen. 
Katach tho 11 ios s. oben s.v. Katach thonioi 
Bd. 2 Sp. 999 f. Ein thatsächliches Ver- 
weilen des Mondes bei Tage unter der Erde 
nehmen verschiedene Völker an. Nach den 



man in dem 'OgocpvXa^ einen selbständigen 30 Ipurina weilt der Mond (Kasiri) bei Tage 



Gott erkennen, der auf die von Usener, Götter 
namen p. 263 angegebene Weise entstanden ist 
(„Man empfindet es leicht nach, dafs der Aus- 
druck schwerer Verantwortung das Bedürfnis 
göttlicher Hülfe erzeugte. So haben denn die 
Grenzwächter ihren 'Ooocpvlag sich erschaffen.") 
H o s i s. Als Beiname des Men würde 
dieses Wort erscheinen, wenn ich anders mit 
Recht die von Waddington, As. Min. nr. 675 



unter der Erde, um bei seiner Mutter zu essen, 
Ehrenreich, Verö'ffentl. aus d.Jcönigl. Museen f. 
Völkerkunde 2 p. 72. Nach den Australiern 
(am Flinders) „the sun aiid moon and stars 
go underneath tlie earth through a hole under 
ground and their rising is their Coming out of 
the liole at the other side", Bastian, Der Papua 
p. 231. Boscher, Selene u. Verw. 46f. 

Kaualenos, lokaler Beiname, siehe Neue 



M[tj»1] 'Oerjco gelesene Widmung iW[»jvl] barjm 40 Jahrbb. f. klass. Phil. 1894 p. 326. 

= baia, lese. Man kann mit dem Mf/v oaiög T ~"~ Q ex1 ~ — ■'~" u "~ 

vergleichen die santa luna des italienischen 
Volksliedes (z. B. Tradiz. pop. abbruzzesi racc. 
da G. Finamore 2 p. 7 nr. 12. Bivista di lett. 
pop. 1 [1887] p. 277). Gewöhnlich wird aber 
0010g verbunden mit SUaiog, wie in der Wid- 
mung von Kirgol: Mvvl &tä> bv%j\v beim x(s) 
Siksio, und zwar tritt meistens die Verbindung 
oaiog neu äixaiog ohne Zufügung eines Götter 



Labanes. So verführerisch es sein möchte, 
den Namen mit dem des hebräischen Laban 
in der Bedeutung der „Weifse" (de Vit, Tot. 
hat. Onomast. 4 p. 5) in Verbindung zu bringen 
und aus dem weilsen Glanz des Mondlichts 
(vgl. Hat -hat „die sehr Weifse", Name der 
Necheb [Eileithyia] , nach einer Erklärung ab- 
zuleiten von dem weifslichen Lichte des Mondes, 
Dümichen, Geschichte d. alten Ägyptens p. 59, 



namens auf (s. Crusius s. v. Hosios oben Bd. 1 50 das italienische Volkslied La luna e bianca, 



Sp. 2751. Mordtmann, Athen. MM. 10 p. llff. 
Usener, Götternamen p. 344 Anm. 31). Humann 
u. Puchstein, Beisen in Kleinasien u. Nordsyrien 
p. 341 erklären diesen oaiog xotl SixciLog klein- 
asiatischer Inschriften für Mithras. Offenbar 
birgt sich aber unter diesem allgemeinen Gottes- 
begriff bald dieser bald jener Gott, sodafs auch 
die Mehrzahl friol oaioi xai öi'xatai (C. I. Gr. 
3830), welche Mordtmann (a. a. 0. p. 12) auf- 
fiel, nichts Befremdliches hat. 60 

Kamareites. Dieses Beiwort wird ge- 
wöhnlich mit dem arabischen Worte Qamar 

*) Vgl. den Zeus 'Eih'jvcog bei Eerod. '.), 7, den Zeus 
Kariös von Mylasa, den Men Karou (Sp. 27. r >0), dun Zeus 
<t>Qvyiog C. I.Or. 5866 c, die /<>;*>)() <t>f)VyLa Praller- Robert 
1, 649, 4. Luc. I. trag. 42: 2xv9ai . . . 'Aziruxtj trvoytcf 
xal Onäxe; Za/uö^iii ... <J>pi)y f ,' i>i M ijrl xul AlSlo- 
ne% 'Hfieqcf xrl. [Röscher.] 



St. Prato, Zeitschr. des Vereins f. Volkskunde 
5 p. 375), die Anrufung des Mondes als „weifser 
Mond" in einer Sage der Wotjaken, Globus 64 
p. 65 nr. 6) zu erklären, dürfte doch Smirnoff 
p. 96 das Richtige treffen, wenn er den Bei- 
namen von einer Ortschaft ableitet. 

Mesanbrios ist, wenn Beiname des Men, 
sicher von einer kleinasiatischen Ortschaft 
Mesanbria abzuleiten. 

Motyleites, offenbar lokales Epitheton. 

Petraeites. Boscher p. 134 bemerkt bei 
der Zusammenstellung des Men mit Mithras: 
„Ferner erinnert . . . der Mr/v netoccitzTis . . . 
an die Felsengrotte (itiroa, anrjlaiov), in 
welcher der Stierkampf des Mithras und die 
Mithrasweihe stattfindet." Die Ableitung von 
ni tau hat etwas sehr Verführerisches. Ahnlich 
wie man den Mithras (s. d.) aus einem Felsen, 



2751 Men (Beinamen) Men (Beinamen) 2752 

der petra genitrix*), hervorgehen liefs {Maury, Bastian, Die heilige Sage der Bolynesier p. 286 

Rist, des rel. de la Gr. anc. 3 p. 185 Anm. 6. Anm. 3 zu p. 124. A. Beville a. a. 0. 2 p. 191), 

Majonica, Mithras' Felsengeburt, AEM. 2 [1878] griechischer Vorstellungen von einer Höhle als 

p. 33—44 Taf. 2. Conze, &sog sk itirgag, ebenda Ort, von wo das Licht ausgeht und wohin es 

p. 119 — 120. Bormann, Funde von Camuntum, zurückkehrt, ganz zu geschweigen (Usener, 

ebenda 18 [1895] p. 191 Fig. B 8; p. 192. West- Kdllone, Bhein. Mus. N. F. 23 p. 34 ff.). Ob- 

deutsche Zeitschr. 13 p. 87. C. L. Visconti, Del gleich nun die Ableitung des Beinamens Pe- 

Mitreo annesso alle terrae Ostiensi di Antonino traeites von hsxqci sei es in der Bedeutung 

Bio, Ann. d. Inst. 1864 p. 160 f. Cumont passim), von Felsenhöhle, sei es in der Bedeutung von 
dachten sich die Karaiben Mond und Sonne 10 Steinidol (s. d. Anm.) einen guten Sinn giebt*), 

aus einer Höhle hervorgehend (Waitz - Gerland, gebe ich doch der Ableitung Smirnoffs (p. 97) 

Anthrop. d. Naturvölker 4 p. 328. Beville, Les von einer Ortschaft den Vorzug, zumal da 

religions des peuples non - civilises 1 p. 349. IleTqasnrjg (nur mit abweichender Ortho- 

Bastian, Zeitschr. f. Ethnol. 4 p. 361. Ling graphie IIcatQaekrjg) als Ethnikon durch eine 

Both, The Aborigines of Hispaniola, The Journ. Inschrift von Telmessoa bei Benndorf u. Nie- 

of the Anthropol. Inst, of Great Britain and mann, Beisen in Lykien und Karien p. 41 be- 

Ireland 16 [1887] p. 264), erzählen die Navajos legt ist. 

von einem „dumb man", welcher den Mond Pharnakou. Vielfach wird Pharnakes als 

unter seinem Arme tragend bei Nacht aus Name einer in Pontos verehrten Lichtgottheit 
einer Höhle hervorgeht und so der Welt Licht 20 aufgefafst, so von Baoul-Bochette, Mem.d'arch. 

bringt (Bancroft, The History of the Bacific comp. 1. Sur V Bereute ass. et phe'n. p. 228 ff. 

States 3 p. 82), weifs man im Nordwesten von Maury 3 p. 127. Beule, Les monnaies d'Athenes 

Australien, dafs der Mond in den Höhlen von p. 238. Bitter, Erdkunde 18 p. 835. Blau, Bei- 

Glenelg gewohnt habe {Gerland, Anthrop. 6 träge zur phö'nic. Münzkunde, ZBMG. 9 [p. 79 

p. 799f. Batzel, Völkerkunde 2 p. 88; vgl. eine bis 91] p. 87 ff. de Koehne, Muse'e Kotchoubey 2 

andere australische Mythe bei Bastian, Der p. 90 tf. de Longperier, Oeuvres 2 p. 36. —Wad- 

Papua p. 231), liefsen die Finnen den Mond dington, As. Min. p. 216 nr. 8 fafst das Wort 

in einem Felsen mit bunter Rinde, die Sonne als indeklinablen Beinamen des Men. Th. Bei- 

in einem stahlgefüllten Berge eingeschlossen nach, Mithridate Eupator p. 241 Anm. 1 giebt 
werden (v. Andrian, Der Bergkultus p. 238 f. 30 Beifall einer ihm von James Barmesteter vor- 

*) Der Himmel selbst wird in verschiedenen Mytho- geschlagenen Erklärung: „®uQvä%ov serait le 

logieen als ein steinernes Gewölbe aufgefafst (Bruchmann, perse famah-Vant (de fama = ZV%T\), epithite 

zeitxhr. f. röikerpsychoi. ii [1880] p. 119. Caiiaway, The re- gui sous sa forme Zend hvarmanhr-ant se trouve 

Ugious system of the Amazuiu p. 393 und Anm. 51). Auch pre'cisement appliquee ä la lune dans un texte 

werden die Himmelskörper als Steine betrachtet (Kuhn, religieux (YasM 7, 5)." Die richtige Deutung 

U ^ r /^J a ntmi f^^ n der Mythenbildung, Abh.d.Berl. gcheint mir A „_ Gutschmid , Kl. Schriften 3 

Akad. 1873 p. 144 f. Bruchmann a.a.O. p. 119. Lefebure, „ jori „ _„i.„ „ „ • »*« jk ' 

Le mythe Osirien p. 208 f. Am Orinoco wurden die Felsen ?■ 497 ZU . 8f ben . Wenn er in M,, $cc Q va*OV 

Cameri und Keri als Sonne und Mond verehrt (Bastian, den P<> n plSChen Mondgott erkennt, dessen Kul- 

Zeitschr. f. Ethnol. 4 p. 362). Aus den Sagen der Einwohner tus gestiftet war VOn Pharnakes, dem Gemahl 

von Torres straits teilt Baddon, Foik-Lore l (1890) p. 185 f. 40 der Atossa, der Vaterschwester des Kyros, dem 

mit „The Moon beiongs to two men at Erub, and is the sha- gemeinsamen Stammvater der achämenidischen 

dorn of two stones in their possession, one for the new moon Könige VOn Kappadokien und Pontos Auch 

and the other for the füll moon. One stone on one side of the R einach a , a , . hat an diese Erklärung ge- 

tsland is round hke the füll moon, the other on the opposite j„„i,i. „■ „v.„ .n_j. j ti ^ ^ 

side of Erub is crescentic, like the neu, moon." Münz» des dacht > "? aber ™ Gasten der VOn Darmesteter 

Septimius Severus von Karrhai zeigen das Bild des Sin vorgeschlagenen fallen lassen. Der persische 

als kegeiförmigen stein mit einem Halbmond an der Name dieses Herrschers war nach v. Gutschmid 

Spitze in einem Tempel, dessen Giebel ein Halbmond (p. 510) Franaka oder in vollerer Form Fra- 

ziert (A. de Rauch, Ann. d. inst. 19 [1847] p. 282 tav. d'agg. näcpa. Der Schwur bei einer 'Gottheit des 

P, 5 u. Arch. zeit. 5/6 [1848] Sp. 318. Peiierin, See. s pl. 135, 9. Königs — nach Strabon wurde beim Mr) v $ap- 

Mi.5, 520 24 Lajard, Ann d Inst 19 [1847] p. 45 tav. 50 v £ wv geschworen - findet sich auch bei den 

a'agg. l/, 3, letzterer unter Aelia Capitohna, was er be- Qi™J.t,„ tat _ i. • j- j -zr» ■ i i a 

richtigt Mim. de VInst. Imp. de France. Aedes Inscr. et ^ ■ WWm bel 1 _ dl u eSen d « Konig erkrankte, 

b.-l. 20, 2 p. 56 Anm. i pl. 6, 4. Chwoison, Die Ssabier i nanm P 3 * 11 an > es habe jemand bei den Herd- 

p. 402). Auch ist es gar nicht unmöglich, dafs eine im gottheiten des Königs (rag ßaeilrjiag laricig, 

Berliner Münzkabinett befindliche Münze der Tranquil- Her. 4, 69) einen Meineid geleistet, V. Gut- 

lina von Adada, deren Eeverstypus ff. Hirschfeld, Monats- SChmid 3 p. 427. 

bericht d. kgi. Akad. d. Wiss. 1879 p. 334 nr. 5 so beschreibt: Phosphoros. Dieser in den Würfelorakeln 

Bin Bauwerk etwa ein Idolstein, mit einem breiten dem Men gegebene Beiname, den er mit der 

Altar davor, oben mit einem Halbmond verziert . . . ", „_:„„i, „„i,„ Er J -4-J-- x 'i± it> t. -vr 7 .. 

desgleichen eine Münze des Septimius Severus derselben griechischen Mondgottin teilt (Boscher, Nochtr. 

Stadt im Berliner Kabinett mit einem kegelförmigen P- ö0 )> bedarf lur den Gott, welcher das leuch- 

Stein zwischen Stern und Halbmond in einem Tempel 60 tende Gestirn der Nacht pejrsonificiert , keiner 

Bildnisse des Men darstellt, da ja der Menkultus in Pi- Erklärung. Wenn Men aui den Münzen von 

sidien sehr verbreitet war. Da aber auch der Kultus der Magnesia die Fackel gesenkt hält, SO mag 

als Steinidol dargestellten (vgl. Lajard, Mem. de v inst. 20, 2 ihn dieser Umstand vielleicht als Todesgott 

pl. 14, 1. 2) Artemis Pergaia in Pisidien Eingang gefunden charakterisieren 

hat z. B. in Andeda (Read, Mist. num. p. 589), auf dessen m;„ _„_ tit- -nr jj. , , ,,. „. . 

Münzen unter Severus Alexander (Berliner Kabinett) ein TiamOU. Wie Waddingion, As. Mm. p. 21o 

ähnlicher kegelförmiger Stein in einem Tempel vorkommt, *) Die auffällige Torrn des Wortes statt xelqaio; 

läfst sich die Deutung als Menidol nicht mit Bestimmt- findet ein Seitenstück in 1e1oayu>veitr]s als Beiname des 

heit aussprechen. Hermes in dem Orakel bei Sterrett, The Wolfe Exped. p. 213. 



2753 Men (Beinamen) Men (u. Attis) 2754 

nr. 1 richtig erkannt hat, ist dieses lydische 'Es ist nicht zu bezweifeln, dafs Menotyrannus 
Wort undeklinierbar. Die Endung ist verwandt eigentlich den als „Herrn" oder „Herrscher" 
mit der oft in kleinasiatischen Namen auf- verehrten Mondgott selbst bezeichnet.' Im 
tretenden Endung - ctuog. Die Bedeutung des großen Pariser Zauberpapyrus erhält die Mond- 
Stammes zu ergründen werden wir mit Smir- göttin zweimal das Beiwort firjvozvqavvog, p. 114 
n »ff(y. 98) verzichten müssen. Wageners (Inscr. (ed. Wessely) vs. 2663 — 2666: ev 8' \ äxziäyi 
ree. en Äsie Min. p. 5 Anm. 3) Ableitung von koiqccvs iirjvozvQocvvs Cel^\vrj zv%r\ »säv xul 
zlm mit der Endung orftos „de sorte que ziapog 8aip,6vmv vnßov\Toaoval^ und p. 109 vs. 2602 
serait a peu pres la meme chose que ospvög" bis 2604: av 8' üv.tiätpi xeccmvTj xoigavs finvol- 
lst unsinnig. Auch Boschers Vermutung (p. 125 10 rvgavvs (so ist natürlich Wesselys povri\zvQuvvs 
Anm. 55), dafs der Name mit dem der bithy- zu emendieren) KQatTtvrj zv%r\ &smv nui Sai\- 
mschen Stadt Tiov zusammenhänge, weist Smir- pövav vißovzoaovaX^». Beispiele für die Be- 
noff wohl mit Recht zurück. Bamsays {Cities 1 Zeichnung des Mondes als „Herr", „Herrscher" 
p. 341 f.) Bemerkungen („Anoiher example of a „König" habe ich in dem Artikel Kyrios Bd. 2 
name from the east used in Lydia is Tiamou, Sp. 1768 gegeben. In ungarischen Gebeten an 
a surname of Men. Prof. J. H. Wright of den Mond um Gesundheit wird dieser angerufen 
Harvard points out to me that Tiammu is Uj Hod : üj Kiräj! „Neumond, neuer König", 
given by tlie late George Smith as a Babylonian Ethnol. Mitteil, aus Ungarn 1 (1887) Sp. 24 f! 
god; and if this name is confirmed by recent Nach Bastian, Die Völker des östlichen Asiens 
scholars, its identity with Tiamou in Asia 20 6 p. 391 Anm.* zu p. 390 nennen die Mongolen 
Minor is striking. I find however Tiamat, den Mond den „grofsen Kaiser". Babylonische 
the goddess, but not Tiammu, in Jensen Kos- Texte lassen den Mondgott eine strahlende 
mologie der Babylonier. But Tuamu the zodia- Königsmütze tragen, Jensen, Die Kosmologie 
eal sign Gemini, seems to play a considerdble der Babylonier p. 103 ff., und in einer thürin- 
part in the Cosmology of the Babylonians. Can gischen {Pegel, Thüringen 2,2p. 720 nr. 6) 
Men-Tiamou be 'the Sun in the sign Gemini'? wie in einer galizischen (Zbiör. Wiadomosd do 
It is argued in Ch. VIII § 9, no. 95, no. 194, antropologii krajowej. 14 [1890] p. (133) nr. 126) 
Ch. IX § 5 etc., that Men is more closely an den Mond um Heilung gerichteten Formel 
connected with the Sun than with the Moon. -wird diesem eine Krone beigelegt. 
Whatever be the exact facts as settled by orien- 30 Uranios, Gegensatz von Katachthonios. 
tal scholars, it seems highly probable that Men- Hinsichtlich des Verhältnisses des Men 
Tiamou is a god of the oriental colonists in zu anderen Gottheiten, so fällt er mit 
the Katakekaumene") haben gleichfalls wenig mehreren kleinasiatischen Göttern wie Attis und 
Bestechendes. Sabazios zusammen. Gewöhnlich erklärt man 
Tyrannos. Das Wort ist als Beiname des dies aus einer in späterer Zeit vollzogenen Ver- 
Men inschriftlich in Lydien, auf Thasos und Schmelzung ursprünglich verschiedener Gott- 
in Attika nachweisbar. James Marshall, Men- heiten. Dagegen polemisiert Bamsay, Cities 1 
Turannos, Academy 1891 Nov. 28 nr. 1021 p. 482 p. 104 Anm. 4 und giebt als Grund ihres In- 
(vgl. Wochenschr. f. klass. Philol. 1892 Sp. 216) einanderübergehens die fundamentale Ähnlich- 
will bei^Herondas 5, 77 fiä Mtjvtvqoivvov lesen 40 keit ihres Charakters an. Bamsay konnte zu 
statt od, \z\tjv tvqccvvov der Ausgaben von dieser Auffassung um so leichter gelangen, 
Grusius und Bücheier. Zugleich bringt er zv- da er, wie wir oben sahen, in Men nicht einen 
gavvog zusammen mit dem babylonischenNamen ursprünglichen Mondgott, sondern den alten 
des Polarsterns Tir-anna*). Das sind natür- phrygischen Gott Manes erkennt, 
lieh haltlose Phantastereien. Nach Badet, La Für die Verschmelzung des Men mit Attis 
Ijydie p. 146 f. ist das Wort zvgavvog mit der sprechen besonders die stadtrömischen In- 
Bedeutung „Herr", „Herrscher" lydischen ür- Schriften, welche diesem den Beinamen Meno- 
sprungs. Menotyrannus tritt auf als Beiname tyrannus geben, Boscher p. 134—136. In Orph. 
des Attis in stadtrömischen Inschriften (C. I. L. liymn. prooem. v. 40 Mr\ziqa z' d&avdzcov "Azziv 
6, 499 — 501. 508. 519; vgl. Kaibels, Inscr. Gr. 50 kdü Mrjva xnd?j'<j3ico, wo Gesner und, wenigstens 
Italiae et Siciliae nr. 913 Herstellung einer In- vermutungsweise, auch Boscher p. 134 Anm. 71 
schrift von Ostia), de Vogue's (Syrie Centrale. meinen, Attis und Men seien als ein und die- 
Inscr. semit. p. 63) Versuch, Menotyrannos als selbe Persönlichkeit anzusehen, dürfte Wieseler, 
„Herr des Monats" zu erklären, ist ebenso wie Der Hildesheimer Silber fund p. 17 Anm. 1 mit 
Wieselers (Der Hildesheimer Silberfund p. 16 Recht beide als verschiedene Gottheiten auf- 
Anm. 1) Übersetzung „Herr des Mondgottes" fassen. Dafs Attis zum Mond in Beziehung 
unhaltbar. Richtig bemerkt Boscher p. 134 f.: gesetzt wurde, sieht man aus dem Halbmond, 

•) „tt is probable that the common noun tioavro; was A ™ *™f Statue des Gottes über der phrygi- 

dnived from the same god at a much earlier stage of the SChen Mutze trägt, Monum. Ined. 9 tav. 8 a , 2. 

(ireek language. Tir-anna, aecording to Prof. Sayce (Trans. 60 Die Büste mit phrygischer Mütze und Halb- 

Soc. of Bin. Areh. 3, 206) was the name of the Pole Star mond an den Schultern auf den Münzen von 

among the Babylonians; but the star was also caiuä Dyan- Pessinus, eine gleiche Büste auf einer Schale 

same. „judge of heaven«. The simüarity of „judge" and des Hildesheimer Silberfundes deutet man am 

.ruler" ,s obvtous of itself. Therefore tvpavvo;, for which l, „+ or , „1„ 4*t;. „„1 t„7,„t,j, j- 77 „.VT 

torti«. aüempt, no Greek derivation, is Jry nearly identical ^fen ^JL ? ' A g £ ' ^U "^ ^ u " 

in form and meaning with the Babylonian Tir-anna. The 1894 , P- ?22 ^m. 4. Einen Silbernen Halb- 

addition of Men, combined with the crescent, points to the mond erhält Attis geweiht laut der Inschrift 

Moon in place of the Pole Star -^ a Und of transference ex- Orelli 1903. Auch führt man für die lunare Be- 

tremely common in astral mythology. . .'• deutung des Attis an den von HippolytUS ref. 

Röscher, Lexikon der gr. u. röm. Mythol. II. 87 



2755 Men (u. Sabazios) Men (u. Sabazios) 2756 

haer. p. 168 ed. Duncker - Schneidewin erhal- Gordianus Pius mit phrygischer Mütze, ohne 

tenen Hymnus, worin er als titovqäviov prjvög Halbmond an den Schultern, also als reiner 

xigag bezeichnet werde, iJoscAer p. 134 Anm. 71. Sabazios, unter Antoninus Piua ohne phry- 

Doch dürfte an dieser Stelle nicht abzuteilen gische Mütze, mit Strahlen um das Haupt und 

sein tatet (oder oltj) S' Aifyvntog Vaiqiv, inov- Halbmond an den Schultern, also als Men- 

quviov pTjvbg xEgas "EXlvvig, wie Duncker, Sabazios dargestellt erscheint. 

Fröhner, Melanges epigr. nr. 15 p. 50. Bergk, Wenn auf diesen Münzen das ßofs des 

Lyr. Gr. 3* p. 1320 wollen, sondern das Komma Men -Sabazios den Thyrsos hält, so ist auf 

ist hinter itsgag zu setzen, sodafs iitovqäviov Münzen von Magnesia am Maiandros der 
liTjvög %£Qug Apposition zu "OaiQiv bildet. So 10 Thyrsos dem Men selbst beigegeben, 

teilt G. Hermann, Ber. d. säehs. Ges. d. Wiss. [In irgend einer Beziehung zu einander 

1849 p. 2 ab, so Wieseler, Der Hildesheimer erscheinen Men Tiamou und Men Petraeites 

Silberfund p. IG Anm. 1, welcher nur irrig an- und Dionysos in einer korrupten Inschrift von 

nimmt, dafs zwischen "Ooiqiv und inovgäviov Gjölde (Waddington, As. Min. 678). Auf dem 

ein Particip verloren gegangen sei, durch wel- von Wagener, Inscr. gr. reo. en Asie p. 3 ff. mit- 

ches Osiris als Lenker des Mondes bezeichnet geteilten Kelief von Kulawill man, freilich 

werde. ohne genügende Sicherheit, in dem Leiter 

Dagegen bezeichnet es den Attis sicher als des Wagens des Sabazios den Men erkennen. 

Mondgott, wenn er in dem zweiten der von Gleichfalls ohne hinlänglichen Grund sieht 
Hippolytos p ; 170 erhaltenen Hymnen <äg itoi- 20 Fr. Lenormant, Bev. arch. n. s. 28 (1874) p._881 

HTjv levxäv aozQwv besungen wird und öfter, in einer zusammen mit Dionysos und einer 

wie Men, den Sternenhut als Attribut erhält. matronalen Göttin auf den Felsen von Philippi 

Noch sei angeführt, wie Bamsay, Cities 1 p. 169 (Heuzey, Miss, de Mace'd. pl. 3 nr. 4) darge- 

bei Besprechung des Men Karou das Verhält- stellten Reiterfigur den Men.] 

nis des Men zu Attia auffafst:. „We take the Mit Sabazios wieder hat Bamsay, Cities 1 

view (hat Men and Attis are deities of similar p. 263 f. zusammengebracht den Sozon (über 

character, probably derived from the same ulti- welchen s. Duchesne et Collignon, Bull, de Corr. 

mate cultus, but differentiated by development Hell.l [1877] p. 366 f. Collignon, Bull, de Corr. 

in different surroundings. In the fact that the Hell. 1878 p. 55. 170-172 nr. 2. 4. B. C. H. 4 
city wliere Men Karou is worshipped bears the so [1880] p. 291 ff. A. H. Smith, Journ. of Seil, 

name 'City of Attes', we may fairly see a proof Stud. 8 p. 235. Bamsay, American Journ. of 

of the ultimate identity of these two deities." Arch. 1887 p. 362 und Cities 1 p. 262 ff. Karl 

Die zweite phrygische Gottheit, mit welcher Graf Lanckoroiiski, Städte Pamphyliens u. Pisi- 

Men verschmolzen wird, ist Sabazios. Ihre diens 2 p. 8 f. Usener, Götternamen p. 174 bis 

Identität wird bezeugt durch Proclus zu Tim. 176. C. F. Hill, Journ. of Hell. Stud. 15 [1895] 

4, 251: itaQulritpaiiev itaqa $qv£lv Mrjva Sa- p. 129 f.), indem er in dessen Namen eine grier 

ßd&ov vtivovfiivov xal iv psaaig Saßu&ov ts- chische Umbildung des einheimischen Saoazos 

UraCg. Die Inschrift von Thasos identificiert (Sabazios) sah. Aber sprachlich hat Sozon 

Men Tyrannos mit Dionysos, als welcher Sa- Fragm. Hst. Gr. 3 p. 547) und Nonnos (Dlon. 1. 15 u. 16) 
bazios gewöhnlich aufgefafst wird. Aus der 40 erzählten Gründungsgeschichte von Nikaia keine Spur 

Gleichheit des Dionysos - Sabazios und Men von einem iitito; ßqotÜTtovg oder einem ahnliohen zu 

kann man es erklären, dafs der von mir ver- Dionysos in Beziehung stehenden 'Fabelwesen' vorkommt. 

mutungsweise als Dionysos (Sabazios), der rcoo- . f .<=> ™» Ti « -it meusehiichen Mfsen joder Händen 

, B , ,, . v Vi .. j xr-l • *\ „ ist im klassischen Altertum, so viel wir wissen, nie als 

■XaTC0 9 und mythische Grunder Nlkaias *) ge- mytUsclies (gottUohes) 'Fabelwesen', sondern Immer nur 

deutete Reiter des innog ßgoionovs der Münzen als eine „^^,.11^, Unglück bedeutende Mirsgeburt, 

VOn Nikaia, in welchem Rofs ich, abweichend a ^ a j s e i n zu procurirendes prodiglum, angesehen 

VOn Boscher, nicht das historische Schlacht- worden. Zum Beweis dessen berufe ioh mich auf Iul. 

rofs Cäsars, sondern ein mythisches, für die Obs. prod. Über 73: Caere porcus humanis manibus et 

Lokal-, etwa die Gründungssage von Nikaia pedibus natu*. Gewöhnlich wurden solohe Mifsgeburten 

bedeutsames Fabelwesen **) erblicke , unter 50 verbrannt und ihre Asche verstreut (Iul. Ob* prod UberM, 

' ' Phlegon, Mirab. 2 p. 122 West. ; vgl. Theoer. td. 24 v. 89 und 

*) Er gründet die Stadt Ivdotpövov fieta Wzjjv (Non- d. Erklärer z. d. St.). Auch dem üitrtos ßqot6«ovs Cäsars 

nos Dionys. 16, 405). Daher die ihn bekränzende Nike auf würde es wohl ebenso ergangen «ein, wenn nicht die von 

der Münze des Gordianus Pius. Cäsar beeinflußten haruspices [offenbar imHinblick auf das 

**) Dieser positiven Ansicht meines verehrten Mit- 'rindsköpfige' (ßovxeif&Xai) Leibioss Alexanders d. Gr.; 

arbeiters vermag ich mich ebenso wenig anzuschliefsen vgl. Rescher a. a. O. S. 100 f.] ausdrttoklich erklärt hätten, 

wie seiner negativen (oben Sp. 2695 ff.), dafs der Xititog dafs jenes Tier seinem Herrn kein Unglück, sondern die 

fipotoffovs von Nikaia trotz seiner menschlichen Vorder- Erlangung der Weltherrschaft (imperium orbis terrae, 

füfse mit dem Leibrofs des Cäsar nichts zu thun habe. Suet. Iul. 61) prophezeie. Einzig und allein dieser merkwür- 

Ich füge meinen schon oben Sp. 2694 f. Anm* geäußerten digen Deutung und ihrer klugen Benutzung durch J. Cäsar 

Bedenken kurz noch folgende hinzu: ist es zuzuschreiben, dafs in einem ganz besonderen 

Gegen die Auffassung des i. ßoot. von Nikaia als 6° Faüe eine sonst verabscheute Mißgeburt zu hohen Ehren 

mythisches (etwa dem Pagasos, Hippokamp, Hippa- erhoben wurde. Es wäre aber im höchsten Grade merk- 

lektryon vergleichbares) Fabelwesen spricht: würdig und auffallend, wenn zu Nikaia ein gleiches 

a) der Umstand, dafs ein solches sonst bisher noch nie (reales oder ideales) prodigium die Ehre genossen hätte, 
und nirgends nachgewiesen worden ist (während doch als 'mythisches Fabeltier' zum Leibrosse eines Gottes 
Darstellungen des Fegasos etc. sehr häufig vorkommen), wie Dionysos erhoben zu werden. Ich wenigstens bin 
sowie dafs Men und andere kleinasiatische Götter zwar nicht im stände, ein solches „Wunder" für wahrschein- 
oft auf normalen Bossen, nie aber sonst auf einem lieh zu erklären, sondern glaube nach wie vor, dafs der 
'menschenfüfsigen' Pferde reitend dargestellt werden; 'irntoq ßQotdaov; von Nikaia mit dem menschenfüfsigen 

b) die Thatsache, dafs in der von Mernnon {Müller, Bosse Cäsars im Grunde identisch ist. [Boscher.] 



2757 Men (u. Mithra etc.) Men (als Reiter) 2758 

schwerlich etwas mit Saoazos zu thun. Wie wie schon ans der nur unter dieser Voraus- 
der oaiog kbi äixaiog ist der Sozon mehr ein Setzung verständlichen Bezeichnung der grie- 
Gattungs- als ein Eigenname und dürfte, wie einsehen Mondgöttin als ftjJLve t« *ai aganv 
seine Attribute wechseln, bald diesen bald oder äqaev6&r)Xvg deutlich hervorzugehen 
jenen kleinasiatischen Gott bezeichnen. Dafs scheint. Offenbar soll damit das doppelte 
auch Sabazios und Men sich unter ihm ver- Geschlecht der Mondgottheit, die bald als 
bergen können, dürfte nicht ausgeschlossen Selene oder Mene, bald als Men auftritt, be- 
sem. Ganz unwahrscheinlich ist es aber, wenn zeichnet werden." Auch Welcher, Griech. Götter- 
Graf Lanckorotiski a. a. 0. p. 9 den Avn(iog) lehre 2 p. 406 läfst die phrygische Mütze der 
zn ergänzenden Beinamen des Sozon auf Mün- 10 Hekate wenigstens von Men entlehnt sein. Ich 
zen von Themisonion nach Bamsays (American glaube, das ist zu weit hergeholt. Die phry- 
Joum. of Arch. 3 p. 360) Vorgang zu Lykabas gische Mütze, welche sich, wie Petersen, AEM. 
ergänzt und auf Grund von Stengels {Hermes 5 p. 66 Anm. 118 bemerkt, auch bei Artemis 
1883 p. 364) Erklärung des homerischen Xvxü- (JDenkm. d. a. K. 2, 150. Stephani, Nimbus p. 59 
ßug als Mond, beide Gottheiten wenigstens und Compte-rendu p. l'a. 1862 p. 135; p l'a. 
äufeerlich gleichbedeutend sein läfst*). 1867 p. 81; p. l'a. 1868 p. 136; vgl. die Mün- 
Was man (vgl. Streber, Numismata nonnulla zen von Tabai) und Silvanus (AEM. 9 p. 35 
Graeca p. 174 ff. Eenle, Thedl. Quartalschr. 70 Anm. 8) — bei diesem wohl als Schutzgott der 
p.800ff. Boscher p. 118. 120 Anm. 48.121. 132ff. Dendrophoren — findet, soll Hekate wohl nur 
Cumont, Westdtsche Ztschr. 1894 S. 56 u. Textes 20 als eine in Kleinasien, besonders in Phrygien 
et Monum. relat. aux Myst. de Mithra p. 189f.) stark verehrte Göttin bezeichnen. Wenn die 
für eine Gleichsetzung des Men mit Mithra Mondgöttin in Orph. hymn. 9, 4 als &rjXvg tu 
beigebracht hat, hat mich nicht überzeugt. xal uqotjv angerufen wird, so dürfte dies nicht 
Zwar tritt Men in den Inschriften von Maionia ihrer Auffassung als Men gelten, sondern, 
und Umgebung in Gesellschaft der persischen wie aus der diaßoXij nqbg CeXrivr)v des grofsen 
Anaitis auf, die dorthin durch von den per- Pariser Zauberpapyrus (Wessely, Griech. Zauber- 
sischen Königen in der Katakekaumene an- pap. von Paris u. London p. 31 vs. 25 f.): um- 
gesiedelte Kolonisten gekommen war (Bamsay, Im ae TqntqÖ6ame »sei, Mrjvrjg Jpau-fuov <pwg 
Cities p. 90). Aber nichts deutet in den zahl- 'Eq^v te «al 'Exbttjv bfiov, al ä' aQ0£vö9r}Xv 
reichen auf Men bezüglichen Inschriften jener so fpros hervorzugehen scheint, der Gleichsetzung 
Gegend auf eine Gleichsetzung desselben mit von Hermes [d. i. doch wohl Hennes-Thoth, der 
Mithras. Auch eine Verschmelzung des Men ägyptische Mondgott. Röscher.] und Hekate*). 
mit Asklepios ist nicht anzunehmen, obgleich Für Renies (a. a. 0. p. 594 ff.) Behauptung, dafs 
dem Men auch die Punktion eines Heilgottes man sich den Men als Zwittergottheit gedacht 
zukommt. In dem Asklepios von Laodikeia habe.habeichnirgendseinenBelegfindenkönnen. 
am Lykos mit Bamsay, Cities 1 p. 52 lediglich Als stoische Anschauung sei noch aus Philodemos 
eine gräcisierte Form des Men Karou, in dem »sol evaeßeiag (Gomperz, Herculan. Stud. 2, 1 
Asklepios der Münzen von Hypaipa mit S. Bei- p. 79. Chr. Petersen, Philol. 27 p. 405. Sauppe, 
nach, Bev.arch. 3° se"r. 6 (1885) p. 116 den Men Ausgew. Schriften p. 393) erwähnt die Notiz: 
liamou zu erkennen, halte ich doch für zu 40 xul fuj slvai &sovg äqgsvag nrjäi frTjXelag, mg 
gewagt. Bamsays an verschiedenen Stellen aus- pjd(s) nöXsig jiijtf' ao(s)i:as, (o)voy,äfca&ai. de 
gesprochene Ansicht, dafs die beiden grofsen /iövov äoQeriKäg «ai 9rj(X)v(*)äg tavxa orra 
einheimischen Gottheiten Kleinasiens, die er Ku&aitsQ CtXrivt]v uctQ. Mrj)va k. t. X. 
sich zu einander im Verhältnis von Mutter Hinsichtlich der dem Men beigegebenen 
und Sohn stehend denkt, unter den mannig- Tiere, so zeigen ihn die Münzen zahlreicher 
fachsten Namen, je nach den verschiedenen Städte auf einem Pferde reitend. Dazahl- 
Seiten ihres Wesens, uns entgegentreten, ver- reiche kleinasiatische Gottheiten reitend dar- 
dient ja gewife Beachtung. Aber es heifst gestellt werden, ist vielleicht keine besondere 
denn doch die Bedeutung des griechischen Be- Beziehung des Rosses zu Men anzunehmen 
standteils der Bevölkerung Kleinasiens unter- 50 Indessen die Vorstellung des Mondes als Reiter 
schätzen, wenn man überall unter den grie- begegnet auch in anderen Mythologieen. Die 
einsehen Götternamen in den Inschriften, unter reitende Selene ist allbekannt. In einem let- 
den griechischen Göttertypen auf den Münzen tischen Liede (TT. Mannhardt, Die lettischen 
die einheimischen Göttergestalten Kleinasiens Sonnenmythen, Zeitschrift f. Ethnol. 7 [1875] 

xt" t. P- 316 und P- 82 nr - 73 v - 6 ) ««' der Mond: 

JNocn weniger dürfte an eine Verschmelzung „Selbst hatte ich ein graues Röfschen, | Eine 

des Men mit Hekate zu denken sein. Boscher Sternendecke auf dem Rücken," während in 

p. 133 bemerkt über Statuetten der dreiköpfigen einem anderen Liede (ebenda p. 80 nr. 46) es 

Hekate, an denen die eine Figur eine von heifst: „Es sagen die Leute | Der Mond habe 

btrahlen umgebene phrygische Mütze trägt: 60 kein eigenes Röfslein, | Der Morgenstern und 

„ks ist kaum zu bezweifeln, dafs diese durch der Abendstern | Sind des Mondes Röfschen " 

die phrygische Mütze charakterisierte Gestalt In der Trutz -Nachtigall. Collen 1654 nr. 30 

eigentlich den männlichen Mondgott (Men) singt Spee: „heint spät auf braunen Rappen 

bedeutet, der in späterer Zeit mit der grie- der Mond in starkem Lauff Gundt Mitternacht 
chischen Mene - Hekate verschmolzen wurde, 

*) Die Strahlen an der phrygischen Mütze der 

•) In CSNte 1 p. 262 erklärt Bum>ay den AYK • IQ- Sittal *2L*T \.™ b Jto "*« P * "^f. »«nimmt von 

VOM „1 *i j r , ^ , „ Mitnras entlehnt. Sie kommen der Hekate als Mcht- 

£\m als „the ,un-god Lylcabas, the Savwur". gotthe u zn , Tgl . ihren Beinamen a,.ti&<p, s . 

87* 



2759 Men (Beziehung zu Rofs u. Stier) Men (Beziehung z. Stier) 2760 

ertappen" (Kurt Bruchmann, Psychol. Studien 2 p. 185. A. Maury, Hist des rel. de la Grece 
zur Sprachgesch. Leipz. 1888 = Einzelbeitr. z. anc. 3 p. 129. Leland, Gypsy Soreery p. 51 ; vgl. 
allgem. u. vergl. Sprachwissenschaft Heft 3 p. 86 Koscher, Selene p. 103). Smimoff (p. 129) be- 
u. 89). Eine sicilianische Liebesbeschwörung streitet diese Ansicht. Er nimmt an, der Stier 
bittet den Mond dem Beschwörer sein Rofs habe dem Men als gröfstes Haustier als Opfer- 
zu leihen: „Luna di marti bella | 'mprestami tier gedient. Wie es sich damit auch verhalten 
lu cavaddu e lato sella. \ Ora cami Vha' 'mpre- möge, jedenfalls ist auch in anderen Mytho- 
statu, | mannami a N . . . ccu cori avvampatu logieen eine Beziehung des Mondes zum Bind 
(Pitre, Usi e cost. del popolo sicil. 3 p. 26). nachweisbar. Für die griechischen Mondgott- 
Den Navajos gilt der Mond für einen Reiter 10 heiten s. Boscher, Selene p. 31 ff. 102 f. und 
auf einem Maultiere {Fritz Schultze, Der Fe- Nachträge p. 43 ff. Usener, Bhein. Mus. 1868 
tisehismus p. 244. Waitz, Anthrop. 3 p. 223). p. 338ff. Wieseler, Gott. gel. Anz. 1891, 2 p. 603. 
Andere Mythologieen geben dem Mond einen Der iranische Mao führt den Beinamen gaoci- 
mit Rossen bespannten Wagen. Über Luna thra „der den Samen des Stieres enthaltende" 
auf einem Rofszweigespann s. Boscher, Nachtr. (s. oben Bd. 2 Sp. 2331), weil „nach dem Tode 
p. 41 ff. Der indische Soma fährt auf einem des eingeborenen Stieres der Same desselben 
mit weifsen Rossen bespannten Wagen (Dow- dem Monde übergeben wurde, "der ihn reinigte 
son, A class. dict. of Hindu mythol. p. 303. und die verschiedenen Arten des Viehes davon 
Boscher, Nachtr. p. 8. 9. 12). Sonne, Mond, schuf" (Avesta übers, von Spiegel 3 p. XXI. 
grofser Bär und Polarstern fahren nach einer 20 Hovelacque, U Avesta p. 240), eine Sage, die 
finnischen Sage herab auf die Erde, jeder nach Geiger, Ostiran. Kultur p. 307 f. den Ein- 
auf einem mit 50 Pferden bespannten Wagen flufs des Mondes auf Fruchtbarkeit und Ver- 
(A. Beville, Les rel. des peuples non-civilises 2 mehrung der Herden erklären soll. Über das 
p. 186 f.). Wie die griechische Mondgöttin He- Bild des Mondgottes der Sipäsiän wird im 
kate als Rofs erscheint (Porph. de abst. 4, 16. Ddbistdn (1 p. 40f.) berichtet: „The temple of 
oben s. v. Kyon Bd. 2 Sp. 1707 ff.), wird in the regent Mah was of a green stone; his 
russischen Rätseln der Mond als Rofs be- image that of a man seated on a white ox . . ." 
zeichnet (Mannhardt a. a. 0. p. 316. Baiston, (Chwolson, Die Ssabier 2 p. 687. Bastian, Die 
The Songs of the Bussian People 2 d ed. Völker des östl. Asien 2 p. 250). Sin, der Mond- 
p. 347). In Japan vergleicht man in poetischer 30 gott der Babylonier, führt das Beiwort Amar 
Sprache den Mond mit einem schwarzen Fül- „junger Stier", amar tudda-anna „jugend- 
len, die Sonne mit einem weifsen Pferde kräftiger Jungstier des Himmels" (Hommel, 
(A. Pfizmaier, Die poet. Ausdrücke der Japan. Gesch. Assyriens p. 376). Die Ssabier in Har- 
Sprache. Wien 1874. 4° [S.-A. aus Denkschr. ran brachten dem Sin noch in mohameda- 
d. ksl. legi. Älcad. d. Wiss. phil.-hist. Kl. Bd. 23] nischer Zeit Stieropfer dar (Chwolson a. a. 0. 1 
p. 86). In einem magyarischen Märchen wird p. 404; 2 p. 156). Mit einem Stier verglichen 
das Zauberpferd Tatos mit dem Sonnenzeichen wiidderindischeSoma,(IIillebrandt,Ved.MytK.l 
an der Stirn und sein Füllen mit dem Mond p. 357 ff.; vgl. p. 336 ff.; s. aber auch Oldenberg, 
durch das Land geführt, um anstatt der durch Beides Fedap.601.604). Nach neugriechischem 
den Drachen verschlungenen Himmelslichter 40 (Politis bei Boscher, Selene p. 178) und bulgari- 
den Einwohnern des finstern Reiches zu leuch- schem Volksglauben (Baiston, Songs ofthe Buss. 
ten (A. Ipolyi, Tatos das Zauberpferd des unga- People* p. 431) ziehen die Hexen den Mond in 
Tischen Mythos, Zeitschr. f. deutsche Mythol. 2 Kuhgestalt zur Erde nieder, um ihn zu melken, 
p. 270. 282 — 288; vgl. das ungarische Märchen Zuckermann, Materialien z. Entwicklung d. alt- 
Kiss Miklos und die grüne Tochter des grünen jüdischen Zeitrech. i. Talmud (Jahresber. desjüd. 
Königs, wonach am Sattelbogen des Rosses der theol. Sem. „Fränkelscher Stiftung"). Breslau 
Sonne die glänzende Sonne, am Sattelbogen des 1862 p. 19 f. teilt über eine falsche Zeugen- 
milchweifshaarigen, schwarzmähnigen Rosses aussage der Boetbusäer über den Neumond 
des Mondes der lichte Mond baumelt, Jeremiäh (Bosch liaschana 22 b, jerus. Talmud Bosch 
Gurtin, Myths and Folk-tales ofthe Bussians, 50 liaschana 2, 1) mit, dafs der eine falsche Zeuge, 
Western Slavs and Magyars p. 477 ff., be- befragt, wo er den Mond gesehen habe, er- 
sonders p. 479—485). klärte: „Ich trat auf eine Anhöhe und sah, 
In mannigfacher Weise zeigen die Denk- dafs der Mond zwischen zwei Felsen sich 
mäler Men mit dem Stier in Verbindung. Auf lagerte, sein Kopf war dem eines Kalbes 
einer Münze von Sagalassos steht der Stier gleich, seine Ohren glichen denen eines Ziegen- 
neben dem Gotte (Boscher l a , 16). Reliefs bocks, seine Hörner denen eines Hirsches, den 
zeigen Men mit dem Fufse auf einen Stier Schwanz trug er zwischen seinen Hüften." 
tretend (Boscher Taf. 2 oben. Journ. of the Nach Lefebure, Le Mythe Osirien p. 211 ff. hiefs 
Brit. Arch. Assoc. 40 p. 114—115). Unendlich Osiris als Mondgott „ein Stier am Himmel", 
oft tritt der Gott mit einem Fufse auf ein go Den zunehmenden Mond nannten die Ägypter 
Stierhaupt. Auf Münzen von Temenothyrai Ka-pes „den feurigen Bullen", den abnehmen- 
steht er auf einem von zwei Buckelochsen den verglichen sie mit einem sab „einem ver- 
gezogenen Wagen (Boscher l b , 13). Gewöhn- schnittenen Stiere" (Dümichen, Gesch. d. a. Ag, 
lieh "erklärt man die Verbindung des Stieres p. 159 f.). Den im Osten Afrikas verbreiteten 
mit dem Monde auf Grund der Analogie von Kultus der Kuh will A. Beville a. a. 0. 1 p. 57 
Hörnern und Halbmond (A. Beville a. a. 0. 1 aus der Verehrung des Mondes erklären. 
p.57. Lefebure, Le Mythe Osirien p. 211. Halm, Die Münze von Sagalassos, welche Men 
Albanes. Studien p, 251. Chwolson, Die Ssabier neben dem Stier stehend zeigt, mag ihn als 



2761 Men (mit Stier u. Löwen) Men (mit Hahn) 2762 

Hirten darstellen. Die alte mythische, noch Sinis p. 37— 43. Dürfen wir dem Zeugnis von 
jetzt in der Poesie und in Rätseln zu Tage A. de Gubernatis, Letture sopra la mitologia 
tretende Vorstellung, welche den Mond mit vedica. Firenze 1874 p. 94 trauen, so wird im 
einem Hirten und die Sterne mit einer Herde Sanskrit der Mond u. a. bezeichnet als „il bi- 
vergleicht (Grimm, Deutsche Mythol. 3* p. 210. ondo leone" und als „portante per insegna il 
Friedreich, Die Weltlcörper in ihrer mythisch- leone". G. Hoffmann, Auszüge aus syrischen 
symbolischen Bedeutung p. 248 § 158. Schwarte, Akten persischer Märtyrer (Abh. für d. Kunde 
Sonne, Mond und Sterne p. 66. Leon Sichler, des Morgenlands 7, 3). Leipzig 1880 p. 138 findet 
De vinettes russes, Bev. des tradit. popul. 1 p.118. eine Beziehung zwischen Löwe und Mond durch 
Baiston a. a. 0. p. 350. Veckenstedt, Zeitschr. f. 10 die Farbe gegeben, de Gubernatis a. a. 0. läfst 
Volkskunde 4 p. 109 f. nach Bielenstein, Lett. durch die erwähnten Beinamen den Mond be- 
Bätsel nr. 131. 132; vgl. auch Wellhausen, Beste zeichnet werden als Herrn des nächtlichen 
arab. Heidentums = Skizzen u.Vorarb. 3 p.158), Waldes und der Tiere, welche ihn bevölkern, 
mag dazu geführt haben, den Mondgott auch Auf dem Relief von Thorikos sitzt Men auf 
zum Schützer der irdischen Herden zu machen. dem Hahne. Die Terracotta von Kula (s. Fig. 4) 
Schwierig zu erklären sind die Denkmäler und zeigt ihn einen Hahn auf dem Knie haltend. 
Münzen, welche Men auf einen zusammen- Gemmen und zahlreiche Münzen stellen ihn 
gesunkenen Stier oder viel häufiger auf das mit dem Hahn zu Füfsen dar. Iamblichus 
blofse Haupt des Stieres tretend darstellen. adhort. ad philos. c. 21 (Fragmenta philos. Gr. 
Boscher p. 134 erinnert vermutungsweise an 20 coli. Mullach 1 p. 506 nr. 24) bemerkt: ale%- 
den von Mithras erlegten Stier und p. 135 f. tqvÖvcc xp£qp£ fisv, ft»j &vi Ss, M-qvri (Mtjvl?) 
an die Taurobolien im Kultus der Mater Magna yäg %al rß.lm v.a&i£Qcotat und Vita Pythag. c. 18 
und des Attis, welche auch Smirnoff p. 129 (irfds ccIsxtqvÖvu levnbv &veiv ixe'tjjs (otxhrjg 
zur Vergleichung herbeizieht. Aber von allen vermutet Boscher) yaQ itgög xov Mrivög; desgl. 
Darstellungen des Mithras läfst sich mit dem Diog. Laert. vit. philos. 8, 34: älextQvövos (ifj 
auf den Kopf des zusammensinkenden Stieres SnTEO&ui Isvxov, . . . t<5 Mr\vl lazi tspog . . . 
tretenden Men der beiden oben erwähnten arjyiaivsi yäq xag agag (vgl. dazu Minervini, 
Reliefs nur ein einziges Relief (Lajard, Gülte Bull. arch. napol. n. s. 2 [1854] p.108. Boscher, 
de Mithra pl. 74, 3. Gumont a. a. 0. 2 p. 220ff. Selene p. 107 Anm. 451. 452. Baethgen, De vi 
nr. *54 Fig. 51) vergleichen, welches den Mi- 30 ac significatione gälli in religionibus et artibus 
thras stehend auf dem Haupte und Rücken Gr. et Born. Gottingae 1887 p. 17). Mit dieser 
des Stieres vorführt, während eine dem so Erklärung, dafs der Hahn als Stundenrufer dem 
häufigen Münztypus des auf den blofsen Kopf Zeitmesser Mond, „dem goldenen Weiser auf 
des Stieres tretenden Men ähnliche Dattel- dem dunklen Zifferblatt des Himmels", wie 
lung des Mithras überhaupt unbelegbar ist. ihn Max Müller nennt (KreJc, EM. in die slav. 
Ebensowenig findet sich meines Wissens Attis Litteraturgesch. p. 845), heilig ist, vergleiche 
in einer den Mendarstellungen entsprechenden man das italienische Sprichwort „il gallo e 
Weise auf ein Stierhaupt tretend dargestellt. l'oriuolo della villa" (Bolland, Faune popul. 
Dagegen werden andere Gottheiten zuweilen de la France 6 p. 35 nr. 97). Eine andere Be- 
mit dem Fufse auf ein Stierhaupt tretend dar- 40 ziehung des Hahnes zum Monde giebt Aelian 
gestellt. Milchhöfer, Die Museen Athens p. 24 de n. a. 4, 29: 6 älextQvwv rfc aslr\vj]g dvi- 
nr. 20 verzeichnet eine „Weibliche an einen ß%ovorig iv&ovaicJ! «ort axiqtä (Cavedoni, Spicil. 
Pfeiler gelehnte Figur (Aphrodite?). Der 1. Fufs num. p. 250. Panofka, Terracotten des königl. 
steht auf einem Stierschädel." Im Heiligtum Mus. zu Berlin p. 99 Anm. 2), und nach sici- 
des Apollon zu Patrai war der Gott in Erz lianischem Volksglauben spüren die jungen 
dargestellt mit einem Fufs auf den Kopf eines Hühner schon im Ei den Einflufs des Mondes 
Rindes tretend (Curtius, Peloponnesos 1 p. 443). (Pitre, üsi e cost. del popolo sicil. 3 p. 23). 
Eine Münze der Julia Domna von Korinth Chwolson a. a. 0. 2 p. 88 citiert die Notiz Gales 
zeigt Poseidon den r. Fufs auf ein Stierhaupt zu Iamblichus de myst. 5, 8 p. 266: „Olympio- 
setzend (Cohen, Monn. imp. 4 2 , 129, 280). Milch- 50 dorus chemicus ex Hermete ait: gallum alviz- 
höfer erklärt das Stierhaupt als Andeutung tsb&ui ovaCav fjUov xal aelrjvris." Im 2. Ber- 
des Opfers, Curtius läfst den Gott durch seine liner Zauberpapyrus vs. 25 p. 42 ed. Parthey 
Stellung als Beschirmer der Herden charak- wird befohlen, der Sonne und dem Monde je 
terisiert werden. einen fleckenlosen Hahn zu opfern. Merk- 
Auf den Münzen von Nysa und Prostanna würdigerweise findet sieh das Opfer eines 
wird dem Men der Löwe als Attribut bei- weifsen Hahnes für den Mond auch am Kongo, 
gegeben. Denselben aus dem Mithraskult zu Harley, MoonLore p. 114 giebt darüber wieder 
erklären, woran Boscherp. 134 frageweise denkt, den Bericht H. H. Johnstons (Journ. of the 
dürfte kein Anlafs vorliegen. Der Löwe ist Anthrop. Institute May 1884): „At certain vil- 
verschiedenen kleinasiatischen Gottheiten ge- 60 lages between Manyanga and Isangila there 
meinsam. Über seine Beziehungen zu den are curious eunuch danees to celebrate the new 
griechischen Mondgottheiten s. Boscher, Selene moon, in which a, white cock is thrown up into 
p. 104 und Nachträge p. 4; speziell über den the air alive, urifh clipped wings, and as it falls 
Löwen als Attribut der Hekate s. oben Bd. 2 towards the ground it is caught and plucked 
Sp. 1797 ff. s. v. Laginitis. Über den der Sage by the eunuchs." Allerdings soll hier der 
nach aus dem Mond gefallenen Löwen von Hahn an Stelle eines früheren Menschenopfers 
Nemeia vgl. Baoul-Bochette, Mem. sur l'Her- getreten sein. Wie Men kommt auch Artemis 
eule ass. et phen. p. 99 Anm. 1 und Unger, auf einem Hahn reitend vor (Gurlitt, Hut. u. 



2763 Men (mit Pinienapfel; Kultgebräuche) Men (Kultgebräuche) 2764 

philol. Aufs. E. Curtius zu s. siebenzigsten Ge- Mutter Einsammelnden, also für identisch mit 
burtstag gewidmet p. 158). Auch bei den Baby- MrjTgayv qttjs. Smirnoff p. 131 läfst die Frage 
loniern scheint der Hahn zum Mond in Be- offen. Über Kultgebräuche erteilen einigen Auf- 
ziehung gestanden zu haben. Auf einem Achat- schlufs die von dem lykischen Sklaven Xan- 
kegel steht eine geflügelte Figur in betender thos für den Kult des Men Tyrannos ent- 
Stellung vor einem auf einem Altar stehenden worfenen Bestimmungen, zu denen aufser den 
Hahn, während oben im Felde die Mondsichel oben bei Attika erwähnten Autoren auch vgl. 
angebracht ist (Layard, Nineveh u. Babylon Boscher p. 130. Smirnoff p. 132 f. Bamsay, Gities 
übers, von Zenker p. 410 = 538 der engl. Ausg., 1 p. 137 f. Am interessantesten ist die Bestim- 
Taf. 18, F, wonach in Buchers Gesch. d. techn. 10 mung, dafs niemand den Tempel im Zustande 
Künste 1 p. 289 Taf. 1 , 9). Ähnlich ist die der Unreinheit betreten darf. Unreinheit infolge 
Darstellung eines Cylinders im British Museum, des Genusses von Schweinefleisch , Knoblauch 
auf welchem ein opfernder Priester vor einem und geschlechtlichen Verkehrs dauert einen 
Tische, einem mit Halbmond gekrönten auf Tag, infolge der Menstruation sieben Tage, 
einem Altar (?) ruhenden Kegel und einem Von beiden Arten der Unreinheit reinigt man 
Hahn auf Altar (?) dargestellt ist (Layard sich durch Besprengung des Hauptes mit 
p. 410 f. Taf. 18, A. Gaz. arch. 6 [1880] p. 193. Wasser. Wer einen Leichnam berührt hat, 
King, Änt. Gems 2 pl. 1, 9 p. 43 „Adoration of ist auf zehn Tage unrein. «Nropa , worunter 
the Moon by a Magus, standing before a fire wohl mit Foucart und Bamsay Aussatz oder 
altar"; vgl. über diese sehr verschieden ge- 20 eine andere Hautkrankheit, nicht mit Maufs, 
deuteten Denkmäler auch Baudissin s. v. Nergal Orpheus p. 311 Anm. 37 Abtreibung der Leibes- 
in Bealencykl. f. prot. Theol. u. K. 10* p. 477. frucht zu verstehen ist, schliefst auf 40 Tage 
Arch. Zeit. 41 p. 272. Gurlitt a. a. 0. p. 155. vom Betreten des Heiligtums aus, Mord auf 
Baethgen a. a. 0. p. 13 Anm. 1. Boscher, Selene immer. Gnädig ist der Gott denen, welche 
p. 107 Anm. 450). ihn einfältigen Sinnes (anlr) tij tyv%r{, tolg 
Unsicher ist die Bedeutung des Pinien- anlmg ngoenogsvoiiivoig) verehren. Das Opfer 
apfels in der Hand des Men. Smirnoff p. 132 ist am siebenten Tage darzubringen. Der Gott 
erklärt ihn als wohlriechende Opfergabe. Murr, erhält dabei den rechten Schenkel, die Haut, 
Die Pflanzenwelt in der griechischen Mythol. das Haupt, die Füfse und das Bruststück, ferner 
p. 117 fafst ihn bei Kybele und Attis als ein auf so Öl für Altar und Lampe, gespaltenes Holz und 
Zeugung und Fruchtbarkeit weisendes Symbol. eine Trankspende. Ein Schenkel- und Schulter- 
_ Von Mythen, in denen Men eine Bolle spielt, stück erhält der Opfernde. Wer aufserdem ein 
wissen wir nichts. Doch können wir sicher an- Opfer bringen will , hat dies in der Zeit vom 
nehmen, dafs solche bestanden haben. Knüpfen Neumond bis zum 15. Monatstage zu thun u. s.w. 
sich doch in der ganzen Welt Mythen an den Boscher p. 130 Anm. 58 findet sich durch einen 
Mond. Für Men schliefst Smirnoff p. 130 auf Teil dieser Bestimmungen an jüdische Opfer- 
einen Mythus aus dem Umstand, dafs Tertul- brauche erinnert. Ähnlich ist das Ritual, welches 
lian apol. 14 unter den Göttern, deren Mythen ein gewisser Leonas für den Kult des Beheleparus 
auf der Bühne parodiert wurden, die mascula entworfen hat (Not. degli sc.diant. 1877 p. 145 f. 
luna nennt. 40 Lafaye, Un nouveau dieu Syrien ä Borne, Bev. 
Über den Kultus des Gottes wissen wir de l'hist. des relig. 17 [1888] p. 222 ff). Dafs 
wenig. Nach kleinasiatischer, ausführlich von Men in Hymnen besungen wurde, ersieht man 
Bamsay, Cities 1 p. 101 ff. behandelter Sitte aus Orph. hymn. prooem. v. 40 : Mrjriea x' Prä- 
standen die Hauptheiligtümer, wie das des Men varaiv "Azxiv ytal Mtjvu v.i-*1t\<s*.b>. Der Hym- 
Pharnakou bei Kabeira (Boscher p.119 Anm. 48) nus auf Men ist freilich in der uns vorliegen- 
und das des Men Askaios in Antiocheia Pisi- den Sammlung nicht erhalten. Dafs aber alle 
diae (Boscher p. 122 Anm. 52), unter einem derartigen Hymnen wirklich gebrauchte Kult- 
Priester und waren mit reichem Besitz an gebete waren, hat Dieterich, De hymnis orphicis 
Ländereien und Hörigen (CcgöSovloi) ausge- p. 15 — 25; v gl. Philol. 52 p. 1 Anm. 2 gezeigt, 
stattet. Ähnlich verhielt es sich mit dem 50 Man vergleiche die oft erwähnte Notiz des 
Heiligtum der albanischen Mondgottheit am Proclus in Tim. 4, 251, dafs Men als Sabazios 
Kaukasos (Boscher p. 146), über deren Ge- in Hymnen besungen wurde mitten in den 
schlecht wir leider im Unklaren sind. Zweifel- Weihen des Sabazios, sowie die von Hippo- 
haft ist es, ob die nur aus den Klassikern lytos erhaltenen Hymnen auf den mit Men 
bekannten Mrjvayvqzai etwas mit dem Kultus verwandten Attis. Mysterien im Menkult er- 
des Men zu thun haben. Böttiger, Ideen zur wähnt die Inschrift in Tire (Bev. des et. gr. 
Kunslmyth. 1 p. 138. Maury, Hist. des rel. de 1892 p. 341. Aih. Mut. 20 p. 242. B. C. H. 18 
laGr. anc. 3 p.129. Foucart, Assoc. relig. p.160 p. 539). Dafs die Mysterien des Men den Mysten 
halten sie für Bettelpriester des Men, Coray des Gottes selige Unsterblichkeit verhiefsen, 
zu Aesopp. £28 und Meineke zu Menanderp. 111 «• können wir vermuten nach Analogie anderer 
ganz unwahrscheinlich für Gabensammler der orientalischer Kulte (vgl. Bohde, Psyche p. 687 
Mene. _ Boscher p. 125 Anm. 71 schlägt vor, Anm. 1) und aus dem Umstände, dafs noch 
inqvayvQTrjg als den bei den Monatsfesten des jetzt verschiedene Völker die Idee deaWieder- 
Attis-Men und seiner Mutter Kybele einsam- auflebens mit dem Neumonde verbinden (vgl. 
melnden Priester zu deuten. Buhnken zu Ti- die Botschaft des Mondes an die Menschen 
maeus Gloss. p. 11 ed. nov. und Lobeck, Aglao- bei den Hottentotten und den Zuruf an den 
phamus 1 p. 645 Anm. i erklären nr t vayvgxrjg Neumond in Westafrika: „Möge sich mein 
als den monatlich die Gaben für die Grofse Leben verjüngen, wie das deinige sich ver- 



2765 Men (Funktionen: Beziehungz. Wasser) Men (Förd.d.Pflanzenwuchs. ; Orakelgott) 2766 

Jungte«, L^ocU, nie Entsteh der Civili- 1 ^^^ü^ke^SZ ÄJÜE 
^Tmf'den Funktionen des Gottes wissen tischen Araber p. 68 80 Wie bei den Indem 

Mondgottheften zugeschrieben werden, auch ^ ut ^^^^ 

de Wdt\e 1 rb?eTt en i S t die Auffassung, dafs (1890) p 88 Ä Lo = co ArcMvio perVa^ 

und Zeugung für den Naturmenschen verwandte p. 72 Z eitiger der Früchte 

3». M«.« tajrf »K» «• «»»" :;°t°?> i^Ä AmS^« aJÄ. PUiäi» führ« 
n> fermar«i»g ly »er opjxora«. rf «. w- Je. Marc : Ami to p ge ,ich»rt 

=?i^ S Solff ÄÄ ÄSÄ™ «Ott desSrucitsegens 

Stadier Volksstamm den Mond als ein Weib "«"bigott war Men. Wir haben 

Onetdal Journal 6 (1884) p. 175 und in aer "* m K ., , , Heme8 10 p . 194 \ die Gottheit 

Lummis, The™an™ho marned t te wo n g^SÄUe Orakelfragen an den Mond 

gottheiten Jted^, Seene P . £f. 164 und Mond um A^ EngKAFd-^ . p.«t 

und einer Nymp^ in einer wrot ie <^ * , * _ Traditions et superstitwns du Bau- 

" Sti:" Ä Auffassung des co JÄLdi.IWWJ^^ 
Mondes Ä Spenders der Feuchtigkeit ist ^2*g^ ^ffiifeSoh. und 
die gleichfalls universal , Ansicht dafs^r den Dafs MenWr ^ J^ 



2767 Men (kriegerisch; Schwurgott; Arzt) Men (Todesgott: xccta%96viog) 2768 

in anderen Mythologieen. Wir sahen oben, dafs wird bezeugt durch die Inschrift von Kula 
der iranische Mao als Attribut das Schwert welche der Artemis Anaeitis und dem Men 
erhalt, dafs nach Hillebrandt, Vedisehe Myihol. Tiamou vjc]Iq xrjs bU%lr]qiaq zäv noSäv ge- 
1 p. 340 ff. Soma als Krieger gedacht wurde. weiht wurde, Bull, de Corr. Seil 4 p 128 Im 
In romischer Kriegerrüstung ist dargestellt Relief sind dieser Inschrift zwei Füfse bei- 
der palmyremsche Mondgott in einer Aedicula gegeben. Andere aus derselben Gegend stam- 
lm capitolmischen Museum, Heibig, Führer mende Widmungen an Men, die man oben in 
durch die offentl. Sammlungen Mass. Altertümer der geographischen Übersicht des Menkultes 
in Born 1 p. 322 f. nr. 423. Mon. d. Inst. 4 verzeichnet findet, sind begleitet von anderen 
tav. 38,6. Eine lettische von Alksnis, Material. 10 geheilten Körperteilen, einem Bein (Movaeibv 
z. lett. Volksmedicm, Eist. Studien aus d. phar- %cu ßißX. 3, 1. 2 p. 167 nr. tX£'); zwei Brüsten 
makol. Inst. d. kaiserl Univ. Dorpat hrsg. von einem Bein und zwei Augen (Mova 5 p 54 
Kobert 4 (1894) p. 273 nr. 281 mitgeteilte an nr. vly'); zwei Augen (Mova. 3, 1. 2 p 167 
den Neumond gerichtete Formel beginnt: „Ach nr. rl&'); vgl. das wenn auch nicht dem Men 
du, Gott, ich erblicke für Gott einen neuen so doch einer Mondgottheit geweihte Relief 
Krieger' Es lag sehr nahe, sich den Mond- mit Augenpaar der Felsen von Philippi bei 
gott als kriegerisch und siegreich vorzustellen, Heuzey, Miss, de Maced. pl. 4, 1 und über den 
da last in allen Mythologieen die Mondfinster- Mond als Urheber von Blindheit Harlev, Moon 
ms als Kampf des Mondes mit einem Unge- Lore p. 206 ff. 

heuer aufgefafst wird. Es ist bekannt, dafs 20 In Verbindung mit dem Tempel des Men 

man im Mittelalter den Mond in diesem Kampfe Karou zwischen Laodikeia und Karoura er- 

durch den Zuruf „vmee luna" zu stärken meinte, wuchs, wie wir oben sahen, eine Schule von 

A. Saupe, Der Indtculus Superstitionum et Pa- Ärzten, welche nach den Heilprinzipien des 

gamarum. Leipzig 1891 p. 26 nr. 21 (De lunae Herophilos verfuhr, Bamsay, Cities 1 p. 52 104 

defectione, quod Jicunt „vince luna"). Münzen von Seiblia und Sebaste mit dem 

_ JJerner war Men Schwurgott. Beim Mijv Haupte des Men im Obv. zeigen jene den 

&ctQvcmov wurde in Pontos geschworen, Stra- Telesphoros, diese den Asklepios im Rev 

Ion P . 557. Beim Men schwuren die Phryger, Eine grofse Rolle hat endlich Men offen- 

Boscher V . 122 Anm. 52. Dafs Men den Mein- bar als Todesgott gespielt. Wir sahen oben 

n-~iÜ o' ? rsleht raan aus der Inschrift von 30 Bd. 2 Sp. 999, dafs Men *a Xa %&6vios in klein- 

Gjolde Smirnoff p. 97 nr.32. asiatischen Inschriften, ähnlich wie Selene 

Auf Gesundheit und Krankheit schreibt (Boscher, Nachträge p. 37), als Schützer des 

man wohl ziemlich allgemein dem Mond grofsen Grabmals bezeichnet wird. Wir finden sein 

Einfluls zu, Boscher, Selene p.67— 75 und Nach- Bild auf Grabreliefs, wie auf dem der Hekate 

trage p. 27—29. Harley, Moon Lore p. 195 ff. geweihten im Museum zu Konstantinopel (Ath. 

Thiselton Dyer, Enghsh Folk-Lore p. 47 f. MM. 10 p. 16 f. nr. 3) und auf einer ihm selbst 

^ " , (T \f lack > -*?«*- Mediane p. 124 — 135. geweihten Grabstele in Dorylaion (Nouv. arch. 

Wach alten chinesischen Legenden gab es im des miss. scientif. et litt. 6 p. 573 nr 23: vgl 

Monde einen Hasen welcher Heilmittel be- über den phrygischen Brauch, der Grabschrift 

reitet, L. de Müloue, Catalogue du Musee Gui- 40 die Form einer Widmung an eine Gottheit zu 

met. 1« part. Nouv ed. Lyon 1883 p. 156. In geben Bamsay, Journ. of hell stud. 6 p. 255ff 

ganz Europa werden Formeln an den Mond und Preger, Athen. Mitteil. 19 p. 310 f) 

um Heilung verschiedener Krankheiten und A. Koerte, Athen. Mitteil. 20 p 11 Wie es 

Gebrechen gerichtet s z. B. Bardland Wil- vorwiegend chthonische Gottheiten sind, deren 

i^f 0t l' r L 1 an S ashlre Folk-Lore p. 69 Anm.*. Zorn man die Gegner in den bekannten De- 

Miis M.A. Courtney, Cornish Folk-Lore, Folk- votionstafeln überantwortet, so denunciert in 

Lore Journal 5 p. 200. Gestriegelte Bocken- einer Inschrift von Kula (C. I. Gr 3442) ein 

Philosophie 5 Aufl. 3. Hundert nr. 64 P . 447 f. gewisser Artemidoros dem Men Aziottenos 

W . Foeck : Aberglauben u. Beschwörungsformeln durch ein Täfelchen (mzcaKiov) den Hermo- 

aus der Luneburger Heide, Germania 31 (1WZ) w genes und die Nitonis wegen Schmähungen, 

P "l\ n J; „■ 41, AlksnÜ a - a - °- 4 ( 1894 > ^ orauf der Gott den Hermogenes straft und 

p.251 nr 71. 73; p. 273 nr. 281. Kolberg, Lud durch ihn versöhnt wird, Newton, Essays on 

SeryaVJ (Lubelskie 2) p. 70 nr. 5. S. Udziela, art and archaeology p. 195. 
Lud Polski w powiecie Bopczyckim w Galicyi, 

ZMÖr. Wtadomosci do antropologii Krajowej 14 Anmerkung. Die Auffassung des Mondes als einer 

(1890) p. (133)nr. 126. Fr. S. Kraufs, Volksgl. U. 2ur Unterwelt in Beziehung alehenden Gottheit erklärt 

relig. Brauch der Südslaven p. 14 Und Sitte U. sicn kicht, wenn man sich in den Gedankenkreis primi- 

Brauchd.Südslav.Tp.bll. Fthnol.Mitt.a Ungarn < iTer Völker versetzt. Ihnen raufs der allmählich kleiner 

l(1887)Sp. 24f. 3 (1893/94) p.32 V.Hahn Alba- werdende und soMiefclioh ganz verschwindende Mond 

nesiirhp ,Sr«^7>>« r> iwf Tt„ m t Th„ nl,„7„j„„ „„ en Emdrack eines hinsiechenden und endlich sterben- 

nesisclie btudien p. 157 1. Bent, The Cyclades 60 den Weaens mach L filI ^ AnffaS8 Tuchmann> 

p. 436 A Benda MedlCina popolare m Cala- Melusine 2 Sp. 556 (Australien) und J. Macionali, Journ. 

bna,MlVlsta delie tradlZ.popol. italiane 1 p. 290. of the Anthropol. Institute of Great Britain and Ireland 20 

6r. Linamore, Credenze USi e COStumi abruezesi (1891) p. 129 (Südafrika). Afrikanische Sagen bringen 

(Curiositä delle tradiz. pop. 7) p. 44. J. Leite den Tod deä Menschen mit dem Monde in Verbindung 

de VüSCOneelloS , Tradigöes pop. de Portugal Bei den Hottent °tten sendet der Mond sein Insekt oder 

p. 20 ff. Braga, O POVO PortuqueZ 2 p 49 ? e " HaSen ZU d °° Menschen mit der Botschaft: „Wie 

Cels Gomis, La Tluna segons lo pöble p 13 f. 'tf"«.!! "TÜ"^ lebe ' '„° ftT^ Bterten 

Dar«. nn/>Vi Mar, ole TT Q ,-lJr.+)- „,,f „e e t- j Sterben leben", eine Botschaft, die der Hase 

Uals auch Men als Heilgott aufgefafst wurde, falsch bestellt, indem er den Mensehen den Tod ver- 



2769 Men (Todesgott: xara^oviog) Mendes 2770 

kündigt, Anderson, Lake Ngami p. 328. Bleek, Segnard the troduction 0n Strabo 's Life and Works. Oxford 

Fox in South A/rica p. 72 (= p. 55 ff. der deutschen über- 18 g 3) i n we lehem Werke nach der Anzeige 

Setzung). Peschel Ausland 1869 p. 1057. Liebrecht, Zeitschr. Stemtfs (C7ass . Mev 18g5 268) in der g^. 

/. Volkerpsychol. 5 (18G8) p. 65 nr. 31— 34. Harley, Moon i -j. o« j. t> • i j. -i T i • -i 

Lore p. 65. W. Schnei J, Die Religion der afrik. Namrvölker ^t™« zu StrabOHS Bericht über che _ beiden 

p. 56. Charles j. Bilisan, Foik-Lore 3 (1892) p. 490. e. Ja- J^omana von Men und Ma gehandelt wird und 

cottet, Rev. des tradit. pop. i (1889) p. 396. a. Revüie, Les Krctschmer, EM. i. d. Gesch. d. gr. Spr. p. 197 

religions des peuples non-civilises 1 p. 171. Bastian, Zeit- Anm. 4, [Drexler.] 

schrift /. Ethnoi. 4 (1872) p. 374. Bei den Nyam-Nyam Mena s. oben Indigitamenta Bd. 2 Sp. 203 

übernahmen es zwei Krötenarten, einen Toten und den und Juno Sp 580 

toten Mond über einen Fluß, zu tragen. Nur die Trä- , MenachOS (MsVaros), Sohn des AigyptoS, ver- 

germ des toten Mondes gelangt hinüber, die andere er- „k^ij. >„*j. j -n -j xt i j tt i ^ * - 

trinkt. Infolge dessen kehrt 5er tote Mond regelmäßig maMt mit der ^anaide Nelo, Apollod. ft 1 5 
wieder, der tote Mensch nicht, Casati, Zehn Jahre in Aqua- , [ötoll.J 

fortoi p. 208 f. Rene Basset; Ren. des trad. pop. 8 (1893) Menaleus (MsvaXfvg), ein Thebaner, Stat. 

p. 232 nr. 5. Die Torubas lassen Sonne und Mond in der Theb. 7, 755. Vgl. Menaleus. [Höfer.] 
Stadt Ife begraben sein und von dort immer wieder Menaliog {MsvaXwg), Vater des vierten 

hervorkommen, Waitz, Anthrop. der Naturvölker 2 p. 169 f. VulcanuS, Cic. de flat. deOr. 3, 22, 55; doch ist 

Für den weit verbreiteten Glauben, dafs der Mond der die Lesart nicbt sicher. rHöfer.1 
Aufenthalt der Seelen sei, sind schon oben s. v. Kata- Monoliiinn c WoU^;^ n 

chthonioi Belege beigebracht worden. Vgl. hinsichtlich J»enttlippe S Meianippe. . 

dieses Glaubens bei den Griechen auch Enman, Kypros , JaenalippoS (MevaXimtOs) = 1) Melanippos 
u. der Ursprung des Aphroditekultus p. 45 Anm. 1; p. 76. 20 (S. d.), Stat. Theb. 8, 740 ; doch schreibt Baellrens 

A. Schmekel, Die Philosophie der mittleren Stoa p. 130. Mi- a - a - 0. jetzt auch Meianippe. — 2) Sohn des 

nervini, Monurn. ant. inediti posseduti da Safaele Barone Aka8tos, samt seinem Bruder Pleisthenes VOn 

P.-70; bei den Indern Röscher, Nachträge p. 11 f. H. Olden- Neoptolemos getötet, DictyS 6, 8. [Höfer] 
berg DU Selig, des Veda p. 564 Anm. 2. /. Ehni, Der „edisehe MenalkeS (Mevdlvng), 1) Sohn des AigyptOS, 

Mythus des Tama p. 127 und Die ursprungliche Gottheit des vermählt rrjit der Danaide Advte AnnllnrJ 9 

Tedischen Tama p. 37. Vgl. auch L. Feer, Le sejour de< I r o x a v, j Uaname Adyte , ApollOd. 2, 

morts selon les Indiens et Selon les Grecs, Rev. de Vhist. des 1 ' 5 ' ~ " *> ^ n des Kunstreichen Medon, wel- 

reiigions 9e ann6e, t. 18 (1888) [p. 297—319: p. 301—302, onen lhm Iphiarmssa zu Killa gebar; er fiel 

1 § 5 „La Lune, demeure des Paris". W. Crooke, An intro- vor Troia durch NeOptolemOS, Quint. Sm. 8, 294. 

duction to the populär religion and folklore of Northern India — 3) Lakonier, Stat. Th. 8, 431 f. [Stoll.] 

p. 9. Auchim alten Ägypten fehlt dieser Glaube nicht. 30 Mende (Msvärj), Heroine, nach welcher die 

Nach dem sainSinsin steigt die Seele zum Himmel in dio Stadt Mende in Thrakien (vielmehr in Pal- 

Mondscheibe emvor^.Bergmann Das Buchj,. Durchwandet^ lene) benannt sein sollte , Steph. Syg. S.v. 

der Ewigkeit p. 27 Anm. 4 zu Zeile 5 ; vgl. Zfojvaci-, The Book v „ 1 m „j„;„ „ u„ j" ronii 

of Respiration,, Secords of the Fast 4 p 121. Harley, Moon W S^ Mendels U. MendlS. [Stoll.] 
Zorep.49. In der Lehre des Mani sind Sonne und Mond Mendel« _ (MsvÖ7]ig), eine Nymphe, Welche 

die Fährschiffe derzum Lichtpieroma auffahrenden Seelen, dem thrakischen Könige Sithon die Tochter 

Kessler, Mani 1 p. 237; vgl. de Bcamobre, Mist. crit. de Ma- Pallene gebar, Cotl. narr. 10. Vgl. Mende. 
nichie 2 p. 500. In den Mond verlegen dio Eskimo auf fStoll.l 

Labrador das Paradies für die guten Menschen, Ratzel, MendeS. In der Stadt Dedet, griech. Mendes 

Völkerkunde 2 p. 463. Waitz Anthrop. Sp. 311, die Osagen (jetzt der nörd l iohe der beiden Schutthügel von 
den Wohnort der Seelen der Toten, Waitz 3 p. 197, die ,„ rii„ Ä - „1 » j-j r-ü n ■»«- n-i »? 1 

Gnaycuru das Heim der verstorbenen Häuptlinge und 40 -^1 el Amdld [altere Form Mondld = Mendes ; 

Medicinmänner, die' Saliva- Indianer den moskitofreien der andere Hügel bedeckt die Stadt Thmuis, 

Aufenthalt der Seligen, die Polynesier von Tokeiau den die in der römischen Zeit Mendes überflügelt 

"Wohnsitz ihrer abgeschiedenen Könige und Häuptlinge, bat]), in der Mitte des Östlichen Delta, ver- 

Tylor, Die Anfänge der Kultur 2 p. 70. Harley, Moon Lore ehrte man als Hauptgott eine Gottheit, die 

P .49f. Bastian, Ethnoi. Forsch. 2 p. 346. in den Mond i n einem Ziegenbock in die Erscheinung trat 

kommen und zehren von ihm nicht nur die Seelen der Einen Ei g ennamen führt dieser Gott sowenig 
ungetauften Kinder bei den Eumänen Siebenbürgens, •„ „l," - ,„ ... ,- , „ ,,, ., v , » 

Wilh. Schmidt, Das Jahr u. s. Tage in Meinung und Brauch ™ zahlreiche ahnliche Gottheiten Ägyptens; 

der Romanen Siebenbürgens. Hermannstadt 1866 p. 26. Bob. man neim t ihn „den von IJedet" (Dedetl, SO 

Prexl, Gebets- u. Totengebräuche der Rumänen Siebenbürgens, au ^ einer Vase des Königs Teti aus der 

Globus 57 (1890) p. 27. h. v. wusiocki, Quälgeister im Volks- 50 sechsten Dynastie, Mariette , Catal. d'Abydos 

glauben der Rumänen, Am Ur-Quell 6 p. 90f., sondern auch 1464) oder gewöhnlich den „Bock VOn Dedet' 

die abgeschiedenen Geister in Polynesien, Georg Müller ba neb Dedet. Auffallenderweise wird das Wort 

Frauenstein, Die Astronomie der Naturvölker, Ausland 1884 

'p. 486. Fritz Schnitze, Der Fetischismus p. 248. Die Alfuren Bock immer mit dem Zeichen des Widders ^fc3l 

von Halmahera (Djilolo) lassen Sonne und Mond durch ein , . , V^ 
Heerlager von Säuglingsseelen im Spiele hin und her ge- geschrieben, das ba gesprochen Wird; Über- 
zogen werden, Mitteil. d. k. k. geogr. Gesellscli. in Wien 26 (1883) all, WO das Bild des Gottes dargestellt wird, 
p. 608 f. Ein Stamm der Enoounteibai in Südaustralien VOn der angeführten Vase König Teti's an, er- 
hält den Mond für ein vertrautes Weib, das mit den scheint er als Mensch mit Widderkopf ; ja auf 

Seelen der Abgeschied 8 nen so starke erotische BxceSBe e i ne r Inschrift Ptolemäos' II. (s. U.) die Von 

begeht dafs es dadurch spindeldürr wird und erst wieder c0 der Inthronisation eines neuen Bocks berichtet, 

durch den Genufs gewisser Wurzeln zu gröfserer Körper- - f j;_„__ „„iu„i „l„;„i.f„ii „1 wjj j 

fülle gelangt, Tuchmann, Melusine 2 Sp. 5o6. Ratzel, Völker- 1St A 6 . 86 *^ ] 5 g 1 «^ felis als Widder dar- 

kunde 2 p. 87. Nach alledem wird man im Gegensatz zu f est ^ ü !:. U ^ d . doc . h ls * gar kein Zweifel, dafs 

P. Kretschmer, Einleitung in die Geschichte der griechische» das heilige Tier ein Ziegenbock (zpäyot) War; 

Sprache. Göttingen 18D6 p. 198 Anm. t zu p. 197 einen das berichten nicht nur die Griechen ein- 

M!]v xatax&dviog gerade dann verständlich finden, wenn stimmig, sondern es zeigt auch die beigege- 

M>jv von Haus aus Mondgott war. • bene Abbildung des heiligen Tieres {Ledrain, 

Zu den Litteraturnachweisen ist nachzutragen Les monuments dgyptiens de la bibliotheque na- 

H. F. Toger, Selections from Strabo with an In- tionale 1 1873 pl. 2 in Bibl. de Vec. des hautes 



2771 



Mendes 



Mendes 



2772 



etudes fasc. 38), auf der aber in der Beischrift 
der Name wieder mit dem Widderzeichen ge- 
schrieben wird. Die unzweifelhaft richtige Lö- 
sung des Rätsels hat mir Q. Steindorff ge- 
geben: das Wort ba bezeichnet Bock im all- 
gemeinen, d. h. wie im Deutschen sowohl das 
männliche Schaf wie die männliche Ziege, 
und wird daher mit dem Bilde des Schafbocks 
geschrieben, auch wenn es einen Ziegenbock 



gelangt und wird in den Texten nicht selten 
erwähnt, wenn er auch in der religiösen Lit- 
teratur der Ägypter, z. B. im Totenbuch, nur 
eine geringe Rolle spielt. Eine von Manetho 
aufgezeichnete Legende führt die Einsetzung 
des Kultes des Apis von Memphis, des Mnevis 
von Heliopolis und des Mivärjdiog tgayos auf 
den König Kaiechos (Kakau) der zweiten Dy- 
nastie zurück. Zu gröfstem Ansehen gelangte 



bezeichnen soll. Diese Schreibung ist dann 10 der Bock von Mendes wie die übrigen heiligen 



auch, in die bildliche Darstellung eingedrungen, 
ja hier allgemein herrschend geworden. 

Nach seinem Gotte wird die Stadt Dedet 
später gewöhnlich als „Tempel des Bocks von 
Dedet" bezeichnet, ägypt. per ba neb Dedet 
(mit unsicheren Vokalen). Daraus ist durch 
Zusammenziehung und Verstümmelung am An- 
fang die assyrische Form des Stadtnamens 
Bindidi und weiter mit nicht seltenem Über- 



Tiere in den Zeiten des Niederganges des 
neuen Reiches seit Dyn. 21 und der Restau- 
ration (26. Dyn., Psammetich), als das "Innere 
Fortleben der Religion erstorben war und die 
äufseren Formen des Kultus um so peinlicher 
und strenger beobachtet wurden. Damals ist 
der Tierdienst noch weit mehr als früher der 
eigentliche Mittelpunkt der ägyptischen Re- 
ligion geworden; waren doch die Tiere die 



gang von b in m der griechische Name für 20 lebendigen , unmittelbar greifbaren Inkarna- 



Stadt und Gott MivSrjg hervorgegangen (Stadt- 
und Gottesnamen sind den Griechen identisch, 
wie bei Buto, Busiris u. a.). So wird auch der 




1) Der heilige "Widder ron Mendes (nach Ledrain, 
Les mon. egypt. I pl. 2). 



Name Nes-banebdedet, d. i. etwa der „Mendes- 
diener", den z. B. der Begründer der 21. Dy- 
nastie trägt, von Manetho durch SjiivSrjg 
wiedergegeben [das Präfix nes- wird regel- 
mäfsig zu c oder J verkürzt]. Daneben findet 50 
sich in einem Papyrus aus Theben die ursprüng- 
lichere Form Eaßsvärjtis, Pap. Paris. 5, 3, 2, 
und Zß6J-ä)]Tis, Paris. 15, 48. Tur. 1, 5, 17. 
Brit. ed. Kenyon 46, 34; vgl. Wücken, Gott. Gel. 
Anz. 1894 725; in einem Papyrus aus Memphis 
(Leipz. Bibl. 3, 23) Zfisvät] [Mitteilung von 
U. Wücken], und auch für das Heiligtum 
des Gottes im Hafenquartier von Alexandria 
findet sich, wie Wiedemann, Herodots zweites 



tionen der Götter auf Erden (vgl. meine Gesch. 
Ägyptens S. 378 f.). In erster Linie steht der 
Apisstier von Memphis ; aber auch der Mendes- 
bock geniefst hohe Ehren und wird deshalb 
von den griechischen Schriftstellern vielfach 
erwähnt. Unter den Freveln des dritten Arta- 
xerxes wird auch die Opferung des Bocks von 
Mendes erwähnt {Aelian fr. 35 Hercher bei 
Suidas aea-co). Unter den Ptolemäern blieben 

30 die Verhältnisse dieselben. Besondere Sorgfalt 
hat Ptolemäos IL Philadelphos dem Heiligtum 
von Mendes zugewandt, wie eine grofse hier 
gefundene Inschrift berichtet (Mariette, Mon. 
div. pl. 43. 44, übersetzt von Brugsch, Z. f. 
ägypt. Sprache 1875 33 ff., und vielfach korrek- 
ter von Maspero im Text zu Mariettes Mon. 
div. 1889 S. 12 f.). Er hat den von den Bar- 
baren (Persern) beschädigten Tempel glän- 
zender wieder aufführen lassen, einen neuen 

40 Widder inthronisiert (nach 264 v. Chr.) lind 
den Bewohnern seiner Stadt mancherlei Privi- 
legien gewährt. Damals hat der Gott, wie 
schon erwähnt, auch in Alexandria einen Kult 
gefunden, ebenso in Arsinoe im Faijüm (wo 
es eine Strafse Msväriaiov giebt, Wücken in 
Z.d. Gesellsch. f. Erdkunde 1887 S. 31 Anm. 3). 
Statuen mit Widderkopf, die dem Mendes heilig 
sind, finden sich nach der angeführten Inschrift 
in allen ägyptischen Tempeln. 

In seinem Kreise gilt der Bock von Mendes, 



wie jeder ägyptische Gott, als der höchste Gott. 
„Der göttliche Bock, der oberste aller Götter" 
lautet die Beischrift zu der oben mitgeteilten 
Abbildung. Die ägyptische Theologie hat die 
Ansprüche der Lokalgottheiten bekanntlich 
durch eine umfassende Götteridentifikation 
auszugleichen gesucht. So wird auch der Bock 
von Mendes, ähnlich wie der Apisstier, für 

,.._ ^ „die lebende Seele des Osiris" erklärt — 

Buch mit sachl. Erläuterungen S. 218 erkannt 60 dabei wirkt mit, dafs das Wort ba „Bock 



und Drexler, Das Bendideion in Alexandria, 
Berlin, philol. Wochenschrift 1894 S. 1244 ff. 
weiter ausgeführt hat, neben dem Namen 
MevötjOiov (so ist bei Pseudohallisth. c. 31 zu 
lesen) die Form BsvSCSuov (Synesios, Epist. 
4 mit). 

Der Bedeutung der Stadt entsprechend ist 
auch ihr Kult in Ägypten früh zu Ansehen 



auch „Seele" bedeutet und später auch in 
dieser Bedeutung häufig mit dem Widder- 
zeichen geschrieben wird. Weitere Identifi- 
kationen zeigt der Name, den der unter Ptole- 
mäos IL inthronisierte Bock erhält: „König 
'von Ober- und Unterägypten, der lebende 
Bock" (oder „die lebende Seele") „des Re 
(des Sonnengottes), des Schu (des Luftgottes), 



2773 



Mendes 



Mendes 



2774 



des Qeb (des Erdgottes), des Osiris, Bock der 
JBöcke, König der Könige, Erbe des Gebiets 
von Mendes". 

Wie jede fetischistische Religion unter- 
scheidet auch die ägyptische zwischen dem 
Fetisch — sei es ein Stein, ein Baum, ein 
Tier oder ein Kunstprodukt — und dem Gotte, 
der in ihm seinen vorübergehenden Wohnsitz 
nimmt. So ist es auch der Gott von Mendes, 



ich lieber nicht erzählen" bezieht sich offenbar 
auf die Sage, dafs die Götter sich aus Furcht 
vor Set -Typhon in Tiere verwandelt hätten 
(Plut. de Is. 72), wodurch die Späteren den 
Tierdienst zu erklären suchten. — Die weitere 
Angabe Herodots, dafs die Mendesier den Pan 
zu den acht ältesten Göttern rechneten (vgl. 
2, 145), wird richtig sein. (Vgl. Pan). 

Natürlich sind alle Ziegen dem Gotte heilig, 



der sich in dem Ziegenbock inkarniert. Diesen 10 die männlichen mehr als die weiblichen {Her. 



Gott identifizieren die Griechen mit Pan (s. d.) 
der aufserdem mit dem oberägyptischen ithy- 
phallen Gotte Min von Koptos identifiziert wird, 
der bei den Ägyptern einen wesentlich anderen 
Charakter trägt (dargestellt ithyphall, mit zwei 
Federn auf dem Haupte, in der ausgestreckten 
Hand eine Geifsel, hinter ihm ein Steinkegel 
und zwei Cypressen — er ist wahrscheinlich 
ursprünglich ein Gott des Feldbaus 
und der Fruchtbarkeit) — und unter- 
scheiden ihn ganz richtig von seinem 
Tiere: Strabon 17, 1, 19 Mivärjg, o'jto« 
xov nüvct Tifiäai. Kai zmv £cötov xgd- 
yov; Aelian fr. 35 zbv iv MevSrj zqä- 
yov Ilavbg iiabv; vgl. Herod. 2, 46 
Kalsezai dh o zi zgäyog *at 6 Uav 
Alyvitzuszl MevSrjg [genannt wird der 
Bock auch Flut, de Is. 73. Clem. Alex, 
proir. 1, 39], Diesen Gott stellt die 
Mendesstele Ptolemäos' II. hinter dem 
heiligen Bock dar. Er trägt wie dieser 
einen Widderkopf mit gewundenen 
Hörnern, darauf eine Krone, darüber 
die Sonne, ist also ganz wie Chnumu 
von Elephantine und Amon von The- 
ben (nur dafs dieser krumme Hörner 
hat, vgl. Bd. 1 Sp. 284) dargestellt. 
Die Beischrift giebt ihm den Namen 
„Mendes (banebdedet), der grofse 
Gott, Leben des Re', der befruch- 
tende Bock, Herr der jungen Frauen 
(s. unten), Herr des Himmels, König 
der Götter" — die beiden letzten 
Epitheta stehen allen ägyptischen 
Göttern zu. [Die Darstellung zeigt 
weiter zwischen dem Widder und dem 
Gotte einen kleinen Harpokrates, der 
in Mendes verehrt wurde, hinter dem 
Mendes die Gaugöttin des mendesi- 
schen Nomos und die vergötterte 
Königin Arsinoe Philadelphos.] Denselben Gott 
in gräzisierter Gestalt zeigen die mendesischen 
Gaumünzen aus dem 2. Jahrhdt. n. Chr. (Bei- 
schrift M6NA d. i. Mevärjeiog vopog), einen 
bärtigen Gott mit den Widderhörnern und der 
Krone, teils nur den Kopf, teils dfe ganze 
Gestalt. Dann trägt die Figur auf der Linken 
entweder einen Ziegenbock oder einen Widder. 
Auch diese Tiere allein sind auf einzelnenMünzen 



2, 46. Strabon 17, 1, 40 in der Liste der in 
Ägypten verehrten heiligen Tiere cclya xai 
tQÜyov [tifiöiffi] MBvS^aioi). „Diejenigen Ägyp- 
ter, welche ein Heiligtum des Mendes haben 
oder zum mendesischen Gau gehören, opfern 
Schafe statt Ziegen", Herod. 2, 42. Die Heilig- 
keit des Ziegengeschlechts ist aber nur ein 
Abglanz des göttlichen Bocks, der die Zeichen 




2) Der heilige Bock, Harpokrates und der Gott Mendes. 

Von der Mendesstele Ptolemaios' II. (nach Mariette, Mon. div. rec. 

en Egypte etc. PI. 43). 



des Gottes trägt und im Tempel verehrt wird. 
Wenn er stirbt, tritt allgemeine Trauer ein 
(asßovzai ds itävzag zovg ctlyag 01 Msvdr]aioi, 
Kccl fiaXXov zovg egasvag xmv 
&Tjlsa>v, Kai zovzcov of alitöloi 
zificcg jis^ovag k'xovof Ik ös 
zovzcov sva y,äXiaza, oazig 
SJiidv ano&uvr], nsvftög nsyct 
rtuvzl zip MtvSrjaicp voßcp zl&sv- 



abgebildet (J. de Rougi, Monnaies des nomes 60 zcti). Das gestorbene Tier wird 




eg. in Revue numismatique npuv. serie 16 
1874 S. 46). Diese Daten widerlegen die 
Behauptung Herodots 2, 46, die Ägypter stellten 
den Pan dar wie die Griechen, mit Ziegenkopf 
und Bocksbeinen. Seine weitere Bemerkung 
„sie glauben nicht, dafs er so aussieht, son- 
dern dafs er den anderen Göttern gleichartig 
ist; weshalb sie ihn aber so darstellen, will 



3) Münze des 
mendesischen 
Nomos (nach 

Feuardent, Arte. 

Egypt. 2 p. 316). 



feierlich bestattet; es ist Üsiris 
geworden wie jederVerstorbene. 
Mehrere Sarkophage von Men- 
desböcken sind uns erhalten, 
darunter einer mit den Inschrif- 
ten, die sich mit den Formeln der menschlichen 
Sarkophage decken, Mariette, Mon. div. 46. Dann 
wird die neue Inkarnation des Gottes gesucht. 



2775 Mendesia Menelaos 2776 

So meldet man dem Ptolemäos II. auf der oft fflene (Mqvri, Mriva) , die Mondgöttin , ganz 

angeführten Inschrift: „Ein lebender Bock [oder gleich der Selene (s. d.), so dafs beide Wörter als 

lebende Seele — d. i. ein heiliger Ziegenbock] Appellativa und als Nom. propr. eins für das 

hat sich gezeigt auf dem Felde im Osten von andere gesetzt werden. Appellativ z. B. pi\vi\, 

Mendes, wo er schon einmal gefunden ist, bei II. 18, 374. 23, 455. Ap. Rlwd. 3, 533; personi- 

dem Orte Tes-chas, damit deine Majestät ihn flciert Mrjvri, Pind. Ol. 3, 20. Hom. hymn. 32, 1. 

inthronisiere. Lafs Schriftgelehrte [ihn unter- Ap. Rhod. 4, 55. Hermesian. bei Athen. 13, 597 c. 

suchen ... Da kamen] fünf Gelehrte (?) aus In Norm. Dion. kommt Mene häufig vor, und 

ihren Städten, und als sie seine Gestalt nach da die Mondgöttin als eine Erregerin eksta- 
der Vorschrift untersucht hatten, gaben sie 10 tischer Gemütsbewegungen gilt, heifst es mit 

ihm den Titel 'Lebende Seele des Re' u. s. w.'" Bezug auf den Namen 44, 227: sl^il 6h Mr\vt\ 

und meldeten es dem König, der seine feier- Bayi.%iüg, ov% oxi povvov iv atöeQi (iijj'as 

liehe Einführung befiehlt. — Ganz ebenso wird sliaam, all' ozi Kai fiavir/g pidsm Kai Ivecav 

bekanntlich überall bei den heiligen Tieren cysigm. Als Mondgöttin wird sie auch Hekate, 

verfahren. Artemi?, Persephone genannt, 44, 193. 197. 204. 

Herodot 2,46 berichtet noch: „in diesem Vgl. Mena. Weiteres unt. Mondgöttin. [Stoll.] 

Gau geschah zu meiner Zeit folgendes Wunder: Menebrontes (Msrsßgovrrjg), einer der Söhne 

ein Ziegenbock begattete öffentlich ein Weib. des Herakles und der Megara, Saton bei Schol. ■ 

Dies kam zur Kunde der Menschen." Das hat Pind. Isthm. 3 (4), 104 (Müller, Hist. gr. 4 p. 350 
bereits Pindar erwähnt, fr. 201 Bergk (Aristi- 20 fr. 5). [Stoll.] 

des 2, 484; vgl. Strabon 17, 1, 19): Alyvnxlav Menedamos s. Menedemos. 

Msvdrjzct, nccQ KQrjfivbv ftaldaoag, ho%axov Nel- Menede'is (Msvidrjig) , Tochter des Skeiron, 

lov Kigag, aiyißärai o&i xgäyoi yvvai^l filayov- Gemahlin des Aiakos, Mutter des Peleus, Schol. 

tat. Dafs wir es mit einer echtägyptischen II. 21, 185. [Stoll.] 

Legende zu thun haben, zeigt der Titel „der Menedemos (Mevidruiog), Eleier und Vater 
begattende Bock, Oberhaupt der jungen Frauen", des Buneus (Buneas, s. d.), der dem Herakles 
den, wie erwähnt, der Gott Mendes führt. Offen- seinen Sohn zur Räumung des Stalles des Ati- 
bar gilt Mendes als ein Gott der Zeugung, der geias mitgab, Ptolem. Heph. 5 p. 194 Wester- 
speziell den Frauen Fruchtbarkeit gewährt. mann; ebend. p. 193 wird erzählt, dafs Apollon 
Dafs Name und Kult des Mendes aufser- 30 den Vers Hom. II. 4, 127 ovöe oedsv, Mevelue, 
halb Ägyptens vorkämen, ist mir nicht be- &10I [iccxageg lelä&ovxo auf eine Anfrage in 
kannt. Nur in Gades hat sich neben anderen seiner Antwort verändert habe in ovSs ae&iv, 
Amuletten mit ägyptischen Gottheiten auch MsvsSrnis, di-ol iiäxageg lelä&ovxo. Nun 
eine Darstellung des Mendes in Widdergestalt findet sich im Schol. Ovid. Ibis 451 die Notiz : 
mit einer von der oben abgebildeten nur wenig Menedemus unus dux Graecorum apud Troiam 
abweichenden Krone gefunden (deLaigue, Rev. plurimis vulneribus eultrorum interfectus fuit, 
archeol. 3 serie 20 1892 293 f. Abbild, nr. 3). quare a sacris eius culter solet abesse, ut aii 
[Eduard Meyer.] Gallus, und Kallimachus im Schol. Ovid. a,.a,0. 

Mendesia (MevSrjoia), Beiname der Artemis sagt, es sei in insula Gretensi sacrificium 
auf einer Inschrift von der Insel Astypalaia, 40 Menedemo heroi nee ferro guiequam immolari 

Rofs, Inscr. ined. 2 p. 48 nr. 158 Z. 17. 29 und quia is plurimis vulneribus in bcllo Troiano 

Eofs a. a. O. p. 49. [Höfer.] periit. Diese Erzählung und den oben ange- 

Mendesios Nonios s. Mendes und Lokal- führten Vers hat Ellis in der Ausgabe des 

Personifikationen. Ibis p. 78 dahin kombiniert, die Landsleute 

Mendis (McvSig) = Bendis (s. d.), BeKker, des Menedemos hätten sich an das delphische 

An. 3, 1192, 24. Gegen die Bd. 1 Sp. 783 Orakel gewendet mit der Anfrage, ob sie dem 

aeeeptierte Deutung Grimms der Bendis erhebt Menedemos Heroenehren erweisen sollten, und 

Widerspruch TomascheTc, Die alten Thraker 2. hätten obige Antwort erhalten. — Bei Giern. 

Sitzungsber. d. kais. Akad. d. Wiss. 130 (1893), Alex, admon. ad gentes p. 26 a Sylburg wird 
47 f.; nach ihm ist Bendi (Mendi) abzuleiten 50 unter den Saißovtg siti%äQiov ein Heros Mene- 

aus Wurzel bend, indogerm., bhendh- 'binden, demos genannt, der bei den Kynthiern verehrt 

vereinigen', und bedeutet 'Verbinderin, Eini- wurde. — Vgl. C. I. Gr. 7378. [Höfer.] 

gerin, Zvyiu' ; der Name Bendis bezeichnet die Meneklos (Msvsitlog), Aithiope, Genosse des 

Göttin als Schutzgöttin der geschlechtlichen Memnon, vor Troia von Nestor erlegt, Quint. 

Vereinigung und des Zusammenwohnens; in Smyrn. 365. [Stoll.] 

der von Plato de re p. 327 f. (oben Sp. 780, 46 ff.) Menefaites s. Lokalpersonifikationen Bd. 2 

erwähnten Sitte des Fackellaufes bei den Ben- Sp. 2106. 

dideia sieht TomascheJc a. a. 0. 48 eine Parallele Menelaos (Mevilaog), nach Homer und der 

zu unserer Sonnwend- und Johannisfeier, viel- vorherrschenden Sage Sohn des Atreus (II. 4, 
leicht auch einen Bezug auf die Hochzeits- 60 98. 17, 79; daher 'ArgtCSrig, II. 3, 350. 6, 50), 

fackel und das Mondlicht der Selene- Artemis; des Königs in Mykenai, aus dem Hause der 

ferner glaubt er auch (S. 65f.), dafs in vielen Pelopiden, ein jüngerer Bruder des Agamemnon 

Beziehungen Bendis sich mit der griechischen (s. d.). In nachhomerischer Zeit, besonders bei 

Hestia deckt. Über den M-Anlaut in Mendis den Tragikein, wird als Gattin des Atreus (s. d.) 

s. Tomaschek 47; vgl. auch Maspero, Ztschr. und Mutter des Menelaos und Agamemnon und 

f. ägypt. Sprache 20 (1882), 128; Röscher in der Anaxibia (s. d.) die Kreterin Aerope (s. d.) 

Curtius, Stud. z. gr. u. lat. Gr. 3, 141. Vgl. genannt, die verbuhlte Tochter des Katreus, 

Mende. [Höfer.]" welche viel Unheil in das Haus des Atreus 



2777 Menelaos Menelaos 2778 

brachte, Soph. Ai. 1295. Eur. Or. 16. Hei. 394. 3,11,1. Schol. Od. 4, 11. Tzetz. Lykophr. %U. 

Apollod. 3, 10, 8. iSWjoZ. JZ. 1, 7. 2, 249. Hi/gr. Aufserdem werden von Späteren ala Söhne des 

fab. 97. Tzetz. Lyk. 149. Exeg. in II. p. 68, 20. Menelaos und der Helena noch aufgeführt Ai- 

Statt des Atreus aber wurde der dem Homer thiolas (wie auch Schol. Theokr. 18, 51 statt 

unbekannte Pleisthenes, ein Name, der viel- Iolmo3 zu schreiben), Thronios, Morrhaphios, 

fach in die Familie der Atriden eingeführt Pleisthenes und eine Tochter Melite, Schol. 

worden ist, schon von Hesiod, Stesichoros und IL 3, 175. Schol. Theokr. 18, 51. Schol. Eur. 

Aischylos und „vielen anderen" für den Vater des Androm. 888. Nikostratos und Aithiolas wur- 

Agamemnon und Menelaos erklärt, Schol. II. den von den Lakedaimoniern als Söhne der 

I, 7. 2, 249. Tzetz. Exeg. II. p. 68, 20. In der 10 Helena geehrt, Schol. IL 3, 175. Robert, Bild 
letzten Stelle heifst Pleisthenes ein Sohn des u. Lied S. 55 Anm. 4. Wide, Lakon. Kulte 351. 
Atreus und Vater der Anaxibia, des Agamemnon Mit einer Sklavin (Pieris, Teiris, Tereis, Teridae, 
und Menelaos, die er mit Kleolla, der Tochter Getis genannt, Apollod. 3, 11, 1. Schol. Od. 4, 
des Dias, erzeugt; nach Schol. Eur. Or. 5 zeugte 12) zeugte Menelaos nach der Flucht der Helena 
Atreus mit Kleolla den schwächlichen Pleisthe- den Megapenthes, dessen Name das grofse 
nes, und dieser mit Eriphyle den Agamemnon, Leid des Menelaos bezeichnen soll, Od. 4, 11 
Menelaos und Anaxibia; da aber Pleisthenes und Schol. Auch Nikostratos wurde von man- 
früh starb, so übernahm der Grofsvater Atreus chen der Sohn einer Sklavin genannt und mehr- 
die Erziehung der Kinder, und deshalb wurden fach mit Megapenthes zusammengestellt; beide 
Agamemnon und Menelaos für die Söhne des 20 waren zusammen an dem amykläischen Throne 
Atreus gehalten. Vgl. Tzetz. Exeg. II. p. 68, 20. dargestellt, beide vertrieben nach dem Tode 
Eustath. 11. p. 21, 14. Schol. II. 2, 249. Als des Menelaos die Helena aus Sparta, Paus. 2, 18, 
Gattin des Pleisthenes und Mutter des Aga- 6. 3, 18, 13. 3, 19, 9. Ein anderer unehelicher 
memnon und Menelaos wird Aerope genannt, Sohn des Menelaos war Xenodamos, Apollod. 
Apollod. 3, 2, 2. Biet. 1, 1; vgl. 5, 16. Schol. -3, 11, 1. (Vgl. Helena.) 

Soph. Ai. 1297. Bei Serv. V. Aen. 1, 458 heifsen Menelaos war ein mächtiger Fürst von 
Agamemnon undMenelaos Söhne des Pleisthenes milder und freundlicher Gesinnung (äyatf-ds, 
ohne Angabe der Mutter. S. oben Bd. 1 Sp. 91. II. 4, 181), er lebte in seinem reichen Hause 
Welcker a. a. 0. Pauly.BealencykU s.v. Aerope. (die Pelopiden waren wegen ihres Reichtums 
Preller, Gr. Myth. s 2, 388, 1. 30 sprichwörtlich) an der Seite der geliebten 
Als Jünglinge wurden Menelaos und Aga- schönen Gattin in behaglicher Ruhe und übte 
memnon von Atreus ausgeschickt, den geflüch- eine edle Gastlichkeit. Dies häusliche Glück 
teten Thyestes aufzusuchen. Sie finden ihn in wurde ihm plötzlich gestört durch Paris, der, 
Delphi und führen ihn dem Vater zu, der ihn im von Menelaos gastlich aufgenommen (s. Fig. 1), 
Gefängnis durch Aigisthos morden lassen will; während dessen Abwesenheit in Kreta, wo 
aber sein tückischer Streich mifslingt, er wird Idomeneus sein Gastfreund war (II. 3, 232), 
selbst von Aigisthos getötet, und Thyestes be- ihm die Gattin zugleich mit vielen Schätzen 
mächtigtsichderHerrschaitvonMykenai,2Zy<7.f. (IL 3, 47. 70; 7, 363; 13, 626; 22, 114) durch 
88. Agamemnon und Menelaos flüchten und fin- Verführung oder durch Gewalt (Tzetz. Lyk. 
den Aufnahme in Sparta bei Tyndareos, der dem 40 103. Serv. V. Aen. 1, 651) nach Troia ent- 
Agamemnon seine Tochter Klytaimnestra ver- führte. (Nach Tzetz. Lyk. 182. 136 hatte Mene- 
mählt und den Besitz des väterlichen Reiches laos den Räuber sich selbst von Troia ins 
verschafft; den Menelaos wählte er aus den zahl- Haus gebracht. Er war nämlich wegen einer in 
reichen Freiern seiner Tochter Helena (s. d.) zum Lakedaimon herrschenden Pest auf Geheifs des 
Gemahl (oder Helena selbst wählte ihn), nach- Apollon nach Troia gesandt worden, um an 
dem ihm die Freier geschworen, dafs sie alle den Gräbern des Lykos und Chimaireus zu 
vereint dem Auserkorenen beistehen wollten, opfern, und wurde dort von Paris beherbergt; 
wenn ein anderer wegen dieser Ehe ihm TJn- da aber Paris wegen eines unfreiwilligen Mordes 
recht zufügen würde, Hyg. f. 78. Apollod. 3, flüchten mufste, so nahm ihn Menelaos mit nach 
10, 9; vgl. Tzetz. Lyk. 202. Auch hinterliefs 50 Sparta, entsühnte ihn und behielt ihn als Gast 
Tyndareos bei seinem Tode dem Menelaos sein in seinem Hause; vgl. Schol. II. 5, 64.) Als 
Reich, das sich über ganz Lakedaimon und Menelaos, von seinem' Unglück (durch Iris, 
den östlichen Teil von Messenien erstreckte, Kypria b. Proklos) benachrichtigt, nach Sparta 

II. 2, 581. 9, 160 mit den Schol. Ein 'Eni- zurückgeeilt war, ratschlagte er zunächst 
daXdiiiog 'EMvrjg wird dem Stesichoros (fr. 29 mit seinem Bruder Agamemnon, dem mäch- 
Bergk) zugeschrieben, aus welchem Theokr. tigsten Könige im Peloponnes, über einen Kriegs- 
Id. 18 einiges entlehnt haben soll, Argum. zug gegen Troia. Darauf warben sie die griechi- 
Theokr. 18. Aus der Ehe des Menelaos und der sehen Fürsten zur Teilnahme; Menelaos geht 
Helena entsprofs nur eine Tochter, Hermione zu Nestor, mit Nestor, Agamemnon und Pala- 
(s. d.), „denn die Götter verliehen der Helena 60 medes zu Odysseus und anderen (Kypria). 
keine Geburt mehr, nachdem sie die schöne Menelaos und Agamemnon bei Odysseus, Od. 24, 
Hermione geboren", Oi.4,12. IZ. 3, 175. Eurip. 115; vgl. Hyg. fab. 95. Nestor und Odysseus 
Androm. 888. Doch schon Hesiod (fr. 93 Lehrs) holenden Achilleus, 17. 11,767. In Arkadien warb 
bei Schol. Soph. El. 539 nennt neben Hermione Menelaos; man zeigte beider Stadt Kaphyai noch 
als Sohn des Menelaos und der Helena den Niko- in später Zeit eine stattliche Platane, die damals 
stratos (ofos "Jgrjog), so dafs damit überein- Menelaos an einer Quelle gepflanzt haben sollte, 

sstimmt Soph. El. 539, wo Klytaimnestra sagt, Paus. 8, 23, 4. Auch nach Delphi ging Mene- 

dafs Menelaos zwei Kinder habe. Vgl. Apollod. laos mit Odysseus, um den Gott wegen des 



2779 



Menelaos 



Menelaos 



2780 



Kriegszuges und der Rache an Paris zu be- 
fragen; der Gott hiefs ihn, damit sein Unter- 
nehmen gelinge, einen Halsschmuck der Helena, 
den ihr Aphrodite gegeben, der Athena Pro- 
noia weihen, Schol. und Eustath. 
zu Od. 3, 267. Athen. 6. 
232 e. f. Hera aber, die 
durch den Frevel des 
Paris verletzte 
Ehegöttin, spar- 
te keine Mühe 
und keinen 
Schweifs 
um das 



äya&ög (2, 586) bezeichnet ihn als einen Führer 
„von gutem Kommando". Wenn er II. 17, 588 
pcd&aitbg a/jfjajjrijg genannt wird, so ist zu 
bedenken, dafs das Wort aus dem Munde des 
Feindes kommt (ö s^gös b ßkaa- 
cpTjficov il'Qrrxe pal&a-xdv 
cd%(ir)Triv, Athen. 5, 178 
b. c). Menelaos war- 
eine weiche, 
sanfte Natur, 
voll Liebe 
und An- 
hänglich- 
keit zu 




Volk 
gegen 
Troia zu 
sammeln, 
II. 4, 26. 
So vereinig 
ten sich alle 
griechischen Für- 
sten zu dem Kriegs 
zuge; denn sie sahen 
die freche Verletzung des 
Menelaos als eine Beschimpfung 
von ganz Griechenland an, die nicht 
ungerächt bleiben dürfe. 

In dem Kriege vor Troia (vgl. v. Sybel, 
Myth. d. IHas S. 171— 175), zu welchem 
er selbst sein Volk in 60 Schiffen geführt 
{II. 2, 581 ff.), war der blonde {II. 3, 284. 
Od. 1, 285 u. öfter) Menelaos an der Seite 
seines Bruders, des Oberanführers Aga- 
memnon, einer der vornehmsten und an- 
gesehensten Fürsten des Heeres, wenn 
er auch nicht gerade zu den Helden 



Bru- 
der, 
auch 
seiner- 
seits ihm 
sehr zuge- 
than war {II. 
2, 409. 4, 148 ff. 
7, 107). Zu dem bei 
weitem kräftigeren und 
energischeren Bruder verhält 
er sich in einer gewissen Ab- 
hängigkeit und ordnet sich ihm 
leicht und gerne unter. II. 10, 
121 sagt Agamemnon: „Oft 
säumet mein Bruder und geht 
nicht rasch an die Arbeit, weder 
von Trägheit besiegt noch Un- 
verstände des Geistes, sondern 
auf mich herschauend und mein 
Beginnen erwartend." Vgl. Phil. 
Her. 6. Nach Imag. 2, 7 war 
auf einem Bilde Menelaos zu er- 



» _. ,, , """ "^«^u TsaÄrf* aui einem ouae menelaos zu er- 

ersten Ranges zahlte; doch war er 1)ParisTOn Menelaos b. Helena kennen unb zov fatgov, Aga- 

lmmerhm ein starker mutiger Krieger, eingeführt, etmskischer Spiegel memnon dagegen &nb- zov %- 

der. im (jeiänle T,lfifsf,pr Krä.TilrnTinr T7/-1T1 f„ an w r<„~j. — ,7 „+« a„ a Ott*. o./_„ sj;.. .• _ t_. . . . . 



— - — — -- ir~,"z>, —"-&"! emgeiunrt, eirusKiscner Spiegel luauiliuu uagegen CCTCO ZOV (V- 

der, im «jelunle tiefster Kränkung von (nach Gerhard, etr. s P . 4, 377); »iov (divina quadam maiestate) 
Zorn und Haft gegen Paris und alle vgl. Bd. l s P . 1959/60. Aus diesem Verhältnis zu Aga- 



Troer erfüllt {II. 2, 589. 3, 351. 13, 623; 
vgl. Quint. Sm. 6, 32), tapfer manchen 
Kampf bestand. Er heifst bei Homer ftpfopos {IL 
17, 554), UQrjios (3, 339), dq^isfilog (3, 21), Sovqi- 
nXeitög (5, 55), KvSäXipog (4, 100), uya-xXsrig 
(17,716), altiotog (10,114); der Beiname (Joiji/ 



memnon bei Homer will man 
schliefsen, dafs Menelaos von 
dem mächtigen Könige, der von Stesichoros und 
Simonides auch König von Lakedaimon genannt 
worden ist {Schol. Em. Or. 46), nur ein Unter- 
könig gewesen sei, und damit stimmt der Um- 



2781 



Menelaos 



Menelaos 



2782 



stand überein, dafs IL 9, 150 ff. Agamemnon 
dem Achilleus eine Anzahl Städte verspricht, 
die nach dem Seholiasten in Messenien, in dem 
Gebiete des Menelaos, lagen. Menelaos war ein 
Mann von hohem Wuchs und breiten Schul- 
tern und sprach gut, aber kurz und bündig, 
wie ein Spartaner, IL 3, 210ff. mit Schol. 213. 
Er trug langes Haar nach spartanischer Sitte, 
Philostr. Her. 6; vgl. Pa\- Pisander (fr. 17 Dub- 
lier) in Schol. II. 4, 147 Sav- 
•S'oxdfiJjs, (isyag rjv, ylav- 
HÖfiiictTog, ägti nuQiia 
Xo%\).ü£(av , evxvrj- 
fiog. — Auf der 
attischen 
Bühne, wie 
z. B. in 
Soph.Ai. 
und 



der Volksversammlung. Aber auf Betreiben 
des Paris und seiner Anhänger wurde die Rück- 
gabe verweigert; ja Antimachos, durch das 
Gold des Paris bestochen, forderte sogar das 
Volk auf, den Menelaos zu töten; dochAntenor 
rettete ihn und seinen Gefährten, II. 3, 205 ff. 
(vgl. 7, 347 ff.). 11, 138 ff.; vgl. Quint. Sm. 13, 
293. Tzetz. Anteh. 154 ff. Ov. Met. 13, 198 ff. 
Ael. N. A. 14, 8. Biet. 1, 4. 6—11 UDd 2, 
20—26. Herodot 2, 118. Über 
des Sophokles 'EXevris uitat- 
rrjois s.Weleker, Oriech. 
Trag.l, 117. Nauek, 
Trag. gr. fr. p. 
136. — Im Ver- 
laufe der 
Uias 
kämpft 
Mene- 




Eurip. 
Andro- 
mache, 
zeigt sich 
der Charak- 
ter des Mene 
laos meist 
höchst ungünstigem 
Lichte; man sieht in 
ihm alle die schlimmen 
Eigenschaften, welche die 
Athener dem spartanischen 
Charakter zur Last legten; 
er erscheint plump und 
steif, stolz und anmafsend, 
unedel und gewaltthätig, prahlerisch und 
doch feig. 

Nach der Landungsschlacht (Kypria) schick- 
ten die Griechen aus ihrem Lager vor Troia 
(oder von Tenedos aus, Schol. II. 3, 206, oder 
vor dem Auszug aus Griechenland, Schol. IL 
a. a. 0. Tzetz. Anteh. 154ff.) den Menelaos und 
Odysseus in die Stadt, um Helena und die 
geraubten Schätze zurückzufordern. Antenor 
nahm sie in sein Haus auf und vertrat sie in 



2) Menelaos und Hektor über Euphorbos' Leiche 

kämpfend, mit Inschriften (nach Baumeister, 

Denkmäler I S. 730 nr. 784). 



laos, 
der un- 
ter dem 
besonde- 
ren Schutze 
der Hera und 
Athen a steht (IL 
4, 8. 127; 5, 711 ff.), 
zuerst einen glücklichen 
Zweikampf mit dem ver- 
hafsten Paris, IL 3, 1 ff. 
Als die Heere zur Schlacht 
gegen einander rückten, 
rief Paris keck und prahle- 
risch die Besten der Achaier 
zum Zweikampf auf. Da sprang sofort Mene- 
laos, froh wie ein hungriger Löwe, der eine 
grofse Beute trifft, von seinem Wagen zur 
Erde; denn er hoffte an dem Frevler sich zu 
rächen. Entsetzt sprang Paris zurück und barg 
sich feig unter den Seinen; doch die Vorwürfe 
des Hektor trieben ihn an, sich aufs neue zum 
Zweikampf zu stellen. Es wurde ein Vertrag 
geschlossen, dafs der Sieger Helena und die 
geraubten Schätze besitzen und dann Friede 



2783 



Menelaos 



Menelaos 



2784 



unter beiden Völkern sein sollte. Zuerst warf 
Paris seine Lanze ohne Erfolg; als Menelaos 
den Speer zum Wurfe schwang, betete er: 
„Herrscher Zeus, lafs mich den strafen, der mich 
zuerst gekränkt, dafs auch einer der späten 
Enkel sich scheue, dem Gastfreund Böses zu 
thun, der ihm Liebe erwies" (3, 351). Der 
Speer durchdrang den Schild und Panzer des 
Paris; der aber entging durch eine Beugung 



gekommen durch den gewaltigen Mann, der 
früher mein Gatte war. Du rühmtest dich 
früher, stärker zu sein als Menelaos; jetzt geh' 
und fordere ihn nochmals zum Kampfe." Vgl. 
Dict. 2, 39 f. Der Zweikampf des Menelaos 
und Paris ist dargestellt auf einer etruskischen 
Aschenurne (Brunn, Urne etrusche 1, 56, 1), 
ziemlich abweichend von Homer auf einer 
Vase des Duris (Fröhner, Ohoix de vases t. 4), 



dem Tode. Easch zog Menelaos das Schwert 10 s. Baumeister, Benkm. d. kl. A. 1 S. 722. — 
und schlug den Gegner über den Helm; doch Agamemnon forderte nach dem offenbaren 

Siege des Menelaos die Erfüllung 
des Vertrages. Während die 
Troer noch schweigend standen, 
sendete Pandaros bundesbrüchig 
einen Pfeil auf Menelaos, der 
jedoch nur leicht verwundet 
ward, II. 4, 124—147. Brunn, 
Urne etrusche tav. 66, 1. Schlie, 
Troischer Sagenkreis S. 114 ff. ; 
vgl. O.Jahn, Bilderchron. S. 13 f. 
Als Agamemnon das Blut fliefsen 
sah, erschrak er in ängstlicher 
Sorge um den geliebten Bruder; 
doch dieser beruhigte ihn, IL 4, 
148 ff. In der nun folgenden 
Schlacht erlegte Menelaos den 
Skamandrios, 5, 49 — 58. Als er 
später sich gegen Aineias wen- 
det, springt ihm Antilochos 
bei, in Sorge , dafs ihm etwas 
Schlimmes begegne, und Aineias 
weicht, 5, 561 — 572. Darauf 
tötet M. den Paphlagonier Py- 
laimenes, 5, 576 ff. Als am Ende 
des Tages Hektor die Besten der 
Achaier zum Zweikampf aufrief, 
erhob und wappnete sich zuerst 
Menelaos, erzürnt über das 
Zögern der anderen; doch Aga- 
memnon und die anderen Für- 
sten hielten ihn zurück, dafs er 
nicht unter den Händen des Stär- 
keren falle, 7, 94—122. In dem 
Kampfe um die Schiffe verwundet 
M. mit dem Speere den Helenos 
(13, 593), tötet darauf den Pei- 
sandros (13, 601 — 619), ferner 
den Hyperenor, den Bruder des 
Euphorbos (14, 516. 17,24), und 
den Dolops (15, 640), und als 
Patroklos die Troer von den 
Schiffen zurücktrieb, den Thoas 
(16, 311). Nachdem Patroklos 
gefallen (16, 820), schirmt M. 
zuerst allein dessen Leiche (17, lff.), indem er 
den Euphorbos (17,45—60) und den Podes (17, 
575) erlegt, dann gemeinsam mit dem Telamo- 
nier Afas; endlich sendet er den Antilochos 




8) Menelaos mit Patroklos Leiche (Tgl. Otcrbeck, Bildw. d. theb. u. tr. H. 
Taf. XXIII, 5; vgl. S. 551 ff.); vgl. Bd. 1 Sp. 126. 



die Klinge zersprang. Da fafste er im Zorne 
den Helmbusch des Gegners und zog ihn um- 
gewendet nach den Achaiern hin, und er hätte 

ihn in seine Gewalt gebracht, wenn nicht _ 

Aphrodite das Helmband zerrissen und ihren 60 zu Achilleus mit der Nachricht von dem Tode 
Liebling befreit hätte. Ergrimmt warf Mene- des Freundes (684) und trägt mit Meriones die 



laos den Helm in weitem Bogen zu seinen 
Freunden hin und stürmte dann wieder zurück, 
um den Verhafsten mit der Lanze zu töten. 
Aber Aphrodite barg ihn in Nebel und ent- 
führte ihn in sein Haus. Hier schalt ihn He- 
lena mit höhnenden Worten (v. 428): „Du 
kommst aus dem Kriege? O wärest du um- 



Leiche vom Schlachtfelde, während die beiden 
Aias die nachdrängenden Troer abwehren 
(7 1 6 ff.). Menelaos gegen Hektor über der Leiche 
des Euphorbos kämpfend auf einem sehr alten 
Vasenbilde aus Rhodos (Fig. 2), Baumeister, 
Benkm. 1 S. 729 f. Abb. nr. 784. Wie man über 
die Statuengruppe im Westgiebel des ägine- 



2785 



Menelaos 



Menelaos 



2786 



tischen Athenatempels verschiedener Meinung 
ist (s. oben Achilleus Bd. 1 Sp. 52), ob sie einen 
Kampf über der Leiche des Patroklos oder des 
Achilleus darstellt, so wird eine mehrfach 
wiederholte kolossale Statuen 
gruppe, die sog. Gruppe des 
Pasquino (Fig. 3), welche 
einen älteren, bartigen 
Helden, die Leiche 
eines jüngeren in 
seinen Armen auf 
hebend , vor- 
stellt, von den 
einen mit 
grofser Wahr 
scheinlich- 
keit als- 
Menelaos 
mit der 
Leiche des 
Patroklos, 
von ande- 
ren weni- 
ger wahr- 
scheinlich 
als Aias mit 
der Leiche 
des Achilleus 
gedeutet, s. 
Achilleus Bd. 1 
Sp. 52. Baumei- 
ster, Denkm. 1, 731 
mit der Abb. nr. 785 
nach der am vorzog 
lichsten erhaltenen Gruppe 
im Hofe des Palast Pitti in 
Florenz. Müller, Handb. d. Arch 3 
S. 710. 714. Friederichs -Wolters, 
Gipsabgüsse nr. 1397. Helbig, Führer 
1, 165 f. 

In den trojanischen Ereignissen 
nach der Ilias erscheint in des Ly- 
kios Darstellung von dem Kampfe 
des Achilleus und Memnon zu Olym- 
pia {Paus. 5, 22, 2. Overbeck, Gesch. 
d. gr. Plast. 1, 328f.) Menelaos als 
Kämpfer dem Paris gegenüberge- 
stellt. In der Kleinen Ilias des 
Lesches {Proklos in Bekk. Schol. II. 
p. II) wurde erwähnt, dafs er die 
Leiche des durch Philoktet erlegten 
Paris mifshandelte ; doch kam die 
Leiche in die Hände der Troer, die 
sie bestatteten. Helena aber ward 
hierauf die Gattin des Deüphobos 
(s. d.). Weiter finden wir den M. ,,-,,, 

•1.1 mfi i Ai- • 4) Menelaos und 

mit den Tapfersten der Achaier in Hel ^ und Poly . 
dem hölzernen Pferde, Od. 4, 271 ff. xena; anwesend Eos (ob.), 
Verg. Aen. 2, 264. Hyg. f. 108. Aphrodite, Thetis, unten 

Quint. Sm. 12, 315. TrypMod. 162. Herakles (nach Baumeist., 
TzetZ. PoSth. 644. EuStatll. Od. p. 1698. D'nkm. I S. 747 nr. 799). 

Bei der Eroberung von Troia eilte 
Menelaos mit ödysseus zu dem Hause des De'i- 
phobos, vor welchem es noch einen sehr hefti- 
gen Kampf gab; zuletzt drangen sie ein, und 
Menelaos tötete den Dei'phobos, Od. 8, 517. 
Tryphiod. 613. Tzetz. Posth. 729. Vgl. Arch. 
Ztg. 40 S. 4, 13 f. 45 Tai. 3. Bobcrt, Bild und 




ßoscHEK, Lexikon der gr. u. röni. Mytliol. II. 



Lied 68ff. 159. Er tötet den im Rausche Ent- 
schlafenen auf dem Lager der Helena, die 
sich selbst im Hause versteckt hat {Quint. Sm. 
13, 354 ff.), und verstümmelt ihn grausam an 
Haupt und Händen, Dict. 5, 12. 
Verg Aen 6, 494 ff. Nach 
Vergtl hatte Helena selbst, 
um wieder die Gunst 
des früheren Gatten 
/,u erlangen, ihn 
und Ödysseus 
ins Haus ge- 
rufen und 
ihnen die 
Thüren ge- 
öffnet, 
nachdem 
sie alle 
Waffen 
entfernt. 
Über die 
Wieder- 
gewinnung 
der Helena 
heifst es in 
dem Auszug 
der Iliupcr- 
sis b. Pioklos 
ganz kurz: 
Nachdem M. 
den Dei'phobos 
getötet, führt er 
die Aufgefundene zu 
den Schiffen hinab, 
Tzetz. Posth. 731. Sie 
folgt zitternd, bald von 
Scham übergössen, bald heim- 
lich seufzend in Gedanken an das 
liebe Vaterland, Tryphiod. 630. Sie 
sagt bei Für. Hei. 116, dafs M. sie 
als Gefangene an den Haaren fort- 
gerissen habe. Helena wurde als 
Gefangene von den Achaiern ohne 
Los dem Menelaos übergeben, und 
Aias mit vielen anderen forderte, 
dafs er sie, die ihnen so viel Unheil 
gebracht, töte; aber auf Bitten des 
Menelaos und durch das Dazwischen- 
treten des Ödysseus wurde sie dem 
M. unversehrt überantwortet, Dict. 
5, 13. 14. Die Hellenen gaben sie 
ihm, dafs er sie töte, und er ent- 
schliefst sich, sie mit in die Heimat 
zu nehmen, um sie dort zu töten, 
Für. Troad. 864 ff. Nach Stesichoros 
bei Schol. Für. Or. 1274 wollten die 
Griechen sie steinigen; als sie aber 
ihre grofse Schönheit sahen, liel'sen 
sie die Steine zur Erde fallen. An 
dem Kasten des Kypselos {Paus. 
5, 18, 3) verfolgt Menelaos sie mit 
dem Schwerte. Spät fand M. die 
zitternde Helena im Innern des Hauses ver- 
steckt; er stürzte voll Zorn auf sie zu, um sie zu 
morden, aber Aphrodite schlug ihm das Schwert 
aus der Hand und hemmte sein Ungestüm, in- 
dem sie ihm bei dem Anblick des schönen 
Weibes Liebe einflöfste, sodafs er lange starr 

88 



2787 



Menelaos 



Menelaos 



2788 



dastand und alles Böse vergafs, das sie ihm an- 
gethan. Trotzdem aber hob er das Schwert 
wieder vom Boden auf und griff sie von neuem 
an; doch Agamemnon besänftigte ihn, Quint. 
Sm. 13, 385 — 414. Mene- 
laos führte erfreut die 
Helena aus der brennenden 
Stadt. Unter den klagen- 
den gefangenen Troerinnen 




worden. Die Göttin erregte in der Volksver- 
sammlung einen Streit zwischen den Atriden; 
Agamemnon verlangte, dafs sie noch zurück- 
blieben und den Groll der Athena durch hei- 
lige Hekatomben besänftigten, während Mene- 
laos, der seine Helena wieder erlangt, auf 
sofortige Abfahrt drang, Hom. Od. 3, 132 ff., 
dem die Nosten des Hagias (bei Proklos) folgten. 
Welcher (A. Denkm. 3 S. 25 mit Taf. 3) sieht 



folgte sie gefafsten Sinnes 10 in einem Vasenbilde de3 Britischen Museums 



ihrem Gatten, schamerfüllt 

5) Helena u. Menelaos Und stets befürchtend, dafs 

(nach oneriert, Galierie die Achaier sie auf dem 
26, 8); Tgl. l Sp. 1971. Gange zu den Schiffen miß- 
handeln würden; allein 
durch die Macht der Aphrodite geschah es, 
dafs alle ihre Schönheit anstaunten und keinem 
es beikam, sie nur mit einem Worte zu be- 
leidigen. Menelaos war von nun 
an mit Helena wieder in ehe 
licher Liebe vereinigt, Quint, 
Sm. 14, 17—19. 39—70 
149—178. Als Mene- 
laos bei seinem An- 
griff auf Helena deren 
entblöfste Brust 
sah, warf er das 
Schwert weg, 
Aristoph. Lysistr. 
165 , wozu der 
Scholiast (vgl. 
Schol. Aristoph. 
Vesp. 714) be- 
merkt: r\ iBXOQia 
hccqoc 'ißvxa. rä 
öe ocurä Kai As- 
cj;?)S 6 IIvQQaios 
iv trj fiiKQÖs IXidSi 
xul EvffiTCtdrjg (An- 
drom. 628) ,,kU' d>g 
iasiieg fiaatöv, ix(Ja- 
Imv |Apos cpilrjfi? säs|<b". 
Nach Ibykos war Helena 
in den Tempel der Aphro 
dite (wie nach manchen Bildwerken 
zum Tempel der Burggöttin Athena) 



(Miliin, Peintures de vases 1, 66) die Dar- 
stellung des Streites der Atriden. Beide stehen 
sich nicht, wie bei Homer, hadernd in der 
Volksversammlung gegenüber, sondern sitzen 
einander zugekehrt ratschlagend auf behauenen 
Steinen; zwischen ihnen steht Athene, die den 
Anlafs zu der Verhandlung gegeben; hinter 
Agamemnon steht ein Herold, hinter Menelaos 
Helena, beide in gröfserer Bewe- 
gung als die Helden. Das zer- 
störte Troia und die Vor- 
bereitungen zur Abfahrt 
der Griechen hatte Po- 
lygnot in der Lesche 
zu Delphi gemalt 
Paus. 10, 25, 2 ff.). 
Im Vordergrunde 
wurde dem Mene- 
laos das Schiff 
zurFahrt zurecht- 
gemacht. Nicht 
weit von dem 
Schiffe bricht man 
das Zelt des Me- 
nelaos ab. Helena 
sitztda,vondenin 
der Nähe stehen- 
den gefangenen 
Frauen wegen ihrer 
Schönheit angestaunt. 
Menelaos selbst trägt 
einen Helm und einen 
Schild mit dem Bilde des 
Drachen von Aulis, Paus. 10, 
26, 3. (Seinen Schild weihte Mene- 
6) Aphrodite, Helena und laos auf der Rückfahrt in den Tem- 




geflohen; von da unterredete sie Menelaos (nach Overbeck, Gau. pel des Apollon zu Branchidai bei 
sich mit Menelaos, und dieser wirft 12,'); vgl. 1 Sp. 1971/7S. Milet nach Diog. Laert. 8, 1, 4.) — 
aus Liebe das Schwert weg, Schol. Der Streit in der Volksversammlung 

Für. Androm. 629. — Welcher, Griech. Trag. 50 hatte damit geendet , dafs sich zwei Haufen 
1, 158 nimmt die Wiedergewinnung der Helena bildeten, von denen der eine mit Agamemnon 



als Inhalt einer im Argum. Soph. Ai. ge- 
nannten sophokleischen Tragödie 'Elivrjg ctQTtuyrj 
(Helenas Fortschleppung) an. Über die Bild- 
werke der Wiedergewinnung der Helena s. 
Overbetk, Gal. her. Bildw. 626 ff. Baumeister, 
Denkmäler 1 S. 745—748 mit den Abbild, nr. 797 
—799. Preller, Gr. Myth. 2, 445, 3. Müller, 
Hndb. d. ArchJ S. 714. Vgl. Löschcke, Über 



zurückblieb, während der andere sich am fol- 
genden Morgen zur Abfahrt rüstete und nach 
Tenedos fuhr, wo sie opferten und ein neuer 
Streit entstand, infolge dessen Odysseus zu 
Agamemnon zurückkehrte. Nestor aber und 
Diomedes eilten weiter, Menelaos holte sie in 
Lesbos ein und fuhr mit ihnen mitten durchs 
Meer nach der Sildspitze von Euboia. Zu 



die Beliefs der altspartanischen Basis. Dorpat 60 Geraistos, wo sie nach glücklicher Fahrt in der 



1879. Bobert, Bild u. Lied 57. 59. Frieder ichs- 
Wolters, Gipsabgüsse nr. 2047. Arch. Ztg. 31 
S. 76 Anm. 1 (Litteratur) Taf. 7, 2; ob. Bd. 1 
Sp. 1970ff. Eelbig, Führer 2, 280. 

Nach der Zerstörung von Troia kam durch 
den Zorn der Athena viel Ungemach über die 
Griechen ; denn bei der Eroberung war manche 
That der Roheit und Ruchlosigkeit verübt 



Nacht anlangten, opferten sie dem Poseidon 
und steuerten dann nach Snnion. (An'der klei- 
nen attischen Insel Makris soll Helena mit 
Menelaos ausgestiegen sein, und davon die Insel 
den Namen Helena erhalten haben, Paus. 1, 35, 1. 
Stepli. Byz. s. v. 'EXhr].) Zu Sunion starb des 
Menelaos trefflicher Steuermann Phrontis 
(Paus. 10, 25, 2), und so blieb M. zurück, um 



2789 Menelaos Menelaos 2790 

ihn zu bestatten, während NeBtor und Dio- erzählt und er selbst glaubhaft fand, dafs Paris 
medes nach Hause fuhren, Od. 3, 149 — 183. mit Helena nach Ägypten gekommen und dem 
276—285. Als Menelaos seinen Weg fortsetzte, König Proteus in Memphis überliefert worden 
überfiel ihn bei Malea ein Sturm und trieb sei. Als dieser erfuhr, dafs Paris Helena und 
ihn nach Kreta, wo die meisten seiner Schiffe viele Schätze frevelnd aus Sparta geraubt, 
scheiterten; er selbst wurde mit fünf Schiffen schickte er drohend den Paris aus dem Lande 
in das östliche Meer und nach Ägypten ver- und behielt Helena und die Schätze zurück, 
schlagen, wo er sich sieben Jahre unter frem- um sie später dem Menelaos zurückzugeben, 
den Menschen umhertrieb und vielen Reich- Als nach Troias Eroberung die Griechen He- 
tum sammelte, Od. 3, 286—304. 312; 4, 80. jo lena nicht_ fanden und die Troer beteuerten, 
Apollod. ep. 6, 1. 29. Vgl. v.Duhn, DeMenelai sie sei in Ägypten bei Proteus, so sandten sie 
itin. Aegyptio. Bonnae 1874 (Dissert.). Er war den Menelaos selbst dorthin, und dieser empfing 
nach Kypros, Phönikien und Ägypten, auch zu aus den Händen des Proteus Helena und alle 
den Aithiopen und Sidoniern, Erembern und nach Schätze. Dem Stesichoros (und Eerodotl) folgend 
Libyen gekommen, Od. 4, 81—89 (Strabon p. 37 hat Euripides seine Helena gedichtet. Als 
— 40). Kostbare Geschenke, die er und He- Paris nach Sparta kam, um Helena zu ent- 
lena in dem reichen Osten empfangen, werden führen, gab ihm die zürnende Hera ein Schein- 
erwähnt Od. 4,126— 132.615— 619; xgl.Herod.2, bild derselben, das er nach Troia brachte; 
119. (Nach Kyrene kam die Famliie des Griechen- so entstand nach dem Ratschlufs des Zeus der 
freundes Antenor (s. d.) mit Menelaos und He- 20 trojanische Krieg , damit die von der allzu- 
lena aus Troia, Find. Pyth. 5, 88 (108) mit Schol. grofsen Menschenmenge bedrückte Erde er- 
Welcker, Gr. Tr. 1, 170. Studniczha , Kyrene leichtert würde (nach den Kyprym). Die wirk- 
129 ff.) Zuletzt wurde M. noch auf seiner Fahrt liehe Helena liefs Zeus von Hermes durch die 
von Ägypten in die Heimat auf der Insel Pharos, Lüfte entführen, zunächst nach der oben er- 
die eine ganze Tagesfahrt von Ägypten ent- wähnten attischen Insel Helena (v. 1670) und 
fernt lag, 20 Tage lang von den Göttern durch dann nach Ägypten zu Proteus, dem Besonnen- 
schlimme Witterung aufgehalten, so dafs er sten und Sittsamsten der Menschen, dafs He- 
schon mit seiner Mannschaft an Hunger litt; lena die Ehe dem Menelaos unbefleckt erhalte, 
da rät ihm Eidothea, die Tochter des weis- v. 31 — 59. Nach des Proteus Tode aber will 
sagerischen Meergreises Proteus, diesen zu 30 dessen Sohn Theoklymenos sie zur Ehe zwingen; 
fangen und sich offenbaren zu lassen, wie er da kommt zur rechten Zeit Menelaos von Troia, 
in die Heimat gelangen könne. Proteus sagt das Scheinbild der Helena mit sich führend, 
ihm, er müsse zum Flusse Aigyptos zurück- Dieses entfliegt in die Lüfte (v. 605), Mene- 
kehren und dort den Göttern das versäumte laos erkennt seine wahre Gattin und flieht 
Opfer bringen, Od. 4, 351—570. Das geschah, mit derselben in die Heimat. Vgl. Art. Helena, 
und nun kam Menelaos glücklich nach Hause Als Telemachos mit Peisistratos nach Sparta 
im achten Jahre seiner Irrfahrt, an demselben kam, um bei dem noch nicht lange zurück- 
Tage, an welchem Orestes den Leichenschmaus gekehrten Menelaos Kunde über den Vater ein- 
seiner Mutter und des Aigisthos hielt, Od. 4, zuholen, feierte eben Menelaos in seinem Hause 
676 — 586. 3, 309 — 322. Von Proteus hatte 40 eine doppelte Hochzeit, die seiner Tochter Her- 
Menelaos schon zu seinem unsäglichen Schmerze mione, welche er dem Neoptolemos vor Troia 
die Kunde von dem Tode seines Bruders ge- versprochen hatte (vgl. Quint. Sm. 6, 85. 7, 213) 
hört und ihm am Nil ein Kenotaphion er- und nun mit Rossen und Wagen nach der Stadt 
richtet; hätte er bei seiner Rückkehr den der Myrmidonen entsenden wollte, und die Hoch - 
Aigisthos noch lebend getroffen, so würde er zeit seines Sohnes Megapenthes mit einer Spar- 
ihn den Hunden und Vögeln preisgegeben tanerin (Iphiloche oder Echemela, Schol. Od. 
haben, Od. 4, 512—547. 584; 3, 256—261. 4, 10), der Tochter des Alektor, Od. 4, 1—14. 
Später galt Proteus (s. d.) für einen König Die beiden Jünglinge staunten über den strah- 
vonÄgypten.undmanerzählte, dafs Paris mit der lenden Reichtum des Hauses (Od. 4, 71), das 
geraubten Helena dorthin gekommen und in dem 50 Menelaos mit Helena noch lange glücklich und 
Hause des Proteus gastlich aufgenommen worden in Ehren bewohnte. Zuletzt ging er, wie ihm 
sei (Bd. 1 Sp. 1940 f.). Nachdem aber dieser Proteus vorausgesagt (Od. 4, 561 ff.), ohne zu 
von dem Unrecht des Paris unterrichtet wor- sterben in das Elysion ein, weil er der Ge- 
don, entzog er ihm die Helena und schickte mahl der Helena, der Tochter des Zeus war, 
ihn mit einem Scheinbilde (eldcolov) derselben vgl. JEur. Hei. 1676. Aristot. Pepl. 3. JRohde, 
nach Troia, um welches dann nach dem Willen Psyche 63 ff. 74,3. Nach einer apokryphen Sage 
des Zrub Griechen und Troer zehn Jahre lang bei Ptol. Heph. 4 p. 318 kam er mit Helena nach 
kämpften, Tzetz. Lyh. 103. 112. 113. 820. 822. Tauris, um den Orestes aufzusuchen, und wurde 
Anteil. 147. Serv. V. Aen. 1, 651; 2, 592. 601. mit ihr von Iphigeneia der Artemis geopfert.— 
Philost r. Her. 2, 20. Vit. Apollon. 4, 16. Diese go Bis in die Zeit des Pausanias zeigte man noch in 
Umformung der Sage scheint von Stesichoros SpartadasHausdesMenelaos,PaMS.3,14,6; auch 
(nicht von Hcsiod, s. Preller, Gr. Myth.2, 112,2) hatte Helena dort einen Tempel, Paus. 3, 15, 3. 
ausgegangen zu sein, Stesich. fr. 26 (Bergk) Doch war ursprünglich wohl das uralte The- 
uud die dort von Berglc angeführten Stellen: rapne, dem südöstlichen Teile Spartas gegen - 
Isocrat. Eiicom. Hei. 04. Plat. Phaedr. p. 243 A. über auf einem die ganze Eurotasebene be- 
Bepubl. 9, 586 C. Aristid. 2,72 u.a. Dann be- herrschenden Berge, die Burgstadt des Mene- 
richtet Herodot 2, 112 — 120 (vgl. Eustath. II. laos, an deren Stelle Homer, welcher Therapne 
p. 397. Od. p. 1500), was ihm ägyptische Priester nicht nennt, das nahe gelegene Sparta, das in der 

88* 



2791 Menelas Menestheus 2792 

homerischen Zeit wohlbekannt war, gesetzt hat. welche als Opfer des Minotauros von Theseus 
In Therapne wurde dem Menelaos und der (s. d.) nach Kreta geführt wurden, Philoch. b. 
Helena nicht wie Heroen, sondern wie Göttern Flut. Thes. 17. Vielleicht = Menesthens 1 (s. d.). 
geopfert, Isoer. Encom. Hei. 63. Menelaos hatte Vgl. Sero. Verg.Ä. 6, 21; O. Jahn, Arch. Beitr. 
dort ein Heiligtum (Menelaeion) , in welchem 275. 453 und den Art. Menestho 2. [Stpll.] 
er mit Helena verehrt wurde; auch waren sie Menesthens (Mevao&evg), 1) Sohn des Pe- 
dort bestattet, Paus. 3, 19, 9. Die spartanischen teos aus dem Geschlechte der Brechthiden 
Frauen wallfahrteten dorthin und baten He- (Erechtheus, Orneus, Peteos, Men., Flut. Thes. 
lena um Schönheit für sich und ihre Kinder 32. Paus. 2, 25, 5), Führer der Athener im 
(vgl. Herodot. 6, 61); die Männer aber riefen 10 trojanischen Kriege, geschickt vor allem, in 
den Menelaos an um Tapferkeit und Kriegs- der Schlacht Rosse und Männer zu ordnen, 
glück. In dem Schutte des von Boß im II. 2, 557. 4, 327. 12, 331. (Vgl. v. Sybel, Myth. 
Jahre 1834 ausgegrabenen Unterbaues dieses d. Ilias 194). Philostr. Her. 2, 16. Tzetz. 
Tempels hat man eine Menge kleiner Blei- Posthorn. 88. Flut. Cim. 7. Diod. 1, 28. Hyg. 
und Thonfiguren, Frauen und bewaffnete Man- f. 97. Biet. 1, 14. 2, 36. Paus. 1, 1, 2. Lysi- 
ner darstellend, aufgefunden, Weihgeschenke mach. Alex, bei Schol. Vat. et Neapol. in Eur. 
für Helena und Menelaos, Bofs, Arch. Aufs. 2 Troad. 31 (Müller, Hist. gr. 3, 340 fr. 19). 
S. 341. Curtius, Peloponn. 2, 239. Bursian, Apollod. epit. 3, 11. Er war im hölzernen 
Geogr. v. Griechenland 2, 128. Welcher, Griech. Rosse (Quint. Sm. 12, 317. Paus. 1, 23, 10) und 
Götterl. 3, 254. Preller, Griech. Myth. 2, 109. 20 ist auf einer den Abschied des Theseus von 
Arch. Ztg. 12, 217 Taf. 65 nr. 5—13 und über- Aigeus darstellenden Vulcenter Kylix (C. I. 
haupt über die lakonischen Kulte des Mene- Gr. 8440 b ), sowie auf der attischen schwarz- 
laos und der Helena: Wide, Lakonische Kulte figurigen Vase in Berlin nr. 1737 bei Achills 
S. 340 ff. 143 f. 338. Hinsichtlich der Bild- Abschied von Thetis dargestellt. Während The- 
werke vgl. auch d. Art. Helena, Müllers Hdb. seus mitPeirithoos in der Unterwelt festgehalten 
d. Arch. §415. Overbeck, Galt. S. 261 ff. ('Mene- wurde, hatte Menestheus durch demagogische 
laos Brautführung' und 'Paris in Hellas'), S. 323 Künste und mit Hülfe der Dioskuren, welche 
(Opferung der Iphigeneia), S. 331 f. 'EXsvrjg mit Heeresmacht ihre Schwester Helena aus At- 
a7taitrjBig), S. 381 (Agamemnon und Chryses), tika zurückholten, sich die Herrschaft in Athen 
S. 392(?), S. 615 ff. (Iliupersis), S. 626f. (Helenas 30 angeeignet; als Theseus endlich zurückkehrte, 
Wiedergewinnung). Vgl.Menleu.Helena. [Stoll.] wurde er abgewiesen und begab sich nach 
Menelas 1 „ nr 1 Skyros, wo er umkam. Nachdem aber Me- 
Meneleos} 3 - Menelaos "• Menle - nestheus vor Troia seinen Tod gefunden, er- 
Mencmachos (Mtviit,a%og), 1) Name eines Jung- langten des Theseus Söhne Demophon (s. d.) und 
lings auf dem Heroenrelief bei Fränkel, Die Akamas, die mit Elephenor, dem Könige von 
Inschriften von Pergamon 204. [Höfer.] — 2) Euboia, gen Troia gezogen waren, die Herr- 
nach 'ägyptischer' Überlieferung ein nQoyQaa- schaft des Vaters wieder, Flut. Thes. 32 — 35. 
iiaTsvq, Vater des Homer. Vita Hom. ed. Paus. 3, 18, 3. 1,17,6. Aelian.v.h. 4,5. (Apollod. 
Westermann p. 34. [Röscher.] epit. 1, 23 f.; vgl. C. I. Gr. 2374, 39 ff. Marm. 
Menephron (Msvs<pqwv), ein Arkader, der 40 Par.) Nach Aristot. Pepl. 34 (Bergk) staft 
in unzüchtigem Verhältnis mit seiner Mutter Menestheus in Athen. Nach Troias Fall kehrte 
Blias und seiner Tochter Kyllene stand, Ovid. er mit Aithra, der Mutter des Theseus, und 
Met. 7, 386. Hyg. f. 253 (wo Menophrus steht). Klymena, der Tochter desselben, als König 

[Stoll.] nach Athen zurück, wo er den freigesprochenen 
Meneptolemos (Mevcntolsiiog), 1) einer der Orestes unterstützte, Biet. 6, 2. 4. Die aiolische 
Freier der Penelope, Apollod. Epit. 7, 27. Stadt Elaia in Asien soll von ihm gegründet 
Mythogr. Graeei ed. Wagner p. 234; — 2) bei worden sein, Steph. Byz. s. x. c EXaia. Strab. 
Gramer, Anecd. Graec. Paris. 3, 243, 30 steht 13, 622. Head, Hist. num. 480. Nach Troias 
Meneptolemos, wohl nur aus Versehen, für Fall kam er nach der Insel Melos, wo er 
Neoptolemos, den Sohn des Achilleus und der 50 nach dem Tode des Königs Polyanax die 
Deidameia; — 3) bei Quint. Smyrn. 1, 405 ist Herrschalt erhielt, Tzetz. Lyk. 911. Er grün- 
es fraglich, ob M. als Eigenname (Name eines dete Skylletion in Bruttium, das später Sky- 
Troianers) oder als Adjektiv steht; s. Köclüy lakion hiefs, Strab. 6, 261. Exe. Strab. 6, 14. 
z. d. St. — Neben der Form Meneptolemos In der Nähe von Gades, an der Küste von 
findet sich auch MivomöXsfiog, Etym. M. Baetica, nennt Strdbon einen iijifiv Mevee&scog 
461, 23. [Höfer.] und ein fiavtuov Msvsa&iiog, Strdbon 3, 140. 
Menerfa \ -^- Die Gaditaner opferten dem Menestheus, Phi- 
MenervaJ s - - lostr. v. Apoll. 5, 4 p. 167, 10. Bohde, Psyche 
Menes (Mivng), Karier, Sohn des Kassan- 176,1. Menestheus wird auch unter den Freiern 
dros und der Kreusa, fällt vor Troia durch 60 der Helena aufgezählt, Apollod. 3, 10, 8. Hyg. 
Neoptolemos, Quint. Sm. 8, 81. [Stoll.] f. 8 1. Gerhard, Etr. u. camp. Vas. Taf. 14. — Vgl. 
Menestes s. Menesthes. Menesthes 2. — 2) Ein Krieger im Heere der 
Menesthes (Mtvie&rß), 1) ein Grieche vor Sieben gegen Theben, Stat. Theb. 6, 698. — 
Troia, fällt durch Hektor, II. 5, 609. Tzetz. 3) Sohn des Klytios, Bruder des Akmon; er 
Hom. 88. Eigentlich ist Msviaxr\g zu schreiben, begleitete den Aeneas nach Italien, Verg. Aen. 
s. Schol. zu II. a. a. 0. Et. M. p. 579, 23. — 10, 129. — 4) Gegner des Eumolpos (s. d. 
2) Ein Jüngling aus Salamis, Tochtersohn des Bd. 1 Sp. 1299, 32 f.) = nr. 1? Vgl. Ps.-Alkid. 
Skiros; er befand sich unter den Jünglingen, Odyss. 23. Toepffer, AU. Geneal. 27, 2. [Stoll.] 



2793 Menesthios Menoikeus 2794 

' Menesthios (Msvia&iog), 1) Sohn des Arei- in Lydien, Böckh, C. I. nr. 3439. Auf derselben 

thoos und der Philomedusa, aus Arne in Boio- Inschrift heifst Zeus Mcceapalazrjvög und Mtjvi- 

tien, vor Troia von Paris erlegt, II. 7, 9. Teetz. xvgavvog. Vgl. Men Sp. 2752 f. [Stoll.] 

Hom. 132. — 2) Myrmidone, einer der Heer- Menityrannos s. Menitiamos und Meno- 

führer des Achilleus vor Troia, ein Sohn der tyrannos. 

Polydore, der Tochter des Peleus, von dem Menle (menle), etruskischer Name des Msvs- 

Flufsgott' Spercheios, dem Namen nach von laog = -ls[a>g] häufig auf Spiegeln, meist mit 

Boros, dem Sohne des Perieres, II. 16, 173 "EXivr\ (elinei, vilenu u. s. w., s. d.), aber auch 

u. Schol., wo auch der Gigant Pelor als Vater mit den verschiedensten Gottheiten und Heroen; 
des Menesthios angegeben wird. Strab. 9, 433. 10 daneben dreimal mnele (herzustellen Fabr., 

Bei Apollod 3, 13, 4 ist Polydora Tochter des C. I. I. 2513), einmal lat.-etr. menele (ebend. 

Perieres und Gemahlin des Peleus, welche den 2523); s. Fabr., Gl. I. col. 1155 und 2092. 

Menesthios angeblich von Peleus, in Wirklich- G. I. I. See. Spl. 106. Tz. Spl. 311. Corssen, 

keit von Spercheios gebar. [Stoll.] Spr. d. Etr. 1, 838 und 1006. Beecke in Bezz. 

Meneath.O(M£V£a»<i),l)Okea,mAe,Hes.Theog. Beitr. 2, 168 nr. 74. [Deecke.] 

357. Hyg. praef. y. 28 Bunte. Schoemann, Op. Menmanduti (-ae?), Gottheiten auf einer 

Ac 2 150 (Tardiflua). Braun, Griech. Götterl. Inschrift aus Beziers, G. I. L. 12, 4223 (vgl. 

§ 158. Besser ist wohl die Schreibung Ms- Bonner Jahrb. 83 p. 103). Das u ist durch 

vsazei (vgl. Et. M. p. 579, 23 Mersazrjg für einen Apex als lang bezeichnet. Vgl den 
Mevsa&ris), worauf auch die Korruption bei 20 Namen der Göttin Menmanhia. [M. Ihm.] 

Hygin führt. S. Menesthes. — 2) Athenische Menmanhia. Eine Göttin dieses Namens 

Jungfrau, von Theseus vor dem Minotauros auf einer in Rom gefundenen Marmorara 

gerettet; C i". Gr. 8185 b (Francoisvase). [Stoll.] {Kernen, Annali dell' Inslüuto 1885 p. 289), 

Menesto (Mevsezm), 1) eine der Schwestern deren Dedikant vermutlich zur Truppe der 

des Meleagros, Anonymos in Mythographi equites singulares gehörte und in Rom 

Graeci ed. Westermann 345, 13, wo als ihre die Göttin seiner Heimat verehrte. Vgl. Men- 

Schwestern Phoibe, Eurydike, Erato, Antiope manduti. [M. Ihm.] ( 

und Hippodameia genannt werden. — 2) = Menoikeus (Mevowevg), 1) Sohn des Okla- 
Menestho (s. d.). Zur Etymologie s. Pott, sos und Enkel des Pentheus, Schol Eur. Plwen. 
Zeitschr . f Völkerpsychologie u. Sprachwiss. 14 so 942, Vater des thebanischen Kreon, Soph. Ant. 
(1883) 37 Anm. Kuhns Zeitschr. f. vergleich. 166. 211. 1098. Oid. B. 69. 85. 1503. Eur. 
Sprachforschung 9 (160), 192. [Höfer.] Phoen. 11. 690. 769. Her. für. 8. Paus. .9, 5 13. 
Menestratos (MiviezQazog), 1) ein Sohn der Apollod. 3, 6, 8. Biodor. 4, 67. Schol. Eur 
Niobe Hellanikos bei Schol. Eur. Phoen. 159. Phoen. a. a. O., der lokaste (Epikaste), Apollod. 
Stark, Niobe S. 96. — 2) Ein Thespier, Freund 3, 5, 7. Eur. Phoen. 10. 289, der Hipponome, 
des Kleostratos (s. d.), Paus. 9, 26, 5. [Stoll.] der Gattin des Alkaios, Apollod. 2, 4, 5. Sonst 
Meneteis (Msvezrjig) , d. i. Tochter des Me- ist von den Schicksalen des Menoikeus nichts 
netos, Antianeira (s.d.), Ap. Bhod. 1, 56. Hyg. bekannt; nur nennt noch Apollod. 2, 4, 10 
fdb 14 TStoll ] den Namen seines Wagenlenkers Perieres. — 
' Menetos (Mevtzog) s. Meneteis. 40 2) Gleichnamiger (Eur. Phoen. 769) Enkel des 
Menippe (MsWJnrjj), 1) eine Nereide, Hes. vorigen, Sohn des Kreon, Eur. Phoen. Sil. 
Theoq 260. Schoemann, Op. Ae. 2, 166 (Equi- 905. 908. Paus. 9, 25, 1. Plut. Pelop. 21. Etym. 
valida). Braun § 88 (die Rofsweidende oder M. 67, 45. Als die Sieben Theben belagerten, 
Rofsmutige) — 2) Tochter des Thamyris, verkündete Teiresias — nach Paus. 9, 25, 1 das 
Mutter des Orpheus, Tzets. Chil. 1, 12. 309. delphische Orakel — , der Zorn des Ares wegen 
Schol. Tzetz. ad Alleg. Hom. in Müller, Hist. des von Kadmos getöteten Drachens könne nur 
nr 2 p 10 fr. 10. Lobeck, Agl. 1, 328 Anm. — durch die Opferung des Menoikeus besänftigt 
8) Tochter des Peneios, Gemahlin des Pelas- werden; Kreons Vaterherz sträubt sich dagegen 
gos Mutter des Phrastor, Hellanikos bei Dion. und versucht den Sohn zur schleunigen Flucht 
A B. 1 28. Müller, Etrusker 2, 269. — 4) Ge- 50 zu bewegen; Menoikeus geht scheinbar auf des 
mahlin des Sthenelos, Mutter des Eurystheus, Vaters Plan ein, aber in hochherziger Vater- 
Schol II. 19, 116, wo auch die Namen Euippe landsliebe giebt er sich freiwillig den lod, 
und Nikippe vorkommen. — 5) Tochter des seiner Vaterstadt dadurch den Sieg verleihend, 
Orion in Hyria, Schwester der Metioche, Eur. Phoen. 911-1018. 1090ff. Apollod. 3, 6, 7. 
Anton. Lib. 25. S. Koronides. [Stoll.] Plut. Pelop. 21. Cic. Tuscul. 1, 48, 116. Nonnos, 
Menippis (Mevinaig), Thespiade, von Hera- Narrat. ad Greg, mvect. 1, 9 p. 131 = Wester- 
kles Mutter des Entelides, Apollod. 2, 7, 8, mann, Mythogr. 377, 48. lushn. Mart. quaest. 
denn mit Bekker ist statt 'EvteSCSng MevimtC8r\g et respons. ad orthod. 146. Iuvenal : 14, 240. 
zu lesen 'EvztUäns MsvmnCäog. [Höfer.] Stat. Theb. 10, 774 ff. Letzterer lafttdw Leiche 
Menippos (Mivimtos), 1) ein Grieche aus eo des Menoikeus durch Pietas und Virtus von 
Phylakc der dem Protesilaos gen Ilion ge- den Mauern Thebens auf die Erde niedertragen, 
folijt war und von der Amazone Klonie erlegt Vielleicht ist diese Erzählung von dem Opfer- 
ward Quint. Sm. 1, 230. — 2) Sohn des Me- tode des Menoikeus auf Euripides zuruckzu- 
gareus, von dem kithaironischen Löwen ge- führen, der mit Vorliebe derartige Stoffe be- 
tötet und zu Megara im Prytaneion begraben, handelte; ich erinnere an den freiwilligen lod 
Paus 1 41 4 1 43,2. Andere Lesart: Euippos. der Makaria in den Herakleiden , der Euadne 
' ' [Stoll.] in den Hiketides u. s. w. Übrigens gab es 
Menitiamos (Mrivnlajiog), Beiname des Zeus noch andere Berichte über seinen Tod; der 



2795 Menoites Menoitios 2796 

Tragiker Sosiphanes liefs ihn von Laios, und 1 211. 27420. 434. 452. 554. 760. P132. 267. 
Nikostratos von der Sphinx getötet werden, 270. 369. .£95. ^25. 239. & 16 (vgl. Quint. 
Schal. Für. Phoen. 1010, und nach Schol. Aristid. Smyrn. 1,878. Anihöl. Gr. 7, 143. Menoetiades 
p. 113 Bindorf opferte ihn Kreon selbst. Sein bei Ov. Trist. 5, 4, 25. Propert. 2, 1, 38. Stat. 
Grabmal, in dessen Nähe Eteokles und Poly- Silv. 5, 2, 157). Bei Hom. /202 wird Patroklos 
neikes im Zweikampf fielen, befand sich in Msvoixiov vis angeredet; Msvoiti'ov alnifiog 
Theben unmittelbar am Neistischen Thore; viög wird er 27 278. 307. 626. 665. 827. 212. 
darauf wuchs ein Granatapfelbaum, dessen reife T 24 genannt (ital Mevottiov auch in einem 
Früchte inwendig wie Blut aussahen Paus. 9, 25, Tragikerfragment bei Dion. Hai. de compos. 
1.2. Nach Luc.de salt. 43 wurde Mevowimg dmo- w verb. c. 17. Nauck, Fragm. trag. 1 adesp. 116; 
Xsia in Tänzen dargestellt. Den M., der sich vgl. Plat. Leg. 12 p. 944 a u. a. St.). Möglich, 
vor den Mauern Thebens tötet, erkennt Senn- dafs nätQOxXog Msvoitiäörjg der altepischen 
dorf, Arch.-epigr. Mitth. aus Österr. 6 (1882), Überlieferung angehört; in der Ilias wird der 
197 h dargestellt auf dem Heroon von Gjöl- Sohn des Menoitios darunter verstanden. Me- 
baschi. Vgl. auch die rf. Vase b. Graef, Berl. noitios (ifocos in A 771. 2326) wird an zwei 
Winckelm.-Progr. 1892. Betreffs der Etymologie Stellen, .4 785 und 2114, Sohn des Aktor ge- 
bemerkt Pott, Kuhns Ztschr. f. vergl. Sprachf. nannt (Actorides heifst Patroklos nur bei rö- 
9 (1860), 216: 'MsvoiKSvg. Kaum doch statt ps- mischen Dichtern, z.B. Ov. Tm*. 1, 9, 29. Fast, 
vosixrig, als den Göttern wohlgefälliges und ge- 2, 39). Er wird zu Phthia wohnend gedacht 
nügendes Opfer? Etwa, weil er sich für Theben 20 bei Beginn des Krieges A 765 ff., im zehnten 
selbst opferte, von fiivta und omjos, indes auch Jahre 27 13 ff. ; MvQiiiäövwv rbv agiarov nennt 
nicht mit recht hervortretendem Sinne: aus- 2 10 seinen Sohn Patroklos. Gerade diese 
harrend daheim, oder: für das (heimatliche) Stelle aber wurde von alten Grammatikern 
Haus?' — 3) Vgl. Nonn. Dion. 23, 72 f. [Höfer.] angefochten (s. die Schol. z. d. St.), weil Pa- 

Menoites (Msvoirrjg), 1) Herold des Priamos, troklos nach seiner Herkunft ein Lokrer, nicht 
Quint. Sm. 9, 34. — 2) Troer, Sohn des Hip- Myrmidone sei. Frühzeitig scheint sich die 
pomedon, von Teukros erlegt, Quint. Sm. 11, lokrische Sage dieses Helden bemächtigt zu 
99. — 3) Ein Lykier, von Achilleus getötet, haben, wie aus mehreren Ilias- Stellen hervor- 
Ov. Met. 12, 116. — 4) Der Steuermann des geht; in Widerspruch zu JI13ff. steht 2326, 
Gyas , auf der Flotte des Aeneas , Verg. Aen. 30 wo wir uns Menoitios in Opus wohnend zu 
5, 161. — 5) Der Hirt des Hades, der auf der denken haben; eine Vermittlung versucht die 
Insel Erytheia dessen Binder weidete und dem lotoqicc in W 84 ff., welche erzählt, dafs Me- 
Geryones meldete, dafs Herakles seine Rinder noitios seinen Sohn aus Opus zu Peleus ge- 
forttreibe, Apollod. 2, 5, 10. Es ist derselbe, führt habe, nachdem Patroklos den Sohn des 
der in der Unterwelt die Rinder des Hades Amphidamas im Streit beim Würfelspiel aus 
weidete und unglücklich mit Herakles rang, Unbedachtsamkeit getötet habe; dieselbe Er- 
als dieser eines seiner Rinder schlachtete, Zählung mit Angaben über den Namen des 
Apollod. 2, 5, 12. Vgl. Menoitios nr. 1. [Stoll.] Getöteten (s. das Nähere unter Patroklos) fin- 

Menoitiades (MevomäSrig), Sohn des Me- det sich bei Schol. Hom. M 1 (Hellanikos 
noitios, d. i. Patroklos, II. 1, 307. 16, 554 u. ö. 40 fr. 57). Schol. Hom.WSG. 87 {Pherekydes fr. 19). 

Quint. Sm. 1, 378. Ov. Trist. 5, 4, 25. [Stoll.] Strdbon 9, 425 (mit Hinweis auf die beiden 

Menoitios (Mevoitiog, vgl. Mevokrjg und Homer- Stellen). Apollod. 3, 13, 8; vgl. Ov.Fast. 

Msvokag; etymologische Erklärungsversuche: 2, 39. Die doppelte Überlieferung über das 

ö's fisvsi xbv oltov oder ov 6 olxog iiivsi s. bei Vaterland des Patroklos einerseits, andrerseits 

Welcher, Gr. Götterl. 1, 744. Pott, Zeitsehr. f. sein Verhältnis zu dem Aiakiden Achilleus haben 

vergl. Sprachw. 7, 334. 336. Zeitschrift für auch die späteren Erzählungen über Menoitios 

Völkerpsychologie und Sprachwissenschaft 14 veranlafst. Bei Pindar Ol. 9, 67 ff. wird unter 

(1883), 38. Schömann, JDie hesiod. Theogonie den Fremdlingen, die nach Opus kamen, der 

206 f.; andere [z. B. Völcker, lapet.-Geschl. Vater des Patroklos, Menoitios, Sohn des Ak- 
50] leiten das Wort nur von (isvog mit Suffix 50 tor und der Aigina genannt In Übereinstim- 

ab, vgl. Eustath. zu Hom. A 334 p. 113, wo mung damit berichten die Scholien z. d. St. 

Analogieen wie $iXoixiog, Jufioixag, ©vjioi- (v. 104), dafs Aigina, nachdem sie von Zeus 

tt)s angeführt werden). 1) Nach Hes. Theog. den Aiakos geboren, nach Thessalien gekom- 

510 (v7C8qxv8uvtcc Msvohiov) der Sohn des Ia- men und dort den Aktor geheiratet habe ; ihr 

petos und der Okeanine Klymene, Bruder des Sohn Menoitios sei später nach Opus gewan- 

Atlas _ Prometheus und Epimetheus, wegen dert. Dagegen erklären die Scholien zu 29 

seines Übermutes (v. 514 vßgiorriv, v. 516 iVvsh und 10. 11 Aktor für einen Lokrer von Ab- 

ataa&alhig ie xal rjvOQerjg vitSQÖitlov) von Zeus kunft (vgl. übrigens Schol. Pind. a. a. O. , wo 

mit dem Blitzstrahl in die Unterwelt geschleu- Menoitios ein avyycvjg des Lokros heifst); die 
dert (ebenso bei Schol. Aesch. Prom. 347); h 60 Aigina habe er aber in Olvcövr] geheiratet und 

rij Tizavofmxiu fügt Apollod. 1, 2, 3 hinzu, der mit ihr den Menoitios erzeugt , der in das 

als Mutter der Iapetiden Asia statt Klymene väterliche Opus zurückgewandert sei; in der 

nennt. Mit diesem Menoitios wird von einigen Bestimmung von Oinone weicht das Schol. _D 

der Rinderhirt Menoites (s. d.) identificiert, zu 29 vom Schol. B zu v. 10. 11 ab; jenes 

vgl. Preller 3 2, 212 Anm. 2 und Preller 4 -Bobert versteht darunter die Insel Aigina, dieses 

1, 48 Anm. 1. einen Ort in der Phthiotis; Kombinationen, 

2) Der Vater des Patroklos. Homer nennt deren Entstehung durchsichtig genug ist. 

diesen MevoixiäSrjg in folgenden Stellen: A 307. Durch Aigina ist Menoitios in die avyyeveia 



2797 



Menoitios 



Mens 



2798 



der Aiakiden gelangt; bei Eustath. zur Ilias 
p. 112, 45 wird — wohl irrtümlich — dem 
Hesiod (fr. 104 Bz.) die mit Homer in Wider- 
spruch stehende Überlieferung beigelegt, dafs 
Menoitios der Bruder des Peleus sei; nach 
der vulgär gewordenen Genealogie: Aigina- 
Menoitios-Patroklos würde Patroklos ein Vetter 
des Peleus sein; vielleicht um Patroklos mit 
Achilleus in dieselbe Generation zu setzen, hat 
man zwischen Aigina und Menoitios noch die 10 
Damokratia eingeschoben, die die Tochter des 
Zeus und der Aigina, die Gemahlin des Aktor 
und die Mutter des Menoitios gewesen sein 
soll nach Pythainetos, dem Verfasser von Ai- 
ginetika, den Bidymos benutzt hat (fr. 4 aus 
Schol. Find. Ol. 9, 104; vgl. Schol. Find. Nem. 
6, 53); darnach wären Achilleus und Patroklos 
dvsifiiccSoi:. — Aktor, des Menoitios Vater, wird 
nur bei Eustath. z. Ilias p. 113 Sohn des Myr- 
midon genannt ; doch ist diese Beziehung sinn- 20 
gemäfs, wenn wir das Geschlecht des Patroklos 
nach Phthia versetzen. (Freilich Diod. 4, 72 
nennt Aktor, des Myrmidon Sohn, der Peleus 
in Phthia aufgenommen habe, kinderlos; die 
gewöhnliche Überlieferung bei Apollod. 3, 13, 1 
läfst Peleus von Eurytion, dem Sohne des Ak- 
tor, aufgenommen und entsühnt werden.) Da- 
gegen entscheiden sich Bernhard (im Artikel 
Aktor nr. 2 Bd. 1 Sp. 218 Z. 5) und Tümpel (im 
Philolog. 49 S. 734) dafür, den Grofsvater des 30 
Patroklos mit dem bei Apollod. 1, 9, 4 im 
Stemma der phokischen Könige aufgezählten 
Aktor, dem Sohne des Deion, zu identificieren. 
— Die Gemahlin des Menoitios, die Mutter 
des Patroklos, heifst in der gewöhnlichen 
Überlieferung Sthenele, Tochter des Akastos, 
der ebenfalls der thessalischen Sage angehört, 
Schol. Find. Ol. 9, 107. Schol. Ap. Bh. 1, 69. 
Apollod. 3, 13, 8. Tzttzes in Cramers An. Ox. 
3, 378, 4 (Sthenelos, ein Sohn des Aktor, wird 40 
Schol. Ap. Bh. 2, 911 genannt). Bei Apollod. 
a. a. 0. werden aufser Sthenele aus abweichen- 
der Überlieferung Periapis, die Tochter des 
Pheres, und Polymele, die Tochter des Peleus, 
genannt; statt Polymele wird Philomele über- 
liefert von Hyg. fab. 97 (p. 90, 6 Schm.). 
Schol. Od, <?343. q 134. Eustath. z. Hom. 8 343 
p. 1498. (Philomele, die Tochter des Aktor, 
wurde von Staphylos bei Schol. Ap. Bh. 4, 
816 und Baimachos bei Schol. Ap. Bh. 1, 558 50 
an Stelle der Thetis zur Mutter des Achilleus 
gemacht.) 

Als Vater eines Helden des trojanischen 
Krieges wurde Menoitios in die Liste der Ar- 
gonauten aufgenommen, ohne dafs die Argo- 
nautensage von ihm etwas zu berichten wufste, 
Apoll. Bhod. 1, 69 f. (Schol. zu v. 72). Apollod. 
1, 9, 16. Orph. Argon. 193. Vol. Flacc. 1, 407. 
0,343; überall wird er dabei als Opuntier be- 
zeichnet. 60 

Nach lokrischer Sage soll Menoitios dem 
Herakles zuerst in Opus heroische Ehren er- 
wiesen haben, wie Biod. 4, 39 erzählt; eine 
andere Beziehung zu Herakles weist Flut. 
Arist- 20 auf, wonach eine Tochter des Me- 
noitios, Myrto, von Herakles die Eukleia ge- 
boren habe, die bei den Boiotern und Lokrern 
göttliche Ehren genofs ("AQtetus Evydeia, vgl. 



Paus. 9, 17, 1 und den Artikel Artemis Bd. 1 
Sp. 575 Z. 46 ff.). 

3) Ein Grieche vor Troia, Quint. Sm. 8, 111. 

[Seeliger.] 
Menon (Mivmv), Name mehrerer Troianer 
von denen nr. 1) von Leonteus, Hom. II. 12, 
193; — nr. 2) von Diomedes, Quint. Smyrn. 
10, 118; — nr. 3) von PhiloTctetes getötet wird, 
Quint. Smyrn. 11, 481. [Höfer.] 
Menophrus? s. Menephron. 
Menoptolemos s. Meneptolemos. 
Menotyrannos (MijvozvQavvog), Beiname des 
Attis, Orell.Inscr.lat.m. 1900. 1901. 2264. 2353. 
S. Menitiamos u. Men Sp. 2752 f. [Stoll.] 

Henrva (menrva), etruskischer Name der 
Minerva, häufig auf Spiegeln, in mannigfachen 
Beziehungen und Verbindungen, am eigentüm- 
lichsten als Kinderpflegerin (s. maris). Neben- 
formen sind: menerva (Fabr., C. I. I. Tz. Spl. 
394), menarva (? ebend. 393), meneruva (Fabr., 
C. I. I. 2489); vgl. Fabr., Gl. I. col. 1155 und 
Ind. d. Spl. Gorssen, Spr. d. Etr. 1, 370 ff. 
0. Müller, Etr* 2, 46 ff. nt. 24. Beecke, Etr. 
Fo. 4, 41 ff. (s. te&vm). Nicht hierher gehört 
mera (vielleicht = [tajmera), Fabr., C. I. I. 
2095 a. Vgl. Minerva. [Deecke.] 

Mens. In der Zeit der Verwirrung nach der 
Niederlage am trasimenischen See und dem 
Tode des Konsuls C. Flaminius gelobte im 
Jahre 537/217 der Prätor T. Otacilius auf Ge- 
heifs der sibyllinischen Bücher im Auftrage 
des Senats einen Tempel der Mens; er wurde 
auf dem Capitol neben dem zugleich von dem 
Diktator Q. Fabius Maximns gelobten Tempel 
der Venus Erycina erbaut und im Jahre 539/216 
von demselben T. Otacilius eingeweiht (Liv. 22, 
9,7ff. 10,10.23,31,9. Ovid.J. 6, 241ff. Lactant., 
i. d. 1, 20, 13; zur Lage vgl. Becker, Topogr. 
S. 403 f. 0. Gilbert, Geschichte u. Topographie 
d. Stadt Born im Altertum. 3. [Leipz, 1890] 
S. 101 f. 398 f.; die beiden Tempel waren nach 
Liv. 23, 31, 9 canali uno discretae, vgl. dazu 
Merkel zu Ovids Fasti S. CXXIV nr. 5 und 
CXXXVI). Der Stiftungstag des Tempels war 
der 8. Juni (Fasti Tusculani, C. I. L. 1 S. 300 
= 14, 2575 zum 8. Juni: Menti; Fasti Venu- 
sini, C. I. L. 1 S. 301 = 9, 421 zum 8. Juni: 
Menti . in . Capttol(io) ; Fasti Maffeiani, C. I. L. 
1 S. 305 = 6, 1 nr. 2297 S. 630 zum 8. Juni: 
Menti in Capü(olio); Fasti Bomani viae Gra- 
tiosae, C. I. L. 1 S. 331 = 6, 1 nr. 2303 S. 636 
zum 8. Juni: Menti . in Gapitolio; Ovid. a. a. 0.). 
Aus Cicero, n. d. 2, 23, 61 ut Fides, ut Mens, 
quas in Gapitolio dedicatas videmus proxime a 
M. Aemilio Scauro ist wohl nicht mit Preller 
(B. M. 3 2 S. 265 f.) auf eine besondere Stiftung 
des Aemilius Scaurus, sondern mit Merkel 
(a. a. 0. S. CXXXVI) und Becker (a. a'. 0.; so 
auch Cavedoni im Bull. d. inst. 1862 S. 48. 
H. Peter zu Ovids Fasti 2 2 S. 80 zu 6, 241. 
Gilbert a. a. 0. S. 101 Anm. 2; ganz irrige Auf- 
fassung bei Härtung, Beligion d. Bömer 2 S. 262) 
auf eine Wiederherstellung des von Otacilius 
geweihten Tempels zu schliefsen; nach Plutarch, 
de fort. Born. 5 (ähnlich die interpolierte Fas- 
sung von c. 10) xui t6 tijs Mbvtis *u\ovpivi]s 
(rvwpris uv voptZouo) Zx.uvqos Alpttiog (sc. tegov 
ISybeazo), ici-qI ta Kinßqiitcc rois iqövoiq ysyo- 



2799 



Mens 



Mentes 



2800 



veäg kann man vermuten, dafs die Restauration 
um das Jahr 647/107, in welchem Aemilius 
Seaurus von den Cimbern geschlagen wurde, 
erfolgte. In dieser Mens, die in den schweren 
Tagen nach der Schlacht am trasimenischen 
See ein Heiligtum erhält und in den nicht 
minder kritischen Zeiten der cimbrischen 
Schlachten abermals besonderer Verehrung 
teilhaftig wird, erkennt Preller (a. a. 0.) eine 
Göttin der in jenen schwierigen Verhältnissen 
ganz besonders notwendigen Besonnenheit; da, 
aber die Einführung des Kultes auf Veranlas- 
sung der sibyllinischen Bücher und in enger 
Verbindung mit dem der Venus Erycina er- 
folgte, hält er die Göttin nicht für eine ein- 
fache Abstraktion, sondern für eine Nebenform 
jener Venus (so auch Gilbert a. a. 0. S. 101 f.). 
Auf den Inschriften tritt uns gewöhnlich die 
Mens Bona entgegen, die 'Personifikation einer 
loyalen Gesinnung, auch im politischen Sinne 
des Worts' (Preller S. 266): C. I. L. 11, 1 
nr. 1327 (Luna; Altar) Menti . Bonae . sacrum . | 
Felix . vilicus . posuit . ; de Boissieu, Inscrip- 
tions antiques de Lyon S. 64 ff. (Altar) Bonae 
Menti ac [Be]\duci Fortunae red\hibita . et . 
suscepta | provincia \ T. Flavius . Secundus . 
Philipp[ia]\nus u. s. w. | aram . constituit . ac \ 
dedicavit ( r la province redhibita et suscepta 
n'est autre que la province lyonnaise rendue 
ä l'ordre, ä la soumission et ä la prosperite 
apres les longs malheurs qui suivirent la de- 
faite d'Albin' de Boissieu). In verschiedenen 
italischen Städten bestanden Kultgenossen- 
schaften der Mens Bona (wie es scheint, stets 
Sklaven oder Freigelassene) unter der Leitung 
von magistri, so in Tibur (C. I. L. 14, 3564: 
Menti. Bonae . Saluti \ Q. Caecilius . Q. I. Barns \ 
mag. quinq. ex . pec. eonl. [d. i. conlegii oder 
conlata] f. c | idemque . Signum . dedicarunt), 
in Cora (CLL. 10, 6512: magistri . Ment \ 
Signum . dant u. s. w. ; 6513 : maaq . Ment . dant . 
deeem u. s. w.; 6514 = 1, 1156: [Mentei Bo~]nae . 
serveis . contul. (sestertium) | MMMLV. mag. X j 
ded. (sestertium). V u. s. w.), in Cales (C I. L. 

10, 4636: m[ ] trei | Men\tis] Bonae u. s. w., 

d. i. wahrscheinlich m[agis]trei, nicht m[inis]trei, 
vgl. Mommsen S. 461 und in den lndices S.1136 
unter den sacerdotes regionum et municipio- 
rum), in Paestum, das die Mens Bona auch 
auf seinen Münzen nennt und abbildet (C. L. L. 
10, 472: C. Petronius . Optatus. | mag. Ment. 
Bon. | statuam . basim . pluteum | sacr; Münzen 
von Paestum mit dem Bilde einer in einem 
Tempel sitzenden Frau, die einen undeutlichen 
Gegenstand [eine Rolle?] in den Händen hält, 
Beischrift MENS BONA: Fr. Carelli, Numorum 
Ltaliae veteris tabulae CCLL [ed. C. Cavedoni]. 
Lips. 1850 Taf. 131 nr. 32-34, dazu S.70 nr. 32 
bis 34. A Catalogue of the Greek Coins in the 
British Museum. Ltaly. Lond. 1873 S. 280 nr. 56. 

B. Garrucci, Le monete dell' Italia antica. 2. 
Roma 1885 Taf. 122 nr. 36 u. 37, dazu S. 180f. 
nr. 36. 37); auf Paestum oder Puteoli bezieht 
sich C. L L. 10, 1550 (= 1, 1237): Cn. Corne- 
lius . Cn. I. Papia \ L. Galonius . L. I. Agathocl j 
mag. Bonae . Menti | d. s. fac. eoer; bei den 
beiden aus Alba Fucens stammenden Inschriften 

C. I. L. 9, 3910 (= 1, 1167): Nicomacus . Saf . 



L . s \ Paapia . Atiedi . L . s | Dorot . Tettien 
T s | Menti . Bonae | basim . don . dant und 
3911 (= 1,1168; 'subscriptum imagini mulieris 
scopulo sedentis, truncae autem capite braohiis- 
que, ut quo prorsus habitu fuerit agnosci non 
detur'): Menti . Bonae .d.d. Surus . Tettieni . 
G . s \ Philonic . Marciae . s . Nicomac . Albi . 
M . s wird ebenfalls an solche magistri (oder 
ministri) der Mens Bona zu denken sein (vgl. 

10 Dessau zu C L. L. 14, 3564). Gefälschte Wid- 
mung an Mens und Fides: C. L. L. 3, 78* 
(= Orelli 1820). Dafs die Anrufung der Mens 
Bona auch im täglichen Leben eine Rolle 
spielte, läfst sich z. B. aus Propert. 3, 24, 19 
Mens Bona, si qua dea es, tua me in sacraria 
dono. Pers. 2, 8 'Mens Bona, Fama, Fides' 
haec clare ut audiat hospes. Petron. 88 ac ne 
Bonam quidem Mentem aut Bonam Valitudinem 
petunt, sed statim antequam Urnen Capitolii tan- 

20 gant, alius donum promittit u. s. w. in Verbin- 
dung mit Stellen wie Petron. 61 postquam ergo 
omnes 'bonam mentem bonamque valitudinem' 
sibi optarunt u. s.w. Seneca, epist. 1, 10, 4 roga 
bonam mentem, bonam valetudinem animi, deinde 
corporis erkennen. Den Gegensatz zur Mens 
Bona bildet die Mens Laeva oder Mens Mala, 
die Preller (S. 266) der griechischen Ate ver- 
gleicht (Verg., Aen. 2, 54 et si Fata dcum, si 
Mens non laeva fuisset; Seneca, de bencf.3,21,2 

so cum malam Mentem habuisse se pridie iurasset). 
Eine Münze des Kaisers Pertinax zeigt die * 
Göttin Mens mit einem Kranze und Scepter 
stehend und mit der Beischrift MENTI LAV- 
DANDAE (Eckhel, Boctr. num. vet. 7 S. 142. 
Cohen, Med. imp. 3 S. 201 nr. 12 = 3* S. 393 
nr. 30; die Beischrift erklärt Eclchel folgender- 
mafsen: 'Laudandae elogium Menti additum 
in nullo monumento vetere reperias, quan- 
quam dijudices faeile sensum a Pertinace in- 

40 tellectum, qui cum omnia ad rationis leges 
exigeret, ostendit hoc suo instituto, diversum 
se a Commodo sentire, cujus omnis vita per- 
petuum fuit amentiae argumentum'). Nach 
Tertull., ad nat. 2, 11 und August., c. d. 4, 21. 
7, 3 könnte es scheinen, als ob Mens als Göt- 
tin des Verstandes (Tertull.: [quae faciat men- 
tem bonam aequ]e et malam; August. 7, 8: quae 
faciat pueris bonam mentem) in den Indigita- 
menta genannt gewesen sei; dafs dies jedoch 

50 nicht der Fall war, ist oben Sp. 148 ff. erörtert. 
Ganz allgemeine Erwähnungen der Göttin bei 
Cic, de leg. 2, 8, 19. 11, 28. de nat. deor. 3, 
36, 88. Plin., n. h. 2, 14. Ovid., amor. 1, 2, 31 
(Mens Bona). Bei Arnob. 3, 37 Musas Mnaseas 
est auctor filias esse Telluris et Caeli, lovis 
ceteri praedicant ex Memoria uxore vel Mente 
ist Mens natürlich nur Übersetzung von Mvtj- 
fioavvrj. Vgl. auch Men Sp. 2734. [R. Peter.] 
Mensis s. Men Sp. 2689 f. u. 2722. 

60 Mentes (itffWijs), 1) Führer der Kikonen 
vor Troia, dessen Gestalt Apollon annahm, um 
den Hektor anzufeuern, II. 17, 78. — 2) Sohn 
des Anchialos, Fürst der Taphier, Gastfreund des 
Odysseus, in dessen Gestalt Athene in das Haus 
des Odysseus kommt, um dem Telemachos Mut 
in die Seele zu legen, Od. 1 , 105. 180. Strab. 10, 
456. 459. Curtius, Pelop. 2, 12. — 3) Troer, von 
Achilleus getötet, Quint. Sm. 2, 228. [Stoll.] 



2801 



Menthe 



Mercurius (Name) 



2802 



Menthe oder Minthe (Miv&ri, Mivdri,Mtv9a), 
eine Nymphe der Unterwelt (KmxvTlg Nvpq>ri, 
Opp.) und Buhle des Hades. Bei Photios heifst 
sie eine Nais und Tochter der Peitho. Perse- 
phone (oder ihre Mutter Demeter) mifshandelte 
sie aus Eifersucht und trat sie mit Füfsen oder 
zerrifs sie, worauf Hades sie in das Kraut 
Minthe (Krauseminze) verwandelte, das zuerst 
am Berge Minthe in Triphylien im Gebiete von 
Lepreos hervorwachs. Hier, wo sich ein heiliger 10 
Bezirk und ein Hain der Demeter befand, wuchs 
die dem Hades geheiligte, starkriechende und 
keine Frucht tragende Pflanze in grofser Menge 
und hat dem Berge seinen Namen gegeben, 
Strab. 8, 344. Phot. s. v. Mlv&u. Schol. NiJcand. 
Alex. 374. Opp. Hai 3, 486. Poll. Onom. 6, 68. 
Et. Gud. p. 395. Ovid. Met. 10, 729. Lobeek, 
Agl. 2, 833. Preller, Demeter u. Perseph. 173. 
Preller, Gr. Myth. 1, 681. Curtius, Pelop. 2, 88. 
[Kaibel, Hermes 30 (1895), 439. Höfer.] [Stoll.l 20 

MentiviacwsJ Ephem.epigr.2 S. 242 zu C. I. 
L. 2, 2628 = C. I. L. 2 Suppl. S. 909 nr. 5649 
(ZamorainTarraconensis) : DEO MENir VIACO | 
M. Atilius Silonis . f | Quir. Silo \ ex . voto. 
Tertium elementum N esse, contra veterum 
descriptorum fldem, certum est; sed versus 
piimus, evanidus fortasse antiquitus, refictus 
est aperte a manu imperita, fortasse saeculi 
XVI exeuntis . . . tum sequuntur haBtae duae, 
quarum prior tarn T potest fuisse quam I, so 
altera quaecunque fere a tali hasta incipit 
littera; nam lapis in fine ibi effractus est. 
itaque etiam post elementa illa duo incerta 
secuta esse possunt unum alterumve non am- 
plius. de dei igitur nomine certa ratione resti- 
tuendo utique desperandum; potest fuisse Men- 
tiviacus' Hübner zu d. Inschr. [R. Peter.] 

Mentor (Msvtcoq). 1) Sohn des Ithakesiera 
Alkimos — 'M-ni^ärig — Hom. Od. 22, 235, 
Freund und Genosse des Odysseus, dem dieser 40 
bei seiner Abreise nach Troia die Aufsicht 
über sein Hauswesen gegeben hatte, spricht 
sich nachdrücklich in der Volksversammlung 
über das Unwesen der Freier aus, Hom. Od. 
2, 225 ff. 24, 466. Athene nahm wiederholt seine 
Gestalt an, 2, 267. 401, so, als sie den Tele- 
machos nach Pylos zu Nestor begleitete 3, 22 ff. 
240ff. 4, 654ff. und den Odysseus zum Kampfe 
gegen die Freier ermutigte 22, 206 ff. 24, 446; 
auch im Kampfe gegen die von Eupeithes 50 
(s. d.) aufgestachelten Ithakesier steht sie dem 
Odysseus in der Gestalt des Mentor bei und 
vermittelt den Frieden 24, 503. 548. — 2) Sohn 
des Eurystheus, samt seinenBrüdern Alexandros, 
Iphimedon, Eurybios und Perimedes von den 
Athenern getötet, Apollod. 2, 8, 1. — 3) Sohn 
des Herakles und der Thespiade Asopis, Apollod. 

2, 7, 8. — 4) Vater des Imbrios (s. d.) Hom. 
II. 13, 171. [Höfer.] 

Menys (Mijvvg), Vater der Pedias, Apollod. 60 

3, 14, 5, wo man besser Mvvrjg statt Mijvvg 
liest; s. Mynes nr. 2. [Stoll.] 

Menytes (Mrivvnje), Beiname des Herakles 
in Athen, Hesych. s. v. Hieronymos in der Vita 
anonym. Soph. § 9 erzählt, als von der Akro- 
polis zu Athen ein goldener Kranz gestohlen 
worden war, habe Herakles dem Sophokles 
im Traume den Dieb offenbart. Sophokles er- 



hielt für seine Anzeige vom Volke ein Talent 
zur Belohnung und erbaute mit diesem Gelde 
dem Herakles Mrjvvtrjs (dem Anzeiger, lat. Index) 
zu Athen einen Tempel. Vgl. Cic. de divin. 1, 
25, 54. [Stoll.] 

fflenzana, Beiname des Iuppiter, dem die 
Salentiner lebende Fohlen opferten, Festus 
s. v. October equus p. 181 M. Über die Ablei- 
tung des Wortes vgl. W. Tomaschek in Bezzen- 
bergers Beiträgen 9 (1885), 101, der es mit 
altind. mad, mand ,, triefen"; griech. fiaS 
„schwellen", „strotzen" etc. zusammenbringt. 

[Höfer.] 

Meon (Mfjesv = Maimv), König von Phrygien 
und Lydien (Maionien), Gemahl der Dindyme, 
Vater der Kybele, Iiiod. 3, 58. [Stoll.] 

Mephitis s. Mefitis. 

Meranos (Megavög), Beiname des Zeus auf 
einer Inschrift von der Insel Mykonos Tm A\ 
MiQuvm Tial &iaig Nvvipaig, Bull, de corr. 
hellen. 11 (1887), 275. Doch ist wohl das Epi- 
theton des Zeus nicht MfQavSg, sondern Jl- 
ijLSQavog, dessen Kultus für Arkesine bezeugt 
ist, HomoUe, Corr. hell. 15 (1891), 626 f.; eine 
Altarinschrift aus Gorna Of echovica (Bulgarien) 
ist gleichfalls Ai\ difisgavä gewidmet, Arch. 
Epigr. Mitth. am Oesterreich 15 (1892), 218, 
105. [Höfer.l 

Mercurius, der aus dem Hermes äyoQawg 
und ifinoXaiog entwickelte latinische Gott des 
Warenverkehrs, der Beschützer der mercatores 
und negotiatores (vgl. oben Bd. 1 Sp. 2381). 

I. Name. 

Als altere Formen erscheinen aufser Mer- 
curius Mirqurios (alter Spiegel des vierten 
oder dritten Jahrhunderts v. Chr. aus Prae- 
neste bei Gerhard, Etr. Sp. 3, 181 Taf. 182 
= C. I. L. 1, 69 = 14, 4099; vgl. oben Bd. 1 
Sp. 1233 Z. 34), Mircurios (auf einer etrus- 
kischen Cista aus Praeneste, C. I. L. 1, 1500 
= 14, 4106; Inschriften von den Inseln Lissa 
und Delos über der griechischen Übersetzung, 
3, 3076. Ephem. epigr. 4, 76; aus Firmum in Pi- 
cenum, C. I. L. 9, 5350; vgl. Varro bei Vel, 
Long. S. 2236 in den Gramm, lat. 7, 77), Mer- 
curis auf einem alten Gefäfs aus Praeneste 
(G. I. L. 14, 4105; vgl. 5, 7874 aus Cemenelum), 
Merqurius (zu Rom, 6, 518; am lacus Leman- 
nus, 12, 2440). Schon die Alten leiteten den 
Namen zweifellos richtig von merx ab (Paul. 
Diac. S. 124. Serv. Verg. Aen. 4, 638. Augustin. 
de civ. dei 4, 11. 7, 14. Myfhogr. Vat. 2 prooem. 
2, 42. 3 prooem.); in Bezug auf die Ableitungs- 
silbe vgl. Namen wie Titürius, Mamurius, Ve- 
turius. Unmöglich ist die dem Varro von 
Vel. Longus a. a. O. zugeschriebene Ableitung 
des Namens von mirari und die des Arnobius 
(3, 32) von medicurrius; vgl. Isidor. Orig. 8, 
11, 45. 

II. Kultus und älteste Überlieferung. 

Nach der Überlieferung wurde dem Mercu- 
rius zu Rom der erste Tempel im Jahre der 
Stadt 259 (= 495 v. Chr.) auf Volksbeschlufs 
nicht von den Konsuln, sondern durch den 
Centurio M. Plaetorius geweiht; erbaut wurde 
er also gleichzeitig oder noch etwas früher 



2803 Mercurius (Tempel in Rom) 

als der ebenfalls am Aventin beim Circus 
maximus gelegene, 496 v. Chr. gelobte und 
drei Jahre später geweihte Tempel der Ceres, 
■welcher später als der erste nicht mehr von 
etruskischen, sondern von griechischen Künst- 
lern ausgeschmückte Tempel galt (s. ob. Bd. 1 
Sp. 862 Z. 39 ff.). Zugleich wurden seine Ver- 
ehrer zu einem collegium, dem der mercatores, 
zusammengefafst und, wie es scheint, die Ge- 
treidezufuhr neu geordnet, da der dedicierende 
Beamte zugleich praefectus annonae werden 
sollte (Li». 2, 27, 5 f. 21,7. Vol. Maxim. 9, 3 6). 
Veranlassung dazu war also jedenfalls Getreide- 
mangel (vgl. oben Bd. 1 Sp. 862 Z. 27 ff.), der 
bekanntlich einige Jahre darauf (262 = 492) 
zu einer schweren Hungersnot ausartete (Liv. 
2, 34. Bion. Hai. 7, 2); diesem sollte durch 
Neuordnung der Zufuhr abgeholfen werden, so 
dafs Mercurius offenbar zuerst als Schützer der 
annona in Rom auftritt. 

Jener erste Tempel lag retro metas Murtias 
(Apul. Metam. 6, 8 S. 395; vgl. Paul. Biac. 
S 148, 10) dem circus maximus gegenüber 
(Övid. fast. 5, 669) am Abhang des Aventin 
aufserhalb des Pomeriums (BecJcer, Handb. 
1 S. 470 f.; vgl. Jordan, Topogr. 2, 529 f. 341 f. 
Gilbert, Gesch. u. Top. d. St. Born 2 S. 251, 1), 
und ist vielleicht aut 
einer Grofsbronze 
des M. Aurelius, der 
ihn wohl wieder her- 
stellte, abgebildet 
(Richter bei Bau- 
meister, BenJcmäler, 
Born S. 1495. Cohen, 
Med. imp* 3 S. 54 
Marc. Aura. 534; s. 
beistehende Abb. 1 
und unten Sp. 2820). 
DieSäulen sind durch 
Termini mit wallen- 
dem Haar ersetzt, 
das Giebelfeld, in 
welchem Schild 




1) Mercurtempel auf einer 

Grolsbronze des M. Aurelius 

(nach Cohen, Med. impp- 3 

S. 54 Marc. Aurel. 534). 



kröte, Hahn, Widder, caduc, Flügelhelm dar- 
gestellt sind, ist gewölbeartig gebildet, doch 
kann dies kaum einen Rundtempel andeuten 
sollen, wie O. Bichter, Topographie von Born 
in I. Müllers Handbuch 3 S. 843f. meint, 
wenn auch nach Serv. Verg. Aen. 9, 406 dem 
Mercurius nur solche geweiht sein sollen. 
An dieser Stelle ist nämlich vorher nur von drei 
Gottheiten die Rede, so dafs eine der vier im 
folgenden genannten im Texte zu streichen 
ist (Jordan, Topogr. 1, 34 Anm. 58). Die In- 
schrift Belig. Aug. u. s. w. bezieht sich viel- 
leicht auf die Wiederherstellung des Tempels, 
s. jedoch unten Sp. 2820. Die erste Weihung 
erfolgte an den Iden des Mai (Ovid. Fast. 5, 
669 f. Liv. 2, 21, 7. Apul. met. 6, 8 S. 395; 
vgl. Martial. 12, 67, 1), welche als ständiger 
Festtag von den mercatores gefeiert wurden 
{Ovid. Fast. 5, 671f. Paul. Biac. S. 148. Flut, 
quaest. Born. 86; vgl. Numa 19, 4), und zwar 
opferte man neben dem Mercurius auch dem 
Iuppiter und der Maia (C 1. L. 1 S. 393: Fast. 
Venus, zum 16. Mai; vgl. 9, 421. Fast. rust. 
und Philocal. zum lö.Mai; vgl. Fast. Tuscul. zum 



Mercurius (kleinere Heiligtümer) 2804 

lö.Mai, CLL. 14,2575; Fast. Caer. zum 16. Mai, 
11 3592. Martial. 7,74, 5. Maerob. Sat. 1,12, 
19 f. Laur. Lyd. de mens. 4, 52 f. — Auch in 
den Fast. Venus, und Caer. gehört die Fest- 
ano-abe eigentlich zum 15. Mai; siehe Mommsen 
im C I. L. l s S. 213. 221. 318). Wie die an- 
geführten Angaben der Kalender beweisen, war 
diese Feier nicht auf Rom beschränkt, ja nach 
Censorin. d. die nat. 22, 12 wäre sogar schon 
10 vor Einführung in Rom der Maia und dem 
Mercurius in Latium ein Maifest gefeiert wor- 
den, wie beide auch sonst im Kulte mit ein- 
ander öfter verbunden waren: zu Pompeji, 
CLL. 10, 885 — 889; zu Lodi vecchio bei 
Mailand, 5, 6354; am Lacus Lemannus, 12, 
2570; vgl. 2557; zu Kreuznach, Brambach, C. I. 
Eli 721; zu Rofsberg in der Pfalz, 1763; zu 
Mertzweiler im Blsafs, 1845; auf Delos, Ephem. 
epiqr 4 76 5, 1408. Bull. d. corr. hell. 1877 285. 
20 1884 94ff. Gewifs richtig meint Preller, Born. 
Myth. 3 2 S. 230, dafs die Verlegung des Mer- 
curiusfestes in den Monat Mai auf der Identi- 
flcierung der Atlantide Mata mit der latinischen 
Frühlingsgöttin Maia beruhe (vgl. Ovid. Fast. 
5 103. Laur. Lyd. de mens. 4, 53), die Iden 
aber gewählt seien, weil dieselben dem Iup- 
piter dem Vater des Hermes -Mercurius, ge- 
weiht waren, der wenigstens in Tusculum be- 
reits als Iuppiter Maius (s. oben Bd. 2 Sp. 6501.) 
30 mit der latinischen Maia in Verbindung ge- 
treten war {Maerob. Sat. 1, 12, 17; die Inschrift 
bei Or.-Henzen 5637 = C I. L. 14, falsae 216 
ist gefälscht). 

Neben dem erwähnten Haupttempel besals 
Mercurius in Rom selbst noch manche kleine 
Heiligtümer; so der Malevolus Mercurius 
eines in der Nähe des Ianustempels (Paul. 
und Fest. S. 160 f.), wo lebhafter Marktverkehr 
stattfand (Bichter bei Baumeister, Benkm., Born 
40 S 1496); der M. Sobrius, wahrscheinlich an der 
via Latina (Orelli-Hemen 5094 = C I. L. 6, 
9714; ebenda 6, 9483; vgl. Paul, und I est. 
S 296 f.), und sein Gegensatz, der M. kpulo 
Euphrosynus (C I. L. 6, 522). Vgl. auch die 
Inschriften C I. L. 6, 514-522 und 3703, wo 
eine ara auf dem Bsquilin angeführt wird 
(vgl. Bullett. d. comm. arch. com. di Borna 1888 
S 228 und danach Mommsen im Hermes 24 
S 155); ferner stand im Tempel der Concordia 
50 ein Mercurbild neben dem Mars des Piston 
(Plin. n. h. 34, 8, 89; vgl. oben Bd. 1 Sp. 2420 
Z 29) sowie am Forum unter den Bildern der 
zwölf Götter (b. d. und unten Sp. 2809), vier 
Mercurii aber standen an den carceres des 
Circus (Cassiodor. Var. 3, 51; Grabrelief bei 
Benndorf u. Schöne, Die ant. Bildw.d. lateran. 
Mus 34). Wahrscheinlich war er auch am Kulte 
des capitolinischen Iuppitertempels irgendwie 
beteiligt (s. unten Sp. 2827). Besonders war 
60 ihm jedoch eine noch jetzt (in der Villa Mattei) 
nachweisbare (Jordan, Topogr. 2, 529 f. 342. 378. 
Laneiani, Le acque in den Mem. d. ac. d. Lincei 
1880 S. 10 f. Bichter bei Baumeister, Benkm., 
Born S. 1520. Gilbert, Gesch. u. Top. d. St. 
Born 3, 264, 5) Quelle vor der Porta Capena 
am Abhänge des Caelius geweiht, mit deren 
Wasser die Kauf leute am 16. Mai sich und ihre 
Waren zu reinigen pflegten (Ovid. Fast. 5, 673 fi.) 



I. 
i 



2805 Mercurius (Opfer; caduoeus) Mercurins (Attribute) 2806 

Abgesehen von den niercatores im allge- gäbe seines Vorgängers Hermes (s. oben Bd. 1 

meinen lag der Kult des Mercur von Anfang Sp. 2365. 2380. 2401. 2427), gegolten zu haben, 

an besonders dem oben (Sp. 2803) erwähnten da er schon auf aes signatum, dem ältesten 

Kollegium , offenbar einer zunftartigen Kult- römischen Gelde, als Symbol erscheint (s. unt. 

genossenschaft ob, die wohl eigentlich den Sp. 2811), und auch der Flügelhut und die 

Namen collegium Mercurialium führte Flügelschuhe (vgl. ob. Bd. 1 Sp.2400) dürften 

I (Cic. ad Quint. fr. 2, 5, 3), aber auch allgemein ihm stets eigen gewesen sein (s. unt. Sp. 2811). 

| als collegium mercatorum (Liv. 2, 27, 5) oder Über die Umbildung des alten Hirten- und 

I cultorum Mercurii bezeichnet wird (s. unten Heroldsstabes zum Scblangenstabe s. ob. Bd. 1 

I Sp. 2824) und als hauptsächlichster Verbreiter 10 Sp. 2427 Z. Uff. Neben ägyptisch-phönikisch- 

|, des Mercurdienstes zu betrachten ist, da sich, karthagischen Symbolen kommt der caduceus 

| wie wir unten Sp. 2824 f. sehen weiden, später auf Votivstelen des Baälchammän vor (s. o 

| auch im übrigen Italien sowie in den Pro- Bd. 1 Sp. 2872 Z. 7 u. Abb. auf Sp. 2869). 

I vinzen wohl nach ihrem Muster gestaltete M. Mayer, Myken. Beitr. II im Arch. Jahrb 

f Verbindungen finden. Es gehörte dasselbe 7, 1892 S. 198 meint, dafs das Prototyp des 

V wahrscheinlich zu den Genossenschaften der caduceus vielleicht in dem vierten Schachtgrabe 

ursprünglich aufserhalb des Weichbildes der zu Mykenai (Schliemann, MyJcenae nr. 451f.) 

Stadt gelegenen Gaue (Jordan, Topogr. 1, 1, 278 und in den Felsreliefs von Ayazeen in Phrygien 

Anm. 43. Gilbert a. a. 0. 2 S. 252, 2); wie (Journ. of hell. stud. 3 S. 9. Atlas Taf. 21 B) 

- auch anderwärts mögen sich eben die fremden 20 vorliege. — Ganz verkehrt ist die Deutung des 

-• Kaufleute zuerst aufserhalb der Mauern, und caduceusb. O.A.Hoffmann,Hermesu.Kerykeion. 

y zwar hier wohl an der porta Capena, angebaut Marburg 1890. — Mercurdarstellungen mit Pe- 

haben, an dem Wege, der nach den für den dum, das zuweilen auch keulenartig gebildet 

älteren römischen Getreidehandel wichtigsten wird, weist Wieseler in d. Abh. d. K. G. d. W. z 

Gegenden (Liv. 2, 34, 4. Dion, Hal.T, 2) führte Göttingen 35 1888, Arch. Beitr. X S. 18 ff. nach. 

und später als via Appia zur Kunststrarse wurde, Später finden sich von den Symbolen des 

da in dieser Gegend Tempel und Quelle des Hermes (s. oben Bd. 1 Sp. 2400 f. 2427) aufser 

Mercur lagen. Auch befand sich nicht weit dem bereits angeführten Bock und Widder 

westlich davon oberhalb des Pons sublicius auf Mercur häufig übertragen die Schild- 

am Forum boarium jedenfalls der Landeplatz 80 kröte (Brambach, C. 1. Eh. 1797. 1813. 1854 

für die Zufuhr aus Btrurien, so dafs hier der C. I. L. 12, 3090. 4136. Collen, Med. imp.* 3 

Haupthandelsverkehr zusammentraf. S. 54 M. Aurel 532—535; vgl. W.Gurlitt, Mer- 

Wie aufserhalb Roms (s. unt. Sp.2824f.), so cur mit Schildkröte in den Arch.-epigr. Mitteil. 

mögen auch in der Stadt selbst an der Spitze aus österr. 2 1878 S. 66f. Taf. 5) und der Hahn 

des Kollegiums magistri oder curatores ge- (Brambach 1847. 1849— 1851. 1854. G. I. L. 12, 

f standen haben, denen die Vollziehung der 1316.3090.4136.5693,1. Cohen a. a. ü. Arch. 

Kulthandlungen oblag. Zeit. 5 1847 S. 10*; vgl. oben Bd. 1 Sp. 2387). 

Das Opfertier des Mercur ist beson- Abgesehen von den dort angeführten Gründen 

ders der Bock (Arnob. 7, 21. CIL. 8, 8246 f.; welche die Beziehung des Hahnes zu Hermes' 

vgl. oben Hermes Bd. 1 Sp. 2399. 2404), der, 40 rechtfertigen sollen, ist noch an den Glauben 

ebenso wie der gleichbedeutende Widder (C.I.Z. zu erinnern, dafs man im Besitze der rechten 

6,516. 12,1316. Brambach, Gl. Bh. 1460), auch von den längsten Schwanzfedern des Hahnes, 

als Attribut neben ihm erscheint (Brambach ähnlich wie mit der Wünschelrute (= y.t]qv- 

1813. 1829. CLL. 12, 3091; vgl. oben Hermes xeiov), jedes Schlofs öffnen könne und selbst 

Bd. 1 Sp. 2378. 2395 und Wieseler, Jahrb. d. V. unsichtbar werde, sowie dafs der Hahnenruf 

v. A. im Bheinl. 37, 126 ff.). Dagegen erhält er einen ausbrechenden Brand oder den Tod eines 

das Opfer eines Kalbes bei Ovid. Met. 4, 755; Menschen ankündige (Lucian.somn.s.gall.<28f 

vgl. o. Bd. 1 Sp. 2397 Z. 55, und C. I. L. 12, 1316 Betron. sat. 74), vgl. Grimm, Deutsche Myth.* 1 

ist auf einem Mercuraltar ein mit einer Opfer- S. 558 und Nachtr. S. 192. E. H. Meyer, 

binde geschmücktes Schwein dargestellt. Als 50 Germ. Myth. § 149. Ferner ist noch auf die' 

Trankopfer diente, wie bei anderen Göttern, Inschrift eines Grabmals der Flavier in Cillium 

gewöhnlich Wein, nur der Mercurius Sobrius bei Tunis (C. I. L. 8, 213, 13 ff.) hinzuweisen, 

(zu Rom, Orelli-Eenzen 5094 = C. I. L. 6, nach welcher auf der Spitze des hohen Bau- 

9714. 6, 9483, und in der civ. Vazitana Sarra Werkes ein Hahn, doch wohl als Windfahne (Jahn 

der prov. proconsul. in Africa, Ephem. epigr. in d. Ber. d. sächs. Ges. d. W. 2 1850 S. 195), 

5, 1212) erhielt statt dessen Milch (Fest. u. angebracht war, ein Brauch, der sonst für das 

Paul. S. 296 f.), ein Brauch, der wohl eigent- Altertum noch nicht erwiesen ist (Grimm, 

hch den Hermes vö/juog (s. 0. Bd. 1 Sp. 2378 D. M. i 1 S. 558f.). Aufserdem ist der Hahn, 

Z. 36) anging. Bei Handelsgeschäften wurde dem ebenso wie Bock und Widder, nur Symbol der 

Mercur zuweilen ein bestimmter Gewinnanteil 60 Fruchtbarkeit und deshalb den chthonischen 

als Opfer versprochen, so z. B. ein Tausendstel Göttern überhaupt heilig (s. oben 2 Sp. 1336, 

bei Betron. Sat. 67. Auch findet sich, abge- 39ff.); vgl. Athen. 9, 46 S. 391 d, e und 9, 16 

sehen von Standbildern und Altären, eine S. 373 f. Colum. 8, 2 u. 11. 

Votivhand mit Geldbeutel und Dedikations- Eine gröfsere Zahl Symbole zusammen er- 

mschrift (C. I. L. 12, 5951). scheinen bei Fulgent. myth. 1, 21. Mythogr. 

Als Symbol des Mercur scheint in La- Vat. 3, 9, 3. Albric. de deor. imag. 6. Mont- 

tium von Anfang an der caduceus, der faucon, L'antigu. expl. 1 Taf. 72; vgl. ob. Bd. 1 

Stab des Glückes, die charakteristische Bei- Sp. 2427 Z. 41 ff. 



2807 Mercurius (Attribute) Mercurius (Herkunft) 2808 

Vereinzelt kommt das auf die Palästra be- licher, dafs dieses Symbol, das übrigens auch 

zügliche Gefäfs, zuweilen mit schlangenum- bei dem etruskischen Turms (s. d.) nicht vorzu- 

wundenem Zweige und Blumen darin, vor kommen scheint, schon auf griechischem Boden, 

(G. I. L. 12, 1316. 4136. Relief von Neuwied und zwar speziell dem Hermes efinoXaioq, dyo- 

nach Wieseler in den Jahrb. d. V. v. A. im Rh. gaiog (s. oben Bd. 1 Sp. 2381 Z. 49ff.; Sp. 2391 

37, 103 ff. S. Abb. 4), wie auch Mercur selbst Z. 29 ff.), statt des Füllhorns, das er z. B. auf 

eine Schlange fütternd oder mit einer Eidechse dem Markt zu Pergamon trug (Conze, Sitz.- 

dargestellt wird (E. Wagner, Statuette d. M. aus Ber. d. K. Preufs. A. d. W. 1884, 17. Januar 

Eutingen bei Pforzheim in den Jahrb. d. rheinl. in der Berl.phil. Wochenschr. 1884, 9 Sp. 284 f.), 
Altertums fr. 68 1880 S. 69 f. Taf. 1; vgl. oben 10 zuweilen beigegeben und in Rom nur des- 

Bd. 1 Sp. 2415 Z. 18 ff. — A. Mainardi in dem halb so bevorzugt worden ist, weil es der 

Bullet, d. Inst. arch. 1841 S. 137 ff). Dem römischen Auffassung des Gottes am meisten 

Hermes 9vgatog (s. ob. Bd. 1 Sp. 2354 Z. 26), entsprach. Wenn dasselbe in Griechenland 

OTQotpaios oder ngonvXaiog (s. ob. Bd. 1 Sp. 2383 ganz unbekannt gewesen wäre, würde doch 

Z. 45 ff.) dürfte die neben anderen Symbolen auch schwerlich der athenische Künstler 

erscheinende Thür (G. I. L. 12, 1316) gelten. Eucheir, obwohl er in Rom arbeitete, einem 

Dem Gotte der Diebe sollen die Fingernägel für die Pheneaten bestimmten Hermes gerade 

geweiht gewesen sein, daher diese am Mitt- den Beutel gegeben haben (s. ob. Bd. 1 Sp. 2424 

woch, dem dies Mercurii, nicht geschnitten wer- Z. 2 ff.; vgl. auch Sp. 2417 Z. 48 ff.). Vgl. auch 
den durften (Auson. Egl. [5] 18 f.). Über die 20 die Inschrift 'EpfMJ]; caMofqpögos? über der 

Beigabe fabelhafter Meerwesen, eines Storches Darstellung eines beuteltragenden Hermes aus 

oder eines Hundes s. unt. Sp. 2817. 2816. 2827. Kyzikos (Mordlmann, M. B. A. I. 10, 1885 

Später findet sich neben dem zum unver- S. 201 f. nr. 33). In der Kaiserzeit erscheint 
ständlichen Symbol gewordenen caduceus der der beuteltragende Hermes auf Münzen von 

Zauberzweig wiederholt (Apul. met. 10, 30 Seleukia, Hyrgalea, Sillyon, Kibyra (Imhoof- 
S. 737 vgl. 11, 10 S. 775. Münzen von Alexan- Blumer, Griech. Münz. nr. 512. 710. 476a. 659). 

dria aus der Zeit des Antoninus Pius und der Einmal sitzt auf dem Beutel ein geflügelter 

folgenden Kaiser bei Eckltel, D. N. V. 4 S. 68; Knabe d. i. Amor (Statue aus Augsburg, O. I. 

vgl. Serv. Verg. Aen. 4, 242. Arch. Zeit. 5 (1847) L. 3, 5792) ; das Ausschütten des Beutels in den 
S. 10*; Gemmen bei Montfaucon, L'antigu. expl. 30 Schofs der Ge -Demeter (Müller- Wieseler, D. d. 

1 Taf. 72, 1. 73,6), der auf einem etruskischen a. K. 2, 30, 330) bezieht sich möglicherweise 

Spiegel dreiblätterig gebildet ist (Gerhard, Etr. auf Getreidehandel (oder auf das Vergraben 
Sp. 298; vgl. oben Bd. 1 Sp. 2401 Z.46ff. und des Gewinnes in den Schofs der Erde? R.). 



III. Herkunft des Mercurius. 



Wieseler, Arch. Beitr. 1 S. 18 in d. Abh. d. K. 
G. d. Wiss. zu Göttingen 35 1888). Auf einer 
etruskischen Cista (C. I. L. 14, 4106; vgl. eine Bei Entscheidung der Frage nach dem Ur- 
ähnliche Darstellung auf einem Spiegel bei sprung des Mercur sind zunächst die ange- 
Gerhard Taf. 235, 1) hält Mircurios eine Wage, führten Thatsachen in Betracht zu ziehen. In 
auf der er das Schicksal zweier Kämpfer ab- späterer Zeit wird derselbe, wie schon ange- 
wägt (s. oben Sp. 1143); dagegen ist die Wage, io deutet, durchaus mit dem griechischen Hermes 
welche er auf Gemmen führt (Berliner Samm- identifiziert, der aber freilich nie so ausschliefs- 
lung Klasse III nr. 897), wohl sicherlich als lieh Handelsgott gewesen ist. Dieser Bchein- 
Werkzeug des Marktverkehrs aufzufassen, wenn bare Widerspruch schwindet jedoch, wenn wir 
sich diese Vorstellung auch aus jener ent- bedenken, dafs sein Kult offenbar durch Kauf- 
wickelt haben sollte (umgekehrt E. Curtius, leute nach Latium und Rom verpflanzt wurde, 
Arch. Zeit. 1876 S. 5). die ihn natürlich vor allem von dieser Seite 
Zweifelhaft ist noch der Ursprung des in auffafsten. Auf Identität beider deuten, wie 
römischer Zeit aufserordentlich häufigen Sym- schon oben erwähnt, bereits in der ältesten 
bols des Beutels (Persius sat. 6, 62), in wel- Zeit besonders der caduceus (s. unt. Sp. 2810, 
chem bisweilen Münzen sichtbar sind (Wieseler 50 2811), bei welchem das Alter der Entlehnung 
a. a. 0.). Oben Bd. 1 Sp. 2426 wird die Ent- durch die stark umgebildete Form des Wortes 
stehung desselben nach Rom verwiesen*), der bestätigt wird, sowie die im Kulte und in der 
bestimmten Erklärung von Friederichs, Berl. Wahl des Festtages hervortretende Verbindung 
ant. Bildw. 2 S. 408, 2 in betreff der Statue mit Maia und Iuppiter (g. oben Sp. 2804), die 
im Theseion (s. oben Bd. 1 Sp. 2426 Z. 26 ff.) doch nur bei ursprünglicher Entlehnung zu 
gegenüber, sowie in Rücksicht auf die oben verstehen ist. 

Bd. 1 Sp. 2348 Z. 65 ff. angeführte athenische Für diese Annahme griechischen Ursprungs 

Bronzemünze und die griechische Bleimarke spricht aber auch der Umstand, dafs gleich- 

(Bull. de corr. hell. 8 Taf. 1, 2 S. 5 und danach zeitig zweifellos griechische Korn- und Wein- 

Schreiber, Kulturhistor. Bilderati. Taf. 61, 16) 60 gottheiten auf den Rat der sibyllinischen 

eines yqcuLpaxsvg ßovXijg, welche in der Rechten Bücher in Rom eingeführt wurden (s. oben 

des Hermes gleichfalls den Beutel deutlich Bd. 1 Sp. 862 Z. 30 ff.), zu denen Hermes 

erkennen läfst, ist es aber doch wahrschein- als Schützer der Getreidezufuhr in naher Be- 
ziehung steht, wie auch Mercurs Verbindung 

*) Th. Schreiber, Die alexandrin. Toreutik 1 S. 187 er- mit Cereg j m l ec tisternium der ZWÖlf Götter 

klärt den Beutel für ein neues alexan drinisches Attribut ; .j. _ 9 in q\ Ko pi-«f Hofa aoin TCiilfr crlpiph- 

dagegen meint Furtwängler in der Berl. Phil. Wochenschr. «,,'■»' ■, ' -i- •-. ■,-,•'• ■, t»« i i_ j. 

1895, 26 Sp. 816, dara die Metaiigefäfte, auf denen er felis durch die sibyllinischen Bucher geboten 

vorkommt, erst in römischer Zeit gefertigt seien. worden sei, ist nicht überliefert, doch wurde 



2809 



Mercurius (Herkunft) 



Mercurius (Herkunft) 



2810 



399 v. Chr. bei Hungersnot und Fest nach 
ihrem Befehl das erste leotisternium in Rom 
dem Apollo und der Latona, der Diana und 
Hercules, dem Mercurius und Neptunus nach 
griechischem Ritus bereitet (Liv. 5,13,6. Dion. 
Hai. exe. 12, 9; vgl. ob. Bd. 1 Sp. 447 Z. 28 ff.). 
Auch später behält er seine Stelle (Ennius 
ann. fr. 15, 6 v. 426 f. Müller bei Apul. de deo 
Soor. 2 u. Mart. Cap. 1, 42. Heibig, Wandgem. 
nr. 7, 12) in dem aus Griechenland übernom- 
menen System der zwölf Götter (s. d.), die im 
Gegensatz zu den alten ländlichen Gottheiten von 
Varro de re rust. 1, 1, 4 als dei consentes und 
urbani bezeichnet werden (vgl. Augustin. d. c. d. 
7, 2, wo ihn Varro unter die dii selecti rechnet) 
und am Forum, wahrscheinlich nach dem Vor- 
bilde einer süditalischen Stadt oder auch Athens, 
aufgestellt waren (Preller, Böm. Myth." 1, 68. 
Jordan ebenda S. 69, 1). Dafs Mercur aber 
noch zu Plautus' Zeit in Rom als fremde Gott- 
heit galt, beweisen gerade die Worte, mit 
denen er sich im Amphitruo v. 11 f. den Zu- 
schauern vorstellt: 
„Nam vos quidem id iam scitis concessum 

et datum 
Mi esse ab dis aliis, nuntiis praesim et 

lucro." 
Für die Frage, aus welcher Gegend 
der Hermeskult als Mercurkult nach 
Rom eingeführt worden ist, kommen 
die italischen und vielleicht die sicili- 
schen Kultorte des Hermes in Betracht, 
schwerlich diejenigen des mit diesem ver- 
wandten etruskischen Turms. 

Hermeskult findet sich, wie die Münzen 
beweisen, hauptsächlich in Küstenorten, und 
zwar in Sicilien nur in solchen der Nord- 
und Ostküste, wozu nur Enna auf dem Haupt- 
verbindungswege beider Gegenden im Innern 
kommt (s. oben Bd. 1 Sp. 2358 Z. 33 ff.). 

In Unteritalien sind zu nennen am Golfe 
von Tarent: Metapontum und Siris (s. oben 
Bd. 1 Sp. 2358 Z. 13 ff.); auf der Westküste: 
Rhegium (s. oben Bd.l Sp. 2358 Z. 21 ff. und 
Catal. of the gr. coins in the Brit. Mus., Italy 
S. 384, 108f.), Hipponium (ebenda S. 357, 1—6. 
363, 34 und oben Bd. 1 Sp. 2358 Z. 19), Elea 
oder Velia (Münzen mit caduc, Catal. S. 315, 
105 — 108), Neapolis (ebenda S. 117, 248 vgl. 
399, 1); in Etrurien dagegen nur Populonia 
(s. oben Bd. 1 Sp. 2358 Z. 58ff. Samwer-Bahr- 
feldt, Gesch. d. älteren rö'm. Milnzw. in d. Wiener 
numümat. Zeitsehr. 15 (1883) S. 43) und aufser- 
dem einige Münzen unbestimmter Herkunft 
(Catal. S. 13, 5 — 9). In das Innere ist der 
Hermeskult nur in Mittelitalien eingedrungen, 
und zwar finden sich an der Südgrenze von 
Latium Münzen in Teanum Sidicinani (oskische 
Inschrift, Hermeskopf mit Flügelhut und cad., 
Catal. S. 399, 1) und in Suessa Aurunca (ebenda 
S. 125, 17—22), dann am Treros oder Tolerus, 
dem Hauptnebenflufs des Liris, dessen Thal 
wohl den Handelsweg bildete, in Signia (Kopf 
mit Petasus, cad. und Delphin, Catal. S. 44, 
1—3) und in der Nähe der Lirisquelle in Alba 
Fucentis (ebenda S. 44, 2 f.); ferner im Fren- 
tanergebiet (S. 69 f., 1 — 3) und in Venusia 
(S. 151, 17 f.). Sonst zeigt sich nur noch in 



Asculum in Picenum oder Apulien der caduceus 
auf aes grave (S. 40, 6. 7) , wie er auch auf 
ihrem Ursprung nach nicht genauer bestimm- 
baren Münzen dieser Art in Mittelitalien er- 
scheint (S. 49, 14 — 17 vgl. S. 61, 50f.; caduc. 
neben einer Sichel S. 60 f., 12—14). Besonders 
merkwürdig sind endlich mehrere alte schwere, 
ebenfalls Mittelitalien angehörige Asses, welche 
auf der Vorderseite den bartlosen lanuskopf 

10 (vgl. die Münzen von Volaterrae, Catal. S. 9 ff. 
und ob. Bd. 2 Sp. 51 u. 28), auf der Rückseite 
den Hermeskopf mit geflügeltem Petasus, ein- 
mal neben einer Sichel, tragen (Catal. S. 48 
111,1—3. S. 49 IV, 1). Diese Münzen scheinen 
den altitalischen Gott des Geschäftsverkehrs 
Ianus (Preller, Born. Myth. % 1 S. 178 und oben 
Bd. 2 Sp. 24) mit dem neu eingeführten' grie- 
chischen Handelsgott in Verbindung zu setzen, 
wie ähnlich Ianus -Portunus durch den phöni- 

20 kisch- griechischen Melikertes hie und da ver- 
verdrängt wurde (Preller, B. M. 3 1 S. 177). 

Dabei scheint die Verbindung mit der Sichel 
speziell auf den auch für Rom wichtigen Ge- 
treidehandel zu deuten, was ein anderes altes 
schweres Halbas ungewisser Herkunft (Catal. 
S. 57, 12) dadurch ausdrückt, dafs es den cadu- 
ceus aus einem Gerstenkorn emporsteigen läfst ; 
vgl. den caduceus zwischen einem Olivenzweig 
und einem Gerstenhalm (Öl- und Getreidehandel) 

so auf einer späteren Münze von Tyndaris in Sici- 
lien (Cntal, Sicily S. 236, 14) und den cad. neben 
einer Ähre auf Münzen des C. Norbanus bei 
Bdbelon, Monn. d. I. rep. Born. 2 S. 259 Norbana 
1. 2 u. ob., Bd. 1 Sp. 2377 Z. 11. Sp. 2394 Z. 7. 
Diese Übersicht läfst ziemlich deutlich den 
Weg verfolgen, welchen die Ausbreitung 
der Hermesverehrung in Italien ge- 
nommen hat. Von der Ost- und Nordküste 
Siciliens wandert er mit seinen Attributen, dem 

40 Schlangenstabe (dorisch kuqvxiov genannt) 
und dem Flügelhute, an der Westküste Italiens 
nördlich bis zur Mündung des Liris, dringt 
dann diesem und dessen Nebenflufs Tolerus 
folgend ins innere Latium, wo sich der Hermes 
sttnoJiuiog in den Hermes Mirqurios und ab- 
solut Mercurius (s. oben Bd. 1 Sp. 2381. 2426; 
vgl. den Vorgang bei der fast gleichzeitigen 
Einführung der Ceres, oben Bd. 1 Sp. 862, und 
des Apollon, Bd.l Sp. 446), das xccqv-xiov in 

50 das im Volke gebräuchliche caduceum verwan- 
delt haben wird.*) Wahrscheinlich war der 
im Handel wirkende Thätigkeitsgeist, der Geist 
der mercatura oder merx, bereits früher als 
Indiges Mercurius genannt worden, wenn auch 
sein Vorkommen in den Indigitamenta nicht 

*) Ist auch ein direkter Übergang von r in d sonst 
nicht sicher naohweisbar, so steht doch mehrfach alt- 
latüinisohem , umbrischem und volskischem r später ein 
lateinisches d gegenüber (Corssen, Ausspr* 1 S. 238 ff.), 
60 Im Volskerlande oder im eigentlichen Latium selbst erst 
dürfte also die Umwandlung, bei welcher vielleicht noch 
eine Volksetymologie mitwirkte, stattgefunden haben, da 
bei einem solchen Lehnwort nicht in Betracht kommt, 
dafs bei den Bildungen , an welche es sich anschliefst, 
d etymologisch eigentlich älter ist. Ähnlich wird in einer 
neueren Inschrift in der Via di Marforio nr. 49 dieser 
selbst Marfodlus genannt, der Käme aber dennoch von 
Martis forum abgeleitet. Vgl. auch G. M[eye]r im Lit. 
Cenlr. 1892, 21 Sp. 752. 0. Keller, l.at. Yolksetym. 41. 



2811 Mercurius (auf alt. röm. Münzen) 

bestimmt zu erweisen ist (s. o. Bd. 2 Sp. 147. 
150. 152 und Tgl. Aeseolanus, Argentinus, 
Pecunia, Luerii, ebenda Sp. 190. 193. 213. 203). 
Erst durch die Gleichsetzung mit Hermes 
hat er seine göttlich-individuelle Gestalt er- 
halten. Dafs Mercurius nun in Latium schon 
Gott der Handelsschiffahrt ist, beweist der sonst 
in dem Landstädtchen Signia (s. oben Sp. 2809) 
ganz unverständliche Delphin (vgl. unt. Sp.2812 
den etruskischen Spiegel). So finden wir ihn 
auf Denkmälern als Mirqurios zuerst, d. h. wohl 
im 4. oder 3. Jahrhundert v. Chr. {Gerhard, Etr. 
Sp. 3 S. 182), in Praeneste, zwar auf den oben 
Sp. 2802 erwähnten Werken etruskischer Tech- 
nik, aber durchaus von Gestalten der griechisch- 
römischen Mythologie umgeben, neben Alixen- 
trofs], neben Iuno, Iovos, Hercle, Apolo, Leiber, 
Victoria, Menerva, Mars, Diana, Fortuna und 
neben Micos (= Amicos = Patroklos?), Aciles, 
Victoria, Herdes, Diespiter, Iuno, Iacor (= Hec- 
tor?, Memnon?), Aiax, Vertus (C. I. L. 14, 4099. 
4105 f.). Vgl. auch 14, 2896 und die sehr alte 
Inschrift zu Forum novum im Sabinerlande, 
9, 4775, sowie den Kult in Tusculum, Venusia 
und Caere (s. oben Sp. 2803 f.). 

Durch den mit der Lirisebene und Cumae 
betriebenen Getreidehandel (Liv. 2, 24, 3. Dion. 
Hai. 7, 2) gelangte Mercurius schon im Anfang 
des 5. Jahrhunderts v. Chr. nach Rom, wobei 
die aus dem äolischen Cumae stammenden 
sibyllinischen Sprüche unterstützend mitge- 
wirkt zu haben scheinen (s. oben Sp. 2808). 

Dem entsprechend schliefsen sich die äl- 
testen römischen Münzdarstellungen 
des Hermes -Mercur genau an die erwähnten 
griechisch -italischen Vorbilder an, wie ja auch 
alle anderen älteren römischen Münztypen nur 
Nachbildungen griechischer Muster sind (Babe- 
lon, Monn. d. 1. rep. Rom. Einl. S. 11 f.). 

Der caduceua findet sich in der gewöhn- 
lichen Form schon auf dem ältesten mit Münz- 
zeichen versehenen römischen Gelde, dem aes 
signatum (Babelon a. a. 0. Einl. S. 4; vgl. S. 12 
und den caduc. über einem Rind, 1, 1, 14 S. 17 
aus der Zeit zwischen 317 — 211 v. Chr.). Vgl. 
oben Sp. 2810. 

Der Mercurkopf mit Flügelhut ist der 
stehende Typus des Sextans; die Rückseite 
zeigt, wie bei allen älteren Kupfermünzen, 
stets — wohl als Wahrzeichen der Stadt Rom 
— ein Schiffsvorderteil (Babelon a. a. 0. Einl. 
S. 7 ff. 11. Samwer -Bahrfeldt, Geschichte d. röm. 
Münzic. in d. Wiener numismatischen Zeitschr. 
15 (1883) S. 22; vgl. oben Bd. 2 Sp. 24). Bei- 
stehend ist ein der Zeit zwischen 338 bis 
268 v. Chr. angehörender Sextans, aes grave 
des vollen Gewichts, nach Babelon a. a. 0. 
1, 1, 55 S. 36 abgebildet; s. Abbildung 2. 
(Samwer - Bahrfelät a.a.O. S. 43 setzt dagegen 
den Beginn der Herstellung des römischen 
Schwerkupfers um 350 v. Chr.). Ein solcher 
nach dem Fufse des as trientalis (268 — 217 
v.Chr.) findet sich ebenda 1,2,18 S. 46; siehe 
Abbildung 3. Die Rückseite trägt hier die In- 
schrift Roma über der prora. Ähnlich Bind 
die bei Babelon 1, 2, 30 S. 52; 44 S. 60 ab- 
gebildeten Sextanten, sowie die in den An- 
merkungen angeführten zahlreichen Abarten 




2) Sextans mit Mercurkopf 

(nach Babelon, Monn. d. la rep. 

Rom. 1, 1, 55 S. 36). 



Mercurius (auf alt. röm. Münzen) 2812 

dieses Typus, die zum Teil schon Wappen 
uud Monogramme der die Prägung ausfüh- 
renden Beamten oder des Münzortes zeigen. 
Auch die nach dem Fufse des as uncialis und 
semiuncialis ge- 
schlagenen Sex- 
tanten aus der 
Zeitvon217-154 
v. Chr. und von 

10 da bis zum Ende 
der Republik 
bieten dieselben 
Münzbilder (Ba- 
belon a. a. 0. 1, 2, 
53 S. 64 und Einl. 
S. 16), nur kommt 
der ausgeschrie- 
bene Beamten- 
name auf der 

20 Rückseite hinzu. 
Auf all diesen 
Münzen ist der Gott jugendlich bartlos, mit 
Flügelhut, durchaus nach Art des griechischen 
Hermestypus der völlig freien Kunst gebildet, 
vgl. Samwer- Bahr feldt a. a. 0. S. 33 ff. Über 
oder unter dem Kopfe bezeichnen zwei Punkte 
dieselbe als Sextans. 

Verhältnismäfäig selten erscheint Mercur 
dagegen auf älteren Münzen anderer Art; so 

30 auf Assen von Ardea (Babelon Einl. S. 7) , auf 
einem Quadrans ein 
Sextanstypus mit 

Münzstättenzeichen T 
zu Wien (Samwer - 
Bahrfeldt a. a. 0. Taf. 
4, 15 S. 215), auf De- 
naren der gens Ma- 
milia, die ihr Ge- 
schlecht auf Telego- 

40 nos, den Gründer von 
Tusculum, und durch 
diesen auf Odysseus 
und Hermes zurück- 
führte, etwa 84 v. 
Chr. (Babelon 2 Ma- 

milia 6 S. 173), und auf Sesterzen aus der Zeit 
von 49 bis 43 v. Chr. (Babelon 1 Antra 5 S. 156 ; 
2 Papia 5—7 S. 284f.; Sepullia 11. 12 S. 441; 
Vibia 21 S. 547). 

50 Bemerkenswert ist ein Doppelkopf des Her- 
cules und des Mercur, der Götter der Palästra 
(s. oben Bd. 1 Sp. 2344 Z. 24, Sp. 2358 Z.36ff. 
Sp. 2368 Z. 60ff.), auf einem As der gens Rubria, 
etwa 83 v. Chr. (Babelon 2 liubria 6 S. 408); 
vgl. caduc. und Keule (Cohen, Med. imp. 2 
2, 355. 879), Cic. ad Alt. 1, 10, 3. Visconti, 
Mus. Pio-Clem. 6 Taf. 13 S. 88 ff.; s. Herm- 
athene. 

Trotz der Wahrscheinlichkeit, dafs Mercur 

60 auf dem bezeichneten Wege nach Rom ge- 
kommen ist, dürfte doch auch die Mög- 
lichkeit einer Einwirkung von Etru- 
rien aus nicht ganz auszuschliefsen sein. 
Hier erscheint nämlich Hermes, der oft durch 
den einheimischen Namen Turms (s. d.) oder 
Turmus bezeichnet wird und zuweilen den 
Widder oder den Hahn, einmal (Gerhard, 
Etr. Sp. Taf. 71, 7) den Delphin, wie auf den 




3) Sextans mit Mercurkopf 
(nach Babelon, Monn. d. I. 
rep. Rom. 1, 2, 18 S. 46). 



2813 Mercurius (Handelsgott) Mercurius (Handels- u. Glücksgott) 2814 

Münzen von Signia (s. oben Sp. 2809), als der seinen Kult überall einführenden und 
Symbol neben sich hat, ganz in dem griechi- pflegenden Kaufleute erschien; er war einer- 
schen und später auch römischen Typus (vgl. seits Gott des Handels, des Glücks 
ob. Bd. 1 Sp. 2423 Z. 28ff.; über Münzen vgl. und seiner Gaben (Horat. sat. 2, 3, 25; 
Beecke bei Müller, Etrusk. i 1 S. 384. 386. 430; vgl. 68. 6, 5. Ovid. Fast. 5, 671f. Persius 
2 S. 74; ähnliche Darstellungen auf etruskischen 5, 112 und Schol. Petron. sat. 77. Arnob. 3, 
Skarabäen aus der ersten Hälfte des 5. Jahr- 32. Serv. Verg. Aen. 6, 714. 8, 128. Fulgent. 
hunderts v. Chr. erwähnt F. Back in Fleck- tnyth. 1, 18 ff. Myth. Vat. 3, 9, 1. 3), anderer- 
eisens Jahrb. 135 (1887) S. 433 ff.; vgl. ob. Bd. 1 seits Schutzherr aller Reisenden zu Land und 
Sp. 2406 Z. 3lff.). Die etruskische Kunst ist 10 zur See (s. unten Sp. 2816). Neben den übrigen 
eben von der griechischen und von jener wieder von Hermes übernommenen Symbolen führt er 
die römische abhängig. deshalb auf italischem Boden und im ganzen 
Ein Hauptberührungspunkt zwischen lati- Bereiche des römischen Handels den Geld- 
nischer und etruskischer Kultur scheint nun beutel als wesentlichstes Attribut (s.o. Sp. 2807), 
gerade Praeneste gewesen zu sein, wo Mercur- und mehrere Beinamen bezeichnen ihn unmittel- 
darstellungen zuerst auftreten, und für die bar als Handelsgott. Er heifst geradezu 
Zeit der Aufnahme seines Kults ist auch für negotiator (Brambach, C. I. Eh. 1460. Orelli 
Etrurien Getreidehandel mit Rom bezeugt 1410. C I. L. 12, 4331?. 5687, 10?. 2595?)*), 
(Liv. 2, 34, 5). Gleichwohl scheint an der Ein- mercator (Brambach 1668, wo dies nach Premier 
führurtg des Hermes -Mercur aus Grofsgriechen- 20 bei Bursian, Jahresber. Bd. 25 S. 460, an Stelle 
land festgehalten werden zu müssen, da im von Merdus zu lesen ist) und nundinator 
Kulte jedenfalls von Anfang an seine rein (Brambach 1508); wahrscheinlich ist er auch 
griechische Mutter Maia beteiligt war und unter dem genius commercii (oben Bd. 1 Sp. 903 
: sein Vater Zeus - Iuppiter mit übernommen Z. 63) und dem genius tabulariovum , dein ein 
wurde, wie die Ansetzung des Festtages an- Mercurialis librarius eine Inschrift weiht 
deutet (s. oben Sp. 2804). Auch findet sich (Brambach 696), zu verstehen. Sicher aber 
kein Zug im Wesen des latinischen Handels- ist er als Handelsgott aufzufassen, wenn Kauf- 
gottes, der nicht unmittelbar auB dem seines leuto als Dedikanten erscheinen, wie CLL. 5, 
griechischen Vorgängers erklärlich wäre, wäh- 7145; 12,2490.2689. 2 Suppl. 5929. Brambach 
rend die etruskischen Darstellungen keinen 30 95G. 1703, die sich zuweilen ausdrücklich als 
Anhalt dafür bieten, dafs Turms überhaupt Mercuriales bezeichnen, G.I. L. 9, 1710, und ähn- 
als Handelsgott betrachtet worden ist. lieh ein nummularius, 9, 1707, beide aus Bene- 
Als Beiname erscheint bei diesem nur Aitas vent; vgl. den nummularius a Mercurio Sobrio 
(Gerhard, Etr. Sp. 3 S. 223 f. A. 272. Beecke bei zu Rom (Orelli- Heneen 5094 = C. L L. 6, 9714); 
Müller, Etr} 2 S. 74), welcher auf Hermes chtho- oder wenn das Bild des Mercurius Augustus in 
nios zu beziehen ist (s. oben Bd. 1 Sp. 1806 Z. 19 einer Auktionshalle aufgestellt (C. L. L. 9, 3307) 
und Aita im Nachtrag); einmal (s. ob. Sp.2807) und an der Aufsenseite von Häusern der merca- 
^ führt er zwar eine Wage, benutzt dieselbe tores angebracht wird (s. o. Bd. 1 Sp. 2428). Das- 
| aber zum Abwägen der Schicksalslose zweier selbe ist der Fall, wenn eine bronzene Mercur- 
Helden, sodafs er auch hier als Unterwelts- 40 büste als Schnellwagengewicht verwendet wird 
gott erscheint. Überhaupt begann gerade im (E. Babelon, Le cab. d. antiques ä la bibl. nat. 
5. Jahrhundert der griechische Einflufs den Taf. 39 S. 128). Dagegen scheint Mercurius 
etruskischen in Rom zu verdrängen (s. oben lan[arius?] (C. I. L. 10, 5678) speziell als 
Sp. 2803 Z. 5); jedenfalls gehen die ältesten Schützer des Wollhandels zu gelten, vgl. ZV- 
römischen Münzen direkt auf griechische Vor- tull. de pall. 3.**) 

bilder zurück (Samwer-Bahrfeldt, Geschichte Da aber bei allem Handel die Hauptsache 

der älteren römischen Münzwerke in der Wiener der zu erzielende Gewinn ist, so ist Mercur 

numismatischen Zeitschrift 15 (1883) S. 22 ff. auch einer der dei Lucrii (Arnob. 4, 9) und 

43f.). lucrorum potens et conservator (CLL. 5, 6594. 

50 6596; vgl. Orelli- Hernien 4329. Mythogr. Vat. 

IV. Wesen und Bedeutung des Mercurius. 3, 6, 8 und C L. L. 6, 520, wo freilich an seiner 

A. Volkstümliche und kultgemäfse Auffassung. s . te , lle He . rme * S™™* wird), und es erhält 
.. sich so in ihm überhaupt die seinem Vor- 
a) Ältere Form. ganger Hermes innewohnende Eigenschaft des 
In Rom ist also Mercur zuerst als Schutz- Glücksgottes (s. ob. Bd. 1 Sp. 2379ff.). Da- 
gott der Getreidezufuhr und der diese ver- her findet sich ein Mercurius felix negotiator 
mittelnden Kaufleute eingeführt worden, und oder nundinator (C. L. L. 12, 5687, 10), oder 
als Spender des Gewinnes erscheint er im einfach Mercurius felix (Brambach 916, und 
wesentlichen auch noch bei Plautus (Amphitr. eine Münze des Postumus bei Eckhel, 7). N. V. 7 
prol. 1 — 14); denn auch als Götterbote und co S. 445 = Cohen, Med. imp. 2 6, 36 Postume 192; 
Diener des Iuppiter, als welchen er sich neben- 
bei mit Rücksicht auf den Inhalt der Komödie *) Ein von Boissarä gefälschter Inscliriftstoiu linflndvt 

bezeichnet, will er vor allem Vorteilhaftes mel- aich im Stadtmuseum zu Metz (llettner im Arch. Am. 4, 

den (vgl. unten Sp. 2816). Doch auch in spä- 18SI) s - 179 >- . , 
j. n '1 i • • j Tr j. n 1 •• . "*) Wenn bei Darstellungen des Mercur mit dem 

terer Zeit scheinen in der Vorstellung des ro- ' , " , * . ° . „ , , ,,.,, f 

. . TT „ ,. „.. . ° TTr BaccliUBkaaben auf dem Arme letzterer den llmitel hält, 

mischen \olkes nur die Zuge seines Wesens 80 iat nach ße „„ rfor/3 Ansioht nichts weiter wie der Wein 

Bedeutung behalten zu haben , durch welche im IIan(l6 i gemeint (EeUna; Die rCm. Steindmkm. tu Trier 

er als Schutzgott (vgl. Plaut. Casin. 2, 3, 21) nr . 08). 



2815 Mercurius (Glücksgott) Mercurius (Friedensgott) 2816 

vgl. Fortuna felix oben Bd. 1 Sp.1512 Z. 41 ff.) gesimae (C. I. L. 12, 5362) und vielleicht in 

und in besonders charakteristischer Auffassung Rücksicht auf die manumissio censu die eines 

zu Pompeji (C. I. L. 4, 812), wo neben einem Freigelassenen libertatis causa {CLL. 5, 6574; 

Mercurbild mit caduc. und Geld beutel die In- vgl. 12, 10.81. 1314. Brambach 1325. 1327), wenn 

schrift steht: Mercurius \ felix CCC|000XXX. nicht eher an einen Freikauf, wie er z.B. bei 

In ähnlichem Sinne hält Felicitas den Apollon (Preller, Gr. Myth.* 1, 1, 247, 2;' vgl. 
caduc. neben dem Füllhorn auf Münzen des die zahlreichen neuerdings zu Delphi gefun- 
Galba, Titus, Domitianus und anderer (Cohen, denen Inschriften dieser Art) und der Venus 
Med. imp. s 1, 323, 67. 435, 77 ff. 480, 98 ff.), Erycina (Cic. in Caecil. 17, 55) vorkam, oder 
oder der caduc. erscheint zwischen zwei Füll- 10 an Hermes als den Gott der Diener (s. oben 
hörnern (Babelon, Monn. d. I. rep. Born. 1 An- Bd. 1 Sp. 2362) zu denken ist. 
tonia 34 S. 171; 2 Marcia 19 S. 192), welches Wie zum Glücksgott wird der Handelsgott 
Symbol später geradezu mit der Inschrift tem- andererseits, da der Handel nur im Frieden ge- 
porum Felicitas versehen wird (Cohen a. a. 0. deiht, auch zum Friedensgott, zum Mercurius 
3, 323, 718 ff. u. öfter). Selbstverständlich ist pacifer(Ow. Jfei. 14, 291; vgl. Fast. 5,665. Münze 
dieser Mercur auch Verleiher der Glückslose, des Postumus bei Cohen, Med. imp. 2 6^36, 193) und 
der sors Mercurii (C. I. L. 3, 6017, 9. 10, 8072, der caduc. zum Symbole des Friedens und seiner 
13; vgl. 8, 10908 und xXtjqoq 'Eq(iov ob. Bd. 1 Gaben (Babelon a. a. 0. 1 S. 552). So führt letz- 
Sp. 2380 Z. 31 ff.). Nahe verwandt mit Mer- teren Pax auf Münzen des Augustus, Otho, 
curius felix scheint der M. caelestis fatalis 20 Vespasianus, Domitianus und anderer '(Cohen 
einer Inschrift zu Rom zu sein (C. L. L. 6, a. a. 0. 1, 92, 218. 220; 352, 2ffi; 390, 296 ff.; 
521), wenn derselbe nicht etwa mit Jordan 500, 339. 347ff.; 5, 11, 18f.) und ebenso Con- 
bei Preller, It. M. 3 2 S. 233 Anm. 4 auf den cordia (s. oben Bd. 1 Sp. 921 Z. 56). Auch in 
ägyptischen Hermes (s. unten Sp. 2827) zu be- der Hand der Victoria ist er in diesem Sinne 
ziehen ist, und vielleicht gehört auch der Mer- aufzufassen (Babelon a. a. 0. 1 Caecilia 51 S. 280 ; 
curius rex (Brambach 70. 79V) hierher, da er Sostilia 5 S. 553), oder wenn er neben der 
auf ersterer Inschrift mit Fortuna gleichgesetzt Palme und dem Lorbeerkranz erscheint (eben- 
wird (s. unten Sp. 2825), falls nicht an den da 2 Sicinia 5 S. 460). Dieselbe Bedeutung 
Hermes Kasmilos, der den Beinamen avag hat das Symbol der den caduc. allein ode° 
führt (Inschrift aus lmbros bei Conze, Beise 30 später zuweilen neben Mohn und Ähren hal- 
aufden Inseln des thrak. Meeres S. 91 Taf. 15, 9), tenden verbundenen Hände auf Münzen (Ba- 
oder an Hermes ävcch, (oben Bd. 1 Sp. 2388 belon a. a. 0. 1 S. 113. 173. 358; 2 S. 88. 99. 
Z. 67) zu denken ist. Vgl. endlich den zweifei- Ulf. 145f. 241f. 384f. 461. 469. 547; vgl. 22. 
haften Beinamen omn[ipotens?], C. I. L. 12, Sehr oft bei Cohen, Med. imp.); auf°einer 
1709 - Lampe (Winnefeld, Beschreibung d. Vasens. zu 

Ist Mercur aber einmal Glücksgott, so er- Karlsruhe nr. 926). 
klärt sich, warum man ihm nach Empfang Deshalb glaubte man auch, dafs Mercur 
von Ehrenstellen dankt (C. I. L. 3, 1792 f.; im Gegensatz zur Iris, die später der Eris 
5,6777; 8,1842.4579.10553; 9,976; 10,7267) gleichgesetzt wurde, ad concordiam commo- 
und Verleihung des Frohsinns zuschreibt (ut 40 vendam abgeschickt zu werden pflege (Plaut, 
facias hilares, C. L. L. 5, 6506), in welcher Amph. 8f. Serv. Verg. 4, 242. 8,138. Mythogr. 
Eigenschaft er den Beinamen Euphrosynus Vat. 2, 6 S. 85. 3, 4, 6). Vielleicht ist die Bei- 
führt (C. I. L. 6, 522). Vielleicht gehört auch gäbe eines storchähnlichen Vogels auf einem 
die ebenda erscheinende Bezeichnung Epulo pompejanischen Gemälde (Helbig,Wandgem. 11) 
hierher, da evtpQoevvji besonders von der hierher zu ziehen, da der Storch als Symbol 
Freude beim Mahle gebraucht wird und auf der Concordia gilt (Iuvenal. 1, 116), wenn er 
em solches die an den Seiten des betreffen- sonst auch, wie schon sein Name im Hebrä- 
den Altars dargestellten Flöten und Becher ischen STjiDn zeigt, als solches der Pietas be- 
deuten; vgl. jedoch Iuppiter Epulo (oben trachtet wird. 
Bd.2 Sp.735 Z. 32). 50 Als Schutzgott der Wanderer (Caes. 

Dem Gluck verleihenden Mercur (Auson. bell. gall. 6, 17, 1), insbesondere der reisen- 
Epigr. 11, 5) gelten ferner die Beinamen Consen- den Kauf leute, wird Mercur, dem Götter- 
tiens (C. I. L. 3, 898), bene merens (Brambach boten Hermes entsprechend, als viator be- 
958), Propitius? (C. L. L. 12, 2440) und sein zeichnet (C. I.L. 12, 1084. 5849), und viatores 
Gegensatz Malevolus (Paul. u. Fest. S. 160 f.). erscheinen als seine Verehrer (3,5196. 5,4249. 
Er wird zum Schutzgott von Städten: Mercu- 6, 3703), auch gilt er wohl als Erfinder der 
rius Alexandnae zu Capua (C. L L. 10, 3847), Wege (7, 271: Ueo. qui. vias \ et. semitas com | 
M. potensThysdritanae coloniae praeses et con- mentus est etc.), und die Füfse stehen unter 
servator (8, 51 ; vgl. Orelli 1405), und überhaupt seinem besonderen Schutze (Myth. Vat. 2, 206. 
zum Mehrer des Wohlstandes in Haus und Hof 60 3, 11, 23; vgl. Serv. Verg. Fol. 6, 3. Am. 3, 607. 
(Pers. sat. 2, 44ff.; vgl. Hermes vöfiiog und Priap. 36, 6). Sein Bild stand an den Kreuz- 
SQiovvtogob. Bd. 1 Sp. 2378 f.), in welcher Eigen- wegen, daher er in einer spanischen Inschrift 
schaff er den Namen Mercurius domesticus(£ram- (C. I. L. 2 Suppl. 5810) wahrscheinlich den 
lach 1324) erhält, dem wieder der M. censualis Beinamen [com]petalis führt. Er verleiht glück- 
te. I. L. 3, 5943; vgl. oben Cisonius), der Ver- liehe Rückkehr als M. redu[cens?] (5, 4025; vgl. 
treter der Vermögensabschätzung, nahe steht. 5, 4270. 5599, sämtlich aus gallischem Gebiet 
Letzterem gilt wohl auch die Inschrift eines entsprechend der Auffassung bei Caesar a. a. 0.) 
Steuerbeamten, eines servus sociorum quadra- und deshalb wohl überhaupt Schutz und Rettung, 



2817 Mereurius (G. d. Wanderer u. Soldaten) 

sodaia ihm pro salute (C. I. L. 3, 1435. 1598. 
5772. 5924. 5931; 5, 4262; 9, 425; 12, 2631), 
oft auch pro salute imp. Caes. (2, 180; 3, 5943; 
8,2486. 4674. 10555) geopfert wird. Denselben 
Sinn hat der Beiname conservator (C. I. L. 8, 51 ; 
vgl. 5,6596 und Orelli-Henzen 1405), welchem 
als dem Schutzgott der Seefahrer später mehr- 
fach fabelhafte Meerwesen beigegeben worden 
sind: ein Meerwidder, d. h. ein Widder mit 
Fischhinterleib (Münze des Gallienus, EcKhel, 10 
D. N. V. 7, 398. Cohen, Med. imp. 2 5, 401 
nr. 631), zwei Seegreifen (Süberrelief von Neu- 
wied, Wieseler in d. Jahrb. d. V. v. A. i. Eh. 
37. 103ff. ; vgl. Müller -Wieseler, D. d. a. K. 2 
Taf. 29 nr. 325 ; hier Abb. 4. S. auch ob. Sp. 2809 
den Delphin und vgl. die Verbindung von caduc. 
und Dreizack oder Schiffsvorderteil (Babelon, 
Monn. d. I. rep. Born. 2 Vibia 1 S. 538; Pobli- 
cia 6 S. 332). Dem Eetter in Gefahren oder 
spezieller dem Führer in fremdem Lande gelten 20 
wohl die besonders in ursprünglich keltischem 
Gebiete (vgl. unt VII, 3) zahlreichen Inschriften, 
in welchen Soldatenals Dedikanten auftreten, 
z. B. C. I. L. 3, 1434. 2744. 4298. 5899. 5924. 
5938; 5, 522. 5451. 7553; 7, 1095; vgl. 3, 79. 
Brambach 335. 496. 646. 954 f. 999. 1284. 1740. 
1886. Vielleicht hängen diese Soldateninschrif- 
ten aber auch mit der Vorstellung eines Sieg 
bringenden Mercur zusammen, der als M. 
invictus (C. I. L. 9, 425. 10, 6219; vielleicht 30 
auch Ephem. epigr. 4, 665) oder als victor (C. I. L. 
12, 2373) bezeichnet und auf Gemmen durch Vic- 
toria oder Adler auf der Hand des stehenden 
oder laufenden Gottes und die Inschrift vi%r\- 
<p[o'eos] kenntlich gemacht wird (Montfauccm, 
Ant. expl. 1 pl. 76 nr. 1. Cades, Impr. gemm. 
5, 82; vgl. Mercur und Victoria auf Gemmen 
bei L. Müller, Mus. Thorvalds. 3, 3, 684f. und 
oben Bd. 1 Sp. 2427 Z. 51). Auch der Sieg 
kann freilich als Gewinn betrachtet werden 40 
(vgl. ob. Sp. 2813 und Sp. 2816 Merc. pacifer), 
wahrscheinlicher ist es aber, dafs hier Mer- 
cur, wenn nicht etwa an den Hermes ccymviog 
(s. oben Bd. 1 Sp.2368 Z. 64ff.; Sp. 2402 Z. 7) 
zu denken ist, zunächst als Diener und Bote 
des Sieg verleihenden Iuppiter erscheint; da 
dieser nämlich selbst auch die Beinamen victor 
und invictus führt und mit einer Victoria auf 
der Rechten vorgestellt wird (s. oben Bd. 2 
Sp. 679 ff.), so dürfte allmählich diese Funktion 50 
vom Siegverleiher auf den Siegesboten über- 
tragen worden Bein. Die gleichen Beinamen 
führen sonst Mars und Hercules (Preller, Böm. 
Myth.» 1, 852, 2; oben Bd. 1 Sp. 2922ff.) und 
invictus wenigstens in späterer Zeit auch Sol 
(Preller a. a. O. 2, 409) und Mithras (s. d.). 

b) Jüngere Form. 

Mit Mereurius victor und mehr noch mit 
dem M. felix, pacifer und conservator, dem 60 
Spender und Erhalter aller guten Gaben, wurde 
der dem Reiche, welches nach dem langen 
Bürgerkriege von tiefster Sehnsucht nach Ruhe 
erfüllt war, Frieden und Ordnung und alle 
Segnungen derselben bringende Caesar Octa- 
vianus Augustus zuerst nur verglichen (Horat. 
carm. 1, 2, 41 ff.), worauf er wirklich, wie dem 
Apollon und Iuppiter (s. ob. Bd. 1 Sp. 448 Z. 35 ff.), 

Boscher, Lexikon d. gr. u. röm. Mythol. II. 



Mereurius (Augustus) 



2818 



so auch dem Mereurius gleichgesetzt und als 
Mereurius Augustus im Kulte mit ihm ver- 
bunden wurde. Übrigens hatten schon Caesar 
und M. Antonius auf mehreren ihrer Münzen 
neben anderen Symbolen der Macht den cadu- 
ceus offenbar in dem oben Sp. 2816 nachge- 
wiesenen Sinne angebracht (Cohen, Med. imp? 
1 S. 8, 5 f. 12, 25 ff. 19,55. 36,5. 40, 22 ff. 
42, 66 f.), wie dies dann auch Augustus that 
(ebenda 1, 63, 5f. 68, 37). Zuerst nachweisbar 
ist wirklicher Kult des Mereurius Augustus im 
Jahre 14 v. Chr. zu Pompeji, wo die ministri 
Mercurii Maiae oder Augusti Mercurii Maiae 
oder nur ministri Augusti (C. I. L. 10, 885 f.; 
vgl. 884. 887—889) auf ihn zu beziehen sind 
(Mommsen, C. I. L. 10 S. 109; vgl. ministri For- 
tunae Augustae oben Bd. 1 Sp. 1525 Z. 4)*). Ob 
dies auch bei anderen Mercurio et Maiae ge- 
weihten Inschriften der Fall ist, bleibt zweifel- 
haft (C. I. L. 3, 740. 5, 6354. 12, 2570 vgl. 2557. 
Brambach 721. 1763. 1845; s. auch ob. Sp. 2804 
und E. Samter, Altare di Mercurio e Maia 
in den Böm. Mittheil. 8, 1893, 3 S. 222 ff.). 
Mehrere Mercurio Augusto et Maiae Augustae 
geltende Basfeinschriften, welche Boissieu, Inscr. 
ant. de Lyon S. 606 aus einem Tempel bei Lyon 
anführt, bezieht Preller, B. M. a 2 S. 231, 2 
schwerlich mit Recht auf Tiberius und Livia, 
wenn dieser Kult auch später auf andere Kaiser 
übertragen wurde, sodafs sich mancher der- 
selben selbst mit den Symbolen Mercurs dar- 
stellen liefs, wie z. B. Commodus (Bio Cass. 
72, 17, 3f. 19, 4), Gallienus (Eckhel, D. N. V. 7 
S. 406. 415 = Cohen, Med. imp} 5, 348, 10), 
vgl. unten Sp. 2820. Auf Mereurius Augustus 
bezügliche Inschriften finden sich am häufig- 
sten in Africa (18 mal unter 33 Mercur- 
inschriften, C. I. L. 8) und in Gallia Narbonn. 
(19 mal unter 86 derselben, C. I. L. 12); die 
übrigen 11 bis jetzt erschienenen Bände des 
C. I. L. enthalten unter etwa 220 den Mercur 
betreffenden Inschriften nur 24, welche dem 
M. Aug. gelten, und unter den 117 Mercur- 
inschriften in Brambachs C. I. Ehen, sind so- 
gar nur zwei dieser Art. Aus dieser ganzen 
Zahl aber scheint der Regierungszeit des Au- 
gustus selbst aufser den oben aus Pompeji 
angeführten nur noch eine Inschrift zu Nola 
(C I. L. 10, 1272) anzugehören. Ausdrück- 
lich zu Ehren des Augustus ist zu Rom am 
Tiber Mercurio deo aeterno im Jahre 754 der 
Stadt ein Altar von einem Freigelassenen 
Lucretius Zethus errichtet worden (B. Lanciani 
im Athenäum nr. 3313, 25. April 1891 S. 543. 
G. Gatti im Bull. d. Comm. arch. di Borna 
1893, 20 nr. 1 S. 54). Eine Statuette des 
Mercurius-Augustus mit den Zügen Octavians 
ist von E. de Chanot auf Tf. 36 der Gaz. arch. 1, 
1875 S.131ff. veröffentlicht worden. Dafsfreilich 
1 sonst überall, wo Mereurius den Beinamen 
Augustus führt, an Kaiserkult zu denken sei, 
dürfte kaum zu erweisen sein, da bekanntlich 

*) Der inschriftlich, bezeichneten Statue der Maia 
gegenüber steht vor der grofsen Säulenhalle zu Pompeji 
eine Mercurherme, bei der Kopf und Hände in Gewand 
gehüllt sind. Ein gleicher Hermes - Mereurius befindet 
sich daselbst in der Säulenhalle neben der Palaestra der 
gabianischen Thermen. 

89 



2819 Mercurius (= Hermes) Mercurius (= Hermes) 2820 

dieser Beiname den Göttern an erster Stelle zu- Dichtern behandelten Züge in den Vordergrund, 
kommt (vgl. Fortuna Augusta, oben Bd. 1 während griechische Lokalsagen u. dgl. auf 
Sp. 1524 Z. 59ff.); wahrscheinlich ist dies aber römischem Gebiete sich selten wiederfinden, 
der Fall, wenn Augustales, seviri et Augustales Da bei diesen Entlehnungen die Aufzahlung 
oder seviri Augustales als Dedikanten erschei- aller Zeugnisse ohne Interesse ist, werden im 
nen, obwohl dieselben überhaupt in einem folgenden solche nur für einige oben im Ar- 
engen Zusammenhange mit dem Mercurdienste tikel Hermes übergangene kleine Züge ange- 
stehen mochten, da sie häufig auch auf In- führt. So wird Mercurs Mutter Maia als sterb- 
schriften auftreten, wo Mercur den Beinamen lieh bezeichnet, während ihr Sohn durch die 
Augustus nicht führt (z. B. C. I. L. 5, 5257. 10 Milch der Iuno unsterblich wird {Myth. Vat. 
6505. 6777; 12, 1828. Brambach 1711. Orelli- 1,119. 3,9,2; vgl. oben Bd. 1 Sp. 2106 Z. 39). 
Henzen 405. 5909). So läfst sich auch der Mercur gilt als Stammvater der Arkadier (Ac- 
sevir Augustalis Trimalchio mit dem caduceus aus im Atreus bei Serv. Vera. Am. 8, 130), und 
und von Mercurius auf das tribunal empor- Kyllene wird seine Amme {Fest, bei Paul. Diac. 
gehoben darstellen {Tetron. tat. 29 f.), eine S. 52), oder Grofsmutter {Serv. Verg. Aen. 4, 252), 
durchsichtige Allegorie für einen durch Han- oder Mutter (Myth. Vat. 2, 411) genannt, vgl. ob. 
del reich gewordenen Emporkömmling. — Bd. 1 Sp. 2343 Z. 20 ff. und den Artikel Kyllene. 
Über römische Bildnisstatuen in der Gestalt 1) Als seine Söhne erscheinen Aithalides 
des Mercur auf Grabmälern vgl. Conze in der (s. ob. Bd. 1 Sp. 198 Z. 36), Autolycus (s. ob. 
Arch. Zeit. 25 (1867), 105*. Körte, Mitteü. d. 20 Bd. 1 Sp. 736 Z. 13 ff.), Cephalus {Ovid. ars am. 
arch. Instit. 3, 99 ff. Bütschke, Ant. Bildw. in 3, 725), Daphnis (s. ob. Bd. 1 Sp. 955 Z. 45 ff.), 
Oberital. 4, 876. Echion (s. ob. Bd. 1 Sp. 1213 Z. 37 ff. und Hyg. 
_ , „ . fab. 173), Euandros (s. d.), Eurytus (s. ob. Bd. 1 
c) Seltenere Beinamen. Sp 1384 z 66ff und Hyg fab m)) Herma- 

Ganz vereinzelt erscheinen auf Inschriften phroditus (s. ob. Bd. 1 Sp. 2317), Myrtilos (s. d. 

andere Beinamen des Mercurius. So einmal und Kleobule), Norax (Solin. 4, 1), Orion (Hyg. 

Bens Mercurius finitimus (C. I. L. 12, 75) , wo- fab. 195), Pan (Hyg. fab. 224. Plin. n. h. 7, 56, 

mit wohl einfach ein dem Wohnort des Dedi- 204. Serv. Verg. Aen. 2, 44. Mythogr. Vat. 1, 89). 

kanten benachbartes Mercurbild gemeint ist,*). 2) Mercur ist der geflügelte Bote der 
und einigemal Mercurius Sanctus (C. I. L. 7, 30 Götter, welcher Ober- und Unterwelt be- 

956. 8, 2G43. 12, 1086); vgl. unten Sp. 2827. sucht, und besonders der schnelle Diener des 

Ebenso vereinzelt ist die Angabe, dafs auf Iuppiter. Auf dieser Vorstellung beruht wohl 

Mercurs Antrieb eine Wasserleitung gebaut die Erzählung, dafs er von Iuppiter in einen 

wird (C. /. L. 8, 51). Adler verwandelt worden sei (Mythogr. Vat. 

... 1,87); jedenfalls verfolgte er in dieser Gestalt 

B. Gracisierende Auffassung der Gebildeten. den zum Schwane gewordenen und in den 

Schon die jüngere Kultform, welche den Schofs der Nemesis flüchtenden Zeus, wie dies 
Mercur mit dem Kaiser identificiert, dürfte Furtwängler {Sammig. Sabouroff, Vasen S. lOf.) 
manche nicht eigentlich volkstümliche Ele- für die Darstellung dieser Sage in den Kyprien 
mente der griechischen Hermesvorstellung auf- 40 vermutet hat (vgl. Eurip. Helen. 20. Hygin. 
genommen haben, in weit höherem Grade ist astron. 2, 8. Jahn in d. B. üb. d. V. d. sächs. G. 
dies aber bei den für den Kreis der Gebildeten d. W. Ph.-H. Kl. 5 (1853) S. 20f. Taf. 1). 
schreibenden Dichtern der Fall. Sie übertragen 3) Der Diener der Götter wird zum Opfer- 
nach und nach alle Eigenschaften des Hermes herold (s. oben Bd. 1 Sp. 2364), sodafs er auf 
nebst allen denselben betreffenden Sagen auf Münzen des Hadrian und Antoninus Pius einen 
Mercurius, sodafs dieser Name allmählich ganz Widder zum Altar führend auftritt (W. Frühner,. 
zur blofsen lateinischen Übersetzung des grie- Lesmed. del'empireBom. S. 31 f. 71. Cohen, MM. 
chischen Namens Hermes wird (Augustin. de imp. 2 2, 386, 1152). Dagegen gilt er als Erfinder 
civ. dei 8, 26. C. I. L. 3, 3076). Ebensowenig des gesamten Opferkultus (s. ob. Bd. 1 Sp. 2864 
also wie in der auf griechischem Einflufs 50 Z. 21 ff. und Diodor 1, 16) und damit als Sinn', 
ruhenden Kunst ein irgendwie wesentlich von bild der Götterverehrung überhaupt, wenn es 
den Hermesdarstellungen abweichender Mer- auf Münzen neben der Inschrift Belig.Aug. (oben 
curtypus zu entdecken ist (s. o. Bd. 1 Sp. 2424 Sp.280S\x.beiCohen,Me'd.imp. 2 S M.Aurel.bSOS, 
Z. 29 ff.), wird bei den griechisch gebildeten 536f. S. 54f.) sowie neben der Inschrift pietas 
Dichtern, sobald sie nicht direkt die Volks- Augg. dargestellt wird (Cohen a. a. O. 5 Trajatl 
Vorstellung behandeln, eine von dem griechi- Bece 96 S. 195; Herenn.lOS. S. 217; Jlostilien 
sehen Vorbilde verschiedene Auffassung seines 19ff. S. 226f.; 6 Numerien 54ff. S. 374 f.). In 
Wesens bemerkbar. (Vgl. die von De-Vit in ebendieser Eigenschaft (oder als Todesgott?) 
seinem Onom. unter Mercurius aufgeführten schneidet er der Alkestis vor ihrem Tode die 
Stellen.) Wir geben deshalb im folgenden nur 60 Haare als ä7to>Q%rj ab (Serv. Verg. Aen. 4, 694; 
eine an die oben gebotene Darstellung des Myth. Vat. 3, 9, 11), was bei Eurip. Alcest. 76 
Hermes anschliefsende Übersicht über die von durch Thanatos geschieht; vgl. Macrob. Sat. 6, 
den römischen Dichtern und von den diesen 19, 4f. Vielleicht gehört hierher auch die In- 
folgenden späteren Prosaikern auf Mercurius schrift bei .Bram&aeÄ, C. I.Bken. 1591, wo Merc. 
übertragenen Eigenschaften und Sagen. Natur- den Beinamen eultor zu führen scheint (vgL 
gemäfs treten dabei die von den griechischen jedoch dis eultoribus huius loci, C. I. L. 7, 980), 
*) Fi. raiimtin (Rev. cell, i, I879f. s. 444f.) erklärt ihn wenn nicht hier an einen eultor des Gottes und 
als Grenzgott. eine Verschreibung zu denken ist. 



2821 Mercurins (= Hermes) Mercurius (spätere röm. Mythen) 2822 

4) Der Internuntius superorum et inferoruin Bd. 1 Sp. 2376 ff.) ist die herba Mercurialis, 
(Fulgent. beim Myth. Vat. 3, 9, 3; vgl. Mercu- 'Eq/iov nöa, Bingelkraut, dem man Einwirkung 
rius nuntius, C. J. £. 6,142 u.o. Bd. 1 Sp.86Z.68ff.) auf dieselbe beilegte, nach ihm genannt (PUn. 
wird naturgemäfg zum Seelen führer (s. ob. n. h. 25, 5, 38ff.; vgl. Goto de re rust. 158), wie 
Bd. 1 Sp. 2375 Z. 8f.), dem zuweilen eine Fackel denn überhaupt die Heilkunst ihm verliehen 
beigegeben wurde (Vol. Flacc. Arg. 1, 841ff.); worden ist (Myth. Vat. 1, 119). Freilich wird 
vgl. die Bildwerke bei Wieseler, Arch. Beitr. 1 jenes Kraut auch in einem Rezepte gegen 
S. 23 in d. Abh. d. K. G. d. W. z. Göttingen 35 Schlangenbiß verwendet (Hin. n. h. 29, 4, 80), 
1888. Als solcher verleiht und nimmt er den vgl. ob. Bd. 1 Sp. 2379 Hermes als Gesundheits- 
MenBchen das Leben durch Berührung mit sei- 10 gott. Wieseler, Arch. Beitr. 1 S. 32 ff. in d. Abh. 
nem Stabe (Peiron. sat. 140). Wohl infolge d. K. G. d. W. z. Göttinyen 35 1888. 

seiner Kraft Tote zu erwecken wird er auch _ „ ., .,, . „ ,, . „ 

von den Magiern angerufen (Val. Flacc. 1, C - Fortbildung des Mythus in Rom. 

737. Apul. d. mag. 31 S. 467. Mart. Gap. 1) An den Hermes vöfjuog schlofs sich, wie 

1, 36 S. 79; vgl. Dio Cass. 71, 8) und über- oben Bd. 1 Sp. 1395 nachgewiesen, als römische 
haupt mit Zauber in Verbindung gebracht, Neubildung die Evandersage an (s. oben Bd. 1 
wie ihm ja auch der Zauberzweig (s. oben Sp. 1393 ff.), und auch der dem Evander (oder Pan) 
Sp. 2807) und das Zauberkraut Moly (s. oben identische Faunus wird sein Sohn genannt 
Bd. 1 Sp. 2343 Z. 14ff.) eignet. Ähnlich steht (Derkyl bei Flut, parall. 38) und als Schützer 
auch sein ägyptisches Gegenbild Anubis zur 20 der Mercuriales viri betrachtet (Horat. od. 2, 17, 
Totenbeschwörung und der Zauberei überhaupt 27), vgl. oben Sp. 2820 Z. 28 und Accius bei 
in Beziehung (s. oben Bd. 1 Sp. 2312 Z. 57; Serv. Verg. Aen. 8, 130. 

Sp. 2343 Z. 14 ff. und vgl. Marquardt, Böm. 2) Als Gott des Verkehrs auf den Strafsen, 
Staatsverw. 3 S. 108, 1). vielleicht aber auch als Gott der im Dunkeln 
In Rücksicht auf den Wechsel seines Aufent- schleichenden Diebe, welche die der Lara Ver- 
haltes zwischen Ober- und Unterwelt wurde wandte Laverna (s. d.) verehrten, ist Mercur 
Mercur später bald mit schwarzem, bald mit Vater der beiden Lares compitales, die 
goldenem Antlitz vorgestellt (Apul. inet. 11, 11 er mit Lara (s. d.) erzeugte, als er sie zu den 
S. 777), oder es wurde ihm ein halb schwarzer, Manes hinabführte (Ooid. Fast. 2, 607 ff.). Die 
halb weifser Hut beigelegt (Albric. de deor. so Deutung des Gemäldes aus Herculanum bei 
imag. 6; vgl. Simroch, Deutsche Myth, S. 335), Boux, Hercul. u. Pomp. 2 Taf. 43 auf Mercur 
mit welchem sein an der Spitze goldener, in der und Mania beruht wahrscheinlich auf falscher 
Mitte hell schimmernder, am Griffe pech- Zeichnung. 

schwarzer Stab zu vergleichen ist (Bemig. beim 3) Naevius erzählte im Bell. Fun., dafs 

Mythogr. Vat. 3, 9, 4). Mercurius ein Schiff des Aeneas gebaut 

5) Der Götterbote wird zum Gotte der habe (Serv. Verg. Aen. 1, 170), vielleicht hat 
Redekunst (s. ob. Bd. 1 Sp. 2366) und des er ihm also die Erfindung des Schiffsbaues 
Verstandes (Seneca apocol. 3. De benef. 4, zugeschrieben. 

8, 2), weshalb er auf Münzen neben der In- 4) Als Gott der Redekunst wird Mercur 
schrift Providentia Aug. erscheint (Cohen, Med. 40 später nach etruskischer Anschauung mit 

imp* 5, 427 Gallien 875); freilich findet er sich Facnndia vermählt (Mart. Gap. 2, 172). 

auch neben der Inschrift Fides Aug. (ebenda An diesen Vorgang scheint sich Mart. Gap. 

5, 367 Gallien 219). in seinen Nuptiis Mercurii et Philologiae 

6) Dagegen beziehen sich auf den Erfin- anzuschliefsen, wobei Mercur gleichfalls die 
der der Lyra (s. oben Bd. 1 Sp. 2372 f.) die Rede, den Ausdruck vertritt, während die 
Sesterzen der gens Papia und Vibia, welche auf Philologia das Streben nach Erkenntnis be- 
der Vorderseite den Mercurkopf, auf der Rück- zeichnet (Mythogr. Vat. 3, 9, 1). Dagegen hat 
seite eine Lyra zeigen, Babelon, Monn. d. I. rep. sich Sophia nicht mit ihm vermählen wollen, 
Born. 2 Papia 5—7 S. 284 f.; Vibia 21 S. 547. weil sie überflüssigen Redeschmuck verschmäht 

7) Mercur ist Vorsteher der Palästra (s. ob. 50 (Mythogr. Vat. 3, 9, %. 

Bd.l Sp. 2368 Z. 63ff. u. Cic. in Verr. 4, 84. 92) 5) Die Zerlegung des Hermes-Mercur 

und deshalb wohl des Jugendunterrichts über- in fünf verschiedene Personen und die 

haupt (Sarkophag, Arch. Ztg. 43 S. 215; vgl. an dieselben geknüpfte Genealogie, wie sie 

Hermes mit Diptychon, Wieseler, Arch. Beitr. 1 zuerst bei Cic. de nat. deor. 3, 22, 56. 23, 60 

S. 12 in d. Äbhandl. d. K. G. d. W. z. Göttingen auftritt, gehört eigentlich der späteren, der 

35 1888); auch wird er selbst jugendlich bart- Mysterienlehre nahestehenden griechischen 

los (Arnöb. 6, 12. Augustin. de civ. : dei 6, 7; vgl. Theologie an (vgl. Mythogr. Vat. 3, 9, 8). Hier 

oben Bd.l Sp. 2369 u. Bd. 2 Sp. 2812), blond gilt der Merc. 1 als Sohn des Caelus (s. d.) 

und sonnonverbrannt vorgestellt (Mythogr. Vat. und der Dies; Merc. H, der als unterirdisch 

2, 41 f.). Über seine Liebe zur Palaistra s. oben eo (vgl. 'Egfi^s x&6vtos oben Bd. 1 Sp. 2374) und 
Bd. 1 Sp. 898 Z. 17 ff. mit Trophonios (s. d.) identisch bezeichnet wird, 

8) Dem Schützer und Mehrer der Her- ist Sohn des Valens und der Phoronis; Merc. 111 
den (s. oben Bd. 1 Sp. 2876ff.) und dem gött- ist Sohn des Iuppiter III und der Maia, Vater 
liehen Erfinder (s. oben Bd. 1 Sp. 2366) wird des Pan; Merc. IV ist Sohn des Nil; Merc. V 
endlich die Erfindung des ScherenB der Schafe wird zu Pheneos als Argiphontes verehrt und 
sowie der Wollweberei (Tertull. de pall. 3; vgl. dem Thoth der Ägypter gleichgesetzt. Mit 
M. lan[arius] oben Sp. 2814) zugeschrieben. diesen Annahmen bei Cicero stimmt genau 

Wegen seiner Beziehung zur Zeugung (s. ob, Arnob. 4, 14 überein. Bei Ampel, memor. 9, 5 

89* 



2823 Mercurius (Kulte in Italien u. Sicilien) Mercurius (Kulte in d. Provinzen) 2824 

ist dagegen Merc. II Sohn des Iuppiter und sowie in Hispania, für welches C. I. L. 2 drei- 

der Cronia, Merc. III Sohn des Cronus und zehn Inschriften bietet; auch befand sich bei 

der Maia, Merc. IV Sbhn des Cyllenius und Carthago nova ein tumulus Mercurii (Liv. 26, 

Erfinder der Buchstaben und der Zahl. Bei 44), vgl. den Hermeshügel ob. Bd. 1 Sp. 2389 

dem Interpolator Serv. Verg. Arn. 1, 297 (vgl. Z. 57. Bei weitem die meisten Inschriften aber 

4,577. Mythogr.Vat. 2, 41) kommen endlich kommen im nordkeltischen Gebiete vor; in 

noch Liber und Proserpina, sowie Iuppiter und Gallia cisalpina (G. I. L. 5) , regio X, sind 59 

Cyllene als Eltern von verschiedenen Mercurii vorhanden, von denen 25 auf Brescia entfallen 

hinzu. Vgl. auch Giern. Alex. Protr. S. 24 ed. (5, 4248—72), in regio XI aber 66 (templa zu 

Potter; S. 17 D ed. Sylburg. Preller, Gr. Myth.* 10 Novaria, 5, 6506), während diesseits des Po 

1 S. 387 Amn. 3. — Zwei Mercurii, von denen nur drei teilweise zweifelhafte Inschriften auf- 

der eine einen blumengekrönten Stab trägt, geführt werden. Gallia Narbonensis (CLL. 12) 

finden sich neben einander dargestellt auf bietet sogar 86 Mercurinschriften; dagegen hat 

einem etruskischen Spiegel bei Gerhard 5 S.13 Noricum (G. I. L. 3) nur sechs Inschriften und 

Taf. 8, 1. zu Salzburg eine aedes (3, 5533), Raetia 17, 

„ „ , , , ,. davon mehrere in der alten Handelsstadt Augs- 

V. Verbreitung des Mercurkultus. burg) WQ sicn auch) wie bei Abudiaeum (3) 5773) 

A. Italien und Sicilien. und in Regensburg (3, 5943), eine aedes befand 

1) Latium. Älter als in Korn scheint der (3, 5792), während bei Ingolstadt ein templum 
Mercurkult in Praeneste zu sein (s. ob. Sp. 281 1 20 erwähnt wird (3, 5904). Für das westliche und 
und vgl. C. I. L. 14, 2878). Sonst findet er sich nördliche Gallien existiert leider noch keine an- 
in Tusculum (s. oben Sp. 2803 u. 2812), Ardea nähernd vollständige Sammlung der Inschriften, 
(s. oben Sp. 2812), Setia (G. I. L. 10, 6461), sodafs keine Vergleichszahl angegeben werden 
Suessa Aurunca (10, 4743), bei Fundi (10, 6219) kann. Bei Orelli finden sich folgende: nr. 1407. 
und zu Arpinum (10, 5678). Vgl. auch 14, 161. 4329. 5907. 5693. 5885. Einen Tempel bei Lyon 
303 aus Ostia. erwähnt Boissieu, Inscr. ant. de Lyon S. 606; 

2) In Campania zu Capua (10, 3822; vgl. vgl. Boutkowbki, Biet. num. 2, 1 S. 1580. Aus 
3773. Babelon, Monn. d. I. rep. Born. 1, 2, 44 Helvetia führt Orelli nr. 348. 405. 419. 458 b auf. 
S. 60), Caiatia (C. I. L. 10, 4589. 4591?), Puteoli Dagegen kommen in den in Brambachs C. I. Rh. 
(1, 1234. 10, 1589 f.), Pompeji (10, 885 — 889. 80 behandelten Rheingegenden 117 über das ganze 
4, 812), Nola (10, 1272), Abellinum (10, 1 152—54). Gebiet verstreute Mercurinschriften vor, templa 

3) Im Sabinerlande zu Forum novum (9, aber zu Köln (Brambach 2040) und Hechtsheim 
4775); im Gebiete der Paeligni zu Snper- in Rheinhessen (931), aedes bei Andernach (mit 
aequum (9, 3307) und in dem der Vestini zu Rosmerta, 681), bei Trier (839; vgl. Hettner, 
Peltuinum (9, 3422). In Picenum zu Firmum Die Rom. Steindtnkm. zu Trier nr. 67), Obrig- 
(9, 5350) und Ricina bei Macerata (9, 5742 f.). heim im Unterrheinkreis (Brambach 1724), 

4) In Etraria zu Caere (s. oben Sp. 2804) Weifsenburg (1836), eine Erdhütte, attegiategu- 
und Pisa (C. I. L. 11, 1416f.). licia composita, zu Niederbronn im Elsafs (1842). 

6) In Samnium zu Beneventum (9,1707—10) Britannia bietet endlichnoch sieben Inschriften 

und Compsa (9, 972. 976). 40 (C. I. L. 7). 

6) In Apulia zu Venusia (s. oben Sp. 2803 Dafs sowohl unter den templa wie beson- 
und C. I. L. 9, 425), Luceria und Canusium ders unter den aedes Mercurii meist nur kleine 
{Babelon, Monn. d. I. rep. Rom. 1, 2, 44 S. 60). und unbedeutende Heiligtümer verstanden wer- 

7) In Lucania zu Paestum (G. I. L. 10, 485. den müssen, ist mehrfach aus dem Stande der 
Babelon a. a. 0.), Velia (10, 8342 a ), Grumen- Dedikatoren ersichtlich, zuweilen sind vielleicht 
tum (10, 205. 232 f.) und Atina (10, 340). sogar nur tempelartige Einfassungen desRelief- 

8) In Calabria zu Brundisium (9, 54—56), bildes darunter zu verstehen (vgl. z. B. 0. 1. L. 
Mesagne (9, 217) und Rudiae (9, 23). 12, 2711); öfters werden aber auch signa da- 

9) In Bruttium zu Regium Iulium (10, 6). neben erwähnt, oder es sind Bildsäulen bei den 
10) In Sicilia zu Panormus (10,7267) und 50 Inschriften gefunden worden, sodafs an kapellen- 

Lilybaeum (10, 7224). artige Gebäude, wie ein solches auf dem Silber- 
relief von Neuwied (Wieseler in d. Bonn. Jahrb. 

B. Mercurverehrung in den Provinzen. 37, 103 ff. s. Abbild. 4) dargestellt ist, zu denken 

Aus der Zahl der in den verschiedenen sein dürfte, vgl. Orelli 3272. Ephem. epigr. 5, 

Provinzen gefundenen Inschriften läfst sich 1212 u. oben Sp. 2803. über das zahlreiche 

einigermafsen auf die Bedeutung der Mercur- Vorkommen von kleinen Bronzen aus römischer 

Verehrung für jede einzelne schliefsen. In den Zeit, bei denen Mercur als Handelsgott auf- 

Ostprovinzen ist es Mercur nur selten gelungen gefafst ist, vgl. Friederichs, Berlins ant. Bildw. 

den Hermes zu verdrängen. So finden sich nach 2 S. 407 ff. 

Ausweis des C. I. L. 3 in Ägypten, Thracia, 60 Wie zu Rom bildeten die Kaufleute auch in 

Macedonia je eine, in Dacia sechs, in Dalmatia anderen Städten collegia Mercurialium, 

fünf, in Pannonia snp. zwei den Mercur be- eultorum Mercurii oder einfach mercatorum, 

treffende Inschriften, und in diesem ganzen an deren Spitze die (sechs, Ephem. epigr. 4, 76. 

Gebiete wird nur eine aedes des Mercur (und 5, 1408; vgl. die seviri Augustales ob. Sp. 2819) 

der Maia bei Byzanz 3, 740) erwähnt. Häufiger magistri Mercuriales, magistri Mercuriales et 

ist der Kult schon in Africa, aus welchem Augustales oder collegiorum Mercurialium stan- 

C. I. L. 8 dreiunddreifsig Inschriften und zu den; dagegen erscheinen in Pompeji schon bei 

Avula ein templnm Mercurii (8, 709) aufweist, Lebzeiten des Augustus und bis zum Unter- 



Mercurius (unt. d. Kabiren) 2826 

weifs, wem er die Erfüllung seines Wunsches 
zu danken hat; vgl. Marti sive Numitemo 
(G. I. L. 10, 5046) und die Formel sei deus sei 
dea (CLL. 1,194. 1114). 

Sonst finden sieh neben Mercur: Mars (5,795. 
12,2711. Brambach 91. Müller -Wieseler, D. d. 
a. K. 2, 247. Metzger, Die röm. Steindenkm. 
S. 23, 16. 24f., 18. Plin. n. h. 34, 8, 89), Her- 

^ cules (G. I. L. 3, 633, 1. Montfaucon, L'antiqu. 

Inschriftlich nachweisbar sind solche *Verbin- 10 expl. 1 Taf. 74 f. Hettner, Die röm. Steindenkm. 

zu Trier nr. 71; vgl. oben Bd. 1 Sp. 2961), 
Hercules und Mars (8, 2498), Mars und Diana 
(Orelli 2166), Silvanus (G. I. L. 8, 87. 2646), 
Sol und Silvanus (Orelli 2596), Minerva (Orelli 
1961), Minerva und Hercules (Arch. Anzeiger 
1890, 4 Sp. 148), Ceres (G. I. L. 12, 2318), Mot- 
manius (8, 2650), Apollo (Brambach, C. I. Eh. 
1867. Orelli i32d; vgl. ob. Bd. 1 Sp. 2432 Z. 28), 
Neptunus (s. ob. Sp. 2809), Iuppiter und Matronae 



2825 Mercurius (Verbind, m. and. Göttern) 

gange des Mischen Hauses jährlich je vier 
Sklaven oder Freigelassene als ministri Mer- 
curii Maiae oder Augusti Mercurii Maiae (C. I. L. 
10, 884 — 889). Curatores cultorum Mercurii 
Augusti gab es zu Peltuinum (9, 3422), und 
je einmal kommt auch ein sacerdos Mercurii 
(12, 2340) und ein Mercuri et Cereris ser(vus) 
(12, 2318) vor; vgl. auch die'EgfiaKirat auf Delos, 
die Hermes und Maia verehrten (s. ob. Sp. 2804) 



düngen zu Ostia (C. I. L. 14, 161. 303), Lanu 
vium (14, 2105), Praeneste (14, 2878), Capaa 
(10, 3773), Abellinum (10, 1152 — 54), Nola 
(10, 1272), Caiatia (10, 4589. 4591?), Paestum 
(10, 485), Beneventum (9, 1707 ff.), Compsa 
(9, 972), Peltuinum (9, 3422), Atina (10, 340), 
Brundusium (9, 54 ff.), Mesagne (9, 217), Ru- 
diae (9, 23), Taurini (5, 7016), Celeia (3, 5196), 
Niederemmel bei Trier (Orelli 5908), in Bri 



tanniazuBirrens(C.7.Z.7,1069f.), vgl. Ephem. 20 indulgentes (C. I. L. 5, 6594; vgl. 12, 2436), 



epigr. 3 S.312; zu Narona inDalmatien (C. I. L. 




4) Merkur auf einem Silberrelief von Neuwied (nach 
Wieselet in den Bonner Jahrb. 87, 103). 

3, 1769f. 1775. 1792. 1798 f. 1800 f. 1827), zu 
Philippi (3, 633); auf Delos (Ephem. ep. 4, 76. 
5, 1408 ff.) und irgendwo in Kleinasien (Bull, 
d. Inst. 1860 S. 218). 

VT. Verbindung Mercurs mit anderen 
Gottheiten. 

Oben Bd. 1 Sp. 1536 Z. 60 ff. ist bereits die 
Verbindung Mercurs mit der wesensverwandten 
Fortuna behandelt, doch ist noch zu den ihnen 
beiden gemeinsamen Beinamen domesticus, 
sanctus und magnus hinzuzufügen (s. Sp. 2815. 
2819. 2827 u. Bd. 1 Sp. 1516 Z. 33ff.; Sp. 1523 



Iuppiter O. M. Heliopolitanus und Venus felix 
(Brambach 1408); Iuppiter und Mars (C. I. L. 
12, 2589; römische Lampe in Karlsruhe, bei 
Winnefeld, Beschr. d. Vasens. nr. 901), Iuppiter 
und Minerva (Ovid. Met. 4, 752 ff.), Pluto und 
Proserpina (Gall. Giust. 2, 126; vgl. Benndorf 
u. Schone, Lateran. Mus. 359); mehr als zwei 
Gottheiten C. I. L. 6, 707; 7, 956; 8, 8246 f. 
4578. 9195; 12, 1904. Brambach, C. I. Bh. 646. 

30 1321. 1323; vgl. C. I. L. 8, 6962. 8433 und oben 
Bd. 1 Sp. 2428 Z. 20 ff. Hettner, Die röm. 
Steindenkm. zu Trier nr. 27. 35. 41. Auf Vier- 
göttersteinen sind in Rätien und Germanien 
meist Iuno, Mercur, Hercules und Minerva zu- 
sammen dargestellt. In Gallien sind die Gott- 
heiten weniger constant; an Stelle der Iuno 
erscheint hier oft Ceres oder Proserpina (Hettner 
a. a. O. zu nr. 25). Ferner gehört Mercur in 
den Kreis der zwölf dei consentes (s. oben Bd. 1 

40 Sp. 923 Z. 18), auch erscheint endlich die Zu- 
sammenstellung bemerkenswert, welche sich 
aus den Münztypen des schweren As und 
seiner Teile ergiebt; es sind dies in absteigen- 
der Reihe die Köpfe des Ianus, Iuppiter, der 
nach dem Typus der Minerva dargestellten 
Roma, des Hercules, Mercur und abermals der 
Roma (Babelon, Monn. d. I. re'p. Born. Einl. 
S. 10). Über Mercur neben einem angeblichen 
Symbol der Vesta oder neben dieser selbst vgl. 

50 Brenner, Hestia- Vesta S. 133 f. 224 ff. — Mercur 
als Lokalgenius s. oben Bd. 1 Sp. 1622 Z. 57. 

"VTI. Gleichsetzung Mercurs mit fremden 
Göttern. 

1. Mercurius unter den KaMren. 

Vielleicht nach Nigidius Figulus (Wissowa 
im Hermes 22 1887, 1 S. 62 f.) erklärten manche 
im Gegensatz zu Varro die magni dii von Samo- 
thrake für Iuppiter, Minerva und Mercurius 



Z. 13 ff.). Auch erscheint Mercur auf einem 60 (Serv.Verg. Aen. 3, 12.264; 8, 679), denen der 



Rad oder einer Kugel stehend (Wieseler, Gott. 
Nachr. 1874 S. 569. E. Gurtius, Arch. Ztg. 1876 
S. 5), wie Fortuna, s. ob. Bd. 1 Sp. 1507 Z. 55 ff. 
Den Grund für derartige Verbindungen legt 
recht deutlich die Inschrift bei Brambach, 
C. I. Bh. 70 dar, wo ein Gelübde Mereurio 
regi sive Fortune erfüllt wird, denn offenbar 
will der Dedikant andeuten, dafs er nicht 



Verfasser der Scholia äSsanoza des Vergil noch 
die Iuno zugesellt (2, 296. 3,12). Wissowa a.a.O. 
sucht die Verbindung dieser vier Gottheiten 
durch Annahme einer Kontaminierung ver- 
schiedener Überlieferungen zu beseitigen. Be- 
denken wir aber, dafs Mercur als Diener und 
Opferherold der Götter galt, und dafs der 
etruskische Mercurius Camillus (vgl. ob. Bd. 1 



2827 Mercurius (= Anubis und Thoth) Mercuvius (bei den Kelten) 2828 

Sp. 2349 Z. 36 ff. ; Sp. 2352 Z. 33 ff. ; Sp. 2420 Etr. Sp. 3 Taf. 182), der auch als Begleiter des 
Z. 40ff.) geradezu als praeminister bezeichnet Hermanubis erscheint (s. oben Bd. 1 Sp. 2311 
und mit den camilli zusammengestellt wird Z. 52ff.; vgl. Sp. 2310 Z. 44ff); von Thoth wird 
(Varro de 1. 1. 6, 88. Kallim. bei Serv. Verg. Aen. besonders die Erfindung der Buchstaben auf 
11, 543. 558 u. bei Macrob. Sat. 3, 8, 6; s. aber Mercur übertragen (s. ob. Bd. 1 Sp. 2360 Z. 40ff. 
dagegen Müller, Etr. % 2 S. 74), so ist es mir und Brugsch a. a. 0. S. 448); auch erklart sieh 
wahrscheinlich, dafs manche römische Anti- die bei Ovid. Met. 5, 331 (vgl. Nicander bei 
quare wirklich den alteren Kabir und Köre den Ant. Liber. 28 und Apollodor. 1 , 6 , 3 , sowie 
capitolinischen Göttern Iuppiter und Minerva Hygin. Astr. 2, 28. Mart. Cap. 2, 176) boi'iohtete 
oder den älteren Kabir, Demeter und Köre den 10 Verwandlung des Mercur in einen Ibis ans der 
capitolinischen Gottheiten Iuppiter, Iuno, Mi- Darstellung des ersteren mit einem Ibiskopfe 
nerva gleichsetzten, und dafs dann Mercurius (Brugsch a. a. 0. S. 439; vgl. die römisch- 
CamillusdemdieseninSamotbrakebeigegebenen ägyptische Münze aus dem Nomos Hermopol. 
jüngeren, dienenden Kabir, d. h. dem als eine bei Read, Eist. num. S. 723, auf welcher Her- 
Umwandlung des boiotischen Pais zu betrach- mes in einem Tempel mit cad., Beutel, Hunde- 
tenden Kadmilos (0. Kern im Hermes 25, 1890 kopfaffen und Ibis erscheint). Endlich ist die 
S. 13)*), entspricht. Dieser fehlt bei Arnobius bei Hermes - Mercur einigemal auftretende 
3, 40 und bei Macrob. Sat. 3, 4, 8; vgl. Robert Sphinx (s. oben Bd. 1 Sp. 2427 Z. 50; Sp. 8482 
hei Preller, Griech. MythM S. 852 ff. Dafs aber Z. 11) offenbar auf diese ägyptischen Todes- 
Mercur auch zu Rom im capitolinischen Tempel 20 götter zu beziehen, obwohl sie eigentlich dem 
wirklich, etwa wie Terminus, mit dem man ihn Horus-Ra', Ra Harmachis zukommt; in der 
hat identificieren wollen (Gerhard, Akad. Abh. 1 Zeit des Synkretismus konnte sie aber wohl 
S. 305, 7), und Iuventas (Liv. 1, 55. 5, 54) nach auch dem Thoth beigegeben werden (E. Meyer, 
der dem Tarquinius Priscus zugeschriebenen Gesch. d. Altert. 1, 55 S. 65; 115 S. 140). 
Bestimmung (Interp. Serv. Verg. Aen. 2, 296) n . 
irgendwelche Verehrung genossen hat, ist an- "• Der Mercurius der Kelten. 
zunehmen, da er jedenfalls im ßiebelfelde des Der höchste und durch die meisten und kost- 
von Domitianus errichteten Tempels zur Rechten barsten (Plin. n. h. 34, 7, 45. 47) Bildsaalen 
der Minerva dargestellt war und zwar noch sowie durch Menschenopfer (Cuts. hell. gall. 6, 
teilweise auf der erhöhten Basis selbst stand, 30 16, 2 ff. Tertull. scorp. 7. Apolog. 9; vgl. auch 
welche den drei capitolinischen Gottheiten als Plin. n. h. 30, 1, 13) geehrte Gott der ■Gallier 
Sitzplatz diente (E. Schuhe, Arch. Ztg. 30 1873 war der Gott, welchen die Römer als Mereu- 
S. 3. 7. Jordan, Top. d. St. Born 1, 2 S. 101 rius bezeichneten, offenbar weil er als „Er- 
und oben Bd. 2 Sp. 719; vgl. B. Mowat, Büste finder aller Künste, als Führer auf Wegen 
de Mercure en bronze entoure des divinites du und Reisen und als Gott des Gewinnes und 
Capitole in der Gaz. arch. 9, 1884 S. 7 ff. Tf. 3). Handels" betrachtet wurde (Caes. btll. gall. 6, 
Diesem Mercurius Camillus dürften die Bezeieh- 17, 1). 

nung menestrator (C. I. L. 6, 84; vgl. Müller, Einheimische Namen und Beinamen dieser 

Etruslc* 2 S. 73) und vielleicht auch die Bei- Gottheit haben uns zahlreiche Inschriften er- 

namen Magnus (C. I. L. 3, 79) und Sanctus 40 halten. Im eigentlichen Gallien, in Poitiers 

f. oben Bd. 2 Sp. 2819 Z. 30 gelten. S. auch und Meaux, heifst er Atusmerius (s. d. u. vgl. 

oben Bd. 2 Sp. 2528. E. Esperandieu, Epigr. rom. du Poitou et de 

2. Mercur 1t AnuMs und Thoth gleichet. ^40^ "Amen ÜÄ 
Nach dem Vorgang des Hermes ipv%OTCo(niis ursprünglich gallischen Rheingebiet: Von Besan- 
(s. oben Bd. 1 Sp. 387 Z. 3ff.; Sp. 2355 Z. 55ff.) con bis Köln Cisonius (s. d. und vgl. Brambach, 
wurde auch Mercur dem ägyptischen Leichen- C. I. Rh. 400. 1461. 1739. 1831), in der Pfalz 
besorger und Totenwächter (Brugsch, Rel. u. Touienus(Brambach 1830) und vislleichtCambus 
Myth. d. a. Äg. S. 671 ff.) Anubis (Tertull. de (s. d. und vgl. Brambach 1813. Grimm, Deutliche 
anim. 2. 33. Serv. Verg. Aen. 8, 698. Myihogr. 50 Myth.* S. 35 führt kamban als germanischen 
Vat. 1, 119. 2, 42. 3, 9, 8; vgl. Hermanubis), Beinamen des Grimr an)*), in Mannheim Alan- 
sowie dem Anwalt, Richter und Führer der nus (s. d. und vgl. Brambach 1717).' In der 
Verstorbenen (Brugsch a. a. 0. S. 465 f. 478. Gegend von Speier, Heidelberg und Köngen bei 
482 f.) Thoth (s. oben Bd. 1 Sp. 2366 Z. 40 ff. Efslingen wird er mit dem üotte Visucius identi- 
und Tertull. adv. Valent. 15. Augustin. de civ. dei ficiert (Brambach 1581. 1696; vgl. 1704) und mit 
18, 39. Interp. Serv. Verg. Aen. 4, 577), gleich- einer Göttin saneta Visucia verbunden (1581). 
gesetzt, obgleich letzterer eigentlich ein Mond- Ein Mercurius Vassus? erscheint zu Bitt- 
gott ist (E. Meyer, Gesch. d. Altert. 1, 55 S. 65; bürg bei Trier (Brambach 835: (I)nhd (d) j 
vgl. Brugsch?.. a. 0. S. 154. 452ff.). Dem Anubis deo. Mercu(rio) \ Vasso. Caleti \ Mandaloniufs) \ 
gilt wahrscheinlich der dem Mercur einigemal «0 Gratus. d (d) ; vgl. Vassorix bei Brambach 1858) 
beigegebene Hund (Eckhel, B. N. V. 4, 68. 7, 406. und Mero. Leud . . . anus in der Nähe von Jülich 
Cohen, Med. imp? 5 Gallien 178. Gemälde zu (Brambach 592). 
Pompeji bei Heibig, Wandgem. 12. Wieseler in 

den Jahrb. d. V. V. A. im Rheinl. 37 S. 129, 19; *) Die Ton c - HtUi>, Neue Btilr. *. mittelrhein. Jller- 

Vgl. Oben Bd. 1 Sp. 2404 Z. 32ff. und Gerhard, tu "' shunde in den Bonner Jahrb. Heft M veröffentlichten 

, Inschriften vom sog. „Brunboldimtuhl" bei Dürkheim 

*) P. 0. Schjött in Fleckeisens Jahrb. 141, 1890 S. 699 a. H., die M (= Mercurio) Cisultio deo gelten sollen, 

erklärt ihn als Kadmi-El = Diener des Gottes. Siehe sind nach F. Raug, Berl. philol. Woclienschr. 14, 1894, 39 

dagegen Urusius oben Bd. 2 Sp 866 Z. 19. Sp. Vi'dii. überhaupt nicht vorhanden. 



2829 Mercurius (bei den Kelten) Mercurius (bei den Germanen) 2830 

Am Bodensee tritt Merc. Arcecius (s. d. und f. Gesch. u. Kunst 13, 5, 45). — Der gallische 

vgl. C. I. L. 3, 5768) und Cimiacinus (s. d.) auf, Esus (s. d.) wird nur in der zweiten Berner 

vgl oben den genius Ciniaemus (?), der mit dem Glosse zu Lucan. Phars. 1 , 445 mit Mereur 

genius commercii verbunden und jenem viel- gleichgesetzt. Zu der gallischen Mereurdar- 

leicht identisch ist. Stellung ist noch zu vergleichen: -B. Mowat, 

Von der Mündung des Rheins endlich, aus Les types de Mercure assis, de Mercure barbu 

der Nähe von Geldern, stammt die Inschrift et de Mercure tricephale sur les monuments de- 

(Brambach 97): DfeoJ Mercuri \ Biausio \ couverts en Gaule im Bulletin monum. 5. Serie, 

fSJimpliciufsJ | ingenuufs] \ v. s. I. m. Aus Bd. 4, 1876 S. 338 ff. 

Britannia aber kennen wir nur den Namen 10 Der M dep Germanen< 
oder Beinamen Andescox (s. d.). Zwischen 

Köln, Heidelberg und Trier findet sich neben Einen germanischen Mereur finden wir zu- 

Mercür mehrfach die Göttin Rosmerta (Bram- erst bei Tacit. Germ. 9 erwähnt, und zwar 

bachiOi. 681 f. 750. 862f. 888. 1711; vgl. 1508. bezeichnet ihn dieser als den Hauptgott der 

Orelli 5908 f. Hettner, Die röm. Steindenkm. zu Germanen, der an bestimmten Tagen auch 

Trier nr. 74 ff.) und ebenso im eigentlichen Menschenopfer empfange. Dafs dies wenig- 

Gallien in Langres (Orelli 1415) und zu Paris stens zum Teil gefangene Feinde waren, be- 

(Orelli 5907); vgl. oben Bd. 1 Sp. 1537 Z.49ff. weist für Hermunduren und Chatten Tacit. 

und Freudenberg, Mereur u. Rosmerta in den ann. 13, 57; vgl. Simrock, Deutsche Mythol. 
Bonner Jahrb. 53 u. 54 S. 331. K. Christ, Noch- 20 S. 196. Erst in der Zeit Karls des Grofsen 

mals Maia- Rosmerta, ebenda 84 S. 246 ff. Rev. begegnen wir der Behauptung, dafs der ger- 

num. Beige 5 S. 417. D'Arbois de Jubainoille, manische Wuotan von den Römern Mercurius 

Le Mercure gaulois in der Revue arch. 25 S. 95. genannt worden sei (Grimm, Deutsche Myih. 

— Letzterer setzt den gallischen Mereur dem 1 S. 100 ff. 319, 1. K PL. Meyer, German. 

nach keltischer Überlieferung Lug oder Lugus Mythol. § 313). Dennoch ist dieser sicher 

genannten Gotte gleich (Le cyde myth. irl. auch schon von Tacitus gemeint, da die Uber- 

g 3 g j f\ einstimmung mehrerer Züge ihres Wesens, bc- 

Andeire Beinamen bezeichnen Mereur als sonders ihre Eigenschaft als Führer der Scharen 

Hauptgott eines Volkes oder Stammes. Von der Verstorbenen (des wilden Heeres), ihre Macht 
der Rheinmündung bis zum Maingebiet be- 30 Glück zu verleihen, wobei der caduceus der 

gegnen wir dem Mercurius Arvernus (Bram- Wünschelrute Wuotans entspricht (Grimm a. 

lach 256f. 593. 1741. 2029), sodafs diese Ge- a. 0. S. 124 f. 813. 816), ihre Bedeutung als 

gend ein alter Sitz der später nach Süden Schutzgottheiten der Wege und Wanderer 

gewanderten Arvemer sein mufs, bei welchen (S. 125 f.), die Erfindung der Schrift, • der 

ja Mereur noch zur Zeit des Nero in hohen Dichtkunst und des Würfelspiels (S. 124. 

Ehren stand, wie die für dieselben von Zeno- Nachtr. S. 58; vgl. die sors Mercurn, oben 

doros gefertigte kostbare Bildsäule beweist Sp. 2815) von Anfang an auf Gleichsetzung 

(Plin. n h. 34, 7, 45. 47), vgl. R. Mowat, Lettre beider führen mußten. Dazu kommt , dafs 

ä M. de Longperier sur la restitution de la statue auch die Bezeichnung der Mitte der Woche 
colossale de Mercure executee par Zenodore pour 40 als Wuotanstag sich mit dem dies Mercurn 

■ les Arvernes in den Notices epigraph. de div. deckt (S. 106. Nachtr. S. 48). übrigens kann 

antiqu. gallo -roviaines desselben. auch die keltische Auffassung des Mereur auf 

Dafs Mereur bei den Treverern, denen bis- diese Identificierung mit eingewirkt haben, da 

weilen germanische Abkunft zugeschrieben wird, die Römer die ersten Nachrichten über die 

eine ähnliche Bedeutung hatte, beweist eine germanischen Götter doch wohl durch Gallier 

Inschrift aus Trier (Orelli 1405). Dasselbe gilt erhielten, vgl. Grimm, Deutsche Myth.* 1, 107. 

von Aug. Mercurius Victor Ma(g)niacus Ve(l)- Zunächst scheint allerdings auffällig, dafs 

launus zu Hieres (C. I. L. 12, 2373), wenn man bei Kelten und Germanen eine dem Hermes- 

Vellaunodunum und die Vellavi (Caes. bell. gall. Mereur entsprechende Gottheit die erste Stelle 
7, 75) vergleicht, und wohl auch von dem Dens 50 im Götterhimmel einnimmt, welche im Süden 

Mercurius Kanetonensis aus Bernay (OreWi 5885), der dem Donar ähnliche Himmels- und Ge- 

dem Merc. Aug. Artaius bei Beaucroissant, wo wittergott Zeus-Iuppiter behauptet. Ist aber 

dieser Name noch Ortsbezeichnung sein soll Hermes, ebenso wie Wuotan, wirklich, wie 

(0 1 L. 12, 2199), sowie vielleicht von dem oben Bd. 1 Sp. 2360 ff. angenommen wird, ur- 

Mercurius Hanninus (Jahrb. d. V. v. A. i. Rh. sprünglich ein Windgott, so wird auch dieser 

Heft 92, 1892 S. 272f. Mise. 10) und dem Stellungswechsel erklärlich. Die gewaltigste 

oben Sp. 2828 aufgeführten Merc.Vassus, Leu- Naturerscheinung des Südens ist eben das Ge- 

d . . anus und Alaunus. Dem keltischen Mer- witter, während im Norden der den Winter 

cur gelten offenbar auch die Inschriften G. I. L. einleitende und vertreibende Sturm den mäch- 
6, 46, wo Arduinna, Camulus, Iuppiter, Mer- eo tigsten Einfiufs auf die Natur auszuüben scheint, 

cürius und Hercules verbunden sind, und 12 Der Stern Mercurius. 

1904, wo dem Castor, Pollux, Hercules und .. 

Mereur von der Flaminica Viennae im Allo- über den Stern Mercurius s. den Artikel 

brogergebiet Bildsäulen geweiht werden. Vgl. Sternbilder. Hier ist nur hervorzuheben, was 

auch ob. Sp. 2817. In Differten bei Saarlouis von dem Wesen der Gottheit auf das Gestirn 

wurde kürzlich ein Reliefbild des Mereur in übertragen worden ist. Aus seiner Eigenschaft 

gallischer Nationaltracht (Sagum) gefunden als Diener der Götter geht die Vorstellung 

(Korrespondenzbl. d. Westdeutschen Zeitschrift hervor, dafs das Gestirn an sich keine gute 



2831 Merdis Meridianus daemon 2832 

oder schlimme Bedeutung hat, sondern dafs Merdos an (d = Ligatur für DV) und brachte 

sich dieselbe nach der desjenigen Sternes rieh- diesen mit Mercur identificierten keltischen 

tet, mit dem er in Konjunktion steht (Apul. Merdos in Zusammenhang mit Mithra (vgl. 

de mundo 29 und Eüdebrand z. d. St. Solin. das Nähere in der Abhandlung c). [R. Peter.]' 

fr. 3, 10. Serv. V. Äen. 10, 272. Georg. 1, 335. Meretos? (Mngstös?), Vater der Laothoe, 

Mythogr. Vat. 3, 9, 5f.). Sonst wird seine welchedemHermesdenErytosundEchiongebar, 

potestas auch als pernix, d. h. Behendigkeit Orph. Arg. 134. Sonst heilst die Mutter der 

verleihend, wie dieä der Gott der Ringkunst beiden Helden Antianeira, Tochter des Mene- 

vermag, bezeichnet (Apul Flor. 2, 10 S. 41), tos, und bei Orpheus ist wahrscheinlich auch 

oder er gilt für Kauf leute als gewinnver- 10 Menetos zu schreiben. S. Antianeira nr. 1 und 

sprechend (Senec. suas. 4, 2). Menete'is. [Stoll.] 

Dafs man ihm Einflufs auf das Wetter zu- Meridianus daemon (Ducange, Gloss. med. 

schrieb (vgl oben Bd. 1 Sp. 2387), deutet Vergil. et inf. lat. s. v. daemon meridianus), äcupöviov 

Georg. 1, 337 an. fisBrnißQivöv (Psalm 90 (91), 6, wo aber diese 

Umgekehrt wird dem Gotte später der Skor- Übersetzung nur aus falscher Lesart des hebräi- 

pion (Mart. Cap. 2, 177; s. oben Bd. 1 Sp. 2427 sehen Textes entstanden ist, s. Franz Delitzsch, 

Z. 45 und Montfaucon, L'antiqu. expl. 1 Taf. 73, Comm. üb. den Psalter 2 p. 20. H. Graetz, 

6) und vielleicht auch der Steinbock ( Wieseler Krit. Comm. zu d. Psalmen 2 p. 615 f.), das 

in d. Jahrb. d. V. v. A. im Eh. 37, 103 ff.) als Mittagsgespenst. 

Symbol beigegeben, weil das Gestirn zu diesen 20 Nach weit verbreitetem, nicht nur auf Grie- 

Sternbildern in Beziehung tritt (Tarruntius chen und Kömer beschränktem Glauben ist 

bei Solin. 1, 18. Plin. n. h. 2, 15, 64). nicht nur die Mitternachts-, sondern auch die 

Mehrfach findet sich der Stern Mercur ganz Mittagsstunde die Zeit, in welcher Götter und 

in der gewöhnlichen Auffassung des Gottes Dämonen auf der Erde ihr Spiel treiben. Wer 

unter den übrigen Göttern der Wochentage ibirer in jener Stunde ansichtig wird, hat meist 

dargestellt, wie er unter diesen später auch von ihrem Zorn oder Mutwillen zu leiden, 

im Circus einen Altar hatte (I. Laur. Lyd. de Nach TheoTirit. id. 1, 15 ff. (s. Boscher, Selene 

mens. 1, 12). Siehe d. Art. Sternbilder, sowie die p. 161) darf zu jener Zeit der Hirt nicht die 

Abbildung oben Bd. 2 Sp. 1567 und vgl. die Syrinx blasen, weil Pan da seine Mittagsruhe 

Zusammenstellung der Denkmäler bei Barem- 30 hält (vgl. Philostrat. op. 2 p. 357 ed. Kayser) 

berg et Saglio, Dictionn. des antiqu. grecques und den Störenfried bestraft. Doch erscheint 

et rom. s. v. Dies S. 172 f., wo noch O. I. L. 5, er wohl auch zu jener Zeit, um einem Kranken 

5051ff., Bettner im Arch. Anz. 4, 1889 S. 180 zur Gesundheit zu verhelfen, Drexler, Die 

und. StrzygowsU im Arch. Jahrb. Ergänzungs- Epiphanie des Pan, Philologus N. P. 6 (1894) 

heft 1 S. 41 Tf. 11 nachzutragen ist. Derselbe p. 731 f. An den Palilien flehte der römische 

Stern führt den Nanjen Stilbon, der Glänzende; Hirt die Pales an, ihn vor dem Anblick des 

bisweilen wird er dem Apollon zugeschrieben Faunus zu bewahren, wenn er zur Mittagszeit 

(Plin._n.K_ 2, 8, 39. Macrob. Sat. 1, 19, 7), was die Felder betrete, Ovid. Fasti 4, 762. Karl 

vielleicht auf mifs verständlicher Auslegung der Haberland, Die Mittagsstunde als Geisterstunde, 

Bezeichnung des Mercur als Phoebi comes (Gic. 40 Zeitschr. f. Völkerpsych. u. Sprachwissensch. 13 

somn. Scip. 4, 9. Claudian. 22, 440) beruht, (1882) [p. 310—324] p. 313. Auch die Sirene, 

wenn nicht vielmehr an ägyptischen Einflufs zu Crusius, Die Epiphanie der Sirene, Philologus 

denken ist, wo Sebek = Mercur als Stern des N. F. 4 (1891) p. 97—107 (s. bes. p. lOöf.) er- 

Set, des pfeilschleudernden Gottes der ver- scheint zu jener Stunde; ebenso Hekate, Lucian 

derbhehen Sommerhitze, gilt (Brugsch, Bei. u. Philopseud. 22, und Empusa, Schol. Aristoph. 

Myth. d. a. Ag. S. 203. 704. 715; vgl. ob. Bd. 1 Ban. 293, s. Bohde, Psyche p. 371 Anm. 1. 2. 

Sp. 430 ff.). Eine auffällige Verschmelzung des Um einen Pappelbaum tanzen zu Mittag die 

Mercur mit Sol- Apollon sucht Wieseler, Arch. Nymphen in Dotion nach Callimachus, h. in 

Beitr. 1 S. 12 ff. in d. Abh. d. K. G. d. W. zu in Cer. 38 f.; s. Mannhardt, Wald- u. Feldkulte 

Göttingen 35 1888 zu erweisen. [Steuding.] 50 2 p. 8; Satyrn und Nymphen halten zu jener 

Merdis oder Merdos? In der Inschrift Bram- Zeit ih L e Reigentänze nach Ausonius, Mosella 

bach, GI.Bhen.UG9 (vom Staufenberg bei VB ' 178 ?-' s - &»'»*«*, Volksleben der Neugriechen 

Baden-Baden), in berichtigter Lesung mitge- & 95 - iason erblickt am Mittag die libyschen 

teilt von K. Christ in (a) Jakrbb. d. Ver v N / m P he ° «nd wendet voll Scheu den Blick 

Alterthumsfreunden im Bheinl. 49 (1870) S. 105 f , 7 ab \ A P oU - % hod - A 'J 312 ff - Nach Callimachus 

abermals (b) das. 50/51 (1871) S. 196 ff. (dazu £ * w ! av - ^ a "- \ 1S - erblickte zur Mittagszeit 

52 [1872] S 171ff.) und nochmals (c) das. 64 Teiresias , die Pallas, nach Ovid. met. 3, 144ff. 

(1878) S.53ff. (Der keltische Gott Merdos und ZUI L gleichen Zeit Aktaion die Artemis im Bade, 

der arische Mithras): IN H-D-D- I DEO e e werdei1 dafür furchtbar bestraft. 

iwripto iDpfT 1 r it BDifon iL 60 Der Heros Protesilaos erscheint in jener Stunde 

JERICVi • M3RÜ | [. .] L • PRVSO vermutete von der j d zurückke hrend und legt sich zum 

Chnst zuerst (b) eme Erwähnung eines Mer- Schlummer nieder, Philostr. op. 2 p. 143 ed. 

curius Merdis (Ü = Ligatur für DI), dann Kayser. Bohde, Psyche p. 639 Anm. 5 zu p. 638; 

aber (c) nahm er unter Heranziehung der In- desgleichen Bouplagos, Phlegon mirab. c 3 

schrift Brambach 1902 (Hagenau): D - WSY ■ p. 126 ed. Westermann, s. Dilthey, Bhein. Mus. 

MATV|TINA • COBNERT, wo er MERDV auf- N. F. 27 (1872) p. 412 Anm. 1. Dem Empedo- 

löst, auch in der in Rede stehenden Inschrift timos erscheinen lv (itcepßQia aTa^rjgä Pluton 

einen Dativ MERDV von einem Nominativ und Persephone, Proclus ad' Plat. Bern publ. 



2833 Meridianus daemon Meridianus daemon ?834 

p. 19 ed. Pitra, s. Bohde, Psyche p. 371 Anm. 4 scheinens zur Mittagszeit auf Melos Meoruieq- 

zu p. 370. In Pallene wagte sich um die yiäzaig heifsen. 

Mittagszeit kein Hirt auf die Stelle, wo die Viel wissen die Slaven von Mittagsgeistern 

Giganten begraben liegen, da deren Gespenster zu erzählen, die Böhmen von einer Polednice 

zu dieser Zeit lärmend umherrasten, Philostr. und einem Polednicek (abgeleitet von poledne 

op. 2 p. 140 ed. Kayser. In Gallien, wo nach „Mittag"), Grohmann, Sagen-Buch aus Böhmen 

Lucan. Phars. 3, 423 ff. den heiligen Hain bei und Mähren 1 p. Ulf. Mannhardt 2 p. 135 

Massilia selbst der Priester um Mittag und Anm. 3. Grimm, B. M. 2 4 p. 972. Kaberland 

Mitternacht nicht zu betreten wagte, aus Furcht, p. 312 ; die Polen in der Provinz Posen von 

die. Gottheit anzutreffen, und wo das frühe 10 der Poludnica, Knoop, Sagen und Erzählungen 

Mittelalter viel von Heilungen der durch den Otts der Provinz Posen p. 73 ff. (vgl. die Notizen 

Meridianus Daemon verursachten Krankheiten über die dzievanna, dzievica, Grimm a. a. 0.), 

durch die Heiligen zu erzählen wufste (siehe die Dalmatiner vom podne roga, Baberland 

Bucange, Gloss. 2 p. 735: Gregor. Turon. lib. 4 p. 312, die Lausitzer Wenden von der Psches- 

de mirac. S. Martini c. 36; Vita S. Busticulae poniza, v. Schulenburg, Wend. Volksthum p. 45, 

Abbatissae Ärelat. cap. 27; Miracula S. Iovini Wend. Sagen aus dem Spreewald p. 85 ff., vgl. 

Abb.), galt Diana als Mittagsgeist, siehe darauf- Verh. d. Berliner Ges. f. Anthrop., Ethn. u. 

bezügliche Stellen bei Grimm, B. M. 2 4 p. 972. Urgesch. 1877 p. (96)f.; die Russen von der 

— Lobeck, Aglaophamus p. 1092 und Usener, trauernden Wittwe oder der klagenden Frau, 

Rhein. Mus. N. F. 50 (1895) p. 147 citieren 20 Grimm a. a. 0. Grohmann p. 112. Auch der 

aus den Acta Symphoriani c. 6 p. 83 ed. Buinart Humane scheut die Mittagsstunde, W. Schmidt, 

(Amstel. 1713): „Dianam quoque äaemonium Das Jahr u. seine Tage in Meinung u. Brauch 

esse meridianum sanctorum industria investi- der Bomänen Siebenbürgens. Hermannstadt 

gavit,quaepercompitacurrensetsilvarumsecreta 1866 p. 20. Desgleichen jagen' auf Sicilien die 

perlustrans hominum mentibus zizaniae tribu- Geister in den Mittagsstunden Schrecken ein. 

los disseminata Dafs diese Vorstellung auch Ein leichter Wind, der in jener Zeit weht, gilt 

bei den asiatischen Kelten in Umlauf war, den einen für das Werk der Dämonen, andere 

zeigt eine von Usener a. a. 0. aus der Lebens- halten ihn für die Geister selbst, Pitre, Biblio- 

beschreibung des h. Theodoros von Sykeon teca delle tradizioni popolari siciliane 17 p. 33. 99. 

(in MvT}fisiu äyioXoyixu vvv nqäzov iv.Si86- so In der Grafschaft Modica herrscht der Glaube, 

pevu> Venet. 1884.8°. p. 375) mitgeteilte Stelle: dafs wer im Monat Mai geboren sei, von den 

,,ri*ove de usqi zivog zönov bvzog anb orjfisfav Malifrüsculi, Teufeln, die ihr Unwesen in den 

6«r<o (von Anastasiapolis) %aXovp,evov "Aqy.bu, Mittagsstunden treiben, angegriffen werde, 

cos f") dvvae&aC ziva zw zöncp ixeivm itooe- Pitre a. a. 0. p. 98 f.; vgl. für Italien auch 

iyyleai, päXiazcc äs zfj^ mga zrj [isaritißgivij, Trede, Pas Heidentum in der römischen Kirche 

Siä ^ zb nsQirjxeia&ai zfjv Xeyofisvrjv "Aqzsfuv 4 p. 362, über die Controra, die heifsen Mittags- 

jista jioXXäv Saifiorav exei äiazQi'ßuv «otl stunden. Mancherlei weifs Braga, povo 

ädixsiv piZQ 1 davüzov £svi£6jievog ovv litl zfi portuguez 2 p. 148 ff. von dämonischen Wesen, 

zoiavzrj cjPTJfi»? sv zaig TjfLSQaig zov lovXiov kccI welche nach portugiesischem Volksglauben zur 

avyovazov jirjvbg jxezä zb hXtjqovv uvzbv zr\v 40 Mittagsstunde ihr Unwesen treiben, zu er- 

T?js zQizjjg moag ipaXfimSCav äicfiQ%tzo ägofiawg zählen, so vom Entreaberto und vom Hörnern 

vazä zöv zönov iyislvov, xal oXov zb fi£<T7}ft- das sete dentaduras. Die portugiesischen 

ßgivbv Sifiysv tritt ev zoig voiii^ofisvotg ziitoig Volksgebete schliefsen nach ihm (p. 149) mit 

T7Js Agzepidog- iirjSsfiiäg ovv avzm novrjgäg der Formel: 

tveQyttag cpaivofjt,£vrjg diä zfjgtov Xqiarov avzi- Nim de noite, nem de dia 

Xtfipstog vnsazQtcps iv zm paQzvgicp." Dafs die Nem ao pino do meia dia. 

Dämonen den christlichen Asketen um Mittag In der Bretagne erzählt man von einem 

erscheinen, erwähnt Politis, MeXtzr] inl zov bösen Geiste, der zur Mittagsstunde erscheint 

ßiov zmv vsoizsgcov 'EXXrjvav 1. Athen 1871, und in die Körper der eingeschlummerten 

p. 107 Anm. 1 nach Hieronymus, Vita Sancti 50 Feldarbeiter dringt, um sie zu Thorheiten und 

Pauli primi Eremit, cap. 6. Schlechtigkeiten zu verleiten, Alfred de Nore 

Unverändert lebt der Glaube an die Ge- (Pseudonym für Marquis de Chesnel), Coutümes, 

iahrlichkeit der Mittagsstunde bei den Grie- mythes et traditions des provinces de France. 

chen des Mittelalters und der Neuzeit fort. Paris-Lyon 1846 p. 214. Aus Ossian bringt 

Schmidt a. a. 0. p. 96 teilt aus Allatius de Politis a. a. 0. p. 108 Anm. 2 Belege für das 

Graec. opinat. p. 128 f. die Formeln mit: Ziyis Umherschwärmen der Gespenster zur Mittags- 

Hazänis itäza\ov itäv yiatibv Kai Satjiovixbv zeit und aus Walter Scott, Lady of the Lake 

lisBrjfißQivöv jtcü titeovvxziTiöv und tpvXal-ov c. ni sect. 7 n. 1 weist Liebrecht, Zur Volks- 

avzovg, Kvott, änb navzbg novrjgov yiul öai- künde p. 28 den gälischen Volksglauben an 

(iovlov jisarjfißQivov xal vvxtsqivov. Über die 60 eine Mittagshexe, Glaslich, nach. In Schweden 

nach heutigem griechischen Volksglauben zur sieht man nach Haberland a. a. 0. p. 313 den 

Mittagszeit von dämonischen Wesen, beson- Tomtei Garden einen Strohhalm schleppend 

ders von den Neraiden drohenden Gefahren zur Mittagszeit einherkeuchen. Über den 

s. denselben p. 94. 119. Mannhardt a. a. 0. Glauben an Mittagsgeister in der Schweiz s. 

2 p. 37. Wachsmuth, Bas alte Griechenland Bochholz, Beutscher Glauben. Brauch \ p. 67 ff.; 

im neuen p. 30. Politis a. a. 0. 1 p. 106—108. für Deutschland begnüge ich mich auf die von 

Letzterer bringt p. 106 Anm. 3 die interessante Haberland beigebrachten Stellen, auf Wuttke, 

Notiz, dafs die Neraiden wegen ihres Er- Der deutsche Volksaberglaube der Gegenwart 



2835 Meridianus daemon Meriones 2836 

2. A. Register s. v. Mittag, sowie auf die Auf- Würzburg 1864. § 201 p. 323—325. Dilthey, 

sätze von Bollig-Bedburg, Sagen aus d. Rhein- Bhein. Mus. N. P. 25 p. 334 u. Anm. 1. E.L. 

provinz. Die Mittagsgeister der Erftniederung, Bochhölz, Germania 5 (1866) p. 70f. F. Lieb- 

Zeitschr. f. Volkskunde 4 p. 121—126 und von recht, Zu den Nugae Curialium des Gualterus 

Bobens, Mittagsgeister u. Gespenster aus der Mapes, Germania 5 [p. 47— 66] p. 47, distinctio l 

Erftniederung, ebenda 4 p. 262—263 zu ver- cap. 11, de Herla rege. p. 61f. dist. 4 cap. 11, 

weisen. In Ungarn glaubt man, dafs am Tag de fantastica deceptione Gerberti, v. Schulenburg, 

gegen 12 Uhr und Nachts gegen 12 Uhr die Die Mittagsstunde, AmUrdsbrunnenb^.i'i—iö. 

Szepasszony Verderben ausstreuend umhergeht. Laistner, Das Bätsei der Sphinx passim. Biess 
Man darf zu jenen Zeiten nicht in der Mitte 10 s. v. Aberglaube in Pauly-Wissowas B.-E. d. 

des Fahrwegs gehen, da man dort in die kl. A. 1 Sp. 44f. Bodd, Customs . . of modern 

Schüssel der SzepasBzony treten kann, was Greece 181 f. [Drexler.j 

unheilbare Krankheit zur Folge hat, L. Kdl- Merimna (Msgiuva), die Personifikation 
mdny, Ethnol MM. aus Ungarn 3 (1893/94) der Sorge, erkennt Körte (Personifik. psychol. 
p. 191 f. Bei den Ehsten pflegt die Tüleema, Affecte in d. jung. Vasenmalerei 88; vgl. Bau- 
die Windmutter, um 11 Uhr am liebsten ein- meister, Denkmäler 1300 r) auf mehreren Wand - 
her zu gehen und dreht dann bisweilen Halme gem'älden mit der Darstellung der von Theseus 
im Kreise umher, Wiedemann, Aus dem inne- verlassenen Ariadne in einer 'daimonischen 
ren und äufseren Leben der Ehsten p. 443. Als Gestalt mit markiertem Gesicht und Fleder- 
Unglückszeit betrachten die Mittagsstunde die 20 mausflögeln'. [Vgl. d. Art. Cura] [Höfer.] 
Tscheremissen und die Wotjaken, letztere aber Meriones (MrjQiövvg,-ov,ep.-äo,-sco), 1) Sohn 
nur während der Monate Juni bis August, des Molos (s. d.), LI. 10, 270. 13, 249 (der entweder 
Haberland p. 316 nach G. v. Gerstenberg, Globus ein Bruder des Deukalion [von Kreta] war, Diod. 
10 (1866) p. 204. Der Talmud kennt einen 5,79, oder ein unechter Sohn des Deukalion, 
vor- und einen nachmittäglichen Dämon. Letz- also ein Halbbruder des Idomeneus , Apollod. 
terer hat ein Hörn, ein einziges Auge und 3,3,1), und der Melphis, Hyg. f ab. 9)1. Erbe- 
dreht sich beständig im Kreise. Er erscheint gleitet den Idomeneus als Waffengenosse und 
in der Mittagsstunde und hat die gröfste Ge- Mitfiihrer des kretischen Kontingents vor Troia 
walt im hohen Sommer, Grünbaum, Beiträge mit 80 Schiffen, 17.2,651; 4,254. Hyg. a. a. 0. 
zur vergleichenden Mythologie aus der Hagada, 30 Als Freier der Helena erwähnt ihn Hyg. fab. 81. 
Z. D. M. G. 31 (1877) p. 25lf. Aus L'Egypte Im Verhältnis zu Idomeneus heifst er bald srai- 
de Murtadi, fils de Gaphiphe, de la traduction Qog (<pilt;a&' ezatgcov redet dieser ihn an 13,249), 
de M. Pierre Wattier. A Paris 1666 p. 65 bald »sgäneov ivs 'iSouevfjos , 23,528 u. 860, 
führt Liebrecht, Zur Volkskunde p. 513 an, dafs bald önäuv 'jSojisvfiog, 7, 165, beides Bezeich- 
der Geist der südlichen Pyramide als nackte nungen , die nicht auf eine untergeordnete 
schöne Frau gegen Mittag und Sonnenunter- Stellung als Waffenträger bezogen werden 
gang die Pyramide umkreisend gesehen wurde. dürfen, sondern nur die Waffenbrüderschaft 
Das Gesetzbuch des Manu (4, 131) rät nach bedeuten. Ähnlich ist das Verhältnis des 
Haberland p. 319 f. ab, zu verweilen an einem Sthenelos zu Diomedes, des Patroklos zu 
Orte, wo sich vier Wege kreuzen, um Mitter- 40 Achilleus. 

nacht, Mittag und während der Dämmerung. Unter den Helden vor Troia nimmt Meri- 

In Indien glaubt man, dafs die Bhüts am Mittag ones zwar keine der hervorragendsten, aber 

und Abend ihre Nahrung zubereiten, und warnt doch eine sehr achtungswerte Stellung ein 

daher Kinder und Frauen, zu diesen Zeiten nnd erscheint meist im Bunde mit Idomeneus, 

auszugehen, damit sie nicht auf die Speise der so namentlich im 13. Buch der Llias, wie er 

Geister treten, Ind. Not. a. Qu. 4 p. 132 n. 500. denn auch auf der tabula Iliaca in dessen Be- 

W. Crooke, An introduction to the populär gleitung dargestellt ist, den Akamas erlegend; 

religion and folklore of Northern India. p. 182. d. Abbildung unt. Idomeneus. (Hier ist auf der 

S. für Indien auch PanjabNot.a.Qu.lja. 63 n. 526. ilischen Tafel ein Fehler zu konstatieren. Der 

In entlegenen Ortschaften Japans glaubt man, 50 Verfertiger hat sich in diesem Namen ver- 

zur Mittagszeit dürfe im Frühling niemand auf schrieben für Adamas. Akamas wird von Me- 

den Feldern bleiben, weil zu dieser Stunde riones erst später, 16, 342, getötet.) Meriones 

Kersita, die Tochter der Erde, mit ihren lichten ist, wie Idomeneus, einer der neun Helden, 

Jungfrauen die Fluren segnend einherwandle die sich zum Zweikampf mit Hektor erbieten, 

und der Segen der Göttin durch die Nähe der 7, 165; vgl. Paus. 5, 25, 5 (9). Ebenso ist er 

Menschen seine Kraft verliere, Diro Kitao, Aus bereit, sich an der nächtlichen Expedition des 

d. Mythenwelt d. Japan., Ausland 1876 p. 949 ff. Diomedes ins troische Lager zu beteiligen, 

Doch ich will aus dem unendlichen Mate- und stattet, als Diomedes den Odysseus wählt, 

rial keine weiteren Belege beibringen und diesenmitBogenundKöcher (NB.als Kreter), 

mich begnügen, aufser der bereits angeführten so mit einem Schwert und einem Helme aus, der 

Litteratur noch zu verweisen auf Frommann, als kostbares Erbstück geschildert wird, v. 260 

Tractatus de fascinatione. Norimbergae 1675. —270. Er tötet im Kampfe den Phereklos, 

4°. p. 897 — 899. Joa. Bened. Carpzov, Philo- 5, 59; den Adamas mit der Lanze, 13, 567ff., 

sophorum de quiete Dei placita. Lipsiae 1740. den Harpalion mit dem Pfeile, 13, 650; den 

4°. § 2 u. 3 p. 14—28. Leopardi, Saggio sopra Hippotion und Morys, 14, 514; in der Patro- 

gli errori popolari degli antichi. 1848. c. 7 kleia, 16, 342, den Akamas und, 603, den Lao- 

.,Del Meriggio" p. 85 — 96. Friedreich, Die gonos; den Deiphobos verwundet er im Kampfe 

Weltkörper in ihrer viythisch-symbol. Bedeutung. um die Leiche des Askalaphos, 13,528. Auch 



2837 Meriones Merope 2838 

im Kampfe um die Leiche des Patroklos zeich- derselbe habe sich durch seine durch den Tanz 

net er sich aus, bleibt, nachdem ihm Hektor gewonnene Gewandtheit im Kampfe und seine 

den Wagenlenker Koiranos getötet, 17, 160, geschickten Bewegungen hervorgethun; und es 

mit den beiden Aias im heftigsten Kampfe sei von Aineias kein Tadel, wenn er ihn einen 

zurück , während Menelaos den Antilochos Tänzer nenne. Auch dieser Zug, wie die ßogen- 

sucht, um den Achill zu holen, 17, 668: trägt kunst, deutet also bei M. auf seine kretische 

mit dem zurückgekehrten Menelaos den Leich- Heimat hin. 

nam, von den beiden Aias gedeckt, aus dem 2) Herold des Diomedes, Schol. II. 2, 96. 
Kampfe, 17, 717 ff. Bei den Leichenspielen be- [Weizsäcker.] 
teiligt sich Meriones sowohl am Wagenrennen, 10 Merinerides (Msp(iEgt<J»js), Ilos als Sohn des 
als am Bogenwettkampf und Speerwurf. Im Mermeros, Rom. Od. 1, 259 lltsych. fHöfer.] 
ersteren mifst er sich mit Bumelos, Diomedes, Mermeros (Msgfiigot), 1) Sohn des Iason 
Menelaos und Antilochos, erhält durchs Los und der Medeia (s. d.). Die Mutter tötete ihn und 
die vierte Stelle und gewinnt den vierten seinen Bruder Pheres zu Korinth aus Eifer- 
Preis, 23, 351 ff. 528. 614. Im Bogenschiefsen sucht gegen lason, der sie vorstofaen hatte, 
gewinnt Meriones, bezeichnend genug, da in um sich mit der Königstoohter von Korinth 
Kreta die Kunst des Bogenschiefsens zu Hause zu vermählen, Eurip. Media. Apollod.l,9,2&. 
war und Meriones auch sonst als Bogenschütze Hyg. fab. 25, 239. Tzetz. Lykoplkr. 175 p. 441 
auftritt (10, 260. 13, 650; vgl. Paus. 3, 3, 8), ed. Müller u. 1318. Oder Mermeros und Pheres 
den ersten Preis, Teukros den zweiten, 23, 20 wurden von den Korinthiern gesteinigt, weil 
860 ff. Im Speerwurf wagt Meriones sogar sie die Geschenke, durch welche Medeia die 
sich mit Agamemnon zu messen, der als ein- Königstochter getötet, überbracht hatten, Paus. 
ziger Gegner auftritt; Achilleus läfst daher 2,3,6. Nach alter korinthischer Ortasage hatten 
den Kampf gar nicht stattfinden, sondern er- die Korinthier die Kinder der Medeia (sieben 
kennt dem Agamemnon den ersten, dem Me- Knaben und sieben Mädchen) getötet, weshalb 
riones den zweiten Preis zu, 23, 885 — 897. — sie die in dem Heiligtum der Hera begrabenen 
So spielt Meriones überall eine Rolle und Kinder durch jährliche SUhngobrauche ver- 
zeigt sich als einer der eifrigsten und kühn- ehrten. Euripides soll, von den Korinthiern 
sten Helden; &oä äxälavros Agr^, 13, 328 u. ä. bestochen, zuerst gedichtet haben, dftfs die 
2, 651; xsmivfisvog, 13, 266; auch Horaz, Od. so Mutter selbst die beiden genannton Kinder g$- 
1, 6, 15. 15, 26 weist ihm eine hervorragende tötet habe, Schol. Eurip. Med. 10. 278. Maller, 
Stelle unter den Kämpfern vor Troia an. Orchom. 269. Preller, Gr. Myth. 8, 880. 840, 3. 

Nach Troias Fall kehrt Meriones mit Ido- S. Medeia. Nach Paus. 2, 8, 7 war Mermeros, 

meneus glücklich nach Knosos zurück, wo er der ältere Sohn des IaBon, als dieser nach des 

nach seinem Tode gemeinsam mit jenem einen Pelias Tode nach Kerkyra übergesiedelt war, 

Heroendienst geniefst, s. Idomeneus; Diod. 5, auf dem gegenüberliegenden Festlande auf 

79. Anth. 7, 322. Nach späteren Sagen wird der Jagd von einer Löwin getötet worden. — 

er auf der Rückfahrt von Troia nach Sicilien 2) Vater des Ilos, des Giftbereiters in dem 

verschlagen, wo ihn die schon früher hier in thesprotischen Ephyra, Sohn des Pheres, Enkel 
Minoa und Engyon angesiedelten Kreter auf- 40 des Iason, Od. 1, 259 u. Schol. Eustath. Hom. 

nehmen. In Engyon wurde auch sein Helm p. 1416, 2. Proxenos in Schol. Od. 1, 269 nennt 

gezeigt, Pusid. bei Plut. Marc. 20. Auch die Mermeros Vater des lros. — 8) Kentaur auf 

Gründung von Kressa in Paphlagonien wird der Hochzeit des Peirithooa , Oo. Met. Vi, 805. 

ihm zugeschrieben, Steph. Byz. s. v. Kgfjaaa. — 4) Ein troischer Kämpfer, von Antilochos 

Plin. 5, 29. getötet, II. 14, 513. [Stoll.] 

Der Name Mrjgiövrjg hat zu allerlei An- Mermesa (?) s. Herrn es u. 

spielungen Veranlassung gegeben. Etym. M. Mermnos (-non, -nett, •©»)• S. Marinas. 

sagt p. 586, 43: Mi}giövrji; , b Sia xmv prjgäv Mero s. Mairo u. Mflropu 4. 

xr\v ovtjoiv tpegmv ncä savxm ipnoiäv xa%vq Merodach s. Marduk. 
yäg. Wenn er nun bei Homer nöSae xa%vg 50 Meroessa (Migöecca), Beiname der in Me- 

heifst (13, 249), so ist dies ein auch sonst nicht rusion, einem siebenzig Stadien von Syrakus 

ungewöhnliches Epitheton; dagegen hat man gelegenen Orte, verehrten Artemis, Theopomp. 

später (Sext. Empir. vnox. 3, 199) in seinem bei Steph. Byz. s.v. Mtgovoiav p. 446. [Höfer.] 

Namen eine Hindeutung auf die Päderastie Merope (Megömrf), vgl. i. Alls. Dibbelt, Qu. 

gefunden, wie auch andere berühmte Freundes- Coae myth. Greifsw. 1891 S, 6ff. 1) Tochter des 

bündnisse in der klassischen Zeit so betrachtet Okeanos, von Klymenos, einem Sohne des Helios, 

worden sind; eine Auffassung, die um so näher MutterdesPhaetbon, i/morf('f)bei Hyg. fab. 154. 

lag, als Kreta für die eigentliche Heimat der — 2) Schwester des Phaethon, eine der Heliaden, 

Päderastie galt, vgl. Minos als Räuber des Hyg. praef. p. 31 Bunte u. f. 164. — 8) Tochter 
Ganymedes, s. d. — In der Begegnung mit 60 des Atlas und der Pleione, eine der sieben 

Aineias, II. 16, 617, nennt dieser den Meriones Pleiaden, Gemahlin des Sisyphos, Königs in 

einen Tänzer, vgl. Athen. 4 p. 181. Diesen Korinth, Mutter des Glaukos. Sie allein von 

Umstand berührt auch Lucian, Paras. 47. De den Schwestern war einem Sterblichen ver- 

salt. 8, und betont, dafs es in Kreta das ernst- mahlt und hatte deshalb, als dunkler Stern 

liehe Bestreben aller Tapfern gewesen sei, es im Sternbilde der Pleiaden, aus Scham ihr 

im Tanze zu einer gewissen Vollkommenheit Antlitz verhüllt, Apollod. 1, 9, 8. 3, 10, 1. Ov. 

zu bringen; Meriones sei durch diese Kunst fast. 4, 175. Pherekydes und Hellanikos bei 

bei Griechen und Trojanern berühmt gewesen; Schol. II. 6, 153 und 18, 486. Eustath. Hom. 



2839 Meropis Merops 2840 

p. 1155, 54. Schol. Pind. Nem. 2, 16. Diod. des Eumelos wurde wegen ihrer frevelhaften 

3, 60. Syg. praef. p. 30 fr. 192. Serv. Verg. Gottlosigkeit in Vögel verhandelt, Meropis in 
Georg. 1, 138. [Schol. Hesiod. Op. 381 p. 241. eine Nachteule, Ant. Lib. 15 ; s. Agron. [Stoll.] 
Gaisford. Höfer.] — 4) Tochter des Oinopion Merops (Megoy), 1) König der Insel Kos, 
undderHelike auf Chios, auch Hairo und Aerope Sohn des Triopas (Steph. Byz. s. v. MeQoip), 
oder Mairope genannt. Vgl. Mairo. Der trunkene oder yrjyevrjs (Steph. Byz. s. v. Käg), oder Sohn 
Orion that ihr Gewaltan und wurde deswegen von des Kos (Hesych. s. v. Megoiteg), Vater des 
Oinopion geblendet, Apdllod. 1,4,3. Hyg.P.A. Eumelos (Ant. Lib. 15) und der Kos, nach der 
2, 34. Hesiod bei Schol. Amt. v. 322. Schol. er die Insel Kos benannte; nach sich nannte 
Nikandr. Ther. 15. [Maafs(Philol. Unters. 6 p. 129 10 er die Insel Meropis und die Einwohner Me- 
Anm. 109; vgl. Hermes 23 p. 617) stellt ihren roper. Seine Gattin war die Nymphe Ethe- 
Namen Aigiö bei Parthenios 20 zu Msqto her. meia (Echemeia, Et. M.\ welche von Artemis, 
Dibbelt, Quaest. Coae mpthol. p. 7 Anm. 1 stimmt weil sie sie zu verehren aufgehört, mit Pfeilen 
ihm bei. Drexler.] — 5) Gemahlin des Mega- durchbohrt und von Persephone noch lebend 
reus, Mutter des Hippomenes, der die Atalante in die Unterwelt gebracht wurde. Merops wollte 
im Wettlauf alB Gemahlin gewann, Syg. fab. sich aus Sehnsucht nach der Gattin den Tod 
185. — 6) Tochter des arkadischen Königs geben, aber Hera erbarmte Bich seiner, verwan- 
Kypselos, Gemahlin des Herakliden Kres- delte ihn in einen Adler und setzte ihn als 
phontes, der Messenien in Besitz nahm. Als solchen unter die Gestirne, Hyg. P. Astr. 2, 16. 
Kresphontes ermordet worden war und Poly- 20 Schol. II. 24, 293. Eustath. Som. p.318, 35. 1351. 
phontes seine Herrschaft sich angemafst hatte, Steph. Byz. s. v. Käg u. MsQorp. Et. M. 507, 56. 
wurde sie gezwungen, diesen zu heiraten, rettete [Etym. G. 358, 45. Gramer ,Aneed. Paris. 4, 81, 5. 
aber ihren jüngsten Sohn Aipytos zu späterer Höfer.] [Über ihn und die übrigen Träger des 
Hache nach Arkadien, Apollod. 2, 8, 5. Paus. Namens als Eponymen des Stammes der Meroper 

4, 3, 3. 8, 54. Syg. fab. 137. 184. Sie war die s. Dibbelt, Quaest. Coae mythol., Gryphisw. 1891 
Heldin in des Euripides Kresphontes, die auch p. 3 ff. cap. 1 „de Meropibus". Paton and 
durch Bildwerke gefeiert wurde, Welcher, Gr. Sicks, The inscriptions of Cos p. 360 f. erklären 
Trag.1, 828 ff. Anth. Pal. 3, 5. 0. Jahn bei Merops als Sonnengott, von psga = ojifiu 
Gerhard, Denkm. u. F. 1854 nr. 66 = Arch. (Hesychios): „The Sun was called MtQoip,because 
Ztg. 12, 225 ff. Taf. 66). — 7) Gemahlin des so his eye never closes in death. He must have 
Polybos in Korinth (oder Sikyon), die Pflege- been, at some Urne and place, worshipped under 
mutter des Oidipus, Soph. 0. M. 775 (dtagls). this name, and was familiarly known by it to 
990. Ps.-Pisandr. bei Schol. Eurip. Phoen. those who called after him the district of Cos 
1760. Schneidewin, Sage von Oedipus p. 37. which is nearest to his eastern-horruf'. — Kos 
— 8) Tochter des Erechtheus, Mutter des wird als [M~\eQoiiog v\äe]oq bezeichnet in dem 
Daidalos, Clidem. b. Plut. Thes. 19. [Toepffer, Epigramm für den Sieg des Xenombrotos von 
Attische Genealogie 165 Anm. 2. Höfer.] — Kos mit dem Rennpferd, Olympia Textband 5. 
9) Tochter des MilesiersPandareos (s.d.) und der Die Inschriften von Olympia bearbeitet von 
Harmothoe, Schwester des ASdon und Kleo- Dittenberger und Purgold. Berlin 1896. 4°. 
thera, mit Kleothera von Aphrodite aufge- 40 Sp. 293 — 296 nr. 160. In einem Volksbeachlufs 
zogen, von den Harpyien geraubt und den von Kos zu Ehren des Angustus wird dieser 
Erinyen als Dienerin übergeben , Schol. Od. als zweiter Gründer von Kos mit Merops ver- 
19, 518. — 10) Von Hermes Mutter des Pan- glichen, Olympia Textbd. 5 Sp. 109—112 nr. 53. 
dareos (s. d.), des Vaters der Merope, Aedon und Drexler.] — 2) Aithiopenkönig, in der Nähe des 
Kleothera, Schol. Od. 19,518. — 11) Tochter Sonnenaufgangs wohnend, Gemahl der Klymene, 
des Kebren, Gemahlin des Aisakos, Tzetz. L. mit welcher Helios den Phaethon zeugte, Eurip. 
224. Man schreibe Asterope oder Sterope Phaethon bei Strab. 1, 33. Welcker, Gr. Trag.' 
nach Apollod. 3, 12, 5. — [12) Merope heifst 2, 594ff. Nauck, Trag.gr.fr. p. 471 ff. Ov. Met. 
auf der Münchener Medeiavase nr. 810 die 1,750 ff. 2,184. Trist. 3, 4, 30. — 8) Fürstin 
Mutter der Kreusa (Kgiovreta oder Glauke) 50 Perkote (daher üsgynäaiog) am Hellespont, dessen 
von Korinth. Seeliger.] [ — 13) Zu einer beiden Söhne Amphios und Adrastos vor Troia 
Münze von der Insel Siphnos , die auf dem gegen die Griechen fielen, ein Seher, II. 2, 831. 
Obvers einen Frauenkopf, auf dem Revers einen 11,329. Strab. 13, 686. Deimling, Leleger S. 31. 
Adler mit ausgebreiteten Flügeln zeigt, be- Seine Tochter Arisbe war die erste Gemahlin 
merkt Osann, Arch. Zeit. N. F. 1 (1847), 91: des Priamos, Schol. IL 24, 497. Apollod. 3, 12, 5. 
'Bei dem jugendlichen Frauenkopfe dachte ich Tzetz. Lyk. 224. Steph. Byz. s. v. Jgiaßrj. Seine 
an eine Merope, da nach Steph. Byz. diese Tochter Kleite war vermählt mit KyzikoB, Ap. 
Insel früher den Namen Merope geführt haben Bhod. 1, 975. Schol. Ap. Bhod. 1, 974. 1063. 
soll; doch vermag ich keinen Zusammenhang Con. narr. 41. In Et. M. p. 518, 2 heifst sie 
dieses Namens der Insel mit irgend einer 60 Perkote. [Apollod. Epit. 3, 35. Mythogr. Graeci 
Merope nachzuweisen.' Von Poole, Catal. of Wagner p. 199. Höfer.] — 4) Vater der Epione, 
greek coins Brit. Mus. Crete and Aegean Islands welche dem Asklepios den Machaon gebar, Schol. 
121 wird der Kopf vermutungsweise als Arte- 17. 4, 195. — 5) Sohn des Hyas, der nach der 
miskopf bezeichnet. Höfer.] — Vgl. Merops. grofsen Flut die Menschen zuerst wieder sammelte 

[Stoll.] und ansiedelte, Schol. II. 1, 250. Deimling, 

Meropis (MsQonig), Tochter des Eumelos Leleger S. 152. — 6) Vater des Pandareos, 

auf Kos, Enkelin des Merops (nr. 1), Schwester Schol. Od. 19, 518. — 7) König von Anthe- 

des Agron und der Byssa. Die ganze Familie musia, der im Kampfe mit dem thrakischen 



2841 Merorrhaphes Mesma 2842 

Könige Sithon um dessen Tochter Pallene mann, Religion der alten Ägypter p. 16, der 

umkam, Con. narr. 10. — 8) Troer, von Tur- den Namen mit „derHorus der beiden Augen", 

nus beim Angriff auf das Lager des Aeneas d. h. der Sonne und des Mondes übersetzt, 

erlegt, Verg. Aen. 9, 702. — Vgl. Merope. [Stoll.] Lanzone, Bisionario di mitologia egizia p. 616 

Merorrhaphes (MrigoQQacprjg , der in den — 619, der auf p. 618 eine Abbildung des 

Schenkel Genähte), Beiname des Dionysos, sperberköpfigen, auf jeder Hand ein Auge 

weil ihn Zeus als unreifes Kind nach dem haltenden Gottes mitteilt. Dümiehen, Gesch. d. 

Tode seiner Mutter, um ihn zu zeitigen, in alt. Ägypt. p. 254. Jacques de Rouge, Geographie 

seinen Schenkel eingenäht hatte, Eustath. de la Basse-Egypte. Paria 1891 p. 66 — 74, 

Hom. p. 910, 7. Vgl. Merotraphes. [Stoll.] 10 speciell p. 73f. Drexler.] [Höfer.] 

Merotraphes (MrjQorQatp^g), Beiname des Mcsanbrios, vielleicht Beiname des Men 

Dionysos, angeblich nach dem fabelhaften, dem (s. d.). [Drexler.] 

Gotte heiligen indischen Gebirge Mrjgög, Eust. Mesateus (Msaatsvg), Beiname des Dionysos 

ad Hom. IL 310, 7. Eust. ad Bion. Per. 1153 zu Patrai in Achaia, von der alten Stadt Me- 

und Bernhardy z. d. St. p. 973. Orph. hymn. satis, welche mit den Städten Aroe und An- 

62, 3. Vgl. Strabo 15, 687, wo Meinehe die theia zu der Stadt Patrai zusammengewachsen 

Worte Kai iirjQOTQttcprjg äs Xiysxai (seil. Diony- war. In Mesatis sollte nach der Behauptung 

sos) gestrichen hat; doch bedeutet der Beiname der Patraier Dionysos aufgewachsen sein und 

wohl soviel wie E^aqpicorjjs- Vgl. Merorrhaphes. durch die Nachstellungen der Titanen man- 

[Höfer.] 20 cherlei Gefahren bestanden haben. Er hatte 

Merre (Mriggri), Beiname des Asklepios, d. i. in Patrai in der Nähe des Theaters drei Sta- 
des Eschmun in einer trilinguen zu Santuacci tuen als Mesateus, Antheus und Aroeus, Paus. 
auf Sardinien gefundenen Inschrift, G. I. L. 7, 18, 3, 7, 21, 2. [Stoll.] 
10, 7856. Inscr. Gr. Sic. et Itäl. ed. Kautel Mesauüos (Mseavliog), Sklave des Sauhirten 
608. C. I. Semit. 1, 1 p. 181 — 190 nr. 143 Eumaios, den er sich selbst erworben, Od. 14, 
tab. XXX. XXXI. Über die Bedeutung des 449. 455. [Stoll.] 

Beinamens ist man im UnMaren. Ganz un- Mesembria (Meerjpßgia), der personifizierte 

haltbar ist jedenfalls die von Ebers, Ägypten Mittag; eine Statue der Mesembria wurde zu- 

und die Bücher Moses 1 p. 126 Anm. auf- sammen mit der Statue der Eos und neben 

gestellte Ableitung von einem Orte Meri in 30 den Bildern der Nyx und der Hemera, der Ge 

Unterägypten. Spano, Illustr. di una base und des Uranos im Triumphzug des Antiochos 

votiva inbronzoconiscriz. tril. etc. Torino 1862 Epiphanes geführt, Pölyb. 31, 3, 15 (= Athen. 

(Mem. d. R.Ace.di Sc. di Torino Ser. 2 tom. 20) 5, 195b); vgl. Stephani, Compte-rendu 1860 

übersetzt, wie Levy, Z. B. M. G. 18 (1864) p. 55 p. 68, Anm. 2 zu p. 67, wo fälschlich Polyb. 

angiebt, „Domino Mesmun-Merech (Adiutori)". 30, 3 citiert wird. [Bei Hygin. f. 183 ist 

Sein Kollege Ghiringhtllo (s. Levy a. a. O. Mesembria eine der Hören. Drexler.] [Höfer.] 

p. 58 Anm. 2) giebt dem Worte die Bedeutung Mesembrias (Mcormßgiüg), Dienerin der Har- 

von „ille qui statuit, determinat vivendi agen- monia, Nonn. Bionys. 41, 285. [S. R. Koehler, 

dique rationem (zi,v äiarcav), daher diaiztitrjg", Bie Bionysiaka des Nonnus von Panopolis p. 83. 

sodafs es dem Beinamen salutaris, den Aescu- 40 Drexler.] [Höfer.] 

lapius in lateinischen Inschriften fuhrt, ent- Mesentios s. Mezentius. 

spräche. Ähnlich will Ewald, Über die grosse Meserkeios (Msaegiiiiog), Beiname des Zeus, 

karthagische und andere neu entdeckte phön. Hesy eh. s.v. MeaeQx(s)iov; vgl. Schol. Hom. II. 

Inschriften, Abh. d. Äk. d. W. zu Göttingen 16, 231 s'srsl iv fiiaco tov oI'kov 'Eqxsiov dibg 

12 (1864/66) p. HOf. dem Worte die Bedeu- ßcofibg tSgvrai., (isosQxeiov nulovoi tov Aia. 

tung „Lebensverlängerer" oder allgemeiner Zeus Meserkeios ist also = Zeus Herkeios. Zu 

„Heiler" beilegen, und Renan (s. C. I. Sem. den Bd. 1 Sp. 2298 s. v. Herkeioi angeführten 

a. a. 0.) schliefst sich ihm an. Levy a. a. 0, Belegstellen ist nachzutragen die Inschrift aus 

p. 58 f. Halevy, Melanges d'e'pigr. et d'arch. der Nähe von Apollonia in Makedonien Aibg 

semit. 1874 p. 88. Euting, Palaeogr. Society. 50 sqksCo xargoöio Kai dibg xt?jeto, Bull, de eorr. 

Oriental series Part. 7 pl. 88. London 1882. hell. 18 (1894), 441. [Höfer.] 

2° (s. C. I. Seni. a. a. 0.) und Gildemeister (s. Mesites (Msahrjg), Name des Mithras (s. d.) 

C. I. L. 10, 7856) finden darin die Bedeutung bei den Persern, weil er zwischen dem guten 

von leviog. Baethgen, Beitr. z. semit. Religions- Geist, Oromasdes, und dem bösen, Areimanios 

geschickte p. 49 dürfte das Richtige treffen, steht, Plut. de Is. et Osir. 46. [S. Lajard, Rech. 

wenn er bemerkt: „Aber eben die blofse Trans- sur le culte . . . de Venus p. 228. 229. Maury, 

skription der phönikischen Zeichen im latei- Croyances et legendes de l'antiquite p. 164f. 170. 

nischen und griechischen Text zeigt, dafs dies Windischmann, Mithra (Abh.f.d.K.d.Morgen- 

Attribut zu einem neuen Eigennamen des Gottes landes 1,1) p. 66 f. Barmesteter, Ormuzd et 

geworden war und dafs der Eschmun Merre 60 Ahriman p. 112. Cumont, Textes et monuments 

vermutlich von anderen Göttern dieses Namens figures rel. aux mysteres de Mithra Fase. 1 

unterschieden wurde , wie der N3"m isa von p. 33 Anm. 2. Drexler.] [Höfer.] 

anderen Baalim." [Drexler.] Mesma (MESMA), Nymphe der Quelle MiSfia 

Herta oder fflerti, Beiname des Horos in (Strabo p. 266). Ihr Haupt, dem meist ein 

der unterägyptischen Stadt Scheden-Pharbai- Gefäfs beigegeben ist, erscheint auf den Mün- 

thos; der Name bedeutet „der sich auf das zen der gleichnamigen in Unteritalien gelege- 

Augenpaar bezieht", Brugsch, Religion und nen Stadt, deren Name bei den Autoren MiSfia, 

Mythologie der alten Ägypter 362. [Vgl. Wiede- auf den Münzen Msepa lautet, Millingen, An- 



2843 Mesolas Mesthles 2844 

cient eoins of Greek cities and Kings p. 21 f. Schneider. Solland, Heroenvögel in der griech. 
PI. 2, 1. Leake, Num. Hell. European ßreece Mythologie 23. Vgl. Messapps. [Höfer.] 

p. 128. Wiesehr, Gott. Gel. Am. 1873 p. 1829. Messapos (Miaaaitog), 1) ein Boiotier, nach 

Head, Hist. num. p. 89. [Drexler.] welchem der Berg Messapion am euböisohen 

Mesolas (MeeöXag) , Vater des Dexamenos Meere im Gehiete Ton Anthedon benannt Bein 

(s. Dexamenos nr. 4), Steph. B. s. v. 4i£afieva£. sollte. Er wanderte nach Unteritalien ans, wo 

[Stoll.] die Landschaft Messapia ebenfalls nach ihm 

Mesoponlios (Msaonövziog) , Beiname des benannt ward, Strab. 9, 405. Steph. Byz. s. v. 
Poseidon, unter welchem er in Eresos auf Msaaümiov. Müller, Orchom. 99. Vgl. Serv. 
Lesbos verehrt wurde, Steph. Byz. s. v. Nach io Verg. Aen. 8,9, wo auch gesagt wird, dafs 
Meineke zu Steph. Byz. a. a. 0. hat er diesen Messapia und Peucetia nach zwei Brüdern be- 
Beinamen erhalten , weil sein Tempel auf nannt seien, die dort geherrscht. S. Messapiös. 
einem weit ins Meer hinausragenden Vorge- — 2) Sohn des Neptunus, unverwundbar, Rosse- 
birge, iv Aiaßm xXeivfig 'E7ceaov niQiiiv(i.ovi bändiger, König in Etrurien, Verg. Aen. 7, 691. 
fiaatä, lag, Archestratos bei Athen. 3, Ulf. Servius z. d. St. läfst ihn übers Meer nach 

[Höfer.] Italien kommen. [Stoll.] 

Mesopotamia (Mi aonoraiiia), Personifikation Messeis (Msaarji's). Die Nymphe der Quelle 
des gleichnamigen Landes, von der lamblich. Messeis bei Pherai in Thessalien erkennt Eckhel, 
Dramat. 8 (Erotici scriptores ed. Hercher 1, 224) Doctr. num. vet. 2, 148 f. auf einer Münze von 
erzählt, sie sei die Tochter einer Aphrodite- 20 Pherai, die einen weiblichen Kopf zeigt, wäh- 
priesterin und Schwester des Tigres und Eu- rend auf dem Revers eine Quelle aus dem 
phrates gewesen. Von Geburt aus häfslich sei Rachen eines Löwen fliefsend dargestellt ist; 
sie von Aphrodite mit Schönheit geschmückt ähnlich ist die Nymphe Hypereia (s. d.) dar- 
worden, so dafs^drei Jünglinge um ihre gestellt. Poole, Cat. of greek eoins Brit. Mus., 
Liebe warben. Um ihren Streit zu schlichten, Thessaly 47 erklärt das Haupt für das der 
hätten diese sich der Entscheidung des durch Hekate (Brimo). [Höfer.] 
seine Rechtlichkeit berühmten Bochoros unter- Messene (Meae^vrj), Tochter des Triopas, 
worfen. Mesopotamia habe dem einen der Enkelin des Phorbas aus Argos, vermählt mit 
Jünglinge ihre Trinkschale gegeben, dem an- Polykaon, dem jüngeren Sohne des lakedämo- 
dern den Kranz von ihrem Haupte, den dritten so nischen Königs Lelex. Da Myles , der ältere 
habe sie geküfst. Bochoros habe dem letz- Sohn des Lelex, die Herrschaft in Lakedämon 
teren den Preis zuerkannt, die Jünglinge seien erbte, so veranlafste sie ihren Gemahl, sich mit 
aber von neuem in Streit geraten und hätten argivischer und lakedämonischer Hülfe eine 
sich gegenseitig getötet. — Mesopotamia auf Herrschaft in Messenien zu gründen, das nach 
Münzen mit der hohen armenischen Mütze ihr benannt ward. Der Königssitz ward An- 
zwischen den Plufsgöttern Euphrates und Tigris dania, wo sie mit Polykaon die Weihen der 
gelagert, Baumeister, Denkm. 1298 r. o. [Höfer.] Demeter und Persephone stiftete, welche Kau- 

Mesos (Mtßos). Auf einem Grabrelief aus kon von Eleusis brachte. Sie genofs in Mes- 

Kadyanda in Lykien findet sich neben einer senien heroische Ehren und hatte in der Stadt 

kleinen Figur die Beischrift MEEOS. Lloyd, 40 Messene einen mit einer kostbaren Statue ge- 

Areh. Zeit. 6 (1848), 320 deutet diese Figur schmückten Tempel, in welchem sich die Ge- 

als die eines Windgottes und identificiert mälde der messenischen Heroen und Könige 

ihn mit dem von Arist. Meteor. 2, 9 erwähnten befanden, Paus. 4, 1, 2. 4. 5; 4, 3, 6; 4, 26, 6; 

Mearjg, dem Nordnordostwind zwischen Boreas 4, 27, 4; 4, 31, 9. Anthol. Append. 192. Curtius, 

und Kaikias. [Höfer.] Peloponn. 2, 123 f. 146. Gerhard, Gr. Myth. 1 

Messana (Msaaäva). Die Stadtgöttin von § 411, 2. [Im Schol. Eur. Or. 932 heifst Bie 
Messana auf Sicilien ist häufig auf Münzen Tochter des Phorbas, Schwester des Trio- 
dieser Stadt dargestellt auf einer von zwei pas; als ihre Mutter wird Euboia genannt. 
Maultieren gezogenen Biga stehend, über ihr Das Haupt der Messene mit Mauerkrone und 
eine geflügelte Nike mit Kranz, Poole, Catal. 50 Schleier ist dargestellt auf dem Obvers von 
of greek eoins. Brit. Mus. Sicily p. 102 ff. Münzen von Messene, während auf der Rück- 
Abbild. 103. 105; vgl. Eckhel, Doctr. num. vet. seite Zeus Ithomatos resp. Asklepios abgebildet 
1, 222, der ein Exemplar beschreibt, auf dem ist, Poole, Catal. of greek eoins. Brit. Mus. 
Messana auf einem nur mit einem Pferd be- Peloponnesus 112 pl. 22, 15. 16. Eckhel, Doctr. 
spannten Wagen fährt. [ Imhoof -Blumer , Monn. num. vet. 2, 27 5 f. Head, H ist. num. 362. Vgl. 
Gr.p. 21f. nr. 37 PI. B, 5 nr. 38. Coli. Bompois auch Toepffer, Attische Genealogie 215f. Höler.] 
p. 33 nr. 435 PI. 2. Drexler.] [Höfer.] [Stoll.] 

Messapeeas (Meeaansivs), 1) Beiname des Messia s. Indigitamenta. 

Poseidon im lakonischen Messapeai, Theopompos Messon (Mäaacov), Sohn des Phegeus und 

bei Steph. Byz. s. v. Nach Paus. 3, 20, 3, der 60 Bruder des Sparton (Messene und Sparta!) 

ihn Miaeansvg nennt, hatte er dort ein Teme- Schol. Eur. Or. 1246. [Höfer.] 

nos, den Namen aber dnb ävSqog itqioaaiievov Messor, einer der Götter, die der Flamen 

TM &sä. Wide, Lakonische Kulte 20 sieht in bei dem Opfer an Tellus und Ceres anruft, 

dem Epitheton ein lokales. — 2) Nach Paus. Fabius Pietor bei Serv. ad Verg. Georg. 1, 21. 

a. a. O. Stifter des Kultus des Poseidon Messa- S. Indigitamenta. [Höfer.] 

pe(e)us. [Höfer.] ^ Mesthles (Miedlng), Sohn des Talaimenes 

Messapiös (Mseedmog), ein Illyrier, Heros und der Nymphe Gygaia, mit seinem Bruder 

Eponymos der Messapier, Nikander frg. 65, 1 Antiphos Führer der Maionier und Bundes- 



2845 



Mestor 



Metameleia 



2846 



genösse des Priamos, 22.2,864. 17,216. Biet. 
2, 36. [Apollod. Epit. 3, 35. Mythogr. Graeci 
Wagner p. 200. Höfer.] [Stoll.] 

Mestor (M^axmg), 1) Sohn des Perseus und 
der Andromeda, Gemahl der Lysidike, einer 
Tochter des Pelops, Vater der Hippothoe, 
Apollod. 2, 4, 5. Herodor. bei Schol. Ap. Bhod. 

1, 747 (Müller, Hist. gr. 2 p. 28 fr. 1). Schol. 
II. 19, 116. Tzetz. Lyk. 838 p. 830 Müll. Nat. 
Com. p. 677. — 2) Sohn des Pterelaos, Nach- 
komme des vorigen (Mestor I. — Hippothoe 
(und Poseidon) — Taphios — Pterelaos — 
Mestor H.), Apollod. 2, 4, 5. Tzetz. Lyk. 932. 
Nach Schol. II. 19, 116 war Hippothoe mit 
Pterelaos vermählt. — 3) Sohn des Priamos, 
II. 24, 257 und Schol. Apollod. 3, 12, 5. Eyg. 
fab. 90. Er begleitete den Pyrrhos als Ge- 
fangener in seine Heimat, Dict. 6, 9. [Dio Chrys. 
or. 11 p. 189, 18 Dindorf. Höfer.] — 4) Sohn 
des Poseidon und der Kleito, Plat. Criti. 114 c. 
— 5) Ein Kyprier, dessen ausgesetzter Sohn 
von einer Ziege genährt wurde. Deshalb führte 
er anfangs den Namen Aiginomos, später aber 
wurde er Euryptolemos genannt und herrschte 
über die Kyprier, Pollux 2, 4. Engel, Kypros 

2, 192. 2, 134. [— 6) ZnlriQiag äh in filv 
'AvSQOjuixTjg Msyuicsv&Tjv , I» Ss 'Egiiiövrjg 
'AyiXaov, Msvta&svg de 6 'A&rjvaiog vnb 
MrjexoQog tig sCqkxtjv ifißXrj&rjvai avxi\v 
(rpaaiv), Schol. Eur. Andr. 32. Höfer.] [Stoll.] 

Mestra (MrjoxQu, bei Apostol. u. Palaephat. 
M-qzQa), Tochter des thessalischen Fürsten 
Erysichthon , der auch Aithon genannt ward, 
Enkelin des Triopas (daher Triopeis, Ov. Met. 
8, 873). Als Erysichthon durch den Zorn der 
Demeter von nie zu stillendem Hunger heim- 
gesucht war und all seine Habe aufgezehrt 
hatte, verkaufte er seine Tochter Mestra, um 
sich von dem Erlöse zu nähren. Diese erhielt 
von Poseidon, der sie liebte, die den Wasser- 
göttern eigene Gabe der Verwandlung und 
kehrte, so oft sie verkauft war, zu dem Vater 
zurück, um wieder verkauft zu werden. Aber 
alles war vergebens, zuletzt frafs sich Ery- 
sichthon die eigenen Glieder vom Leibe, Tzetz. 
Lyk. 1393. Ov. Met. 8, 739 — 879. Palaephat. 
24. Anton. Lib. 17 nennt sie Hypermnestra. 
Wegen ihrer Wandelbarkeit ward sie sprich- 
wörtlich: iWsTor/ttijTGTEpas MrJTQag, Apostol. 
11, 21. Nach Ov. Met. 8, 739 war sie Ge- 
mahlin des Autolykos. Mit Poseidon soll sie 
den Bellerophon gezeugt haben, Schol. II. 6, 
191, wo statt tirjTQog zu schreiben Mrjtgag oder 
MrjGTQag, Preller, Demeter u. Persephone 329ff. 
Griech. Myth. 1, 638. [Tzetz. Chiliad. 2, 665 ff. 
4, 519 vgl. 5, 948. Crusius ob. Bd. 1 Sp. 1375ff. 
Höfer.] [S. auch Zielinski, Erysichthon, Philol. 
N. F. 4 (1891) p. 137—162, speziell p. 144—155. 
Nach ihm hat das Mestramärchen mit der 
Sage von Erysichthon, in dem Zielinski eine 
Hypostase des Poseidon sieht, ursprünglich 
nichts zu thun. Mestra ist eigentlich Tochter 
des Aithon, des Sohnes des Helios resp. des 
Helios selbst (p. 146 — 148). Ihr Name, von 
Zielinski mit Preller, Gr. M. 1, 638 und H .1). 
Müller, Myth. 1, 36 abgeleitet von prj8o(iui, 
„die Weise", identifiziert sie mit Medeia(p. 148). 
Die Verwandlungsfähigkeit besitzt sie von 



Haus aus (p. 148 — 149). Diese Verwandlungs- 
fähigkeit ist aber durch einen von Ovid nicht 
erwähnten Punkt beschränkt, durch dessen 
Kenntnis Antolykos in ihren Besitz gelangt 
(p. 152). Aufzählung verwandter Märchen 
(p. 149 — 155). Nach der Konjektur von Wila- 
mowitz's (Hermes 26, 216) zu Tzetzes in Lykophr. 
1206 ist auch Ogygos der Sohn des Poseidon 
und der Mestra; es ist zu schreiben 6 Si 
w"Hyvyog vtög rjr IloasiSmvog xal MrjexQCcg statt 
des überlieferten 'AXiaxqäg. Drexler.] [Stoll.] 
Mestraim (MscTgai.fi) od. Mestrem (Mbotqs p.), 
Sohn des Cham oder Chanaan, nach dem 
Aigypten Mestrem benannt ist, Vater des 
Libys (s. d.), los. Ant. 1, 6, 2. Alexander Poly- 
histor bei Euseb. praep. ev. 9, 17, 9. Georg. 
Cedren. 1, 21, 14. 23, 2. 27, 1. 32, 16 (ed. Bonn.). 
Joh. Antioch. fr. 1, 21 — Frgm. Bist. Graec. 

4, 539, 21. Georg. Synlcell. 1, 98. 170. 193 (ed. 
20 Bonn), v. Gutschmid, Kleine Schriften 1, 240. 

552. [Höfer.] 

Meto (Mjjra), Tochter des Hoples, erste Ge- 
mahlin des athenischen Königs Aigeus, Apollod. 
3, 156. Tzetz. Lyk. 494. Phanodemos (?) bei 
Nat. Com. 9, 10 p. 996. Bei Schol. Eur. Med. 
668 heifst sie Melite. [Stoll.] 

Metabos (Msxaßog), 1) (nach Steph. Byz. und 
Eustath. barbarischer Name für Metapontos) 
Sohn des Sisyphos, nach welchem Metapon- 
30 tion in Lucanien früher Metabon genannt sein 
soll. Er hatte in Metapont ein Heroon, Strab. 
6, 265. Steph. Byz. s. v. Msxuitövxiav und Kav- 
Xmvfa. Eustath. Dion. Per. 368. Serv. Verg. Aen. 
11, 540. Gerhard, Gr. Myth. 2 § 858, 3. Nach 
Etym. M. p. 579, 29 heifst er Sohn des Alibas 
(Alybas); denn Metapontion soll auch Alybas 
geheifsen haben, Steph. Byz. s. v. 'AXvßag. — 
[Das jugendliche mit einem Diadem geschmückte 
Haupt des Metabos erkennt Eckhel, Doctr. 
40 num. vet. 1, 156 auf einer Münze von Meta- 
pont, vielleicht ist es aber der Kopf des Dio- 
nysos oder des Apollon; vgl. Catal. of the greek 
coins. Brit. Mus. Italy 250. Höfer.] — 2) Tus- 
kischer König der Volsker, Herr von Priver- 
num, von den Volskern vertrieben, Vater der 
Camilla, Verg. Aen. 11, 540. 564. Serv. Aen. 11, 
567. 581. Hyg. fab. 252. [Stoll.] 

Metageitnios (Msxayiixviog), Beiname des 
Apollon in Athen, wo ihm im Monat Meta- 
5Q geitnion geopfert wurde , Lysimachides bei 
Harpokration s. v. Msxccysixvuöv. Suid. Ihm 
zu Ehren wurde das Fest der Msxaystxvia 
gefeiert, Plut. de exil. 6. Mommsen, Heorto- 
logie 205 f. Robert, Hermes 21 (1886), 167 Anm. 1. 
Vgl. d. Art. Metaphretor. [Höfer.] 

Metalkes (MsxüXwrig), Sohn des Aigyptos, 
vermählt mit der Danaide Kleopatra, Hyg. fab. 
170. Vgl. Menalkes nr. 1. [Stoll.] 

Metameleia (MexafiiXsia), die personifizierte 
eo Reue, Tochter des Epimetheus Schol. Find. Pyth. 

5, 35. Tzetz. Chiliad. 6, 914. Kebes, Pinax 23. 
Luc. de merc. cond. 42. Sie heifst auch Me- 
xävoia Kebes a. a. O. 9. 10. Arch. Zeit. 42 
(1884), 126f. Dargestellt war Metanoia auf dem 
von Luc. Calumn. non temere cred. 5 beschrie- 
benen Gemälde des Apelles, wie sie sich 
schwarzgekleidet und zerknirscht unter Thränen 
zu der hinzutretenden 'Alrjdsia wendete, ferner 



2847 Metamelos Meter 2848 

ist sie auf dem oben s. v. Kairos S. 899 ab- Metapontos (Mexänovxog) = Metabos (s. d.). 

gebildeten Relief von Torcello dargestellt, Nach Schol. Dionys. Perieg. 461 verstiefs er 

vgl. Baumeister, Denkmäler 824 p. 772; vgl. seine erste Gemahlin Siris und heiratete die 

auch das Epigramm (33 Peiper) des Auso- Arne, eine Tochter des Aiolos, die ihm den 

nius in simulacrum Occasionis et Paeniten- Boiotos und den (jüngeren) Aiolos gebar. 

tiae, wo diese v. 11 f. sagt sumdea, quae facti- [Höfer.] 

que et non facti exigo poenas, Nempe utpaeniteat. Metas (Miras), Tyrrhener, Ktistes und Heros 

Sic Metanoea vocor. Identisch damit ist bei Eponymos von Metaon auf Lesbos, Hellanikos 

Senec. Herc. für. 694 die 'späte Scham': Pudor bei Steph. Byz. s. v. Msxaov. Toepffer, Alt. 

serus conscios vultus tegit. Von einer Ver- 10 Genealogie 199, 2. [Höfer.] 

ehrung der Metameleia in Argos berichtet Me teilt es 's. Lokalpersonifikationen. 

Philodemos de piet. Taf. 64 p. 35 ed. Gomperz, Meter {My\xr\q), 1) Kultbeiname der Athene 

wo leider nur die Worte xr\v Msxafisleiav iv in Elis, wo Paus. 5 , 3 ,_ 2 ein 'Afrrjväg isgov 

"Agyei vollständig erhalten sind, vgl. H. üsener, ini%Xr\aiv MrjXQog erwähnt, das die Eleier der 

Götternamen 366; s. auch Metamelos. [Höfer.] Göttin zum Danke für die den Frauen ver- 

Metamelos (MsxäpeXog), die personifizierte liehene Fruchtbarkeit errichtet hatten. [Vgl. 

Reue, Sohn der Inconstantia (Varro frg.^9 L^JLFarmll, The : cults__of_ thejheek States 

bei Non. 79, 24 s. v. Biviras; Bibbeck, Gesch. l^Qxford_ 1896 p, JS02 f. : „Athena M^xriq need 

d. Böm. Dicht. 1 S. 248); vgl. Msza fiele la bei mean Utile more than Athena the nurse or 

Tzetz. Epp. 12. [Steuding.] 20 fosterer of children . . . She protects children 

ffletanastes (Mcxavdexrjg), Sohn des Archan- because of her interest in the State, but she is 

dros (eines Sohnes des Achaios) und der Skaia, not directly concerned with assisting at child- 

einer Tochter des Danaos, Paus. 7,1,3; s. Archi- birth . . ." Auf einem volcentischen Spiegel 

teles nr. 1. [Stell.] . (Gerhard^ Etr. Sp. i, 325 nr. 2) will Emanuel 

Metaneira (Mexäveiga), 1) Gemahlin des Hpffmann, Epeur, Bhein^Mus. N. F. 42 (188 7) 

Königs Keleos in Eleusis, welche die nach der p^ 479— 483 diese elische Athene erkennen, wie 

Tochter suchende Demeter als Wärterin ihres sie „mit der erhobenen Rechten den Herkules zur 

Söhnchens Demophoon (statt dessen auch Tri- Entführung des Epiur (nach flo^morews Deutung 

ptolemqs genannt wird) annahm. Sie hatte in des Eponymos der Epeier) auffordert. Drexler.] 
Eleusis ein Heiligtum, Hom. hymn. inCerer. 161. 30 — 2) Bei Herod. .8, 65 xt\v S\ oqxtjv zavxyv 

185—255. Paus. 1, 39, 1. 2 (wo man früher Mega- ayovei 'A&rjvaioi äva nävxa erea xij firjxgl %al 

neira las). Apollod. 1, 5, 1.. Nicandr. Ther. 487 u. xij xovQrj und bei Andok. de myst. 124 isge vg xrjjg 

Schol. 484. Nonn. Dion. 19, 80 ff. Ovid. fast. 4, /jjjroös v-ctl xrjg &vyaxQog ist (irfxriQ = De- 

539. Welcher, Zeitschr. f. a. Kunst 133. — In meter. — 3) Beiname der Ge (Gaia), PlgtQ 

Schol. Eur. Or. 952 heifst Metaneira Gemahlin Menex. 237e^ Dichterstellen bei Bruchm ann, 

des Hippothoon. [Von einer göttlichen Vereh- Epith. deor.; vgl. d. Art. Gaia 2 Sp~ 1570, 41ff. 

rung des Keleos (s. d.) und der Metaneira in Athen Kuroirophos_2 S^ : Jl6J8,J4jL. Sp,' 1629, 49 j£, wo 

berichtet Athenagoras, Supplic. pro Christi 14 nachzutragen ist die fast ausgekratzte Altar- 

A&wyaioi jiiv KsXsov xal Msxäviigov l'ägvvxai inschrift von der Akropolis KovgoxQÖcpov nag' 

tfsoiSs. Dargestellt ist Metaneira wahrschein- 40 "AQxefiiv, Dörpfeld x Athen. Mittheil. 19 (1894), 

lieh mit Keleos, Hippothoon und ihrer Tochter 147.20(1895), 179. Maafs, Orpheus 17 Änm. 19.— 

auf einer rotfigurigen Vase der Kaiserl. Eremi- 4) Eine Inschrift aus der Kaiserzeit aus dem 

tage nr. 1207 abgeb. Stephani, Comple-rendu Peiraieus stammend ist geweiht Mrjxgl 9 imv 

1862 PL 2. — 2) Tochter des Krokon, Gemahlin svuvxrj(xtp) laxgivn 'Aygodizr), G. 1. A. 3, 136. 

des Arkas, Apollod. 3, 9, 1, wo für Meganeira Da zwei andere gleichfalls aus dem Peiraieus 

mit Hercher und Toepffer, Attische Genealogie stammende Inschriften (0. I. A. 3, 134. 137) 

103 Anm." 1 Metaneira zu schreiben ist. Höfer.] nur geweiht sind Mrjxgi d-eäv evavx^xm ia- 

[Stoll.] XQeivn (bez. elaxqCvri), so scheint hier Kybele 

Metanoia s. Metameleia u. Kairos. mit der Aphrodite zusammengeflossen zu sein; 

Metaphretor (MixaqtQrjxmQ). Auf einer In- 50 vgl. d. Art. Kybele 2 Sp. 1641, 67 ff. und Bd. 1 
schrift aus Magnesia am Maiandros, die Vor- Sp.l815,llff. verglichen mit Bd. 2Sp.l651,60ff. 
Schriften für den Kult der Artemis Leukophryene Dagegen löst Maafs, Orpheus 74f. die Aphro- 
enthält, wird bei der Datierung nach Stephane- dite ab und folgert, dafs die Weihung an die 
phoros_ Monat etc. angegeben axtcpcivrjipoQovv- Göttermutter und die (syrische) Aphrodite 
tos tov &eov xov iiexucpQTiTOQlos; hier erscheint gemeinsam gerichtet war; er läfst es dahin 
also der Gott als priesterlicher Beamter der gestellt, ob später beide Kulte in einen ver- 
Artemis Leukophryene, ein Beweis dafür, wie schmolzen seien. — 5) Über die Mrjxrio &eäv 
sehr er gegen die Göttin zurücktritt; ohne Mä s. d. A. Kybele Sp. 1652, 9 ff. Ma Sp. 2215, 
Zweifel ist es Apollo (äqxriysxrig), „der Gott, 40 ff. 2223, 64 ff. — 6) Eine Gleichsetzung der 
der die Phratores führt, der Gott der Um- 60 Kybele mit der Artemis- Anaitis ist wohl auch 
siedeler, ein echter Mexayeixvtog", der die aus anzunehmen auf den Inschriften aus dem lydi- 
Thessalien einwandernden Magneten glücklich sehen Philadelphia Mnxgi 'AvaeixiSi, Corr. 
nach ihrem Bestimmungsort führte, Arch. Anz. hell. 8, 377. Mtjxqi 'Avctixi 'Attoxxrivfi, Athen. 
9 (1894), 24_ und Kern daselbst. [Höfer.] Mittheil. 12 (1887), 254 Anm. 2. Leemans, 

Metapontios (Mexanövxiog), Bruder der Me- Grieksche opschriften uit Klein- Azie nr. 7; vgl. 

deia, der sonst Apsyrtos oder Phaethon ge- dazu B. Keil, Nachträge und Berichtigungen 

nannt wird, Dikaiogenes in seiner Medeia bei zu Boschers Myth. Lex. Lief. 21. Mrjxgl'Avaeixi 

Schol. Eurip. Med. 169. [Stell.] Athen. MittU. 12 (1887), 255, 20. Mjjrol 'AvatxiSi 



2849 Meter Meter (= Kybele) 2850 

ebend. 14 (1889), 106, 66 = Bev. arch. 15 (1890), Bhea s. A. Döhring, Fleckeisens Jahrb. 1896, 

288; auf anderen Inschriften erscheint Anaitis 105 ff. 

ohne das Epitheton ftjjTije, oft mit dem Men Über die Verwandtschaft der Kybele mit 

verbunden: &sif 'Avaslzi Kai MtjvI Tiäfiov der Kotys (Kotytto) und Bendis s. Bapp oben 

(gleichfalls aus^ Philadelphia), Athen. Mitth. s. v. Kotys 1398, 56ff. 1400, 36ff. Tomaschek, 

12,255,19. 'AQzijudi 'Aväsixi *al Mijvl Tidaov, Die alten Thraker 2. Sitzungsber. d. philos.- 

Gorr. hell. 4, 128 (Peiraieus). MtjtqI 'AzC- histor. El. d. kais. Akad. d. Wiss. 130 (1894), 

ptri Mal Mrjvl Tiäfiov, Mova. %al ßißliod. 45. 47. 

5 (1885/86), 82. 85; vgl. Larfeld, Bursians Einen neuen Beinamen bringt eine Inschrift 
Jahresber. 66 {Suppl), 130. P. Paris, Corr. 10 auf einer Basis aus Novy Nikjup in Bulgarien 
hell. 8, 378f. schwankt, ob er die Meter Anaitis Mr)[z]sQ &smv SmsXsvztjvtj. MtjzqI &iäv kzX. 
der Kybele gleichsetzen oder in ftr/rjjp nur Kanitz, Bernau-Bulgarien 3, 343, 15; der Bei- 
eine ehrende Bezeichnung der Göttin (vgl. das nanie der Göttermutter ist nach Herrn, und 
lat, pater) erblicken soll. Da aus Philadelphia K. Skorpil, Arch. epigr. Mitt. a. Österr. 15 
ein Belief mit der gewöhnlichen Darstellung (1892), 214, 93 von der bei Hierokles, Syneed. 
der Kybele (s. d. Art. Matyene) und der Wid- 662, 16 erwähnten Stadt SusXsvza in Troas ab- 
mung Ssä Mazvrivy inupavst stammt {Athen. zuleiten; über ihren Kult in Troas s. Sp. 1653,42. 
Mitth. 12, 255f. nr. 22), so dürfen wir wohl Ebenfalls aus Bulgarien (Nikopolis) stammt 
annehmen, dafs die &sa Mazvrjvri mit der die Inschrift vim »säg 'läsiag usyäXrig iiTjzQog 
Kybele identisch ist, und dafs der Kultus der 20 du 'HXim Msyäiat xvqio) Siaßa^Cm ayleo, Arch. 
letzteren neben dem der Anaitis bestand, dafs epigr. Mitth. 10 (1886), 241, 6, wo' also Sabazios 
beide räumlich so nahe bestehende Kulte aber als Sohn der Göttermutter erscheint; da letztere 
allmählich mit einander verschmolzen sind; über sich bei den bithynischen Thrakern auch mit 
die Verbindung der Kybele mit dem Men s. d. u. Hera (vgl. Tomaschek a. a. 0. 59) berührte, 
vgl. Drexler, FleckeisensJahrb. 1892, 843 und die hiefs bei diesen Attis-Sabazios auch 'ÜQo-dozog, 
dort verzeichnete Litteratur. — Ahnlich führt 7) Plut. Num. 4. Über Midas als Sohn der Ky- 
Leto als hellenistische Benennung der grofsen bele siehe den Artikel Midas und Tomaschek 
Göttin den Beinamen Mijtjjp auf Inschriften aus a. a. 0. 44; aus der Nähe von Philippopolis 
Dionysopolis in Phrygien, Journ. ofhell. stud. xbv ßmabv Mal zo ayaXua MtjzqI »smv, ebend 
4 (1883), 383, 6. 385, 7. 8 (1887), 390 Anm. 1. so 17 (1894), 221, 126. Über ein höchst wahr- 
LarfeldmBursiansJahresber.66(ßwpvü)d.), 130, scheinlich aus Philippopolis stammendes, aber 
öfter mit dem Epitheton svxaQiatög z. B. Ev- nach Varna (Odessos) verschlepptes Kybelerelief 
XUQiaxm MtjzqI Atjz$, ozi ig äSwdxmv Svvuza. s. Mordtmann, Bev. arch. 1878, 298. Athen. 
noiBi, Larfeld a. a. 0. 101; dieselbe Göttin ist Mitth. 10 (1885), 321. Kult in Tomoi, Arch. 
zu verstehen unter der svxaQiazm z% »sä epigr. Mitth. 6 (1881), 23, 45; eine Inschrift 
(Hierapolis in Phrygien), Larfeld a. a. 0. 127 aus Apulum (Dakien) lautet i£ iicizayrjg 
und unter der ävvazr) »sog evx*Qicr6g Arftti pTjxQog TQOitXiurivjjg, Ephem. Epigr. 2 
(Kula in Lydien), Larfeld 130. [Es dürfte (1875), 311 nr. 40. 

hier von einem Beinamen eviaoioxög nicht Sp. 1643, 35 ff. (Gleichsetzung der Kybele 

die Rede sein; evxaousxw heifst „ich danke", 40 mit Demeter) vgl. die Inschrift aus Amorgos 

Bamsay, Journ. ofhell. stud. 10 (1889) p. 228 J^iirjZQog Öpsijs n °t™n, Corr. hell. 1888,236,9. 

und The cities and bishoprics of Phrygia Dagegen kann ich nicht einsehen, weshalb in 

1 p. 163f. u. p. 90; über Meter Leto s. ebenda der aus Corr. hell. 12 (1888), 188 angeführten 

p. 89 — 91. Drexler.] — 8) Das M n zQog Inschrift, wie Bapp oben Sp. 1643, 39 will, 

9iXsiSog einer Inschrift aus Koloe in Ly- Demeter zu verstehen sei; die Inschrift lautet 

dien, Corr. hell. 8 (1884), 378 wird gleich- JCl Ka i MtixqI divSvas[v v . Der Herausgeber 

falls auf die Göttermutter zu beziehen sein. sagt allerdings : Dedicace' ä Zeus et ä Demeter. 

P. Pierre a. a. 0. 379; das Epitheton ist viel- L'epithete qui designe Demeter est nouvelle dans 

leicht ein epichorisches. Ebenso die Widmung les inscriptions — aber nichts berechtigt uns, 

MtjzqI ToXvxiavij eines Weihreliefs aus 50 hier an Demeter zu denken. Dagegen weist 

Kyzikos, Athen. Mitth. 10 (1885), 204, 29. G. Loeschcke, Vermutungen zur griech. Kunst- 

402, 29; ein anderes ebenfalls aus Kyzikos geschickte u. z. Topographie Athens 24 Anm. 14, 

stammendes Relief zeigt die Kybele und den dafs Demeter in Eleusis nach Arist. ran. 383 

Apollon a. a. 0. 204, 30. 207 und ist dem aus als ßaeCXeia gefeiert wurde, ein Epitheton, 

Nikaia stammenden Votivrelief (Conze, Beise dafs die Göttermutter in Athen trug; vgl. unten 

nach der Insel Leshos Ta£, 19) sehr ähnlich. Dafs den Nachtrag zu Sp. 1653, 44ff. 

Kybele in K0I06 verehrt wurde, beweist die Zu Sp. 1652, 68 ff. Zu dem dort erwähnten 

von dort stammende Inschrift MtjzqI 'Oqt)u Beinamen Usacivovvzig kommt hinzu die Münz- 

svxyv, Waddington, Asie min. 699 und die legende MrjtQog Beäv Ilses iv sag, Head,Hist. 

unter 10) angeführte Inschrift. — 9) Eine In- 60 num. 630; vgl. Ilseeivovvzla ftsög Herodian 

schritt aus Attuda im Maiandrosthal nennt 1,11.3,4. In dem Briefe des Königs Eumenos 

einen Priester &tä« Mtitqos 'ASqüotov, an den Priester Attis in Pessinus heifst sie 

Corr. hell. 11 (1887), 849, 6. — 10) Über MtizqI schlechthin i) »säg, Arch. epigr. Mitth. a. Oester. 

IU.TA s. Bd. 1 Sp. 1085, 53 ff. — 11) Im Pol- 8 (1884), 97. Aus dem phrygischen Dory- 

genden mögen zu dem gehaltreichen Artikel laion. führt nach Bamsay, Journ. ofhell. stud. 

Kybele von Bapp in diesem Lexikon einige 8 (1887), 504 'zwei Widmungen an Herakles 

Nachträge angereiht werden. und die Meter' an Larfeld, Bursians Jahresber. 

Zur Etymologie der mit ihr identifizierten 66, 121. 

RogcHEB, Lexikon der gr. u. röm. Mythol. H. QQ 



2851 Meter (= Kybele) Meter (== Kybele) 2852 

Zu Sp. 1648 (Agdistis) kommt hinzu die Nachrichten über den Tempel und daa Kult- 
Widmung MtjzqI 'AyySiexsi auf einem von der bild der Kybele auf Samothrake; die Lage des 
kleinasiatischen Küste stammenden Votivrelief, Tempels ist auf der a. a. 0. 444 beigegebenen 
das die Göttin zwischen zwei Kureten dar- Karte verzeichnet; ebenderselbe berichtet 277 
stellt, Arch. epigr. Mitth. a. Oesterr. 8 (1884), auch von einem Tempel (Lage auf der Karte 
198, 19; ein ebensolches Relief mit genau der- p. 272) und Kultbild der Göttin auf Melos. 
selben Darstellung, aber mit der Inschrift äiog- Einen Kult auf Ohio s bezeugt die Weihung 
*6qois beschreibt Mordtmann a. a. 0. Mtjzq{, Corr. hell. 3 (1879), 324, 11. . 

Zu Sp. 1653, 49 ff. (Lydien). Aus Sivrihissar Sp. 1654, 65 ff. Dafs in der Inschrift uqsiu 
(Nähe von Teos) pr/tgl 9säv EaxvQsivaCu 10 Oocttag äiu ßiov, C. I. A. 3, 1280 a add. S. 520 

$itr)KÖa>, Arch. epigr. Mitth. a. Oesterr. 7 (1883), unter 'Ooata Kybele zu verstehen sei, habe ich 

180,37. Münzlegende von Briula bei NysaMijtijg in Fleckeisens Jahrb. 1892, 22 f. nachzuweisen 

&säv, Head a. a. 0. 548. versucht. 

Zu Sp. 1654, 7. Aus Magnesia am Sipylos Sp. 1657, 53: In dem von Arnob. adv. nat. 

Mtjtql niaatrjvn svxqv, Corr. hell. 11 (1887), 5, 7 erwähnten Abschneiden der Brüste im 

300, 8. Eine inschrift aus Thyateira er- orgiastischen Kultus der Göttermutter erblickt 

wähnt eine zgizsvzr\v tiosiav zijg Mrjzgbg zäv v. Gutschmid, Kleine Schriften 5, 112 ein Seiten- 

&ewv Sux ßiov, Corr. hell. 10 (1886), 411, 14. stück zur Selbstentmannung im Kybele-Attis- 

Zu Sp. 1664, 10 ff. (Smyrna) Inschrift von kult. 
dem Berge Pagos bei Smyrna MrjzQi &säv 20 Ein Kult auf Rhodos ist bezeugt durch 

2(i.vQvaCxfi Corr. hell. 3, 328; andere Weih- die Erwähnung eines Maxgbg &smv *oivöv, 

inschrift Athen. Mitth. 14 (1889), 94, 21 ; eine Hiller v. Gaertringen, Inscr. Graec. insul. Bhodi 

aus der Nähe von Smyrna stammende Inschrift etc. 162. 

lautet xspsvog isqov 'Atpooährig EzQuxovMiSog Aus Kos beschreiben Benndorf- Niemann, 

&eov- r\ äs tiQ^vr) Ktu zb nag' aQiateqa nsl- Reisen in Lykien und Karten 16 (abgeb. 15 

uevov dab täv msXe&ocov »azazäeoezai eis *<*s Fig. 8) ein jetzt in Berlin (Arch. Anz. 6 [1891], 

tsQccg Mvxqbg bSovg, Athen. Mitth. 16 (1891), 176, 44) befindliches Kybelerelief, das mit den 

134; über die Münzen mit ihrer Darstellung zahlreichen attischen Exemplaren (vgl. Sp. 1665 

Poo'le, Cat. of greek coins in the Brit. Mus., Z. 4 ff.) in Darstellung, Gröfse, Arbeit und 
Ionia 177. 178. 255 f. 258. 270. 273. 275 etc. so Material so genau übereinstimmt, dafs die 

Zu Sp. 1654, 26 (Pisidien). Die Münzlegende Herausgeber Import aus Athen annehmen; 

von Tityassos in Pisidien Mrjtqbg wird gleich- ebenso scheint es sich nach Benndorf a. a. 0. 

falls auf den Kultus der Kybele zu beziehen mit den oben Sp. 1654, 51 ff. erwähnten Reliefs 

sein Head a. a. 0. 594. aus ImbroB und Lesbos zu verhalten, ferner 

Sp. 1654, 28 (Karien). Schon Curtius, mit den Skulpturen aus Ephesos, Michaelis, 

Monatsber. d. Kgl. Pr. Akad. 1887, 1180 hielt Anc. marbles in Great Brit. 581, 19, Kyme, 

die Artemis Leukophryne für identisch Beinach, Cat. du Mus. imp. d'ant. Constantinop. 

mit Kybele; dieselbe Ansicht vertritt Kern, 1882 nr. 156 etc., während Rapp ob. Sp. 1642 

Arch. Am. 9 (1894), 123, der ausführt, dafs, Z. 54 asiatischen Ursprung annimmt, 
wenn Dindymene die Göttin vom Berge Diu- « Zu Sp. 1653, 44ff. (Pergamon), vgl. 1644, 18ff. 

dymon, Sipylene die Göttin von Sipylon ist, Mehrere Inschriften von Pergamon nennen eine 

Leukophryene nur als Göttin von Leukophrys Priesterin zijg MrjZQog zijg Baoilsiag, M. Fränkel, 

gefafst werden kann; die aus Thessalien ein- Hie Inschriften von Pergamon 481 (=» Jahrb. 

gewanderten Magneten hätten die grofse asia- d. kgl. preuss. Kunstsammlungen 9 [1888], 89), 

tische Göttin sofort mit Artemis identificiert 482—484, und aus einer anderen Inschrift, die 

und hellenisiert; denn schon zu Themistokles' einen pvoz-qg Mrjzebg Baatlrjag nennt, erfahren 

Zeit (Plut. Them. 30) gab es hier ein Heilig- wir, dafs dieser Göttin in Pergamon Mysterien 

tum der Dindymene und einen Tempel der gefeiert wurden, Fränkel a. a. 0. 334. Jahrb. 

Leukophryene. Zu den ob. Bd. 2 Sp. 2000, 40 ff. d. kgl. preuss. Kunstsamml. a. a. O. Durch 

erwähnten Inschriften kommen hinzu die Arch. 50 diese Inschriften, die ganz in der Nähe der 

Ans. a. a. 0. 122 erwähnten, wo aufser 'Aqzs- die Korybanten (KoQv]ßaai Fränkel a. a. 0.68) 

(uäog Aevxo<pQvrjvrig auch 'Aozipiöog Asvko- nennenden Widmung gefunden worden sind, 

tpqvi}vi]g Nixr)q>6gov steht, ferner 1% 'A^xspiSog wird bewiesen, dafs in der römischen Zeit der 

tjjs AevxotpQvrjviig, Athen. Mitth. 19 (1894) 19, 9 Name für die Meyälr) MijtJjp, wie sie offiziell 

und tjjv "Aqxsiuv zt\v AivxocpQvrjv^v ebd. 26, 18. in der Königszeit hiefs (Varro de l. I. 6, 15, 

Die Kybele im Gigantenkampfe auf dem Friese Fränkel a. a. 0. zu nr. 68), ij MrjxrjQ fj Baai- 

des Hekatetempels in Lagina erkennt Fontrier, Isia war. Schon G. Loeschcke, Vermutungen 

Corr. hell. 19 (1895), 253 und PI. 15. zur griech. Kunstgeschichte 17 hatte in der von 

Sp. 1664, 31 ff. füge ein: Taoarpri, Athen. Bionysios Skytobraehion bei Biod. 3, 57, 3 

Mitth. 12 (1887), 256; ferner Arch. epigr. Mitth. 60 erwähnten Baaüsia, die auch MsyäXrj Mjjrjjg 

a. Oesterr. 7 (1883), 175, 19. hiefs, eine der Göttermutter wesensgleiche 

Sp. 1654, 40 ff. (Samothrake). Francesco Göttin gesehen und die ©tä Baaüsia einer 

Piacenza, L'Egeo redivivo 0' sia chorographia Inschrift aus Thera (£. Rdfs, Mon. dell' Inst, 

dett' Archipelago 448, der den Nikostratos, einen 3, 26, 9. Annali 13, 20) der Mjjrijg gleich- 

nach seiner Angabe älteren Autor, als Tzetzes gesetzt, ebenso wie er die Baaii.ua bei Arist. 

citäert und seine Nachrichten aus alten Kommen- av. 1536 mit der in Athen am Markt verehr- 

tatoren entnommen hat (vgl. über ihn Rüben- ten MrjzriQ identificiert. Die Mtjttiq rj BaeC- 

sohn, Arch. Anz. 1896, 35), giebt wichtige Isia, die in ihrer Person zugleich die Stadt- 



2853 Meter (= Kybele) Meter (= Kybele: Litteratur) 2854 

göttin Tyche von Pergamon vereinigt, erkennt Diss. sur la pierre de la Mere des Dieux, mem. 

Bobert, Pergamenischer Telephos-Fries, Jahrb. de VAc. des Inscr. et B. L. 23 (1856) p. 213 

d. Kais, deutsch, arch. Inst. 3 (1888), 95 in der —241. Ferd. Gotthelf Hand, De Magna Matre 

a. a. 0. 93 abgebildeten Göttin, c die, im Haar Deorum eiusque cultu (duce M. Gottlob Buffer). 

ein Diadem, mit hoehgegürtetem Chiton und Soraviae 1803. 4°. Ch. Lenormant, Etüde de 

schleierartig über den Kopf gezogenem Mantel la religio«, phrygienne de Cybele. (Extrait 

bekleidet, dessen Saum sie mit der linken des Nouvelles Annales publiees par la section 

Hand fafst, auf einem von einer hohen Basis francaise de l'Institut archeologique. tome 1. 

getragenen Sessel sitzt'. 1836 p. '215ff. Creuzer-Guigniaut, Lm reli- 

Zu Sp. 1664, 64 ff. vgl. Conee, Athen. Mitth. 10 gions de Vantiquite" tome 2, partie 1 p. 56 — 76. 

16 (1891), 191 ff. partie 3 p. 944—951. Th. Merike, Lydiaca. 

Zu Sp. 1665, 6ff. vgl. Petersen, Arch. epigr. Berolini 1843 p. 10— 19. A. Mawry, Hist. des 

Mitth. a. Oesterr. 6 (1881), 57ff. relig. de la Grece ant. 3. 1859 p. 79—123. 

Zu Sp. 1665f. (Kult in Athen) vgl. Petersen F. Robiou, Rist, des Gaulois d'Orient. Paris 

a. a. 0. 61 f. — Interessant ist die Inschrift 1866 p. 137 — 145 und L'etat religieux de la 

C. I. A. 2, 1594 Mävrjg MtjtqI xal MUa Mrjtgl Grece et de V Orient au siedle d' Alexandre, 

&täv, die auf ein und demselben Weihrelief Mem. pres. p. div. sav. ä l'ac. des inscr. et 

steht, insofern, als sie zeigt, dafs Mjjtjjp und b.-l., l 4r « ser. tome 10 1893 [p. 355—452] 

Mqvi}Q &eäv promiscue in Gebrauch war. In- p. 419 — 425. F. Secharme s. v. Cybele in 
schritt von der Akropolis MrjTpög [fre]äv »al 20 Daremberg et Saglio, Diet. des ant. gr. et rom. 

l'Ao]tsßi3og, C. I.A. 4, 2, 1669c p. 265; %avrj- Fase. 11. 1887 p. 1679—1690. Thomas Fried- 

q>oqr\eaaav MijiqI 9smv, ebend. 2 add. 1388 b. rieh, Kabiren und Keilinschriften. Leipzig 1894. 

Terrakotten mit der Darstellung der Götter- cap. 2. Die babylonische Kabirentriade in 

matter, die auf der Akropolis gefunden sind, Kleinasien p. 70—94. 

können, da die dem Anschein nach impor- Ed. Müller, De Attide et Sabazio. Rati- 

tiert sind, nicht für einen alten Kultus der boriae 1828. 4°. Kalkmann, Pausanias, Der 

Göttermutter zeugen, Winter, Arch. Anz. 8 Perieget p. 247 — 250. Cumont s. v. Attis in 

(1898), 146. Ettore di Buggiero's Dizionario epigrafko di 

Zu Sp. 1666, 34ff. (ßoiotien) die Inschriften antichita romane. Fase. 24 p. 763 — 766 und 
ivx^v MrixQi jetzt auch Dittenberger, Inscr. so in Pauly -Wissowas Beal-Enc. 2 Sp. 2247 

Graec. Sept. 1, 560 Tjj Mtit[q(] ebenda 562, — 2252. Ellis, Commentary on Catullus. 

beide aus der Nähe von Tanagra. Aus Oxford 1876 zu nr. 63 p. 200 ff. Frazer, The 

Thespiai Maxiqi psycHr] ebenda 1811; aus goldenbough. vol. 1. chap. 3 § 5 p. 296ff. „Attis". 

Orchomenos'ijurags'ra . . liQazevovoa Mazql Bibliotheque de Carabas vol. 6. The Attis of 

@säv ebenda 3216, aus Chaironeia tag Caius Valerius Catullus, Translated into Eng- 

MazsQog zäv [&]iäv ebenda 3315; zfj Mjjtgl lish verse, teith diss. on the myth of Attis, on 

t&v &eäv ebenda 8378; tjj Mutsqi. tjj Msyälri fte origin of tree-worship, and on the galliam- 

ebenda 8879. ' bic metre by Grant Allen. London 1892. Ex- 

Sp. 1666, 49 füge ein: Kultus in Epidauros cursus 1. on the myth of Attis p. 17 — 30.*) 
Meyai.T} iitjtqI &säv ö fepEÜj dioyivrjg, Baunack, 40 Comte H. de Charencey, Le foVclore dans les 

Aus Epidauros 2 a. Cavvadias, Fouilles d'Epi- deux mondes. Paris 1894 (= Actes de la soci- 

daure nr. 64. MtjtqI &emv Uizr/g xar' ovccq ete philologique. tome 23) p. 172 — 176 im cap. 6 

Melävmnog, Baunack, Studien 96, 46. Cavvadias Lucina sine coneubitu. 
a. a. 0. nr. 167; auch einen ßcopov Kovqtjzcdv 

erwähnt eine epidaurische Inschrift, Cavvadias Verbreitung, 

nr. 40. Die oben s. v. Kolchis 2 Bd. 2 Sp. 1269 

Sp. 1666, 54f. (Phaistos auf Kreta) vgl. erwähnte sitzende FrauengeBtalt auf einer 

Maafs, Athen. Mitth. 18(1893), 272 ff. Wernicke Silbermünze des Dynasten Aristarchos von 

ebend. 19 (1894), 290ff. Maafs, Orpheus 309ff. Kolchis wird von v. Sollet, Z. f. Num. 3 
Drexler, Wochenschr. f. kl. Phil. 12, 47. 50 p. 60 wohl nicht mit Unrecht für Kybele er- 

Vgl. auch d. Art. Kranomegalene. klärt. Es ist die von Arrian, Peripl. 9, 1 er- 

Nach Ael. hist. an. 12, 4 war der Götter- wähnte $>uaiuvi) &sög. 
mutter die fiiftfivpg genannte Falkenart heilig. In Paphlagonien prägt Amastris auf seinen 

Betreffs des römischen Kultus der Götter- Münzen Kybele sitzend, zu Füfsen einen Löwen 

mutter ist nachzutragen die Gesetzesbestimmung unter Antoninus Pius, Mi. S. 4, 555, 25 (Vail- 

bei Ulpian, Tit. 22, 6: deos heredes instituere lant); sitzend mit Schale und Tympanon unter 

non possumus praeter cos, quos senatus con- Caracalla, Mi. S. 4, 663, 84; sitzend zwischen 

sulto, constitutionibus prineipum instituere con- zwei Löwen unter demselben Kaiser, Mi. S. 4, 

cessum est, sicuH Iovem Tarpeium . . Matrem 563, 85 (Vaillant). 
Deorum Sipelensim, quae Smyrnae colitur. 60 

[Höfer.] •) Vgl. darüber die Anzeige von Biels, Ztschr. d. Ver. 

[Litteratur: L. Pignorius, Magnae Deum f. Volkskatide 1898 p. 98: „Die religionsphilosophische An- 

Matris Idaeae et AtUdiS inttia. Venet. 1624. 4°, schauung de» Verf. ist bestrebt, zwischen seinen beiden 

auch als Anhang ZU desselben Mensa Isiaca. Hauptgew&hrsmannern Frazer (Baumkultm) und Spencer 

Amstel. 1669. 4°. N. Fr. Kautz, De Magna £««»*«««.> "• j> J-», daft er annimmt der 

_ V> . r- • ..»>.« .n .irj, " .. Baum sei ursprünglich auf das Grab deB verehrten 

Deorum Matre. Lipsiae 1788 4° (Vetton), Ahneil gepflaMt Md BO des Segen8 dM Tote)1 rmä 

Del CultO SuperStiziOSO d» Clbele detta dagll zugleich der Verehrung der Lebenden teilhaftig ge- 

antichi la gran madre. Roma 1763. Falconet, worden." 

90* 



2855 Meter (= Kybele in Bithynien) Meter (= Kybele in Mysien) 2856 

Bithynien. Mrjv\Cov\ gefunden, A. v. Domaszewski, AEM. 7 

Bithynion prägt Kybele sitzend, zur Seite (1883) p. 175 nr. 19. Prusias ad Hypium prägt 

ein Löwe unter Iulia Domna, Wroth, Cat. Gr. Kybele sitzend zwischen zwei Löwen, Geta, 

C, Pontus etc. p. 118 nr. 8. Ein Metroon bei Wroth, Pontusys. 202 nr. 6; Tion sitzend, ohne 

Herakleia erwähnt Arrian, Peripl. 13, 3. Löwen, Maximinus, Wroth, Pontus p. 207 nr. 21. 
Preller- Bobert, Gr. M. 1 p. 649 Anm. 4; Iulio- Mvaien 

polis prägt sie sitzend, zur Seite ein Löwe mysien. 

unter Valerianus sen., Mi. S. 5, 76, 391. Eine Münze des Marc Aurel von Adra- 

Kalchedon sitzend zwischen zwei Löwen myttion zeigt sie sitzend, zu Füfsen einLöwe, 
unter Gordianus Pius, Mi. S. 5, 31, 165. In 10 Mi. S. 6, 279, 19 (Sestini, Lett. Num. Cont. 8 

Kios wird ein (i^tQ\a>a]yi6s [M*]«os erwähnt, p. 26 nr.9). Die im nahen Andeira verehrte 

wenn anders die Inschrift C. I. Gr. 3727 im Göttermutter ist bekannt durch die Widmung 

Corpus richtig ergänzt wird. Krateia-Fla- C. I. Gr. 6836 = Frohner, Les inscr. grecques 

viopolis soll sie sitzend in einem Tempel [du musee du Louvre] p. 25 nr. 9: 'Aväi^rjvfj 
unter Iulia Domna prägen, Mus. Sanclemen- _ __ H 

ticmi Num. sei. 2 p. 295, wonach Mi. S. 5, 34, rXvruvva Mr\tqoifmv%os ftsm ayvfj £v%r\v. Das 
185, doch ist es mir fraglich, ob die Figur _ _'■■' ^ 

richtig benannt ist. Nikaia führt sie aut Basrelief zeigt ihr Bild in einer Nische und 

seinen Münzen sitzend auf einem Löwen, An- zwar nach Froehner, Notice de la sculpture 
toninus Pius, Mi. 2, 453, 219; sitzend ohne 20 ant. du musee imp. du Louvre 1 p.479 nr. 544 

Löwen, Maximus, Mi. S. 5, 144, 834 nach (Glarac, Musee pl. 150, 23) in folgender Ge- 

Sestini Mus. Hed. 2 p. 61 nr. 69 (Überprägung stalt: „La deesse coiffee d'une couronne murale 

eines andern Typus); Decius, Mi. 8. 5, 152, crenelee, est vetue d'un manteau et d'un ehiton 

883 (Vaillant); sitzend, ; > Füfsen ein Löwe, ä manches courtes; ses cheveux retombent en 

Valerianus sen., Mi. S. 5, 156, 911; sitzend longues mattes sur ses epaules. De la main 

zwischen zwei Löwen, Trebonianus Gallus, gauche eile tient une pomme, de l'autre un 

Mi. S. 5, 154, 898. S. 5, 165, 899 (Vaillant). balsamaire . . . File parait ici avec les attri- 

Wroth, Cat. Gr. C., Pontus etc. p. 174 nr. 137; buts de la Venus cypriote". Vgl. für die 

Gallienus, Mi. S. 5, 160, 931 nach Sestini D. Gleichstellung der Kybele und Aphrodite oben 
N. V. p. 263 nr. 47. Wroth, Cat. Gr. C, Pon- 30 Sp.1643. Lajard, Bech. sur le culte de Venus 

tus etc. p. 176 nr. 153. p. 44. A. Maury, Hist. des rel. de la Gr. 

Aus Nikaia, nimmt man an, stammen zwei ant. 3 p. 115 Anm. 5. p. 116, 117, 193 — 198. 

Thiasotenstelen, abgebildet u. a. bei Conze, Foucart, Assoc. relig. p. 98f. Ed. Meyer, 

Base auf Lesbos Taf. 18, 19 und Lüders, Die Gesch. d. Altert, p. 303 § 253 Anm. und Gesch. 

dionysischen Künstler Taf. 1, 2, von denen die von Troas p. 26. Farnell, Cults of the Greek 

eine die Bekränzung der Stratonike, der States 2 p. 643 f. 

Tochter des Menekrates, für ihre Priesterschaft Auf einer Münze des Commodus von Gar- 
im Dienste der prjznQ Kvßslrj und des 'Anollcov gara erscheint sie sitzend, zu Füfsen ein 
verewigt. Die Litteratur über beide giebt am Löwe, Fox, Engrav. of rare or unedited Greek 
vollständigsten von Sybel, Kot. der Skulpturen 40 coins 2, 31. ^ 
zu Athen p. 104 nr. 570, 571. Wescher, Bev. Kyzikos, dessen Kybeleheiligtum auf dem 
arch. n. s. 12 (1865) p. 215 — 227 hat irrig als Dindymon schon in die Argonautensage ver- 
Fundort Thera angenommen. Aber auch Ni- flochten, 3. de la Ville de Mirmont, Apollonios 
kaia ist nach Foucart, Assoc. relig. p. 237 — 240 de Bhodes et Virgile. La mythologie et les 
nr. 64, 65 nicht mit voller Sicherheit als Her- dieux dans les Argonautiques et dans l'Eneide. 
künftsstätte anzunehmen („Ils ont ete offerts Paris 1894 p. 56— 77, und erst in byzantinischer 
par un habitant de Gallipoli, qui les avait Zeit von Kaiser Zeno in eine Kirche der heil. 
apportes de la cote de l'Asie mineure, de Nice'e Jungfrau umgewandelt worden ist, V. Schultze, 
ou peut-etre de Cyzique"). Die Eponyme von Gesch. des Untergangs des griech.-röm. Heiden- 
Nikaia, die Najade Nikaia, war nach Memnon 50 tums 2 p. 301 f. (nach Cedren. 1 p. 209 f.), war 
bei Photius Bibl. p. 233 eine Tochter des San- ein Hauptsitz des Kybelekultus. Zu den in- 
garios und der Kybele. Nikomedeia, wo schriftlichen von Bapp und Höfer angezogenen 
ein Tempel der grofsen Mutter, den Bathgeber, Zeugnissen bemerke ich, dafs die Widmung 
Bull. delY Inst. 1840 p. 74f. grundlos auf einer an die Mtjttjq ToXvinavfj sich jetzt im Museum 
Münze des Domitian erkennen will, durch den von Konstantinopel befindet. Die dazu ge- 
Briefwechsel des jüngeren Plinius mit Trajan hörigen bildlichen Darstellungen werden von 
(49, 50 p. 2 14 f. Keil) bezeugt ist, hat als Münz- Joubin, Musee imp. Ottoman. Catal. des sculp- 
typus Kybele sitzend zwischen zwei Löwen, tures . . . Constantinople 1893 p. 44 n. 117 wie 
L. Veras, Mi. S. 5, 186, 1095 (Vaillant); sitzend folgt beschrieben: „Dans la parlie superieure 
zu Füfsen ein Löwe, Commodus, Mi. S. 5, 60 de la stele, deux bas-reliefs superposes. — Bas- 
188, 1102 (Vaittant); Prusa am Olympos rel. supe'rieur: Cybik (la tete est brisee) assise 
Kybele sitzend zwischen zwei Löwen, Maxi- sur un trone entre deux lions; de la main g. 
mus, Mi. S. 5, 232, 1374 {Sestini, D. N. V. eile tient une cowge, de la main dr. le tympa- 
268, 28), sitzend, zu Füfsen ein Löwe, Philip- non. — Bas-rel. inferieur: Cortege de huit 
pus sen., Mi. S. 5, 234, 1381 (Sestini, Lett. suppliants, tous tetus d'un manteau, la main 
Num. 9 p. 31). In Bozujuk, zwischen Brussa levee dans l'attitude d'adoration. En avant 
undEskischehr, wohl schon in Phrygien gelegen, un enfant pousse deux beliers vers un autel 
wurde die Widmung MwtqI tv%ryi/ \ Mrjviog aMume." Der im C. I. Gr. 3668 zu MtjtqI 



2857 Meter (= Kybele in Mysien) Meter (= Kybele in Mysien) 2858 

[Ä\o[fcCvrf\, von Fröhner, Les Inscr. gr. [du hätten. Nun ist es einmal schon mifslich, 

Musee du LouvreJ p. 25 ff. nr. 10 zu iV&jtpl aus dem zufälligen Mangel an Notizen zu 

Koi\QÜvBt\, von Dittenberger, Syll. Inscr. Gr. sehliefsen, dafs eine so allgemein verehrte 

nr. 270, dem Göhler, De Matris Magnae apud Göttin wie Hekate in Kyzikos keinen Kult 

Born, culte p. 12 beistimmt, zu Mrixgl Koi\lavri\ gehabt haben sollte, andrerseits ist auch längst 

ergänzte Beiname derGöttin auf der Inschrift des eine offenbar Hekate darstellende Stele aus 

Soterides wird von Leehat und Badet, Bull, de Kyzikos von Perrot, Explor. arch. de la Galatie 

Corr. Hell. 17 (1893) p. 531f. nr. 33 auf Grund et de la Bithynie. Paris 1872 1 p. 81—83. 

der zu Aidindjik gefundenen Widmung: 'Jqts- 2 pl. 4 Fig. 6 (s. oben Bd. 2 Sp. 1796) bekannt 

uiala 'J^z]in<ovog \ vizsq [zoi] ävdQog M^tgl | io gemacht worden. Vielleicht ist sogar Hekate 

Korvavä svxnv vermutungsweise zu Kotvavv auf ^er Münze des Macrinus von Kyzikos 

['] ' zu erkennen, die Vaillant, Num.% Graeci p. 122 

ergänzt. Eine aus Kyzikos stammende fragmen- aus Cab. Patin so beschreibt: KYZIKHNßN. 

tarisch erhaltene Votivstele mit der Darstellung Mulier seminuda dextram admovet taedae: pro 

„un komme faxt une libation sur un autel, pres pedibus canis. Dpch will ich nicht ver- 

duquel sont place» un belier et deux jeunes filles" schweigen, dafs Mi. S. 5, 341, 383 Anm. a als 

und der Widmung 'AnoXXmvioq Jsianxiavog | Typus dieser Münze Dionysos mit Thyrsos und 

xatcc imtayri\v\ wird von Fröhner a. a. 0. p. 27 Panther vermutet. 

nr. 11- wegen der Ähnlichkeit der bildlichen Dar- Über den Kult der mit Kybele Zusammen- 
stellung mit der auf nr. 10 für eine Widmung 20 fallenden Adrasteia bei Kyzikos, Priapos und 
an Kybele erklärt. Hinsichtlich der Münzen, in der Troas s. Farneil, The cults of the GreeJc 
so begegnet sie auf dem Löwen reitend bereits states 2 p. 493 f. p. 595 Anm. 138, a. 
auf den Elektronmünzen, Waddinyton, Rev. Das Kyzikos benachbarte Plakia setzt das 
num. 1852 p. 87 nr. 1. Greenwell, The Elec- Haupt der Kybele auf etwa 300 v. Chr. ge- 
trum Coinage of Cyzicus p. 7 7 f. nr. 65, PI. 3 prägte Bronzemünzen, Head, H. N. p. 465. 
nr. 4, ajif denen auch das Haupt des Attis sich Wroth, Mysia p. 174 nr. 4, 5, pl. 35, 2. Lolling, 
findet, Mi.S. 5, 301, 108. PI. 2 nr. 4. Greenwell Athen. Mitt. 7 p. 152f. Anm. 2. Lampsakos, 
p. 78 f. nr. 56, PI. 3 nr. 6, 6. Auf Münzen des in dessen Gebiet sie auf einem Hügel als die 
Commodus erscheint sie Bitzend zwischen zwei Tereische verehrt wurde, Ed. Meyer, Gesch. 
Löwen, Cat. Whittall 1858 p. 28 lot 360; sitzend 30 der Troas p. 24, prägt sie auf einer Münze 
auf dem Löwen, Mi. S. 5, 331, 317 (Vaillant); des Caracalla sitzend, vor ihr ein Löwe, 
sitzend auf dem Löwen, umgeben von drei Wroth, Mysia p. 89 nr. 86, pl. 20, 14; Meile- 
Korybanten, Sestini, Mus. Hedervar. 2 p. 93 topolis stehend zwischen zwei Löwen, Ves- 
nr. 11 (Ex mus. M. Ducis: Vaillant p. 70. pasian, Mi. S. 5, 381, 619 (Vaillant); sitzend 
Holstenius zu Stephanus Byz. p. 147. Gorius, zu Püfsen ein Löwe, Antoninus Pius Mi. 2, 
Mus. Flor. tab. 48). Mi. S. 5, 331, 318 nach 570, 358 (Cab. Gousinery). Für Pergamon 
Vaillant; 335, 348 nach Sestini. Den inter- 8. Thraemer, Pergamos p. 265 ff. 349. 367 (Kult 
essanten Typus des gelagerten Attis glaube der Aspordene) 368 und Preller-Robert, Gr. 
ich zu entdecken auf Münzen des Antoninus M. 1 p. 649 Anm. 2. Aufser den Inschriften 
Pius (Berlin); Commodus, Borrell, Num. 40 (s. Höfers Nachtrag) bezeugen ihren Kult die 
Chron. 6 (1843) p. 161 nr. 7. Wroth, Cat. of Münzen, welche sie unter M. Aurel auf dem 
the Greek Coins of Mysia p. 60 nr. 236, pl. 13, 7 Löwen sitzend, Cat. d'Ennery p. 407 nr. 2313. 
und auf einem gleichfalls ins 2. Jahrh. n.Chr. Sestini, Mus. Hederv. 2 p. 118 nr. 49, wonach 
gehörenden Stücke mit der Büste der KOPH Mi. S. 5, 442, 1013; unter Commodus auf dem 
CQT6IPA, Wroth p. 41 nr. 175, s. Jahrbb. f. Löwenwagen, zur Seite „une menade portant 
class. Philol. 1894 p. 321 ff. 0. Bubensohn, le tympanum", Mi. S. 2, 605, 601. Pellerin 
Die Mysterienheiligtümer in Eleusis und Samo- Suppl. 2 pl. 76, pl. 5, 2 ; unter Hostilian sitzend 
thrake. Berlin 1892 p. 174 will die Meter mit dem Tympanum, Mi. S. 5, 473, 1162 
Plakiane, Dindymene und Lobrine erkennen (Banduri 1 p. 54) darstellen. Über Kybele 
auf Münzen von Kyzikos, von denen er ein 50 am pergamenischen Fries s. Farnell, The 
Exemplar p. 169 abbildet, in drei fackelhalten- Pergamene Frieze, Journ. of Hell. Stud. 6 
den Figuren, welche auf einem mit einer Thür [p. 102—142] p. 140—142 und The works of 
in der Mitte versehenen Bauwerk stehen, zu Pergamon and their influence, Journ. of Hell. 
dessen beiden Seiten je eine von einer Schlange Stud. 7 [p. 251— 274] p. 255— 259. Puchstein, 
umwundene Fackel aufgepflanzt ist. Diese Zur Pergamen. Gigantomachie 2 p. 10 Anm. 9 
Deutung ist aber sehr unsicher. Zwar meint des S.-A. M. Mayer, Die Giganten u. Titanen 
auch Kern, Ath. Mitt. 1893 p. 368 „dafs sich p. 374. Preller- Bobert, Gr. M. 1 p. 652 Anjii. 5. 
der kyzikenische Bau auf den Dienst der Man deutet auf sie die auf einem Löwen 
Kybele bezieht"; und auch Marquardt, Cyzikus reitende Figur mit dem Köcher. Doch ist 
p. 102 bringt die Darstellung mit einem Ritus 60 dieses Attribut für Kybele sehr auffällig, vgl. 
des Kybelekultus in Verbindung. Dagegen Farnell I. H. St. 7 p. 256 Anm. 1, wie sie 
sehen Welcher, Griech. Götterlehre 2 p. 410 denn auch auf dem Fries von Priene (Over- 
Anm. f. und Mathgeber, Hecate Epipyrgidia, beck, Gesch. d. gr. Plast. 2 3 p. 102. Fig. 116 
Ann. d. Inst. 12 p. 68 ft. in den Gestalten fr. f.) sicher ohne dasselbe erscheint. Viel 
Hekatefiguren. Rubensohn selbst p. 174 und besser pafst der Köcher zu Hekate, die auf 
219 Anm. 67 räumt ein, dafs man zunächst an den Münzen von Stratonikeia (s. ob. 2 Sp. 1797 
Hekate denken würde, wenn wir einen sonstigen s. v. Laginitis) auf dem Löwen reitend dar- 
Beleg für den Kultus dieser Göttin in Kyzikos gestellt ist. Das auf dem 'Aa7t6qSrjvov ogog 



2859 Meter (= Kybele in Troas) Meter (== Kybele in Ionien) 2860 

östlich von Pergamon gelegene Heiligtum der L. hält, während sie in der E. die Schale hat; 

Meter Aspordene oder Asporene (Strdbon p. 619) ferner Frohner a. a. 0. p. 229f. nr. 1127 (= 

will Schuchhardt, Sitzungsber. d. Berlin. Ak. Terres cuites d'Asie pl. 44), 1128, 1129. 

1887 p. 1212 „in dem dorischen Trachyttempel 

aus hellenistischer Zeit Mamurt-Kalessi .... Ionien. 

auf der Wasserscheide des Gün Dagh bei Für Ephe so s bezeugt den Kult der Götter- 

Karalan" erkennen, Bürchner s v. Aam, Q Sr,vov mutter die ingchrfft . . . faMu Mmol ^qvylr,, 

oQocm Pauly-W%ssowas Beal-Enc. 2 Sp. 1738. r [" 

über den Kult der Kybele in der Troas Coli, of anc. Greek Inscriptions in the Brif. Mus. 
s. Ed. Meyer, Gesch. v. Troas p. 24ff. Abydos 10 Part 3. Sect. 2 p. 205 nr. 576. Angeblich in 

prägt sie sitzend anf einem Löwen, Commo- Ephesos Bind gefunden ein Kybelerelief und zwei 

dus, Mi. 2, 636, 50 (Vaillant p. 66), Septi- Kybeleidole in Berlin, Kgl. Museen zu Berlin. 

mius Severus, Cat. Whittall 1867 p. 24 nr. 291. Beschreibung der ant. Skulpturen 1891. 4° 

In der Gegend von Abydos fand Nikolas p. 259f. nr. 697. p. 260 nr. 699. p. 262 nr. 704. 

Vitalis in einem Grabe, drei Terracotta- In Erythrai ist der Kult der Mr\xr\q psyalij 

Statuetten, welche eine sitzende verschleierte bekannt durch die Inschrift Bev. arch. n. ee«.;36 

Göttin mit Polos darstellen, die Ed. Meyer (1877) p. 107 ff. = Dittenberger, Sylt 370 Z. 83f. 

a. a. 0. p. 25 für Kybele erklärt; eine der- Gabler, Erythrä p. 80. Dieselbe Inschrift lehrt 

selben erhielt Fellows, die beiden anderen uns Korybanten in Erythrai kennen. Die 
kamen nach Athen, Ch. Fellows, A Journal 20 Münzen von Klazomenai zeigen ihr Bild 

written during an excursion in Asia minor. mit Kalathos und Schleier stehend von vorn, 

London 1839 p. 81 f. Aus der Troas stammt Obv. Haupt des Herakles, Inihoof, Griech. 

eine sitzende Kybelestatue im British Museum, Münzen p. 111 (635) nr. 259 b. Taf. 13 nr. 17, 

A guide to the Graeco - Boman sculptures. ferner stehend zwischen zwei Löwen, Obv.'. 

Part 2. London 1876 p. 49 nr. 116 (Walpole's Brustbild der 0€A • KAAZ0M6[NH], Sestini, 

Travels in Turkey p. 106). Für Skelenta Mus. Eedervar. 2 p. 159 nr. 31; Hadrian, Mi. 

mag Kybelekult bezeugen die in einer In- 3, 72, 90 {Gessner, Impp. 90, 6), 91 (Cab. 

schrift von Novy Nikjuq in Bulgarien (AEM. Cousinery). Head, Cat. of the Greek Coins of 

15 p. 214) erwähnte ik&jtrjg 9säv Sm-XivTrjvrj, Ionia p. 32 nr. 123; Commodus, Head a.a.O. 
wenn man nicht annehmen will, dafs eine so p. 32 nr. 124, pl. 7 nr. 8; Caracalla, Mi. 8, 73, 

gleichnamige Stadt in Mösien gelegen hat. 96. Head a. a. 0. p. 33 nr. 128; Caracalla 

In der Aiolis prägt Temnos die Göttin und Geta, Mi. 3, 74, 99; Philippus sei., 

sitzend, zu Füfsen ein Löwe auf Münzen mit Mi. S. 6, 295, 1360 (Vaillant); Valerian, Mi. 

dem Brustbild der l€PA BOYAH, Leake, Num. 3, 74, 101. Head a. a. 0. p. 35 nr. 136. Für 

Hell. As. Greece p. 131; ferner unter Hadrian, Magnesia s. Höfers Nachtrag. Metropolis 

Mi. S. 6, 42, 264 (Arigoni 2 p. 10 nr. 106). prägt sie auf seinen Münzen sitzend, zu 

Sestini, Cat. n. v. musei Arigoniani eastigatus Füfsen ein Löwe unter Caracalla, Leake, Num. 

p. 67 und Philippus sen., Mi. 3, 31, 182. Hell Suppl. p. 68; Iulia Mamäa, Mi. 8. 6, 259, 

Bamsay, Contributions to the history of Sou- 1152 {Sestini, D. N. V. p. 344 nr. 2). Head, 
thern Aeolis 2, Journ. of Hell. Stud. 2 40 Ionia p. 177 nr. 13; Maxim inus, Iß. 3, 160, 

[p. 271—308] p. 291 bemerkt über die Kupfer- 713; Gordianus Pius, Head, Ionia p. 178 nr. 15, 

prägung von Temnos „we gather from it the unter dem sie auch zwischen zwei Löwen 

strong influence of the Mater Sipylene, whose sitzend vorkommt, Mi. 3, 161, 716. Head, 

seat mount Sipylus, was füll in view across Ionia p. 177 nr. 14, pl. 20, 12. Sestini, Mus. 

the river [Hermos]"; ebenda p. 301 handelt er Hedervar. 2 p. 181 nr. 4 = Wiczay nr. 4947; 

über den Kult der Göttin in einem äolischen Tranquillina, Mi. 3, 161, 717. Head, Ionia 

Herakleia. Für Kyme und Myrina lassen p. 178 nr. 19, 20; Otacilia, Mi. 8,161,718; 

sich wenigstens Denkmälerfunde anführen, für Philippus iun. , Mi. 3, 161, 719. S, 6, 261, 

ersteres die archaischen Kalksteinstatuen der 1163 (Vaillant). Der Typus: Kybele sitzend, 
Göttin im Museum von Konstantinopel, S. Bei- 50 die Hand gegen eine Säule ausgestreckt wird 

nach^ Cat. du musee imp. d'antiquites. Con- von Mi. 3, 159, 708 (Antonmus Pius) und 710 

stantinople 1882 p. 13 nr. 47 b. c. d. Joübin, (Iulia Domna) nur nach Cousinery bezeugt. 

Musee imp. ottoman. Cat. des sculpt. 1893 Nach dem ionischen Metropolis gehören auch 

p. 13f. nr. 32. 33; für letzteres Terracotten, die mit Strategennamen versehenen Münzen 

Musee not. du Louvre. E. Pottier et S. Bei- (s. Head, Hist. Num. p. 567) mit Kybeletypen, 

nach, Terres cuites et autres antiquites trou- welche Mi. 4, 337, 822. S. 7, 593, 485; 594, 

vees dans la necropole de Myrina. Paris 1886. 487, 488; 595, 492; 698, 607 und Leake, Num. 

4° p. 111 nr. 195MS. 195*« p . 205 f. nr. 413M*. Hell. As. Gr. p. 82 irrig unter Metropolis 

413*«; vgl. über Attis ebenda p. 124 ff.; Phrygiae verzeichnen. Auf den Münzen von 
Frohner, Coli. J. Greau. Cat. des terres cuites 60 Fhokaia erscheint sie stehend zwischen zwei 

ant. Paris 1891. 4° p. 162 nr. 107 (= Terres Löwen gegenüber der Phokaia(?); Obv. Brust- 

cuites d'Asie de la coli. J. Greau. pl. 4), dort bild der l€PA CYNKAHTOC^fleod, Ionia p. 219 

beschrieben unter Smyrna, aber unter den nr. 125; Commodus, Head, Ionia p. 223 nr. 144; 

Erwerbungen des Antiquariums in Berlin, Arch. Iulia Domna, Head, Ionia p. 224 nr. 146; Seve- 
Anz. 7 (1892) p. 106 nr. 14 (Inv. 8260) auf rus Alexander, Head, Ionia p. 224 nr. 148; Gor- 

Grund der Technik und des Stils Myrina zu- dianus Pius, Head,Ioniap. 226 nr. 157; Philippus 

gewiesen, eine Statuette interessant durch das sen., Mi. S. 6, 295, 1360 (Vaillant); Philippus 

Attribut des Schlüssels, den die Göttin in der iun., Head, Ionia p. 227 nr. 162 pl. 23, 19. 



2861 Meter (= Kybele in Smyrna) Meter (= Kybele in Smyrna) 2862 

Ein Hanptsitz der Kybeleverehrung ist 1B, pl. 25, 3 als „Krater surmounted by a 

Smyrna, e. Eckhel, D. N. V. p. 543f. Gave- vessel containing fire", Ton Imhoof, Griech. 

doni, Spie, num. p. 173. Bamsay, Journ. of Münzen p. 126 (650) nr. 351, Taf. 9, 4 als 

Hell. Stud. 3 p. 55. PreUer-Bobert, Gr. M. 1 „Kraterähnliches Gefäfs mit Deckel" be- 

p. 649 Antn 2. Ihren Tempel erwähnt Ari- schriebenen Gegenstand zeigt. Es_ ist wohl 

stiäes or. 15 vol. 1 p. 375 Dindorf als den r% der im Kybeledienst verwendete hsqvos, von 

stlrixvfas &iov xi\v nöliv. Bei der Meter Theon dem es bei Wentzel, Die Göttinger Scholien 

Sipylene schwören die Smyrnaier und die zu Nikanders Alexipfiarmaka (Abh. d. Ges. d. 

Magneten vom Sipylos, C. I. Gr. 3137; sie W. in Gott. Bd. 38. 1892) p. 60 zu vs. 217 

wird bezeichnet als M^ttjq &eäv Zmvlrivr) ij 10 heifst xsgvovs yäg cpuci tove tivatiKOvg Kgazfj- 

ÜQXVY&'S, O. I. Gr. 3387. Die meisten der Qag, e<p mv Ivivovg xi&iaei. Die Bronzeprägung 

auf Kybele bezüglichen Inschriften von Smyrna des 2. und 1. vorchristl. Jahrh. zeigt ihr Haupt 

sind Grabinschriften , welche für Verletzung als Obverstypus von Münzen, deren Revers 

des Grabes eine an die Göttin zu zahlende die Statue der Aphrodite Stratonikis, Head, 

Geldbufse anordnen, s. Hirschfeld, Über die Ioniä p. 239-241 nr. 20—27, pl. 25, 9. nr. 

griechischen Grabinschriften, welche Geldstrafen 28—46, pl. 25, 10. Imhoof, Griech. Münzen 

anordnen, Königsberger Studien Heft 1. 1887 p. 125 (649) nr. 343, Taf. 9, 7. nr. 344. 345, 

[p t 83—144] p. 93f. nr. 112. 121. 122. 123. 126 Taf. 9, 8. nr. 346 — 347, Taf. 9, 6. nr. 348, 

(= C. I. Gr. 3286. 3385. 3386. 3387. 3401 oder ein „Portable altar, with threelegs, narrow 

immer MtjtqI &smv Htnvlrivij). 131 (Mova. x. 20 waist, two handles and conicdl cover", Head 

ßißl. zr}g svayy. «zoIt)s 4 1880 p. 128 nr. 166. p. 243 nr. 65—67, pl. 25, 13. nr. 68—70 ein- 

Bull, de Gorr. Hell. 3 p. 328. MtjtqI &t-äv nimmt. Während der Kaiserzeit erseheint das 

SavovaXuy). 132 (Mova. 4 p. 179 nr. 168 .. . rrjg Haupt der Göttin als Obv. von Münzen, deren 

Zinvlrivfig). 136 (Movo. 6. 1886 p. 29 nr. 255 Revers bald die Homonoia, Head p. 250 

Mijrgl »cäv Sixvlrivri). 13? (Mova. 5 p. 84 nr. 131, pl. 26, 7. nr. 132. p. 252 nr. 143. 144. 

nr. 273 Mr/tei). 141 (Mova. 1885 p. 32 nr. 262 pl. 26, 14. nr. 145, bald die Amazone Smyrna, 

MtjtqI ». 2«) Furtwängler, Sammluna Head p. 260 nr. 134, pl. 26, 9 zeigt. Häufig 

Säbouroff 2 p. 2 zu Taf. 137 nimmt an, dafs ist das Haupt von der Beischrift CITTVAHNH 

ihr diese Inschriften als einer besonderen begleitet, Head p. 255 nr. 160. 161, pl. 27. 4. 

Grabschützerin gelten. Die Beziehung der SO nr. 162—164 (Rev. Homonoia); p. 256 nr. 171 

Kybele zum Grabe ist allerdings gut bezeugt, (Rev. Löwe stehend, mit Tympanon zwischen 

s. Bamsay, Sepulchral customs in ancient den Vorderpfoten), p. 258 nr. 189 (Rev. Greif 

Phrygia, Journ. of Hell. Stud. 6 [p. 241—262] mit 1. Vorderfufs auf Rad); Imhoof, Griech. 

p. 244f. Indessen die hier in Rede stehenden Münzen p. 126 (650) nr. 360, Taf. 9, 10 (Rev. 

Inschriften richten sich an die Meter Sipylene Tyche stehend). Auf dem Rev. der Münzen 

wohl eher als an die Hauptgöttin von Smyrna. mit Kaiserbildnissen erscheint sie sitzend mit 

Nicht für Kybelekult in Smyrna, wie Höfer Schale und Tympanon, wozu zuweilen noch 

im Nachtrag will, darf angezogen werden die ein Scepter tritt, zn Füfsen häufig, aber nicht 

Athen. MM, 16 p. 134 besprochene, über das durchweg, ein Löwe, Head p. 270 nr. 281, 

hqbv 'AwqoSh n g ZzgaroviiiCSog handelnde In- 40 pl. 28, 10. nr. 282. p. 273 nr. 302. 303. p. 276 

schrift C. I. Gr. 3156. Vielmehr wird dort nr. 311—314. p. 281 nr. 356, pl. 29, 8. nr. 357. 

gerade die Lesung des Corpus tag teqag Mr\- 358. p. 282 nr. 361. p. 283 nr. 367, pl. 29, 10. 

zqog hSovg von Kontoleon berichtigt zu tos P- 297 nr. 454. p. 298 nr. 463. 464. Sitzend ist 

ieo<xg nooaödovg. Eine grofse Rolle spielt die sie auch dargestellt auf Homonoiamünzen, 

Göttin als Münztypus von Smyrna. Ich will während die Gottheit, welche die fremde Stadt 

mich wegen der Überfülle des Materials im repräsentiert, die Athena von Athen, Head 

wesentlichen auf Head, lonia beschränken. p. 302 nr. 484, pl. 34, 4, der Zeus Laodikeus 

Das Haupt der Sipylene findet sich als Neben- von Laodikeia, Head p. 307 nr. 512. 513, 

zeichen bereits auf Tetradrachmen des Lysi- die Demeter von Nikomedeia, Head p. 303 

machos, L. Müller, Die Münzen des thracischen 50 nr. 489, pl. 39, 7. nr. 490, der Asklepios von 

Königs Lysimachus p. 79 nr. 408 und auf dem Pergamon, Head p. 306 nr. 607 stets stehend 

2. vorchristlichen Jahrhundert angehörenden erscheint; sowie auf den in Smyrna geprägten 

Tetradrachmen mit dem Bildnis Alexanders kaiserlichen Silbermedaillons mit lateinischer 

des Grofeen, L. Müller, Numismatique d'Ale- Aufschrift, Finder, Über die Cistophoren und 

xandre le Grand p. 243 f. nr. 991—994. Im die kaiserlichen Silbermedaillom der röm. Pro- 

2. vorchristlichen Jahrhundert erscheint es virus Asia (Abh. d. königl. Preufs. Ak. 1855) 

ferner als Nebenzeichen auf dem Revers von p. 629, Taf. 8, 7—9. Auf dem Löwengespann 

smyrnensischen Cistophoren, Gat. Whittall 1884 fahrend zeigt sie eine Münze des Commodns, 

p. 63 nr. 1012. Head, lonia p. 237 nr. 1, Head. p. 281 nr. 856* pl. 29, 8. Für Attis- 

pl. 25, 4 nr. 2 und als Obvers von Tetra- 60 Verehrung in Smyrna darf man mit Bamsay, 

drachmen des attischen Münzfnfses, Head J. H. St. 8 p. 66 trotz des Widerspruchs von 

p. 237 f. nr. 3, pl. 26, 6 nr. 4. 5. 6, pl. 25, 6. Gumont s. v. Atäsm Pauly-Wissowas Beal-Enc. 

Fröhner, Choix de monn. anciennes. Paris 1872. 2 Sp. 2248 anführen den von Aristides Or. 25 

pl. 2, 79 p. 47 f. Cot. Whitall 1867 p. 86 vol. 1 p. 199 Dind. erwähnten löcpog tov Arvog 

nr. 442—449. Bronzemünzen des 8. Jahrh. bei Smyrna. « 

vor Chr. haben es ah Obverstypus, während Wenig ist aus Karlen zu verzeichnen. Eine 

ihr Revers begleitet von einer Garneele als Inschrift von Halikarnass, The Coli, of anc. 

Nebenzeichen einen von Head p. 289 nr. 14. Greek Inscriptions in the Brit. Mus. Part 4 Sect. 1 



2863 Meter (= Kybele in Lydien) Meter (= Kybele in Lydien) 2864 

p. 59 ff. nr. 896 Z. 6ff. meldet *al Tipäoiv *a- Stadtnamen Niiyiia bezeichnet (nr 31— 34) 

&cc7tsQ | *« ot nooyovot Jia IIcctqwov *ai Merkwürdig ist das Beizeichen des Löwen- 

AnoUata TeU\peaaov peStovza *«l Molgag kopfes, der vielleicht einen Brunnen oder eine 

*ai ■ »euv MriTigoc. Trapezopolis (Head, gefaßte Quelle darstellen soll." Indessen ein 

Mist. Num. p 533) prägt sie stehend zwischen derartiger Gebrauch der subiektiviseh an- 

zwei Löwen als Reverstypus; Obv. Haupt der gewendeten Adjektivform für den Namen der 

L^' ¥ \ S S 6 S 'r 52 ' 55 i- {S T Clemente 1 S ^dt dürfte zu auffällig sein. Allenfalls 

p. 294). Imhoof Num Zeitschr. 16 (1884) konnte man daran denken, es sei, mit Er- 

p. 272 nr 103 Imhoof ,Monn Gr. p. 316 gänzung von x <& Qa , das Gebiet von Nikaia zu 

nr 91, oder des AHMOC Mi 3, 388, 493, 10 verstehen. Aber der Löwenkopf scheint mir 

wahrend Antiocheia am Maiander auf einem eher dafür zu sprechen, dafs wir NGKAHNH 

Stuck des L. Veras den Attis eine Maske ähnlich wie CITTYAHNH auf den Münze» von 

•I ?. i vgL . dl ? B J onzest atuette des Attis Smyrna als Namen der Göttermutter ab- 

nut Maske Arch. Am 1892 p. 111 nr. 12) geleitet natürlich von ihrer Verehrung im 

darstellt, Waddington, Bev. num. 1851 p. 235 Gebiet von Nikaia, zu fassen haben. 

nr 'ik P i 2 ' \r v i i ix • t *• „ t, , Unter den vornehmsten Stätten der Kybele- 

über den Kybelekult in Lydiea s. G. Badet, Verehrung ist zn nennen Magnesia am Sipylos 

La Lydie et le monde grec au temps des und der Sipylos selbst, s. Preller- Bobert.Gr 

Mermnades Pans 1893 (Bibl. des ecoles franc. M. 1 p. 649 Anm. 1. 'stark, Niobe p. 413ff 

dAthenes et de Borne, fasc. 63) p. 261-264, 20 Bamsay, Studies in Asia Minor 2, part 8 

welcher die Verehrung der Göttin in Lydien Sipylos and Cybele, Journ. of Hell. Stud. 3 

aus Thrakien herleitet wahrend er den Attis (1882) p. 33-68. G. Weber, Hieran de Cybele 

von den Syrern vom Halys eingeführt werden et tröne de Pelops sur le Sipylos, Movotfov 

h . . ,. „.. , , ««i ßtßl. rfl? tvayy. cro^s 3 1/2 p. 105—118. 

.„** zeigen sie die Münzen von Akrasos Perrot, Hist. de l'art dans l'ant. 5 p. 2Öf. 

{Head, H N. p. 548) sitzend auf dem Löwen- p. 53—57. p. 59 (vgl. tome 4 p 753—759) 

Wa ff' S a e ? Q tlm Q US Seve A r ? 8 ' C f- B ™ räl 1852 P- 62 Anm - 2 - P- 70-72, speziell über das' 

P 37 nr. 318; Severus Alexander Mi. 4, 5, 22 früher Niobe genannte Felsenbild Bamsay, 

(Haym Thes. Brit. 2 p. 349, tab. 43, 5), 23 Ath. Mitt. 14 (1889) p. 190f. Das Ath. Mitt 12 
( Of^usiner^YonkvolloniBiHead.H.N.sov. 273f. beschriebene, aus der der Mfa m 

fni \^ Ze *l ?' C° mmodus > Mi. S. 7, 319, 37 mccatr,^ geweihten Statte stammende Weih- 

(Cab. Allier de Hauteroche). Dumersan, Cab. relief, welches Kybele und Hermes darstellt 

All ™r de Ä aut ? roch . e P- 98 i von Briula (Head befindet sich jetzt im Museum von Konstan- 

Hp In» Mi TJiiM^r' / ^ ? a ä pt d6S t es 7 5"^- P- « m - "8- Aus Magnesia wird 

Helios, Mi 4, 24, 123 (Hunter); vgl. Bamsay, Bull, de Gorr. Hell. 18 (1894) p 541 nr 2 

American Journ. of Areh^ä (1887) p 357, der verzeichnet die Widmung HuUkr, M,W 

in Helios und Meter Theon unnötigerweise 2W^ * a [l] x & SrjpJ v6 üyaxJ xÄ* 

den Lairbenos und die Leto vermutet. Dal- n H " ^ ' 

dis (Head H. N. p.549) prägt sie sitzend, 40 ßäaiv. Die Grabinschrift des 'AnoXXmvlSns Jn- 

am r. Fufs das Vorderteil eines Löwen, Galli- «m>ot>, welche eine der Meter Sipylene für 

Tm^nT T ' i?«1 ^fTTTl^- *l ? HßeS ^ aige Gr abbeschädigung zu zahlende Geld- 

St Florian p. 1581 Tab 5,15; Dioshieron bufse festsetzt, scheint Fröhner, Les Inser. 

f« <f lne I 7 v ^n e l^^? d r ?^l C } m „ Zwei Qrecques p. 263 nr. 163, aber vielleicht nur auf 
Löwen; Aufschrift AIOC 6P6 CAK6PA, Engel, . Grund des Beinamens der Göttin, aus Magöesia 

Tesseres grecques en plomb Bull, de Corr. am Sipylos herzuleiten. Da derartige Grab- 

Hell 8 p. 9 nr. 49, pl. 2 (Sammlung der ar- inschriften in Menge aus Smyrna bekannt sind, 

ehml Gesellschaft %n Athen); Hermokape- würde es, wenn keine bestimmte Nachricht 

leia (Head H. N. p. 550) sitzend, zu Füfsen über den Fundort des Steins vorliegt, geratener 

em Lowe, Elagabal Mi. 4 46^ UC \(Sestini, 50 sein, ihn letzterer Stadt zuzuw^is^. Die 

?'J- V -J*°h S - 7 V 351 ' 160 ( Saw Gle - Münzen von Magnesia (Head, H. JV. p 551 

mente S p 29 tab. 28 fig. 277) ; Hypaipa Bamsay, J. H. St. 3 p. 53f.) zeigen de Göttin 

S 1 *"^',? ™ a ™ T £ ÖWe ' Hadria ?' Ml 4 ' 8tehen d tischen zwei Löwen; Obv HauS 

' * U <; Sest ™> D -? : V- P- 422); vgl. 8. Bei- der MArNHCIA, Mi. 4, 69, 369. 870. Panofka 

nach, Chromgues d'Onent p 165, der auch eine Dissertations numismatiqucs. Paris 1832 p 11 

stehende Frauengestalt mit Schale und Füll- PI. 49 A. nr. 3 ; Brustbild der l€PA CYNKAHTOC 

hörn auf einer Münze des Trajan den Kybele- Mi. 4, 70, 382 (Cousinery). 71, 383 (Cousinen); 

#W w'Ä^ T? n Ä? Kll J> ia £ e 7 rn i« Marc Aurel, Jlfi. 4, 75, 408 (VaiUant); stehend 

Wikaia hat Imhoof, Die Münzen der Kübianer zu Füfsen ein Löwe und angeblich ein Adler 

m Lydien Num. Zeitschr. 1888 [p. 1-18] eo Gordianus Pius, Mi. S. 7, 383?309 (Sestini, Mus' 

L k*L tr w H 8 f? St " ck „l emer . Swnmhng fbntona 3 p. 72 nr. 10); stehend, zu Füfsen ein 

schritt KIA&AINQN NÖKAHNH das Brustbild Num. 4 p. 121 nr. 2); Iulia Domna, Mi. S. 1 381 

einer bekleideten Gottin mit der Turmkrone 299; stehend zwischen zwei Löwen, in einem 

und vor demselben eine« Löwenkopf zeigt. bald als zweisäulig, bald als viersäulig be- 

S.V ?0 ^nr merk * ^"Vt-V 2 . 161 lst «■»• Stadt " schriebenen Tempel; Obv. Brustbild der l€PA 

göttan NeixcnivT) die Nikaierm oder die Ni- CYNKAHTOC, Mi, 4, 70, 380, 381 (Hunter)- 

kaiische genannt; spater wird sie mit dem Commodus, Mi. S. 7, 380, 295 (VaiUant)- 



2865 Meter (= Kybele in Lydien) Meter (= Kybele in Lydien) 2866 

Crispina, Mi. 4, 76, 413, 414 (Cousinery), 415 Umgegend von JitiiQzft stammend mitgeteilte 

(Cousinery). Mi. 8. 7, 380, 296. Cat. Whittall Widmung des Maioniera Admetos und seiner 

1884 p. 84 lot 1302. de Witte, Cat. Greppo Frau Kestia an Apollon TÜQaioe (welcher 

p. 154 nr. 1120; Iulia Mamaea, Mi. S. 7, 383, wiederkehrt in der von Conse, Ärch. Zeit 1880 

307 (Sestini, Mus. Hedervar. 2 p. 311 nr. 10. p. 37 = J. H. St. 10 p. 226 nr. 19 mitgeteilten 

Wiczay nr. 5391); Otacilia, Mi. 4, 80, 437. S. 7, Inschrift äv&taxrjaav of 'Aqtsiicovos vol zb xor- 

*l? 4 ', 81 i. (Vaülant). S. 7, 385, 318 (Sestini, zriax»sv azrjXXaqiov vxb zov ßobg 'AnaXXmvi 

B. N. V. p. 429 nr. 52, ohne. Angabe der Tagai) nnd M^ztjq Tagarjvri. Die Meter Tar- 

Lowen). S. 7, 385 f. 321. 322 (ohne Angabe sene ist nicht, wie Bohl, Jahresber. üb. d. griech. 

der Löwen). Cat. Whittall 1884 p. 85 lot 1302. 10 Epigraphik für 1878—1882 (Bursians Jahres- 

Cat. Greppo p. 154 nr. 1122; ßtruscilla, Mi. ber. Bd. 36. Jahrg. 11. 1883. Abt. 3) Berlin 1885 

S. 7, 387, 326 (Sestini, Mus. Hedervar. 2 p. 311 p. 128 annimmt, mit der bei Waddington, Asie 

nr. 11), 327. 328 (Sestini, B. N. V. p. 429 nr. 54. Min. 688 in einer angeblich auä „GorduB" 

55). Cat. Whittall 1867 p. 58 lot 682. Cat. in Wirklichkeit aber aus Gjölde (s. oben 

Whittall 1884 p. 85 lot 1302; Salonina, Mi. s. v. Men Bd. 2 Sp. 2701) stammenden Widmung 

S. 7, 389, 336 (Sestini, B. N. V. p. 430 nr. 59, erwähnten &sä Taanv^ identisch. Vielmehr 

ohne Angabe von Löwen); sitzend, zu Füfsen ist letztere offenbar ein und dieselbe wie die 

ein Löwe, Trajan, Mi. 4, 74, 400; Iulia Ma- MrjzrjQ Tu£r)vrj, deren Kult in dem 2% Stunden 

maea, Mi. 4, 78, 427 (Cousinery). Cat. Greppo nord-nord-östlich von Kula entfernten Dörf- 

p. 158 nr.1121. Philippus sen., Mi. 4, 80, 435; 20 chen Kavakly Bureseh, Ber. üb. d. Verh d. 

Phihppus ran., Mi. 4, 81, 411; Otacilia, Mi. 4, Sachs. Ges. 46 p. 99 erwähnt, und deren Heimat 

80, 436 (Sestmi, L. N. 8 p. 93). 438. S. 7, r\ Tagnväv nazonia in einer „eis öfagov unö- 

384, 311. 312. 313 (Sestini, B. N. V. p. 429 azaaiv zäv KovXwv" (also vielleicht in Ka- 

nr. 50). 385, 317 (Sestini, B. N. V. p. 429 nr. 51). vakly) gefundenen, dem Men Petraeites und 

Leake,.Num. Hell. Äs. Gr. p. 79. Cat. Borrell Men Labanes geweihten Inschrift (Move. x. 

1861 p. 17 lot 96. Cat. Whittall 1867 p. 58 ßißX. 4 p. 158 nr. ™s'. Ath. MM. 6 (1881) 

lot 682; sitzend zwischen zwei Löwen, Obv. p. 273 f. nr. 23) genannt wird. Die Widmung 

Haupt der Stadtgöttin, Mi. S. 7, 373, 257 an die Meter Ipta aus Kjolnte (Gjölde) wurde 

(Sestmi, B. N. V. p. 426 nr. 14); M. Aurel, bereits oben Bd. 2 Sp. 1085 s. v. Ipta ver- 

Mi. 4, 75, 408; Severus Alexander, Mi. 4, 78, so zeichnet. Ich bezweifle übrigens, dafs der 

425 (Cousinery). S. 7, 382, 304 (Sestini, B. 2T. V. Abschreiber der betreffenden Inschrift den 

p. 428 nr. 42); auf dem Löwenwagen, Commo- Namen richtig gelesen hat. Nach Kula ferner 

dus, Mi. 4, 76, 410. S. 7, 380, 293 (Sestini, nicht nach Koloe, wie Höfer angiebt, gehört 

Mus. Chaudoir p. 105 nr. 3); Caracalla, Mi. die Move. x. ß t ßl. 3 1/2 p. 165 nr. zXtf. Bull. 

S. 7, 381, 301 (Eckhel, Sylt. 1 p. 48). 382, 303 de Corr. Hell. 8 p. 378. J. H. St. 10 p. 227 

(VaiUant); Gordianus Pius, Mi. 4, 79, 429. 430; nr. 23 mitgeteilte, auf einer Tafel mit zwei 

Phihppus iun., Mi. 4, 80, 439. Brüsten im Relief stehende Inschrift, in wel- 

Munzen von Maionia mit dem Brustbild eher eine gewisse Ammias erklärt, dafs sie 

u ^ €Y ^ 2 AYMTTI0C im 0bv - zei 2 en sie von der Meter Phileis für sündhafte Reden 

^ a Schale und Tympanon im Revers, 40 (Si' a^ocQxCuv Xoyov XaXijaaea) mit einem 

Mi. & 7, 366 226. Ledke, N. H. As. Greece Leiden der Brüste bestraft wurde. Allerdings 

F' - 7 I; 5 hier ' wie icl1 es l)ereit8 oben wollen S. Reinach, Chroniques d'Orient p. 159 

bei Men Sp. 2700ff. gethan habe, anschliefsen und Perdrizet, Bull, de Corr. Hell. 20 p. 89 

die im Herzen Maiomens in und um das Anm. 1 unter dieser Meter Philei's nicht Kybele, 

heutige Kula gefundenen Inschriften. Da man sondern Anaitis verstanden wissen. Aber die 

früher irriger Weise Kula mit Koloe identi- oben erwähnte Münze von Maionia und die 

ficierte, eine durchaus unberechtigte Gleich- Widmung an die Mr]z7]q opija (ogsia) aus 

setzung, s. Bamsay, Journ. of Hell. Stud. 10 Kula zeigen, dafs des letzteren Ansicht, dafs 

p. 225 Anm. 4. Buresch, Ber. üb. d. Verh. d. jede Meter-Inschrift Maioniens auf Anaitis zu 

Konigl. Sachs. Ges. d. W. ph.-h. Kl. 44 (1892) so beziehen sei, unhaltbar ist. Dafs Anaitis in 

p- 46. J. H. Wright, Harvard Studies in mehreren Inschriften dieser Gegend den Namen 

Classical Philology 6 p. 62 Anm. 4, bringt M^zng erhält, erklärt sich leicht, wenn man 

Waddmgton, Asie Min. p. 219 nr. 699 unter mit Bamsay, The Chureh in the Boman Em- 

,.Coloe" die Inschrift von Kula 'Pov[q>og] @ev- pire p. 125 Anm. * und Wright a. a. O. p. 66 

tei>o[u a\it]eXevfafOs Mnzg[l | 'O^a evzqv, annimmt, dafs die persischen Kolonisten des 

welche also nicht mit Höfer (Nachtraq nr. 8) Hermosthaies die grofse einheimische mütter- 

für Kybelekult in Koloe anzuführen ist Aus ?i ch e Gottheit mit der Anaitis ihrer Heimat 

Gentiz wird im Movo. %. ßißX. nsg 5 1884/85 ldentlfi "erten und ihr den Namen der letzteren 

p. 56 nr. vp' mitgeteilt die Widmung 6»& g aben ; D ie Inschriften, m welchen die Meter 

, , , , . n w Anaitis in dieser Gegend vorkommt, sind 

Mtjzqi syzyv a\vi&ri%ev A/ilag xal v\neo zov folgende: 

uvÖQog 'AnsXXä, die S. Beinach, Chroniques 1) Aus Kjolnte (Gjölde) stammt nach Movo. 

d'Orient p. 217 nr. 6 unnötigerweise auf Anai- x. ßißX. 6 p. 56 nr. vXS' die dort und danach 

tas bezieht. Aus dem 5 km nordöstlich von von S. Beinach, Chroniques d'Orient p. 215 

Kula gelegenen Keres stammt nach Buresch, nr. 6 fehlerhaft — u. a. ist das Wort Avatzi 

Ber. üb. d. Verh. d. Konigl. Ges. d. W. ph.-h. ausgelassen, s. Wright a. a. 0. p. 67 Anm. 1 

Kl. 46 (1894) p. 97 die von Tschakyroglou im' — mitgeteilte, besser Athen. Mitt. 12 p. 254 

Move. x. ßißX. 3 1/2 p. 162 nr.rxs'als aus der Anm. 2 und von Leemans , Grieksche Op- 



2867 Meter (= Kybele in Lydien) Meter (= Kybele in Lydien) 2868 

Schriften rUt Klein- Azie. Amsterdam 1886. 4° durch das Attribut ; der Löwen mehr der Kybele 

n I3ff nr 7 pl 2, 7 wiedergegebene Wid- auf einem Basrelief von Kula, auf welchem 

mxmg:' 'Ezovg avS' uvi^g) A6ov MsXxi\vr] meines Wissens Anaitis noch von niemand 

Z™Lsov &vyäx V g \ Uxtv Myxgi 'Avatxi erkannt worden ist Es wird beschrieben im 

AiaOTTHNH. Das Beiwort, auch als Epi- Mova. *. ßtBX. 3 1/2 p. 163 nr. xXa : „Tno- 

theton des Men bekannt, ist nicht 'A&oxxt,vi?i, *dtco9i avayXvyov nag^zmvxog ^ tv xp fisoa, 

wie in allen Publikationen geschrieben wird, psv yvvatna *a9 V »svr,v tm »govov v*o ovo 

sondern 'A^zz n vr, zu lesen, denn Z ist |, wie Xsdvxtov ßccaza^M voy ■Kai ysgovaotv M zr,g 

aus dem Worte «vaSsZdpevog der unter 2) *s<p«XiJ9 azsuucc, Ss^o9sv äs szsgccv laxapsvTiv, 
verzeichneten Anaitisinschrift, Leemans pl. 2 io ngazovaccv ev pev x V ctgiaxBocc <jr««t S , ** äs 

nr. 5 deutlich hervorgeht. Höfer (Nachtrag) n **£<« wizsUov ml vnsg uvzr,v tyiTSWofie- 

lärst diese Inschrift wie die folgende fälsch- vov ocpw vnoßaaTaßovz* jijuaslyov , £<p ys 

lieh aus Philadelpheia stammen. im*d^xai asxog, agioxsQO&iv ds sxsgav pszcc 

2) Aus Maionia ohne spezielle Angabe des nxsgmv, *gaxoveav sv xy avvfa,fisvj togta 
Fundorts wird Ath. MM. 12 p. 255 nr. 20 und % sigl ezsyuvov xa* nag uvzr, og9ov(isvov 
von Leemans a. a. 0. p. 11 f. nr. 5, pl. 2 5 Syiv ccvayivawopev : /W»« ~r, J S!' , rLZ: 
mitgeteilt die Widmung : Mr,x Q l 'Avccsixt Av- Nun,.« Da Demeter deutlich durch die ihren, 
<,(/«*) Mov\aalog ävaSstfusvog xt,v | däslrfv Nike durch die Flügel und den Kranz ohankto- 
%yi«v «*W «««J** »«WH««' *«»« risiert sind, so bleibt für Artemis nur die Ge- 
«V firjWs) II*««*» (J. » 8talt anf dem Löwenthron ubng. Da wir aber 

3) erscheint die M^g 'Aväsmg in der die Gleichsetzung von Artemis idAnHta 
oben s v Men Bd. 2 Sp. 2703 nr. 16 und von bereits kennen, da aufserdem das Attribut der 
Wriqht p. 72 nr. 6 verzeichneten Weihinschrift Löwen kaum an die griechische Artemis denken 
an die Thea Anaeitis und Men Tiamon aus l&fst, so können wir getrost in der Gestalt 
Gjölde (slXaadpsvv Mr,xigav 'Aväsiziv). die Anaitis erkennen. ) _ 

Ferner wird in der oben Bd. 2 Sp. 2704 Endlich erhalt in einer Inschrift aus ^ytofj- 

nr. 19 erwähnten Inschrift aus 'Ayidt-ßvgiv, ßvgiv auch Leto den Beinamen Meter, Mova. 5 

Mova. k. ßißX. 5. 1885/6 p. 82 nr. <poä' der (1885/86) p. 78 nr. «tfij (oi \ l> ^<us *«*<»- 

Mr,x 9 i 'Aziplxi *«i Mr,vl Tidpov von Glykon *o. errichten wx '""JY^-T «„',» 
und Trophimos ein Altar *«* l»«ayi^ ge- so der Meter Leto eine Bildsäule) Scenen aus 
weiht; und in der Bd. 2 Sp. 2703 f. nr. 18 mit- dem Mythus des Attas m die Felswand ein- 
geteilten Inschrift ans Kjolnte (Gjölde), Mova. graviert will man erkennen zu Hamamli nord- 
k ßtäl 5. 1885/6 p. 84 nr. <p»t' heifst es von östlich von Kula. 8 Bemach m seiner^Aus- 
einer Tochter, welche die Eide ihres mein- gäbe von Le Bas" Voyage arch en Grece et 
eidigen Vaters eingelöst hat, %al viv slXaea- en Asie Min. Manches de topograph%e,de sculp- . 
asvn siXoysi MrizgX 'Axipixi vaX MipX Tuip». iure et d'architecture. Paris 1888 p. 43t., IHn 
iJuamsays zuverlässigerer Wiedergabe des PL 55 beschreibt sie so: „Lestrois bas-rehefs 
-Schlusses dieser Inschrift (Journ. of Hell. dessines par Landron se rapportenta lakgende 
Stud 10 227 Anm. 2) ergiebt es sich, dafs de Men- Atys confondue avec Celle dAdonts. 
rtatt'*Afiii« zu lesen ist 'Agx a{ uxi. Da Anaitis « Au müieu, le heros est representeen chasseur; 
mehrfach als Artemis Anaitis (z.B. Leemans le croissant lunaire du dessm d Hamilton ; res- 
nr 1. 2) bezeichnet wird, da ferner Men Tia- semble plutot ä um arc sur celm de Landron; 
mou in der Umgegend von Kula, aber nicht A droite, on voit les funeraüles du heros et le 
in Philadelpheia oder gar im Peiraieus, wie desespoir de Cyoele; la scene de gauche peut 
Höfer angiebt, in Verbindung mit Anaitis se rapporter a la chasse ou au dehre d Atys 
auftritt (s. oben Bd. 2 Sp. 2703 nr. 15. 16 und sousle pm sacre." 

das bereits Bd. 2 Sp. 2704 kurz erwähnte, von Nakrasa prägt die Gottin sitzend, Mewi, 

John Henry Wright, A votive tallet to Arte- H. N. p. 551; Philadelphia au^ *«* 
mis Anaitis and Men Tiamu in Hu Boston münzen mit S^yrna mit dem Haupte des 
Museum of fine arts a. a. O. p. 55-74, pl. 2 50 AHMOC tIAAAeAteQN im Obv. Dm Göttm 
publicierte Weihrelief), so ist jedenfalls auch ist sitzend dargestellt mit Schale nderll, 
die zusammen mit Men Tiamon vorkommende den 1. Arm auf dem Tympanon Mi. . b. 7, 
Meter Artamis der Inschriften von 'Ay^-ßvgiv 400 383, 401 386, 387 Dazu tritt : m Fufsen 
und Kjolnte die Anaitis. Fragen wir, ob die ein Löwe, Mi. 4, 100, 549. Sesttm, Mus. Hed. 2 
Bildwerke der Gegend die Anaitis der Götter- bekannten AnaMsiuochriften verzeichnet s. Rei- 

mutter entsprechend darstellen, so zegt da l^^^ 1891 p . 15 4_ieo, 215-2«, 

der Inschnit nr. 1 (Agxsp,i.8i_ Avas(i)xi Xagntj &n > ^^ a a Q p 57 ^^^ ;1 filgt elnige wei t e re hin- 

'AltoXXwvlOV, nsginztofltt axovaa «ort S^aa&Staa \ zn gie la8Sen 8icll ^„„1! vermehren durch eine von Su- 
vito T?jg isgsias SV%ri v ) hei Leemans p. 3 ff. rescÄj Ber üb . d _ rerh- & Eonigl. Sachs. Ges. d. W. 46 (1894) 

beigegebene Basrelief die Göttin zwar mit 60 p .ioo in Kara Selendi gefundene Grabinschrift, die für 
Mauerkrone und Schleier, den gewöhnlichen Verletzung des Grabfriedens dem JWler androht: t>jv 

Attributen der Kybele, ausgestattetem übrigen ™^*^W°\'^£*^J^£ 
aber von ihr verschieden durch eine Scheibe ^SVS" %?£ Koioene des Gvgäischen Sees 
mit der Mondsichel hinter dem Haupte („achter bezi « len Aus m _ Meyer , s Artlke i Haitis oben Bd. l 
het hoofd eene schijf met den maansikkel ), gj> 3ao geht !!aI 6 0nü ge die enge Beziehung der Anaitis 
zahlreiche Brüste und den Hirsch zu beiden 2um w a89er hervor, im übrigen vgl. man aber diese 
Seiten. Erscheint sie hier mehr der Artemis Gattin Cummts schönen Artikel in pauiy-Wimmm R.-e. l 
Ephesia ähnlich gestaltet, so nähert sie sich s P . 2030f. 



2869 Meter (= Kybele in Lydien) Meter (— Kybele in Lydien) 2870 

p. 313 nr. 1 =- Wiczay nr. 5398. Leake, N. H. Tab. 24, 529) vielleicht die Meter Ana'itia dar- 

As. Gr. p. 99, nach welchem sie aufserdem in stellen. 

der L. ein Füllhorn hält. Aufserdem ver- Saittai (Head p. 552) prägt die Crötter- 

zeichnet Mi. S. 7, 400^ 384, 385 die Typen mutter auf Münzen mit dem Brustbild der 

„Cybele towrelee, assise sur un siege, tenant I6PA CYNKAHTOC sitzend mit Schale und 

deux pavots de la main droite, et une eorne Tympanon, zu Füfsen ein Löwe, Imhoof, 

d'dbondance de la g.; ä cöte, le tympamm" Monn. Gr. p. 388 nr. 25. 26. Cat. Walcher de 

und „Cybele towrelee, assise ä g., portapti sur Möltheim p. 219 nr. 2695. p. 220 nr. 2696, wo 

la main dr. deux petites figures, et tenant une statt der Schale ein Kranz verzeichnet wird. 

corne d'abondance de la g." Bei letzterem 10 Dumersan, Gab. Allier de Hauteroche p. 100. 

Typus könnte man aber auch an die Stadt- Cat. Whittall 1884 p. 85 lot 1308, wo der 

göttin denken. Femer bezeugt ihren Kult die Typus ohne nähere Angaben verzeichnet wird; 

Inschrift Avgr]Xiog TQocpi(i\og 'AqztfiioCov lq\a>- Sardeis sitzend, den Löwen zu Füfsen, mit 

T7joa(s) xov frtbv \ &viaxr]aa MtjxqI | fteätv <rt)j- Schale und Tympanon, Salonina, Mi. 4, 141, 

Xrjv i(v)loy[m']\v aov rag 6vväfi(i)is, Movo. «. 805. Aus Sardeis stammt ein jetzt in Berlin 



ßißX. 5 (1884/85) p. 65 nr. vi'. B. C. H. 7 befindliches Belief, welches sie sitzend zwischen 

p. 504 nr. 9. Mnemosyne 15 (1887) p. 263 nr. 9. zwei Löwen zeigt. Die Inschrift, bei Wad- 

Leemans a. a. 0. p. 16f. nr. 9, pl. 8, 9. I. H. dington, As. Min. nr. 1653 irrig wiedergegeben, 

St. 10 p. 228 nr. 26. Aus Philadelpheia stammt lautet nach Besehreibung d. ant. Skulpturen 
auch die Widmung ©sp Maxvrjvji imyavsC go Berlin 1891 p. 261 nr. 702 ^El^iv&igiov sv- 

(s. oben s. v. Matyene Bd. 2 Sp. 8480), in der |sto | nsgi xov 'AttäXov xov viov | jtai ^iXvrog 

man nach dem beigegebenen Belief wohl nicht hbqI xov ä\S\eXcpov MqxqI 9smv. Über die 

mit Unrecht die Göttermutter vermutet. Der Beste des „Kybeletempels" von Sardeis s. 

Beiname enthält, wenn auch zunächst vielleicht aufaer Cwrtius, Beilr. s. Gesch. u. Topogr. 

von einer örtlichkeit Mdxvct oder ähnlich ab- Kleinasiens p. 87 f. auch Leake, Journal of a 

stammend, vielleicht eine Erinnerung an den tour in Asia Minor. London 1824 p. 265 mit 

einst in Kleinasien von den Ufern des Halys der Note Cockerell's p. 342 — 346. Doch be- 

bis zum See von Urmiah sitzenden Volks- merkt Stark, Nach dem griech. Orient p. 394 

stamm der Matiener, den Th. Reinach, Un zu p. 269: „Die allgemeine Zuteilung des 
peuple oublie : Les Matienes, Bev. des et. so ionischen Tempels in Sardes an Kybele beruht 

grecgues 7 (1894) p. 313—318 aus der Ver- auf schwachem Grund" und Perrot, Hist. de 

gessenheit hervorgezogen hat. Persische Könige l'art dans l'ant. 6 p. 285 Anm. 1 stimmt 

mögen eine Abteilung des Volkes um Phila- ihm bei. 

delpheia als Kolonisten angesiedelt haben. Tabala (Head, H. N. p. 554) führt sie 

Bamsay, Cities 1 p. 342 bemerkt: „Whether auf seinen Münzen sitzend, den 1. Arm auf 

the name of the goddes is derived from a vil- das Tympanon gestützt, in der B. eine Schale, 

läge of the Katakekaumene, or is an epithet de- Faustina iun., Lübbecke, Griech. Münzen aus 

noting origin, we can hardly fail to connect it meiner Sammlung, Zeitschr. f. Num. 12 (1885) 

with Matiane in Cappadocia (Hist. Geogr. p. 339 nr. 1; auf dem Ex. der Sammlung 
p. 295 and Herod.l, 72) and Matiana in Media 40 Allier noch mit einem Löwen zur Seite, 

(Beinach, Bev. Et. Gr. 1894 p. 313)." Die Dumersan, Cab. Allier p. 100, wonach Mi. S. 7, 

Spuren der Perserherrschaft sind auch hier 437, 547; Iulia Domna, Cat. Walcher de Molt- 

wie in Maionia durch den Kult der Ana'itis heim p. 221 nr. 2711, wo statt der Schale ein 

bezeichnet. Wir kennen ihre Festspiele za Kranz verzeichnet wird. Cat. Whittall 1884 

piyaXa Zsßaeza 'Avatttia, C. I. Gr. 3424. p. 85 lot 1315, ohne nähere Angabe der Attri- 

Waddington, As. Min. nr. 655. Und auch hier bute; ebenso, mit Schale und Tympanon, zu 

wird Anaitis als fi^rrjQ verehrt, wie die In- Füfsen ein Löwe, Severus Alexander, Lübbecke 

Schriften Athen. Mitt. 14 p. 106 nr. 56 Zalßwg a. a. 0. nr. 2. 

AitoX\Xa>vtov xov M\nvä ate&rjKSv Mritgl 'Ava- Für Thyateira verzeichnet Mi. 4, 166, 
ItiSi | t^j> negioiY.oS\our)v naaav «ai | rö aleog 50 955 nach Mazsoleni, Mus. Fisanum tab. 40, 1 
Y..X.X. und B. C. H. 1884 p. 376 Tvcpmv Kai- p. 113 auf einem Medaillon Caracallas „Cybele 
Uoxgäxov MtjtqI 'Avasixtii ytröpsvog oqkov Dindymene assise, une patere dans la main dr., 
uvrifioav uvE&rjxtv evx'H v beweisen. Da wir un Hermes dans la g." Mazzoleni's Abbildung 
sie auf einem Stein von Maionia mit den zeigt die Göttin ohne Tympanon mit Mauer- 
Hirschen zur Seite in der Weise der ephesi- kröne, Schale und einem mit Brüsten be- 
sehen Artemis dargestellt fanden, so wird der deckten Artemisidol. Es ist wohl nicht Kybele, 
auf den Münzen von Philadelpheia als Arte- sondern die Stadtgöttin, haltend das Kultus- 
mis von Ephesos beschriebene Typus die bild der Artemis Boreitene, in welcher M. Clerc, 
Anaitis darstellen. Da ihr auf einem Stein De rebus Thyatirenorum. Lutet. Paris. 1893 
der Katakekaumene auch die Löwen eigen eo p. 78 wohl nicht mit Unrecht die persische 
sind, so mag der auf Münzen Domitiana er- Artemis d. i. Anaitis erkennt. Den Kult der 
scheinende Typus ,Jthia tourrelee, assise entre Göttermutter, belegt letzterer p. 77 durch die 
deux lions, tenant dans la main droite une Inschriften C. I. Gr. 8608 und B. C. H. 10 
patere et dans la g. le tympanum; dans le p. 410 nr. 14. Von den seltenen Münzen der 
champ, un cerf", Mi. 4, 102, 669 nach Neu- Stadt Tmolos teilt v. Sollet, Zeitschr. f. Num. 
mann, Pop. Num. tom. 2. tab. 2. fig. . 10 13 (1885) p. 74 ein ins Berliner Kabinett ge- 
p. 60 = Mi. S. 7, 401, 888 nach Sestini, langtes Exemplar des M. Aurelius Cäsar mit, 
Mus. Hed. 2 p. 314 nr. 9 (Wiczay nr. 6402 welches ein „Weibliches Idol, bekleidet mit 



2871 Meter (= Kybele in Phrygien) Meter (= Kybele in Phrygien) 2872 

Modius, von vom" zeigt. Wir dürfen in dem Ein weibliches Haupt mit Mauerkrone auf 

Typus wohl die TfimXla &sdg des Tragikers einer Münze von Amorion erklärt Irnhoof, 

Biogenes bei Athenaios 14 p. 636: Griech. Münzen p. 204 (728) nr. 646 Taf. 12,2. 

■nXias Ss AvSag Bait%iag xs naQ&svovg wohl auf Grund des Löwen auf Hermesstab 

notafim nctQoiaovg "Alvi Tficoli'av &sov im Rev. für das der Kybele. Ankyra prägt 

8a<pvöe*wv mccz' äleog "Agre/nv aeßstv die Göttin sitzend mit Schale und Tympanon, 

erkennen, von der Farnell, The Cults of the zu Füfsen ein Löwe, Antoninus Pius, Mt. .4, 

Greek States 2 p. 473f. bemerkt: „The goddess 222,162 (Sestini, D. N. V. p. 453); Marc 

of Tmolus worshipped by maenads is certainty Aurel, Mi. 4, 222, 164. 8. 7, 504, 109—111. 

Cybele, out is here given the name of the Greek 10 Sestini, Mus. Hedervar. 2 p. 334 nr. 2. Cai. 

goddess, and the laurel-grove , sacred properly Greppo p. 158 nr. 1144. Cat. De Moustier 

to the latter, is assoeiateä with the goddess of p. 109 nr. 1717; sitzend ferner, Philippua sen., 

Asia Minor." Cat.Tvanoff p. 66 lot 568; sitzend mit Sehale 

Die Meter Isodrome, die ein Heiligtum und Scepter, zu Füfsen ein Löwe, Otacilia, 

bei Larasa im Gebiet von Tralleis hatte Mi. 4, 225, 178 und S. 7, 505, 116 nach Ramusl 

(Strabo p. 440) wird von Ramsay, Hist. Geogr. p. 283 nr. 3, Tab. 7, 5 und Sestini, Mus. Fon- 

p. 113, A nr. 27 unnötigerweise für eine Form tana 3 p. 77 nr. 2. Aufserdem werden ohne 

der Meter Leto erklärt. nähere Beschreibung verzeichnet Cat. WhittaM 

1884 p. 88 lot 1342 „Cybele", Geta; Cat. Iva-, 

Phrygien. 20 m ff p . 66 l t 567 „lupiter and Cybele", Cara- 

Auf den Münzen von Aizanoi (Head, calla. Apameia, die Heimat des Marsyas, 
H. N. p. 556) erscheint die Göttin sitzend mit des Erfinders des (tvtq&ov avlrfia und Freundes 
Schale und Tympanon , gewöhnlich zu Füfsen der Kybele (s. oben s. v. Marsyas Bd. 2 Sp. 2439. 
ein Löwe; Obv. Haupt der IGPA BOYAH, Mi. Badet, La Lydie p. 264 Anm. 1), die auf 
4, 207, 73; ohne Erwähnung des Löwen: Cat. Reliefdarstellungen seines Wettstreites mit 
Greppo p. 158 nr. 1140; Livia, Cat. Ivanoff Apollon abgebildet wird (z. B. auf der Aschen- 
p. 66 lot 565 (ohne Angabe des Löwen); Com- kiste in Panlowsk, Stephani, Die Antikensamm- 
modus, Engel, Bev. num. 3 e ser. tom. 2 (1884) lung zu Paulowsk p. 26 nr. 45); und unter deren 
p. 27 nr. 18, pl. 1,8 {Coli. Lawsori); Gallienus, Thron er auf einem Thonrelief, die Flöte 
Cat. Whittall 1858 p. 55 lot 638. Bei Aizanoi 30 blasend, sitzend dargestellt ist (s. oben Bd. 2 
lag die Höhle Steunos, von der Paus. 10, 32, 3 Sp. 2460), können wir sicher zu den Kultus- 
berichtet Mrjxqbg 8s saxiv Isqov, %al ayalfia statten der Kybele rechnen, wenn auch, ab- 
Mrjtqbg itsmoCrixai,, vgl. Cavedoni, Spicil. num. gesehen von der oben Bd. 2 Sp. 1625 ab- 
p. 231. Die Münzen von Akmoneia (Head, gebildeten Rheiadarstellung, die Münzen kein 
H. N. p. 556) stellen sie dar sitzend zwischen sicheres Zeugnis für Kybelekult in dieser Stadt 
zwei Löwen, Hadrian, Mi. 4, 200, 27; sitzend, geben. Denn die Münze bei Sestini, Mus. 
zu Füfsen ein Lowe, Caracalla, Waddington, Hedervar. 2 p. 335 nr. 15 mit weiblichem 
Bev. num. 1851 p. 154 nr. 6; Gordianus Pius, Haupt mit Mauerkrone im Obv. und Marsyas 
Mi. 4, 203, 43. Von Alia notierte ich mir im Rev., auf der Cavedoni, Spie. num. p. 233 
eine Münze des Berliner Kabinetts (Obv. ... 40 Anm. 198 Kybele erkennen will, kann ebenso- 
[etwa BOYAH] l€PA AAIHNQN. Belorbeerte gut, wie die vorhergehende nr. 14, auf der 
Büste 1. h.) mit weiblicher, auf einem Löwen das Haupt durch die Beischrift ATTAM6IA ge- 
sitzender Figur, die man am einfachsten als kennzeichnet ist, die Stadtgöttin darstellen. 
Kybele deuten wird. Mit dieser Stadt bringt Und ob der Löwe mit Cista darüber und anf- 
Bamsay, J. H. St. 8 p. 466 zusammen die gepflanztem Thyrsos davor auf den von Pane- 
Widmung bei Waddington, As. Min. nr. 699 a gyriarchen für orgiastische Feste gestifteten 
Mrjvoyevrjg &sä 'AXiavf) iv%i'iv , indem er über Münzen des Commodus, Mi. 4, 234, 250, Phi- 
diese Göttin bemerkt: ,,if we understand her lippus iun., Buonarruoti, Osservaz. istor. s. die. 
as the goddes of Alia, her character and seat medaglioni ant. p. 299 — 305, tav. 16 nr. XVII. 
of worship are determined: such titles, ®e« 50 M i. 4, 238, 266 ; und Saloninus, Irnhoof, Griech. 
Aayßrjvri, MrjtrjQ Zijtvlrjvrj, etc. are very com- Münzen p. 206 (730) nr. 656a, und die zwei 
mon" ; und S. Beinach, Bev. des et. gr. 3 p. 53 Löwen vor einem Wagen mit Cista, Thyrsos 
bemerkt: „Alia est peutetre le nom d'une und Fackel auf einem Stück mit dem Brust- 
divinite phrygienne appartenant au cycle de Men- bild des bärtigen AIONYCOC K€AAIN6YC aus 
AsJcenos". Indessen, da die Inschrift nach der Zeit des Commodus, Lübbecke, Griech. 
Kula gehört, ist- die Vermutung Wrights Münzen aus meiner Sammlung 3, Z. f. Num. 
(a. a. 0. p 57 Anm. 1) ziemlich ansprechend, 16 (1887) p. 49, Taf. 3, 13 mit Eckhel, D. N. 
dafs statt AAIANH zu lesen sei ANAIXI. Aufser- V. 3 p. 140 und Buonarruoti a. a. 0. aus dem 
dem führt Bamsay a. a. 0. für den Kultus Kultus des Dionysos allein, oder mit Cavedoni, 
von Alia an die märchenhafte Erzählung bei 60 Bull. arch. napol. 5 (1847) p. 58 aus einer 
Aelian de anim. 12, 39: Alia xy Zvßäqsmg Verbindung des Kultus der Kybele mit dem 
lovorj slg alaog 'Agrifiidos, r\v Ss s"v &gvyia des Dionysos zu erklären sind, ist schwer zn 
tÖ alaog, Sgäiimv snscpüvri ftstog, iieytexog xrjv entscheiden.*) Übrigens weist auf Verehrung 
oTbtv, xcci couClr.asv avxn, der immerhin die 

Riten des Sabaziosdienstes ZU Grunde liegen „ *> ?*° e . «tauche Darttelhmg erscheint auf eiaem 

_ i * i_ j t» i» Karneol bei Rossi e Maffei, Gemme ant. figurate 3, 88, wo 

?" 8 S ,, J ü f ?? 1 auch J em XT be80nde , re . r B eza g. a « f ein Löwe die ciote mys tica auf dem Bücken trtgt nnd 

die Stadt Alia aus der Namensgleichheit nicht ^e Darstellung auf den Dienst des Dionysos bezogen 

zu folgern ist. wird. 



2873 Meter (= Kybele in Phrygien) 

der Kybele in Apameia auch der von dem 
alten Namen der Stadt abgeleitete Beiname 
des Attis Celaeneua bei Martial 5, 42, 2, vgL 
Mart. 14, 204, 1 Aera Celaeneos lugentia Ma- 
tris amores. Attouda, das wie Attaia, Atyo- 
chore'ion, Attalyda, Atyos Lophos, schon 
durch seinen Namen auf den Kult des von 
Kybele unzertrennlichen Attis hinweist,, den 
wir oben s. v. Men Bd. 2 Sp. 2710f. auf den 
Münzen der Stadt dargestellt fanden, prägt 10 
Kybele stehend zwischen zwei Löwen (Head 
p. 559), Augustus, Sestini, Mus. Hedervar. 2 
p. 339 nr. 4, Tab. 26, 3, wonach Mi. S. 7, 521, 
202; -Trajan, Waddingion, Rev. num. 1851 
p. 162 nr. 1, pl. 7, 1; Antoninus Pius, Cohen, 
Cat. Gre.au. 1 p. 175 nr. 1993. Clerc, B. G. H. 
11 (1887) p. 350 (Sammlung Waddington). 
Berlin; Marc Aurel und L. Verus, Clerc a. a. 0. 
(Sammlung Waddington); Gallienus, Berlin; 
vgl. Cat. Ivanoff p. 67 lot 568 „Cybele' 1 , ohne 20 
nähere Angabe; ebenso zwischen zwei Löwen 
stehend, zwischen den Stadtgöttinnen Attouda 
und Trapezopolis, Antoninus Pius, Sestini, 
Mus. Hedervar. 2 p. 339 nr. 6, Tab. 26, 8, wo- 
nach Mi. S. 7, 522, 205 ; vgl. Ramsay, Cities 1 
1896 p. 166, der aus dieser Münze den Schlufs 
zieht, daJs Attouda und Trapezopolis vereinigt 
waren in der Verehrung derselben Göttin, wie 
denn auch in der That die Münzen von Trape- 
zopolis sie wie die von Attouda zwischen zwei 30 
Löwen stehend darstellen; ebenso zwischen 
zwei Löwen stehend in einem Tempel, Cara- 
calla, Mi. 4, 243, 295; Septimins Severus — 
Caracalla — Geta, Wroth, Num. Chron. 3*d 
ser. 13 (1893) p. 14 nr. 24 (Brit. Mus.); sitzend 
zwischen zwei Löwen; Obv. Häupter der Boule 
und des Demos, Mi. 4, 242, 289 (Sestini, D. 
N. V. p. 456: Cab Cousinery); Gallienus, Ber- 
lin; sitzend auf einem Löwen, Gallienus, Mi. 4, 
244, 298 (Haym, Thes. Brit. 2 p. 884). Auch to 
der Baum, der auf einem Exemplar in Berlin 
mit dem Haupte der l€PA BOYAH im Obv. 
vorkommt, mag sich auf den Kult der Kybele 
und des Attis beziehen, wenn er auch durch 
keine Attribute näher charakterisiert ist. Den 
speziellen Namen der Kybele von Attouda er- 
fahren wir durch die Inschrift B. C. H. 1887 
p. 349, welche das Priestertum der Meter 
Adrastos erwähnt, Ramsay, Cities 1 p. 169. 
' Die '0\lv(i\Ttut 'Hqüxlita Adoöexria erklärt 50 
Ramsay a. a. 0. mit Recht für Festspiele, 
welche nach den in Olympia geltenden Regeln 
zu Ehren des Herakles und der Meter Adra- 
stos gefeiert wurden, während Radet, B. C. H. 
1891 p. 239 sie nach einem Gründer Adrastos 
benannt sein l&fst. Den Namen, der in der 
Form Adraateia der Name einer Nymphe vom 
Ida und einer der Kybele gleichen Göttin zu 
Kyzikos ist, und von den Griechen als Bei- 
wort der Nemesis als die „Unentrinnbare" er- 60 
klärt wurde, hält Ramsay wohl mit Becht 
für ein altphrygisches Wort. Jedenfalls ist 
ganz unhaltbar die Ansicht H. Lewy's, Philol. 
Jahrbb. 145 (1892) p. 188, dafs der Name der 
Adrasteia vom phönikiscben dorait „die Ge- 
nugthuung Fordernde" oder „die Fürsorgende" 
abzuleiten sei. Dafs in der phrygischen (oder 
my siechen) Stadt BlaudoB, an deren Existenz 



Meter (= Kybele in Phrygien) 2874 

Ramsay, Eist. Geography of Asia Min. p. 133 
mir mit Unrecht zu zweifeln scheint, ein 
Kybelekult bestand, dürfte hervorgehen aus 
der Inschrift von Celeia C. I. L. 3, 5194: 
M • D • M • BLAVDIE etc. Dionysopolis 
(Head, H. N. p 662. Ramsay Cities 1 1895 
p. 126) prägt die Göttin sitzend zwischen zwei 
Löwen, Annia Faustina, Mi. 4, 281, 500 (Cab. 
Cousinery) = S. 7, 563, 312 (Sestini, Mus. 
Hedervar. 2 p. 343 nr. 2, Tab. 26,6). Eine 
Inschrift aus Kabalar im Gebiet von Dionyso- 
polis nennt eine Reihe von Personen mit den 
Ethnika 2aXovSsvg und MqAoxra/tqrjjg. Auf 
dem Stein ist im Relief dargestellt Kybele 
zwischen ihren Löwen sitzend, Ramsay, J. 
H. St. 8 (1887) p. 399. Cities 1 1896 p. 156 
nr. 64. Eine andere Inschrift aus Kabalar 
trägt die Widmung Mtjtqi JSaXaaXovSrjvij Ti- 
tos ^Xdßig 'EnaqjQodiitog sv^äusvos äve&nxa, 
Ramsay, J. H. St. 4 p. 386 nr. 9. Cities 1 
1895 p. 156 f. nr. 65. Im American Journal of 
Arch. 4 (1888) p. 278 hält Ramsay das doppelte 
ZaX in dieser Inschrift für einen Fehler des 
Steinmetzen; in Cities 1 p. 156 f. neigt er mehr 
zu der Annahme, dafs neben der Form Salouda 
eine reduplicierte Namensform Salsalouda be- 
standen habe. Das ursprüngliche Centrum 
der Götterverehrung aber im Gebiet von 
Dionysopolis war der zwei englische Meilen 
nördlich von Orta Keui gelegene Tempel des 
Apollon Lairbenos und seiner Mutter Leto, 
s. oben s. v. Lairbenos u. Ramsay, Cities 1 
1895 p. 130ff. Das heilige Dorf um diesen 
Tempel glaubt Ramsay in dem Orte Atyocho- 
reion gefunden zu haben, der aus der zu 
Badinlar gefundenen Widmung MtjxqI ArjtoC 
xal 'HXicp 'An6X\X(ovi AvtO(nivü> 'A%oXXw\vwg 

MrjvotpiXov xov'A\xoXla>vtov 'Axvo%coq£C\tt}s vtciq 
Aao(iiäovtoe | xai Etq>tavaaarjs xäv xsWvcov 
xi)v axoccv in. j xäv läitav iitoirjoe zu erschliefsen 
ist, Journ. of. Hell. Stud. 4 p. 382 f. nr. 5. 
10 p. 221. Americ. Journ. of Arch. 4 (1888) 
p. 277. Cities 1. 1895 p. 132, 146 nr. 34. Die 
Meter Leto nennt eine zweite, sehr korrupte 
Inschrift aus Orta -Keui: NETOC | 'Aqjiäg 
Qcoäötov, Evxttoiaxm Mi}tqI | Ai\x& oxi e| 

äSvtä\xmv Svvaxa nvsi %. x. X. J. H. St. 4 
p. 384f. nr. 7. Cities 1. 1895 p. 153 nr. 53. 
Die Verbreitung des Leto- Kultus in Kleinasien 
behandelt Ramsay, American Journ. of Arch. 3 
p. 348, 349 und Cities 1. 1896 p.90f. Er weist 
sie nach in der Katakekaumene , ferner ent- 
lang der ganzen Messogiskette bis zur See, 
in Lykien, West-Pisidien, in der Milyas und 
Pamphylien, und vermutet, dafs ihr Kult von 
Kypros über Perga von Süden nach Norden 
sich verbreitet habe. Er billigt Robertson 
Smith' 's Ansicht, dafs Leto die altsemitische 
Al-lat sei und dafs der Name Lato ein Zeug- 
nis ablege für semitischen Einflufs in Klein- 
asien. Über ihr Verhältnis zu Kybele bemerkt 
er Cities 1 p. 91 : „The Leto of ihis districts is 
ultimately the same as the Cybele of northern 
and eastern Fhrygia; and she is accompanied 
by the maledeity, her son, Savazos — Sabazio» — 
Sosion or Lairbenos, as Cybele is by Attes or 
Atys. The ttoo pairs probably sprang from 



2875 Meter (= Kybele in Phrygien) Meter (= Kybele in Phrygien) 2876 

the same origin; and afler travelling along der bereits von Bapp citierten Münze des 
different roads, they met in Ephesos and in the Macrinus zeigt auf dem Vorsprunge eines 
Lydian Katakekaumene." Aus dem Namen Berges stehend „Kybele linkshin, eine Thurm- 
Atyochoreion schliefst er (Cities 1 p. 132), daß kröne auf dem Haupte, in der vorgestreckten 
Attis eine wichtige Rolle in dem Kultus des R. zwei Ähren mit Mohnkopf dazwischen, und 
Hieron bei Dionysopolis gespielt haben mufs. in der Biegung des linken, auf Felsen ge- 
Die von Attis abgeleiteten Namen hält er für stützten Armes das Tympanon haltend; zu 
älter als die mit Men zusammengesetzten. Da ihren Füfsen 1. sitzender Löwe", Imhoof.Jahr- 
Kybele mit Attis zusammengeht, so schliefst buch 3 p. 295 f. Taf. 9, 28 (Sammlung hnhoof); 
er, dafs Bie beide ursprünglich in dem Heilig- 10 vgl. Friedländer, Zeüsehr. f. Num. 6 p. 18! 
tum bei Dionysopolis verehrt wurden, während Engel, Bev. num. 1884 p. 32 nr. 36, Taf. 2, 14. 
der Apollon Lairbenos von Lyrbe an den Sitzend zwischen zwei Löwen verzeichnet Mi 
Grenzen von Pisidien und Isaurien und die S. 7, 555, 321 Kybele auf einem Stüek des 
Leto aus Pamphylien eingeführt wurden, so Nero, freilich nur nach Vaillant; sitzend auf 
dafs „we find in this hieron [of Leto and einem Löwen, M. Aurel, Mi. 4, 284, 514. Cot. 
Lairbenos] the old worship of Cybele and Borrell 1852 p. 39 nr. 341; L. Verus. Mi. S. 7 
Attis overlaid by later forms Coming from the 556, 323; Gordianus Pius, Mi. 4, 285, 519 
South", Gities 1. 1895 p. 133. — Dokimeion (Sestini, Lett. Num. 9 p. 61). Auf einer Münze 
prägt Kybele stehend zwischen zwei Löwen, des Trajan von Dorylaion dürfen wir die 
Claudius, Sestini, Mus. Hedervar. 2 p. 344 nr. 2, 20 Göttin vielleicht erkennen in der „Femme 
wonach Mi. S. 7,556,318. Waddington, Fastes assise, la m. dr. etendue et la g. posee'sur u» 
des provinces asiatigues p. 127 nr. 1 {Sammlung globe; derriere un quadrup&de", Mi. 4, 285, 
Waddington und Bibliotheque imp.). nr. 2 (Coli. 522 (Mus. Theupoli p. 866). Sicherer belegt 
Wigan); Nero, Mi. 4, 283, 519. S. 7, 555, 320. ihren Kult die Inschrift MtitqI 9eäv KPAI. OC 
Cat. Huber p. 69 lot 733. Der von A. v. Bauch, MErAAOY | JiotpävTjg TsiMs]ov vittfo t]s 
Berliner Blatt, f. Münzkunde 1 (1863) p. 264 eav\tov x«l xäv I8l\[mv . . ., v. Domaszewski, 
nr. 14, Taf. 15, 14 nach einem Stück der AEM. 7 (1883) p. 176 nr. 23, der x 9 a[r]o(»)s 
Faustina iun. beschriebene Typus „Diana Poly- peydkov ergänzt, während I. H. Mordtmann, 
mammiamitherabhängendenArmen,inTerrnen- Athen. Mitt. 10 (1885) p. 14 mit Hilfe der 
form, stehend zwischen zwei sitzenden Löwen", 30 in Bukaraler gefundenen Widmung 0. I Gr 
den v. Bauch der Kybele abspricht, zeigt 4121 MHTPI KPANOMErAAHNH KgaMogiii- 
möglicherweise, dafs auch bildlich Kybele und yälov als örtliches Epitheton ergänzt, eine 
die asiatischen Artemisgestalten ineinander Änderung, die Badet, Nouv. Arch. des Miss 
übergingen. Ihre thatsächliche Gleichheit ist scientif. 6 (1895) p. 572 nr. 21 aufgenommen 
schon längst erkannt worden, s. z. B. aufser hat. Im Gebiet von Dorylaion lag Mezea, 
Curtius auch Bamsay, Journ. of Hell. Stud. 3 dessen Name zu erschliefsen ist aus einer 
p. 54 f. und The Church in tlieBoman Empire Stele mit den Inschriften a) Me J«<*v|[o"]l 'Hga- 
p. 124f., sowie Cities 1. 1895 p. 145, 264. Körte, wlfi I [alveixircm I . . arö «Hx ; bl oyoi 
Athen. Mitt. 20 (1895) p. 11 f. L. B. Farnell, ['] O H •>;•••* 
The Cults of the Greek States 2. Oxford 1896 40 xai | Me&ctvol Mn\tql tvxnv, v. Domaszewski 
p. 473ff. Ed. Meyer, Geschichte des Alter- a. a. 0. p. 177 nr. 26. Bamsay, J. H. St. 8 
tums 2 p. 104. Vielleicht dürfen wir aber, (1887) p. 504 nr. 79. Badet a. a. 0. p. 573 
wenn wir die Artemis -Bphesia- artige Dar- Aus Dorylaion stammt eine archaische Grab- 
stellung der Ana'itis auf der oben erwähn- stele (Badet et Ouvre, B. C. H. 1894 p. 129—136 
ten Stele der Katakekaumene vergleichen, in pl. 4 bis. Körte, Athen. Mitt. 20 p 1— 13 
der Göttin die Anaitis erkennen. Eine der- Taf. In. 2), deren eine Seite eine rechtshin 
artige Vermutung wird unterstützt durch schreitende, mit Chiton und Peplos bekleidete 
den Umstand, dafs eine unedierte Münze Göttin einnimmt, die Körte p. 12 (Taf. 1) so 
der Sammlung Lawson nach Head, H. N. beschreibt: „Die Göttin, aus deren Rücken 
p. 562 den Typus „Conical Uli called TT6PCIC" 50 zwei grofse Flügel hervorwachsen, hält in der- 
zeigt. Head und." Imhoof, Jahrb. d. kaiserl. B. R. eine kleine Blume oder Ranke und hat mit 
A. Inst. 3 p. 296 beziehen diesen Namen auf der L. einen Löwen am Vorderbein gepackt 
das durch seine Marmorbrüche berühmte Ge- Auf dem Haupte trägt sie einen hohen runden 
birge bei Dokimeion. Vielleicht steht aber Kopfputz, der mit Strahlen verziert ist, unter 
der Typus mit dem Kultus der persischen ihm fällt das zurückgestrichene Haar in dichten 
Göttin, der Anaitis m Verbindnng, wenigstens Wellen auf den Nacken . . ." Badet und Ouvre 
dürfen wir mit Badet, La Lydie p. 316 aus p. 134 erklären sie für die persische Artemis 
dem Namen schliefsen, dafs persischer Ein- Körte, der die Stele für das Werk eines ionischen 
flufs sich hier stark geltend gemacht hat. Künstlers aus der ersten Hälfte des 6. vor- 
Dieselbe Göttin mag zu erkennen sein in dem 60 christl. Jahrh. erklärt, nimmt an, dafs der 
von Head a. a. 0. p. 562 angeführten Typus griechische Künstler die Artemis 'dargestellt 
,,Veiled Goddess facing between two buUs" , sind habe, dafs der phrygische Besteller aber in 
doch der Anaitis Kühe heilig, s. Ed. Meyer der Figur die gro&e Göttin seiner Heimat er- 
s. v. Anaitis, oben Bd. 1 Sp.332. Doch könnte kannte. Die Münzen von Eukarpeia (Head 
man auch daran denken, dafs etwa schlechte H. JSf. p. 563) zeigen Kybele stehend, einen 
Erhaltung der Münzen zu verschiedener Be- Löwen zur Seite, Marc Aurel, Berlin- Iulia 
Schreibung des Typus bei v. Bauch und bei Domna, Mi. 4, 291, 552. Imhoof Griech 
Head geführt hat. Der interessante Typus Münzen p. 210 (734) nr. 676, Taf' 12 14 



2877 Meter (= Kybele in Phrygien) Meter (= Kybele in Phrygien) 2878 

Maximal, Imhoof a. a. 0. nr. 677. Der von dafs die Priester der Kybele die Erfahrung 

Mi, 4, 19t, 666 nach dem fehlerhaften Manu- gemacht hatten, „dafs man bei ruhiger Körper- 

loript Cousinerys beschriebene Typus der haltung und möglichst beschränkter Atmung 

sitzenden Kybele mit Ähren und Lanze einer erhobenen Hauptes recht wohl bis um den 

Münze des Gordianus Pius stellt, wie Im- Gürtel in Kohlensäure stehen könne, ohne ihre 

hoofs p. 310 (734) nr. 678 Beschreibung des erstickende Macht zu verspüren". Man darf 

Typus auf einer Münze des Maximus erweist, aber vielleicht auch Kybele auf den Münzen 

vielmehr die Stadtgöttin dar. Sitzend, den der Stadt erkennen in einer sitzenden Frauen - 

Löwen zur Seite, Obv. Haupt der EYMENEIA, gestalt, welche, das Haupt geschmückt mit 
Ledke, N. H. Suppl. p. 52; sitzend, ohne Löwen, 10 dem Kalathos, die L. gestützt auf einen runden, 

erscheint sie auf einer Münze der Agrippina von Panofka als Kissen, von Wieseler als 

iun. von Eumeneia, Imhoof, Griech. Münzen Kugel bezeichneten Gegenstand, in dem das 

p. 211 (736) nr. 681, Taf. 12, 17, während eine Tympanon zu erkennen sein dürfte, mit der 

andere Münze derselben Kaiserin ihre Attri- K. eine vor ihr aufgerichtete Schlange füttert, 

bute Tympanon und Löwenkopf zeigt, Imhoof während hinter ihr der kleine Telesphoros 

a. a. O. nr. 682, Taf. 12, 16. Sitzend er- steht. Der Typus kommt auf dem Revers 

scheint sie auch auf einem nicht näher be- zahlreicher Münzen vor. Die mit dem Brust- 

schriebenen Stück der Domitia, Cat. Huber bild des AAIPBHNOC im Obv. , durch zwei 

p, 69 lot 734. Über die gewöhnlich Eumeneia Exemplare im Berliner Münzkabinett vertreten, 
zugewiesene Inschrift C. I. Gr. 3886, worin so sind oben s. v. Lairbenos Bd. 2 Sp. 1805 ver- 

sie den Beinamen Angdistis erhält, s. oben zeichnet. Andere zeigen im Obv. ohne die 

unter Mea Bd. 2 Sp. 2712. Über diesen in- Beischrift AAIPBHNOC das Haupt des Apollon 

schriftlich auch aus 0. I. Gr. 3993. 6837 und mit Köcher über der Schulter, einen Lorbeer- 

AEM. 8 (1884) p. 198 nr. 19 bekannten Namen zweig davor, Waddington, Bev. num. 1851 

s. aufser oben s. v. Agdistis auch Knaack p. 172 nr. 1, pl. 9, 2; das Haupt der IEPA 

s. v. Agdistis 2 in Pauly - Wissowa's B.-E. 1 CYNKAHTOC, Mi. 4, 299, 597, nach dessen 

Sp. 767f. Bamsay , J. H. St. 3 (1882) p. 56. Paste Panofka, Asklepios und die Asklepiaden. 

Fr. Lenormant, Monogr. de la voie säcre'e Berlin 1845 {Abh. d. Ak.) Taf. 2, 10 p. 3-23, 

ileusinienne p. 367 Anm. 2 und Lettres assyrio- wonach Müller -Wieseler , Denkm. d. a. K. 
logiques et epigraphiques sur l'hist. et les ant. so Bd. 2. Heft 5 p. 5, Taf. 61, 791. Fr. Lenor- 

de l'Asie anterieure. tome 2. Paris 1872. 4° mant, Cab. Behr p. 129 nr. 729; oder sie 

p. 213 Anm. 1 zu p. 212. Perrot, Hist. de Vart tragen die Bildnisse der Kaiser Elagabal, 

dans l'ant. 5 p. 32 Anm. 2. Menke, Lydiaca Patin, Impp. p. 333. Gessner, Impp. Tab. 159, 

&12, An einer Höhle zwei bis drei englische 17. Vaillant, Numi Gr. p. 127; Philippus sen., 
eilen nördlich von Mandama, einem sechs Mi. 4, 306, 642 (VaiUant p. 162); der Otacilia, 
englische Meilen nordwestlich von Hier apolis Mi. 4, 307, 644 (Vaillant) p. 165). Wir sahen 
gelegenen Dorf, fand Ramsay die Widmung oben Bd. 2 Sp. 1805, dafs der Typus von den 
Qlaßiavbs 6 Kai Movoyovlg sv%aQiaTfi tjj &eä, einen als Hygieia, von den anderen als Kybele 
Cities 1. 1896 p. 89, p. 115 nr. 17.- Er ver- bezeichnet wird. Die Attribute stehen der 
mutet in der Göttin die Schutzherrin des Ge- 40 letzteren Bezeichnung nicht entgegen. Über 
birges, deren Heiligtum die Höhle war, die den Schlangenkultus in Hierapolis finden sich 
Göttin Leto, ,/x local variety of the Mother- interessante Angaben in den IJegioSoi 4>iMit- 
Goddess, who was worshipped under many nov vov anoarölov. v. Guttschmid a. a. 0. p. 398 
natnes but vriih practical identity of eharacter teilt daraus mit: „Die Einwohner hätten . . . 
in all parte of Asia Minor." Da der Name von alten Zeiten her die Schlangen (ocpsig) 
der Göttin nicht erhalten ist, ist mit der In- und die grofse Schlange (s%t.äva) verehrt und 
Schrift wenig anzufangen. Dagegen weist auf die Bilder derselben angebetet. Die Schlangen 
Kybelekult in Hierapolis die Notiz des Strabo werden von den Priestern der Echidna 17 
p. 680 und Plin. h. n. 2, 95 über das Cha- p. 81 'die Söhne unserer Göttin' genannt. Der 
ronion bei Hierapolis, einer von betäuben- so Echidna werden Weinspenden dargebracht, 
den Galen erfüllten Höhle (über die auch zu sie zu laben und einzuschläfern (17 p. 82. 
vergleichen C<U8. Dio 63, 27. Apul. de mundo 25 p. 85). Das el'Salov der Echidna hat einen 
c. i. Ämm. Marceil. 23, 6, 18. Damascius, Tempel, in welchem ihre Priester wohnen 
vita Ilidori bei Photius bibl. p. 344 ed. Bekker. (16 p. 81) etc." v. Gutschmid p. 399 erklärt 
Cramer, Gtogr. and hist. descripUon of Asia die Sage von der Schlange aus der vulkanischen 
Minor t p, 87. Waddmaton, Bev. num. 1861 Natur des Bodens von Hierapolis. Die Vulkan- 
p. 178. V. Gutschmid, Die Königsnamen in landschaften Kleinasiens habe die Sage zum 
den apokryphen Apostelgeschichten, Rhein. Mus. Sitze von Ungeheuern wie Typhon und Echidna 
N. F. 19. 1864 p. 898— 401. Davis, Anatolica gemacht; Erdbeben und vulkanische Eruptionen 
p. 108—110. Jos. Partech, Geologie u. Mythe- 60 bringe der Volksglauben mit Schlangen in 
logie in Kleinasien, Philol. Abhandl. Martin Verbindung. Viel näher liegt es aber, mit 
Hertz zum 70. Geburtstage von s. Schülern Bamsay, Oities 1 p. 94 Anm. 1 in der Echidna 
dar gebr. Berlin 1888 [p. 105— 1 SS] J. 181 f. von Hierapolis die Schlange des Sabazios zu 
Bamsay, Cities 1. 1898 p. 86 f.), dafs de Aus- erkennen. Die Verbindung des Telesphoros 
dünstungen desselben fttr jedes lebende Wesen, mit der Göttin mag sich daraus erklären, dafs 
ausgenommen die Galloi, tödlich waren. Das die Galloi der grofsen Göttin sich in dem 
anscheinend Wunderbare dieses Umstandet er- Charonion durch die Dämpfe in einen Zu- 
klärt sich nach Bartsch a. a. 0. leicht daran», stand versetzten, der sie zum Erteilen von 



2879 Meter (= Kybele in Phrygien) 

Orakeln, von denen sich natürlich eine be- 
trächtliche Anzahl auf die Heilung von Krank- 
heiten bezogen, befähigt hat. Auch kann 
man daran denken, dafs die heifsen Quellen 
zu Hierapolis zur Heilung von Krankheiten 
benutzt wurden und ähnlich wie die von 
Mitylene unter dem Schutze der Artemis 
Thermia, so hier unter dem der Kybele standen; 
man vgl. die Inschrift von Tivoli, C. I. L. 14, 
3534: ATTINI-AVG | SAC I C • IVLIVS SP • F • 
IVLIANV8 | PROCVLVS • SACERDOS fl M ■ D • 
M ■ I • j AD • AQVAS • ALBVLAS | D • D. Ist 
Kybele, die ^Qvyirjg oobzeiga (Orph. h. 27, 12), 
doch in hervorragendem Grade eine Heil- 
göttin, s. oben Bd. 2 Sp. 164. Eocpfjv &sä>v 
vfivcoSov lazqöv &' afta nennt sie der Tragiker 
Diogenes bei Athen. 14, 636; 'Pia xmv vöamv 
av%r\x\,%r\ Kai fisiaxuirj heifsi sie im Schol. zu 
Find. Pyth. 3, 7, Preller, Demeter u. Perse- 
phone p. 111 Anm. 85; eäzsiga sjijJkoos in 
einer Inschrift von Kanopos, C. I. Gr. 4695; 
svdvzjjTos luTQsCvri in den Inschriften des 
Peiraieus, C. I. Att. 3, 134. 136. 137; salutaris 
auf Grofsbronzen der Paustina sen. , Cohen, 
Monn. Imp. 2 2 , 431, 229. 230 und auf Con- 
torniaten mit der Büste derselben Kaiserin, 
Sabotier, Descr. gin. des midaillons contorniates 
pl. 11, 5 p. 73. p. 140 nr. 110, und der Agrip- 
pina sen., Sabotier pl. 11, 4 p. 73. p. 140 
nr. 109. Und wie sie als Heilgöttin auf- 
tritt, so kommt sie auch in Gesellschaft des 
Heilgottes Asklepios vor. Nach Mikhhöfer, 
Die Museen Athens. 1881 p. 45 a, vgl. p. 48 b, 
wurde sie mit Asklepios am Südabhang der 
Akropolis von Athen verehrt; aus dem As- 
klepieion in Epidauros stammen mehrere 
Widmungen an sie, 'Eqp. uq%. 1885 p. 151 
nr. 46. Baunack, Aus Epidauros. Leipzig 1890. 
4° p. 2 a. In Lambaese fand man die Wid- 
mung MAGNAE 1DAEAE C. I. L. 8, 2633 = 
Menier, Inscr. rom. de l'Algerie nr. 175 „ä 
l'extremite septentrionale du plateau du temple 
d'Esculape". Umgekehrt wurde im Heiligtum 
der Göttermutter bei Mustaphades unter den 
Votivgegenständen das Fragment einer Askle- 
piosstatuette gefunden, G. Körte, Ath. Mitt. 3 
(1878) p. 395 nr. 17, vgl. p. 389. Nach alle- 
dem ist es sehr wohl möglich, dafs der in 
Rede stehende Münztypus von Hierapolis die 
Kybele darstellt. Unter Hierapolis Phrygiae 
verzeichnen Mi. 4, 306, 639 {Vaillant) und 
E. Chaix, Descr. de onze cents monn. imp. 
grecques et eoloniales latines. Paris 1889 p. 105 
nr. 704 eine Münze des Severus Alexander 
mit der Reversumschrift l€POTTOA€ITQN und 
der zwischen zwei Löwen sitzenden „Kybele"; 
desgleichen der Verfasser des Cot. Northwick 
1 p. 123 lot 1227 (ohne Angabe der Revers - 
Umschrift) ein Stück desselben Kaisers mit 
der auf einem Löwen sitzenden Kybele. Da 
aber beide Typen auf Münzen desselben Kaisers 
von dem syrischen Hierapolis, nur mit der 
volleren Aufschrift 06AC • CYPIAC ICPOTTOAI- 
TßN erscheinen, Mi. 5, 141, 52. 53 S. 8, 114, 58. 
Cot. De Moustier p. 173 nr. 2667, so mag auf 
den oben erwähnten Münzen 0GAC • CYPIAC 
nur verwischt sein nnd man wird dieselben 
gleichfalls dem syrischen Hierapolis zuzuweisen 



Meter (= Kybele i. d. Aberkiosinschr.) 2880 

und auf ihnen Atargatis zu erkennen haben. 
Dem von Hierapolis verschiedenen Hieropolis 
in der Nähe von Brouzos und Otrous weist Imhoof, 
Grieeh. Münzen p. 216 (740) nr. 700, eigentlich 
im Widerspruch mit sich selbst, da er p. 214 
(738) dieser Stadt nur Münzen des 3. nach- 
christlichen Jahrhunderts zugesteht, eine Münze 
der jüngeren Faustina mit sitzender Kybele 
mit einem Löwen zu Füfsen und der Bevers- 

10 aufschrift eTTI[M?] KA. TTfiAIßN. ACiAPX. 
i€POTTOAIT|QN zu. Indessen die Münze ge- 
hört ungleich wahrscheinlicher der durch ihren 
Kaiserkult (Neokorat etc.) bekannten grölseren 
Stadt Hierapolis an , wie denn auch Head, 
H. N. p. 565 eine Münze des L. Veras mit 
dem Namen desselben Asiarchen (€TTI M€AH 
9CNT0C KA. TTOAAlfiNOC ACIAPXOY) unter 
Hierapolis verzeichnet. In dem kleineren phry- 
gischen Hieropolis fand Bamsay zwei Bruch- 

20 stücke der früher nur aus der legendenhaften 
vita des „Bischofs" Abercius von Symeon. 
Metaphrastes (A. SS. Oct. 9 p. 493 ff.) bekannten 
Grabschrift des Abercius. Die Inschrift lautet 
nach der Ergänzung des neuesten Heraus- 
gebers derselben A. Dieterich, Die Grabschrift 
des Aberkios. Leipzig 1896 p. 12 ff: 

«k Xixzijg noXscog 6 noXeizrjg xavx' iitoirjaa 
fcäv tv IjjiD xatgä ciofiaxog sv&a friow 
ovvou, AßeQKiog ö cov iia&rjzrjs noifiivog äyvov, 
og (3ooxft TiQoßaTcov äyiXag oqsbiv Tied'Coig xc, 
öcp&uXiiovs og £j;si piyuXovg itüi/xri xaQ-o- 

gtövxag. 
ovzog y«Q u' iSiäa^s . . . yqäfifiaxa niexä. 
stg'Pcöpriv og i-izepipsv ijilv ßaetifjav a&Qrjaai 
nal ßaeCXiaaav iStlv %qvoöbxoXov iqveoni- 

SiXov • 
Xäov S slSov ixsrXujMQav ocpQctysiSav ijovzu. 
■u.a.1 ZvQiijg nsdov slSa nal äazsa nävxa, 

Nialßiv 
EvtpQÜzrjv Siaßdg. nävxr\ ä' so%ov avvoSizag 
IlavXov J'^ooi» £ito%ov. NrjOxig 

(so ergänzt D. ziemlich unwahrscheinlich das 
gewöhnlich nCaxig gelesene Wort, von dem 
nur der Schlufs ETII noch deutlich erhalten ist) 

izdvxTj 8h XQofiye 
xcti naoe&rjyis XQoq>fiv itüvxri l%&vv twro srjjyijs 
navjisyi^rj xa&ctQÖv, ov idoäfcato rtaQ&i- 

50 , - vos , " yvft . 

v.ui xovxov snsäm-ns ylXoig iaQ'siv Siu ■aavxbg 

olvov xQrjaxöv s%ovea ue^ao/ia äiSovaa fisz' 

&QXOV. 

xavza icagsaztög slnov'Aßiqiuos mos yQucpfjvai. 
eßSoarj-Aoezov hog xal ÖevtSQOV rjyov uXrjfrcSg. 
xavx o vomv ev^aixo imh(> AßsQtiov näg 6 

avvojäog. 
ov pivxoi zvaßat xig tpä exsqop smxvm fr-qaeis • 
sC S' ovv, 'PwpaCaiv xapslcp frijasi. 8ia%iXiu 

60 - < z< ?*" r " 

Kai XQV at V *«*<?#* IsQOTCoXei. %ilia xQvaä. 

Diese Grabschrift hat bereits eine ganze 
Litteratur hervorgerufen, für welche ich auf 
Dieterichs Schrift verweise. Früher wurde 
von einigen Gelehrten ihre Echtheit bezweifelt. 
Nach Bamsays Funden ist dies nicht mehr 
möglich. Wohl aber sind in neuester Zeit 
Zweifel an ihrem christlichen Charakter auf- 



2881 Meter (= Kybele i. d. Abei-Mosinsclir.) Meter (= Kybele in Phrygien) 2882 

getaucht. Im Jahrgang 1894 der Sitzungsber. heit ein grofses Pest veranstaltet. An diesem 
d kgl. preuss. Akad. d. Wiss. zu Berlin hat Teil zu nehmen, ist Abercius von seinem Gott 
Gerhard Iicker, Der heidnische Charakter der dem Attis, dem heiligen Hirten, nach Rom ge- 
Abercius-Inschrift p. 87—112 sie aus der Zahl sandt, denn er ist Bürger der auserwählten 
der christlichen Denkmäler zu streichen ver- Stadt des Gottes, der ixJUxrjj nöXig 'isgönoUg 
sucht. Der Hirt, so führt er aus, ist Attis. Nach Syrien wallfahrtet Abercius, weil dort der 
Abercius nennt^sich dessen Schüler, weil er Tempel des Elagabal in Emesa, weil dort Attis 
em Kybelepnester war. Er geht nach Born, zu Hause, dort „das rechte heilige Land dieses 
weil dort seit dem zweiten pumschen Kriege ganzen Götterkreises" war. Die Göttin welche 
das wahre Bild der Kybele sich befand. Dieses 10 ihn leitet, ist die Nestis. Seine und seiner 
ist gemeint mit der ßaaäiaaa xQvaöczoXog Genossen Nahrung ist der heilige Fisch den 
XQveonsSiXog. In ihrem Tempel in Rom schliefst nur die Kultdiener essen dürfen und den' eine 
Ftcker weiter, mufs nach Analogie des ver- reine Jungfrau gefangen haben mufs dazu 
wandten Kultus im syrischen Hierapolis, ein Wein und Brot in gutem Gemisch. Man wird 
Standbild des Zeus sich befunden haben. allen diesen Deutungsversuchen das Lob nicht 
Das ist der ßueiXsvg. Den AAON lapitQuv versagen können, dafs sie mit einem grofsen 
o<PQayeiSav t'xovza erklärt Ficker für die An- Aufwand von Gelehrsamkeit und Scharfsinn 
hanger des Kybelekultus. Abercius geht nach unternommen sind, aber völlig überzeugend sind 
Syrien, weil er den Kult der syrischen Göttin sie nicht. Nicht nur katholische Theologen sind 
für identisch mit der Kybele hielt. Überall 20 und zwar zum Teil in leidenschaftlicher Pole- 
wohin er kommt, feiert er Feste seiner Göttin mik, sofort zur Verteidigung des christlichen 
und veranstaltet Mysterien, in denen „die Charakters der Inschrift geschritten, auch ein 
Rettung des Attis durch die Göttin, und zwar so klarer und nüchterner Archäolog wie 
unter der Gestalt eines Fisches zur Darstellung S. Beinach giebt (Reo. arch. 3 e se"r. 25 ["18941 
kam". Dieser Fisch wurde dann von den Ein- p. 101) sein Urteil über den Wiedersehen Er- 
geweihten gegessen. Noch im selben Jahr- klärungsversuch mit dem Worte „etran^e'" ab 
gange der Sitzungsberichte p. 213 hat Otto Auch mir scheint, bei unbefangener Betrachtung 
Hirschfeld, Zu der Abercius- Inschrift Fickers der Inschrift, nichts gegen den christlichen 
Erklärung der Inschrift aus dem Kybelekult, Charakter derselben zu sprechen, während bei 
abgesehen von der mystischen Deutung des so einem Erklärungsversuch aus einem heidnischen 
zweiten Teils derselben, zugestimmt, nur mit Kultus sich Schwierigkeit über Schwierigkeit 
der Modifikation, dafs er den AAON XupnQav erhebt und der Phantasie der weiteste Spiel- 
acpQaysiSav i'xQvza auf den von Pessinus nach räum eröffnet wird. Selbst an einen gnosti- 
Rom gelangten Stein, welcher die Göttin dar- sehen Kultverein scheint mir kaum zu denken 
stellte, beziehen will. Auch Gust. Aurich, zu sein, wiewohl das Beispiel der Naassener 
Das antike Mysterienwesen in seinem Einfluss (Möller, Geschichte der Kosmologie in d. griech 
auf das Christentum. Göttingen 1894 p. 124 Kirche bis auf Origenes p. 192. 197 f. 201. 209) 
Anm. 4 zu p. 123 erklärt, dafs Ficker die In- zeigt, dafs diese Kreise unbedenklich denphry- 
schrift als „nichtchristlich und wahrscheinlich gischen Göttergestalten eine Stelle in ihrem 
auf den Kybelekult bezüglich erwiesen hat", an System einräumten. — Hyrgaleia (Head,H N 
Ferner bestreitet Maass, Orpheus p. 188 den p. 565) prägt Kybele sitzend, zu Füfsen ein 
christlichen Charakter der Inschrift, indem Löwe, Iulia Domna, Mi. 4,308,652 (Haym, Thes 
er den itoi^qv als religiösen Vereinsleiter fafst, Brit. 2. tab. 39, 6 p. 317); Iulia (Read, H. N. 
ohne sich im übrigen darüber zu äufsern, mit p. 565) desgleichen sitzend zwischen zwei 
welchem speziellen heidnischen Gottesdienst Löwen, Cornelia Supera, Mi. 4, 312 661- 
die Inschrift in Verbindung zu bringen ist. Kadoi sitzend zwischen ' zwei Löwen;' Ob v! 
Harnack, Zwr Abercius -Inschrift, Texte und Haupt des AHMOC, Mi. 4, 249, 323 (Sestini 
Untersuchungen 12, 4 b . Leipzig 1895 p. 22 Leu. Num. 3 p. 56); der 1GPA BOYAH Mi' 
kommt zu dem Urteil: „Abercius ist entweder S. 7, 526, 215 (Sestini, Cat. n. v. mus. Arigon. 
purer Heide gewesen oder wahrscheinlicher 50 eust. p. 86); der I6PA CYNKAHTOC, Mi. i 
der Anhänger eines heidnisch -gnostischen 250, 331 (Sestini, Lett. Num. 3 p. 55). S. "I 
Kultvereins, in welchem ein christliches Myste- 525,212; ohne Angabe des Obv. abgebildet 
rium mit heidnischen Mysterien verbunden bei Perrot, Hist. de l'art dans l'ant. 5 p. 37 
war" und erklärt hinsichtlich der Fickerschen fig. 5 nach Duruy, Hist. des Romains 1 p. 534. 
Deutung p. 23: „Ich sehe nicht, dafs man der — Leake, N. H. As. Gr. p. 37 vermutet frage- 
Deutung auf Attis-Helios (dem 'Hirten', dem weise, dafs sie auch zu erkennen sei in der 
der ^ Widder heilig ist, dem ßovyiöXos und „Statue, adv., resembling the Diana of Ephesus, 
mnöXog, dem pv^Uppazog, dem noipriv Xsv- but behind the head a lunar crescent, abov'e 
v.cav affrjmv) und der Magna Mater-Hera (der which an ox's head" auf einem Stück der 
nccQ&tvog ä(t,r)ztoq jeal diög ovvd-mxog) etwas 60 Sabina; Keretape prägt sie sitzend zwischen 
haltbares entgegenzusetzen vermag." Nach zwei Löwen, Commodus, Mi. 4, 256, 364 
Dieterich endlich ist der ßaaiXevg der Gott (Sestini, D. N. V. p. 459, Mus. San. Clem. 
Elagabal, die ßaaUtaaa die Bildsäule der Cae- = Mus. Sanclementiani num. sei. 2 p. 266 
lestis von Karthago. Den AAON Xupnquv tab. 23, 190). Der auf Münzen des Caracalla' 
BcpgaysiScev i' X ovza erklärt er für den Stein, Mi. S. 7, 535, 250 (Haym, Thes. Brit. 2, 324 
welcher den Gott Elagabal darstellte. Kaiser tab. 40, 2); Elagabal, Mi. 4, 261, 394 (Sestini'. 
Elagabal hat seinen Gott mit der Caelestis D. N. V. p. 459). Waddington, Rev. num. 1851 
von Karthago vermählt und bei dieser Gelegen- p. 165 nr. 5, pl. 7, 5; Gallienus, Lübbecke, 

Roschkb, Lexikon dor gr. u. röm. Mythol. XL 91 



2883 Meter (= Kybele in Phrygien) Meter (= Kybele in Phrygien) 2884 

Zeitschr. f. Num. 12 (1885) p. 344 nr. 3. Ba- der Kultus der Göttermutter in Kotiaion 
belon, Melanges num. 2 p. 307 nr. 27, pl. 9, 15 (Read, H. N. p. 561) erfreut zu haben. Die 
von Kibyra erscheinende Typus einer auf Göttin erscheint sitzend, zu Füfsen ein Löwe; 
einem Löwengespann fahrenden Göttin mit Obv. Haupt der BOY AH, Mi. 4,270,438; des 
Fackel in der R. und Korb, dem Abzeichen AHMOC, Mi. 4, 270, 437 (Cousinery). S. 7, 543, 
der Stadt, den sie mit der L. stützt, auf dem 269. 270 (Sestini, Lett. Num. 3 p. 61 nr. 2. 3); 
Haupte, wird von Mionnet und Bdbelon als vgl. Leahe, N. R. Suppl. p. 42, der keinen 
Kybele bezeichnet, während Waddington, Lob- Löwen erwähnt; des Senats mit der Beischrift 
lecke, Read, R. N. p. 561 Demeter, Imhoof, ZYNKAHTON KOTIAEIZ, Imhoof, Monn. Gr. 
Griech. Münzen p. 150 (674) „eine Artemis 10 p. 398 nr. 93 (hier befindet sich der Löwe 
oder Hekate" erkennen. Dieselbe Gottheit er- unter dem Stuhle der Göttin); Domitia, Mi. 
scheint mit Fackel und Korb stehend dar- S. 7, 545, 282 (Gab. Allier, ob aber nicht 
gestellt auf den Münzen von Kibyra z. B. auf identisch mit 4, 272, 449?); vgl. Leake, N. H. 
einem Stück des Maximinus und Maximus, Suppl. p. 42 mit Korrektur p. 109 ohne Er- 
Mi. 4, 262,397. 398, abgebildet bei Imhoof, wähnung des Löwen; Plotina, Mi. 4, 273, 452; 
Griech. Münzen. Taf. 10, 11, vgl. Kenner, Die Caracalla, Mi. S. 7, 546, 287; Valerianus sen., 
Münzsammlung des Stifts St. Florian p. 165, Cat. Whittall 1858 p. 56 lot 645; sitzend 
der sie für eine Priesterin der Demeter hält. zwischen zwei Löwen; Obv. Büste des AHMOC, 
Es ist jedenfalls die Hauptgöttin von Kibyra, Mi. 4, 270, 486. S. 7, 543, 271; der Roma 
wie man daraus ersieht, dafs auf einer Homo- 20 (PßMHN KOTIACIX), Mi. S. 7, 543, 274 (Seslini, 
noiamünze des M. Aurel von Kibyra und Lett. Num. Cont. 9 p. 61 nr. 18); des Senats 
Hierapolis, Friedländer, Berl. Bl. f. Münz- (IYNKAHTON KOTIAGI), Leake, N. R. As. 
Siegel- und Wappenkunde 3 (1866) p. 17f. Gr. p. 46; Agrippina iun., Mi. 4, 272, 445; 
Taf. 29,2 ihr Bild zur Vertretung der Stadt Domitia, Mi. 4, 272, 449 (Cab. Allier de 
gegenüber dem Hierapolis repräsentierenden Rauteroche); Caracalla, Mi. S. 7, 547, 291 
Apollon erscheint, und dafs auf einer Homo- (Sestini, L. N. Cont. 9 p. 65 nr. 56); Valerian, 
noiamünze des Severus Alexander von Kibyra Berlin zwei Stück; sitzend, bekränzt von einer 
und Ephesos (Waddington, Rev. num. 1851 weiblichen Figur, ihr gegenüber das Bild der 
p. 165 nr. 6) ihr Bild auf der Rechten der ephesischen Artemis, Homonoiamünze mit 
Stadtgöttin von Kibyra, wie das der Artemis so Ephesos, Caracalla, Mi. S. 7, 547, 289 (Sestini, 
auf der Hand der Stadtgöttin von Ephesos, L. N. Cont. 3 p. 115, tab. 3, 17); auf einem 
angebracht ist. Von Kidramos, das Read, Löwen reitend, Valerianus sen., Mi. 4,279, 
R. N. p. 523 zu Karien rechnet, verzeichnet 489. Leake, N. R. As. Gr. p. 146. Cat. De 
Mi. 4, 266, 414 ein Stück des Elagabal mit Moustier p. 209 sub nr. 3166. Ballin et Feu- 
dem Typus „Temple distyle; au milieu, Pro- ardent 2 p. 396 nr. 6087. Berlin, zwei Exem- 
serpine, debout, vue de face, le modius sur la plare; Gallienus, Mi. 4, 280, 494. Bollin et 
tete et voilee, les bras etendus; ä ses pieds, un Feuardent 2 p. 396 nr. 6088. Cat. Northwick 1 
serpent dresse". Da die in Gesellschaft einer p. 122 lot 1226. Berlin ; sitzend auf dem Löwen- 
Schlange in Hierapolis auftretende Göttin, wie gespann, Severus Alexander, Mi. 4, 276, 471 
wir sahen, nicht unwahrscheinlich als Kybele 40 (Vaillant). S. 7, 549, 297 (Mus. Theupoli 
zu deuten ist, da ferner auf Münzen von Tity- p. 1023). Cat. Northwick 1 p. 122 lot 1226; 
assos dem Typus Tempel mit Schlange zur Philippus sen., Mi. 4, 278, 481 und Bollin et 
Linken die Beischrift MHTPOC beigegeben ist, Feuardent 2 p. 396, 6083 (zur Seite ein Vexil- 
so ist möglicherweise auch auf der Münze lum). Sestini, Mus. Hedervar. 2 p. 343 nr. 6 
von Kidramos die Göttermutter zu erkennen. = Wiczay nr. 7445. Cat. Greppo p. 160 nr. 1153. 
Ohne die Schlange kommt dasselbe Kultus- Cat. Whittall 1884 p. 89 lot 1364; Philippus 
bild vor auf Münzen des Augustus, Lübbecke, iun., Mi. 4, 278, 487 (Sestini, Lett. Num. 9 
Griech. Münzen aus m. Samml., Zeitschr. f. p. 60); Valerianus sen., Mi. S. 7, 556, 301 
Num. 16 p. 52 nr. 3, der es als Standbild der (Sestini, D. N. V. p. 461 nr. 6). Cat. De 
Hera bezeichnet; Nero, Lübbecke a. a. 0. nr. 4; 50 Moustier p. 209 nr. 3166. Mollin et Feuar- 
Vespasian, Imhoof, Griech. Münzen p. 208 dent 2 p. 396 nr. 6085. Cat. Whittall 1858 
(732) nr. 662. 663, der „eine Artemis" in ihm p. 56 lot 645. Cat. Seyffer 1 p. 156 nr. 1031. 
vermutet; Hadrian, unter dem es auf einem Leake, N. R. As. Gr. p. 47 und Suppl. p. 42, 
Exemplar, „wie es scheint vielbrüstig, wie die zwei Exemplare, auf dem einen die Göttin auf 
ephesische Artemis, und mit eingebundenem einem Viergespann, statt wie gewöhnlich, auf 
Unterkörper, der sich nach unten verjüngt" dem Zweigespann. Berlin. Laodikeia (Read, 
erscheint, Imhoof a. a. 0. nr. 664, Taf. 12, 9 R. N. p. 566) prägt sie stehend zwischen zwei 
nr. 665; Marc Aurel, Imhoof a. a. 0. nr. 666, Löwen, Sabina, Mi. 4, 322, 737. 323, 740. 741. 
Taf. 12, 10, vgl. Mi. 4, 265, 413 „Diane d'Ephese S. 7, 586, 450; sitzend zwischen zwei Löwen, 
debout"; Caracalla, unter dem es auf einer 60 Caracalla, Mi. 4, 329, 774. Über die Dar- 
Basis, ohne Schleier, vorkommt, Imhoof, Monn. Stellung eines von Kureten geschirmten Götter- 
Gr. p. 397 nr. 92, pl. 5, 190. Auf Münzen von kindes auf dem Schofse seiner Pflegerin auf 
Kidyessos (Read, R. N. p. 561) erscheint den Münzen von Laodikeia (s. oben s. v. Kureten 
Kybele sitzend, in der R. die Schale, Elaga- Bd. 2 Sp. 1625. Cat. Northwick X p. 123 nr. 1232) 
bal, Lübbecke, Griech. Münzen aus m. Samml. 3, bemerkt Bamsay, Cities 1. 1895 p. 34 „but it 
Z. f. N. 15 (1887) p. 52. Dumersan, Cab. is doubtful whether this type has not been to 
Allier de Rauteroche p. 102. Grofser Beliebt- some extent influenced by the hellenizing tendency 
heit scheint sich, den Münzen nach zu urteilen, and assimüated to the Cretan legend (According 



2885 Meter (= Kybele in Phrygien) Meter (= Kybele in Phrygien) 2886 

to Orac. Sib. 5 130f., Bhea came [front CreteJ between Phrygia and Cappadocia, Journ of 

to Phrygia andsettled there). The child is no the Bogal Asiatie Society of Great Britain and 

doubt babazws-Dionysos, son of Zeus and Per- Ireland vol. 15 part 1 pl. 3 nr. 11 p 134 wonach 

sephpne; and as M Foucart remarks (Ässoc. bei Perrot 5 p. 32 nr. 3, vgl. p. 151. Kretschmer, 

MeUg. p. 69), 'we need hardly say that Zeus and EM. in d. Gesch. d. gr. Spr. p. 218 Es begegnen 

Persephone are not the real nqmes of these gods, Darstellungen der Kybele, immer im Relief 

but Mellenic equivalents"'. Ahnliche Darstel- an den Felswänden, so im nordöstlichen Teile 

langen begegnen bekanntlich auf Münzen von das bei Bamsay, J. R. St. 3 p 41 ff (abgebildet 

Magnesia am Maiandros, wo das Götterkind p. 42 fig. 9) und bei Perrot 5 p 150 f (ab- 

o ,L^ S D T yS -° S ™ { T en (s - oben Bd - 2 10 gebildet p. 151 fig. 107) besprochene Felsen- 

bp. 1626) und wie auf denen von Maionia, bild, welches letzterer kurz so beschreibt- 

iT/ ?' „ ^ n } tml . 8m - Paris 1832 P- 12fl % „V™ de face, la figure est assise, car les genoux 

pL 49 A, 2, Cavedom, Spie. num. p. 218 die ressortent de dix centimetres sur le huste La 

Pflegerin nicht beigegeben ist; Tralleis (Bd. 2 main droite n'existe plus, mais 1a main gauche 

, P * ??l'' Akmoneia ( Bd - 2 S P- 1626. Babe- tient une tasse plate ou phiale, un des attributs 

Ion, Melanges num. 1 p. 31f. pl. 2, 4; vgl. que l'art classique a le plus fidelement conserve 

Cavedom Sptc num. p. 230, der daran er- ä la deesse asiatique; . . . ä la place de la tete 

innert, dals Akmon einer der drei idaiischen il n'y a qu'un rond"; ferner im südwestlichen 

Kureten hiefs); Apameia (Bd. 2 Sp. 1625. Teile in einer Felsenni.che nahe den Löwen- 

' a ü\ : \ g\ 14( ?- • Ca ^ edoni > s P ie - 20 gräbern ein stehendes sehr schlecht erhaltenes 

nut»p232Anm.l98);Seleukeia(Bd.2Sp.l626). Bild der Göttin mit Polos auf dem Haupt- 

— Auf den Münzen von Lysias {Read, H. N. ferner, ebenfalls im südwestlichen Teile beim 

p. 566) erscheint die Göttin sitzend mit Schale Dorfe Liyen an der Hinterwand der Kammer 

o™ ympanon, Gordianus Pius, Mi. 4, 334, des unter dem Namen Arslan-Kaia (Löwen- 

800 Im Gebiet von Meros (Kumbet), einer felsen) bekannten Monumentes, in welchem 

er r,. m „ byzantinischer Zeit erwähnten Ort- Bamsay, J. H. St. 5 p. 24J ff. ein Grabmonu- 

scnatt, Und Bamsay wenige englische Meilen ment, Perrot 5 p. 152 einen Höhlentempel er- 

nordnordwestlich von dieser Stadt zu Gemütch kennt, ein Bild der Göttin, welches die ganze 

die Widmung M^[tqI \ Xlovxav^vri I *v%V? und Höhe der Wand, sieben englische Fufs zwei 

in Agina die mit einem Stierhaupt im Belief 3 ° Slm^einf itkÄtf ^ 

gezierte Weihinschrift Tlovr^ol ^ | „»] ^ ™ zwei ^gerlletn Sne^ 

z/tjtsm ev\%r t v, welche uns die Existenz einer welche die Vorderpfote an das Haupt der 

/-v_x 1 , ^ -kt r, Göttin legen, Bamsay, J. H. St. 5 p. 244 ff 

Ortschaft Namens Pontana oder ähnlich mit Abbildung p. 245. Perrot 5 p I56ff Ab' 

dem Lokalkult der grofsen Mutter kennen bildung p. 157 fig. 110. Das schon erwähnte 

lehren. Meros hegt in der Nähe des nörd- dem Gräberdistrikt benachbarte nordphrygi- 

hchen Teils eines Distrikts von phrygischen sehe Metropolis will Bamsay, J. H. St 8 

Gräbern, der von Süden nach Norden ca. p. 486 mit dem ^^VQ^vnolie der Notitiae 
20 Kilometer, von Südwest nach Nordost ca. 40 identificieren; zur Begründung dieser Ansicht 

40 Kilometer einnimmt. Dieselben bilden zwei bemerkt er: „It is well known that the goddess 

Hauptgruppen; die im Nordosten gruppieren Demeter was often transformed into the Saint 

sich um das sogen. Midasgrab, welches in Demetrios, and in this case obviously the 

Wahrheit ein sakrales Denkmal ist (Kretschmer, Meter Goddess has suffered the same transfor- 

Einl. tnd. Gesch. ä.gr. Spr. p. 232f.), die im SW. mation". Dem südphrygischen Metro- 

liegen bei Ayazinn. Die nächste südlich von polis teilt Bamsay, J. R. St. 4 (1883) p 60 f 

der Gruppe gelegene Stadt ist das nord- eine Münze des Decius aus Sammlung Wad- 

phrygische Metropolis. Doch lag der ganze dington zu, welche die Aufschrift TTAP AA6- 

Distnkt wohl im Gebiet der bedeutenderen 21 TIGOY APX PP | MHTPOTTOA6IJTQN <DPY 
Städte Nakoleia und Prymnessos. Diese Gräber 60 und folgenden Typus zeigt: „Within a tetra- 

werden behandelt von Bamsay, Studies in style temple of Corinthian order, Cybele seated 

Asia Minor. Part 1. The Bock Nekropoleis of two-thirds turned to left, holding a patera in 

Phrygia, Journ. of Hell. Stud. 3 (1882) p.l— 32 u. the rigM hand, and having the left restinq on 

Sepulchral Gustoms m Ancient Phrygia, Journ. a tympanum. On the ground on each side of 

of Hell. Stud. 5 (1884) p. 241 ff., vgl. A study her a Hon. The pediment of the temple is 

of Phrygtan art, J. H. St. 9 (1888) p. 350-382, quaintly ornamented with tracery and with 

ferner hauptsächlich auf Grund der Bamsayschen four objeets like disks or phialai mesomphaloi 

Entdeckungen besonders ausführlich von Perrot, a large one in the centre and a smaller one in 

Htst. de l'art dans l'antiquite 5 p. 72 ff. Eine each corner." Auf Münzen von Nakoleia 
topographische Skizze des Gebietes, das Per- 60 begegnet Kybele nach Bamsay, J. H. St. 3 (1882) 

rot 6 p. 146 als „ce district ou le vieuxroyaume p. 125. Von Okoklia (Read, H. N p 567) 

phrygien a eu son centre poliiique et religieux" teilt Bamsay, J. R. St. 4 p. 397 eine in Isheklü 

bezeichnet, giebt letzterer p. 80 fig. 47. In erworbene Münze mit dem Brustbild der I6PA 

diesem DiBtnkt begegnet (im südwestlichen CYNKAHTOC im Obv. und „Cybele Standing 

leil) in phrygweher Schrift eingehauen über facing, wearing polos and teil, clad in long 

einem ielsenaltar der Name der Göttin als tunic, and holding a wreath in her right hand" 

Matar Kubile, Bamsay, J. H. St. 3 p. 41. 5 im Rev. mit. Sitzend, in der R. Ähren, die 

p. 246. Bamsay, on the early historical relations L. auf dem Tympanon, zu Füfsen ein Löwe 

91* 



2887 Meter (= Kybele in Phrygien) Meter (= Kybele in Lykien) 2888 

erscheint sie nach Mi. 4, 280, 495 auf einem D. N. V. p. 474 nr. 6). Imhoof, Griech. Münzen 
von ihm nach Sestini, Lett. Num. 7 p. 68 p. 222 (746) nr. 732. Leake, N. R. Suppl. p. 85 ; 
unter „Diocoelia" beschriebenen Stück des Üomitia, Cat. Whittall 1884 p. 91 lot 1376; 
Gordianus Pius. Dieselbe Münze beschreibt mit Angabe des Löwen: Mi. 4, 359, 934 (Cou- 
Mi. 4, 344, 864, vgl. Anm. a unter „Mococlia" sinery); Sabina, Waddingten, Bev. num. 1851 
mit der Bemerkung, dafs er zu Füfsen der p. 180 nr. 5; die von Sebaste (Head, R. N. 
Göttin einen Greif wahrzunehmen glaube. Unter p. 568) sitzend zwischen zwei Löwen; Obv. 
„Mococlia' 1 verzeichnet er ferner 4, 345, 865 epheubekränztes Haupt des Dionysos, v. Pro- 
ein. Stück desselben Kaisers nach Vaillant mit kesch-Osten, Inedita meiner Sammlung auton. 
dem Typus „Cybele assise, ä g.; ä ses pieds, 10 altgriech. Münzen, Denkschr. d. Wiener Ak. 
un lion?" Dagegen beschreibt Engel, Bev. ph.-h. Kl. 9 (1859) p. 325, 2. Asiat. Theil. 
num. 3 e ser. 2 (1884) p. 15 nr. 6 nach einem Taf. 1, Fig. 13. Fox, Engravings of rare or 
Exemplar der Sammlung der evangelischen unedited Greek coins 2 p. 28 nr. 151, pl. 8. 
Schule in Smyrna den Typus einer Münze Mollin et Feuardent 2 p. 402 nr. 6152, wo der 
desselben Herrschers als Kybele 1. h. sitzend Obv. als „tete de bacchante" bezeichnet, und 
zwischen zwei Löwen, in der Linken eine der ßev. nicht eingehender beschrieben wird. 
Schale. Ein Stück des Commodus, Homonoia- Cat. Borrell 1852 p. 40 nr. 349 ohne Angabe 
münze von Okoklia und Brouzos, stellt nach des Obv.; sitzend, zu Füfsen ein Löwe, Gor- 
Herm. Weber, Num. Chron. 3 rd ser. 12 (1892) dianus Pius, Cat. De Moustier p. 189 nr. 2908; 
p. 208, pl. 16, 18, vgl. Class. Bev. 1893 p. 87 20 vgl. Cat. Whittall 1884 p. 91 lot 1377 „Cybele 
dax „Zeus in long himation standing toi.; with seated to left 1 '. Über Soa, die im Strom- 
eagle on r., long sceptre in left; opposite to him gebiet des oberen Tembris gelegene Hauptstadt 
Kybele in chiton and peplos standing to r., des nach Kretschmer, Einl. in d. Gesch. d. gr. 
holding in right, ears of com; in left, long Spr. p. 193 zur kleinasiatischen Urbevölke- 
sceptre ; at her feet Hon r.; between them fla- rung gehörigen Stammes der ügamevieaHg 
ming altar". Lübbecke, Zeitschr. f. Num. 12 (Bamsay, Hist. Geogr. of As. Min. p. 146 
(1885) p. 346, Taf. 14, 8 beschreibt einen ahn- nr. 84), bemerkt Bamsay p. 85 Anm.* „Soa, 'the 
liehen Typus auf einer Münze des Gordianus Grave' (i. e., of Atys), shows that the character 
Pius, die aber nur den Namen von Okoklia, of this religious centre was similar to that of 
nicht den von Brouzos enthält, als „Zeus mit so Atyokhorion near Dionysopolis" . Im Gebiet 
Patera und Scepter 1. h. stehend; vor ihm von Soa zu Doghalar nördlich von Altyntasch 
Demeter, in der L. Ähren, die K. auf das fand Bamsay einen Marmoraltar mit der Wid- 
Scepter gestützt, zu ihren Füfsen das Vorder- mung IIargo>ci% ^Ä7toX]\l(ovCov Mri\xql &s\mv 
teil eines Tieres, zwischen beiden ein brennender Zivyozrjvfi x[ai|a hsIcvoiv rjjg ®[sjäj vnsf 
Altar"; er bemerkt, dafs ein anderes Exemplar 1'] 

derselben Münze bereits Num. Chron. N. S. 13 iavtov [ks z\tüv ISlcov v.s rijs xa)|pjs Z&yoios 

p. 38 mitgeteilt worden ist. Otrous (Head, 6a>tri\Qiocs rbv ßa>[ibv \ä\viaxriaiv , J. R. St. 5 

R. N. p. 567) prägt die Göttin sitzend zwischen p. 260f. nr. 13. Gegen Bamsays Ansicht, dafs 

zwei Löwen; Geta, Imhoof, Monnaies Grecques Patrokles mit dieser Inschrift die Stelle seines 

p. 409 nr. 138, der Num. Chron. 8 p. 32 u. 40 Grabes bezeichnen und der Göttermutter weihen 

N. S. 13 (1873) p. 38 anführt; Prymnes- wollte, stellt Körte, Athen. Mitt. 20 p. 11 

sos sitzend zwischen zwei Löwen; Obv. Haupt Anm. 2 mit Recht die sepulcrale Bedeutung 

der CYNKAHTOC, Sestini, Cat. n. v. mus. Ari- derselben in Abrede. Synaos (Head, R. N. 

gon. cast. p. 89 (Mus. Arigoni 1. tab. 7. Sen. p. 509) prägt Kybele sitzend, einen Löwen zur 

fig. 4), wonach Mi. S. 7, 609, 550; sitzend, zu Seite; Obv. Brustbild der I6PA CYNKAHTOC, 

Füfsen ein Löwe, Iulia Domna, Mi. 4, 356, Imhoof, Monn. Gr. p. 412 nr. 165; Synnada, 

916 (Cousinery). Bamsay, Athen. MM. 7 p.l35f. (Read, R. N. p. 569) sitzend zwischen zwei 

deutet als Kybele auch den auf Münzen von Löwen mit Schale und Füllhorn, Hadrian, 

Prymnessos häufigen Typus einer sitzenden Mi. 4, 368, 988 (Sestini, L. N. 6 p. 71); 

Frauengestalt mit Wage in der K. und Füll- 50 Trajanopolis (s. Read, R. N. s.v. Grime- 

horn oder anderen Symbolen der Fruchtbar- nothyrai p. 564) sitzend, zu Füfsen ein Löwe; 

keit in der L. Aber die Beischrift TTPYMNHC- Obv. Kopf des AHMOC, Mi. 4, 373, 1012 (Cou- 

CIC, welche diese Figur auf Münzen des Titus, sinery). Königl. Museen zu Berlin. Beschr. d. 

Mi. 4, 355, 914. Leake, N. R. Suppl. p. 84 ant. Münzen 1 p. 242 nr. 1, offenbar irrig 

erhält, zeigt, dafs darunter, wie schon Cave- unter dem thrakischen Trajanopolis; der für 

doni, Spie. num. p. 247 bemerkt, die Stadt- Thrakien ungewöhnliche Kopf des Demos weist 

göttin zu verstehen ist. Die Münzen von die Münze nach Kiemasien. Leake, N. R. 

Sala (Read, R. N. p. 568) zeigen Kybele Suppl. p. 105 (ohne Erwähnung des Löwen), 

sitzend, bald ohne bald mit einem Löwen zu So gut wie nichts vermag ich von Spuren 

Füfsen; Obv. Haupt der Pallas, Pellerin, Bec. 2 60 des Kybelekultus für Lykien anzuführen. Zwar 

pl. 46, 68. Mi. 4, 358, 927. Combe, Mus. bezeichnen Decharme s. v. Cybele in Rarem- 

Britan. p. 197 nr. 1. Leake, N. R. As. Gr. berg et Saglio, Dict. des ant. gr. et rom. p. 1686 

p. 105. Suppl. p. 85. Cat. Thomas p. 333 und Gardner, lypes of Greek coins, Text zu 

lot 2381. Waddington, Bev. num. 1851 p 180 pl. 15, 6, vgl. auch Bapp oben Bd. 2 Sp. 1654, 

nr. 1. 2. Cat. Walcher de Moltheim p. 231 als Kybele das auf Münzen des Gordianus 

nr. 2813; vgl. Cat. Whittall 1884 p. 91 lot 1375, Pius von Myra (abgebildet u. a. Bev. num. 

wo der Obverstypus nicht angegeben ist; mit 1849 pl. 13, 1. Gerhard, Ges. Akad. Äbh. 2. 

Angabe des Löwen: Mi. S. 7,612,561 (Sestini, Taf. 60, 8. Read, R. N. p. 578 fig. 379) auf 



2889 Meter (in Pamphylien u. Pisidien) Meter (= Kybele in Pisidien) 2890 

einem von zwei Männern mit Äxten bedrohten, Münzen p. 168 (692) nr. 479, Taf. 10, 21 eine 
von zwei Schlangen geschützten Baume stehende „Weibliche Gottheit mit Kalathos und Schleier 
Götterbild, eine Darstellung, die Minervini, rechtshin thronend, mit Schemel unter den 
Bull. arch. napolet. n. s. 5 (1857) p. 68 und 7 Füfsen; auf der vorgestreckten L. eine Kugel", 
(1869) p. 113 auf den Frevel des Erysichthon von der er bemerkt „Die sitzende Figur hat 
am Hain der Demeter, Cavedoni, Observations Ähnlichkeit mit Kybeletypen; doch fehlen'ihr 
sur les anc. monn. de la Lycie. Paris 1845. 4° die dafür charakteristischen Attribute". Als 
p. 32 f. und Bull. arch. napol. n. s. 3 (1854) Kybele oder Hera deutet Imhoof, Griech. 
p. 43 f. auf den Frevel des Mithradates am Münzen p. 173 (697), Taf. 10, 24 eine stehende, 
heiligen Hain der Leto (Appian, B. Mithr. 27) 10 mit langem Schleier gezierte weibliche Figur 
beziehen; de Witte, Cat. Greppo p. 143 nr. 1063 auf einem Stück des Antoninus Pius von 
als „Bretas de Myrrha", Head, H N. p. 577f. Komama. Andere Numismatiker gebrauchen 
frageweise als „Artemis Myrea" (mit der Ver- dafür nur den Namen Hera (Iuno Pronuba), 
mutung, dafs der Typus irgendwie mit der so frageweise Head, H. N. p. 590; Babelon, 
Geschichte der Myrrha zusammenhänge) er- Melange» num. 1 p. 52 f., der Exemplare des 
klärt. Indessen Gardners Bemerkung p. 78 Antoninus Pius und des Caracalla (auf der 
„Better known still are the rough and barba- Münze des letzteren steht das Götterbild in 
rous figures which passed at Ephesus under einem Tempel) beschreibt, C. W. Huber, Ber- 
the name of Artemis (pl. 15,4), at Samos under liner Bl. f. Münz-, Siegel- u. Wappenkunde 2 
the name of Hera (pl. 15, 5), and at Aphro- 20 (1865) p. 191 nr. 40, der irrig unter Komana 
disias under the name of Aphrodite (pl. 16, 10). Cappadociae ein Exemplar des Gordianus Pius 
No doubt all fhese figures were copies more or verzeichnet, welches in der L. der Göttin 
less faithful of current representations of the einen Kranz zeigt. Ahnliche meist als „Iuno 
Asiatic Goddesses Cybele, Mylitta or Astarte. Pronuba" verzeichnete Typen begegnen auf 
Of one of these deities we have a late represen- den Münzen anderer kleinasiatischer Städte. 
tation on a coin of Myra in Lycia (pl. 15, 9)" Es ist müfsig, der Göttin einen Namen bei- 
zeigt, dafs er unter Kybele nur die grofse zulegen; so lange uns nicht Beischriften oder 
Göttin Kleinasiens versteht, die in den ver- Inschriftenfunde den speziellen Namen ent- 
schiedenen Landschaften unter verschiedenen hüllen, müssen wir uns begnügen, in ihr die 
Namen auftritt; für Myra wird sie wohl am so grofse einheimische Göttin Kleinasiens zu er- 
besten mit Head als Artemis Myrea zu be- kennen. Kremna prägt auf Münzen des 
zeichnen sein. Commödus mit der Aufschrift MIDAE DEAE 

Auch aus Pamphylien weifs ich, abgesehen MID • DEAE eine „Göttin im Doppelchiton 
von dem Vorkommen der Mrjrgog &iäv auf 1. h. sitzend und in der R. eine Schale hal- 
dem Würfelorakel von Attaleia (Kaibel, tend", Imhoof , Griech. Münzen p. 171 (695) 
Epigr. Gr. nr. 1038), einer von Mi. 8. 7, 36, nr. 488. 488 a. Über ihre Identität mit Kybele 
52 nach Pellerin, Mel. tom. 2 p. 209 ver- s. unten s. v. Mida. Die Inschrift von Lagbe 
zeichneten Münze desPhilippus iun. von dieser C. I. Gr. add. 4318 b —Waddington, As. Min. 
Stadt mit der zwischen zwei Löwen sitzenden 1211 ergänzt Bamsay , American Journ, of 
Göttin, und einer von Vaillant, Numi Gr. p. 183, 40 Arch. 4 (1888) p. 16 zu drjixog Aayßccov [MtjtqI 
wonach bei Mi. 3, 487, 239, aus dem Kabinett ( Waddington dsä) Aayßrjvrj £v%r)v. In Cities 1 
der Königin Christine von Schweden ver- p. 268 giebt er sie mit Benutzung von kenn- 
zeichneten Münze des Gallienus von Side mit dorf u. Niemann, Reisen im südwestlichen 
,,CybfU vecta leone, cum crotalo", nichts für Kleinas.i nr. 198 S[if]uog Aayßecov ... Aayßrj- 
Kybelekultus nachzuweisen. Wie in Lykien vfj [sv%r{\v und bemerkt Anm. 1 „Neither &sä 
der Kultus der Leto, so mag in Pamphylien nor pjTgt suits the t'races of letters in the gap. 
der der Artemis Pergaia vorherrschend ge- The name of the goddess was probably used". 
wesen sein. Auf Münzen von Lysinia erscheint Kybele 

Zahlreiche Spuren finden sich in Pisidien. stehend zwischen Löwen, Head, H. N. p. 591. 

Amblada (Head, H. N. p. 589) prägt die 50 Wie in der Kibyratis in einer Inschrift von 

Göttin auf einem Stück der Iulia Mamaea Aghlan-Keui, einige Stunden südlich von The- 

sitzend, hinter ihr ein Löwe, Boutkowshi, Bev. misonion, die mütterliche Gottheit und ihr 

num. 3 e ser. 1 (1883) p. 376f. nr. 6, pl. 9, 4. Sohn nach Bamsay, Cit. 1 p. 264. p. 272 nr. 97 

Auf dem Würfelorakel von Anaboura ist sie = Sterrett, An Epigraphical Journey in Asia 

wie auf dem von Attaleia vertreten, The Wolfe Min. p. 37 f. nr. 37 (Mrpig 'Anolcovii^ov eav- 

Exped. nr. 339 — 42 p. 213; Antiocheia prägt vov %äv ual Nävy trj yvva\i]xl £(öorf iiQSvg 

sie sitzend zwischen zwei Löwen, M. Aurel, drjfirjTQog x«l Euväfcov) in Demeter und Saoa- 

Mi. S. 7, 91, 16 (Mus. Theupoli p. 684); Gor- zos = Sabazios zu suchen sind, so gleichfalls 

dianus Pius, Mi. S. 7, 101, 70; vgl. Cat. Whittall nach Bamsay, Cit. 1 p. 293. p. 305 in der 

1884 p. 80 lot 1237 „Cybele seated'K Aus 60 Killanischen Ebene im Gebiet der Ormeleis 

Baghlü, ca. 10 englische Meilen südwestlich und in Alastos, welches er p. 321 frageweise 

von Antiocheia, stammt die Inschrift ü^eifiog mit Palaiopolis identifiziert und welches, 

'Avti6%ov Btöfcov | SavXog moto; smqidviiav trjg wie er p. 305 Anm. 4 vermutet, mit den Orme- 

&eov ] x9Vl iaTia&e ^ MtjtqI 'Oqsia !* räv t[ßi]t- leis vielleicht an demselben Hieron teil hatte. 

, H Neben Demeter und Sabazios (p. 305 nr. 101 

cov | uvi9rjKev, The Wolfe Expedition p. 280f. Mr)vig Slg MsvdvSgov «at KaK[aaß]lg QiU- 

nr. 400. Auf einer Münze des Antoninus Pius [cxou] r) yvvr) avrov ttgsig JrjfirjTQog [xai 

von Ariassos verzeichnet Imhoof, Griech. Suvä^ov i]avtolg xatiert.£vcc(sav %. t. X.) be- 



2891 Meter (in Pisidien u. Lykaonien) Meter (in Kilikien u. Galatien) 2892 

gegnet hier in Kaldjik Apollon und die MrjtriQ (C. I. Gr. 3993 und F. Sarre, A. E. M. 19 1896 

AitöUmvo? (p. 305 nr. 100 = B. C. H. 1878 p. 31 nr. 10: ö Sehet natu *i]ltvaiv rfte &sä s 

p. 174), welches nach Bamsay nur andere MtjtqI Zi£iu\rivrj äveatna^a inl eisgeog &so£evov) 

Formen derselben Gottheiten sind. Auf den und der oben Bd. 2 Sp. 1654 erwähnten der 

Münzen von Sagalassos begegnet Kybele (ir^ Zjftfiij^ von Laodikeia Katakekau- 

auf einem Löwen reitend, Volusian, Mi. 4, 515, mene ist noch zu erwähnen eine Münze des 

129; sitzend, zu Füfsen ein Löwe, Claudius II., Titus und Domitian von letzterer Stadt aus 

Mi. 4, 516, 1351 (Gab. Cousinery); ebenso ohne Sammlung Waddington, welche die Göttin 

Angabe des Löwen Cat. Greppo p. 148 nr. 1088. sitzend, zur Seite des Stuhls ein gelagerter 

Die oben Bd. 2 Sp. 1654 erwähnte Widmung 10 Löwe, darstellt, Waddington, Bev. num. 3 e ser 

an MnzriQ &säv B. C. H. 3 p. 339 nr. 19 aus 1 (1883) p. 53 nr. 2, vgl. Head, H. N. p. 596 

Burdur, das vielleicht im Gebiet von Saga- Für Kybelekult in Kilikien citiert Decharme 

lassos zu suchen ist (Bamsay, Cities 1 p. 324), a. a. 0. p. 1680 Anm. 80 nach Mi. S. 7, 155, 26 

verzeichnet Bamsay, Cities 1 p. 337 nr. 173. eine Münze des M. Aurel von Aigai. Mionnet 

Aus Bski-Tere bei Burdur teilt derselbe Cit. 1 beschreibt den Typus derselben nach Mazzo- 

p. 337 nr. 171 die Inschrift eines grofsen Uni, Mus. Pisan. tom. 1 p. 59, tab. 21, 1 ,E77I • 

Altars mit verwischten Reliefs mit: [— ] «««■- KAAYAIA . . . AirEAlQN. Bhea ou Cybele, 

isgcoeiv top tQiTsviuxTi. Er bemerkt dazu assise, la tete tourele'e, tenant de la m. dr. une 

„The word TQfcsvjia, unknown to Stephanus, patere, et de la g. une figure sans bras". In- 

must mean a group of three (from rgnsvco, 20 dessen einmal ist hier offenbar die Stadtgöttin 
tertius sum). lt denotes evidently a triad of dargestellt; andrerseits kann die Münze auch 

gods, probably that triad which might be helle- nicht nach dem kilikischen Aigai gehören, da 

nized as Leto, Apollo and Artemis, but which auf den Münzen dieser Stadt keine Beamten - 

in Phrygian is the mother-goddess in her double namen vorkommen. Mionnet hatte das Stück 

aspect, mother and daughter, aecompanied by deshalb auch zuerst (3, 3, 13) unter dem aioli- 

Sabazios-Lairbenos ; the triad in anoiher aspect sehen Aigai verzeichnet; seine spätere Zu- 

is hellenized as Demeter, Pluto, and Kora". teilung beruht offenbar nur auf der für das 

Ich führe diese Erklärung an, ohne von ihrer aiolische Aigai ungebräuchlichen Form AirE- 

Wahrscheinlichkeit überzeugt zu sein. Die AlßN, die wohl nur auf einem Versehen Mazzo- 

Münzen von Timbrias (Head, H. N. p. 594) 30 lenis oder seines Zeichners beruht. Sitzend 

zeigen Kybele sitzend zwischen zwei Löwen zwischen zwei Löwen erscheint die Göttin auf 

mit Schale und Füllhorn, Hadrian, Mi. S. 7, einer Münze des Gallienus von Eirenopolis, 

628, 615 (Sestini, Lett. Num. Cont. 3 p. 122 Kenner, Die Münzsammlung des Stifts St. Flo- 

tab. 3, 19). Cat. Borrell 1861 p. 22 lot 121; rian p. 147 f., Taf. 5, 7, vgl. Head,H. N. p. 603, 

gleichfalls sitzend, Septimius Severus, Cat. und auf einer der Salonina von Tarsos, Mi 

Borrell a. a. 0. Cat. Whittall 1884 p. 91 3, 657, 618. Über wenig wahrscheinlich auf 

lot 1379; sitzend mit Füllhorn, in einem Attis, resp. Men-Attis gedeutete Terrakotten 

Tempel, lulia Domna, Cat. De Moustier p. 141 von Tarsos s. oben s. v. Men Bd. 2 Sp. 2738f. 

nr. 2222, pl. 4. Von Tityassos beschreibt und Lenormant, Coli Baife p. 143 nr. 1115. 

Head, H. N. p. 594 aufser dem von ihm 40 Aus dem Barkerachen Werk Lares and Pena- 

wegen der Beischrift auf den Kultus der tes or Cilicia and its Governors. London 1853 

Kybele bezogenen Stück: „MHTPOC, a tetra- verzeichnet E. Gerhard, Areh. Arn. 11 (1853) 

style temple, to left of which a serpent; rev. Sp. 301 von Terrakotten aus Tarsos einen 

TITYACCIC, Forepart of boar" (Sestini, Mus. „durch Schleier und Mauerkrone geschmückten, 

Hed. 2 p. 273 nr. 1, tab. 22, 9) ein Exemplar sehr schönen Kopf" der Kybele (abgebildet bei 

des Septimius Severus, auf welchem Kybele Barker als Titelvignette und auf p. 192); ein 

„is shown with one foot on the back of a Hon Brustbild mit Hirtenstab des Attis (p. 174 

and holding in eaeh hand a Hon by the back nr. 3); Köpfe desselben (p. 227 nr. 62 63) 

of its neck", während nach Cat. Whittall 1867 In Galatien erscheint Kybele auf den Mün- 

p. 54 nr. 647 dieselbe oder eine ähnliche Münze 50 zen von Ankyra in einem Tempel, zu Füfsen 

des Septimius Severus „Cybele seated between ein Löwe, Septimius Severus, Mi. 4 379 29 

three lions« zeigen soll. (Vaillant); reitend auf einem Löwen, Se'pti- 

In Isannen hatte die Akropolis von Isaura mius Severus, Mi. 4, 580, 33 (Vaillant) S 7 

Nova einen Kybeletempel nach Sallust, Hist. 634f., 15. Vielleicht bezieht sich auf den 

rel. ed. Maurenbrecher fasc. 2 lib. 2 fr. 87 p. 96, Kybelemythos auch eine auf Münzen des Cara- 

Sterrett, The Wolfe Expedition p. 150. calla und der lulia Domna von Ankyra vor- 

In Lykaonien erkennt Bamsay, Athen, kommende Darstellung. Die Münze des Cara- 

Mitt. 14 p. 172 (Abbüdung p. 171 Fig. 1) die calla beschreibt Leake, N. H. Suppl. p 15: 

grofse Göttin an dem „hethitischen" oder wie „ANTQN6INOC AYr. Badiated head of Cara- 

Mamsay sagt ,,syro-kappadokischen" Denkmal 60 calla to r. Es. MHTPOTT[OAۧC] ANKYPAC. 

von Fassiler (The Wolfe Exped. p. 164), wo Lioness with open mouth and long teeth to r'., 

er vermutungsweise das spätere Dalisandos suckling an infant, white another infant holds 

sucht. ) Aufser den Inschriften von Eikonion up hands before the lioness 's mouth, beyond the 

_ *) Nach Bamsay, AtL'Mia.li p. 183 basiert die phry- ... The äominion of Ulis Syro-Cappadocian art was interrupled, 

gische _Kun8t unmittelbar auf der „syro-kappadokischen". in Phrygia by the iiruption of a oonquering tribe from the 

Ton dieser bemerkt er: „/ regard the Syro-Cappadocian west and north, viz. the Phrygians who adopted many of the 

mxmuments as produets of a homogeneom cimlisation, lasting forma of the older art and developed ttem with new life and 

tor a long Urne, and spread over the greater pari of Asia Minor spirit." 



2893 Meter (= Kybele in Galatien) Meter (= Kybele in Galatien) 2894 

lioness, tree"; die der Iulia Domna aus Samm- mutet in der hier erwähnten Minerva „die 
lung Greau publicierte Sabotier, Med. rom. et Minerva Berecynthia, die mit dem Attis ver- 
imp. grecques ißxtr. de Ja Bevue de la num. ehrte Göttermutter". Vielleicht hängt mit 
beige, tom. 3, 4 e serie) p. 25f. pl. 8, 22 irrig dem Kultusbrauch zusammen die Darstellung 
unter Ankyra Phrygiae mit der gleichfalls einer Münze des Septimius Severus von An- 
irrigen Deutung „La louve ä dr., allaitant kyra, die Eckhel, Gat. num. vet. Mus. Caes. 
Bemus et Bomulus; derriere le figuier ruminal, Vind. 1 p. 201 nr. 1 und nach ihm Mionnet 4, 
et devant, le berger Faustulus". Die richtige 380, 32 als „Figura nuda expansis brachiis 
Beschreibung giebt Cohen, Cat. Greau p. 176f. quasi in aere librata, supra quam Corona, 
nr. 2001: „I0YA1A C6BACTH. Son buste ä dr. 10 iuxta alia parva figura expansis brachiis 
Rs. MHTPOTTOA6ßC ANKYPAC. Lionne de- (Silenum putat Froelichiws) infra quam an- 
baut ä dr., allaitant un enfant; sur le second cora", Hans Biggauer , Eros auf Münzen, 
plan, un arbre; devant la lionne un enfant Zeitschr. f. Num. 8 [p. 71—99] p. 82, Taf. 1, 9 
debout." Er fügt hinzu, dafs ein ähnliches und Imhoof, Monn. Gr. p. 414f. nr. 168 als 
Stück sich im Cabinet de France befindet. „Aphrodite schwimmend, über ihr schwebt 
Man könnte mit der Darstellung vergleichen, ein Kranz, neben ihr ist Eros ebenfalls mit 
was Diod. 3,58 über die Geburt der Kybele der Bewegung eines Schwimmenden dargestellt; 
berichtet: üagadeSoxat 8h rij« öf-oü xavxr t g unten rechts Anker" beschreiben. Dafs die 
K«l *axa xr\v &Qvyiav ysvtcig. Ol yciQ iyzm- Hauptfigur schwimmend dargestellt ist, lehrt 
qioi tiv&oloyovoi xb nulaibv ysvsa&ai ßaodia 20 ein Blick auf die Abbildung. Aber die von 
$QvyCag *al AvSiag Myova- yrjtiavxa Si dir- Biggauer als „Eros mit der Bewegung eines 
övpriv ysvvrjeai fiev naiSiov »fjlv, TQtapsiv äe Schwimmenden" bezeichnete Figur steht auf- 
avzb iiij üovlöpsvov dg ogog ixdttvai. xb nqoo- recht mit erhobenem 1. Arm da und ist schon 
ayOQSVOfiBvov Kvßslov. 'Evtav&u xä icaiSCm wegen des Fehlens der Flügel schwerlich als 
v.axd xivu deiav nQovoiav xäg 7ictQ$aXng xüi Eros zu deuten. Fällt aber Eros weg, so 
xiv a xäv alliov xmv alxij äiccysQÖvxmv »tiqlcov dürfte nichts im Wege stehen, für die schwim- 
nuQix lB ® aL r W ürM* "« l Siuxtjiyeiv. rvvaia mende Göttin die Deutung auf Aphrodite zu 
de xiva aaqä xbv xotcov notpalvovxtt xuxideiv verwerfen und in ihr etwa die in der Passio 
xb yiyvöpevov , xal »avuäeavxa xr\v nsQuii- als „Diana" bezeichnete Gottheit zu erkennen. 
xsiav ävstia&ai, xb ßgitpog, xal icQoaayoQevocu 30 Natürlich ist dies aber nur eine Vermutung. 
KvßsXriv dnb xov xönov ... Zur Erinnerung Der merkwürdige und meines Wissens auf 
an diese Aufziehnng durch die Tiere des Münzen sonst nirgends vorkommende Typus 
Waldes, schliefst Diodor seine Erzählung, habe einer schwimmenden Aphrodite liefse sich ja 
man als man später in Pessinus der Kybele immerhin damit erklären, dafs wir es hier 
einen Tempel erbaute, dem Götterbild Pardel mit der Wiedergabe eines in Ankyra befind- 
und Löwen beigesellt. Der Münztypus weicht liehen Kunstwerkes, etwa eines Gemäldes, zu 
von der von Diodor gegebenen Erzählung nur thun haben. Aber an den in der Passio er- 
darin ab, dafs nicht Weiber das Kind auf- wähnten Kultus erinnert auch noch eine andere 
finden, sondern dafs ein anderes Kind der Münze Caracallas, deren Typus Imhoof, Monn. 
Entdecker zu sein scheint. Doch darf man 40 Gr. p. 415 nr. 171 als „Femme (Bacchante?) 
vielleicht annehmen, dafs die der Löwin ent- courant ä g., le vetement et le manteau flottant 
gegenkommende Figur gegenüber der Haupt- au vent, tenant des deux mains une guirlande; 
darstelluDg in kleineren Formen wiedergegeben ä ses pieds, une eiste de laquelle un serpent ä 
iat, so dafs sie sich nur scheinbar wie ein g. sort la Ute" beschreibt. Wer diese Be- 
Kind ausnimmt. Natürlich erhebt meine Deu- Schreibung liest, wird sich unwillkürlich der 
tung des Münztypus keinen Anspruch auf ab- in der Passio erwähnten, nach Art der Mä- 
solute Sicherheit. Aussetzung von später zu naden rasenden Weiber erinnern. Ob Mar- 
Heroen sich entwickelnden Kindern und Auf- quardt mit seiner Deutung der Minerva als 
ziehung derselben durch die Tiere des Waldes Minerva Berecynthia = Kybele das Richtige 
ist ein so verbreiteter Sagenzug, dafs auch 50 trifft, bleibe dahingestellt. Aber jedenfalls 
die Münztypen von Ankyra sich sehr wohl handelt es sich hier um einen Kultus,.. der 
auf die Kindheitsceschichte eines unbekannten mit dem der Göttermutter die gröfste Ahn- 
Lokalheros der Stadt beziehen können. Ein lichkeit zeigt, über Attis auf Münzen von 
interessantes Zeugnis für die Götterverehrung Ankyra s. oben s. v. Men Bd. 2 Sp. 2727. 
in Ankyra ist erhalten in der Passio Sancti Ein Mittelpunkt der Kybeleverehrung war 
Theodoti Ancyrani, et Septem Virginum, Acta Pessinus (s. oben Bd. 2 Sp. 1652 f.), nach 
Martyrum P. Th. Buinart opera collecta edi- welcher Stadt sie bei den Autoren öfter den 
taque per B. Galura. Vol. 2. Aug. Vind. Beinamen Pessinuntia erhält (Göhler p. 31). 
1802 p. 283—315. Wir lesen dort c. 14 p. 296f., Hier erstreckt sich zwischen Sivn Hissar und 
dafs die Priesterinnen der „Diana" und „Mi- 60 Yürme der Gunusu Dagh, der Dindymos der 
nerva" jährlich die Kultusbilder ihrer Göttinnen Alten (Strabo p. 567), ein mehrfach für Berg- 
auf Wagen nach einem benachbarten See zu züge, so für den Murad-Dagh, auf welchem 
führen und dort zu baden hatten. Die ganze der Hermos entspringt, und für ein Gebirge 
Stadt beteiligte sich an dem Auszug und bei Kyzikos vorkommender Name, Bamsay, 
„inter haec audire erat et videre tibiarum ac Eist. Geogr. of Asia Min. p. 227 und Anm. *, 
cymbalorum sonuvi, choreasque mulierum Solu- von welchem die Göttin den Beinamen Dm- 
tis crinibus maenadum instar bacchantium" . dymene führt (s. De Vit, Tot. Lat. Onomasti- 
Marquardt, B. St. V. 3 p. 358 Anm. 2 ver- con 2 p. 620f. s. v. Dmdymene, Dindymus und 



2895 Meter (= Kybele in Pessinus) Meter (= Kybele in Pessinus) 2896 

Dindyma*). Nicht weit von Pessinus flofs der Diel. num. p. 1352 nr. 2341). Sitzend, ohne 

Sangarios, in dessen Nähe ein Tempel der Löwen, erscheint die Göttin auf Münzen des 

Demeter Oreia stand (Schol. Apoll. Mhod. 2, Claudius; Rev. MHTPOC TTGCCINOYNTIßN €171 

722 : 'Eofioyevrig Sh iv zm neol $Qvyiag qpjjfftj/ A0PINOY, Imhoof, Monn. Gr. p. 415 nr. 172 

Zäyyav xivu äosßrjaavxa neqi zrjv 'Pi-av fieza- (de Bauch, Ann. d. Inst. 1847, p. 281, tav. P, 6. 

ßaleiv^ eis zovto zb vScoq, %al an avzov zbv Borghesi, Bull. d. Inst. 1849 p. 24. Muret 

nozajibv Sayyaqiov 6vo(iaa9ijvai, nXi\elov Ss a. a. 0. p. 333. Babelon, Mel. num. 1 p. 62); 

avzov Öoeiag ^rifir^zoog ieo6v iativ, mg (prjai, M. Anrel, Mi. 8. 7, 644, 64; L. Verus, Mi. 4, 

Sdv&og), in welcher Göttin Menke, Lydiaca 394, 123 (Cousinery); Caracalla, Mi. S. 7, 648^ 

p. 19 gewifs mit Recht die Kybele erkennt. 10 80 (Sestini, Lett. N. Gont. 5 p. 69 nr. 11); 

Freilich geht aus der Notiz nicht hervor, ob Geta, Mi. S. 7, 648, 84 (Sestini a. a. 0. p. 70 

wir den Tempel bei Pessinus zu suchen haben. nr. 13); reitend auf einem Löwen, L. Verus, 

Von Inschriften ist (abgesehen von der Korre- Mi. 4, 394, 122. Cat. Northwick 1 p. 124 

spondenz der Attaliden mit dem Priester von lot 1238; auf dem Löwengespann, L. Verus, 

Pessinus, mitgeteilt von Mordtmann, Sitzungs- Mi. 4, 394, 121. Cat. Huber p. 71 lot 74s' 

6er. der bair. Akad. 1860 p. 180—189 und von Das Brustbild des Attis mit der Mondsichel 

v.Domuszewski, AEM. 8 [1884] p. 95— 101; vgl. an den Schultern, von Mi. S. 7, 645, 58 und 

Bud. Hennig, Symbolae ad Asiae Minoris Beges Muret a. a. 0. p. 332 irrig als Men bezeichnet, 

SacerdotesPolemonemquel.PontiBegem. Lipsiae begegnet als Obvers-Typus ; Rev. MHTPOZ 

1893 p. 49—56) anzuführen die Widmung aus 20 ©EßN TTEZZ ... oderTTEIZINEIAZ,Zebu, /mÄoo/, 

SivriHissar: MrixoX deriöv EuzvosivuCai snrj-nocoi Griech. Münzen p. 228 (752) nr. 753 (Gh. Le- 

Mavris Ilan. . . | MtvexXeovs de anelevdeoog, normant, Galt. myth. p. 15, 88, pl. 14, 10); 

zovg cpls t,ovg, v. Domasztwski, AEM. 7 p. 177 nr. 764, Taf. 13, 11. Interessant wäre die 

nr. 37, welche Höfer (Nachtrag) irrig nach Münze des Claudius, deren Reverstypus Muret 

Teos weist. Reichhaltigere Zeugnisse haben wir a. a. 0. p. 332 so beschreibt: „ETTI A0PEINOY. 

an den Münzen. Man sieht das Brustbild der Sur un autel haussi sur trois degrds, la pierre 

Göttin auf dem Obr., einen Löwen im Rev., noirätre, non fagonne'e de main d'homme, sur- 

begleitet von der Umschrift MHTPOC 06QN, montee d'une Ute de taureau." Aber Babelon, 

Coli, des med. gr. auton. de . . . Subhy Pacha. Mel. num. 1 p. 62 bezeichnet den Typus der 
Constantinople 1874 p. 190 nr. 3293. 3294. 30 bei Perrot, Hist. de l'art anc. 5 p. 38 abge- 

Biondelli, Nuova serie di monete e medaglioni bildet ist, einfach als „Bucräne de face sur 

greci . . . conservati nel medagliere del B. Gab. un autel". Über Iuliana — dessen Begeisterung 

Num. di Milano (Estr. dai Bendieonti del für den Kybeledienst wir eine für seine reli- 

B. Ist. Lombardo, serie 2. vol. 16 fasc. 15) giös-philosophische Anschauung interessante 

p. 19 nr. 112. Imhoof, Griech. Münzen p. 228 Rede auf die Göttermutter verdanken (Rede 5, 

(752) nr. 755. 756; ebenso mit der Revers- vgl. H.-Adrien Naville, Julien V Apostat et sä 
Umschrift MHTPOZ 06QN TT€IIIN€AI, Im- philosophie du polytheisme. Paris-Neuchatel- 
hoof, Griech. Münzen p. 227 f. (751 f.) nr. 572, Geneve 1877 p. 118—126 und Gerald Henry 
taf. 13 nr. 10; ferner im Obvers mit der Bei- Bendall, The Emperor Julian. Paganism and 
Schrift 0EA IAEA; Rev. TTeCCINOY(vr6av). Kopf u> Chrisiianity. Cambridge 1879 p. 88—90) — Be- 
des Attis, davor Pedum, Zeitschr. f. Num. 5 mühungen, den Kultus der Kybele in Pessinus 
p. 330. Imhoof, Griech. Münzen p. 228 (752) zu stützen, s. Göhler, De Matris Magnae apud 
nr. 758, Taf. 13 nr. 12. Muret, M61. num. 3 Bomanos eultu p. 24 und Lightfoot, Saint 
(1882) p. 332; wohl auch Coli. Subhy Pacha Pauls Epistle to the Galatians p. 34; über 
p. 190 nr. 3295; ferner auf einem Stück des zwei Märtyrer in Pessinus unter seiner Re- 
Tiberius mit der Reversaufschrift MHTHP gierung, von denen der eine sich an dem 
0EJ2N ETEI N, Imhoof, Gr. Münzen p. 229 Altar der Göttermutter vergriffen hatte, s. 

(753) nr. 759, Taf. 13 nr. 13; sowie auf einem Buinart, Acta Martyrum vol. 3. Auq Vind 
des Vespasian, Imhoof a. a. 0. p. 229 (753) 1803 p. 339 f. 

nr. 760, Taf. 13 nr. 14; die Brustbilder des 50 In Kappadokien, wo die Göttin unter 
Attis im bekränzten Sternenhut und der Kybele dem einheimischen Namen Ma in Koinana 
(vor dem Doppelbild Mondsichel) im Obvers; verehrt wurde, will man sie auf den bald 
Rev. MHTPOZ 0EßN TTEZZINEAC, Löwe mit als hethitisch, bald als pseudohethitisch 
Tatze auf dem Tympanon; Monogramm; Dios- (Puchstein), bald als syrokappadokisch (Bam- 
kurenmützen mit Sternen, Imhoof a. a. 0. say) bezeichneten Reliefs von Boghasköi und 
p. 226 f. (750 f.) nr. 749 (Mi. 4, 391, 104. Ari- Tazili-Kaya erkennen, s. Boschers Verweis auf 
goni 1 tav. 41, 83. Eckhel, Numi vet. aneed. Perrot Bd. 4 oben Bd. 2 Sp. 1654 und Sp. 2221 
p. 181 tab. 11, 10); ferner, wie Imhoof nr. 748, s. v. Ma. Natürlich bleibt die Deutung un- 
aber mit Stern auf dem Tympanon, Imhoof sicher, wie wir uns ja bei dieser ganzen 
p 227 (751) nr. 750, Taf. 13, 9 (Sestini, Lett. 60 Klasse von Denkmälern noch auf schwanken- 
N. Cont. 5 p. 104 nr. 2); ebenso, das Tympa- dem Boden befinden. Bevor wir Kleinasien ver- 
non ohne Verzierung, Imhoof nr. 751 (Lenor- lassen, noch einige Worte über die Nationalität 
mant, Gal myth. p. 14, pl. 3, 18. Cab. Allier der Göttin. Wenn wir uns gewöhnt haben, die 
p. 103. Muret a.a.O. p. 331 Boutkowski, Göttermutter speziell als die phrygisehe Göttin 
*) Die Namenaform Didymos bei Ptolemaios erweist ? U bezeichnen . SO müssen wir phrygisch mehr 
Rammy auf Grund der Form Zizimene (Beiname der lm geographischen als im ethnographischen 
Kybele) als gleichberechtigt mit Dindymos, wie Nadian- Sinne, fassen. Denn wie Bamsay, der gründ- 
dos neben Nazianzos vorkommt. lichste Kenner Kleinasiens, betont, war in der 



2897 Meter (= Kybele in Kappadokien) Meter (in Samos, Rhodos, Kypros etc.) 2898 

Religion und Gesellschaftsordnung der als dress, ornamented with acanthus pattern" (Rev. 

Eroberer von Europa nach Asien kommenden Haupt des Hermes). Die von ML 3, 45, 98. 

Phryger das männliche Element vorherrschend, 99. 47, 114 als Kybele bezeichneten sitzenden 

Bamsay, Studies of Phrygian Art, J. H. St. 9 Frauenfiguren auf Münzen von Mytilene stellen 

(1888) p. 367. Cities 1. 1895 p. 9, während wohl eher die Stadtgöttin dar. Im übrigen 
für die ältere einheimische anatolische Be- s. Bapp Bd. 2 Sp. 1654, wie für Chios Bapp 
Völkerungsschicht in Religion und sozialem Sp. 1644 und Höfers Nachtrag. Für Samos 
Leben das matriarchale System charakte- dürfte die Inschrift /iiovveöSmqog 6 d-eorpoQog 
ristisch ist, s. bes. Cities 1 p. 94—96. Wright, MtjtqI 'Eicitigarsia dtp' mv igyd&Tat, H. Bohl, 
Harvard Stud. 6 (1895) p. 73. Auch Kretsehmer, 10 Jahresher. üb. d. gr. Epigr. f. 1878- 82 (Bur- 
Einleitung in die Geschichte der griechischen sians Jahresber. 36. Bd. 11. Jahrg. 1883 3. Abt.) 
Sprache p. 194f. spricht sich dafür aus, dafs p. 17 nach IlatQvaooög 1882 p. 519 den Kult 
der Kult der Göttermutter den Phrygern ur- der Göttermutter bezeugen. Eine Münze des 
sprünglich fremd und Eigentum der klein- Decius von Samos soll nach Percy Gardner, 
asiatischen Urbevölkerung gewesen sei, die Samos and Samian Coins, Num. Chron. Third 
(s. p. 292) weder zu den Indogermanen, noch Ser. 2 (1882) p. 285 nr. 28, pl. 6, 12 Hygieia, 
zu den Semiten gehörte, sondern ein Volkstum Asklepios und Attis zeigen. Doch läfst Gard- 
sui generis bildete und (s. p. 355) die Göttin ner die Möglichkeit offen, dafs die Ersetzung 
unter den einheimischen Namen Mä , 'Appta, des Telesphoros, den Mi. 3, 297, 267 erkennen 
'A^fiäs verehrte. Derselben kleinasiatischen 20 will, durch Attis nur einem Versehen des 
Urbevölkerung gehört nach ihm (p. 195. 355) Stempelschneiders zuzuschreiben ist. Ans 
auch Attis an, während er den Sabazios (p. 195) Kalymna stammt eine fragmentarisch er- 
von den Phrygern aus ihrer europäischen haltene Thonfigur der sitzenden Kybele mit 
Heimat in Kleinasien eingeführt werden läfst. stehendem Hermes, neben dem ein Löwe sitzt, 
„Die Einwanderer", bemerkt er p. 197, „haben zur Seite, Gonze, Ath. MM. 13 (1888) p. 20ö| 
ihren Sabazios mit den einheimischen Gott- Taf. 6 (Brit. Mus.). In Kos bezeugt den 
heiten, dem Attis und der Kybele, verbunden, Kultus die Inschrift bei Hicks and Paton, In- 
und so ihre Religion mit der der unter- scriptions of Cos p. 286f. nr. 402 Z. 6: 'JjckoV 
worfenen Bevölkerung verschmolzen, was durch 0säv Ma\rgl oCg Ttveoea] xilia. Für Rhodos 
den orgiastischen Charakter beider Religionen 30 s. Höfers Nachtrag; über eine rhodische Terra- 
und ihre Beziehung auf das Naturleben sehr kotta-Statuette des British Museum, thronende 
erleichtert wurde." Sind diese sehr an- Göttin mit einem Löwen auf den Knieen 
sprechenden Ansichten Kretschmers richtig, so Heusey, Cat. des fig. ant. de t. c. du musee du 
fällt natürlich auch die oben Sp. 2863 an- Louvre p. 242. Für den Kult des Attis auf 
geführte Vermutung Badets über Einführung Rhodos citiert Cumont s. v. Attis in Pauly- 
des Kybelekults in Lydien durch die Thraker Wissowas Beal-EncyM. 2 Sp. 2248 Socrates 
und des Attisdienstes durch die Syrer vom hist. eccl. 3, 23. Auf Kypros fand Max 
Halys; vgl. Kretsehmer p. 385 ff., der p. 387 Ohnefalsch-Bichter ein Heiligthum der Mrjxrjo 
auch Lagardes Behauptung, dafs die lydischen &iäv „innerhalb des Mauerringes der Stadt 
mit^ "Axttjs zusammengesetzten Eigennamen 4oTamassos am Nordrande nördlich vom Dorfe 
Mvdvrrjs, Saäväxxrjs, 'Alväxxrjg wegen der Politiko und südlich von Pera und dem zwi- 
Stellung des Gottesnamens "Arxns am Schlufs sehen beiden Dörfern hinfliefsenden Pidias- 
statt am Anfang der Worte einem semitischen flusse, dem Pedaios der Alten", Ohnefalsch- 
Volke zuzuweisen seien, zurückweist und die Bichter, Die ant. Kultusstätten auf Kypros. 
Bevölkerung Lydiens in historischer Zeit aus Berlin 1891. 4° p. 11 nr. 5 und Kypros, die 
autochthonen und phrygischen Elementen zu- Bibel und Homer p. 172. 244. Die Weih- 
sammengesetzt sein läfst. Auch wird man inschrift, jetzt in Berlin, steht auf dem Rande 
sich schwer dazu verstehen, für den in der eines Weihwassergefäfses. Zu Achna im 
Litteratur gebräuchlichen, aber in den In- Osten der Insel fand er in einem von ihm 
Schriften nur ganz vereinzelt vorkommenden 50 ausgegrabenen Heiligtum (Kultusstätten lf. 
Namen der Göttermutter Kybele, über dessen nr. 1) eine Kalksteinstatuette der zwischen 
Etymologie man schon im Altertum die ver- zwei Löwen thronenden Kybele, Ohnefalsch- 
schiedensten Vermutungen aufstellte (s. De- Vit, Bichter, Kypros, die Bibel und Homer p. 295 
Tot. Lat. Onom. 2 p. 523), einen semitischen Fig. 198, Taf. 206, 6. Eine kopflose Figur der 
Ursprung, etwa mit Ad. Sonny, Philol. N. F. 2 auf einem Felsen sitzenden , mit den Füfsen 

(1889) p. 661 Anm. 8 vom hebr. gebel „Berg" auf einen gelagerten Löwen tretenden Kybele 
oder mit Heinr. Lewy, Die semitischen Fremd- von weifsem Marmor entdeckte Palma di Ces- 
wörter im Griechischen. Berlin 1895 p. 249 nola in Soloi, Louis Palma di Cesnola, Cypern 
vom hebr. qubbä „gewölbtes Zelt", arab. p. 199. p. 413, Taf. 41, 1. Joh. Doli, Die 
qubba „Gewölbe, Kuppel" zuzugeben. 60 Sammlung Cesnola. St. Petersburg 1873. 4° 

Sehen wir uns auf den Kleinasien vor- p. 57 nr. 831, Taf. 7, 15. Aus einer gleich- 
gelagerten Inseln nach dem Kultus der Götter- falls in Soloi gefundenen fragmentarisch er- 
mutter um, so sind für Lesbos die numis- haltenen Inschrift (Palma di Cesnola, Cypern 
matischen Zeugnisse unsicher. Im Cat. of p. 379 nr. 29) will Pierides einen isqkqxv «? 
Greek Coins in the Brit. Mus. Troas etc. napnaTslQas herauslesen. Er fafst IJaniidxstga 
p. 163 nr. 69, 70, pl. 33, 12. 13 verzeichnet als einen Beinamen der Gaia. Der Beiname 
Wroth Elektronmünzen mit „Female head r. Ttaa^rtog, den Kybele in der stadtrömischen 
(Kybele?), wearing earring and turreted head- Inschrift C. I. Gr. 6012c führt, liefse sehr 



2899 Meter (= Kybele in Syrien) Meter (= Kybele in Ägypten) 2900 

wohl auch hier an diese Göttin denken, aber p. 329, pl. 22, 9. Mi. 5, 431, 42. de Saulcy 
da die Majuskeln nicht iiQaQxrjeag, sondern p. 168 nr. 6; sowie für die auf einem Löwen 
EYAPXHCAC bieten, ist in dem folgenden reitende Göttin einer Münze des Severus 
PANMATE AI schwerlich ein Göttername zu Alexander von Sidon, Cohen, Cat. Greau 
vermuten. In Leukolla fand Palma di Ces- p. 217 nr. 2607. Schwierig ist die Frage hin- 
nola (p. 159. p. 412, Taf. 39, 1) einen jetzt im sichtlich des Typus der Münzen von Gabala, 
Berliner Museum befindlichen kolossalen Kopf welche Stadt nicht zu den römischen Kolo- 
der „Kybele", der freilich ebenso gut von der nieen gehört. Mionnet verzeichnet die sitzende 
Statue einer Stadtgöttin herrühren kann. Unter Kybele auf Münzen der Iulia Domna 5, 237, 
den Terracotten griechischer Fabrik von Ki- 10 646 (Sestini, B. N. V. p. 517, zwischen zwei 
tion im Louvre verzeichnet Seuzey, Cat. des Löwen); des Caracalla, 5, 238, 653; des Macri- 
figurines ant. de terres cuites du musee du nus, S. 8, 164, 189. 190 (Sestini, D. N. V. p. 517, 
Louvre tom. 1 p. 187f. nr. 175 „Aphrodite ou 10; auf letzterem Stück mit einem Löwen zu 
Cybile", „un petit torse de deesse assise, repre- Füfsen). Auf allen diesen Münzen fehlt die 
sentee avec un grand tympanon, qu'elle sou- Angabe der sich sonst auf den Münzen dieser 
tient majestueusement de la m. dr. et avec la Stadt findenden Jahreszahl. Will man nicht 
phiale dans l'auire". Er bemerkt darüber: annehmen, dafs dieselbe nur verwischt ist, so 
„Gräce ä la parente des deux legendes, il est liegt die Vermutung nahe, dafs der Stadt- 
tres possible que Cybele ait figure ä cöte d'Aphro- name verlesen ist und die Münzen nach Tabala 
dite, dans la Serie des deesses de Kittion. Toute- so in Lydien gehören. Nun verzeichnet aber 
fois, il ne faut pas oublier qv? Aphrodite jouait Chaix, Bescr. de onze monn. imp. gr. etc. p. 129 
dans la mythologie de Chypre le role d'une nr. 884 Kybele sitzend zwischen zwei Löwen 
Grande Beesse, et qu'elle s'y confondait aussi mit Ähren und Scepter auf einem Stück Tra- 
avec la deesse bachique Ariadne, sous le nom Jans, welches mit der Jahreszahl BNP ver- 
d' Ariadne- Aphrodite; ces raisons et le caractire sehen und eine Variante des von Mi. 5,234, 
oriental de son culte avaient pu, dans certains 633 beschriebenen, von gleicher Jahreszahl 
cas, lui faire donner comme attribut le tympa- begleiteten Typus „Femme tourrelee, assise ä 
non, si souvent place dans les mains des petites g., ayant une chouette eployee sur la m. dr. et 
idoles de style asiatique." Aus Kypros stammt la haste dans la g.; ä ses pieds, deux Kons 
auch die Bronzestatuette der „Cybele, assise de 30 accroupis" ist. Ferner giebt Mi. 5, 236, 639 
face, coiffee de la *vv?i, vetue de la tunique ein Stück des Commodus mit der Jahreszahl 
flottante et de l'himation, la m. dr. ramentee TAC und dem Typus „Büste de Pallas, devant 
aux seins, la g. pose'e sur la Ute d'un lion, le simulacre de Cybele assise entre deux lions". 
place ä dr. sur un support" bei A. de Bidder, Bei diesen Münzen kann ein Zweifel der Zu- 
Cat. des bromes de la soc. arch. d'Athenes. gehörigkeit zu Gabala nicht entstehen. Aber 
Paris 1894 p. 168 nr. 906. die Göttin wird man, mit gröfserer Wahr- 
Aufserhalb Kleinasiens ist in Vorderasien scheinlichkeit für eine Form der syrischen 
der Kult der Kybele meines Wissens nicht Göttin als für Kybele erklären, 
mit unbedingter Sicherheit nachzuweisen. Da Nur vereinzelt tritt der Kultus der Götter- 
nach den Münzen des syrischen Hieropolis 40 mutter in Aegypten auf. Aus Kanopos 
{Mi. 5 p. 140—142. 8. 8 p. 114. Head, H. N. stammt die Widmung C. I. Gr. 4695 MtjzqI 
p. 654) zu urteilen, die Atargatis der Kybele (rtmv cmriiga imjxöm *. t. X. Für Alexan- 
vollständig gleich dargestellt wird, wie denn dreia belegen ihren Dienst die Münzen, von 
auch Ähnlichkeiten im Kultus und Mythus denen die des Trajan mit dem Datum LI? sie 
beider zu erkennen sind (s. oben Bd. 2 Sp. 1651 . auf Felsen zwischen zwei Löwen sitzend zeigen, 
Farnell, Cults of the GreeJc States 2 p. 643 ff.), Stuart Poole, Cat. of the Greek Coins of Ale- 
so kann man, wenn man auf den Münzen Syriens xandria p. 51 nr. 427, pl. 7, während sie auf 
und Palästinas eine zwischen zwei Löwen denen des Antoninus Pius mit den Daten LH, 
sitzende oder auf dem Löwen reitende Göttin Mi. 6, 243, 1643; LK, Mi. 6, 274, 1879. Feu- 
antrifft, kaum mit Bestimmtheit sagen, ob die 50 ardent, L'Egypte anc. 2 p. 130 nr. 1895 und 
phrygische oder die syrische Göttin hier zu er- 1895 bls ; vgl. Poole p. 121 nr. 1042; LKA, Mi. 
kennen ist. An und für sich würde man auf S. 9, 85, 346 {Sestini, Mus. Hedervar. Terza 
semitischem Boden natürlich zunächst an die parte. Cont. p. 40 nr. 97 = Wiczay nr. 6749). 
letztere denken. Aber bei den römischen Poole p. 121 nr. 1041; der Faustina iun. mit 
Kolonieen, auf deren Münzen der Typus er- den Daten LA, Mi. 6, 310, 2135 (Zoega, Numi 
scheint, ist es immerhin möglich, dafs, da Aeg. Imp. p 226 nr. 7). Poole p. 166 nr. 1350, 
wir hier eine aus verschiedenen Nationalitäten pl. 7; LK, Mi. 6, 316, 2192 (Mus. Theupöli 
zusammengesetzte Bevölkerung erwarten dür- p. 1157). Feuardent 2 p. 153 nr. 2146; und 
fen, die Göttin als Kybele zu deuten ist. Dies der Iulia Domna mit dem Datum LH, Poole 
gilt für die zwischen zwei Löwen sitzende 60 p. 184 nr. 1465 , pl. 7, in gleicher Weise von 
Göttin auf Münzen des Philippus sen. von zwei Löwen umgeben auf einem Stuhle sitzend 
Neapolis Samariae, Mi. 5, 506, 118 (Yail- erscheint. 

lant, Numi Col. 2 p. 244) = de Saulcy, Nu- Gehen wir von Kleinasien hinüber nach 
mismatique de la Terre Sainte p. 266 nr. 5. Europa, so treffen wir den Kultus der Götter- 
Mi. S. 8, 354, 99 (Sestini, Lett. Num. Cont. 9 mutter am Nord- und Westufer des Sehwarzen 
p. 106 nr. 25). de Saulcy p. 266 nr. 6 (Cab. de Meeres, im alten Skythenlande. Schon Eero- 
Vogue); und des Valerianus sen. von Ptole- dot (4, 76) erzählt, der skythische Fürstensohn 
mais Galilaeae, Pellerin, Mel. de div. med. 1 Anacharsis habe in der Hyläa der Götter- 



2901 Meter (= Kybele in Olbia etc.) Meter (= Kybele in Moesia) 2902 

mutter einen orgiastischen Kult eingerichtet, Tympanon, Septimius Severua, Cat. of Greek 

W. Tomaschek, Kritik der ältesten Nachrichten Coins in the Brit. Mus. Tauric Chersonese 

über den skythischen Norden, Sitzungsber. d. — Thrace p. 13 nr. 1. Cat. Northwick 1 p. 47 

k. k. Äk. d. W. Ph.-E. Kl. 116 (1888 p. 715— nr. 475; mit Schale in der R., Iulia Domna, 

780) p. 725. Antiguite's de la Bussie meridio- Grimm p. 39 nr. 23, Taf. 66, 5 (Eremitage); 

neue (edition frang. des Bousskia Brevnosti) desgl. mit Schale und Tympanon, Königl. 

par . . . N. Kondakof, . . . J. Tolstoi et 8. Bei- Museen zu Berlin. Beschreibung d. ant. Münzen 

nach 1. Paris 1891. 4° p. 17. In Olbia lernen 1 p. 32 nr. 7; desgl. verschleiert, mit Ähren 

wir eine Priesterin der M^rng »säv kennen und Tympanon, Grimm p. 39 nr. 24 {Mi. S. 2, 

durch die Inschrift Latyschew, Inscr. Ant. 10 30, 25. Vaillant, N. Gr. p. 112. Fiorelli, Cat. 

Orae Sept. Ponti Euxini 1 p. 138 nr. 107. del Mus. Naz. di Napoli 1. Monete Greche 

Nach Ant. de la Bussie me'rid. 1 p. 17 besafs p. 105 nr. 6226); zwischen zwei Löwen, vor einem 

die Stadt einen Tempel der Göttin. Ich lasse Tempel, Caracalla, Grimm p. 40 nr. 29, Taf. 66, 

es dahin gestellt sein, ob wir in dem weib- 7 (Eremitage. Sestini, Mus. Chaudoir p. 40, 

liehen Hanpt mit Thurmkrone und Ährenkranz tab. 2, 9. Mi. S. 2, 30, 127. Eckhel, Cat. Mus. 

der Münzen von Olbia mit den Verfassern der Caes. Vind. 1 p. 48 nr. 2); ebenso, ohne Tempel 

Ant. de la russie merid. 1 p. 15 fig. 13 die hinter der Göttin Grimm y. 40 nr. 30 (Eremitage), 

Kybele erkennen dürfen, oder ob wir es mit mit Schale und Tympanon, Plautilla, Grimm 

der Stadtgöttin zu thun haben. Für Panti- p. 42 nr. 39 {Mi. S. 2, 31, 133. Vaillant p. 139. 

kapaion bezeugen den Kult die Widmung 20 Fiorelli a.a.O. p. 105 nr. 6228). 

MrjTQi $Qvylai bei Latyschew a. a. 0. 2 p. 14f. Stark vertreten ist der Kultus in Nieder- 

nr. 17 = C. I. Gr. 2 add. p. 1001 nr. 2107b Moesien. Die Münzen von Kallatia zeigen 

und vielleicht die Weihinschrift Latyschew 2 sie sitzend, mit dem Typanoii; Obv. Hanpt 

p. 14 nr. 16 = (7. I. Gr. 2107, deren Schlufs des Herakles Ktistes, Mi. 1, 354, 5. Beschr. 

Boeckh zu [^pjjT]gt, Latyschew aber zu x[iji d. Ant. Münzen [zu Berlin] 1 p. 49 nr. 16. 

M]7 l [z]q{ ergänzt. Über das Haupt des Attis Arneth, Sendschreiben an Herrn Tedeschi, 

auf den Münzen der Stadt s. oben s. v. Men Sitzungsber. d. k. k. Ale. d. W. Ph.h. Kl. 9. 

Bd. 2 Sp. 2729; über die mannigfaltigen Terra- 1852 [p. 886— 916] p. 888 nr. 3; sitzend, auf 

cottafiguren desselben ebenda Bd. 2 Sp. 2738 der R. eine kleine Nike, den 1. Arm gestüzt 

und Anm. *. Als Attis auf beiden Schultern so auf die Lehne des Sessels; Obv. Belorbeertes 

einen Ziegenbock tragend erklärt Stephani, Haupt des Herakles, Blanchet, Bev. num. 3 e 

C. r. p. les a. 1870 et 1871 p. 184f., pl. 5, 4 se'r. 10 (1892) p. 56 nr. 6 {Bibl. not.); sitzend 

(vgl. p. l'a. 1869 p. 28 Anm. 5. p. l'a. 1873 zwischen zwei Löwen, Geta, Mi. S. 2, 59, 34; 

p. 16 f. und über die Verbindung des Bockes reitend auf dem Löwen, in der L. ein Scepter, 

mit dem Hirten Attis p. l'a. 1869 p. 36. 37) Faustina iun., Sabotier, Monn. imp. grecques 

eine bei Pantikapaion gefundene Terracotta- en bronze et inedites {Extr. de la Bev. de la 

figur, die aber in den Ant. de la Bussie Num. lelge 1860) p. 2 nr. 1, pl. 1 nr. 1. Blan- 

merid. 1 p. 98 fig. 133, p. 100 einfach als „un chet a. a. 0. p. 60 nr. 7, pl. 1, 3. Lucilla, Mi. 

jeune pätre, portant un chevreau sur ses epaules, S. 2, 57, 21 (Eckhel, Syll. 1 p. 24) = Arneth 

figure dans le costume du pays" bezeichnet 40 a. a. 0. p. 888 nr. 5; Septimius Severus, Mi. 

wird. Auch Kybele selbst ist nach Ant. de la S. 2, 58, 25 („Femme sur un Hon, paraissant 

Bussie merid. 1 p. 100 unter den am Bosporus tenir un serpent dans la m. g.") ; Iulia Domna, 

entdeckten Terracotten vertreten: „on recon- C. Gr. C. Brit. Mus. Thrace p. 23 nr. 10; 

nait aise'ment Gybele ä ses attributs: une cou- Gordianus Pius, Mi. S. 2, 61, 45; die von 

rönne murale un Hon suivant la deesse, ou un Istros sitzend zwischen zwei Löwen, Ela- 

lionceau qu'elle tient dans ses bras". Eine gabal, Cat. Gr. C. Brit. Mus. Thrace p. 26 

dieser Terracotten „Kybele, die Schale in der nr. 16; die von Marcianopolis sitzend, die 

R., das Tympanon auf der L. auf einem L. auf dem Tympanon; Obv. Brustbild der 

grofsen Löwen" wurde 1892 aus Kertscb für MAPKIANOTTOAIC, Mi. 1, 357, 30. Arneth p. 891 

das Berliner Museum erworben, Jahrb. d. Arch. 50 nr. 1 ; mit Schale und Tympanon, Caracalla 

Inst. Arch. Anz. 8 (1893) p. 96. Inv. nr. 8337. und Iulia Domna, Arneth p. 892 nr. 26; eben- 

Von gröfseren Werken der Skulptur wird als so, zwischen zwei Löwen, Septimius Severus, 

zu Pantikapaion gefunden Ant. de la Bussie Mi. S. 2, 74, 114. Lenke, N. H. Suppl. p. 132. 

merid. 1 p. 106 erwähnt „une grande statue Cat. Gr. C. Brit. Mus. Thrace p. 28 nr. 4. 

de Cybele, malheiireusement sans tete, assise sur Beschr. d. ant. Münzen [zu Berlin] 1 p. 57 

un tröne entre deux lions". Es ist jedenfalls nr. 7. Sestini, Mus. Hedervar. 1 p. 25 nr. 4. 5. 

der kolossale Torso ihrer Statue von weifsem Terz, der von 0. Seyffer hinterl. Münzen 1 

Marmor, den Scassi auf der Akropolis von p. 63 nr. 433 ; Caracalla, Cat. Gr. C. Brit. Mus. 

Pantikapaion gefunden hat, Neumann, Die Thrace p. 29 nr. 11; Geta, Blanchet a. a. 0. 

Hellenen im Skythenlande p. 488f. Tyra prägt 60 p. 62 nr. 16; Caracalla und Geta, Boutkowski, 

die Göttin sitzend auf zahlreichen Münzen, in Bev. num. 3 e se'r. 1 (1883) p. 376 nr. 6, pl. 9, 4; 

der R. die Patera, Hadrian, A. Grimm, Die Gordianus Pius, Beschr. d. ant. Münzen [zu 

Münzen von Tyra, Berliner Bl. f. Münz-, Berlin] 1 p. 69 nr. 65; ebenso zwischen einem 

Siegel- und Wappenkunde 6 (p. 27—44) p. 34 Löwen und einem anderen Tier, vielleicht 

nr. 6 (Mem. d. Odessaer Ges. 6, 475, Taf. 2, 6); einem Hasen (?), Septimius Severus, Mi. S. 2, 

die L. auf dem Tympanon, vor ihren Füfsen 74, 116 (Eckhel, Cat. Mus. Caes. Vind. 1 p. 64 

ein Löwe, Antoninus Pius, Grimm p. 34 nr. 7, nr. 4) = Arneth p. 891 nr. 9; Caracalla, Beschr. 

Taf. 65, 9 (Sammlung der Eremitage); mit d. ant. Münzen [zu Berlin] 1 p. 59 nr. 16; 



2903 Meter (= Kybele in Moesia) Meter (= Kybele in Thrakien - ) 2904 

reitend auf dem Löwen, Macrinus, Cat. Gr. C. Gr. C. Brit. Mus. Thraee p. 62 nr. 53; Phi- 

Brit. Mus. Thraee p. 33 nr. 38; Macrinus und lippus sen., Mi. S. 2,205,456; Philippus iun., 

Diadumenian, Mi. 8. 2, 88, 203 (Vaillant). Cat. Gr. G. Brit. Mus. Thraee p. 64 nr. 68. 

Cat. Northwick 1 p. 47 nr. 477; ferner „Cybele Noch zahlreichere Spuren finden sich in 

leone veeta praecedente figura galeata d. clypeo Thrakien. Die Münzen von Anchialos zeigen 

Cybelen tuente s. hastam" , Gordianus Pius, die Göttin sitzend zwischen zwei Löwen, 

Wiczay, Mus. Hedervar. 1 nr. 2177, wonach Septimius Severus, Mi.'S. 2,219,84 (Eckhel, 

M. S. 2, 110, 327 = Arneth p. 897 nr. 108a Cat. Mus. Caes. Vind. 1 p. 64 nr.2); vgl. nr. 83, 

und Sestini, Mus. Hedervar. 1 p. 31 nr. 54; wo sie angeblich zwischen einem Stier und 

stehend (aber Deutung unsicher), Caracalla, 10 einem Löwen sitzen soll. Mi. S. 2, 220, 87 

Mi. S. 2, 78, 140; Macrinus und Diadumenian, (Cab. Allier). JEug. Chaix, Descr. de onze 

Beschr. d. ant. Münzen [zu Berlin] 1 p. 62 cents monn. imp. gr. et col. lat. Paris 1889 

nr. 31; die von NikopoHis ad Istrum sitzend p. 9 nr. 48. Cat. Gr. C. Brit. Mus. Thraee 

zwischen zwei Löwen, Plautilla, Mi. S. 2, 143, p. 232 nr. 10a; vgl. Cat. Northwick 1 p. 49 

511; reitend auf dem Löwen, Septimius Seve- nr. 500, wo die Löwen nicht verzeichnet 

rus, Mi. S. 2, 119, 370 (Arig. 1 dl. tab. 7 nr. 110) werden; Caracalla, Sestini, Mus. Hedervar. 1 

= Sestini, Cat. n. v. Mus. Arigoniani cast. p. 45 nr. 9 = Wiczay nr. 2263. Postolakas 

p. 13; Caracalla, Mi. S. 2, 137, 471; Elagabal, p. 126 nr. 902; sitzend zur Seite ein Löwe, 

Cat. Northwick 1 p. 47 nr. 477; vgl. feiner Septimius Severus, Mi. S. 2, 220, 85 (Sestini, 

die von Höfer angeführten Inschriften AEM. 20 D. N. V. p. 53 nr. 4); sitzend, 1. neben ihr 

15(182)p.214nr. 93 („NovyNikjup"). AEM. 10 ein Löwe, vor ihr Attis, Gordianus Pius, Mi. 1, 

p. 241 f. nr. 6 („Ieni-Nikup"). Vermutlich 371,60; reitend auf dem Löwen, Septimius 

gilt ihr anch die in den Ruinen von Niko- Severus, Mi. S. 2, 220, 86. Über die Widmung an 

polis ad Istrum gefundene Inschrift &c& inrj- die Meter Theon Mamouzene aus der Umgegend 

k6(M svavxqxco xuxa | Övsi[q]ov enixayrjv Aov- von Byzanz s. ob. s. v. Ma Bd. 2 Sp. 2223f. 

Ktog 'AvSgovs\i]v.og \ str««*, AEM. 17 (1894) Über Heiligtümer der Rheia am Bosporus 

p. 180 nr. 26; da beide Beinamen der Göttin s. 0. Frick s. v. Byzantium in Paulys B. E. 1* 

auch sonst sich für Kybele nachweisen lassen. p. 2615. Ein von Byzas, dem mythischen 

Aus Tomoi stammt ein Belobungsbeschlufs der Gründer der Stadt, errichtetes Heiligtum er- 

BuleunddesDemosfürzweiAnführerundvierzig so wähnt Hesychius Milesius fr. 4, F. H. Gr. 4 

Mann, die wegen der Einfälle eines räuberischen p. 149: 'Pf «g fiev xaxa xbv xrjg Baadinfig Äsyo- 

Volkes einige Jahre lang den Sicherheitsdienst fitvov xoitov v&oov re «ort SyaXpa xa&iSgvecexo, 

versahen und den dafür erhaltenen Lohn zum ort neu Tv%awv xolg itoXixaig xexiy.r\xo. Die 

Opfer für die Meter Theon und die Dioskuren Notiz des Zosimos 2, 31, Konstantin d. Gr. 

verwendet hatten, G. Tocüeseu, AEM. 13 habe in seiner neuen Hauptstadt zwei Tempel 

(1890) p. 22— 26 nr. 50, Z. 35—38 (*<u xb So- errichtet und in dem einen das Bild der Tyche 

&sv sat)ro[tg | fi'g DL-TtaQxr\v itaga xfjg nö\V\£- von Rom, in dem andern das von den Argo- 

co[s] cev!;rjouvxsg Ka&' ex.a[o\xov iviavxbv &v- nauten auf dem Dindymon bei Kyzikos ge- 

ovblv vnsQ xfj[s2 T °v S^fiov ecotr]Qia\ß] Mtjxqi stiftete Agalma der ftTjrpös &emv Peag, dem 

&emv Kai dioanovQoig). Aus Tomoi stammt 4.0 er die Löwen auf beiden Seiten weggenommen 

ferner die Widmung an die Mater Deum und dessen Armen er die Haltung einer 

Magna dargebracht vom dux limit(is) prov(in- Betenden gegeben habe, aufgestellt, verwirft 



ciae) Scyt(hiae) für das Wohlergehen Diocle 
tians und Maximians und ihrer Mitregenten, 
C. 1. L. 3, 763. Frohner, Notice de la sculpt. 
ant. du muse'e imp. du Louvre p. 483 nr. 547 
Ebendort lernen wir durch eine andere In- 
schrift ein Kollegium mit aQuäsvägocpögog, 



V. Schnitze, Unters, z. Gesch. Konstantins d. 
Gr. 2. Die Tempelbauten in Konstantinopel, 
Zeitschr. f. Kirchengesch. 7. 1885 p. 355 f., vgl. 
Der Untergang des griech.-röm. Heidentums 2. 
Jena 1892 p. 279 f. u. Anm. 3. p. 281; vgl. 
auch J. M. Flasch, Constantin der Große als 



jrcrjfct (ßsvSgoqioQtov), firjxrjQ SsvSgoq>ÖQa>v, dg- erster christl. Kaiser. Würzburg 1891 p. 38 f. 

XigaßSovzieu kennen, Tocüeseu, AEM. 11 (1887) 50 und J. Burckhardt, Die Zeit Konstantins d. 

p. 44 — 47, wie denn ein Archidendropborus Gr. p. 472 Anm. 3. p. 474 Anm. 2. — Schultze 

auch in der Widmung an Attis (0. I. L. 3, nimmt an, Konstantin habe das alte von 

763. Fröhner a. a. 0. p. 483f. nr. 548) vor- Byzas gegründete Heiligtum in ein öffentliches 

kommt. Die Münzen der Stadt zeigen uns Monument christlichen -Gepräges verwandelt, 

die Göttin sitzend, vor den Füfsen ein. Löwe, Auf den Münzen von Deultum sieht man 

Crispiua, Beschr. d. ant. Münzen [zu Berlin] 1 die Göttermutter sitzend zwischen zwei Löwen, 

p.92nr.l2. Mi. S. 2, 188, 759. Arnethp.9U Severus Alexander, Mi. S. 2,282,479 (Mus.Arig. 

nr. 19. de Longperier, Cab. de Magnoncour 1. col. tab. 10, 152) = Sestini, Cat. n. v. Mus. 

p. 23 nr. 203; sitzend, ohne Löwen, mit Schale Arig. cast. p. 16; Philippus sen., Mi. S. 2, 297, 

und Tympanon, Commodus, Sestini, Mus. 60 578 (Vaillant, Col.). 579 (Sestini, Lett. vol. 3 

Hedervar. 1 p. 40 nr. 9 = Wiczay nr. 2243; p. 164 nr. 110); auf denen von Hadrianopolis 

Septimius Severus, Iloaxolänag, Kaxäl. xäv sitzend, zu Füfsen ein Löwe, M. Aurel, Mi. 

uq%. rofiißnaxcov xov 'A&^vrjaiv s&viiiov vofi. S. 2, 304, 621 (Mus. Sandern, num. sei. 2 

fiovasiov 1 p. 120 nr. 871. a' \ Caracalla, Mi. p. 239); Caracalla, Mi. S. 2, 315, 689; sitzend 

S. 2, 189, 766 (Vaillant}; Beschr. d. ant. Münzen zwischen zwei Löwen, Caracalla, Mi. S. 2, 315 

[zu Berlin] 1 p. 92 nr. 13; Geta, Taechella, 690 (Vaillant); Gordianus Pius, Postolakas 

Bev. num. 3 6 ser. 11 (1893) p. 58 nr. 41 ; sitzend p. 134 nr. 947; reitend auf springendem Löwen, 

zwischen zwei Löwen, Gordianus Pius, Cat. Commodus, Mi. S. 2, 308, 646; Geta, Mi. S. 2, 



2905 Meter (= Kybele in Thrakien) Meter (in Thrakien u. Makedonien) 2906 

322, 735. Verz. d. ant. Münzen [zu Berlin] 1 Münzen des Septimius Severus mit den Typen: 
p. 170 nr. 22. Cat. Gr. C. Brit. Mus. Thrace Kybele reitend auf dem Löwen, S. 2, 508, 
p. 119 nr. 24. Eine Bronzestatuette des Attis, 1790 (Patin, Impp. p. 283); sitzend in vier- 
gefunden in der Maritza bei Hadrianopel, wird säuligem Tempel, nr. 1791 (Vaillant); sitzend 
im Cat. des objets d'art . . . qui compos. les in sechssäuligem Tempel, zu Füfsen ein Löwe, 
collections de feu M. le Comte de Pourtales- nr. 1792 (Tristan 2 p. 98); sowie ein Stück 
Gorgier. Paris 1865 p. 127 nr. 661 ver- des Elagabal mit der sitzenden Göttin, zu 
zeichnet. Füfsen ein Löwe, 8. 2, 520, 1865 (Patin, Impp. 
Münzen des Philippus sen. und der Otacilia p. 332 nr. 3). Traianopolis prägt sie auf 
von Mesembria sollen sie sitzend zwischen 10 einer Münze des Caracalla auf dem Löwen 
zwei Kaninchen zeigen, Cat. Gr. C. Brit. Mus. reitend, M. S. 2, 612, 1811 (Eckhel, Cat. 1 p. 80 
Thrace p. 134 nr. 18. 19, vgl. oben die Münzen nr. 10). Ein Zeugnis für Kybelekult in Sestos 
des Septimius Severus und des Caracalla von auf dem thrakischen Chersones erhalten wir 
Marcianopolis . und ein Epigramm vom Pagos durch Polyb. 21, 6, 7 und Livius 37, 9: Als 
bei Smyrna (B. C. H. 3 p. 328), worin ein ge- im Kriege gegen Antiochus von Syrien 190 
wisser Hermodoros sein ehernes ihn als Jäger v. Chr. C. Livius Salinator, der Commandant 
mit erbeutetem Hasen darstellendes Standbild der römischen Flotte, zur Belagerung von Sestos 
der Despoina darbringt und das Verrücken schreitet, da erscheinen bei ihm zwei Galloi 
desselben mit einer an die Meter Theon im Priesterornat ((jsto rvnrav nai kqobxti&i- 
Smyrna'ike zu zahlenden Strafe bedroht; doch 20 Slam) und flehen im Namen der Göttermutter 
scheint es mir nicht sicher, ob unter der um Schonung für die Stadt, Goehler p. 9. 
Despoina die Kybele und nicht vielmehr die Für den Kult auf Imbros und Samo- 
Nemesis zu verstehen sei. Zwei Korybanten thrake s. oben Bd. 2 Sp. 1654 und Höfers 
erscheinen auf einer Münze des Gordianus Nachtrag. Über die Münztypen von Samo- 
Pius von Mesembria, Bestini, Descr. di molte thrake s. auch Cat. Gr. C. Brit. Mus. Thrace 
medaglie ant. greche esistenti in piü musei p. 31 p. 215 nr. 1 — 5. 11. Verz. d. ant. Münzen [in 
nr. 3, tab. 6 fig. 3. Eine Marmorplatte aus Berlin] 1 p. 284f. nr. 1, Taf. 7, 65. nr. 2—21. 
Ode ss os stellt eine sitzende Frau dar. die Zeitschr. f. Num. 16 (1888) p. 2, Taf. 1, 1; 
dem Herakles einen Kranz überreicht. Bei- über die hier verehrte Göttin auch 0. Buben- 
gefügt ist die Inschrift: ngiormg . . . .„iitvoi j 80 söhn, Die Mysterienheiligtümer in Eleusis und 
svxaqiatriQiov Mr}TQ[i | [HJeaxift, hhorpil, Samothrake. Berlin 1892 p, 127; das auf In- 
AEM. 17 (1894) p. 202f. nr. 80. Mi. S. 2, 356, schritten von Samothrake angebrachte, von 
918 nach Mus. Arig. 2 tab. 28, 400 und Sestini, Bubensohn mit dem Kybeledienst in Zusammen- 
Cat. n. v. mm. Arig. cast. 17 verzeichnen eine hang gesetzte merkwürdige Bauwerk der Münzen 
Münze des' Severus Alexander von Odessos von Kyzikos (p. 158 ff. 227 ff.) ist nach Kern, 
mit „Cybele capite turrito rupi insidens ad s. Athen. MM. 17 (1893) p. 368 von den Kyzi- 
d. spicas, s. crotalo innixa", worin aber viel- kenern, von welchen die Inschriften herrühren, 
leicht die Stadtgöttin zu erkennen ist: zwischen einfach als Stadtwappen verwendet worden; 
zwei Löwen sitzend erscheint die Göttermutter demnach ist, selbst wenn die auch von Kern 
auf einem Stück mit den Häuptern des Gor- 40 zugegebene Beziehung des kyzikenischen Baues 
dianus Pius und des Sarapis, tiestini, Descriz. auf den Kybeledienst gesicherter wäre, als 
di molte medaglie etc. p. 36 nr. 3 (Vaillant ich es oben bei Betrachtung des Dienstes der 
p. 154). Es zeigen sie ferner Münzen von Göttermutter in Kyzikos zugeben konnte, „für 
Pautalia reitend auf einem Löwen, Anto- Samothrake nichts damit gewonnen" (Kern 
ninus Pius, Mi. 8. 2, 368, 977 (Vaillant); a.a.O.). Möglicherweise aus Samothrake oder 
M. Aurel, Mi. S. 2, 368, 979 (Vaillant); von aus Kyzikos stammt nach Conzes Vermutung 
Perinth sitzend zwischen zwei Löwen, Gor- ein von ihm Athen. Mut. 16 (1891) p. 191 — 193 
dianus Pius, Mi. S. 2, 436, 1384 (Bamus 1 mitgeteiltes Relief unbekannter Herkunft im 
p. 110 nr. 17). Aus Perinth stammt ein Kybele- Brit. Museum. Es stellt dar Hermes, eine 
Idol aus weifsem Marmor in Berlin, Beschreib. 50 bärtige männliche Gottheit, Kybele und im 
d. ant. Skulpturen. Berlin 1891. 4° p. 262 Hintergrunde rechts zwei Korybanten, links 
nr. 703. Für Philippopolis bezeugt ihren eine Person, sitzend auf einem Schiffsvorder- 
Kult die Widmung eines Altars und Agalmas, teile. Über Attis als Stifter des samothraki- 
der Meter Theon dargebracht von r 'Ei.i.riv£g sehen Dienstes s. Usener, Bhein. Mus. 1868 
Bi&vvoC, Heuzey, Le Mont Ulympe et l'Acar- S. 322. Maass, Orpheus p. 193 f. 
nanie p. 489. Dumont, Inscr. et monum. figu- Vereinzelt finden sich Spuren der Götter- 
res de la Thrace, Archives des miss. scientif. mutter auch in Makedonien. In Amphipolis 
et litt. 3 e sene. v tome 3. 1876 [p. 117— 2U0] fand Ptrdrizet ein Relief, darstellend Kybele, 
p. 138 f. nr. 69. Ükorpil, AEM. 17 (1894) p. 221 vrelche die R. auf einen ihr zur Seite sitzenden 
nr. 126; s. auch Höfers Nachtrag; für Serdi- 60 Löwen stüzt, während die L. ein groi'ses 
ka Münzen des Caracalla mit der auf dem Tympanon hält mit der Widmung iV]i«o- 
Löwen reitenden Göttin, Mi. S. 2, 488, 1679. <ji[ea]r?j MrjtQi, Bull, de Corr. Hell. 18 (1894) 
Arneth p. 911 nr. 84; für Augusta Traiana p. 423 nr. 3. In der Nekropole von Amphi- 
Münzen des Caracalla, welche sie zwischen polis entdeckte er Hunderte von Attisfiguren 
zwei Löwen sitzend darstellen, Mi. S. 2, 516, aus Terracotta, deren Typus im Bull, de 
1837. Cat. Gr. C. Brit. Mus. Thrace p 179 Corr. Hell. 19 (1895) p. 534 wie folgt charakte- 
nr. 13. Außerdem verzeichnet Mionnet nach risiert wird: ,^Le type est d'un berger imberbe, 
älteren, nicht immer zuverlässigen Werken vetu ä la phrygienne, dans diverses attitudes et 



2907 Meter (= Kybele in Epeiros) Meter (= Kybele in Attika etc.) 2908 

avec divers attributs: le personnage est tantdt {Sestini, Mus. Fontana p. 42 nr. 41). Cat. Gr. 

assis cu endormi sur un rocher, tantdt debout et C. Brit. Mus. Thessaly to Aetolia p. 108 nr. 44 

et appuye ä un arore; il tient d'une main le P 1 - 19 > 18 i Salonina, Mi. S. 3,412,372 (Sestini, 

lagobolon et de l'autre la syrinx (vgl. für Mm - Font - P- 42 nr - 43 - Aus den Ton Kara - 

letztere die Terracotten bei de Witte, Deser. . . . Pf 1108 ™ Dodona veranstalteten Ausgrabungen 

xxx stammt das .Bruchstück eines Bronzegefäfses 
du Cabinet de M. l'abbe H. G(reppo) p. 245 vom besten griechischen Styl, darstellend 
nr. 118 „Ätys debout, tenant la syrinx"; Cata- Kybele auf einem Löwen reitend, S. Beinach, 
logue des objets d'art . . . compos. la coli, de Cat. du Musee Imp. d' Antiquites. Constanti- 
feu M. le vicomte de Janze. Paris 1866 p. 63 10 nople 1882 p. 66 nr. 614. In PhokiB ist die 
nr. 470 „Sphinx accroupi. — Atys jouemt de Göttermutter dargestellt in der Gigantomachie 
la flute de Pan"); pres de lui, un chien (wie am Priese des Schatzhauses der Siphnier in 
auf der Lampe bei Passeri, Luc. fict. 1, 17), Delphi, Homolle, Comptes rendus de l'Ac. des 
ou un agneau. II a ' l'air pensif et melan- Inscr. et B-L. 4 e se"r. 22 (1894) p. 357 u. B. 
colique, la figure a quelque chose de feminin; C. H. 19 (1895) p. 534f. S. Meinach, Rev. 
quelques representations sont tournies en Charge arch. 3 e ser. 26 (1895) p. 98f. Für Boiotien 
et ont l'aspect de caricatures du type (vgl. s. oben Bd. 2 Sp. 1666, Höfers Nachtrag, Wide, 
Wissowa, Mitt. d. K. B. A. Inst. Rom. Abt. 5. Lakon. Kulte p. 205. Preller-Robert, Gr. M. 1 
1890 p. 8 f. zu Apul. Met. 11, 8). Attis, per- p. 650. Die Funde aus dem Heiligtum der 
sonnification des forces de la nature qui s'eveil- 20 Göttermutter von Mustaphades im Gebiet von 
lent au printemps, pour s'endormir ensuite dans Tanagra verzeichnet aufser Körte v. Sybel, 
la mort de Vhiver, etait particuliirement de- Kot. d. Skulpturen zu Athen p. 210f. nr. 2946— 
signe pour devenir une divinite funeraire, pre- 2972 u. p. 226 nr. 3187—90. Hinsichtlich der 
sidant ä la resurrection comme ä la mort" Litteratur über den Kult der asiatischen Götter- 
(vgl. Rapp s. v. Attis oben Bd. 1 Sp. 727. mutter im Peiraieus s. auch K. Keil, Philol. 23 
Gonze, Rom. Bildwerke 2 p. 9. Cumont, Textes p. 601 ff. Bursian, Sitzungsber. d. philos.-philol. 
et monum. figures relatifs aux mysteres deMithra. u. h. Kl. d. k. b Ak. d. W. 1879. 2. p. 108—116. 
Fase. 3 p. 437f. nr. 328. Passeri, Luc. fict. 3, Carl Schäfer, Die Privatkultgenossenschaften 
47). Eine Widmung an die MryrTjp &eäv aus im Piräeus, N. Jahrbb. f. Phil. u. Päd. 121. 
dem Jahre 237/38 n. Chr. aus Edessa ver- so 1880 [p. 417— 427] p. 418— 424. C.Wachsmuth, 
zeichnet J. H. Mordtmann, Ath. Mitt. 17 (1893) Die Stadt Athen 2, 1 p. 158-160, wo p. 158 
p. 416 nr. 1, c. Die Buchstaben RI • DEC Anm. 1 reichhaltige Litteraturangaben zu 
auf einem Marmorstück im Khan von Dikili- finden sind. Michel Giere, Les Meteques athe- 
Tash bei Philippi ergänzt Heuzey, Miss. arch. niens. Paris 1893 (Bibl. des ecoles fr. d'Ath. 
de Mace'doine p. 43 nr. 19 (C. /. L. 3, 639) zu et de Rome. Fase. 64) p. 130. 131. 135. 142.*) 
[Ma]tri deo[rum und nimmt an, dafs auf der Über das Metroon der griechischen Götter- 
Stätte von Dikili-Tash ein Tempel der Magna mutter in Athen s. jetzt besonders Pausanias, 
Mater, die sich mit der einheimischen Kotytto Beschr. v. Griechenland herausg. von Sitzig. 
berührte, befunden habe. Gleichfalls bei Philippi Hlbbd. 1 Buch 1. Attika. Berlin 1896 p. 143—144 
wurde gefunden die Inschrift C. I. Gr. 2 p. 995 40 u. Preller- Robert, Gr. M. 1 p. 651; über die 
m\ 2010c: Mrizega &s£v v.l. (IlqÖKOvlog Kai Mtixtjq iv "AyQaig ebenda p. 651 Anm. 1 und 
Ovlitia. | MtXxlvri Kud-äQioee. Höfers Nachtrag. Die zahlreichen Bildwerke 
In Epeiros zeigen die Münzen von Niko- der Göttermutter der athenischen Museen sind 
polis Kybele auf dem Löwen reitend, Septi- am vollständigsten verzeichnet in v. Sybels 
mius Severus, Mi. S. 3, 385, 191 (Mus. Ari- Kat. d. Skulpturen zu Athen passim; Kybele- 
goni 1 al. Tab. 7 Fig. 107) = Sestini, Cat. n. reliefs aus Attika in Berlin in Beschr. d. ant. 
v. Mus. Arig. cast. p. 27; Iulia Domna, Mi. 2, Skulpturen 1891. 4° nr. 691—695 (aus dem 
58, 95; Caracalla, Sestini, Cat. n. v. Mus. Arig. Peiraieus). nr. 696 (wahrscheinlich aus Attika); 
cast. p. 27 (Mus. Arig. 2, 23. 321). Sestini, in Paris bei Fröhner, Notice de la sculpture 
Mus. Sedervar. Parte Europea vol. 2 p. 31 50 ant. du musee imp. duLouvre 1 p.477f. nr. 540; 
nr. 62 ( Wiczay nr. 3433). Mus. Theupoli p. 975, vgl. ferner Statuette in Liopesi, Ath. Mitt. 12 
wonach Mi. S. 3, 390, 231 = Kunsthüt. Samm- p. 95 nr. 64; auf dem Wege von Suli nach 
lungen des allerh. Kaiserhauses. Beschr. d. alt- Limiko, ebenda p. 310 nr. 352; Relief aus 
griech. Münzen 1. Thessalien-Epiros. Von Jul. Philiati, jetzt Mus. Koropi, ebenda p. 98 nr. 104; 
v. Schlosser. Wien 1893 p. 88 nr. 7876. Cat. Relief in Menidi, ebenda 13 p. 337 nr. 502; 
Gr. C. Brit. Mus. Thessaly to Aetolia p. 107 
nr. 37; Geta, Sestini, Mus. Hedervar. Parte *> Hinsichtlich der c. lau. 2,622 =Ra PP b.t. Attis 

Europea 2 p. 32 nr 74 = Wiczay nr 3424 Bd- X Sp - 724 er wähnten, bei den 'Attiäna verwendeten 

der sie fälschlich dem Gommodus zuweist; f '"' J gL d " „j m /"^"f** *f f/ Aroh : { n3t - i ( . 1889) ' 

„,,•„ J„« „„„v. j-~ ITA- n.an l Arch. Am. p. 101 abgebildete, allerdings nicht aus Athen 

Wie denn auch die von Wiczay nr 3429 ^und 60 stammende Eelief in Dreeden „Attis, inphrygischer Tracht 

liach Ihm von Ml. b. 3, 385, 185 dem Com- auf einem Lager aus WoUbinden (oder einem Felsen?) 

modus zugeteilte Münze nach Sestini a. a. 0. mit ausgebreiteten Armen und nach oben gewandten 

p. 36 dem Geta angehört; Elagabal, Mus. Handflächen daliegend. Neben ihm eine Fackel, Klapper- 

Theupoli p. 1012, wonach Mi. S. 3, 397, 276 Meohe und eine phrygische Mütze (?). Beligionsgeschicht- 

= V. Schlosser 1 p. 89 nr. 85; Trebonianus Uch merkwürdiges Stück, welches vielleicht auf die 

Gallus, Mi. S. 3, 406, 336 (Mus Ariq. t. 2 S°lD»tentm»nnung des Attis Bezug hat, umsomehr als 

,.1, „o » .,., ' c , ' .. . Yr j. nr neben dem 1. Bern ein Phallus dargestellt scheint, in dem 

tab. 32 fig. 445) = Sestmi, Cat n. V. Mus. eine Schlange hinaufzüngelt. Eine zweite Schlangt kriecht 

Arig. Cast. p. 29; GallienuS, Ml. S. 3, 408, 347 am Kopfende empor". 



2909 Meter (= Kybele i. d. Peloponnes) Meter (in Kreta, Rom) 2910 

Altar in Bei mit Widmung AHAA TTAPA- tiQttxovvxi | %al AZjjrpi Msyüln^ xr\i nävxiav \ 

MONO N //// | €YXHN MHTPI ©EON, ebenda 18 xQtzzovarjL 'AqioxomSris Jrjfia\Qrixov xai Aqvi- 

p. 208 nr. 1. Eine altertümliche Terracotta- pa>v Ilv&sov weist Hauvette-Besnault (vgl. 

Statuette der thronenden Kybele mit einem ebenda p. 488 f.) der Atargatis und dem Hadad 

Löwen auf dem Schools aus Athen im Berliner zu, indem er sich auf Maar. Sat. 1 c 23 § 17 

Antiquarium wird verzeichnet im Jahrb. d. K. „omnemque potestatem cunctarum rerum his 

D. A. Inst. 1895. Arch. Anz. p. 128 nr. 22 duobus attribuunt" beruft. Wenn wir aber 

{Inv. 8391). die Mater Deum Magna und den Attis als 

In der Megaris erscheint die Göttermutter potentissimi dii bezeichnet finden (Exempla 

auf Münzen des Septimius Severus von Pag ai 10 inscr. lat. compos. Wilmanns nr. 108), wenn 

sitzend, zu Füfsen ein Löwe, Mi. S. 3, 593, 401. wir uns der "Widmung von Philadelpheia an 

Gardner -Imhoof, Num. Comm. on Pausanias die Meter Theon (s. oben) j erinnern, welche 

p. 9 pl. A, 4. Cut. Gr. C. Brit. Mus., Attica- der Dedicant darbringt e(v)loy(<ö)v eov xccg 

Megaris-Aegina p. 125 nr. 1 pl. 22, 1. 8vvüii(e)ie, so scheint es mir unnötig, hier an 

Im Peloponnes zeigen die Münzen von die syrische Göttin zu denken. Die auf Kreta 

Korinth sie sitzend zwischen zwei Löwen, unter dem Namen Rhea verehrte Göttermutter 

Hadrian, Sestini, Mus. Hedervar. Parte Eu- erklärt Kretschmer, EM. in die Gesch. d. griech. 

i' ropea 2 p. 99 nr. 174 (Wiczay 3907); sitzend, Sprache p. 195 für eine lokale, griechischem 

zur Seite ein Löwe, Antoninus Pius, Mi. S. 4, Wesen mehr angeähnelte Abart der klein- 

85, 576; M. Anrel, Gardner- Imhoof a. a. O. p. 25 20 asiatischen grofsen Mutter und läfst sie einer 

nr. 32 pl. F, 120 (Sammlung Imhoof); Iulia der kleinasiatischen verwandten Urbevölkerung 

Domna, Gardner-Imhoof ebenda (Sammlung entstammen. In dem vielgedeuteten Epigramm 

Imhoof); ebenso erscheint sie auf einer Münze auf die Grofse Mutter von Phaistos habe ich 

des Commodus von Patrai in Paris, Gardner- Wochenschr. f. cl. Phil. 1895 Sp. 1291f. einen 

Imhoof a. a. 0. p. 79 nr. 7. Auf die orgiasti- Anklang an die Haupthandlung des Taurobo- 

sehe Verehrung der Kybele in Patrai beziehen liums nachzuweisen versucht. Die Münzen des 

f, Gardner-Imhoof a. a. Ü. pl. Q, 16 den Typus KOINON KPHTßN zeigen die Göttin ganz in der 

."■'■'. einer Münze des Geta in Berlin: „Female bekannten Weise zwischen zwei Löwen sitzend 

\ figure draped and turreted, holding a bunch of mit Schale in der R., die L. auf dem Tym- 

P grapes in right hand and something in left, 30 panon, /. N. Svoronos, Numismatique de la 

* Standing on cippus; on either side of her a Crete anc. 1. Macon 1890. 4° p. 345 nr. 65 

% similar figure appearing to grasp her, and to pl. 34, 3 p. 346 nr. 73 pl. 34, 11 p. 351 nr. 109. 

'V de dancing or leaping." Das verschleierte Für die Feier der Hilaria auf Kreta citiert 

''. Frauenhaupt auf autonomen Münzen von Dyme Marquardt, B. St. V. 3 p. 358 Anm. 4 zu p. 357 

bezeichnen Gardner-Imhoof p. 74 nr. 2 als Dionysius Areopagita epist. 8. (Diont/sii Opp. 

„perhaps o£ Demeter, possibly of Mater Din- Lut. Paris. 1644. 2°. vol. 1 p. 790). über Atlas 

dymene". Über den Rheadienst in Olympia in einer inGortyn gefundenen fragmentarisch 

s. Preller-Bobert 1 p. 639 Anm. 2; über die erhaltenen Marmorgruppe s. L. Savignoni, 

arkadischen Kulte der griechischen Götter- Mitt. d. K. D.„A. Inst., Rom. Abt. 5 (1890) 

mutter Immerwahr, Kulte u. Mythen in Ar- 40 p. 143—147. Über die von Meter und Attis 

kadien 1 p. 213—222 und Bheasage und Bhea- abgeleiteten Personennamen s. Letronne, Obser- 

kuU in Arkadien, Bonner Studien B. Kekule vations philol. et archeol. sur Vetude des noms 

gewidmet v. s. Schülern p. 188—193; über die propres grecs, Annali d. Inst. 1845 [p. 251— 346] 

Kulte in Lakonien Wide, Lakon. Kulte p. 337— 344 und Fick, Die griech. Personen- 

p.204ff. Aus Sparta stammt eine grofse Lampe namen 2. A. p. 208. 

der Sammlung Sabouroff (jetzt in Berlin, Inv. Über den Kultus der Göttin in Rom hat 

der Vasensamml. 2825). Auf ihr ist Attis dar- Graillot der Academie des Inscr. et B.-L. einen 

gestellt in der griechischen Chlamys, unter meines Wissens noch ungedruckten „Essai 

einem Baum gelagert, in der L. das Pedum; sur le culte de Cybele ä Borne eingesandt, 
unten das Tympanum, vor ihm im freien 50 s. C. r. de l'Ac. des I. et B.-L. 4. se"r. 22 (1894) 

Felde die Flöten, Furtwängler, Sammlung p. 594. H. B. Göhlers Abhandlung De Matris 

Sabouroff 1 Taf. 76, 4. Über den Kult der Magnae apud Bomanos cultu. Meifsen 1886 

Göttermutter in Troizen, Hermione und ist gleichmäfsig von L. Friedländer, Wochen- 

Epidauros s. Wide, De sacris Troezeniorum, sehr. f. kl. Philol. 1887 Sp. 263, wie von 

Hermionensium, Epidaurensium. Upsaliae 1888 Lafaye, Bev. de l'hist. des relig. 17 (1888) 

p. 65 f., der für die erste Stadt die Inschrift p. 92 f. für unzureichend erklärt worden. Wie 

B G. H. 1886 p. 136 (i'So^s roig T[f]l8CT^o[t für den Kult der Meter Theon, so beschränke 

xäg fisyäi.a]g Mcxtqos äöfiev xav oUiav ig xbv ich mich für den der Meter Magna nur einige 

äiaxBi%ia(i.öv xfjg nöXiog) , für die zweite die Zusätze zu Bapps vorzüglichem Artikel Kybele 
Münze der Plautilla mit Kybele bei Gardner- 60 zu geben. Über die Einführung des Dienstes 

Imhoof p. 51, für die dritte die Widmung an in Rom s. Mommsen, Bim. Gesch. I 6 p. 865. 

Mmriq irsäv 'Ecp ccq%. 1883 p. 161 citiert; für Neumann, Das Zeitalter der punischen Kriege. 

letztere s. aufserdem Höfers Nachtrag. Für Breslau 1883 p. 519. H.Diels, Sibyllinische 

die griechische Inselwelt s. Bapp oben und Blätter. Berlin 1890 p. 93. 94. 101. 102. 0. Gil- 

Eöfers Nachtrag. Die Inschriften von Delos bert, Gesch. u. Topogr. der Stadt Born im 

Bull, de Corr. Hell. 6 p. 600 nr. 22 'Avulaijixn Altertum 3 p. 104ff. Bouche-Leclercq, Htst. 

TiprieiSripov Mr}XQi ©smv und p. 602 nr. 25 de la divination 4 p. 298 ff. Gegen den Be- 

Kaxä nQÖaxaypa ÖeeiQiSog \ Ad xm nävxtov rieht des Livius 29, 11. 14, dafs der heilige 



2911 Meter (= Kybele in Rom) Meter (= Kybele in Rom) 2912 

Stein direkt aus Pessinus von Attalus I. mit vgl. aber dazu Rapp p. 1669. Medaillons des 
der römischen Gesandtschaft geholt wurde, Hadrian, Cohen, Mann. imp. 2 8 , 129 284. 
betont Leo Bloch, Zur Geschichte des Meter- Fröhner, Les medaillons de l'emp p 34 und 
kultes, Philol. TS. F. 6 [p. 577-583] p. 580f. des Antoninus Pius, CWiew2,382,1139. 'Fröhner 
die größere Wahrscheinlichkeit der von Ovid, p. 73 zeigen sie, jene ohne Mauerkrone mit 
Fast. 4, 255 f. und von Varro de l. I. 6, 15 Schleier, diese unverschleiert mit der Mauer- 
gegebenen Version, dafs das Idol aus Perga- kröne, auf einem Löwenviergespann Auf 
mon eingeführt sei, wohin es Attalus vielleicht einem Bronzemedaillon oder „plutöt un moyen- 
während des Galaterkrieges entführt habe. bronge sans S ■ C, eniouri d'un larae cercle" 
Doch scheinen die Römer später mit dem 10 der Sabina, Cohen 2 2 , 254, 88 ist sie dar- 
Heiligtum in Pessinus direkte Verbindung gestellt mit Tympanon und Scepter sitzend 
unterhalten zu haben, wie aus der Reise des auf einem laufenden Löwen. Bronzemedaillons 
Priesters Battakes nach Rom zur Zeit des der Faustina senior mit der Obversaufschrift 
Cimbernkneges (Diodor bei Photius Bibl. DIVA AVGVSTA FAVSTINA stellen die An- 
p. 390 f. Plutarch, Manus c. 17) hervorgeht. kunft der Göttin auf der von Claudia Quinta 
Die Vestahn Claudia Quinta, das Schiff mit ans Land gezogenen Na vis Sal via dar, Cohen 2 2 
dem Götterbild ans Land ziehend, ist aufser 439, 307. Fröhner p. 77 f.; oder sie zeigen 
auf den Bd. 2 Sp. 1667 angeführten Bildwerken die Mater Magna zwischen zwei Löwen sitzend 
auch auf einem Amethyst der Sammlung Lewis mit Tympanon und Scepter, links neben ihr 
dargestellt, J. Henry Middleton, The Lewis 20 Attis, Cohen 2 2 , 439, 306; oder auf einem ruhig 
coli, of gems and rings. London 1892 p. 72 stehenden Löwen sitzend, mit Mauerkrone auf 
nr. 140, irrig beschrieben von Gatty, Cat. of dem Haupt, ein Scepter in der R., die L. auf 
the engr. gems and rings in ihe coli, of Jos. den Rücken des Löwen gestützt, dahinter ein 
Mayer p. 22 nr. 120. Die zum Andenken des Baum mit einem Paar Cy mbeln, Cohen 2 2 439 
Vorgangs der Claudia im Vestibül des Kybele- 305. Fröhner p. 78 f. Grüber, Roman Me- 
tempels errichtete Bildsäule sieht man auf dallions in the British Museum p. 12 nr 5 
Münzen der gens Clodia, Babelon, Mann. pl. 17, 2; oder (mit der Obversumschrift 
cons. 1 p. 353f. nr. 12. 13. Das Bild der FAVSTINA AVG • ANTONINI PII P . P) auf 
Göttin findet sich bereits auf Münzen der eilendem Löwen mit Tympanon und Scepter 
republikanischen Zeit, so ihr Haupt auf 30 Cohen 2 2 , 439, 304. Grüber p. 12 nr. 1 pl 17 l' 
Denaren des P. Purius Crassipes (aedilis Auf den Grofsbronzen derselben Kaiserin mit 
curuhs um 83 v. Chr.), Babelon 1 p. 526 nr. 19. der Umschrift DIVA FAVSTINA im Obv 
20; des M. Plaetorius Cestianus (aedilis curu- und AETBRN1TAS ■ S • C im Rev. erscheint 
hs 69 v. Chr.), Babelon 2 p. 312 nr. 3; des die Göttin mit den Zügen der Kaiserin auf 
A. Plautius (aedilis curulis 54 v. Chr.), Babe- einem Löwengespann sitzend, verschleiert, 
Ion 2 p. 324f. nr. 13 (überall zur Andeutung ohne Mauerkrone, ein auf das rechte Knie 
der Megalesia, bei denen die curulischen gestütztes Tympanon haltend, Cohen 2 2 417 
Adilen den Vorsitz führten, Babelon 2 p. 310). 55; vgl. nr. 56 (mittlere Bronze); oder' mit 
Dagegen stellt das Haupt mit Mauerkrone den Umschriften DIVA FAVSTINA im Obv 
auf einem Denar des Q. Caecilius Metellus 40 und AVGVSTA S ■ C im Rev sitzend den 
Pius Scipio (Imperator 48—46), Babelon 1 Modius auf dem Haupt, mit Tympanon und 
p. 280 nr. 52. 2 p. 135 nr. 22 nicht, wie Babe- Zweig, Cohen 2 2 , 422, 126; oder, mit gleicher 
Ion annimmt, die Kybele, sondern die Dea Obversumschrift und S • C als Reversaufschrift 
Caelestis von Karthago dar. Auch in dem mit dem Tympanon auf einem Löwen sitzend' 
verschleierten Haupte auf Denaren des C.Fabius Cohen 2 2 , 434, 267; oder, mit den Umschriften 
C. f. Buteo (Münzherr 89 v. Chr.), Babelon 1 DIVA AVGVSTA FAVSTINA im Obv und 
p. 486 f. nr. 14. 15 vermag ich nicht mit Babelon MATRI DBVM SALVTARI S • C im Rev.. 
die Göttermutter zu erkennen. Auf ihrem zwischen zwei Löwen sitzend mit dem Tym- 
Löwenwagen erscheint sie auf einem Aureus panon in der L., den r. Ellenbogen auf den 
des C. Norbanus Flaccus (Prätor 44—43 v. Chr.), 50 Sessel gestützt, Cohen 2 2 , 431, 229. 230 Den 
Babelon 1 p. 340 nr. 3. 2 p. 261 nr. 5. Momm- Typus eines Bronzemedaillons des Marc Aurel 
sen, Mist, de la monn. rom. 4 pl. 32, 10, und in Wien mit der Reversaufschrift TR • P • 
auf Denaren des M. Volteius M. f. (Münzherr VII • Cos • II beschreibt Arneth, Synopsis num. 
um 88 v. Chi\), Babelon 2 p. 566 f. nr. 4, vgl. ant. qui in museo Caes. Vindob. adservantur 2 
p. 564 und Cavedont, Nuovi studii p. 27. 28 p. 102 nr. 46 als „Cybele? seminuda leoni insi- 
und Mull. Arch. Napolet. n. s. 5 p. 131. Über dem iuxta Herma et templum trium colum- 
die Behandlung des Mythus seitens der römi- narum" ; Eckhel, Cat. num vet. Mus. Caes 
sehen Dichter s. Ellis, Commentary on Catul- Vind. 2 p. 220 nr. 74 vorsichtiger als „mulier 
lus p. 206 und Lafaye, Catulle et ses modeles. seminuda leoni insidens d. data, Junta Herma, 
Paris 1894 p. 82fi. Hinsichtlich der Stellung 60 retro templum rotundum"; Cohen 3 2 , 66 662 
der Kaiser zu dem Kultus ist wenig bekannt. erkennt frageweise eine Bacchantin. Tertullian 
Augustus stellte den Tempel der Magna Mater Apol. c. 25, Revüle, Die Religion zu Rom 
Palatma wieder her, Mommsen, Res gestae unter den Severem p. 62 spottet über den 
diyi Augustf p. 82. 157, Göhler p. 12. Livia Archigallus, der für das Wohl dieses Kaisers 
wird auf einem Kameo m Wien als Kybele „sanguinem impurum lacertos quoque castrando 
dargestellt, Müller- Wieseler, Denkm. d. a. K. 1, libabat", während der Herrscher schon mehrere 
69, 379 p. 92. Dem Claudius wird von Lydus 4, Tage zuvor in Sirmium gestorben war. Ein 
41 die Einführung des Märzfestes zugeschrieben, Bronzemedaillon der jüngeren Faustina zeigt 



2913 Meter (= Kybele in Rom) Meter (= Kybele in Rom) 2914 

die Göttin verschleiert, ohne Mauerkrone, 129 (nach Mionnet). 115, 128. Gleichfalls 
zwischen zwei Löwen sitzend, mit Tympanon stehend, mit Tympanon und Seepter, gestützt 
und Zweig; ihr zur R. Attis stehend, mit auf eine Säule, zu Füfsen bald mit einem 
Syrinx und Hirtenstab; ihr zur L. ein Baum Löwen, Cohen 4 2 , 116, 137. 139, bald ohne 
mit Krotala, Cohen 3 2 , 164, 295. Fröhner p. 108. denselben, nr. 138, erscheint sie auf Silber- 
Von derselben Kaiserin existieren Goldmünzen, münzen mit der Reversaufschrift MATRIDEVM; 
Cohen 3 8 , 150, 168, Silbermünzen, Cohen 3 2 , sitzend zwischen zwei Löwen, mit dem Tym- 
150, 171, Grofsbronzen, Cohen nr. 169. und panon, Cohen 4 2 , 116, 140, oder mit Zweig 
mittlere Bronzen, Cohen nr. 170, sämtlich mit und gestützt auf das Tympanon, Cohen 4 2 , 
der Reversaufschrift MATRI MAGNAE ver- 10 117, 191 auf Grofsbronzen mit der Revers- 
. sehen, welche die Göttin mit dem Tympanon Umschrift MATRI MAGNAE S ■ C. Grofs- 
. zwischen 2 Löwen sitzend darstellen, während und mittlere Bronzen der Soaemias mit der 
auf einer Silbermüoze mit gleicher Revers- Reversaufschrift MATER DEVM S • C zeigen 
aufschrift die Göttin sitzend, den 1. Ellen- die Göttin sitzend zwischen zwei Löwen mit 
bogen auf das Tympanon gestützt, in der R. Zweig und Tympanon, Cohen 4 8 , 388, 4. 5. 
einen Zweig, hinter ihr ein Löwe, zu sehen Von Elagabal berichtet Ael. Lampridius, Helio- 
ist. Auf Medaillons der Lucilla erscheint sie gab. c. 28 (Script, hist. aug. reo. Peter 1 p. 221), 
zwischen zwei Löwen sitzend mit Mauerkrone dafs er auf einem Löwengespann gefahren sei 
und Schleier, die R. auf das Tympanon ge- und sich als Mater Magna bezeichnet habe, 
stützt, in der L. einen Zweig, neben ihr Attis 20 wie er ähnlich auf einem Tigergespann dem 
stehend, Cohen 3 2 , 233, 101. Fröhner p. 96 f.; Dionysos nachäffte. Kaum war er in Rom 
oder auf eilendem Löwen sitzend mit stern- angekommen, so errichtete er seinem Gott Ela- 
geziertem Tympanon in der R. und Seepter gabal auf dem Palatin neben dem Kaiser- 
in der L., Cohen 3 2 , 223, 102. Fröhner a. a. 0.; palaste einen Tempel und suchte in denselben 
auf den Grofsbronzen, mit der Reversaufschrift unter anderen hochheiligen Dingen auch den 
MATRI MAGNAE S • C, zwischen zwei Löwen Stein der grofsen Mutter zu bringen, Lampri- 
sitzend mit dem Tympanon auf den Knieen, dius a. a. ü. c. 3 (Scr. h. a. 1 p. 205). Zu diesem 
Cohen 3 2 , 218, 47. 219,48. Unter dem Schutze Zwecke empfing er die Weihen der MaterMagna, 
der mit der .Frühlingsfeier der Mater Magna nahmamTauroboliumteilundthatesinallemden 
verbundenen Maskereien beabsichtigte Mater- so Gallen gleich ; er hatte damit Erfolg und konnte 
nus den Commodus zu ermorden. Die Ver- wirklich den Stein im innersten Heiligtum 
schwörung wurde vorher verraten und der seines Gottes aufstellen, Lampridius c. 7 (Scr. 
Kaiser brachte der Göttin Dankopfer dar und h. a. 1 p. 207). Sein frugaler Nachfolger Se- 
vollzog unter dem Jubel des Volkes die Fest- verus Alexander zeichnete neben anderen be- 
feier in besonders glänzender Weise, Herodian 1, sonders heiligen Festtagen die Hilarien da- 
10, MioilU a. a. 0. p. 62. Silbermünzen mit durch aus, dafs er sich an ihnen ein ge- 
der Reversumschrift MATRI DEVM CON- wählteres Mittagsmahl gestattete, Aelius Lam- 
SERV • AVG • COS VI P • P • S • C, welche die pridius, Alex. Sev. c. 37 (Scr. h. a. 1 p. 253). 
Göttin auf eilendem Löwen mit Tym- Aus der Mitte des 3. Jahrhunderts erfahren 
panon und Seepter zeigen, mögen der ihrer 40 wir, dafs die Nachricht von der Thronbesteigung 
Huld zugeschriebenen Rettung des Kaisers des Claudius IL gerade am dies sanguinis der 
ihre Ausgabe verdanken. Über ihre Bedeutung Festfeier der grofsen Mutter in Rom eintraf 
auf Münzen des Pertinax mit der Aufschrift und wegen des Festes keine Senatssitzung 
DISGENITORIBVSS-Cs.obenBd.lSp.l612f. stattfinden konnte, Trebellius Pollio, Claudius 
s. v. Genitores Dii. Häufig ist sie dargestellt c. 4 (Scr. h. a. 2 p. 125). Zu Anfang des 
auf den Münzen der Iulia Domna. Cohen 4 2 , 4. Jahrhunderts finden wir die Feier der 
106, 7 verzeichnet, freilich nur nach Vaillant, Hilaria in Rom noch in voller Kraft. Fl. Vo- 
eine Silbermünze mit der angeblichen Revers- piscus beginnt seine Biographie Aurelians 
aufschrift AETERN • AVGG, welche die Göttin (c. 1) damit, dafs er erzählt, wie er nach Voll- 
auf einem Löwenviergespann zeigt. Besser 50 endung der Hilarien von Iunius Tiberianus, 
beglaubigt ist dieser Typus, Mater Magna mit der im Jahre 303 praefectus urbis war, zur 
Zweig und Tympanon auf einem von vier Abfassung dieser Lebensbeschreibung angeregt 
Löwen gezogenen Wagen sitzend, auf Münzen worden sei, Teuffei, Gesch. d. röm. Litt. z 
jeden Metalls, Gold, Cohen 4 2 , 114, 116; Silber, p. 939, § 402, 2. Aber auch unter den christ- 
Cohen 4 2 , 115, 117; Grofsbronzen, Cohen nr. 118, liehen Kaisern bestand der Kultus der Götter- 
mittleren Bronzen, Cohen nr. 119, mit der Re- mutter das ganze 4. Jahrhundert hindurch in 
versaufschrift MATER AVGG. Mit der Bei- Rom ungeschwächt fort. In dem vermutlich 
schrift MATER DEVM erscheint sie sitzend 346 verfafsten Werke des Firmicus Maternus, 
zwischen zwei Löwen, mit Zweig und Seepter, De errore profanarum religionum stehen Isis, 
den 1. Ellenbogen auf das Tympanon gestützt, 60 Kybele, die Virgo Caelestis und Mithras im 
auf Gold- und Silbermünzen, Cohen 4 2 , 115, Vordergrund, Marguardt, E. St. V. 3 p. 84. 
122. 123, Grofs- und mittleren Bronzen, Cohen Und noch später erheben Prudentius, Ambro- 
nr. 124. 125; ebenso, ohne das Seepter, auf sius, Augustinus ihre Anklagen gegen den 
Goldmünzen, Cohen nr. 126 und mittleren Kultus der Göttermutter, Beugnot, Hist. de la 
Bronzen, nr. 127; mit derselben Beiscbrift, destruetion du paganisme en Occident 1 p. 370. 
stehend, mit Zweig und Tympanon, vor ihr Die Taurobolienihgchriften vom Vatican er- 
ein nur mit dem Vorderteil sichtbarer Löwe, strecken sich über den Zeitraum von 305 bis 
auf Gold- und Silbermünzen, Cohen 4 S , 116, 390, Marquardt, B. St. V. 3 p. 87 Anm. 8; 
Bosoh*k, Lexikon der gr. u. röm, Mythol. II, 92 



2915 Meter (= Kybele in Rom) Meter (= Kybele in Rom) 2916 

und gerade in der zweiten Hälfte des Jahr- Bich gegen den Kultus der Mater Magna 

hunderts beteiligen Bich an den Taurobolien wendet: 

Personen des höchsten Ranges, s. oben Bd. 2 Quis patiatur enim, te Matrem ■ credere 

Sp. 407 s. v. Isis. Marquardt, B. St. V. a. a. O. magnam 

Anm. 9. G. Boissier, La fin du paganisme 2. Posse Deam dici, rursusque putare cölendam, 

Paris 1891 p. 272f. Paul Hobel, Zur Ge- Cuius cultores infamia turpis inwit? etc. 

schichte des in Born von den Kaisern Elaga- Aber mit, dem Siege des Tbeodoaius über 

balus und Aurelianus eingeführten Sonnen- Eugenius endete dieser kurze Triumph des 

kultes, Commentationes in hon. Guil. Stude- Heidentums. Der Kaiser entzog den heidnischen 
mund . . . conscripserunt discipuli. Argento- 10 Kulten die Beihilfe aus Staatsmitteln, die 

rati 1889 [p. 91— 107] p. 103 f. Ä. Eiter, Bull. Priester wurden vertrieben, der heidnische 

d. Inst. 1884 p. 56ff. Ammianus Marcellinus, Gottesdienst eingestellt. Der Statue der 

der sein Geschichtswerk um 390 verfafste Göttermutter raubte Serena, die Gemahlin 
{Teuffd, Gesch. d. B. L. 3 p. 1007 §429) spricht Stilichos, den kostbaren Halsschmuck, wofür 

gelegentlich des von Iulian in Callinicum ge- sie von einer Vestalin verflucht wurde. Als 

feierten Frühlingsfestes der Göttin von dem Erfüllung dieses Fluches fafst Zosimus 5, 38, 

Brauch , den Wagen derselben im Almo zu dem wir diese Notizen verdanken, die bei dem 

baden, wie von einem noch bestehenden (23, Anzug Alarichs gegen Rom auf Beschlufs des 

3,7, Boissier 2 p. 271). Die Contorniaten Senats und der Placidia vollzogene Tötung der 
mit ihren zahlreichen Darstellungen der Kybele 20 Serena. 

und des Attis (s. die oben Bd. 2 Sp. 1670 Über die Lage ihres ältesten und be- 

citierte Schrift P. Charles Boberts, sowie Sa- deutendsten Tempels auf dem Palatin, wonach 

batier, Descr. generale des medaillons contor- sie in einer Inschrift von Marseille als Mater 

niates. Paris 1860 pl. 11 fig. 3—6. Notizie Deum Magna Idea Palatina (0. I. L. 12, 405) 

intorno alla vita, ed alle opere di . . . Cavedoni. bezeichnet wird, gehen die Ansichten sehr 

Modena 1866 p. 561 f. Cohen, Monn. imp. 8 2 , auseinander. 0. Bichter, Der Tempel der 

277, 26; 281, 63; 286, 94; 287f., 103-107; Magna Mater und des luppiter in Born, 

297, 197; 290f., 212—216; 309, 302. 304; 318, Hermes 20 (1885) p. 407-429 glaubte seine 

362—364) schreibt man meistens jenen späten Reste zu entdecken in der südlich vom Titus- 

Zeiten zu. Ja unter der Herrschaft des Eu- 30 bogen zwischen Via Sacra und dem Palatin 

genius (392—394) wurde vom Konsul des gelegenen im Mittelalter zum Fundament der 

Jahres 394 Vinus Nicomachus Flavianus das Torre Cartularia verwandten Ruine. Dagegen 

Heidentum noch einmal zur herrschenden erhob Einspruch 0. Gilbert, Der Tempel der 

Religion gemacht. Gegen ihn, nimmt man an, Magna Mater in Born, Phüologm 35 (1886) 

ist gerichtet das Carmen Codicis Parisini p. 449—468, der den Tempel in der Nähe der 

8084, s. Marquardt, B. St. V. 3 p. 115 und Ostecke des Palatins auf dem Plateau von 

Anm. 3 und oben Bd. 2 Sp. 407 s. v. Isis, S. Sebastiano della Polveriera suchte, aber in 

worin es an zahlreichen Angriffen auf den der Geschichte u. Topographie der Stadt Born 

Kultus der Mater Magna nicht fehlt. So heifst im Altertum 3 p. 106 Bichters späterer An- 

es vs. 57 ff. (nach Mommsens Ausgabe im 40 sieht (Topogr. p. 102), dals das Heiligtum in 

Hermes 4 p. 350—363): der gewöhnlich aedes Iovis Statoris genannten 

quis tibi taurobolus uestem mutare suasit, Ruine auf der Area Palatina zu suchen sei, 

inflatus diues subito modicus ut esses. den Vorzug gab. Neuerdings hat Ch. Hülsen, 

obsitus et pannis, modica stipe factus epaeta, Untersuchungen zur Topographie des Palatins 1. 

sub terram missus, pollutus sanguine tauri, Der Tempel der Magna Mater, MM. d. K. D. 

sordidus, infectus, uestes seruare cruentas, A. Inst. Böm. Abt. 10 (1895) p. 3—28, aus- 

uiuere cum speras uiginti mundus in annis? gehend von dem Epigramm Martials 7, 73, 

abieras, censor meliorum caedere uitam, sich der Ansetzung Viscontis und Lancianis, 

hmc tua confisus possent quod facta latere, Guida del Palatino p. 134 f. anf dem West- 

cum canibus Megales semper circumdatus 50 rand des Palatins über dem Circus Maximus 

esses, angeschlossen. Er entdeckte (a. a. 0. p. 7; 

quem lasciua cohors (monstrum) comüaret vgl. Hülsen, Zur Sorrentiner Basis, Mitt. d. 

ouantem etc. K. D. A. Inst. Böm. Abt. 9. 1894 [238—245] 

und vs. 103 ff.: ' p . 242 Anm. 1) eine merkwürdige Überein- 

uidimus argento facto iuga ferre leones; Stimmung zwischen einem 1872 an der West- 

ligneacumtraherentcunctistridentiaplaustra, ecke des Palatins gefundenen, von einer über- 

dtxtra laeuaque istum argentea frena tenere, lebensgrofsenMater-Magna-Statue stammenden 

egregios proceres currum seruare Cybebae, Torso (Bosa, Belazione sulle scoperte archec- 

quem traheret condueta manus Megalensibus * logiche di Borna 1873 p. 78. Matz u. v. Bahn, 

actis, 60 Ant.Bildw.inBomwc.lä9G. Visconti e Lanciani, 

arboris excisae iruneum portare per urbem, Guida del Palatino p. 134) und dem Mater- 

Attin castratum subito praedicere Solem. Magna-Bild auf dem linken Seitenrelief der 

In dieselbe Zeit setzt V. Schultze, Gesch. Sorrentiner Basis (Mitt. d. K.D.A. Inst. 4. 1889. 

des Untergangs des griechisch römischen Heiden- tav. 10), auf welcher mehrere auf dem Pala- 

tums 1 p. 288 das Gedicht ad senatorem ex tin gelegene Heiligtümer durch die betreffen- 

Christiana religione ad idolorum servitutem den Götterbilder bezeichnet werden. Doch 

conversum (Opp. Cyprian ree. Hartel. App. stellt, wie er am letztangeführten Orte be- 

p. 302 ff.), dessen erster Teil, von vs. 6 an, merkt, das Kybelebild nicht eine in der Cella 



2917 Meter (= Kybele in Rom) Meter (= Kybele in Ostia) 2918 

de« Tempels, wo der pessinuntische Stein comun. 1889 p. 483. 1890 p. 18 — 25. 78, tav. 1. 2. 
Terehrt wurde, sondern eine vor oder bei dem Gh. Hülsen, Rom. Mitt. 6 (1891) p. 109 — 110. 
Tempel aufgestellte Statue der Göttin dar. Mommsen, C. I. L. l ä , 1 p. 313. P. Bienkowski, 
Aufser dem grofsen Tempel auf der äufsersten ,.Malocchio" , Eranos Vindobonensis. Wien 1893 
Westspitze des Palatins nimmt Hülsen (Rom. p. 285—303. Das Mosaik wird gebildet von 
Mitt. 10 p. 25 — 28) noch eine kleine Kapelle, einem durch einen Speer durchbohrten Auge, 
einen tholus, auf dem Palatin an der Stelle, nicht, wie Visconti irrig annahm, einem Kranz, 
wo der clivus Palatinos von der sacra via auf dessen Braue eine Eule sitzt. Gegen das 
abbiegt, an, dessen Götterbild nach Osten Auge richten sich eine Anzahl Tiere, in 
schaute (Cassius Dio 46, 33) und dessen Exi- 10 deren Bezeichnung die verschiedenen Be- 
stenz durch Martial 1 , 70 bestätigt wird. Schreiber zum Teil sehr auseinandergehen. Mir 
Dieser Tempel wird auf dem Haterierrelief scheinen der Abbildung nach zu urteilen zu 
(Mon. d. Inst. vol. 5 tav. 7. Senndorf und erkennen zu sein (von rechts nach links) : 
Schöne, Die ant. Bildwerke des lateranischen Schlange, Hirsch, Luchs, Stier, Skorpion, Bär, 
Museums p. 230—236 nr. 358) repräsentiert Ziegenbock, wozu noch kommt ein Vogel auf 
durch ein zwischen Colosseum und Titusbogen einem Baum (von Visconti und frageweise 
durch einen triumphbogenähnlichen Bau hin- von Hülsen als Taube, von Bienkowski als 
durchblickendes „Bild der Magna Mater mit Krähe oder Dohle bezeichnet) und ein anderer 
zwei Löwen neben ihrem Thron; davor eine Vogel (Rabe). Visconti und Bienkowski be- 
dreizehn Stufen hohe Treppe, an deren unterem 20 mühen sich, eine Beziehung dieser Tiere zum 
Ende ein mit einem Kuppeldach überdeckter Kybelekult nachzuweisen. Ich glaube nicht, 
Altar" (p. 25 f.). Ein weiteres Heiligtum be- dafs eine solche anzunehmen ist. Die Dar- 
fand sich am vatikanischen Berge in Traste- Stellung, deren apotropäischen Sinn übrigens 
vere in der 14. Region (Gilbert, Gesch. u. Topogr. Bienkowski sehr gut erläutert, hat auschliefs- 
d. Stadt Rom 3 p. 113 Anm. 1), dem bekannten lieh den Zweck, das Gebäude vor dem bösen 
Sitze der ausländischen Kulte in Rom (Jordan, Blick zu schützen, ohne dafs man bei der 
Das Templum Deae Syriae in Rom, Hermes 6 Wahl der Tiere an eine besondere Beziehung 
p. 316). Darauf weist aufser den zahlreichen zum Kybeledienst zu denken hat. 
hier gefundenen Taurobolieninschriften das Hinsichtlich der stadtrömischen Inschriften, 
Gaianum et Frigianum der Notitia und des so welche sich auf den Kultus der Mater Magna 
Guriosum in Regio XIV, s. Preller-Jordan, und des Attis beziehen (Weihgeschenke; Tau- 
R. Myth. 2 p. 394 Anm. 1. Jordan, Topo- robolien und Kriobolien; tauroboliati und 
graphie der Stadt Rom im Altertum 2 p. 563. tauroboliatae; Priesterschaft) s. C. I. L. 6, 
Das Cal. Philocal. verzeichnet am 28. März: 488 — 513. 3702. 1676. 1778 — 1780. 2221. 
Initium Caiani, was man auf die Eröffnung 2257 — 2266; Bull, comun. 6 (1878) p. 95 nr. 2 
der Sühnungsstätte bei der Taurobolienfeier = Eph. epigr. 4 p. 267 nr. 748; Bull, comun. 10 
bezieht, Preller- Jordan , R. Myth. 2 p. 394 (1882) p. 231 nr. 95; Bull, comun. 12 (1884) 
Anm. 2. Mommsen, C. I. L. I*, 1 p. 314. Ein p. 4 nr. 698. p. 43 nr. 769 = Not. degli seavi 
Heiligtum der Mater Magna an der Via Appia di ant. 1884 p. 222 und Bull. d. Inst. 1884 
hinter S. Sebastiano vermutet Gilbert, Topogr. 3 40 p. 56 ff.; Kaibel, Inscr. Gr. Sic. et It. 1018 — 
p. 113 Anm. 1 nach dem Fundorte der In- 1020. 1449. 

Schriften C. I. L. 6, 505. 506. Schon Hensen Und wie in Rom, so ist der Kultus der 

war (Anm. zu nr. 506) zu derselben Vermutung Göttermutter in der ganzen römischen Welt 

gelangt, doch läfst er auch die Möglichkeit anzutreffen. Was zunächst Italien anbetrifft, 

zu, dafs die betreffenden Altäre von dem so finden wir zahlreiche Spuren desselben in 

Widmer (L. Cornelius Scipio Orfitus) an seinen Ostia und Portus. Des Metroums in Ostia 

Gärten aufgestellt waren. Der Eingangsraum wurde bereits oben Bd. 2 Sp. 1672 gedacht, 

des Heiligtums der Dendrophoren, der Basi- Zahlreiche Inschriften bezeugen die Beliebt- 

lica Hilariana, wurde 1889 auf dem Caelius heit des Kultus daselbst. Da wird berichtet 

entdeckt. Man fand hier die Inschrift M'. Po- 50 von Geschenken silberner Bildnisse der Götter- 

blicio Hilaro margaritdrio eollegium dendro- mutter, C. I. L. 14, 34. 36 (typum Matris denm) 

phorum Matris Deum Mfagnae) I(äaeae) et und des Attis, G. I. L. 14,35. 37 an die 

Attis quinq(uennali) p(er)p(etuo), quod cumu- Kannophoren (nr. 34 und 35 dargebracht vom 

lata omni erga se benignüdte meruisset, cui Archigallus coloniae Ostensis). Dem Attis 

statua ab eis decreta poneretur zusammen mit wird eine Marmorbildsäule „ex monitu deae" 

dem Haupte der Bildsäule des Geehrten, wel- geweiht, C. I. L. 14, 38 (Mon. d. Inst. 9 

eher bereits durch die Inschrift C. I. L. 6,641 tav. 8a fig. 2). Taurobolien, G. I. L. 14, 39. 

Silvano dendrophoro sacrum M'. Poblicius Hi- 40. 42. 43 und Kriobolien, C. I. L. 14, 41 

lärm margarfitarius) q(uin)q(uennalis) p(er) (crinobolium) werden der Göttermutter dar- 
p(etuus) cum liberis Magno et Harmoniano eo gebracht für das Wohl des Kaisers, nach 

dendrophoris M(atris) D(eum) M(agnae) de Dessaus Anmerkung zu C. I. L. 14, 43 nicht 

suo fecit bekannt war. Den Fufsboden dieses zu verwechseln mit den von JJlpian in den 

Eingangeraumes bedeckte ein schwarzweifses fragmenta Vatieana § 148 erwähnten im Hafen 

Mosaik, oberhalb dessen in einer tabula an- von Ostia ex vaticinatione archigalli, nämlich 

sata sich die Inschrift Intrantibm hie deos des archigallus populi Romani, für das Wohl 

propitios et basiliefaej Hilarianae befand, des Kaisers veranstalteten Taurobolien. Der 

Gatti, Notizie degli seavi di ant. 1889 p. 398— canipus Matris deum wird erwähnt C. I. L. 14, 

400. 1890 p. 79. 113. C. L. Visconti, Bull. - 324. Hinsichtlich der auf die Priester und 

92* 



.2919 Meter (= Kybele in Portos etc.) Meter (in Campania, Samnium) 2920 

Priesterinnen, auf das corpus cannophorum In Campanien in Literno (Comune di 

und corpus dendrophorum bezüglichen In- Giugliano di Campania) wurde die Inschrift 

schriften s. das Register zu C. I. L. 14 p. 568 SACERDOS | mATRIS DEVM | HAMAS CON- 

u. 574. Eine griechische Inschrift von Ostia DIDIT gefunden, Not. degli sc. di ant. 1885 

ergänzt Kaibel, Inscr. Gr. Sic. et It. 913 zu p. 81. Über die Wahl eines Priesters der 

[deoioi] | äd-avätoig ['PsAj zs nctl "Jzzii] firjvo- Mater Dea Baiana berichtet eine Inschrift von 

z[vQdvvcp. Aus Ostia stammt vermutlich die Cumae vom Jahre 289 n. Chr., C. I. L. 10, 

Bildsäule der sitzenden Kybele der Villa Pacca, 3698. Bouche-Leclercq, Hist. de la div. 4 

Matz u. v. Huhn, Ant. Bildw. in Born 1 p. 310; vgl. C. I. L. 10, 3699 (Wahl der Den- 

p. 241 nr. Ö03. Über den 1861 im Heiligtum 10 drophoren). Die angeblich bei Bajae ge- 

der Mater Magna zu Ostia gefundenen Kopf fundene Widmung an die Thea Dindymena 

des Attis (Mon. d. Inst. 8,60,4), den übrigens G. I. Gr. 5856 ist gefälscht, s. C. I. L. 10, 

Cumont s. v. Attis in Pauly-Wis&owas B.-E. 2 215* und Kaibel, Inscr. Gr. Sic. et It. p. 9* 

sp. 2251 vielleicht nicht mit Unrecht für Sol nr. 66*. 

in Anspruch nimmt, s. Selbig, Führer durch Eine Bronzelampe mit der Weihinscbrift 
die öffentl. Sammlungen in Born 1 p. 537 MATRI |. MAGENAE | D • D • L • M | ASCELA- 
nr. 691; über die oben erwähnte Statue des Attis PIADES wurde in Pute oli gefunden, C. I. L. 10, 
(Mon. d. Inst. 9, 8a, 2) Heibig 1 p. 539 nr. 695. 1587; ebendort die Grabinschrift einer caerno- 
Die in Portus verehrte M(ater) d(eum) phorus, G. I. L. 10, 1803 und die älteste be-- 
m(agna) Port(us) Aug(usti) et Traiani Felicis, 20 kannte Taurobolieninschrift, C. I. L. 10, 1596. 
G. I. L. 14, 408 ist identisch mit der M(ater) Doch ist das Taurobolium hier nicht mit dem 
d(eum) Tra(n)stib(erina) der Inschrift C. I. L. Dienst der Magna Mater, sondern der Venus 
14, 429. Den letzteren Namen erhielt sie von Caelestis verbunden (ecitium taurobolium Ve- 
den Ostiensern, weil zwischen ihrer Stadt und neris Caelestae et panteliu[mj). In Hercu- 
Portus der Tiber flofs, s. Dessaus Anmerkung. laneum hat Vespasian den durch Erdbeben 
Ferner begegnet in Latium eine Weihinschrift zerstörten Tempel der Mater Deum im Jahre 76 
an die Göttermutter in Lannvium, C. I. L. 14, wieder hergestellt, G. I. L. 10, 1406. Im 
2094. Zwischen dieser Stadt (Civita Lavinia) heutigen Carinola im ager Falernus fand 
und Genzano unweit der angeblichen Villa man eine Taurobolieninschrift aus dem Jahr 186 
der Antonine wurde 1736 das jetzt im capi- so n. Chr., G. I. L. 10, 4726; in Cales, C. 1. 1. 10, 
tolinischen Museum befindliche Relief eines 4635 und Capua Weihinschriften an die Mater 
Gallus gefunden, Eelbig a. a. 0. 1 p. 321 Deum, C. I. L. 10, 3810 (dargebracht von 
nr. 422. Ferner sind erhalten Weihinschriften einem Archigallus). 3809. In Suessula be- 
an die Göttermutter aus Castrimoenium, gegnet ein immunis dendr(ophorus) Suessu- 
0. I. L. 14, 2457; Praeneste, C. I. L. 14, l(anus) et sacerd(os) M(atris) D(eum) XVvi- 
2904; Marano am Anio, G. I. L. 14, 3470; r(alis) in vico Novanensi, C. I. L. 10, 3764. 
Tibur, G. I. L. 14, 3562a, wo auch eine Wid- In Corfinium in der Landschaft der 
mung an Attis vorkommt, C. I. L. 14, 3534. Paeligner findet sich eine Weihinschrift an 
Von einem Taurobolium in Gabii meldet die die, M(ater) D(eum), C. I.L. 9, 3147; dem Attis 
Inschrift G I. L. 14, 2790. Eines Priesters 40 wird eine ara und eine Luna argentea ge- 
der Mater D. M. von Nomentum gedenkt weiht; eine ministra Matris Magnae läfst die 
C. I. L. 14, 3956. „Presso le Marmorelle sulla Statue der Mater Magna reparieren und ver- 
via Labicana" an der Bahn von Rom nach golden; desgleichen einer Attistatue das Haar 
Segni wurde eine der MHTPI OEßN ArPAPIA vergolden und eine Bellonastatue wieder- 
geweihte Inschrift gefunden, Gatti, Bull, comun. herstellen, C. I. L. 9, 3146. 
20 (1892) p. 358 nr. 7. In Velitrae entdeckte In Te.ate Marrucinorum (Chieti) wird 
man eine fragmentarisch erhaltene Widmung ein taurobolium, G. I. L. 9, 3014, sowie ein 
an die M(ater) D(enm) Idaea, G. I. L. 10, 6557. criobolium et aemobolium, C. I. L. 9, 8015 voll- 
Aus Nettuno stammt nach Bartoli bei Fea, zogen. 

Mise. 1 p. 273 die anf einem Löwen reitende 50 In Samnium bringt ein and dieselbe Frau 

Kybelestatue der Villa Pamfili, Mate u. v. Duhn, der Mater Deum eine Weihgabe in Vena- 

Ant. Bildw. in Born 1 p. 241 nr. 902. In frum dar, G. I. L. 10, 4844 und veranstaltet 

Circeji wird der Göttin eine porticus und in Rufrae (bei Presenzano) Matri Deum Op- 

ein cubiculum errichtet, G. I. L. 10, 6423. In timae Maxim(ae) sacra taurobol(i), C. I. L. 10, 

Formiae bringt eine Priesterin der M(ater) 4829. In Saepinum begegnet ein Collegium 

D(eum) eine Attisstatue (Atthin) dar, C. I. L. 10, canoforarum, C. I. L. 9, 2480. In Benevent 

6074 ; eine andere Priesterin der M(ater) M(agna) finden sich Kriobolien- und Taurobolien- 

I(daea) vollzieht ein Taurobolium, C. I. L. 10, inschriften mit der Widmung Attini sacrum et 

6074. Über eine an der Strafse zwischen Minervae Berednt(iae), G I. L. 9, 1688, welch 

Gaeta und Formia gefundene Marmorstatue 60 letzterer Beiname in 1539. 1641. 1542 zu 

der Göttin berichten die Notizie degli seavi Paracentiae, in 1540 zu Farachintiae entstellt 

di ant. 1893 p. 361f. Die dazu gehörigen ist. Eine Priesterin der Mater Deum begegnet 

Löwen sind nachträglich gefunden worden; in Aeclanum, C. I. L. 9, 1100; ein (sacerdos) 

vgl. Arch. Am. 8 1893 p. 157, wonach unter XVvir(alis) derselben in Compsa, Ö. I. L. 9, 

den in den Atti della Commissione di Caserta 981 ; desgleichen ein sacerdos Matris Deum in 

A. 24. 1893 behandelten Funden von Formia Larinum in der Landschaft der Frentaner, 

p. 33 „zwei Marmorlöwen von einer Kybele- G. I. L. 9, 734. 

Statue" erwähnt werden. In Venusia in Apulien erhält die M(ater) 



292 1 Meter (in Btrurien, öberitalien) Meter (in Noricum, Dacia, Dalmatia) 2922 

d(eum) I(daea) s(anctissinia) eine Widmung, (ß. I. L. 5, 1148) und Fundkarte von Aquileia 

C. I. X. 9, 424. p. 46. Den Kult der Mater Magna in Ter- 

In Brundisiumin Calabrien begegnet geste bezeugen die Inschriften G. I. L. 5, 

ein sac(erdos) Matr(is) Magn(ae) et Suriae 618. 519. 520. In Capodistria kommt in- 

deae et sacror(um) Isidis, G. I. L. 9, 6099; in schriftlich ein Archigallus vor, C.L.L. 5, 488; 

Locri im Lande der Bruttier ein collegius in Pola ein Priester der M(ater) D(enm) 

(= collegium) cannofororum, C. L. L. 10, 24. M(agna) I(daea) und Dendrophoren, C. I. L. 5, 

8339 b. 81. Einen Kalksteinblock mit Relief des in 

Wenden wir uns von Rom nördlich, so einer Aedicula stehenden Attis in Pola ver- 
findet sich in Etrurien eine Widmung an 10 zeichnet W. Beichel, Beschreibung der Skulpturen 
die M(ater) D(eum) in Capena, 0. L. L. 11, im Augustustempel in Pola, AEM. 16 (1893) 
3861; an die Mater Deum Mag(na) Diacrita- p. 10 nr. 93. 

mena in Falerii, C. L. L. 11, 3080, wo auch Aus Celeia in Noricum ist zu erwähnen 

ein sacerd(os) Isid(is) et Matr(is) Deum er- die Widmung M(atri) B(eum) M(agnae) Blau- 

scheint, C. I. L. 11,3123. Dendrophoren finden die etc., G. L. L. 3,5194 und die fragmentarische, 

sich in Faesulae, C. I. L. 11,1551. 1552. vielleicht der Göttermutter geltende Inschrift 

In Picenum begegnet in einer Inschrift C. L.L. 3, 5195; das Bruchstück eines Kolossal- 

von Interamnia (Teramo) ein sac(erdos) kopfes von weifsem Marmor in Cilli deutet 

Matr(is) Mag(nae) Vestinar(um), C. L. L. 9, Gpnze, Möm. Bildw. einkeim. Fundorts in 
5061. Ein vielleicht von einer Bildsäule der 20 Österreich 3 p. 13f. Taf. 17 ziemlich unwahr- 

Kybele herrührender mit Mauerkrone und scheinlich auf Attis. Sicherer ist die Deutung 

Schleier gezierter Marmorkopf in der Pina- eines ebenda befindlichen Ileliefs als Attis 

kothek von Teramo wird verzeichnet von mit seiner Herde, Conze a. a. 0. p. 14. Eine 

H. Dressel, Bull. d. Inst. 1884 p. 142 nr. 2. zu Wieting gefundene Widmung wird 

Eine [sacerdos Ma]tris deum Fidei[que Au- C. I. L. 3, 5021 zu [M(atri)J dfeum) M(agnae) 

gustae?] erscheint in einer Inschrift von Auxi- [I(daeae)J etc. ergänzt. In einer „weiblichen 

mum, C. I. L. 9, 5848. Figur, die einen Scepter hält und auf dem 

Aus „Albacina nelle Marche" stammt Rücken eines ruhenden Löwen sitzt", auf einer 

eine Attisstatue mit der WidmuDg Attidi Autia in den Ruinen des Zolfelds (Gebiet von Vi- 
Vera d. d., Bull, comun. 5 (1877) p. 267. so runum) gefundenen Gemme {Mich. F. v. Ja- 

In Oberitalien fand man im Gebiet von bornegg -Altenfeh, Kärntens röm. Altertümer. 
Mutina „nella villa di Saliceto Panaro" eine Klagenfurt 1870 4° p.61 nr. 1) wird man nicht 
Bronzestatuette des Attis mit Chlamys, phry- unwahrscheinlich die Kybele vermuten, 
gischer Mütze, Hirtenstab und Syrinx, Cave- An Grabsteinen von Poetovio in Panno- 
doni, Bull. d. Inst. 1858 p. 167 f. Eine Wid- nia superior will Conze a.a.O. 2 p. 8ff. „ver- 
mung an die M(ater) M(agna) begegnet in mutliche Abzeichen des Kybele- Kultus" er- 
Augusta Taurinorum, C. I. L. 6, 6966a; kennen, doch scheint mir diese Vermutung 
ebendort zwei Taurobolieninschriften, G. I. L. 5, sehr unsicher. In Pannonia inferior begegnet 
6961. 6962. Den Kultus der Göttin in Me- eine Widmung an die M(ater) D(eum) M(agna) 
diolanium belegen die Inschriften C.I.L.6, to in Aquincum, C. I. L. 3,3471. Eine kopf- 
5814. 5862. 5881; in Riva meldet eine In- lose vermutlich aus der Nische eines Grab- 
schrift von der Erweiterung des Heiligtums monumentes stammende Attisstatue in Mitro- 
der Mater Deum, C. I. L. 5, 4985; im Gebiet vica, dem alten Sirmium, wird von E. Ka- 
der Camunni (Cividate di Val Camonica) linka und A. Swoboda, AEM. 13 (1890) p. 26 
wurde die Widmung Matri Deum, C. I. L. 5, nr. 4, beschrieben. 

4940 gefunden. Eine sacerdos XVviralis er- In Dacien finden wir Widmungen an die 

scheint in Brixia, G. I. L. 5, 4400. In Mal- M(ater) D(eum) M(agna) in Drobeta, C. I.L.S, 

cesine, wird der Mater Deum und Isis das 1582. Suppl. C. I. L. 3 Fase. 2, 8016 und in 

Heiligtum restauriert und ein pronaus er- Apulum, C. I. L. 3,1101. 1102; ebendort 
richtet laut C. I. L. 5, 4007. Eine Priesterin 50 begegnet eine J£ iitir\ayfig Mri\zg6g Tpo|xXfr- 

der Mater Deum findet sich in Verona, ^»""|s dargebrachte Widmung, Suppl. C. I. L. 3 

G. I. L. 5, 3438. Unter den Antiken von Fase. 2, 7766 und ein collegium dendroforum, 

Altinum wird nach G. Goyau, Ecole fr. d'Ath. G. I. L. 3, 1217. 

et de Borne. Mel. d'areh. et d'hist. 14 (1894) In Dalmatien ist besonders Salonae durch 

p. 265 von Augusto Valentis, Antichitä Alti- den Kult der Mater Magna_ ausgezeichnet. 

nati. Venezia 1893. 4" eine kleine Bronze- Ein Altärchen enthält die interessante In- 

büste der Kybele verzeichnet. Für Aquileia schritt Curia Pris\ea Matri Magnae \ fanum 

sind zu erwähnen Widmungen an die M(ater) rifecit, | signa posuit, laro\phorum cymbdla | 

D(eum) M(agna), C. I. L. 5, 795a; M^ater) tynpana catillum \ forfices aram dat d(edicat), 
D(eum) M(agna) Cereria, G. L. L. 5, 796. Dem 60 C. I. L. 3. 1952. Von der Stiftung eines Tem- 

Attis ist dort eine Widmung als Atte Papa pels der Mater Magna meldet C. I. L. 3, 1953; 
dargebracht, C. I. L. 6, 766 = Pais, Corporis desgleichen die Inschrift G, I. L. 3 Suppl. 
inscr. Lat. suppl. IM. 1. Romae 1884 nr. 64. Fase. 2, 8675, geweiht der Mater Magna cogna- 
Maionica, Fundkarte von Aquileia. Görz 1893 tionis , d. i. nach Bormanns Vermutung 
p. 29; vgl. oben Bd. 1 Sp. 715. Über sein (AEM. 13 p. 99) der Mater Magna, unter 
Vorkommen auf Grabsteinen von Aquileia s. deren Schutz sich eine cognatio, ein auf Grund 
Maionica, AEM. 1 (1877) p. 58 (= Lajard, der Blutsverwandtschaft gebildetes Kollegium, 
Bech. sur le eulte de Mithra pl. C, 1) p. 59 gestellt hat; desgleichen die von Bulic, Butt. 



2923 Meter (in Gallia Narbon.) Meter (in Aquitania, Lugdun.) 2924 

di arch. e storia dalmata 1895 p. 3 (vgl. Bev. (Tain), C. I. L. 12, 1782. Mus6e de Lyon, 
arch. 3 e ser. 26. 1895 p. 274 nr. 16 und Ad. Har- Inscr. ant. par A. AUmer et P. Vissard. 
nach, Zur Aberciusinschrift, Texte u. Unters. 12, Tome 1. Lyon 1888 p. 54; vielleicht auch in 
4b p. 26f. nr. 4) mitgeteilte Inschrift, welche Vienna, C. I. L. 12, 1827; in Narbo, C. I.L. 
durch die beigegebenen Reliefs: Delphin, 12, 4321— 4329, wurden der Göttin Taurobolien 
Schale, Hund mit Vorderfufs einen Ball be- veranstaltet, und zwar das in Tain merk- 
rührend auf der einen, Fisch, Becher, Hund würdigerweise für die Kolonie Lugdunum, 
mit Vorderfufs einen Ball berührend auf der eins in Narbo (4323) für die ganze provincia 
anderen Seite interessant ist. Auch in Tra- Narbonensis. In der alten Domkirche von 
gurium wird der Mater Magna ein Tempel 10 Blecta (Alet) wurde die Widmung Matri 
errichtet, C. I. L. 3, 2676 und Suppl. nr. 9707 Deum \ Cn(eius) Pomp(eius) | Probus \ curator 
= Inscr. quae in C. B. Museo Arch. Saloni- templi vfotum) s(olvit) l(ibens) m(erito) ge- 
tano Spalati asservantur descr. Prof. F. Bulic. funden, C. I. L. 12, 5374. Julien Sacaze, In- 
Spalati 1892 p. 399 nr. 1371. Ferner ist nach scriptions antiques des PyrSne'es. Toulouse 
Bulics letzter Lesung eine Widmung an die 1892 p. 46f. nr. 16. 

Mater Magna Deorum eine Inschrift in „Srinjine In Aqnitanien finden sich Widmungen an 

in Poljica", Auctarium inscriptionum quae a die Göttin in Lugdunum Convenarum 

mense lulio 1892 ad mensem Iunium 1894 in (Saint-Bertrand de Comminges), J. Sacaze, 

c. r. Museum Archaeologicum Salonitanum Inscr. ant. des Pyrenees. Toulouse 1892 p. 170 
Spalati illatae sunt descr. Fr. Bulic. U Spljetu 20 nr. 85, wo aber die Ergänzung von M ■ D zu 

1894 p. 535 nr. 1860 {Bull. dalm. 16 p. 33 M(atri) D(eum), wie Sacaze bemerkt, nicht nn- 

nr. 13. 0. I. L. Suppl. 3 nr. 8544 [hier als bedingt sicher ist; p. 218 nr. 149 („autel de 

Grabinschrift ergänzt und als in Epetium ge- marbre trouve ä Labroquere et Iransporte' au 

funden bezeichnet] Suppl. Addit. nr. 12798). Musee de Toulouse"); Dumege, Monum. relig. 

In der „in Castro Halmissat" oder „in oppido des Volces-Tectosages, des Garumni et des Con- 

Pegunti archiepiscopalis districtus" befindlichen, venae p. 143 berichtet, dafs sich Spuren eines 

den DIS ASCA ET MATRI • MAGNE ge- Kybeletempels ehemals in der Flur zwischen 

weihten Widmung C. I. L. 3, 6428. Suppl. Valcabrere und dem linken Ufer der Garonne 

Fase. 2, 8474 dürfte ASCA eher zu Asca- befanden; die Bruchstücke eines marmornen 
[niis], wie ich Wochenschr. f. cl. Philol. 1886 80 Löwen sollen dort gefunden sein, Sacaze a. a. 0. 

Sp. 1078 vorschlug, als mit Mommsen, CLL. 3 In Burdigala (Bordeaux) begegnet die Wid- 

Register p. 1164 zu Asca[lonitanis] zu er- mung Magnae Matri \ C. lulius, Camille 

ganzen sein. Jullian, Inscriptions rom. de Bordeaux. Tome 1. 

Besonderer Beliebtheit scheint sich der Bordeaux 1887 4° p. 29 f. nr. 9; ein Tauro- 

Kultus der Göttermutter in Gallien erfreut zu bolienaltar mit der Inschrift Natalici viri- 

haben, vgl. V. Schnitze, Gesch. des Untergangs b(us) \ Vdler(ia) Iullina \ et Iul(ia) Sancta, 

des griechisch-römischen Heidentums 2 p. llOf. Jullian a. a. 0. 1 p. 30—37 nr. 10. AUmer, 

In Vintium (Vence) in den Seealpen wird Bevue epigr. du midi de France 2 p. 20. 43, 

der Idaea Mater ein Taurobolium vollzogen, und ein Taurobolienaltar, dessen Inschrift ver- 
G. I. L. 12, 1. Edmond Blanc, Epigraphie du 40 schwunden ist, Jullian a. a. 0. p. 37. Die 

.de'p. des Alpes-Maritimes. Nice 1878 p. 42 f. zahlreichen Taurobolieniuschriften von Lac- 

nr. 2. In Gallia Narbonensis finden sich Wid- tora (Lectoure), zum Teil schon mitgeteilt von 

mungen an die Mater Magna in Druso- Ohaudruc de Crazannes, Diss. sur le tauröbole, 

magus Sedunorum (Sitten), C. I. L. 12, 135; Mim. de la Soc. Boyale des Antiquaires de 

in Reii (Riez), C. I. L. 12, 357. 358. Im France. N. S. Tome 3 p. 116—186 und im 

Vicus Bellicensis (Belley), welchen Ort S. A. Paris 1837 8°, sind vollständiger ,zu- 

freilich Hirschfeld nicht zu Gallia Narbonensis sammengestellt von Jean-Frangois Blade, Fpi- 

rechnet, stiftet der Mater Deum (und dem graphie ant. de la Gascogne. Bordeaux 1885 

Attis?)T.AlbiusAttius„aram,crepidines,colum- p. 95—115 nr. 105—126 und von Emile Espe- 
nas, tectum, pronaon", A. AUmer et Alfred de 50 randieu, Inscriptions ant. de Lectoure. Auch 

Terrebasse, Inscriptions ant. et du moyen äge Paris 1892 p. 15—63 nr. 5 — 25. Über ein der 

de Vienne. Partie 1 tome 3. Vienne 1875 Göttermutter dargebrachtes Taurobolium aus 

p. 419 f. nr. 731; ebenda vermacht Apronius der Umgegend von Aulnay im Poitou be- 

Gemellinus . beiden Gottheiten zwei Cupido- richtet eine nur durch eine Copie des Abbe" 

statuen, Orelli 1898. AUmer et de Terrebasse Möry bekannte Inschrift, deren Echtheit nicht 

a. a. 0. p. 420f. nr. 732. Ein adparfi)tor Ma- unbestritten ist, Emile Esperandieu, Epi- 

tris Deum Magnae Ideae Palatinae eiusque graphie romaine du Poitou et de la Saintonge. 

m(agnae) religionis erscheint in Massilia, Melle 1888 p. 146 — 151 nr. 51. 

G. I. L. 12, 405. Ein Inschriftfragment zu In Gallia Lugdnnensis ragt Lugdunum 
Arausio (Orange) wird im G. I. L. 12, 1223 60 hervor durch Beine Taurobolienaltäre, Boissieu, 

zu matRI DEum ergänzt. Ebendort, C. I. L. 12, Inscriptions ant. de Lyon p. 21—39 nr. 19—24. 

1222, ferner in Forum Iulii (Frejus), Gl. L. AUmer et Dissard, Musee de Lyon. Inscriptions 

12, 251, wenn anders die Inschrift nicht ge- ant. Tome 1. Lyon 1888 p. 15—47 nr. 5—10. 

fälscht ist; in Vasio (Vaison), G. I. L. 12, In Augustodunum (Autun) wurde nach der 

1311; in Dea Augusta Vocontiorum (Die), Passio Sancti Symphoriani, Acta Martyrum 

G. I. L. 12, 1567. 1589. AUmer, Bev. epigr. du P. Th. Buinart op. coli, editaque per B. Ga- 

midi de la France 2 p. 389; in Valentia Iura 1. Aug. Vindel. 1802 [p. 172—184] c. 2 

(Valence), G. I. L. 12, 1744. 1745; in Tegna p. 175 „Berecynthia" ganz besonders verehrt. 



2925 Meter (in Gallia Belgica) Meter (in den Rheinlanden) 2926 

Als Symphorianus der in feierlicher Prozession Paris 1885 4° p. 18 nr. 63; ein drittes, aus 

auf ihrem Wagen einhergeführten Statue der einer römischen Villa zu Anthe"e stammend, 

Göttin die Anbetung versagte, mufste er den befindet sich im Museum von Namur, Ann. 

Märtyrertod erleiden (ca. 180 n. Chr.). Glück- de la Soc. arch. de Namur. Tome 16 (1881) 

lieber war im 4. Jahrhundert der Bischof pl. 6. S. Beinach, Antiquites nationales. De- 

Simplicius, der bei einem gleichen Umzug des scription rais. du Muse'e de Saint-Germain-en- 

Götterbildes durch sein Gebet den von Stieren Laye. Bronses figures de la Gaule Bomaine 

gezogenen Wagen zum Stillstand zwang und p. 334 nr. 431; ein viertes, zu Brunault- 

durch das Zeichen des Kreuzes, das er gegen Liberchies in Belgien gefunden, ist von 

die Statue machte, diese niederschmetterte, 10 Boulez, Notice sur un ornement de bronze 

Gregor. Turon. de glor. confess. c. 77. Beugnot, trouvi ä Brunault et relatif au cutte de Cybele 

Hist. de la destruetion du paganisme en Occi- in den Bulletins de l'Acad. Royale de Bruxelles. 

dent 1 p. 302. J. G. Bulliot et Felix Thiollier, Tome 12 (1845) p. 405—412 publiciert worden. 

La mission et h culte de Saint Martin . . . Die in Gallien und in den angrenzenden Ge- 

dans le pays eduen, Mem. de la Soc. Eduenne. bieten häufig gefundenen Terracotten, welche 

N. S. 17 p. 87. 18 p. 242 Auf der Stätte des eine sitzende Frau mit einem Tier auf dem 

Tempels soll sich nach Joseph Bosny, Histoire Schofs darstellen, hält Adr. Blanchet, Etüde sur 

de la ville d'Autun. Autun 1802 4° p. 245 les figurines en terre cuite de la Gaule Bo- 

die Abtei von St. Jean-le-Grand erheben. maine, Mim. de la Soc. not. des Antiquaires 

In Gallia Belgica ist Turnacum (Tournay) 20 de France. 6 e se"r. tome 1 180 0[p. 65—224] in 

durch die Grabinschrift eines Archigallus als dem Abschnitt „Figures d'attribution incer- 

eine Stätte des Mater Magna-Kultns zu er- taine" p. 193 ff. für Nachahmungen der Terra- 

wähnen. cottastatuetten der Kybele mit einem Löwen 

Aufserdem bezeugen in den verschiedensten auf dem Schofs, mit der Frage: „Doit-on con- 

Gegenden Galliens gefundene kleinere Denk- clure de ce rapprochement que les statuettes 

mäler die Beliebtheit, deren die Göttermutter trouvees en Gaule sont en quelque rapport avec 

sich hier erfreute. Auf einem silbernen 1862 Celles des deesses meres?" 

in der Rhone zwischen Arles und Tarascon Auch im ganzen Rheingebiet fehlt es nicht 
gefundenen Gefäfs im Museum von Avignon an vereinzelten Spuren des Dienstes der Mater 
mit Weihinschvift an die Mater Magna ist 80 Magna. In der Civitas Aurelia Aquensis 
dargestellt „in manubrio: dea velata (Mater (Baden) wird der Mater Deum eine Widmung 
Magna) sedens in solio corbem cum frugibus dargebracht, Brambach, C. I. Bhenan. 1667. 
tenens; supra solium columbae tres volantes. In Cannstadt erhält sie einen Tempel er- 
In parte inferiore ara rotunda cum frugibus richtet, Cr. Sixt, Führer durch die Kgl. Samm- 
et pineis inter arbores duas; in parte infima lung römischer Steindenkmäler in Stuttgart, 
avis (pavo?) in columna sedens; infra canis e Stuttgart 1895 p. 21 f. nr. 77. Eine Inschrift 
cista lapidi magno imposita edens. Infra ma- von Kreuznach ist nach Hübners Lesung ihr 
nubrium delphini duo", C. I. L. 12,5697,3. gewidmet, C. I. Bhenan. 723. Aus Düssel- 
In Grozon (De"p. du Jura) wurde ein Cym- dorf gelangte eine Steinplatte mit dem Brust- 
balum mit der Weihinschrift Matri Deum 40 bild der Kybele in Relief ins Antiquarium 
Camellius Tutor ex voto gefunden, E. Babelon von Mannheim, F. Haug, Die röm. Denksteine 
et J. Adrien Blanchet, Cat. des bronees ant. des Grofshereogl. Antiquariums in Mannheim, 
de la bibliotheque not. Paris 1895 p. 706 f. 1877 4° {Progr.) p. 13 nr. 4; doch ist die 
nr. 2298. Büsten und Köpfe der Göttin von Echtheit des Steines zweifelhaft. In Neo- 
Bronze wurden gefunden in Valence, Babe- magus (Nijmegen) wurde eine Bronzestatuette 
Ion et Blanchet a. a. O. p. 260 nr. 615; Im der auf einem Löwen reitenden Göttermutter 
Dorfe Tours bei Abbeville, Babelon et mit dem Tympanum in der R. gefunden, 
Blanchet p. 256f. nr. 611; in Paris, Babelon J. S. A. Scheers en Th. E. A. J. Äbeleven, 
et Blanchet p. 258 ff. nr. 614 (letzteres Stück Beschrijving van de Gemeente-Verzameling te 
vielleicht modernen Ursprungs). Auch deko- 50 Nijmegen van vöör- germaanschen, germaanschen 
rativ werden die Häupter der Kybele und des en romeinschen oorsprong en van lateren tijd. 
Attis verwendet. Eine „Poignee de porte ou 2 ae druk. Nijmegen 1873 p. 67, E nr. 3. Eben- 
de meuble" wird von Babelon et Blanchet dort sind mehrere BÜberne Schöpfgefäfse ge- 
p. 685 nr. 1466 wie folgt beschrieben: „Cette funden worden, an denen die Göttin in Relief 
plaque ajouree comprend comme motifs de di- dargestellt sein soll, Scheers en Äbeleven a. a. 0. 
coration une Ute de Cybele, de face, drapee, p. 68 E nr. 11. L. F. Janssen, De grieksche, 
coiffee d'une couronne dentelee, et aecostee de romeinsche en etrurische Monumenten van het 
deux Kons se dirigeant en sens inverse. A Museum van Oudheden te Leyden p. 323 f. V 
droite et ä gauche, aux extremites de la plaque, nr. 905— 907. Aus Vechten stammt eine 
des bustes d'Atys, de face, coiffes du bonnei 60 Terracottastatuette der sitzenden Kybele mit 
phrygien, et poses sur des pommes de pin." Mauerkrone, die 1. Hand auf einem Löwen 
Von diesem merkwürdigen Erzeugnis gallo- ruhend, Catalogus der archeologische Verzame- 
römischer Kunst sind nicht weniger als vier ling van het Provinciadl Utrechtsch Genootschap 
Exemplare bekannt. Das der Bibliotheque van Künsten en Wetenschappen. Utrecht 1868 
nationale ist in Bavay gefunden, Caylus, Eec. p. 40, G nr. 1. Mancherlei freilich wird mit 
d'ant. 2 p. 397 pl. 118, 6; ein anderes, ge- Unrecht für die Göttin in Anspruch genommen, 
funden in Nordfrankreich, verzeichnet Frohner, so von Schöpfflin, Alsatia ill. 1 p. 488 § 96, 
Coli. Julien Greau. Catal. des bronses ant. tab. 6, 4 eine Statue, gefunden „in Mediomatri- 



2927 Meter (in Britannia, Africa) Meter (in Africa, Numidia etc.) 2928 

censi Alsatia"; von J. Felsenhart, Le Luxem- vgl. Bev. arcli. 3° ser. 19 (1892) p 298 nr 18 

bourg beige et son ethnographie sous la domi- Mel. d'arch. et d'hist. 12 (1892) d 198 Bev 

natton romaine. Bruxelles 1874 p. 307, auf de l'hist. des relig. Annee 13. Tome 26* (1892) 

die Autorität von Berthelot, Bist, du ducke p. I78f. J. Toutain, Les citis romüines de la 

de Luxembourg 1 p. 437 hin, ein Altar von Tunisie (Bibl. des Scoles franc 717. et de 

berouville; ; von Joh. Engling, Die vormaligen Borne. Faac. 72). Paris 1896 p 212 InLares 

lempel und Altäre der Heiden im Luxem- (Lorbus) bringt man der M(ater)DeumAug(usta) 

burger Lande, Pubhcahons de la societe pour Magna Idea eine Widmung, dar C I. L 8 

la recherche et la conservaticn des monumtnts 1776; in Sicca Veneria (El-Ke'f) fand man' 
histonques a dam Je Grand-duche de Luxem- 10 eine Weihinschrift an die Mater Deum Magna 

von Wtlthemius, Lucihburgensia Site Luxem- Matris Magnae begegnet ebenda CIL* 

burgum Bomanum p 313 f. flg. 449-451, ein 1649. In Zama MaiSr (Hr. Djäma) "wird der 

A r ,,^ aT 6D ^ md / nm ^l • , , • M < ater > D ( eum ) M ( a & na ) I(dae4 Aug(usta) ein 

Auch Attas iät den Rhemlanden nicht Bildnis des Liber geweiht ,C I. L S Suml 1 

fremd Ein ihm geweihter Altar ist in Mainz nr. 16440. In Mascula (Khench'ela) bringt 

gefunden worden Westdeutsche Zeitschr. f. C. Sittius Ianuarius [Matrji Deum Aug(ustae) 

Gesch u^unst 1881 Korr -Bl.SplOSS.nv.6S-, für das Wohl des L Septimius SeveruTund 

der Oberteil einer nackten Attisstatue aus dessen Familie eine Weihgabe (oder nach 
rotem Sandstein inNeuenheim bei Heidel- 20 Biron de Vülefosse ein Criobolium) dar 

rTIfif 1 ^\\ r Std f - A Ze % C \ P (18 f ) £ J wV> 22S0 - In Lambaesis fand man' 

p 26t. nr. 2. Auch auf den Grabsteinen des die Widmung Magnae Idaeae, C. I. L. 8, 2633. 

Rheingebiets sind die Attisfiguren häufig zu In Tipasa huldigt man der M(ater) D(eum) 

treffen, s oben Bd. 1 Sp 727. Cumont.*. v. M(agna) I(daea) Sanctissima für das Wohl des 

Attis m De Buggteros Diz epigr. 1 p. 765 Kaisers, C. I. L. 8, 4846. In Thibilis (An- 

und m Pauly-Wissowas B-E. 2 Sp. 2251. nüna) veranstaltet ein gewisse Popilia Maxima 

*!•.■* d.Westd Zeitschr. 11 Sp. 16 f. ein Taurobolium Terrae Matrfi] Aerecma 

G Sixt a. a. 0. p. 17 nr. 57 p. 31 f. nr. 141. (d. i. nach Maass, Orpheus p. 220 Anm! 27 

145 u. a. m "H Qa Ko i Qcl ) Matri Deum Magnae Ideae, 
Was Britannien betrifft, so wird m einer so G. I. L. 8, 5524. In Sigus fanf man eine 

Widmung von Procolitia im ß U 7, 618 Weihinschrift an die [Ma]ter Deum Augfusta), 

•' M ' V" ?£ e - ae , M ( a S nae ) ra d ( eae ) er- G. I. L. 8 Suppl. 2 nr. 19125; ebendortbe- 

ganzt. Mne Attisstatue „in coarse oolithic gegnet ein Sacerdos M(atris) M(agnae), O.I.L 

hmestone" mit dem Bogen m der L., gefunden 8, 5707. In Cirta (Constantine) wird I(ovi) 

9 Jww"^";* T* V ° n ?*? rle Z B ? ach ?/ ptim0) M ( aximo > d « deabusque Matri Deuni 

bmM, Oatal. of the Museum of London Anti- Magnae Idaee Apollini eine Widmune dar 

qmhes 1854 p. 1 nr. 1 pl 1 mitgeteilt. gebracht, G. I. L. 8, 6955. Eine grofee Statue 

i^iu ier Pyrenaenhalbmsel finden sich in mit Mauerkrone im Museum von Constantine, 

Lusitania Widmungen an die Göttermutter in der man die Personifikation der Stadt 

«0 ?r 1 mf°-'^ LL \l' 1 l 8 ( ??f M % r(i) etc -)" *° Cirta hat kennen wollen, ist nach G. Dou- 
179 {Matri Deum Mag(nae) Ideae Phrugfiae), biet et Gauckler, Musee de Constantine. Paris 
dargebracht von einer Ceniophorus); und in 1892 4» p. 36 möglicherweise eine Magna 
Capera C. I. L 2, 805 {Matri Deum etc.). Mater. In Busicade (Philippeville) fand Jan 
Tauroboken werden ihr vollzogen m Eme- das Fragment einer Statue mit der Inschrift- 
rita, gleichfalls in Lusitamen gelegen, Eph. Sancto Attidi sacrum | genio dendrophorum 
epigr. 3 p. 32 nr. 2 und in Cord üb a in C. Met\teius Exuperam dendroforiufdeZ?- 

fT'Ä %-^ r - 3 - P y! 6l £ 15 - tarius de suo f"* lib ^ animTdediZk 

In Mago (Mahon) auf Mmorca wird der Mater G. I. L. 8,7956. In Mileu (Mila) brachte 

Ma(gna) und dem Attis (AtthinM) ein Tempel man ex vaticinatione archigal i der loYater) 
errxchtet, G. I L. 2, 3706 50 D(eum) M(agna) I(dae) Sancta für daTwohl 

ir„» °^ 'p«^™? v™ v N TJ^ War - der des Severus A le^nder- und. der Iulia Mamaea 

Kultus der Göttin stark verbreitet. Augustinus, ein Criobolium dar, C. I. L. 8 8203 =&»»2 2 

De civ dei 2 i erzählt dafs er sieh in seiner nr. 19981. In einer kolossalen zu Mala ge- 

Jugend (m Karthago) ergötzt habe an den fundenen Statue glaubt Toutain die Götter- 

unzuchügen Darstellungen und Gesängen, mit mutter zu erkennen, s. Mel. d'arch. et d'hist 13 

denen die Caelestis Virgo und die Berecyn- (1893) p. 184. In Cuicul (Djemtla) begegnet 

thia mater omnmm am Tage der lavatio von in einer ßeliefdarstellung Attis stehend mit 

den Schauspie ern gefeiert wurden In Mac- ausgebreiteten Armen, neben ihm ein Löwe 

pÄ^A 'f'y ,»»" >?»«) M(agnae) und hinter diesem ein' Baum, Exphr. sMf. 
t !SÄ P( n- X) Au .^ u l?)' °: L L-SJvPP\ 1 60 de l'Algerie. ArcMologie. pl. 105, 2. Eine im 

nr. 11797. H ier wird für die Wohlfahrt des Musee du Bardo befindliche Statuette des 

Probus ein Cnobohnm und Taurobolium (per- Attis stammt aus Chououd-el-Batel im Distrikt 

fectis nte sacns cernorum crioboli et tauro- Medjez-el-Bab, Mel. d'arch. et d'hüt. 12 (1892) 

boh) von dem Priester Q. AreUius Optatianus p. 198 K ' 

im Verein mit den Dendrophoren und den In' Manretania fand man eine Widmung 

sacrati beiderlei Geschlechts der M(ater)D(eum) an die M(ater) Deum [Magna] Id[aea] und 

M(apa) I(daea) Aug(usta) vollzogen, Cagnat, A[ttis] in Mons (Kasbkit), C. I. L. 8,8656 

Bull. arch. du comite des trav. hist. 1891 p. 52, Bin Anti[s]tes sanctissimi numinis Matris 



2929 Meter (Organis. d. Kultus) Meter (aemo-, crio- u. taurobolium) 2930 

Deum begegnet in Caesarea (Scherschel), p. 154— 156; über die Cannophoren Fr. Cumont 

C. I. L. 8, 9401. Auch werden verschiedene s. v. Cannophorus jm Diz. epigr. vol 2 

m Caesarea gefundene Denkmäler für den p. 80— 81 und P. Decharme , Note sur ' les 

Kybelekult in Anspruch genommen. So deutet Cannophores, Bev. arch. 3 e ser. 7 (1886) 

Victor Waille, De Caesareae monumentis quae p. 288—289; über die Dendrophoren J. Baba- 

supersunt. Alger 1891 (Pariser Diss.) p. 89 die nis, Becherches sur les dendrophores et sur les 

bWtue einer auf einem mit Widderköpfen corporations rom. en ge'neral. Paris 1841 8° 

verzierten Sessel sitzenden Prauengestalt frage- (71 pp.). A. de Boissieu, Inscr. ant. de Lyon 

weise als Kybele. Nach demselben (p. 52) p. 25. 31. 202. 413. Noel des Yergers, In- 

lst auf verschiedenen m Caesarea gefundenen 10 scription de Lyon et dendrophores, Bull, de 

Lampen Kybele auf dem Löwen reitend dar- VAUnaeum francais. 2 p. 21—23. Sermann 

, gestellt, wenn er anders nicht die gleichfalls C. Maue, Die Vereine der fahrt, centonarii 

v ? dem Löwen reitend dargestellte Caelestis und dendrophori im Böm. Beich 1. Die Natur 

für Kybele gehalten hat. Eine von Heron de ihres Handwerkes und ihrer sacralen Be- 

Vittefosse, Arch. des Miss, scientif. 1875 p. 395 Ziehungen. Prankfurt a. M. 1886 p. 33— 39, 

und von De la Blanchere, De rege Juba p. 63 vgl. desselben Aufsatz Die Hastiferi von 

für weiblich erklärte Statue halten Waille CasteUum Mattiacorum, Philol. N. F. 1 

p. 50ff. p. 89 und P. Gauckler, Musee de Cher- [p. 487—513] p. 487. P. Paris s. v. Dendro- 

chel. Paris 1895 4° p. 141—143 pl. 15, 3 für phoria in Daremberg et Saglios Dict. des ant. 

einen Priester der Kybele. Ebensogut kann 20 gr. et rom. Fase. 12 p. 100—102. Über die 

man freilich an einen Priester der Caelestis Feste ist besonders einzusehen die 2. Ausgabe 

denken. Em Haupt mit phrygischer Mütze des 1. Bandes desCorpws Inscr.Lat. p.312— 315; 

erklaren Waille p. 92 und Gauckler p. 60 ver- über die lavatio handelt G. Chr. M. Cilani, 

mutungs weise für das des Attis. Sonst ist De lavatione Matris Deum apud Bomanos 

noch aus Mauretanien zu erwähnen ein kleiner anniversaria. Alt. 1763 4°. 

Altar im Museum von Oran, dem alten Por- Über das aemobolium s. De Buggiero, Diz. 

tus Divini, auf dessen Vorderseite M.-B. de epigr. 1 p. 295 und Hobel in Pauly-Wüsowas 

la Blanchere, Musee d'Oran. Paris 1893 4° B.-E. 1 Sp. 594; über das criobolium und 

p. 86 (Abbildung p. 37) die Mater Magna er- taurobolium Salmasius in der Ausgabe der 

kennt m einer weiblichen Gestalt in einem 30 Historiae Augustae Scriptores cum integris 

Tempelchen, welche, begleitet von einem notis I. Casauboni, Ol. Salmasii et I. Gruteri. 

Widder und ausgestattet mit der Mauerkrone Tom. 1. Lugd. Bat. 1671 p. 803—805. Van 

auf dem Haupt und Ähren in der L., mit der Dale, Diss. antiquitatibus quin et marmoribus 

R. den Deckel von der cista, der die Schlange illustrandis inservientes. Amstel 1702 4° 

entschlüpft ist, aufhebt. Die Seitenfläche p. 1—174. Philippe della Torre, Expiration 

dieses Altars _ zeigt in einem Tempelchen d'une inscription ancienne, Bibliotheque choisie. 

einen Satyr trinkend aus einem Ehyton und 17. Amsterd. 1709 p. 167—185. De Boze, 

tanzend vor einem Mischkrug. Im Museum Explic. d'une inscription ant, oü sont decrites 

von Oran befindet sich auch das berühmte, les particularitez des sacrifices appelez Tauro- 

von Bobert im Jahrb. d. Kais. D. Arch. Inst. 5 40 boles, Mim. de TAc. des Inscr. 2 (1736) 

p. 215—237, Taf. 4—6 erklärte Mosaik von p. 443-473. N. F. Kautz, De Taurobolio. 

Fortns Magnus (Saint-Leu), M.-B. de la Lipsiae 1738 4°. A. Bivautella et I. P. Bico- 

Blanchere : a. a. 0. p. 40ff^p. 67— 69 pl. 2— 6, Ivi, Marmora Taurinensia diss. et not. ülu- 

auf welchem die Göttermutter in der dem strata 1. Aug. Taur. 1743 4° p. 13—27 nr. 2 

Kabirenmythus entnommenen Scene dargestellt speciell p. 20 ff. Zoega, Bassirilievi ant. 1 p. 59 

ist, M.-B. de la Blanchere p. 42f. p. 59—62 103. Chaudruc de Crazannes, Diss sur le 

pl. 3. Bobert p. 233-237, Taf- 6. taurobole. Paris 1837 8°. Schaffte s. v. Tau- 

Uber die Organisation des Kultus, Priester robolia in Paulys B-E. 7,2. Stuttgart 1852 

und Vereinswesen s. Marquardt, B. St. V. 3 p. 1639f. J. Burckhardt, Die Zeit Constantins 

p. 353ffi 378ff. Göhler, De Matris Magnae 50 d. Gr. Basel 1853 p. 222— 224. A. de Boissieu, 

apud Bomanos eultu c. 3 p. 38 ff. Cumont Inscr. ant. de Lyon. Lyon 1854 2° p. 22—39' 

s. v. Attas in De Buggieros Die. epigr. 1 p. 766. K. Keil, Philol. Suppl.-Bd. 2. 1863 p. 588ff. 

W. IAebenam, Zur Gesch. u. Organisation des A. Conze u. E. Gerhard, AU. Taurobolienaltar 

™ m - Verfn?wesens. Leipzig 1890 p. 295. Arch. Z. 1863 Sp. 73-81. G. Henzen, Iscriz. 

J . P. Wattzmg a. v. Collegium im Diz. epigr. tauroboliaca, Bull. d. Inst. 1867 p. 174—176. 

2 fasc. 11—13 p. 340—406 passim und des- Chr. Petersen, Beligion oder Mythologie der 

selben mir noch nicht zu Gesicht gekommenes Griechen. Artikel Griechenland. Band 3 

auf vier Bände berechnetes Werk Etüde hist. S.-A. aus Ersch u. Grubers Allgem. Enc. d. 

sur les corporations professionnelles chez les W. u. K. Leipzig 1870 p. 363 f. Marquardt 
Bomcnns, von dem Band 1 1895 zu Louvain 60 B. St. V. 3. Leipzig 1878 p. 87 f. G. Boissier, 

erschienen ist; besonders auch die Register La religion rom. d' Auguste aux Antonins 1*. 

zu den einzelnen Bänden des Corpus Inscr. Paris 1878 p. 368-372. Sayous, De Tauro- 

Lat. s. v. sacerdotes und collegia. Einzelne bolio. Montalbani 1880 und Le Taurobole 

Priesterwürden betreffend siehe die Artikel Bev. de l'hist. des relig. Anne'e 8. Tome 16 

Archigallus, Ballatores, Caernophorus in De (1887) p. 137—156. Preller-Jordan, B. M. 2 

Buggieros Diz. epigr. vol. 1 p. 641—642. p. 963. Berlin 1883 p. 390—394. H. B. Göhler, De 

vol. 2 p. 12; Dessau, Iscrizione di un Hymno- Matris Magnae ap. Born, eultu. Misniae 1886 

logus Matris Deum, Bull. d. Inst. 1884 p. 52-59. Camille Jullian, Inscr. rom. de 



2931 



Meteres 



Meteres 



2932 



Bordeaux. Tomel. Bordeaux 1889 4° p.33— 37. 
A. Ällmer et P. Dissard, Musee de Lyon. 
Inscr. ant. Tome 1. Lyon 1888, Kommentar 
zu nr. 5 — 10. Jean Beville, Die Beligion zu 
Moni unter den Severern. Leipzig 1888 p. 66. 
Albert Lebegue, Note sur les tauroboles et le 
christianisme , Bev. hist. 13 e annee. Tome 37 
(1888) p. 315—318 und Le bas-relief mithria- 
que de Pesaro, Bev. arch. 3 e ser. 13 (1889) 



Ulixes geweiht gewesen seien. Auf diesen 
Kultus der sikilischen ft/jrsgsg beziehen sich 
ohne Zweifel die Aufschriften zweier Schleu- 
derbleie aus der Umgegend von Leontinoi 
NIy.7] MrjTiQav bez. Ni-nr] Maxsqatv O. I. G. 4, 
8530 d. 3, 5748 f. = Kautel. Inscr. Grate. S icil. 
2514 . Das Wesen dieser Göttinnen ist ziem- 
lich dunkel, Holm, Geschichte Sicil iens 1, 48. 
Freeman. Hist ory of Ricily 1, JliL _1M^4Ä&. 



p. 64—69. Cumont, Le taurobole et le eulte 10 Ihm oben Sp. 2473 (Art. Mate 



d'Anahita, Bev. arch. 12 (1888) p. 132—136, 
vgl. desselben Anzeige von Esperandieu, Inscr. 
ant. de Lectoure, Bev. de philol. n. s. 17 (1893) 
p. 194—197. Diels, Sibyllin. Blatt. Berlin 1890 
p. 70 Anm. 2 zu p. 69. Emile Esperandieu, Inscr. 
ant. de Lectoure. Auch Paris 1892 p. 94—128. 
G. Anrieh, D. ant. Mysterienw. in s. Einflufs a. d. 
Christent. Göttingen 1894 p. 52 - 54. G. Zippel; 
Bas Taurobolium, Festschrift zum fünf zig jähr. 



Cic. in 'w£<,(, 



Verr. 4, 44, 97 ( vgl. 5", "72*, 186) erzählt von 
einem Matris Magnae fanum apud Enguinos, 
in dem P. Scipio Panzer und eherne Helme, 
mit seinem Namen versehen, als Weihgeschenke 
aufgestellt habe; dies erinnert an die Erzählung 
PJutarchs von den ehernen Helmen des Meri- 
ones und des Ulixes. Eberhard- BiehMr^za 
CSc 1 _a._a,_0.._4 > _44 l .97 nimmt an, dafs mit dem 
Kultus der 'Mütter' auch der auf Kreta heimische 



Doctorjubiläum Ludw. Friedländer dargebr v ». s. 20 Dienst der waffentanzenden Kureten verbunden 



Schülern. Leipzig 1895 p. 498—520. — Über 
die Kastration im Kult. vgl. E. Hahn, Demeter 
u. Baubo. Lübeck 1896. 47 ff. [W. Drexler.] 
Meteres (MrjteQig). 1) Eine Inschrift aus 
Agathe Narbonensis (Agde) lautet: AdPH 
Mrjtgäai neti diooxoeoi, Kaibel. I nscr. Graec. 
Sic. 2514. wo das letzte Wort zu ^loenogoig 
ergänzt wird; früher las man das erste Wort 
APHI, sodafs also Ares mit den MrjzeQsg und 



gewesen sei, und dafs diesen besonders diese 
Weihgeschenke gegolten hätten. Cicero hat also 
die firiregeg von Engyon mit der griechischen 
Göttermutterför gleichbedeutend gehalten, doch 
ist es möglich, dafs er sich geirrt hat, oder dafs 
ihm ein falscher Bericht vorlag, vgl. L. Zander 
bei Ersch und Gruber_s.\. Engyon. Boeckh 



zu G. LG. 3, 5748 f. sagt: videtur tarnen con- 

ciliari posse Ciceronis testimonium cum Diodoro . . 

den Diosturen verbunden erschien, M. Ihm, so potest enim eultus &ewv (iririgcov cum religioni- 



Griechische Matr es r Bonner J ahrbuch 90 (1891), 
189^ der diese (ijjrf'pfS den keltischen Matres 
(Matomae; s. d.), gleichsetzt und die Verbindung 
derkeUischen Mütter mit den 'griechischen 
reisigen Jünglingen' zu erklären versucht. — 2) 
Von einem Kult der pTjtiQsg in der sicilischen 
Stadt Engyon berichtet Diodor . 4, 79 f.: Ein 
Teil der mit Minos nach Sicilien gekommenen 
Kreter gründete nach des Königs Tode die 



6ms Matris Magnae coniunetum fuisse, und er 
bezieht auf letztere die Inschrift eines Schleu- 
derbleies aus Panormos mit der Inschrift Nhij 
MatiQos, C. I. G. 3, 5570 b .=_JbM_mJ. 
p. 609 nr. 2407, 7. — Härtung, Berl. J ahrb . 
183 7j_ 1, 471 wollte in den fnjispt g die Demeter 
und Persephone erkennen; Hoeck, Kreta 2, 375 
und Wesseling zxi Diod..&. a, 0. erklärten sie 
für wahrsagende Sibyllen, dagegen WeMcer, 



Stadt Engyon, die sie nach der gleichnamigen 40 Arch. Zeit. 1849, 7 ff. = Alte Denkmäler 2, 154ff., 
rv-i,- 1 i. — -1. — »i — v. j.._ t?~ ,j er ,jj e jjjj^gfg ursprünglich für weiter nichts 

als die Ammen des Zeus erklärt; man dürfe 
sich nicht wundern, dafs Nebenpereonen wie 
die Ammen des giftfsen Gottes an einem ein- 
zelnen Ort zum Gegenstand des Hauptkultus 
erhoben worden seien; sie hätten im Lauf der 
Zeit durch Opfer und Weih ge schenke, Ge- 
bräuche und Altertum so viel Ehren an sich 
gezogen, dafs der Grundgedanke, in dem sie 



Quelle benannten; als später nach der Er- 
oberung Troias die Gefährten des Meriones 
nach Sicilien verschlagen wurden, nahmen die 
Bewohner von Engyon ihre Stammesverwandten 
auf, erweiterten durch glückliche Kämpfe mit 
den Nachbarn ihr Gebiet und erwarben sich 
grofses Ansehen durch den von ihnen ein- 
geführten Kult der 'Mütter' (firjTiQis), deren 
Tempel sie mit kostbaren Weihgeschenken 



ausstatteten; diese Göttinnen waren Ursprung- 50 wurzelten, kaum noch zu erkennen sei; er ver- 



lieh in Kreta heimisch, hatten dort den kleinen 
Zeus auferzogen und waren zur Belohnung 
hierfür als Sternbilder unter dem Namen agriroi 
an den Himmel versetzt worden, wie auch 
Aratos bezeugt; durch Epiphanien brachten 
sie ihren .Verehrern Hat und Hilfe; ihr Kult 
beschränkte sich nicht auf Engyon, sondern 
auch manche Nachbarstädte erwiesen ihnen 
"v^tehrung, manche auf direkten Befehl des 



gleicht die drei Chariten von Orchomenos und 
erblickt die ftrjtf Qeg von Engyon, deren er nach 
anderer Analogie drei annimmt, dargestellt 
aui_fünejjt3eliaf aus Kyzikos, afeg eb. Arch , 
Zeit 1848 /Taf. 19 = Alte Denkm. _Ta£_7, 13. 
Die kretischen unregsg, deren Kultus nach 
Sicilien überging, sind offenbar identisch mit 
den Mejliesai (s. d. Art. Mdissa i 4 |! _JgeUa_&.i 
Melisseus 1) — VielleichtTistiEevennutung 



Cm- 



Oratels; ihr Kult bestand noch zur Zeit Dio- 60 nxchtaflzn" gewagt, dafs die oben (1) erwähnte 



dors. Den prachtvollen Tempel hatten die 
^ Einwohner von Engyon mit ungeheueren Kosten, 
.indem sie die Steine aus dem hundert Stadien 
entfernten Agyrion herbeischaffen liefsen, er- 
baut. Von dem kretischen Ursprung und den 
Epiphanien der Göttinnen berichtet auch Plut. 
Marc. 20. der hinzufügt, dafs ihnen eherne 
Helme mit der Aufschrift des Meriones und 



Inschrift MnzQaai xai dio<su6(>oi.\s] sich doch 

— trotz ihres Fundortes, wie leicht konnte ein 
Sikuler nach Gallien verschlagen worden sein! 

— auf die Mütter von Engyon bezieht; über den 
Dioskurenknlt auf Sicilien s. 1 S|uJA6fi, 18iL 

Vielleicht ist bei Verg. Aen. 9 , 648 f. eduetum 
Matris luco Symaethia circum Flumina pinguis 
ubi et placabilis ara Palici mit Ladewia z. cLBt. 



"f 



2933 Methapos Methe 2934 

— ('an mehreren Orten Siciliens . . war der p. 212 . Gerhard, Prodrom. 208 ff. Müller, Handb. 
Kult der Matres uralt; da man in späteren d. Arch. § 388, 5. 0. Jahn, Vasenb. S. 13ff. — 
Zeiten nicht mehr wufste, an wen man bei Bei Norm. Dion. 18. 125. 347: 20, 123 ist sie 
diesen Matres zu denken habe, ... so deutete Gemahlin des Staphylos und Mutter des Botrys 
man die Verehrung der Matres auf die iirjtegis und wird unter den Bassariden aufgezählt, 14, 
deäv und besonders auf die magna mater deum') 224. \Lucian, Bis aecus z _lh : . 16. 17. 18. 20. 

— »ich an ursprüngliche firjrsQsg zu denken. Analer. 41, "7. Darstellungen der Methe: 
Der Syinaithos {liefst in der Nähe von Leon- Altertümliches Flachrelief aus Sparta; es scheint 
tinoi; dort war, wie wir oben sahen, der Kult Dionysos und Methe vorgestellt zu haben, 
der mtepss ebenfalls heimisch; Paliken und 10 Scholl im Kunstblatt 1840 nr. 71 p. 299. Dressel 
Diosknren werden öfters gleichgesetzt ( Preller- und Milchhöfer, Athen. Mitth. 2 (1877), 312f. 
Robert 182 Anm. 2), wie letztere auch wiederum nr. 13. Auf einem Relief mit ähnlicher Dar- 
mit den Kureten (ob. Sp. 1623} verschmelzen; Stellung (abgeb. Athen. Mitth. a. a. 0. Taf. 24 
so könnten wir in der Stelle des Vergil eine S. 311) schwankt man, ob die Beisitzerin des 
Erklärung für die Verbindung der ^ziges mit Dionysos Ariadne, Semele, Kora oder Methe 
den Dioskuren finden. [Höfer.] ist, Dressel u. Milchhöfer a. a. O. 464. Methe 

Methapos (Ms&anog), ein Athener, Stifter im Gefolge des Dionysos nach der Deutung 

der Kabeirenorgien in Theben, Paus. 4, 1, 7.— von Miliin, Mon. inedits 1, 238. Methe dem 

Leo Meyer, Kuhns Zeitschr. für vergleichende jugendlichen auf einem Felsen sitzenden Dio- 
Sprachforschung 6 (1857), 368 erklärt den Na- 20 nysos Weintrauben reichend, Terracotte der 

men aus 'pifhj und der Wurzel zu titiov (also Sammlung Lecuyer, Cartault bei Babelon, 

gleichsam 'ad ebrietatem potus'). Vgl. Welcher, Gazette arche'ol. 7 (1881/82), 145. Auf einer 

Aesch. Trilogie 270. Immerwahr, Kulte u. Myth. aus Syrien stammenden Silberplatte erkennt 

Arkad. 87. In Zusammenhang mit den Meaaä- de Witte, Gazette archeol. 6 (1880), 141 Methe 

mioi möchte den Methapos bringen Holland, und Herakles. Vgl. auch Baumeister, Denkm. 

Heroenvögel in der griechischen Mythologie 36. 1302 1. u. Gerhard, Antike Bildw. 1 Taf. 47. 

Methapos ist eine ganz und gar apokryphe Brunn, Geschichte der griechischen Künstler 

Persönlichkeit; R. Sauppe, Mysterieninschrift 1, 338. 2, 146. — Zoega in Welckers Zeitschrift 

von Andania sieht in ihm eine geschichtliche für Geschichte und Auslegung der alten Kunst 
Gestalt; vgl. Toepffer, Attische Genealogie H8 f. so 1, 880 deutet mit Visconti, Mus. Fioclement. 

[Vgl. O. Kern, Die boiotischen Kabiren, Hermes Taf. 20 (Gal. mythol. 70, 267) als Methe eine 

25 p. 4—16, speziell p. 11. Drexler.] [Höfer.] Mainade auf einem Sarkophagielief, die auf 

Metharme (Ms&äg(i.rj}, Tochter des kyprischen Dionysos zutanzend mit zurückgebeugtem Kopf, 

Königs Pygmalion, Gemahlin des Kinyras, dem der mit einem Tuch bedeckt ist, in derL. ein 

sie den Oxyporos und Adonis und die Töchter Tympanon gegen den Gott erhebt, während 

Orsedike, Laogore und Braisia gebar, Apollod. sie mit der B. seinen fechten Arm fafst, und 

3, 14, 4. Engel, Kypros 2, 119. 127. [Stoll.] ebenso bezieht er a. a. 0. 389 die Darstellung 

Methe (MeStj), die personificierte Trunken- einer Sarkophagseite auf Methe, Komos und 

heit, eine bakchische Nymphe im Thiasos, Hesperos. Gegen A. Flasehs Deutung der epi- 
Anth. Pal. 6, 257. Ihr Bild zu Elis im Tempel 40 daurischen Statue (abgeb. 'Ag%. '-EqW- !886 

des Silenos, dem Silen Wein in einem Becher Taf. 13. Arch. Jahrb. 7 [1892], 204) als Methe 

reichend, Paus . 6. 24. 6 ; im Asklepieion zu wendet sich Milchhöfer, Arch. Jahrb. a. a. O. 

Epidauros, gemalt von Pausias, wie sie aus 205ff., der eine Darstellung der Dike erkennen 

einer gläsernen Schale trinkt , daneben ein will. Unter den üxoxi-va rcgöemica zählt PoBux 

Eros mit der Lyra, Paus, % 27^3. Praxiteles 4_14jL neben 'Aicärrj auch Ms®n xat"Oxj>os «at 

verfertigte eine Methe in einer Gruppe mit $&övog&ai, vgl. Jahn.Äbhandl. d. Münch. Akad. 

Dionysos und einem Satyr, Plin. 34, 8, 19^10. 8 (1856—1858), 246 Anm. 28. S. auch d. Art. 

[Vgl. Visconti, Mus. Pie-Clem.Z p. 217 Anm. 2. Ebrietas. Höfer.] [Ferner erkennen Zoega,Bass. 

Stark, Arch. Stud. p. 19 ff. Friederichs, Praxi- ant. 2 p. 134 Anm. 3 u. Labus, Mus. della r. acc. 
teles und die Niobegruppe p. 12—20. Over- 50 di Mantova 3 p. 125 Anm. 2 Methe in einer 

beck, Neue Jdhrbb. f. Phil. u. Päd. 71 (1855) Frau mit bedecktem Haupte bei Visconti, 

p.679ff. Bursian ebenda 77 p. 105 f. Ghirardini, Mus. Pie-Clem.h pl. 8 „Bacchus dans Naxos", 

Bull, comun. 20 p. 333 ff. und Milani (Dionysos die aber Visconti selbst (p. 58) „une Bacchante" 

di Prassitele, Museo ital. di ant. class. 3. 1890 nennt; desgleichen will sie Zoegar a. a. O. 2 

sp.751— 789),der(sp.786f.)statti;&erwmPa«rem, tav. 71. 72 p. 134 sehen auf einer Tazza 

Ebrietatem vorschlägt zu schreiben Liberum Pa- (marmorea) con Ercole fra i Compagni di 

trem ebriolatum, wodurch „tutto diventa chiaro: Baeco" [p. 132—137] in der Gruppe „Ampelo 

nobilemque una ecc. corre subito piü normale in seno a Mete su pardali riposati e soffici 

al seguito immediato di Liberum patrem ebrio- cuscini, le lor teste congiunte come per respi- 

latum ed ü periboeton invece di riferirsi al 60 rare l'uno dell' dltro V alito, le mani inalzate 

Satiro si riferisce a tutto il grwppo". Drexler.] in pienezza di contento". Auf dem „äppe 

Vgl, Anth. Pal. 9, 752. [Das hier erwähnte, bachique" mit der Inschrift C. I. L. 6, 1682 

in Amethyst geschnittene Bild der Methe (Litteratur bei Fröhner, Notice de la sculpt. 

schützt vor Trunkenheit, wie ähnlich das ant. du mus. imp. du Louvre 1 p. 249 f. nr. 237) 

Anth. 9, 544 erwähnte Gemmenbild der Ga- ist nach O. Jahn, Über die Zeichnungen antiker 

lene aus Beryllos ruhige See verschaffen Monumente im Codex Pighianus, Ber. d. Kgl. 

sollte, s. Dilthey, Rhein. Mus. N. F. 27 (1872) Sachs. Ges. d. W. Ph.-h. Kl. 20 (1868) p. 197 

p. 301. Drexler.] Welcher zu Phßostr.Jm.- nr. 87 fig. 302 auf einer Seite dargestellt „Dio- 



2935 Methepon Methymnaios 2936 

nysos und Methe, die ihm einschänkt, r. He- zu München 1881 Bd. 2 [p. 269—326] p. 285, 

rakles, 1. Hermes als Statuen auf einer Säule". Dümichen, Gesch. d. alt. Äg. p. 211 — 214. 

L. Urlichs, Terz, der Antikensammlung der P. Pierret, Biet, d'arch. igypt. p. 331 s. v. 

Univ. Würzburg 1. 1865 p. 31, IIB nr. 21. 140 Mehour, und, wenigstens vermutungsweise, 

verzeichnet als Darstellung eines Terracotten- Lanzone, Die. di mitologia egizia s. v. Mehuert 

reliefs „Eine geflügelte, bekränzte Gewand- [p.319 — 324 tav. 131— 133] p. 321. Hinsichtlich 

figur (Methe oder Telete) fliegt zu einem der Übersetzung von Meh-uer, so erMärt 

grofsen Weinstock herab". Drexler.] [Stoll.] Brugsch a. a. 0. das Wort als „die grofse 

Methepon (Me&enmv), Handename in der Taucherin", dagegen in Religion u. Myth. der 

Darstellung der kalydonischen Jagd auf der 10 alten Äg. p. 115 als „das ganz Volle". Pierret, 

Francoisvase, C. I. G. 4, 8185 a. [Höfer.] Essai sur la Mythologie egyptienne p. 48 und 

Methon (Mi&cov), ein Vorfahre des Orpheus, Pantheon egyptien p. 35 Anm. 1, sowie Mallet, 

nach welchem die Stadt Methone in Thrakien lue eulte de Neit ä Sais p. 94 übersetzen es mit 

benannt sein sollte, Flut. Quaest. gr. 11. „la grande pleine" ', Pleyte, Chapitres supplemen- 

[Maafs, Orpheus 65 Anm. 78. 153 f. Höfer.] taires du livre des morts traduetion et commen- 

[Man erkennt ihn auf dem Relief einer Platte taire 162. 162*. 163 p. 20 mit „la grande eau", 

mit vier die Methonäer betreffenden Dekreten ebenso Dümichen a. a. 0. p. 212 mit „die 

in einer männlichen Figur in kurzem Chito- grofse Wasserfülle, die grofse Fülle des Flüs- 

niskos, welche, begleitet von einem Hunde, sigen". Hinsichtlich des Wesens der Göttin, 

der Athena die R. reicht, Schöne, Griech. 20 so erklärt sie Pierret, Dict. d'arch. ig. a. a. 0. 

Reliefs Taf. 8 nr. 50 sp. 24f., Gardner, Coun- als „personnification de l'espace, nom donne 

tries and cities in ancient art, Journ. of Hell. au principe feminin de la divinite"; Dümichen 

Stud. 9 (1888) p. 53 f., welcher bemerkt „that a. a. 0. p. 212 für „eine Personifikation der 

he is represented as a hunter who pursues game flüssigen Urmaterie, auf welche nach alt- 

on mountains is not unnatural, for the inner ägyptischer Vorstellung am Anfang aller 

lands of Macedon were mountainous and un- Dinge der Weltschöpfer Ra seine belebende 

eultivated and the abode of hunters and shep- Wirkung ausübte, indem er von den ihm inne- 

herds"~ Drexler.] [Stoll.] wohnenden Kräften Licht und Wärme auf sie 

Methone (Ms9tövrj), 1) eine der Töchter ausstrahlte". Pleyte a. a. 0. p. 20f. bemerkt 

des Giganten Alkyoneus, s. Alkyonides." — 30 über Meh-uer, Nut und Nun „toutes trois re- 

2) Schwester des Pieros, Tzetz. Sehol. Mesiod. presentent l'eau Celeste d'oü proviennent les 

Opp. p. 29 Gaisf. Etym. M. p. 671, 37. [Me- pluies et qui servent de voie de transport ä la 

lisseus im Schol. Hesiod. opp. 1 p. 32 Gaisford. barque solaire. Le soleil est ni dans leur sein, 

Tzetz. Chiliad. 6, 931. — 3) Gemahlin des Poias quand elles sont repre'sentees comme des vaches, 

und Mutter des Philoktetes, Eust. ad Hom. II. le soleil nait entre leurs cuisses de derriere, 

2, 695 p. 323, 44. Höfer.] [Stoll.] monte sur leurs dos et descend par les jambes 

MetkreSj Vater der Dido, der sonst Belos de devant". In der Ptolemäerzeit wurden 

(der jüngere) heifst, Serv. ad Verg. Aen. 1,343; nach Pleyte (p. 25) Hathor, Isis und Meh-uer 

ebenda 1, 642 heifst er Metres; vgl. Mythogr. identifiziert. So wird die Isis- Hathor von 

Lat. 1,214 Dido Metonis filia, quem Vergilius 40 Hermopolis in den Inschriften aufser Nehe- 

Belutn nominat. [Höfer.] mäua auch Meh-uer genannt, Dümichen a. a. 0. 

Methydotes (Me9vSam<ig; Etym. M. 575, 46 p. 211 ff. Ebenso wird Neit als Matter des 

Mt&vSözvg), Beiname des Dionysos, Anth. Pal. Ra, als Kuh, die die Sonne gebiert, dar- 

9, 524, 13. [Stoll.] gestellt in der Gestalt der Kuh Meh-uer, 

Methyer (Ms&vsq), nach Plut. de Is. et Os. Mallet a. a. 0. p. 94, Lanzone p. 319 f., vgl. 
c. 56 p. 101 ed. Parthey ein Name der Isis, Maspero, Etudes de mythol. et d'arch. igyvt. 2 
von dem Plutarch bemerkt: avv&ezöv iaziv p. 255. Hinsichtlich ihrer funerären Rolle, so 
f* ts zov nl^govg yial zov atziov nlfjgrig y«p fand im Saale der Meh-uer das Totengericht 
iaziv ri vXrj zov xric/ioti, neu zw aya^rä xori statt, Lanzone p. 320. Nach Totenbuch c. 128 
■xa&agä kccI K«xoc/47jfisVo) avv&ativ. Der Name 50 1. 8/9 (Pierret, Le livre des morts p. 367) be- 
wird verschieden erklärt. Über ältere Deu- findet sich der Verstorbene im Schofse der 
tungen s. Partheys Anmerkung p. 253. Wiede- Meh-uer zusammen mit Osiris und den Be- 
mann, Sammlung altägyptischer Wörter, welche wohnern der Finsternis. [Drexler.] 
von klassischen Autoren umschrieben oder über- Methymna (M^9vfiva), Tochter des Makar 
setzt worden sind. Leipzig 1883 p. 28 f. er- oder Makareus, nach welcher die gleichnamige 
klärt: „Die zwei Worte, welche hier zu Grunde Stadt auf Lesbos benannt sein sollte, Gemahlin 
liegen, sind wohl meh 'füllen, anfüllen' und des Lepetymnos, Mutter des Hiketaon und Heli- 
ter c das Herz als Sitz des Willens, der kaon, die von Achüleus bei der Eroberung von 
Wunsch'." Dagegen in Herodots zweitem Buch Methymna erschlagen wurden , Apollon. bei 
p. 116 deutet er Methyer, in Übereinstimmung 60 Parthen. c. 21. Steph. Byz. s. v. Mrj&vpva. 
mit Ebers, Äg. u. die B. Moses p. 116 als Bei Diod. 5, 81 ist sie Gemahlin des Lesbos. 
Mut ur „die grofse Mutter". Die meisten aber [Stoll.] 
erkennen in Methyer die Kuh Meh-uer oder Methymnaios {Me&vuvaiog), Beiname des 
mit eingeschobenem FemininalartikelMeh-t-uer, Dionysos, den er sich selbst als Gott des un- 
so Deveria, Me'l. d'arch. ig. et ass. 1873 p 116, gemischten Weines (pi&v) gegeben haben soll, 
Brugsch, Hierogl.-demot. Wörterbuch 6 p. 635 Plut. Quaest. conviv. 3, 2, 1. Athen. 8, 363b. 
s. v. mah-ür-t, Lauth, Pyramidentexte, Sitzungs- Eust. ad Hom. Od. 1473, 27. Hesych. Etym. 
oer. dir phüos.-philol. Kl. d. k. 6. Ak. d. W. M. Etym. Gud. 383, 49. Nach Suid. ist der 



2937 Metiadusa Metis 2938 

Name abgeleitet dnb xöxov (seil. Methymna), nestino prima syllaba mulcatus est dictusque 

während umgekehrt nach Eust. ad Hom. 11. est Metius.' Dafs eine solche Erklärung des 

329, 4 Methymna nach Dionysos benannt sein Namens Metio jedoch unmöglich ist, hat 

soll; vgl. Methymnaeum merum, Prop. 6, 8, 38. H. Jordan (Kritische Beiträge z. Geschichte d. 

Methymnaea uva Hör. Sat. 2, 8, 50. Eine latein. Sprache. Berlin 1879 S.72ff.) dargethan; 

ändere Deutung giebt Etym. M. 575, 46 ort aber sein eigener Erklärungsversuch 'Erinnere 

(ie&\ vpvaiv rjX&ev. [Höfer.] [Vgl. Darstel- ich also an die griechischen Namen 'Hsximv 

langen des Dionysos auf den Münzen von und Mr\ximv (bezeugt durch M-qxiovCSai), wel- 

Methymna: z. B. Imhoof, Monn. Gr. p. 278 f. eher letztere genau Metio= (wie Ario mit ab- 

nr. 249. 250. Head, H. N. p. 487 und beson- 10 geworfenem Auslaut) sein würde, so mag jeder 

ders den schönen Typus eines Stückes des das für blofse Möglichkeiten erklären' (S. 77) 

Caracalla, welches , verschieden beschrieben bringt die Frage in keiner Weise ihrer Lösung 

bei Mionnet 8. 6, 56, 34 (nach Sestini, Descriz. näher: die Namen der beiden Hauptfiguren 

del Mus. Fontana 2 p. 43 tav. 7 nr. 3 und 3 bleiben vorläufig unerklärt, und es mufs so- 

p. 58 nr. 2), Cohen, Coli. Greau p. 149 f. nr. 1741 gar dahingestellt bleiben, ob das Bild über- 

pl. 3 und Fröhner, Choix de monn. grecques. haupt mythologischen Inhalts ist oder, wie 

Paris 1872 p. 33 nr. 41 pl. 5, nach letzterem Heibig (a. a. 0.) annimmt, eine Seene des häus- 

zeigt „Bacchus jeune, le haut du corps nu, un liehen Lebens darstellt. [R. Peter.] 

thyrse au bras gauche, est debout sur un char Metioche (Mr\Tiö%t\), 1) eine Troeria auf dem 

(ä dr.) , attele de deux pantheres. Un saty- 20 Gemälde des Polygnotos in der Lesche zu Del- 

risque, portant un pedum au bras droit et un pbi, Paus. 10, 26, 1. — 2) Tochter des Orion 

fruit (?) dans la m. g., tendue en avant, marche in Hyria, Schwester der Menippe (s. d.), Anton, 

au second plan. Ce cortege est preeede d'une Lib. 25. S. Eoronides. [Stoll.] 

femme que je prendrais volontiers pour une Metiochos (Mi}xio%o$), ein Phryger, in den 

bacchante, si son voile ne me conseillait pas sich eine Jungfrau Parthenope, die viel um- 

d'y voir plutöt une pretresse". [Drexler.] worben immer ihre Jungfräulichkeit gewahrt 

Metiadusa-(iW»)iiadot)ffa), Tochter des Eupa- hatte, verliebte. Um ihrem Gelübde treu zu 
lamos, Gemahlin des attischen Königs Kekrops, bleiben, schnitt sie sich ihr Haar ab und ent- 
Mutter des Pandion, Apollod. 3, 15, 5, und des stellte sich so absichtlich, floh dann nach 
Daidalos, Tzetz. Chil. 11, 884. [Tzetz. Chil. so Campanien, wo sie Dionysos heilig sprach; 
1, 178. 5, 675. Toepffer, Attische Genealogie nach ihr hiefs Neapel nctQ&evöiirjg äyvrjg 
165 u. Anm. 2. Höfer.] [Stoll.] psla&gov, Eust. ad Dion. Per. 358. Vielleicht 

Metieta (Mr\x(sta), Beiname des Zeus; Be- ist der von Luc. Pseudolog. 25 erwähnte Me- 

legstellen s. bei Bruchmann, Epitheta deor. Be- tiochos mit diesem identisch. Auf einem von 

treffs der Etymologie bemerkt Pott in Kuhns Krebs, Hermes 30 (1895), 144ff. herausgegebenen 

Zeitschr. für vergleich. Sprachforschung 6 (1857), Papyrosfragment aus einem Roman ist nach 

36, dafs firjTieza weder von fitjxi.äa> noch von der Ergänzung von Kaibel und Robert, Hermes 

fijjrt'oftai sprachgerecht ausgehen könne; Pott a. a. 0. 149 f. ein Gespräch zwischen unserem 

sieht in fujtiEra ein Kompositum, das Derivat MetiochosundderParthenopeenthalten. [Höfer.] 

von i'rjfii nach Analogie von atpixrjg, xa&izrjg, 40 Metion (Mtjzlwv), 1) Sohn des Erechtheus 

wie man auch Uvai ycavriv, l'nea sagt; also und der Praxithea, Gemahl der Alkippe. Seine- 

(irixi-sza = Ratsender. Dagegen leitet Fröhde, Söhne, die Metioniden, vertrieben ihren Vetter 

Kuhns Zeitschrift 12 (1863), 160 es vom Pro- Pandion aus der Herrschaft von Athen; er 

nominalstamm sva (vgl. lat. sue-sco ; got. sves entwich nach Megara, wo er König ward, und 

eigen, griech. s"-rjjs = propinquus) ab und von hier aus kehrten seine Söhne nach Athen 

übersetzt es mit 'ßatpfleger'. Hesych. um- zurück und verjagten die Metioniden, Apollod. 

schreibt es mit ßovXsvrrjg, Suidas mit ßovlsv- 3, 15, 1. 5. 6. Paus. 1, 5, 3. 4. — Metion war 

Tinos, vgl. Eust. ad Hom. IL 76, 34 prixttza Sohn des Eupalamos, Enkel des Erechtheus, 

Zsvg Ix xov nijxiirrjg ysvöfisvov, o Srß.o£ xov Vater des Daidalos, Diod. 4, 76. Plat. Ion. 

(Sovlsvxrxöv und 904, 64 xb ut}xistu Zi-vg xo 50 p. 533a. Oder Metion ist Vater des Eupalamos, 

iXXoyov tijs nQovolas ärß.01. Vgl. Metis. [Höfer.] Grofsvater des Daidalos, Apollod. 3, 15, 8. Oder 

Metio. Das Bild des praenestinischen Spiegels Metion, der Sohn des Erechtheus, zeugte mit 

Ephem. epigr. 1, 168 b (S. 153). Garrucci, Syll. lphinoe den Daidalos , Pherekydes bei Schol. 

inscr. lat. 529. C. I. L. 14, 4104 zeigt folgende Soph. 0. C. 468. — Metion war Vater des Mu- 

Darstellung: in der Mitte sitzt ein unbärtiger saios, Schol. Dion. Thr. in Bekker, Anekd. 783, 

Jüngling ME+IO (nach Heibig in Ephem. a. a. 0. 12. — Nach sikyonischer Sage war Metion, 

mit porträtartigerGesichtsbildung), ein nacktes, Sohn des Erechtheus, auch Vater des Sikyon, 

mit Armbändern geschmücktes Mädchen CASIA Paus. 2, 6, 3. Mit den Abanten in Euböa wird 

auf dem Schofs haltend; links davon hält ein er durch folgende Geschlechtsfolge verbunden: 

mit dem Chiton bekleidetes Mädchen ACIUA go Erechtheus, Kekrops, Metion, Chalkon, Abas, 

(d. i. ancilla) einen Spiegel, daneben liegt ein Chalkodon, Elephenor, Schol. II. 2, 536. — 

Hündchen; rechts steht ein nacktes Mädchen, [Über die Variationen dieser Genealogie siehe 

welches mit der Rechten die über den Nacken besonders Toepffer, Attische Genealogie 163 ff. 

hängende Chlamys hält. Dies« Scene erklärte Höfer.] — 2) Vater des auf der Hochzeit des 

Garrucci (a. a. 0.) folgendermafsen: *Prome- Perseus gefallenen Syeniten Phorbas, Ov. 

theus uxorem Asiam' (s. Bd. 1, 1 Sp. 609 8. v. Met. 6, 74. [Stoll.] 

Asia) 'gremio fovet adstante ancilla, qnae HRntia (Man;; vgl. Hesych. s. v.). 1) Eine dar 
speculum tenet' . . . 'Prometheus more prae- Töchter des Okeanog und der Tethys, nach l£zm<L 



2939 Metis Metis 2940 

erste Gemahlin des Zeus und Mutter der Athene. nine diesen Namen beilegt und gerade sie dem 
In den homerischen Gedichten kommt firjtis Zeus zur ersten Gemahlin giebt, damit sie durch 
nur als Appellativum vor. Athene Tritogeneia ihn die Mutter der neuen Weisheitsgöttin werde, 
erscheint dort nur als Tochter des Zeus allein Die Yerse 924 — 92 6. wonach er selbst die 
(avrbg iyzivao, ff. «so, vgl 875) , besonders auch Athene gebar, bilden keinen Widerspruch, da 
in Hptti TTymnna ii.nf Athene t2«, 4f. TQiToytvij, ja im Gegenteil vorher gesag^ wai-,_ dafs er 
%rp> ccvrbg iyslvaxo iirjtista Zsvg asiivrig ev. xs- Metis verschlungen habe, das avzdg bildet hier 
tpalijg). Dafs sie nach dem Hymnus im Ehe- nur den Gegensatz zu den übrigen Zeugungen 
bruch erzeugt sei, wie P, Stengel, N. Jahrb. mit Eurynome, Demeter u. s. w. Auch die 
f. Phil, un d Päd. 131 S. 79 Anm. 4 behauptet, Hsspätere Wendung, wonach sich Metis, als Zeus 
ist wenigstens im Hymnus nirgends enthalten, ihr nahte, in verschiedene Gestalten verwan- 
ebensowenig bei Hesiod oder Pind. Ol. 7, 35 , delte, Apd. 1, 3, 6, bezeichnet sie als Wasser- 
Apnll T?h„ 4, 130« f. und Siesichorm. in dem gottheit, vgl Jheiäs, Proteus u. a. 
Schol. z, d. St .. denn hier ist überhaupt von Nach allen Richtungen also., sowohl nach 
Metis nirgends die Rede. Nur bei A pollodor der Naturseite als nach der anthropologisch- 
1. 3. 6 erscheint dieselbe nicht als Gemahlin, ethischen , erscheint Metis als die gegebene 
sondern als Geliebte des Zeus neben vielen Mutter der Athene, ob sie nun selber am fer- 
anderen, die sich ihm durch Verwandlung in nen Rande des Okeanos die Tochter gebiert, 
viele Gestalten zu entziehen sucht. die dann erst in voller Jugendblüte in den 
Bei Hesiod, Theog. 358 ist Metis eine der 20 Olymp eingeführt wird, so dafs sie urplötzlich 
Okeaninen, 886ff. seine erste Gemahlin, „die da ist und aus dem Haupte des Zeus zu ent- 
weiseste unter den Göttern und sterblichen springen scheint (P. Stengel a. a. 0.), oder ob 
Menschen". Vom Schicksal war bestimmt Zeus sie verschlingt und so selbst Inhaber der 
(ePfiaoTO, v. 894), dafs sie zuerst ein Mädchen, Weisheit und Vater der Athene wird. Die 
die ylavxmnig TQitoyevcia , gebären sollte, Naturbedeutung der Athene ist die der Wetter- 
dem Vater an Mut und besonnenem Rate wölke und des daraus hervorspringenden Blitzes, 
gleich, dann einqn übermächtigen Sohn, der Zeus als Himmelsgott kann daher, auch ohne 
König der Götter und Menschen werden, also die theaganisehe. Vermittelungsfabel vom Ver- 
den Zeus stürzen sollte. Um diesen Schicksals- schlingen der Metis, sehr wohl als ihr allei- 
schlufs zu hintertreiben, raten Dranos und 30 niger Vater bezeichnet werden, aber sie ist 
Gaia dem Zeus, die Metis, als sie mit Athene als blitzende Wetterwolke zugleich auch Spros- 
schwanger war, zu verschlingen. Nach A pollod . sin des Okeanos, aus dem sich im Westen die 
a. a. 0. verkündigt ihm Metis selber jenen Gewitter erheben. Da sie aber zugleich die 
Schicksalsschlufs. Die Absicht, die den Zeus Göttin der Klugheit ist, so hat ihr der Mythos 
leitete, war nach Hesiod eine doppelte, näm- diejenige Okeanostochter zur Mutter gegeben 
lieh erstens dem Schicksal vorzubeugen, und und diese zur Gattin des Zeus gemacht, in 
dann, „damit die Göttin ihm sage, was gut welcher selbst auf die tiefe Weisheit der 
sei und böse", v. 900, d. h. offenbar, um die Wasserwesen hingedeutet und die Klugheit 
Weisheit ganz in sich aufzunehmen. Es ist gleichsam verkörpert ist. Zu dieser Sagen- 
nun klar, dafs diese beiden Gründe seines 40 bildung hat vielleicht der Beiname /ujiteta (sLd_.) 
Handelns nicht zusammenstimmen, weshalb des Zeus beigetragen; denn dafs die Metis- 
der letztere als Interpolation von Heyne, Wolf sage ein verhältnismäßig späteres Produkt 
und neuerdings von Flach und Bzac h für un- spekulativer Theologen ist, liegt auf der Hand, 
echt erklärt wurde. Derselbe findet sich jedoch Die späteren Mythographen haben noch wei- 
auch in einem Dichterfragment bei Galenus , tere Einzelzüge hinzugefügt. Nach A,p<j,. 1,2,1 
De Hippocr. et Plat. doqtn. t. 6 p. 349 Kühn gab sie dem Kronos auf Zeus' Veranlassung ein 
(vgl^jSc&oemanw^ Bi^Hesiod" Theog(mie_^Q Brechmittel, durch das er die verschlungenen 
Anm. 1. 0p ac. 27418 ff.), das nicht von He- Geschwister des Zeus wieder von sich gab. Bei 
.sein kann, und aus dorn vielleicht der H es. The og. 471 ist filzig nicht als Gottheit, 



Vers später in die Theogonie herübergekommen 50 sondern als Appellativ zu fassen. Aber auch 
ist. Gleichwohl hat der Vers für die Auffassung bei Apollodor tritt die Grundbedeutung deut- 
der Metis bei den Theologen die Bedeutung, lieh genug zu Tage, überall bricht so durch 
dafs darin ausgesprochen ist, wie sie sich die Personifikation die Wortbedeutung hin- 
dachten, dafs Zeus in den Vollbesitz der Weis- durch, die Personifikation hat keine feste Ge- 
heit gekommen sei, derb gesagt, dafs er die stalt gewonnen, wie denn auch von einem 
Weisheit gefressen habe. Der Grundbedeutung Kultus derselben nirgends die Rede ist, wäh- 
der Metis als Personifikation des Rates und rend z. B. Kronos trotz seiner Verstofsung in 
der Klugheit ist sich aber auch die hesiodisclie den Tartaros einen Kultus hat. Eben mit 
Überlieferung voll bewufst. Die Namen der dieser Gestaltlosigkeit der Personifikation hängt 
Okeaninen sind fast sämtlich so gewählt, dafs 60 es aber zusammen, dafs die Naturbedeutung 
sie „Eigenschaften, Gaben und Wirkungen von der Metis als Wasserwesen nie ganz verloren 
WasserweBen, Bächen und Quellen" bezeichnen. ging, wie sich aus ihrer Ableitung von Okeanos 
Auch Metis gehört dahin, die „Sinnerin". Tief und aus den ihr beigelegten Fähigkeiten der 
eingewurzelt ist ja in der antiken Vorstellung Weissagung und der Verwandlung ergiebt. Vgl. 
der Gedanke, dafs die" Wassergottheiten mit Preller 1*, 138. 188 ff. Schoemann, Die Hes. 
tiefem, geheimnisvollem Wissen, mit der Kennt- ThgQg,JL. 249j_l._._[Im Schol. H om. II . 16, 222; 
nis der Zukunft begabt sind. Daher erklärt vgL M*8t._ aA_Hgm_< IL lüöe^JULheifst Metis 
es sich auch, warum die Tbeagoms. einer Okea- die fochter der Daidale, Toe pffer, Attische 



2941 



Metiscus 



Metus 



2942 



Genealogie 165. Betreffs ihrer Deutung vgl. 
Vhündem os de piet. p. 83 Gomperz. [Höfer.] 
[S. auch L. B. Farneil, TJ^_CuUsoJithejGre§k. 
Sa?«_L_Ei_283 — 286- — Eine Medaille des 
Paduaners Ioanes Cavinus (1500 — 1570) mit 
der Christusbüste im Obv. und der Kreuzigung 
im Rev. zeigt als Obvers-Umschrift die Worte 
POEVS CONSILII FtLIVS. g. Sollet^ ZsjMcir. 
f^_Num. 8 1 (1881Jup^H8— 120 hat darin mit 
Hinblick auf Plato, Conviv- 203, B— C, wonach lö 
IIoQog der Sohn derikf)JT<sist, die Transscription 
von Ilögog MrjtiSog viog erkannt. Die Medaille 
ist ein interessanter Beleg für die Art und Weise, 
wie man im 16. Jahrh. bemüht war „,klassische 
Philosophie und Christentum zu vereinen und 
Beziehungen auf Christus in den Schriften der 
griechischen Philosophen zu finden". Drexler.] 
VgL auch oben u, Kronos Sg f 1525. 

2) Als Masculinum geSrfiucM ist Metis ein 
Begriff der orphischen Theogonie. Als erstes 20 
Prinzip erscheint bei den Orphikern die Zeit 
XQÖvos, hierauf" wurden als erste Dyas Aither 
tind Chaos, diß&jgiimmen mit demJiVjüteidie^ 
ejste-Irias bildeten? Aus dessen Befruchrang '* 
eiföspruigfrPhanes, der Urgott des Lichtes, der 
selbst wieder eine Trias bildet, bestehend aus 
Metis = vovg, Erikepaios = övrafiig und Phanes 
= natrjQ oder fcmoSoxiJQ, Tlamnucius, Q uaest. de 

Oder: Das Licht, dasden AithOTjdurcnbnKntsio 
und die ganze ScnSpiung e°rl3uchtet, ist der 
höchste Gott, dessen Namen Metis, Phanes, 
Erikepaios in gewöhnlicher Sprache bedeuten 
ßovlrj, <pmg, -ZcooSottiq (JTo. Malala x C hrnnngr, 4, 
■EsJlAx- Suidas et Cedrenus, Örphica ed Ahel 
frgi-öjL). Auch nach den Fragmenten bei 

PjOßlOS (Orphlrn. p.d. Ahel frg fil fiQ 7JL). ist 

Metis eine der drei Seiten des göttlichen Ur- 
wesens neben Phanes und Erikepaios, heifst 
auch Uowtöyovog, wpräxos yevezwQ und Eros. 40 
WoWanM der Örphik Zeus als Allgott g'felfgierf 
wföalder^ indem er Eros, Phanes und Metis 
veTscntinW, auch alle jene Elemente der or- 
phischen Theogonie, aus denen diese hervor- 
gingen, in sich,allein vereinigt ( Orphir.gp .A. Ahel 
fr g 123), "da begegnlt'uns-nur in anderer Dar- 
stellung-derselbe Gedanke,^ wie in der Spät 
dischen Theogonit , ^ r ° Zeus durch Verschlin- 
gung von Afijriff in den Alleinbesitz der höch- 
sten Klugheit und Einsicht gelangt. Vgl. die 50 
Artikel Erikepaios, Phanes; PreßerJihuMyth. 1 4 , 
41. Lobeck. Aa lafwh~l^l£&=JlQ. Zx&ga^Abh. 
S . 21 1 iL. bes. S. 255 ff. [Weizsäcker.] 

Metiscus, Wagenlenker des Turnus Verg. 
Aen. 12, 469. [Stell.] 

Metoikios {MtxoUiog), M. Zsvg b vnö xwv 
IistoIkcov xificipsvog, Phrynichos bei Bekker, 
Anecd. 51, 24. [Höfer.] [Indessen bemerkt 
Michel Clerc, Les meteques atheniens. Paris 
1893 p. 146: „Quant ä l'existenee mime de Zeus eo 
Metoikios, il nous parait impossible de l'ad- 
mettre sur la foi d'un seul auteur et d'un 
auteur de valeur aussi mediocre. II n'existe tn 
fait, aucune trace ni de ce dieu ni de son 
culte. Si Vepithete de Metoikios a etd reellement 
appliquee parfois ä Zeus, eile devait avoir unautre 
sens, et &est le lexicographe qui aura expliqui 
ainsi cette epithete dont le sens ritl lui echappait, 



et qui peut-etre n'etait que la traduction in- 
escacte du nom d'un dieu etranger." [Drexler.] 

Meto (?) s. Methres. 

Metope {Mexmitr/), 1) eine Quellnymphe im 
Gebiete von Stymphalos (daher bei Pindar 
2xvptpulCg) , wahrscheinlich die wasserreiche 
Quelle am südöstlichen Fufse des Kyllene, 
zehn Minuten von Stymphalos, deren Wasser 
in den See abfliefst, Curtius, Peloponn. 1, 202. 
218. Bursian, Geogr. 2, 196, 2. Sie war Tochter 
des Flufsgottes Ladon (und der Stymphalis, 
Schol. Pind. Ol. 6, 143.), Gemahlin des Flufs- 
gottes Asopos, dem sie eine grofse Zahl von 
Kindern gebar, s. Asopos. Find. Ol. 6, 144 (84) 
u. Schol. Etym. M. 450, 44. Apollod. 3, 12, 6. 
Diod. 4, 72. Stoll, Ares 5. Unger, Theb. Parad. 
64. [Von einer Verehrung der Metope bei den 
Stymphaliern berichtet Ael. v. hist. ßovalv . . . 
slnü^oveiv oi SxvptpäXioi (isv xbv 'Eqaeivov %al 
xr\v Mexciitrjv, vgl. Immerwahr, Die Kulte u. 
Myth. Arkad. 240. Höfer.] — 2) Tochter des 
Asopos, Schol. Pind. Isthm. 8, 37. — 3) Ge- 
mahlin des Sangarios, Mutter der Hekabe, 
Apollod. 3, 12, 5. — 4) Tochter des Echetos, 
des grausamen Tyrannen in Epims (Od. 18, 85). 
Da sie sich mit einem gewissen Aichmodikos 
vergangen, blendete sie der Vater und zwang 
sie, eiserne Gerstenkörner zu mahlen, mit dem 
höhnischen Versprechen, sie werde ihr Gesicht 
wieder erhalten, wenn sie die Gerste zu Grau- 
pen gemahlen habe, Schol. Od. 18, 85. Eustath. 
p. 1839. [Stell.] 

Metopörine, Personifikation des Herbstes 
auf einem figurenreichen Mosaik, welches in 
den Besten einer Kirche des hl. Christophoros 
zu Kabr-Hiram bei Tyrus entdeckt worden ist, 
und auf welchem u. a. die Büsten der Jahres- 
zeiten (X6IMEPINH, A6PINH, 06PINH, M6TOTTP) 
in Medaillons dargestellt sind, Benan, Mission 
de Phenicie p. 607—631, speziell p. 612 pl. 49. 
Heron de Villefosse, Gaz. arch. 5 p. 149, der 
Anm. 4 die Litteratur verzeichnet. [Drexler.] 

Metra s. Mestra. 

Metres s. Methres. 

Metrool Theoi (Mjjrpräoi dtoi), das Seiten- 
stück der &col 71utqwol (s. d.) und mit diesen 
verbunden bei Xenoph. Hell. 2, 4, 21. Cyneg. 
1, 16. Eine Widmung Mrpqäwv &eäv aus Ke- 
phisia in Attika, C. I. G. 1, 493 = C. I. A. 3, 
235 = Athen. Mitteil. 13 (1888), 349 nr. 620. 
[Höfer.] [Vgl. Bader, De dis naxQc&oig. 
Öchleusingen 1878. 4° p. 19 f. Drexler.] 

Metus, Personifikation der Furcht, welche 
bei Verg. Aen. 6, 276 neben Sorgen und Gram, 
Krankheiten und Alter und anderen schreck- 
lichen Wesen, die den Tod herbeiführen, vor 
dem inneren Eingange, vor den Pforten des 
Schattenreiches, lagert. Vgl. Claudian. 1, 77. 
[In dem Pantomimos bei Apul. Metarm. 10, 31 
gehen Terror und Metus der Minerva als Tra- 
banten zur Seite vgl. DiUhey, Arch. Zeit. 83 
(1876), 69 Anm. 28. Auch bei Senec. Herc. für. 
696 erscheint sie mitPavor und anderen Schreck- 

gestalten; vgl. Phobos, Deimos, Pallor, Pavor. 
löfer.] [Vgl. B. Engelhard, De personificationi- 
bus quae mpoesi atque arte Bomanorum tw- 
veniuntur. Gottingae 1881 p. 25 ff. Dieterich, 
Abraxas p. 92 Anm. 6. Drexler.] [Stell.] 



2943 Metvia Mezentius (bei Cato etc.) 2944 

Metvia (metvia), etruskischer Name der Mri- richtet zu haben, dafs Aeneas am Numicius 

Ssia (= MqSeJ-ia? oder entstellt aus meleiat) niedergehauen wurde (ob von Mezentius?); 

auf einem Spiegel von Talamonaccio in einer vgl. Peter, Rist. B. B. 328 p. 277 frg. 3 iuxtim 

Privatsammlung zuParis, nebenheasun—'läecov, Numicium flumen obtruncatur, freilich fehlt in 

menrva (s. d.) und einer dienenden Göttin rescial dem Citat des Nonius s. v. das Subjekt: Aeneas. 

(s. d.); sie reicht dem Iason einen Zaubertrank Demnach hätte Sisenna statt des übernatür- 

zum Bestehen der ihm von Aietes gestellten liehen Verschwindens die natürliche Todesart 

Aufgaben; s. Helbig, Bull. 1878 p. 144. Gamur- eingesetzt. 

rini, App. 63 t. 3 nr. 64. Klügmann, Bull. Auch für eine andere Wendung der Me- 
1880 p. 140, nachdem vielleicht auch auf dem 10 zentiussage ist nach der Überlieferung Cato 

Spiegel bei Gerhard t. 183 metvia statt menrva für uns der älteste Gewährsmann. Nach Ma- 

za lesen ist. [Deeeke.] erobius Sat. 3, 5, 10 stand im ersten Buch der 

Mez(e)anos (Met;(s)av6g) , Beiname des He- Origines, Mezentius habe den Rutulern befohlen, 

rakles nach einer Ortschaft Mezea nach Bamsays sie sollten die Erstlinge der Früchte, die sie 

Ergänzung der Inschrift: JWr_s]{[s]er»i[o]l 'H$a- den Göttern zu weihen pflegten, ihm darbringen. 

nlrj [a]j<«»MjTa> [Mt£(£)]uvm k. t. X., Journ. of Die Latiner hätten darauf aus Furcht vor einem 

['] [ - 1 t - 1 ähnlichen Befehl Iuppiter die Erstlinge gelobt, 

Bell. Stud. 8 (1887) p. 504, vgl. aber Badet, wenn er Qynm den g ieg verleihen wolle. Peter, 

Nouv. areh. des mtss. saentif. 6 p. 573. [Drexler.] HisL Ä . B. p. 55 frg. 12. Bei der Kürze der 

Mezentius, König der Etrusker von Caert 20 Stelle läfst sich nicht sagen, ob diese Notiz 

(Agylla), beteiligt an den Kämpfen gegen mit den obigen Angaben Gatos in Zusammen- 

Aeneas und die Latiner. hang gestanden habe und welches dieser Zu- 

sammenhang gewesen sei. Indessen ist es nicht 

1. Die Sage von Cato tos Varro. unwahrscheinlich, dafs schon Cato die Forde- 

Der für uns nachweisbar älteste Gewährs- rung des Mezentius und das Gelübde der La- 

mann der Sage ist Cato. Denn dafs die Sage tiner in die Zeit fallen liefs, in der Turnus die 

von Mezentius bereits in Ennius' Annalen be- Unterstützung der Etrusker nachsuchte. Dem 

rührt worden sei, wie A. Förstemann, Zur Ge- entsprechend berichtete M. Terentius Varro bei 

schichte des Aeneasmythus S. 50 ff. anzunehmen Plinius n. h. 14, 88 : Mezentius, der König von 
scheint, ist lediglich Vermutung. Ebenso wenig so Etrurien, habe den Rutulern gegen die Latiner 

wissen wir, ob Fabius Pictor die Sage erwähnt ' Beistand um den Preis des in Latium erbauten 

hat. Nach den Angaben des Servius zu Vergils Weins geleistet. Es handelte sich a^so um 

Aeneis 1,267; 4,620; 6,760; 9,742 (vgl. Peter, die Erstlinge der Kelter von den Weinbergen 

Ilist. B. Bell. 138f. (Prol.) 53ff. (Text) frg. 9. Latiums. (Die Stelle gehört in das zweite 

10. 11. Jordan, M. Catonis quae extant 27 ff. Buch von Varros Antiquitates Berum Huma- 

(Prol.) 5f. (Text) frg. 10 bis 12) hat Cato im narum nach P. Miersch, Leipz. Stud. 1882 S. 55.) 

ersten Buch der Origines erzählt: Der in der Dieser Zug der Sage wird bestätigt durch die 

ersten Schlacht, in der Latinus fiel, besiegte Fasti Praenestini (C. I.L. 1, 392) a. d. Villi 

Turnus floh zu Mezentius und führte mit dessen Kalendas Maias [vini omnis novi libamentum 
Unterstützung den Krieg weiter. In der zweiten 40 Iovi] consecratum [est, cum Latini bello pre- 

Schlacht fiel Turnus, aber auch Aeneas ver- mejrentur ab Butulis, quia Mezentius rex 

schwand. Den Krieg setzte Ascanius fort, derden Ftrusfcojrum paciscebatur, si subsidio venisset, 

Mezentius in einem Zweikampf (singulari cer- omnium annorum vini fruetum. Da diese Fasti 

tamine) tötete und sich im Besitz von Lavinium von M . Verrius Flaccus herrühren (vgl. Sueton, 

behauptete. Dahingestellt mufs bleiben, auf De grammaticis c. 17), ist die Angabe in Ver- 

welche Quelle die Angabe des Servius zu Aen. 1, bindung zu bringen mit Festus p. 194 Latinus 

259 zurückgeht: Aeneas enim seeundum quosdam rex, qui proelio, quod ei fuit adversus Mezen- 

in Numicum cecidit fluvium. Aber aus dieser tium, Caeritum regem, nusquum apparuerit 

Notiz und aus dem Scholion Dan. zu Aen. 1, 259 iudicatusque sit Iuppiter factus Latiaris. Diese 
und 12, 794 (vgl. auch Servius zu Aen. 7, 150) er- 50 Überlieferung steht mit der catonischen Fassung 

giebt sich die Auffassung, dafs in der zweiten der Sage insofern in Widerspruch, als bei Cato 

Schlacht, in der die verbündeten Rutuler und Mezentius erst nach dem Tode des Latinus am 

Etrusker gegen die Latiner fochten, zuerst Tur- Kriege teilnimmt, bei Verrius Flaccus gegen 

nus fiel, vielleicht von der Hand des Aeneas, Latinus selbst kämpft. Wieder eine andere 

dafs aber dann Aeneas vor dem andringenden Wendung hat die Sage in Ovids Fasten 4, 877 

Mezentius weichen mufste, und da sich in- bis 900. Denn hier gelobt Aeneas dem Iuppiter 

zwischen ein furchtbares Gewitter erhoben und den Weinzins von den latiirischen Weinbergen 

den Tag verfinstert hatte, auf der Flucht in gegen Mezentius, der sich von Turnus und den 

den vom Gewitterregen hoch angeschwollenen Rutulern denselben für seine Unterstützung 
Numicius stürzte und in ihm ertrank oder ver- 60 gegen Aeneas und die Latiner ausbedungen 

schwand. Diese Wendung der Sage hat auch hatte. In der folgenden Schlacht siegen die 

Vergil gekannt und angedeutet Aen. 4, 620. Latiner und Mezentius fällt, v. 895 f.: vota 

Die Erzählung, Aeneas sei am Numicius ver- valent meliora, cadit^ Mezentius ingens atgue 

seh wunden, fand sich ebenso im ersten Buch indignanti pectore plangit humum. 
der Annalen des L. Cassius Eemina nach 

Solin 2, 14 p. 38 Mommsen (vgl. Peter, Hist. 2.DieSageheiLiviasunuDionysvonHalikarnafs. 

B. B. 97 frg. 7); dagegen scheint G. Cornelius Livius 1, 1 — 3 (bei dem nach Fr. Gauer, Die 

Sisenna im ersten Buch seiner Historien be- röm. Aeneassage. Lpzg. 1886 S. 136 die Sagen- 



2945 Mezentius (v. Livius u. Dionys. v. Hai.) Mezentius (b. Livius u. Dionys. v. Hai.) 2946 



form der jüngeren Annalisten vorliegt) berichtet, 
nach dem Friedensschlufs zwischen Latinus und 
Aeneas und nach des Helden Vermählung mit 
Lavinia habe der Rutulerkönig Turnus die La- 
tiner und Aeneas bekriegt; in der Sehlacht 
wurden die ßutuler besiegt, aber Latinus fiel. 
— Ebenso lautete die Erzählung Catos. — 
Darauf verbündet sich Turnus mit dem mäch- 
tigen König der Etrusker, Mezentius, der zu 
Caere herrscht. Aeneas vereinigt Trojaner und io 
Aboriginer zu einem Volke, das er Latiner 
nennt, und liefert den Rutulern und Etruskern 
eine Feldschlacht, die er selbst nicht über- 
lebt. Sein Grab liegt am Numicus; man ver- 
ehrte ihn dort als luppiter indiges (vgl. a. a. 0. 
2, 6). Der livianisehe Bericht über den Aus- 
gang dieser zweiten Schlacht ist auffallend 
undeutlich; über den Tod des Turnus schweigt 
er ganz. Aus c. 3, 4 läfst sich schliefsen, dafs 
in dieser zweiten Schlacht trotz des Aeneas 20 
Verschwinden die Etrusker und Rutuler ge- 
schlagen worden sind und in dem zwischen 
den Latineni und zwischen Mezentius ge- 
schlossenen Frieden der Tiber als Grenzflufs 
festgesetzt wurde. — Livius weicht also von 
der catoniscJien Sage ab, nach der Ascanius 
erst später den Mezentius in einer dritten 
Schlacht tötete. 

Dionys von Balikarnafs berichtet die Sage 
1, 64. 65. Über seinen Bericht ist zu vergleichen so 
oben Bd. 1 Sp. 179; Bd. 2 Sp. 1907 Z. 42 ff.; 
über die Abweichungen seines Berichts von 
der älteren Sage Bd. 2 Sp. 1909 Z. lff. Nach 
der Ehe mit Lavinia und nach dem Bau La- 
viüiums hat Aeneas im Bunde mit seinem 
Schwiegervater Latinus gegen die von neuem 
abgefallenen Rutuler zu kämpfen, die zu ihrem 
Anführer einen Überläufer, den Neffen der 
Amata ('Apha), der Gattin des Latinus, Namens 
Turnus (TvQQTjvög) gewählt haben. Es kommt 40 
zur Schlacht, in der Latinus, aber auch Tur- 
nus fällt. Aeneas bleibt Sieger und erbt das 
Reich des Latinus. Die Rutuler erheben sich 
von neuem gegen ihn , verbündet mit dem 
König der Tyrrhener, Mezentius (Msaivziog), 
der wegen der steigenden Mächt der Fremd- 
linge für seine Herrschaft fürchtet. Es kommt 
bei Lavinium zu einer zweiten blutigen Schlacht ; 
erst bei Einbruch der Nacht trennen sich beide 
Heere; aber Aeneas ward nicht mehr gesehen. 60 
Darauf übernimmt Ascanius die Regierung; aber 
die Troer werden in Lavinium hart belagert, 
und da sie von den Latinern keinen Ersatz 
erhalten können, müssen sie nach vergeblichen 
Verhandlangen sieh vom Feinde die Friedens- 
bedingungen vorschreiben lassen. Mezentius 
fordert, sie sollen allen Wein, den das Land 
der Latiner trägt, jährlich an die Tyrrhener 
(= Etrusker) abführen. Da weihten sie auf 
Vorschlag des Ascanius die Frucht des Wein- 60 
Stockes dem luppiter, machten in mondloser 
Nacht einen Ausfall und erstürmten eine Ver- 
schanzimg der Feinde in der Nähe der Stadt, 
die zugleich dem übrigen Heere des Mezentius 
zum Schutze diente; hierbei fällt Lausus, des 
Mezentius Sohn, samt der Besatzung. Die übri- 
gen Etrusker ergreift ein panischer Schrecken, 
Mezentius entkommt auf einen Hügel; dort 

Eoschbk, Lexikon der gr. u. röm. Mythol. IL 



erfährt er den Tod seines Sohnes, die Flucht 
seines Heeres und dafs er selbst von den Feinden 
eingeschlossen sei. Nun sendet er nach Lavi- 
nium Herolde mit Friedens vorschlagen; er er- 
hält mit dem noch übrigen Teil seines Heeres 
freien Abzug und ist von dieser Zeit an ein 
treuer Freund der Latiner. — Während in der 
Erzählung der beiden ersten Schlachten sich 
leicht die Einwirkung des catonischen Berichtes 
erkennen läfst, weicht in der Erzählung der 
dritten Schlacht Dionys von Cato ab. Nicht 
Mezentius fällt, sondern sein Sohn Lausus; 
die Sage vom Weinzins ist mit dieser Schlacht 
in Verbindung gesetzt; der Vertrag zwischen 
Mezentius und den Latinern findet sich auch 
bei Livius. Noch einmal kommt Dionys 2, 5 
auf dieses Ereignis zurück an einer Stelle, die 
aus Varros Antiquitales entlehnt sein könnte: 
Als Beweis dafür, dafs schon die Vorfahren 
der Römer die von links her kommenden Blitze 
für glückliche Vorzeichen ansahen, wird ange- 
führt, dem Ascanius sei bei jenem Ausfall auf 
sein Gebet ein Blitz von links her bei wolken- 
losem Himmel erschienen. Der Tbat des As- 
canius scheint auch der Auguralschriftsteller 
L. Julius Caesar gedacht zu haben (vgl. das 
Scholion Daniel, zu Aen. 1, 267, Lesart des cod. 
Parisin.), und zwar erzählte er in Überein- 
stimmung mit Cato, den Mezentius habe As- 
canius (im Zweikampf) getötet und zu Ehren 
dieser That von den Latinern den Beinamen 
Iulus erhalten. Dies wird bestätigt durch die 
Schrift De origine gent. Born. 15, 5: igitur La- 
tini Ascanium ob insignem virtutem non solum 
Iove ortum crediderunt, sed etiam per deminu- 
tionem declinato paululum nomine primo Iobum 
(vielleicht Iolum oder Iovilum), dein postea 
lulum appellarunt, a quo Iulia familia mana- 
vit, ut scribunt Caesar libro secundo et Cato 
in originibus. Dafs ein Schriftsteller des juli- 
schen Geschlechts, der über Auguralwesen 
schrieb, diese Sage erzählt und diese Namens- 
erklärung gegeben hat, ist an sich wahrschein- 
lich. Vgl. Fr. Cauer, Die röm. Aeneassage S. 144 
und A. Förstemann, Zur Gesch. des Aeneasmythus 
S. 66 und oben Bd. 1 Sp. 614 Z. 47ff. In der 
Schrift De orig. gent. Born. 15 wird -die Sage 
ähnlich wie bei Dionys 1, 66 erzählt, und dort 
neben (L.) Julius Caesar auch Aulus Postumius 
(Albinus), der Zeitgenosse Catos, in seiner 
Schrift über die Ankunft des Aeneas als Quelle 
genannt. Vgl. Ptter, H. B.B. (Prol.) 125 u. Müller, 
Fr. H. Gr. 3, 174. Möglicherweise hat der 
Fälscher des 5. oder 6. Jahrhunderts (vgl. 
Jordan, Hermes 3, 416) diese Citate aus uns 
verloren gegangenen, wenn auch sekundären 
Quellen abgeschrieben. — Die Erzählung des 
Dionys gewinnt ein besonderes Interesse durch 
die Wandgemälde (s. die Abbildungen), die in 
einem auf dem Esquilin aufgedeckten, aus 
augusteischer Zeit stammenden Columbarium 
aufgefunden worden sind. Vgl. Mon. dell' 
Inst. 10 Tab. 60. Bobert, Ann. dell' Inst. 
1878 S. 234 ff. Cauer, Die römische Aeneas- 
sage 138. Der an die Nordseite anstofsende 
Teil der westlichen Wand hat den Wand- 
schmuck verloren. Der erhaltene Teil beginnt 
mit dem Bau einer Stadt; Aeneas erbaut La- 

93 



2947 Mezentius (b. Dionys v. HaL) 




Mezentius (b. Vergilius) 2948 

vinium. Die zuschauende Frau ist wahr- 
scheinlich Lavinia. Noch auf der West- 
seite beginnen Kampf esscenen, die 
sich bis gegen die Mitte der Südseite 
fortsetzen. Die siegreiche Partei ist 
an der vollständigeren Bewaffnung und 
an den Rundschilden (clipei), die sie 
trägt, kenntich als die Troer-Latiner, 
die unterliegende Partei trägt Lang- 
schilde (scuta) und ist sonst nicht be- 
waffnet. Die Namen Rutuli und Latini 
lassen sich in den Inschriften noch er- 
kennen. Am Anfang der Südseite be- 
kränzt eine Victoria einen Latiner, zu 
dessen Füfsen ein Toter liegt. Der be- 
kränzte Sieger ist Aeneas, der Tote ist 
vielleicht Turnus; doch vgl. Robert 
a. a. O. 242 Anm. Es folgen weitere 
Kampfesscenen, an deren Ende zwei 
Kämpfende hervortretendem Verfolgter, 
mit der Exomis bekleidet, und ein Ver- 
folgender. Der Verfolgte wurde, wie 
es scheint, erschlagen, aber der oberste 
Teil der Figur ist nicht mehr kennt- 
lich. Ich erkläre abweichend von Robert 
und Cauer den Verfolgten für Lausus, 
den Sohn des Mezentius, den Verfolger 
für Ascanius. Unmittelbar neben 
dieser Gruppe sitzt ein Flufsgott, wohl 
der Numicius, in dessen Nähe Lavi- 
nium und das Schlachtfeld lag. Die 
folgende Scene stellte einen Friedens- 
schlufs dar: Mezentius — hier ist 
der Name noch unter der Figur kennt- 
lich — schliefst mit Ascanius Frie- 
den. Auch Mezentius trägt, wie sein 
Sohn Lausus, die Exomis. An diese 
Gruppe schliefst sich noch auf der 
Westseite eine neue Stadtgründung an, 
Alba longa. Die Gestalten der Lavinia, 
des Ascanius und die Personifikation 
von Alba (Gestalt mit Mauerkrone) 
sind deutlich zu unterscheiden. Auf 
der anschliefsenden Ostwand und auf 
der Nordwand ist die Romulussage 
dargestellt. 

3. Die Sage bei Vergil. 
Mezentius wird unter den Bundes- 
genossen des Turnus {Aen. 7, 647—817) 
an erster Stelle genannt und zwar als 
Tyrrhener, d. i. Etrusker; Caere (Agylla) 
ist Sitz seiner Herrschaft (urbe ex 
Agyllina, v. 652); sein Sohn Lausus 
führt dem Turnus tausend Streiter zu. 
Zur Aushebung der latinischen Mann- 
schaft sendet Turnus aufser Messapus 
und Ufens auch Mezentius ins Land, 
8, 7. Bei Euander im Pallanteum er- 
fährt Aeneas, dafs Mezentius von den 
Caeriten wegen seiner Tyrannei und 
unmenschlichen Grausamkeit vertrieben 
worden sei find Zuflucht bei seinem 
Gastfreund Turnus gefunden habe. 
Ganz Etrurien hat sich gegen den 
Wüterich erhoben und ist zu einem 
Heereszug gegen den Entflohenen ge- 
rüstet, 8, 470 bis 519. Es liegt hier die 



2949 Mezentius (b. Vergilius) Mezentius (in der Litteratur nach. Verg.) 2950 

Anschauung zu Grunde, als sei Mezentius der weifs der Dichter unsere Teilnahme für den 
Oberkönig der yerbündeten etruskischen Städte wilden Recken zu steigern. Übergangen hat 
gewesen. — Bei Vergil führt er 7, 648; 8, 7 das Vergil die Sage vom Weinzins; dafs er sie 
Epitheton contemptor divom. Die Grausamkeit gekannt hat, beweist die Fassung von Aen. 9, 
des Tyrannen, der zur Strafe Lebende mit Toten 15 f. (vgl. Macrobius Sat. 3, 5, lü). Die dem 
Hand gegen Hand und Antlitz gejjen Antlitz Mezentius zugeschriebene unmenschliche Grau- 
zusammenbinden und sie diesen martervollen samkeit wurde bei den Alten den etruskischen 
Tod sterben liefs, wird 8, 483 — 488 geschil- Seeräubern überhaupt nachgesagt, wie Cicero 
dert. Beim Sturm auf das trojanische Lager im Rortensius bezeugt hatte. Vgl. die betr. 
schleudert Mezentius Feuerbrände gegen den 10 Stellen in der Ausgabe Ciceros von Bauer und 
Wall (9, 521 f.), dann erlegt er bei dem Sturm Kayser vol. 11, 65 fr. 88. 
aufs Lager durch einen Schufs mit Schleuder , ... „ , „ .. 
und Bleikugel den Sohn des Arcens (9, 586ff.). 4 - Die Sa S e nach Ver « ,L 
In den Vordergrund tritt er in der folgenden a) Kurze Zeit nach Vergil hat Trogus Pom- 
Schlacht, als Aeneas mit der Flotte und dem pejus die Sage berührt. Justin 43, 1, 10 be- 
Heere der verbündeten Etrusker die Landung richtet nur von zwei Schlachten; in der ersten 
erzwungen hat und dann ergrimmt über den fallen Latinus und Turnus, in der zweiten fällt 
Tod des jungen Helden Pallas ein Blutbad Aeneas gegen Mezentius: bellum deinde adcer- 
unter dem Heere des Turnus anrichtet. Tur- sus Mezentmm, regtm Etruscorum, gessit, in quo 
nus war von Iuno vor Aeneas in Sicherheit 20 cum ipse occidisset, in locum eins pilius Äscanius 
gebracht worden; da stellt Mezentius die successit: qui Lavinio relieto Longam Albam 
Schlacht wieder her. Das Ende des zehnten condidit. Von der dritten Schlacht, in der 
Buches ist eine Art 'Agiazsia des Helden. Äscanius den Tod seines Vaters an Mezentius 
Schliefslich trifft er mit Aeneas zusammen rächte, sagt Trogus nichts, hierin mit Livius 
und wird von diesem durch Speerwurf am übereinstimmend. — b) Die Angaben Appians 
Unterleib verwundet (10,768). Den zurück- sind uns durch Photius (Biblioth. p. 16 b , 4 
weichenden Vater deckt der schöne ritterliche Bekker) und durch das Fragment eines un- 
Sohn Lausus, der bald dem stärkeren Aeneas genannten Byzantiners 1, 1, 2 bekannt. Vgl. 
unterliegt. Als der Getötete zu Mezentius Mendelssohn, Appiuni hist. B. 2, 1183. Nach 
gebracht wird, der unterdessen seine Wunde 80 der ersten Stelle wird Aeneas wie es Brauch 
mit dem Wasser des Tiber ausgewaschen hat, im Kriege getötet: äia Aaovivlav zr\v yvvaixcc 
besteigt er sein Streitrofs Rhaebus, kehrt in vnb 'Povzovlmv zäv TvQgrjväv itgofivrjarsv- 
die Schlacht zurück und greift Aeneas an; dieser &siouv uvxwv zm ßaoilii: uvaigelzai nolifiov 
aber tötet zuerst das Kofs, das im Sturz den Kö>ra Aivsiag (Mezentius wird hier nicht ge- 
Reiter abwirft, dann durchstöfst er dem Ge- nannt); in der zweiten Stelle tötet Mezentius, 
fallenen die Kehle. Die Waffen des Königs der König der Rutuler, den Aeneas: 'Povrov- 
stellt Aeneas als Siegeszeichen zu Ehren des Imv ßaeUsvg Mi&vtiog evfißcdcov jiez' uvzov 
gefallenen Helden Pallas auf (11, 1 — 16). Ab- itölsfiov äiä zb nqosyyeyvria&ai, aizm zyv 
sichtlich ist an dieser Stelle (11,9: bis sex Aaovwiav dvaiQei Aivtiav. Vielleicht beruht 
thoraea petitum perfossumque locis) darauf hin- 40 diese Wendung nur auf einer Flüchtigkeit des 
gedeutet, dafs Mezentius von dem Heere der unbekannten Excerptors, der Mezentius mit 
zwölf etruskischen Bundesstädte angegriffen Turnus verwechselt hat. — c) Bio Cassius 
wurde. Vgl. Servius zur Stelle und Aen. 10, (bei Is. Tzetzes zu Lykophron 1232) Frg. 4, l b 
691 f. — Aus der überkommenen Sage hat der berichtet (wie Cato) von drei Schlachten; in 
Dichter beibehalten, dafs Mezentius König der der ersten, die nach dem Bau Laviniums ge- 
Stadt Caere ist — der gräcisierende und ge- liefert wird, fallen Latinus und Turnus, der 
lehrte Dichter nennt sie stets Agylla — , dafs König der Rutuler; in der zweiten wird Aeneas 
er am Krieg gegen Aeneas für Turnus teil- bei Laurentum von den Rutulern und dem 
nimmt und in diesem Kriege fällt. Geändert Tyrrhener Mezentius getötet. Äscanius, der 
hat er aus Rücksichten auf den Plan seines 50 darauf zur Regierung gelangt, besiegt Mezen- 
Gedichtes, dafs Mezentius wegen seiner Grau- tius endgültig. Hier kehrt auch die Sage 
samkeit aus Caere vertrieben sich zu Turnus vom Weinzins wieder, wenigstens angedeutet : 
flüchtet, dafs das Heer der verbündeten Etrus- os xal zov Ms&vziov itolipm avfußalovza vikS 
ker unter Tarchon mit Aeneas gegen den ztlscog prj Si%6iiivov zag ngsaßeiccg, aXku %ecl 
Tyrannen ziehtund dafs Mezentius in der Schlacht za zov Aazivov nävza slg izr/aiov docofibv §?j- 
von Aeneas fällt. Darin ist ihm Ovid gefolgt. rovvza. Damit stimmt im wesentlichen die 
Bei Cato flieht umgekehrt Turnus zu Mezentius, Erzählung bei Zonaras 7,1 p. 313 a. b über- 
dieser sieht mit den Etruskern gegen Aeneas, ein: In der zweiten Schlacht helfen die Tyr- 
die»er kommt auf der Flucht vor Mezentius rhener den Rutulern, Aeneas verschwindet in 
um, Äscanius tötet den Etrusker in einem fol- 60 dieser Schlacht; der Name des Mezentius wird 
genden Kriege im Zweikampf. Bei Vergil wie nicht genannt, aber der Ausfall, durch den 
bei BionyB erscheint zuerst Lausus, der Sohn Äscanius die belagernden Tyrrhener schlägt 
des Mezentius. Durch den Gegensatz zwischen und den Krieg beendet, ist erwähnt; Mezen- 
dem grausamen Vater, dem Verachter der Göt- tius und Lausus werden auch hier nicht ge- 
ter, und dem schönen edlen Sohn, der für nannt. Fr. Cauer a. a. 0. 155 ff. glaubt, Bio 
seinen Vater stirbt, durch die Klage des harten Gassius und Biodor {Frgm. libri 8 : AlvtCag yag 
Mannes um den Gefallenen, durch seine Rück- pszo, zr\v altaaiv t?js Tgoiccg Izäv rjnäv itaqiX- 
kehr in die Sohlacht, damit er den Sohn räche, ftövzwv itaqUaßt- zr\v zäv Auxtvmv ßaaiUtav 

98* 



2951 Mezentius (Kritik der Sage) Mezentius (Etymologie) 2952 

xal %axa<s%<av rgieiij %q6vov «| uv&Qtancov zunächst der Vorläufer des Mezentius gewesen ; 
fitfavia&t) %ai Tifimv itvx^v ccd-avuTmv) seien dann trat neben Turnus Mezentius, neben La- 
in ihrer Darstellung von dem Chronographen tinus Aeneas in die Sage ein. Bald ist es 
Kastor abhängig. — d) Über die Sage des Wein- Latinus, der in der Schlacht gegen Mezentius 
zinaes hat Plutarch Quaest. Rom. 46 eine ab- auf wunderbare Weise verschwindet und darauf 
weichende Wendung. Darnach trägt Mezentius zum Iuppiter Latiaris erklärt wird (Verrius 
dem Aeneas den Frieden an unter der Be- Flaceus bei Festus p. 194), bald ist es Aeneas 
dingung, dafs er von diesem die Jahresernte (Cato), der dann am Numicius als Iuppiter 
der Weinberge empfange. Abgewiesen von Indiges sein Heiligtum erhält. Voraussetzung 
Aeneas verheilst er im Falle des Sieges den 10 ist dabei, dafs der Held zwar in der Schlacht 
Tyrrhenern diese Ernte, die nun Aeneas den fällt oder verschwindet, aber dafs er den Sieg 
Göttern weiht. Deshalb liefs er nach dem erfochten und sein Volk von der Fremdherr- 
Siege (über Mezentius) den geernteten Wein schaft befreit hat. Auf den Einflufs der Fremd- 
vor dem Tempel der Aphrodite ausgiefsen. linge deutet ebenso die Forderung des Tur- 
Hier berührt sich Plutarchs Angabe mit Ovids nus (Tvfärivog) hin, Eidam des Königs Latinus 
Fasten und wahrscheinlich mit Varro. zu werden, wie die Forderung des Weinzinses 
, „ , ., , „ seitens des Mezentius. Jener Zug mag ur- 
5. Beurteilung der Sage. sprünglich der lavinischen Sage, dieser der 
Die einander vielfach widersprechenden albanischen angehört haben, wie Fr. Cauer 
Nachrichten stimmen darin überein, dafs der 20 a. a. 0. 121 ff. auseinandersetzt. Näher liegt 
etruskische König Mezentius (von Caere) die die Annahme, dafs die Gestalt des Mezen- 
Latiner angreift, sei es unter ihrem König tius aus der caeritischen Sage stammt, da 
Latinus (vgl. die auf Verrius Flaceus zurück- Caere schon im Jahre 390 als eine Rom be- 
gehenden Angaben), sei es unter Aeneas und freundete Stadt genannt wird. Die Weiter- 
Ascanius , wie die von Cato vertretene Sage, bildung wird sodann die albanische Sage ge- 
die am verbreitetsten gewesen zu sein scheint, geben haben, die durch das Geschlecht der 
lautet. Nach dieser ruft ihn der von Aeneas Julier gefördert wurde: Ascanius rächt den 
besiegte Turnus, der Fürst der Rutuler, zu Vater, besiegt Mezentius, befreit Latium von 
Hülfe; in der Schlacht fällt Turnus und der Fremdherrschaft der Etrusker und erhält 
Aeneas verschwindet, entweder auf wunderbare 80 daför den Ehrennamen Iulus. Die gentiles 
Weise (Cato, Cassius Semina, Diodor, Dionys), Iulii zu Bovillae, die durch die Inschrift eines 
oder er fällt am Numicius (Sisenna, Trogus dort gefundenen Altars (C.I. L. 1, 807) bezeugt 
Pompejus), oder Mezentius tötet ihn (Appian), sind, könnten wohl in ihrer alten Genossen- 
oder er stürzt vor Mezentius fliehend in den schaft neben der Verehrung ihrer Ahnen Venus, 
Numicius und ertrinkt (Servius zu Aen. 1, 259; Aeneas, Iulus derartige Sagen gepflegt haben. 
12, 794; 7, 150. Verg. Aen. 4, 620, nach unge- (Vgl. Tac. arm. 2, 41 mit der Erklärung Nipper- 
nannten Quellen), oder er besiegt den Mezen- dey - Andresens und oben Sp. 614 Z. 61 ff.) — 
tius (Plut. Quaest. Born. 45) und tötet ihn Übereinstimmung herrscht darüber, dafs der 
(VergilAen. 10, 896ff. Ov.Fast. 4, 877 ff.), oder er Sage von Mezentius und Turnus die Er- 
stürzt bei dem nach erfochtenem Siege dar- 40 innerung an alte Kämpfe zwischen den Etrus- 
gebrachten Opfer in den Numicius (Servius kern und Latinern zu Grunde liege. Vgl. oben 
zu Aen. 4, 620 nach ungenannter Quelle), oder Sp.179 Z.49ff. Schwegler, Rom. Gesch. I 2 , 287 ff. 
trotz des Todes des Aeneas werden in der 329 ff. Preller-Jordan, Böm.Myth. I 3 , 15; 2, 321. 
genannten Schlacht die Etrusker und Mezen- 328 ff. L. Lange, Böm. Altert. I 8 , 68. Th.Momm- 
tius geschlagen und der Tiber (früher Albula) sen, Born. Gesch. 1, 126. 190 f., der hervorhebt, 
wird Grenzflufs für beide Völker (Livius), oder dafs durch diese Sage das hohe Alter eines 
Ascanius rächt den Vater in einem neuen Kriege blühenden Weinbaues in Latium bestätigt werde, 
durch den Tod des Mezentius (Cato), oder von K. 0. Müller- Deecke, Die Etrusker 1, 108. 343. 
Mezentius in Lavinium schwer belagert sehlägt Sehn, Kulturpflanzen 3 70. Ed. Meyer, Gesch. 
Ascanius durch einen glücklichen Ausfall die 50 des Altert. 2, 503 f. 702 ff., der annimmt, dafs 
Belagerer und zwingt Mezentius zum Frieden die Etrusker die Oberherrschaft über Latium 
(Dionys, Dio Cassius). Das Motiv des Wein- und Campanien seit dem Ende des 7. Jahrh. 
zinses, den Mezentius den Rutulern für die gewonnen haben, 
erbetene Unterstützung gegen die Latiner „ _. _, , . _ 
auferlegt, ist wohl schon von Cato in die 6 - Die Etymologie des Namens Mezentius. 
Aeneassage verflochten worden. Ursprünglich Otfr. Müller, Die Etrusker 1*, 108 Anm. 121 
war dies gewifs eine selbständige Sage. Denn hält den Namen nicht für etruskisch, sondern 
Plutarch Quaest. Born. 18 hat eine alte Variante für oskisch, weil die Etrusker das z nicht ge- 
dieser Sage (wohl aus Varro geschöpft) erhalten: kannt hätten. Schwegler, Böm. Gesch. I 2 , 330 
Die Römer weihten den Zehnten eines Gewinnes 60 Anm. 3 widerlegt diesen Einwand, denn das 
dem Hercules, weil er sie von dem an die früher für x gehaltene Lautzeichen der etrus- 
Tyrrhener zu entrichtenden Zehnten befreit kischen Inschriften sei als z erkannt worden, 
hatte (ort 'Pcafiai'ovs vnb TvqQrjriäv Ssnazsvo- und die Aussprache dieses z scheine wie ss 
[isvovs än^lla^ev). Statt Hercules wird in der gelautet zu haben ('Oävaasvg etr. Utuze). Dies 
latinischen Sage der Eponymus des latinischen wird bestätigt durch die Untersuch ungenO. 2Jt'6- 
Stammes, Latinus, genannt gewesen sein und becks {Rhein. Mus. 12 [1857], 419 — 425): Erst 
Turnus (Tvqqtjv6s bei Dionys u. s. w.), der in der augusteischen Zeit kam z auf, die alte 
Eponymus der feindlichen Tyrrhener, ist wohl Schreibweise für z war ss oder di (vgl. Isid. 



2953 Mezentius (Etymologie) Midas (nordgriech. Sage) 2954 

origg. 1, 4, 15. Diomedes 417. Priscian 551. nr. 114; Avercius Lausus (?), 12,1052; Licinius 

561 F.), so dafs Cato in den Origines Messen- Lausus, 16, 3795; er ist wohl nichts anderes 

tius oder Medientius schreiben konnte. Die als das Part. Perf. Pass. von einem alten lau- 

Schreibung Mezzentius, die sich oft im cod. dere = laudare, also Laudatus. Auch das 

Bomanus und im Mediceus des Vergil findet altertümliche lausus, gen. üs, die Totenklage, 

(vgl. 0. Ribbeck, Prolegomena 453), geht auf das aus Varro angeführt wird bei Nbnius 1, 

den Einflufs des Verrius Flaccus zurück, der 235, wird damit zusammenhängen, wenn man 

überhaupt für die Überlieferung der Mezentius- es fafst als eiulatio cum laude mortui iuncta. 

sage wichtig ist. Er verlangte die Verdop- Vgl. Fabretti, Gloss. Ital. p. 1035 und Forcellini 
pelung des z, weil er dieses für eine einfache 10 u. d. W. — Gerhard, Gr. Myth. 2, 257 sieht 

Muta ansah; diejenigen Grammatiker, die z freilich in Mezentius den bösen Dämon 

zu den Doppelkonsonanten zählten, verwarfen etruskischer Menschenopfer (nach Klausen, 

diese Schreibung. Medientius steht Aen. 7, Aen. u. d. Penaten 103ff.) und in Lausus 

654 im Palatinus und 10, 762 ist es durch den lorbeerduftenden Opferer (uach dems. 690. 

Nonius 272, 21 bezeugt. (Vgl. Corssen, Über 1035). [Wörner.] 

die Ausspr. des Lat. l s , 216.) In Kiefslings Mida (McSce';, genauer Mida &eös, eine 
Ausgabe des Dionys von Halik. ist überall Schwurgöttin des von Midas beherrschten 
Msasvriog hergestellt, indessen hat der cod. Volks, die von einigen für dessen Mutter 
Chisianns daneben auch Msbbsvtios. — W. gehalten wurde, Hesysh^^x,; phrygiech nennt 
Corssen, Über die Sprache der Etrusker 1, 233 f. 20 die Mi'Sa prjtriQ korrekt Plut<i.ri\hnst (Caes. 9), 
bringt Mezeütius mit dem ertruskischen Wort der sie, offenbar als 'des Midas Mutter' einer 
mezu (Grenzstein) zusammen, Me-z-ent-iu-s der 'Mütter des Dionysos', und zwar der 
soll entstanden sein aus Me-t-i-ent-iu-s, wie Twaiiisia, der cüggjjros und der römischen 
mezu aus me-t-iu, von der Wurzel ma (messen), Bona Dea, gleichsetzt und erzählt, dafs beim 
die sich in lateinisch meto, metare, metiri wieder- Kult die Frauen unter sich es trieben wie bei 
findet. Metientius, mit dem Suffix -io von den orphischen Mysterien. Nach Hy gin (Fab. 
einem Participialstamm abgeleitet, wie das 19_l)_hat Midas (td.), der hier natürlich wie 
lat.-etruskische Arruntius und lat. Prudentius, durchweg die alte Sagengestalt und mit dem ge- 
Constantius. Corssen schliefst daraus, der König schichtlichen König nur fälschlich zusammen- 
Mezentius von Caere sei dem etruskischen Gott 30 geflossen ist, diedeamater zur Mutter, nach Fab. 
Tinia (Grenzgott) , der das metiri campos an- 2J4_die phrygische Kybele. So ist diese Mutter- 
ordnete, einst ebenso wesensverwandt gewesen, göttin des eselsohrigen, tiergeataltigen Berg- 
wie.der König Latinus dem Iuppiter Latiaris, und Waldgottes keine andere als die grofse 
vgl. ebd. 2, 467. 478. Nach Cuno, Vorgesch. Bergmutter 6-PsCri, 'läai'rj (von HSt) = Wald- 
Boms 2, 252 ist Mezentius entstanden aus Me- gebirge), und die Frauengebräuche sind, wie 
dientius und desselben Stammes, wie oskisch schon Plutarchs Erwähnung gelegentlich des 
meddix (medix), für das er die Bedeutung „Be- berüchtigten Skandals beim Feste der Bona 
fehlshaber" erschliefst. Das Suffix wird ver- Dea nahelegt, obscöne. S. darüber ausführlich 
glichen mit dem von Clu-entius, Ter-entius, AJOtMerich, Philol. N. HO, (1894), 5. 8 f.-vüej 
Lar-entia. Von demselben Stamm soll abge- 40 sie als Nominativ der MCor) (a^cll). und Mia^r\ 
leitet sein Metiscus, des Turnus Wagen- ( «. d. ) gleichsetzen möchte, hinsichtlich des 
lenker, Aen.\% 469. Da Corssen und Cuno sprachlichen Verhältnisses der Namen neben der 
von der Ansicht ausgehen, dafs die etruskische Möglichkeit ursprünglicher Gleichheit (S. fif.) 
Sprache den indogermanischen Sprachen an- jedoch mit Recht auch den Ausweg offen läfst, 
gehöre , mufs das Urteil über die Richtigkeit dafs diese MCSa freös (MCSa als Genetiv) wirk- 
der angeführten Etymologieen dahingestellt lieh nur die Muttergöttin des Midaskults ge- 
bleiben. Jedenfalls ist Mezentius, wenn etrus- wesen sei (S,.8), Wirklich gilt auch in dem 
kisch, eine latinisierte Form, vgl. Deecke, Etr. Texte, dem Hesych sein Lemma entnahm, dieses 
Forschungen 3, 368. 392. Dagegen scheint mir Wesen als 'Göttin des Midas', da er erst an 
altlateinisch zu sein Lausus, das Deecke a. a. 0. 50 die 'vito Mt'Sa' beherrschten *zr)v MCSa &s6v' 
neben Mezentius stellt. Fr.Cauer a. a. 0. S. 174. anhängt. Vgl. MLda&JSiiae» [Tümpel.] 
177 (158) nimmt an, Lausus sei zuerst von Midamos (MCSatiog), wohl korrupter Name 
dem Chronographen Kastor in die Litteratur einer der Söhne des Aigyptos, der von der 
eingeführt worden, weil Dionys von Halik. ihn Danaide Amymone getötet wurde, Hygin. fab. 
zuerst genannt habe, der sich im wesentlichen 170. [Höfer ] 

an Kastor anschliefse (S.- 162). Ich halte diese Midas (Midas). ZurältestenÜberlieferungüber 

Annahme für unrichtig. In ' chronologischen Midas gehört für uns die Erzählung bei Herod. 

Fragen ist wohl der Chronograph Kastor von 8, 138, eine nordgriechische Sage. In den 

Einflufs gewesen, aber dafs neue Züge der xijrcot Isyöfievoi. ehat MCdsco iov rogdiem in 
Sage von ihm herrühren sollten, ist unwahr- 60 Makedonien unterhalb des Bermiosgebirges 

scheinlich. Vergils Aeneis, in der auch Lausus wurde einst der Silenos gefangen, <äs Isyevai 

genannt ist, ist früher erschienen als das Werk vno Muv.eSövav; es war in der Gegend, in der 

des Dionys. Wahrscheinlich haben beide, wo ohne Kultur die sechzigblättrigen Rosen von 

sie übereinstimmen, eine gemeinsame Quelle, unvergleichlichem Duft wuchsen, die im ganzen 

und diese ist wohl Varro. Der Name Lausus Altertum berühmt waren (vgl. Nikander Georg. 

kommt als Cognomen wiederholt auf In- bei Athen. 15, 683 B). Herodot bezeichnet diese 

Schriften vor: C. Calpurnius Lausus, C. I. L. Tradition ausdrücklich als eine makedonische 

9, 1880; L. Laberius Lausus, CLL. Suppl. Bd. 2 Lokalsage, und dafs es eine solche war, lehrt 



2955 Midas (in Kleinasien) Midas (Rolle des Silen in d. Sage) 2956 

ja schon die dem Orte anhaftende Bezeichnung zu werden, dann aber sobald als möglich nach 
%rjnoi MCSov. Um so seltsamer berührt uns der Geburt zu sterben (vgl. dazu die Lebens- 
der Zusatz xov rogStsm, durch den Midas als ansieht der Trauser, Osann, Midas S.7). Dafs 
der berühmte phrygische König, des Gordios schon die älteste Sage ihn diese Gedanken 
Sohn, bezeichnet wird; denn -Herodot verstand aussprechen liefe, können wir den Worten ent- 
unter ihm gewifs denselben, von dem er 1, 14 nehmen, in denen er bei Pindar (Poet. lyr. gr. 
berichtet, dafs er zuerst von allen Barbaren- l 4 fr. 157) den jungen Olympos tadelt: m zalag, 
fürsten das delphische Orakel befragt und seinen icpüfisQs, v^nia ßdfcig, xQWazä poi oVaxof*- 
Thron dem Apollon geweiht hätte. Ebenfalls nsmv — die Betonung der ephemeren Existenz 
nach Nordgriechenland wird das Einfangen des lo des Menschen war charakteristisch für seine 
Silenos verlegt von Bion (bei Athenaeus 2, 45 C Rede (Aristoteles: itp^/isgov ojtsgpa; vgl. Ari- 
= F.H. G. 2, 19; man vermutet in ihm Bion stoph. Wolken 223 mit Scholien. Cicero Tuscul. 
von Prokonnesos und setzt ihn vor Herodot). 1, 48. Bakchylides, Poet. lyr. gr. 3 4 fr. 2). Eine 
Er wufste von einer Quelle "ivva, auf der ähnliche Auffassung legt Alkibiades dem So- 
Grenze der Maider und Paionen entspringend, krates bei dem Vergleich mit dem Silen in 
an welcher der Silen gefangen wäre; mehr Piatos Gastmahl 33 S. 216 E bei: Systral äs 
läfst sich für ihn aus dem Auszug des Athe- itävza zavza ti xzqfictTu ovSsvdg a£ia *ai. 
naeus mit Sicherheit nicht folgern. Dafs diese rjfiäg ovSiv slvai . . . Denselben Gedanken in 
Überlieferung eine altertümliche ist, können anderer Fassung finden wir in der Überliefe- 
wir daraus schliefsen, dafs die später allge- 20 rang des Theopomp (Aelian v. h. 3, 18); hier 
mein verbreitete das Einfangen des Silen nach redet Silen von einem Wunderland, aufserhalb 
Kleinasien verlegte. Nach Xenophon Anab. der drei vom Okeanos umspülten Inseln Eu- 
1, 2, 13 wurde er zu Thymbrion, nach Pausanias ropa, Asien und Libyen gelegen. Zwei Städte 
1, 4, 5 zu Ankyra gefangen; dafs auch Theo- gäbe es dort, EvasßrjS, die Stadt der Frommen, 
pomp die Scene nach Asien verlegte, hat man die nie krank würden und lachend ihr Leben 
aus der Bezeichnung zbv $gvya MiSav bei endeten, und die Stadt der Kämpfer, Maxifiog, 
Athen. 2, 45 C und Aelian v. h. 3, 18 schliefsen deren Bewohner mit Waffen geboren würden, 
wollen. Indessen ist diese Folgerung nicht nur Sie herrschten über viele Völker ihrer Um- 
unbegründet, da ja auch Herodot trotz der in gebung und hätten an Gold und Silber einen 
Makedonien liegenden Gärten offenbar an den 30 solchen Überflufs, dafs das Gold bei ihnen 
Phrygerkönig denkt, sondern bestimmt falsch, von geringerem Werte wäre, als sonst das 
da Bionys. Halic. ngog II0j1.1t. S. 787 Reiske Eisen. Einstmals hätten sie den Ok«anos 
ausdrücklich von dem Sdrjvog <puvcl$ iv Matts- überschritten und wären bis ins Land der 
äovia bei Theopomp redet. Soviel steht fest, Hyperboreer vorgedrungen; als sie aber er- 
dafs die ursprüngliche Lokalisation die in Nord- fahren , dafs von unserem Geschlecht diese 
griechenland ist, bei dem Stamm der Bgiysg, die glücklichsten wären, hätten sie es ver- 
die auch im Namen ihre Verwandtschaft mit schmäht, weiter zu ziehen. Es ist derselbe Ge- 
den kleinasiatischen Phrygern verraten. Die danke von dem Wert des menschlichen Lebens, 
Erinnerung an einen alten nordgriechischen nur hier nicht in jener paradoxen Form, in 
König Midas bewahrt auch noch die Über- 40 der ihn uns Aristoteles überliefert hat. 
lieferung bei Justin 7, 1 , nach der Karanos, Die Sagen, welche Midas hauptsächlich zu 
als er durch List Edessa eingenommen, einen der populären Figur gemacht haben, begegnen 
König Midas schlägt, nam is quoque portionem uns erst in verhältnismäfsig später Überliefe- 
Macedoniae tenuit. Aber der Hellene wufste rung; Ovid hat sie am ausführlichsten beide 
nichts von diesem nordgriechischen Midas, der behandelt Metam. 11, 85—193, woneben Hygin 
über seine engere Heimat hinaus nicht weiter fab. 191 und Servius Aen. 10, 142 kaum in Be- 
bekannt wurde; ohne weiteres wich er dem tracht kommen. Die erste der bei Ovid vor- 
berühmten Asiaten (vgl. das Citat aus Eupho- liegenden Sagen ißt nur eine Umgestaltung 
rion, Schol. Giern. Alex. Protrept. S. 14, 1 Bin- und Erweiterung der älteren vom Einfangen 
dorf), bereits die herodoteische Überlieferung 50 deB Silenos. Hier lautet sie so: Silen hatte 
steht unter diesem Bann. sich einst in seliger Stimmung vom Gefolge 

Warum der Silen gefangen wurde und von des Bakchos , der gerade in Lydien an den 

wem, verschweigt Herodot; die natürlichste Weinbergen des Tmolos weilte, verirrt; phry- 

Annahme ist die, dafs er die Sage in der gische Bauern fingen ihn und führten ihn, 

später allgemein verbreiteten Fassung kannte, mit Kränzen gefesselt, vor Midas. Kaum er- 

nach der Midas den Gott einfing. Bei Xeno- kannte der von Orpheus und Eumolpos in die 

phon und Theopomp wird hinzugefügt, dafs der Mysterien eingeweihte König in dem Alten 

König, um sich des Gottes zu bemächtigen, den Erzieher des Dionysos, so liefs er ein 

eine Quelle mit Wein mischen liefs. grofses Fest feiern, das zehn Tage und Nächte 

Als Ursache für den Wunsch, des Silenos 60 dauerte. Nach Ablauf desselben eilte er mit 

habhaft zu werden, wird von Aristoteles (Plut. dem Silen nach Lydien und gab dort dem 

consol. 27) seine Weisheit angeführt; sie war jungen Dionysos seinen Pflegevater zurück, 

zweifellos auch das Motiv in der älteren Sage. Erfreut darüber versprach der Gott ihm die 

Nur ungern verriet der Gott sein Wissen; vor Erfüllung eines Wunsches ; Midas bat in seiner 

Midas geführt, schwieg er lange Zeit; als man Verblendung, dafs alles, was mit seinem Körper 

ihn endlich zum Reden vermocht hatte, sprach in Berührung käme, in Gold verwandelt würde, 

er vom Unglück des Menschendaseins; es wäre und versuchte auf dem Heimwege, glücklich 

am besten für den Menschen, nicht geboren über die Gewährung des Wunsches, an den 



2957 Midas (b. Ovid) Midas (d. Sage y. d. Eselsohren) 2958 

verschiedensten Gegenständen die ihm inne- auf der Hand Die Eselsohren gehören ihm 

wohnende Kraft. Beim Mahle erst wurde er von jeher an, das war feststehende Uberhefe- 

mit Entsetzen gewahr, wie thöricht sein Ver- rung, wie sich schon daraus ergiebt dafs man 

langen gewesen; gequält von Hunger und Durst noch auf andere Weise diese auffallende Mife- 

riefer nun des Dionysos Mitleid an und flehte, bildung zu erklären suchte, vgl. SM Anstoph. 

ihn dem glänzenden Elend wieder zu entreißen. Plut. 287. Es ist ohne weheres klar dafs in 

Der gütige Gott erhörte seine Bitte und befahl der Auffassung derselben als Strafe für euie 

ihm sein Haupt und seinen Körper von der Dummheit nichts weiter als ein witziger Er- 

Quelle des Paktolos bespülen zu lassen; seit klärungsversuch für eine dem Griechen un- 
iener Zeit führte der Flufs das Gold, das seinen io erhört und lächerlich erscheinende Bildung er- 

Namen weit über Kleinasien hinaus berühmt kannt werden darf Die bekannte Sage von 

hte dem "Wettstreit des Marsyas, dessen «oxos zu 

m Neue Elemente sind in die alte Sage hinein- Kelainai in Phrygien gezeigt wurde (Herodot 

gedrungen, die sie auf den ersten Blick fast 7, 26) und die in ihr ausgesprochene über- 

uÄenntlicn gemacht haben. Aber nicht nur legenheit der Cither des Apollon über die 

Is Cfangen des Silenos, das hier durch phrygische flöte bat offenbar zur »rfindang 

ünterthaneS des phrygischen Königs erfolgt, auch dieser Wendung geführt. Darauf deutet 

Snert an die alL Zählung, sondern auch die auf eine orphischeTheogonie -ückgchende 

das unheilvolle Geschenk hat in der alten eine Überlieferung des Myth. Fat. 3, 10, 7 - Abel, 
ParaUele hier ist es keine tiefe, verborgene 20 Orphicafr 310 (vg . Hyginfal .191) nach der 

Seit niit der der gefangene Alte sich los- Midas als Richter in dem Wertkampf des Mar- 

kauft sondern der veränderten Situation ent- syas mit Apo Ion auftrat und zu Gunsten des 

sprechend die Gewährung eines Wunsches, bei ersteren entschied; Midas als Richter in d,e- 

oS durch Dionysos, bei Servius Aen. 10, 142 sem Wettgesang werden wir für ursprunghcher 

und mläm Tyrils 11 durch den Silen selbst. halten dürfen, als den zufällig bei dem Wott- 

Mese Umgestaltung der Fabel war nicht durch- kämpf mit Pan daherkommenden Zuhörer der 

aus freie Erfinduni, sondern gründete sich auf eine ungehörige Bemerkung nicht unterdrück.!., 

den sprichwörtSn Reichtum des Midas, vgl. kann und dafür von dem Gotte gestraft w.rd 

T^rtaio* Poet Ivr qr 2* fr. 12 v. 6. Aristoph. Die mißgestalteten Gehörorgane heften sich 
Plutos 281 l Plato, Pol 3,408 B. Nomri, 660 E; 30 am treffendsten erklären wenn man sie als 

ein Wunder beutete dem Könige schon als Strafe für die musikal.sche Unfähigkeit ihres 

Knaben seinen künftigen Reichtum an, Cicero Trägers hinstellte; die Strafe war aber zu ge- 

dedirin 1 36. Adian v. h. 12, 45. Valerim ring, als dafs man den Konig etwa mit , Apol- 

ae awm. 1 , 00. ^ ^ gelbstj wie Marsya8) einen Wettstreit hatte 

Die Geschichte enthält eine Moral; die eingehen lassen können der sonst nahe genug 

Person des Midas erscheint nicht gerade in lag, da Midas als Erfinder der Querflöte galt 

rfnetSreio Lichte In viel bedenklicherem (Plin. 7, 57 obliquam Ubiam mvemt Midas m 

noch zeigt ihn die zweite ovidische Erzählung. Phrygia, geminas tibias Marsyas meadern gente, 

Kfinio- Midas hatte sich aus Überdrufs an vgl. Telestes bei Athen. 14, 617 B.). Es waren 
Snen ScSzen in die Wälder geflüchtet und 40 eben nur die mifsgestalteten Ohren bei Midas 

hier allein der Verehrung des Pan ergeben. als Strafe aufzufassen, und so wies man ihm 

Doch auch hfer soUte er die ersehnte* Ruhe die unglückselige Rolle zu, bei der das Odium 

nicht finden; Bein Unstern führte ihn zum nicht auf den prahlerischen Sanger sondern 

Berge Tmolo*, gerade als Pan und Apollon auf den albernen Zuhörer fiel. Die Eselsohren 

dort vor dem Berggotte als Richter einen des Midas erwähnt zuerst Anstophanes Plut. 

^plwettstreit eingegangen waren. Tmolos 287, derselben Zeit ungefähr wird das Vasen- 

eSTd^QÄ^on., Midas erhob gemälde aus Chiusi, Annali delV Inst. 1844 

Einbruch dagegen und nannte, ohne um seine tav. H (s. umstehende Abbild.) angehören, das 

MeSe gefragt zu sein, dies Urteil ein un- den König der weisen Rede des Silenos lau - 
Gerechtes ^Gekränkt dadurch strafte ihn Apol- 50 sehend darstellt. Die Hineinziehung des M.das 

Cnrit Eselsohren, die fortan von seiner aber in den Wettstreit des Apollon mit Pan 

Stumpfheit Zeugnis ablegen sollten. Um sie gehört, wie diese ganze Erzah lung vermutl, ch 

7,, verdecken trug der König seitdem eine erst der alexandrmischen Zeit an; früher wenig- 

Kara nur seinem g Haarkünstlfr konnten die stens findet Pan in der Litteratur keine ähn- 

mifscestalteten Glieder nicht verborgen bleiben. liehe Beachtung. 

D esfrwagte zwar keinem Menschen das Ge- Ich habe früher Welcher und der durch 

heimniszf verdaten, vermochte es aber auch ihn beeinflußten allgemeinen Anschauung fol- 

m ? cnt für sich zu behalten, sondern plauderte gend, dem Satyrdrama die Erfindung ^ A»- 

es in eine Grube und schüttete diese dann zu. gestaltung der possenhaften Zuge der Massage 
An iener Stelle aber wuchsen später Schilf- eo zugeschrieben (Zeitschrift d. Deutsch. Morgenl 

Msche die vom Winde bewegt des Königs Ges. Bd. 40 S 550) Eine Anspielung darauf 

Schicksal in die Welt hinausflüsterten. ist uns aus dem Lityerses des. .So« them 1 er- 

Eine alte Quelle für diese Fabel ist uns halten; das Stück war ohne Zweifel ein ^Satyr- 

nicht bekannt und wir werden sie auch nicht drama nach dem bekannten 6 pdtorer, Rezept 

voraussetzen dürfen. Dafs der Persönlichkeit nach dem auch der Kyhhps gearbeitet ist, 

TesM das dessen Namen eine Reihe bedeu- dafs die Satyrn bei einem Unhold (wie Syleus 

tender phrygischer Herrscher trugen, Ursprung- Amykos, vgl. Gerhard, ^YZf±Z£nl 

Hch nichts Lächerliches anhaften konnte, liegt in Gefangenschaft geraten und dann von irgend 



2959 Midas (im Satyr drama?) 

einem Heros befreit werden. In einem Frag- 
ment dieses Dramas (Nauclc* S. 822, 2) wird 
Midas ^des Lityerses Vater genannt, ysQtav, 
oaxiq atz' J^mv ovov rjvaaas nal vovv qxozog 
svri&ovg ayav. Indessen die Ansicht, dafs die 
Erzählung vom Einfangen des Silenos den In- 
halt eines Satyrdramas gebildet habe, läfst 
sich, wenn man die inhaltlich bekannten oder 
zu rekonstruierenden Dramen betrachtet, nicht 
aufrecht erhalten. Eine Möglichkeit etwa böte 
die Annahme, dafs Silen und die Satyrn auch 
hier als Gefangene des Midas aufgetreten wären 
und Dionysos sie dann losgekauft hätte, indem 
er dem Midas einen Wunsch gewährte; indes 
haben wir für eine solche nicht einmal wahr- 
scheinliche Form in der Überlieferung nicht 
den geringsten Anhalt. Es ist nur das durch 
die Beziehung zum Silen in der späteren Zeit 
von selbst sich ergebende Hineinziehen des 




Midas (mit Eselsohren) der Eede des Seüenos lauschend, 
ans einem Vasenbilde v. Chiusi (Antmli 1814 tav. H.). 

Midas in den dionysischen Kreis, das zu dieser 
Annahme Veranlassung gegeben hat. 

Auch noch ein anderer Umstand hat diese 
Beziehungen vermittelt. Bei Hygin fdb. 191 
u. 274 heifst Midas ein Sohn der Kybele, mit 
der ihn auch JDiodor 3, 59 in Verbindung bringt; 
von Plutarch (Caes. 9) wird seine Mutter der 
Bona Dea und der Mutter des Dionysos in 
den Mysterien gleichgesetzt. Es ist bekannt, 
wie die wilden Kulte der grofsen Göttin in 
Kleinasien schon früh mit dem des Dionysos 
verschmolzen; schon dadurch mufs Midas in 
engste Berührung mit dein dionysischen Kreise 
gekommen sein. Und so hat er auch, wie 
Bieterich, Philol. 52 S. 6 auseinandersetzt, in 
die orphischen Kulte und Mysterien seinen 
Weg gefunden, sogar die eben behandelte Sage 
von den Eselsohren wird aus einer orphischen 
Theogonie citiert. 

Den wesentlichsten Teil der Überlieferungen 
über Midas haben wir damit kennen gelernt. 



Midas (sonstige Beziehungen) 2960 

Unbedeutend ist eine in dem Excerpt de fluviis 
aus Alexander Polyhistors Phrygiaca mitgeteilte 
Version. König Midas stattete einst den ent- 
legeneren Teilen seines Landes einen Besuch 
ab und geriet dabei mit seinen Begleitern in 
eine wüste, wasserlose Gegend, so dafs er dem 
Verschmachten nahe war. Als er die Erde 
berührte, entsprang derselben eine Quelle, die 
anstatt des Wassers Gold enthielt; in seiner 
10 Not rief er Dionysos um Hälfe an, der Gott 
erhörte ihn und verwandelte das Gold in eine 
mächtig sprudelnde Wasserquelle, die den Na- 
men nnyr\Mi8u erhielt; später wurde sie Mar- 
syas genannt (vgl. Eustath. zu Dionys. Perie- 
geta 321). Man sieht, es sind nur Bestandteile 
der sonst geläufigen Tradition, die hier in einen 
anderen Zusammenhang gebracht sind, und 
wahrlich in keinen natürlicheren. 

Der Vollständigkeit halber führe ich noch 
20 die im Schol. zu Aristoph. Plut. 287 erhaltene 
Überlieferung an, nach der Midas Xi/iayzovr}- 
9slg ani&avsv. LyJcophron 1401 bietet eine 
sonst ebenfalls nicht erhaltene Version, nach 
der sich der König die langen Ohren abschnitt, 
vgl. Tzetzes zu dieser Stelle. Die dem König 
zugeschriebene Erfindung des Ankers, der im 
Zeustempel zu Ankyra gezeigt wurde (Paus. 
1, 4, 6), ist eine leicht verständliche Lokal- 
sage; die Erfindung (!) des Bleis, die Hygin 
30 fab. 274 und Cassiodor, Var. 31 auf ihn zurück- 
geführt wird, darf uns nicht weiter aufhalten. 
Bei Plinius 7, 57 lautet die Nutiz: plumbum 
ex Cassiteride insula primus adportavit Mida- 
critus. 

Für die Erkenntnis des Wesens des Midas 
sind einige andere verstreute Notizen von 
Wichtigkeit. Plinius 7, 57 bezeichnet ihn als 
Erfinder der Querflöte, Suidas ülsyog schreibt 
ihm die Einführung der Flötenmusik bei Opfern 
40 zu. Sositheos nennt ihn im Baphnis (Nauck* 
S. 822, 2) ysQmv und den Lityerses seinen vö&og 
(vgl. Athen. 10, 415 B. Schol. Theocrit. 10, 41), 
der bei Pollux 4, 54 als sein Sohn bezeichnet 
w_ird. ; Hesychios überliefert unter MiSa 9-eög- 
ol vtco MiSa ßaeilsv&svzig iaeßovzo Kofi mfifvov 
rijv MiSa&sov, r^v ziveg firjzsga avzov inzszt- 
nfjo&at. liyovaiv. Bieterich (Philol. 52 S. 5 ff.) 
hat diese Göttin Mida (s. d.) mit der sonst öfter 
genannten Mise (s. d.) identifi eiert, einer Gestalt 
50 aus dem Sagenkreise der grofsen Göttinnen Phry- 
giens; ob auch an einen sprachlichen Zu- 
sammenhang gedacht werden darf, ist gleich- 
gültig, sachlich halte ich die enge Verwandt- 
schaft dieser Göttinnen für erwiesen. Diese 
Mutter des Midas rückt nun auch die Angaben 
Hygins (191), in denen der Phryger als Sohn 
der Kybele bezeichnet wird, in ein ganz an- 
deres Licht: diese Verbindung hatte eine andere 
Bedeutung als blos die einer genealogischen 
60 Verknüpfung des phrygischen Königshauses 
mit der grofsen Göttin des Landes. MiSa 
mzrio, die Mutter Mida, hält Bieterich für 
eine Kultbezeichnung; auf ihren Kult weist 
die Überlieferung des Suidas elsyog- . . . töv 
Si ttvlbv . . . MISav cpaal vor rogdiov ßaai- 
Xsvovza niQißtöfiiov itoirjoai, ßovX6(icvov zriv 
savzov fitjzspa a-xofreäeat. ziXsvzijeaaav.' 
Die Übereinstimmung des Namens der Göttin 



2961 Midas (Wesen) Midas (Wesen und Heimat) 2962 

und des Königs läfst jedenfalls auf Wesens- S. 16, der in den verwandtschaftlichen Be- 

gleichheit schliefsen; man erinnert sich dabei, Ziehungen nichts weiter als die nationale Zu- 

dafs Mise im 42. orphischen^ Hymnus als eine gehörigkeit jenes Mythos und der durch ihn 

mann weibliche Gottheit (aqarjv xori »filvg, erklärten Sitte zu Phrygien ausgedrückt findet. 

Sicpvi'g) bezeichnet wird. Das Weichliche, Midas ist eine alte Gottheit der nord- 

Weibische im Wesen des Midas wird hervor- griechischen Briger wie der kleinasiatischen 

gehoben in der Überlieferung des Xanthos Phryger, in deren Kult er zu der weichlichen 

(Bionys. Skytobrachion) bei Athen. 12, 516 B; Gestalt wurde, von der oben die Rede war; 

mg äßobg 6 Mi'Svg, <ös öe Qa&vfiog beschreibt von ihm leiteten ein makedonisches Herrscher- 
ihn PMostratos, Imag. 1, 21. io geschlecht (vgl. Justin 7, 1) und die phrygi- 

Die rationalistischen Behandlungen der Sage sehen Könige ihren Stamm und Namen her. 

beschränken sich auf die Deutung der langen Die Briger siedelten sich in Nordgriechenland 

Ohren des Königs: die gewöhnlichste" lautet, an und brachten ihren Midas dorthin, nach 

er habe viele_ Spione besessen, daher iicciiqcc dem die Mi'Sov xfjnoi. bis in späte Zeit ihren 

mzu s%nv slsx&n *ccl atz' ölfyov rj qpjJjttTj Namen behielten. Hier lernten die Einwan- 

ovov äza zu liaKQa pizi-notei, so Konon 1. derer die nordgriechischen Silene kennen, als 

Schol. Aristoph. Plut. 287. Oder man brachte deren ursprünglicher Sitz Makedonien (und 

die Mifsbildong in Zusammenhang mit zwei Thrakien) anzusehen ist; die Münzen von Lete 

Hügeln in Phrygien, die r ilzcx ovov heifsen und Thasos, Brit. Mus., Macedonia S. 76, 77. 
sollten, Schrt. Aristoph. a.a.O. Tzefzes zu Ly- 20 Gardner, Types 3, 1. 2 {Brit. Mus., Thrace 

kophron 1401 u. a. S. 216f. Gardner 3, 28. Head, Eist. num. 227), 

Suchen wir jetzt aus den charakteristischen zeigen, wo diese Dämonen ursprünglich hei- 

Zügen unserer Überlieferung ein Bild vom misch waren. Münzstempel sind dafür der 

Wesen des Midas zu entwerfen. Thatsachen sicherste Beweis: was auf diesen alten Münzen 

sinddieEselsohren,derResteinerursprünglichen dargestellt ist, das sind echt volkstümliche 

theriomorphen Bildung, wie die spitzen Ohren der Gestalten und Scenen. Hier wurde den Brigern 

Silene; ferner seine Liebe zur Flötenmusik, die die Sage vom Einfangen des Silenos bekannt, 

bei dem Wettstreit Apollons mit Marsyas oder die an bestimmten Lokalen haftete; so ent- 

Pan hervortritt; nicht nur die Einführung der stand der Zusammenhang zwischen dem brigi- 
Flöte bei Opfern, sondern sogar die Erfindung so sehen Heros und dem alten nordgriechischen 

der Querflöte wurde ihm zugeschrieben. Be- Vegetationsgotte : er wurde im Gebiete, in den 

deutungsvoll ist sein Leben in Wald und Feld ; fruchtbaren Gärten des Midas gefangen. In 

er ist der Herr der gesegneten Mi'Sov k7jjtoj, der Vorstellung der Hellenen aber verblafste 

sein ungeheurer Reichtum ist sprichwörtlich dieser nordgriechische Midas ganz gegenüber 

geworden. An einer Quelle fing er den Si- dem phrygischen Könige. Im phrygischen 

lenos. Die Tradition liefse sich allein daraus Herrschergeschlecht kehrte der Name häufig 

erklären, dafs der Silen ursprünglich als Quell- wieder, eine Reihe bedeutender phrygischer 

gottheit aufgefafst wurde, eine Thatsache, die Fürsten machte ihn für die Griechen berühmt; 

Bulle (Die Silene in der archaischen Kunst der sie wurden mit dem alten Dämon zu jener 
Griechen 1893 S. 26, 36/37) mit unrecht ge- 40 fabelhaften Gestalt verquickt, die bald als der 

leugnet hat; die Sage von Pyrrhichos, Paus. unermeßlich reiche König erscheint, bald aus 

3, 25, 2, die Münzen von Himera, die (grie- Überdrufs an seinen Schätzen in die Wälder 

chische) Darstellung des Silen auf der Fico- flüchtet, um in Btillem, weltfremdem Leben 

ronischen Cista u. a. weisen mit Deutlichkeit nur dem Genufs der Natur zu huldigen. Auch 

darauf^ hin. Aber dafs auch Midas als ein des Einfangen des Silen, diese ursprünglich 

Quelldämon galt, legt die Bezeichnung v.qt\vt\ nordgriechische Sage, lokalisiert entweder süd- 

MiSov KctXov[iivr) bei Xenoph. Anal. 1, 2, 13 lieh von Aigai (Edessa) am Bermiosgebirge, 

und Paus. 1, 4, 5 nahe, neben die sich die Tnjyij mit dem man auch den fabelhaften Reichtum 

MCSov bei Ps.-Plutarch, Be fluv. 10, 1 stellt; des Königs in Verbindung brachte {Strabon 
und diese Beziehung mag mit dazu geführt 50 14, 680), oder an der Innaquelle, wurde nun 

ha,ben, das Gold des Paktolos davon herzu- nach Phrygien verlegt oder nach Gegenden 

leiten, dafs Midas in seiner Quelle badete. Kleinasiens, die einst unter phrygischer Herr- 

Soviel ergiebt sich aus diesen charakteristi- schaft gestanden hatten, wie Ankyra, vgl. 

sehen Merkmalen mit Sicherheit,dafswirinMidas Leake, Journal of a tour in Asia minor 32; 

eine segenspendende Naturgottheit zu danach ist der MiSug TaXazmv ßaadivg im 

erkennen haben, tiergestaltet wie die Silene Schal. Clem. Alex. Proir. S. 15 Bindorf zu er- 

und ursprünglich Dionysos, in deren Umgebung klären. Schon die herodöteische Überlieferung 

der Esel nicht selten begegnet. Diesem alten steht unter diesem Einflufs, selbst wenn die 

Vegetationsdämon gehörten die üppigen Rosen- Bezeichnung zov rogdüca nicht von Herodot 
gärten bei Edessa, er lebte an der Quelle "ivva, 60 selbst herrühren, sondern späterer Zusatz sein 

der Eselsquelle; zur Bedeutung des Namens sollte, wie Osann angenommen hat; Herodot 

vgl. man Hesychios^ tvvos' 6 nazijQ Vnnog, rj hat zweifellos an den berühmtesten aller phry- 

Si fujrw övog vw&i] .. . 'Agiazoyävrig- . . . Ig gischen Fürsten gedacht, der den Griechen 

Zmtov nazQog orou #s firjzgög. Wir werden durch das Weihgeschenk in Delphi bekannt 

nun auch das Verhältnis des Midas zu dem war. Ob die Annahme von Fick (Bie Indo- 

Erntedäuion Lityerses ( die Phryger kannten germanen Europas 408, 9, die auch Kretschmer, 

gewifs nicht nur das Lied) anders beurteilen, Einleitung in die Geschichte der griechischen 

als Mannhardt, Quellen und Forschungen 51 Sprache 199 ff. teilt), dafs die Phryger durch 



2963 Midas (in der Kunst) Midas (in der Kunst) 2964 

Thrakien in die später nach ihnen benannte sich mit der Rechten auf sein Scepter und 

Provinz Kleinasiens eingewandert seien, die lauscht mit nachdenklich gesenktem Haupte 

richtige sein mag oder ob die nordgriechi- der Weisheit des Gottes. Gekleidet ist er wie 

sehen Briger erst eine spätere Abzweigung der ein Grieche mit einem fein gefalteten, bis auf 

asiatischen sein mögen: jso viel steht fest, um die Ffifse fallenden Chiton und langem, die 

Edessa ist der älteste Sitz der Sage vom Ein- Kniee bedeckenden Himation, von dem auch 

fangen des Silens durch Midas gewesen, nach der linke Arm verhüllt ist. An den Fremden 

Phrygien ist sie erst später hinübergebracht. erinnert nur die tuchähnliche Kopfbedeckung, 

Die Fabel, nach welcher durch die vom Winde die vielleicht der langen spitzen Ohren wegen 

bewegten Schilfbüsche das Geheimnis der Mifs- 10 der phrygischen Mütze vorgezogen war. Hinter 

gestalt des Königs verbreitet wurde, enthält dem Könige steht eine Frau, die ihm mit 

nichts für die Midassage Charakteristisches; einem kleinen Fächer in Pälmettenform Küh- 

die Art des Geheimnisses, das auf so wunder- lung zuführt. 

bare Weise aller Welt verraten wird , ist In meinem Aufsatz in der Zeitschrift der 
gleichgültig, dieser märchenhafte Zug, der in Deutsch. Morgenl. Ges. Bd. 40 S. 556 habe ich 
den Überlieferungen der verschiedenstenVölker den auf Midas bezüglichen Kunstdenkmälern 
sich findet, kann aus einer beliebigen anderen eine allein ans der sehr dürftigen Beschrei- 
Erzählung der unseren beigefügt sein, vgl. bung de Wittes {Gab. Durand nr. 261) bekannte, 
Zeitschr. d. Deutseh. Morgenl. Ges. Bd. 40 dort als schwarzfig. bezeichnete Vase voran- 
S. 555 f. 20 gestellt (ebenso Heydemann, Jahrb. d. Deutsch. 
Der Name Midas hatte für den Griechen archäol. Inst. 2, 112); inzwischen bin ich an 
einen fremden Klang, sicher für den Athener, der Richtigkeit dieser Bezeichnung irre ge- 
bei dem er nur als Sklavenname in Gebrauch worden. Wir haben die Erzählung vom Ein- 
war. So erklärlich aber das Entstehen dieser fangen des Silen durch Midas als eine Lokal- 
Empfindung ist, so wenig darf man sich da- sage kennen gelernt, die sich in älterer Zeit 
durch täuschen lassen; denn dafs der Name an die Gärten des Midas oder die Innaquelle 
MiSia (s. d.), den eine boiotische und eine knüpfte; war sie nun auch in Griechenland 
argivisehe Heroine, Eponymen der beiden Städte schon früh bekannt, so würde doch unsere 
MiSsi'a, trugen, sprachlich von MCSag nicht zu Vase, wenn ich mich nicht täusche, das ein- 
trennen ist, unterliegt wohl keinem Zweifel. 30 zige Beispiel dafür sein, dafs ein nordgriechi- 
_... , , _. scher Lokalmythos von der schwarzfig. Vasen- 
Midas in der Kunst. malerei zur Darstellung gewählt wurde. Die 
Nur eine geringe Anzahl von erhaltenen mythischen Scenen der schwarzfig. Vasenge- 
Kunstdenkmälern, und zwar ohne Ausnahme mälde beschränken sich auf Stoffe, die in der 
Vaaenbilder, beziehen sich auf die Midassage, epischen oder lyrischen Poesie vorlagen, oder 
und auch sie nur auf die Erzählung vom Ein- auf Mythen, die in des Malers Heimat im 
fangen des Silenos durch die Hirten oder Volksmunde lebten. Diese Betrachtung nötigt, 
Wächter des Königs. Aufser dem Innenbilde wie ich glaube, zu dem Schlüsse, dafs eine 
einer rotfig. Schale im Museo Gregoriano {An- Darstellung unseres Mythos auf schwarzfig. 
nali dell' Inst. 1844 tav. D 3), auf dem nur 40 Vasen nicht zu erwarten ist; und versucht 
Midas und ein Diener dargestellt ist, der dem man nach de Wittes Beschreibung das Bild 
freudig erregten König das Einfangen des Si- zu zeichnen, so mufs man es für rotfig. er- 
lenos berichtet, sind bisher zwei ebenfalls klären. Offenbar liegt hier ein Versehen vor, 
rotfig. Vasengemälde veröffentlicht, auf denen wie ein ähnliches Gab. Durand nr. 126 sich 
der überlistete Gott gebunden vor den phry- findet, par un erreur typographique , wie 
gischen Herrscher geführt ist. Lebendig ist Elite ceramographique 1, 149 Anm. 6 be- 
diese Scene auf der Schulter einer Amphora merkt ist. Bulle hat kürzlich ebenfalls unter 
aus Agrigent {Mon. dell' Inst. 4, 10) aus dem Hinweis auf ein gleiches Versehen im Kata- 
Ende etwa des vierten Jahrhunderts dargestellt. log des Cab. Durand (womit er den eben 
Links sitzt auf einem Stuhle Midas, sofort er- 50 angeführten meint?) diese Vase für rot- 
kennbar an dem allerdings etwas klein ge- figurig erklärt (a. a. 0. S. 46/47). Dafs die 
ratenen rechten Eselsohr; mit der Linken hält Vase echt war, haben wir keinen Grund zu 
er sein Scepter, die Rechte hat er staunend bezweifeln; war sie rotfig., so reiht sie sich 
erhoben. Denn vor ihm steht der Gott, dessen aufs beste den oben beschriebenen auch zeit- 
weise Rede er so gern vernehmen wollte, die lieh an. Am meisten entspricht ihre Darstel- 
Hände auf dem Rücken mit einem Strick, lung dem Bilde aus Chiusi; sie enthält nur 
den ein Speerträger hält, gefesselt. Rechts drei neue Gestalten, einen Wächter auf der 
davon entfernt sich eine Frau, deren Hand- linken Seite und auf der rechten zwei Jugend- 
bewegung wie der zurückgewendete Kopf liehe Lanzenträger. Die hinter Midas stehende 
ebenfalls Staunen über das ungewöhnliche 60 Frau bezeichnet de Witte als munie d'unjavelot; 
Ereignis ausdrücken. Höher steht das aller- sie war vermutlich die Fächerträgerin oder eine 
dings wenig geschickt gezeichnete Bild einer Bakchantin mit schlecht gezeichnetem Thyrsos, 
Vase aus Chiusi, die jetzt im British Museum wie Heydemann annimmt, 
aufbewahrt wird (s. die Abbildung). Hier ist In der Auffassung, dafs wir die Midassage 
der von einem fremdartig gekleideten Wächter frühestens etwa am Ende des fünften Jahr- 
vor Midas geführte Silenos bereits mitten in hunderts auf Vasengemälden erwarten dürfen, 
der Rede ; der vor ihm in einer durch eine bestärken mich die beiden bei Gerhard, Auserl. 
Säule angedeuteten Halle sitzende König stützt Vasenb. 238 {Wiener Vorlegeblä'ter 1888 Taf. 4, 2) 



2965 Midas (in der Kunst) Midas [Verbreitung des Märchens) 2966 

und Benndorf, Griech. u. sicil. Vasenb. 52, 2 diese Scene in so knapper, geradezu unge- 
veröffentlichten schwarzfig. Gemälde. Beide nagender Form dargestellt haben würde, wenn 
stellen das Einfangen des Silenos vor; auf es sich um eine List des Phrygerkönigs han- 
deln ersteren, einem Werk des Brgotimos, delte, brauche ich gar nicht hinzuweisen. Erst 
zieht ein Oreios benannter bärtiger Mann den die rotfig. Malerei vermochte durch phrygische 
Widerstrebenden nach sich, in der Linken Kleidung des Wächters auch einer solchen 
einen Weinschlauch haltend; wir werden in Scene bei geringer Figurenzahl die erforder- 
dem Schlauche das gewöhnliche Attribut des liehe Deutlichkeit zu verleihen, vgl. den Krater 
Gottes zu erkennen haben und nicht etwa aus Neapel, Jahrb. d. Deutsch, arch. Inst. 2, 113. 
an den von Xenophon und Theopomp über- 10 Alle übrigen Monumente, auf denen man 
lieferten Zeg der Sage denken dürfen, nach Midas hat erkennen wollen, sind nur infolge 
welchem dem Silen eine Quelle mit Wein ge- so offenbarer Irrtümer hierhergezogen, dafs 
mischt wurde. Den beiden eilt ein inschrift- ich sie an dieser Stelle nicht mehr berück- 
lich als &£Qvxccg bezeichneter Gefährte des sichtige, sondern auf die in meinem Aufsatz 
Oreios nach, in der Rechten einen Strick, um S. 557 f. gegebene Beurteilung verweise. Durch 
den Silen damit zu fesseln. Auf der zweiten die Litteratur erfahren wir nur von einer eben- 
Vase führt ein mit Panzer, Helm und zwei falls auf das Einfangen des Silenos bezüglichen 
Lanzen ausgerüsteter Krieger den bereits an Darstellung, ich meine das von Phüostratos 
beiden Händen gefesselten Gott vor sich; die 1, 21 beschriebene Gemälde, auf dem der Gott 
erhobenen Lanzen und der ängstlich vornüber- 20 an der von Midas mit Wein gemischten Quelle 
geneigte Kopf des Silenos rufen den Eindruck vom Schlaf überwältigt dargestellt war. Tan- 
hervor, als habe der ungeduldige Kriegsmann zende Nymphen erlaubten sich Scherze über 
dem Gotte den Rücken geschlagen, um den den Schläfer, während der langohrige Midas, 
Störrischen weiter zu treiben. mit Mitra und vergoldetem Gewand geschmückt, 
Was ich nämlich schon in dem erwähnten einen Thyrsos in der Hand haltend ihn be- 
Aufsatz über Midas (S. 537), wenn auch zwei- trachtete. 

felnd, aussprach, dafs wir dieses Einfangen Den berühmtesten aller den Namen Midas 

des Gottes speziell mit dem Phrygerkönig in führenden Könige soll vermutlich der Kopf 

Beziehung zu setzen kein Recht hätten, möchte mit phrygischer Mütze (Umschrift MiSag ßaai- 
ich jetzt mit voller Bestimmtheit behaupten, so Xevs) auf Münzen von Prymnessos (Mionnet, 

Der Silenos, einer der griechischen Vertreter Descr. 4 S. 357 nr. 921.922. Annali dell' Inst. 

jener Klasse von Waldgeistern, die bei den 1847 tav. U 5. Archäol Zeit. 1844 Taf. 24, 4), 

Germanen unter dem Namen der wilden Leute Kadoi (Mionnet 4 S. 250 nr. 332) und Midaion 

bekannt waren und noch sind (vgl. Mannhardt, (ebenda S. 343 nr. 860: MCSav xbv Ktiazriv) dar- 

WaU- u. Feldkulte 1, 97 ff. ; 2, 141, 149), wurde stellen, worauf ich daher nur beiläufig hinweise, 

ebenso wie diese öfters gefangen; allbekannt [Ernst Kuhnert.] 

ist die sechste Ekloge Vergils, in der es zwei [S. auch A. B. Cook, Animal worship in the 

Hirtenknaben gelingt, den Alten in seiner Höhle Mycenaean age, Journ. of Hell. stud. 14 p. 87 ff. 

zu überraschen und zum Kundthun seiner Weis- Kretschmer, EM. in d. Gesch. d. griech. Spr. 
heit zu veranlassen. Auch die von Bulle a. a. 0. 40 p. 199. 200. 204. Tomaschek, Die alt. Thrak. 2. 

S. 46 herangezogene Erzählung von Apollonios Die Sprachreste, Sitzungsber. d. K. K. Akad. 

aus Tyana, der in einem äthiopischen Dorfe d. W.phil-hist. Kl. 130 (1894) p. 44; über die 

einen den Frauen nachstellenden Satyr bannt, Gärten des Midas Tomaschek, Über Brumalia 

mit Wein berauscht und dann den in einer und Bosalia, Sitzungsber. d. K. K. Ges. d. W. 

Höhle Schlummernden den Bewohnern zeigt phil.-hist. Kl. 60 p. 365f. und Eeuzey, Miss. 

(Philostr., Vita Apoll. 6, 27), hat zur Voraus- arch. de Macedoine p. 157 f. 179; über das sog. 

setzung, dafs auch ein anderer als Midas den Midasgrab Bamsay, A study of Phrygian art. 

immer noch über dem Genufs des Weins alles Journ. of Hell. stud. 10 p. 156ff. Perrot, Eist. 

vergessenden Dämon fangen konnte. Ohne Be- de Vart dans l'ant. 5 p. 82 — 90. 101—102. 228. 
denken können wir behaupten, dafs die Bauern, 50 900 und Kretschmer a. a. 0. p. 232 f. 

die den Silenos überhaupt kannten, ihn gewifs Das Märchen von den Eselsohren des Midas 

auch einmal von ihren Vorfahren überlistet kehrt in der Märchenlitteratur der verBchieden- 

und gefangen wufsten. Nur unter dieser An- sten Völker wieder, B. Köhler, Aufsätze 'über 

nähme ist es erklärlich, dafs die bei Vergil Märchen und Volkslieder. Berlin 1894 p. 19. 

vorliegende Tradition sich trotz der grofsen Mir sind folgende Passungen bekannt: l)Eine 

Popularität der Midassage erhalten hat, denn neugriechische aus Zakynthos, B. Schmidt, 

aufser dieser Hirtenerzählung und der bei Griech. Märchen, Sagen und Volkslieder nr. 4 

Phüostratos weifs die gesamte Litteratur nur ,J)er König mit den Bocksohren" p. 70 — 71. 

vom Einfangen des Silen durch Midas. Es p. 224f. — 2) Eine serbische, Wuk Stephane- 
liegt hier eben eine echte Volksüberlieferung 60 witsch Karadschitsch, Volksmärchen der Serben 

vor, welche erst die Alexandriner auf dem nr. 39 „Kaiser Trojan hat Ziegenohren" p. 225 

Lande aufstöberten und der bisher allein der —228. Vgl. Tzetz. Chil. 2 vs. 95: 'Slri'a 8s TgaCa- 

Beachtung wert befundenen Midassage an die vbv Isyovoiv M%siv xgäyov, Tomaschek, Zeitschr. 

Seite stellten. f. d. österr. Gymn. 1877 p. 679. B. Köhler, 

Unter solchen Umständen fehlt jeder Grund, Jenaer Litteratur- Zeitung 1878 p. 306. — 3) Eine 

jene beiden Darstellungen mit Midas in Zu- bosnische, V. Jagic und B. Köhler, Eine 

sammenhang zu bringen. Auf die Unwahr- Midas- Sage in bosnischer Fassung, Arch. f. 

scheinlichkeit, dafs die schwarzfig. Malerei slav. Philol. 14 (1892) p. 148— 150. — 4 a ) Eine 



2967 Midas (Verbreitung d. Märchens) Migonitis 2968 

irische, Whitley Stokes, Mythological Notes. 7 Kon, Mirzapur"), North Indian Notes and 
„Labraid Lore and his ears", Bev. celt. 2 Queries 3 (1893) p. 104 nr. 218. Abgekürzt 
(1873 — 75) p. 197— 199. Dieselbe Sage wird giebt diese Erzählung Boalfe Cox a. a. 0. p. 78. 
bereits mitgeteilt von Keating, General history S. auch Prato in 'EnstrjQlg t. IIaqvaeaov(d) 
of Ireland. London 1723. 2°. p. 161—167, bei Athen. 1896, 58f. [Drexler.] 
dem der König Maoin mit dem Beinamen Midea, Mideia (Miäiec, Mtöeicc), 1) (Midsirj 
Labradh Loingseach heifst. Ans Keating ist ayaitXBirq) boiotische Nymphe, Eponyme der 
sie übersetzt worden von Linden im Morgenblatt boiotischen Stadt, des späteren Lebadeia, 
1810 nr. 248. Auch in Kletkes mir unzugäng- Gattin des Poseidon, Mutter des phokischen 
liehen Märchensaal 2. Berlin 1845 p. 131f. 10 Stadteponymos Aspledon, Chersios frg. 1 Ki. 
ist die irische Sage, wie Liebrecht, Jahrb. f. bei Paus. 9, 39, 9; 39, 1. E. G. F. S. 207 = 
roman. u. engl. Litt. 3 (1861) p. 86 angiebt, Steph. Byz. s. v. 'JanXrjäeöv (Midsia). — 2) Epo- 
aufgenommen. In humoristischer Weise er- nyme der altargolischen Stadt, a) Tochter des 
zählt sie Patrick Kennedy, Legendary fictions Aloeus (nämlich von Sikyon), Steph. Byz. s. v. 
of the Irish Celts. London 1866 p. 248—254 Mi'Ssia (auch Miöia), Schwester der benach- 
„The King with the horse's ears"; s. auch harten Stadteponyme Tiryns, da auch diese 
F. H. von der Hagen, Minnesinger 4 p. 566 Tochter des 'Jla^sag, Suppl. Tümpel, Philol. 
Anru. 2. Kinder- u. Hausmärchen ges. durch d. N. F. 2 1889, 693ff.> ist: Steph. Byz. s. v. Ttgvvg; 
Brüder Grimm. 2. A. 3. Bd. Berlin 1822 r>. 391. b) Kebsweib des Königs Elektryon neben dessen 
J. Grimm, Kleine Schriften 4 p. 217. B. Köhler, 20 echter Gattin Lysidike, Mutter des Likymnios, 
Bev. celt. 2 p. 507. — 4t>) Etwas abweichend ver- der unechter Bruder der Alkmene heifst, Find. 
zeichnet, leider ohne Angabe der Quelle, die Ol. 7*50 ff. (Genetiv Miäeag) und namentlich 
Sage als ehemals in Irland und Wales im Schol. zu v. 46. 49 f. 52 = Apollod. Bibl 2, 4, 5 
Umlauf Marian Boalfe Cox, An introduetion = Tzetz. Lyk. 932 (Hs. MrjSsi'a, -Ca, M/jSeia). 
to folklore. London 1895 p. 78. Vgl. John An den drei letzten Stellen heifst sie 'Phry- 
Bhys, Lectures on the origin and growth of gerin', offenbar nur durch irrtümliche Aus- 
religion as illustrated by Celtic heathendom. deutung des Namens mit Hülfe des phrygi- 
London 1888 p. 590 Anm. 1 zu p. 589 p. 593. 608. sehen Königsnamens Miäag. Auch wenn nicht 
The Cymmrodor 6, 181—183. Auch von dem ihr Sohn Likymnios Eponymos der tirynthi- 
König Marc der Tristansage berichtet ein alt- 30 sehen Akropolis AtKvfiva wäre (Strab., 8 p. 373), 
französisches aus bretagnischer Quelle stammen- wäre sie nach ihren sämtlichen sonstigen Be- 
des Gedicht (Gottfrieds von Strasburg Werke Ziehungen in der alten Argolis festgewurzelt, 
hrsg. durch F.H. von der Hagen 2 ("p. 243— 305] Da das erklärende Stemma zu der Pindar- 
vs. 1303—1350), dafs er Pferdeohren hatte. Stelle vom Scholiasten zu v. 50 im Zusammen- 
Vgl. auch von der Hagen, Minnesinger 4 p. 565 f. hang mit der Tlepolemossage erzählt und diese 
J. Grimm, Kleine Schriften 4 p. 217. — 5») Im zum Schlufs aus Deinias('AQyoXiyiüfrg. 6. F.H. G. 
Finistere in der Bretagne heftet sich die Sage 3, 25) und Derkyllos ('Agyolixd frg. 2. F. H. G. 
an einen König Potzmarc'h, dessen Name in 4, 387) citiert wird, so ist mindestens der letz- 
seinem zweiten Bestandteil sofort an den walli- tere, vielleicht beide, für das- dem Pindaros 
sischen March erinnert. J. Grimm, Kleine 10 noch nicht bekannte Phrygertum der M. ver- 
Schriften 4 p. 216f. führt sie an aus Cambry, antwortlich zu machen. [— 3) Vgl. Medeia 
Voyage dans le Finistere. Paris an VII vol. 2 Sp. 2497, 49. R.] [Tümpel.] 
p. 287. Vgl. Alfred de Nore (Marquis de Chesnel), Mieza (Mk£a), nölig MainSovtag, rj 2tqv- 
Coutümes mythes et traditions des provinces de pöviov i-naXuro, äicö Misivg dvyatQog Bs- 
France. Paris-Lyon 1846 p. 219f. und nach pijros tov Maii&Sövog , tag ©sayhng iv Maxi- 
ihm Edelestand du Meril, Sur quelques points äovmoig. BiQng yäg TQSig eyevvrias, Misgar, 
d'archeol. et d'hist. litt. Paris-Leipzig 1862 BeQoiav, "Olyavov äcp' ov icoxafibg bpwvvfiog 
p. 432. — 5 b ) Gleichfalls im Pinistere wird die «al jtölis Bsqokx nai xenog ST^vfiövog. Steph. 
Sage nach P. Sebillot, Le seigneur Kam, Bev. Byz. s. v. Mfe£a. [Röscher.] 
des traditions populaires 1 p. 327 f. in etwas 50 Migonitis (Miymvitig), Beiname der Aphro- 
abweichender Gestalt erzählt. — 6) Eine ita- dite nach einer bei Gytheion in Lakonika ge- 
lienisehe, G. Finamore, Tradizioni popolari legenen Örtlichkeit Miywviov am Fufse des 
ahr:izzesi nr. 8 „II conto di re Galdore con le durch sein Dionysosheiligtum berühmten La- 
orecchie dell' asino", Archivio per lo studio rysionberges. Dort genofs sie Kult in einem 
delle tradiz. pop. 3 (1884) p. 370. — 7) Eine Tempel, den Paris gegründet hatte zum An- 
portugiesische., A. Coelho, Contos populäres denken an sein Beilager (avyytvsa&cu = («yij- 
portuguezes. Lisboa 1879 nr. 50, mir nur bekannt vai) mit der aus Sparta entführten Helena auf 
aus B. Köhlers Citat zur bosnischen Version. — der Migonion gegenüberliegenden Insel Kranae. 

8) Eine mongolische, Bernh. Jülg, Mongo- In der Nähe standen die Bilder der 0kig, 
tische Märchen. Innsbruck 1868 p. 46ff. nr. 22, 60 wofür Engelmann (s. o. Bd. 1 Sp. 1939 Z. 28f.) 
mir nur zugänglich in der englischen Über- und Wide (Lakonische Kulte 134 3 ) 0ipug vor- 
setzung in den Sagas from the Far East. schlagen, und der Praxidike (nach*' Siebeiis' 
London 1873 p. 206-212 nr. 21 „How the Änderung statt Praxidikai), beide gestiftet 
widow saved her son's life"; vgl. Benfey, Pant- von Menelaos nach der Rückkehr von Ilion, 
schatantra 1 p. XXII Anm. und dazu Liebrecht, Paus. 3, 22, 2. Dieser Kultkomplex wiederholt 
Jahrb. f. roman. u. engl. Litt. 3 (1861) p. 86 f. — sich in Tanagra (Paus 9, 22, 1. Wide a. a. 0. 

9) Eine indische, „The King and his secret" 144), das ohnehin mit Gytheion durch die 
(„toldby Bammandan Ldl, village aecountant, Parallele des 'Hermes' KgiocpÖQog und des 



2969 Milax Miletos 2970 

c Apollon' XagKEiog (Paits. 3, 21, 8. Wide,Lakon. Rhet. Graec. 3, 336. Paus. 8, 46, 3 (Statue). 
Kulte 85 f.), zweier vordorischer Kulte, sowie Vitruv. 1 praef. 16. Besonders häufig begegnet 
minyische Bevölkerung verbunden ist (Wide dieser Beiname des Apollon in der milesischen 
a. a. 0. 87 im Anschlufs an 0. Müller, Orch? (Steph. Byz. NavxQttztg) Kolonie Naukratis; 
324ff.). Wirklich hat Tanagfa einen Aphrodite- Widmungen an zä'AnvXXcovi zm MiXrjßim, Petrie, 
tempel (Paus. 9, 22, 1) wie das gytheatische Naukratis 1, 60 nr. 2. 61 nr. 99. 218 (= Class. 
Migonion. [Tümpel.] Review 1, 27 nr. 7). nr. 219; zäitoXXwvi zm Mi- 
Milax (MClai), eine schöne Jungfrau, Ge- Xaaico Petrie 62 nr. 237. 'AnöXXiovog slfii zov 
liebte des Jünglings Krokos, wird, selbst MiXrjeiov ebd. 61 nr. 110. 233. 234. 62 nr. 341. 
schön bekränzt (Nonnos Dion. 12, 86), in die 10 Sehr häufig findet sich der Name Apollon ohne 
gleichnamige Blume verwandelt, wie der Ge- jeden Beinamen, einmal eine Weihung 'AitöXlmvi 
liebte in die Krokosblume, nach einer wohl diSvfisi Petrie 6.1, 164. Daraus läfst sich 
aus alexandrinischer Dichtung übernommenen wohl die Identität von Milesios und Ai&v- 
Erzählung bei Ovid. Met. 4, 283. Nonnos a. a. 0. psvg (Orph. hymn. 34, 7. Strabon 14, 634. 
Serv. Verg. Georg. 4, 182. Plin. n. h. 16, 154. Skymnos 59. Appian. Syr. 56. Parthen. 1. 
Darum nennt Nonnos (15, 353) die Blume Etym. M. 272, 45. Inschrift aus Milet ?j Xa^Ttqä 
Milatiog av&og iQtözmv, wie 12, 86 xpörtos av- zmv MiXr\Gi<ov \x,r\zoönoXig Kai zgoqiög zov 
&og zqwzcov und läfst sie bei der Schäferstunde diSvybiov 'AitöXXmvog Corr. hell. 1 [1877], 288 
auf dem Ida unter Hera hervorspriefsen , wie nr. 65 = Dittenberger, Sylloge 293 p. 404. 
den kilikischen Krokos unter Zeus (32, 86. 90; 20 Inschrift aus dem Apollotempel auf Kalymna 
vgl. Plat. Rep. 2, 372 B.). Bei Ovid heifst zov dtäviismg 'AitöXXmvog, Newton, Anc. Greek 
Jungfrau und Pflanze Smilax, bei Plinius inser. Brit. Mus. 2, 321 p. 100) oder 4i$v- 
Zmilax. Letzterer leitet sie, wie Nonnos, aus puiog (Etym. M. a.a.O. Diog. Zaert. 1,1,7, 29. 
Kilikien her (16, 153) und bezeichnet sie in- Sext. Empir. Hyp. Pyrrh. 3, 221. Euseb. Praep. 
folge der Entstehung aus einer unglücklich ev. 5, 7, 4) schliefsen. Zum Apollo-Temenos in 
liebenden Jungfrau als lugubris, infausta om- Naukratis s. Petrie a. a. 0. llff. Apollon Mile- 
nibus sacris et coronis; dessen ungeachtet ent- sios auf Münzen von Alexandria s. Catal. of 
weihe das gewöhnliche Volk seine Festlich- Greek coins in the Brit. Mus. p. 109 nr. 935 
keiten durch Einflechtung von milax, weil es pl. 3, 936. nr. 937. p. 120, 1028 pl. 3, 1028; vgl. 
wegen der Ähnlichkeit diese 'Staude' (frutex) 30 ebend. Introduction p. 43. [Höfer.] 
mit der Lieblingspflanze des Dionysos und Sei- Mietina, umbrische Göttin, Bücheier, Umbrica 
lenos verwechsele (154; vgl. 21, 52). Wenn p. 49 Tab. Iguv. VI A. 13. Bücheier p. 48 be- 
hier Plinius nicht irrtümlich za der gleich- merkt über sie: „Miletina similitudinem quan- 
namigen Baumart taxus baccata abgeirrt ist, dam gerit Graecorum nominum placabilitatem 
die ebenfalls Blüten trägt und gerade in dieser gratiamque significantium et Osci Meelikieis." 
Zeit besonders giftig wirkt, schon durch ihren [Drexler.] 
Duft, also jene Unglücksbedeutung besonders Miletos (MÄijtog), Eponymos der gleich- 
verdient, so würde diese für die unglückliche namigen Stadt an der karischen Küste, ein 
Wendung der angeknüpften Liebesgeschichte schöner Jüngling, dyavög genannt von Apol- 
eine Erklärung bieten. Gemeint ist vom My- 40 lonios Rhodios (Arg. 1, 186), aus Kreta stam- 
thos weder jene Buchsbaumart, noch die gleich- mend, von wo er in seine neue Heimat ge- 
namige Steineichenart, sondern (trotz Plinius' flohen war, in einem Mythos, der in unseren 
Bezeichnung als frutex) das blühende dornige Quellen bald mit der Sage von Kaunos und 
Kraut, das seine epheuartigen Blattgewinde Byblis (a), bald mit der von Sarpedon (b) ver- 
an fremden Pflanzen emporrankt und zu Kran- knüpft erscheint. — a) Die erstere , auf des 
zen geeignet ist, von Galen lieber ohne a Rhodiers Apollonios Kavvov nzi'oig zurück- 
geschrieben, jetzt convolvulus sepium Linne", gehend (Knaqck, Callimachea, Progr. d. Stettin. 
Stechwinde (vgl. die Trennung der drei gleich- Marienstifts 1887 14 ff. Höfer, Konon 50f.), ist 
namigen Gewächse bei Hesych. s. v. ßfiiXal. in doppelter, schon von Rohde (Griech. Roman 
Zonaras p. 1659. Plinius 16, 51. 19. 153, zu- 50 95 f. Anm. 1) getrennter Überlieferung auf uns 
sammenfassend Stephanus-Dindorf, Thesaurus gekommen, 1) bei Ovid und Nonnos, 2) bei 
s. v. ZtiiXtxi, und konfus Eustath. zu II. P315 Nikainetos (bei Parthenios) und Aristokritos, 
p. 1822, 22). Auch xgo'xog ist ein Kraut, und und beide kontaminiert 3) bei Konon, Nikan- 
beide Pflanzen sind durch die gleiche Ver- dros, Anton. Lib. und Schol. Theokr. 7, 115, 
wertuög zur Gewinnung eines Farbstoffes ohne- und zwar im Anschlufs an ein gemeinsam be- 
hin auch ohne Mythos, verbunden (Safran und nutztes Kompendium: Höfer a. a. 0. 109. — 
parov). [Tümpel.] ' 1) Nach Ovid (Met. 9,443 — 453) ist M. Sohn 

Milesia (MiXnoia), Beiname der Demeter in des Apollon von der Deione, daher Deionides 
Milet, Val. Max. 1, 1, 5. Über den Kultus der genannt, und wurde von dem alten Minos be- 
Demeter inMilets.Bd.2Sp. 1304 Z.641T. [Höfer.] eo argwöhnt, dafs er nach seiner Herrschaft strebe. 

Milesios (MiXriaiog) , Beiname des Apollon, Darum floh er nach Karien, gründete dort Mi- 
Lactant. de morte persec. 11. De Vera sapient. letos und zeugte mit Kyane, der Tochter des 
et relig. 13. Apul. Met. 4 p. 157, 19 (deus Maiandros, Kaunos und Byblis (s. d.). Nonnos 
Milesius), von Milet, einem Hauptsitze seiner dagegen (Dion. 13, 546) läfst M. mit Kaunos 
Verehrung, Herod. 2, 178; vgl. 159. Dionys. zusammen von Asterios abstammen und dem 
Ptrieg. 445 und Eust. ebd. 444. Strabon 16, Dionysos beim indischen ein karisches Hülfs- 
634. Apollonides in Anth. Palat. 7, 631 (Ml- heer zuführen (während sonst bei Apollod. 
Irjtov $oißrjiog o'efios). Menandros bei Spengel, Bibl. 3, 1, 2 Asterion vielmehr Pflegevater der 



2971 Miletos Mimallon 2972 

um Miletos' Gunst sich entzweienden Brüder schreitend, den r. Arm ausstreckend, in der L. 
Minos und Sarpetfon und Vorgänger des Minos Speer und Schild haltend, dargestellt, Catal. 
in der Herrschaft über Kreta ist). — 2) Nach of Greek coins in the Brit. Mus., lonia 199, 
Nikainetos frg. 32 Meineke bei Parthenios Erot. 157 pl. 22, 12; vgl. Head, Hist. num. 505. Die 
11, laut Beischrift übereinstimmend mit Aristo- oben erwähnte Münze von Kydonia mit der 
kritos 1CSQI MiXfitov frg. 2. F. H. G. 4, 334 und Darstellung des von einer Wölfin gesäugten 
Apollonios Bhod. Kavvov xticig ist M. Vater Miletos ist abgebildet bei Gardner, The lypes 
von Kaunos und Byblis. — 3) Bei Konon, äir\- of Greek coins pl. 9, 25; vgl. p. 167. Vielleicht 
yijG«s 2 iBt Byblis nuig Milr/rm <7£ 'AQiiag, ist Miletos auch zu erkennen in dem nackten 
Suppl. v.Gutschmidy, zugleich mit ihrem Bruder 10 Jüngling, der einen Dreizack in der R. hält, 
Kaunos die karische Miletos bewohnend. Ni- auf der rotfigm igen Vase bei Stephani, Compte- 
kandros, Heteroium. 2 bei Anton. Lib. 30 nennt rendu 1866 pl. 3 p. 79. Die Vasen-Sammlung 
ihn Sohn des Apollon von der Minostochter d. Kaiserl. Ermitage 2, 1915 p. 380. — Nach 
Akakallis, geboren in Kreta, wo die Mutter Schol. Dionys. Per. 825 floh Miletos vor Minos 
aus Angst vor Minos den Knaben im Walde nach Lykien (so schreibt Meineke, Anal. Alex. 
aussetzte. Dort wurde er erst in seines Vaters 314 statt des überlieferten slg AvS(av), gründet 
Apollon Auftrag durch Wölfinnen, die heiligen die Stadt Oikus und heiratet die Tochter des 
Tiere des Gottes, bewacht und abwechselnd Maiandros, Lloie (= Deione?), die ihm. den 
gesäugt (vgl. die Münzen von Kydonia, Eckhel, Keladon, Kaunos und die Byblis gebiert. 
I>. N. 2, 310. [Head, Hist. num. 301 f. Catal. of 20 Miletos heifst avxo%&cav bei Gramer, Anecd. 
the Greek coins in the Brit. Mus. Crete etc. Graec. Paris. 2, 193, 30. Höfer.] [Tümpel.] 
28 ff. R.]), dann aber von Rinderhirten auf- Milichos s. Meilichos. 
gefunden und aufgezogen. Als aber Minos Militares dei, die Götter des Heeres, werden 
seinem Enkel um seiner Schönheit willen nach- in einigen Inschriften der Donauprovinzen er- 
stellte , floh dieser in einem Nachen auf Rat wähnt, C. I. L. 3, 3472 (Dis militaribus et Genio 
des Sarpedon nach Karien, gründete dort Mi- loci etc.); 347 '3 {[Dij 's militaribus [sjalutaribus 
letos und zeugte mit Eidothea, einer Tochter etc.); C. 1. L. 3 Suppl. 1 nr. 7591 (Dis mili- 
des eingeborenen karischen Königs Eurytos taribus Genio Virtuti aquilae sanct(ae) kignisque 
(nach Stoll = dem f schönströmenden' Maian- leg(ionis) I Italicae) Severianae etc.). Ich ver- 
dros), die Zwillinge Kaunos und Byblis. Wie 30 weise auf A. v. Bomaszewskis gelehrte Abhand- 
hier Sarpedon aus der Version b (s. unt.) ein- lung „D. Belig. d. röm Heeres", Westd. Ztschr. f. 
gedrungen ist, so ebendaher die Areia als Gat- Gesch. u. Kunst 14 (1895) p. 1 — 124. [Drexler.] 
tin des Minos und Mutter von Kaunos und MiliteJ {MiXiz-rf) = Aphrodite. Vgl. Hesych. 
Byblis im Schol. Theokrit. Id. 7, 115. Den M. Mdtzrjg- 'AcpQoäitrjg. Vgl. Mor. Schmidt z. d. St., 
als Vater der Selbstmörderin Byblis hat auch der MiXvxrig lesen will und dabei an MvXitxa 
Hygin Fab. 243. — b) Herodoros frg. 43 aus (s. d.) denkt. [Röscher.] 
Schol. Apoll. Bhod. 1, 185. F. H. G. 2, 38 und Mllye (Mdvri), Schwester und Gattin des 
wiederum Aristokritos m. MiXr t tov frg. 2 eben- Solymos, später mit Kragos (s. d.) vermählt, 
daher, F. H.G. 4, 334 werden dagegen für eine Ste/jh. Byz. s. v. Milvai. [Höfer. | 
Sagenform citiert, in welcher M. ein Sohn des 40 Miniaitlios (Mt(icu&og), (mythischer?) Grün- 
Apollon von der Kleochostochter Areia war der von Prymnesia in Karien; Steph. Byz. s. v. 
und von seiner Mutter iv fiCXam ausgesetzt, ngvpvriafa. [Röscher.] 

von Kleochos aber aufgenommen wurde, der Mimallon (MipaXXcAv, Plur. -öveg, statt -aXcöv 
den Knaben nach dem p?Z<*£ MiXt/rog nannte. bei Hesych., Et. Mag. u. a. hergestellt von Lo- 
Erwachsen und beneidet von Minos flieht er beck, Soph.Aias 171 ; einmal Mimallonides: 0»i<£. 
zunächst nach Samos, um den dortigen Ort A. A. 1, 541), Name der nQÖnoXoi des orgiastisch- 
Miletos zu gründen, dann nach Karien mit mystischen Dionysos, neben BdH%ai,Arivui,&viai, 
gleicher Absicht und Erfolge. Nach anderen Natdsg, Nvfiqxxi (Strab. 10 p. 468), erscheint 
beim gleichen Scholiasten war M. Sohn des in unseren Quellen zuerst bei Kallimachos 
Euxantetos, Enkel des Minos. Die apollodorische 50 {frg. 401 Sehn, aus Et. Mag. 130, 32. 587, 56. 
Bibliothek 3, 1, 2 weifs nur, ohne zu etymologi- Et. Gud. 394, 49. Et. Angl. 689. Gramer, Anecd. 
sieren, dafs M., Enkel des Kleochos, Sohn des Par. 3, 308, 2), und zwar in Verbindung mit 
Apollon von Areia, als schöner Knabe zugleich Makedonia; Et. M. 587, 66 und Et. Anal.: Siä 
von Minos und Sarpedon in Kreta umworben MaxeSovinriv laxoqCav, ipiq xtirat iv taig 
wurde, aber den Sarpedon begünstigte; als der (0. Schneider, Callim. 2, 580f. sc. totoftaig, A. i. 
eifersüchtige Minos nun Sarpedon bekriegte, vnopvruLuaiv; Hs. roig) KaXlt^äxav. Diese Er- 
floh dieser mit M. aufser Land und gewann Zählung der makedonischen Geschichte ist nach 
eine Herrschaft in Lykien, während M. die Casaubonus identisch mit jener in Polyains 
gleichnamige Stadt gründete. Paus. 7, 2 , 5 Strategemata (4, 1) erhaltenen Stiftungslegende 
kennt nur die Neugründung der früher Anak- 60 des Dionysos WeväüvtoQ. Als der makedonische 
toria genannten karischen Stadt durch M. und König Argaios einst gegen den illyrischen Tau- 
seine Kreter (vgl. die 01 äs beim Schol. Apoll lantierkönig Kalandros Krieg führte, gesellten 
Bh. 1, 185). — Eine sonderbare Variante bei sich vom makedonischen Ereboiaberge her die 
Steph. Byz. s. v. Bvßlog bezieht die Tochter KXmSmvig des Dionysos, Thyrsosstäbe statt 
desM., Byble, auf die phönizische Stadt Byblos. der Lanzen schwingend und die Gesichter be- 
[Auf einer Münze des Kaisers Hadrian aas schattet von Kränzen, zu seinem Heere und 
Milet ist Miletos, kenntlich durch die Beischrift halfen ihm den Sieg gewinnen; seitdem sollen 
M£IAHTOC [KTIC] THC als Krieger vorwärts- diese Sia triv uiiiijoiv täv ävSq&v M. umge- 



2973 Mimallon Mimas 2974 

nannt worden sein = Schol. Pers. Sat. 1 , 99 konnte in dem auch von ihren anderen Volks- 
(zu den Mimallonei bombi der Hörnermusik), genossinnen beliebten Welteifer mit den' wider- 
Die Erklärung liegt in dem Dolche, welchen lieh übertriebenen und gekünstelten Orgien' 
abwechselnd mit Schlangen die AvSal v.al Ma- der Edonerinnen und Thrakerinnen des Haimos- 
xifrai %alM. führen, Eustath. II. S318 p. 989, gebirges, Plut. Alex. 2; dieser führt sogar die 
26 f., wohl im Anschlufs an Athenaios' Schil- Bezeichnung ftgtiencveiv (bei Theophrastos &grj- 
derung eines ptolemäischen Bakchoszuges in extvsiv) für die wilden Bräuche auf den Ur- 
Alexandreia (5 p. 198 E); s. am Schiufa d. A. sprung dieser makedonischen ogyiaofioi der 
Aus diesem zufälligen geschichtlichen Zusam- Olympias bei den 0gjjoe<u zurück. Wirklich 
menhange erklärt sich die Angabe jener Er- 10 sind die pierischen Thraker vom Olympos 
klärer des Kallimachos, dafs die M. notepiY.ai zum thrakischen Pangaios gewandert (Rerod. 
seien (Et. M. a. a. 0. und Ängl), während die 7, 112. Thuk. 2, 99) und haben in dieser Rich- 
Erklärung der anderen = Maivdg das Richtige tung den orphischen Uionysoskult mit seinen 
trifft; vgl. auch Suidas s. v. = Bü%%cu rov orgiastischen Gebräuchen übertragen (Töpffer, 
diovvoov; und tri? t^mascag mgözegov Kim- Att.Geneal.3i 1 ). So safsen die Makedonerinnen 
Smveg v.alov[i£vai; Et. M. s. v. oi Maxedöveg dem Ursitz besonders nahe. Vom (Ufisia^ai 
räj Maivdäag na) Büii.%uq (Mifiallövag) *ß- werden die M. aber schwerlich ihren Namen 
lovoiv; Hesych. KlaSmvag zdgM—ag paivdäag haben; auch die Herleitung von fiaivm, (iai- 
^a%x.ag; M — es Bdy.x al Boridgofioi (Hs. ßoai (ida>, fiuifidooco = fi.ai.vag (Schwende, Etym. 
ögöpoi; korr. Musur. wegen Et. M. 588, 42 20 Andeut. 144) trifft, schon wegen der durch 
al fisrä ßorjs »«' ixitlfäscog Sid zo näzo^oi die besten Hss. gesicherten Doppeluug des l, 
slvui ngoiovaai dgepm). Hier wirkt noch das schwerlich das Richtige, wenn auch die Re- 
polyainisch-kallimachische Strategema nach, ob- duplikation gut erkannt ist. Vielmehr wird 
wohl die richtige Erklärung der M. als gott- man, da Klmämveg von dem derb sinnfälligen 
besessene, enthusiastische Weiber richtig bei- xlü&iv = &ogvßsiv herkommt, auch für M. 
behalten ist. Auch Nonnos, auf dessen Be- eine gleich sinnliche Anknüpfung an irgend 
Ziehungen zu Kallimachos O. Schneider a. a. 0. eine augenfällige Eigentümlichkeit der Bak- 
hinweist, kennt die M., bald einzeln, bald in chen mutmafsen. Nun pflegten nicht nur die 
Scharen, in dieser doppelten Eigenschaft, als männlichen ßd*%oi einen dem Gotte heiligen 
Bassariden und Mainaden (46, 175; 43, 155 ff. 30 äßgog ßoexgvxog stehen zu lassen und zu pflegen 
316), Bakchen (346 f.), Mygdonieus (ebenda) (Eurip.Bakch.i9i. Welcher, Gr. Götterl. 2, 620) 
und Maionieus (316), bald als reisige Bundes- nach dem Muster ihres ebenfalls dvaaeimv «0- 
genossen im Kampfe gegen Poseidon (43 a.a.O.). pag »eög (Eur. a. a. 0. 240f.), sondern diese 
Der Enthusiasmus ist der bakchische (vgl. die agar\v *6fM) (43, 316) der im Winde wehenden 
fiKVTixjj «al xäro^og rolg nsgl zöv /liövveov nloxajioi. spricht Nonnos (v. 346 f.) auch der 
ögyLaa/ioie Thrakerin, die Landsmännin des dxgriSsfivog M. (17, 29. 21, 283. 43, 316) zu, 
Spartakos, Plut. Grass. 8). Um dieser Ver- natürlich auf Grund seiner guten alexandri- 
bmdung mit dem tisgazocpögog, negaocpögog nischen Quellen. Das xgvcpegov nlöxafiov^slg 
Dionysos willen nennt Lykuphron (1236) sie al&egu gCitznv (Eur. a. a. 0. 150) und dva- 
die 'Laphystischen Weiber' des westlichen 40 ßdllsa&ai nlo-ndfioig (104) galt derart als cha- 
Landes, das Aineias besuchen wird, d. i., wie rakteristischer Orgienbrauch der Bakchen, dafs 
Tzetzes erklärt, die makedonischen Bakchen des bei der Schilderung eines Dionysosfestzuges 
Dionysos Aayveziog, die Mipcdlovag, xegaoyo- im ptolemäischen Alexandreia (bei Athenaios 
pous (= Eudok. Viol. p. 87. p. 188), unter alle- 5 p. 198E) die Muthai ai iialovpsvui. Mipal- 
gorischer Deutung des Hornsymbols auf die löveg neben Bdaaagai xal AvSal als %ccza- 
(sti erartige?) puv(a und dXoyla, mit der beiden xsxvtievai. tag xgizag bezeichnet werden, und 
Dionysosorgien sich die trunkenen Männer auf Ovid (Ars am. 1, 641) beim gnostischen Bak- 
die trunkenen Gattinnen anderer stürzen. Diese choskult ausruft: ecce Mimalldnides sparsis in 
'Nachahmung' des Dionysos durch Trunkenheit terga capillis; vgl. Persius 1, 94: torva mimal- 
und Hornsymbol gab Anlafs zu der antiken 50 loneis implerunt cornua lombis. Man braucht 
Etymologie von M. aus pipsleftai, so Tzetzes blofs vorauszusetzen, dafs diese wilden Haar- 
ig. 1236 xsgazoqjogovaui v.azd plprieiv Aio- zotten als nloKÜficav pullol (vgl. Eur. a. a. 0. 
vvaov. Im Zusammenhang des kallimachisch- 113) bezeichnet werden konnten, um in dem 
polyainischen Strategema gab man ihr eine athenäischen xaza*sxvti£vat, tag zgix<*S (= f*«*- 
andere Wendung naga zo fiiiisia&ai. zovg äv- Xovg) eine geeignete Umschreibung des jitfia*- 
ägag- itoX£\u*ai ydg (so Et. Mag. 587, 56). Ja Xövig zu sehen. [Tümpel.] 
man vergafs beide Beziehungen, wie Tzetz. Mimas (Mi>ag), 1) ein Kentaur (fiiXayx^trjg) 
Lyk. 1464, und erklärte M. Baxxv V ngoyri- im Lapithenkampfe, Eesiod. Aspis Herakl. 186. 
Tis (!) 13 *bv 'A-n.oU.mva. xalg pavzelaig ftifiou- Da dies alte Ehoien- Bruchstück den Namen 
(i£K»j, woran blofs des Lykophron gesuchter 60 einem rofsgestaltigen Wesen beilegt, wird man 
Ausdruck Kldgov MipalXäv für pävzig Klagte an den hesychischen Aorist fitfjägaao! von *pi- 
(so richtig Eust. Dion. Per. 444) schuld ist. fid £co = fufj^co 'wiehern' erinnern dürfen im 
Gut verbürgte Thatsache ist, dafs die make- Gegensatz zu der landläufigen, von Robert 
donischen Weiber schon von jeher, insofern (Preller, Griech. Myth. 71 ') mit Recht be- 
sie den orphischen und Dionysoskulten er- kämpften Herleitung von y.aivto, p.ani,a((sa)m 
geben waren, M. und Klodonen genannt wurden, (der Rasende, Stürmische), von ne-jiaa, Vanicek 
und dafs Philipps des Makedoners Gattin Olym- Et. B. W. 659; vgl. Pott, Kuhns Zeitschr. 7, 254. 
pias in dieser Rolle sich nicht genug thun Sonne ebenda 10, 124. Benseier, Eigenn. 3. Aufl. 



2975 Mimas Min 2976 

u.s.w. Die folgenden mythischen Wesen wer- böische 'Korybant', Sohn des Sokos und der 
den den Namen M. durch Übertragung vom Kombe, welchen Nonnos {Dion. 13, 143. 28, 289) 
Kentauren erhalten haben. — 2) Ein Gigant, mit mit im Heere des Dionysos gegen die Inder 
verschiedenen Gegenden verknöpft. Euripides kämpfen läfst; gemeint ist ein erzgerüsteter 
{Ion 215) läfst ihn (Saiog), ohne Angabe des Kuret, Lobeck, Agl 2, 1134. — 6) Zwei Troer 
Schauplatzes, von Zeus' Blitzstrahl getroffen führen endlich diesen Namen, bei Verg. Aen. 
werden, auf der Metope des delphischen Tem- 10,702ff. ein Sohn des Amykos und der Theano, 
pels (von Praxis und Androsthenes). Apollon. der mit seinem Gefährten Paris in einer und 
JShod. 3 , 1227 nennt ihn ^XsyQaiog (was der derselben Nacht geboren war und diesen nach 
Scholiast richtig auf das thrakische Gefilde bei io Italien begleitete , dort jedoch von Mezentius' 
Pallene deutet) und läfst ihn von Ares' Hand Hand fiel; bei Quint. Smyrn. jedoch ein von 
fallen , der des Giganten erbeuteten Harnisch Idomeneus vor Ilion selbst erschlagener Troer, 
dem Aietes schenkt (vgl. Horat. Od. 3, 4, 53. [Tümpel:] 
Claudian. Gigantom. 37, 87. Sil. Ital. 4, 278). Miinnermia = Venus (s. d.). 
Auch auf dem Vasenbilde des Erginos und Million (Mifiäv), 1) einer der Teichinen (s. d.). 
Aristophanes ist M. Gegner des Ares (Berlin Tzetz. Chiliad. 7, 125. 12, 838. Vielleicht ist 
2531); darum vielleicht auch in der Giganto- mit Kiefsling z. d. St. Elfiwv (s. d.) zu schreiben, 
machie des Pergamenischen Zeusaltars (Site.- [— 2) = Mimas (s. d.). R.] [Höfer.] 
Ber. d. Akad. Berlin 21 1889, 342. 344 Puch- Min, die Hauptgottheit des 5. und 9. ober- 
stem). Nach Apollon. Sidon. 15, 25 f. ist jedoch 20 ägyptischen Gaues, der späteren Nomen Koptites 
seine Gegnerin Athena. Sil. Ital. 12, 147 end- und Panopolites mit den Hauptstädten Koptos 
lieh läfst ihn unter der Insel Trochyta bei und Chemmis (Panopolis). Die Lesung des 
Inarime' feuerspeiend liegen. In der griechi- Namens als Min ist nach Wiedemann, Herodots 
sehen Sagenform sollte man erwarten, dafs zweites Buch p. 367 unsicher. Gewöhnlich liest 
der c Phlegräer' schliefslich etwa unter dem man ihn, worauf der Ortsname Chemmis hin- 
benachbarten thrakischen Gebirge Mimas {Et. weist, Chem. Le Page Benouf, den Lefebure 
Mag. s. v. und Ammonios ebenda, Suidas s. v. bekämpft (s. Wiedemann, Herodots zweites Buch 
Sil. Ital. 3, 493: am Rhodopegebirge) in die p. 367) liest Ämsi, Budge, The mummy. Cam- 
Erde gebannt werde. Statt dessen hat viel- bridge 1883 p. 270 Arnes oder Ämsu. Für die 
mehr, wie das Schol. B Homer Od. y 169. so ägyptischen Beinamen und Titel des Gottes 
EHQV 7 172 angiebt, das kleinasiatische verweise ich auf Lanzone, Bizionario di mito- 
Vorgebirge Mimas, Chios gegenüber, seinen logia egizia^. 935— 950 Tav. 332— 335. Brugsch, 
Namen vom Giganten M, nämlich, wie Eust. Geogr. Inschriften altägypt. Denkm. 1 p. 199f. 
z. d. St. p. 1462, 50 genauer angiebt: weil er p. 213f. und Belig. u. Myth. d. alten Ägypt. 
c in ihm liegt'. Auch in der Verknüpfung von p. 674—679. Pierret, Le Pantheon egyptien 
Prochyta mit der Gegend ' h 'Agipoig' klingt p. 102. Bümichen, Gesch. d. alten Ägypt. 
wohl das lydische Lokal des Königs 'AQiuovg, p. 157— 161. Wiedemann, Herodots zweites Buch 
der "Aqijioi und "Agifia oqri, nach. [Auf einem p. 366—370, und begnüge mich zu bemerken, 
Sardonyx erkennt Chabouillet, Catal. general dafs er später dem Amon und dem Horos 
des came'es de la biblioth. imperiale 8, 37: Mars 10 (vgl. Plut. de Is. et Os. c. 66 p. 101 Parthey 
frappant de sa lance le geant anguipede Mimas rbv pev ovv r £i,Qov etcö&aei Kai Mlv ngooecyc- 
und verweist auf eine gleiche Darstellung bei qiveiv , A. Wiedemann, Sammlung altägypt. 
Miliin, Gal. myth. 1, 36, 143. Höfer.] [Mayer, Wörter, welche von klass. Autoren umschrieben 
Giganten und Titanen p. 203 f. Anm. 108. oder übersetzt worden sind. Leipzig 1883 p. 30) 
Die Gemmen, welche Ares einen Giganten be- gleichgesetzt wird. Als seine Mutter wird die 
kämpfend zeigen, verzeichnet Mayer p. 404 f. Göttin Chontabot genannt, Lanzone p. 940. 
Nicht erwähnt ist dort ein Karneol- der Samm- 987. Auf der Metternichstele L. 86 wird er 
lung Grivaud de la Vincelle, L. I. I. Bubois, als „das Kind der weifsen Sau, welche inHelio- 
Bescr. des p. gr. qui compos. la coli, de feu polis ist" bezeichnet, W. Golenisclieff ', Bie 
M. Grivaud de la Vincelle. Paris 1820 p. 18 50 Metternichstele. Leipzig 1877. 2°. p. 11. Dafs 
nr. 108, wo in Anm. 1 für dieselbe Darstellung auch an seine Person sich mythische Erzäh- 
Bracci, Be antiquis sculptoribus qui sua nomina lungen knüpften, können wir aus vereinzelten 
ineiderunt gemmis Suppl. tab. 7 nr. 1 citiert Andeutungen schliefsen, so wenn es im Pap. 
wird; eine Paste der Sammlung Hertz, Cat. of Sallier 4, 18/3 von einem guten Tage heilst 
fhe coli, antiquities formed by B. Hertz p. 14 „es zog Min aus Koptos aus an diesem Tage 
nr. 246; eine Paste des British Museum, A cat. in der Gestalt eines Löwen", W. Spiegelberg, 
of engr. gems in the Brit. Mus. p. 110 nr. 788. Varia 18. Bec. de trav. relatifs ä la philol. 
Drexler.] [Auf der Berliner Vase nr. 2531 heifst et ä archeol. egypt. et assyr. N. S. 1 (1895) 
der Gegner des Ares MIMQN (= MCpwv). R.] — p. 96; oder wenn nach dem Einbalsamierungs- 
3) Einen Bebryker nennt an anderer Stelle(2, 105) 60 Ritual p. VI 1. 8. 9 Osiris im Nomos Koptites, 
Apollonios Bhod. mit diesem Namen; er wird der grofse Gott in Koptos, dem Verstorbenen 
von Kastor erlegt beim Kampfe gegen die Argo- den göttlichen Stein von Test bringt, wie er 
nauten. — 4) König von Aiolis, Sohn Aiolos' L, es thut dem Chem selbst, Maspero, Mim. sur 
Vater des Hippotes, Grofsvater des Aiolos II. in quelques papyrus du Louvre, Notices et extr. 
dem wunderlichen Stemma Biod. 4, 6. 7 ; das- des manuscr. de la bibl. nat. 24, 1 (1883) p. 30. 89. 
selbe, ohne Aiolos I., im Schol. Hom. Od. 10, 2. Seinem Wesen nach ist er besonders ein Gott 
— 5) Ein Gigant dagegen ist wieder, dem des Feldbaues, der Fruchtbarkeit und der 
Beinamen rilniöST}s nach zu urteilen, der eu- Zeugung. Bäume sind mehrfach seinen Dar- 



2977 Min Min 2978 

Htellungen beigegeben, Lanzone Tav. 332, 4. einem „feurigen Bullen" verglich, während man 

885, 1. Ed. Meyer, Gesch. d. Altertums 1 den abnehmenden Mond als einen „verschnitte- 

p. 69 § 68 und oben s. v. Mendes 2 Sp. 2773. nen Stier" bezeichnete, Dümichen, Gesch. d. 

V. Straws u. Torney, Der altägypt. Götterglaube alt. Ägypt. p. 169 f. Das oben erwähnte „Fest 

1 p. 872f. Im Totenbuch cap. 124 1. 1. 2 sagt der Treppe" bat vermutlich seinen Namen 
der Verstorbene: „Ich mache fruchtbar das daher, dafs man die Bahn des zu- und ab- 
Land in Pa, ich bearbeite die Felder in Aarou, nehmenden Mondes als eine Treppe mit 14 auf- 
ich ernte dort in der Eigenschaft des Gottes steigenden und 14 absteigenden Stufen dar- 
Chem", Pierret, Le livre des morts des anciens stellte, Bädeker, Ägypten 2 p. 111. 199. Die 
Egyptiens p. 365. In den Darstellungen des 10 Münzen des Nomos Panopolites unter Hadrian 
„Fests der Treppe", welches dem Min am zeigen ihn gleichfalls ithyphalliscb, die R. er- 
Neumond des Pachons, des ersten Monats der hoben, die L. auf den Phallos gesenkt auf 
Erntezeit gefeiert wurde, im Memnonium der 1. Hand einer männlichen Figur, deren 
Ramses' II. und im Kolonnadensaal des grofsen Rechte ein Ichneumon hält,, Feuardent, Coli. 
Tempels Ramses 1 III zu Theben zeigt eine Scene Giov. di Demetrio. Numism. Eg. anc. 2 p. 300 f. 
den König mit der Sichel eine Korngarbe zer- nr._ 3512. J. de Rouge, Monn. des nomes de 
schneidend. Die begleitende Inschrift sage: l'Egypte. Paris 1873 p. 17 f. nr. 1 PI. 1 nr. 9. 
„Der König hat mit seiner Sichel, die in seiner Poole, Cat. of the coins of Alexandria and ihe 
Uand ist, geschnitten, er führt sie an seine nomes p. 365 nr. 108. Auch auf den Münzen 
Nase, er legt sie vor Chem, der dem Könige 20 des Nomos Koptites will J. de Bouge p. 12 f. 
die Ernten giebt, nieder", Bädeker, Ägypten nr. 1 und Annuaire de la soc. frang. de num. 

2 p, 184 p. 199—202. Als Gott der Zeugung et d'arch. t. 6 (1882) p. 229f. den Min („Horus 
hat er nach Maspero, Etudes de mythol. et sous la forme de Khem") erkennen unter Trajan 
d'arch. egyptiennes 1. Paris 1893 p. 241 in in „Personnage voile; sur la tete, le disque du 
mohammedanischer Zeit einen Nachfolger er- soleil entre deux cornes de boue; la main droite 
halten in einem Schech Schachun, an dessen appuyee sur la haste et relevee ä la hauteur de 
Quelle in einem Thale in der Nähe von Achmin, la tete; sur la main gauche, un boue ou une 
dem alten Chemmis, noch jetzt die Weiber chevre" und unter Hadrian in „Personnage 
dieser Stadt und der umliegenden Dörfer Kinder- voile, la tete surmontee du disque solaire; sur 
segen erflehen. Im Einklang mit seiner Auf- so la main droite, une chevre; dans la gauche, 
fassung als eines Gottes der Zeugung wird une imitation du fouet sacre", p. 13 nr. 2 PI. 1 
Min in den ägyptischen Darstellungen mit auf- nr. 6. Nun würde ja die Ziege sehr gut zu 
gerichtetem Phallos abgebildet. Seine eine Min passen, braucht man sich doch nur der 
Hand ist hoch erhoben und darüber eine Geifsel von Buscher, Elemente des astronom. Mythus 
angebracht. Die andere Hand greift, wenn vom Aigokeros, Jahrbb. f. Mass. Philol. 1896 
sie nicht, wie es gewöhnlich der Fall ist, fehlt, [p. 333— 342 J p. 339 f. angezogenen Stellen der 
nach dem Phallos; als Hanptschmuck trägt er Autoren zu erinnern, nach welchen Pan in 
die beiden langen Federn des Amon, Wiede- eine Ziege verwandelt am Kampfe gegen Typhon 
mann a. a. 0. p. 367. Wohl wegen dieser Dar- teilnimmt, Stellen, denen jedenfalls ägyptische 
Stellung in griechischer Gestalt wurde er von 40 Mythen über den Kampf des Horos gegen Set 
den Griechen mit Pan identifkiert (Dümichen zu Grunde liegen. Aber das Tier auf der Hand 
a. a. 0. p. 157. Lepsius, Über den ersten ägypti- des Gottes ist keine Ziege, sondern wie 
sehen Götterkreis. Berlin 1851. 4°. p. 18f.), und Feuardent, Eg. anc. 2 p. 298 nr. 3506, der 
seine Stadt Chemmis oder Chemmo, ägyptisch übrigens die Gottheit wie de Rouge als „Horus- 
Pa Chem Wohnung des Chem, Client- Chem Khem (Pan)" bezeichnet, und Poole a. a. 0. 
die Stadt, in welcher Chem sich befindet p. 362 nr. 95. 96 in ihrer Beschreibung der 
(Diitniihen a. a. 0.), Panopolis, genannt. In einer Münze Hadrians ganz richtig angeben, eine 
griechischen Inschrift von Panopolis aus der Antilope; wie denn auch die äoQxädtg, von 
Kegierungszeit Trajans C. I. Gr. 4714 wird denen Ael. de n. a. 10 c. 23 erzählt, dafs die 
ein icQoozdzrjq Tgitpidog w*i Ilavög &emv ftf- 50 Koptiten die männlichen opfern, die weiblichen 
yCatcav erwähnt. Triphis, ägyptisch Erpä-t aber, als Lieblinge der Isis, verehren, sehwer- 
oder Repat „die Erbfürstin" ist die Gemahlin lieh, wie de Bouge p. 12 annimmt, Ziegen, 
des Min, Dümichen a. a. 0. p. 158 f. Lanzone sondern Antilopen sind. Die Notiz Aelians, 
p. 466f. 940. Wiedemann a. a. 0. p. 366f. dafs die männlichen SoQxocSeg geopfert wur- 
Sein Bild in Panopolis beschreibt Steph. Byz. den, mag sich darauf beziehen, dafs man sie 
s. v. llavbg nöXig übereinstimmend mit den oben als Feinde des Horos und Tiere des Set tötete. 
erwähnten ägyptischen Darstellungen: üezt äs Aber auch die ganze Gestalt des Gottes er- 
xal zoi &eov ayalpa psya, ÖQ&iceiibv t%ov zb innert nicht an Min; die Verschleierung des 
aläoiov eis iitz« äaxzvlovg, eTtaiQeize näeziyag Hauptes und die Harpe, denn eine solche und 
ry äe£i^ atXr'iyTQ (SeXr'ivrjg^), f/g tidmlöv cpaciv 60 nicht „une imitation du fouet sacre" oder „flau" 
siyai zov Ilava. Inwiefern Pan hier als ein wie de Bouge und Poole angeben, hält sowohl 
Bild der Selene bezeichnet wird, habe ich nach de Bouges und Feuardents Abbildung, 
Philologus 52 p. 780 f. aus der Identifizierung als nach des letzteren und älteren Beschrei- 
des Min und des Mondgottes Ah in ägypti- bungen die Gottheit auf dem Exemplar des 
sehen Texten darzuthun gesucht. Chemmis Hadrian, lassen nur an Kronos, den ägypti- 
wird in Folge der lunaren Auffassung des Min sehen Keb oder Seb, denken, wie denn auch 
als nu en Ka-pes „Stadt des feurigen Bullen" Töchon d'Annecy, Beck. hist. et geogr. sur les 
bezeichnet, weil man den zunehmenden Mond medailles des nomes ou prefectures de l'Egypte. 

Koscher, Lexikon der «r. u. r8m. Mythol. II. 94 



....... .*** „s* 



2979 Min Min 2980 

Paris 1822 p. 80f. die Figur als „Saturne voile" bei einem Hydreuma gelegenen Paneions (C. I. 

bezeichnet. Sollte Brugsch, Bei. u. Myth. d. Gr. 4837 vdoevfia zb inl rov TJaveCov xaz 

alt. Ägypt. p. 585 — 610 im Rechte sein, wenn 'AnoXXcovog nöXiv, s. Puchstein, Epigr. Gr. in 

er in dem Gotte Sebek eine Lokalform des Aeg. rep. p. 49) als Tlav evoSog, C. I. Gr. 4838 

Seb sieht, so hat V. Langlois, Numismatique = Kaibel, Epigr. Gr. 826 = Puchstein 27 A; 

desnomesd'Egyptesousl'administrationromaine. C. I. Gr. add. 4836c. 4838a 3 . Lepsius, Lenkm. 

Paris 1852 p. lOf. nr. 19. 20 vielleicht das aus Ägypten 6 tab. 81. Gr. 122 = Puchstein 

Richtige getroffen, wenn er in der Gottheit der p. 52. Lepsius 6 tab. 81. Gr. 157 = Puch- 

Münzen des Nomos Koptites den Sebek er- stein p. 53, Iläv evoöog «oi enrixoog, G. I. Gr. 

kennt. Nach Ael. den. a. 10, 24 verehren die 10 add. 4836f. 4838a 2 . a 4 , r^cas evoSog, C. I. Gr. 

Koptiten das Krokodil, d.i. das heilige Tier 4838b = Kaibel, Epigr. 825 = Puchstein 27, G, 

des Sebek. Mumien dieses Tieres sind in Koptos TLäv owtriQ, C. I. Gr. add. 4836 h; Ilav evoöog 

gefunden worden, Wiedemann, Herodots zweites ffoorrjp, Lepsius 6 tab. 81 Gr. 170 = Puchstein 

Buch p. 301. Wenn Ael. a. a. O. erzählt, dafs p. 53 verehrt. Die häufig in den Inschriften 

die Koptiten die von den Tentyriten verehrten dieses Tempels auftretende Formel aco&elg ex 

Sperber als Feinde der ihnen heiligen Krokodile TomyoSvxmv {Puchstein p. 50) lehrt die Feinde 

töten, so sind durch diese Notiz vielleicht die kennen, denen die Wanderer unter dem Schutz 

von Juvenal Sat. 15 nicht genannten Tiere des Min entronnen sind. 

gegeben, wegen deren die Ombiten mit den Auch als Schutzherr der Fischer ist Min, 
Tentyriten in den in dieser Satire geschilder- 20 der selbst den Beinamen „der Fischer" führt 
ten Kampf geraten sind. Denn das bei Juvenal und dem Netz und Zugstrick zugeschrieben 
genannte Onibi kann, wie Lumichen, Gesch. werden, nach Lefebure, Sur un syllabique, 
d. alt. Ägypt. p. 125f. mit Recht bemerkt hat, Proceed.oftheSoc.ofBM.Arch. 1886p.l92— 201 
nicht das mehr als 30 geogr. Meilen von Tentyra und Brugsch, Bei. u. Myth. d. alt. Ägypt. p. 677 
entfernte, durch seinen Kultus des Sebek be- verehrt worden. Man kann sich versucht fühlen, 
rühmte Ombi (ägyptisch Nubi) des 1. ober- mit diesem Beinamen des Gottes die von 
ägyptischen Gaues sein, sondern mufs die Stadt Boscher, Eiern, d. astron. Mythus v. Aigokeros, 
Nubi im westlichen Koptites „super moenia Jahrbb. f. kl. Philol. 1895 p. 341 angezogene 
Copti" (Juv. Sat. 15, 28) sein. Diese Stadt Notiz des Schol. zu Soph. Aias 695 und Suidas 
begegnet nach Lumichen a. a. 0. p. 126 Anm* 30 s. v. äXCicXayxxog in Zusammenhang zu bringen, 
in einer Gauliste des Tempels von Abydos wonach Pan den Typhon in Netzen fing (xbv 
unter Ramses II. und in einzelnen Gaulisten Tvy&vu öiv.xvoig riyoevaev). Boscher bemerkt 
der Ptolemäerzeit als Hauptstadt eines zeit- mit Recht, dafs dieser Sage ägyptische Vor- 
weise selbständigen, dem Koptites voranstehen- Stellungen zu Grunde liegen, und erinnert daran, 
den 5. oberägyptischen Gaues. In der Kaiser- dafs man das Krokodil, eine Inkarnation des 
zeit, wo sie wieder in den Nomos Koptites Set^Typhon, in Netzen zu fangen'' pflegte, 
aufgenommen ist, mag sich ihre religiöse Be- Gewöhnlich allerdings wird ein derartiger 
deutung so weit geltend gemacht haben, dafs Fang des Set dem Horos, mit dem ja Min aber 
man auf die Münzen des Nomos Koptites nicht, identificiert wird, zugeschrieben. In inter- 
wie man erwarten sollte, den Min von Koptos, 40 essanter Weise handelt hierüber Ernst Bitter 
sondern den Hauptgott von Nubi, der viel- von Bergmann, Hierogl. Inschriften gesammelt 
leicht wie in der gleichnamigen Stadt des während einer ^Winter 1 877 J78 unternommenen 
1. oberägyptischen Nomos Sebek war, setzte. Beise in Ägypten. Wien 1879. 4°. p. 53 f. 
Natürlich können diese Darlegungen nur als Seinen Notizen entnehme ich das Folgende. 
Vermutungen betrachtet werden. Sicher scheint Im Totenbuche c. 112, 1 und in den Texten von 
mir nur das eine zu sein, dafs die Gottheit Edfu erhält Horos den Beinamen „der Netz- 
der Münzen des Nomos Koptites nicht den Min steller", weil sich Set im Netze wie ein Vogel 
darstellt. fing (Pierret, Etudes 1 p. 23. Mariette, Benderah 
Auf der in Kuban in Nubien gefundenen 4, 73. Becueil 3, 96, 21), „während seine Ge- 
Stele der Goldbergwerke bringt Ramses III. 50 nossen in der Luft als Vögel, auf der Erde als 
Huldigungen dar dem „Chem des Gebirges, Gazellen (är) und im Wasser als Fische von 
demSchutzgottderBergleute";Za«2onep.939f. Horos erlegt wurden" (Totenbuch 134, 3). Eine 
nach Brugsch, Lict. geogr. p. 210 und Brugsch, symbolische Nachahmung dieses Kampfes des 
Belig. u. Myth. d. alt. Ägypt. p. 677 bemerkt, Horos gegen Set und seine Genossen ist es, 
dafs „nach den auf der arabischen Seite Ägyp- wenn auf den Denkmälern der König im Verein 
tens in der Nähe alter Steinbrüche (besonders mit mehreren Göttern mit einem grofsen Netze 
Hammamat) aufgefundenen Felseninschriften zugleich Vögel und Fische fängt, welche die 
Min von Panopolis und von Coptus als Schutz- ausländischen Völker typhonischer Herkunft 
gott dieser Berggegenden und als Patron der repräsentieren. So ziehen bei Lepsius, Lenkm. 
Steinbrecher erscheint". In der griechischen 60 4, 88 Commodus, Arueris und Chnum im Verein 
und "#6mjschen Periode haben die Besucher mit Safech ein mit Vögeln und Fischen „den 
" dieser Gegenden zahlreiche Proskynemata an den Feinden des Ra" gefülltes Netz zu, so ziehen 
unter dem .Schutze des Min (= Pan) stehenden auf der östlichen Umfassungsmauer des Tempels 
Stellen (riccoa xm xvolat IlavC und ähnlich) von Edfu Ptolemaios, Chnum, Horos und Thot ein 
hinterlassen, C. I. Gr. add. 4716 a . Als Schutz- Fische, Vögel, Gazellen und vier Menschen mit 
gott der Wüstenwanderer wird er in den grie- aufdenRückengebundenenArmeneinschliefsen- 
chischen Inschriften der Ptolemäerzeit eines des Netz zusammen. Merkwürdigerweise wurde 
eine Tagereise östlich von Apollinopolis Magna Min nicht nur mit Pan , sondern auch mit 



'ZrsBiv 



•w»iiWH 



2981 



Min 



Minerva (Name) 



2982 



Perseus identificiert. Herodot 2, 91 erzählt 
von Chemmis: „Und in dieser Stadt ist ein 
viereckiges Heiligtum des Perseus, Sohnes der 
Danae; rings um dasselbe stehen Palmbäume, 
und die Vorhalle des Heiligtums ist sehr grofs, 
und dabei stehen zwei grofse Bildsäulen von 
Stein. In dieser Umgrenzung steht der Tempel 
und in ihm ein Bild des Perseus. Und die 
Chemmiten dort sagen, Perseus werde oft in 
ihrem Lande und oft innerhalb des Heiligtums 
gesehen; auch finde sich ein Schnürschuh von 
seinem Fufse in der Gröfse von zwei Ellen; 
und so oft dieser gesehen werde, komme Segen 
über ganz Ägypten. Das sagen sie; was sie 
aber dem Perseus Hellenisches veranstalten, 
ist, dafs sie ihm ein Kampfspiel in allen Kampf- 
arten feiern, wozu sie als Preise Vieh, Mäntel 
und Häute aussetzen" u. s. w. Hinsichtlich 
des Kampfspiels so wird Rerodots Nachricht 
bestätigt durch eine von Iconomopoulos, Les 
jeux gymniques de Panopolis, Rev. des etudes 
gr. 2 (1889) p. 164—168 mitgeteilte Inschrift 
aus Panopolis: 7fgös stailocatiiiös olxovficvi- 
xog | olvfinios aywv IIsQeiws ovgaviov \ tmv 
jisyäleov Ilaviicov. Das Kampfspiel ist (nach 
Dümichen, Gesch. d. alt. Ägypt. p. 160f.; vgl. 
Wiedemann, Herodots zweites Buch p. 370 und 
Lanzone p. 946 f. tav. 334) das an den Tempel- 
wänden von Dendera und Bdfu und anderwärts 
dargestellte dem Min „in seiner Eigenschaft 
als Überwinder der Fremden zu Ehren gefeierte 
Pest des Stangenkletterns, bei welchem an 
einem vor dem Bilde des Gottes Chem auf- 
gerichteten Holzgerüst von Nubiern', Asiaten 
und Bewohnern der angrenzenden Wüste die 
Ceiemonie des Gerüstkletterns aufgeführt 
wurde"; vgl. auch W. Spiegelberg, Varia. 21. 
Über eine Ceremonie des Minkultus, Rec. de 
trav. rel. ä la phil. et ä Varch. ig. et ass. n. s. 1 
(1895) p. 99. Was aber dazu führte, in dem 
ägyptischen Gott den griechischen Perseus zu 
erkennen, ist unklar. In Bädekers Ägypt. 2' 
p. 56 heilst es „gewifs ist Perseus mit Horus, 
dem Vernichter des Typhon-Set, verwechselt 
worden. Der letztere, das „libysche Ungetüm", 
nahm während des Kampfes unter anderen Ge- 
stalten auch die einer Schlange oder einesDrachen 
an, Horus, wie Perseus kämpften geflügelt 
gegen ein Ungeheuer, und so entstand das 
Mifsverständnis des Herodot". Brugsch in Steins 
Herodot-Ausgabe vermutet, Min sei als per se 
„Sohn der Isis" bezeichnet worden, was Wiede- 
mann, Herodots zweites Buch p. 369 als un- 
haltbarnachweist. Wiedemann selbst, Philol.hO 
p. 179f. weist darauf hin, dafs der 12. ober- 
iigyptische Nomos in Dendera als Peras-ti, 
Peres-ti, Pers-ti bezeichnet werde. Herodot 
sei dadurch an Perseus erinnert worden und 
habe, obgleich Chemmis im 9. oberägyptischen 
Gau lag, Per(e)s und Chemmis gleichgestellt. 
Dümichen, Gesch. d. alt. Ägypt. p. 157 und 
M asper o, Hist. anc. des peuples d' Orient. Paris 
1886 p. 21 leiten die Identifikation des Min 
und Perseus von dem Beinamen des ersteren 
peherer „der Vorwärtsstürmende", pahrisou 
„le coureur" her. Der Notiz des Herodot von 
dem Segen anzeigenden Schnürschuh des Perseus 
läfst Dümichen p. 160 Anm. * die ägyptische 



Sage zu Grunde liegen, nach welcher im be- 
nachbarten 10. Nomos aus der Haut des von 
Horos überwundenen Set ein Sandalenpaar 
gefertigt wurde. Dies ist wenig wahrschein- 
lich. Paul Sartori, Der Schuh im Volksglauben, 
Zeitschr. d. Ver. f. Volkskunde 4 (1894) p. 50 ff. 
belegt durch verschiedene Beispiele, dafs wie 
man dem Pufs eine die Erde befruchtende, 
Glück und Segen bringende Kraft beimifst, 

10 so auch die Bekleidung des Pufses als Symbol 
der Fruchtbarkeit und des Segens gilt. Wir 
lernten oben Min als eine Gottheit des Frucht- 
segens kennen. So ist die Notiz Herodots 
wohl verständlich. Mit ägyptischem Kopf- 
putz ist Perseus auf alexandrinischen Kaiser- 
münzen neben einem Panisken dargestellt, s". 
Drexler, Perseus auf alexandrinischen Kaiser- 
münzen, Wochenschr. f. Mass. Philologie 1896 
Sp. 28—30. [Drexler.] 

20 Minaios nach Cod. Ambrosianus, Minnaios 
nach Cod. Laurentianus Beiname des Zeus, 
Anecdota var. Gr. et Lat. edd. Sehoell et Stude- 
mund 1 p. 265 § 1 nr. 61 (uivaiov) p. 266 § 2, 1 
nr. 56 (fiivvaiov). [Drexler.] 
Minerva. 

I. Form und Bedeutung des Namens. 

Die durch Quintüian (Inst. or. 1, 4, 17: quid? 
non e quoque i loco fuit? ut Menerva et leber 

so et magester et Diove Victore, non Diovi Victori) 
bezeugte Form Menerva wird durch zahlreiche 
Inschriften als die in älterer Zeit ausschliefs- 
lich gebräuchliche erwiesen; so durch die stadt- 
röruischen Inschriften C. I. L. 6, 623 = 1, 191 
und Bull. arch. com. 16, 1887, 154, ferner vgl. 
Becherinschritt von Corneto bei Gamurrini, 
Appendice al Corpus inscriptionum Italicarum 
nr. 812 = E. Schneider, Exempla nr. 27; prae- 
nestinische Ciste Mon.d. Inst. 9, 58. 59 = 0. 1. L. , 

40 14,4105; Inschriften von Aquileia (C.I. L. 5,799 ' 
= 1, 1458) und aus der Gegend von Triest 
(C. I. L. 5, 703 = 1, 1462), zweifelhaft C. I. L. 
2, 1950. Dieselbe Namensform herrscht in 
Falerii (C. I. L. 11, 3081 Menerva sacru; da- 
gegen Minervai in der jüngeren Inschrift 
C. I. L. 11, 3078) und in Etrurien, wo die Bei- 
schriften der Spiegelzeichnungen neben der 
Normalform Menerva die Varianten Menrva, 
Menrfa, Meneruva, Menarva bieten (vgl. Gorssen, 

50 Sprache d. Etrusk. 1, 370 ff.). Die Alten pflegen 
bei ihren etymologischen Versuchen von der 
jüngeren Form Minerva auszugehen und er- 
klären diese entweder von minari (Cornificius 
bei Paul. p. 123: quod fingatur pingaturque 
minitans armis; vgl. Cic. de nat. deor. 2 ,.67 
= Firm. Mat. err. pro f. rel. 17, 3) oder quae 
tninueret (Cic. u. Firm. Mat. a. a. 00.), oder 
als Göttin des Gedächtnisses quasi Meminervam 
(Arnob. 3, 31) ; mit der letztgenannten Deutung 

60 verwandt ist die des Paul. p. 123 quod bene 
moneat, die eine Stütze an dem aus dem Salter- 
liede angeführten Worte promenervat pro^m'lfoet . 
{Fest. p. 205) und wahrscheinlich auch in 'de* 
Form menurbid = scitu, sententia der Caso-Can- 
tovios- Inschrift vom Fuciner See '(Buecheler, 
Rhein. Mus. 33, 490; Lexic. Ital. p. XVL Jor- 
dan, Hermes 15, 9; anders E. Schneider, Litt. 
Centralbl. 1882, 1519 und Exempla nr.83) findet. 

94* 



2983 Minerva (Kult in Italien) Minerva (röm. Staatskult) 2984 

Es kann in der That als ausgemacht gelten, Minervendienstes sei {Müller - Deecke, EtrusJcer 

dafs der Name der Göttin italisch ist und mit 2, 46 ff.), spricht der italische Name. Bedenkt 

skr. Wz. man-, griech. pivog, lat. mens, memini, man nun, dafs eine Überlieferung (s. unten) 

moneou. s.w zusammengehört {Curtius,Grundz. b den römischen Minervenkult aus Falerii her- 

S.312f. Vanieek, Etymol. Wörterb* S. 208f.). leitete, einer Stadt, die infolge ihrer Lage 

und Geschichte eine ähnlich wichtige Ver- 
ü. Italischer Minervenkult. mittlerstellung zwischen etrüskischer und la- 
Eine noch ungelöste und mit den zur Zeit tinischer Kultur einnahm wie auf der anderen 
verfügbaren Mitteln nicht mit Sicherheit lös- Seite Praeneste, und dafs für Falerii die Ver- 
bare Frage ist die nach der Heimat des ita- 10 ehrung der Göttin in verhältnismäfsig früher 
lischen Minervenkultes und seiner Übertragung Zeit inschriftlich bezeugt ist (C. I. L. 11, 3081 : 
nach Rom. Varro rechnete die Minerva zu Menerva sacru. La(rs) Cotena La(rtis) f(ilius) 
denjenigen Gottheiten, deren Verehrung die pretoddezenatuosententiadvootumdedet. cuando 
Römer von den Sabinern übernommen hätten daturected cuncaptum; vgl. Deecke, Die FaUsker 
(de l. I. 5, 74 und dazu Ambrosch, Studien u. S. 89 ff.), so drängt sich die Vermutung auf, 
Andeut. S. 173), und berief sich dafür darauf, dafs der Minervendienst eben von Falerii aus 
dafs sich auf der Burghöhe der sabinischen sowohl in Etrurien als in Rom Eingang ge- 
Alwrigiiierstadt Orvinium ein uralter Minerven- funden hat. Die Gleichsetzung dieser Göttin 
tempel befinde {Dion. Hai. ant. 1, 14); auch mit der griechischen Athena und die Über- 
seine Hervorhebung, dafs das auf dem — nach 20 nähme undBevorzugung der griechischen Götter- 
Varro sabinischen — Quhinal gelegene Heilig- trias Zeus - Hera - Athena als Iuppiter - luno- 
tum der Trias Iuppiter - Iuno - Minerva , das Minerva scheint in Etrurien erfolgt (die ar- 
Capitolium vetus, älter sei als der capitoli- chaische Inschrift von Falerii, C. IL. 11, 3078: 
nische Tempel {de 1. 1. 5, 158), steht wohl damit Iovei Iunonei Minervai Falesce quei in Sardinia 
im Zusammenhange. Jedoch fehlt es an jeder suntdonumdederuntu. s.w. ist nicht alt genug, 
weiteren Bestätigung der sabinischen Herkunft um für den faliskischen Ursprung der Trias 
des Minervenkultes; im Gegenteil fällt es auf, angeführt werden zu können; vgl. auch O.Kuh- 
dafs sowohl in Latium (einen Minerventempel feldt, De Capitoliis imperii Bomani p. 27 f.) und 
zu Terracina erwähnt Obsequ. 12 zum J. 588 diese von dort nach Rom gekommen zu sein 
= 166) wie im Berglande Mittelitaliens und 30 (vgl. E. Amt oben Sp. 721 f.). 
in Unteritalien die Zeugnisse für die Verehrung Römischer Staatskult, 
dieser Göttin spärlich und spat sind: ein an- 
geblich von Odysseus gegründetes Minerven- Dafs Minerva nicht zu den altrömischen 
heiligtum in Bruttium {Solin. 2, 9; gemeint ist di indigetes gehörte, beweist das Fehlen ihres 
wohl das calabrische Minervium, vgl. Strab. Namens in der ältesten Festtafel und der 
6, 281 u. a.) war jedenfalls griechischer Her- Mangel eines für ihren Dienst bestimmten 
kunft, und dasselbe gilt von dem ebenfalls Priestertumes (aueh ist zu beachten, dafs die 
auf Odysseus zurückgeführten {Strabon 5, Arvalbrüder Minerva nur im Zusammenhange 
247) Tempel auf der Höhe des Promonto- des capitolinischen Dreivereins, nicht einzeln 
rium Minervae bei Surrentum in Campanien 40 anrufen). Aufnahme in den römischen Staats- 
(Seneca epist. 77, 2. Stat. silv. 2, 2, 2; 3, 2, 24; kult fand die Göttin vielleicht zuerst in der 
6, 3, 165 f.; wenn Statius an den beiden ersten "capitolinischen Trias, wenigstens ist höheres 
Stellen die Göttin ah Tyrrhena Minerva be- Alter ihres Sonderknltes in Rom nicht nach- 
zeichnet, so darf man das nicht mit Müller- weisbar. Ein Heiligtum der Minerva lag am 
Deecke, Etrusker 2, 47 auf etruskische Herkunft unteren Abhänge des Caelius {Caelius ex dito 
dieser Minerva beziehen, sondern sie wird nur qua mons descendit in aequum, hie ubi non 
als die Beherrscherin des Tyrrhenum mare cha- plana est, sed prope plana via, Ooid. fast. 3, 
rakterisiert, wie die dritte Statius- Stelle zeigt: 835 f.) nach der zwischen ihm und den Carinae 
vel quos e vertice Surrentino mittit Tyrrheni sich hinziehenden Ebene zu; da es in der Ar- 
speculatrix virgo profundi); auf oskisehen In- 50 geerurkunde bei Varro de l. I. 6, 47 als Mi- 
schriften erscheint Minerva nie; die nicht sehr nervium bezeichnet wird (vgl. auch Ovid. a.a.O. 
zahlreichen inschriftlichen Belege für ihre Ver- 837 parva delubra) , so war es sicher keine 
ehrung in Latium und Unteritalien gehören aedes saera, sondern ein sacellum, und da die 
durchweg der Kaiserzeit an und verraten un- Stiftungstage solcher sacella nicht im Kalender 
verkennbar römischen Einflufs. Etwas deut- verzeichnet waren, ergiebt sich die Angabe 
licher sind die Spuren, welche nach Etrurien Ovids a. a. 0., dafs der 19. März der Stiftungs- 
führen, wo das Alter des Minervenkultes so- tag des Heiligtums gewesen wäre, als falsch; 
wohl durch die Rolle bewiesen wird, welche er hat dieses mit dem Minerventempel auf dem 
diese Göttin in der alten etruskischen Blitz- Aventin verwechselt (anders Jordan, Ephem. 
lehre spielt (vgl. z. B. Serv. Aen. 1, 42; 11, 259), 60 epigr. 1, 238. Mommsen, C. I. L. 1, l 2 p. 312). 
als auch durch den Umstand, dafs bei der Dar- Die Göttin auf dem Caeliusführte den NamenMi- 
stellung griechischer Mythen auf Spiegel- und nerva Capta, dessen Bedeutung zweifelhaft war; 
Cistenzeichnungen in den Beischriften die grie- unter den verschiedenen Erklärungsversuchen, 
chische Athena stets als Menerva bezeichnet die Ooid a. a. 0. 839 ff. anführt {capitale in- 
ist, eine Gleichsetzung, die natürlich nur dann genium, weil sie de capite patemo prosiluit, 
möglich war, wenn Minerva in Etrurien selbst weil auf Schädigung des Heiligtums Kapital- 
Verehrung genofs. Gegen die Annahme jedoch, strafe steht), ist von Bedeutung nur der eine, 
dafs Etrurien die ursprüngliche Heimat des dafs die Göttin als Gefangene bezeichnet werde, 



2985 Minerva (röm. Staatskult) Minerva (röm. Staatskult) 2986 

quia perdomüis ad nos captiva Faliscis venit Walker, Färber, Schuster, Zimmerleute, Ärzte, 
(v. 843 f. unter Berufung auf littera prisca d.h. Schulmeister, Ciseleure, Maler, Bildhauer und 
die Stadtchronik); danach wäre das sacellum Trompeter (letztere in falscher Verknüpfung 
nach der Eroberung und Zerstörung Faleriis mit dem am 23. März stattfindenden Tubi- 
im J. 513 = 241 erbaut (Jordan, Hermes 4, lustrium) auf, ohne jedoch damit Vollständig- 
243 f. und zu Preller, Böm. Myth. 1, 292, 2 ; über keit zu beanspruchen; wir werden anzunehmen 
die Lage Brunn, Annali d. Inst. 1849, 376 ff. haben, dafe die Feier der Quinquatrus und 
Gilbert, Topogr. 2, 33, 2). Jedenfalls älter ist überhaupt der Spezialkult der Minerva sämt- 
dann der nur zufällig vor dem J. 547 = 207 liehen in Rom anerkannten Handwerkerzünften 
niemals erwähnte Tempel der Minerva auf 10 (vgl. über sie W. Liebenam, Zur Geschichte u. 
dem Aventin (über seine Lage vgl. Oros. 5, Organisation des röm. Vereinswesens S. 3 ff.) ge- 
12, 7 und dazu Gilbert, Topogr. 2, 238, 1), meinsam war. Wenn daher im J. 547 = 207 
dessen Stiftungstag nach Verrius Flaccus {Fest. zu Ehren des Livius Andronicus, der für eine 
p. 257 : Minervae autem dicatum eum diem exi- Sühnprozession ein besonders schönes und er- 
stimant, quod eo die aedes eins in Aventino folgreiches Jungfrauenlied verfafst hatte, den 
consecrata est; vgl. Fast. Praen. zum 19. März) scribae und histriones publice attributa est in 
auf das Marefest der Quinquatrus am 19. März Aventino aedes Minervae, in qua liceret scribis 
fiel, wogegen die Fasti Esquilini und Amiter- histrionibusque eonsistere ac dona ponere (Fest. 
nini sowie Ovid. fast. 6, 728 ihn auf den 19. Juni p. 333; vgl. Liv. 27, 37, 5 u. 12. Bicls, Sibyll. 
ansetzen. Während Jordan(Ephem. epigr.l, 238) 20 Blätter S. 90, 3), so bedeutet das nichts an- 
die Angabe des Verrius Flaccus ganz verwirft deres als die Verleihung von Korporations- 
und den 19. März nur als Stiftungsfest der Mi- rechten an das collegium poetarum (0. Jahn, 
nerva Capta auf dem Caelius gelten lassen Ber.d.sächs.Gesellsch.d. Wissensch. 1856, 294 ff.), 
will, bezieht Mommsen (C. I. L. 1, l 2 p. 312. Gelegentliche Erwähnungen führen uns die Quin- 
320) das eine Datum auf die dedicatio, das quatrusfeier der Walker (Novius frg. 95 Ribb. 
andere auf die constitutio des Heiligtums: die = Non. p. 508: fullonem compressi Quinquatri- 
richtige Lösung hat Aust (De aedib. sacris lus. Plin. n. h. 35, 143: Simus [pinxit] offici- 
p. 42f.) gefunden, indem er annimmt, dafs der nam fullonis Quinquatruus celebrantem; Sym- 
von Verrius Flaccus bezeugte ursprüngliche bole der Göttin, Eule und Olivenkranz, auf 
Stiftungstag (19. März) bei der Restauration 30 dem pompejanischen Fullonenbilde , Heibig, 
des Tempels durch Augustus (Monum. Ana. Wandgem. nr. 1502 = O. Jahn, Abhandl. der 
4,6) auf den 19. Juni verlegt wurde; das von sächs.^ Gesellsch. d. Wiss. 5, 1868, 309 Taf. 4, 2) 
Mommsen (a. a. 0. p. 320) gegen Aust ange- und Ärzte vor ( Varros Satura Menippea Quin- 
führte Zeugnis üvids (fast. 6, 728 coepit Aven- quatrus, vgl. dazu E. Norden, Jahrb. f. Philo}, 
tina Pallas in arce coli) beweist nur, dafs Suppl. 19, 397), vor allem aber war es auch ein 
dieser in dem von ihm benutzten Fasten- FestderSchullehrerundderSchuljugendjletztere 
exemplar zum 19. Juni dasselbe las, was uns genofs ein paar Ferientage (Hör. epist. 2, 2, 197 : 
die Fasti Esquilini und Amiternini bieten puer ut festis Quinquatribus olim exiguo gra- 
(Minervae in Aventino) und dies für den ur- toque fruaris tempore raptim. luven. 10, llöf.: 
sprünglichen Stiftungstag hielt , weshalb er 40 totis Quinquatribus optat quisquis adhuc uno 
den am 19. März verzeichneten natalis Mi- parcam colit asse Minervam. Symm.epist.6,Sb: 
nervae statt auf das aventinische Heiligtum Minervae tibi sollemne de scholis notum est, ut 
fälschlich auf die Minerva Capta bezog (ahn- fere memores sumus etiam procedente aevo pue- 
liche Irrtümer sind bei Ovid häufig: vgl. über rilium feriarum), die Lehrer aber erhielten an 
den Stiftungstag des Tempels der Lares prae- diesem Tage das Jahreshonorar (so ist Maar. 
stites oben Sp. 1871f., über den des Quirinus- Sat. 1, 12, 7 zu verstehen: hoc mense [d.h. im 
tempels Wissowa, Hermes 26, 138 ff.). Auch März] mercedes exsolvebant magütris, quas com- 
nach der Verlegung des Stiftungstages ist der pletus annus deberi fecit) oder ein aufserordent- 
19. März der Hauptfesttag der Minerva ge- liches Geschenk, das Minenale munus oder 
blieben; denn die Stiftungsfeier des aventi- 50 Minerval (Tertull. de idolol. 10: quis ludima- 
nischen Tempels hatte allmählig das Fest der gister sine tabula VII idolorum Quinquatria 
Quinquatrus, das zum Marskulte gehörte, ge- tarnen frequentabit? ipsam primam novi disci- 
wissermafsen für Minerva annektiert und zu puli stipem Minervae et honori et nomini con- 
einem Feste dieser Göttin gemacht (vgl. Momm- secrat . . . Minervalia Minervae. Hieron. in 
sen, C. I. L. 1, l 2 p. 312), so dafs in den spä- Eph. 6, 4 tom. 7 p. 666 C Voll- hoc Kalenda- 
teren Bauernkalendern ^ogar der ganze Monat riam strenam et Saturnaliciam sportulam et 
März als der Minerva heilig bezeichnet wird Minervale munus grammatiem et orator aut 
(tutela Minervae, G. I. L. 1, l 2 p. 280). Die in sumptus domesticos aut in templi stipes aut 
Bedeutung des Tages liegt darin, dafs er von in sordida scorta convertit; Minerval auch 
den Handwerkervereinen, welche Minerva als eoVarro de r. r. 3, 2, 18: Axius, Merula mi, in- 
ihre Schutzgottheit verehren, als ihr Festtag quit, reeipe me quaeso diseipulum villaticae 
gefeiert wird (artificum dies, Fast. Praen. zum pastionis. Ille, Qui simulac promiseris Miner- 
19. März; artifieibus Minervae, Inschrift aus val, ineipiam, inquit; vgl. Corp. gloss. lat. 2, 
Apsoros in Dalmatien, C. I. L. 3, 3136; sed ni- 129, 41 Minervalicium. avvatazi%öv); auch son- 
mirum Minerva est, quae omnes [nämlich artes] stige Personen untergeordneter Stellung er- 
repperit ideoque Uli opifices supplicant, Lact. hielten an den Quinquatrus von ihren Brod- 
inst. 1, 18, 28). Ovid (fast. 8, 82tff.) zählt als gebern Gratifikationen (Plaut, mtl. glor. 691f.: 
an der Festfeier der Quinquatrus beteiligt die da quod dem Quinquatribus praccantrici, eon- 



2987 Minerva (röm. Staatskult) Minerva (röm. Staatskult) 2988 

iectrici, ariolae atque aruspicae). Der allge- keine andere und nähere Beziehung als alle 
nieine und volkstümliche Charakter des Festes anderen Gilden, es ist ihnen wie jenen der 
kam um so mehr zur Geltung, als man schon aventinische Minerventempel zum Versamm- 
in früher Zeit (das älteste Zeugnis Liv. 44, langslokale angewiesen (Varro de 2.2. 6,17: 
20, 1 Quinquatribus ultimis aus dem J. 586 Quinquatrus minusculae dictae Iuniae idus a 
= 168) unter dem Eindrucke einer falschen simüitudine maiorum, quod tibicines tum feriati 
Etymologie des Namens (Quinquatrus von quin- vagantur per urbem et eonveniunt ad aedem 
que, Ooid. fast. 3, 810; vgl. dagegen Varro Minervae. Fest. p. 149: minusculae Quinqua- 
de l. I. 6, 14. Fest. p. 254) die Feier zu einer trus appellantur Idus Iun., quod is dies festus 
fünftägigen machte; an den späteren Tagen 10 est tibicinum, qui colunt Minervam, cuius deae 
(nicht an dem eigentlichen Festtage, Ovid. proprie festus dies est Quinquatrus mense Mär- 
et, a. 0. 811) fanden aufser anderen Belusti- tio); erst spätere Kombination hat das Ver- 
gungen (ßuet. Aug. 71; Nero 34. Tae. ann. hältnis der tibicines zu Minerva durch die 
14, 4) seit der augusteischen Zeit Gladiatoren- griechische Sage von der Erfindung der Flöte 
spiele statt (Ovid. a. a. 0. 813 f. Cass. Bio 54, durch Athena begründen wollen (Ovid. fast. 
28., 3); nach der Ermordung der Agrippina im 6, 693 ff.) und neuere Gelehrte haben aus ihrer 
J. 59 n. Chr. ordnete Nero an, ut Quinquatrus, Beziehung zur Flötenmusik Aufschlüsse über 
quibus apertae insidiae essent, ludis annuis Herkunft und Wesen der Göttin erhalten zu 
celebrarentur, aureum Minervae simulaerum et können geglaubt (Müller -Beecke, EtrusJeer 2, 
iuxta principis imago statuerentur (Tac. ann. 20 48 f. Liebenam, Vereinswesen S. 288, 3). 
14, 12); Domitian endlich, der sich der ganz Das, was über die Quinquatrusfeier der 
besonderen Gunst der Minerva rühmte (s. unten), republikanischen Zeit bekannt ist, zeigt deut- 
beging die Quinquatrus alljährlich auf seinem lieh, in welcher Auffassung Minerva in Rom 
Albanum (daher Palladiae Albae, Martial. Aufnahme gefunden hatte: sie ist ausschliefs- 
5, 1, 1) durch ein prächtiges Fest, an dem aufser lieh die Beschützerin der Kunstfertigkeit und 
venationes und Gladiatoren- und Bühnenspielen des Handwerks , wie Mercurius der der Kauf- 
auch Wettkämpfe von Dichtern und Rednern leute, und wenn die oben ausgesprochene Ver- 
stattfanden (Gass. Bio 67, 1, 2. Suet. Born. 4; mutung über die Herkunft des Kultes aus 
mehr bei Friedländer, Sitt.- Gesch. 3 5 , 381). Falerii das Richtige trifft, so hat die Göttin 
Kein Minervenfest sind die sog. Quinqua- 30 wahrscheinlich im Gefolge faliskischer (bezw. 
trus minusculae am 13. Juni, an denen das südetruskischer) Handwerker ihren Einzug in 
besonders bevorzugte collegium tibicinum Mo- Rom gehalten. Zu der Annahme, dafs, diese 
manorum qui sacris publicis praesto sunt (siehe Anschauung von der Göttin bereits unter dem 
CLL. 6, 240. 1054. 2191. 3696. 3877. 3877») Einflüsse griechischer Vorstellungen sich ge- 
für sich allein sein Zunftfest feierte und — bildet habe, liegt kein Grund vor, vielmehr 
offenbar mit Rücksicht auf die notwendige wird eben die Ähnlichkeit dieser Handwerks- 
Beteiligung von Flötenbläsern an den Opfer- göttin mit der griechischen 'A&r\vä 'Egyävrj 
handlungen (Plin. n. h. 28, 11) — das Vor- (s. Preller -Robert, Griech. Mythol. 1, 221f.) zur 
recht genofs, sein Festmahl auf dem Capitol Gleichsetzung von Minerva und Athena geführt 
in aede Iovis zu halten (daher C. I. L. 6, 3696: 40 haben; wenn spätere Autoren die Minerva spe- 
fmagistri] quinq(uennales) [collegi] teib(icinum) ziell als dea lanificii bezeichnen (Serv. Aen. 5, 
Rom(anorum) qui fsfacris) p(ublicis) p(raesto) 284; 7, 805. Tertull. de pall 3. Arnob. 3, 21; 
sfunt)J Iovfi) Epul(oni) s(acrum)). Um dies 5, 45), so gilt das der griechischen Schutz- 
Vorrecht sowie den Festbrauch, dals die Flöten- göttin des Spinnens und Webens, während 
bläser maskiert und in langen Gewändern durch der römischen Auffassung die Zuspitzung auf 
die Stadt zogen und allerlei Mummenschanz diese weiblichen Kunstfertigkeiten fremd ist 
trieben (Varro de l. 2. 6, 17. Gensor. de d. n. (lehrreich ist Ovid. fast. 3, 815 ff., der die Mi- 

12, 2), zu erklären, erzählte man ein drolliges nerva erst — nach griechischer Art — von 
Geschichtchen, wie einst (im J. 443 = 311, den spinnenden und webenden Mädchen, dann 
Liv., Val. Max., Ovid. ; zur Zeit der Decemvirn, 50 — nach römischer — von den Handwerker- 
Plutarch) die Pfeiferzunft wegen gewaltsamer innungen anrufen läfst); daher die sprichwört- 
Schmälerung ihrer alten Rechte die Arbeit liehen Redensarten omnis Minervae homo und 
eingestellt hätte und nach Tibur ausgewan- invita Minerva als aus der römischen, crassa 
dert wäre, bis es gelungen sei, sie in schwe- Minerva als aus der griechischen Anschauung 
rem Rausche zu Wagen unvermerkt nach Rom hervorgegangen anzusehen sind (vgl. A. Otto, 
zurückzuführen und im Katzenjammer zu ver- Sprichw. d. Römer S. 224 f.; das Sprichwort 
söhnen (Ovid. fast. 6, 651 ff. Plut. Qu. Rom. 55. sus Minervam ist griechisch). Scheinbar ganz 
Liv. 9, 30, 5 ff. = Val. Max. 2, 5, 4). Der nicht aus diesem Gedankenkreise heraus fällt es, 
offizielle, sondern nur volkstümliche Name Quin- wenn Livius 45, 33, 2 erzählt, Aemilius Paullus 
quatrus minusculae (Varro, Censor. a. a. 0. Fest, eo habe die den Feinden abgenommene Waffen- 
p. 149) besagt nur, dafs der Tag, wie die grofsen beute verbrannt precatus Martern Minervam 
Quinquatrus, ein Gildenfest ist, nicht aber dafs Luamque matrem et ceteros deos, quibus spolia 
er der Minerva geweiht sei: vielmehr ist der hostium dicare ius fasque est: in dieser offen- 

13. Juni, wie alle Iden„ ein Festtag des Iup- bar altrömischen Gebetsformel und neben der 
piter (fer(iae) Iovi, Fast. Venus.; Iovi, Fast. zum ältesten Götterkreise gehörenden Lua 
Tuse.J, und dazu stimmt das Festmahl im mater (s. oben Sp. 2146) mufs das Auftreten 
capitolinischen Tempel (Mommsen, C. I. L. der Minerva höchlichst befremden, und es 
1, l a p. 320). Zu Minerva haben die tibicines unterliegt wohl keinem Zweifel, dafs ihr Name 



2989 Minerva (röm. Staatskult) Minerva (röm. Staatskult) 2990 

nur von Livius oder seiner Quelle für den der neben der von ihm vollendeten Curia Iulia 

alten Marsgenossin Nerio (s. d.) eingesetzt das Chalcidicum , d. h. ein Heiligtum der Mi- 

worden ist. Aus dem Ritual des Minerven- nerva Chalcidica (Cass. Bio 51, 22 : xö xs 'Afrri- 

dienstes sind Einzelheiten nicht bekannt, die vcciov xb Xalmämov mvo(iaCft.svov xal xb ßov- 

Angabe des Arnöb. 7, 22, dafs ihr Kälber (vi- Isvxtjqlov xb 'Iovluov . . . v.a&ieQcoo£v. Mon. 

tulae) geopfert worden wären, ist unkontrol- Anc. 4, 1]: Curiam et continens ei Chalcidicum), 

lierbar und ohne nähere Beziehung. Noch der das später als atrium Minervae bezeichnet wird 

republikanischen Zeit gehört der Kult der Mi- (vgl. Jordan, Topogr. 1, 2, 253 ff. Mommsen, 

nerva Medica (Cic. de div. 2, 123: sine medico Bes gestae d. Aug. p. 79). Ein Tempel der- 

medicinam däbit Minerva) und ihr Heiligtum 10 selben Minerva Chalcidica im Marsfelde (Notit. 

auf dem Esquilin (Notit. reg. 5. C. J.i.6,10183: reg. 9; vgl. Gilbert, Topogr. 3, 381, 1. Nissen, 

Cn. Vergilius Epaphroditus magister odariarius Rhein. Mus. 28, 547 f.) war erbaut von Domi- 

a Minerva Medica) an, dessen Lage neuerdings tian (Mommsen, Chron. minora 1, 146), welcher 

durch einen Fund zahlreicher Votivstatuetten die Minerva als seine ganz besondere Schutz- 

und einer archaischen Inschrift Mejnerva dono gottheit verehrte (familiäre numen Minervae, 

defdit festgestellt worden ist (Bull. arch. com. Quintü. 10, 1, 91. Suet. Born. 15. Cass. Bio 

15, 1887, 164ff. 167ff.; vgl. ebd. 16, 1888, 125 f.). 67, 1, 2; 67, 16, 1. Martial. 6, 10, 9; 8, 1, 4; 

DieVorsteJlungkannreinaufrörnisch-italischem 9, 3, 10 u. a.) und sogar die Geschmacklosig- 

Boden erwachsen Bein, indem die Schutzpatronin keit besafs, sich in öffentlichen Gebeten als 

der Ärzte (s. oben) selbst zur Heilgöttin wurde; 20 den Sohn der jungfräulichen Göttin aufführen 

doch ist der Gedanke an eine Einwirkung der zu lassen (Philostr. vit. Apoll. 7, 24). Einen 

griechischen 'J&rjvä 'Tyisia, Ilanovicc u. s. w. zweiten Minerventempel desselben Kaisers nennt 

(s. Bruchmann, Be Apolline et graeca Minerva der Katalog seiner Bauten in unmittelbarem 

deis medicis. Breslau 1885, 75 ff.) nicht aus- Zusammenhange mit dem Dioskurentempel 

zuschliefsen. Denn seit dem 3. vorchristlichen (Mommsen a. a. O. templum Castorum et Mi- 

Jahrhundert erfuhr, wie die sonstigen römischen nervae; ebenso Curios. reg. 8), und da auf 

Gottesdienste, auch der Minervenkult eine durch- den Militärdiplomen seit dem J. 90 (Mommsen, 

greifende Hellenisierung; bei dem grofsen Lee- JEphem. epigr. 5 p. 656) als Publikationsort der 

tisternium des J. 537 = 217 erscheint Minerva Originalurkunde regelmäfsig angegeben wird 

zum ersten Male, und zwar nach griechischer 30 in muro post templum divi Aug(usti) ad Miner- 

Art mit Neptunus- Poseidon gepaart (Liv. 22, vam, so mufs der Tempel sowohl dem Castor- 

10, 9), und ebenso hat sie ihren Platz in der tempel als auch dem Tempel des Augustus, 

Aufzählung derselben griechisch-römischen dem sog. templum novum (Henzen, Acta fr. 

Zwölfgötter bei Ennius ann. frg. 79 Baehr. = Arv. p. 55), benachbart gewesen sein, also an 

Apul. de deo Socr. 2 p. 7, 2 Lütj. Griechische der Nordostecke des Palatins nach dem Forum 

Vorstellungen sind es auch vorwiegend, die zu gelegen haben; er ist auch gemeint bei 

am Ende der Republik für ihre Verehrung Martial 4, 53, 1 (hunc quem saepe vides intra 

mafsgebend sind. Dieser Zeit gehört der penetralia nostrae Pallados. et templi limina, 

Glaube an, dafs sich unter den pignora imperii Cosme, novi: dieselbe Verbindung des Mi- 
im Tempel der Vesta ein Palladium befinde 40 nerven- und Augustustempels wie auf den 

(zuerst bei Cic. pro Scauro 48), welches man Militärdiplomen), während eich 5, 6, 1 Sexte, 

mit dem trojanischen identifizierte und durch Palatinae eultor faeunde Minervae wohl eher 

den Urahn der die Minerva als Geschlechts- auf die bibliotheca Palatina (vgl. Plin. n. h. 

göttin verehrenden gens Nautia nach Rom 7, 210: Belphica antiqui aeris, quae est hodie 

gebracht sein liefs (Zeugnisse bei Marquardt, in Palatio dono prineipum Minervae dicata in 

Staatsveno. 3, 251. Preller, Böm. Mythol. 1, bibliotheca) bezieht. Ein dritter Minerven- 

298 f. ; vgl. Wissowa, Hermes 22, 43 f.). Pom- tempel bildete den Mittelpunkt des von Do- 

peius weiht der Minerva de manibiis ein mitian begonnenen (Martial. 1, 2, 8 Palladium 

Heiligtum, in dessen Weihinschrift (Plin. n. h. forum, im J. 86) , aber erst von Nerva vollen- 
7, 97) er prunkend seine Kriegserfolge dar- 50 deten Forums, des sog. forum transitorium 

stellt, fafst sie aleo als die siegverleihende (Aur. Vict. Caes. 12, 2: Nerva dankt ab dedi- 

Göttin, 'JQ-rjvä Nlktj; Varro ruft im Eingange cato prius foro, quod appellatur pervium, quo 

seiner ' Schrift vom Landbau (1, 1, 6) neben aedes Minervae eminentior consurgit et magni- 

der italischen Venus hortorum Minerva als ficentior. Weihinschrift des Tempels C. I. L. 

Schützerin des Ölbaumes an, Cicero verehrt 6,953; vgl. Jordan, Topogr. 1,2, 449 ff. O.Bichter, 

Minerva als Gustos urbis (Cic. de domo 144; Handb. d. klass. Altertumswiss. 3, 807); der an 

vgl. Minerva Custos, C. I. L. 6, 529), d. h. nach der Ruine des Tempels noch teilweise erhal- 

griechischer Vorstellung als Tlolidg, und stiftet tene, aber arg verstümmelte Relieffries (abgeb. 

bei seiner Verbannung das Bild dieser Göttin Monum. d. Inst. 10, 40 — 41», dazu Blümner, 
aufs Capitol (Cic. de leg. 2, 42. Plut. Cic. 31. 60 Annali d.Inst. 1877, 6ff.) zeigt in einer langen 

Cass. Bio 88, 17, 5; das Bild wird |später im Reihe von Scenen Minerva als Beschützerin 

J. 7H *. 43 vom Blitze getroffen, {Cic. epist. verschiedener Zweige gewerblicher Thätigkeit, 

12, 26, 1. Cass. Bio 45, 17, 3); Augustus, wel- aber durchaus in griechischer Färbung, z. B. 

chen vor der Schlacht bei Philippi Minerva wie sie Arachne bestraft und als Führerin der 

durch ein Traumgesicht vor drohender Lebens- Musen (E. Petersen, Böm. Mitt. 4, 88). Seit 

gefahr gewarnt haben sollte (Val. Max. 1, 7, 1), Domitian ist von Errichtung neuer Kultstätten 

erneuerte nicht nur das aventinische Heiligtum der Minerva in Rom nichts mehr bekannt, 

der Göttin (e. oben), sondern erbaute auch denn das Athenaeum Hadrians hat mit dem 



2991 Minerva (Kult im röm. Reiche) Miuoe'tes 2992 

Kulte nichts zu thun (Zeugnisse bei Gilbert, bindung mit Fortuna (0. I. L. 6, 527; 9, 4674; 

Topogr. 3, 837), und der von Gordian einge- 14, 2867. C. 1. Ehen. 975. 993). Mehrfach hat 

setzte agon Minervae (Mommsen, Chron. min. man fremde Gottheiten an Minerva angeglichen: 

1, 147), eine Erneuerung der früheren Neronia so verehrt man in Benevent die grofse Mutter 

(Aurel. Viet. Caes. 27; mehr bei Friedländer, als Minerva Berecynthia (.CLL. 9,1538— 1542), 

Sitt- Gesch. 2 5 , 436 f.), war eine Schaustellung bei den Galliern fand Cäsar eine Göttin des 

nach griechischem Muster. Handwerks und der Kunstfertigkeit, die er als 

nr ir v. j i»- • •■—• i. t> • T. Minerva bezeichnet (b. Gatt. 6. 17,2 Minervam 

IV. Verehrung der Minerva im römischen Reiche. 0?mim atoue artißc } omm ini i ia ' traderel und 

Sehen wir von der grofsen Masse von Weih- 10 die britannische Göttin der heilkräftigen Quellen 

inschriften ab, die an Minerva im Verein mit von Bath oder Aquae Sulis galt den Römern 

den anderen beiden capitolinischen Gottheiten als Minerva (Solin. 22, 10: fontes calidi . . ., 

gerichtet sind, so sind die verbleibenden Zeug- quibus fontibus praesul est Minervae numeri, in 

nisse ihrer Sonderverehrung keineswegs sehr cuius aede perpetui ignes numquam canescunt 

zahlreich, wenn sie auch nirgends ganz fehlen. In in favillas, sed ubi ignis tabuit vertit in globos 

Italien ist eine Priesterin der Minerva bezeugt saxeos; als dea Sul Minerva wird sie bezeichnet 

für Barium (C. I. L. 9, 307), cultores Minervae C. I. L. 7, 39. 42. 43; vgl. C L. L. 12, 2974, aus 

für Cortona (C. I. L. 11, 1906); besonders wich- der Gegend von Nemausus: Sulfejviae Idenni- 

tig aber war die Verehrung der Minerva memor cae Minervae votum. M. Ihm, Jahrb. d. Vereins 

oder Minerva mediea Cabardiacensis in der Ge- 20 von Altertumsfr. im Bheinl. 83, 1887, 81f.). 

gend von Placentia, die nach dem Zeugnisse „ _ 

zahlreicher Weihinschriften (C. I. L. 11, 1292 v - Deutungen. 

— 1310, darunter z. B. nr. 1297: indulgentia Die antiken Versuche, das Wesen der Mi- 

medicinarum eius infirmitate gravi liberata; nerva zu erfassen, sind für uns belanglos, weil 

nr. 1305: restitutione facta sibi eapillorum) eine sie sich auf die Voraussetzung der Identität 

gesuchte Heilgöttin war. Als weitere Stätten von Minerva und Athena gründen und das 

des Minervendienstes können Brixia (C. I. L. Material für ihre Kombinationen gemeinhin 

5, 4273—4282), Verona (ebd. 3270—3277), der der griechischen Auffassung entnehmen: das 
nahe gelegene pagus Arusnatium (ebd. 3906. gilt ganz besonders von Varro, der im 16. Buche 
3909. 3911—3914), Aquileia (ebd. 5, 799 — 802. 30 der Antiquitates verum divinarum (Fragmente 
8238), Concordia (aedes Minervae, C. I. L. 5, bei E. Schwarz, Jahrb. f. Philol. Suppl. 16, 
1892; ein curator templi Minervae, ebd. 5503, 496 f.) Minerva als summum aetheris cacumen 
aus der Gegend des Lago maggiore), ferner deutete (Maer. Sat. 3, 4, 8 = Serv. Aen. 2, 2*96). 
Apulum in Dacien gelten (C. I. L. 3. 1104 — Andere Erklärungen, z.B. als sapientia (Paul. 
1106), Tempel kennen wir aufserdem in Gades p. 123) oder als memoria (Arnob. 3,31. August. 
(C. I. L. 2, 1724), Tarraco (C. I. L. 2, 4085), c. d. 7, 3), ergeben für die römische Göttin 
Regnum im südlichen Britannien (G.L.L. 7, 11), eben so wenig, wie die Düfteleien späterer 
Lambaesis in Numidien (C. I. L. 8, 2636). Be- Zahlenmystiker, welche die Fünf- oder die 
sonders zahlreich sind, entsprechend den An- Siebenzahl (fünf, Serv. Georg. 1, 277; sieben, 
schauungen, welche die Einführung des Mi- 40 Chalcid. ad Plat. Tim. 36 p. i02 Wrob.; nume- 
nervendienstes in Rom herbeigeführt hatten, rus Minervae inventum, Liv. 7, 3, 7) als der 
Weihungen einzelner collegia (vgl. auch die Minerva heilig ansahen. Ebenso hat es in der 
Verbindung: deae Minervae et Genio collegi, bildenden Kunst die römische Minerva nie zu 
C. L. L. 7, 1036) und Handwerksverbände (vgl. einem eigenen Typus gebracht, sondern es sind 
auch Liebenam, Vereinsw. S. 288 f.), so der tubi- die Darstellungsformen der griechischen Athena 
eines (Minervae Augfustae) saefrum): scola tu- ohne weiteres und ohne besondere Modifika- 
bicinum ex voto posuit, C. I. L. 3 Suppl. 10997, tionen auf sie übertragen worden. [Wissowa.] 
aus Brigetio in Pannonien), des collegium cor- Minis (Mivig), Freier der Penelope aus Zakyn- 
nicinum (Rom, CLL. 6,524), der aeneatores thos, Apollod. Epit. 7, 29. Mythogr. Graeci 
(Brambach, C. I. Ehen. 1738: Minervae aenea- 50 1, 234 Wagner. Papadopulos - Kerameus ver- 
tores coh(ortis) I Seqfuanorum) et Eaur(acorum) mutet Mvvrjg. [Höfer.] 

eqfuitatae) v. s. I. I. m.), der fontani (C. I. L. Ministri? C L. L. 5, 3101 (Vicenza; Altar): 

6, 268) oder fullones (C. I. L. 1, 1406, Spole- A.a Ministros \ L . Saufeius .C.f. Scä \ voto. 
tium) oder lotores (G. I.L. 5, 801, Aquileia), der [R. Peter.] 
stuppatores (Wergarbeiter, Kalfaterer? CLL. Minithyia (Mivl&vut), Amazonenkönigin in 
14, 44, aus Portus: numini evidentissimo Mi- der Alexanderfabel, Justin 2,4; vgl. Thalestris. 
nervae aug(uatae) sacrum, conservatrici et anti- [Klügmann.] 
stiti splendidissimi corporis stuppntorum) , ins- Minitra. C I. L. 3, 3474 (Ofen): Minitrae . | 
besondere des collegium fabrum (Notiz, d seavi Aur . Florian\us . vet .ex.b.f cos \ pro salutem 
1880, 261, aus Pisaurum: in schola deae Minerve 60 meam . et om\nium . menrum | numini . eius | di- 
aug(ustae) col(legium) fab(rum) collegae universi dieavi . Sabino | II et Venusto cos (240 n. Chr.). 
convenerunt. O. I. L. 9, 3148, Corfinium. 2, 4498, [R. Peter.] 
Barcino in Hisp. Tarrac. 7, 11, Regnum in Bri- Minoa, Minois = Ariadne (s. d). 
tannien, wo die Verbindung [NJepluno et Mi- Minoetes (Mivcorßrts), Beiname des Dionysos 
nervae templum wohl auf Schiffszimmerleute von der Stadt Minoa auf Amorgos diovvem 
weist); Paarungen mit anderen Gottheiten, wie Miivm^xy, C I. G. 2, 2264m add. p. 1034; vgl. 
sie a,uf einigen inschriften sich finden, sind mehr zum Dionysoskultus in Minoa Eofs, Inscr. ined. 
zufälliger Natur, häufiger findet sich nur die Ver- 3, 314 p. 58. 60. [Höfer,] 



2993 Minos (Genealogie u. Chronologie) Minos (Kinder n. Geliebte) 2994 

Minos (Mtvcog, auch Mtivcog, s. Pape-Ben- Phaidra (s. d.). Ferner werden als Kinder des 

seier s. v.). Minos von anderen Frauen genannt: Eury- 

„ , . , „. , . medon, Chryses, Nephalion und Philolaos von 

Genealogie und Chronologie. der N ; mph ^ Pareia p (n - Bp&t Preller ^ m)j 

M. war der Sohn des Zeus und der Europa s. Chryses nr. 2 Bd. 1 Sp. 902, wo aber irrtüm- 

(s. d.), König von Kreta, und lebte drei Men- lieh Paus, statt Apollod. 3, 1, 2 steht, richtig 

schenalter vor dem trojanischen Kriege (Herod; unter Eurymedon nr. 4 Bd. 1 Sp. 1425; Euxan- 

7, 171; vgl. Homer 7Z. 13,450), oder war ein Zeit- tios von der Nymphe Dexithea, s.Bd. 1 Sp. 1440; 

genösse des Herakles, Perseus, der Diosknren Molos (s. d.), Pholegandros (s. d.), Asterios oder 

(Euseb. chron. praef. 2 p. 7 ed. Schöne). Nach 10 Asterion, auch Name des Minotauros, s. Bd. 1 

Homer a. a. 0. erhielt er die Herrschaft über Sp. 656 (nach Nonn. Bion. 13, 223 ff. 546; 35, 

Kreta unmittelbar von Zeus ; eine spätere Sage, 385; 37,765; 40, 290 war Ast. ein Sohn der 

deren ältester Vertreter wohl Hesiod ist (siehe Nymphe Androgeneia zu Phaistos); Lykastos, 

Schol. zu Ilias 12, 292), läfst ihn und seine s. Bd. 2 Sp. 2174, Euryale, Mutter des Orion, 

Brüder Rhadamanthys und Sarpedon von dem s. Bd. 1 Sp. 1419 und Giern. Born. Homü. 5,17; 

kretischen König Asterios oder Asterion, dem auch in dem Hesiodfragment des Schol. zu Nie. 

Zeus die Europa zum Weibe giebt, an Kindes- Ther. 15 (Hes. fr. 46 ed. Göttl.) f wo Orion als 

statt angenommen werden; s. Bd. 1 Sp. 1411 ein Sohn zrjg 'TsXqv tTJg Mivcoog 9vyargög be- 

und Pherekydes im Schol. zu Apoll. Bhod. 3, 1087; zeichnet wird, ist wohl EvQvalrig zu lesen. 
4, 433. Paus. 7, 2, 3. Hyg. fab. 41. Strdbon 10, 20 Auffallend ist die Nachricht des Schol. zu 

4, 9 p. 477; 12, 8, 5 p. 573. Biod. Sic. 5, 84. Theoer. 3, 49, dafs lasion, mit dem Demeter 

Lact. Plac. zu Stat. Theb. 6, 441; 7, 187. Eust. den Plutos zeugte, ein Sohn des Minos und 

zu II. 2, 876 p. 369. loh. Malal. p. 31, 6. Tzetz. der Nymphe Phronia gewesen sei, s.d. und 

Chil. 1 bist. 19 v. 473 und zu Lykophr. 1301, unter Katreus; dagegen liegt in der Stelle 

der Minos geradezu einen Sohn des Zeus Aste- des Sero, zu Verg. Aen. 1, 533, wo die Italia, 

rios nennt, während M. bei Euseb. a. a. 0. S. 34 von der das Land benannt sei, als eine Tochter 

als Sohn der Europa und des kretischen Königs des Minos bezeichnet wird, sicher eine Textver- 

Asterios bezeichnet wird (s. auch Hoeck, Kreta derbnisvor. Wahrscheinlich war dort, wie Scholl 

2, 45 ff. 181 ff.). Nach des Asterios Tode ward vermutet, von Talos als Enkel des Minos (von 
Minos Alleinherrscher von Kreta durch Be- so seiner Tochter Ariadne) die Rede, vgl. die 

siegung seines Bruders Sarpedon (Herod. 1, 173. Servius- Ausgabe von Thilo «. Hagen. 

Paus. 7, 3, 7), oder durch göttliche Bestim- T . , ..... . , „. 

mung {Apollod. 3, 1, 3; 2, 5, 7). Als man ihm Liebesverhältnisse des Minos. 

nämlich die Herrschaft über Kreta streitig Ferner liebte Minos die Britomartis und 

machte, erklärte Minos, ihm allein gebühre verfolgte sie vergeblich neun Monate lang 

sie nach dem Ratschlufs der Götter; zum (s. Bd. 1 Sp. 823); die Eriboia oder Periboia, 

Zeichen dessen werde geschehen, was er er- die sich unter den attischen Tributjungfrauen 

flehe. Darauf bat er Poseidon, er möge ihm zu befand, als der König selbst den Tribut von 

dem bevorstehenden Opfer einen Stier senden. Athen nach Kreta holte; doch trat ihm The- 
Der Gott willfahrte seiner Bitte, und so er- 40 seus hindernd entgegen, Paus. 1, 17, 3 vgl. 

langte M. die Herrschaft. Da aber' der aus mit 1, 42, 2. Hyg. Poet. astr. 2, 5; vgl. auch 

dem Meere emporgestiegene Stier von aufser- Serv. zu Verg. Aen. 6, 21; den Miletos (oder 

ordentlicher Schönheit war, schiebte er ihn Atymnios), den Sohn Apollons und der Aka- 

zu seinen Herden und opferte statt seiner ein ballis oder der Nymphe Areia, der sich aber 

geringeres Tier. Darüber erzürnt, machte Po- dem ihn gleichfalls liebenden Sarpedon an- 

seidon den Stier rasend und flöfste der Gattin schlofs und mit ihm nach Karien floh, wo er 

des König8,Pasiphae, eine unbezwingliche Liebe die gleichnamige Stadt gründete, Herod. 7, 92; 

zu ihm ein (s. die Art. Minotauros und Pasi- 1, 173; 4, 45. Apollod. 3, 1, 2. Paus. 7, 2, 5. 

phae). Apollodor berichtet 2, 5, 7, dieser Stier Anton. Lib. 30. Nach Nikander im Schol. zu 
sei der von Herakles auf Kreta gefangene ge- 50 Apoll. Bhod. Arg. 1, 186 war er ein Sohn des 

wesen und nur Akusüaos bezeichne den Stier Euxantios, des Sohnes des Minos. nach Aristo- 

der Europa als solchen: vgl. Tzetz. Chil. 2, 293 ff. kritos ebend. des Apollon und der Areia und 

Preller, Gr. Myth. 2 3 , 123. 200. floh vor dem auf seine Herrschaft eifersüch- 

„. , , „. tigen Minos nach Samos; dasselbe berichtet 

Kinder des Mmos. 0vid Me tam. 9, 443, nur nennt er die Nymphe 

Mit seiner Gemahlin Pasiphae, der Tochter Deione, vgl. auch Atymnos Bd.l Sp.727. Über- 

des Helios und der Perseis (s.d. nr. 1), oder, hanpt wird dem Minos die Einführung der 

nach Asklepiades bei Apollodor 3, 1. 2, Krete, Männerliebe zugeschrieben, und nicht Zeus, 

der Tochter des Astprios, zeugte Minos den sondern Minos soll denGanymedes geraubt haben, 
Katreus (s. Bd 2 Sp. 1004), Deukalion (s. Bd. 1 eo Echemenes in den Kretica bei Athen. 13, 601« 

Sp. 997 und Biod. 4, 62. Enstath. zu II. 2, 649 = Fr. Hist. Gr. 4, 403. Bosiades im Schol. zu 

p. 314). Glaukos oder Glaukon (s. Bd. 1 Sp. 1686 II. 20, 234 = Fr. Hist. Gr. 4, 400, 3 a . Suidas 

nr. 9 und Arsen. 14, 97 ed. I.eutsch = Eudoc. s. v. Mhatc; vgl. auch Ganymedes Bd. 1 Sp. 1596. 

Viol. p. 97 nr. 243 = Palaeph. 27), Androgeos, Auch den TbeBeus liebte er, söhnte sich mit 

auch Eurygyes genannt (s. Bd. 1 Sp. 342 nr. 1 ihm_»us und gab ihm seine Tochter Phaidra 

und loh. Malal. 4 p 107. Luc. de S"lt. 49), die zur Frau, Zenis von Ghios bei Athen. 13, 601 f. 

Akakallis oder Akalle (s. B 1.1 Sp.204f.), Xeno- = Fr. Hist. Gr. 4, 530 und Suid. a. a. 0. 

dike (s. d.), Ariadne (s. Bd.l Sp. 540 ff.) und Seiner vielen Liebschaften wegen belegte 



2995 Minos (Städtegründer) Minos (Gesetzgeber etc.) 2996 

ihn Pasiphae mit einer Krankheit, der zufolge Mitteilung des Heracl. Pont, hiqi nolix. 3 (Az- 
alie Frauen, denen er beiwohnte, sterben rmv) zu beruhen, dafs Minos zur Ordnung seiner 
mufsten, Apoll. 3, 15, 1; doch Prokris, die Gesetze neun Jahre gebraucht habe, Plut. Thes. 
Minos durch Schenkung eines Hundes, dem 16. Numa 4. De vita et poesi Eom. 175. De 
kein Tier entrann, und eines Speeres, der nie sera num. vihd. 4. Potts. 3, 2, 4. Luc. Anach. 
sein Ziel verfehlte, gewann, schützte ihn gegen 39. Val. Max. fact. diet. mem. I. 1, 2. loseph.c. 
den Zauber und hob ihn dadurch, dafs sie Minos Apion. 2, 16. Heracl. Pont. fr. 3. (Fr. Htst. Gr. 
einen aus der kirkäischen Wurzel bereiteten 2, 211). Themist. or. 6 p. 73 ed. Dtnd. Stob. 
Trank genielsen liefs, Apoll, a. a. 0. u. 2, 4, 7. flor. 13, 4, 40 (2 p. 189 Mein. 42 p. 294 Gesn.). 
Pollux 5, 6. Schal, zu Ew. Or. 1643. Tsetz. 10 Lactant. I. 22. Euseb. chron. 2 p. 46 ei.Schoene. 
Ghil 1 546. Nach Anton. Lib. 41 dagegen Nicol. Progymn. 8, 6. Menander negl smäuxT. 
beschenkte Minos sie mit obigen Gaben zum 620. Über Minos' Verkehr mit der Gottheit vgl. 
Danke dafür dafs sie ihm Nachkommen von auch Bouche-Leclercq, Eint, de la divin. dans 
Pasiphae verschaffte, vgl. Ps.-Eratosth. Catast. l'antiqu. 2, 95—132. Ihm schrieb die überliefe- 
33 Palaeph. f. 2. rung auch die Einteilung der Bürger in Krieger 

und Ackerbauer zu, wie in Ägypten dem Se- 

Städtegriindungen, Ausdehnung des Reiches. SO stris, Arist. Pol. 7, 10. 

Minos herrschte als mächtiger König und In seiner Thätigkeit als Gesetzgeber und 

Vertrauter des Zeus zu Kndssos (Od. 19, 178. Richter unterstützten ihn sein Bruder Rha- 
Plat Min p 319. Diod. Sic. 33, 13. Strabon 20 damanthys, der in den Städten, und der 

10,4, 7 p. 476. Dion. Hai. 2, 61. Et. M. 343, 31. Erzmann Talos, der auf dem Lande das 

Anthol Pal. 14, 66. Serv. zu Verg. Ecl. 6, 60), Richteramt verwaltete, Plat. Min. p. 320. De 

das er aufser vielen anderen Städten auf Kreta leg. 1 p. 624. Plut. Thes. 16. Max. Tyr. dm. 

gründete, von denen er die drei bedeutendsten, 12 § 7 p. 137: 38 § 2 p. 447. Iul. ap. Cyr. c. 

Knossos, Phaistos und Kydonia, zu Haupt- Iul. 6 p. 190. Nach Diod. 5, 84 entsandte er 

städten der in drei Teile geteilten Insel machte aus Eifersucht den Rhadamanthys in die ent- 

(Diod. 5,78. Strabon 10, 4, 8 p. 476 u. 14 p. 479. legensten Teile der Insel, und nach Strabon 

Menander nigl imSsiKtiwv 604). Auch aufser- 10, 4, 8 p. 476; 10, 4, 19 p. 482 und Eust zu 

halb Kretas wurden verschiedene Städte, die Od. 19, 178 war Rhadamanthys sogar ein alterer 
von ihm den Namen Mivtöa erhielten, als seine 30 Gesetzgeber von Kreta, den Minos nachahmte. 

Gründungen bezeichnet, Steph. Byz. s. v. und Noch in später Zeit wurden von den Kretern 

s rata Sein Reich erstreckte sich über 90 Gesetze auf ihn zurückgeführt, Artst. Poht. 

oder 100 Städte, ob über ganz Kreta, läfst 2, 10 p. 50, wie überhaupt die besten der 

sich nicht bestimmt entscheiden, II. 2, 649. Hellenen und namentlich die Lakedaimonier 

Od. a. a. 0. Plat. Min. p. 319. Eur. Gret. fr. (Lykurg) sich ihn zum Muster nahmen; ja 

475 ed. Nauck = Porphyr, de äbst. 4, 19. Ov. selbst die später eingewanderten Dorier ver- 

Her 10 67: vgl. auch Vera. Aen. 3, 106. ehrten ihn als ihren Gesetzgeber (Plat. Mm. 

' ' ' S . t ' , . x p. 318. Strabon 10, 4,9 p. 477; 16,2, 38 p.762. 

Gerechtigkeit und gesetzgeberische Thätigkeit. Paus 3) 2 , 4. Luc. Anach. 39). 

Seine Herrschaft war mild, gerecht und 40 Der Ruf seiner Gerechtigkeit war so grofs, 
weise, so dafs man ihn einen „wahrhaft gött- dafs ihn Homer Od. 11, 567—571 (vgl. Plat. 
liehen Mann" nennen möchte, Eom. und Ees. Min. p. 319 = Strabon 3, 2, 3 p. 150) auch 
bei Plat. Min. p. 318-321. Isoer. 12, 205 p.276 a . noch in der Unterwelt bei den roten das Amt 
Diod Sic 5 79. Ov. Eer. 10, 69. Stat. Theb. eines Richters bekleiden läfst, doch ist freilich 
8 27 u Lact Plac. zu Theb. 4, 530. Plut. Thes. die genannte Stelle wohl späteren Ursprungs, 
16 Eust zu Od. 17, 523 p. 1830; 11, 568 p. 1699. vgl. Rohde, Psyche S. 285 A. Nehyia im Rhein. 
Eust zu II. 14, 321 p. 989. Euseb. praep. ev. Mus. 1895 B. 50 S. 605. 624ff. Preller -Robert, 
5 19. Ganz besonders werden seine Thätig- Griech. Myth. 1, 820. Die folgende Zeit machte 
keit als Gesetzgeber und seine Macht zur See ihn dann zum Richter über die Verstorbenen bei 
gepriesen Er gab den Kretern Sitten und 50 ihrem Eintritt in die Unterwelt ; vgl. Plato (xorg. 
Gesetze von denen er, damit ihnen die Leute p. 523. 526. 524, wo Minos eine Art Obergericht 
um so williger gehorchten, behauptete, dafs übertragen ist, indem Rhadamanthys die Ver- 
er sie von Zeus selbst erhalten habe, den er storbenen aus Asien, Aiakos die aus Europa 
aller neun Jahre (svveaQog, Od. 19, 178) in seiner aburteilt, er aber in zweifelhaften Fallen ent- 
Höhle auf dem Ida aufsuchte, Plat. Min. p. 319. scheidet. Ein goldenes Scepter m der Rechten, 
321 De leg. 1 p. 624. 630. 632. Arist. pol. 2, 10; sitzt er auf erhabenem Sessel nahe am Ein- 
7, 9. Apollod, 3, 1, 2. Diod. Sic. 5, 78. Cic. de gang in die Unterwelt (s. Fig. .t). Neben ihm 
republ 2 2 Ov. Amor. 3, 10, 41. Strabon 10, stehen die Strafgeister, die Rachegenien und die 
4, 8 p. 476; 19 p.482; 16,2,38 p.762 = Eust. Erinyen, und von der andern Seite werden 
zu Od 19 178 p. 1861, der vier Erklärungen 60 ihm die Missethäter, in langen Reihen an 
des homerischen hvimgog anführt: Minos Bei Ketten geschlossen, vorgeführt Er aber spricht; 
aller neun Jahre in die Höhle des Zeus ge- nach sorgfältiger Voruntersuchung das Urteil 
gangen, oder sei neun Jahre bei Zeus erzogen, und sendet die Schuldigen nach dem Ort der 
oder neun Jahre alt König geworden, oder habe Gottlosen, damit sie dort die verdiente btrate 
neun Jahre geherrscht (vgl. Stallbaum zu Plat. ihrer Verbrechen empfangen; die Guten und 
Min p 319 C und Weber im Philo!. 17, 163ff.), Rechtschaffenen dagegen schickt er, sobald 
Apotton. lex. s. v. hvirngog. Auf einer eigen- eine ziemliche Anzahl beisammen ist, in das 
tümlichen Deutung dieses Wortes scheint die elysische Gefilde, wo sie ein seliges Leben 



2997 Minos (Seeherrschaft) Minos (u. Daidalos) 2998 

führen, Fiat. Apol. p. 41 = Cic. Tusc. 1, 41, De leg. 4 p. 706. Min. p. 320 nebst Schol. zu 

98. Axioch. p. 371. Demosth. 18, 127. Apollod. p. 321. Ew. Herc. für. 1327. Verg. Aen. 6, 21 

3, 1, 2. Diod. Sic. 5, 79. Cic. Tusc. 1, 5, 10. und Serv. zu 6, 14 u. 21, nach ihm auch Sappho 

Verg. Aen. 6, 432. Hör. od. 1, 28, 9; 4, 7, 21. in lyric. und Bacchyl. in dithyr. Catull. 64, 75. 

Prop. 4, 18 (19), 27 ; 5, 11, 21. Plut. Cot. mal 23. Hyg. fab. 41. Poet. astr. 2, 5. Ov. Met. 8, 170 

Gonsol. ad Apoll. 36. Seneca Agam. 24. flerc. vgl. 7, 456 ff. Plut. Thes. 15. 16. Diod. 4, 61 

/wr. 731 ff. Stat. Theo. 8, 27. Luc. de lud. 7. u. 77. Paus. 1, 27, 10. Schol. zu Od. 11, 320 

Menipp. s. Necyom. 11. Mor*. diaZ. 12. 30. Iwp. und II. 18, 590. ^«sf. zu Od. 11, 320 p. 1688. 

conf. 18. Anthol Gr. 1 p. 174 nr. 26; 2, 273, &ÄoZ. zu SopÄ. Oed. Gol. 463. iac«. PZac. zu 

30; 2, 6,1; 2, 51, 3 ed. Brunck- Jacobs (=Palat. 10 Stat. Theb. 1, 192. JSttsefe. praep. ev. 5, 19. 

Tauchn. 1819, 7, 268. 384. 727; 11, 23). Arist. Malal. 4 p. 105. Der gewöhnlichen Überliefe- 

or. 46 p. 314. Philostr. vit. Apoll. 3, 25. Lykophr. rung nach wurden die Opfer in Athen durchs 

Alex. 1398 und Schol. min. p. 281 ed. Bachm. Los bestimmt, nach Hellanikos bei Plut. <Thes. 

Them.or. 20p. 234. Iutian. conviv. 312 D. 313 D. 17 aber wählte Minos selbst sich die Opfer 

315D. Nonn. Dion.7, 361; 19, 187ff.; 27, 80ff. aus (vgl. Paus. 1, 17, 3). Mehr unter Theseus. 

Claud. rapt. Pros. 2, 332. Et. M.343, 39. JEust. Auf dem Kriegszuge gegen Athen bekämpfte 

zu Od. 11, 566 p. 1699, 62. und eroberte Minos auchMegara, dessen König 

f ««»,>i,o™«,i,'i,o« Nisos durch den Verrat seiner Tochter Skylla 

»eenerrscnan. getötet wurde, und die Hafenstadt Nisaia, 

Minos war ferner der erste griechische 20 Aesch. Choeph. 613 ff. Apollod. 3, 15, 8. Prop. 

Herrscher, der auch eine Herrschaft zur See 4, 18 (19), 21. Verg. üir. 110 ff. Ov. Met. 8, 1 ff. 

ausübte; alle um Kreta liegenden Inseln waren Hyg. fab. 198. Sträbon 8, 6, 13 p. 373. Parthen. 

seinem Befehl unterthan, so dafs das nördlich in Anal. Alex. ed. Meineke p. 270. Luc. salt. 41. 

von Kreta gelegene Meer das minoische und Paus. 1,19, 5; 44, 5; 2, 34,7. Nonn. Dion. 25, 

die kykladischen Inseln, auf denen er nach 161ff. Schol. zu Eur. Hipp. 1199. Eust. zu Od. 

Vertreibung der Karer seine Söhne als Herr- 11, 321 p. 1688. Tzetz. zu Lykophr. 650; vgl. 

I scher eingesetzt hatte, Mivcoi'die hiefsen. Mit Preller, Gr. Myth. I 3 , 508. In diesem Kampfe 

^ : den Karern des Pestlandes war er befreundet, fiel auch Megareus von Onchestos, der den 

holte von ihnen Söldner zur Bemannung seiner Megarern zu Hülfe geeilt war, Apollod. a. a. 0. 

-; Schiffe und säuberte mit deren Hülfe das Meer 30 Paus. 1, 39, 5; 1, 42, 1. 

von Seeräubern. Sein Stapelplatz war Amnisos, „. , _ . - , 

:' Herod. 1, 171; 3, 122. Thuc. 1, 4, 1. Arist. Mlnos nnd Daidalos (a. d.). 

Pol. 2, 10. Isoer. 12, 43 p. 241°. Kallim. ed. Während der Herrschaft des Minos kam 

, Spanh. zu Hymn. in Dian. 194 und 2 p. 308. Daidalos (s. d.), aus Athen fliehend, nach Kreta, 

| Apoll. Bhod. Arg. 2, 516; 4, 1564 und Schol. erfüllte die Insel mit dem Ruhme seiner Kunst- 

f Apollod. 3, 15, 8. Diod. Sic. i, 60. 79; 5,78. 84; thätigkeit und fertigte dem König und seinen 

j* 33 fr. 13. Sallust, Hist. fr. ine. 8. Strabon 1,3,2 Töchtern wunderbare Bildwerke, Hom. II. 18, 

p. 48; 10, 4, 7 p. 476; 14, 2, 27 p. 661. Plut. de 590. Apollod. 3, 15, 9. Diod. 4, 77. Hyg. fab. 39. 

exil. 10. Paus. 1, 27, 9; 7, 3, 7. Philostr. vit. Paus. 7, 4, 5; 8, 53, 8; 9, 40, 4. Serv. zu Verg. 

I Apoll. 3, 25. lul. ap. Cyr. c. Iul. 6 p. 190. Serv. 40 Aen. 6, 14. Auch war er Erbauer des Laby- 

I zu Verg. Aen. 8, 725. Oinomaos hei Euseb. praep. rinths, Apollod. 3, 1, 4; 15, 8. Diod. 1,61. Hyg. 

* ev. 5, 19. Euseb. Chron. 2 p. 46 nebst Hieron. fab. 40. Ov. Met. 8, 159. Verg. Aen. 6, 29 und 

| vers. p. 47 k ed. Schoene. Malal. Ohron. 4 p. 105. Serv. zu Aen. 5, 588; vgl. Hoeck, Kreta 1, 60ff. 

v Said. s.v. MCvmg. Eust. zu Od. 11, 321 p. 1688; 447 ff. und die Art. Daidalos und Labyrinth. 

I 17, 523 p. 1830; 19, 178 p. 1861. Wie die Karer Minos nötigt ihn wegen seiner Kunstfertigkeit, 

': von den umliegenden Inseln, so verjagte er in Kreta zu bleiben, und sperrt ihn ein, Xenoph. 

nach Nonn. Dion. 21, 305 die Rhadamanen von Apomn. Socr. 4, 2, 33, Palaeph. 13, oder wirft 

|- Kreta selbst nach Arabien. Als mutmafslichen ihn wegen des Vorschubs, den er der Liebe 

■ Erfinder der inanTgig, eines kleinen, zur Küsten- der Pasiphae (s. d.) zu dem Stiere Poseidons 

f Schiffahrt besonders geeigneten Schiffes, nennt 50 geleistet hat, ins Gefängnis. Doch Daidalos 

;; ihn Et. M. 353, 11. entkommt und flieht nach Sicilien; Minos, der 

s Selbst Athen mufste seine Macht fühlen. ihn verfolgt, wird in Kamikoi vom König Ko- 

t Als er nämlich auf Paros den Chariten opferte, kalos oder dessen Töchtern in einem heifsen 

v; erhielt er die Nachricht, dafs sein Sohn Andro- Bade erstickt, Herod. 1, 173; 7, 169ff. Ephoros 

t geos (s. d.) von den Athenern ermordet worden bei Theon prog. 16 = Fr. hist. Gr. 1 p. 261. 

sei. Er legte den Kranz ab, den er als Opfern- Apollod. 2, 6, 3. Kallim. 2, 118. Strabon 6, 2, 6 

}_ der trug, vollbrachte aber das Opfer und rüstete p. 273; 3, 2 p. 279. Gonon. narr. 25. Diod. 4, 79. 

I dann zum Kriege gegen Athen. Die Stadt Ov. Ars am. 2, 21 ff. Metam. 8, 183. Ib. 290. 

I widerstand lange. Allein endlich sandte Zeus Hyg. fab. it. Sallust, Hist. fr.inc.2,3. Agatharch. 

i. auf Minos' Bitten Pest und Hungersnot über 60 bei Phot. bibl. 443, 25 (Geogr. Gr. min. 1, 116). 

% sie, und das Orakel verkündete den Athenern, Paus. 7, 4, 6, wo der Ort Inykos genannt wird; 

■' dafs sie nur Rettung finden könnten, wenn sie 9,11,4, Zenob.4,92. Athen. 1,18, 10". Schol. tu 

- , Minos versöhnten. Dieser aber verlangte einen U. 2, 145 = Fr. hist. Gr. 3, 34, 36. Steph. Bys. 

Tribut von je sieben Knaben und Mädchen, s. v. Kctfiixög. Euseb. Ghron. 2, 50. Vers. Arm. 2 

die alljährlich odor aller sieben oder neun p. 44f. Vers. Hier. 2 p. 45 1. Tzetz. CM. 1, 506. 

Jahre nach Kreta gesendet und dem Mino- Sogar bis nach Sardinien, Paus. 10, 17, 4, und 

tauros (s. d.) zum Frafse übergeben werden Kumai, Serv. zu Verg. Aen. 6, 14, und selbst bis 

i sollten, Apollod. 8, 16, 7. Plato Phaed. p. 58. zu den Bernsteininseln, Arist. ausc. mir ab. 61, 



2999 Minos (in der Litteratur) Minos (myth. u. histor. Person) 3000 

floh Daidalos vor den Kretern. Nach Kleidemos ffi eine un my tMsche, hall) historische 

bei Flut. Thes. 19 = Fr. hist. Gr. 3, 359, 5 Person, 
dagegen flüchtete er nach Athen, während 

Minos auf der Verfolgung nach Sicilien ver- In Minos' Persönlichkeit haben sich Ge- 
schlagen wurde, wo er seinen Tod fand. Aristo- schichte und Sage so eng vermischt, dafs eine 
teles, Polit. 2, 10 erwähnt Daidalos nicht, son- strenge Scheidung nicht mehr möglich ist, „er 
dem berichtet nur, dafs Minos, um Sicilien steht", sagt Curtius, „an der Schwelle der (Je- 
der kretischen Macht zu unterwerfen, dahin schichte". Seine Herrschaft erstreckte sich 
gegangen und vor Kamikoi gefallen sei. Über nicht nur über den gröfsten Teil von Kreta, 
den Verkehr Siciliens mit Kreta vgl. Holm, 10 sondern auch über die Inseln des ägäischen 
Gesch. Sicil. 1, llöff. E. Meyer, Gesch. d. Alt. Meeres, so dafs er der erste der Hellenen war, 
2, 483. Die Kreter unternahmen später einen der ein gröfseres Reich schuf und durch seine 
Rachezug, der aber unglücklich verlief; bei Macht zur See dem Räuberunwesen, das nament- 
der Heimkehr wurden sie nach Japygien ver- lieh von den Karern der asiatischen Küste aus- 
schlagen und gründeten dort Hyria, Herod. 7, ging, ein Ende machte. Er begründete eine 
170. Gonon. narr. 25. Strabon 6, 3, 6 p. 282. feste staatliche Ordnung und gab seinem 

Die mit Minos nach Sicilien Gekommenen Volke Gesetze, eine Thätigkeit, die sich den 

gründete» die Stadt Minoa und errichteten Griechen der späteren Zeit so scharf einprägte,' 

ihrem König ein Grabmal, Biod. 4, 79. Heracl. dafs sogar die von dem griechischen Festlande 
Pont. fr. 29. Schol. in Callim. hymn. in Iov. 8. 20 später eingewanderten Dorier ihn als ihren 

Dieses Grabmal bestand aus einem doppelten Gesetzgeber erkannten, während in Wirklich- 

Raume, in dessen verschlossenem Teile die keit das Umgekehrte der Fall war, vgl. Trieber, 

Gebeine des Minos aufbewahrt wurden, wäh- Untersuch, üb spartan.Verf.- Gesch. S.96. Auch 

rend der offene ein Heiligtum der Aphrodite Staatengründungen und Gottesdienste gingen 

enthielt. Das Grabmal stand lange Zeit in von [Kreta und somit] Minos aus; er setzte 

hohen Ehren; allein unter Theron soll es bei Beine Söhne auf den kykladischen Inseln als 

der Gründung von Agrigent zerstört und die Herrscher ein; die Tötung des Minotauros und 

Gebeine den Kretern ausgeliefert worden sein Talos unter seiner Herrschaft scheint darauf 

{Biod. a. a. 0.), die nun in der Heimat ein Grab- hinzuweisen, dafs er die blutigen Opfer ab- 
mal mit der Aufschrift Mivmog toi; Jiög rätpog 30 schaffte , wenn auch gerade diese Teile der 

erbauten und später behaupteten, dafs bei ihnen Sage von der ihm feindlichen attischen Litte- 

das Grab des Zeus sei, weil mit der Zeit das ratur in einem für ihn wenig günstigen Lichte 

Wort Mivmoq verlöscht war, Schol. zu Kallim. dargestellt werden. Eben darauf deutet wohl 

a. a. 0.; vgl. Preller, Griech. Myth. 2 3 , 123. auch die oben erwähnte Sage,_ dafs Minos 

einen von Poseidon gesandten Stier nicht ge- 

Die Minossage in der alten Litteratur. °P f ert habe vgl. Bobert m Fleckeisens Jahrbb. 

f. klass. PMlol. 1886 Suppl. Bd. 15 b. 193 (in 

Bei der hervorragenden Bedeutung des alten Kuhnerts Aufsatz: Daidalos) und 14. Hall. 
Kreterkönigs kann es nicht wunderbar erschei- Winckelmannsprogr. 1890 S. 22, der, nament- 
nen, dafs schon im Altertum besondere Schriften 40 lieh gestützt auf das bei Porphyr, de abst. 4, 19 
sich mit ihm beschäftigten, so schrieb nach erhaltene Bruchstück eines Chorliedes aus den 
Diog. Laert. 1, 112 Epimenides eine Dichtung Kretern des Euripides (fr. 416 ed. Nauck), ver- 
von 4000 Versen über Minos und Rhadaman- mutet, dafs Minos als Pfleger der mystischen 
thys, und als Verfasser eines Werkes über Minos Religion des idäischen Zeus blutige Opfer ver- 
nennt Phlegon ictgX fravtiaetiav den Hippostra- abscheute. Denn nach Ephoros bei Biod. 5, 64 
tos, vgl. auch den pseudo- platonischen Minos; = Fr. hist. Gr. 1, 253, 65 führte er den Dienst 
vorzugsweise aber behandelten die attischen der idäischen Daktylen , also des Zeus , vom 
Dramatiker Stoffe aus dem minoischen Sagen- phrygischen Ida nach Kreta über. Auch das 
kreise. Sicher gehören hierher: Aischylos' Opfer ohne Kranz und Flötenspiel soll auf 
Kgrioeai, Sophokles' Mävtug rj üolviSog. dai- 50 seine Einrichtung zurückgehen, vgl. Androgeos 
dalog. Kapi-iioi, Euripides' Kg^teg, Aristo- und Suet. Tib. 70. So wurde Minos Repräsen- 
phanes' Kcixalog und JatScdog, s. Welcker, tant der ältesten Kultur auf den Inseln des 
Griech. Trag. 1, 76. 431 ff. 767ff. Nauck, Trag. ägäischen Meeres, und die Sage verknüpfte 
Gr. fr. S. 159 fi., ferner Stücke des Alexis und mit seiner Person die Ereignisse der letzten 
Antiphanes, nach Athen. 7, 289 f ; 2, 58 a , vgl. zwei Jahrhunderte vor dem trojanischen Kriege, 
auch Meineke, Fr. com. Gr. 1, 325. 392, und Curtius, Griech. Gesch. I 4 , 62ff. Daraus erklärt 
Komödien des Plato, Eubulos, Nikochares, sich wohl auch, dafs eine spätereSage, deren 
Apollophanes und Anaxilas, s. Meineke, Fr. Entstehung E. Kuhnert in Fleckeisens Jahrbb. 
com. Gr. 1 , 169. 255. 266. 342. 360. 407. Ob 1886 Suppl. Bd. 15 {Baidalos, ein Beitr. 2. griech. 
Menandevs 'JvSgöywog rj Kg^g, Athen. 6, 243 b , 60 Künstlergesch. S. 183 - 223) S. 191 auf Antioehos 
die alte Sage behandelte, ist zweifelhaft. Den von Syrakus zurückführt, ihn mit Daidalos in 
Griechen folgten wohl die römischen Dramatiker, Verbindung brachte, der wahrscheinlich dem 
wenigstens ist der Titel eines Dramas des Accius 7. Jahrhundert angehört, ebend. S. 209. 
Minos oder Minotauros überliefert, Bibbeck, m Eine eigentümliche Gestaltung gaben der 
Trag. Born. fr. 19b 1 . Ders. Bieröm. Trag. i. Zeit- Überlieferung die Atthidenachreiber und die 
alter der Bep. S. 595. Endlich zeigt Luc. salt. 41, attischen Dichter. Einerseits um die Gestalt 
dafs auch der pantomimische Tanz sich einzelner des Theseus in möglichst hellem Lichte er- 
Teile der Sage bemächtigt hatte. strahlen zu lassen, andrerseits um ihrem Hafs 



I 



\y 



rH- 



* 



3001 Minos (myth. u. histor. Person) 

gegen den vermeintlichen Besieger Attikas Ge- 
nüge zu thun, machten sie den Minos zu einem 
grausamen, ungerechten, tributheischenden Ty- 
rannen, und da sie die griechische Litteratur 
in ihrer Blütezeit beherrschten, tritt uns Minos 
von dieser Zeit an vielfach in der von ihnen 
geschaffenen Gestalt entgegen, vgl. die oben 
Sp. 2997 f. (Kampf gegen Athen. Daidalos) an- 
geführten Stellen. Dieser Unterschied der at- 



Minos (Bedeutung) 



3002 



und Sonnengott, mit der Person des mensch- 
lichen Königs verwebt worden sind; einer 
völligen Gleichsetzung beider jedoch, die von 
neueren Forschern vielfach empfohlen wird, 
scheint die Überlieferung zu widerstreben. Wir 
haben hier vielleicht einen ahnlichen Vorgang 
anzuerkennen wie in der deutschen Helden- 
sage. Schümann, Griech. Altert. I 3 , 12 u. 313 
hält Minos für ein göttliches Wesen, das der 



tischen Minossage von der homerisch-hesiodischen 10 un griechischen alten Bevölkerung der Insel 
- i. ~_ fi--.ii s -3-r., i*~.. n :*- n »;«:»» An- Alt**« nn~»liXi.fa D«**/»!**».»* AH? Closnh. R* 78 fiir Hie 



ist so auffallend, dafs bereits einige der Alten 
darauf aufmerksam gemacht haben, wie Plat. 
Min. p. 318. 320 f. Strabon 10, 4, 8 p. 476. 
Plut. Thes. 16. Eust. zu Od. 11, 674 p. 1699 
und 11, 320. 321 p. 1688, der das homerische 
Beiwort öXoöcpqmv, das Hoeck, Kreta 2, 142 mit 
Recht als das Einschiebsel eines attischen 
Rhapsoden bezeichnet, damit zu erklären sucht, 
dafs Minos den Seeräubern olooygwv gewesen 



angehörte, Duncker, Alte Gesch. 3", 73 für die 
Personikation phönikischer Herrschaft und den 
Vertreter des Baal - Melkart. Auch Movers, 
Phönikier 1, 32 und Lewy, Mythol. Beitr. in 
Fleckeisens Jahrbb. f. klass. Phüol 1892 S. 187 
versuchen Ableitung des Namens und damit 
der Persönlichkeit aus dem Semitischen. Da- 
mit übereinstimmend erklärt Bouche-Leclercg, 
Histoire de la divin. d. l'antiqu. 2, 97 die Zeit 



sei, weil er das Meer von ihnen gesäubert habe. 20 des Minos für halb semitisch, im Banne des 

• " • ""' Baalkultus befangen; vgl. die Widerlegung bei 

Ed. Meyer, Gesch. d. Altert. 1, 232. 2, 148. — 
Creuzer, Symbolik 4 S. 101 Anm..l73 glaubt in 
offenbarem Widerspruch mit der Überlieferung, 
dafs in Minos der Mond als König angeschaut, und 
die vom Mondlauf abhängige Kalender-, Acker- 
bau- und Reichsordnung verkörpert sei. Butt- 
mann, Mythologus 2, 232 erkennt in Minos, den 
er für den Stammvater und Gesetzgeber der 



Die scheinbar unversöhnlichen Wider- 
sprüche der Überlieferung machen es auch 
verständlich, wie man schliefslich dazu kam, 
zwei Herrscher des Namens Minos anzu- 
nehmen, eine Aufstellung, die sich zuerst bei 
Diod. 4, 60 findet, nach Hoecks Vermutung aber 
auf Genealogieenschreiber zurückzuführen ist 
und sich daher namentlich bei Chronisten, -wie 
Eusebiosxmi im Marmor Partum, erhielt. Bio 



dor, dem alle andern Überlieferungen dieser 30 Kreter, den ersten Menschen nach kretischer 



Art folgen, berichtet: Tektamos (oder Teuta- 
mos), Sohn des Doros, Enkel des Hellen, Ur- 
enkel des Deukalion, kam mit einer aiolischen 
und pelasgischen Kolonie nach Kreta und zeugte 
als König der Insel mit der Tochter des Kre- 
theus den Asterios. Unter dessen Herrschaft 
kam Zeus mit Europa ebendahin und zeugte 
Minos, Sarpedon und Rhadamanthys. Später 
vermählte sich Asterios mit Europa, nahm 



Sage erklärt, dieselbe mythische Person, wie 
den indischen Menü oder Manu; ihm folgen 
Benfey (Hermes, Minos, Tartarus. Göttingen 
1877 § 6 u. 7); Siecke (ßeitr. z. genaueren Er- 
kenntnis der Mondgottheiten bei den Griechen, 
Gymnasial - Programm Berlin 1886), der S. 16 
den Stier des Minos und den Hund Lailaps, 
den Zeus der Europa schenkte, als Personifi- 
kationen des Mondes, Minos selbst als identisch 



ihre Söhne an Kindesstatt an und hinterliefs 40 mit dem ind.Yama = Manus = german. Mannus 



ihnen die Herrschaft. Minos aber führte Itone, 
die Tochter des Lyktios, heim und erzeugte 
mit ihr den Lykastos, dem Ida, die Tochter 
des Korybas, Minos den Zweiten gebar, der 
von manchen auch Sohn des Zeus genannt 
wird. Dieser brachte zuerst unter den Hel- 
lenen eine grofse flotte zusammen und be- 
herrschte das Meer. Er heiratete die Pasi- 
phae u. s. w. ; ähnlich auch Plut. Thes. 20, nur 



fafst, dagegen S. 13 ihn einen Gott der Finster- 
nis nennt, der mit dem Sonnenhelden Nisos 
kämpft, s. auch Dens., De Niso et Scylla. 
Gymn. -Progr. Berlin 1884; über ältere der- 
artige Erklärungsversuche s. Bioeck, Kreta 
2, 46. Mit Recht wird die Gleichstellung 
Minos -Manu verworfen von Schröder, Sprach- 
vergl. u. Uryesch. S. 596. Gruppe, Kulte und 
Mythen 1, 163 und in Bursians Jahresber. 1894 



dafs dieser die Naxier als Urheber der Sage 50 Heft 4 S. 6. Preuner ebenda 1891 Bd. 25 S. 40. 



von zwei Minos und zwei Ariadnen nennt; 
vgl. die ausführliche Erörterung und Wider- 
legung bei Hoeck, Kreta 1, 242 — 255; 2, 45ff. 
Die nahe Verbindung des Minos mit Zeus, 
als dessen Sohn und Vertrauter er schon in 
der ältesten Sage erscheint, die unverkennbare, 
bereits von Spanheim zu Callim. hymn. in Dian. 
v. 193 p. 307 hervorgehobene Bedeutung der 
Neunzahl für sein Leben: swemgog ßaaüevi, 



Als eine Hypostase des Zeus wird Minos be- 
zeichnet von Svoronos, Revue beige num. 16, 
1894 2. Lfg. Üb. Britomartis, die sogen. Europa 
a. d. Plat. v. Gortyn, ebenso von Eenrychowski, 
De Iove Cretico. Gymn. - Progr. v. Inowrazlaw 
1879 S. 6, der den Namen von Men, Manes, 
das Name der Sonne sei, ableitet. Als Sonnen- 
helden (Sonnengott) betrachten den Minos auch 
Preller, Griech. Myth. 2 3 , 119—123. Gerhard, 



aller neun Jahre oder neun Jahre lang be- 60 Griech. Myth. § 722 u. ö. Boscher, Sehne u. Verw. 



suchte er den Zeus in der diktäischen Höhle, 
neun Monate verfolgte er die Britomartis, die 
uns entschieden an den apollinischen enna- 
eterischen Jahrescyklus gemahnt, wie die mit 
seiner Person verbundenen Sagen von Mino- 
tauros, Pasiphae und Talos machen es sehr 
wahrscheinlich, dafs schon früh die Vorstel- 
lungen von dem kretischen Zeus, dem Himmels- 



S. 136 ff., der in Minos einen „phönikischkreti- 
schen Sonnengott" erkennt und ihn nach über- 
zeugender Beweisführung für identisch mit 
dem kretischen Stier und dem Minotauros er- 
klärt; s. auch Baumstark u. Walz in Paulys 
Bealencyklop. s. v. und das Hauptwerk über 
Minos Hoeck, Kreta 2. Eine völlig überzeu- 
gende Erklärung des Namens it>t noch nicht 



3003 



Minos (Bildwerke) 



Minotauros 



3004 



gefunden: weder die Zurückführung auf priv, 

fieig, noch die auf pevog, /icrm befriedigt. 

H. D. Müller, Myth. d. griech. Stämme 2, 344 

schliefst sich der von A. Kuhn in den Beitr. 

z. vergl. Sprachforsch, von Kuhn u. Schleicher 

1, 369 versuchten Ableitung der Namen Mivag 

und MXvvag aus der Grundform MavJ-avx an, 

indem er die Länge des i mit Ersatzdehnung „.,„., ^ , „ 

begründet, und folgert Bildliche Darstellungen. 

daraus weiter: Minos ist 10 Sehr häufig begegnet uns auf Münzen von 

heroischer^ Repräsentant Gortyna, Knossos, Hierapytna, Phaistos der 



Minotauros auch den Namen Asterios; der 
Stier der Pasiphae war Zeus selbst nach 
Porphyr, de abst. 3, 16. Mythogr. bei Wester- 
mann, App. Narr. 23 S. 369; Minos wird auch 
Vater des Iasion genannt; er^ist^Königlund 
Richter auf Erden und Richter in der Unter- 
welt; vgl. auch unter Minotauros. 




1) Minos. Münze von 

Gortyna {Brit. Mus. 

Greek cains. Crete a. Aeg. 

isl. PI. XI nr. 7). 



eines in Kreta angesie- 
delten Zweiges der Mi- 
nyer. Stammgott der 
Minyer aber war Posei- 
don, den Minos durch 
Gebet verehrt und durch 
den er nach dem Tode 
des Asterion die Herr- 



Kopf eines bärtigen Mannes mit einem Königs- 
diadem im langen, gewellten Haar als Abbild 
des Zeus oder Minos, so A catal. of Greek 
coins in the Brit. Mus., Crete and the Aeg. is- 
lands. London 1886 pl. 6. 11. 12. i&. Svoronos, 
Numismat. de la Crete anc. pl. 4, 34; 6, 19—24; 
7,1.19—21; 8,4; 15,21—28; 16,8-12.14—20; 
vgl. Winckelmann, Gesch. d. Kunst d. Altert. 1 
schaft über die Insel er- 20 S. 294 „Minos auf Münzen von Gnossus würde 
langt. Der kinderlose ohne einen stolzen, königlichen Blick einem 
luppiter voll Huld und Gnade ähnlich sehen"; 
s. die Abbildg. nr. 1. Darstellungen des Minos 
als Totenrichter bieten: eine grofse Vase aus 
einem Grabe von Canosa bei Müller -Wieseler, 
Denkm. 1 Taf. 56 nr. 27ö a (s. Abbildg. nr. 2); 
rechts vom Mittelbilde sitzen die drei Toten- 
richter, in der Mitte Minos halb bekleidet; 
ferner eine rotfigurige Schale bei Gerhard, 



Asterion dagegen reprä- 
sentiert die karische Be- 
völkerung, die vor der Einwanderung der Minyer 
die herrschende war; denn Kinderlosigkeit 
eines Heroen ist der mythische Ausdruck für 
die Vertreibung oder Unterwerfung seines 
Stammes (1, 311 ff). Als dann die Kadmeier 
und Achaier erobernd in Kreta einwanderten, 



wurde der vorgefundene Stamm- 30 Auserl. griech. Vasenb. 3 Taf. 236 und unter- 



heros zum Sohne des achaiischen 
Stammgottes Zeus und der kad 




italische Vasengemälde, die die Unterwelt dar- 
stellen, s. Preller, Griech. Myth. 2 3 , 683, viel- 
leicht auch diejenigen Münzen, auf denen wir 
ihn halb bekleidet mit dem Scepter in der 
Rechten auf dem Throne sitzen sehen, vgl. 
z. B. ein Didrachmon von Knossos des Berliner 
Münzkabinetts in v. Sallets Zeitsehr. f. Numkm. 
6, 232. Baumeister, Denkm. S. 945 
nr. 1059. In Verbindung mit dem Mino- 
tauros und Theseus findet er sich 
1) auf Sarkophagreliefs, Bobert, Der 
Pasiphaesarkoph. 14, Hall. Winckel- 
mann8progr. 1890, der greise Mann mit 
der Königsbinde auf der rechten Schmal- 
seite ist wahrscheinlich Minos, der ein 
unblutiges Opfer darbringt; Köite, Die 
Kreter d. Eurip. in den histor. u.philolog. 
Aufsatz. E. Curtius 2. seinem 70. Geburts- 
tage gew. 1884 S. 195 — 208, Minos auf 
vier etruskischen Aschenkisten; viel- 
leicht auch auf einem etruskischen Relief, 
2)D 1 edre 1 Tote 1 mchterEhadaman t hy S> Mino S Aiakosv. einer - fe zu lg8 Tf 5 g j 

Vase v. Canosa (Müller- Wieseler, Denkm. d. alt. K. I Taf. 56 nr. 275 a). „ , . a „ ~ ... . ' ' e , 
K Kuhnert a. a. 0. S. 194 Anm. 28, und 

einem Theseussarkophag, Arch. Zeug. 

meischen Europa (vgl. 1, 305 ff.). Diese 1884 S. 77; 2) auf Vasen, Gerhard, Auserl. 

Aufstellung, die auch durch den oben er- griech. Vasenb. 3 Taf. 16Ö. M. d. Inst. 4 tav. 59; 

wähnten Bericht Diodors von einer aiolisch- 6 tav. 15 u. ö.; vgl. Bobert, Bild u. Lied in d. 

pelasgischen Einwanderung unterstützt wird, Philol. Unters, von Kießling u. v. Wilamowitz- 

verdient gewifs Beachtung, doch könnte man Möllendorff 1881 Heft 5 S. 20 Anm. 17; viel- 

vielleicht noch einen Schritt weiter gehen 60 leicht auch auf der Francoisvase , s. Brunn, 

und, unter Annahme einer Verschmelzung des Kunstgesch. 1, 166. Endlich vermuten Heibig 



Heros mit dem Gotte, der von Müller 2, 185 ff. 
ausgeführten Gleichsetzung des Ober- und 
Unterweltsgottes Zeus - Kronos einen Minos- 
Minotauros an die Seite stellen. Spuren dieser 
alten Wesenseinheit liefsen sich wohl in Fol- 
gendem finden: Minos ist einerseits Stiefsohn 
des Asterios, andererseits führt sein Stiefsohn 



Wandgem. 1337, und Overbeck, Pompeji S. 337, 
dafs ein in der Casa del questore befindliches 
Wandgemälde Minos und Skylla darstelle. 

[Heibig.] 
Minotauros (MivmzavQog), auch Asterios oder 
Asterion (s. d.), ein zweigestaltiges Ungeheuer, 
halb Stier, halb Mensch, Sohn der Pasiphae 



3005 



Minotauros 



Minotauros 



3006 




©' © <8 © Q ©i © @ '© ■© © 



? 



und eines von Poseidon gesendeten Stieres (s. den Fers. 1889 S. 280— 290. Stephani, Der Kampf 

Art. Minus). Minos, erschreckt von dem Anblick zwisch. Theseus u.Minot. Leipzig 1842, der S. 35 

der Mifsgeburt (s. Minos Abb. 3), liefs durch Dai- auch eine Zusammenstellung der vielfachen ver- 

dalos das Laby- 
rinth, s. d. Art. 

und den Plan 

einer weitver- 
zweigten, aus- 
gemauerten, 

unterirdischen 

Höhle bei Gor- 

tys in Spratts 

Travels and res. 

in Crete 2, 49, 

wo auch der 

Eingang des 

Baues abgebil- 
det ist, in der 

Nähe von Knos- 

sos (nach eini- 
gen Gortys) er- 
bauen und 

sperrte das Un- 
tier hinein. 

NachBesiegung 

Athens gab er 

dem Minotau- 
ros denjährlich 

oder aller drei 

oder neun Jahre 

von der über- 
wundenen 

Stadt gesende- 
ten Tribut, je sieben Jungfrauen und Jünglinge, 

zum Frafse, bis das ungeheuer von Theseus, der 

sich bei der dritten (nach einigen der zweiten) 

Sendung freiwillig als Opfer angeboten 

hatte, mit dem Schwerte oder durch 
.Keulenschläge erlegt wurde, s. auch 

die Artikel Minos, Pasiphae, Theseus; 

Apollod. 3, 1, 4; 15, 8. Plut. Thes. 

16—19. Paus. 1, 24, 2; 27, 9; 2, 31, 1. 

Isoer. 10, 23 f. u. 27. Plato Phaedon 

p. 58 A. Pherekydes im Schol. zu Od. 

11, 320. Callim. hymn. in Bei. 310 u. 

Schol. Verg.Aen. 6, 21 ff. und nach Sero. 

z. d. St. Sappho „in lyricis". Diod. Sic. 

1, 61; 4, 61. 77. Catull. 64, 75 ff. Hyg. 

fab.SS. 40. 42. Ov. Met. 8, 152. Her. 

10, 127. Stat. Theb. 12, 672 und Lact. 

Plac. zu Ach. 1, 192. Fest. s. v. Liban. 

Apol. Socr. p. 686. Eust. zu Od. 11, 320 

p. 1688 u. 11, 568 p. 1699 = Strabon 

10, 4, 8 p. 477. Mythogr. b. Westermann 

p. 363 nr. 12; p. 379 nr. 55. Palaeph. 2. 

Heraelit. de incred. 6. Euseb. Ghron. 2 

p. 48 ed. Schöne. Macrob. Sat. 1, 17. 

Claud. Epigr. 4, 8—10.. Bußnus in 

Anthol. Ut. ed. Burm. 1, 663 (Biese 

nr. 732). Anthol. gr. ed. Jac. 3 1 p. 213 

nr. 296. Et M. 554, 29; 588,28. Zenob. 

4, 6. Tzetz. zu Lykophr. 653. 1298. GUI. 

1, 480 ff. 11, 660ff. Apost. G. 14, 16 a ; 18, 

66 u . Schol. zu Arist. Equ. 729 = Eudoc. 



8) Minos und Pasiphae bei der Geburt des Minotauros, etruskische Aschenkiste 
(nach Körte in Histor. u. philol. Aufsätze zu Ehren von E. Curtius S. 199). 

gleichenden Hinweise auf den Kampf und die 
Unterstützung des Theseus durch Ariadne bei 
griechischen und römischen Schriftstellern giebt. 




Viol. 333 p. 142 — Suid. s. v. ElQBeuävv = 
Eust. zu II. 22, 496 p. 1283; vgl. bes. Hoeck, 
Kreta 2, 67 ff. Müller, Darier 1 , 241 ff. Wernicke, 
Stiersagen d. Griechen in den Verh. der 40. Philol.- 



1) Theseus, Minotauros, Ariadne und ungedeutete Frau 
(nach Gerhard, Etrusk. u. camp. Vasenb. Tf. 23). 

Nach dem Scholion zu Arist. Vesp. 812 be- 
handelte Euripides in seinem Theseus den Kampf 
und Sieg des Helden, vgl. Welcher, Grieeh. Trag. 
2, 733ff. Naucle, Trag. gr. fr. p. 378ff. Härtung, 



.jl 



3007 



Minotauros 



MinotauroB 



3008 



Eurip. restitut. 1 p. 547 ff. 0. Jahn, Archäol. 
Beitr. 252 ff. Unter den kretischen Tänzen 
führt Luc. de satt. 49 toüs Tavgovg äfiipozsQOvg 
und zöv XaßvQiv&ov an, Tänze, die ohne 
Zweifel zu unserer Sage in Beziehung standen, 
ebenso wie jener yigavog, den unter Nachahmung 
der Windungen des Labyrinths Theseus mit 
den Geretteten in Delos zur Feier seines Sieges 




2) Ariadne, Theseus, Minotauros, von einem arch. korinth. 
Goldsohmuck (nach Arch. Ztg. 1884, Tf. 8, 3; vgl. S. 106 f.), 



la Crete ancicnne bietet. Häufig hält der Mann 
in der linken oder in jeder Hand eine Scheibe 
oder Kugel, die einige für eine Andeutung der 
Sonnenscheibe oder Planetenkugel wie bei Sa- 
turn, andere für einen der Steine halten, die das 
Ungeheuer im Kampfe gegen Theseus erhoben 
habe; die erstgenannte Erklärung ist schwer- 
lich auf die kleinen Kreise oder Kugeln anzu- 
wenden, die wir auf einigen Münzen kranz- 
10 artig sich oberhalb der Figur von links nach 
rechts hinziehen sehen (s. Abbildung nr. 4). 
Eine Hinweisung auf den Sterndienst, der dem 
Namen Asterios zu Grunde liege, vermutet 
Schirmer (Art. Asterios Bd. 1 Sp. 657) auch in 
der Abbildung eines Minotauros mit geflecktem 
Leibe bei Gerhard, A. V. Taf. 160; vgl. auch 
Preller 2 3 , 124. Die Geburt des Minotauros, 
eines stierköpfigen Kindes, ist auf einer etrus- 
kischen Aschenkiste dargestellt, deren Abbii- 
so düng Körte in der unter Minos Fig. 3 an- 
geführten Schrift S. 199 wiedergiebt. Über 
zwei kleine Bronzestatuetten, die auf Kreta 
und in Olympia gefunden sind und vielleicht 
auf Dreifüfsen befestigt waren, s. Purgold, 
Ann. d. arch. Inst. 57, 1885 S. 167— 187 und 
Taf. B. Irrtümlich wird von Eckhel, Boctr. 
num. vett. 1, 131 und Böttiger, Ideen z. Kunst- 



aufführte, Flut. Thes. 21; vgl. Preller 2 3 , 296. 
Das Bild des Minotauros befand sich in alter so 
Zeit unter den römischen Feldzeichen, weil, 
wie Festus s. v. berichtet, die Entschliefsungen 
der Feldherren so unerforschlich sein sollen 
wie das Labyrinth. Der gewöhnlichen Vor- 
stellung von dem Äufsern des zweigestaltigen 
Ungeheuers nach safs auf dem Körper eines 





3) Theseus ersticht den Minotauros, Innenbild einer 
rotfig. Schale zu Florenz (nach Mtueo Ital. 3, 1890 Tf. 8). 

Mannes ein Stierkopf, Apoll. 3, 1, 4. Cat. 64, 
111. Ov. Her. 10, 102 u. 107. Biod.i,11. Hyg. 
fab. 40. Palaeph. 2. Mythogr. ed. Westerm. 
App. narr. 55. Tzetz. zu Lykophr. 653, und 
Luc. ver. hist. 2, 44 fügt zur Beschreibung einer 
solchen Gestalt ausdrücklich hinzu „wie man 
den Minotauros darstellt". Diese Gestalt be- 
gegnet uns auf zahlreichen kretischen Münzen, 
die am vollständigsten Svoronos, Numismat. de 



4) Minotauros und Labyrinth, Didrachmon von Knossos 
{Friedländer u. Sollet, Berlin. Münzk. nr. 40. Baumeister 
S. 936 nr. 1011). 



myth. 1, 350 ein Stier mit Menschenhaupt auf 
einem geschnittenen Steine, dessen Echtheit 
aber beide bezweifeln, als Minotauros bezeich- 
net, es ist jedenfalls ein Acheloos (s. d. Art. 
Bd. 1 Sp. 9) , und wenn auf einer Gemme des 
Mus. Flor. 2, 35, 1 Minotauros im Labyrinth 
als Kentaur dargestellt ist, bo spricht schon 
dieser Umstand entschieden für späte Ent- 

50 6tehung des Werkes. Die aufserordentlich zahl- 
reichen Darstellungen des Kampfes zwischen 
Theseus und Minotauros s. auch unter Theseus. 
Bereits im Altertum fand die gewöhnliche 
Überlieferung der Minotaurossage Widerspruch 
und rief mannigfache Erklärungsversuche her- 
vor. Zunächst nahm Aristoteles nach Plut. Thes. 
16. Quaest. gr. 35 an, dafa die athenischen 
Kinder nicht getötet, sondern auf Kreta in 
Sklaverei gehalten worden seien. Hieran 

60 schliefst sich die auf Philochoros zurück- 
gehende Erzählung bei Plut. Thes. 16 und 
Euseb. Chron. 2 p. 48 = Fr. hist. gr. 1, 390, 39 
= Syncell. p. 163 C, wonach das Labyrinth ein 
Gefängnis war, in welchem die Tributkinder für 
einen Agon aufbewahrt wurden, in dem sie 
dem Sieger als Preis zufielen. Sieger in diesem 
Agon war Tauros, ein bei Minos in hohen 
Ehren stehender Feldherr, der die Kinder hart 



3009 



Minotauros 



Minotauros 



3010 



und grausam behandelte, aber von Theseus 
besiegt wurde, vgl. auch Plut. Thes. 19. 25. 
Paus. 2, 31, 1, der den Feldherrn Asterion 
nennt. Noch weiter ging die spätere euheme- 
ristische Mythendeutung, so berichtet Palä- 



1 



l> 



ihn gefangen zu nehmen befahl. Doch er floh 
in die Berge und lebte dort vom Raube. Als 
aber eine neue, gröfsere Schar gegen ihn aus- 
gesendet wurde, barg er sich in einer tiefen, 
von ihm selbst ausgeworfenen Grube. Dort- 
hin schickte dann der König die Verbrecher 
zur Bestrafung, bis Theseus den Unmenschen 
tötete; vgl. auch Tzetz. Chil. 1, 520 ff. 

Die meisten neueren Erklärer führen die 
10 Sage auf den kretischen, durch Ägypten be- 
einflufsten Sonnen- und Monddienst zurück; 
so ist Minotauros nach Creuzer, Symbol, 4, 132 
der ägyptische Typhon - Apopis , er ist der 
Sonnenbruder, den die Mondfrau mit dem Stier 
erzeugt hat; aber er ist nicht wie jener, son- 
dern er ist der versengende böse Glutwind, 
dem die Jünglinge und Jungfrauen zum Opfer 
fallen. Böttiger, Ideen z. Kunstmyth. 1, 336 ff. 
348ff., der phoinikischen Ursprung der Sage 
20 annimmt, vermutet auch Verwandtschaft mit 
dem kampanischen Hebon, den Creuzer nur 
vergleichend erwähnt; ähnlich urteilt Heyne, 
Antiqu. Aufs. 1, 20. — Hoeck, Kreta 2, 73 Anm. 9 
widerspricht diesen Ansichten und hält den 
Minotauros im Hinblick auf die Menschen- 
opfer für identisch mit Kronos. Im wesent- 
lichen stimmt mit ihm überein Preller 2 8 , 121 ff., 
. -.. der den Minotauros für ein altes Symbol (vgl. 

phatus: Pasiphae liebte einen schonen Jung- Buttmann, Mythol. 2, 239) des kretischen Zeus- 
img aus der Gefolgschait des Mino s, mit Hamen 30 oder Baalkultus oder das Bild des Zeus Asterios 



^' 




5) Theseus ringt mit Minotauros, Metope v. Theseion 
(nach Overbeck, Plast. I* S. 459). 



Tauros. Sie gebar von ihm einen Knaben (den 
man zwar einen Sohn des Minos nannte, seiner 
Ähnlichkeit mit Tauros wegen aber auch nach 









^■ffeii- 


,«* 






■fr 








HF 9 * - 


SSStM 










Er 7 ^^^B**- JAl 


jHH 




THff'^TW 


wBsiß 


■SvJ.pflP 


■hu 



G) Theseus ringt mit Minotauros, Bronze in Berlin 
(nach Conze, 88. "Winckelmannsprogr. Taf. 1). 

diesem benannte, woraus der Name Minotauros 
entstand, Heracl. de incred. 6). Minos scheute 
sich, den Knaben zu töten, schickte ihn jedoch 
aufs Land zu den Hirten. Hier gebärdete sich 
der Herangewachsene so unbändig, dafs Minos 

Boscher, Lexikon d. gr. u. röm. Mythol. 11. 



Kronos und das Labyrinth für eine Allegorie 
des gestirnten Himmels erklärt; wir erhalten 
also bei ihm die Gleichstellung Minotauros = 
Zeus Asterios = Baal - Moloch. Diesen Zu- 
sammenhang nehmen auch an Gerhard, Griech. 
Myth. § 723 u. ö. Härtung, Belig. u. Myth. d. 
Griechen 2, 247. Movers, Phönicier 1, 300 ff. 
373ff. Baudissin, Stud. zur semit. Bei.- Gesch. 
2, 182. Boscher, Selene und Verwandtes S. 137ff. 
Chantepie de la Saussaye, Lehrb. d. Bel.-Gesch. 
2, 68. Duncker, GescK d. Altert. I 4 S. 266; 
2* S. 36 (namentlich Sternkultus). Walz in Paulys 
Bealencyklop. Bd. 5 S. 73. 0. Keller in Fleck- 
eüens Jahrbb. 1887 Heft 1 S. 51 f., der das La- 
byrinth (vgl. d. Art. Bd. 2 Sp. 1779 f.) für ein 
Bergwerk hält, in dem die Gefangenen und 
Sklaven arbeiten mufsten; Henrychowski , De 
Iove Cret., der S. 6 Minotauros = Iuppiter Cre • 
ticus = Delphicus = Apollon •S'apyjj/Uos setzt; 
endlich Stephani, Der Kampf d. Thes. u. Min. 
Dieser kommt S. 28 zu folgendem Schlüsse: 
Die Minotaurossage bildete sich zwischen Ol. 50 
und 60 iu Athen teils durch eine dunkle Kunde 
vom Dienste des Baal- Moloch, teils durch das 
Bedürfnis, ein Wesen zu haben, welches die 
Veranlassung zum Tode einer Anzahl in äl- 
tester Zeit nach Kreta gesandter Jünglinge 
und Jungfrauen gegeben habe. Zwar will 
Volkmann, Analecta Thesea. Dissert. Hai. 1880 
p. 20 die Fabel als eine ältere, über die Zeit 
der Tragiker hinausgehende betrachten, die 
sich an die Erinnerung an einen alten Krieg, 
in dem Athen unterlegen sei, geknüpft habe, 
doch verwickelt er sich in Widersprüche und 
beweist nichts. Gegen die Ableitung der Sage 
aus dem semitischen Baal-Molochdienste spricht 
sich, wohl mit Recht, H. D. Müller aus. Er 
erklärt Myth. d. griech. St. 2, 348 Anm. 1 den 

95 



3011 Minthe Minyaden 3012 

Minotauros sprachlich durch Minos in Stier- I. v. Müllers Handb. d. Mass. Altert. -Wiss. 3 
gestalt. „Es ist also die Stiergestalt des alt- S. 859); bedenke man nun, wie oft Paulus den 
argivischen Gottes (2, 284ff.) auf Minos über- Festus ganz unvollständig und mit groben 
gegangen, ähnlich wie Zeus als Führer der Mißverständnissen excerpiert hat, so werde 
achaiisch-kadmeiischen Kolonie die Stiergestalt man eine Beziehung zwischen jenem sonst 
annimmt." Sicher gab es nun auch schon in nicht bekannten Sacellum und der Statue nicht 
sehr alter Zeit Kultbilder dieses stiergestaltigen unmöglich finden. Jedenfalls befand sich die 
Gottes, vor denen man Menschenopfer dar- Kultusstätte des Minucius in der Nähe der 
brachte. Als aber in späterer Zeit die Menschen- beiden in jener Gegend gelegenen, zur Auf- 
opfer für den Himmelsgott sich nicht mehr 10 speicherung und Verteilung des Getreides 
mit dem sittlichen Gefühl einer höheren Kultur dienenden Porticns Minuciae (vgl. über diese 
vertrugen, schrieb man sie dem Unterwelts- die angeführte topographische Litteratur). In 
gotte zu und brachte sie im Verborgenen dar, Bezug auf die Bedeutung des Gottes vermutete 
wie z. B. die des Zeus Lykaios. So erwuchs Härtung (Beligion d. Bömer 2 S. 272), dafs, da 
aus dem alten Kultbilde des Zeus -Minos die an jenem Platze Getreide und Lebensmittel 
Vorstellung eines Minotauros-Kronos, der, wie unter die armen Leute ausgeteilt zu werden 
Kronos von Zeus in die Unterwelt, von Minos pflegten, der deus Minucius der Zerspaltung 
in das Labyrinth geb.innt wurde und dort seine des Vorrats in viele kleine Teile vorgestanden 
Opfer empfing; dahin gehören wohl jene Men- habe (in diesem Falle wäre er also eine Gott- 
schenopfer, die nach Porphyr, de abstin. 2, 56 20 heit ganz im Charakter der Indigitamenten- 
in alter Zeit die Kureten dem Kronos weihten gottheiten, von denen oben Sp. 166 Z. 40 ff. 
(s. auch den Art. Minos). Demnach dürfte die hervorgehoben ist, dafs ihre eng begrenzte 
Zurückführung der Stiergestalt auf semitischen Wirksamkeit im Namen ausgedrückt ist [Mi- 
Einflufs von der Hand zu weisen sein, auch nutius von minuere]). Preller dagegen (B. M. 3 2 
wird, abgesehen davon, dafs es nichts weniger S. 258 f.) fafst den Begriff des Gottes in anderer, 
als gewifs ist, dafs phoinikische Ansiedelungen weiterer Bedeutung, indem er in ihm unter 
von Bedeutung auf Kreta stattgefunden haben Hinweis auf den Genius fori vinarii, Genius 
{Müller 2, 147) , der Minotauros uns nirgends conservator horreorum Galbianprum u. dgl. 
als Fenerdämon oder feuerschnaubender Stier (vgl. Bd. 1, 2 Sp. 1621 f.) den Genius loci der 
geschildert, sondern er verschlingt seine Opfer 30 Porticus Minuciae sieht. [R. Peter.] 
wie Kronos. Andrerseits aber gaben endlich Minurae (?), zweifelhafte Gottheiten auf einer 
jene alten Kultbilder, deren Typus uns viel- jetzt verschollenen Inschriftaus St. Avold, Bowner 
leicht auf den Münzen (s. d. Abbildg.) erhalten Jahrb. 83 p.174 nr. 465 u. p.103. Nach anderer 
ist, der Nachwelt Veranlassung zu den mannig- . Überlieferung stand auf dem Steine MINIIBIS, 
fachen Erzählungen von dem Ungeheuer Mino- woraus 6'A.iJo6er(Minervis herstellen möchte, 
tauros, wie sie namentlich die Athener, die viel- Bulletin epigr. de la Gaule 6 p. 257 (vgl. auch 
leicht in ältester Zeit in einem Kultverhältnis zu K. Christ, Bonner Jahrb. 84 p. 248). [M. Ihm.] 
dem alten Menschenopfer heischenden Gotte Minuus, König der Halizonen, Vater des 
Kretas gestanden hatten, weiter ausbildeten. Epistrophos (s. d. 2) und des Hodios (s. d. 1), 
Die Bildwerke s. u. These us. [Heibig.] 40 der Bundesgenossen der Troianer, Dictys. 2, 35; 
Minthe s. Menthe. vgl. Dederich z. d. St. Nach Th. Beinach, 
Minucius oder Minutius. Einen Gott dieses L'Espagne chez Homere, Bevue celtique 15 (1895), 
Namens lernen wir kennen aus Paulus S. 122 vgl. Zeitschr. f. d. Gymnasialwesen 49 (1895), 
Minutia porta Bomae est dieta ab ara Minuti, 411 bedeutet 'AU^toveg die „Insel- oder Halb- 
quem deum putabant und S. 147 Minucia porta inselbewohner", Hodios (Odios) den „Mann des 
appellata est eo, quod proxima esset sacello weiten Weges", 'EitiOTQOcpos den „Wieder- 
Minutii. Gegen die Glaubwürdigkeit der Er- kehrenden". [Höfer.] 

wähnung des Gottes hat C. Sachse (Geschichte Minyaden (MwväSes, bei Ovid Met. 4, 32. 
und Beschreibung der alten Stadt Born. 1. 425 Minyei'dea [Mirt>jjftS*&, s. O. Müller, Orcho- 
Hannover 1824 S. 223) Zweifel erhoben, in- 50 menos* S. 470] u. ib. 4, 1 Minyeias [Mivvri'iccg]), 
dem er die Worte ab ara . . . putabant der Töchter dea Minyas (s. d.), des Herrschers von 
ersten Stelle für einen irrtümlichen Zusatz des Orchomenos (Antoninus Lib. 10 und Plut. 
Paulus erklärte; es ist jedoch kein Grund vor- Quaest. grate. 38) oder der Minyer (Aelian. 
handen, die eine der beiden aus verschiedenen V. Hist. 3, 42 ; vgl. Ovid. a. a. 0.). Es sind 
Artikeln des Festus geflossenen, sich gegen- die Minyaden in Orchomenos, welche bei der 
seitig stützenden und ergänzenden Stellen des Einführung des orgiastischen Dionysoskultus 
Paulus zu verdächtigen. Betreffs der Lage anfänglich ihre Teilnahme an dem allgemeinen 
des sacellum und der ara des Minucius wies Schwärmen der Frauen verweigerten, dann aber 
Becker (Topogr. S. 164 f.) darauf hin, dafs in von einer um so schrecklicheren Raserei er- 
der Gegend der Porta trigemina dem Prae- 60 griffen wurden (s. oben „Alkithoe" und die 
fectus annonae Minucius Augurinus ein Stand- allgemeine Besprechung des Mythus Bd. 1 
bild gesetzt worden sei (Plin., n. h. 18, 15; vgl. Sp. 1052f.). Ihre Namen sind Leukippe (Ovid 
darüber sowie über die ganze Örtlichkeit aufser Leuconoe, Met. 4, 168), Arsippe (bei Plutarch 
Becker Preller, Die Begionen der Stadt Born. Arsinoe) und Alkathoe oder nach Alian und 
Jena 1846 S. 168. Jordan, Topographie d. Stadt Ovid Alkithoe. Die von Aelian a. a. 0. be- 
Bom im Alterthum. 1, 1 S. 235 f. O. Gilbert, Ge- zeugte Herkunft von „Minyern" ist insofern 
schichte u. Topographie d. Stadt Born im Alter- dunkel, als Minyer in Orchomenos nicht nach- 
tum. 3. Leipzig 1890 S. 286. O. Bichter in weisbar sind und die vorzugsweise Minyer ge- 



3013 Minyaden Minyaden 3014 

nannten Argonautenhelden von Iolkos erst in giastisch verehrten Vegetationsgottheiten, aufser 

späteren Genealogieen von Minyastöchtem ab- Dionysos besonders Kybele und Pan, zuge- 

geleitet wurden (s. d. Art. Minyas), deren Namen schrieben wird. 

aber mit den angeführten Namen der Minyaden Von der obigen, vorzugsweise aus Plutarch 
von Orchomenos nicht übereinstimmen. Aber und Älian (der seine Erzählung nach Rudolph, 
auch die Abstammung der letzteren von Minyas Leipziger Studien 7, 40 f. aus einem älteren Lexi- 
nach dem Zeugnis des Antoninus und Plutarch kon geschöpft hat) entnommenen Darstellung 
a. a. 0. findet in den mannigfachen Genea- des Mythos weicht Nikandros bei Anton. Lib. 10 
logieen, in welche derselbe verflochten scheint nicht unwesentlich ab. Die Züge, welche ihm 
(s. d. Art. Minyas) keine weitere Bestätigung. 10 eigen sind, weisen auf eine dramatische Be- 
Deshalb vermutet Buttmann, Mythol. 2, 204, arbeitung der Sage hin. Die Minyaden tadeln 
dafs die ursprüngliche Sage nur Minyades, die anderen Frauen, dafs sie die Stadt ver- 
Töchter des Minyerstammes, genannt habe, lassen und auf die Berge schwärmen (wie Pen- 
und dafs erst bei einer ausführlicheren Dar- theus bei Eurip. Bdkch. 217). Dionysos tritt 
Stellung, sonstigen Vorgängen entsprechend, in Gestalt einer Jungfrau (wie bei Aischylos' 
die Mehrheit in drei Namen verkörpert wor- Edonen fr. 69 und Eurip. Bdkch. 453 in Jüng- 
den sei. Hiervon ist vielleicht soviel richtig, lingsgestalt) zu ihnen und ermahnt sie, sich 
dafs sie in Orchomenos ursprünglich nicht als an der Feier zu beteiligen, aber sie achten 
Töchter des Minyas selbst, sondern nur als zu nicht auf seine Warnung (vgl. die ähnliche 
seinem Geschlecht gehörig angesehen wurden. 20 Situation Eurip. Bakch. 266 f.). Nun verwan- 
Der Mythos von den Minyaden lautet, delt sich der erzürnte Gott in einen Stier, 
wenn man die wesentlichen Motive aus der Löwen und Panther (vgl. ebd. v. 1017), wäh- 
Erzählung des Anton. Lib. 10 nach Korinna rend Nektar und Milch von den Webstühlen 
und Nikandros, aus Plutarch qu. Graec. 38 und träufeln. Diese Zeichen setzen die Frauen in 
Aelian v.h. 3, 42 herauszieht: Als bei derVer- Schrecken, sie werfen um ihre eigenen Kinder 
breitung des orgiastischen Dionysosdienstes die das Los, um dem Gotte ein Opfer darzubringen, 
Frauen in Orchomenos (die verwandten Sagen es trifft Leukippe, und so erfolgt die Zerreifsung 
von anderen Orten Griechenlands s. Bhein. Mus. des Hippasos. 

27, 608 f. und oben Bd. 1 Sp. 1052 f.) sich der Den wohl nicht zu der ursprünglichen Ge- 
bakchischen Raserei hingaben und durch Feld 30 stalt des Mythos gehörigen Schlufs der Er- 
und Wald schwärmten , beteiligten sich die Zählung bildet die Verwandlung der Minyaden 
Minyaden nicht, weil sie sich von ihren" Man- in Nachtvögel, welche Nikandros der Bearbei- 
nern und der häuslichen Arbeit nicht trennen tung der Sage bei der dem Schauplatz der- 
wollten. Hierdurch aber erregten sie den Zorn selben örtlich nahestehenden Dichterin Korinna 
des Dionysos. Plötzlich schlangen sich Epheu- in dem Gedicht mit dem zweifelhaften Gesamt- 
und Rebzweige um die Webstühle, an welchen titel 'EtigoCa, vielleicht auch mit der beson- 
sie arbeiteten, und von der Decke träufelte deren Aufschrift MivvdSss {Berg, P. L. Gr. 3 4 
Wein und Milch. Die Minyaden ergriff die bak- p. 545. 561), entnommen zu haben scheint. Für 
chische Raserei (rijs aavCas ägt-äpsvai, Älian), die dramatischen Züge seiner Darstellung ist 
und nach Menschenfleisch lüstern (iiuveioorg io schwerlich derselbe Ursprung anzunehmen. Aber 
dv&Qcanivcov Ini&vfirjaai hqswv, Plutarch) er- auch die näher liegende Herkunft der letzteren 
griffen sie den zarten Knaben der Leukippe, aus den Xantriai des Aischylos, welche nach 
Hippasos, und zerrissen ihn wie ein Hirsch- der wahrscheinlichsten Annahme das Schick- 
kalb. Dann eilten sie epheugeschmückt auf sal der Minyaden zum Gegenstand hatten (vgl. 
die Berge, um sich den anderen Mainaden Böckh, Graec. trag, princ. c. 3. Fritzsche, 
anzuschließen. Diese aber, fährt Älian fort, Aristoph. ran. p. 413 — 417. Wecklein, EM. zu 
verfolgten sie wegen der Blutschuld (diu zb Eurip. Bakchen p. 7), ist bei der Verschieden- 
dyoe). Der Sinn des Mythos ist also: unter heit der für dieses Drama den Fragmenten 
der unmittelbaren Einwirkung des Gottes, die zufolge (Tr. Gr. Fr. 2 nr. 168 — -172) anzuneh- 
sich durch die Wunderzeichen ankündigt, wer- 50 menden Personen verglichen mit den aus Ni- 
den die Minyaden, welche dem weiblichen kandros sich ergebenden Scenen zum mindesten 
Beruf ergeben und somit der bakchischen Er- unwahrscheinlich. Ovid Met. 4,1 f. hinwiederum 
regung abgeneigt sind (s. Bhein. Mus. 27, 609), hat im Verhältnis zu seiner ausführlichen Dar- 
in Mainaden umgewandelt, und zwar wird zur Stellung, welche einzig auf die Metamorphose 
Strafe für ihr Widerstreben gegen die Beteili- abzielt und auch die wunderbare Erscheinung 
gung an der bakchischen Feier die \iavia in von Epheu- und Rebzweigen als eine solche 
ihrer stärksten Form, der tofioyuyCa (s. oben behandelt, wenig mit Nikandros gemein und 
„Mainaden" Bd. 2 Sp. 2250), über sie verhängt, weicht dagegen in wesentlichen Dingen, aufser 
so dafs sie ganz als Mainaden handeln, aber dem oben Bd. 1 Sp. 1053 Z. 13. 16 Angeführten, 
zu ihrem eigenen Verderben, indem sie das 60 besonders auch in der Verlegung der Scene 
Unterpfand, das sie an Haus und Gemahl nach Theben und in der Einführung des 
knüpft, vernichten. Es dürfte daher in dem Priesters nebst dem ganzen Apparat der bak- 
über die Minyaden verhängten Wahnsinn kein chischen Feier von ihm ab , infolge deren der 
von der bakchischen fiavia wesentlich ver- bakchische Kultus als ein schon längst be- 
schiedener Zustand (wie Voigt oben Bd. 1 stehender, nicht eben erst sich einführender 
Sp. 1055 annimmt) zu erkennen sein, wie es dargestellt wird, so dafs also der Schauplatz 
überhaupt natürlich erscheint,' dafs die Macht und die Situation verändert ist. 
der Geistesverwirrung vorzugsweise den or- Den Mythos von den Minyaden führt Plu- 

96* 



3015 Minyaden Minyas 3016 

tarch an der oben Bd. 1 Sp. 1063 besprochenen Äufserung Plutarchs, Quaest. sympos. 8 prooem., 

Stelle Quaest. Gr. 38 zur Erklärung eines noch wonach „an den einheimischen (wag rjfiiv) 

zu seiner Zeit üblichen Festgebrauchs bei Agrionien die Frauen den Gott als Entflohenen 

dem trieterischen Agrionienfest in Or- suchten, aber davon abliefsen, weil er zu den 

chomenos an, den er erwähnt in Beantwortung Musen gegangen sei und sich bei ihnen ver- 

der Frage: xCvig oi naga Boitoxoig Woloeig, borgen halte", könnte man das Jagen und 

nal xtvsg al 'Oleiai. Nach Anführung des laute Treiben angedeutet finden, womit die 

Mythos fährt er fort: *ln&rjvcci <Sij xovg fiev Bakchen den schlafenden Vegetationsgott zu 

avSgag avzäv (der Minyaden) Svaeiiiarovvxag wecken suchten (s. oben Bd. 1 Sp. 1043), und 
vnb Ivnrig k«1 niv&ovg Wolösig, rag 31 'Olsiag, to demnach annehmen, dafs dieses Agrionienfest 

olov oitoäs. Kai pizei vvv 'OQxopevioi xag änb die eigentliche trietensche Dionysosfeier in 

xov yevovg ovxm ualovei. Kai yivsxai itccq' sich geschlossen habe Wenn dies aber auch 

iviavxbv iv xoig Aygicavioig (pvyrj %al Sim^ig hinsichtlich der auf ein ursprüngliches Menschen 

avxäv iicb xov isoimg xov diovvoov £iq>og opfer sich beziehenden Agrionien in Orchomenos 

i' vorzog Hieraus ergiebt sich: bei dem Agri- nicht wahrscheinlich ist, so ist doch zwischen 

onienfest in Orcbomenos bildete einen Teil der trieterischen Dionysosfeier und den eben- 

der Festgebräuche die von Frauen aus dem falls trieterischen Agrionien ein enger Zusam- 

Geschlecht der Minyaden dargestellte „Flucht menhang anzunehmen, der sich aber erst nach 

und Verfolgung" durch den Dionysospriester. genauerer Ermittelung der Lage dieser Feste 
Diese Frauen hiefsen 'Oleiai, was Plutarch 20 im Jahreskalender wird bestimmter feststellen 

nach dem Inhalt des Mythos durch bloaC er- lassen. Gegen eine Ansetzung der Agrionien 

klärt. Auch ihre Männer treten bei dieser im Hochsommer (s. ob. Bd. 1 Sp. 1054) spricht 

Festhandlung auf, und zwar mit allen äufseren der trieterische Charakter derselben, vgl. Omd 

Zeichen der Trauer in der Kleidung u. s. w. Fast. 1, 394. 

(Svasiaaxovvxsg), weshalb sie Wolöetg (die Der Grundzug der Mmyadensage, die durch 

Trauernden; die Form des Wortes ist schwer- Vernichtung der eigenen Spröfslinge erwachsene 

lieh richtig) genannt werden. Solche mime- Schuld, kehrt auch in dem Hause des Athamas, 

tische Darstellungen mythologischer Vorgänge von welchem Minyas abstammt, wieder. Der 

durch priesterliche Frauen bildeten einen Grund- Gentilkultus dieses Hauses war der blutige 
zug der Dionysosfeste in Boiotien und in Delphi, 30 Dienst des Dionysos Aacpvonog, welches der- 

vgl Bhein.Mus.21 S.7. 11. Diese Frauen trugen selbe ist mit dem miirjax^g, dem die Menschen- 

auch anderwärts eine besondere Bezeichnung, opfer dargebracht wurden und dessen Priester 

vgl Hesych. dvauaivai' ai ev Snäqxrj %oqi- auch die Minyaden verfolgt, vgl. Töpffer, At- 

xiäsg Buwai, also ungefähr dasselbe, was tische Genealogie 1889 S. 189 f. Der Versuch 

Plutarchs bXoaL Nach Orusius' {Rhein. Mus. Töpffers jedoch, bei Plutarch, Quaest. Graec. 38 

45 S. 267) Verbesserungsvorschlag zu Plut. de die Lesart AloUiai festzuhalten , um den My- 

def. orac. 14 (so statt Quaest. Graec. 14 a. a. O. thos zu einem aiolischen zu stempeln und die 

zu lesen) gab es auch in Delphi 'OXelai. Der lemnische Gynaikokratie und die Sagen von 

Sinn der dargestellten Handlung ergiebt sich den Städtegründungen in der Aiohs durch 
aus der weiteren Bemerkung Plutarchs, dafs 40 Amazonen daran anzuknüpfen, S. 1901, ist 

der Priester diejenige der Frauen töten dürfe, von Dittenberger, Deutsche Litt.- Ztg. 1890 nr.l 

welche er mit dem Schwerte erreichen könne, mit Recht abgewiesen worden, da aufser den 

und dafs eine solche Tötung zu seiner Zeit alten Erklärern Plutarchs schon Buttmann, 

wirklich vorgekommen sei. Der Priester ver- Mythol 2, 202 Anm. und K. 0. Müller, Orcho- 

tritt die Stelle des Gottes, des Dionysos mfirj- menos* S. 161 die richtige Lesart OXüai, er- 

oxrig der sich unter den ihm Verfallenen kannt haben. — Die Verfolgung der Minyaden 

(oloaC) sein Opfer aussucht (erjagt, daher durch den Priester des Dionysos oder wemg- 

^Ayouövia). Aber an die Stelle des alten stens eine ähnliche Kulthandlung wollte Wel- 

Menschenopfers ist, wie auch anderwärts, die eher, Alte Denkmäler 3, 138 auf dem Vasenbild 
symbolische Handlung einer Flucht und Ver- 50 Taf. 14 ebendas., zuerst veröffentlicht von_J£. 

folgung durch die Priester beim Feste der Bochette, Mon. ined. pl. 4, 1 , erkennen. B. Bo- 

'Ayaicoviu getreten, womit sich die Gottheit chette a. a. 0. hatte es auf Peleus und Thetis 

genügen läfst, vgl. Hermann- Stark, Gottesdienstl. bezogen, 0. Jahn, Arch. Aufs. S. 149 deutete 

Altert § 27, 4. 14 und die Ausführungen von es auf Pelias und die zum Altar der Hera 

Dilthey, Arch. Ztg. 31 S. 82. Zur Erklärung fliehende Sidero, wogegen Welcher a. a. . 0. 

der als Sühnopfer gemeinten Kulthandlung S. 140 an seiner früheren Erklärung festhielt, 

glaubte die Sage eine Blutschuld (s. Älian Zu einer Entscheidung fehlt es an bestimm- 

a a. 0.) bei den beteiligten Personen bei- teren Anhaltspunkten. [Rapp.] 

bringen zu müssen, und indem sie dabei aus Minyades (MiwäSrie), Nachkomme des Mi- 
dem Mythenkreise schöpfte, der sich um die 60 nyas, Schol.Pind. Ol. 14, 5 (wo Mivvtöai steht). 

Einführung des orgiastischen Dionysosdienstes t L» tolL J 

gebildet hatte, wurde in der Zerreißung der Minyas (Mivvag; Schol. Apollon. Rhod. d, 

eigenen Säuglinge, obgleich dieselbe Ursprung- 1093 ff. Mtvvrjg; Steph. Byz. Kvnagieeog und 

lieh als ein Opfer für den Gott zu verstehen Mivva, zweimal Genet. Mivvov; Schol. &(L) 

ist diese Schuld gefunden. Ob auch der My- Hom. II. B 511 zweimal Mivvög, -ov; Schol. Q 

thös von den Minyaden unter den Squöiisva Od.Ti324=Genet.Mivvov,Schol.Vebd.M£vvog),em 

der Agrionien zur Darstellung gekommen ist, mythenloser Heros im boiotisehen Orchomenos, 

wissen wir nicht. Iu der etwas abweichenden das Pindaros Isthm. 1, 80 Mivva pv X ov nennt, 



3017 Minyas Minyas 3018 

verknüpft mit dem dortigen zätpog M-ov (Paus. Ainetos, attische Heroen (von KscpullSui, $v- 

9 38, 3) und dem »rjaavQoe M-ov ebenda (Paus. laiiia) sind, so nimmt Töpffer (Att. Geneal. 

a. a. 0. und 9, 36, 4f.), geniefst Heroenkult am 256f.) diese Genealogie für Attika in Anspruch 

gleichen Orte (Keil, Inscr. Boeot. 15), wird und erklärt De'ions und des Kephalos Phoker- 

wohl auch das orchomenische Fest Mivvsia tum durch die attische Heimat der meisten 

(Pind. Isthm. 1, 11) zu eigen haben und ist Einwohner der phokisehen Stadt Steiris (Paus. 

namentlich in eine Menge Genealogieen ver- 10, 35, 8; vgl. Plut. Kimm 1). Durch Rück- 

flochten, die über diese seine Heimat (ö Mi- Wirkung wäre somit der Poseidonsohn M. m 

vvrjg 'Oqzoiu-vos, Paus. 8, 33, 1; Mivvccg 'Oqx-, der attischen Metropole bekannt geworden. 
Belief Farnese 66, 1) hinausgreifen. 10 Ganz auf Orchomenos beschränken sich auch 

Homeros kannte ihn, wie es scheint, noch noch die tvioi des Scholiasten zu Pind. Isthm. 

nicht; er hat nur den formelhaften Ausdruck 1,79 f. (Mivva (iv%ög = 'OQ%0[iev6g), wenn sie 

'Oqzoiisvög fiivv^iog für den Sitz des Königs M. einen Vater des Orchomenos oder einen 

Amphion in Boiotien, ohne Sagenbeigabe (Od. Sohn des Eteoklos, Bruder des Orchomenos 

X 284. II. E511; vgl. Pindar. Ol. 14, 17 a Mi- nannten, ebenso des Schol. Born. Od. tj 324, 

vveia. Herod. 8, 34. Thukyd. 4, 70); und als wo M. (Q Genet. Mivvov, V Mlvvog) Vater der 

später Pindaros ihn nennt, bleibt er doch noch (orchomenischen) Zeusgeliebten Elara, Grofs- 

auf Orchomenos beschränkt und aufser Be- vater des Tityos heifst (Eust. z d.St. p. 1581,55 

ziehung zum Namen der nUvaävzcav uaza schreibt, wenn nicht die fehlerhaften Ausgaben 
räxos Mivväv, d. h. der Mivvai genannten 20 trügen, Mivtaog statt Mivvov). An den orcho- 

Argonauten des thessalischen Iolkos (Pind. menischen Iasos der Odyssee (l 283), der sonst 

Ol. 4, 69). Das ist um so auffälliger, als diese Vater des Amphion heifst, und die boiotische 

Bezeichnung der Einwohner von Iolkos als Atalante SQOfiaia erinnert das Stemma der 

Minyai immer (bei Apollonios Bhod. 1, 229 ff. apollodorischen Bibliothek 3, 9, 2: M. Yater der 

Simonides — welchem? — Sv^iv-za bei Schol. Klymene, durch sie Schwiegervater des Ly- 

Apoll. Bhod. 1, 763. F. E. G.2, 42. Demetr. kurgossohnes Iasos, Grofsvater der Atalante. 

Skeps. frg. 51 Gaede ebendaher. Orph. Argon. Nach Phokis und dem Parnassos führt das 

592: Mivv7}g \o%og. Lykophron Alex. 874, wohl Schol. B(L) II. B 519: M. Vater des Kypanssos, 

auch des Tragikers Chairemon Mivvai, frg. 12) des Eponymos der früher Kypanssos genannten 
ohne triftige Begründung mit der Starrheit 30 Stadt Apollonias^= Steph. Byz. Kvnüoieeog 

einer überlieferten, unverstandenen Formel (Genet. Mivvov). "Evioi beim Schol. HQV Od. 

wiederholt wird (Buttmann, Mythol. 2, 203). 1326 nennen M. Vater der Klymene, die dem 

Ersichtlich hält die Überlieferung anfänglich Helios den Phaethon gebiert, und das Schol 

die thessalischen Mivvai-'Agyovavzai von Iol- HT ebenda nennt M. Gatten der Euryale, 

kos getrennt vom boiotischen Orchomenier Vater der Klymene. Nach Schol. Apoll. Bhod. 

Mivvag. Mit dem alten frühverschollenen tri- 1, 230 war ferner M. Gatte der Paiontochter 

phylischen Mivvrjiog nozupbg zwischen Pylos Phanosyra, Vater des Orchomenos, Diochthon- 

und Alpheios in der Peloponnesos (Hom. II. das, Athamas; oder von seiner Gattin Klyto- 

A 722) ist er überhaupt nie in eine direkte dora Vater des Presbon, der Periklymene und 
Beziehung gesetzt, ebensowenig zu den an- 40 Eteoklymene. 

geblich von der Argofahrt her auf Lemnos Korinna (frg. 32 Bgk.) soll laut Glosse zu 

lebenden Abkömmlingen der Minyai, noch zu Antonin. Lib. 10 die auch von Nikandros, 

den lakonischen oder kyrenischen Minyai; in Heteroiumena (frg. 55 Meineke, Nicandrea 

den Stammbaum des triphylischen (Kaukonen) p. 62 f.) behandelte Verwandlungssage von den 

Neleus ist er allerdings seit Pherekydes v. Leros drei Orchomenierinnen Arsippe, Alkathoe, Leu- 

(s unten) eingedrungen. kippe und die Bestrafung ihres Sträubena gegen 

Die ältesten Zeugnisse verknüpfen den M. die Einführung des blutigen Dionysoskults ge- 

mit der phokisehen oder attischen Kephalos- kannt haben. Während Ailianos (V. H. 3, 42) 

sage. Die Nosten (frg. 4 Ki. aus Paus. 10, 29, 6) diese Schwestern Mivväv 9vyuzi$as, Ovid (Met. 
nennen ihn als Vater der Klymene, der Gattin 50 4, 1. 32) Minyeiades, Minyades nennt, hat An- 

des Deionsohnes Kephalos, und somit als tonius' Text und der in boiotischen Dingen be- 

Grofsvater des Iphiklos, der jedoch weder bei sonders zuverlässige Plutarchos (Quaest. graec. 

Homeros noch Hesiodos, ja selbst noch nicht 38), der zugleich als Folge jenes mythischen 

bei Pherekydes Argonaut war, Schol. Apoll. airiov die noch später bräuchliche ^ blutige 

Bhod. 1, 45; vgl. den Argonautenkatalog bei Verfolgung einer Jungfrau anö zov yevovg an 

Apollod. Bibl. 1, 9, 16. Der hesiodische Frauen- dem Agrionienfeste durch den Dionysospriester 

katalog (frg. 138 Ki. aus Schol. B 11. T 227) berichtet, Mivvov »vyaTsoag. Und da die 

nennt zuerst als seinen Vater den Poseidon gute ungetrübte Überlieferung überhaupt Mi- 

und als seine Gattin die Hyperphastochter vvcci von Orchomenos nicht kennt, so wird 
Euryanassa und setzt, während das sonstige 60 man diese Lesart auch der Korinna (und Ni- 

Stemma bleibt, als seinen Schwiegersohn statt kandros) geben müssen und Ovid und Ailianos 

des Kephalos dessen Bruder Phylakos ein die Verantwortung für ihre Modernisierung 

(= Schol. Apoll. Bhod. 1, 45). Tragische Ver- zuschieben. 

wendung dieses Stammbaums bezeugt die Erst Stesichoros hat den M., wenn auch 

Wiederholung in Demarats Tragodumena (frg. 5 nicht gleich zum Eponymos der pindarischen 

aus Sclwl. Apoll. Bhod. 1, 46. F. H. G. 4, 380; Mivvai-'Aoyovavzai überhaupt, so doch zum 

vgl. Hygin. Fab. 14 (Argonautae). Da Kepha- Urgrofsvater des 'jQyovavzris *<** el°m*i «es 

los und' Phylakos, wie der dritte De'ionsohn Iason, gemacht; frg. 54 Bgk. (ms Schol. Apoll. 



3019 Minyas Minyas 3020 

Bhod. 1, 230) nennt er ihn Vater der Eteo- a) Mivvög (so!) Enkel des Aiolos, Sohn des 
klymene (so statt Klymene), Grofsvater der Sisyphos; b) M. Vater des Orchomenos, Sohn 
Alkimede, der Mutter Iasons. Periklymene des Olmos, des Eponymos der helikonischen 
ist wohl auch gemeint mit der Minya(- s), Stadt, Enkel des Sisyphos, also wohl Urenkel 
welche mütterlicherseits Grofsmutter Iasons des Aiolos. Das Schol. vet. Pindar. Ol. 14, 5 
war, bei Serv. Verg. Ecl. 4, 34. Dieselbe An- drückt sich noch eigentümlicher so aus, dafs 
knüpfung des Iason an die Alkimede hat M. der erste Beherrscher von Orchomenos war, 
Pherekydes (frg. 59 aus Schol. V Hom. Od. (t 69 dessen 'Nachbarn' die MivvtSai (Hs.; Heyne 
= Schol. Apoll. Bhod. 1, 45. F. H. G. 1, 87) und Boeckh: -adai) waren, und zugleich 'dem 
übernommen und dem Apollonios v. Bhodos ver- 10 Geschlechte der Argonauten entstammte '. 0. 
mittelt (s. die letztgenannte Stelle). Wenn Müller (Orch* 253 3 ) giebt darum dem Schol. 
ferner die Odyssee {l 281) den Pylier Neleus rec. Vrat. A C den Vorzug, dem zufolge die 
mit der Orchomenierin Chloris vermählt hatte, Argonauten Mivvsiog heifsen, weil sie vom 
so läfst Pherekydes (frg. 66 aus Schol. Hom. 'Thessaler' M. abstammen. Der einzige Schrift- 
Od. 289. F. H. G. 1, 86) diesen Neleus mit stellername, der aufser Apollonios noch für die 
seinem Bruder Pelias aus Iolkos herstammen Etymologie der argonautischen Minyai vom 
und knüpft Chloris als Sohn des (orchomeni- Orchomenier M. genannt wird, ist Aristodemos 
sehen) Iasossohns Amphiön von der Perse- (s. unten am Schlufs; svzsi&sv naoeayoosv- 
phone an M. als deren Vater, Grofsvater der frijvai, Schol. Pind. Isthm. 1, 79). Die anderen 
Chloris, an. Neleus beherrscht vom messeni- 20 Wiederholungen sind anonym, so das eigen- 
schen Pylos, seiner eigenen Gründung, aus zu- tümliche Mivvai ol 'Og^ofisvioi v.a.1 Mdyvrixsg 
gleich die orchomenische Heimat seiner Gat- (d. i. 'icöXyuoi) Hesychs, das kurz die Resultate 
tin, deren Grofsvater M. (Hs. Genet. Miov; zusammenfafst , und das Schol. D Hom. II. 
Mivvov corr. Heyne) nach frg. 84 (aus Schol. B 511: Mivvai SY.lrjfrr)Gav 01 xr\v %<ÖQav ('Oq- 
Pind. Isthm. 1, 79 zu Mivva (iv%6g, F. H. G. %0(isv6v Mivvsiov) Kaxoixovvzsg. Eponymos 
1, 92) dem Pherekydes als Sohn des Orcho- der Mivvai ist M. aufserdem in einer Reihe 
menos galt. — Am folgenschwersten aber war neuer Genealogieen: so beim Schol. Pind. Pyth. 
die Neuerung des Apollonios v. Bhodos; er war 4, 120 (= mit der falschen Schreibung Tqiyo- 
der erste, der unter die thessalischen Mivvai- veiag statt Tqizoysvslag Tzetz. Lyk. 874 f.): M. 
'Aoyovavzai als zweiten Abkömmling des or- 30 Sohn des Poseidon von der Aiolostochter Trito- 
chomenischen M. (neben Iason) den Iphiklos geneia (wo eine boiotische Athenaheroine an 
einführte (laut Schol. Apoll. Bhod. 1, 46). In- einen thessalischen Vater angekindelt ist); 
dem er das Stemma des Stesiehoros übernahm ferner im Schol. Pind. Ol. 14, 5: M. Sohn des 
(unter Rückverwandlung seiner Eteoklymene Poseidon von der Okeanostochter Kallirrhoe 
in Klymene), zog er die verallgemeinernde = Tzetz. Lykophr. 874 (wo das orchomenische 
Konsequenz, dafs Mivvao &vyargäv oi nXsiaxoi Königtum für den Minyereponymos ausdrück- 
jtai agiozoi äq>' aS^atos sv%£zötovzo üfijisvai lieh bezeugt wird); ebenso im Schol. Apoll. 
(a. a. 0. = abweichend Tzetz. Lyk. 874 ff. ort Bhod. 1, 230: M. Sohn der Boiotostochter fier- 
oi nlsiovg aizwv äito 'Oo%o(isvov xov Mivv- mippe von Poseidon, während xaz' snOiikr^eiv ■ 
sCov fjcav; ähnlicher Serv. Verg. Ecl. 4, 34 quod 40 sein Vater Orchomenos Sohn des Zeus von 
multi ex quadam Minya(-de) nati Iasoni se Isono§ ist; endlich bei Pausanias 9, 36, 4 — 6: 
coniunxerunt): Aber er knüpft nicht nur die M. Sohn des Chryses, Enkel des Poseidon von 
Thessaler an den Orchomenier, sondern auch der Almostochter Chrysogeneia, berühmt durch 
umgekehrt diesen an Thessalien; denn er nennt seinen aus ungewöhnlich hohen Einkünften her- 
zugleich den M. einen AioXiSrjg (3, 1094) und rührenden Reichtum (offenbar an Gold, wegen 
hat durch diese Unterstellung die alte Formel Xgvarjg und Xqvaoyivsia) und den mit Ägyp- 
von den Mivvai-'Aqyovavzai erklärt. Dafs die tens Riesenbauwerken vergleichbaren drjGavQog 
meisten und besten Argonauten von Minyas- Mivvov, den ersten seiner Art. Er ist noch 
töchtern abstammen, sollte Apollonios zu be- erhalten; was dagegen M. selbst gewesen sei, 
weisen schwer fallen. Hygin. {Fab. 14) fügt 50 bevor er zum Eponymos der Mivvai gemacht 
noch Admetos hinzu, als Sohn des Pheres von wurde, ist fraglich. War er der Plufsgott des 
Periklymene, Enkel des M., wie ihn auch das orchomenischen Flusses Miviag, auf welchen 
Schol. Eur. Alk. 16 Sohn der Klymene nennt. das Schol. JD Hom. II. B 511 den Namen Mi- 
Die eigentümliche Anknüpfung dieser Argo- vvai und Eust. z. d. St. p. 272, 35 und 1, 381 
nautai-iWii/uai an M. über weibliche Mittel- p. 758, 25 f. den Namen Mivvsiog 'Ogxofitvög 
glieder brachte Buttmann (Myth. 2, 205) auf zurückführt? Oder ist dieser Flufs vielleicht 
die Vermutung, dafs die feste Überlieferung selbst nur eine künstliche Analogiebildung zum 
der genealogischen Beziehungen der Minyas- triphylischen nozafxog Mivvrjlog'i 0. Müller 
söhne einer solchen Verwertung widerstrebte. hielt es freilich für möglich, dafs er im spä- 
Über die Folgerungen, die sich aus Apollonios' 60 teren orchomenischen Melasflufs stecke (Orch. 1 
Mivvrig Aiolidrjg (3, 1094) ergeben, war keine 71 2 ). Oder war er wirklich Eponymos unbe- 
Einigung zu erzielen. Der ßcholiast z. d. St. zeugter orchomenischer Minyai oder doch Mi- 
warnte ausdrücklich vor der Übersetzung 'Sohn vväSegl Umgekehrt; die argonautischen Minyai 
des Aiolos' und erklärte ihn als Ururenkel von Iolkos sind in der Sage kein Volk, son- 
des Aiolos mütterlicherseits über den Aiolos- dem immer nur eben ein Name für die Argo- 
sohn Sisyphos, dann Almos, Ohrysogone, Po- nauten {E. Meyer, Gesch. d. Altertums 2 § 126). 
seidons Geliebte und Mutter des M. Das Schol. Je mehr gerade in den ältesten Zeugnissen die 
B(L) II. B 511 nennt zwei andere Lösungen: Beziehung auf Orchomenos und seinen König 



3021 Minyas Minytos 3022 

vermifst wird, um so verdächtiger klingt es, Argonauten verdankt sein, da die Argo selbst 
wenn in den späten Zeugnissen, die schon nebst Iason nicht den Minyai, sondern den 
unter dem Eindruck der Kombination des Ste- Argeiern des "iaeov "Agyog eignet {H.B.Müller, 
sichoros, Pherekydes, Apollonios stehen, plötz- Myth. 2, 265. 278 f.); und aus der Stadt des 
lieh eine thessalische Stadt Orchomenos auf- Minyas leitet man allerdings jenen Namen 
taucht (Plin. n. h. 4, 29: in Thessalia O., Mi- Mivvai am ungezwungensten ab. Stammen 
nyeius ante dictus) und mit einem gleichnamigen doch auch die Minyai, die unter Athamas 
Berge an der Grenze Makedoniens gelegen haben nach Teos auswanderten, sichtlich aus Boio- 
soll (Schol. Apoll. Rhod. 2, 1186, eine mifsver- tien (Paus. 7, 3, 3). Dann wäre, allerdings 
ständliche Auslegung der Dichterworte 1093 ff., 10 aus anderen Gründen, als sie die antike Wissen- 
weiche 'die Söhne des Phrixos auf kolchischem schaft ins Feld führte, die Möglichkeit, dafs 
Schiffe aus Aie nach Orchomenos heimkehren M. Eponymos eines orchomenischen Stammes 
lassen, um sich ihres Vaters Besitz zu teilen', Mivvai war, in Sicht gerückt; und dieser wäre, 
d. h. das vom Grofsvater Athamas stammende mit den einst aus Lakonike eingewanderten 
athamantische Gefilde und Orchomenos, die triphylischen Minyai Herodots (4, 148) und 
Königsstadt des Athamas, beides an der Ko- Strabons zusammengehörig: wie die Sage be- 
pais). Die oi fiev des Schol. Apoll. Rhod. hauptet, über die argonautischen Minyerfiliale 
a. a. 0. haben gar das thessalische Phthia zu Lemnos (Herodot. 4, 145f. 8, 73). Gegen Butt- 
einer Stadt 'Orchomenos' machen wollen durch manns Verflüchtigung des M. als eines ada- 
eine Textänderung sha pitä $&ir]v (statt fier' 20 mitischen Wesens wie Men, Menü, Menes, 
alq>v£tT]v &siov ltbliv 'Oexopsvoio. Eustathios Manes, ManuB u. a. (Myth. 2, 233 ff. 244) vgl. 
(zu Hom. 11. 1381 p. 758, 26) weifs gar, dafs 0. Midier, Orchomenos und die Minyer* 87. 
die makedonische und die thessalische Stadt E. Meyer, Gesch. d. Altert. 2 § 126 A. 454 (der 
XotQiievri (bei Pape- Benseier, N.-W.B. 1674 mit Recht thessalische Minyai §52 nicht als 
fehlend; 1080 nr. 4 fälschlich XaQpivas) vor bezeugt erwähnt; denn sie lassen sich nur 
ihrem 'jetzigen barbarischen Namen' einst den durch Kombination mittels des Poseidon- 
alten hellenisch-mythischen 'Orchomenos' ge- Pelias- Kults gewinnen). H. D. Müller, Myth. 
führt haben (vgl. Schol. B Hom. 11. B 511). Und 1, 143 ff. Die von diesem nahegelegte Ver- 
Nonnos (Bion. 41, 49) nennt spielend das make- wandtschaft dieser nordgriechischen Poseidon- 
donische Beroe ein 'Oqzo^vos (Tanzplatz? 30 Tlstiag- Verehrer mit den mittel- und süd- 
von oQxsia&ai) Xagitcov. Eine Deutung auf griechischen, den Iaones mit Poseidon -Alysvg, 
die boiotische Stadt läfst zu Hygin. Fab. 14 scheint auch von E. Meyer nicht für undenk- 
(Admetus Pheretis filius ex matre Periclymene, bar gehalten zu werden; vgl. 2, 127 mit Anm., 
Minyae filia, ex Thessalia monte Chalcodonio 126 Anm. 

[d. i. dem pheräischen: Apollon. Rhod. 1, 49], Vereinzelt stehen die Angaben des Bio- 
unde oppidum et flumen nomen traxit). Ganz nysios (von Rhodos? vgl. Schol. Pind. Nem. 
deutlich dagegen giebt Steph. Byz. Mivva an, 3, 104. Pyth. 1, 109) beim Schol. Pind. Isthm. 
dafs eine früher 'Alpmviu genannte thessalische 1, 79: M. sei Sohn des AreSj und des Aristo- 
Stadt nach Minyos (?) in Mivva umgenannt demos (ebenda, wohl des Alel-avdQevs vom 
worden sei und selbst wieder zu den Bezeich- 40 Schol. Isthm 1, 11?): M. sei Sohn des Aleos, 
nungen ?j Mivväg (Hs. Mivva, corr. 0. Müller), doch wohl von Tegea. Hier scheint das arka- 
Mivvetog (Hs. -ov, corr. Berkel, sc. 'OQXopevög) dische OrchomenoB noUpr}).og, trotz der son- 
und Mivvfjiog (sc. nozapog TpKpvliog) Anlafs stigen scharfen Sonderung vom 'minyischen', 
gab, vgl. Biod. 20, 110. mit diesem vertauscht zu sein. (Beide Frag- 
tfnd was ist von den Pragmatisierungen mente fehlen in C. Müllers F. H. G.) Vater 
obiger Stammbäume zu halten, wie wir sie der Araithyrea ist M. nach Robert, Arch. Jahrb. 
bei Sirabon lesen? Mit Chloris seien aus dem 3 1888, 53 bei Hygin. Fab. 14 (wo Ariadnes 
minyschen Orchomenos Minyai nach dem py- Minois filiae überliefert ist); mithin nach die- 
lisch -triphylischen Anigros in Arene (also zum ser Lesung Schwiegervater des Dionysos (von 
Mmye'iosflufs) gekommen (8 p. 347 = Eust. z. 60 Phlius), Grofsvater des Phliasos. — Das Epos 
II. A 721 p. 880, 50); auch nördlich nach Iol- Mivväg hatte weder mit M. noch mit den 
kos seien orchomenische Minyai einst gewan- Mivvai einen für uns erkennbaren Zusammen- 
dert (8 p. 414 = Schol. Apoll. Rhod. 2, 1186 hang (Buttmann, Myth. 2, 216*. v. Wilamowitz, 
= Eust. z. B. B 511 p. 272, 40 f.). Das Pro- Homer. Untersuch. 226). Etymologisch erklärt 
blem, wo der Minyername auf die Argonauten wird M. der König wie der Plufs und die Mi- 
übertragen sei (JE. Meyer a. a. 0. 126 A.), bleibt vvui von Eustaih. zu II. B 511 p. 272, 45 na<tu 
ebenso bestehen, wie die Frage nach dem Zu- xb fiivvöv, o iexi ro iiikqov unter Hinweis auf 
sammenhange mit Triphylien. Auf ersteres die Analogie des TvSsvg anb tov tvx&6v und 
Problem fiele Licht, wenn man das vereinzelte Berufung auf das noch später im attischen 
Zeugnis des Serv. Verg. Ecl. 4, 34 über ein 60 Dialekt gebräuchliche fiivvov, die Wurzel zu 
kolcnisches Gefilde Minya verwerten dürfte. pivvQea&ai. V. Hehn (Kulturpflanzen 5 56) eig- 
Seitdem das mythische Kolchis von E. Maafs net sich diese Etymologie an und erläutert 
im euboiischen Chalkis entdeckt ist (Götting. sie durch den Gegensatz der Ma-neSövtg — pa- 
gel. Am. 1890 862), dürfte man es an diesem *Qoi(E.Curtius,Griech.Etym. 1,131). [Tümpel.] 
Zielpunkt der Argofahrt und Entstehungsort Minytos ? (MCwtogl), falsche Lesart für 
der Sage suchen, also im nächsten Gesichts- Eupinytos, Sohn des Amphion und der Niobe 
kreise der einst so mächtigen Orchomenos. nach ApoUod. bibl. 3, 5, 6; vgl. Tzetz. Chil. 
Ihrem Einflufs mufs der Minyername für die 4, 421. Hygin. f. 11. [Koscher.J 



3023 



MlQO 



Mise 



3024 



MlQ O. Meigo, Mugo, Miggo, Mlvqo, Mviqo, 
Mvqo, Muoqo, Miogo, Mogo, aber nie Mi&go 
lautet der Name des Mithras auf den Münzen 
der indoskythisehen Könige. M. Aurel Stein., 
Zoroasirian . deities on Indo -Scyt hian coins. 
London AMl^Al_(rmimte d from the Oriental 
and^Jigbjilonign B ecord, August, 1887) p. 2 
bemerkt darüber: „MIOPO and MIIPO are the 
most frequent readings, and represent but slightly 
varied pronunciations of same form mihr , 
which the Avestic name must have assumed at 
a comparatively early date through the regulär 
phonetic ehange of th into h. MIIPO corresponds 
to the modern Persian mihir (with the well 
known interposition of a secondary vowel be- 
fore r; MIOPO represents mihr, and gives us 
a elear instance of the phonetic renderina of 
h by O (as in OOHPKI = HuvishkaJ". Über 
das am Ende des Namens s. Steins oben 
Bd. 23$. 2331_AnnuJ?i_dtifirJt&. Angaben. In 
der Liste der kappadokischen Monatsnamen 
wird der nach dem Gotte benannte Monats- 
name Mihr von der einen Klasse der Hand- 
schriften ähnlich den Formen des Gottesnamens 
auf den indoskythischen Münzen in der Form 
Mirjgav, Mcouq, Mvoi, Mvag, von der anderen 
auf eine frühere Kompilation zurückgehenden 
Klasse in der Form Mi&gi wiedergegeben, 
Steinj^_S^ C umont. Textes et monum. rel. aux 
mysteres de Mithra Fase. 2 p. 185 — 187. 

[Drexler.] 
Misatis s. Mise. 

J!IS£XMtff»))*),eüe^nzücht'ige mannweiblicht 
Gottheit aus demKreise derphrygischdfi Grofsefi 
Mutter,^ eingedrungen in dieX)rphik_ und ruit 
dieser in'den^eleusinischen Kult* nach'Alexan- 
dria? Kypros und Rom. D_ex_i:2.J2£; " " ~ ~~ 



nos (Miar\g &vu 1 iay,aezvgayi.a),S&cmv gewidmet 
ist, identificiert sie-zwär, in cler wüsten orphi- 
schen Weise-mit Iakchos und dem Eubuleus- 
solm Dionysos, bezeichnet sie aber dessen un- 
geachtet mit den charakteristischen* Beiworten 
äyvrj, svfagog, agprjzog, dvaaaa als Allmutter 
und mannweiblicTi und läfst bezeichnenderweise 
i auch ihren Hymnos direfi auf den an Demeter 
(ILlß) und auf die hekateartige Mutter Antaie 
'. und Dysaules (ILü) folgen. Wichtig ist, dafs 
dieser für den„ orphischen Kult thatsächlich 
bestimmte Hymnos (XÜSt&icb, De hymn. Qr- 
pMcisJ versichert, die M. teile in Phrygien mit 
der 'Mutter' geheime Weihen, bewohne aber 
auch" den eleusinischen Tempel"; ergehe auf 
Kypros.sich mit der Kythereia, auf dem 'Weiz- 
acker Ägyptens' (d. i. in Momemphis an der 
känobischen Nilmündung, Tümpel in Paukf- 
Wimmas M.-E. 1, 2763, _£2 ff.) mit derrtsisf 
An diesen Kultorten haOüari' ihre Spuren zu 
sufehen. — a) Phrygien hat die nach Dieterich 
(Philahgus N. F. ft, 1893, . 5_— .2) thatsächlich 
und auch sprachlich entsprechende MCSa &sög 
(s. d.). — b) Für Eleusis bezeugen sie um das 
4. Jahrhundert Asklepiades' TgayqiSovusva frg, 6. 

*) Dieser Artikel ist gleichzeitig von zwei verschie- 
denen "Verfassern geliefert worden. Da beide Bearbei- 
tungen vollkommen selbständig sind, und eine Zusammen- 
ziehung in einen Artikel nicht thunlich erschien, «o trägt 
die Eedaktion keine Bedenken, beide nebeneinander ab- 
drucken zu lassen. 



aus Sazpükratim s*x. Aneaviats^EJELG^MSL 
M,_(Hs. DJS Nisci oder ifijira, B xxlaa, corr. 
CLMüller a, a. und zu F, H. GL2^a3JL-31_als 
Tochter des^leusiniert'Oys auleS'und der~Baubo, 
Schwester der Trotpgen4"( ( wie Dieterich 3, a. 0. 
2i_gut statt" 1 des überlieferten ügoizovö^ vor- 
schlägt) im Demeter-Iakchos-Mythos (=jS»ir 
da&s^-jlv eqvXT i s, wo J v ^goLateht),, C. Müller 
schon dachte, wie Bieterkh <a. a..CL), an eine 

10 Gleichheit mit der demselben Mythos ange- 
hörigen attischen Misme (s. d.) und der Mioig, 
MiSig des Suidas. — c) Kypros erkennt zwei- 
felnd Dieterich_m der von Ägypten aus leicht 
zu Schiffe erreichbaren Gegend, in der Sexon- 
das (Mmimnb,_lj_MX em e nä&oSog zfjg Mierjg 
erwähnt; während Cr.usius nach Abwägung aller 
Umstände lieber an Kos denkt (PhiläLM,.A,Q. 
12 3 1% Bei Gelegenheit dieser Prozession ver- 
liebt sieh einer in eine junge Frau. — d) Ägyp- 

20 ten, und zwar" Alexandreia, hat Digt#rich_£Pe 
hymn. Orph. 2iS.) alte den Ort wahrscheinlich 
gemacht, wo das r orphische Gebetbuch', wie 
es uns vorliegt, zusammengestellt und ge- 
braucht worden ist; somit ist v. 7 über Mises 
dortigen Verkehr mit Aphrodite ein Zeugnis 
aus erster Hand. Näher führen in das Wesen 
der Göttin einige andere Stellen ein, zunächst 
Hesvch. s. v. Miaazie. die als eine Schwurgott- 
heit aus der Umgebung der 'Mutter' erklärt 

30 wird und von Lobeck (Aal. 1, 583) schon auf 
eine Dienerin der Kybele gedeutet ist, viel- 
leicht, auch eine ihrem Dienst Ergebene (Die- 
te rich, Philol. a. a. O . 9). Denn Crusius, der das 
Material für M. am vollständigsten gesammelt 
hat (ütäers.uber ■ Herondas 17 f. 12 8ff) , hat das 
hierfür uncTüKerhaupt zur Aufhellung des ganzen 
Kultes wichtigste Zeugnis beigebracht : den Vers 
des Kratinos m arizcil de yvvaixsg oXicßotci jqtj- 
aovxai, und Dieterich h at noch die Aristophanes- 

40 Stellen Av . 1620 Kai ^' änoSiSm piontia und 
Plut. 989 ^ v^Ivsksv fMffjjTÄxs . '. . aXXic 'cpiXiag 
s^vttia. Miarjtca wird vom £ßkßL-= deeXysia, 
ro slg zag evvovaiag sveitiyoQOv , von Ppl lux. 
6^.189 == Xayvela, ccoeXyeta, äaoXaaicc, iv%iQe(a, 
tiuxXoavvrj , sxccigrjOig, itOQVtCa erklärt; (iierjxrj 
von demselben = r\ (id%Xog (Iqcot(b(miv(Öv), von 
Photios und Suidas _s. v. \uar\zn (so!) = %aza- 
qp6e>js, von letzterem nagd zb (iloyeo&cu. Auf 
jenen Gebrauch des SXiaßog bezieht TH^erich. 

50 die Worte des Plutarchos ( Caesar. 9) ühar <jj e 
beim Feste der Bona Dea zu Tage gekommenen 
skandalösen Gebräuche, die auch „bei der deog 
ywamsia und aggrjzog fi»)Tijp des Dionysos der 
Griechen, im Kult der phrygischen MiÖa frsög 
(s. d. ) und bei den Orphikern vorkommen": 
uvzal 81 *« 9' eavzdg at yvvalxig noXXd 
Sgäv 7isgl rrjv isgovgyiav. Die eine Frau fun- 
gierte mittels des o. als Mann, wie von lat^ 
Man in den DigJ. M eretr. 5 geschildert ist : 

60 eine drastische Verwirklichung der im orphü 
sehen_JIymnos (42 , 4}_ bezeugten ' Mannweib- 
lichkeit' der Patronin dieser schändlichen Ge- 
bräuche. Das älteste Zeugnis dafür ist, sofern 
es von Berak (P. L. G. 2 p. 729 (434^ richtig 
auf A rrihilnrhna T.nriiclrgofnhrf. i 8 t j dflr_SOm 
SfMLAr^Ax.lS&fL erhaltene Vers: nsgl ecpvgbv 
■jia%iiu fiiarjZTj yvvfi, und bezeugt unter dieser 
Voraussetzung, dafs um diese Zeit schon auf 



3025' 



Mise 



Misenos 



3026 



dem Verbindungswege zwischen der phrygi- 
schen Heimat und der attischen Filiale, den 
Inseln, der Misekult bekannt war; so Bieterich 
( a, a. 0. 11 f.) . der in weiterer Ausführung der 
von Crusius zu Herondas gegebenen Ermitte- 
lungen und Anregungen auf den Paralleliemua 
der gleichfalls in den eleusinischen Demeter- 
kult aufgenommenen Iambe und Baubo der 
Orphiker ( frq. 215 f. Abel) aufmerksam macht. 
Denn wie schon bei Empedokles, dem mit den 10 
Geheimkulten vertrauten Philosophen, ßcevßcö im 
Sinne von koiXicc vorkam ( Hesych. b. v. ßavßä), 
Baubo also ursprünglich nichts anderes ist als 
was sie der Demeter zur Erheiterung zeigt 
( Crusius . U täermchungen zu^Hetvndqs^Sj;), 
so ist der zugehörige maskulinische ßavßoiv 
bei Herondas (a. a . 0.) kein anderes Instru- 
ment, ^als der bei den \uai\zai (und Misri) üb- 
liche oXießog ( Crusius 129f.) und mufs zu dem 
Apparat der Kybele- Demeter -Mysterien gehört 20 
haben (C rusius. Philol. a. a. 0. 12*) . Gerade 
an Baubo ist auch M. bei ihrer Einflechtung 
in den eleusinischen Komplex als Tochter an- 
gekindelt. Ein neues Licht fällt somit auf die 
Vorliebe der Orphiker, mit der sie in den An- 
fang ihrer Theogonieen mannweibliche Wesen 
stellten, so die Adrasteia ägasvö&rjXvg COrph. 
frq. 36 Abel) , das %mov dggsvi&tjlv Phanes 
( frq. 38. 6 2. 73) u. a. , so im Misehynmos die 
agar^v »tat ftrjXvg M. selbst. Über die Ein- 30 
führungszeit des Kultes der Grofsen Mutter 
nach dem griechischen Mutterland siehe noch 
Bieterich a. a. 0. 7 und die Artikel MCSa &iög 
und MiOßi). [Tümpel.] 

Mise (MCan ; vielleicht auch MU\xr\ und MW), 
eine mystische, dem, ejeusin^. Kulte ä^fgntüige" 
Gottheit, die z. B. iMchriHlich zu Pergamon 
(MäLJ^ath.1. 6,.188..LAK<r)j Köqjj) der Köre 
gleichgesetzt wurde. Nach Asklep iades' Trag od. 
KHarpokrat. und Suidas s. v. Avauvlitsujuax io 
Mise (Nisa) Tochter des Dysaules und der Baubo, 
Schwester der Protonoe (vgl, Müller, F. H. G, 3. 
P.d?2jLj/to»*'?'"a#>?S S' sv 8" TgaymSovfiivmv zöv 
AveavXriv avzöx&ova slval <prjai, GvvoiKTjGavza 
äi Bavßoi o%siv naiäag IIgcozov6r]v %ctl NCeav 
ff fa ^ JPfJwvh %3^^ «... 339J. 
Diese Notiz öes A sklepiades bezieht sicKTröchst- 
wahrscheinlich ,|gf das attische Eleusis ( vgl. 
Cl em. Alex, p . 13 ed. Sylb. wkovv Ss zr)viKaSs 
xrjv EXsvaiya oi yrjysvclg- övöfiaxa avxolg 50 
Bavßm dveavXrjg koI Tgmzölspog- tri de Kai 
EvfioXitog xs neu EvßovXevg . . . Kai Srj . . . 
^sviaaaa rj Bavßtä xfjv d-t\a> bgiyti kvkswvu 

J%Sh r jJX SgMjlfä; Fr - hist ff r ' 2 P- - ,39 )i 
aagegen tfürrenwirpdje von Herondas, Mimi. 

IJ &jÖrus. ^wS!nrrtex3*o5og xf t g Mterjg, welche 

entsTnieden an die nä&odog der Köre erinnert, 

wohl auf den eleusinischen Kult der Insel Kos, 

der Heimat des Herondas, b%ziefien;"vgL_&Äü/. 

Thegcr. 7, 5: nsgl EvgvavXov Ss xal KXvxi'ag 60 

iaxogsitai, oxi ovzoi sleiv oi snl xrjg 'Hga*Xsovs 

itoliOQKtag zi\v Km KaxoiKr/aavzsg Kai vitoSs- 

dsypsvoi zr)v dr\^,r\xgav, kcc&' ov Kai.gov 

nsgir/si £r]zovou xr)v Kögrjv; Weiteres über 

koischen Demeterkult s. bei Bibbeltj Öuaest. 

Coaejmythol. Gryjjhisw, 1891 S. 65f.j vgt ebd. 

S. 3 8 ff. N ach JWctmdrQS bei Anton. L%b 7%% 

(wo die Forrrf Mfcfijj erscheint; v gl. Lact. Narr. 



fah, 5, 7) setzte, Misme^dje^Mutter des Aska- 
labos (SjLjL.), der jor DurlGverschmachtenden . 
Demeter, als sie auf der Suche (nach) der Toch- * 
telrin Attika^^t|ffiinen Mischtrank (kv- 
fäcäv) als Laioung vor/HiMiesem Mythus spielte 
also'Mispe dieselbe Rolle, welche sonst der 
Metaneira (s. d.) oder der Baubo (s. d.) zuge- 
schrieben wird. Die ausführlichste Nachricht 
über M. verdanken wir aber dem Miarjg über- 
schriebenen 42. prphischen Hymnns, wo es u. a. 
heilst: BtOfiocpögov KaXsto vag&rjKOcpögov dio- 
vveov, | oxigfia. . . . Evßovlrjog, \ ayvrjv x' 
tvtegöv xs Miarjv, äggrjzov ävaeeav [=Kore],] 
agasva Kai {rrjlvv, ä ttpv rj , Xvaeiov"lax%ov 
slx' sv 'EXsvaivog xsgnrj vr\ä> dvöevxi, \ ehe 
Kai sv 3>gvyti] avv (irfzigi pvouiioXsvsig, | >J 
Kvngm xsgnrj avv ivazstpctvm Kv&sgsitj, | 
r) Kai icvgotpögoig nsSioig snayäXXsai äyvotg j 
evv aij fiTjxgl &söc fisXavr](p6gat "iaiSi asfivy, | 
Alyvnxov nagä %sv(ia evv äiicpntilmai xi&i)- 
vaig k. x. X. Wir ersehen daraus, dafs man in 
dem späteren Synkretismus, als Demeter einer- 
seits der phrygischen Göttermu^ter, andrerseits 
der ägyptischen Isis gleichgesetzt wurde,auch 
Mise bald zum Kreise der Kybele, bald zu_ 
demder Isis oder auch der Aphrodite reell-"" 
ü&E&T Preller. Bem.u. Pers. 36 ff . 1 41; vgl, auch 
H&jfsh^s, s^Mimzk [MMäer^JSJ^lJB^m 

littst- Miau Tf,gj: zäv nsgl xrjv fjLTjxsga xig, r]v 
Kai öuvvovaiv). Die Verbindung der Mise mit 
dem Kreise der Isis fand vielleicht in und bei 
Alexandreia statt, wo es ebenfalls einen durch 
Demeterkult ausgezeichneten Ort Eleusis gab ; "• 
vgl. Polyb. 15, 27 u. 29, 8k.aiu.m,^(tol,AraL 
15 0. Suid. a. v. KuXUwxog. S. auch Plut. d e Is. 
et Qg,.6,9., Mehrjjei ~'F. ärMer^Baub d. Pers.S, 4. 
Litteratur: Lobeck, AglaßphmwsJL-MS. 
Preller, Bemeter u. Persephone K iii.Jßnchard, 
Ges. akad. Abh, 2, 89 Anm. 98. .Fätstex^Mauhd. 
Pemph. S. 44, 4. 82—86 A^immvrmann.Me 
Pissezpinae.raptM. Progr.jrJjinge;aJ.aa2. S.3S. 
Cmsms^nnkz&mh.2.d.MimmmbeiLtLJl£rMndas 
1892 S.17 f. Bieterich a c Blosh im. PhüoL ö^lff. 
u. 577 iE Brexler ib. 583. Vgl. Mismos u. Mida. 
Über die androgynen Gestalten der orphischen 
Religion \^Bieteneh+Äbraxas3+ 79^4nm J ,_g u. 
S.48f.Anrfl.4 (über äicpvrjg = äieiöfiazog). fX.] 
Misenos (Miarjvög), Eponymos des Vor- 
gebirges Misenum bei Cümae in Campanien, 
Gefährte des Odysseus: Polybios bei Strabon 
1 p. 26, der die Benennung des Vorgebirges 
als einen Beweis für die Irrfahrt des Odysseus 
nach Italien benutzt; 5 p. 245 § 6 sind die 
Worte Kai xov Mtarjvov (xäv 'Oävaasaig sxaigmv 
xivä slvai iizoivvfiov xov aKgmxrjgiov) als Glosse 
und Citat aus 1 p. 26 erkannt. Ihm nachge- 
bildet ist (vgl. oben Bd. 1 Sp. 174, 8 ff., Wörner, 
Bie Sage von den Wanderungen des Aeneas, 
Progr. Leipzig 1882 nr. 482 S. 20 f.) M. der 
Gefährte des Aineias, Eponymos des „schönen 
und tiefen Hafens im Opikerlande" : Bionys. 
Hai. 1, 53. Da die unter dem Namen des 
Aurelius Victor fälschlich gehende Origo gentis 
Romanae mit ihren Citaten als schwindelhafte 
Überlieferung entlarvt ist (Teuffei, Gesch. d. röm. 
Litt. § 408, 4), so ist die c. 9 daselbst aus dem 
jjl. Buch der Pontificalien Cäsars" u. a. citierte 
Überlieferung vom „Steuermann" M., mit der 



3027 



Miseria 



Mithras 



3028 



noch Heyne, Excurs 4 u. 7 zu Verg. Aen. 6) 
rechnet, auszuscheiden und nur Vergil mit 
Servius kommen für den Mythos in Betracht. 
[Tümpel.] Nach Vergils Aeneis 6, 166 ff. war 
er zuerBt Genosse und Kriegstrompeter des 
Hektor; nach dessen Tode aber schlofs er sich 
dem Aeneas an und begleitete ihn als treff- 
licher Schiffstrompeter (3, 239) auf seiner Fahrt 
nach Hesperien. Als er am campanischen Ufer 



Philol. N . F. 6. 1894. 3') aus. Vgl, auch 
Mida, [Tümpel.] 

Mismos. Gatty, G at._of the engr. gems and 
rin gs in the coli, of Joseph Mayer. Laödon.l87JL 
p_J>3 Tir, 39-t und .r. TJe.nry __ MiddktfOk^JIhä 
Lewis Coli, of gems and rings. _ Lon.djpnJLg9Jä 
p. 77, C nr. 3 . beschreiben einen schwarzen 
Jaspis mit folgender Darstellung: „Figure 
seated on a throne, with the right hand up to 



in der Nähe von Cumae in Abwesenheit des 10 the mouth; possibly a rüde representation of 



Aeneas, den Meevgott Triton zum Wettkampf 
herausfordernd, auf der Muschel blies, fafste 
ihn dieser und versenkte ihn ins Meer. Seine 
Genossen fanden die Leiche am Ufer (163ff.) 
und bestatteten ihn aufs Feierlichste an dem 
Vorgebirge, das von ihm den Namen erhielt 
(6, 232ff; vgl. oben Bd. 1 Sp. 173, 50ff.). Er 
hiefs Aiolides (nach Serv. Aen. 3, 239. Verg. 
6, 164) ein Sohn des Aiolos, quia eonstat. 



Horos. In the field the legend MICMOC". Wenn 
T)ipterifJ>, } Philal. 52 p. 3 riecht hat mit seiner 
Gleichsetzung von Aft'ejMj und Mcaij, so darf 
man wohl, da Mler\ manDweiblich gedacht 
wurde, diese Gottheit hier in männlicher Form 
dargestellt erkennen, YgUPMM. 52 p. 683. Was 
man von Denkmälern als Mise-Darstellungen 
gedeutet hat, ist sehr unsicher. M. Meister. 
Dje_Mimiambm des Herondas^ Atth^jL^Kgl- 



sonum omnem ex vento creari. Propert. 3, 18, 3 20 Sachs. Ges. 30 = _philMjLKL^l^,JjWmS 



nennt ihn tubicen, Stat. 4. Silv. 7, 19 : liticen. 
Auf der capitolinischen Tabula Iliaca in Boeckhs 
G. Jnscr. 3 n. 6125 p. 845 (2, c. p. 849) ist 
Misenos abgebildet, wie er, die Trompete (oder 
ein Ruder) auf der Schulter, mit Aeneas und 
den Seinen das Schiff besteigt zur Abfahrt 
nach Hesperien. Welcher, A. D. 2, 194 ff. Heyne 
zu Verg. Aen. 6 Excurs. 4 u. 7. Preller, Rom. 
Myth. 672. [Stoll.] 



189_3 lv- Ml— 884}. p, Jt8JL Ana, 2 bemerkt: 
„Unter den alexandrinischen Reliefbildern be- 
findet sich eins (Th. Schreiber, Die hellenisti- 
SQhs&JMiefMlder Taf, XV) mit einer schönen 
zum alexandrinischen Kult gehörigen herma- 
phroditischen Gestalt, die sich mit dem rechten 
Arm auf einen Pfeiler mit einem Artemis- 
standbild stützt und auf ihrem linken Arm 
einen Eros trägt, der eine Bakchosherme be- 



Miseria, Personifikation des Elends und 30 kränzt. Ist vielleicht diese Gestalt die herma- 



Jammers (0(£vg äXyivbsaea bei Hesiod. Theog 
214), ein Kind der Nox und des Erebos, Hyg. 
praef: p. 26 Bunte. Cic. de N. D. 3, 17, 44. 

[Stoll.] 
Misericordia. Der Mythographus Vaticanus 
III giebt in der Erörterung darüber, dafs sin- 
gulos deos singulas humani corporis partes ob- 
tinere, an (11,23 S. 241 f. Bode): aures etiam 
Memoriae consecrarunt . . ., fronten, Genio . . . , 



dextram Fidei, genua Misericordiae (unde haec 40 ( 



phroditische Mise?" Th. Schreiber, D ie alexan - 
drinische To re.utik, Äbh. d. Kgl. Sachs. Ges. d. W . 
te^jphil-hist. Kl, 14. Leipzig 1894 , [p. 271 
-=48ül4L4J2fL deutet frageweise als Mise eine 
„weibliche Maske mit reich wallendem Haar, 
auf Scheitel und Stirn ein Tuch. Als Um- 
rahmung im Hintergrund Epheublätter" (p. 348 
nr. 83*, abg eb. p. 345 Fig. 84) und eine ..weib- 
liche Maske mit langem Tuch über dem Kopf" 



tangunt rogantes). Vgl. (die 'physici' b.) Serv, 
z.Verg. A. 3, 607 u. ecl. 6, 3. Von einer Verehrung 
einer Göttin Misericordia ist uns indes nichts be- 
kannt; die Erwähnung einer ara Misericordiae 
bei Seneca, controv. 10, 5, 10. Apuleius, metam. 
11, 15. Eumenius, pro rest. sehol. 7 (vgl. Quintil. 
5, 11, 38) bezieht sich auf den Altar des "EXsog 
in Athen (über diesen s. Bd. 1, 1 Sp. 1240 s. v.). 
Bei Hyginus (Einleitung zu den fabulae, S. 9, 7 



91* a. b) an einhenkeligen Bronze- 



kannen im Museo nazionale zu Neapel. Eine 
Widmung an Mise Köre begegnet an einem 
kleinen bei Kileesiköi, südlich von Pergamon 
gefundenen Altar: "Av&ig iigsia | MCerj Kögri 

['] n 
rov | ßtojibv dve I ö-jjhe, Ath. Mitt. 6 (1881) 
p . 138 f. nr. 14. Leü .JBloch. Zur GmbitM&-Ä& 
i^igrMfe&_£MoL„52jL_577.ff, [Drexler.] 
Misnyginos {Miavvyivög), Beiname des Zeus 



Schmidt) ist auf Grund der Überlieferung unter 50 auf einer Widmung aus der Nähe des alten 



den Nachkommen der Nox und des Erebus 
Discordia statt der früher angenommenen Les- 
art Misericordia hergestellt. [R. Peter.] 

Misme (Mietirj), eine Eleusinierin, Mutter des 
Askalabos, nahm die nach ihrer Tochter suchende 
Demeter bei sich auf und erquickte sie durch 
einen Mischtrank aus Gerstenmehl und Polei 
(X^X C0V )- Ih r Sohn wurde in die gleichnamige 



Apollonis, Corr. hellen. 18 (1894), 158, 2. Fon- 
trier a. a. 0. erklärt den Beinamen für barba- 
risch und von dem Namen eines Ortes abge- 
leitet. [JHöfer.] 

Misor {Miaiag), ein phönizischer Gott. Vgl. 
Philo Bybl. fr. 2, 11 bei Euseb. pr. ev. 1, 10, 
36 a : dnb tovratv ysvie9ai"A(ivvov Kai Mdyov, 
di %axi§si%av inofiag Hai noifivag- dnb xovtoav 



Eidechse (cicxdlaßog) verwandelt, weil er die ysviad-ai Miamg v.a.1 Zvdm, zovteguv ivXvtov 

hastig trinkende Göttin verspottete (s, Aska- ro kcA ähaiov ovtol xt\v tov ecXog xev eiv tvtov 

lahoa^ Antonin. Lib. 24 p. 224, laut Glosse • ■-->—• . t, , , ^ 

übereinstimmend mit NiJcandros fr. 5 6 aus Hß- 

tp,roinmena 4 p, 63 Schneider = LactcwL-Elüc. 

fdb. 5 , 7, wodurch die Namensform feststeht 

{Naete, Opusc. 2, 21). Gegen IL JFörstexs (äomö. 

der Persephone 82) Deutung als 'Mischerin' und 

für Gleichsetzung mit MCarj (s. d.) spricht sich 

mit CL Müller, F. H. G. 2, 339,3 A, Dieterich 



dnb MiewQ Tdavrog u. t. X. Vgl. dazu Gruppe, 
Die griech. Kulte u. Myth. 1 S. 355. [Röscher.] 
Mithidike, falsche Lesart bei Hyg. fdb. 70 
für Mythidike (s. d.). [Stoll.] 
Mithras. 

I. Ursprung. 
Schon zu der Zeit, als die Vorfahren der 
Perser noch mit denen der Inder vereint 



3029 



Mithras (Ursprung) 



Mithras (Ursprung) 



3030 



waren, verehrten sie den Mithras. Dem Namen 
dieses Gottes begegnen wir zugleich im 
Avesta u nd Veda, und das Paar Varuna-Mithras 
der Sanskrithymnen entspricht dem Ahura- 
Mithra des ursprünglichen Mazdeismus ( Dar- 
mesteter , Ormuzd et Ahriman S. 62 ff.) . Wir 
haben hier nicht zu untersuchen, ob diese 
Götter, welche sich bei den anderen indo- 
europäischen Völkern nicht finden, von den 
Ariern selbst geschaffen oder von den Se- 
ff miten entlehnt seien, wie man kürzlich an- 
genommen hat ( Oldenberq, Die Religion des 
Veda 18 94. 185 f. und dagegen Barth, Journ. 
des savants 1896 S. 391). Es mag genügen zu 
bemerken, dafs Mithras immer eine der Haupt- 
gottheiten der Perser war. Er wivd angerufen 
zusammen mit Ahura-Mazda und Anahlta in 
den Keilinschriften der Achämeniden ( Weifs- 
bach u. Ban g, Die ältversischen Keilinschriften 



asters ist das heilkräftige Licht, welches die 
Fruchtbarkeit und das Leben hervorruft, im 
Kampfe begriffen mit der Finsternis, dem 
Aufenthalte der Bösen, der Ursache der Un- 
fruchtbarkeit und des Todes. Danach ist Mi- 
thras ein Kriegsgott, welcher unaufhörlich 
die bösen Geister bekämpft und in die Flucht 
jagt. Er ist der gefürchtete Verbündete des 
höchsten Gottes im Kampfe gegen Ahriman. 
10 Aufser diesem letzten Zuge, welcher an 
den Beinamen invictus erinnert, den er im 
Westen trägt, ist im Avesta der Charakter 
des Gottes, des bescheidenen Tazata, ganz 
verschieden von dem des römischen Mithras, 
welcher der Mittelpunkt eines bedeutenden 
Kultus war; und im allgemeinen erinnert die 
Religion des Avesta nur wenig an die Myste- 
rien, welche im Reiche verbreitet waren. 
Ebendeshalb hat man allgemein angenommen 



1893 S. 44. 46V und die grofse Anzahl der von 20 (s . Prelter- Jordan, Rom. Myth. 2, 410) , dafs 

Iche sich der Kultus und die Lehrsätze der alten 



/ diesem Gotte abgeleiteten Eigennamen, welche 

adelige Personen führten, beweist, wie hoch 

I der Hof ihn verehrte (Textes^_et monuments 

! S. 76 nr. 1 ff.) . Er folgte darin wie auch sonst 

I dem Vorbilde des Herrschers ( Curt. 4. 13 § 4 8. 

Plut. Artax. 4. Alexand er 3 0). Wenn man dem 

Ktesias und Duris ( Athen. Deipnos . 434 D) 

glauben darf, so hatte der König allein das 

Recht, sich tjusqu iv tj ftvovoi ztö Mi&gtj zu be 



Perser schon vollständig verändert hatten, ehe 
sie überhaupt in die römische Welt gelangten. 
Aber die neuen Ansichten, welche jetzt 
über Ursprung und Entstehung des Avesta 
aufgekommen sind, haben die Elemente des 
Problems geändert. Wenn, wie Darmesteter 
zu beweisen sucht ( Le Zend- Avesta 3, 1893 In- 
troduction), die Abfassung des Avesta nicht 



; j rauschen. Es handelt sich ohne Zweifel um das 30 älter als die Sassaniden ist, oder wenn er 



Fest der Mithrakana, welches vom sechzehnten 
Tage des siebenten Monats an gefeiert wurde 
(Tag und Monat waren dem Mithras besonders 
geweiht). Dieses Fest, welches Gelegenheit zu 
pomphaften Ceremonieen bot (Strabo _JUL>__l*i 
530 c) und welches selbst in den Ländern be- 
rühmt, war, die nicht der persischen Religion 
angehörten (Text, et Mon., Inscr. nr. 4, cf. Swpvl - 
S. 457), wurde noch später im mohammedani- 



ursprünglich, wie andere annehmen, das heilige 
Buch eines besonderen iranischen Stammes 
war, so können die Mithrasmysterien von den 
in dieser Sammelschrift ausgedrückten An- 
schauungen abweichen , ohne deshalb durchaus 
im Widerspruch mit den Meinungen der alten 
Perser zu stehen. Sie können, treuer als das 
heilige Buch des Zoroastrismus, den Glauben 
der Unterthanen oder eines Teils der Unter- 



seiten Persien am Ende des Sommers unter 40 thanen der Achämeniden bewahrt haben. 



dem Namen Mihragän gefeiert (Hyde, Bei. 
riet.. Ve.rsnr. 1 760 S. 245 ff. ATbiruni, Chron o- 
l oge übersetzt von Saehau 1879 S. 209 ff7 Dar- 
mesteter. L e Zend - Avesta 2 S. 443) . Obgleich 
im Avesta ein ganzer Tesht ( Mihir Y. 10) 
Mithras Lob singt, hat der Gott doch eine 
ziemlich unbedeutende Rolle gespielt. Während 
Ahura-Mazda nach dem zoroastrischen System 
über alle anderen Gottheiten erhoben wurde, 



Und man bemerkt in der That, dafs die Auf- 
schlüsse, welche die griechischen Schriftsteller 
über die iranische Religion geben, oft voll- 
kommen mit dem Mithraskultus übereinstim- 
men, während dieselben nicht mit den Be- 
richten des Avesta harmonieren. Man ist also 
versucht anzunehmen, dafs die Lehrsätze der 
Mysterien wenigstens in gewissen Punkten 
sich mehr denen der alten Magier nähern, als 



wird Mithras nicht einmal in den sechs Amesha- 50 das Buch , welches im Rufe stand , sie genau 



Speüta erwähnt, welche den höchsten Gott 
umgeben. Er ist mit der Mehrzahl der alten 
Naturgottheiten in die Menge untergeordneter 
Geister, der Yazatas, verwiesen worden. Sein 
Charakter ist trotzdem noch sehr deutlich aus- 
geprägt. Mithras ist „das geschaffene, alles durch- 
dringende, alles belebende Licht, und zwar in 
seinem Unterschiede von Sonne, Mond und 
Gestirnen aufgefafst" ( Windischmann ) . Gleich- 



wiederzugeben. Dieses für die Wiederherstel- 
lung dieses alten Glaubens nicht unwichtige 
Ergebnis ist hauptsächlich für das Verständ- 
nis der abendländischen Mithrasmysterien von 
grofser Bedeutung. 

[Über Mithras in Persien vgl. besonders 
Windischmqnn, Mithra (Abh. D. M. G.) 1857 . 
52 ff. Spiegel, Mranische Altertumsk u nde 2 1873 , 
77 ff. und die Übersetzungen des Avesta , von 



wie das Licht alles beleuchtet, so hört und sieht 60 denen die letzte und beste die von Da rmeste ter, 
Mithras alles mit Hülfe seiner tausend Ohren Paria 1892 ff. ist.] 



und zehntausend Augen. Er ist allwissend, 
stets wachsam, keiner kann ihn betrügen. Mo- 
ralisch personifiziert er demnach die Wahrheit, 
und wird bei den Eiden angerufen ( Plut . 
a. Si_CL Xenoph. Oeeon. 4, 24. Kyr up. 7, 5, 53 
und die T. et M. p, 4 ff . citierten armenischen 
Schriftsteller). Im dualistischen System Zoro- 



H. Verbreitung des Kultus. 

Um sich über den ehemaligen römischen 
Mithraskultus klar zu werden, mufs man seine 
Geschichte wieder herstellen und sich Rechen- 
schaft geben von der Art und Weise seiner Über- 
tragung vom Plateau von Iran bis in den 



3031 Mithras (Verbreitung d. Kultus) Mithras (Verbreitung d. Kultus) 3032 

Westen hin und von seiner Verbreitung in den rö- Zeus-Oromasdes (Ahura- Mazda), Apollon-Mi- 

misohen Provinzen. Dies ist eine Frage, welche thras- Helios -Hermes und Artagnes (Verethra- 

bisher nicht erschöpfend genug studiert worden ghna)- Herakles -Ares. Von Kommagene oder 

ist. Wirwissen, dafs die Ach'ämeniden und ihrem Kappadokien aus drang Mithras in Kilikien 

Beispiel folgend, die persischen Adeligen, ein. Man kann sein Vorhandensein in Tarsus 

welche die hohen Regierungsämter inne hatten, unter dem Kaiserreiche feststellen (T. et M., 

den Mazdäismus begünstigten, ohne deswegen Mon. 3), und lange Zeit vorher opferten ihm 

die verschiedenen Religionen im Kaiserreiche nach Plutarchs Aussage die Seeräuber, welche 

zu unterdrücken. Nach Berosos (frg. 16 Müller, von Pompejus bekriegt wurden (Vit. Pomp. 

F. H. G. S. 508) hätte Artaxerxes Mnemon in 10 c. 24). 

den Hauptstädten seiner Staaten einen Anahita- Doch scheint Mithras zur hellenistischen 

kultus eingeführt. Bekanntlich waren in Ba- Zeit weder im Westen Kleinasiens noch in 

bylon die Magi, die iranischen Priester, in Syrien bekannt gewesen zu sein. Die Erwäh- 

grofser Anzahl angestellt; bei den öffentlichen nung der Mithrakana in einer Inschrift aus 

Ceremonieen hatten sie den Vorrang vor der Phrygien (T. et M. nr. 2; vgl. nr. 548ff.) kann 

Landesgeistlichkeit, den Chaldaei (Gurt. 5, kaum dagegen eingewendet werden, denn der 

1, 22; vgl. 3, 3, 9). Es ist unzweifelhaft, Name dieses berühmten Festes war ganz in 

dafs die Magier von Babylon den Mithras den allgemeinen Gebrauch übergegangen (vgl. 

verehrten, welcher ganz besonders von den oben). Es ist wahr, dafs man in der Kaiser- 

Grofskönigen angebetet wurde (vgl. ob.)! Wenn 20 zeit Mithräen in gewissen grofsen Küstenhäfen, 

Herodot uns erzählt (1, 131), Mithras sei eine in Sidon (T. et M., Mon. nr. 4; vgl. Inscr. 

semitische Göttin, die von den Persem ange- nr. 5) in Alexandrien (Socrates, Sist. eccl. 3,2. 

nommen worden sei, so irrt er sich zweifellos Sozom. 5, 7. Damascius ap. Suid. s. v. 'Enupa- 

und verwechselt wohl Mithras mit Anahita viog), und sogar in der alten Hauptstadt Memphis 

(vgl. Ed. Meyer oben 1, 332); aber noch bei (Mon. 285) errichtete, aber selbst diese That- 

den Römern hatte sich das Andenken an sache läfst desto mehr das Nichtvorhandensein 

einen langen Aufenthalt dieses Gottes im irgendwelcher Mysterienbildwerke im Innern 

Euphratthale erhalten (C. 1. L. 6, 511 [= 21] des Landes hervortreten. Man kann im allge- 

Persidiciqfue) Mithrae antistes Babilonie meinen sagen, dafs Mithras der hellenischen 

templi. Nonnos, Dionys. 21, 249 Mfögijs 30 Welt unbekannt blieb. Die alten griechischen 

'AaavQiog &ccifrcov evl üsgaiSi. Claudian, De Schriftsteller sprechen nur von ihm als von 

cons. Stilich. 1, 63; vgl. Plin. n.h. 38, 10 § 160 einer fremden Gottheit. Die Länder am ägäischen 

Eumitren, Beli gemmam etc.). Von dort aus Meer haben aufser einer einzigen Inschrift im 

fing Mithras zweifellos an, sein Gebiet flufs- Peiraieus (Suppl. nr. 220a) nicht das geringste 

aufwärts auszudehnen. Schon unter den Achä- Denkmal geliefert, welches sich auf ihn beziehen 

meniden könnte er an der Seite anderer ira- könnte (das, was Preller, Rom. Myth. S. 411 

nischer Götter in Armenien verehrt worden sagt, beruht auf einer Verwechslung), und, es ist 

sein (Sträbo 11, 530. Bion. Cass. 4, 13, 5. Ps.- charakteristisch, wie schon Letronne bemerkt 

Plut. de fluv. 23, 4 und die T. et M. p. 4—6 an- (Bull. Inst. 1845 p. 344 f.), dafs die griechische 
geführten armenischen Autoren) sowie in Kap- 40 Onomatologie Wörtern wie Isidor und Serapion 

padokien (Strabo 15, 733. T. et M., Inscr. 2. 3; keinen theophoren Namen gegenüberstellen 

vgl. S. 79). Im Kalender, welcher in diesen kann, welcher mit Mithras gebildet wäre, 

beiden Ländern etwa im Jahre 400 v. Chr. Diese Entfernung von den grofsen antiken 

eingeführt zu sein scheint, war der siebente Civilisationsmittelpunkten erklärt, dafs Mithras 

Monat dem Mithras geweiht (T. et M. S. 6). Er so spät zu den Römern gelangt ist. Dieselben 

scheint auch frühzeitig nach Pont os gekommen hatten schon lange den Kultus der „Grofsen 

zu sein (Strabo 11, 512c. 12,559c; vgl. T.etM. Mutter" angenommen und übten denjenigen von 

S. 55 c ; 78,5; 189 nr. 3). Nach der Zerstörung Isis und Serapis aus, als die Mysterien des persi- 

des Perserreiches bewahrten die griechischen und sehen Gottes ihnen noch fremd waren. Dieser 
skythischen Könige von Baktrien (T. et M., 50 lebte unbekannt in den Bergen des östlichen 

Mon. 1) ebenso wie die Königsfamilien, welche Kleinasiens, bis diese entfernten Länder mit dem 

in jenen Gegenden Kleinasiens wohnten und Kaiserreiche vereinigt wurden. Im 1. Jahrh. 

welche alle ihre Abkunft von den Achämeniden n. Chr. wurde fast das ganze Kilikien, Kappa- 

behaupteten, als Familienerbteil die Verehrung dokien, Kommagene, das kleine Armenien und 

der iranischen Götter. Das häufige Vorkommen der Westen von Pontos zu römischen Provin- 

des Namens Mithridates in allen diesen Fami- zen gemacht. Zu eben dieser Zeit fängt man 

lien (T.etM. S. 78 ff/) würde genügen, um zu an, im Occident den Mithras zu verehren, 

beweisen, welche Rolle Mithras in ihren reli- Statins (Theb. 1, 717, geschr. 81 — 92 n. Chr.) 

giösen Anschauungen spielte. Doch wir haben kennt schon die Darstellungen des stiertöten- 
heute ein direkteres Zeugnis in der grofsen 60 den Gottes, und wenn man nur ein begrenztes 

Inschrift von Nemrud Dagh, welche von Vertrauen auf Plutarch setzen kann, wenn er 

Puchstein (Beise in Nord- Syrien p. 262 ff. = sagt (Vit. Pomp. 24), dafs die kilikischen Pi- 

T. et M., Inscr. nr. 1. Mon. nr. 2) entdeckt raten zuerst die Römer in diesen Mysterien 

wurde. Daraus sieht man, dafs der König unterwiesen, so geht aus diesem Zeugnis 

Antiochus von Kommagene (69—34 v. Chr.), (pizQi Sevgo äiuomfctai . .) wenigstens hervor, 

getreu den Überlieferungen seiner persischen dafs dieselben schon unter Trajan (97 — 117) 

und griechischen Vorfahren, einen Kultus zu im Abendlande ziemlich verbreitet waren. 

Ehren der Götter seines Geschlechts gründete: Dies wird übrigens auch von der Epigraphik 



3033 Mithras (Verbreitung d. Kultus) Mithras (Verbreitung d. Kultus) 3034 

bestätigt. Die ältesten lateinischen, dem Mi- Apollinaris eingeführt wnrde, als dieselbe 

thras geweihten Widmungen stammen aus 71 n. Chr. nach achtjährigem Aufenthalte im 

der ersten Hälfte des zweiten Jahrhunderts. Oriente nach Pannonien zurückkehrte (Bug- 

[Die angebliche Inschrift aus der Begierungs- giero, Bizion. epig. s.v. Apollinaris). Noricum 

zeit des Tiberius Inst. Neap. 6864, ist ge- ist noch reich an Mithrasmonumenten (Kom- 

f älscht, C. I. L. 6, 6 nr. *968. — Die ältesten magene [genannt nach seiner orientalischen 

sind: T. et M. nr. 69; vgl. S. 468 unter Trajan Bevölkerung?], Virunum, Celeia, Atrans, Teur- 

gestiftet; nr. 66, stammt spätestens aus den nia etc.; vgl. Inscr. 400 — 416. Mon. 235— 238), 

ersten Jahren Hadrians; nr. 423, gegen 148 in Eätien sind sie weniger zahlreich (Inscr. 

n.Chr.; nr. 64, zwischen 138—161 n. Chr. etc.] 10 419—420. Mon. 239, 239 Ms), aber in Ger- 

Wir können nicht daran denken, alle Städte manien vervielfältigen sie sich in überraschen- 
aufzuzählen, in denen die Mithrasmysterien aus- der Weise. In Deutschland hat man die 
geübt wurden von der Zeit Antonins an, noch meisten Mithräen zu Tage gefördert; dieses 
sind wir imstande nachzuforschen, welche Ur- Land hat die gröfsten und interessantesten 
Sachen ihre Einführung in jedem einzelnen Ort Reliefs geliefert, wie die von Osterburken, 
bewirkten. Die Zahl der Inschriften und Skulp- Heddernheim und Neuenheim (Fig. 6 u. 7). Das 
turen, welche uns über die Geschichte dieses Dekumatenland, das heutige Neckarbecken 
Kultus aufklären, beläuft sich auf mehrere [Rotenburg (Inscr. 429), Fellbach (Mon. 241), 
Hunderte und wächst fortwährend. Ich habe Mürrhardt (Inscr. 428), Besigheim (Mon. 
versucht, dieselben so vollständig als möglich 20 242), Hölzern (Mon. 243), Recking (Inscr. 423), 
in meinen Textes et Monuments (S. 89 ff.) zu Osterburken im Odenwald (Mon. 246), Neuen- 
vereinigen. Wir können einzig und allein in heim (Mon. 245), Lobenfeld (? Inscr. 454). 
grofsen Zügen die Länder angeben, in welche Mannheim (Mon. 244)] und besonders der vor- 
der persische Gott eingedrungen war, sowie gerückte Winkel des Kaiserreichs, zwischen 
im allgemeinen die Umstände andeuten, welche dem Main und dem limes [Wiesbaden (Inscr. 
seiner Verbreitung günstig waren. 443 f. Mon. 255 f.), Friedberg (Mon. 248 f. Inscr. 

Die hauptsächlichste treibende Kraft bei der 442" ff.), Ober -Florstadt (Mon. 250), Gröfs- 

Verbreitung dieser Mysterien ist sicher das Heer Krotzenburg (Inscr. 430ff. Mon. 247) und vor 

gewesen. Sie sind vor allem die Religion der allem Heddernheim (Mon. 251 — 254. Inscr. 

Soldaten immer geblieben, und nicht ohne Grund 30 433 ff.)], waren am reichsten an höchst inter- 

hatte man die Eingeweihten eines gewissen essanten Entdeckungen. Andrerseits bezeugen 

Grades m i 1 i t e s genannt. Die Orientalen längs des Rheines von Äugst (? Raurica, 

waren in den römischen Truppen, besonders Inscr. 450) oder wenigstens Strafsburg (Mon. 

in den Hülfstruppen, sehr zahlreich (z. B. die 240) bis nach Xanten (Veter a, Inscr. 463. 

cohortes Commagenorum et Osrhoe- Mon. 266), in Mainz, Neuwied, Bonn, Köln und 

norum). Da sie von einer Provinz in die Dormagen (Inscr. 444ff. 463. Mon. 257—265) 

andere kamen, wie es die Notwendigkeit der und selbst im Landesinnern [Saarburg i. L. 

Verteidigung oder des Angriffs erheischte, so (Mon. 273. Inscr. 491 a ff.) Trier (Inscr. 491), 

haben sie den Kultus ihres Heimatlandes in Schwarzerden bei St. Wendel (Mon. 258), 

die verschiedenen Lagerstädte mitgebracht 40 Rheinzabern (Mon. 259), Juslenville bei Spa 

und verbreitet. Von der Donaumündung bis [Inscr. 464)] die Widmungen und Bauwerke 

in den Norden von Britannien und an den Saum die grofse Zahl der Mithrasverehrer. 

der Sahara, längs der ganzen Grenze findet Am Meeresufer, bei Boulogne (Gesoriacum, 

man Mithrasmonumente in Fülle. Mösien, Mon. 274), hatten die orientalischen Schiffer aus 

welches erst seit einigen Jahren Untersucht der claasis Britannica (Marquardt, Staatsv. 

wird, hat schon eine grofse Anzahl derselben 2, 503) den Mithraskultus eingeführt. In Britan- 

geliefert (T. et M., Inscr. 225—231. Mon. nien hatte er feste Wurzel gefafst, nicht nur im 

124 — 135, vgl. Suppl). In Dacien, wo die Norden, in den stationes des hadrianischen 

Mischung der Bewohner, welche auf den Be- Valium (Petrianae, Vindobala Borcovicium 

fehl Trajans 'ex toto orbe romano' (Eutrop. 50 Luguvallium; vgl. Bremenium, Inscr. 475— 486. 

8, 16) herbeigeeilt waren, seine Verbreitung Mon. 272. 273) oder in den Grenzgarnisonen 

begünstigte, giebt es vielleicht keine Stadt, von Wales (Isca, Inscr. 472; Deva, Mon. 2681'.), 

die nicht irgend eine Spur von diesem Kultus sondern auch in den grofsen Städten des Lan- 

trüge (Inscr. 232—308. Mon. 136—212). Der des, in Eburacum (York, Mon. 270) und zu 

grofse, kürzlich ausgegrabene Tempel von Sar- Londinium (Mon. 267). Endlich am anderen 

mizegetusa enthielt die Fragmente einiger fünf- Ende des Kaiserreichs, in Afrika, hatte ihn 

zig Basreliefs und anderer Weihgeschenke (Mon. die dritte Legion im Lager und in den Posten 

138ff.). Selbst in den meisten Städten Panno- am Wüstensaum verbreitet (Lambaesis, Inscr. 

niens, welche staffelartig an der Donaulinie 526f.; Diana, Inscr. 529; Mascula, Inscr. 525; 

liegen (Cusum, Intereisa, Aquincum, Brigetio, 60 Timziouin, Mon. 282). 

Carnuntum), und sogar im Innern des Landes Doch nicht nur an den Grenzen des Kaiser- 

(Sopianae, Siscia, Poetovio, Scarbantia) ver- reichs haben die Soldaten als Missionare für 

raten Überreste von spelaea, Skulpturen oder den iranischen Gott gewirkt. Die Veteranen, 

wenigstens Inschriften sein Vorhandensein (Inscr. welche nach Hause zurückkehrten oder sich 

320—384. Mon. 212 — 231). Der hauptsäch- in irgend einer grofsen Stadt des Reiches 

lichste Mittelpunkt jener Religion in diesen niederliefsen , haben viel zur Verbreitung des 

Gegenden blieb stets Carnuntum, wo sie aller Gottes in allen Provinzen beigetragen (vgl. 

Wahrscheinlichkeit nach durch die 15. Legion Inscr. 49. 151. 471. 507 ff.). Ebenso konnten 



3035 Mithras (Verbreitung d. Kultus) Mithras (Verbreitung d. Kultus) 3036 

die alten Soldaten der cohortes Asturum 150ff. Mon. 96ff.). Man kann ebensowenig be- 
die neue Religion bis in die abgelegenen Berge zweifeln, dafs die Sklaven zuerst diese fremde 
Nordspaniens tragen (nr. 513 ff.). Aber seine Religion in Rom ausübten, wo dieselbe eine 
Verbreitung in den Städten und Dörfern des so wunderbare Entwickelung nahm, dafs wir 
Binnenlandes verdankt er hauptsächlich an- mehr als 150 Inschriften und Basreliefs haben, 
deren Vermittlern: den Sklaven. Die man- welche ans dieser einzigen Hauptstadt stammen 
gones bezogen ihre Menschenware hauptsäch- (Inscr. 1—76. Mon. 1—78). Sie war der grofse 
lieh aus den asiatischen Provinzen. Ferner Mittelpunkt, wo sich die Emigranten des ganzen 
verursachten die fortwährenden Kriege an der Kaiserreichs sammelten; und unter dieser ge- 
Euphratgrenze, besonders die Eroberungen Tra- 10 mischten Bevölkerung haben die Priester aller 
jans, dafs eine Unmenge von Gefangenen auf fremden Gottheiten ein für ihre Propaganda 
die Märkte des Westens kam. Ein grofser Teil sehr fruchtbares Feld gefunden, 
von Mithrasinschriften stammt von Sklaven Die Religion des Mithras gewann zuerst ihre 
oder Freigelassenen. In einer Liste von Cul- Gläubigen aus den unteren Volksschichten, 
tores solis invicti Mithrae, welche auf Die ältesten datierten Inschriften bestätigen 
uns gekommen ist {Inscr. 157), findet man diese Vermutung; sie sind ohne Ausnahme von 
neben Namen von ingenui drei, welche eine Sklaven oder ehemaligen Sklaven, Soldaten 
unfreie Abstammung verraten. Diese Orien- und gewesenen Soldaten gewidmet (nr. 28. 29. 
talen, welche von Menschenhändlern versandt 30. 51. 63. 64. 66 etc.). Aber man weifs, welch 
wurden, waren selbstverständlich in den Städten 20 hohe Ziele die Freigelassenen erreichen konnten, 
besonders zahlreich, welche Handel mit der und die Söhne alter Veteranen wurden oft wohl- 
Levante trieben. Deswegen findet man den habende Bürger. So mufste der Mithraskultus 
Mithraskultus in so vielen Mittelmeerhäfen ein- durch natürliche Transformation an Reichtum 
gewurzelt. Wir haben bereits oben (Sp. 3032) und Macht zunehmen und unter seine Gläubigen 
Bein Vorhandensein in Sidon Alexandria und augustales (163. 172. 187. 364. 270. 379) 
im Peiraieus erörtert. Man hat ihn auch im und Decurionen der Provinzialstädte zählen 
Westen, an der adriatischen Küste, nach- (181. 224. 229. 239. 277. 329. 358. 433. 564). 
gewiesen, sowie in Epidaurus (Mon. 233), in Doch erklärt sich seine rasche Entwicklung nicht 
Salona (Inscr. 309 ff), lader (Mon. 2321™), Senia nur durch die zahlreichen Übertritte, welche er 
(Inscr. 312 a ), Pola (Mon. 118) und besonders 30 veranlafste. Schon zur Zeit des Marc Aurel wurde 
in Aquileia (i»wcr. 165ff. Mon. 116 f.). Die ita- in Ostia ein reich geschmückter Tempel von 
lischen Städte am Mittelmeer, welche ihn einem römischen Bürger erbaut (Inscr. 13lff 
aufnahmen, sind zahlreich: Neapel (Inscr. 148. Mon. 83). Aber zu der natürlichen Anziehungs- 
Mon. 93 f.) und die benachbarten Inseln Capri kraft, welche diese Religion in der Gesellschaft 
und Isehia (Mon. 95. Inscr. 155), Antium des 2. Jahrhunderts ausübte, kam noch ein sehr 
(Inscr. 147. Mon. 86), Rusellae (Mon. 99), Pisa mächtigesäufserlichesElementhinzu:diekaiser- 
(Mon. 100) und besonders Ostia, welches allein liehe Gunst. Lampridius (Comm. 9) erzählt uns, 
mindestens fünf Mithräen besafs (Inscr. 131 ff. dafs Commodus sich in die Mithrasmysterien 
Mon. 79ff., 285f.). In Sicilien haben Palermo einweihen liefs, und dieser Bericht wird 
(Mon. 119) und Syrakus (Mon. 121), an der afri- 40 indirekt durch die Entdeckung zahlreicher In- 
kanischen Küste Rusicade (Mon. 284) und Ico- schritten pro salute Commodi (34. 64. 641; 
* mm ( Jnacr - 54 °). auf dem gegenüberliegen- vgl. 137n. und 139) oder aus der Regierungszeit 
den Ufer von Spanien wahrscheinlich Malaga dieses Kaisers bestätigt (28. 31. 51. 81. 137. 154. 
(Inscr. 519) und gewifs Tarraco (Inscr. 515) 249. 463. 541; vgl. 302). Von diesem Augenblick 
uns einige Mysterienmonumente bewahrt. End- an sehen wir, wie die höchsten Würdenträger 
lieh zählte in Gallien das Rhonethal bis nach des Kaiserreichs dem Beispiel ihres Herrschers 
Lyon, dessen Beziehungen mit Asien durch die folgen. Legati Augusti (249. 306.324), legati 
Geschichte des Christentums wohl bekannt legionis (302), Präfekten (321a. 526 475— 
sind, zahlreiche Mithrasanhänger (Inscr. 492 ff. 476. 489. 576) und Tribunen (334. 428. 486), 
Mon. 276 ff.). In allen diesen Handelsstädten 50 später perfectissimi und clarissimi (22. 
konnten auch die syrischen Kaufleute, welche 61. 354. 529. 530) werden in den Inschriften 
Stapelhäuser im ganzen Kaiserreiche besafsen genannt. Zu derselben Zeit beginnen auch die 
(Mommsen, R. G. 5 2 , 467 nr. 3. Friedländer, Litteratoren und Philosophen sich für den 
Sittengesch. 2 S. 78 f.), zur Verbreitung seines fremden Gott zu interessieren. Wahrschein- 
Kultus beitragen, denn der unbestimmte Name lieh hatte ihm unter den Antoninen ein ge- 
Syrus wurde selbst den Orientalen von Korn- wisser Pallas ein Werk gewidmet, und Por- 
magene und Mesopotamien beigelegt. phyrius citiert einen Eubulos welcher d> mal 
Die nach demWesten transportierten Sklaven rov Mi&qcc [azogiav h nokloig ßißUoig (Porph., 
w " rden öfters weit lns Innere der Länder ge- De abst. 4, 16; vgl. 2, 56. De antro nymph. 6) 
fuhrt. Sie bebauten die latifundia der rö- 60 verfafst hatte. Die Protektion des regierenden 
mischen Besitzer oder wurden in der kaiser- Fürsten scheint übrigens beständig dem neuen 
liehen oder städtischen Verwaltung beschäftigt. Kultus geblüht zu haben; Mithras war der Lieb- 
Sie waren die eifrigsten Verbreiter der Mithras- lingsgott der Achämeniden und ihrer asiatischen 
mystenen in den Provinzialstädten (vgl. nr. 3. Nachfolger (vgl. oben), und die Lehrsätze seiner 
175. 256. 327. 352 etc.) und besonders in Ita- Priester von der göttlichen Macht der Könige 
hen , wo man sogar mitten in den Apenninen mufsten ihn bei einer Monarchie empfehlen, 
zahlreiche Denkmäler dieser Kultus gefunden welche mehr und mehr einen orientalischen Cha- 
hat, besonders in Sentinum und Spoleto (Inscr. rakter annahm Gläubige legen Gelübde für das 



3037 Mithras (s. Religion) Miihras (u. d. löwenköpfige Gott) 3038 

Heil der Severer (37. 379; vgl. 154) unddes Phi- einander verbunden wurden. Das Substrat 
lippus (178) ab; und im Anfang des 3. Jahr- derselben, die unterste und ursprünglichste 
hunderts feierte die kaiserliche familia öffent- Schicht, ist die. Religion Irans, woher Mi- 
lich, vielleicht selbst amtlich seine Mysterien thras stammt. Über dieser Grundlage bildete 
(35: saeerdos itwicti Mithrae domus augusta- sich in Babylonien ein dichter Niederschlag 
nae). Aurelius, welcher den allgemeinen Kul- semitischer Glaubenslehren; hierauf liefs in 
tus des Sol invietus organisierte, kann einem Kleinasien der dortige Kult einige Spuren 
Gotte nur günstig gewesen sein, welcher, zurück, und endlich bedeckte die hellenische 
obgleich verschieden von dem, den er be- Civilisation das Ganze mit ihrem glänzen- 
schützte (vgl. T. et M. S. 72 u. 109) , dennoch 10- den Firnifs. Dennoch scheint durch diese 
in so zahlreichen Punkten mit ihm überein- aufeinanderfolgenden Ablagerungen noch die 
stimmt. Endlich um das Jahr 307 sehen wir, alte iranische Grundlage hiudurch, und obgleich 
wie Diocletian und seine Mitregenten zusammen eine üppige Vegetation fremder Ideen darauf 
in Carnuntum einen Tempel des Mithras (fautoris erwachsen konnte, bildet doch der alte persische 
imperii sui, Inscr. 367, vgl. Mon. 227 add.) Mazdäismus den dogmatischen Grundbestand- 
restaurieren. Nach der Bekehrung Constan- teil der Mysterien. Man scheint allgemein der 
tins war es der hohe Adel, welcher, ohne Meinung zu sein, Mithras sei der einzige Gott 
dem Herrscher zu folgen, dem Mithras treu des Avesta, welcher in den Westen vordrang, 
blieb. Römische Senatoren opfern ihm Gaben, und dafs alles Übrige später hinzugekommen 
lassen sich in die Mysterien einweihen und 20 und nebensächlich wäre. Dies ist ein voll- 
bauen die Mithrasheiligtümer von neuem auf; ständiger Irrtum: Ein grofser Teil der persi- 
dies währte bis weit in das 4. Jahrhundert sehen Götterwelt begleitete Mithras auf seinen 
hinein (Inscr. 7—21 u. 147, die letzte, nr. 14, Wanderungen, und dieser ist in den Augen 
ist von 387 n. Chr. — G. I. L. 6, 736, von seiner Anhänger nur der Hauptgott der Myste- 
391, ist gefälscht; vgl. nr. 384). Aber sie be- rien, ohne jedoch der höchste zu sein. Diese 
mühten sich vergeblich, einer Religion wieder persischen Gottheiten wurden in Babylonien 
einen Schein von Leben zu verleihen, welche zum Teil mit den Sternen identificiert, welche die 
vom Christentum den Todesstofs erhalten hatte Chaldäer anbeteten, und sie wurden später unter 
(vgl. unten Abschn. V). asiatischen, griechischen und römischen Namen 

80 angerufen. Trotz der mannigfachen entstellen- 

m. Die Mithrasreligion. den Verkleidung kann man aber noch oft ihren 

ursprünglichen Charakter wiedererkennen. Wir 

Quellen. Die Schriftsteller geben uns nur wollen die iranischen Götter einzeln betrach- 

wenige, und dazu oft verdächtige Nachrichten ten, indem wir so viel als möglich ihre Rang- 

über die Dogmen des Mithras. Wir besitzen Ordnung beobachten. 

thatsächlich fast nur einige nebensächliche Auf dem Gipfel der göttlichen Hierarchie 
Bemerkungen über diese Mysterien von seinen finden wir die „unbegrenzte Zeit" (Zrvan Aka- 
christlichen Gegnern oder von heidnischen rana), welche im Westen mit Kronos identi- 
Philosophen, welche auf den von ihnen berichte- ficiert wurde, der nach einer wohlbekannten 
ten Überlieferungen ihre eigenen Spekulationen 40 Etymologie (vgl. oben Bd. 2 Sp. 1496 ff.) als 
aufbauen. Erst seitdem sich die Inschriften und gleichbedeutend mit Xgövog angesehen wurde, 
besonders die figürlichen Monumente vermehrt Diese abstrakte Gottheit wurde gewifs seit der 
haben, kann man sich durch vergleichendes Stu- ältesten Zeit von den Magiern verehrt (Bero- 
dium beider eine annähernde Idee vom Wesen sos, F. H. G. 2, 502. Damascius,Deprinc. S. 322 
dieser Religion verschaffen. So wird man nicht Buelle) und hat in den Mysterien eine Haupt- 
verwundert sein, in diesem Artikel mehr An- rolle beibehalten. Sie wird durch die löwen- 
führungen von Widmungen und Basreliefs, köpfigen Figuren dargestellt, welche Zoega, der 
als Titel von Schriftstellerwerken zu lesen. ihre Bedeutung erraten hatte, Äonen nannte 
Dasjenige Erklärungssystem, welches in den (Zoegas Abhandl. ed. Welcher 1817 S. 187 f.), und 
verschiedenen Darstellungen auf diesen Skulp- 50 die bei einer grol'sen Anzahl von Mitbräen 
turen Episoden der Sagen von Mithras und wiedergefunden worden sind (Mon. 10. 22. 26. 
anderen Göttern sieht, ist das einzig annehm- 34. 35. 39. 40. 70. 75. 79. 80. 101. 123. 240.253. 
bare. Man erkennt in den Nebenscenen der 254.271.277.281.284.285). Als Insigmen e einer 
grofsen Reliefs von Mauls, Osterburken, Neuen- Herrschaft trägt dieser Gott, dessen Bildnisse 
heim, Saarburg eine im ganzen ähnliche Reihen- übrigens einander sehr unähnlich sind (vgl. 
folge. Wenn man von links unten anfängt, Westd. Zeitschr. 1894 p. 97 ff.), gewöhnlich das 
findet man zuerst die Illustrationen einer Scepter und den Blitz. In jeder Hand hält 
zwar sehr dunkeln Theogonie, dann die er regelmäfsig einen Schlüssel (vgl. Ianus 
Geburt und die Heldenthaten des Mithras. claviger, auch als Gott der Zeit angesehen 
Es ist unsinnig, wenn man, wie Lajard, 60 oben Bd. 2 Sp. 44), wahrscheinlich um damit 
daselbst Einweihungsscenen oder die den die beiden Himmelsthore zu öffnen (Porph., De 
Mysten auferlegten Proben dargestellt zu sehen antro nymph. c. 22). Der Löwenkopf und 
meint, die Schlange, welche ihn umgiebt, wurden als 
Die Geschichte der Verbreitung des Mithras- Symbole des Feuers und der Erde (vgl. unten) 
kultus, wie wir sie im vorhergehenden Ab- oder zuweilen der Hitze und Kälte (Mythogr. 
schnitt entwickelt haben, könnte uns schon Vatie. 3, 8) betrachtet. Manchmal findet man 
erraten lassen, welche ürbegriffe in den Lehr- aufserdem den Krater (Mon. 81. 240. 247 Ms), 
Sätzen der Mysterien aufgestellt und mit das Symbol des Wassers (vgl. unten), während 



^ 



3039 Mithras (u. Oromasdes) 

die vier Flügel die vier Winde, also die Luft vor- 
stellen. Die unendliche Zeit wurde demnach 
als Herrin der Elemente aufgefafst. Bei der 
berühmten Statue im Vatikan, welche wir ab- 
bilden (Fig. l), sind seine Flügel mit den 
Emblemen der vier Jahreszeiten geschmückt, 
und man erkennt auf der Basis die Attribute 
von verschiedenen Gottheiten (Hahn und Tannen- 
zapfen — Schlangenstab — Hammer und Zange), 
zweifellos um anzudeuten, dafs die „Unendliche 
Zeit" alle Dinge in sich schliefst, eine panthei- 
stische Gottheit ist. 

Wie in der griechischen Mythologie Kronos 
der Vater des 
Zeus ist, so er- 
zeugt nach dem 
Glauben der Ma- 
gier Zrvan den 

Ahura- Mazda, 
und dieser erhält 
nach demselben 

die Weltherr- 
schaft. Wir sehen 
auf gewissen Bas - 
reliefs, welche 
dem Mithras- 
glauben entstam- 
men (Neuenheim, 
Mon. 245 a , 3°; 

Osterburken, 
Mon. 246 e , 4°), 
dargestellt, wie 
Kronos den Blitz, 
dasZeichen seiner 
Herrschermacht, 
Zeus übergiebt; 

letzterer wird 
künftig der Herr 
de8Himmels,oder 

besser gesagt, 
selbst die Per- 
sonifikation des 
Himmels sein. 
Der ursprüng- 
liche Charakter 
dieses arischen 
Gottes , welcher 
in Griechenland 
bald entstellt 
wurde, bewahrte 
sich thatsächlich 
viel reiner indem 
Zbvq ■'SlgotidoSrig 
Unser. 1) der Mysterien. Ebenso wie die alten 
Perser (Herod. 1, 131 zöv %v%Xov nävxa zov 
ovgavov Alu xaltovTsg) , so sahen auch die 
Anhänger des Mithras in ihm das Himmels- 
gewölbe und beteten zu ihm unter dem Namen 
Caelus aeternus Iupiter oder einfach Cae- 
lus {Inscr. 59. 441. 554; vgl. 13 caelo de- 
vot us und Westd. Zeitschr. 1894 S. 96). Wie 
der griechische üranos wird er einer ur- 
alten Vorstellung gemäfs, als Gatte der Erde 
betrachtet, die deshalb der Juno regina 
gleichgestellt wurde (s. u.). Indessen schrieb 
man diesem 'aqoy.da8m grofse Thaten zu, ähn- 
lich denen, die die abendländische Mytho- 
logie dem Iuppiter beilegt, um seine Autorität 




1) Löwenköpfiger Gott in der 

Vatikanischen Bibliothek (nach 

Lajard, Introduction t. LXX). 



Mithras (u. Ahriman etc.) 3040 

zur Anerkennung zu bringen, mufste er die 
Ungeheuer bekämpfen, welche sich gegen 
ihn erhoben hatten, und wir sehen ihn auf den 
Reliefs (Fig. 2) die Riesen ganz wie ein helleni- 
scher Zeus niederschmettern (Mon 109 114 
235». 239. 246). NachdenpersischenLehren hatte 
Ahura -Mazda auch die bösen Geister zurück- 
schlagen müssen, welche in den Himmel ein- 
zudringen versuchten (Bunddhish 3, 25 S. 19 
10 West), und diese iranischen Überlieferungen 
scheinen sich in Babylonien mit den ähnlichen 
Legenden der Chaldäer verschmolzen zu haben 
(Berosos, F. H. G. 2, 497, 4ff.). 

Der avestische Dualismus stellt Ahura-Mazda 
dem Angra - Mainyu (Ahriman) entgegen. 
Man findet im Westen eine gewisse Anzahl von 
Weihinschriften anArimanius, welche von 
Personen herrühren, die in die Mithrasmyste- 
rien eingeweiht waren (Inscr. 27. 323. 324. 
20 474?). Da dieser Gott von den Griechen all- 
gemein mit Hades identificiert wurde IBioq 
Laert. Prooem. 8. Blut, de Isid. 46), so ist 
er es wahrscheinlich, welcher mit den Zügen 
Plvtons auf dem grofsen Basrelief von Oster- 
burken auftritt {Mon. 246, c). Jedenfalls scheint 
der Kultus, welchen man mit diesem Gotte 
trieb, zu beweisen, dafs er nicht als reiner 
böser Geist, wie im Avesta, betrachtet wurde 
(vgl. T. etM. S. 34 nr. 1). Sowie Ahura-Mazda 
30 so hatte sein Feind eine Gattin, die Perse- 
phone {Mon. 246, a) oder Hekate, die als 
btellvertretenn der persischen Drufas hier 
auftritt (8. u ). 

Neben Zeus und Hades vervollständigte 
Poseidon, der Nachfolger der avestischen 
Apanm-Napat, die Dreizahl der Weltbe- 
herrscher. Zweimal ist er auf den Mithras- 
denkmalern stehend und mit seinem Dreizack 
bewaffnet dargestellt {Mon. 246, c, 273 ter ) öfter 
io noch auf Felsen liegend (vgl. Rel. v. Klagen- 
turt Fig. 2), den Ellenbogen gewöhnlich auf eine 
umgekehrte Urne gestützt (Mon. 85, 114, a, 168, 
188, 192 etc.). Ebenso wie Zeus mit Caelus 
identificiert wurde, war Poseidon schon im klein- 
asiatischen Mazdäismus dem Oceanus gleich- 
gestellt; und beide Namen wurden von den 
Anhangern des Mithras als gleichbedeutend 
aufgefafst (Inscr. 441; vgl. Westd. Zeitschr. 
1894 S. 94 ff.). Man erklärt sich somit leicht 
50 den Sinn einer in ihren Bildwerken häufig 
wiederkehrenden Gruppe (vgl. Fig. 3 rechts 
unten), welche das Viergespann des Helios dar- 
stellt im Galopp gegen den liegenden Gott an- 
stürmend, der die Rosse zurückzuschrecken 
sucht: das versinnbildlicht wahrscheinlich 
die Sonne, welche allabendlich ihre Gluten in 
den Wassern des Oceans löscht (Mon. 124. 136. 
167. 168. 169. 192, so ist es gewifs Oceanus, 
welcher zweimal abgebildet ist auf nr. 235 und 
60 ebenso folglich auf nr. 106. 114. 174 188 192 
204. 214. 220. 221. 239. 245 d, 2» 246 e 6°' 
253 1. 5°). ' 

Der Poseidonkultus ist nur eine besondere 
Art der Verehrung des Wassers, welche von 
der ältesten Zeit an einen der merkwürdigsten 
Züge des Mazdeismus bildete. Oft entsprang 
in den unterirdischen Tempeln, welche zur 
Ausübung der Mysterien dienten, eine natür- 



3041 Mithras (Krater, Löwe etc.) 

liche'Quelle (Porph., De antro nymph. 6; 
vgl. Bev. arch. 1892 1 S. 190) oder man 
grub einen künstlichen Brunnen, welchem 
man Gaben opferte (Inscr. 331; Fonti 
perenni; vgl. 654) wie früher die asia- 
tischen Magier (Strabo 15, 732—739). In 
Ermangelung eines solchen Brunnens 
brachte man die geweihte Flüssigkeit 
in einem Krater dahin, der,- wie uns 
Porphyrius sagt (a. a. 0. c. 18), dvxl tjjs 
njjyj/g tstuktui. Dieser Krater, das Sym- 
bol der Quelle oder allgemeiner des 
feuchten Elements, kehrt öfters auf den 
Mithräen aller Länder wieder (Mon. 
61. 80. 106. 122. 136. 194. 241. 244. 
247. 248. 251. 253. 265; vgl. Westd 
Zeitschr. 1894 S. 80). 

Meist bemerkt man auf diesen Skulp- 
turen neben dem Krater einen Löwen 
und eine Schlange, welche sich oft 
um die im Gefäfse enthaltene Flüssigkeit 
zu streiten scheinen (Mon. 240. 241. 244. 
245. 246. 251 [Heddernheim]. 253. 265 
273 ter , Löwe und Krater 153. 154. 163. 
167. 169. 171. 192 [Hermannstadt]. 
247; vgl. auch 81. 119. 122. 134. 135. 
137. 158. 196. 225). Wir wissen be- 
stimmt aus einem Texte des Tertullian 
(Adv. Marc. 1, 13; vgl. Myth. Vatic. 
III, 8), dafs von den Mithrasverehrem 
der Löwe, dieses vor allem feurige Tier, 
als Symbol des Feuers betrachtet 
wurde, welches bei den -alten Persern 
(Atar) und in den Mysterien besonders 
verehrt wurde (Firmic. Mat-, De err. prof. 
rel. c. 4. Lydus, De mens. 3, 26). Es 
ist ebensowenig zweifelhaft, dafs die 
Schlange als Emblem der Erde, auf 
der sie kriecht, angesehen wurde (West- 
deutsche Zeitschrift 1894 S. 92). Die 
Erde wird aufserdem noch unter der 
gewöhnlichen Form einer liegenden 
Frau dargestellt (Mon. 60 und 246 e, 
2°). Endlich bemerken wir oft in 
den Ecken der Mithrasmonumente ge- 
flügelte Köpfe, welche gewöhnlich in 
eine Art von Trichter blasen und 
augenscheinlich Bilder der vier Winde 
sind (Mon. 246. 246. 251 Heddernheim. 
253. 257. 268; vgl. Westd. Zeitschr. 
1894 S. 86). Dieselben kommen als 
Rundfiguren auf der merkwürdigen 
Stele von Carnuntum (228 bl8 c) vor. Wir 
können demnach bestätigen, dafs im 
abendländischen Mithraskultus, wie in 
der Perserreligion (Herod.l, 131. Diog. 
Laert. Prooem. 6; vgl. Darmesteter, 
L'Avesta 3 p. LXVHI. Bapp, ZDMG. 
19, 76 ff.), der Kultus der vier Elemente 
eine wichtige Stellung behauptete; die 
Gruppe des Löwen, Kraters und der 
Schlange repräsentieren den Kampf des 
Feuers, Wassers und der Erde, welche 
sich nach den antiken Ansichten fort- 
während gegenseitig verzehren (Westd. 
Zeitschr. a. a. O. 82). 

Aufser diesen Naturgottheiten waren 
auch einige andere persönlichere von Iran 

Boscheb, Lexikon der gr. u. röm. Mythol. II. 



3042 




2) Zeus mit den Giganten, Hufsgott lagernd, Mithras' Felsen- 
geburt. Bruchstück eines Marmor-Beliefs in Klagenfurt {Texte» 
et Mon. flg. 212). 



3043 Mithras (n. Herakles, Artemis) 

in den Westen gelangt. Wir wissen aus der In- 
schrift des Nemrud-Dagh {Inscr. 1 'Aqxäyvov 
'HQay.liovg"jQscog), sowie durch die armenischen 
Schriftsteller (de Lagarde, Abhandlungen 1866 
p. 293. Hübschmann, Armenische Etymologie 
1895 S. 75 nr. 176), dafs Verethraghna, welcher 
im Avesta als kriegerischer Eber vor Mithras 
hergeht (Mihir Yesthlü, 70), von den Griechen 
mit Herakles identifiziert wurde. Wir werden 












Mithras (u. Tyche, Hekate) 3044 

Mysterien des Mithras und der Magna mater 
im Abendlande eng verbunden (vgl. T. et M. 
Mon. 295 u. Anm. S. 418). 

Eine der interessantesten Schöpfungen der 
iranischen Religion ist diejenige des Hvarenö, 
des heiligen Lichtes, das denen, zu welchen 
es hinabsteigt, Allmacht und Wohlhabenheit 
bringt, und welches besonders den von ihm 

legitimierten Königen den Sieg verleiht. Es 

uns daher nicht wundern, Hercules in den 10 wurde von den Griechen mit Tyche (Plut. 
Mithrasskulpturen dargestellt zu sehen und Alex. 30. Dio Cass. 63, 10) identifiziert, und 
einmal an seiner Seite einen aufspringenden man betete es im Westen als Fortuna an 
Eber zu finden (Mon. 244; vgl. Mon. 245f. (Inscr. 438; vgl. unten). Aber diese Fortuna 
246c. 273 tel ). entspricht auch der iranischen As hi Vaiuhi, 

die auf denbaktrischen 
Münzen (vgl. Mon. 1) 
als Tyche abgebildet 
wird. Dieselben Mün- 
zen geben uns den Sinn 
einer Gottheit, welche 
auf dem Basrelief von 
Osterburken (Mon.% 
246) dargestellt ist 
in der Gestalt einer 
den Iuppiter krönen- 
den Nike. Sie ist 
die Vanaiüti-Upa- 
ratat, welche im 
Avesta zusammen mit 
Verethraghna ange- 
rufen wird. 

Hekate, von wel- 
cher eine merkwürdige 
Statue im Mithräum 
von Sidon zu Tage ge- 
fördert wurde (Mon. 
nr. 4) und die mehr- 
fach in unseren In- 
schriften erwähnt wird 
(nr. 61; vgl. 17nV), 
war nach Firmicus ein 
Sinnbild des Feuers 
(De err. prof. rel. 4, 
Ignem in duas divi- 
dunt [sc. Persae~] po- 
testates, naturam eius, 
ad utrumque sexum 
transferentes . . . et 
mulieremtriformivultu 
constituunt). Ist da- 
nach anzunehmen, dafs 
die Triformis Li- 
bera (Inscr. 240; vgl. 
nr. 19ff.) gewählt wurde, um die drei Arten 
des Feuers zu personifizieren , welche die 
alten Perser unterschieden? (Darmesttter a. a. 
0. 2 p. 151 ff.) Die Erklärung ist verführe- 
risch, sie wäre wahrscheinlicher, wenn Atar, 
das Feuer, nicht eine männliche Gottheit 















3) Kalksteinrelief in Hermannstadt. (In der Mitte die Stiertätung mit Cautes und 

Cautopates. Links M. mit dem Stier, rechts Löwe und Krater. Unten M. nnd Sol. 

Okeanos. Oben Sol, M. als Bogenschütz, Stier im Nachen und im Häuschen, sieben 

Altäre, Hirt und Hufsgott, Felaengeburt, Luna; vgl. Textes et Mon. n. 192.) 



Andere Zeugnisse bestätigen uns, dafs Ana- 
hita, die Göttin der befruchtenden Gewässer, 
deren Kultus sich zeitig in Kleinasien ausge- 
breitet hatte (vgl. oben Bd. 1 Sp. 332 u. Pauly- 
Wissowa, BealencyJcl. s. v. Anaitis), daselbst 
mit Artemis verschmolzen wurde ("Agtsfiig 



HtQGiY.il). Dieselbe müssen wir vielleicht in der 60 wäre Jibid. 2 p. 251 nr. 53). Dazu kommt, 



Jagdgöttin mit dem Köcher wiedererkennen, 
welche auf dem Basrelief von Osterburken in- 
mitten anderer Götter erscheint (Mon. 246 c; vgl. 
Inscr. 240 — 241 Dianae). Diese Artemis ist wohl 
trotz ihrer Tracht nicht die griechische Jung- 
frau, sondern die asiatische Grofse Mutter, und 
wie auf den Keilinschriften (s. oben) Mithras 
neben Anahita angerufen wird, so blieben die 



dafs Atar als Hephaistos auf dem Relief von 
Saarburg (273*er) erscheint. Es liegt wohl bei 
Firmicus eine Verwechselung vor, denn Hekate, 
die Unterwelt- und Zaubergöttin spielt ohne 
Zweifel in den Mysterien die Rolle der weib- 
lichen Drujas im Mazdäismus (s. oben). 

Es ist noch schwieriger, die Genealogie 
anderer Gottheiten wieder herzustellen, deren 



3045 Mithras (Iuno, Minerva, Silvanus etc.) 

Bilder und Namen man in den Mithrastempeln 
gefunden hat: Iuno (Mon. 71 Ms . 235. 246. 
Inscr. 59, 529), Minerva (Mon. 71 bls . 246. 
250. Inscr. 59, 529. 554), Apollo (273 *«), 
Mars (Mon. 221. 246. 253. Inscr. 529), 
Mercur (Mon. 212. 221. 246. 250. 253. 
273te*. Inscr. 150, 529), Venus (Mon. 246), 
Bacchus (273*» r ) und besonders Silvanus 
(Mon. 83. 104. 253. Inscr. 54, 240. 563, 560Ms), 
welcher den Charakter eines pantheistischen 
Gottes angenommen hatte (Bev. archeol. 1892 
1, 189ff.), zweifellos weil er das lateinische 
Äquivalent des griechischen Pan war. Wir 
vermögen nicht sicher festzustellen, welche 
avestischen Gottheiten sich unter den Zügen 
dieser römischen Figuren verbergen. Hera ent- 
spricht vielleicht Väyu, der Atmosphäre, trotz 
der Verschiedenheit des Geschlechtes. Hera 
ist die Luft bei den Philosophen (vgl. Dion. 
Chrysost. in T. et M. p. 62 n. 6), aber andrer- 
seits ist sie als Erde (Spenta Armaita) be- 
trachtet (Plut. Artax. 23), und nur als solche 
kann sie die Gattin des Iuppiter Coelus heifsen. 

— Minerva kann trotz Plut. Artax. 3 und C. I. L. 
9, 1583 ff. kaum Anahita vorstellen, da die- 
selbe der Diana gleichgesetzt wurde (vgl. oben). 
Vielleicht entspricht sie Cista, der Weisheit. — 
Apollo ist wohl einfach die Sonne — Ares 
= Sharevar? vgl. Barmesteter 3 p. LXXXVI1I. 

— Hermes = Tishtrya? vgl. Bundahish c. 5 
S. 21 West. — Aphrodite??. — Bacchus ist 
ohne Zweifel der Haoma, der im Abend- 
land durch Wein ersetzt wurde. — Silva- 
nus ist wahrscheinlich Drväspa, der Herden- 
beschützer, s. Darmesteter 2 S. 432 ; vgl. unten 
Sp. 3055. Man kann nicht einmal behaupten, 
dafs diese Götter ursprünglich mit Mithras 
verbunden waren; vielleicht ist einer oder der 
andere semitischen oder asiatischen Ursprungs. 
Selbst Epona und die keltischen Matres und 
Matronae sind im Abendland von den Ein- 
geweihten verehrt worden (vgl. Inscr. 420 Ma 
add. 442 add. Mon. 251h). Es giebt noch andere 
Persönlichkeiten auf unseren Bildwerken, die 
wir nicht einmal benennen können (Mon. 245 d, 
1°. 246 e, 1°. 251 d, 16°. 273terj ; andere, deren 
fremde Namen wir wissen, sind uns nicht 
weniger rätselhaft. Wir können jetzt fest- 
stellen, dafs die beiden Jünglinge, welche 
neben dem stiertötenden Gotte mit einer er- 
hobenen und einer gesenkten Fackel stehen, 
Cautes und Cautopates hiefsen, aber die 
Etymologie dieser Wörter ist noch zweifelhaft, 
und wir wissen sogar nicht, ob sie aus einer 
iranischen Sprache entlehnt sind. Sicher ist, 
dafs diese Personen in Eleinasien wenigstens 
stark verändert worden sind, wo der Zweite 
mit Attis identificiert wurde (Westd. Zeitschr. 
p. 88; vgl. auch unten Sp. 3058). 

Trotz dieser Dunkelheiten, welche neue 
Entdeckungen ohne Zweifel zum Teil erhellen 
werden, können wir als gesichert betrachten, 
dafs eine zahlreiche Versammlung iranischer 
Götter Mithras umgab, und dafs er über sich 
mindestens zwei mächtigere Gottheiten, Zer- 
van-Kronos und Ahuramazda- Iuppiter, hatte. 
Es ist also notwendig, zu erklären, warum er 
im Kultus einen so bedeutenden Platz ein- 



Mithras (Felsengeburt) 



3046 



nahm, in dem Grade, dafs sein Name zur Be- 
zeichnung der persischen Mysterien dient, die 
im Abendlande verbreitet waren. Welches war 
also nach dem Glauben seiner Verehrer die Rolle 
dieses Gottes und was erzählte man von ihm? 
Die Legenden, die sich an seinen Namen 
geknüpft hatten, waren ohne allen Zweifel 
sehr zahlreich und sehr bedeutungsvoll. Helden- 
thaten, die in den mazdäischen Büchern andern 

10 Gottheiten zugeschrieben werden, wurden in 
den Mysterien auf seine Person bezogen. So 
übernimmt er die Funktionen, die im Avesta 
dem Saoshyant zugeteilt werden (Windischmann 
a. a. O. p 73 ff.). Unglücklicherweise sind uns 
diese Mythen gewöhnlich nur durch die Monu- 
mente bekannt, auf denen sie dargestellt sind. 
Die abendländischen Schriftsteller sprechen 
kaum von ihnen, und infolge des Verlustes des 
gröfsten Teiles der heiligen Litteratur der persi- 

ao sehen Magier ist es uns nicht immer möglich, 
ihren orientalischen Ursprung wieder aufzufin- 
den. Daher bleibt ihre Erklärung stellenweise 
sehr zweifelhaft. Man kann indessen durch Ver- 
gleichung ihrer. Darstellungen diese auf eine 




40 4) Mithras' Felsengeburt, Eelief vom Esquilin 

(nach Bull. arch. munieip. 1874 t. XXI, 2). 

bestimmte Zahl von Erzählungen zurückführen, 
deren Episoden sie sind. Ohne Anspruch auf 
Vollständigkeit oder Aufzählung aller Varianten 
werden wir hier die wichtigsten Gruppen be- 
zeichnen, die man unterscheiden kann. 

1. Über die erste sind wir am besten unter- 
richtet. Wir erfahren durch zahlreiche und 

50 genaue Texte (lustin. Mart., Dial. cum Tryph. 
70 Ik itetgas ysyevTJa&ai. Commod., Instruct. 
1, 13 Invictus de petra natus. Firmicus Ma- 
ternus, De err. prof. rel. c. 20 ©eos sk nsrgae ; 
vgl. Hieron., Adv. Iovinian. 1, 7. Lydus, 
De mens. 3 § 26. — Ps.-Plut., De fluv. 23 
ist verdächtig), dafs Mithras angeblich aus 
einem Felsen geboren sein sollte, und dieser 
Mythus, sei es nun, dafs man in ihm eine 
Anspielung auf das Morgenrot zu erblicken 

60 hat, das zuerst die Gipfel der Berge erhellt, 
oder auf den Funken, der aus dem mit dem 
Stahl geschlagenen Kieselsteine herausspringt 
(Prudent., Cathemerinon 5, 1), sei es, dafs er 
sich von jenem alten Glauben herleitet, dafs 
der Himmel aus Metall oder hartem Stein 
bestehe (Maionica, Mithras' Felsengeburt, Arch.- 
epigr. Mitteil. 2 p. 33 ff.), beweist jedenfalls, 
dafs Mithras in den Mysterien wie im Avesta 

96* 



3047 Mithras (schneidetFrüchte,Bogenschütz) Mithras (u. Sol etc.) 3048 

der Gott des Lichtes war. Die Skulptur hat Nicht nur die Trockenheit, sondern auch 

diese wunderbare Geburt oft dargestellt (Mon. Wasser und Feuer hatten nach den iranischen 

18 [=Fig. 4], 19. 63. 69. 125f. 134f. 155. 169. Sagen in alter Zeit die Erde verwüstet (vgl 

171 ff. 177. 192.200. 203f.208f.212f.220f.222M«. Bio Chrys. 34, 47 und die Anm. dazu T.etM. 

228. 238. 241. 245. 246. 251 [Heddernheim]. S. 63). Zwei Darstellungen, die regelmäfeig 

253 f. 273. 278). Sie zeigt uns einen nackten vereinigt sind, scheinen auf diese Sintflut und 

Knaben, auf dem Haupte eine phrygische diesen Weltbrand Bezug zu haben. Ein Stier 

Mütze, bis zu den Knieen oder bis zur Scham — wir werden später die Bedeutung dieses 

in einem Felsblock steckend, der bisweilen von Tieres kennen lernen — wird in einem Nachen 
einer Schlange umgeben ist, dem Symbol der 10 vom Wasser hoch getragen (Mon. 167. 171. 

Erde. Mit der einen Hand erhebt der Gott 172. 174. 192 [Hermannstadt] 192f. 194f. 204 

meistens ein Messer, seine gewöhnliche Waffe, u. s. w.); daneben steht ein Häuschen, das von 

mit der andern eine Fackel, das Bild des Bich einem Mann in asiatischer Tracht [Mithras?] 

ausbreitenden Lichtes (vgl. Fig. 4). Zuweilen angezündet wird (am deutlichsten Mon. 273*«' 

wird auf dem Felsen (Mon. 102 add.) der Kopf links oben, vgl. 192 Ms), und aus der Thüre 

eines Flufsgottes, oder neben ihm die ganze stürzt der Stier heraus. Das mythische Tier 

Figur desselben dargestellt, wohl weil die wäre also den Gefahren entgangen, mit wel- 

mythische Scene der Mithrasgeburt neben einem chen die zwei grofsen Plagen ihn bedrohten. 

Strom stattgefunden haben soll (Ps.- Flut. a.a.O.). 4. Mehrere auf den Denkmälern oft wieder- 
Aufserdem sieht man auf einer Anzahl Reliefs 20 holte Scenen, auf denen Mithras und Sol er- 

(192. 192Wa. 194. 195. 204. 215) Hirten, die sich scheinen, gehören sicher einer und derselben 

hinter einem Felsen verstecken, um das Wunder Sage an, von der sie uns verschiedene Episoden 

zu betrachten, was ohne Zweifel auch auf die zeigen, aber es ist schwer, eine Reihenfolge 

Erzählung der Legende ausspielt (vgl. Fig. 2, 3). in diesen Darstellungen zu finden und die Peri- 

Der Felsen selbst , aus dem der Gott ent- petieen des Dramas zu rekonstruieren, das sich 

standen war, wurde als göttlich 'betrachtet. zwischen den beiden Gottheiten abspielte. 

Man betete ihn an in den Tempeln unter der Zuerst hält sich Mithras dem aufrecht 

Gestalt eines kegelförmigen Steines (Mon. 97; stehenden oder knieenden Sol grade gegen- 

vgl. 83 h?), und die Weihinschriften Petrae über und setzt auf seine Stirn eine Strahlen - 
genetrici sind nicht selten (Inscr. 183. 311. 369. 30 kröne, sein beständiges Attribut (Mon. 251 

384. 441; vgl. Inscr. 48, Orienti u. 257Ms). [Heddernheim] und 16. 31; vgl. 235 [Klagen- 

2. Mithras, noch ganz nackt, aber mit v der fürt]). Meist trägt Sol diese Krone noch 
phrygischen Mütze bekleidet, mit der er geboren nicht oder nicht mehr (sie liegt auf der Erde 
ist, schneidet mit dem Messer, das er schon als neben ihm, Mon. 246), sondern Mithras hält 
Kind in der Hand hielt, Blätter und Früchte sie über seinen Kopf oder drückt ihm sogar 
eines Baumes ab, der vor ihm steht, während der mit Heftigkeit einen wenig deutlichen Gegen- 
wind mit Heftigkeit gegen sie blast (Heddern- stand auf, der bald einem Hörne, bald einer 
heim, Mon. 251; Neuenheim 245; Osterburken Keule oder einem Schlauche ähnelt, und der 
246; Mauls 239). Dann erscheint der Gott in leider nicht hat identificiert werden können 
demselben Baume versteckt, nur von der Brust 40 (Mon. 123. 134. 136f. 166. 169. 171. 173. 180. 
an seinen Gipfel überragend (Heddernheim 251 187. 194. 204. 221. 246. 2531). Trotz dieser Un- 
[Fig. 6], Neuenheim, Osterburken). — Der Sinn Sicherheiten scheint es einleuchtend, dafs Mi- 
dieaer Scenen ist sehr dunkel. Es scheint, dafs thras hier dem Sol eine Art feierlicher Be- 
sie auf eine (chaldäische?) Legende anspielen, lehnung giebt und seine göttliche Macht weiht, 
analog der Erzählung der Genesis 3, 8 ff. indem er ihn eigenhändig krönt. 

3. Mithras, jetzt mit der orientalischen Mithras scheint dann dem Sol seinen Arm 
Tracht bekleidet, die er späterhin immer trägt, hinzustrecken, um ihm beim Aufstehen zu helfen 
schiefst mit dem Bogen gegen einen Felsen. (Mon. 251 [Heddernheim]?), und bald schliefsen 
An der Stelle, wo der Pfeil den Stein trifft, die beiden Gottheiten ein feierliches Bündnis, 
entspringt eine Quelle, aus der ein knieender 50 indem sie sich die Hände (Mon. 235 [Klagen- 
Mann begierig mit seinen Händen Wasser fürt]. 239.273*«. 114?) über einem Altar drücken 
schöpft. Bisweilen Bcheint ein zu den Füfsen (Mon. 246; vgl. 16?). Da nun ein armenischer 
des Gottes befindlicher Bittender ihn anzu- Schriftsteller (Elisie Vartabed, T. et M. p. 5) 
flehen, oder eine Person, die aufrecht hinter uns sagt, dafs Mithras der mächtige Verbün- 
ihm steht, berührt seine Schulter mit der dete der sieben Götter ist, so hat man viel- 
Hand (Mon. 167. 171. 172 ff. 187 f. 192 ff. 204. leicht in ihnen die sieben Planeten zu sehen, 
236 [Klagenfurt]. 241. 245. 246. 251 [Heddern- die Sol dann allein auf den Denkmälern re- 
heim]. 253. 254). Der allgemeine Sinn dieser präsentieren würde (vgl. auch Darmesteter 2 
Scene scheint nicht zweifelhaft. Mithras ist p. 405 nr. 10 und p. 694. 697 und die Inschrift 
hier der göttliche Bogenschütze, der nach dem 60 335— 336 Deo inv ictoMührae... Soli socio ;cf. 486). 
alten indogermanischen Mythus den Felsen Der Schlufs aller dieser Vorgänge ist ein 
oder das Gewölk trifft, um Regen auf die Mahl, bei dem Mithras und Sol auf einem 
dürstende Erde fallen zu lassen. Die besondere Lager vor einem Tische hingestreckt fröh- 
Form, die diese Erzählung in Persien an- lieh schmausen und sich durch Essen und 
genommen hatte, ist uns allerdings unbekannt, Trinken von den zusammen vollbrachten 
und wir können uns infolgedessen nicht von Thaten erholen (Mon. 55? 106. 122ff. I36f. 
allenEinzelheitennnsererDarstellungenRechen- 163. 166. 168ff. 171. 173. 180. 187. 192 [Her- 
schaft geben. mannstadt]. 193ff. 221. 246. 253. 273*«). 



3049 Mitbras (Relief von Klagenfurt) 



Mithras (u. der Stier) 



3050 




• ) Götterversamnüung, Poseidon u. Amphitrite, MithraB 
und Sol, Mithras als Bogenschütz. Bruchstück eines 
Marmor -Reliefs in Klagenfurt (Textes et Mon. f. 212). 



Endlich sehen wir Sol auf seiner Quadriga 
stehend, deren galoppierende Pferde er mit der 
einen Hand zügelt, während er mit der andern 
Mithras hilft, an seiner Seite auf dem WagenPlatz 
zu nehmen (Mon. 122 ff. 134 ff. 163. 165. 170 f. 
187. 194. 235 [Klagenfurt]. 239. 245. 246. 251 
[Heddernheim]. 270; vgl. auch oben Sp. 3040). 
Die Götter sind ohne Zweifel im Begriffe, die 
himmlischen Bäume zusammen zu durcheilen, 

10 und wahrscheinlich mit Anspielung auf diese 
Fahrt nennt Nonnos (Dionys. 21, 249) Mithras 
'Aogvqioq <&a£&cov. Die Ähnlichkeit dieser 
Darstellungen mit denjenigen, die in der früh- 
christlichen Kunst für die Himmelfahrt von 
Elias üblich sind, läfst vermuten, dafs in glei- 
cher Weise Mithras nach der Vollendung seiner 
irdischen Mission auf dem Wagen des Sonnen- 
gottes zum Himmel emporgetragen wurde. 
6. Wir übergehen weniger wichtige oder 

20 aufsergewöhnliche Scenen (Jagd des Mithras? 
Mon. 246. 310 etc.), um sofort eine andere 
Sage zu behandeln, die einen viel gröfseren 
Platz in der Religion der Mysterien eingenom- 
men zuhaben scheint, das ist die von Mithras 
und dem Stier. Man bemerkt zuerst das 
Tier allein entweder friedlich weidend oder 
schreitend (Mon. 239. 245. 246; vgl. 36. 58). 
Dann kommt Mithras dazwischen. Er geht 
■zunächst ruhig neben dem Stiere her, den 

so er bei den Hörnern ergreift (Mon. 241. 272), 
aber bald wird dieser seiner Herr und reifst im 
Galopp seinen Führer hinter sich fort (Mon. 
245. 246. 273*«r). Aber es dauert nicht lange, 
bis er gebändigt ist. Mithras ist auf seinen 
Rücken gestiegen und reitet so ganz gemäch- 
lich, indem er immer mit der einen Hand ein 
Hörn seines Reittieres festhält (122 f. 186. 163. 
165 f. 169. 178. 187. 192 f. [Hermannstadt]. 
204. 220. 245) und bisweilen in der andern eine 

40 Fackel trägt (Mon. 208 ; vgl. Porphyrius, De 
antro nymph. 24 lno%ütat. tavqm Äq>QoShrjs). 
Man sieht ihn einmal den Stier auf den Schul- 
tern tragen nach Art des Hermes xotoqpöoos 
(Mon. 245), und sehr häufig hält er ihn in 
einer noch sonderbareren Stellung: er schleppt 
ihn auf dem Rücken an den Hinterbeinen fort, 
derart, dafs der umgekehrte Körper des Tieres 
in der Luft hängt und nur die Vorderhufe auf 
dem Boden ruhen (Mon. 31. 86. 134. 156f. 

50 167 f. 173. 187. 192 f. [Hermannstadt]. 194 f. 204. 
220. 22). 239. 245. 246. 251 [Heddernheim]). 
Wie schon Windischmann gesehen hat (a. a. O. 
p. 65), ist Mithras hier der Vertreter des 
vedischen Vritra, des griechischen Herakles 
und des lateinischen Cacus. Er stiehlt die 
himmlischen Rinder (ßovxlönos &eög, Porphy- 
rius, De antro nymph. 18; vgl. Firm. Mat., 
a. a. 0. Mvata ßootdonirjg) und zieht sie rück- 
lings in seine Höhle, um ihre Fährte ver- 

60 loren gehen zu lassen. Wie Commodianus sagt 
(Instr. 1, 13): Vertebatque boves alienos semper 
in antris j Sicut et Cacus, Vulcani filius, ille. 
Sicher demselben Sagenkreise schliefst 
sich an die am häufigsten von den Mithras- 
Skulpturen wiedergegebene Darstellung, welche 
gewöhnlich den Hintergrund der Tempel 
schmückte, und vor der die hauptsächlich- 
sten Ceremonieen des Kultus gefeiert wur- 



3051 Mithras (tötet den Stier) 

den: die wohlbekannte Gruppe des stier- 
tötenden Mithras. In der That spielt sich 
die Scene in der Höhle des Gottes ab: Mi- 
thras, bekleidet mit der orientalischen Tracht, 
packt gewöhnlich mit der linken Hand die 
Nüstern eines Stieres, der nach Rechts dahin- 
springt oder schon zu Boden geworfen ist, 
und während er ein Knie gegen den Kücken 
stemmt, bohrt er ihm mit der rechten Hand 



Mithras (tötet den Stier) 3052 

"Wesen, das Ahura- Mazda bildete, und der 
Tod dieses Urstieres der Ursprung der ganzen 
Schöpfung: verschiedene Teile seines Körpers 
wurden zu den verschiedenen Pflanzenarten — 
ein Umstand, der hier durch die Ähren an- 
gedeutet wird, in welche der Schweif des 
sterbenden Opfers endigt — während sein 
durch Luna gereinigter Samen den Tieren das 
Dasein verlieh (vgl. Porphyr. De Antro Nymph. 




6) Grofses Mithras-Relief von Heddernheim in Wiesbaden (Textes et Mon. n. 251 t. VII). 



ein breites Messer in die Flanke. In der Regel 
lecken eine Schlange und ein Hund das Blut, 
das aus der Wunde fließt; ein Skorpion er- 
greift die Hoden des Tieres, und weiter oben 
sitzt ein Rabe oder fliegt auf den Gott zu. 

Es scheint sicher, dafs diese Darstellung 
des stiertötenden Mithras in Beziehung zu den 
kosmogonischen Sagen der alten Perser steht 
Cvgl. Westd. Zeitschr. p. 73 ff.). Nach diesen 
Überlieferungen ist der Stier das erste lebende 



18 aelrjvrjv ovaav ycveaeme n^oatätiSa . . . xa! 
ipv%al slg yivsoiv Covaai ßovysvtig). Der Geist 
des Bösen sucht die wohlthätigen Wirkungen 
dieses wunderbaren Todes zu verhindern : darum 
sehen wir den Skorpion, das heilige Tier Ahri- 
mans, die Hoden des schöpferischen Stieres ver- 
zehren. Die Schlange, die das rieselnde Blut 
trinkt, ist das Sinnbild der Erde (vgl. ob. Sp. 3041), 
die durch diese heilige Flüssigkeit befruchtet 
wird (Nama Sebesio [Inser. 62. 63; vgl. 144 



"^repj 



3053 Mithras (tötet den Stier) 



Mithras (tötet den Stier) 3054 



nama cunctis] = *«p« cepaarövK). Der Hund, Die Erklärung des sogen, sacrificium 
der gegen die Wunde springt, mufs ohne mithriacum das weben behandelt haben 
• Zweifelf im Einklang mit den iranischen Vor- wird bestätigt durch die Darstellung die die 
Stellungen, die Seele des Stieres auffangen, Rückseite des grossen ^Basreliefs von JBeddern- 
die zu neuen und sonderbaren Bestimmungen heim schmückt (Fig 7). Obwohl gewisse ^Ein- 
berufen ist. Endlich zeigt der Rabe, der Bote zelheiten derselben dunkel bleibe* ' (P^g^h« 
Apollons, der sich Mithras nähert, aller Wahr- Mütze, Hörn in der buken Hand von Mithras) 
scheinlichkeit nach an, dafs der Mord des so erscheint doch ihre allgemeine Bedeutung 




7) Bückseite des Mithras-Keliefs von Heddernheim. 



wunderbaren Stieres durch den Gott vollbracht 
worden ist auf Befehl des Sol, seines Ver- 
bündeten. Man bemerkt, dafs er, anstatt den 
Stofs zu beobachten, den er führt, seinen Kopf 
nach dem heiligen Vogel zu wendet, wie um 
ihn zu hören, und der Ausdruck der Traurigkeit, 
der auf seinem Gesichte liegt, soll zeigen, dafs er 
sein Opfer widei Willen tötet und ohne Zweifel, 
um einen himmlischen Auftrag zu erfüllen. 



klar. Diese Darstellung zeigt einen späteren 
Moment der auf der Vorderseite des Basreliefs 
wiedergegebenen Sage. Man sieht hier den 
Stier tot auf den Boden hingestreckt. Hinter 
ihm reicht Sol, kenntlich an seiner Peitsche, 
dem Mithras, der die Hand zum Zeichen des 
Erstaunens hebt, eine riesige Weintraube dar, 
(der Wein ersetzte den Haoma als heiliges 
Getränk), während auf beiden Seiten Kinder, 



3055 Mithras (Schöpfer und Erlöser) Mithras (6 (leeltr]?, invictus) 3056 

die die Stelle der Dadophoren einnehmen, in also seine Mitte, ihm geheiligt war? (Spiegel, 
einem Korbe Früchte tragen. Über der Grotte Eran. Altertumskunde 2 p. 77). Es ist schwie- 
sieht man springend oder liegend die ver- rig, diese Frage zu entscheiden. Aber man 
schiedenen Tiere, die aus dem Samen der kann sicher sein, dafs, wenn dieser Name ft£- 
Leiche hervorgehen sollen, und in der Mitte eitrig im römischen Reiche gebraucht worden 
befindet sich ohne Zweifel Silvanus, mit ist, man vor allem eine moralische Bedeutung 
Drväspa identificiert, dem Schutzgütte der mit ihm verband. Mithras war für seine Gläu- 
flerden, der nach den persischen Vorstellungen bigen der Vermittler zwischen dem unzugäng- 
aus der Seele des Urstieres hervorgegangen ist liehen Gotte, der im Himmel regiert, und der 
(Darmesteter 1,213. 2,431ff.; vgl. ob. Sp. 3045). 10 irdischen Gesellschaft. Er war, um die philo- 
Nach dem , was wir eben gesagt haben, sophische Sprache der Zeit zu gebrauchen, der 
wurde Mithras als Schöpfer alles dessen be- von Gott gezeugte Logos, der an seiner All- 
trachtet, was auf der Erde lebt (Porphyrius, De macht teilhat (Inscr. 148 omnipotenti Mithrae; 
antro nymph. 24 äg xal b xavqog SjjiiiovQyog $>■» vgl. 306 Suppl. 367 c) und der, nachdem er die 
(6 MföQag); vgl. UM. 18. Inscr. 256—257 Welt als Demiurg (ob. Sp. 3055) geschaffen hat, 
deo genitori vgl. 370), und diese wichtige Thätig- fortfährt über sie zu wachen. Mithras ist hier, 
keit würde genügen, um seine hohe Bedeutung ebenso wie im Avesta, der Verteidiger der Ge- 
in der Religion zu erklären, der er seinen Na- rechtigkeit und Wahrheit (Inscr. 3 9sqi Siv-aim 
men gegeben hat. Aber man scheint ihm noch Mi&ga; vgl. 548), er ist der Beschützer der 
eine andere erhabenere Rolle zuerteilt zu haben. 20 Heiligkeit (sanetus, Inscr.' 45. 60. 71. 156. 472), 
Die persischen Sagen über das Ende der Welt der Beistand seiner Gläubigen in ihren Prüfungen 
zeigen eine Ähnlichkeit mit den Berichten über (socius, Inscr. 336. 486; vgl. Iul. Conviv. 336 c. 
die Weltentstehung, die sich vielleicht durch Carmen, adv. paganos v. 49 deum comitem). 
eine Gleichheit des Ursprungs erklärt. Am Ende Ebenso wie bei den Persern ist er der furcht- 
der Zeiten mufste von neuem ein Stier ge- bare Feind der unterirdischen Mächte, die aus 
opfert werden, damit die Menschen wieder auf- Ahriman hervorgegangen sind (Sataväg, Fho- 
erständen (Bundahish 30, 24 p. 126 West). Die tius, Cod. 81). Immer jung und kräftig (iuve- 
Lehren der Mysterien machten ohne Zweifel auch nis incorruptus, Inscr. 139) bekämpfte er sie 
hier aus Mithras den von dem Geschick be- unermüdlich. Den immer Aufmerksamen, immer 
stimmten Opferschrächter(TPtMdiseÄmaw« a.a.O. 30 Wachsamen, wie das Mihir Yesht sagt (oben 
p.73f.), derart, dafs er nicht nur der Schöpfer, Sp. 3030), konnte man nicht überraschen (inäe- 
sondern auch in gewisser Beziehung der Er- prensibilisdeus, Inscr. 138),nndeT\>\iebbea^3iäig 
löser der Welt war. Sicher ist, dafs, wie die Sieger. Dieser Gedanke kehrt unaufhörlich auf 
alten Perser (Darmesteter 3 p. LXVII), so auch den Inschriften wieder. Ihn drückt der persische 
die Gläubigen des Mithras an die Auferstehung Beiname Nabarze (55. 274. 293. 334. 411? 489; 
der Toten glaubten (TertuU., De praescr. hae- vgl. Arch.-epigr. Mitteil. 6, 107), die griechi- 
retic. 40: et imaginem resurrectionis inducit). sehen und lateinischen Epitheta ävitcqtog, 
Sie glaubten ebenfalls an die Unsterblichkeit invictus, insuperabilis (Inscr. 61) aus. 
der Seele (Orig., Contra Cels. 6, 21. Iul. Or. 5, Mithras verlieh der sittlichen Ordnung den 
172 D; vgl. Plut. de Isid. c. 47 und Inscr. 1 40 Sieg über die verkehrten, vom Geiste des Bösen 
adöfia nqbg ovqavlovg Aibg 'HgofiäeSov &gövove eingegebenen Instinkte, ebenso wie er als Gott 
tyv%rp> TiQoitifirpctv. — Porphyrius, De abst. 4, 16 der Heere seine Diener über ihre Feinde tri- 
ist wertlos, vgl. Windischmann p. 66 A. 4), und umphieren liefs. 

Julian sagt xma geradezu, dafs Mithras das Amt Wir haben bis hierher versucht, das Pan- 
hatte, die Seelen der Gerechten in die andere theon der Mysterien zu rekonstruieren und, so- 
weit zu führen (Conviv. p. 336 c fivfoa av iv- weit möglich, die Stellung und die Thätig- 
dsväs amivai Sev . . r)ysyt.6va 9sov svjicvfi keiten der verschiedenen Gottheiten zu be- 
Hct&iCTas atavtm), ebenso wie er nach dem stimmen, aus denen es zusammengesetzt war, 
iranischen Glauben ihnen beim Überschreiten indem wir von den fremden Einflüssen ab- 
der furchtbaren Brücke Cinvat beistand (Mai- 50 sahen, die seine ursprüngliche Natur verändert 
nog-i Khirad 2, 118 p. 18 West. Dddistan-i hatten. Aber, wie wir weiter oben gesagt 
DiniJc 31, 1; 14, 3 West; vgl. Arid- Viräf-Namdk haben: über die alte persische Religion hatte 
c. 5 und Windischmann a. a. O. p. 53). Diese sich frühzeitig eine ganze Schicht von chaldä- 
Hoffnungen auf ein Jenseits, die die Mysterien i sehen Lehren gelegt, und die meisten Götter 
den Eingeweihten gaben, haben sicherlich mäch- von Iran wurden in Babylonien den Gestirnen 
tig zu ihrer Verbreitung im römischen Reiche assimiliert, die in diesem Lande angebetet 
beigetragen, in einer Zeit, wo die Sorge um wurden. Sie erhielten so einen neuen Cha- 
das Jenseits alle Geister beunruhigte. rakter, der von dem ersten durchaus verschie- 
War diese „Vermittelung" die Mithras zu den war, und derselbe Göttername bewahrte 
Gunsten der Toten ausübte, der Grund, dafs 60 sogar im Abendlande zwei sich völlig wider- 
die Perser ' — wenn man Plutarch glauben sprechende Bedeutungen. Die Mithraspriester 
darf — Mithras xbv fieeirrjv nannten? (Plut. de scheinen sich nicht damit befafst zu haben, 
Isid. 46; vgl. Darmesteter, Ormuzd u. Ahriman diese neuen Ideen mit ihrem alten Glauben 
p. 1 12) ? Oder eine Verwechslung mit dem Väyu in Einklang zu bringen. Übrigens waren der 
der Atmosphäre, die sich zwischen dem Lichte semitische Sterndienst und der mazdäische 
des Ormuzd und der Finsternis des Ahriman Naturalismus unvereinbar. Aber während sie 
befindet ( Windischmann p. 56), oder einfacher beide annahm, behielt diese Priesterschaft nur 
der Umstand, dafs der 16. Tag jedes Monats, einer kleinen Zahl von Eingeweihten — wenig- 



3057 Mithras (u. d. Planeten) Mithras (u. d. Zodiakus, Dioskuren etc.) 3058 

stens machen gewisse Anzeichen es glaublich — (vgl. Inscr. 13 caelo devotus et astris). — In der- 

die Kenntnis der wahren Bedeutung der Darstel- selben Gedankenreihe mufs man auch auf die 

lungen vor, die sie den Augen der Gläubigen Darstellungen der Dioskuren aufmerksam 

zeigte, während die Menge sich mit einem machen (Mo». 250. 277; vgl. 16), die, wie man 

System von hinzugedichteter Erklärung be- weifs (vgl. Bd. 1 Sp. 1162), frühzeitig in Sterne 

gnügen mufste, das auf den Theorieen der verwandelt worden waren. — Zweifelsohne eben- 

Chaldäer beruhte. Hierdurch erklärt es sich, falls unter dem Einflüsse astronomischer Ge- 

dafs die alten Schriftsteller wie die modernen danken waren die Jahreszeiten unter die 

Historiker, deren Einweihung in die Mysterien Mithrasgötter eingeführt worden (Mon. 4.228 bis . 
unvollkommen war, auf den äufseren Schein 10 251 [Heddernheim] ; vgl. 80). Man findet in- 

hin den Mithraskult als eine rein astronomische dessen für gewöhnlich diese Personifikationen 

Religion aufgefafst haben. des Frühlings, des Sommers, des Herbstes 

Die am häufigsten dargestellten dieser Stern- und des Winters eng verbunden mit den vier 

gottheiten, diejenigen, welche sicher als die Winden, welche iranische Götter sind (vgl. ob. 

mächtigsten galten und die man mit Vor- Sp. 3041). \ 

liebe anrief, sind die Planeten. Ihre Bilder Diese astronomischen Deutungen blieben, 
schmückten die Wände der Tempel (Mon. 84. als sie einmal in die Mysterien eingeführt 
97) und treten im ganzen oder zum Teil auf den waren, nicht auf die Figuren beschränkt, auf 
Reliefs des stiertötenden Gottes auf (Mon. 106. die sie sich mit gutem Rechte anwenden 
241. 253 — Sol und Luna sind gewöhnlich); oder 20 liefsen. Da dieses System der Erklärung aller 
bisweilen deuteten sieben Sterne, sieben Altäre Wahrscheinlichkeit nach das einzige war, das 
(z. B. in Hermannstadt), sieben Opfermesser etc. den Eingeweihten niederen Ranges mitgeteilt 
genügend auf die Verehrung, die man ihnen wurde, so mufste man es auf die Figuren aus- 
zollte, hin (Mon. 13. 15. 70. 74. 81. 88. 134. dehnen, die ursprünglich eine ganz andere Be- 
135. 142. 165. 179. 193ff. 244. 253). Nach Ori- deutung hatten, und zahlreiche Anspielungen 
genes (Contra Gels. 6, 21) erinnerte in den auf diese Theorieen finden sich noch in der Litte- 
Tempeln eine Art von Leiter aus acht über- ratur. Nach Porphyrius (De antro nymph. 5) 
einand ergesetzten Thoren, von denen die ersten wäre die Mithrasgrotte als ein Symbol der Welt 
sieben aus sieben verschiedenen Metallen her- betrachtet worden (slv-öva cpiQovtog xov <mr\- 
gestellt waren, in symbolischer Weise an den so Xaiov tov xöapov), ohne Zweifel weil man unter 
Durchgang der Seele durch die Sphären der ihrer Wölbung, dem Abbilde des Himmels, die 
Planeten und die eine der Fixsterne, und eine vier Elemente wiederfindet, Erde, Luft, Wasser 
Abbildung dieser Art schmückte in der That (der Quelle) und Feuer (des Altars). Aus diesem 
das Pflaster des Mithräums von Ostia (Mon. 84). Grunde befinden sich bisweilen über ihr (Mon. 
Ihrem Ursprung nach ist diese merkwürdige 251)oderumsieherum(.3foM.220.267)dieZeichen 
Lehre, welche auch sonst erwähnt wird (Lobeck, des Tierkreises. Wenn die Schollen zu Statins 
Aglaophamus S. 932 sq.), unzweifelhaft chal- (ad Theb. 1, 717) Glauben verdienen, so hat 
däisch (Gruppe, Bursians Jahresber. 85, 1891/2 man von der Darstellung des stiertötenden Gottes 
S. 187). eine sonderbare Erklärung gegeben. Mithras 

Saturn, Iuppiter, Mars, Mercur, Venus haben 40 ist die Sonne, der Stier würde der Mond 
offenbar hier eine ganz andere Bedeutung, als sein, und die Opferung desselben würde an 
wenn sie Zervan, Ahura- Mazda und die andern die Eklipsen erinnern. — Cautes und Cau- 
mazdäischen Gottheiten vorstellen: sie sind topates, die sich zu beiden Seitendes Opfern - 
hier nicht Zeit, Himmel n. s. w., sondern ein- den befinden und mit ihm den rginläaiog MC- 
fache Sterne. Das Nebeneinanderbestehen die- &qag bilden (Ps.-Dionys. Areop., Epist. 7), 
ser zwei Systeme der Erklärung (welches sich wurden ebenfalls als Personifikationen der 
übrigens auch in der römischen Religion wie- Sonne angesehen, nicht, wie der erstere, als 
derfindet) läfst begreifen, wie man auf der solche der triumphierenden und allmächtigen 
einen Seite Mithras mit Sol gleichsetzen konnte, Sonne (Sol invictus), sondern als. solche 
während wir ihn anf der andern Seite bestän- 50 des zunehmenden oder abnehmenden Ge- 
dig auf den Reliefs neben Helios dargestellt stirns, so wie es sich zur Zeit der Tag- 
sehen. Es giebt in Wirklichkeit in den Myste- und Nachtgleichen zeigt. Das beweisen deut- 
rien zwei Sonnengottheiten, eine iranische, die lieh die Attribute, die den beiden Jünglingen 
an Stelle von Hvare getreten ist, und eine gegeben werden, z.B. der Stier und der Skor- 
semitische, die den chaldäischen Shamash er- pion (Westd. Zeitschr. 1894 p. 91 ff.). — Es ist 
setzt. sogar möglich, dafs, wie Stark vermutet hat 

Neben den Planetengöttern, die noch einen (Zwei Mithräen der Samml. in Karlsruhe 1865), 
doppelten Charakter haben, finden wir reine der Hund, die Schlange, der Skorpion, der 
Sterngottheiten: das sind die zwölf Zeichen Löwe, der Krater und sogar der Rabe neben 
des Tierkreises. Sie scheinen in den Mi- 60 ihrem historischen Sinne als astronomische 
thräen regelmäfBig dargestellt gewesen zu sein, Symbole aufgefafst worden sind und den Gläu- 
sei es an den Mauern des Tempels (Mon. 84), sei bigen die Sternbilder ins Gedächtnis zurück- 
es auf den Sk ulp turen, die ihn verzierten (Mon. riefen, die die Namen dieser Tiere oder jenes 
220. 247. 251 [Heddernheim]. 267. 273. 281; vgl. Gegenstandes trugen. Alle diese mehr oder 
34), und es ist nicht zweifelhaft, dafs, wie in weniger künstlichen Erklärungen, in denen 
Babylonien und im späteren Mazdäismus (Bim- die alten Philosophen (Porphyrius, De antro 
dahish c. 2 p. 11 West), diese Sternbilder ebenso nymph. c. 24 und sonst) in Bezug auf .Scharf- 
ais Götter angebetet wurden, wie die Planeten sinn mit den modernen Archäologen gewett- 



3059 



Mithras (u. d. Gestirne) 



Mithras (Tempel) 



3060 



eifert haben, haben in der Lehre der Mysterien 
nur eine sekundäre Bedeutung gehabt. Das 
waren Tändeleien, mit denen man die Menge 
der Gläubigen unterhielt, bevor man ihnen die 
verborgenen höheren Dogmen der persischen 
Legenden enthüllte. 

Der Einflnfs der chaldäischen Theorieen auf 
die Mysterien ist nichtsdestoweniger sehr tief 
gewesen. Es ist natürlich bei dem gegen- 
wärtigen Stande unsrer Kenntnisse unmöglich, 
die Ausdehnung dieses Einflusses genau zu 
messen, aber er zeigt sich in den wichtigsten 



der Fortuna identificiert (vgl. oben), wurde zum 
Schicksal (Weihinschrift Fatis augustis, Inscr. 
167 ; die Moiren dargestellt Mon. 246, Fortuna 
Mon. 267. Insehr. 438; vgl. auch Darmesteter 
1 p. 7 A. 2). Die astrologischen Glaubenslehren 
{Mon. 2) und im allgemeinen alle abergläubi- 
schen Vorstellungen {Plinius h. n. 37 c. 10 § 160. 
Theophan., Chronogr., A. M. 5794. Wessely, 
Griechische Zauberpapyrus 1888 v. 476 ff.; vgl. 
10 Textes et Mon., geschnittene Steine nr. lff.) 
wurden sicher im Abendlande durch die Priester 
des Mithras verbreitet. Einer von ihnen rühmt 




Mitliräum Ton S. Clemente in Eom {Textes et Mon. flg. 30). 



Lehren; die Eschatologie selbst hat Spuren 
davon bewahrt: die Seelen, die sich zum Him- 
mel erhoben, mufsten, so glaubte man, durch 
die Planeten und die Sphäre der Fixsterne 
hindurchgehen (vgl. oben Sp. 3057), oder nach 
einer anderen Anschauung stiegen sie durch 
das Thor des Steinbockes hinauf und durch das 60 
. des Krebses herab (Porph., De antro nymph. 24, 
vgl. 22; vgl. auch Iul. Or. 5, 172 D). Aber die 
Hauptlehre, die die Chaldäer in die Mysterien 
eingeführt haben, ist die vom Verhängnis, die 
Idee einer unumgänglichen Notwendigkeit, 
die von den Bewegungen der Gestirne abhängt 
nnd das Leben der Menschen und den Lauf 
der Dinge regiert. Der persische Hvarenö, mit 



sich sogar in seiner Grabschrift, studio sus 
astrologiae zu sein (Inscr. 192). 

IV. Die Tempel, der Kultus und die 
Gläubigen. 

Eine Reihe von Entdeckungen, die nach 
und nach im Laufe dieses Jahrhunderts ge- 
macht worden sind, haben uns gelehrt, wel- 
ches die innere Einrichtung der Tempel des 
Mithras war, und haben glücklicher Weise 
die mageren Aufschlüsse vervollständigt, die 
uns die alten Schriftsteller über diese Religion 
überliefert haben (ygLWolff, B. Mithrasheiligt. 
von Grofs-Krotzenburg. Kassel 1882 p. 85 ff. 
und Westd. Zeitschr. 1894 p. 39 ff.). Porphyrius 



3061 Mithras (Tempel) Mithras (Tempel) 3062 

erzählt uns (De antro nymph. 5), dafa, nach- der Seitenwände erstrecken, waren aller Wahr- 
dem Zoroaster dem Mithras eine blumen- scheinlichkeit nach der Platz, den die Gläu- 
reiche und von Quellen durchrieselte Grotte bigen einnahmen, und die Neigung ihrer oberen 
geweiht hatte, seine Nachfolger die Gewohn- Fläche scheint zu beweisen, dafs die Mysten 
heit beibehalten hätten Si' avtooav xat citri- hier auf den Enieen lagen (vgl. meine Notes 
laimv eh' ovv avzocpvüv shs xeiQonoirßoov sur un temple d'Ostie 1891 p. 17). Der Flur 
ras zeXetag änoSiSovai. Die modernen Nach- in der Mitte dagegen scheint für die Offizianten 
forschungen haben, wenn nicht die Legende, reserviert gewesen zu sein. Zwei Altäre waren 
so doch wenigstens die von dem platonischen gewöhnlich in ihrem hinteren Ende errichtet 
Philosophen berichtete Thatsache bestätigt. 10 vor dem Bilde des stiertötenden Mithras, das 
Die Verehrer des persischen Gottes haben sich die Absis des Hintergrundes einnahm: hier 
oft in Felsenhöhlen niedergelassen, um ihre wurde offenbar das heilige Feuer angezündet 
Mysterien zu feiern, besonders wenn eine Quelle und hier brachte der Priester die herkömm- 
in der Nachbarschaft flofs (Mon. 6. 95. 109. liehen Opfer dar. Eine kleine Grube, deren 
225. 232. 234. 237; vgl. 223. 233. 258. 279. 323 Vorhandensein man im Pflaster gewisser Tem- 
und ob. Sp. 3041). Sie richteten sie, so gut oder pel festgestellt hat, diente zweifelloS dazu, 
schlecht es giDg, für die Bedürfnisse des Kul- das Blut der geopferten Tiere aufzufangen, 
tus ein. Wenn diese natürlichen Höhlen ihnen Gebeine verschiedener Tiere sind in grofser 
mangelten, so bauten sie in Nachahmung dieser Zahl in den ausgegrabenen Mithräen aufge- 
Grotten halbunterirdische Tempel , die den ao funden worden {Mon. 138. 225. 237 u. s. w.). 
technischen Namen cnrjXuia, spelaea bei- Andere Behälter, die in den Wänden der 
behielten (Inscr. 61. 154. 161. 175. 190. 312a. Podien angebracht waren, enthielten viel- 
368. 530; vgl. Porphyrius a. a. O. Iust. Marl., leicht das Weibwasser, das bei den Reini- 
Iiial.cumTryph.10. Tertull.,de coron.15. Pn.- gungen eine grofse Rolle gespielt haben mufs. 
Aug., Quaest. Vet. Test. Migne P. L. 34 p. 2343) Die Einzelheiten der verschiedenen Ceremo- 
und bisweilen bezeichnet sind mit den Syno- nieen, die durch das Ritual vorgeschrieben 
nymen antra (Inscr. 13; vgl. Statius, Tkeb. 1, waren, werden uns leider durch die Anlage 
717; doch die Scholien haben spelaea), spe- der örtlichkeiten nicht enthüllt. Aber wir 
cus (Hieron., epist. 107 ad Laetam), spelun- können uns wenigstens den Eindruck vor- 
cae (Firmic. Mat, De err. c. 19). Man sieht so stellen, den diese unterirdischen, reich ver- 
bisweilen auf diese Bauten allgemeinere Be- zierten und mit lebhaften Farben bemalten 
Zeichnungen angewendet: templum (Inscr. (Inscr. 134. 405. 530; vgl. 51) Räume hervor- 
13. 21. 231. 257. 335. 354. 384. 401. 406. 421. bringen mufsten, die allein durch das unbe- 
428. 470. 527), aedes (Inscr. 134. 486), sacra- stimmte Licht der Lampen erhellt wurden und 
rium (37. 367), aber wie Wolff gezeigt hat, in denen unerwartete und geheimnisvolle Licht- 
kann man keinen Unterschied zwischen diesen effekte (Westd. Zeitschr. 1894 p. 56) einen leb- 
Ausdrücken feststellen. Man hat dem Kult des haften Eindruck auf die Augen und die Ein- 
Mithras keine eigentlichen Tempel geweiht mit bildungskraft der Anwesenden machen mufsten. 
architektonischem Oberbau. Selbst wenn ein Alle aufgefundenen Tempel waren von be- 
frommer Hausbesitzer in seinem Hause eine 40 schränkten Dimensionen. Das spelaeum wird 
Privatkapelle einrichten wollte, so wählte er sicher nicht mehr als etwa hundert Gläubige 
seinen Keller zu diesem Zwecke (Mon. 11. gefafst haben. Als diese sich vermehrten, 
15. 84). Wenn wir von diesen Gelegenheits- mufste man die Zahl der Mithräen erhöhen, 
heiligtümern absehen, die notwendigerweise Man hat ihrer drei in Heddernheim (Mon. 251 ff.), 
der Form nach sehr verschieden sind, so be- vier in Carnuntum (228ff. u. add.) gefunden, 
merken wir, dafs die Einrichtung der spelaea und Ostia zählte mindestens fünf (Mon. 79ff. 
immer einem traditionellen Typus entspricht, der 295 f.). Aber trotz dieser Zerteilung drang, wie 
sich überall mit wenig Veränderungen wieder- man annehmen mufs, nur ein kleiner Teil der 
holt. An der öffentlichen Strafse erhob sich Anhänger des Kultes bis in die crypta. Die 
gewöhnlich eine Porticus, ohne Zweifel aus 50 Frauen waren, wie wir beweisen können, davon 
einer Säulenhalle bestehend, die von einem ausgeschlossen (Notes sur un temple d'Ostie 
Giebel überragt war, von der aus man in einen p. 20) und nahmen nur an dem Gottesdienst 
ersten Saal gelangte, in Höhe des Erdbodens, der Magna mater teil, deren Kultus mit dem 
der als Pronaos diente und wohl den technischen des Mithras eng verbunden war (vgl. oben). 
Namen apparatorium trug (Inscr. 134 aedem Die Menge der Gläubigen mufste ohne Zweifel 
cum suo pronao, 352 porticus et apparatorium, ebenfalls in dem pronaos bleiben. Allein die- 
239 cryptam cum portieibus et apparatorio). jenigen, welche die höheren Grade der Ein- 
Aus diesem Pronaos stieg man auf einer Treppe weihung erreicht hatten, scheinen Zutritt in 
von einigen Stufen in das eigentliche Heilig- das unterirdische Heiligtum gehabt zu haben, 
tum hinab, die crypta (Inscr. 139. 239; vgl. 60 Diese Eingeweihten (sacrati, Inscr. 46. 
564). Diese bestand regelmäfsig aus drei Teilen 55 ff. 320) waren in sieben Grade eingeteilt, 
(vgl. Wolff, Westd. Zeitschr. 1894,41): „1) Die der Zahl der Planeten entsprechend. Die 
eigentliche Cella von durchschnittlich 2% m Reihenfolge ihrer Namen ist uns aufbewahrt 
Breite, 7 — 11 m Länge; 2) zwei dieselbe an den worden durch Hieronymus (Epist. 107 ad 
Langseiten begleitendePodien;3)einmeisteben- Laetam), man findet sie jedoch vereinzelt auch 
falls erhöhtes Adyton [Inscr. 239 exedra, 256 anderswo. Sie hiefsen: Corax (Hierocoracica, 
absidata\ mit dem Relief bilde des Stiertöters Inscr. 10. Hieroceryx 18, 20; xöpaf, Porphyr., 
an der Rückwand." Die Podien, die sich längs De dbst. 4, 16; coracina sacra, Ps.-Ambros., 



3063 Mithras (Grade d. Mysten) Mithras (Ritual) 3064 

Comm. in epist.. Pauli 22 p. 59 Migne), Gry- Weihwasser vor, eine Art Taufe, durch die 
phus (? doch Cryphius [xewpios], Inser. 9, 12), man die sittlichen Makel zu tilgen glaubte, 
Miles (Tertull., De Corona 15), Leo (Xitov, (Tertullian, De praescr. haeret. 40 expationem 
Porphyr, a. a. 0. Inser. 45. 46. 140. 157f. 187. delictorum de lavacro repromitht ; vgl. De bap- 
324 407. 514; liovrixa, Porphyr., De antra tismo c. 5). In anderen Fällen bediente man 
nymph. 15; leonüca, Inser. 7. 11. 12), Perses sich des Honigs zu diesen Reinigungen (Por- 
(nsoarig, Porphyr, a. a. O.; gradus persieus, phyrius, De antro nymph. 40), wie bei den 
Inser. 496), Heliodromus (vgl. T.etM. p.18), Marcioniten. .Tertullian (a. a. 0.) erzählt uns 
Pater (pater sacrorum, Inser. 14. 21 ff. 40 f. von Salbungen der Stirn, die er mit der Konnr- 
135f. 145f. 225. 327. 502; pater nomimus, 166). io mation seiner Religionsgenossen zusammen- 
Aus einer Stelle bei Porphyrius (De abstin. 4, briDgt. Man weihte auch vermittelst heiliger 
16), welche durch die häufigen Erwähnungen Worte Brot und Wasser, die dann den Mysten 
der leones gewissermaßen bestätigt wird, kann dargereicht wurden (Iust. Mart., Apol. 1, 66f 
man schliefsen, dafs die drei ersten Grade die Teil- vgl. Tertull. a. a. 0. celebrat et panis oblatio- 
nahme an den Mysterien nicht erlaubten: diese nem); auch Wein wurde getrunken, und man 
Eingeweihten waren die v%r\QSTOvvt£r, allein schrieb ihm, wie in Persien dem Haoma, 
diejenigen, die die leontica erhalten hatten, wunderliche Wirkungen zu. Diese Art von 
waren asTsravtsg, und über allen standen die Kommunion erinnerte ohne Zweifel an das Mahl, 
patres. Diese scheinen die Gläubigen der das Mithras und Sol am Ende ihrer Prüfungen 
anderen Grade geleitet zu haben (pater leo- 20 gefeiert hatten (vgl. oben Sp. 3048). — Das 
num, Inser. 157), und das Oberhaupt der gan- Taurobolium dagegen gehört nicht, wie ge- 
zen Hierarchie trug den Namen pater pa- wohnlich angenommen wird, dem Mithrasdienst 
trum (Inser. 7 ff. 15ff. 26 f. 141. 147, 494) oder an (c. 14, VI, 736 ist gefälscht, vgl. T. et. M. 
pater patratus (Inser. 190. 514). Wie die s. 433); es ist dem Kultus der Magna mater 
Ehrfurcht und die Liebe, die man diesen eigentümlich, und die Verwandtschaft dieses 
Würdenträgern entgegenbrachte, sich in dem blutigen Sühneopfers mit der Stiertödtung des 
Namen Vater ausdrückt, so nannten sich die Mithras ist nur durch ihren gemeinsamen Ur- 
Eingeweihten, die unter ihrer Autorität stan- sprang zu erklären, indem die persische Ana- 
den, untereinander fratres (Inser. 34. 324. hlta sich mit der klemasiatischen Grolsen 
336. 351. 353. 553), um die Brüderlichkeit zu so Mutter verschmolzen hatte (vgl. Sp. 3043). 
bezeichnen, die die consacranei verband Niemand berichtet uns positiv, ob die ver- 
(Inscr. 486). wickelten Riten der Mysterien nur durch die 
Um von einer Stufe zur folgenden zu ge- Überlieferung vorgeschrieben waren, oder ob die 
langen, mufste man sich gewissen Prüfungen Priester liturgische Bücher besafsen, die den 
unterziehen, über die die Kirchenschriftsteller Gebrauch regelten. Wir wissen nur dafs die 
uns einige Einzelheiten überliefert haben. So Priester der Anahita in Lydien sich solcher 
reichte man dem Mysten, der nach dem Titel Bücher in fremder (persischer?) Sprache bedien- 
einesmilesstrebte,einenKranz„interposito ten, die sie während ihrer heiligen Handlungen 
gladio" dar, er stiefs ihn zurück von seinem lasen (Paus. 6, 27, 5). Die des Mithras haben 
Kopfe und von da an mufste er verzichten je- 40 wahrscheinlich ähnliche gehabt (Lue. Deorum 
mals einen zu tragen (Tertull., De Corona 15). concil. 9 ovte iUrivlfav rfj qxovri). Sieher ist, 
Andere Ceremonieen waren noch wunderlicher dafs das Ritual dieser Priesterschaft persischen 
(Verkleidung als Tiere, Porphyr., De abstin. Ursprungs war (Firm. Mat, De err. prof.rel. 4 
4, 16; vgl. Ps.- August., Quaest. Vet. Testam. Magorum ritu persico); Zoroaster hatte es, 
Migne 34 p. 2343 ligatis manibus intestinis pul- wie man ohne Zweifel glaubte vorgeschrieben 
Unis proieiuntur super foveas aquae plenas etc. (Porphyr., De antro nymph. 5). Der Avesta 
Lamprid., Commod. c. 9), aber sämtlich schei- schreibt übrigens Ceremonieen vor, die denen 
nen sie mehr schreckhaft als furchtbar ge- analog sind, welche wir in unseren Mysterien 
wesen zu sein und mehr bezweckt zu haben, als gebräuchlich vorfinden. Man weifs, wel- 
den sittlichen Mut des Prüflings auf die Probe 50 ches verwickelte System von Reinigungen 
zu stellen, als seine physische Ausdauer. Die das Vendidad denen auferlegt, an denen ein 
grausamen Martern, die gräfslichen Entbeh- Flecken haftet, und Lucian hatte m Asien 
rangen, die nach jüngeren Schriftstellern (Gre- diese endlosen Waschungen der Magier kennen 
gor Naz., Adv. Iulian. 1,70. 89. In s.luminab; gelernt, die er geistreich parodiert hat (hu- 
vgl Nonnus, Mythograph. etc., Textes et Monu- cian, Menipp. c. 6; vgl. Ps. loh. Chrystom.op. 
ments p. 28 ff.) in diesen Mysterien üblich ge- imp. in Matth. 2, 2, 2 lavantes se orabant). Der 
wesen sein sollen, müssen ins Reich der Fa- Brauch, während der heiligen Handlungen Brot 
beln verwiesen werden, und ebenso die angeb- zu geniefsen, ist gleicherweise iranisch und 
liehen Menschenopfer, die sie befleckt haben durch den Avesta bezeugt (DarmesteterX p.LXV; 
sollen (Lampr. a. a. 0. ad speciem timoris vel <io vgl. 2, 74). Andere Mithrasriten müssen junger 
dici vel fingi soleat. Porphyr., De abstin. 2, 56. gewesen sein. In dieser Hinsicht haben auch 
Socrates, Eist. eccl. 3, 2). • die Mysterien starken Einflufs von Chaldaa 
Tertullian (a. a. 0.) gebraucht für diese erfahren. Namentlich der Kultus der Plane- 
Einweihungen den Namen Sakramente (sa- ten mufste sehr entwickelt sein (sieben Altare 
cramentum), und in der That erinnern die auf den Denkmälern, sieben Thore m Ostia, 
Ceremonieen des Mithrasrituals in gewisser vgl. oben Sp. 3057). Aber wir können hier 
Hinsicht an die christlichen Sakramente. Zu- die beiden Elemente nicht unterscheiden, 
nächst nahm man dabei Abwaschungen mit Noch schlechter sind wir über die leste 



3065 Mitkras (Feste, Priester) Mithras (u. d. Christentum) 3066 

unterrichtet, die von den Verehrern des Mi- bewahrt geblieben {Inscr. 157; vgl. 140). Diese 
thras gefeiert wurden. Man hört im Abend- Kollegien, die die gesetzlichen Eigentümer der 
lande nichts von dem der Mithrakana reden, dem Kultus geheiligten Mobilien und Immo- 
das in Persien eine so grofse Bedeutung hatte bilien waren, hatten eine eigene Verwaltung, 
(8. oben Sp. 3029). — Man kann wohl nicht die sich kaum von der der meisten Vereinigungen 
zweifeln, dafs am 25. Dezember, dem Tage, dieser Art unterschieden haben kann. Wenig- 
auf den später das Weihnachtsfest gelegt stens die Titel, denen wir auf den Inschriften 
wurde (Usener, Beligionsgeschiehtl. Unters. 1889 begegnen, sind dieselben, die man gewöhnlich 
p. 214ff.), die Wiedergeburt der Sonne durch findet, magistri (Inscr. 24. 27 magister mag- 
irgend ein heiliges Pest bezeichnet wurde 10 nus; 47(?); vgl. 18 und menestrium, 157), die 
(Carmen adv. pag. v. 47: qui hibernum [so jährlich gewählt wurden, wie es scheint (ma- 
Usener, Ms. hierium] docuit sub terra quaerere gister anni primi, 47. 48), decuriones (47. 
solem), aber die Texte, die uns von diesem 239f.), defensores (27), patroni (157; vgl. 
Feste erzählen (vgl. G. I. L. 1*, 338), beziehen Liebenam, Zur Gesch. d. röm. Vereinswesens 
sich mehr auf den offiziellen Kultus des Sol 1890 p. 286ff. 191. 211. 212 ff. Waltzing, 
invictus, der durch Aurelian eingerichtet Lescorporationss<Msl'empire romain lS. 383 ff.), 
wurde, als auf die Mithrasmysterien, die davon Bemerkenswerter ist die Erwähnung von 
ganz verschieden sind (vgl. Textes et Monuments decem primi (Inscr. 26), die eine Art von 
p. 67. 70ff. 109). Verwaltungsrat gebildet zu haben scheinen 

In allen diesen religiösen Ceremonieen schei- 20 und die an die Ssxa ngwzoi erinnern, die man 

nen die patres eine wichtige ßolle gespielt in den griechischen Städten findet. Es ist 

zu haben- man sieht sie bei den Wid- wahrscheinlich, obwohl wir es nicht mit 

mungen präsidieren (praesidente . . patre, Inscr. Sicherheit behaupten können , dafs diese Ver- 

28. 30. 31. 514) und bei den Einweihungen einigungen zugleich das Vermögen des Heilig- 

(Tertull., Apöl. 8 volentibus initiari moris est tums verwalteten und auch, als collegia 

patrem sacrorum adire), oder sogar dort den funeraticia, ihren Mitgliedern ein ehren- 

Gläubigen vertreten (per patrem, Inscr. 32 f. volles Begräbnis zusicherten. Wenn der Name 

152). Aus einer freilich sehr trüben Quelle fratres, den sich die Eingeweihten gaben, 

erfahren wir, dafs ihre Anwesenheit auch bei nicht ein leeres Wort war, so mufstensie sich 

den Opfern unerlässlich war (Acta Bassae in so wenigstens diesen letzten Dienst erweisen. 

T. et M. S. 460 *al et firj na^fiv avtbs övaia . 

ovh iyhsto). Aber neben diesen Würdenträgern v - Mithras und das Christentum, 

gab es eine eigentliche Priesterschaft (ordo Wenn der Leser rekapituliert, was wir soeben 

sacerdotum, Inscr. 18) deren erste Mitglieder über die Mithrasreligion gesagt haben, so wird 

ohne Zweifel orientalische Magier gewesen sind er überrascht sein durch die Ähnlichkeiten mit 

(vgl. Inscr. 257). Wir befinden uns in vollstän- dem Christentums , die sie zeigt. Wie die 

diger Unwissenheit darüber, wie sie zusammen- Christen , so lebten die Anhänger des persi- 

gesetzt und organisiert war. Wir sehen nur soviel, sehen Gottes in eng verbundenen Gemein- 

dafsdie sacerdotes Väter sein konnten (pater schatten und gaben sich die Namen „Väter" 

et sacerdos, Inscr. 35 ff. 136), oder auch nicht 40 und „Brüder" (vgl. Sp. 3063); wie jene hatten 

(29. 50. 53 f. 137 f. 141. 143. 192. 257. 320), sie eine Taufe, eine Art Kommunion und Konfir- 

dafs sie der Zahl nach mehrere waren (saeer- mation (vgl. Sp. 3064) ; wie sie lehrten sie eine 

dotes, Inscr. 137. 141) und dafs man aufser- Imperativmoral (ivxolai, Iul., Conviv. p. 336 C) 

dem antistites findet, die von ihnen ver- und predigten Enthaltsamkeit (Porphyr., De 

schieden zu sein scheinen (Inscr. 49; vgl. 46. abstin. 4, 16), Keuschheit (Tertull., De praescr. 

132. 144. 240). Alle diese Priester sind an- haer. 40), Entsagung und Herrschaft über sich 

scheinend hierarchisch gegliedert gewesen. selbst (vgl. Sp. 3063), wie sie endlich erzählten 

Tertullian (De praescr. haeret. 40) lehrt uns, sie von einer Sintflut (Sp. 3048) und glaubten 

dafs der summus pontifex sich nur öinmal an die Unsterblichkeit der Seele und an die 

verheiraten durfte. — Die Aufgabe dieses 50 Auferstehung der Toten (Sp. 3055), an einen 

Geistlichen bestand offenbar darin, die Bitual- Himmel der Seligen und eine von den bösen 

ceremonieen auszuführen, entweder allein oder Mächten bewohnte Hölle. Wir haben ge- 

mit Hülfe der Eingeweihten (asstante sacerdote, sehen (Sp. 3056), dafs die .Theologie der 

51; prosedente sacerdote, 156 ff). Mysterien den Mithras zum Äquivalent des 

Aufser diesen Priestern findet man merk- alexandrinischen Logos machte; man darf an- 

würdigerweise Männer und Frauen, die sich nehmen, dafs dies nicht die einzige Ahnlich- 

durch ein Kenschheitsgelübde gebunden hatten keit ist, die zwischen ihm und Christus vor- 
(Tertullian a. a. 0. habet et virgines, habet et handen ist, und dafs die Figur des Gottes, der 

continentes) und die zweifellos unter den Gläu- sich wider Willen entschliefst, den Urstier ab- 

bigen eine bevorzugte Stellung einnahmen. 60 zustechen, um das Menschengeschlecht ins 

Man darf mit diesen Priestern und diesen Leben zu rufen und vom Tode loszukaufen, mit 
ßeligionsdienern nicht die Angestellten der der des Erlösers verglichen worden ist, der 
Mithrasgesellschaften verwechseln. Wie alle sich selbst für das Heil der Welt opferte.. Man 
Anhänger fremder Gottheiten im römischen könnte sogar eine Hirtenanbetung, ein Abend- 
Reiche hatten sich die Anbeter des persischen mahl und eine Himmelfahrt des Mithras (Sp. 3047. 
Gottes in sodalicia organisiert (Inscr. 47. 58). 3048.3060) in den Legenden wiederfinden. 
Es sind uns die Fragmente zweier Listen dieser Augustin (In loh. evang. tract. 7 p 1140 Migne) 
eultores dei Solis invicti Mithrae auf- erzählt uns, dafs er einen Mithraspriester ge- 



3067 Mithras (u. d. Christentum) Mithras (Bildwerke) 3068 

kannt habe (Pileati sacerdotem; Pileatus Gottesdienste untersagt hatten, gestatteten 
ist vielmehr Mithras als Attis), der zu sagen die Edikte, die sie gegen die Magie erliefsen, 
pflegte: et ipse Pileatus christianus est. Seit indirekt die Priesterschaft des Mithras zu 
dem zweiten Jahrhundert (Celsus bei Orig., fassen (vgl. Soor. a. a. 0.). Im Jahre 377 rifs 
Contra Gels. 6, 21) setzten die heidnischen Philo- der Stadtpräfekt Gracchus ein Speläum dieses 
sophen die persischen Mysterien dem Christen- Gottes von Grund aus nieder (Hieron., Epist. 
turne entgegen, augenscheinlich um deren 107 ad Laetam: Specum Mithrae . . . subvertit 
Überlegenheit zu zeigen. Die Kirchenschrift- fregit excussit). Die römische Aristokratie ver- 
steller (Ittst. Mart., Bial. c. Thryph. 70. 78. doppelte vergeblich ihren Eifer und ihre Frei- 
Apol. 1, 66. Tertull, De Corona 15. De 10 gebigkeit für ihn (vgl. oben Sp. 3037), sie 
praescr. haeret. 40) beharren ihrerseits bei den konnte den Widerstand nicht auf die Dauer 
Analogieen der beiden Religionen, die sie verlängern. Obwohl man noch 392 Nicoma- 
durch eine teuflische Nachahmung der christ- chus Plavianus öffentlich die Mithrasmyste- 
lichen Glaubenslehren und Gebräuche erklären. rien feiern sieht trotz den Gesetzen (Carmen 
Ohne hier der fast unlösbaren Frage nach der contra pag. v. 47 bei Biese, Anthol. latina 1, 
gegenseitigen Beeinflussung der beiden Kulte 20), so scheint doch selbst der private Kult 
näher zu treten, werden wir unsauf den Hinweis dieses Gottes im Abendlande kaum nach dem 
darauf beschränken, dafs diese Ähnlichkeiten in vierten Jahrhundert ausgeübt worden zu sein, 
der Lehre den Kampf zwischen dem Mithrasdienst Aber die Ideen, die diese orientalische Reli- 
und dem Christentum heftiger entfachen mufs- 20 gion im Reiche während dreier Jahrhunderte 
ten. Sicherlich ist dieses auf keinen gefähr- verbreitet hatte, wurden nicht so leicht aus- 
licheren Gegner gestofsen als den Mithraskult. gerottet; sie überlebten ihren Fall und dauer- 
Ohne so weit zu gehen, dafs wir mit Benan ten fort, indem sie sich in den Manichäis- 
(Marc Aurele p. 579) sagen: Si le christianisme mus umbildeten. 
eüt ete arrete dans sa croissance par quelque "VI. Bildwerke. 
maladie mortelle, le monde eüt ete mithriaste, Bei Behandlung der Mithrasgötter und Mi- 
kann man sich doch fragen, ob nicht im Anfange thrasmythologie haben wir die wichtigsten Dar- 
des dritten Jahrhunderts die Anhänger des Stellungen schon aufgezählt, die sich auf den 
persischen Gottes zahlreicher und mächtiger Denkmälern dieses Kultes vorfinden. Sie sind 
waren, als die Gläubigen Jesu. Aber die ersten 30 in der That eine Quelle ersten Ranges für die 
Einfälle der Barbaren — besonders der Ver- Kenntnis dieser Religion. Darin liegt sogar 
lust Daciens (256 und 275 n. Chr.) und bald ihr Hauptinteresse; ihr Wert in künstlerischer 
darauf der des Dekumatenlandes (Marquardt, Hinsicht ist viel geringer. Einige Stücke sind 
Staatsv. I 2 , 278) —brachten dieser Religion, die aber doch sehr interessant für das Studium 
besonders an den Grenzen des Reiches sehr der Skulptur in der Kaiserzeit. Die grofsen 
verbreitet war, einen furchtbaren Schlag bei Dadophorenstatuen, die bei der Porta Portese 
(vgl. Inscr. 401 und Mon. 223). Sie kämpfte (Mon. 27) gefunden worden sind und die Zoega 
indessen noch mit Energie, unterstützt ihrem der Regierung Hadrians zuschreibt, sind, wenn 
Feinde gegenüber durch die öffentlichen Ge- sie auch keine Originalität der Schöpfung zei- 
walten. Die Christen gingen soweit, dafs sie 40 gen, doch wenigstens wegen der Ausführung 
einen Priester des Mithras als Urheber der bemerkenswert. Der Marmor von Aquileja 
Verfolgung unter Galerius und Diocletian an- (Mon. 116), jetzt in Wien, der wohl dem 
sahen (l'heoph., A. M. 5794; Acta S. Bassae zweiten Jahrhundert angehört „zeichnet sich 
\T. et M. S. 460]; vgl. Inscr. 367). Die durch ein verblüffendes technisches Geschick 
Bekehrung Constantins jedoch zerstörte die aus" (B. v. Schneider, Auserlesene Gegenstände 
Hoffnungen, die die Politik seiner Vor- der antiken Samml. in Wien 1895 S. 9). Das 
ganger hatte_ aufkommen lassen. Die heid- riesige Relief von Osterburken, das leider stark 
nische Reaktion Julians belebte sie momen- verstümmelte von Saarburg i. L., und sogar die 
tan wieder. Der Kaiser, der ein glühender von Neuenheim und Heddernheim (Mon. 245. 
Verehrer des Mithras war {Iul, Or. 4, 155 B. so 246. 251) zählen zu den bedeutendsten Skulp- 
Conviy. 336 C), führte seine Mysterien in Kon- turen, die uns das römische Germanien zurück- 
stantinopel ein (Himerius, Or. 7 init.), und aller- gelassen hat, und im allgemeinen kann man 
wärts erhoben seine Anhänger das Haupt. In sagen, dafs die Hunderte von Monumenten, 
Alexandrien wurde der Patriarch Georgios, weil die uns diese Religion hinterlassen hat, eine 
er ein altes Spelaeum verletzt hatte, von der wichtige Denkmäler- Reihe bilden für die Kennt- 
wütenden Menge ermordet (Socr., Eist. eccl. nis der provinzialen Kunst in der Kaiserzeit. 
3 , 2. Sozom. 5 , 7). Doch war dies nur ein Aber, abgesehen von diesen Ausnahmen, mufs 
kurzer Aufschub. Als das Christentum end- man gestehen, dafs die grofse Masse dieser 
gültig Sieger geworden war, bestrebte es sich Weihgeschenke von trostloser Mittelmäfsigkeit 
den Kultus zu vernichten, der ihm so viele 60 ist und sich bisweilen dem Grotesken nähert. 
Gefahren bereitet hatte. Die Ruinen mehrerer Man sieht, dafs die Steinmetze — denn von 
Tempel zeigen noch heute die Spuren gewalt- Künstlern kann man nicht sprechen — , die 
samer Zerstörung, und der merkwürdige Fund diese eilig gefertigten Werke hervorgebracht 
eines menschlichen Skeletts im Mithräum von haben, nur daran dachten, ihre fromme Kund- 
Saarburg (Mon. 273*») scheint zu beweisen, schaft schnell und zu billigem Preise zu be- 
dafs man selbst vor der Hinrichtung der Ein- friedigen. Das war die religiöse Bilderfabri- 
geweihten nicht zurückgewichen ist. Sogar kation des Zeitalters, und sie war fast eben- 
ehe die Kaiser im allgemeinen die heidnischen sowenig ästhetisch, wie die unserer Tage. 



3069 Mithras (Bildwerke) Mithras (Bildwerke) 3070 

Aber abgesehen von der Güte der Skulp- Menschenkopf hat zwischen einem Stier- und 

turen, die auf uns gekommen sind, ist es von einem Löwenkopfe. Wenn bei den römischen 

Wichtigkeit, den Ursprung der Typen festzu- Statuen der Kopf der Schlange für gewöhnlich 

stellen, die sie beständig wiedergeben. Die auf dem Scheitel des Löwen angebracht ist (s. 

häufigste Gruppe ist, wie wir wissen, die des Fig. 1), so ist dies wahrscheinlich eine ent- 

stiertötenden Mithras: sie wiederholt sich fernte Erinnerung an eine alte Darstellung mit 

bis zum Überdrusse in einer ungeheuren Zahl von zwei Köpfen, deren abstofsenden Eindruck man 

Statuen und Reliefs aller Art und aller Formen, wird haben mildern wollen (vgL Myth. Vat. 3, 8 

die an den entferntesten Punkten der römischen fingitur modo faciem habere draconis . . . nunc 

Welt zum Vorschein gekommen sind. Die Gleich- 10 rictus leoninos). Was die Flügel anbelangt, so 

förmigkeit dieser Wiederholungen zeigt uns, sind sie ein gewöhnliches Attribut des phöni- 

dafs das Urbild dieser Darstellung schon fest- zischen Kronos, der häufig auf den asiatischen 

stand an dem Zeitpunkte, als der Mithras- Münzen erseheint (vgl. oben Bd. 2 Sp. 1572 f.). 

kultus sich im Reiche ausbreitete. Diese Kom- Es ist schwierig, hier eine direkte Abstam- 

position, der weder Kraft noch Bewegung fehlt, mung aufzustellen. Die römischen Exemplare 

mufs in Kleinasien in hellenistischer Zeit ent- dieses „Äon", die wir besitzen, sind beträcht- 

standen sein (vgl. Mon. 3. 4. 6) und ist höchst lieh von einander verschieden. Die Künstler 

wahrscheinlich eine Schöpfung der perga- hatten einen Gott darzustellen, der keine 

menischen Schule. Der unbekannte Künstler, Parallele in Griechenland hatte, und waren 

der sie entworfen hat, hat sich augenschein- 20 durch keinen überlieferten Typus gebunden; 

lieh beeinflussen lassen von der Gruppe der so liefsen sie ihrer Phantasie freien Lauf. Die 

Nike ßov&vzovaa, welche die Basreliefs Umbildungen, die sie diese Figur haben durch- 

von der Balustrade des Tempels der Athena- machen lassen, scheinen einerseits veranlafst 

Nike auf der Akropolis popularisiert hatten durch religiöse Erwägungen — das Bestreben, 

{Kekule, Die Reliefs an d. Bai. d. A.-N. den Symbolismus dieser Figuren immer vei- 

1881 p. 10. T. VI D). Er beschränkte sich bei- wickelter zu machen durch Vermehrung ihrer 

nahe darauf, das Geschlecht der opfernden Attribute — , andrerseits durch eine ästhetische 

Person zu ändern, indem er an Stelle der Besorgnis — den Wunsch, diese Ungeheuer 

Göttin einen Jüngling setzte, angethan mit möglichst wenig abstofsend zu gestalten. Auf 

dem Gewände , mit dem die Griechen her- so einem Relief aus Strafsburg {Mon. 240) hat der 

gebrachterweise die orientalischen Figuren be- Gott einen Menschenkopf, und nur ein Löwe, 

kleideten (Westd. Zeüschr. 1894 p. 70ff.). Von der sich in seiner Nähe befindet, erinnert an 

diesem hellenistischen Original sind alle rö- seine doppelte Natur. 

mischen Darstellungen des stiertötenden Mi- Wir können nicht daran denken, hier im 
thras abgeleitet. Die Nachahmer sind indessen einzelnen alle die Nebenscenen zu prüfen, die 
nicht immer sklavisch abhängig von ihren Vor- die grofsen Basreliefs schmücken und aus- 
bildern geblieben. In der Haltung und Klei- nahmsweise auch getrennt vorkommen. Ihre 
düng des Gottes , in der Stellung des Stieres aufserordentliche Zahl und Mannigfaltigkeit ge- 
haben sie ihrer Einbildungskraft oft einigen statten fast nur Einzelbehandlung. Man kann 
Spielraum gelassen. Wir können hier nicht 40 sie indessen in zwei Klassen einteilen: in die- 
die Abweichungen im einzelnen verfolgen. Es jenigen , die sich auf die Sage von Mithras 
wird genügen zu bemerken, dafs sie, wenn sie beziehen, und die, welche andere Gottheiten 
sich allmählich vom Urbilde dieser Gruppe, betreffen. Die ersten bieten in künstlerischer 
das der stieropfernden Nike nachgebildet war, Hinsicht nur ein sekundäres Interesse. Die am 
entfernten, dies thaten, um sich der persischen häufigsten wiedergegebene dieser Darstellungen 
Sage zu nähern, in der Mühras nicht einen ist die des Mithras, wie er aus dem Felsen 
zu Boden gestreckten Stier opferte, sondern geboren wird, von Maionica eingehend be- 
das Tier verfolgte und im vollen Laufe mit handelt (Arch.-epigr. Mitteil. 2 p. 33 ff.). — 
seinem Schwerte durchbohrte. — Die verschie- Was die andern Götter betrifft, deren Bildnisse 
denen Tiere, die in verschiedener Anzahl den 50 die Basreliefs oder die Tempel des persischen 
verreckenden Stier umgeben, die beiden ebenso Gottes schmückten, so haben wir uns mit ihnen 
wie der Hauptgott bekleideten Dadophoren, die bei Behandlung der Mithrasskulpturen nicht zu 
auf beiden Seiten ihren Platz haben, sind spä- beschäftigen. Diese Figuren sind wirklich fast 
tere Hinzufügungen und zweifellos der Reihe ganz unverändert den überlieferten Typen der 
nach bestimmt, den Gläubigen irgend eine neue griechischen Kunst entlehnt. Ahura- Mazda, 
Einzelheit im Mithrasmythus oder -dogma ins der die bösen Ungeheuer tötet, ist der gewöhn- 
Oedächtnis zurückzurufen. liehe Zeus, der die Giganten niederblitzt. Oke- 

Die »weite Darstellung, die unsere Aufmerk- anos ist zu einem Poseidon umgebildet; Sol ist 
Hamkeit erregt, ist die der löwenköpfigen Per- der wohlbekannte Jüngling , der auf seiner 
son, die TOn einer Schlange umgeben und mit 60 Quadriga steht; Venus, Diana, Mercur, Mars, 
vier Flügeln versehen ist, in der wir Kronos Hercules, Pluto, Saturn zeigen sich uns in 
erkannt haben (vgl. oben Sp. 3039). Dies ist ihrer gewöhnlichen Erscheinung, in der Klei- 
sicher, wie die meisten Ungetüme mit Tier- düng und mit den Attributen, die wir längst 
köpfen, eine Schöpfung orientalischer Phaa- bei ihnen kennen. Sie gehören in die Reihe 
tasie. Zoega (Abhandlung, p. 189) hat schon der griechisch-römischen Götter und sind bei 
mit Recht mit dieser Figur den Aon der Or- deren Behandlung zu beschreiben. Wir sehen 
phiker verglichen , den man uns als eine hier wieder einmal ein, wie sehr an dem Zeit- 
geflügelte Schlange schildert, welche einen punkte, wo der Mithraskult sich im Reiche 



3071 Mitos Mixarchagetas 3072 

verbreitete, die durch die Überlieferung ge- Makar Alolüav (mit Makar und Lesbos auch 
bnndene Skulptur unfähig war, neue Motive in Schol. B genannt). Andere Autoren bei 
zu erfinden. Während man in der alexandri- Steph. Byz. (a. a. 0.) nannten sie Gattin des 
nischen Zeit für die ägyptischen Götter neue Poseidonsohnes Myton, der Eponymos der Stadt 
Formen schuf, die in glücklicher Weise ihrem Mytilene sei. Der Mitylenäer Dionysios Skyto- 
Charakter angepafst waren, haben in der Kaiser- brachion dagegen nannte sie in seiner von 
zeit die mazdäischen Gottheiten trotz ihrer Diodoros (3, 52 ff., vgl. E. Schwarte de 
Originalität wohl oder übel die Gestalt und Dion. Seytobr. D. D. Bonn 1880, 42 ff.) ausge- 
das Kostüm der Bewohner des Olymps an- schriebenen Amazonengeschichte (3, 56) eine 
nehmen müssen, ohne dafs irgend etwas ihre 10 Schwester der Myrina, der zu Ehren jene be- 
wahre Natur offenbarte. rühmtere Königin die lesbische Stadt gründete 
Bibliographie. und benannte. Im 5. Buch 81, wo Diodoros 
Philippus a Turre, Monumenta Veteris Antii. die nztesig der Inseln aus Apollodors Kommentar 
Rom 1700 p. 150ff. (die älteste Studie über Mi- z. homerischen Schiffskatalog abschreibt {Bethe, 
thras). Eichhorn, De deo Sole invicto Mithra. Hermes 24, 1889, 437 f.), heifst aber M. wieder, 
Göttingen 1816. Seel, Die Mithrasgeheimnisse. an Hekataios und den Schal. Townl. erinnernd, 
Aarau 1823. N. Müller , Mithras {Ann. Ver. Gattin des Makareus, Gattin des Lesbos, der über 
Nass. Altert. 2). Wiesbaden 1833. de Hammer, Lapithes und AiolosaufHippotes (von Thessalien) 
Memoire sur le culte de Mithra. Paris 1833 (alle sein Geschlecht zurückführt, Schwester der 
vier veraltet). Zoega, Abhandlungen, herausg. 20 Methymna und anderer lesbischer Stadtepo- 
von Welcker. Göttingen 1817 (noch immer zu nymen. [Tümpel.] 

Rate zu ziehen). Lajard, Introduction au culte Mixarchagetas {Mi£aQxaysxccg), Titel, unter 

de Mithra 1847 (wichtige Sammig. von Abbil- welchem Kastor in Argos Grab- und, imGegen- 

dungen). Becherches sur le culte de Mithra 1867 satz zu seinem göttlich verehrten 'olympischen' 

(Abschweifungen). Seitdem ist keine Gesamt- Bruder Polydeukes, Heroenkult genofs, Plut. 

arbeit über die Mithrasmysterien erschienen. Qu. Graec. 23; denn ji. heifst nichts als Halb- 

Von Monographieen sind anzuführen: Win- heros; vgl. den Gebrauch des Wortes äp^a- 

dischmann, Mithra 1857 (oben Sp. 3030). Vis- yszag = tiqcos für die vielen Asklepioskulte 

conti, Annali dell' Instituto 1864 p. 145 ff. von Phokis {Paus. 10, 32, 12) und in Sikyon 

Stark, Zwei Mithräen der grofsherzogl. Samml. so (für den heroisierten Euphron, Xen. Hell. 7, 

in Karlsruhe. Heidelberg 1865. Die Mithras- 3, 12). Dieses Zetema und seine plutarchische 

steine von Dormagen {Bonn. Jahrb. 46) 1868. Lysis ist in ihrem vollen Umfange bis jetzt 

Wolff vgl. oben Sp. 3060. Studniczka, Arch.- noch nicht erschöpft. Es ist nämlich ein 

epigr. Mitteil, aus Österr. 7 (1883), 200 ff. — doppeltes Problem, das Plutareh aufstellt: Tis 

Botteveel, De romeinsche Mysterien des Mithras, b M. iv "Agysi ; >tal zlvsg ot 'EXdoioi ; dieses 

Haag 1895. Ich habe versucht, alle Urkunden, zweite Thema darf nicht, wie bis jetzt durchweg 

die uns über diesen Kultus überliefert sind, geschieht, von ersterem getrennt werden. Denn 

zu vereinigen in meinen Textes et Monuments in dieser Weise findet sich in den plutarchi- 

relatifs aux. mysteres de Mithra. Bd. II. Brüssel sehen Ahia nur wirklich Zusammengehöriges 

1896. Der erste Band dieses Werkes wird ver- 40 verknüpft (so 9: Hosioter und Bysios in Del- 

schiedene Fragen erörtern, die ich hier nur phoi; 14: Koliadai und Phagilos auf Ithaka; 

habe andeuten können. [F. Cumont (deutsch 38: Psoloeis und Aioleiai in Boiotien; 40: Eu- 

von stud. philol. W. Windisch).] nostos und sein Hain in Tanagra). Nun fährt 

Mitos (MITOI) s. Krateia. Plutarchos hier fort: zovg 6s zag ixilrjtpittg dno- 

. Mitra {MCxqo), nach Herodot. 1,131 eine durch tqsiisiv Soxovvzag iXaaiovg fiiv övofiügovai, 80- 

die Assyrer und Araber bei den Persern ein- novai 8s zwv 'AXs^tSug xfjg 'AyufictQäov &vya- 

geführte und seitdem von diesen verehrte Göt- ZQÖg änoyövuov slvai. Man versteht diese Über- 

tin, die eigentlich keine andere sei als die lieferung immer so, als hätten die Argeier eine 

Aphrodite Urania {von Askalon 1, 105), von den neue Gruppe, die Elasioi, weil sie Epilepsie 

Assyrern aber Mylitte, von den Arabern Alitte 50 zu vertreiben 'schienen' (!), mit diesem Namen 

genannt werde. — Wirklich ist MvUzza = Belit E. benannt. Aber dann hätte dem 81 vorher zum 

und Alitta {Herodot. 3, 8 'AXildz geschrieben) Ausdruck der scharfen Trennung vom ersten 

= Allät, Hat deutliches Femininum zum semi- Thema nach Mi£aQ%aysxuv ein uev entsprechen 

tischen Baal, El; aber gegen den von Hero- müssen; obendrein wäre ein Zweifel der Argeier 

dotos behaupteten semitischen Ursprung der an der apotropäischen Kraft der Heroen recht 

M. macht der auffällige Gleichklang mit dem wunderlich, dotisiv kann gar nichts anderes 

echt persiechen Mithras mifstrauisch. Auch hier heifsen als 'meinen', wie auch das Soxovai 

Pape -Benseier s.v. MCxqu etymologisieren indo- der folgenden Zeile; man mufs Sowvvz e g 

germanisch (= mater). [Tümpel.] lesen und auf die Argeier beziehen, die auch 

Mittagsgeist 1 Meridianus *° zu * 0,l0 '' < " unc * vorher zu nalovai und vo/ii- 

MittagSgespenst j ' ' govci. zu ergänzen sind. Dann geht zovg 6s 

Mitylene {Mizvlrjvw) , Eponyme der lesbi- auf Kastor- M. und Polydeukes, die demzufolge 

sehen Stadt, Tochter des Makar oder Pelops, in Argos — auffällig genug — als Enkel des 

Hekataios frg. 101 aus Steph. Byz. s. v. Mvvi- Amphiaraos, Söhne der 'Alexida' (?), gelten 

Irjvri, F. H. G. 1, 7; nach Schol. Townl. V Hom. und ihren Namen 'ElaaiSag angeblich vom 

II. Ö, 544 Gattin des Krinakos, Schwiegertochter slavvsiv (= Ütiozqsiislv) tag iitilniptag er- 

des von Poseidon und Alkyone abstammenden halten haben. Durch die zweimalige Beto- 

Hyrieus, Mutter des mit Lesbos verheirateten nung der 86l-a 'Agystav will der Verfasser auf 



3073 Mixarchagetas Mlacuch 3074 

deren paradoxen Inhalt hindeuten. Wer die Mi§oitä(>9-svoq, 1) exiSva äiyvris, eine 
Identität von Elasioi und argivischen Dioskaren unten von den Glutäen ab in eine Schlange 
um der Genealogie oder der Textänderung verlaufende Jungfrau, welche die skythische 
willen ablehnt, wird doch eine Kultverbindung Hylaie beherrschte , eine Höhlenbewohnerin, 
zweier Brüderpaare zugeben müssen, auf die die Herakles beim Suchen nach seinen beim 
eine von S. Wide (Lykurgoslegende, SJcandinav. Grasen entlaufenen Eossen antraf, Sie ver- 
Archiv 1, 1, 122 ff. Lakon. Kulte 10 pass.) zu- sprach ihm die Bosse, die sie selbst zurüekbe- 
erst^ gemachte Beobachtung passen würde: halten habe, wiederzugeben, aber nur unter dein 
zwei kultgeniefsende Wesen sind im Begriff, Preis eines Beilagers. Aus deren einem wurden 
durch zwei wesensähnliche, die sich an sie 10 mehrere, da sie den Zeitpunkt der Rückgabe 
angeschlossen haben, verdrängt zu werden, hinausschob, um den widerwilligen und heim- 
Verdrängt wird durch das allgemein Aner- wärts strebenden Helden noch länger zu fes- 
kannte: hier 'Kastor und Polydeukes', meist das sein. Endlich entliefs sie ihn mit der Kunde, 
durch irgend einen Gemeinplatz zu erklärende dafs sie drei Söhne gebären werde, und mit 
Unverstandene eines älteren beschränkten ort- dem Versprechen, demjenigen von ihnen, der 
liehen Kultes: hier die rätselhaften 'Eläaioi mit Pfeil und Bogen und Jcocitj'p am besten 
und deren einer, der Mi£,aQ%ciy&Tus. Ihr Wesen fertig zu werden verstehe, diese von Herakles 
ist ; also, ohne Rücksicht auf jene Deutung auf hinterlassenen Erbstücke zu übergeben und ihn 
die'Dioskaren, erstnochzu ergründen. Ihre apo- zum Bewohner ihrer Heimat zu machen, die 
tropäische Heilkunst erinnert an Asklepios, den 20 anderen weniger gewandten dagegen aufser 
berühmten phokischen 'Agxayetag, und an die Landes zu schicken. Aufserdem hinterliefs He- 
Jünglingsheroen in seiner Begleitung. Durch- rakles für den ersteren eine Phiale. Er war 
aus sinnverwandt ist z.B. der 'abwehrende' der Jüngste und hatte als Ahnherr der Skythen- 
'Ms£äva>Q mit Heroenkult neben dem olym- könige den Namen Skythes, und die Skythen 
pisch verehrten EvocfisQicov (= fjfisQog = jjjtios; tragen seitdem von den Gürteln herabhängend 
also Asklepios) im nahen Sikyon, wo eben- Phialen. Die beiden älteren Brüder, welche 
falls die Heroen dgxuyszcu heifsen (Xenoph. im Wettstreit mit Skythes den Kürzeren ge- 
Hellen. 7, 3, 12); vgl. die Artikel AkeBis und zogen hatten, Agathyrsos und Gelonos, wurden 
Alexanor bei Pauly-Wissowa, B.-E. Pausa- von der Mutter des Landes verwiesen. Die 
nias selbst (2,- 11, 5 ff.) bezeugt die Asklepios- so Geschichte, welche dem Herodot (4, 9) von den 
natur der beiden Sikyonier, die wieder unter- pontischen Griechen erzählt worden war, hatte 
einander im gleichen Gegensatz stehen wie die Aufgabe, drei durch den Istrosübergang 
die Dioskuren. Die Ähnlichkeit der Dioskuren des Dareios in den Gesichtskreis der ionischen 
mit dem asklepiadischen Kreise hat man auch Griechen getrete ae nördliche Völker aus einer 
sonst oft bemerkt: so sind in Epidauros ('E<p. gemeinsamen Heimat am karkinischen Golf, 
aqi. 1883, 166 nr. 66) die Dioskuren, wohl in nordwestlich von der Insel Krim, Hylaia, auch 
Verdrängung der echten nägeSgoi, an Askle- Abike genannt, herzuleiten, die Gleichartigkeit 
pios angeschlossen , so in Lakedämon (Paus, des skythischen ' Herakleskultes ' (Herodot. 4, 
3, 14, 7) und wohl auch in Eleusis (Xenoph. 69) mit dem griechischen, ferner die weite 
Hell. 6, 8, 6. Gell. 11, 6, nach Wide* Vermutung 40 Entfernung der Agathyrsen von diesem Ur- 
und Beobachtung, Sacra Troezen. etc. 60). Der sitz (100: am Istros), ihren unkriegerischen 
asklepiadische Name Soter, die Attribute der Sinn (104), das halbgriechische Geblüt und 
Schlange, des Hahns und vor allem die Heroen- Idiom der Gelonen (108) und ihre friedliche 
natur des einen Asklepiosdämons im Gegensatz Kultur (109), und im Gegensatz dazu die Wild- 
znm andern mufsten ja an die Dioskuren er- heit der echten Skythen zu betonen. — Bei 
inuem. Ja, wenn man bedenkt, dafs der Serv. Verg. Georg. 2, 115 führt diese Geliebte 
'Mi^ccQxäyetag' benannte der beiden 'Eläoioi des Herakles und Mutter des allein genannten 
nicht als der göttliche nv£ üyadbg Tlolväcvinig, Gelon (so!) den Namen Chania und ist eine 
sondern gerade als der heroische Käetmg Inno- Nymphe. An den Namen des Nebenflusses des 
iäpog erklärt wurde, so ist man geneigt, bei 50 albanischen Kyrosstromes (Straft 11 p. 500) am 
diesem heroischen Zwilling des Asklepioskreises Kaukasos erinnert sie nur zufällig. — 2) M. 
das neuerdings durch Denckens Zusammen- heifst ferner bei Eurip. Phoin. 1023 die Sphinx 
Stellung im Artikel Heros (Bd. 1 Sp. 2561. 2563 f.) und 3) die Skylla (ft. hvcov) bei Lykophron 669 
in seiner weiten Verbreitung zu Tage getretene und Tzetzes z. d. St. [Tümpel.] 
Bofssymbol des typischen „reitenden Heros" Mlacuch (mlacux), etruskischer Name einer 
vorauszusetzen. Die Verwandlung eines askle- geschmückten Göttin oder Heroine, die hera- 
piadischen Heros M. in einen Kastor lag um so cele = 'HgauXfig nm den Leib gefafst raubt, 
näher, wenn er beritten war; denn der Name auf einem archaischen Spiegel unbekannter 
'Elüaioi gemahnte trotz der in Plutarchs ahiov Herkunft im Brit. Museum; s. Panofka, Die 
gegebenen Auslegung, vielmehr an ritterliche 60 Mdlachisch t. 2, 1. Gerhard, Etr. Sp. 3, 160; 
Heldennamen wie "Elaaog — 'Eläamn og. Bei 4, 88; t. 344. Fabr., C. I. I. 2528. Gl. I. eol. 
ilaaig, iXavvsiv war ohnehin der ältere Grieche 1181. Corssen, Spr. d. Etr. 1, 339 ff., der den 
geneigter, , an tenoi zu denken, als an iiuXrityiug, Namen aus fia.laY.og und oculus deutet, also 
für die er vielmehr i^ilaeig, e ijsicre vtiv bean- „weichäugig", während ich darin ein Part, 
spruchen wird; das Objekt ayog, pvoog, piaa/Mt, Praes. = *placont-, lat. placens „anmutig" 
Ivayog neben Ulaeig, ilccvvat gehört erst der sehen möchte; s. Bh. Mus. N. P. 39, 145. Etr. 
gehobenen Sprache der Tragiker und des Thuky- Fo. 7, 33. Progr. v. BuchbW. 1885 p. 26; vgl. 
dides an. [Tümpel.] mun&ux- Zweifelhaft ist, ob am Griffe des 

EOSCHBE, Lexikon der gr. u. räm. Mythol. II. 97 



3075 Mnama Mnemosyne 3076 

Snieeels Fabr., G. I. I. 2488, mlacu X statt Erklärung giebt Tsetzes zu , .232 (vgl. 240): ' 
S öder rmaim zu lesen st; ebenso ob Es war dem Achilleus vom Schickaal bestimmt 
eben? UU^7mZju X zu ergänzen ist. zu sterben, wenn er einen Sohn des Apollon 

eoena. ziai L mm.^«,j, 5 [Deecke] töten würde; und davor zu warnen war M.s 

Mnama = Mneme (s. d. u. Mnemosyne). Amt. Der von Achilleus getötete Apollonsohn 

Mnamon7 (S^»tf4 dorische ist Tenes von Tenedos. Ohne Namen erscheint 
AZrrdfCo^^ bd Arimhanes, der ol«hr, S des Achilleus in dem sonst genau 
^ VviTmitSchol rTümpeTT ~~~^~ übereinstimmenden Berichte der plutarchischen 

^MnamLvna - M nemTsy n e (s- d.). Quaest. Graec. 28, nur mit dem geringen Unter- 

EXriM^alo^/aus^^ook Sohn 10 Jented, dafs er den ganz speziellen Auftrag hat 
deXoskurei (s d. } Po iy'deukes und derLeukip- seinen Herrn gerade vor einer Ermordung des 
n?H p Phoibe dorische Form in Argos und Mykenä Tenes zu warnen. Der Name Mvnumv für einen 
^^S^eSSSoheT^amen Mnesi- I, ^«<>y«, ™X.* ist pikant überhaupt ^an- 
noos (s Mnesileos) Nach Paus. 2, 22, 5 stand ches Motiv in dieser eigentümlichen Form der 
seTn tX e?n Wstandbild »eben dem Kyknossage, die au^faUenderweise nichtinTroas 
ganz gleichartigen seines Vetters Anaxis, Sohnes spielt (vgl. oben Kyknos . nr 3 Bd. 1 8p 1 m, 
des Kastor und der Phoibe, und denen der novellistisch und verbraucht. M. ist übrigens 
Stter Hila e rra und Phoibe, sämtlich aus Elfen- der Eponymos einer Gattung; denn wpw 
bein und Ebenholz von der Hand (x^„) der ('Mentore' in unserem Sinne; hatten nach einer 
alten Schnitzkünstler Dipoinos und Skyllis, im 20 von Eustathios zu Hom. Od JLM il p 1697, , 55ff. 
Dioskurentemnel zu Argos. Nach Paus. 3, 18, 13 gemachten Beobachtung, aufser Achilleus (s. d.), 
waren MnasZs und Inaxis zu Pferde 'in Re- auch andere Helden: so hatte ^J»f&% 
lief auf dem amykläischen Throne des Bathy- von Myrlea (Fragment bei 0. ««««',*■ Äfc 
kies dargestellt wohl als Gegenstück zu Mega- 3, 2981. fehlend) Antilochos, Nestors Sohn, den 
penÄndNikostratos, d£ freilich gemein- Chalkon ^ %^^n^T^o^2 
Sun auf einem und demselben Pferd, ^safsen. S^^^^^^^^f^ 
Mnasvlos (Mvüevloc), ein Satyrjüngling, der Akanthos (= dem Thessaloniker der Antho- 
im M V?Ärdr jungen Sat£ Ihr^'und logie ? oder = *%*«»^™ *££ 
der Najade Aigle mit dem trunkenen Silenos so man', F H. G. 2, 338?): Hektor den rnryger 
sein scherzhaftes Spiel treibt, Verg. Ed. 6, 13 Dares mrt dem Auftrag, m «"^ »^ "" 
Tserv. Heyne, Excurs. 2 ad Bucol. [StolL] 'A X aUa, S , Wlwoc «0« &^Cov xo.ro »,- 
Mneia (Mvsla) = Mneme (Mnemosyne) scheint oevxog ; er versäumt die Pflicht und 1 allt: also 
neben Leite inEphesos eLen Kult gehabt zu ein dem obigen gleiches Motiv; nach dem 
haben SÄ Anl Greek iJcr. in the TSotoo e (welchem Eresier?) hatte Protesilaos 
Brü jff« T600 p 221; mehr s. u. d. Art. den Thessaler Dardanos, vom Vater Phy lakosm- 
SeSri958, 1 nachzutragen ist das Epi- folge eines ähnlichen Orakelspruchs dem Sohne 
ramm' Ä7^d M o* göo S , Petrie, Naukratü als Mentor beigegeben, und abermals vergeb- 
fn 63D131 U 4 Vgl.Mnem^. [Höfer.] lieh: also wieder dasselbe Motiv. [Tümpel.] 

M„air>™w7;i R M P nle rDeeckel 40-2) Beiname der Athena, lat. Minerva Memor, 

K^Ä), l)" 1 derSSn Form " Orelli», 1427-1429. ^>^™S\ 
Mv^a Mutter der Musen, neben Letos Sohn mon S. 6. Preller Rom. MM. 262, 1 [Stell ] 
Mmoaotos genannt von Tßrßandros tfry «l* Mnemonides (MvrHiovideg) die Musen als 

LGVlOBerak) = Mvrmooivn im EpfgraW Töchter der Mnemosyne, Ov.Met, 5,268. Auson. 
A^Mtenaris bei DiopLaert. 6, 1, 8. Anth. Pal. Grj^ JO, Der Name ist abzuleiten von Mvrj- 
n^T^Diihter' bei Kato^ JJut%ä: 275 D p^, dorisch Jfr«,»,« (bei ^mto^a»^ s.ji. 
n^nWA Gammen mit und neben den Art.); nacb LobeekAA^ 733) vielmehr < ran 
Musen Eine dorische Nebenform Mj. W arsJbei einem nicht bezeugten Jtf«q(M», : o*o S . L^oll.] 
ioftecfc lafl,733. - 2) Selbst eine der Musen, Mnemosyne' (Mvworivr,), bei den Römern 

unfztafder " g. älteren, denen die Aloiden 50 Moneta, kommt bei Eomer nur *h , nomen 
zuerst auf dem Hdikon geopfert haben sollten, appellativum in der Bedeutung »Ermnerung, 
ist M. neben-Melete und Aoide bei JW 9^9, 2, Gedächtnis» vor erschemt f^^.^T 
Buttmann Mvthol. h 279. - 3) M. Tsl3aC<pg<ov, zeitig als Personifikation, ohne dafs doch jemals 
MntÄ-^^hatder.Äyis.fflfl^fcW die appellative Grundbedeutung ganz hinter 
cur 11 TFesseZ« — 4) Der Lethe gegenüber- der Persönlichkeit verschwindet 
g^enFlnfllfgensatz erscheint M. ^k Pal. BeiHesM^Thm- M^iJ * Mvvpocvvn 

SS. Vgl. Mneia. [Mneme neben Arete, ^XXUo^, als fünfte unter den sieben Got- 
Pistis und Sophie auf dein Relief des Archelaos turnen aufgezählt, die von ZeuS Mutter gort- 
v^LPriene ^^unterlTnemosyner Weizsäcker. J licher Wesen werden Sie gebiert ihm nach- 
vojLrriene s. ... 4 . ^ „^ T j -, 60 dem er slchi en tf ernt von den Unsterblichen, 

Mnemon (Mvni^v), nach Lykophron 241 f. also fern vom Olymp neun Nächte mit ihr 

ein Ö£m Ichüleus von seiner Mutter auf dem vereint (vjfifj, nach Jahresfrist neun Tochter 

lug gTgen Tenedos mitgegebener Begleiter, die Musen, wenig entl ernt vom h ochsten 

de? v!n ihr den Auftrag hatte, ihm als Be- Gipfel des schneeyen Olympos", ^62. Dieser 

rater und Warner zur Seite zu stehen. Er er- eingehenden Darstellung v,_5ß- 62 O^fi) 

füUte seinen Auftrag aber nicht, aus Gedächtnis- geht die kürzere Erwähnung der Thatsache 

schwächt und wurde von Achilleus durch einen vorher, dafs Mnemosyne die in Eleuthers Ge- 

Ä in die Brust getötet (xi^«,,). Die filden Waltende, dem Vater Zeus in Plenen 



3077 



Mnemosyne 



Mnemosyne 



3078 



die olympischen Musen als Irjefioavvrjv te 
xccKäv äfiitavfid xs (iiQfirj^äcov geboren habe. 
Wenn diesen hier in gesuchtem Gegensatz zu 
dem Namen der Mutter „das Vergessen der 
Leiden und Ruhe von Sorgen" zugeschrieben 
wird, so winTan verschiedenen anderen Stellen 
des Proömium s (v. 11 — 21. 44. 47 — 49) als ihre 
Aufgabe bezeichnet, dem Vater Zeus den Sinn 
zu erfreuen mit ihren Gesängen, in denen sie 



Bedenken Schoemanns (Comment, z. ThepgonieJ 
gegen die jetzige Stellung des v. 62, den er 
nach Seho l. Cantabr. zu v. 53 .an diesen an- 
schliefsen möchte. Wäre dies richtig, so würde 
(uysiacc durch sechs odendoch mindestens durch 
zwei Verse von Mvrnioevvri getrennt, der Ort 
des Liebesverkehrs und der Geburt würde zu- 
sammenfallen und die Bezeichnung der Woh- 
nung der Geliebten wäre dann unverständlich. 



das ganze Göttergeschlecht, und insbesondere 10 Da aber durch_v;,_54 undL 66J1 die Unterschei- 



Zeus selber, dann aber auch die Menschen 
und die gewaltigen Riesengeschlechter (jlJjQ) 
preisen. Daraus ergiebt sieh klar, warum 
ihnen fast ohne Ausnahme Mnemosyne , die 
Erinnerung, zur Mutter gegeben wird ( Hesiod 
a. a. 0. Orph. hymn. prooem. v. 17 Hymn. 77, 1 ff. 
I&m.,hymn_. inMerc.429. .Find. Isthm.bjßi),l^: 
Wem. 7, 16. Apollod. 1, 3, 1). Denn die Er- 
innerung, in erster Linie an die Thaten des 



düng dieser beiden Orte, wenn auch für uns 
nicht eben deutlich, ausgedrückt ist, so ist 
es auch ganz am Platze, dafs v.J»2 noch ein- 
mal der Ort der Geburt 'awdru'c'fenßfi, und zwar 
jetzt näher als in v.-Sä, bezeichnet wird. 

Dafs den Musen (sj^ vereinzelt auch eine 
andere Matter zugeschriebeiTwird, hängt z. T. 
mit der verschiedenen Überlieferung über die 
Zahl der Musen zusammen, Cic. de not, de or. 



Zeus im Titanenkampfe, erweckt das Lied, 20 3. 21, 54. Wo die neun Musen verehrt wurden, 

J TT-U i:„J T „1 *\ "IXr'J _T T*_ J_ ... l • i_ fi a IT n t i *> 



das Heldenlied, zum Leben *). Wird aber Er- 
innerung izur^. 'Person , zur Göttin, so mufs sie 
der älteren Göttergeneration angehören, und 
so wira sie (Xb&iyuvJJSih. A pollod. 1, 1, 3 und 
sünfiLaUgejaein), unter den Bändern des Üranos 
und der Gaia, den Titanen, aufgeführt, daher 
auch natQaSiXtprj , die Bruderschwester des 
Zeus genannt (s . Bruchman n, Epitheta JDeo- 



da erscheint fast ausschliefslich Mnemosyne 
als ihre Mutter. 

Auch den Kult teilt Mnemosyne mit ihren 
Töchtern. So erfahren wir aus PoUrnonißchol. 
SäglL_Qed,Kol. ,100), dafs Mnemosyne, die Musen, 
Eumeniden und andere Gottheiten in Athen 
mit vrjtpälia legü, bestehend aus Wasser oder 
Milch und Honig ohne Wein, verehrt worden 
seien; vgl, „Suid^Bjj^^vTicpäUoci. Und Pausa- 



Die Epitheta der Mnemosyne, %aXXC%oyt,og, 80 Mi.as.lt J^J? erwähnt einen gemeinsamen Kult 



HesJÜMog. 315, Xinagäfinv^ , ß«L Mem. 7, .1.6, 
X^vaömitXog , Pind. Isthm, 5 (6), 75; Simonid. 
fxgnh.iö JBergk, ßa&vnXöxaiiog, Orph. frgm.ßß 
Abel. {(iptTfi , Otph,. hymn. prooem. II, sind 
durchgängig von der Art, dafs dadurch die 
Schönheit, die liebliche, würdevolle, göttliche 
Erscheinung der 'Gattin oder Geliebten des 
Zeus bezeichnet wird. -Von ihren zahlreiphen 
Epitheta im orphischen Hymnus 77, die^aus 



des Dionysos Melpomenos, der Athena Paionia, 
der Mnemosyne, der Musen und des Apollon 
in Athen (sog. Denkmal des En bnlides). Ob 
die von Pausa nias (8, 47, 3) erwähnten Bilder 
der Musen und der Mnemosyne im Tempel 
der Athena Alea in Tegea freistehende Sta- 
tuen mit. einem Kulte waren, lärat sich nicht 
entscheiden. -Der Zusammenhang macht es 
wahrscheinlicher, dafs ^s" Relief bilder an den 



dem Appellativ begriff des Namens .abgeleitet 40 Seiten des Altars waren 



sind, können wir absehen. ^Dagegen ist zu- 
nächst rätselhaft ihre Bezeichnung im _Pä>- 
ömium der hesiodisehen Xheogani&.^Mji yov- 
votdiv 'EXtv9jiQ0$ jisäeovaa. Ist sie durch (ie- 
Siovaa schlechthin als Wällende mit ejnem 
wohl 'ausschliefslich Göttinnen zukommenden 
Ausdruck bezeichnet, so macht es Schwierig- 
keit, dafs sie sich naihjv^J~anscheinend in 
Pierien mit Zeus verbindet und im nächsten 



Eine andere Spur der Verehrung der Mne- 
mosyne findet sich beim Orakel des Tropho- 
nios in Lebadeia. Wer diesen befragen wollte, 
mufste zuerst vom Wasser der Lethe trinken, 
um alles zu, 1 vergessen, was er bisher gedacht, 
und dann vom Wasser der Mnemosyne, um 
--sich alles dessen zu erinnern,' was er drinnen 
gesehen und "gehört. ~Wenn er wieder heraus 
kam, wurde er auf den sog. Thron der Mne- 



Verse in den TJefilden Eleuthers waltet, wor 50 mosyne neben dem Adyton sgesetzt und von 

J 1.. „;« 4.ii*k l ^T .•_ PI 4-1 S ™ DS^J^- J; T>-2 i. 1_ -ü. L Tt 7* ^« ~ ... .1 ., ™ 



durch- sie ent&e'äer in Eleutherä in Böotien 
ctter 1 ^ wahrscheinlicher in Eleutherna in Kreta, 
der alten Heimat des Zeus, lokalisiert erscheint. 
Diese Schwierigkeit lpst sich durch die" An- 
gabe des y. 57, dafs siim Zeus mjt Mnemosyne 
fern von den Unsterblichen-, die ihren Wohn- 
sitz auf dein, Olympos, haben, vereinigt habe. 
Der Gott sticht die* 'Geliebte in 4hrer y Heimat, 
die auch die seinjge ist, auf, unj die Geburt 



den Priestern befragt, Paus. 9. 39, 8 und 13 . 
Hier handelt es sich doch wohl weniger um 
einen eigentlichen Kult der Göttin, als um ein 
Spiel mit dem Begriff der Erinnerung. Das- 
selbe_,-acheint der Fall -zu sein bei dem xqccztiq 
MvrjiLoovvrig, Thjmist.j)raLJ!%j> : Jl57 J denn von 
ThemisUus_ werden auch (orat. 24 p. 301), die 
Xöyoi als txyovoi des Zeus und uer M. be- 
zeichnet, ein Gedanke, den auch das Orph. 



der Musen erf6tgt"n'ach Jahresfrist in der neuen 60 fr gm. 162 (Abel) zur Voraussetzung hat. Bei 



Heimat, in Pierien, JsJMJ, nahe dem Gipfel 
des Olymp, v, 62. 'Damit hebt sich auch das 

■ • 

*) Dieser Gedanke kommt zum Ausdruck in der Er- 
zählung Pindan . dafs nach dem Siege über die Titanen 
die Götter Zeus baten, göttliche Mächte zu erzeugen, die 
- dieses grofse Ereignis und die neue Weltordnung zu be- 
singen fähig -wären, worauf er sich mit der „Mvijfioovvrj" 
vereinigt, Decharme. La Mutes. Paris 1869 S. 19. 



Aihen äus 11. 503 F wird von einem Gast den 
Musen und ihrer Mutter Mnemosyne eine Spende 
gebracht. 

In der bildenden Kunst finden sich Dar- ^ 
Stellungen der Mnemosyne selten. Erwähnt ' 
wird eine Statue derselben in der oben er- 
wähnten Gruppe -ausikfreundlicher Gottheiten 
in Athen -(Pojt&J, % 6), die nach einer wieder- 

97* 



3079 



Mnemosyne 



Mnestheus 



3080 



aufgefundenen Inschrift und nach Pausamias 
von Eubulides, dem Sohne Eucheirs, herrührt 
und dem zweiten Jahrhundert v. Chr. angehört. 
Von den dabei gefundenen Skulpturresten «teilt 
jedenfalls keiner die Mnemosynevdar. Von den 
uyälputa dieser und der Musen im Tempel 
der Athena Alea zu Tegea ist schon die Rede 
gewesen. — Erhalten ist nur eine inschrift- 
lich bezeichnete Statue, die von Visconti, Museo 
Pio-Clem. 1 tav. 2 7 (s. d. Abbildung) und dar- 
nach v on Müller- Wie seler, Denkm. d. a. Kunst 

"IJSV749 pub- 
liciertist, und 
die sie tiet in 
ihr Gewand ge- 
hüllt zeigt, 'iffn 
ilir" sinnehdes ; 
in sich gekehr- 
tes Wesen aus- 
zudrücken. Aus 
dem Musen- 
heiligtum auf 
dein Helikon 
'stammt eine 
leider kopflose 
Herme mit der 
Inschrift Mva- 
jiOBvvag (£ G. 
A.2H . Larfeld. 
Syll. inscr. 
Boeot . 231). 
[Eine Basis aus 
dem von «Zaroet 
entdecktf n Mu- 
senheiligtum 
von Thespiai 
hat naijh, der 
Inschrift Zivs, 

Mvrjfioevvrj, 
'Anöllmv die 
Statuen dieser 
Gottheiten ge^ 
tragen, Bull.de. 
corfj hell. 15 
P+JSnQ, Bev^de 
l'MsLjles. relig, 
AnnJL3 tom. 26 
E4I4. Drexler.] 
Die auf der Apo- 
theose Homers 
von Archeläös 
von Priene in 
Begleitung der 
Arete, Pistis 
und Sophia er- 
, seheinende 

Mneme kann nicht als eine Darstellung der 
Mutter der Musen betrachtet werden, sondern ist 
eine reine Allegorie. [Abweichend "Von den 
übrigen ErÖärerh will S^Beinach^ Observation!! 
sur l'qpotheose d'Homere, Gaz. arch. Vi j>. 132 
— IM^Pirii^auf diesem BasrelieJLdie Mnemo- 
syne statt einer Muse (Melpomene) erkennen 
in der Frauengestalt, welche dem Zeus zunächst, 
die übrigen überragend, in der zweiten Reihe 
stehend dargestellt ist. Drexler.j [Eine_Insßhrift 
aus dem Tejnpel des Zeus PanamarftsJnJEana- 
mara bei Strato nike ia jst dem Zeus Kantväliog, 




Mnemosyne ( nach Visconti , Museo 
Pio-Clem. 1 tav. 2~t\ . 



den Moiren, der Tyche, den Chariten, den M u s e n 
und der Mnemosyne gewidmet, Corr. kell. 12, 
272^ j>9.. Höfer.] Vgl, Mneia, Mneme, Musen. 

[Weizsäcker.] 

Mnes = Mnevis (s. d.). 

Mnesaios (Mvrjeaiog), ein Trojaner, von Ne- 
optolemos in der Schlacht getötet, Quint. Sm. 
10, 88. [Stoll.] 

Mnesarchos (NtNESAM-OS), griechischer 
10 Krieger auf einer mit der Sammlung Campana 
in das Museum des Louvre gelangten Vase 
mit der Darstellung des Kampfes des Herakles 
gegen die Amazonen, Dumont et Chaplain, 
Les ceramiques de la Greee propre 1 p. 335 ff. 
Corey, De Amazonum antiquissimis figuris p. 9. 

[Drexler.] 

Mnesileos (Mvriailims), Sohn des. Dioskuren 
Polydeukes undderLeukippidePhoibe, Apollod. 
3, 11, 2, sonst Mnasinus (s. d.) genannt. Tzetz. 
20 Lyk. 511 = Nat. Com. 8, 9 sagt, er heifse Mne- 
sileos oder Mnesinoos oder Asineos. Asineos 
ist vielleicht aus Mnasinoos, Mnasinus ent- 
standen. Sein Vetter, Sohn des Kabtor von 
Hilaeira, heilst bei Apollodoros 'Avciymv, bei 
Tzetzes Aväycov, "Ava^ig, AvXo&og (so!) [Stoll.] 

Mnesimache {Mv^aifiäiri), Tochter des Kö- 
nigs Dexamenos in Olenos, welche Herakles 
von dem widerwärtigen Freier Eurytion, einem 
Kentauren, befreit, wie die Tochter des Oineus, 
so Deianeira, von dem Flufsgotte Acheloos, Apollod. 
2, 5, 5, 6 = Pediasimos, De Herc. lab. 5. Über 
die Verwandtschaft der beiderseitigen Mythen 
s. Dexameuos nr. 1. [Fr. Lenormant, Mono- 
graphie sur la voie sacree eleusinienne 1 p. 232 ff. 
294ff. Drexler.] f Mnesimache ist vielleicht dar- 
gestellt auf zwei rotflgurigen Vasen, Stephani, 
Antiquit. du Bosph. Cimm. pl. 53. Compte-rendu 
1965 p. 107. Vasensamml. d. kaiserl. Eremitage 
2,1787 p.305 und Compte-rendu a. a. O. pl.4,1.2 
40 p. 110. Vasensamml. d. kaiserl. Eremitage 2, 
2016 p. 412. Höfer.] [Stoll.] 

Mnesimachos {Mvr\Gi(i.a%og), Vater des Hippo- 
medon, eines der Sieben gegen Theben, Hyg. f. 
70; freilich ist die Lesart nicht sicher; mehr 
s. u. Hippomedon nr. 1. [Höfer.] 

Mnesinoe (Mvricivöri) , früherer Name der 
Leda, nach ygafifiaTiKoi bei Plut. de Pyth. 
orac. 14. [Stoll.] 

Mnesinoos s. Mnesileos. 
50 Mnesioche (Mvrieiö%ri), Tochter des Amphi- 
damas, Gemahlin des Nestor, dem sie sieben 
Söhne gebar, Schol. Townl. B II. A 692. [Stoll.] 

Mnesiphae (MvrjaKpäri), Tochter des Thyestes, 
die dem eigenen Vater den Aigisthos gebar; 
sie heifst auch üeXoitCa Tzetz. Chiliad. 1, 453 f 
vgl. Apollod. Epit. 2, 14. Myihogr. Graeci 1, 
186 Wagner, wo ihr Name ausgefallen ist. 

[Höfer.] 

Mnesos (Mvijaog), ein Paionier, von Achilleus 
60 erlegt, Hom. II. 21, 210. [Höfer.] 

Mnestheus (Mvrje&svg) , ein Trojaner, Ge- 
fährte des Aineias, aus dem Geschlechte des 
Aäsarakos (Verg. Aen.. 12, 127), Lenker des 
Schiffes Pristis (Walfisch) in dem Schiffswett- 
kampfe bei Sicilien, wo er mit Hippokoon und 
Akestes von Eurytion besiegt wird, aber doch 
die zweite Stelle erringt und als zweiten Preis 
den Panzer des Demoleon erhält, Verg. Aen. 5, 



««*•: 



3081 Mnestra Modius Pabidius 3082 

116 — 261 == Hyg. fab. 273 (Katalog der ersten von Memphis scheint es übrigeng, als habe 

Beispiele der verschiedenen Arten von Wett- der tote Mnevis auch hier einen Kult gehabt 

spielen). Dafs Vergil v. 117 ihn mox Italus Eä wird in ihnen öfter genannt ein gewisser 

nennt, genus a quo nomine Memmi, geht auf Petesis, Sohn des Chenouphis [äQ%isvxa<pi.acxrig 

die etymologische Anknüpfung dieses gentile, 'Ocjopästiog xai X}aoQnve[v]iog &etöv äugmimv, 

das aus metnor erklärt wird, an den von \vvr\- Pap. Gr. Mus. Ant. Publ. Lugduni-Batavi 1 

fimv abgeleiteten Namen des troischen Helden M. p. 42 nr. 6. Zeile 10— 11, äpxerTaqpiaet^s 

(wie ebend. v. 121 die Herleitung der gens Ser- xov 'Oaogäxios *ai 'Oaogoiivev[iog ftsebv'] pt- 

gia von Sergestos), Serv. zu v. 117. [Tümpel.] yiexcav, Pap. Gr. Mus. Lugd.-Bat 1 p. 48 f. 

Mnestra (MvTjaxga), 1) eine der Danaiden, 10 nr. H Z. 10. 22, p. 51 nr. J Z. 9. 10, Lum- 

tötet den Aigyptiden Aigios, Apollod. 2, 1, 5; broso, Beck, sur l'iconomie polit de V Egypte 

vielleicht ist bei Eygin. f. 170 Mnestra für das sous les Lagides p. 269; und ein Pariser Pa- 

überlieferte Monuste einzusetzen. — 2) Mnestra pyrus aus dem Sarapeion von Memphis ver- 

= Mr]axga im Schol. LyJcophr. 1393 s. d. Art. zeichnet im 23. Jahr des Ptolemaios Philo- 

Mestra, wo nachzutragen ist, dafs bei Philodem. metor (169 y. Chr.) unter dem 17. Athyr to ävr\- 

negl evaeß. p. 49 Gomperz von G. Schmid, Xapa xm [sie] deUSvpwv xov nev&ovg xov Mvr r 

Philodemea {Jahresber. d. St. Katharinen-Schule, ysios, Letronne, Bec. des inscr. gr. et lat. de l'Eg. 

Petersburg 1885), 21 ff. der Text folgender- 1 p. 296. Brunei de PresU et Egger, Les pap. 

mafsen hergestellt ist xal 6 IloatiSäv Xeyexai grecs du Muste du Louvre et de la Bibl. Imp. 
■nal xwv äv&Qmiceav xialv negideivai xr\v toi- 20 Paris 1866. 4 * p. 337. Nr. 55 bis. Ägyptische 

avxr\v ävvafiiv (seil, xo jisTapoQcpcöaao&ui) liegt- Denkmäler stellen den Mnevis dar, entweder 

xlvpivm %al Mr\oxq<f. Bei Tzetz. LyJc. 1200 in menschlicher Gestalt mit dem Stierkopf 

vermutet Wilamowitz', Hermes 26 (1891), 216, 1 {Lanzone Tav. 65 fig. 3), oder als Stier mit der 

statt des überlieferten 'AXCaxgug M^axgag, Sonnenscheibe und dem Uräas daran zwischen 

wonach Mestra Gattin des Poseidon und Mutter den Hörnern, Lanzone Tav. 66 fig. 2. Eine 

des thebanischen Ogygos wäre. Vgl. Erysich- unter Hadrian geprägte Münze des Nomos 

thon oben Bd. 1 Sp. 1375 u. d. Artikel Mestra. Heliopolitea zeigt ihn als Stier mit der von 

[Höfer.] zwei langen Federn überragten Sonnenscheibe, 

Mnevis {Mvsvig), ägyptisch Uer-mer, der in stehend auf der R. einer bekleideten mit der 
Heliopolis als eine Inkarnation des Sonnen- so Strahlenkrone gezierten Gestalt, (Ra), J. de 

gottes Ra verehrte heilige Stier. Die Stellen Bougi, Monn. des nomes de l'Egypte. Paris 

der klassischen Autoren über ihn findet man 1873 p. 38 nr. 1. Ganz ähnlich ist die Dar- 

bei Jablonski, Panth. Aeg. 2 p. 259—270. Von Stellung einer Münze des Antoninus Pius, 

neneren Gelehrten s. besonders Lanzone, Di- Stuart Poole, Cot. of the coins of Alexandria 

zionario di mitologia egizia p. 170 f. und die dort and the nomes p. 344 nr. 13. Im Museum 

verzeichnete Litteratur, sowie Wiedemann, Disneianum Part 2. London 1848. Taf. 61 ist 

Eerodots zweites Buch p. 652. Als Kennzeichen eine angeblich 1796 in Herculaneum gefundene 

des Mnevis geben Plut. de Is. et Os. c. 33 p. 58 Lampe „mit zehn Dochten in der Form von 

Parthey und Porphyrios bei Euseb. de praep. Stierköpfen, auf deren Nacken Mvqg d. i. Mvsvig 
ev. 3, 13 schwarze Farbe, letzterer aufserdem 40 geschrieben steht. Oben eine Doppelherme 

der gewöhnlichen Richtung entgegengesetzt, des Ammon" abgebildet, E. Gerhaid, Arch. 

also nach vorn laufendes Haar an. Der Kultus Anz. 1849 sp. 55. G. I. Gr. 8512 b. [Drexler.] 

des Mnevis geht sehr weit zurück. Nach Moccus, topischer Beiname des Mercurius 

Manethons Angabe hätte bereits König Kaiechos auf einer Inschrift aus Langres: In hfonorem) 

(2. Dyn.) den Kult des Apis in Memphis, den dfomus) d(ivinae). Deo Mercurio Moeeo L. 

des Mnevis in Heliopolis und den des Bockes Mascl. Masculus et Sedatia Blandula ex voto. 

"in Mendes eingeführt) Wiedemann, Le eulte Vgl. dazu J. Becker in Jahrbb. d. Vereins v. 

des animaux en Egypte (S.-A. aus „Le Musion" Alterthumsfreunden i. Bheinl. 17 (1851) p. 168. 

Tome 7) p. 2 Anm. 1. Noch in der Ptole- Die Inschrift ist vollständig nur durch frühere 
maierzeit scheint sein Kult neben dem des 50 Abschriften bekannt, heute sind nur noch Reste 

Apis in hohem Ansehen gestanden zu haben. der drei ersten Zeilen erhalten. Mowat, Bevue 

Wenigstens rühmt die Inschrift von Rosette archeol. 3. ser. 16 p. 30. Bimard in den Proleg. 

(G. I. Gr. 4697 1. 31 f.) von Ptolemaios V Epi- zu Muratoris thes. col. 51 merkt folgendes an : 

phanes : xä xs "Anei xal xä Mvevsi icoXXa. sSm- „legi in veteri quodam catalogo gdllice scripto 

QTjBaxo näl xoig aXXoig isgoig Jraots tolg ev Beneficiorum Lingonensis Dioecesis esse prope 

Alyvnxqt, noXv v.[Qi\i<SGov xäv ngo avxov ßaei- Andematunum Lingonum (d. i. Langres) montem 

Xemv cpgovxifccov iitso xäv avrrxöv[xtBv sig~] \ seu collem, quem Mont de Moque aut Mont 

avxu tfta mxvxög, xä x' elg ras xaqiag avxmv Mercur vocitant". Der Mont Mercure liegt 

«aö'tjxoj'ta StSobg SatyiXäg nul lv$ö£a>s, *al etwa 16 km östlich von Langres bei dem Dorf 
xa xeXie-KÖfieva stg xa ISia isqu (ista &voimviuu w Andilly. [M. Ihm.] 

itaviiyv(fs<ov Mal täv aXXtov xäv vofiilpoiis'vcov"]. Modius Fabidlus. Dionysius v. Halicar- 

Wie der Apis nach seinem Tode ein Ösiri-Hapi nassus erzählt 2, 48 nach Varro (Antiq. rer. 

wurde, so der Mnevis ein Osiri-Uer-mer, 'Offoprifi- hum. lib. IV fr. 7 p. 95 Mirsch) folgende Sage 

vevi,g,'Oo6{!pvtvi(, vgl. Franz C.I. Gr. 3 p. 304. über die Entstehung von Cures: Auf dem 

Sein Grab, das Pi-Osiri-Uer-mer, in Abydos, ist Gebiete von Reate kommt zu der Zeit, als 

leider noch nicht aufgefunden worden, J. de dasselbe noch von Aboriginern bewohnt wurde, 

Bouge, Geogr. anc. de la Basse • Egypte. Paris eine Jungfrau aus einheimischem, vornehmem 

1891 p. 84. Nach den Papyri des Sarapeions Geschlechte zu dem Heiligtume des Quirinus 



ritfi '-&.&*. 



3083 Mogenius Moira (Grundbedeutung) 3084 

zum gottesdienstlichen Tanze. Während des u. 958 (die Deutung weiterer Beinamen nicht 
Tanzes in dem heiligen Haine wird sie plötz- sicher), die erstere ans Risingham, ebend. 997 
lieh von göttlicher Begeisterung ergriffen, ver- mit deo Mouno Gad. (jetzt unleserlich), nr. 320, 
läfst den Reigen und eilt in das Innere des deo Mogti, nr. 321 deo Mounti. Denselben 
Heiligtums; sie wird von dem Gotte (mg Zna- Stamm weist auf der Name der keltischen 
aiv iSöxet) schwanger und gebiert einen Knaben, Göttin Mogontia (s. d.). [M. Ihm.] 
der den Namen Modius und Beinamen Fabi- Mogontia. Der dea Mogontia errichtet ein 
dius erhält. Als er herangewachsen ist, gleicht tabellarius einen Altar in Sablon bei Metz, 
er an Gestalt nicht einem Menschen, sondern Zangemeister, Bonner Jahrb. 69 p. 34, der die 
einem Gotte, und zeichnet sich im Kriege vor 10 Inschrift der zweiten Hälfte des zweiten Jahr- 
allen aus. Er wird von dem Verlangen er- hunderts n. Chr. zuweist. Desselben Stammes 
griffen, eine Stadt zu gründen und zu be- ist der Stadtname Mogontiacum (die Form 
herrschen; daher sammelt er eine grofse Schar Mogontia soll nicht vor dem siebenten Jahr- 
von Einwohnern jener Gegend um sich und hundert nachweisbar sein, Zangemeister a. a. 0. 
erbaut in kurzer Zeit Cures , tos per riveg p. 36), welcher, wenn die Ansicht einer Reihe 
lazoqovaiv iitl xov äa£fiovo$, s| oü ycvea&cu Gelehrter (Glück, Sitzungsber. der Münchener 
Xöyog avtbv ilxs, tovvo(ia xij itöXti 9ejtsvoe' Äkaä. 1866, 1 p. 23 ff.) richtig ist, nicht von 
tos ä' stsqoi ygücpoveiv iitl tjjs a ?Xf'fis' Kvgsig einem Götter-, sondern einem Personennamen 
yag ot Saßivoi rag alxptctg nuXoveiv. zavza abgeleitet ist, wie die anderen auf -acum am- 
fiev ovv TsgsvTiog OvuQqmv ygätpsi. Die An- 20 gehenden keltischen Stadtnamen; vgl. dagegen 
klänge an die Sage von Rhea Silvia und der Möller, Westdeutsche Zeitschr. 2 p. 276 ff. Wie 
Gründung Roms sind unverkennbar. Betreffs dem Bormanus eine Bormana, dem Visucins 
des Namens Modius Fabidius bemerkt Preller eine Visucia gegenübersteht, so der Mogontia 
(B. M." 2 p. 276), dafs das erste Wort an ein deus Mogon; vgl. C. I. L.T, 996 deo Mo- 
den Sabiner Mettus oder Metius Curtius und gonti Gad., nr. 958 und mit Schwund des g 
an den Albaner Mettus oder Metius Fufetius, nr. 321 deo Mounti (vgl. nr. 1036 dis Moun- 
was wieder mit dem oskischen medix oder tibus); auch den Apollo Grannus Mogounus, 
meddix d. i. Fürst, summus magistratus zu- Brambach, Corp. inscr. Bhen. 1915 (Elsafs). 
sammenhängen möge, erinnere, das zweite Möller vermutet Quellgottheiten und stimmt 
Wort aber an das uralte römische Geschlecht 30 denen bei, die den Namen Mogontiacum von 
der Fabii, welches sich von Hercules ab- Moenus ableiten (a. a. 0. p. 279). [M. Ihm.] 
zustammen rühmte (s. Bd. 1, 2 Sp. 2291 Z. 61) Mogounus wird der Apollo Grannus genannt 
und Gentilsacra auf dem Quirinal hatte. auf einer Elsässer Inschrift, Brambach, Corp. 
Preuner (Hestia-Vesta. Tübingen 1864 p. 393) inscr. Bhen. 1915 (Or. 2000); vgl. Mogon. 
giebt an, dafs ihm der Name völlig rätselhaft if^Jl. \M- Ihm.] 
bleibe, wenn nicht vielleicht anzunehmen sei, Moira (Moiqoc), das Schicksal, personifleiert 
dafs in Modius Fabidius der Dius Fidius die Schicksalsgöttin, frühzeitig schon in einer 
stecke (vgl. Paulys Beälencycl. 5 p. 124 s. v. Mehrzahl, bald von zwei, bald von drei Moiren i 
Modia gens: 'Modius Fabidius ... ist wohl gedacht. Die Erfahrung lehrte, dafs es keinem J _ 
aus Missverständniss des auf Hercules be- 40 lebenden Wesen möglich ist, seinem endlichen ^' 
zogenen Medius fidius entstanden'). Portus Schicksal zu entgehen. Daraus ergab Bich die . 
hatte im Texte des Dionysius sogar den Vorstellung, dafs einem jeden sein Schicksal '.>/? 
Namen Medius Fidius herstellen wollen (Ijieit' von der Wiege bis zum Grabe zugeteilt sei, 
iyxvficov ex zov Svcifiovog, d>g aitaaiv iäoiisi, und so wurde das Geschick mit dem Worte 
yivonevrj zixzsi itaiöa, MsSiov ovofia, <S>C8wv (ioiqu bezeichnet, das von fieigoficti, fte'gos, pö- 
snCxlrjaiv). [R. Peter.] pos nicht zu trennen ist*) und nichts anderes 

Mogenius. S. oben Bd. 2 Sp. 127 s. v. Ina- bedeutet, als den Anteil am Leben, der mit 

timus. allen seinen Wechselfällen, insbesondere aber 

Mogetins, Beiname des Mars auf einer In- mit dem unausbleiblichen Todesgeschick, das 
schritt aus Bourges: Num(ini) Aug(usti) et 50 zur bestimmten Zeit eintrifft, einem jeden bei 

Marti Mogetio Gracchus Ategnutis filfius) seinem Eintritt ins Leben zugemessen wird. 

v. s. I. m. Comptes rendus de l'acad. des inscr. Demnach bezeichnet Moira eigentlich auch nur 

4. ser. 13 (1885) p. 97. Bulletin epigr. 5 p. 149. das Geschick jedes Einzelnen. Jeder hat seine 

Nach d'Arbois de Jubainville (Bev. celt. 7 p. 266. eigene Moira. und wenn uns nun trotzdem bei 

Comptes rendus de l'acad. d. inscr. a. 0. p. 178 ff.) Homer Moira als die Göttin begegnet, die 

bedeutet er „glorifie'"; vgl. Glück, Benos den Menschen überhaupt ihren Lebensanteil 

Moinos etc. p. 23 ff. und Keltische Namen bei bestimmt, so ist dies der natürliche Ausflufs 

Caesar p. 76. Davon abgeleitet der Ortsname des Bedürfnisses des griechischen Geistes, per- 

Mogetiana (Itin. Ant.). Derselbe Stamm in sönliche Götter zu gestalten, und so wird aus 
dem Götternamen Dinomogetimarus. Die 60 « } Denn es mit sammKt.nym^sgua-mjithoiogw^ 

Eigennamen Möge tius, Mogetissa, Möge- Andeutjmgm JL80.J _mit e%eo (aneinanderreihen) zu ver- 

tillus kommen mehrfach auf Inschriften vor binden und darin die Spinnerin zu erkennen, ist unzu- 

(C I. L. 3. 5. 9 Indices). Vgl. auch die Wid- lässig, weil dadurch die Vorstellung Tom Zuspinnen des 

mnng an den Mars Latobius Harmogius Tou- Schicksals als Erstes angenommen wird, die doch erst 

tates Sinatis Mog C. I. L. 3, 5320. ans *» Z»*eitai sich als nähere Bestimm,«« der Art 

TM TV, 1 ergeben hat, einer Art, die überdies auch anderen Göttern 

ti> ' . J _ zugesprochen wird. Die Neugriechen bezeichnen das 

MogOn. Die Votivdative deo Mogontl auf wirken der Moiren heute noch als fioigahetr, B. Schmidt, 

zwei britannischen Inschriften, C. I. L. 7, 996 votinieben derjte upriecium l, 212 , 



v* 



3085 Moira (bei Homer) Moira (bei Homer) 3086 

dem paschen Appellativum das das dem ;0 n ^V^JSSTSTlwSf- 

Menschen zugeteilte Lebenslos ^zeichnet, j» Xa S ein S ^iderfänren soll, Glück und Unglück, 

aktivische Nomen proprium der Gottheit die dasems mM ^ ^ ^.^ Tode 

diesen Anteil edes Menschen von Anfang bis *» Iuotd« ne ^ werden ^ 

zu Ende verwaltet. Wird ja doch bei Späteren von den tLunden g 5ttlicher Hilfe 

selbst .(^«^*n nnd «W«* als eme^Got- dort be^ AotoU^a gekommen sei, alles 

tin, als die Macht bezeichnet, die über das g;'^« ihm das Schicksal bei 

rechtzeitige Eintreffen des Lebensendes ä ^^g'J Fade n zugesponnen habe 

««1*4 .fofw^l. f öt -^ 8 tllnben Ä io d£ Charakteristische an diesen Stellen ist, 
im neugriechischen Volksglauben ist ein £* Spinnerin, das Leben 

Schwanken der Auffassung zu bemerken n- J^s hier die mo j ^^ Vorgt?1 _ 

dem man bald von den Moiren (Miren) im al s ein * aden g i9 wq nur 

allgemeinen, als den das Geschick aller Men- lung gg*»«* * J t igt ^ Bunde 

sehen bestimmenden Mächten redet bald wie- ^^.^ den Sp i ner innen; nur ist man 
derum von der Moere ^m%^£l^ £er schon einen Schritt weiter gegangen, in- 
eines einzelnen B. Schm«tt,I>c* ™^ben Schicksalsgöttin, die Spinnerm- 

der Neugriechen 1 p. 210ff ™* # ff j MJ dem ^^^ als Diene rinnen an die 
Melhr, M rov ßCov r. na». Ell. 2. Athen n g ^ ^^ 

1874 p. 208ff. „ Ab | r auch hiermit ist die später so gern 

An manchen Stellen läfst sich ™i ^omer 20 ^ aus „ esp0 nnene Vorstellung von den 
kaum unterscheiden welche von beiden Be- weiter WpCerinnen des Schicksals erst 
deutungen, die appellativische oder die per- ^eu a V ^ Schick ! bestml _ 

sönliche, bei poiga anzunehmen ist. De^elbe «*«» { R nicht auf die Moiren be- 

Vorgang ist bei ah« zu beobachten, welches mung -m ™£° d Gött V0B einem 

ebenfalls teils das dem Einzelnen zugefallene ■°™™ h JKvSl dafs si e einem Menschen 
Los oder Schicksal nach «^AteÄ Äwä ^Geschick zuspinnen (.W^o«- 
Zeit zu sterben, teils die Gottm bezeichnet ein ge 579 u lg9 

die dafür sorgt, dafs diese, Zeit «ng*alten <nv) s \^j^ Ungemach, Verderben, 
wird. Ahnlich ist es ml t ßogog, sofern dieser ™. **•'«'. 1Bb ' bestimmten Zeit heimzu- 

Begriff bei Homer das gebührende Los über- so das Los zu e ^ nt D e e r ^ heidende igti dafa daB 
haupt, besonders aber das Todeslos bezeichne | e ^ ne ^fGXr mehr nur ein bildlicher 
und bei Hesioä in Verbindung mit Thanatos Zuqpnen aer b, Moira _Aisa eine ganz 

„nd Ker als Gottheit des Todesloses erscheint, A e u ™t e VorsteUung von der Art ihres Han- 
Theog. 211. „ . d j ent hält, und dafs es sich bei jenen um 

Als Göttin deutlich erkennbar ist .Moira *»" Schicksale, bei dieser um das ganze 
an solchen Stellen, wo sie als «*««1;*«- L Xnslosumda 8 Spinnen des Lebensfadens 
«5rt,,io S , 6lor, im Kampfgetümmel ihres Amtes ^ebenslos, um ™ P ents hend der Grund- 
waltet und im Verein mit Thanatos und den |^^ b ^*$*tin J die zugleich die 
schlimmen Keren den Kämpfenden ereilt I hos Bedeutung die ^ « ' bes timmt und das 

5, 83. 12, 116. Ist «e aber einmal als Göttin 40 Länge^ des ^eoe ^ herbeifübrt . 

erfafst, so bedeutet sie nicht wb,«^ wC kann sie gleich den nordischen Nor- 
sprünglich, schlechthin das Los des Einzelnen, jMOttrn ™™ £ genannt werden, da der 
sondefn die eine, unentrinnbare, über dem »^^^g^jf&n auf eine bestimmte 
Leben aller waltende Macht die diesem , Leben ™£™g£™^ J fiber deren Einhaltung die 
zur bestimmten Zeit sein Ziel setzt IL 16 853 Zffir™*^ Weml diese Zeit abgelaufen ist, 
18, 119. 21, 83. 22, 303. 24 132. Von hier ist ™ waltet ■ £* b it der Moira . Sie 

d ei Schritt zu der gretfbareren forste lung be^nnt ™ h ^f ^ hntzmafgre g e ln der Hera 
nicht mehr weit, -wonach auch die Art ihres ™" nicn ] 20 196 da Beine Zeit noch nicht 
Waltens bestimmtere Formen ^nnimmt .Schon fa Achill,^ ,^ ^ ^ 

wenn Lykaon sagt (II. 21, 83), dais die ver g dafs er allein vor den Mauern bleibt, 

nichtende Moira ihn zum zweitenmale in de II M, 5, te s e Le ben S los verfaUen 

Hände des Peliden geführt habe, wenn sie und sie ereilt ihn deg AcHUeug 

(II. 22, 6) den Hektor zwingt, allein vor den ist **;«»• u n , Thetis zu ihm 

Maueri zu bleiben., er sohehit Moira a^s ^ene gf^^'^^W an der Seite 
Macht, die einen jeden lebenslang v**°e* Thanatos und die gewaltige Moira. 
hat, um ihn nach Ablauf der ihm zugewiese- ™'™^ a Bedeutung hat Moira schein- 
en Lebensfrist, seinem Endziel entgegenzu- , ^^TueTie, 87, wo Agamemnon 
mhreh. Die Art dieses Lebensendes ist, wie J^n Mneres««« Vorgehen gegen Achill 
alle Lebensschicksale, von ihr vorherbestimmt, sem ™res s Zeu Moü& 

ihre Ausführung bleibt eigens hierfa r vorhan- 60 ^7^ ts ™ e f ihm wilde Verblendnng ins 
denen Mächten, dem Thanatos, den Keren über- ^ ™™ Aber anch hier mag der Dichter 
lassen. Moira hat den Menschen nur diesem He r zgeg e ben. ^ mitwirk end auffuhren, 

Ende zuzuführen die ^«-«J i^XiTdefstreiteB mit Achill gar viele 
dafs er zur rechten Zeit sein Ende fandet. weil « B müssen: sie, die es weifs, 

Ganz deutlich Mtt II. ^ » « "J?^ 6 Seesen nt \£ä IZ sterben bestimmt ist, 
Vorstellung zu tage, dafe Moira oder ^ Aisa ^y 1 ^ bei der Verb lendung des Agamem- 
was dasselbe ist, für jeden Sterblichen bei greift ^™ ^ d d ^hegeigt ein, um 
seiner Geburt einen Faden anspinnt, m den non mit z-eu., u 



3087 Moira (bei Homer) Moira (bei Homer) 3088 

eine Gelegenheit herbeizuführen, an jenen ihre den fähigen Sinn gegeben. Auch hier sind 

Aufgabe vollziehen zu können. So führt Moira die Moiren die Walterinnen des Schicksals, 

auch den Amphios dem Priamos als Kampf- die, indem sie durch ihr Walten Jammer und 

genossen zu, IL 5, 613, weil ihm bestimmt ist, Leid über die Überlebenden bringen, diesen 

im Kampfe mit Aias zu fallen, und ebenso ist zugleich die Kraft verleihen , diesen Jammer 

es Moira, die den dem Tode verfallenen Tle- zu überstehen. 

polemos zum Kampfe mit Sarpedon treibt, von Es ist selbstverständlich, dafs sich neben 

dessen Hand er fällt, II. 5, 629. dem Begriff des jedem gebührenden Lebens - 

Erscheint so Moira sehr häufig als die Göt- anteils der Begriff des gebührenden Anteils 

tin, die den Menschen zu seiner Zeit dem Tode 10 und damit der Gebühr überhaupt, des phy- 

entgegenführt, so ist sie darum doch keines- sisch und ethisch Zulässigen allezeit erhalten 

wegs als Todesgöttin zu betrachten, wie man hat. Darum nennt auch Eesiod, Theog. 901 ff. 

wohl nach Stellen wie II. 4, 517 und 18, 119 die Moiren Töchter des Zeus und der'Themis, 

gemeint hat (denn häufig wird ja Thanatos und wenn Penelope zu dem als Bettler ver- 

und Ker noch neben ihr genannt), sondern als kleideten Odysseus Od. 19, 589 sagt, sie könnte 

die Macht, die das Schicksal des Menschen ihm ohne Schlafbedürfnis die ganze Nacht zu- 

von der Geburt bis zum Grabe leitet. Wenn hören — 

sie sogar häufig in der Ilias und sonstigen all' ov yag itmg taxiv dvitvovg s'nfisvai alil 

Heldengedichten gerade beim Tode der Helden ävdQcöitovg • Inl yäg toi stiäetco poiguv l&jfiiav 

handelnd eintritt, so ist das nicht ihr einziges 20 u&üvuxoi %vriroiaiv . . 

und nicht ihr Hauptgeschäft, sondern nur der so kann das nichts anderes bedeuten, als dafs 

letzte Akt in der langen Reihe ihrer das ganze jedes Ding für die Menschen sein bestimmtes 

Menschenleben begleitenden Wirksamkeit. Sie Mafs und Ziel hat, über das man ungestraft 

spricht gleichsam das Todesurteil, aber sie nicht hinausgehen kann und darf.*) Dieses 

vollstreckt es nicht, das ist vielmehr die Sache Mafs und Ziel auf die Lebensdauer angewendet 

des Thanatos oder der Ker. *) ergiebt dann die über derselben waltende Göt- 

Dieses Walten wird nun sinnreich unter tin. Da aber innerhalb des Rahmens eines 
dem Bilde des Spinnens des Lebensfadens ge- Menschenlebens Glück und Unglück abwech- 
dacht. Und die Vervielfältigung der einen sein, oder das eine das andere überwiegt, so 
Moira zu einem Zwei- oder Dreiverein von 30 kann Moiga auch den Glücksanteil bedeuten, 
Schwestern ist ein natürliches Ergebnis dieser der dem Menschen zugefallen ist: Wenn z. B. 
Vorstellung. Ohne Zweifel ist dabei nicht der Priamos II. 3, 182 den Agamemnon als fiotoij- 
Gedanke an das Spinnen das Erste, sondern yevijg olßwSaijimv preist, so kann hier der 
der Vergleich des Lebens mit einem Faden, Moirageborene nur ein Glückskind bedeuten, 
der darauf beruht, dafs jeder Lebensabschlufs dem die Moira wie eine fürsorgliche Mutter 
ein Abreifsen ist, dafs die Kraft, an der das viel Glück im Leben zugesponnen hat. So 
Leben des Menschen hängt, so dünn und heifst auch Od. 20, 76 fioiga das Glück im 
schwach ist, wie ein Faden — eine Vorstel- Gegensatz zu äfifiogtrj. Einen Widerspruch mit 
lung, die dem heutigen Sprachgebrauch so dem üblichen Begriff der Göttin Moira schliefst 
geläufig ist, dafs wir es gar nicht mehr als 40 dieser Sprachgebrauch keineswegs in sich, 
ein Gleichnis empfinden, wenn wir vom Lebens- Paul Bohse, Moira bei Homer, Beilage zum 
faden sprechen. Ist aber dieser Vergleich ge- III. Jahresbericht des K West-Gymnasiums in 
zogen, dann wird die Walterin des Lebens- Berlin 1893 p. 5 bestreitet die Bedeutung Glück 
anteils von selbst zur Spinnerin, und die ein- und fafst mit Ameis fioiga zusammen mit 
zelne Spinnerin genügt bald nicht mehr, da dfifiogir] a l s das, was jedem als Schicksal be- 
bei den meisten Menschen der Lebensfaden schieden und nicht beschieden ist. Für fioiga- 
doch so lang ist, dafs vom Anspinnen bis zum yevrjg ergiebt sich ihm dadurch die Bedeutung 
Abreifsen die Thätigkeit von mindestens zwei 1% fioCgrjg ysvvrideig, dem flie Schicksalsgott- 
Göttinnen, am Anfang und am Ende, bald heit schon bei der Geburt bestimmte, Herrscher 
aber von dreien erforderlich erscheint, deren 50 eines so gewaltigen Kriegs volkes zu sein; 
mittlere das Fortspinnen bis zum Ende zu be- das mufs aber dem Priamos als ein glück- 
sorgen hat, _eine_ Vorstellung, die übrigens nir- Hohes Los erscheinen, sodafs wenigstens in 
gends deutlich in ganzer Schärfe hervortritt. dieser Zusammensetzung fioiga doch Glück be- 

Bei Homer erscheinen die Moiren in der deutet. 

Ilias nur ein einziges Mal und ohne Nennung Die Frage nach dem Verhältnis der 

einzelner Namen in der Mehrzahl, 24,49, wo Moira zu den Göttern erscheint schwierig, 

Apollon über Aehills Erbarmungslosigkeit gegen sofern sich überall zeigt, dafs die Götter über 

den toten Hektor infolge seines Jammers um sie nichts vermögen, sie nicht abändern können, 

Patroklos klagt und hinzufügt, selbst wer ge- sodafs es scheinen könnte, als ob auch die 

liebtere Angehörige verloren habe, lasse doch 60 Götter von der Moira abhängig wären. Diese 

endlich das Weinen und Klagen; denn die Abhängigkeit geht jedoch nicht weiter, als 

Moiren haben den Menschen einen zum Dul- die des Mannes von seinem gegebenen Worte. 

Denn die Götter selbst sind es, die die Moira 

., t n ff ^TT* kÖnnU T h f T t^Tll Bi ° h bestimmen und von denen sie ausgeht, wes- 

auf II. 16, 849 stützen, -wo der sterbende Patroklos zu r,„ii, „:„ „ v m- - o. - j o." j. 

Hektor ausdrücklich sagt, Moira und Apollon und Bu- halb Sie aUCn Mm <? a &B0V ° der &SmV genannt 

phorbos haben ihn getötet , aber auch hier ist deutlich *) Über das Verhältnis des Begriffs Moira zur Physis 

Moira nur insoweit mitwirkend, als sie ihn dem Tode handelt ansprechend K. Lehr», Populäre Aufsätze aus dem 

zugeführt hat, Tgl. v. 853. Altertum' 216 ff. 



3089 Moira (im Kult n. Volksglauben) Moira (Kultstätten) 3090 

wird, Od. 3,269. 18,292, und so noch in spä- dem der Demeter und Köre, in denen aber 

teren Zeiten &e£a uolga iei Piaton, Apol. 33c. keine Statuen derselben sichtbar sind, 

Phaidr, 230 a. Ähnlich steht alaa diög Od. 9, Paus. 2. 4. 7. 

52 und II. 17, 322, wo Apollon in den Kampf . 6) Sikyon. Altar der Moiren im Haine 
eingreift, damit nicht das von Zeus bestimmte der Eumeniden, Paus. 2. 11. 4. mit einem jähr- 
Schicksal alteriert wird. Einen Widerspruch liehen Opfer, bestehend aus trächtigen Schafen, 
zwischen den Göttern und der Moira kann es einer Spende aus Wasser mit Honig gemischt 
daher eigentlich nicht geben , und selbst wo und aus Blumen, Gegenstände, wie sie im Kni- 
ein solcher eintreten sollte, da bindet die von tus der chthonischen Gottheiten gebräuch- 
den Göttern selbst bestimmte Moira deren Will- 10 lieh waren. 

kür: daa ist gerade eine ihrer Hauptaufgaben. 6) Sparta. Ein Heiligtum der Moiren an 
Besonders lehrreich ist die Stelle II. 16, 433 ff., der Agora und dabei ein Grab des Orestes, 
wo Zeus den Sarpedon, dessen Zeit abgelaufen Paus. 3, 1 1, 10. Ob die Erwähnung 3. 11. 11 
ist, retten möchte und auch könnte, aber nicht ein zweites oder nochmals dasselbe Heiligtum 
kann , ohne alle übrige Ordnung aufzuheben. bed eutet, ist nicht auszumachen. — Verehrung 
Gerade er als der höchste Gott kann keine der MoIqui Aa%saeig neben Artemis Ortheia und 
Abweichung von dem Gesetz der Weltordnung den mit ihr aufgestellten Gottheiten, Aphrodite 
dulden, fügt sich daher auch selbst dieser Ord- Enoplios und Asklepios, G I. Gr. 1444. 
nung. Daher wird er in späteren Zeiten mit 7) Amyklai? Am Hyakinthosaltar waren 
den Moiren zusammen als deren Führer — Moiga- 20 Demeter, Köre und Pluton, nebst diesen die 
yhtjg (s. d.) verehrt. Ja die Götter selbst sind Moiren und Hören dargestellt, Pa us. 3, 19, 4: 
die oft unbewufsten Vollstrecker des Schick- auch in dieser Verbindung erscheinen sie als 
sals, namentlich in der Art, dafs sie ein un- ehthonische Wesen, wenn auch von einem be- 
zeitiges Eintreten bestimmter Schicksale hinter- sonderen Kulte hier kaum die Rede sein kann, 
treiben, womit jedoch nicht ausgeschlossen ist, 8) Lykosura in Arkadien? Paus. 8, 37, 1 
dafs die Moira selbst insbesondere da, wo ihre Zeus Moiragetes und die Moiren auf einem 
Wirksamkeit bei einem Lebenden ihrem Ende Relief in einer Stoa vor dem Tempel der 
zugeht, handelnd eingreift, wie aus vielen der Despoina. Von einem Kult bei diesem Bilde 
oben besprochenen Stellen zu ersehen ist. wird aber nichts erwähnt. 

*t*- „ . ,r ,. * tt it. ■. * so 9 ) Olympia. Beim Gang zu der Hippa- 

Die Moiren im Kultus und Volksglauben. ph es is ein Altar des Zeus Moiragetes und in 

Ist Moira in der epischen Poesie auch als seiner Nähe ein solcher der Moiren, Paus. 5, 

eine wirkende Gottheit behandelt, so ist diese 15^JL Pausaninx erklärt jenen Beinamen als 

Vorstellung doch immerhin noch mehr als ein den des Zeus, der die Schicksale der Menschen 

Spiel dichterischer Phantasie, denn als eine kennt — was die Moiren ihnen gewähren und 

solche des Volksglaubens zu betrachten. Nir- was ihnen nicht bestimmt ist. Bezeichnend 

gends tritt ihre Wirksamkeit bis zu dem Grade ist es, die Moiren gerade hier beim Zugang 

hervor, dafs sie als Göttin angerufen würde. zur Rennbahn verehrt zu finden, wo es sich 

Einen Gegenstand des Kultus bilden nur die nicht blofs um Sieg oder Niederlage, sondern 

Moiren in der Mehrzahl, und ebenso erscheinen 40 möglicherweise um Leben oder Tod handelte 

sie auch in der bildenden Kunst nur als eine (z. B. Soph. El. 745 — 760k 

Mehrheit. Ihre Namen sind JCla&m, die Spin- 10) Theben. Ein Tempel der Moiren 

nerin, Aü%saig, die Loserin, und "AvQoitog, die zwischem dem der Themis und dem des Zeus 

Unabwendbare; doch werden sie auch zusam- Agoraios Paus. 9, 25. 4. Als Besonderheit wird 

men KXä&sg und, z. B. in Sparta, Aa%iesig angeführt, dafs von Themis und Zeus steinerne 

genannt. Bildsäulen da seien, von den Moiren aber 

Bezeugte Stätten des Moirenkultus sind: keine. Sind bei TTesiod, Theog . 901 ff. die 

1) Athen. 'Ev x^wois, Tempel der Aphro- Moiren Töchter des Zeus und der Themis neben 
dite Urania mit ihrem Bilde in Hermenform den Hören, so kann die angegebene Lage des 
und der Inschrift, dafs Aphrodite Urania die 50 Moirenheiligtums nicht ohne Bedeutung sein, 
älteste der sogenannten Moiren sei, Paus. 1 , und es liegt nahe, an einen gemeinsamen Kult 
19, 2. Preller- Robert, Grieeh . Myth. I 4 , 358, 1. zu denken. Bildlos mögen sie hier verehrt 
B. Schmidt, Volksleben d er Neu griechen 1, 217 f. worden sein im Hinblick auf das Dunkel des 
erinnert an den noch bestehenden Gebrauch, Schicksals. Auch sonst ist überall, wo Moiren- 
dafs Frauen, die fruchtbar werden wollen, und kult wirklich bezeugt ist, nur von ihrem Altar, 
Schwangere an einem Felsen in der Nähe der nirgends von ihren Bildern die Rede, und wo 
Kallirhoe, also in der Nähe dieser Kultstätte, diese erwähnt werden, ist kein Kult dabei be- 
sieh reiben und dabei die Moeren anrufen, zeugt, vgl. oben Korinth, Amyklai, Lykosura. 
offenbar ein Nachklang jenes alten Kultus. 11) Delphi? Pausanias erwähnt 10, 24, 4 
— Zeus Moiragetes, also doch wohl mit den 60 im Tempel des Apollon einen Altar des Posei- 
Moiren, G. I. A. 1, 93. don und die Bilder zweier Moiren, statt der 

2) Peiraieus. Unblutige Opfer an die dritten aber sei Zeus Moiragetes und neben 
Moiren , G. I . A. 2, 1662: Priester oder Prie- ihnen Apollon Moiragetes gestanden. Von Al- 
sterin derselben, 0,1, 4-3, 357 . tären derselben ist nicht die Rede, ihr Kultus 

3) Megara. Die Moiren und Hören über also um so mehr zweifelhaft, als das eigent- 
dem Haupte des Zeusbildes in dessen Tempel, liehe Kultbild des Gottes im Innersten des 
P aus. 1, 40, 4: Tempels stand C IO, 24, 51 und neben ihnen aus- 

4) Korinth. Tempel der Moiren neben drücklich ein Altar, also Kult, des Poseidon 



3091 Moira (im Volksglauben) 

erwähnt wird. Ihre Verbindung mit Apollon 
als Moirenfflhrer bedarf an der Stätte des 
Orakelspenders keiner Erklärung. Dafs hier 
nur zwei Moiren dargestellt waren, erwähnt 
auch Plutarch, Ileol zov EI iv dcli pnLt? 2 
p. 385 D. 

12) Delos. Weihegeschenke an die Moiren, 
Bull, de eorr. hell. 1892, 160 nr. 18. 

13) Halikarnassos. Moiren und die 



Moira (Hören, Ananke, Tyche) 3092 

ähnliche Opfer dargebracht ( Paus. 2, 11 , 41. 
Besonders stark hebt die Wesensverwandt- 
schaft dieser beiden Gruppen Aisehylos an 
verschiedenen Stellen hervor, die wohl darin 
zu suchen ist, dafs auch die böse, das Bäeher- 
amt der Erinyen herausfordernde That in den 
Kreis der Lebensschicksale, die den Moiren 
anvertraut sind, hineingehört, -rp\. Atsch. Prom. 
516. Eum. 940 ff.: dazu auch Ro m. II. 19. 87 . 



Götternratter, Inscr. of the Brit. Mus. 4, 896. 10 Im Orph. Hymnus an die Erinyen 69, 12 werden 



14) In Troizen wird ( Paus. 2. 31, 5) ein 
Altar der Themides erwähnt. Da Themis sonst 
nicht in einer Mehrheit erscheint, so ist hier 
wohl an eine Verbindung von Themis und 
Moiren zu denken. 

15) PanamarabeiStratonikeia(Karien): 
Weihung an Zeus, die Moiren, Tyche, die 
Chariten, Musen und an Mnemosyne ( Corr. hell . 
12, 272. 591. 



diese selbst geradezu Moiren genannt. 

Ebenso berühren sich die Moiren im Volks- 
glauben vielfach nahe mit den Hören, die 
ihrerseits im Laufe der Zeiten die Moira herbei- 
führen. Darum sind an dem Zeusbilde in Me- 
gara über dem Haupte des Gottes (auf der 
Rücklehne des Thrones oder auf einem Dia- 
dem) beide Gruppen zusammen dargestellt, 
„weil ihm allein die Pepromene gehorche und 



Als Inhalt des Volksglaubens kann hier- 20 weil er den Zeitwechsel nach Bedürfnis ordne" 



nach folgendes angesehen werden: Die Moiren 
sind dunkle, starke, unentrinnbare, unsichtbar 
über den Geschicken der Menschen von der 
Wiege bis zum Grabe waltende göttliche 
Mächte, daher nur zwei in Delphi; geführt 
von dem obersten Lenker aller Weltordnung, 
Zeus (Athen, Delphi, Theben, Olympia), zu- 
weilen auch von dem Kenner der Zukunft, 
Apollon (Delphi), wie sie denn selbst auch 



(Paus. 1 , 40, 4) . Ähnlich führen im Orph . 
Hymn. 43 Moiren und Chariten die Persephone 
mit den Hören in Reigentänzen zum Lichte 
herauf. Auch bei Hesiod (Theoa. 901 ff. 1 sind 
ja die Hören die Schwestern der Moiren, „die 
den Menschen Gutes und Schlimmes geben". 
Ihre gemeinsamen Eltern sind Zeus und The- 
mis, neben denen sie denn auch in Theben 
Dazu bemerkt tref- 



_ r v a /? (bildlos) verehrt werden. 

die Zukunft vorherwissen und zuweilen durch so fend Lehrs. Popul. Aufs. 1 10 4: „Die Moiren 
Gesang vorhersagen, z. B. bei der Geburt des erhalten hierdurch gewissermafsen ihren^ge- 



Meleagros ( Apollod. 1. 8. 2. Paus. 10. 31, 4) ; 
bei der Hochzeit des Peleus und der Thetis 
( Francoisvase; Catull. 64. 307. nach einem grie- 
chischen Vorgange). Gewöhnlich werden sie 
in der Dreizahl verehrt (Zweizahl als etwas 
Ungewöhnliches erwähnt Plutarch, TTfqI toü 
El iv delyoic 2 p. 385 D I mit Rücksicht auf 
Anfang, Portgang und Ende des Lebens (s^jjj. 



sättigten Hintergrund: alles was in der Welt 
geteilt und zugeteilt ist, ist nach der Themis 
geteilt", und S. 204: „Das griechische Volk 
mit seinem Sinn für Schönheitsordnung und 
Harmonie mufste gerade sein Polytheismus 
schon zu der Annahme einer solchen obersten 
in Festigkeit ordnenden Macht hindrängen. 
Jene Menge göttlicher Individualitäten mit 



Ihr Kultus ist bildlos (Korinth, Theben, Si- 40 freiem Willen, mit Neigungen und Abnei- 



kyon), mit Opfern ähnlich denen der chtho- 
nischen Gottheiten (Peiraieus, Sikyon). Ge- 
burt und Tod, aber auch alle sonst ent- 
scheidungsvollen Momente im Menschenleben 
geben Veranlassung zu ihrer Anrufung und 
Verehrung: So opferten die Bräute der Hera 
tBXeCa, der Artemis und den Moiren ( Pollux 
3, 38. Jfrehrs, Popul. Aufs, aus d. Altert. 1 201). 
so wohl auch die Teilnehmer an dem Wagen- 



gungen für den Sterblichen, eaiie stets be- 
wegte, hin- und herwogende^Welt, dabei 
konnte der griechische KosmossinS nicht stehen 
bleiben. Da ist nun die Mo iro ... in ihr 
erscheint ein grofses Welt- und Sittlichkeits- 
gesetz in Notwendigkeit und Ordnung sich 
vollziehend." Sind in dieser Auffassung die 
Moiren die Vollzieherinnen des Natur- und 
Sittengesetzes mit einer gewissen Freiheit in 



rennen in Olympia, Paus. 5. 15, 5 : so werden 50 der Notwendigkeit, so kann Moira auf der 



sie bei Geburten neben der Geburtsgöttin. Ei 

leithyia angerufen, die in einem delischen 

Hymnus Olens svlivog heifst, „offenbar", Betzt 

Pausanias (8. 21. 21 hinzu, „weil sie mit der 

Pepromene identisch ist". So heifst sie auch 

bei Pindar, Nem. 7, 1 Moigmv xaQsSQog, und 

ähnlich Ol, fi, _*g_n, Vlat. Symp. 206 D ; AntQZU 

Lib. 29 und bei Isyllos v. 18 tritt Lachesis für 

Eileithyia ein. Auch bei der römischen Säkular- „ _ 

feier begegnen wir einem Opfer für die Moiren 60 nen die Moiren auch in der arkadischen Sage 



andern Seite im strengsten Sinne gefafst ge- 
radezu mit der Ananke gleichgesetzt sein; 
vgl. MmMm.^£ap^_l_JSaMCt i : <a *al &eäy 
XQazoiea iial dvrjväv pövr] MoiQ , <B Urals 
äriytiTS SvattfvtDv ßgoräv, ftdvtoln^ «J>öyX7). 
(Bruchm. s. v. tigarovaa.) i'# 

In diesem Sinne, als die Wächterjinen über 
alle Naturordnungen, die die Beteiligten zur 
Einhaltung dieser Ordnungen zwingen^-erschei- 



und Eileithyia, Momms< 
259, wie sie denn auch bei Horaz. im Qaxmm. 
xaMulare, gleich nach Eileithyia angerufen wer- 
den, und zwar als die untrüglichen Verkün- 
digerinnen der Zukunft und Gewährerinnen 
eines glücklichen Zeitalters. 

In Sikyon stand ihr Altar im Haine der 
Erinyen -Eumeniden und wurden ihnen 



bei Demeter, von Zeus abgesandt, um sie zur 
Aufgabe ihres Grolls zu bereden,, der das Ge- 
deihen der Feldfrüchte hemmt -^, und ihnen 
fügt sie Bich, Paus. 8, 42. 2. : 

Auch mit Tyche endlich berühren sich die 
Moiren insofern, als die zweite, Lachesis, 
eigentlich das innerhalb der Gesetzmäfsigkeit 
des Schicksals Zufällige zu bedeuten scheint 



3093 



Moira (in der Kunst) 



Moira (in der Kunst) 



3094 



(vgl. Pindar bei Paus.T, 2fi, «), während Klotho 
„das stille Wirten, die unauflöslichen Schick- 
salsverschlingungen durch das altherkömmliche 
Bild des Spinnens, Atropos die unausweichliche 
Notwendigkeit der Schicksalsbeschlüsse, 
namentlich die Stunde des Todes ausdrückt", 
Preller -Robert, Griech. Mvth. 1\ 530 . 

Dürfen wir diese Vorstellungen im Hinblick 
auf ihr Hervortreten namentlich im Kultus der 



oder Parzen zeigen, in diese Aufzählung auf- 
genommen. 

I. Erhaltene Monumente: Älteste griechi- 
sche Darstellung auf dem Hauptstreifen der 
Francoisvase, abgeb. 0. Benndorf, Wiener arch. 
Vorlegeblätter N. F. 1, 1888 Taf. 2. Baumeister, 
Denkmäler d. Mass. Altert, unter Thetis. Die 
Moiren erscheinen hier im Zuge der Götter 
zur Hochzeit des Peleus und der Thetis als 



Moiren als die herrschenden des Volksglaubens 10 Begleiterinnen des Hermes und der Maia. Auf- 
-i i_i. _. i_.i .,.. , ,, . , „, . . f a ii en fl jg^ ^afs die durch Inschrift bezeich- 
nete Moirengruppe vier Frauen umfafst, die 
sich durch ihre Kleidung unter einander und 
von den übrigen ähnlichen Gruppen nicht 
wesentlich unterscheiden, aufserdem keine At- 
tribute haben. Ob hier wirklich die Moiren 
in der Vierzahl gemeint sind oder ob die 
vierte Frau als Themis (oder Eileithyia?) zu 
betrachten ist, läfst sich schwerlich entschei- 
JedenfaUs haben wir sie hier als Sän- 



betrachten, so hat die dichterische Phantasie 
der nachhomerischen Epiker, der Lyriker und 
Tragiker und die philosophische Spekulation 
dieselben teils willkürlich weiter ausgespon- 
nen, teils vertieft. Die ziemlich äufserliche 
Verteilung der drei Funktionen des Anspin- 
nens, des Weiterwebens und des Atschneidens 
des Fadens auf die drei Schwestern scheint einer 
späten Zeit anzugehören, die den Grundcharakter 
der Moira nicht mehr erfafste, wonach alle drei so den 
Schwestern wesent- 
lich gleiche Erschei- 
nungsformen der 
einen Moira waren. 
Dafs der Volksglaube 
das Bedürfnis nicht 
hatte,dreierlei äufser- 
liche Funktionen zu 
unterscheiden, geht, 
wie aus dem Kulte 
der Moiren, so auch 
aus ihrer Darstellung 
in der bildenden 
Kunst hervor, die erst 
in der römischen Zeit 
jene Unterscheidung 
aufweist. Das hohe 
weit über Homer zu- 
rückreichende Alter 
des Volksglaubens 
von den Moiren und 
dag zähe Festhalten 
des Volks an diesem 
Glauben spricht sich 
aufs deutlichste ans 
dem Fortleben 




1) Die drei Moiren der Ära Borgliese (nach Baumeister. Denkm. Wf. 8S9B) 



in üem fortleben desselben bei den .Neu- gerinnen der Zukunft zu denken, wie bei 
Kriechen, wofür B. Schmidt u. Politis (s. u.) eine Catull c. 64; vgl. N. Bhein. Mus. 32. 46 u. 49. 
Reihe von Belegen beigebracht haben, wie die — Eine Vasenscherbe der Sammlung Fatelli 
Vorstellungen vom Wirken der Moiren bei der in Ruvo zeigt die Inschrift Moigat und noch 
Geburt, als Loszuteilerinnen, sei es durch 50 einen einzigen weiblichen Kopf. — Die Frauen- 
Spinnen, sei es durch JSintrag in ein Schick- gruppe der sogen. Tauschwestern vom rechten 



salsbuch, ferner als Ehestifterinnen und 
Beschützerinnen des weiblichen Geschlechts- 
lebens und endlich von ihrem Walten beim 
Tode der Menschen. Aus dem Altertum hat 
das griechische Volk auch jetzt noch neben 
der Moire für den Begriff des Schicksals die 
Tyche beibehalten, vorwiegend im Sinne des 
günstigen Geschickes, aber unzertrennlich von 
der Vorstellung seines Unbestands. 

Die Moiren in der Knnst. 

Da die Kunst im eigentlichen Griechenland 
nur wenige Moirendarstellungen aufzuweisen 
hat, so sind, um hier einen allgemeinen Über- 
blick zu geben, auch die bedeutendsten Sarko- 
phagreliefs aus römischer Zeit, die die Unter- 
,. . »cheidung verschiedener Funktionen der Moiren 



Flügel des Ostgiebels des Parthenons hat kei- 
nen sicheren Anspruch auf die Deutung als 
Moiren trotz der Znsammenstellung der Moiren 
mit der Geburt der Athene auf einem Relief 
in Madrid; s. unt. Doch vgl. jetzt Furtwängler, 
Meisterwerke d. gr. Plastik p. 246. — Zeitlich 
unbestimmbar, darum aber keineswegs wertlos 
ist daB archaisierende Relief des sogen. Zwölf- 
60 götteraltars (ara Borghese; jetzt im Louvre), 
Müller -Wieseler, B. d. a. K. 1, 12, 44 = Bau- 
meister, D. Fig. 2396; s. Abb. 1.— Die Drei vereine 
der Chariten und Hören sind hier in 48 und 46 
nicht zu verkennen, so dafs für 44 nur die 
Moiren übrig bleiben: würdige Frauengestalten 
mit Diademen und Sceptern. — Klotho in der 
Gigantomachie des pergamenischen Altars, s. 
Preller-Bobert, Griech. Myih. 1*, 76, 8. — Drei 



3095 



Moira (in der Kunst) 



Moira (in der Kunst) 



3096 



Moiren auf einer Vase aus Kertsch, B. Rochette, 
Teint, ant. ined. p. 431. 452. — Auf einer Vase 
der Sammlung Jatta von Euvo, Avellino, Bullet. 
Napol. 3 p. 17—26 tav. 1 = Müller -Wieseler, 




D. d. a. K. 2, 921; könnte auch eine Alltags- 
acene sein. — Schicksalsgottbeiten auf etrus- 
kischen Spiegeln, s. E. Gerhard, Etrusk. Spiegel 
Taf. 31-36. 

Moirendarstellungen aus römischer Zeit. 
1) Marmorrelief auf einer Brunnenmündung im 



Museum zu Madrid: Geburt der Athena und 
drei Moiren, abgeb. Schneider, Geb. d. Athena 
Taf. 1, 1. Baumeister, Denkm. d.klass. Altert. 1 
Fig. 172; s. Abbildung 2. Die beiden Hälften 
sind nicht ursprünglich zusammen komponiert, 
wie der Umstand zeigt, dafs von jeder der- 
selben Wiederholungen vorkommen. Während 
die Athenegeburt auf ein griechisches Vorbild 
zurückgeht, gehört die Moirengruppe ihren 

10 Attributen nach italischer Erfindung an, wo- 
mit nicht ausgeschlossen ist, dafs für sie in 
formaler Hinsicht griechische Typen, ähnlich 
denen einiger Musen, entlehnt sind. Klotho 
sitzt und spinnt, Lachesis steht aufrecht und 
zieht von drei Lostäfelchen oder -Stäbchen mit 
abgewandtem Gesicht eines hervor, Atropos 
schreibt, gleich den beiden andern nach rechts 
gekehrt, den Schicksalsspruch auf ein Täf ei- 
chen. Ihre Stellung in einer Richtung macht 

20 es wahrscheinlich, dafs diese Gruppe darauf 
berechnet war, mit ihrer rechten Seite an ir- 
gend eineGeburtsscene angeschlossen zu werden, 
wenn auch nicht an die der Athena. Doch 
vgl. auch Sauser, Neu-attische Reliefs p. 68 
und W. Amelung, Die Basis des Praxiteles 
aus Mantineia p. 13 f. — 2) Ein ganz ana- 
loges Relief, nur die Moiren allein dar- 
stellend, befindet sich im Schlosse Tegel bei 
Berlin; s. Müller -Wieseler, B. d. a. K. 2, 922 

so nach Welcher, Zeitschr. für Gesch. u. Auslegung 
d. a. K. Taf. 3 nr. 10. Atropos ist gröfstenteils 
ergänzt, und zwar falsch, wie das vorher- 
genannte Relief zeigt. Rolle, Globus und Pfei- 
ler sind durch das einfache Schreibtäfelchen 
in der -L. zu ersetzen. Vgl. Friederichs -Wolters, 
Die Gipsabg. d. Berl. Mus. nr. 1862. 1865. — 
3) Relieffragment von einem Sarkophag, Museo 
Pio Giern. 4 tav. 34 = Müller - Wieseler, I>. d. a. K. 
2,840; s. Abbildung 3: Rechts Prometheus als 

40 Menschenschöpfer, mitten Mercurius die anima 
ihm zuführend, links die Moiren, zuerst Atro- 
pos auf die Sonnenuhr weisend, Lachesis mit 
Kugel und Griffel, Clo]tho in gleicher Rich- 
tung, aber den Kopf nach links einer dort noch 
folgenden Figur zugewandt, von der die Hand 
noch sichtbar ist. Die Attribute der Klotho sind 
undeutlich. Der Sinn der ganzen Darstellung 
ist offenbar der, dafs dem Geschöpf gleich- 
zeitig mit seiner Belebung (Zuführung der anima) 

50 von den Parzen sein Los bestimmt wird, vgl. 
0. Jahn, Arch. Beitr. 140 ff. Derselbe Gedanke 
liegt auch den beiden gröfseren Kompositionen 
zu Grunde: 4) Sarkophag Mus. Cap. 4 tav. 24 
= Müller -Wieseler 2, 838 a , und 5) Sarkophag 
bei Müller -Wieseler 2, 841. Wahrend auf die- 
sem nur die eine, Klotho, spinnend erscheint, 
sind auf jenem alle drei Schwestern thätig. 
Die ganze Komposition hat zum Gegenstand 
die Menschenschöpfung durch Prometheus, die 

eo Belebung durch Athene, den Tod und die Ab- 
führung der Seele zum Hades durch Hermes. 
Auf der Seite der Schöpfung sehen wir im 
Hintergrunde Klotho spinnend und Lachesis 
auf einen Globus schreibend, auf der Seite 
des Todes Atropos zu Häupten der Entseelten 
sitzend mit aufgeschlagener Schicksalsrolle auf 
den Knieen; vgl. 0. Jahn, Arch. Beitr. 170 f. 
Ann. dell' instü. arch. 19, 306 ff. — 6) Relief 



3097 



Moira (in der Kunst) 



Moira (in der Kunst) 



3098 



von einem Sarkophagdeekel des Mus. Capit. 
4, 29. Müller -Wieseler, Denkm. d. a. K. 2, 858; 
b. Abbildung 4: links Klotho spinnend, rechts 
Atropos mit geöffneter Sehicksalsrolle , in der 
Mitte, gröfser als die beiden andern, mit At- 
tributen der Tyche (Füllhorn und Wage), 
Lachesis, vgl. Pindar bei Paus. 7, 26, 8. — 
7) Eine Moira schreitend, den 1. Fufs auf ein 
Rad gestützt, neben einer Erinys auf dem 
Meleagersarkophag im Louvre, Baumeister, 
Denkm. Abb. 991. — 8. 9. 10. 11) Auch bei 
HochzeitsdarsttÄlungen begegnen uns die Moi- 
ren, bei griechischen im Hochzeitszug der 
Francoisvase, s. oben, bei römischen auf Sarko- 
phagen, s. O. Btnndorf, Wiener arch. Vorlegeil. 
N. F. 1, 1888 Taf. 9, 3 a (= Mon. med. dell' 
istituto 4, 9) im oberen Streifen des Sarko- 
phags Campana in der Eremitage zu St. Peters- 



Moiren scheinen Statuen gewesen zu sein, 
Paus. 10, 24, 4; s. oben. Moirenreliefs werden 
erwähnt am Hyakinthosaltar im Amyklä und 
in der Vorhalle zum Tempel der Despoina in 
Lykosura, s. oben, kleine Gruppen oder Re- 
liefs der Moiren und Hören am Zeusbild in 
Megara, s. oben. Am Kypseloskasten in 
Olympia erwähnt Pausanias 5, 18, 2 neben Nyx 
mit Thanatos und Hypnos, Dike und Adikia 
10 noch zwei Frauengestalten (Pharmakiden), 
die mit Keulen in Mörser stofsen: Als Schicksals- 
göttinnen sind diese wohl ohne Zweifel auf- 
zufassen, vgl. O. Kern, Arch. Jahrb. 3, 234 ff., 
der in ihnen Adrasteia und Eide erkennen 
möchte; wahrscheinlich sind darunter geradezu 
die beiden Moiren zu verstehen, die, als Phar- 
makiden gefafst, in ihren Mörsern dem Men- 
schen Heü und Unheil bereiten. Vgl. auch 




3) Die Moiren, Zeus, Hermes und Prometheus. 
Eelief von einem Sarkophag des Museo Pio-Clem. (nach Mus. Pio-Clem. 4 tav 34=). 



bürg; ebenda 4 b Sarkophag in S. Lorenzo 
fuori le mura und 5° in den Uffizien in Florenz, 50 
wahrscheinlich auch auf 2°. Als Moiren sind 
ohne Zweifel auch die drei Frauengestalten 
auf einem Sarkophagrelief mit der Darstellung 
des Lykurgos und der Ambrosia aufzufassen; 
s. oben Bd. 2 Sp. 2200 ff. und das Bild nr. 4 
das. Sp. 2201/2. In allen diesen späten Dar- 
stellungen erkennen wir durch die auf itali- 
schem Boden erfolgten Umgestaltungen hin- 
durch noch die Formensprache der griechischen 
Vorbilder und den Abglanz der griechischen Vor- 60 
Stellungen von den'drei Schicksalsschwestern. 
II. Nur litterarisch überlieferte Darstel- 
lungen. Dafs uns in der griechischen Kunst 
die Moiren so selten begegnen, ist kein Zufall. 
Zumal Statuen von ihnen lassen sich um so 
weniger erwarten , als ihr Kultus , wie wir 
sahen, in der Regel bildlos war. Nur die im 
Apollontempel in Delphi erwähnten zwei 



Nikandros bei Anton. Lib. 29, wo erzählt wird, 
dafs die Moiren und Eileithyia (s. u. Sp. 3101) 
im Auftrage der Hera die Geburt des Herakles 
verhinderten, während die von Pausanias (9,11,3) 
berichtete entsprechende thebanische Lokalsage 
von (prcgjiaxt&g redet, worunter unzweifelhaft die 
Moiren und Eileithyia zu verstehen sind. Nach 
Apollodor 1, 6, 2 bekämpften die Moiren die 
Giganten mit %äl%ea QÖmxla, d. i. wohl Mörser- 
keulen. S. Boscher, Die sogen. Pharmakiden des 
Kypseloskastens im Philologus 1888 (N. F. Bd. 1) 
S. 703 ff. und Milchhöfer, Arch. Jahrb. 7, 207. 
Im Heraion zu Olympia stand anch der Tisch, 
auf dem den Siegern die Kränze vorgelegt 
wurden. Unter den an dem Tische dargestell- 
ten Gottheiten werden neben Pluton, Dionysos 
und Persephone noch zwei Nymphen genannt, 
deren eine eine Kugel hält, Paus. 5, 20, 3. 
Auch hier liegt es nahe, an die Moiren zu 
denken. 



3099 



Moira (Attribute) 



Moira (in d. nachhom. Litt.) 3100 



o 

ff 



M 
s 



I 



> 



Attribute der 
Moiren finden wir in 
der älteren Kunst gar 
keine, dann Seepter, 
und später in römi- 
scher Zeit aufser der 
Spindel, die doch 
wohl schon von den 
Griechen übernom- 



es würde eine bunte Masse von oft widersprechen- 
den Aufserungen sogar derselbenAutoren sich er- 
geben, wenn das alles zusammengestellt würde. 
Es möge daher eine kurze Übersicht genügen. 
— Hesiod zuerst nennt die Moiren ausdrück ■ 
lieh Töchter des Zeus und der Themis und 
Schwestern der Hören und führt ihre Kamen 
an Theoa.QOlS . Ihnen hat Zeus die höchste 
Ehre- verliehen, sie verleihen den Sterblichen 
menist, bei Lachesis 10 Gutes sowohl als Schlimmes. Das ist alles, 
die Losstäbchen was Hesiod von ihnen innerhalb der Weltord- 
nung des Zeus zu sagen weifs. Dafs in dem- 
selben Gedicht 217 die Moiren, und zwar ohne 
Nennung ihrer Einzelnamen (denn v. 2 18 f. ist 
offenbar aus der späteren Erwähnung herauf- 
genommen und mit grober Störung des Zn- 
sammenhangs hineingeflickt), nicht etwa nur 
in poetischer Redeweise sondern in einer förm- 
lichen Genealogie als Töchter der Nyx und 
Schriftrolle, bald 20 Schwestern der Keren, überdies zugleich als 
das Schrifttäfel- Straferinnen begangener Übertretungen und 
Verfehlungen eingeführt werden, nachdem 
kaum sechs Zeilen zuvor der im ganzen 
gleichbedeutende Moros nebst Ker und Tha- 
natos als Kinder der Nyx genannt sind, be- 
weist blofs, dafs äiäL-Xbeä#mi£- in ihrer uns 
vorliegenden Form kein einheitliches Werk ist, 
sondern dafs in sie aus Dichtungen wesentlich 
anderer Richtung Bestandteile hineingetragen 
so sind. Als Töchter der Nacht ruft auch der 
O rphische Hym nus 69 die Moiren an und 
Hymnus 69, 12 nennt die Erinyen Moiren, 
nicht um sie ihnen gleichzusetzen, sondern 
um ihre nahe Verwandtschaft mit ihnen aus- 
zudrücken. Ein Hymnus bei Stob. Ecl. 1, 5, 12 
(Bergk, P. L. Gr. 3 4 p . 733) ruft Klotho und 
Lachesis an: evcolivot, xovqcu Nvxtos ovqÜvuu 
X&6via£ TS daifioveg ca xavSeifiavroi. mit der 
Bitte, die Hören, offenbar als ihnen nahe ver- 
4o wandte Mächte zu senden. In dem orphiacheTi 
Fragment 39 (Abel) dagegen werden die Moiren 
Töchter des Üranos und der Gaia genannt, und 
bei Epimenides sind sie Töchter des Kronos 
und der Euonyme, s. d. Aus dieser Buntheit 
der Angaben über die Herkunft der Moiren 
mag sich jeder selbst sein Urteil über deren 
Wert bilden. — Wenn in der hesiodischen Schüd - 
besehreibimg v. 258 die Moiren dabei stehen, 
wie die Keren sich auf die Opfer des Kampfes 
giösen Bewufstsein 50 stürzen, so ist zwar nicht zu verkennen, dafs 
im allgemeinen fest- sie ziemlich ungeschickt in die Schilderung 
des Thuns der Keren eingefügt sind, aber das 
berechtigt nicht, die Erwähnung der Moiren 
als Interpolation auszuscheiden; denn die Moi- 
ren sind, wie bei Homer die Moira des Ein- 
zelnen, stets zugegen, wo ein Leben sich zum 
Ende neigt. Nur ist die Moira nicht die Ker 
selbst, sondern stets deutlich von ihr unter- 
schieden. Die Moira führt das Todeslos her- 
Prosaiker ein weiter 60 bei , die Ker vollzieht das Unabwendbare. 
Spielraum für die Darum werden auch die* Moiren angerufen 
und geniefsen hohe Verehrung, die Keren 
haben niemals einen Kult gehabt, es sei denn 
eine Art Seelenkult, vgl. Crusius unter Keren 
und Bohd e, Psyche 218 f. 

Sehr frei bewegt sich in seinen Angaben 
über die Moiren Pindar . Einmal sind sie es, 
die dem Zeus die Themis als Gattin zuführen, 



oder den Globus, 
auf den sie mit einem 
Griffel schreibt, ein- 
mal auch die Attri- 
bute der Tyche, wie 
schon bei Pindar, 
bei Atropos bald die 
aufgeschlagene 



chen, in das das Le- 
bensschicksal einge- 
tragen wird, bald die 
Sonnenuhr. Bei 
Apoll, Bibl. 1. 6, 2, 6 
kämpfen die Moiren 
gegen die Giganten 
Agrios und Thoon 

angeblich mit 
ehernen Keulen 
(= Mörserkeulen?). 
Doch ist die Lesart 
nicht ganz gesichert. 
Vgl. Boscher a. a. 0. 
S. 708, der auch in 
den 'Stäben', die 
hie und da als Attri- 
bute der M. vor- 
kommen, Mörserkeu- 
len vermutet. 

Die Moiren in der 

nachhomerischen 

Litteratur. 

Zu ausgiebiger, 
Mythenbildung Wf 
die Moira wenig 
Stoff. Da dem reli- 



stand, was man sich 
unter Moira oder 
Moiren zu denken 
hatte v ohne dafs doch 
der Begriff dogma- 
tisch fixiert war, so 
blieb der Phantasie 
der Dichter und 



Ausgestaltung ihrer 
Vorstellungen von 
der Herkunft, den 
Verbindungen u. Be- 
ziehungen der Moi- 
ren zu verwandten 
Wesen offen, und 



3101 Moira (b. Pindar u. d. Tragikern) 

sind also alter als diese gedacht, frgm.GBöckh, 
dann leisten sie dem Herakles Beistand bei der 
Stiftung der Olympien, Ol. 10. 52, Bösem Be- 
ginnen stehen die Moiren fern , d. h. sie sind 
Göttinnen der Gesetzmäfsigkeit und des Rechts, 
P yth. 4, 145. Bei der Geburt erscheinen sie 
neben Eileithyia, OL 6, 42. Nem. 7, 1 {'Eist- 
&via, xÜqiSqs Moigäv ßu&vqiQovmv) , aber in 
demselben Gedicht t. 57 u nd ebenso Ol. 2. 21 
und 35 begegnet Moira mehr im fiomerischm 
Sinne, an letzterer Stelle auch in naher Ver- 
bindung mit Erinys. Allgemein als hilfreiche 
Göttinnen werden sie angerufen Isthm. 5 (6). 18 . 
und besonders bezeichnend iBt ein von Pamäc 
nias 7, 26. 8 bei Gelegenheit eines Bildes der 
Tyche mit dem Hörn der Amaltheia erwähntes 
Fragment Pindar s. wonach Tyche eine der 
Moiren sei, die mächtiger sei, als ihre Schwestern. 
Damit kann nur Lachesis gemeint sein, und 



Moira (b. Aristophanes etc.) 3102 

Aristophanes sind die Moiren hohe heilige 
Göttinnen, die z. B. bei der Hochzeit des Zeus 
und der Hera denHymenäus singen. Vögel 1734 ff . 
Sophokles behandelt, zumal in Oidipus auf Kol, , 
hauptsächlich das Problem des Verhältnisses 
von Verhängnis und .Schuld, vgl. darüber 
Lehrs, Popul . Aufs, a. d. Altert.* 201 ff. — 
Was die griechischen Philosophen über die 
Moira entwickeln, gehört nicht mehr ins Ge- 
10 biet der Mythologie, ebensowenig die Erörte- 
rung Plutarchs {De gen. Socr. c. 22) über die 
Moiqui »litäpyxoij welche als Töchter der 
Anänke die Schlüssel der Verbindungen zwischen 
den vier uq%ccI nävzcov. .Leben, Bewegung, 
Geburt und Tod führen; vgl. aufserdem die 

Es genüge daran zu erinnern, dafs man von 
der Macht der Moiren zu allen Zeiten eine 
sehr hohe Vorstellung hatte, dafs man bei 



diese Vorstellung erinnert an das oben er- 20 ihnen schwor, Theokr. 2, 160 . dafs man sie 
wähnte Sarkophagrelief, Müller -Wieseler. D.d. ""^ " u — " ™~>— »-«" ■>""» »>°™ <■'■ 
q. K. 2. 258. wo inmitten der zwei anderen 
Parzen, gröfser als diese, eine Gestalt mit Füllhorn 
und Wage steht, die mehr der Tyche gleicht. 
Unter den Tragikern läfst Aischylos beson- 
ders die nahe Verwandtschaft der Moiren und 
Erinyen hervortreten, die bei ihm geradezu 
selbst Schicksalsgöttinnen sind. Beide werden 
zusammen als Spenderinnen blühender Mannes 



sich überall gegenwärtig dachte, bald als 
X&6viai, bald als ovgdviai, s. oben; bald im 
Hades, bald im Olymp, dem Throne des Zeus 
zunächst, den Verkehr der Unter- und .ßber- 
welt vermittelnd, Or ph. Hymn. 43, 7 , bald bei 
den Seligen in der Unterwelt, Arist . Frösche 
4£3_^und wieder als Schwestern der Eumeniden 
und Töchter der Nacht. Gern stellte man sie 
sich auch vor als uralte Frauen, doch nicht 



kraft, bräutlichen Glücks, als Töchter der Nacht 30 in der bildenden Kunst, und auch in dem oben 
und göttliche Ordnerinnen des Rechts gepriesen, "' ' "" ~~ 1 "" 

Eum. 956 ff .; sie walten streng des alten Rechts, 
das zuweilen von jüngeren Göttern (Apollon) 

i durchbrochen wird, Eum. 170. 723ff. Im Pro- 
metheus 611 ff . wird die für Götter und Men- 
schen gleich zwingende Macht der Moiqui zqi- 
fiof/cpot uv^/iovie z' 'Egtvvtg hu Zwiegespräch 
zwischen dem Chor der Okeaniden und dem 
Gefesselten in grofsartiger Schönheit geschil- 



erwähnten Hymnus heifsen sie schönarmigo 
Mädchen. Zusammenstellung ihrer Epitheta 
bei Dichtern s. bei Bruchmann, Epitheta deo - 
rum. — Litteratnr: Welcker . Zeitschr. f. Gesch. 

Welcher, 



u. Erklärung d. alt. Kunst S. 197 ff. 

Griech. Götterl. 183 ff. Nägelsbach. Homer. Theöl. 
3. Aufl. von Autenrieth. 1884 . -glitte, Mflhu 
i izl z. ßiov r. vitot. 'Ell. Athen 1874 S. 208ff. 

„_ D D „ „ A .Christ/Schi cksalu. Gottheitb.HÖmer.lnn abiuck 

dert: sie führen das Steuerruder der Notwen- 40 1877, P. Bohse r Die Moira bei Hom er. 1893. s. ob. 
digkeit; Zeus selbst vermöchte dem vorher- Dieterich. Abraxas S. 93 ff. — Eine Komödie 



bestimmten Los nicht zu entfliehen, wenn er 
auch andererseits „mit grauem Gesetz das 
Schicksal regelt", Su ppl 673. Wenn nach 
A pnllodor 1, 9, 15, 2 Apollon von den Moiren 
durch Bitten für Admetos eine Verlängerung 
seiner Lebensfrist erhält, wenn sie bei Euri- 
pidrx frgm. 620 als die dem Throne des Zeus 
zunächst sitzenden unter den Göttern ange- 



Mntfim. mV hrieh TTermippos. ein Zeitgenosse des 
Perikles, Athen. Deipn. p. 346 C. 418 C. 476 D. 
4 86 A. 487 R =■ 668 A. Auch der Tragiker 
Achaios schrieb ein Stück unter diesem Titel . 
Athen, p. 277 B. V gl. Moirag etes. Über die 



römischen Moiren s . Fatum u nd Parcae. 

[Weizsäcker.] 

^ [Über den neugriechischen Moirenglauben 

rufen werden, so spricht sich in all diesen 50 s. aufser Schmidt u. Politis A. M aury, Oroyances 
Zügen eben die engste Wechselbeziehung et legendes du moyen dge. Paris 1896 p, "" 



20. 
Bennell Bodd, The customs and lore of modern 
Greece. London 1892 p. 109—113, ferner zwei 
Aufsätze von Albert Thumb, Zur neugriechi- 
schen Volkskunde, Zeitschrift des Vereins für 
Volkskunde 2 (1892) p. 123—134 u. p. 285—293, 
der in 1. „Die Schicksalsgöttinnen im neu- 
griechischen Volksglauben" besonders über den 
Volksglauben von den Moiren auf Aigina nach 



zwischen Zeus als dem höchsten Herrn aller 
Natur- und Weltordnung und den Moiren aus, 
in der, je nachdem es der Zusammenhang ge- 
stattet oder erfordert, der eine oder der andere 
Teil als das Frühere hervortritt. Eine Altera- 
tion dieser Vorstellung ist es nicht, wenn in 
den Eumeniden davon die Bede ist, dafs die 

jüngeren Götter die alten Satzungen der Moiren ; ( _ 

brechen: darin spricht sich nur der Kampf 60 Tl. 'Hqiiäzris, 'O Ka*op,oiQdiievog_ *ul_ ai niql 

— '-- "■"■ — Moiqüv dö&cu itaga zu atyivT]zwm laä. Athen 

1888 und über den Moirenglauben auf Sikinos 
nach Bent, The Cyclades or life among the 
insular Grteks. London 1885 p. 186ff. inter- 
essante Notizen giebt, und in 2. „Zur volks- 
tümlichen Mantik der heutigen Griechen" 
Gebräuche volkstümlicher Mantik, die zum 
Moirenglauben in Beziehung stehen, behandelt. 



einer neuen humaneren gegen eine ältere 
starrere Weltanschauung aus, der eben den 
Gegenstand dieser ganzen Tragödie bildet. 
Gedanken, wie sie Eurivides, Alk. 12 u. 32 
ausspricht, dafs Apollon die Moiren überlistet 
oder betrügt, haben einen komischen An- 
strich und keinen Anspruch, ernst genommen 
zu werden. Selbst dem gröfsten Komiker 



d\ 



3103 Moiragetes Moles Martis 3104 

Über den Moirenglauben bei den Aromunen ßijvov die n. Täßai bezeugt ist, so mufs die 
s. Weigernd, Die Aromunen. 2. Leipzig 1894 ' zum KiXXrp/bv gehörige itollxvq Ki'XXat (oder 
p. 121f. und Georg Sajaktzis, Graecowalachische -«?) geheifsen haben, deren Einwohner nicht, 
Sitten und Gebräuche, Zeitschr. d. Vereins f. wie die des troischen Ki'XXa, KiXXaiog, sondern 
Volkskunde 4, 1894 [p. 134—148] p. 144. Die KiXXavög hiefs; und KiXXavög ist auch als 
ihrem Wesen nach den Moiren entsprechen- Name der Daktylen der phrygischen Mutter 
den Ursitörele der Rumänen des Königreichs herzustellen. Das frühe Verschwinden der 
behandelt mit Vergleichung der Schicksals- itöXig, deren {totpjjyatijs K. war, aus dem Ge- 
göttinnen der übrigen Baikanvölkerschaften dächtnis (und dem strabonischen Texte) und 
Lazär Soinenw, Basmele romäne in compara- 10 die Ähnlichkeit mit dem weit berühmteren 
tiune cu legendele antice clasice sj, in legäturä Kyllene von Arkadien und Elis, vielleicht auch 
cu basmele popörelorü invecinate s c i die tuturorü bewußte gelehrte Anknüpfung der kretischen 
popörelorü romaniee. Bucuresci 1895. cap. 8. Daktylen an Elis (vgl. Hoeck, Kreta 1, 339 f.) 
Ciclulu fatalita\ei. A. Tipulü Moira p. 781 — hat bei Apollonios die Entstellung des Namens 
786. Drexler.] verschuldet. [Tümpel.] — 4) Überhaupt Bei- 
ffloiragetes {Moigayhrjg), Führer der Moiren, name aller Götter, lambl. fat. p. 179, 1. Aleiphr. 
Schicksalslenker, Beiname 1) des Zeus als des 1, 20 verbindet poiQaioi &soi -aal [Loioccyetai. 
höchsten Walters der Menschengeschicke. In öca'fiovsg. [StolL] 
Delphoi, wo Apollon den Menschen den Willen Molae s. Moles Martis. 
des Zeus und ihre Geschicke verkündete, be- 20 Molaios (MeoXaiog), nicht ganz sichere Les- 
fand sich in dem Tempel ein Bild des Zeus art des Namens eines Genossen des Deriades, 
Moiragetes mit denen des Apollon Moiragetes Norm- Dionys. 32, 165. [Höfer.] 
und der zwei Moiren, Paus. 10, 24, 4; in Olym- Molebos (MoXtßog), Freier der Penelope aus 

£ia am Hippodrom hatte Zeus Moiragetes als Zakynthos, Apoltod. Epit. 5, 29. Mythogr. 

eiter der Geschicke der Kampfspiele einen Graeci ed. Wagner 1, 234. [Höfer.] 

Altar, in dessen Nähe ein Altar der Moiren Moles Martis. Gellius 13,23 (22), lf.: Con- 

war, Paus. 5, 15, 4; in dem Heiligtum der precationes deum inmortdlium, quae ritu Bo- 

Despoina bei Akakesion in Arkadien waren mano fiunt, expositae sunt in libris saeerdotum 

Reliefbilder des Zeus Moiragetes und der populi Bomani et in plerisque antiquis ora- 
Moiren, Paus. 8, 37, 1. [Nach Stephani, Compte 30 tionibus. (2) in his scriptum est: Luam Saturni, 

'lendu 1881, 118f. ist Zeus auf einem Chalcedon Salaciam Neptuni, Horam Quirini, Virites 

dargestellt als bärtiger Mann mit dem Skeptron Quirini, Maiam Volcani, Heriem Iunonis, 

in der Linken, während er auf der vorge- Moles Martis Nerienemque Martis. In dieser 

streckten Rechten drei kleine aufrecht stehende Stelle las man früher mit einem Teil der 

und mit langen Gewändern bekleidete Frauen- Handschriften Molas Martis; jedoch zeigt die 

gestalten hält. Höfer.] — 2) Beiname des Angabe des Feriale Cumanum (C. I. L. 10, 8375 

Apollon zu Delphoi, Patts. 10, 24, 4; s. nr. 1. Z. 16) supplicd]tio. Molibus. Martis, die sich 

[Domenico Bassi, Apollo 'Moiragetes' Torino- jedenfalls auf den 12. Mai bezieht (vgl. G. de 

Roma 1895. Drexler.] [StolL] — 3) Mol- Petra in Atti della reale 'accademia di archeo- 
oriyetai nöXstov und nÜQsSQOi der idäischen 40 logia, lettere e belle arti [Napoli] 11 [1882/83] 

Mutter sind fiovvot die kretischen idäischen parte prima p. 40 f. Mommsen im Hermes 17 

Daktylen Tities und 'Kyllenos', wie Apollo- [1882] p. 637), dafs die Lesart der besseren 

nios Mhod. 1, 1126 ff. schreibt. Obgleich das Handschriften Moles die richtige ist. Zugleich 

Scholion z. d. St. erklärt: siel äs ovtoi zwv ergiebt sich aus der durch das Feriale Cuma- 

'Idatcov äa%zv\<ßv fioiQrjysTcci und Neuere das num bezeugten Länge des o, dafs die Ab- 

auffassen, als seien T. und K. c die vornehm- leitung des Namens Möles bzw. Molae von 

sten unter den idäischen Daktylen', also etwa mölere und die Deutung der Gottheiten als 

deren Schutzherren (s. o. Bd. 2 Sp. 1701 Z. 57), Mahlgöttinnen (Härtung, Religion d. Römer 2 

so geht doch der dichterische Ausdruck klar p. 172 nach einem ganz unhaltbaren Deutungs- 
auf Stadtschutzgötter. Die von Tities be- 50 versuch 1 p. 130, ihm beistimmend Gorssen in 

schützte phrygische Stadt ist Tition (der Ma- Ztschr. f. vergl. Sprachforsch. 2 [1853] p. 33; 

riandyner), die von 'Kyllenos' beschützte na- Th. Bergk, Beiträge z. latein. Grammatik. 1. 

türlich nicht etwa das ferne eleüsche Kyllene, Halle 1870 p.99; vgl. oben Bd. 2 Sp.204 Z.23ff.) 

sondern wiederum eine gleichnamige kleinasia-N oder Zermalmerinnen im Kriege {Walz in 

tische Stadt, da hauptsächlich Milesier diesen Paulys Bealencycl. 5 p. 131; Preller, B. M. 3 1 

beiden (Moirageten), und zwar vor der Rhea, p. 349 Anm. 1: 'Ob die Molae oder Moles 

Opferkult darbringen (nach des Milesiers Martis . . . sich auf den Krieg bezogen, mnfs 

Maiandrfijos , nicht wie Stoll oben Sp. 1701 dahingestellt bleiben') nicht haltbar ist. 'Viel- 

Z. 60 f. irrtümlich schreibt: 'Menandros', leicht sind . . . die vermuthlich dem Begriffe 
Müesidka frg. IIa. F. H. G. 4, 657 zu 448 60 nach gleichen Moles und Virites auf die 

und 2, 337). Da bietet sich denn keine andere, Stämme moliri und vis zurückzuführen und 

als die vort Strab. 13 p. 629 (vgl. Hoeck, Kreta als Strebungen, Kräfte zu fassen' Mommsen 

1, 307) angedeutete halbphrygische ; er zählt (a. a. 0.; mit molimen wollte schon Walz 

vom KavazQiavov nsälov nördlich gehend das a. a. 0. den Namen in Zusammenhang bringen). 

Kilßiavov und 'Tqmxviov, sha to nslrrjvöv ns- Durch die Zusammenstellung Moles Martis 

äCov (ijöri $Qvyiov), KiXXaviov, Täßjjvov l%ovxa wird nicht notwendig ein Familienverhältnis 

noU%vag pigocpQvyiovg i%ovaag auf. Da zum ('Töchter des Mars': Walz und Corssen a. 

. Tlst.rrivov xedi'ov die noUxvrj IleXtai, zum Ta- aa. 00.), sondern nur im allgemeinen die Zu- 



3105 Moline Moloch 3106 

gehörigkeit dieser 'Hilfsgottheiten' (Mommsen bernem Ei geborenen Asvkikkoi. xoüoot ist 

a. a. 0.) zn Mars ausgedrückt. [R. Peter.] MoXiöva im Frgm. 10 Bgk. des Ibykos (aus 

Moline (MoXivjj), abweichende Schreibung Athen. 2, 57 = Eustath. zu Hom. IL SP 638 

bei Eesiod frg. 30 KL, bei Apollon. Lex. Hom. p. 1321, 34 f., zu Hom. Od. X 302 p. 1686, 47) 

p. 113, 21 Bekk. Schol. Toicnl. Hom. II. A 709. infolge einer Verschmelzung der Molionen' mit 

Apollod. Bibl. 2, 7, 2. Paus. 5, 2, 2, 3. 8, 14, 6 den Dioskuren, bei der natürlich eine Nennung 

für. MoXiovri (s.d.). [Tümpel.] des Vaters, Aktor oder Poseidon, gleichermafsen 

Molio(n). Bei Lactant. de falsa relig. heifst störend und verräterisch gewesen sein würde, 

es sie constituta sunt templa Iovi Labrandio — 3) Ein thrakisches Weib, Mutter der (Alo- 

. . . . item Iovi Laprio (vielleicht Laphrio?), 10 aden) Otos und Ephialtes, nennen, um die Ver- 

Iovi Molioni, Iovi Casio et auae sunt in wirrung vollständig zu machen, die M. Nonnos 

eundem modum. Istluppiter Molio vielleicht und Eudokia in einer Erzählung von dem thes- 

mit dem Zevg MvXsvg (s. d.) identisch? salischen Himmelssturm, MvfroyQuyoi 362, 8ff. 

[Höfer.] X, 3 Westermann. [Tümpel.] 

Molion (MoXlcov), 1) Troer, »e^ärciav des Moliones, -idai s. Aktorionen, Kteatos, 
Thymbraios, von Odysseus in der Schlacht Molione; vgl. auch Tzetz. Chiliad. 5 69 ff. 
erlegt, Hom. II. A 322. — 2) Grieche, Sohn M. Mayer, Giganten u. Titanen 142. [E.Bethe, 
des Eurytos von Oichalia, Bruder des Toxens Quaestiones Biodoreae mythographae. Gottingae 
und Pytios sowie der Iole, fällt mit seinen 1887 p. 72. Usener, Götternamen p. 24. Drexler.] 
Brüdern von der Hand des Herakles bei der 20 [Höfer ] 
Verteidigung Oichalias und seiner Schwester, Molis (MoXlg). Herodianb. <7Aoiro6. p.354,21. 
Diod. 4, 37. [Hesiod im Schol. Laur. ad Soph. BeJcker, Anecd. 3, 1192, 24 zählt MsvSig, 
Trach. = frgm. 135, 3 Bzach, wo Hermann MoXig, Totig und 'Azaoyuzig als bvöpata Sai- 
nach Bwd. 4, 37 statt des überlieferten dniwv uövcov Zifiauivmv nagü @ou£(v auf Doch 
MoUmv verbessert hat. Höfer.] [Tümpel.] führt Tomaschek, Sitzungsber. d. kais. Akad 
_ Molione (MoUövri, so überall mit Ausnahme d. Wiss., phil.-hist. Cl. 130 (1893): die alten 
der oben unter Moline aufgeführten Schrei- Thraker 2, 48 diese Angabe auf eine Lässig- 
bungen ohne o) war 1) nach Hesiod frg. 30 Ki. keit der Abschreiber zurück und erklärt MoXIg 
Mutter der homerischen (A 750) 'Akzoqiodvi Mo- für identisch mit der babylonischen Aphrodite 
XCove (bei Apollon. Lex. Hom. p. 113, 21 Bekk.: so oder MvXitza 17 Ovgavia (Nik. Damasc. fr. 40). 
MoXivri), und zwar von Poseidon, wobei ihr [Höfer.] ( 
Gatte Aktor als rcarijo xccz' inUXr\aiv galt Molkos? (Moilxos?), flötenspielender Satyr auf 
(beim Schol. A Hom. II. a. a. 0.), während Ho- einem Vasengemälde, C. I. G. 8386. Heyde- 
meros die Zwillinge schlechtweg als Poseidon- mann, Satyr- und Bakchennamen 21 c; die 
söhne bezeichnet hatte (so auch noch Pindaros Lesart ist nicht ganz sicher; s. C. I. G. a. a. ; 
Ol. 10 [11], 26). Dem Hesiodos folgt Phere- vielleicht ist mit Gerhard, Aus. Vas. 1, 21o' 
kydes frg. 36 aus Schol. HB II. A 709 (von zu 117, 60 MöXnog zu lesen. [P. Kretschmer, 
G. Müller, F. H. G. 1, 81 mit entstellenden Biegriech. Vaseninschriften ihrer Sprache nach 
Zusätzen auf Grund eines vom Bekkerschen untersucht. Gütersloh 1894 p. 145 § 130 be- 
abweichenden Textes; s._ unter Molos nr. 2); 40 merkt darüber: „Wenn die Lesung richtig ist. . . 
ferner Schol. vet. unter aXXoag zu Pindar. Ol. so wird die Glosse des Hesych: ueXxt'ov W™, 
10 [11], 29; auch Apollod. Bibl. 2, 7, 2, 2 (MS- vvfirpai) nuiyviov heranzuziehen und Zusammen- 
Xtvrii Epit. Vat.: MoXiövij), freilich mit der hang mit psXnm, poXnrj anzunehmen sein", 
sonderbaren^ Umkehrung_ des hesiodischen "A-x- Drexler.] Vgl. Molpe u. Molpos. [Höfer.] 
Topos *az' iitMyrnv, yörra äl IJoGSiSävog in Mollisena(?) heifst, wenn die Lesart richtig 
natScg Ss ijaav Auxooog, sXiyovzo äh Iloesi- ist, beim Mythogr. Lat. 3, 15, 3 p. 254 ed 
Sävog. Unklar bleibt sich über das Verhältnis Bode die sonst Hilaeira genannte Tochter des 
der beiden Gatten der M. zu diesen Zwillingen Leukippos (hier Zetypus genannt, s. d. Art 
Eustathios zu II. 749 p. 882, 13-48. In home- Leukippiden); beim Mythogr. Lat. 1, 77 heifst 
rischer Weise nennt nur Poseidon als Vater 50 sie Dianisa, das entschieden verderbt ist- s. 
Schol. Pind. Ol. 10 [11], 28f. (aufser dem aUtog Bode, Not. crit. in myth. 1. 77 p. 28 [Höfer ] 
zu v. 29); nur Aktor neben MoXivr) kennt Pau- Moloch (Melecb). 

sanias in dem gleichen Stemma 8, 14, 6 und 1. In phönikischen Eigennamen, nament- 

ln der Erzählung 5, 2, 2, 3 (s. unten); Molos lieh auf Cypern und in Karthago und seinen 

als Vater der M. nennen zuerst die Schol. A Dependenzen, begegnet uns sehr häufig ein 

iyicnl.Il. A 709 (deren Inhalt C. Müller fälsch- Gott -|is Melech d. i. König, dem das Femi- 

lich dem Pherekydes zuweist, s. oben). Nach ninum nsba Milkat Königin zur Seite steht 

Paus. 6, 2, 2 macht M. auf die Nachricht vom So Milkijatön „Melech giebt", 'Abdmelech 

Meuchelmord ihrer Söhne in Kleonai es sich „Knecht des Melech", Melechräm , Melech 
zur Aufgabe, den Mörder zu entdecken, be- 60 ist erhaben", die Königsnamen Azemilkos 

treibt vergeblich die Hache und verflucht die „Melech ist mächtig" von Tyros Jechaw- 

künftigen eleüschen Teilnehmer an den isthmi- melek „Melech belebt" von Byblos die bei 

sehen Spielen in der ob. Bd. 1 Sp. 219 Z. 50ff. den Assyrem genannten Abimilki und Achi- 

ausführlich erzählten Weise. M. gilt als Gat- milki „Melech ist mein Vater resp. Bruder" 

tin eines Epeiossohnes (denn Aktor stammt von Arados u. a. — Chimilkat (Himilco) 

von der Epeiostochter Hyrmine, einer eleischen „Bruder der Milkat", Chotmilkat (lat Otmilc 

Stadteponyme) immer selbst als Epeierin, vgl. O. I.L. 8, 5285) „Schwester der Milkat", kmair- 

Paus. 5, 1, 11; 2, lf. — 2) Mutter der aus sil- milkat „Magd der Milkat", der Königsname 

Eoschkh, Lexikon der gr. n. Tom. Mythol. n. gg 



3107 Moloch Moloch * 3108 

Abdimilküti (assyr.) von Sidon. Diese Namen namen, wie Abimelech und Acbimelech „Me- 
zeigen zugleich, dafs nicht irdische Könige lech ist mein Vater resp. Bruder", 'Ebedmelech 
und Königinnen (die es überdies in Karthago „Knecht Melechs", Netanmelech „Gabe des 
nicht gab), sondern Götter gemeint sind. Da- Melech", Malkischua, (Sohn Sauls) „Melech 
gegen ist keine Inschrift bekannt, in der der hilft", Melkiram „Melech ist erhaben", Eli- 
Gott oder die Göttin als solche angerufen melech „mein Gott ist Melech" mögen zwar 
würden. Dagegen findet sich mehrfach der Gott einige unter Melech den irdischen König ver- 
Melki'aschtart „Melech (König) der Astarte", stehen, bei anderen ist aber darunter ent- 
der dadurch wohl als Gemahl der Astarte be- schieden ein Gott gemeint, vgl. die analogen 
zeichnet wird (in Phönikien selbst in den In- 10 mit Jahwe, Jahu zusammengesetzten Namen. 
Schriften an Umm el Awamid und Ma'süb, fer- Nur ist es sehr fraglich, ob hier unter Melech 
ner in Karthago G. I. sem. 1, 250, der Inschrift ein selbständiger Gott zu verstehen ist, oder 
eines Tempelknechts des Gottes). Weiteres ob es, wie El und manchmal auch Ba'al (Bd. 1 
über diesen Gott, der den Beinamen el cham- Sp. 2868), einfach ein Beiname Jahwes ist, der 
man, d.h. Gott einer Chammanstele, führt, ihn als König bezeichnet; in späterer Zeit (z.B. 
s oben Bd. 1 Sp. 2870 [ebendaselbst Sp. 2871 bei dem Judaeer Ehmelech in der Ruthlegende) 
über die rätselhaften Malakbaal- (Melekbaal-) ist nur die letztere Auffassung möglich, ebenso 
und Malak'oBirstelen]. Ein anderes weit hau- z. B. in dem Eigennamen Malkijahu „König 
figeres Kompositum von Melech ist Melqart, s.d. ist Jahwe". Dasselbe Dilemma kehrt bei den 
Art Die Sache liegt also ebenso wie bei dem 20 Angaben der historischen und prophetischen 
Namen Baal, der sich gleichfalls in unzähligen Schriften über den Melechkult wieder. Seit 
Eigennamen, aber niemals ohne einen weiteren dem achten Jahrhundert ist das Kindesopfer, 
Zusatz als isolierter Gottesname findet (oben das in Phönikien und Karthago zu allen Zeiten 
Bd.l Sp.2868. 2873) — ebenso wie Adon(Ado- in Blüte stand (vgl. Art. El), aber z. B. auch 
nis „Herr") nur als Epitheton eines Gottes, aber von König Mesa von Moab um 850 v. Chr. 
weder isoliert noch in zusammengesetzten Per- geübt ist (Beg. 2, 3, 27), in Israel eingedrungen 
sonennamen je als Gottesname vorkommt. Der und im siebenten Jahrhundert sehr eifrig be- 
königliche Gott, an den die Phöniker und Kar- trieben worden, um die Gottheit zu versöhnen 
thager dachten, wenn sie ihrem Kinde einen (vgl. z. B. Beg. 2, 17, 17. Ezech. 16, 21. 23, 37, 
mit Melech komponierten Namen gaben, dürfte so und dagegen das Verbot Beut. 18, 10). In Jeru- 
eben Melki'aschtart sein. — Wie die entspre- salem wurde es auf der Opferstätte Tophet im 
chende weibliche Gottheit mit vollem Namen „Thale der Söhne Hinnoms" (daher stammt 
hiefs wissen wir nicht sicher; vielleicht ist der Name Gehenna für die Hölle) dargebracht. 
sie aber in der ö^löPi vdm „Königin des Nach Beg. 2, 23, 10 wäre dies Opfer „dem 
Himmels" wiederzuerkennen, die nach Jeremia Melech" (immer mit Artikel!) dargebracht; 
7 18. 44, 17—19. 25 von den Weibern in Jeru- ebenso Jesaia 30, 33, wo Assur der Untergang 
sälem vor Josias Reform eifrig (u. a. durch verkündet wird (um 701 v. Chr.) : „hergerichtet 
Kuchenbacken und Trankopfer) verehrt wurde. ist bereits (seit längerer Zeit) ein Tophet, auch 
[Die abweichende Auffassung des Namens durch dies für den Melech" (so ist zu übersetzen), 
Stade, Ztschr. f. Alttest. Wiss. 6, 123 ff. 289 ff. 40 dessen Holzstofs, der Assur verzehren soll, 
scheint mir nicht haltbar; dagegen u. a. Schra- Jahwes Odem in Brand setzen wird. Hier sind 
der, Ber. d. Berl. Ah. 1886, 477 ff. Ztschr. f. die Worte „auch dies für den Melech" aller- 
Assyriologie 3, 353 ff. 4, 74. A. Kuenen, Be dings vielleicht Glosse. Levit.lS, 21. 20, 2—5 
Melecheth des hemels in den Verslagen en Mede- (exilische Zeit) wird das Kindesopfer an den 
deelingen der Eon. Akademie Amsterdam 3, 5 Melech bei Todesstrafe verboten. Dagegen nach 
(1888) S. 157 ff.] Ob diese Himmelskönigin mit Jeremia 7, 31 = 19, 5. 32, 35 „sie haben die 
derkarthagischenCaelestis(ob.Bd.lSp.2871f.) Altäre des Tophet im Thale der Söhne Hin- 
zusammenhängt, die sicher, d. h. durch eine noms erbaut, um ihre Söhne und Töchter zu 
büingue Inschrift, noch nicht identificiert ist, verbrennen [19, 5 ist hier widersinnig einge- 
steht dahin. 50 schoben „als Opfer für den Ba'al", 32, 35 „für 
2. Auf aramäischem Gebiete findet sich ein den Melech"], was ich ihnen nicht geboten 
entsprechender Gott nicht, wenn man nicht den und mir nie in den Sinn gekommen" mt es 
palmyrenischen Sonnengott Malachbel (Bd. 1 nicht zweifelhaft, dafs das Opfer vom Volke 
Sp. 2876) hierherziehen will. Wohl aber ken- in gutem Glauben dem Jahwe dargebracht 
nen ihn andere kana c anäische Stämme. Der wurde, der hier durch den Mund des Pro- 
Hauptgott der Ammoniter führt den Namen pheten dagegen protestiert Umgekehrt hat 
OD^a Milkom (Jerem. 49, 1.3 Malkam vokali- nach Ezechiel 20, 25 f. 31 Jahwe das Gebot 
siert, LXX Msl%ol, MiX%o[i, Beg. 1, 11 fälsch- wirklich über Israel verhängt, um es zu zueh- 
lich durch %& ßaadst avzmv übersetzt), in tigen und völlig zu verderben. Es wird moti- 
dem eine übrigens unerklärte Weiterbildung 60 viert durch eine genaue Interpretation des ur- 
von Melech nicht zu verkennen ist. Bekannt- sprünglich nur von der Peldfrucht und dem 
lieh hatte derselbe seit Salomo einen Altar am Vieh geltenden Gebots „alle Erstgeburt ist 
Ölberge bei Jerusalem, der, wie alle fremden mein" [die menschliche Erstgeburt wird dann 
Kultusstätten, von Josia zerstört ward (Beg. 1, bekanntlich durch ein Opfer gelöst]. Auch 
11 5. 33; 2, 23, 13). Dagegen ist bei den Is- kann nicht zweifelhaft sein, dals, wenn nicht 
raeliten der Kult des Gottes Melech unter der- Manasse (Beg. 2, 21, 6), so doch Ahaz {Beg. 2, 
selben Namensform wie in Phönikien weit 16, 3) in der Not der Belagerung seinen Sohn 
verbreitet gewesen. Von den zahlreichen Eigen- dem Volksgotte Jahwe als Opfer dargebracht 



3109 



Moloch 



Molodros 



3110 



hat. So hat man wohl Melech für identisch 
mit Jahwe angesehen oder vielleicht bei dem 
Kindesopfer Jahwe speziell als „den König" 
angerufen. — Den Kult des Melech in Jnda 
erwähnt noch Jes. 57, 9 (bald_ nach dem Exil) 
„Du zogst zum Melech mit öl und wandtest 
viele Salben auf". Jedenfalls haben die Ver- 
ehrer des Melech dadurch so wenig dem Jahwe 
zu nahe zu treten geglaubt wie die der „Him- 
melskönigin" (8. oben); die Exklusivität der 
prophetischen GottesauffasBung lag ihnen ganz 
fern. — Auf den ammonitischen Milkom ist der 
Name Melech Reg. 1, 11, 7 übertragen. 

3. Die späteren Juden haben sich 
schon in vorchristlicher Zeit gescheut, 
den Namen des Götzen Melech aus- 
zusprechen wie den Ba'als und anderer 
verpönter Gottheiten; sie sagten dafür 
boschet „Schande". Bei Ba'al hat das 
mehrfach zu Textänderungen geführt 
(z. B. Jschboschet für Eschba'al, Jerub- 
boschet für Jerubba'al, Mephiboschet 
für Meriba'al); bei Melech hat man sich 
begnügt, die Vokale von Boschet auf 
die Konsonanten des Namens zu über- 
tragen. Daher liest unser masoretischer 
Text immer T$3Fi ham-molech, woraus 
in der Septuaginta durch Vokalassimila- 
tion Moi.o% geworden ist. So ist uns die 
Aussprache Moloch geläufig geworden, 
die, wie man sieht, historisch gar keine 
Berechtigung hat. [Eduard Meyer.] 

In der religiösen Litteratur der Ba- 
bylonier und Assyrer ist die Götter- 
bezeichnung Malik nur als Götterattribut 
nachweisbar. Malik bedeutet „Ent- 
scheider" und wird verschiedenen Göt- 
tern als Epitheton beigesetzt. An den 
Stellen, die Malik scheinbar als Eigen- 
name aufführen, ist vielleicht Marduk als Götter- 
könig %av e&xriv gemeint. — In Zusammen- 
hang mit der Frage nach der Existenz Molochs 
auf babylonischem Gebiet pflegt man die Präge 
zu erörtern, ob die babylonisch -assyrischen 
Völker Menschenopfer gehabt haben. Sayce'a 
Aufstellungen in dem Aufsatze ,/m human 
sacrijice anwng the Babylonians" (Tr ansäet, 
of the Soc. of Bibl. Arch. 4, 25; vgl. Zeitschr. 
f. Keihchriftf. 2, 282) beruhen freilich auf einem 
argen Mifs Verständnis: nicht von Menschen- 
opfern ist an der fraglichen Stelle die Rede 
(fil EawL 64), sondern von Getreide, das in 
der Sonnenglut verbrennt! Und die von 
Lenormant, Etudes accadiennes 3, 112 als frag- 
ment sur les sacrifices d'enfants bezeichnete 
Stelle entpuppt sich bei näherer Betrachtung als 
harmlose Beschwörung eines Magiers, der die 
einzelnen Körperteile des Menschen seinen prie- 
sterlichen Manipulationen unterzieht (IV Rawl. 
26). Inichriftlich ist keine Spur von Menschen- 
opfer bei den Babyloniern zu finden. Die Bemer- 
kung Tide'*, man habe vielleicht geflissentlich 
in den Inschriften dergleichen verheimlicht, 
ist nicht ohne weiteres von der Hand zu weisen. 
Ceremonielle Menschenschlächtereien sind bei 
den Assyrern wenigstens nichts Unerhörtes. 
Asurbanipal erzahlt (V B. 4, 70 ff.), er habe bei 
demselben Stierkoloss, bei welchem einst San- 



herib, sein Vater, ermordet wurde, babylonische 
Kriegsgefangene als Totenopfer hinge- 
schlachtet (Niedermetzelung von Gefangenen 
wird auch im Alten Testament metonymisch 
als flirrt naj bezeichnet (Jes. 34, 6; vgl. 
1. Sam. 15, 33). Die beiden Bilder Fig. 1 
und 2 geben wir mit Fragezeichen wieder. 
Sie muten wie bildliche Zeugnisse von Men- 
schenopfern an. Der in Fig. 2 wiedergegebene 
xo Siegelcylinder ist unseres Erachtens unter allen 
bisher bekannt gewordenen der einzige, der 
für die Frage nach Darstellung von Menschen- 




1) Relief ans Botta, Monument of Nineveh II, 114. 

40 opfern in Betracht kommen könnte. Zu gleichem 
Resultat kommt die Studie W. H. Ward's 
human sacrifices on Bdbylonian cylinders in 

rz 




2) Siegelcylinder ans Menant, Grlyptique Orient. Fig. 95. 

Amer. Journ. of arch. V, 1 (1889) S. 34—39. 
Auch die fleischfressende und blutsaugende 
Istar mit dem Löwenhaupt auf den letzten 
Blättern von IV Rawl. bleibt vorläufig ein 
Rätsel. [Alfred Jeremias.] 
Molodros (MöloäQos), Gigant des pergame- 
60 nischen Altarfrieses. Fränkel (Die Inschr. von 
Pergamon 71c p. 65) hält den Namen für iden- 
tisch mit fioXoßgög 'Fresser' (Hom. Od. 17, 219. 
18, 26) und vergleicht Ael. hist. an. 7, 47 zäv 
8s äygiwv väv ra xsura jiolößffta ovopäfcovoiv. 
Auch M. Mayer, Giganten und Titanen 263, 
227 denkt an eine Verschreibung von Möloßoos. 
Vgl. auch Puchstein in den Sitzungsber. d. 
Berliner Akad. 1889 S. 342. [Höfer.] 

98* 



3111 Molon Molos 3112 

Molon (MöXmv), 1) ein ko'ischer Abant, der Beinen Manibus. Da er aber, entweder durch 
den aus seiner phthiotischen Heimat durch Heras Neid auf seine neue göttliche Würde, 
die Achaiossöhne Architeles und Archandros oder infolge der Überanstrengung, in Schlaf 
vertriebenen Peleus nach einem Schiffbruch verfallen war und zu spät kam, wenn auch ge- 
auf Kos aufnahm und bewirtete , bis er da- schmückt mit dem neme'ischen Eppichkranz des 
selbst starb, Schol. Eurip. Troad. 1128, eine Siegers, so traf er M. schon beim Opfer an die 
von Euripides abweichende Überlieferung, die Manes des Herakles, ubi et aries immolatw erat, 
auf Kallimachos zurückgehen mufs; wenigstens worauf die Nemeien gestiftet werden, aber die 
kannte dieser nach frg. 372 aus Schol. Find. Vergötterung des Helden offenbar vorläufig noch 
Pyth. 3, 167 des Peleus Unglücksfall bei Kos 10 unterbleibt: eine Motivierung der weiteren elf 
und seinen dortigen jammervollen Verbannungs- Kämpfe. Diese durch Kallimachos' Autorität 
tod (nach 0. Schneider, Callimachea 2, 569 in sehr bekannt gewordene (Maafs, Hermes 24, 
den Aitia 1, 14, nach v. Wilamowitz, Isyllos 53" 521) Legende ist nicht nur in einzelnen Zügen 
aus Lysimachos dem Alexandriner, der aber auf (von der Philemon-, Baucis- und Brongossage) 
Kallimachos zurückgehen wird), v. Wilamowitz nachgeahmt worden (Maafs a. a. 0. 520 ff.), 
(a. a. 0.) sieht in dieser nahen Beziehung des sondern auch selbst in abweichenden Varianten 
Abanten zum Phthioten den mythischen Aus- weiter entwickelt. In der Apollod. Bibliothek 
druck des historischen Zusammenhangs von heifst Herakles den M. 30 Tage warten mit 
Hiatiaia (auf dem abantiadischen Euboia) mit der Vollführung des beabsichtigten Opfers; die 
der Histiaiotis (in Thessalien, der Nachbar- 20 Alternative heifst: Q-vsiv Ail atozfiQi und 
landschaft freilich nicht der weiter BÜdlich evayt&w mg ijQooi, ('ifgaxlsf). M. ist bei He- 
gelegenen Phthiotis, wohl aber der 'thraki- rakles' Rückkunft noch nicht fertig mit dem 
sehen' Aba-Ergiske-Sergentzis, der Urheimat Opfer, sondern dies kann gerade dem Zeus 
der Abanten, s. oben Bd. 1 Sp. 1 und Artikel Soter noch wirklich dargebracht werden, wo- 
'Ares' 3, 5 in Pauly -Wissowas Realencykl.). bei ein Tier übrigens gar nicht genannt ist. 
Die spätere Häufigkeit des Namens M. in und Das Motiv von Heras Neid auf ihres Feindes 
um Kos (auf Rhodos) hat C. 0. Müller (Pauca Herakles drohende Vergötterung spielt hier also 
ex rebus Coorum, Ind. Schol. Gotting. 1838, 5 ff.) nicht mit hinein, auch nicht die Rücksicht auf 
für die Thatsächlichkeit dieser Meldung ins weitere Kämpfe des Helden, deren Anreihung 
Feld geführt, und Dibbelt (Quaest. Coae mytho- so zu begründen wäre. Dafür erscheint ein für 
logae 1891, 19. 29 ff.) hat in Verwertung früherer Kleonai und die Gegend von Nemeia sonst 
Beobachtungen Heynes (zu Apollodoros 184), nicht bezeugter Opferkult an Zeus Soter, dessen 
Maafs' (Hermes 23, 620 u. ö. , namentlich Göt- erstes Vorkommen hier durch Herakles' Em- 
ting. gel. Arn. 1890, 352) und Toepffers (Att. pfehlung anläfslich seiner ersten Heldenthat 
Geneal. 163) über den Zusammenhang der ko- motiviert ist. Denn nach Apollodors Bibliothek 
ischen Chalkiope und Chalkon (-odon) mit dem war M. bis zum Augenblicke von Herakles' Ein- 
gleichnamigen Abanten von Chalkis-Euboia die tritt blofs allgemein im Begriff ein iiqsiov &vuv, 
Herkunft dieser kölschen Abanten von den eu- zu wollen, oder nach Pediasimos' Abschrift, die 
böischen begründet. Sie stammen über das nur den Wert einer Variante zu den übrigen 
phokische Abai aus dem thrakischen Aba (s. d. 40 Apollodorhandschr. besitzt (R. Wagner ed. 1894 
Art. ob. Bd. 1 Sp. 1). Vgl. MöXog. — 2) Grieche p. IXL), dem Zeus schlechthin; gegen die Au- 
vor Troia, der von der Amazonenkönigin Pen- torität der Epitome Vaticana kommt aber dieser 
thesileia Hand fiel, Qu. Smyrn. Posthorn. 1, 227. Zusatz nicht in Betracht. Bei Apollodoros ist die 

[Tümpel.] M.-Sage also die Stiftungslegende eines kleo- 
Molorchos (MäXog^og, in den Hs. der Apollod. näischen Zeus - Soter- Kults, der dem von Argbs, 
Bibl. 2, 5, 1 MoXoquog, wie Cod. Monac. Nonn. Troizen, Epidauros, Sikyon, Aigion (Preller- 
Dionys. 16, 52 und mit ihm A. Koechly), nach Robert, Griech. Myth. 1, 151 f. 3 ) sich gleich- 
Steph. Byz. s. v. MoXoq%icc Eponymos einer ne- wertig anreiht. Von keinem der mythologi- 
me'ischen Stadt, nach Philargyros ein König, sehen Handbücher ist er allerdings bis jetzt 
nach Serv. Verg. Georg. 3, 19 (und Nonnos? vgl. 50 einer Erwähnung für wert gehalten, offenbar 
v. 59) ein Hirt, nach Apollod. a. a. 0. richtiger weil ein ausdrückliches Zeugnis, dafs das Bei- 
ein x^QV^Trjg, d. h. ein im og^os, Weinberg, spiel und die Anweisung des Herakles an M. 
Garten arbeitender (fisXei) Winzer und Land- bis in die spätere Zeit nachgewirkt habe, in 
mann, der nur einen einzigen Bock besafs, bei unseren Quellen nicht erhalten ist. Nur als 
Kleonai. Er ist verflochten seit Kallimachos in eine 'Vermutung' wagt Preller -Plew 2, 191* 
die Erzählung von Herakles' Kampfe mit dem die in dieser Form allerdings haltlose These, 
neme'ischen Löwen. In den Aitia (1, 9; nach dafs die Pflanzer (überhaupt?) nach Ablauf der 
0. Schneider, Callimachea 2, 67 beziehen sich Hundstage (warum ?) dem Zeus Soter geopfert 
hierauf frg. 179. 530. 140) kam ungefähr die haben möchten. [S. auch B. ünger, Sinis 
Geschichte so vor, wie sie im frg. 6 aus Pro- 60 p. 171 f. und Fr. Lenormant, Deseript. des ant. 
bus zu Verg. Georg, a. a. 0. erzählt wird: M. compos. la coli, de feu M. A. Raife. Paris 1867 
nimmt den Herakles auf, will ihm zu Ehren p. 166 nr. 1313. Drexler.] [Tümpel.] 
seinen einzigen Widder opfern; aber Herakles Molorkos s. Molorchos. 
hindert ihn und nimmt ihm das Versprechen Molos (MöXog), 1) Kreter, Vater des Merio- 
ab zu warten, bis er sein Abenteuer mit dem nes, Hom. II. iV249; Gastfreund des Kythe- 
Löwen bestanden habe. Komme er als Sieger, riers Amphidamos, dessen Helm er als Gast- 
so möge er ihm, dem Herakles, den Bock als geschenk empfing und seinem Sohne weiter- 
einem neuen Gotte opfern, falle er besiegt, vererbte, Hom. II. K 249. Aristot. Pepl.lh Bgh.; 



3113 Molos Molottos 3114 

Vater des Meriones, des Genossen des Idome- 'Ayrptao (Herzog), üop&äaiv, IIoQ&svg (Zer- 

neus auf dem troischen Zuge, hiefs er indem. störer), "Ayqwg (der Wilde) für Hypostasen 

Distichon auf dem gemeinsamen Grabmal der eines alten nichtthrakischen Kriegsgottes in 

beiden Freunde zu Knossos, wo sie als hilf- Aitolien, der später nur im thrakischen Ares 

reiche Heroen in Kriegsnot angerufen wurden aufging (1, 106), und zwar (1, 213 — 215) der 

und frvoiag genossen, nach Diod. 5, 79, der Leleger, wegen der angeschlossenen Zwillings- 

hinznfügt, des Idomeneus Vater sei Deukalion heroen (Aktorionen, Tyndariden). S. jedoch 

und dieser ein Bruder des Molos, Minos aber über das thrakisch-abantische Volkstum des 

der gemeinsame Vater des Molos und Deuka- MöXog den Artikel MöXiov. [Tümpel.] — 3) 
lion gewesen. Ohne Minos und die Bruder- 10 Ein Argiver, der mit Sthenelos gen Ilion zog 

schaft der beiden wiederholt die vier Namen und dort von Agenor getötet wurde, Qaint. 

Mo.-Me., De.-Id. Dictys im Prooemium. In Smyrn. 6, 624. [Stoll.] — 4) MmXog steht in 

Knossos ist darum auch wohl das 'kretische den Hs. von ( Apollod. Bibl. 3, 3, 1 für den 

Pest' zu suchen, bei welchem zu Plutarchs Zeit kretischen MöXog. — [6) Mmlog v. 1. für den 

und noch vor seinen Augen das kopflose Bild Gigantennamen TfiäXog bei Tzetz._ Theog. 93; 

eines Mannes als 'MöXog' gezeigt wurde mit vgl. M. Mayer, Giganten und Titanen 269 f. 

der Legende, M. habe einst einer Nymphe 248. Höfer.] [Tümpel.] 

Gewalt angethan und sei dann ohne Kopf ge- Molossos (MoXoaaög), Beiname des Apollon, 
funden worden, De defect. orae. 14. Wirklich ort h MoXoaaia ti(iätai, Tzetz. Lykophr. 426. 
nennt Sygin. Fab. 97 einen allerdings wohl 20 [Höfer.] 
verschriebenen Namen der Gattin des M., Mut- Molottos (MoXoztög), Sohn des Neoptolemos, 
ter des Meriones: Melphis, -idos (deXytg? Map- des Sohnes Achills, von der kriegsgefangenen, 
ölt's? MifKpigl). Ebenso unverständlich ist die ihm als Beute zugefallenen Witwe Hektors, An- 
fn der Apollodor. Bibl. 3, 3, 1 erhaltene An- dromache, in Euripides' gleichnamigem Drama, 
gäbe, MmXog (so!) sei ein vödog (vibg) des geboren in Phthia, wurde von der Mutter heim- 
Deukalion, Bruder des Idomeneus und der lieh ausgesetzt, da Neoptolemos seine zweite 
Krete. Die Verschreibung des Namens M. und Reise nach Delphoi angetreten hatte, und seine 
das doppelte xal vö&og %al Mälog zeigen später geehelichte, aber kinderlose Gattin Her- 
neben dem wunderlichen Inhalt die Verderb- mione, Tochter des Menelaos und der Helena, 
nis dieses in stark verkürzter Form auf uns 30 aus Eifersucht beide verfolgte und dazu sogar 
gekommenen Stemmas. — 2) Vater der Mo- ihren Vater hatte kommen lassen. Das Kind 
Hone (Towril. MoXivtj) nennt ein etymologisches aber ward in seinem Versteck von den Ver- 
Mythologem der elischen Molionensage den M., folgern aufgefunden und Andromache selbst 
Schot. A Townl. Hom. II. A 709 (nicht nach ihrem Asyl, dem Thetistempel, durch List ent- 
Pherekydes, wie auf Grund eines vom Bekker- zogen. Der Sohn soll mit seiner Mutter gerade 
sehen abweichenden Schölten- Textes C. Müller, ermordet werden, als er durch das Dazwischen- 
F. H. G. 1, 81, 36 angiebt; vgl. Ed. Bekk. 1, treten des alten ürgrofsvaters Peleus gerettet 
326 b ). Eustath. dagegen zu v. 749 p. 882, 13 wird. Geburt und Rettung des M. werden nun 

— 28 ff. schliefst sich einer 'jüngeren' ab- der Anlafs dazu, dafs Hermione nach Neopto- 
weichenden patronymischen Deutung von Mo- 40 lemos' Rückkehr von ihrem früheren Verlobten, 
Xlovs 'Aktoq{wvi an: MoXlovs sei »= Aizoolmve, Orestes, sich entsühnen läfst und dieser den 
also MöXog = "Axxwq, 'ein Doppelname nach Neoptolemos ermordet. Thetis befiehlt zum 
römischem Sprachgebrauch* (!).' Eustath. zu Schlufs, dafs Andromache und ihr Sohn, der 
Hom. II. K 268 p. 804, 36 und A 749 p. 882, 23 einzige überlebende Spröfsling vom Stamme 
etymologisiert M. aus poXeiv und erklärt es des Aiakos, Molossia besiedeln und der Kleine 
an ersterer Stelle als öpfiTjwxos. [Tümpel.] (der übrigens « 504 ff. redend auftritt) durch 

Molos (MäXog), 1) Aitolier, Sohn des En- die Ehe seiner Mutter mit Helenos einen Pflege- 

dymion, Enkel des Zeussohnes Aethlios, Vater und Stiefvater erhalten und auf seine Nach- 

des Pleuron, Grofsvater Kalydons, der durch kommen die erbliche Königswürde über dieses 
seinen Sohn Agenor Ahn des Adrastos wurde, 50 Land übertragen solle. Ahnherr der Molosser- 

Schol. H M Eurip. Phoin. 160. [Tümpel] — könige nennt ihn im gleichen Stemma auch 

2) Aitolier, Sohn des Ares von der Agenor- Eratosthenes b. Schol. Hom. Od. y 188 (= Eust. 

tochter Demonike, Bruder des Euenos, Pylos p. 1463, 36 ff.), aber in anderem Zusammen- 

und Thestios, Apollod. Bibl. 1, 7, 7, 3. [Stoll.] hange. Neoptolemos hat auf der Rückkehr 

— Da dieser aitolische MmXog "Aorpg deutliche von Hion gar nicht erst Phthia wiedergesehen, 
Fühlung mit der homerischen Formel fiälog sondern auf dem Landwege nach Befehl der 
"Agr}og hat, so sieht Immerwähr (Arkad. Kulte Thetis und einem Schicksalsspruch des Sehers 
259) das vom Schol. Apollon. Bhod, 1, 164 auf Helenos die nafißätig UfivT) von Epeiros er- 
die Gefangennahme Ereuthalions durch Ly- reicht, wo ihm nach Eroberung des Landes 
kurgos zurückgeführte arkadische Fest Mm- 60 Molossia M. geboren wird. Nicht ersichtlich 
Xeiu, das dort aus ficIUos = pü%n etymologi- ist, welcher von beiden Überlieferungen Schol. 
siert wird, als ein verstecktes Aresfest an, Pind. Nem. 7, 56 folgt. Bei Serv. Verg. Aen. 
vielleicht, da er die Stelle unter den arka- 3, 297 giebt Pyrrhus (Neoptolemos) selbst den 
dischen Heroen behandelt, durch Vermittlung Helenos dem M. zum Pflegevater, bevor er in 
eines vorausgesetzton arkadischen Aresheros Delphoi von Orestes' Mörderhand fällt, und hat 
M. H. D. Müller, Myth. 1, 159 hält MmXog Mutter und Sohn stets als legitim betrachtet, 
blofs für eine jüngere Nebenform von MöXog, Zwei Brüder hat M. nach Paus. 1, 11, 1. 2, der 
und den Heros, wie die ähnlichen benannten hinsichtlich der Kinderlosigkeit der Hermione 



3115 Molpadia Molpos 3116 

und Andromaches dritter Ehe mit Helenos, sich bei anhaltender Dürre infolge eines Orakel- 
dem Euripides, in dem Zug von Ilion nach Spruches freiwillig dem Zeus opfern liefs und 
Epeiros und der Prophezeiung des Helenos durchseinenToddasVaterlandrettete.AusDank- 
dem Eratosthenes folgt. Diese zwei Brüder barkeit errichteten die Eleier dem Zeus Ombrios 
heifsen Pielos und Pergamos, ein Stiefbruder ein Heiligtum und stellten in diesem eine Bild- 
en Helenos) Kestrinos; beim Schol. MB Fl. säule des Molpis auf, Tzetz. Byk. 159. [Höfer.] 
6,15 u. Schol. I Für. Andr. 24 dagegen (ohne Molpos (M6lnog)istl)äev von Plut. Qu.Graec. 
Mythos) Pyrrhos und Aiakides. (Die angeb- 28 und Tzetz. Lyh. 232. 234 nachgelieferte Name 
liehe 'Schwester Troas' ist wohl eher eine des 'TsveSiogavXrtrrjs', der in diesem von Steph. 
Tochter des Neoptolemos von Leonassa; vgl. 10 Byz. s. v. Tivs-dog erwähnten Sprichwort als 
C. Müller zu F. H. G. 3, 388 f., 13 und Bin- Typus eines falschen Zeugen galt und in der 
dorf z. d. Schol, 4 p. 127.) In dem ebenfalls Geschichte des Eponymos von Tenedos, Ten- 
verderbten und unleserlichen Schol. M Für. (n)es, und seiner ihn unglücklich liebenden,, 
Andr. 32 scheint Lysimachos (fr. 14) nach Ei- verleumderischen Schwiegermutter vorkam. Ob 
neos (1 wie O. Müller, F. H. G. 3, 389, 14 an- und inwieweit schon Hekataios (frg. 139 bei 
nimmt) die wunderliche Angabe zugeschrieben Steph. Byz. s. v. TsvsSog, F. H. G. 1, 9) die 
zu werden, dafs M. dem Neoptolemos gerade Einzelheiten dieser Sage kannte, steht dahin 
von Hermione geboren worden sei. [Apollod. (U. Höfer, Konon 16 12 ); ebensowenig steht es 
Fpit. Tat. 5, 12 p. 218 Wagner. Spätere Ge- fest von Aristeides von Miletos (frg. 32, ebend. 
lehrsamkeit leitete den Namen des Versfufses 20 4, 327), der mit anderen im gleichen parömio- 
Molossos von Molossos, dem Sohne des Pyrrhos, graphischen Zusammenhange genannt ist. Auch 
her, zag cßäag yag Xeyovaiv iv roiovtco nstgco iv demEuripides gehörte die Tragödie Tivvrjg nicht, 
xm tsgä rjjs JtaScövrjg nsgi xr\v "Hneigov ngog die in der Vita als unecht aufgeführt wird, son- 
pvrjuriv MoXoaeov Bionysios 7cbqI noSäv in dem wahrscheinlich dem Kritias (Höfer a. a. 0. 
Anecd. var. ed. Schoell u. Studemund 1, 162; 34), dem v. Wilamowitz (Anal. Eurip. 161 Anm.) 
vgl. 209. 227. Höfer.] [Tümpel.] den als Vorwurf einer Tragödie höchst geeig- 
Molpadia (MoXnaSia), eine Amazone, welche neten Stoff zuteilt (Höfer J. Lyhophron (Kos- 
in die von Biodor. 4, 28 angedeutete Sage vom sandra 234 f.) ist der erste, der, ohne Namen 
Heldentod der Amazone Antiope zu Athen im freilich, den Tennes xä itgoo&iv avXrjxrjgog i*- 
Kampfe an Theseus' Seite gegen ihre einstigen so necpsvyöxa ipvSgaiai yrjpcug Xagvaxocpfrogovs 
Genossinnen verwickelt ist. Pausanias nämlich gafäg nennt und, nach Tzetzes' Erklärung damit, 
(1,2,1) giebt als einheimische Legende zum auf seine Flucht in der Larnax vor den Verleum- 
athenischen pvripa MoXnaSiag die Nachricht, düngen seiner verliebten und durch Zurück- 
diese sei von Theseus' Hand gefallen, weil sie Weisung beleidigten Schwiegermutter, sowie 
die (ebenfalls in Athen mit einem ji»»jfta ge- vor der Kachsucht des verblendeten Vatert 
ehrte) Amazone Antiope, Theseus' Geliebte, Kyknos anspielt. Die Phylonome hatte, von 
durch einen Pfeilschufs im attischen Amazonen- Tennes verschmäht, dem Kyknos vorgelogen, 
kämpfe getötet habe. Nach den ivioi des Plu- Tennes habe sie vergewaltigen wollen, und M. 
tarchos (Theseus c. 27) war es ein Speerwurf, hatte durch sein Zeugnis diese Verleumdung 
und das Denkmal bestand in einer exr\Xr\ nag«. 40 bekräftigt. Auch Ps.- Herakleides, F. H. G. 2, 
tÖ rjjs 'OXvfiniag isgöv. Diese cvwi hat Tzetz. 213, 7 nennt den Namen des avXrjrfig nicht, 
LyJc. 1332 irrtümlich wiederfinden zu dürfen fügt aber hinzu, genau wie Biodor. 5, 83 und 
geglaubt in den Eingangs vom c. 26 erwähn- Plutarchos a. a. G., dafs um dieses falschen 
ten Pherekydes, Hellanikos und Herodoros (lib. Zeugnisses eines Flötenspielers halber auf der 
'Hgöäozog); wenigstens citiert er sein stark ge- Insel des Tennes den Flötenspielern überhaupt 
kürztes und z. T. sinnloses Referat aus Hero- der Eintritt in den Tempel (des Tennes doch 
doros (frg. 16, F. H. G. 2, 32 f., wo G. Muller wohl) untersagt sei (was Tzetzes verschweigt), 
den Sachverhalt aufdeckt; die Tzetzeshandschr. Auf diese Geschichte wird aber auch noch ein 
bieten den Gen. MoXitiäog und MoXnovSCag\). zweites Sprichwort, das zuerst bei Menandros 
Vgl. v. Gutschmid, Kl. Schriften ed. Bühl, 5, 146. 50 dem Komiker im 'Eyseiog (frg. 200 Koch aus 

[Tümpel.] Zendb. 6, 9. G. A. F. 3, 57) vorkommt, zurück- 

Molpe (MöXnrj), 1) Name einer Bakchantin geführt: 'Tevidiog av&Qtojtog' . Apostolios 16, 25 

auf einer schwarzfigurigen Amphora (abgeb. bezieht es darauf, dafs Tennes als König und 

Boulez, Choix de vas. peints pl. 6). C. I. G. Gesetzgeber bestimmt habe, hinter den ia 

4, 7459. Heydemann, Satyr- u. Bahchennamen tpsvärj %uxriyoQovGi.v solle der Srjiiiog (äv&ga- 

28 w. [Bumont et Chaplain, Les ceramiques «tos) mit erhobenem (tenedischem) Beile stehen, 

de la Grece propre 1 p. 277 f. P. Kretschmer, um die Überführten sogleich zu erschlagen. 

Bie griech. Vaseninschriften p. 63 f. § 40 nr. 4. Ein Flötenspieler ist freilich neben der inqxgvid 

Drexler.] — 2) Eine der Seirenen, Schol. Apoll. ebensowenig genannt, wie bei Zenob. a. a. 0., 
Bhod. 4, 892. Hyg. f. praef. p. 12 ed. Schmidt. 60 demzufolge seit jener Verleumdung der Schwie- 

[Höfer.] germutter der beilschwingende Ttvsäiog av- 

Molpeus (MoXnevg), Genosse des Phineus auf ftgamog sowohl hinter dem Rücken des «pi- 

der Hochzeit des Perseus, ein Chaonier aus der vopsvog als der xgtvtov steht, eine Verschmel- 

Stadt Chaonia in Syrien, Ov. Met. 5, 163. 168. zung mit .der aristotelischen Erklärung (frg. 170. 

[Stoll.] F. H. G. 2, 157) des T. niXtmg und dem Sprich- 

Molpia (MoXitta) s. die Artikel Hippo 4 und wort T. avvrjyogoe als eines kurzen Prozefs 

Leuktrides. [Höfer.] machenden Standrichters eingetreten ist (vgl. 

Molpis (MoXmg), ein vornehmer Eleier, der Phot., Suid. u. d. W.). Für das Verbot, dafs 



3117 



Molnros 



Momos 



3118 



Flötenspieler den Tempel betreten dürfen, 
ist nach 0. MüUeTj Dor. l s , 347, 5 Apollons 
Hafs und Abscheu gegen die aufregende und 
düstere Flötenmusik der Grund. Nicht vergessen 
werden darf bei dieser Erklärung, dals der 
Tempel nicht etwa ein Apollontempel ist, sondern 
einer des vergötterten Tennes; allerdings heilst 
dieser bei Tzetz. Lyk. 232 vlbg 'AnöUmvog Egyra 
(Kvkvov Xöyra), gilt also als Äpollonhypostase, 



beide, die Hellenen und Barbaren, m einen 
menschenmordenden Krieg verwickelt werden 
würden: den troischen. Nach dem Vermitt- 
ler dieses Fragments soll M. nichts anderes 
sein, als was Homeros (II. Abf.) durch Bovlrj 
des Zeus zu umschreiben pflegte. Ein Satyr- 
drama Momos schuf Sophokles (frg. 369 — 374* 
Däf.), dessen Inhalt man in Lukians Eermo- 
timos c. 20 (s. unten) hat wiederfinden wollen. 



^MSS5 - Si*e*sftÄ 1 2!- 1 s*Ä 



wie Tennes führt. Durch die Auffindung der 
Epitome Vaticana, welche (17) § 24 statt des 
im Marcianus überlieferten Mölnog vielmenr 
Evaolno« giebt (ed. B. Wagner p. 196, 3) wird 
die von M. Chr. G. Müller (ed. 1, 497) auf Grund 
des Textes von Cod. Vitebergensis 1 und Gizien- 
sis im Schol. v. 233 und^ des Ciz. v. 234. 236 
vorgeschlagene Lesung EvfiolTiog bestätigt. Sie 
hat Tzetzes, der wahrscheinlich für seinen Ly- 



Ächaios (frg. 29 Na. aus Schol. Ar. Pax. 357). 
Piaton (Bep. 6, 487 A) hat schon sprichwörtlich 
ovä' av b M. rovto ^i^aizo. Bei Aristoteles 
(De partt. animal. 3, 2) tadelt M., dafs das 
Hörn dem schwächsten Teile des Stieres, dem 
Kopfe angesetzt sei, anstatt dem stärksten, 
der Schulter. Als KalUmachos in seiner lite- 
rarischen Fehde seine neuen kurzen Epen, die 
Elegieen der Alxia, gegen deren Tadler, seinen 



Viat Tzetzes der wahrscheinlich iur seinen uy- jsiüguroi u« i«.~. e"»~ tjj,„j„„ „«,. 



thek angefertigt hat (B. Wagner a. a. O. .JUL.UL), 
vorgefunden. Mit einem der ob. Bd.l Sp.1403 
aufgezählten- Eumolpoi ist er nicht identisch. 
Auch der hyginische (Fab. 273) erfindet nicht 
selbst das Flötenspiel, sondern nur den Ge- 
sang zum Flötenspiel des Olympos. Und hierin 
irrte Müller a. a. 0. seines Tzetzeskommentars, 
wenn er an den Sohn des Musaios, Schüler 
des (lesbischen?) Orpheus, dachte. — 2) S. 
Molkos. [Tümpel.] 

Molnros, Molyros (Molvgog vulg.; Molov- 
ooq corr. Schubart), Sohn des Arisbas, verführte 
die ungenannte Gattin des Hyettos von Argos, 
wurde von diesem ertappt und erschlagen; eine 
Sage, welche begründen sollte, warum der Ar- 
geier Hyettos seine Heimat verlassen und nach 
dem miny eischen Orchomenos in Boiotien ent- 
flohen war, in dessen' Nähe er den vom fjocog 
(Orchomenos? Koechly, Oonj. ep. 1, 13 mit Text- 



teidigte, der vielmehr die langen Epen Homers 
Wiederaufleben lassen wollte, stellte er mit Vor- 
liebe den tadelsüchtigen, abtrünnigen Schuler 
als hämischen M. an den Pranger. Im polemi- 
schen Schlüsse des Apollonhymnos (2, 112; vgl. 
Schol. v. 106) heifst er M. dahin gehen, wohin 
schon Phthonos verwiesen sei. Phthonos näm- 
lich habe einst beim Anhören des kurzen delphi- 
schen Paians dem Apollon ins Ohr geflüstert: 
30 ,Ich liebe nicht einen Sänger, dessen kurze be- 
sänge sich nicht wie ein Meeresspiegel aus- 
breiten", sei aber von Apollon mit einem 
Fufstritt aus seinem Kreise verwiesen worden, 
da es nicht auf den Umfang, sondern die Rein- 
heit der (kastalischen) Quelle ankomme. Es ist 
symbolisch die Ausstoßung des Apollomos auB 
dem alexandrinischen Kreise gemeint, nach 
welcher jener seinen Wohnsitz in Rhodos auf- 
geschlagen hatte, Knaack, Apollonios 2, 67. 



2£T==£S - ä^Lä^ä 



die grofsen Ehoien (frg. 149 KL) hei Paus. 9, 
36. 6. [Tümpel.] 

Molyndaios? (MolwäaCosI), wohl eponymer 
Gründer der Stadt Molyndeia in Lykien. Steph. 
Byz. MolvvSiia, Ttolig Aviiag, änb MotvväaCov 
(Meineke MoXvväsmg). 'AlsfrväQog sv za> m-qi, 
Avuiag ■agcötcp. [Röscher.] 

Molvneus (MoXvvsvg), auf dem Feldzug des 
Dionysos von Deriades getötet, Nonn. Dionys. 
32, 188. [Höfer.] 

Molyros s. Molnros. 

Momos (Mcöfiog), Verkörperung der iadel- 
sucht, gehört bei Hesiodos (Theog. 214) mit 
Oizys, Hesperiden, Moiren und Keren zum 
zweiten Geschlecht der Kinder der Nyx (I = Mo- 
ros, Ker, Thanatos, Hypnos, Oneirata; HI = Ne- 
mesis). Er tritt wirklich handelnd auf rn^en 
Kyprien des Stasinos (frg. 1 aus Schol. AMm. 
II 1 6 f ). Nachdem Zeus, durch die Bitten 



jru-wrvy- tt toovww *. — — ^Z* - , ' " > 

der auf seine Erfindung des loyog xigavivris 
und lni*e*a%vwivog stolze, von Ptolemaws 
Soter aber wegen seiner Einfalt mit dem Spott- 
namen Kgövog gebrandmarkte (Eesych. Miles. 
F H G. 4, 161, 16) Philosoph Diodoros von 
lasos verspottet werden soll, fingiert wiederum 
KalUmachos, dafs sogar M. (ähnlich jenen 
Jünglingen, die den Namen des geliebten 
Knaben mit o äsiva mxXbg allüberall yerewig- 
50 ten) an die Wände geschrieben habe: o Kgovog 
iati aotpög und dafs sogar die Krähen die ab- 
gedroschenen philosophischen Schlagworte des 
Diodoros aufgeschnappt hätten und wieder- 
holten. Auch an dieser Stelle des KalUmachos 
mufs mit M. Apollonios gemeint sein. Darauf 
führt die Verbindung mit den Krähen. Apol- 
lonios von Rhodos hatte nämlich in seinen 
Argonautika 3, 927—947 zuerst die Erzählung 
der geschwätzigen Krähe in der Hekale seines 



^s»St-i€KÄ.=?s 



völkerung durch die gottlose Menschheit be 
wogen, zuerst den thebaischen Krieg geschickt, 
dann an weitere Vernichtung durch Donner- 
keile und Überschwemmungen gedacht hatte, 
hindert ihn hieran M. und rät ihm die Ver- 
heiratung der Göttin Thetis mit einem sterb- 
lichen Manne und die Erzeugung einer schönen 
Tochter (Aphrodite ist gemeint), durch welche 



Kol. IV) lächerlich zu machen versucht durch 
jenes eigentümliche svöäiov avpßoXov einer 
Krähe gegen den «craöjMWTts «axojpjjsHfcje 
dnlsiTig Mopsos (= KalUmachos), der ovä oaa 
mxlSsg l'eamv oläs vom <pQcia<sa'}&ai, (Knaack 
a a 0.),und da im Epigrammfragment 70 wieder 
der Spottname Momos in Verbindung mit diesen 
Krähen auftritt, so wird hier der einfältige 



,.-.*-. 



3119 Mondgöttin (Litteratur) Mondgöttin (Kult von Elia) 3120 

M., der sich schülerhaft und dem ptolemäisehen u. S . 46 ffi. ein alphabetisches Verzeichnis der 
Musenhofe zum Trotze zum Herold seines noch griechischen Epitheta der Mondgöttin. Jeder 
einfältigeren Lehrers Kronos hergiebt, wohl Leser, der si6h über die einschlägigen Fragen 
wiederum derselbe „sonst so tadelsüchtige" und Probleme gründlicher orientieren will, sei 
Apollonios sein sollen. (Vgl. auch das wohl auf diese beiden Monographieen ein für allemal 
richtig auf KaUimachos zurückgeführte Epi- verwiesen, auch da wo sie nicht ausdrücklich 
grammfrgm. 325 [0. Sehneider, Callimachea 2, citiert sind. 
771], das wieder die Krähe und die Behand- 
lung der ivöäia avrfolu am Schlufs von At- *• KultstStten und Lokalsagen. 
zia 3 [vgl. 0. Schneider a. a. 0. 110 f.] gegen 10 Im eigentlichen Hellas giebt es nicht 
Apollonios' spöttische Angriffe verteidigen soll). gerade viele Kultstätten der Selene ; diese 
Viel beschäftigt sich mit M. die Sophistik Thatsache, welche sich mit der relativen Selten- 
und Rhetorik des zweiten nachchristlichen heit von Kultstätten des Helios vergleichen , 
Jahrhunderts. Bei AU. Aristeides (Or. 49 läfst, dürfte sich wohl am einfachsten durch 
p. 397 Jebb) tadelt er an Aphrodite, weil er den Hinweis auf die zahlreichen Kultstätten 
sonst nichts zu tadeln findet, den Schuh; vgl. älterer Mondgöttinnen (Hekate, Artemis) und 
Julian, Ep. ad Dionys. Bei Lukianos {Dial. Mondheroinen erklären, welche natürlich einer 
Deor. 20, 2) macht Aphrodite sich anheischig, weiteren Verbreitung des Selenekultus nmso- 
ihm selbst unbedenklich gegenüberzutreten. mehr im Wege standen, als die ursprüngliche 
Auch in desselben Hermotimos (c. 20) tritt er 20 Identität der Selene mit den genannten Göt- 
unter den Göttern auf und tadelt das Haus tinnen nie ganz aus dem Volksbewufstsein ver- 
der Athena, den Stier des Poseidon und den seh wunden war. Gleichwohl sind die Kultstätten 
Menschen des Hephaistos, weil dieser nicht die der Selene zahlreicher als man bisher an- 
Brust mit einer Thür versehen habe, um den genommen hat. — Beginnen wir zun&chst mit 
Einblick ins Herz zu ermöglichen. Im Nigri- denjenigen Thatsachen, welche einen über ganz 
nos 32 f. und Dial. Deor. 9 (vgl. Ver. Hist. 2, 3 Hellas verbreiteten Selenekultus bezeugen, so 
und Babrios Fab. 59) tadelt M. den Zeus als haben wir an erster Stelle einer Äufserung 
Schöpfer des Stieres, dafs er die Hörner nicht Piato ns (leges 887 E) zu gedenken, wo er von 
vor oder unter die Augen gesetzt habe. Im den TtQo-nvXtceig und itQoaiivvrjßsig als von 
Iup. tragoed. 22 wird er wegen seiner Tadel- so Kulthandlungen redet, mit denen Hellenen 
sucht wegwerfend behandelt. Im Deor. Consil. und Barbaren beim Aufgang und Untergang 
ist er mit Zeus und Hermes Dialogfigur und Sonne und Mond zu ehren pflegten (YgL_anch 
tadelt, dafs Bakchos unter die Götter gerech- ElatApoIog, 2.6J2X*). Mehr bei Boscher, Nach- 
net werde (4), mufs aber auf Befehl des Zeus träge 1 f. Ferner kommt hier der nicht un- 
den Herakles und Asklepios mit seinem Spott wichtige Umstand in Betracht, dafs so viele 
verschonen. Bei Philostr.Ep. 21 erscheint M. auf Eigennamen aus den verschiedensten griechi- 
einem Bilde als entkräfteter Greis. Sprich- sehen Landschaften mit \ii\vr\ zusammengesetzt 
wörtlich steht M. bei Damaskios (bei Phot. sind; vgl. z. B. Mijväg (Lakedaimonier bei 
Exe. p. 1044, 34 = Suid. s. v. 'Eg/iBiag, ge- Thvkydides) , Mrjvrjyezrjg, Mr)vr]g (Kamari- - 
kürzt unter Mäpog). Als Vater der Gramma- 40 näer), Mrjvo(pävrjg (Spartaner), Mrjvoq>ilos 
tiker nennt ihn (M. exvyiog) das Epigramm (Athener), Mrjvo%äQrjg (Athener) u. s. w. Mag 
Anth.Pal. 11, 321. Der Alexandriner Leonidas auch vielleicht bei einzelnen dieser Namen an 
(ebend. 9, 356) giebt ihm einen scharfen Zahn. den Kultus des kreinasiatischen Mondgottes 
Alkaios von Messene (ebend. 16,7) giebt ihm Mrjv (s. d.) zn denken sein, so ist es doch in vielen 
leichte Fittige. In der Anthologie Plan, heifst Fällen durchaus wahrscheinlich, dafs die grie- 
er itupitEv&rig'y'iQeiv zgigälaazog (265, lff.) dv- gische Mondgöttin Mrjvr} gemeint ist, zumal 
Späaivig (266, lff.), geflügelt (7). Eine Etymo- da wir sehen werden, dafs diese bei der Ge- 
logie giebt das Et. Mag. 593; 15 von firä = burt und Entbindung eine bedeutende Rolle 
£jjt<5 und definiert ihn = b dsl iitigrjzmv kccI spielte ( vgl. Kap. V b ). 

fitjäev zäv aXXcov ttiavov vo\t,t%tav, äXX' ivSelv zov Bö 1) Besonders verbreitet, scheint der Selene- 

xQSixzovog, äsl icäv bttovv Xeytav ital Siaevqcav. kult in der Peloponnes gewesen zu sein, 

Vgl. auch Luc. IJcaromenipp. 31; dieselbe Er- wo wir ihm an folgenden Orten begegnen: 
Zählung wie bei Luc. Hermotim. 20 findet sich a) Elis. Hier spielte die Sage von Endy- 

auch bei Aisop. f. 100 Schneider, nur dafs hier mion, dem Vater des Paion, Epeios und Aito- 

Zeus den Stier und Prometheus den Menschen los, Stammvater derEpeier, welcher mit Selene 

erschafft und Zeus schliefslich den Momos 50 Töchter zeugte (Paus. 6, l 4r 4j vgl. Apd. 1, 

wegen seiner Tadelsucht aus dem Olympos l^JL.Hyg. f. .SUl. SttyK-Byg*_$, y. 'Eniwi' 

verbannt; bei Artemid. 4 prooim. p. 307 heifst otaXiioi, emb 'Eneiov ßaeilimg . . . Xiyovzai 

es von ihm r\v Si zig aoa kv ävftgämoig Mcöfiog xal nuzQCovvfii,xäg 'EvövfiicoviäScci) , in dem 
änslrjlafisvog &b<öv «at Saipöviav ov% dya&og 60 Bgeckh Explic. Pind, 18S die 50 Monate des 

[Tümpel.] olympischen Festcyklus erkennt (mehr a.„v. 

Mondgott s. Men. Emdymion oben Bd. 1 3p. 1247). Auch sonst 

Mondgöttin (SsXrivri). Litteratur: Boscher . sind mehrfache Spuren von Selenekult in dieser 

Selene und Verwandtes. Leipz. 1890 [= Boscher, Landschaft nachweisbar. So standen nach 

Selene'] und Nachträge dazu Leipz. 1895 [= -Pom&_S,.j14 + JL auf dem Markte der Stadt Elis 
- Bose^MacMr.]. Darin S. 37-46 D^exMs ., Tgl . ^ deutBOhe sitte vor dem aufg6heil den Monde 

reichhaltige Übersicht über die griechischen den Hut abzunehmen; mäbu Deutscher Yolkioöerglaube 

und römischen Münzen mit Selenedarstellungen gjj.. Mehr bei Usaur+QStiernamen 95 f. 184^ 22. 



3121 Mondgöttin (Kult von Patrai) 

zwei Statuen der Selene und des Helios, von denen 
die erstere Hörner («igara = Mondsichel) auf dem 
Kopfe trug. Ferner gab 
es in dieser Stadt einen 
Flufs Menios, d. i. Mond- 
flufs (PgMg.5,1,10.6,26,1. 
Theoer. id. 25, 15: vgl. 

Smäm^Sem^i, -30JJ9- 
Wahrscheinlich gehört 
auch die Darstellung 'der 10 
reitenden Selene an der 
Basis des Thrones des 
olympischen Zeus von 

Ph«i- „_._ 

dia« „ « " 

-hierher (I'tfw. 0, 11, S), ^<"' 
welcher al» I'fml.tnt 
der aufgehende Hu- . -vi 

lios entsprach. «■ * 

Neben di m 
Kult von Se- 
lene ist aber / 




1) Selene reitend und 

Fan, Münze von Fatrai 

(nach Gerhard, Ak. Abh. 

Taf. 8, " 



Mondgöttin (Kult von Arkadien) 3122 

arkadische, sondern auch um eine patraiische' 
Lokalsage handelt, ist aus dem Umstände zu 
erschließen, dafs Münzen von Patrai (s. Fig. 1) 
diesen Mythus darstellen; s. die bei Gerhard . 
Ak. Abh. Taf. 8, 5 und Müller- Wieseler 2, 16, 
HA abgebildete Münze, wo Selene auf einem 
Pferde reitend und vor ihrPan mit Pedum 
und Doppelflöte auf einem "Felsen sitzend er- 
scheint. Vgl. auch die von Dütheyj_Arch^Z. 
31, 73 ff. und Taf. 7, 1 (b. Fig. 21 besprochene 
aus Korinth stemmende Spiegelkapsel mit der 
Darstellung des boc¥sfuTsigen Pan, welcher j 
die bräutliche, durch einen wallenden Schleier; 
_ ^ charakterisierte Selene auf sei- 

~ — «. nem Kücken davonträgt, wäh-' 

**'- . lend Phonplioros(?) mit 

de r l<'aekel dem Liebes- 
paar \oi ausschwebt, 
i Weiteres dar- 
lil ei b. Moseher , 
.\ac htr.M .). 
Nicht un- 
'\ möglich 
\S erscheint 




auch dci 
des Helios. 
ffirElisnach- 
weisbar (vgl. 
d. Art. H elio-, 
' Sp._2Q26. '/.. 50 
M^Mayer, (''& 
efc^aa*. 7:2; 81 
eher, Göttal. 1, 407. M. 

M.JM, 17 SO- 

b) Ein „wenig nögdlich 
von Elis, 'ebenfalls in jtns 
sprünglich epeiischem °Gfe^ 
biete, 2^ra«n..V5. S14JL , 
später aber zu Achaja gehörig, lag, Patrai 
wo ebenfalls Selene in einer * eigentüm 
liehen Lokalsage eine Rolle spielte. Vgl. 



ed, dafs 
lach unter 
<leu bisher auf 
Pan und Echo 
1" /.(igcnen Bild- 
werken mehrere 
l'an und i v (i 1 e n e dar- 
Blellen Namentlich gilt ' 
dies von (FjgJS) «1er atheni- 
schen Lampe ( Arch. Z. 185 2 

Selene Ton Pan auf dem Bücken getragen, X, Taf. 39, 11 WO. oben in 
Phosphoros (f ) Toranschwebend, Spiegelkapsel j[ er J^fä di<3 Büste einer 

aus Korinth (nach 4rAz fe i873.Taf. J j»J). Frau (== Selene) erscheint. 

Man wird zugeben, dafs ein 



Selenemythus für eine Lampe eine passendere 
Darstellung ist als eine Sage von Echo sein würde 

(vgl. die Lampen mit Darstellungen der Selene 

NimadezJo, Mactoh. V^-S 1 apud Vergüium to in der Form eines Halbmondes ( Baumeister . 
Pan niveo lanae munere Lunam inlexisse per- D. d. el. Alt. 808 f .). Genaueres. über das Ver- 
hibetur . . . Nieander huius est auetor historiae. hältnis von Selene zu Pan bei B^cher^SdeaB 
Vp.rg.Geo. 3, 392: Pan, deus Arcadiae, captam 4 An m. 13 und Nachträge 3. 



te, Luna, fefellit, | in nemora ,alta vocans nee tu 

aspernata vocantem. 8srv.yPkua.rg. n, Prob, z. d. 

i Sk-JMebr bei JJilthey. Arch. Z. 31, 7äfiv Dafs 

(es" sich in diesem Falle nicht blofs, wie man 

: nach Yerg, a. a..Q. vermuten könnte, um eine 



c) Arkadien. Dieselbe Sage scheint nach 
Porphyrios, Jk^amtaSLjgym'ph. 20 .auch in Ar- 
kadien, und zwar auf dem Lykaion, heimisch 
gewesen zu sein, da Porph. berichtet eiti\- 
Xaia . . . kcci ävTQa xmv nalaiozdxcov , nqlv 



3123 Mondgöttin (Kult in Lakonien) 

mL vaovg eitivoijaai, deoig äqioeiovvxatv . . . tv 
'AqkccSiu . . . SiXrjvtj xal TLavl Avm.sim 
(sehr. Aviiaim-Q V£^BMr§im^Geogr._p,_ Gx, 
2. 236 f .). Für die weite Verbreitung dieser 
Sage zeugt unter anderem der Umstand, dafs 
in Sikyon vor dem Eingang in den Tempel 
des AsMepios Bildsäulen des Pan und der 
Selene als Gegenstücke aufgestellt waren 



Mondgöttin (Kult in Argolis) 3124 

bundenes Heiligtum der Ino oder Pasiphaa 
(gss^ naq>i7J), in dessen Nähe eine^nach der 
seien e benannte heilige Süfswasserquelle ^ 
sprudelte, aus der wahrscheinlich die Orakel- " 
besucher, bevor sie sich schlafen legten, zu 
trinken pflegten. Da wir nun erfahren, dafs ■ 
sv vTcat&Qqy tov Uqov zwei eherne Statuen 
der Pasiphaa und des Helios (des Gatten der 



(Paus. 2, 5, 2; vgl. DiUheii, Ar eh. Z. 31. 74 Pasiphaa?) standen und da ferner nacuparis 
u. 75) . Ferner ist für die einstige Existenz 10 ein bekanntes Epitheton einerseits des Helios, 



uralten Selenekultes in Arkadien auf die 
eigentümliche Thatsache hinzuweisen, dafs 
einerseits ein arkadischer Stamm EsXt)- 
vitat geheifsen haben sollte ( Aviation v. 

! Aj>j_ Bh. 4, 364), andrerseits sich 
die Arkader für itQoasXrjvoi, 
oder 7CQoat\r)vaioi, d. h. 
für älter als die Mond- 
göttin, hielten, was 
vielleicht mit der 
Sage von der arka- 
dischen Mondgöt- 
tin Kallisto, 
der Tochter 
des ältesten 
Königs und 
Stammvaters 
der Arkader, 
zusammen- 
hängt(vgl.die 
Stellen bei 

Jftirsinn, 

Geoär. v. Gr . 
2 ,190. Preller - 

-2). 

d) Lako- 
nien. Auf 
relativ bedeuten- 

? deiTS'elenekuitläfst 
schon die mehrfach 
bezeugte Thatsache 
schliefsen, dafs die Lake- 
daimonier bei allen ihren 

"• Unternehmungen ängstlich 
die Mondphasen beobachteten 
(Herod. 6, 106. Schol. j^ Arist. 
Ach. 84. Luci an ,~SSiroT5a, J5y,~ferner 
der bei AlhtM^fram^^Bergik. erhal- 
tene Mythus von Ersa als Tochter des s > *** ^ S8l ° ne ' 

— ■>___.. ., -. Lampe (nach 

B aume ister, Denkm. 
S. 466 nr. '514)7 



andererseits der mit Selene identifizierten , 
Artemis ist (Or ph. hymn. 35. 3: vgl, auch Kaibe], H 

Epi gr. 104 6, 27. Manetho, anot. 6,, 330 

mxficpsyyris Mrjvrj) II. © 555 <pasivrjv 
dficpi ceXrjvrjv), so erscheint es unzweifel- 
haft, dafs wir es in diesem Falle 

mit einem Selenekult zu thun ? 
haben. Wie unsicher übri- - 
gens die Traditionen 
der Alten über das 
. Wesen dieser Pasi- 
phaa waren, erhellt 
aus Plwt-L Agis 9 , 
wo sie ent- 




weder als At- 
lantide und 
Mutter des 
Ammon .Jvon 
Zeus) oder als 

Kassandra, 

Tochter des 

Priamos, oder 

( nach Phvlar- 

ehqs) als Da- 

phne, Tochter 

des Amyklas 

und Geliebte 

des Apollon, 

gedeutet wird. 

VgLJtoscTienJfacÄ- 

*öSSjUDrigens 

heifst auch Aphrodite 

jiactqpajjs oder nuoi- 

cpdeaaa (Epj gr, b. Ps. - 

Arjst. mir, aud. 133. Lud . 

de viens. p.214i ?.). Hinsicht- \ 

lieh des Zusammenhanges von Quel^- 

len und Traumorakeln v gl. Vergil A . 

7, 83 fl% das pompeianisch e Gemälde 

b ei Heibig nr. 1017 und überhaupt 

Cwimu Äbh. , ä.jJBsd^Jtta. We, 

S OJX- . , 

Aus Gytheion stammt die eben- 
falls einen gemeinsamen Kult des Helios 
und der Selene bezeugende Inschrift 



Zeus und der Selene, wie denn; auch 
die Endymionsage nach einigen in 
Sparta lokalisiert war ( Schol. A p. Bh. 

4. 57). Ferner gehört hierher viel- x _ - 

leicht auch die Sage von der aus dem Monde G.I. Gr. 1392 = [l] Xa^,\n\qa zcav I\>frtaxav 

gefallenen Helena ( Neokles v. Eroton [ einer itoXig Mag. Avq. KaXo*Xiu ... xov hf/ta twv 

spartan. Kolonie] b ei Athen. 57 f "Eustath . snnpavsatäteav &emv Jibg BovXaiov *al HUov 

^^Ä,_148J,„21iOben_Bd._l_Sri_193ö). Ein xcl SsXrjvrig xal 'Ae*Xr)n[i]ov x«i Tytug *zX. 
bestimmter Lokalkult der Selene läfst sich 60 e) Argolis. Zu Nemea, und zw_ar meiner 

freilich nur für Thalamai nachweisen. In Höhle des Apesasgebirges, sollte der von 



der Nähe dieser Stadt befand sich nämlich 
nach Pm&^^M^^JSmi^Jo^psMm^JM- 
mir. 49 ( vgl. Bursi an. Creear^^l^-A, und 
T ertull., De an. 46) und PMarch {Agi§_9^\sJL. 
Ckamm.3— JJic.-Iku^m^X-.AS^3S^. ein mit 
einem wichtigen, namentlich von den spar- 
tanischen Ephoren benutzten, Traumorakel ver- 



Herakles erlegte Löwe gehaust haben {Bm&im, 
Gexigr. v. Gr. 2. 351. welcher nach einer jeden- 
falls uralten zu Nemea heimischen Lokalsage 
von der Selene geboren war (ygL_SpmenMes 
M^AeLju.jt, 12, 7.. ÄnajxQgft&Jp^Scfwl, Ap*M- 
l J _4^8_ l _J<ä^riojLiL-A7_J^J!^^ 
( p. 677 A). F lut, de fac. in o J Jima&-.U*.-ß. 



3125 Mondgöttin (Kult v._ Athen) 

Pseudoplwt. de fluv. 18,_4. ^..JUgid, . ,b,,..§cÄo?. 
Gferman. p . 39S ed. Teubn. Mehr bei 'Müller. 
F. E.G. 2, 301. Ebenso weist auch die beim 
&hsü^m^ind. N ein, p. 425 Boeckh erhaltene 
Nachricht, dafs die Lokalheroine Nemea eine 
Tochter des Zeus und der Selene ( vgl. S eXr\- 
vatov = 'Aneaag bei Pseud o plut. a. a. 0. ) sein 
sollte, auf einen bedeutenden Selenekult zu 
Nemea, der vielleicht ursprünglich mit dem 
Kult der argivisehen Hera identisch war (vgl, 
de n Art. Hera oben Bd. t Sp. 2096 und Max. 
Mayer, Gig anten S. 8 1 oben) . — Aus Epi- 
dauros stammt ein der ZeXr\vr\ noXvätvvfxog 
geweihter Marmoraltar: vgl , Lar feld, Bursians 
Jdhresber. 15 (18871 Bd. 52 S. 452. Kern, Eg>. 
äor. 1892 S. 114 ff. 

2) Aus Mittel- und Nordgriechenland 
sind folgende Kulte zu nennen. 

a) Athen. Nach PoJemon_heXScl^ u Soph. 
OedLj£oL_100 opferten die Athener™ "außer 

, k anderen Göttern auch der Eos, dem Helios 
und der Selene sogen. vrm>äXia (vgl. auch 
Smd^^.jv, vji^ÄUQS^ß'vpia). Vielleicht bezieht 
sich auf Athen auch die Notiz des £qüm£J5i 
76: nstavoi . . . xoivoi nuai freoig, mg Ott oe- 
Xrjvai zfj &eä. KSxXrivxai de ano zov ax.r]fiu- 
zog, mcneg Kai o ßoig- mififia yäg iazi xs'para 
t^ov nsitrryfiiva , TtQoatpegönevov 'AnöXXcovi *a\ 
'AgzeaiSi Kai 'Exdxrj Kai SeXrjvrj. Höchst 
merkwürdig ist ferner die (aus Philochoros 

JQ stammende?) Notiz des Prokl os zu Hesiods 
loya v. 780 : 'A&Tjvaioi tag itqbg avvoSov 
rjfisQccg el-elsyovzo XQOg yajiouff Kai za &eo- 
ydiiia ezsXovv , zözs cpvortiäig elvai jrpcörov 
olöaevoi ydpov rr)g aeXrjvrig ovarig itQog rjXlov 
avvodov, wo nach Plat. leg. 887 E ngbg dvapag 
lövztov [zov r)t£ov Kai zijg aeX7\vrjg\ wahrschein- 
lich lovarjg statt overjg zu lesen ist. Als 

} Kinder dieser Verbindung von Helios und 
Selene scheinen nach einem Fragment des 

' / PMlösMrßg. Äm~ Et. ftfaffW. 768, 1 die Trito- 
1 patoren gegolten zu haben (vgl. jedoch Lobeck. 
Aalaoph . 754 f). — Ä. M ommsen, Eeo rto l. 8. 60 
(vgl, g. 3961 will mit StoEfcXfi i _JLß? J .l} aucn 
das Fest der Pandia auf eine Mondgöttin 
Pandia (Tochter der Selene nach SynnhJHßM- 
32, 151 zurückführen {vgLJE±^,M^,St.^J^IIdxr 
Seitf eoozrj 'A&rjVTjaiv änb üavdelag zfjg SeXrj- 
vrjg ij äitb Havdiovog . . . r) ozi zä /Sd ayov- 
rcei za II.). Auf Eleusis weist die Sage von 
■ Musaios als Sohn des Eumolpos und der 
Selene (Mene): s. unt. Sp.. 3173. und v gl. Euseb . 
pr. ev. 3, 12, 3: ev de zotg %az' 'EXevaiva fiv- 
ozrjQfoig o pev iSQOcpävzr)g sig elwva zov Srj- 
fuovgyov ivaxevdfczat , äadov%og de elg zr)v 
'HXtov, Hai 6 fiev enl ßwjxcö elg zt\v 2etr]vrjg, 
b de IsgoiiJJQvg 'Eqjiov. Ist dies richtig, so 
könnte der 32. der ho m erischen Hymnen in 
Athen gedichtet und mit Pandeia die Epo- 
nyme des attischen Festes der Pandia ge- 
meint sein. 

b) Boiotien(?). Auf boiotischen (thebani- 
schen?) Selenekult deutet vielleicht die Notiz 
beim SahnL_%. Tfieacr. yj„ 2, 10: II Cv Sag 6g 
tpijGiv iv zoig xextOQiafiivoig z<5v IIuQ&evimv, 
ozi zmv igaazäv ot per avSgeg ev%ovtai xbv 
filXtov al de yvvaixeg SeXrjvriv. Vgl. jedoch 

auch Eutijujhjk...Q^ 



Mondgöttin (Kulte i. d. Kolonieen) 3126 

c) Thessalien (?). Ein eigentlicher Selene- 
' kult ist hier nicht bezeugt, dagegen wissen ■ 
wir aus zahlreichen Zeugnissen, dals hier der 
Mondzauber, namentlich das sogen. Herab- 
ziehen (Koc&aigeiv, Ka&eXneiv) des Mondes eine 
sehr grofse Rolle spielte ( vgl, unt. Abschn. VIV 
Auch soll nach Apollodor (1, 7, 5) Endymion, 
der Sohn des Aethlios und der Kalyke, von 
Haus aus ein Thessaler und erst später nach 
10 Elis ausgewandert sein ( vgl, auch Hesiod u. a . 
h.Sehol. Ap . Rh. 4. 57V 

3) Griechische Kolonieen. 

a) Alexandreia. Hier^gab es zwei ein- 
ander gegenüberliegende Tnofe", von denen 
das eine nach Helios, das andere nach Selene 
benannt war (Achill. Tat. 5, 1) . 

b) Rhodos: vemg xr\g SeX^vrjg nach Theod . 
Prodr. 1. 471 . 

c) Herakleia (oder Latmos) in Karien 
20 oder Ionien ( vgl. Skylax, c. 99. Ttneckh . 

&aatib-^ _?_i_702). I n d e r Näne dieser StäcTt 
lag jdas Katmosgebirge, wo sich die durch die 
Endymionsage berühmte Höhle befand, in 
welcher Selene den im ewigen Schlummer 
ruhenden oder begrabenen Endymion besucht 
haben sollte (vgl. Sapvho und Nikander b . 
Schot , Ap. Bh. 4, 51. Strab. 635 ff. Paus. 5 , 
1, 6 ff. Aristoph. b . Hesvch. s. v. 'EvSvplava 
Käöu. Schol. II. 2. 868. Bekk. an. 1200. Vgl . 
so ajjjJL_d.en^ .Ajtik^. J^yröiQpy PraiGcETr- 
scheint, ob wir es hier mit einer echtgriechi- 
schen oder mit einer karischen oder semitischen 
(B,mQMU^J3§*j£M.-Jiüti,) Sage zu thun 
haben. Vgl. übrigens auch die Münze von 
Selenkeia bei Imhop f-Blum er, M qnn. gr. S. 364 - 

d) Aus Nikomedeia in Bithynien stammt 
die Inschrift bei Bjiibel, jEmar. 1036 : 

'Afi<p[üi]oX' [e~\vzotttpirjg yeo&[cc]Xiteog , at 
nzoXi\ a\g\xa\ , 

40 e~\ii\vai neXofiuC ae <»p[o]ftf'[S]ovta 

«ai zr\v vdvoß6Xoi[a]i Sgoeoig itüvq>o\iz]ov 

avaeaocv 
rjde dvefLovg K. x. X. 
Da unter aQoucdwv wohl unzweifelhaft Helios- 
Apollon zu verstehen ist ( vgL Käibel a. a. 0.1 . 
so dürfen wir die ndvcpoixog avaaccc, welche 
den die Erde befruchtenden Tau (vSvoßöXoi 
Sgöaoi) ausgiefst, wohl unzweifelhaft als die 
auch sonst mit Helios verbundene Selene 

80 deuten, zumal da auch der Ausdruck nävcpoi- 
zog avaaaa stark an bekannte Bezeichnungen 
der Selene erinnert (vgl. avaeaa Ey. Hom. 
5VJJL r)eQoq>oixig Orph. hymn . 9, 2; ovgavö- 
cpoixog Io. Lyd. de me ns 9, 4 ; 7CoXvazgo(pog 
Norm, p . 44, l&i omnivaga (Diana = Lima) 
C ic. n. d. 2, 27. 68) . Freilich läfst es sich im 
vorliegenden Falle schwer entscheiden, ob 
mit der tauspendenden avaeaa von Niko- 
media die griechische Selene oder die bithy- 

60 nisch-thrakische Mondgöttin Bendis (s I _ob_gn 
Bd. 1. Sp . 782 Z. 60 ff ) gemeint ist. Vgl. 
übrigens auch die a uf dem praenesti nischen 

K. 1. 310: Tgl. G. I. L. 2 nr. 4965, 41 zwischen 
Poloces und Amuces stehende, wie es scheint, 
mit einem kurzen Speer ausgerüstete (bitbyni- 
sche?) Mondgöttin Losna (= Luna). 

Nichtgriechische Kulte. Vgl, im 



ratog X. %. X. VgLdazu Bosc her. Ber. d . 
S achs. Ges. d. W iss. 1891 S. 146 .und Qxes&er 



3127 Mondgöttin (Mondkulte der Barbaren) Mondgöttin (Mondkulte der Barbaren) 3128 

allgemeinen hinsichtlich der Verehrung des 
Mondes bei den Barbaren Piaton, le g. 887 E 
und ap olß^.%% D, Wenn Aristophane s den 
Trygaios bei Arist.. pac. 406 zu Hermes 
sagen läfst: n yug ZsXvvri %mnuvovQ L 
yog "HXiog, | vpiv smßovXsvovzs itoXvv fjSr] 
XQÖvov, I xoig ßciQ^ägoiai TiQoäidozov tjjv EX- 
XäSa und damit Helios und Selene als vor- 
zugsweise von den Barbaren verehrte Götter 



Bd. 2 Sp. 2728. 

f) Taprobane (= Ceylon). Ptolem. JL 



i. 



_5_ erwähnt auf dieser Insel Aayava nöXig tsqa 
Sel^vrjs*) n._ ib. 6 einen Xifirjv 'HXiov. 

g) Phrygien. Hier blühte sonst der Kult 

des Mondgottes Men ( s. dj . Lju^Jupp_J^\Jäi 

doch erscheint daneben auch eine (griechi- 

hinstellt, so hat er dabei die unleugbare That- 10 sehe?) Mondgöttin (= Selene). Vgl, z. B. die 

sache im Auge, dafs zu seiner Zeit der Kult Münze von Hierapolis bei Im hoof- Blumer. 



des Mondes und der Sonne bei den Griechen nur 
auf verhältnismäfsig wenige Orte beschränkt, 
sonst aber sehr verbreitet war (v gl, d. Schol. zu 
dJSt.). Mehr bei Boscher, Selene 12 u. 165f. 
und in d . folg. Abschn. a— o. 

a) Pisidien; v gX die Inschri ft von Oing? 
anda im C. I. Gr. 4380*: (^^[eIs] kockovq- 
sC äs Tis xfofjjiouo- 



M'H??] *° fn-rjf t [s]toj'- et Ss Tig ' *[«]* --* .. _,_«,„,, t „ v .,~^. 

yjfo[£jt, rjxca svo[%\og HXico, HsXtjvi)*). Dafs wir 20 Ägypter den Mond nicht in weiblicher, sondern 



Monn. gr. S. 401: „Selene, le croissant $ur les 
epaules, tenant un flambeau dans chaque main 
debout ä dr., dans un bige de chevaux en 
course." Ebenso die Münze von Mastaura_jn 
L ydien ib. S. 386 : „Artemis (?) un flambeau 
dans chaque main, debout dans un bige de 
zebous en course ä dr." 

h) Ägypten. Ursprünglich^ jerehrten die 



es hier mit einem nichtgriechischen, pisidischen 
Kulte zu thun haben, geht aus den in den 
beiden ähnlichen Inschriften 438(F_' 1Iia _.'! ge- 
nannten &eol niaiSmoC deutlich hervor. 

b) Persien: Her od. 1, 131: &vov6i Ss 
'HXtw ts iial EsXjivtj *u\ Ty Y.al Ilvgl xai 
"TSccti *al 'Avsaoiai Vgl, auch ib. 7, 37. 
Strab. 7 32. Atrian. anqb. 3 L 7 X 6. Gurt. 4, 
1 0. 6. Ed._ Meyer, Gesch. d. Alt. I J 429. Hin- 



in männlicher Gestört als Thpth (s. d.) und 
Chons u [B.JRoscher, Nachtr. zu Sele ne u. Verw, 
S. 14 ff.), doch wurde später vielfach von den 
Griechen Isis fälschlich mit Selene identifiziert 
und deshalb von einem ägyptischen Selene- 
kult geredet (vgl^.obepjinter Isis. Sp. -437 ff. n. 
Bosche r, S elene u. Verw. S. 14 Anm . 40. S. 76 
Anm, 293. S. 77 Änm. 297. S.J78 Anm. 306 . 

"Bisweilen wnrde 



-^-^ -^-^~ — -__,_ S. 125 Anm. 532 . 8. 16 

sichtlich des persischen Kultus des (männlich) so auch die in Memphis verehrte Astarte der 



gedachten Mondes (Haoma) verweise ich auf 
HiRebrandt.Yedische Mythol. 1 S,450ff. Boscher, 
Sdene _u. Verw. S. 12 Anm. 37. igachir. dazu 
S. 5. Vgl, auc h JPZm, h. n. 28, 69 : Mag i vetant 
contra Solem Lunamque nudari . . . Hesiodus 
(e pya 727 ff.) iuxta obstantia (urinam) reddi 
suadetj ne deum aliquem nudatio offendat. 
Kuxtafh, «a T)iohys.perieq.609 erwähnt übrigens 
einen 'AnoXXav (= Helios?) und eine "jQxsfitg 



Phönizier der Selene gleichgesetzt (Strg^SQI. 
Boscher, Na chtr. zu Selene u. Verw. S. 18). Von 
einem echtägyptischen Selenekulte kann also 
keine Bede seih (vgl m Meyer BiJiSj^ISSL 
u ^JDrex ler Sp. 437). 

i) Libyen. Herod. 4,188 : [Aißvsg] »vovai 
8s rjXia nal asXr'ivv*) fiovvoioi (vgl , Eust. zu 

J2isaul£meg...i&5i #cp. 13,..369: [Atßysg] 

Tixzopsvris vaCovxsg sSs&Xia ysixava Mnvrjg 



TavQoitdXog {= Selene?), die auf der Insel 40 xai diog 'AaßvBtao . . . Vgl, ft"? 11 Polyb.'',9,% 
Ikaros im persischen Meere verehrt wurden. 

bb) Armenien: Geizer, Ber, d._S_. L Ges. d. 
Wiss. 1896, 135, • 

c) Zu Carrhae (Charrän) in Mesopotamien, 
also in semitischem Gebiete, gab es "nach 
Ammian. M arc. 23, 3, 2 einen sehr angesehenen 
Kult der Luna („quae religiöse per eos colitur 
tractus"). Da aber nach AeL_Spart_vita Garac. 
6.6 n. 7, 3 zu Carrhae der Deus Lunus, ein semi 



und die lateinischen Inschriften aus Afrika 
C^L_ii^8*-843jL (Sitifis): „basrelief represen- 
tant une deesse dans un char traine par ,des 
chevaux lances au galop": Lunae Augustae 
sacru Tuceius Flavius etc. und ili.juu-lüßO^. 
W^etesJ^JBüScher^JiacMr~lS. 

k) Aithiopien. Nach TTeliodor Aeth ^ASL 

2 u. 4 sollen die Aithiopen eifrige Verehrer 

_ ^__^^_ des Helios und der Selene*) („na&aQmTatoi nal 

tischer^Mondgott, verehrt wurde (vgL,_2J& 50 q>av6tatoi freoi") gewesen sein, mit welcher 



* "ner monagoii, ve 

Meyer a. a. O^J 254), so ist Luna bei Ammi- 
02^s_ nur ein ungenauer Ausdruck*) für den 
bekannten semitischen Mondgott Sin oder Lunus 
(s. d. Art. Mgn, Sp. 2729). 

d) Parthien: Ämrnian^^Mare. 23j „6j_5: 
reges eiusdem gentis praetumidi appellari se 
patiuntur Solis fratres et Lunae*). 

e) Albania am Kaukasus ( Ed. Meye r 
§ _245)j £&o2L £03 : &sovg Ss Tifim6tv Uliov 
■xal Ata, x«i Sslrivvv*), SiacpsqovTtog Ss xr\v 60 
Estrjvrjv (= Men?). sbtl Si avTrig to isqov 
rjjs 'ißrjQi'ag nX^eiov, isqäzai S' Üvtjq iirifid- 

*) Bisher läfst es sich bei manchen barbarischen 
Mondkulten nicht sicher entscheiden , . ob sie männ- 
lichen oder weiblichen Gottheiten galten, zumal da 
die griechischen und römischen Schriftsteller auch ent- 
schieden männliche Mondgottheiten als 2eXlfvij oder 
Luna zu bezeichnen pflegen. 



Nachricht wohl der Name eines HsX^vrjg oQog 
in Aithiopien zusammenhängt ( Ptol. 4, 8, 3. 6 V 
V gl, auch Diod. 3, 9 n. Bohde^. T). Griech. 
Bonmn S, 437, 7- 

1) Lusitania. Auch hier gab es ein 
SsXrjvris*) opog (Pttil. 2, 5 , 4. Marc. . Eer ad. 
peripl. m. ext . 2, 13). Vgl. die vom Promon- 
torium Solis et Lunae stammende Cippusinschrift 
C.I. L. 2, 258: 'Soli et Lunae' ete^Jb^iga. 

m) Hispania. Aus Baetica stammt die 
Inschrift G. I. L. 2, 2092 , aus Tarraconensis 
ib^^SJÖI^^aiie^. 4458_ (Luna Augusta), doch 
läfst sich kaum entscheiden, ob wir es hier 
mit e'iner einheimischen Gottheit oder der 
römischen Luna zu thun haben. 

n) Etruria. Über die Stadt Luna, in deren 
Nähe ein SsXrjvrig ängov lag, b. Ptolem. 3 , 1. 4 . 
Stej^h__Byz_. s. v. ZsXr ^vns itöXig. gfefl.LA.122. 



3129 



Mondgöttin (Namen) 



Rutil. Namat. de red. 2 ,_64. VgL_auch Mart 
13, 30. Schol. TheocrYid.iy lb: szinai vvv 
Iv Toi SeXrtvaCat oqsi oX^ffg^Ssiy.vvovai zijg 
Mrjäeiag v.a.1 Kiguris, ev olg lv.onzov zu <puQ- 
fiana. M ehr b . Röscher, Selene u. V erw. S. 15 
und oben unter. Lala. 

o)RomT~^beTden Kult der Luna in Rom 
s. cL Art. Luna und vgl. Preller-Jordan, R. 
Myfh. 1, 327. 

II. Namen. 

Der bei weitem VerWeitetste' Name der 
griechischen Mondgöttin ist ZsXrivrj öder 
Zilriiattt (ZsX^rcärj,_ SsXuvuta). Beide Namens- 
formen • verhalten sich zu einander wie 'A9r\vri 
zu A&rjvalu (^A&rjvairj, 'A&uvaCu, 'A9r}VÜ); vgl. 
Ger th in Curtius, Stud. z. gr. u. la t. grji .212. 
Was diS Etymologie des Namens bjjj^fft", 80 
haben schon die Alten den Zusammenhang 
mit eiXag Glanz (auch Fackel im H ymn. R om 



Mondgöttin (äufsere Gestalt) 3130 

Boeckh; avya Sapph. fr. 3 Bergk. Hymn. Hom. 
in Lim . 12. Rigv. 6, 34, 4), welchen er ausstrahlt 
(vgl.. IL T_ STA. iov 8' äitavsvQ's asXag ysvsr 
rjvxs firjvrjg), dem er auch seine gewöhnlichste 
Benennung asX^vr] verdankt (s. oben). Daher 
sind die verbreitetswsh Epitheta des Mondes 
cpauvri (Ilias 8, 555), lapnori (Hes. Theog. 18. 
371. Ilias parva fr. 11 Kinkel, Epigr. Hom. 
3, 3), tpcaäQa (AescH. Ag. 298; vgl. serena b. 
10 Lucan. 6, 500, iXäsiga Emped. b. Pltit. mor. 
920 c), vvKXKfiavrig (Brunck, Anal. 3,42), yXawniq 
(Tfyphiod. 514. Bruchmann, Epi£h. deor. p. 205. 
Brunck, Anal. 2, 254. Agesian. b. Plut. de fac. in 
o.l. 2, 4. Nonn. 5, 70 u. oft.), wie denn auch sein 
Leuchten, Scheinen durch Verba wie (nQo)<pcci- 
vtiv {Od. i, 144. Agesian. a. a. 0.), Xdfinsiv (Hy. 
Hom. 4, 89. 3, 141. 32, 5. Epigr. Hom. $ 3. 
SappTto fr. 3 Bergk. Ages. b. Plui. fac. in o. lunae 
2j4), aziXßstv (Hymn. Hom. 32, 5), epXs ysiv (Pind. 



ia_(7ef._52; vgl. iXüvtj Fackel) klar erkannt; 20 Dl. 11, 78 Boeckh; vgl. ib. 3, 20) bezeichnet 



wird. — Die Farbe des Mondlichtes wurde 
bald ebenso wie das Sonnenlicht dem brennen- 
den Feuer (Soph. fr. 490 N. Stob. ecl. phys. 
650 ff. Diels, Doxogr. 355. Ages. a. a. O. Jo. 
Lyd. ed. Roether 104f. Theophr. fr. 6, 27 u. 
ib. 12. Cornut. ed. Ösann p. 326), bald, wie 
bei den Indern (wo candra zugleich Mond und 
Gold bedeutet), dem Glänze des roten Goldes 

v -.^-.. , , , . (Hymn. Hom. 32, 5. Pind. Ol. 3,20 Boeckh. 

VLjL ijTv esXrjvrj »umtos oW» r]Xi.6g iezt im 30 Brunck, Anal. 2, 268, 10. Orakel b. Io. Lyd. 



vgl. Etym. M. 709, 25. EPynLjSud.JSi^M, 
119, 8 . Orion-Theo. p. 616, 26 u. 183, 8*_13. 
Serv. V. A. 4, 80. S. auch Usener, Rh^Mus. 
2 3 S.. 33'1 f. Nach Ourtius , Grdz. d, gr.JEt. & 
S. 551 stammen c&as und asXi]vrj von der- 
selben Wurzel svar leuchten, scheinen, von 
der auch £e£o Sonne, Handsstern abzuleiten 
ist, womit auch die Auffassung des Aristoteles 
(de\m^_en. 4, 10) und Theoph$ag_ _0;gtn. 6, 5 



besten Einklänge steht. 

Ein zweiter, ebenfalls recht häufiger Name, 
der freilich fast ausschiiefslich bei Dichtern 
vorkommt (schon bei Homer}.) ist fir^vv (M^vt], 
dor. Mrjvci), was natürlich mit prfv lat. merisis 
u. s. w. zusammenhängt und entweder von 
Wurzel ma messen (so jCurtius ■_ju_a I _O i _333) 
oder von ma tauschen,- wechseln (vgl. den 
„wechselnden Mond") abzuleiten ist (Fick, 
Vgl. Wort. I 3 722). 

Eine dritte zwar fast nur bei römischen 
Dichtern der . augusteischen Zeit nachweisbare 
aber wohl sicher aus griechischer (alexandrihi- 
scher?) Überlieferung stammende Bezeichnung 
(vgl. tias Orakel b. J^&^^_i^JkJLJQ .der 
Luna und der mit ihr identificierten Diana 
(Artemis) war Phoebe ($oi'(3ij); s. d. Art. 
PhoihfljirJZ. Schü&mg&n,Q^, ac. 2^101^ Usener . 
Gptternamen S. 37 Anm. 30 u. S. 332ff, Dafs 



p. 94 ed. R. = Euseb. pr. ev. 4, 23, 6. Ov. Met. 
10, 448. 2, 723; vgl. Hör. ca. 2, 11, 10. Sat. 
1, 8, 10. Ov. Am. 1, 8, 12. Wernsdorf zu 
Himer. or. 1, 20 p, 365. ünger, Farad. Theban. 
187), bald dem des weifslichen Silbers (Sappho 
fr. 3 Bergk. . Nonn. 25, 392. Schol. Pind. I. 
4, 2. Ov. Her. 18, 71), bald dem des weifsen 
Schnees (Nonn. 22, 158. 25, 392. Ov. Met. 14, 
367. Verg. A. 7, 8f,) verglichen, je nachdem 
40 man den feurigen, rötlichen Goldglanz des 
nächtlichen Mondes, oder den bleichen Silber- 
glanz des Mondes bei Aufgang oder Untergang 
der Sonne im Auge hatte (vgl. paÜida luna 
Senec. Ag. 858). Der Form nach erscheint der 
Mond bald als Rad oder runde Scheibe, 
die sich im Kreise dreht (Hymn. Hom. in Lu- 
nam 11 b 8s icXr\9u psyug bypog, vgl. die 
ZQOxöseaa ZsX^vrj b. Nonn. 25, 392 und die 
8sxäza esXävag aipig b. Kaibel, Epigr. gr. 



dieser Name mit Wurzel <j>a(.F) leuchten (vgl. 50 1028, 37), auch als Rundspiegel (Plut. de fac. 



<JP«5s, Gjtrtius, Grdz.ijl§6) zusammenhängt, kann 
keinem Zweifel unterliegen (vgl. ijXiov (poißrj 
«piög h^Aesch.Prom.2i). nur fragt sich, ob dieser 
Name eine uralte Bezeichnung der Mondgöttin 
oder erst später aufgekommen ist, um Artemis- 
Selene als Schwester des Phoibos Apollon zu 
charakterisieren. Mir ist das erstere wahr- 
scheinlicher, daPhoibe auch sonst als Name von 
Göttinnen und Heroinen auftritt, hinter denen 



in o. lunae 3, 3 u. 4) oder als Rundgesicht 
(ders. a. a. 0. 2, 4), bald als Hörn (= Sichel), 
oder mit Bezug auf das erste und letzte Viertel 
als ein Doppölhorh", je nachdem die Bögefi- 
lihie nach rechts oder links gie wendet ist (vgl. 
II. ä> 455: sv äs fistänm Xsvv.br arjii' ststvkxo 
icsq(tqo%ov tjvts iir'i vtj. Anaxim. b. Diels, 
Doxogr. p. 355: v.vv.Xov ... opoiovamiazslm XQO%m 
neu nvQog nXriqri. Xenophan. ib. öiav.og. Eur. Iph. 



sich die alte griechische Mondgöttin verbirgt. 60 Aul. 717f. Brav asXr]vrig svzv%r]g tX&rj ■xv^Xog 

Ionilhb:Kv*XoqicavGsXT]vos. Herod. 6, 106 nltf 



III. Aür«ere Gestalt des Mondes und der 
Mondgöttin. , 

Das hervorstechendste *uad wichtigste Mert> 
mal des Mondes als Himmelskörper ist der 
leuchtende Qlanz(gtX«g !?• 19,374; aiyfo;. Od. 
4,^45. 7, 84. Hymn. HomiM^; tems^Eymn. 
Hom. 3, 141, ifesiod fr. 8JM. P*ß<£.J2Lil 4 7S 



gsog iovx9g zov %vv.Xov \zr\g aeX.~] Kaibel, Epigr. 
1046, 27 itaybtpavöav . . . esX[rjva^g] jm!x1o[j 
avyris]. Aesop. Epigr. Anthol. Pal. 10, 123, 4: 
aeXr^vairig kvkX«. Grimm, D. Myth." 664. 
Schwarte, Sonne etc. S. 9. (uj»-») xuxlo's Nonn. 
11, 188. 44, 190. Plin. h. n. 2, 42 immensa 
orbe pleno. Arat. 785. 790: nequicu aeXrivqg. 



3131 Mondgöttin (äufsere Gestalt) 

TTm^j-M. 4-, 2, 57 : fronte, cufvatos imitatus ignes |- 
STertium lunae referentis ortum. TWum/Jc , Anal, . 
2 , 84, 7j . öiKSQme eeXtfvrj. ib. 2 , 268, 10 : %qv- 
ooKSQcog. Maneth^ djco x. 4. 77 etc. : 6cu.mCii.somc; . . . 
Jjnsgari . . . xteösaea. "Ür ph. hymn. 9. 2: xavgoxs- 
tlocog Mr\vi\. Hymn. maaT b^AB d Orph. p. 292 ff . 
v. 31: kzqosgocc; vgl, auc h die l at. Le xjjja 
unter ~cornu und die Juna bicornjs bei fMfkj ca. 
säe c. 35 u. b. w.) Denf^ilspricnf es, wenn 
wir auf älteren V äsen ( BerUn 2278^ Peters- 10 
kW jg- T \Tf $) ^und bisweflen aucE~auf spateren 
Bflawerken ( Gädechens in d. jBaH. Encykl. 
u nter Gorqo S. 400) die Selene als eine in eine 
Scheibe eingezeichnete Büste dargestellt finden 
(S;JFyjk_lä}, , ebenso , wie, Helios (s. ob. Bd. 1 
Sp 1997)7 waijjgM sonst vielfach auf Vasen 
Selene ganz menschlich gebildet aber mit einer 
Scheibe über dem Kopfe erscheint (v gl. Berlin 
2293. 324 5. Fig . 7 ) . In späterer Zeit, nam^nt- 




li^te o^MonasicheLdie l 

oler hmfer den Schultern sichtbar ist ( Tgl. 
unten unter Attribute u. Fig. 4 — 8). 

Beide MerKm'äle" des strahlenden Glanzes 
und der scheibenförmigen Rundung finden 
sich vereinigt in dem Vergleiche des Mondes 
mit einem menschlichen Auge, das bekannt- 
lich im Hinblick auf seine runde Form oft 
durch niJjdos und im Hinblick auf seinen so 
Lichtglanz durch wdog (<pö>s) bezeichnet wird 
(vgl. Plut. Is. Os. 52: ov fiövov xtjv* epXyjv^jv 
ccliä %al xov rfiiov oft, flu %ai wäg fiyovfCivoi. 
Galen. 19, 161KX Derselbe Vergleich mit einem 
Auge ist oben ( Bd. 1 Sp. 1997) auch schon für 
Helios nachgewiesen worden. Besonders häufig 
finden sich die Bezeichnungen vvxzbg 6'ftfia, 
vvxzog 6w9cd[i,6g u,_s. w. bei den Tragikern 
(v gl. A esch. Pers. 428. SepiTsW; vgl.' ancn 
sauteeag ow9 : ccTüoe b. Pind. O l^äll^jLesch. lo 
X antr.fr. 164 N. JwäoT^rTiTIigr Z^g. 
b. " Plut. t jejjgc. "twj2i_i3«nae %p^ Monn-JLJH. • 
32, 95). Am ^eutiichsten~zeigt sicti~a,ber die 
Vereinigung beider Merkmale in den Epi- 
theta Kvy.lwip und ylavKwnig (vgl, ylavxium 
vom funkelnden Blick gebraucht T 172) . welche 



schon von Parmenides (Mull, v. 136) und JSmoe- 
do kles b. Plut. de fae. in o^ lunne. \^ ?g\ ¥ _R™£]Z; 
1 0Ö9. JXonn- JJipn. 6, ^JÖ) der Selene beigelegt 
werden. Wie allgemein und weit verbreitet die 50 
Anschauung des Mondes als eines Auges ist, 
ersehen wir aus den durchaus gleichartigen 
Vorstellungen bei den Ägyptern ( Sext. Emy . 
p. 733. 21 Beide, (vg l, au ch Plut. Is. Os, _ 52. 
P ott in Fleckeisens^f ahrbb7 Su p jpl. 3 S. 307)" und 



Mondgöttin (äufsere Gestalt) 3132 

Dieselbe Vorstellung läfst sich bekanntlich 
auch bei den Indern ( Windisch, Ber. d. Leine. 
Ge s. d. Wjs fi- 318 ^6, fj , wQj den Germanen 
(Ni^e lungenl. Ayent. 5, 20) und bei den Semiten 
( Creuzer, Symbol. 3T~sT"S. 360 Anra. 1) nach- 
weisend Vgl. namentlich" die schönen Verse 
de r Samho fr. 3 Berak: aoxeqsg piv äpwl 
xälav celavvciv~§ ärp aitcmoviiTOioi wuevvov 
släog, ]| onitoxu nXi\^oiaa ftäXiaxa Idfiny || 
yüv . . . Hy. in JUerc. 141: xaXov de epocog 
iitHupits aslqvrjg. Ovid. Her. 17, 7 1: quantum 
cum fulges radiis argentea puris, || concedunt 
flammis sidera euneta tuis, \\ tanto formosis 
formosior omnibus illa est. Ovid. Met. 2. 722ff. 
Besonders scheint es, wie gesagt, der .weift- 
liche, liebliche Glanz des Mondes gewesen zu 
sein, welcher die Griechen an weibliche Schön- 
heit erinnerte (v^L_He^odfrgm. lil Marksch. 
b. Paus. 9 A 40_, 6j" Wrüjw x ivsiSri i-nsXriv 
waitaai ceIjjhjs. Find. Ol. 11,78 B. üwls^ev 
evantiSog asXävag ioatbv wäog. Petron. 89 : 
iam plena Phoebe candidum extulerat iubar, 
minora dueens astra r.adianti facie), indem 
man dabei bald an den weifsen Teint schöner 
Frauen (Chqsx m. b. Athen. 608 b . Tibull. 3. 4. 
29. .Hor.'ca. 2 5, 18) , bald an volle, weifse 
Jrauenbrflste { Rom. Jäym n. in Ve.m. 89 r T^ fift(y r 
i d. 2, 79), baU,, an ein schönes, strahlendes 
Frauenantlitz dachte (vgL Hör, serm. 1 T 8, 21 : 
simul ae vaga luna de cor um protulit os; vgl.. 
Petr on. 89 radianti facie), während die 
Mondstrahlen, ebenso wie die Strahlen der Sonne 
(B d. 1 Sp. 2003) als schöne , glänzende oder 
goldene (JiaaJM». » arapr. 95. 220) oder blonde 
(A ch. Tat, p . 42 r S Herch.) Haare aufgefafst 



Uslrjvrig rjvHopoio). YgL- auch die "mö'^tÖi 
und nmycoviai, aetiqeg ( Pottux 4, 159) und die 
langen Haare der Selene auf Berlin er Vasen. 
(n r. 2519 u. 3245) . DanebenTmctet sich auch, 
aber, wie es scheint, erst in späterer Zeit, 
welche bereits stark von den auswärtigen 
Kulten der Brimo und Bendis beeinflufst war, 
die Vorstellung vom Monde als einem grausen- 
erregenden Gesicht (ßXoevoöv ts xal woixääes 
bgäfisvov Plut. de f ae. in o. lunae 29, 6 . 
Manetho anäx. ti, 202"~piögüe<ägt8. JSpigenes 



Germanen (vg l. Grimm. Jj. M* 665. SchwartJL. 
S onne etc. SfTHI 152). Daneben findet sich, 
wie auch von der Sonne (s . Bd. 1 Sp. 2000). der 
Gedanke, dafs der Mond ein Auge sei, welches 
selbst durch seine Strahlen sehe und die Welt 60 
erleuchte (Artemid. 135, 21 Hereher xov oqüv 
alxCa). Vgl. auch Aesch. Prom."796. Diod. 1, 11. 
Endlich wurde der Mond wegen' seines 
Glanzes und seiner regelmäfsigen B,undung und 
Fülle als Symbol weiblicher Schönheit be- 
trachtet, ebenso wie Helios oder die Sonne und 
die Sterne den antiken Menschen an männliche 
Schönheit erinnerten (v gl. Bd. 1 Sp. 2001 f.) . 



b. Vlemens Alex . Strom. 5 p. 676_J ^ Hascher, 
Gorgonen B. 511".). welche Anschauung,' wie wir 
sehen werden, namentlich im späteren Hekate- 
kultus eine bedeutende Rolle gespielt hat. 

Versuchen wir jetzt den Einflufs dieser un- 
mittelbar der Natur des Mondes entlehnten 
Anschauungen auf den Mythus der Selene als 
Mondgöttin nachzuweisen, so haben wir, unserer 
obigen Darlegung entsprechend, zunächst alle 
diejenigen Vorstellungen von der Selene zu 
behandeln, welche dem Begriff des leuchten- 
den Glanzes entsprungen sind. 

Der feurige, leuchtende Glanz des die 
Nächte erhellenden Mondes erzeugte zunächst 
die Vorstellung einer fackeltragenden Göt- 
tin*). Vgl. Orph.h ymn.SjlB.' xXv&i &eu ßaeilsia, 

*) Ebenso kommt Helios (Sol) auf späteren Bild- 
werken eine Fackel tragend Tor: WieseUr, Arch. Beitr . 
Gött_1889 S. 7; y frl. Jfonn.J). 4, 282f. Mart. Gay. 1 § Ifi. 



3133 Mondgöttin (mit Fackel, Diadem) Mondgöttin (m. bogenförmig. Schleier) 3134 



tpasarpÖQi , Sia JSsXforj. ( v. 3) £vvv%Cri äa- 
ioi%e. Nown. Dion. 2, 189: vv%ioi Xafinxrj- 
psg dtiOifiTjroto ZeXrjvng, tog dcctSsg, eeXäyigov. 
ib . 44. 194: ivvv%(-r] äs j KvQGocpöqm naXap,rj 
Swing diccewdea nsiv-rpi. Val. Flacc. 7 f 366 : 
Phoebes lampas. Ebenso wird Selene auf Bild- 
werken oft mit einer Fackel (vgl., eiXag u. släii»; 
= Fackel) dargestellt. Vg^, JEgJöa^Xdas Dip- 
tychon von Sens bei MMa^jG^Lmgtl^raL SA, 
121,-das Wandgemälde von Pompei bei Üelbio 10 
nr. 9fi2 T ~aie GemmiThei Müjler-Wieseler2~li4? , 
te mer ifie Mfinze_d_er Fanstina bei Miliin a. a."Ö_. 
Ta£ 34 nrT*118 i ." - die i^mjBe^.m^Kärlsruhi 



N eapel nr. 3256. 3221 f.) . auf pompejanischen 
Wandgemälden ( BeOnq nr. 952. 953 f. 96JÜ , 
auf Endymionsarkophagen {Jahn, Arch^B^r^ 



Jahn, 



_ nr. 915) , 
Betty. S. 56. 



Froehner._N ot du 
auch alle 



X< H*pre nr. ^9 ^'ig. 5f. n^ . w. Sin 
diese Ziengnlsse verhlItniiml][sTg jung, so kann 
doch das hohe Alter der zu Grunde liegen- 
den Vorstellung nicht bezweifelt werden, da 
auch andere mehr oder weniger evidente 20 
Mondgöttinnen seit alter Zeit dasselbe Attribut 
führen. V gl. Sehol. Arist. Lys. 448 : rr\v $coo- 
tpÖQOv . . .T'qv "Agzepiv ovtcog sicälovv , inel 
6aöov%og, ij avxri yag T»j 'Exätn. tj ireel x«xi 
rg esh'ivn i] ' avxi]. Dies gilt nicht blofs von 
der Hekate (v gl. Hymn. Hom. 5, 52: oiXag lv 
%stqiaaiy £zovBa und die übrigen BdTlSp. 1888 
n. l900ff. angeführten Stellen und Bildwerke) 
unET" Artemis (qxaatpöqog, oeXetotpöttog u. s. w. 



o benBd. 1 Sp. 57j^sowie Müller- Wieseler 1 . 62, 
2 ,T5ÖB. 16lA. 161 r: 167.1?4 b ....wBOTcft<r t I»no 
u. Üera ISTjäsT ^älT^nflern aucla von "cTer 
Brimo ( Mittler- Wie seler 2, 173) 3 von Eileithyia 
(vgl. das^^tS35JärP~ amo Phon z u Aigion b. 



so 



end- 



v gj _, 

lion~von Iuno^äna Hera (s.ji), weichYauch in 



5.. A; y gl.jEen-Sa 7r^p: 

uno und Hera (s.ji), w el 
dieser Beziehung ihre Deutung als Mond- 
göttinnen rechtfertigen (v^l^MhdieFackel- 
iflge im Kulte d er Diana oEen BdTl So.lüQöf. 
und Benqisj s. d.) . 40 

""TSn zweites hierher gehöriges Attribut der 
Selene ist der goldene oxsqiuvog, von 
welchem leuchtende Strahlen ausgehen; vgl. 
Hy mn. Hom 39, 5; atiXßsi äs x' aldfiitszog utiq 
XQvaeov änb azi<pavov, axxives *' *-*•- 
ovttti (IvSuiovxcu?). Vgl. 
auch jä|g_Strjahl^jadiad*em 
dey^SelenV^uf^er~Berliner 
Vage 7iir.'"^ i9"r"nnd~'~aTe 




(CPOKOC 



Ce/HMR 



4) Selene auf einer Rinderbiga 
aus dem Meere emporfahrend, 

geführt von Hypn'os, unten 

Nereide mit Seetieren, Diptychon 

Ton Sens (nach Mi ttin, Gal. myth. 

TjyLnrJjy; 



Ä) Selene auf Rinder- 
biga, Helios, Eronos, 

Tyche, von einem 
Armband aus Syrien 
(n ach Gaz. a rch. 1877 

PI. 8 Mg. 5 links; ~ 
s. oben 2 Sp. 1566). 



S. 56) und anderen MonumentenrvgLdas^oten 
erwähnte Diptychon von Sens [FjgjjCj, MjBtfc- 
S' ivSiu- Bühn nr. 2713. 2716 f. 2725. Müller -Wieseler' 



as 



Torte des magischen Hym- 
nus bei Abel, ürphica p. 294 
v. 87 i üevttov äiäSrjfia 
ti olg VOeieiS ttpoiyqpotct. 

Dauelbe Attribut linden wir 
auch beim Helios (obenBd^ 



S p. 8004 )^ femer 
ran Mondgöttinnen, z. B, der 
Hekate t Bd. 1 So. 1906). der 
Artemil (mit Btirnkrone 
Müller- Wiaekr 2. 156. 169 a ; 
P fioibe^ hfl i JSes. Th. 136. 
3d. 1 




Bd71^pTa67J. der Hera 
(BcTTl Sp. 8 182) n. g. w. — Mit diesem gol- 
denen^ »tfahlengeechmückten exscpavog nahe 
verwandt ilt wohl der hinter dem Bücken der 
Selene öfters angebrachte bogen- oder kreis- 
förmig gewölbte Schleier, der z. B. auf 
spateren- Vasen ( fi^86t^g_jar 1 jL798^_vgl. 



6) Ares, Selene, Helios, von einem Metallgefäfs aus "Wettingen 
(nach Gaz. arch. 1879. 1 j s. oben 2 Sp. 156J1 



2, 17 4 a . 894° ) erscheint. Man ist bei der grofsen 
Ähnlichkeit der Gestalt versucht, in diesem 
Falle an die sogen. aXm (alcaal) oder „coro- 
nae, quae solem lunamve cingunt" ( Sen. q . 
n at. 7. 12 , 8) zu denken, welche im Kranze 
off den Mond umgeben; vgl. Cornelius, 



3135 Mondgöttin (goldig, silbern) 

MeteorohAQ2JL Ärist ot. Met. 1. 7, 5. 3. 2. 2 . 
ä.lii-JU-S^Jl^ie-Wwwdo 4. Arat.^ 811>u. 
Schgl, jSen. _g^_nat. j^J». JL „l»3?LJ?ft?k jtö*. 
«at 8*_?8...„ Weniger nahe liegend scheint 
es mir zur Erklärung dieses bogenförmigen 
Schleiers die verhältnismäfsig seltene Er- 
scheinung des Mondregenbogens {CormMus 
a. a. 0. 503^ Aristot. ed. Bidot 3. §<K\\\ zu 
benutzen. Ebenso wie Selene fuhren auch 
Hekate {KinaQoiiQriSgii.vos Symn.Hom. in Cer.Zb) 




7) Selene mit ihrem genagelten Zweigespann hinab- 
fahrend, von einer rotfig. SchaleJaB erlin nr. 2293 
(n ach Gerhard, des. (äT^EhTrü: 8, 3) T~~*~ 

und Artemis (auf Bildwerken) oft den Schleier. 
Selbstverständlich wurde der feurige wie 
Gold oder Silber schimmernde Glanz des 
Mondes auch den anderweitigen Attributen der 
Göttin beigelegt. So redet d er_32. hom erische 
Hymnus v. 7 von iZpata tT\Xavysa, v. 8 von 
naXbTrüTyrnsvTtq-, nachJg^i^/3^19^ ist 
Selene tQvaagß,axog\ in einem Orakel Dei lo. 

Lvd. p. 94 B. u nd 

23 , 6 h eifst sie 

XQVBoßiXlflVOg; 

ygL_auch xqvoö- 
ttSQmq fi TJBrunck . 
A naL 2. 268, 10 , 
XQVßrjviog Norrn^ 
Z>. 44.263, wah- 
rend anderwärts 
ihr Wagen sil- 
bern genannt 
ccQjiaTog &QyvQsoi.o 
denn überhaupt das 
sein sollte wie dem 




8) Sol-Apollon und IJuna-Diana, 

Münze der Valeria (n ach Babelon. 

M onn. de la rev. ffi»q r 2, 52Q ; vffl. 

RturJusr , Sei. 17<lff , Y 



wird ( Nonn. 44, 192: 
■nvßsQvrjteiQa) , wie ihr 
Silber ebenso geheiligt 

Helios das Gold (Schol_Pin d. I. 4, 2) ; vgl. 
P arthey in A bh.d. BerT. AJc. 1865 B. 114." Norm . 
D. 05, 39"2j Ä"Is~A"nalogieen hierzu sind der 
göTdeneTWagen, die goldenen Zügel und Haare 
des Helios anzuführen (Bd. 1 Sp. 2003 f. 2005 f.). 
Vgl. auch die %QveäoQoqJ~%Qvar\vioq oder %qv- 
erfianaxos Artemis, die jjginjoqpajjs {Philo dem. 



Mondgöttin (wagenfahrend) 3136 

n. evosß. p. 42, 5 Gomp. ) und XQvaoaävSaXos 
(J£wse b.pr. ev.a, 11, 2ll 'Exawj, sowie die 
schon bei Homer und Hesiod vorkommenden 
Epitheta der Hera und Artemis : xffooo&Qovog 
(Hera: II 1»_6 11. 14, 153. Artemis: li j, 533 . 
0<LJt*JiÄ8E tevoTciSdos (Hera: HgsJ33kjEL 
962 j Tri. Oj LAI, 604). Inbetreff der weifsen, 
glänzenden Hautfarbe der Selene und der 
weifsen Stiere oder Kühe, welche ihren Wagen 

10 ziehen, s. j äten . 

Aus dergcEeiben- oder radförmigen Gestalt 
des Vollmondes hat Bich (wie beim Helios) die 
Vorstellung einer auf einem Wagen fahren- 
den Göttin entwickelt, der wir zuerst bei 
Pjmdar_J>egegnen; TKi-Ol^JL!!» xQveäQpa- 
xogMtjva. Hymn.Homn ß,9. THüEPhoen. 176: 
ZeXuvuCa, xQvaeövLVY.Xov (fiyyog . . . ncäXoig 
fiSTcupiQmv l&vvet. Theoer. 21, 19 : &Q(ia 2sXä- 
vaff. Verg±_£. 10. 2lt>^ atmaque curru noeti- 
vago PUbebe medium pulsabat Olympum. Stat. 
Theb±_\% ^ 307 curru. Hymn. mag, b. Ä~5el, 
O rphica p. 292 ff. Vers 5. JSow n. Jü. 44. 192 . 
3 6» 120. ib. 44. 253:_ yo«g>jt'töc^ Hierher ge- 
hören auch alle die weiter unten zu be- 
sprechenden Stellen, wo von den Tnnoi, equi, 
iuvencae, oder von der biga der Mondgöttin 
die Bede ist {Lucan : l i TT^iaL^h^ : l x S^. 
S erv., V. A. 5. 72~1). BeiweTtem atoliänfigsten 
findet sich aber die Vorstellung einer auf dem 
Wagen fahrenden Selene auf Bildwerken, und 
zwar, wie es scheint, zuerst a uf attische n Vasen 
de s streng-rotfi^urigen Stiles ( BerlifT^SW^ 
Fjgl-Z*- vgl^eydeww i, S"acc^üum anä~Tb&), 
später namentlich auf TändymionsärKophagen 
(O. Jähn. Arch. Beitr. 8. 57 ff.); vgl. Drexter 
b. Bmcher._Nachtr7~ilWTwäKTlLün7^njW^~^. 
"Genau dasselbe gilt - außer von Helios 
(s. Bd. 1 Sp . 1999 2005 f.) auch von Artemis 
( Hom. Eymn. 9. 8f. navrovatov agfia Sioöxsi. 

*o KdltimTW. in Dian. _ liO. Müller, Hdb. S 864 . 

5 u - JZ JVelcker, GötteiT. i. 594, 3TTJ" H era und 

Iuno (Böscher. Studien\_ ^l. Myih n ff .c^" 

. B. Bd.~I~"S734 ÄnmTeil.yöb. Bd. 1 Sd. 2096, 
3jjj- ■ — ~—i-_ -» 

Da ferner, wie wir oben sahen, die Mond- 
sichel mit einem Hörne (xspas), genauer gesagt 
mit einem Kuh- oder Stierhorne ( Laetant. 1, 21^, 
verglichen wurde, so entstand daraus einerseits 
die Vorstellung einer stier- oder kuhgestaltigen 

50 Mondgöttin, andrerseits dachte man sich Selene 
auf einem Stier reitend oder auf einem von 
Stieren oder Kühen gezogenen Wagen fahrend. 
Vgl. Poqi fo/r. antr. nymph. 18: exd xavQog 
fisv aeXj]vr]%al vipcopa oeXtjvrjg öraigog. Nonn. 
B. 23. 309: ravQoipvqg. lAtgiim^£Mlops7~li ) 
wo die Mondgöttin in Gestalt einerp^öüs 
mäyxaXog erscheint.*) Als letzten Rest der 
ursprünglichen Kuhgestalt haben wir wohl die 
Hörner anzusehen, welche Selene als äheQcos, 

60 Htgoeoctt, 2gucöxE@a)?, xsQatrj, bieornis etc. 
nach den oben angeführten Dichterstellen trägt 
(vgl Paus, 6 J .24 J- 6r^ auf dem Markte zu Elis: 
'HX~la> nsnotrjttti xai SeXrjvri Xi&ov xa aydX- 
fiaza xal ttjs (isv iisQara iv. xr)g ns<paXr)g . . .). 
r>; ° J "~ einzigen mir bekannten Beispiele 



Die drei 



*) Ehenso wird anch die syrische Astarte als Mond- 
göttin nach Analogie der Isis kuhköpfig nnd mit Stirn- 
hornern gedacht (vgl ^den A rt. Astarte in Bd. 1 Sp.652f.) 




9) Sol-Apollon und Luna-Diana, 

Münze der Valeria (nach Babelon 

a.a.O. 2, 519; Tgl. Röscher, Helene 

170«.). 



3137 Mondgöttin (mit Stieren fahrend ete.) Mondgöttin (ihr Auge, ihre Schönheit) 3138 

Luynes, Numism. et inser. cypr. pl. 5, 1. 2 und 
von Sidon bei Layarä pl. 3B 7. Luc. de dea Syr. 

4. Preller-Robert 1, 373, 1). Als Parallele zu 
den der Selene dargebraohten Stieropfern lassen 
sich wohl die der Hera und Iuno heiligen Rinder- 
herden und die diesen beiden Göttinnen darge- 
brachten Opfer von weifsen Kühen anführen 
(vgl. Art. Hera Bd.l Sp.2106. Art. Iuno Sp.602), 
wie denn auch Hera im Kultus zu Plataiai 

10 und Argos auf einem von Rindern gezogenen 
Wagen fahrend gedacht wurde (Art. Hera 
Sp. 2101)*). 

Zahlreich sind ferner die Vorstellungen, 
welche sich aus dem Vergleiche des Mondes 
mit einem Auge entwickelt haben. Auch 
hier tritt wieder ein merkwürdiger Parallelis- 
mus zwischen Helios und Selene hervor (vgl. 
Art. Helios Bd. 1 Sp.2020). Wie Helios mit seinem 
Auge alles, was auf Erden geschieht, erschaut 

20 und beobachtet und deshalb zum owitog, 
navömrjg, 7tav8eQxrjg u. s. w. wird, so auch 
Selene (vgl. Orph.hymn. 9, 7 Abel itaväeQxrig. 
Manetho änox. 4, 110 navsTtCatiOTCog. Hymn. 
in Mereur. 99: r\ Ss vsov a-nonirjv iiQoaeßq- 
earo äfa SsX^vrj. Orph. hymn. 9, 10 nävao<pog. 
Orakel b. Euseb. pr. ev. 6, 1, 2 <E>oi'ßri svaxonog). 
Dab,er ist auch Selene ebenso wie Helios ein 
immer gegenwärtiger Zeuge aller Handlungen 
der Götter und Menschen und wird von diesen 

30 befragt, wenn es gilt, den unbekannten Thäter 
irgend eines verborgenen Vergehens zu ent- 
decken (vgl. Hymn. in Ger. 22 ff., wo unter der 
dem Helios gegenübergestellten Hekate ganz 
offenbar die Mondgöttin zu verstehen ist, vgl. 
auch die Hekate navSsQu^g b. Prodi, hymn. 7, 17 
Abel. ®v\av.i\ Sdhol. z. Theoer. 2, 12), wie denn 
auch Luna neben Sol, Iuppiter, Terra und 
Oceanus nach Biet. Cret. 5, 10 bei Schwüren als 
Zeugin angerufen wird. Denselben Anschau- 

40 ungen begegnen wir auch bei anderen Völkern, 
z. B. den Deutschen, Mongolen (Grimm, B. M. s 
670 ff.) und Ägyptern, deren Mondgott Thoth 
zugleich Gott der Intelligenz ist (Pietschmann, 
Hermes Trismegist. S. 12; mehr bei Boscher, 
Naehtr. 16). Sehr verbreitet ist ferner der Ver- 
gleich des Mondes mit dem Auge einer Kuh oder 
eines Stieres (vgl. die Sslr\vri ßomnig Nonn. 
D. 17, 240; TcevQÜmg ib. 44, 217. 11, 185; 
tocvQWTtög Sdhol. Soph. Ai. 172), wobei wahr- 

bo scheinlich die Gröfse als tertium compa- 
rationis vorschwebte (vgl. Aristot. phys. 6 
= 4, 11, 30 Didot. Longos past. 1, 17. Aelian' 
v. h. 12, 1. Alkiphr. frgm. 6. Bilthey, Arch. 
Z. 1881 S. 137 Anm. 17. Brinkmann, Die 
Metaphern 1, 442. Boscher, Iuno und Hera 

5. 38), vielleicht aber auch zugleich die vor- 
hin erwähnte Vorstellung einer kuh- oder 
stiergestaltigen Mondgöttin in Betracht zu 
ziehen ist. Auf die Schönheit des Mond- 

60 auges bezieht sich ferner das Epitheton iv- 
äitig, welches Seiana nach Pindar Ol. 11, 78 
Böckh führt (evcömSog Zsldvug sgarbv cpdog); 
den Gegensatz dazu bildet die Mijvrj ßloavgä- 
nig bei Manetho äicot. 6, 202; vgl. Hesych. 



einer auf einem Stiere reitenden Selene bieten 
die Beschreibung eines Gemäldes bei Achilles, 
Tat. ed. Herch. p. 42, 5, die beistehende Münze 
der Valeria und wohl auch die Gemme bei Müller- 
Wieseler 2, 176 a (= Fig. 11); es ist aber nicht zu 
bezweifeln, dafs diese Vorstellung öfters vor- 
kam, da sie sich für Artemis Tauropolos (-pola) 
ziemlich häufig nachweisen läfst (vgl. Bd. 1 
Sp. 567 f. Schol. Soph. Ai. 172; mehr b. Preller- 
Bobert 1 S. 313 Anm. 1). Am verbreitetsten 

ist entschieden 
das Bild einer 
auf einem von 
weifsen Stieren 
oder Kühen ge- 
zogenen Wagen 
fahrenden Göt- 
tin (vgl. Dionys. 
\>.Brundk,Anal. 
2p.254:-£s;iaj>a 
. . . aysfiovsvsi 
Xsv%äv vTto 
GVQfiaci fi6a%cav. Hymn. mag. bei Abel,Orphica 
p. 292 ff. v. 4. Auson. ep. 5, 3. 19, 3. Prudent. 
adv. Symm. 1,361. Claudian. rapt. Pros. 3, 403 = 
4, 72. Fulgent. Myth.praef. 1. Nonn. B. 1, 222. 
/ 7, 247. Anthol. Lat. 723, 15. Mich. Glycas, Annal. 1 
p.43 ed.Bonn.Malal.chron. p.261). Hinsichtlich 
der hierher gehörigen Bildwerke vgl. 0. Jahn, 
Arch. Beitr. S. 58. Clarac pl. 166; Müller, 
Hdb. § 365, 4. Matz -Huhn, Borns ant. Bildw. 




10) Selene auf Rinderbiga fahrend, Gemme 
(nach Müller - Wieseler, Denkm. 2 Taf. 16 nr. 176). 

nr. 2715. 3315. 3757. Müller- Wieseler 1, 72, 
405. (Jahn, Arch. Beiträge 87), 2, 16, 176. 
JDrexler bei Boscher, Nachträge S. 43 f. Ge- 
wöhnlich ist der Wagen der Selene nur mit 
zwei Rindern, selten mit vier bespannt (vgl. 
Malal. a. a. 0.). Im Zusammenhange damit 
steht das der Selene (ebenso wie der Artemis; 
vgl. Miliin, Gall. M. 24, 120 = Passeri, Lucern. 
1, 99) dargebrachte Stieropfer (Lactant. 1,21: 
Lunae taurus maetatur quia similiter habet 
cornua). Vergleichbar sind aufser der schon 
erwähnten Artemis Tauropolos die stierge- 
staltige und wie ein Stier brüllende Hekate 
(Porphyr, abst. 3, 17 u. 4, 16. Abel, Orphica 
p. 292 ff. v. 12; vgl. Nonn. B. 1, 220 f. und die 
Selene oder Hekate xav^ov.äqavog u. tatigo- 
itöXog b. Abel a. a. 0. v. 16 und Tzetz. Ante- 
hom. 201 ff.), endlich wohl auch die mit dem 
Stierhaupte geschmückte Astarte (Phil. Bibl. 
fr. 2, 24 M.; vgl. oben Art. Astarte Bd. 1 Sp. 652) 
und die Aphrodite rccvQoitölog (Schol. Bion. 
Per. 609; vgl. die Münzen von Kypros b. Be 

Röscher, Lexikon der gr. u. röm. Mythol. II. 



*) Vgl. auch die zahlreichen von Schliemann in Tiryns 
und Mykenai (also den ältesten Kultorten der Hera) 
ausgegrabenen Kühe (Votivkühe ?) von Terrakotta und 
edlem Metall; Schliemann, Mykenae S.U. 80. 117. 249. 252. 

99 



3139 Mondgöttin (Schönheit) 

s. v. und das ngöeconov . . . ßXoavgöv xi v.ui 
q)QiK<ödsg OQmjjLsvov bei Plut. fac. in o. lunae 
29 und Epigen. bei Clem. Alex. Str. 5 p. 676 P. 
(= yoQyövwv; vgl. Hymn. in Hecat. b. Hippolyt. 
p. 102 ed. Gott : Pogya kccI iWoojtm Kai My\vr\ . ..). 
Dieselbe Vorstellung eines schönen, grofsen 
Auges begegnet bei Hera, welche ebenso wie 
Selene ßornaig (13mal in der Ilias), tavgäm.s 
(Nonn. B. 47, 711), ylavurnnig (Brunck, Anal. 
3, 260, 521) heifst, und deren schöne Augen 10 
geradezu sprichwörtlich waren {Brunck, Anal. 
2, 396, 14). 

Der Vorstellung von der Schönheit des 
Mondes als Naturkörpers entspricht es endlich, 
dafs auch der Mondgöttin ebenso wie Helios 
und Eos hervorragende Schönheit zugeschrieben 
wurde; vgl. Hom. Hymn. in Solem (31) v. 5: 
■nällifia xs%va . . . 'Hm . . . Silrjvrjv . . . 'Hi- 
Xiöv %. ib. 32,1 Mrjvrjr svgiäfj tccwaiTtrsgov. 
Abgesehen von der Schönheit ihres grofsen 20 
Auges, die soeben besprochen worden ist, 
müssen wir hier besonders der schönen Haut- 
farbe gedenken, welche die Selene auszeichnet 
und einerseits an ihren Armen (Hymn. Hom. 
in Lunam v. 17 IsvytobXevs äia 27.), andrer- 
seits an ihren Wangen (Isvxri nageiä Ach. 
'Tat. p. 42, 5 Hercher) hervortritt, öfters aber 
auch ganz im allgemeinen gerühmt wird (vgl. 
Hymn. Hom. 32, 7: Xoiaaafiivrj %QÖa Y.alöv. 
Theoer. id. 2, 165 EslavaCu XiituqoxQoe). 30 
Hinsichtlich der schönen Haare der Selene, 
bei denen man (wie bei Helios) an die von 
ihrem Haupte ausgehenden Lichtstrahlen ge- 
dacht zu haben scheint, vgl. aufser Ach. Tat. 
p. 42, 5 Hercher («0^77 £ca>&r}) die oben (Sp. 3132) 
angeführten Schriftstellen und Vasen. Auf 
den Bildwerken erscheint Selene gewöhnlich 
als eine schöne jugendliche, der Artemis ähn- 
liche Gestalt {Müller, Hdb. d. Arch. § 400, 2). 
Dieselbe Schönheit zeichnet übrigens auch die 40 
anderen Mondgöttinnen aus, d. h. Hera, welche 
ebenso wie Selene ßoiönig und Xsvnmisvog ist 
(mehr im Art. Hera Bd. 1 Sp. 2097), Artemis, 
mit der schon von Homer öfters schöne Mäd- 
chen und Frauen wie Helena (Od. 4, 122), 
Nausikaa (Od. 6, 152), Penelope (Od. 17,37. 
19, 54) verglichen werden (vgl. auch die Ar- 
temis oder Hekate Kalliste*)), endlich Kallisto 
und Kallone (s. d.), d. h. Hypostasen der Artemis 
Kalliste (vgl. Usener im Rh. Mus. 23, S. 324flf. 50 
Tümpel, Jahrbb. f. cl. Phil. 1887 S. 104. Boscher, 
Inno und Hera S. 36 ff.). 

IV. Bewegung, Bahn, Auf- und Untergang 
der Selene. 
Die Bewegung der Mondgöttin wurde von 
den Alten sehr verschieden gefafst: man 
stellte sich dieselbe entweder als ein Fliegen 
(Schweben) oder als ein Fahren oder endlich 
als ein Reiten **) vor. Am seltensten ist, eben- 60 

*) Hesych. s. v. KalXiatij . . . y.al ?/ iv tut KeQa/usixw 
Id()Vfiiv>i 'Exüti], i)v Uvioi jtf}XEfnv Aeyovair. Vgl. auch 
Paus. 8, 35, 8. 1, 29, 2. 

**) Die Vorstellung des Fahrens auf einem Schiffe, 
■welche sich im griechischen Heliosmythus (Bd.l Sp.2014) 
und bei den Ägyptern (Plut. de Is. 34) im Mythus von 
Helios und Selene rindet, läfst sich für die griechische 
Selene kaum r achweisen; man müfste denn in dem Vasen- 
bilde des Louvre b. Welcher, Alte Denkm. 3, 67 ff. Tat. X, 1. 




Mondgöttin (Bewegung, Bahn) 3140 

so wie bei Helios (Bd. 1 Sp. 1997 f.), die Vor- 
stellung des Schwebens oder Fliegens, wenn 
sich auch auf Grund der verglei- 
chenden Mythologie kaum be- 
zweifeln läfst, dafs sie für uralt 
zu halten ist (vgl. Helios Bd. 1 
Sp. 1997). Geflügelt tritt Selene, 
soviel ich weifs, nur im ^.home- 
rischen Hymnus Vs. 1 auf, wo 
sie Tccvvoi7tz£Qog genannt wird, 
aber doch zugleich auf einem u) Seiene-Mke (?) 
mit Bossen bespannten Wagen auf einem Stiere 
fährt, ebenso wie Eos auf Vasen mit Meniskos 
(Fig. 14 und vgl. Heydemann, 
Neapler Vas. S. 860 nr. 167; 
siehe auch den Artikel Eos Bd. 1 
Sp. 1260 u. 1276 f.). Man er- 
sieht aus diesem Hymnus deut- 
lich, dafs die uralte, namentlich 
bei Artemis (Bd. 1 Sp. 695. Preller -Bobert 
1, 333, 2) vorkommende Vorstellung des 



zwischen den 

Hörnern, reitend, 

Gemme (nach 

Müller - Wieseler 

2, 16, 176 a). 




12) Selene mit Fackel und Zackenkrone auf einem 
Widder reitend, Lampe (nach Arch. Ztg. 8 Taf. 15, 2). 




13) Selene auf einem Maultier reitend von einer Vase 

in Florenz (nach Heydemann, Hall. Winckelmannsprogr. 

von 1878 Taf. III, 2). 

Fliegens bereits mit der des Fahrens kom- 
biniert worden ist. Vgl. auch die „am Himmel 
schwebende" Selene auf der Gemme bei Hirt 

Gerhard, Ges. Abh. 1,150 Taf. VTI, 3 Selene und Helios er- 
kennen wollen. Nach Grosse, De Graec. dea Luna. Lübeck 
1880 S. 27 soll die vermeintliche Selene vielmehr Eos Bein 
„quia non cernua sed redimiculum gerit (nach Lenormant). 



3141 Mondgöttin (auf e. Wagen fahrend) 

16, 3 und die geflügelte auf einem mit einem 
Halbmonde zwischen den Hörnern geschmück- 
ten Stiere sitzende Selene-Nike (?) auf dem Stein 
(Fig. 11) bei Müller -Wies., D. a. K. 2 nr. 176 a 
(vgl. die Selene votaqpoVs C. I. Sicul. 1032). — 
Viel gewöhnlicher ist die Anschauung, dafs Se- 
lene ebenso wie Helios (ob. Bd. 1 Sp. 1999. 2005) 
auf einem Wagen fahre, den man sich bald 
von zwei weifsen Kühen oder Stieren (s. oben 
Sp. 3137), bald von zwei 
weifsen, bisweilen geflügel- 
ten Rossen (vgl. oben 
Artikel Helios Bd. 1 
Sp. 2006) gezogen 
dachte. Vgl 
Pind. Ol. 3, 
19: di%ö 
prjvig . . 
ZqvoÜq- 



Mondgöttin (fahrend od. reitend) 3142 

geflügelt sind); ebenso die Neapler Vase 
(Baccolta Cumana nr. 157) Heydeinann S. 860 
(wo Grosse, De Graec. dea Lima, Lübeck 1880 
p. 27 nach Brunns Vorgang freilich Nyx er- 
erkennen will); ferner die römische Lampe 
(Sammlung Anglona) b. Hübner, D. ant. Bildw. 
in Madrid nr. 618 S. 259. Stephani, Compte r. 
1860 S. 47 Anm. 3. Jahn, Arch. Beitr. S. 57 
Anm. 20 (Endymionsarkophage) ; vgl. Matz- 
Duhn 2716 u. 2718. Mehr 
bei Drexler in Boschers 
Nachtr. 41 f. Öfter fun- 
giert Hypnos (s. d.) 
(Sopor) als auriga 
der Selene 
{Stat. Theb. 
8, 159. 12, 
307 f. 
Norm. 
D. 48, 




Mr\vu. 
Hymn. 
Rom. 32, 
8: £f»i«fts 
vt] näXovg . 
ioevjisvcogitQots 
gma' iläerj. Tibull 
2, 4, 18. Prop. 1, 10, 8. 
Ovid. fast. 4, 374 niveos 
equos, ebenso Bern. am. 258; 
vgl. auch Fast. 3, 110. 5, 16. 
Met. 2, 208. Trist. 1, 3, 28. 
Amor. 2,5, 38. Heroid. 11, 
46 luciferos equos. Stat. Theb. 
8, 160. — Eine biga wird der 
Luna ausdrücklich zugeschrieben von Tertull. 
spect. 9. Serv.V.A.&,121 u. Anthol. ed. H. Meyer 
nr. 891, 17; vgl. Stat. Theb. 12, 297. Senec. Ag. 
857. Lucan. 1, 77 f. Ciris 38. Vgl. aufserdem 
Orph. hymn. 9, 5 tfCUnne. Hymn. mag. bei Abel, 
Orphica p. 292 ff. v. 5 : rjeliov Sqöpov leov iv 
aQjiccGiv innevovea. Hiermit stimmen die Bild- 
werke überein ; vgl. z. B. (Fig. 7) die attische 
strengrotfigurige Vase Berlin2293 (wo die Rosse 



14) Selene reitend zwischen Helios und 

Eos, att. rotfig. Pyxis in Berlin nr. 2519 

(nach Furtwängler, Samml. Sabourqf T. 63). 

Vgl. damit die r Selene 5 des pergamen. 

Gigantenfrieses: Baumeister, D. 1421. 



637; 
vgl. das 
Dipty- 
chon von 
Sens (Fig. 4) 
Miliin, Gatt, 
myth. 34, 121. 
Bilthey, Arch. Z. 33, 
70. Hinsichtlich der hier- 
her gehörigen Parallelen 
aus dem Kreise anderer Mond- 
göttinnen vgl. ob. Sp. 3136. 
Wurde endlich Selene als 
Reiterin gedacht, so dient 
ihr als Reittier entweder ein 
Stier (s. ob. Sp. 3136 f.) oder 
ein Pferd (wie dem Helios; s. ob. Bd. 1 Sp. 1999) 
oder ein Maultier oder endlich auch, wie dem 
phrygischen Mondgott M e n (vgl.Perdrizet, Bull. 
decorr.fceZZ.20(1896)Taf.XiVu.XV;vgl.S.8lff.), 
ein Widder (vgl. Fig. 12). Vgl. die Beschrei- 
bung des Bathrons des pheidiasischen Zeus zu 
Olympia b. Paus. 5, 11, 8: Ztlrivrj zs Xnnov 
ifiol Soksiv ilavvovaa. rofg de ißxiv elQrjpiva 
itp' fjiiiövov zijv frebv 6%ete&ai Kai ov% fjrjrou, 

99* 



3143 



Mondgöttin (reitend) 



Mondgöttin (reitend) 



3144 




Kai Xdyoi' ys ura Inl im 7]fii6vq> IsyovGiv svför]. 
Fest. s. v. mulus vehiculo Lunae habetur quod 
tarn ea sterilis sit quam mulus, vel quod, ut mulus 
non suo genere sed equis creatur, sie ea solis, non 
suo fulgore luceat. Ebenso wie am Bathron zu 
Olympia hatte Pheidias auch im östlichen Par- 
thenongiebel die Seleno reitend dargestellt, wie 
zuerst Grosse, De Graec. dea Luna. Lübeck 1880. 
S. 20 ff. erkannt hat; Tgl. Friederichs- Wolt ers, 

10 Gipsabg. S. 256. Ferner gehören hierher folgende 
erhaltene Bildwerke : a) Va s e n (vgl. Grosse a. a. 
0. u. Stephani, Compte r. 1860 S. 43 ff.; ob Art. 
Helios Bd. 1 Sp.2009) : Berlin nr. 2619 = Samm- 
lung Sabouro ff Taf. 63 (Fig. 14), abgeb. ob. Bd. 1 
Sp. 2007/8 (athenische rotfigurige Vase schönen 
Stils). — Rotfig. Pyxis im britischen Museum; 
vgl. Arch. Ztg. 32 (1876) S. 113 u. Tirocinium 
philol. sod. sem. Bonn. 1883 S. 71. — Neapel 
nr. 3221 ; vgl. Arch. Z. 25 (1867) S. 64 Taf. 224, 2. — 

20 Oinochoe in Florenz (Fig. 18) b. Heydemann, 
Mitteil. a. d. Antilcensammlungen in Ober- u. 
Mittelitalien Taf. 3, 2; vgl. Arch. Ztg. 42, 97. 
— Neapel nr. 2883 (Fig. 16), abgeb. oben unter 
Giganten Bd. 1 Sp. 1658. — Neapel nr. 3222. 3256. 
Petersburg 1798. — Vase des Duc de Blacas: 
Fig. 15; s. Bd. 1 Sp. 2010. — Relief v. pergamen. 
Altar: Baumeister, D. Fig. 1421. — Münzen: 
Münze von Patrai (Fig. 1) bei Müller- Wieseler 2 
nr. 174. — Münze des Antoninus Pius (Faustina 

so als Diana Lucifera) Miliin, Gall. myth. 34, 118; 
vgl. Welcher, Götterl. 1 , 560. Mehr bei Drexler in 
Boschers Nachtr. 41 u. das. Anm. 2. Beachtenswert 
erscheint, dafs auch Artemis bisweilen auf einem 
Pferde reitet, wie die Münzen von Pherai be- 
weisen (vgl. Müller- Wieseler 2 nr. 173), ferner 
Hekate (vgl. Hippolyt. p. 102 ed. Gott.), wo 
von einer 'üWrij Si' degog Suicnsvovacc die 
Rede ist (was freilich auch auf einen von 
Pferden gezogenen Wagen bezogen werden 

40 kann; s. Abel, Orphica p. 292 ff. v. 5), endlich 
dafs auch nach lettischen Mythen der Mond 
auf einem Rosse reitet: Mannhardt, Ztschr. f. 
Ethnol. 1875 S. 316. Mehr ob. unt. Men Sp. 2758 ff. 
Was ferner Anfangs- und Endpunkt der 
Bahn der Selene anlangt, so dachte man sich 
die Göttin gewöhnlich, ebenso wie Helios (Bd. 1 
Sp. 2012 ff.) und die Sterne, aus dem Okeanos, 
empor- und in denselben wieder hinabtauchend 
(vgl. die ähnlichen Anschauungen der ameri- 

50 kanischen Ureinwohner und der Tahitier bei 
Schwartz, Sonne, Mond u. Sterne S. 11 f.). 
Schon Homer redet von einem Bade im Oke- 
anos, dem alle Gestirne mit Ausnahme der 
Arktos unterworfen sind (II. 18, 489 = Od. 5, 276: 
ol'rj ä' afifioQÖs ton loetgäv 'Slxsuvolo). So 
entstand die Vorstellung, dafs die Göttin, ehe 
sie vom östlichen Weltende aus (uvsQxopevr) 
xsQÜrrj&sv Ap. Rh. 4, 54) auf ihrem Wagen 
am Himmel emporfahre, im Okeanos ein Bad 

60 nehme (Hymn. Hom. 32, 6: evr' av äic 'Slxs- 
avoio XosGaajiivr] ZQ° a iwtXbv . . . fev%ai>,£vi\ 
mmlovg . . . iaavusvms*) kqotiqcoo' iXäatj. 
Nonn. D. 7, 242. Appul. Met. 11, 1 (752) lunae 
. . . orbem . . . marinis emergentem fluetibus. 
Anthol. Lat. 723, 6 : Te pater Oceanus renovato 
respicit axe). Die bildende Kunst drückt dies 

*) Auch sonst -wird hie und da der Schnelligkeit der 
Mondgöttin gedacht; Tgl. Abschnitt VII. 



3145 Mondgöttin (u. Okeanos) 

bisweilen dadurch aus, 
dafs sie die Büste der 
Selene auf dem bärtigen 
Haupte des Okeanos 
ruhen läfst (vgl. Froehner, 
Notice . . . du Louvre 1 
nt. 429 = Müller- Wieseler, 
D. a. K. 2, 17, 190), oder 
dafs unter dem Wagen der 
Selene Seedrachen (Fig. 4) 
und Okeanos nebst Gaia 
dargestellt werden (Jahn, 
Arch. Beitr. S. 60). Vgl. 
auch unter Helios Bd. 1 
Sp. 2011. 2013 Z. 40ff. 
Usener im Eh. Mus. 23, 
341 f. Ebenso wie Selene 
aus dem Okeanos emporsteigt, taucht 
sie auch in denselben nieder. Dies 
Niedertauchen oder Untergehen wird 
wie bei Helios durch ävvai bezeichnet 
(Sappho frgm. 52 Bergk; Tgl. Theoer. id. 
2, 163). Auf der Berliner Vase nr. 2293 
ist der Okeanos, in den Selene hinab- 
taucht, durch einfache Halbkreislinien 
angedeutet (Fig. 7). Daneben findet sich 
freilich auch die Anschauung, dafs Selene 
nach ihrem Untergange nicht im Okeanos, 
sondern entweder im äufsersten Westen 
über oder unter der Erde, d. h. in einer 
unterirdischen (oder unterseeischen ?) Grotte 
weile, ebenso wie Helios (und Mithras, s. d.), 
für welchen dieselbe Vorstellung bezeugt 
ist (vgl. Art. Helios Bd. 1 Sp. 2013). So 
kommt es, dafs auf einer apulischen, den 
Atlas und die Hesperiden darstellenden Vase 
(Fig. 17) unter den letzteren auch eine Seiana 
erscheint (^urtwängler, Beschreibung der 
Vasensammlung in Berlin nr. 3245), ferner 
dafs bei Plut. Amat. 20, 9 von Xeijiävs g EsXr]- 
vrjg «tu 'JcpQoShrjs im Sinne eines (westlichen?) 
Seelenreiches die Rede ist (vgl. den Xsifitov 
"Hqag b.Kallim. in Dian. 164; mehr b. Boscher, 
luno u. Sera S. 82 f., die Bofsweide des Helios 
auf den Inseln der Seligen bei Alex. Aet. bei 
Ath. 296° und das lusitanische Vorgebirge der 
Selene oben Sp. 3128), sowie dafs nach dem 
homerischen Hymnus auf Demeter v. 24 die als 
Selene gefafste Tochter des Persaios (Hekate) 
beim Raube der Persephone, also am Tage, 
in einer Höhle (avTjo»') weilt, von der aus 
sie das Jammergeschrei der geraubten Perse- 
phone vernimmt (vgl. Art. Hekate Bd. 1 Sp. 1893 
u. Ap. Eh. 3, 1211 : Bgifitä HntXrj6Kwv *Enäzr\v . . . 
r) S äiovea Y.ev&fimv J| imäxcov Sst-vr] 9sog 
ccvtsßolrjosv , wo Usener, Bh. Mus. 23 S. 340 
Anm. 72 an eine hochgelegene Gebirgshöhle 
denkt; s. auch Plin. n. h. 2, 43 Luna] alias 
aämota caelo, alias eontigua montibus. Cornut. 
ed. Osann p. 208. Wenn ferner von einer 
Höhle der Selene und des lykaiischen Pan in 
Arkadien (Pophyr. antr. n. 20) und von einer 
Grotte der Selene und des Endymion auf dem 
karischen Latmosgebirge (s. oben Sp. 3126) 
die Rede ist, so hat man in diesen Fällen 
wohl an Lokalisation eines ursprünglich rein 
idealen Ortes im äufsersten Westen zu denken. 
Vgl. auch die Höhle der Kybele, in deren 



Mondgöttin (bewohnt Höhlen) 3146 




3147 Mondgöttin (in unterird. Höhle) 

Hintergrund Hekate-Selene (als Knltbild?) mit 

ztvei Tackeln in den Händen steht, auf einem 

von Conze, Arch. Z. 1880 S. 1 ff. u. Baumeister, 

D. d. Id. Alt. S. 799 besprochenen Relief, wo 

auch Pan nicht fehlt. (Vgl. damit das ob. Bd. 2 

Sp. 2733/4 abgebildete den Mondgott Men in 

der Pansgrotte darstellende Relief aus Athen.) 

Übrigens spielt auch bei noch anderen Mondgöt- 
tinnen die Höhle eine Rolle, z. B. bei Hera (vgl. 

Boscher, Iuno u. Hera S. 77 Anm. 238 u. 240, ob. 10 rischen Niederschlägen dieser Art (vgl. Plut. 

"" Sympos. 3, 10, 3. Maerob. S. 7, 16, 8) ; s. auch 

ib. 21 u. 24. Theophr. c. pl. 4, 14, 8. Plin. n. 
h. 18, 292). So entstand der Glaube, dafs 
Selene neben Eos (s.o. Bd. 1 Sp. 1265 f.) Spenderin 
des Taus und überhaupt der Feuchtigkeit sei, 
was mythisch schon von Alkman (frgtn. 39 
BergTe) so ausgedrückt wurde, dafs er sagte, 
Hersa, d. i. der Tau, sei eine Tochter des 
(Himmelsgottes) Zeus und der Seiana (Aristot. 



Mondgöttin (spendet Tau) 3148 

Wärmeausstrahlung der Erdoberfläche besonders 
kräftig sich vollzieht, der Boden und seine 
Pflanzendecke recht stark erkalten, ist der 
Taufall am reichlichsten" (Neumann -Partsch, 
Phys. Geogr. v. Griech. S. 64). Dieser von der 
modernen Meteorologie ausgesprochene Satz 
war den Alten aus unmittelbarer, einfachster 
Erfahrung bekannt. Besonders galten die 
Vollmondnächte für reich an atmosphä- 



1 Sp. 2100), die auch von Okeanos und Tethys (in 
einer Meeresgrotte ?) aufgezogen wird ( II. 14, 202), 
Eileithyia (Od. 19, 188; vgl. Strab. 476), Hekate 
(Steph. B. b. v. ZrjQvv&og). Da jenseits des 
Endpunktes der Mond- und Sonnenbahn ewige 
Nacht herrscht und das (westliche) Totenreich 
liegt (Aesch. frgm. 164 N. Prom. 796) oder 
der Mond unter die Erde zu versinken 
scheint (Plin. h. n. 18, 322), so ergeben sieh 



daraus allerlei Beziehungen der Mondgöttin 20 probt. 24, 14 vygaivei . . . xb rijs aeXrjvris cpäg. 
zu dem Totenreiche oder der Unterwelt, die Plin. n. h. 20, 1: aquas Sole devorante, Luna 
schliefslich zur Identifizierung der Selene mit pariente; ib. 2, 223. Artemid. on. ed. Hercher 
Persephone und zu der Annahme einer chtho- p. 81, 27. 136, 8. Stat. Theb. 1, 888: rorifera 

, \ gelidum tenuaverat 

IS® J*h // W "Sit, ^-% „ Gco. 4, 421 roscida 

luna. Io. Lyd. de 
meng. 2, 8. Nonn.D. 
40, 876: öqoaösoaa 
aelt'jvri. ib. 44, 221. 
Vgl. auch Luc. 
Icaromen. 18 , wo 
Empedokles als 
Mondbewohner ai- 
rtCzai tf6aov). „Für 
das Gedeihender 

Pflanzenwelt 
du» Südens ist aber 
die starke Tau- 
benetzung von un- 
schätzbarem Wert, 
weil der Regen die- 
ser Himmelsstriche 




17) Seiana, Atlas, Herakles, Hermas, Hesperide, Berliner Vase nr. 3245 
(nach Gerhard, Ges. ak. Abh. T. 19). 



nischen oder unterweltlichen Hekate (s. d.) 
geführt haben (vgl. Varro l. I. 5, 68 JSpichar- 
mus . . . Proserpinam quoque appellat (Lunam), 
quod solet esse sub terris; vgl. unten Sp. 3186 
und den Art. Men oben Sp. 2768f. Boscher, 
Nachtr. 35 f.). 



nicht auf zahlreiche Tage verteilt und an ihnen 
wieder Stunden lang mit ruhiger Ausdauer an- 
haltend niedergeht, sondern größtenteils in kräf- 
tigen, schnell verrauschenden Güssen, von deren 
Wasserspende nur ein verhllltnisinäfzig geringer 
Teil dem Boden und seiner Vegetationzdecke 



Schliefslich ist noch zu erwähnen, dafs die 50 wirklich zu gute kommt. Namentlich in der Zeit, 



Alten wenigstens seit der alexandrinisch-römi- 
schen Zeit von einer luna errans (Verg. A. 1, 
742) oder vaga (Hör. sat. 1, 8, 21 u. Hein- 
dorf z. d. St.), ferner von flexus multivagi 
(Plin. n. h. 2, 48) oder obliqui der Mondbahn 
reden (vgl. auch den ilntoäQÖfiog äatazog 
aGTrjQ ZeXrivctirjs b. Maneth. aitoz. 4, 146 und 
die iUgonögog ZtXr]vrj ib. 437); vgl. zum Ver- 
ständnis dieser Ausdrücke Servius z. Verg. A. 



welche die Getreidefelder der Reife nahe bringt, 
in dem oft recht trockenen April und Anfang 
Mai, wo ein die Ähren peitschender Sturm- 
regen mehr schadet als nützt, wird jeder Tau- 
fall als eine erquickende Himmelsgabe begrüfst. 
Kein ausdrucksvolleres Bild weifs der Dichter 
zu finden für eine überraschende Freude, die 
ein bekümmertes Männerherz aufrichtet, als 
die belebende Wirkung solches Taus" (Neu- 



1, 742 u. 10, 216. Mythen scheinen jedoch nicht 60 mann-Partsch a. a. 0. S. 66; vgl. II. 23, 697. 



aus dieser (vielleicht jungen) Vorstellung er- 
wachsen zu sein, man müfsie denn, wie oft 
geschehen ist, die Irrwanderung der Io (s. d.) 
darauf beziehen wollen. 

V. Das Wirken der Selene. 

a) Selene als Spenderin des Taus. 
„In klaren, mondhellen Nächten, wo die 



Ap. Eh. 3, 1019 ff. Aesch. Ag. 1351 Herrn. 
Winer, Bibl. Bealw. s. v. Thau, Nissen, ItcU. 
Landeskunde 1, 39. A. Mommsen in Bursians 
Jahresber. 73 (1892, III), 12 f.). So kommt es, 
dafs man alle den Pflanzen und Tieren*) not- 

*) Vgl. Opitz' Lied an die Morgenröte: c Du bist der 
Brünste Mutter, Dein Thau erzeugt das Futter Für 
Wild und alles Thier.' 



3149 Mondgöttin (spendet Tau) Mondgöttin (Menstruat. u. Entbindg.) 3150 

wendige, wachstumfördernde Feuchtigkeit dem wir unzweifelhaft in der Regelmäfsigkeit der 

Wirken des Mondes zuschrieb (Phüolaos bei Erscheinung zu erblicken, welche bekanntlich 

Boeckh p. 111 = Diels Doxogr. 333* 7. Stoiker b. meist mit dem abnehmenden Monde oder 

Plut. de Iside et Osir. 41. Cic. nat. deor. 2, monatlich, oft mit dem Tage, zurückkehrt 

19,50. Plin. n. h. 2, 221. Iulian. epist. 50 (vgl. Soranus p. 184 ed. Böse: zb siijitjvov 

p. 370 Hercher. Tzetz. Antehom. 203) und diesen mvöfiaazai xal xazafirjvi.ov anb zov xazä fiijva 

mit Epithetis wie eviisvrjg {Plut. a. a. O.), ■tqö- ylyvso&ai. Empedokl. ib. p. 185: v.a\ zovxo 

tpQtov (Hymn. Hom. 32 , 18) , SrjiiiovQybg zmv yiyvszai xazä ftfiva zovzo äa sv 

olcov, äya&wv alxta (Iulian a. a. O.), cpeQSKao- ixaczr/ %uza zt\v ISiav aicavzä itQo&eefiiav 
itog (Orph. hymn. 9), navzoöcpog (Nonn. D. 44, 10 -xal ov . . . coßitiQ . . . 'EfimsSoxXfig sXazzov- 
191), cpvzoanÖQog (Nie. Eugen. 2, 250), oftnvia (isvov zov cpcaxbg zrjg asX^vr}g. Aristot. anim. 
(Nonn. D. 5 , 488) u. s. w. belegte. Da man hist. 7, 2, 1 : rj Sl zmv yvvaixsiiov bgiirj yivszai 
endlich die auch von der modernen Meteoro- iteol cp&wovzag zoig (irjvag. äiö (paaC zivsg zäv 
logie bestätigte Beobachtung machte, dafs cocpi&pevwv (Empedokles?) xai zr\v asXr]vrjv 
durch Quellen, Flüsse und Seen befeuchtete ilvai ftfjXv, ozi apa ovfifSaivn zoig pev rj 
Gegenden ganz besonders starken Taufall xä&aoeig zij äs r\ tp&iaig, xal peza zr\v ua- 
zeigen (Cornelius, Meteor. 273; vgl. Aristot., &aooiv xal zr)v cp&iaiv r\ 7tXr\Qa>eig ccjitpotv. 
Meteor. 1, 10, 5), so entstand der Glaube, dafs Vgl. auch ib. de anim. gen. 2, 4 u. 4, 2. Plin. 
der Mond das Wasser der Quellen, Flüsse und n. h. 7, 66. Galen. 9 p. 903 ed. Kühn; vgl. 
Seen auflöse, an sich ziehe und als Tau 20 oben Bd. 1 Sp. 2089.) Am deutlichsten zeigt 
wieder herabsende (Plut. de Iside 41: oi Sh sich diese Beziehung zur Menstruation bei 
Zzwikoi ■ . . zy esXrjvrj zu. v.orjva.ia rtal Xi- der Dea Mena (= Mr'ivrj), von der Varro b. 
(ivocia vdpaza yXvnsiav avanifineiv xal fiaXa- August, de civ. dei 7, 2 sagt: quae menstruis 
Ttrjv ava&vpiaaiv. Plin. n. h. 2 , 223 : Lunae fluoribus praeest, ferner bei der Iuno Fluonia 
femineum et molle sidus nocturnum solvit humo- oder Fluviona (-ia) ; vgl. den Art. Iuno oben 
rem et trahit. ib. in dulcibus aquis Lunae Bd. 2 Sp. 580, endlich bei der Hera und der 
alimentum esse, sicut in marinis Solis. Porphyr. Artemis, insofern beiden Göttinnen verschie- 
antr. nymph. 11: zoig . . . anb zr)g azoäg . . . dene Pflanzen (z. B. die Granate, der Heli- 
tQsqisa&ai . . . aeXrjvrjv . . . ix zäv nijyaiwv chrysos, das Cypergras , die Lilie und der 
Kai nozapiav vSäzcov «. z. X. Mehr b. Cor- so Keuschlamm) heilig waren, deren man sich zur 
nutus ed. Osann p. 522 ff. und oben unter Men Heilung gewisser Frauenkrankheiten, insbeson- 
Sp. 2765. Boscher, Nachtr. 24 f. Vgl. auch dere bei krankhafter Menstruation, bediente 
den Artikel Iris Sp. 321 f.). Auf diese Weise (vgl. oben Bd. 1 Sp. 2090). Auch die der 
erhalten die Mondgöttinnen deutliche Be- Selene heilige Paionie (= f),i'\viov, prjvoysvsiov; 
Ziehungen einerseits zu Quellen (Nymphen), aeXrjvtov, asXrjvöyovov) heilte gewisse Frauen- 
Flüssen und Seen (vgl. die Selenequelle zu krankheiten nach Bioskor. m. m. 3, 147; vgl. 
Thalamai in Lakonien oben Sp. 3123, den Plin. n. h. 26, 151. 

Flufs Menios in Elia oben Sp. 3121, die dem Dieser scheinbare Einflufs des Mondes auf 
Mondgott Hierobolus (s. d.) heilige Quelle bei die Menstruation der Frauen macht es ferner 
Palmyra, ferner die Artemis 'EXei'a, Ai/ivcii'a, 40 leicht begreiflich, dafs die Mondgöttin zu einer 
Aifiväzig, Tlozafila u.s. w. oben Bd. 1 Sp. 559ff., Entbindungsgöttin werden konnte. Da 
endlich die Diana am See von Nemi und bekanntlich die Menstruation bei eintretender 
Labicum; Bd. 1 Sp. 1005 ff.), andrerseits zur Schwangerschaft völlig verschwindet und sich 
Vegetation und zu den Tieren des Waldes erst nach Beendigung des Säugens wieder 
und Feldes (Theoer. id. 25, 16), wie wir dies einzustellen pflegt (Aristot. de an. gen. 4, 6), 
namentlich bei Artemis (oben Bd. 1 Sp. 662 ff.), so lag es nahe, das Blut, welches vor der 
Hekate (s. Bd. 1 Sp. 1892; vgl. auch den xäXa- Schwangerschaft monatlich abgesondert wird 
dos der Hekate und dessen Erklärung bei und nach der Empfängnis im menschlichen 
Euseb. pr. ev. 3, 11, 22) und Diana (Bd. 1 Körper zurückbleibt, für den zur Ausbildung 
Sp. 1005 ff.) wahrnehmen können.*) Wir werden 50 und Entwickelung des Fötus notwendigen Er- 
im folgenden Abschnitte sehen, dafs diese nährungsstoff zu halten und anzunehmen, dafs 
Funktion der Mondgöttinnen noch durch weitere, dieselbe Macht des Mondlichts, die jene Er- 
wichtige Momente wesentlich verstärkt wird. scheinung hervorruft, auch das allmähliche 
b) Selene als Göttin der Menstru- Wachsen und ßeifen des Kindes bis zur Ge- 
ation und Entbindung. Wie schon aus burt bewirke (Aristot. de an. gen. 1, 19. 20. 
den Bezeichnungen iifjvsg, xazaitrjvia, ipfirpitt, de an. hist. 7, 3, 1 ff. Plin. h. n. 7, 66. Senec. 
xa&doeeis s'fifujj'ot, menses, menstrua pur- de benef. 4, 23, 1. Plut. de am. prol. 3). 
gatio u. s. w. deutlich hervorgeht, führten die So giebt es auch zahlreiche Zeugnisse, nach 
Griechen und Italiker die für das weibliche welchen die Empfängnis und Geburt von 
Geschlechtsleben so wichtige Erscheinung der 60 der Menstruation und somit vom Monde ab- 
Menstruation auf das Wirken des Mondes zu- hängt (vgl. aufser den oben Bd. 1 Sp. 2090f. 
rück. Den Grund für diese Benennung haben angeführten Belegen Aristot. de an. gen. 1, 

19. 4, 10. de an. hist. 7, 2. Cic. n. d. 2, 46, 119 

*) So erklären eich auch die öfters bei Hekate vor- J una g rav iditateS et partUS afferat maturitates- 

kommenden Schalen und Kannen wohl am besten als qiqriendi. Sen. benef. 4, 23, 1 nOU duMum 

Symbole des Tauspendens; ^ oben Bd^ 1 Sp. 1909 52 * * * ' { g %{ ^^ cmmm fecundüas 

nnd vgl. die Schale in der Hand der Artemis auf der "• * i .■ ' tm * t i o * > > 

Neapler Vase Nr. 2200, sowie die beiden Phialen in den humOUa reSpOndeat. Plut. Is. 43: älO VCCI (MJ- 

Händen der samischen Hera (oben Bd. 1 Sp. 2109 f.). ziqa r^r eeXrjVrjV ZOV Y.oepov [ot JiyvilZlOl] 



3151 Mondgöttin (fördert Pflanz, u. Tiere) Mondgöttin (Entbindung) . 3152 

Hcdovot, %al cpvaiv s%siv ägesvod'rjXvv ol'ovxui kleinen Kindern als q>vXay.x^Qta an den Hals 
mlrjQovusvrjv vno 'HXtov Kai KvtaKoiiivrjv, avxrjv gehängten Amulette von der GeBtalt der Mond- 
es itäXiv ctg xov üsqa nQoisfisvrjv ysvvT]zi.tiäg siehel sollten sicherlich den Schutz der Mond- 
äexag Kai KaxaonsiQoyaav. ib. 41: xtjv eeXrjvriv göttin (Kov^otgötpog) andeuten, welchen diese 
yövifiov xo cpmg Kai yyQonowv £%ovouv svasvrj den kleinen Kindern unmittelbar nach der 
Kai yovaig gwwv xal yvxäv etvai ßXaaxr\esai. Geburt zu teil werden lief» (vgl. Otto Jahn, 
Mehr bei Boscher, Stud. z. vgl. Myth. d. Griech. Üb. d. Aberglauben des bösen Blicks S. 42. 
u. Böm. 2 p. 41 Anm. 91). Viel mochte zu Lobeck, Aglaoph. 169 f.). Vgl. auch Artemidor 
dieser Auffassung der Mondgöttin auch die on. 135, 16 H. ZsX^vrj yvvaina oraiaivei . . . 
Erfahrung beitragen, dafs die meisten Geburten 10 kccI firjxiga- xqo<p6g yäg ttvcu vevoßiarai. 
in der Nacht, wenn der Mond am Himmel Mehr bei Boscher, Sehne 65 ff. Nachtr. 25 f. 
steht, eintreten, sowie die Berechnung der c) Einflufs des Mondes auf das 
Schwangerschaft nach Menstruationsperioden, Wachsen und Gedeihen von Pflan- 
d. i. nach Monaten (Varro l. I. 5, 69. Aristot. zen und Tieren. Wohl bei fast allen 
de an. gen. 4, 10. Sen. benef. 4, 23. 1. Kaibel, Völkern findet sich die Anschauung, dafs der 
epigr. gr. 1028, 38 ßsXävag | ig äsKÜzav atpsiSa wachsende oder zunehmende Mond auch 
[d. i. der^ zehnte Vollmond], xe&aXoxog: ägxiov das Wachsen und Zunehmen di-r Pflanzen und 
tQyoy | cpsyyog, eV agxlyovov ßgsyog ayayov), lebenden Wesen und deren Zeugung*) oder 
endlich die eigentümliche Vorstellung, dafs der Ausbildung und Reife bedinge (Aristot. an. gen. 
wachsende und volle Mond eine leichte, der 20 4, 10: aviißäXXsxai alg nciaag rag ytvioeig xal 
abnehmende oder neue M.ut'd dagegen eiue xeXeimasig. Porphyr, antr.ni/mph.l» aelrfv-qv xs 
schwere Geburt bewirke (Uhrysippos b. Schol. ovaav ysvsasmg ngooräxiäa 'fiiXiaaav [— Bienen- 
zu II. 21, 483. Timotheos u. a. b. Plut. Q. conv. königin?] ixälovv. Galen, ed. A'. 9, 908: Snavxa 
3, 10, 3, 9. Euseb.pr. ev. 3, 11, 21). Aus solchen, de i6%vea [yCvexai] nsjcXriQa)fiiviig\Tijs «iij»jje], 
wie wir bei ihrer grofsen Einfachheit und (Sorg xal xovg KagTtovg iv xmXr ntnatvu Kai 
Natürlichkeit voraussetzen dürfen, gewifs ur- av^ävsi xä%i<>xa), womit die' Vorstellung zu- 
alten Anschauungen ist es nun zu erklären, sammenhängt, dafs überhaupt die Körper 
dafs wir fast überall' die Mondgöttinnen als aller Lebewesen vom Monde geschaffen wür- 
Entbinderinnen auftreten sehen und umgekehrt den (vgl. Macrob. Somn. Scip. 1, 11, 7 ipsa 
bei einer Göttin, welche diese Funktion hat, 30 [luna] sit mortalium empor um et auetor et 
ursprüngliche Mondbedeutung annehmen dür- conditrix adeo ut nonnulla corpura sub luminis 
fen. So führt vor allen Artemis die Bei- eins accessu patiantur augmenta et decrescente 
namen Ao%la (-tCa), EiXstövia, Zoatäiva, Avei- minuantur. Mythogr. Nat. 3, 9, 7 : dieunt . . . 
Jcdvos (Eur. Suppl. 958. Arist. Thesm. 742. nos cum nasci coeperimus a Sole spiritum sortiri 
Aesch. Suppl. 676. 0.J.GU595ff. 1768u.ö. Plut. a Luna corpus, a Marie sanquinem etc.)! 
de Baed. Plat. 5. Hesych. s. v. Avaftcovog. Schol. Von den Pflanzen dachte man sich besonders 
Ap. Bh. 1, 288 u. s. w.; s. oben Bd. 1 Sp. 572. die Früchte des Feldes, des Wcinatooks und 
Preller-Bobert 1 S. 319 A. 4 u. 5) und wird der Obstbäume vom Monde abhängig (Orph. 
von Dichtern als ivXo%og, drjXiiäv eärsLQa, frgm. 11 Abel omtmg äv natdia £tXrjvaij] 
[loyoazoKos, tÖKvX6%ei.a (vgl. die wKvxÖKOg as- 40 mnföoixo | opitviä cot drjfirjxgog ätqttivdoiö xs 
Xäva b. Timotheos Plut. Q. conv. 3, 10, 3, 9) BÜ* X ov \ Säg' avans^n^evai Kai inriexavov 
gepriesen (vgl. die Stellen b. Boscher, Iuno oXßov öitäfriv. Geopon. 7, 1: r; . . atX^vt] . . . 
u. Hera S. 51 Anm. 133). Ferner ist das Leben nmaCvti rag exayvXag &sgiirj ovaa Kai vyoa" 
der Weiber in ihre Hand gegeben (Hom. II. Sen. de benef. 4, 23, 1: non dubium est quin 
$ 483, eine Stelle, die schon die Scholiasten . . . tepore efficaci et penetrabili regatur ma- 
nchtig aus dem bekannten Volksglauben von turitas frugum. Galen. 9, 903 Kühn: Kugitovg 
dem Einflüsse des Mondes auf die Entbindung . . . nu%vvsi Kai tu fröa mahn)**). Am ge- 
erklärt haben ; vgl. auch SM. 3 b. Athen. 15, 50. nauesten sind wir über diese Wirkungen des 
Phaidimos in d. Anthol Gr. 6, 271. Kallim.hymn. Mondes durch Io. Lydus p. 62 Boäher unter- 
inBian. 126ff.; mehr heiBoscher, Iuno u. Hera 50 richtet, nach welchem die Zeit vom astro- 
S. 51 ff.). Auch Hekate ist eine Entbindungs- nomischen Neumond (avvoäog) bis zum Voll- 
göttin (Cornut. 31 p. 210 ed. Os.) und daher mond in zwei durch das erste Viertel <oi X 6xou,os) 
auch (ebenso wie Artemis, Hera, Iuno) «od- geteilte gleiche Hälften zerfällt; in der ersten 
eovQocpog (Hesiod. Theog. 450 ff. [Herod.] Vita Hälfte wirkt der Mond befeuchtend (iyoai- 
Homeri 30)*), und genau dasselbe gilt von der vsi), in der zweiten erwärmend (»ffuaivsii 
italischen Iuno, der griechischen Hera (s. d.). vgl. Aristot. part. anim. 4, 5 p. 280, 14 ff. 
Als deutliche Entbindungsgöttin wird Selene Bidot. Seneca a. a. 0.), weshalb es sich em- 
(Mene) charakterisiert durch die Epitheta pfiehlt, während der ersten Monatshälfto zu 
Aoxsirj (Ao%lu) bei Orph. hymn. 9, 6 Herrn. säen und zu pflanzen (axsiqsiv Kai ipvtevsiv), 
(vgl. das Brustbild der Artemis-Selene mit der 60 eine Kegel, welche seit ältester Zeit nicht 
Beischrift AOXIA bei Miliin, Mon. inedits 

2, 34= Galt. Myth. 34, 119), <aY.VTOY.og (TimO- *) Vgl. auch den großartigen Mondhymnu. im 

theOS b. Plut. a. a. 0.), ElXet&via (Nonn. B. Zendavest, übers, von Kleuker (Riga 1777) 2 S. 11 1 : 'Wenn 

38, 150. Anon. 'de Viribus herbar. ed. Bubner Mondeslicht sanft erwärmt, wachsen Bäume mit (jcild- 

128). Die nach Hesych. (s. V. asXrjVig) den ftucht , ™<i Grün breitet sich über die Erde mit Mannig- 
faltigkeit. Mit dem Mond, sei er jung oder vollendet, 

*) Vgl. Hör. ca. saec. 13—17, wo Diana (= Artemis) zeigen sich alle Zeugungen', 

erst als Ilithyia, Lucina, Genitalis, dann aber gleich als **) Mehr im Art. Men oben Sp. 2766. Röscher. Nach- 

KovQotgotfog angerufen wird (v. 17 producas subolari). träge 2G f. 



3153 Mondgöttin (fördert Pflanz, u. Tiere) Mondgöttin (beeinfl. Gesundh. u. Krankh.) 3154 

blofs die Griechen und Römer (Varro r. r. 1, 1. Ähnliches gilt von der italischen Diana (Bd. 1 
37. Pallad, 1, 6. 3, 4. 13, 1. Geopon. 1, 6, 1. Sp. 1005 ff. Gatull. 34, 19), von der Aphrodite 
5, 10, 1. 10, 2, 13), sondern auch viele andere (oben Bd. 1 Sp. 391 u. 397 f.); dieselbe Be- 
Völker, z. B. die Germanen (Grimm, D. Myth. 3 ziehung, welche der Neumond zur Hochzeit 
678. Wuttke, Deutseher Volksabergl.* § 65), haben sollte, findet sich auch im Kulte der 
befolgt zu haben scheinen. Ganz ähnlich Hera und Iuno wieder (s. diese Artikel), 
ist die hinsichtlich des Haarschneidens, der Ganz anders verhält es sich dagegen mit 
Wellschur u. s. w. von den Griechen und den Vorstellungen von dem Wirken des ab- 
Römern (Varro r. r. 1, 37. Plin. h. n. 16, 194), nehmenden Mondes, dem man eine aus- 
Germanen (Grimm a. a. 0. 676. Wuttke a. a. 0. 10 trocknende und abkühlende Wirkung zuschrieb 
§ 669; vgl. § 67), Slaven (Kraufs, im Ausland. (Aristot. de an. gen. 2, 4 p. 354, 5 ff. Didot u. 
1888 S. 787) befolgte Sitte aufzufassen, die 4, 2 p. 397, 14 Didot lo. Lydus p. 62 Boeth.; 
Haare, Wolle u. s. w., wenn sie rasch wieder vgl. die Luna sitiens oder sicca des Cato bei 
wachsen sollen, während des zunehmenden Plin. n. h. 17, 112). Während dieser Zeit 
Mondlichts, namentlich in der Zeit des inter- soll man nach weitverbreiteter antiker Vor- 
lunium abzuschneiden, da man sonst befürch- schrift Holz fällen und Ernte halten, und zwar 
tete, deren Wachstum zu hemmen oder zu ver- deshalb, weil in dieser Zeit Holz und Ernte- 
nichten (Varro a. a. 0.). Auch bei gewissen frucht besser die gewünschte Trockenheit er- 
Tieren, namentlich bei solchen des Meeres, halten und von Fäulnis (caries) verschont 
und Pflanzen glaubte man während dieser 20 bleiben (Cato r. r. 37. Io. Lyd. a. a. 0. Veget. 
Zeit ein deutliches Wachsen wahrnehmen zu epit. r. mil. 4, 35. Varro r. r. 1, 1. 1, 37. 
können (vgl. Aristot. pari. anim. 4, 6 p. 280, Plut. Q. conv. 3, 10, 3. Pallad. r. r. 2, 22. 
14 ff. Didot. Lucil. b. Gell. n. A. 20, 8, 4 Luna Hör. S. 2, 8, 31. Athen. 276 e . Serv. V. Geo. 1, 
alit ostrea et implet echinos, muribus fibras \ 256. Plin.n.h. 18, 321ff. 16,189ff. 17,215 u.s.w.). 
et pecui addit etc. Hör. Sat. 2, 4, 30. Athen. 74°. Dieselbe Regel gilt auch bei den Germanen 
Plin. n. h. 9, 18. 2,41. 2, 102. Galen, ed. Kühn (Grimm, D. Myth. 3 677. Wuttke, Deutscher 
9, 903. 19, 188. Antig. hist. mir. 124. Appul. Volksaberglaube' § 65) und wohl auch ander- 
Met. 11, 1 p. 752. Sext. Emp. adv. math. 1, 79. wärts. Ebenso soll man bei abnehmendem 
Mich. Glykas anndl. 1 p. 42 f. ed. Bonn. u. s. w.). Monde oder zur Zeit der intermenstrua düngen 
Natürlich hängt mit allen diesen Anschauungen 30 (Cato r. r. 29. 50. „luna silenti" = interlunio 
auch die bei den Griechen (Proklos zu Hes. [Plin. n. h. 16, 190]. Plin. n. h. 17, 57. 18, 322. 
iqya 780, mehr b. Boscher, luno u. Hera 33 Geopon. 2 V 21, 12. Colum. 2, 5, 1. 2, 16, 1. Pallad. 
u. 75), Deutschen (Grimm a. a. 0. 676. Wuttke 10, 1, 2),' nach späteren Angaben, damit das 
a. a. 0. § 558 f.) und anderen Völkern, z. B. Unkraut (herbae) nicht zu massenhaft wachse, 
den Norwegern (Liebrecht, z. Volkskunde S. 32 1), in Wirklichkeit wohl deshalb, weil man glaubte, 
nachweisbare Sitte zusammen, Hochzeiten ent- dafs bei abnehmendem Monde der Dünger 
weder am Tage der avvoäog oder doch bei schneller vermodere und mit der Erde sich 
zunehmendem Monde abzuhalten, selbstver- mische, und um alsdann bei zunehmendem 
ständlich aus keinem anderen Grunde, als Monde säen und pflanzen zu können (s. oben), 
weil der zunehmende Mond zur Zeugung von « Dieselben Tiere und Pflanzen, welche bei zu- 
Kindern und zum Gedeihen des ganzen Haus- nehmendem Monde wachsen, nehmen natürlich 
wesens für förderlich gehalten wurde (vgl. bei abnehmendem Monde wieder ab (s. oben), 
auch unten Sp. 3159). d) Einflufs des Mondes auf Gesund- 
Fragen wir jetzt, wie sich die eben be- heit und Krankheit. Schon oben (Sp. 3149 f.) 
handelten Vorstellungen im Mythus und Kultus haben wir gesehen, dafs die für den weib- 
der Mondgöttinnen aussprechen, so ist in liehen Körper so wichtige Erscheinung der 
erster Linie an Artemis zu erinnern, welche Katamenien wesentlich vom Monde abhängig 
nach Kallim. hymn. in Dian. 129 ff. als För- gedacht wurde. Schon hieraus ergiebt sich ein 
derin des Wachsthums der Feldfrüchte, der sehr bedeutender Einflufs des Mondes auf Ge- 
Herden und als Mehrerin des gesamten Haus- 50 sundheit und Krankheit des menschlichen 
Standes (ontos) gedacht wurde (oh äs ksv Körpers, da eine normale Menstruation bei 
svfisiSrjg xs %ul IXaog avyäooriat. | nsivoig sv Frauen eine nicht unwesentliche Bedingung 
fisv aQovga qisqsi exa%vv, sv Sc ysvs&Xri | ihrer Gesundheit bildet, ein unregelmäfslger 
xsxQanoäcov, sv $' olnog üs&xcu etc.). Dafs oder krankhafter Monatsflufs aber entweder 
dies nicht etwa eine vereinzelte spätere, son- Symptom oder Ursache mannigfacher Krank - 
dern eine uralte weitverbreitete Vorstellung heiten ist (vgl. z. B. Galen. 11, 165 Kühn: yvvrj 
ist, beweisen der Kult der aitolischen Artemis ov noäaygtä, sl fir) xä -naxafirjvia avxijg sxXsLnrj, 
und andere gleichartige Thatsachen (oben Bd. 1 cprjelv ^Iititotigäxrjg . . . vofiifcm xoi'vvv . . . . 
Sp. 563 f.). Auch die vielbrüstige ephesische ovts itoSayqaig ovxs ccq&qlticiv ovxs nXsvQitiaiv 
Artemis (oben Bd. 1 Sp. 590. Preller-Bobert 1, 60 oijts itsQinvsvpovicag uXioKSxui yvvrj %aXmg 
330) gehört als nährende wachstumspendende yia&aigoiisvrj. äXX' oväe s7tlXr]7cxog ovSs ä-rto- 
Göttin hierher. Wenn ihr die Biene geheiligt nXt]v.xog oväs anvovg oval äqxavog oväsvl sv 
ist (s. oben a. a. 0. u. Imhoof- Blumer u. Keller, x«tprä noxs yCyvsxai Ka9cnQ0fisvrj xccXwg. sdXm 
Tier- u. Pflanzenbilder Taf. VII, 15 ff.) und äs v.'. x. X. Aristot. anim. gen. 2,4. Plin. h. n. 
ihr Priester iaarjv (= Bienenkönigin, Weisel) 7,66 u. s.w.). Ferner gehört hierher der eben- 
hiefs, so erinnert das an die oben angeführte falls schon oben besprochene grofse Einflufs, 
Stelle des Porphyrios, wonach ZsXrjvr] als welchen der Mond nach Ansicht des gesamten 
ysvs6S(og ngoaxtixig MiXiaea genannt wurde. Altertums auf das Gelingen der Entbindungen 



3155 Mondgöttin(beeinfl.Gesundh.u.Krankh.) Mondgöttin (bewirkt Epilepsie etc.) 3156 

und auf das glückliche Bestehen der mit mit steht, dafs die hauptsächlichsten Heil- 

diesen verbundenen Gefahren des Wochen- mittel gegen Epilepsie, nämlich der otlrivixr\g 

bettes haben sollte (oben Sp. 3151). Aber Xt&og, die Paionie (priviov) tirivoyivsiov oder 

anch sonst schrieben die Alten vielfach Krank- dyXaocpwxig) , welche im Dunkeln leuchtet 

heit und Gesundheit dem Wirken des Mondes (Galen, ed. K. 11,869. Ael. an. n. 14,27. Diosc. 

zu*). Namentlich herrschte fast überall die 3, 147), und die radix Dianaria oder Artemisia 

Ansicht, dafs die Epilepsie der Menschen (Dioscor. m. m. 5, 158; vgl. Orph. Lith. 468ff. 

und Tiere vom Monde hervorgebracht werde, Veget. a. vet. 3, 33) nach der Selene und Ar- 

zumal da die einzelnen epileptischen Anfälle temis (Diana) benannt waren. Hierher scheint 
von einer gewissen Mondphase abhängig zu 10 auch der nach Apollodor (2, 2, 2) und Servil 

sein schienen (Galen ed. Kühn 9, 903 [n aeX^vn] (Verg. Ecl. 6, 48) von Hera über die Proitiden 

xäg xäv litiViynxasv trjQBintQioSovg; vgl. Iuvenc. (s. d.) verhängte Wahnsinn zu gehören, welcher 

I, 476. Luc. Tox. 24: sXiyixo de nal Tiara- nach Kallim. hymn. in Dian. 285 ff. u. Schol. 
ninxitv iigog xtjv aeXrjvrjv av£,avo(i.evriv. ib. Potts. 8, 18, 8 von der Artemis fjuifa oder 
Philops. 16: ytaxaninxovxag ngog xi\v acX-qvrjv rjiiieaai'a gebannt sein sollte (vgl. auch Soph. 
nal xm 6q>9alfiat SiaaxQSipovxag. Plin. h. n. Ai. 172 ff. u. Schol. Paus. 3, 16, 9 und die von 

II, 149. Veget. a. vet. 3, 33: quadam ratione Timotheos b. Macrob. S. 6, 22, 4 fiaivdg, 9vdg, 
lunari animalia sicut homines frequenter cor- cpoißäg, Xvaadg genannte ephosische Artemis)*). 
ruunt et intermoriuntur. Weiteres Material Aufserdem schrieb man dem Monde auch noch 
bei Boscher, Nachtr. 27 ff.). 20 verschiedene andere Krankheiten, z. B. der 

Wenn daher Macrobius 1, 17, 11 sagt: Augen (Plin. h. n. 2, 110. Veget. a. vet. 2, 18; 
quia similes sunt solis affectibus e/fectus lunae vgl. auch Schwartz, Sonne, Mond etc. 151 
in iuvando nocendoque ideo feminas certis Anm. 1. Grimm, Deutsche Myth." 678), Erregung 
afflictas morbis asXtjvoßXrixovg et 'Agxt/iiSoßXm von Kopfschmerz und Betäubung (Galen, ed. 
tous**) vocant, so sind unter diesen morbi crAi K. 9, 903. Plut. Q. conv. 3, 10, 8. Plin. h. n. 
gewifs in erster Linie epileptische Anfälle zu 2, 223), namentlich aber auch gewisse Kinder- 
verstehen, welche, wie aus Galen 11, 165 (s. krankheiten (Epilepsie, Krämpfe) zu, weshalb 
oben) hervorgeht, namentlich auf unregel- man sich auch hütete, kleine Kinder dem 
mäfsige Menstruation zurückgeführt wurden. Mondschein auszusetzen (Plut. Q. conv. 8, 10, 3. 
So kam es, dafs man Epileptiker oft geradezu so Aretaeus p. 72 Kühn. Macrob. S. 7, 16, 26) und 
eelr]viä£ovxig, aelrjvimvxsg, oeXrjvagöiiivoi. (Ev. ihnen, offenbar zum Schutze gegen derartige 
Matth. 4, 24. 17, 15. Eustath. z. Hom. 87, 31. schädliche Wirkungen, sogenannte oiXrjvtöes 
Maneth. cmox. 4, 80ff.546), asXrjvönXrjuxoi (Schol. oder firjvianoi um den Hals hängte (s. oben 
Arist. nub. 397. Hesych.ss.v. ßenKeasXrjvog),luna- Sp. 3151 f. u. vgl. Plaut. Epid. 6, 1, 88. Rieh, 
tici (Paul. Big. 21, 1, 43 maneipium lunaticum) Wörterb. d. gr. u. rö'm. Alt. s. v. crepundia, 
nannte (vgl. auch Ael. n. an. 14, 27. Artemid. mehr b. O. Jahn, Her. d. Sachs. Gen. d. Wiss. 
p. 104, 14 Herch. Orph. Lith. 475 ff. Synes. 1855 S. 42 Anm. 48. Lobeck, Agl. 169 f.). Be- 
epist. 154. Ähnliche Vorstellungen auch bei zogen sich vielleicht die 'lunulae* (lunae) an 
den Semiten; vgl. Psalt. 121, 6). Freilich den Schuhen der röm. Senatoren (Plut. Q. 
könnte man hierbei auch an die „Mond- 40 Born. 76. luv. 7, 192 f. Stat. Silv. 6, 2, 28) auf 
süchtigen" denken, welche ebenfalls in den den Schutz der Luna gegen den morbus co- 
Zeiten des Mondwechsels von ihrer Krankheit mitialis, d. i. Epilepsie?**) In Deutschland 
befallen zu werden pflegen. Da aber die Epi- schützt ein (halbmondförmiges) Hufeisen, wel- 
lepsie oft als eine Art Wahnsinn (papia) an- ches vor der Thür angenagelt wird, vor Mond- 
gesehen wurde (Maneth. a. a. O. Aretae. p. 72 sucht (Wuttke, D. Volksabergl' § 176. 536). 
ed. Kühn. Iuvenc. 1,476), so entstand der Hinsichtlich gewisser Pflanzenkrankheiten (ro- 
Glaube, dafs Selene (Mene), Artemis und He- bigo, carbunculus) vgl. Plin. n. h. 18, 275 u. 
kate Wahnsinn erregen und heilen könnten 282. Neben diesen speziellen Beziehungen des 
(vgl. Schol. Soph. Ai. 172: toi>s nolXovs . . • Mondes zu bestimmten Krankheiten schrieb man 
räv fiaivoaevmv sk EsXrjvrjg voasiv vnoxC- 50 ihm aber auch einen grofsen allgemeinen Ein- 
Ssvxai. Norm.DA4:,22T&.iipläsMriiiriBaxxidg, flufs auf alle körperlichen Leiden zu. So sagt 
ov% oxv fiovvov h al&egi fiijvcig eXioaco, dXX' Galenus (19, 188 Kühn): vöaoi 61 al p\v xaxä 
ort nal fiavirig fieSia Hai Xvaeav syeigoo. ib. dyalgeeiv qi&lvovxog xov firjvbg ovveniarj- 
46,104: Xvoorjstg ftgaavg olexgog dfieqaivöoiö y,aCvovei ngbg xb %tigov. at Si HUTtt itigiovaiav 
SsXrjvrig. Hippocr. n. isgtjg vöeov 1 p. 592 f. xs xal nXjififivgiSa av^avofiivov m.&£ovei 
ed. Kühn, ov.oou äs Ssifiaxa vvxxog nagiaxaxai xd jiäXiaxa. Ebenso galten gewisse Stellungen 
Kai (jpdfJoi xal nagdvoiai %al dvanrjö^asig !k des Mondes beim Beginn von Krankheiten für 
xfjg xlivrig xal tpsv&sg s£gj 'Eiidxr]g cpaalv bedeutungsvoll und zeigten entweder einen 
elvai iitißovXdg %. x. X. Eustath. z. Hom. 87, 31: guten oder bösen Verlauf an: Galen. 9, 912 
rrj S' . . . 'AQX£fii8i, xavxbv 8' siiteCv 'Exatj 60 Kühn. Manetho dnox. 4, 77 ff. 
«ai paiviSa &vea&ai cpaai äidxb äoxsiv ^aviätv 

alxiav slvai xiGiv, log olov stnstv GsXrjviafco- *) Hinsichtlich der mit "Wahnsinn (Delirien) verbun- 

(A£l>OtS; Vgl. ib. 1197, 15. Eur. Hipp. 141 ff. denen Krankheit der Proitiden (Aussatz) verweise ich jetzt 

Polyaen. Strat. 8, 43. Hör. arspoet. 454 fanatlCUS mt meine in den AbhanM. d. Sachs. Ges. d. Wiss. 1896 er- 

error et iraeunda Diana). Im Einklang hier- ! chi ?" 6 ? 6 V nteTa ™*™8 \^ ber *?J , TO "?£ K « nanthro P ie 

' . ° handelnde Fragm. d. Marcellus t>. aide o. 1.5 ö. 

*) Vgl. auch den Art. Men ob. Sp. 2767 f. **) Noch heute trägt man in Neapel silberne Halb- 

**) Hinsichtlich des Vergleichs der Mondstrahlen mit monde am Arm zum Schutz gegen Epilepsie (Winckel- 

Pfeilen s. Nonn. D. 41, 257: äxttvag o'iatsvovaa ^E^vrj. mann, Werke 2 p. 60. Jahn a. a. O.) 



3157 Mondgöttin (bewirkt Gesundheit) Mondgöttin (Liebe, Liebeszauber etc.) 3158 

Selbstverständlich hatte dieselbe göttliche noch heutzutage in Deutschland unglücklich 

Macht, welche Krankheiten hervorrief, auch Liebende*) dem selbst unglücklich liebenden 

den gröfstenEinflufs auf die Erhaltung der Ge- Mond ihr Leid klagen (vgl. Anthol. Pal. 5, 16). 

sundheit der Menschen; vgl. Macrob. 1,17,11 Die Alten suchten diese Beziehung des Mondes 

similessuntsoliseffectibuseffectuslunaeiniuvando zur Liebe und zum Liebeszauber durch den 

noeendoque. ib. 1, 20, 1: Salus autem naturae Hinweis einerseits auf die stillen Mondnächte, 

lunaris effectus est, quo corpora animantium welche zum, Liebesgenufs besonders einladen 

iuvantur salutifero firmata temperamento ; vgl. und denselben begünstigen (Sappho fr. 52 B. 

auch Wuttke, D. VolksabergU § 453. 480. Wie vgl. ib. 95. Schol. Theoer. id. 2, 10. Propert. 4, 

bei den Deutschen (Grimm, D. Myth. 3 678. 10 16, 15. 20, 14. Philoäemus Anthol. Pal. 5, 123. 

Wuttke % 65. 185. 499. 514. 527. 529. 532. 544) Meleagros ib. 5, 191. M. Argentarms ib. 5, 16. 

alles was zunehmen soll bei zunehmendem, Norm. D. 7, 302 ff.) , anderseits auf die eigene 

alles was abnehmen soll bei abnehmendem Verliebtheit der Selene (Schol. Theoer. a. a. O. 

Monde geschehen mufs, so finden wir auch bei Plut., de fade in orbe lunae 30. Hesych. s. v. 

Griechen und Römern gewisse Heilmethoden ovqccvicc alg) zu erklären, und wirklich mögen 

ausdrücklich an die Bestimmung geknüpft, diese beiden Gründe zu solcher Auffassung 

dafs sie bei abnehmendem Monde vorzunehmen des Mondes wesentlich beigetragen haben, 

seien (vgl. z. B. Plin. h. n. 28, 48: verrucas Noch mafsgebender scheint mir freilich in 

avellunt a vicesima luna etc.; vgl. Wuttke diesem Falle die von Plutarch, de facie in o. 

a. a. (X 508. 521 f. u. ö. Galen. 9, 903 nävza ... 20 lunae c. 30 ausgesprochene Vorstellung zu sein 

ttfiväQU ylvszai firjvosiSovg ysvofisvjjg avxijg, xal yaq avzrjv xrjv EsXr\vryv sgcaxi xov 'HXCov 

anavia 81 laxvQa ninXvQmfisvrjg). Abgesehen xsQinoXciv äst Kai ovyyt'vsa&ai ögsyofisvrjv .... 

von den schon oben (Sp. 3150) erwähnten wich- Das hängt sicherlich, wie schon Sehwartz, 

tigen der Selene (Artemis, Diana) geheiligten Sonne, Mond u. Sterne 167 erkannt hat, mit der 

Heilmitteln ist noch der Päonie, auch (mjvo- vielfach verbreiteten und im Altertum nament- 

ysvsiov, ^viov, esXrivtov, oeXnvöyovov, «JyXao- lieh von Macrobius in somn. Scip. 1, 18, 10 f. 

epmzig genannt, zu gedenken, welche nament- ausgesprochenen Anschauung zusammen, dafs 

lieh bei gewissen Frauenkrankheiten Ver- der Mond (wie ein schüchternes verliebtes 

wendung fand (Dioskor. m. m. 3, 147). Hin- Mädchen) vor der Sonne bald fliehe, bald ihr 

sichtlich der Heilkraft der Artemis (OvXia, so nachgehe und sie schliefslich im Neumonde 

Avn u. s. w.) s. oben Bd. 1 Sp. 584. Auch einhole (postquam itte demersus est, ipsa coeli 

Hera hat deutliche Beziehungen zu gewissen marginem tenet antecedenti (soll) super- 

Heilmitteln, welche namentlich bei gewissen oeeidens .... postremo . . . solem denuo com- 

Frauenkrankheiten gebraucht wurden (s. oben prehendit et vicinus videtur ortus amborum, 

Bd. 1 Sp. 2090). Eine Parallele zu diesen quamdiu soli succedens rursus movetur); 

Funktionen der Mondgöttinnen liefern der vgl. auch Plin. h. n. 2, 45 ipsa toties Solem 

phrygische Mondgott Men (ob. Bd. 2 Sp. 2767), redeuntem ad prineipia consequitur. Cornut. 

Helios (ob. Bd. 1 Sp. 2023) und Apollon (Bd. 1 p. 207 Osann: nvvriyia S' soms jiai zä> pr) 

Sp. 433). SiaXstnsiv avzrjv ozs uiv Si<öv.ovaav zov 

e) Beziehungen des Mondes zur Liebe 40 r\Xiov ozs äs cpsvyovaav, slz' iv zä gmäiaxä 
und zum Liebeszauber, Hochzeit der fiszs qxousvtjv zä £mäia. Plut.Is. et Ös. 52: zotg 
Mondgöttin und des Sonnengottes. Nach Se peXavoczöXoig [zfig "iaiSog = zijg Sslrjvrjg'] 
dem Scholion zu Theocrits Id. 2, 10 hatte sficpaivsadai, zag -XQvtysig Kai xovg nsgio*iao- 
Pindar (ev zotg KS%a>Qiafisvoig zä>v TJagdsvCmv) fiovg sv olg äuoxsi. no&ovaa zov rß.iov. 
gesagt „ozl z&v Igaczäv oi usv avSgsg sv%ov- Plut. Q. Rom. 24: nQoizrj plv, ozs Kgvnzszai 
zai zov HXiov al Ss yvvaixsg ZsXrjvrjv", avvoSov noirjaufiivr] itgog rjXiov. Ssvzsea äs, 
und Euripides in seinem xaXvnxofisvog 'Inno- oxuv sxqivyovoa zag avyag zov rfXiov xaza- 
Xvrog die verliebte Phaidra die Selene anflehen cpavrjg ■ngäzov snl dvefiwv ylvsxai. Wie ein- 
lassen, ihr zur Gewinnung der Liebe des fach und ursprünglich dieser Gedanke ist, er- 
Hippolytos behilflich zu sein (vgl. Nauck, fr. 50 sieht man namentlich aus der Thatsache, dafs 
i T a 9-,9 ri P- 39 u- Senec. Phaedra 414 ff.). er sich auch bei anderen Völkern, z. B. den 
Ahnliches berichten auch andere Schriftsteller, Grönländern und Littauern findet (Sehwartz 
z. B. Hesychius s. y. ovgavCa al% .... xavxv a. a. O. S. 162 u. 164 f. Mannhardt, Zs. f. Eth- 
Ss [zjj SsXtivq] za yvvecia ny%sxo Sia zo nologie 1875 S. 83 u. 316). Im engsten Zu- 
Kal avxrjv snl zw Evävfitcovi. xa avzä na&siv, sammenhang hiermit steht die eigentümliche, 
o&sv *al svxzutav cpaelv avzrjv svioi (vgl. ebenfalls, wie es scheint, uralte Vorstellung, 
Phot. 361, 5. Suid. u. Zenob. 1, 26, 8). Häufig den Tag der Konjunktion von Mond und Sonne 
wurden mit derartigen Anrufungen der Selene am Neumond für die Zeit zu halten, an wel- 
oder Artemis auch solche der Hekate und allerlei chem beide Gestirne sich begatten. Das wich- 
magische ,_ nächtliche Zaubereien verbunden, 60 tigste Zeugnis für einen darauf bezüglichen 
wie wir dies z. B. aus Theocrit, id. 2, 10 ff. griechischen Mythus und Kultus findet sich 
(vgl. Schol. zu v. 69 u. 99) und Horaz, Epod. bei Proklos zu Hesiods sgya V. 780 und lautet: 
5, 49 ersehen (vgl. auch Vergil. Aen. 4, 511. 'A&rjvatoi zag ngbg avvoäov rjpsgag s^sXfyovxo 
Anthol. Pal. 6, 16. Abel, Orphica p. 290 v. 28 ff. 

Io. Lyd. p. 120 £.). Dieselbe Bolle spielte 4) Naoh steinthal in d - Zischr - /■ vöikerpsych. 7, 309 

übrigens der Mond nach Plutarch, Is. et Os. 52 gi " t a ^ h r de " a s T? an '. Ur f i ™ hnem ^ie Mondgöttm 

„,.„if 1 • j V , -, ' 1 , nicht blols als Schützerm der Frauen bei der Geburt 

auch bei den Ägyptern, wie denn auch nach mA der Neugebolenen in der wlege) 8ondern aach der 

bchwartz, üonne, Mona und Sterne S. 164 Juoglinge und Mädchen in der Liebe und Heirat. 



3159 Mondgöttin (Gattin des Helios) Mondgöttin (Gattin des Helios) 3160 

tiqos yäpbovs ii.ul tu &soyäfiia itilovv, tots ein Beiname des Helios (s. Bd. 1 Sp. 2015 f. 
cpvammg ilvai ngwtov olopsvoi yäfiov tr)g M. Mayer, Giganten S. 54 u. 68), Theia aber, 
ZsXr]vrig ovarig [lovarjg"] ngbgnXCov avv- die auch Euryphaessa (d. i. Weitleuchtende) 
oSov. Weiteres bei Boscher, Nachträge 29.*) heifst (Hymn. Hom. 31, 2. 4), nur eine andere 
Ferner kommt in Betracht, dafs man, wahr- Benennung für Hekate (Paus. 2,80,2) oder 
scheinlich seit ältester Zeit, sicher seit Selene, so dafs also die Eltern von Helios 
Thaies, die Konjunktion von Sonne und Mond und Selene von Haus aus mit ihren Kindern 
zur Zeit des Neumondes mit demselben Aus- identisch und in demselben ehelichen Ver- 
drucke avvoSog (coitus) bezeichnete, welcher hältnisse wie diese zu einander stehend ge- 
auch Begattung bedeutet (Stob, ecl.phys. 1,26: 10 dacht wurden. Ganz ebenso wie Theia ist 
®aXrjg, 'Avagayogctg, IlXdtmv, ot Ztminol zocg aber auch Perse oder Perseis (d. i. die Glän- 
Ma9rjjj,aTi-noig avpcpwvwg tag pev prjviaiovg zende)*) zu erklären, welche schon bei Homer 
ditoiiQ'iipsig avvoSsvovaav avtr/v rjXico v.al Gattin des Helios heifst und sicherlich nichts 
ncgila^nofiivriv noteia&ai Isyovaiv; vgl. Diels anderes als Selene bedeutet (vgl. Bd. 1 Sp. 2016). 
Doxogr. 360. 367). Ebenso bedeutet im In- So erklärt es sich zugleich, wenn hie und da, 
dischen sam gama bald die Konjunktion von z. B. bei Aischylos (Schol. Hur. Phoen. 175), 
Gestirnen, bald den geschlechtlichen Um- Euripides (Phoen. 175; vgl. Schol x. Aratus 
gang.**) Übrigens scheint zu der Auffassung v. 455 p. 91, 20 Bekk.), Nonnos (D. 44, 191), 
des Neumondes als einer geschlechtlichen avv- Selene eine Tochter des Helios genannt 
oSog nicht unwesentlich der Umstand bei- 20 wird, insofern Helios in diesem Falle wohl 
getragen zu haben, dafs es den Eindruck nur als eine Umschreibung von Hyperion zu 
macht, als verbärgen sich an diesem Tage fassen ist. Weitere Anspielungen auf das 
die beiden ehelich verbundenen Gestirne vor eheliche Verhältnis von Helios zu Selene finden 
den Angen der Welt (vgl. aufser Stob. a. a. 0. sich bei Phaedrus (1 , 6 , 3 : uxorem quondam 
Plut. Q. Born. 24 KovitTSTcti u. Plin. n. h. Sol quum teilet ducere Glamorem ranae sustulere 
2, 42 mensis exitu latet), oder als raube plötz- ad sidera; vgl. Fleckeisens Jnhrbb. 1883. S.243), 
lieh der Sonnengott die ihm still und heimlich Babrius fab. 24 (yäaoi /isv r)cav 'HXtov fregovg 
nachgehende Selene (vgl. Schol. Arat. p. 114 cogn), Nonnos (Bion. 10, 214 'HeXCm ae Xöxeves 
Bekk.sitsita aQTcayifiata, äcfccvTjgyaQ Xomov nagtvvr\9siaa ZZslrjvr]. ib. 44, 70: 'IttXiog fit 
yivszai vnb rag zov r)XCov avyäg yevofiivrj. 30 tpvxsvas . . . zlytts SsXrivaCrj fie . . . .) und 
Phryn. b. Bekk. aneed. 5 , 25 agnayifiaibg . . . Quint. Smyrnaeus (10, 337), der die Hören (s. ob. 
b yag Si' sgaiza rj äi' alXrjv ziva ngöcpaaiv Bd. 1 Sp. 2033 u. 2 Sp. 3173) aus dieser Ehe 
agnao&slg ovtog [a*] agn. Kulsitai. Eust. z. hervorgehen läfst (tag tcot' ag' 'HsXim %ugoitr) 
Od. 1769, 20: (tfr oliyov agituyipuia yivo- Sfirj&ttaa SiXrivr\ ydvat), endlich bei Philo- 
nsvrj [ij aeXrjvrj] tvryv %a\ viav noir]ati). Im choros, nach weichem die Tritopatoren, d. h. 
Einklang hiermit steht, wie ich schon früher die Winde, aus der Ehe des Helios und der 
(Inno u. Hera S. 72) hervorgehoben habe, dafs Selene hervorgegangen und überhaupt die an- 
der Neumond auch bei den Germanen und erst erzeugten Wesen waren (Etym. M. 768, 1: 
Esthen für den besten Hochzeitstag galt &iX6%ogog Ss zovg zgitomärgsig navzmv ye- 
(Grimm, D. M. 3 676) und dafs nach Plutarch 40 yovivai ngmtovg- tr]v p\v ydg ZeXrjvriv *al 
(Is. Os. 43) die Hochzeit von Isis und Osiris, to» "HXiov zote %aXstv yoveig, toiig Si Ix 
d. i. nach Plutarchs Deutung von Mond und tovtmv tgkovg natsgag; vgl. auch Verg. A. 1, 
Sonne, auf die vov\m\via des Frühlings- 742 ff.). Wenn auch einige andere Zeugnisse 
monats Phamenoth fiel. Auch die Tahitier (bei Lobeck, Aglaoph. 754) als Eltern der Trito- 
glauben, dafs Sonne und Mond während des Neu- patoren entweder Helios und Ge oder Uranos 
mondes oder während einer Mondfinsternis***) und Ge nennen, so ist doch die Lesart des 
sich begatten (Waitz- Gerland, Anthropol. 6, Etymologicum Magnum aus dem Grunde für 
265). Vgl. auch die ganz ähnliche germanische wahlbeglaubigt zu halten, weil nach antiker 
Vorstellung bei Schwarte a. a. 0. 163. Dafs Naturbeobachtung tä nvtvpata (fi,BtaßäXXetai.) 
wirklich in verschollenen griechischen Mythen so %atä zr)v zov fjUov xal zqg aiXjvrig ntgtoSov 
die Hochzeit und Ehe des Helios und (Aristot. an. gen. 4, 10) und namentlich weil 
der Selene eine Rolle spielte, läfst sich aus die avvoSoi täv [irjväv ^fiftfptvtotfeat sind 
anderweitigen Zeugnissen nachweisen. Das (Theophr. de vent. 17). Auch spricht für Helios 
älteste derselben findet sich bei Hesiod. Theog. und Selene als Eltern der Tritopatoren das 
371 ff. (vgl. Eyg. f. p. 30, 1 Bu.), wo erzählt oben angeführte (wohl aus Philochoros stam- 
wird, dafs Helios, Selene und Eos Kinder des mende) Zeugnis des Proklos, dafs die attischen 
Hyperion und der Theia seien. Nun ist Theogamieen dem als Prototyp aller Ehen auf- 
aber Hyperion ursprünglich weiter nichts als gefafsten yäfiog des Helios und der Selene 
*) Diese Vorstellung stammt wahrscheinlich aus den galten. Auf Grund dieser Analogieen ist es 

eleusinischen Mysterien, bei welchen, wie es scheint, der 60 Übrigens sehr wahrscheinlich, dafs auch Ev- 

icQig ydfiog von Helios und Selene dargestellt wurde: SvfiCmv, welcher in der elischen Sage für den 

Euseb. pr. er. 3, 12, 3; s. oben Sp. S125. Gemahi, in der karischen für den Geliebten 

**) Merkwürdig ist, dafs nach dem Zeugnisse AI- der Selene galt, im Grunde nichts anderes als 

Berunis der Brahmane seiner Brau nur einmal monat- Helios ist Wie ea sc h e int, bedeutet 'Eväva{a,v 
lieh (an einem Neumonde?) beiwohnen darf: Sprenger 

in der Beilage z. Ällg. Ztg. 1888 S. 4419. *) Auf Münzen von Rhodos {Gerhard, Ges. Abh. Taf. 31, 8. 

***) Wie es scheint, wurden mehrfach Neumond und Imhoof-Blum., Morm. gr. 822), wo Selenekult bestand (Sp. 3126, 

Mondfinsternis als gleichartig betrachtet; vgl. Wuttke, 17), erscheint eine weibliche mit Strahlenkrone geschmückte 

Deutscher Volksabergl. § 356. Gestalt (Selene? Bhodoa?) als Gemahlin des Helios. 



3161 Mondgöttin (Liebe, Heirat) Mondgöttin (Liebe, Heirat) 3162 

den untergehenden oder untergegangenen He- der Artemis und Hekate. So fungiert Artemis 
lios, welcher, wie oben Bd. 1 Sp. 2013 aus- auf späteren Vasenbildern und Reliefs ständig 
einandergesetzt ist, ebenso wie Selene in einer mit Apollon (= Helios; s. ob. 1 Sp. 422 ff.) als 
Höhle zu schlafen und auszuruhen pflegt, wo- Hochzeiterin (s. oben Bd.l Sp. 574, 14 ff.); sie 
hin ihm allmonatlich an den Tagen der avv- führt nach Anthol. Pal. 6, 2761 280 die Jung- 
oSog Selene nachzufolgen pflegt. Der Name frauen dem erwünschten Ziel der Ehe ent- 
hängt natürlich mit ivSvm zusammen und gegen (vgl. auch d. Art. Hermochares) , ihr 
bedeutet wohl den in die Lichthöhle ein- werden vor der Hochzeit Gürtel und Haar- 
gegangenen Sonnengott. Für diese Deutung locken der Bräute geweiht, sie heifst in Argos, 
spricht nicht nur der Umstand, dafs nach 10 wie sonst Aphrodite, geradezu Ilsi&ä (mehr 
elischer Sage (bei Paus. 5, 1, 3 f.) Endymion mit oben Bd. 1 Sp. 574. Preller-Bobert 1, 319, 2 u. 3), 
Selene 50 Töchter zeugt, in denen Boeckh, sie wird bei magischem Liebeszauber angerufen 
expl. Find. 138 die 50 Monate des olympischen (Theoer. id. 2, 33. Hör. epod. 5, 49 f. Nox et 
Festeyklus erkannt hat*) und welche sich den Diana, guae silentium regis Areana cum fiunt 
7 aus je 50 Stück bestehenden Kinderherden sacra: Nunc nunc adeste etc.), während sonst 
des Helios (d. i. wahrscheinlich den 350 Tagen gewöhnlich Hekate bei solchen Gelegenheiten 
des Jahres) vergleichen lassen (Bd. 1 Sp. 2018), eine grofse Rolle spielt (Theoer. id. 2 , 12 u. 
sondern auch die Thatsache, dafs Endymion schol. zu 69. Abel, Orphica p. 290 v. 28 ff. In- 
ebenso wie Helios und Apollon häufig als ein certiHerc. Oct. 456 ff.; mehr oben Bd.l Sp. 1894, 
Hirt gedacht wurde (oben Bd. 1 Sp. f248). 20 56 ff.), oder auch Aphrodite, welche schon 
Hinsichtlich des alten Sonnenkultus in Elis nach Pindar P. 4, 215 ff. dem Iason zu Liebe 
und namentlich zu Olympia s. M. Mayer, Gi- den magischen Zauber der Iynx zuerst vom 
ganten S. 81 ; vgl. 72 u. Welcher, G. 1, 407. Olymp gebracht, dem Iason gegeben und ihn 

Fragen wir ferner nach Analogieen des so- auch die betreffenden inmSai gelehrt haben 

eben nachgewiesenen ehelichen Verhältnisses soll (mehr bei Preller-Bobert 1, 375, 2). Be- 

von Helios und Selene in den Mythen anderer achtenswert erscheint in diesem Zusammen- 

Völker, so ist in erster Linie auf den von hange, dafs Aphrodite auch sonst hie und da 

A. Weber und Haas in den Indischen Studien mit Selene (oder Hekate; Suid. s. v. ZrjQW&ia; 

5 S. 178f. behandelten interessanten Hochzeits- Usener, Rh. Mus. 23, 323 u. 363) identifiziert 

hyrunus des Bigveda (10,85; vgl. Kaegi, Progr. so wird; vgl. z. B. die orphisch- pythagoreischen 

d. Zürcher Kantonsschule 1879 S. 66) zu ver- Anschauungen (Lobeck, Agl. 500. Zelter, Philos. 

weisen, wonach die Hochzeit von Soma und d. Gr. 3 1, 367. 3 2 , 157 f. 122, 1. 592) bei Flut. 

Surya, d. i. Mond und Sonne, als Ideal und Amat. 19: SsXrjvrjv de . . . . 'AcpQoSirrjv kk- 

Prototyp sämtlicher menschlicher Hochzeiten lovvxsg umovtaC zivog oiioiötrjrog . . . eoinsvui 

galt, ferner -auf ein von Jordan und Temme plv oiv 'AcpQoSCzrj 6t\r\v<t\v rjXiov 6e "Eqmn. 

herausgegebenes litauisches Volkslied (vgl. die ib. 20 6 yäp mg äXrj&wg sqcaxiKog sxel yevö- 

Litteratur b. Boscher, luno u. Hera S. 71 ptvog . . . inre^cotai xal yittzm^ylaetai nal 

Anm. 214. Mannhardt, Ztschr. f. Ethnol. 1875 SiazsXit: neql tov ccvtov &söv avm %oqsvoiv . . . 

S. 83 nr. 77), russische Volkslieder (Mannhardt &tQ l S °v näXiv ilg roiig SeX^vrjg v.al 'JcpQo- 

a. a. 0. S. 96 u. 303), ebenso lettische (Mann- 40 tfi'rjjs XsifL&vag iXfrmv nui %cctadaQ&äv Ertrag 

hardt a. a. O. S. 316 u. 303) und germanische ag^jj«« ytvsescog.*) Ferner denke man an 

(Schwartz, Sonne etc. 162 ff.), endlich tahitische die Aphrodite inietQocpia und d-noßxQocpia 

(Waitz-Gerland , Anthropol. 6, 265; Boscher (Verticordia) , d. i. wahrscheinlich dieselbe 

a. a. 0. S. 72 Anm. 215) Sagen. Ferner denke Göttin, welche bei magischem Liebeszauber 

man an die von Heliogabalus angeordnete geradeso wie Selene und Hekate angerufen 

Vermählung des als Sonnengott gefafsten wurde (Preller-Bobert 1, 368, 3). Wie endlich 

Lokalfetisches der syrischen Stadt Emesa mit Selene den als Hirt oder Jäger gedachten 

der karthagischen Mondgöttin Astarte bei Endymion, so liebt auch Aphrodite den als 

Dio C. 79, 12 u. Herodian 5, 6 (oben Bd. 1 Hirt oder Jäger aufgefafsten Adonis, dessen 
Sp. 1230), an das römische dem Sol und der 50 Tod und Aufenthalt in der Unterwelt ziemlich 

Luna geweihte Fest des 28. August (Kai. Philo- genau dem ewigen Schlafe des Endymion in 

coli), welche beiden Götter, wie es scheint, seiner Höhle entspricht. Auch der Mythus 

als ehelich verbundene auch in einem gemein- von ^aCSqa (vgl. (paiSqä als Epitheton der 

schaftlichen Tempel auf dem Aventin und im Selene oben Sp. 3130) und Hippolytos (s. d.) 

Circus verehrt wurden (Preller, r. Myth. s 1 scheint hierher zu gehören, da nach der wahr- 

S. 328, 2), endlich an das als tpßuaig 'OoCoiäog scheinlichsten Deutung das Verhältnis der 

etg eeX-^vrjv gefeierte ägyptische Fest an der Phaidra zu Hippolytos (s. d.) nichts weiter als 

vovfijjvia des Frühlingsmonats Phamenoth eine Heroisierung des Liebesverhältnisses von 

(Plut. Is. Os. 43 ; vgl. auch die Stellen b. Pauly, Selene und Helios ist, während andere in 
Bediene. 4, 281 f. Pott in Jahrbb. f. class. Phüol. 60 Phaidras Liebe zu dem schönen Jäger Hippo- 

Suppl. 3 S. 306). lytos das Abbild von Aphroditens Leidenschaft 

Aber auch auf griechischem und italischem für Adonis erblicken (Preller-Bobert 1 S. 373), 

Boden lassen sich fast bei allen mehr oder was aber nach unserer obigen Darlegung 

weniger evidenten Mondgöttinnen dieselben schliefslich auf dasselbe hinausläuft. Dafs 

Beziehungen zur Liebe, Heirat und Ehe, wie „ „ . , . . , ,.. , , 

„;„ ci - -u -i. a i! ■ T7- n l. • ) Ebenso wie hier Aphrodite und Selene, so sind 

sie Selene besitzt, nachweisen. Vor allen bei ander ; wärt8 Aphrodlte und He kaerge (= Artemis) *u- 

*) Vgl. damit die Jahreszeiten (Hören) als Töchter aammengeflossen (Nik. ta. Ant. Lib. 1. Vgl. oben Bd. 1 

des Helios und der Selene bei Quint. Sm. S. 10, 337. unter Hermochares.) 



3163 Mondgöttin (Zauberei, Magie) Mondgöttin (Zauberei, Magie) 3164 

auch die uralten Mondgöttinnen Hera und Synes. hymn. 9, 33 ff.: äystzo -£«Ür«, | itöifiyv 

Iupo deutliche Beziehungen zur Liebe, Hoch- vv%Ca>v &swv. Darum werden bei allen mög- 

zeit und Ehe besitzen, ist in den betreffenden liehen nächtlichen Zaubereien und Hexereien 

Artikeln zur Genüge auseinandergesetzt wor- neben Gottheiten wie Nox, Tellus u. s. w. 

den, nur ist hier an die Stelle des Sonnen- namentlich Selene oder Hekate angerufen ; 

gottes der höchste Himmels- und Lichtgott vgl. z. B. Hör. epod. 6, 49 ff. Verg. A. 4, 511 ff! 

Zeus (Iuppiter) getreten; wie aber bei der Cornut. ed. Osann p. 209. Ovid. M et. 7,' 192 ff! 

Hochzeit von Selene und Helios tritt auch hier Zauberkräuter wurden, wie Servius {Verg. A. 

die prototypische Bedeutung ihrer Hochzeit, die, 4,613) berichtet, seeundum rationem Lunae 

wie a. a. ü. gezeigt worden ist, auch auf einen io (ad Lunae observationem) gesammelt (tolluntwr) 

Neumond verlegt wurde, noch deutlich hervor. (vgl. auch Plin. h. n. 24, 12) oder am Mond- 

Schliefslich erwähne ich ^ noch, dafs der lichte getrocknet, wie Plin. h. n. 21,62 von 

Stein Selenites {sslrjvizrjg, ayqoeel$vov), d. i. dem sogen, nyetegretum berichtet, und Musaios, 

wahrscheinlich unser Marienglas, dem man der Verfasser berühmter litmäat, xazääscaoi, 

die Fähigkeit zuschrieb, den Glanz des zu- niaqalvasig (Plat. resp. 364E.' Philoch. b. Schol. 

nehmenden und abnehmenden Mondes wieder- Ar. Ran. 1033) galt für den Sohn der Selene 

zuspiegeln {Plin. n. h. 37, 181. Solin. p. 178,10 (Mene): s. unten Sp. 3173. Ferner glaubte 

Mommsen. Aug. G. D. 21, 6), als ein mächtiger man, dafs der Mond durch seinen Tau die 

Liebeszauber galt (vgl. Dioscor. m. m. 5, 158: magische Kraft der Zauberkräuter entweder 

■Kai <pvluxzt]qtov äs iisqi.afift.aTi. avzm ai yv- 20 hervorbringe oder verstärke (vgl. Lucan. 6, 606 

j-atKSs xq&vzau Nonnos, f>. 32, 20: sfys äs [vgl. ib. 6,669: virus lunarc}: donce suppositas 

[Hera] njzqov sxsivov 6g avsqag etg nö&ov propior despumet in herbas \Phoebe\. Sen. 

sXksi | ovvoficc cpaiäqov l'xovza no&oßlritoio Med. 840: adde venenis . . . stimulos Hecate; 

Sslriv n g. ib. 5, 162 ff. (vgl. den Gürtel der mehr bei Boscher, Nachträge. 30), sowie dafs 

Aphrodite oben Bd. 1 Sp. 400). Philostr. v. Amulette von der Gestalt der Mondsicheln 

Apoll. 7, 39, 318: ot yvrjzsg neazbv avzolg (lunulaej oder solche, auf denen der Name 

tpeqsiv^ Scöcovai. Kai Ufrovg zovg psv sv. zmv des Mondes eingraviert war, magische Wirkung 

t% yjig äitoqqriTmv , zovg äs sx aslrivrjg zs hätten {Plaut. Epid. 5, 1, 38. Jalm, Über 

*a\ aoziqcov. Lobeck, Agl. 372. Marbod, lib. den bösen Blick S. 42. Plin. h. n. 87, 124). 

lapid. ed. Beckmann 26. Arnold. Saxo 73. Vin- so Gewifs mit Bezug auf diese magische Wirkung 

cent. Bellovac. spec.nat. 9,98. Kehr, Progr. von des Mondes zeigte man auch auf dsm aeXn^ 

Hadersleben 1881 S. 4; vgl. auch ob. Sp. 3156, 2 ff. vaiov öqog (s. oben Sp. 3128f.) die Mörser 

-üt -E>^fl„r a A a „ tut a„ r i7 t. ■ {olfioi) der gröfsten aller Zauberinnen, nilmlich 

VI. Emflufs des Mondes auf Zauberei der j,i edeia 8 und Kirke ( ,„ orff ^^ ^ 

(magie). <pdqft,axa; Schol. Theoer. id. 2, 15). Endlich ist 

Schon im vorigen Kapitel haben wir die hier zu erwähnen, dafs in den sogen. Ephesia 

grofse Rolle besprochen, welche der Mond grammata, die wahrscheinlich mit den Bamo- 

(Selene) beim Liebeszauber spielte. Es gilt thrakischenMysterienzusammenhängen, Hekate, 

jetzt nachzuweisen, dafs derselbe auch bei Selene, Aphrodite und Hermes die erste Stelle' 

Zaubereien anderer Art, welche die Alten mit 40 einnehmen {Crusius, Wochenschr. f. class. Philol. 

dem Gesamtausdrucke Magie bezeichneten, 1888 S. 1092). 

vielfach mafsgebend war und deshalb die Eine ganz besondere Rolle bei allen magi- 
Mondgöttmnen, namentlich Hekate und Selene, sehen Zaubereien scheinen die Nachte des 
von den Griechen als zaubermächtige Dämonen Neumonds {Plin. h. n. 24, 12. Schol. ad Anon. 
verehrt und angerufen wurden. de herb. v. 10 in der Ausgabe von Didots poet. 
Fragen wir nach den Gründen, auf denen bucol.et didact. p. 169. Lucian, Necyom. 7), vor 
diese eigentümliche Funktion der Mondgöt- allem aber die des Vollmonds gespielt zu 
tinnen beruht, so ist in erster Linie auf die haben {Ovid. Metam. 7, 180tt'.: postquam ple- 
überall verbreitete Anschauung zu verweisen, nissima fulsit . . . Luna; vgl. Sen. Med. 
dafs der wichtigste Dämon der Nacht, während 50 790f. Theoer. id. 2, 10. Lucian, Philops. 14), 
welcher naturgemäfs die meisten Zaubereien zumal diejenigen Vollmondnachte, in denen 
vorgenommen -werden, eben der Mond sei, Mondfinsternisse stattfanden.*) Wie näm- 
unter dessen Einflüsse daher die Zaubereien lieh aus Ap. Rh. 4, 69 ff. Lucan. Phars. 6, 
alier Art zu stehen scheinen. So sagt z.B. bei 505 f. Theoer. id. 2, 36 ff. (wo das Anschlagen 
Ap. Rh. 4, 59 Mene zu Medeia: »j »apä ärj des ehernen Beckens mit ziemlicher Sicherheit 
■xal esio %iov äoUfjaiv dotäaig | fivrjaafisvrj tpi- auf ein Herabziehen des Mondes oder eine 
lözrjzog, tva anozirj hl vvxzl | tpaqpa'ooyg Mondfinsternis schliefsen lftfst) hervorzugehen 
evKriXog, a toi q>Ü,a i'qya rszvxzai. Vgl. auch scheint, glaubte man, dafs Mondfinsternisse 
Hör. Sat. 1, 8, 20: has nullo perdere possum oder, was dasselbe ist, Herabziehen des Mondes 
nee prohibere modo, simulac vaga luna de- 60 durch Zauberinnen hervorgebracht werden 
corum protulit os, quin ossa legant herbas- könnten und die in solchen Nächten ange- 
be nocentis. Apul. de magia 31 (467) solebat stellten magischen Zaubereien durch die un- 
ad magorum caerimonias advocari Mercurius mittelbare Gegenwart der Mondgöttin (He- 
carminum vector et . . . Luna noctium con- 

Sda et manium potens Trivia. Schol. Theoer "> Beachtenswert erscheint, dafs nach Verg. A. 3, 152 

id. 2, 12: zriv 'ExuzriV äs Y.O.I ZT1V Zslvmv dle Penaten dem AeneM in einer Tollmondnacht er- 

£„.„,vl c .~.,v, ,i/. .......,_....>. o.i l > scheinen. Tgl. Philostr. v. Apoll. 2,4 p. 52: Iv oehjrn 

sniHaksizai eng wazsoivag nrsuc nal za u,- - - »^ - fr* - • , ' „ ' ' 

xaza, zriv vv*za itqazzopsva stpoqcoaag. 62 . Röscher, Nachträge SM. 



3165 Mondgöttin (herabgezogen) 

kate, Selene) eine ganz besondere Kraft und 
Wirkung erhielten (vgl. Ap. Eh. a. a. 0. da^ä 
Stj xai asio %iov SoXCnaiv äoiSaig, ft,VT\Gup,ivr\ 
tpilötrjrog, Vvu CHOrCy li>t vvxzl cpaq[iä6avg 
evxrjXog. Lucan. Phars. a. a. 0. et patitur 
[LunaJ tantos cantu deprensa labores, Donec 
ttuppositas propior despumet in herbas. Theoer. 
id. 2, 36: a &.eög iv tgiöSoiaf zo %aX*tov tag 
td%og ä%si). Überhaupt hielt man die angeb 



Mondgöttin (b. Mondfinsternissen) 3166 

konnte und wogegen man zauberlösende Mittel, 
vor allem den Klang eherner Geräte*) und 
Instrumente und lautes Geschrei anzuwenden 
suchte (vgl. Theoer. id. 2, 36 u. Schol. Liv. 
26, 5. 44, 37. Tac. ann. 1, 28. Plin. h. n. 2, 54 
Tibull. 1, 8, 21. Plut. Aem. Paul. 17. Ovid, 
Met. 4, 334. Manu. Astr. 1, 225. Stat. Theb. 
6, 687. Martial. 12, 57, 16. Iuvenal. 6, 441 ff. 
Senec. Phaedra 799 f. Claud. 26, 233 u. s. w.), 



lieh durch zauberkundige Weiber aus Thes- 10 zumal da überall der Glaube herrschte, eine 



8alien*) in Vollmondnächten (s. Lucian, Philops. 
14 u. die übrigen oben angeführten Stellen, 
ferner Schol. Ap. Eh. 3, 533. 4, 59. Plut. 
coni. pr. 48. de def. or. 13. Plin. h. n. 2, 56) 
bewirkten yta&aiQeeeis oder inXtltyug aeXyjvqg 
für den Gipfel aller Zauberei, wie man denn 
auch sonst dieses Phänomen für den Inbegriff 
des Grausigen, Unheimlichen erachtete. Und 
zwar sprach man im Altertum allgemein von 



solche Finsternis bedeute schweres Unheil 
(Herod. 7, 37. Thucyd. 7, 50. Polyb. 9, 19. 29, 6. 
Suid. s. v. itoXXa. xsvec. Liv. 44, 37. Arr. an. 3,7,6. 
Curt. 4, 10, 6. Tac. ann. 1, 28. Plut. def. or. 
18). In der That ist diese Anschauung inso- 
fern nicht ganz unbegründet, als wirklich nach 
Aristot. Meteor. 2, 8, 31 (ed. Didot. 3, 594, 31) 
in Griechenland bei Mondfinsternissen häufig 
Erdbeben (es toftot') und unmittelbar vor den- 




einem ndd-rj^a, nd&og, labor , laborare, pati, 20 selben Stürme (avspoi) einzutreten pflegen (s. 
ja mori des verfinsterten Gestirns (vgl. Philostr. auch Anon. de terrae motib. b. Wachsmuth, 
Her. 10, 2. Arr. an. 3, 7, 6. Verg. Geo. 2, 478. Lyd. de ost. p. 196. Maxim, et Ammon. carm. 
luven. 6, 441 ff. Senec. nat. quaest. 
6, 3, 3. 7, 1, 2. Plin. h. n. 2, 54f. 
Claudian. 26, 233), das man sich 
nur aus böser Zauberei erklären 

*) Die Hauptstellen über diese thessa- 
lischen Zauberinnen sind: Schol. z. Ap. 
Rh. 4, 59: pepti&evrai otg aoa al <paQfxa- 
xiSeg ti)v oeXijvriv 'taig iitwdaig xata- 
a 7t Gl ot. tovto de jloutv Soxovatv al 
QtoaaXai atpaXetoai *f]g vTtoXi'jipeojg , 
xa&o IdyXaovixr], 'Hye/uövog &vyä- 
Xinq, efi7tetQog oiiaa tX\g hatqoXoyiag xal 
tiävta tag ZxXciyjeig ti\g afX^vyjg, ortote 
fieXXoi airraig iyynvi\OEG&ai , Zqiaaxe tijv 
&eav xaraajtäv, xal naoaxq^fia TtE^i- 
ETttTtts ovfttpoqaig tcüv otxelojv tiva ujto- 
HaXovoa. oSev xata tov fiiov Xtyelai 
Tlagoi^iia „sittl *i\v aeX^vtjv xataarta". 
Ziemlich dasselbe berichten Plut. coni. 
pr. 48, wo jedoch die betreffende, viel- 
leicht aus einem Drama stammende Thes- 
salerin Itiyavtxi] i) 'Hyijtoqog toxi ®eaaa- 
Xov Svyät ijq heilst, ib. de def.or. 13 £A-yXao- 
vixn »/ 'HyfooQog). Schol. Ap. Rh.3, 533, wo 
auch die interessante Notiz hinzugefügt 

st : fi^xqt *™ v ^IpoXQltov XQÖvtnv 7to?.Xoi lag ixXEtipEtg [tov 

rjXiov x. ti\g oeZijvr]g] xa&aiqeoetg ixäXovv. Soiatipävtjg 
iv MzXeäyQuj: ,,/iiayotg inoiSaig, Ttäaa QeaoaXtg xdot/ J 
ipEvdyg (TeX}']vijg ai&EQog xa-tatßätig." Pseudoplut. prov. 

Alex. 113 (vgl. auch zum Verständnis Hippolyt. p. 102, 70 f. 

ed. Gotting). Vgl. ferner Sippocrat. de morbo sacro 1 p. 591 

Kühn. Aristoph.7iub.li9: yvvatxa (paQfxaxLS* u ftqtä/jEvog 

&srtaXijv | xa&sXoifti vtix-toiQ Ttjv aEXqvtjv . . . Schol. a. a. O. 

Plat. Gorg. p. 513 A. Menander fr. 215 ff. ed. Mein. Ap. Rh. 

8, 583. Verg. ecl. 8, 69. Hör. epod. 5, 45. 17, 77. Tib. 1, 2, 

43. 8, 21. Ovid, am. 2, 1, 23. Met. 12, 263. 7, 207. Prop. 3, 25, 3. 

5, fi, 13. Plin. h. n. 2, 54. 30, 7. 25, 10. Petron. 134. Lucan. 

«,4l»9. Kart. 9, 29, 9. 12, 57, 17. Luc. Philops. 14. Claudian. 26, 

Ä86. Sehr interessant ist übrigens das von Tischbein, Vases 

Hamilton J), 81 publizierte Vasenbild (vgl. auch Gerhard, . , , „ „ 

(In. ak. Abh. T»f. 8, 8), auf welchem (Fig. 18) zwei nackte 60 p. 289 V. 10 ff. ib. p. 294 V. 53 f. und die anderen 

Frauen, von denen die eine ein Schwert, die andere einen ~ " " ~ "* 

Stab hält, mit der Herabziehung der ein weibliches Pro- 
fil enthaltenden Vollmondscheibe beschäftigt sind, daneben 

beiludet «Ich die Inschrift [xXC] 01 TTOTNIA I6AANA ; 

vgl. darüber IMthey, Rliein. Mus. 27 p. 389. Auch Spiegel 

scheinon hol derartigen xa&atQsOEig eine Rolle gespielt 

zu haben; vgl. Schol. Ar. nub. 352. Bippolyt. Magic. 4, 35 

p. 102 ff. 104 ed. Qötting. Mehr Politis bei Röscher, Selene 

175 ff. 186 f. und Röscher, Nachträge SO f. 



18) Zwei nackte (thessalische) Zauberinnen, die Seiana herabziehend, 
Vasenbild (nach Gerhard, Ges. ai. Abh. Taf. 8, 8). 



rel. ed. Ludwich p. 124. Boscher, Nachtr. 31 f. 
Vgl. Euseb. pr. ev. 3, 12, 1: vSQaymybg iv 
evvöSm r\ asXr]vri). 
50 Im Einklang hiermit steht, dafs auch 
Totenbeschwörungen in den Nächten des 
Neu- oder Vollmondes vorgenommen zu werden 
pflegten (vgl. Luc. Necyom. 7. Philops. 14, wo 
av^oiisvrjv xr\v ßsXr]vrjv wohl den Vollmond be- 
deutet, da es sich zugleich um eine xad-aigs- 
aig handelt; vgl. Ovid, Met. 7, 180. llieocr. 
id. 2, 10 etc.), und dafs Hekate oft begleitet 
von den Seelen der Verstorbenen (qxxafiara) 
erscheint (vgl. Hymn. Mag. ed. Abel, Orphica 



oben Bd. 1 Sp. 1896 Z. 34 ff. gesammelten 
Stellen) oder dieselben emporsendet (Hippocr. 
de morbo sacro 1, 592f. Kühn: 6-xoaa 8s Ssi- 
(iura witzog nagiOTarai Kßi tpößoi Kai icaga- 

*) Auch bei G-espenstererscheinungen (tpavräaftata) 
und Totenbeschwörungen, welche gewöhnlich beim VoU- 
monde vorgenommen wurden, wendete man den Klang 
eherner Geräte an : Schol. Theoer. id. 2, 36. Luc. Philops. 15. 



3167 Mondgöttin (Totengottheit) Mondgöttin (.Jagdgöttin) 3168 

voiai . . . Kai cpößrjtQCC . . . 'EkoJttjs <paolv ilvai 

smßovXdg. Suid. s. v. 'Exdrrjv u."EfwrouffK. Eur. YI1 - Beziehungen des Monde« und der 

Hei. 569. Ion 1048 f.; vgl. auch Apollod. b. Mondgöttinnen zur Jagd. 

Schol. Theoer. id. 2, 36. Luc. Philops. 15. Die Vorstellung, dafs die Göttinnen des 

Gomut. ed. Osann. p. 209. Loheck, Aglaoph. Mondes, wie Artemis, Hekato, Diana, Vor- 

223 ff.). Sicherlich hängt diese Beziehung des steherinnen der Jagd und selbst göttliche 

Mondes zu den Seelen der Abgeschiedenen Jägerinnen seien, beruht zunächst wohl auf 

mit der pythagoreischen und orphischen, wahr- der im ganzen Altertum weit verbreiteten 

scheinlich uraltem Volksglauben entstammen- Sitte bei Nacht und bei Mondschein zn 
den Ansicht zusammen , dafs die Seelen der 10 jagen. Vgl. Schol. Ap. Bh. 4, 57 : <p i\o%vvr\yov 

Verstorbenen den Mond oder die Sphäre des yäg avxbv [Endymion] ysvöfievov vvkxcoq 

Mondes bewohnen*), eine Vorstellung, die nqdg xy aeX-qvri Kvvrjysiv, diu xb s^iivai xä 

auch der später zu besprechenden Identifi- &i]<>ia »er« xovxov xbv nuiQov enl xäg vouas, 

cierung von Selene-Hekate mit Persephone xäg äh ^ftsgag tv enrjXaim avxbv ävccnuvie&ai. 

{Epicharm. bei Varro l. I. 5, 68. Aesch. bei Oppian, Oyneg. 1, 112: icoxi $' aixs Kai 

Herod. 2, 156. Eur. Ion 1048f. Preller, oQcpvn | frfjQag in' ÜKxivseai aeXrjvairjg 

Demeter und Persephone 52 ff. 369) zu Grunde iSäfiaaaav. Steph. Byz. s. v. KvXXrjvrj . . . iv 

liegt (vgl. lamblich. vita Pythag. 18, 82: xl tovxco Ss cpaet, tä> oqu xovg xorxvcpovg . . . 

sexiv al [laKUQCov vriaoi; r]Xiog Kai oeXrjvri. &i]qsv safrai ... ngbg xr\v asXr\vr\v, xijg äs 
ib. 6, 30. Plut. q. Bom. 76 : fisxä xrjv zsXsv- 20 rjfieQag st xig sm%siQOir\ ccpödga Sva&rjQäzovg 

xt\v av&ig ai ij>v%a.l xr\v GsXi[Vi\v vnb nöSag slvai. Myth. Vat. 2, 25: nemoribus quoque 

i^ovaiv. Vgl. ib. de gen. Socr. 22. De def. orac. adesse [Lima] dicitur, quod omnis venatio plus 

13. Defacieino.luna.e28f. Amat. 20. Porphyr. nocte pascatur, dieque dormiat. Apoll. Eh. 

de antro n. 28 n. 29. Derselbe b. Stob. ecl. 4, llOff. Xen., Cyneg. 6, 13. 9, 2. Oppian, 

phys.lOhi. Macrob.Somn. Scip. 1,11, 6f. Lobeck, Cyneg. 2, 28: vvKxsgiovg ös döXovg, vv%ir\v 

Aglaoph. 500. Zeller, Philos. d. Gr. I 3 S. 367. navtninXonov uyQrjv 'SIqi<ov itQwztexog iprjoaxo 

366,3. 3 2 157f. 122,1. 592). Auf späteren KSQäaXsötpgmv. Cic. Tusc. 2,17,40: pernoc- 

Sarkophagen wird Helios dem belebenden tant venatores in nive. Plut. de Is. et Os. 18. 

Prometheus, Selene dagegen dem die Seele Mehr b. Boscher, Nachtr. 32 f. Hierzukommen 
entführenden Hermes zugesellt (O. Jahn, Arch. so noch weitere Momente; vor allem die Anschau- 

Beitr. S. 88). Ganz ähnliche Anschauungen ung, dafs die Mondgöttin wie eine schnelle, 

lassen sich übrigens im Kult der Aphrodite immer in Bewegung begriffene Jägerin (Hom. 

nachweisen, welche ebenso wie Selene-Hekate Hymn. in Lun. 32, 10 ff. Orph. Lith. 478: 

öfters mit Persephone identificiert wurde. Vgl. nöäag m-nia Mrjvrj. , Manetlio änox. 6, 600 

z. B. Plut. q. Mom. 23: sv dsXyoig 'AcpqoSixrjg wku &sovaa SsXrjvrj. Artemid. p. 135,20 ccsik(- 

'Emxvfißiag dyaXfiüxiöv lari, nqbg o rous «o=r- vrjxog; mehr bei Boscher, Nachträge 33; vgl. 

oixojiivovg snl xäg jjoois ävuKaXovvxat. Ger- auch den Namen der Mondheroine Asvko96tj 

hard, Ges.dk. Abh. 1, 269. Mehr bei Boscher, bei Ovid, Met. 4, 208ff. und dazu Mann- 

Selene Anm. 359. Oben Sp. 3162. hardt, Klytia. Berlin 1875 S. 21. Crusius in 

Auffallend ist, dafs sich, wie es scheint, 40 Ersch u. Grubers Allg. Eric, unter Klytia 

bei den Griechen keine direkte Spur eines S. 256) bei ihrem Laufe durch den Tierkreis 

Mythus erhalten hat, welcher sich bei so vielen die Tiere des Himmels verfolge und erlege 

andern Völkern, den Ägyptern (s. d. Art. Horos), (Cornut. p. 207 ed. Osann : Kvvrjyia ä' £onts 

Indern, Chinesen, Tschuwaschen, Finnen, Li- Kai xä> (ir/ SiaXslnsiv avxijv . . . Iv zä £co- 

tauern, Grönländern, Mauren, Mongolen, Neger- Siukcö fisxsQ%oiisvriv xä £a>äia Kai xa%i- 

völkern (Globus Bd. 70 [1896] 84) u. s. w. fin- cos avviovaav, oIküov yäg Kvvrjyia xo 

det, wonach der Mond bei Finsternissen von xä%og). Wie alt die Vorstellung von den 

Ungeheuern — meist durch Verschlingen — Sternbildern als himmlischen Jagdtieren und 

bedroht werde (vgl. Grimm, D. M. 3 668 ff. Jägern ist, ersieht man aus dem Mythus vom 
W. Müller, Gesch. u. Syst. d. altd. Bei. 158ff.). 50 himmlischen Jäger Orion (s. d.), welcher schon 

Natürlich ist damit nicht ausgeschlossen, nach Odyss. 5, 121 u. 11, 310 von Artemis mit 

dafs wirklich derartige Mythen einst auch ihren Pfeilen erlegt sein sollte. Femer kommt 

bei den Griechen existierten , " aber verloren in Betracht, dafs der Mond wie ein Jäger oft 

gegangen sind. Man könnte darauf die oben in der Nähe der Bergspitzen zu verweilen 

behandelten Ausdrücke laborare, nä&og, na- scheint (Plin. h. n. 2, 43: contigua montibus 

&siv (vom verfinsterten Monde gebraucht) be- [LunaJ. Cornut. p. 207 Osann: TtQoeyswxäxTjv 

ziehen, ebenso auch die Sage von der Be- xs xäv ovQuvlmv ovaav avxrjv wspi xäg koqv- 

drohung der Letokinder Apollon und Artemis <päg zäv ögäv tepaoeev uvaoxQecpee&tti; vgl. 

durch Tityos, doch giebt es leider keinen be- Odyss. 6,102: ol'r] o "Aqtsiiis slei kux' ovgsog 
stimmten Anhaltepunkt für die Sicherheit der 30 (o%eaiqa, r) Kaxä Trjv'ye'tov nsQift,ijKsxov rj 

eben ausgesprochenen Vermutung. 'Egviiav&ov, xtgnoiisvri KÜngoiai Kai wKSi'rjg 

eXäipoiaiv), dafs seine Strahlen ebenso wie die 

*) Dieselbe Anschauung läfst sich auch für Helios der Sonne mit Pfeilen oder Lanzen verglichen 

nachweisen; Tgl. namentUch larnbl. t>. Pyth. 18, 82; Prokl. -wurden, was von selbst zu der Idee einer mit 

?S" m'JiV Q° b ». B ,« ^f 2 « ! g \ aUC ^ 6erhard ' Arch : z - Bogen und Pfeilen oder Lanzen ausgerüsteten 

19 (1861) S. 129 — 135. 163*. Mehr bei Gruppe, Die griech. -.* ° , ..... „.., , . , , t> 7 . ."„ .„„xr 

Cuite und Mythen 1, 670, 64. Rohde, Psyc!, e %3, 4 f. 610, 1. Mondgottin führte (vgl. So P h. BhtZOt. fr. 490 N. 

Bilkbrandt, Soma 399. Hymn. mag. 1, 17. 4, 4 u. 8 bei Abel, Eurip. Ion 1166 : KVKlog $S TtavOiXrivog r}KOV- 

Orphica. Boscher, Selene Anm. 515 u. 521. Nachtr. 37 u. 40. Tl£ äva> ; das Orakel bei Ioann. Lyd. p. 94 B. 



3169 Mondgöttin (Eltern) Mondgöttin (Eltern) 3170 

u. Euseb. praep. ev. 4,23: rjS' syä stfii Hogt] göttin; denn anch Hekate und Artemis*) 
noXvtpäapuzog, ovquvocpoizog , TavQÖmig, zqi- heifsen itoXvobvvfioi (Aristoph. Thesm. 320: ro 
«apjjros, ccitrivrjs, %f>veoßsl8fivog. Nonn. D, noXvcövvfis arjjooqpöj'jj. Inschrift von Thera 
41, 257: äxttvag oiazsvovea. August, e. d. 7, bei Kaibel, Epigr. 807 = C. I. Gr. add. 2 2465 b . 
16: ideo ambos (Apollinem = Sölem, Dianam Nonn. D. 44, 193. Prodi, hymn. 6, 1. Hymn. 
= Lunam) sagittas habere, quod ipsa duo si- mag. b. Abel, Orphica 3 v. 33 p. 291, 5 v. 20 
dera de caelo radios terras usque pertendant), p. 293), avaoaa {Eur. Iph. Aul. 1481. 434. 
endlich dafs die (Jagd-)Hunde der Artemis und 1522 : fttäv uvueoa. Hymn. mag. 3 v. 9 ed. 
Hekate heilig sind und der Hund des Hirn- Abel, Orphica p. 289), auch Hekate verleiht 
mels, der Seirios, als Jagdhund entweder des 10 TtfMj , oXßog und Sieg im Kriege und Wett- 
himmlischen Jägers Orion (IL 22, 29) oder kämpf (Hes. Theog. 418. 420. 433. 435 ff.), und 
der jagenden Mondgöttin Artemis (Hekate) Selene hat wegen ihres Goldglanzes mannig- 
aufgefafst wurde. Hinsichtlich der Artemis fache vom Golde (xovaög) entlehnte Epitheta 
und Hekate als J'ägerinnen vgl. oben Bd. 1 erhalten (s. oben Bd. 2 Sp. 3135), wie denn auch 
Sp. 581ff. u. 1897. die leninische Chryse wahrscheinlich eine 
Auch als Vorsteherin des der Jagd nahe ver- Mondgöttin ist (Boeckh z. Find. a. a. 0. Mayer, 
wandten Fischfangs wurde Hekate gedacht Giganten 54). 

(Hesiod. Theog. 442; oben Bd. 1 Sp. 1891), Auch der Name Euryphaessa, d. i. die 

ebenso auch Artemis-Diktynna (Preller- Robert 1 Weitleuchtende, weist deutlich auf eine Mond- 

S. 317, 4 u. oben Bd. 1 Sp. 825. Brunek, Anal. 20 göttin, er läfst sich am besten und einfachsten 

2, 133, 7). als ein alter Beiname der Selene oder Hekate 

(== Theia) fassen. 
VIII. Eltern, Ehegatten und Kinder D ) Tochter des Pallas. Die einzige 

der Selene. Stelle, wo Pallas ausdrücklich Vater der Selene 

a) Selene Tochter des Hyperion und genannt wird, findet sich im Hymnus auf 

der Theia (Euryphaessa). Nach der ältesten Hermes Vers 99 f. und lautet: 
erhaltenen Quelle sind die Eltern der Selene rj ös vsov otojttr^v nQoasßrjaazo öia 2eXr'ivrj, 

die Titanen Hyperion und Theia, ihre Ge- JläXXavzog 9vydzrig , Msyapwdeiäao 

schwister Helios und Eos (vgl. Hesiod. Theog. uvayizoe.**) 

371 ff. : &Bi7) ä' 'HiXiöv zs piyccv Xafmgrjv zs 30 Nach Baumeister z. d. St. wäre dies eine ar- 

ZsXrjvrjv 'Hm &' . . . yeivccft' vitodfiri&sio' kadische Überlieferung, welche sich auf Pallas, 

'TicsQLOvog iv <fiXözr\zi. Apollod. 1, 2, 2: 'Tics- den Eponymos der arkadischen Stadt Pallan- 

Qiovog äs Kai ®etug 'Hcig, "HXiog, Slij»)). tion, beziehen soll ; mir ist es wahrscheinlicher, 

Hygin f. praef. p. 30, 1 Bunte: Ex Hyperione dafs Pallas in diesem Falle nur ein Beiname des 

et Thia [Aethra] Sol, Luna, Aurora. Sehol. Hyperion oder Sonnengottes ist.***) Hierfür 

Ap. Bh. 4, 54. Et. M. 449, 15). — Diod. 3, 57 spricht, dafs Pallas ebenso wie Hyperion auch 

nennt in einer euhemeristisch zugestutzten Er- als Vater der Eos (Ovid, Met. 9, 421. 15, 191. 

Zählung Helios und Selene Kinder des Hyperion Fast. 4, 373) und der Chryse (Dion. Hai. 1, 

und der Basileia = psydXn fuj-nje; Boscher, 61. 62. 68) erscheint, unter welcher Göttin, 
Nachträge 33 f. Beachtenswert ist auch die 40 wie wir soeben gesehen haben, wahrscheinlich 

im 31. Homerischen Hymnus Vers 4 erhaltene die goldglänzende Selene zu verstehen ist. 

Überlieferung, wonach die Gemahlin des Unter Meyafi^Sng, dem Vater des Pallas 

Hyperion Euryphaessa war (yfjfis ydg Evgv- (= Hyperion?), ist nach meiner Ansicht wohl 

tpätooav dyattXsizijv 'Titegimv, avzotiaaiyv^zrjv der durch gewaltige Zeugungskraft ausgezeich- 

etc). Was die richtige Deutung dieser Genea- nete (Preller - Bobert* 1, 43 f.) Uranos zu ver- 

logie der Selene betrifft, so ist dieselbe schon stehen, dessen [fisya/la] fnqSiu (Hesiod. Theog. 

längst gefunden worden. Es unterliegt 180. 188) Kronos abschneidet. Anders Maxim. 

keinem Zweifel mehr, dafs Hyperion und Mayer, Titanen S. 65 f. Als Gemahlin des 

Theia als Eltern des Helios und der Selene Pallas ist wohl wiederum Theia oder Eury- 
weiter nichts als mythologische Rückwärts- 50 phaessa anzusehen. 

Projektionen des Sonnengottes und der Mond- c) Tochter des Helios. Auch als Tochter 
göttin, oder mit andern Worten von Haus aus des Helios gilt Selene , namentlich bei den 
mit Helios und Selene identisch sind. „In Tragikern. Vgl. Eurip. Phoen. 174 Kirchhoff: 
Hyperion ist das homerische Beiwort des Helios m Xmugofcmvov &vyazsg 'AsXiov SsXavaCa (Nauck 
losgelöst und zu einer eigenen Person ge- und Badham ja] Aazovg), wozu der Schol. be- 
staltet", gerade wie in <&cc£&cov und 'Ekuztj, merkt: 'Haiodog q>r\eiv ddsXcprjV 'HXiov slvai 
@eia aber ist weiter nichts als der selbständig zr\v 2sX^vtjv .. . Äle%vXog Sh xal ot cpvoiiim- 
gewordene äginetische Kultname der Hekate, zsqoi &vyaziga, nagöeov ix zov rjXiaaov q>a>- 
d. h. der Mondgöttin (vgl. Paus. 2, 30, 2: tos pezaXapßdvsi dfieXei «al ngeg rag rjXiandg 
&s&v Si Alyivr\zai zipäoiv 'Exdzrjv fidXiata 60 vitoozdosig iiszajioQq>ovzai rj asX^vrj. Vgl. auch 
%al TtXizr]v ayovaiv äva nüv szog 'Endzug, 
'Of/cpea GtplGl ZOV ®QttY.a V.CtzaazriaaaQ'ul ti]V *) Vgl. E. Curlius, Sitzungsber. d. Berl. Ak. 1887 (53) 

ztXexi\v Xiyovzeg). Wenn Pindar, Isthm. 4(5)1 ff. s. 1169 (s). 

diese Göttin päzeQ 'AXCov noXvwvvus ®sCa **) Y « h 'Ia^tioriS n (Prometheus), nfottm ■ ijmWxe*' 

und ävuoa« anredet und Gold und Sieg (nicht &vi 'tV (= Tit x?, en) ?Tt T T% 543 ' , a 

-i i P • t r . 3 t_ * -rrr ■ ,! .? ^ « . ***) Der von Ttallo) abzuleitende Beiname des Sonnen- 

blofs im Kriege, sondern auch in Wertkämpfen) gott6S ' dtofte sich auf die wie Lanzen gezwungenen 

von ihr ableitet, so erinnern auch diese Momente oder geschleuderten strahlen (vgl. Bd. l Sp. 1999. Röscher, 

deutlich an die Artemis-Hekate oder die Mond- Apoiion «. Mars s. 64 Anm. 126 u. 127) beziehen. 

Boscher, Lexikon d. gr. u. röm. Mythol. II. 100 



3171 Mondgöttin (Eltern) Mondgöttin (Gattin des Zeus) 3172 

Schol. Arati 455 p. 91, 20 Bekk.: xaga xotg der Ehe des Helios und der Perse hervor- 
xqayiv.oig *HXCov frvyüxriQ liysxca, snsiäij xo gegangenen Kinder Aietes und Kirke (Od. x 139), 
qjtös i£ avxov i%si. Nonn. Dion. 44,191: m jener im östlichen, diese im westlichen Sonnen- 
ts'xos Hslioio, xolvßTQoys navtQotpe Mi\vr\. eiland wohnend, scheinen ihren Eltern gleich- 
Auch der Beiname Tixrjviäg, den Mene bei artig und aus alten verschollenen Beinamen des 
Nonn. Dion. 1, 219 führt, scheint die Tochter Helios und der Selene gebildet zu sein. JKpxjj, 
des Helios (vgl. 'Hslwg Tixtjv Nonn. 19, 206. verwandt mit «tpnos Ring, xüxloe Uundscheibe 
2,544 u. ö.) anzudeuten, obwohl darin auch (auch von Sonne undMond gebraucht), lat.circus 
eine Anspielung auf die Tochter des Titanen u. s. w. (Curtius, Grdz. 5 158), ist eine passende 
Hyperion gefunden werden kann (vgl. Schol. 10 Bezeichnung des Vollmondes (s. ob. Sp. 8130), auf 
Ap. Bh. 4, 54). Wir haben schon oben den auch ihre Zaubermacht hinweist (s. oben 
(Sp. 3169) auseinandergesetzt, dafs Selene als Sp. 3163 f.). Wahrscheinlich ist Pasiphae, die 
Tochter des Helios wahrscheinlich dieselbe Be- sonst als Heliostochter genannt und von späteren 
deutung wie als Tochter des Hyperion hat, weil Genealogen als dritte Tochter des Helios auf- 
Hyperion von Haus aus mit Helios identisch ist. geführt wird, mit Kirke identisch (vgl. Ilaai- 

d) Tochter des Zeus und der Leto. cpuri als Beiname der Selene oben Sp. 3123f. 

Diese Genealogie ist sehr selten und kommt und Bd. 1 Sp. 2016). Auf Grund dieser Paral- 

sicher nur in Aischylos' Xantriai (fr. 164 N.; lelen vermute ich, dafs auch Leto als Mutter 

vgl. Tibull. 3, 4, 29 Latonia Luna) vor, wo des Apollon und der Artemis sowie als Tochter 

von einem <xct£qo>7i6v o/tfia Arjxäag xöpr/s die 20 des Himmelsgottes Kolog oder Ilölog {Mayer, 

Eede ist. (Durchaus zweifelhaft' erscheint, ob Giganten S. 60 f.) und der Lichtgöttin <J>ot'fJ?j 

NaucJc und Badham bei Eurip. Phoen. 174 K. (zugleich Beiname der Selene!) und Schwester 

(ä) Accxovg statt des hsl. 'AMov mit Recht der Asteria {Hesiod. Theog. 404ff. 918 u. s. w.) 

lesen.) Offenbar ist in diesem Falle Selene mit ebenfalls eine Mondgöttin gewesen ist, wofür 

der Artemis identificiert und deren Genealogie auch ihre Beinamen vv%Ca und rjvxofiog (A 36. 

der ursprünglichen substituiert worden. T413) sprechen (s. oben Sp. 3132. 3139). Letos 

Liegt demnach fast allen eben angeführten Verhältnis zu Zeus vergleicht sich aber deut- 

Genealogieen der Selene das schon oben aus- lieh mit dem von Zeus zu Selene, Hera (Mutter 

reichend besprochene eheliche Verhältnis von der Eileithyia) und Dione, aus welcher letzteren 

Sonnengott und Mondgöttin zu Grunde, aus 30 die Mondgöttin Aphrodite (s. d.) hervorgeht, 

welchem gleichartige Kinder (Lichtgottheiten) sowie mit der Ehe des italischen Iuppiter und 

hervorgehen, so ist es von Interesse zu sehen, der Mondgöttin Iuno (s. d.). 

dafs ganz ähnliche Genealogieen auch bei Als Gatte der Selene tritt vor allen Zeus 

anderen Mondgöttinnen und Mondheroinen auf, der mit ihr die Pandia zeugt. Vgl. den 
wiederkehren. So ist Hekate (JTfposnj oder 
ÜSQarjig) nach der ältesten Überlieferung bei 

Hesiod. Theog. 409 ff. (vgl. Hom. hymn. 5, 24 f.; vTcotivacafievri ilaväsir\v ysivaxo kovqtiv, 

mehr oben Bd. 1 Sp. 1899) Tochter des Titanen ittn^msg eldog i^oveav iv d&aväxoiai ftsoioi. 

Perses (Persaios, Perseus; Usener, Bh. Mus. 23 Da in den orphischen tqyu *. rifisgai (Tzetz. 

S. 347 Anm. 94) und der Asteria*), worunter 40 prooem. ad Hes. i. x. 17. p. 18 ed. Gaisf. = Abel, 

wahrscheinlich wiederum Sonnengott undMond- Orphica fr. 11 p. 150) v. 8 die ScXryvaCr] nav- 

göttin zu verstehen sind {Maxim. Mayer, Gigant. Sia genannt wird, so liegt es nahe, in Pandia 

S. 65 f. 68); und die Gattin des Helios wird schon oder Pandeie eine der Selene wesensver- 

bei Homer Perse (x 139; mehr Bd. 1 Sp. 2016), wandte, aus einem ihrer Epitheta abgeleitete, 

bei Hesiod {Theog. 957 u. ö.) Perseis genannt; dem 4>ae&cov, dem Sohne des "Hhog 9ae&<ov, 

sie ist wahrscheinlich als Mondgöttin**) zu vergleichbare Tochter zu erblicken, von wel- 

fassen (s. Bapp Bd. 1 Sp. 2016). Auch die aus eher nach einer Notiz im Et. M. s. v. üävSsia 

auch das athenische Fest Pandeia den Namen 

*) Tgl. Asterodia (oder Asterope, Orph. Arg. 1222) haben soll (s. oben Sp. 3125). Eine zweite 

oder Hekate als Gemahlin de S Aietes und des Endymion, 50 ebenfalls von Zeus gezeugte Tochter der Selene 

Schol. Ap. Kh.ä. 242. Paus. 5,4,1, sowie die y.ooi] evaoteoe • j. xt j- t? j i • t 

Mr,v V b orpk. k V mn. 9 (8) S V u. te ? « OT il'io. Dal ^ Nemea, die Eponyme des gleichnamigen 

selbe Verhältnis Bcheint auch vorzuliegen in dem elisohen 0ltes , m Ar g? s : v g ] - Schol. Fmd. Nem. p. 425 B. 

Mythus von Endymion und dessen Gemahlin Aster odia Ns(iea ... COVOfiae^ivr] unb Ntfliag xrjg Ssljj- 

(Paus. 5, 1, 4) oder Iphianassa (^oiiod. 1, 7, 6). Da näm- VTje xal Zliog (s. oben Sp. 3124t.). Als dritte 

lieh Iphianassa auch als Variante für Iphigeneia erseheint Tochter des Zeus und der Selene wird VOn 

(II. 9, 145. 287. Soph. El. 157. Eesych. s. v. 'fyiär.), diese aber Alkman frgm. 39J3cTö7c {olu diog &vydxriQ 

weiter nichts als ein Beiname der -Hekate oder Artemis » E ga ^ Kal Zcllivas) die Taugöttin Elsa 

ist (Usener im Rh. Mus. N. F. 23,300 Anm. 181. Preller- /tj« \ J j. / i oj * o «rT^s -itt 

Robert 1 S. 314 Anm. 1), so liegt es sehr nahe, in der als ( H "? e ) Scannt (s. oben Bd. 1 Sp. 2590). Wenn 

Doppelgängerin der sonst als Gattin des Endymion ge- endlich Cicero nat. dtor. 3, 23, 58 den vierten 

nannten Selene auftretenden Iphianassa- Asterodia eine «0 Dionysos, der sonst {Io. Lyd. p. 200 B. Am- 

Mondgottin zu erblicken. pelius p. 10 Halm; vgl. Lobeck, Agl. 656) Sohn 

**) Im Einklang mit dieser Deutung stehen folgende des Zeus und der Semele heilst, Iove et Luna 

Thatsachen: Perse ist ausgezeichnet durch grofse Schön- natus nennt, so scheint hier einfach eine Ver- 

heit(pulcherrima; 0,. Met 4 ,205), ihre .Doppelgängerin weC hselung von St-lmvri und Zsuilr, vor- 

als Gattin des Helios und Mutter des Aietes und der Kirke ' f* / 

ist Antiope (nach korinthischer Sage; 8. unt. Sp. 3197), Perseus als Sohn des Helios und Bruder des Aietes 

ihr Name bedeutet wohl die Glänzende (vgl. Usener , Rli. (Apd. 1, 9, 28. Dion.. b. Schol. Ap. Rh. S, 200. Diod. 4, 45 

Mus. 23, 346 ff.). Identisch oder nahe verwandt mit Per- u. 56. Hyg. f. 244. Vgl. Bethe, Quaest. Diod. mythogr. 

saios, Perses, Perseus als Vater der Hekate ist Perses, p. 13 ff. u. 20. 



Homer. Hymnus (32) auf Selene v. 14: rij 
pä itore KQovLdrjg ifiiyrj <piXoxr\xi xoi cvvjj- r; 



3173 Mondgöttin (Gattin d.Endymion, Helios) Mondgöttin (Attribute etc.) 3174 

zuliegen (anders Hirzel,Ber. d.s.Ges.d.W. 1896, Io. Lyd. p. 94 B. u. Euseb. pr. ev. 4, 23: %8e 

320, 2). Wenn in allen diesen Mythen Zeus eyco ilpi KÖQrj ■jtoXvcpüepazog. Orph. hymn. 9,3. 

als Gatte der Selene auftritt, so fragt es sich, 10. 12. Theod. Prodr. 1, 375. Dieser Gedanke 

ob sich bei der häufigen von Maxim. Mayer, kann, wie die Auffassung der Artemis als 

Giganten S. 79 — 81 u. 113f. nachgewiesenen nae&ivog lehrt, uralt, aber auch ziemlich jung 

Identificierung oder Verschmelzung von Zeus und erst aus der späteren ldentificierung der 

und Helios hier nicht auch an Zeus als Sonnen- Selene mit Persephone (Köre) oder Artemis 

gott denken läfst, zumal da jene Verschmelzung hervorgegangen sein. Welche dieser beiden 

gerade für Lakonien, Korinth und Nemea Möglichkeiten anzunehmen ist, läfst sich erst 
wahrscheinlich gemacht ist (Mayer S. 80 f.). io dann mit Sicherheit entscheiden, wenn ent- 

Ein zweiter Ehegatte der Selene ist En- weder ein uraltes Zeugnis für die Jungfrau- 

dymion, mit welchem Selene nach elischer schaft der Selene gefunden oder der bestimmte 

Sage (bei Paus. 5, 1, 4) 50 Töchter, d. i. die Nachweis geführt ist, dafs die Vorstellung erst 

50 Monde des olympischen Festcyklus (Boeckh dem späteren Synkretismus entsprang. 
expl. Find. 138), zeugte. Wir haben schon 

oben (Bd. 2 Sp. 3160f.) gesehen, dafs 'Evävptcov IX. Attribute und Symbole der Selene. 

wahrscheinlich nur ein alter Beiname des in a) Heilige Tiere. Von den Rindern 

Elis und zwar speziell zu Olympia hoch- (Stieren), welche der Selene als Reit- oder 

verehrten Sonnengottes ist (vgl. oben Bd. 2 Zugtiere oder als Opfer dienen und ebenso 
Sp. 3145 f. Mayer, Giganten S. 81 Anm. 67 und 20 auch als Attribute anderer Mondgöttinnen, 

die Sage von Augeias). Vgl. auch die karische namentlich der Hekate (s. oben Bd. 1 Sp. 1909, 

Endymionsage (oben Bd. 1 Sp. 1247) u. Fig. 19. 23; vgl. 2096 Anm.), Artemis (Bd. 1 Sp. 567 ff.), 

Drittens gilt auch Helios selbst als Gatte Hera (Bd. 1 Sp. 2106), Iuno (Bd. 2 Sp. 602) 

der Selene, welche ihm die Hören*) gebar; erscheinen, ist schon oben Sp. 3136 f. ausführ- 

s. Q. Smyrn. 10, 337 und die übrigen oben lieh geredet worden. Wir begnügen uns hier 

Bd. 2 Sp. 3159 und 3169 angeführten direkten mit dem Hinweis darauf, dafs das Rind (der 

und indirekten Zeugnisse für die Ehe des Sonnen- Stier) seine Beziehung zum Monde wohl wesent- 

gottes und der Mondgöttin. Vgl. die ganz lieh seinen Hörnern verdankt, welche an die 

ähnlichen Beziehungen der Hören zu Hera Hörner (Sicheln) des Mondes erinnerten, 
'und Aphrodite (Mapp oben Bd. 1 Sp. 2721). 30 Der Widder als Reittier des phrygischen 

Wenn in eleusinischer Sage Musaios (s.d.), Mondgottes Men ist durch zwei kürzlich in 
der sagenhafte Verfasser von berühmten alten Attika gefundene Reliefs (abgeb. bei Perdrizet, 
iitmSat, Kazudsafioi, Ka&ccqeia ete. (Aristoph. Bull. corr. hell. 1896 (20) Taf. 14 u. 15; vgl. 
.ßaw.1033. Plat. resp. 364 E. Philoch.b. Scholz. p. 81ff.) sicher gestellt. Es lässt sich auf Grund 
Ar. a. a. 0.) für einen Sohn des Eumolpos dieser Analogie vermuten, dafs auch Selene 
oder Anti(o)phemos und der Selene (Mene) sich bisweilen des Widders zum Reiten be- 
gilt (Orph. frgm. 4 Abel. Plat. a.a.O. Philoch. diente, wie denn auch Pan 'in Widderfelle ge- 

a. a. 0. Hermesianax b. Athen. 597 c . Suid. s. v. hüllt', d. h. vielleicht in Widdergestalt, die 
Movaatog, wo statt 'EXivrjg wohl &l^i;s zu Mondgöttin verführt haben sollte (vgl. Boscher, 
schreiben ist; vgl. auch Andr. b. Schol. Soph. 40 Selene und Verwandtes 148 ff.). Eine monu- 
0. C. 1051. Paus. 10, 5, 6. Orph. Arg. 310), mentale Bestätigung dieser Vermutung erblicke 
so ist diese Genealogie des Musaios wohl nur ich in der oben (Fig. 12) abgebildeten Lampe 
ersonnen worden, um die Wirksamkeit seiner (s. d. Litteratur bei Boscher a. a. 0.), welche 
Zaubergesänge durch direkte Ableitung von eine jugendliche oberhalb unbekleidete weib- 
der Göttin alles Zaubers und aller Beschwö- liehe Gestalt mit zackiger Strahlenkrone und 
rungen recht deutlich hervorzuheben (vgl. Lo- über dem Haupte sich bauschendem bogen- 
beck, Aglaoph. 454). Übrigens spielte auch förmigem Gewand, in der L. eine brennende 
Selene (= Brimo?) und Helios (und deren Fackel tragend, darstellt, wie sie auf einem 
isgog yajtos?) bei den mystischen Dramen der schnell nach rechts rennenden Widder davon- 
Eleusinien eine grofse Rolle nach Euseb. pr. 50 reitet. Diese Gestalt kann kaum etwas ande- 
ev. 8, 12,3 (vgl. Mommsen, Heort. 261. Hermann, res als Selene sein, deren Reittier nunmehr 
Gottesd. Alt. 55, 28. Oben Bd. 2 Sp. 3125). durch die Analogie der angeführten Bildwerke 

Über Pan als Geliebten d. S. s. Boscher, des Men verständlich wird. 

Selene 148 u. 162ff. Wenn Selene oftmals auf einem Pferde 

Neben dieser Vorstellung von einer mit oder Maultier reitend oder auf einem von 
Zeus, Endymion, Helios u. s. w. ehelich ver- Pferden gezogenen Wagen fahrend ge- 
bundenen Mondgöttin findet sich auch die ent- dacht wurde, so könnte man wohl versucht 
gegengesetzte Anschauung von einer jung- sein, dieses Attribut einfach aus dem Bedürf- 
fräulichen Selene (KOQrj,xaQ&£vog); vgl. Ages. nisse zu erklären, die Bewegung der Selene 

b. Flut. fac. in orbe lunae 2, 4: (paeivszai. rivzs so am Himmel aus der Analogie des Fahrens 
«ov'pjjs ofifio; kccI vyga jihcona- zu äe qe&si und Reitens verständlich zu machen, und in 
avza S-oiksv. Artemidor. ort. p. 135, 17 ff. : 2s- der That mag diese Analogie des menschlichen 
Xj'jvrj yvvaiKa arifiaCvsi zov iSövzog ko.1 iirjtsga Lebens vielleicht mit eingewirkt haben, doch 
(zQotpog yaq slvai vojitfezai) Kai ftvyuzsQa lehren die deutlichen Beziehungen, welche Arte- 
%al adsXyr]v Köqr\ yccQ KuXüzai. Orakel bei mis (Bd. 1 Sp. 569) und Hekate (Hesiod. Theog. 

*) Vielleicht hängen mit diesem Gedanken die Bild- * 3 ^) zur Bossezucht und zum Reitsport haben, 

werke zusammen, welche die von den drei Hören (= Cha- dals noch tiefer hegende Gründe mafsgebend 

riten?) umtanzte Hekate darstellen; 3. ob. Bd. 1 Sp. 1907 f. gewesen sein können. Namentlich ist hier 

100* 



3175 Mondgöttin (Attribute) 

wohl an die Göttin der Geburten und der 
animalischen Fruchtbarkeit, welche die Herden 
und damit den Reichtum der Besitzer mehrt, 
zu denken (Hes. Theog. 444 ff.). 

Auch auf einem Hirsche reitend (Muller- 
Wieseler 2, 171. Cohen, Med. imp. 1 3 S. 137 
u. 163, Münze der Faustina Iunior), oder mit 




Endymion (?) auf einem von Hirschen ge- 
zogenen Wagen fahrend (Vase Annali d. I. 
1878 Taf. O. Baumeister, Benkm. 1 S. 481) 
kommt Selene oderLuna vor (Fig. 19). Ebenso 
ist der Hirsch ein stehendes Attribut der Artemis 
(s. Bd. 1 Sp. 569). Bekanntlich erklärt man 
dieses Attribut am besten aus der Thatsache, 
dafs der Hirsch einerseits das beliebteste Jadg- 
tier des Altertums, andrerseits wegen seines 
gefleckten Felles das einfachste Symbol des 



Mondgöttin (Attribute) 3176 

sternbesäeten Himmels war (Keller, Tiere d. 
class. Altertums S. 76 u. 93). 

Mehrfach erscheint auch der Löwe als 
Tier der Mondgöttinnen. So sollte namentlich 
der Löwe von Nemea von der daselbst hoch- 
verehrten Selene stammen (s. oben Bd. 1 unter 
Hera Sp. 2096 u. Bd. 2 Sp. 3124 f.). Vgl. auch 
den 18. Vers des 
Hymnus magieus b. 
Abel,Orph.ti ; W2S.: 
HOQCpag ä' iv mt)- 
fioioiv vitoßxenüov- 
aa Itövrwv, wobei 
allerdings wohl an 
die bekannte Aus- 
stattung der mit Se- 
lene identificierten 
ephesischen Artemis 
zu denken ist (Bd. 1 
Sp. 589). Hinsicht- 
lich der Beziehungen 
des Löwen zu Men 
s. ob. Sp. 2761, zur 
Artemis s. Curtius, 
Berl. Sitzungsber. 
1887 (53) S. 1174 u. 
1180. Gerhard, A. 
V. Taf. 26; ob. Bd. 1 
Sp. 565, wo noch 
nachzutragen ist, 
dafs diese Göttin 
gelegentlich sogar 

auf einem von 
einem Löwen und 
Eber gezogenen Wa- 
gen fährt (Arch. Z. 
17 S. 53*). Wie 
^ Artemis schon von 
Homer (II. * 483 
u . Schol.) einer Lö w in 
verglichen wurde, so 
wird Hekate gerade- 
zu licavu genannt 
(Porphyr, de abst. 3, 
17. 4, 16), und auch 
Hera hat den Löwen 
zum Attribut (Bd. 1 
Sp. 2096 Anm. und 
Sp. 2133). Mehr bei 
Boscher, Nachtr. 34. 
Nach litterari- 
schen Zeugnissen 
war die Ziege der 
Selene heilig und 
diente ihr als Reit- 
tier, ebenso wie das 
Pferd, der Stier, das 
Maultier und der 
Hirsch (Hesych. s. v. oigavüc <*?! . . . kux' iviovs 
r\ 2sXr\vr\ ry alyl lito%sitcci; vgl. Phot. lex. 361, 
5. Zenöb. 1, 26 p. 8. Suid.). Bestätigt wird diese 
Notiz, wie es scheint, durch mehrere Bildwerke. 
So beschreiben Dressel u. Milchhöfer, Mitteil. d. 
ath. Instit. 2 S. 420 unter nr. 261 ein halb- 
kreisförmiges Relief aus der Gegend von Sparta 
folgendermafsen: „Auf einem nach rechts 
rennenden, einer grofsen Ziege ähnlichen Tier 
(Bart und ein Hörn sichtbar) sitzt eine . . . Frau, 



3177 Mondgöttin (Attribute) Mondgöttin (Attribute) 3178 

über deren Stirn der Ansatz eines schleifen- göttin zu entsprechen schien. S. die Belege 

förmigen Haarknaufs oder Halbmondes sieht- bei Boscher, Sehne 106 u. Nachträge 34. 

bar ist . . . Sie schlingt den linken Arm um Auch der Hundskopfaffe oder Pavian 

den Ziegenhals. Mit der Hand des halb- (KvvonecpaXog) war der Selene geheiligt; Arte- 

erhobenen rechten Arms hält sie einen grofsen mid. 104, 14 Hercher: kvv. . . . 7iQoazi^rjai . . . 

Schleier, der sich bogenförmig über sie zoig äxorsXsafiaai %al vöeov . . . ztjv isoäv 

hinbauscht (vgl. ob. Sp. 3133 f.). Zwei kleine KaXovfisvrjv • ävaKSizai yag zy SsXr\vn, (paal äs 

geflügelte Eroten*) machen sich mit den Kai ztjv vöaoy zavzrjv of naXaiol avuKsio&ai 

Schleierenden zu schaffen . . . Neben der Ziege zfj SsXryvv. Ähnliches gilt von der Hekate, 
her rennt ebenfalls nach rechts ein kleines 10 die nach mehreren Zeugnissen geradezu als 

Tier, Hund oder Reh.**) Rechts in der Relief- xvvonsyaXog dargestellt wurde (vgl. Hesych. 

ecke steht eine fünfsprossige Leiter***) an- s. v. 'Exüzrjg ayaXfia . . . svioi äs xal avzr\v 

gelehnt." Diese Beschreibung deutet entweder nvvoKsyaXov nXäzzovaiv. ib. s. v. äyuXyM 'Ekü- 

auf Aphrodite (snixgayia) oder auf Artemis- rrjg. Bekicer, Anecd. 336, 31. Eustath. ad Od. 

Selene. Für letztere spricht namentlich der p. 1467, 37: rjv ital nvvon(>öaa>7coi> äianXäzzov- 

bogenförmige Schleier und der (allerdings nicht tat), was ich jetzt allerdings lieber auf Hunds- 

über allem Zweifel erhabene) Halbmond, Bowie als auf Affengestalt beziehen möchte (Boscher, 

der Umstand, dafs in der Gegend von Sparta Über das von der 'Kynanthropie' handelnde 

von jeher die Wildziegen heimisch und im Fragm. d. Marcellus v. Side. Leipzig 1896 
Kultus der Artemis Agrotera als Opfertiere 20 S. 42 ff.). Höchst wahrscheinlich stammt dieses 

gebräuchlich waren (Keller, Tiere des class. Mondsymbol aus Ägypten, wo der Pavian von 

Altert. S. 49 f. u. 340 f.). Auch sonst sind mehr- jeher als heiliges Tier des Mondgottes Thoth 

fache Beziehungen der Artemis und verwandter verehrt wurde und allerlei direkte Beziehungen 

Göttinnen zur Ziege nachweisbar. Bei Passeri, zum Monde haben sollte, welche sogar die 

Lucern. 1, 94 erscheint Artemis - Selene im moderne Zoologie bis zu einem gewissen 

Ziegenfell wie Inno Lanuvina (Müller, Hdb. Grade anerkannt hat (vgl. Horapollo 1, 15 

d. Arch. 3 649), auf einer römischen Münze und die anderen von Keller, Tiere des class. 

der gens Planciana sehen wir auf dem Avers Altert. S. 8 f. u. 325 Anm. 102 ff. angeführten 

den Kopf der Göttin, auf dem Revers eine Belege. Brehm, Tierleben 2 1, 54. Imhoof- 
Wildziege mit Bogen und Köcher der Göttin 30 Blumer u. Keller, Tier- und Pflanzenbilder 

(Mittler -Wieseler, D. a. K. 2, 156 a ); vgl. die Taf. 14, lff.). 

Münze von Amphipolis b. Imhoof-Keller, Tier- Von den Vögeln hat namentlich der Hahn 

u. Pflanzenbilder S. 18 Taf. 3, 15. Hinsichtlich ganz unverkennbare Beziehungen zur Selene, 

der Ziegenopfer im Kulte der spartanischen weil er, wie Aelian n. a. 4, 29 sagt: xijg eeXrj- 

und korinthischen Hera (aiyorpdyog) s. Bd. 1 vr\g ävia%ovarjg iv&ovaiä «al OKiqzä . . . Kai 

Sp. 2096. Ebenso spielte die Ziege auch im vvv zaig xiHzovauis dXexxovöiv nägsezi Kai äo- 

Kult der italischen Iuno, vor allem der Capro- ksi nag iumdirag divotpaivstv (vgl. die Be- 

tina (vgl. die Münze der Renia b. Babelon, Zeichnung vmzsgog ogvig b. Antip. Sid. Anthol. 

Med. cons. 2, 399), eine bedeutende Rolle (s. ob. P. 7, 424). So erklärt sich z. B. die Terra- 
Sp. 609). In betreff der Aphrodite inirgayia 40 kotta in Berlin, welche eine auf einem Hahne 

vgl. Preller-Bobert 1 1, 381, 1 und Boehm, Jahrb. reitende Artemis darstellt (Arch. Z. 41,272; 

d. arch. Inst. 4 (1889) S. 408ff. Die Gründe, vgl. Gazette archeol. 6 (1880) p. 193. Stephani 

welche die Alten veranlassen mochten, die G. B. 1863 p. 94. L. Gurlitt, Hist. u. phil. 

Ziege mit dem Monde und der Mondgöttin in Aufsätze JE. Curtius . . . gewidmet p. 158. Drex- 

Verbindung zu bringen, sind: 1) die Ähnlich- ler, Ztschr. f. Numism. 14 p. 377 Anm. 1). 

keit der Hörner der Wildziege mit dem Hörne Ebenso kommt der weifse, fleckenlose Hahn 

(oder Sichel) des Neumondes; 2) der Umstand, auch als Opfertier des Helios und der Selene 

dafs die Ziege bei den Krankheiten der Frauen vor (Parthey, Zwei griech. Zauberpapyri. Äbh. 

und namentlich der Schwangeren die Rolle d. Berl. Äkad. 1866 p. 150, 25; vgl. auch 
eines Heilmittels spielte (Plin. h. n. 28, 255 f.); 50 Iambl. Protrept. p. 146 [314]: dXsKtgvöva zgseps 

3) die Jagdbarkeit der Wildziegen und Stein- piv, (irj 9vs äs, Mtjvl yaQ Kai 'HXico xa&is- 
böcke, welche sie ebenso wie die Hirsche zu gcaxai. vit. Pythag. 147). Ebenso war der Hahn 
vorzüglichen Attributen der Jagdgöttin macht; auch dem (asiatischen) MondgotteMen (Lunus) 

4) die Geilheit und Verliebtheit der Ziegen- geheiligt; vgl. Iambl. vit. Pythag. c. 18 p. 84: 
bocke, die der eigenen Verliebtheit der Mond- (».»)#£ dXsKzgvöva Xsvkov &vsiv ixszrjg (ol-ns- 

zrjgl vgl. Suid. s. v. dXsKzgvöva u. MsXrjzog) 

*) Vgl. die Eroten auf den Endymionsarkophagen y&g isgog ZOV Mrjvög. Vgl. auch Porphyr, de 

als Begleiter der Selene, Jahn, Arch. Beitr. S. 57. Auch a j s( 4) 16 : Slb -nal dns%ovzai Ol zaizr^g fwazai 

konnte man recht wohl in diesem Falle an Phosphor« 6 Q vi»a>v svoiKläimv (= dXsKzgvÖvmv). Diog. 

Anm "s Bp6r ° 8 denken; Tahn "' a - "■ 60 Laert. 8, 1, 34. Drexler a. a. 0. S. 375-377. 

Schlumberger , Gazette archeol. 1880 S. 191 ff. 

*♦) Der Hund ist ein gewöhnliches Attribut der , ^ Q bea nnter M(m g 27 g 2 

!T;Ä"S.^ r^S.SÄ r Wem Porphyrie antro nyrnph. 18 sagt: 

denken; Tgl. Boehm, Jahrb. d. Arch. Inst, 4 (1889) S. 213 Ol maXaioi . . . es\r\vrjV . . . oveav ysvsescog 

u 208 ngoaxaziäu (isXta eu v skuXovv und diese eigen- 

— ) Sonst gilt die fünfsprossige Leiter als Amulet; tümliche Benennung damit begründet, dafs er 

vgl. o. Jahn, Ber. d. Sachs. Ges. d. Wiss. 1855 S. 94 f. Ders. hinzufügt, der Mond sei auch zavgog genannt 

Beschr. d. Münchener Yasensammlung S. 135 Anm. 997. worden und aus ihm gingen die Seelen her- 



3179 Mondgöttin (Attribute) Mondgöttin (Kult) 3180 

vor wie die Bienen aus dem (verwesenden) Fackel (Sp. 3133), Schleier (Sp. 3133 f.), Bogen 
Leibe des Stieres*), so hängt das einerseits und Pfeile (Sp. 3168 f.). 



mit der schon oben berührten Vorstellung der 
Neuplatoniker von dem Monde als Aufenthalt 



X. Kult der Selene. 



der Seelen (= psXiaeai Porphyr, a. a. 0. 19), Auf einen täglichen Kult der Selene 

andrerseits wohl auch mit der Kolle zusammen, deuten die Worte Piatons (n. vöficov 887 E; 

welche die Biene im Kult der ephesischen vgl. 886 D.): avaxiXXovzög zs tjXCov Kai es- 

Artemis spielte. Hier Het nämlich die Biene Xr\vr\g *ai ngbg dvopag lövzwv itgoKvXiesig 

eines der bedeutungsvollsten Attribute der cifia Kai jcQoenvvrjoeig öiKovovzsg ts Kai bqäv- 
Göttin und erscheint als solches oft auf ephe- 10 tes 'Ellfjvwv zs %a\ ßagßägaiv advzcov sv evft- 

sischen Münzen (s. oben Bd. 1 Sp. 590 u. Im- (poQaig navzotaig siofisvmv Kai iv sviigayiaig 

hoo f- Blumer u. Keller, Tier- und Pflanzenbilder k. r. X, (vgl. auch Plat. Symp. 220 D: 6 Ss 

Taf. 7, 18 ff.), wie Imhoof a. a. 0. vermutet, um sfozjjxti pHq 1 £<°S syivszo Kai riXiog avia%£V 

auf den Beinamen Mylitta (d. i. Geburtsgöttin) snsiz' &%ix daiavnQoasv^äfisvog zä fjXia>). 

der ephesischen Göttin anzuspielen, vielleicht Bestätigt wird diese Notiz durch das an den 

auch deshalb, weil das grofsartige, wohl- aufgehenden Vollmond gerichtete Gebet bei 

geordnete Tempelinstitut zu Ephesos mit seinem Appuleius Met. 11, lf. (p. 752 ff.), ferner durch 

Apparat von priesterlichen Personen aller Art Phüostr. Heroic. 10, 2 (ed. Teuhner. 2 p. 177, 

das Bild eines belebten Bienenstaates darbot 23): jrgoffjjxst ds Kai ävio%ovzi zä 'HXico sv%s- 
(Weniger a. a. 0. S. 13).*) Für die letztere Ver- 20 o&ai k. z. l.) t endlich durch Lucian de saltat. 17, 

mutung scheint auch der Titel iaarjv, d. i. wo als Brauch der Inder erwähnt ist, dafs sie 

eigentlich Weisel, zu sprechen, welchen der die aufgehende Sonne mit Tänzen verehren, 

ephesische Oberpriester führte (Bd. 1 Sp. 591. während die Griechen sich mit einer Kufs- 

Et. M. 383). Vgl. auch die Bezeichnung der hand begnügen: ov% wenig Jjiiiig zy\v %siga 

Hekate als Boiißm in dem Hymnus magicus b. Kvaavzsg riyovfis&u, welch letzteres nach obiger 

Abel, Orphica p. 289, 3 v. 2. Bofißm hängt Stelle gewifs ebenso auch von der aufgehen- 

wohl mit ßofißstv, ßofißrjaig, ßofiß^sig zusammen, den Selene gilt. 

welche Ausdrücke oft von Bienen und Bienen- Unter den regelmäfsigen Monats festen 

schwärmen gebraucht werden. Vgl. auch das der Selene scheinen die Neumondtage eine 
Arch. Ztg. 27 S. 111 publizierte Goldplättchen 30 Hauptrolle gespielt zu haben. Vgl. Lucian, 

aus Kamiros, welches ein aus menschlichem Icaromen. 13: it,t(ivr\aotiai zatg vovfiriviaig 

Oberleib und Kopf und aus dem Unterleib ngdg xr\v aiXy\vr\v xqlg . . . ngoaivxsaS'ai. 

einer Biene zusammengesetztes, weibliches, ge- Aufserdem haben wir schon oben (Sp. 3125) 

flügeltes Idol zeigt. gesehen, dafs in Athen die fteoyäitia, d. i. die 

Wenn auf den planetarischen Münzen des Hochzeit von Helios und Selene auf den Tag 

Antoninus Luna in Gestalt einer weiblichen der avvoSog fielen, wozu stimmt, dafs nach 

Büste mit einer Mondsichel und einem Stern Apollod. b. Athen. 325 a der letzte Monatstag, 

über einem Krebse erscheint (vgl. auch die die zgLUKag oder die i'vr) %ul vsa, der Hekate 

Gemmen nr. 1421 ff. bei Toelken, Verz.d. gesehn. heilig war; vgl. Schoemann, Gr. Alt. 1 2, 421 
Steine d. kgl. Preufs. Gemmensammlung S. 242), 40 Anm. 11. Boscher, Iuno und Hera S.23 Anm. 28. 

so hängt das, wie 0. Jahn, Arch. Beitr. S. 68 Auch der römischen Luna war der letzte Tag 

erkannt hat, mit der späteren astrologischen des März geheiligt: Preller, B. M. 3 1, 327. 

Ansicht zusammen, dafs das Zeichen des Krebses Derselbe Tag war übrigens auch anderen 

das Haus {piiKog, domus) des Mondes sei (vgl. Mondgöttinnen, der Hekate, Iuno und Hera 

Sext. Emp. adv. astrol. 5, 34 p. 734 Bk. und geheiligt. Vgl. in betreff der Hekate Porphyr. 

die anderen von Jahn a. a. 0. Anm. 53 an- de abst. 2, 16: vazcc iirjva SKaazov zatg vso- 

geführten Stellen). prjvtaig ezsqiavovvza Kai cpaiSgvvovxa zbv 

Zu den heiligen Tieren der Mondgottheit 'Eq^t\v Kai zr\v 'Endzrjv. Schol. Arist. Plut. 

gehörte auch die Spitzmaus (jivyaXrjf), wenig- 594: Kuxa Ss vovpr\viav ol nXoveioi inspitov 
stens in Ägypten; vgl. lamblich. de myst. ed. 50 äsimvov sonsgag manSQ ftvelav zrj 'EKazrj sv 

Parthey p. 208. Antig. Gar. 124. Wellmann, zaig zgiodoig. Euseb. praep. ev. 3, 11, 22: zfjg 

Hermes 1896 S. 235 u. 239 A. 7. u. 8. Wiede- fisv vovfiriviag yigoveu [rj 'Exanjl zr\v Xev%bI- 

mann, Herod. 2. Buch 289 f. fiova Kai xgvaoaävSaXov Kai zag iafinädug 

Von den der Mondgöttin geheiligten Pf 1 an- rjfiiiBvag. Von Iuno ist allgemein bekannt, 

zeu ist namentlich die Päonie (auch prjvo- dafs ihr sämmtliche Neumonde, d. i. die Kalen- 

yeveiov, firjviov, osXrjviov, asXr\vbyovov, ayXao- den, geheiligt waren: Boscher, Iuno u. Hera 

qpräws) zu nennen, welche besonders bei S. 22ff. und den Artikel Iuno Sp. 585. Dafs 

Störungen des weiblichen Geschlechtslebens auch die Feste der Hera auf Neumonde fielen, 

angewendet wurde (Dioscpr. m. m. 3, 147). folgt aus mehreren Notizen über das Herafest 

Von den sonstigen Symbolen und Attri- 60 zu Byzanz, welches auf den ersten Tag des 

buten der Selene ist schon früher gehandelt Jahres, also auf einen Neumond, fiel (Bionys. 

worden. Es sind folgende: der Selenites (s. Byz. b. Hudson, Geogr. gr. min. 3, 2), über 

oben Sp. 3163), Silber (s. oben Sp. 3135), Gold das Daidalenfest zu Plataiai, das an der Spitze 

(Sp. 3135), Mondsichel (Sp. 3131), Stierhörner einer chronologischen Epoche stand, endlich 

(Sp. 3130), Nimbus, Scheibe, Kad (Sp. 3130n\), aus dem bei Athen. 397 a erhaltenen Fragment 

Strahlenkrone (aze<pavog, diüdrjpa) ob. Sp. 3133, des Antiphon, wonach die heiligen Vögel der 

*) Vgl. darüber Weniger, Zur Symbolik der Biene l. Hera, d. h. die Pfauen, in Athen nur an den 

Breslau 1871 s. 4ff. Neumondtagen gezeigt wurden {Boscher a. a. 0. 



3181 Mondgöttin (Kult) Mondgöttin (Kult) 3182 

S 32 ff.). In Deutschland bestand nach Grimm, im Kult der Artemis und Hekate vor (vgl. 

Deutsche Mythol. 3 S. 667 die Sitte, vor dem Philemon u. a. b. Athen. 645*. Mommsen, 

Neumond die Kniee zu beugen und den Hut Heortol S. 404). Aufserdem werden als der 

abzuziehen. Selene dargebrachte Tieropfer fleckenlose 

Ein zweites regelmäfsiges Monatsfest der (weifse) Hähne (üXsxzoQi-g aamXoi Parthey, 

Seiehe scheinen die Vollmonde gewesen zu 2 Zauberpapyri d. Berl. Mus. 1865 S. 150 

sein. Ich schliefse dies vor allem aus dem Z. 25) und Stiere erwähnt (Lactant. 1,21: 

32. Homerischen Hymnus, welcher deutlich die Lunae taurus mactatur, quia similiter habet 

Göttin des Vollmondes feiert (vgl. v. 11: sens- cornua). 

gir, 8i%6pr]vor 6 Sh xlri&et [isyug oypog, w Im Kriege scheinen die Namen Helios 

Xaiingözatcci z avyal zöz' a^ofifVijs zsXe- und Selene oft als Parolen verwendet worden 

9ovclv). Vielleicht bezieht sich auf das von zu sein, und zwar h zoig tpavegoig tyxsiqri- 

Frauen in der Vollmondnacht dargebrachte fiaeiv, wie Aeneas, Poliork. 24, 15 bezeugt. 

Opfer das 53. Fragment der Sappho, welches Vgl. in betreff der religiösen Bedeutung solcher 

lautet: nlriQrjg psv itpaivs»' & ZeXäva, | ai 8' Parolen Boscher in Fleckeisens Jahrb. 1879 

iäs mgi ääpov iozccd-rjeav.*) Vgl. auch das S. 345. 

oben Sp. 3125 über die Pandienfeier Gesagte Hinsichtlich der Anlage der Selen et empel 

(Mommsen, Heortol. S. 389.396). Ebenso spielte gilt nach Vitruvius p. 13 ed. Pose die Regel: 

der Vollmondstag unter den Festen der Arte- Caelo et Soli et Lunae aedifieia sub diu hyp- 
mis und Diana eine Rolle. Vgl. Plut. de 20 aethra constituantur. 

gloria Athen. 7: rfj v ** i^n v **l * £Ma ro " Im römischen Circus stand nach Io. Lydus 

Movvvxiävog 'Aqzs[iiSi. ■xa&ÜQooeav, iv y zoig 1 , 12 (p. 10 B.) unterhalb der Pyramide auf 

"EU-nei msgl SaXapivu vi-nmeiv ensXafirpev % dem Euripus ein Altar der Selene (Lima) 

ftsog itaveslrivog (vgl. Mommsen, Delphika neben solchen des Hermes (Mercunns) und 

S. 214 Anm. 1. Preller, Böm. Myth. 3 1, 316; der Aphrodite (Venus), während oberhalb drei 

320; 457). gleiche des Kronos (Saturnus), Zeus (Iuppiter) 

Endlich scheint man auch bei Mond- und Ares (Mars) errichtet waren. Merkwürdig 

finsternissen der Selene in Gemeinschaft ist, dafs in dieser Reihe kein Altar des Helios 

mit Helios und Ge Opfer dargebracht zuhaben; (Sol) erwähnt wird, zumal da diesem Gott 
vgl Arrian. Anab. 3, 7, 6: %al zi\g asX-^vrjg so nach Tertull. de spect. 8 der ganze Circus ge- 

zd noXv hltnig sysvezo *al 'AXifrvSQog s9vs heiligt war. Wahrscheinlich wurde dieser Kult 

tm ze oslrjvri »ort zw fjXi'm kcu xy yy (vgl. Curt. der Mondgöttin mit Beziehung auf die Kunst 

4 10, 6. Herod. 7, 37). ' des geschickten Wagenlenkens , in dem die 

Dafs die römischen Ludi saeculares dem Göttin Meisterin sein sollte (s. oben Bd. 2 

Sol und der Luna als den hauptsächlich die Sp. 3141 f.), eingeführt. 

Zeitabschnitte regierenden und regelnden Gott- a pl6ne vermischte oder 

heiten galten berichtet der Scholiast zu Hör. XL ^JJ^J^SÄL 

ca. saec. v. 21. 

Was die der Selene dargebrachten Opfer Bekanntlich ist Apollon von Haus aus mit 
betrifft, so sind für Athen die sogen, vrjcpä- 40 Helios identisch, oder mit anderen Worten 

U<* bezeugt (vgl. Polemo b. Schol. Soph. O. G. ebenso wie Helios ein Licht- und Sonnengott*), 

100 1== Suid. s.v. vr)<puXiog frvelu): 'A&tjvawi doch entschwand im Laufe der Zeit bei der 

vvtpäXia . . . isga ftvovoi . . . 'Hol, 'HXim, individuellen Sonderentwickelung, welche jeder 

Üiij'j»»), ferner werden ausdrücklich Kuchen der beiden Götter in beschränkten Kultgemein- 

(niauccza nönava), teils von kreisrunder scharten durchzumachen hatte, dem griechi- 

UvY.XozsQfj Suid. s. v. aväatazoi. ßoig eßdo- sehen Volke mehr oder weniger das Bewufst- 

itos esXfivai. Hesych. s. v. asX^vag- nönavu sein von der ursprünglichen Identität derselben, 

rrä uGzom oiioi«. Schol. Em. Tro. 1075. Paus. bis endlich die theologische Einsicht der 

b'. Eust'ath. 1165, 6) an den Vollmond er- Orphiker, Tragiker und Philosophen (Stoiker) 
innernder Form [aiXfivai) , teils von der Ge- 50 wieder zur Vereinigung des Zusammengehörigen 

stalteines gehörnten Rindes (ßoüs eßdopog) führte und die Identität von Apollon und 

genannt, die man übrigens nicht blofs der Helios von neuem zu allgemeiner Anerkennung 

Selene, sondern ebenso auch der Hekate, der brachte (vgl. Preller - Bobert , Gr. Myth£ 1, 

Artemis und deren Bruder Apollon darzubringen 230 f. Anm. 3. Welcker, Götterl. 1, 545 f. Bapp 
pflegte. Vgl. Pollux on. 6, 76: nsXavoi, 8s 

XOtlTol «ä« tfeofs, »S dl asXnvccl zy &£<? [Ä- *> Neuerdings ist freilich diese Auffassung Apollons 

.,„■,., ' *•> ' > -, ' i ,^™o„ aufs Heftigste bestritten worden, namentlich von Wermcke 

Xrjv V ?y luiXrpna,. 8b «*o zov a ZW octog, a>c™ Q ^ seinem ? 6ichhaltigen Artlkel ApoUon in PaullJ -wisso»as 

■X.O.I O f?0«S. TtlUfia yag SOZI KSQUZa S%OV \TauS. Rml(m< . m Dem gegenüber verweise ich nach wie vor 

b. EUSt. a. a. O. nura jilfirjßlV ItQCOtOcpvOvg nam6n tii h auf ApoUons durch seine Feste bezeugte 
GlXrjVTjs] 7ieilr)yfl>£va, ICQOOQpsgÖllSVOV AnoXXfOVl 60 deutliche Beziehungen zu dorn 'Kreislauf des Jahres' 

Kai 'AgzetllSl Wtl'E*ävn Wl SeXrjVy. Vgl. auch d. i. der Sonne, die auch W. (III, 3) anerkennt (Röscher, 

die Tliuuaza CeXrivrig (= OeXriVaLCC ?j, welche die Apollon und Mars 20ff. und 28ff.). Leider fehlt noch 

phrygische Zauberin bei Aläphron ep. 2, 4, 17 ™mer eine Zusammenstellung der volkstümlichen V„r- 

uuijjsuuw ^o, ^Lf._f Xu' i:„u steUungen der Alten und der Naturvolker von Sonne 

der Selene oder Hekate opfert Ahnhche und L « h also eine parallele zu meiner ScMft über 

Kuchen, mit Lichtern besteckt, kamen aucn SeIeI16 . i c h zweifle nicht, dafs eine solche Untersuchung 

*) Vgl auch das samische von Frauen auf Dreiwegen eine Menge bisher noch unverstandener Funktionen des 

der Kovnotnitpos dargebrachte Opfer, welches Pseudo- ApoUon endgiltig aufklären würde, und behalte mir hier- 

herod. vita Hom. 30 erwähnt. mit ausdrücklich diese Arbeit vor, 



3183 Mondgöttin (Artemis, Hekate) Mondgöttin (Artemis, Hekate) 3184 

imMyth.Lex.lSp.l9$6;\gl.Usener,GöMemamen Abel mit zweifelhafter Berechtigung unter die 

303ff.; vgl. 177ff.), so dafs schliefslich sogar im Dubia aut Falsa rechnet, kann recht wohl den 

Kultus Apollon und Helios wieder als Einheit älteren orphischen Gedichten entnommen sein, 

betrachtet wurden {Welcher a. a. 0. S. 546). da z. B. auch in dem Homerischen Hymnus 

Genau dieselbe religionsgeschichtliche Bnt- auf Demeter (v. 24. 52. 438) 'Eyiäzt) weiter 

Wickelung haben auch Selene (Mene) und nichts als ein selbständig gewordener Beiname 

Artemis-Hekate durchgemacht. Obgleich es der Selene ist (vgl. auch Sophokles, Ehizotom. 

bei der grofsen Übereinstimmung aller für das fr. 490 Nauck: "HXig Ssenota %al nvg isgbv, 

Wesen der beiden Göttinnen charakteristischen tjjs slvoäiag 'Eytäzrjg sy%oq [= Fackel?] k. z. X. 

Vorstellungen und Funktionen m. E. keinem 10 Welcher, Götterl. 1, 563). 

Zweifel unterliegen kann, dafs Selene (Mene) Unter den Theologen scheinen nament- 

und Artemis-Hekate ursprünglich nichts weiter lieh die Stoiker die Identität von Hekate und 

als verschiedene Bezeichnungen für dieselbe Selene ausgesprochen zu haben (vgl. Cornut. 

Gottheit sind, trennten sie sich doch in lokalen de not. deor. 34 p. 208 ed. Osann. Schol. Ar. 

Kulten, je nachdem der eine oder der andere Plut. 594: z-qv 'Endzriv sv zotig xgiöäoig izi- 

Name überwog, und dienten so lange Zeit zur imov tö naXaibv Sia zb zr\v ccvttjv ZsXrfvriv xal 

Benennung zweier verschiedener Göttinnen, "Agxs/uv xal 'Enüzriv xuXsüs&ai. Schol. Theoer. 

wenn auch freilich das Bewufstsein von Hekates id. 2, 12 u. 14. Suid. s. v. 'E%äzrjv. Fest. ep. 

Beziehung zum Monde nie ganz entschwand, p. 99, 20 Müller: Hecate Diana eadem puta- 

bis endlich auch hier wieder die ursprüngliche 20 batur et Lima et Proserpina. Serv. V. A. 6, 118. 

Identität durch Theologen vom Schlage der Stoi- Euseb. pr. ev. 3, 11,22. Appul. Met. 11,5). 

ker zuallgemeiner Anerkennung gebrachtwurde. Besonders häufig tritt uns diese Identifizierung 

Überhaupt macht sich bei dem Prozefs der in der späteren Poesie, namentlich der magi- 
Sonderentwickelung zweier oder mehrerer aus sehen, entgegen. Vgl. Nonn. Dion. 44, 193. 
einer ursprünglichen Einheit entstandenen Gott- Orph. hymn. 9. Io. Lyd. p. 94 B. = Euseb. 
heitenfast regelmäfsig eine Art Differenzie- pr. ev. 4, 23. Hymn. mag. b. Abel, Orphica 
rungstrieb (vgl. jetzt Hirzel&.a,. 0. [Sp.3173] p. 2 92 ff. Hippolyt. 4,35 p. 102 ed. Gotting. 
S. 290) bemerkbar, der bekanntlich auch Ganz ähnlich wie Hekate verhält sich auch 
in der Sprachgeschichte eine bedeutende Rolle Artemis zur Selene, nur dafs sich diese Göttin 
spielt. Sobald sich einmal z. B. Hekate und Arte- 80 von der gemeinschaftlichen Naturbasis etwas 
mis im Kultus von einander getrennt hatten, war weiter entfernt hat als Hekate. Indem ich 
es, um einem völligen Synkretismus der beiden hier wegen der Beziehungen der Artemis zum 
Göttinnen vorzubeugen, notwendig, ihre (ur- Monde auf die vorstehenden Kapitel verweise, 
sprünglich gleichen) Funktionen von einander hebe ich hier nur hervor, dafs unter den grie- 
bis zu einem gewissen Grade abzugrenzen und chischen Dichtern zuerst Aischylos entschieden 
zu scheiden, so dafs z. B. bei Hekate Vorzugs- die Identität von Artemis und Selene ver- 
weise die Beziehung der Mondgöttin zum tritt.*) Vgl. Xantr. fr. 164 N.: ag ovze ne/itpi!- 
Zauber- und Beschwörungswesen, zum Toten- r\Xiov ngocäegxtzai ovz' äaz£ga>7tbv oppu Ai\- 
reich u. s. w. , bei Artemis vor allem die Be- zmag nögrjs, wozu als Parallele zu vergleichen 
Ziehungen zur Tier- und Pflanzenwelt, zur 40 ist Prom. 796: ag ov&' ijXiog ngoaSsguezat. 
Jagd, zur Entbindung u. s. w. hervortreten. ovze vvxzegog \t,i\vr\ noza. Vgl. auch Eur. Phoen. 
Dennoch scheint diese Trennung der beider- 175 nach der Lesung von Nauch. Auch kommt 
seitigen Funktionen nie so stark gewesen zu sein, hier die schon Bd. i Sp. 571 f. besprochene 
dafs das Bewufstsein der ursprünglichen Iden- Thatsache in Betracht, dafs die Vermischung 
tität beider Göttinnen je völlig entschwunden von Artemis und Hekate in der Zeit der atti- 
wäre. Gleiches gilt natürlich auch von dem sehen Tragiker bereits vollzogen ist (vgl. 
Verhältnisse des Helios zu Apollon. auch Sp. 1896 Z. 49 ff.), wozu der Beiname 

Was den Namen 'Endzr] betrifft, so ist 'Exdzrj, den Artemis in den Kulten von Athen, 
darin schon längst eine Verkürzung aus sxa- Epidauros und Delos führt, nicht .unwesentlich 
zijßöXog, exrißölos (vgl. auch inaigyrj) erkannt 50 beigetragen haben mag. In späterer Zeit be- 
worden. Auf diese Weise ist der Name 'E-hüttj gegnet uns ausdrückliche Gleichsetzung von 
ursprünglich weiter nichts als ein Beiname Selene (Luna) und Artemis bei Cicero de nat. 
der Selene oder Mene und bildet somit eine deor. 2, 27, 68. 3, 20, 51. Catull. 34, 15: Tu 
feminine Parallele ^ zu dem apollinischen Bei- [Diana] potens Trivia et notho's Dictalumine 
namen "Exazog, IxazrjßoXog (-ßeXdtijg), sktj- Luna. Hör. ca. saec. 2fl". Schol. Ar. Plut. 594. 
ßöXog (vgl. ijXiov ßoXal, "HXiog o^vßsXije u. s. w. Plut. q. conv. 3, 10, 3, 10. Vita Hom. 2, 202. 
Bd. 1 Sp. 1999). Dafs man sich Selene (Luna) Macrob. S. 7, 16, 27; vgl. ib. 1, 15,20. Euseb. 
ebenso wie Hekate und Artemis als eine praep. ev. 3, 11, 21. Nonn. Dion. 44, 197. 
himmlische mit Bogen und Pfeilen oder Lanzen Myth. Vat. 2,25. Prudent. c. Symm. 1, 365 ff. 
bewehrte Jägerin dachte , ist schon oben 60 Nahe verwandt mit Artemis und Hekate 
(Sp. 3168) nachgewiesen worden. Ja es scheint ist die vorzugsweise auf Kreta verehrte Brito- 
das Epitheton 'E%äzv in älterer Zeit noch hie martis oder Diktynna. Sie wurde schon 
und da nicht als selbständiger Name, sondern von den Alten einerseits mit Artemis (Schol. 
nur als Beiname der Selene vorzukommen. So Ar. Man. 1356. Eur. Iph. Tarn. 126. Diod. 
berichtet Joannes Diahonos (Allegor. ad Hes. 



Theog. p. 268): SvgCaxa, zbv 'Oowia . . . ngoa- t * } ln , die ? eU der Porserkriege fällt auch die Gleich- 

*/ *■ \ v» 1 ' «i-.*/ !>-»?• setzung der ephesischen Artemis mit einer orientalischen 

ayogtvovxa x n v 2eXr,vr,v Ewr n v (vgl. Orphica M ondgottin, Ton der der Scholimt zu Arütoph. Fao. 410 

ed. Herrn, tr. 34). Dies Fragment, welches zu reden scheint. 



3185 Mondgöttin (Diktynna, Köre) Mondgöttin (Persephone) 3186 

5, 76; mehr b.Bapp oben Bd. 1 Sp. 827 Z. 30ff.), Hades, zu fassen ist; s. Müller, Dotier 1, 320. 
andrerseits mit Hekate (Schol. Eur. Mippol. 146) Prodi, in Crat. S. 112; vgl. Lobeck, Agl. 543 f. 
identifiziert und einmal ausdrücklich als Mond Lucan. 6, 700. Stat. Theb. 4, 429. Apul. Met. 
erklärt (Giris 305: alii Dietynnam dixere tuo 11, 2 S. 754. Nonn. Dion. 44, 204. Serv. z. 
de nomine lunam). Diese Erklärung ist in der Verg. Georg. 1, 39. Mart. Cap. 2, 161. Hymn. 
That höchst wahrscheinlich, wenn man folgende mag. b. Abel, Orphica p. 294 v. 47 u. p. 290 f. 
Parallelen erwägt. Erstens ist Britomartis- v. 25. Myth. Vat. 1,112. 2,25). ~V gl. Förster, 
Diktynna eine schöne Jungfrau (der Name Raub d. Persephone S. 25f. 
soll nach Solin. 11, 8 dulcis virgo bedeuten, Fragen wir nach den Gründen dieser auf 
in welchem Zusammenhang dulcis sich kaum 10 den ersten Blick sonderbar und gesucht er- 
anders als im Sinne von pulchra fassen läfst; scheinenden Identificierung zweier in so viel- 
vgl. Bd. 1 Sp. 822j; zweitens ist sie (wie Arte- facher Hinsicht verschiedenen Göttinnen*), so 
mis) eine mit Pfeilen, Bogen und Fackel aus- kann es kaum zweifelhaft sein, dafs dieselbe 
gerüstete und von einem Hund begleitete wesentlich auf der Vorstellung beruht, dafs die 
Jägerin (Catal. of Greek coins in the Brit. Mus. abgeschiedenen Seelen nicht in der Unterwelt, 
Crete 30) und Vorsteherin der Jagd und des dem eigentlichen Bereiche der Persephone, 
Fischfangs (a. a. O. 823 ff. ; vgl. die illotpövog sondern im Himmel und zwar ganz besonders 
Bqiz. . b. Kallim. Dian. 190; die Fischopfer an in der Sonne und auf dem Monde ihren Sitz 
Artemisfesten b. Athen. 325° und die Fischer- haben. So soll Pythagoras nach Iamblichos 
göttin Hekate b. Hes. Theog. 440 f. Schol. Opp. 20 vita Pythag. 18, 82 die Frage xL sativ ai fia- 
hal. 3, 28, was sich leicht aus dem Fang bei xdgcov vijaoi; beantwortet haben mit den 
Mondschein und Fackellicht erklärt); sie hat Worten: ijitos**) nal 6t\r\vr\, und von den 
nach Euripid. Hippol. 141 ff. die Macht wie Orphikern, welche jedes Gestirn für einen 
Hekate, den Geist zu verwirren (s. oben Bd. 1 %6e\iog yf t v ntQis%mv äsga zs u. s. w. hielten, 
Sp. 1893), sie ist wie die meisten Mondgöttinnen ist es wenigstens sehr wahrscheinlich, dafs sie 
eine hovqozqÖcpos (Bd. 1 Sp. 828 Z. 15 ff.) und die gleiche Vorstellung hegten (Zeller, Philos. d. 
demnach wohl auch Eileithyia (hierfür spricht Griech. l 3 S.366f; vgl. Lobeck, Aglaoph.j). 500 
namentlich, dafs ihr der bei Krankheiten der u. 932), zumal da bei dem nachweislich manche 
Gebärmutter (Diosc. m. m. 1, 89) gebrauchte orphische Lehre bietenden Pindar***) ganz 
e%ivog heilig war; Callim. in Dian. 201); sie so ähnliche Anschauungen sich finden (vgl. Boscher, 
steht in der Reihe der kretischen Schwur- Hermes S. 59f. Nägelsbach, Nachhom. Theol. 
gottheiten (Bangabe, Ant.Kell.Wi9) unmittel- 7,21 S. 405f.)f). In der späteren Zeit glaubte 
bar hinter Helios; ihr Sprung ins Meer er- namentlich Plutarch (im Anschlufs an Xeno- 
innert endlich an die oben (Sp. 3144f.) be- hrates; $. Heime, Xenocr. 124 ff.) an einen Wohn- 
handelten Vorstellungen von der ins Meer sitz der Seelen auf dem Monde (vgl. Quaest. Born. 
hinabtauchenden Selene. 76: fisrä zi)v zelevzrjv av&tg ai tyv%alzriv esXrf- 
Ziemlich alt und weitverbreitet ist auch die vr}v vitb nöSag ?|o«cu>); er redet von Xsifimvsg 
Identificierung der Mondgöttin (Hekate, Artemis, asl^vrjg *at 'AcpQoSizrjg, auf welche die Seelen 
Selene, Diana, Luna) mit Persephone (Proser- der Abgeschiedenen gelangen, um dort ein- 
pina). S. ob. Sp. 1335. Wir finden dieselbe zu- 40 zuschlummern und zu einem neuen Leben zu 
erst bei den Orphikern (Schol. Ap. Bh. 3, erwachen (Amat. 20), und läfst das Totenreich 
467 : zivsg avzryv [Hekate, Perseis] cpaai zliog auf dem Monde bald von Hekate (de def. or. 13), 
slvctt. izaiäa. ev äi zoig '0(><pt.xotg drjurj- bald von Persephone regiert werden (de facie 

zoog yeveaXoysizai- „xal zözs Sri 'E*üzr)v driä ., T , , . „ ., ^ ... „ 

7 ' > , .. " i i o 7 7 mr *) Ich mufs eß einstweilen unentschieden lassen, ob 

ze%sv evnccrsQtuav"; vgl. auch Schol Theoer. Sonne \ Kuhm z , 10 s . 133) Bloch (ob . Sp . , S35) md Usener 

2,12. Abel, Orphica fr. 201. 219), bei den (>%. j/^.n. F. 23 S. 353 ff.) Becht haben, weichein Perse- 

PythagOreern, Z. B. bei EpicharmOS (VarrO phone eine Mondgöttin erblicken, oder ob sie die Personi- 

1. I. 5 68: Epich. Enni Proserpinam quoque fikation des in die Erde gesteckten Saatkorns ist (vgl. 

appellat [lunam] quod solet esse sub terris; Förster, Raub a. Pers. s. 27 f.). 

Pythagoras selbst soll die Planeten Hunde der 50 **) Y « 1 - über HelloB als Seeienbeberrscher Flut, de 

Persephone [d. i. der Selene] genannt haben: **■ •'" "^ tu Z 3 °\ Hv : T/' 'l S °'' b ' Aba ',°T'JT, 

-n tl t) j7 *a s~n cij. r r w, * v. 4 u. 8 ff. Prodi, hy. 1, 34. Hy. mag. in Apoll, d. Abel 

Porphyr. «. Pyth. 41. Clem. Strom. 5 p. 571 p 287> m MeJlr h f Ro ' scheri N J htr _ £ Sele J p . 39 u . 40 . 

B. Sylb. Preller, Dem. u. Pers. 369, 52. Lobeck, meta-ieh, Nekyia 23. über die Ähnlichkeit von Mittag 

Agl.Tp. 837. 885), sodann bei AischyloS (Herod. und Mitternacht, als den Zeiten, wo die Dämonen um- 

2, 156: Aie%v\og 6 Evcpoqiwvog ■ ■ • sizoirjOs . . . gehen, s. Schmidt, Volksleb. d. Neugriech. 1, 94ff. und d. Art. 
"AgzepiV iivai &vyaZ&Qtt ^JJJM/TfJOg; Vgl. auch Merldianus. Vgl. auch Gerhard, Ant. Bildw. Taf. 93, 4. 
Aesch. fr. 164 N., wo "Agzeaig mit Eslrtvn ^i>P im Artikel Helios Bd. 1 Sp. 2021 Z. 43 ff. 
identificiert wird, und Paus. 8, 37, 6), bei So- *"> Nahe ™f™>« is J ^ o ^\ den indem, Germanen 

h! 1 , A ,. . * n - «. 7 / -,- 7 und Griechen [Anstoph. Fac. 832 f.) vorkommende Glaube 

okles, der Anna. 1199 ofienbar die svo- .. ^ A j ; . ■.. j ^ 1 ■ o* 

»» o. ' j •tt i 1 t ri , , • , t>t i an ^ ae Verwandlung der abgeschiedenen Seelen in Sterne; 
dm »log d. 1. Hekate als Gemahlin des Pluton 60 Tgl . Kaegi> Programm der Züricher Kantomschule 1878 f. 

betrachtet (vgl. auch den Schul. Z. d. St.), bei S. 62 Anm. 348 und 348b. Drexler, Wochenschr. f. class. 

Euripides (Ion 1048: Etvoäl'a &vycCteQ da- Philol. 1894 Sp. 734. Rohde, Psyche 423. Vgl. Suet. Caes. 88. 

fiazgog a räv WlxntoXmv kl$68(av UVÜeasig etc.), t) Einer der ältesten Vertreter dieser Ansicht war 

endlich bei den Stoikern (Serv. Z. Verg. GeO. vielleicht Pherekydes von Syros, der nach Porphyr, de antro 

1, 5) und vielen späteren Schriftstellern (vgl. n!/ \ s i,l ei ö 61 "?™ 1 «" der , Seelenwanderung von ^ol 

Tr ' , 7 „ ,„_ -fr 7 >.(, / __ v , ° y.at poiTQoi xocl avtoa y.at frvoai y.cci itvkai (auf dem 

Varrol. I. 5, 68. Hesydl S. V. AöprjXOV Koqy M onde ? ) geredet haben soll; vgl. in betreff der ^v X oi, 

Exccxri- ziveg ös zr,v Bsvölv, wo A8pr\zog wohl &vfQa und ailLa . Plut de fade in . ,, 29) 8 . de sera num _ 

als aäupaozog, das gewöhnliche Epitheton des V ind. 22. Porphyr, a. n. 29. 



3187 Mondgöttin (Eüeithyia) Mondgöttin (= Athena?) 3188 

in orbe lunae 27 u. 28; vgl. ib. 29, 8f.: ovopd- für alle Entbindungen von jeher hatte (vgl. 

fs<r9m 8s xa fiiv ngbg ovgavov xfis ailqvrjg oben Sp. 3150), war es natürlich, dafs alle 

y HXvaiov nsSiov, xä ä' ivxav&a 0egeecp6vrjg Mondgöttinnen als Entbinderinnen verehrt 

avxi%&ovog; vgl. auch ib. 30). Ganz ähnliche wurden und dafs die von ihnen losgelöste, 

Anschauungen finden sich noch später bei selbständig gewordene Eileithyia nur mit sol- 

Porphyrios {Stob. ecl. phys. 1054. antr. ny. 29. chen Zügen, Beinamen und Attributen aus- 

Zeller, Philos. d. Gr. 3 ä 592), bei den Mani- gestattet werden konnte, die sich auch bei 

chäern {Bau/r, D. Manich. Belig. 226 f. 306 ff. den anderen Mondgöttinnen nachweisen lassen. 

311. Gruppe, D. gr. Kulte 663) und MacroMus So ist Eileithyia ebenso wie Artemis (ioyoe- 

somn. Scip. 1, 11, 6 ff. (vgl. auch Euseb. pr. ev. 3, 10 tokos (H. 11, 270 u. ö. Pseudo-Theocr. id. 27, 

11,23. Gornut. not. deor. 34). Wir haben schon 29), ihr werden ßslrj zugeschrieben, wie der 

oben darauf aufmerksam gemacht, dafs die Vor- Artemis (II. 11, 269. Pseudo-Theocr. id. 27, 28; 

Stellung von Hekate als einer vsgxsgav ngvxavig vgl. C. I. A. 3, 2, 1320, 4), das Diktamon, die 

(Schot. Theoer. 2, 12. Abel, Orphica p. 289 f. 294. der Eileithyia heilige Pflanze (Zenod. u. Euphor. 

Hy. in Hec. 3 u. s. w.; vgl. oben Sp. 3147), b. Schol. Arat. 33), hiefs auch ägxsutäiov 

die Anrufungen dieser Göttin bei Toten- (Bioskor. m. m. 3, 34 (36), das Attribut der 

beschwörungen u. s. w. wesentlich aus dieser Eileithyia von Aigion war die Fackel (Paus. 7, 

Verlegung des Totenreiches auf den Mond 23, 5; vgl. die Münzen von Aigion bei Im- 

hervorgegangen zu sein scheinen. hoof-Blumer u. P. Gardner, Num. Comm. on 

Werfen wir schiefslich die Frage auf, ob 20 Paus. S. 83 Taf. R. 6 ff.), die auch Selene, Ar- 

die Vorstellung von dem Aufenthalt der Seelen temis, Hekate führen, ihr oxeog zu Amnisos 

auf dem Monde, der wir zuerst bei den auf Kreta (Odyss. 19, 188) erinnert an die 

Orphikern und Pythagoreern begegnen, deren Grotte der Hekate (s. oben Sp. 3145), zu 

eigener Phantasie oder uraltem Volksglauben Tegea wurde sie geradezu Avyrj genannt (Paus. 

entstamme, so ist das letztere ungleich wahr- 8, 48, 7), was augenscheinlich an die avyr\ as- 

scheinlicher als das erstere, da wir ganz Xrjvrjg (s. oben Sp. 3129 f.) erinnert. Auch gab 

gleiche oder doch ähnliche Anschauungen nicht es eine revexvXXig genannte, der Hekate ähn- 

nur bei verschiedenen Naturvölkern der Gegen- liehe Entbindungsgöttin , der ebenso wie 

wart (Tylor, Anfänge der Kultur 2, 69 ff.), jener Hunde geopfert wurden (Hesych. s. v. 

sondern auch bei anderen indogermanischen 30 rsvsxvXXt'g). Vgl. Preller- Robert, Gr. Myth. 1, 

Völkern, den Indern (Kaegi, Progr. d. Züricher 377f.). 

Kantonsschule 1878 u. 79 S. 62 Anm. 348 u. 348 b . Spät und, wie es scheint, lediglich ge- 
Boscher, Nachtr. z. Selene 8 f.) und Phrygern lehrter Spekulation entsprungen, ist die Gleich- 
finden (vgl. den Artikel Katachthonioi und den setzung von Athena und Selene. Sie findet 
Men Kaxa%(r6viog). sich zuerst bei Aristoteles (?) frgm. 348 b ed. Didot 

Mehrfach wird in späterer Zeit die Ent- = Arnob. nat. 3, 31: Aristoteles (Aristocles?), 
bindungsgöttin Eileithyia einerseits mit ut Granius memorat, Minervam esse Lunam 
Selene (Luna), andrerseits mit Hekate und probabilibus argumentis explicat et litterata 
Artemis identificiert. Vgl. G. I. Gr. 1598, wo auetoritate defendit; vgl. Et. M. 767, 45. Leider 
die Eileithyien 'AgxifiiSeg itgäai genannt 40 erfahren wir nicht, welche Gründe den Aristo- 
werden. Pseudo-Theocr. id. 27, 28f. Gatull. telesf?) bestimmten, Athena als Mondgöttin zu 
34, 13: tu (= Diana) Lucina (= ElXeiS-via) erklären, doch läfst sich vermuten, dafs er sich 
dolentibus Iuno dieta puerperis. Verg. Ecl. 4, 9: für seine Ansicht namentlich auf die Parallele 
casta, fave, Lucina (= ElXstövia); tuus iam 'A&. Tgixoysveia (Tgixmvig) und 'Enäxn xgt- 
regnat Apollo. Hör. ca. saec. 13 ff. heifst es ngöawnog, xgi'iiogcpog — vgl. Nonn. Dion. 5, 72 f. 
von Diana (= "Agxsfiig und SeXrfvri ; vgl. v. 1 ff.) Zsl^vrj . . . xgnclöov slSog %%ovaa nslsi 
rite maturos aperire partus | lenis, Ilithyia, Tgixcovlg 'A&rjvri; nach Istros b. Harpocrat. 
tuere matres, | sive tu Lucina probas vocari \ s. v. xgixoprivCg wäre Athena = Selene xgixo- 
seu Genitalis (Et. Gud. 176, 9). Ebenso heifst ysvsiu mit Bezug auf ihre Geburt am dritten 
Hekate-Selene in dem von Io. Lydus p. 94 B. 50 Monatstage genannt worden*); vgl. Et. M. 
und Euseb. praep. ev. 4,23,6 überlieferten 767, 46 f.*) — sowie auf die Deutung ihres 
Orakel rpaseifißgoxog Ellsi&via. Vgl. ferner stehenden Attributs, des Gorgoneions, als Mond 
Orph. hymn. 9 (8), 6 SeX^vrj ... XoxeCn. Nonn. berief; vgl. Plut. de facie in 0. lunae 944B. 
D. 38, 150 EiXsC&via ZsXrjvn, wozu die roxu- Epigenes b. Clem. Alex. Strom. 5 p. 571 B. Sylb; 
to'xos EeXüva des Timotheos (b. Plut. q. conv. vgl. Abel, Orph. fr. 253. Vielleicht verglich 
3, 10, 3, 9) eine willkommene Parallele bildet, er auch mit der 'A&rjvä nug&svog die jung- 
endlich das Märchen von der Galin thias(.?Rfam<£ frauliche Artemis, mit der uralten, die Spindel 
b. Anton. Lib. 29), in welchem die Ent- (f[Xaiiäxri) haltenden Athena Ergane (vgl. Bd. 1 
bindungsgöttin bald ElXei&via bald 'E-ndxrj Sp. 687 ff.) die Artemis ^oucjjlaitaTOff, mit der 
genannt wird. Wenn auch diese Identifi- 60 Athena xavgonöXog (Hesych. s. v. xavgonöXca) 
cierungen verhältnismäfsig jung scheinen, so die Artemis xavgonöXog, ferner die yXavn.ämig 
läfst sich bei genauerem Eingehen in die firjvri (Empedokles u. a. b. Plut. de facie in 0. 
Sache doch nicht verkennen , dafs sie mytho- lunae 934 D. Schol. Apoll. Bh. 1, 1280) mit der 
logisch wohl begründet sind und in der That yXavKÖmig 'A&r\vn, die Pallastochter Selene mit 
nur aus der auch sonst vielfach nachgewiesenen Athene, der Tochter des Pallas, u. s. w. Auch 
ursprünglichen Identität aller der genannten , } Vgl auch to betreff der der Mondgöttin heiUgen 
Mondgottinnen erklart werden können. Denn Dre i Z ahi Sonn. 6, 236. io. Lyd. v- 94 ä. Hymn. Mag. bei 
bei der gtofsen Bedeutung, welche der Mond Abel, OrpMc« p. 29s v. 24ff. 



3189 Mondgöttin (Demeter, Isis, Kybele) Mondgöttin (Mondheroinen) 3190 

sonst scheint die Gleichsetzung von Athena mit kennen seien. Eine derartige Untersuchung 
Selene, Artemis, Hekate vielfach verbreitet ge- erscheint um so notwendiger, als der Ausdruck 
wesen zu sein (vgl. sufser der oben angeführten „Mondheroine" in neuerer Zeit sehr oft ohne 
Stelle des Nonnos noch Plut. de fade in o. nähere Begründung gebraucht worden ist und 
lunae 938 B u. 922 A. Euseb. pr. ev. 3, 11, 22. eine systematische Vergleichung der Mond- 
Appul. Met. 11, 5 p. 763. August, c. d. 7, 16. heroinen mit Selene und untereinander merk- 
Mart. Cap. 6, 567), doch ist diese Anschauung würdigerweise bis jetzt noch vollständig fehlt, 
schwerlich je allgemein und volkstümlich ge- Natürlich ist für alle zu besprechenden Mond- 
worden, weil sie mythologisch unbegründet heroinen anzunehmen, dafs ihr Kultus und 
war. 10 Mythus aus dem Kultus und Mythus irgend 

Ungefähr das Gleiche gilt von der Identi- einer Mondgöttin erwachsen ist. Von diesen 

flcierung der Selene mit Demeter, welche Heroinen gilt genau dasselbe, was Deneken 

lediglich die Stoiker vertreten haben sollen; (Aus f. Lexik, d. griech. u. röm. Mythol. 1 unter 

vgl. Serv. V. Georg. 1, 5 [StoiciJ item Lunam, Heros Sp. 2446) von der Entstehung der 

eandem Dianam, eandem Cererem, eandem Heroen sagt: „Namentlich wenn der Mythus 

Iunonem, eandem Proserpinam dicunt. Arnob. aufserhalb seiner eigentlichen Heimat weiter 

3, 34. Myth. Vat. 2 prooem. Apul. Met. 11, erzählt wurde, geschah es leicht, dafs der 

5 p. 763. Anthol. Lot. 723,9: Isis Luna Choris Gott seine ursprüngliche Bedeutung einbüfste 

(Ceres?) Caelestis, Iuno, Cybebe. und immer mehr menschliche Natur und Motive 

Häufiger kommt dagegen die Gleichsetzung 20 annahm , bis er zuletzt zum Heros herabsank, 

mit Isis vor, welche bekanntlich von den Dasselbe konnte sich aber auch an dem Orte 

Griechen der späteren Zeit öfters als Mond- ereignen, wo der Gott verehrt wurde, wenn 

göttin gedeutet wurde (vgl. Manetho fr. 80 durch irgend welche Einflüsse, wie z. B. durch 

u. 81 bei Müller fr. h~ gr. 2 p. 614f. Heca- das Platzgreifen neuer religiöser An- 

taeus Äbd. fr. 7 bei Müller a. a. 0. 2 p. 388. schauungen und Gestalten, Zweifelan 

Plut. de Is. et Os. 52. 43. Euseb. pr. ev. 1, 9, 3 seiner göttlichen Würde hervorgerufen wurden. 

u. andere in Paulys Bediene. 4, 281 S. ge- In solchen Fällen wurde der Name des Gottes 

sammelte Stellen); vgl. Apul. Met. 11, 5 (764). in der verminderten Geltung beibehalten, und 

Antliol. Lat. 723, 9. Kaibel, epigr. gr. 947 = auch der Kultus konnte fortbestehen. Häufiger 

C. I. Gr. 5923 u. Franz z. d. St. Mehr, nament- 80 allerdings kam derselbe völlig in Abnahme, 

lieh epigraphisches und numismatisches so dafs schliefslich der ehemalige Gott zu 

Material s. bei Drexler, Ztschr. f. Num. 14 einem ganz menschlich gedachten Helden der 

p. 101 ff. Sage wurde, der in den Heroensagenkreis ein- 

Hinsichtlich der ziemlich seltenen Gleich- gereiht werden konnte." Ich füge hinzu, dafs 

setzung von Kybele und Luna vgl. Apul. Met. eine solche Loslösung der Heroine von der 

11, 5 (762) und Anthol. Lat. 723, 9, an wel- ihr zu Grunde liegenden Gottheit namentlich 

chen beiden Stellen auch die übrigen im dann eintrat, wenn ein Beiname der Gottheit 

Altertum üblichen Identificierungen der Selene von dem Hauptnamen derselben sich trennte 

(Luna) zu finden sind. Vielleicht stammt und selbständige, heroische Bedeutung ge- 

diese Identificierung aus dem samothrakischen 40 wann, was hauptsächlich dort geschehen 

Kulte, da die Hvvoacpoiyrjs &sa der zerinthischen zu sein scheint, wo der Göttermythus im 

Höhle bei Lykophr. Alex. 77 teils als Rhea, Laufe der Zeit so viel rein menschliche 

teils als Hekate gedeutet wurde (Tzetz. z. Züge und Motive in sich aufgenommen hatte, 

Lyk. 77. Schal, d. cod. Paris. A bei Bachmann dafs eine Trennung des ursprünglich einheit- 

p. 25. Et. Gud. s. v. KäßtQoi. Usener, Bh. liehen Wesens in eine göttliche und eine 

Mus. 23 p. 323). Vgl. auch das Arch.-epigr. heroische Hälfte im Interesse eines reineren 

Mitteil, aus Österr. 1 (1877) p. 14 Taf. 3 ab- Kultus und Götterglaubens geboten war. Ins- 

gebildete Relief, auf dem Cybele als Mond- besondere mag die Verknüpfung der Gottheit 

göttin mit der Mondsichel auf dem Haupte mit der Genealogie alter Familien und Stämme 

dargestellt ist, Göhler, De Matris Magnae 50 sowie das für eine Gottheit schlecht passende 

ap. Bomanos eultu. Misniae 1886 p. 32, sowie Motiv des Todes und Grabes, endlich auch 

Aristoph. Lemn. fr. 357 Meineke (vgl. auch der Gegensatz der gewissermafsen zurück- 

Piut. de mul. virtut. 8), wo Kybele mit Bendis gebliebenen lokalen ätiologischen Sage zu dem 

identificiert zu sein scheint. Weiteres bei kanonischen Ansehen des epischen Göttermythus 

Boscher, Selene u. Verw. 125 f. und Nachträge zur Scheidung von Göttern und Heroen oder 

S. 36. Heroinen wesentlich beigetragen haben. 

Im ganzen lassen sich, den drei ver- 

XII. Mondheroinen. schiedenen Haupttypen der griechischen Mond- 

Nachdemwir in den vorhergehenden Kapiteln göttin (Selene, Hekate, Artemis) entsprechend, 

die sämtlichen von den Alten an die Mond- 60 drei verschiedene Gruppen von Mondheroinen 

göttin geknüpften Vorstellungen klar erkannt unterscheiden, je nachdem die einzelne Heroine 

und ausführlich zu erklären versucht haben, der einen oder der anderen Mondgöttin näher 

dürfte es nunmehr an der Zeit sein, zu unter- steht oder aus ihr hervorgegangen ist. Wir 

suchen, welche Heroinen aus dem Kultus und unterscheiden demnach einen Selenetypus 

Mythus der Mondgöttin hervorgewachsen sind, (Europa, Pasiphae, Antiope, Prokris), einen 

oder mit anderen Worten, welche mythischen Hekatetypus (Medeia) und einen Artemistypus 

Wesen mit Sicherheit als „Mondheroinen" (Kallisto, Atalante, Iphigeneia), obwohl zu- 

oder „Hypostasen" der Mondgöttin anzuer- zugeben ist, dafs diese Scheidung sich nicht 



3191 



Mondgöttin (Europa) 



Mondgöttin (Europa) 



3192 



mit absoluter Genauigkeit durchführen läfst, 
da z. B. Europa und Prokris ebenso wie Ata- 
lante und Kallisto auch als Jägerinnen nach 
Art der Artemis, Pasiphae und Prokris ebenso 
wie Medeia als Zauberinnen nach Art der 
Hekate gedacht wurden u. s. w. Endlich läfst 
sich noch, wie es scheint, eine dem Aphrodite- 
typus entsprechende Heroinengrappe (Helena, 
Phaidra) nachweisen, doch müssen wir es uns 
für jetzt versagen, diese Gruppe eingehender 10 
zu behandeln. Wir beginnen mit der Be- 
trachtung der kretisch-boiotischen*) Heroine 
Europa. 

Europa ist, wie schon Hoeck (Kreta 1, 
100 ff.) erkannt hat, unter allen Mondheroinen 
diejenige, welche die meisten Parallelen zur 
Selene darbietet. Vor allem ist darauf auf- 
merksam zu machen , dafs ihre Mutter 
Telephassa (Telephaassa, Telephae, Tele- 
phe**), wie sie selbst dem Namen nach eine 20 
deutliche Mondheroine ist, die lebhaft an 
Euryphaessa oder Theia-Hekate als Mutter 
der Selene, sowie an Asterie als Mutter der 
Hekate erinnert. Hinsichtlich der unzweifel- 
haft dem zweiten Bestandteile des Namens zu 
Grunde liegenden Wurzel tpa verweise ich 
auf Curtius, Graz. d. gr. Etym. 5 p. 296. Der 
Name bedeutet demnach die weithin Glänzende 
oder Scheinende und ist ein für eine Mond- 
heroine höchst bezeichnender; vgl. das oben so 
Sp. 3130 über die von derselben Wurzel cpcc 
abzuleitenden Epitheta des Mondes Gesagte, 
sowie folgende Stellen: Pind. fr. 64 Bergk: 
äaxgov zrjlifpavrov. Pind. Pyth. 3, 76: äaxs- 
gog ovquvCov xrßavyiaxsgov. Orph. Arg. 343: 
aaxga rs xrjXt6iq>avza; ib. 539: aatga xs %r\- 
Iscpavrj; ib. 1222: xrjlecpavrjg 'Tnegicov. Sicher- 
lich war dieser Name der Mutter ursprüng- 
lich nichts anderes als ein dem ursprünglichen 
Wesen der Tochter entsprechendes und von 40 
dieser entlehntes Epitheton (des Mondes). 
Ziemlich ebenso durchsichtig wie dieser ist 
der zweite von Pherekydes (Schal. Ap. Eh. 3, 
1186; vgl. Myg. f. 178) überlieferte Name der 
Mutter der Europa, nämlich Argiope. 'Agyi- 
önr\ ist natürlich ein aus ägybg weifs, glänzend 
und der Wurzel on sehen (Curtius, Qrdz. b 
463 ; vgl. ofi/ta Auge, onri Durchblick etc.) zu- 

*) Nach den meisten Zeugnissen (vgl. Ausführt. Lex. 50 
rf. Mythol. 1 Sp. 1410 f.) wurde Europa von dem Stiere des 
Zeus nach Kreta (Hesiod bei Schol. II. 12, 292) in die 
diltäische Grotte (Lykophr. 1300. Luc. D. Mar. D. 15, 4; 
vgl. die Münzen 1) , nach der Thebais des Antirmchos 
dagegen (vgl. Steph. Byz. s. v. Tev/j.>ioa6;. Et. M. s. v. 
ZEV/iijoato, Paus. 9, 19, 1) in die Teumessische Grotte 
gebracht (vgl. Kinkel, Epic. Oraec. frgm. 1 p. 277 f. Unger, 
Theb. parad. 155 ff.). Ebenso gelangte auch die Sage von 
Bhadamanthys , dem Sohne der Europa, wie es scheint, 
von Kreta nach Boiotien; vgl. Müller, Darier 1, 234 u. 433. 
Minyer 148. Vielleicht hängt die boiotische Europasage 
mit der Bezeichnung Eoiotiens als Europa (Hymn. in Ap. fl0 
Pyth. 73,113) zusammen, und die boiotische Europa war 
vielleicht die eponyme Heroine Eoiotiens. 

**) Hinsichtlich der Eorm ist zu bemerken, dafs 
Trilefp&aoaa sich zu TtiZefpüt] genau so verhält wie 
Haoupäeooa zu üaatqiar] (Lobeck, Pathol. Serm. Graeci 
prolegg. p. 40). Trjieqiäaooa findet sich bei Moschos Id. 2, 
40 ff.; Tt]le<paaaa bei Apd. 3, 1, 1. 3, 4, 1; Steph. Byz. 
s. v. 0äoog. TrjAiipäi] bei Schol. Eur. Rhes. 28. Steph. 
Byz. s. v. Jaoöavo;; Tijlicpt] bei Schol. Eur. Phoen. 5. 



sammengesetzter Name, welcher trefflich den 
Mond als ein glänzendes Auge bezeichnet 
(vgl. oben Sp. 3131). Von derselben Wurzel 
oii, die bisweilen zu an verlängert erscheint 
(vgl. äip, tänög Gesicht, Auge ; äaxsg-tonog etc. 
G. Meyer, Gr. Gramm. § 71), und dem z. B. 
in svgog (Breite) vorliegenden Stamm svg 
echeintEvQco nr\ selbst gebildet zu sein; es bezeich- 
net dieser Name also wohl die Weitblickende 
(vgl. den Namen Evgv-cpäsaaa als Mutter der 
Selene). Höchst merkwürdig ist, dafs sich 
die den beiden Namen 'Agyiönij und Evgcänr] 
zu Grunde liegenden Vorstellungen des Glanzes 
und Auges auch im Kultus der Artemis nach- 
weisen lassen, denn ^Slnig oder Ovicig war 
gleichzeitig ein Beiname der Artemis und 
Name einer dem Kultus dieser Göttin ent- 
sprungenen Hyperboreerin , "Agyr\ ebenfalls 
eine Hyperboreerin (Herod. 4, 35) und zugleich 
eine Jägerin, die von Sol in eine Hirschkuh, 
das bekannte Symbol der Artemis, verwandelt 
wurde (Hyg. f. 205). Vgl. den Artikel Hyper- 
boreer im Ausführl. Lexikon der griech. u. 
röm. Mythol 1 § 11—16 u. § 56. Ahnliches 
gilt endlich auch von dem dritten Namen der 
Mutter der Europa, nämlich von nsgiiirjdri 
(vgl. Asios b. Paus. 7, 4, 1), insofern dieser 
Name deutlich die zauberische oder magische 
Seite der Mondgöttm bezeichnet, wie aus dem 
Mythus von der elischen Zauberin 'AyafitfSt] 
oder IIiQitM}äri , der Enkelin des Helios und 
Tochter des Augeias (II. 11, 740. Theoer. 2, 
16 u. Schol.), erhellt, deren Identität mit der 
ebenfalls als Heliosenkelin gefafsten Aietes- 
tochter Medeia schon längst erkannt worden 
ist. (Vgl. Tümpel, Philol. N. P. 2, 123. Wilisch, 
Jahrb. f. Philol. 1878 S. 730f.) 

Schwieriger ist das Urteil über das Wesen 
des Vaters der Europa, als welcher in älteren 
Quellen Phoinix (II. 14, 321. Hesiod und 
Bakchyl. b. Schol. 11. 12, 292; Asios b. Paus. 
7, 4, 1. Antim. b. Steph. Byz. s. v. Tev/tTjesog 
Hellan. b. Schol. II. 2, 494), in jüngeren 
Agenor, Bruder des Belos (Herod. 4, 147. 
Eur. Phoen. 281. 291 und Schol. zu Vers 5 u. 
217. Ap. Eh. 3, 1179. 1186 u. Schol.) genannt 
wird. Sicher ist nur, dafs alle drei Namen 
4>otvi|j, 'Ayryvwg und Bijlog auf Phönizien 
weisen (vgl. Meyer, Gesch. d. Alt. 1 § 192 und 
im Ausf. Lex. d. Myth. Bd. 1 unter Ba'al, 
Nachträge), aber es fragt sich, ob man in 
diesem Falle unter Phönizien die Küste am 
Libanon oder Karien und Rhodos zu ver- 
stehen hat (Tümpel im 16. Suppl.-Bd. d. Jahrb. 
f. class. Philol. p. 158). Nach meiner Meinung 
ist beides möglich, da es einerseits aufser 
allem Zweifel steht, dafs auf Kreta, nament- 
lich in der Gegend von Gortyn und Knossos, 
Phönizier*) (= Kydoner) safsen (Bursian, Geogr. 
v. Gr. 2 p. 534f. 547. E. Meyer, Gesch. d. Alt. 
§ 193), andererseits sicher ist, dafs die Od. 
x 177 genannten Ureinwohner von Kreta, die 

*) Daher galt Europa gewöhnlich als eine Sidonierin 
oder Tyrierin (Müller, Orchomenos 114), in Sidon gab es 
einen Europatempel (Luc. dea Syr. 4) , zu Tyros ein Eu- 
ropafest (Matal. 1 p. 34), und sidonische Münzen stellten 
sie auf dem Stier reitend dar (Preller, Gr. Myth.' 1, 373 
Anm. 1). 



3193 Mondgöttin (Europa) Mondgöttin (Europa) 3194 

'ErsÖKQTjrsg , Westkleinasiaten , d. h. mit den coins in the Brit. Mus. Crete Taf. 11, 11 n. 14; 
Urbewohnern der Westküste Kleinasiens, den vgl. ib. nr. 5 und p. 42. Stephani, Nimbus 
Karern und Rhodiern nahe verwandt waren etc. p. 15 u. 111, 11).*) Wie bedeutend- 
{Meyer a. a. 0. § 252). Wie dem auch sein übrigens in alter Zeit der Kult des 'Aazsqiog 
möge, in beiden Fällen ist es sehr wohl auf Kreta gewesen sein mufs, scheint daraus 
denkbar, wenn nicht wahrscheinlich, dafs hervorzugehen, dafs die ganze Insel ebenso 
unter Phoinix oder Agenor, dem Bruder des wie das apollinische Eiland Delos einst 'Aaxs- 
Brfiog (d.i. Baal), ein orientalischer mit einem Qin (= Sonneneiland? vgl. Rhodos als Sonnen- 
griechischen Götterwesen vermischter oder insel!) geheifsen haben sollte (Hesych. s. v. 
identificierter Gott entweder der Sonne oder 10 'Aotsqit]), und dafs Asterios als Vater der 
des Himmels zu verstehen ist, so dafs Phoinix Krete genannt wird (Asklep. b. Apd. 3, 1, 2). 
oder Agenor als Gemahl der Mondheroine Man denke auch an den Zsig "HUog der 
Telephassa {= Argiope = Perimede) und Vater kretisch-phönizischen Insel Amorgos (Bursian, 
der Mondheroine Europa dem Zeus oder Helios Geogr. v. Gr. 2, 512 f. Bull. d. eorr. hell. 1882, 
als Gemahl der Selene in der griechischen 191 = Boehl, Imag. 22, 30. C. I. Gr. 4590. 
Sage entsprechen würde. (Vgl. über den Zeus 4604. Usener, Götternamen 341, 24). 
Helios von Amorgos, Palästina, Galiläa, Lykien, Hieran schliefst sich passend die Vor- 
Karien üsener, Götternamen 341 Anm. 24.) Stellung von dem Ritte der Europa auf dem 
Für die Annahme des Helios spricht einerseits weifsen Stier, der wiederum deutlich auf 
die grofse Bedeutung, welche dieser Gott nicht 20 eine Mondheroine hinweist. Denn nicht blofs 
blofs in Kreta (vgl. die Sonnenherde zu Gortys, Selene fährt mit einem Gespann weifser 
Sere. V. Ecl. 6, 60; s. auch Catalogue of the Rinder (Brunck, Anal. 2, 254,2 und mehr oben 
greek coins in the Brit. Mus. Crete etc. p. 44 Sp. 3137 f.) oder reitet auf einem Stier (Suid. s. v. 
Taf. 11, 10. Rangabe, Ant. Hell. 1029), sondern Tavqonöla. Achill. Tat. ed. Hercher p. 42, 5; 
auch auf Rhodos spielte, wo er mitMelqart*) vgl. Porphyr, antr. ny. 18), sondern auch Artemis 
vermischt wurde (E. Meyer a.a.O. § 192 u. wurde als Tavgoxolog auf einem rennenden Stier 
206. Mehr bei Boscher, Selene 131). reitend gedacht (vgl. Hoeck, Kreta 1 p. 92 ff. 
Viel durchsichtiger als das Wesen des PreUer-Bobert 1, 313 Anm. 1 ; oben unt. Artemis, 
Vaters ist das des Gatten der Europa. Als Bd. 1 Sp. 567). Dasselbe gilt von der Aphrodite 
solcher galt bekanntlich entweder Zeus (II. 14, 30 (= Astarte) xavQoicolog, welche auf Münzen 
321 u. s. w.) oder 'Aatigtog, 'AaztQitovj vgl. von Kypros und Sidon von einem rennenden 
Hesiod. h.Schol. II. 12, 292. Apollod. 3, 1, 2 f. Stier getragen wird (s. PreUer-Bobert 1 p. 373 
u. s. w.), doch fallen sicherlich beide Ursprung- Anm. 1) und entweder als Europa oder als 
lieh zusammen, da zu Gortys ein Zsvg 'Aaxiqiog Aphrodite (Astarte**)) gefafst worden ist (vgl. 
verehrt wurde (Cedren. 1 p. 217. Tzetz. Chil. 1, Lucian, Dea Syr. 4). Hier sieht man deut- 
473. Antehom. 99 — 101). Sehr wahrschein- lieh, wie unauflöslich sich im Europamythus 
lieh hat man unter diesem Zsvs 'Aetsgiog orientalische und griechische Vorstellungen 
ebenfalls einen Sonnengott zu verstehen verschlungen haben, denn sowohl die Griechen 
(vgl. PreUer-Bobert 1, 136 und Maxim. Mayer, wie die Phönizier kannten das Bild einer 
Giganten p. 80), da, wie wir bereits gesehen 40 von einem rennenden Stiere getragenen Göt- 
haben, Helios zu Gortys eine heilige Rinder- tin***) und erklärten dasselbe mittelst des 
herde hatte und daher wohl selbst als weifser Mythus von einem Raube der Göttin durch 
dem Meere entsteigender Stier**) (Hesych. s. v. einen in einen Stier verwandelten liebes- 
äpyifMjTas rmvgog. Ov. Met. 2, 852 color nivis brünstigen Sonnengott (Zeus, Helios), wie 
est) vorgestellt wurde, als welcher er auch denn auch sonst die Idee eines Raubes der 
in der Pasiphaesage erscheint (s. u.). Denn Mondgöttin Bich nachweisen läfst. Vgl. in 
dafs auch sonst die Rinder des Helios schnee- betreff der Selene oben Sp. 3159, in betreff der 
weifs gedacht wurden, ersehen wir aus Apollon. Hera meine Schrift Iuno und Hera p. 76. 
Bh. 4, 976 und Theoer. id. 25, 130 (vgl. auch Endlich ist noch zur Vervollständigung 
ib. 139: 0as&<ov iisycig, ov Sa ßozfiQsg datsot 50 

ndvxtg ÜCeyiOV, b&oivwa TtoXlöv iv Zlloig ^^ff J^'f of greek coins in the Brit Mus. Crete etc. 

a ,,.,/' '•<.-, *> > • \ Taf. 10, 7 und 8: 11,4 und 5. Rossbach, Rh. Mus. 1889 

ßovaiV Imv XapneOKSV, K^loS S STSTV%to). p 4S5)> an betannte ; bfm be8pr0 chene Darstellungen der 

Auch das spricht iur einen Helios, dals uarga selene. 

mehrfach nicht blofs VOn Sternen, sondern *) Ebenso ist Seirios auf Münzen von Keos mit 

auch VOn der Sonne Und vom Monde ge- einem Strahlenkränze umgeben: Catal. a. a. O. Taf. 21 

braucht wird (vgl. Pind. Ol. 1,6. Aeschyl. nr. l ff. und 22 ff. 

Sept. 390. frgm. 164 N.) und Münzen von Gor- **) wle denn auch nach Lucian, De dea Syr. 4 der 

tys den die Europa tragenden Stier oder ^onische A.tartetempel für ein Heiligtum der Europa 

tS ii-ji.i-1. ■ ni Li (= Selene) galt: vgl. Hoeck, Kreta 1,100. 

Europa allein deutlich von einem Strahlen- .»*, ^„r „ ' ,,«„,„,„ n -„ ™.-„„i v i,„ * r „. 

, r -,»-.. , , . ,, ,„ . , „ ***) »gl. auch Gruppe, Die grtech. Kulte u. Mythen in 

kränze***) umgeben darstellen (Catal. Of gr. 60 ihren Bezieh. *. d. Orient. Religionen 1 p.l6S, dessen Gleich- 
setzung der Europa mit Persephone-Demeter ich jedoch 

*) Nach Nonn. D. 40, 370 war der lyrische Herakles ebensowenig billigen kann wie Jahns Deutung der Europa 

(Melqart) ein Sonnengott. als „bräutliche Erde" (O. Jahn, Entführung der Europa 

**) Auch der stiergestaltige Minotauros hiefs Asterion p. 25) , der übrigens ganz richtig verschiedene Überein- 

und war wohl von Haus aus mit dem Gatten der Europa Stimmungen zwischen Europa und Hera bemerkt hat, 

und dem Zeus Asterios identisch. z. B. die Eeier des hqbt; yäfio? zu Gortyn, die Bezeichnung 

***) Aufser dem Strahlenkranze erinnert auch das der Hera als EiiQWTtia {Hesych.) , das jungfräuliche Bad 

schleierf örmig über dem Haupte ausge- in einem Quell, Darbringung von Kränzen aus Frühlings- 

spannte Gewand, das Europa auf Münzen von Gor- blumen u. s. w. 



3195 Mondgöttin (Pasiphae) Mondgöttin (Pasiphae) 3196 

unserer Parallelen zu erwähnen, dars auch licher Wahrscheinlichkeit erheben. Die dafür 

Europa ebenso wie Selene und Artemis als sprechenden Momente sind kurz folgende: 

eine Jäger in gedacht wurde. Diese Auf- 1) seine Abstammung von der Mondheroine 

fassung erhellt zur Genüge aus dem, wie es Europa und dem gortynischen Zeus, d. i. Zeig 

scheint, ziemlich alten, wenn auch nur in 'Agtsqioq (s. oben Sp. 3193); 

jüngeren Quellen überlieferten Mythus von 2) seine Ehe mit Pasiphae*), in welcher 

dem Hunde und Jagdspeer, welchen Zeus der eine zweifellose Mondheroine zu erkennen ist; 

Europa geschenkt haben sollte {Erat. Kot. 33. 3) sein Doppelgänger ist der sogenannte 

Pollux 5,39. Hyg. p. astr. 2,35. Schol. Germ. kretische Stier**), mit dem sich Pasiphae be- 

v. 336). 10 gattete und von dem sie den Asterios (Aste- 

Ungefähr dieselben charakteristischen Merk- rion) oder Minotauros , d. i. Stier des Minos 

male wie für Europa lassen sich auch bei der (vgl. die Bezeichnungen tavqog Mivcötog auf 

ebenfalls kretischen und mit Europa vielleicht der altertümlichen Vase Mon. d. I. 6, 15 und 

von Haus aus identischen Heroine Pasiphae 6 Mivta tccvqos Paus. 3, 18, 11; vgl. 3,18,16), 

(vgl. jetzt Usener, Götternamen 57 f.) nach- gebar. Gewifs ist Minos ursprünglich mit 

weisen. diesem Stiere, in dem schon längst ein Bild 

Zunächst entspricht der Telephassa-Argiope- des gortynischen Zsvg 'Aotsqios (=» Sonnen- 

Perimede als Mutter der Europa deutlich gott) erkannt worden ist (Preller, Gr. M.* 2, 

Perseis (Perse) als Mutter der Pasiphae. 123), identisch. Hierfür spricht namentlich 

Denn IJaga^tg heifst bei Hesiod (Theog. 956), 20 der Umstand, dafs dieser Stier nach Akusilaos 

Apollodor (1, 9, 1. 3, 1, 2) und Cicero (de not. derselbe sein sollte, der die Europa entführt 

deor. 3, 19, 48) die Mutter der Helioskinder hatte, und dafs er der Herde des gortynischen 

Aietes, Kirke und Pasiphae; üigariig ist aber Helios angehörte (Apd. 2, 5, 7. Serv. u. Schol. 

nur eine andere Form für IJsqar}, die schon Bern. z. Verg. Ecl. 6, 45 ff.). Auch der Name 

in der Odyssee (10, 138fF.; vgl. Ap. Bh. 4, 591. des Minotauros 'AarsQiog weist unverkennbar 

Hyg. f. praef. p. 31, 6 Bu.; vgl. Tzetz. z. Lyk. auf seine Identität mit dem gortynischen Zsvs 

174) als Gattin des Helios und Mutter des 'Aozegiog hin. 

Aietes und der Kirke erscheint. Perseis oder Wenn Pasiphae sich mit diesem Stier oder 
Perse ist aber eine deutliche Bezeichnung der vielmehr mit Minos oder Zsvg 'AareQiog in 
Mondgöttin, da Hekate im Hymnus auf De- so Stiergestalt***) begattet, so bedeutet das wahr- 
meter v. 24 eine Tochter des IleQCaiog, bei scheinlich genau dasselbe wie die Entführung 
Lyhophr. v. 1175 IIsQoecog mxQdevog, bei Apol- der Europa durch den Stier. Der bekannten 
lonios Bh. 3, 467 nözva &sä Usgeriig genannt von Apollodor (3, 1, 4) berichteten Sage von 
wird (mehr b. Usener, Bh. Mus. 23 p. 347 fiV).*) der List des Daidalos scheint einfach die 
Auch in diesem Falle erkennt man klar, dafs oben Sp. 3136f. besprochene Vorstellung von 
die Namen der Mütter von Mondgöttinnen einer kuhge staltigen Mondgöttin zu Grunde 
oder Mondheroinen einfach aus alten Bei- zu liegen, die natürlich in Folge der Herein- 
namen der letzteren gewonnen wurden (s. ob. ziehung des Daidalos in die Sage in echt 
Sp. 3169). dädalischer Weise motiviert werden mufste. 

Dagegen tritt das Wesen des Vaters bei 40 Die magische oder zauberische Wir- 

Pasiphae viel deutlicher hervor als bei Phoi- kung deB Mondes, die bei Europa nur da- 

nix-Agenor, dem Vater der Europa. Konnten durch angedeutet ist, dafs sie Tochter der 

wir für Phoinix-Agenor nur vermutungsweise Perimede (= Agamede, Medeia) genannt wird, 

und auf Grund von Wahrscheinlichkeits - ist in dem Mythus von Pasiphae viel klarer 

Schlüssen annehmen, dafs darunter ein phöni- insofern ausgesprochen, als diese ausdrück - 

kisch-kretischer Himmels- oder Sonnengott zu lieh als gewaltige Zauberin bezeichnet wird; 

verstehen sei, so ist die Natur des Vaters der vgl. Apd. 3, 15, 1 (ecpagiiüxe vasv aüro» 

Pasiphae für uns ohne weiteres klar, insofern d. i. den Minos). Ant. Lib. 41. 
als solcher einfach Helios genannt wird; vgl. 

aufser obigen Stellen noch Apollon. Bh. 3, 50 *> Wenn nach äderen Quellen, z. B. nach AMepia- 

nnn. /tt ' ' 'tt 1 ' \ A~.i.~ des b. Apd. 3, 1, 2, Krete, die Eponyme von Kreta, Toch- 

999 (nae^ar, vovqt, . . HsUmo); Anton. t6r des l ät ' er ' io ' S; ala ' Gatti]1 P de ; Min08 genam ' t wird) 

Üb. 41 (HXiov »vyarriQ «ä-awros). bo er- 80 dürfte die8e mit p asiphae Ton Hau8 au8 iden ti S ch 

halten wir eine überaus willkommene Paral- 8eill) denn! wie BCh0I1 oten gezeigt worden, ist ABterios 

lele ZU den oben Sp. 3169 ff. behandelten Genea- (= Zeig Idateqiog) als Tater der Krete wahrscheinlich 

logien der Selene, welche bald Tochter des nicht verschieden von HelioB (d. 1. Zeus -Helios), dem 

Hyperion Und der Theia-Euryphaessa, bald v » ter der Pasiphae, und Krete selbst wird, demalten 

Tochter des Helios genannt wird. Namen TOn Kreta entsprechend (Besych. ldat^l r f, 

Minder klar erscheint daeeeen bei Pasi- K Q^n xal % 4ft°s o£! *"s ixaXovvio), auch Aattolri 

, - ___ ., m i x i i geheifsen haben. Dies stimmt aber zu dem Namen nicht 

phae das Wesen ihres Ehegatten, als wel- blors de8 Vater8 der Klete (A9terios) , 80 ndem auch der 

eher bekanntlich MinOS genannt Wird. Und 60 naaupätj, insofern beide Namen, Asteria und Pasiphae, 

doch läfst sich die Vermutung Prellers U. a., passende Epitheta einer Mondgöttin sind. Nach Diod. 

dafs MinOS ebenfalls nichts anderes als ein 4, 60 war Krete-Asteria Gattin des Helios und 

„Sonnenheld und Sonnenkönig" sei, ZU ziem- Mutter der Pasiphae. Mehr b. Röscher, Selene Am. 583. 

**) Der Stier ist tjye/awv tf^g ayeXtjg . . . y.al Xivy.bg 

*) Nach Dionysios v. Milet (b. Schol. Ap. Rh. 3, 200 nach Philostr. im. 1, 16 (vgl. auch den Leitstier Phaethon 

und 242) soll Perseus' Tochter Hekate (= Perseis) Mutter aus der Herde des Augeias bei Theoer. id. 25, 139. Opp. 

der Medeia und Kirke und Gattin des Aietes gewesen Cyn. 2, 46 ff.). 

sein; vgl. Tzetz. z. Lyk. 174: Ai^ijg . . . xal IdXoitvg ***) Vgl. Westermann, Mythogr. p. 369, 1: [Zeug] tavqog 

HXiov Ttaideg xal IXe'offjjs, ti\g 'Sixsavov &vyatqög. yevdfiEVog tty Uaattpatjv IrtÖQvevoe. 



3197 Mondgöttin (Antiope) Mondgöttin (Antiope) 3198 

Endlich deutet auch der Name Ilaaicpäri schon von Maxim. Mayer, Giganten u. Tit. p. 80 

d. i. die allen Leuchtende unverkennbar auf aus andern Gründen geäußerten Vermutung, 

eine Mondgöttin, da, wie schon oben gezeigt dafs für Korinth Zeus und Helios identisch 

worden ist, lJaoLtpäa Name der Mondgöttin seien. Der an EvQ-i6nrj, 'Agyi-önrj, die zfrj- 

von Thalamai, und IIaai.cpdsaaa ein Beiname fi^njp sn-am-Cg (Etymöl. M. 368, 32f. Schol. 

der Aphrodite war (Ps.-Aristot. Mirab. 133 u. Tzetz. z. Lyk. 1176; Hesych. s. v. sTctaniäeg 

(145) p. 843B 30. Lyd. de mens. 4, 44), wel- und 'Enamig) u. s. w. erinnernde Name 'Avti-öitrj 

che ebenfalls bisweilen als ravQonöXog {Schol. bildet offenbar eine feminine Parallele zu 

Dion. Per. 609) und wie Europa und Pasiphae 'En-wit-Evg (vgl. den Zeus snmTtsxrjg u. snönrriq 

von einem rennenden Stier getragen erscheint 10 des Hesychios) und erklärt sich wohl am besten 

(Preller-Robert * 1,373 Anm. 1). Vgl. Usener, aus der Vorstellung eines göttlichen statt 

Götternamen 57 ff. eines anderen (d. i. des am Tage leuchtenden 

Ziemlich durchsichtige Mondbezüge besitzt Sonnenauges) die Nacht erhellenden Mondauges 

ferner die thebanisch-korinthische Heroine An- (vgl. wutog 6tp9aXji6g und ähnliches oben 

tiope. Sp. 3131). Wenn als Sohn des göttlichen 

Vor allem kommt in Betracht, dafs Antiope Paares (Zeus-Epopeus und Antiope, d.i. des 
nach alter korinthischer Sage (Eumelos bei Sonnengottes und der Mondgöttin) die beiden 
Schol. Find. Ol. 13, 74 und Tzetz. z. Lyk. 174 thebanischen Dioskuren Amphion und Zethos 
= Kinkel, Epic. Gr. frgm. 1 p. 188. Diophantos (XsvnönmXoi Aibg kovqol s. oben) gelten, in 
bei Schol. Ap. Eh. 3, 242) Gemahlin des 20 denen schon längst mit Wahrscheinlichkeit 
(korinthischen) Helios*) und Mutter des Aietes göttliche Lichtwesen, d. i. wohl Morgen- und 
und Aloeus, also eine Doppelgängerin der Abendstern (Welcher, Götterl. 1, 614f.) oder die 
schon in der Odyssee und bei Hesiod als Erscheinung des St. Elmsfeuers (= äatigig), er- 
Heliosgattin genannten Perse oder Perseis kannt worden sind*), so erinnert das an die viel- 
war. Mit Helios aber ist, wie schon Preller fach verbreitete Vorstellung, dafs die kleineren 
und Gerhard erkannt haben**), Epopeus, der Lichtwesen (Sterne) Kinder der Sonne und 
Eponymos von 'Enrnnr) d. i. = 'ErpvqT] oder des Mondes seien (Tylor, Anfänge d. Kultur 1, 
'A%QOK6eiv&og (vgl. Steph. Byz. s. v. Enainri 350. Schleicher in d. Sehr. d. Wiener Akad. 11 
und Kögiv&og) identisch, der nach Asios bei [1853] p. 99. Waüz-Gerland, Anthropol. 6, 
Paus. 2, 6, 4. Apollod. 3, 5, 5 (vgl. auch Paus, so 266. Mannhardt, Ztschr. f. Ethnol. 1875 p. 303). 
2,6,2 und Procl. Chrest. 1 = Kinkel, Frgm. Auch die sonstigen genealogischen Beziehungen 
ep. gr. 1 p. 18: 'Enwitsvg tp&siQag xr\v Aviiov(1) der Antiope führen auf Gestirne. So ist ihr 
»vyaxeQa) die Antiope heiratete. Wenn von Vater Nykteus, Sohn des Hyrieus (s. d.), des 
einem Raube der Antiope durch Epopeus Eponymos von Hyria in Boiotien; vgl. Müller, 
die Bede ist (Paus. 2,6,2 äqnätsi; vgl. Procl. Minyer p. 99 f. 228 f. Hesiod. fr. 78 Göttl, 
Chrest. a. a. 0. tp&Bigccg), so erinnert dies von ein Bruder des Orion (Find. b. Hyg. p. astr. 
selbst an die oben Sp. 3159 behandelte Vor- 2, 34 und bei Strab. 404; vgl. Pind. fr. 52 i. 
Stellung von dem die Selene raubenden Boeckh u. s. w.) und des Lyk os, Apd. 3, 10, 1. 
Sonnengott. Auch die aufserordentliche Schön- Hyg. f. 8. Diese beiden Namen Nykteus 
heit der Antiope (Ap. Rh. 4, 1090 svmmg. 40 und Lykos dürften aber dieselbe Bedeutung 
Paus. 2, 6, 1: 'Avxionr\g lv"EVht\Gi . . . ovopu haben wie Amphion und Zethos, d. h. Be- 
rpi litl KalXei. Prop. 1, 4, 5. Hyg. f. 8) Zeichnungen des Abend- und Morgensternes 
läfst sich trefflich aus der oben Sp. 3131 f. ent- sein, da Nvnxsvg d.i. der Nächtliche, eine 
wickelten Anschauung von der Schönheit der deutliche Parallele zu Nocturnus, d. i. Vespe- 
Mondgöttin erklären. Wenn ferner neben rugo oder "Eaite go? , Lykos aber, d. h. der 
Helios-Epopeus auch Zeus als Gemahl oder Lichte, eine Parallele zu Lucifer oder f&oocqpö- 
Geliebter der Antiope (Odyss. X 260 ff. u. s. w.) gog (vgl. Ivnocpmg, XvKonSsg Morgendämme- 
und Vater der beiden thebanischen Xsvnöxco- rung) zu sein scheint. (Vgl. Welcher, Götterl. 1, 
lot diÖG*ovQoi Amphion und Zethos (s. d. 606 ff. Preller, Rom. Myth. s 1, 328 f.) üoXv^cö 
Stellen bei O. Jahn, Arch. Z. 11 p, 72) auf- 50 (Apd. 3, 10, 1) endlich, die Mutter der Antiope 
tritt, so erinnert dies Verhältnis unverkennbar und Gattin des Nykteus, dürfte mit der Hyade bei 
an das der Europa zu Zeus und Asterios oder Pherekydes (Schol. IL 18, 486. Hyg. p. astr. 2, 
an das der Pasiphae zu Minos und dem göttlichen 21) und der Pleiade bei Hyg. f. 192 identisch 
Stier. Wie wir aber in diesen beiden Fällen sein. IIoXv^cö ist wahrscheinlich nichts weiter 
Zeug und Asterios sowie Minos und den gött- als eine Kurz- oder Koseform für IJoXv^vri, 
liehen Stier für identisch erklären mufsten, ein Name, der zu Hyaden wie Ambrosia, Eu- 
ro igt auch wohl für Antiope anzunehmen, dora, Erato trefflich pafst**) (vgl. auch Schol. 
dafg ihre beiden Ehegatten Zeus und Epopeus- ». „ , ,. . , T „ .. . , „ , 

.... .. ,. , 6 . „ »its^ ci ) Vgl. die zwei als Junglinge neben der Selene 

HellOg Ursprünglich zusammenfallen.***) So daI . ge8 t e llten Sterne (Morgen- und Abendstern) anf Bild- 

golangen wir auf einem neuen Pfade zu der 60 werken, 0. Jahn, Arch. Beitr. p. 56; vgl. p. 69 u. 66. über 

*) Hinsichtlich des korinthischen Helioskultus ver- die ebenfalls als Abend- und Morgenstern gedeuteten 

wolle loh auf das Aus/. Lex. d. gr. u. röra. Myth. i Sp. 2025. Dioskuren, welche neben Helios und Selene auf Büd- 

Auch all Heliospiiesterin kommt Antiope vor: Xephal. werken vorkommen, 0. Jahn a. a. O. p. 92. 

b. Matal, p. 45. **) Auch sonst sind in diesen genealogischen Zu- 

**) Vgl. namentlich auch Maxim. Mayer, Giganten u. sammenhang Personifikationen von Sternen eingereiht 

Tit. p. 70. worden; z. B. ist die Pleiade Alkyone von Poseidon 

***) Hierfür spricht namentlich die Thatsache, dafs Mutter des Hyrieus (und Epopeus? Hygin. f. 157. 

auch Zun» die Beinamen 'Ert/jnti]; , 'Ertuipio;, 'Enmxhtjg Ps. Erat. 23), ihre Schwester Kelaino von Poseidon Mutter 

führt (vgl. Htsych.). des Lykos und Nykteus (Hyg. f. 157. Hellan. F. Bist. 



3199 Mondgöttin (Prokris) Moneta 3200 

II. 18,486: 'Tguvg ... (pilo^fvtataroq . . . Die noch übrigen Mondheroinen lassen 
yiväpivog iniSs^ocrö note tat 9iovg %. t. X.). sich, so viel ich sehe, in zwei Klassen teilen, 
Vgl. Usener, Götternamen 199 ff. je nachdem sie der Artemis oder der Hekate 
Eine offenbare Mondheroine ist ferner die näher verwandt sind. Zur Artemisklasse ge- 
inkretischen und attischen Sagen vorkommende hören offenbar die arkadische Heroine Kal- 
Prokris (vgl. Usener, Rh. Mus. 23 p. 337). listo*), die der arkadischen und boiotisehen 
Für ihre Mondbedeutung sprechen folgende Sage angehörige Atalante und die Iphigeneia, 
Momente. Erstens wird sie ebenso wie Eu- welche in Attika, Megara, Aigeira, Argos 
ropa, Kallisto und Atalante eine Jägerin verehrt wurde (vgl. Weckleins Ausgabe der 
und Gefährtin der Artemis genannt {Xen. de 10 Iphigenie in Tauris p. 1 ff.). Zur Hekate- 
ven. 13, 18. Kaltim. Dian. 209. Hyg. f. 189. klasse gehören Heroinen wie die korinthisch- 
Ov. Met. 7, 746. Paus. 9, 19, 1. Eustath. 1688, thessalische Medeia (vgl. auch Agamede und 
20 ff.) und besitzt wie Europa (s. ob.) einen treff- Perimede; Usener, Götternamen 160ff.) und 
liehen Hund und einen niemals fehlenden, Kirke. Wir müssen es jedoch einer besonde- 
sprichwörtlich gewordenen (Suid. s. v. Uqq- ren Betrachtung überlassen, die nahe Ver- 
xQtSog axovra. Diogen. 7, 55. Apostol. 14, wandtschaft dieser Heroinen mit dem beson- 
84) Jagdspeer, welche Gaben sie entweder deren Mondgöttinnentypus, zu dem sie ge- 
der Artemis {Hyg. f. 189. Paus. 9, 19, 1) oder hören, im Einzelnen nachzuweisen. In diesem 
dem Minos verdankt (Nikander b. Pollux 5, 39. Kapitel kam es uns nur darauf an, diejenigen 
Apollod. 3, 15, 1, 2, 4, 7. Anton. Lib. 41). 20 Heroinen eingehender zu behandeln, welche 
Zweitens ist Prokris eine geschickte Zauberin der Selene besonders nahe stehen. Mehr bei 
wie Pasiphae und Medeia, sie vermag mittelst Moscher, Selene u. Verw. 147, wo S. 173 — 189 
der Kiq-aklk Qi£a*) den verderblichen Liebes- auch eine höchst dankenswerte Zusammen- 
zauber, mit dem ihre Nebenbuhlerin Pasiphae Stellung der neugriechischen Mond-Vor- 
den Minos behext hatte, zu lösen (Apd. 3, 15, 1. Stellungen von N. G. Politis zu finden ist. 
Anton. Lib. 41. Ps.-Erat. Kat. 33. Palaeph. 2). [Röscher.] 
Ferner ist für das Wesen der Prokris der Moneta, 1) lateinische Übersetzung von Mne- 
Xevaovg ßzeyavog bezeichnend, den sie nach mosyne, der Mutter der Musen, Hyg.praef. p.27 
Apollodor 3, 15, 1 vom Pteleon empfangen (nach Res. Theog. 135) u. p. 30 Bunte. Zuerst 
hat. Derselbe erinnert an den oben Sp. 3133 30 übertrug so Livius Andronicus in seiner Odys- 
besprochenen xqvaovg ozstpavog der Selene sia, Priscian. 6 p. 198 Hertz (diva Monetas filia 
(vgl. Usener, Rh. Mus. 23, 337). Was den doeuit). — 2) Beiname der Iuno (s. d.), welche 
Namen ÜQÖiiQig betrifft, so ist derselbe schon zu Rom auf der Burg (in arce) unter diesem Na- 
längst im Anschlufs an Eustathios z. Od. 11, men einen Tempel hatte, der von Camillus 
320 p. 1688, 30 als weoxsjtpiftsVjj (vgl. das im Kriege gegen die Aurunker im J. 409 a. u., 
hesiodische [frgm. 247 Ki.~\ itQÖiiQig für 7tgö»Qiaig, 345 v. Chr. gelobt und am 1. Juni des folgenden 
Gramer, Anecd. Oxon. 1, 46, 31) d. i. eximia er- Jahres geweiht worden war. Er war an der- 
klärt worden, wohl unzweifelhaft mit Bezug selben Stelle gebaut, wo das niedergerissene 
auf die für alle Mondgöttinnen charakteristische Haus des M. Manlius Capitolinus gestanden 
hervorragende Schönheit. Aus der Genea- 40 hatte, Liv. 7, 28. Plut. Romul. 20. Uamill. 36. 
logie der Prokris läfst sich leider kein Schlufs Ov. fast. 6, 183 ff. Macrob. Bat. 1, 12, 30. Die 
auf ihr Wesen ziehen, da sie zu schwankend Göttin soll ihren Namen a mönendo erhalten 
und, wie es scheint, bedeutungslos ist. Von haben; denn bei einem Erdbeben erscholl aus 
ihren beiden Geliebten Kephalos und Minos ihrem Tempel eine mahnende Stimme, dafs 
ist letzterer höchst wahrscheinlich ein Sonnen- eine trächtige Sau als Sühnopfer dargebracht 
heros; was Kephalos (s.d.) betrifft, so läfst werden solle, Cic. de divin. 1, 45, 101. 2,32,69. 
sich über sein Wesen bis jetzt nicht bestimmt In dem Tempel wurden die sogen. Libri Untei, 
urteilen: nur so viel scheint sicher, dafs er eine alte Chronik des römischen Volkes (zum 
entweder auch ein Sonnenheros oder ein per- Gedächtnis alter Zeiten), aufbewahrt, und an 
sonificierter Stern (Morgenstern? Orion?) ist.**) 50 demselben befand sich die Münzstätte, die von 
„ _ ,„„„„„„. „ der Göttiff den Namen Moneta hatte, Liv. 4, 7. 

Gr. 1 p. 52. Ps.-Erat 23. JTygm. astr. 2, 21. Mythogr. at . n an et -i n/r ' -i-ii. i V 

Vat. 1, 234). Auch Kallisto ist nach Asios Tochter des 20 ! 6 > 20 " ~ Sutd - S - V " M ° V ^ a erzahlt: ^ dle 

Nykteus (Apd. 3, 8, 2). Ihre Mutter Stilbe ist entweder Prokris, und wird auf einem Relief durch die über ihrem 

eine Mond- oder eine Sternengöttin, vgl. otUßw vom Haupte angebrachte Mondsichel ausdrücklich als 

Glänze des Mondes {Hont. hymn. 32, 5. Theoer. id. 2,79) Mondgöttin bezeichnet (Wieseler, Phaethon Taf. nr. 3; 

und der Sterne gebraucht (vgl. Aristot. coel. 2, 8, 6 und vgl. p. 30). 

den Stern 2ttt{io)v= Mercur). *) Hinsichtlich der Deutung der Sage von der Ver- 
*) Beachtenswert ist auch, dafs diese "Wurzel vatk- Wandlung der Kallisto in eine Barin stehen sich neuer- 
em aTtoy.ad-alqet, was an die oben erwähnten der Selene dinge drei verschiedene Ansichten gegenüber, vgl. Max 
u. s. w. heiligen Pflanzen erinnert, Dioscor. m. m. 3, 124. Müller, Vorles. üb. d. Wim. d. Sprache* 2, 394 f. Wecklein, 
**) Nur beiläufig gedenke ich hier der Leukothoe 60 Einl. z. s. Ausg. der Iphigenie in Tauris p. 2 ff. und Keller, 
(Leukothea) und der Klymene. Beide sind Geliebte des Tiere d. class. Altert, p. 110 f. Mir ist im Ganzen Weck- 
Helios ; der Name Leukothoe scheint die Mondgöttin als leins Erklärung alB die wahrscheinlichste erschienen, 
schimmernde Läuferin zu bezeichnen (Mannhardt, Klytia. Dieser nimmt an, dafs aus irgend einem Grunde in Ar- 
Crustus in der Allg. Encykl. unter Klytia p. 256), ihre kadien der Mond als #pxtfo? d. i. als Bärin (der Bär ist 
bis sex famulae (Ov. Met. 4, 220) beziehen sich auf die bei manchen Völkern statt des Löwen der König der 
12 Monate (Mannhardt und Crusius a. a. O.). Klymene ist Thiere) vorgestellt wurde, ebenso wie Artemis II. <t> 483 
nach Sesiod (b. Eust. p. 1689,4. Hyg. f. 152 praef. p. 31, einem Löwen verglichen wird. S. auch Usener, Rh. Mus. 
7 Bu. f. 156. 250. Ov. Met. 1, 756. 4, 204, wo sie Klytia 23. p. 334. Usener, Götternamen 53 f. und den Artikel 
heilst) Mutter des Phaethon also Doppelgängerin der Kallisto. 



3201 M6vi%oq Monnitios 3202 

Eömer während ihres Krieges gegen Pyrrhus Monimos (Movipos), zusammen mit Azizos ak 
und die Tarentiner Mangel an Geld litten und Parhedros des Sonnengottes in Edessa verehrt, 
zu Iuno flehten, habe diese geantwortet, das Julian, Or. 4, 150 Spanh. = p. 196 Hertlein. 
Geld würde ihnen nicht fehlen, wenn sie die Nach Jamblichos bei Julian wurde Monimos 
Waffen mit Gerechtigkeit führten. Als ihr . als Hermes, Azizos als Ares gedeutet. Cumont, 
Wunsch in Erfüllung gegangen, hätten sie die Le culte de Mithra ä Edesse, Rev. arch. 3 ser. 
Iuno Moneta, d. i. evußovlos (consultrix), ver- 12. 1888 [p. 95 — 98] p. 96 erklärt dies für eine 
ehrt und beschlossen, dafs die Münzen in ihrem der gewagten neuplatonischen Assimilationen, 
Tempel geprägt würden. Im Jahre 173 v. Chr. die in diesem Fall vermutlich hervorgerufen 
gelobte der Prätor Cicereius in einer Schlacht 10 worden sei durch den Sinn der Worte Aziz „der 
gegen die Korsen einen Tempel der Iuno Mo- Starke" und Monimos „ftuvTig" (nach Movers, 
neta, und erbaute ihn auf dem Albanerberge, Phoen. 1, 655) im Aramäischen. M. W. ist 
Liv. 42, 7. 45, 15. Moneta auf römischen Mün- eine sichere Etymologie des Namens Monimos 
zen, Hasche, Lex. r. num. S p. 786 — 832. — noch nicht ermittelt worden. Eine unwahr- 
Hartung, Bei. d. Homer 2, 69. Preller, Rom. scheinliche Ableitung giebt Bayer, Historia 
Mytli. 252. Schwende, Mythol. d. Römer 41. Osrhoena et Edessena p. 69. Ebensowenig ge- 
— [David Hofmann, Diss. de dea Moneta. sichert ist Be'rards, De l'origine des eultes ar- 
Helmstadii 1717. Mommsen, Gesch. d. Rom. cadiens p. 265, Vermutung, dafs das Wort die 
Münzwesens. Berlin 1860 p. 301 Anm. 36. Seth griechische Übersetzung von Hadad sei, wel- 
William Stevenson, A dictionary of Roman 20 ches ' nach Maerob. Sat. 1, 23 (vgl. dazu E. 
coins. London 1889 p. 560f. Haupt der Iuno Meyer, oben Bd. 1 Sp. 2900f.) „unus unus" 
Moneta auf Denaren der gens Carisia und bedeutet. Da der Genosse des Monimos, Azi- 
Plaetoria, Eckhel, D. N. V. 5, 163. 274. Ba- zos, in lateinischen Inschriften als Phosphorus 
belon, Monn. cons. 1, 313. 314 nr. 1. 2, 309. bezeichnet wird, so ist Cumonts (a. a. 0. p. 97) 
Moneta auf den römischen Kaisermünzen, Co- Vermutung, dafs Monimos seinem Wesen nach 
hen, Monn. imp. 8 2 , 409 des Registers und Hesperos, der Abendstern, sei, recht scharf- 
Frö'hner, Les medaillons de l'empire p. 394 des sinnig. Gleichwohl wage ich nicht, dieselbe 
Index. Friedrich Kenner, Moneta Augusti, für sicher zu halten, wie es mir denn auch 
Num. Zeitschr. 18(1886), 7— 42; vgl. denselben bedenklich erscheint, Cumont beizustimmen, 
über Darstellung der Monetae auf einem 30 wenn er in dem Helios von Edessa den persi- 
Bronzemedaillon des Constantius, Jahrb. der sehen Mithra und nicht einen semitischen 
hunsthist. Samml. des Allerh. Kaiserhauses 9, Sonnengott erkennen will. Richtiger ist es 
197. Tempel der Iuno Moneta in Mailand, wohl, in Monimos und Azizos die aramäischen 
V. Schultze, Gesch. d. Unterg. des griech.-röm. Bezeichnungen der babylonischen Gottheiten 
Heidentums. 2 (Jena 1892), 187. Moneta auf Nabu (Nebo) [vgl. Ed. Meyer, Gesch. d. A. 1 
den dalmatischen Bergwerksmünzen, J. v. p. 251 § 209] und Nergal zu sehen, die als 
Schlosser, Beschr. der altgriech. Münzen [des Schirmherren über die Planeten Merkur und 
Wiener Münzkabinets] Wien (1893) 1, 40 Mars walten {Ed. Meyer a. a. 0. p. 179 §148). 
nr. 1. 2, Taf. 3, 1. Moneta auf den alexan- So wird die Deutung, welche Iamblichos von 
drinischen Kaisermünzen, Stuart Poole, Cat. 40 den beiden Göttern giebt, ganz verständlich. 
of the coins of Alexandria and the nomes p. L. Inschriftlich ist der Kultus des Monimos m. W. 
LI. Moneta und Bildsäule des Hermes auf noch nicht nachgewiesen worden. Als Personen- 
einer alexandrinischen Kaisermünze des L. name begegnet Monimos mehrfach in den In- 
Verus, Kenner, Münzsammlung des Stifts St. schriften, s. Baethgen, Beitr. z. sentit. Relig.- 
Florian p. 192f. Taf. 7, 7. Drexler.] — 3) Ein Gesch. p. 76 Anm. 5. [Drexler]. 
Apollo Monetae[?] auf Münzen des Commodus, Monitos s. Munitos a. E. 
Eckhel, D. N. vol. 5 t. 7 p. 122. [Cohen, Monn. Monna. C. I.E. 8 Suppl. 1 nr. 1245 (p. 544; 
imp. 3 p. 126 nr. 459 — 461. Die Aufschrift der c in arula rep. 'Am Tunga' [d. i. Thignica]): 
Münzen ist APOL MONETAE, und Eckhel sieht Monnae Aug | sac. [R. Peter.] 
in dem Gott nicht einen Apollo Monetae, son- 50 Monnitios (Movvhios), Beiname des Zeus 
dem einen Apollo Moneta; ebenso Cavedoni, auf einer Inschrift von Teos, Waddington, 
Bull, arelieol. napolitano n. s. 6 1857/58 p. 44f. Inscr. d'Asiemin. 78, wo eine sonst unbekannte 
Commodo nr. 21, welcher damit Bezeichnungen Stadt Palla mit einem isqov nö Zjpös reo 
wie Iuppiter Libertas, Iuppiter Iuventus MovvnCm erwähnt wird. Die Bewohner von 
(Marini, Aiti dei Fratelli Aro. p. 696) ver- Hierapytna und Lyttos (Lyktos) rufen in ihrem 
gleicht. Er vermutet, als Anlafs der Benennung Eide den Zrjva MovvCtwv an, Cauer, Delectus* 
habe die grofse Pest des Jahres 188 n. Chr. 117; vgl. die Inschrift aus Lyktos, Corr. hell. 
gedient: „Per quella estrema calamitä si saranno 9 (1885), 12 Z. 19, vgl. 13 iid Movtjizioi, wo- 
per fermo consultati i libri sibillini e gli ora- bei man wahrscheinlich an einem Tempel des 
coli dApollo, e cessata che fu la pestilenza, o 60 Zeus Monnitios zu denken hat. [Da es sich 
mitigata, dopo fatti i sacrificii giusta il mo- in letzterer Inschrift um einen Vertrag der 
nito, o sia responso del nume, che credevasi Einwohner von Lyktos und Malla handelt und 
autore de' morbi pestilenziali, e potente a cessarli, da die in Waddington, As. Min. 78 erwähnte 
dovette dedicarsi ad Apollo Moneta un simu- Stadt Palla gleichfalls in Kreta zu suchen ist, 
lacro, che sarä per appunto quello che ricorre so vermutet 0. A. Danielsson, Epigraphica, 
nette monete del presente anno 190 e del süsse- Upsala Universitets Arsskrift 1890 [p. 1--65J 
guente." Drexler.] [Stoll.] p. 16 Anm. 3 ganz ansprechend, dafs Malla 
M6vi%o$ s. Munichos. und Palla eine und dieselbe Stadt sind. Ab- 
Koscbkr, Lexikon der gr. u. röm. Mythol. II. 101 



3203 Monogisene Monokrepis 3204 

zuweisen ist dagegen desselben (p. 17 Anm. 2 — 786. 1103. Andr. Bacci, L'Alicorno, della 

p. 65) Vermutung: „verisimile mihi videtur sua natura e delle sue virtü. Firenze 1573. 4° 

lovem Movvhiov ab heroe Attico, utque equi- (ins Lateinische übers, v. Wolfg. Gubelkhover. 

dem crediderim 'Pelasgo', Municho s. Munito Stuttg. 1598). Laur. Catelanus, Hist. de la 

non diversum esse" ; vgl. P. Kr etschmer, Wochen- nature, ehasse, proprietes et usages de la il- 

schrift f. kl. Philol. 1890 Sp. 1308 f. Drexler.] corne. Montpellier 1624 8° (deutsch Frankfurt 

[Höfer.] 1625). Wolfg. Franzius, Animalium historia 

Monogisene (Movoyiarjvri), Beiname der Ar- saera. Amst. 1643. 8°. cap. 11. De Monocerote 

temis in der karischen Stadt Monogisa; ihr et Bhinoeerote p. 71 — 79. J. Bartholinus , De 

Bild (i'ägvtici) sollte ein Werk des Daidalos 10 unicornu. Patav. 1645 u. Amst. 1678 8°. Jo. 

sein, Steph. Byz. s. v. Movoyieu. Stark in den Chr. Stolbergk, De unicornu. Lips. 1652 4°. 

Ber. d. K. S. Ges. d. W. 12 (1860), 79. [Höfer.] Fr. Chr. Berenius, De monocerote. Lips. 1667 4°. 

Monoikos (M6voiv.og), Beiname des Herakles Sim. Frid. Prenzelius, De unicornu. Witteb. 

als Eponymos der jetzt Monaco genannten li- 1675 4°. S. Bochartus, Hierozoicon. P. Lugd. 

gurischen Küstenstadt und ihres Hafens liprjv Bat. 1692. 2°. cap. 26 „Quid Veteres et Becen- 

Movoit-ov, Strab. 4 p. 201 f. Die vergüianische tiores scripserint de animdlibus unicornibus". 

arx Monoeci (Aen. 6, 80) erklärt Servius da- Sp. 930—940. cap. 27. „Probatm OKI reem, 

her, dafs Herakles entweder sie und den por- vel ü" 1 ") rem, non esse Monocerotem, ut volunt" 

tus M - i ' nach Vertreibung aller allein be- Sp. 948 — £72. Paul Ludov. Sachsius, Monoce- 
wohnte' (fiövog olnsi), oder dafs er seinen 20 rologia sive de unicornibus. Eaceb. 1696. 8° u. 

Tempelkult nicht mit einem anderen Gotte De genuinis unicornibus Raceb. 1696. 8°. G. 

teile, wie Venus mit Cupido. Nach Ammia- Casp. Kirchmaier, Disputationes zoologicae de 

nus Marceil. 15, 10 (20) giebt der thebaische basilisco, unicornu, phoenice, behemoth et levia- 

Herakles auf seinem Zuge zum Geryoneus der thano, dracone ac aranea ad illustranda varia 

arx Monoeci und dem portus M-i den Namen. scripturae sacrae loca. Jen. 1733. 4°. Joh. 

Da Hekataios frg. 23 aus Steph. Byz. s. v. Mo- Jacob Braeuner, Physicalisch- und Historisch- 

voixog den Stadtnamen schon hat, berichtete Erörterte Curiositaeten. Frankf. a. M. 1737 8°. 

er vielleicht auch schon den Mythos. Vgl. p. 592 — 603. Fr. Alb. Ant. Meyer, Versuch 

auch Lucan. Pharsal. 1, 405. 408, wo der oben über das vierfüfsige Säugethier Beem der heil. 
erwähnte Hafen sub Herculeo numine sacratus 80 Schrift als Beitrag zur Naturgeschichte des Ein- 

portus und statio Monoeci genannt wird; portus horns. Leipzig 1796. Le Boux de IAncy, Le 

Herculis Monoeci Tac. hist. 3, 42. Plin. n. h. 3, 47. livre des legendes. Introduction. Paris 1836 p. 

E. Desjardins, Geogr. hist. et admin. de la Gaule 212. Ferd. Denis, Le monde enchante cosmo- 

romaine 2 p. 181 — 184. [Tümpel.] graphie et histoire naturelle fantastiques du 

Monokeros (MovöxsQtag). Die Vorstellung moyen-äge. Paris 1845. p. 83 — 90. 152. 192. 

vom fiovönegag, einem mit einem Hörn auf Coremans, La licorne et le juif errant. Bruxelles 

der Stirn versehenen Vierfüfsler, die zuerst, 1845 p. 3 — 20. Joh. Georg Theod. Graesse, 

jedoch ohne Anwendung des später (so von Beiträge zur Litt, und Sage des Mittelalters. 

Aristoteles, de pari. anim. 3, 2 h a. 2, 1) ge- Dresden 1850. cap. 4 „Das Einhorn" p. 60—71. 
brauchten Namens fiovoveqag, bei Etesias, de 40 John Wilhelm von Müller, Das Einhorn vom 

reb. ind. c. 21 begegnet, führt E. Sehrader, geschichtlichenundnaturwissenschaftlichenStand- 

Die Vorstellung vom fiovöv.eQ(»ig und ihr Cr- punkte betrachtet. Stuttg. 1852. G. Gene, Dei 

sprung, Sitzungsber. d. Kgl. Preufs. Ak. d. W. pregiudizi popolari intorno agli animali e degli 

zu Berlin (1892) p. 573 — 581, Taf. 5 zurück insetti nocivi. Torino 1853 cap. 26, 80 — 82. 

auf die Erzählungen der persischen Gewährs- L. Lewysohn, Die Zoologie des Talmuds. 

männer des Ktesias, welche ihrerseits beruhen Frankfurt a. M. 1858 p. 149 — 151, § 174. Bobert 

auf bildlichen Darstellungen an den Palast- Brown jun., The ünicorn: a mythological in- 

wänden von Persepolis und anderen Orten, vestigation London 1881 (dem das Einhorn 

die den König oder einen Löwen im Kampfe ursprünglich die Mondgöttin mit dem Hörne 
begriffen darstellen mit einem Tier, das dem 50 des Halbmonds ist). J. F. Thiselton Dyer, 

ersten Anschein nach ein Pferd, bei genauerer Folk Lore of Shakespeare. London (1883) p. 

Betrachtung aber einen Stier mit einem Hörn 188. 189. E. Phipson, The Animal-Lore of 

auf der Stirn darstellt. Diese Darstellungen Shakespeare' s Urne. London 1883 p. 452 — 458. 

gehen zurück auf analoge Bildwerke der baby- Ch. Gould, Mythical Monsters. London 1886. 

Ionischen und assyrischen Kunst. Gemeint Friedr. Schneider, Die Einhorn-Legende in 

sind aber vom Künstler immer Tiere mit zwei ihrem Ursprung und ihrer Ausgestaltung, Ann. 

Hörnern ; das eine Hörn ist „lediglich auf eine d. Ver. f. Nassauische Altertumskunde und 

Unvollkommenheit der Zeichnung zurückzu- Geschichtsforschung 20 (1888), 31 — 37. Friedr. 

führen, die wiederum mit der bekannten Un- Lauchert, Geschichte des Physiologus. Strafs- 
fähigkeit dieser Völker, perspektivisch zu 60 bürg 1889, p. 22 — 24. 146. 153. 176. 186f. 

zeichnen, zusammenhängt". Da das Tier mehr 190. 193f. 201. 213f. 225f. 254f. 283. Carl 

der fabulosen Naturgeschichte als der Mytho- Cohn, Zur literarischen Geschichte des Ein- 

logie angehört, gehe ich auf die märchenhaf- horns. Berlin 1896. 4°, der p. 3 Anm. 1 und 

ten Schilderungen seiner Gestalt und Eigen- p. 4 Anm. 2 noch weitere Litteratur ver- 

schaften nicht ein, sondern begnüge mich zeichnet. [Drexler]. 

Liebhaber dieses Stoffes zu verweisen u. a. Monokrepis (Movov.Qr]nig). 1) Noaäv zig sdofe 

auf: Conr. Gesner, Mist, animal. lib. I. de Xsyziv uvxä xiva %m povovi.Qrim.8i ftvoov 

quadrupedibus viviparis. Tiguri 1551. 2°, 781 t&vas rm 'E<]fij/ - cpaal yctQ tovtov zov &ibv 



3205 Monsa Moo 3206 

TIeqaet inl roQyovg zopriv uniävti zb srsgoj' sitzend dargestellt, einen Götterknaben, dessen 
fiuvov £%hv xäv vnoSrjßdtoav. Artemidor. 4, 63. Haupt die Sonnenscheibe mit zwei langen 
— 2) = Iason (s. d.). [Höfer.] Federn ziert, haltend, Lanzone Tav. 120, 3. 
Monsa (?) = Musa (s. d.). Auch ohne den Schmuck der Sonnenscheibe 
Mons (Mbntes), s. Lokalpersonifikationen. kommt er vor, in der einen Hand ein Gefäfs, 
| Inschrift von Marignac: SILVANO DEO ET in der anderen eine Ähre haltend, Lanzone 
MONTIBVS NVMIDIC(is) etc., Bev. arch. 3 e ser. Tav. 120, 1. Merkwürdig ist eine Bronzesta- 
16 (1890) p. 142 nr. 96: Bevue epigr. du Midi tuette des Museums des Louvre, die ihn mit 
de la France 1890 p. 7. Drexler.] zwei Sperberköpfen, deren jeder mit der von 
Montanae. Auf der Inschrift von Velleron, 10 zwei langen Federn überragten Sonnenscheibe 
C. I. L. 12, 1185, ist vielleicht mit Mommsen geziert ist, ausgestattet, in der R. das kopes 
zu ergänzen vot(um) solfvit) Mofntanis), da an haltend, darstellt, Lanzone, Tav. 119, 3. Auch 
demselben Orte ein Stein der Suleviae ge- stierköpfig erscheint er zuweilen, die Sonnen- 
funden worden ist, G. I. L. 12, 1180, welche scheibe zwischen den Hörnern, bald sitzend, 
diesen Beinamen führen, Bonn. Jahrb. 83 p. 80; in der R. Messer und Streitaxt, in der L. das 
vgl. dagegen Mimer, Bevue epigr. du midi de Szepter uas, Lanzone Tav. 119, 2, bald ste- 
laFrance 1 p. 126. Auch die Iunones werden hend, die Sonnenscheibe von den zwei langen 
so genannt (s. d.). [M. Ihm.] Federn überragt, in der R. Bogen und drei 
Month oder Mentn war der Hauptgott des Pfeile, in der L. zwei Pfeile haltend, Lanzone 
thebanischen Nomos zu einer Zeit, wo Thebai 20 Tav. 119, 4. Auf den Münzen des Nomos 
noch keine politische Bedeutung erlangt hatte, Hermonthites erscheint er unter Trajan 1. h. 
Maspero, Etudes de mythol. et d'arch. e'gypt. schauend, den Oberkörper unbekleidet die L. 
2, 270, vgl. Maspero, Hist. anc. des peuples oben am Szepter, auf der R. den Stier Bakis, 
de TOrient classique. Les origines Egypte et ägyptisch Baj; „die lebende Seele des Ra" 
Chaldee. Paris 1895 p. 101 Anm. 2. Wiede- (vgl. Lanzone p. 201. Wiedemann p. 71) hai- 
mann, Belig. d. a. Äg. p. 70f. Zu dieser Ver- tend, Feuardent, Coli. Giovanni di Demetrio. 
mutung drängt der Umstand, dafs er an vielen Numismatique. Egypte anc. 2, 296 f. nr. 3501 bls . 
Orten des Nomos, so in einem Tempel bei /. de Bouge, Monn. des nomes de l'Egypte p. 
Earnak, in Medamot, Erment (vgl. of isei'[fs] 10 nr. 1, PL 1 nr. 2; in gleicher Weise unter 
rot) sv , .E[p{tcB!"9'£i] rjjg ®rj(ßat3og) itp[oü] xov so Hadrian, die R. oben am Szepter, den Bakis 
Möv]&], An Alexandrian erotic fragment and auf der L., Feuardent 2, 297 nr. 3502. J. de 
other Greeh papyri chiefly Ptolemaic edited by Bouge p. 10 nr. 2, PI. 2 nr. 3. Stuart Poole, 
Bernard P. Grenfell. Oxford 1896. 4°. p. 24), Gat. of the coins of Alexandria and the nomes 
Taud verehrt wurde. Er igt ein kriegerischer p. 363 nr. 99. Andere Münzen des Hadrian 
Gott und wird verglichen mit dem Stiere, zeigen den Bakis als selbständige Darstellung, 
welcher sich auf die Feinde stürzt, J. de Feuardent 2, 297 nr. 3503. /. de Bouge p. 10 
Bouge, Monn. des nomes de l'Egypte p. 10. — nr. 3. PI. 1 nr. 4. Stuart Poole p. 363 nr. 100. 
Maspero, Hist. anc. des peuples de l'Orient Sonst sind Darstellungen des Bakis, des Stieres, 
classique. Les origines p. 101 bemerkt, dafs in welchem sich Month inkarnierte, selten, 
sein Name Month an seine Kampfweise er- 40 Maspero, Hist. anc. des peuples de l'Orient 
innert: „man stellte ihn dar das Krummschwert classique. Les origines Egypte et Chaldee 
schwingend und die Köpfe seiner Gegner ab- p. 120 Anm. 5 zu p. 119 weist ihn nach auf 
säbelnd", während Wiedemann, Belig. d. alt. einigen Stelen des Museums von Gizeh, Grebaut, 
Äg. p. 71 vermutet, dafs der Name verwandt Le Musee Egyptien pl. 6; vgl. über ihn Macrob. 
ist mit dem des Amon, hergeleitet von der Sat. 1, 21 und Brugsch, Biet, geogr. p. 200. 
Wurzel mon, men, mit Anhängung des finalen [Drexler]. 
tu. Erst in späterer Zeit verschmilzt er Montinus s. Indigitamenta [ob. Sp. 204]. 
mit dem Sonnengott Ra, Maspero a. a. 0. 2, Monychos (Mcavvxoe) , einer der Kentauren 
199, auf dem Vorderteil von dessen Schiffe (s. d.) auf der Hochzeit desPeirithoos mit Hippo- 
stehend, die Feinde desselben mit der Lanze 50 dame, der zuerst den Vorschlag macht, den un- 
bekämpfend er zuweilen dargestellt wird, verwundbaren Lapithen Kaineus unter aufge- 
Wiedemann a. a. 0. p. 71. Lanzone, Biz. di türmten Felsen und Baumstämmen des Othrys 
mitol. egiz. p. 293, vgl. Tav. 120 flg. 4. Die und Pelion zu ersticken, Ovid.Met. 12,499— 515. 
Beinamen, welche Month in den ägyptischen Bei Valer.Flacc.l, 145 f. trägt er den siegreichen 
Inschriften erhält, verzeichnet Lanzone p. 294f. Nestor auf dem Rücken. Der Name zielt auf 
Dargestellt wird er meist sperberköpfig und seine Rofsgestalt und Einhufigkeit, vgl. fitö- 
zwar gewöhnlich mit der von zwei langen vv%eg ümtoi. Aspera te Pholoes frangentetn, 
Federn überragten und mit dem Uräus verse- Monyche, saxa: Lucan. Phars. 6, 308. Quantas 
lienen Sonnenscheibe als Hauptschmuck; dabei iaeuletur Monychus ornos, Juven. Sat. 1, 11, 
hU.lt er bald in der einen Hand das Szepter uas, 60 wozu das Cornutus-Scholion, herausgegeben von 
in der anderen das Zeichen des Lebens än#, Hohler, Jahrbb. f. Mass. Phil. 23. Suppl.-Bd. 
Lanzone ^. 296 Tav. 119,1. 121,1; bald erhebt er (1896), 382 bemerkt: Monychus . . . gigas a 
beide Hände zur Anbetung der Sonnenscheibe, magno ungue propter exceüentiam Mmvvxog; 
l,anzone Tav. 120, 2; bald harpuniert er, auf ebend. zu Juv. 1, 7 heifst es Monychus hie 
dem Schiffe desRa stehend, einen Genossen des gigas fuit, qui proeliatus est contra deos. 
Set, Lanzone Tav. 120, 4. Zuweilen fehlen die [Tümpel.] 
beiden hohen Federn auf der mit dem Uräus Moo (Mäm). Zu der Inschrift eines kypri- 
versehenen Sonnenscheibe, und der Gott ist sehen Reliefs, das eine grofse, sich empor- 

101* 



3207 Mopates Mopsos 3208 

ringelnde Schlange darstellt, unter der sich Möipiov wird von ihm abgeleitet, Hieronymos 
ein Delphin befindet, bemerkt Neubauer, bei Strab. 9, 443: hier wird er als Lapithe und 
Commentat. philol. in honor. Mommseni 688, 32 Argonaut ausdrücklich von dem Sohne der 
(vgl. Schmidt, Samml. Jcypr. Inschr. in epiclwr. Manto unterschieden, während spätere Schrift- 
Schriß Taf. 14, 1): „es scheinen Verse gewesen steller (z. B. Ammian. 14, 8, 3) beide nicht 
zu sein, die eine Weihung an eine ganze Reihe selten verwechseln; vgl. O. Immisch im 17. 
fremdländischer Götter aussprechen, wenigstens Supplbd. der Jahrb. f. hl. Phil. 1890 S. 166 
lese ich Z. 1: Müvt], Mcoco, Zt\&i, ®mS. [Höfer.] n. 4. Der Lapithe Mopsos ist dargestellt im 
Mopates, Beiname der Matres, Corp. inscr. Kampfe mit einem Kentauren, der mit er- 
Ehen. nr. 7 1 (Nymwegen) : Matribus Mopatibus 10 hobenen Händen einen Stein gegen ihn schleu- 
suis. Ihre Heimat scheint im Lande der Ner- dert,auf einer Münze von Mopsion, J.v. Schlosser, 
vier zu suchen zu sein, da der Dedikant sich Beschreib, d. altgriech. Münzen d. allerhöchst. 
civis Nerviua nennt; vgl. Bonn. Jahrb. 83 Kaiserhauses 17 Taf. 1, 19; Imhoof-Blumer und 
p. 19 Anm. 3. [M. Ihm.] Keller, Tier- w. Pflanzenbilder 11, 42; vielleicht 
Mopsopia (Moiponia), eine Tochter des Okea- ist auf Münzen von Mopsion auch der Kopf 
nos, nach welcher Attika vor Alters den Namen des M. dargestellt, Schlosser a. a. 0. Head, Hist. 
Mopsopia erhalten hatte, Euphorion v. Chalkis num. 257. Monatsber. d. Berl. Alcad. d. Wiss. 
bei Suidas s.v. Ev<po<jia>v; vgl. frg. 27 a - b Met- 1878 Taf. 1, 6. — 2) Der Sohn der Manto, der 
neke, Anal. Alex. 12 f. 62 f. Sonst gilt Mopso- Tochter des Teiresias, der im Grunde mit dem 
pos (s. d.) als Eponymos. Vgl. Mopsos 2 20 vorhergehenden identisch sein mag. Über ihn 
[Sp. 3209, 38 f.]. [Stoll.] hat 0. Immisch in seiner Abhandlung „Klaros" 
Mopsopos (Motponog), alter König von Attika, a. a. 0. ausführlich gehandelt. Strab. 14, 675. 
nach dem dieses Land Motfionia hiefs, Strabo Apoll, epit. 6, 3. 4 (in Wagners Ausgabe S.214f.). 
9, 397. 443. Kallimachos bei Steph. Byz. Bei Konon, dieg. 6 und Clem. Alex, ström. 2, 109, 12 
Eust. ad Dionys. Perieg. 423 heifst er Möipoe, Bind, nennen Apollon seinen Vater; aber die 
bei Tzetz. Lykophr. 733 und im Schol. ebenda herkömmliche Sage erzählt, Manto sei von der 
lautet der Genetiv M6tl>orcog; vgl. auch Philodem. thebanischen Beute der Epigonen dem Apollon 
hsqi svo. p. 16 Gomperz. Ovid. Metam. 5, 661. in Delphi geweiht worden (vgl. Apollod. 3, 7, 4 
6, 423. Heroid. 8, 72. Seneca Hipp. 122,1276; und JDiod. 4, 66, wo sie Daphne heifst); dem 
vgl.Mopsopiau.Mopsos2[Sp.3209,38f.]. [Höfer.] 30 Befehle des Gottes gemäfs sei sie ausgezogen 
°Mopsos (Möipog), 1) Der Sohn des Ampykos und habe sich mit dem Manne vermählt, dem 
oder Ampyx (Schol. Pind. 4,337. Paus. 5, 17, 10; sie zuerst begegnet, nämlich Rhakios von 
s. Maass im Hermes 23, 615), daher 'AiiJivmSrjg Mykene (nach 0. Müllers Vorgang vermuten 
aus Titaron in Thessalien (oder Titaros; vgl. Immisch a. a. 0. S. 136 und anderen das kre- 
Ttzägiov ogog und Tizagriaiog izoTUfiög), unter tische — s. nachher den Bericht des Pausanias 
denLapithen(s.d.)aufgezähltb.B"es.äcji.'H9«KX. — doch wird auch von Cic. de div. 1, 40, 88 
181 (von Deiters, De Hesiod. Scut. descr. p. 16 Mopsos ein Argiver genannt; dazu vgl. das nach- 
für interpoliert erklärt): Mötpov z' 'ApitmiSriv her über Lakios Gesagte); mit diesem sei sie 
TixuaT\Giov o£ov "Agriog — , ebenso bei Strab. nach Kolophon-Klaros gekommen. So berichten 
9, 443 und Ov. Met. 12, 451. Der Schol. Ap. 40 die Schol. Ap. Ehod. 1, 308 und citieren als 
Eh. 1, 65 bezeichnet ihn als 'Apitmov vibg zov Quelle ot zr\v ®r)ßai$a yeygarpözsg, unter denen 
Tizägiavog (Schol. Lyk. 881 : Tivaigävog), mit Welcker u. a. eine thebanische Archäologie 
also als Enkel des Titaron; doch mag sich (etwa des Lysimachos), nicht mit Bethe, The- 
Titaigmvsiog bei Lyk. a. a. 0. eher auf seine banische Heldenlieder S. 119, das Epos zu ver- 
Heimat beziehen. Hyg. fdb. 14 p. 45, 9 Seh.: stehen ist. Richtig hat dagegen Bethe, Genethl. 
Mopsus Ampyci et Chloridis (Schol. Ap. Eh. Gotting. 171, im Apolloniosscholion die Worte 
1, 65: iirj-rgog 8s Xlcögiöog) filius ex Oechalia ovoiiäfezcu äs xul Aüniog eingeschaltet; denn 
vel ut quidam putant Titarensis, hie augurio Lakios, der ein Argiver oder Lindier genannt 
doctus ab Apolline (vgl. fdb. 128 p. 111, 23 im wird, erscheint neben Mopsos als ktiot^s an 
Verzeichnis der Seher, unter denen auch Am- 50 der Südküste^ Kleinasiens bei Philostephanos 
pykos, Sohn des Elatos, aufgezählt wird). Als negi zmv iv 'Aaia nölsmv fr. 1 aus Athenae. 
Seher' wird er zum Sohne des Apollon bei Val. 7, 297; vgl. auch Steph. Byz. s. v. räla und 
Flacc. 1, 384 (vgl. Stat. Theb. 3, 521); seine nupupvlia. Nach Paus. 7, 3, 1; 9, 33, 1 wurde 
Mutter heifst Aregonis bei Orph. Argon. 127. Manto, als sie auf Befehl des Gottes nach 
Mopsos ist der Seher der Argonautensage, von Asien kam, von den Kretern gefangen und zu 
Pindar genannt Pyth. 4, 189, oft bei Apoll. Rhakios geführt, der sie heiratete. Aus dieser 
Ehod. 1, 65. 80; 2, 922; 3, 916 ff. Val. Flacc. Ehe soll Mopsos stammen, der die Karer aus 
1 207. 234 u. ö. Hyg. fab. 14. — Paus. 5, 17, 10 dem Lande vertrieben habe, Paus. 7, 3, 2; nach 
verzeichnet ihn als Teilnehmer an den Wett- Pomp. Mela 1, 17 habe Manto Klaros, Mopsos 
spielen bei des Pelias Leichenfeier in den 60 dagegen Kolophon gegründet. (Bei Dictys 1, 17 
Bildwerken des KypSeloskastens. Er soll auf wird Mopsos als Kolophonier bezeichnet.) 
der Fahrt in Libyen an einem Schlangenbifs S. den Art. Manto. Dieser Mopsos galt seit 
gestorben sein; dort bestattet erhielt er den alter Zeit als Seher des klarischen Apollon, 
Kultus eines Heroen, Apoll. Rh. 1,80; 4, 1518ff. welcher den Kalchas (s. d.) im Rätselwett- 
Lyk. 881 f. Hyg. fab. 14 p. 48, 24. Sen. Med. kämpf besiegt habe, so dafs dieser vor Kummer 
652. Zu den kalydonischen Jägern rechnet gestorben sei; die wichtigsten Stellen dafür 
ihn Ov. Met. 8, 316 (Ampycides sagax). 350. sind Apollod. epitom. 6, 2 ff. (in Wagners Ausg. 
Hyg fdb. 173 p. 28, 19. Die thessalische Stadt S. 213 ff., vgl. auch desselben Epitoma Vaticana 



3209 ' Mopsos Morie 3210 

S. 267 ff.) und Strab. 14, 642 f.; als Quellen er- einen See stürzte, wo sie von den Fischen 

geben sich die Nosten (im Proklosexcerpt ist gefressen wurden, Xanthos bei Athen. 8, 346 e; 

Kdi.%avw für TeigsgCav zu lesen), besonders vgl. Friedr. Frans, Mythologische Studien 

die liesiodische Melampodie fr. 177 Kink., Phere- 1, 60 (Gymnas.-Progr. Villach 1880); auf diesen 

kydes fr. 95 und Sophokles ('Msvrjg anaitrteig Mopsos wird zu beziehen sein die Münzlegende 

fr. 182 Nck.), der den Streit nach Kilikien von Hierapolis in Phrygien Mötpog und Toggneog 

verlegte; vgl. noch Lykophr. 427 ff. (Tzetzes (Töggrißog?); Read, Mist. num. 565. 

z, d. St. hat Apöllodoros ausgeschrieben); aus- Gegen die Ableitung des Namens aus dem 

führlich darüber Immisch a. a. 0. 160ff. und Semitischen (Preller* 2, 483 Anm. 2) erklärt 

im Artikel Kalchas. Eine jüngere Wendung 10 sich H. Lewy, Semitische Fremdwörter im Grie- 

der Sage findet sich bei Konon, dieg. 6 (vgl. chischen 237. [Höfer.] 

auch Höfer, Konon S. 88). Nach Gryneion Morges (Mögyrjg, -rjTog, Antioclios, s. u. 1; 

wird der Streit in veränderter Fassung verlegt Mögyjjg, -ov, Steph. Byz., s. u. nr. 2 ; wahrschein- 

von Euphorion bei Serv. zu Eclog. 4, 72 (vgl. lieh auch *Mogyug, -aviog: nvsg bei Strabon, 

darüber Immisch a. a. 0. 148 ff., anders Knaack s. u.!), 1) nach Antiochos von Syrakusai (vor 

in den Jahrb. 1888 S. 150 und bei Höfer a. a. 0.). Thukydides) frg. 3 aus Dion. Hai. A. B. 1, 12, 

Die Sage weifs aber auch von Wanderungen F. H. ff.'l, 181: ein alter König in Unter- 

und Kolonisierungen des Mopsos zu berichten. italien, Eponymos der Mögy^Tig, die unter 

Kallinos bei Strab. 14, 668 (fr. 8) erzählt, dafs seinem alternden Vorgänger Italos 'italol, noch 

Mopsos nach dem Tode des Kalchas mit dessen 20 früher OlvaixgoC geheifsen hatten; er nahm den 

Mannen gewandert sei; die einen seien in (nach frg. 7 aus 1, 73, F. H. G. 1, 182 aus Rom 

Pamphylien geblieben, andere seien nach Ki- flüchtigen) Sikelos bei sich auf und gab ihm 

likien gegangen, ja bis Syrien und Phönikien Land, so dafs seitdem das Volk sich in Sikeler 

vorgedrungen. Hierbei wird Amphilochos, auch und Morgeten teilte. Die von 0. Müller (F. H. 

Sohn der Manto genannt (s. d. unter 1 u. 2), G. a. a. 0. und 4, 639 b ) übersehenen kürzeren 

mit ihm verbunden, besonders bei der Grün- Fragmente 3 a bei Strabon 6 p. 257 und 3 b 

düng von Mallos: hier sollen sie sich auch im p. 270 wiederholen diese Angabe, ersteres mit 

Zweikampf getötet haben, Strafe. 14, 676. Lyk. dem Zusatz, dafs die Sikeler und Morgeten, 

439 ff. Fuphor. 50 S. 117 Mein. Das Grab des von Oinotrern vertrieben, die Gegend von 

Mopsos bei Magarsa (Magarsos) : Strab. 14, 676. 30 ßhegion und der späteren chalkidischen Kolo- 

Lyk. 444; vgl. noch Eustath. zu Dion. Per. 875 nieen besiedelten. — 2) Nach Steph. Byz. s. v. 

und Demetrios in den Schol. zu Lyk. 444 (frgm. rulägiva hat M. (von Meineke im^Begister 

hist. 4, 382); bildliche Darstellung des Zwei- p. 792 fälschlich MÖQyog 2rx.gl.oy [ihos?] ge- 

kampfes: Compterendu 1878/9. T. IV S. 123ff. schrieben, während der Text Mögyov Sixslov 

(Amphilochos wird als Begleiter des Kalchas den einfachen Genetiv des M. 1, allerdings 

genannt von Her od. 7, 91. Schol. II. 2,135. einen anderen, bietet) die sikelische Stadt 

Apollod. epit. [bei Wagner S. 213]; vgl. Immisch Galarina (vielleicht unweit Himera, weil Phi- 

a. a. 0. 167 ff.). Pamphylien soll früher Motpo- listor bei Steph. Byz. s. v. Mögyvva dort schon 

nla geheifsen haben, Plin. 5, 96. Mopsos die heute Morgana genannte Ortschaft kannte) 

heiratete Pamphyle, des Kabderos Tochter, und 40 gegründet. — 3) Ein idäischer Daktyl, in des- 

gründete Mopsuestia nach Schol. Dion. Per. 850 ; sen Mysterien Pythagoras eingeweiht sein sollte, 

vgl. Strab. 14, 676 und Theopompos fr. 111 heifst M. in Porphyrios' Vita Pythag. p. 17, 

aus Photius bibl. cod. 176 p. 202 f.; vgl. Mopsu- eine Nachricht, welche die Pythagoräer Unter- 

krene in Kilikien, Ptolem. 5, 7, 7; er ist «ricrijs italiens an das vorgeschichtliche Altertum an- 

von Aspendos, Eust. zu Dion. Per. 852, von knüpfen will. — 4.) Eine Nebenform *Mogyag, 

Phaseiis, Philostephanos bei Athen. 7, 297 und -avxog kann erschlossen werden aus der Nach- 

Pomp. Mel. 1, 14; überhaupt wurden Kilikien, rieht von xwlg (nicht Antiochos) bei Strabon 

Pamphylien und Lydien als Kolonisationsgebiet 6, 257 (= 260), dafs die sikelische Stadt Mor- 

von ihm bezeichnet; dies wird auch durch gantion, östlich* von Henna, nach den Mögyrjxig 

seine drei Töchter Rhode, Pamphylia und Melia 50 (man erwartete *M6gyuvxsg) genannt und nach 

versinnbildlicht, Theop. fr. 111 a. a. 0. Eine p. 270 von ihnen gegründet sei. Eine etymo- 

Kaisermünze des phrygischen Hierapolis trägt logische Deutung dieses Ethnikons ist unzu- 

das Bild des Mopsos, Head, Hist. num. p. 565 lässig, diejenige Pape- Benseier s vom hesychi- 

ls.u.nr.7]. Vgl. noch über die Orakel des Mopsos sehen *fiogyCov = jj-sxqov yrjs, nXs&gov xxe. 

Plut. def. or. 45. Tertull. de anim. 46. Corp. verkehrt, da, wie bei Pollux 7, 751, für fiogyq 

inscr. 4411, 17. 4413 b . O. Müller, Dorier* 1, vielmehr popr?;, also fiogxc'ov zu lesen ist; vgl. 

114f. 228f. 420 (wo C. I. nr. 1759 Kül%ug Mötyog neugriechisch fiogxhr]g ysmgyög. Der Anklang 

besprochen ist). Welcker, Ep. Gykl.* 1, 195 an unser 'Morgen' ist irreleitend. [Tümpel.] 

nr. 821. — 3) Mopsos = Mopsopos (s. d.) — Morgos(?) s. Morges nr. 2. 

4) Ein Thraker, der mit dem Skythen Sipylos die 60 Moria s. Morie und Morios 2. 

Amazonen besiegte, Diod. 3, 55. [Seeliger.] Morie (Mogitj, Ölbaum), 1) nach Nonnos 

— 5) Sohn der Oinoe oder Gerana und des Dionys. 25, 481 Schwester des (auch sonst be- 

Nikodamfts, Boios bei Anton. Liber. 16, das rühmten) Maioniers Tylos, welcher vor ihren 

Nähere s. unter Gerana. — 6) Ein Bundes- Augen durch eine Schlange, als er am mygdo- 

genosse des Priamos aus Kolophon, Dares 18 nischen Hermosflufs diese zufällig mit der Hand 

und Dederich z. d. St. — 7) Sohn des Lydos, berührt hatte, getötet wurde. Als sie von ihrem 

der die Atergatis (s. d. Art. Astarte) und ihren versteinernden Schrecken sich ermannt hatte 

Sohn Ichthys (s. d.) gefangen nahm und in und laut jammernd weglief, begegnete sie dem 



3211 Morie Moritasgus 3212 

eingeborenen Giganten Damasen (486), flehte der Göttin an ihre Hauptstadt geknickt wurde 
ihn fufsf ällig um Hache an (495 ff.) und er- (tEpvopivrj). M. wird von Athena bewehklagt, 
reichte, dafs er den Drachen tötete. Als sie Diese M. nr. 2 ist eine von m\ 1 ganz zu tren- 
aber sah, wie der weibliche Drache durch nende willkürliche Erfindung des Nonnos, ent- 
das Zauberkraut (452) Jtog av&og (427), mit wickelt aus den berühmten Worten (v. 694ff.) 
Schlangenspeichel vermischt, den männlichen des Chorliedes in Sophokles' Oidipus auf Kolo- 
Drachen wieder ins Leben zurückrief und mit nos, welche jenen in seiner Art einzigen wun- 
ihm enteilte, erweckte sie mit dem gleichen derbaren Ölbaum (ylavxa slai'cc) des Athene- 
Mittel ihren Bruder (438 ff.). Hephaistos aber Polias- Tempels besingen als unter dem un- 
stellte die ganze Scene mitsamt der maioni- 10 mittelbaren Schutze der ylccvKwnig 'A&äva und 
sehen Landschaft auf dem Schilde des Dio- des Zeus Möqiog (s. d.) stehend. Das sopho- 
nysos dar (451 ff. 336). Die Sage ist altein- kleisehe iXai'u syxscov <p6ßr]fia Satmv (vgl. %9o- 
heimisch und wurzelt in der alten lydischen vög av%ri(icc fiiyieiov, v. 710) ist von Nonnos 
Königssage. Kein anderer als der Lyder Xan- zusammengezogen in $s(ieizToUg MoqCr\. — Vgl. 
thos soll im 1. Buche seiner Historien {AvStanä Manrihardt, W. F. K. 26 ff. [Tümpel.] 
frg. 16 aus Plin. n. h. 25, 14, F. H. G. 1, 39) Morios (Möoiog), Beiname 1) des Zeus als des 
berichtet haben: occisum draconis catulum re- Beschützers der heiligen Ölbäume (pooiou, Ar. 
vocatum ad vitam a parente herba, quam baiin nub. 1005. Phot. s. v. ftojuW. Etym. M. 590, 42. 
nominat; eadem Thylonem, quem draco occi- Schol. Soph. Oed. Kol. 705; vgl. die' Sage von 
derat, restitutum saluti. Dem Nonnos gehört 20 Halirrhothios [s. d.]), Soph. Oed. Kol. 705. 
also die Verquickung mit dem griechischen Anecdota varia ed. Schoell u. Studemund 1, 
Typhonmythos, die Umnennung des Krautes 265, 64. 266, 57; nach Apollodor. im Schol. 
Bälig {Ballig im Et. M. s. v. und bei Arka- Soph. a. a. 0. hiefs Zens Morios auch Kaxai- 
dios) in diog avd-og (das wohlriechende Kraut /3ar?;s (s. d.) und hatte in der Nähe der Aka- 
des Nikandros frg. 2, 59 jetzt Dianthus arbo- demie einen Altar. Stephani, Gompte-rendu 
reus), die Errettung des Drachens durch sein 1872, 33 Anm. 2 erklärt ihn für identisch mit 
Weibchen, statt durch den väterlichen Drachen, dem kyprischen Elaius {'ElaCovg- iv Ktmq<o ö 
die Einflechtung des Damasen und die Ergän- Zsvg, Hesych.) — ebenso Murr, Pflanzenwelt 
zung, dafs die Lebenserretterin des Tylos oder 43; anders L. Lewy, Die semitischen Fremd- 
Thylon seine Schwester M. war; wenn hier so Wörter im Griechischen 233 f. — und meint, 
nicht eine selbständige Form der 'maionischen' 'Pheidias habe offenbar die attische Vorstellung 
Sage vorliegt. In der Schreibung Tvlog, die auf den olympischen Zeus übertragen, indem 
dem autochthonen Tiilcov, Eponymos des Tv- er das Haupt seines berühmten Kolossalbildes 
läviov yivog Lydiens bei Nikolaos Damask. mit einem Olivenzweig schmückte.' Ausführ- 
frg. 49, F. R. G. 3, 383 mit A. 38, 384 mit lieh handelt über die popt'ai und den Zeus M. 
A. 49 entspricht, hat Nonnos das Ursprung- H. Köpert, Der zahme Oelbaum in der rtlig. 
liehe gewahrt gegenüber dem wohl stark kür- Vorstellung der Griechen. Gymn. - Programm 
zenden Bruchstück des Plinius (vgl. auch das (München 1894) 12 ff. [C B. Gulick, De scholiis 
Stemma bei C. Müller, F. H. G. 3, 386 A. 68). Aristophaneis quaestiones mythicae, Harvard 
So mag auch dem nonnianischen Mogln, das 40 Studies of class. Philology vol. 5 [p. 83 — 174] 
im Widerspruch mit dem Inhalt der Legende p. 124. Drexler]. — 2) der Athene, Anecd. 
sich an das griechische Wort für den Ölbaum varia a. a. 0. 269, 8, 21, wo [loqiov nicht (loglag 
(fioQia) anlehnt, ein ähnlich klingendes lydi- steht; es ist natürlich, dafs auch Athene als 
sches Wort zu Grunde liegen, das in grie- Schöpferin des heiligen Baumes diesen Bei- 
chischem Munde volksetymologisch gemodelt namen trägt; vgl. auch Soph. Oed. Kol. 704f. 
ward. [Über den märchenhaften Zug, dafs eine 6 yäg aihv bgmv xvxlog levaasi viv (den 
getötete Person wieder belebt wird durch eine heiligen Ölbaum) poQi'ov Aibg %u ylccvxä- 
andere mittels eines Krautes, welches ein Tier mg 'A&üva. [Stark, Mythol. Parallelen. 1. Die 
(meistens eine Schlange, zuweilen auch eine Wachtel, Sterneninsel u. der Ölbaum im Bereiche 
Eidechse, ein Salamander, eine Tarantel, ein 50 phö'nikischer u. griechischer Mythen, Ber. d. 
Wiesel) zur Wiederbelebung eines getöteten Kgl. Sachs. Ges. ph. h. Kl. 8 (1856) [p. 32—120] 
Tieres seiner Gattung herbeigeholt hat, s. p. 89 ff., vgl. den Ölbaum auf den Darstellun- 
Bohde, Der griech. Roman p. 125 f. in Anm. 2 gen des Schiedsgerichts über Athena und Po- 
zu p. 124, die Anmerkung B. Köhlers zu „Eli- seidon, Bobert, Ath. Mitt. 7 (1882) p. 48—58. 
duc" in Bibliotheca Normannica. 3. Die Lais Drexler.] Vgl. Morie 2. [Höfer.] 
der Marie de France. Hrsg. von K. Warnke. Moritasgus. Einen Gott dieses Namens 
Halle 1885 p. CIV— CVIII nr. 2. und die von nennt folgende, nach einer Mitteilung O. Hirsch- 
Hertz zu demselben Lai in dessen Spielmanns- felds in der letzten Zeile interpolierte, sonst 
Buch. Stuttgart 1886 p. 345— 347. Drexler]. aber unverdächtige Inschrift aus Alise(Alesia): 
— 2) Nach Nonnos Dionys. 2, 86 war M. 60 Ti . Gl . Pro fessus . Niger . omnibus . \ honoribus . 
auch eine attische Nymphe , Verkörperung apud . Aeduos . et . \ Lingonas . funetus . deo . 
der berühmten elairj (der Athena -Polias auf Moritasgo . | porticum .testamento . poni . | ius- 
der Akropolis), cpeginolig genannt (da dieser sit. suo. nomine. Iuliae . | Virgulinae .uxoris .et . 
Ölbaum das heilige Wahrzeichen der Burg und filiarum. | Claudiae .Professae .et .Iulianae.Vir- 
damit der Stadt bildete) und kam der riuv&m- gulae . | (darunter:) Iulia . Virgula . filia . moe- 
mg (d. i. Athena) in Erinnerung, als sie sah, rens.posuit. (P. Lejay, Inscriptions antiques de 
wie beim Toben des von Zeus tötlich ver- la Cote-d'Or. Paris 1889 [Bibliotheque de l'eeole 
wundeten Typhon u. a. auch dieses Geschenk des hautes äudes. Fase. 80] Nr. 5 S. 23 ff. mit 



3213 Mormo Mormotli 3214 

reicher Litteraturangabe ; = Orelli 2028). Den Die Gorgonen und Verwandtes 94ff. Dieterich, 

Namen Moritasgus führt bei Caesar (6. g. 5, 54, 2) Abraxas p. 89. B. Schmidt, Das Volksleben 

ein Senonenfürst. c Si l'on consultoit la force der Neugriechen p. 141. [Tümpel.] 

du terme, Moristasgus ' [sie!] f signifieroit celui Mormolyke (MogtioXmri), von Strab. 1 p. 19 

qui preside ä des lieux marecageux & aqua- mit Lamia, Gorgo, Ephialtes als pv&og zu- 

tiques' ([J. Martin,] La Religion des Gaulois. sammengefafst, war von Sophron (frgm., bei 

2. Paris 1727 S. 367); in Übereinstimmung Ahrens fehlend, aus des grofsen Apoüodoros 

hiermit leitete J. G. Zeufs (Grammatica celtica. 2 frg. 10 xegl »imv, F. H. G. 1, 430 bei Porphyr. 

Berlin 1871 S. 13, vgl. S. 46) den Namen von Stobai. EM. Phys. 1, 52. 1, 1004 f. Heeren) 
einem aus dem Subst. muir zu erschliefsenden 10 als xiftr\vr\ des Aeheron, des Gatten der Gorgyra, 

altceltischen Worte mori Meer ab. c Ce dieu bezeichnet worden. Ihre Bedeutung erhellt aus 

est sans doute un dieu local comme il y en den \x,ogy.olv-Mia. Ein solches war nach Ari- 

avait tant dans la Gaule . . . Ce nom est com- stophanes' Geras frg. 187 Dindf. aus Phrynichos 

pose de deux parties: Mori que l'on retrouve p. 367 Lob. und Et. M. s.v. p. 590, 52 im Dio- 

dans Morini, nom d'une peuplade habitant le nysion zu Athenai aufgehängt und wird vom 

nord-ouest du departement actuel du Pas-de- Et. M. a. a. 0. als ein itgoeionatov tnlyoßov 

Calais, et Tasgus (Tasg-) reconnaissable dans erklärt. Im Amphiaraos frg. 97 Dindf. aus 

Tasg-ellus, Tasg-ius, Tasgetios' (Lejay S. 25). Et. M. a. a. 0. wird ganz allgemein vom »»- 

[R. Peter.] pcpäixov fiogfioXv-neiov (so!) und bei Hesych. 
Mormo (Magern, auch Mofißgü bei Suidas), 20 s.' v. von den fi-sta als xa xäv xgaywääv 

bei Aristoph. (Ach. 582) Bezeichnung für das ngoamnsia geredet; vgl. Schol. Arist. Pax 474 

Schildabzeichen des Lamachos; ebenso Pax und Photios s.v. In den Thesmophoriasusen 417 

473 f. Das Scholion erklärt = £xcpößr\xgov werden molossische Hunde als ji-si« für die 

und erinnert an die (logaolvKsia. Einfach (iot^ot bezeichnet (Schol. = cpößrixga), und Pla- 

Ausruf des Schreckens (des Agorakritos beim ton (Phaid. p. 77 e) vergleicht die Todesfurcht 

Andrängen des Demosthenes) ist M. rov mit der Furcht vor dem pogitolvusiov, nicht 

»gäaovg Equ. 693, wo es der Scholiast = blofs hinsichtlich der todbringenden oder tod- 

<psv erklärt. Nach Xenoph. Hellen. 4, 4, 17 ähnlichen Schreckhaftigkeit dieser fratzenhaften 

sind die Mogpävsg eine Schreckvorstel- Masken, sondern, in dem strabonischen Sinne, 
hing aus der Kinderstube (naidägia cpoßovvxai 30 mit Anspielung auf das Kindische dieser Furcht 

(lOQiwvas). Bei Theokritos 15, 40 haben wir vor Ammenmärchengespenstern. Als epoßega 

dafür ein Beispiel. Die Mutter droht dem xolg mtiol ngoemnsla erklärt Timaios lex. diese 

weinenden Kinde, das in Alexandreia zum platonischen p-eia (s. v.). Wie das Et. M 

Adonisfestzuge mitgenommen sein will: M. a. a. 0. iiogpolvxeiov als Bezeichnung für ein 

äüv.vsr (Gloss. laurent. M. iaxlv h 6Sä; vgl. Weib nennt, so klingt auch später der Zu- 

den äSixäv spnoSäv na9^i»,£vog Lamachos des sammenhang mit dem weiblichen Schreck- 

Aristophanes , Pax 474) imcog (sc. nax^an, wesen Mormolyke in der scherzhaften Ge- 

vmläasi)- %mVov S' ov 8si xv yevsa&ai. Die wohnheit der jüngeren Sophistik nach, für 

Schollen erzählen als ctfxiov, dafs die auch abschreckend widerliche Weiber poQpolvxeiov 
rslm (s.d.) genannte Königin AdfiBia aus 40 zu sagen; so bei Philostratos(VitaApollon.4:, 25 

Kummer und Groll über das Hinsterben ihrer p. 164) wechselnd mit Xafiia und sfinovaa, und 

Kinder auch die übrigen Kindlein morden zwar mit der Zusicherung, es sei volkstümliche 

wolle. Nach dieser Aafiva = M. soll ein Bezeichnung gewesen; vgl. Lulcianos, Philops. 

tvnog Tis äUoKoxog otysiog Mogpolvneiov ge- 23. Toxaris Zi : nuvlcoßrjxöv u*ai ängoßixov fiog- 

nannt sein dem Schol. Bas. Gregor. Naz. Or. 35 fiolvxuov; überhaupt .Z«««. 12. Phalar. 1, 8. M. 

p. 563° zufolge, das zugleich für jenes ngoa- war also, wie auch die Verbindung mit Aeheron 

otmtiov sig fößov noaSltav avoT\xav auch die und der unterweltlichen Togyöga zeigt, ein weib- 

Form poQiiolvxsiov anführt; vgl. Et. M. s. v. licher Spukgeist altertümlichen Volksglaubens, 

HOQiioXvKiiov atviy fia naga xrjv Mogpm. Mit ähnlich der Mormo, nur früher vergessen, da das 
Lamia wechselt diese Form (i-tlov auch bei 50 Et. M. fiogfiolvKslov (s. v.) direkt als afaiyfia 

Philostr. v. Apollon. 4, 25 p. 164 als Volkstum- nagu xfjv Mogfiio deutet, ohne zunächst an 

liehe Nebenbezeichnung für die Empusa (s. d.). Mog^oXvyirj zu denken. Wahrscheinlich ist 

Lukianos rechnet im Philopseud. 2 diese Schreck- Mogpd also nur die jüngere Kurzform, die 

mittel für Kinder, M. und Lamia, zu den al- das altertümliche MogpoXvxri und damit zu- 

JLÖKora *at xegäaxia fiv&idia; vgl. Dion Chry- gleich die in -Xvxri liegende Vorstellung des 

sost. or. 66, II, 355: xäv TtaiSctgicov sxuoxov 'Wölfischen' bei dieser Figur verdrängt hat. 

ISiöxgonov xiva iiogfiä Siäoms. Photios er- Vgl. Mormo. [Tümpel.] 

klärt M. = fiogiiöyoßog; und im Sinne eines Mormoth, nach einer an die Mondgöttin 

c Schreckgespenstes' ist M. in Ernst und Scherz gerichteten Beschwörung des Pap. 121 des 
sprichwörtlich geworden. Vgl. Mormolyke. 60 Brit. Mus. (Greek Papyri in the Brit. Mus. 

Über Mormo und Mormolyke vgl. besonders Gat, with texts ed. by Kenyon vs. 862—918 

Bohde, Psyche 371 f., über den Ausdruck p. 112—113) der über die 4. Stunde (doch 

Mogfuo ßoäv (Schol. Aristid. p. 42 Dindorf) wohl der Nacht) waltende_Dämon (vs. 901 f. 

vgl. M. Mayer, Giganten und Titanen 152. b ayyslos öictxäeocov snl ä mg(ccg) iiogpo&). 

Bernardus ten Bririk, Specimen literarium in- Die Mondgöttin wird hier angerufen (vs. 899 

augurale continens disputatiuneulam de Lupo, —907): y.«l tymspipov aov xov ayyslov rov 

Lantus et Mormone. Groningae 1828. Dilthey, im xrjg a a>g(ag) Siaxaaeovxa peveßaiv, und 

Rliein Mus. N. F. 27 (1872) p. 393f. Boscher, nun werden der Reihe nach die über die 



3215 Moros 4 Morpho 3216 

übrigen 11 Stunden waltenden ayycXoi auf- A. bewohnt wurde, und war in Cedernholz, 

gezählt: vsßovv ivfa, fiop^oS-, *ov vm , roo- m ^ ,? iDem Schl f ier ™d sitzend dargestellt; 

ßccl, ßa^aß n X, afrtwßv- Die Stünden selbst J un S haben dei ; Lykophron-Schohast und Tze- 

wurden von den Ägyptern als Göttinnen per- t2e Z> °ngeschickterwei S e ohne die Thatsache 

sonificiert und die des Tages durch die Sonnen- s , elbt * zu berichten zwei Erklärungen: 1) ein 

Scheibe, die des Nachts durch den Stern auf AcCKS J tt ^l »opo»8njs (woraus Izetzes mifs- 

dein Haupte charakterisiert, s. Brugsch, Die ^^tandlich AanSaipovtos ztg v. macht wäh- 

Ägyptologie p. 364f„ der für die Namen der- r 7 end nacb W ™ tzd *■ «• V? der Sohn des 

selben auf seinen Thes. Inscr. Aeg. p. 843 und 10 ? e "* v ° n der ^W*? od r L y k urgos gemeint 

auf Dümichen, Zeitschr. f. äg. Spr. 1 865, Januar ] at ) bab t d " rch dle Fesselung andeuten wollen 

verweist rDrexlerl (KCKtgaoö'at), data die Jungfrauen nicht aus- 

' J # schweifen oder dieser Göttin Folge leisten 

Moros (Mdpos) CTDyapo'g, Sohn der Nyx, sollten (firj äaslyaivsiv zag nag&evovg tj nal- 
Bruder der Krjg (liltuvu, des Thanatos, Hyp- &su9ai zavzrj zy &eä; wofür das Sclwl. Marc. 
nos und des Volks der Träume, eine hesiodi- nsiGEa&ai ravzti, geDessert von v. Wilamowitz). 
sehe (Theog. 211 f.) Personifikation des homeri- , Das drückt Pausanias unter fälschlicher Ein- 
sehen xaxbg pogog (21 Z357), alvbg fi. (.£465), Schaltung des Tyndareos an Stelle des unver- 
das Od. 1 61 mit ftävazog (zs u. zs) verbunden standenen Aaxeäai'fimv voiio&szijg und unter 
erscheint. Auch Qu. Smyrn. 8, 325 stellt so 20 Übertragung von den Jungfrauen auf die Frauen 
Krjgig v.al M. zusammen (vgl. Archias v. Mity- so aus: mgi&sivai äs 01 (zrj &sä) Tvväägimv(l) 
lene Ep. Anth. Pal. 9, 111: fi. ajiQo'Cärjg Xdzgig rag nsäag tpualv dcpofioiovvza roCg diopoig zb 
KrjQiäv). Er ist also eine Verkörperung des ig *ovg avvoixovvzag zäv yvvaixmv (!) ßeßaiov. 
unglücklichen Schicksalsloses, des gewaltsamen Hier sind also deutlich die Fufsfesseln schon 
Todes, wie auch Hesych. (s. v. = qiövog, &ä- vom Stifter und Bildner des |6ovov gegeben 
vazog, cp&ogog, jtoVos, vöeog, poigu zoii ßiov) und also zum Bilde gehörig, trotz Pausanias' 
und Et. M. p. 591, 4 (= &ävuzog) erklären. ungenauem Wortlaut. — 2) Als zweite Erklä- 

[Tümpel.] rung boten die 'Enmlijesig &smv (bei Paus., 

Morpheus (Mogipsvg), einer von den 1000 Schol. Marc, und 'Izetzes zu Lyh. übereinstim- 

Söhnen des Hypnos, Bruder des von den Men- 30 mend , nur mehr oder weniger ausführlich) : 

sehen Phobetor, von den Göttern Ikelos ge- Das Holzbild verdanke seine Fesselung dem 

nannten Gestaltenbildners und des Phantasos. Tyndareos (Paus.: zr\v &ebv neSuig izi/Kogcfzo) 

Während Ph. Landschaften und Wohnungen, und seiner Rachsucht gegen Aphrodite, welche 

Ikelos-Phobetor Tiergestalten vorzaubert, nimmt ihre Vernachlässigung durch diesen König an 

M. die Gestalt von Menschen an; er hat Flügel, dessen Töchtern durch schmachvolles Geschick 

mit denen er unhörbar herbeifliegt, Ovid. Met. (öveiärj) bestraft habe. Dabei ist ignoriert, dafs 

11, 635ff. Er ist also als Traumgott verstan- diese schon durch Hesiodos (fr. 112 Ki.) be- 

den, offenbar in mythologischer Anknüpfung rühmte jtaxij qo7j/x7j der Tyndaridinnen, Timan- 

an fiogtpr]. Doch braucht diese Auffassung dras Untreue gegen ihren Gemahl Echemos, 

nicht die ursprüngliche gewesen zu sein. Wie 40 Klytaimestras und Helenas gleiches Verbrechen 

für die spartanische Mogqxö (Paus. 3, 15, 10. an Agamemnon und Menelaos von Hesiodos 

Schol. Lyh. 449. Hesych. s. v.), jene wohl ur- ganz allgemein auf die cpilouiisidris 'Aygodizrj, 

sprünglich selbständige, mit Aphrodite nach- von Stesichoros (fr. 26, 2 f. Bgk.) die gleiche 

träglich verknüpfte (Wide, Lakon. Kulte 258) Strafe (Siyäy.ovg ze xal zgiydfiovg xal Xtiipdv- 

Göttin 'winterlicher' Gebundenheit und Trauer Sgovg avzov zag dvyazsgag iizoirjaev) ganz aus- 

(Dümmler, Pauly -Wissowa 1, 2778f.) eine Er- drücklich auf eine Aphrodite rimödmqog, nicht 

kläruug aus fioQcpvög 'dunkel' naheliegt (H. B. Mogcpä, zurückgeführt wird. Nach dieser Er- 

Müller, Ares 32. Tümpel, Jahrb. f. Phil. Suppl. klärung könnte es zunächst scheinen, als habe 

11, 1880, 726. Wide a. a. 0. 141. Dümmler Tyndareos gehofft, ein schon vorhandenes fda- 

a. a. 0.) , so darf man auch bei M. an ein 50 vov, nämlich eben das beim Opfern vernach- 

'dunkles', und wegen der Abstammung von lässigte, durch Fesseln unschädlich zu machen; 

Nyx nächtliches Wesen denken, einen spuken- dann würden diese real sein müssen und nicht 

den nächtlichen 'Wiedergänger' volkstümlichen zum Idealbilde gehören. Aber Pausanias sagt 

alten Seelenglaubens. Die Beschränkung seiner ausdrücklich und tadelt es zugleich als albern, 

Funktionen auf das Gebiet des Traumes hat dafs Tyndareos diesen Zweck zu erreichen ge- 

er wohl der durch Laistner (Bätsei der Sphinx sucht habe noirjaäfisvog xcägov £a>8wv xori. 

1889) umfänglich nachgewiesenen Ursprung- ovofta 'Aq>QO§izr}v dsiievog. Er entscheidet sich 

liehen Verknüpfung des Animismus mit der mithin für die erste Erklärung und entscheidet 

Traumwelt zu verdanken. [Tümpel.] zugleich die Frage nach der Realität oder 

Morpüo (Mogcpcö), Beiname der Aphrodite 60 Idealität dieser Fesseln: an nachträgliches 
(Hesych. s. v.), und zwar eines lakonischen Anbinden eines Holzbildes im Sinne der von 
Holzbildes (Schol. Marc. Kinkel u. Tzetz. Lyk. Herodot 1, 26. Paus. 3, 15, 5. Polemon bei 
449), nach Paus. 3, 15, 10 f., der wie Hesych. Schol. Pind. Ol. 7, 95 = Schol. a. a. 0. Flut. 
und Tzetzes aus dem Auetor der 'EitiKlr]asig Qu. Born. 61 berichteten Fälle ist nicht zu 
&£Üv schöpfte (Wentsel, 'E. &. 7, 12 f.), im äl- denken, sondern die 'Fesseln' gehören wirk- 
testen Heiligtum Spartas oberhalb des Thea- lieh, wie auch jene Erklärungen voraussetzen, 
ters. Sie hatte dort den Oberstock inne, wäh- zur kunstmythologischen Vorstellung der Göt- 
rend das Erdgeschofs von einer bewaffneten tin und können ebensogut als Binden oder als 



3217 Morraphios Mors 3218 

mifsverstandener Schmuck (E. Curtius, Nuove Schreibung des Stammnamens (4,167): Mctgä- 
Memoried.Inst. 374) vorgestellt werden. Welcher cptoi und an den Namen des Perserkönigs bei 
{Gr. Götterl. 2, 704 '), hierin richtig urteilend, Aisch. Fers. 778 Mdguyig an. [Tümpel.] 
konfundiert im übrigen die Götterbilder, wie Morrheus (Moggsvg), Sohn des DidnaBos 
die Erklärungen. Lenormant - de Witte (Elite (s. d.) — zliSvaaiärig Norm. Dionys. 26, 72 — 
ceramogr. 4, 63) denken die M. gar nackt, wohl Bruder des Orontes, Genosse des Deriades, 
weil I'aus. blofs „Schleier und Fesseln" er- Nonn. 26, 78 ff. 22, 67 u. öfter. Vgl. Köhler, 
wähnt! Auffallenderweise geht keine der bei- Die Dionysiaka des Nonnos 54. M. Mayer, 
den alten Erklärungen auf den Namen M. ein, Giganten und Titanen 245, 212. [Höfer.] 
wie auch der Schleier als selbstverständlich 10 Morrius. Aus Interpol. Serv. Aen. 8, 285 
hingenommen wird. Und doch scheint die quidam etiam dicunt salios a Morrio ( r etwa 
bräutliche Verschleierung erst in der Plastik Mamorrio?' Marquardt, Staatsverw. 3 2 S. 430 
des 5. Jahrhunderts aufgekommen und ausge- Anm. 4), rege Veientanorum, institutos, wt Hale- 
bildet zu sein (Preller -Bobert 1, 383. Dumm- sus, Neptuni filius, eorum carmine laudaretur, 
ler, Pauly -Wissowa 1, 2778f. ; 2, 1), fällt aber qui eiusdem regis familiae auctor ultimus fuit 
bei einem so alten Holzbilde auf. Mogcpm er- ist zu entnehmen, dafs vejentische Sagen von 
klärten manche mit Beziehung auf die c Göt- einem Könige Morrius von Veji als Begründer 
tin der Schönheit' aus ftoggjjj, Boß (Insel- der in jener Stadt bestehenden Priesterschaft 
reisen 4) mit Bezug auf den kyprischen Kult aus der Salier erzählten und den Ursprung seines 
dem kyprischen Dorfnamen Morphu, Schwende 20 Geschlechts auf Halesus (s. d.), den Gründer 
(Etym.-mythol. Andeutungen 239) aus fiogcpvög von Falerii, zurückführten. Der von Härtung 
'die Dunkelschwarze', wie auch Engel (Kypros (Die Beligion d. Bötner 2 S. 164) und Preller 
2, 247 f.), Gerhard (Griech. Myth. 1 § 364, 6 b ) (B. M. 3 1 S. 347) nicht näher untersuchte, 
vaiiJahn(Arch.Zeit.l8i1,e4:),Tü7npel (Fleckeis. unverkennbare Zusammenhang des Namens 
Jahrb. f. kl. Phil. Suppl. Bd. 11, 726) und S.Wide Morrius mit Mamurius (s. oben Bd. 2 Sp. 2400 f. 
(Lakon. Kulte 141) an eine chthonische und 2408 f.) ist von H. Usener (Italische Mythen, 
Todesgöttin denken ; vgl. den ' Schlafgott' im N. Bhein. Mus. 30 [1875] S. 213) nach dem 
Mogcpsvg. Vielleicht hat schon Lykophron 449 Vorgange Corssens (Ueber die formen und be- 
bei seiner Zusammenstellung und Gleichsetzung deutungen des namens Mars in den italischen 
mit der Höhlengöttin 'AygoShr; Zr\givQ i ia in 30 dialekten, in Zeitschr. f. vergl: Sprachforsch. 2 
dieser Bichtung gedacht. Die Trennung von [1853] S. 11) offenbar richtig dahin erklärt 
der palladionartig dargestellten Zeusgenossin worden, dafs Morrius die einfache, nicht re- 
im spartanischen Tempel würde sich aus der duplizierte Namensform ist. Die Abstammung 
gegensätzlichen Bedeutung erklären. Denn des Morrius von dem Gründer von Falerii läfst 
diese bewaffnete Göttin des Unterstocks kann nach Prellers Ansicht (a. a. 0.) vermuten, dafs 
den für das nahe kytherische ^öavov änXiofii- von diesem Orte aus einmal eine ähnliche Er- 
»01' von Paus. 3, 23, 1 bezeugten Namen einer oberung und Erneuerung von Veji ausging, 
Ovgavia, im Gegensatz zur X&ovCa, jedenfalls wie sie in Rom von dem sabinischen Cures 
besser beanspruchen, als jene, wie Lenormant- aus erfolgt sei. [R. Peter.] 
de Witte (a. a. 0. 27) thun: sie halten die be- 40 Mors. Dafs in Rom eine Göttin Mors ver- 
waffhete A. wohl weil sie c im Unterstock ehrt worden sei, ist uns weder durch die 
sitzt', für eine 'Venus infernale'', die Morpho Schriftsteller noch durch Inschriften unzweifel- 
der oberen Cella für eine nackte (!) 'Venus haft überliefert. Abgesehen von zwei Stellen, 
Celeste'' trotz Schleier und Fesseln! Dumm- die sich von der Untersuchung von selbst aus- 
ser (a. a. 0.) vermutet, dafs das Holzbild der schliefsen (Cic n. d. 3, 17, 44: quod si ita est, 
Aphrodite M. das jüngere von beiden sei, also Caeli quoque parentes di habendi sunt, Aether 
doch wohl für die ursprüngliche Doppelgeschofs- et Dies, eorumque fratres et sorores, qui a genea- 
anlage des Tempels nicht roafsgebend gewesen logis antiquis sie nominantur, Amor, Dolus, 
war, hält aber nicht für ausgeschlossen, dafs Metus, Labor, Invidentia, Fatum, Senectus, 
die A. M. „die im Winter gebundene trauernde 50 Mors . . . quos omnis Erebo et Nocte natos 
Göttin", kunstmythologisch im Typus der 'ver- ferunt; Hygin. fäb. praef. S. 9, 3 Schmidt: 
lassenen Braut', eine vvfupevopsvri wie die ex Nocte et Erebo: Fatum, Mors, Letum, Con- 
plataiensische Hera sei, die bewaffnete Aphro- scientia u. s. w.), kommen für die dea Mors in 
dite dagegen die „in den ersten Frühlings- Betracht Tertull. ad nat. 2, 15: et ipsius mor- 
gewittern in vollem Waffenschmuck wieder in tis d[ea est] und Serv. Aen. 11, 197 (zu dem 
Erscheinung tretende Göttin", entsprechend Verse multa boum circa maetantur corpora 
etwa der plataiensischen Hera rsXsia. Morti): aut 'in mortem': aut ' MorW ipsi 

[Tümpel.] deae: Statins (Theb. 4, 528^> in scopulis Mors 

Morraphios (Moggäcpiog) , Sohn des Mene- saeva sedet, Lucanus <^6, 600 s.y ipsamque 
laos und der Helena, nach welchem das Ge- 60 vocatam quem petat e nobis Mortem tibi coge 

schlecht der Morraphier (eines der drei vor- fateri. Bei Tertullianus ist es jedoch zweifel- 

nehmsten: Herod. 1, 125) bei den Persern abzu- haft, ob Mors oder Morta gemeint ist (vgl. 

leiten sei, Diaithos (Schol. A: dis&og) bei Schol. darüber oben Bd. 2 Sp. 184 Z. 24 ff.), und Ser- 

AD II. ri75; im Schol. B(L) -oga- geschrie- vius hat für die dea Mors offenbar keine andere 

ben. Nach Eustath. z. d. St. p. 400, 32 (und Quelle als die beiden von ihm angeführten 

Schol. D) soll vielmehr Diaithos der Bruder Dichterstellen. Bei Dichtern allerdings und in 

des Magäquog gewesen sein. Diese Schreib- metrischen Grabschriften ist Mors, die Personi- 

weise lehnt sich enger an die herodotisehe fikation des Todes, eine beliebte Figur. Nach 



3219 Mors Morychos 3220 

Quintilianus (9, 2, 36) hatte Ennius in einer pauperum tabernas \ regumque turris; ders., sat. 

seiner Satiren Mors und Vita streitend einge- 2, 1, 57 f. : seu me tranquilla senectus ] exspectat 

führt (Enn. ine. sat. libr. fr. 3 S. 159 Vahlen, seu Mors atris circumvolat alis; Seneca, Herc. 

sat. fr. ine. libr. rel. Nr. 9 S. 88 Müller). Ans für. 555 f. : et cum Mors avidis pallida denti- 

der Iphigenia desselben Dichters hat Festus bus \ gentes innumeras Manibus intulit; Sil. 

(S. 201 s. v. ob praepositione ) den Vers er- Ital. 13, 560 f.: hac passim nigrum pandens 

halten Aclierontem obibo, ubi Mortis thesauri Mors Iwrida rictum | itque reditque vias et portis 
obiacent (Enn. Iphig. fr. 14 S. 124 Vahlen, Omnibus errat; C. I. L. 1, 1202 = 10, 4362 
fr. 11 S. 97 Müller). Wie diese thesauri Mortis Z. 3 f. = Buecheler Nr. 362 V. 2: non aevo 
an die alte Vorstellung von einer Schatzkammer 10 exsaeto vitai es traditus Morti; das. 6, 3403 
des Orcus (vgl. Preller', E. M. 3 2 S. 63) er- Z. 9 ff. = Buecheler Nr. 1004 V. 2 : ftorentes 
innern, so wird Mors besonders in den Grab- annos Mors ipsa eripuit; das. 6, 1975 Z. a 2 f. 
schritten häufig wie Dis (vgl. z. B. oben Bd. 1,1 = Buecheler Nr. 441 V. 3 : Mors tacita obrep- 
Sp. 1186 Z. 2 ff.) und Fatus (vgl. oben Bd. 1, 2 sit subito fecitq. ruinam: das. 6, 12652 Z. a23ff. 
Sp. 1452 s. v. Fatus, besonders Z. 18 ff.) als = Buecheler Nr. 995 V.,25 f.: quodque mihi 
den Menschen bezw. dessen Seele raubend ge- eripuit Mors inmatura iuventae, \ id tibi vic- 
dacht, vgl. z. B. Tibull. 1, 3, 65: illic est, cui- turo proroget ulterius; das. 6, 21975 Z. 8 ff. = 
cumque rapax Mors venu amanti; C. I. L. Buecheler Nr. 67 V. 5 f.: ossa dedi Terrae, cor- 
1, 1008 V. 7 f . = Buecheler, Carmina latina pus Volchano dedidi \ ego ut suprema Mortis 
epigraphica (1 u. 2. Lips. 1895. 1897) Nr. 59 V. 20 mandata edidi; das. 9, 1817 V. 10 = Buecheler 
7 f. : expertam muT\ta commoda atque incom- Nr. 1055 V. 7 : cum Mors festinans crescentis 
moda | crudelis] Mors eripuit sueis parentibus; [abstulit armos]; das. 10, 2311 V. 20 = Bueche- 
das. 1, 1194 =10, 6009 Z. 8 = Buecheler ler Nr. 420 V. 16: saeva] per opscurum serpens 
Nr. 56 V. 6: Mors animam eripuit, non veitae Mors euneta resolvit; das. 14, 2852 V. 20 ff. = 
ornatum apsM.it; das. 2, 391 Z. 14 = Buecheler Buecheler Nr. 249 V. 20 ff.: Taurinus Jcari iws- 
Nr. 485 V. 3: Mors subito eripuit; das. 3, 1228 sus pietate parentis \ hoc posuit donum, quod 
Z. 10 ff. = Buecheler Nr. 567 V. 4: rapu[it] nee sententia Mortis \ vincere nee poterit Fato- 
quam Mors in limin\e~] vitae; das. 3 Suppl. rum summa potestas; Brambach, C. I. Ehen. 
11229 Z. 7 f. = Buecheler Nr. 1011 V. 1: in- 1243 Z. 8 f. = Buecheler Nr. 1116 V. 3: bis 
vida Mors rapuit fato crudelis iniquo; das. 6, so denis mihi Mors annis accessit iniqua ; Buecheler 
7479 Z. 7 i.= Buecheler Nr. 175: sed fato Mors Nr.986 V.4: quem Mors inimica peremit; Bueche- 
inmaturum apstulit suis carissimum; das. 6, ler Nr. 1336 V. 14: et gemmam in fruetu Mors 
10731 Z. 5 ff. = Buecheler Nr. 647 V. 3: sie inimica Mit. Mit den Vorstellungen der Unter- 
bot non rapiat Mors invida tarn cito natos; weit wird Mors in mannigfacher Weise ver- 
das. 6, 10764 V. 6 = Buecheler Nr. 1535 V. 4: knüpft, vgl. z. B. (aufser dem oben angeführten 
Morte quod heu rapitur parvulus iste puer; Fragmente aus der Iphigenia des Ennius) Seneca, 
das. 6, 21521 V. a 1 f. = Buecheler Nr. 1109 Herc. fur.bbt: pate facta ab imis Manibus retro 
V. lf.: quum praematura raptum mihi Morte via est \ et Sacra dirae Mortis in aperto iacent; 
Nepotem \ flerem; das. 6, 27383 Z. 11 f. = ders., Herc. Oet. 1947 ff.: a Styge, nate, redis 
Buecheler Nr. 1061 V. 4: quam tristi rapuit ü) Herum mihi | fraetaque non semel est Mors hor- 
Mors scelerata die; das. 6, 29629 V. 6 = rida? | vicisti rursus Mortis loca \ puppis et 
Buecheler Nr. 1067 V. 6: nomine me rapuit infernae vada tristia? ; Lucan. 6, 600 f. : Elysias 
Mors inimica meo; das. 8 Suppl. 15987 Z. 5 f. resera sedes ipsamque vocatam, | quos petat e 
= Buecheler Nr. 1240 V. 3 : quem Mors erip[u\it nobis, Mortem mihi coge fateri; Stat. Theb. 4, 
prima florente iuve[nta]; das. 11, .1 Nr. 3276 528 f.: in speculis Mors atra sedet dominique 
Z. 11 (in einer mit metrischen Anklängen durch- silentes I adnumerat populos; C. I. L. 14, 3565 
setzten Inschrift): [M]ors rapuit animam, dere- V. b 8 ff. = Buecheler Nr. 1504 V. 8 ff.: angar 
li[nquif) Manis; das. 12, 861 V. 3 = Buecheler haud [miser]ae pavore Mortis, \ quae ad domu[s] 
Nr. 1192 V. 2: quam rapuit Mors inimica viro; trahet invida[s Avef\n[i], \ fabulas Manes ubi 
Ephem. epigr. 7, 521 Z. 2 ff. = Buecheler Nr. 429 50 rex coercet, \ unde fata negant redire quemquam; 
V. 2 : quae fuerim quove in spatio Mors me in- Buecheler Nr. 346 V. 3 f. : legibus inferni motis 
vida traxit; Brambach, C. I. Ehen. 323 V. 11 Proserpina reddi | Eurydicen iussit, sed eam 
= Buecheler Nr. 219 V. 11: gui Morte acerba Mors atra reduxit; Buecheler Nr. 1339 V. 1 f.: 
raptus est; das. 412 Z. 1 ff. = Buecheler Nr. 446 perpetuas sine fine domos Mors incolit atra \ 
V. 1 f.: blandam te, pietas, Mors inpia funere aeternosq. levis possidet umbra Lares. Vgl. 
tristi | abstulit; das. 1364 V. 3 = Buecheler Thanatos. [R. Peter.] 

Nr. 1100 V. 2: tum rapuit fatis Mors inimica Morsynos (MÖQavvog), der Flufsgott M. ist 

suis; Buecheler Nr. 93 V. 5 f.: verum me Mors durch Beischrift kenntlich dargestellt auf Mün- 

acerba s[enibus his prius \ aetate\immatura abs- zen von Antiochia am Maiandros und von 

Mit [fato invido]; Buecheler Nr. 400 V. 3: 60 Aphrodisias, Head, Hist. num. 520. [S. oben 

Morte gravi raptus taetra defungeris (h)ora; unter Korsymos (2 Sp. 1392) und Leake, Num. 

Buecheler Nr. 444 V. 1: ... direpta Morte re- Hell. Suppl. p. 21, auch Head, Cat. of the 

cept(a); Buecheler Nr. 652 V. 8: o durus raptor, Greelc coins of Caria etc. p. 16 nr. 13. Drexler]. 

Mors inproba. Auch sonst wird die das mensch- [Höfer.] 

liehe Leben abschliefsende Thätigkeit der Mors Morta. S. oben Bd. 2 Sp. 183 Z. 66 ff. 

unter verschiedenen Bildern und mit verschie- Morychos (Möqv%og, Plut. Prov. 1, 40 Mcö- 

denen Ausdrücken geschildert, vgl. z. B. Hör. Qv%og), Beiname des Dionysos in einer nicht 

c. 1, 4, 13 f.: pallida Mors aequo pulsat pede weiter bekannten sikelischen Stadt, erhalten 



3221 Morys Mot 3222 

durch ein Fragment der einheimischen Ko- Mosychlos {M6av%Xog), feuerspeiender Berg 
mödie (Sophron, Mim. 27 b Ahrens, während auf Lemnos (s. Bapp oben 1 Sp. 2071. C.Neu- 
Preller,Polem. frg. 1115. a,n Epicharmos duckte), mann u, J. Partsch, Physika!. Geogr. v. Grie- 
Der sprichwörtlich gewordene Vers MmoözsQog clienland. Breslau 1885 p. 314 — 317), dessen 
et M-ov, dg z&vSov äcpslg £|co xaibj'^e^rc«. Personifikation Wieseler, Einige Bemerkungen 
geht nach Polemons ns gl toi Moov%ov (frg. 74) über die Darstellung der Berggottheiten in der 
smczolri Jigoj diöyilov frg. 73 {F. H. G. 3, 136 Kunst, Nachr. d. Kgl. Ges. d. W. zu Goettingen 
aus Zenob. 6, 13 = Photios, Suidas. M. M., 1876 [p. 53 — 85] p. 63 f. ohne hinlängliche 
ohne Autornamen Plut. a. a. 0., gekürzt Ma- Sicherheit (vgl. A. Gerber, Die Berge in der 
kariös 6, 8. Apostol. 11, 91. Arsen. 36, 8) auf 10 Poesie u. Kunst der Alten. München 1882 p. 36) 
das auffälligerweise aufserhalb der Cella neben erkennen will auf einem Denkm. d. a. Kunst 
dem Eingange im Hypaithron stehende Agalma 2 , 66 nr. 841 abgebildeten Prometheussarko- 
des Gottes, dem man infolgedessen Thorheit phag. [Drexler]. 

(evtf&eia) vorwarf (snl zäv evrjfTig zi Siangaz- Mosynos (Möavvog) , Bruder des Phorkys, 

TOfisvcov Xsyixai r) ttapotfita ; nach Plut. hiefs aus Salamis, Gefährte des Aias, von Paris ge- 

das Sprichwort Maqdzeoog diovvoovl) Auf tötet nach Q. Smyrn. 6, 631 ff. [Röscher.] 

Polemon geht auch die Etymologie des (in Mot (Mmz) nach Philo Byblius (F. H. Gr. 

Wentzels Auetor 'Eninlrioimv 9säv nicht be- 3, 565 = Euseb. Praep. ev. lc. 10) der die 

handelten) Beinamens aus dem homerischen Keime der Schöpfung enthaltende eigestaltige 
(v 435) pstioQvypsvog = fisiiolvefiivog sc. tö 20 Urstoff der phoinikischen Kosmogonie, der von 

ngöamnov, insl zQvyäoi, zm dnö zäv (Sozovav den einen für Schlamm, von anderen für eine 

ylsvusi Kai zolg %Xmqoig aviioig. O. Müller Fäulöis wässeriger Mischung erklärt wurde. 

(Dor. 2, 341 l ) schliefst daraus, dafs man bei Der Name wird verschieden gedeutet. Movcrs, 

diesem Possenspiel des altsikelischen Winzer- Die Phoenizier 1, 136 sucht darin das ägyp- 

festes nicht blofs dem Gotte, sondern auch tische Movfr, Mutter. Ewald, Über die phoe- 

sich selbst das Antlitz mit Traubensaft be- nie. Ansichten von der Weltschöpfung und den 

schmierte. Nach dem Auszug des Zenobios geschichtlichen Wert Sanchuniathon's, Abh. d. 

hatte Simmias, der Sohn des Eupalamos, das hist. philol. Kl. d. Kgl. Ges. d. W. z. Goettingen 

Agalma aus Marmor vom attischen Phelleus- 5 [p. 3 — 68] p. 30 stellt das Wort zusammen 
gebirge gefertigt. Wenn Clemens Alex. (Protr. 30 mit dem arabischen mädda „Stoff", „Materie"; 

p. 112 Klotz, wo Sylburg statt Eituav nicht Baudissin, Stud. z. sentit. Beligionsgesch. 1, 12 

Uififiittg, sondern Sifimv als Künstlernamen — 195 leitet es ab von ia = in „Wasser"; 

einsetzt) dies Standbild nach Athen versetzt ähnlich sieht Maspero, Hist. anc. des peuples 

und Bergk, Vet. Comoed. AU. rell. 345 ihm darin de l'Orient classique 2 p. 168 Anm. 1 darin, 

gefolgt ist, so hat Preller a. a. 0. schon die mit Verweisung auf Böth, Geschichte unserer 

Konfusion mit dem attischen Tragiker nach- abendländischen Philosophie 1 p. 251 und 

gewiesen. Vgl. auch Anecd. varia ed. Schoell Schröder, Die phönikische Sprache p. 133 die 

et Studemund 1, 268, 26. E. Thraemer Bd. 1 phönikische Form des Wortes, welches in den 

S. 1093 Z. 20ff. [Tümpel.] semitischen Sprachen „Wasser" bedeutet; 

Morys (Mögvg), 1) ein Myser vom Askanios- 40 Bunsen, Ägyptens Stelle in der Weltgeschichte 

see, Sohn des Hippotion, Bruder des (von Ebe- 5,3 p. 257 will statt Mmz lesen M<6% = p», 

ling-Capelle, Homerlexikon 2, 404 ohne Grund eine Konjektur, die sowohl Baudissin 1, 12 

als Trojaner bezeichneten) Phalkes, Orthaios, Anm. 4 als Benan, Mem. sur Vorig, et le ca- 

Polyphetes, Palmys und Askanios, am zweiten ractere veritable de Vhist. phe'nic. qui porte le 

Tage nach seinem Eintreffen schon in den nom de Sanchoniathon, Mem. de l'Inst. Imp. 

Kampf verwickelt (Hom. II. N 792 ff.), fällt de France Ac. des I. et B.-L. 23, 2 [p. 241 

mit seinem Vater von Meriones' Hand, gleich- — 334] p. 254 mit dem Einwand zurückweisen, 

zeitig mit seinen Brüdern (3 614). [Tümpel.] dafs pa „Moder" eine seltsame Bezeichnung 

— 2) Ein Phryger alnir\zrjQ, der vor Ilion von des Urstoffes wäre. J. Halevy, Les prineipes 
Neoptolemos' Hand fällt, Qu. Smyrn. Posthorn. 50 cosmogonigues phe'niciens jrdfl'os et fiwz, Me- 

8,85. [Stoll.] langes Graux. Paris 1884 [p. 55 — 61] p. 59f. 

Mosa = Musa (s. d). will den der babylonischen Tiämat entspre- 

Mossyneus (Moaavvsvg), Beiname des Zeus chenden phoinikischen Ausdruck eingesetzt 

in einer Inschrift von Sazak (Ail Mocovvsi wissen. Vom hebräischen Tehöm „Meer" bil- 

xkj zm dijfico x. z. I.), abzuleiten von der Ort- det er mit der Endung des Femininums das 

schaft Mossyna, S. Beinach, Bev. arch. 3. ser. phoinikische Tehömöt, welches in der grie- 

10 (1887), 354 = Chroniques d 'Orient. Paris chischen Transskription zu Toficoz geworden 

1891 p. 389. Bamsay , The cities and bishop- sei. So, und nicht Mcöz, sei der Name zu 

rics of Phrygia 1. Oxford 1895 p. 146 nr."33. lesen. Hinsichtlich der Auslegungen, welche 

[Drexler]. 60 man den Worten Philos über die Entstehung 

Mostene (Moezrivrj), die Personifikation der von Mot (nachdem zuvor nur Chaos und Pneu- 
kleinasiatischen Stadt M., erscheint als an- ma existiert haben): "Ozs Sh, qyrjelv, ^gaa&rj 
mutige Frauengestalt, Blumen und Früchte im tö nvsv\ia zäv ISCmv aQ%äv, xal iyivszo avy- 
Bausch ihres Gewandes tragend, auf der sog. ngaatg, tj ni.ov.rj exe lvr\ s-xlr/dr] nö&og. Avttj oe 
puteolanischen Basis, Jahn, Ber. d. Sachs. Wiss. <xqxv *zi'ciwg uitävzmv. Avzö ös ovx, syivucvte 
1851 Taf. 1 — 4. Baumeister, Denkm. Fig. 1441; zrjv avzov -Azieiv • xai ex zr t g ccvzov evfinXo%Tig 
vgl. p. 1296. Overbeck, Gesch. d. griech. Plastik zov nvsvfiuzog iysvszo Mmz gegeben hat, s. 
2,364. [Höfer.] Ewald p. 32 f. Benan p. 275. Baudissin lp. 11 ff. 



3223 Mothone Mulciber 3224 

Billmann, Genesis 5. A. p. 6 f. Gruppe, Die (Plin. n. h. 5, 30, 126) und vermutet Identität 

griech. Kulte und Mythen 1 p. 376. Franz der M. mit den Korybanten. Näheres ist nicht 

Lukas, Die Grundbegriffe in den Kosmogonien über ihre Bedeutung bekannt. Vgl. Ed. Meyer, 

der alten Völker. Leipzig 1893 p. 141—145. Gesch. von Troas S. 17 Anm. 6. [Sollte Mogti- 

[Drexler.] vsixuig nicht einfach statt zm ärjfim rät zäv 

Mothone (Mo&ävri) , Tochter des Aitoliers Mo^vvsiräv stehen, sodafs nicht von Dämonen, 

Oineus, von welcher die Stadt Mothone an sondern von einer Gemeinde die Eede wäre? 

der Südwestküste Messeniens ihren Namen Drexler.] [Röscher.] 

haben sollte. Vor dem trojanischen Kriege Moymis (Mavpig) ist nach Damascius, 
soll die Stadt Pedasos, die „weinreiche" (17. 10 Quaest. de prim. prineipiis c. 125 p. 384 Kopp, 
1 152. 294), geheifsen haben; als aber nach über dessen Schöpfungsbericht vgl. Franz 
dem Kriege Diomedes seinen Grofsvater Oineus Lukas, Die Grundbegriffe in den Kosmogonien 
in den Peloponnes gebracht hatte, wurde die- der alten- Völker. Leipzig 1893 p. 17—21, 
sem hier von einem Kebsweibe die Mothone der eingeborene Sohn der beiden Urprinzipien 
geboren: nach Paus. 4, 35, 1 eine epichorische der babylonischen Weltschöpfung, der Tuv&s 
Sage der Stadt. Pausanias verhält sich un- und des 'Axaecov. Damascius hält ihn für die 
gläubig und leitet den Stadtnamen vielmehr „intelligible Welt". Im keilinschriftlichen 
vom nahen U&og Mö&cov ab, weil er die etymo- Schöpfungsbericht entspricht der Tav&s die 
logische Beziehung nicht durchschaute. Diese Tiämat, das chaotische ürwasser, und dem 
konnte eine doppelte sein. Entweder nämlich 20 'Aicaaäv Apsü, der Ocean, Jensen, Kosmol. der 
ist um der benachbarten Inseln Olvovoocti, der Babylonier p. 270. Gunkel, Schöpfung u. Chaos 
r Weinreichen', halber M. zur Tochter des Wein- p. 17. Tiele, Gesch. der Beligion im Altertum 
mannes Olvsvg geworden: dann ist wunderlich, 1, 177f. Hinsichtlich des Moymis nahm man 
dafs Pausanias sie kurz vorher, wo er sie nennt einen Irrtum des Damascius an, wenn er ihn 
(34, 12 = Schlufs), nicht benutzt, um daran als Sohn der Tav&s- Tiämat und des 'Anaowv- 
diese Oineusgenealogie zu knüpfen. Oder die Apsü bezeichnet, da im babylonischen Schöp- 
Sage setzte die Namensform Ms &mvrj voraus, fungsbericht Mummu, welches lautlich offen- 
die bei Thukydides (2, 25. 5, 18) steht und bei bar dem Mmvfitg entspricht, als freilich noch 
der makedonischen (Steph. Byz. s. v.) und thra- nicht sicher erklärter (Zimmern bei Gunkel 
kischen (Eustath. zu Hom. II. B 716 p. 329, 5ff.) so p. 401 Anm. 3 übersetzt „Urgrund", Tiele p. 
Stadt gleichen Namens aus fiidv = olvog her- 177 ,,Mutter[?]"; Jensen p. 269 „Wirrwarr [die 
geleitet wurde. Wirklich haben die Homer- Mutter?]", Delitzsch, Das babylonische Welt- 
Erklärer, die das homerische Pedasos in der schöpf ungsepos , Abh. d. ph. h. Kl. d. Kgl. 
messenischen Msd-cavrj wiederfanden (Apollo- Sachs. Ges. d. W. 17 nr. 2. 1896 p. 119 „Ge- 
doros itsQi vewv bei Strab. 8 p. 359. Eustath. schrei, Getose") Beiname der Tiämat erscheint, 
a. a. 0. p. 328, 48 und zu T 87 p. 1198, 43 f.), Indessen nach dem bei Gunkel p. 402 und bei 
und von Pausanias beim Stichwort Mo&ävri Delitzsch a. a. 0. p. 92 „1. Weltschöpfungs- 
für diese Gleichsetzung ausgeschrieben werden, tafel" mitgeteilten Fragment scheint, wenn 
gerade Ms- (Mo- schreiben aufser Pausanias auch der verstümmelte Text eine absolut 
nur Ps.-Skylax und Plutarch. Arat. 12). 40 sichere Deutung nicht zuläfst, ein Gott Mum- 

[TümpeL ] mu „wahrscheinlich der Sohn Apsüs u. Tiämats" 

Motmanius. C. I. L. 8, 2650 (Altar; Lam- (Delitzsch) bei der Weltschöpfung eine Rolle 

baesis): Motmanio \ et \ Mercurio | sacrum \ Q gespielt zu haben, wodurch die Notiz des 

Manlius | Victor | centurio) leg III Aug | v. Damascius ihre Bestätigung finden würde, s. 

s. I. a. [R. Peter.] Zimmern bei Gunkel p. 402 Anm, 7. Ed. 

Motye (Motvri), ein Weib, nach welchem Stucken, Astralmythen der Hebräer, Babylonier 

die sicilische Stadt Motye benannt war. Sie u. Ägypter. 1. Abraham. Leipzig 1896 p. 57 

hatte dem Herakles diejenigen angezeigt, Anm *. Delitzsch a. a. 0. p. 93 Anm. 3. 

welche ihm die Rinder des Geryones fort- [Drexler]. 
getrieben hatten, Hekataios frg. 47, F. H. G. 50 Mulciber, auch in der Nebenform Mulcifer 

1, 3 bei Steph. Byz. s. v. Motvri. [Stoll.] überliefert (Mart.Cap. 1,17. 6,576. Corp.gloss. 

Motylos (Mötvlog), ein Karer, der die He- lat. 4, 120, 21; 539, 24. 5, 224, 3; 312, 18), Kult- 
lena und den Paris aufnahm, Gründer der ka- beiname des Vulcanus (für einen eigenen Gott 
rischen Stadt Samylia, Steph. Byz. s. v. 2ajtv- neben Vulcanus hält den Mulciber Preuner, 
Xl'u [nach J. Geffcken, De Stephano Byz. D.-D. Hestia-Vesta S. 221, 2), von sehr hohem Alter, 
Götting. 1886 p. 52 Pragm. 27 der Kaginu des wie die Götterbeinamen Lucetius, Gradivus, 
Apollonios von Letopolis. Tümpel]. [Stoll.] Inuus u. a., sehr häufig von den Dichtern 

Mountes, dii, G. I. L. 7, 1036; vgl. Mogon. (ältestes Beispiel Plaut. Epid. 31) für Vulca- 

[M. Ihm.] nus' oder Hephaistos, dann metonymisch für 

Monnus s. unter Mogon. 60 „Feuer" gebraucht. Der unverständlich ge- 

Moxyneitai (Mogvvsitai), Dämonen, die mit wordene Name wurde von einigen von mul- 

dem Apollon Smintheus und. Herakles Soter zu- care (oder muletare) abgeleitet (quod ipse mul- 

sammen in einer Inschrift von Alexandria Troas catus pedes sit, Serv. Aen. 8, 724 ; quod sit 

genannt werden, G. I. Gr. 3677: 'Aya&fj tv%y mutilatus ac debilis id est claudus, Donat. zu 

2puv&si 'AnoXXaivi yial 'Aevlr\Tiim 2<arfiQi Hai Ter. Hec. 1, 1, 8; Mulciber a muletando quasi 

Mo£vvshaig Kl. &looQmvi,og Mav.Qlvog Kov- Mulctiber, Donat. zu Ter. Ad. 1, 2, 10; akti- 

qütwq Ik rmv ISCmv dvs&v-x-s. Boeckh ver- visch leitet neuerdings H. Düntzer, Zeitschr. f. 

gleicht dazu den Ort Mosyna in Phrygien vergl. Sprachf. 14, 196 Mulciber von mulcare ab 



3225 



Mulio 



Munichia 



3226 



als den „Schädiger"), von den Meisten aber 
von mulcere (ganz thöricht a mulcendo imbri, 
Priscian. inst. 6, 40 p. 230, li Hertz; vgl. 5, 14 
p. 150, 19) im Sinne von mollire „erweichen'.', 
entweder quod ignis omnia mulceat ac dornet 
(Macr. S. 6, 5, 2; vgl. Serv. a. a. 0. Donat. zu 
Ter. Hec. 1, 1, 8. Corp. gloss. lat. 4, 120, 21; 
259, 33 — 35; 539, 24. 5, 224, 3; 312, 18) oder 
spezieller a molliendo ferro (Paul. p. 144). Die 
letztgenannte Erklärung, die den Volcanus als 10 
göttlichen Vertreter der Schmiedekunst be- 
zeichnen würde, hat bei den Modernen den 
meisten Anklang gefunden (vgl. insbesondere 
Corssen, Krit. Beitr. S. 356: „den Gott, der 
die Erweichung und Schmelzung der Metalle 
durch Feuersglut bewirkt"; ders., Ausspr., Be- 
tonung und Vokalism. der lat. Sprache l ä , 166: 
„Schmelzbringer"), sie unterliegt aber schwe- 
ren Bedenken, da einerseits mulcere nie die 
Bedeutung „erweichen, schmelzen" hat, andrer- 20 
seits Vulcanus in der Zeit, welcher der Kult- 
beiname Mulciber angehört, in Born keines- 
wegs Gott der Schmiedekunst, sondern nur 
Gott des verheerenden Feuers ist (vgl. Wissowa, 
De feriis anni Born, vetust. p. XIV f.). Den Weg 
zur richtigen Deutung des Namens zeigt eine 
Inschrift von Brescia (C. I. L. 5, 4295), die 
Volk(ano) miti sive mulcibero geweiht ist; sie 
bezeichnet den Gott als den gnädigen, der die 
Glut des Schadenfeuers dämpft, gut ignem 30 
mulcet (vgl. fluctus mulcere von Aeolus, Verg. 
Aen. 1, 66), ebenso wie das Beiwort quietus, 
unter dem Volcanus in Rom als Beruhiger 
des Feuers zusammen mit Stata mater, die 
die Feuersbrunst zum Stehen bringt (quae 
sistit incendia), verehrt wird (C. I. L. 6, 802). 

[Wissowa.] 
Mulio s. Mullo. 

Mnlios (Movliog), 1) ein Epeer, Eidam des 
Augeias, Königs der Epeer, dessen älteste 40 
Tochter, die zauberkundige Agamede, er ge- 
heiratet hatte. Er kam um in einem Kampfe 
der Epeer mit den Pyliern durch den jugend- 
lichen Nestor, II. A 739 f. — 2) Ein Troer, 
in der Schlacht von Patroklos erlegt, II. 
II 696; nach Friedländer, Homonym. 822 eine 
Entlehnung aus II. T472; vgl. nr. 3. — 3) Ein 
anderer Troer, von Achilleus erlegt, II. T472. 
— i) Ein Herold des Freiers Amphinomos aus 
Dulichion; er bediente die Freier im Hause 50 
des Odysseus, Od. 423. [Stoll.] 

Mullo. Auf zwei von Bobert Mowat (Bevue 
archeol. n. s. 35 p. 106 und Notice epigraphique 
Paris 1887 p. 70 ff.) mitgeteilten Inschriften er- 
scheint der Beiname des Mars Mulio. Die eine 
in Craon (dep. de la Mayenne) gefundene 
lautet: Aug(usto) Marti Mulion(i) Tauricus 
Tauri f(ilius) v. s. I. m.\ die zweite aus 
Nantes stammende (mit Mowats Ergänzungen) : 
[A]ug(usto) Marti Mfulijoni Signum [cjum 60 
suo templo [et] omamentis [ojmnibus suo et 
Toutifljlae nomine Agedovirus Morici fil(ius) 
v.s.l.m. Die Ergänzung einer dritten (Mowat, 
Bulletin hist. et archeol. de la Mayenne 2. ser. 
6 [1892] p. 176, Sep.-Abz. p. 20) bleibt un- 
sicher. Mowat dachte an einen Mars mulio, 
'dieu des muletiers et des marchands de che- 
veaux', was trotz des Hinweises auf den equus 



bellator und die equiria (s. Bd. 2 Sp. 2416. 2432) 
seine Bedenken hat, da ja Kelten und Römer 
eine besondere Göttin der Pferde und Maul- 
tiere verehrten, die Epona. Zwei jüngst in 
Rennes aufgetauchte Inschriften, über die 
Mowat in der Bevue celtique 18 (1897) p. 87 f. 
kurz berichtet, scheinen denn auch den Mars 
mulio definitiv zu beseitigen. Sie sind in ho- 
norem domus divinae et pagi Matantis (bezw. 
Sextanmandui) geweiht Marti Mulloni, und 
diese Namensform wird auch in den beiden 
oben mitgeteilten Inschriften herzustellen sein. 
Der Beiname könnte nach Analogie vieler 
anderer ein topischer sein, wenn sich auch 
die Örtlichkeit nicht nachweisen läfst. Nach 
den Fundorten zu urteilen, scheint der Gott 
hauptsächlich bei den Redones und Namnetes 
verehrt worden zu sein. [M. Ihm.] 

Munichia, Munychia (Mowixta auf Inschr.; 
sonst -v%ia), Beiname der Artemis in 1) dem 
athenischen Hafen M. laut Inschrift C. I. A. 1, 
215 (Tempelschatzurkunde). Eponyme des Ha- 
fens zufolge dem Orakel bei Herodot. 8, 77 
('A^-csfiiSog xqvoccÖqov ie$bg <kxtij) und Kalli- 
machos Hymn. Dian. 259 (itötvia M-lr\ lips- 
voGyionog); Schol. Clem. AI. Protr. 4, 47. — Xeno- 
phon Hell. 2, 4, 11 nennt ihr Heiligtum neben 
dem dortigen Bendideion; auch Paus. 1, 1, 4. 
Lysias in der Rede vneq $>qvvi'%ov 9vyazg6g 
stellt die Weihe der Mädchen vor der Ehe an 
die A. M. mit derjenigen an die Artemis Brau- 
ronia zusammen im Frg. bei Harpokration 
'jQXTivoat, wo auch Krateros von Makedonien 
frg. 17, F. H. G. 2, 622 für die gleiche Zu- 
sammenstellung citiert wird. Daraus wohl auch 
das Schol. Arist. Lysistr. 645 f., welches aus- 
führlich die Gebräuche schildert: die y.qo%&- 
tog- Tracht der 'ituQ&svoi' genannten fünf- bis 
zehnjährigen Mädchen, welche den Tempel- 
dienst vergehen, sowie das al'riov: eine itaQ- 
ftsvog hatte einst mit einer zahmen Tempelbärin 
der Göttin gespielt und war von ihr geblendet 
worden, worauf ihr Bruder im Zorn das Tier 
erschlug; die Göttin befahl zur Strafe dafür, 
dafs jede nÜQ&svog vor der Hochzeit künftig 
die Rolle einer Bärin zu spielen habe. Nach 
anderen war diese Einrichtung die Bedingung 
gewesen, unter welcher allein die Göttin eine 
wegen der getöteten Bärin . gesandte Seuche 
aufhören lassen wolle. Eustath. zu Hont. II. 
B 732 p. 331, 26 ergänzt diese Nachricht mit 
Berufung auf den (Grammatiker) Pausanias mit 
der Modifikation: nicht alle, sondern eine be- 
liebige Tochter eines Atheners habe die Göttin 
als Opfer zur Sühne für die Seuche verlangt. 
Embaros dder Baros (der oben Bd. 1 Sp. 750 
Z. 59 und Sp. 1243 Z. 12 fehlt und darum hier 
behandelt sei) habe in der Absicht, das Priester- 
tum an seine Familie zu fesseln, seine Tochter 
geschmückt und vorgestellt, dann aber heim- 
lich im Allerheiligsten verschwinden lassen und 
statt ihrer eine mit dem (Krokos- ?) Gewand 
geschmückte Ziege geopfert. Seitdem werde 
sein Name ("Efißagög sifit. oder st oder zig ov- 
xoai) sprichwörtlich für einen vovvsxng cpQÖvi- 
jiog (IbI sv%y aotpiaäficvog, Eustath.) gebraucht. 
Darum wohl heifst hier Embaros auch ' Stifter 
des A. -Munichia- Kults', wie in den übrigen 



3227 Munichia Munichos 3228 

Wiederholungen dieser nuQOipia, Hesych., Sui- 3657 ; — 4) Phakia nach Mitt. d. Athen. Inst, 

das, Zonaras 697. Apostolios dagegen (7, 10) 1882, 155 desgleichen. Robert a. a. 0. hält 

und die Appendix Proverb. 2, 54 und Arsen. nr. 2. 3. 4 für Filialen von nr. 1. [Tümpel.] — 

228, 23, 30 (Paroim. gr. 2, 402 Leutsch) lassen 5) Beiname der Athena, Phot. s. v. Movvv%la, 

die Tochter wirklich durch Embaros geopfert wohl Verwechslung mit Artemis. — 6) Beiname 

werden und erklären das 'attische' Sprichwort der Hekate, Orph. Arg. 935. [Stoll.] — [Anecd. 

vielmehr inl zäv nuQttitcaövzwv xat ^cy.rjvözcav, varia ed. Schoell u. Studemund 1, 270, 21. Orph. 

da E. mit seiner Tochter zugleich den Nach- Argonaut. 1080. Lex. Bhetor. in Bekkers anecd. 

wuchs opferte, für den er das Priestertum der 1, 279, 23 = Etym. M. 589, 48. In einem der 
Artemis M. durch jenes Opfer gewinnen wollte 10 von Petrie im Fayum entdeckten Papyri hat 

(vgl. unser: 'den Ast absägen, auf dem man Wilcken, Sitzungsber. d. Arch. Gesellsch. zu 

sitzt'). (Pmayögos hiefs diese Artemis wohl Berlin 1889 nr. 7, 25 f.; vgl. Revue des etudes 

nicht erst seit der Altargründung des Thrasy- grecques 2 (1889) , 423 die Worte eines un- 

bulos im Bezirk der Artemis M. (Clem. Alex. bekannten Periegeten entziffert ev Si zrj Mov- 

Stromm. 1,24 p. 418 B), sondern schon seit der v[t%ü? zb Sia\ ßo-qzöv eaziv 'AQ(zi)fit(äo)e [isqov. 

Schlacht bei Salamis, wo die Göttin als Voll- Auf Münzen von Phygela ist das Haupt der 

mond (itavaeXrjvog) den Griechen günstig ge- Artemis Munychia dargestellt, und zwar nach 

leuchtet (im Herbst) und sich dadurch ein Head, Rist. num. 608 j vgl. Revue numism. 

mit dem Munichienfest im Munichion (April bis frangaise 1853 , 246. Catal. of greek coins in 
Mai) verbundenes Siegesdankfest, später mit 20 the Brit Mus. Jonia p. 228, 1 pl. 24, 1 eine 

Ruderregatta, verdient hatte (Plut. de glor. Krone tragend; dagegen hat Friedländer, Arch. 

Athen. 7 p. 350 A. G. I. A. 2, 471; vgl. den Zeit. 27 (1869), 104 darauf hingewiesen, dafs 

attischen Schiffsnamen (Pcoffqpopos, C. I. A. 2, ihr Haupt statt des Kranzes mit einer Prora 

794 u. ö. und überhaupt Preller-Robert, Griech. geschmückt ist, wie es der Göttin zukommt, 

Myth. 1, 312 2 ). Die Gestalt des Vollmondes die von der Hafenstadt ihren Namen führt 

hatten auch die 'ringsumleuchtenden' Opfer- und die Häfen beschützt. An dem semitischen 

kuchen dfitpitpävtsg oder äväazazoi, die, rings Ursprung des Namens Munichia halten fest 

mit Lichtern besteckt, am 16. Munichion der Mommsen, Heortologie 467. Keller, Volksetym. 

Göttin dargebracht wurden: die Komiker Phi- 229 ff. H. Lewy , Semitische Fremdwörter im 
lemon und Diphilos bei Athen. 14, 645 a . Et. M. so Griechischen 252 f. Zusammenhängend über die 

94, 56. Suidas s. v. Äväazazoi. Pollux 6, 75, Artemis Munichia handelt Wachsmuth, Die Stadt 

nach Eustath. zu Hom. IL 2575 p. 1165 (aber- Athen i. Alterth. 2, 137 ff. ; vgl. auch Wilamowitz, 

mals mit Berufung auf [den Grammatiker] Kydathen 137. Vgl. Munichos. Höfer.] 
Pausanias, die mit der oben erwähnten in Munichios (Movvi%iog), Beiname des Askle- 

Zusammenhang gestanden haben mag): aus pios auf einer Inschrift vom südwestlichen 

Käse, ixalovvzo änö rfkiov xal Gelqvr]g. Ly- Abhang des Munichiahügels, auf der naiaviazccl 

sias hat aufser an der oben angeführten Stelle zov Movvi%Cov'Aayi.lri%iov erwähnt werden, Corr. 

noch an einer anderen diesen Kult gestreift, hell. 14 (1890) 649, 2; es hat hier ein Asklepios- 

13 natu 'AyoQctxQ. 24: ßcauös Movvv%iaaiv . heiligtum gestanden, wie die Untersuchungen 
Das ist entweder der thrasybulische ßcoftoj 40 von Bragatsis, 'Ecprjp. äg%. 1884, 219. 1885, 90; 

<l>u)B(poQov (den A. Milchhöfer, Schriftquellen vgl. dilztov 1888, 132 ff. ergeben haben. In 

110,58 in E. Gurtius, Stadtgeschichte von Athen, dem ebenfalls dort gefundenen Asklepiostorso 

wegen der schlechten Überlieferung Clem. AI. (abg. Athen. Mitth. 17 [1892], Taf. 4) erkennt 

Protr. 1, 24: zov (!) &<oetpÖQov ßiojiög, auf Wolters a. a. 0. 10 eine Darstellung des Askle- 

einen männlichen Heros Phosphoros irrtümlich pios Munichios. [Höfer.] 
deutet, entgegen den Inschriften und dem Munichos, MnnyahoH (Movwxog ; Steph.Byz. 

Schwur vrj ztjv <]>-ov bei Ar ist. Lysistr. 443), Movv%og, wo Xylander Movv- änderte, Meineke 

oder auf einen älteren, vorthrasybulischen der Mcav- vorschlägt; auf e. Vasenbild [s. unt.] Mövi- 

Artemis M. aus der Pentakontaetie. Der Name Z"s), 1) eponymer Heros des athenischen Hafens 
M. ist weder, wie Schwenck (Andeutungen 224) 50 Munychia, der bei Euripides(Hippolyt. 76 l)Mov- 

vermutete, aus fiovvo-vv%iu entstanden (vgl. vi%ov u%zul heifst (Hb. -Cov, corr. G.Hermann; 

Ahrens, Rhein. Mus. N. F. 17, 364), noch wie Schol. = Movvv%iog Xiprjv). Hellanikos nannte 

Franz {Berlin. Jahrb. Dezbr. 1842,960) wollte, ihn (AtthisIIfrg.il. F. H.G. 1,61 aus Harpo- 

barbarisch, schon wegen der gut boiotischen kration. Photios s. v. Movvv%i(äv. Suidas s. v. 

Verkleinerungsendung -t^og, sondern griechisch. Sfißagög stfu und Mavvvxiu ) einen attischen 

— 2) Pygela bei Ephesos hatte ein Heiligtum König, Sohn des Panteukles (Suidas, so auch 
der Artemis Movvi%Ca, Strabon 14, 639, wo die Milchhöfer, Schriftquellen zur Topographie von 
Bemerkung lÖQVfia 'Ayafiiftvovog sowohl die Athen 115, 35 in E. Curtius, Stadtgeschichte von 
Stadt allein angehen als auch das Heiligtum Athen; Photios, Harpokration, Et. M. s. v. Mov- 
mitumfassen kann (wegen des agxzog -Kults 60 vv%iu; Pantakles). Er hatte nach Photios a. a.O. 
von Brauron- Aulis); vgl. Euphorien frg. 81 und Suidas s.v. "Eußagög elfii, die axpa (das 
Meineke (Anal. Alex. 117) aus Schol. Arist. axgorrjgtoj') des Peiraieus inne und war da- 
Lysistr. 646, welcher berichtet, Agamemnon selbst eponymer Gründer des Heiligtums der 
habe die Iphigenie der brauronischen Artemis Artemis Movvv%la (s. d. ), die zuerst durch 
(= MowiiCaT) geopfert; woraus der Scholiast Xenophon (vielleicht auch Lysias) bezeugt ist. 
folgert, nicht eine Hirschkuh, sondern eine Doch ist diese Beziehung des M. zum Artemis- 
Bärin müsse statt ihrer geopfert worden sein. kult von Älteren nicht bezeugt. Der erste 

— 3) Kyzikos hatte eine Artemis M., C.I.G. 'Perieget', Diodoros, der Schriftsteller nsqi 



3229 Munitos Munitos 3230 

dfitHov (üttiköiv), ist nach Preller (Rellanic. 25) tqus onXa yiyavrog, d. i. einen Theseussohn, 
zu erkennen in dem von Ulpian (zu Demosthe- zum Geliebten, also den Munitos auch zum 
nes de coron. p. 73 C) citierten Biodoros, der, Vater, und erzählt, M. sei hervorgegangen aus 
HeUanikos ergänzend, berichtete, M. habe einst einer heimlichen Liebesverbindung (lafrgatov 
die vor den einfallenden Thrakern fliehenden Xi^og), welche seine Mutter zu ermöglichen 
boiotischen Minyer aus Orchomenos aufgenom- gewufst habe. Nachher verlor M. seine Mut- 
men und ihnen Wohnsitze an jener Hafengegend ter L. (s. d.), die lebend, aber von vielem 
angewiesen, die dann von den dankbaren Mi- Weinen abgezehrt, von einem Erdschlund ver- 
nyern nach dem gastlichen Könige genannt sei. schlungen wurde. Die nazqofirjxmQ (Aithra) aber 
Die von Milchhöfer (a. a. 0.) nicht aufgenom- 10 (Theseus' Mutter) nahm sich des Kindleins an 
mene Stelle wurde sonst dem Sikeler Diodoros und übergab es schliefslich seinem Vater. Als 
gegeben, gehört aber als frg. 5 a in des Peri- den Schauplatz der gemeinsamen Jagd und des 
egeten Buch itsgl iivrifiärcov, F. H. G. 4, 657 a, Todes von M. nennt Lykophron Krestone (auf 
und ist von Boeckh (Inschr. v. Thera 1836, 82) Chalkidike). Hegesippos (Milesiaka I frg. 4 aus 
durch Nachweis minyischer Ortsnamen am at- Parthenios 16. F. H. G. 4, 424) nennt Olynthos, 
tischen Ufer gestützt. E. Curtius hat sie (auf hat auch die Erziehung durch Aithra und er- 
Grund des Photios und Suidas) mit der Her- zählt ausführlich von dem Liebesdrang und der 
kunft der Artemis Munychia (s. d.) in Beziehung List der Laodike und ihrer Verbindung mit 
gesetzt. Das Neapeler Vasenbild, Heydemann, dem Theseussohn Akamas, dem Herold der 
Neapler Vasensamml Bacc.Cuman239 (G.I.G. 20 Griechen, der Helena zurückfordert: wie sie 
4 p. XVIII a), zeigt Movixog neben Teithras, sich mit Hülfe der Philobie und des Perseus 
Phaleros (vom Phaleron), Astyochos und Phy- als ein Kebsweib des Königs ausgiebt, um 
lakos (vom attischen Phylakia) als Genossen nach einem Pestmahle in Dardanos den Aka- 
des Theseus im Kampfe gegen die Amazonen mas zu verführen. (Durch den Titel des hege- 
(Töpffer, AU. Geneal. 256). Gegen die von sippischen Werkes verführt, fabelt Ganter im 
v. Wilamowitz (Aus Kydathen 138) behauptete Kommentar zu, Lykophron ed. H. G. Beichard 
thrakische Herkunft des M. wendet sieh Töpffer, 1838 zu v. 499 von einer Reise des M. mit 
Quaest. Pisistr. D.-D. Dorpat. 1886, 149 These 6. seinem Vater nach 'Miletus'!) Tzetzes weifs 
Vgl. Munitos. [Tümpel.] — [Den wahrschein- noch zu ergänzen, dafs M. von der ängstlichen 
lieh vereinzelten Kultus des Heros Munichos 30 Mutter gleich nach der heimlichen Geburt der 
bezeugt die Weihinsehrift . . . 'Em,%äQ(iov Aithra zur Erziehung übergeben sei ; diese sei 
av&qxs Movvl%cp (aus dem Peiraieus), 'Eqpjjft. aus Athen seinerzeit durch die Dioskuren ge- 
äg%. 1884, 192 '= G. I. A. 2, 1541b p. 351, meinsam mit Helena entführt und mit ihr 
Auf einem aus dem Peiraieus stammenden auch nach Ilion gekommen. Bei Ilions Zer- 
Schauspielerrelief (Athen. Math. 1 Taf. 14) Störung habe Aithra dem Akamas die Vater- 
wollte Robert den Heros Munichios neben der schaft zu diesem Kinde eröffnet, und dieser 
Artemis Munichia erkennen, hat diesen Ge- zum Dank sie aus der troischen Gefangen- 
danken aber (Hermes 22, 336) selbst wieder schaft erlöst und nach der Heimat mitgeführt 
fallen lassen. Sohn des Pantakles heilst M. (vgl. zu v. 447). Lykophrons dunkle Darstel- 
auch im Lex. rhet. bei Beklier, An. 1, 271, 24. 40 lung hat zu mehrfachen Mifsverständnissen 
Höfer.] — 2) Sohn des Dryas, König der Anlafs geboten. Aus v. 497 f. liest Tzetzes 
Molosser, ein trefflicher Seher und den Göttern heraus, M.s Tod auf der Jagd werde als An- 
lieb. Über sein Schicksal s. unter Alkandros lafs zu Laodikes Dahinschwinden und Erd- 
nr. 4 (Antonin. Lib.14; gekürzt, ohne Angabe stürz hingestellt und spielt nun in 13 selbst- 
des Namens M. bei Gvid. Met. 13, 717). [Stoll.] gefertigten bissigen Versen Lykophrons frühere 
Munitos (Movvizog), Sohn der (aus der llias Angabe in v. 318 gegen den Dichter aus (vgl. 
als Tochter des Priamos und der Hekabe be- auch zu v. 447), wo die Zerstörung Ilions als 
kannten) Troerin Laodike, wurde, als er mit Anlafs angegeben sei. Tzetzes irrt sich und 
seinem Vater in Sithonia (auf Chalkidike) und interpretiert falsch, wie längst gezeigt, viel- 
den Waldgebirgen Olynths jagte, von einer 50 leicht unter dem Eindruck einer ihm vorlie- 
grofsen Schlange getötet, Euphorion frg. 55 genden abweichenden Mythenform. Zuv. 314ff. 
Meineke (Anal. Alex. 97. 403) aus Tzetzes zu macht ferner Tzetzes die Beobachtung, dafs 
Lykophr. 494 ff. (3 Verse). Nach Meinekes Be- Ks^vvtai of pögoi, nämlich der beiden troischen 
obachtung mufs in Euphorions Darstellung Schwestern Laodike, Mutter des Movvizog, und 
Laodike (auch Munitos) bei Ilions Zerstörung der Killa, Mutter des Movvmnog; denn dort heifst 
durch die Griechen allerlei Unbilden erlitten es : an der durch Laodikes Verschwinden später 
haben, weil Pausanias (10, 26, 8) tadelnd be- berühmten Erdschlucht sei einst infolge von 
merkt, seine Darstellung des Schicksals stimme Aisakos' Ausdeutung von Hekabes weissage- 
nicht mit der des Homeros und Lesches, nach rischem Traume die Thymoitesgattin Killa mit 
welcher Laodike Gattin des von den Griechen 60 ihrem neugeborenen Sohne getötet worden. Es 
verschonteaHelikaonfHomeros), also Schwieger- kann höchstens von einem 'engeren Zusammen- 
tochter des mit Menelaos und Odysseus durch hange ' die Rede sein, in welchen die paral- 
Gastfreundschaft verbundenen griechenfreund- lelen Geschicke beider Mütter gesetzt sind, 
liehen und gerechten Troers Autenor sei. Eu- Irreführend wäre nur der moderne Text; ent- 
phorion folgte eben einer anderen Genealogie, gegen der Überlieferung, welche ausdrücklich 
der bei Lykophron erhaltenen. Dieser giebt im Scholion zu v. 314ff. fünfmal Movvmnog für 
a. a. 0. der 'iSai'a nögig Movvizov roxüg viel- den Killasohn bietet, für Laodikes Sohn -izog, 
mehr den niXiog xov iiÜQipavzog Ix noilrjg ns- schreibt Canter (zu v. 314 f.) beide 'Munippus', 



3231 Munogeneia Murcia 3232 

M. Gh. G. Muller (in seiner Scholien- Ausgabe ciae erwähnen Apul. met. 6, 8 und Tertull. de 
1811) beide 'Mowuos' (mit einer Ausnahme, speet. 8, letzterer gebraucht ebend. 5 gleich- 
die stehen geblieben ist: zu v. 224f.). — Wenn bedeutend damit primae metae; dafs es die 
Plutarchos (Thes. 34) als Vater des M. statt südlichen metae sind, geht daraus hervor, dafs 
Akamas Demophon nennt, so beruht die Ver- nach Tertull. a. a. 0. an den metae Murciae 
wechslung darauf, dafs dieser ebenfalls ein die ara Consi lag, deren Lage an der Südost- 
Sohn des Theseus und ebenfalls nach Kypros ecke des Palatins feststeht; vgl. Becker, Topogr. 
gefahren ist. Movvizog ist nach Eustath. zu 665, 1438); darum hiefs der untere Teil des 
Hom. II. B 494 p. 264, 28 ionische Nebenform Cirkus noch in späterer Zeit ad Murciae (Varro 
zudem (sonst unbezeugten) Movirog. [Tümpel.] 10 de l. I. 5, 154: intumus circus ad Murciae vo- 
Mnnogeneia (Movvoyivsut), Beiname der catur. Elogium des M.' Valerius Volusi f. Maxi- 
Persephone als des einzigen Kindes der De- mus CLL. 1,1* p. 189 elog. 5: sellae curulis 
meter, Ap. Bhod. 3, 847 (koi5p?j fi.) und Schal. locus ipsi posterisque ad Murciae spectandi 
(daioa fi. wie im c. Guelf.). [S. H. de la Tille caussa datus est, vgl. Fest. p. 344: [in drec- 
ke Mirmont, Bev. des etudes gr. 4 (1891) p. 309 projxime sacellum MurfciaeJ; die ganze Nie- 
— 313, ' der in der Göttin Hekate erkennen derung zwischen Palatin und Aventin meint 
will. Drexler.] Orph. hymn. 29, 2 und frg. 185 IAv. 1, 33, 5: multis milibus Latinorum in civi- 
Abel bei Prodi, in Tim. 2 extr. p. 139, 9. [Stoll.] totem aeeeptis, quibus, ut iungeretur Palatio 
Munthuch (mun&u%), etruskischer Name einer Aventinum, ad Murciae datae sedes) und die 
dienenden Göttin auf vier Spiegeln. Bei der 20 gesuchte Ausdrucksweise des ausgehenden 
Schmückung der malavis% (s. d.) ist sie be- Altertums liebte es, das ganze Cirkusthal als 
schäftigt, Fabretti, C. I. I. 2475; den hercle Murcia vallis zu bezeichnen (Symm. relat. 9,6: 
= 'HgKX/1% bekränzt sie, in Gegenwart der fremitum Murciae vallis exponere atque illam 
menrva und turan = 'AcpQoditrj, in der Linken quadrigarum distributionem. Claudian. de cons. 
trägt sie noch eine Salbenbüchse, Tänien hän- Stilich. 2, 404: ad caelum quotiens vallis tibi 
gen an ihrem Arme, auf einem Spiegel unbe- Murcia ducet nomen Aventino Pallanteoque re- 
kannter Herkunft in Berlin, s. Gerhard, Etr. cussum; vgl. Serv. Aen. 8, 636). Die Darstel- 
Sp. 3, 156 t. 165. Braun, Tages. Welcher, Bh. lung des römischen Cirkus auf dem Relief von 
Mus. 6, 635. Fabretti, 0. 1. 1. 2487. Auf einem Foligno {Ann. delV Lnst. 1870 tav. L M) zeigt 
figurenreichen Spiegel unbekannter Herkunft so an der den Carceres gegenüberliegenden Seite 
in St. Petersburg erscheint sie als Jugend- rechts von den unteren metae in der Arena 
liches geflügeltes Weib mit nacktem Ober- selbst ein von einem Baume beschattetes 
körper, den Überwurf um die Hüften ge- kleines Kapellchen mit dem Bilde einer weib- 
schlungen, mit Stirnband, Ohrgehänge, Hals- liehen Gottheit; ein entsprechendes sacellum 
band und Schuhen, in den Händen Salbenbüchse zeigt die Wiedergabe des Circus maximus auf 
und Scheitelstift, wohl um turan = 'Acp^oSCrr] Münzen des Trajan und Caracalla (J. Fried- 
zu schmücken, s. Bull. 1859 p. 35. Boulez, Ann. länder, Abhandl. d. Berlin. AJcad. 1873, 68 f.), 
34 = 1862 p. 177. Mon. ined. 6 — 8 pl. 59, 1. nur dafs dasselbe hier nicht die unmögliche 
Gerhard, Etr. Sp. 4, 56 t. 322. Fabretti, C. 1. 1. Lage mitten in der Rennbahn hat, sondern in 
2494 bis t. 44 (Tz. Spl. 396); der Name lautet 40 die Sitzreihen des Zuschauerraumes eingebaut 
hier mun&%. Endlich tanzt sie, vollständig ist. C. Zangemeister (Annali d. Inst. 1870, 245 f.) 
bekleidet und geputzt, auch mit Armringen, und J. Friedländer (a. a. 0. 69) haben hier das 
eine Taube über dem Haupte, mit einem Satyr Heiligtum der Murcia erkennen wollen, doch 
%elcpun (s. d.) auf einem Spiegel von Viterbo macht Hülsen (Diss. d. Pontif. Accad. Born. 
der Sammlung Meester de Eavestein; s. Bull. di Archeol. ser. 2 t. 6 p. 267) dagegen mit riecht 
1859 p. 10. Gerhard, Etr. Sp. 4, 45 t. 314. geltend, dafs wir auf diesen stark abgekürzten 
Fabretti, C. I. I. 2054 ter ; vgl. Gl. I. col. 1195. Bildern des Cirkus die Wiedergabe eines, so 
Corssen, Spr. d. Etr. 1, 242 ff. t. 6; 338 ff. , der kleinen sacellum kaum erwarten dürfen. Über 
den Namen =lat.*»m»tt?oai zu mundus „Schmuck" das ursprüngliche Wesen der Göttin Murcia, 
setzt, während ich ihn als Part. Praes. = mun- 50 deren Dienst offenbar längst verschollen war, 
dan(t)-s „schmückend" auffasse; s. mlacu% und befand man sich in historischer Zeit völlig im 
Bh. Mus. N. F. 39, 145. Etr. Fo. 7, 33. Progr. Unklaren und erschöpfte sich in Vermutungen, 
v. Buchst«. 1885 p. 26 ; Bugge dagegen (Etr. Fo. unter denen am meisten Anklang diejenige fand, 
11. St. 4, 44. 83. 88. 145) erkennt in ihr „die welche in Murcia eine Umbildung aus ur- 
Schenkende", verwandt mit lat. münus. sprünglichem Myrtea sah (Plin. n. h. 15, 121: 

[Deecke.] Veneri Myrteae, quam nunc Murciam vocant. 

Munychla s. Munichia. Plut. Qu. Born. 20: rjv vvv Movqxiccv 'AtpQo- 

Mnnychos s. Munichos. dhrjv iiaXovei, MvQtiav xö naXaibv tbg üoihsv 

Murcia, altrömische Göttin, welche eine mvöpafcov; vgl. Serv. Aen. 8, 636) und unter 

Kapelle (ara vetus, Plin. n. h. 15, 121 ; sacel- 60 Voraussetzung der griechischen Vorstellung 

lum, Varro de l. I. 5, 154. Fest. p. 344. Paul. von der der Aphrodite heiligen Myrthe Mur- 

p. 148; fanum, Serv. Aen. 8, 636; aedem, Ter- cia als Venus auffafste (Venus Murcia nennen 

tull. de spect. 8) im Cirkusthale zwischen Aven- sie Varro de l. I. 5, 154. Plin. n. h. 15, 121; 

tin und Palatin besafs, und zwar an der Seite Movq-hCu 'AtpQoäitri Plut. Qu. Born. 20; deam 

des Aventin (Paul. p. 148 : Murciae deae sacel- amoris Tertull. de spect. 8 ; Verwirrung bei 

lum erat sub monte Aventino, qui antea Murcus Serv. a. a. 0.: alii quod fanum Veneris Verti- 

vocabatur; vgl. Serv. a. a. 0.), an den unteren, cordiae ibi [in der M urcia vallis] fuerit, circa 

südlichen metae der Rennbahn (die metae Mur- quod nemus e murtetis fuisset, immutata littera 



3233 Mus Musagetes 3234 

Murciam appellabant) ; andere deuteten sie als Sehol. Pind. Pyth. 5, 24. Hinter, or. 11, 3 
eine Göttin der Erschlaffung und Unthätigkeit, p. 577 Wernsdorf. Anecd. varia ed. Sehoell 
quae praeter modum non moveret ac faceret ho- et Studemund 1, 267, 29. Als Musagetes ist er 
minem murcidum id est nimis desidiosum et ndarjg natdatag aq^mv , Luc. de hist. conscr. 
inactuosum (Pomponius bei Augustin. c. d.&, 16; 15, und ou äpitpl itaCSsvaiv opfern aufser den 
vgl. Arnob. 4, 9. Serv. a. a. 0.), oder leiteten Musen, der Mnemosyne und dem Hermes auch 
den Namen von Murcus, angeblich einer äl- dem Apollon M., Arrian. de ven. 34; vgl. 
teren Bezeichnung des Aventins, her {Paul. Flut. Qu. c. 9, 3, 1 ^ ivvsag .. . raig Movemg, 
p. 148. Serv. a. a. 0.; vgl. dazu Jordan, Rom. r\ Se sßdopag tä Movar\yirn nqoa-nsyilriQwrat. 
Topogr. 1,1, 194 Anm. 70 und bei Preller, 10 Apollon M. erscheint auf Vasen (Sp. 3244), in 
Rom. Myth. I 3 , 438f. Anm. 3). Uns fehlen für Statuen (Sp. 3281) und auf Münzen: von Imbros, 
eine Entscheidung alle Voraussetzungen; zu Head, Hist. num. 226, von Mesembria; Head 
betonen ist aber, dafs der offizielle Sprach- S. 237. Catal. of greeh coins of the Brit. 
gebrauch nur eine Göttin Murcia, nicht eine Mus., Thrace 133, 13; auf einer Münze des 
Venus Murcia kennt, die erst der Deutung zu Satrapen Mo Ion, Catal. of greek coins etc. 
Liebe kombiniert wird. Es ist daher verfehlt, Seleucid. hings of Syria 30, 1 pl. 10, 1. Vgl. 
wenn man die auf den im Jahre 459 = 295 Museios. [Aber von Musen ist auf diesen 
von Q. Fabius Gurges gelobten Tempel der Münzen nichts zu sehen. Die Attribute Schale 
Venus Obsequens (s. Aust, De aed. sacr. pop. R. und Leier oder Leier und Plektron, welche 
p. 12 nr. 20) bezügliche Notiz der Fasti Val- 20 Apollon auf ihnen führt, berechtigen noch 
lenses zum 19. August Veneri ad circum maxi- nicht dazu, ihn als Musagetes zu bezeichnen. 
mum (vgl. Fest. p. 265: eodem autem die Ve- Vor drei Musen spielend ist der Gott dar- 
ben templa sunt consecrata, alterum ad circum gestelltaufeinemrömischenMedaillonHadrians, 
maximum, alterum in luco Libitinensi, quia in Overbeck, Apollon p. 300 nr. 15; p. 306, Münz- 
eius deae tutela sunt liorti) auf das Heiligtum tafel III, 28 nach Grueber, Roman Medallions 
der Murcia bezieht (Preller, Rom. Myth. 1, 441. in the Brit. Mus. p. 5. 14 pl. V, 2. Drexler.] 
Mommsen, C.L.L. 1, l s p. 325. Gilbert, Gesch. — 2) Auch Dionysos heilst M. auf einer 
u. Topogr. d. Stadt Rom 1, 238 f. Anm. 4; 3, Inschrift aus Naxos: uymvo&t-TriGuq rcäv (isyü- 
91, 1 ; dagegen Wissowa, De Yeneris simulacris leov Aiovvaimv 4iovvaco(i) Moveayhri(i), Arch. 
Romanis p. 7 f.): dafs diese in der offiziellen so epigr. Mitth. a. Österr. 13 (1890), 179, 4; vgl. 
Sprache des Kalenders schlechthin als Venus Paus. 1, 2, 5: Jiövvaov Sh rovtov nalovai. 
bezeichnet wurde, ist unmöglich, abgesehen Mglnöfisvov snl Xöym tgiääs, £<p' bnoimnsQ 
davon, dafs die Gründung der Kapelle der 'AmoiXtavu Movarjyhrj'v. Über die Verbindung 
Murcia in eine Zeit fällt, der die Aufzeich- des Dionysos mit den Musen vgl. Hermes 31 
nung und Begehung der Stiftungstage noch (1896), 376f. 387. 426. — 3) Die Inschrift auf 
fremd war, und das Heiligtum nur ein sacellum dem Relief bei Boissard 4, 63 (vgl. C. I. G. 
ist, während die in den Pasten verzeichneten 3, 5987 'ffgaxiij rä Movcayrirtj Mrjvöipilog} 
natales templorum sich auf die aedes sacrae verdient nach Hen'zen bei A. Klügmann, Her- 
beschränken. Jeder Begründung entbehrt end- eules Musarum, Commentat. philol. in honor. 
lieh die Vermutung A. Klügmanns (Zeitschr. 40 Mommseni 262 Anm. 1 ebensowenig Glauben, 
f. Numism. 5, 1877, 67), welcher die auf den wie die Inschrift bei Gruter 1013, 4 Herculi 
Denaren des C. Renius (Mommsen, Rom. Münzw. Pacifero et Musis. Der römische Rhetor Fu- 
519, 95. Babelon, Descript. des monn. de la re- menius berichtet jedochin seiner Rede prorestau- 
publ. Rom. 2, 399 nr. 1) erscheinende, auf einer randis scholis Augustodunensibus 7, dafs Fulvius 
von Böcken gezogenen Biga stehende Göttin als Nobilior auf dem Circus Flaminius eine aedes 
„Venus Murcia" deuten möchte, für welche die Herculi Musarum gestiftet habe nicht aus per- 
'AcpQoäirrj imtgayia (vgl. Preller-Robert, Griech. sönlicher Neigung für schöne Wissenschaften, 
Myth. 1, 381) das Vorbild abgegeben habe; sondern weil er als Prokonsul in Griechenland 
s. dagegen Wissowa a. a. 0. 4f. [Wissowa.] — er hatte Aitolien als Provinz — gehört 

Mus (mus), etruskischer Name der Movaa, 50 habe Heraclen Musageten esse, id est 

am Griffe eines Spiegels von Vulci im Vati- comitem ducemgue Musarum; die Stand- 

kan, unklarer Darstellung; s. Braun, Bull. bilder der neun Camenen (Musen) aus der 

1836 p. 171. Ann. 23 = 1851 p. 151 t. L. Mus. Beute von Ambrakia habe er gewissermafsen 

etr.Vat.l t. 23. Fabretti, C.L.L. 2141. Corssen, unter den Schutz dieses Herkules gestellt, 

Spr. d. Etr. 1, 374. Bugge, Mr. Fo. u. St. 4, quia mutuis opibus et praemiis iuvari ornarique 

13 ff.; 232. [Deecke.]_ deberent: Musarum quies defensione Herculis 

Musagetes (Movaaystrjg), Musegetes (Movarj- et virtus Herculis voce Musarum; ebenso er- 
ystrjg). 1) Beiname des Apollon, des „Musen- wähnen die von Fulvius gestiftete aedes Her- 
führers": tovt(ov [seil. Mova&v] riyilodca zbv culis Musarum Macrob. Sat. 1, 12, 16 und 
'Anölliova Xeyovaiv, aep' ov val Movanysrriv 60 Serv. ad Verg. Aen. 1, 12. Ausführlich han- 
avrov <ovop,üo&ai Diod. Sic. 1, 18. Apollo . . apud delt über den Hercules Musarum Klügmann 
Graecos Movaayszrig, id est Musarum prin- a. a. 0. 262—267, der auch die Darstellungen 
ceps dictus est, Mythogr. Lat. 3, 8, 19 p. 211 des leierspielenden Herakles aufzählt; er kommt 
ed. Bode, Orph. hymn. 34, 6. Pind. frgm. 12 zu folgendem Resultat: Herakles ist nicht 
(82) Schneidewin (6 Moieayitag). Aristid. or. Musagetes; wo Herakles leierspieleiid dar- 
1 p. 2. Dindorfor. 4 p. 47 or. 47 p. 435. gestellt ist, spielt er vor den Göttern und weilt 
Philod. 7tsQi evesß. 11 Gomperg. Strabo 10, selbst schon als Gott im Olympos; die Ge- 
468. Paus. 1, 2, 5. Plut. quaest. conv. 9, 14, 1. meinschaft des leierspielenden Herakles und 
Röscher, Lexikon der gr. u. röm. Mythol. II. 102 



3235 Musaios Musaios 3236 

der Musen erklärt sieh aus dem Umstand, dor. Sie. 4, 25, 1. Serv. z. Verg. Aen. 6, 667. 
dafs die Musen gleichfalls Göttinnen sind. Vgl. Cassiodor. var. epist. 2, 40, Als seine Vor- 
jedoch dagegen ob. Bd. 1 Sp. 1 Sp. 2970 ff. [Höfer.] fahren werden Euphemos, Ekphantos und Ker- 
Musaios (Movaaiog), 1) "eine blasse mythische kyon (vgl. hq£ko> ein Saiteninstrument spielen) 
Gestalt, ohne persönliche Sagenschicksale, angeführt (Suid. s. v. Movaaiog. Eudoc. 690 
eigentlich nur die Individualisirung der den S. 303). ; Um aber die Zauberkraft seiner Ge- 
Musen beigelegten Kräfte und Fähigkeiten, sänge (ircmSai, xQV<!p<odtai , Y-axäSsapoi, tta- 
darum auch überall da lokalisiert, wo Musen- dägoia, xqrjafiol, Intj, ituqalvoeig, tslirai', 
kult heimisch ist, so vor allem in Pierien am nadagiioi, Herodot 8, 96. 9, 43. Plat. de rep. 
Olympos, von wo er mit den Thrakern nach 10 2 S. 364 E. Protag. 8 S. 316 D. Philoch. fr. 200 
Boiotien'an den Helikon gewandert ist' (s. bei d. Schol. z. Arist. Ran. 1033. Paus. 10, 
Toepffer, Attische Genealogie 38), erscheint 9, 11. 10, 5, 6 u. s. w.), die auch die ( Heilung 
namentlich als ein Vertreter des priester- von Krankheiten herbeiführten (i£axeesig vo- 
lichen Weihe- und Sühnungsgesanges bei amv Arist. a. a. 0.; über Heilung durch Tanz 
den attisch-eleusinischen Mysterien, als deren und Musik s. Rohde, Psyche S. 336 ff.), my- 
Stifter er deshalb selbst zuweilen bezeich- thisch zu begründen, bezeichnete man die 
net wird (Prokl. zu Plat. Tim. 1 S. 61. alles Zauberwesen beherrschende Mondgöttin 
Tertull apol. 21 S. 205 Oehler). Daher gilt Selene oder Mene als seine Mutter (Epimeni- 
er häufig als Athener (Euripid. Rhes. 946. des fr. 5 Kern. Plato a. a. 0. Philoch. a. a. 0. 
Paus 10 12 11; vgl. die auf Attika bezüg- 20 Hermesian. bei Athen. 13, 71 S. 597c. Orph. 
liehen Orakel bei Herodot 8, 96 u. Paus. 10, fr. 4, 3. 6, 3. 6, 3 Abel. Serv. Verg. Aen. 6, 667. 

9 11); er sollte auf dem Musenhügel gesungen Prokl. in Tim. 326 C S. 792 Sehn. Suid. s. v. 
haben und an Altersschwäche gestorben, hier Movaaiog und gleichlautend Eudocia 690 S. 
(Paus 1, 25, 8; vgl. Anth. Pal. 7, 615) oder 303, wo nach Boscher, Selene S. 101,412, statt 
im Phaleron (Grabschrift beim Schol. z. Arist. 'E*eVijs wohl ä^tjs zu schreiben ist, vgl. 
Man 1033 u. Diog. Laert. 1, 3) begraben sein; Orph. Arg. 310. Lobeck, Aglaoph. 8. 454). 
oder er stammt aus dem nahen Eleusis (Ari- Zudem hat sie auch bei den mystischen Dar- 
stox bei Harpokr. s. v. Suid. s. v. Eudoc. 690 Stellungen in Eleusis sicher eine gewisse Rolle 
S. 303), ist dort Hierophant (Diodor. 4, 25, 1; gespielt (Euseb. praep. ev. 3, 12, 3. Boscher 
vgl Orph Arg. 308 f.) oder wohnt wenigstens 30 a. a. 0.). Dagegen erzählt Paus. 10, 12, 11 
dort (Aristid. w. 19 Bind. 1 S. 415), während in seinem Bericht über die Korykische Höhle, 
ihn andere nach Aristox. bei Harpokr. Strabo Musaios habe die Sehergabe, wie viele an- 

10 3 17 S. 471. 16, 2, 39 S. 762. Eustath. z. dere, von den Nymphen erhalten; noch als 
IL 2 ' 596 S. 299 in Angleichung an Orpheus Verstorbener sollte er an seinem Grabe im 
zu einem Thraker machen. So wird er zu Phaleron Heilmittel für Krankheiten anzeigen 
dessen Schüler, Nachahmer, Freund oder Zeit- (Schol. z. Arist. Ran. 1033), so dafs er hohe 
genossen (Ewip. Bhesos 945. Plato de rep. Verehrung genofs (Tertull. de amma 2 S. 559 
2 S. 364E. Paus. 10, 7, 2. Aelian v. h. 14, 21. Oehl.). 

Euseb pr ev 10, 11, 18. Orph. Arg. 308. 858. Seine Gattin ist Deiope (s. d.) oder Antiope, 
1191. 1347. Euche 1. fr. 4, 3 Abel. Orph. fr. 40 eine Eleusinierin, Hierophantin der Demeter 

bei Tzetz Chil. 12, 149. Serv. z. Verg. Aen. (Ps.-Aristot. Mirab. ausc. 131. Paus. 1, 14, 1), 

6 667 G Synkell. S. 290, 7 ed. Bindorf. Suid. welche er nach ihrem Dahinscheiden besang 

MoveaCog. Eudoc. 690 S. 303) und erhält (Hermesian. bei Athen. 13, 71 S. 597 d). Hie 



v. 



nach dessen Tode seine Lyra (Schol. z. Arat. und da erscheint Eumolpos als sein Sohn 

Phaen 269. Maafs, Orph. S. 138). Als Lehrer (Andron. in d. Schol. z. Soph. O. 0. 1046. 

des Orpheus bezeichnete ihn Clem. Alex. Strom. 1 Schol. z. Bemosth. 22, 27 u. zu Aeschm. in Ctes. 

S 332BSylb.; vgl. Suid. und Eudok., der ihn 18. Biog. Laert. proem. 3. Marm. Par. 15, 

zwar Schüler des Orpheus, aber älter nannte. 28 in F. H. G. 1 S. 544 f. Suid. s. -v. Ev,ioi.- 

Gleich ihm gilt er zugleich als vorzüglicher jios u. MovaaCog. Eudoc. 690 S. 303; vielleicht 

Tänzer weil mit den auf beide zurückgeführten 50 auch Plato de rep. 2 S. 363 C, s. Preller, Gr. 

Weihen immer auch heilige Tänze verbunden Myth. s 2, 492, 5. Bergk, Gr. Liter aturg. 2, 

waren (Lukian n. 6q%. 15). Denselben Sinn 80, 23. Toepffer, Attische Genealogie 26 f. 37 t. 

hat es wenn man ihn zu einem Schüler des Maafs, Orph. S. 110f.), und Homer gilt als 

Sängers Linos macht (Vasengemälde, s. 0. Bd. 2 sein Nachkomme (Gorg. Lernt, und Bamast. 

Sp. 2063, 22), und sowohl sein Name — Musen- bei Prokl. vita Hom. S. 25 und Vit. Hom. 

mann Sänger f- als seine Abstammung beruht cod. Madrit. ed. Iriart. S. 233 in d. F. H. G. 

durch'aus luf dieser durchsichtigen Allegorie. S. 66, 10). Zum Erfinder des daktylischen 

Sein Vater ist Antiphemos (oder Antiophemos), Versmafses (Bemokr. bei Mall. Theod. metr. 

der Vertreter des wechselnden oder beglei- 2 S. 19 in d. F. H. G. 2 S. 70, 10) wird er 

tenden (ävtiwcavetv) Gesanges (Paus. 10,5, 6. 60 wegen der gewöhnlichen Form der ihm zu- 

12 11 Andron. in den Schol. zu Soph. 0. C. geschriebenen Sprüche (vgl. Linos 0. Bd. 2 

1046 Orph Arg 308. Suid. s. v. Eudoc. 690 Sp. 2066, 20); die Sage aber, dafs ihm Boreas 

S 303) oder Eumolpos, der Sänger (Strabo die Kunst des Fliegens verliehen habe (Ono- 

10 3* 17 S 471) überhaupt, (Philoch. und die makrit. bei Paus. 1, 22, 7), ist wohl mit der von 

Grab'schrift bei dem Schol. Arist. Ran. 1033 Abaris (Herodot 4, 36. Lobeck, Agl. 314 p. 

in d F H G. 1 S. 416 fr. 200. G. Synkellos Bergk, Gr. Lit. 2, 79, 16) verwandt und er- 

S 296 8 ed. Bindorf; vgl. Etym. Magn. funden, um ihn als zaubergewaltig zu charak- 

393 29) oder endlich wieder Orpheus (Bio- terisieren. Lobeck, Agl. S, 311 sucht diese 



3237 



Musaios 



Gabe desj Boreas dagegen durch die Verwandt- 
schaft deb Musaios mit Eumolpos und dessen 
Mutter, der Boreade Chione (s. d.), zu begründen. 
In der Pinakothek auf der Akropolis be- 
fand sich unter den Gemälden das Bild des 
Musaios {Paus. 1^22, 6 f.), erhalten sind Dar- 
stellungen desselben aber nur auf Vasen neben 
den Musen (s. d.) und seinem Lehrer Linos 
(ob. Bd. 2, 2063, 22). Auf der schönen rot- 
ngnrigen Amphora aus Vulci in London (Welcher, 
A. D. 3 Tf. 31 S. 462 ff. Mon. d. I. 5, 37) er- 
scheint er als Jüngling in der Chlaena; in d. L. 
hält er die Schildkrötenlyra, in d. B,. einen 
Lorbeerzweig, und mit Lorbeer ist auch sein 
Haupt bekränzt. Ihm gegenüber sitzt Terpsichora 
und hinter dieser steht,Mele(t)osa (s. d.) mit der 
Doppelflöte (s. Abb.). Über andere Vasenbilder, 



Musen (Litteratur, Bedeutung) 3238 

führten Giganten, der zu den Göttern überging 
Biodor 5,71. M. Mayer, Gig. u. Tit. 45 ; der Name 
Musaios kehrt wieder bei lo. Tzetz. Theog. 74 
(Abh. d.^ Berl. Akad. 1840, 150). [Höfer.] 

fflnseios (Movosiog), Beiname des Apollon 
auf einer Inschrift aus Megara, Lebas 2, 25. 
Dittenberger, Inscr. Graec. Megaridis Oropiae 
etc. 36. Vgl. Musagetes. [Höfer.] 

Musen (Movaai; etrusk. Mus; s. d.)*). 
10 Litteratur. Über das Mythologische: 
H. Deiters, Über die Verehrung der Musen bei 
den Griechen. Bonn 1868. Rüdiger, D. Musen. 
Leipz. 1875. Über das Kunsthistorische : O. Bie, 
Die Musen in d. ant. Kunst. Berlin 1887.**) 
Monographieen werden am betreffenden Orte 
citiert werden. Die vorangehende Litteratur ist 
in den genannten Werken aufgeführt. 



auf denen ein Dichter mit Musen verbunden 
ist, vgl. Bie, Die Musen in der antiken Kunst, l - Grundbedeutung. 

Berlin 1887 S. 13 ff. und unten dessen Artikel 20 » Weder die monumentale noch die littera- 
Musen Sp. 3244 f. Derjenige Musaios, welcher rische Überlieferung vermag uns bis an den 
als Thebaner und Sohn des Thamyras 
(= Thamyris, s. d.) bezeichnet wird, 
ist gewifs nur als Nebenform des atti- 
schen Sängers zu betrachten, wie ja 
auch der dritte Gesang der dem 
Musaios zugeschriebenen Theogonie 
die thebanischen Sagen behandelte 
(Bergk, a. a. 0. 2, 80). 

Die eingehende Betrachtung der 
dem Musaios zugeschriebenen Dich- 
tungen gehört in die Litteraturge- 
schichte. Es waren wohl hauptsächlich 
alte, zunächst namenlos überlieferte 
Produkte der attisch- eleusinischen 
Volks- und Priesterpoesie, wie beson- 
ders der von Paus. 1, 22, 7. 4, 1, 5 
als allein echt bezeichnete Hymnus 
auf Demeter und die Spruchgedichte 
(Xvasig, tslsrai, xa&aQiJLOi), auf welche 
Plato de rep. 2 S. 363 f. Bezug nimmt 
(vgl. Toepffer a. a. 0. 209, 4). Schon - 
Eugammon von Kyrene sollte um Ol. 
53 die Thesprotis des Musaios in seiner 
Telegonie benutzt haben (Paus. 8, 12, 5. 
Clem. Alex. Strom. 6, 628 B ed. Sylburg). 
leicht aber befanden sich darunter auch einzelne 
wirkliche Fälschungen (Paus. 1, 22, 7), die ihm 
als berühmtem Sänger der Vorzeit von Spä- 




Mele(t)osa, Terpsichora, Musaios auf einer Vulcenter Vase in 
London (nach Welcher, Ä. Denhm. 3 Taf. 31). 



Viel- 



Urquell dieser Göttergruppe zurückzuführen, 
sondern nur eine gewisse Psychologie des 
Sprachgefühls. Denn die ältesten bildlichen 
Darstellungen reichen nicht in diese früheste 
teren untergeschoben wurden, denn im Volke 50 Zeit hinauf, und die Litteratur giebt uns ge- 
galten Orpheus und Musaios, wie zu des Ono- rade ein umgekehrtes Bild der richtigen Ent- 



makritos (Lobeck, Agl. S. 310), so noch zu 
Piatos Zeit durchaus als Vorgänger des Homer 
und Hesiod (Plato, Apol. 32 S. 41 A; vgl. 
Bergk, Gr. Lit. 1 S. 391ff. 401. 2, 78f. Suse- 
mihl, Gesch. d. gr. Lit. i. d. Alexandrinerzeit 
1, 378), obwohl bereits Herodot (2, 53) die 
Echtheit der ihm zugeschriebenen Werke be- 
streitet. Wegen des Inhalts der Dichtungen 



wicklung. Der Begriff Musa hat bei den an- 
tiken Schriftstellern zwei Bedeutungen: eine 
objektive und eine subjektive. Objektiv ge- 
nommen heifst er: das konkrete Lied, oder 
der Gesang, oder die Musik, Wissenschaft, 
Bildung als thatsächlicheB Ding. Subjektiv 

*) Hinsichtlich der Etymologie und Bedeutung des 
Namens Movoa (= urgriech. *ftovtta; vgl. lesb. fioiaa) 



Wird er XQV^Oloyog (Sophokl. b. Schol. Z. AriSt. 60 3 . Brugmann, Indogerm. Forsch. 3, 253«., nach welchem 

Ran. 1033) und frtocpQaSrig (Orph. b. Tzetz. 
Chil. 12, 149), wegen der Anmut des Ausdrucks 
Xaqirmv rjgai'os (Hermesian. b. Athen. 13, 71 
S. 597 d) genannt. Vgl. auch Mullach, Frgm. 
philos. Gr. 1, 158 ff. Kinkel, Frgm. Epic. Gr. 
1, 2 18 ff. Otto Gruppe, Die griech. Oulte u. 
Mythen 1 S. 629 ff. [Steuding.] 

2) Musaios, einer der von Mylinos (s. d.) ge- 



IVLovoa — *fiov?ia mit fiavia (Verzückung, Käserei), 
/uävttg (Verzückter, Prophet) verwandt ist und ursprüng- 
lich „die geistige Erregung des epischen Sängers, die 
Begeisterung und Inspiration bedeutete, wie sie der im- 
provisierende aotdög bei seinem Vortrag nötig hatte". Das 
stimmt augenscheinlich ausgezeichnet zu der oben von 
Ute vorgetragenen Auffassung der Musen. [Röscher.] 

**) Neu Hinzugekommenes ist hier ausführlicher be- 
handelt. 

102* 



3239 Musen (Bedeutung) Musen (Kult in Pierien u. am Helikon) 3240 

bedeutet er: Die Fähigkeit zu allen diesen tinnen bereits als Bewohnerinnen des Olymps, 
Betätigungen, die geistige Erregung, den wie sie den Namen TIisQ^Ssg von der Völker- 
dichterischen oder wissenschaftlichen Drang (s. schaft der „pierischen Thraker" haben, die 
Sp.3238*). DerZufallwilles, dafs die subjektive stets als äufserst musisch begabt betrachtet 
Bedeutung des Begriffs in der Litteratur(.Ett)\2Vo. wurde und am Olymp, der in Pierien lag, auch 
120. Aristoph. Nub. 1030. Plato, Grat. p. 428 C. den ersten Musenkultus eingerichtet haben wird. 
De leg. p. 829) später vorliegt als die objektive Hesiod (Theog. 53 ff.) läfst daher die Musen dort 
(Od. 24, 62. Hymn. auf Hermes 447, Pan 15), geboren sein. Speziell werden Pimplea und 
während eine dritte Anwendung desselben Leibethron als Orte des Kultus genannt; in 
Wortes, die persönliche, auf eine Göttin be- 10 der Nähe vom Pimplea flofs der Helikon, wie 
zogene, bekanntlich schon im allerältesten man den Baphyras in seinem oberen Laufe 
Vers des gesamten griechischen Schrifttums nannte (Paus. 9, 30, 8); an derselben Stelle 
überliefert ist. Das allgemeine Sprachgefühl lag später Dion, wo Archelaos von Makedo- 
sagt es uns aber, dafs der Begriff nicht an- nien den alten Musenkult wiederherstellte (vgl. 
ders, als zuerst subjektiv, dann objektiv Deiters S. 8). Die Zahl der Musen war hier 
und persönlich gebraucht worden sein kann. möglicherweise schon drei; Namen wissen wir 
Denn nur wenn man mit Musa zuerst den dich- nicht. Die Genealogie gab ihnen sicher Zeus 
terischen Drang meinte, konnte man darauf zum Vater, wie es Homer und alle älteren 
kommen, das Wort im späteren Verlaufe (der Epiker thun. Mnemosyne tritt zweifellos erst 
ja so viele Analoga hat) sowohl auf eine Götr 20 viel später als Mutter hinzu. Die übrigen will- 
tin als auf ein Concretum zu übertragen. Da- kürlichen Genealogieen (Alkman nennt Uranos- 
her auch die eine Göttin, welche als TJrmuse Gaia als Eltern, Mimnermos leitet sie teils von 
an der Spitze der ganzen Entwicklung steht Uranos, teils von Zeus ab) haben für die äl- 
und sich weiterhin ebenso selbständig für sich teren Hauptkulte kaum eine Bedeutung, nicht 
ausgebildet hat, wie die parallelen Begriffe einmal die eines Kompromisses verschiedener 
der subjektiven und der objektiven Musa. im Kulte vorkommender Versionen; sie sind 
Diese lassen wir nun beiseite und verfolgen nur Spielereien dichterischer Phantasie, wie 
nur den Zweig der „persönlichen" Musa. Wie Eumelos Apollon den Vater der Musen nennt, 
sich dieselbe langsam aus der Vorstellung des Epicharm als ihre Eltern Pieros und Pimplea 
„Begrifflichen" herausgebildet hat, darüber 30 anführt, Euripides Harmonia zu ihrer Mutter 
belehren uns die homerischen Gedichte sehr macht, Arat sie teilweise von Zeus und Plusia 
instruktiv. In den meisten Fällen schwebt sie ableitet. So schweben auch ihre an sich un- 
dem Dichter als ein nebelhaftes Wesen vor, zweifelhaften Beziehungen zu Nymphen oder 
das zwar eine Art Personifikation des subjek- mantischen Wassergottheiten völlig im Dnnkel, 
tiven Begriffs Musa bedeutet, aber von indivi- worüber man Deiters S. 12 ff. sehr vorsichtig 
duellem Leben keine Spur hat. Der sprach- vergleiche. Die pierischen Musen kann man mit 
liehe Begriff beginnt sich unklar zu einer Sicherheit nur einfach als Zeustöchter auffassen, 
bestimmten Figur zu verdichten, die schützend Von Pierien verbreitete sich der Kult weiter, 
über dem Dichter schwebt — ein echter Pro- Zunächst nach dem Helikon in Boiotien, wie 
zefs der im Schofse des Volkes gärenden 40 in historischer Form von Strab. 10 p. 471 über- 
mythologischen Phantasie. Wenn der Dichter liefert wird, in mythischer Form von Paus. 9, 29. 
(11. 2, 491. 11,218. 14,508. 16,112) bereits Thraker selbst übertrugen den Kult bei Gelegen- 
ausruft: ianets vvv pot Movaai 'Olvpma. dm- heit einer Auswanderung. Neben dem NamenHe- 
fiat' k'xovaat, so ist der persönliche Begriff likon wurde auch der Name Leibethrion von der 
schon fester, deutlicher geworden. Nach Ana- Heimatmitgebracht,dieleibethrischenNymphen 
logie des wirklichen Lebens, wo der Gesang erhielten neben den Musen ihren Kult. Zuerst 
gewöhnlich von gröfseren Chören vorgetragen war das wilde Askra, die Gebnrtsstadt Hesiods, 
wird, denkt sich der Dichter auch die Musen Hauptort ihres Kultes, dann das lieblichere 
in einer — noch unbestimmten — Mehrzahl und Thespiai (Paus. 9, 29 beschreibt die Örtlich- 
giebt ihnen schon eine himmlische Wohnung. 50 keit ausführlicher). Durch die neueren französi- 
Wenn drittens IL 1, 604, einer offenbar späten sehen Ausgrabungen an dieser Stelle ist weder 
Stelle, die Musen neben Apollon das Götter- für die Mythologie noch für die Kunstgeschichte 
mahl durch Gesang schmücken oder gar im Wichtiges zu Tage gekommen. Die Namen 
sicher eingefügten Schiffskataloge dem Thamy- für die drei helikonischen älteren Musen Me- 
ris die Gesangsgabe rauben, so treten sie schon lete, Mneme, Aoide (Paus. 9, 29) klingen 
in ganz bestimmter, charakteristischer Situation etwas zu gelehrt, gesucht für diesen alten Dienst, 
auf und sind aktiv eingetreten in den Kreis Itn helikonischen Kulte stieg dann die Drei- 
mythologischer Sagen. Nach diesen Beispielen zahl der Musen zu der von nun an typischen 
verallgemeinert, hat man sich den Werde- Neunzahl. Pausanias erzählt nach lokaler 
prozefs der frühesten Musenvorstellungen zu 60 Überlieferung, Pieros von Makedonien wäre 
denken; die altertümliche eine Urmuse blieb selbst nach Thespiai gekommen und hätte den 
trotzdem bei Dichtern noch lange in Ge- Dienst der neun Musen eingesetzt. Das heifst: 
brauch; Alkman, Stesichoros, Simonides, Pin- es sind wiederum die pierischen Thraker, denen 
dar u. a. rufen sie in der überlieferten feier- diese Weiterentwicklung des Kultes verdankt 
liehen Form an. wird. Später hat man die Entstehung der 
2. Kulte. Neunzahl auch anders, rationalistisch, erklärt; 
Alles wefst auf den Olymp als Ort des vgl. Deiters S. 24. Die erste ausführliche lit- 
ersten Musenkultus. Homer kennt die Göt- terarische Erwähnung der Neunzahl liegt be- 



3241 Musen (Kult v. Delphi, Athen, Troizen) Musen (älteste Darstellungen) 3242 

kanntlich in der hesiodisclien Theogonie vor; drei Musen, eine nannte sich Po lymathia — , 
hier werden die später populär bleibenden ein- Sparta {Paus. 3, 17, 5 u. a.), Tegea (Paus. 
/.einen neun Musennamen genannt; hier sind 8,47,2), Megalopolis (Paus. 8, 82), Mes- 
Zeus und Mnemosyne die Eltern. Wir haben sene (Paus. 4, 81) und sonst. In Aptera auf 
hier das dichterisch fixierte Resultat der my- Kreta („flügellos") wurde der Streit der Musen 
thologischen Bestrebungen vor uns, die in der und Sirenen lokalisiert (Steph. Byz. s. \."AittsQa 
boiotischen Sängerschule lebendig waren. An und Paus. 9, 34). Die Sirenen (s. d.) rupften 
der Scheide des 8. und 7. Jahrhunderts, dürfen sich entweder die Federn aus und stürzten sich 
wir annehmen, hat sich am Helikon die Vor- ins Meer, oder die Musen rupfen ihnen die Pe- 
stellung der neun Musen entwickelt. Ihre Na- 10 dem aus, mit denen sie sich schmückten. Der 
men sind einfache Übertragungen allgemeiner Streit wird übrigens auch anderwärts lokali- 
Adjectiva und darin viel echter, als jene drei siert. In Kroton wurde auf Anraten des Py- 
öberlieferten Namen der alten helikonischen thagoras ein Museion errichtet (Ianibl. v. Pyth. 
Musen. Über die Movoslu, welche alle fünf 45.50.264), über das Museion von The ra be- 
Jahre zu Ehren der Musen am, Helikon ge- richtet die Inschrift C. I. G. 2448. An die Ent- 
feiert wurden und in deren Erweiterung auf stehung des lesbischen Musenkults knüpft 
immer mehr Gegenstände der musischen Bil- sich folgende Sage. Megaklo, die Tochter des 
düng sich die Erweiterung der Musenfunk- Königs Makar, lehrte eine Anzahl Sklavinnen, 
tionen wiederspiegelt, vgl. Deiters S. 28. die sie Mvaag nannte, singen und spielen, um 

Neben dem helikonischen Dienst erlangte 20 ihren Vater zu besänftigen; diese wurden dann 

kein zweiter Musenkult eine gleiche populäre nerpisiert, Clem. Alex. Protr. p. 27 P. 

Bedeutung. In Delphi trafen sich Apollon Über die bedeutungslosen Sagen, in welche 

und die Musen, die ursprünglich nichts mit- sonst Musen verflochten werden, die meistens 

einander zu thun haben. Denn Apollon fehlt späterer Entstehung sind, vgl. Deiters S. 35. 

den Pieriern und die Musikgöttinnen des Apol- Dahin gehören ihre Gesänge beim olympischen 

Ion sind z. B. auf Delos die Chariten. Der Mahle und bei heroischen Hochzeiten, ihre 

Zusammenstofs der beiden Kulte zu Delphi Begegnungen mit Hesiod, Amphion, Sphinx, 

sollte von Bedeutung werden; Apollon und Dionysos (s. dd.), ihr Urteil gegen Marsyas 

die Musen bleiben von nun an in der Vor- und Thamyris (s. dd.); ihr „Wettstreit mit den 

Stellung des Volkes vereint, Apollon wird ihr 30 Pierostöchtern ", die Adonistötung und andere 

Anführer. Auch Delphi hatte Musenfeste. Die späte Fabeleien. — Ihre poet. Epitheta s. b. 

überlieferten Namen der drei delphischen Bruchmann, Epitheta Deorum. 

Musen Nete, Mese, Hypate schmecken, wie „ _. .... . _ ... 

die althelikonischen, nach spätgriechischem 3 - Dle ältesten Darstellungen. 

Symbolismus. Plutarch, De Pyth. orac. 17. .. Bedeutend ausführlicher als die litterarische 

Symp. 9, 14, 3. Deiters S. 30. Überlieferung, die anfänglich sehr spärlich ist 

Der athenische Musendienst knüpft wohl und bei späteren Rhetoren in eine für die Volks- 
ebenfalls an thrakische Wanderungen an; er mythologie unbrauchbare Allegoriesucht und 
scheint ein Ableger des helikonischen, indem Mystik ausartet, spiegelt die monumentale Tra- 
Eleutherai die Vermittlungsstation bildet. Nach 40 dition das Werden des Musenbegriffs wieder. 
Kleidemos (frg. 1 M.) hiefs die Hügelreihe am Wir lassen daher die Denkmäler in chrono- 
Ilissos auch Helikon. Dazu Steph. Byz. s. v. logischer Reihenfolge an uns vorbeiziehen. 
'Hiaeös. Paus. 1, 19, 6. Aufser der Ilissos- Die beiden ältesten, von denen wir Kunde 
gegend weist der Name Movaslov für den haben, sind die Kypseloslade (Paus. 5, 18, 4) 
südwestlich von der Akropolis gelegenen Hü- und der Heraklesschild des Hesiod (201ff.): 
gel (unter Beziehung auf das Grab des Mu- dieser fingiert, jene wirklich. In beiden Dar- 
Baios ; s. d.) auf einen Musenkult auch an dieser Stellungen sind die Musen mit dem kithar- 
Stelle. Auch in der Akademie hatte Plato spielenden Apollon vereinigt, der sie zu ihrem 
einen Musenaltar aufgestellt, Paus. 1, 30, 2. Gesang begleitet und zugleich dirigiert. In 

Der troizenische Musenkult brachte es 50 unbestimmter Anzahl haben wir sie uns all- 

ebenfalls zu einer gewissen örtlichen Bedeu- gemein singend vorzustellen, ohne Unterschei- 

tung. Man führte seine Gründung auf den düng durch bestimmte Attribute. Ihre Dar- 

Hephaistossohn Ardalos zurück, dem man dort Stellung wird sich in nichts von der gleich- 

die Erfindung der Flöte zuschrieb. So erklärte zeitigen der Chariten oder verwandter Göttinnen 

das Volk den Beinamen der troizenischen Musen unterschieden haben. Der vielumfassende Be- 

„ardalisch", den Deiters, auf eine Notiz des griff der einen Urmuse hat sich bereits in eine 

Steph. Byz. s. v. 'AgäaliSsg gestützt, lieber auf Mehrzahl zerlegt nach Analogie der singenden 

eine lokale Bezeichnung zurückführen möchte Chöre des wirklichen Lebens, aber eine In- 

(S. 32), aus welcher mifsverständlich später der dividualisierung hat noch in keiner Weise statt- 

Personenname Ardalos gebildet sei. Kaum mit 60 gefunden. Die erste wirklich erhaltene Musen.- 

Recht; existierte der von Steph. bezeichnete Ort, darstellung auf der Francoisvase (Wiener 

so war das Verhältnis wahrscheinlicher ein umge- Vorlegebl. Ser. 2 Taf. 1 u. 2) schliefst sich ganz 

kehrtes. Interessant ist die troizenische Opfer- genau an Hesiod. Die Musen begleiten hier 

gemeinschaft der Musen mit dem Hypnos, die den Zug der Götter zur Hochzeit von Peleus 

sich psychologisch sofort erklärt, Paus. 2, 31, 4. und Thetis. Die ihnen beigeschriebenen Namen 

Sonstige mythologisch weniger bedeutsame wiederholen fast genau die hesiodischen (Theog. 

Musenkulte werden erwähnt: in Chaironea 77ff.): Klsioi, Evtiqtitj., 0cclsia, MelnotisvTj, 

(Plut. Sulla 17), Sikjon (Plut. symp. 9, 14) — TsqipixÖQVi 'Equt<6, JJoiviivicc, OvqavCr\, Kai- 



3243 Musen (auf sohwarzfig. Vasen) 

Xiönn. Die Francoisvase hat nur die Varianten 

Stesichore und Polymnis. Wir sehen also die 

Popularität der hesiodischen Musenneunzahl im 

Athen des 6. Jahrh. Besonders bemerkens- 
wert ist die Auffassung der Kalliope (Fig. 1). 

Sie heifst bei Hesiod die ngorps^satättj von 

allen: offenbar hat sich in ihr als Anführerin 

die eine Muse, aus der sich die Drei- und 

Neunzahl gebildet hat, noch erhalten. Klitias, 

der Vasenmaler, hat versucht, diese Stellung 10 hier doch schon einige Anhaltspunkte auf, die 

es ermöglichen, in einzelnen Fällen eine sichere 
Musendarstellung zu erkennen. Das sind ent- 
weder ausdrückliche Beischriffcen oderbestimmte 
Attribute, wie Papyros und Diptychon, die nur 
Musen zuzukommen scheinen, oder auch Situa- 
tionen, wie die Verbindung mit Dichtern oder 
die Scenen des Marsyasstreits, die in den an- 
wesenden weiblichen Figuren unverkennbar 
Musen erblicken lassen. Durch diese Indicien 



Musen (auf rotflg. Vasen) 3244 

welches Wort jene Vereinigung von Gesang, 
Spiel und Tanz umfafst, die für die älteste 
Musik von Hellas charakteristisch ist. 

Auch innerhalb der rotfigurigeh Malerei 
gehen die Musen meist unter in dem grofsen 
Kreise von Typen unbeschäftigter, raumfullen- 
der Frauen, die zu den beliebtesten Statisten 
dieses kunstgewerblichen Zweiges gehören, be- 
sonders in häuslichen Scenen. Aber es treten 



der Kalliope ebenfalls hervorzuheben. Wäh- 
rend die anderen Musen in einzelnen Trupps 
im Profil nach rechts den Götterzug begleiten, 
steht Kalliope nach vorn als erste von allen 
und spielt allein auf einem Instrument: auf 
einer Syrinx von neun gleich langen Röhren. 
Es ist das erste monumental überlieferte Musen- 
attribut; auch die litterarische Überlieferung 
{Hymn. in Merc. 450) nennt als erstes kon- 




kretes Musenattribut nicht 20 erhält man eine ganz ansehnliche Gruppe ge- 



1) „Kalliope" von der 
Francoisvase (6. Jahrh.) 
nach Wien. VorlegeU. 1888. 



BÄ£f0f» e die Kithar, sondern die 
Flöte. Da die Vorstellung 
der Musen bei Gebirgs- 
völkern entstanden ist, 
die von apollinischem Ein- 
flufs noch unberührtwaren, 
und wie die Arkadier mit 
Vorliebe die Flöte, die 
Hirten Schalmei benutzten, 
soistdieswohlkeinZufall. 30 

Als viertes hergehöri- 
ges Monument ist der 
Hyakinthosaltar von 
Amyklai zu nennen (Paus. 

3, 19, 5), wo allerdings 
weder über Zahl noch Art 
der Musen eine genauere 
Angabe vorliegt. Nur ist 
zu bemerken, dafs sie hier 
ebensowenig mit Apollon 40 
vereint waren, wie auf der 
Francoisvase. 

4. Die Musen anf Vasen. 

Aufser der Francois- 
vase giebt es keine ein- 
zige schwarzfigurige, 
auf welcher sich eine 
sichere Musendarstellung 



sicherter rotfiguriger Vasen mit Musen, deren 
hauptsächlichste hier in einer Tabelle folgen. 
I. Musen mit Apollon, mit Dichtern 
(öfters schwer zu trennen) : 

1) Wiener Krater, El. cer. 2, 79 = Laborde, 
Vases de Lamberg l pl. 11 = Inghirami, V. fitt. 
4, 370. 

2) Cumaner Gef äfs iu Berlin, Gerhard, Trink- 
schalen 2, 18. 

3) Hydria aus Athen, El. cer. 2, 83 = Stackel- 
berg, Gräber der Hellenen Taf. 19 = Denkm. alt. 
Kunst 2, 732; vgl. Ann. d. I. 24 p. 204. 

4) Volcenter Kalpis in Berlin, Gerhard, Trink- 
schalen 2, 17. 

5) Neapel, Arch. Ztg. 1869 Taf. 17. 

6) Aryballus, Arch. Ztg. 1869 Taf. 18. 

7) Panathenäische Amphora, El. cer. 2, 75 
= Mon. d. I. 2, 37 = Denkm. alt. Kunst 2, 488. 

8) Paris, El. cer. 2, 70. 

9) Paris, El. cer. 2, 72/73. 

10) Berliner Krater, nr. 2638. 

11) Wiener Amphora, Wiener Vorlegebl. 6,11. 

12) El. cer. 2, 64. 

13) Neapler Hydria bei Heydemann 3143 
— Stackeiberg, Gräber der Hell. p. 16 = Ger- 
hard, Neapler Antiken 379. 

14) Krater a colonnette aus der Sammlung 
Bruschi in Corneto, besprochen und abgebildet 
b. Petersen, Le Muse chigiane, Rom. Mitteilungen 



nachweisen liefse. Die 50 1893 S. 70. 
Musen tauchen jetzt unter in den grofsen Typen- 15) Volcenter Gef äfs in London, Welcker, 

kreis weiblicher Figuren, die sich schematisch A. D. 3 Taf. 31 = Mon. d. I. 5, 37 = Catal. 
wiederholen mit und ohne Blüte in der Hand, 1260; vgl. Ann. d. I. 7 p. 231. 
ruhig stehend oder sich tänzelnd vorwärts be- 16) Volcenter Hydria, Mon. d. 7. 2, 23. 

wegend. Chariten, Hören, Nymphen und Musen 17) Museo Jatta nr. 1538. Mitteil, aus Athen 

sind hier noch ein einheitlich geschwisterliches 1888 Taf. 9. 
Volk. Sicherlich dachte sich in sehr vielen 18) München nr. 235. 

Fällen von den unzähligen, in denen solche 19) Neapel, bei Heydemann nr. 1978 etc. 

Typen uns entgegentreten, der Vasenmaler den IL Musen allein: 

Begriff Musen, und wir werden besonders ge- 60 1) München nr. 805. El. cer. 2,86; vgl. Arch. 
neigt sein ihn dort unterzulegen, wo die Frauen- Ztg. 1844 p. 256. 



gestalten um Apollon gruppiert sind. Für die 
Entwicklung des Musenbegriffs würden diese 
Figuren doch nichts weiter beweisen, als dafs 
man an der alten individualitätslosen Auffas- 
sung festgehalten hat und auch in der Anzahl 
sich keine Beschränkungen auferlegte. Die 
Musen sind ein allgemeiner Chor der (lolizrj, 



2) Deckel aus Nola, Panofka, Mus. Blacas 4 
= El. cer. 2, 86 A = Denkm. alt. Kunst 2, 733; 
vgl. Panofka, Bull. d. I. 1879 p. 20. 

3) Hydria aus Nola, Panofka, Mus. Blacas 
p. 18 Anm. 22. 

4) London nr. 726 = Gerhard, Auserl. Vas. 
4, 304. 



3245 Musen (auf rotfig. Vasen) 

5)\2VeapeZ nr. 3118. 

6) Neapel nr. 3249. 

7) Sammlung S. Angelo bei Heydemann 
nr. 274. 

8) Berlin nr. 2391. 

9) Schale, Gerhard, Auserl. Vas. 4, 305 (im 
ganzen zwölf musicierende Mädchen). 

10) Athenische Hydria, Dumont et Chaplain, 
Vases de la Grece propre 1 tav. 6. 

Von Dichtern sind es Musaios (s. d.) und 10 
Thamyris (s. d), die in der Vereinigung mit 
Musen vorkommen und meist einfach in den über- 
lieferten Typus des Apollon gesteckt werden. 
Apollon selbst erscheint recht häufig mit ihnen 



Musen (auf rotfig. Vasen) 3246 

begnügt sich ein andermal mit dem Schmuck- 
kästchen, wie es die häuslichen Scenen auf 
Vasen so oft vorbringen; dasselbe wird sonst 
einmal der Thalia gegeben, die auf anderen 
Vasen wieder einen Kranz zum Attribut hat. 
Ja auf einer Neapler Vase (Arch. Ztg. 1869 
Taf. 17) wird die Muse sogar soweit in den 
profanen Kreis der Häuslichkeit herabgezogen, 
dafs ihr ein kleines Modehündchen zugesellt 
wird. Unter den musikalischen Attributen, die 
nun in immer gröfserer Ausdehnung auftreten 
und alle Arten der Kithar, Lyra und Flöte 
(nur nicht die Syrinx) umfassen, fallen uns 
besonders die altertümlicheren Formen des 




2 a, b) Apollon und die Musen. Berliner Vase nr. 2388 (nach Gerhard, Trinksch. u. Gefässe II Taf. 17/18). 



verbunden, auch ohne dafs die Scene des Mar- 
syaswettkampfes dazu Veranlassung giebt. In 
einer weiteren Serie Vasen erscheinen die Mu- 
sen allein und sind dann meist wie häusliche 
Dienerinnen gebildet, die das Leben nach allen 
Seiten verschönern; sie nehmen sich daher auch 
allerlei Dinge des Privatlebens als Attribute. 
Ihre Zahl ist ganz willkürlich; gerade die 
Neunzahl trifft jnan so gut wie nie an. Eben- 
so ist das Verhältnis zwischen Name und At- 
tribut durchaus schwankend. Die Muse mit 
der Beischrift Terpsichore hat einmal das Tri- 
gonon, einmal die Lyra, einmal die Flöten. 
Kalliope, die ebenfalls einmal das Trigonon hat, 



Barbiton (s. die eine Figur unserer 2. Abbild.) 
und des Trigonon auf, einer dreieckigen Harfe 
(Nolaner Schale, Panofka, Mus. Blac. 4 = Kl. 
cer. 2 , 86 A = Benkm. alt. Kunst 2 , 733 und 
Londoner Vase, nr. 726). Auch das Tympanon 
60 kommt vor (Elite ceramogr. 2, 72/73). Inter- 
essant ist das erste Auftreten von Diptychon 
(s. Abbildung 2) und Rolle; in dieser liest 
z. B. die Muse, wie urteilsverkündend, auf der 
Marsyasvase, Arch. Ztg. 1869 Taf. 17. Kunst- 
mythologisch nicht unwichtig ist die Beobach- 
tung, dafs die Gruppierung der Musen um 
Apollon oder auch unter sich auf Vasen ge- 
wöhnlich zu Paaren oder zu Dreien stattfindet. 



/ 

3247 Musen (i. d. Kunst d. 6.-4. Jahrh.) Musen (des Praxiteles) 3248 

Es ist dies dasselbe Bedürfnis auf künstleri- dreiecks schon mit einer gewissen reicheren 

schem Gebiete, das auf dem Gebiete des Kul- Abwechslung behandelt worden sein. Ihre Zahl 

tus die alten Mnsendreiheiten geschaffen hat. bleibt zweifelhaft. Bie S. 21 nimmt aus Gründen 

Mit der Zeit gewinnt die Gruppierung zu Zweien der Aufzählungsart des Pausanias nur zwei bis 

die Oberhand , sie wird für die Kunstentwick- drei an, Kroker (Philol. Woclienschr. 1889 S. 280) 

lung eine Zeit lang typisch. Sie macht sich dagegen neun. 

in der künstlerischen Praxis leichter, da so d) Vom 4. Jahrhundert ab. Die helikonische 
am besten eine Eintönigkeit vermieden wird, Musengruppe des Kephisodot (Paus. 9, 30, 1), 
die sich unwillkürlich bei der Zusammen- wohl ein Werk typischer Geltung und weit- 
stellung solcher im ganzen besch'äftigungs- 10 reichenden Einflusses, zugleich die statuarische 
oder handlungslosen Figuren herausstellen Sanktionierung der Neunzahl in dem Heilig- 
würde. So siegt der künstlerische Gebrauch tum, wo sich ihre Vorstellung gebildet hatte, 
über die altüberlieferte beliebte Vorstellung e) Eine zweite helikonische Gruppe von 
einer Musendreiheit. Für diese vgl. die Vasen neun Musen (Paus. 9, 30, 1), zu je dreien von 
El. cer. 2, 86. Panofka, M us. Blac. p. 18 Anm. 22. Kephisodot, Strongylion und Olympio- 
London nr. 726 — für die Paarung ist die von sthenes gearbeitet. Wieder die Bedeutung der 
uns abgebildete Berliner Vase (nach Gerhard, alten Dreizahl, die hier auch in der Gruppie- 
Trinksch. 2, 17. 18) die lehrreichste (Fig. 2). Für ' rung zum Ausdruck gekommen sein mag. 
den Kunsthistoriker, der ja an dieser Stelle f) Die Musen des Praxiteles. In den Athen. 
etwas zurücktreten mufs, sind auch die hier dar- 20 Mitt. 1892 , 261 versucht Maximilian Mayer, 
gestellten Musentypen von grofser Bedeutung." wie es scheint mit grofsem Glück, die unter 
Im allgemeinen findet er in den künstlerischen dem Namen „Thespierinnen" überlieferten Sta- 
Motiven der Musen auf Vasen eine ähnliche tuen des Praxiteles mit Musen zu identificieren. 
langsame Individualisierung, wie sie sich bei Plinius erwähnt die Thespiades des Praxiteles 
den Attributen beobachten läfst. Aus dem unter den Bronzen (26, 39) und den Marmoren 
schablonenhaften Typenkreise der älteren Dar- (24, 69). Lucullus weihte sie mit dem Felicitas- 1 
Stellungen sondern sich allmählich bestimmte, tempel. Er hatte sie von Mummius, der sie 
für die Musen besonders geeignete Stellungen aus Thespiai geholt hatte, wo sie neben dem 
und Gesten heraus , die teilweise auch schon praxitelischen Eros erwähnt werden (Cicero, 
auf statuarischen Einflufs zurückgeführt werden 30 Verr. act. 2, IV, 2, 4). Zu Plinius' Zeit befanden 
müssen (vgl. Bie 16 ff.). Bei all diesen An- sie sich nicht mehr im Felicitastempel, sie 
fangen des Individualisationsprozesses ist doch haben wahrscheinlich nach dessen Brand ihr 
als das Wichtigste festzuhalten, dafs im all- Domicil gewechselt — wir wissen nicht, wohin 
gemeinen die Vasen die vollständigste Will- sie gekommen sind. Wenn man sich unbe- 
kür in Zahl, Attributen und Funktionen der fangen fragt, was man sich eigentlich unter 
Musen lehren. „Thespiostöchtern", die der Kunst ein Objekt 
ttv i- « i gegeben hätten, vorstellen könne, so wird man 
5. überlieferte Musendarstellüngen des allerdings kaum an etwas anderes denken können, 
"• 4. Jahrhunderts. a j s g^ Musen. Mayer macht mit Kecht darauf 

a) Musentrias von Aristokles, Ageladas, 40 aufmerksam, dafs die Lokalisierung der Musen 
Kanachos, Antipater Sidonius in der Anth. am Helikon dem nicht entgegenstehe. Von der 
gr. 2, 15, 35: die älteste aller überlieferten sta- Onestosbasis der Musen in Thespiai ißt weiter 
tuarischen Darstellungen; 6. — 5. Jahrhundert. unten die Rede; sie beweist, dafs hier ohne 
In Sikyon, wohin Kanachos und Aristokles Kultbedenken Musengruppen aufgestellt werden 
gehören, wurde eine Musendreiheit verehrt, konnten. Pausanias (9, 27, 4) sah kleine mar- 
s. oben. Die Festhaltung der Dreizahl in der morne Musen im Tempel zu Thespiai. Varro 
Gruppe weist auf diese alte Kultvorstellung (De l. I. 6, 2) schreibt: Thespiades deae, Musae 
hin. Die Bemerkungen, welche Antipater im a Thespiis Boeotiae oppido etc. Ovid Met. 5, 310 
letzten Vers über die Dreiheit von tövog, %Qföpa ruft : Thespiades certate deae. Richtig wird 
und ciqfiovia hinzufügt, haben mit der alten 50 ferner darauf aufmerksam gemacht, dafs die 
Zeit nichts zu thun. Die Attribute der %eZvg, Geläufigkeit eines zum Hauptwort gewordenen 
des Barbiton und der Flöten, welche diese Beiworts, wie Thespiaden, sich gerade bei 
drei Musen trugen, stimmen in ihrem teil- einem so beliebten Kunstwerke leicht erkläre, 
weise archaischen Charakter Und ihrer Be- wie wir von Tanagraierinnen, von den pleu- 
schränkung innerhalb der Grenzen der reinen reuses, von den archaischen Koren sprechen. 
Musikinstrumente zu dieser älteren Periode. Vielleicht wirkte auch unbewufst eine Ver- 

b) Muse des Lesbothemis in Mytilene wechslung der Thestios- oder Thespiostöchter 
(Euphorionb. Athen. 4 p. 182f.)mitderSambyke, mit, die ja mit Herakles in Zusammenhang 
einer dreieckigen Harfenform, gleich dem Tri- stehen — die Römer hatten eine berühmte 
gonon. 60 Musen- und Heraklesgruppe täglich vor Augen, 

c) Die Musen des Ostgiebels des delphischen die aus Ambrakia stammende, im Tempel des 
Apollontempels von Praxias, Schüler des Hercules Musarum (s.d.) aufgestellte. Den deut- 
Kalamis (Paus. 10, 19, 3); sie gruppierten sich lichsten Hinweis aber auf eine Identifikation 
mit Leto und Artemis um Apollon. So ward der Thespiaden mit Musen führt ein gewisses 
die in Delphi durch die Kultnachbarschaft voll- kunsthistorisches Gefühl, welches nach dem 
zogene Annäherung Apollons und der Musen Funde der Mantineiareliefs (s. unten) noch an- 
dort auch künstlerisch sanktioniert. Ihre Stel- gewachsen ist. Wir haben, wenn wir an die 
lungen müssen ja unter dem Zwange des Giebel- Häupttypen der Musen vom 4. Jahrhundert an 



3249 Musen (des Praxiteles) Musen (Reliefs v. Mantineia) 3250 

denken, eine bestimmte Anzahl stets wieder- aufgeregter Haltung die Flöten spielend (oben 
kehrender Formen, eine stilistisch zusammen- Sp. 2449f.). Auf den beiden anderen, die wir 
gehörige Gruppe von Gewandstatuen vor Augen, hier (Abbildung 3) abbilden, waren zweimal 
die unbedingt auf eine einzige, fruchtbare drei Musen in Relief gebildet: 1) eine stehende 
künstlerische Quelle zurückweist. Jene immer mit den Flöten in der Hand, 2) eine stehende, 
wiederkehrenden, in Chiton und Himation ge- die Arme verhüllt, 3) eine sitzende mit einem 
hüllten, genrehaft bewegten, graziösen und guitarrenähnlichen Saiteninstrument, 4) eine 
fein nuancierten Gestalten, in denen sich uns stehende in einer Rolle lesend, 5) eine 
die Majorität dieser zahlreichen Musen vor- stehende, die Rolle in der Linken, ihr zuhörend, 
stellt, führen unser Stilgefühl auf ein grofses 10 6) eine stehende die kleine Kithar vorstreckend. 
Centrum hin — etwa im Beginn der praxite- Man brachte die Reliefs sofort in Verbindung 
lischen Epoche, von dem aus sich dann dieser mit der Stelle bei Pausanias (8, 9), wo er von 
Welttypus der Muse, denn das wurde er, nach dem Doppeltempel in Mantineia erzählt, auf 
allen Seiten hin verbreitet hätte. Einer Gene- dessen einer Seite die Statuen des Apollon, 
ration des Kephisodot wollen wir noch nicht der Leto und Artemis gestanden hätten, Werke 
recht die Freiheit und leicht bewegte Grazie des Praxiteles: Tourau/ nsiioirijisva iazlv inl 
dieser Musentypen zutrauen — wir möchten rä ßä&Qw Movaa %a\ Magavag avlcov. Fou- 
eher nur vorbereitende Schritte zur Schöpfung geres bringt zunächst diese Arbeit auf der 
des grofsen Musentypus in den helikonischen Basis mit der praxitelischen Statuengruppe 
Arbeiten dieser Künstler vermuten. Wenn wir 20 zusammen und nimmt Praxiteles auch für sie 
nun aber direkt von einer Thespiadengruppe, *als Künstler in Anspruch — wenigstens sein 
einer stehlenswerten und oft kopierten Thes- Atelier. Da er aber die Bezeichnung Movaa 
piadengruppe des Praxiteles hören und die neu Magavag für die Reliefdarstellung dem 
Philologie uns zustimmt, diese Thespiaden den Pausanias nicht zutraut, ändert er Movacci. 
Musen gleichzusetzen, so können wir die Ver- So identificiert er diese Reliefs mit der von 
mutung schwer unterdrücken, dafs eben dieses Pausanias genannten Basis. Die Reliefs grup- 
Werk des Praxiteles es war, welches Urbild piert er um die vier Seiten einer würfel- 
wurde der überzahlreichen bekannten Musen- förmigen Basis, und da ihm dann ein viertes 
gestalten, deren Repliken jedem antiken Kunst- Relief fehlt, nimmt er es als verloren au. Auf 
kenner geläufig sind und die alle eine stili- 80 diesem vierten Relief hätten dann die drei 
stische Sprache reden. Der populäre künst- Musen Platz gehabt, die zu der Neunzahl 
lerische Musentypus des Altertums und also noch fehlen. Da jedoch zur Zeit des Praxi- 
auch der der klassicistischen Neuzeit wurde teles Musen mit Masken und Globi noch un- 
in dieser Epoche zweifelsohne geboren : wir bekannt waren, mufs er sich sehr herausreden, 
können es nun fast mit Sicherheit behaupten, um diese Attribute für eine vierte Platte wahr- 
dafs Praxiteles sein Schöpfer war und dafs scheinlich zu machen. In der Komposition, in 
seine Ahnen dort in der Gegend Thespiais der Art der erhaltenen Attribute, in der Relief- 
standen , aus der ja auch uns die markan- behandlung erkennt er mit Recht Zeichen einer 
testen Vertreter jenes allgemeinen, vom 4. Jahr- älteren Zeit. 

hundert geschaffenen weiblichen Gewand-Genre- 40 OverbecJc widersprach ihm zunächst (Ber. d. 

Typus, dem die populären Musen nicht minder sächs. Ges. d. Wiss. 1888). Man könne sich das 

angehören, erhalten sind: die „Tanagraierinnen". Gröfsenverhältnis der so konstruierten Basis 

g) Musengruppe des Damophon für den zu der Statuengruppe nicht recht vorstellen, 
Asklepiostempel in Messene. Eine Statuen- abgesehen davon, dafs drei Figuren am Basis- 
vereinigung von Göttern und Heroen , in wel- relief unter drei Statuen nicht schön ausgesehen 
eher die Koalition Boiotiens und Messeniens hätten. Auch Komposition und Reliefbehand- 
dargestellt war: Der (thebanische) Herakles lung sprächen ihm nicht für Praxiteles, über- 
kam hier das erste Mal in Berührung mit den haupt nicht für ältere Zeit: die Figuren wären 
Musen, Paus. 4, 31, 10. meist wie von Statuen kopiert und zusammen- 

h) Musen des Lysipp, mit dem Zeus von 50 gestellt. Er sehe vielmehr in dem Werke eine 

Megara zusammen aufgestellt, Paus. 1, 43, 6. spätere römische Kopie. 

Löwy (Mitt. des Athen. Inst. 1885 p. 145) be- Waldstein suchte nun die OverbecJcschen Be- 
zieht eine in Megara gefundene Basis auf diese denken hinsichtlich der Gröfsenverhältnisse zu 
Statuen. widerlegen. Er gruppirt die vier Platten (immer 

<> n- t> i- « « i- • ,n- „, o „ , , „ j. eine als verloren angenommen) nicht im Quadrat 

6. Die Reliefs ans Mantineia (Fig. 3) ; s. Sp. 2449 f. herum f sondern in s einer for t lau fenden Reihe 

Litteratur: Fougeres, Bull, de eorr. hell. nebeneinander an die Vorderseite der Basis. 

1888. Overbeck, Ber. d. sächs. Ges. d. Wiss. 1888. Berechnung: die in Lykosura gefundene Basis 

Waldstein, Amer. Joum. of arch. 1891. Over- für vier Figuren mifst 8 Meter, das giebt bei 

beck, Gesch. d. Plastik 1 2, 61. Bei den franzö- 60 drei Figuren 6 Meter, die vier Reliefs von 

sischen Ausgrabungen in Mantineia kamen 1887 Mantineia würden 5 x / 4 Meter messen. Das ginge 

drei Reliefplatten an den Tag, die mit den also. Er führt eine genaue Symmetrie in der 

Figuren nach unten als Fufsbodenbelag einer Anordnung durch, und hebt hervor, dafs das 

byzantinischen Kirche gedient hatten. Auf der Gesicht der Flötenmuse und der mit der Rolle 

einen war dargestellt: Apollon in reichem Ge- in der Hand so gearbeitet wären, dafs sie ihre 

wände, mit der grofsen Kithar in der Hand, besser ausgeführte Seite nur dem zeigten, der 

sitzend; ein skythischer Polizeisoldat mit dem sich vor die Mitte der Waldsteimchen Basis 

Messer; Marsyas (s. d.), völlig unbekleidet, in postierte. Die Gründe, welche für ältere Arbeit 



3251 Musen (Reliefs v. Mantineia) 



Musen (Reliefs v. Mantineia) 3252 



sprechen, entgehen ihm nicht; auch er rückt 
das Werk Praxiteles nahe. 

Hauser in seinem Buche Die neuattischen 
Reliefs kommt S. 151 u. 179 ebenfalls auf die 
Mantineiabasis zu sprechen. Er ist einer der 



er sich veranlafst auch die Mantineiabasis in 
diese Zeit herunterzurücken. Für die Kunst- 
mythologie ist diese Wendung ziemlich gleich- 
giltig. Da man ziemlich einig darüber ist, 
dafs die Reliefs von Mantineia weder von 




3a, b) Die Muaenreliefs von Mantineia (nach Bulletin de. corre.ip. hellen. 1888 [XII] pl. 2f.) 



Wenigen, welche der eben erwähnten früheren 
Overbeckschen Auffassung nahe stehen. Aus 
Gründen der Verschiedenheit in der Ausfüh- 
rung und aus stilistischen Vergleichen mit 
neuattischen Reliefs, die sich ins zweite vor- 
christliche Jahrhundert datieren lassen, fühlt 



einem gröfsten Meister selbst stammen können 
noch überhaupt eine originale Komposition 
darbieten, sondern wahrscheinlich Statuen- 
kopieen uns geben, so wäre die Datierungs- 
frage nur unbedingt wichtig für die Beurtei- 
lung der Relieftechnik. Die Originale blieben 



3253 Musen (Reliefs v. Mantineia) Musen (Reliefs v. Mantineia) 3254 

weiter zu datieren und würden weiter in praxi- transportiert zu werden, wogegen man die 
telische Zeit gesetzt werden. Aber selbst die Platten zum Fnfsbodenbelag brauchte und das 
Entstehung dieser Reliefs im 2. Jahrhundert nutzlose Bruchstück dort liegen liefs, woher 
mufs demjenigen schon recht problematisch man sich die Platten holte. Der Ort in der 
vorkommen, der sich aufmerksam die Apollon- Nähe des Theaters, welcher also als der wahr- 
platte besieht. scheinliche ursprüngliche Standort der Reliefs 
Die Waldsteinsche Erklärung hatte viel sich ausweist, ist identisch mit dem Bull, de 
Erfolg. So erledigte sich von selbst der Ge- corr. hell. 11, 486 von demselben Fougeres, der 
danke Roberts (Arch. Jahrb. 1890 S. 228, 16): die Notiz über den Fundort des Kopffragments 
Pausanias hätte, da er von Maqavas -nalMovaa 10 bringt, erwähnten Gebäude, das in seiner Grün- 
spricht, nur die Vorderplatte gesehen oder ge- düng griechisch, dann in der römischen Zeit er- 
meint und auf dieser den sitzenden kithar- weitert worden sei und Postamente für Kolossal- 
spielenden Apollon eben mit einer Muse ver- statuen erhalten habe: 78 Meter südöstlich vom 
wechselt, der er ja ähnelt. Die Waldsteinsche Theater liegend. Möglicherweise ist also in 
Nebenordnung der Platten in einer Fläche den Reliefs die Basisbekeidung eines dieser 
wurde sogar von Overbeck in der vierten Auf- Kolossalpostamente erhalten. Dafs die Reliefs 
läge seiner Geschichte der Plastik (2, 61) aeeep- jedenfalls nicht im Quadrat, sondern fortlaufend 
tiert. Er erklärt, dafs nun seiner antipraxite- in einer Reihe befestigt waren, geht auch aus 
lischen Hypothese der Boden entzogen sei und dem technischen Urteil Dörpfelds hervor, wel- 
dafs er die Überzeugung gewonnen habe, die 20 eher daraufhin die in den Reliefs vorhandenen 
Mantineiareliefs könnten in der That die von 'Dübellöcher untersucht hat. Auf ein fehlendes 
Pausanias erwähnten sein. Aber aus tech- viertes Relief weisen diese technischen Jndi- 
nischen Gründen dürfe man nicht annehmen, cien nicht mit Bestimmtheit hin und es wäre 
dafs Praxiteles sie selbst gearbeitet habe — sie auch gar kein Grund einzusehen, warum die 
seien höchstens nach seinen Skizzen entstanden. Byzantiner sich die vierte Platte für den Fufs- 
Man hat sich mit der Zeit so an die Identi- boden ihrer Kirche hätten entgehen lassen. 
fikation der Mantineiareliefs und der praxite- Die vierte Platte bleibt durchaus imaginär, 
lischen Basis bei Pausanias gewöhnt, dafs ja sie ist geradezu unwahrscheinlich, 
man vergessen hat, auf wie schwachen Füfsen Ich glaube demnach nicht an eine Identi- 
diese Annahme steht. Zunächst sagt Pausanias 30 fikation der Reliefs mit der von Pausanias 
gar nicht ausdrücklich, dafs das Basisrelief erwähnten Basis. Aber trotzdem sehe ich in 
von Praxiteles gearbeitet sei. Aber nimmt man ihnen Werke ungefähr der praxitelischen Zeit, 
das selbst an, so müfste erst Movaa in Movaai ja Arbeiten, die mit gröfster Wahrscheinlich- 
geändert werden, ehe eine nur annähernde Ahn- keit auf die von dem kephisodoteischen Kreise 
lichkeit zwischen dem Relief und seinen Worten geschaffenen helikonischen Typen oder die 
erreicht wird. Und selbst dann bleibt es höchst ,Thespiaden" des Praxiteles zurückgehen. An 
sonderbar, einen Exegeten den hier dargestellten einen grofsen Künstler als ihren Schöpfer 
Wettkampf zwischen Apollon und Marsyas so werden wir schon wegen der vielfachen Flau- 
bezeichnen zu hören: Musen und der flötende heit in der Behandlung des Gewandes nicht 
Marsyas. Der Gegenstand war doch wahrhaftig 40 denken dürfen. Aus mehr als einem Grunde 
nicht so ungewöhnlich. Dazu kommt, dafs der gehören sie in die Zeit mindestens des an- 
neutrale Ausdruck nsitoirjpevcc iatlv bei Mov- fangenden 4. Jahrhunderts. Die gleichmäfsige 
aai, dem Pluralis, recht auffällig wäre; trotz Koordination der Figuren, der Mangel jeder 
des folgenden Masculinums hätte Pausanias ge- lebhafteren Handlung, die von dem bekannten 
wifs itBiioimiivai slalv geschrieben. hellenistischen Typus noch unbeeinflufste Auf- 
Dazu kommen die Fundumstände. Man ver- fassung des Wettstreits von Apollon und Mar- 
gleiche den Plan von Mantinea, Pull, de corr. hell. syas, die fast allegorisch gedankenhafte, deut- 
14 pl. 1 . Durch das hier mit F bezeichnete Thor lieh bestimmte Gegenüberstellung des feierlichen 
trat Pausanias in die Stadt ein. Da er als Kitharspiels im majestätisch sitzenden Apollon 
ersten Tempel den genannten Doppeltempel 50 und des aufgeregten Flötenspiels im tanzenden 
erwähnt, die byzantinische Kirche aber, in der nackten Satyr, die Form der apollinischen 
die Reliefs gefunden wurden, mehr nach Süd- Kithar und der Archaismus in dem völlig sin- 
westen und zwar dort nur 116 Meter von der gulären Guitarreninstrument der einen Muse, 
Mauer entfernt liegt, so kann die Kirche selbst die einfache Behandlung der Gewandbildung, 
kaum aus dem antiken Doppeltempel entstanden die Tichnik der vertieften Konturen, die so 
sein, wie man zuerst annehmen möchte. Dazu sicher datierbaren Gesichtstypen, die Bein- 
tritt folgender Umstand. Der Kopf der Muse, Stellung der lesenden Muse, welche eher für 
welche die geschlossene Rolle in der Hand Figuren des 5. Jahrhunderts charakteristisch 
hält, ist garnicht in derselben Kirche, sondern ist und über die ganze bekannte Gruppe der 
drei Wochen vor Entdeckung der Platten schon 60 Jünglingsgestalten vom Original der Stephanos- 
in einer Säulenhalle bei dem Theater gefunden flgur bis zum „Omphalosapollon", über den 
worden, die wieder ziemlich entfernt von der Triptolemos der eleusinischen Korareliefs bis 
Kirche mehr im Centrum der Stadt liegt. Nun zu den Jungfrauen des Parthenonfrieses sich 
ist es nicht denkbar, dafs der Kopf aus der verfolgen läfst — all dieses spricht unweiger- 
Kirche an diesen Ort kam, sondern es ist nur lieh für die Entstehung der Reliefs im An- 
möglich, dafs die Platten von diesem Orte in schlufs an Typen des 5. — 4. Jahrhunderts. Ein 
die Kirche gekommen sind; denn das kleine Blick auf die folgenden Musenreliefs wird 
Kopfbruchstück brauchte zu keinem Zwecke lehren, dafs in späterer Zeit die Erfindung 



* 



3255 Musen (des Chigi-Reliefs) 




Musen (des Chigi-Reliefs) 3256 



einer solchen Komposition ab- 
solut unmöglich war. Im Gregen- 
teil reihen sich die Reliefs an 
dieser Stelle am besten in die 
Entwicklung ein. Wahrschein- 
lich begann die Reihe links 
mit dem sitzenden Apollon, um 
rechts mit der sitzenden Muse 
wieder zu schliefsen. Auffallend 
deutlich ist wieder die Bevor- 
zugung der Dreizahl zum 
Ausdruck gebracht. Die erste 
Gruppe erhebt sich sehr wohl 
über eine blofse Zusammen- 
stellung von Figuren. Wie auf 
den Marsyasvasen ist die in der 
Rolle lesende Muse wie die Ur- 
teilsverkünderin gedacht; die 
zweite hört ihrem Spruche zu; 
die dritte hält die Kithar hoch, 
sich zur ersten Schwester wen- 
dend, als bekräftige sie ihr Ur- 
teil. Dies ostentative Vorstrecken 
des Attributs entspricht eben- 
falls einer auf Vasen häufig be- 
obachteten Sitte, wie auch das 
gegenseitige Zuhören ganz der 
Gewohnheit der Musen auf Vasen 
ähnelt, nicht minder das Stützen 
der Hand in die Hüfte, welches 
die von uns abgebildete Berliner 
Vase zweimal aufweist. Die 
zweite Trias der Musen stellt 
dasselbe Thema gleichsam mehr 
in Handlung dar: die Muse des 
Saiteninstruments spielt, wäh- 
rend die der Flöten wie über- 
zeugt zuhört und ihre Instru- 
mente unbenutzt vor sich hält; 
die sinnende Muse zwischen 
ihnen erinnert am allermeisten 
an ein statuarisches Motiv. 

Auch hier treten die Attribute 
noch nicht aus den Grenzen 
musikalisch - deklamatorischer 
Künste heraus ; auch der Mangel 
der Neunzahl stimmt mit dem 
Gange der Entwicklung; nicht 
minder die Verteilung der Attri- 
bute, unter denen sich z. B. 
zweimal die Rolle, doch keine 
Lyra findet. Aber dafs dieManti- 
neiareliefs als älteste plastische 
Vertreter dieses von den Vasen 
genügend illustrierten Stadiums 
der Musenentwicklung erhalten 
sind und dadurch ein willkom- 
menes Bindeglied zur monu- 
mentalen Kunst bilden, das giebt 
ihnen ihre grofse Bedeutung, 
welche diese ausführlichere Be- 
handlung des Gegenstandes 
rechtfertigen möge. 

7. Die Chigischen Musen (Fig. 4). 

In den Hörn. MM. 1893 
Taf. 2. 3 publicierte Petersen ein 
Musenrelief, welches für die Ent- 



3257 Musen (des Chigi-Reliefs) Musen (des Chigi-Reliefs) 3258 

wicklung der Musendarstellungen von grofser hin und liefs die beiden andern stehen. Die 
Bedeutung ist, aber infolge seines entlegenen erste Dreiheit wird von drei, wie Petersen meint 
Aufbewahrungsortes selbst dem Blick des (s. unten), attributlosen Musen gebildet, die 
Muaenmonographen entgangen war. Besitzer sich deutlich unterhalten, die zweite Dreiheit 
ist Marquis B. Chigi-Zondadari. Das Belief in der Mitte des Reliefs von zwei stehenden 
befindet sich jetzt in der Villa Cetinale bei Musen, deren eine ihr Poem eben ins Tetra- 
Siena. Es sieht aus wie ein griechischer Sarko- ptychon schreibt, deren andere wie sprechend 
phag und ist von zwei Pilastern umrahmt. mit dem Pinger darauf weist — die dritte 
Der Marmor ist auch griechisch und die stili- sitzt vor ihnen, ein Diptychon auf dem Schofs, 
stische Behandlung läfst in der That keinen 10 die Lyra mit der Hand gestützt: sie überlegt 
Zweifel zu, dafs wir es mit einem griechischen die Komposition. Die dritte Dreiheit bildet 
Musenrelief vorhellenistischer Zeit zu thun sich aus einem sitzenden bärtigen "Manne, 
haben. Die Arbeit ist in künstlerischer Hin- hinter dem sich zwei Musen zu unterhalten 
sieht sehr interessant. Sie zeigt einen aus- scheinen. Dazwischen also die zwei Paare — 
gebildeten Pormensinn, aber gemildert durch das erste gebildet von einem jungen lyra- 
leichte Übergänge, durch Klammern in der spielenden Manne und einer die Plöten hal- 
Gruppierung. Die Gestalten reden alle in der tenden Muse, das zweite — — ja hier durch- 
grofsen Liniensprache guter griechischer Zeit. brach der Künstler endlich die Symmetrie. 
Bald sind es die Proportionen des Körpers, Er stellt das Paar Rücken an Rücken und 
bald ist es das Kreuz und Quer der Falten, 2(vläfst die Figur links, einen nur mit der Chla- 
bald die Schönheit der Kontur, bald der edle mys bekleideten Jüngling, der dichtenden Muse 
Gesichtsausdruck, die uns echt griechisch mit dem Tetraptychon über die Schulter sehen, 
ansprechen. Der dies Relief anfertigte, ver- dagegen die Figur rechts, eine Muse mit ge- 
stand künstlerisch zu sehen — nur verstand kreuzter Beinstellung, der Gruppe mit dem 
er nicht ganz reliefmäfsig sich auszudrücken. bärtigen Manne zuschauen. Wie weit den 
Nur im phidiasischen Athen und dann in den Künstler etwa zu dieser Asymmetrie seine 
hellenistischen Schöpfungen finden wir ja im statuarischen Vorlagen gereizt haben mögen, 
Altertum ein Relief, das sich organisch zu- ist zwecklos zu verfolgen. Jedenfalls reichte 
sammenhält. Die Mittelzeit des 4. Jahrhunderts sein Bestreben, den zusammengestellten Fi- 
war kein günstiger Boden für einen reinen 30 guren ein gewisses reliefgemäfses Leben zu 
Reliefstil, gleich ob im idealistischen oder verleihen, nicht sehr weit. Am besten gelang 
realistischen Sinne. In dieser Zeit nähert sich die Dreiheit links. Diese drei unterhalten sich 
das Relief in wenig fruchtbringender Weise recht glaublich und man sieht auch, wie der 
allzusehr der Sprache, die nur Rundstatuen Künstler — nicht anders, als manche andere 
sprechen dürfen. Die Grabreliefs beweisen es, Verfertiger von Musenreliefs thaten — der 
wenn man sie mit dem Parthenonfries oder Gestalt der sitzenden Muse darum den Kopf 
dem Pergamenerfries vergleichen will. Und etwas gewaltsam hochgerichtet hat. Auch die 
gerade weil die Chigimusen diese halbe Sprache zweite Gruppe läfst sich gut an: die Muse 
reden, gehören sie in diese Zeit. Sie wollen, der Flöten hört dem Meister der Lyra zu. 
wie die Mantineiamusen, nicht weiter hinaus, 40 Die dritte Gruppe fällt schon etwas ausein- 
als auf typisch gruppierte Statuenkopieen. ander — dafs die eine Muse dichtet, die zweite 
Diesen Epheben, diese Frau mit dem gekreuz- das Gedicht aufschreibt, die dritte ein aufge- 
ten Bein, diesen sitzenden Dichter, diese redende schriebenes Gedicht komponiert, ist zwar gut 
Muse — wir haben sie alle schon gesehen, wir gemeint, schliefst aber eine akustische Un- 
kennen sie als Statuen. Die Vasenmaler waren möglichkeit ein und ermüdet etwas durch den 
originaler, sie kopierten nur ausnahmsweise Pleonasmus der Schreibtafel. Von der Zer- 
Statuen, sie schufen aus der leichten, fluch- legung der vierten Gruppe sprach ich schon 
tigen Atmosphäre ihrer Kunst heraus Musen- — ihr Motiv ist Verstärkung der Nachbar- 
darstellungen , die zwar nicht monumental gruppen. Gruppe 5 ist gänzlich mifslungen. 
werden konnten, aber doch unser Interesse 50 Die Starrheit des Dichters, der wie ein Por- 
festhalten als Kinder einer eignen graziösen trat, nicht wie ein Mensch dasitzt, die hinter 
Welt. Die Reliefbildner dieser Zeit konnten ihm redende Muse und die entferntere am 
sich nicht so leicht losmachen von den Ein- rechten Ende, welche ganz unthätig ist, gehen 
flössen, die aus den Musengroppen der kephi- nicht zusammen. Das Vermögen des Künstlers, 
sodoteischen und praxitelischen Kunst herüber- organisches Leben in seine Typen zu bringen, 
kamen. Diese Typen , die epochemachend scheint also von links nach rechts systematisch 
wurden, lagen ihnen so vor Augen, dafs ihre abzunehmen. Die ziemliche Überflüssigkeit der 
Hand . sie unwillkürlich auch auf dem Relief Frau am rechten Ende veranlafste Petersen, 
wiederholte, dafs sie nicht Zeit zur Überlegung da ja schon neun Musen vorher dargestellt 
fanden, wie doch die Natur des Reliefs ihnen 60 werden , in ihr Mnemosyne zu sehen. Falls 
neue Motive in der Musendarstellung in An- wirklich die neun Musen sonst vergeben sind, 
regung geben könnte. Das Einzige, was sie bleibt uns allerdings weiter nichts übrig. Aber 
thaten, war eine leichtere Gruppierung ihrer es will mir scheinen, als ob die erste stehende 
Statuenexcerpte. Sie nahmen aber auch diese Figur links doch eher männlich wie weiblich 
Gruppierung nach den traditionellen Motiven wäre — dann hätten wir noch einen Dichter 
vor: Zweiheit und Dreiheit. Unser Künstler mehr und die vermeintliche Mnemosyne würde 
legte seiner Komposition die Reihenfolge unter: wieder Muse werden. Das läfst sich aber schwer 
3, 2, 3, 2, 3. Bei 3 setzte er immer eine Figur ohne Ansicht des Originals entscheiden. 



3259 Musen (des Chigi-Reliefs) Musen (hellenistische Statuen) 3260 

Ich brauche die Parallelen zu den statua- Für die Erkenntnis dieses Zwischenstadiums, 

rischen Motiven, die den Künstler anregten, da die Musen noch den Menschen frei und offen 

nicht im einzelnen zu verfolgen. Wie seine belehren, da sie keine kühlen Attribute blofs 

Rücksicht auf die Reliefgemäfsheit nicht weiter haben, sondern wirklich Funktionen erfül- 

ging, als diese Motive in ein gewisses Mit- len, da sie von jeder Gelehrtenrubricierung 

einander zu bringen, sahen wir eben. Aber noch unberührt sind, liefern die Chigimusen 

selbst in der Relieftechnik konnte er sich ein gar schätzenswertes Material. Das ist 

noch nicht frei von seinen Originalen be- die richtige Mitte zwischen den Vasen und 

wegen. Der zuhörende Ephebe und die zu- den hellenistisch -römischen Statuen. Freiheit 

hörende Muse (4. Gruppe) drängen sich un- 10 noch in den Funktionen — aber beginnende 

angenehm zwischen den Gestalten durch. Be- Typik in den statuarischen Motiven: es keimt 

sonders die Muse, die zumal den Blick wie die Herrschaft der statuarischen Muse auf, 

gelangweilt nach aufsen wendet, erscheint die von Kephisodot-Praxiteles inauguriert, wenn 

recht wie unorganisch herübergenommen aus man will, eine zweite grofse Periode der Musen- 

der statuarischen Plastik. Es ist, als ob minde- darstellungen einleitet. Die Mantineiareliefs 

stens eine Zahlensymmetrie hätte sein müssen, und der Chigisarkophag, jedes in seiner Art 

Die statuarischen Motive selbst waren samt- lehrten uns diese neue Wendung kennen. Der 
lieh sehr interessante. Da ist echter praxite- Hellenismus arbeitet nun langsam an der Typi- 
lischer Geist: in den Stellungen, in der Gewand- sierung fort: erst kommt er mit prägnanteren 
behandlung, in den Köpfen. Nur weniges^» Attributen, dann grenzt er die statuarischen 
scheint der Künstler aus Kompositionsgründen Motive schärfer ab. Der kommunistische Cha- 
geändert zu haben: so namentlich die unge- rakter des alten Musenchors und ihre Menschen- 
schicktere Handhaltung der fünften stehenden traulichkeit verliert sich — die Funktionen 
Figur. Die sitzende Muse mit dem Diptychon werden langsam monopolisiert und jede Muse 
und der Lyra verunglückte ihm, weil er keinen erhält einen erhabenen Präsidentenstuhl. Dies 
Platz hatte, mit ihrem Kopfe höher hinauf- ist der tiefere, mythengeschichtliche Zug, wel- 
zugehen. Um so interessanter ist das Motiv eher der fortschreitenden Herrschaft des sta- 
selbst, und auch das der dahinter stehenden tuarischen Musentypus zu Grunde liegt, 
schreibenden Muse gehört ja zu den selteneren. Mancherlei andere Bemerkungen zu den 
Diese Statue mufs von besonders reizvoller 80 Chigimusen, besonders die Parallelen zu den 
Wirkung gewesen sein. Welche Mannigfaltig- Vasendarstellungen vgl. bei Petersen a. a. 0. 
keit ist doch , wenn man diese Musendarstel- 62 ff. Die Vergleiche der Chigischen Musen- 
lungen bis zur späterhellenistischen Zeit ver- typen mit sonstigen Darstellungen liefsen sich 
gleicht, selbst innerhalb der geringen zu noch weiter verfolgen: aber das würde uns 
Gebote stehenden Attributzahl! Welche Ver- von unserm letzten Zwecke, dem mythologi- 
schiedenheit zu der Typik späterer Zeit mit sehen, zu weit abführen, 
ihrer Fülle benutzbarer Attribute! 

Die Attribute resp. die Attributlosigkeit der 8 - Hellenistische Statuen. 
Chigimusen beweisen uns, was uns der Stil Eine vollständige Gruppe hellenistischer 
schon sagte: wir sind wirklich vor dem Ein- 40 Musenstatuen, die uns über die indessen er- 
dringen des Hellenismus. Nicht nur keine folgte Ausdehnung der Funktionen genügend 
Maske, kein Globus findet sich — der Künstler Bescheid giebt, ist auf den Reversseiten der 
überlegt überhaupt nicht eine genaue Vertei- römischen Münzen des Q. Pomponius Musa 
lung aller möglichen Attribute. Das ist das erhalten. Die Münzen stammen aus dem letz- 
echte Zeichen der früheren Zeit. Er läfst die ten Jahrhundert der Republik, sie geben eine 
Rolle aus und bringt zweimal das Wachs- Musenreihe im Verein mit dem lyraspielenden 
büchlein. Er läfst die grofse Kithar aus und Herakles. Als Vorbilder dazu erweisen sich die 
bringt zweimal die Lyra (bei dem Jüngling Musen, welche Fulvius Nobilior im Jahre 187 
und der sitzenden Muse). Er kombiniert be- in dem von ihm geweihten Tempel des Her- 
liebig die wenigen Attribute. Aber am liebsten 50 eules Musarum in Rom aufstellte. Sie waren 
giebt er gar kein Attribut, er läfst die Göt- aber aus Ambrakia entführt (Plin. 35, 66) und 
tinnen traulich hören und reden. Sie sind sind daher etwa fürs Jahr 200 für diese Stadt 
noch nicht die stolzen, kalten Attributhüterin- datiert. Über das Nähere vgl. Bie S. 24 ff. 
nen geworden, zu denen sie der Hellenismus Aus den verschiedenen Varianten, deren 
machte — sie sprechen noch einfach und ge- hauptsächlichste Beispiele bei Bie a. a. 0. abge- 
mütvoll zu den Dichtern, die uns der Künstler bildet sind, ergeben sich durch Ausscheidung der 
in verschiedenen Lebensstufen vorführt— oder auf Rechnung des Stempelschneiders zu setzen- 
ist es derselbe Mann durch seine Lebensalter, den Abweichungen folgende neun Typen für die 
dem er hier ein Sarkophagandenken widmete ? Musen von Ambrakia : 1 spielt die auf eine 
Wie er zuerst als Knabe (so wie Fig. 1 gingen 60 Stele gestützte Lyra ; 2 liest in einer offenen 
ja attische Knaben, die Grofse würde sich er- Rolle, auf eine Stele nach rückwärts gestützt; 
klären) von den Musen in Unterricht genommen 3 spielt schreitend die Kithar; 4 auf eine 
wurde, wie er ihnen weiter sein Lyraspiel Stele gestützt, streckt die Doppelflöten mit 
zeigte, wie er fernerhin ihnen die Geheimnisse der R. nach vorn, führt die L. ans Kinn; 
der Dichtung absah und endlich als Mann — 5 in der R. die Keule, in der L. die tragische 
gleich seinem Monument sitzt er da — in die Maske, Löwenfell, Schwert an der linken Seite 
letzten Weisheiten der philosophischen Künste (fürs Original zweifelhaft); 6 die Arme ins 
eingeführt wird! Himation gehüllt, Zackenkrone; 7 schreitend 



3261 Musen (hellenistische Statuen) Musen (hellenistische Statuen) 3262 

mit der Lyra, das Plektron in der gesenkten R.; Schöpfung der astronomischen Muse in Pella 

8 rückwärts auf eine Stele gelehnt, streckt unter den Auspicien des Antigonos Gonatas 

eine komische Maske vor; 9 zeigt mit einem vor sich gegangen ist; sie hat demnach nicht 

Stift auf einen Globus auf niedrigem Postament. vor dem 3. Jahrhundert existiert. Die Schöpfung 

Die Ähnlichkeit der 2. und 6. Muse mit der Musen mit Masken dagegen wird wohl auf 

den entsprechenden der Mantineiareliefs ist Athen zurückzuführen und nach Abschlufs der 

schlagend; die 6., hier durch die Krone als grofsen Blüteperiode des attischen Dramas er- 

KQoysQEötdrri, sägen wir als Kalliope gekenn- folgt sein. Die gleich zu besprechende hali- 

zeichnet, nimmt auch dort eine gewisse könig- karnassische Basis lehrt uns jedenfalls, dafs 

liehe Stellung ein. Der Typus der 6. Muse 10 in den Städten Kleinasiens eine Muse mit 

. kehrt auch mit der Krone auf dem be- einer tragischen Maske bekannt war, noch 

kannten Gemälde der aldobrandinischen Hoch- ehe man eine mit der komischen Maske und 

zeit wieder. eine mit dem Globus kannte. Wenn man 

Der Kreis der Funktionen hat sich bedeu- dieses Stadium der Musenentwicklung auch 

tend erweitert. Die musikalischen Attribute nicht ohne weiteres auf die ganze hellenische 

lassen archaische Formen beiseite und be- Welt übertragen darf, so ist es doch an und 

. schränken sich von nun an auf Kithar, Lyra, für sich sehr wahrscheinlich, dafs überall fol- 

Flöten. Die Rolle kennen wir gleichfalls schon gende Entwicklung erfolgt ist : Musikinstru- 

als erstes zu den Musikattributen hinzutreten- mente — Rolle (auch Diptychon) — tragische 

des Abzeichen. Neu sind hier die Masken und 20 Maske — komische Maske — Globus. Daran 

der Globus. Es kündigt sich der Fortschritt dafs die astronomische Muse gerade eine solche 

von der Kunst zur Wissenschaft an, es beginnt Popularität erlangte, während z. B. die Muse 

eine eingehendere Individualisierung — ein Be- der yewQyCa dasselbe verdient hätte, mag nicht 

streben, das wir zuerst hei Piaton (Phaidr. 759), am wenigsten der Name der einen hesiodischen 

freilich von der etymologischen Seite aus an- Muse Urania schuld gewesen sein. Jedenfalls 

treffen. Der Globus meint freilich noch nicht dürfen wir nicht annehmen, dafs sie sich gleich 

die astronomische Wissenschaft, sondern das überallhin mit solcher Schnelligkeit einführte, 

I astronomische Epos, das in der hellenistischen wie von Pella nach Ambrakia. 

j Zeit zu einer ungeheuren Bedeutung gelangte Wir haben oben gesagt, dafs die steigende 

I und mit zu den „musischen" Beschäftigungen 30 Herrschaft des statuarischen Typus innerhalb 

! zählte. der Musendarstellungen nur das Spiegelbild 

IWir können auch Ort und Zeit der Ent- sei der allmählichen Wendung in ihrer my- 
stehnng der astronomischen Muse genauer an- thischen Auffassung, der Monopolisierung ihrer 
geben. Es darf sich nur um eine grofse hei- Funktionen. Die ambrakischen Musen lassen 
lenistische Residenz handeln. Von Pergamon interessante Schlüsse zu auf dieses langsame 
wird kaum die Rede sein, da wir von grofsen Herausbilden und Assimilieren der jüngeren 
astronomischen Dichtern aus Pergamon nichts statuarischen Motive, die, wie wir sahen, in 
L wissen. In Alexandreia blüht das astrono- den Werken der kephisodoteischen und praxi- 
." mische Epos erst am Ende des 3. Jahrhunderts telischen Schule ihren Urquell haben. Wenn 
I — es kann also nicht gut durch den Einflufs 40 der Münzenstempelverfertiger auch mancherlei 
dieser Stadt im Ambrakia zur selben Zeit schon gegenüber seinen Originalen geändert haben 
eine astronomische Muse gearbeitet oder auf- mag — zwei Dinge konnte er kaum willkür- 
gestellt worden sein. Auch Hegesianax lebte lieh ändern: das Gewand und die Position, 
erst in diesen Jahren zu Antiocheia. Nun Nun genügen aber diese beiden Merkmale 
stimmt es aber zusammen, dafs der bedeu- vollständig (vgl. Bie S. 35 ff.), um bei auf- 
tendste aller astronomischen Dichter, Aratos, merksamem Studium der Stempeltypen ein 
in der ersten Hälfte des 3. Jahrhunderts lebte gutes Stück Geschichte der Musenstatuen im 
(er mufs vor Antigonos Gonatas, vor 240 ge- 3. Jahrhundert rückwärts herauszulesen. Die 
storben sein), und dafs sich von dem Hofe, Münztypen geben darin eine gänzlich konse- 
in dessen Gunst er stand, «ein schneller Ein- 50 quente Auskunft. Wo jüngere Attribute den 
flul's nach Ambrakia hinüber sehr wohl er- Figuren beigegeben sind, da finden sich auch 
klären läfst. Arat schrieb sein Werk auf Ver- immer jüngere stilistische Anzeichen : also ent- 
anlassung des Königs selbst, der hinter den weder eine Stelenhinzufügung oder ein Hima- 
anderen hellenistischen Fürsten nicht zurück- tionüberwurf über den sonst auch gebräuch- 
stehen wollte und unter Beistand von Alexan- liehen älteren blofsen Chiton. Und wo bei 
der Aitolos, Hieronymos von Kardia, Anta- einer der Ambrakiamusen, welche eine ältere 
goras von Rhodos, dem Stoiker Persaios u. a. Funktion hat, das eine jener beiden jüngeren 
ein litterarisches reiches Hof leben aufblühen stilistischen Merkmale sich findet, findet sicli 
liefs. Ruhm und Stolz der Residenz Pella war« auch das andere. Bei 8 und 9, die ja jüngere 
die Schaffung des astronomischen Epos — das 60 Attribute haben, reden auch Gewand oder 
war ihre grofse That im Litteraturkonzert Gewand und Position die jüngere Sprache, 
des Hellenismus. Um sein Pella den anderen Umgekehrt: bei 3 und 7 entspricht der älteren 
Centren hellenistischen Geisteslebens gleich- Funktion auch ältere Tracht und Position. Bei 
zustellen, liefs Gonatas das Werk Arats weit 1 schwankt die Tracht gleichsam zwischen 
hinaus verkünden, schuf er als bleibendes dem älteren Attribut und der jüngeren Posi- 
Denkmal dieser neuen Dichtung die astrono- tion. 2 und 4 haben ältere Attribute und 
mische Muse. zwar jüngere Tracht, aber auch jüngere Po- 
Es ist also sehr wahrscheinlich, dafs die sition. 5 steht gewissermafsen in der Mitte. 



*■ 



t 



>. 



3263 Musen (heilenist. Reliefs) Musen (heilenist. Reliefs) 3264 

Tracht und Position ist älter — und das weist fassnng zeigen. Trotzdem können beide Werke 
uns schon darauf hin, dafs die tragische Maske natürlich gleichzeitig sein. Saubere Technik, 
eines der ersten jener neu hinzukommenden symmetrische Komposition und Charakteri- 
Attribute gewesen sein mufs. „Löwenfell und sierung weisen jedenfalls auf frflhhellenistische 
Maske" stellen sich so wie so als eine ältere Zeit. Die Typen treten trotz der Zerstörung 
Stufe der Attributenform tragischer Musen dar. auf der Abbildung deutlich hervor. Die Typen-' 
Die komische Muse 8 entspricht ihrer tragi- weit ist eine andere als die der Ambrakerinnen, 
sehen Schwester 5 durchaus nicht — die sti- daher auch die andere Verteilung der Attri- 
listisch entsprechende komische Muse zu 5 bute. ngotpsQsotärr] ist hier die Muse mit der 
finden wir ganz an einem andern Orte: auf 10 grofsen epischen Kithar, würdevoll die Mitte 
dem Neapler Musensarkophag (s. unten). Mit einnehmend, mit verhülltem Hinterkopf. Ihr 
der 6. ambrakischen Muse aber verhält es sich zur Seite je eine Muse, die die äufsere Hand 
folgendermafsen. Ihre Attributlosigkeit scheint auf einen echt hellenistischen Baum stützt, 
auf den ersten Blick einen älteren Typus zu Die eine hält die Flöten in der Hand, die 
repräsentieren. Aber sehen wir genauer zu, andere tanzt in einem später öfters kopierten, 
so weist uns ihre Zackenkrone einen andern auch auf der oben abgebildeten Berliner Vase 
Weg. Es giebt eine einzige Parallele zu der schon benutzten Typus, über dessen Repliken 
durch die Krone ausgezeichneten Muse aus vgl. Bie S. 68. Diese Mittelgruppe, von den 
diesem Typus: die aldobrandinische Hochzeit. Bäumen eingeschlossen, an die altbeliebte 
Göttliche Wesen nehmen an ihr teil. Dip,20 Dreiheit erinnernd, umfafst also als älteste 
beiden am meisten nach rechts stehenden und hauptsächlichste Musenfunktionen: Flöte, 
Figuren tragen Kronen. Sie entsprechen genau Kithar und Tanz , von denen die Kithar die 
den ambrakischen Musen 3 und G. Die Lyra- Ehrenstelle einnimmt. Die übrigen sechs Musen , 
Spielerin ist in Thätigkeit, die andere steht sind in Paaren von je einer stehenden und 
ruhig da. Es kann kaum ein Zweifel übrig einer sitzenden geordnet — eine Gruppierung, 
bleiben, dafs dies zwei Musen sind. Zudem die uns schon von den Vasen bekannt ist. Die 
schien es mir so, als ob die Münzmuse 3 einen Paare scheinen sich zu unterhalten: die Muse 
ähnlichen schlecht erhaltenen Kopfschmuck mit dem Diptychon wendet sich zu der mit 
hätte, wie 6. Dann wäre die Identifikation der kleinen Kithar; die stehende mit der er- 
schlagend. In jedem Falle geht die ambra- 30 hobenen Rolle spricht zu der sitzenden, die 
kische Muse 6 auf dieselbe Quelle zurück, nach altem Muster sinnend die Hand ans Kinn 
wie die betreffende aldobrandinische — d. h. führt. Eine andere sinnende Muse, ins Hima- 
sie ist eine hellenistische Figur, natürlich tion gehüllt, sich über eine Stütze nach vorn 
Kalliope, die jrpoqpspEffTcmj. So erklärt sich, beugend (das erste Beispiel des so häufig 
dafs sie bei älterer Position doch in der Tracht wiederholten Typus der Berliner „Polyhymnia"), 
jüngeren Stil zeigt. wendet sich zur sitzenden Muse, die eine tra- 

Nach solcher Analyse geben uns die am- gische Maske hochhält und in der andern 
brakischen Musen über ihre Vorgeschichte Hand eine Rolle fafst — ein später ganz un- 
folgenden Aufschlufs. 3 und 7 sind die äl- gewöhnlicher Typus, charakteristisch für die 
testen nach Attribut, Tracht und Komposition, 40 Neuheit der Maskenmuse, die in der Vereini- 
des 5. Jahrhunderts würdig. 5 ist in einer gung der Attribute von Rolle und Maske noch 
Zeit entstanden, da die tragische Maske erst den Weg erkennen läfst, den die Entwicklung 
anfing als Musenattribut populär zu werden. der Funktionen genommen. Das Stadium scheint 
1 ist aus 3 weitergebildet: Stele und teilweise noch so früh, dafs eine komische und eine 
jüngere Tracht weisen hinter das 5. Jahrhun- astronomische Muse überhaupt unbekannt sind, 
dert. 2 und 4 sind ebenso aus anderen, nicht Statuarische Werke mögen dem Künstler vor- 
erhaltenen älteren Typen weitergebildet: Tracht geschwebt haben, nur hat er sie sehr geschickt 
und Stele sind Zeichen des jüngeren Datums. nach den Erfordernissen seiner Gruppierung und 
6 gehört ganz der jüngeren Zeit an, 8 und 9 speziell nach den Bedingungen einer Statuen- 
ebenso — auch ihren Attributen nach. 50 basis im einzelnen variiert. Wie wenig ge- 

Der Wert der ambrakischen Musen liegt festigt der Kreis der Musenfunktionen noch 
also darin, dafs sie uns ein noch nicht ganz ist, zeigt der Mangel der Lyra und, der Pleo- 
vermitteltes Nebeneinander verschiedener Strö- nasmus in den attributlosen Figuren. Ahnlichder 
mungen in Musendarstellungen geben, einen Pleonasmus der Rollen auf den Mantineiareliefs, 
Blick in jene Mittelperiode, da der neue sta- als deren direkte künstlerische Fortsetzung 
tuarische Typus seine Herrschaft antrat, der die halikarnassische Basis erscheint: in Korn- 
alte aber noch nicht vergessen werden konnte: position, Gruppierung, Typik und Attributen, 
die statuarischen Typen haben sich noch nicht b) Balustradenrelief aus dem atti- 
in gleichem Mafse wie die Attribute monopoli- sehen Demos Ikaria. Publiciert und be- 
siert — das war der Zukunft vorbehalten. 60 schrieben American Journal of archaeology 

1889, 469. Reliefstücke, die auf beiden Seiten 

9. Hellenistische Musenreliefs. Darstellungen zeigen. Auf der einen ist eine 

a) Halikarnassische runde Statuen- Reihe von Musen mit Herakles zu sehen. Er- 

basis {Trendelenburg, Berliner Winckelmanns- halten sind zwei Blöcke: auf dem einen drei 

Programm 1876. Bie S. 45 ff.). Neun Musen, Musen, auf dem andern Herakles (Keule in der 

deren Attribute eine sehr interessante Stufe R. gesenkt, Fell in der L.- gehoben) zwischen 

zwischen der älteren Art und der durch die zwei Musen. Die Darstellung ist arg zerstört, 

ambrakischen Statuen vergegenwärtigten Auf- Die Typen sind die gewöhnlichen dieser Zeit. 



8265 Musen (hellenist. Reliefs) 



Musen (hellenist. Reliefs) 3266 



Die Reliefanordnung ist breit, und jener von 2. Jahrhunderts zu thun haben. Die Zerstörung 
statuarischen Motiven beeinflufste koordinie- ist bei dem interessanten Stoffe — dem He- 
rende StU lälst sich auch hier beobachten. rakles unter Musen — doppelt bedauerlich. 
Links beginnt ein Baum die Darstellung. Die c) Relief des Archelaos von Priene 




5) Belief des Archelaos (= Apotheose Homers): oben Zeua, dann die 9 Musen, Apollon Musagetes und Pythia(v) in 
einer Grotte, unten die inschriftlich bezeichneten Gestalten (nach Overbeck, Ge&ch. d. gr. PI* S. 465). 



1 



eine Muse trägt ein altertümlicheres, wie es 
scheint der Guitarre der Mantineiareliefs ähn- 
liches Instrument. Alle diese Anzeichen be- 
weisen, dafs wir es mit einem Stück etwa des 

ROBCHfiB, Lexikon der gr. u. röm. Mythol. 11. 



(Fig. 5), unter dem Namen „Apotheose Homers" 
bekannt. Einzige gute Abbildung Gazette archio- 
logique 1887 (Reinach). Bie S. 50 ff. Den Raum 
zwischen Zeus und der eigentlichen Apotheose 

103 



3267 Musen (hellenist. Reliefs) 

füllen zehn weibliche Gestalten und ein Apol- 
lon Musagetes aus. Von diesen hat Beinach 
a. a. 0. die oberste Gestalt als Mnemosyne sehr 
wahrscheinlich gemacht: die Mutter der Musen 
verbindet diese mit ihrem Vater. Ihre würde- 
volle Haltung zeichnet sie vor den andern aus. 
Trotzdem wird man annehmen müssen, dafs 
ihr Typus von dem einer Muse hergenommen 
ist; denn sie zeigt eine bis ins einzelnste 
gehende Verwandtschaft mit der mittelsten 
Muse der halikarnassischen Basis. Rechts von 
ihr steigt eine Muse vom Himmel zum Parnafs 
herab; Beinach erinnert an das horazische de- 
scende caelo; Kalliope, die alte Muse des Epos, 
wäre hier an der Stelle. Aber, wie es der 
Künstler auch gemeint haben mag, er benutzte 
jedenfalls denselben Typus der tanzenden Muse, 
der in der 3. halikarnassischen Figur, ebenfalls 
rechts von der vorerwähnten Muse, angewendet 



Musen (hellenist. Reliefs) 3268 

mit der kleinen Kithar und der nach vorn 
aufgestützten. Auch die letzte Muse mit der 
Rolle erinnert etwas an die 6. halikarnassische 
Figur; vgl. als ähnliche Typen die Muse des 
lateranischen Philiskosreliefs (Benndorf-Schöne 
245) und eine kleinasiatische Terracotta bei 
Beinach a. a. 0. S. 135. In allem erweist sich 
Typenkreis und Auffassungsweise beider Re- 
liefs als ganz gleich, sie werden ja schon 
10 durch die geographische Nachbarschaft ihrer 
Entstehungsorte einander nahe gerückt. Die- 
selbe Willkürlichkeit in der Benutzung der 
vorliegenden (wohl statuarischen) Typen, die 
der Künstler nach den Bedingungen seines 
Reliefs auswählt, gruppiert und verändert. 
Durch die Buchstabenformen wird das Arche- 
laosrelief in das zweite Jahrhundert gewiesen. 
Dafs die Lyra unter den Attributen fehlt, 
ebenso beide Masken, während der Globus 




6) Aretinische Gefäfsfragmente mit MtlBen (nach Notizie degli scaoi 1884 t. Vlil). 



ist; die Ähnlichkeit ist schlagend. Die übrigen 
acht Musen sind in vier Paaren geordnet, ganz 
in derselben Art, wie die Paare der halikar- 
nassischen Basis, deren Anordnung dadurch 
rückwirkend bestätigt wird. Im ersten Paar 
liest eine sitzende Muse aus dem geöffneten 
Diptychon ihrer attributlosen Schwester vor. 
Im zweiten zeigt eine sitzende Muse ihre Flöten 
einer Schwester, die mit der kleinen Kithar 
ausgerüstet ist. Im dritten hört die Muse mit 
der grofsen Kithar sitzend den Erklärungen 
der astronomischen Muse zu. Das vierte Paar 
wird durch Apollon getrennt. Die aufgestützte 
Muse wendet sich zu einer Schwester, die eine 
Rolle in der Rechten hält (nicht eine Schale, 
wie man, früher glaubte). Aufser den ange- 
führten Ähnlichkeiten zwischen der halikar- 
nassischen Basis _ und diesem Relief erkennt 
man sofort die Übereinstimmung der Musen 



50 vertreten ist, zeigt am deutlichsten die Frei- 
heit in der Typenauswahl ; möglicherweise 
wollte Archelaos dadurch den Ausschlufs der 
kleineren Lyrik und des Dramas andeuten, 
dafs hier ein Dichter des Epos gefeiert wird, 
zu dem das astronomische Gedient andrerseits 
hinzugerechnet wird. So mag möglicherweise 
auch bei der halikarnassischen Basis das Fehlen 
der komischen Maske und des Globus auf ähn- 
liche spezielle Gründe zurückzuführen sein ; das 

60 läfst sich schwer entscheiden. Wiederum hat 
sich Archelaos nicht gescheut, im untersten 
Streifen Tragödie und Komödie den Homer 
mit feiern zu lassen. 

d) Aretinische Gefäfsfragmente (Fig. 6) 
(vgl. Gamurrini im Bull, dell' inst. 1884 p ; 49. 
Notizie degli seavi 1884 p. 377. Bie S. 43). 'Die 
aus rotglasiertem Thon hergestellten „areti- 
nischen" Gefäfse, das allgemeine bessere Ge- 



8269 Musen (auf Sarkophagen) 

•chirr der letzten antiken Jahrhunderte bil- 
dend, haben vielfach interessante Reliefs auf 
ihren Scherben hinterlassen, die durch einen 
UUiarm Druckverfahren ganz ähnlichen Typen- 
druok hergestellt wurden. Eine grofse An- 
tthl Stücke mit MnBendarstellungen, aus dein 
8/1. Jahrhundert stammend, liegen in Arezzo 
und empfehlen sich gelegentlicher genauerer 
Durchsieht. Die Musennamen sind durch 
Petschaftstempel neben die Figuren gesetzt. 
Die Musentypen selbst sind natürlich nach be- 
rühmten statuarischen Vorbildern geschnitten, 
bieten also kein geringes Interesse. Die von 
uns erwähnte Reihe schliefst sich an den lyra- 
spielenden Herakles an, also einen zweiten 
Hercules Musarum (vgl. die Musen von Am- 
brakia). Auch in den Typen sind Ähnlich- 
keiten mit den Ambrakerinnen vorhanden ; 
die 6. und 7. von diesen finden hier ihre 
Repliken, die Muse mit der Rolle entbehrt 
hier der Stele. Die Muse des Diptychons ist 
im Begriff zu schreiben. Wahrscheinlich lag 



Musen (auf Sarkophagen) 3270 

Znhörens, Hinweisens, mit denen der Relief- 
bildner in seine Gruppen einen Zusammen- 
hang bringt, der in den von ihm kopierten 
Statuen noch nicht ausgedrückt zu sein braucht. 
Man beobachtet auch hier eine wohl überlegte 
Gegenüberstellung der Attribute in den ein- 
zelnen Paaren. Nicht ohne Grund redet die 
Muse der Rolle zu der von der Ambrakerinnen 
bekannten attributlosen Schwester, der Sin- 
ti) nerin, — sind tragische Maske und Saiten- 
instrument in Verbindung gebracht, — sind 
Diptychon, als Symbol kleinerer Gedichte, und 
die Komödie vereint — , gesellt sich der Glo- 
bus zur friedlich epischen Eithar. Man wird 
auch auf den voran besprochenen Reliefs mit 
Leichtigkeit solche sinnreiche Attributpendants 
herausfinden. Sie sind die Zuthat des Relief- 
bildners, der mit den von Statuen gelieferten 
Vorbildern seiner Technik gemäfs freier schalten 
20 konnte; sie sind zugleich die Fortsetzung der 
»auf den Vasen beobachteten Bestrebung, durch 
lebhaftere Gruppierung, gegenseitige Bezieh- 




7) Musensarkophag Pacca (nach Ann. d. Inst. 1871 t. D.). 



hier dieselbe Freiheit in der Auswahl der Typen 
und Attribute vor. 

10. Allgemeine Übersicht der Musendarstellnngen. 
I. Sarkophage. 
Unter den zahlreichen Musensarkophagen 50 
ragen einige durch ihr höheres Alter und dem- 
nach durch das gröfsere individuelle Interesse 
ihrer Typen hervor. An der Spitze stehen zwei 
Exemplare der Villen Pacca (Fig. 7) und Medici 
(Trendelenburg, Annali dell' inst. 1871 mit 
tav. D, E und Bie S. 63), die sich den eben be- 
sprochenen hellenistischen Reliefs anschliefsen. 
Sie beide haben untereinander soviel Ähn- 
lichkeiten, dafs sie im ganzen auf dieselbe Vor- 
lage zurückzugehen scheinen. Hellenistische 60 
Bäume schieben sich zwischen die Figuren, von 
denen sich fünf auf beiden Sarkophagen völlig 
wiederholen. Die Gruppierung zu Paaren ist 
auch hier durchgeführt, besonders deutlich auf 
dem Sarkophag Pacca. Die Musen sind in der 
Unterhaltung, in einer Art Wettstreit der Funk- 
tionen begriffen, wie auf all diesen Reliefs. 
Daher die mannigfachen Gesten des Redens, 



ungen, genreartige Stellungsmotive eine gewisse 
Handlung in die Darstellung zu bringen, wozu 
die auf der Fläche bildende Kunst leichter die 
Möglichkeit hatte als die statuarische. (Über 
spätere Beispiele vgl. Bie S. 87 f.) Wenn man 
von hier aus auf die Mantineiareliefs zurück- 
blickt, begreift man den gewaltigen Unter- 
schied, der zwischen diesen Schöpfungen des 

4. Jahrhunderts und den hellenistischen Werken 
besteht. Die Neunzahl wird nun ausnahmslos 
typisch, wenn auch in der Verteilung der Funk- 
tionen noch volle Willkür herrscht. Auf dem 
Sarkophag Pacca fehlen die Flöten, dagegen 
ist das Diptychon zweimal vertreten. Der 
Medicisarkophag hat die Flöten, behält aber 
trotzdem die beiden Diptycha bei. Ein Zeichen 
verhältnismäfsig früher Zeit ist das Fehlen des 
später so gewöhnlichen Pedum bei der komi- 
schen und der Keule bei der tragischen Muse 
auf S. Pacca, während die tragische Muse des 

5. Medici das Schwert hat, das der Keule als 
Attribut vorangegangen ist. Jenes stammte 
von der Maske des Königs, diese von der des 
Herakles. 

103* 



r 



3271 Musen (auf Sarkophagen) 

Weiterhin nehmen eine hervorragende Stel- 
lung ein die nebenan abgebildeten Sarkophage 
von Neapel (Fig. 8) und Pari? (Fig. 9). Vgl. Arch. 
Ztg. 1843 Taf. 7 und Clarac, Mus. de sculpt 205, 
45. Fröhner 378. Auf dem Neapler treten uns 
recht gute hellenistische Typen entgegen; auf 
den hellenistischen Ursprung weisen am deut- 
lichsten die mit Guirlanden verbundenen Pfeiler 
hin. Der Louvresarkophag zeichnet sich durch 
die dramatische Lebendigkeit und sorgsame 10 
Komposition seiner Figuren aus, in denen er 
alle übrigen Musensarkophage übertrifft. Ein 
Florentiner Sarkophag (Gori, I. A. Etr. 4 p. 94 
1. 18. Dütschke 88) geht teilweise auf dieselben 
Vorbilder zurück wie er, er vereinigt aber 
Apollon mit den Musen. Der Apollon ist hier 



Musen (auf Sarkophagen) 3272 



3" 




nackt und spielt die Kithar. Mit einem solchen 
waren die Musen des ßhodiers Philiskos ver- 
bunden, aus dem 2. Jahrhundert stammend, 
in der porticus der Octavia aufgestellt (Plin. 
36, 34). 

Diesen besten Sarkophagexemplaren folgen 
die unzähligen der späteren Zeit, zum grofsen 
Teil Fabrikarbeit und nur von Interesse durch 
die Typen, die sie übermitteln. Entweder sind 60 
die Musen allein dargestellt, oder mit Apollon, 
oder mit Apollon und Athena, oder mit Dich- 
tern vereinigt, oder in Schilderungen der Mar- 
syasscene, des Sirenenkampfes verflochten. Die 
Aufzählung ihrer hauptsächlichsten Stücke siehe 
bis zum Erscheinen des Corpus sarcophagorum 1 
bei Bie S. 58. Die letzten reichen bis in das 
3. und 4. Jahrhundert n. Chr. herab, wie sich 




3273 Musen (auf Wandgemälden) 

au* den Frisuren der porträtierten Toten er- 

Siebt, die sich dann öfters wie Dichter unter 
ie Musen mischen. Die Auswahl der Musen- 
typen ist ziemlich regellos. 



Musen (auf Wandgemälden) 3274 

worfenen Musengemälde im Louvre (vgl. Pit- 
ture d' Ercolano 2 t. 69. 13. 41. 31. 25. 19. 
47. 53), hierneben (Fig. 10) wiederholt, .welche 
Namenbeischriften haben, ist die Attributver- 




9) Musensarkophag des Louvre (nach Clarac 205, 46). 



II. Wandgemälde. 

Nicht gar zu oft, aber in interessanten Typen 
finden sich Musen auf pompejanischen oder 



teilung folgende: zweimal die Bolle, eine Lyra, 
beide Masken, eine attributlose sinnende Muse, 
*ine Kithar, ein Globus und (verloren — aber 




10 a, b) Musen von heroulanensisohen "Wandgemälden (nach Pitt, di Ercolano II). 



herculanisehen Wandgemälden. Hier sind be- 
sonders die Reihenzusammenstellungen von 
Wichtigkeit. In der berühmten Gruppe der 
ans Herculanum stammenden, lebendig ent- 



wohl sicher) die Flöten. Die einzige vollständig 
erhaltene Reihevonneun Musen auf Gemälden sah 
ich in einem Zimmer des pompejanischen Hauses 
9, 5, 11, sie scheint noch unpubliciert zu sein: 



3275 Musen (auf Wandgemälden) 



Musen (auf Wandgemälden) 3276 




3277 



Musen (Statuen) 



Musen (auf Wandgemälden) 3278 



1) Muse mit dem Ellenbogen auf eine Stele 
gestützt, in offener Rolle lesend; 

2) in der Linken komische Maske erhebend, 
in der gesenkten Rechten das Pedum; 

3) schreitend, mit der Rechten auf den 
Globus in der erhobenen Linken 
weisend; 

4) in jeder Hand eine lange Flöte vor 
sich haltend; 

5) in der R. tragische, unbärtige 
Maske erhebend, in der gesenkten 
L. die Keule ; 

6) schreitend und lyraspielend; 

7) die Flöten mit beiden Händen quer 
vor sich haltend; 

8) schreitend und kitharspielend ; 

9) der Typus der ganz eingehüllten, 
attributlos sinnenden Muse. 

Bekleidung ist überall die reichere : Chiton 
und Himation. Bemerkenswert ist bei 
dieser aus der ersten Kaiserzeit stammen- 
den Reihe gemalter Musen sowohl die 
vielfache Ähnlichkeit mit den Typen von 
Ambrakia als die doppelte Besetzung ili-i 
Flöten, welche deutlich die immer ihm h 
herrschende Willkür in der Verteil im g *, 
der Funktionen erkennen läfst. ' 

Andere Gemälde haben nur 
vereinzeltes Interesse (Heibig, 
Katalog der Wandgemälde). 

III. Statuen. 

Die Anzahl der Musensta- 
tuen ist übergrofs, wenn sich 
auch die meisten auf bestimmte, 
immer wiederkehrende Typen 
zurückführen lassen. Die 
Schwierigkeit liegt hier darin, 
dafs durch Verstümmelungen 
gerade der so sehr exponier- 
ten Attribute oder durch ver- 
wischende Ergänzungen die 
ursprüngliche Figur oft nicht 
einmal sicher als Muse er- 
kannt werden kann. Ein sol- 
cher Übelstand bestand bei den 
Sarkophagen wegen der ge- 
ringeren Ergänzungen und 
besseren Kontrolle in kleine- 
rem Grade, bei den Gemälden 
garnicht. Trotzdem sind die 
Statuen das numerisch und 
künstlerisch wichtigste Mate- 
rial zur Erkenntnis der Typen, 
— freilich nicht ebenso der 
ganzen Gruppen als solcher. 
Denn sie sind, anders als 
Sarkophage und Gemälde, der 
Trennung und Isolirung am 
meisten ausgesetzt. Wir 
besitzen thatsächlich keine 
vollständige Gruppe von 
Musenstatuen. Die voll- 
ständigste ist noch die des 
Vatikan, zugleich die be- 
rühmteste und künstlerisch 
bedeutendste. Zur Berichti- 
gung eineB Irrtums bei Bie 




10 g, h) Musen von herculanensischen Wandgemälden (nach Pitt, dt Ercolano II). 



3279 



Musen (Statuen) 



Musen (Statuen) 



3280 



S. 89 sei hier nochmals die Aufzählung vorgenom- 
men. Inder„Cassiusvilla"sind zusammengefun- 
den folgende Musen des vatikanischen Museums, 
zu denen auch der Musagetes Apollon gehört 
(Visconti, Museo Pio-Clementino, kleine Ausgabe 
1,15) (Fig. 11): 1) Muse mit Rolle (ebd. 1, 16) 

2) Muse mit komischer Maske (ebd. 1, 18) 

3) Muse mit tragischer Maske (ebd. 1, 19) 

4) Muse mit Lyra (ebd. 1, 20); 5) Muse mit 
Kithar (ebd. 1, 21); 6) sinnende, attributloBe 
Muse (ebd. 1, 23); 7) stehende Muse mit Globus 



überlegte. Die Typen sind lebendig und viel- 
fach originell; sie erinnern durch die Ab- 
wechslung stehender und sitzender Figuren an 
die Vorbilder, die den Künstlern der helle- 
nistischen Musenreliefs vorgeschwebt haben 
mögen. 

Auch die Madrider Musengruppe (Hübner, 
Katalog 48 ff.) enthält nur acht originale antike 
Figuren, die nennte ist hier ganz modern. Aber 
lo bei den acht sind nur zwei Attribute, einmal 
die Keule, einmal die Kithar, antik — die 
übrigen hinzuergänzt, also nicht zu verwerten. 
Die Typen sind ziemlich spät, die Gewand- 
behandlung ist raffiniert. Kleine Eroten sind 
zugefügt. 

Die Neapler Musen (Gerhard, Katalog 
276 ff.) sind zwar im Theater von Herculanum 




IIa, b) Musen aus dem Valikan (nach Visconti, Pio-Clem. I). 



(ebd. 1, 24, über ihr Schicksal Visconti p. 156) ; 
8) Muse mit Diptychon (ebd. 1, 26). Dagegen 
ist die ebd. 1, 25 abgebildete Globusmuse ganz 
unsicher als solche ergänzt und überhaupt 
nicht zu jener Gruppe gehörig; der Vatikan 
besitzt aufser dieser Gruppe noch andere Musen. 
Erhalten sind also aus einer ursprünglich zu- 
sammengehörigen Gruppe aufser Apollon acht 
Musen: es fehlt hier nur die der Flöten, ebenso 
wie bei den herculanensischen Gemälden. Die 
Verteilung der Funktionen ist hier eine wohl 



zusammen gefunden, aber mit vielen anderen 
und unter Verlust der Attribute. Die Ber"- 
60 liner „Musen", zuerst als „Töchter des Lyko- 
medes" ergänzt (vgl. Levezow unter diesem 
Titel), sind zum gröfsten Teil wohl ihres 
Namens unwürdig. Nur der Apollon (nr. 50), 
die aufgestützt sinnende Muse (nr. 221) und 
die schreitende, spielende (nr. 49) sind erkenn- 
bar, die übrigen haben moderne Attribute oder 
sind überhaupt keine Musen. Die Stockholmer 
Musen gar, einst von Guattani, Mon. in. 1784 



f. 



3281 



Musen (Statuen) 



Musen (Statuen) 



3282 



publiciert, sind von Heydemann (Areh. Anz. 
1865 S. 151) als aus ganz verschiedenen Fund- 
orten stammend erkannt worden. 

Eine besondere Klasse bilden die archai- 
sierenden Musenstatuen, auf die hier unter 
Berücksichtigung einiger Inedita näher einge- 
gangen werden mag. Im Chiaramontisaal des 
vatikanischen Museums sind verschiedene, meist 
recht unscheinbare Statuen oder Statuentorsen 
als Stützen und Untersätze der Konsolen ver- 



die in der Beschreibung Borns 2, 2 p. 61 er- 
wähnte Statue. Sitz: würfelförmiger Stein; 
ganz in Vorderansicht; die Bückseite bei allen 
dreien unbearbeitet. Mit beiden Händen hält 
sie einen aufgerollten Papyros auf dem Schofs ; 
bekleidet ist sie mit Chiton und Himation, 
welches, die Oberarme bedeckend, auch den 
Hinterkopf verhüllte und ganz symmetrisch 
angeordnet ist. Der Archaismus offenbart sich 
10 in den steifen Bewegungen der Figur und be- 
sonders in den leblosen Falten, die das Hima- 
tion zwischen den parallel vorgestreckten Beinen 
bildet, sodafs man an das Schema der archa- 
ischen sitzenden Frauen erinnert wird. Den- 
selben Typus bieten die beiden anderen Sta- 
tuen, nur ihre Erhaltung ist schlechter. Nr. 351 




11 c, d) Apollon Musagetes und sitzende Muse aus dem Vatikan (nach Visconti, Pio-Clem. X). 



wendet, welche die langen, mit Büsten, Sta- 
tuetten, Relieffragmenten besetzten Platten 
tragen. Unter diesen befinden sich mit nr. 349 60 
bis 351 bezeichnet drei Torsen von sitzenden 
Musen in etwa halber Lebensgröfse. Durch 
Übereinstimmung in Mafsen, Arbeit, Erhaltung 
erweisen sie sich als unzweifelhaft zusammen- 
gehörig; die näheren Fundumstände waren 
nicht zu ermitteln. Der Marmor scheint pen- 
telisch. Am besten ist nr. 350 erhalten; der 
Kopf fehlt wie bei den beiden andern; es ist 



(= Beschr. Borns a. a. 0. 349) zeigt Oberkörper 
und Schofs der sitzenden Muse, die ebenso ge- 
wandet ist wie die vorige und statt der Rolle 
eine tragische unbärtige Maske mit beiden 
Händen so auf dem Schofse hält, dafs sie im 
Profil nach rechts liegt und ihre Haare über 
den Schofs hin ausgebreitet sind. Die Maske, 
ganz in freiem Stil gearbeitet, verrät die Steif- 
heit der Muse als Altertümelei. Die dritte 
Figur, nr. 349 (= Beschr. Borns a. a. 0. 347), 
wieder in demselben Typus, läfst trotz noch 



3283 



Musen (Statuen) 



Musen (Statuen) 



3284 



gröfserer Zerstörung erkennen, dafs die sitzende 
Muse hier die Arme unter dem Himation ver- 
hüllt trug, die Rechte höher, die Linke auf 
dem Schenkel. Dadurch werden freiere Falten 
bedingt und der Archaismus erscheint gemildert. 
Dieselbe archaisierende Art, die sich in der 
Steifheit und symmetrischen Tektonik der Li- 
nien zu erkennen giebt, ist zu beobachten an 
einem schon bekannten Beispiel einer stehen- 
den Muse ähnlicher Auffassung, der die Maske 10 
haltenden Figur aus der Venediger Sammlung, 
Annali dell' inst. 1852 tav. A (Fig. 12). Sie ist die 
einzige, thatsächlich als Muse erweisbare Sta- 



vierte die Petersburger hinzufügt {Annali 1852), 
setzt A sogar vor Phidias. Stephani (zu Köhler, 
Ges. Sehr. 3 p. 320) erkannte zuerst ihren Ar- 
chaismus. Trendelenburg (Musenchor p. 20) und 
Sie a. a. 0. p.73 halten die Muse des Diptychon 
noch für verbürgt. Dagegen ist nach genauer 
Untersuchung jetzt festzustellen : 1) Annali 
1852 tav. A. Statue der Marciana. Hohe San- 
dalen, Chiton und überschlagenes Himation; 
drei archaisierende Haarsträhnen. Die ge- 





il e, f) Musen aus dem Vatikan (nach Visconti, Pio-Clem. I). 



tue der vier typengleichen Figuren, unter die sie 
immer gerechnet wird (Annali a. a. 0. tav. A — D). 
Thiersch (Epochen S. 135), der einige von ihnen 60 
schon kannte, hielt sie für archaisch. Canova 
in seinem Gutachten über die Fortschaffung 
der Venediger Exemplare aus der casa della 
Pietä nach dem Museum (wörtlich wiederholt 
bei Valentinelli , Catälogo del Mus. Ven. p. 34) 
weist sie phidiasischer Zeit zu. Auch Hirt. 
Guedenoff, der zu den zuerst bekannten zwei 
venezianischen und einer mantuaner noch als 



brochene Linke war erhoben, die gesenkte R. 
hält eine unbärtige tragische Maske, die ans 
Gewand stöfst. Der Marmor scheint pentelisch ; 
Feuer hat die Statue geschwärzt. Der Fund- 
ort ist unbestimmbar. Valentinelli, der sie in 
seinem Catälogo del Mus. Ven. tav. 6 abbildet, 
erzählt nur (p. 34), sie sei von einem Hause, 
wo sie unter freiem Himmel gestanden, 1795 
ins Museum gebracht. Die Echtheit der Maske 
ist unzweifelhaft. Höhe 2 Meter; 2) Ann. 1862 
tav. B. Statue der Marciana, pentelischer Mar- 



3285 



Musen (Statuen) 



Musen (Statuen) 



3286 



mor. Bei Valentinelli a. a. 0. tav. 5 abgebildet, 
der p. 29 angiebt, sie sei in Ossero (dem an- 
tiken Apsorus) in alcune antiche ruine 1587 
ausgegraben. Position und Gewand dieselben. 
Rechter erhobener und auch linker gesenkter 
Arm gebrochen; Kopf nicht zugehörig. Höhe 
2,28 Meter; 3) Ann. 1852 tav. C. Position und 
Gewand dieselben; Kopf intakt, hat dieselben 
Haarsträhnen wie A. Die erhobene Rechte ist 
gebrochen, die Linke mit dem Diptychon er- 
gänzt. Ursprünglich in Venedig im palazzo 
Algarotti, wo sie Moschini, Guida di Venezia 1 , 640 
als Sibylle beschreibt ; dann kam sie in die Ere- 
mitage, wo sie im Guedenoffachvn Katalog die 
nr. 303 trägt. Brandspuren wie bei A, Marmor 
wohl pentelisch. Höhe 2,05 Meter; 4) Ann. 1852 
tav. D. InMantua; Labus, Mus. de Mant. 2 tav. 42. 
Pentelischer Marmor. Position ebenso. Beide 
Arme gebrochen. Höhe 2,05 Meter. Herkunft un- 
sicher. Aber 1571 ist diese Figur schon nach einer 
Zeichnung Giulio Romanos am Grabe des Pietro 
Strozzi in S. Andrea zuMantua kopiert worden. 
Aus dieser Übersicht geht hervor, dafs A 
und C sicherlich zuammengehören und also 
möglicherweise die Ergänzung von C mit dem 
Diptychon das Richtige trifft. Auch D mag 
zur selben Reihe gehört haben, die schon in 
frühen Zeiten getrennt wurde. Bei B sprechen 
allerdings die Mafse dagegen (vgl. Trendelen- 
burg, Musenchor S. 20 Anm. 41). Senndorf 
(Arch. Ztg. 1866 S. 230) kam zuerst auf den 
Gedanken der architektonischen Verwendung 
dieser Statuen, dasselbe glaubt Dütschke (Cat. 
Oberit. 4 S. 234). Trendelenburg bestreitet wohl 
mit Recht ihre Verwendung als Karyatiden. 
Aber dafs sie ähnlich im Zusammenhang mit 
der Architektur benutzt waren, darüber kann 
kein Zweifel sein. Daher die ganze Symmetrie 
in ihrer Haltung und die Stellung der Arme. 
Daher auch die Nichtbearbeitung der Rück- 
seiten. Dasselbe ist der Fall bei den Chiara- 
montimusen, welche uns demnach eine Reihe 
architektonisch verwendeter sitzender Musen 
liefern. Diese haben noch teilweise die Be- 
festigungslöcher erhalten. 349 und 351 haben 
grofse runde Löcher im Schofs; bei 350 ist 
dasselbe Loch wohl mit den Fugen der Rolle 
verschmiert; dafür befindet sich hier eins links 
unten am Gewand und einB im Rücken. Die 
tektonisohe Verwertung der Statuen erklärt 
auch die singulare, symmetrische Art, wie hier 
Maske und Rolle gehalten wird. Wahrschein- 
lich gehört zu den Chiaramontimusen der eben- 
dort unter 292 B aufgestellte Apollontorso. So 
erklärt die Tektonik den Archaismus und dieser 
die späteren Attribute, die zu dem Stil nicht 
passen wollen. Ein ganz ähnlicher Torso wie 
die Chiaramontimusen steht im Hofe des kleinen 
Museums von Eleusis, hinten fällt das Haar 
strähnenartig herab, Kopf und Arme waren 
eingesetzt; ein ähnlicher Typus ist für eine 
Kybele des Kentrikonmuseums in Athen ver- 
wendet. Wir haben hier das Beispiel einer 
fabrikationsmäfsig hergestellten Reihe von 
Typen sowohl stehender wie sitzender weib- 
licher Figuren, die architektonisch oder auch 
im Gartenbau verwendet und je nach Wunsch 
mit bestimmten Attributen versehen wurden. 



Die Musen in ihrer Neunzahl eigneten sich 
besonders für diesen Zweck, der stets wieder- 
holte Typus war motiviert. Wie die stehenden 
Figuren etwa verwertet sein konnten, zeigen 
Sarkophage {Annali 1852 p. 77 tav. E. Clarac 
pl. 117 [Amazonensarkophag aus Salonichi im 
Louvre]): ganz gleich gewandete Eckfiguren 




12) Archaisierende Muse aus Venedig 
(nach Annali d. Inst. 1852 A). 

mit derselben Frisur, auf dem Kopfe einen 
Kalathos, die R. hängt herab, die L. stützt 
das Gebälk. Die Ecknike des Sarkophags Matz- 
v. Buhn 3384 ist ebenfalls zu vergleichen. Meh- 
rere archaisierende Hermen ebenso. Raffael 
mufs solche Vorlagen gehabt haben bei den 
Entwürfen zu den Hermen in den Stanzen. 



3287 Musen (in Mosaiken) Musen (Typenübersicht) 3288 

Brunn, Über tektonisehen Stil in griechischer phagen und schwebende auf Gemälden sind 

Plastik und Malerei (Sitzungsber. der bair. AM. vereinzelt. Sitzende Musen giebt es nicht 

d. Wiss. 1883 S. 299) weifs als Belege von der viele (der Sitz: Fels oder Stuhl); während sie 

statuarischen Kunst (S. 317) nur die Korb- die hellenistischen Reliefs der Gruppierung 

trägerinnen der Villa Albani anzuführen (Clarae wegen gern verwenden, kommen sie auf den 

438 F. 807 A. 442. 807). Sarkophagen fast garnicht vor. Der älteste 

bekannte Typus ist die Muse mit der Lyra 

IV. Mosaiks. au f d em Chigirelief und die mit der Guitarre 

Eine nicht unbedeutende Rolle unter dem auf dem Relief von Mantineia. Die archaisti- 
Material der Musendarstellungen nehmen die 10 sehen sitzenden Musen sind oben besprochen. 
Mosaiks ein, allerdings sind sie wichtiger für Eine glänzende Reihe sitzender Musen bieten 
die Benennungsfrage, auf die wir noch zurück- sowohl die vatikanischen Statuen, als die her- 
kommen, als für die Typenfrage. Eins aus culanensischen Gemälde. Die Musen mit auf- 
Italica in Spanien (von Laborde publiciert) gestütztem Fufs finden sich in den meisten 
verteilt die Attribute fast mit derselben Will- Funktionsklassen : ein Saiteninstrument spielend 
kür, wie die Vasen. Neben den gewöhnlicheren tritt eine solche allein auf 17 Sarkophagen ent- 
Attributen finden wir auch einen Lorbeerzweig gegen, natürlich immer nach demselben Original 
und ein Kästchen. Das in Trier gefundene kopiert, statuarisch z. B. bei Clarae 310, 2221 in 
Mosaik des Nonnos ist leider sehr zerstört einem Pariser Exemplar; das Motiv bietet Ge- 
(Ant. DenJcm. 1 , 47 — 49). Die Musen haben 20 legenheit zum leisen Herabgleiten des Gewandes 
hier immer die berühmtesten Vertreter ihres' von der Schulter. Sehr beliebt ist auch eine 
Faches bei sich. Polyhymnia, die einen sym- schreibende Muse mit aufgestütztem Fufs (Bie, 
bolischen fackelartigen Gegenstand trägt, ist Typ. 2k); auch eine in der Rolle lesende findet 
begleitet von Akikaros, dem orientalischen sich, die den ganzen Oberkörper entblöfst hat 
Weisen. Klio mit der Kithar (daneben Stele (Gemme: Improute gern/m. 15 C 5). Die ent- 
mit Schreibutensilien) hat den Kadmos, und sprechende Muse in der tragischen Maske hat 
zwar den Erfinder der Buchstaben. Urania, als bekanntesten Vertreter die vatikanische 
auf einen Globus zeigend, natürlich den Arat. Statue, die nach einer Replik mit dem Schwert 
Die nicht erhaltene Kalliope den Homer. Tha- zu ergänzen ist, und mit der tragischen Muse 
lia, die das Pedum in der R. über einer Maske so des Louvresarkophags auf dasselbe Original 
auf einem Postament hält, hat ihren Dichter zurückgeht. Andere Beispiele s. unter Bie, 
verloren. Agnis (== Hyagnis) läfst sich von Typ. 3 s. Eine Globusmuse in dieser Stellung 
Euterpe über die Flöten belehren, die sie auf zeigt das Wandgemälde Ilelbig 892 b. Die 
eine Art Pult gestützt kreuzweis vor sich hält. Berliner Vase, die wir oben abgebildet haben, 
Dem Thamyris wird die verlorene Erato zu- zeigt uns den Typus auf die Diptychonmuse 
zuteilen sein. Von der Melpomene sind nur übertragen. Dies Positionsmotiv kann kaum 
zwei Buchstaben da, von ihrem Dichter nichts. vor dem 4. Jahrhundert entstanden sein. Es 
Sonstige Mosaiks sind Bie S. 102 erwähnt. Hinzu- wurde früher (bei der tragischen Muse) mit 
zufügen ist Precioso parimento de mosaico en Lysipp in Verbindung gebracht, dehnt sich 
la antiqua Emmerita Augusta deseubiesto en 40 aber, wie wir sehen, auf alle Funktionsklassen 
Noviembre de 1834 per el Colonel de Inf" In- aus, sodafs die Urheberschaft Lysipps sehr 
geniero Mariano de Albo, das von der Unklar- fraglich bleibt. Die Musen, welche sich auf 
heit seiner Zeichnung abgesehen wesentlich Stelen stützen, sind meist nur entsprechende 
neue Typen nicht zu bringen scheint, auch Umänderungen der älteren einfach stehenden 
keine Namensbeischriften hat. Typen. So wird aus der stehenden Muse, die 

attributlos, in Gedanken versunken, die Arme 

V. Übersicht der Typen. tief ins Himation hüllt (in unzähligen Exem- 

Auf eine Aufzählung der einzelnen, in den plaren von den Mantineareliefs bis zu einem 
meisten Fällen klar unterscheidbaren Typen Silberkästchen des 6. Jahrhunderts Visconti, 
ist hier zu verzichten, da dieselbe Bie S. 63—81 50 Op. var. 1, 18 vorliegend; Bie, Typ. 2a), durch 
mit der möglichsten Vollständigkeit gegeben Aufstützen auf die Stele der bekannte Typus 
ist und das neue Material sich leicht einfügt. der Berliner „Polyhymnia", dem wir zuerst 
Wir wollen nur die Gesichtspunkte hervor- auf der halikarnassischen Basis begegneten, 
heben, die für die mythologische Entwicklung, der auf dem Neapler Sarkophag neben dem 
also die Auffassung des Wirkungskreises der vorerwähnten Typus erscheint, der sonst in 
Musen von Wichtigkeit sind. Die gesamten ebenso zahlreichen Exemplaren vertreten ist, 
Musentypen, die seit der hellenistischen Zeit besonders auf den Sarkophagen fast nie zu 
in Verwendung waren, lassen sich unter die fehlen pflegt (Bie, Typ. 2(3). Auch die Muse 
vier Rubriken 1) Musik und Tanz, 2) Gedanke mit dem Diptychon macht dieselbe Wandlung 
und Wort, 3) Masken, 4) Globus verteilen, «o durch (Bie, Typ. 2 9 und 2 1). Die älteren 
Aber innerhalb der Funktionsklassen findet Formen der stehenden zeigen uns die hier 
jedesmal dieselbe Abwechslung der Typen abgebildeten- Pacca- und Neapler Sarkophage ; 
statt, die die ganze Skala von Stellungen die aufgelehnte finden wir z. B. in einer Terra- 
zwischen der einfach sitzenden und der stür- cotta des British Museum (Anc. terr. of Brit. 
misch eilenden Muse ausfüllen : sitzend — auf- Mus. 40), auf einem Gemälde des Mus. Kirche- 
gestützter Fufs — stehend mit Stele — stehend riano (1 quadro 20), auf dem Mosaik von Ba- 
ohne Stele — gehend — eilend sind die wich- ciano (Bull. d. i. 1873 S. 130), wo sich merk- 
tigsten Positionen. Liegende Musen auf Sarko- würdigerweise Klio mit diesem für Geschichte- 



3289 Musen (Typenübersicht) 



Musen (Typenübersicht) 3290 



von der Bühne genommen (Müller, Biihnen- 
altert. S. 260). Zuletzt nimmt die Muse ein 
fellartiges, eng anliegendes Untergewand an, 
wahrscheinlich von der Figur des Sklaven 
(vgl. Clarac 874, 2221 A und Wieseler, Bühnen- 
denkm. Taf. A nr. 29). Zahlreiche Sarkophage 
zeigen diesen Typus, den wir in einem Exem- 
plare wiedergeben (Fig. 14). Auch die um den 
Hals gehängte Bulla hat die Muse der Sklaven- 
Ais Kopf- 



aufzeichnungen ungenügendenAttributzufrieden 
giebt. Dasselbe bei der Muse mit den Flöten: 
die mannigfachen Varianten des stehenden Ty- 
pus sind bei Bie S. 66 unter Typ. 1 7j besprochen ; 
aufgestützte Typen zeigen z. B. die eine Am- 
brakerin, eine danach gearbeitete Gemme (Im- 
proute gemm. 15 C 42), eine Statuette von Ca- 
tago (Dütschke 5, 679) und die Vase Arch. Ztg. 
1869 Taf. 18, während die bekannte Berliner 

„Euterpe" auf willkürlichen Ergänzungen be- 10 figur auf der Bühne abgesehen 
ruht, wie alle mit ihr übereinstimmenden Sta- — 

tuen {Gerhard, Arch. Ztg. 1861 S. 135. Bie, 
Typ. 1 &). Endlich die ein Saiteninstrument 
spielende Muse, deren schreitender Typus von 
den Ambrakerinnen an zu den allergewöhn- 
lichsten gehört und fast in keiner Reihe fehlt 
(Bie, Typ. 1 y) ; die sich auf eine Stele stützende 
spielende Muse ist besonders auf späteren Sar- 
kophagen häufig, aber wird auch schon auf 
dem oben abgebildeten Paccasarkophag ange- 
troffen, wie sie auch unter den Ambrakerinnen 
nicht fehlte (Bie, Typ. 1 S). Von besonderem 
Interesse ist noch die allmähliche Umwandlung 
der älteren stehenden Figuren in schrei- 
tende, die ziemlich durch alle Funktions- 
klassen hindurchgeht und mit Ausbildung 
gröfserer dramatischer Lebendigkeit zusammen- 
hängt, und endlich die Fortführung des Schrei- 
tens in das stürmische Eilen, die nur in 
bestimmten Fällen vorgenommen wurde: die 
Muse mit dem Saiteninstrument tritt uns so 
entgegen auf den Gemälden Selbig 869. 870, auf 
der Berliner Gemme bei Tölken 1339 ; die flötende 
auf den Gemmen 1340. 1341 ebenda und schon 
auf dem Paccasarkophag; die der komischen 
Maske neigt ebenfalls öfters diesem Typus zu. 
In der Bekleidung bedeutet der blofse 
Chiton die älteste Tracht, wie sie Göttern bis 
zum 4. Jahrhundert eigen ist. Von den Am- 
brakerinnen und den Typen des Neapler Sar- 
kophags behalten einige noch diese frühere 
einfache Gewandung bei. Vom 4. Jahrhundert 
an wird sonst die Bekleidung mit Chiton und 
Himation gewöhnlich, die uns zum ersten Mal 
auf den Mantineareliefs entgegentrat. Schliefs- 
lich dringt das Theaterkostüm in die Ge- 
wandbehandlung der Musen ein. Das 
tragische Theaterkostüm (Fig. 13) be- 
steht in langem faltenreichen Ärmel- 
chiton, welcher durch einen Gürtel zu- 
sammengehalten wird, der gewöhnlich 
die Form des „Medicigürtels" hat. Dazu 
tritt bisweilen ein Mäntelchen, bei der 
Muse der Tragödie auch das Löwen- 
fell und der Kothurn. Diese bietet 
fast durch alle Typenformen Belege für 
das Theaterkostüm. Aber auch speziell 
musikalische Musen eignen es sich an. So die-des 
Saiteninstruments aufzahlreichen Sarkophagen, 




13) Tragische Muse im Theaterkostüm, Gürtel schlecht gezeichnet 
(nach Visconti, Pio-Clem. IV, 14). 



schmuck zeigen ältere Musen den Kranz 

„ , (wie der Louvresarkophag), spätere die Federn, 

auch dem des Louvre, und ebenso die flötende 60 die die Musen den Sirenen nach Beendigung des 



in derselben Monumentenklasse. Auch die ko- 
mische Muse macht die Moden der Bühne mit. 
Zuerst erscheint sie in kurzem Chiton mit Hi- 
mation und Schuhen, den komischen Alten 
nachahmend; vgl. den Louvresarkophag und 
das Helbigsche Gemälde 880. Auch das über 
linke Schulter und Arm fallende Gewand, wie 
es auf mehreren Sarkophagen begegnet, ist 



Wettkampfes geraubt haben. Das erste littera- 
rische Zeugnis für diesen Musenschmuck ist 
Paus. 9, 34, 3. Die späteren Sarkophagarbeiter 
waren so daran gewöhnt, die Musen mit diesem 
Schmuck darzustellen, dafs der Verfertiger eines 
in Florenz befindlichen SirenensarkophagB die 
Federn den Musen aufsetzte, obwohl sie sich 
hier erst im Streit mit den Sirenen befinden. 



3291 Musen (Typenübersicht) 

Zu der Entwicklung der Musenattribute 
geben die Typen der hellenistisch -römischen 
Zeit noch einige Einzelheiten. Ältere, bessere 
Exemplare zeigen noch eine gewisse Gährung 
in der Auffassung der Musenfunktionen zur 
Zeit, als man sich entschlofs, auch Masken 
und Globus in den Kreis der Attribute auf- 
zunehmen. Die scenische Muse der halikar- 
nassischen Basis hatte noch zur Maske die 
Rolle. Die komische Muse unter denen des 
Vatikans hat zur Maske nicht nur das Pedum, 
welches ebenfalls von der Figur des komischen 
Alten genommen wurde, sondern auch das 
Tympanon, welches als Attribut von Musen 



Musen (Typenübersicht) 3292 

mählich wirft die scenische Muse alle Attribute 
weg, die sich nicht direkt einem Schauspieler 
geben lassen; sie bricht mit der Beziehung zu 
den musikalischen Musen. So eignet sie sich 
von der Figur des Königs zuerst das Schwert 
an, dann von der des Herakles die Keule und 
den Achelooskopf, der als Stierhaupt der Keule 
zur Stütze dient. Einen solchen Typus haben 
wir aus einem Sarkophag herausgenommen. 
10 Auch benutzt die Muse die Maske öfters wie 
der Schauspieler, der sie während der Pause 
hinten über den Kopf zurückschiebt: vgl. den 





14) Komiache Muse im Theaterkostüm (nach Gall. 
Giustin. II, 114). 

nur noch auf den Vasen belegt ist. Zwei 
interessante, auch in der Tracht ältere Typen 
dieser Übergangszeit geben uns die beiden 
folgenden Gemmen wieder. Die eine Muse 60 
(Berliner violette Paste, Inventar S. 1547) 
hält in der einen Hand zwei Flöten, in der 
anderen stützt sie eine Keule auf den Boden; 
die zweite (nach Impronte gemmarie 15 C 41) 
hat statt der Keule eine Maske, die sie auf 
eine Stele stützt. Wenn nicht ergänzt, stimmt 
damit auch eine Muse der Glastafel bei De- 
ville, Histoire de la verrerie 1. 13 überein. All- 



15) Schreibende Muse, die in ein Tintenfafa eintaucht 
(falsch gezeichnet) (nach Gall. Giustin. II, 114). 

Neapler und den Louvresarkophag. Auf einer 
Gemme Impronte gemm. 15 C 20 hält eine 
komische Muse ähnlich die Maske mit beiden 
Händen so, dafs sich die R. über den Kopf 
herumbiegt, die L. auf das Pedum stützt, eine 
Stellung, die für Schauspieler auf Gemmen 
öfters bezeugt ist. Schliefslich ist die in einem 
Exemplar hier (Fig. 15) wiedergegebene späteste 
Gestalt der schreibenden Muse zu erwähnen, 
die ein Hermentintenfafs neben sich hat, in 
das sie eben eintaucht; sie findet sich nur auf 
Sarkophagen. 



Sä 



S293 



Musen (Benennung) 



Musen (Benennung) 



3294 



Ober die Vereinigung der Musen mit Apol- 
lon, Herakles, Hermes, Athena, Mnemosyne u. s.w. 
s. Bie S.91ff. 

11. Die Benennung. 

Vor der späten römischen Kaiserzeit existierte 
kein festes Verhältnis zwischen den überlieferten 
Musennamen und den populären Musenfunk- 
tionen. Da vorher selbst diese Funktionen nicht 
einmal in einen festen Kanon gebracht waren, 10 
so konnte von einer Fixierung der hesiodischen 
Namen erst recht keine Rede sein. Aber noch 
in der spätesten Zeit strengten sich die Philo 
sophen- und Rhetorenschnlen an, ii 



zu, die sie den Aristaios lehren sollen. Jeder 
individualisiert anders. Onestas auf den Sta- 
tuenbasen der thespischen Musen {Kaibel,Epigr. 
Gr. 319. Meister, Boiot. Inschr. 805. Bie S. 96) 
giebt der Polyhymnia allgemein die Poesie, 
der Terpsichore die Flöten, der Thalia den 
Ackerbau und Frieden, eine Auffassung, die 
der Scholiast zu Ap. Bh. 4, 1 so weiter aus- 
führt: Klio Geschichte, Euterpe fiaQ-^jiata, 
Terpsichore naiSid, Polymnia Xvqcc, Mel- 
pomene (pari, Urania aaxQoXoyla, Kalliope 
noirjoig, Erato OQ%rj<sig. Das ist also eine be- 
stimmte Funktionsverteilung, die zur Zeit in 





iElililllllilill! 



16 a, b) Als c Musen' ergänzte Statuen des Vatikans, die aber nicht zu der berühmt, 
grofsen Gruppe gehören (nach Visconti, Pio-Clem. I). 



reichen Spielereien die Namen der Musen mit 
allerlei Zweigen der geistigen Bildung in Be- 
ziehung zu bringen, die sie gern von den 
Musen vertreten haben mochten. Diese speku- 
lativen Betrachtungen (Hauptstellen bei Bie eo 
S. 95) haben für die populäre Vorstellung 
natürlich nie eine Bedeutung gehabt. Das 
Volk unterschied überhaupt nur ungern unter 
den Musen. Noch Bhianos {Schal. Ap. Bhod. 3, 1) 
sagt prjdhv SiaipsQsiv, sl fit'av iTti-xaliirat Mov- 
eäv rtj' näoai 8' slgalövoi ju'jjs ore rovvofia 
li£eis. Apollonios Bhodios {Argon. 2, 511) teilt 
ihnen unbesorgt die äxsatoQiri und &eox(>oitCai 



weiteren Kreisen beliebt war; sie zeichnet sich 
aus durch den Mangel der Bühnenmusen, wäh- 
rend die Landbaupoesie hier ihre Vertreterin 
hat, die sich aber nicht populär hielt. Anders 
wieder die augusteischen Dichter. Horaz giebt 
bald der Euterpe die Flöten, bald der Poly- 
hymnia das Barbiton, bald der Melpomene 
die cantus lugubres; Kalliope soll Flöte oder 
Kithar spielen oder singen (3,4). 12,1: quem 
virum aut lieroa lyra vel acri tibia sumis 
celebrare, Clio? Ovid und Vergil verhalten sich 
wieder anders, s. Bie S. 97. Die Funktions- 
verteilung des griechischen Epigramms 



3295 Musia , Mut 3296 

Anth. £ni8. 505, welches aus Gemäldeauf- bezeichnen; s. Dysis u. Horai ob. Bd. lSp. 2737. 

Schriften zusammengesetzt ist, wird dann Vgl. Musike 1. [Stoll.] 

in der späteren Zeit die beliebteste; sie kehrt Musike {Movai-n.rO, 1) eine der Horai (s. d.), 
ähnlich wieder bei Ausonius Idyll 20 = Antho- Hygin. f. 183. Vgl. Musia. — 2) Beiname der 
logia latina 664 Catonis — Mythogr. 2, 24 mit Athene nach Boeckhs Vermutung (G I. G. 1, 154 
geringen Änderungen, ferner Anthol. lat. 88. = G. I. A. 2, 690) 'A&rjväg r]?}s fiovcwijg. Plin. 
Agathias erot. 222. Philostrat. ed. Kayser p.17,9. hist. not. 34, 19, 15 erzählt, Demetrius habe eine 
Joannes BarbuJcalles, Anth. plan. 219. Nonnos Minerva geschaffen, quae Musica appellatur, 
Dionysiaka 5, 99. Also erst in der spätesten quoniam dracones in Qorgone eius ad ictus 
Periode tritt ein festes Schema ein (vgl. Näheres w citharae tinnitu resonant. Vielleicht begegnet 
Bie S. 100); dasselbe beweisen die inschriftlich uns derselbe Beiname der Göttin in der In- 
bezeichneten Monumente. Die herculanen- schritt C. I. A.1, 666, 15 &s'\ov xr>j[s] jtouGi[xi)]s. 
sischen Gemälde vertreten, wie das obige [Höfer.] 
griechische Epigramm, als erste Vorläufer die Mut, die „Mutter", bildet zusammen mit 
spätere populäre Auffassung. Sonst zeigen das ihrem Gemahl Amon und ihrem Sohn Chonsu 
Orpheusbild (Helbig 893), das Bild des Museo den Dreiverein der Hauptgottheiten von The- 
Kircheriano (1, 20), die aretinischen Gefäfs- ben. Doch ist diese thebanische Triade nach 
scherben (Klio attributlos, Euterpe Lyra, Ter- Maspero [La mythologie egyptienne, les travaux 
psichore Rolle, Ealliope Pedum), dann die de MM. Brugsch et Lanzone. Paris 1889 
sämtlichen Mosaiks, die wenigen inschriftlich 20 (JExtr. de la Bev. de l'hist. des religions) p. 63 i, 
bezeichneten Statuen {Bie S. 102), eine Probus- vgl. Maspero, Catalogue du Musee egyptien 
münze {Cohen 5 p. 249), dafs vor der spätrömi- de Marseille p. 104 zu nr. 374 und Tiele, Ge- 
sehen Periode keine ständige Verbindung be- schichte der Beligion im Altertum 1, 1. Gotha 
stimmter Musennamen mit bestimmten Musen- 1895 p. 81f.] nicht als etwas ursprüngliches, 
funktionen stattgefunden hat. Selbst in dieser sondern als künstlich gemacht, als „un theme 
spätesten Zeit findet man noch vereinzelte theologique assez mal developpe" anzusehen. 
Spuren früherer Willkür {Bie S. 103 Anm. 1) Klar hebt sich nach der Ansicht Masperos 
bei Martianus Capella. Man hat sich demnach nur die Gestalt des Amon aus dieser Götter- 
zu hüten, vor dieser Periode liegende Musen- dreizahl hervor; die Göttin hat einen ganz 
darstellungen mit den populären hesiodischen so unpersönlichen Charakter, wie aas ihrer 
Namen zu belegen und diese Namen durch- Bezeichnung als „Mutter" oder als Amonit, 
weg nur als etwas Flüchtiges, Accessorisches einem „par feminisation grammaticale du nom 
au behandeln, wie sie es gröfsenteils gewesen d'Amon" gebildeten Namen, hervorgeht. Auch 
sind. Man hat also nicht von einer Euterpe scheint, bemerkt Maspero weiter, ursprünglich 
zu sprechen, wenn man die Muse der Flöten Month als Sohn des Amon gegolten zu haben 
meint, sondern den Typus nur nach den At- und Chonsu an dessen Stelle in dieser Rolle 
tributen zu nennen. Erst als allerletzter Schritt endgültig erst unter dem zweiten thebanischen 
in dem grofsen Individualisationsprozefs der Reiche getreten zu sein. Der Haupttempel der 
Musen, den wir an uns haben vorüberziehen Mut, von Amenophis III. errichtet, stand süd- 
lassen, tritt die Vereinigung der hesiodischen 10 lieh von dem grofsen Reichstempel zu Earnak, 
Namen mit bestimmten Funktionen ein, und an dem heiligen See Äser, nach welchem sie 
zwar, wie sich aus Litteratur und Monumenten häufig als „die Herrin des Sees oder Bezirks 
entnehmen läfst, in folgender Weise: Klio — Äser" bezeichnet wird, Wiedemann, DieBeligion 
Geschichte — Rolle. Kalliope — heroischer der alten^Ägypter p. 69. Dümichen, Geschichte 
Gesang — Diptychon oder Rolle! Polyhymnia des alt. Äg. p. 82 f. Fünfhundertzweiundsiebzig 

— Pantomimus — attributlos, tief ins Hima- löwenköpfige Statuen der Mut haben nach 
tion gehüllt. Euterpe — Flöten. Terpsichore Mariettes Berechnung einst die beiden Vorhöfe 

— kleinere Lyrik — Lyra. Erato — gröfsere und den vordersten Saal dieses Heiligtums 
Lyrik — Kithar. Melpomene — Tragödie — geziert; einige davon sind noch erhalten. Die 
tragische Maske. Thalia — Komödie — ko- 50 meisten haben ihren Weg in die verschiedenen 
mische Maske. Urania — Astronomie — Glo- Musee'n Europas gefunden, Dümichen p. 83. 
bus. Als vier Hauptpunkte in der Entwicklung Die Liste ihrer Titel und der Orte, in denen 
ergeben sich also: 1) Teilung der als Per- sie verehrt wurde, verzeichnet Lanzone, Dizi- 
sonifikation der allgemeinen musischen Bildung onario di mitologia egizia p. 332—334. Gemäfs 
entstandenen einen Urmuse in drei Musen musi- der Bedeutung ihres Namens „Mutter" wird 
kalischer Funktionen; 2) Teilung dieser drei derselbe ideographisch mit dem Bilde des 
Musen durch die am Helikon sich ausbildende Geiers geschrieben, entsprechend der Notiz 
theogonische Poesie in neun Musen mit all- des Horapollo, Sieroglyphica 1, 11: Mtitsqu 
gemein adjektivischen Namen, wie ein sin- Sh y^äcpoptis • • ■ yvna fcwygacpovoiv. Der 
gender, tanzender, spielender Chor gedacht; 60 Geier galt als Symbol der Mütterlichkeit, weil 
3) Individualisation dieser neun Musen nach man glaubte, es gäbe nur weibliche Tiere und 
beliebigen einzelnen musischen Funktionen, keine männliche von dieser Vogelart, s. Lee- 
die auf Theater und astronomisches Epos aus- mans in seiner Ausgabe Horapollos p. 171 f. 
gedehnt werden; 4) genaue Feststellung dieser Boscher, Das von der „Kynanthropie" han- 
Funktionen und feste Verbindung mit den delnde Fragment des Marcellus von Side 
hesiodischen Namen. [O. Bie.J {Äbh. d. Kgl. Sachs. Ges. d. W. ph. h. Cl. 17 

Musia? (Mouotce?), die dritte unter den Hören, nr. 3) Leipzig 1896 p. 68 Anm. 186a. Häufig 

welche bei Eyg. fab. 183 die Stunden des Tages verschmilzt sie mit den übrigen mütterlichen 



•r 



&' 3297 Muta ' Mychioi Theoi 3298 

'-'Gottheiten, wie Isis und Hathor, Maspero, Mycllia s. Mychioi. 

>r Cot. du musee egyptien de Marseille p. 104 zu Mychioi Theoi (av%iot, &eo£). Bei Ael. hist. 

nr. 374; vgl. Plutarch, De Is. et Os. c. 56 p. 101 anim. 10, 34 heifst es zifiäzai dl rj %sliöav &soig 

,: ed. Parthey: r\ S laig teziv ozs xal Movfr xal fiv%ioig mi 'AcpQoö izy, [iv%ia fievzoi v.al 

• näiiv "A&vqi Hai Ms&vsq ngoaayo^ev8zai-arj- zavry. Nach Bohde, Psyche 126, 1 sind die &sol 

fiaivovGi. ds zw jiev nQmrco xmv övofidzcov fiv%ioi die über den fiv%ög eines Hauses, z. B. 

prjTiQa x. r. I. und Maspero, Guide du visiteur über den ftctlccixog als das innerste Gemach, 

au musee de Boulaq p. 169 nr. 1998 „Mout- waltenden Götter; daher ist ihnen wohl auch 

, Isis allaitant Hör qu'elle tient sur ses genoux" die Schwalbe heilig, die mit Vorliebe im Innern 
(Fayencestatuette aus Abydos, saitische Peri- 10 des Hauses zu nisten pflegt; vgl. Hom. Od. 
ode). Merkwürdig ist die Gestalt, welche 22, 239 f., wo Athene in Gestalt einer Schwalbe 
ihr c. 164 des Totenbuchs giebt. Dieses Ka- auf dem Balken des Megarons sitzt. Dionys. 
pitel soll der Verstorbene hersagen, versehen Halikam. Antiqu. 1, 67 spricht bei der Er- 
mit einem dreiköpfigen Bilde der Mut, wo- Zählung von den römischen Penaten davon, 
durch er u. a. bewirkt, dafs sein Fleisch und dafs die einen sie griechisch IlaxQciovg oder 
seine Knochen heil sind wie zu seinen Leb- Fsvs&Movg, andere wieder Kzrjei'ovg oder 
zeiten. In den dazu gehörigen Abbildungen Mv%Covg oder 'EQnsCovg nennen. Daneben 
wird sie geflügelt und mit drei Häuptern, können allerdings auch die &zol (iv%iot die im 
meist auch mit einem Phallos und mit Löwen- Erdinnern wohnenden Götter bezeichnen (vgl. 
klauen versehen, dargestellt. Das mittlere 20 Tagzagü z risQÖsvxa itv%q> %&ovüg, Hes.theog. 
Haupt pflegt ein Frauenkopf mit dem Pschent Ad. "Aiöov pvzog Anth. Pal. 7, 213, 6 und die 
zu sein. Die beiden Seitenhäupter sind ent- von Dilthey, Bhein. Mus. 27 [1872], 409 Anm. 2 
weder beide Geierköpfe und zwar der eine gesammelten Stellen) ; so heifst 1) Hades 
geziert mit der roten Krone, der andere mit selbst ftiS^ios, Anth. Pal. 3, 311 = U. I. G. 2, 
einem von den zwei langen Federn des Amon 3256, wo Böckh allerdings vv%iog vorzieht. — 
überragten Modius, Lanzone Tav. 136 p. 335; 2) Die Erinyen vvxzsgiai, pv%iai, vitb xsv- 
oder beide geschmückt mit dem letzterwähnten &eaiv olxC i%ov<sai Orph. hymn. 69, 3. • — 3) 
Kopfputz, Lanzone Tav. 138, 1 p. 337. Oder Aphrodite pv%ia, Ael.n.a- 0. Anecd. varia 
das eine Seitenhaupt ist ein Geier-, das andere ed. Schoell u. Studemund 1, 269, 10 nr. 13. 
ein Löwenkopf; auch hier wechselt der Kopf- 30 NiJcetas ebend. 277, 6, 107. 282, 5. Suidas 
putz: bald ist das Geierhaupt mit den zwei (Mvxs(a). Mythogr. Graeci Westerm. 356, 4; 
langen Federn, das Löwenhaupt mit der roten vgl. Stephani, Compte rendu 1870/71, 156, 1. 
Krone geschmückt, Lanzone Tav. 137, 2 (das Auch als Kultname ist Mychia für Aphrodite 
menschliche Haupt der Göttin hier nur mit bezeugt durch eine Inschrift aus Gyaros 
der weifsen, nicht mit der Doppelkrone ver- 'A<f\$oäehrj M]v%iui, Bull, de corr. hell. 1, 
sehen); oder Geier- und Löwenhaupt tragen 357. — i) Beiname der Leto war Mv%Ca 
die beiden langen Federn auf dem Modius, oder, wie mariche sie nannten, Nv%la in Plataiai 
Lanzone Tav. 137 , 4 (hier die Göttin ohne nach Plut. frgm. de Daedal. Plat. 3 bei Euseb. 
Phallos); oder das Löwenhaupt ist mit den praep. ev. 3, 1, 3, worüber man das Nähere 
langen Federn auf dem Modius, das Geier- 40 sehe oben s. v. Leto, Sp. 1967 f.; betreffs der 
haupt mit der roten Krone ausgestattet, L,an- Bedeutung von Mv%Cu resp. Nv%ia giebt Plut. 
zone Tav. 137, 5. Viel einfachere Darstellungen a. a. 0. an: erj^aivitai ä iv ixaxeqco zmv 
der Göttin mit menschlichem Haupt, meist ovopäzcov zb xgvtpiov xal äiulslrj&ög.' — 5) 
mit der Doppelkrone, dem Pschent geziert, Hera pv%tu; s. ob. 2 Sp. 1968 Z. 8ff. und aufsei- 
sind uns in zahlreichen kleinen Statuetten, dem Anecd. varia a. a. 0. 269, 9 nr. 15, wo 
gewöhnlich von Bronze, doch auch von Silber nach Studemund Mv%iag wahrscheinlicher ist 
und Fayence erhalten, s. z. B. Arundale and als Nv%lag. Auf einer aus Kypros staminen- 
Bonomi, Gallery of antiquities selected from the den Platte, die ein kleines Idol getragen haben 
Brit. Mus. p. 7, PI. „3" (vielmehr 4) Fig. 6. 6. mufs (Schmidt, Sammlung kypr. Inschr. in 
Froehner, Catalogue d'une collect, d'antiquites 50 epichorischer Schrift Taf. 13, 2), erklärt B. Neu- 
[forme'e par le prince Napoleon]. Paris 1868 bauer, Der angebliche Aphroditetempel zu Golgoi, 
p. 149 — 151 nr. 316 — 320. Froehner, Coli, de Comment. philol. in honor. Mommseni 683, 10 
feu M. Joly de Bammeville. Antiquites. 4° = Cesnola-Stern, Cypern 394, 10 die Worte 
p. 42 f. nr. 264. 265. Maspero, Guide du visi- e(?) ra(?) my. ko. i. a als "H$a (iv%oCa und. 
teur au musee de Boulaq. Boulaq 1883 p. 168 bemerkt, dafs in dem Worte inv%oia ein mit 
nr. 1985. p. 182 nr. 2561. p. 186 nr. 2647. pm%la gleichbedeutendes Adjektivum gesucht 
Maspero, Catal. du musee e'gypt. de Marseille werden müsse. — 6) Nvficpswv Mv%ii(ov, 
p. 104f. nr. 375. 376 (diese Statuette zeigt die Inschrift auf einer kleinen Stele aus Naxos, 
Göttin mit dem aus einem Geierbalg gebildeten die wahrscheinlich am Eingang zu einer Grotte 
Kopfputz unter dem Pschent versehen). 377. 60 stand, in deren Innerem die Nymphen hausend 
378. p. 208 nr. 1166. Golenischeff, Ermitage gedacht wurden, Bull, de corr. hell. 9 (1885), 
imperial. Inventaire de la collection egyptienne. 500, 6. — 7) Auf der höchst wahrscheinlich 
1891 p. 2 Armoire 1 nr. 7—9. Scarabäen und aus Mytilene stammenden Bresosinschrift 
Amulette mit dem Bildnis der Mut s. bei (Collitz, Samml. d. griech. Dial.-Inschr. 1, 255) 
Lanzone p. 337 Fig. 1—6. [Drexler]. erscheint ein evytitäQtSQogtf) zäg 'EzrjcpiXocg üo- 
Muta s. Dea Muta. esiäcovog M[v]%u xtu Mv%iag xal zäv ccita- 

Xl^™ 1 «• Indigitamenta [Sp. 204f.]. ^z\r',]zmv &sccv xal ™ s HäW?) KaUae ««l 

Mutunus J ° L r J TW dio§ reo j&rcuya). Jiis scheint sich, wie die /u- 

Eoscher, Lexikon der gr. u. röm. Mythol. II. 104 



3299 Mychios Mygdon 3300 

sammenstellung mit 'Exrjtptla (s. Art. Karissai), des Sprichwortes bei Zenob. 4, 58 (= Hesych. 
den änagakriTOi »sai und der Kore(?) zeigt, um s. v. Kögoißog), wo M. ein Phryger heifst. Nach 
chthonieche Gottheiten zu handeln, vgl. Bechtel dem Schol. B(L)V und Eustath. p. 402, 22 
in Bezzenbergers Beiträgen 5, 134. — [S. auch z. d. St. war M. Sohn des Akmon. Pausanias 
Petersen, Der Hausgottesdienstb.d. alt. Griechen. (10,27,1) weifs, dafs er 'bei den Dichtem' 
Cassel 1851 p. 10. 57. Bader, De dis Ttargmoig. Eponymos der Phryger um Stektorion ist, und 
Schleusingen 1873. 4°. p. 14. Bastian, Votierst. nicht blofs auf den Bergen dieser Stadt ein 
am Brahmaputra p. XXVIII; über Mychia als imcpavlg oijfia hat, sondern auch in der del- 
ßeiname der Aphrodite auch C. Burton Gulich, phischen Lesche durch Polygnotos unter den 
De scholiis Aristophaneis quaestiones mythicae, 10 vexgol dargestellt war. Ober die vermutliche 
Harvard Studies of class. philol. 5 (1894), Lage des e^a s. Bamsay, The cities and bis- 
95: Notiz im Cod. Puteanus zu Thesmophor. hoprics of Phrygia Vol. 1 Part. 2 p. 689 f. Auf 
392: fivxia rj 'AtpQoSitTj; über 'Eudxrig pv%bg, Münzen von Stektorion ist nach Head, Hist. 
eine grofse Höhle im Monde, wo die Seelen num. 569 vielleicht Mygdon dargestellt. Serv. 
ihren Lohn erhielten (Plut. de fac. lun. 29), Verg. Aen. a. a. 0. nennt als seine Mutter, Gattin 
Enman, Kypros u. der Ursprung des Aphro- des Koroibos, die Anaximene, die ob. Bd.lSp. 336 
ditekultus p. 76; über den Kithairon als 'Eqi- nachzutragen ist; vielleicht nach Euphorions 
viav pv%6g nach Ps.-Plut. de fluv. 2, 3 Dilthey, (s. o.) Vorgang. Alexirrhoe soll Mygdons Ge- 
Arch. Ztg. 31 (1874) p. 93 und über den pvxög liebte und von ihm Mutter der phrygischen Flui- 
des Hades ebenda p. 93 f. die ausführliche 20 eponyme Sa(n)garis gewesen sein nach Plut. 
Anmerkung 9, welche die Bemerkungen ini' de fluv. 12, 1. Auch Et. M. s. v. Zäyagig ist 
Rhein. Mus. N. F. 27 p. 409 Anm. 2 ergänzt. M. einzusetzen statt des überlieferten c Midas, 
Drexler]. [Höfer.] Gatten der Alexirrhoe, Vater des Sagaris'. — 
Myehios s. Mychioi. 2) M., König der Bebryker, Bruder des Amykos, 
Hfdon (MvSmv), 1) Sohn des Atymnios, Gegner des Mysers Lykos, Sohnes des Dasky- 
Wagenlenker des Paphlagonenführers Pylai- los, wird von Herakles, dem Gastfreund des 
menes vor Troia, von Antilochos getötet, II. Lykos, auf dem Amazonenzuge im Kampfe er- 
E 580. Tzetz. Hom. 86. — 2) Ein Paione vor schlagen und verliert einen grofsen Teil seines 
Troia, von Achilleus getötet, II. $ 209. — » Königreichs, den Herakles seiner neugegrün- 
Suid. schreibt MvScovog und Mvdävog. [Stoll.] 30 deten Stadt Herakleia (am Pontos) zuweist, 
Myenos (Mvrjvog), Eponymos des Myenon- Apollod. Bibl. 2, 100 ed. B. Wagner (2, 5, 9, 6). 
gebirges, Sohn des Telestor und der Alphesi- Diese Sage von M. meinten nach dem Schol. 
boia in Aitolien. Von der Stiefmutter wegen zu Apollonios Bhod. Arg. 2,786 diejenigen Leser 
angeblicher zudringlicher Nachstellungen ver- des Dichters, welche in v. 787 statt (avxdg bpoy 
leumdet, zog er sich ins Gebirge zurück und Mvooioiv sfiä vnb nuxgC, d. i. due%vX(p, Sä- 
stürzte sich, von dem Vater mit seinen Dienern fiaaasv sc. 'ifQajiXijs) | xal 3>Qvyceg . . vielmehr 
verfolgt, von einem Felsen herab. Der Berg MvySovag lasen, wenn sie nicht an die histo- 
wurde nach ihm Myenon genannt, apokrypher rische Überlieferung des Moiris (frg. 15, F. H. G. 
Mythus bei Plut. de fluv. 8, 3. [Stoll.] 2, 32) von einer Besiegung der Mygdonen durch 
Mygdalion(AT'uytfa;U'(a»>), der Vater des Schiffs- lo Herakles dachten. — 3) Eponymos der (in 
führers, welcher das einzige von Kinyras aus Makedonien am Thermaischen Meerbusen ge- 
KyprosdemAgamemnon(stattderversprochenen legenen) Landschaft Mygdonia, Vater des Kvu- 
60) gesendete Schiff befehligte (Apollodor. bibl. sis, des Eponymos des gleichnamigen mygdo- 
frg. Vat. ed. Wagner 2, 13; vgl. S. 181 und nischen Gaus, Steph. Byz. s. v. Kgovaig. Dies 
Eustath. in Hom. II. 11, 20 S. 827, 34). [Zur Fragment mufs, wie die beiden anderen von 
Etymologie des Namens vgl. H. Lewy, Fleck- Stephanos erhaltenen Mygdonfragmente, aus 
eisens Jahrb. 145 (1892), 186 und Die semiti- Theagenes' Maxaäovixd (frg. 12. 14, F. H. G. 
sehen Fremdwörter im Griechischen 238. Höfer.] 4, 510) stammen, was C. Müller nicht bemerkt 

[Steuding.] hat. Frg. 14 (aus Steph. s. v. Tigaai) berichtet, 

Mygdon {MvyStov), Eponymos der Mygdonen. 50 dafs r ein Sohn' des M. mehrere Frauen gehabt 

1) Die Phryger am kleinasiatischen Sangarios habe, darunter eine Namens Tirsa, Eponyme 

beherrscht der M.. üvxi&?og zusammen mit Otreus der mygdonischen Stadt in Makedonien. Mit 

nach Soweros, der berichtet, dafs einst der Jugend- Recht hat Meinehe den Namen dieses Sohnes 

liehe Priamos ihm beim Kampfe gegen die Grastos hier eingesetzt (piäg r&v yvrai-näv 

Amazonen zu Hülfe gekommen sei, II. r 185 ff. <I>aG>ov itaiSbg MvySovog) wegen des paral- 

und Schol. AD z. d. St. Zum Danke dafür soll lelen Fragments 12 (aus Steph. e. y. IlaQ&evö- 

der MvySav $qv% Koroibos wieder im troja- nolig), wo Coda. BV deutlich änb xmv &vya- 

nischen Kriege dem alten Priamos zu Hülfe xigcov rgaexov xov Mvyöovog naiSög haben 

gekommen sein, freilich wegen seiner sprich- (andere rgäatov, regäezov), und wegen des 

wörtlichen Thorheit zu spät, als letzter aller 60 wohl ebenfalls auf Theagenes^ zurückgehenden 

Bundesgenossen, Eustath. in Hom. Od. % 552 Vgr\oxa>via ■ %(6qu ®gÜY.r}g ngbg xfj McrnsSoviu 

p. 1669, 46. Als sein Sohn gilt Koroibos bei . . . dno Vgdaxov xivög (Steph. s. v.). Dieser 

Euripides {Bhes. 539. Qu. Smyrn. 13, 169) und M. ist also auch Vater eines makedonischen 

ist seit Euphorien (frg. 153 Meinehe. Anal. Stadteponymos Grastos und durch diesen und 

Alex. 153) sprichwörtlich: so bei Verg. Aen. seine vielen Frauen Grofsvater mehrerer jung- 

2, 341 (der laut Servius z. d. St. dem Eupho- fraulichen Töchter, die wiederum Eponymen 

rion folgt) als stultus Mygdonides C. und in der makedonischen Stadt Parthenopolis waren 

der von Eustathios abweichenden Erklärung und durch xb uygomov xi\g Siaixr)g und xb 



8301 Mygdonia Myia' 3302 

äftJxto» sagenberühmt waren. — Eine Erklä- gelten können. In der Gazette areh. 3 (1877) 
rung des doppelten Wohnsitzes dieses M. 1 (2) p. 76 bespricht Fr. Lenormant unter dem 
und 8 versucht eine pragmatisierende Sage des Pseudonym G. W. Mansell eine p. 74 nach 
Ephoros (frg. 65 bei Diodoros 5, 64. F. E. G. della Marmora, Sopra alcune antichitä sarde 
1, 8Ö8) zu geben, der zufolge M. mit den idä- , tav. B nr. 94 abgebildete, auf Sardinien ge- 
sehen Daktylen vom troischen Ida nach Europa fnndene Scarabäusgemme, auf welcher eine 
(Makedonien) gezogen war, und beide Phryger Fliege dargestellt ist. Er bringt die Dar- 
Namens Mygdon in einen einzigen zusammen- Stellung zusammen mit Baal-Zebub „le Baal- 
fallen. Die alte Lesung ist Mlvmog, was in rnouche" oder „le Seigneur de la mouche", 
MvySmvog zu verbessern ist. [Tümpel.] 10 dessen Orakeltiere die Fliegen gewesen seien^ 
_ Mygdonia (MvySovCu), die Mygdonische, d.i. und weist darauf hin, dafs nach einem Frag- 
die Phrygische, Beiname der in Phrygien ver- ment der Wahrsagebücher in Keilschrift (Fr. 
ehrten Kybele, Val. Flacc. 3, 47. S. Mygdon. Lenormant, La divination chez les Chalde'ens 

[Stoll.] p. 95) auch bei den Babyloniern Vorzeichen 

Mygdonides (MvySoviSrjg), Sohn des Mygdon, durch die Beobachtung der Fliegen erzielt 

d. i. Koroibos (Euphorion frg. 153 Meineke bei) wurden. Ihm tritt entgegen E. Ledrain. Gas 

Verg. Aen.^ 2, 342. S. Mygdon nr. 1. [Stoll.] arch. 4 (1878) p. 36—38, der in der Darstellung 

Mygdonios, FJufsgott, schwimmend zu einfach ein Amulett gegen den Fliegenstich 

Füfsen der Stadtgöttin von Nisibis dargestellt sieht. Lenormant (Mansell) ebenda p. 38—40 

auf Münzen dieser Stadt unter Gordianus Pius 20 läfst die Erklärung der Gemme als Amulett 

und Tranquillina, Mi. 5, 627, 174. 175. Leake, %egen den Fliegenstich gelten, bleibt aber 

Num. Hell. As. Greece p. 88. Chaix, JDescr. de dabei, dafs die Fliege zugleich das heilige 

once Cents monn. imp. grecques et coloniales la- Tier und die Erscheinungsform des Baal-Zebub, 

tines p. 141 nr. 965. Cat. De Moustier p. 190 des „Seigneur -Mouche" sei. Nicht so zuver- 

nr. 2921; und unter Philippus senior, Mi. sichtlich, wie die bisher erwähnten Autoren, 

6, 627, 177. Cat. De Moustier p. 195 nr. 2994. sieht in dem Baal-Zebub einen zu den Fliegen 

. . [Drexler]. in Beziehung stehenden Gott Tiele, Geschichte 

Mygissia (Mvyvaaia) od. Mygissis (Mi>y«roi.'s), der Religion im Altertum p. 275, wenn er be- 
Beiname der Athene von der karischen Stadt merkt: „Baal-Zebub .... mag ursprünglich 
Mygissos, Steph. Byz. Mvyieaög. [Höfer.] 30 der Herr und deshalb der Abwehrer der sehäd- 

Myia (Mvia, Mvicö: s. u. nr. 3), 1) Geliebte liehen Fliegen oder auch etwas ganz anderes 
des Endymion und von Selene aus Eifersucht gewesen sein", und H. Winkler, Geschichte 
in eine Mücke (pviu) verwandelt, Lukian, Israels in Einzeldarstellungen Teil 1. Leipzig 
Muse, encom. 10. — 2) Eine Heilgottheit zu 1895 p. 225 Anm. 3 giebt von dem Namen 
Akkaron in Palästina, loseph. A. I. 9, 2, 1. die Erklärung, natürlich nicht „Fliegenbaal", 
[Stoll.] [Das ist natürlich der nach 2. Könige sondern Baal von Zebub, worunter man sich 
1, 2. 3. 16 in der philistäischen Stadt Ekron eine örtlichkeit in Ekron vorzustellen hat, 
verehrte, von König Ahasja über seine Krank- etwa den Hügel, auf dem der Tempel stand", 
heit befragte Baal^ Zebub, dessen Namen auch Eine gleiche Erklärung deB Namens giebt (nach 
die LXX mit Baal Mvia »sog übersetzen; 40 G. Maspero, Eist. anc. des peuples de V Orient 
s. über ihn K. F. Keil, Comm. üb. d. Bücher classique. 3. Les premieres melees des peuples. 
der Könige p. 315, Stark, Gaza p. 260— 263 Paris 1897 p. 698 Anm. 6) Halevy, Revue 
und besonders Graf Baudissin s. v. Beelzebub Semitique 1 p. 23, der in Zebub eine Vorstadt 
1. Baal Zebub in der Real-Ene. f. prot. Theol. von Ekron vermutet. Drexler.] — 3) Den 
u. Kirche 2 3 p. 514ff., der am Kopfe des Artikels vom Schal. A Rom. II. B 641 überlieferten 
die einschlägige Litteratur verzeichnet. Nach Versen aus Christodors AvSiaitd (F. E. G. 
einem vergleichenden Überblick über die in 3, 360) zufolge ist M. die weifsarmige Gattin 
diesem Lexikon unter Myiagros verzeichneten des Königs Kotys und Mutter des Asies. Der 
griechischen Göttergestalten kommt Baudissin Scholiast selbst hat die Nebenformen Mvia 
hinsichtlich des Gottes von Ekron zu dem 50 und "Aeiog; und das Schol. Townl. B D (L) V 
Schlüsse, dafs er nicht lediglich als ein die nennt diesen Asios Eponymos des homerischen 
Fliegen abwehrender Gott aufzufassen sei. (a. a. O.) "Aeiog Isificov, entsprechend der auch 
Der Name bedeute „Besitzer der Fliegen" oder vom Schol. A befolgten Auffassung der 'Aaim 
„Herr der Fliegen" oder „der Baal, der eine = 'Aadm (oder 'Aeiov). Doch scheint hier nur 
Fliege ist"; und man habe ihm wohl sowohl eine Entstellung vorzuliegen jener Sage von 
die Sendung als die Abwehr der Fliegen zu- der yvvr\ Mvajj eines TJnterthans des Thraker- 
geschrieben. Aus der Bezeichnung als Baal königs Kotys, die durch ihre Arbeitsamkeit 
könne man schliefsen, dafs er im wesentlichen und Gewandtheit einst in Sardes dem König 
identisch sei mit dem Hauptgott der Phoiniker. Alyattes auffiel und Veranlassung wurde, dafs 
Herr der Fliegen werde er vielleicht als Sonnen- 60 er jene Thraker (und Myserinnen) des Kotys 
gott genannt, da die Fliegen zur Zeit der nach Sardes kommen liefs; seitdem sei Klein- 
gröfsten Kraft der Sonne am zahlreichsten auf- asien zum Ogaurjaiov »sfia umgenannt, Niko- 
treten. Seine Bedeutung als Orakelgott könne laos DamasJc. frg. 71, F. H. G. 3, 413. — ' 4) Bei 
zusammenhängen mit der Herrschaft über die Suidas s. v. MvCag Scckqvov der nachgelieferte 
Fliegen, welche in ihrem Aufkommen durch Name jener dodonäischen itQoyrjtig, die nach 
die Witterungsverhältnisse bedingt, zunächst als Ephoros (frg. 30 bei Strabon 9 p. 402. F. H. G. 
Verkündiger bestimmter Witterungserschei- 1, 341) u. a. den Boiotern einst den Örakel- 
nungen und dann auch anderer Ereignisse hätten bescheid erteilte, sie würden siegen, wenn sie 

104* 



3303 Myiagros Mykalesides 3304 

frevelten. Diese warfen sie selbst in einenbereit- Stieres, welches in Olympia rotg ccHlrjzoig zum 

stellenden Kessel mit heifsem Wasser, um durch voraus gebracht wurde (TtgoKatcwöitTsiv), eine 

Frevel den Sieg zu erzwingen, oder, falls sie witzige Verallgemeinerung auf die zweibeinigen 

falsch orakelt, sie zu bestrafen. Darauf führte ungeladenen Gäste. Dieselbe nachträgliche An- 

Suidas das Sprichwort MvCag ädxQvov zurück. . knüpfung des alten Gottes oder ' Heros ' an 

Nach ihm sowie nach Zendb. Vat. 2, 67 Bodl. den hellenistischen Zeus finden wir auch bei 

soll die isQsiav SQtotmwg SiaTsfriteav ilg srcc Pausanias (5, 14, 1 = Giern. AI. Protr. p. 33, 2. 

räv &saQ<öv dieses Schicksal sich zugezogen Et. M. p. 131, 23 s. v. 'Anojj-viog). Dem Zeus 

haben. Herakleides (F. H. G. 2, 198 a ) bei Zeno- 'Anöpviog opferte Herakles, als ihm einst beim 

bios 2, 84 und Plutarchos (Prov. Alex. 1, 9, der 10 Opfern Mückenschwärme lästig wurden , und 

den Frevel an das Pythiaorakel verlegt) nennen erzielte damit, dafs diese über den Alpheios 

die jrpexpiJTig vielmehr Mvqtüu. Vgl. 0. Müller, zurückwichen ; seitdem wiederholen die Eleier 

Grch. 1 378. [Tümpel.] — [5) in byzantinischer von Olympia das Opfer, um die Tiere von 

Zeit einer der Namen der Gillo, Michael Psellos ihrem Gebiete fernzuhalten. Das Etymologicum 

in Sathas, Bibl. Gr. med. aevi 5, 575. 576. Nach (s. oben) nennt einen von Herakles zu diesem 

Psellos a. a. 0. und Leo Allatius, de templis Grae- Zwecke errichteten Kult, und Plin. n. h. 29, 106, 

corum reeentioribus . . . nee non de Graecorum der den Gott Mvi(öSr\g (s. d.) nennt, hebt dieses 

hodie quorundam opinatibus. Col. Agripp. 1645 durch das olympische Stieropfer herbeigeführte 

4° p. 127 hat Gillo zwölf und einen halben, nach Wunder mit dem Zusätze hervor, dafs die Fliegen 

einer Abhandlung über dieses gespenstische 20 doch sonst die dümmsten Tiere seien. Ailian. 
Wesen im Cod.Matrit. 105 fol. 80 f. bei Jo.Iriarte'> h. a. 5, 17 vergleicht die sich zeitweilig zurück- 

Reg. Bibl. Matrit. Codices Gr. Mss. p. 424 ziehenden Fliegen mit den nur dem Gesetze 

vierzig Namen. Der Name /tvia pafst sehr weichenden Fisatinnen und 11,8 mit den Fliegen, 

gut für ein dämonisches Wesen, da diese am — 3) leukadischen Felsen, wo vor dem Opfer 

häufig in Fliegengestalt gedacht wurden, s. des Apollon Aktios den Fliegen ein Stier ge- 

u. a. Grimm, D. M. 2*, 834. 3 4 , 295. J. B. opfert wurde; sie verschwanden, nachdem sie 

Friedreich, Symbolik u. Mythologie der Natur sich an seinem Blute gesättigt. Als akarna- 

p. C42— 644 § 309. Baron Sloet, De dieren in nisch meldet das gleiche Voropfer (ngo&vse&ai) 

het germaansche volksgeloof en volksgebruik eines Stieres (offenbar einem hier älteren, an 

p. 434 ff. Fr. S. Erauss, Volksglaube u. relig. 30 Apollon angelehnten Fliegengotte geltend) 

Brauch der Südslaven p. 112. [Drexler]. Nach Herakleides (v. Pontos) xtiasig bei Clem. Protr. 

Paus. 10, 28, 7 ist die Farbe des in dem Unter- 2 p. 11, 150 Sylb. F. H. G. 2, 197, 2. Vgl. im 

weltsgemälde Polygnots bald in furchtbarer allgemeinen Welcker, Griech. Götterl. 2, 213, der 

Menschengestalt, bald als Geier auftretenden den Kult 3 mit 2 zusammenwirft und an die 

Dämons der Verwesung Eurynomos [in dem Stoffsammlung Winckelmanns (Stosch 45) an- 

Boscher (Das von der Eynanthropie handelnde knüpft. An einen philistäischen Baalzebub (s. 

Fragment des Marcellus v. Side. Leipzig 1896 Myia 2) braucht man bei diesem doch wohl der 

S. 85) eine Personifikation des bösartigen, nach älteren epe'ischen Bevölkerung von Akarnanien 

antiker Anschauung aus dem Hades stammen- und Elis zugehörigen Kult nicht zu denken 

den Notos (Scirocco) vermutet] nvcevov .... 40 (vgl. Preller-Plew, Griech. Myth. 2, 262 1 ). Vgl. 

[izta^v ievi v.al piXavog, bnoieu y.ai rmv Myia u. Myiodes. [Tümpel.] 

fiviäv cci nQog tot kqeix bIoI ngoai^avoveai, Myio s. Myia. 

sodafs die Vermutung nahe liegt, dieser Dämon Myiodes (MviäStjg), ein ele'ischer Gott zu 

sei nicht blos in Gestalt eines Aasgeiers, son- Olympia, der ein Stieropfer beim Festmahl 

dern auch in der einer Aasfliege aufgetreten. erhält, worauf die Fliegenschwärme dies Ge- 

Inbetreff der Verwandlungsfähigkeit solcher biet verlassen, Plin. n. h. 29, 107 v. Jan. Er 

Dämonen s. Boscher a. a. O. Anm. 117. ist offenbar identisch mit dem sonst Myiagros 

[Röscher.] (s.d.) oder *Mysakores (Myiarogos?) genannten 

Myiagros (Mviaygog). 1) In Arkadien ein Gotte (10, 75) oder 'Zeus' 'Anopviog von Olym- 

Heros, dem man in der arkadischen Stadt 50 pia (Paus. 5, 14, 1. Antiphanes frg. 3, 13i Mein. 

Aliphera an der Grenze von Elis bei der aus Athen. 1 p. 5A). [Tümpel.] 

Panegyris der Athena (TQizavCg) ein Voropfer Myiskos (Mviaxog), Berater (nvqfiaiv) des 

brachte (nQo&voveiv), worauf die Mücken Odysseus, von Laertes diesem nach Troia mit- 

( Fliegen) der Festversammlung nicht mehr gegeben, Ptol. Heph. bei Westermann, Mythogr. 

lästig wurden, Paus. 8, 26, 7. Phot. Suid. s. v. 184, 3 ; über die Sitte der pvr'tpovsg s. d. Art. 

[Stoll.] Welcker (Griech. Götterl. 2, 214) über- Mnemon 1. [Höfer.] 

setzt ihn Fliegenscheuch, Chassemouche, und Mykale (Mvadlrj), eine thessalische Zauberin, 

Immerwahr (Arkad. Kulte 243) identifiziert ihn, die den Mond vom Himmel herabzuziehen ver- 

da Aliphera dicht bei dem eleischen Heraia mochte, Mutter des Lapithen Orius ("Ogsiog), 

liege, mit Eecht mit dem folgenden. — 2) In eo der auf der Hochzeit des Peirithoos mitkämpfte, 

Elis ein Gott, der eine Pestilenz durch Ov. Met. 12, 263. Senec. Herc. Ott. 525. [Stoll.] 

Mücken(Fliegen)schwärme verursachte; diese Da diese Zauberin mit dem kleinasiatischen 

gehen sofort zu Grunde, sowie man dem Gotte Vorgebirge nichts zu schaffen hat, so schlagen 

opfert, Plin. n. h. 10, 75 v. Jan, wo eine Vari- Pape- Benseier (s. v.) vor, sie aus Hesych. s. v. 

ante 'Mysacores' bietet; nach v. Jan vielleicht fivKÖg = xano^ä'jjs xal ßKolwg avtroconog zu 

aus Mvi-ctqcoyog entstanden. Gemeint ist das erklären. [Tümpel.] 

schon von Antiphanes dem Komiker (frg. 3, 134 Mykalesides (MvucdtjOidss) , die Nymphen 

Mein, aus Athen. 1 p. 5A) erwähnte Opfer eines des ionischen Vorgebirges Mykale, bei Kallim. 



3305 Mykalessia Mylasos 3306 

hymn. in Bei. 50 wohnend gedacht im Meeres- demselben s. vv. MvXag und MvXavzia in der 

arme zwischen Festland und Samos-Parthenie, rhodischen Stadt Kameiros in einem durch den 

also als Nachbarn des Ankaios. [Tümpel] Teichinen Mylas (s. d.) gestifteten Kult ver- 

Mykalessia (Mvnalijaofa), Beiname der De- ehrt. Nach BetJie {Hermes 24, 428 ff.) stammt 

meter zu Mykalessos in Boiotien, wo sie einen die Angabe aus dem grofsen Apollodoros, der 

Tempel hatte. Die Mykalessier behaupteten, oft zwei Varianten derselben Sage nebenein- 

dafs Herakles , einer der idäischen Daktylen, ander stellte. Wirklich finden wir eine solche 

jede Nacht den Tempel schliefse und wieder Variante bei Diodoros, der in seinem Inselbuch 

öffne. Vor die Füfse des Bildes der Göttin (5, 55) nachweislich Apollodoros ausschreibt 

legte man die Erzeugnisse des Herbstes, und 10 (Bethe a. a. 0.). Diodoros nennt nämlich statt 

diese blieben das ganze Jahr frisch, Paus. 9, der M. Hesychs vielmehr Zeus (der auch als 

19 , 5. [Stoll.] Der Demeterdienst ist wohl MvXsvg [s. d.] bezeugt ist) nebst seinen Söhnen 

kadme'i'sch, da auch der Name MmaXrjaaog Znagzaiog, Kgöviog, Kvzog (a. d., gleichfalls 

volksetymologisch falsch vom (imüe&ai des aus dem Aufspeichern oder Backen erklärt), 

Kadmosrindes hergeleitet wird. [Tümpel.] erzeugt mit der Nymphe 'JfiaXicc (gleichfalls 

Mykaleus {MvKaXsvg), Beiname des im ioni- einer 'Müllerin', s.' d.). Das sind eben die 

sehen Mykale verehrten Zeus, Scliol. Rom. II. Mvlävxeioi &eoi. Die schon von andern (z. B. 

2, 493. Anonym. Laurent, in Anecd. Graec. Preller- Plew 1, 498, 3) vermutete Gleichheit 

var. ed. Schoell u. Studemund 1, 265, 63. 266, 58. beider Gruppen erleidet nur eine Einschrän- 

[Höfer.] 20 ioing: Bie gehören nämlich verschiedenen rhodi- 

Mykene (MvKrjvrj), evezsepavog, mit Alkmene sehen Kultorten an. Diodoros a. a. 0. § 5 
und Tyro als Vertreterin der früheren kunst- nennt nämlich Himalia pia räv vv(i<päv, hat 
verständigen Achäerinnen genannt von Hom. Od. kurz vorher aber (§ 3) naga 'IaXveCoig . . . 
j3 120, Tochter des Inachos, Gattin des Areston vvp.<pag TiXxiviag aufgeführt. Also gehören 
in den grofsen Ehoien frg. 156 Ki. aus Paus. 2, mit der telchinischen Nymphe Himalia auch 
16, 4; Tochter der Okeanine Melia, der Gattin ihre Söhne und Zeus (Myleus) nach Ialysos 
des Inachos: ö nvxXog, E. G. F. p. 58f. Ki. aus auf Rhodos, während die entsprechenden hesy- 
Schol. BEHQ Hom. a. a. 0.; nach Schol. D II. chischen Mylanteioi mit dem Teichinen Mylas 
B 509 und Eustath. z. d. St. p. 289, 47 ist sie nach Kameiros gehören. Telchinisch heifsen 
eine lakonische Nymphe und als solche Epo- 30 aber beide Gruppen, die kameirische wie die 
nyme (geworden?) der argolischen Stadt Aga- von Ialysos. Über eine lakonische Parallele 
memnons (was Meineke auch dem Steph. Byz. vgl. Myles und über die Bestandteile der Dio- 
plenior s. v. Mvv,ijvai giebt). Als Stadteponyme dorstelle s. Philologus N. F. 4 (1891), 46 f. (Ver- 
nennt die eXmänig M. auch Nonnos Dion. 41, sion C). Vgl. Mylas, -es, -eus. [Tümpel.] 
267f. und die rjQcotg M. Schol. Nikandr. Alex. Mylas {MvXag), 1) einer der Teichinen, wel- 
103. [Tümpel.] eher den Gebrauch der Mühle erfunden haben 

Mj'keiiciis (Mwxrivtvs) , eponymer Gründer und nach welchem das Vorgebirge Mylantia 

von Mykenai, Sohn des Sparton, Enkel des bei Kameiros auf Ehodos benannt sein soll, 

Phoroneus nach einem von Pausanias vor- Steph. Byz. s. v. MvXavzia ätiga. Mylas soll 

worfenen Stemma des Akusilaos frg. 16 aus lo auch das Heiligtum der Mahlgötter (MvXäv- 

Paus. 2, 16, i. F. H. G. 1, 102 = Eustath. zu zsioi &eet- impvXioi, Hesych.; s. Mylanteioi) 

Hom. IL B 569 p. 289, 47. Nach Schol. BJ in Kameiros errichtet haben, Hesych. s. v. 

Eur. Ur. 1239 war dieser Gründer von My- MvXag; vgl. Steph.Bys. s. v. [nach Bethe, Hermes 

kenai, Sohn des Sparton, vielmehr Enkel des 24, 428f. mit Steph. Byz. auf den grofsen Apollo- 

Phegeus und Grofsneffe des Phoroneus, ür- doros zurückgehend. Tümpel.] Pauly, Eeal- 

enkel des Inachos und der Melia, dabei Neffe ewcj/Mop.5, 128 (Mola). — Prellwitz, Die Teichinen 

des Messon (Bruders des Sparton). Die von bei Bezzenberger, Beiträge 15, 153 vermutet, dafs 

beiden abweichende Angabe des Steph. Byz. Mylas und die Teichinen die Mühle selbst zwar 

s. v. Mv%r\vui: arto Mvxrjvswg xov Znägvcovog nicht erfunden, aber dafs sie durch Anwendung 

<(toü 3>7jyäos} tov <£oQtavia>g adeXcpov ist 50 von Metallteilen den Mühlenbau gänzlich um- 

für den Steph. plenior von Politi richtig gestaltet hätten; s. auch Myles, Myleus. — 2) 

aus dem Euripidesscholion ergänzt, während Beiname des Apollon auf einer Inschrift aus 

Meinekes zweifelnder Verweis auf Akusilaos Kameiros, auf der isQSig 'AnoXXcovog [TIvQ-Cov 

nicht zutreffend ist wegen des ccäsXcpov. Kai Kajgvsiov xal MvXavz[og oder -Cov {Smith, 

[Tümpel.] Journ. of hell. stud. 4 (1883), 351. H. v. Gaert- 

Mykerodia {MvxrjQoSca), Beiname der Aphro- ringen, Inscr. Graec. Insul. Bhodi etc. 697) 

dite auf einer kyprischen Inschrift, Cesnola, erwähnt werden. Über den Zusammenhang des 

Cypern. Griech. Inschr. 23. Enmann, Kypros Teichinen Mylas mit dem gleichlautenden Bei- 

und der Ursprung des Aphroditekultes p. 44. namen des Apollon vgl. M. Mayer, Giganten 

Der Name hängt mit fn)K»;pos (Mandelbaum) 60 und Titanen, 45f. [Höfer.] 

zusammen; vgl. Bevue archeol. 15 (1890), 287. Mylasos {MvXaaog), Sohn des Chrysaor, ab- 

[Höfer.j stammend von Aiolos über Sisyphos-Glaukos- 

Mykonos {Mvxovog), Heros Eponymos der Chrysaor- Mylasos), nach welchem die Stadt 

gleichnamigen Insel, Sohn des Arnos (die Mylasa in Karien benannt war, Steph. Byz. 

Handschriften haben Alvsiov, vgl. Meineke s. v. MvXaea. [Stoll.] — Nach J. Geffcken, De 

z. d. St.), Steph. Byz. Mmovog. [Höfer.] Steph. Byz. D.-D. Gott. 1886, 51 geht die Nach- 

Mylanteioi {MvXävrei.oi ■9-eoi), nach Hesych. rieht auf Apollonios v. Letopolis {frg. 23) zurück, 

s. v. = smiivXioi, d. i. Mahlgötter, wurden nach der auch im frg. 15 a Geffck. aus Steph. Byz. 



3307 Myles Myrike 3308 

s. v. Xqvgccoqlq seinen Vater, den Lykier Chry- von Priesterinnen der myndischen Artemis s. 
saor, als Stadtgründer (von Chrysaoris) hat. Corr. hell. 12, 278, 2. [Höfer.] 

[Tümpel.] Mynes {Mvvtjg, -rjxog, bei Sophokles [s. unt.] 

Myles (MvXrig, -nxog, Müller), Sohn des Lelex, -o»), 1) bei Homeros im Gesang T 296 Be- 
König in Lakonien, Bruder des Polykaon, Vater herrscher einer Stadt des troischen Festlandes, 
des Eurotas, Paus. 3, 1, 1; 4, 1, 1. Er soll zu- bei deren Zerstörung durch Achilleus Brise'is 
erst die Mühle erfunden und in Alesiä (Mühl- durch Achills Hand ihren Gatten verlor und 
heim) in Lakonien gemahlen haben, Paus. 3, von Patroklos in ihren Thränen mit der Ver- 
20, 2. Nach Schol. AB MJ Eur. Or. 615 war heifsung getröstet wurde, sie werde nach Phthia 
Myles (im Schol. A auch MvXtav, -tavog, und 10 geführt werden und unter den Myrmidonen 
anders acc. MvXrjv geschrieben) Sohn des Kö- ihren Hochzeitsschmaus halten. Der Schiffs- 
nigs von Lakedaimon, Lelex und der Peridia katalog (B 692) nennt ihn Sohn des Königs Eu- 
(oder -ea), Bruder des Polykaon, Bomolochos enos, des Seiepiaden, Bruder des Epistrophos, 
und der Therapne; mit Teledike zeugte er mit dem zusammen er, beide Lanzenkämpfer, 
den Eurotae und die Kepidia (oder -aiSia). — von Achilleus erschlagen ward bei der Zer- 
Wie auf Rhodos in Kameiros der Teichine Störung von Lyrnessos und Thebe; aus Lyr- 
MvXag Stifter des Kultes von Mühlengöttern nessos stamme die Brise'is. Das Verhältnis 
MvXävxsioi (s.d.) ist und in Ialysos die tel- zwischen König M. und dem 'Gatten der Brise'is' 
chinische 'ifiuXiu eine Schar von drei ent- ist also nicht klar (v. Wilamowitz, Homer. 
sprechenden Söhnen zur Seite hat, so fehl>20 Untersuch. 410); nur dafs die Mvvyxog (und 
auch in Lakonike neben dem MvXrjg (-av) die Bgiaritdog) itöXig nun Lyrnessos sein müsse, 
'IpaXis nicht, Tryphon bei Athen. 14, 618 D ergab die Kombination von T mit B (vgl. 
(Mühlengottheit der Dorier). Vgl. auch Pro- Eustath. zu Ilom. II. T 296 p. 1185, 27 und 
mylaia »eög. [Tümpel.] die Entscheidung des Strabon 13 p. 612). Erst 

Myleus (MvXsvg, Müller), Beiname des Zeus dem Schol. D zu Rom. II. B 692 f. gelang die 
als Vorsteher des Müllergewerbes oder des Identificierung des dsiog Mvvqq mit dem 
Kauens, Lykophr. 435 und dazu Tzetzes o Mv- ävrjg ifiög T295f., die auch Strabon 13, 584 f. 
Xsvg, St.' ov of av&gemot. xccg fivXccg Mal xovg annimmt, ihm folgend Eustath. zu Rom. II. 
öSövxag ttivovei, rj 6 ägxoSöxr\g and xyg fivXrjg. E 691 p. 322, 33 f. Dann würden auch die drei 
Vgl. den Iuppiter Pistor der Römer. [Aneed. so Brüder der Brise'is, T293, Söhne des M. von 
Varia ed. Schoell und Studemund 1, 265, 65. derselben noxvia fi^nQ sein müssen. M. und 
Höfer.] [Stoll.] Epistrophos nennt auch zusammen, im An- 

Mylinos (MvXivog), Führer der götterfeind- schluss an den Schiffskatalog, das Frg. aus 
liehen Giganten in Kreta, mit seinen Genossen Sophokles' Ai%fi,a.X(atiSsg 57 Ddf. (40 Na.) 
von Zeus bekämpft und (bis auf einen, der aus Schol. A zu Rom. II. O 302. Während 
überging: Musaios) erschlagen, Diod. 5, 71. Strabon 13 p. 612 Mynes, wegen der Deutung 
[M. Mayer, Giganten u. Titanen 45 f. Höfer.] seiner Stadt als Lyrnessos, als Kilikerkönig 

[Stoll.] anspricht, worin ihm diejenigen gefolgt sein 

Mylios (MvXiog), Sohn des Priamos von einer müssen, die nach Schol. BD zu Rom. II. A 366 
der anderen Gattinnen, nicht Hekabe, Apollod. 40 Brise'is im hypoplakischen Thebe der Kiliker 
Bibl. 3,' 12, 5, 9, wo man bis auf 24 Wagner gefangen werden liei'sen, läfst Quint. Smyrn. 
MrjXiog las. M. ist, wie nun durch W. (zu § 153) Antehom. 359 ihn als Gatten der Brise'is über 
feststeht, Eponymos des 'phrygischen Volkes' AeXeyyeg (so!) herrschen, die sonst als Be- 
der MvXioi (so cod. Behdigerianus) des Reha- wohner von Pedasos gelten. — 2) Vater der 
taios {frg. 206 aus Steph. Byz. s. v.), F. R. G. Pedias, Schwiegervater des Kranaos, durch 
1, 14, wo freilich G. Müller dem schlechteren diesen Grofsvater der Kranae, Kranaichme und 
Text des cod. Voss, und der ed. princ. folgend Atthis, Apollod. Bibl. 3, 14, 5 (Hs. Mr/wtog, 
MvXieiv bietet, während in dem richtigeren corr. Beklc; vgl. B. Wagner zu § 186): „eine 
MvXioi sich nach Meineke (z. d. St.) vielleicht schematische Spielerei mit mythologischen 
das kleinasiatische Volk der *MvXlai = MvX'ica 50 Personifikationen" (Töpfer, Attische Genea- 
birgt. [Tümpel.] logie 308). [Tümpel.] 

•Mylitta (M-iXirza), nach Herodot Name der Myrea (Mvgia), Beiname der Artemis auf 

Aphrodite (OvQuviri) bei den Babyloniern, die einer Münze der lykischen Stadt Myra, Bev. 
durch Prostitution verehrt wird (Rerod. 1, 199). num. 1893, 333; vgl. auch Read, Rist. num. 
Der Name bezeichnet unzweifelhaft (mit dem 577 f. [Der Beiname steht aber nicht auf der 
nicht seltenen Wechsel von b und m) die grofse Münze, sondern Bdbelon bezeichnet die Göttin 
babylonische Göttin Belit „die Herrin" ; siehe nur als „Artemis Myrea"; der Artikel ist wieder 
Bd. 1 Sp. 648ff. 2877. Vgl. Rerod. 1, 131: abgedruckt in Babelons -Melanges numismat. 
xaXeovoi äi 'Aaavgwi. %r\v 'AygoS. [= OvgaviTjv] 2. ser. Paris 1893 p. 303. nr. 12. 13). Drexler.] 
MvXitta; ebenso 1, 199. Hesych. MvXvtxav • 60 [Höfer.] 

tfjv OvquvIuv 'AaavQioi. E. Meyer, Gesch. d. Myrikaios (MvgiKaiog), Beiname des Apollon; 

Alt. I § 146. [Eduard Meyer.] denn die Tamariske (iivginri) war das Symbol 

Myndia (MvvSCa), 1) Beiname der Athene der Weissagung, Schol Nikand. Ther. 613. 
von ihrem karischen Kultorte Myndos, Lykophr. [Höfer.] 

950. 1261. Anonym. Laurentian. in Anecd. Myrike {Mvgl%ri), 1) eine Tochter des Kiny- 

varia ed. Schoell n. Studemund 1, 269, 22; — ras auf Kypros, welche in eine iivginr/ (Tama- 
2) die Artemis Myndia erkennt Read, Rist. riske) verwandelt wurde, und ( seitdem ward 
num. 629 auf Münzen von Myndos. Eine Liste der Baum pyginri genannt, änb xov fivQsa&ai. 



3309 Myrina Myrina 3310 

iriv zig avtb (iBtaßalovaav, Hesych. s. v. Wahr- JDiodor 3, 54 f. hat eine romanhafte Lebens- 
scheinlieh hat Aphrodite den Baum geschaffen; geschichte der M.: siegreiche Kämpfe mit At- 
ein %o>Qiov lsqöv der Aphrodite auf Kypros lanteiern, denen sie eine Stadt baut, die sie nach 
hiefs Mvqmai, Hesych. s. v., entsprechend dem sich selbst benennt, mit den benachbarten Gor- 
Hainkult der Göttin z. B. gerade zvi'lcgmirpcia gonen, deren Wald sie anzündet; von den ge- 
heim Hauptkultort der Kinyraden,Paphos,PaMZ2/- fangenen Gegnerinnen jedoch werden einige 
Wissowa, Realencyklop. 1,2758, 63ff. — 2) Eine Amazonen nachts meuchlerisch getötet und 
Nymphe, die in Spanien von einem Satyr (Zeus) von M. unter den sog. Aiia&vmy aa>Qoi be- 
den Meilichos gebar, Sil. It. Pun. 3, 104. Siehe stattet. Darauf besiegt sie ganz Afrika, schliefst 
Meilichos nr. 2. [Vgl. Murr, Pflanzenwelt in 10 Freundschaft mit dem Ägypter Horos, unter- 
der griech. Myth. 106. Tümpel.] [Stoll.] wirft Arabien und Syrien, Kilikien und die 
Myrina (Mvqwcc, bei Homeros nur im Genetiv Taurusvölker, gründet (die aiolische Stadt) M. 
-ivris einmal erhalten; Mvqivvrj, Et. M. 350, und viele andere Amazonenstädte, Kyme, Pi- 
40 u. ö. Eust. zu Hom. II. B 811 p. 350, 44 f.; tane, Priene, besetzt Lesbos und andere Inseln, 
Mvqlvvcc, Lykopin: Alex. 243; wechselnd nach gründet Mitylene, weiht nach glücklicher Bet- 
der Schreibung der zugehörigen Stadt), 1) eine tung aus Sturmesgefahr der Göttermutter Samo- 
kleinasiatische Amazone nach den Erklärern thrake, siedelt ihre von geheimgehaltenem 
(Schol. A) der Stelle Hom. II. B 814, wo nur Vater geborenen Söhne, die Korybanten, an 
die M. jro^GKaetffios als Besitzerin eines or)uu und wird schliefslich von den Verbannten 
in Troas erwähnt wird, welchen die Menschen, 20 Mopsos und Sipylos, dem Thraker und Sky- 
abweichend von dieser bei den Göttern üb- then, mit den meisten Genossinnen im Kampfe 
liehen Bezeichnung, Barisire nennen = Eustath. getötet, worauf der Rest der Amazonen sich 
zu Hom. II. B 813 p. 351, 13 ff. Im Schol. A nach Libyen zurückzieht. Auch nach Arrian. 
813 wird dieses B. = Alexandreia (Troas) ge- frg. 68 aus Eust. Dionys. Perieg. 828. F. H. G. 
setzt. Eustath. zu Hom. IL v. 811 }>. 350, 44ff. 3, 597 ist Myrina eine ehemals von Amazonen 
erklärt ojjjire als einen Euphemismus für zvfi- bewohnte Stadt Kleinasiens. Der Schol. Oppian 
Bog, räyog und giebt dann einen Auszug aus Hai. 3, 403 braucht trotz Tzetzesf Warnung (zu 
Lykophron sowie dem (über Apollodoros «tpl Lyk. 828) Mvggivri, und zwar in dieser von 
vscöv hier auf Ephoros zurückgehenden) Strabon Eustathios verpönten Form, für die ganz he- 
{Niese, Rhein. Mus. 32 [1877], 297 ff. 300) und so terogene Myrrha-Smyrna. {Bio Chrysost. or. 
Arrianos. Lykophron (243 bei Eustath. zu 814 10 p. 164, 6; or. 11 p. 173, 2 Bindorf. Im 
p. 351, 20ff.) hat die seufzende M. offenbar als Kritik der Myrinasage s. v. Gutschmid, Kieme 
troische Ortseponyme, was Tzetzex dahin er- Schriften ed. Rühl 5, 131. 132- 137. Höfer.] — 
klärt, dafs M. dort geendet habe und von den [Gardner, Countries and Cities in ancient ort, 
übrigen Amazonen zum Andenken an die Füh- Journ. of Hell. Stud. 9 p. 70 f. Das Haupt 
rerin eine Stadt gegründet erhielt. Laut Stra- der Myrina mit der Mauerkrone und Beischrift 
hon 13 p. 623 ist die Stadt M. genannt nach MYP6INA erscheint auf Münzen der gleich- 
der Amazone M., die unter der troischen Ba- namigen Stadt, so z. B. Mi. 3, 24, 146. Ledke, 
tieia liegt und Gattin des Dardanos war; Eust. Num. Hell. As. Gr. p. 86. Catalogue de la 
setzt dem hinzu: und Tochter des Teukros. 40 collection des medailles grecques de M. le Che- 
Darum nennt auch Arrian, Nikomed. frg. 64 valier L. Walcher de Moltheim- Paris* Vienne 
aus Eust. a. a. 0. Z. 30ff., F. H. G. 3, 598 mit 1895 p. 168 nr. 2064. Warwick Wroth, Cat. 
anderen (s. oben Bd. 1 Sp. 751 Z. 57 ff.) seine of the Greek coins of Troas, Aeohs and Lesbos 
mit Dardanos verheiratete Bateia (so!) eine p. 139 nr. 41, PI. 28, 5. Die Darstellung einer 
Tochter des Teukros und fügt hinzu, sie sei unter Commodus geprägten Bundesmünze von 
Schwester der Neso, Mutter des Erichthonios Aigai und Myrina beschreibt Wroth p. 101 
und Ilos gewesen, durch Neso Tante der Si- nr. 31, PI. 18, 12: „Female figure (the city of 
bylla fiavTig. Strabon wiederum 12 p. 573 Aegae?) in short chiton, with diplois and ste- 
(= .Ems*. 351, 36 ff.; 352) erklärt noXvoviaQ&pog phane, Standing l, holding in r. oenochoe, in 
aus der schnellen Wagenfahrt der Amazone, 50 l. seeptre, and extending r. hand to grasp the 
indem ihre Bosse sva*a(}9(ioi waren, = tjvioii- left hand of another female figure (the city of 
■nr], itoXvY.Cvrjzog; anders bei Eust. p. 352, 1 Myrina?), who, Standing r. in long chiton, 
= TQaxsla (taxelal). Auch die Bezeichnung peplos and Stephane, holds in r. seeptre and 
Bateia findet eine (oben Bd. 1 Sp. 751 Z. 64 ff. in l. bunch of grapes". [Drexler.] [Die Figur 
vergessene) Erklärung von den ßaxoi = ßärsiai der kleinasiatischen, nach Myrina 1 benannten 
(Brombeersträuchern), Eust. p. 351, 47ff. (den Stadt M. erscheint auf der puteolanischen 
Unterirdischen heilig: Murr, Pflanzenwelt 274); Basis in Gestalt einer Priesterin des Apollo 
und schliefslich findet man gar in dem (mit Bezug auf das benachbarte Orakel des 
iiolvaxaQ&fios (M.) und Baxisia die doppelte Gottes in Gryneion) mit verschleiertem Haupte 
Umschreibung derselben Sache , indem man 60 an den apollinischen Dreifufs gelehnt und den 
B. vom ßaivso&cu iv toig Tcolsfioig (Eust. Lorbeer in der Linken haltend, O. Jahn, Her. 
p. 351, 47), n. von den iv xm nottiicp ivigyov- d. Sachs. Gesell, d. Wiss. 1851, 119ff. Taf. 1—4. 
fisvai xivfjoug noSüv, $q6[los, ßäaug erklärt Overbeck, Gesch. d. griech. Plastik 2, 364. 366. 
(p 352, 1). Die troische Stadt M. wird von Baumeister, Benkmäler 1296 Abb. 1441. Höfer.] 
jener auch Batieia genannten Örtlichkeit unter- — 2) Eponyme der lemnischen Stadt ist M. 
schieden (p. 351, 40 ff.). Allgemein eine Heroine nach Hekataios frg. 104 aus Steph. Byz. s.v. 
der Hier nennt die M. Hesych. s. v.; vgl. unter F. H. G. 1, 7; nach dem Et. M. p. 696, 25 ff. 
jtagö'fioio MvQivrjg. Bionysios v. Mitylene bei Tochter des Thoas, womit gegen die Etymologie 



3311 Myrinos Myrmidon 3312 

des Stadtnamens von jjlvqso9(u und gsiv an- Myrlos (MvgXog), ein Führer der Kolophp- 

gekämpft wird. Auch Hionysios v. Chalkis nier, von welchem Myrleia, eine Stadt in 

(Kziasig 3 fragm. 2 aus Gramer, An. Ox. 4, Bithynien, welche später durch Nikomedes 

271. F. H. G. 4, 393) nennt Mvqqivtj (so!) Epiphanes, Prusiaa' Sohn, der Mütter Apama 

'Jfiaiovig. Und das Schol. Apollon. Bhod. 1, zu Ehren Apameia genannt wurde. Andere 

601 weifs, dafs sie die Gattin des lemnischen leiten den Namen der Stadt von der Amazone 

Königs Thoas, Tochter des Kretheus war. Myrleia ab, Steph. Byz. s. v. MvgXeia. [Stoll.] 

[Tümpel.] Myrmex (MvQfirig), 1) ein Heros, offenbar Epo- 

Myrinos (Mvgivog), ein Heros, nach welchem nymos der ^<>^ £ff nach Hesiod. frg 126 aus 

die lemnische Stadt Myrina, nach anderen auch 10 Sarpokratwn s. v MsUry, vgl. Phottos s v. 

die gleichnamige Stadt in Aiolis benannt sein Da PMochoros ( 3 frgji aus Harpokraüon 

„ IU ° cw, t? - o „ n/r' rat^n n a. a. 0. F. H. G. 1, 396) bezeugt, dafs er als 

sollte, Steph. Byz. s. v. Mvgivu. [Stoll.] Vater der ^^ ^ Eponymfn des gleich- 

Mjrionjmos (MvgicöwiJ,og), Beiname der Isis; namigen Demos der kekropischen Phyle in 

s. Bd. 2 Sp. 387, 33 ff. 546, 58 und Plut.de Is. Attika galt, so wird man auch die y.vQy.r]yiig 

et^ Os. 53 "Teig . ._ vno zäv noXXäv_ pvQimvviiog des Heros M. in Attika zu suchen haben. Es 

■ns-ulritai , Siä zb mittag vnb xov Adyou zqs- smd keine anderen als die fiä%ipoi iivQprjxsg 

nofisvri fiOQipäg d£%8<s&ai xal tSsag. [S. auch am Hymettos, die daselbst Massen von Gold- 

den Bev. des e'tudes grecques 7 (1894) p. 299 f. g t au b hüteten und von den Komikern (Eubu- 

mitgeteilten Papyrus Z. 3 — 5: xa^xa (sie) 20 i os rXavy.og frg. 20 Koch. G. A. F. 1, 172. 

itQOOHvvritiü _ eov noim xäd' (sie) exüazriv j Piaton Mvgiirjusg und Kantharos Mvgpr)Kig 

r]fi,£Q<xv naga zfj (ivgia>vvpm den "leiSi xae. j z& a . a _ o. 1, 632. 765) verwendet sind. Wohl nach 

, ,, ,,, n , _ , „ „ , dem Muster des von Herodot 3, 102 berich- 

*v 9 im AnoXXmv,. tcccv zocg ovvv aol g &eoig x. t. X. teten Feldzugs der Inder gegen die dort igen 

S. ferner di6 Bemerkungen Cavedonis zu einer Goldameisen fabelten attische Märchen von 

von L. Müller in der Bescr. des monnaies ant. einem mifsglückten dreitägigen Feldzug gegen 

du Musee Thorvaldsen verzeichneten Münze diese hymettischen Mvqwxss, der dann sprich- 

von Nicopolis Epiri, auf welcher MYPIGöNYMOC wörtlich wurde (Demarchos bei Harpokraüon 

ohne den Zusatz von J Iaig der Figur der Göttin s. v. %gvao%o£Lv. Piaton Bepubl. 5, 450 B bei 

beigeschrieben isb, Bull. arch. napolit. n. s. 6 30 Gregor. Gypr. Leyd. 3, 39 = Apostol. 18, 39. 

(1857/58) p. 93 und Brugsch, Die Ägyptologie Arsen. 54, 31. App. Proverb. 5, 32; nach 0. 

p. 175, der den Beinamen myrionymos als Crusius s. o. Bd. 1 Sp. 2821 Z. 4ff.); wohl nach 

Übertragung eines hieroglyphischen Titels der dem Parömiographen Demon (%gvßo%ostv mov 

Isis aus „der Menge lokaler Namen, welche ev und ähnlich). Vgl. die benachbarten aus 

die allenthalben verehrte Göttin in den ver- Ameisen verwandelten ersten menschlichen Be- 

schiedenen Teilen Ägyptens zu führen pflegte", wohner (yrjyevug) von Aigina in der Sage des 

erklärt. Doch erhalten derartige Beinamen in von Zeus und Aigina abstammenden Aiakos 

den hieroglyphischen Texten auch andere (Hesiod. fjgcoCxrj ysvsaXoyia fragm. 96 Ki. aus 

Götter, z. B. wird Osiris in einem an diesen Tzetz. Lyk. 176 u. a.) und v. Wilamowitz, Ky- 

Gott gerichteten Hymnus auf der Stele des 40 dathen 146. In Athen nennt eine Mvgfirj-nog 

Amen-em-ha nach der Übertragung von Chäbas äzganbg genannte Örtlichkeit Hesych. in der 

in den Becords of the Fast 4 p. 99 vs. 1 an- Erklärung des aristophanischen fi. cczganovg 

gerufen „King of the gods, of many names, of (Thesmo. 100). Dieser M. war nach Photios s.v. 

holy transformaüons, of mysterious forms in Sohn desMelanippos,EnkeldesKyklops, Urenkel 

the temples"; ebenso Amon-Ra in einem von des Zeuxippos. Vgl. Myrmix. — 2) Korinthos 

Goodwin übersetzten Hymnus ebenda 2 p. 134 hatte nach Hekataios (frg. 90 aus Steph. Byz. s.v. 

vs. 17 „King alone, Single among the gods: of Kögiv&og. F. H. G. 1, 6) M. als Vater der auch 

many names, unknownis theimumber" ; 2) nach sonst (Schol. Apoll. Bhod. 4, 1212) als Gattin 

Kaibels Auflösung von GHMAIAN in [2]s[l]rj- des Epimetheus, Eponymen von Ephyra = Ko- 

[v~\ulav in der Inschrift nr. 1032 der Inscr. Gr. 50 rinthos bekannten Heroine Ephyra, v. Wilamo- 

Ital. et Sic. Beiname der Mondgöttin: xuxu witz, Homer. Untersuch. 245. [M. Mayer, 

%sXsveiv 'AnöXXmvog zr\v xoXvpogipov xal fivgim- Giganten und Titanen 23, 29. 64. Höfer.] — 

vvfüov naveniouöTtov &$6v [S]s[X]ri[v]ociav vu- [3) 'O Mvqii^ ovojik kvqiov Üv&qwiiov, ta 

KacpÖQOv &Qß({Xiog) 'AyaSsCvog ÄßoqpfjJTJTjs opoim&els 6 Zsvg pCayszai EvQvpidovor] zij 

inoirißa, vgl. Greek Papyri in the Brit. Mus. KXrjzogog d-vycczQi, ysvvä äe MvQpidövcc ig 

Catalogue edited by Kenyon nr. 121 vs. 756 f. avzrjg, Schol. Giern. Alex. Opera rec. Klotz 4 

£itiKuXovji,cci. es navfioQ<pov xca noXviovvyjOv p. 109, s. Unger, Thebana paradoxa 1 p. 460 

8i%ulqcizov (d. i. äntsgazov) &eav firjviv (d. i. und vgl. das unter Myrmidon über die Be- 

Mtjvtjv), ebenda vs. 784 p. 109 noXviioQqjog rückung der Eurymedusa durch Zeus in Gestalt 

nagd-evog , vs. 868 — 870 p. 112 xat icXaaov 60 einer Ameise Bemerkte. Drexler.] — 4) Vgl. 

%VQiav ([ (d. i. SuXrivrjv) aiyvnziav . . . itavzo- Myrmix. [Tümpel.] 

fioeqjoj-, Beinamen, die wieder an die An- Myrmidon (MvQfiiöäv) , ein zuerst bei Hel- 

rufung der Isis ebenda vs. 502 f. p. 100 %vqiu lanikos (frg. 17 aus Athen. 10, 416 A. F. H. G. 

Iaig Nefiseig ASgaazsia noXvmvviu- noXvti,OQ<pe 1, 48) erscheinender eponymer Ahnherr der 

erinnern. Drexler]. [Höfer.] homerischen Myrmidonen, daselbst Vater des 
Myrleia (MvgXua), eine Amazone, Eponyme wegen seiner Unersättlichkeit Al'&mv genannten 

der bithynischen Stadt Myrleia, Steph. Byz. s. v. Erysichthon. Apollon. Bhod. 1, 54 f. nennt ihn 

Vgl. Myrlos. [Höfer.] Vater der Phthiotin Eupolemeia, die am (thes- 



3313 Myrmidon Myrtates 3314 

salischen) Amphrvsosflufs von Hermes den Ai- 168, überhaupt seine Aeginetica) und die Her- 
thalides empfing "(vgl. Schol), = Orph. Arg. 1, kunft dieser von jenen höchstwahrscheinlich 
133 ff. (wo der Ort Alope, das felsige, ist) ist {H. D. Mittler, Myth. 1, 73ff.), so ist doch 
= Eyg. fdb. 14. Eratosthenes bei Serv. Verg. trotz E. I). Müller (a. a. 0. 79) nicht erweislich, 
Aen. 2, 7 nennt ihn Sohn des Zeus von der Eury- dafs in Thessalien wirklich von den Achaiern 
medusa (s. Myrmex 3); Polyzelos von Rhodos der etymologische Anklang des Namens Mvq- 
(frg. 1 aus Hygin. P. A. 2, 14. F. H. G. 4, 481) iiiääv, dorisch MvQurjäcov, an i^vq^ empfun- 
Vater der Iscbylla (wie Schneidewin die Über- den ward oder auf einer mythologischen That- 
lieferung Hisela, Hiscela, Hysocla, Hyocla sache beruhte, so nahe solche Annahme liegt, 
deutet), Schwiegervater des Triopas, Grofsvater 10 t [Tümpel.] 
des rhodischenPhorbas; Staphylos v. Naukratis Myrmidone (MvQfiiSovTJ), Dana'ide, vermählt 
(frg. 2 aus Schol. Apoll. Bhod. 4, 816. F. E. G. mit dem Aigyptiaden Mineus, Hyg. f. 70. Bunte 
4, 505) Vater des Aktor, Grofsvater der Philo- möchte diese zwei Hapaxlegomena ausmerzen 
mela, einer angeblich hinter der fabelhaften und lesen: <unbekannte Danaide) Myrmido- 
Thetis sich bergenden Gattin des Peleus, in nem, (Podarce) Oineum . . % servavit wegen 
einer enhemeristischen Verwässerung der sonst Apollod. M>1. 2,1,5,8: Olvavg Ss IlodccQ- 
bezeugten Rückführung des Aktor und seines k?jj\ [Tümpel.] 

Bruders Antiphos aus M. als Vater und seine Myrmix? (Mvqiii^ wohl nur entstellt aus 

Gattin Peisidike die Tochter des Aiolos, 4poZ/o<i Mv<>pr\£), eine attische Jungfrau, die wegen 
Bibl. 1, 7, 3, 4 (ohne Aigina und Polymela). ?ü ihrer Sittsamkeit und Klugheit von Athena 

Eust. zu II. A 335 p. 113, 1 und zu II. B 684 anfangs geliebt wurde. Als aber M. sich vor 

p. 320, 42 — 321, 5 (beidemale ohne Aiolos und den Menschen prahlerisch als Erfinderin des 

Antiphos, aber mit dem eratosthenischen Zu- Pfluges ausgab, den doch Athena selbst eben 

satz, dafs M.Sohn des Zeus war); an den ersten erfunden hatte, wurde sie von der erzürnten 

Stellen auch ohne Polymele. Aktor als Gatte Göttin in eine der Feldfrucht feindliche, erd- 

der Aigina dient zur Anknüpfung der Myrmi- aufwühlende Ameise verwandelt. Erst Zeus 

donen an die Ameisensage der gleichnamigen verwandelte sie mit dem ganzen Volk der 

Insel (so u. a. auch bei Strabon 8 p. 375 = Eust. Ameisen wieder in menschengestaltete Myrmi- 

zu IZ..4180 p.76,48ff.). Schol.V Hom.Il.nm donen, damit sein zum Herrscher über Thessalien 
nennt M. alsSohn des Dioplethes, Enkel des so eingesetzter Sohn nicht über ein menschen- 

Perieres, Urenkel des Bägog (II. a. a. 0.), der leeres Land zu herrschen habe, Serv. Verg. Aen. 

durch seine Gattin Polydore Schwiegersohn 4» 402. Vgl. Myrmex u. Myrmidon. [Stoll.] 
des Peleus wurde : also wieder eine Verknüpfung Myro (Mvqcö), tanzende Bakchantin auf einer 

mit dem Haus des Achilleus, des homerischen schwarzfigurigen Amphora, C. I. G. 4, 7459. 

Myrmidonenherrschers. Die eratosthenische Her- Heydemann, Satyr- u. Bakehennamen 28 w. 
leitung des M. von Zeus und Eurymedusa findet [Höfer.] 

sich noch mit den Zusätzen, dafs diese Mutter Myrrha (Mvqqa), die auch Smyrna {Hygm. 

eine Tochter Kleitors (des Eponymos der ar- fr. 58, 142, 275. Theodoros bei Plut. Parall. 

kadischen Stadt Kleitoria) gewesen und von 22) genannte Tochter des Kinyras, Ovid. Met. 
Zeus in Gestalt einer Ameise berückt worden <to 10, 332 ; das Nähere s. unter Adonis Bd. 1 

sei (Glem. Alex. Protr. p. 34 P. Arnob. 4, 26. Sp. 69 Z: 52 ff.; vgl. Tzetz. Lykophr. 829 

Isidor. Orig. 9, 2). Nach Giern. Born. Homil. Mythogr. Lat. 1, 200. 2, 34. 3, 11, 17 p. 239 

5, 13 war M. vielmehr Enkel des Acheloos ed. Bode. Luc. de sali. 58. Anecd. Paris, cd. 

(über dessen Tochter Eurymedusa), wobei Gramer 4, 183, 15. H. Lewy, Die semitischen 

Preller -Plew 2, 392 ' an den malischen Flufs Fremdwörter im Griech. 226 Anm. 1. Jahn, 

bei Lamia, also unweit Thessalien, denken. Arch. Ztg. 8 (1850), 206 f. Im Schol. Theokrit. 

Die aiginetische Sage von der Verwandlung 1, 109 heifst sie Moiqcc. [Höfer.] 
der Ameisen in Menschen durch Zeus, — Myrrhina (bei Cramer, Anecd. Ox. 4, 271) 

seinem Sohne Jlav.ög (von ala Erde), dem s. Myrina. 

Gatten der 'EvSrjtg (von iv und Sä Erde, 50 Myrsos (MvQOog), Sohn des Arrhetos [und 
H. D. Müller, Myth. 1, 78), zu Liebe — ist der Laobie, Bruder des Lykos, Glaukos, Pen- 
ursprünglich von diesem Zeus - Myrmidon- phas und jüngsten Melaneus, begleitete Vater 
Stemma unabhängig und will blofs die Auto und Brüder auf dem unglücklichen Heerzug 
chthonie der aiginetischen Aiakiden mythisch des indischen Königs Deriades gegen Dionysos. 
begründen durch die Herleitung von dem Erd- Tümpel.] Er und seine vier Brüder waren von 
tier. Das thessalische Stemma kennt Ursprung- der Mutter Laobie stumm geboren. Dionysos 
lieh ebensowenig die Ameisenetymologie, wie aber erbarmte sich ihrer nach dem Siege und 
die aiginetische Sage, z. B. in der alten bei verlieh ihnen die Fähigkeit der Rede, Nonn. 
Hesiodos (^a.i«»j yevealoyia frg. 129 Ki. aus Bion. 26, 250—290. Der Name entspricht dein 
Tzetz. Lyk. 176. Schol Pindar. Nem. 3, 21) 6U lydischen Herakleiden bei Eerodot. 1, 7 u. a. 
erhaltenen Fassung, die Zuspitzung auf den [Stoll.] 
Namen MvQpMveg. Gleichwohl giebt der Hafen Myrtates (Mvqzäxrjg), Beiname des Apollon 
MvQiiriH an der durch Thetis-Zrjmäg berühm- auf einer Weihinschrift aus der Nähe von Alt- 
ten Küste Magnesias, Sepias {Herodot 7, 183), Paphos, Hogarth.DeviaCypriaZil Ohnefahch- 
zu denken. Während jedoch die Zusammen- Bichter, Die antiken Kultusstätten auf Kypros 
gehörigkeit der thessalischen Achaier, der 24. 25 Anm. 1. Steht etwa mit diesem Bei- 
mythischen 'MvgfiiSövsg', mit den aigineti- namen, der entschieden von /ivqtov, dor Myrte, 
sehen Achaiern feststeht (0. Müllers Proll. abgeleitet ist, der ähnliche Beiname des 



3315 Myrtenos Myrtilos 3316 

Apollon Myrtoos (s. d.) in Zusammenhang? Sophokles {Elektro, 509 f.) sich deckt, wo der 
Vgl. auch Myrtenos. [Höfer.] xaxanovxiottbg des M. als Ursache des Erb- 
Myrtenos {Mvqxr\v6g), eine durch eine von fluchs und -Schicksals des Pelopidengeschlechts 
Papadopoulos Kerameus im b iv Kwvaxavxivov- genannt wird, so im Scholion zu Soph. El. 
nöXii s~XXr]vivLog cpiXoloyiyi.bg avXXoyog 1886 504 f., wo M. Sohn des Hermes heifst. Zum 
p.102 mitgeteilte Inschrift von Chora: 'Aya&rj)i) Beweise dafür, dafs die Sagenform des Phere- 
™XV( l ) I Boovtia Bae\aov viteg \ KsXsgivug | kydes und Sophokles älter ist als die pindarische, 
tjjs &Qsn[xJrig xä{i) Mvoxnvä{i) \ iv%r\v be- verweist Robert {Bild und Lied 187 35 ) auf die 
kannt gewordene thrakische Gottheit. In Alb. Standhaftigkeit, mit der seit der ältesten Zeit 
Dumonts Melanges d'archeologie et d'epigraphie. 10 bildende Kunst und Dichtung an den Flügeln 
Paris 1892 p. 422 nr. 89 d wird dazu bemerkt: der Pelopsrosse festhalten, die für eine Fahrt 
„Mvgxnvög, surnom d' Apollon (?), Papad. cf. oder einen Flug übers Meer berechnet seien. 
la ville de Mvgxvvöv en Thrace, Demosth., In einem eigenen Drama IJsXoip ij 'Imtoddfieia 
XVIII, 27; Harpocr. s. v. Mvgxuvov aujourd' {Nauck, T. G. F. p. 185; vgl. Ribbeck, Rom. Tr. 
hui Chora, ou plutdt Myriophyton". [Drexler.] p. 442) behandelte Sophokles den Stoff ausführ- 
Myrtila s. Myia 4. licher; ebenso Euripides in seinem Olvöfiaog 
Myrtilos (MvgxiXog, mit dieser richtigen Be- {Nauck a. a. 0. p. 425). Auch in dessen Orestes 
tonung der Verkleinerungssilbe jetzt überall (989 ff.) wird M. von Pelops aus dem Flügel- 
hergestellt trotz des MvgxiXog bei Nonnos und rofswagen ins Meer geschleudert, und zwar 
-iXXog in I. Bekkers Ausgabe der Homerscholien), |p am geraistischen Vorgebirge Südeuboias; durch 
ein in der elei'schen, pheneatischen und les- Vermittlung des von M.s Vater, Hermes, stam- 
bischen Pelopidensage lebender Heroenname, menden Schafes wirkt der Pelopidenfluch als 
der jedoch mit keinem Ortsnamen dieser Land- Rache für diesen Mord. Die nach v.Wilamowitz 
gebiete in Beziehung gebracht wird oder ge- und Robert durch den Zusammenhang gefor- 
bracht werden kann, vielmehr nur mit dem derte Ergänzung erbringt das Scholion G zu 
sog. myrto'ischen Meere mehrfach verknüpft 990: Oinomaos war hier, also auch schon bei 
wird (s. unten). Homeros ist er fremd; nur Pherekydes, als König von Lesbos aufgefafst, 
die Scholien nützen die spät eingeflochtene wo auch der Ausgangspunkt der Wettfahrt 
Anspielung des Schiffskatalogs {B 104) auf war. Endziel ist der Isthmos von Korinthos; 
den itkr\%imt,Qg TH-Xotp aus, um seinen Tod als 30 Geraiötos liegt korrekt in der Luftlinie zwischen 
Wagenlenker des Pelops (s. d.) in der Nähe der beiden Punkten {Robert: 'unvermeidlich für eine 
Insel Euboia zu erwähnen. Aus der Erwähnung Fahrt von Lesbos nach Argos, weitab von 
des goldvliefsigen Lammes {tioijivCov), welches Elis, nicht zu nahe am Isthmos'). Für les- 
ein Hirte 'Avx . . . dem Atreus zuführte, im biscbes Lokal spricht auch die Angabe des 
fragm. G Ki. der Alkmeonis (aus Schal. Eur. Scholiasten, dafs Pelops auf der Abfahrt zum 
Or. 997) hat Welcker {Griech. Tragödien 356. Oinomaos den KvXag zum Wagenlenker hatte, 
360) geschlossen, dafs auch die Ursache dieses an dessen Stelle er auf der Rückfahrt von 
unheilvollen Geschenkes dort erwähnt worden Oinomaos dessen abtrünnigen Wagenlenker M. 
sein müsse: der Zorn des Hermes über die mitnahm. Denn KvXag wird von Theopompos 
Ermordung seines Sohnes M. durch Pelops, 40 (s. unt.) KllXag geschrieben und als eponymer 
den Vater des Atreus und Thyestes. Sicherer Heros des lesbischen Apollon -Killaios- Heilig- 
kann man die Erwähnung des M. für die grofsen tums und der lesbischen Stadt Killa bezeich- 
Ehoien vermuten, da diese {frg. 158 Ki. aus net, wo er einen Grabhügel habe. Man wird 
Paus. 6, 21, 7) schon die Liste der von Oino- dieser lesbischen Sagenform auch noch eine 
maos im Wagenwettkampf um die Hippoda- ganze Reihe anderer Züge zusprechen dürfen, 
meia getöteten 17 Freier überlieferten. Pin- die beim Scholiasten in den bei Pherekydes 
daros erzählt (Ol. 1, 65 — 90 ff. Bgk.) zwar die und seinen Nachfolgern gegebenen Rahmen 
Sage von dem Pisaten Oinomaos und seiner hineinpassen: so die Zuspitzung auf die ety- 
Tochter Hippodameia, von Pelops und dem mologische Erklärung des Mvgxäov niXayog 
goldenen Wagen mit den Flügelpferden seines 50 aus dem Namen des dort ertrunkenen M. (vgl. 
Vaters Poseidon, die Wettfahrt auf der Pelo- Ovid. Ibis 367); ferner das aus den äxgißioxu- 
ponnesos, erwähnt aber M. nicht. Pherekydes xov xäv laxogioygacpaiv citierte Motiv, dafs 
dagegen (frg. 93 aus Schol. Soph. El. 505. F. Oinomaos der Liebhaber seiner eigenen Tochter 
H. G. 1, 94) erwähnt in unseren Quellen zuerst war und aus diesem Grunde die Freier eifer- 
M. als Wagenlenker des Oinomaos und seinen süchtig fernhielt (was unpassenderweise das 
Versuch, auf dem Heimweg r in die Pelopon- Schol. rec. zu Pindars Darstellung Ol. 1, 114 
nesos ' Hippodameia zu küssen, worauf Pelops anführt), ein Motiv, welches auch Nikolaos 
ihn ins Meer schleuderte; aus seinem 8. Buch Dam. frg. 17. F. H. G. 3, 367, 17 und Hyg. 
citiert auch der Scholiast zu Apollonios Rh. 1, fab. 253 unter den 'Beispielen von Blut- 
752, dafs M. den Oinomaos durch Nichtein- eo schände' und, breiter ausgeführt, Lukianos, 
schieben des Radpflocks zum Sturz gebracht Charidemos 19 haben; femer, dafs die Mutter 
hatte. Der Schauplatz der Wettfahrt ist also des M., Gattin des Hermes, Kleobule war, eine 
hier, im Gegensatz zu Pindars Wettfahrt auf Tochter des c Aiolos oder Aitolos' (!). Denn 
dem peloponnesischen Festlande, das Meer, der Aiolos war in Lesbos heimisch {Tümpel, Philo- 
Ausgangspunkt augenscheinlich ein jenseits logus N. F. 2, 1889, 123 f. zu Homer. Hymn. 
desselben gelegenes Land. v.Wilamowitz {Hei-- Ap. 37). Tzetz. Lyk. 156 f. sagt AiöXov rj Al- 
mes 18, 1883, 217 2 ) hat darauf aufmerksam ge- nöXov; vgl. Hyg. fab. 224. Hippodameia,, um 
macht, dafs diese Überlieferung mit der des M. zu verderben, verleumdet ihn bei Pelops, 



3317 Myrtilos Myrtilos 3318 

als habe er auf der Heimfahrt einen Angriff erwähnt aber im übrigen die verschiedensten 
auf ihre Keuschheit versucht, und führt da- Züge bunt durcheinander, jedoch mit Aus- 
durch die Ermordung des M. durch Pelops schliefsung der erotischen Beziehungen zwischen 
herbei, durch welche sich des sterbenden M. und flippodameia. Theopompos nennt (jfr#. 
Oinomaos Fluch an seinem ungetreuen Wagen- 339 aus Schol. AD Hom. II. A 38. F. H. (x. 
lenker erfüllt, nach dem Schol. Em. Or. 990 1, 331) in unorganischem Anschluis an die 
auf ausdrückliches Gebet des sterbenden M. pisatische Vulgata den aus der lesbischen 
an seinen Vater: den Pelopiden iqw IpßaXetv; Version des Euripidesscholiasten C bekannten 
das sind die egivves der Pelopiden bei Eusta- Kylas in der Form KÜXccg, der schon bei der 
thios p. 184, 20. Das volle Phaidramotiv bietet 10 Abfahrt des Pelops bei Lesbos von dessen 
ergänzend das Schol. AD Hom. IIB 104 = Eust. Wagen gestürzt sei, dem schlafenden Pelops 
aaO p 183, 14: Hippodameia hatte aus Liebe im Traum erschien und ihn zur Reinigung 
Durst vorgeschützt, Pelops an eine Quelle ge- seines Bildes, Errichtung eines Grabhügels 
schickt und in seiner Abwesenheit den M. zu und Kultes und Stiftung eines Apollon- Kai- 
verführen gesucht, war aber abgewiesen und laios- Tempels in der Stadt Killa vermochte, 
hatte nun aus Rachsucht und Angst vor M.s nämlich auf Lesbos (Preller -Robert Gr. Mytli 
Anzeige diesen eiligst verleumdet: der Homer-, l 4 , 255 3 ), Tümpel, Phüologus N. i. 3, 1890, 
Euripides- und Lykophronscholiast decken sich 96 18 ). Theopompos nahm an, dals Kallas auch 
ziemlich in dem Bestreben, diesen Angaben nach seinem Tode noch dem Pelops bei der 
die Abweichungen der anderen Versionen ?ft Wettfahrt Dienste geleistet haben müsse; doch 
gegenüberzustellen. Nach Tzetzes zu v. 156 f. wohl anstatt des M., der dann überflüssig 
machte sonst M. selbst wirklich einen Ver- scheint. Hier liegt eine Kontamination zweier 
such die Hippodameia zu vergewaltigen, was unzusammengehörigen Mythengebilde vor, die 
nach dem Euripidesscholiasten of noXXol be- nicht in der von Stoll und Preller-Plew (oben 
richten; vgl. die Liebe des M. zu Hippoda- Bd. 2 Sp. 1186 Z. 1 ff.) versuchten Weise ge- 
meia bei Nonnos Dion. 20, 162. Als Beweg- stützt werden kann. KiXXag wird = AtcoX- 
grund -des Oinomaos galt sonst, statt der Xmv' KiXXalog, d.h. ein sonnengottartiges Wesen 
Eifersucht, die Angst vor dem Tode von der mit einem Maultiergespann gewesen sein da 
Hand des Schwiegersohns, den ein Orakel xt'Hos, -1]S dorisch = Svog ist. Vgl. den (nach 
ihm geweissagt hatte (Diod. 4, 73). In diese so Wide, Lakon. Eulte 279 f. freilich dionysischen) 
andere Version gehört wohl auch, wenn das Heros övoqpopßog AotQaßaxog von aoTgaßv = 
Scholion zu Apollon. Bhod. 1, 752 als Mutter Eselsattel. Ahnliche Gestalten sind lenages, 
des M statt der Kleobule die Danaide Phae- Apsyrtos, Atymnos, Phaethon und auchM. selbst 
thusa oder Klymene (vgl. Schol. ABMJ Em. (vgl. im Anschlufs an v. Wilamomtz, Hermes 18, 
Or 998) oder die Amazone Myrto (Paus. 8, 1883, 428. Isyllos 1886, 195 und Knaack,Quaest. 
U1) nennt, ferner bestimmt der in der <les- Phaeth. 1886, 57 Tümpel, Phüologus N. F. 3 
bischen' Version nie genannte Zug, dafs M. 1890, 96 19 und den Schlufs dieses Artikels , 
falsche Pflöcke von Wachs den Rädern seines an dessen Stelle Killas hier einrücken will. 
Herrn vorgesteckt hatte. Wenn Bindorf beim Dies zeigt die auch dem Theopompos gehörende 
Euripidesscholiasten C. den Namen der aufser 40 Angabe im parallelen Scholion B(h) lownl.: 
'^& von Pelops gewonnenen Herrschaft des K. riet dem mutlosen Pelops, dem Apollon 
Oinomaos *Nr,aaav mit einem Fragezeichen Killaios zu opfern; dann werde er siegen, 
versah, so war die Heilung hei.Tzetzes a, a. 0. Auch des Pausanias (5 10, 2) Exeget zu Olym- 
gegeben: Hlaeav = UIgolv. Antiphanes (frg. pia kannte und zeigte den Killas, den die iroi- 
172 C A. F. 2, 81 Koch) und Eubulos (frg. 73, zenier freilich Sphairos nannten. (Zum Artikel 
ebenda 2, 190) hatten Komödien Olvopaog v 'Killas', s. ob. Bd. 2 Sp. 1186 f., ist noch nach- 
niXoib. Piaton Kratylos 395° erwähnt von M. zutragen, dafs die arge Etymologie, welche 
nur dessen Ermordung durch Pelops, der um Killas aus den 'troischen KOntg Homers 
ieden Preis nach dem Besitze der Hippoda- etymologisiert 'oder umgekehrt , den Killas 
meia gestrebt hatte. — Die Vertreter der bei- 50 zu einem König in Troas machte; lerner dals 
den oben gegenübergestellten Überlieferungen diese Weisheit, um die Angabe vermehrt der 
scheinen sich gestritten zu haben um den Be- Wagenlenker des Pelops habe das Apollon- 
sitz der Verse des Apollonios Bhod. 1, 752 ff. Killaios -Heiligtum selbst gegründet von Eu- 
Dieser erwähnt, aufser dem bekannten Kunst- stathios zu II. A 38 p. 33, 36ff aus Porphyrios 
Schema der Wettfahrt, dafs Oinomaos a^ovog citiert und dem 'kürzeren Bericht .fraborts 
iv nX-navnai nccQuviXiSöv äyvvfisvoio stürzte gegenübergestellt wird.) Uvid. Heroid. 8 6J7 
(Merkels Lesung nach Tzetz. Lyk. 156); der verlegt die Wettfahrt in die beiden Meerbusen 
Scholiast verteidigt seine Erläuterung des iv westlich und östlich vom Isthmos von Konn- 
nXjuvrioi = h zotwxA» (Radkapseln) gegen thos. Nach Hyg. fab. 84 versprach Pelops dem 
eine Verwechslung mit 7iX^afir,ai = itX W v Q <uai, 60 M. die Hälfte des Reichs für seine Hülfe, wali- 
z B jtor«(xo«, und will also mit ausdrücklicher rend Diod. 4, 73 nur allgemein die Bestechung 
Berufung auf den pindarischen Text und dessen erwähnt. Hygms P. A. 2, 13 fuhrt auf den 
Verlegung der Wettfahrt in die Bahn zwischen Vater Hermes die Verstirnung zurück, &ie> auch 
Kladeos und Isthmos das aigäische Meer als die eratosthenischen Astrothesiai 13. Gcrmamc. 
Schauplatz und damit die pherekydische Sagen- Amt. Phaenom. 162 und Nonnos lhonys. 33, 
form für Apollonios ausdrücklich ablehnen. 294 haben: es ist das Sternbild des Fuhr- 
Wie auch seine Schlufsworte zeigen, ist er sich manns gemeint. Der Euhemensmus des Palai- 
also des Gegensatzes zu Pherekydes bewufst, phatos (30) macht aus M. den Steuermann eines 



3319 



Myrtilos 



Myrtoos 



3320 



„beschwingten" Pelopsschiffes , und die prag- 
matische Umdeutung des Nikolaos Damaskios 
a. a. 0., der aus der alten Wettfahrt einen 
Kampf macht, läfst M. auf Seite des Oino- 
maos auf dessen Wagen mitkämpfen; er geht 
aber nach meuchlerischer Ermordung seines 
Herrn angesichts beider Heere zum Pelops 
über und wird später von diesem ermordet, 
sei es aus Eifersucht, sei es um der Hippo- 
dameia für die Ermordung ihres Vaters damit 10 
eine Sühne darzubringen. Besseres Verständ- 
nis für die alte Sage zeigt Pausanias. Nach 
Erwähnung der Blutschuld des Pelops und 
des rächenden MvqziXov ttgoezqonaiog (Sccificov) 
im Pelopidenhaus (2, 18, 2) nennt er im arka- 
dischen Pheneos (8, 14, 7) das Grabmal des M. 
mit heroischen nächtlichen evayiafiara. Seine 
z. T. originelle Legende lautet: M. hatte die 
Aufgabe gehabt, das Gespann des Oinomaos 
so zu lenken, dafs dieser die Freier töten .ao 
konnte. Die Fahrt ging nur zwischen der 
elei'schen Alpheiosmündung und dem eaivsiov 
der Eleier am Strande hin (weswegen Pausa- 
nias sich gegen die Herleitung des myrtoischen 
Meeres, zwischen Euboia und der kleinen Insel 
Helena, von M. erklärt und lieber an die Frau 
Myrto denkt); M. liebt die Hippodameia und be- 
dingt sich für seine Hülfe noch vor dem Verrat 
von Pelops eine Nacht mit der Hippodameia aus. 
Als er auf der gemeinsamen Heimfahrt mit der 30 
errungenen Braut seinen neuen Herrn an sein 
Versprechen erinnert, wirft ihn dieser „aus dem 
Schiffe" (! vgl. Palaiphatos). Der Leichnam 
aber wird ans Ufer gespült, von den Pheneaten 
gefunden und in der angegebenen Weise ge- 
ehrt. 6, 20, 8 (17) erklärt Pausanias den olym- 
pischen Taraxippos (s. d.) als das Kenotaph, 
das Pelops dem M. zur Mordsühne errichtet 
und mit Q-voicci ausgestattet habe. Die List 
des M. sei die Ursache des Scheuwerdens der <to 
Pferde, das im Namen T. ausgedrückt liege. 
Über den vor den Pferden des Oinomaos 
sitzenden M. (5, 10, 2) auf dem Ostgiebel des 
olympischen Zeustempels und die seit Auffindung 
der Giebelgruppe sich daran knüpfende Kontro- 
verse über die Glaubwürdigkeit des Pausanias 
hinsichtlich seiner Benennung der Hauptperso- 
nen Oinomaos und Pelops, sowie der zugehö- 
rigen Wagenlenker; s. die Litteratur bei Sittl; 
Arch. d. Kunst 1895, 606 8 . Auf Vasenbildern 50 
erscheint M. auf dem Wagen des Pelops (Berlin 
3072) oder des Oinomaos, so Neapel 2200 {Arch 
Zeit. 1853 Taf. 55; aus Ruvo), A. d. I. 1851 
Taf. Q. R (Conze, Vorl. S. 1 Taf. 10, 2 ; aus Ruvo) ; 
British Museum 1429 (A. d. 1. 1840 Taf. d. Arch. 
Zeitq. 1853 Taf. 54, 1); Neapel 3255f. Sant. 
A. 697f. (Conze a. a. 0. Taf. 1) oder mit Pelops 
und Hippodameia vereint und durch ein Rad 
als Attribut ausgezeichnet (Neapel 3222. 3227), 
und zwar stets als junger Mann, im Einklang eo 
mit jenen Sagen wendungen, die ihn als mehr oder 
minder stürmischen Liebhaber der Hippodameia 
darstellen. Für die Erklärung seines an die 
Pflanze jjivqxos erinnernden Namens hat die Sage 
kein Wort, im Gegensatz zu den Sagen von 
Hyakinthos, Narkissos, Daphnis, Kyparissos. Es 
ist reine Vermutung Murrs (Pflanzenwelt 90f.), 
dafs M. ähnlich wie der myrtenfreundliche Pria- 



pos, eine 'Abstraktion' von Hermes sei, dessen 
phallisches Bild im Tempel der athenischen 
Athena Polias ganz mit Myrtenzweigen um- 
hüllt war (Paus. 1, 26, 1 ; ebenso schon Völcker, 
Myth. d. Japet. Geschl. 359f.). So bleibt für 
die Bestimmung seines ursprünglichen Wesens 
nur die oben erwähnte Analogie jugendlicher, 
wagenfahrender und damit stürzender Helios- 
heroen, wie Tenages, Killas, Apsyrtos, Atym- 
n(i)os, Phaethon. Ihnen sei noch, weil oben 
Bd. 2 Sp. 1301 Z. 52 ff. fehlend, angereiht der 
bei Steph. Byz. s. v. Trjjivog für das überlieferte 
*S(iaXXos von Meineke überzeugend eingesetzte 
o MaXaög, der diese kleinasiatisch- aiolische 
Stadt Temnos infolge eines Orakelspruches an 
der Stelle gründete, wo ihm zov ap/xa-ros a^iov 
SiiTjirj&rj. Es ist der bei Strabon 13 p. 582 u. 
621 (= Ephoros) genannte Malaos, der mit 
dem Dorossohne Kleuas (oben Bd. 2 Sp.1226 
Z. 32 ff. ebenfalls fehlend) zusammen, beiden Ab- 
kömmlingen Agamemnons, die phrikonische 
Kyme und deren Umgebung besiedelte, und 
schwerlich zu scheiden von der nördlich sich an- 
reihenden Landschaft MaXtfvrj (Herodot. 6, 29), 
dem sardischen König MrjXrjg (Ders. 1, 84), end- 
lich dem Sohne der Omphale von Herakles 
und Trompetenerfinder Mrfiag (Eust.sm Hom. 
II. 2219 p. 1139, 60ff., wo 0. Müller, Etr. 2 2 , 
209 51 MaXsög liest). Da der Sohn dieses Paares 
in der Trompetensage sonst als 'Sohn des Tyr- 
senos' Hegeleos erscheint (Paus. 2, 21, 3 mit 
0. Müller a. a. 0. 209), so wird auch der c Tyr- 
sener' MäXecog (s. d. Art.) in Athen und Regis- 
villa ursprünglich kein anderer sein als dieser 
Aioler Lydiens. Vgl. auch 0. Kramer, De Pelopis 
fdbula I. Leipz. 1887, 13 ff. Gruppe, Jahresher. 
üb. d. Mythol. a. d. Jahren 1891/2. Berlin 1896. 
S. 188 ff. Vgl. auch Myrtylos. [Tümpel.] 

Myrto (MvqtcÖ), 1) Eponyme des myrtoischen 
Meeres nach einer von Pausanias vor der Her- 
leitung von Myrtilos bevorzugten alteuböischen 
Überlieferung, Paus. 8, 14, 12. Sie sollte nach 
einigen eine Amazone und von Hermes Mutter 
des Myrtilos (s. d.) sein, Schol. Ap. Ehod. 1, 752. 
Eudoc. 314. — 2) Eine Bassaris, deren in der 
Schlacht verwundete Hand von Dionysos mit 
fivQTov geheilt wurde, Nonn. Dion. 29, 270. — 
3) Tochter des Menoitios, Schwester des Pa- 
troklos, von Herakles Mutter der jungfräulich 
verstorbenen Eukleia, welcher von manchen 
das Heiligtum der von Boiotern und Lokrern 
verehrten Artemis Eukleia zu Platää zuge- 
schrieben wurde, Plut. Aristid. 20. 

[Tümpel.] 

Myrtoessa (Mvgzäeeea), eine arkadische 
Wassernymphe, als Trägerin einer fliefsenden 
Hydria mit den Nymphen Neda, Anthrakia, 
Hagno und Archiroe, auf einem Tische im 
Heiligtum der grofsen Göttinnen zu Megale- 
polis dargestellt, Paus. 8, 31, 4. [Stoll.] 

Myrtoos (Mvgzäog), Beiname des Apollon 
auf einer Inschrift aus Kyrene, G. I. G. 3, 5138. 
Murdoch Smith und E. A. Porcher, History of 
the recent discoveries at Cyrene p. 113 Dr. 13 
pl. 81, 13. Nach Boeckh, C. I. G. a. a. 0. 
p. 519 soll der Name von dem neXayog Mvg- 
zäov abgeleitet sein, hängt aber wohl wahr- 
scheinlich mit [ivqzov zusammen; vgl. Myr- 



3321 Myrtylos Mysia 3322 

tates. [Vgl. Cavedoni, Nuove osservazioni sopra Mysios soll im eigenen Hause die Göttin auf- 

le antiche monete della Cirenaica p. 8 Anm. 4: genommen und ihr den 60 Stadien von Pellene 

„ . . . Apollo vien detto MYPT520£, forse a liegenden Tempel Mvocüov gegründet haben 

riguardo della colonia de'Terei venuta a Cirene nach demselben Mythos bei Paus. 7, 27, 3, der 

stessa dalle acque del mare Mirtoo (Strabo in dem Heiligtum einen Hain mit reichlich 

7, 323); quando mai non traesse il nome dal quellenden Wässern und ein dort gefeiertes 

promontorio Mvqxcqgwv vicino a Cirene {Apoll. siebentägiges Fest erwähnt, an dessen drittem 

Argon. 2,505: Callim. in Apoll, vs.91)". Drexler]. Tage die Männer das Heiligtum verlassen und 

[Höfer.] auch männliche Hunde hinausgewiesen werden, 
Myrtylos? (Mvgxvlogl), inschriftlich = Myr- io damit nachts die Frauen ihre heimlichen Ge- 

tilos (s. d.) auf dem Fragment eines Wand- brauche begehen können. Den folgenden Tag 
gemäldes aus der Umgegend von Born, auf verbringen wieder Männer und Frauen mit 

dem außerdem nur noch die Figur der Aphro- wechselseitigen Scherzen und Gelächter im 

dite ( ■ • + POAI+) erhalten ist, E. de Ghanot, Heiligtum. Bei der Besprechung des Kultes 

Gazette archeol. 1 (1875), 20 pl. 5 u. 6. Nach von Hermione (2, 35, 4) erzählt Pausanias, 

Lenormant a. a. 0. 40 ist die Schreibweise nach G. Wentzels Vermutung (wie an den beiden 

MvQtvlog nicht auf ein Versehen des Schreibers vorigen Stellen) dem Auetor der 'EnrxXrjoeig 

zurückzuführen, sondern MvgxvXog ist eine be- &smv folgend (6, 15), dafs Demeter Chthonia, 

rechtigte Form neben MvguXog. [Das Frag- als sie die argolische Grenze überschritt, von 
ment, welches nur die Figur des Myrtilos 20 den Argeiern den Beinamen bekommen habe, 
enthält, wird verzeichnet im Catalogue des "Veil Mysios und Atheras ihr Gastfreundschaft 



is d'art composant la coUection de feu gewährten, Kolontas aber diese, wie über- 

M. le Vicomte de Janze. Paris 1866 p. 62 haupt jede Ehre, verweigerte und darum zur 

nr. 569, und ist aus dieser Sammlung nach Strafe mit seinem ganzen Hause verbrannt 

der Notiz Fr. Lenormants , Coli. A. Raife. wurde. Hier hat, durch die Zusammenstellung 

Paris 1867 p. 83 f. nr. 608 in den Besitz des im Handbuch verleitet, der Perieget versehent- 

Grafen de Vogüe" übergegangen. Das Frag- lieh Argolisehes und Hermionisches (Demeter 

ment mit Aphrodite befand sich in der Samm- Chthonia) kontaminiert (Wentzel a. a. 0.). Kor- 

lung Raife, s. Lenormant a. a. 0. nr. 608. nutos (28, Demeter) führt sowohl das Wort 
Nach Lenormant stammen beide Figuren aus 30 fivatij^ia (der Demeter) als auch den Namen 

den Fresken eines von einem gewissen Bonicchi Mvaia darauf zurück, dafs durch den heiteren 

in der Campagna entdeckten Grabmals. Bonicchi Dienst der Demeter bei der Menschheit der 

soll die Figuren dieser Fresken von einander Kampf um die Lebensbedürfnisse aufgehört 

getrennt haben, so sind dieselben einzeln in habe und seitdem die Menschen invaiäv = ks- 

verschiedene Sammlungen gelangt. Prof. Heyde- xooijeöm (sich verschnaufen?). Hesych. erklärt 

mann hat in seinem in meinen Besitz über- (s. v.) pveiuv = ävanvsiv r] avvovaid^ovxa 

gegangenen Exemplar des Katalogs Raife zu nvsvaxiäv; ol äs svxQotpiüv, also mit wech- 

dieser Notiz bemerkt ''Gewifs Schwindel!" Ist selnder Beziehung auf Ausgelassenheit und 

demnach schon die Herkunft der Figuren ver- Schwelgerei. Vgl.Mysios. [MitderDemeterMysia 
dächtig, so dürften Lenormants weitere, von 40 stellt Maass, De Lenaeo et Delphinio. Gryphisw. 

Heydemann mit „?!" begleitete Ausführungen 1891. 4°. p. XIX Anm. 7 zu p. XVIII, indem 

„Les deux figures de V aurige infidele d'Oeno- er bei Hesychios statt 'Apcpifivcicov • rj Ar\\>,i\x'r\Q 

maus et de la de'esse des amours se reirouvent zu lesen vorschlägt 'AfnpifivBiävrj' dn\i>y\xr\Q, 

representees exaetement de meme et groupes de die Amphimysione zusammen. Drexler.] — 

la meme fagon, oecupant toute la partie droite 2) Beiname der Artemis in einem unweit 

de la composition principale d'une magnißque Sparta gelegenen Tempel, Paus. 3, 20, 9. 

amphore de Ruvo appartenant jadis ä Mülingen — 3) Der von Herodotos verschwiegene Name 

(Ann. de l'Inst. arch. 1840, pl. IV; Archäolo- der Gattin des Kandaules wird von Ptole- 

gische Zeitung 1853, pl. 54, n° 1), laquelle maios Hephaistion p. 195, 16 Westermann in der 
tnontre la seine de Pelops et Oenomaüs sacri- 50 Form Nvaia, was C. Müller, F. H. G. 3, 384 in 

fiant avant leur cours. Les figures y sont meme Mvaia bessert, nachgeliefert und zugleich be- 

aecompagnees de leurs noms ecrits d'une fagon hauptet, dafs diese äiv.ÖQog und o^vmTtsarärri 

identiguement semblable. II est evident que la Besitzerin des 8Quv.ovxhrig XC&og von Abas 

fresque et la peinture de vase retragaient la 'Jßgcö, von anderen Klytia und TovScö genannt 

meme seine en traits identiques et sans doute werde. Letzteres gilt von Nikolaos Damask. 

d apres un meme original de quelque maitre frg. 49, F. H. G. a. a. 0.; und eben weil dieser 

illustre. C'est la premiere fois que se presente die Tudo, eine Tochter des Arnossos, eines 

un semblable fait, dont nous n'avons pas besoin Königs der Myser, nennt, empfiehlt sich die 

de faire ressortir la haute importance archeo- Lesung mit M statt N. — [4) Personifikation 
logique" wohl Anlafs zur Erwägung bieten, ob 60 der Provinz Moesia, mit der Beischrift MYZIA 

man es hier nicht mit einer Fälschung zu thun dargestellt auf der Erde sitzend, das Haupt 

hat. Drexler.] [Höfer.] auf die R. gestützt, hinter ihr Schild und Helm, 

Mysia (MveCa), 1) Beiname der Demeter auf Münzen Domitians, deren Prägort noch 

in dem dachlosen Tempel im imglov Mvaia nicht mit Sicherheit festgestellt ist, s. I. N. 

zwischen Mykenai und Argos, angeblich nach Svoronos, Numismatique de la Crete ancienne. 

einem Manne (Stifter?) Mysios (s. d.), der ihr 1. Description des monnaies. Texte. Macon 1890 

gastlich entgegengekommen war nach einer 4° p. 344 nr. 59 PI. 33, 19 (Mi. 2, 279, 1. Seslini, 

argivischen Legende bei Paus. 2, 18, 3. Dieser Leu. num. eont. 3, 50. Mi. S. 4, 350, 332. Pick, 



3323 Mysios Mystis 3324 

Zeitschr. f. Num. 14 (1886). 305, 1); nr. 60, des Geryones durch Italien trieb, wurde er 

Pi. 33, 20. Auf den römischen Kaisermünzen von dem Heros Kroton gastlich aufgenommen. 

Hadrians mit der Reversaufschrift ADVENTVI Als er weiterzog, sagte er: Zur Zeit unserer 

AVG. MOESIAE S. C. erscheint Moesia stehend, Enkel wird hier eine Stadt gegründet werden, 

in kurzer Gewandung, mit Schale, Bogen und Nach langer Zeit nun forderte Herakles den 

Köcher gegenüber dem Kaiser; zwischen beiden M. im Traume auf, das Vaterland zu verlassen 

ein Altar, Cohen, Monn. imp. 2 p. 178 nr. 622. und an den Ufern des Aisar eine Stadt zu 

Cavedoni, Bull. arch. napolit. n. s. 4, 1856 gründen. Da M. dem Befehle nicht folgte, 

p. 125. Adriano nr. 18. Frageweise bezeichnet weil die Gesetze das Verlassen des Vaterlandes 
Read, Cat. of Greek Coins in the Brit. Mus. 10 verboten, so erschien ihm Herakles abermals 

Thrace p. 15ff. als Moesia, die auf Münzen von im Traume und drohte ihm im Falle des Un- 

vonViminacium zwischen Stier und Löwen, den gehorsams mit schweren Strafen. Als er darauf 

Abzeichen derlegioVII Claudia und legio IUI Anstalten machte auszuwandern, wurde er zu 

Flavia, stehende Krauengestalt, welche bald die Gericht gezogen, und alle Richter warfen 

Hände über die Häupter der beiden Tiere aus- schwarze Steine der Verurteilung in die Urne. 

streckt, bald in jeder Hand eine mit der Legions- Aber Herakles verwandelte die schwarzen Steine 

zahl (VII und IUI) versehenes vexillum, zuweilen in weifse, und M. war freigesprochen. [Stell.] 

auch in der erhobenen R. einen Zweig, in der Mysos(Mticös),Eponymos des kleinasiatischen 

L. einen Globus hält. Drexler]. [Tümpel.] Volksstammes der MvaoC, Bruder des Lydos und 
Mysios (Mvoiog), 1) ein Argiver, der die De- 20 Kar nach einer Genealogie, welche den gemein- 
meter gastlich aufnahm, Paus. 2, 35, 4 (s. Art.* samen Anteil von Mysern, Lydern und Karern 

Atheras) und ihr einen Tempel erbaute, das am alten Heiligtum des Zeus Kdgiog zu Mylasa 

sog. Mvaaiov (s. Mysia 1). Demeter selbst hie fs in Karien erklären sollte, Herod. 1,111, wie 

MvßCa — ein Weihrelief aus Argos an die auch bei Strabon 14, 659 diese drei Völker 

Jrifi^Trjg Mvaiub. K. Kophiriiotis, terogia tov „Bruderstämme" (äSslyoi) heifsen. Nach Ar- 

"Agyovg (ist' iHävtav 20; vgl. Athen. Mitth. rianos (frg. 36 aus Eustath. Bionys. Per. 322, 

17 (1892), 89 — und ihr zu Ehren wurde im F. H. G. 3, 593) nennen ihn einige Sohn des 

Mysaion ein siebentägiges Fest und Mysterien, Zeus, andere Sohn der Arganthone, der ein- 

an denen nur Frauen teilnehmen durften, ge- geborenen bergliebenden Nymphe (des von 
feiert, Paus. 7, 27, 9; vgl. 2, 18, 3. — Auf 30 Simylos ; P. L. G. 3 4 , 515 Bgk. bezeugten Mv- 

Mysios und den Demeterkult bezieht sich ein eiog göog 'AQyav&mvrjg oder des von Steph. 

aus dem Demetertempel zu Lerna stammen- Byz. genannten 'Agyuv&cov ogog Mveiag). 

des Relief, das die Aufnahme der Demeter Wiederum auf Arrian (frg. 40, F. H. G. 3, 594) 

durch Mysios darstellt und folgende Inschriften geht die Angabe des Eustathios zu Bion. Per. 

aufweist Mvewg — Xgvaav&ig [zum Art. Chry- 809 zurück, dafs M. Bruder auch des Thynos 

santhis nachzutragen] — Jafiätrjg. 'Agiatö- von der schönen Nymphe Arganthone war, des 

Safiog ä«-£>jjxf, Bursian, Archäol. Anzeiger Eponymos der .Thyner = Bithyner. In der 

1855, 57. Osann, Arch. Ztg. 13 (1855), 143f. abweichenden Überlieferung von Rhesos als 

Prellwitz bei Collitz, Samml. griech.Bial.-Inschr. Gatten der Arganthone (Parthenios 36. Steph. 
3, 3323. — Cornut. de nat. deor. 28 p. 170 Osann 40 Byz. s. v. 'Agyavd-töv) fehlt M. [Tümpel.] 

leitet den Namen der Göttin Mveia ab von Mystes (Mvarrjg), Beiname 1) des Dionysos, 

fivaiäv = y.itiogiJ6&ai 7ie7iava9cci fiaxofiivovg, unter dem er am arkadischen Parthenion im 

weil die Menschen infolge der Segnungen der Gebiete von Tegea ein Heiligtum hatte, Paus. 

Demeter gesitteter geworden und keinen Ge- 8, 54, 5 und Anonym. Hymn. in Bacch. 13 Abel 

fallen mehr an gegenseitigen Kämpfen ge- (neben fiaiöUog, (jLS&vdiozrjg, iwQWfioQfpog). 

funden hätten. — 2) Mvoiog &eög heifst bei Bobert, Pergamenischer Telephos -Fries, Arch. 

Strabo 12, 574 der in der mysischen Landschaft Jahrb. 3, 90. 104. — 2) Des Apollon zu däX- 

Abrettene verehrte Ztvg 'Aßgszrrivög. [Höfer.] äig in Lydien, Artemidoros 2, 70. — 3) Des 

Myskelos (MvaKsXog), der aus dem Atthido- Herakles, Lykophron 1327. Die Legende 
graphen Antiochos (frg. 11 bei Strabon 8, 387, 50 hat Istros Svvuymyri frg. 20 aus Tzetzes 

F. H. ff. 1,183); Hippys von Rhegion (xgovixd zu Lykophr. a. a. O. = Phavorin., F. H. G. 

frg. 4 aus Zenob. 3, 42, F. H. G. 2, 14); Bio- 1, 420: Er trug den Beinamen in den kleinen 

doros (8, Exe. Vatic. 17 p. 10 Bindorf) bekannte Eleusinien, die ihm zu Ehren gestiftet wur- 

bucklige Achaier aus Rhypai, der Kroton eigent- den, weil man ihn trotz seines Wunsches 

lieh nicht gründen wollte, sondern lieber Sybaris, in den grofsen Eleusinien nicht aufnehmen 

dann aber doch durch einen Orakelspruch zur konnte. Denn das Gesetz des Mysterienstifters 

Gründung von Kroton (711 nach Timaios bei Eumolpos („nicht des Thrakers") stand dem 

Dion. Hai. A. B. 2, 59) veranlafst wurde, ist entgegen; und trotzdem wollte man den all- 

nicht blofs wegen des Orakelschlusses (ämgov gemeinen Wohlthäter nicht beleidigen. Er 
ä' oxv SS> Tis enaivii, Zenob. a. a. O. = Arsen. 60 bekam dabei den Mvgaivrj- Kranz (Schol. Arist. 

186. Suidas b. v.) und des (noch zu erklären- Ban. 333) aufgesetzt. [Tümpel.] 

den) MvaxsUov ipijcpog (Mant. prov. 2, 27) als Mystis (Mvatig), eine der bakchischen Frauen, 

ein Mann, der die Gesundheit dem Reichtum Sidonierin, von Kadmos seiner Tochter Ino zur 

vorzog, sprichwörtlich geworden, sondern hat Dienerin gegeben, Erzieherin und Lehrerin des 

auch eine von Ovid (Met. 15. 12—57) erhaltene Dionysos, Erfinderin der bakchischen Orgien 

Legende, die an seine Gründung Krotons an- und der bakchischen Gerätschaften, Mutter des 

knüpft. [Tümpel.] Er heifst darin Sohn des Korymbos, Norm. Bion. 9, 98ff.; 13, 141. Als 
argolischen Alcmon. Als Herakles die Rinder Einweiherin in die Mysterien, wie die Telete, 



■>'. 



8325 



Mythidike 



Myton 



3326 



erscheint sie in Gesellschaft von Demeter, Kora, 
Iakchos, Eleusin, Keleos bei Liban. decl. 19 
p. 605. Kypris soll in Anacreont. 4 (Bergk) 
uvazig, d.i. Einweiherin des Trinkgelages sein. 
Bei Nonn. Dion. 46, 170 werden die 'Iafirjviöis 
Ba*iai pvGTiSeg, d. i. Eingeweihte, genannt. 
Welcher, Alte Derikm. 3, 32 1 , 30. Müller, Archäol. 
1 888, 5. Gerhard, Gr. Myth. 1 § 466, 4. [Stoll.] 

Mythidike (Mv&iäixrj), Tochter des Talaos, 
Schwester des Adrastos, Gemahlin des Nesi- 
machos, Mutter des Hippomedon, Hyg. fäb. 70. 

[Stoll.] 

Mythos (MY0OZ), Personifikation des Mythus 
auf der zu Bovillä gefundenen Tafel des Arche- 
laos (s. ob. Sp. 3265/6), auf welcher die Apo- 
theose Homers dargestellt ist, s. Kaibel, Inscr. 
Gr. Sic. et Ital. 1295, wo auch die Litteratur 
verzeichnet ist. [Drexler.] 
' Mytilene s. Mitylene. 
MY 

Mytileniia ( . , N |, Beischrift der Stadt- 

N A 



göttin von Mytilene auf Münzen der Domitia 
von Mytilene. Die Göttin ist dargestellt 
„mit Turmkrone rechtshin stehend, mit der 
Rechten ihr Gewand fassend, auf der Linken 
die Herme des bärtigen Dionysos haltend", 
Imhoof- Blumer, Griechische Münzen p. 110 
nr. 253 (Sammlung Imhoof u. Berlin). Warwick 
Wroth, Catalogue of the Greek coins of Troas, 
Aeolis and Lesbos p. 205 nr. 197. Die Form 
10 Mvtilivva ist nicht, wie Imhoof vermutet, ein 
Barbarismus des Stempelschneideis, sondern 
die äolische Dialektform des Namens Mytilene. 

[Drexler.] 
Mytiles (Mviilr/g), ein Heros, der eponyme 
Gründer von Mytilene auf Lesbos, Steph. Byz. 
s. v. MvziXiqvri. [Stoll.] 

Myton (Mvxmv), Sohn des Poseidon und der 
Mytilene, nach dem Mytilene benannt sein soll, 
Steph. Byz. s. v. MvTÜ.i[vq. Herodian de soloec. 
20 in Anecd. Graeca Boisson. 3, 258; daher nannte 
°* Kallimachos bei Steph. Byz. a. a. 0. Lesbos 
Mvtcovis, und Parthenios die Lesbierinnen Mv- 
rmviSeg. [Höfer.]