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Full text of "Sammlung auserlesener teutschen Landesgesetze welche das Policey- und Cameralwesen zum Gegenstände haben"

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auserleſener teutſchen 


Landesgeſetze 


welche das 


Policey- um Cameralweſen 


sum Gegenſtande haben 
fortgeſetzt 


von 


Sohbann Bedmann 


ordentlichen Profeſſor der Dekonomie, Mitgliede der Goͤttingiſchen Koͤnigl. Geſellſchaft der Wiffenfchaften, der Kaifer!. 
Atademie der Naturforfcher, der Koͤnigl. Norwegiſchen und der Ehurmainzifhen Akademie der Wiſſenſchaften, der 
Yopfiographiichen in Lund, der Braunſchweig-Luͤneburgiſchen, der Kramiſchen, der Schleſiſchen, der Baperıichen, 
des Ehurpfätzifhen, der Berner und der Amfterdamer Landwirchicaftsgefellihaft, der Dberlaufiger 
Bienengeſellſchaft, der Berlinifhen und Halliſchen Naturforfchenden, und der Carlsruher 
Lateiniſchen Geſellſchaft 





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Sranffurt am Main 
in der Andredifdgen Budbandliung 178 2% 


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ordentlichen Profeffor der Dekonomie, Mitgliede MPN UTEHRTERR NUM Geſellſchaft der Wiſſenſchaften, der. Raiferl. 
Akademie der Naturforfcher,, der Könige. Normegifhen und der Churmainzifhen Akademi® der Wiffenfchaften, der 
Phyſiographiſchen in Lund, der Braunfchmeig : LZüneburgifchen, der Krainifhen, der Schlefifhen, der ——— 
der Churpfaͤlziſchen, der Berner und der Amſterdamer Landwirthſchaftsgeſellſchaft, der Oberlauſitzer 
Bienengeſellſchaft, der Berliniſchen und Halliſchen Naturforſchenden, und bee Earlöruder 
£ateinifhen Geſellſchaft 


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auserlefener. 


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welche das 





Policey- um Cameralweſen 


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in der Andrediifhden Buchhaundlung 1783. 


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und zum allgemeinen Gebrauche zufammen druchen laſſen moͤgte; alſo war mir 
dir Sammmluingszauiche Hexr. Cammarzath Bergius m: Sabre, 1781 anfing, 
Anger, Augewehm,, und der Nutzen, „ben fie: verbreitet hat / ift befgrng, "ug 
koͤnnte map: zum Heberfluß den Aryfall, den‘ fü ie ‚erhalten, hat, mit ihrem guten 
Abgange beweifen, Herr Bergius ‚aber farb, nachdem ex zween Theile, bie 
er Alphabete nannte, herausgegeben, und zu den beyden folgenden den nöthigen 
Dorrath dem Herrn Verleger überliefert hatte, Dieſer wünfchte nun, daß ich 
die Fortſetzung übernchmen mögfe: „ und ich entſchloß mich dazu, theild um cin ſo 
nuͤtzliches Werk; deren id) bey manen Vorleſungen zu brauchen gewohnt bin, 
zu befoͤrdern, theils weil ich doch ohnehin Urſache habe, Verordnungen uͤber 
dieſe Gegenſtaͤnde zu ſammlen und mir bekannt zu machen. 
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Ich Tiefre demnach nun den erften Theil, von dem ich wenig zu ſagen 
habe, indem die von Heren Bergius beliebte Ordnung beybehalten ift, weil fie 
bequem genug zu ſeyn ſcheint, und weil der Verleger für gut gefunden hat, diefen 
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— Heinrich Ludwig Bergius 


Sammlun g 
auserleſener teutſchen 


Landesgeſetze 


welche das 


Policey- um Cameralweſen 


sum Gegenftande haben 
fortegefepge 


von 


Sohbann Bedmann 


ordentlichem Profeſſor der Dekonomie, Mitglicde der Goͤttingiſchen Koͤnigl. Geſellſchaft der Wiſſenſchaften, der Kaiferf. 
Akademie der Naturforicher, der Koͤnigl. Normegiihen und der Ehurmainzifhen Akademie der Wiſſenſchaften, dee 
Vhofiographiſchen in Lund, der Braunſchweig-Luͤneburgiſchen, der Kramuichen, der Schleſiſchen, der Baperıichen, 
der Churpfaͤl ziſhen, der Berner und der Amfterdamer Landwirthſchaftsgeſellſchaft, der Dberlaufiger 
Bienengeſellſchaft, der Berlinifhen und Halliſchen Naturforfchenden, und der Carlsruher 
Lateinifhen Geſellſchaft 





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Sranffurt am Main | 
in ber Andrediſchen Buchhandlung 178 % 


JohannPeeidem denn 
ordentlichen Profeffor der Defonomie, Mitgliede der Bir Fontal. Geſellſchaft der Wiſſenſchaften, der Kaiſerl 
Akademie der Naturforſcher, der Koͤnigl. Norwegiſchen und der Churmainziſchen Akadefnik der Wiſſenſchaften, der 
Phyſiographiſchen in Lund, der Braunſchweig-Luͤneburgiſchen, der Krainiſchen, der Schleſiſchen, der Baperifchen, 
der Churpfälsifhen, der Berner und der Amſterdamer Landwirthſchaftsgeſellſchaft, der Oberlaufiger 
Bienengefellfchaft, der Berlinifhen und Halliſchen Naturforſchenden, und dee Carlseruher 
Zateinifchen Geſellſchaft i 


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auserlefener. 


Landesgeſetz 


welche das 








Policey— und Cameralweſen 


zum Gegenſtande haben 


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Sranffurt am Main 
in ber Andreäifhen Buchbandlung 1783 2% 


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don im. Sihye 1769. vinſcht ih in ‚de Y Buryee " örfien. Huigabe 
. meins; Srundfäge der. teutſchen Aandwirthſchaft . daß jemand 
Bi Sehe über die Gegenſt ͤnde der Polisey und des Eatnerglweſens ſammlen 
und zum, allgemeinen Gebrauche zuſammen druchen laſſen moͤgte; alſo war mir 
Bir Sanyrlung 1 aueispe. ‚Der. Sammurzath Bergius im. Sahre, 1781 anfing, 


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— * augeuehm,, und der —— „ben ſ e seht betr. ift befann, auf 


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Abgane —— der Bergius abe farb, nachdem E en Theile, die 
er Alphabete nannte, herausgegeben, und zu den veyden folgenden den noͤthigen 
Vorrath dem Herrn Verleger uͤberliefert hatte. Dieſer wuͤnſchte nun, daß ich 
die Fortſetzung übernehmen mdate 5 und ich entſchloß mich dazu, theils um ein ſo 
nuͤtzliches Weerk Seren ich br menen Vorleſungen zu brauchen gewohnt bin, 
zu befoͤrdern, theils weil ich doch ohnehin Urſache habe, Verordnungen uͤber 
dieſe Gegenſtaͤnde zu ſammlen und mir bekannt zu machen. 
Brei zen 

Ich Tiefre demnach nun den erften Theil, von dem ich wenig zu ſagen 
habe, indem die von Herrn Bergius beliebte Ordnung bepbehalten ift, weil fie 
bequem genug zu ſeyn ſcheint, und weil der Verleger für gut gefunden hat, dieſen 
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neuen heilen einen doppelten Site zu geben, ſo daß ſie eutweder alsa eine eigene 


und neue Sammlung, oder auch als eine Fortſetzung der Bergiusſchen angeſehen 
werden Fünnen, 


Sch werde mich, bemühen ı die ‚ merkwuͤrdigſten und Behrreichften Geſetze 
zu liefern, und zwar nicht allein diejenigen „ welche bereits in bekannten Sanim⸗ 
lungen abgedruckt ſind, ſondern auch ſolche, die man, da ſie nur noch einzeln 
gedruckt ſind, als Seltenheiten anſehn kann. Ich werde mich alſo nicht an Ein 
Hand⸗ allein halten, n fondern diefe Sammlung ſo allgemein nuͤtzlich, als möglich, 
zu mãchen ſuchen. In dieſer af cht wage ich meine Gönner, Freunde und dr 
Käufer bieles Werks um gürige Beyträge zu bitten. Denn wie: ſchwer ; foftbar 
und oft unmöglich" es ſey, einzelne Abdruͤcke mancher Geſetze oder auch nur 
Abſchnften berfelben, zu erhalten, weiß ich ſchon aus eindr vichaͤhrigen Erfah⸗ 
rung. Mit Vergnuͤgen werde ich den Beförderien meiner Bemũhung in der 
Vorrede zum nichſten Theile öffentlich, danken. Um’ den Gebräuc) dieſer 
Samimling zu erleichtern, füllen dereinſt über einige Theile allgemeine volſtant 
dige Regiſter folgen. Goͤttingen! den 14ten April 1783. | 


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Johann Beckmann. 


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Inhalt des erſten Theils. 
Die vorgeſetzten roͤmiſchen Zahlen deuten Die. Ordnung an, nach welcher bie die 
Verordnungen abgedruckt find. 





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eisörbnung. | 
‚AU. Surf, Waldeckiſche erneuerte Accigordaung, vom Zoflen May 1742. | ES 147 
Anis. 


XXX YIIT. Cburmaymiſche Derordnuns wegen des dendas mit nis. und Saflr, vom 
Item Eeptemb. 1756. 333 


Aemenanftalten. | oo. 
1. Armenanſtalten für bie borderbllerreliſche Stadt Freyburg im Breisgau, 1781. I 


af, 


” VII. Hildesheimifche Verordnung n megen ber Ausſteuer der Kinder von Mayerhoͤfen, vom 
H9ten April 1781. 109 


Bildhauer. 
V. Privilegium fuͤr die Bildhauergeſell ſchaft in vomen— vom iſten Septemb. 1775: 55 


| Cameralwiſſenſchaft. 


XXXIV. Churmaynziſches Ausſchreiben wegen gruͤndlicher Erlernung der Eameratmiffens 
ſchaften, vom 3ten April 1765. 


Dienſtordnung. 
XIII. Fuͤrſtlich Waldeckiſche Dienſtordnung, vom asften May 1708. - IM 


Ertrunkene. 


X. Churfuͤrſtl. Braunſchweigiſche Verordnung wegen Aufhebung und Rettung der Ertrun⸗ 
vn kenen, Erflickten, Lefeoraen u. ſ. w. vom 24ſten Octob. 1780. 125 


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ee Terence, ee 


Seldbefichtigung, 
IX. Hildesheimifhe Verordnung wegen der Zeldbefichtigung nebſt Inſteuctlon fuͤr die Land⸗ 
geſchwornen, vom. i7ten Mars 1780. \. 120 
Feuerordnung. 
"IV. Ernenerte Beuerörönmg für bie Stadt cap vom m Jahre 177 | u _ 44 
Forſtordnungen. | 


- u. —N⸗ 


XXIII. Heffen : Eaffelifcheg Kegufativ, nad welchem t die Anlegung der Fichelgarten und 
deren Hefamung und die Pflanzung überhaupt vorgenommen werden „gen ‚ Dom 10168 


Detob. 1764. 245 
MN. so Rn’ Caſſeliſche Merordnuäg: wegen Erſpaͤrung des Bauholzes, vom. 4ten April 
248 


XXV. ——** der vorhergehenden Verordnung, vom 26ſten Novemb. 1773- 250 


1xxvi Hefe: ; Caſſeliſches Ausſchreiben wegen Abſtellung einiger Misbraͤuche beym Forſt⸗ 
weſen, vom 25iten Novemb. 1775. 251 


XXVII. NHeffen:Gaffelifches Augfchreiben wegen Anpflanzung der Baͤnme, vom 27ſten 
Novemb. 1775. | 253 


re il" 
xxvni. Helen: Laſeliſches Ausſchreiben m wider Wloͤbraͤuche heym Forſtweſen, vom 25ften 
Jul. 1777- “ 254 
XXIX. Sorflordnung für die Schlefifhen Sebürgsforften, vom gten Septemb. 1777: 257 


XXX. Hoffen : Caffelifche® Reglement wegen Benugung ber Buchecker⸗ und Eichelmaft, 
vom ı8ten Septemb, 1779. , 308 


“‘.. ‘. wen 


Garnſpinnerey. en . | 
J . . i I. .. 
XVII. Churmannzifihe Verordnung wegen der Garnſpinderer, vom raten Sept. 1753. 208 


dl. 


Handwerksordnung. | 
v1. Churfuͤrſtl. Mannsifche Verordnung für die Ernte Erfurt wegen Beobachtung ber 
Handmerksordrnungen und Einrichtung der Handwerksrechnungen, vom ioten DE 
1751. —8 A 


1, XXI. Ordnung für- die — im Herzogihum Braumfchpaig,,und Görhentham: Slantens 
burg, vom gteh März 1765. 230 


ung 
Hauſirer. 
ji en 
XXXIX. Churmahnliſches Verbot de Doufung, von ‚12er How. . u 335 
* | Hebammen 


Anhalt: des erſten Eheilsz 


Hebammenordnung. | DRG A PARAT 


g: JI Hebammenord für das Herzogthum Holſtein, bir Hersfäet Binnben, Seas Als 
tona und die Sraffchaft Ranjau, vom ı8ten Febr. 1765. 


111. Nähere Verordnung wegen einider das Hebammenweſen in wohin u. f we tn 
. Puncte, vom 13ten Novemb. 176 — er a 


Es € 


Bohbandlungsgeflfchaft,. un rin m mätnie Hi 


XXXI. Octroi der Kön. hrerhiſhen Holzhandlungs⸗ und — — vom 23ten 
Decemb · 1765. 306 


⸗ 


* 


Xxxxdit. Judenordnung für die “Ehurf. Saͤchfiſche Reñden diadi a vom ‚sten 
Septemb. 1772. 320 


Kindermord. - a | a 


XI. Zürftl. Waldeckiſche Verordnung zur Verhütung des Kindermorded, wider die Vers 
heimlichung unehelicher Schwangerſchaft und Riederkunft, wie auch uͤher Eriichtung 
einer milden Anſtalt zu eben n dieſen Bwerke, vom 3ten Januar. 3780. 137 


N 


net vi .. . vo. . . » ” .. 
NEON ZT ME, FREE Pie. ri 
Ta ie; 


geißgücht. Te 


VIII. Hildesheimifche Verordnung wegen der Ausſteuer der Kinder von ohäfen und 
wegen ber keibzuchten, vom dien April FiBt. t Dan 09 


ns . we . 
LEE Ze BEE Er ZT Enz 


Leinenwebereh. 
XVII. Churf. Maynziſche Verordnung wegen der Barnfpimnereg, vom raten Sept. ‚1753. 205, 


‚. XVIIE Churmaynziſche Verordnung für bie Eeimmandfabriken sn. ben Eicheleldiſchen tans 
U den, vom 7ten Jul: 1780. 


XIX, a Caſſcliſche Verordnung wegen des Garn⸗ und keinenhandels ‚ vom 29ten Sun 
. 214 


Marktordnung. en Mn 
AXX. FJuͤrſtl. Saͤchſiſche Marktordnung der Reſidenzſtadt Eifenach , vom izten Jau. 1757. 219 
Medicinalordnung. 
VI. Hildesheimiſche Medicinalordnung vom 1782. 63 


AXXV. Churmaynziſches Verbot d uͤr Aerzte 
En —— der Pe in der Arzneykunſt, nebi Taxe für ie 


Betas Onkel Theil, b Policey⸗ 


® 


Imnhaldt des erften: Thetse,. 
Policeyordnung., en 
KAT. Policoporönung Für die Stadt Gieffen, vom 15ken März 1776. ' 223 
Salzweſen. 


XV. Churſaͤchſiſches Mandat wegen Einrichtung des Salzweſens, vom iſten Set. 1777. 185 
XVI. Churfächfifhes Mandat, die sanꝛiche Einrichtung des. „Salimefens betreffehdy.vom.. 


sten Sept. ıT18. | _ 194 
Schifferey. 
XXXII. Koͤn. Preußiſches Reglement zum Verhalten der Schiffknechte, welche vum‘ mon 
burg nach derlin und zutuͤckfahren, vom aten Jul. 1777. 316 
Sperlinge. 
XXXIX. Churmaynziſches Ausſchreiben wegen der Verminderung der Spetliage, vom 
26bſten Day 1758. | | 336 
ESpielchatten. u Ä | 
XXXVI. abrmaymiſche Verordnung wegen Stempelung der Spielcharten, vi vom m 2ER, 
April ı 
Waſenmeiſterey. 
XL. Churmaynziſche Verordnung wegen der Waſenmeiſterey zu Erfurt, vom nen Gebr... 
1747: 437- 
Zehendordnung. | | 
XIV. Zürfttl. Waldeckiſche Zehendordnung, vom 18ten Jul. 1742. | 178 


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deroͤſterreichiſchen Fuͤrſtenthuͤmer und Landen —— verord⸗ 





nete Raͤthe geben anmit zu — — 
— " Beranfofung dieſer —— — u Ems er 2) Ber 


| Wasmaſſen Wir mit Bedauren wahrgenommen haben, 4 feit einigen’ Ja i 
ein beträchtlicher Theil der Innwohnerſchaft der hieſigen K. K. V. Oeſterr. Ei — 
wegen Zerfall des Gewerbes in die aͤußerſte Noth und wirkliche Armuth verſetzet worden. 
Da fich aber diefen wirklich Mitleidenswürdigen feuten annoch eine große Rotte Mößigs 
gänger und muthwilliger Menfchen beyderley Geſchlechts zugeſellet: fo hat das SBetteln, 
ſowohl auf oͤffentlichen Straſſen, als auch in den Haͤuſern und Kirchen folchergeftalte 
überband genommen, daß es endlich ganz unleideneli geworden iſt. Dieſem eingeriffed 
nen Uebel abzuhelfen, hat uns zwar der hiefige Stadtrarh verfchiedene Vorfchläge einges 
reicher, Wir haben uns aber bewogen zu. mit deflen Benzug fölgende ftandhafte; 
ben dermaligen Umftänden angemeffene Maßregeln vorzufchreiben, wodurch der wahren 
Dürftigkeit gefteurer, und dem zügellofen Muͤßiggange Schranken geſetzet werden. | 


§. 2 
Eintheilung der Armen. - . 
Damit aber diefes wirkſam erzielet werde, ſo ſind kuͤnftig die Armen der bieſigen 
Innwohnerſchaſt in 3 Klaſſen genau zu unterſcheiden und —— 


Beckmanno Geſcae l Theil. A“ 26% 


2 J — 
| Ne 
en Arine — =, Ru 

— Arme Drefthafte, welche Alterez oder “Leibe n balber 
dans a Stand gefener And, dacch Arbeit ihren Eebengunter u verdies 
nen. Für diefe wird —* Vorſbege getragen werden; Ä — aus den allgemeinen 
AlmofeneinkÄnisen fo vieles abzuͤreichen, ſte an allem 
Wohnung Nothwendigen keinen Mangel teiden.“ .. ; 


$. 4 
Arme Arbeitende. 

Zweytens. Arme, welchen ibr täglicher Derdienft nicht binteicht, ſich 
und die Ihrige Daraus zu ernähren. fe, wenn fie einer Profefiion fündig, felbe 
aber aus Abgang der Mittel zu treiben, auſſerStand find, oder wenn ihre erlernte Pros 
feſſion und Arbeit von folcher Art ijt, daß fie nicht zu allen zeiten des Jahrs ausgeübt, 
oder gertiöden uufhtu Lann, ſollen entweder, pınt, nigra Dig — ergie‘| 

eng ausfallen; wiederum in Stand aber weh, ‚ice Profeſſion nuͤtzlich Fa 
ben, oder mit andrer Arbeit yerſeben, Are u Ermerb ung länglichen Be 
mit einer ac an ‘Geld, Yo hge fle ed benoͤ 9 J auterſtuͤtzet werden, 


Tg 
— gr - Alma: Muthwillige. ":- > - DEREN 
— Dirnna. — Murbwillige,. ‚die aus Jäfferbäftem Sane, sum. Mir 
ſiggange und zu einer ausſchweifenden — zum Arbeiten zu thäge % 
und auch nichts erlerner haben , ivodurch fie fich ihren Unterhalt verdienen Fon, 
nen. Dieſe werden zur Arbeit angehalten; nur fo fange, bis fie etwas erlernet haben, aus 
Allmofengeldern unterftüßt; nachhin abex, wenn ſie ‚auf dem Betteln ferner betret n werten, 
- mit empfindlichen, nach 3 Graden ju 'verfchärfenden teibegftra!en belegt, und endlich bey 
— —— in das Zuchthaus nach —— Aberfũhret Be | 


6. 6. Ä 
— fiepreitige Alnivıen und Arbeit ſind die Unterhkftungemirtel für Une. : 
Beil auſſet den Spirdjeri, velche bereite ſchon ihre Be eRiumung Gaben, uns 
de ſtins dermalen v ch nich cht zu allgenieinen, Unterftüägung angewendet werden keͤnnen, 
die uͤ Figen armen Si tungen, Irenwilliges Allınofen und Anfchaffung der Arbeit d.e eins 
igen Quellen find, woraus die Huͤffe für die Arme genommen werden muß; fo ift in ‘Ber 
acht des I gene Allmofens vorzüglich darauf zu fehen, daß es ’ergiebig eingebe, ſicher 
— ra ‚ohne Aufwand für Beamtung und Auſſeher verwaltet, rein run 
treu nur Sesürfäge verwendet werde. 


7 
er nnd Niemand wish.fich weigern nad feinen Kräften beyzutragen. 
Wir beffen zuverlaͤßig, es werde ſich Niemand, deffen Umſtaͤnde es zulaflen, die⸗ 
fer gemeinnuͤtzlichen, und jedem Chriſten mit gleicher, —— aufliegenden ae 
ey⸗ 


Ar 


tr 






ahrifiig, Kleidung und 





— | un ——. — a a ia 2 


EN | fü ren e $ 


zu Freyburg. | » 

Beyſteuer. heben: indem.-derjenige, der feinen.armen Misbruder verläßt, niemal von 
"Gott in ihn ide) Gewerbe und Nabring,” Formats ms Siyen — habon 
wird, Es wird auch einen? Jeden‘ angenehmer fentt, dirch einer wochentlichen Hekehäkh 
Beytrag des unerträglihen Erpreffens ungeſtuͤmmer Bettler entledigt zu werden, als dens 
felben noch ferner. ausgefege zu, ſeyn. — a ee 
ber Stadt: follen in. Bezirke und Nachbarfchaften 
—— abgetheilet werben: —— —— or, 
+ . In diefer Borausfegung dann, daB jeder Innwoͤhner nach Kräften feinen Zuſchuß 
‚mildehätig abıeiche ; iſt förderjamft norhwendig, daß alle. Käufer, inner und, auffer. der 
- „Stadt herum opne Ausnahm abgerbeilet; 52. nach der wirklich ſchon beftebenden Rume⸗ 
rirung derfelben in fortlaufender Zahl jeweils zu einem Bezirke gerechnet, diefer Bezirk 
„aber zu 13 Häufer, wieder in 4 Theile, oder Nachbarſchaften abgetheilt werde, über welche 
ſodann ein bejonderer Bezirkes oder Viertelscommiffarius. anfgeftelt wird. Wo aber we⸗ 
gen der Lage der Gaſſen die Abtheilung der Häufer nicht ſo genau bevbächtet' werden kann, 
wird durch andere Maßregeln abgeholfen- werden. 


2... Ale Häufer inner und auffer 


= — BR X a | — $. 9 — 

Sammlungsbuͤcher. 
Ueber jede Nachbarſchaft wird ein Sammlungsbuch verfertigt werden, worinn die 
Haͤuſer nach ihren Numern, die Eigenthuͤmer und Innwohner derſelben genau angefuͤhrt 

und verzeichnet ſind. nn a Be u Er: rt 

2 I. 

Ä Wie und. mann: die Sammlung geſchehen fol? | 
: Mie diefem Sammlungsbuche fol in jeder Nachbarfchaft einer: nach der Reihe, der 
darinn verzeichneten Haufer alle Sonntage nach geendigtem Gottesdienſte in der Haupt 
oder Münfterfirche,. von einem Armen, des Bezirks begleitet, herumgeben, das Buch den 
Eigenthuͤmern und Innwohnern vorlegen, das enipfangende Ällmoſen in, Gegenwart Ses 
Gebers, oder von dem Geber ſelbſt eigenhändig darinn genan angemerkt, und verjeichnit - 
werden; damit man gefichert fen, daß die Saumler fleißig bey jedem das Allmofen anfus 
hen, und das Empfangene nichs veruntreuen koͤnnen. . 


hat Ta 
Auch in den Wirthshaͤuſern. 


In den Öffentlichen Wirebshänfern haben die Wirrhe'den bey ihnen logirenden 
Fremden von dem guten Endzwecke dieſer Sawmlung hinlaͤngliche Nachricht zu ertheilen, 
ihnen das Sammlungghuch, welches ſchon dazu eingerichtet ſeyn wird, vorzumeifen, und 

das erhaltende Allmoſen von hinein verzeichnen zu Iaffen. " 5 


Die Sammler follen nicht aufgehalten, felöft beſprochen, und nicht ühel behandelt werden. 


„... Anbey ‚wird jedermaͤnniglich ernftlich „anbefohlen, daß man, dje Kofleiteurs” v Xer 
Samiler, mo möglich, ſylhſt ſorechen ihnen woghhbratghen, ‚fe nik Ange yatien. (ap 
ne | 4. 5 


= 


ER er Se ee 


4 Yrnienanftalten 
3. TE ge et lt at Sen ame po 
ſen, vielmaniger. mit Ungeſtuͤm abtweifen, oder eine andere Zeit zu. ihrer Wiederkunfſt bes 
‚Sipsmen fol, als wodutch die Leute verdruͤßlich und mißmuͤchig gemacht werden, 
In Abweſenheit fol das Allmoſen jemanden Vertrauten aus dem Hauſe gegeben ; und nach⸗ 
* | gefickt werden. 

Da jedwedem Iunwohner die Stunden bewußt find; wenn die Sammler kommen: 
ſo können die Maßregeln darnach genommen, und wenn einer zu felber Zeit ſich nicht zu 
Haufe befinden Fönnte, jemanden Vertrauten aus dem Haufe das Allmofengeld zu Behaͤn⸗ 

digung an den Sanımler übergeben werden. Falls aber auch Jemand darauf vergeffen 
folleg, kann dag Geld entweder noch vor 12 Uhr dem Sammler, oder noch vor 2 Uhr dem 
„Bezirkscommiffario zur Eintragung in das. Sammlungsbuch gefchickt werden: Jedoch ift 
hieraus und befonders aus legterem Falle kein wiederholter Gebrauch oder Angewohnheit 


zu machen, fondern fich nach der getroffeuen Vorſchrift zu achten. 


| 8 14: Er a | 
Das Sefammelte fol bis um 12 Uhr dem Bezirkscommiſſario eingeliefert werben. 
Das gefammelte Geld foll Längitens bis 12. Uhr Mittags ſamt dem Sammlungss 
‚buche von dem Samunler felbft, oder durch eine glaubhafte Perjon perfchiert, dem Bezirkes 
oder Viertelscommiſſario überbracht, von felbem das Geld genau gezehlt, und der Ems 
pfang in dem Sammlungsbuche richtig angemerkt werden, —36 ** 


J 5. 15 

Steiafe ber Saumſeligen. | 
Wer fih in folher Sammlung und Einlieferung biefer Vorfchrift zuwider faums 
felig finden läßt, har ohne einiges Nachfehen einen Conventionsthaler oder 2 fl. 24 fr. 
Strafe in die Armenkafle zu erfegen, und wird folhe Strafe nach Verfluß von 8 Tagen 
unnachſichtlich executive eingerrieben werden, 
) FE 2 ' . 16. .. 
In welcher Ordnunug geſammelt werben Toll. DR u er 

Die in einer Nachbarfchaft eigenthuͤmlich oder mierhweife wohnende Hauswirthe 
verrichten diefes Amt nacheinander, fo, wie ihre Namen in dem Buche verzeichnet find, 
‚und wenn der Letztere den Beſchluß gemacht hat, ſo hat der Erſtere wieder anzufangen, 


u 


I. 


- dert 


EL Ryan 


ET yhemand wird Ach bieſer Sammlung weigeri, ; | 
Es wird ſich hoffentlich Niemand beygeben laſſen, daß fein Stand oder Bebles 
nung zu anfehnlich fen, zur Ehre Gottes, und zur fchuldigen Beyhuͤlfe feines armen Nichs 
ſteus die ale Quartal ihn treffende geringe Muͤhewaltung zu uͤbernehmen. ben fo ift ſich 
. auch. nicht darüber aufinhalten, daß jeder Sonntag zu Einſammlung des Allmoſens ange⸗ 
ſetzt its. indem def Gott gefdllige Werk der Yarmper;igkeit au Leinen Tag füglicher 


“anegelist werben, und ſich ‘Feiner mit femem aufhabenden Amte, oder Arbeit ven 
« u j 


v 


au Be: 5 

| Fenfehiitöigen kann; unb werden beſonders die Cyempte; und jene von vem Kalſerlich⸗ Kit 
"glichen- Regterungs s Perforfali ’eritinert, ’ andern mie gutem Beyſpiele vorzugehen, und 
wentr'fle gegen: Berhoffen -die Einſammiung nicht ſeibſt voruchmen wollen, dennoch ufkt' 
aller Sorgfalt dahin ſehen, daß ſolche auf eine gute Art in ihrem Damen geſchehen, nu) 
ihr Beyſpiel u und Betragen andere ermuntern möge, 

a Bu | $ 18. 

* Wböäittwen und minderfäßrige Erben Mind dabon ausgenommen. 
Wenn Wittwen oder minderjaͤ rige Erbene ein Haus beſitzeri, ſollen ſelhe von! dem 

Herumgang oder Sammiung losgezehlt, dagegen ‚aber area lon ‚Andere —J 
Perfonen zu beftellen, die felbes jür fie verrichten. 


$. 19 
| Nicht aber ‚jene, ſo Dienſthaͤuſer bewohnen. 
Diejenigen, welche eines tragenden Amts wegen zu ihrer Am̃tirung beſtimmte 
pair bewohnen, ‚Haben ? die, e Samminngsföpuldigfei auf ſich gleich einem Eisenthaͤmet. 


v 


g. 20. 
Miethleuten ganzer Haͤufer iſt die Sammlung einzudingen. 
Stcafe jener, fo es 'unterlaffen. 
« Falls aber Jemand ſein ganzes Haus an mehrere vermiethete, und cht ſelbſt bes 
wohate, hat er einem derſelben die vorſchriftmaͤßige Sammlung in une aß FÜR Se 
einzudingen; widrigenfalls, wenn der Hauseigenehüumer hierunter was verfäumte, fol er 
bie Strafe eines Coyventionsthalers auf jeden Fall, wo durch feinen Saumfall Irrung 
entſtehet, in die Armenkaſſe zu erlegen haben. | \ 


$. 21. 
‚Jeder Dauseigenthümer hat feine Hausinnwohner anzuzeigen. 

Damit die Eammlungsbücher richtig verfaßt werden Eönnen, hat jeder Hauseis 
genthuͤmer mit der Numer ſeines Hanſes nicht nur feinen Namen, ſondern auch bie Namen 
"derjenigen, an die er einen Theil feines Hauſes, oder auch nur eine Stube oder Kammer 
ausgemierber, mir der Bemerkung des Stockwerks, in welchem er fie ausgemiethet, an 
den Beuirtscommiſſarium in einem genauen Verjeichniſſe einzureichen. 


% 22. 
eihes 8 Tage vor Weihnachten und vor Johanni gu zeſchehen hat. 
Strafe der Unterlaſſuag. 

7,” Und weil nach biefger Gewohnheit die Miethzeiten hauptſaͤchlich um Weihnachten, 
umb Fi zu wechfeln pflegen: jo find diefe Verzeichniſſe jemeils auf den Sonntag vor 
“der Weihnachtswoche, und auf den Sonutag vor der Woche, in welcher der 24. Junius 

einfüllt, einzureichen, damit..die Sammlungsbuͤcher noch ia Zeiten gebörig eingerichtet 

werden koͤnnen; wer ſich hierinnfalls ſaumig ‚finden laͤßt, und Aufenchalt verurſacht, oder 

‚a getreulich alle Innwohner, an die er einen Theil ſeines ae vermiethet, giebt 
% 3 


© Armenanftalten 


voll gleichfalls mie einer Strafe von einen Conventionsthaler. belegt werdet. - Hiebey. jſt 

aber auch noch) zu merken, daß, wenn die -Mierhleute auf bag gende pülde Jahr ihr 

Auartier verwechſeln ſollten, nicht mehr dieſe, ſondern jene, die Fünftig eimiehen merden, 

qu bemerken ſidd.— a en en 
| $. 33. ) \. “ 

Meldung der Einsund Ausziehenden unter dem balben Jahre 


Gefchieht aber unser dem halben Jahre eine Veränderung des Hauseigenthuͤmers, 
‚nder,der Mierhleute: fo ift felbe jeweils von demjenigen welcher ein Haus abhänden läßt, 
„oder bey welchem Miethleute aussoder einziehen, fogleich bey dem Bezirkscommiſſario ans 
"Jugeigen; indem am Ende des Sammlungsbuches ſich ein Anhang für Zuwachs und Ab⸗ 
gang befindet, worinn das Mörhige eingetragen wird, — — 15 


’ 


Ä . 5, 24. 
J Ale Vierteljahre werden neue Sammlungsbücher verfertiget. 

Alle Vierteljahre werden neue Sammlungsbuͤcher verfertiget und ausgetheilt; die 
alten aber zur Direction des Armenweſens eingeliefert und aufbehalten. 


$. 25 
Fruͤchten und Brod wird dur den Armenkarren abgeholt werben. 


Sollen fi) einige unter der hiefig gutthaͤtigen Innwohnerſchaft finden, weiche ihre 
milde Benbile an Brod oder Früchten, wie bisher, den Armen abjureichenfgefinner wis 

zen: fo mögen biefe es nur bey dem Bezirkscommiſſario melden, wo fodenn ben felben 
durch den Armenfarven, wie bisher diefes Allmoſen mit gleichfälliger Weberreichung eines 
Sammlungsbuches wird abgeholt werden, 


6. 26. 
Kleidungsſtuͤcke und Leinenzeug ſind den Bejzirkscommiſſariis zujuſchicken. 


- Sofern auch Jemand brauchbare Kleidungsſtuͤcke, Bett⸗ oder Leinenzeug, oder 
auch Hanf und anderes Gefrinnft, daraus Leinenzeug jur weitern Austheilung zu verfer⸗ 
“tigen, den Armen zufommen zu laſſen, gefinnet wäre: fo mag biefes nur dem Bejzirks⸗ 
commiffario, oder der Direction zugeichickt werden, und kann man daben verfichert feyn, 
daß es die Beduͤrftigſten unverweilt erhalten. M 


ne ve. oa . 2°. . . 
Austheilung der Beatelſappe vor den Ktöftern ganz abgeftelll. 
Die Austheilung der ſogenannten Betteljuppe. bey den Kloͤſtern muß aber fünftig 
aus erheblichen Urfachen ganz unterbleiben. Es wird für die Plöfterliche Wirchfchaft beſſer 
ſeyn, nicht mehreres zu kochen, als ihre Konventer verzehren mögen, und den Armen wird 
: :beffer geboten werden, wenn die Kloͤſter von ihrem Ueberfluffe, oder felbft geſammeltem 
ihten Behytrag zu Unterſtuͤtzung der Armen an Geld, Brod, oder Früchten abreichen. 
ur. Pen . errle | WARTE wen ie lv. (o . u v. on In . 
| Be 28 


u 0. 
. vr. di te 
% 


; zuFrehburge | 5 


— 2 

i u $. 28. \ 
— Und nur für arme Keifende, unter gewiffer Einfchränfung sugelaffen. 
u Dach. leidet diefe Verordnung einen Abfall. in. Betreff der armen Durchreifenden, 
welche durch die Polizendiener nach einer anderweit getroffenen "Angtditung an die ver⸗ 
fhisdeuhn Rlöfter werden angewiefen werden. 10. aeneg an die der— 
$. 29. — 


Errichtung der Opferſtoͤcke in der Münfterfirche. Wie dieſe beforget werden. : Sollen 
: che zur Ausflucht dienen, jur fonntäglichen. Sammlung eyjutragen. .. .. 


25 


52 


Sammlung loswinden: fo würde Jedermann von felbft einfehen, daß man durch derglei⸗ 
hen eitle Ausflüchten einer ehriftlichen Beyſteuer ſich nur ganz zu entziehen trachte. 


3 Ä | 
„Da freywilliges Allmofen nicht binreichen wird, Werden Arbeitsverdienſte für die Arme -- 
ee — angeſchaffet werden. N Er 

i Obgleich nun mit diefen getroffenen Veranſtaltungen dafuͤr geſorgt iſt, daß durch 
die in allen Haͤuſern, und bey allen Innwohnern wochentlich zu geſchehende Sammlung 
das Allmofen reichlich, wie Wir nicht zweifeln, eingebracht, und durch die dabey ger 
brauchende Maßregeln ficher und verläßig gefaningelt werde: fo ift dennoch wohl vorzufes 
ben, daß es: niemals hinreichen würde, die dermal und Fünttig wirklich unvermoͤgende 
Preſthafte, und die nur. dus Abgang der Arbeit oder Hange zum Müßiggange muthwil⸗ 
ligen Arme alle zw erhalten: dahero Wir dann den Bedacht darauf genommen, daß den» 
jenigen, welche durch Arbeit ſich einen Verdienſt zu fchaffen, im Stande find, hierzu niche 
nur Gelegenheit gemacht, fondern die boshaften Müßiggänger auch ernfllich mit Gewalt 
dazu angehalten werden, | a F 


. ar. | > | 
Die Urmen können fih die Arbeiten ſelbſt auswählen. 
i Hiebẽey wird aber voraus angemerkt, daß feine ärme Perfon zu einer gewiffen bes 
Rimmten Arbeit gezwungen werden wird, wenn fie fich nur ſelbſt eine ſolche auswaͤhlt, 
wodurch fie fih einen beftändigen Verdienſt erwerben kann. — F 


— * 


6. 32 
u 


8 Armenanflalten 


g4.. 325 
Tagloͤhner und Taglöpnerinnen. 


Gleichwie fih aber unter den Armen beyderlen Gefchlechts viele finden werden, die 
nur durch ſogenanntes Zaglößnen oder Arbeiten in Gaͤrten und Feldern, Handlangen b 
Gebäuden, Holzhacken und dergleichen ihren Verdienft fuchen: fo haben ji dieſe, te 
fie die binlänglichen Körperskräfte hiezgu haben, als Taglähner bey dem Bezirkstommifferte’ 
aufzeichnen zu laſſen; 
Können bey den Besirkdcommiffariie begelt werden. Und ſollen ſich nicht der 
| angetragenen Arbeit weigern. \ " 
» Und wenn jemand von der, ‚hiefigen Innwohnerſchaft dergleichen Tagloͤhner oder, 
Taglöhnerinn zu verfchiedenen Garten⸗ Felb⸗ und andern Arbeiten benoͤthigt wire, und 
ſelbſt feine kennete, bat er fich nur Tages zuvor bey dem Bezirtscommiffario ‘zu melden,’ 
welcher ihm dergleichen Perfon, deren er zu feiner Arbeit benoͤthigt ift, zuſchicken wird. - 
Dagegen ſoll der Taglöhner aber auch, wenn er nicht bereits ſchon in anderer Arbeit 
ſtuͤnde, gegen den beftimmten Taglohn ſich zu der ihm angewieſenen Arbeit gebrauchen lafs 
fen, und felbe fleißig und getreu vereichten, widrigenfalls, wenn er bey guter Geſundheit 
und Leibeskraͤften ſich um den beftimmten Lohn zu arbeiten weigerte, oder nachlaͤßig und 
untreu feine Arbeit verrichtete, und deßwegen gegen ihn geflagt würde, fell er unter die 
dritte Klafie der muthwilligen Armen gerechnet, und zum Arbeiten mit Gewalt angehalten, 
oder nach Befund beſtraft werden, | | 
§. 


Wie hoch der Taglohn zu bezahlen ſey ? 
Fuͤr ſchwere Arbeit im Felde, Gärten, und dergleichen werden einem ſtarken 
Marne von Joſephi bis Gallus 24 fr. täglich, fiir minder ſchwere Arbeit und ſolche Leute, 
die nicht wie ein andeer ftarfer Mann Arbeiten zu verrichten im Stande find, zo fr. täglich 
bezahlt. Dagegen follen fie gehalten fenn, des Morgens 5, und Nachmittags 6 Stunden 
fleißig zu arbeiten. Vom Gallustage bis wieder auf Joſephi foll aber der erften Gattung 
mır 20 bis 22, und der zweyten nur 16 bis 18 fr. beſtiiumt ſeyn, je nachdem die Täge 
immer abnehmen, und folgſam die Zahl der Arbeitsftunden fich verringert. Den Tags 
loͤhnerinnen foll aber von Joſephi bis Gallustage 15, und von Gallustag bis wieder auf 
Joſephi 12 Pr. für den Taglohu bezahle werden. Doch bleibt jebem andern Taglöhner und 
"Arbeiter, weicher von der Armenanftalt feinen Beytrag verlangt, fren, fich einen Lohn mit 
. jenen, dem er arbeitet, zu bedingen, welchen er: für hinreichend erachtet; und verfteht ſich 
diefe Verordnung nur von Leuten, die unter dem Vorwande an Mangel von Arbeit dent 
Muͤßtiggange nachzieben, und auf Köften der Allmoſenſammlung erhalten ſeyn, oder einen 
Beytrag geniefen wollen, 


\ 


BW §. 35. 
.Die Stunden uͤber die beſtimmte Zeit ſollen dem Tagloͤhner auch bezahlt werden. 
Soferne einer auf Geheiß desjenigen, fo ihn zur Arbeit gedungen, mehrere Stun⸗ 
den, als gewöhnlich vorgeſchrieben find, arbeitet, ſoll er dafür, wie billig, auch nach 
Befund eine Aufbeflerung feines Lohns erhalten, | 

X cl §. 36. 


zur Greybank 9 
\ $. 36; | | 


| 2 Granatenarbeiter. | 
Nebſt den Tagloͤhnern befinden fich dadier auch. viele Granatenarbeiter, welche, 
weil ihre Profeſſſon In dad Stecken gerathen, auffer Mahrlingsverdienſt geſetzt ſind. Es 
giebt aber auch mehrere Liebhaber, welche ble große und fogenannte feine Waare gar gern 
verarbeiten ließen, und dafür einen billigen Lohn: bezahlten; diefe bisher auffer Arbeit ges 
feßten Profeſſioniſten haben fi) daher bey den Bezirkscommiſſariis, oder der Armenans 
ftaftsdirection zu melden, wornach ihnen, fo viel möglich, Kinlähglicher Verdienft wird vers 
ſchafft werden, wenn man geſichert ift, daß ihnen die Waare one‘ Gefahr amvertraut 
werden Fönne, Er Eor Ze EEE ER ETF —.* Ä 

\ §. 37 | 
Einführung von Baumwolle⸗ Schafwollet und Hanfſpinnereyen. 

. Da aber ſowohl die Taglöbner und Taglöhnerinnen, als auch die Granatenar⸗ 
beiter nicht immer, befonders zur Winterszeit, Arbeit finden, oder diefelbe verrichten koͤn⸗ 
nen, indeflen.aber diejelbe auffer. Stande find, ihre oft zahlreiche Familien zu ernähren: 
So haben Wir das befte Aushülfsmittel gefukden-, durch den hieſigen Stadtmagiftrar die 
Spinnereyen, fowohl von Hanf, Batımwolle, als auch Schafmolle ginführen. zu laſſen. 
Man hat von dem benachbarten Schwarzwalde. das anreizende Benfpiel, daß ſich von 
diefer Gattung Arbeit fehr zahlreiche Familien nicht nur allein ale ihre Bedürfniffe in Klei⸗ 
dung, Wohnung und Nahrung binreichend anſchaffen, und fich gut erhalten, fondern 
auch noch ſogar beträchtliche Geldſumme vorſchlagen koͤnnen, und zwar um fo mehr, als 
Auch Kinder,. die nur 5 iind 6 Yabre alt find, ſich täglich ſchon einen -Pleinen Verdienft da’ 
bey machen, und: fü zu'fagen, ſich ſelbſt erhalten können. © 074 
N orvi NT, J EEE . EEE Ze 


| $. 38. 9 
Eeute zum Unterrichte in dieſer Spinnerey find bereits angeſtellt. 

Damit nun dieſes ſo hoͤchſt nuͤtzliche Werk der Spinnereyen eingefuͤbrt werde, iſt 
bereits die Vorſorge getroffen worden, ‚von Allen 3 Öartungen der Spinnerey, und was 
damit ‚gerhunden ut, wohl unterrichtete Pexrſonen aufſuſtellen welche. hierinnfallß unent⸗ 

gelsich bei wötpigen INLERTIH IHN. un ee en 
L. 39. 

Kinder, fo Feine Profeſſionen erlernen koͤnnen, find: vorzüglich dazu anzuhalten. 
Es werden daher alle bedürftige Eltern, welche ſchon in etwas erwachſene Kinder 
haben, die fie: eine eigentliche Profeſſſon erlernen zu laſſen auffer Stande find, oruſtſich 
erinnert, dieſelbe zu diefer nuͤtzlichen Arbeit anznbuktenz: Befſonders aber. Werben die Be⸗ 
zirfscommiffarien ihr vorzügliches Augenmerk darauf richten, daß unbefchäftigte Arme fo 
wohl männlichs als weiblichen Geſchlechts, Vorzüglich aber die Kinder, in eins oder anderer 
Gattung Spinnerey, und. dazu weiters geböriger Arbeit wohl unterrichtet, und zu diefem 
Unterrichte eunftlicg-angehalten werden, 7... Zu | 


Le. N Locken PER TREO On} ‚2 hr. ri MP rer BE Fee 
Beckmanns Befege I. Cheil, Bun u 8 46. 


u 4 ? in [ur . uk “ou Tas! 4 


10 Armenanſtalten 


§. 40. 
Den Sleißigfien werden Geſchenke ausgetheilet. 
Um aber diefelbe auch dazu aufzumuntern, werden unter diejenigen, die fich in 
Fleiß und Geſchicklichkeit hervorthun, nuͤtzliche Geſchenke von Kleidungsſtuͤcken oder an⸗ 
dern Nothwendigkeiten von Zeit: zu Zeit ausgetheilt werden. 


§. 41. 
Spinnwerkzeuge werden ihnen angeſchaft. 
Auch wird der allhieſige Magiſtrat nicht abgeneigt ſeyn, jenen, die es bochſt ber 
dürftig find, die Räder und Spinnwerk,euge anzufchaffen, 


$. 42. 
Verbleiben aber ein Eigenthum des Cräpfifchen Weſens; 

Diefe den Bedürftigften angeſchaſte Spinnräder und übriges Werfzeng werden 
aber innmerbin als ein dem Stadtweſen zuſtaͤndiges Eigenthum betrachtet werden; daher 
jene, ſo es empfaugen, darauf Sorge zu tragen, und wenn ſie es ſelbſt nicht mehr braus 
chen follten, wieder an die Behörde abzuliefern haben, daß andern Beduͤrſtigen damit 
ausgeholjen werden koͤnne. 

$. 43 
Die fie muthmwillig verderben, und von Handen kommen laffen, werben beftraft werden. 

Diejenigen aber, welche einen dergleichen ihnen angefchaften Werkjeug muthwil⸗ 
ig zu Grunde richten, oder gar verlaufen, oder font iträflicher Weiſe von Yunden kom⸗ 
men lajlen, werden bey ſchmaler Aguug fo lange eingeſperrt, und ja einen täglichen Bere 
dienſt durch Arbeit angeitrenget werden, bis hieraus der zugefügte Schaden erjekt wers 
den kann, 

$. 44 


Taugliche Arbeiter und Arbeiterinnen befommen das Materiale zu Daufe zu verarbeiten. 


Sobald Jemand den noͤthigen Unterricht in der Spinnerey erhalten, und durch 
feine eingelieferten Proben gezeigt har, daß er süchtige Arbeit zu liefern im Stande fen, 
werden ibm, unter Gutfprechung der Armenkaſſe, ein’ oder mehrere Pſund Baum⸗ oder 
Schafwolle, oder auch Hanf von dem Verwalter des’ Materlalis anvertrauet werden, 


se 45. 
Und empfangen für die Arbeit unaufbaltlich den billigen Lohn. 

Sobald diefe verarbeitet find, empfängt man unaufhaltlich den verdienten Lohn, 
woben Beionders Sorge dafiir ‚getragen werden wird, daß felber nach dem Maaße der 
Zeiuheit des Geſpinuſtes ſe ausgemeſſen werde, daß jede arbeitende Perſon wohl dabes 
beſtehen koͤnne. . 

4 


Verfaͤlſcher des Geſpinnſtes werden beſtraft. 
Wer ſich aber erkuͤhnet, das Geſpinnſt zu verfaͤlſchen, oder das empfangene Ma- 
triale xoh⸗ oder verarbeiteter gar zu Keraͤuſſern, wird ſp fange, in in dem Seinnbauſe dabier 
Kinge⸗ 


zu Freyburg: oo 


eingefperrt, und jeweils über den andern Tag zur Strafe nur mit Waſſer und Brod ges 
näbret werden, bis den Eigenthuͤmer ‚des Marerialis halber aus. dem Arbeitslohn der Er⸗ 
faß ‚des Entfremdeten gemacht werden kann. | | W 


| §. 47. . 
Mer ein Werk, wozu er mehrere Arbeiter braucht, unternehmen will, kann ber Direction 
und den Bezirkdcommiffariis davon Anzeige machen. Ä 


| Sollte aber Jemand von hiefiger Innwohnerſchaft manf Dber. lache sum Spins 
nen ausgeben, oder ein Gefchäfe unternehmen wollen, wozu er mehrere. Arbeiter benoͤthigt 
ift, kann jelber nur feineni en ‚. oder auch der Armenanftaltsdireftion das 
von Nachricht geben; fo wird unverzüglich alle Anftalt getroffen werden, ihm folche Leute 
anzufchaffen, deren er zu feinem Vorhaben benöthige ſeyn mag. Ä 


Ä 48% 

Armen Innwohnern ift ehender., ald Fremden, ein Berdienft zugumitteln, 
Wir verhoffen auch, cs werden die Benittelten gerührt von dem Elende und nah⸗ 
eungslofen Zuftande der hiefigen Armen von felbiten geneigt ſeyn, lieber den hiefigen bes 
dürftigen Mitinnwohnern, als Fremden, einen Berdienft zukommen zu laffen, nachdem alle 
Vorſorge gebraucht werden wird, daß fie ihre Arbeit treu und fleißig verrichten, 


| §. 49 
Denen der Arbeitsverdienſt nicht hinreicht, wird aus der Armenkaſſe Beyhuͤlfe verabfolgt. 

Bey allen den Veranftaltungen, wegen Anfchaffung der Arbeit für jene Arme, die 
annoch Kräfte haben, fich etwas zu verdienen, ift aber dennoch wohl vorzufthen, daß meh⸗ 
tere, die entweder mit einer großen Anzahl kleiner Kinder beladen, oder mit Krankheiten, 
und anderm Unglücfe betroffen worden, fich auch durch alle angewandte Mühe nicht fo viel 
erwerben können, als zu Erhaltung ihrer, und der Ihrigen hoͤchſt nothwendig ift, fone 
dern, daß mehrere davon, wenn fie fi auch ihre tägliche Nahrung wirflic verdienen; 
dennoch einer Unterftügung zu Kleidung, Hol, Hauszins, Arzney und dergleichen höchft 
bedürftig feyn werden, Daher dann ihrem Mothftande eben fo gut, als jenen, welche 
ganz auffer Stande find, wegen Preithaftigkeit etwas zu erwerben, nad) allen Kräften gbs 
zußelfen, die chriftliche Liebe erfordert, weßwegen dann eben die Eingangs bemeldte 3 Klaſ⸗ 
fen unter den Armen entworfen worden, | Ä 


— 


. . 50. | 
Zu Beſtimmug der 3 Klaffen werden Bezirkscommiſſarii aufgeſtellt. 

Um aber genau nach der Billigkeit beftimmen zu koͤnnen, in welche bdiefer Klaffen 
jede arme Perfon gefeßt zu werden verdiene: fo ift förderfamft nothiwendig, von fümmtlis 
chen Armen ein genaues Kenntniß einzuziehen, welches auf Beine Art leichter erlangt werden 
kann, als wenn, wie oben $. 8. ſchon erwaͤhnet worden, die ganze Stadt nach den ſchon 
beftiebenden Numern der Käufer in mehrere Bezirke abgerheilt, wo möglich, 52 Häufer 
zu einem Bezirk gerechnet, und über jeden Bezirk ein befonderer ArmensCommillariu 
aus dem hieſigen Magiſtrat und den Zunftmeiftern aufgeftellt wird, J 


B 2 S, 1. 


4 


12 Armenanftalten 
2 Worin das Amt eined Bezirkscommiſſarii beftehe. | | 
Die Hauptverrichtungen der Bezirkscommiſſarien haben aber darinn zu beftehen: 


. §. 52. 
a) Bon ben Armen feines Bezirk! genaue Kundfchaft einzuziehen, und in ein beſonderes 
Buch einzutragen. 

a) Daß ſie nach eingezogener genauer Kundfchgft über „die in ihrem Bezirk wob⸗ 
nenden Armen, woruͤber die Hauseigenthümer, mo diefe Arme wohnen, ihnen auf Vers 
tangen ohnweigerlich, bey Vermeidung gemeßenfter- Ahndung, die nöthige reine Auskunft 
zu geben haben, in einem ihnen zuguftellenden Buche, die Wohnung, Namen, Etand, 
Alter, Kinder, Urſache des Unvermoͤgens, fitlihes Berragen, Arbeit, und ars diefem 
zufammen genommen, die Klafle, in welche jeder geſetzt zu werden verdiener, verzeichnen, 
und bey den abzubaltenden Berarhfihlagungen, oder wo es fonft erforderlich ſeyn wird, vors 
legen. Sollte einen oder dem andern aber die Verfaſſung diejes Verzeichnifles beſchwer⸗ 
lich fallen; fo wird ihm mit einer nörhigen Aushuͤlſe zur Schreideren an Handen gegangen 
werden. “ BE N za 

Ä $. 53 * 
b) Sonntaͤglich die Sammlungsbuͤcher auszutheilen, und das geſammelte Geld zu n 
empfangen, auch weiters einzuliefern. 


| b) Haben die Beyiyfscommiltarien jeden Sonntag des Morgens vor dem Gottes⸗ 
dienfte im Münfter durch dazu bejtellte Arnıe ihres Bezirks die Sammlungsbuͤcher ihrer 
4 Nachbarfchaften an jene, an welchen die Reihe zum Sammloen ficher, uͤbertragen, ſich 
von ihren vor 12 Uhr die Sammlungsbuͤcher wieder zurück mit dein eingegangenen Allmo⸗— 
fengeld einliefern zu laſſen, welche fie ſodann lünzitens bis 2 Uhr Nachmittags dem Ders 
alter der Armencajje entweder felbit zu überbringen, oder durch eine vertraute Dirjon zu 
Aberichicfen haben, wogegen ihnen von dem Verwalter, der Empfang ſtatt einer Auittung 
in dem Sammlungsbuch angemerft wird. ' Be u 


. j $. 54. 00. ) 1% 
ec) Bür die Beobachtung der Armenanftalten zu forgen, und in diefer Verorduung erfanute 
— wo: Strafen zu verhängen. ' 
c) In Fällen, wo diefer gegenwärtigen Verordnung, wie bereitd Angeführt wor⸗ 
den, und unten noch weiters vorkoͤmmt, zuwider gebandlet wird, haben fie in ihrem Bes 
zirk nicht nur die nothige Erfundigung einjusichen,, jondern Wir geben ihnen auch die Macht 
und Gewalt, bie in diefer Verordnung ausgedruckten Strafen zu etkennen, und au vers 
hängen; doch haben fie vor dieſen feßteren, fo bald es möglich, der Hauptdirektion in Ars 
menanjtalten Nachricht zu geben, damit ſelbe, wenn hierüber Beſchwerde an fie geführt 
wird, fich nach Umjtinden zu beuehmen wiſſe. 


BE Er Zu oo. F. 55. 
) Muthwillige Bettler verfaͤnglich zur Arbeit anzuhalten. 

.q Vorzuͤglich aber wird ihnen die Gewalt eingeraumt, die muthwilligen, Tut eit 
und muͤßigen Arme ihres Bezirks, welche einen Verdienſt ſich zu verſchaffen annoch en 
ſind, 


zu Freyburg. | 13 


find, zum Fleiß und Arbeitſamkeit verfänglich, und mit Gewalt anzubalten; wie fie dan 
bierüber auch noch befonders geheimen Unterricht und Anweifung erhalten werden, 


G 56. 
e) Den Derarhfilagungen beysumohnen, und Vorfchläge sur Abhelfe des Nothſtandes 
an Handen zu geben. 

e) Da ſie in gewiſſer Maaß die wahren Vaͤter der Armen ihres Bezirks ſi nd: ſo 
verſehen Wir Uns zu ihrer gutthaͤtigen Denkensart, daß ſie nicht nur bey den über das 
Armenweſen abzuhaltenden Berathſchlagungen, welche, wo. möglich, nur auf Sonn⸗ oder 
Senertage abgefehen werden, wenn es ihnen Tages vorher angefagt werden wird, fleißig 
erfcheinen, fondern anch nach beitem MWiffen und Gewiffen dein Nothſtande der in ihrem 
Bezirke ſich befindenden Armen, durch Allmoſen, oder Arbeit abzuhelſen/ Mittel und 
Vorſchlaͤge an Handen geben werden. 

57. ot 
f) Die Arme um Arbeitsverdienft vorzüglich anmeifen. 

. £) Befonders aber werden fie den arbeitenden Armen, nach der Anleitung, die 
ihnen von der Hauprdirection gegeben werden wird, die Weiſung geben, wie fie fich einen 
Verdienſt verfchaffen, und vorzuͤglich in Anfehung der Spinnerey zu benehmen haben. 
Auch werden fie es fich nicht zur bejchwerlich feyn laflen, von Zeit zu Zeit über den Fleiß 
und das Betragen diefer armen Arbeitenden Kundfchaft eingungieben ‚ und ſodann wegen ih⸗ 
res nöthigen Unterbaltes das Erforderliche an Handen zu geben.- Sollten aber in einem 
"Bezirke fo viele Arme wohnen, daß ein Mann felbe nicht wohl überfeben, oder genugſame 
Erfundigung von ihnen einziehen koͤnnte: fo fteher ihm frey, ein oder mehrere Subjecta 
zu feiner Aushülfe zu verlangen, oder ſelbſt auszuwaͤhlen welche ihn in ſeinem Amte un⸗ 
terſtuͤtzen. | 

' 5. 588. u | 0 


r 


2 Durch die Poliheydiener den Armen die Arbeit anſagen iu ten ." a 


BE Durch Polizeydiener, welche in die Bezirke eingetheilt, und “von dem Magiſtrai⸗ 
angewieſen werden, ſich des Morgens und Abends alltaͤglich bey den Commiſſarien zu er⸗ 
kundigen, haben fie den Armen ihres Bezirkes die Anjagungen-machen zu Jaſſen, wen ein 
oder andrer zur Arbeit gefodert, zur Verantwortung gezogen, oder ſonſt eine Auerichtung 
oder Beſtellung an ſelbe zu machen iſt. | 


— 


Se. 5% | 

Die Arme: Haben“ ihre nin ſtaͤnde dem Bezirkscommiſſario/ und ber Artuendireckion 

anzuzeigen. | 

Aus allen bisherigen iR von ſelbſt erſichtlich, daß dieſe beilſame Veranſtalcungen 

in Betreff der ſchuldigen Vorſorge fuͤr die verlaſſene Arme ihre Leitung ſowohl von der 
Hauptdirection, als den Bezirkscommiſſarien erhalten muͤſſen. Es haben ſich daher alle Be⸗ 
duͤrftige, nicht nur diejenigen, fo wegen Alters⸗ oder Leibesgebrechen ihren Unterhalt fuͤr 
ſich, und die Ihrigen zu verdienen auſſer Stande find, an den Bezirkscommiſſarium, oder 
an die Direction ju: (wenden, altda ihre Wohmung, Namen, Stand, Alter, Zahl der 
Kinder, Arbeit, womit fie ſich zu ernähren wuͤnſchen, amugeben;,; und ihre Bedraͤngniſſe, 
nebſt der allenfaͤlligen Anhandgebung, wie ihrem zrorhflande abgeholfen werden koͤnne, frei 
und 


14 | .  QArmenanftalten 


und ungefchent zu entdecken, und fich .gefichert zu halten, daß, wenn fie ich anders ges 
bührend betragen, ihnen nicht nur.allein nicht übel, fondern vÄterlich werde begegnet, und 
fo viel thuulich, ihnen wieder werde aufgeholfen werden, 


$. 60. 


Leute, fo bey guten Kräften find, und feine Heine Kinder haben, erhalten nichte 

aus der Armencajfe. - 

geute aber, die noch bey guten Kräften find, fie mögen ledigen oder verheurathe⸗ 

ten Standes ſeyn, und die mit Fleinen Kindern nicht überladen find, fondern fotche has 

ben, die fie ſchon zur Arbeit brauchen koͤnnen, und die hiemit zur Sommers und andern gus 

ten Zeit jich durch Taglöhnen einen Berdienft haben erwerben können, wovon jie auf die 

MWinterszeit was zurück zu legen im Stande geweſen wären, diefen wird gar nichts abges 

reicht, fondern nur Gelegenheit verfchaft werden, daß fie fih mit Spinnen im Winter, 
oder wenn fie fonft feine ergiebigere Arbeit haben, ernähren koͤnnen. 


| $. 61. 
Vorſorge für Waifen. 

Tür Vaters und Mutterlofe Waifen ift bereits ſchon die ganz befondere Vorforge 
getroffen, daß jelben nicht mur allein an dem Noͤthigen nichts ermangle, fondern, daß fie 
auch eine chriftliche und anſtaͤndige Erziehung erhalten, und in Stand gefeßer werden, ihr 
Brod Lünftig felbft zu verdienen, und nicht fich und andern duch Betteln zur Laſt sy 
fallen, j 


j 2) 62. 
Wie mit müuchwilligen Bettlern verfahren werbe. 

Mutwilligen Bettler der dritten Elaffe, die bey guten teibesfräften, nur um dem 
ſchaͤndlichen Muͤßiggange nadhiuziehen, nichts, womiit fie fich ernähren könnten, erlernet 
baben, wird die ganze Unterhaftung abgereicht werden, bis daß fie in Stand geſetzet find, 
durch eine erlernte Arbeit fich ſelbſt durchzubringen. Damit aber ihre Unterhaltung zum 
Nachſtande der wahren Bedürftigen nicht allzulange zur Laſt, und fie über ihren anzuͤwen⸗ 
denden Fleiß auch beobachtet werden können: fo werden fie den noͤthigen Unterricht, Woh⸗ 
nung und Nahrung einsweilen in dem hiefigen Spinnhauſe befommen, woraus fie aber 
fogleich wieder werden entlaflen werden, alsbald fie Proben abgelegt haben, daß fie fich 
durch Arbeit ſelbſt ernähren koͤnnen. 


63. 
Das Allmoſen der erfien Claſſe —F woͤchentlich ausgetheilt. 

Gleichwie nun woͤchentlich die Sammlung vorgenommen wird, ſo wird auch woͤ⸗ 
chentlich die Austheilung des Allmoſens au jene der erſten Claſſe, welche ein beſtimmtes 
bekommen, geſchehen. Es werden die Armen daruͤber noch beſonders angewieſen werden, 
wo ſie es abzulangen haben. — 

4. | 
. Den Armen der zweyten Elaffe aber nach der Zeit ber Bedürfniß. 
. Die Arbeitende der zweyten Claſſe aber, welche nur eine Aushülfe zu einem ges 
wien Ziel und Ende befommen, werden felbe erhalten, wenn fie «6 nach der Zeit und 
Umftänden bedürftig find; 6 
Ä 5» 


zu Srepyburg... = 15 


§. 65. 
Auf Allmoſengelder kann kein Arreſt geſchlagen werden. 


Gleichwie dièeſe Geldaushuͤlfe aber einzig dazu, wozu fie abgereicht wird, zu vers. 
wenden, und darüber ſich alleufalls auch auszuweiſen iſt; fo kann, auf diefe, fo, wie auf 
das wöchentliche Allınofengeld von feinem Creditore .ein Arreſt gefchlagen werden, wenn 
auch gleich der Arme felbes zu überlaffen verfprochen hätte, fondern folche Creditores, es 
mögen die Schulden fchon von älteren Zeiten herrühren, oder erft nach diefer Verordnung. 
gemacht worden feyn, haben anderwärts nachzufeben, wie fie durch Abverdienen -oder ans 
dere Art von armen ‘Bedürftigen bezahlt werden; indem das Allmofen, fo ihnen abgereicht 
wird, nach ihrer wirklichen Beduͤrftigkeit und Nothſtand zu ihrer Erhaltung abgemeſ⸗ 


ſen iſt. s. 66. 


Zu Beforgung ber r Armenanfalten wird- fein Beamter beſonders beſoldet. 


Damit aber, wie Eingangs $. 6. erwaͤhnet worden, die Allmofen ohne Aufwand fiir 
Beamtung und Auffeber verwaltet, rein und treu für die Bedärftige verwendet werden: 
fo wird. feinen einzigen, der zu diefem Armenanftaltengefchäfte gebraucht wird, etwas abs 
gereicht werden, fondern zur Verrechnung werden die a ſchon befoldete Stiſtunge⸗ 
ſchaffner und Spitalverwalter angewendet werden. 


. 67. 
Auf jene aber, ſo ſich bapı- verwenden, wird befondere Ruͤckſicht getragen werden. 


Es wird aber ſowohl von Uns in ergebenden Fällen, als auch von dem hieſigen 
Magiſtrate alle Ruͤckſicht auf diejenigen genonmen werden, Die ſich zu diefen Armenau⸗ 
ſtalten eutweder als Bezirksconmiſſarii, oder in anderer Art unensgeltlid haben gebrau⸗ 
hen laſſen, und wenn fie ihren freywillig aus Barmherzigkeit für die Armen uͤbernom⸗ 
menem Amte einige Zeit vorgeftanden find: fo. erfordert die Billigkeit, daß bey; Zunftmei⸗ 
ſterwahlen, Rarpsbefagingen, und andern Dienftvergebungen auf ſolche um das allges 
meine Beſte ſowohl verdiente Maͤnner der vorzuͤgliche Bedacht genommen werde. | 


6. 686. 
Am — * bes DEN follen dem Publiko kurze Rechnungsauszuͤge von den eingegangenen r 
J d verwendeten Allmoſengeldern ausgetheilt werden, 

Damit ſodan aber auch ein jeder von dem freygebigen Publiko ſowobi als den 
beduͤrftigen Armen uͤberzeugt werde, daß das geſammelte Allmoſen rein fuͤr die Beduͤrf⸗ 
tige verwendet werde; fo wird beym Schluſſe eines jeden Jahrs ein kurzer Rechnuugsaus⸗ 
zug abgedruckt, bey Gelegenheit der. fonntäglihen Samminng in jehem Haufe. auspesheilt 
werden, mworinn fummarifch angemerft.feyn wird, wie viel aus jedem Beyirfe oder Vier⸗ 
tel eingegangen, und wieder theils auf Hefländiges Allmoſen, theilg auf Aushuͤlfe, Werte 
zeuge zur Arbe eit, Arzneyen und dergleichen ausgegeben worden iſt. 


$. 69. 
und jebem frey ſtehen, die Rech ngsbuͤcher ſelbſt ainluſhem 
1Auch ſtehet einem jeden, der einen vernuͤnftigen Anſtand gehoben wiſſen will, und 
a aich nur daus Murhwiilen, um den damit Beſchaͤftigten Muͤhe zumachen, verlanget, 


frey, 


16 Armenanffalten 


frey, bey Ende des Jahres die Hauptrechnungsbuͤcher der Einnahme und Ausgabe einzus 
feben, und jich darüber durch die nörhigen Beylagen die Aufklärung geben zu laſſen. 


o §. 70. 
Die bisher beruͤhrten Verſorgungsanſtalten erſtrecken ſich nur auf hieſfige Innwohner. 
Alle dieſe bisher beruͤhrten Verſorgungsanſtalten haben ſich nur auf intihebößrne 
biefige Arme, auf ‘Bürger, fogenannte Hinderjaffen, die inngefeflene hiefige verarmte Dis 
cafterianten, und ihre Kinder, keineswegs aber auf Fremde, ausgenommen, wenn felbe 
in Dienften dahier eraltet, und in ihren Geburtsorte wegen Gebrechlichkeit nicht mebr 
wohl zurück zu bringen wären, zu erſtrecken. j 


Ä $. 71. | 
Fremde Bettler follen in Zeit 8 Tagen ausgefhaft werden. 

Alle Übrige fremde Bettler, die fich hier, oder in dem ftädrifchen Bahn herum 
onfhalten, find von hier in Zeit 8 Tagen ohne meiterd auszuichaffen, und in ihre Ges 
burtsorte zu verweifen. Auch wird der Stadtmagiſtrat fünftig alle Objorge tragen, daß 
dergleichen fremden Bettlern, die nur den. innheimiſchen das Allmoſen ſchmaͤlern, kein bes 
ſtaͤndiger Aufenthalt mehr geſtattet werde. W 


$ 72. 
Weil fuͤr alle Gattungen hieſiger Armen geſorgt wird: ſo iſt das Privatallmoſengeben 

or unnötbig, uud fogar fchädlıch, Be WU 

Nach ſolchergeſtalten genommenen Maaßregeln, wie den wahrhaft beduͤrftigen Preſt⸗ 
haften ihre ganze Unterhaltung angeſchaft; jenen aber, weldyejzu arbeiten im Stande ſird, 
Gelegenheit an Handen gegeben. wird, ſech Verdienſt zu verſchaffen; und mo dieſerzu 
ihrer, und der Ihrigen Erhaltung nicht gaͤnzlich hinreichen ſollte, ihnen auch noch durch 
Beyſteuer Aushuͤlfe gegeben wird; ſo kann nichts als Muthwillen, Ausſchweifungen, und 
Traͤgheit einen Armen der hieſigen Stadt fünftig mehr zum Bettein verleiten. Es wuͤrde 
alfo fein Werk der Barmherzigkeit mehr ſeyn, ſolchen muthwilligen, boshaften Leuten eis 
niges Allmoſen abzureichen, ſondern dergleichen unzeitiges Mitleiden, wenn es anders ſo 
enannt werden kann, würde nur dahin zielen, alle gute Ordnung zu vereiteln, die obrigs 
eitlichen Befehle veraͤchtlich md’ unwirkfam zu machen, Muthwillen, Ausfhweifung, und 
den Müßiggang zu unterhalten, und in der Hartnaͤckigkeit zu fteifen, fo, daß nimmermehr 
Sem Unweſen des murbmilligen Bettelns abzubelfen wire. 1 


9% 7% Ä 

deßhalben das Privatallmofengeben auf den Straffen, in- ben Kirchen und Häufern 
. beey Strafe verbotten wird. 
Daher Wir dann jebermänniglich von hiefig Unferer Jurisdiction unterſtehenden 
Innwohnerſchaft ſchaͤrfeſt, und anf das gemeſſenſte verbieten, weder auf den Straſſen, 
noch heimlich Jemanden ein Allmoſen abzureichen. Wer aber dieſer Unſerer Verordnung 
ungeachtet fi) dennoch beygehen laſſen ſollte, Allmoſen privat, und für ſich in den Haͤu⸗ 
fern: oder auf den Straſſen auszutheilen, der ſoll das erſtemal 30 kr., das zweytemal ıfl,, 
und das drittemal ı.fl. 30 fr. zur Strafe-in die Armencaffe zu erlegen Gaben, u 
trate 


‘ 


34: Freyburg? 1% 


Sttafe⸗ joder Bezirkscommiſſarius, wenn die Deitunkiarion noch son einem? glaubbaften 
Zeugen unterſtuͤht wird, oder der Arme-des erhaltenen Allmoſens ſelbſt geſtaͤndig, oder 
der Bezirkscommuſſarius es ſelbſt geſehen hätte, zu erkennen, und einzufordern berechtigt 
iſt. Auf den Weigerungsfall wird ſelbe auch von der Direction ohne Ruͤckſicht der 6 
executive eingetrieben werden. Und wenn nach drohmaliger angefuͤhrter Maßen‘ gering 
Beſtrafung Jemand dennoch fortfahren ſollte, privatim Almöfen auszutheilen, "ol: dieſes 
Uns zur weitern unausbleiblichen Straferkonntniß angezeigt werden ii: = - 
= u FE Fe FE 2 Sr 
§. IA. oo .. 
Deögleihen diejenigen, fo auf dem — ſich betreten laſſen, empfindlich geitrafet ::- 
* a werden. 0 a —i Free 97 | 

] Soferne füch aber hieſige Arme, welche entweder als Preſthafto ihre ganje: Unler⸗ 
ha Sefömmen ; oder durch Arben mit vder ohne einem Almofenbeytrage ſelbe TE 
ſelbſt Lerſchaffen koͤnnen, auf dem Betteln im den Haͤuſern, Kirchen oder auf den Straſſen 
ſernet betreten laſſen, werden fie dieſen aus purem Hange zum Muͤßiggange, und ange⸗ 
woͤhnter Zuͤgelloſigkeit entſpringenden Frevel das erſtemal mit Ztaͤgiger Einſperrung bey har⸗ 
tee Arbeit nad ſchmaler Atzung, das. zweytemal auf die naͤmliche Arc mit gtaͤgiger Eins 
ſpekrung in dem hieſigen; Spinnhauſe abvuͤſſen, das drittemal aber. an oinen Kärren des 
ſchloſſen, und-durch die Hauptſtraſſen der. Stadt geführt, q Wochen lang 'an den Seraß⸗ 
fen arbeiten. Sollten fie ſich aber nach dieſer dreyfachen Beſtrafung dennoch noch ihrer als 
an Gewohnheit zu: betteln uͤberlaſſen; fo ſoll ihre Widerſpenſtigkeit bey dem Foro, dem fie 
umerſtehen, jue Erfennmiß gebracht, und ſie mindeſt auf 3 Monate in das Zuchthaus 
nach Alcbrei ach apgeführet werden. F a . BE EEE 
| . 75 
Die allenfälige Beſchwerden der Armen können dem Bezirkscommiſſario, oder der 
nt BEE ee a ® 


J. *. *14 


4.1. e 


mern 1 Drecon zur Abhuͤlfe augezeiget werden. 
Wenn aber ein und andere Arme durch. Vorgebung, daß ihnen das abgereichte 
Allmoſen, oder ihr Verdienſt und empfangende Aushuͤlfe zu ihrer, und der Ihrigen Un⸗ 
terhaltung nicht zureiche, das Mitleiden der Bemittelten erregen wollten: ſo kann ſich fuͤr 
dergleichen Perſonen nur an die betveffende Bezirkscommiſſarien, dder die Direetion ſelbſt 
gewendet werden, mo ſodann entweder dieſen Beſchwerden abgeholſen, oder die Auskunft 
uͤber den wahren Befund der Sache willig wird gegeben werden. 00 han 


$. 76 
Auf Schwelgerey und Müßiggang der Armen wird befondre Dbachtfamfeit getragen werden. 

: Der größeften Armuth ungeachtet, find aber viele von diefen armen $euten der 
Schwelgeren und dem Trunfe fo ergeben, daß fie alles, was ſie auf⸗ und anbringen, in 
den Schenfhäufern gleich wieder verzehren term fie auch gleich nachhin an Kleidern und 
:übrigen Beduͤrfniſſen den aͤußerſten Mangel leiden muͤſſen. Der Stadtmagiftrat wird deßs 
halben in den Schenk⸗ und Wirthshäufern, beſonders an Werktaͤgen, fleißig nachſehen laſ⸗ 
ſen, ob ſich dergleichen liederliche Perſonen darinn befinden, welche dann ſogleich ausge⸗ 
ſchaft, und dem Bezirkscommiſſario, wo ſie wohnen, zu ſeinem weitern Benehmen wer⸗ 
den angezeiget werden. Deßgleichen ſollen auch arme Perſonen beyderley Geſchlechts, und 
beſonders Kinder,.an den Werktaͤgen auf den Gaſſen und Straſſen, wie auch auf öffentlichen 

Beckmanns Geſetze I. Theil. C Plaͤtzen, 


ıB Armenanfkalsen 


Düsen, als dem Schuͤtzenhauſe, Kegelplägen und dergleichen müßig nicht geduldet, ſon⸗ 
dern durch die Polizeydiener zur Arbeit in ihre Wohnungen geſchaffet werden. 


1m; BEE 
W W §. 77. 2 
Fremde .angmärtige. Bettler werden Mu ben, Thoren und Eingängen. der Stadt durch Yolt 
x. , „sblener abgehalten. nnd anf erfolgeupe Vrrachtung der Erghuung ſcharf beſiraft. 
Auswärtigen fremden Bettlern wird gleichfalls ‚alles Hetumlaufen. and DBerteki 
in und um der Stadt herum hiemit durchaus, und alles Ernftes gänzlic) verbotten, und 
unterfagt; damit aber diefe Verordnung den gehörigen Nachdruck bekomme; fo wird bey 
den 4 Thoren der Stadt.beſtaͤndig ich ein Polizeybiener aufpalten; weicher die liederkichen 
nur im Sande berumvagirenden "Bettler gleich zuruͤck zu weifen, und niche in die Stadt zu 
Jaſſen bat, - Sollten. ſie ſich aber nach. bereits: erhaltener Ermahminz dennach: heimlich 
Bereinschleichen, und auf dem Betteln betreten: werben: ſo ſollen fie durch die Polizendiener 
aufgefangen, und dem Bezirkscommiſſario, wo fie ergriffen wordem, zugefuͤhret werben, 
welcher fpdanı, nach genommener Erkundigung der Verhaͤttniſſe der Sache, ohne Nach⸗ 
ſicht diefelben das erſtemal auf. einen Tag. zur Arbeit im Schaltfarren unter Auflicht. eines 
Holisgndieners, jedoch ungeſchloſſen, zu verfällen. hat. Auf das zweyte Betreten. follen 
Se mit ztägiger Yrbeit,. jedoch an Schaltkarren angefchleffen ; und das dritcemal mic gtäs 
giger harter Arbeit, : wie. vorhin, jedesmal aber mir jepmaler Atzung abgewandelt, :bahey 
ihnen das drittemaldie Haare rein von dem Kopfe abgeichnitten werden. - Sollte ſich ſo⸗ 
. dann einer erfühnen, nach dreyfach wiederholter Züchtigung ſich annoch auf dem Betteln 
betreten zu laffen, wieder ohne weiters, mindeſt auf ı Jahr in das Zuchthaus abgeführt, 
und mit ihm, wie ınit andern boshaften Züchttingen, verfaßren werden, nn 


en Te im Be ma Late on 

Dandwerkspurſche erhalten auf ibeen Herberge: einen: :ergiebigen Zehrpfenning. 
 Handwerkspurfche werden;an den. Thoren von den Polizeydienern auf ihre vers 
fchiedene Herbergen gewiefen, wo ihnen, wenn fie es verlangen, von den fogenannten 
Herbergsvaͤtern um Arbeit. umgeiehen wird. Goferne fie aber Feine erhalten, oder dabier 
Seine anfuchen, wird ihnen zu Fortſetzung ihrer Reife nach Verſchiedeuheit der Handwerker 
mehr oder weniger, jedoch allzeit für alle ein ergiebiger Zehrptenning abgercicht, des 
weitern aber werden fie von. den. an. den Thoren fich ‚befindenden Polizegdienem, und den 
Herbergsvätern von allem Betteln oder Sammeln abgemahnet werden. 


nn 6. 7. ö 
Arme Neifende erhalten ihren ergiebigen Zehrpfenning in dem großen Epitale, 
| und fönnen auch in den. Kloͤſtern was zu eflen befommen. 


Drea es aufler din Handwerfsnunfehen auch noch andere mittellofe Leute giebt, weiche 
notwendige Reifen zu machen haben, und nicht mit genugfamen Gelde zur Zehrung vers 
fehen find: fo wird diefen, ‘wenn fie fir mie Paffen gentiglich legitimiren, oder fonft von 
ihnen niche zu vermuten ift, daß ſie Bagabınden, und nur berumftreichende Bettler 
fegen, in dem großen Spitale auf der Kaiferftraße ein Zehrpfenniug von etwelchen Kreu⸗ 
gern nach Verſchiedenheit des Befundes, unter der Warnung nicht zu betteln, verabreichet 
werden, Diejenige, fo auch was Warmes zu effen ‚verlangen, erhalten au den Thoren 
£ ud hi nd vn von 


gt: Srepvhurg‘t 2) 


von den Volizendienern ein Blech mit einen Zeichen, an welches Klofter fie angewiefen, 
und gegen Abgabe, Hiefes Zeichens etwas zu eſſen pefonumen werden > 3.3. n1.,"%° 
Yen 7 


It 4 


: §. 80. . Se . ea F 
Arme Reiſende von dem gelehrten Sache erhalten von dem Rectore Magnifieo ein Viatieum. 
Es ergiebt ſich auch nicht ſelten, daß Leute, die, dem aͤuſſerlichen Anſehen ˖ nach! zu 
beurtheilen, fuͤr keine Bettler geachtet, folgſam bey den Thoren nicht angehalten, und be⸗ 
fraget werden, nachhin ober ſich beſonders in herrſchaftliche und vermoͤgliche Haͤuſer eins 
ſchleichen, ſich fuͤr entlaſſene Beamten, Secretairs; Schreiber, oder abſolvirte Dienſtſu⸗ 
chende Studenten und dergleichen ausgeben. Von dergleichen fuͤr gelehrt oder ſtudiert ſich 
ausgebenden Leuten iſt gleichfalls das Betteln in den Haͤuſern nicht zu gedulten, ſondern 
dergleichen Perſonen find gu-den Rectorem Magnificum der Gaben Schule, ſich dort uͤber 
x Angeben zu legitimiren, zu vermeiſen; wonach · ihnen won: ſelbem ein anſtaͤndiges Via» 
zieum nach Befund der Sache und feinem Erachten bey der Oberſchaffnung ber hohen 


r 
u Bed | 


Schule wird, augewiefen werden. ; . — | 
§. 81. a u ee N 


Wenn aber Handwerkspurſche, oder Keifende dennoch betteln, werden fie beſtraft, 

Saoferneaber Handwerkspurſche, oder arme Reiſende, und Leute von der eben 
benannten Klafle, der erhaltenen Warnung zumider, dennoch auf dem Betteln betesten wer⸗ 
den, ſollen fie‘ das’ erſtenal durch die Yoligendierrer gutiglich zur Stadt hinaus, das zivente 
und folgendental aber nach dem d. 75. von vagieenden Beitlery, behandelt werden. . 
kann anch Jedernidun, wenn dergleichen des Bettelns verdachtige Leüte in den. Straſſen 
md Häufern herumftreschen, nur den nächften deſten Potigepdieuer erinnern, auf fie eig 
mwachtfames Aug tragen, oder hierwegen den nächften Bejirtscommiffario Meldung hun, 


Mer einen Poligepdiener in Ausuͤbung "feines  Adttes hindert oder mißhandelt, 
wird mit 4mwöchiger Einthürgmng oder, Zuchthausſtrafe belegt. 
Man hat aber bereits vielfältig wahrgenommen, daß, wenn die bisherige Bettels 
voͤgte und Polizendiener nad) ihrem aufbabenden Anite und Schuldigfeit muthwillige Bett⸗ 
ler, oder boshafte Leute in das Spinnhaus haben abführen wollen, niche nur allein muth⸗ 
willige Purfche, forfhertiauch Männer und Weiber fich zufammenrottiret, die Bettelvoͤgte mie 
Worten und Thaten gröblich befchimpft, ja fogar mit Schlägen mißhandelt, und gemalt 
fam-abgetticben haben. ; Bloeich wie unn den Polizeydienern ſchaͤrfeſt verbotten, die Urme 
forwohlimiheimifche, als fremde, ohne auſſerordeutliche Widerſetzlichkeit mit Schlägen zu ber 
handeln: fo verordnen Wir auch alles. Ernſtes anmit, dag Niemand ſich erfreche, einen 
Polizegdiener in Ausübung feines Amtes zu hindern, und wer einen folhem nur die ges 
ringſte Scheltling yunfen‘, oder Beſchimpfung authun würde, fol ohne weiters auf 4 F 
chen m dem Spinnhauſe oder Thurme eingefderet: werden: Diejenigen aber, velche an Die 
Moftjendiener ger Hand anlegen, : und die-eingnführenden Perfonen ihnen entreiſſen, follz 
nebſt einer gerneffenen Geldftrafe in die Armenkaſſe auf ein Jahr in das Zuchehaus al r 


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80 Armenanftalten 


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Wenn aber die Bäfigendiener die Schranken üßertreten ‚Mind fie ansnzeigen: 

Sofern aber Jemand beglaubt ſeyn ſollte, daß die Polizeydiener in ihrem Eifer 
zu weit gehen, oder die Grenzen ihres Amtes überjchreiten, Bann bierwegen, gegen fie ents 
weder bey dem Bürgermeifter, Schultheiſſenamt, bey den Bezirkscommiſſariis, oder bey 
der Armenanſtaltsdirection die Anzeige gemacht werden, 
an Direetion: dee Armenanſtalten. — 
Dra aber zur Ausfuͤhrung und Aufrechthaltung dieſer gemeinnuͤtzlichen Anſtälten 
die unumgaͤngliche Nothwendigkeit erfodert, eine beſtandige ünd anhaltende Aufſicht zu 
tragen: ‚fo ernennen Wir, um allen der Exempten wegen ſich ergeben mogenden Anſtän⸗ 
Ben zuvor zu konimen, einen unferer Herren Miträcher-als. Commiſſarium, "und:die 4 erſten 
Magiſtratsglieder der hieſigen Stadt zur Direction dieſer Aimenanitälten, welche dar 
nach ihrem Befund mie Beyzug der Bezirkscommiſſarien alles dahin einſchlagende genau 
in Erfuͤllung zu bringen hat, 

$. 85. 


Gegenmwärtige Verordnung fol mit Anfang des fünftigen Jahres 1782. in unfehlbare 

— Ausuͤbung geſetzt werden. a 
Geelchwie aber noͤthig fällt, vorlaͤufig noch werfchiedene Anflalten und Erforderniſ 
in Ordnung und Michtigkeig zu ſetzen: ſqo ſoll dieſe Unfere, gegenwaͤrtige Verordnung erſt 
mit dem eintretenden. neuen Jahre ihren Anfang nehmen, ſomit auf den erſten Tag des 
Fünftig 1782ften Jahres alles Betteln und Privarallmofengeben gänzlidy, eingeftelle ſeyn, 
auch die Öffentliche vorgejchriebene Sapumlung auf den erften Sonntag des folgenden Jäns 
ners in der vorgejchriebenen guten Srönung ihren Anfang nehmen. Wonach ſich alfo es 
dermann genau zu achten, und vor Strafe und Ahndung zu hüten hat. 


Freyburg ins Breisgau den. 27ſten Wintermonat 1781. Se ne 
Joh. Nepom. Freyherr von Wittenbach. 
Hermann von Greiffenegg. — | 

- | 2. J. von Zwergern. 


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"gortfegung der Nachricht von den Armenanftalten 
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E⸗ bat dig Armenanſtaltendireetion ‚gengu erheben laſſen, wie viel dermalen von den: hie⸗ 

figen, Armen an Daussins jährlich bezahlt werden. muͤſſe? Aus dieſer Unterſuchung hat 
ich geſeſgt, daB die jaͤhrlichen Hauszinſe der Armen, obgleich ſelbe in allen Ruͤckſichten 
böchlt eleıtd untergebracht find, aufeine unglaublich hohe Sunme fih belaufen , welſhe man 
nebſt dem möchentlichen Unterhalt und Beytrage, für eine ſo große Anzahl Armer ‚bey allen 
bisher bezeigten Mildthatigkeit der bisfigen freygebigen Innwohnerjchaft, zu beitreiten 
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zu Freyburg. | 21 


ganz auſer Stande waͤre. Biel minder wuͤrde bey ſo großen Ausgaben die Armenkaſſe je⸗ 
mals in die gluͤcklichen Umſtaͤnde geſetzt werden, den bedraͤngten, noch nicht eratmten Bürs 
gern im Noihfalle mit einem unverzinglichen geringen Anleihen auf einige Zeit. lang beys 
jufpringen, und fie Dadurch von der fie bedrobenden Armuth zu retten; welches doc) einer 
der angelegentlich ten Wuͤnſche der Armendirection von jeber war, 


Man ift daher: von Directionswegen genoͤthiget, einsweilen in einigen, dem ſtaͤb⸗ 
fen Weſen zuftändifchen Haͤuſern etwelche Zimmer fo einrichten zu laffen, daß. zwölf 
oder mehrere bequem, und von einander abgefondert fchlafen," und unter Tages beyſammen 
in einem warmen Zimnier arbeiten koͤnnen. . 


u Gleichwie es aber fheinr; daß viele Hauseigenthamer von den Armen nur der Ur⸗ 
ſachen balber größe ‚Hauszinfe gefodert, daß fie daran doch wenigſtens etwas bekommen, 
weil ihre Miethleute das billige geringe zu zablen, fonft. gar fu forglos geweſen waͤren: fo 
erklaͤret die Direction anmit, daß denjenigen, welche eine arme, in ganzer Verpflegung 
ſtehende Perſon in eine unheizbare, der Sefundbeit nicht nachtheilige Wohnung aufnehmen, 
6fl. jährlich, und damit ſie ſelbe zur Winterszeit unter Tages in einer ibrer warmen Stube 
gedulten, noch 2 fl. weiters, biemit 8 fl abreichen wolle. | | 2 | 
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etreff derjenigen Armen. aber, die ſeloſt, oder auch et etwan durch ipre Kinder, 
annoch ae rbeit etwas zu verdienen int Stande find, und nur einen Beytrag genießen, 
wird man ernieffen, ob und mie weit die Kräfte der Arinenkaſſe zu Bezahlung des Hause - 
zinfes ganz, Oder zum Theile, fiir eintelne Perfonen, oder game Samilien, fo gebeije 
Zimmer und Kuchel noͤtbhig haben, binreichen möge? 
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F Niemals. ‚aber wird den Armen, welchen die ganje Veablung 6 des Hauszinfe, 
oder nur ein Theil davon zugefishert worden; die Betragniß in Händen gegeben; ſondern 
von dem ‚betreffenden Hr, Beyirkscommiſſario dem Hauseigenthuͤmer abgereicht werben.“ i 


Diejenigen Hauseigenthiimer, welche alſo an Arme Quartiere wirklich verfefnet 
haben, oder kuͤnftig zu vermiethen gedenken, und ihrer Bezahlung halber gefichert ſeyn 
wollen, mögen ihren betreffenden ‘Bezirfsconmiffarten davon in Zeiten die Eröfnung mas 
hen, um Aus ihnen ihre kuͤnftige Bejabluins ſicher ſtellen zu konnen. 7 


Die Arme aber, welche um einen leidentlichen, und den Kräften der e Aementaffe 
angemeffenen Zins feine Quartiere befommen, haben fich gleichfalfs bald zu melden, damit 
nach der Anzahl diefer mitleidensmwürdigen Leute eine genugfame Menge gemeinſchaftlicher 
Zimmer und Schlafquartiere eingerichtet werden koͤnne. 


Weil ſich ſodann auch viele Arme beſchweren, daß ſie mit demjenigen, was man 
ihnen von der Armenkaſſe abreichet, ſi ch nicht genuͤglich ernaͤhren koͤnnen; fo werden eins⸗ 
weilen allgemeine Freytiſche fuͤr die, ſo in ganzer Verpflegung ſtehen, errichtet, wohin fie 
zu Erhaltung ihrer Nahrung werden angewieſen werden. Dieſe werden auf die Fleiſch⸗ 


tage eine gute Suppe, fuͤr drey Perſonen ein ” Fleiſch, und noch eine Meblfpeife 
en — X oder 


a3 Arnienanftalten 


oder Zugemuͤs, weiches aus Gerſten, Reis, oder dergleichen befteben. folle, ‚erhal 
und nur zwey einzigemale die Woche hindurch auch Bohnen, kinfen, ‚Exbfen u 
Befen nekounanen , weil ſich die meiften Arme ſelbſt in dem Spitale weigern, diefe. Speifey 
au eflen. | , 
Diejenige Arme, fo in der ganzen Verpflegung find, erhalten auch zu Nachts 
eine gute Suppe, und bekommen noch täglid 2 fr. für das Brod, oder 3 kr. -wenn fie 
Beine Suppe zu Nachts verlangen, Die aber, fo noch was verdienen Finnen, wenn d 
einige an diefe Freytiſche angerwiefen werden follten, mögen fih um ihre Nachtskoſt ſelb 
forgen. | 


Das gefammte Publikum wird durch diefe Muflalten überzeugt ſeyn, daß man von 
Seiten ber Direction nichts ermangeln laſſe, auf die möglichite Art das Schicffal der lei 
denden Arnuſth zu. erleichtern, und von der frengebigen Barmperzigfeit eine: mitleidige 
Innwehnerſchaft den beit, moͤglichſten Gebrauch ziı macher. Es haben ſich aljo dir arnie 
Prefihafte, welche ſich mis dem erpalsenden Allmofen nicht ernähren zu koͤnnen glauben, 
und jene, welche den Armen die Koft gegen billige Bedingniſſe abzureichen gedenken, noch 
vor Dftern bey ihren betreffenden Hrn, Bezirkscommiſſarien zu melden; indem man diefe 
Anftalten gleich mit Oftern einführen zu können wünfchet. 

u Daher man dann auch. hoffet, es. werde den Berldumdungen derjenigen boshafte 

oder leichtſinnigen Leute, wolche aus Geiz der andern Abjichten dem Armen s Infticur nich! 
geneigt. find, und verfchiedene, den Armenanſtalten nachtheilige Unwahrheiten aueftreuen, 
fo wenig, als den Klagen der unbegnügfamen Armen ferner mehr Gehör gegeben werden. 
Beſonders aber wird von der Armenanftalt männiglichen zugejichert, daß die allgemein 
ausgeſtreute Sage, ale werden die Poligeydiener aus den Armenanſtaltsgeldern befolder 
und gekleidet, und daß vermägliche Wittwen verdienter ſiddtiſcher Beamten beträchtliche 
Penfionen aus den Sammlungsgeldern beziehen, gruudfalſch und erdichtet ſey und daß 
man von Seiten des Stabdtmagiftrats die Urheber oder weitere Verbreiter diefer boshaften 
VUnwahrheiten, fo ferne fie Mm Erfahrung gebracht werden, mit einer erſpiegelnden Strafe 
belegen werde, wenn ſelbe in ſtaͤdtiſcher Jurisdiction ſtehen: fo fie aber einer andern Ju⸗ 
visdiction untergeben feyn follten; wird an felbe das geziemende Anſuchen erlaſſen werden, 
dergleichen dem Armen ⸗Inſtitut nachtheilige Ausſtreuungen wicht ungeahndet zu belaſſen. 
Gegeben von Armenanſtaltendirections wegen Freyburg den 12ten März 1782) 


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Hebammenordnung filt das Herzogthum Holſtein 
Koͤnigl. Antheils, die Herrſchaft Pinneberg, Stadt Altong 


und Grafſchaft Nanzau. De dato Chriſtiansburg zu 
Copenhagen den ı8ten Febr. 1765. 





Mir Kriedrich-der-Fünfte, - von Sottes-Snadenr König zu⸗ Daͤnne⸗ 
marf, Norwegen, der Wenden und Gothen, Herzog zu Schleswig, 
Holſtein, Stormarn und der Ditmarfchen, Graf zu Dldenburg und Del 
menhorft ıc. 20. Thum knnd hiemit: daß die bisherige: faſt atigememne Ktagen uͤber die 
föfechts, Delbaffenbeit. der Hebanmen in dem Perzesehum. Solfein, Unfere Auheii, 
wie auch in Unferer Herrfchaft Pinneberg, Stadt Altona und Grafichaft Ranzau, und 
über das große Unheil, welches fie durch ihre Unwiſſenheit anrichten, Unſere landesväters 
liche Aufmerkſamkeit eriwecket und Uns bewogen haben, einem der Wohlfahrt Unferer ges 
Kedten und treuen Unterthanen, und dem gemeinen Weſen überhaupt, in vielerley Betrach⸗ 
- mug fo nachrgeiligen Mangel aus dem Öruude abzubelfen. In dieſer Abficht haben Wir 
fehon vor. einiger Zeit den. allergnaͤdigſten. Entſchluß gefaſſet, Jür beſagtes Herzogthum uud ' 
übrige Lande in Unſerer Stadt Altona eine ordentliche, zur practiihen Anführung der 
Lehrlinge inſenderheit mit eingerichtete Hebammenfchule anzulegen, und daben Unfere Acms 
ter-und Sumdfihaften in mebrgedachtem Herzogthume rc. in gewiffe Hebammendiftricte, wo⸗ 
von ein jeder ftets mit einer in Altona informirten Wehmutter zu verfehen wäre, abzutheilen. 
Nachdem es auch mit den hiezu noͤthig geweſenen vorläufigen Maasregeln nunniehr zum 
Stande gefommen.iftz fo nehmen Wir feinen längern Anftand, die Verbeſſerung des 
Hebammenweſens in ofterwähntem Herzogthume und Landen zur völligen Wuͤrklichkeit zu 
Beingen und auf die Zufunft feftzuftellen, mithin dajelbft 


I. wegen der Unterweifung angehender Hebammen, auch der zu diefem Zwecke in 
| Area“ angeordiieten Hebanmenfchule und dariiber Sie Aufficht führenden bes 
‚fondern Commißion; - 0 u —— 


I. wegen der Anzabl j wie auch der Annehmung und Beſtellung der Hebammen; 
IH. wegen der Rechte, Vortheile und Einkünfte derfelben, und 


wen . “.onran a0 . .rewaü me - m 


IV. wegen ihrer Pflichten, und wie fie u deren Erfüllung anzubalten fenn, 
das Noͤthige folgendermaffen zu verordnen, _ 


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Hebammenordnung für Holſtein. as 
ann. sMerfle Ubebeilung. N: Nenn 
Bon der Untertweifung angehender Hebammen, auch Dei zu 
dieſem Zwecke in Altona angeordneten Hebammenſchule und daruͤber 


„bie Aufſicht führenden beſondern Commißio 
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Be we. Te Ki a 2; ya 

D⸗ es vey einer. Einrichtung des Hebamnlenweſens hauptſaͤchlich auf bie grünsfiche u 
beſonders practifche Unterwelfüng der dieſer Profeßion ſſch widmeuden Stauenspenfäg. 

nen ankoͤmmt; fo baden Wir niche nur in Unſerer Stadt Altona eine voͤn den jederzeitigen 
Demonttratore ordinario hen da ige T heatro anatomieq, als Bor eher und sehrer, zu 
haltende allgemeine Hebammenſchulf·ſur ·bas —— Hoiſtrin Unſers Antheils ze. ana 
geordnet, ſondern Auch, damit den Lehrlingen Gelegenheit verſchafft werde fich in der 
wuͤrklichen Geburtsgüffe, inter Gebötiger Aufficht, zu uͤben, zugleich Die Borſehung ges 
than, daß in dem an erwaͤhntes Theatrum ftoffenden rechten Flaͤgel des Zuchthauſes eine 
beſtimmte Anzahf atmer Kindberterinnen ein freyes Wochenbett, aus dem der Hebammen 
ſchule von uns beygelegten Einfonmien, genießen, und zw dem Ende die nörhige Zimmer 
und Gelegenheit zum Kochen für ſolche Wöchnerinnen und ihre Warterin, nebſt einem 
raͤumlichen Gebaͤhrſaale, in dieſem Gebäude wmibergügliäh eingerichtet werben folleh: Bat > 


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Die Echwangeren, die in befagtes Gebährhaus aufgenommen werben, befoms 

men, auffer upensgeltlisher Aufwartung und Verſorgung mit den nöthigen Nrjencnen, mie 
auch mit Feuer und Lichte‘, wöchentlich 244 Schilling oder täglich fieben Schilling Dis 
niſch; wofuͤr fie ſich, nach Vorſchrift des Vorſtehers der Hebanmenfchlife,, ſelbſt Ir 
fügen Haben. Keine iſt eher, als in den letzten Wochen ifter Schiwangerfehaft arifgunchz 
men.Nach der. Niederkunft'bleibt eine ſolche Kindbetterin/ vie es ihr Juftahıd erfordert, 
noch vierzehn Tage, dren oder. laͤngſtens vier Wochen in dem Hauſe; ſollie fie! aber Miierierd . 
weile erkranken; fo wäre jie im La areth unterzubringen und zu verpflegen. Ihr Kind 
muß jie, wenn fie das Haus verläßt, mit fich nehmen, 


F u §. 2. Zr ar Me ee ——— ar 
Rider von: Und angesrdneten Hebarkimenfchule;- unddem: Sant verknüͤpften Ge⸗ 
bärhaufe Haben alle ichd jede arigehende — ans: dent Herzogchun Horfein Yidferg 
Antheils, bie unter Unſerer alleinigen Hoheit gehörige adelich? und "Fantengütk la 
detroyrie Koͤge einbegriffen,) wie ach aus Unſerer Herrſchaft Pinneberg, Stadt Altonb 
und Graffhaft Ranzau, ftehen Unterriche, 'öhne Erlegumg einiger Informatisns gebiht 
and ohne Bebuͤrdung Unſerer Unterthanen mit dem Gehalt des Lehrers, jur geuießen“ N 
Bekomme diefet;- aufler-dem ihm vonats beygelegten Fixd;;: für jede Schauͤleri fen: 
tritt ı Rthlr. und den Hebammen in Altona und Ottenſen wird, wegen ihrer. Hulfleiſtumng 
ben der Anſtalt, gleichfalls ı Rthlr. fuͤt jede antretende Schülerin entrichtet, welche 
a Reblr: fomehl,: als die zinemijeglichen. Echüleriu ,; Waͤhronder Irformafonzau ihrem 
Unterhalt wöchentlich zu reichenide 16 Luͤbſchſchill. vom. dem Dre und Diſtrict, Aus: modte 
Beckmanns Geſetze I. Theil. D | chem 


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6 oihebamihensrdnung 277 


chem fie nach Altona geſchickk wird; hıi bie Hebaminenkaſſe Vorkusbesahfer werden müffen. 
Sollte eine Schuͤlerin a fterben; fo kommen die alsdann noch übrige, 
Unreifalhmngahitber Sein Oct und Diſtriet, der fie jur Hebämmerifhute: geſender hal, 
biffia zu gute. Wie indeflen verfchiedene, zur Hebammenprofeßion aufgelegte Perfonen, 
befonders wenn fie fich ohnedies zu Altona oder in der Naͤhe befinden, es für Zuträglich 
achten dürften, den Unterricht in der Hebammenſchule, in Hofnung kuͤnftiger guten Beförs 
derung, mit zu genießen; fo wollen Wir, daß ihnen, zu Erleichterung ihrer löblichen Abs 
ſicht, nichts zum Antritt abgefordert, dagegen aßer, wenn jie nachmals zu Hebammen bes 
ftellet werden, von dem Diftrict oder Ort, wohin, fie kommen, ihrentwegen dem Lehrer 

des 1 Rthir. 2 Rihlt. und den Altonaer und Dstenfer Hebammen auch 2 Rihlr. be⸗ 
aaßfer werden follen, s | 


°, Keine Frquensperſon wird bey der Hebammenſchule zur Unterweiſung angenommen, 
k fen Bann eine verheyrathete Frau ober Wittwe, zwiſchen zwanzig und dreißig oder nicht. 
giel über dreißig Jahre alt, nach der Beſchaffenheit ihres. Körpers und befondersibger Haͤnde 
Zir Geburtshülfe bequem, von guter natürlichen Faͤhigkeit, im Leſen und, wenn es ſeyn. 
kann, auch etwas im Schreiben geübt, und wegen des zureihenden Erfenutnifles ,. das fie 
von den Grundwahrheiten des Chriſtenthums bat, wie auch wegen ihrer Nüchternheit und 
ünbeichpltenen Wandels, ‚mit einem guten Zeugniffe ihres Beichtyaters verfehen. Sollte 
indeffen an einem Ort feine. Grau yon dem beſtimmten Alter tüchtig und willig zur Erlernung 
der Hebammenfunft gefunden werden, und hergegen eine ältere da feyn, die noch befondere 
Luft und Faͤhigkeit dazu hätte; fo wäre fie auch nicht zu verwerfen, 


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. Die Information nimmt gleidy nach Dftern diefes Jahres ifren Anfang und gebt 
ei 1766 in einem fort. Machgebends aber; wird nur im Sommer von Oſiern 
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Michaelis, informirs: Und hat der Lehrer an Ber. Hebammenfchule. fich..hieben, ‚ia 
ung der. Informarionsmerhode und fonft uͤberhaupt, nach der für ihn verfaßten und, 


dieſer Berordnung fub Lit, A. beygefuͤgten Juſtruction zu vichsen. 
.. | 6 | 


Damit die Lehrlinge auch auffer den Öchährfaale Gelegenheit finden, in dem, was 
zur Hebammenfunftgebörer,fich u üben; fo ſollen die Wehmürter in Altona und Ottenſen 
Wraltigfeger, penn.fe ya einer Kreifienden. gefordert werden, ader. Diefelbe ſich ben ihnen 
im „Hasıfe befindet, meuigfiens, eine Schülerin, die ibuen Handreichung tie, Bahey juyujize 
ben, fie auch, ben leichten Gheburten, den Gebährenden, die es geflatten wollen, Kb, 
unser ihrer Anführung, Huͤlfe leiften zu loffen. Zu einiger Vergeltung ber von ihnen in 
ſolchen Fällen, wie auch. bey ‘Bedienung der Kindbetterinnen und ‚beym Angriffe auf. dem 
Bebährfanle, den Lehrlingen zn gebenden Anleitung, haben fie für jede Echülerin, obbes 
ſagtermaſſen, 1, und in gewiſſen Zällen 2 Rıplr. zu genießen, und.diefe Erfengtlichkeis u.ıe 
ger. ſich zu theilen. 5. 7 .. : u . - 


| Die Auffiche Über diefe Anftale wird von einer beſoudern Commißion geführt, zu 
welcher Wir hiemit den p. . Patron des Zuchtbaufes zu Altona, den p. t. Patron des das 


en Polſteim 5; * 


gen Armenweſens, den pat. Phyſicum des Orts, ‚einen von, den, andern Medicis heit 
NACH ReL Borfeheh Kos benben DRA Adi 
nur — ——— die Conchirrenz zu. den Anweifüngen auf die Calle, und zu der Aufne mung 
der Rechnungen, aush uͤberhanpt zu den vorfallenden deonomiſchen Verfügungen, aufges 
bene, Diefe Commißion, oder eigentlich die Finfiverftändige Mitglieder derfelben, bat, D 
"aus dem 6 tern Unſers Autheils ic, ſich angebende Schülerinnen, weun, 
dieſelbe Hebörig qualificiret findet, anzunehmen, fie ,. nach ‚geendigter Lerneit, zu pr fen 
„und ibiien, Ye Geſchicklichkeit wegen, ein Zeugniß RR HI ONLMPACRARNRE [ 
55 [ont in Allein, was diee Lafliturum, angep 
ſollen die Mitglieder der Commißion, jo weit ein jedes Au den ihr_obliegendeu Verrichtne 
- gen Theil nimuie,. fich gach det, dieſer Verordnung füb-Lır.,B. angefügten Inſtruction vers 
dalten. Die Oeconomica bey der Anftalt werden durch zween aus der Bürgerfchaft zu be⸗ 
: —— jährlich vor der Eonımi ion von ihrer Beratung ag 

nung abjulegen haben, unter Direction derſelben beforget, "ta die Oberaufjicht über die 

Hebammenſchule und das damit verknüpfte Gebaͤhrhaus, wie Über alle andere Yltonaifche 
‚. Anftalten, bat Unfer p. ı. Oberpräfident ju führen, I 






Zwevyte Hbtbeilung.‘. . ...-.e.u. 
Von der Anzahl; wie auch der Annehmung und: Beitellung 


her Pebammen, 02", 


"rer > 5. > 
er, . — —RP — .⁊ 
2— 


—4 De „de I. on = nm — 
zeit ‚ der folhergeftaft errichteten Hrebammenfchule ungeachtet, das Einſchleichen unin⸗ 
| formirter ‘Hebammen, befonders auf dem Lande, nicht: verhuͤtet werden koͤrute, 
wenn nicht die Anzahl der dafeldft erforderlichen Wehinuͤtter beſtimme "und einer "jeden ihr 
Diſtrict angeriefen würde; fo ift zugleich, auf Linfern Befehl, — det fämts 
" fichen Aemter und Landjchaften im Herzogthum Holftein Unfers Antheils, wie Auch Lihfers 
Amts Pinneberg und Unferer Grafſchaft Ranzau, in gewiffe Hebanimenbiftricte, Yon wels 
chen ein jeglicher nach diejen feine ordentlich informirte Wehmuͤtter Haben ſoll, zur Hand 
genommen, und, nach dem diejer Verordnung fub Lit. C. angehängten WBerzeichniffe, Bes 

werfftelliget worden. | 
wre u % 2. | a 

Die in jedem Amte oder Sandfchafejege vorhandene Hebanimen fol der Oberbea te 
fofort, nach ihrem Namen, Wohnort, Alter, Leibes⸗ und Gemuͤthskraͤften, guten 5* 
ſchlechten Rufe und Betragen, mit Bemerkung des Umſtandes, ob fie ordentlich beſtellet 
und in Eid genommen feyn oder nicht, in eine Lifte bringen, und diefes Verzeichuiß dem 
_ Phyfico zuftellen laſſen, auch hierauf mit den darin angefüßrten Perjonen ſo verfabren, daß 
zwar die ſchon beſtellte und beeidigte Wehmuͤtter, dafern der Phyficus,- bey nochmaliger 
Prüfung derſelben, gewiſſenhaft ‚befinden ſollte, daß es ohne un itbeil des Public. ger 
ſchehen könnte, auf fein fchriftlicheg und unentgeltliches Zeugniß, benbebalten , alfo. wur, 
mit Anweifung ihres Lünftigen Diftrics, ihrer m. und Pflihten wegen, auf den 
2 sum 


as Hebaͤmmenordnung 


Sum Behuf der Hebanimen ie Ruszug dieſer Verordnuͤn ‚md ügechaupe auf diu 
"Anhang des Ihnen zuzuſtellenden — 535 Unterrichts fie die u ri 
wieſen imd daben ihres vorbin gelelfteten Eides erinners werden; diejenige Frauensperjonen 
‚Kingegen, die ſich, ohne dazu beftelle zu ſeyn, bisher zu Wehmüttern haben gebrauchen laſ⸗ 
en, den Befehl erhalten, die Hebammenfchule in Altona noch zu befüchen, wenn fle ſich 
aber hiezu nicht bequemen wollten, oder’ em a einer Unterweifung nicht mehr fähig wären, 
"ihre Profepicn, ohne Auſtand, oder fo bald eine beffere Hebamme aus der Lehre gekommen 
hn wird, Niederzulegen, und ſch, bey der In der folgenden Abcheitung beftimniten Ahn⸗ 
dung der Gebureshütfe gänzlich zu enthalten. Sollte indeſſen unter ſolchen mibeſtellten und 
nbeeldigten Hebammen eine und andere fo geuͤbt und erfahren ſeyn, daß fie, wach dem 
"flichtmäßigen Ermefjen des Phyfiei, eines weitern Unterrichts nicht beduͤrfte; fo geftatten 
‚Mir, daß fie, ‚anf fein ihe unentgeltlich zu ereheilendes fchriftliches Zeugniß, ohne vorher 
die Hebammenſchule zu beſuchen, zur Diſirictswe hmutter ordentlich beſtellt wetdhe. 


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Sollten unter den jeßigen ordentlich beftellten Wehmuͤttern einige, wegen Alters ober 
Schwachheit, unvermögend befunden werden, ihrem Amte länger allein vorzufteben; fo 
follen die Prediger, Beamten, und. Worfteber oder ‘Bevollmächtigten des Diftricts anges 
wiefen werden, mit dem eheften eine Perjon von der vorhin I, Abtheil. N} 4. erforderten 

— — Kt auefaſdig zu machen, und zwiſchen ihr Ind, ber Hebarahie eine Vpreitigung, 
wornach fie diefer, gegen die bloſe Anwartung auf den Dienft, oder, wie fie fonit am bes 
ften eins werden fönnen, Huͤlfe keiten fell, zu vermitteln, fie auch darauf dem Phyfico 
darzuftellen, und, mit Genehmigung defelben, zur Hebammenjchule zu fenden, damit fie, 
nach ihrer Rücktunft, der Hebamme, als Amtsgehuͤlfin, obrigfeitlich zugeordnet und zue 

adjungirtemn Wehnugter ‚des. Diſtriets beftellt werben. könne. . Wäre igo in cinem Diſterte 

1 feine, tich ige Hebamme; fo müßte irgend eine von deu Frauen, die fich. dafelbft-zu 
"Dedienung —n bisher haite gebrauchen laſſen, oder, wenn feine von ihnen 
‚Unterrichts. fähig, wwÄre,und dazu. tut ‚bezeigte, ‚eine andere bequeme Perfon, ohne Verzug 

‚ von den Predigery, Beamten und Boritchern des Diftricts, mit Genehmigung des Phy- 

. Fici, „zur Hebammenſchule gefandt, und, nach ihrer Zuruͤcktuuft, zur Diſtrictswehmutter 

obrigkeitlich beſtelſt, his dahin aber, und nicht länger, den bisherigen uninformirten Heb⸗ 

‚ ammen nachgelaifen werden, die Gebäprende in dem Diſtrict noch ſerner zu bedienen, 


. 4 ' 

& Auf gleiche Weiße ift auch kuͤnftighin, weun eine Diſtrietsbebamme unfähig wird, 
We Amt länger ällein zu verwalten, "oder gar unvermuthet mit Tode abgeht, zu verfahren; 
ynr daß in benden Fällen auf die (don im voraus ſu Altona informirte Hebanımen, wofern 

Fe die Station annehmen wollten, das Abjchen vorzüglich zu richten wäre, und im' letztern 
Fall der Diſtrict Feine uninformirte Hebanune, fondern bI:6 die ordentlich beftellte Weh⸗ 
muͤtter dus "den ınmliegenden Diſtricten und Orten, bis zur Befegung der Vacanz, gebraus 
* eben diirfte." Er hat demnach der Phyficus eines jeden Orts darauf forgfältig Acht zu ges 
“ben, daß Peine Hebantinenftelle in feinem Phyſiecatdiſtrict ledig bleibe, noch eine von ber 
Dbrigfeie nicht vererdifete oder gar ıminformirte Perſon ih dazu einſchleiche, wie auch daß 
' Beine Wehmutter, die ihren Dienſt nicht nich allein verrichten kann, ohne Kirsch fin 


at ang 
— 


für Holſtein— 29 


' getaſſen werde: zu welchem Ende er die ihm nach beim vorherſtehenden 2ten $. zuzuftsllende 
Hebammenfifte beftändig fortzufegen hat. Und weil dem Phyfico nach diefem das Unver⸗ 
"mögen oder der Abgang einer Hebanıme nicht allemal fofort bekannt werden möchte; fo 
“wird den Predigern, Beaniten und Vorſtehern oder Bevollmächtigten des Diftricts, in 
welchem ſich der Fall begäbe , und zwar den letzteren bey einer Gelöbuffe von 20 Rthlr. ang 
. befoplen, ihm davon ohne Verzögerung Nachricht zu ertheilen. 


S 5 

27. Ei jeder Hebammendiſtriet, der ißo oder Pünftighin eine Schuͤlerin nach Altonm 
ſendet, muß fuͤr fie, nach Inhalt. der I. Abtheil. $. 3. die dafelbft gedachte wöchentliche 
16 £Bl. zn ihrem Unterhalte am Lehrorte, nebit den, halb dem Lehrer, und halb den Altos 
naer und DOttenfer Hebammen zufommenden 2 Rtihlr. an die Hebammencaſſe voraus bezah⸗ 
len. Und weil der von tüchtigen Hebammen zn erwartende Nußen allgemein iſt; fo ſollen 
alle und jede Eingeferjene des Hebanımendiitricts, ohne Unterſchied der Jurisdiction, vers 
: bunden ſeyn, das Ihrige zu diefer Ausgabe beyzutragen. Zu ſolchem Ente haben die 
- Beamten und Vorſteher in jedem Diftrict eine Repartition befagter Gelder über alle Eins 
geſeſſene zu verfertigen, die Wohlhabende auf zwey Drittel, und die Mittelmäßige auf ein 
-. Drittel in Anfchlag zu bringen, unvermögende leute aber ans der Repartition zu laſſen, diefe 
‚ch dahin, daß fie nach ihrem beften Wiſſen und Gewiſſen verfertige fey, pr atteſtiren. 
Wornaͤchſt ſie dem Oberbeamter zur Approbation. zu uͤberreichen, auch darauf die repartirte 
: Eumme zu erheben und. wider die Saͤumige mit der Pfaͤnbung zu verfahren ft. Und fin⸗ 
- den Wir.es übrigens der Billigkeit gemäß, daß feine Wehmutter ihren Diftrict verlaffe 
und andere Dienfte nehme, es fen dann diefem vorher Sie für fle Bezahlte Gelder von. dem 

Diſtrict oder Ort, wohin fie berufen wird, doch ohne Zinſen, verguͤtet. 
Bevor eine Hebamme obrigkeitlich beftellt wird, muß fie voritzo in dem zu Eude 
des $. 2. gedachten Falle, bey dem Phyfico des Orts ein Zeugniß ihrer Geſchicklichkeit aus⸗ 
wuͤrken, nad) dieſem abee allemal ihm das erhaltene Arteftarum der Hebammencommipion: 
zu Altona, oder, wenn fie etwa zu Flensburg oder auch in Unferer Reſidenzſtadt Copen⸗ 
bagen!unterwiefen wäre,. das ihr daſelbſt ertheifte Atteſtatum, perſoͤnlich vorzeigen,. damit: 
es von beinfelben, wenn er feines Orts wider ihre Annehmung nichts einzuwenden bar, 
mit den Produtto bezeichnet werde, Nicht minder Hat fie fich zu ihrem Beichtvater zu bis 
geben, der ihre noch fortwaͤhrende Nüchternbeit und unbefcholtenen Wandel ſchriſtlich be⸗ 
zeugen und ihr den abzulegenden Eid einfchärfen, fir auch, nach der, dem Boͤſſelſchen kur⸗ 
gen Untertichte file die Wehmuͤtter beygedruckten Vorſchrift und Anleitung, in der Roch⸗ 
taufe, und wie fie den Kreiffenden, bey mislichen Umftänden aus dein Worte Gottes Troft. 
- zufprechen, und den Geſchwaͤchten, ihrer zu thuenden Ausfüge wegen, das Gewillen ſchaͤr⸗ 
- ‚fen folte, unterrichten muß. Die würkliche Beftellung der Hebammen geſchiehet Borges 
ſtalt, daB fie fich mie don Zeugniſſe des Phyfici, oder dem von ihm contraſignirten Atte- 
Stato. der Hebammencommißion, und mie dem Scheine ihres Beichtvaters, zu der Dbrtys 
keit begeben, und von derfelben, ihres Rechte und Pflichten wegen, auf dei dem Boͤſſel⸗ 
ſchen kurzen Unterrichte angedruckten Auszug. dieſer Unſerer Verordnung verwieſen, auch 

: ‚Bnranf,, vor dem Protosolle, folgendermaſſen in Eid genommen werden: A 
od D 3 ch 


* 


+ 


90 Debammenorbnung 


"SEN.N. ſchwöͤre hiemit zu Gott dem Allmaͤchtigen und Allwiſſenden einen leihlichen 
Eid, daß ich, nach beſtem Wiſſen und Vermoͤgen, der Koͤnigl. Hebammenord⸗ 
nung nachleben, alles und jedes, was fie den Wehmuͤttern vorſchreibt, zu. thun 
und zu beobachten mich beftceben, und hingegen alles, was dafelbft verboten it, 
meiden und unterlaflen, auch überhaupt, bey Ausübung meiner Kunft, wich. (0 
verhalten wolle, wie ic) es gegen Gott, die Obrigkeit uud jederman mit gusenı 
Gewiſſen zu verantworten gedenfe, So wahr mir Gore helfe durch feinen Sohn 


Jeſum Chriſtum. 


Nach Ablegung dieſes Eides wird ihr ein Protocollextraet, durch den fie ſich an 
‚dem Ort ihrer Beſtimmung als ordentlich beftellte Hebamme legitimiren koͤnne, auf ws 
geſtempeltem Papier und ohne Entrichtung einiger Gebühr, ertheilt. i 


’ j 6. 7. 
In den Städten ſollen die Magiſtrate, mit Zuziehung des Phyfici, die Amahl ber 

fürs künftige beyzubehaltenden Hebammen dergeftalt, wie es die Gräfe und Beſchaffenheit 
. des Dres erheifchen wird , (doch ohne jeder Wehmutter ein befonderes Kirchfpiel oder Auars 
tier der Stadt beyzulegen,) feftfeßen, auch, in Abficht der Annchmung, Beftellung und 
‚ Beeidigung der Hebammen obige, auf die Aemter und Sandfchaften gerichtete Vorſchrift mic 
. beobachten. Und wie Unſer allergnädigfter Wunſch und Wille tft, daß auch den Unſerer 
. alleinigen Hoheit unterworfenen adelichen nnd Canzleygütern und octropirten Kögen die ges 
machte Anftalt zum freyen Unterricht derer Hebammen zu Statten und Nutzen komme; fo 
zweifeln Wir nicht, daß die p. t. Beſitzer ſolcher Guͤter und Köge das Noͤthige zu dem Ende 
willigſt beforgen und vorfehren werden, befehlen auch hiemit, daß die Untergehoͤrige mehr, 
gedachter Güter, die unter Unſeren Amtsunterthanen zerftreuet wohnen, und mit ihnen eis 
nen Hebammendiftrict ausmachen, nach Maasgebung des vorftehenden 5. $. zu den dafeldit 
. gedachten Ausgaben Beytrag leiſten follen. 0 


Dritte Abtheilung, 


Von den Fechten, Bortheilen und Einkünften 
der Hebammen. 


§. 1. 


me Hebamme erbäfe durch ihre obrigkeitliche Beftellung die Befugniß, die ihe verftattete 
Öffentliche Webung ihrer Kunft, befonders in den Städten und Flecken, durch Aushaͤn⸗ 
gung eines Schildes anzudeuten. Und ob Wir zwar hiemit geftatten, daß eine jede ors 
dentlich beftellte Wehmutter, auch in den nächftumliegenden Hebammendiftricten, den 
Kreiffenden, ohne daß diefe fich mit der Hebamme des Orts abfinden dürfen, beyſtehe, 
und befonders, in Anfehung der Stadrwehmütter und der benachbarten Hebammen auf dem 
Sande, eine folche wechfelfeitige Befugniß ebenfalls feſtſetzen; fo foll doch diefes nicht weiter, 
als auf die nächfte unmittelbar angränzende Hebammendiftricte erſtreckt werden, mithin die 
Gebährenden, bie eine weiter entfernte Wehmutter gebrauchen wollen, fchuldig fenn, den⸗ 
| noch 


2. fuͤr Holſtein. IE - 


noch der Hebamme oder den Hebammen des Orts ihre Gebühr zu entrichten. Dagegen 
darf. keing zway informirte, gllgin noch nicht zur Hebamme beſtellje Derfon, bey giner der 
ordentlichen Wehmutter zuzumendenden Geldbufle von fünf Reichsthaler, ir zum Nach⸗ 
theil, eine Kreiflende bedienen, und follte gar eine uninformirte Perfon fich deflen ‚ala, 
fen; fo ift fie mit zwen monatlicher Zuchthausftrafe zu belegen. Auswärtige, Unferer al⸗ 
leinigen Hoheit nicht, unterworfene Hebanımen Finnen einer Schwangeren in Unferm Ges 
biete bei) ihrer Riederkunft henftehen, "wenn diefe zu dem Erde einen Erlaubnißſchein des 
Phyfici erhalten fat, ‚umd die ordentlithe Wehmutter das Ihrige befömmt. Wuͤrde eine 
atıötoderige Srauensperfon, fih,, ohne einen folchen Schein der Geburtshuͤlfe in Linferm Ges 
btete a ſo wäre fie das erftemal zu verwarnen, und, bey dennoch wiederholter 
Uebertretung, in eine empfindliche. Geldſtrafe, der Hebamme des Orts zum Beſten, w 
nehmen, in Mangel des Geldes aber am Leibe zu ftrafen, F ET; 


| $, 2. 

Eine jede würflihe Hebamme folk, für ihre sigene Perſon, von allen ordentlichen 
und aufferordentlichen Perfonalauflagen, Dienften und Befchwerden frey feyn, mithin die 
jegige aufferordentliche Steuer, fo lange fie dauren. wird, von ber Stadt ober: bem- Dis 
ſtrict für fie, (micht aber zugleich für ihren Ehemann und Kinder, ). abgehalten werden. 
Fit fie an einen Henerling verheyrathet; fo bleibt ihr Diann, fo lange fie Ieber, und ihr 
At behält, mit der Entrichtung des Schußs oder Juſtengeldes verfchont. 


Auf Hochzeiten und Kindtaufen mag die Hebamme bey den. Gdften einen Teller 
berungehen lafjen, worauf für fie ein Beliebiges gelegt wird, Vornehmere geben bey ihe 
sen Hochzeiten, auſtatt diejes umgebenden Tellers, wenigitens 4 MEI, | | 


| §. 4 | a 
AIn Schwaͤngerungsfaͤllen foll jede Perfon, die ſich des Lafters der Unzucht ſchuldig 
gemacht hat, nad) dieſem 1 Rthlr. an die Hebamme oder Hebammen des Orts entrichten, 
und die Mannsperfon, bey fundbarer Armuth dee Geſchwaͤchten, für fie mit bezahlen, 
Bon Eheleuten, die wegen anticipieten Bryſchlafs ftraffällig find, wird nur die Hälfte 
erlegt. - 
| 56 | 


In den Städten und Marſchgegenden bleibt .cs bey dem bisherigen Hebammene 
Iohne, welchen ein jeder feinen Umſtaͤnden nach, eher zus verbeffern, als zu ſchmaͤlern für 
hen wird: Auf der Geeft find nach diefen der Wehmutter, für jedes Kind, ben deffen Ge⸗ 
bure fie Huͤlfe leiftee, von einem Hufener wenigflens zwey Markt, von einem Kaͤhtner ein 
ML und von einem Inſten zwölf Lßl. zu entrichten; doch daß: der Wehnunter ihre auſſer⸗ 
ordentliche Mühe ben harten Kindesnöchen , oder die der Woͤchnerin und den neugebohrnen 
Kinde etwa angediehene längere Pflege und Wartung, veichlicher belohnt und überhaupt 
dieſe Beſtimmung nicht weiter, als aufı Ben Baurenſtand erſtreckt werde, . Für die Kind⸗ 
betterinnen, bie bei: Hebammenlohn nicht aufbringen önnen, wird er durchgehends mis 
22 2ßl. aus der Memencaffe bezahle. : | | lt 


. 6. 


_ 


M Hebammensrbnung 


it, En W §. 6. ER * . N or) 21 
Den Wehmuͤttern ſoll zu ihrer Hebammengebuͤhr, wie auch zn Bent; was ihnen 
aft, dem Obigen nach, zukoͤmmt, ohne Rechtoproerß und ohne einige ‚bon ihnen aufzu⸗ 

entende Koften, verholfen werden, s | BE EEE Ze 
7 





„ . Mebrigens bleibt es den Städten und andern Communen, die Ihre Hebamme or⸗ 
dentlich-befolden, Billig. erlaubt, fich mit berfelben, bey ihrer Aunehriung Anders, als es 
bier vorgefchrieben ift, zu vereinigen, und fie etwa zu unentgeltlicher Bedicnung der Armen 
anzumweilen, oder fi) in dem Gebrauche anderer, in Unſern fanden beſtellten Wehmtter, 
gröffere Freybeit, als der vorherftehende ıfte $. verftartet, zu bedingen. Wie es danü auch, 
an folhen Drten in Anſehung der jegigen Hebammen bey ihrer Beſtalluug oder dem aut ih⸗ 
nen errichteten Contract lediglich gelaſſen wird. | 


| 00... Vierte Abtheilung. Be 
Bon den Pflichten der Wehmutter, und wie fie zu Erfüllung 
| | derſelben anzuhalten feyn. | 


§. 1 


l eherhaupt folen die Hebammen fich chriftlich, gewiſſenhaft, Feufch und ſittſam betragen, 
v der Obrigkeit und dem p. t. Phyfico ben ſchuldigen Gchorfam und Folge teiften, ihrer 
fheuren Eidespflicht,, und daß auf fie oft ziweener Menfchen Leben und Gefandheit berube, 
jederzeit eingedent und in ihren Berufsgeſchaͤften behutſam, treu, verſchwiegen, emſig und 
unverdrofen ſeyn. Beſonders haben fie fich der Nuͤchternheit zu befleigigen und ſtarker 
Getraͤnke zu enthalten, oder doch nur mäßig, und unter der Geburtshuͤlfe gar nicht zu bes 
Bienen." Kann eine Hebanıme überführt werden, daß fie daben betrunken gewefen fey, fo 
ft fie, ohne Nachficht, ihres Dienſtes zu entſetzen. | er 
| | j 6. 2. 
Unter ſich ſollen die Wehmuͤtter in Frieden und Einigkeit leben, einander nicht ver⸗ 
kleinern oder die Kunden entziehen, ſondern vielmehr, bey ſchweren und gefaͤhrlichen Ge⸗ 
burten, einander, auf Verlangen, treulich beyſtehen. n DE 


"Eine jede Hebamme muß fich ftets in Bereitſchaft Halten, den Kreiffenden, in dem 
Kr angewieſenen Berirke, es fey bey Tage oder bey Nacht, ohne Verzug zu Hilfe! zu 
kommen, und ſich nie aus Dem Haufe begeben, ohne gemugjame Nachricht, wo fle anzu⸗ 
sceffen ſey, zuruͤckzulaſſen. Und ob ihr gleich, wenn fie Amts halber abfommen faun, frei 
ftebet, ch nad) den naͤchſtumliegenden Diſtricten und Drten su Bedienung der Gebährens 
beu pi begeben. fo datf fie fich doch keineswegs, chne ausdruͤckliche Erlaubniß der: Obeig⸗ 
keit, weiter entfernen. Thaͤte fie es nichtsdeftomeniger; jo waͤre fie mit.dregtägiger. Ge⸗ 
fängripfirafe auf Waffer und Brod zu belegen, und dieje Zeit, dafern aus ihrer Abwe⸗ 


ſenheit 


.s 


und) 


gie Holſteine ei 


fenbeit ein Nachtheil entftanden wäre, wie-auch bey wiederholter Uchertretung, nach obrigs 
keitlichem Ermeflen, za verlängern. : -... . on | 
on 3. un .4. Pa Pe EA er? 


=" Keine Bebammg foll einer Kreiſſenden in ihrem Bezirke, fie fey arnı ober. reich, 
gering oder vornehm, bey Tag oder ben’ Nacht, die verlätigte Hilfe verfagen, oder ſolche 
zur Ungebuͤhr verzögern, vielweniger diefelbe in Kindesnoͤthen wider ihren Willen verlafs 
fen, und etwa, aus ſchnoͤder Gewinnſucht, von der Armen, ebe fie entbunden wordenl, zu 
der Reichen gehen. Ja, wenn es ſich fügte, daß fie nach zweyen Dertern gleich auf einans 
der gefordert würde, foll fie dem erſtern Berufe felgen. Alles bey willfüßrlicher Ahn⸗ 
dung. . ... 7 | 
u Kine En 9 a .$. 5. J 
"Die Wehmuͤtter ſollen vor der Riederkunft alle Umſtaͤnde ſorgfaͤltig unterſuchen, 
und bey der Niederkunft und Geburtshuͤlfe ſelbſt ſich gegen die Gebaͤhrende ſorgfaͤltig, 
liebreich, ſanſtmuͤthig und dienſtfertig bezeigen, derſelben, dem, erhaltenen · Unterricht ges 
maͤß, nach Beſchaffenheit der Umſtaͤnde mid Zufaͤlle, aus göttlichem Wort Troſt zuſpre⸗ 
chen, fie, bey willkuͤhrlicher Strafe, keineswegs zu fruͤhzeitig zur Geburtsarbeit anſtren⸗ 
en, fordern, wenn gleich die Niederkunſt einer, andern Fevorflünde, in, Geduld die vechte 
Seit und Stunde, und die wahren Kenrizeichen’ der obhandenen wuͤrklichen Geburt, mit 
und bey Ahnen abwarten, auch, nad) der Entbindung, ſich nicht eber hinwegbegeben, als 
Mutter und Kind von ihnen gebörig verpfleget worden; fie möchten dann anderswo zu eis 
ner Kreiffenden gefordert, und entweder die Umftände alle gut, oder doc) eine andere Hebs 
amme „der ſie die noch erforderliche Verpflegung auftragen koͤnnten, zur Stelle ſeyn. 


.6. 6. Bu 
"Sn 'ungewoͤhnlichen Gebnresfällen folfen die Wehmuͤtter, fie mögen mit den era 
lernten Huͤlfsmitteln und. Handgriffen felbft fortzulommen fich getrauen, oder nicht, die 
Mitzuziefung eines Geburtshelfers, oder, in Mangel deflelben, einer andern erfahrnen 
Hebamme zeitig veranlaflen, und überhaupt, fo bald lc es aus den Umftänden abnehmen, 
daß ein folcher Kal obhanden fey, die Sache dem dag Haus bedienenden Arzt und Pres 
diger, oder fonft einem Berwandten und Freunde deffelben entdecken, keinesweges aber bis 
zur leßten Stunde verfchweigen und verheelen. Würde eine Hebamme biewider handeln, 
und darans für Mutter’ der Kind nachtbeilige Folgen entfieben; fo fol fie ibren Dienſt 
verbrochen haben, und aufferdem, nach DBefchaffenheit des Falles, eruftlich beſtraft 
werden. 


$. 7. 

. . Sollte die. Wehmutter es wahrfcheinlich vermuthen, daß die Kreiffende unter der 
Geburt verfterben dürfte, ſo foll fie, bey gleicher Ahndung, wenn fein Geburtshelfer zur 
Stelle ift, im voraus den nächften Chirurgum, und, wo möglich, zugleich einen Medi- 
cum, holen laffen, damit, fobald man von dem'wuͤrklich erfolgten Tod der Mutter dur) 
zuverläßige Zeichen verfichert feyn wird, ihr entfeelter Körper, allenfalls aud) wider der 
Verwandten Willen, fchleunig geöfner, und das Kind noch beym Leben erhalten werden 


möge. | 
Sedmanne Geſetze 1. Theil. E §. 8. 


34 | Hebammenordnung 


en . §. 8. nt N u 2 " 

Kaͤme ein Kind fo ſchwach und krank zur Welt, daß es beforglich dem Tode nahe 

wäre; fo foll die Wehmutter gleich den Prediger zur Verrichtung der Taufe holen laffen, 
wenn aber feine Anfunft nicht gbgewartet. werden Pönnte, die. Taufe, nach der dem Lehr⸗ 
Buche angedruchten Borfhrift, felbft verrichten, und dem Prediger von folcher bewerkſtel⸗ 


ligten Nothtaufe fofore Nachricht ertheilen. 


| $. 9% .. 
Misgeburten follen fo wenig von der Hebamme, als von den Anverwandten, ges 
tödtet werden, fondern jene, wenn die Misgeburt nicht gleich wieder ſtirbt, den Fall .der 
Obrigkeit anzeigen, auch, in Abficht der Mothtaufe, mit einer folhen Misgeburt, das 
fern fich an derfelben die vornehmſten Stücke der menfchlichen Geſtalt befinden, wie mit 
andern Kindern, verfahren. Ä Bu | 
§. 10, 


Den Wehmuͤttern wird alles Ernſtes anbefohlen, fih in den Schranken ihrer 
Profeßion zu halten, und fo wenig den Medicis und Chirurgis Eingrif zu thun, als dent, 
was fie verordnen, heimlich zu widerfprechen und entgegen zu handeln. Auf denk lande 
aber kann die Hebamme, falls fein Arzt zur Stelle ift, bey Schwangeren, Gebährenden, 
Woͤchnerinnen und neugebohrnen Kindern diejenige innerliche Medicamenta , die ihr in der 
Hebammenfhule vorgejchrieben find, und feine andere, gebrauchen; doch daß jie folche 
auf der Apothek nehme und in feinen Falle felbft zubereite. Inſonderheit foll fie, bey 
fehwerer Verantwortung, fi aller ſtarkwuͤrkenden Medicin, als Brechmittel, purgirenz 
der, Gebluͤt treidender oder Schlaf bringender Arzeneyen, gänzlich enthalten, und alle aber⸗ 
gläubifche und unchriftliche Mittel fliehen und meiden, auch die Patienten, deren Zufälle 
ihr zu ſchwer find, nicht für fich allein tractiren, fondern fle an einen Arzt verweiſen. Zus 
gleich wird den Hebammen, wie fonft allen und jeden, ernftlich verboten, den Kindern vor 
der Öffentlichen Taufe ftarke Getränke einzuflöffen, um durch Berdubung derfelben das Wels 
nen zu verhüten, | 

$. 11. 


Am wenigften follen die Wehmuͤtter, bey Verluſt ihres Dienftes.und anderer ſchwe⸗ 
ren Strafe, fi unterfangen, einer Schwangern, fie fey verheyrathet oder nicht, zu vers 
meinter Abtreibung der Scucht, Arzeneyen zu geben oder anzu;gigen.. Vielmehr muͤſſen fie 
diejenige, die einen folchen unzuläßigen Rath, für fich, oder andere, von ihnen verlangen 
möchten, dein Prediger, und, auf fein weiteres Veranlaflen, der Obrigfeic fund chun, 


$. 12. u 

Gleichergeſtalt verfteht es fich von felbft, daß feine Hebamme einer Schwangeren, 
die ihren Zuſtand zu verbeelen und heimlich zu gebähren fucht, dazu beförderlich fene, oder 
die Miederkunft felbft, und wohl gar die Tödtung oder vorfegliche Berwahrlofung des Kins 
des, auf einige Art verbergen helfen, ober auch zu Wegfegung, Unterfchiebuhg, Ent⸗ 
wendung und Verwechfelung eines Kindes einigen Vorſchub thun darf, fo lieb es ihr ift, 
dem fe ihres Dienftes, auch der Zuchtbauss und anderer ſchweren Leibesftrafe zu. 
eutgeben. 


vorn ". 13. 


\ 


.. für Holftein,. 35 


W u & nm. BE 

Die anffer ver Ehe gebäßrende Perfonen foll die Hebanme, unter den Geburts⸗ 
ſchmerjen (doch ohne fie durch Vorenthaltung der Hülfe zum Geſtaͤndniſſe zu zwingen, ) auf 
iht Gewiſſen, mit nörhiger Schärfung deffelben, befragen: Bon wem und an. welchem 
Drte fie geſchwaͤchet worden, auch wo der Thaͤter ſich aufhalte? Und ift ſolches Befragen, 
auch wenn die Hebamme erft nach der Entbindung Fame, von ihr nicht zu unterlaflen, 
Worauf fie denn beydes die Niederkunft felbft, und die Ausſage der Kitidheiterin, der Obrig⸗ 
feit oder dem’ Bedienten, der das Brüchregijter hält, wie auch dem. Prediger des Orte, 
fofort anzuzeigen hat. Bey Verfchweigung eines folhen Schwähgerungsfalles, oder bey 
gefliſſentlich verzögerte Anzeige deffelben, wird fie (wenn feine, nach dem vorigen $pho 
einer fchärferen Ahndung mürdige Umſtaͤnde hinzutreten,) das erftemal mit zehntägigem 
Gefängniffe anf Waffer und Brod, das zwentemal mit dreywoͤchigem Öefängnifle und das 


dristemal mit dem Verluſt ihrer Bedienung beftraft. 


1... Be WR... $: 14. Zr 1. 

Wenn von Wehmuttern eine Frauensperſon, wegen angegebenet Schwangerfchaft, 
aenlihen Entbindung, Unvermoͤgens zum Gebaͤhren ıc, zu befichgigen iſt, fo ſollen fie fols 
ches mit aller Sorgfalt verrichten, auͤch die befundene Umſtaͤnde der Obrigfeit oder dem 
Öerichte, zu weiterer, nach eingezogener etwaniger Epicrifi des Phyfici zur Hand zu neh⸗ 
menden Derfügung, ober, nach Befhaffenbeit des Falles, denjenigen, die.es fouft anges 
bet, auf ihr Gewiſſen und" geleifteren Eid entdecken, gegen andere aber gebührlich vers 
fepmwiegen galten. = as nn 
nn ! ne J §. I5. | 


. Die Hebammen follen mit dem Ausgange eines jeden Jahres fich perfönfich bey dem 
Prediger einfinden, und ihm eine fchriftlihe Machricht von der Anzahl der Kinder, bey 
deren Geburt fie Hülfe geleifter haben, ‚von deu, was dabey merfwürdiges vorgekommen, 
uud ob auch eine Frau oder Kind in der Geburt geftorben fe, übergeben, damit er diefelbe 
atteftire, und dem Pt fico zufende, diefer aber beſonders in Abſicht der zulegtgedachten 
Fülle, das Verhalten der Wehmuͤtter, und wie ſie der Vo ſchriß —— — Gten, 
und ten Sphi nachgefommen fen, gehoͤrig —— aeee— te etwa nicht: 
ſchreiben fönnte, müßte fich zu folcher Nachricht einer fremden Hand bedienen. Sollte der 
Prediger wider den Inhalt etwas einzuwenden haben, fo hätte er ſolches in feiner Atteſta⸗ 
tion nicht zu. verfchweigeli, LUnd liegt ihm übrigens 06, wenn die Hebaninie ſich nach obie 

r Voeſchrift bey ihm einſtellet, ſie ihrer Pflichten beweglich zu erinnern) und mit hr eine, 
Prüfung vorzunehmen / ob ſie auch etwa des et halionen Unsertiches,; wie ſie den Kreiſſenden 
aus goͤttlichem Wort Troſt zuſprechen ſolle ac. Bergeffe. . 1 0 nenne 

Ti TTS 
.. & 16 

Aufferdem haben auch die Beamten und die Vorfteher, oder Nepräfentanten einer 

jeden Commune auf dag Verhalten. ber Wehmuͤtter genau zu ſehen, uns wenn fich ben dens 
felben:eine Machlaͤßigkeit, unordentſichas Leben, und uͤbethart einige Hintanſetzung obiger, 
ihnen obliegenden Pflichten,ſpuͤren ließe, ed: augefdume‘ dem: Fhyſieo oder der Obrigkeit 
anzu; eigen Ramit ſie, nach Beſchaffenhelt des Fallos, zurechtgewieſen, verwurnet, oder 
gebührend beſtrafet werben moͤgen. Haͤtte eine Braun; Bier Unſttet Vetordarna 
| 2 zufolge, 


Ar 5 2 


\ worden, 


36 Hebammenordnung 


zufolge, ihren Dienſt verbrochen, oder ſie koͤnnte, ihres ſchlechten Betragens wegen, 
nicht fuͤglich laͤnger im Amte bleiben, fo wollen Wir die Obrigkeit hienut bemaͤchtiget haben, 
dieſelbe, nach geuugfam unterſuchter Sache, fofort,. obne, einige proceßmaͤßige Weitladuf⸗ 
tigkeit abzuſetzen. Wornach fih männiglich, deu es angehet, allerunterchänigft zu achten, 
hat. Urkundlich unter Unſerm ——— Handzeichen und vorgedruckten Inſiegel. Ge⸗ 
geben auf Unſerer Koͤnigl. Reſidenz Chriſtiansburg zu Copenhagen den 18ten Febr. 1765. 


eb Fa Sr Friderich R. 
en in 9. E. 8. d. Bernſtorff.n 
Lit. A. | De Kae Ci I 
Inſtruction für den p. t. Demonſtratorem ordinarium beym 
Theatro anatgmica zu Altona, als Vorſteher ˖und Lehrer ander 
daſelbſt errichteten Hebammenſchule. | — 


| ze: | 
St er fich uͤbexrbaupt dahin beſireben, daß Unſere heilſame Abſicht ben der weranftalten 

ten Unterweiſung der Hebammen beſtermaſſen erfuͤllet werde, und was, feines: Erach⸗ 
tens, der Anſtalt zum Vortheil gereichen koann, in der Hebammencommißion zu näherer 
gemeinſchaftlichen Beurtheilung und Erwägung, vortrage. — | 


- Hat er feine Schulerin aus den Herzogtbum Holſtein U 36, Anibeile ‚ wie auch 


aus Unferet Herrfchaft Pinneberg, Stadt Altona uud Graſſchaff aan, in information, 
zu nehmen, ehe fie der Hebamıtiencoinnipion vorgeftellt, nnd von derſelben, nad) Anlei⸗ 
eung und Worſchrift der vorherſtehenden Derordriung erſte Abtheilung $. 4. ‚geprüft, 


‘ ft Eee 1... 

. Ä 0. x = . je F | u > 

594 er.dig Lehrlinge aus dem Herzogthum Holſtela, Anſers Ancheils ı. ohne 

Entgelt infprinigen, - ad: ſolcherwegen weiter tlichtey; als Fir jede Schuͤlerin das in der: 

Berorbnung.beftiguung Ascidengu unter einigem Vorwende fordern ader nehmen; dagegen 

ſtehet es ihm fen, von andern tchrlingen schne unten; Unſerer alleinigen Hoheit nicht gehös- 
sen, fich eine billige Vergeltung auszubedingen, , 
ET A 


Su ms 
Die in dep vorherfichenden Wersrhmung 1. Abtheil. $. 5; zur Informarion beſtiumte 
Jahresjeit hat er gebuͤhrend zu ren a ‚ und dieſe Zeit Aber jeden: Werkeltug zu infor⸗ 
miren. Die Orunöfäge ver Hebammernfwit trägt er Nachmittags von zwey bao bier Uhr 
vor; an ben Tagen-aber, da auf dem Debaͤhrſaale im Angrif, oder in des wirklichen: Ges 
burtshuͤlfe Unterricht gegeben wird, werden diefe Lehrſtunden eingeſtellite. * 
| Pre Zu 5. ie 


für Holflein, 3 


ER Var 
z_ . . . Be . | j« . _ | 
= Die ordentfiche Lehrſtunden werden im Theatro anatomico, oder, wenn die Ans 
Kit der Schülerinnen es geftattet, nach Qurfinden des Lehrers, in feinem Haufe gehalten, - 
ee ‚peastifepe Untereifung bihgegen wird ſchon gedachtermaflen auf den Gebaͤhrſaale 

ertbeit, Ä 
| 6. | | 


Rey dem Vortrag in den Lehrſtunden bat der Morfteher der Schule D. Böffels 
kurzen Unterricht für die Wehmütter (welcher zn derh Ende," mit beygefuͤgtem/ fuͤr die 
Hebammen verferrigten Auszuge diefer Verordnung ıc, ıc. auf Unfere Koften gedruckt wird;) 
zu gebrauchen, und jeder angehenden Schülerin ein Exemplar davon unentgeltlich 
zuzuftellen, | ot, Ä | 
T- 

Seinen Bortrag felbft foll er. nach dein ſchwachen und ungeuͤbten Begrif der Lehr⸗ 
Äinge einrichten, mit ihnen allenml, ehe er eine nene Lection anfängt, eine catechetifche Prüs 
fung, ob fie auch die vorige Lection recht begriffen und behalten haben, vornehmen, und ir 
Zurechtweifung derfelben und Beantwortung ihrer Fragen alle Sanftmuth und Gedult eines 
treuen Lehrers beweifen. Bey Befchreibung und Erklärung der weiblichen Geburtstheile 
foll er fie den Schülerinnen an frifchen Körpern oder Preparatis &c. vor Augen legen, und 
nicht weniger alle Mittel, welche feine Gefchicklichkeit und Erfahrung ihm an die Hand 
geben wird, dazu anwenden, daß er ihnen feinen Unterricht von der ordentlichen und vers 
kehrten lage des Kindes, von Kerr Geſtalt des Kopfs und feinem Berbäkniffe zum Becken, 
von den’ ben der Gebursshälfe jur gebrauchenden Handgriffen zc, durch finnliche Worftelluns 
gen faßlich made, ze u: u 

8. 


Damit die Lehrlinge auſſerdem auch durch den wirklichen Angrif bey ſchwangern 
Perſonen die wahre und falſche Schwangerſchaft, die Zeit der zu gewartenden Niederkunft 
und die Lage des Kindes erkennenund beſtinimen lernen; ſo ſoll er arme Weiber durch eine 
aus. der Hebammentaſſe abzuhaltende kleine Belohnung vermögen, ſich, ſobald fie ihrer 
Schmangerfihaft inne. werden „monatlich, bis zu ihrer Entbindung, auf dem Gebaͤhrſaale 
en und den Angrif / Unter feiner und einer Hebamme Aufjiche, an ſich verrichten 
zu laflen, | 


. 09 

Und wie es infonderheit unumgaͤtthlicht vonnoͤthen ift, daß die Lehrlinge, wenn 
ſie die ——ã e der Kunſt gefaſſet haben, zur wirklichen Geburtshülfe durch die Erfah⸗ 
rung beherzt geikächt wrtden; ſo ſoll er Ich Ser hiezu eingerichteten Anſtalt fuͤrr arme Kinds 
betterinnen beſtens bedienen, mithin fo oft eine von ihnen niederkoͤmmt, mit Zuſiehung 
einer Hebamme des Orts, die Schuͤlerinnen zu allem dem, was vor, bey und nach der 
Entbindung zu verrichten und in Acht zu nehmen iſt, aufuͤhren, und ſie wechſelsweis ſelbſt 
Band anlegen kaffen; wenn aber auf dem Gebaͤhrſaale ſich der Fall einer erforderlichen 
Wendung: des Kindes etaͤngnet, eine von den beſten Schülerihnen dazu auserſeben, daß 
fir,; in Beyſeyn det andorn, die &chartehiäffe, unter feiner und dee Wehmutter Aufſicht, 
verrichte. Und wie auf vergleiche ſeltnere Fälle. das Hauptwerk der Geburtshuͤlſe berus 


ber, ſo muß er, wenn bey armen Weibern, durg den Angrif auf dem Gebaͤhrſaale ef 
| A 3 nft, 


r 


3% Hebammenordnung | 


fonft, eine verkehrte age des Kindes entdecke wird, es nörhigenfalle bey der Hebammtens 
commißion bewirken, daß eine folhe Perfon mit Geld dazu vermocht werde, fich unter 
geböriger Direction von einer dazu fähigen Schülerin ins oder aufler dem Gebährhaufe 
gecouchiren zu laſſen. In ordentlichen Geburtsfällen hat er es mit zu veranlaffen, daß, 
ben Aufnehmung armer Schwangeren ins Gebährhaus, ‘auf Erfigebährende vorzüglich 
gefeben werde, 
“ .. “ 10, . ° 

Die, auf feinen Vorſchlag und Gutfinden der Commißion, in das Gebaͤhrhaus 
aufgenommene Kindbetterinnen foll er als Arzt bedienen, ihnen die zu haltende Diät vors 
fhreiben, und die nörhige Arzeneyen verordnen, auch die Zeit, wenn fie aus dem Hauſe 
wieder zu entlaffen find, nach näherer Vorſchrift der vorheritebenden Verordnung i. Abe 
theil. d. 2. beſtimmen. 

II. 


So hat er auch darauf zu ſehen, daß die Hebammen des Orts, nach Inhalt der 
vorherſtehenden Verordnung I. Abtheil. $. 6. wenigſtens eine Schülerin zu den Kreiſſenden 
mir nehmen und die dabey zu beobachtende Ordnung und Abwechfelung unter den Schüs 
ferinnen zu beftimnien, nicht minder, wenn er felbft zu einer Oebährenden gefordert wird, 
bierinn den Wehmuͤttern mit feinem Beyſpiel vorzugehen. 


12, 


Nach vollbrachter information foll er die Lehrlinge der Hebammencommißion, zur 
Prüfung und zu einem ihnen zu ertheilenden Zeugniffe, darfiellen. Auswärtigen Schuͤ⸗ 
lerinnen hingegen, die nicht unter Unferer alleinigen Botmaͤßigkeit gehören, kaun er felpfk 
das noͤthige Atteſtatum ertheilen, 

| 13. | 

Endlich hat er fein Augenmerk dahin zu richten, daß beftändig eine Amahl Ant 
Frauen und Wittwen, die ohnedies zu Altona oder in der Nähe wohnen, ſich, ‚in Hofe 
nung fünftiger Beförderung, und zwar, falls ihre Umſtaͤnde es immer geflatten wollen, 
fänger als einen Sommer, mit zur Hebammenſchule halten „ damit dieſe Schhlerinnen zus 
unverzögerter Befegung der Vacanzen, wozu fie Neigung haben und qualificirer find, ges 
braucher werden Fönnen, " 

1: 


Ä Lie B. Ä a. 
Infteuction für die Hebammencommißion zu Altona. - : 
Io 
berhaupt fol diefe Commißion fich 6 lei | la ie Erfuͤllung 
u ee —* Sr eg Den angehen nie Palin 
d d was hiezu auf einige. Art , 
ie , wie aud bey — ** Kuhn Ennlen ————— Fr ie Ober— Brain 


. I 


2. Bey 


für Holſtein . 

. 2. - 
‚ey Unterfuchung der ſich angebenden Lehrlinge haben die kunſtverſtaͤndige Mitgfies 
der ber Commißion die vorberftehende Verordnung 1. Abtheil. $ 4, genau zu beobachten 
und nicht zu geftatten, daß, diefer Vorſchrift entgegen, eine zur Hebammenprofeßion nicht 


« 


aufgelegte Perfon ben der Hebammenfchule angenommen werde, . 


| - 2. 

‘ In dem mit den Schülerinnen, nach geendigtem Unterricht anzuftellenden Examine 
haben fie den gehörigen Ernſt und Sorgfalt zu beweifen, und feiner, der es an der nörbigen 
Wiſſenſchaft und Geſchicklichkeit fehler, ein Zeugniß zu ertheifen, vielmehr eine folche 

Schuͤlerin za beſſerem Sleife ımd zum fernern Beſuche der Hebammenfchule anzumeifen, 
ſonſt aber, mie billig, ihr Zeugniß, nach dem Maaße der befundenen Tuͤchtigkeit eines 
jeden Sybjetti einzurichten, oo _ 
Obſchon es nachfoorberfteßender Verordnung 2 Xbtheil. $. 4. eigentlich den Phyficis 
obfieget, dafür gebührende Sorge zu tragen, daß jeder Hebammendiftrict ſtets mit einer 
informirten Wehmutter verfeben fey; fo füllen doch mehrgedachte Mitglieder der Commijs 
Kon gleichfalls verbunden ſeyn, wenn fie irgend eine auffer Acht gelaffene Vacanz in Erfahs 
zung bringen, oder überhaupt bemerken, dag aus einem Amte oder Sandfchaft zu wenige 
Lehrlinge nach. Altona kommen, füldherhalben bey dem Phyfico, oder dem Oberbeamten 
Anregung zu thun, auch davon, nach Erheifchung der Uniftände, an Unſere teurfche Canz⸗ 
key , zur noͤthigen Berfügung zu berichten, 


on | 5 
= Die,in das Gebaͤhrhaus außunehmende arme Frauensperfonen werden von der 
- ganzen Commißion ernannt, und der Vorfihlag des Vorſtehers der Hebammenfchule dabey 
in billige Betrachtung gezogen. 

6. 


Den aus der Bürgerfchaft zu beftellenden beyden Provifpren hat die Commißion 
jährlich unansgefegt ihre Rechnung abzunehmen, und jede von ihr aufgenommene Jahrs⸗ 
rechnung Unſerm p. t. Oberpräfidenten zu feiner fchriftlichen Approbation vorzulegen. In 
Fällen, da es auf eine nicht ſchon regulirte Ausgabe ankommt, ftellt fie jedesmal eine befons 
dere Anweifung auf die Caſſe aus, damit folche won den Proviforen ihrer Rechnung bey⸗ 
geleget werden Pönne, Endlich) | 

7 

Soll die Hebammencommißion, fo oft in Altona und Detenfen eine Wehmutter 
abgehet, anftatt derfelben eine tüchtige, und bey der Anftalt mit Mugen zu gebraudyen®e 
Derfon der Obrigkeit vorfchlagen, auch fonft auf das Betragen der Hebammen in Altona 
und DOttenfen ein aufmerkfames Aug haben, fie nöthigenfalls vorfordern und verwarnen, 
und, nach Befchaffenheic der Umjtände, die Beftrafung oder Abfegung derfelben ben der 
Obrigkeit veranlaffen, | 
- F nn ULit. C. 


’ N 


48 | HDHebammenordnung 
Lit. C. 
Werzeichniß Der Hebanimendiftricte in den Aemtern und Landy 


ſchaften des Herzogthums Holſtein Koͤnigl. Antheils, wie auch im Amte 
Pinneberg und in der Grafſchaft Ranzau. “ 


Bey diefem Verzeichniſſe ift im voraus zu bemerken, daß 
1. Es mit dem jeder Hebamme angemiefenen Wohnort nur die Meynung babe, daß 


ſie, ordentlicher Weife, und wenn ihre oder ihres Ehemannes Umſtaͤnde es ger 
ſtatten, ſich dafelbit niederlaffen folle ; ... 


2, Daß, wo zwo Diftrietshebammen gemeinfchaftlich zu beftelfen find, beyde die 


Freybeit von Perſonalauflagen etc. zu genießen haben, auch, wenn eine von ihnen 
abgebet, der ganze Diſtrict die mit der Unterweifung ihrer Nachfolgerin vers 
knuͤpfte Koften übernehmen muͤſſe; und | 


Daß unter den, die nad) fpecificirte Hebammendiftricte ansmachenden Kirdpieten 
oder Dörfern nicht blos die darinn wohnende Untergehörige des Amts oder der 
Landſchaft, fondern nad) Maasgebung der vorherftehenden Berordnung ate Abth. 
6. 5. und 7. auch die Eingepfarreten und Dorffchaftsintereffenten fremder Juris⸗ 
diction, fofern fie nämlich der Königl. alleinigen Botmaͤßigkeit unterworfen 
find, zu verſtehen ſeyn; wogegen. es, in Anfehung der gemeinfdaftlichen und 
auswärtigen Unterthanen, lediglich darauf beruber, ob fie an den mit dicfer 

* Einrichtung verfnüpften Vortheilen Theil nehmen, und fih zu dem Ense mit 
den Koͤnigl. privativen Unterthanen aflociiren wollen, oder nicht, 


Obiges vorausgefegt, folgt nun das Verzjeichniß ſelbſt *. 


3. Nähere 
* Dieſes Verzeichniß wuͤrde hier unnuͤtz ſeyn. 


— 


für Holſtein. 4 


on 3. 
Naͤhere Anordnung, megen.einiger, das Hebam- 
menmefen im Herzogthbum Holitein, Koͤnigl. Antheild, wie 
. auch in der Herrſchaft Pinneberg, Stade Altona und Graffihaft 
2 PRanzau angehender Puncte. Sub daro Chriſtiansburg 

J den 13ten November 1769. 





u . Be “ \ 

Mir Chriſt dan der Siebende, von Gottes Gnaden König zu Dinm: 

mark, Norwegen, der Wenden und Gothen; Herzog zu Schleswig, 

Holftein, Stormarn und der Dithmarſchen; Graf zu Oldenburg und Dellmen 

borft ꝛc. 20. - Thun Lund hiemit: daß die bey Vollſtreckung der von Unfers in Gott 

Hoͤchſtſel. ruhenden Herm Vaters, Königs Sriderichs des Sünften Majeitir gl. G. 

unterm räten Bebr. 1765 im Herzogthum Holftein, Unjers Antheils, wie auch in Unſerer 

Dinneberg , Stadt Altona und Grafichaft Ranzau ausgelaſſenen Hebammen⸗ 

ordnung von Zeit zu Zeit entflandene Zweifel und Schwierigkeiten und dadurch beranlaffere 

Anfragen Has bewogen haben, dieſe Verordnung, zu deito beiferem Fortgange einer fo 

heilfanıen und nothwendigen Anjtalt, in folgenden Stuͤcken zu ergänzen und naͤher zu 

beſtimmen. 

J. Da fi der Fall begeben kann, daß eine, auf dem im 2ten $. der erſten Abtheilung 

-  vorgefehriebenen Fuße, tn das Gebährhaus aufgenommene Perfon in Kindess 

nöthen, oder im Wochenbette fterbe, und ein oder mehrere Kinder binterlaffe, 

oder, daß eine ſolche Perfon ſich nach der Geburt, mit Zuruͤcklaſſung eines 

‚oder mehrerer Kinder, heimlich davon ſchleiche; fo wollen und befeblen Wie 

biemit, daß dieſe Kinder von dem Kirchſpiel oder Ort, wo die Mutter fich, 

vor ihrer Aufnahme in das Öebäbrhaus, zuleßt aufgehalten, unweigerlich ans 

. genommen. werden follen, und daferne die Eingeſeſſene vermennen möchten, daß 

eine andere Kommune die Kinder zu unterhalten pflichtig wäre, fie folches mit 

-. . berfelden auszumächen haben, ohne, daß. fie darum ſich entlegen koͤnnen, die 

Kinder ad interim und bis zum Austrag der Sache unterzubringen und zu vers 

‚pflegen. Zu welchen Ende dann eine jede Schwangere, die im Gebäbrbaufe 

Kindbett zu halten gedenfer, von dem Prediger des Dres, wo fie fich zuleßt aufs 

gehalten, einen Sein, daß fie zu feiner Gemeine gehöre, mit beygedrucktem 

| Dertfhaft nehmen, und ſolchen dein p. t. Borfteber der Hebaumenfchule eins 
‚händigen muB, | 

II. Anſtatt der im Iten .$. der erflen, und sten d. der zweyten Abtheilung, den Schuͤ⸗ 

lerinnen zu ihrem Unterhalte wöchentlic) bengelegten 16 !Bl., wovon die Stu⸗ 

Beckmanns Geſetze 1. Theil, 5 bus 


Hebanmmegordrung 


ben- und Betthauer mwenigitens die Helfte wegnimmt, follen denfelben woͤchent⸗ 
lih 24 bis 32 4ß1., wie der Diftgie mit ihnen am beften eins werden kann, nach 
dieſem gereichet werden. i , | 

U. Die, wegen Vertheihing ver Hebammenkoften int- sten 6, der Zweijten Abtheilung 
enthaltene Vorfchrift: daß die wohlhabende Eingefeffene auf zwey Drittel und 
die mittelmäßige auf ein Drittel in Anichiag zu. bringen,. wollen Wir night: von 
dem ganzen Complexu der Woͤblhabenden yad' Mittelmäßigen,, foudern von 
hate ieinen jeden Wohlhabenden nnd Mütelmaͤßigen änſonderheit, foldlich dadhin, daß 
der. Vrisrefmäßige nur halb fo viel, als dar Wopthabenne zuj braahlen babe, vers 
ftanden wiſſen; wiewohl überhanpt die Vertheilumg he Koften, wenn nue 
der Zweck mit allerfeitiger Zufriedenheit erreicht neird, dem gewiſſenhaften Be⸗ 
finden der Beamten und Vorftcher in jedem Diſtrict füglich überlaffen werden 
kann. 


IV. Den Schwierigleiten, die ſich, wie Wir ungerne vernehmen, in, Ruͤckſicht' auf 
v7 Bentdristen Feber dritten Ubtbeilung, öfters Bervorsun, "fürs Filnftige zu begega 
“ nen, verordnen Wir. in Anfehung dler Angehörigen eines Hebaniniendiftricte 
ohne Unterfchigd: daß bey Hochzeiten der Schaffer den Teller für die Wehmut⸗ 

ter den angebenden Eheleuten und den Gaͤſten präfentiren, und wenn bey eines 
Inſten Hochzeit nicht wenigftens 12 tBl., bey eines Kaͤtheners Hochzeit, nicht 
wenigſtens ı Mkl., und bey eines Hufeners Hochzeit nicht, wenigfteng 2 Mil. 

‚ auf. deu Teller geleget worden, derjenige, der die Hochzeit gusuifhter, das Fehe 

J lende zulegen, ſolle. . PERS: EEE LE BP 
Beny Kindtaufen muß des Kindes Vater für die Hebamme des Diſtriets 

den Teller-präfentiren, und zwar, wenn fie bey der Entbindung Hülfe geleifter 
bat, ohne für ein gewiffes Quantum einzuftehen. Wäre fie hingegen dazu nicht 
gefordert, fo hätte ein Hufener, was an 12 8ßl, ein Käthener, wag an Gläl., 

und ein Inite, was au Bl. auf.dem Teller fehlte, ſelbſt zuzulegen, oder auch, 
„nach Gutfiuden, dieſes Quantum, anflatt des umgeheyden Tellers, an fie zu 


entrichten, . Ä 
V. Da, dem Berichte. nach, in den Marſchgegenden hin und wieder der bisherige 
Hebammenlohn geringer, als derjenige ift, den der ste $. der dritten Abtheilung 
in Abſicht auf die Geeſtdiſtricte beſtimmet; fo wollen Wir, daß an dergleichen 
Marſchoͤrtern, wie auf der Geeſt, der Wehmutter für jedes Kind,: ben deflen 
Geburt fie Huͤlfe letter, von einem Voll⸗ oder andern Hufener zwey MII., 
von einem Käthener ein Mkl., und von einem Inſten zwoͤlf Lßl. aufs wenigite 
 . entrichtet werden follen. | 


Was den von Fleckengeinwohnern zu erlegenden Hebammenlohn betrift, 
hat ein Krämer, Ediffer, Brauer, oder anderer Nahrungtreibender, gleich 
einem Hufener, 2 MEl., ein Handwerker, gleich einem Käthener, 1 DEN, 
mid cin Tagelöhner, gleich einem Inſten, 12 tft. in Entbindungsfällen zu ent⸗ 
richten. Welcher Beftimmung auch in Anfehung der Hebänmengebühr bey den 
in den Flecken vorfallenden Hochzeiten und Kindtaufen nachzugehen ift. 


3 


für Holſtein. 45 


l DMamit die Wehmmütter , nach dem b6ten HIderſelhen Abthellung zu dem, waͤt ihrlen 


. 


U 


. gebübret, ohne Verwendung einiger Koſten, gelangen; .fo follen die Obech 
ten, Magifträte und andere Obrigkeiten, auf mündliche Vorfteflüng derſelben, 


Das Möthige veranlaffen, fie. auchnin feinen Schriftwechfel verwickeln', fohde 
1. uͤher die ihnen entgegen geſetzte Enuͤnde blos mündlich vernehmen.“ Micht min⸗ 


der. wollen Wir dig. Prediger hiedirrch angewieſen haben, den Hebammen in 
ihrer Gemeine bey jeder Gelegenheiti bebuiflich und befoͤrderlich zu ſehn,“ "and 
Ke, noͤthigen Falls, bey der. Obrigkeit muͤnd⸗ und ſchriftlich zu vertketen s'- wei⸗ 
ches auch den Phyſicis, ſoweit die Sutfernung es geſtattet, in Anſehung der fh 
ihrem Phyſicatdiſtrict befindlichen Hebammen, obliegen fol, — 
VI. Wie es nad) dem feßten $. der dritten Abtheilung nur ven Coͤrmunen, die ihre 
Hebamme ordentlich befolden, erlaubt IP; fich mit derſelben, ihrer Gchühren 
und übrigen Einkuͤnfte wagen, anders, als die Verordnung es vorſchreibet, zu 
vereinigen; 'fo wollen Wir dagegen die fonft etwa an kinigen —* der Weh⸗ 
mutter des Diſtricts, vor oder nach Abſendung derſelben zur Hebammenſchule, 
anmiaßlich geſchloſſene, oder noch zu ſchließende, von der Vorſchriſt dieſer Vers 
ordnung abweichende Contracte hiemit für nichtig und unverbindlich erfläret,, und 


len und jeden Diſtrictsgenoſſen ein ſolches Unternehmen fuͤrs kuͤnftigẽ berpteills 


FT f7aͤhrlicher Strafe verboten haben. 
VII. Da, dem Vernehmen nach, die Wehmuͤtter, wenn fie, dem Sten $. der vier⸗ 
ten Abtheilung zu Folge, in ungewebnlichen Geburtsfällen aufeine Hülfe antras 
‚gen, gemeiniglich zu vielen Widerſtand finden; fo foll eine jede Hebamme in 
Gällen. diefer Art benzachtigt und jchuldig ſeyn, allenfalls ſelbſt einer Boten an 


eine andere’ondentlich beſſellte erſahrne Hebamme, auf Koſten der Kreiſſenden, 


oder, wennũ ſie ungermögend wire „ Der Commune, zu feuden, 

IX, Maut, nach dem 16ten’S. der vierten Abtheiling die Sebanınren’,‘ Sie es verdies 
nen, zwar fo fort, ohne einige proceßmaͤßige Weitläuftigkeit, aber doch nicht 
anders, als nad genugſam unterfichter. Sache, abgefeßer werden fönnen; fo 
bat es damit die Adſicht, daß eines Theile zur ebengedachter Unterſuchung, bes 
fonders in Fällen, da es auf die Wiffenfchaft und eigentliche Amtsfuͤhrung der 
Befchuldigten ankoͤmmt, der Phyficus des Diftriets mie zuzuziehen, und andern 
Theils eine Hebamme, wie unläugbar auch, ihr Vergehen ſeyn möchte, vor ihrer 

Abſetzung zur Verautwortung zu laſſen, und ihr zu dem Ende dasjenige waͤs 

ihr zu Schulden gelegt wird, von der Obrigkeit bekannt zumachen , auch, falls 
fie fich blos muͤndlich darauf erkläree, über ıhr Anbringen eine zufängliche Regie 
ftratur zu halten fer. 


Wir wollen und befehlen demnach, daß, wie der ergangeneri Hebammenordnung 


ſelbſt , fo auch dieſer Unſerer näheren Anordnung pünctlich nachgelebt uns dawider nichts 


unternommen, oder von den Obrigfeiten und Beamten geftattet werden folle. Und da Wir 
bisher misfaͤllig wahrnehmen müflen, daß juadeim/ThellUnferer geliebten und treuen Un⸗ 


terthanen, in Erinnerung des Uns ſchubdigen Gehorfamis und in dunkbarer Erkennung der 

wahren tandesväterlichen Liebe und Fürforge, worauf die, mit eher fortwährenden Muss 

gabe für Unſere Caſſe verknüpfte beſſere Einrichtung des Hebammenweſens einzig und allein 
ö 2 | 


gegruͤn⸗ 


’ 


44 | | Fenkrordnung 


gegruͤndet iſt, ſich die Wohlthat, die ihſsen dieſe Auſtalt darbietet, gerne zu Niczeu machen, 
dagegen aber an anderen Orten bey dieſem heilſamen Werk ſo mannigfaltige und unerheb⸗ 
liche Einwendungen und Schwierigkeiten erreget und recht hervor geſuchet werden, daß 
ein gefaßter Vorſatz, ſich der ordentlich beſtellten tuͤchtigen Wehmütter zu entledigen, und 
Unſere beſtgemeinte Abſicht zu vereiteln, nicht undeutlich vor Augen liegt; ſo wollen Wir 
hiemit aufs neue, um den Weg der Milde und Gelindigkeit noch nicht zu verlaſſen, einen 
‚jeden verwarner haben, fich feinen. Ungehorfam in diefem Stuͤcke zu Echulden kommen zu 
laſſen, weil Wir- die fo erfpriesliche Hebammenanftalt kraͤftigſt zu unterftügen entſchloſſen 
find, mithin auf eine ſolche Widerfeglichfeit unfehlbar eine ernftliche Strafe folgen würde, 
Moruach fih männiglich zu achten. Urkundlich unter Unferm Königlichen Handzeichen 
und vorgedruckten Inſiegel. Gegeben auf Lnferer Königlichen Refidenz Chriſtiansburg 


zu Copenbagen den 13ten November 1700. 


Be GN Be ..eheifian. 





Ernenerte Seuerordnung für die Stadt Caſſel, 
welche des Herrn Landgrafen Durchl. 1775 


publiciren laſſen. 





J. 


GH zu denenjenigen zwen Thurnhuͤtern, die auf dem Fregheiter Thurn allhier ſowohl 
Tags als Nachts die Wacht au haben pflegen, tüchtige Läute genommen werden, 
welche nicht durdy ihre Kinder oder Geſinde, ſondern felhft ihre Wachten aufs treulichfte 
balten und alle Viertelftunden zu Nachts durch eine Trompere oder fonft ein Inſtrument, 
welches durch die ganze Stadt gehoͤret werden kann, auf allen vier Seiten aufferhalb auf 
dem ziventen Umgang ein Zeichen geben, damit man hören Pönne, daß felbige auf ihrer 


Hut fteben. 
II. 


Wofern nun in einem Hauſe, welches der liebe Gott in Gnaden abwenden wolle 
Feuersgefahr vorhanden; ſo ſoll ſogleich von den Nachbarn oder denjenigen, ſo es am 
erſten gewahr werden, ein Feuergeſchrey und Lerm gemacht werden, und ſich niemand bey 
hundert Cammergulden Strafe unterſtehen, das Haus zu verſchließen, oder “ Feuer 

eimlich 





- für die. Stadt Caſſel. j 45 


heimlich zu Töfchen und zu verfchweigen, fondern es follen vielmehr diejenigen , in deren Haͤu⸗ 
fern oder in deren Nachbarfchaft das Feuer entſtanden, felbft, fobald fie'nur gewahr werden, 
daß Feuersgefahr vorhanden, fogleid) germ machen, damit man benzeiten und ehe das 
:Seuer überhand nimmt, folchem fteuren fönne; wie dann auch die Nachtwächter auf des 
Straffen, wann fie einen ungewöhnlichen Rauch. oder Geruch vermerken, demfelben nache 
‚geben follen, bis fie, wo folcher entftanden, erfahren, und mann fie in einem Haufe Brand 
-beforgen oder vermuthen, anflopfen, auch wo Noth vorhanden, in Zeiten ein Feuerges 
ſchrey machen, und die. Nachbarn ermuntern Pönnen. Sobald auch folhes gefcheben und 
die Gefahr fi) geäußert, follen fie zeitig den Beamten, Burgermeiſter und dem nächte 
commandirenden Dfficier von dem bevorſtehenden Unglück Machrichs geben. Wann num 
ein Wächter folchergeftalt zum erften den Brand entdeckt und meldet, auch dadurch dem 
Uebel vorbauet, foll ihm ein Recompens von fünf Rthlr. gegeben werden, 

Auf den Fall nun die Thurnwaͤchter einen verdächtigen Rauch in der Stadt gewahr 
werden, follen fie fogleich in diefelbe Gegend, . wofelbft fie den Rauch vermerfen, jemand 
von ihren Leuten hinſchicken und Nachfrage thun laffen, und falls die Gefahr vorhanden, 
‚muß diefer Abgeſchickte fofort durch ein Feuergeſchrey Lerm machen, und dadurd) ſowohl 
den Rachbarn, ale den Thurnwaͤchtern davon Nachricht geben, welche dann. fogleich, 
"oder auch, wann das Feuer ausfchlägt, an die große Glocke fchlagen und lürmen, auch 
nachdem die Feuersgefahr groß, mit dem Stürmen cohtintiren und bey Tage die Feuers 
fabne, bey Nacht aber eine brennende Laterne nach der Gegend zu, wo das Feuer ift, ause 
hängen, daben auch zugleich mit dent Sprachroßr den Ort und Gegend der Feuersgefahr 
anzeigen follen, damit alle Unordnumg vermieden werde und ein jeder beyzeiten wiſſen könne, 
wo das Fener anzutreffen. Falls aber der Thurnmwächter auflerbalb der Stadt Feuer gewahr 
werden-mird, worauf er auch Acht haben foll; fo hat er foldyes gehörigen Dres zu melden, 
"wovon alsdamn das weitere verfügt werden wird.  . | 

- IvV. J 

Wann aber an zween Orten zugleich Feuer aufgienge; ſo ſollen die Thurnhuͤter 
neben dem Stuͤrmen auch zugleich in die Trompeten blaſen, und ſowohl durch die ausge⸗ 
ſteckte Fahne oder Laterne, als auch durch das Sprachrohr die Gegenden der Feuersgefahr 
anzeigen, alles uͤbrige Stuͤrmen aber an audern Glocken in der Stadt ſoll gänzlich verboten 
ſeyn, es waͤre dam, daß entweder auf der Ober⸗ oder Unter⸗Nenſtadt Feuer entſtuͤnde, 
welchenfalls auch zuhleich daſelbſt mit der Hauptglocke geſtuͤrmt werden muß, damit Die 
Leute nicht herum laufen, ſondern ſobald, wo die Gefahr vorhanden, wiſſen mögen, 


V. 


Desgleichen ſollen die Schildwachten auf ihren Poſten, ſobald ſie einen verdaͤchti⸗ 
gen Rauch in der Stadt vermerken, den übrigen Poſten ſolches zurufen, damit es beyzei⸗ 
ten der machthabende Officier gehörigen Orts anmelden laffen koͤnne. Inzwiſchen aber bat 
bieſer fogleich durch eine ausgeſchickte Patrouille viſitiren zu laflen, ob Fenersgefahr wirklich 
‘vorhanden, auf ſolchen Fall dann derfelbe durch den Tambour Lerm fehlagen, in;wilchen 
‚aber die Wacht ms Gewehr .sresen, die Thore fperren und niemand zwar hinaus ohne 
| . 53 Special⸗ 


46 re Feuerprdnung -* 


Specialbefehl, die: Bürger und andere bekannte Perfonen aber, fo auffer der Stadt .find, 
in die Stadt paßiren laflen fol. | | 
VI. 


Sodann ſollen, ſobald geſtuͤrmt wird oder Lerm entſtehet, alle und jede Officiers 
vom den in Garniſon allhier liegenden Regimentern nebft den Regimentern ſelbſt ſich nach 
den ihnen angewieſenen Allarmplaͤtzen verfuͤgen, ins Gewehr treten und die Compagnien 
verleſen laſſen, die bey. den Regimentern befindliche Zimmerleute aber find nur allein mit 
ihren Aexten fogleih nach dem Feuer zu fchicfen, um alle mögliche Aßiftenz zu leiſten, zu 
deren Aufficht fogleidy ein Dfficier commandirt werden muß, und hat der commandirende 
Officier Leute von den Kegimertern, wann folche erfordert werden, abfolgen und davon 
gehorigen Rapport thun zu laffen, | 

5 ' Ä VIL —— 

Die Artillerie⸗ und Zeughausbediente haben bey entſtandenem Lerm mit ihrem Ge⸗ 
‚webr hinterm Zeughauſe auf. dem grünen Plage ſich einzufinden und auf fernere Ordre 
parat zu halten. | 

VIII. 


| Der Stadtwachtmeiſter nebft feinen Untergebenen aber hat fich fogleich bey ents 
ftandenem $erm auf’feinen Poften mit dem Gewehr zu verfügen, und mit einem Theil 
davon das Haus und Gegend, worinn die Feuersgefahr vorhanden, unverzüglich zu befes 
gen und wohl Achtung zu geben, daß nicht ohne Unterfchied alle und jede Perfonen zum 
Seuer gelaffen, und das Austragen nur durch bekannte und fonft treue Perfonen verrichtet 
werde. Auch haben erimeldter Stadtwachtmeifter und deflen Untergebene dahiñ zu ieben, 
daß, ehe und bevor das Feuer gänzlich gelöfcht, Feine lederne Eymer jemand verabfolger 
werden. Damit and übrigens er, der Etadtwachtmeifter, bierunter fein Amt jedesinal 
gehörig verrichten könne; fo follderfelbe von der Soldatesque weder depoffedire, noch geſtoͤ⸗ 
ret, vielweniger jemand von der Feuercompagnie, fo fein behöriges Seuerzeichen hat, bey 
Vermeidung eremplarifcher Beftrafung augegrifien oder gefchlagen werden, Und weil die 
unter dem Stadtwachtmeifter ftebende ordinaire Buͤrgerwache nicht ftarf genug iſt; fo foll 
ſolche mit funfzig Mann von den 'Bürgercompagnien folhergejtalt vermehre werden, daß 
fofort diefe Anzahl tuͤchtiger Leute ausgezogen, und damit einz für allemai beordert und bey 
nachdruͤcklicher Strafe angewiefen werden follen, fübald Feuerlerm eutſtehet, ſich von ſelbſt 
and ohne ein weiteres Commando abzumarten, bey dem Rarbhaufe einzufinden, und des 
Stadtwachrmeifters Drdre und Anweiſung ju erwarten und ohne MWiderfegung zu 
befolgen. \ | | W 
IX. 0 

Die Thorfchließer und welche diejenige Pforten, fo auf die Fulda geben, aufs und 
zufchließen, füllen fogleih die Schlüffel an gehörigem Orte abholen und die Waflerpforsen 
eroͤfnen, damit es infonderheit in der Neuſtadt an Seinem Waſſer fehlen möge, 


X. 
Die Sanzlegbediente, wie auch die Archivarii und andere zu den Corporibus gehoͤ⸗ 
rige Diener haben ſich fofort auf die Canzleyen und Regiſtraturen zu verfügen, um, falls 
"das Feuer in ‚der Mähe, Anftalt zu machen, damit die vorhandene Briefſchaften benjeiten 
in 


für die Stadt Caſſel. 42. 


in Eicherheit gebracht werden mögen, wie dann auch ein Unterofficier mit funfjehen Mann 
in den Renthof commandirt werden fol, um auf alles ein wachſames Auge, beſouders auf 
die Kriegscaſſe, zu haben, und wann felbige im Gall der Noth transportire werden follte, 
ſolche hinlänglich eſcortiren zu laſſen. u 

| W XI. 

. Det Pro Conful, oder wer von den Scabinis in der Ordnung folgt, ingleichem der 
Stadtbaumieiſter, haben ſich fogleich nach, dem ‚Lederhaufe zu begeben. und. wegen. der das 
ſelbſt befindlicheu Feuerinftrumenten und fonft gehörige Anftale zu machen. Und weil der 
Amesführende Burgermeiſter jederzeit der Löfchung des Feuers perfönlich beywohnen muß; 
fo follen inzwifchen die übrige Scabini, fodanı der Stadt-Secretarius und Actuarius, auch 
einige Rathsverwandte, fih fobald auf. dem Rathhauſe einfinden, und dafelbft nach In⸗ 
halt des naͤchſtvorſtehenden Sphi das.nörhige beobachten, Auch follen die Commiflaires 
de Quartier beftindige Feuerdeputirte ſeyn, und nebit dem Stadtbaumeiſter alle und jede 
Senerinftrumente beftändig und wenigftens alle vierzehn Tage vifitiren, von den fich aͤuſſern⸗ 
den geringften Mängeln-und Gebrechen fofert bey dem Burgermeilter Anzeige thun, und 
mit dafuͤr forgen helfen, daß folchen alfobald abgeholfen und alles in behoͤrigem und gutem 
brauchbaren Stande erhalten werde, " Wann Feuer ausfonmt; fo müffen die Deputirte 
fofort in dem Lederhauſe, wor jeglicher einen Echlüffel erhält, fich einfinden und Die noͤthige 
Anordnung ehun. Jedoch bleiben die Feuerherren nad) wie vor bey ihrem Amte, und find 
ebigen Deputatis fubordinirt, V 


XII. 


Der zeitige Feuercapitain aber und übrige Feuerofficiers und ſogenannte acht Feuers 
herren nebft der ganzen Feuercompagnie follen ſogleich bey entjtandenem Lerm auf ihren 
aßignirten Pläßen obnfehlbar mir ihren Feuerinſtrumenten erſcheinen und ker ihnen gencbes 
nen Ordre in allem gemaͤß fich dezcigen,, die Feuercompagnie auch weiße Bleche an den. 
KHüten baben, damit diefelbe befonders beinerfr und niemand, als diefe und die Handwerks⸗ 
leute in das Haus, worinnen es brennt, gelaſſen werden, | 


XIII. 


Die Schuͤtzencompagnien verſammeln ſich allezeit nebſt ihren Officiers, wann Gar⸗ 
niſon in der Stadt iſt, ohne, ſonſt aber mit ihrem Gewehr auf dem Markte, wo ſie Fronte 
nach dem Rathhauje machen, und warten fernern Befehl ab. Die übrige Bürger, in ſo 

weit eins oder andere in diefer Verordnnng nicht bereits anf befondere Plaͤtze angewirſen 
find, müffen fich fogfeich nach dem Tuchhauſe, den Eymern nnd andern Feuergerächfchaften 
begeben, und damit an den Ort, wo das Feuer ift, zur Huͤlfe und Löfchen eiligit einfinden. 
Und damit u dem Ende alles in defto nichrerer Ordnung zugehe; fo find die Sprügen zu 
numeriren, und zu jeder Eprüße die Mannfchaft zu ertrabiren, welche fi) dann ben einer 
entftchenden Feuersbrunft mir ifrer angewiefenen Eprüße fogfeih nach dem Brand machen‘ 
muͤſſen, um folche nöthigermaffen bedienen zu Finnen. Em gleiches fol and) in Anſehung 
der Zeuerleitern und Hafen gefchehen, und damit nach dem Brand geeilt werden, ohne 


. 


ju erwarten, ob folche nörhig oder nicht, 
| | XIV. Die 


4 Feuerordnung 
| | XIV. en. 


“Die vier Geuertamboure folm fofort'igren gewöbnlichen Lerm lagen, und fo 
bang das Feuer anhaͤlt, damit continuiren. 


XV. 


Ben koͤſchung des Feuers ſoll nicht jedermann ohne Unterſcheid herzu laufen und 
- einer den andern verhindern, fohdern es follen die Weibsleute, Kinder und andere zum 
Beuerlöfhen Alters oder Unvermögens halber ımbequeniliche Perfonen in- ihren Häufern 
bleiben, auf das Flugfeuer gute Achtung gebe; und Waſſer in die Haͤuſer und auf die 
Boden tragen; geftalten dann Lejenigen, welche nur um der Euriofirde willen zufchauen 
und den Fenerlöfchenden im Wege ſtehen, fcharf zurück getrieben werden muͤſſen; wie dann 
die Policegwachtmeifter mit den Policegenechten auch mit dahin feben follen, daß die im 
Wege ftehende Leute entweder zur hifflichen Handleiftung ans oder gänzlich weggewiefen 
werden, | | a 
XVI. 


An allen Häufern fol, fobald geftürme wird, ein jeder Einwohner bey fünf Cam⸗ 
mergulden Strafe bey Nachtszeit eine brennende Leuchte auszuhaͤngen fhultig feyn, damit 
das Volk bey finfterer Nacht fortfommen und defto beffere Anftalt gemacht werden koͤnne. 


XVII. 


Die Waſſer⸗ und Brunnenleiter ſollen gleichfalls nebſt den uͤbrigen Perſonen, die 
hierzu beſtellet ſind, ſich zu den Teichen und Waſſerloͤchern verfuͤgen und mit allem Fleiß 
dahin ſehen, daß mit dem Waſſer behutſam verfahren und nicht auf einmal ſolches abge⸗ 
laſſen werde. 

XVIII. 


Diejenige Leute aber, ſo in den Eckhaͤnſern oder nahe dabey wohnen, ſollen ſofort 
an den Orten, wo ſich das Waſſer wechſelt, Stroh oder Miſt herbey ſchaffen, damit 
das Waſſer fuͤglich an den Ort, wo das Feuer iſt, geleitet werden koͤnne. 

| XIX.- | 

Damit auch Leine Unordnung und Confuſion entftehen möge; fo follen nebft den 
Reuaberren und Übrigen von der Seuercompagnie an jeden Poften beftellten Leuten in jeder 

emeinde die Braumeiiter und Brauknechte fich nach dem Waſſer und denjenigen Orten, 
wo ſich folches wechfelt, die. Schuhmacher und Lohgerber nebft ihren Gefelten und Lehrjun⸗ 
gen nach den ledernen Eymern, die Schmiede, Schloſſer und was im Feuer arbeiter, zu 
den eiſernen Hafen und Leitern, die Drechſsler, Schreiner, Bötticher und Wagener nebit 
ihren Geſellen zu den Feuerfprügen, die Eciler aber zu Herbenfchaffung der nöthigen 
Stride und Seiler zu den Leitern verfügen, und feiner den andern in demjenigen, wozu 
er beftelle ift, irre machen, fondern dasjenige, was ihn zu thum oblieget, und wozu er 
von den Feuerofficiers oder Seuerherren angehalten wird, williglich ausrichten, alle übrige 
Dachdecker, Zimmermeiltir, Maurer und Schornfteinfeger aber, fofern diefe nicht bereits 
bey der Feuercompagnie ſtehen, follen fogleicy mit ihren Seuerinftrumeuten nach dem Feuer 
zu eilen und au fchleuniger Hülfe und fleißiger Arbeit nichts ermangeln laſſen. 


XX. Bey 


für die Stade Caſſel. 49 
Dre. xx. .. Zn . 


Ben dem Brand follen die Zeuerherren mit allem Fleiß dahin fehen, damit bie 
Leute ordentlich. in zwey Reihen vom Wafler an bis an das Feuer geſtellet, und in einer. 
eihe die Eymer mie Waſſer, in. der andern Reihe aber die ledigen Eymer wieder zurüd: 
nach dem Waſſer gereicher werden mögen. | a . 


6*4 


aer 


XXI. 


Es ſoll auch ein jedweder, der eigenes Geſchirr hat, unverzüglich in der Gemeinde, 
wofelbft er wohner, fich nach den Schleifbuͤtten oder Kübeln begeben, felbige befpannen 
und damit nach dem Wafllr, und, wann fie gefüllet, nach dem Feuer zueilen, und damit 
die Knechte defto fleißiger. hierbey feyn; fo ſollen diejenige, fo die erfte Buͤtte mit dem 
Waſſer an das‘ Feuer bringen; nach Proportion recompenflret, die aber muthwillig zurück 
- bleiben, um fünf Cammergulden geftrafet werben. 1 . 


> XXII. 


Dieweil auch bey dergleichen Faͤllen einige, Leute ſich find, fo unter dem Schein 
der Huͤlfe die Leute beſtehlen; ſo ſoll derſelbe, ſo daruͤber ertappt wird, ohne alle Gnade 
an Leib und Leben geftraft werden; wie dann auch diejenige Perfonen, welche Dieberey. 
halber verdächtig, und bey dem Feuerloͤſchen ſich mit in die Haͤuſer fchleichen, fobald arre⸗ 
tiret werden muͤſſſen. 

f A Pa Fe .. ee! "XXIII. 

Alle fremde und unbekannte Perfonen follen fih bey dergleichen Fällen in ihren 
togimentern inhaͤlten, und haben die Wirthe felbige desfalls zu warnen, widrigenfalls und 
da einem.folchen. Sremden. darüber Schimpf oder Ungelegenheit begeguen würde, hat er 
ſich deſſen nicht zu beklagen, wie daun auch jederzeit die Wirthe wohl Achtung auf ihre 
Gäfte geben follen, und folche, falls. fie etwa fremd und unbefannt find, unvermerkt eras 
miniren, wer, und von wannen fie find, wo fie hin wollen, und was ihre Verrichtung 
allhier fey, und falls fie einigen Verdacht auf fie legen, folches ſogleich bebörigen Orts 
anzuzeigen ſchuldig feyn follen, | | | 
0 | nn XXIV. 

Die Handwerkspurſche und andere Leute, ſo nicht loͤſchen, ſollen ſich bey das Rath⸗ 
haus verfuͤgen und daſelbſt der Obrigkeit Befehl und Ordre abwarten, und nicht, wie bis⸗ 

her geſchehen, mit ihrem Gewehr in der Stadt herum laufen. 


XXV. 


Es ſoll auch niemand bey entſtandener Feuersbrunſt, inſonderheit die zur Feuer⸗ 
compagnie gehoͤrige Perſonen und Feuerherren bey fuͤnf Cammergulden Strafe zu Hauſe 
bleiben, ſondern an demjenigen Orte, wohin ein jers” beſchieden iſt, ſich unverzuͤglich fine 
den laffen, ausgenommen diejenigen, denen dad Feuer auf 3, 4 oder 6 Häufer auf der 
Seiten oder fonft in ihrer Nachbarfchaft wäre.  " 
ne . XXVL 


Fe Mas aus den:Häufern, darinnen das Feuer entftanden, oder andern, fo der 
Gefahr nahe find, an Todten und lebendigen, Haab und Gütern gerettet wird, fol, wenn 
Beckmanns Geſetze I. Theil, G dieje⸗ 


- x 


50 4. Feuerordnung 


diejenige, denen es zuſtehet, keinen andern Ort dazu beſtimmen, etwa in die am naͤchſt ge⸗ 
legene Kirchen, des Endes die Opfermaͤnner und Kirchenvoͤgte ſich ben der Kirche mit den 
Schluͤſſeln ohngeſaͤumt einfinden ſollen, oder auſſer den Markttagen auf das Tuchhaus, oder 
auch einen andern vom Burgermeiſter und Rath vorzuſchlagenden Ort gebracht, Wachten 
von Buͤrgern, ſolches zu verwahren, dabey geſtellet, und niemand ohne Erlaubniß vorge⸗ 
ſetzter Obrigkeit etwas wieder davon abzuholen verſtattet werden. Nach gedaͤmpftem Feuer 
aber ſollen alle diejenigen, deren Guͤter dahin getragen worden, zuſammenkommen, und in 
Beyſeyn der Obrigkeit oder derer, welche dazu verordnet, einem jeden das Geinige in derer 
andern Gegenwart ordentlich wieder wegzunehnen und in fein Gewahrfam bringen zu lafs 
fen wiedergegeben werden. Wuͤrde fi) aber Streit oder Irrung zwiſchen denfelben erre⸗ 
gen, und unterfchiedene einerlen Guter fuͤr das Ihrige anfprechen , ſollen ſolche Guͤter fofort 
auf das Rathhaus gebracht, wer eins und das andere am beften für das Seinige befräftigen 
Fönne, vernommen, und dem es gehört, abgefolgt werden, 
XXVII. >» 
Und weil ſich auch oft zutraͤgt, daß man ohne Abbrechung und Niederreiflung derer 
Beym Feuer naͤchſtgelegenen Häufer nicht wohl zum Zeuer fonımen kann; als foll ein jeder 
zwar fchuldig ſeyn, ben dergleichen Gelegenheit jich nicht zu weigern, fein Haus oder Dach 
abbrechen zu laffen, jedoch aber daß ihm der dadurch zuwachſende Schade von demjenigen, 
durch deflen Schuld die Feuersbrunſt entftanden, oder aber, falls diefer nichts im Vermoͤ⸗. 
gen hätte, von der "Örandaflecurationsfocietät, wenn der Befchädigte anders in derfelben 
ſtehet, ordnungsmäßig vergütet werde, — 


XXVIII. 


Wie dann auch allen denjenigen Perſonen, die bey dem Wehren und Loͤſchen 
des Feuers an ihren Leibern oder ſonſt Schaden empfangen, gleichfalls durch die Stadt Er⸗ 
ſetzung geſchehen ſoll, damit die Buͤrger deſto williger zum Feuer laufen und loͤſchen hel⸗ 
fen, wie dann auch Beamten ſamt Burgermeiſter und Rath vor allen Dingen dahin ſehen 
follen, daß diejenigen, fo auf beſchehene Anzeige des zeitigen Senercapitains und fonft vor. 
andern fleißig fi) beym Feuer erwiefen und fonft gute Hülfe gerhan, remuneriret werden 
mögen, 


N ” 


er 


XXIX. 


Und nachdem man auch wahrgenommen, daß zu Sommerszeit und wenn ohnedem 
wegen trockenen Jahrs die Druſel abnimmt, die Dorſſchaften Wahlershauſen und Wehl⸗ 
beiden die Drufel abs und in ihre Wieſen dergeftalt eindreben, daß bisweilen, bevor zu 

Mactsseiten, wenig oder gar fein Waſſer in die Stadt laufen kann; fo follfoldhes Abdrehen 

gie und jedesmal bey zehen Kammergulden Strafe verboten feyn, und haben die 
eamten alsdann dahin zu fehen, daß auf befchehene Anzeige vom Seuercapitain dieſes 

Verbrechen aljo geftraft werde, on 

XXX. 


Wie dann auch dem zeitigen Brunnenleiter ebenfalls bey ohnfehlbarer Caſſation vers 
Boten feyn fol, gegen Annehmung eines Geſchenks diefer Leute das Waſſer ihnen einzus 


drehen, & 
XXL ©o 


fuͤrdie Stadt Eaffel. 51 
.XXXI. | | 
7 &o fill auch ben!teockenen Jahren ſowohl, als im Winter, wenn es flarf frierer, 


sin jeder. Bürger und Hausvater ein Faß mit Waffer in feinem Haufe bereit haben, damit 
man im Fall der Moth fich deffen fogleich bedienen könne. | 


ur in J XXXU. oo. 


. Miemamdy-wer der-auch fen ſoll verftattet werden, in der Stadt ein Gewehr loss 
yıfchleßen bei) zehen Rthlr. Strafe und Confiſcation des Gewehrs. | 
a EN aa ' | — I— 

N DEE EEE — XXXIII. 

Desgleichen ſollen die Eltern mit Fleiß dahin ſehen, daß ihre Kinder mit feinem 
Pulver umgeben, fondern fi dergleichen. und andern Feuerwerks gänzlich bey zwanzig 
Eammergulden Strafe enthalten — — , | 

— Fe) XXKIV. 

Alle Kramer aber und welche Pulver feil haben, follen folches ebenfalls an wohl 
verwahrten und folchen Orten, und zwar unter dem Däche liegen haben, da fein Licht oder 
Beuer hinkommt. nn | u 

Alle und jede Flachs⸗ und Hanfarbeit, als Heheln, Schwingen, Brechen ums 
dergleichen bey Licht, inſonderheit aber den Seilern, wie auch alles Dreſchen bey Nacht ſoll 
verboten ſeyn, wie dann auch ſich niemand unterſtehen ſoll, mit Lichtern auf Flachskam⸗ 
mern, Stroh⸗ oder Heuboden zu gehen, noch mit Stroh⸗ oder andern Fackeln an denen 

Haͤuſern herum zu laufen. Lob aber in der Stadt in den Haͤuſern zu haben, ſoll bey zwan⸗ 
zig Cammiergulden Strafe verboten feyn. Hierunter gehört auch Spiritus nnd Mahlerfirs 
uiffe unter den Rauchfängen zu kochen. Und follen diejenigen, durch deren Schuld eine 


Feuersbrunſt entſtehet, nebft Erfeßung des Schadens, fo viel ihr Vermögen anreicht, mit 
Landesverweiſung, oder ſonſt nach Befinden fcharf beftraft werden, 


XXXVI. 


Nachdem auch eine Zeit her die boͤſe Gewohnheit bey den Braumeiſtern und Brau⸗ 
knechten eingeriſſen, daß dieſelbe gluͤende Braukohlen entweder durch ihre Weiber und 
Geſinde in groſſen Toͤpfen in ihre Haͤuſer tragen laſſen, oder ſolche gleich in den Brauhaͤu⸗ 
ſeru verkaufen, wodurch dann, weil ſolche oftmals unausgeloͤſcht an gefaͤhrliche Orte ges 
legt werden, leichtlich Schaden entſtehen kann; So ſoll ſolches Austragen der brennenden 
Kohlen aus den Brauhaͤuſern gaͤnzlich und bey zwanzig Cammergulden Strafe oder vier⸗ 

woͤchiger Jucarceration verboten ſeyn. 


XXXVII. 
Desgleichen ſollen auch diejenigen Leute, die Steinkohlen brennen, auf die Aſche 

fleißig Achtung geben, und ſolche in keine Faſſe oder an gefaͤhrliche Orte ſchuͤtten, ſondern 

in groſſen ·eiſern⸗ oder blechernen Gefaͤſſen ſogleich vor die Stadt tragen laſſen. 

N. . Ga XXXVIII. Ein 


- 


2 Feuerordnung 


XXXVIII.- 


Ein jeder Hausvater und Hausmutter ſoll hey Tag ſowohl, als des Nachts auf ſein 
Licht und Feuer fleißig Achtung geben, inſonderheit güch bey zwanzig. Cammergulden Strife 
nicht geftarten, daß die Mägde kleines Hol; oder fogenannte Klietern zum Anzuͤnden des 
Teuers entweder in den Stuben des Machts um die Ofen ftellen, oder auswärts vor die 
Dfen nahe an die Schornfteine legen und dürre machen; des Ends dann das Geſinde gleich 
bey Antrerung des Dienſts von der Brodherrſchaft deſſen allen zu bedeuten und zu Beob⸗ 
achtung feiner allenthalbigen Schuldigkeit hierunter deutlich auzumeifen, iſt. Im Fall ub 
das Geſinde dem ohngeäachtet eine Nachlaͤßigkeit ſich zu Schulden kommen ließe; So ſo 
daſſelbe nach Befinden mit Gefaͤngniß, auch an’ Leib und Leben geftraft werden, Die Schorns 
. fteine fol fonften ein jeder Hausvater zum wenigften des Jahrs zwey⸗ oder dreymal, nach» 
dem darinn oft Feuer gehalten wird, rein machen und auskehren laffen, und in ſolchen oder 
um diefilbe weder Stroh, Heu, Kohlen, Holz, Spänewerf, Flachs und dergleichen ſich 
leicht entzuͤndende Materien legen, auch des Nachts fowohl das zugefchorene Feuer und 
. Afchen auf den Herden mit einer Stürze zudecken, und die Ofenlöcher mit noͤthigen eifernen 
Thüren verfeben. Uebrigens foll dee Schorufteiufeger eiy Büchlein haften „ und-darin die 
Mamen derjenigen, welche die Schornfteine fegen laffen, wie auch derjenigen, welche 
ſolches unterlaffen, mit Fleiß aufjeichnen, und ſothanes Büchlein des Jahrs einmal dem 
neuen Burgermeifter erhibiren, diefer aber obne alles Nachfehen über der Ordnung 
alten. 
XXXIX. — 


| Bey Hochzeiten, Kindtaufen, Handwerksjechen und Gafigeboren ſolt ein jedet 
Hausvater und Hausmutter jemand befonders in fein Haus: beſtellen, welcher anf Feuer 
und Licht in den Gemaͤchern, wo deren find, dergeftaltige Beobachtung haben moͤge. 


XL. 


Alte gefährlihe Ecyornfteine, Rauchfänge, Echlunde und Malzdorren, insbes 
fondere die von Windofen in die Winfel geführte Röhren, follen gänzlich abgeſchaft, und 
fo deren bey gehaltener Bifite von dem Yeuercapitain und andern dazu verordneten TS&om⸗ 
miflarien einige angetroffen werden, follen diefelbige fogleich und unverzüglich eingefchmifs 
fen werden, wie dann auch jederman fchuldig und gehalten ſeyn foll, feine Schornfteine 
Aber das Dach, ausführen, und nicht, wie in vielen Häufern gebräuchlich, folche oben 
auf den Boden liegen zu laffen; Singleichen dann anch in die Winkel zwifchen denen Häns 
fern Holz zu legen, jederman bey funfjig Cammergulden Strafe unterfage wird. Auf den 
Heu⸗ und Strobbeden aber follen die offene Löcher mit Schaltern verwahret werden, damit 
bey entftehender Feuersbrunſt das Flugfeuer nicht hinein fliegen, und das Heu oder Stroh 
fobald anzuͤnden möge. no | Ä Bu 


XL. 


Und weil auch oftmals in die Schornfteine Speck gehängt und dafelbft gerduchert 
zu werden pfleget, welcher fih dann bey enıftandener Feuersbrunſt gar leicht entzuͤnden, 
und dadurd) das Feuer vergräjfere werden kann; fo folk ſolches Speckeinhaͤugen in die 
Schornſteine und Rauchfänge gänzlich abgefchaft und jederman ſchuldig ſeyn, an Schorns 
feine in denen Haͤuſern, wo es nur immer practicabel, wohlverwahrte —— 
| | ertis 


für. die Stadt Caſſel. | 53 
fertigen, und die Tuleen, ſo ˖ aus den Schörnfteinan in dieſe Rauchkammer gehen; tan eis 





ſernem Bleche. mit einem eiſernen oder fteinernen Gevierte machen zu lafen. 
EEE PP u XEIL —W en Zu ! | 

So follen auch bey gehaltener Viſite diejenigen Backofen, Feuers und Brandmaus 
‚zen, und was ſonſt als gefährlich erfannt wird, ebenfalls fogleich abgeſchaſt und geändert, 
oder aber dein Befinden ach ohne fergeres Anfragen abgebrochen, und diejenige: Miäurey 
die Dergleichen verfertigen, zu gebührender Strafe in fünf Cammergulden gezogen weuben,, 
.4. J IL. TI at $. XLI. u u | E i J FJ 

Alles Tobackſchmauchen in Scheuren, Staͤllen oder auch in den Stuben auf der 
Streu und Betten foll ben opnnachläßiger und zwar jedesmal fuͤnf Cammergulden Strafe 


oͤder ‚achträgiger Incarceration verboten feyn. me, 
; . rw vo \ I: - XLIV. ni. ..h vr : . N 3 . & Fa —31 


—— XLV. . ur. 
Und gleichwie Stroßdächer oder Heu hnd Strohſchoppen in biefiger Stadt vorjeßo 


.. 


gleishen aufgefuͤhret wuͤrden ſelbige ſogleich demoliret worden, - m 
Pr 1.3” 3 u Bun ” | . XLVI: | | J 5 | . 
Und weil auch ar Anſchaffung derer Feuerinſtrumeute vie! gelegen; fo fol ein jeder, 


XLVII. 
7 Einneder Bürger aber oder Beygeſeſſener, welcher zur Miethe het, ſoll in ſei⸗ 
nem Logiment zum wenigſten einen gmen loernen. Eynier, der Eigenthumsherr oben oe 
u O3 auſe 


a Feuerordnung 


"Haufe zween feberne Eymer und nebft dem noch eine tüchtige Handſorüße, ſo famtlich mit 
feinem Namen unterzeichnet ift, fich anfchaffen, und, falls bey jederzeitiger Viſite jemand 
hierin faumbaftig erfunden wird, foll er desfalls in fünf Cammergulden Strafe gezogen 
werden, 

. Ä XLVIII. 


Desgleichen foll die Stadt ſchuldig feyn, jederzeit groffe, mittelmäßige und kleine 
Geuerfprügen, die tächtig und nicht wandelbar, anıufchaffen, und deren nebft darzu erfor, 
derfichen Buͤtten genugfam in Vorrath haben. Die Sprügen aber follen auffer der $.XT. 
verordneten gewöhnlichen Viſitation alle Wierteljahre probirer und die Fäfler dazu voll 
Waſſer gehalten werden, x | 

) Ä LIX. 


euerleitern, Feuerhaken und Gabeln von verfchiedener Gattung nebft gehörigen 
KHornicels, Aerten, Schüppen und Kreughacden follen ebenfalls, fo viel noͤthig, angefchaft 
und in der Stadt und in den Gemeinden hin und wieder, wo es fih am füglichften fchickt, 
wertbeiler werden. 


[2 
ı” 


L. .. 
MWinterszeit und wenn die Fulda zugefroren, follen vor jedem Schlachtthor for 

wohl, als auch vor den übrigen Pforten, infonderheit aber in der Neuſtadt, ſtets ziem⸗ 
liche: Löcher ins Eis gehauen und ſolche täglich offen gehalten werden, damit man aR 

‚ Waffer feinen. Mangel habe. | : 1. | 

= | ' LU 


N Die Drufel foll ein jeder zu Winterzeit vor feiner Dbuͤr offen halten, damit ſolche 
nicht einfriere, an denjenigen Orten aber, wo fein Waſſer .berfließe, fl dennoch ein 
Kanal einen und einen halben guten Schuß breit und einen Schub tief gehauen und offen 
gehalten werden. - in 


. Wenn bey entftandenem Brand durch Gottes Gnade das Feuer geloͤſcht, und 
man vermeynet, auffer Gefahr zu fenn, fallen einige Tage nach. einander gewifle Man 
fchaften von der Bürgerfchaft verordnet werden, fo die Wacht auf den Branditätten has 
ben, und die nöthige Feuerinftrumenta fo lang ben fich behalten, damit auf den Fall das 
Feuer fich wieder entzünden follte, folches fogleich wieder gedämpft werden fönne, 


LIII. 


Waͤre aber das Feuer gaͤnzlich geloͤſcht und keine Gefahr mehr vorhanden; ſo ſollen 

die Spruͤtzen, Leitern, Hafen, Eymer und dergleichen Inſtrumenta durch gewiſſe: darzu 

verordnete Leute an gehörige Orte wieder gebracht, dasienige, was zerbrochen, ungeſaͤumt 

ergänzt, und wenn von folchen Inſtrumenten in währender Brunft etwas verfommen oder 

vertauſcht wäre, folches fogleich bey Vermeidung zehen Cammergulden Strafe angegeigt 

werden, * 
LIV. 


Des folgenden Tages nach der Feuersbrunſt ſoll Burgermeiſter und Rath die Feuer⸗ 
herren und andere Befehlshaber, wie auch die zu denen Spruͤtzen, Haken, Leitern om 
n 


% 


ST Spefedbie ShadtiEnffeli:..:. 2 84 


fonft anderer Aufficht Verordnete vor fih fordern und von ihnen allerfeits vernehmen, 06 
ein jeder feinen anvertrauesen Poften wohl in Acht. genommen und fein Devoir gethan, oder 
aber diefer Ordnung entgegen gebandelt, oder gar auss und zurückgeblieben, desgleichen 06 
etwas. fonften verfehen oder Machläßigkeit ben einem oder dem andern vorgegangen, und 
darauf nicht glein auf. deſſen Remedir- und Berbefferung bedacht. ſeyn, fondern aud) nach 
Befinden Unſrer Regierung davon Nachricht geben, damit die Uebertreter orönungsmäßig 
zu gehöriger Strafe gezogen werden, denen aber, welche befondern Fleiß angemwender, eine 
Belohnung angedeiben moͤge. en I 
| Lv. Ä I 

Und damit dieſe Ordnung deſto mehr zu jedermans Notitz komme; ſo ſoll ſolche 

nicht allein jährlich yam wenigſten viermal unter oͤffentlichem Glockenſchlag publicirt, ſon⸗ 
dern auch bey jeder Gilde in Gegenwart des obeigkeitlichen Deputirten bey voller Vers 
fammlung deutlich verlefen werden; wie dann auch ein jeder Hausvater oder Hausmutten 
ohne Unterfchied dicke Ordnung anfchaffen und mit den Seinigen fih wohl befanne machen, 
ſolche aud) bey den gewöhnlichen Feuerviſitationen bey zwey Rthlr. Strafe vorzeigen fol, :: 





Privifegium für die Bildhauergefenfchaft zu 
J Potsdam, den ıften Sept. 1775. J 


* 





Friederich 

an kund und fügen hiermit jedermänniglich zu wiffen: daß, da die zu Potsdam eta⸗ 
blirte Bildhauer zu Abftellung der, unter ihnen bis anhero eingeriffenen Unordnuns 

gen, Streitigkeiten und uͤberhand genommenen Piufchereyen, woben theils deren Nahe 
sungsftand gelitten, theils aber auch das Publicum mit fchlechter Arbeit verfehen worden, 
um Ertheilung eines Privilegii allerunterthaͤnigſt angerragen, Wir gut gefunden haben, das 
nit eine beflere Ordnung unter denfelben eingeführt, und diefe Kunft zu einem gröffern Flor 
und Vollfommenheit gebracht werden möge, ſolchem Geſuch allergnädigft zu deferiren, zu 
dem Ende Wir vermöge Cabinetsordre d. d. Potsdam den zöften Febr. 1774 diefe Sache 
nedft denen feftzufegenden Artikuln in nähere Unterfüchung nehmen, Uns davon nicht nur 
Bericht erftatten, und umſtaͤndlichen Vortrag thun laflen, fondern auch Unfere bierunter ' 
begende höchfte Intention in gegenwärtigen Guͤldebrief denen implorirenden Bildhanern zue 
Vorſchrift und künftiger ‚genauen Befolgung bringen, und befannt machen wollen, Dems 
nach verordnen und wollen Wir | 


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⸗ 


1, Daß 


16 Privilegiumfisdie Bil dhauergeſellſchaft 


7. Daß zwar die Anzahl der Bildhauergeſellſchaft zu Potsdam auf die anjetzt daſelbſt 
etablirte zwölf Familien, als — — als geſchloſſen anzufehen, jedoch uns vorbehalten 
bleibe, diefe Zahl aus Landesherrlicher Mache und Gewalt, den Umſtaͤnden und Befinden 
nach, zu vermehren oder zu vermindern, Uuͤd da die Bildhauer — — und — In dieſe 
Geſellſchaft nicht eintreten wollen, und ſelbige, bis auf Unſern weiteen hoͤchſten immediaten 
Befehl, dazu nicht gezwungen werden mögen ;'fo foll es vor dee Hand bey der Zahl der erſt 
benannten neun Kunftmeifter, welche fi zu Annehmung des Güldebriefes verftanden, und 
darum Anfuchung gethan, belaſſen werden, “Bey diefer Gefellichaft von Bildhauerdecoras 
seurs koͤnnen aud) noch die Bildhauerfiguriften, wenn fie ſich derfelben affociien wollen, 
enregiftrire, und der WBilohauer — — als Ertraordinarius recipirt, nicht weniger 
dem — — zwar nachgelaffen, werden, das Innungsrecht zu ‚gewinnen, jedoch daß er als 
ein. Extraneus, Leinen Antheil an Unfern Porsdamfchen Arbeiten verlangen, wohl aber: 
al von Unferer hoͤchſten Perſon an ihn gefchebende Specialbeftelungen daſelbſt ausführen 
möge, . 
II. 


J Iſt Unfere hoͤchſte Intention nicht dahin gerichtet: denen. Bildhauern, welche für 
wohl hier, als in andern kanden, bis anbero als freye Künftler angefehen und gehalten 
worden, diefe Prärogative zu entziehen, noch diefelben den blofen Handwerkern und andern 
Profeßionen gleich zu ftellen, fondern fie ſollön vielmehr, in fo ferne Ordnung und gute 
Verfaſſung darunter nicht leiden, auch nicht darch gegenwärtiges Privilegium in einem oder 
anderm Punkt ſolcherhalb ausdrüdliche Verfügungen gefcheben, nach wie vor bey ihren 
Freiheiten ungeftört verbleiben und gefchüßer werden, , Damit aber nicht ein jeder Geſelle, 
ſobald er die Lehrjahre vollendet, um die Reception ſich melden, ſondern zuvor die noͤthige 
Geſchicklichkeit zu erlangen bemuͤhet ſeyn moͤge; ſo ſetzen wir ohne Unterſchied, der Geſelle 
ſey von einlaͤndiſchen Eltern gebohren, oder ein Fremder, eines Bildhauers Sohn oder 
nicht, und möge eines Bildhauers Witwe oder Tochter erheyrathen, ſechs Geſellen⸗ und 
Reiſejahre hierdurch feft; und zwar in Betracht, daß diefe Künftler mehr als blofe Hands 
we rfer fehen und lernen müflen, wollen auch geftatten, daß derfelbe in fremde Laͤnder, mo 
die. Kunft am meiſten floriret, reifen möge, jedocd muß diefes nicht anders, als mic fpecieller’ 

ermißion gefchehen, auch Uns bierbey vorbehalten bleiben, bey befundener oder bereite. 
efannter Capacität des Subjecti, demfelben aus Löniglicher Huld und Gnade, der etwa. 
fehlenden Reifejahre halber, Difpenfation zu ertheilen. 


Wenn nım aber, bey ergignender Vacanz, folchergeftalt ein Geſelle mit Beibrins 
gung binreihender Beſcheinigung, daß er fechs Jahre als Geſelle gearbeitet und gereiſet 
babe, jich bey dem Affeflore und der Bildhauergejellichaft melden, und am das Innungs⸗ 
recht bewerben würde ; fo foll ihm zum Probeſtuͤck: | M 


.. Eine Zeichnung, und 
Eine in Wachs oder Thon poußirte Piece, 


‚fo. unter den Augen eines oder zweyer recipirten Bildhauer, und in einer von deren Behau⸗ 
fung, von dem neu angehenden eigenhändig anzufertigen, aufgegeben, auflerdem aber ein 
mehreres unter keinerley Vorwand zugemuthet werden. Sobald erwähntes doppeltes 
lo. Drobes‘ 


I 


[4 


- m “uw ”, 
. 
.53 


MER ESE SEE DEE zu Potsbdam.1* 6 


Mrobeftich fertig, bat auf die geſchehene Anzeige die Sccietät, unter Borfig des Affefforis, 
welchen fie ben jedesmaligent Abgang aus dem Magiftrat zu wählen berechtiget ſeyn fol, fich 
zu verfammeln, die’ gefertigte Stüde zu eraminiten und daruͤber zu erkennen. Fänden 
daran fih Mängel, foll der Verfertiger mit feinem Geſuch fchtechtfin abs und mehrere Ges 
iſchicklichkeit, durch feinen Fleiß im Metier zu erhalten angemwiefen werden, im Fall aber 
nur Dubia obwalten, oder die Meynungen der Societät dergeftalt getheilt ſeyn möchten, 
daß das um das Innungsrecht fich hbewerbeude Subject eben fo viel Stimmen wider fich, 
‚als für fih, hätte, alsdann mag ein Architect adhibirt, das Probeftück von felbigem bes 
fihtiget und ein Gutachten darüber ertheilet,: oder fonft auf einen oder mehrere Kunftvers 
ftändige compromittirt ‚werden; ben diefer Entfcheidung foll:es fein Bewenden haben, und 
die Sache darnach abgemacht, das Probefinel entweder für tüchtig oder verwerflich erflärs 
werden. m letztern Falle erfolger die. Abweiſung des zur Reception fich gemeldeten Bilde 
Hauergefellens, und ift feinesweges zu verftatten, daß wirkliche Fehler am Probeftück durch 
Bezahlung eines Geldquanti abgeholfen und gehoben werden Lönnen. Dahingegen im ers 
ſtern Falle, da das Stück für untadelhaft und tauglich erkannt worden, dem Mecipiende 
ein Arteft, daß er. Präftanda präftirt babe, und von der Geſellſchaft aufgenommen worden, 
ertheilt, an Gebühren aber von demſelhen erleget werden follen: ,. | 


‚I.andie Societaͤtscaſe 0 00m: ⸗ ARthlir. 
2) dem Aſſeſſori ⸗ ⸗ 9 ⸗ Zn 
3) der Socjetaͤt pro Teermino der Zufammenfunft ⸗ 1 — 
4) dem Bildhauer, der die Aufſicht bey Anfertigung der Probeſtuͤcke gehabt — 
5) dem Architect, der felbiges befehen ⸗ ⸗ 1 — 
6) der Stadttraͤmmereee . 8. ⸗ N ⸗ 2 — 

wie auch | 


7) ya Aufhaffung nüglicher Bücher, Modelle und Zeichnungen in die dazu 
9 9 ⸗ ⸗ 


beſtimmte beſondere Caſſe 10 — 


in Summa alſo zo Rthlr. 
auſſerdem ſoll weiter nichts bendie werden, 


IM. 


So viel die Beftimmung der Arbeiten anbetrife, welche den Bildhauern privarive 
zuftändig ſeyn follen: fo iſt Unfer allergnddigfter Wille, daß die mit denenfelben verwandte 
Künftler und ihnen zur Hülfe arbeitende Handwerker bey ihren Privilegiis, und, wenn fie 
mit dergleichen. nicht verſehen, bey der wohl bergebrachten Obſervanz und ihren Gerechifas ” 
men geſchuͤtzt, und ihnen in fo fern allhier ſolcherwegen feine ausdrüchliche Beftimmung.gea 
fhebe, davon nichts entzogen werden ſolle. Diefes vorausgefegt, bleibt Unferer Diſpo⸗ 
fition überlaffen, nach Gutbefinden Linfere hoͤchſt eigene Arbeiten austheilen, und ſowohl 
bey den Bildhauern, als andern Metiers, davon fpecielle Beftellungen verfügen zu laſſen. 
Mit denen gewöhnlichen Arbeiten aber, fo durch das Baucomtoir beforget werden, fol «es 
uachftebendermaffen gehalten werden. | | 


a) In Anfehung der Stukkateurs, fo lange Kunfiftuffateurs zn Potsdam vorhanden: 
fen. werden, foll henfelben ihre bisherige Arbeit verbleiben, wenn aber’ eiupd 
vBeckmano Gelege 1. Theil, Re dere 


>58 Privilegium für Die Bildhauergefenfhaft 


oo. Bergleichen nicht ſeyn möchten, -folche den "Bildhauern mie zuſtehen, jedoch bes 
> halten Se. Königliche Majeſtaͤt ſich vor, über Dero hoͤchſt eigene Arbeit. nach 
: Gefallen zu. difponiren, im übrigen behält es.bey dem Privilegio der Stuftas 
teurs und der den Bildhauern darin zugelaflenen cummlativen Arbeit fein Bes 
wenden, und bat der Bildhauer fich aller fonftigen Stukkaturarbeit in Gips und 
Kalch an Wänden und Decken mit Spatel, Kelle und Krageifen zu enthalten, 
b) Mit den Maplern ift es fo zu nehmen, wie Unfere Declaration vom ten Febr. 
1770 ausdruͤcklich befager, zufolge welcher die Bildhauer ihre Arbeit in Hoff, 
. nebft den Verzierungen, die Mahler aber die Wergoldung anfertigen follen,; 
3 erfolgen hingegen auſſer der ordinairen Arbeit, welche durch das Baucomptoir 
| veranftalter wird, an die Bildband? gewiſſe und befondere Beftellungen von 
Unferer allecböchften Perſon; fo iſt kurz vorhin das Mörhige zur Richtſchnur 
vorgefchrieben, und die Bildhauer mögen in diefen Bällen, wie bisher gefches 
ben, auch ferner der Vergoldungen ſich mit unterziehen, Babingegen bey den 
1 Privatarbeiten die Vergoldung den Mahlern verbleiben muß, ſo wie es in der 
Art allhier in Berlin bisher gehalten worden, und bis jetzt noch Obſervantiæ iſt. 
c) Ratione der Steinmetzer, welche nach ihtem Gewerksprivilegio dem Bildhauer 
einen Geſellen leihen muͤſſen, wenn ſelbiger deſſen benoͤthigt iſt, hat es dabey 
ſein Verbleiben, desgleichen 


d) koͤnnen auch die Tiſchler, dem Bildhauer den Geſellen zu leihen, ſich nicht ent⸗ 
brechen. Sonſt aber foll ſaͤmtliche Bildhauerarbeit, welche Particuliers und 
Mrivarperfonen fertigen laffen, fie gehöre zum Exterieur oder Interieur der Ges 
bäude, und werde in Diarmor, Alabaſter, Stein, Metall und Holz ausgerühs 
vet, nebft den incruftirten Ororten und Fußboden, den ‚recipirten Bildhauern 

rivative verbleiben, und alle bisheriae Dfufcherey,. wodurch das Publicum 
Bintergangen und mit ſchlechtet Arbeit verſehen worden, abgeſtellet werden. 


IV. Fi 


Die Societaͤt verſammlet ſich gewöhnlicher Weiſe alle halbe Jahre, auch aufſer⸗ 
dem, wenn es von derſelben, oder deren Aeltermann fuͤr noͤthig erachtet wird. Dieſe Zu⸗ 
ſammenkuͤnfte aber ſollen nicht anders, als mie Vorwiſſen und Bewilligung des Magiſtrats⸗ 
beyfigere, und in deflen Gegenwart, gehalten werden, bie Berufung durch einen dazu bes 
Bellten Amtsboten, oder durch fehriftliche Convocation, fo ein Mitglied dem andern zuzu⸗ 
enden, geſchehen, und ben folher Verſammlung, alle vorfommende Streitigkeiten ges 
böret, nad natürlicher Billigkeit und vernünftigen Principüs, ohne Weitlaͤuftigkeit ent⸗ 
ſchieden oder verglichen und bengelegt werden. — 0 


| V. 
Den Beyſitzer des Magiſtrats und den Aeltermann ſollen die Mitglieder der Ges 
ellſchaft bey den Verſammlungen gebührend refdertiren, unnöthige Ceremonien aber, Ge⸗ 
Bräuche, fo bey Handwerkern eingeführet, desgleichen die Geldftrafen wegen geringer Vers 
gehungen, und nicht beobachtete au ſich ungeseimter Gewohnheiten, wollen Wir ganze 
wage wiſſen, und iſt :26. bay der Zufammenkumft ber Bildhauergeſellſchaft ans 
T,” —* 2 ET an N) 





a NE RREN * er Puut adam. tVs 59 


vicht, als bey den Zuſammenkuͤnften anderer geſitteder Leute, zu halten; batjenige Mitge⸗ 
noſſe, fo auf Erfordern bey der Zufammenfunte nicht zu rechter Zeit erſcheinet, oder gar 
auffen bleibet, ſoll anſtatt der Strafe pro Confentiente geachtet werden, und fi allem dem 
zu unterwerfen ſchuldig ſeyn, was in feiner Abweſenheit von der Sefellfchaft durch Mehrheit' 
der. Stimmen befsbloflen worden, auch im Weigerungsfall die zu leiftenden Beytraͤge von 
üßem- durch richterliche Huͤlſe beygetrieben werden. a \ 
| .. VI. W 
| Zur Verwahrung der Briefichaften, Nechnungen und Gelder, wollen Wir aller⸗ 
gnaͤdigſt verfiatten, daß die Geſellſchaft fich eines Kaftens bediene, welcher in der Behau⸗ 
fung des Aelteften dee Geſellſchaſt fteben, und mit drenen unterfchiedenen Schlöffern vers 
frben ſeyn foll, wozu der Beyſitzer, der: Aelteſte und noch einer von der Geſellſchaft, jeder 
einen Schlüffel, damit feiner ohne die andern: folche eroͤfnen koͤnne, haben ſollen, Zum 
Aelteften muß ohne erhebliche Urfachen kein anderer, als der Ueltefte der Bildhauergefells 
ſchaft, und der, fo derfelden in Sachen, welche die Nothdurft erfordert, am nmüßlichften 
ſeyn kann, genommen werden, Wenn aber Urfachen vorhanden, warum der dltefte Bild⸗ 
bauer das Amt eines Aeltermanns nicht übernehmen fönnte, oder wollte; fo muß der Beyer 
Bger mit der Gefellfchaft ſich der Wahl. wegen vereinigen, allenfalls aber, da fie nicht uber« 
einfommen könnten, an das Magiftvatscollegium davon zeferiven, weiches ſodann einem: 
Aeltermann benennen muß. ı De, | J 
Dite Rechmung uͤber Einnahme und Ausgabe aller zur gemeinen Caſſe gehoͤrigen 
Gelder ſoll der erwaͤhlte Aeltermann führen, und alljährlich am Lucastage im Octobermo⸗ 
nat, oder in der Woche, worin ſolcher faͤllt, in Gegenwart des Beyſihzers und der Geſell⸗ 
ſchaft juſtificiren, und dieſelben ihn daruͤber quittiren. Bey dieſer Zuſammenkunſt ſoll ein‘ 
jeder Bildhauer fein jaͤhrliches Beytragsgeld mit ı Rehlr. 8 Gr. erlegen, dem Beyſiher 
für Abnahme der Rechnung 2 Rthlr., bey aufferorbentlichen Convocationen der Gefellfchaft! 
aber, fo auf eines Mitglieds Inſtanz veranlaflet werden möchte, demſelben nicht mehr, ala - 
1 Rthlr. 8 Gr. gereicht werden, welcher insbefondere Peine andere, als nöthige, und dee 
Societaͤt nügliche Ausgaben paßiren zu laſſen, angewiefen wird. | j 
- VIII. EEE 
Odbsb nun zwar die einfommende Gelber zu den gemeinen Angelegenheiten ſolcherge⸗ 
ſtalt hinreichend ſeyn werden, immaſſen nichts bedeutende. Proceffe vermieden werden, u 
unnüge Schmaufereyen und Ausgaben cefiren jollen;, fo mag dennoch, wenn wider Were‘ 
muthen eine unentbehrliche Ausgabe zu beftreiten, und es die Nothdurft erforderte, eine 
aufferordentliche Anlage zu machen, die Societaͤt desfalls bey dem Magiftrat fich melden, 
und wenn biefer darin williget,, folche in Gegenwart deflelben gerzacht, und darunter die 
Gleichheit in Acht genommen werden, daß einem jeden Beytragenden nur fo viel, als nach? 
Proportion ihn treffen kann, zugefchrieben werde, on 


Die Wittwe eines Bildhauers fell zwar berechtigt fenn, ſich Geſellen zu Halten,‘ 
Fra aber ha Werl fer Sergei atpkgn kim, —A —* 
F 8 r 


60 Privilegium füridie Bildhnuergeſellſchaft 


arbeiten ‚. und Pfuſcherey treiben; derſelben ſoll auchfrey ſtehen, wen ſte deinen tuͤchtig 
Geſellen hätte, noch zu erhalten müßte, ſich von der Geſellſchaft damit verſehen zu laflen; 
oder fich einen bereits in Arbeit ftehenden Öefellen zu choiſiren, welcher ihr ohne WWeirtdufs 
sigkeit zu verabfolgen , in fo fern nicht ganz erhebliche Urſachen, die der Magiftrar zu decis 
diren, obmwalten, und. es verhindern möchten ; dahingegen foll fie glei andern Bitbhauern, 
jedoch "mit Vorbehalt des Regreſſes wider dem Geſellen, ber die ‚Arbeit . verdorben, ohne/⸗ 
usnahme fuͤr alle Arbeit zu haften, und dafuͤr einzuſtehen gehalten ſeyn, und ſo viel Un⸗ 
ſere Koͤnigliche Arbeiten anbetrift, ſoll dieſelbe davon gleich den uͤbrigen Bildhauern ihr 
Antheil erhalten, die Arbeit aber durch einen zuverlaͤßigen Aßiſtenten beſorgt, der davon 
eintommende Vortheil gewillenhaft berechnet, und ihr überlaffen werden. 
Wenn aber diefelbe auffer dem Metier fid) anderweitig verheyrathen möchte, fo 
verſtehet fich von ſelbſt, daß fie. fich aller Bild haue rarbeit enthalten, uud ſodann von’ der 
Mabrung ihres: andern Ehemannes leben muͤſſe. En 
. © 
Wenn ein Knabe ben einem Bildhauer, um das Metier zu erteilen, ſich angiebt, 
fo. foll derfelbe nicht eher angenonımen werden, bis derfelbe im Chriſtenthum gegrümder, 
Jefen, Schreiben und Rechnen gelernt, auch darüber dergeftalt mie Nachdruck gehalten 
... werden, daß der Benfißer bey der Losfprechung ſich jedesmal darnach genau erfundigen, dert 
Lehrling eraminiren, ihn eine Probe fchreiben und rechnen laflen, dafern aber felbiger- 
befteben möchte, den Lehrmeiſter in feche Thalet Strafe ad pias caufas nicht nur condems 
giren, fondern auch den Lehrling.nicht eher losſprechen laſſen folk, bis er ſolches ‘gründlich 
griernet hat. Ze 
Der Sehrhere foll mit des Burſchen Eltern, oder Bormündern, ſolcherwegen eine 
fehriftlichen Contract, worin die Lehrzeit auf ſieben Jahr feftzufegen, fchließen, deu Lehr⸗ 
burſchen vge der convocirten Societaͤt fiftiren, und die Aufnehmung deffelben ins Buch ein⸗ 
sagen lafen. Bey ſolchem Einfchreiben bezahlt der Lebrburfche 4 Rthlr. zur Caſſe, ı Rthlr. 
dem Affeffori, und 16 Br. an Hdachsgeldern. .. zu ' 
..o a \ \ ” u j XL. , 
Der tehrherr foll feinen Lehrburſchen gewiſſenhaft, gründlich und mit allem Fleiß 
unterrichten, mit demfelben chriftlich und verttänftig umgehen, nicht aber mit übermäßigen, 
ah. weniger uwwerdienten Schligen zuſetzen, und dadurch die‘ Lehrjähre zu verfalifen Ges 
Iggenheit geben, noch auch.folhen Burſchen mit übermäßiger Haus, und Handarberi alſo 
belegen, daß er an tüchtiger Erlernung des Metiers gehindert werde, vielweniger aber feis 
ner Ehefrauen und Geſeilen dergleichen zu thun geftatten, geftalt denn der Magiftrar, wenn 
Dieferwegen Klage geführt wird, darunter gehöriges Einjehen au haben, und den fehuldig 
befundenen Lehrherrn, oder die Gefellen, bewandten Umständen nach darüber zu beftrafen,: 
ch da der Lehrling durch folch allzuhartes Tractament auszutreten genöthiget ſeyn fellte, 
den tehrherrn ihn wieder anzunehmen und zu einem befcheidentlichen Verfahren anzuweiſen 
hat. Wann aser ein Lehrburfche muthwillig aus der Lehre entlaufen, und ber vierzeben 
Tage mwegbleiben follte, foll er vor die Geſellſchaft geitelle und auf eine zu feiner Correction 
dienſame · Art beſtraſft wardena Bilebe er aber. uͤber vier Wochen oder gänzlich auflen, foll 
e in dem lehten Fall feinen sshrgeldeg vetluſtig gehen, In dem erſtern Fall aber, er non 


re £ 


i 


TESTSEITE Pötsdäm. * 61 


ſtcch zu emſelben, oder einecn andern Lehrherkn begeben,: ſeine Lehrjahre wiederum anzu⸗ 
fangen ’fepuldig fenn.' nn . 
Man ein Lehrherr verſtirbt und hinterlaͤßt einen Burſchen, fo nicht ausgelernt, 
oll ihm von der Societäf, immaſſen eine Wittwe feinen Lehrling annehmen, nach losfpres 
{ en laſſen kanun, ein anderer Lehrherr, um hey ſelbigem auszulernen ausgemacht, kei⸗ 
egweges aber eine längere Zeit, als die geſebte Jahre dem Burſchen aufgebuͤrdet 
eiden. 0 TEEN 
| Mit Aufhebung des ‚fogenannten Verbunds zwifchen den Tifchlers und Steinmeßs 
gefellen, mit deu Gefellen der Bildhauer, wird hierdurch verordnet und feftgeftellt, daß, 
waun.von den zwey erſt erwähnten Profeßionen ein-Öefelle die Bildhauerkunſt zu erlernen 
fich enefchließen: möchte ,- I in Wetracht,:daß, er. bereits einige Begriffe erhalten, 
welche ihm bey dieſer Kunft- zu ſtatten fommen Fönnen,. zwey Jahre erlaflen, mithin ein 
ſolcher Geſelle fünf Lehrjahre bey,einem Bildhauer auszuhalten verpflichtet ſeyn. | 


KIT. | 


Wann nun aber ein Sebrling folchergeftalt feine-refpective fleben und fünf Lehrjahre 
berfianben. und. zuruͤckgelegt bag, foU der Lehrherr ihn. wiederum vor die Societät, wozu 
die Öefellen mit vorzufordern, geftellen. und anzeigen, wie derfelbe fich in feinen Lehrjahren 
verhalten, oder werinn er gefebler; hierbey eine Zeichnung und ein Modell von Wach, 
welches beides bey der Sociczaͤt zu aſſerviren, und ohne jemandes Beihülfe von dem Lehr⸗ 
finge felbft verfertige werden muß, produciret werden; worauf dann der Affeffor nebft der 
Xeltefien, wie Art, X. gedacht, ihn in Abfiche des Chriſtenthums, Leſens, Schreibens 
umd Rechnens nicht nur zu eraminiren, ſondern auch deflen Probezeichnung und Modell 
dahin zu unterfuchen bar, ob er in allen dieſen ſo viel gefaffet und erlerner har, als einem 
tuͤchigen Geſellen zu Zellen und. an verfichen vonnöthen ift, und da er hierinn beftanden, 
ſoll er den übrigen Cefelten vorgeftellt, und ihm die Vermahnung gegeben werden, da 
er in ſeinem nunmehrigen Gejellenftande Gore fürchten, fich chriftlich und vernünftig I; 
führen, vor füderlicher Gefelifchare, Spielen, Saufen, Huren und andern $aftern hüten, 
in den fünftigen Conditionen getreu und fleißig arbeiten, und feinem jedesmaligen Princis 
palen den gebührenden Reſpect erweiſen folle, auch anbey ihm angedeutet werden, daß er, 
wie fub Art Il. verfüge, nunmehro fechs Jahre lang an vornehme Oerter ins und aufler- 
Sandes reifen und arbeiten, zu feiner Reife auffer Landes aber fpecielle Permißion zu erlans 
gen fuchen müfle. on | | 
u Mann nun der $ehrling, ſolchem allem nachzuleben, dem Afleflori und dem Heltes 
ften mit einem Handfchlage angelobet hat, fol er ſofort, ohne fonft einige Ceremonien und 
Handwerkspoſſen losgefpröchen, ins Prorocoll als Geſelle eirigefchrieben, und ihm ein Atteft, 
daß er ausgelernet, ertheilt werden. Vor dieje fosfprechung zahlet der Geſelle zur Eaffe 
vier Thaler, dem Aſſeſſori einen Thaler, und für die Eypedition des Arteftati einen Thaler, 


3. * XIV. J 
Was die Bildhauergeſellen anbetrift; ſo ſollen dieſelben alle bishero ihnen verſtat⸗ 


tete Freiheilen auch ſernerhin zu genießen haben, und keinesweges den Geſellen von Hand⸗ 
3*Ñ | 23 werfern 


63 _ Privilegium für dig. Bildhauergeſellſchaft 


werkern und Profeßionen gleithgeftelles, merhen, befelben-gudgngchgekaffen feun.,.. key bien 
fem oder jenem Bildhauer fich Arbeit zu fuchen, von demfelben ohne vorhergegangene Aufn 
kuͤndigung wiederum ihren Abfchied zu nehmen, oder fi) geben zu laflen, wenn .nicht beide 
auf eine gewifle Zeit einig geworden; jedoch muß ſich der Geſelle in allem den Policeyver 
faffungen und andern Öefegen unterwerfen, ——— huͤten, einet chriftliheh,, vernuͤu 
tigen, und den Kuͤnſtlern wohl anſtehenden Auffuͤhrung ſich bre hiaen widrigenfalls die⸗ 
felbe, bey jedesmaligen Eonträventionen und Vergehungen nach Votſchtift der Geſetze mp 
emanirten Edicte, gleich andern Uebertreteru angeſehen und geftrafer werden ſollen. Kei 
Geſelle foll ſich unterſtehen Pfuſcherey zu treiben, Beſtellungen anzunehmen, vor ſich obne 
Vorwiſſen feines Brodherren Arbeit zu verfertigen, noch folche zu debitiren und zu vertaus 
fen; anderergeftale fol dergleichen Arbeit nicht nut fehlechthin confifeire, fondern auch die 
Sache an den Magiftrat dennnciirt, und der Geſelle zur-gebührenden Strafe gezogen wers 
den. In foferne Bildhauergeſellen unter den Soldaten zu finden; ſo iſt denfelben frey zu 
laſſen, od fie bey einem Bildhauer im Arbeit weten, oder für fich arbeiten wollen, im erftern 
Salle aber baben ſich felbige dieſem Privilegio, und der bey der Societaͤt eingeführten Ges 
wohnfeit, in alle Wege zu unterveerfen, und im letztern bloß mit den Informationen im 
Zeichnen und derjenigen Arbeit, fo fie mit eigener Hand fertigen Eönnen, zu begnügen, kei⸗ 
nesweges aber fi) dabey Huͤlfe anzunehmen, noch weniger Geſellen zu halten. 
Drurchreiſende, arme, auch franfe und durch Alter in Unvermoͤgen geratene Biid⸗ 
hauergeſellen follen aus der gemeinen Eaffe verpfleget werden, und wann darinn Fein Wed 
Hand vorhanden wäre, das, was zu deren Unterhalt erforderlich, von der Geſellſchaft uns 
mittelbar aufgebracht und hergegeben, auf feine Weiſe aber folchen Gefellen verftarter werd 
den, ſich ſelbſt Eollecten zu machen, und hier oder da Allmofen zu fammeln, widrigenfallg 
Be aufgegriffen und ohne einige Nachſicht, gleich andern Bettlern, mit Zuchthausftrafe 
Beleget werben follen. | 
XV. 1 
Wegen des Geſellen Lohns, deren Speifung, oder Verdingung der Arbeit, (offen 
Wir es dabey bewenden, wie es bishero üblich gewefen, fo daB einem jeden Bildhauer 


von der Geſellſchaft frey verbleiver, mie feinen Gejellen ſich, ſo gut wie er kann, zuvera - . 


ern die Auftreibung, durch Steigerung des Lohns, oder die Abfpänfligmachung der 
en auf andere Weife, bey Vermeidung nachdrüclicher Strafe unterfagt. 4 


XVI. 


. 
Verſtehet ſich denn endlich auch von ſelbſt, daß die Bilbhauer — — und — im 
Fall fie auf ihrer Abneigung, der Societaͤt beyzutreten, fernerhin beharren ſollten, an Una 
ferer der Bildhauercommmune übertragenen Arbeit einigen Antheil zu nehmen, fich Leine 
Rechnung machen koͤnnen. 


kan „ jedoch wird denen Geſellen die Uebertheurung fowohl, als den privilegirten Bilde 


[| 


XVII. 

Gleichwie nun die Bildhauerſocietaͤt zu Potsdam ſich nach dieſen Innungsartikuln, 

welche Wir bey vorkonimenden Umſtaͤnden zu vermehren und zu veraͤndern Uns in alle Wege 

vorbehalten wiſſen wollen, allergehorſamſt zu achten, und dagegen Unſers maͤchtigen Schus 

hes zu erfreuen bat; alfe Befehlen Wir auch Unferer Krieges⸗ und Domainencammer, * 
| au 


⸗ 


zu Potsda m... 53. | 63 

—— — dem Magißrat und Sartheich,, arüber mit allem 

* und Nachdruck ju halten, und wider. die Uebertreter derſelben auf bie bierinn vorge⸗ 
ſchriebene Weiſe ohne Nachſehen zu verfahren. 

Urkundlich haben Wir g E00 Innungsartikul bochſteigenhandig unterſchrie⸗ 


ben und mit Unſerm Königlichen Infiegel bedrucken laſſen. So geſcheben und gegeben is 
Verlin den afen September 1775. 
2. In, 1. Sriederich. | 0 
" IE Er ge g, —8 ..- y Derſchau. J in 





Hochfuͤrgich— Sie Vehinabrnnung 
ren Fe | von 1782. — 


Vons Goues Gnaden Bir Sriderih Wii helm, Siühof zu Hitdes- 
heim, Coadjutor zu Paderborn, des heiligen Römifchen Reiche Fuͤrſt ec. ꝛ c. 
Thun kund, und fuͤgen iennt gu wiſſen: Demmach die taͤgliche tfahrung zeiget, wie bin 
und wieder, fowohl in Städten als auf dem ande, mit der Zuricht⸗ und Austheilung der 
Arzeneyen, Heilung der Kranken, und auch beſonders bey dem Hebammenweſen, in dieſte 
dem ganzen: menſchlichen Geſchlecht und deſſen Fortdaurung ſo wichtigen Sache, mannig⸗ 
faltige und hochſt gefährliche Mißbräuche , Sorgiofgteie und- — 5 — wodurch 
nicht nur bie edle Aezneykunſt · und Wiſſenſchuft in Ber ſondern auch ‚viele 
Patienten, und bey den Geburten Mutter und Kind, den —— — der Geſundheit und 
ſelbſt des Lebens erleiden; 


Und denn zwar von Unfern "orfßren an an der Regierung ‚ auch von Uns ſelbſt, im 
ein und auderm Theite:diefer allgemeinen. Nothdurft, zumeilen, einige Werorduungen und 
Patente serlaflen:iworbe,. biefe —— ihrer eigenen Unzulaͤnglichkeit halber, haupt⸗ 
ſaͤchlich aber deswegen, daß dieſem fo weitlaͤuftigen und wichtigen Fache nicht. zuglöch die 
zu Beobachtung der ergangenen Geſetze und. guter Ordnung noͤthige beſondere Einrichtung, ‘ 
beſtaͤndige Aufſicht und Wachſamkeit verſchafft worden, zu Erreichung der vorgehabten 
beiljamen Abſicht faft überall unwirkſam geblieben find, 


‚So ‚haben Wir, ans unermüdeter Sorgfalt für de das —I— Unſerer — 
Ülntertfanen, ‚für nes © erachtet, diefer — — — 
a genten Hansen, mis beilfamen Öefegen und ——— aigehen zu ges 


“u. 09 
[ 








64 Hochfuͤrſtlich⸗HUdes heimiſche 
Gen, und zu ſolchem Ende‘, nach vorbergesanigener von Uns beliebter Communlcaien me 
Unſeren getreuen Ständen, nicht nur nachſolgende allgemeine Medicinalerdnung und Vor⸗ 
ſchrift, nach welcher fich fämmtliche Land⸗ und Stadt⸗ Phyfici, -Dottores und Medıcihe 
‚Pra£tici, Chirurgi, Apotfefer,. Bader, Dkuliften, Bruch und Steinſchneider, auch 
Hebanımen, eigentlich zu richten haben, abfaflen, fondern auch zu gewiſſer Erreichung die 
fes Unfers beilfamen Zweckes, ein Collegium Medicum & Sanicarıs unter Direction eines 
Unfrer wirklichen Raͤthe, als beftändigen zu diefen Sachen deputirten Commillarii , und 
alleiniger Oberaufſicht Unfter Fürftlichen Regierung, anfegen und errichten zu laffen, 
Segen, ordnen und wollen demnach zufoͤrderſt, was dieſes Unſer Collegium Me- 
dicum anbelangt. en 


E - Erſtes Capitel. 0 We 


WVon der Einrichtung und Belegung des Collegü Medici, 
bdeſſen Obliegenhtie und Befugniß. | 
6. In DE m} 


Veſetzung de Collegii Medi, — * 

Daß daſſelbe mit einem perpetuirlichen Commiſſario, welcher aus der Zahl Unſrer 
wirklichen Hof⸗ und Regierungsräthe genommen werden fl „ dann mit vier geſchickten, in 
Theoria ds Praxi wohlgeübten Medicis, und einem in allen Theilen der Wundarzney, und 
befonders der Entbindungstunft wohl ftudirten und erfahrnen Practico, bejeget ſeyn (ker, 
| \ 5 2. 7 a nn “ . | m “ 

Die beiden Band s Phyfici find befländige Mitglieder deſſelben. Er: 

Gleichwie Wir dann Unfere beiden tandsPhyficos für jeßt, als auch kuͤnftig die, 
welche in dieſem Amte folgen werden, als ordentliche Ölieder des Collegii hiermit gnddigft 
ernennen und beftätigen; auch darauf zu fehen, vorzüglich geneigt fenn merden, daß beg 
Erledigung eines Landphyſicats der Aelteſte in der Ordnung der Medicorum diefes Collegii, 
in Ruͤckſicht feiner Uns und dem Publiso bereits geleifteten Dienfte , zu der erledigten Stelle 
von Uns wieder ernennt werde. s | .. 

® 3. ‘ j j 
Anordnung eined Secretarii und Pedell. . 

Zu Fuͤhrung des Protocolls, Beforgung der Erpeditionen und der Regiftrante 
foll dem Collegio ein Secretarius oder Kanzelift, und den übrigen Beſtellungen ein Pede 
oder Bote bengefügt werben, ’ 0 | 

0 4. - 
Beeidigung der zum Collegio gehörigen Perſonen. 

Saͤmmitliche Ölieder diefes Collegii follen auf genauefte Befolgung diefer Verord⸗ 
nung, wie auch der Secretarius und Pedell auf die jedem diefer Aemter anklebenden Ges 
fhäften und Werrichtungen, verpflichtet werden, | 


8 14 HR Rue . d- .s nn SEE 444 erh. ve. d 


müßpbisin Hasecbnung: Be — 


en or 50°. Zu BT 
nt = Mon den getvößnlichen und. aufferorbentlichen Schionen ie 


Das 6 Collegium kommt gewoͤhnlich und ohne weitere Anfage, monatlich zwehmol, 


‚als nämlich den 1ſten und ısten jeden Monats, falls aber ein oder andrer dieſer Tagen ein 
Sons oder Feyertag wäre, ‘den darauf folgenden Tag Morgens 9 Uhr, auf der hiefigen 
Karthaus, als den dazu befonders angewiefeden Ort, (wohin auch alle Acten, Repofituren 
und darzu gehörige Schränke zu bringen find) zufammen ; es bleibt jedoch dem Commifla- 
rio, oder wertn er Krankheit oder Ahwefenheit halber behindert, dem erften Mitgliede des 
Collegii; frey und’ heimgegeben, ob er daflelbe nach Erforderniß der Umſtaͤnde auſſerordeüt⸗ 
lich convociren laſſen wolle, in welchem Falle das Collegium ſich fodann nicht minder ges 
buͤhrlich zu verſammlen hat. &o wie denn auch in dem Fall: wenn blos mediciniſche Ge⸗ 
genſtaͤnde vorkommen, deren Eroͤrterung private Deliberätionen erfordert, dem Seniori 
Medicorum nicht minder hiermit verfiatter iſt, aueh- für ſich, wenn, und wie ers finder, 
etwa in feinem Haufe, aufferordentliche Convocation denen Medicis anfagen zu laffen, und 
diefe ſodann, ſi ic geboͤrig einufinden ‚ in gleicher Maape verbunden ſi nd, 


Ä $ I 
Der Commiflarius hat bie Direction der collegialifhen Geſchaͤfte. 


Gteihergeftalt hat der Commiflarius des Collegii medici, oder im Fall der Ber 
‚binderung der Nachfolgende in der Orduung, ‚alle an daffelbe einlaufende S heeiben zu 
erbrechen, den Inhalt derfelben in Umfrage zu bringen, und den bierinn ſowol, als in ans 
‚deren vorkommenden Sachen und Deliberationen, nach Mehrheit der Stimmen gemachten 
„oder vereinigten Schluß, zur Ausfertigung und Vollführung ſofort zu beforgen. 


| Gleichwie dann der Commiflarius auch, das dem Collegio um mehrerer Auctoris 
tät und Anfehens willen, zum Gebrauch gnaͤdigſt verleihende Inſtegel zu verwahren, auf 
gute Ordnung allenthalben genau zu fehen, auch alle Ausfertigungen, Ertauiffgin und 


MPatente ꝛtc. nebft dem Seniore Medicorum ju unterzeichnen bat. 
a . 7. 
J— Gebuͤhrliches Betragen der Glieder unter ſich. 
Sollen die Glieder des Collegiums unter ſich ſelbſt, in und auſſer dem Colletioi in 


guter Vertraͤglichkeit und Freundſchaft leben, ſich alles Haders, Jalouſie und Unfreund⸗ 


lichkeit enthalten; falle jedoch, wider Unſer Vermuthen, ein oder anders Mitglied ſolcher⸗ 
geftale fich nicht betragen, und feiner Schuldigkeit nicht gebührend nachleben follte; fo ift 


davon an Unfere Fürftliche Regierung, auch an Uns unmittelbar, zur weitern Verfiigung, 


der geziemende Bericht zu erftatten, 


So viel nun die Amtsverrichfungen, Befugniß und Obliegenheiten dieſes Unſers 
Collegi medici & Sanitatis betriſt; ſo ordnen und wollen Wir ferners 


8% | | 
| Allgemeine. Obliegenheit des Collegiums. 
Das überhaupt daſſelbe auf gaͤnzliche Abſtellung und Verbeſſerung alleri in dem Me⸗ 
dicinalweſen eingeſchlichenen, oder- in Zukunft ſich hervorthuenden Mängel, Mißbraͤuche 
Beckmanns Geſetze J. Theil. J und 


⸗ 


— 


66 | Hohfärftlih » Hildesheimifche 


and Unordnung,‘ wie diefelben Namen haben, oder befchaffen feyn mögen, nicht minder 
auch darauf fein Augenmerk richten foll; damit alle contagieufe und anſteckende Krankhei⸗ 
een unter Menfchen und Vieh, fobald fich folche Auffern, durch heilfame und dienliche Arz⸗ 
‚ neymitte- gehoben, auch ſolche Maaßregeln und Vorkehrungen genommen werden mögen, 
daß das Uebel nicht weiter um fich greife, vielmehr fofort in der Wurzel erflickt werde; 
zu diefem Ende dann gedacdhtes Unſer Collegium medieum & Sanitatis von ſolchem allem 
durch eigene Bemühung fowol; als die in denen Aemtern und Städten zu beftellende Phy- 
ficos und Medicos fleißige Nachricht einzuziehen, diefelbe nach gepflogener Unterfuchung 
ruͤndlich abzuftellen, und daß gefchehener Abfkellung gemäß, das Uebel unterdrückt bleibe, 
orge zu tragen, daben auch nicht auflee Acht zu laſſen bat, daß bey dergleichen wichtigen 
Vorfaͤllen von demfelben an Unfre Fürftliche Regierung, um die mit gemeinfamen Rath 
befchloffene Hülfes und Berwahrungsmittel defto allgemeiner und nachdrücklicher in die Aus⸗ 
führung zu bringen, zu gleicher Zeit die ungefäumte Anzeige gethan werde. Und da Wir 


| | §. 9 | 
Allgemeine Beſtimmung des politifchen Werhältniffes und ber übertragenen Gewalt. 
Gedachtem Collegio in diefer Medicinalordnung weiter ſolche Vorfchriften ertheilen 
werden, deren Anwendung und Bollziehung in vorfommenden Faͤllen hoffentlich, fo viel 
möglich ift, allen Sisherigen Misbräuchen ein Ende machen follen; fo haben Wir ferner 
für gut befunden, demfelben zu Ausführung alles deffen, was durch dieſe Medicinalorduung 
beftinmet ift, freye Gewalt in der Maaſſe zu ercheilen, daß gedachtes Collegium von nies 
manden, als won Uns felbft, und von Unſerer nachgefegten Fuͤrſtlichen Regierung abhau⸗ 
gen folle. Wir verftatten demnach ferner hierdurch gnädigft, daß alle das Sanizaͤtsweſen 
angehende Sachen von diefem Collegio medico nach Inhalt diefer Medicinalordnung, auf 
Unfer demfelben hiermit ertheiltes Specialmandat verfüget werden; befehlen zu dem Ende 
auch allen Unſeren nachgefeßten Suftizs Collegiis. Aemtern, auch jedes Orts Obrigfeiten 
und Bedienten hiermit ernitlich, daß fie nicht nur für die genauefte Befolgung alles deffen, 
was in diefer Medicinalordnung enthalten ift, Sorge tragen, fondern aud) fünftig alle, 
„blos das Sanitaͤtsweſen in Unferm Hochftift angehende Sachen, an gedadhtes Collegium 
zu deflelben eigener Verfügung verweifen, nicht minder auch, und fo oft in Polizeys Games 
zals und Juftizfachen eine Medicinalfrage, als ein Incidentpunkt vorfömmt, von gedachtem 
Unfern Collegio medico eine genauere und Eunftverftändigere Beftimmung und Entſchei⸗ 
dung diefes Incidentpunkts einholen follen, 


§. IO, 
Erläuterung des Vorigen. | 

Alte Aerzte, Lands Amts» und Stadt⸗Phyſici, alle Land⸗ Amtes Stadts Garnis 
ponss und Compagnies Chirurgi, wie auch alle andere gnädigft approbirte Chirurgi und 
Apotheker ‚ alle Geburtshelfer und Hebammen, nicht weniger alle "Bader und andere Pers 
fonen, die ſich in Unferm Hochflifte mie innerlichen und duffeclichen Euren, fie mögen Nas 
men haben wie fie wollen, abgeben, follen in Sachen, bie ihre Kunft angeben, von nun 
an, allein dieſem Collegio unterworfen ſeyn. 


% ır. 


. 33.Medicinalorduung. 6 
. irx. | 
Sortfegung 
Es ſoll demnach vor baffelbige künftig allein gehören: . 


a) die put und Unterfuchung der Gefchicklichfeit und Einficht eines jeden, der 
ſich mit Heilung irgend einer Art menfchlicher Gebrechen befchäftigen will. 
Gleichwie denn m Zukunft Fein Phyficus weder in Memtern, noch in Städten 
angenommen, auch Pein Medicus ad Praxin, noch Ehirurgus, Apotheker und 
Bader zur Treibutrg feiner Kunft, desgfeichen feine Hebamme, es fey in Staͤd⸗ 
ten oder Dörfern, zugelaffen werden fol, es feyen denn diefelben nach gepfloges 
nem genaueftem Eramen von Umferm Collegio medico approbiret und fir gefchickt 
erfannt worden; als: weshalb unten gehörigen Orts noch das nähere weiters 
angewielen werden wird. - 


b) Sollen allein durch daflelbe alle Patente in Sanitdtsfachen, wie auch alle Erlaub⸗ 
nißfcheine u practiciren, attsgefertiget werden, | Ä — 


©) Soll daſſelbe kuͤnftig die zu beſtellende Amts⸗Phyſicos nach erfolgter Pruͤfung ihrer 
Fahigkeit, Uns jur Approbation und Anſtellung in denen Gegenden und Oertern, 
wo fie nöchig find, unterthaͤnigſt vorfchlagen, | 


= d) Sell daſſelbe überhaupt Sorge tragen: daf es in feiner. Gegend Unſers Hoche 
ſtifts an den nöthigen ersten und Wundaͤrzten, Apothekern, Geburtshelfern, 
oder Hebammen. fohle, J 


e) Soll daſſelbe in allen blos das Medicinalweſen angehenden Rechtshaͤndeln, welche 
uͤber die Cur und das Soſtrum zwiſchen den Patienten an einem Theil, und den 
Aerzten, Wundaͤrzten, Geburtshelfern, Apothekern und Hebammen am andern 
Theil, wie auch uͤber die Rechnungen der Apotheker, nicht weniger zwiſchen 
allen dieſen und andern, die ſich mit Heilung der Krankheiten und Gebrechen 
abgeben, in Sachen, die ihre Kunſt angehen, entſtehen möchten; ferner in allen, 
diefe Medicinalordnung angehenden Vebertretungsfällen (infofern diefe nicht ig 
„die Criminalitaͤt fchlagen, und ſodann vor das ihnen eigene Forum vor wie nach 
verbleiben.) allein die Unterſuchnag anzuftellen, und nach pen diefer Medici⸗ 
nalordnung das Urtheil zu fprechen haben. Wie Wir denn hierdurch alle dieſe 
Sachen und Perfonen, fo weit folches ihre Kunft angeber, und vor das CTrimi⸗ 

"NalsForum, wie vorhin gefagt, nicht gehötet, ausdrücklich von der gemeinen 
Getichtsbarkeit erimiren, und ihnen bey Unſetm Collegio medico ihr Forum " 
privilegiatum anmeifen. Jedoch foll | | 


f) Das Collegium medicum in aflen diefen Sachen one Weitläuftigkeit des Pros 

ceffes, nach kurzen mündfichen, oder fehriftlichen Anbringen der Partheyen, 

-  fümmarifch verfahren, auch zu Vermeidung aller Weitlaͤuftigkeit, den Partheyen 

nicht verftattet ſeyn, in ſolchen Sachen Advocaten anzunehmen und für fich fpres 

chen zu laſſen; es wäre dann, daß der Sachen Wichtigkeit halber, ſolches, im 
vorfommendem Befonderm Zaße von en Collegio exlaubet wuͤrde. 

2 12. 


68 Hochfuürſtlich-Hildesheimiſche 


$. 12. 
Beſtrafung ber Uebertreter dieſer Verordnung. 
Gleichwie es nun Unſre ernſtliche Willensmeynung iſt: daß kuͤnftig niemand in 
Unſerem Hochſtift mit innerlichen oder aͤuſſerlichen Curen, oder Ausgebung der Arzneymit⸗ 
tel, zu thun haben ſoll, als allein diejenigen, welche von Unſerm Collegio medico desfalls 
geprüft und dazu auctorifiree find; fo follen alle diejenigen, welche ſich auffer diefem Wege 
in die Heilung der Krankheiten und Gebrechen, ‚oder Austheilung und den Verkauf der 
Arzneymittel miſchen wollten, nach weiterm Inhalt diefer Medicinalordnung, nachdruͤcklichſt 
eftraft werben, | oo .. 
$. 13. 
£egitimation der zum Corpus medicum gehörigen Perfonen und wie diefe gefcheben fol. 

So viel aber die jeßt fehon im Lande practicirende Aerzte, Wundaͤrzte, Geburts⸗ 
helfer, Apotheker und Hebanımen bereift, fo laſſen Wir zwar gefcheben, daß folche bis zu 
weiterer Verfügung ihre Kunft forttreiben; damit aber das Collegium medicum aud) we⸗ 
gen diefer nach und nad) die nöthigen Anordnungen treffen, und einem jeden den feiner 
Sefchicklichfeit angemeflenen Wirfungsfreis anweiſen Pönne; fo verordnen Wir hierdurch 
weiter, daß alle wirklich vorhandene Aerzte, Wundärzte, Geburtshelfer, Apotheker und 
Hebammen innerhalb fehs Wochen nad Publication diefer Medicinalordnung, ihre in 
Händen habende Privilegia, Patente, Lehrbriefe und Atteftate, ſowol in Original, als Abs 
ſchrift, an jedes Orts Obrigkeir oder Beamten, unter welchen fie bis dahin geftandeik, eins 
Whefern ; worauf der Beamte, wenn er die Abjchrift den DOriginalien gleichlantend befunden, 
leßtere an die Eigenthuͤmer zurück geben, erftere aber vidimiren, und nebft einer Nachricht 
von dem Orte des Aufenthalts ſolcher Perſonen, von ihrem Alter, und wie lange ſie bereits 
in dieſer Qualität gedienet, auch von der Beſchäffenheit ihrer ſonſtigen Aufführung, an das 
Collegium medicum unentgeltlich einſchicken foll. 


§. 14. — 

Wie das Collegium hierauf verfahren fol. = .. 
| Das Collegium medisum hat hierauf alle diefe yon den Beamten und Orts Obrigs 
Beiten eingefchickte Nachrichten , tebrbriefe und. Patente zu unterfuchen, demnaͤchſt aber 
nicht allein diejenige, welche vorhin noch Feine ausdrückliche Erlaubniß zu practiciren, oder 
Arzney auszugeben erhalten haben, fondern auch jene, welche bereite vorhin auf irgend eine. 
Art dazu autorifiret find, und das Collegium es dennoch für noͤthig oder nuͤtzlich erachten 
follte, von neucm vorzuladen, und ihre Geſchicklichkeit, ſamt der Beſchaffenbeit ihrer bie, 
herigen Aufführung zu prüfen, und nach Befinden ihre in Häiden babende Splaubniß zu 
Beftätigen, einzufchränfen, oder ganz aufzuheben, nn . . 


[9] 


! 


§. 15 
Etrafe der Ungehorfamen. , 

In dieſer Abſicht befehlen Wir allen und jeden , welche fich mit vorgemeldeten Kunfts 
gefehäften auf irgend eine Art abgeben, adf Erfordern Unfers Coliegri medici ſich gehor⸗ 
ſamlich einzuftelfen, fich der nothigen Prüfung zu unterwerfen, und. den ihnen darauf 
ertheilten Vorſchriften genau nachzuleben, auf den Mebertrerungsfall aber der, in den —* 
a 


Medinalorduung. " 69 
nach angefuͤgten Medicinalgefegen ihnnen ahgedboheten. Strafe, auch’ nad) Befinden der 
Umftände, ‚der Sufpenfion oder Remgtion ab Officio und Praxi, zu gewärtigen. Gleich⸗ 
vie Wit dem ee 0 

au ” ” $, 16. 
Beamte und Obrigkeiten ſollen dem Cpllegio allen Vorſchub und Huͤlfe leiſten. 


Unſerm Collegio medieo hiermit uͤberhaupt die Macht und Gewalt ertheilen, die 
Widerſpenſtigen und Contumaces durch Poͤnalbefehle und wirkliche Poen zu coerciren, und 
allen Obrigkeiten und Beamten ernſtlich aubefehlen, ſowol hierinn, als wegen andrer Uns 
terſuchungen, dem Collegio medico, auf deſſen Requiſition und Anſchreiben, allen Vor⸗ 
ſchub und ſchleunige Huͤlfleiſtung zu erweiſen; allerniaſſen Wir denn auf beſchehene Anzeige 
Unfers Collegii medici an Unſere hoͤchſte Perſon, oder Uuſere nachgeſetzte Fuͤrſtl. Regie⸗ 
rung die Saumfeligen, oder gar Widerſpenſtigen mit Geld, oder anderer Strafe zur gezie⸗ 
menden Befoͤlgung ih. Unſeter gutdigfterr Willlnönieynimg anhaften zu laſſen wiſſten 
werden, ' .. one 


BEBE u. Auer | 
Die Strafgelder gehören ber Medtcinaltaſſe. 
| Die von dem Collegio in vorkommenden, und nuten an gehörigen Orten zum Theil 
häber beſſimmten Uebertrerungsfaͤllen erfännte Strafen. follen fofort bengetrieben werden; 
und Wir widmen felbige von nun an hiermit gnaͤdigſe sue Beybuͤlfe der Errichtung einer 
Medicinalcafle, in der Maaß und Abjicht, wie-folches "bereits in dem Fro Memoria von 
Unfrer Gürftl. Landtagscommißion unterm 1 zten Roveniber, vorigen Jahrs lobl Ständen 
vorgeleget worden, und woruͤber zu feiner Zeit das nähere der Einrichtung halber verfuͤ⸗ 


‚get werden fol, 


. 
.. 


W *D > . $. 18, . as Ze U 
Wann und wie der Recurs don dem Collegio zur Fuͤrſtl. Regierung genommen werden 
kann und ſoll. u 
| Ob nun gleich gegen alle diefe Berfügungen und rechtliche Eintfcheidungen des Col- 
legii .mediei, der Regel nach, feine Rechtsmittel zugelaffen ſeyn follen; fo verſtatten Wir 
doch gnädigft, daß daſern die Sache eine 20 Rihlr. überfteigende Summe, es fey an 
Geldftrafe oder Koſtenerſetzung, oder eine mehr, als ein Jahr lange Sujpenjion, oder gar 
Remotion a.Prax?Verräfe, in foihen Fällen demjenigen, fo etwa gravirt zu fen vermennen 
möchte, den Recurs zutkrfter nachgefeßten Regierung tanguam s Commilflario ad Com- 
mittentem , dergeftalt bevocbleibe,, daß er fein vermeintes Öravamen in Zeit von ı4 Tagen 
als einer hiermit angefeßten legalen und perenitogifchen Frift nach Publication des Urtheils, 
ben befagter Regierung vorbuigge und juftificire, worauf djeſe dann ohne weitere Srißvera 
ftattung, Adta.mit Bericht, den das Collegium medicum binnen adjt Tagen obnfchlbar 
und unentgeſtlich erftatten foll, abinfordert, und ſolchemnach entweder den genommenen 
Recurs ſofort ghjufchlagen, oder auf nachzulaſſenden Gegenbericht die Sache ungejdumt, 


eadtich Hab geätid zu engpriden Gatr , 


%3 | u Zweytes 


70 Hochfüͤpſilich⸗ Hildespeimifhe 
| 0 Zweites Capitel. en | 


Von den Amts und Stadt: Phyficis, auch andern 
Medicine Pratticis, und deren Verbindlichkeit, 


$. 1. u 
Von Anordnung der Amts⸗ und Stadt ;Phyficorum. 


In jedem Unferer Aemtern, wenigftens der gröfferen, oder in einem Diftrict von 
zwen bis drey Fleineren, foll ein Phyficus angeftellet, und das Subject dazu Uns von Uns 
fern Collegio medico vorgefchlagen werden. Auch erlauben Wir Unſern vier fchriftfäßigen 
gröfiern tandftädten, fo wie bisher geſchehen, auch ferner einen Stadt⸗ Phylicum zu ernens 
nen und anzuftellen, jedoch daß diefer ſich nicht minder gleich andern Ans sPhyficis und 
Medicinæ Pradticis diefer Verordnung und der Direction des Collegii medici in allen 
unterwerfe, | | | 


6. 2 
Eigenfchaften derſelben. 

Sowol der Amts⸗ als Stadt» Phyficus muß ein ehrlicher, gefchickter, gottess 
fürchtiger, und feines guten Wandels halber befannter Medicine Practicus uud benebft 
auf einer Univerſitaͤt in diefer Wiſſenſchaft legitime promotus feyn, nicht gar zu jung, 
und fo viel möglich, wenigſtens fünf bis fechs Jahr in Praxi begriffen gewefen gu. 
3 $. 3. ⸗ 


Pruͤfung und Beeidigung der Amts⸗ und Stadt⸗Phyſicorom. 


So wie alle diejenigen, welche in Unſerm Hochſtifte Praxin medicam uͤben wollen, 

ſich dem Examini und der Approbation des Collegii medici unterwerfen, und ſolchemnach 
auf diefe Verordnung, und die ihrem Berufe anklebende Gefchäfte verpflichtet werden müfs 
fen ; (Siehe Cap, 1. 9. 10. 11.) So ift auch in Anfehung des Examens der Amts, und 
Etadt, Phyficorum hierunter feine Ausnahme, auch in dem Falle nicht, wenn felbige bes 
reits in diefem Amte geftanden, und das Collegium dennoch aus gewiſſen Urfachen das Eras 
men für nöchig finden möchte, nur in Anfehung der Verpflichtung der von Unſern fhrifts 
fäßigen vier Landftädten angeftellten,, oder Fünftig anzuftellenden Stadt  Phyficorum laffen 
Wir gefchehen, daß diefe, wenn fie bereits vor dem Magiftrae in Eid und Pflicht genoms 
men , fich gleichwol beym Collegio medico fiftiren, um ihr Beeidigungsprotocoll ſamt der 
von ihnen befhmwornen Formul zu präfentiren, und mittelft Handgelöbnifles, ſowohl die 
demfelben zu leiftende Parition, als genauefte Wefolgung Unſerer Medicinalordnung ws 
ftipuliren, ' | 

Ä u 4 0 

Phyfici follen in befchriebenen Fallen Bericht erflatten. 

Wie nun Phyfici ratione ihres Officii unter fpecialer Auffiht Unfers Collegii me- 
dici fteben, von demfelben dependiren, an felbiges in allem zweifelhaften Fällen, auch bey 
eonragieufen Krankheiten, als z. E. Ruhren, Faul⸗ und Fleckfiebern, bösartigen Blattern 
und dergleichen, ihre Berichte abſtatten und von dannen Veihüultuugsmaaße erhalten; ſo 
ſollen dieſelbe auch 


95 


® 


se medicinalordnung. 7 
.Sollen auf genaue Befolgung diefer Ordnung machen. 

Nach Anweifüng diefer Unferer Medicinalordnung überhaupt, denen in ihrem Dis 
firiet, Amt oder Stadt fi) hervorthuenden Mißbraͤuchen, Mängeln und Gebrechen abzus 
belfen fuchen, gute Ordnung in allen Stücen herftellen und unterhalten, aͤuſſerſten Fleißes 
aber dahin ſehen, daß auch Chirurgi, Apotheker, Bader und Hebammen der Medicinal⸗ 
ordnung allenthalben nachleben, alle Pfuſchereyen hingegen unterdruͤcket werden, 


6 

Für Erhaltung der Gefundheit forgen, und Bericht erflatten. 
Insbeſondere aber follen Phyfici durch erlangte gründliche Wiflenfchaft und Erfab⸗ 
rung in allen Theilen der Arzneykunſt, die in- ihrem Amte oder Diftricte befindliche Mens 
ſchen an ihrer Gefundpeit zu beſchuͤtzen, ihre pflichemäßige Sorgfalt ſeyn laffen, nicht min⸗ 
der gegen einfchleichende Seuchen ſowohl bey Menfchen, als nüglichem Vieh, mögliche 
Hülfsmittel zu erfinden, und dienliche Veramftaltung vorzukehren, faͤhig und ſchuldig jenn, 
"damit folhem Uebel bey Zeiten gefteuret werde, und es nicht weiter um jich greifen möge; 

Wie denn Phyfici überhaupt auf alles, was Störung in Oeconnmia animali ver⸗ 
urfachen kann, fleißig achten, davon bey Unſerm Collegio medico & Saniratis Anzeige 
tbun, und wenigftens alle Vierteljahr einen allgemeinen Bericht über den Zuftand der ihnen 
untergebenen Aemter und Bejirken abſtatten follen, U 


9: 
§. 7. 
Ihre Pflicht bey gerichtlichen Disquiſitionen. 
Ben Disquifitionen, welche entweder per cultrum anatomicum, oder durch andere 

zuverläßige Data determiniret werden müflen, foll der Amts⸗ oder Stadt» Phyficus , in defs 
fen Diftrict oder Stade die Disquifition anzuftellen, adhibiret werden, und dieie, wie ſich 
ohnehin verſtehet, auf ihrem geleifteten Eide verbunden feyn, alle gewifienbafte Vorſich⸗ 
tigkeit zu gebrauchen, und über gefundene Läfion oder Umftände ihr Vifum Repertum und 
gründlichen "Bericht ad Forum competens, fo wie auch dem Collegio medico ein Eremplar 

davon zur Nachricht einzufenden, 


§. 8. 
Phyfici foßen in vorkommenden Fallen Reitpferbe oder Borfpann unentgeltlich, auch‘ 
Er billige Belohnung haben. 


Wenn fich: in einem Amte oder Diftricte anftecdende Krankheiten. Seuchen, ober 
andere dergleichen Vorfälle begäben, weshalben der Phyficus Pflichten halber reifen, und 
ſich an Orten, wo es nöthig, begeben müßte, fo foll das Amt oder der Diſtriet die nöthis 
gen Pferde zum Reiten, oder VBorfpann gehen, der Phyficus aber fir feine Mühe nebſt den 
Koften, eine billige Vergeltung aus der zu errichtenden Medicinalcaſſe empfangen. 


’ . 9 | 
Aufſicht der Phyficorum auf die Apotheken. 
Auch ſollen Amtes und Stadt⸗hyſici in Anſehung der in ihrem Bejirk ſich finden⸗ 
den Apotheken ſich bemuͤhen, daß dieſe der unten naͤher beſtimmten, den er 
geſchrie⸗ 


ya Hodfürklih --Hüdesheimifge 

gefchriebenen Verordnung und Tare allenthalben aufs geunuefte einfolgen und diefelben im 
geringften nicht überfchreiten, alle die in dem durch diefe Verordnung approbirten Difpenfa- 
torio verzeichnete Waaren und Species aber: allitets in quaniate qualitare verräthig 
haben; wannenhero denn Phvfici die Apotheken vor ſich allein, und auffer' denen a Colle- 
gio medico zu verfügendeir gewöhnlichen Vifitationen öfters beflichen, auch denen’ Apothes 
fern und Gefellen mit gutem Rath und nuͤtzlicher Vorſchrift an Haud gehen follen, 


. —W J $. IO. a ZT . J 
Von ihrer Abweſenheit und wie ſie ſich zur Zeit graßirender Krankheiten zu 
verhalten haben. 
Gleichergeſtalt follen Amts » Phyfici ohne Vorbewußt Unſers Collegii medici ſich 
nie uͤber vier Tage auſſer ihrem Amtsbezirk aufhalten. J 
Zu Zeiten graßirender Krankheiten aber muͤſſen ſie ſich beſtaͤndig in denen damit be⸗ 
hafteten Gegenden finden laſſen, jedoch im Fall der Noth, oder wenn fe ſelbſt krank wär - 
zen, auf beſchehene Anzeige an das Collegium medicum & Sanitatis und: von dannen ers 
folgter Approbation ihnen verftartet ſeyn, einen audern geſchickten Medicnm an. ihrer ſtatt 
zu fubitiuiren. Gleichwie dann, und wie fehon vorhin erinnert, in ſolchem Fall der ges 
tingiten Aryeige von Contagion, Seuche oder epidemifchen Krankheit, Phyſiei ohne Unters 
fchied verbunden find, nicht allein an das Collegium medicum & Sanitatis fchleunigen Bes 
richt zu erlaflen, fondern auch mit des Orts Obrigkeit die beften Verwahruugs⸗ und Huͤlfs⸗ 
mittel vor der Hand fofort concertiren und; anzuwenden zu ;fuchen, ſod ann wöchentlich. von 
dem Zunehmen, oder Verminderung des Uebels zu referiren, und die adhibirten Mittel und 
Methodum curandı anzuzeigen, et 
De G ın 87 
Dbforge fiir die Geſundheit des nuͤtzlichen Viehes. 
j teßtlich Tiegt denen Phyficis ob, ſich auf gute und Teiche applicable Mittel zu be⸗ 
fleißigen, welche denen Seuchen und Eterben des Viehes abhelfen können, wie fie denn, 
"im Fall fie gewiſſe präfervatiorfhe Mittel für das Vieh müßten, ſchuldig find, ſolche denen 
Herrſchaften und Unterthanen in ihrem Bezirk zu eröfnen 'und zu eonınnmiciren, damit 
ſolche davon zu Verhütung des Sterbens unterm Vieh Gebrauch machen koͤnnen. 


$. 12. 
Der Nedicorum Legitimation, Eramen und Approbation. 

So viel nun die Medicos und Medicinz Pra&ticos Überhaupt anlangt; fo wieder, 
holen Wir anhero, was in Anfehung derfelben Legitimation, Erlangung der Facultaͤt zur 
Prari und Verpflichtung oben $.3. ferner Cap. 1. $. 13. verordnet worden; als wovon 
auch ein auf Ulniverfitäten graduirter Doctor, wenn er im hiefigen Lande fich niederlaffen 
und feine Kunft ausüben will, nicht befreyet ſeyn fol, 

' 8. 13. 

Ä Mie das Eramen ansuflellen. 

Das Examen ſelbſt geſchiehet auf nachftchende Weiſe; 

a) daß dem Examinando ein oder mehrere Säge na Ermeſſen des Collegii zur 
ſchriſtlichen Ausarbeitung vorgegeben werden. 
| b) Dies 


MEERE? he Pr 


6.5.bY: Dieſes Ausarbeiten: in. der Wohnung eines a Callegib za: ornenneiiden· Migliedes 
Rind  ..gelcbebe „Bnbr - we. se — Er, s I 
e) das Zimmer nicht eher als nach geendigter und verfiegelter Arbeit von Bert ih ei, 
fung ſeyenden Arjt verlaſſen, mithin dadurch aller Verdacht fremder Hülfe vers. 
mieden werde, u a ve ' > she 
nad ‚Hnderzan gi EEE 6. 44. : En ge — a Seh — 
a er. 
2" Mathdem die verfiegekte Ausarbeiting dem Collegio übergeben ift; fe wird fie in. 
Germftben Ötenitih enenegelk, ud‘ dem Mepibeo,, ig, bei BBabnung yer.Pepbennffag ges 
nidcht, "fur Recenſton' zugeſtellt, welches datın etnach feine Meinung daruͤbar ſchriftüch 
abfaffet und vorbringet, ; " 


Bi 
fl 


a 
leg eife as ji 155 I ui 34.* ie 
EEE UNE SAN En — FE 
Das Aehratnen'orale gelztiehet Blerauf var. berfammehem-Collegip, und zwaren 
dergeftält, daß ſowohl die Fragen / als Antzuorien, dentlich und. umſtaͤndlich zum Protocolj 
uͤledergeſchrieben werden. 835 ir ——— 
12 16, | 
.. ‚„pflichten des Collegii bey Ertbeiluug, ber, Approbation ‚sur Praxis. 3 

— Nach dem ſich fündenden Maaß der Geſchicklichteit iſt ſedann die Erlaubniß zum 
Prachtiten entweder allgemein zu ertbeilen, oder auf eine gewiſſe beſtimmte Weiſe vorerſh 
und big zu weiterer Qualifisation iu beſchranken, oder ganz abzuſchlagen; und Wir verfe⸗ 
Den Unis zu der Rechtſchaffenheit der Mitglieder Unſers Collegii ugd,derfelben Uns geleiften 
ten Eid und Plichreh, daß fie bierlihker feinem zu Siebe oder teide aus ifgend einem Stunde 
zu bandlen, fich je zur Laft kommen laffen, werden, i 

N 


But & : 17" * — 

1 Borzüglichd Eigenſchaͤften zu einem Land⸗ Amts⸗ gder Stadtobyſtcate. 
Mer ſich aber kuͤnftig zu einem Land⸗Amts⸗ oder Stadtphyſicate Hofnung machen 
ti, der Muß ein gefitiläfter" Atze Ion, und hiernebew- noch, die gehörige. Seuyiniß in der 
—— der gerichtlichen Arzneykunde der —A und Apotheerlunſt exp 
worben haben, Die Kenutniß der Medicinz legalis iſt Hin ben der Ver ertigung eines 
Vifi Reperti, die Apothekerkunſt bey der Wifkatien der Apotheken, die Chirurgie zum Bey⸗ 
ftande Hey, Pimbärsse näthig;r,, Hat er ſich darneben mir ben: Theile der Wundatjneh, wel⸗ 
cher die Geburtshuͤlfe hetrift, gut bekanng gemache;, fo ſoll ihm dieſes bey Unſerm Collegio 
medieo zu einer vorzuͤglichen Empfeblung dienen. Be, 


se: in — “le „Ist: Kr I. v, 1 6 "18 u 213 — — u, & vol —R —— 
0 0 


wo 


Einrichtung der Patente zur Praxis, derſelben Production und Jufinuation. 
| Damit auch das Publicuni von ver’ tſchebeuen Fähigkeit feiner Aerzte einiger, 
maſſen unterrichtet werden ſo ſoll rin jeder . Arge, mis vorhin geſagt, Tmit- einem Parente 
verfeben: werden; welches ſiner. Geſchicktichkeit angemeflen ift, "And daa Maas der Erlalib⸗ 
niß der Praris enthaltet. — ae 
Backmanns Geſetze J. Theil. K Dieſes 


Pu D 


74 Hochfuͤrſtlich = Hilbesheimifche 


tung, ficken, und ſich deſſeiben "Bedienen, ohne. daß der. une 


"teten Poteva num; fell feiner der apptebivte AfLn:6er. Obrigkee / and dei Whnfice 
8 Ares, wo er wohnet vorzeigen, und die Copie davon in das Serichyroiocol eins 
wagen lt: nr ' - 6. 
J 19. 


Aafuͤbrung junger Aerzte zur BR | 
Alle Merzte, welche von Unſerm Collegeo ohne Einfchränfung approbiret, dürfen 
einen jungen Arzt anführen, zu ihren Kranken, jedoſh wuf ihre ehr und Verantwors 


tnoͤthig haͤtte, fich 
juvot vor dem Oollegio ya ſteilen. Wenn er aber demnaͤchſt felbſt Ka Anführung prac⸗ 


ticiren will; AA a & di ‚Pro B muöftehen,, und wie uvdr —* iſt, ſein Patent er⸗ 
alten‘ haben iſen * x 


ß. 20. Nele cin —* 


Von auswaͤrtigen Heriben,, uud ‚berfelben Practiciren. 

Aerzte, welche „nice. in ‚diefem Hochffifte mößnen ‚ dah ohin n aber. pop den Kranken 
berufen Deren koͤnnen zwar — and Kind daß fie ſich deßfalls bey dem Cellegio ‚melden, 
brarticen; fie Andffen jedoch hicklichteit flehen, uud von ihrer Lander⸗ 
obrigkeit en fegn. . 

21. 


Die Einfeimifhen‘ bleiben "In ihrer bisherigen: Heap bis ein andres verordnet. 


Was aber Unfer jetzigen Ark anlangt; ‚fo proͤcticiren und handeln fie ‚wie fie Bisa 
Ger gewohnt ‚gewefen find, und bis fie von dem Collegio werden vorgeladen werden, um 
ihre Prüfungen ausjufteßen, Wenn fie aber werden vorgefördert werden; fo miüffen fie 
weveder erſcheinen, oder hinlangliche Urſachen ihres Vicreiſchemnensa auzeigen. 


6. an. cn bu.) 
Strafe der Hngeporfamen. 
Wer keine hinlaͤngliche Urſache feines Ausbleibens angezeigt: kat, und auch niche 


93 


erſchienen iſt, gibt das erftemal 10 Kehle. Strafe. 


Wenn er das weytemel, vhne Ginlängfiche Urſachen juräg Slpibt, zablt er 

Diebe. ,. und wenn er auf die drirte Borlädang REN oh, ihm nie Hi ‚alle Dior 

f lange verböten, bie er ‚N ‚gefügt bat. nn una 

u > OU 6. —2 beit Eu qui. "7 

"€ Medicos, der Gugleich die: — treiben — me hie —* —— 

Jerjte, welche ſich auf die Wundarzney gelegt * n, md Diele auszuuben verlan⸗ 

en, müffen ſich deswegen ben dem Collegio mefdeni. nn es Ihnen an der erforderllchen 
gen, mi nicht fehler; fo foll hierzu die Erlaubniß in das Patent eingeruͤckt werden. 


ALTPRI RT} av sn alt dt sh 24. Damme 12 Bu BE A En 17 
ei i „1eh, Doplgen an“ 5 BAR 
nfoRllee 4 lien werden, wenn ſich ei Anz nor auf einen andern he 
— Beauf das —— die Gebartohuͤcſe ne, mi beſenderm Steife 
gelegt hat 


32* EN F : x z a 24 C⸗ dit: ll, 


/ 


a} 


* 


ee Medicinalordnung. st * 
4. 08. 


Allgemeine ib beſbubere Vfſchleil md Egelſthafraͤr eines approbirten Medicus. 
En aa — —— — re io a ET 
,. Sollen alfe ſolchergeſtalt von Unſerm Collegio medico esaminirte, approbirte, und 
mit Eis Zah —X Medicinz Practici fc) jedeczejt eines guten, ſittſamen und got⸗ 
tesfuͤrchtigen Lebenswandels befleißigen; gegen jedermann ſowohl, als unter einander bes 
ſcheiden und einträchtig Aufführen; keiner dem andern fo wenig in Anfehung des Leumuths, 
und Gefchicklichfeit, ald der habenden Praxis nachtbeilig Senn, oder die Patienten mit Vers 
Pleinerung des, andern Berdienfien au fich sieben, nach, ihrer Patienten Zuftand und Bes 
Abaflenbeis ſich genay "erkundigen, die ihnen entdeckte heimliche Mängel und Gebrechen 
iemanden öffenbaren, bey Coucurren; und Eonferenzien über eines Patienten Krankheiz, 
ohne Affeet und Parteilichkeit deſſelben Wohlfart und Geneſung mit gemeinfchaftlichem Rath 
und Krötsen: zu befürdern fuchen, dem Yatienten, nicht etwan heimlich ‚ohne bes andern 
Medisi Wiſſencond Willen, etwas verordpen,. oder. ſelbſt praͤparirte, dem undern Merkto 
unbefannte Medicin reichen; und überhaupt in Verrichtung ihres Amts ſich deſſelben Wich 
tigkeit, zugleich auch diefes erinnern tollen; wig ihre etwanige Fahrlaͤßigkeit allemal eine 
Art des Mordes in fich falle, wovon fie Gott dem Allmächtigen demnaͤchſt ſchwere Rechen⸗ 
fchaft zu geben haben; immaſſen Senn ſothane ihre Fahrlaͤßigkeit, wenn fie erweislich zu 
chachen iſt⸗ ud. Bey: Unſern· Collegio medico:& Sauitaciv. aigebsucht wird, auch vom ges 
dachten Coll gio mis Meikosen :a'Piaxi oder. ‚auf. andere aachoruͤcklicho Art: pro- ratlu de. 
gligentwsoder: gar: anipegeahnber wurden.foller ::'. zen. . 1 nd α 
. I — dr. Ba % R ĩ. en. 
| $ 26, 
"Behalten, dem Nedisarum in zweifelhaften Gallen, 

2° 2.6’ Finden ſich: Jiweiſelhafte Falle, Worin ihre Erfabrung nicht zureicht; ſo mögen fie 
folche dem Collegid tedico- fprifitäily oder: makndlich verttagen, und fich bey ſolchem Machd 
erholen. Das Collegium medicum aber foll ‚dergleichen Caſus, ſamt dem Gutachten 
ſammlen, damit ſolche im folgenden Zeiken zu einiger Erlaͤuterung und Nutzen dienen 
koͤnnen. ae a De ae mau one 


ee er ae os ar i Br Ä 
A Ze $ 20; Ele ter ee rg Sa “ a 
.. ’ N Derſelben Aufſtcht auf bie Apotheken. N x es 


befannt und in Vernehmen ſeyn, fich 
Dotienten enthalten, Ä 


Wie denn Medicr darnuf: daß die Apotheker die Recepte ber Vorſchrift gemik, 
genau machen, wicht minder much ‚buraufisigaßdiefelbe. die Tarxe der Medicamenten nicht 
ãberſchroiten, uijd. ihre Medicaments olsymica Kcompofila , mc "dem: von Uns giädiaft 
epprobirsen 1.Gerzagk. “ Braunfchw: "Mifpenfarüsib Metferrigen, : nf igenauefte Achd Baden, 
und Falls fie folches nicht fänben; deni Vollegio medied davon Bericht und Anzaigb. thau 
follen, 

— a & 2 §. 28. 


% 


va: ie Where Skate mi ‚Götahfräch Ylfn Medig ja, pop 
ne — ld Etlnfioh nit eidigen zunt Si had 


— 


achtbeil der 


26 Hochfſchnſt lich. ne 
e a 
el AN UR — ehe ie Felauhniſ picht djſpenffren nism er > 
ein Into rzeneyen — ey, oder damit handlen dürfen, ‚auffer i in wie weit 


ser hierzu von dem. Collevio die Etlaubniß erbäften Bar;O "als wovon demnaͤchſt, wenn von 
den Apothekern die Re) das weitere vorkonimen wird, | Ä 


Kb % De 175 DE 1 Baer Pe Br I Wir m ar ——— F . ER 
LEID Ber war u! Toyagias in 5 151,1 Q: 7113, an? ee er, J . u ea en | 
u FRI) PaRı E PE2 3 " FB 13 I" 7 snugßite raryxeitt werben ol; era ‘u. 1 
ter: eK ten? woelche der Arge gerbröuel, pr Kir * und der Name 
"een, f , für den es verſchrieben worden, "ängetto en werden. Der beiteter ſetzt ſobann 
dur Ba Bar, sv er es verferrige, md kN 3 ba er es tepelirt, , ee on 7 un * 
—* Sleichwohl bey ſelchen —* 7 welche der —— 
añ tes dem Arzt ertaubr; Tun. a Taten des Kranken, ran 
er. ſcheeiben. TUE . 94 Pr na De AR BL Aue ed’ Air * 15 —J———— HR 
' a, Fa un EL ua Nam pt ——** 
3 oe Astäuferung des Vorigen. .: 


FR iim | Benn die Yerise deux Apothefeen, Wundaͤrzten oder andern ein Rerept iren — 

ſien ßeres gahkefag ek umgterfägreen. Aisdonn eſollen / die Meccpteungeſchew warbes, 

A wenn fie der Arzt von Wort zu Wort. heſchrieben hHattzrege Auf denIrzt2der antet⸗ 
ſchrieben bat, falle daher alle Verantwortung. 


g. . 
Der Aerſre hhemme infchaftliche Huͤlfleiſtung in ſhren Berufsgefchäften. 
nn. Wenn Kin. Arzt quewaͤrts bexufen · wird 3:40 ſoll cin sehen nargt Mii⸗ Berg dazu be⸗ 
ziher wid feine Rranken, Pie vn gu dam : be ſcem Fels Ale. 1,3 2a —ä 





na Su lo hr 3 p ι BEER 225 hi Ten ii: zuweilen. ur .. 59079 
muss rl an GE ENTE ts se: 9%: u. a TE Ber} 79 7 
Bon dem Salle, wenn * Patient einen "andern Arzt annimmt. .1y:n0) 


Unterweilen gefchieht es, daß ein Kranper mit feinem Arzte unzufrieden it, und 
ftatt deffelben einen andern begehrt , in diefem Fall fol der erſte Arzt, wenn er ge,iemend 
ee erfucht wird, dem ; und Einme von Yan Merlaufo der Krankheit die gehörige Nach⸗ 
richt ohne alle Au und Einwendung geben „dieler binge ai  Magpe taub 
iger ‚den — X ML es verlange, it, aut folgen. * a u bar 


voarsmet 
—6 — 2 

S. 33. erh n 

ren ge Won dem Verhalten, oem mehrere Aerzte einen Krauken heſuchen. 

lan " Eoenfais ft es dem Kranken oft Tepe. putiliglidy, :wosun mehr: Here, —— — 

een: ; * ber ie uni Atrzt m — Auer berufen —* ‚fo-folten: pe 
sapfen aſtlich and gessiffeihaft y et enferegen "vor 

nemlich in. Gegenwartdes Kranken, ſich auf alle Weiſe encbakten, ’ | 


ar 3% 


[un 


;inwedieinalot rdnunte 5 
ne 3. gi 34.. PX 
ed Pe Fortſetzuug des Vorigen 

ar deiſiach ihebrete Aerzte einen Kranfen beforgen; fd ſoll Peiner allein, auffer 
im Nothfalle, ein Recept verfchreiben.. Wenn diefes aber gefchehen ift; fo foll das Mes 
cept dem andern Arte, fobald es fich thun läßt, zur Einficht überliefert werden, damit beide 
im Stande bleiben, die Eur in der er. gehörigen Ordnung zu verfolgen, 

. im 
Bas ——9. 35. 
a ee Vom Arstlohn. 

Ben angetretenen Euren follen Medici die Kranfheiten nicht gefährlicher angeben, 
als fie an fich find, uoch weniger aber um ein aufferordentliches Arztlohn tranjigiren, fons 
dern fich mit billiger Bergeitung Segnägen laffen; von Armen aber, als welchen fie ſowohl, 
wie.Dfeicyen,:mit Rath und Huͤlfe beyzuſpringen fehuldig find, die Belohnung nicht fo ges 
nau ahheifchen ; vielmehr denenſelben auch unentgeltlich mir Rath und Hülfe benfteben; das 
gegen: foll ihnen überall zu Erlangung billiger Bezahlung die ſchleunigſte Huͤlfe geleiſtet 
werden. 


stört. u —* Ir a: . 36. 
on vnuchien des Arztes, beſonders bey gefaͤhrlichen Kranfen. 

Dekren⸗ werden’ Medict’ben allen ihren Euren als gefchiefte Dogmatici verfah⸗ 
ee, von jeder’ Krankheit richtige: Definitiones machen, die wahren Lirfachen beftimmen, 
und darauf die bequemen Hülfsmittel‘ ſuchen und gründen; fodann den Ausgang der Kranke 
beit wohl beurtheilen, den Patienten aber, oder deffen Angehörige, weder. zur Verwegen⸗ 
beit, noch allzugroffer Zagbaftigfeit verleiten, gleichwohl fo bald fich einige, obgleich annoch 
entfernte Gefahr zeiget, die. See lenverſorgung unabläßig zu zu erinnern nicht unterfaflen. 

. A rien mutig i 
un prahe ı 6. 37. 
y Du ihnen vorkommende. faͤndliche Anmuthungen follen fie der Obrigkeit anzeigen. 

Komulen ihnen fündfiche Anmuthungen, inter Verfprechung vieles Geldes und 
aiffeörbenstichen Lohns vor; ſo follen ſich diefelben ihres geleifteren Eides erinnern/ uns 
darin nicht willigen, vielmehr davon der Obrigtein gebabrente Anyige thum. on 
Morr Dir 12“ A Br . ." . 
— Iran SE: . gı. Pr oo. tt BT zu 
Ei "Die Aerzte Verhalten bey eoibenifchen Krankheiten. 

So ie Pr den Amts⸗ und Stadtphyſicis bereits verordnet; fo follen auch abrige 
Medidee Practiei, falls fie einige Zeichen von einfihleicheber- Bence; Eontagion, oder 
episamifcher Krankheit bemerken, :von dem in dem Amt ober Bejirk augeftellten — 
" Ach / dos Orts: Obrigkeit jur noͤthigen / weitrrn Vorkehrung alſofort die Anjeige thun, G 
| ben Umcerbleidaug aber der an ang auegeſtell ſeim. 


XR 
on. 4 
..| 1“. , | .: 8140 552 nd tt, . N .. 


Ei 43 Drittes 


ei Hochfuͤrſtlich ⸗ Hildesheimiſche 


Drittes Capitel. | 
Bon Chirurgis, oder Wundärzten und Badern, 
uund deren Verbindlichkett. 
J Er i. 


Wundaͤrzte und Bader ſollen von Unſerm Collegio nach gleichen Geſetzen behan⸗ 
delt werden. Das Collegium ſoll daher nicht darauf ſehen, wo er gelernt hat, ob er ein 


Bader, oder Wundarzt heißt, ſondern nur, in wie weit der Mann geſchickt iſt, und dem 


Publico dienen fanı. - ,. s 
Anordaung der Amtschirurgen, derfelben Eigenſchaften uud Pflihten. --, ., . 


.. Vorzuͤglich aber ſoll das Collegium dahin ſehen, daß in jedem Amte, 


wenigftens 
den gröffern Unſers Hochflifts, ein in allen Tbeilen der hing 6 viet möglich, wohl er⸗ 
fahrner und geſchickter Wundarzt, der zugleich feines ‚guten dels halber belannt ung 
rechtſchaffen iſt, angeftellt werde. Dieſem fol das Pradicar als Auıtschirurgus 
und felbiger zu den vorfallenden Difquifitionibus judicialibus, nach Maag und Weife, wie 
Cap. 2. $. 7. von Amtsphyſicis verordnet, ſtatt des Landchirurgi zugezogen werden ; wie 
denn auch derfelbe ebenfalls verbunden ift, auf die übrigen in dem Amte oder Bezirk bes 
ſtadlichen patentißrten Bader, Wundärzte und Hebammen, dererfelben Ausführung, und 
euauer Haltung diefer Medicinalorduung mir zu wachen, und in vorlonmenden "Sollen der 
rt jowohl, als auch von etwa fich duffernden epidemifchen Krankheiten, dem Amtspbufice 
fafort die fehuldige Anzeige zu hun. — 0, zu 
(ey . ‘ ' 3. . ..* 


Der Amtschirurgorum Praxis ſoll erweitert und begüufligerwerben. : :2 2-3 
Eine und zwar vornemliche Urſache der Beſchwerlichkeit, geſchickte Wundaͤrzte in 
den Aemtern und auf dem Lande zu haben, hat der bisherigen Erfahrung nach darin beru⸗ 
ber: daß. die Amtsdoͤrfer und Ortſchaften faſt durchgehends mit unerfahrnen Baders und 
Barbierers uͤberſetzt geweſen, welche, da fie das jährlich ſicher eingehende Geld für Bars 
kieren ,: Schroͤpfen und Aderlaſſen u. zu ſich zieben, jenen nicht.fo ‚viel übrig fallen, daß ſig 
von ihrer Kunft und Wiſſenſchaft, wis ſe es wohl verdienten, leben foͤnntey 
Ein anders und eben fo groffes Uebel, fo aus diefem Umſtand fließet, ift auch 
das: daß gefchichte Wundärzte wegen Mangel der Kunftgefchäften auſſer Stand bleiben, 
Sefellen und Lehrlinge zu halten und ammmehmen, und folglid) dadurch auch ein auf die 
Zusunft ſich verhreifender gar wichtiger Schade veranlagt und unterhalten werde. n 
“..  Diefemaun nbzibelfen,. und kuͤnftig vorzufoanmens fo wollen Wir eruſtliche daß 
am armuſtellenden Amtschirurge , ‚WR feinem bequemeru: Unterhalt, und demit er im 
Siande. feyn moge Geſelen und Lehrlinge zu halten and auziehen, drey, vier; auch meh 
fünf Dörfer, nach Werhaltniß ihren Groſſe und hage, (weiche dem von dem Amtochirnege 
zu wahlenden, oder ihm anzuweiſenden Wohnungsort am naͤchſten liegen,) untergegeben 
werden ſollen, um die darin vorfallenden gewöhnlichen Kunſtgeſchaͤfte, als Barbieren, 
Schröpfen, Aderlaffen, allein und mit Ausfchluß eines jeden andern Baders oder Barbiers, 
wu. eo 2* (jedoch 





— Medicinalorbnung 2. 95 
jedoch wie ich von ſelbſt verſtebet, daß denen Einwohnern fich unter einanber ju barbieren 
dadurch nicht benommen fey,) zu treiben, "und durch Gefellen und Lehrlinge, falle diefe SR 
noͤthige Geſchicklichkeit dazu haben, ausüben zu laffen. | 

Wir befehlen demnach Unferm Collegio medico dahin zu fehen, daß die zu Aus⸗ 
führung diefes Gegenſtandes nöchige Mittel und Maaßregeln ungefäumt vorgekehrt, und 
die an den, dem Amtschiturgo, wie vor gedacht, anzumeifenden Orten anjego befindliche 
Barbierens oder ſogenannte Baper in andere entlegenere Dörfer verfeger werden. be 


ur §. 4. N“ F ni 
Alle Wunbärzte follen geprüfet werden. - 0. BE 
Bon dem Eramen, wie bereits mehrmalen gedacht, ift Peiner frey, daffelde ſoll 
vor verſammelten Cotlegtö geſchehen und’ biefes genau erforſchen, wie weit die Fähigkeit eis 
nes jeden Wundarjtes gehe, mud Deuwegen find fle mit einander Nach und nach: vefjuladen, 
Bis daß diefes gefchlehen, mögen fe ihre Kunit, wie ſie bieber gewohnt geweſen, treibeih, 
— ee g. 5. — Re — — 
Erläuterung des Vorigen, und beſonders in Anſehung deren, bie ſich kuͤnftig niederlaffen. 
Die ſich aber kuͤnftig in Unſerm Hochftife ſetzen wollen -folfen ſich zuvor ben dem 
Collegio angeben, und nicht eher practiciren dürfen, bis fie ihr Examen uͤberſtanden haben. 
ee Bi: ea re iz 
“ ee Wie das Eramen anzuflellen: a | 
Um das Maaß der Geſchicklichkeit zu erfahren, follen dieſelbe über die Wundarznet 
genan gepräft, die Fragen und Antworten, fo viel möglich, zum Protocoll niedergefehrieben, 
und u koiute Sitzung mehr vorgenommen werden, als worüber hinlaͤnglich eraminiet wein 
den kann. m. Ta um vn ia — in 


. 
.. 

.” 
.’ 


J— iu 


8 


$2. 7°. 
| Abtheilung der Wundärzte in drey Elaffen- , | 
Hernach nun beftimme fi die zu ertheilende. mehr oder minder eingefchränfte Er⸗ 
laubnig zum Prasticiren von feld; und können demnach fuͤglich die Wundaͤrzte in. drey 
Elafien abgerheilet werben, .. 7 re am ale sea 
Zu der erſten ſind zu rechnen diejenigen, welche. in allen Theifen-der Chirurgie, wauh 
erſahren, ‚mitbin,nicht allein wiſſen, wir man werfchiedeng chirurgiſche Kraukbeiten Auch: 
Arzneyen und mancherley Kunftgriffe, ohne Operation heben koͤnne, ſondern noch dass, 
neben, mit den meijtens vorfommenden Operationen felber befannt und darzu brauchbar ges 
macht haben, und diejen foll eine allgemeine Erlaubniß ihre Kunft zu üben ertbeiler, auch 
aus diefer Claſſe ale: künftig auzuſtellende Amtschirurgi genomunen werden, 
si YZwbergmeoten: diejenigen, welche ſich nich: forsohk.der Manualchirurgie, als des⸗ 
janigen Theile der Wundarzney befleißigen, der mittelſa Anwendung aͤuſſerlicher medicini⸗ 
ſcher Dinge, Pftafter, Salben, Umſchlage, u. d. Wunden, Geſchwuͤlſte, Entzuͤndungen, 
Geſchwuͤre und andere Schaͤden mehr, zu heilen ſuchet: daneben hoͤchſtens Beinbruͤche 
und Verrenkungen zu beſorgen willen. 
wi Zu 


— Fi 
- nu. 
® 


Hochfüͤrſtlich zs5Hildes batmiſche 

Zu der dritten gehören, endlich alle dieiguigen, bie, ſich hloß mit Barbieren, Ader⸗ 

ſſen, Schröpfen,.-ohme andere weitere Kunſtwiſſenſchaft zu beſithen, abgeban. 

Die Ttlaubnißſchelne ſollen beſtienmet, ertheilet, produciret und infinnfrer werden. 

. In den Erlaubnißſcheinen zur Praris ſoll, ſo niel möglich, eines jeden Faͤhigkelt, und 

ß welcher —— benannt und ausgedruckt, und ein jeder, {0 a ig Die 
y 


% n 


raxis begibt, bey 5 Rthir. Strafe verbunden ſeyn, ber Obrigkeit und dem Phnjico des 
Amts, wo er wohnet, das erhaltene Patent vorguzeigen, und die Copey davon in das Ges 
richtsprotocoll eintragen zu laſſen. . N 
Fr . r De A a ιν 
Wiederhaluns des Examinis, wenn ed verfangfimitb..): 2. ....:.: ‚u 
. Wenn bereits egaminirte und. in gemifler Maaße approbiste Chirurgi ſich nachheri 
befleißigen, und ihre Wiffenfchaft in; ein, oder mehreren Fachern ‚der Kumſt erweitern ) 6 
ſtehet ihnen frey, daruͤber ein wiederholtes Eramen vom Collegio medico zu erbitten, wel⸗ 
ches ihnen dann nicht allein, und zwar unentgeitlich, ſofort die neue Pruͤfung zugeſtehen, 
ſondern auch, und wenn. der Examimius ſich einer hoͤhern Claſſe würdig brwieſen hat, dar⸗ 
nach die Erweiterung der Erlaubniß unentgeltlich ausfertigen ſoll. . 


Te EL F §. 10. un ee Se Be TURT use) 
Verbot aller innerlichen Kuren, auſſer den beftimmten Faͤllen. 


Der Regel nach darf fein Wundarzt mic innerlichen Arzeneyen und deren Gebrauch 

Be abgeben, es fey dann, daß bry chirurgifhen Krankheiten jene nothwendig, und er 
ierunter feiner Sache genugfam gewiß wäre. Ganz gewiß. aber muß ‚es ſeyn, daß em 
jene. innerliche Eur gut „verficher, geſtalten ſonſ der Fehler in dem Zallendeh:er einen: ' 


Arzt, den er haben kann, nicht zuzieber, ernftlich an ihm geftraft werden ſoll. 


| $& ar — 
Desgleichen auffer dem Nothfall. Behutſamkelt im Aderlaſſen. 

WVon jener Regel gibt auch noch der Nothfall, und wenn ein Medicus nicht ſo fort. 
zu haben, mithin Gefahr in dem Verzug wäre, eine billige Austuabme dar, - Jedoch ei 
der Chirurgus genau zu achten, daß er die Gränzen des Mothfalls nicht Überjchreiter, 
gleichwie dann auch ſelbſt das Adetlaſſen, welches gar oft jun Iimeitgeichicher,; in bes 
denklichen heftigen und bigigen Fiebern, ! oder bey Anyeigen einer alidern noch mentwidet⸗ 
ten Krankheit, ihnen hiermit bey nachdruͤcklicher Strafe unterſagt if, ! aan 

Eee: | WE er: ae 7 
12- in ee Ve ee 9 || 

Ihr Verhalten bey gefaͤhrlichen oder töbtlichen Verwundungen. "> :-i.' 18 
= Bekommen fie gefährliche oder gar: toͤdtliche Verwundungen zur Eurs Toıfollen fe 
es bald. nach dem erſten Verband ber Obrigkeit bes Orts anmelden, —— 
beit der Verletzung anzeigen’, damit ber Thaͤter artetirt,' und die That, weun eu mic DW 
Schaden übel ablaufen möchte; au demſelben gebuͤhrlich geahndes werden koͤnnb. ©.) 


— re et 
6. 13. 


itaiMedicinalordnung. | 8 
ER —— | | 


| _ Kortfegung bes Vorigen. | 
Wenn denn Chirurgi mit Medicis concurriren, müffen fle die Verwundung treu⸗ 
lich und genaueſt anzeigen, ihre Meinung deutlich entdecken, den Methodum und Kurart 
aber, welcher ee concortirt wird, genau befolgen, . 


ir. J N, “ ’ ' §. 14. “ = - 
ot, da im pweiten Capitel, $. 28. 2 31. 32. 33. 35. 36. und 37. ges 
gebene Vorſchrift und Verordnungen in gewiſſer Maaße auch auf die Wundaͤrzte und derer⸗ 
ſelben Pflichten anwendbar ſind; ſo wird derſelben Inhalt dahier in ſo ten wiederholt, 
ns beten gleichmaßige Vefelgung hlermit ausdrücklich anbefoplen, | 


Diertes Capitel. u 
Von den Apothekern, und dem Verkaufe 


der Apothekerwaaren. 


13 Be nu .. S. 1. u J 
nt “ uvotheken mit füchtigen Männern zu verſehen. 

Des kanbes Wohl, der Patienten Leben und Geſundheit, auch ber Medicorum 
Ehre und Reputation hängt nicht minder groffen Theils von der Apotheker Fleiß, Wifs 
fenfchaft und Treue ab; Unfer Collegium medicum hat Daher febr genau darauf zu ſe⸗ 
- ben,. daß wenigftens dis in den geöffern Städten befindliche Apotheken mit tüchtigen Maͤn⸗ 
‚nern, pelde.alles das willen, was von einem gefchicften Apotheter gefordert werden kann, 
ee yerden, j 

£ $. 2 


An melchen Orten Apotheken zu halten. 0 . 
E⸗ ſoll demnach kuͤnftig an ſolchen Orten, wo ein Apotheker von ſeiner Apothee 
und den eingeſchickten Recepten nicht leben kann, kein Apotheker bingeſehzt und privilegirt 
werden. ae FE 

Be Een (. 3. 

a Ed ee ' « Strafe der Apotheker. 

Apotheker, die ihrem Amte und Pflichten Bein Genuͤgen thun, ſoll das Collegium 
zuerſt, und wenn die Uebertretungen nicht gar zu grob, durch Strafen zu befleen fuchen, 
wenn biefes-Aber- nicht vi, ſollen ſie ihres auch titulo oneroſo erworbenen Privilegii ver⸗ 
luſtig werden. | 

.. $ 4. in 

Apotheker und Proviſores fon egaminiret, approbiret und beeidiget werben. 

:  Ulle, welche fünftig eine Apotheke annehmen, und deren Provifores, folfen von - 
dam Collegio medico ihrer Geſchicklichkeit halber geprüifet und patentijiret werden. Auch - 
die wirklich anjeßo in praxi ſtehende Aratheter und Peoviſores find davon nicht fücy, es; ” 

doedmanne Oefene J. Cheil, € ſey 


83 Bochfuͤrſtlich⸗Hildesheimiſche 
ſey dann, daß das Collegium medicum .von eines oder des andern Geſchicklichkeit hin⸗ 


Länglich überzeugt wäre, Den diefer Verordnung angehängten Apotbefereid aber müffen fie 
alle, ohne Ausnahme, vor dem Collegio ablegen, 


| . Se 
. Dhne Privilegium darf Keiner difpenfiren, | 

Keinem ift erlaubt, eine Apotheke, ‚auch nicht eine kleine Winkelapotheke, zu errichs 
ten, auſſer wenn er hierzu von Uns ausdrücklich privdlegirt wird; dahero Wir dann auch 
das Difpenfiren der Medicamenzen den Medicis ſowohl, als Chirurgis hiermit um fo mehr 
allgemein, und ben 5 Rthlr. Strafe auf jeden Webertretungsfall verbieten, da faft durchs 
gängig Unfer Hochfife in nicht groffen Entfernungen mit Apotheken verfehen, und folglich 
ſo leicht Sein Grund zur Ausnahme von der Regel vorhanden feyn Tann. 


% 6. " 
Braunſchweigiſche Tare zur Richtſchnur der Preiße. 

Zur Richtſchnur des Preißes im Verkauf der Apothekerwaaren wird ihnen die Hera 
zogl. Braunſchw. Tare hiermit vorgefchrieben, woran fie fich dergeftalt genau zu binden 
baben, daß im Fall der Uebertretung (es ſey diefe von ihnen felbft, oder ihren Officinbe⸗ 
dienten gefcheben , in fünf, und nad) Befinden in zehn und mehr Thaler Strafe verfallen 
feyn follen. Da jedoch der Einkaufpreiß verfchiedener Artikel in Zeiten merklich variiret; 
fo ift dem Collegio medico nicht benonmen, vielmehr deffen Obliegenheit, auf jene Vor⸗ 
Fälle zu achten, und befindenden Unftänden nach bey einem oder anderm Artikel die Tape abs 
zuändern, und den Preiß der Billigkeit nach zu beſtimmen. 


| % 7 | 
Apotheker Tollen Fih aller Kurarten enthalten, und nach dem Braunſchweiglſchen 
Difpenfatorium richten. ' . 
Desgleichen follen fie ſich, falls fie von Unferm Collegio medico nicht ausdruͤcklich 
darzu patentifiret, fchlechterdings aller innerlich⸗ und Aufferlichen Kurarten, eigenmäd;tigen 
Diſpenſation und Beſuchung der Patienten, bey gleichmäßig oben benannter Sırafe enthals 
zen, das Her,ogl.. Braunfchweigiiche Difpenfarorium aber (fo hiermit pro dege augenom⸗ 
men wird) fich allenthalben pro norma dienen Jaflen, und gewärtigen, daß nach ſolchem 
ühre Apotheken (falls nicht einer oder andern derſelben, nach Befchaffenheit der tage und 
Unftänden ein befonderes Selekt aus jenem Difpenfatorio vorgejchrieben und erlaubt 
worden.) jederzeit werden viſitiret werden, 


ie denn 
% 8. 


Fortſetzung des Vorigen, und von der Viſitation ber Apotheken. 


Die Apotheker (falls wegen der Lage und Beſchaffenheit eines oder andern Orts 
von Unferm Collegio, wie vorgefagt, eine befondere Ausnahme nicht vern illige worden) 
dabin ſehen und dafür refponfable feyn müffen: daß diejenigen Medicamenta, weldhe in 
ermelderem Difpenfarorio Brunfvicenfi namentlich aufgeführet worden, in ihren Dfficinen 


deren in gehoͤriger Quantitat und Qualitat beſiadlich ſund; zu welchem Ende denn PP 


N 


Ze Dey Berfertigung ber Recepte und Einfauf ber Waaren. 


Mebdicinalordnung. F 83. 


ſchuldig ſeyn ſollen, ihre Officin, fo oft das Collegium medicum es verordnen möchte, 


durch einen ihres Mittels, oder andern darzu deputirten Kunftverftändigen und dunpartheyi— 
ſchen Medicus und Apotheter viſitiren zu laſſen. | 


§. 9 

u Bernere Geſetze der Viſitation. 

Wenn die Argenegen nicht taugen, es rübre folches her, woher es wolle; fo foffen 

fie vor den Augen des Vifitators weggeworfen werden, damit fie nicht zum Rachthei der 
Kranken angewandt werden koͤnnen; falls jedoch der Apotheker bierunter zu widerfprechen . 
fih berechtigt glauben wollte, fo ſoll die für verwerflich geachtete Waare von beiden Theis 
len verfiegelt und fodann den Collegio zur weitern Beurtheilung und Verſuͤgung vorge⸗ 
legt werden. 


nn) 


nn §. 10. J F 
. Wrerhalten der Apotheker überhaupt, und beſonders | 


"Mir allen zum Foro. medico gehörigen Perfonen follen Apotheker in gutem Vera 
nehmen leben, die Boten der Patienten aber mit geböriger Auskunft und Machricht ver« 
feben, ihnen bejcheidentlich begegnen, und mit Untetſchied. des Falles, ſie ſo geſchwind, wie 
moglich, abfertigen. 

. In 


+,‘ 


7. Ben Zufammenfeßs und Berfertigung der Recepten und Präferiptionen folfen fe u 
allen befondern Fleiß anwenden, damit diefelben nach allen Umftänden der Vorſchrift gemäß 
gemacht werden. Und damit der Apotheker von der Güte feiner Waaren deito mehr verfie 
chert, weniaftens davon genauere Rechenfchaft zu geben im Stande fen; fo fol er ein bes 
fonderes Buch, worinn nebft beygefeßtem Dato verzeichnet: warn und von wen er ein jedes 
Simplex erhalten, imgleichen wo und von wen die Compofira zubereitet und erfaufet wor⸗ 
den, zu balten ‚ und bey der Viſitation vorzulegen verbunden fen. 


' §. 12. 
Verbot eigemmächtiger Subſtitution der Ingredientien. | 
Falls ein Fngrediens, welches verfchrieben worden, nicht vorhanden fegn ſollte, 


ſollen ſie ſolches dem Medico, der das Recept verſchrieben, anzeigen, damit derſelbe ſelbſt 


an deſſen Statt ein anderes von gleicher Eigenſchaft ſubſtituiren koͤnne der Apotheker aber. 
wicht nach feinem Gutdünfen was darunter menge, oder weglaffe. 


. 2* F. 13. 
Die Berfertigung 6 ber Necepte ben Lehrpurſchen fo leicht nicht anfuberfrauen. 

Binden fich beftig operirende Ingredientien; ſo ſollen ſolche Recepte nicht denen 
Lehrpurſchen zu verfertigen anvertrauet werden, damit nicht etwan durch Unvorſichtigkeit 
auf eine oder andere Art gefehlt, und dem Patienten geſchadet werde. Gleichwie dann 
auch uͤberhaupt den Lehrpurſchen die Verfertigung der Recepte ſo leicht nicht anzuver⸗ 
trauen iR und Apotheker hierauf genan zu ſeben baben. 


x 


. u | ga Ä s12 


84 Hochfürſtlich-Hildesheimiſche 
J TD | $. 14 
Verzeichnung ber Preiße auf bie Recepte 
Auf alle Recepte, fie mögen entweder fogleich bezablet werden, oder auf Rechnung 
ſtehen, foll der Apothefer das Darum, da er die Arzney verfertige bat, und den Preiß 
mit den gewöhnlichen Zahlen fehreiben, was dafür bezahlt worden, oder noch bezahlt 
werben muß, | u | 
M S. 15. 
Apotheker follen ein paginirted Buch halten und 
Die Apotheker follen, gleichwie die Kaufleute, ein paginirtes Buch halten, und 
alle Recepte, welche verfertiger werden, nebft dem Preiß fogleich,. oder doch wenigftens 
noch) den nemlichen Tag, einfchreiben, oder durch den Provifor einfchreiben laffen. Aerzte 
und Wundärzte, welchen eine Apothefe anvertrauet ift, find hieran gleichfalls gebunden, 
Bey Wiederholung der Recepte ift es hinreichend,’ wenn nur unter dem gehörigen 
Dato gemeldet wird: das Recept N. N. von jenem Dato fen repetirt worden, | 


- 


§. 16 | 
-  Doffelbe auf Erfordern vorlegen. Se 
So oft das Collegium medicum verlangt, diefes Buch einzufehen, muß folches 
demſelben eingefchieft werden; damit das Collegium, von der genauen Haltung der vorges 
fehriebenen Tage defto mehr gefichert werde, 


| $. 17 

Behutſamkeit keym Verkauf giftiger ober fehädlicher Materialien. 
Befonders aber auch haben ſich Apotheker mir Verkauf fchädlicher Materialien, 

ale Opio, Arfenico, Mercurio fublimsto und andern Menfchen und nugbarem Vieh ſchaͤd⸗ 
lichen Corrofivis und Venenatis, ftarfen‘ Vomitoriis, Purgantibus und emmenagogis 
Medicamentis in Acht zu nehmen, damit den Menfchen nicht dadurch gefchadet werde, . 
und nichts von dergleichen Sachen, wie auch feine fogenannte Univerfalmedicin, auch feine 
- eompofita Mcdicamenta, fine prxfcripto oder cenfura Medici (fiehe $. 7.—) zu geben 
und zu verkaufen. 


Jedoch bleibt ihnen frey, einige compolita alterantia, auch gelinde Laxantia und, 
Lenitiva als: Mannam, Caflıam, Tamarinden, folia Sennz, Rhabarbara und abführende, 
Salia, in gemäßiger Dofi zu verkaufen. 


Wenn auch oben genannte, oder dergleichen ftarfe Medicamente, und befonders 
Diejenigen, welche giftig find, oder andere ſogenannte abortiva, von unbekannten Mens 
ſchen, oder verdächtigen Weibsperſonen begehret werden follten ; fo follen Apotheker folches 
denn naͤchſten Amts: oder Stadt: Phyfico anzeigen und nicht verabfolgen laſſen, auch übers 
haupt nicht anders, als an Perfonen guten Ruſs und Namens, und auf derfelben eigens 
händigen beſiegelten Schein, worinn zugleich zu beftimmen, zu weichem Gebrauch folche 
follen angewender werden, bey VBermeidung-unnachbleiblichee Strafe verkaufen. Go wie; 
denn auch Apotheker darauf zu achten haben: "daß die Venena und Corroliva, imgleichen 

el 2 zu 


Medicinalordnung, Be 8 


zu deren Abwaͤgung, Vermiſchung und übrigen‘ Zubereitungen gehörige: eigene Befäße, 
Gewichte, Wangen und Inftrumente in einem befondern Behaͤltniſſe aufbewahrer werden. 


| §. 18 
Allgemeines Gebot wider die Duadfalber. 
Da nun ferner in diefem und den vorhergehenden zten und zten Eapitel umftändlich 
und beſtimmt verordnet worden, wer mit innerlichen und dufferlihen Euren, ‚auch mit dem 
Berkauf und Difpenfiren der Medicin ſich abgeben darf; fo folget daraus von felbften, daß. 
das Ausſtehen der Auackfalber und Markefchreger, desgleichen alle heimliche Pfufchereyen 
ohne Ausnahme der Sache und der Perſon, , nicht minder alle Arzneykraͤmerey in oͤffentli⸗ 
chen Buden und Privarbäufern, in und auffer den Maͤrkten, gänzlich und bey Vermeidung 


nachdruͤcklicher Strafe und Confiſcation der Waare, verboten ſey. 


.. - J 


Gleichwie Wir denn den Juhalt der unterm ısten December 1779: bereits erlaſ⸗ 


ſenen hiehin gehoͤrigen Verordnung hiermit ausdruͤcklich wiederholen, und allen Obrigkei⸗ 
ten und Beamten, den and: Amt Stadt⸗Phyſicis, Medicis, Chirurgis, und allen uͤbri⸗ 
gen zum Corpus medicum gehörigen Perjonen nochmals ernftlich erinnern, auf dergleichen 
fehddliche Seute genaue Acht zu haben, und in vorfommendem Vebertretungsfall Unſerm 
Collegio medico davon die ungefäunite Anzeige zu thun. | 


Sünftes Capitel. 


Bon Geburtähelfeen, Hebammen und dern  ° 


Pe a . EEE 1. u . 
. Examen und Verpflichtung der Hebammen. u ! 
So Peine Srauensperfon zu einer öffentlichen Hebamme fich gebrauchen laſſen, 
welche nicht von Unferm-Collegio medico gehörig geprüft und verpflichtet worden, 


§. 2. 

ne, Auch anderer, bie ſich mit dieſer Kunſt abgeben wollen. 
So fol ſich auch fein ungelehrter Chirurgus, noch ſonſt jemand hinfuͤhro einen 
Geburtshelfer nennen, vielweniger dieſe Kunſt ausüben, er ſey denn nach Maaß des vor⸗ 
ſtebenden dyhs nicht nur ordentlich in iheoreticis examinirt, und habe von feiner practi⸗ 
ſchen Fäpigfeit binlängliche Proben abgelegt, fondern er fen auch zuförderft auf diefe Unfere - 
Medicinalordnung, und befonders auf diefes das Hebammenweſen betreffende Capitel gehös 
rig verpflichtet, nn u u | 
rer ia Sortfegung des DVorigen. . = ER 

.. Auch die bereits in Praxi feyende Hebarimen und Chirurgi, die ſich mit der Ge⸗ 
burtshuͤlfe abgeben, fallen, wenn es noch nice gefchehen, nach und nach von unſerm o 
J 3. | egio 


— 


1 


86 Hochfürſtlich ⸗Hildesheimiſche 


legio medico vorgefordert, examiniret, und wenn fie beſtehen koͤnnen , verpflichtet, und mit 
einem Erlauhnißſchein verſehen werden. on ) 


$. 4 
Inſinuation und Production des Erlaubnißſcheins. 

Diefen Erlaubnißichein haben fie fofort ihres Dres Obrigkeit und dem Paftor, und 
zwar zu dem Ende vorzuzeigen: daß jene den Erlaubnißfchein in das Gerichtsprotocoll eins 
trage; diefer aber in Anfehung der Nothtaufe den gehörigen Unterricht gebe. | 

Wie Wir Uns denn zu beiden nicht minder gnädigft verfehen, es werden diefelben 
die leider! in einer der ganzen menfchlichen Gefellfchaft fo fehr anliegenden Sache bier und 
da noch herrſchende alte ungereimte Worurtheile auf glle Weiſe zu unterdrücen, und den 
— zur Achtung und Ehre ihrer Berufsgeſchaͤfte allen nuͤtzlichen Beyſtand und guten 

illen zu erweiſen von ſelbſt geneigt und bemuͤhet ſeyn. 


§. 5 
Welcher Orten Hebammen zu halten, und wie dieſe vorzuſchlagen. 

Jede Gemeinde, beſonders wenn ſie von einer andern ein wenig entfernet ſeyn 
ſollte, muß ihre eigene Hebamme halten; wenn die, welche die Gemeinde bisher gehabt, 
ſtirbt, oder alt und unvermögend wird; fo ſtehet derſelben fren, eine in der vorigen Platz 
in Vorſchlag zu bringen, felbige fodaun mis einem von dem Amte, oder des Dres Obrigkeit 
unentgeltlich auszufertigenden Zeugniffe, ihrer Sitten, Wandels und Berragens verſehen 
zu laſſen, und dem Collegio zur Prüfung und weitern Anordnung zu praͤſentiren. 


§. 6 
Examen unmtgeltlich für die Hebammen. 


Das Eramen der Hebammen foll das Collegium unentgeltlich verrichten, auch ſelbſt 
für die Expedition des Erlaubnißſcheins nichts genommen werden, 


$ 7 

Eigenfchaften der Hebammen. ne 
Zu Hebammen find Peine andere Perfonen anzunehmen, als diejenigen, welche 
von mittelmäßigem Alter, mit einem natürlichen guten. Berftand, mit gefunden dauer⸗ 
haften teibeskräften, infonderheit mit reinen, geraden und gelenken Händen begabt, und 
von alien aduſſerlichen Gebrechen befrenet find. Ferner follen diejenigen, welche zu obgee 
dachten Aenttern gelangen wollen, lejen koͤnnen, und von des Orts Obrigkeit und Paftorem 

Zeugniſſe eines ordentlichen und chriftlichen Lebenswandels haben. 


$. 8. 
Don fogenannten Lehrtöchtern oder Märmefrauen. 

Geſchworne Hebammen, bejonders die in Städten und groͤſſern Orten, follen ſich 
bemühen, fogenannte tchreöchter, oder Wärmefrauen zu halten, jedoch fo, daß fie deren 
niemals mehr als eme auf einmal, damit fie ihr deito zablreichere Gelegenheit zur Erler⸗ 
nung und Uebung der Kunft verfchaffen koͤnne, annehme. Diele Lehrtoͤchter — 

auen 


9 


\ 


— 


2 Medieinalordnung: u; t. A 
frauen ſollen ſodann, und wenn ſonſtige erforderliche Eigenſchaften da find, vorzuͤglich Hof⸗ 


nung haben, bey Erledigung einer Hebammenſtelle wieder angenommen zu werden. 


| §. 9 — Be 
Fortſetzung ded Vorige. 


Indeſſen ſoll keine Hebamme ihrer Lehrtochter, oder ſogenannten Wickelfrau eine 


eburt auſſer dem Noth⸗ und Behinderungsfalle allein uͤberlaſſen, immaſſen ſonſt, und 


alls ſich nach Inhalt folgender Fohen etwas Ordnungswidriges daben zutragen follte, ſie 
die Hebamme, als Lehrfrau einzig und allein dafuͤr haften, angeſehen und geſtraft wer⸗ 
den ſoll. | | u nn 
$ 10 
Bon dem zu ertheilenden Unterricht der Hebammen. 


So viel num’ derr beflern Unterricht der Hebammen fuͤrs Fänftige betrift; fo haben | 


Bir bereits gnädigft dahin geforget, daß ein in der Wundarzney⸗ und beſonders der Ente 


Dindungsfunft ganz gefchiefter Practieus anher berufen, und gegen das von Unfern getreuen 


Ständen bey letzterm Landtage fo Iöblich bemilligte Gehalt, zu den den Hebammen nach und 
nach zu gebenden unentgeltlichen Unterricht angeftellt, within Unfere, auf Verbeſſerung 
des Hebammenweſens gerichtete wohlgemeynte Landesfuͤrſtliche Abficht, fo viel moͤglich, beföra 
dert und erreicht werde, Als meshalb Wir Uns dann das nähere zu feiner Zeis noch zu 
verfügen vorbebalten. m Dh 
| §. IT, “ 

I Pflichten der Hebammen. | | 

Der angeftellten Hebammen Pflicht ift ferner: fich eines untadelhaften Tehenswans 
dels zu befleißigen, und aller Hißigen Getränke, wodurch fie zu Verrichtung ihrer Gefchäfte‘ 
untuͤchtig gemacht werden, zu enthalten. Es ift.ferner ihre Pflicht, denen armen und reis 
hen Kindbetrerinnen mir gleicher Bereitwilligkeit beyzufteben.- - : — J 


Es ſoll demnach keine Hebamme, wenn fie zu einer in Kindesnoͤthen liegenden 
Frau berufen worden, ſolche in dem Zuſtande aus der Urſache verlaſſen, weil fie zu einer 
Reichern oder Vornehmern gefordert, Jondern bey jener His nach vollbrachter Geburt 
verbleiben, Ä | | . 

Sie follen verfchwiegen und auffer der vorgefchriebenen Maaß und Weife nicht - 
| abweſend feyn. 
Soll jede Hebamme ihre Berufsarbeit mit gehöriger Verſchwiegenheit verrichten, 
und die bey einer Wöchnerin etwa befonders vorgefallene Umſtaͤnde einem, den es nice 
angehet, befanım machen. 


„ Ferner foll audy feiner Hebamme verftattet ſeyn, Tich von ifrem Wohnort ohne 
ausdruͤckliche obrigkeitliche Erlaubniß auf 24 Stunden, und wenn grob Schwangere an 
dem Ort vorhanden find, gar nicht zu entfernen; und hat dabey auch, wenn fie font zu 


ihren Verrichtungen ausgehet, in ihrem Haufe jedesmal die Nachticht, wo fe zu ſinden ik, . 


zu hinterlaſſen. —23 
— $. 1% 


- 


8 Hochfuͤrſtlich⸗Hild esheimiſche 
E SO . 13. a 
Ihr Verhalten bey wahrnehmenden Verdacht einer fchmeren Beburk. 
Wenn eine Hebamme zu einer Niederkunft berufen wird, und alsdenn Umſtaͤnde 
bemerket, welche auch nur einen Verdacht von fehwerer Geburt, gefchweige denn eine wirk⸗ 
liche, die gewoͤhnliche Hülfe überfteigende (Gefahr verrathen; fo bat diefelbg folches fofort 
ben Vermeidung der fehwereften Verantwortung und Strafe denen bey der Kindbetteris 
anmwefenden Perfonen mit Behutſamkeit zu eröfnen und dahin zu forgen, damit der naͤchſt 
wohnende Medicus, oder ein fachverftindiger Chirurgus, oder auch eine mehr unterrichtete 
Hebamme, fogleich herbeygeholt und fchleunige Hülfe verfchafft werden könne, 


$. 14 
- Kortfegung des Vorigen. 
Und damit dergleichen Verwahrlofung und Machläfigfeit deſto ſicherer borgekom⸗ 
men, wenigftens die Aufmerkfamkeit, und hernächft die Gelegenheit zur Unterſuchung: ob 
die Hebamme die bey einem folchen zweifelhaften Gall vorgefchriebene. Schuldigkeit beoba 
achtet habe? vermehret werde: fo foll die Hebamme jedesmal, und fo oft ihr der Vorfall 
begegnet: daß, entweder das Kind todt zur Welt fommt, oder daffelbe, oder die Mutter 
Binnen den erften acht Tagen nach der Geburt, verfterben, bey VBermeidung.s Reple, 
Strafe verbunden ſeyn, folches denjenigen Amtes oder Btadts Phyfico, wo die Gebure 
gefcheben, felbft fofore binnen vier Tagen anzuzeigen, diefer aber nicht minder ımter glei⸗ 
cher Strafe gehalten feyn, die aufgenommene Anzeige wenigftens acht Tage. darnach dem 
Collegio medico einzuſchicken. Eine gleiche Pflicht der Berichtserftattung liegt auch dems 
jenigen Medico oder Chirurgo 06, welcher zur Hülfe einer fhweren Geburt herbeygeru⸗ 
fen worden. J 
| $. 15. | I, 
Die Niederkunft nicht zu übereilen. Meitered Verhalten in befihriebenen Fällen. ° - 
Soll fi feine Hebamme unterfteben, wenn fie zu einer Schwangern gefordert 
wird, die Niederfunft ohne genugſame und fichere Zeichen, mit Lebereilung zu befördern, 
and dadurch der Mutter und dem Kinde Beichädigung zuzufügen; fondern fie ſoll, wenn 
fie an den genugfamen Anzeigen zweifelt, fich fofore bey einer andern erfahrnen Hebamme, : 
oder dem nächften erfahren Medico, oder einem der Sache Pundigen Chirurgo fofort _ 
Raths erholen; eine ſolche Rathserholung ift auch in dem Falle nothwendig, und niche zu 
verabfäunten, wenn die Kindswafler vor fechs Stunden bereits verfloffen, und die Gebure 
dennoch nicht erfolget wäre. Go wie denn auch bey dergleichen auch jeder andern Öelegens 
heit aller Darreichung und Gebrauch innerlich medicinifcher oder fonftiger innerlicher higiger 
Hausmittel ohne Beyrath eines Arztes fie fich gänzlich zu enthalten bat, i 


| $. . 16. 
Gleiche Pflicht bey unverehelichten oder unbekannten Frauensperſonen. F 


Wird hiemit eine jede Hebamme ernſtlich erinnert, bey denen bey unverehelichten 
oder unbekannten Frauensperſonen vorfallenden Niederkuͤnften, mit gleicher Unverdroſſen⸗ 
heit, wie bey andern ſich gebrauchen zu laſſen. in 

' ı7. 


D 
J 


u 
4. 


) 


Medicinalordn ung. ng, | 89 


$. 17. ‘ | | 
. Der Hebammen Pflicht und Verhälten zu Rettung der Mutter oder des Kindes in 
befchriebenen Faͤllen. 


Wenn eine Hebamme bemerkt, daB das Kind ſchon vor der Geburt todt, oder fols 
ches bald zu befürchten ſtehet; fo hat diefelbe auf die Rettung der Mutter ihr vorzüglichites 
Augeunmerk zu richten, und den nächften Medico, oder erfahrnen CHirurgo ſodort durch 
einen Boten ſchleunige Nachricht zu ertheilen, damit-diefer zur nörhigen Hülfsleiftung ohne: 
Anstand herbey eilen, und dem vorgängig dem Collegio medico den ausführlichen Bericht 
ſowol über den Vorfall felbft, als über die von ihm zur Hand genommenen Rettungsmits 
tel abftatten koͤnne. Sollte hingegen die Mutter in der Geburtsarbeit verfterben, ohne 
‘von dem Kinde entbunden zu ſeyn; fo ift der nächfte Medicus oder Chirurgus eiligft berbey 
‘zu holen, um die Verftorbene, auch wider Willen der Anverwandten, zu öfnen, und das 
vielleicht noch lebende Kind durch einen vorfichtig angebrachten Schnitt zu retten, und an 
Tages tichr zu bringen, Die Prediger werden es ſich von ſelbſt zur Pflicht halten, "die 
Anwendung diefes für die Menfchheit unumgänglich nöthigen Rettungsmittels nach allen 
Kräften zu unterſtuͤtzen. leichwie denn auch "Öeburtshelfern und Hebammen ben fünf 
Rthlr. Strafe biermit geboten wird, am Schluffe des Jahrs ein richtiges Verzeichniß aller 
“unter ihrer Hülfe gebobener Kinder, mit der Nachricht: ob das Kind todt geboren, oder 
bald geftorben, oder die Mutter. in-oder gleich nach der Geburt verftorben, oder was fonft 
daben Merkwuͤrdiges vorgekommen, dem Amtss oder StadtsPhyfico, in deflen Bezirk 
die Geburten gefcheben, einzuliefern ; diefe aber Die empfangene Liſten und Nachrichten nicht 


minder unvermweilt an das Collegium medicum einzufcyicken haben, 


$. 18. 
| Pflichten in Anfehung der Nothtaufe. 
Wird fäntlihen Hebammen hiermit ernftlich aufgegeben, in vorfommenden Faͤl⸗ 
len, wobey einem Kinde in oder nach der Geburt die Gefahr des Todes vorhanden ift, 
die Nothtaufe ohne weitern Aufenthalt, nach. dem ihnen von dem Pfarrer eines jeden Orts 


vorher zu ertheileuden ausführlichen Unterricht, vorzunehmen, 


Sollte aber das Kind zwar nicht in völliger Lebensgefahr, jedoch fehr ſchwach feyn; 
fo bat die Hebamme es gehörigen Orts zu melden, damlt die Zaufe befchleuniger werde. 


u , > $. | 19. 

Sorge während dem Wochenbett. Verbot des Anrathens oder Gebrauchs innerlicher 

er Arzneymittel. | | 
ni Soll jede Hebamme verbunden ſeyn, die Kindbetterin in der erften Woche ihrer 
Niederkunft täglich wenigftens einmal zu befuchen, bernach aber damit nach Beſchaffenheit 
der Umftände bis zur völligen Herftellung- fortfahren, und alles treufich und behutſam beobs 
‚achten, damit der Mutter und dem Kinde fein Schade zugefügt, und die. Erhaltung der bei⸗ 
derfeitigen Geſundheit auf die beftmöglichfte Art befördert werde, Wobey denn bierbey 
nochmals, wie ſchon oben 9.15. gefcheben, erinnert wird: daß die Hebammen auch waͤh⸗ 
rend dem Wochenbett alles Anrathens and Verfchreibens der zu ihrem Fache nicht gehörigen 
Arzneyen und Kuren, fich gänzlich enthalten, und folches dem Medico überlaffen follen. 


Beckmanns Befene 1. Theil. M §. 20. 


od Hochfuͤrſtlich > Hildeshetmiſche 


§. 20. 
Hebammen ſollen nicht mehr uͤbernehmen, als ihre Kraͤfte erlauben. 

Sollte eine Hebamme durch die Arbeit bey einer ſchweren und langwierigen Geburt 
fo fehr entfräfter feyn, daß fie bey einer gleich wieder vorfallenden Niederkunft ihr Gefchäft 
nicht ordentlich verrichten kann; fo hat folche derjenigen Frau, welche ihre Sk verlangt, 
eine andere tüchtige Hebamme, wo es thunlih, und dergleichen noch vorhanden iſt, vor⸗ 
zufchlagen, und aus Gewinnſucht Peine Arbeit zu übernehmen, der fie aus Mangel der 
Kräfte nicht mehr gewachfen ift. s > 

. 21. 


Hebammen follen nach dem Ihnen ertheilten Unterricht und nicht nach Gutduͤnken handeln. 

Ueberhaupt ift Unſer guddigfter andesherrlicher Wille, daß fich alle und jede genau 
nach dem ihnen von ihren Lehrmeiſtern ertbeilten Unterricht, in vorfommenden allen rich» 
ten, nach eigenem Gutduͤnken, und ohne vernünftige kunſtmaͤßige Gründe.auf gerade wohl 
nichts unternehmen, und in allen fich dergeftalt betragen, wie es die Pflicht des Chriftens 
thums und der menfchlichen Liebe erfordert; widrigenfalls dann auch bey vorkommenden 
Sällen alle die Vergeben auf dag fihärfite beftrafet werden follen, deren fi) eine Hebanıme 
aus Bosheit, Unvorſichtigkeit, Eigenfinn oder Gewinnſucht ſchuldig machen wird, 

6. 22. 
Taxe für die Hebammen. .. 

Damit nun auch der Unbeſcheidenheit im Fordern auf der einen, mb der Unbillig⸗ 
keit im Geben auf der andern Seite gehörige Schranken beftinnmer werden; fo ift Unſor 
gnädigfter "Befehl: daß von einer fowohl verehelichten, ale unverehelichten Kindherrerin-in 
gewöhnlichen Fallen, nicht mehr, als 24 Mgr. genommen werden follen, 


$. 23. | 
Allgemeine Richtſchnur für das Collegium in Anfehung der Beftrafung. 

Endlich verfehen Wir Uns zu dem von Uns gnädigft angeordneten Collegio medico 
& Sanitatis, es werde daffelbe, bey vorfommenden Vebertretungsfällen und beſonders ben 
denen, wo in diefer Medicinalordnung Peine Strafe namentlich ausgedruct worden, wit 
aller Strenge darauf fehen : daß zwar die Strafe jedesmal gewiß und unausbleiblich, fels 
bige jedoch den vorfommenden Umſtaͤnden und der Billigkeit angemeflen, mithin das Vers 
halten Unfers Collegii hierunter überall fo befchaffen fen, wie es folhes vor Gott und nah 
dem Uns geleifteten Eid und Pflichten zu verantworten fich getrauen möge. 

Wir behalten Uns immittels ausdruͤcklich vor, diefe Unfere gnädigfte Verordnung 
vorkommenden Umſtaͤnden nach zu mindern, zu mebren, und abjwindern; und damit fels 
bige zu Jedermanns Willenfchaft gelangen, und aufs genanefte befolget werden möge; fo 
befehlen Wir piemit gnaͤdigſt, daß folche nicht nur zum Druck befördert, und an Unſere 
Dicafteria eingeſchickt, fondern auch allen Orts Obrigkeiten und Beamten, und an welche 
es font nörhig erachtet wird, hiervon ein Eremplar zugeftellt werde. 

Urkundlich Unferer eigenhändigen Unterſchrift und nebengefeßten Zürftl. geheimen 
"Kanzfeyinfiegels, - Gegeben in Unferer Stadt Hildesheim, den ızten May, 1732, j 


(L.S.) Sriedrih Wilhelm, Biſchof und Für, 
| Ä 3. L. Kerſting. 
Auhang 


+ 


« 
f} ⸗ 


u Medicinaloxdnung. . 


gr: 
‚2 Anhäng'einiger Eidesformeln. 


R Nr. I . 

Eidesformel eines Phyfict, "oder andern Medicine Prattici. 
Ki. N.N. gelobe und ſchwoͤre hiermit zu Gott. dem Allmächtigen einen wahren Eid: daß . 
nach Sr. Hochfürftlihen Gnaden, meines guädigften Herens, ergangenen Medicinals 
ordnung, bey dem mir guädigft aufgetragenen Phyſicate (NB. im andern all ceßirt diefes ) 
und Uebung der Arzneywiſſenſchaft Inhalte des mir ertheilten Erlaubnißſcheins in allen und 
jeden Puncten nach meinem Vermögen mich halten, und nichts darwider handeln, fondern 
glles, was darin verordnet, nach der Patienten Zuftand und Anleitung der Arzneykunſt. 
thun und verrichten will, wie ich es gegen Gott, die Obrigkeit, und männiglichen zu vers 
antworten mir getraue, auch einem ehrlichen, aufrichtigen Phyfico und Medicin® Practico 

zukoͤmmt, und gebüßret, und ich Amts halber zu thun fehuldig bin. 


Sp wahr mir Gert helfe und fein heiliges Wort. 


Nr. 2. 
Eideöformel der Chirurgorum und Bader. 


Fe N. N. ſchwoͤre hiermit zu Gott dem Allmächtigen einen wahren Eid: daß nach Gr. 
I Hochfuͤrſtlichen Önaden, meines gnädigften Herens, ergangenen Medicinalordnung, bey: 
Uebung meiner Kunft, Inhalts des mir erteilten Erlaubnißſcheins, in allen und jeden 
Puncten, nad meinem Bermögen mich halten, und nichts dawider handeln, fondern alles, 
was darin verordnet, auch der Erlaubnißſchein mir verftattet, Nach Anleitung der Kunft 
thun und verrichten will, wie ich es gegen Gott, die Obrigfeit, und männiglichen zu vers 
antworten mir getraue, auch einem ehrlichen Chirurgo zukommt und gebührt, und ich Anıts 
Balder zu thun ſchuldig bin. | 
So wahr mie Gott helfe und fein heilige Wort, 


gen, | Nr, 3. 0 u — 
Eidesformel der Apotheker. 


Je N. N. gelobe und ſchwoͤre hiermit zu Gott dem Allmaͤchtigen einen wahren Eid: daß. 
ich die meinem Amt und Kunſt obliegende Handlungen jederzeit treu fleißig verrich⸗ 
gen, die von Sr. Hochfüritlichen Gnaden, meinem gnädigften Heren, in der ergangenen Mes: 
dicinalordnung mir vorgefchriebene Artikel ſamt der beftimmten Apothefertare halten, und: 
die einkommende Recepte im Namen, Maaße, Gewicht und fonften ohne einige Veraͤnde⸗ 
sung verfertigen, nicht ein Stuͤck für das andere nehmen, auch mir Verkauf fchädficher, 
ſtarker und componirter- Medicamenten fine prakeipw & cenflura Medici, behutſan en 

2 | ahren, 


92 | Hochfuͤrſtlich⸗Hildesheimiſche 


fahren, des ordentlichen Curirens und Beſuchens ber Pasienten mich, mchälin, vielwe⸗ 
niger Gift An jemand unbefannten ohne genugfanıe. Beriiherung,,’odet vor: firften Cav. 4. 
$. 17. e8 mir vorgefchrieben ift, abfolgen laflen, und im übrigen, wie es einem ehrlichen und 
redlichen Apotheker gesührer und anftebet, mich felbft verhalten, auch zu allen diefen Vers 
sichtungen meine Officinbediente gleicher maaßen anhalten will, 

© wahr mir Gott. helfe und fein heiliges Wort. FR *8 z3 " 


| Ä Nr. 4 Ä 
Eideöformel eined Proviforis in den Apotheken. 


Tch N.N. ſchwoͤre zu Gott dem Allmächtigen einen wahren Eid: daß ich meine Pflicht 
SD in rechtmäßiger VBorforge und Aufſicht der mir anvertrauten Apotheke treulich wahr⸗ 
nehmen, St. Hochfuͤrſtlichen Gnaden, meines gnddigften Herens , publicirter Medicinäls 
ordnung und Apothekertaxe genau nachkommen, die verfchriebene Medicamente und Recepte 
nicht im Namen, Gewichte, Miaaße oder fonften irgend worinnen ändern, noch ein Stuͤck 
für das andere nehmen, oder denen unter mir ftebenden Gefellen und Jungen folches zu 
thun verftatten, und alfo die von den Medicis.dufgefegte Recepte treulich und forgfältig 
verfertigen laffen, auch des ordentlichen Curirens und Beſuchens der Patienten mich ents 
balten, infonderheit ohne der Medicorum Gutfinden und Vorwiffen keine ſtarke Purgantia,- 
Vomitiva, oder fonft treitende Medicamenta oder Opiata, aus meiner unterhabenden Dis 
fiin verfaufen, vielmeniger Gift an Unbefannte, ohne genügfame Verfiherung, und wie 
Eap. 4. $. 17. vorgefchriebin ift, abfolgen laffen, und im übrigen mich alfo verhalten will, 
wie e6 einem ehrlichen Provifor gebühret und anſtehet. a —— 


So wahr mür Gott helfe und fein heiliges War et 
Nr. 5. E 
Eidesformel für die Hebammen. 


Jo N.N. ſollt geloben und ſchwoͤren einen Eid zu Gott: daß ihr wollt eurem Amte treu’ 
und mit allem Fleiße, und nach Maaßgabe der von Sr. Hochfuͤrſtlichen Gnaden, Uns 
ferm gnädigften Herrn, erlaflenen Hebanımenverordnung, vorſtehen, zu jeder Zeit, wen 
ihe gefördert, euch-fofort dahin begeben, Peine Kindberterin verfäumen, euch auch aller Yes 
ſcheidenheit gebrauchen, mie Mutter und Kind vorfichtig umgehen, bey Armen und Neis 
hen ohne Unterfchied gleichen Fleiß und Behutſamkeit anwenden, auch für die Veförderung 
der Kinder zur heiligen Taufe forgen, und alles anwenden, damit nichts durch euch vers 
ſaumt werde. Da ihr auch zu Perfonen, fo auſſer der Ehe ſchwanger geworden, gefor⸗ 
dere würber, alle Bermaßrlofung der Mutter und des Kindes verhüten, und bey der Ge⸗ 
burt allen Fleiß anwenden, von niemanden bey ſchwerer Strafe zu ungeitigen Geburten, 


oder 


Medicinalordnnng. 93 


2 
oder bung der Kinder euch gebrauchen laffen;. ſodann übrigens * von einer Kindbet⸗ 
———— Faͤllen, Bir ehe 24 Mgr. nehmen; bey ſchweren Geburten und 
zweifelhaften Vorfällen fogleich dem nächften Medico , oder fachverftändigen Chirurgo bie 
Anzeige thun, und endlich den euch angerviefenen, oder einmal gewählten Wohnort, one 
ausdrückliche Erlaubniß des Collegii medici‘, nicht verändern, | | 


2. o.wahe euch Wott Gelfe und fein Geilges Wort. 





Churfuͤrſtl. Maynziſche Verordnung für die Stadt 
Erfurt,. wegen. Beobachtung der Handmwerkdordnungen 
| und Einrichtung. der. Handwerksrechnungen, 


v 


—W 


vom roten Decemb. 1751. 





O⸗ zwar ſowohl in aͤltern als juͤngern Zeiten die Vorſicht dahin gebraucht worden, daß, 
wie in andern Policey⸗ alſo und ſonderlich auch Handwerksſachen durch Errichtung 
heilſainer, jedem Handwerk und Profeßion gemaͤſſer Innungsarticuln ſowohl dem Publico, 
als den Handwerksgenoſſen ſelbſt proſpicirt, friedlicher Betrag geſtiftet und unterhalten, 
auch Maaß and Ordnung vorgeſchrieben worden; fo hat man doch ſowohl aus dem vor 
Uns, als dem Stadtrath faft täglich eingebrachten Vorträgen, Klagen und Beichwerden, 
auch denen bey Unterſuchung und Devifion ihrer Rechnungen erfundenen Ordnungsmwidris 
gen Adminiftration gemeiner Handwerkseinkuͤnften wahrnehmen müflen, daß fat die meh⸗ 
reften Handwerker, mo nicht gar von ihren Snnungsarticuln abgangen, doch durch anges 
maßte unerlaubte Autorität dieſelbe zu ihren Abfichten und Eigeflnügigkeiten ausgelegt, neue 
Gebühren, DijpenfasionssDiferetions: und unmaßige Strafgelder angefeßt, diefelbe durch Sons 
eußion oder Schenkungen, jonderlid von jungen Meiftern erprefler, dieielbe gleichwohl 
nicht zu gemeinem Nußen des Handwerks, fondern zu Zechen und Schmaufen mißbraucht, 
die gnaͤdigſter Herrfebart gebührende Antheile unter vielerley Erfindungen und Vorwendun⸗ 
geu, wo nicht gar unterfchlagen, doch gefchmälert und verfürzer, wohlgefiunts und geroife 
| Mz. | fens 


* Denn cin Medicus, oder Chirurgus auf Begehren, und nach auggehaltenem Examen, auch 
insbefondere auf Urtung der Entbindungstunft mit approbirt wird, fiche Gap. 2. $. 24., 
fo ift cr ebenfalls mit vorſtehendem Cide (jedoch daß fodann dag wegen Zahlung der Ges 
buͤhr und folgends weiter Difponrte wegfalle, zu belegen. Gleichwie Wir dann eınem dies 
fer Kunftverftäudigen Medi o oder Chirurgo, nach Vorkommenheit ber Umftande ein mehe 
vers zu nehmen, hiermit erlauben. 


94 Churma ynzifche 
—X Mitglieder verhaſſet und verfolget, wird dadurch beſtündiges Aißteauen Hadle une 


anf unter fich erreger und unterhaften ac: ꝛc. nr 
Welchem Unwefen dann vorzukommen, man vor nöthig erachtet, durch nachgefegte 
Articul nicht allein die genauere Beobachtung jeden Handwerksords und Innung nochmals 
anzubefehlen, fondern auch alle Handwerfsgeyoflen zu verwarnen, daß im wibdrigen Fall 
Reiner fi einer Difpenfation, Exrmtion vdet Amdern‘ beſondern Gnab⸗ zu * und 
zu genießen haben ſolle, und zwar 
1) Laßt man es bey den Innungsarticuln, ‚wie ſolche entweder vor Zeiten vom 
Stadtrath, oder von Churfuͤrſti. Landesherrſchaft und Derd nachgeſetzten Re⸗ 
gierung ertheilet, und nicht nachhero durch das Kaiſerl. in Anno 1731 ergan⸗ 
gene, von Ihro Churfuͤrſtl. Gnaden zur Obſervanz in Druck befoͤrderte und Anno 
1733 publicirte Edict oder ſonſt geändert und verbeſſert worden, oder hier nach⸗ 
gefeßet, erläutert und ausgedeutet'werden, noch zur Zeit dergeftalt bewenden, 
7. daß nitht uut die Handwerker und ihre Obermeiſter und Wormuͤnder fich darnach 
| - achten, fondern’anch die Handwerks⸗Commiſſatũ auf deren Beobachtung gei 
nane Aufſicht haben follen. Zu dem Ende dann 
" 3) Reine Zufammenfunft gehalten werden foll, es feye dann. den Commilfariis 
vorhin zum wenigften-darson Anzeige geſchehen und Nachricht ‚gegeben worden, 
ob und was darben vprzunehmen fey. - Wenn es dann Each wäre, daß dies 
felbe allein zu der ordinairen Quartalauflage gefcheben ; fo koͤunte zwar mir Wiffen 
und Bewilligung derer- Gommilleriorum damit -verfahren, doch weiter nichts 
bey Bermeidung der Nullität vorgenommen werden, und diefes zwar allein aus 
 , ber lcfadhde und in der Abficht, daß die Commiflarüi , weilen nie Handwerfee 
faft zu einer Zeit ihre Quartalzuſammenkuͤnfte zu halten pflegen, die Zeit und 
Stunde defto füglicher darzu beftimmen, und fo viel. möglich, ſelbſt darbey ers 
feheinen können und füllen. | I 
3) Sollen alle extraordinaire Zuſammenkuͤnfte, fo viel moͤglich, vermieden, ſofort alle 
Handwerksvorfülle, die in den ordinaren Quartalzuſammenkuͤnſten vorgenoms 
men und abgerban werden fönnen, dahin verwielen und verfchoben, mishin auch 
die darauf zu verwendende Koften ſowohl den Partbeyen, als dem Handwerf 
felbften eriparet, oder widrigenfalls in den Rechnungen ausgeftrichen werden, 
am mindeften fon gemeine Vorfaͤlle gefliffentlich um aufferordentlicher Gebuͤhn 
willen zu einer beſondern Zuſammenkunft verwiefen werden, W 
Wenn jedoch unvorgeſehener Umſtaͤnde halber, oder auf eines oder andern 
wohlgegründete Nochdurft und Begehren eine aufferordentliche Zuſammenkunſft 
anzuftellen wäre; fo folle folches 
4) In erftern Fall ohne einige Koften des Handwerks, im andern Fall allein gegeng 
die gemößnliche Gebuͤhr, allegeit aber in Beyſeyn der Commiflarien gefchehen; 
Alles, was nun auf ein oder andere Weiſe vorgegangen, foll 
9) In das Handwerksprotoeoll treulich eingetragen, und was alfo vor gut ımd Ord⸗ 
nungsmäßig befunden worden, von feinem wiberfprochen, auch von dem ges 
fammten Handwerk felbft ohne Wiffen und Geheiß des Stadtraths nicht geäns 
dert werden, Bey den Zuſammenkuͤnft en ſolle ſich F 
0 CEin 


Handwerksordnung. 95 


6). Ein jeder ehrbar und Kill aufführen, mas. entweder „von den Commiflariis oder 
dein Dbermeifter, Vormunde oder dem, der den Vorſitz bat, vorgetragen wird, 
mit Gelaſſen⸗ und Aufmerkſamkeit anhören, und nicht darein reden, bis die 
Ordnung an ihn kommt, jondern fodann feine Meinung modeft und ohne Ges 
fchrey fagen. Wenn fich nun daben ein Zweifel oder Anftand erreget, foll darüber 
jufoͤrderſt der Ordnungsarticul eingefehen und nach demfelben der Schluß gefaßt 
"Werden, ſollte aber auch diefer etwa undeutlich feyn, die Sache zu des Stadt⸗ 
raths Entſcheidung angebracht werden. Wie nun oben ſchon geſagter maſſen bey 
einer jeden Innung oder Handwerk die von Ihro Churfuͤrſtl. Gnaden oder Dero 
nachgeſetzten Regierung, oder auch von dem Stadtrath vor Zeiten ertheilt⸗ und 
nicht abrogirte Ordnungen oder Specialbefehl und Erörterungen zum Fundament 
gefeßt ſeyn und bleiben ſollen; alfo bat fich 
7) Sowohl ein jeder, der Meinem Handwerk zu gelangen gedenfet, die nach ders 
ſelben erforderte Aualification und Gebuͤhr zu leiften, als auch die darin ſchon 
‚begriffen, fie fegen £ebrjungen, Geſellen, Meifter, Vormuͤnder und —3*— 
dergeſtalt darnach zu achten, daß alles, was fie dargegen directe oder indirecte 
thun, verbängen oder zulaffen, ungültig, null und nichtig feyn fo, 

In der Abfiche dann alle heimliche Beftrafung, Difpenfationes und Nach⸗ 
fichten, deren fich ein und anderer Handwerker gegen die Ordnung angemaßt, 
nicht allein. verboten, foridern auch die Obermeifter, Bormünder, und wer oder 
welche ſich deren unterfangen, "das Duplum .ber geheimen Strafen, Diſpenſa⸗ 
tions⸗ Diferetionsgelder oder auderer Ördnungswidriger Gaben gnaͤdigſter Herr⸗ 
[haft zur Berechnung erlegen, das Simplum. aber. denjenigen, den alfo übers 
nommen worden, wenn er es anzeigen wird, reſtituiren follen, und bleibt es 
übrigens ber der ſchon ergangenen Rathsverordnung, daß. ebe und ‚bevor einer 
zum Meifter gefprochen wird, dem Stadtrath ein Verzeichniß. alles deflen, was 

ſowohl an Ordmungsmäßigen Öebäßren, als auch allenfalls -wegew. difpenfirten 
Gebrechen zu erlegen haben, ſperilice übergeben werden foll.: : 
Wie fie nun Niemand gegen die Ordnuungsmaͤßige Gebühr: ibernehmen; 
alſo follen fie auch .. 27 
8) Sonderlich zum Abbruch des Herrſchaftlichen Antheils daran nichts mindern, es 
betreffe nun Aufdings Loszehls Meifters oder Strafgelder von Handwerksgebres 
hen, welche leßtere fie nach den Ordnungsarticuln jedesmal in Beyſeyn und 
wit Einficht der Commiffarien determiniren, den guädigfter Herrfchaft davon 
gebüßrenden, Antheil denfelben auch fogleich zuftelfen ſollen. 

Ueber grobe und offenbare Verbrechen , darunter auch fonderlich Ehebruch, 
aa und vorzeitiger Benfchlaf und Schwängerung allerdings gehören, fols 
len fie | 

9) Weder Unterfuchung, Erkenntniß, noch Beftrafung fich anmaſſen, fonbern nach 
deren Befchaffenheit Churfürftf. Gerichten, und wenn von en darüber 
erkannt, dem Stadtrath zu weiterer Berfitgung anzeigen. "Sie follen 


10) Darauffehen, daß ein jeder, der zu einem KHandwerf gelangen poill, feiner Ge⸗ 
burt und uͤbxigen Qualitaͤt nach dazu zuläßig„ auch Seibsbefchaffenpeit und Kräfe 
sen 


 Ehurmaynzifde - 


ten nach geſchickt fen, und nicht, wie bey verfchiedenen Handwerken fo firdflich 
als mißbraͤuchlich genehen, erft nach ausgeftandenen Lehrjahren, fich darnach 
erfundigen, bey Vermeidung, daß der oder diejenige, die einen armen Lehr⸗ 
buben alfo umführen, ihm alle Koften und Schaden gut zu thun, augehalten 
werden follen. Nicht minder follen fie 


11) Darauf feft halten, daß diejenige, die um die Meiſterſchaft anfuchen, ihre Lehr⸗ 


13 


jahre, Wanderfchaft und Muthe richtig ausgehalten, ihre Meifterftück verfertigt 


und alles das geleitet haben, was ein jeder zu leiften von der Ordnung anges 
wieſen wird, auch nicht ehender, als bis er das Bürgerrecht erlangt, zum Mei⸗ 
fter erklären.  - 

Was nun hier vorgefegt it, betrift allein die Schuldigkeit der Obermei⸗ 
fer, Vormuͤnder und gejammte Meifterfchaft eines jeden Handwerks vor fich, 


Mi chen ohne Ausnahm zu beobachten und nicht darüber, noch darunter zu 
thun haben, | J 

Weilen ſich aber Fälle begeben, die entweder nicht vorgeſehen, oder darıibeg 
fonft in der Ordnung nicht difponirt worden, gleichwohl Umftände und Urſachen 
fich vorfinden, warum die Strenge der Ordnung entweder nicht beobachtet, oder 
einem oder anderm aus befonderer Conjideration, Gnade, Moderation oder 


Difpenfarion verliehen werden koͤnne; So bleiben 


12) Alle diefe Faͤlle zu gnaͤdigſter tandesherrfchaft. und Dero nachgefeßter Regierung 


oder nach Befchaffenheit ber Sache des Stadtraths Erkenntniß dergeftalt auss 


‚ gefeßt, daß, wie dieſelbe allein Ordnung geben, mehren, mindern oder gar 


aufbeben fönnen, alfo alle Handwerker dasjenige, was diejelbe præter oder auch 


- contra ordinem zur Gnade, Moderation oder Eremtion eines oder des andern 


befonders.difponiren, ohne Widerrede, und ohne es in Confequence zu ziehen, 
mit ſchuldigſtem Reſpect anzunehmen und geborfamft zu befolgen haben, 
Nachdem man auch beobachtet, daß bey Auflage und Zuſammenkuͤnften 


. ber Geſellen, bejonders derjenigen, welche von Alters ber befondere Ords 


) 


nungen hergebracht, öfters vieler Unfug, zum Theil aud) Unterfchlag des gnaͤdig⸗ 
fter Herrfchaft gebührenden Antheils vorzugehen pflege, ohne daß von den dazu 
deputirten Beyligmeiftern weder dem Handwerk, noch dem Stadtrath davon 
Anzeige gefcheben, ja wohl öfters von den Handwerkern felbft ihnen darin ges 
beclet und aus eitler Furcht und Beſorgniß, daß diefelbe Aufftand erregen oder 
Abſchied nehmen möchten, verfchwiegen und verborgen werden, Welches dann 
untes den Handwerkern ſowohl felbft vielen Verdruß und Verwirrungen, als 
an Stadtrat durch dergleichen öftere Klagen viel zu ſchaffen zu geben pflegen ; 
(6 wird 


Eomohl allen Handwerksobermeiftern, Vormuͤndern, befonders aber den zu 
den Öeiellenzufammenfünften deputirten Benfigern, mithin allen und jeden Alte 
und Junggeſellen mit allem Ernſt bedeutet, jenen zwar, daß fie feine Zufams 
menfunft, fie fen zur Auflage oder zu befonderer Angelegenheit, ohne ihr Wiffen 


and Genehmhaltung, und ohne daß die Benfigmeifter darzu erfordert werden und 


wirklich dabey erfcheinen, verftatten, dieſe feßtere auch jedesmal alles, was dabey 
vorges 


Handwerfsordnung. | 97. 


vorgegangen, ihren -Obermeiftern, oder nach DBefchaffenheit der Sache, dem 
Stadtrath anzeigen, bevorab auch bey den Handwerkern, welche befondere 
Gefellenordnungen haben, von denjenigen Geldern, welche. wegen nicht gefches 
bender Wanderfchaft erlege zu werden pflegen, die der Herrſchaft gebührende 
Halbſchied fogfeich zu fih nehmen, und fofort der Zweyermannscammer einhän- 
digen, oder gemärtigen follen, daß diefelbe von ihnen demnaͤchſt gefordert und . 
erequiret werden. | | 

- - Den Gefelln aber, daß fie, fo oft fie Auflage oder Zufammenkunft hal⸗ 
ten wollen, jedesmal dem Dbermeifter oder Borfiger davon Nachricht geben und 
deren Bewilligung erwarten, die Benfiger darzu einladen, und allge, was fie 
zu verrichten haben, in deren Benfeyn und deren Beyrath fehlichfen und vers 
richten, fich dabey ehrbar, ftill und befiheiden aufführen, allen Zank und Zwie⸗ 
tracht vermeiden, mithin — und was der Herrſchaft gehuͤhret, den 
Beyſitzmeiſtern ſofort gleich einhaͤndigen, daruͤber richtige Rechnung fuͤhren, und 
dieſeibe jedesmal der Zweyermannscammer, oder auch auf Verlangen dent 
Stadtrath vorzeigen follen; Wornächft dann diefelbe aud) , 


14). Treulich und ernftlich nerwarner werden, daß fie fi vor allen den Unfug und 
Mißbrauch, weiche in der von geſammten Römifchen Reichsgefandfehaft ergans 
genen, und auf Churfürftl, gnaͤdigſten Befehl zur Befolgung Anno 1733 und 
1733 publicirten Conftitution verboten worden, wohl wahrnehmen, oder der 
Nradlinen Erecution der darauf gefegten Strafen ohnverbittlich zu gewarten has 

en ‚follen. | 

So viel nun die Einnahme, Ausgabe und Verwaltung der Handwerks, 
gelder betrift, bar fich bey den wenigften Handwerkern gefunden, daß die Eins 
nahmen zu dem Ende.und Gebrauch, worzu fie der Ordnung nad) gewidmet, 
verwendet, ‚Sondern unter einander geworfen, zu Zehen und Schmauſen, uns 
nöthigen Proceßiren und anderm unverantwortlihem Aufwand mißbraucht wors 
den, dergeftalt zwar, daß über folche unnoͤthige Koften verfchiedene Handwerker 
in confiderable Paßivſchulden gerathen, daraus fie ohne-⸗nachdruͤcklichen Einhalt 
und Remedur nicht leicht ſich retten können; Welchemnach dann, 


15) Allen und jeden Handwerkern zu Eünftiger Bemeß⸗ und Befolgung verordnet wird, 
daß, fo viel die Einnahme betrift, es bey dem, mas jedens Ordnung an Aufs 
dings Loszehl⸗Muth⸗ Meifters Strafs und Auflaggeldern determinirt, desgleichen, 
was zur Seuerräftung, Handwerkszinn, Wachslichterir, Leidemänteln und ans 
dern Handwerfsnugen und Noth ausgefegr ift, noch hinfort dergeftale fein Bes 

. wenden babe, daß diefe Gebühren weder vermehret, noch vermindert werden 
. follen. . * 
| Nicht weniger bleibt ihnen auch pro rata, was von Churfuͤrſtl. Regierung 
oder dem Stadtrat bey auflerordentlichen Fällen an Difpenfationss Diferetionss 
geldern oder Strafen determinirt wird, welches alles dann nach hiernaͤchſt anges 
fügtem Rechnungsmodell namentlich unter befondern Tituln in Rechnung gebracht 
werden follen. u 


Behmanns@efeneLte ll. Rn ie 


Churmaynziſche 


Wie nun die vorſichtige Vorfahren und Ordnungsverfaſſer wohlbedaͤchtlich 
eingerichtet, was zu Nußen und Morhdurft eines jeden Handwerks erforderlich 
erachtet worden; Als foll es " 


16) Auch darben bleiben, daß eine Einnahme aliein zu dem Ende und Gebrauch, 
wozu fie gewidmet, angewendet, und nicht, wie bishero mußbräuchlich gefches 
ben, unter andere oder gemeine Ausgaben, mit gebraucht werden, de gleichen 
dann nach Beſchaffeunheit und Vermögen eines jeden Handwerks die Intereſſe 
von etwa habenden Activſchulden, Pachts Erbsund Standzinfen, Zeuers Rüs 
flungs» Zinns Lichts Leidemänteln und andere zu gewiſſem Gebraudy deitinirte 
Gelder, als welche von einer Rechnung in die andere fortgeführt, erjpart und 
zu Abtragung Herrſchaftlicher Gebühr, Zinfen, Ungelder, ntereffe, Capitals 
fhulden, auch -ufünftigen unvorgefehenen Uuglücsfällen und anderer Noth⸗ 
durft, auf vorherige Anzeig und erhaltene Bewilligung des Stadtraths nuͤtzlicher 
angewendet, und die bishero vorgegebene Eutſchulßigung und Verwand, als 
wenn fie mit ein und andern Nochwendigkeiten ſchon genugfam verjeben, nicht 
angenommen, fohdern diejenige Obermeifter, Vormuͤnder oder Rechnungsführer, 
die hiergegen ungehorſamlich thun werden, zur Erfegung ſtraͤcklich angehalten 
werden follen. Mit den übrigen Einnahmen follen fie a 


17) Dergeftalt wirthſchaften, daß bey den Zufammenfünften mehr nicht, als was 
entweder vie Ordnung felbft, oder die Anno 1744. gemachte Rarfsdijpofition 
determinirt, aufgehe, um da mehr, ale die Einnahmen nicht alle Fahr gleich 
ſeyn, fofort ein Jahr das andere. defto leichter übertragen Fann, und Schulden 
zu machen nicht nöchig fen, worbey dann zu den ertraordinairen Zuſammenkuͤuf⸗ 
ten, ‚niemand als der befeßte Tiich und die Narhsverwandten berufen‘ und zuges 
laffen werden, und nicht eines jeden eigennüßigen importünes Geſchrey, fondern 
der Commiffarien und übriger des gemeinen Nußens befliffener Obermeiſter, 
Vormuͤnder und dlteften Rath und Meynung befolgt werden fol, 

Da man auch berichtet worden, daß nicht ben alten Handwerkern dergleis 
hen beſetzter Tifch eingeführt, fondern zu jeder öfters in Kleinigkeiten beftehens 
den Angelegenheit, als Aufdingen, Loszehlen, geringen Scheitworten, ı, ıc, 
bie gefammte Handwerksmeiſter zufammen berufen, dadurch nicht allein an ihrer 
Arbeit und Nahrung gehindert, fondern auch auf gemeine Handwerkskoſten uns 
nöthige Zech und Zehrung veranlaßt werden; Als foll . 


18) Ben jedem Handwerk die Verantftaltung gemacht, und zu dem befeßten Tifch 
Dbermeifter, Ober⸗ und Untervormund, und nebſt den Rathsverwandten die 
Achtmaͤnner gezogen, und von dieſen in Beyſeyn der Commiſſarien alle Ertras 
ordinaitvorfälle, wenn fie nicht bis zu den Quartalzuſammenkuͤnften verfchoben 

werben fönnen, vorgenommen:iimd erörtert werden. ' 

Weil man auch bey Revidirung der bisherigen Handwerkorechnungen 
beobachtet, daß bey verfchiedenen Handwerkern die Gebühr an Lehr⸗ Loszehl⸗ 
Muth⸗ Meiſter⸗ und andern Geldern unter Vorwand verinderter Zeiten und 
Umstände, Paifioihulden, Baus Proceßs und andern Koſten eigenmäctig 
erhoͤhet, auch andere fonft ungewoͤhnliche Ausgaben an Discretionen, Yufwars 

.. .) un wings⸗ 


. 19) Ein jedes Handwerf nach Empfang biefer Verordnung alle neu eingeführte, er⸗ 
7 Were ober veränderte; in ihren Ordnungen nicht befindliche Einnahinen und 


wie diefelbe ganz oder zum Theil approbirt oder verworfen und verboten werden, 
fich fodann nicht unterfangen, Jemanden auf einige Weiſe, bey Vermeidung der 
- Art; 7. ſchon determinirten Erſetzung zu übernehmen, noch auch nene Ausgaben 
in Rechnung zu. bringen, oder zu gewarten, daß der Rechnungsführer nebjt der 
- Meftitution noch beſonders geitraft werde, es würde denn aus undermutheten 
vorher angezeigten Lirfachen eines und das andere insbefondere vom Stadtrarg 
gebilligt. Da man auch wahrnehmen müffen, daß bey einigen Handwerken die 
jungen Meifter, wenn fie auch mit der Geldgebuͤhr bey Verfertigung der Meis 
fteritädt und Meifterfprechung nicht übernommen worden, dennoch durch uns 
mößige Koft und Tranf, dazu man ihnen fogar Küchenzettel zugeſchickt, in uner⸗ 
laubte. Koſten geführt, und gleichfam zum Handwerk ohumächtig gemacht wors 
den; Asfol | Ä 


20) KHinfort dergleichen Unfug gänzlich verboten, und über das, mas etwa die Ords 
nung oder die Rathsdifpofition de Anno 1749 hierinnen determinirt, Fein Jung⸗ 
meifter mehr, als er feinem Vermögen nach ihun kann und will, zugeben und 
vorzufeßen, die Commiffarii aber ſowohl, als die darzu gehörige Handwerks⸗ 
obermeifter und Vormuͤnder, und wer darzu fonft berechtigt, darmlt vorlieb zu 


% 


nehmen fchuldig ferm. 

. So hat man auch die übermäßige ein, zwey und mehr taͤgige Zeh und - 
Zehrung bey einigen Handwerkern als eine Urfach ihres Verfalls; und Vers 
fhuldung angemerkt, da fie nicht nur bey Hauptquartalen über die darzu ers 

laubte Gelder, auch audere ihre Einnahmen angreifen und darzu nfißbrauchen, 
ſondern auch bey Extraordinairzuſammenkuͤnften, bey Aufdingen, Loszehlen, 
Muthſchreiben, Anweiſung der Meiſterſtuͤck ze, ꝛc. dafuͤr fie doch die Gebuͤhr 
erhulten, unterm Vorwand ihrer Verſaͤumniß auf die Handwerkscaffa zehren, 
und dadurch nach und nach immer in Schulden gerathen; Als ſollen“ 


21) Sowohl: Commiflarii, als Obermeifter und Bormünder darauf ſehen, daß diefe 
Mißbraͤuche abgeſtellt, zu den Hauptquartalufammenfünften niche mehr als 
ein Tag verftattet, zur Zehrung auch nichts über die Gebühr bewilliger, bey 

den Extraordinairzuſammenkuͤnften nur allein diejenige, die der Ordnung nach 
darzu gehören, bernfen, die vorkommende. Angelegenheiten kuͤrzlich erpediren, 
daben ad) mehr nicht, als was zur Gebühr erlege worden, verjchret werde, 

und verfiehet man fich zu jeden feines Nußeus befliffenem Handwerker, daß er 
lieber fich frz abfertigen und an feine Arbeit geben, als um eines Trunks wils 

len fein Hauswefen vernachläßigen wolle, alles bey Vermeidung, daß die übrige 
vın N 2 | Koften 


aa _ 


C. 


100 


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" Churmaynzifhe | 
Koften in den Rechnungen ausgefteichen, und die Ungehorſamen nicht allein 
zu Erfegung derfelben angehalten, fondern darneben noch beftcaft werden follen. 


- Damit man auch fehen Pönne, wie diefer zu allerfeite Handwerker Veften 
abzielenden Verordnung nachgelebt werde , So ſollen | 


2) Die darüber jährlich abzulegende Rechnungen nicht general und confus , fondern 


nach dem bier angefügten Mobell eingerichtet, jede Art von Einnahme und Auss 
gabe unter ihrem Titul befouders geführt, und was bey jedem Titul erinnert 


“worden, wohl beobachtet werden, widrigenfalls diefelbe auf des Rechnungsfuͤh⸗ 


sers Gefahr und Koften durchgeftrichen und zurückgegeben, auch bewandten Um⸗ 
Ränden nach derfelbe zur Erfegung und Strafe angehalten werden foll, 


- Damit nun allem dem, was vorſtehet, um da ficherer nachgelcht werde; 
fo wird zuforderft Obermeiftern, Vormuͤndern und fämtlichen Handwerksgenoſ⸗ 
fen deffen genaue Beobachtung, infonderheit aud den Handwerks sCommil- 
Sariis hiermit allen Exenftes, und ben Vermeidung nachdrücklicher Apndung ans 
befohlen, darauf feft zu halten‘, alles widrige, oder fonft verdaͤchtige Vorneh⸗ 
men ſowohl felbft zu verhindert, als bewandten Umftänden nach dem Stadtrath 
oder Uns felbften zur Remedur anzuzeigen, auf den ordentlichen Gebrauch einges 
bender gemeiner Handwerksgelder ſowohl, als den gnädigfter Hersichaft zukom⸗ 
menden Antheil genaue Aufficht zu haben, die darüber führende Rechnung nad 
Dem vorgefchriebenen Modell zu gehöriger Zeit zuurgiren, bey deren Ableg⸗ und 
Abbhoͤrung die verfpürende Unrichtigkeiten zu ahnden, moniren und beſſern zu laſ⸗ 
fen, und was fie felbften zu richten und zu fehlichten oder zu bintertreiben nicht 
im Stand zu ſeyn vermeynen, an den Stadtrach zu bringen, welcher dann auf 
Die Obſervanz aller diefee Articul zu halten, und auf der Handwerks⸗Com- 
zniflariorum hierunter bezeigenden Fleiß zu feben, gleichfalls nachdruͤcklich erins 
nert wird. Damit auch diefe Verordnung zu Jedermanns, befonders der 
Handwerker Wiflenfchaft gelangen, und fie bey nun ablaufendem Jahr ihre 
Rechnungen dem bengefügten Modell gemäß einrichten mögen, Als haben Wir 
Diefelbe zum Druck befördern laflen, damit ein jedes Handwerk fich zu deffen ‘Bes 
folgung ein oder mehr Exemplaria anſchaffen, in den Handwerksladen beyles 
gen, und in den Hauptquartalen nebſt den Innungsarticuln vorlefen laflen 
mögen ⁊c. x. Publicarum unter dem Uns anvertrauten Churfürftl, Regierungs⸗ 
infiegel. Erfurt, den roten Decemb, 1751. 


(L.S.) Derer hohen Erz und Dhomftifteer Maynz, Trier und 


Speier relpektive Dhomprobft, Ehorbiichof und Capi⸗ 
tularherr, Churfuͤrſtl. Maynz. Geheimter Rath, Statt. 
halter, und Regierungsräthe hieſelbſt. 


Kehnung 


Hahbwerfsordniing. er: 


gahtiuns über. Einnahme und Ausgabe bey einem ehrſamen 
‚ Hanbwerf, ber EL B:-6 8 s geführt vom 
I; | ob Achtmeß 17 bis „dahin 17 
ON | durch 
wi N. N. N. reitigen Obermeiſer. 


Elnnahme. EEE z 


| TIT. i. IT Kehle: | Or. | PR. 
Einnahme an Receß⸗ de Ameiaz 1 — — 77 
Beſade vdug jähriger" Aaung eg: . ‚fine. vorrüchig ‚geblieben! 171. 
und le geliefert worden : »: m ; 
Herner find in yorigem dabr zibi werbießen N. N. 3J 
N. &c. ac 


} 
N 
ã 


Daran ſind einkommen 
NB. Iſt nichts vorraͤthig, aid, niemand ſchuldis Sieben 2 ſo wird 
geſetzet Vacat. J 

— rn ‚Summe Tituli. 
.TIXI. IL 
| Pinnabine zu Abgabe Herrſchaftl. Gebühr, 

NB. Unter diefem Titul wird in Einnahme gebracht, was su Abgabe 

er Ungelder, Ladens Gudens Rupfers. und. auderer ==) 


ur R thscammerey, Kuͤchenamt wc. x, von geſamten Meiſtern 
goligiet wird, 


NB. Diejedigen Hahöwerfer, welche dergleichen "Abgabe nicht has 
ben, können diefen Titul auslaſſen. 


‚Summa Tituli 
7TIT. IE 


ehem ausftehenden Aaweapitalien. u 
Döfchdn die waͤnigſten Handwerker dergleichen baben; fo fann 
iefer Titul au ‚gute Hofnung beybebalen und Vacat darunter 

| gejeßt werden. 

NB. Weldy: aber Eapitalia haben, muͤſſen den Sqhuldner, Biel. 

Summa und das Datum der Obligation benennen. 

Summa Tituli. 


TIT. IV... 
Einnahm an aufgenommenen Paſſi vcapitalien. 


NB.* Es ſoll zwar fein Handwerk ohne Anzeig und erhaltene Ber 
 willigung des · Stadtraths dergleichen Capiralia aufnehmen, | 


% 
ö— — nn nn nn — 


u IKShitrnuaynzißch e 





den, hierunter in Einnahm gebracht. werden. .. 43 
RR ‚. SOmmd — 

Bu TIT V. 
Kinnahin · an· Capitalzinſen. 
NB. Wird gehalten wie bey vorigem Tiul. 
Summe Tituli. 


Rthle. Ge. J PD 
wenn es doch Be Moch erfordert: und der ỹLonſens erhalten wor⸗ Bi 





TIT. VI 
| Einnahm an Pacht, und - Miebsinfen. ae Fu FELL 
NB.! Weihe KHandwerked:dengirnhen. Chemeine Häufer, Muͤhlen. 
‚taden; j oder andere. Grundficte und Pachtgüter haben, können 

dieſen Titul einführen, die andern. aber. übergeben. 

NB. Die Pachiſtuͤcke, Pachter, Termin und das Pachtjaht muß 
benennet werden, : 3 

nn en : Femme Tical.. 

J rir. vu 
Einnahm an Quartalauflaggeld. 


4 * 
un “Lg | . 
NB. Gierunter ift, was Bey jedem Quartal einfommen, zu ſben, u . 4. | 






Beym QDuarsal Reminijere von Meiftern + 
und fo weiter. B 
Diejetige aber, melde ie € Gelter. tnicht aufge, ind ami. 
Enpe zu berjennen, J euch. 
i Summa Tituli, _ 
i J TIT. VIII. 
Einnahme an Yufdinggebühr. 
NB., Hieninter wäre Meifter, kebcſung und das Datum zu-benens 
nen per bie ee 
T "Summe Tituli, 
TIT. IX. | 
Einnahm an Koßseblgebähr, 
NB. Iſt zu halten foie bey vorigem, 


—— ũ 





Summa Tituli. T 
TIT. X. | 
Pinnabme an Muthgeld. 
NB, Chen alſo. * 
Summa Tituli. 


& .. , . Bu f 
1 ” ri r .4 ·47 .i8 „et. De vesd 





Handwerksordnung. 


— J 1 J TIT. x. | 
Einnahme an Wieifterigeldern. 








Bert aft An 
berrfi 
wach der Ordn 


ein ſind ganz, ohne Abzug deffen, was die 





— — 


g zu richten. 

en —— Summa Tituli. 
.TIT. AI. | 

An Difbenfatisnsgeldem. N 

NB, Den Bandwerfern if zwar nicht erlaubt in einiger Gebühr zu 

diſpenſtten; mann jedoch von Churfürftl. Regierung oder dem 


ar aus Gnad oder guten Urſachen über Wanderjahre, 
uthe oder einer andern Gebuͤhr gegen Erlegung eines deter⸗ 
minirten Geldes diſpenſiret wird; ſo iſt daſſelbe gan; hierunter 


+ ° 


.. 
’ 





in Einnahme zu bringen. 

nt Fummma Tal 
7TIT. uUIÜn. 

; Einnahme an Strafen von. Meiſterſtuͤcken. 


NB. : Alle trafen muͤſſen hierunter: gang: in Einnahnie kommen, | 


von denjenigen aber, ‚welche üben. ein: halb Pfund betragen, 
rechnet werden, 


[Er u 





r 


ie Hakbfchied v 


N -. Summa Tituli. 


00 TIT. XIV, 
Binname zur Seuerrüftung und vor lederne Eymer. 


NB. : Weil die dafuͤr einfoninienden Gelder nicht mehr unter übrige \ 


Als iſt zu feßen: 
Beſag vorigjd 
ſtungsgeldern yorraͤthig -geblieben, fo wieder in Einnahme 
"Jommen ⸗ en | 


innaßme gebräche, ſondern zuſammen geſpart werden ſollen; 


v s I. $. . ⸗ 
Feryer find dipfes Jahr einkommien von N. N. und fo weiter, | en 


— — — —— 
. . I3— Summa Tituli. 

Be Tx. — 

: Einnahme vor Wachs und Zinn. ER 

NB. Weil diefe Einnahme auch. zu gewiſſem Gebrauch gewidmet; 


ſo folt quch diefe, wie die vorherige, nicht unter die andere Ein⸗ | 


* 
3.58 


nahme gebracht; ſondern wrnn die Handwerker damit hinlaͤng⸗ 


NB. Die Bela wie and aridere Gebühren, woran die| 
a 


ft. davon bekommt, in Einnahme zu bringen, und ſich 


hriger Rechnung pag. , . » find am Feuerruͤ⸗ 






Be ft unten dem vierten Ausgabtitul guddigfter. Herxſchaffſ 
. 


L 


lich 


104 Churmaynziſche 


lich verſehen, bis zu vorkommender Nothdurft erſpart, und 


ſonſt zu Nutzen des Handwerks, nicht aber zum Verzehren ges] 


braucht werben, 
’ — ——— — 
Summa Tituli. 
| TIT. XV. | . 
| Einnahme an Keidemänteln. . 
NB. Weil diefe Einnahme eing Species einer Strafe, davon gnaͤ⸗ 
digfter Herrfchaft die Halbſchied gebübrer ; fo ift dieſelbe zwar 


bier ganz in Einnahme, in der Ausgabe aber die Halbfchied der 


Herrſchaft zu verrechnen, 


| TIT.XVI 
Einnahme an gemeinen Sandwerkoftrafen. 


NB. Sedens Handwerksordnung befagt, mas es: für Handwerks, 
verbrechen, und wie hoch es beftrafen kann und fol, wornacdhl:': -: 


6 fich zu achten, und var ſich weder darüber, noch darunter zu 
vafen hat. Alle Strafen nun, fie ſeyen groß oder klein, follen 
ierunser völlig in Einnahme fommen, von denen aber, die fid) 
ber ein bald Pfund belaufen, muͤſſen in der Ausgab gnaͤdigſter 


Herrſchaft die Halbſchied berechnet werden, von den Strafen,|. 


die von dem Stadtrath dictiret werden, haben fie: allein die 
Halbſchied, wann fie das Verbrechen ſelbſt denunciiret haben. 
a “ N 
| | Summa Tiruli. 
TIT. XVII J 
Einnahme zug Krankencaſſe. >. 
Keil: bey einigen Handwerkern allbereit eingeführt, daß ein jeder 
u Verforgung armer kranker Handwerksgenoffener etwas gewißs 


6 jährlich beytraͤgt; fo wäre daffelbe hierunter zu verrechnen, T 


and wäre gut, daß bey einem jeden dergleichen eingeführt 
würde. u . 


NB. Wann ein oder anderes Handwerk noch befondere Einnahme. 
hat, die unter vorherigen nicht begriffen; fo kann es darüber] .. 


‚auch nach einen pefondern Titul einruͤcken. 
U Summa Tituli. 

TIT. XIX. U 
Einnahme insgemein. 


NB. Unter dieſem Titul wird endlich noch in Einnahme gebracht, 


was mit denen vorherigen keinen Zufammeubang at. 


X. 


Rthlr. 





| Br. 





29 


H9Daubwerksbrbnung. 


Rehlr.Gr. * 
EN n werden die Tieul nochmal wiederholt und in ganzen) ——I— 
gain ausgemworfen, ſpdenn © die Summa Summarum ailar 
Einnahme gejogem 


. J 
Hicauf folgt. die Auegab. 
| | Ausgab J 
ı _ NMTITL | 
Zuegche an überwieenemZuß —* zu vorigiaͤhriger 


“m u 


NB. Warn bey der vorigjaͤhrigen ORichung die Einnahme nicht 
Kinlänglich gewefen; fo wird, mas bier zugefchoffen oder in Reft 
m bezahlen He in zuge gebracht, oder allenfalls 
 Vacat arunter eſebt. Eur 


u u 


ı 07 Famme Tituli. 
717. IL: 


Aubgabe an Geſchoß, Steuer, Erb» und Bruͤckenzinſen. | 1] | 
NB. Welche Handwerker Grundftücfe, wovon dergleichen zu geben - 1 
* haben dieſelbe hierunter zu berechnen, uͤbrige aber koͤn⸗ 
n ve Titul Übergepen, 


nn 
Snmma Tituli. 
TIT.IIL" 
| ' Ausgabe an Zerrſchaftlichen Gebuͤhren. 
NB. Hie 


runter werden verrechnet die Ungelder und andere Gebühr 
: , M — B 
dere 


ecker, Kuͤrſchner, Leineweber und] 
andwerfer, zu den Stadtgerichten Caͤmmerey Küs 
enami und fonft zu enteichten baben. 
} t j Summa Tituli. 
TIT. IV. 
aul 


gabe zur Zweyermannscammer un Serefhaftlichen 


Antheil von. den Handwerksgebuͤhren. 
NB. sähe wich verrechnet, . was guädigfter Herrſchaft von 
| n 


dings Lßzehl⸗ Meifter, Strafs und Difpenfationsgels . 
dern zus Halbſchied, oder. wie es fonft der Ordnun 


H: nach difpo; 
nirt iſt, gebuͤhret und muͤſſen die Perfonen fpecific 





e benenne | 
nerden, welche und marum pie es entrichtet, haben. . bb — 
A | ‚ | | _ Summa Tituli. 
Beckmanns Geſetze I. Theil. 


d TIT. 


ie Churmaydziſche 


8 =” | 


— = 10 TIT. V.. 
Ausgabe an anoſtehenden Activcapitalien. 
NB. So lange die Capitalia nicht abgelegt werden; ſo muͤſſen ſie 
unter dieſem Titzul als ausſtehend in Ausgabe gebracht werden. 
| Summa Tituli, 
| | - TIT.vI | de 
Ausgabe an Capitalzinfen von Paßivfchulden. 
NB. Diefe Zinfen follen ale Jahr vor allen Dingen richtig abge⸗ 


ee - 


ragen werden, | 
Summa Tituli. 


| TIT. vl. W— | 
AYustgabe an Bau- und AReparationefoften. 
NB. Diefer Titul betrife nur diejenige Handwerker, welche. gemeine 
Käufer, Mühlen, Laden und Grundftüce haben; was nun zu 
deren Erhaltung, angewendet wird , foll hierunter verrechnet und 
mit Quittung belegt werden, ; Ä oo 





| . TIT. VHE 
Auogabe an Befoldungen. 

NB. Hierunter find: allein diejenige Vefoldungen ‚, welche in den 
Ordnungen gegtuͤndet, oder von dem Stadtrath vor billig 
erfannt, Feine aber, welche Dbdermeifter und VBormünder vor| 
fich und andere aufgebracht, zu verrechnen, und follen alle neuer] / 
lich aufgebrachte caßiret und‘ ausgeſtrichen werben. nt 

| Summa Tituli. 
TIT. IX. 
Ausgabe an Sandwerkegebühren. L 

Hierunter follen verrechnet werden, was bey einem jeden Handwerks⸗ 
Altu den Eommiffarien, Obermeifter, Vornändern,  Altwa-l- 
sio, Handwerksdiener x. x. nach der Ordnung ausgefeßt:.ift; 
wie num alle dieſe Actus bey der Einnahme fpecifieiret feyn ; alfo 
follen fie auch mie Namen der Lehrjungen, Junggeſellen, Muths 
geſellen, neuen Meiftern ſpecificiret werden. - z u Br 

; — J— Summa Tituli. 





“ > 
® ’ hg ‘ .s - 
e Terra BET. 


ODad dwerksardnung. 


TIT.X 020.07 
Ausgabe sur Seuerrüftung. 


Summa Tituli. 


a OFT 
& Ahouabe an Proceß⸗ und Gerichtskoſten. 
NB. Obſchon ein jedes Handwerk fü ch vor dergleichen, fo viel mögs 
EL hüten, und ohne vorher bey dem Stadtrath die Sache vor, 
8 n weber ſelbſt: Proceß anfangen, ‚noch fich darein eins 
1, warf es jedoch nicht zu vermeiden und die Sache das 
(ra Handw 
ere, angehet; fo koͤnnen/ die Koſten alsdann, worunter dann 
juch Shpplicationes » Berichte und andere Schreiberey zu ver⸗ 
—* hierunter verrechnet werden. | 
Ä Summa 775 
A TIT. xır. J 
Ausgabe zur Ehre und Nothdurft des Zandwerko. 


NB. Hierunter koͤnnen verrechnet werden diejenigen Praͤſente, Ver⸗ſ 


echrungen, Deputaten ıc. welche einige Handwerker dem Her⸗ 
mmen nach auszutbeilen pflegen, ben denen es doch. nicht. Her⸗ 
mmens, die koͤnnen auch dieſen Titul uͤbergehen. 


4 re Summa Tituli. 
. un | TIT. xiii. | 
Auetabe zur Beyfteuet: armen und kranken Sandwerke: 
genoſſenen. 


LU 


NB. Wae von dent, was bey einigen Handwerkern hierzu jährlich 


geben wird, ausgegeben worden, kann hierunter verrechnet 


was "jedoch davon etübrige wird, kann erſpart, und 


erden: 
| die Kinftige Rechnung wieder in Einnahme gebracht werben, 
.Summa Tiruli,. - 


“ 
N - 
& £ Ts 


.- et. —X 
Me 
. 9 2 







k, und nicht ein oder andern Meiſter insbeſon⸗ 





TIT. 


208 | r Shärmaynzifde >” 


FIT. xıv. 
| usttabe an Allmofen. 


Bi, find ‚auf jedes Ausgebers Pflicht —* in Ausgabe. zu 
ringen. u 


nen 
summa Tituli. 










"TIT XV. 
Auogabe vor allerhand Sandwerkeuorbdurft. 


Hierunter kann verrechnet werden, was etwa an ihren Handwerts|. 
mobilien abgehet, neu a IS oder repariret wird; item 
Binn, Wachs, Siegellack, Schreiberennorhdurft x... Was 
jedoch an der Zinn⸗ und Wacseinnahme erfphöt‘ wird, ſoll in 
kuͤnftige Rechnung wieber zur Einnahme gebracht. werden 


| . Summa Tituli, 

Tı T. XVI. | 

Pin Zehrung Auf die —E und ertzoordinaiten. Ä 
n oo. 4: 


Hierunter iſt zu —8 was ſowohlauf jeder Quartal⸗ als wa 
auf denen extraordinairen Zuſammenkuͤnſten verzehrt ed: 
was num etwa jede Drönung, oder die Rarhsbiſpoſition de 
Anno 1749 hierzu determiniret, darben foll es bleiben, befonderst 
duch ben ertraordingiren Zufammenfünften ein mehreres nicht, 
als was der ode diejenige, die felbige begehrt, Kl 
an Gebühren bezahle, verzehre und verrechnet, d mehrere 
aber nicht paßitt und auf des Rechnangefuherro Geſabr un 
Erſehung ausgeſtrichen werden. 
* 75 
TIT. XVIL. 
‚Yusgabe inogemein. 
- NB. Hierunter wird allein gefuͤhtt, was unter rei Zi nicht 
jebracht werden: kann. 
Dann werden alle Titul wieder in Summa wie derholer und 
Barunter Summd Sommarum diler Ausgabe gezogen, 
Endlich zum Schluß gefeßt: 
$umma aller Einnahme war pag. ’, « 


 Rıbler . Gr Pl 

dumma aller Ausgabe aber able; - Gr Pf 

Diefe verglichen, bleibet vorraͤchig ‚Reble, .: GOr. Pf. 
oder 


Iſt mehr ausgegäbent; als rintommen Rihlr. Gr. pf. 
7 x? 


Rthlr. Gr. 


— 
ii 





engel 209 
„Diele Nechnung muß wenigftens ziwenfach-gefertiget, fobann in Beyſeyn der Com- 


‚mißlariorum opr Öbermeiftern, Ober⸗ und Untervormändern, Rathoverwand⸗ 
ten, Achtmännern ıc. ıc. abgelefen, was dargegen erinnert wird, notiret, un 


En dem fün 
— und den 
mannscammer, von diefer aber dem — jaͤhrlich uͤbergeben; 


igen Rechuungstührer eingehändiget, und ſodann nt 





Sitdeskehmifihe Berordnung wegen der Austtuer 


ader Kinder von Meyerhoͤfen und wegen der Sihuucten, 
— — ä 3 von gen Spril | = zu a: 
Pont Gottes Guͤben Wir Friderich Wiltzelm, Si zu POP 
. him; Eoadjutor zu Paderborn zc. 2c-, Foͤgen hiermie ‚mi willen:, Rechdem 


& be tägliche Erfahrüng vielfäig gezeigt, daß ‚uegen en den Iuhalt der Polijeyordnung 
Art. 34 und 85 die Ausfteuren und Ablagen der Kinder von Dieyerhöfen, ſowohl alt auch 





\ 





bie teib;uchten, bisher ganz willkuͤhrlich gewefen, und oft und groͤßtentheils fo übertrieben. 


verlangt ober beſtimmt worden, ‚daß ſolche entweder gar nicht entrichtet, oder doch durch 


bie darüber bey den Dbers und Untergerichten entftandene weitlaͤufige Procefle, der Untere 


Kr den — N Schaden des Publicums und des Gutsberrn erfolget iſt; ſo haben 
et m din ung.der Ablagen, als Leibzuchten mis Beyrath Unſerer getreueg 

Bin blosin Anfehung der Meyergüter, da gegenwärtiges tandesgefeg die Menerdinge 
Srundſtuͤcke — — folgendes iu verordnen ‚für nochis — * zwar 
Re Ba. 
Er le, 1. Von der Ablage und Ausfeug, ae 

ji aus 5 1. — — 

ie 8 be Ablagen betrift, wenn kaͤnftig ein Zaueniech * Sinserloffen vn 


Ines oe: mehreten ramderjährigen Rinder verfticht; :fo ſollen fofort von ber Obrigkeit u 
Vorſchrift der von Uns unterm sten Januar 1780 erlaffenen Vormundſchaftsverordnutig 








— bewegligen Giacgen In einen sense Ang gie waren. % 


ÖIrmiündern ünterichrieben, und ein Exemplar Swen 
‚aber in bie Lade gel ll p ch rit Rechn ii ruͤck 
in die Lode gelegt, allenfalls ‚u ein brittes dem Rechnungsführer zuruͤck 

’ en, 8 —3 u 8 \ je 


augeordnet, und ein Yüventarium des: ONachlaſſes errichtet ;..bie. Schulden. 


HM ——— verantwortet, allenfalls gebeſſert/ und der bleibende | 


J 


wo Dilbesheimifche, Verordnun 


6. 2 Zn “ lt 2 
Sollte nun naͤchſt dem die hinterlaſſene Wittwe zur zweyten Ehe ſchreiten wollen, 
uber gleichfalls verſterben, oder aber eins der Kinder ſich verheyrathen, mithin der Fall 
öintreten, daß die Ablagen der Kinder beftimmet werden müßten; fo foll das Inventarium 
anderweit nachgefeben, und nach den fi ergebenden Umftänden rectificiret und abgefchlofs 
fen werden. | | —F BE | 
j I. 36 


Ber Aufnehmung eines folchen, blos zur Ausfindigmachung der Findlichen Ablas 
gen abzweckenden Inventarii ift vorzüglid) pro principio anzunzhmen, daß derjenige, fo 
den Hof übernimmt, nicht alles zu bezahlen Babe, auch die Taxe des zu bezablenden, nicht 
nach dem hoͤchſten, fondern nach dem Mittelpreife zu machen ſeh. on . 


§. 4% | 
Solchemnach follen die Gebäude eineg Meyerhofes, wann fie der Erblaſſer ſelbſt, 
aus deffen Allodio die Ablage _beftimmt werden will, von Grund auf neu erbauet hat, nur 
gar Hälfte, und zwar nach der Summe, wie da6 Gebäude in dem Bears Caraftro aſſe⸗ 
cariret worden, zum Anſatz fommen; die Summe ber zweyten Hälfte aber gar nicht ge) 
rechnet, fondern dem nen antretenden Meyer ga Teen uͤberlaſſen perden. >; ... 
11° Waͤrden jedoch entweder die abzulegende Erben, oder det'ahrretchde Chhom degen 
die im Brand sCataftro enthaltene Taxe det Gebäuden ettvas zu erinnern haben, und fols 
ches fofort ohne AuffchAb anzeigen, und eine neue Taration verlangen; fo ift diefelbe auf 
des begehrenden Theile alleinige Koſten nicht zu verfagen. Und wenn auf einem Bauer, 
hofe überflüßigere , weitläuftige und Poftbarere Wohnhaͤuſer, als einem Bauer zu 
oder dem zudem Hofe gehörigen Ackerbau angemeflen find, fich befinden ſollten; fo wi 
eine jede Obrigkeit den Ueberfluß der Gebäude in feine gehörige. Maaße zu reduriren, und 
Hlfo nicht mehr, als die nothwendige Gebäude und Gelegenheiten ad "Teaxam kommen zu 
laſſen, hiemit angewieſen. | " 0. 
9 5 | 


Befinden fih aber auf dem Hofe alte Gebäude, oder zwar neue Gebäude, welche 
jedoch derjenige, aus defien Nachlaffenfchaft die Ablage jeßt beftimmer werden muß, niche 
ſelbſt gebauer hätte, fo iſt nur der dritte Theil des aflecurirten Werths auf die Rechnmg 
der Ablage zu feßen, und die Übrige ziwen Drittel dem angehenden Meyer ſtey zu laſſen. 


- ‘$ 6. Er 
In fofern jedoch wegen der Gebäude ſich annoch einige erweisliche und von dem 
leßt verfiorbenen Meyer gemachte Baufchulden finden ſollten; fd ift das ganze Gebaͤude, 
weil es noch nicht bezahlt, mithin auch ad bona defuntti eigentlich nicht zu rechnen ſtehet, 
nach dem wahren Werth zu dftimiren, die Baufchuld zuvoderft davon abzurechnen, und dem 
angehenden Meyer allein zuzuweiſen; wann fodanı von bem ZEllimand andoch etwas übrig 
bleibt; fo iſt der Ueberſchuß nach dem $. 4. zur Hälfte refpellive zur Ablage und für dew 
Meyer Fe u n Sa a AR © ba iR 
' a nun auch in verfchiebenen Städten des Hochſtifts fich Haufer und Gebäude 
finden, welche nicht in.den „Dabeg aleisizenden Meyerguͤtern gehören, ſondern By zus 
. udo⸗ 


er 


über Ausſteuer der Kinder und Leibzuchten. 111 


economie und Theils auch zum buͤrgetlichen Gewerbe eingerichtet ſind; ſo ſollen ſolche 
—** nicht nach der. Vorſchrift dieſer Verordnung beurtheilet, ſondern damit nach 


Maaßgabe der gemeinen Rechte verfahren werden, 


$ 7 | 
Ferner follen Sie Pflanfen, Hecken, Zäune und Bäume in die Ablage nicht mit 
gerechuer werben, fondern der neue Meyer ſolche ebenfalls zum voraus haben, M 


Fans dr | —P $ 8. | . 
Mit der Geil und Gahre im Sande, und Mift auf dem Hofe ift es auf gleiche 
Weiſe zu halten, ’ . Niſt auf fe iſt 9 

9. 


J In Anſehung der Einſaat und Fruͤchte aber, wenn der Antritt des Hofes von Mar⸗ 

Gi bis zur Beſtellung des Sommerfeldes geſchiehet; fo ſoll nur die geſchehene Einſaat zur 

Ablage mit eomputit werden. Tritt aber der Meyer den Hof nach Beſtellung des Som⸗ 

mierfeldes bis vor Martini an;.fo fälle ein Drittel der gefammten Früchte in’ die. Mech 

mung ber Ablagen: : ı U u nu . 0. er — 
|  .10%. | 


. Alles übrige, was fich aufdem Hofe an Vieh, Ackergefchirr, Inftrumentis ruſti- 
eis, Hanss Handwerks; und fonftigem Geraͤthe, an Leinen, Betten und wie es fonften Dias 
men Haben ımögey! Behfiwer ; gehoͤret zu dem-Allodio und zur gemeinfchaftlichen Zheilung, 
und dahin find vie bey den Höfen befindliche, nicht dienftpflichtige und einen partem 'inte= 
yakem dicht ausmachende Erblaͤndereyen, auch, wie billig, zu rechnen ; Üagegen aber. 
ſe Mad dig Einen wirklichen parte integrantem der Höfe ausmachende dienfipflichtipe Erb⸗ 
linderegen;;ficht- auf gleiche Weife, wie jene, zur Theilung mitzuziehen, fondern,; da 
biete, BIO Sanbn- zu praͤſtirenden Dienftes halber, von den Höfen nicht fepariret werben 
Pönnen; :fo jſt bloß der Werth derſelben zur Rechnung der Ablage zu ſetzen, und dieſer 
— — y daß der Zinß, deh dieſelbe nach Guͤte des Grund und Bodens,’ 

nach jeden Des Gelegenheit deductis oneribus an Gelde alhaͤhrlich aufbringen koͤnnen, 
‚8.4 pro Eenid ja Capital geſchlagen, und dieſes ſolchergeſtalten pro pretio dividendo 
angenommen werde IE. F .’" Mar — — 


“ Li 
‘ “ 


N 


Vorne “ . Be . : >. 3 

Was aber die bey den Hoͤfen vorhandene und dazu gehoͤrige Holztheilungen be⸗ 
trift; fasjpllen ſolche mit alleiniger Schäßung des darin befindlichen Holzes zur Theilung 
mit gezoſen, diejenige Holztheilungen aber, welche zu den Höfen nicht gehoͤren, fondern ſon⸗ 
fen dauerten acquirirt worden‘, follen nach dem Werth des. Grund und Boden geſchatt 
und auch dieſem Faß · zur Theilang gezogen werde "0. —F—— 


$: - 11 | 

., 7 MBennfolchennach die ganze Nachlaffenfchaft nach dieſen Principiis in Anſchlag ge⸗ 

bracht worden, iſt die ſich daraus ergebende Summe jedoch mit Ausſchluß deſſen, was der’ 
Vater. etwa an Capitalien ſonſten acquirirt, und woruͤber er nach Maaßgabe der. gemeinen! 
Rechte zum Wortheil des einen oder des andern Kindes difponire hat, nach Abzug-deewore 
bandenen. Schulden und Meyerzinſes Ruͤckſtaͤnde unter ſaͤmtliche abnueg· nde Wim. bi; 








13. Hildesheimifhe Verordnung 


daß auch ber antretende Meyer feinen Antheil gleich feinen Seſchwiſtern davon mitt erhalte, 
gleich zu theilen, und jeder Theil mache fodann für einen jedeh das Quantum feiner kind⸗ 
lichen Ablage aus. Ä Ä BE Er EEE Er EEE Se 
6, 12. 
| Damit jedoch die Inventirung und Schägung der Machlaffenfchaft, wobey bie 
Gutsherren, wenn fie wollen, jedoch unaufpaltlich des Termini, und ohne Anforderung 
einer Defrayrung und Abholung auf ihre eigene Koften, nachdem ihnen ſolches von de 
Meyern zeitig genug bekannt gemacht worden, fich einfinden Fönnen, feine unnöthige und 
übermäßige Kofteu veranlaſſe; fo iſt zu der Aeftimation derfelben. u ein. unparcheyifcher 
Achtsmann, welcher feines guten Leimuths umd Erfahrenheit halber "bekannt iſt, zu neh⸗ 
men, auch die etwaige Vormuͤnder mit zuzuziehen, der Unterbeamte aber, oder Getichtshal⸗ 
ser, fo die Annotation beſorget, ſoll bey einem Acker⸗oder Halbſpaͤnnerhofe laͤnger nicht 
als zwey Tage, und bey einem Kothhofe nur einen Tag zubtingen, dafuͤr die Gebühren 
nad) der Untergerichssordnung, und zwar von einem Acker⸗ oder Halbfeännerhofe täglich: 
3.Rtble, 9 Gr., won einem Korbhofe ‚aber taͤglich 1 Rthlr. ausſchließlich der Reifes und 
mhbigen Zebrungstaften ‚nehmen, fobann u Inventarium dent Amte oder Gerichte eine 
liefern, auch eine Abfchrift deffelben dem ureberen zuftellen, und ſaͤmtlichr 
und Koſten jedesmal mis unter das Inventarium ſetzen. 
Da En SEE [| Y.' FE Ber DE SEE Eee SET Beer Ze um” 
WG $. 13 en | ent .2 
Ehe nun alles dieſes nicht in feine gehoͤxige Richtigkeit gene. merben, fo feine: 
Obrigkeit den — antreten, ken Perenndon ja; ausfertigen, und noch: 
weniger. eine Cheftiftung beſchreiben -laflen,;fonderg, wann da Javentaxium von dent: . 
Voigte ‚gerichtlich übergeben ‚worden, als welches ohyfehlbar. bianen 8 Regen geſchehen 
U; Jo üt von Gerichtswegen ein kurzer Terminus zu Aufnehmung ber. Ehaiftung anzus: 
Gen, dazu fänstliche Intereſſenten, auch die Braut in Perſon vorzuladen,- die Ablagen gs: 
zeguliren, und der Eheitiftung mit einzuverleiben, vor deren Confirmation aber den Meyer: 
quzuweifen, diejelbe zur Raribabition ‚feinem Gutsherrn zu prafgusiren, and ſodann benz’ 
Gerichte wieder einzuliefern. Woben es fich fodann von felbflen verfteher, daß, Die Coufixs- 
mation und Aufnebmung der Eheftiftung vor dem Judice prædii geſchehen muͤſſe, uabfollen: 
unfere Beamte und übrige Gerichtsperfonen dafür an Juribus ein mehrere nicht, als was 
unfere Amts, und Untergerichtsordnung hierunter verordnet, zu nehmen befugt ſeyn. 
" $. 14. 29 
. Es ſoll dahero auch. niemanden, auch feinem Voigte oder Gogreven fer Egeſtat⸗ 
tet ir ejne Eheſtiftung zu Beichreiben, fondern dieſes fol vor der. ordentlichen Obrigs: 
felt ge ehe y 


Ü 








n, und dagegen den Vöoigten die Formirung der Anfchläge: und Iuvenserim, 
allein überlafien werden. et | . 
6. 15 
Weil aber die Erfahrung‘ gezeiget, wie wenig bisher ein Mieger auf bie zeitige 
und richtige, Bezahlung der Ablagen bedacht gewefen , und daß folche von Zeit zu Zeit vers 
ſchoben geblieben, mithin der Meyer jich und den Hof durch die ſolchergeſtalt veranlaßte 
Proceß⸗und Executionskoſten nur noch mehr herunter gebracht; fa wird hiemit verordnet 
daß gleich heh Beſchreibung der Ehefiftungen die Zapluugstermün entwader edion: * 
Ka 


über Ausſteuer der Kinder und Reibzudten. Az 


gerichtlich feſtgeſetzt werden follen, dergeftale: daß der Mener das terminliche Quantum 
ohnfehlbar jährlidy vor Martini gegen Quittung an die Behörde entrichten, auch derjenige, 
welcher einen Ablagstermin zu empfangen bat, dem Meyer durchaus Peine Machficht ges 
ben, fondern wann er das beftimmte Quantum in Güte, oder zeitig nicht erhält, fich darum 
gerichtlich vor Weyhnachten melden folle. ae 


- $. 16. 


"Wann mehrere Perfonen vorhanden, an welche dergleichen Ablagsgelder bezahles 
werden muͤſſen; fo follen diefelbe ein Jahr um das andere eineu Termin zu empfangen has 
ben, mithin „der Meyer jährlich nicht mehr als ein Terminsquantum abzuführen fchuldig 
ſeyn; mann, aber derjenige, an dem. das Jahr. Die Reihe ift, ‚bey Entftehung der Befricdis 
gung fi vor Wenhnachten gerichtlich nicht gemeldet hat; fo ift derfelbe vor dasmal feines 
Rechts der Hebung .verluftig, und foll den Uebrigen in ordine pro hac vice nachgeſetzt 
werden... Jedoch bleiht dem obrigkeitlichen billigen Ermeſſen anpeim geftellt, bey etwaigen 
Baus oder Unglüstsfällen bes Meyers demſelben ein Freyjahr in Anfehung der Ablage gey 
ftatten zu mögen, | | 
Be | $. 17 | j 

Won den Ablagsgeldern aber follen fo wenig überhaupt, als von denen, fo etwa 
durch Unvermoͤgenheit ruͤckſtaͤndig geblieben, Zinfen gefodert und bezahlet werden. 

Wann ein Water ein Kind verheyrathen, und demifelben die Mitgift beftiinmen will, 
foll dieſem zwar folches mit Gutsherrlicher Bewilligung zu thun nachgelaffen, und derfelbe 
auf den Fall auch mit „der Aeftimation feines Vermögens verfchonet werden, jedoch aber 
iſt der Vater diefem ohnerachtet vor Errichtung der Eheftiftung den Betrag feiner Habjeligg 
keiten und Schulden feiner Obrigfeit nach obigen Prineipiis an Eidesftate anzugeben fihufdig. 
Sollte aber demnaͤchſt und etwa ben Abfterben des Vaters ſich aͤußern, daß das 
abgelegte Kind mehr, und fo viel erhalten, daß die Mebrige in ihren Pflichtrheilen gefürzet 
würden; fo ſoll dajlelde das Empfangene. zn eonferiren verbunden ſeyn. 


$. 18. 

Gelanget ein Stiefoater zu dem Beſitz des Meyerhofes; fo foll demſelben der Hof 
nur auf fo viel Jahre, als dem Kinde erfter Ehe, fo den Hof deremft zu erwarten bat, 
An. der Großjaͤhrigkeit abgehet, verfchrieben werden koͤnnen, jedoch bleibt der Obrigkeit, 
and zugleich dem Gutsherren überlaffen, dem Stiefvater, aus etwa vorliegenden dringenz 
den Urſachen, annoch einige Jahre über die ordinaire Zeit, wiewohl nicht über fünf Fahre, 
zulegen zu fönnen, gleichwie danıı auch bloß von den Gutsherren, und zwar wann meh⸗ 
rere Gutsherren bey einem Hofe concurriren, hauptſaͤchlich und vorzüglich von demjenigen, 
welcher vom Hofe den hoͤchſten Zinß empfängt, abhangen foll, welches Kind derfelbe zu 
feinem fünftigen Meyer am tüchtigften halte, und dazu mittels unentgeltlich zu ertheilender 
Verſicherung annehmen wolle. Jedoch haben bierunter die Söhne, fü lange welche vors 
banden, für den Töchtern billig den Vorzug. 


.. 9. 19. 

Zeuget der Stiefvater ebenfalls Kinder; fo empfangen dieſe zwar auch eine Mit⸗ 
gift aus dem Hofe, diefelbe iſt aber nach der Mitgift der Kinder erfier Che keineswegs abs 
Beckmanns Geſetze 1. Theil, P zumeſ⸗ 


v 


114 Hildesheimifhe Werordnung: :.° : 


zumeffen, fondern wann der Fall fich begiebt, daß ein Kind zweyter Ehe fich verbeyrarhen 
und alfo deilen Ablage zur Frage kommt; fo ift des Stiefvaters Vermögen auf eben deu 
Buß, wie $.2. verordnet, gerichtlich in Anfchlag zu bringen, die Schulden, worunter als» 
dann auch die noch unbezahlte Mitgiften der Kiuder erfter Ehe gehören, zu defigniren, und 
darnach das Ablagsquansum ausfindig zu machen. u 
§. 20, 
Hegyrathet aber der Stiefoater nach Abfterben deſſen Ehefrau; fo haben die Kinder 
dritter Ehe mic den Kindern zweyter Ehe gleiches Recht, ur 
ar I 
Die uneheliche Kinder koͤnnen an die Meyerſtatt ſelbſt keinen Anſpruch machen, und 
es gebuͤhret ihnen auch alsdann keine Ablage vom Hofe, wenn gleich der Hof von der 
Mutter herkommen ſollte, und ſo haben auch die von den Leibzuͤchtern gebohrne Kinder, 
keine Ablage aus dem Hofe au erwarten. Den unehelich gebohrnen Kindern aber find 
indeffen die Alimenta proportionirtermaaßen nicht zu verſagen. | " 
. j $. " 2 . 
Der Meyer ift fhuldig, feine Gefchwilter, oder Stieffinder, bis ins 14te Jahr 
ihres Alters völlig zu ernähren, ihnen Eifen und Kleider zu. geben, und zur Kirche und 
Schule zu halten, ohne dap dafür von ihrer Ablage etwas gefürzet werden. darf, 


$. 23. 0, 
Desgleichen hat auch der Meyer die gebrechliche und biödfinnige Gefchrifter und 
Stieffinder bey fih zu behalten, und zu verpflegen, diefelbe müffen, aber dagegen, fo viel 
ihre Umftände es zulaffen wollen, zum Beſten des Hofes mit arbeiten, | 


$. 24. on j 
Bon denjenigen aber, welche ohnverheyrathet in der Minderjaͤhrigkeit oder nach 
erreichter Großjaͤhrigkeit, ohne eine Diſpoſition zu hinterlaſſen verſterben, fällt die Ablage 
an den Hof zuruͤck, wovon fie auch fodann zur Erde beftätiget werden müflen; wann aber 
diefelbe auffer der Ablage annoch einiges Erbland oder fonftige Acquifita hinterlaifen, wird 
darunter den gemeinen Rechten nachgegangen. Dahingegen aber follen die ohnverhens 
tatheten nach zurückgelegtem 25ſten Jahre ihres Alters über ihre Ablage zu diſponiren bes. 
techtiget ſeyn. 0 
9. 25 


Und gleihwie nach obigen alles dasjenige, was ein Kirk zur Ablage mit Recht 
verlangen kann, zu Geld augefchlagen und feftgefeßt wird; fo folge daraus von ſelbſt, daß, 
nunmehro alle übrige bisher üblich gewefene Nebenvermächtnifte an Vich, Korn, Bette, 
Gewand, und andere dergleichen Sachen gänzlich wegjallen, und ohnentgeltlich nicht nieht 
präftirer werden dürfen. le er ee N 

§. 26. 


Inſonderheit wird bey willkuͤhrlicher Strafe hiemit verboten, in allen Fällen, auch 
wicht einmal gegen Bezahlung, jenfanden ein Stück Meyers oder fonft zum Hofe-gehöriges 
Land auf Abſchlag des Brautſchatzes abaͤrndten zu laſſen. — 

. . 6.. AT» 


über Ausſteuer der Kinder und Leibzuchten. Yız 
WO u 27 I 
Wauaͤnn ſonſt der Meyer ein entbehrliches Pferd, Kuh, Rind, Schwein, ein Eh 
renkteid, Bette und Bertgewand, Kiften und Kaften zum Brautfchag in natura mitgebet 
will; fo fol ihm zwar ſolches ohnbenommen fern, jedoch alle die Sachen anders nicht, als 
gegen einen zu wereinbarenden Preis und auszuftellende Quittung, in ſolutum auf die 68 
ftimmte Ablage weggegeben werden, es waͤre dann daß der Meyer ober der Vater, wies 


woht ohne Nachtheil der übrigen Kinder, etwas davon befonders ſchenken wollte, als wels 
ches in feiner Willkuͤhr ſtehen, Fein Kind aber folches zu fodern befugt feyn foll, 


$. 28. Ä 

Was hingegen die Hochzeitsfoften anbelangt, daß es nicht wohl zu ändern, baß 
eu dem Hofe, wo die "Braut, denen nächften Blutsfreunden und Freywerber eine Mahl⸗ 
yeit gegeben werde; fo hat zwar der bisherige Hauswirth der Braut, die Ausrichtung eis 
zer mäßigen Mahlzeit für die Säfte, vor zwey Tifche ohnweigerlich zu übernehmen; will 
aber der Hauswirth, es feye der Braut Stiefoater oder Bruder dafür einige Bezahlung 
daben, fo foll foldhye zuvorderft, und zwar bey Errichtung der Eheſtiftung gerichtlich accors 
dires, fonf aber an der. Ablage dafür nichts abgezogen werden. 

Wollten aber die Brautleute annoch den zweyten Tag Säfte haben; fo fol der 
Hauswirth ſich damit abzugeben nicht ſchuldig, noch weniger aber den Wirthen, Krüger 
oder fonft jemanden, ſolche Hochzeitsmabhlzeit auf den zweyten Tag zu übernehmen erlaubt 
ſeyn, und wollen Wir den Hauswirthen des Tages, den Hochzeitsgäften böchftens ein 
Fruͤhſtuͤck zu geben hiemit verftatten, Zu einer folchen Hochzeit aber foll niemand als die 
Geſchwiſter, Schwäger und nächte, Blursverwandte, als Vater und Mutter, Schwefter 
und Bruder mit ihrem refpeltive Männern und Weibern, nebft dem Pfarrer, Schulmeiiter 
and Freywerber eingeladen werben dürfen, doch dergeftalt, daß die Zahl der Perfonen bey 
zinem Ackermann nicht uͤber zo, bei) einem Halbfpänner und Großföcher nicht über 20, und 
bey einem Kleinkoͤther nicht über 12, ausfchließlich der Muſicanten, fich erftrecfen. An Ch 
fen foll mehr nicht als 4 Speifen nebft Kuchen, Butter und Kdje, aufgetragen werden, und 
aller Wein zum Trunk biemit gänzlich verboten und abgefchaft ſeyn. Gleichwie Wir auch 
zugleich hiemit nochmals alle ben Kindtäufen und befonders bey Beyräbnifien Bisher ges 
wöhnfich gewefene Öaftummble gänzlich und bey zwanzig Rthlr. Strafe verbieten, 


En | $. 29 

Der Vater, Stiefvater, oder Hauswirth, nebft Braut und Bräutigam follen fiir 
hie richtige Einhaltung diefer Verordnung einftehen, mithin, warn eine, der erftern den 
weyten Tag eine Madheie geben, oder den.erften Tag mehr, als die vorgefchriebene Zahl 
der Speifen aufgetragen würde, fogleih auf zwanzig Rthlr., Braut und Bräutigam aber, 
wann mehrere Säfte , als oben erlaubet worden, eingeladen werben, für jeden Leberzäßs 
ligen auf Fünf Rehfr. fofort erequire werden, welcher Strafe gleichmäßig diejenige, welche 
ſich ungeladen einftellen, unterworfen feyn follen, jedoch bleibe ihnen unbenomnen, bey 
dem Tanzen zu erfcheinen, | u 


L 
“. 


KK 30. 

Daß aber hierunter nichts. ‘verborgen bleibe; fo werden die Bauermeifter jeden 
Orts autorifirer und befehliger, Baranf genau En zugeben, und allenfalls felbft 5 * 
| | 2 Ä obs. 


16  ,.. Hildesheimifhe Verordnung... 
Hochzeitshaus zu geben, und nachzuſehen, auch obnaufichieblich der Obrigkeit zu melden, 
pas jie daben gegen diefe Werordnung befunden haben. . In deffen Entſtehung ‚und wann 
obne Anmeldung chvas Ordnungswidriges gefchehen zu feyn auskommen würde, die 
Bauermeiſter mit ohnabbittlicher dreptägiger Gehorſams afe bey Waffer und nd rot belegt 
werden ſollen. 
⸗ $. 31. 

Da auch bisweilen ſich begeben, daß dasjenige Kind, welchem die Sueceßion im 
dem Hof der Gewohnheit nach zufommt, zum Abſtand bewogen, und demſelben dagegen 
eine höhere Ablage, als den übrigen Kindern bewilliget worden, dieſes aber nunmehro nach 
der jeßigen Einrichtung den übrigen Kindern zum Nachtheil gereichen würde; fo fol zwar 
denjenigen von den Kindern, "welches der Gutsherr ˖ zu feinem kuͤnftigen Meyer ausers 
wähle, und süchtig findet, frey bleiben, ſich feines ——— zu bedienen, oc Di 
des einem andern feiner Geſchwiſter, unter Gutsherrlicher willigung, und gegen Em⸗ 

pfang einer Erkenntlichkeit zu uͤberlaſſen; was aber jenen ſodann hievor beſonders gegebeu 

werden möchte, ſoll nicht von dem ganzen Allodio des Meyerhofes genommen, ſondern 
von der Ablagsportion degjenigen, fo den Hof wirklich übernimmt, allein: abgesogen mer» 
den, mithin diefer von dem Allodio fo viel weniger haben, als jener v vor den: Abſtand mehr 


bekommt. ur 
2. Don der Leibzucht. VE 


§. -I, . . . FR u , 
I . . en ! 0a 
. Nachdem auch bisher vielfältig vorgefommen, daß die vorbehaltene leibzucht ber 
abgehbenden Meyer den Meyerhoͤfen zu fehr groffem Bedruck gereichet, und nandjet 
fauler und fchlechter Meyer fich vor der Zeit auf die Leibzucht zu begeben, und den Hof in 
den Eläglichiten Umftänden zuͤruͤcklaſſe „ damit er nur der fernern Mühe und Laſt ausweichen, 
und deſto gemächlichere Tage, obwohl mit dem Untergange feines Nachfolgers eniepen 
"möge; ſo w wird hierunter nachfolgendes verordnet, und zwar: ur. td 
§. 2. 
Soll zur beitzucht allen Leibzuͤchtern gereicht werden: 
a) frene Wohnung, nämlich; wo kein bejonderes Leibzuchtshaus · iſt / eine Stube uns 
ammer. 
b) Der noͤthige Plag für, die einzufchenernde, Fruͤchte Korn und Fytter, angleichen 
fuͤr eine Kuh und für ein Schweit. 
e) Die freye Feuerung, in fo ferne der Hauswirth Binlängliche Hiiheilunig beſitzet, 
ſonſten aber der Leibzuͤchter das Holz ſich anſchaffen, auch wann keine beſondere 
Leibzuchtsgelegenheit vorhanden, den Sitz in des Haus wirthoſtube dehalten muß; 


ſodann 
d) Der dritte Theil Grabeland im Garten und ne 
re) Der dritte Theil vom Obſte. n ee 


I. 
3» 
F Wann bey Uebergabe eines Megerhofes mehrere Kühe vorhanden find F nimmt 
der Leibzuͤchter eine davon, jedoch ‚nicht die beſte, auf die Leibzucht mie; und folches Ar 


a - 


über Ausſteuer Der Kinder und Leibzuchten. nF 


Pe * Anſehung der Schweine, Fat, in fo fern- der Hauowirthi mit mehreren verſe⸗ 
en i .. u Ä 
d. 4 


Die Leibzuͤchter von Acker⸗ und Halbſpaͤunerhoͤfen wie auch von Kothhoͤfen, wo⸗ 
bey 30 Morgen landes oder daruͤber baben ybelich ein Dehlſchwein von dem Hauswirthe 
w empfangen, | 

BE 5. 5. DE Pa .. . 5— 

as die Megerländeren anbelangt, follen 

4) von einem dienſtfreyen Ackerhofe, von. 120 Morgen Landes acht Morgen. 
b) Von einem dienitpflichtigen Ackerhofe, ad 120 Morgen Landes 6 Morgen, 
“- 0) Bon einem dienſtfreyen ‚Halbfpännerhofe ad 60 Morgen tand 4 Morgen. 
"ds, Bon einem ‚dienftpfli chtigen Halbſhaͤnuerhofe, 3 Morgen, * 


e) Bon einem Hofe, wobey etwa 20 bis ‚30 Morgen dienftfrenes and borhanden, 
gleichfals 3 Morgen. 


f) Bon einem dergleichen dfenftpflichti gen Hofe 18 Morgen. Ä 
‚® Bon wenigerm Lande als 30 Morgen aber gar fein. fand in natura, fondern von 


a. : „ jedein ‚gefelten, Morgen. ini Winters und.Sonmerfelde ein Viertel Si, € einen 
halben Himbten Roggen ‚u Lejbzucht gegeben 11 1 .5 
$ 6 


„Bi seibzuchtsland wird ‚von dem Hauswirthe fren gepflüget, gedünget, Sefäet, 
und die Fruͤchte dauon eingefahren, die Einfaat aber hat der feibzüchter felbft dazu auzus 
Khaffen, guch das Mepen und, Aufbinden: der Fruͤchte, fo weit deſſen leibeskraͤie es au⸗ 
noch verwidgen , mit verrichten. au helfen. 


.$ 7 
.: .» Die.Eontriputiones, . Schatzungen, Meyerzinß und. ſamtlche Oners, fo,anf dem 
‚Sande haften, hat der  Hauswireh.allein zu entrichten, „hingegen der Leibzüchter alle ſonſige 
Onera perſonaſia, vwie auch das Süteloßn feines Viebes felbft zu tragen. _ | 
Fas 
Das —— fett niemals vonj Hoft wog, än einen Dritten verpachtet wer⸗ 
‚den konnen, fordern der Hauswirth ortzu der mächſte ſehu, welcher dann auch dapft'den’des 
res uͤblichen unid nach Beſchaffenheit der Linderen billigen Pachtzinß am die Leibzucht zu 
geben bat, und iſt der Leibzuͤchter nicht befugt, fein entbehrliches Stroh zu verkaufen⸗ Sons 
dern "faule, ſolches in dem wo eh F Duͤngers u ale 


». - . rn 
2.3 35. HR 


ur wet ı, 


Wann ein Meyerbof mit lg —* Wieumege lithen— a: ſo fir ſo old, 

‚als zu Ausfuttarung einer Kub erforderlich ift, zur Leibzucht verabfolgt werden, und if 

‘ber Leibzůchter verbunden ‚das Heu jur Eon fo viel er ann, mit zu verarbeiten, Por 
3 ofe 


F 


| —W u .... J “rer — ur. \ BR 


2 ) 


0770707 Hisbesheimiihe Wersednüng.. 7: 


‘Hofe aber, wobey der Hauswirth nur fen nothweudiges Auskommen an Wiefenwächs Bat, 
fol den Leibzächtern nur böchftens ein Schicht von der Leiter davon überlaffen, wohirge⸗ 
gen der Hauswirth ſelbſt Mangel daran hätte, gar nichts an Heu gegeben werden. 


$. 10. . 


\ Waͤrde jemand einen Acker und Kothhof befigen; fo foll nicht von beiden, ſondern 
Bloß vom Ackerhofe, nach obiger Vorfchrift, die Leibzucht beſtimmt und gereicht werden, 
BEE 5 > Ss Zu 

Es ſoll aber hinfuͤhro feinem Meyer, den Hof abzuteeten, und die Leibzucht zu 
beziehen geftattet werden, er babe dann zuvorderft bey feiner Obrigkeit binlängliche Bes 
ſcheinigung bengebracht, daß er das 6oſte Fahr ‚feines Alters wirklich zurück gelegt, oder 
foiche teibesgebtechen habe, welche ihn zur Fortfegung der Hauswirthſchaft gänzlich uns 
tüchtig machen, oder aber eine frühere Uebergabe dem Hofe näglich wäre. 
L car . 6. 12. 

Haͤtte aber der abgehende Meyer dem Hofe nicht gut vorgeſtanden, fondern ihn 
durch feine. fhlechte Wirthſchaft, dürd) Faulheit, Saufen und Schwelgen, Spielen und 
onftiaes Verfhulden Berunter, und in Schulden gebracht; fo fol er für feine Perfon feis 
ues Erbtheils an dem Hofe und Leibzucht gänzlich verluftig ſeyn, und dieſelbe nur zur 


Halbſcheid deflen Ehefrau, fo fange fie. lebt, gegeben werden. 


” 7 13. . 
| Wuͤrde auch ein Stiefvater die ihm verfchriebene Jahre über fchlecht wirshfchaften, 
und ohne fonderbare Inglücksfälle gehabt zu haben, fein empfangenes Juventarinm vers 
ſchlimmern, und Schulden machen; fo foll_er gleichfalls für feine n die Leibzucht ver 
iieren, und aus feinem Eingebrachten den Schaden begablen; * Ze 


Ä 4æ.. 
Wann aber der Meyer die Leibzucht beziehet, darf derſelbe das Sausgersche nicht 
mitnehmen, fondern der Gebrauch deſſelben bleibe unter dem Hauswirth und Leibzuͤchter 
gemeinſchaftlich. | * J 

1. 


Würden die Leibzuͤchter auf dem Hofe ſich nicht ruhig verhalten, ſondern oͤftere 
Mißhelligkeiten und Zaͤnkereh anſtiſten; ſo ſoll der Hauswirth befugt eyn, Mit Vorwiſſen 
und Benehmigung der Obrigkeit fie auszumiethen, und ihnen die gewöhnliche Hausmiethe 
gu bezahlen, jedoch ohne Abbruch der übrigen Leibzuchtsſtuͤcke. 


6. 16, " * u zz 
Wann von den Leibzächtern einer ſtirbt; fo fälle die Halbſcheid der Leibzucht wieder 
an den Hof zuruͤck. | on 


$. 17 | | 
Eoncurriren bey einem Meyerhofe zwey Leibzuchtoparteyen; fo bleiben die erflede 
"geibzächrer Hey dem Genuß desjenigen, fo ihnen einmat verfchrieden und feftgefegt- — 
die 


J 


fiber Ausfbener ber Kinder und Letbguchte n. 19 


die Ießtere Leibzlichter aber haben nur Obdach im Hofe, und von ihrem Eingebtachten, wenn 
es zum Nutzen des Hofes verwandt worden, jährlich die zZinfen zu 5 pro Cento von dem 
Hauswirth zu genießen, bis dahin die erſtere Leibzucht entweder ganz, oder zut Halbſchied, 
wieder an den Hof faͤllt, als worin dieſe ſodann eintreten. 


N . . " ; u 6. 18. Br n Pe . 

Wann ein Leibzuͤchter wegziehet; ſo foll demſelben für bie Wohnung nichte gut ges 
tban, ſondern nur die Sandsımd Graͤſereypacht, und etwaiges Korn verabfolge Werden; 
würde aber derjelbe von Hofe wegfreyen; fo hörst deſſen deibzucht gänzlich auf. 


5. 19. — | 
Heyrathet ein Leibzüchter wiederum, fo bat deffen Frau nur Zeitlebens die freye 
Wohnung, ine Hofe deſſen dgrauf erzeugte: Kinder „aber. vom Hofe gar nichts zu gewaͤrti⸗ 
ges, gleſchwie dann auch, wann ck zum zweyhtenmal guf der Leibzucht heyrathet, dieſer 
weqten Frau nicht einmql die freye Wohnung im Hofe nach deſſen Tode zu geſtatten iſt. 


» 


2. §. 20. . 
Wann die Leibzuͤchter verftorben; fo fälle dasjenige, was fie auf der Leibzucht ers 
worden ‚, ihren Kindern oder Verwandten zu, das Hausgeräthe aber,, und das Korn auf 
dem Halme bleibe im Hofe, umd bar dafür der Hauswirth nur die Einſaat zu vergüten. 
Die Begräbnißkoften eines teibzüchters fallen nur in füblidium dem Hauswirthe 
zur Laſt; wann aber bdiefer jenen auf feine Koften beerdigen laſſen muß, hat er auch deflen’ 


Verlaſſenſchaft ſich allein zu erfreuen, fonft aber, wer den Verſtorbenen beerben will, muß 
die Beerdigungskoſten erſiatten. 


Wir behalten Uns immittelſt ausdrücklich bevor, dieſe Unſere gnaͤdigſte Verord⸗ 
nung vorkommenden Umſtaͤnden nach zu mindern, zu mehren und abiuändern; und befeh⸗ 
len hiemit männiglich ſich hiernach auf das genaueſte und umterthaͤmigſt zu Achten, inſon⸗ 
derheit aber Unſern Beaniten und Gerichtsobrigkeiten die Vorſchrift dieſer Unſerer gnaͤdig⸗ 
ſten Verordnung mit Nachdruck zu bewirken, und ſich darunter ihrer Seits keine ungebuͤhr⸗ 
liche Nachſi ht oder Fahrlaßigkeit zu Schulden kommen zu laſſen, übrigens auch, darauf 
zu ſehen, daß dieſe Verordnung in den Gemeinheiten ſtets vorhanden, und oͤffentlich, 
auch in den Kruͤgern affigirt bleibe, * | 
8 Arkundlich Unſerer eigenhaͤndigen Unterſchrift und neben geſetzten Fuͤrſtlichen Ges 
heimen Eanzleyinfiegels, Gegeben in Unſerer Stade Hildesheim den gten April 1781.* 


(LS) Friedrich Wilhelm; Biſchof und Fürft zu Hildesheim. 
DE EEE F. L. Kerſting. * 


gan. 


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‚2 | _ 9. Hildes⸗ 


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ad Bilbesheimiſche Verordnung 
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Hildesheimiſche Verordnung wegen der Feldbeſich⸗ 


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vom ı7ten März 1780. . 


tigung, nebſt Inſtruction für die Landgeſchwornen, J 





X “ . de . Ru 
Ven Gottes Gnaden, Wir Friderich Wilhehm, Biſchof su Hilbis⸗ 

” heim, Coadjutor zu Paderborn, des Heil, Roͤmiſchen Reichs Fuͤrſt ec. c. 
Fügen hiermit gu wiffen: Nachdem zwar zu hoffen geivefen,' daß durch die der Feidbeſich⸗ 
Kgung halber erlaffene fandesherrliche Verordnungen vom zoften Auguft 1757, often 
Junii 1766, und asften May 1773. allen daben ‚vorgelommenen Unordnungen, Unrichs 
tigkeiten und Mißbräuchen vorgebogen worden; dennoch aber die bisherige Erfahrung ge⸗ 
lehrt bar, daß diefer Endzweck nicht erreicht, fondern theils diejenige, denen die Direction 
der Felöbefichtigungen anverträuet gewefen, es an ihrer Achtſämkeit felbft ermangeln taflen, 
theils auch die bisherige Taratoren entweder gar nicht inftruiret gewejen, oder nad) ganz 
verfchiedenen Grundſaͤtzen ihr Gutachten abgegeben, mithin die ganze Befichtigung mehr 


‚auf bloßer Willkuͤhr, als auf einer gründlichen Beftimmung beruber bat; . 


So haben Wir, aufunterrbänigftes Anfuchen Unferer getreuen Stände, nachfter 
bendes zu verordnen Uns bewogen gefeben, Wir fegen, ordnen und wollen demnach daß!⸗ 


I ; . | 

Damit binführo die noͤthige Aufſicht und Direction bey einer Feldbefichtigung deſto 

beffer gefchehen koͤnne, Unfere Fürftliche Regierung dazu fünftig dem Anıtniann und Amtes 

fehreiber , jedoch ohne Zuziehung der Unterbeanten, oder demjenigen, welcher in der gans 
zen Feldmark die Jurisdiction hat und ausüber, committiren folle, . 


2. . 8* 

oo I 

Soll in dem Zall, wenn die Gemeinden oder Unterebanen, welche eine Befichtis 

gung ibres Feldſchadens verlangen , auch deshalber eine Remißion an den Öffentlichen Abs, 
gaben nachfuchen wollen, der Schageinnehmer eines jeden Diſtricts hinwieder zugezogen, 
und demjelben dafür, mas unten $. 11. beſtimmt worden, gereicht werden; ſollten, es 
aber die Umftände erfordern, daß in dem Diftrict eines Echaßeinnehmers, welchem der 
Beamte darüber jederzeit eine fehriftliche Nachricht zu geben bat, an eben dem Tage meh⸗ 


rere Vefichtigungen vorgenommen werden müßten; fo foll folhe an dem Orte, wo der 


Schatzeinnehmer nicht ſeyn kaun oder will, feiner. Abweſenheit ungeachtet, vollzogen 
werden. | 


3. Die 


wegen. der Feldbefihrigumgn. tat 


era Er 3% Roten NETT zen 

*.Die bisherige. Taxarores follen, wenn fie nicht anjego von neuem Aüserfehehwietd 
den, zu den Befichtigungen nicht mehr gebraucht , fondern dazu aus jebem · Amite md Ver 
Domprobſtey zwey tüchtige Maͤnner ausgefucht und für beftändig angenommen werden, 


Be re 4. et TR 

= ° Diefe nene Taratoren follen den Nanıen der Landgefchwornen führen," und in Ans 
ſehung ibrer anfferordentlihen Mühe und Wege, fo ihren nicht altemaf verguͤtet weedeu 
können, beym Schluſſe des Landtags 5 Kıhlr. als ein Douceur aus der öffentlichen Caſſe, 
nach Befchaffenheit der Umſtaͤnde und gehabter Mühe, zu hoffen haben, 


. Wenn einer dieſer Taxatoren abgehet; fo wird deſſen Stelle aus dem nemlichen 
Auate wiederum beſetzt; es haben aber die Beamten bierzu feine andere Perfonen, als die 
von den größten Ackerleuten oder Halbipännern, und daben Schreibens erfahren, auch fon 
in gutem Ruf find, auszumäßlen, diefelbe jedoch nicht nach eigenem Gefallen,  fonder 
alsdann erft, wenn fie von ihrer eigenen und zweyen beriachbarteri Gemeinden ein von den 
Bauermeiftern unterfchriebenes Atteftat: daß fie des Ackerbaues vollfommen kundig und. 
allezeit gute und fleißige Hauswirthe, auch niemals dem Trunf ergeben gewefen, beyge⸗ 
bracht haben, : Unſerer Zürftlihen Regierung zu ſiſtiren, um dafelbft über ihre fünftige 
Verrichtung inſtruiret und beeidiger zu werden, - E 
. 


v . 6 Be BT .. . . . FE i 
Wenn ſich nun ein anfehrilicher Zeldfchade durch Hagelſchlag, Mäufes und Schnes 
ckenfraß, Ueberſchwemmung oder Sriegesverbeerung ereignet, und von einer Gemeinde 
eine Bejichtigung verlange wird; fo foll derfefden darunter nicht fogleich willfahre werden, 
——— zuvoͤrderſt den Zehntmahler ihrer Feldmark und zwey, wenn aber die Ge⸗ 
inde kein Zehntpaͤchter iſt, und feinen Zehntmahler bat, drey deu ſtaͤrkſten Ackerbau has 
bende Deputirte vor Unſere Fuͤrſtliche Regierung zu ſtellen, und dieſe ſodann mittels eines 
koͤrperlichen Eides zu erhaͤrten ſchuldig feyn:.. - 2 en 
4) Wie viel Morgen in ihrer Feldmark mit Waizen, Rocken, Gerſte, Hafer und 
| Bohnen befaet ? | . | 
2) Wie viel auf einen Morgen, zu zwey Braunfchweigifchen Himbten Einfaat gerechnet, 
W mittelmäßigen. Jahren. und gewöhnlicher Beſtellung wachſen koͤnne ? und 
daß ſee. en BE en 
3) Nach diefem Grundfaß gewiß glaubten, daß der Abgang in ihrer Feldmark fich 
‚wenigftens auf die Halbſchied erſtrecke? | 


. . . 6. . 

u. Men + diefes geſchehen; ſo ſoll ſogleich Unfere Fuͤrſtliche Regierung auf die Beam⸗ 
ten, oder auf denjenigen, welcher in der ganzen zu befichtigenden Feldmark die Jurisdiction 
erereirt, und auf zwey Landgefchworne aus. .ginem andern Amte das Commillorium zur 
Beſichtigung · mit ausdrücklicher Suferirung deſſen, was die Deputati der Gemeinde bereite 
u ad Protncollum ausgeſagt, ausferfigen, ben Deputitten ſolches ſofort mitgeben 
Beckmanñs Geſetze J. Theii.. Q und, 


* f 
N 


132 Hilbesheimiſche Werordnung 


und ihnen daben bedeuten, folches der Commißion zeitig zu behändigen, und mit derfelben 
ben Tag der eigeutlichen Beſichtigung frühzeitig zu. verabreden, damit’ den Schatzeinneh⸗ 
mern und Susspgrien die etwaige Nachricht ertheilt werden könne, ' 


7» 
Da bie Probedtoſchung und Nachzaͤhlung dir Stiege bisher fein zuverlaͤßiges Mit⸗ 
gel geweſen, den eigentlichen Abgang zu beſummen, jo fol ſolche künftig unterbleiben, und 
die deldfruͤchte von den Landgeſchwornen auf den Halm geſchaͤtzet werden, u er) 


ı 

vw. 8 * 
Beon der Befichtigung ſelbſt haben die Landgeſchworne die ganze Feldmark ſorgfaltig 
durchzugehen und dahin zu ſehen, daß nicht entweder der gan gute Oder ganz ſchlechte Diore 
en in Anfchlag gebracht werde ;' diejelde haben dabey ferner ſoꝛodbl die Beſchafenbeii der 
——R als auch des Bodens und die At und Weiſe, wir ſolcher bi ſtellt worden 


genau zu bemerken, dainit ſie vadurch im Siande ſind, idr Gutachien deſto zuverlaͤßiger 
abgeben zn konnen. 


Dauiit aber alles dieſes deſto beſſer und genauer beobachtet werde; ſo ſoll fünfig 
die A gocomumißton byg dem Achtu der BSeſichiigung voy Anfang bie zum Ende 
im Felde Jegenwartig feyn, und dajür jürgen, daß von ‚nen Geſchwornen ihre: Sduldigs 
Peit der ihnen gegebenen Inſtruction gemaͤß beobachtet werde; zu welchem Endzweck es dann 
den Gutsherren ailerdings frey ſtehet, der Beſichtigung gleichfalls mit beyzuwohnen, 
und. von ihren Colonis ſeoes gubrwete, und wo es: hergebracht, Bew: Verygegung zu 

ordern. B 


\ 


ea: 


9 
Wann nun die Beſi chtigung auf die ſe Art vollzogen und Käneliche aus dem Felde 
zuruͤck gekommen; jo ſollen die e Geſchwocne folgende Punkte jum Venchůzungedrotoeon 
einbringen: 


a) Wie viel Morgen in der ganzen Seldmarf von jeder Gattung Feidfr ͤchie beſtelle? 


b) Wie viel ein Morgen in der Feldmatt, zu zwey Braunſchweigiſchen Himbten Eins 
ſaat gerechnet, in mitielmaͤßigen Jobten und gewopnlicher Beſtelung tragen 
koͤnne? 9 


c) Wie wich In dieſem Jahr darauf wirklich hewachſen? time“ 
d) Woher der Abgang ruͤbre? und ob und welcher Fehler den. der Sefetung etwa 
W vorhanden fey? 
Sodann it in dem Gutachten der Geſchwornen anzugeben: ob ſich der Abgang 
auf ein Viertel, oder die Halbſchied, oder drey Viertel erſtrecke oder total ſey? und wird 
denſelben hierdurch Ku ihrem Teac Eide aufgege * en, den Abgang, jo wie er ſich 


in jedem Felde finder, ohne R ickſicht uf die DA dr ober: andere nm und un 
ſachen getreulich anpigeben, | > 


A 
e Das bey der Beftchtigung abgebattene —* —* von den — wornen nn 
‚interfohrichen , und foglenh, wenn die Beſichn ung vollendet, im Kruge ei ange⸗ 
sl ‘te agen, 


„ıssz wegen der Seldbefidrlgung 21:0. 223 


ſchlagen, auch jedem, der es verlangt, gegen Erlegung der Schreibgebuͤhren davon eine 
Abfchrift -gegebeh werden, und ift fodann ferner gedachtes Protocoll brevi manu, und 
allenfalls ohne Bericht Unferer Sürftlichen Regierung zur weitern Verfügung zuzuſchicken. 
| | 1171. Nr 
Damit nun auch die Befichtigungskoften zum Beſten des Untertanen auf eine 
feinliche Art beftimmer ſeyn moͤgen; fo verordnen und wollen Mir, daß Fünftig für eine 
Feldbeſichtigung den ‘Beamten. und Schatzeinnehmern, jedem 1 Rthlr. 12 Mgr. nebſt 
freyem Fuhrwerk und Eſſen und Trinken, oder für letzteres 1 Rthlr., einem Landgeſchwor⸗ 
nen aber ı Rthlr. nebſt Eſſen und Trinken gereicht werden ſolle. > 


. Falls aber wider Verhoffen von der Commißion mehr gefordert und genommen, 
her fonft unrichtig verfabren wuͤrde; fo ſoll ſolches auf das yachdrücklichfte.geahudet, der 
andgefchworne abet wenn en ebussrerag,. Auödräfung der Stiege und fonftige 

itiel, eine gefliſſentliche Untichtigkeir feines Gutachtens Elder erwiefen würde, überdem 
noch vier Wochen nad) Peine zum Gefängniß geſchickt werden, j | 

ug W LE te de. 57. 
12. 


Da auch bisher von den Gutsherren uͤber die gar ſchlechte Beſchaffenheit des 
gelieferten Zinskoens verſchiedentlich mir Grund geklagt worden; fo wird ſaͤmtlichen Colo- 
nis. hiermit ernſtlich anbefohlen: ihren Gutsherren untadelhaftes, reines, marktgaͤngiges 
Korn zu liefern „ wibrigenfalls derſelbe ſolches anzunehmen nicht verbunden, ſondern nach 
beygebrachter glaubhaften Beſcheinigung: daß das Korn nicht marktgaͤngig ſey, der Colo 
nus ſolches nach dem marktgaͤngigen Preiſe, wie ſelbiger zur Zeit der Lieferung geweſen, 
zu bezahlen ſchuldig ſeyn, und: hierzu dem Gutsherrn von jeder Orts Obrigkeit ohne proceßuh 
liſche Weitlaͤuftigkeit werholfen werden ſoll. — 
.GBleichwie, Wir. nun alles dasjenige, was in den vorherigen Verordnungen, und 
Hefondegs in der. vom zoften unit 1766 wegen Ablieferung des. Zinsforns enthalten, und 
durch gegenwaͤrzige nicht abgeändert worden, hiermit ausdrücklich. erneuern; fo behalten 

irlins auch vor, diefe Unſere anädigfte Verordnung zu mindern und zu mehren, und nach 
Unferm Guiduͤnken und Befchaffenheit ‘der Umftände zu verändern. 1 Deffen zu Urkund 
baben Wir diefes eigenhändig ümterfchrieben und mie Unferm geheimen Canzfeyinfiegel 
bedrucken laſſen. Geben im Unferer Stadt Hildesheim den ı ten Martii 1780. 


<L.S.) Sriderih Wilhelm, Bifchof und Zürft zu Hildesheim. 
| 5. L. Kerſting. 


Inſtruction für die Landgeſchwornen. 


Her geleiftete Eidſchwur und das eigene Gewiſſen ift das erfle, woran ein jeder Sands . 
geſchworner bey einer Seldbefichtigung und bey der Beſtimmung des erivaigen Abs 
gangs an den Kornfrüchten zu denken hat, - | 

1, 107 22 Um 


.',r 


s2 Hildeshrimiihe Werordmung:wegen der x, 


2 Ui feßteres defto füchersr angeben zu Loͤnnen, bat der tandgefchworne ſowohl die 
guten, als die ſchlechten Moargeu zu beſehen, und jede Gattung der in der Feldmark befinde 
lichen Frächte gegen einander zu halten und zu bemerken, ob auch die Beitellung gehörig 
gefcheben, und von welcher Befchaffenheit der ‘Boden fen. | 
. Wenn nun der Gefchworne die ganze Feldmark forgfältig unterſucht, und die guten 
amd fchlechten Früchte gegen einander gehalten, auch auf die gefchehene Beftelung des 
Ackers die nöthige Rückficht genommen; fo hat derfelbe die. d. 9. der erlaflenen gnaͤdigſten 
Verordnung enthaltene Puncte zum Befichtigungsprotocoll zu geben, nemlich 
a) Wie viel Morgen in der ganzen Feldmark von jeder Gattung Früchten beftellt ? 
b) Wie viel auf einem Morgen in der Feldmark, zu zwey Braunſchweigiſchen Himbten 
Einſaat gerechnet, den mittelmäßigen Fahre und geroößnlicher Beſtellung 9 
‚wachen pflege? 0 .. 
©) Wie viel nunmehr wirklich auf einem Morgen, die guten gegen die fchlechten ges 
rechnet, gewachfen fey ? .. 


W 3. 
Die Pflicht des Landgeſchwornen iſt hierben abermals: die Urſachen des Abganges 
auf ſein Gewiſſen zum Protocoll mit anzugeben. Weder Freundſchaft, noch Feindſchaft muß 
hierben irgend einen Einfluß haben, ſondern ülles ſo, wie es der Augenſchein ergiebt, tayirt 
‚ amd angegeben werden, ‘ohne auf die. Beſichtigungs⸗ oder andere Koſten Ruͤckſicht u neh 
men. Dieſe gehen den Landgeſchwornen nicht an, ſondern feine Schuldigkeit iſt nur, das 
npartenifch zu fchäßen, was auf dem Lande an Kornfrüchten wuͤrklich vorhanden iſt. 
Es wird demnach allen und jeden Landgeſchwornen hiemit und mit Wiederholmg 
der guädigften Verordnung nachdruͤcklich aufgegeben, ihr Amt fo zu verrichten, wie ſie es 
vor dem Richter und ihrem eigenen Gewiſſen verantworten zu können glauben, uid dam 
us der $. 11. beftimmten Beftrafung nicht beduͤrſe. Hildesheim den 17ten Mär) 1780, 
NT | . | 
. (LS) $riederih Wilhelm, Bifchof und Fürft zu Hildesheim, 
ö | | F. L. Kerſting. 


⸗ 


95 
5) —* sd 


[online Bu Zn udn "Jaf 
| BEE 10. EEE 
Churfuͤrſtl Braunſchweigiſche Verordnung wegen | 


Aufhebung und Rettung der Ertrunkenen, Erſtickten 1 
Erfrornen uf w., vom 24ſten October 1780. | 
| G eorg der Dritte, von Gottes Gnaden Koͤnig von Großbritannien ꝛc. 
; Es haben die Unterfuchnngen der Aerzte und. die darnach angeftellten mannigfaltie 
igen Erfahrungen ergeben „daß diejenigen, welche durch plößlichen Zufall ertrunken, erdroſ⸗ 
felt, erbänge, durch fchädliche Dünfte eritickt, vom Blig getroffen, auch bey großer Kälte 
ſtarr gefroren find, und dadurch völlig leblos zu ſeyn ſcheinen, dennoch vielfältig gerettet, 
wieder zum $eben gebracht und daben erhalten find, falls nur die erforderlichen Vorkehrun⸗ 


gen ohne allen Aufenthalt getroffen, und die Verunglückten auf. die gehörige, mit den 
Grundſatzen der Arzneywiſſenſchaft uͤbereinſtimmende Art behandelt worden, zu 


ir Sg wie Uns nır das Leben und die Erhaltung eines jeden Unferer getreuen: ters 
Haneti. gar ſehr am Herzen lieget, und Wir aus Landesvaͤterlicher Fürforge dahin fehen, 
vᷣaß nicht nur die Hinderniſſe, welche bisher der allerichteumigften Vorkehrung zu Rettung 
fotcher Verungluͤckten entgegen geftanden, völlig aus dem Wege geräumer, fordern auch 
‚alle, ‚diejenigen, welche eben gedachten Verungluͤckten Amts⸗ oder Pflichten halber beyzus 
ſpringen haben, gehoͤrig miterrichtet werden, welchergeſtalt ſie ihre Huͤlfleiſtung zweckwaͤßig 
"eiingheichten und auszuführen. baben, 


&o feßen, ordnen und wollen Wir hiemit, nach gepflogener Communicatjon ws 
ofen getreuen Laudſchaften, fuͤr Unſere geſanite teutſche Laude, wie folget: 


I, 








1 Wird das, der Religion eben ſo ſehr, als der geſunden Vernunft entgegen laufende, 
Tech. noch ſehr im Schwänge feyende Borurtheil, daß die Hülfeleiftung und Handanle⸗ 
gung bey einem ſolchen Verungluͤckten ehrenruͤbrig werden koͤnne, hiemit völlig und ſolcher⸗ 
maſſen abgeſtellt, daß dadurch niemanden einiger Nachtheil an ſeiner Ehre zuwachſen ſolle, 
wie dann jedes Vernuͤnftiger von ſelbſt erkennen wird, daß es vielmehr zu vorzuͤglicher Ehre, 
als zu irgend einem Vorwurfe gereiche, zur Renung' des Lebens eines jeden Menfchen, und - 
vornemlich eines Mitunterehanen, nach allen Kräften beförderlich gewefen zu feyn. 


Vergeyen beſchen Wir bie ernſtlich daß 


.. 2 in 
Won nan an ein jeßer, er PR wes Standes er wolle, welcher ſolche todtſcheinende 
Körper antrift, ohne den mindeſten Verzug, und ohne daß os in dieſen Faͤllen einer gericht⸗ 


lichen Aufbebung oder Feyerlichkeit beduͤrfe, ſelbſt ge huͤlfliche Hand zu leiten, oder 
wenn 


22 De Ehurbraunfdweigifche Verordnung 


wenn diefes von ihm allein nicht gefcheben koͤnne, ſich der Hülfe anderer auf das ſchleunigſte 
berbey zu rufender Menfchen zu bedienen, und ſolchergeſtalt einen Ertrunfenen fogleich aus 
dem Waſſer zu ziehen; einem Erdroflelten oder Erhängten fogleich die Bande loszuſchnei⸗ 
ben; einen Erftichten oder Exfrornen, oder vom Blitz Gerroffenen-fogleicr aufzuheben, und 
fodann in das nächfte Haus oder Gemach zu fhaffen, fehuldig und gehalten ſeyn fol, . 


. .. [4 
63 


1 ”.. % 


. 3. F | et. 

Sobald diefes gefeben, muß der Vorfall der naͤchſten Obrigkeit des Ortes, wo der 
Verungluͤckte gefunden, oder wohin er gebracht worden, auch auf dem Lande, bey etwanis 
ger Entlegenheit des Amtss oder Öerichtshaufes, vorerft dem nächiten Amts⸗ oder Ges 
richtsunterbedienten, allenfalls auch nur dem Dorfihulen, Bauerrichter oder Vorſteher 
von einem der Anwefenden unverzüglich angezeigt, unterdeſſen aber, ohne: die Ankunft der 
Gerichtsperſonen, oder der Aerzte und Wundaͤrzte ju.erwarten, nit Anwendung der in-der 
"Anlage vorgefchriebenen Rettungsmittel von den gegenwärtigen Perſonen fofort verfahren 
werden. R 


ww 
.. Saoo a nwie num in dieſem Falle die naͤchſte oder auch die erfte Obrigkeit, welcher ders 
gleichen Vorfall hinterbracht worden, wegen Herbenfchaffung der. Aerzte und alles deſſen, 
was zur Rettung erforderlich feyn Bann, die fchleunigfte Vorkehrung zu treffen har; fo muß 
felbige, falls ja die Aufhebung oder Abnehmung eines ſolchen Verungluͤckten noch nicht ein⸗ 
mal gefcheben feyn follte; wenn gedachte nächfte oder erfte Obrigkeit von dem Voͤrfalle 
Nachricht erhält; deshalb die fchleunigke Veranſtaltung machen, auch, falls etwa ein 
Dritter der Urheber des Unglücfs feyn und daben periculum in mora entweder zu Abhoͤ⸗ 
rung des etwa wieder zu fi kommenden Berunglücten, oder Verfolgung des entwichguen 
Verbrechers eintreten follte, dieferwegen, jedoch nicht weiter als eben heftiinmt.worden, die 
‚gleihmäßig erforderliche ſchleunige Verfügung treffen, ohne darauf zu achten, ob der Ver⸗ 
Angluͤckte in ihren oder einer andern Obrigkeit Jurisdictionsbezirk gefunden worden, indem 
diefe Handlung der Jurisdiction derjenigen Obrigfeit, wo der Körper gefunden und anftzo⸗ 
hoben worden, zu feinem Nachtheil und Praͤjudiz gereihen, noch als ein Eingrif in deren 
Gerichtsbarkeit angefehen, oder als ein actus poſſeſſorius gegen felbige jemals angeführt 
werden foll, maſſen dann biemit deshalb von hoher Landesobrigkeit wegen die ausdräcdlis 
he Verficherung ertheilt wird, a * ont 
5. 1 

Demjenigen, welcher einen obgedachtermaſſen Verungluͤckten zuerſt aͤntrift, und 

fofort an den naͤchſtgelegnen dazu bequemen Ort zu weiterer Beſorgung und Anwendung 
der in obbemerkter Anlage vorgefchriebuen Huͤlfsmittel ſchaffet; foll in dem Falle ; wenn ber 
Verungluͤckte dadurch) und durch die denmächt angewandten Rettungsmütel wieder zum 
geben gebracht wird, ein Gratial von zwölf Rihlr.; falls aber die angeſtellten Verſuche 
vergeblich gemefen, und das Lchen des Menfchen nicht wieder erhalten worden, ein Oranal 
von fehs Rrblr., nach bengebrachter gratis zu ertheilender obrigkeitlichen Beſcheinigung, 
aus Unſerer Rentcaumer ausgezahlt werden, * 


—F 
8 


6, Die 


‘ 


e:gur Netkiing der Ertruntenen . ; 127 
Die bey Aufhebung und vorgefchriebener Beforgung eines folhen Verunglückten 
aufgewandten Koften aber werden in jedem Falle, es mag nemlic) felbiger dadurch wieder: 
zum Leben gebrachte fenn oder nicht, nad) erforderlicher Befcheinigung, daß die vorgefchries 
—* Mittel auch wuͤrklich gebrancht worden, und allenfalſiger Moderation, von derjeni⸗ 
gen Obrigkeit bezahlet, in deren. Criminaljurisdictionsbezirk der Körper gefunden worden, 
und welcher fölglich die Aubgaͤbe fir Aufhebung des Körpers und Unterfuchung des Vor⸗ 
falles, als ein onus jurisdi&tionis incumbiren würde. In Unſerm Herzogtum Bremen 
lind Verden aber! werden ebengedachte Koften folhergeftaft geftanden und aufgebracht, als 
es in den verſchiednen Diſtricten bey den ordentlichen Eriminalfoften bisher üblich geweſen. 

Es verſtehet ſich jedoch dabey von ſelbſt, daß, falls der Verungluͤckte, oder: deſſen 
naͤchſte Angehoͤrige in aufs und abfkejgender Linie des Vermoͤgens find, daß obgedachte 
Koſten von ſebbigen ohne merkliche Beichwerde erfolgen koͤnnen, der auch / des Verun⸗ 
gluͤckten Machlaß, yon welchem gedachte Koften vorab genommen werden, hinreichend iſt; 
der Fürisdictiöndinhhaber Mit Seren Bezahlung verſchonet werde; wie dann auch in ſolchem 
Falle, da gleich Anfangs erkannt wird, daß Feine Mittel mehr helien Finnen, wenn nem⸗ 
{m z. E. die Perſon ſchon ſejt einigen Tagen verunglückt, oder wohl gar fchon in die Ver⸗ 

efung getreten ift, die Huͤlfsmittel und folglich die Koften von felbft ceßiren. > 

area BRN a oo ein. 3 

N J 7. 

Diejenigen, welche dieſer Unſerer Landesvaͤterlichen Intention zuwider handeln, in 
he onbefshlum Huͤlfsleiſtung ſech fäumig finden laſſen, oder ſonſt etwas vernachlaͤßigen; 
wie nicht minder diejenigen Hausbeſitzer und Einwohner, welche, den Pflichten der Religion 
und Menſchlichkeit zuwider, einem ſolchergeſtalt verungluͤckten und zu ihnen gebrachten 
Menſchen die Aufnahme, und anfaͤnglich noͤthige Darreichung an Linnen, Fenerung, La⸗ 
gecſtaͤtte ‚und übrigen in ihrem Vermögen ſeyenden Rettungsmitteln, gegen deren zu hof⸗ 
Yenide hilligmaͤßige Verguͤtung, ohne höchft erhebliche Urſachen verfagen ; ferner auch diejes 
nigen, voclche.fich beygehen laffen follten, dem oder dehienigen, welche einen folhen Er⸗ 
trunfenen ans deni Waſſer gezogen, einem Erwüraten oder Erbängten das Band abge⸗ 
ſchnitten, einen Erficften oder. Erfrornen aufgehoben, darüber den mindeften Vorwurf - 
an ihrer Ehre zu machen; follen, auf desfalls entweder vou der ordentlichen oder juerft 
— Obrigkeit, gu Unſere Landesregierung erſtatteten Bericht, und nad) 


2. 


52 
e 


alteifalls' darüber verfuͤgter weitern Untẽrſuchung, von ſeibiger nach Befinden dee imftinde 
in empfindliche und ſchwere Geld⸗ oder teibesftrare genommen; auch, wann rider Bermils 
KHen, Zuͤnſte und Gilden ·cinem ſolchen Wohlthaͤter eines Verungluͤckten, den mindeſten 
WVotwur deshalb machen würden-, ſollen ſelbige aller ihrer Privilegien, Rechte und Frei⸗ 
beiten verluſtig erklaͤret, auch die Aufwieqler und Anſtifter, fie ſeyen Meiſter, Geſellen, 
gder Lehrlinge, ame. uͤbordem mit nachdruͤcklicher Gelds oder Gefaͤngniß⸗ auch dem Be⸗ 
finden aach Zeftungspwanftwafe, unabbittlich beleget werden. | u 
Wir befehlen deninach. allen. Unſern Obrigfeiten. und Gerichten, in den Städten 
und auf dem Lande, ſich nad) dieier Unferer Verordnung auf das genaueſte zu achten, auf 
Vveren WBefälgung:'nit Ullem gehörigen Ernſt und Nachdruck zu halten, ud: Bieenigen, 
welche -damwider handeln, gebötigen Dres anzuzeigen und zus verdienten Beftrafuug zu 
bringen, _ Zr . ne 
BT | Und 


N, 


129 Churbraunſchweigiſche Merprimung 


Und damit fih auch niemand mit der, Unwiſſenheit entfchuldigen möge; fo fol niche 
nur biefe Derordnung, jedoch ohne den beygsfügten, Anterricht, anf dem. Sande von den 
Kauzeln öffentlich verlefen, fondern auch den, Städten, Aemferu und Gerichten eine bins 
kängliche Anzahl von Eremplarien nicht nur diejer Veroͤrdnung, fondern guch des ‚Bing gs 
ten Unterrichts, fowop! zu gewoͤhnlichem Anfchlage und Publication, als’ auch zu pflichemdfg 
figer Vertheilumg au die Aerzte, Wundärzte und einige andere Perfonen, vondenen die 
weitere zweckmaͤßige Bekanntmachung und Anwendung der vᷣorgeſchriebenen Rettungemitte 
mit Grunde'zu hoffen ſtehet, zugeſtellet werden, 


Urkundlich Unſerer hoͤchſteigenhaͤndigen Unterſchrift und beygelegten heheimden 
Canzleyinſi iegels, Gegeben auf Unferm Palais su St. James den Aſten Ocioder 1780 
Unſers Reichs im zwanzigſten. 


(LS). 0°. GEORGE REX. Do: 
0 J. F. €. v. Alvendleben. 


Unterricht, durch welche Mittel ploͤtzlich Verungluͤckte, 
todtſcheinende Perſonen in den meiſten Faͤllen geretet 
werden koͤnnen. 


a, . . .... , Fa DR Ve .. .r. . 7 

8 ‚ie Kent find ans oft wiederholten ſichern Erfahrungen: überzeugt, daß die meiſten 
| im’ Waſſer Yerunglückte, erbängte ‚ dur ſchaͤdliche Dämpfe betäubte, oder vor 
Kaͤlte erſtarrete, auch zuweilen vom Bell: getroffene Perfonen ine x eben zuruͤckgebracht wer⸗ 
den koͤnnen, wenn ihnen ſchleunige, vernünftige und anhaltende Huͤlfe geleiftet wird, 


2 Unwiſſende halten dergleichen Perfonen für tode, weit fle Kicht mehr Athem holen, 
unempfindlich ſind, wenn ſie auch geruͤttelt, mit Waſſer oder ſtark riechenden Feuchtigkei⸗ 
ten angeiprenget, gebrannt u. ſ. m. werden, und weil nicht der geringft& Pulsſchlag, weder 
in einer äuffern Mder, noch am Herzen bey ihnen gefpüret wird, auch wohl ben der erſten 
Aderlaſſe kein Blut koͤmmt. Uber dieje vermeinte Todeszeichen find alle trüglih, und blos 
eine merkliche Faͤulniß oder Verweſung ift ein zuverläßiger Beweis von Tode. Man has 
alfo bewährte Hülfsmittel, wodurd) der fheinbar Todte, wenn auch bie ſedachten Anjeigen 
alle vorhanden wären, dennoch oft gerettet werden, 


“ E nige dieſer Huͤlfsmittel kann nur ein Arzt verordnen, oder ein un ! appli⸗ 
ciren, weil Vorſicht oder beſondere Kunſtgriffe erforderlich ſind, wenn ſie nicht ſcha⸗ 
den ſollen. 
Andere ſind von der Beſchaffenheit, daß jeder Ungelehrte fie e gan, leicht und sine 
Bedenken auwenden fann. Bon diefen legtern foll gegenwärtigen Uimtsericht bandehn .: 
Drey allgemeine Anmerkungen find hier vorauszufegen: 

Erſtlich. Sobald ein feheinbar Todter gefunden. wird, muß fogleich der Siherßen 
wegen em Arzt oder Wundarzt herbeygerufen werden, weil man, nicht weiß, oP 
niche kunſtmaͤßige Hülfe nöthig ſeyn mögte, R Er } 

de 


zu Rettung ber Ertruntenen 129 


"Andeffen verfahren die Umſtehenden, one auf deren Anfımft zu warten, 
unablaͤßig mit den bey jedem Fall unten zu lehrenden Mitteln. - — 
“Zweitens. Man muß nicht ablaſſen, wenn die angewandten Mittel keine ſchleunige 
* Wirkung aͤuſſern, ſondern dem ohngeachtet einige Zeit damit fortfahren; denn 
es iſt oſt bemerkt worden, daß alle Bemühungen eine geraume Zeit vergebens 
geſchienen, und’ am Ende doc) geholfen haben, ober daß ein Mittel angefchlas 

“gen, wenn alle übrige ſchon umfonft verfucht waren. 


Drittens. -Selbft dem Arzt oder Wundarzt muß nicht geglaubt werden, wenn 
er auf den bloßen Augenfchein, oder nach ein paar flüchtigen Proben einen fols 
hen ungluͤcklichen Menfchen für todt erkläre, Denn in diefen Fällen kann auch 

- der erfahrenfte Arzt, ohne wiederholte Verfuche, nicht mit Gewißheit wiffen, ob 
der Tod wirklich da, dder ob die Rettung noch möglich fey. 

Sollten alle unten vorfommende Hülfsmittel in einem ober etlichen Fällen 
fruchtlos gewefen feyn; fo laffe ſich ja niemand abſchrecken. Alle diefe Mittel 
find von vielen gelehrten und forgfältigen Aerzten fo genau geprüfet, und in den 

meiſten Fällen jo hülfreich gefunden worden, daß man fie ficher als die beften 

unter den bisher entdeckten empfehlen kann, ob fie gleidy, wie jede Arzney, nicht 

under thun, oder in allen Fällen ohne Ausnahme belfen önnen. ‘Der mits 

leidende Freund der Unglücdlichen wende fie mit Zutrauen immer an, wenn er 

einen folchen traurigen Zufall findet. Denn er kann niemals urtheilen, ob nicht 

die Rettung möglidy ſey; und ift fie es nicht; fo har er die Beruhigung das Leben 
.. ein Menſchen nicht verwahrloſet zu haben. E nr 


Erſter Abſchnitt. 
Huͤlfsmittel fuͤr Ertrunkene. 


| .D Wenn ein feblofer Körper im Waſſer oder am Ufer gefehen wird, muß- fchleunigft 

7 Anftalt gemacht werden, ibn behurfam aufs Trockne zu bringen, und vorerft zu 

bedecken, Die alte Gewohnheit, im Wafler verunglückte Perfonen auf den 

Kopf zu flellen, oder über Säffer zu rollen, womit gemeiniglich die Hülfleiftung 

anfängt, ift von den beften Aerzten gefährlich, mwenigftens nicht nothwendig ges 

funden worden; weil die Ertrunfenen fat niemals Waſſer verfchlucfer haben, 

das auf diefe Are müßte herausgebracht werden; man muß fie alfo durchaus vers 

meiden. Vielmehr wird der ſcheinbare Todte ohne Verjug in das nächfte Haus 

gebracht, bey warmer Witterung im Sommer fann man auch unter freyem 

- Himmel bleiben, wenn ein Haus zu weit entferne, ift. Iſt ein Fuhrwerk zu 

erlangen; fo muß man Steoßmatten, Pferdedecken, oder fonft etwas weiches 

unterbreiten, auch den Körper, fo viel möglich, mit dergleichen oder Kleidungsftiis 

cken bedecken. Man trage auch bey der Fortbringung, fie gefchebe nun auf 

weiche Art ſie wolle, Sorge, daß der Kopf nichtniederhange, fondern etwas 

höher und feitwärts gelegt werde, Daß das Fuhrwerk langſam fahren müfle, 
vorſtehot ſich von felbfl.- .- '”" - on. ie 

Beckmanns Befese 1. Theil. R 2) Wenn 


= 


Churbraunſchweigiſche Verordnung 


) Wenn man an einem bequemen Ort angelangt iſt; fo wird der Verungluͤckte in 
ein nicht warmes Gemach gebracht, ganz. von feiner naſſen Kleidung befreyet, 
überall: mit trocfenen, wenn es feyn fann, gewaͤrmten QTüchern gerieben, und 
in ein gewärmtes Bett, oder fonft auf ein weiches Lager, wie man es haben 
kann, gelegt. Das Reiben gefchiehet ununterbrochen an den Händen, den 
Füßen und dem Rücken, mit warmen Tüchern (anı beiten mit rauhen wollenen) 
allenfalls mit einer weichen Bürfte. Man drücken zugleich und beweger auf eine 
gelimde Are mit gewärmten Händen den Unterleib, befonders gegen die Herzs 
grube, und fährer mir diefem Reiben eine lange Zeit fort. “ 


Zugleich find alle unehätige Zufchauer, welche den Hälfcleiftenden nicht 
nur bey der Behandlung bejchwerlich werden, fondern durch das Gedränge und 
die dadurch entſtehende Hitze und Verderbniß der Luft dem Verunglückten felbft 
nachtheilig werden muͤſſen, zu entfernen, | 


)) Wenn ein Wundarzt zugegen ift; fo muß er nicht unterlaflen, fogleich eine Ader 
zu ſchlagen, und zwar vorzüglich die Droffelader am Halſe. Iſt fein Wundarzt 
zu erlangen, oder ift fein "Blur gekommen; fo fährer man doch mit den andern 
Hilfsmitteln fort. Im legten Fall aber (wenn fein Blur gekommen) muß bes 
ftändig jemand nach der Defnung der Ader fehen. Denn die Erfahrung hat 
gelehrt, daß während der fortgefegten Eur das Blut zu fließen anfängt, und 
deſſen Verluſt, wenu er über 10 bis 12 Ungen beträgt, koͤnnte dem Kranken ges 
fährlich werden ‚wenn niemand acht darauf hätte, 


M Serner muß man, ohne jedoch mit dem Reiben nachiulaflen, bemüher feyn, warme 
Luft in die unge zu bringen, Dieſes gefchieher am kürzeften und würffamften, 
wenn cin geiunder ftarfer Menjch feinen Mund auf den Mund des fcheinbar 
Todten leget, und ihm zu wiederholtenmalen mis Nachdruck viel Luft einbläfer, 
woben aber den Kranken die Naſe zugehalten werden muß, danıit die Luft defto 
gevoiffer in die Lunge dringe. Mil diejes niemand thun, und den Kranken uns 
mittelbar mit dem Munde berüßren; fo fa:ın nıan eine etwa vorhandene Röhre 

- brauchen, um dadurch warme Luft einzublafen, oder auch einen Blaſebalg neh⸗ 
men. Die Defnung der Rohre wird mit naffer Leinwand ummwunden. Wenn 
fie in den Mund des. Krauken ift, drückt ein Mienfch die Lippen drjfeiben ringsum 
feft daran, und ein anderer bewegt den Blaſebalg ein paarmal langſam auf und 
nieder, oder bfäfer langfam, jedoch mie Nachdruck in die Röhre. Man kann 
auch Totafsraud) in den Mund einblafen, um die Lunge zu reißen, Bey allen 
diefen Verſuchen muß die Naje des Kranken feft zugebalten werden. 


5) Zu gleicher Zeit muß man dem Kranken fo viel Tobaferauch, ale möglich, durch 
den Maſtdarm in den Unterleib treiben. Es find zu diefen fogenamnten Tobaks⸗ 
einftiren eigne bequeme Inſtrumente erfunden worden.’ Doch kann die Cache 
auch fürzer bewerfitellige werden; auf zmeyerley Art. Man beſtreicht das 
Ende eines Pfeiffenrohrs mie Del und bringe es in den Maftdarnı des Kranfen, 
das andere Ende nimme ein Menſch in den Wund, welcher zugleich aus einer 
andern Pfeiffe.itarf Tobak raucht, Den aus diefer ge-ogenen Rauch nun 
bläfer er in jenes Rohr, und treibt ſolchergeſtalt fo viel Rauch, als er nur kann, 

. en in 


6) 


⸗ 
” 


gu Rettung der Ertrunkenen. 7) Ge 


in den Unterleib des Kranken. Obder man zünder zwey Pfeifen an, haͤlt bie 
Köpfe zufammen, bringt das mit Del beftrichne Ende des einen Stiels in den 
Maſtdarm des Kranken, und. durch das andere blaͤſet ihm ein Menſch den aus 
beiden Pfeiffen geftoffenen Rauch ein. Knafter und Braſilientobak find hier⸗ 
bey am wuͤrkſamſten. Doch thut auch fhlechter im Nothfall gute Dienfte. . 


Während dicfer Berrichtungen reibe man das Geſicht und beſonders die Schlaſe 


des Kranken mit warmem Eßig oder wohlriechenden Spiritus, halte ihm auch die 
ſtaͤrkſten flüchtigen Waſſer unter die Naſe, z. Er den flüchtigen Hirſchhorngeiſt, 
den flüchtigen Salmiaegeiſt, u: ſ. w. auch wohl, wenn nichts anders bey der 


- Hand ift, ſcharfen Eßig oder ftarfen Branntewein. Man bfafe ihm ferner von 


Zeit zu Zeit Schnupftobaf oder ein Niefepulver aus Violenwurzel, Majoran, 
Haute, Pfeffer oder Niefewurz, jedoch in Fleinen Prifen, und nicht allzuheftig . 
in die Naſenloͤcher. Dadurch werden die Nerven zur Bewegung gereißet; 


7) Mit diefen Bemuͤhungen muß man einige Stunden nicht ermüden. 


8) So Tange fein gebenszeichen wahrzunehmen iſt, wäre es nicht nur unnuͤtz, fondeen 


auch gefährlich, dem Kranken Feuchtigfeiten einzuflößen. Man muß ſich fogar 
hüten, ihm, wenn er auch wieder zu fich felbft kommt, fogleich einiges Getränke 


. „oder flächtige Arzeney zu reichen. In dieſen eriten Augenblicken find alle Werks 


zeuge noch fo ſchwach, daß er leicht unglücklich ſchlucken koͤnnte. 


9 Dagegen muß man bey den geringften Zeichen des Lebens dem Körper einen ſtär⸗ 


—kern Grad der Wärme zu verſchaffen ſuchen, und dieſes geſchiehet nicht durch 


ein geheißtes Zimmer, fondern indem man ihn anf ein mit warmer Afche ers 
wärmten Salz oder Sand, eine halbe Hand hoch beftreuetes Bettlacken legt, 


ihn mit eben dergleichen Dingen bis an. das Geſicht, auch eine halbe Hand had) 


bedecft, und immer von neuen, verfchtedene Stunden nad) einander, warm 


....auflegt; alsdann reibt man ihn mie warmen Tüchern allmaͤblig fanft ab. Wenn 


des-Wiederauflebende dann vermögend ift zu fehlucken; fo gete man ihm nach 
und nach jedesmal einen Theelöffel voll warmen Thee, oder warmes Bier niit 
Meerzwiebelhonig vermifcht, oder in deffen Ermanglung ein wenig warmes Wafs'- 
fer mit Eßig oder Wein, und reibe ihm immerfort die Fuͤſſe, Hande und den 
Mücken mit warmen Tüchern., ' 


10) Wenn alle dieſe Hälfe geleifter iftz fo uͤberlaſſe man den Kranken der Vorſorge 


des Arztes, welcher das völlige zu feiner Wiederherftellung und zur Eur des 


Fiebers, das gemeiniglich auf folche Zufälle folger ‚ bejorgen wird. 


11) jene Hülfe Nro. 9. findet oft alsdann auch ftatt, wenn alles andere fhon vers 


gebens verfüche worden, und die Hofnung zum Lebew gänzlich zu verſchwinden 
fheinet. Blos durch das Bedecken mit warmer Afche jind zumeilen Erttunkene 
gerettet worden, 


"Ra Zweiter 


132 Churbraunſchweigiſche Werdrdmung 
| . 0 dweiter Abi chnitt,. Bar 
Hulfsmittel für Erhaͤngte oder Erwuͤrgte. 


Henn ein Menfch am Halfe haͤngend, oder durch irgend-eine aͤuſſere Gewalt mits 
telſt eines um den Hals gefchnürten Bandes, ermürgt, ohne alle Lebenszeichen gefunden 
wird; fo iſt die fchleunigite Huͤlfe nöchig, font ift der Tod unvermeidlich, Hoffentlich 
wird niemand, wer. er auch fen, aus falfcher Schaam, albernem, durch das jeßige Edict 
bürgerlicher Strafe unterworfenem Vorurtheil, oder aus kindiſchem Ekel Auftand nehmen, 
dem Unglücklichen unverzüglid) zu helfen, wenn er bedenfet, daß der gegenwärtige Augen⸗ 
blick der einzigerift, da das Leben eines Menfchen gerettet werden kann, 


Dieſe Rettung wird nun durch folgende Mittel verfucht: 


1) Das allererfte allernötbigfte ift, daß derjenige, der zu einem fo Pläglihen Anblick 

kommt, ohne ſich zu bedenfen, ohne erft um Hülfe zu rufen, das ‘Band, oder 

| was es feyn mag, abfihneide, womit der Verungluͤckte aufgehängt oder gewuͤrgt 

» iſt. Wenn der Fall einen Gehängten betrift; fo wird jeden die Menfchlichkeit 

j erinnern, fo viel möglich Sorge zu tragen, daß der Körper im Herabfallen nicht 
Schaden leide. ZZ 


2) Der Todfcheinende wird bald mie Behutſamkeit in einem Gemach, worinnen we⸗ 
der Dunft, noch viel Wärme ift, auf-ein bequemes Lager ansgeſtreckt und fo 
gelegt, daß der Kopf und die Bruſt aufrecht liegen und nicht gepreßt werden. 
2 Hierauf oder wenn die Fortbringung fich verzögert, noch eher; löfee man zuerft 
die Kleidungsftücke, wodurch die Bewegung der innern Theile gehindert werden 
kann, als das Halsband, die engen Kleidungsftücke auf der Bruſt und dem 
Unterleibe, Strumpfbaͤnder, Handknoͤpfe u. ſ. w. und entfleider ihn dann 

völlig, 


3) Iſt ein Wundarzt bey der Hand; fo wird er bedacht feyn, eiligft die grofle Ader 
am Halfe (Droffelader) zu öfnen, jedoch wenn Blut. erfolge, fih hüten, daß 
deflen nicht über 12 Unzen verlohren gebe. Dieſe Defnung der Ader ift fonft 
eines der vornehmſten Hülfsmittel, und es muß alfo dazu je eher je lieber Ans 
ftalt gemacht werden, | Ä 


4) Slieper das Blut nicht; fo wird der ganze Körper, vornemlich aber der Hals und 
das Geſicht, mit warmen Tüchere, welche auch wohl mie warmem Eßig anges 
feuchtet werden fönnen, gerieben. Auch Binnen Servietten in warmes, mit 
Eßig gemifchtes Waffer eingeraucht, wohl ausgewunden, und um den Kopf und. 
Hals geichlagen werden, Die Hände, Fuͤſſe und den Ruͤckgrad reibe man mit 
—— oder Buͤrſten, ſo wie oben bey dem erſten Abſchnitt Nro. 2. vorgeſchrie⸗ 
en worden, 


) Das Einblafen in die Lunge, imgleichen Tobafschyftire, find hier höchft noͤthig, 
jedoch erjt nad) vorbergefchebenem Aderlarfen zu verſuchen. Wie mit beiden vers 
fahren werde, ift in dent erſten Abſchnitt Nro. 4, und 5. gelehrt... 


ns. 


6) Man 


1 


pop: Nettung der Eetrunkenem ⸗·133 


G6) Man kanu dem Kranfen wohlriechende ſtarke Spiritus, friſchen Senf, geriebenen 
Merrettig ꝛtc. unter die Naſe halten. Hingegen waͤre es in dieſem Fall ſchaͤd⸗ 
lich, ihm diejenige reitzende Mittel, welche in dem erſten Abſchaitt Nro. 6, 
beſchrieben worden, in die Naſe zu blaſen, oder ein Erbrechen zu befördern, 
Beides muß gänzlich unterlaſſen werden, | 

7) Wenn der Kranke Merkmale des Lebens von fich giebt; fo muß man ihm etwas. 
warmen Thee mit Weineßig oder wenigen Wein vermifcht, jedoch nur nad) und 
nach und in geringer Menge, einzuflößen bemüpt feyn, 

8) One alles Bedenfen kann ihm auch ein Ciyſtier von Milch oder Hobergruͤtzſchleim 

= 0” mit wenigem Salz gegeben werden. 


9) Die weitern Geneſungsmittel zu verordnen uͤberlaſſe man dem Arzt, welcher 
beurtheilen wird, ob eine wiederholte Aderlaſſe noͤthig oder nuͤtzlich ſen, auch 
Aunweiſung geben wird, was dem Kranken zur Erquickung gereicht werden darf. 


Dritter Abſchnitt. 


Ouͤlzmitte fuͤr Perſonen, welche von ſchadlichen Dämpfen | 
betaͤübt oder, erflidt find, u 


Dan bat viele Beifpiele; daß gewiſſe ſchaͤdliche Duͤnſte dem Menſchen alles Be⸗ 
wußtfeyn rauben, auch wohi gaoͤnzlich erſiicken koͤnnen. Dergleichen Duͤnſte ſind unter an⸗ 
dern in ſeit langer Zeit nicht exoͤfneten Gewoͤlben, tiefen Kellern, in Kellern, worin eine 
Menge gaͤhrendes Bier oder junger Wein, auch wohl Branntewein liegt. Dahin ges 
hoͤret auch der Koplendampf, Dampf von Dels oder Thranlampen, der Dampf vom Ofen, 
beſonders wenn er. niit Rinde oder Gerberlohe geheitzt wird, Einige von diefen Dünften 
‚betäuben nur, welches man daran erkennet, daß der Menſch zwar obne Lebenszjeichen liegt, 
jedoch noch einiger Athem zu. merken iſt. Die Betaͤubung iſt der erſte Grad des Erſtickens. 


nn Andere erfticfen gänzlich. Da ift ber Menich völlig einem Todten gleich), ſchoͤpft 
nicht mehr Athem, bleibt ohne Gefühl, wenn man ihn gleich ruͤttelt, brennet u. ſ. w. und 
hat mehrentheils den Mund geſperrt, oft die Augen offen, die Zunge ansgefirecft x. In 
beiden Sällen beftebt die erſte Hülfe darin, daß man einen ſolchen Lnglücklichen fayleunigft 
an die frijche Luft bringe, und ihn von allen engen oder druͤckenden Kleibungoftücken, fo wie 
IM mwennem dioſchau Nror2. gelehrt warden, befreye. 
1208 Die bloß Betaͤubten erholen fich oft bald, wenn fie mie taltem Waſſer beſpruͤtze 
wenn ihnen ſcharfriechende Sachen unter die Naſe gehalten , oder ein Paar Prifen Tobar 
nach und nach behutſam in die Nafe geblafen werden, | 

In aber. in höherem oder geringerm Grade eine wirkliche Erſtickung vorhanden 
alsdann wird mehr Bemühung und Zeit erfordert, Die bewährteften und einfacheflen 
aaülfeniiel in ſolchen Faͤllen ſind kalte Luft, kalt Waſſer/ Aderlaß und Cuftein⸗ 

laſen. 

1) Man bringt alſo den Verungluͤckten "welcher bereits der beſchderlichſten Kiel | 


| dungeſricke ‚enrledige ift, entweder in einen Hof⸗ auf die Straſſe oder in ein 
vi R3 | kuͤhles 


134 


Churbraunfgweigifhe Verorbnung 


 fühles Gemach, worin, um einen Zug zu erhalten, die Fenfter offen feyn muͤſſen; 
die Witterung fen wie fie wolle. Man feßer ihn in eine Stellung, daß der Obers 
Leib aufgerichter ift, die Schenkel aber niederbangen, und feget die Schenfel bis 
an die Knie in ein Saumarmes Fußbad, welches nach und nach mehr erwärmt 
werden fann. — 


2) Zugleich gießet man dem Verungluͤckten ganz kaltes Waſſer ins Geſicht und uͤber 
den ganzen Koͤrper, und faͤhrt damit ununterbrochen Stunden lang fort. Hie⸗ 
von allein hat man oft die gluͤcklichſte Wirkung geſehen. 


3) Wenn ein Wundarzt zu erlangen iſt; ſo wird er unverzuͤglich eine Ader, und zwar 
wo moͤglich, am Halſe oͤfnen. 


4) Die Umſtehenden halten indeſſen dem Kranken ſcharfriechende Sachen, als Wein⸗ 
eßig ꝛe. unter die Naſe. Gar zu fluͤchtige reitzende Dinge, welche ein Nieſen 
oder Erbrechen erregen koͤnnten, muß man dagegen weglaffen, meil fie leicht 
einen ftärfern Antrieb des Blutes nach dem Kopfe befördern, 


5) Man muß ferner ſich dußerfie Mühe geben, den gewöhnlicher weife gefperrten 
Mund des Kranken zu Öfnen, und ihm nach dem Unterricht im erften Abfchnitt 
Nro. 4, unausgefegt &uft einblafen. 


6) Den trockenen Tobafschyfliren find in diefem Fall die naſſen, vornemlich mit vies 
lem Eßig vorzuziehen, oder man fann auch dem Kranfen ein anderes reißendes 
Clyſtier geben, aus einer Hand voll Rauchtobaf, mit einem ftarken Löffel Salz, 
in einem Nöfel Waller gekocht, 


7) Aeuſſern ſich Zeichen des Lebens; fo fahre man mit jener Behandlung nicht nur 
fort, ſondern ſucht dem Kranken allmählig Thee, oder MWafler mit Weineßig, 
oder 12 Tropfen EalmiacsSpirims, mit einem $öffel voll Thee beyzubringen, 
und läßt ihn zuleßt mit Wafler und Eßig gurgeln. Während diefer Bemühung 
bringe man ihn in ein Bett, zumal wenn ein Schluckfen bemerkt wird, und übers 
läßt das Übrige dem Arzt. | 


AnmerFung. | 
Perſonen, welhe vom Blitz gerühret find, koͤnnen und müffen nie one Huͤlfe ges 


Saffen werden, da fie nicht allezeit ohne Hofnung getödter, fondern oft nur leblos geworden 


find, 


Das Begießen mit kaltem Wafler ift, wie bey den vom Koblendampf Erſtickten, 


Nro.2. eins der wichtigften Hülfesmittel. Zugleich werden die Glieder und Fußſohlen mit 
einer harten Bürfte ftark gerieben, man bringe Salmiacgeiſt unter die Naſe, blaͤſet Luft in 
die Lunge, wie oben erwähnt worden, man ſucht überhaupt Aufferlich fo viel zu reißen, ale 
möglich ift, verfährt übrigens auch nach der Erholung, wie bey den vom Koblendampf Ers 
ſtickten. Nur kann man in diefem Fall, oder auch wenn jemand vom Kohlendampf ers 
ftickt ift, nicht genug eilen, einen Arzt oder Wundarze herbeyzuſchaffen. 


Dierter 


⸗ » - 
J 


‚aur Rettung der Ertruntenen. Be 
— Vierter Abſchnitt. 


Huͤlfsmittel für Eefeonme. u F 


Jederman weiß, daß Leuten, welche ſich einige Zeit in ſtrenger Kalte befinden, oft 
ein Glied erfrieret, ja daß fie oft auch gänzlich erftarren, Im erftern Fall iſt die Eur 
unfehlbar und leicht, wenn der Leidende nicht damit fͤumet. Im andern Fall ift die Wie⸗ 
derherſtellung meiftentheils möglich, wenn die gehörigen Mittel augewendet werben, und 
mam darf deito felmmer an der Wiederbelebung zweifeln, da ein Menſch viele Stunden ers 
Beren ſeyn, und doch gerettet werden kann. Hier iſt der Ort zum Unterricht für. beide 
ec. 


Dab ein in Glied erfroren ſey, bemerket man daran, wenn es weiß, unempfindlich 
und unbeweglich iſt. 


Wer dieſes wahrnimmt, bedecke und reibe den leidenden eil mit Schnee oder kal⸗ 
tem Waſſer, worin zerſtoſſenes oder zerſchabtes Eiß liegt, ſo lang is er darinnen eine Hitze 
und zin brennendes Jucken empfindet. Alsdann ſind die innerlichen Lebensbewegungen wie⸗ 
der hergeſtellet. Jedoch muß er ſich nicht an einen warmen Ofen, oder an ein Feuer wa⸗ 

n Billig erftarrete leblos fcheinende Perfonen werden auf folgende Uri in den meiften 
en gerettet: 


3) Man hüte fih, den erfrornen Körper i in ein warmes Oemach oder Bett zu bringen. 
Dieſes würde ihn ohne Hülfe toͤdten; vielmehr leget man ihn an einen kalten Ort 
in den Schnee, und bedecket ihn damit ganz dick, dergeſtalt, daß nur der Mund 
und die Nafenlöcher offen: bleiben. * Der Schnee wird überall feft angedruͤckt, 
und wenn an diefem oder jenem Theil der Schnee iu ſchmelzen anfängt; fo egt 
man frifchen Schnee auf. 


2) Traͤgt ſich der Zufall in einer trockenen Kälte iu, da fein Schnee liegt; fo mache 
— man leinene, zwey bis dreyfach zuſammen gelegte Tücher in- eistaltem Waffer, 
worin zerfioflenes oder gefchabtes Eiß geworfen‘, fehr naß, und Hülle damit den, 
ganzen Körper fo ein, wie es in der vorbergehenden Nummer befchrieben yogxg, 
den, trage auch Sorge, daß; wenn ein Fleck trockener, als die übrigen zu werden 
ſcheinet, die Stelle ſogleich mit frifchen Tüchern umhuͤllet werde. Daß man 
die Tücher, wenn auch feine Wirkung gemerkt wird, öfters von neuem eintau⸗ 
chen muͤſſe, verſtehet ſich von ſelbſt. 
3) Mit beiderley in den vorſtehenden Nummern angerathenen Mittel faͤhrt man nach 
Beſchaffenheit der Umſtaͤude fort, bis der Erſtarrte voͤllige Merkmale des Le⸗ 
bens von ſich gibt. u: 


4) Hat man es fo weit gebracht; fo trockne man ihn mit gewaͤrmten Tüchern und bringe 
ihn in ein gewärmtes Bert. Doch muß diejes in einem falten Gemach fteben. 
Man gebe ihm aud), fo bald er vermögend ift zu ‚fchlucken, allmählig eine Schaale 
Thee, welcher mit wenigem Wein oder etwas Eßig vermifche ift. 


5) Erfrorne Perfonen, wenn fie fich ſchon erholet haben, ſind noch immer einem 
Shlasfluſ⸗ e, oder andern uͤblen Zufaͤllen ausgeſetzet; um dieſes zu verhüten, = muB 


- 


136 Churbraunfhweigifhe Verordnung x. 


man’ während der erſten Huͤlfsleiſtung einen Wundarze berbenfchaffen, damit 
nach der Erholung bald eine Ader geöfner werden koͤnne. Auch ift alsdenn ein 
Pulver fehr wirffam, welches beftehet aus ‚gereinigtem Salpeter, viriolifirtem 


Weinftein, oder an deflen Stelle diaphoretifchen Antimonium, von jedemg Gran, 


Eampfer 1 Gran, „Hiervon kanı man dem Kranfen, wenn er anfängt fich zu 
erholen, alle drey Stunden etwa eine Meflerfpige voll geben. | 


6) Im Fortgang der Beſſerung wird der Kranke mit Suppen und leichten Speifen ges 
pflegt, auch kann das Gemach, worin er liegt, nach und nach gewaͤrmt werden. 


7) Sollte nach der Erholung noch eim einzelnes Glied fühllos bleiben; fo wird e6 fo 
lange mit Schnee oder genegten Tüchern nach der Vorſchrift Nro. 1. und 2. . 
bedeckt, | 


a) Allen weiteren Rath ſuche man bey dem Arzt, welcher auch die eigentliche Nachcur 
beforgen wird, 


- 9) ft jemand im Winter ertrunfen, und wird unter dem Eis herausgeholt; fo iſt 

: er nicht‘ leicht zugleich erfroren, fondern muß wie ein Ertrunfener behandelt 
werden; es wäre denn, daß man aus der Eteifigfeit und Härte des Körpers 
das Gegentheil vermuthete;, in diefem Fall wäre erft die bey Erfeornen 
fchriebene Hülfe zu leiften, und alsdenn erſt allmaͤhlig die bey Ertrunfenen ber 
fhriebene anwendbar. 


Anmerkung. 


Wer ſich der Kaͤlte ausſetzen muß, wird aufs dringendſte gewarnet, ſich hitziger 
Getraͤnke, beſonders des Brannteweins, zu enthalten; ſonſt ſetzet er ſich der Gefahr aus 
von einer unuͤberwindlichen Neigung zum Schlaf uͤberfallen zu werden, und alsdenn im 
Schlaf umzukommen. Auch obne jene hißige Öetränfe muß man ſich in firenger Kälte 
nie dem Schlaf überlaflen; fondern fich, um ihn zu verhuͤten, fo angenehm er auch fcheis 

zen mögte, Bewegungen zu machen füchen. | 


| Sicherer ift es, wenn dergleichen Perfonen warmes, uͤberall zu babendes Bier, 
mit etwas Ingwer zur Erwärmung zu fich nehmen, " 


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gůrſtlich⸗ Wohheciſche Veworbnung zur Verhůtung 


des Kindermords, wider die Verheimlichung unehelicher 
Schwangerſchaft und Niederkunft, wie auch uͤber Errichtung einer 
milden Anſtalt zu eben dieſem Zweck, vom 
Bir Eee „3ten Januar 178 at 


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) San Gottes Gnaden Fried tig, Fürft zu ı Balbet, Gra 9 zu Pornent 
und Rappoltſtein, Herr zu Hohenack und. Geroldseck am Waßigen c. 26 
defeßgebliche Anordnungen find nicht immer, noch weniger. auf beftändig mie dam: gucen 
Erfolge begleitet, weicher ey ihrer Veranlaſſung Abficht-und Zweck war ni 


Es entſtehen vielmehr ters, es fen aus Vorurtheil-und Mißverſtand, oder ag 
teidenfchaftlicher Verkehrtheit, fo widrige Wirkungen daraus, daß die gefeßgebende Kug⸗ 
heit ſich genoͤthiget ſiehet, ihre Vorſchriften mit'geänderter Kraft zu beleben, wenn ne. ibre 
wohlgemeinte Abſicht zum. Nieten. des gemeinen Weſens nicht verfehlen wil, . : .. 


So war es gut gemeint, wenn in den früßern Zeiten des Chriftentfums, um ber 
Unfeufchheit und der Hureten Einhalt zu thun, Die ſogenannte Kirchenbuße in den meiften, 
chriſtlichen Staaten eingefüßre wurde. Vielleicht war fie auch gleich Anfangs, ' 5a mark 
fie. nach ihrer. aͤchten Abſicht kannte und brauchte, mit den beſten Folgen verknüpft. | 


Allein die Erfahrung hat gewiefen, daß ben’ Siefer Kirchenzucht gar oft die Gefal⸗ 
lene ohne Beſſerung, und die Gemeinde ohne Eindruck geblieben ſind; ja, nicht ſeiten 
—* geſchwaͤchte € Dirnen den Auftritt der öffentlichen Buße aus irrigen Begriffen für fo 
ſchandvoll gehalten „daß ſie zu Verheimlichung ihrer Schwangerſchaft und Geburt, leider! 
auch wohl gar zu Verbringung und Toͤdtung ihres Kindes ſich veranlaßet gefunden. 


. Sdoo war und iſt es auch in chriſtlichen Staaten erforderlich, der Unenthaltſamkeit 
durch buͤrgerliche Strafen Einhalt zu thun; allein die Richtung dieſer Beſtrafung, und die 
ungluͤcklichen Folgen, welche auſſer dieſer geſetzlichen Ahndung, in Verachtung, Verſtoſ⸗ 
ſung, Duͤrftigkeit und mancherley Elend uͤber eine gefallene Dirne zufammenfließen, haben 
ebenfalls manchmal zur Unthat die gottloſe Wuth gereizt, oder Mutter und Kind huͤlflos 
dahin ſinken laſſen. 


Mit Landesvaͤtterlicher Bekuͤmmerniß haben Wir dieſe jeweiligen traurigen Folgen 

„ ber Unenthaltſamkeit beherzigt, und ſelbſt mit Aufopferung eines beträchtlichen Zugangs zum 
Sandesperrlichen Fifeus, durch gegenwättige Verordnung einen Verſuch der Sicherung ges 
gen Todesyerbrechen und Menfchenverluft zu magen den ernſtlichen Bedacht in der zuver⸗ 
Beckmanns Geſetze I. Theil, ‚-6& ſicht⸗ 


138 | Waldefifhe Verordnung 


fihtlihen Hofnung genommen, daß Gott, der gewifle Vergelter guter Abfichten, ein fo 
Menfchenfreundliches Werk mit den erwuͤnſchten Folgen begluͤcken wolle. 


Unſere liebe Untertbanen mögen aber ang diefer, Verordnung und Anſtalt einen 
—7* Beweis Unſeret Sorge ‚für das Beftg des Vattrlanden nehmen, und uitgleich ‚den 
rſatz faſſen, durch chriſtliche Zucht, Oroͤnung und gute Sitten derſelben ſich Immer würs’ 

dio zu ethalten . eh. A 
u: Mir wollen und verordnen alſo hiermit 


.;. ur Sn ot. 6. 1I. J E Fe 
Schamloſes Betragen ud Füberlichfeit-werben ohne Nachficht beſtraft. 


Eo viel das Laſter der Hurerey und ſchaͤndlicher Unzucht betrift, worinnen ein les 
diges Weibsbild um Lohn, oder ohne Geding, der ausgelaſſenen Luſt frohnet, in oͤffentlichen 
Wirthehaͤuſern oder Gelagen ſich herum ziehen laͤſſet, oder ſonſt ſchamlos ſich auffuͤhret; 
ober auch ein Mannskerl zuͤchtige Maͤdgens zu verleiten, und gute Sitten zu verderben ſich 
ein Gewerbe, und zur Gewohnheit macht; fo fol ſolchem Bet agen mit Ernſt geſteuret, 
und die leichtfertige Metze mit Gefaͤugniß, Strafarbeit, Smohfranztragen, öffentlichem 
Pranger, uno dergleichen, der liederliche Kerl aber ebenfalls mie Gefaͤngniß⸗ oder harter 

trafarbeit, beide Verbrecher jedoch nad) Bewandniß der Umſtaͤnde jchärfer oder:gelinder, 
eleget werden. | | | Ä FE 
F. 2.. 


Aus menſchlicher Schwachheit gefallene Perſonen hingegen werden mit gelinderer Zucht 
| sur Ordnung zuruͤck geführe. FREBERER . 
Dagegen follen die Perfonen, welche durch Verſprechung der Che und andere: 
Reitzungen verführet, aus menſchlicher Schwachheit gefallen find, und ein Kind auſſet der 
Ehe erzeuges haben, aus Eingangs angeführten Bewegurfachen, auf nachſtehende Art: ai, 
ehriftlicher Zucht und Ordnung wieder zurück geführet, und ihr begangener Fehler gebüfler 


werden, u 
I. 3. Ä . Br 


‘ 


Statt Öffentlicher Kirchenbuße legen fie privatim ihre Reue ab. I. 

Es follen nemlich der Schwängerer und die Gefchwängerte mit der öffentlicher Kir⸗ 

chenbuße verfchont bleiben, fie fjollen aber bey dem Pfarrer, in deffen Gemeinde fie den 

Fehltritt begangen baben, in feinem Haufe privatim ihre Reue bezeugen, von ihm die Ers 

mahnung zur Buße und Beſſerung annehmen, und folhergeftalt zur Communidn zugelaffen 
werden, und haben fie dem Prediger den fogenannten Kirchbußthaler abzugeben, 


§. 4 
Etrafe der Mannsperſonen beym erfien Vergeben. Der Echwängerer zahlt den Taufthaler. 
Die unverehlihte Mannsperfon, welche einer Dirne uncrlaubterweife bengewohne . 
bat, foll, wenn fie von gemeinem Burger⸗ oder Baurenftande ift, für das erfte Vergeben 
sehn Rthlr. zur Caſſa der milden Anftalt zahlen, ader im Fall des Uinvermögens, für das 
v .. .. oo ze, 


ur Merhhtung des Ktndermordes. am 


Ganze, odes:einen Theil deg Betrags an öffentlichen Straffenkefferungen fo Tange arbeis 
ten, als die Stragfumme oder ein Theildavon, Axbeitertagelohn in fish enthält, Wenn 
fie aber ſehr Peinittelt iſt; fo. zablt fie zwanzig Rthlr. Der Vornehmee, wenn er gleich 
-niche reich iftu zahlet Für das erftemal zwanzig Rthle zur milden Auſtale. . Die Erörterung 
der Frage, ab, im widerfpröchenen Fall, jemand für vornehm oder reich anzunehmen fey ? 
bleibe Unſerer Regierung vorbehalten, . on 


Beide, Vornehme und Geringe, geben aber den Taufthaler wie vorhin, und wenn 
fie die Geſchwaͤchte ebelichen ; fo zahlen ſie nur die Haͤlfte der in vorigem $, beſtimmten Abs 
gift zus milden Auſtalt. x x | W | 

.. . “ $. 5. s EZ a 


j Strafe der Dannsperfon beym zweiten Vergehen. ., 


. 
— 


Wenn die Mannsperfon fich mit der nemlichen Dirne zum zweitenmal vergeht, 
ſolche aber nicht ehelichen will, fo zahlt fie ohne Unterfchied, fie mag vornehm und unbes 
mittelt, oder geringen Standes und mohlbemittelt fenn, das Quantum des erfimalige 
Vergebens und noch einmal halb fo viel. Iſt ſie zur Ehe willig; ſo' zahle fie nut-dng A 
tige Simplim, 0. on Bu —* Bere 


X. oo I ran Fa 17.. en na 
Iſtt es nicht die vorige Geſchwaͤchte; fo zahle fie bie einfache Strafe, und gebe 
wenn fie gemeinen Standes ift, auf 3 Wochen zur Straffenarbeit, oder verdient folche ab, 
Die Vornehmere zahlt aber das Simplum, fo fie vorher gegeben hat, ein ind ein halbmal. 


— un... . Eee 1 Be Ve Br un j nt eo] 71% 
EEE Pr 2 Mahn a, $.:; 6 . un In 
Strafe der Manndperſon beym drittenmaligen Vergehen. DE 


Wergeht fich die Mannsperfon zum drittenmal, und zwar mit einer der vorigen Dies 
nen, und die verfuchte Ehe finder ftatt; fo zahlet er. das Simplum und noch halb fo viel, 
oder er verdient folches ab. Will fie aber.zun Che ſich nicht erklären; fo geht fie auffer 
dem auf 6 Wochen zu Steafarbeit, . .1. . genen nd ne 


Iſt es nicht eine der vorigen Geſchwaͤchten; ſo wird ſie auſſer eben gemeldeter Ab⸗ 
gift zur wilden Anſtalt mit drey monatlicher Straffenarbeit belegt. 
dem ſehr Bemittelten, oder dem Vornehmern, beſtimmt die Regierung die Strafe, 
ſiehe. F. 12, und 13. | . | | ze 


1 


inch 7 nn 
| " Beſtimmung der Alimenten und. Erziehungsloften. ek 
Von welchem Stande und Mitteln aber der Schwängerer fe, ientAuk die Ge; 
ſchwaͤchte gemeinen Standes iſt: fo foll ee dem Kinde, mithin der Mutter für das 4 
bis zum Ablauf des 14ten Jahres, und zwar: | * 


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i0 Baldedifhe Werordnung 


das ıfle Jahr ⸗ ⸗ 1 Rthle. 12 Gr. 
2te ⸗ ⸗ 2a 93 99 —— 

Ite —09 ⸗ 3 8.9.4 
de 9 ⸗ ⸗ — 3 93.0249 

se 9 ⸗ ⸗ a 9 2439 

6te 9 ⸗ ⸗ s 9 2 9 

ze 9 ⸗ ⸗ 6 ss» 0 

Ste » ⸗ ⸗ 6 ss 9039 

ote 6 ⸗ ⸗ 6 1 8 49 
Iote # ⸗ ⸗ 1 93 0 3 
ııte 9 9 ⸗ 179 -» 9 
ı2te 9 ⸗ ⸗ 8⸗ — 
13te ⸗ ⸗ ⸗ 9 91 9 0 
14 9 ⸗ ⸗ 9 9 91 0 


Summa 78 Rıhle. » + 


für Nahrung, Kleidung und Schulgeld, und zwar in Gefolg gempiner Rechte zu Anfang 

eines jeden Jahrs von Geburt des Kindes an zu rechnen, zahlen, auch wenn er es zu thun 

* ne ift, dem Kind nachher und allenfalls zu Erlernung eines Handwerks bepülfe 
en. Bash er | 


.. Und wäre die Mutter das Kind felbft zu ftlllen auffer Stande; fo verfteht es fi 
vdn ſelbſt, Daß der Water auch die nörhigen Berammungstoften felbft zu tragen babe. 
oben es dann dem natürlichen Water frey bleibt, nach vollendeten erften vier Jahren das 
Kind felbft zu fich zu nehmen, wenn dagegen Beine verbinderliche Umftände vormwalten. Wäre 
aber die Geſchwaͤchte nicht gemeinen Standes; fo foll die Beſtimmung der Alimenten von 
Unferer Regierung erfolgen, welche die bey jedem Fall vorliegende befondere Umſtaͤnde des 
Standes und des Vermögens beider Perfonen zum Grund ihrer Vorſchriſt nehmen wird, 


. Ä §. 8. 

Auch der Militairſtand iſt zur Abgift zur milden Anſtalt und zu Reihung 

der Alimenten verbunden. re, 

Bon diefer Abgift zur milden Anftalt und Reichung der Allmenten ift fein Stand, 
auch der Militairftand nicht ausgenommen, fondern der Soldat bis zum Lnterofficier eins 
geſchloſſen, zahlet, wenn er auffer feinem Sold etwas eignes hat, zehn Rthlr., oder weny 
er diefe nicht vermag, fo viel er aufbringen fann. Bey wiederholten Vergehungen bat 
bey dem Milicairftand das nemliche ſtatt, was in den vorhergehenden Paragraphen vers 
ordnet ftehet, nur daß die Strafe der Abgeneigtheit zur Ehe hier wegfaͤllt; indem die Ehe 
nicht in des Soldaten Willführ ſtehet: Ya felbit auch in dem Fall wegfällt, wenn er die 
Erlaubniß zur Heirath von feinem Vorgefegten erhalten hätte, weil ex vielleicht Bein Mittel 
por ſich fiebet, blos durch feinen Sold Frau und Kind zu ernäßren. Auch kann feines 
Dients halber der Soldat zur Wegarbeit und fonftiger Zuchrftrafe nicht gezogen werden, 
fondern fol ftart deren auf andere Art büffen. Die höhern Kriegsbedienten zahlen in Ges 
mäsheit des im vorigen Paragraph gedachten höheren Anſatzes. 
&.: N 


§. 9 


zur Verhütung Des Kindermordes. Ag 

ı | 9% 2 
Die Weibäperfon, welche ſich zum erftenmal vergißt, Toll aus. Mitleib fuͤt ihrta 
1 „;3ufland und deſſen Bölgen von aller Strafe frey ſeyu. he 
Die Diene hingegen, welche durch verführerifihe Reitzungen verbiendet, oder. durch 
betruͤgliche Hofnung verführt ich zum erftenmal vergeffen wird, foll aus Mitleid für ihren 
Zuftand und deffen Folgen, und damit fie zu Beobachtung. hiernach folgender Worfchrift 
wegen nicht Verheimlichung. der Schmwangerfchaft einen defto eingänglichern, Beiweggrund 
erhalte, von aller gefeglichen Ahndung, mithin auch von den fonft gebüßten fögenannten 
Surenbulichen befreyet ſeyn. J 


t 


ce 10. ap 
Dingegen wird fie beym zweiten Vergehen beficafl, ° 


Wuͤrde jedoch eine Dirne fich zum zmweitenmal vergeben; fo foll, wenn dieſes mit 
der nemlichen Perfon erfolger, mit welcher fie zum erfienmal fich vergeffen hat, und fie mit 
diefer gleiches Staudes ift, die Ehe, in fo ferne derfelben nichts hauprjächliches im Wege 
ftebet, “unter ihnen vefucht werden: Finder die Ehe nicht ftatt; fo zahlet fie, wenn fie der 
» abgeneigte Theil ift, und jie auffer ihren nöthigen Kleidungsftücken und bedürftigem. Bette 
etwas befigt, acht Rthlr. zum milden Inſtitut oder verdient folche durch Arbeit ab. Iſt 
fie aber zur Ehe willig; fo gibt fie nur die Hälfte davon; die Ehe mag erfolgen oder nicht, 


oo. \.G ım . 
und beym drittenmialigen: Vergeben ind Spinuhaus geſchickt. nn er 


ne Wenn eine Dirne ſich zum drittenmal mit der nemlichen Perfon vergehet; ſo wird 
die Ehe nochmals mir Ernſt verfucht, und im nicht plaßgreifenden Fall wird fie, wenn fie 
der abgeneigte Theil‘ ift, auf vier Monate ins Spinnhaus geſchickt. ‘Dafern fie aber zur 
Che bereit ift, obgleich ſolche nicht erfolget, buͤſſet fie mie der Halbfcheid. Erfolge gber 
wirflich die Che; fo zahlet fie fünf Reb'r. oder verdiener folche ab, it diefes d:ittenmalige 
Vergeben aber nicht mir der nemlichen Perfon verübt; fo gebet die Dirne auf fechs Moxare 
Ins Spinnhaus, wo ihr Verdienft, wie eben auch im Fall der vier monatlichen Spinns 
hausarbeit, dazu angewendet wird, das Kind mittler Zeit zu unterhalten, vorausgefegt, daß 
duͤrch die verordnungsmaͤßigen Alimente, und der Ditne eignes Vermögen, diefes nicht 
Hefchehen koͤnnte: Denn widrigens kommt der Verdienft zum Beſten des Spinnhauſes. 


$. 12. | 


Die Strafe des drittenmaligen Vergehens wird jedoch nach Umſtaͤnden von der Regierung 
un L | jedesmal näher beſtimmt. 

” Jedoch follen diefe Fälle des drittenmaligen Vergehens, in fo fern fie durch die Um⸗ 
ände zur willführlichen Beſtraſung gediehen, nicht eher mit Strafe belegt werden, bie 
nfere Regierung, an welche die Protocelle dieſerhalb jedesmal mit Bericht einzuſenden 
nd, folche Bictirt habe; indem es deren Ermeflen und Uriheil anheim geftelle it, ſolche 
trafe, Umftänden nach, entweder zu mindern, zu erböben, oder in vorgefchriebener maße 

Öuszutheilen. Diejenigen Gerichte indeffen, welche hierin die alleinige Cognition. haben, 
And hierunter in Beine Verbindlichkeit gejeße die Ihre Wefugnig heſchraͤnkte. ı: ..? £ N 
J F S 3 ‚1% 


u 


142 > 7, MRaldedifhe Werordnung ..- 


. 13. 
Die Strafarbeit kann aug dazu bewegenden Urfachen mit Gelb abgebuͤßt werden« 


Und follte die Strafarbeit aus Hinlänglichen Urfachen wirklich nicht abgeleiſtet wer⸗ 

den koͤnnen; fo follen die Verbrecher mit Erlegung einer Summe, welche Ihrem Vermoͤ⸗ 

joftande angemeflen if, und zum geringften genommen, wicht unter 10 Reblr. feyn darf; 

zue Caſſe der milden Anftalt, oder dafern ihre Umftände ſolches nicht ersitten, durch eine 
andere.obigem Anſatz gleichgehende willführliche Strafe büffen, 


$. 14. — 
Es ſoll auf die geſchwaͤchte Dirne kein Schimpf fallen, 


Es fol auch‘, wenn die geſchwaͤchte Dirnen der hiernach folgenden Vorſchrift der 
Bekanntmachung ihrer Schwangerfchaft wegen, fi) ohne Zwang und Hinterhalt zu ihrem 
eignen Beſten fügen werden, jederman bey Vermeidung willführlicher Strafe verbotten 
ſeyn, fie ihres begangenen Fehltricts wegen zu verunglimpfen, oder wohl gar zu fchelten, 
und fie für ebrlos auszugeben; fondern man fol fie mit bejcheidenge chriftlicher Siebe ers 
tragen. | 
| $. 15. 

Sie fol aber ihre Schwangerſchaft, fo beit fie folche vermerkt, einer ehrbaren Perfon . 
oſſenbaren, 


Dagegen ſollen aber die geſchwaͤchte Weibsperſonen, ſo bald ſie ihre Schwanger⸗ 
ſchaft bemerken, ihren Zuſtand ihren Eltern, oder denen, die ihnen an Eltern ſtatt ſind, oder 
ihrer Brodherrſchaft, auch wohl einer verheiracheten, oder verheirathet geweſenen Ver⸗ 
wandtin; oder falls fie allzugrofle Furcht und Scheu davon zurück Hielte, der Wehmutter 
des Orts, oder einer font ebrbaren Frau oder Freundin, nebft dem Namen ihres Schwäns 
gerers entdecken, welche Perfonen diefes Vertrauen nicht mißbrauchen, fondern es nur 
dahin anwenden müffen, daß fie es in Städten dem Stadt⸗ Commillario, und wo. deren 
Peiner wohnte, oder auch in deffen Abmwefenheit dem Amtsführenden Yurgermeifter, in den 
Dörfern aber dem :Dorfrichter, welcher es fofort ben Gericht oder Amt zu melden bat, 
auf Megeregen, Höfen, Mühlen, u. f. w. hingegen dem Anıtmann, oder dem Öutsherrs 
lichen Öericht fofort anzeigen, welche Anzeige jene fo wohl, als diefe bey ſich zu behalten, 
die obrigkeitliche Perfonen folche jedoch in ein abfonderlic) Buch glaubhaft einzutragen, fos 
dann den angegebenen Thäter in der Stille darüber zu vernehmen, und falls er der, Sache 
nicht geftändig, wie fonft in vechtlichem Wege die Vaterfchaft zu erforfchen haben, 


$. 16. 


Auch bey herannabender Geburtszeit zu Erlangung Beiftanded der Wehemutter oder 
"einer andern ehrbaren Frau davon Nachricht geben. 

Die Geſchwaͤngerte follen auch, bey Herannafung der Geburtszeit, die bevorftehende 

Geburt ihrer Mutter oder Schwefter oder Verwandtin, wenn diefe beide felbft ſchon ges 
bohren baben, oder doch mwenigftens in Ermangelung der Bademutter einer ehrbaren und 
verftändigen Frau, die felbft Kinder gehabt hat, offenbaren, und durch felbige fich die zu 
ihrer Geburt nörhige Hülfe zu verichaffen fuchen, | | —F 
J ‚17% 


zur Verhuͤtung Des Kindermördes. 243 
N N S. m — — * 
ver nach der rburt verſtuͤrbe, der Obrigkeit ſofort die Anzeige davdir thun = 
Befchähe es nun, dab das Kind, fo unter dem Beiſtand einer ſolchen eben be⸗ 
nannten Perfon, oder der Wehmutter geboßren wird, unter der 


en | Geburt, oder bald here 
nach verſiuͤrbe) ſo foll die Wehmmeter, oder ‘die ben der Gebuttgeweſene Perfon folhes 
ohne Arfiand dem Gericht anzeigen, damit ſolches alienfalld die Befichtigung des Kindes 
veranſtalten fönne ; -dafern die gemeldete Perſonen aber die alsbatdige Anzeige unterlaͤſſen; 
ſo follen ſie auf ein Jahr lang zum Zuchthaus gebracht werden. : . | 


— 


Strafe der Weibsperſon, welche ohne Meldung der Herannahung der Geburtszeit nie⸗ 
dergekommen iſt. 


Waͤrde aber eine geſchwaͤchte Weibsperſon dieſe Eutdeckung ihrer Schwangerſchaft, 
oder, wen ſie dieſe auch offenbart hätte, dennoch die Heraunahung ihrer Geburt zu mel⸗ 
den, „unterfaffen und ohne Beiſtand niederkommen; ſo ſoll ſie dieſerhalb allein, wenn 
(don das Kind am Leben bleibt, auf drey Jahre zum Zuchthaus, dafern das Kind aber 
fur), nad) der Geburt verloren, oder Lödf auf die Welt gefommen wäre, auf ewig und uns 
abbitelich zum Zuchthaus verdamme ſeyn, und feine Ausflucht der etwa zu frühen Nieder⸗ 
funft, oder der üibereilten Geburt iht helſen, Weil fie ihre Schwängerfchaft und heranna⸗ 
bende Entbindung entdecken follen, und wenn fie bey der Geburt Hülfe gehabt hätte, das 


J 


Kind wahrſcheinlich gerettet ſeyn wuͤrde. 


Dir Geſch wangerie foß anch in dem all um Huͤlfe eufen, menu fie gleich von des Geburt 
DS Überetit\mürde, and Ton en 2 nach der Geburt, es fen todt oder 
lebendig, zum Vorſchein bringen. ee 


% 


5 I 


Selbft indem Fall, wenn eine gefihmächte Weibsperfon, die ihre Schwangers 


ſchaft angezeigt, wirklich und wahrhaftig von der Geburt uͤbereilt wuͤrde; fo foll diefelbe 
doc) ‚' bey Vermeidung dreijähriger Zuchthausſtrafe, To bald fie die Weheil ‘ergreifen, um 
Huͤlfe rufen, und das Kind, fo ſie zur Welt gebracht hat, gleich nad), der Geburt, ts ſey 
todt oder lebendig, zum Vorſchein bringen, much, im Fall’es tode iſt, fo bald es nur im⸗ 
mer geſchehen kann, den Gerichten des Dres den Vorfall bekannt machen laſſen. Und fols 
fen feine Ausflüchte, als hätten fie die Herannahung der Geburt nicht gewußt, noch vermu⸗ 
thet, oder fie haͤtten die Geburtswehen für andere Schmerzen gehalten, durchaus, und 

ganz ımd gar nicht dagegen, und zu Befreyung von der gemelderen Strafe ftate finden. . 
= §. 20. en a Fe 9 
Itern, Vormuͤnder, Herrfchaften zc. follen die Tochter, Pflegbefohlne oder Magd, welche 
Ä - fie für fhmanger halten, zum Seftändniß zu bringen füchen, aber Ä 

—F in keine Weiſe uͤbel behandeln. = | | 
| - Würden Eltern an ihrer Tochter, oder Verwandte an ihrer Verwandtin, Vor⸗ 
minder an ihren Pflesbefohlnen, auch Herrſchaften an ihren Maͤgden, oder Hausmütter 
DEREN | -an 


(4 


Anb die bey er Geburt zugegen geweſene Perfon fol, wenn das Rind todt zur Welt kaͤne,““ 
u Aa 6 — 


— 


Bi 53, MWaldefifhe Werordnung: 1 


an denen, bey ihnen Miechsweife wohnenden einzelnen Weibsperfonen eine Schwangerfchaft 
zu vermerfen glauben; fo jollen fie folche ohne Anftand befragen, und fie liehreid) sum Or 
ſtaͤndniß zu bewegen fuchen; und mögen fie bey eingeftandenem Vergehen folches Uhnen 
ſanftmuͤthig verweifen, fie haben ihnen aber auch wiederum Aufrichtung und Troſt ein⸗ 
rechen. et 
u Keinesweges follen aber die Eltern, oder die an deren flatt find, ‚wie auch die 
Vormuͤnder und Gefhwifler „ noch weniger aber weitläuftige Anverwandte, und die Brods 
berefchaften die troſtloſe Dirne übel behandeln, mir bittern Vorwürfen plagen, fie wohl gar 
treten und jchlagen, oder fie in einen verlaffenen Zuftande zum Haufe hinaus ftoffen, bey 
Vermeidung fcharfen Einfehens und willführlicher Strafe, 


Sollte aber 


R 


— §. 21. 


Auch wenn die Dirne zu keinem Geſtaͤndniß zu bringen iſt; ſo ſollen ſie den Verdacht 
dem Pfarrer, und noͤthigen Falls der Obrigkeit anzeigen. 


Das Maͤdgen zu keinem Geſtaͤndniß zu bewegen ſeyn; fo haben ſie es.in der Stille 
dem Pfarrer oder Scelforger ihres Orts zu offenbaren, welcher dann die Beargwohnte vors 
zunehmen bat, würde fie auch dieſem ipr Geſtaͤndniß verfagen,, und es blieben die Vermu⸗ 
tbuugen gegen fie dennoch immerfort Sa; fo follen die Eltern, Verwandte, Vormuͤnder, 
oder Herrfchaften es der Obrigkeit bey Zeiten anzeigen, welche auf abermaliges Läugnen dee 
Dirne, und dafern dennoch gegründerer Verdacht gegen fie bliebe, fie durch die Wehmut⸗ 
ter bejichrigen zu fallen, und fie alsdenn im Sal der Echwangerfchaft, jedody nicht eher, 
als bis ſolche ganz unläugbar erfcheint, veft zu halten, und den Fall an die Regierung zu 
berichten bat, welche fie fuͤr ihr verftockteg Läugnen mit drey monatlicher Zuchtarbeit beftras 
fen wird. Die Beamten und Magiftrare mögen erft in diefem Gange zu Herbeiholung einer 
Geſchwaͤngerten fchreiten, und follen fünftig nicht mehr, wie wohl gefcheben ft, mie fo 
fortiger Herbeiführung duch Schüßen verfahren, | 


6. 2 


Das Weibshild, welches ohngeachtet aller diefer Milde und anerbotenen Beiſtandes dennoch 
fein Kind umbringen wird, fol ohne Gnade, nach Vorfchrift der peinlichen Geſetze 
gejäckt, daß heißt, ſchmaͤlich im Waffer zu tode gebracht werden, 


Und wie durch die Errichtung der milden Anftalt, davon die Anordnung zugleich 
nebft diefem, durch den Druck und gewöhnliche Publication zu jedermanns Wiſſenſchaft ges 
bracht wird, den allzudärftigen, oder von Beiſtand verlaffenen geſchwaͤchten Perfonen, 
auch den unehlichen armen Kindern, die von ihren Vätern oder Müttern nicht hinlänglich 
ernäbree oder verfürger werden fönnen, aufgeholfen werden foll; mithin einer geſchwachten 
Perſon, da fie weder mit Furcht vor öffentlicher Schande, noch mit Kummer und Bes 
ſorgniß für fich und ihr Kind zu Pämpfen, noch fonft eine Strafe zu tragen hat, welche ibe 
das nothduͤrftigſte Auskommen entriffe, nicht die allergeringfte Entjchuldigung für fich ans 
ju,ichen übrig bleibt, warum fie die anbefohlne Entdecfung nicht gemacht, und dann wohl 
gar an ihr eigenes Fleiſch und Blut mörderifche Haͤndegu legen, gostlofer weife fich vers 
geilen habe; fo bleibe eine folche vorfegliche freche Todsichlägerin der Schärfe der Geſetze 

ohne 


E 


2 zur MWerhhtung:des. Kindermanbteii-iz 1gs 


ohne Barmher igkeit uͤberlaſſen welche der Kindermoͤrderin den, ſchmaͤlichen Tod 
Saevnb —— Berk in: WdE sl u — Ag 
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2 layer u RR . inet EIER: Be & En un. ET j es = Bu ? 
A ugeker ‚welcher der Geſchwaäͤchten zu Verheimlichung der Schwangerſchaft, 
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= jähriger Zuchthausarbeit.beftraft werden. "— — : 
ie man, auch öfters erfahren, daß die Schwaͤngerer ihren Gefchwächten zu 
Derbeimlihung der Schwangerſchaft Anrarh ertbeilen, ja wohl gar zu Abtreibung Den, 
Srucht allerhand wermeintlihe Mittel und Borfhub, oder zu Verbringuug des. Kindes 
ge BANN geben; ſo follen dergleichen gewiffenfofe.Kerls, nach Befihden der Schuld, 
mir fechsrauch zebmpäbriger Zuchrshausitrafe, ja wen das’ Bergeben groöß ift, mi Staus 
penjchlag und ewiger Zuchtarbeir unabläßig belegt werden, De — 


x Miedie Beamten und Megiſtrate ſich in Cognitlon und Beſtrafung dieſer Verbrechen 
mon, Zuraniktsin zu verhalten hahen. ee Le 
u: 23 Die Beamten follen. in den. Fällen, die für fie gehören, wie vorfin,..die,Unterfug 
dung gder Foguition, auch die; Eraction der Abgabe zmm. milden Inſtitut behakten, ihnen 
auch,zufammen, im Sall da ein gemeiner ſehr woblbabender Mann der Stuprator ift, die 


Beſtimmung, ob dieſer Mann fuͤr ſehr wohlhabend anzunehmen ſey oder nicht? uͤberlaſſen 


hleiben. Ja Städten, wo der Landesherr die Strafe ganz oder zum Theil zu heben hat, 
iD ‚fie, mode, ſonſt, erboben,. nur daß fie an den Caßirer der milden Anjtale abzugeben 
Es verilehe fich hiexbey, daß die hierin enthaltene Vorfchriften, in fo weit fie die Bes 
afung degweruͤhten Hurereyverbrechens felbft berühren, den Graͤflich⸗ und Adelichen Ges 
tirpsen ‚..npie-guch den Städten, in der Maaße, worin fie in dergleichen Vergehungen die 
einige Cognition haben, an ihren bergebrachten Rechten feinen Eintrag thun, vielmehe 
eufelben, nach Zuftändigkeit der ihnen zufommenden Jurisdiction, allerdings frey bleiben 
-folfe, darunter. nach) Vorſchrift diefer Berorduung und herkommlicher Befugniß zu cognofeis 
ven. Wornach ſich zu achten. J | — 
.AUpyſere Regierung hat aber auf die Befolgung dieſer Verordnung mir Eenſt und 
Nach duick · zu halten, fie durch den Druck zu jedermanns Wiffenichaft zu bringen, auch dutch 
das Lonfiitorinm zu veranftalten, daß fie an einem durch daffelbe zu ernennenden Kirchtage 
jm ganzen Sande und der Örafichaft Pyrmont publicirt, und dieje Publication jeden yeunten 
Sonntag nad) Trinitatis alljährlich wiederholt werde, und fonft denen Pfarrern zu ihrer 
Magha Hrung das erforderliche durch die Inſpectores zugebe. 
.. And ewie Wirzu beſſerm Verſtaͤndniß für den gemeinen Mann die. angedendke 
Summariern daraus zuſammen ziehen laſſen; fo ſoll deren ein Exemplar au die Kirchthuͤren 
geſchlagen, drey andere aber in jede Gemeinde, und zwar eins an den Pfarrer, das zweitt 
an den Dowfrichter, und das dritte an den Schulmeifter abgegeben werden, damit diefe 
Merfonen.felbft und jedermann ſich daraus verftändlic) belehren mögen. 
Urkundlich Unſerer eigenhändigen Unterfehrift und bengedruckten Fuͤrſtl. Inſiegels. 
Gegeben bey Unferer Regierung. Arolfen den zten Januar, 1780. - | 


«ts. 


| (L.S) Fr iedrich, Fuͤrſt zu Walde, j 
Beckmanns Geſetze I. Cheil, 8. Bon 


196 Churbraunfhweigifhe Verordnung x. 


man’ während der erſten Huͤlfsleiſtung einen Windarze herbeyſchaffen, damit 
nad) der Erholung bald eine Ader geöfner werden koͤnne. Auch ift alsdenn ein 
Pulver fehr wirkſam, welches beftepet aus ‚gereinigtem Salpeter, we na 
Weinftein, oder an deffen Stelle diaphoretifchen Antimonium, von jedemg 
Eampfer ı Eran. „Hiervon kann man dem Kranfen, wenn er amfänge fich w 
erbolen, alle drey Stunden etwa eine Mefferfpige voll geben. 


6) Im Fortgang der Beſſerung wird der Kranke mit Suppen und leichten Speifenges 
pflege, auch kann das Gemach, worin er liegt, nach und nach gewaͤrmt werben. 


7) Soflte nach der Erholung noch ein einzelnes Glied fühllos bleiben; fo wird «6 fo 
lange mit Schnee oder genegten Tüchern nad) der Borfchrift Nro. I. und 2, . 
bedeckt. 


a) Allen weitern Rath füche man bey dem Arzt, welcher auch die eigentliche Dadur 
beforgen wird. 


9)9 Iſt jemand im Winter ertrunfen, und wird unter dem Eis herausgehoit; ſo * 
er nicht leicht zugleich erfroren, ſondern muß wie ein Ertrunkener bubandele 
werden; es wäre denn, daß man aus der Eteifigfeit und Härte des Körpers 
das Gegentheil vermuthete; in diefem Fall wäre erft die bey Erfrornen —— 
ſchriebene Huͤlfe zu leiſten, und alsdenn erſt allmaͤhlig die bey Cerruncenga 
ſchriebene anwendbar. 


Anmerkung. 


Wer ſich der Kaͤlte ausſetzen muß, wird aufs dringendſte gewarnet, fh 
Getraͤnke, befonders des Brannteweins, zu enthalten; fonft feget er fich der — as 
von einer unuberwindlichen Neigung zum Schlaf überfallen zu werden, und —** im 
Schlaf umzukommen. Auch * jene hitzige Getraͤnke muß man ſich in ſtrenger Kälte 
nie dem Schlaf überlaflen; fondern fih, um ihn zu verhuͤten, fo angenehm er auch fcheis 

nen mögte, Beregungen zu machen fuchen. 


Sicherer ift es, wenn dergleichen Perfonen warmes, überall zu habendes Bier, 
wit etwas Ingwer zur Erwärmung zu fich nehmen, 


—* 


I 


12, Fuͤrſt⸗ 


* > B rn. en 3⸗ 14% - ' 
PAIICEIGOAAM. RER: 8372 


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- * ⸗ 2 ..r r “or. .. u N. 
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Jedi %. Fa . J— F Pe vn . Br 4 F 
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. . werd 
4; . “ . . - z to. 


grftich⸗ Woheciſche Verrrdnung zur Verhůtung 
des Kinbermords, wider die Verheimlichung unehelicher 
Schwangerſchaft und Niederkunft, wie auch über Errihtung einer ' 
milden Anſta zu ehen dieſem Zwec, vom 
et zten Januar 1700. > 31a TE 


x . nt ron TI 





Bao Gottes Snaden Fried rich— gif zu Wihec, Sf; su yeniont 

und Rappoltſtein, Herr zu Hoͤhenack und. Geroldseck am Waßigen sc, 2% 

Geſetzgebliche Anordnungen find nicht immer, noch weniger. anf beſtaͤndig mit dam gu 
Erfolge begleitet, welcher hey ihrer Veranlaſſung Abſicht und Zweck war, - .ı Le 


| Es entfliehen bielmeßr öfters ,: es fen aus Borureheil- und Mißverftahh, Ser ai 
leidenfchaftlicher Verkehrtheit, fo widrige Würfungen daraus, daß die gefeßgebehde Auge 
beit ſich genoͤthiget fi fiebet, ihre Vorſchriften mit geaͤnderter Kraft zu beleben, wenn ſie ihre 
wohlgemeinte Abſicht zum, Veſten des gemeinen Weſens nicht verfehlen will. 


So war es gut gemeint, wenn in den fruͤbern Zeiten des Chritenefums, um der 
Unkeuſchheit und der Hurerey Einhalt zu thun, die ſogenannte Kirchenbuße in den meifte 

chriſtlichen Staaten eingeflihrt wurde. Vielleicht war ſie auch gleich Anfangs, "Sa mar 
fie nach ihrer aͤchten Abfiche kannte und brauchte ‚ mit den beften Folgen berfnäpf. 


Allein die Erfahrung hat gewiefen, daß den diefer Kirchenzucht gar off die‘ Gefal⸗ 

lene ohne Beſſerung, und die Gemeinde ohne Eindruck geblieben ſind; ja, nicht ſelten 

aben geſchwaͤchte Dirnen den Auftritt der Öffentlichen Buße aus irrigen Begriffen für ſo 

dent gehalten, daß fie'ju Verheimlichung ihrer Schwangerfchaft und Geburt, leider! 
auch wohl gar zu Verbringung und Toͤdtung ihres Kindes ſich veranlaßet gefunden. 


So war und iſt es auch in chriſtlichen Staaten erforderlich, der Unenthaltſamkeit 
durch buͤrgerliche Strafen Einhalt zu thun; allein die Richtung dieſer Beſtrafung, und die 
ungluͤcklichen Folgen, welche auſſer dieſer geſetzlichen Ahndung, in Verachtung, Verſtoſ⸗ 
ſung, Duͤrftigkeit und mancherley Elend uͤber eine gefallene Dirne zufammenfließen, haben 
ebenfalls manchmal zur Unthat die gottloſe Wuth gereizt, ‚oder Mutter und Kind huͤlflos 
dahin finfen laſſen. 


| Mit kandesvätterlicher Bekuͤmmernĩß haben Wir dieſe jeweiligen traurigen Folgen 
der Unenthaltſamkeit beherzigt, und ſelbſt mit Aufopferung eines betraͤchtlichen Zugangs zum 
Sandesherrlichen Fiſcus, durch gegenwaͤttige Verordnung einen Verſuch der Sicherung ges 


gen Todesyerbrechen und Menſchenverluſt zu megen den: ernfllichen Bedacht in der zuver⸗ 
ſicht⸗ 


Beckmanne Geſetze 1. Theil, \ 


138 MWaldekifhe Verordnung 


fichtlichen Hofnung genommen, daß Gott, der gewiſſe Vergelter guter Abfichten, ein fo 
DMienfchenfreundliches Werk mit den erroünfchten Folgen beglücken wolle, 


Unfere liebe Untertbanen mögen aber aus diefer, Verordnung ind Anftafe eine 
‚neuen Beweis Upferer Sorge für das Beſte des Varerimdegnehipen, und, pigienh :deA 
Vorſatz faffen, durch chriftliche Zucht, Ordnung und gute Sitten derfelben fich imuer wuͤt⸗ 
dis zu ethalten. lieh... Gi 


.. 8 


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1 


.. . . Wir wollen und verordnen alfo hiermit. 
1 ge 1.“ —E 
Schamloſes Betragen und Laͤderlichkeit werden ohne Nachſicht beſtraft. 

So viel das Laſter der Hurerey und ſchaͤndlicher Unzucht betrift, worinnen ein les 
diges Weibsbild um Lohn, oder ohne Geding, der ausgelaſſenen Luſt frohnet, in oͤffentlichen 
Wirthshaͤuſern oder Gelagen ſich berum ziehen laͤſſet, oder ſonſt ſchamlos ſich auffuͤhret; 
oder auch ein Mannskerl zuͤchtige Maͤdgens zu verleiten, und gute Sitten zu verderben ſich 
ein Gewerbe, und zur Gewohnheit macht; fo fol ſolchem Berragen mir Ernft geiteuret, 
umd. Die Seichtfertige Meße mit Gefaͤngniß, Strafarbeit, Strohkranztragen, öffentlichem 
Pranger, uno dergleichen, der liederliche Kerl aber ebenfalls mit Gefaͤugniß⸗ oder harter 
Strafarbeit,. beide Verbrecher jedoch nach Bewandniß der Uinftände fchärfer oder gelinder, 
beleget werden. ur 


u 2 2 u 

Aus menfhlicher Schwachheit gefallene Perfonen hingegen werben mit gelinderee Iuche - -: 

sur Ordnung zuruͤck gefuͤhreee. — 

Dagegen ſollen die Perſonen, welche durch Verſprechung der Ehe und andere 

Reigungen verführet, aus menjchliher Schwachheit gefallen find, und ein Kind auffet: der: 

Ehe erzeuger haben, aus Eingangs angeführten Bewegurfachen, auf nachſtehende Art: zii; 

ehriftlicher Zucht und Ordnung wieder zurück geführet, und ihr begangener Fehler gebuͤſſet 
werden. | 

$. 3. F 

Statt oͤſſentlicher Kirchenbuße legen ſie privatim ihre Reue ab. de 


Es follen nemlich der Schwängerer und die Öefchwängerte mit der oͤffentlicher Kir⸗ 
henbuße verſchont bleiben, He jollen aber bey dem Pfarrer, in deffen Gemeinde fie den 
Fehltritt begangen baden, in feinem Haufe privatim ihre Reue bezeugen, von ihm die Ers 
mahnung zur Buße und Beſſerung annehmen, und folchergeitalt zur Communion zugelaſſen 
werden, und haben fie dem Prediger den fogenannten Kirchbußehaler abzugeben. 


§. 4 
Etrafe ber Manngperfonen beym erfien Vergehen. Der Echwängerer zahlt ben Tauftbaler. 
Die unverchlihte Mannsperfon, welche einer Dirne unerlaubterweiſe beygewohnt 
bat, foll, wenn fie von gemeinem Burger⸗ oder Baurenftande ift, für das erfte Vergeben 
sehn Rthlr. zur Caffa der milden Anſtalt zahlen, ader im Hall des Unvermoͤgens, für das 
| .. .. ze, 


zur Merhütung des Rindermmrdes. a 


Ganze, oder einen Theil deg Vertrags an öffentlichen Straſſenbeſſerungen fo lange arbeis 
ten, als bie Straffumme oder ein Theil.davon, Axrbeitertagelohn xin fish enchält. Wenn 
fie aber fehr bemnittelt ift; be zahlt fie zwanzig Rthir. Der Vornehme, wenn er gleich 
nicht reich if, zahlet für dag. erftemal zwanzig Rthle zur milden Aaftalt;- „ Die Erörterung 
der Stage, ab, im twiderfpröchenen Sal, jemand für vornehm oder teih anzunehmen ſey? 
bleibe Unſerer Regierung vorbehalten. 


Beide, Vornehme und Geringe, geben aber den Tauſthaler wie vorhin, und wenn | . 


fie die Geſchwaͤchte ehelichen; fo zahlen k ie nur die Hälfte der in vorigemi $, beftimmten Ab⸗ 
gift zur mildeh an Anſtalt. 


> x " ð .J YA 
* $. 5. * a 
Strafe der Mannsperſon beym zweiten Vergehen. 


Wenn die Mannsperfon ſich mit der nemlichen Dirne zum zweitenmaf vergeht, 
ſolche aber nicht ehelichen will; fo zahle fie ohne Unterfchied, fie mag vornefm und unbe⸗ 
mittelt, oder geringen Standes und wmohlbemittelt ſeyn, das Quantum des erftmalige 
Vergehens und noch einmal halb ſo viel. It: fie ie Ehe wilig, ſo jahlt ſi fie e nut das W 
tige Simplum, | 


Iſt es nicht die vorige Geſchwaͤchte; ſo ſahlt fe die einfache Snake, fr Pe 
wenn fie gemeinen Standes ift, auf 3 Wochen zur Straffenarbeit, ode J verdient folche ab, 


Die Vornehmere zahlt aber das Simplum, fo fie vorher gegeben vu ein und ein halbmal. 
nt, N : ng yo, von, 


Stufe ber Rannbpefen —* rittramatigen Weröthen. J FR = 
Vergeht ſich die Mannsperſon zum drittenmal, und zwar mit einer der vorigen Di 
nen, und die verfuchte Che findet ftatt; fo zahlet er. das Simplum und noch halb fo viel, 
oder er verdient folches ab. Will fie aber zur Ehe fich nicht erklären; fo geht fie auffer 
dem auf 6 Wochen zur Strafarbeit, rn ger np as 
Iſt es nicht eine der vorigen Geſchwaͤchten; ſo wird ſie auſſer eben gemeldeter Ab⸗ 
gift zur milden Anſtalt mit drey monatlicher Straſſenarbeit belegt. : .2' 


| Dem ſehr Bemittelten, oder dem Vornehmern beſtimmt die Bin die —X 
Pie 12, und 12. 2 


u} Te . —W | " on 3 
Beſtimmung der Alimenten und. Erjiehungstoßen. ende 


Ä Bon welchem Stande und Mitteld aber der Schtwängerer fe, iendt’hik die UN 
föwächte gemeinen Standes iſt: fo fol et dem Kinde, mithin ber Mutter tu das Ki rd 
dis zum Ablauf des 14ten Jahres, und war 


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10 Baldedifhe Verordnung ° —« 


das ıfle Jahr ⸗ ⸗ 1 Rehlr. 12 Gr. 
te ⸗ ⸗ 2 9 | 
I3te 9 ⸗ 3 91 009 
ae 9 ⸗ ⸗ 3 9 24090 
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I4te 9 ⸗ ⸗ (Ber Zur er 


Summa 78 Rıfle. » # 


für Nahrung, ‚Kieisung und Schulgeld, und zwar in Gefolg gempiner. Rechte ju Anfang 
eines jeden Jahrs von Geburt des Kindes an zu rechnen, zußlen, auch wenn er e6 zu thun 
im Stande ift, dem Kind nachher und allenfalls zu Erlernung eines Handwerks behuͤlf⸗ 
lich feyn, | J 


Und wäre die Mutter das Kind ſelbſt zu ſtillen auſſer Stande; ſo verſteht es ſich 
vdn felhft, daß der Vater auch die nörhigen Verammungskoſten felbft zu tragen babe. 
Wobey es dann dem natürlichen Water ſrey bleibt, nach vollendeten erften vier Jahren das 
Kind ſelbſt zu fich zu nehmen, wenn dagegen feine verhinderliche Umftände vorwalten, ‘Wäre 
aber die Geſchwaͤchte nicht gemeinen Standes; fo fol die Beſtimmung der Alimenten von 
Unferer Regierung erfolgen, welche die bey jedem Fall vorliegende befondere Umftände des 
Standes und des Vermögens beider Perfonen zum Grund ihrer Borjchrift nehmen wird, . 


Ss 8. 


Auch der Militairſtand iſt zur Ahgift zur milden Anſtalt und zu Reifung 
der Alimenten verbunden. .. 


Bon diefer Abgiſt zur milden Anftalt und Reihung der Alimenten ift fein Stand 
auch der Militairftand nicht ausgenommen, fondern der Soldat bis zum Unterofficier eins 
gefchloffen, zahler, wenn er aufler feinem Sold etwas eignes hat, zehn Rthlr., oder wen, 
er diefe nicht vermag, fo viel er aufbringen kann. Ben wiederholten Bergehungen hat 
bey dem Militairftand das nemliche ſtatt, was in den vorhergehenden Paragraphen vers 
ordnet fteber, nur daß die Errafe der Abgeneigeheit zur Ehe bier wegfaͤllt; indem die Che 
nicht in des Soldaten Willkühr ſtehet: Ya felbit auch in dem Gall ivegfällt, wenn er die 
Erlaubniß zur Heirath von feinem Vorgefegten erhalten hätte, weil ex vielleicht fein Mittel 
pot ſich ſiehet, blos durch feinen Sold Frau und Kind zu ernähren. Auch kann feines 
Dienfts halber der Soldat zur Wegarbeit und fonftiger Zuchtftrafe nicht gezogen werden, 
fondern foll ftart deren auf andere Art büffen. Die hoͤhern Kriegsbedienten zahlen in Ges 
mäsheit des im vorigen Paragraph gedachten höheren Anfages. 
— 5 


§. 9 


zur Verhütung des Kindermordes. 141 
un 9 | | 
Die Weiböperfon, welche ſich zum erftenmal vergißt, fol aus. Mitleib fuͤt ifren 

Zuſtand und deffen Folgen von aller Strafe frey ſeyn. . 
Diie Dirne hingegen, welche durch verfuͤhreriſche Reitzungen verblendet, oder durch 
betruͤgliche Hofnung verfuͤhrt ſich zum erſtenmal vergeſſen wird, ſoll aus Mitleid fuͤr ihren 
Zuſtand und deſſen Folgen, und damit fie zu Beobachtung hiernach folgender Vorſchrift 
soegen nicht Berheimlichung der Schwangerfchaft einen defto eingänglichern. Beweggrunð 
erhalte, von aller geſetzlichen Ahndung, mithin auch von den ſonſt gebuͤßten ſogenannten 
Hurenbruͤchen befreyet ſeyn. . 

®» Kr nn §. IO. . 
ingegen wird fie beym zweiten Vergehen befitaft, °  — 


Würde jedoch eine Dirne fich zum zmweitenmal vergeben; fo foll, wenn diefes mit 
der nemlichen Perfon erfolger, mit welcher fie zum erftenmal fich vergeffen bat, und fie mit 
diefer gleiches Standes ift, die Ehe, in fo ferne derfelben nichts hauptſaͤchliches im Wege 
ſtehet "unter ihnen vefucht werden: Finder die Che nicht ftatt; fo zahlet fie, wenn fie der 
. abgeneigte Theil ift, und jie auffer ihren nöthigen Kleidungsftücken und bedürftigem. Wette 
etwas befigt, acht Rthlr. zum milden Inſtitut oder verdient folche durch Arbeit ab. If 
fie aber zur Ehe willig; fo gibe fie nur die Hälfte davon; die Ehe mag erfolgen oder nicht. 


‘\.g 11. | 
und beym drittenmaligen Vergeben ind Spinnhaus geſchickt. | Zu 


Wenn eine Dirne ſich zum dsittenmal mit der nemlichen Perfon vergehet; ſo wirk 
die Ehe nochmals mit Errift verfücht, und im nicht plaßgreifenden Fall wird fie, wenn fie 
der :abgeneigte Theil ift, auf vier Monate ins Spinnhaus geſchickt. Dafern fie aber zur 
Ehe bereit ift, obgleich folche nicht erfolget, bülfer fie mir der Halbfcheid. Erſolgte gber 
wirklich die Che; fo zahlet fie fünf Reh'r. oder verdiener ſolche ab. it diefes d:ittenmalige 
Vergeben aber nicht mir der nemlichen Perfon verübt; fo gehet die Dirne auf fehs Moxute 
ins Spinnhaus, wo ihr Verbienft, wie eben auch im Fall der vier monatlichen Spinns 
bausarbeit, dazu angewendet wird, das Kind mittler Zeit zu unterhalten, vorausgefegt, daß 
dürch die verordnungsmäßigen Alimente, und der Dirne eignes Bermögen, dieſes nicht 
gefchehen koͤnnte: Denn widrigens kommt der Verdienſt zum Beſten des Spinnhauſes. 


$. 12, on . 


Die Strafe des brittenmaligen Vergehens wird jedoch nach Umftänden von der Regierung 
_ jedesmal näher beſtimmt. 
DJedoch follen dieſe Fälle des drittenmaligen Vergehens, in fo fern fie durch die Um⸗ 
ände zur willführlichen Beftrafung gedieben, nicht eber mit Etrafe belegt werden, bie 
nfere Regierung, an welche die Protocelle dieferhalb jedesmal mit Bericht einzuſenden 
nd, folche dictire habe; indem cs deren Ermeflen und Uriheil anheim geftelle iſt, ſolche 
trafe, Umftänden nad), entweder zu mindern, su erhöhen, oder in vorgefchriebener maße 
Auszutbeilen, Diejenigen Gerichte indeffen, welche bierin die alleinige Cognition haben, 
find hierunter in Beine Verbindlichkeit gejeße Die Fa Befugnis heſchraͤnkte. ..’ N 
a Zu 7% - . 3 . 13. 


142 Waldeckiſche Verordnung 


% 13. 
Die Strafarbeit kann aud dazu bewegenden Urfachen mit Geld abgebüßt werden· 


Und follte die Strafarbeit aus hinlänglichen Urfachen wirklich nicht abgeleifter wer⸗ 

den koͤnnen; fo follen die Verbrecher mit Erfegung einer Summe, welde Ihrem Vermoͤ⸗ 
isſtande angemeffen ift, und zum geringften genommen, nicht unter 10 Riblr. feyn darf 
zur Caſſe der milden Anftalt, oder dafern ihre Umftände ſolches nicht erlitten, durch eine 
andere obigem Anſatz gleichgehende willführliche Strafe buͤſſen. | 


§. 14. u 
Es fol auf die geſchwaͤchte Dirne fein Schimpf fallen, x 


Es foll auch‘, wenn die gefchwichte Dirnen der hiernach folgenden Vorfchrift der 
Bekanntmachung ihrer Schwangerfchafe wegen, ſich ohne Zwang und Hinterhalt zu ihrem 
eignen Beten fügen werden, jederman bey Vermeidung willführlicher Strafe verbotten 
ſeyn, fie ihres begangenen Fehltritts wegen zu verunglimpfen, oder wohl gar zu fchelten, 
und fie für ebrios auszugeben; fondern man fol fie mie befcheideuge chriftlicher Liebe ers 
tragen. 

§. 15. 
Sie fol aber ihre Schmangerfchaft, fo bat fie folche vermerkt, einer ehrbaren Perſon 
oſſenbaren, 


Dagegen ſollen aber die geſchwaͤchte Weibsperſonen, ſo bald ſie ihre Schwanger⸗ 
ſchaft bemerken, ihren Zuſtand ihren Eltern, oder denen, die ihnen an Eltern ſtatt ſind, oder 
ihrer Brodherrſchaft, auch wohl einer verheitatheten, oder verheirathet geweſenen Vers 
wandtin; oder falls fie allzugroffe Furcht und Scheu davon zurück hielte, der. Wehmmrter 
des Orts, oder einer fonjt ehrbaren Frau oder Freundin, - nebit dem Namen ihres Schwäns 
gerers entdecken, welche Perfonen diefes Vertrauen nicht mißbrauchen, fondern es nur 
dahin anwenden müflen, daß fie es in Städten dem Stadt⸗ Commillario, und wo deren 
keiner wohnte, oder auch in deffen Abmwefenheit dem Amtsführenden Burgermeifter, in den 
Dörfern aber dem Dorfrichter, welcher es fofort bey Gericht oder Amt zu melden bat, 
auf Meyereyen, Höfen, Mühlen, u. ſ. w. hingegen dem Ammann, oder dem Öutsherrs 
lichen Gericht fofort anzeigen, welche Anzeige jene fo wohl, als diefe ben fih zu behalten, 
die obrigkeitliche Perfonen folche jedoch in ein abfonderlid Buch glaubhaft einzutragen, fos 
dann den angegebenen Thäter in der Stille darüber zu vernehmen, und falls er der, Sache 
nicht geftandig, wie fonft in rechtlichen Wege die Vaterfchaft zu erforfchen haben. 


$. 16. 


Auch bey herannabender Debustöheit su Erlangung Beiftandes der Wehemutter oder 
einer andern chrbaren Frau davon Nachricht geben. 
Die Geſchwaͤngerte follen auch, ben Herannafung der Geburtszeit, die bevorftehende 
Geburt ihrer Mutter oder Schwefter oder Verwandtin, wenn diefe beide felbft ſchon ges 
bohren baben, oder doch wenigftens in Ermangelung der Bademutter einer ebrbaren und 
verftändigen Frau, die felbft Kinder gehabt bat, offenbaren, und durch felbige fich die zu 
ihrer Geburt noͤthige Hülfe zu verfchaffen fuchen. | —F 
‚1% 


zur Merhütung des Kindermördes. 243 


Te | $. 17. | | 
„And die bey ber Geburt zugegen geweſene Perfon foll, wenn das Kind tode zur, Weltkämg, '. - 
ou u oder kurz nach der. Örburt verftürbe, der Dbrigfeit fofort die Anzeige davon ehun: . 
" 7 Befchäbe es nun, dab das Kind, fo unter dem Beiſtand einer folchen eben be⸗ 
nannten Perfon, oder der Wehmutter gebobren wird, unter der Geburt, oder bald her⸗ 
fach verſiuͤrbe; fo ſoll die Wehmutter, oder ‘die hen der Gebutt! geweſene Perſon ſolches 
ohne Anſtand dem Gericht anzeigen, damit ſolches alienfalls die Beſichtigung des Kindes 
veranſtaltet koͤnne; dafern die gemeldete Perſonen aber die alsbaldige Anzeige unterlaffen ; 
fo follen fie auf ein. Jahr lang zum Zuchthaus gebracht werden. | | 


$. 18. | | 
Strafe der Weibsperfon, melde ohne Meldung der Herannahung der Geburtsjeit nies 
un u J dergekommen iſt. 
Würde aber eine geſchwaͤchte Weibsperſon dieſe Entdeckung ihrer Schwangerſchaft, 
oder, weun ſie dieſe auch offenbart haͤtte, dennoch die Herannahung ihrer Geburt zu mel⸗ 
In Anterlaſſen „ und ohne Beiſtand niederkommen; ſo ſoll fie dieſerhalb allein, wenn 


> 
« ve 
4 


chon das Kind am Leben bleibt, auf dren Fahre zum Zuchthaus, dafern das Kind aber 
ur} nach der Geburt verftorten, oder £ödt auf die Welt gefommen wäre, auf ewig und uns 
abbittlich zum Zuchthaus verdammt ſeyn, und keine Ausfliche der etwa zu frühen Nieders 
kunft, oderider uͤbereilten Geburt iht helfen, weil fie ihre Schwängerfchaft und heranna⸗ 
bende Entbindung entdecken follen, und wenn fie bey der Geburt Hülfe gehabt hätte, das 
Kind wahrfcheinlich gerettet ſeyn wuͤrde. i | | | 


\ ——. went 10. . | 
, Dir Geſchwaͤngerte ſoll auch in dem Fall um Hülfe rufen, menu fie gleich von des Geburt 
>77 bereit; wuͤrde, and Toll das Kind gleich nach der Geburt, es fen todt oder 
lebendig, zum Borfhein bringen. ' a, 6 
Selbſt in dem Fall, wenn eine geſchwaͤchte Weibsperſon, die ihre Schwanger⸗ 
ſchaft angezeigt, wirklich und wahrhaftig von der Geburt uͤbereilt wuͤrde; ſo ſoll dieſelbe 
doch, bey Vermeidung dreijaͤhriger Zuchthausſtrafe, To bald fie die Wehen ergreifen, Am 
Huͤlfe rufen, unddas Kind, ſo ſie zur Welt gebracht hat, glejch nach der Geburt, es ſey 
todt oder lebendig, zum Vorſchein bringen, auch, im’ Falles todt iſt, fo Bald es nur ins 
mer geſchehen kann, den Gerichten des Drts den Vorfall befanne machen laſſen. Und fols 
ben feine Ausflüchte, als hätten fie die Herannahung der Geburt nicht gewußt, noch vermu⸗ 
thet, oder fie haͤtten die Geburtswehen für andere Schmerzen gehalten, durchaus, und 
ganz und gar nicht dagegen, und zu Befreyung von der gemeldeten Strafe ftatt finden. - 


J | . $. 20, 5 W 2 
- Eltern, Vormünder , Herrfchaften ıc. follen die Tochter, Pflegbefohlne oder Magd, welche. : 
' ſie für fihmanger halten, zum Seftändniß zu bririgen fuchen, aber 
| in feine Weife übel behandeln. | 
- Würden Eltern an ihrer Tochter, oder Verwandte an ihrer Verwandtin, Vor⸗ 
muͤnder an ihren Pflegbefohlnen, auch Herrichaften an ihren Mägden, oder Hausmütter 
M | Ä an 


7 


Mi Waldeckiſche Verordnung: 13 


an denen, bey ihnen Miethsweiſe wohnenden einzelnen Weibsperfonen eine Schwangerfchaft 

zu vermerken glauben; fo follen fie folche ohne Anftand befragen, und fie liehreich zum Ges 

ſtaͤndniß zu bewegen ſuchen; und mögen fie bey eingeftandenem Vergehen fül cs Ihlien 

hir fanftmürhig verweifen, fie haben ihnen aber auch wiederum Aufrichtung und Troſt ein⸗ 
rechen. 7 re 


| Keinesweges follen aber die Eltern, oder die an deren ſtatt find, wie auch die 
Bormuinder und Gefchrifler , noch weniger aber weitläuftige Anverwandte, und die Brods 
berrfchaften die troſtloſe Dirne übel behandeln, mit bittern Vorwürfen plagen, fie wohl gar 
treten und jchlagen, oder fie in einem verlaffenen Zuflande zum Haufe hinaus ftoffen, bey 
Vermeidung fcharfen Einfehens und willtührlicher Strafe, 


Sollte aber 
zu 6. 21. *B8 
Auch wenn die Dirne zu keinem Geſtaͤndniß zu bringen iſt; ſo ſollen ſie den Verdacht 
dem Pfarrer, und noͤthigen Falls der Obrigkeit anzeigen. 


Das Maͤdgen zu feinen Geſtaͤndniß zu bewegen ſeyn; fo haben fie es.in der Stille 
dem Pfarrer oder Scelforger ihres Orts zu offenbaren, welcher dann die Beargwohnte vor⸗ 
zunehmen har; würde fie auch diefem ihr Geſtaͤndniß verfagen,, und es blieben die Vermu⸗ 
tbungen gegen fie dennod; Immerfort Sa; fo follen die Eltern, Verwandte, Wormünder, 
oder Herrfchaften es der Obrigkeit bey Zeiten anzeigen, welche auf abermaliges Läugnen dee 
Dirne, und dafern dennoch gegruͤndeter Verdacht gegen fie bliebe, fie durch die Wehmut⸗ 
ter befichtigen zu lajlen, und fie alsdenn im all der Echwangerfchaft, jedoch nicht eher, 
als bis felche ganz unläugbar erfcheine, veft zu halten, und den Fall an die Regierung: zu 
berichten hat, welche fie fuͤr ihr verftocktes Laͤugnen mit drey monatlicher Zuchtarbeit beftras 
fen wird, Die Beamten und Magiftrare mögen erft in diefem Gange zu Herbeiholung einer 
Geſchwaͤngerten fehreiten, und follen fünftig nicht mehr, wie wohl gefcheben ft, mie fo 
fortiger Herbeiführung durch Schüßen verfahren, | 


. 2 


Das Weibshild, welches ohngeachtet aller diefer Milde und anerbotenen Beiſtandes dennoch 
fein Kind umbringen wird, fol obne Gnade, nach Vorfchrift der peinlichen Geſetze 
geſaͤckt, daß heißt, ſchmaͤlich im Waffer gu tode gebracht werden. 


Und wie durch die Errichtung der milden Anftalt, davon die Anordnung zugleich 
nebft diefem, durch den Druck und gewöhnliche Publication zu jedermanns Wiffenfchaft gen 
bracht wird, den allzudürftigen, oder von Beiſtand verlaflenen gefhwächten Perfonen, 
aud) den unehlichen armen Kindern, die von ihren Vätern oder Müttern nicht hinlaͤnglich 
ernähret oder verforger werden können, aufgehorfen werden foll; mithin einer geſchwachten 
Perſon, da fie weder mit Furcht vor Öffentlicher Schande, noch mit Kummer und Bes 
forgniß für fich und ihr Kind zu fämpfen, noch fonft eine Strafe zu tragen hat, welche ihr 
das nothduͤrftigſte Auskommen entriffe, nicht die allergeringfte Entſchuldigung für ſich ans 
zuziehen übrig bleibt, warum fie die anbefohlne Entdecfung nicht gemacht, und dann wohl 
gar an ihr eigenes Fleifh und Blut mörderifche Haͤndegu legen, gottlofer weife fich vers 
geilen habe; fo bleibe eine ſolche vorfegliche freche Todsfchlägerin der Schärfe der Gefege 

. ohne 


a zur WVerhütungedes Kinder monde: In 148 


oßne Barmher igkeit uͤberlaſſen, welche der Kindermoͤrderin den chmaͤli— en. Tod 
(I 17 —— n an — Er Kipoerm wre yo ich — ste 
a a ee nach “ 23;.° N RTTT ae Se i 


Ga Atijängerertwelcher der Geſchiwaͤchten six Vetheimtichung der Echwangerſcha a 
N Serbringung dee Arten * — gibt, 9— mit — u 
Zu jähriger Zuchthausarbeit:beftraft werden. nr nr 
Wie man auch öfters erfahren, daß die Schwaͤngerer ihten Geſchwaͤchten zu 
Berbeinlihung der Schwangerfchaft Anrarh ertheilen, ja, wohl gar zu Abtreibung dep, 
Srucht allerhand vermeintliche Mittel und Vorſchub, oder zu Verbriſiguug des. Kindes, 
goitloſc Aureitzung geben; jo follen dergleichen gewilfenlofe Kerls, nach Befinden der Schuld, 
mir ſechs⸗auch zehnjähriger ZJuchrshausftrafe, ja wenn das Vergeben größ ift, mu Staus 
penfchlag und ewiger Zuchtarbeit unabläßig belegt werden, ' Dune 7 
ee —— Ze sus 24: ee FR — 
ui Wierbie Beamten und Magiſtrate fih in Cognition und Beſtrafung dieſer Verbrechen . .i 
mer, Data Damned Verhalten hahen. 00m. . 5 24 
x: 5: Die Beamten follen.in den. Fällen, die fuͤr ſie gehoͤren, wie vorhin, die Unterſu⸗ 
"hyng,gder Eognition, auch die; Eraction der Hbgabe jun milden Inſtitut bebaken, ihnen 
auch. zufammen, im Fall da ein gemeinen jebr wohlbabender. Mann der Stuprator ift, die 
Beſtimmung, 06 diefer Mann für ſehr wohlhabend anzunehmen fen oder nicht? uͤberlaſſen 
bleiben. In Städten, wo der Landesherr die Etrafe gang oder zum Theil zu heben bau, 
wird ſie, vage. ſonſt, erboben, nur daß fie an den. Caßirer der milden Anſtalt abzugeben 
it, Cs ver: eht ſich hierbey, daß die hierin enthaltene Vorſchriften, in fo weit fie die Bes 
Brafung degrerübten Hurereyverbrechens ſelbſt berühren, - den Graͤflich⸗ und Adelichen Ges 
richtenwie quch den Städten, in der Maaße, worin fie in dergleichen Vergehungen die 
aleinige Cognition haben, an ihren bergebrachten Rechten feinen Eintrag thun, vielmehe 
deufelben, nach Zuftändigfeit der ihnen zukommenden Jurisdiction, allerdings frey bleiben . 
folfe, darunter nach Vorſchrift diefer Berorduung und herfommlicher Befugniß zu cognofeis 
ven. Wornach ſich zu achten. Ei . | — 
w; Unſere Regierung bat aber auf die Befolgung dieſer Verordnung mit Eenft und 
Nachdruck zu haften, fie durch den Druck zu jedermanns Wiſſenſchaft zu bringen, auch dutch 
das Conſiſtorium zu veranftalten, daß fie an einem ducch daflelbe zu ernennenden Kirchtage 
im ganzen Lande und der Örafichaft Pyrmont publicirt, und dieje Publication jeden neunten 
Sonntag nad) Trinitatis alljährlich wiederholt werde, und fonft denen Pfarrern zu ihrer 
Macha htung das erforderliche durch die Inſpectores zugehe. 
: uUnd wie Mira beſſerm Verſtaͤndniß für den gemeinen Mann die angedruckte 
Summarien daraus zuſammen ziehen laſſen; fo ſoll deren ein Exemplar au die Kirchthuͤren 
geſchlagen, drey andere aber in jede Gemeinde, und zwar eins an den Pfarrer, das zweite 
an den Dorfrichter, und das dritte an.den Schulmeifter abgegeben werden, damit diefe 
Derfonen.felbft und jedermann ſich daraus verftändlich belehren mögen. 
Urkundlich Unſerer eigenhändigen Unterfchrift und beygedruckten Fuͤrſtl. Anfiegets, 
Gegeben bey Unferer Regierung. Urolfen den zten Januar. 1780. - f 


dr... g 


| LS) Friedrich, Fuͤrſt zu Walde, 
iVeckmanns Befene I. Theil, . T Bon 


Et 


146 Waldeckeſche Berordnung zur Merbürumg sc 


. . Wu PERP ea i . 47 PT j 7 
Von Gottes Gnaden Friedrich, Fuͤrſt zu Waldeck ic. x, In der Verord⸗ 
nung, welche Wir ſo eben gegen die Verhoimlichung der Schwangerſchaft, und zu 
Verhuͤtung des Kindermords erlaſſen haben, iſt der milden Anſtalt ſchon erwehnet, durch 
weiche Wir den menſchenfreundlichen Zweck, die Erhaltung ungioͤcklicher Kinder und Muͤt⸗ 
ter deſto gewiſſer zu erhalten verboffen, 
| Im Fall nemlich der Vater oder die Mutter gänzlich, oder ohne Unterftügung nicht 
im Stande wären, die Ernährungss und Erziehungsfoften ihres unehlichen Kindes zu bea 
ftreiten; fo follen aus diefer Anſtalt gedachte Koften genommen, und für. den Unterhalt und 
Sie Erziehung des Kindes Sorge getragen werden; des Ends ſich dann das Weibsbild noch 
während feiner Schwangerfihaft, und zwar längftens einen Monat vor der Niederkunft, bey 
den Beamten oder Magiſtraten, unter deſſen Botmaͤßigkeit ſie ſich befindet, zu melden hat. 

Und dieſer Beiſtand ſoll auch alsdann nicht ermangein, wenn gleich die Großel⸗ 
tern des unehlichen Kindes vaͤterlicher Seite, oder in deren Ermangelung die nemliche von 
mütterlicher Seite zwar bey Vermoͤgen wären, das Kind zu unterhalten, aus böfem Wil⸗ 
len oder ungegründeter Urſache aber fich deffen meigerten; indem die von Uns zu Direction 
der milden Anftalt eigens niedergefegte Commißion gegen dergleichen Großeltern die ges 
hoͤrige rechtliche Wege einfchlagen, und fie zu Abtragung ihrer Schuldigkeit anſtrengen; 
an Die Caſſe der milden Anftalt des etwaigen Vorfchuffes wegen ſchadlos halten wird 
und ſoll. 

Zu diefem Ende find anlinfere Beamten, auch Magiftrarss und Gerichtsperfonen bie 
Befehle und Vorfchriften ergangen, nach welchen fie die dienfamfte Mittel zu ergreifen haben, 
wodurch) Unſere gnädigfte Abſicht am fchieflichften und würffamften erreicht werben kann; 
und haben die gefallene Dirnen felbft, oder ihre Verwandte und Bekannte, Namens und 
ſtatt ihrer, fich ungefcheuer, in den Städten bey Unſerm Commiflarius oder dem Amtes 
führenden Burgermeifter, auch, in beider Abwefenheit bey dem Etadt s Secretarius, auf 
dem Lande aber bey dem kandrichter, Amtmann, eder erichtshalter zu melden, ‘und das 
fern fie in dem obberührten Bedrängnißfalle find, fich unaufgehaltenen zuverläßigen Bei⸗ 
flandes fofort zu.gewärtigen. A 

Geſchaͤhe es aber, daß eine diefer Perfonen den Veiftand der Obrigkeit in der 
Maaße nicht erhielte, als er ihr nach Unſerer mildeften Abficht au ftatten kommen folj 
ſo bat fie ſich an obgedachte Unfere zu Direction der milden Anftalt gnädigft niedergefegte 
Eommißion in Arolfen zu wenden, und von daher unverweilte Verfügung zu erholen, 
Hieran gefchieher Unfer ernfliicher Wille, 

Unferer Regierung befehlen Mir aber, den Beamten, Magiftraten und Gerichts⸗ 
inbabern nicht allein die zweckdienſame Vorfchriften hierunter zu ertheilen, und daß diefem 
allem genau nachgelebt werde, Acht su haben ; fondern auch die zur Direction diefer mils 
den Anſtalt niedergefegte Commißion mit nörhiger Auftruction nach Erheifhung des abges 
zielten Zwecks zu verfeben, die alljährigen ihr darin aufzugebende Berichte, und von ihe 
abgebörte Rechnungen zur Revifion anzunehmen, und Uns darans mit Abfchluß jeden Jah⸗ 
res Vortrag zu thun. Gegeben Arolfen den zten Januar. 1780. 


(L.S.) Friedrich, Fürft zu Walde. 
12, Juͤrſt⸗ 


»- Bu - oe B no 
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ed l Je). ... . Rn DE Zur Se .3 > . : 
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1432. 
Mir ich⸗ Waldetitche erneuerte Lech 








—— vom zoſten min 17a 
ie. 8 ; 
.. 0... CAPUT L. 

Acciſe. bon. Bet raͤnk. 
ER Don Wein, Be 
Kar ur? die Din a 200 Maaß nach Ku maß vor He Thle. Br. PL 

fen und andern Abgang | 31 r1 5 
Ein halb hm . . si ı |ı8\ 6 
Ein viertel Dh.‘ N Pro Fr; J ur .$ mn 27 3 
‚Haser en vier! lob wied pde Meaß «racciſt mit ⸗ nel 


rg | | | u | | 6. n. 
| | Von Brantewein. | 
Aler- einlänsifhe Brantewein wird nach dem Malze veraccife. 


Ausländi hen Hefen⸗ oder Fruchtbranteweins, die Ohm A 1000 | 
ß, nach Aug. Mao wegen Einjebrens, Triefens und &htr . Gr. Pr. 

dergleichen ⸗ 131 3°. 
Ein halb Ohm er ’ ⸗ 1 5 
‚Ein viertel hm m " „. ⸗ ⸗ ı 11816 
ESEin achtel Ohm | ⸗ — 271 3 
‚Mlasse.cin aqhtel Dim jede Dash 2 Hefenalbue oder By — | 2! a 
me | | $. 1ulI. 
....%0on Bier. 


"Bu Oieder Wildungen, auch in allen Doͤrfern oder Fiecen ſo nicht Stadtrecht 
* „wird die Acciſe nach dem Malz entrichtet. In den übrigen Städten des Landes 
aber wird die Accife nach der naſſen Maaße entrichtet. 


‚Deilen, wie auch auslä diſchen, ins Land vebrochten Dies, w thut die Ohm Gr. 1Pf. 
| 5 


16 Abzug 4 Maq vor ae = 113 
Ohm | FE a ı 49 6| 6 
Sin. lertel Ohm - u. 6 „I 312 


4 4121. 5 


F 
“Unter eu viertel Ohm, Te Mut. De tel 4 
u. un Z u 3. Iv. 


. 


148 Sürfilih = Waldedifhe 
m 


Trockene Accife der Staͤdte betreffend. 


.Als deſſen weit —7 wäre, mann alles einlaͤndeſche Btier nach ‚ner 3 
eraceiſet ſe And man iaut Berordniing de’ Ao. 17!3ò,0. Cap. II. ©. IV food dar 1 
zu ſaͤmtlichen Städten dag Vertrauen gehabt, daß fie ſtatt des Accispfeunigs von jeder 
Maaß Bier, den Schromäeeis, nerslich von jeden Muͤtte Maͤtz 24 Mgr. zugeben übers 
nehmen würden, folches aber bis hiehin fruchtlos geblieben ; fo werden gejamte Städte des 
Landes fernermweit gnädigft erinnert, befagten trockenen Accis forderfamft zu übernehmen. 


| a En . . 
. 22 Von Weinlund Biermaaß. 2 

Einerley Maaß foll im ande gehqlten werden, nemlich einerley Wein⸗ und DBrans 
seweinmaaß, und auch einerlen ‘Biermaaß, deren 100 Maag auf ein Ohm geben; jedoch 
bleibt die Weins und Branteweineiche nach wie vor etwas geringer, als die Biereiche: Zu 


Düieders Wildungen aber wird. es bey dafeloft,gewöhnlicher groifen Maaße noch sus It 
verbleiben. nn " oe nn an 
M $. vl. R “ ” | — 9 


| Anmeldung des von. auffen ind Land fommenden Getraͤnks⸗ m. nd 
Alles, Was von Wein, Brantewein oder Bier von Auffelr Is tand gebracht wird, 
ſoll an dem erſten Grenzort dem Acciseinnehmer angemeldet, daruͤber ein Paßirzettel ge⸗ 
nommen, und in ſolchem die Qualitaͤt des Getraͤnks, die Anzahl und Groͤſſe der Faͤſſer, 
daß es ohnveracciſet, und wohin es verfahren werden ſſolle, richtig verzeichnet werden, 
| | . . VII. 55 u ' \ a 0 
Ankommendes Getraͤnk ſoll nicht ehender abgeladen, noch eingekellert werden, bis es 
augemeldet, viürt, 2ıc. ed 
| Wann folhes Getränk an den Dre der Niederlage angefonmen, oder auch, wann 
von Erimirten dergleichen an andere Befrenete oder Obnbefreyete tranfportire wird, foll 
daſſelde fofort dent Acciseinnehner , much Burgermeijter und Rath in Städten, oder ben 
Richtern und Vorſtehern aufxden Dörfern angezeigt, and nidyt ehender abgeladen, am 
wenigften aber eingefellert werden, bis der Acciscinnehmer in Gegenwart einer von bes 
meldeen Perfonen die Faͤſſer mit dem Viſirſtab eiche, auch ſowohl dem Confumenten oder 


Verzapfer in fein Accisquitanzbuch, als auch vor ſich die befundene Maaße verzeichne. 
§. VIII. i 

Wie mit den Viſirſtaͤben umzugehen. 
„Zu welchem Ende dann ein jeder Acciseinnehmer oder Schreiber mit einer richti⸗ 
gen Viftrruche verfehen ſeyn muß. Und damit in der Maaße kein Irrthum vorgehen moͤge; ſo 
iſt zu wiſſen: daß allemal die Viſirruthe von der Mitte des Spundes bis allerunterft an den 
Boden reichen muß. Und weilen öfters die Spundloͤcher nicht accurat mitten im Faß, ſo 
iſt das Viſtren auch nach der andern Seite zu verrichten, und von beiden am Viſirſtab 
Bsp mars 





1 


| ehoeueste Beeieöthuädg. 0849 
marquirten Maaßen das Mittel zu nebmen. eg wo anders ber Viſirſtab richtig, 
der obntriegliche Einhals-des Faſſes iſt. Bang una er a g Faß nicht voll; fo iſt billig 
d fehle: w Puder au, ſchlagen; es kann aber am Sieb feineswegs erfannt werben, 

wie t = — es muß das Faß mit andetn dergleichen: ſchon veraceiſeten 

— ei, Ye’ — ſehe Maßhe won Gew des ‚Sera angepgen 
dWerde bei, u ν SL due f: 
a: 0 gr IX. unnd var Nine | ” 
ze —— — 39 sel 
— 2 is | hf ber eisen: a ns — 

— — Se hamand, ber Neciscik geden ſHuldig.ꝛrtwas von. en Beigicitem anskäubifhen 
Brantewein und ausländiich.s ‘Bier, oder auch von einem Accisfreuen dergleichen, ſo Bart 
obnverascifer bekommt, und folches abladen und- einkellern laͤſſet, ehe ers dem Accisfchreis 
ber, wie auch Burgermei ſtern und —8 in Städten, auch den Richtern und Vorſtehern 
in Dörfern Angezeigt, und eheıumd bevor: der, oder dieſelbr *6.aifgehhuiehih, foll er jedes» 
wal wenn es ein beeidigeer Wirth oder Krüger iſt, desfalls arbirrarie, als cin Meineis 

diger geſtraft werden, ‚wäre es Aber cin anderer „. bas.er von jeder Ohm Wein drey Rihlx., 

von jeder Ohm Brautewein fünf Rihlr, und von jeder Ohm Bier einen Rtble. Strafe jur 
„ erlegen... Würbeer.aber die’Anzeige, drey Tage lang nach dem Einfellern ‚gar, nuterlajler 

ud ill ſchweigen ‚ofoll.das Aetränf, es jey eines Wirths Oder eines andern, noch darzu 
gnad et tandesherrfchafe verfallen ſehyn und confifcirz, mithin zum Hetrſchaftſichen Nutzen, 
18* man kann, verkauft werden ſo er aber innerhalb dreyen Tagen die Anzeige thun, 
. aber nicht getreulich, fondern etwas vperſchweigen, und an beimliche Orte bringen wilrde, 
fol daſſelbe g eichfalls, nebſt vorgemeldter Strafe SEHR jeyn, und deswagen jedema⸗ 
ten im Haufe fleißig viſitit werden, 

"EX 


er Acciſe YORE ſofort berechnet und: begahft werden. * ee 


= Wanu Pe fo muß der. Wirth, oder wer — ee 
„ Getränt. empfangen, fich nach des Acciseinnehmers Wohnung verfügen, mit demſelben 
“fich der Accije halber berechneir, und was er geben muß, m fen’ Buch fehreiden laſſen. 
Da dann der Aceiseinnebmer auch ohne Verjng die Acciſe — der befundenen Qualitaͤt nnd 
— des Getituks in ſemem Manual berechnen, und die Acciſegelder! — muß; 5 
waßen wegen! deren Zaahluns gar feine Dilation nn werden ſoll. 


11*. e 4 


| Wie im Fall ae Dryabtung zu berfaßren. Be 1 


| Falls Ser Accifant mit Bezahlung der Xccife fümtig feyn folk, bar Ser Aceisein⸗ 
— ſolches der Obrigkeit in Zeiten, ehe zu viel ausgezapft, amuzeigen; welche, wein 
Bein fertiges Subjectum executionis vorhanden; ſo vlel An Getraͤnke, als zn Bezahlung der 
Acciſe ig, nach dem Werth des Einkaufs: wognehnien ˖ und verkaufen zu laſſen, wovon 

die Acciſe zu, bezahlen. Der Aceiſant folk über dem zu willkuͤhrlicher Beſtrafung, weil we 
der Ordnung ſich nicht gemäß bezeiget, annotirt werden, 


NIT | | © 3 | x xu 


490 Fuͤrſtlich ⸗Waldeckiſche 
nn 6. XI. 
Welchermaſſen Accife'auf Abrechnung zu ſtellen. 


0 Hals jemand Wein oder Brantemein in groſſer Quantitaͤt, nemlich Über 5 Ohm 
reinkellerte, da es manchem ſchwer fallen würde, die Accife auf einmaͤl ſogleich zu bezablen; 
fo ift zwar mit Viſiren und Berechnen obgedachter maßen zu verfahren; wegen der Bes 
zahlung aber ein Theil auf Abrechnung zu ftellen, und als refticend zu Ende des Accisregi⸗ 
fters wieder abzuziehen: die auf Abrechnung geftellte Säffer aber follen von dem Acciseins 
nehmer, auch Burgermeifter in Städten oder Vorfteher m Dörfern am Zapfen und Spunde 
verſiegelt, auch nicht ehender reſignirt werden, bis die Accife davon gleichfalls bezahle 
"worden, | | 


Cinweharr in Dörfern follen von den Krügern und Wirthen Saufen, 


Den Einwohnern auf den Dörfern, wenn es feine privilsgirte ſeyn, iſt wiche 
"erlaubt, wie ihnen denn hiemit nachdräclich verboten wird, Wein, Bier oder Brantes 
"wein aufferhalb Landes zu ihrer Nothdurft zu holen, auch nicht bey einem jediweden Eins 
heiniſchen; fordern nur allein, wenn fie nicht von eigenen Gebrdu trinfen, bey denen Kruͤ⸗ 
"gern and Wirchen im tande. Es fey dann, daß bey felbigeh im der Nähe dergleichen Ges 
traͤnke, fo einer oder der andere zu feiner Nothdurft, Kindtaufe, Hochzeit, oder desgleichen 
gebrauchet, nicht befommen Pönnte, da es ihm erlaubt feyn fol, anderwärts zu Faufen, 
ſedoch daß ers vorhero ſowohl auch, wenn das Getraͤnke ankommt, ſofort gebührend ans 
zeige, und den Accis davon entrichte. | 


$. xıv. 


Srügere in Dörfern follen den Fruchtbrantewein von Herrſchaftlichen Brenuereyen nchmen, 
und wie im Sal, daß folcher nicht zus befommen, zu verfahren. Brantewein 
fol bey Kleinigkeiten nicht ins Land gebracht werden. 


Es follen aber die Wirthe und Krügere in den Dörfern und Flecken keinen Frucht⸗ 
brantewein auffer Landes herkommen laflen, fondern folhen aus den Herrſchaftl. Bren⸗ 
nereyen nehmen, es wäre dann, daß dergleichen dajelbft nicht zu befommen. MWelchenfolls 
verordnet wird, daß, warn feine Öeneralconceßion vorher gegangen, ein jeder. um befons 
dere Conceßion zur Einfuhr ausländifhen Branteweins bey Fürftl, Kammer anfuchen 
müffe. Ueberdem noch, wann er ausziebet , ausländifchen Brantewein zu holen, muß 
er jolches zuvor dem Acciseinnehmer anmelden, und einen Paßirzertel zur Einfuhr des Bran⸗ 
teweins fordern und bey fich führen, auch bey der Ruͤckkunft an dem erften Grenzort dem 
Acciseinnebmer anzeigen, und auf feinen Paßitzettel jchreiben laſſen, wie viel er mitbringe, 
und ins fand führe. Welches auch die Eradtfellerwirthe, fo lange fie die Freiheit, aus⸗ 

- Jändifche Branteweine zu verfellen, exerciren, zu beobachten haben. 


| Ben Kleinigfeiten aber., und zwar unter einem viertel Ohm den Brantewein ins 
and zu bringen, wird allen und jeden, bey Strafe eines Thalers von jeder Maaß, vers 
boten. j i 


4. xv. 


| ernenerte Merisoränung 00 Ag 
Wendler en, a Mob XV: ., jean ® 
Bi .VBon bepomirenbem Webb." © 


EN... De Fan . N 
Wann Getränke durchs fand gefahren wird, oder Auch in Ungewißheit 6 ſolches | 
im- ande werde verfauft werden oder nicht; fü muß der Fuhrmann dem Acciseinneßnier des 
erften Grenzorts davon Mieldung thun, . welcher die Faͤſſer am Zapfen und Spunde verfies 
gein, 12 Mer. fich deponiren laffen, und einen Paßirzettel ertheilen fol, worin zu melden: 
die Duafität und Qujantitdi des, Getränke, daß foldyes verfiegelt, "12 Mit. depoñirt, fo 
alt leiten Ort zu erftanen.'; - Die eingenommnierie 12 Mer; ‚werden: sin: Metisvegifter: berech⸗ 
net. Wann dann nun der Acciseinnepmer am legten Ort die ſpeciſttirte Sachen sjchtig ben 
“finder; fo gibt er die 12 Mor. wieder zuruͤck, und belegt folche Ausgabe mit dem Paßir⸗ 
jettel. Worunter jedoch die Acciseinnebmer bey willführlicher Strafe und Erftattung des 
. ter den, Fuhrleuten durch ihren Aufenthalt caufirten Koften, diefen allerſchleunigſte Ab⸗ 
belfung zu leiften, und fle im geringften nicht außuhalten. 1" an 9 
EEE} net nd 


5.xvi. 


4 


2.3 


avon Mocit {u Be u E 


| gr | | 
et garen ...- ie VE BAR NE ——— 
¶Buͤrger ſollen uur allein’ deun hbffeuitlichen Wirthen ablace 
Die Buͤrger, und wer ſonſt Fein Privilegiatus iſt, ſollen niemanden, als den oͤf⸗ 
fentlichen Wirthen und Krügern accisbares Getraͤnk ablaufen, ausgenommen, wenn fie bey 
felbigen nichts haben koͤnnen, da es ihnen ebenfalls erlaupt, anderwaͤrts zu Saufen, auf? 
Arc und Weiſe; wie futz vorper.Spho XII. gedacht.. ren E 
DE *. 2 3 
„Bon. Beflels und Beeidigung der, Wirthe und Kellerernn. 
Und deswegen follen in Städten und Dörfern ordentliche Krüger und Wirthe bes 
ftellet, und diefelbe, wie auch ihre etwa haltende Kellerer beeidiger werden, daß fie nicht” 
das geringfte von Wein, Brantewein und Bier: ins Haus bringen wollen, fie haben es 
denn zuvor N ee ‚ wie auch Burgermeilter und Rarh in Städten, und den. 
Richtern und Vorſtehern in Dörfern angezeigt, wie ſupra $. VII. & X. verördnet. 


u.” 3 


* 
4 


Fu _ §. XIX, j 
| Apotheker mäffen alles Setränfe glei andern veraccifen. " Ze 
Unter den Krügern folen in Städten auch die Apotheker mit verftanden ſeyn, 
und fo oft fie Wein oder Brautewein bekommen, ſolchen ebenfalls, fobald, ebe und bee 
vor fe denſelben ide: Haue Bringen „ dem Assieeimichmer, wie auch "ungemein, wc 


15% Fürſtlich⸗Walbretkiſchen⸗ 


Rath anzeigen, und nach geſchehener Viſirung ſofort die Acciſe bezahlen, wie Fpho VII. 
& X. verordnet. Cs iſt denſelben aber nicht. erlaubt Prantewein zu Wr es ſey 
ihnen dann inghelondere concedirt, oder Gärten. es von Alters alſo ge 

J— ul 0:4 ben. me hide er 


J Paßirzettel auf Veracciſetes. 


“Warm. veraccifetes Getraͤnk von einem Ort im Lande zum andern gefahren oder ge⸗ 
tragen wird; ſo iſt ein Paßirzettel Para su achinen, worin neben der Analicde uud Quan⸗ 
ticdt vi Eben daß es 9 Derantifte — Men de 

J 2 tn dei: .XKL.. RD Pa Ee Kasse Kar Br 

nn | Vaßirzettel auf Greigependes. | 


- Wonn eine erimirte Perſon an eine "gleichfalls eximirte Actisfreyes Gerraͤnk Aber 
ſchickt, ift im Paßirregifter zu melden: daß es frey. 


— 
EN . Kobitiettet auf —2—— Gelrunk. 
u Kalle aber ei eine eximirie Peiſoũ an jemand, fo der Accıle i uaterworfen "bergleichen, 


überfender, oder. auch aus den Städten, da .die Acciſe nad) der naſſen Maaße gegeben 
wird, Bier an andere Oerter verfahren wird; ſo iſt folches als, xbnyeratziſet zu benamen, u 


§. AXIM, 
Zuruͤck zu gehende Acciſe von auſſer Landes gehendem Gettaͤnk. 


| Gleichwie ſich nun alfer Wein und Brantewein ſowohl cinlaͤndiſch, als auslaͤndiſch, 
nicht anders, als veracciſet im Lande befinden muß, und es ſich gleichwoßftjutragen möchte, 
daB dergleichen wiederum auffer Landes verfahren würde; fo muß darüber ein Paßirzertel, 
ertheilt, und darin gemeldet werden, wie. viel und was vor Getränf, daß folches ueraccig. 
fet, und wie viel nach Abzug 24 Gr. gagergeldeg vor jeden Ihm an Syecife zuruͤck zu "geben. 
Da dann die bemeldte Hccife am legten Brenzort:gurück gegeben, und folche Ausgabe mit 
dem Paßirjettel juftificirg,vogrden ſoll. Welches auch von veracciſeten Bier, wann ſolches 
im n Großen auſſ er tandes transportirt wird, auf! geiche Waage zu batten. 


§. XXIV. 


Was maffen Acciſe zu geben. 


Es iſt aber ben zuruͤck zu gebender Acciſe dahin zu fchen, daß nicht mehr tt 
gegeben werde, als eingenommen worden; derowegen wird gnaͤdlgſt verdrdnet, dag’ 


Erftlich von Wein, mann folcher zit viertels Ohmen und darüber auffer Landes geht, 
von der Ohm nadı Abzug 24 Gr. Lagergeld, 2 Thlr. 12 Gr, folglidy von einem halben 
Ohmer The. 6 Gr. md von einem viersel Ohm 21 Gr. 


Zu 


.p 

Zweitens von DBrantewein, von viertels Obmen und daruber mit Unterſchied, 

und mar‘ ausländiichen Brauteweins von der Ohm, nach. Abzug des Lagergeldes5 Thir. 
20 12 Gr. 


EEE Acciso r dnung. 153 

12 Gr, Ein halb Ohm alzhle, 24 Gr. Ein viertel Ohm 1 Thlir. 12Gr. Einlaͤndiſchen, | 
nach der. harten Maaß veraccifeten Branteweins von der Ohm 3 Thaler. Vom halben! 
Obm ı Thir. 18 Gr. Vom viertel Ohm 27 Gr. Unter einem viertel Ihm aber nichts, - 


2 Drittens vom Bier, und zwar vom Opm 13 Gr. vom halben Ohm 6 Gr, Pf. 
unter einem halben Ohm aber nichts zurück zu geben fey, 
‚Suprleute und Träger ſollen fleißig beobachtet und eraminiret werden. | 
Und damit folchem allem gemäg gelebet werde, Imüflen die Accisemnehmer oder 
Schreiber, auch Viſitirer, die — an den Thoren in Städten und Flecken, wie, 
auch die Zolleinnehmer aller Orten, waun ſie ſehen oder hoͤren, daß Wein, Brantewein 
oder Bier hergefahren oder getragen werde, die Fuhrleute oder Träger examiniren, und, 
ſich den Paßirzettel vorweifen laffen, woraus fie die Michtigs oder Untichtigkeit der Sachen 
erkennen fönnen. — | on 
Was denn ohne Paßirgettel im Laude anlangt oder unterwegens betroffen wird, 
oder nicht richtig angegeben und fpecificirt befunden, ift gnaͤdigſter Herrfchaft verfallen, und 
ſoll dem Denuncianten vor feine Treue und Fleiß davon der yierte Theil gereicht werden. 


FH. XXVI. 
Ausgebung ber Zettel ic. muß gratis geſchehen. 


| | ar die auszugebende Paßirzettel, wie auch vor Zurücgebung der deponirten 
Gelder wird ‚nichts bezahle; maßen die Acciseinnehmer und Schreiber folches ex ofhcio 
thun müffen. | 2 
| 6. XXVI. 


Alle Paßirzettel müffen wieder einlaufen, berechnet und eingefandt werden. 


Gleichwie nun alle auszugebende Paßitzettel ordentlich mit allem ihrem Inhalt im 
Paßirregiſter zu berechnen; fe muͤſſen auch alle ſolche wiederum gehoͤrig einlaufen, und 
. nach allem ihrem Inhalt ſub Rubricis: eingelaufene Paßirzertel, berechnet, und famt dem 
Paßirregiſter eingeſchicket werden. | | 

| | 4 XXVIII. 


Welche naſſe Acciſe geben, muͤſſen dennoch Zettel fordern und mit zur Muͤhle nehmen. 


Die Einwohner der Staͤdte hieſigen Landes, ſo die Acciſe nach der naſſen Maaße 
entrichten, ſollen dennoch auf alles, ſo ſie zu Bier oder Hausgetraͤnk ſchroten wollen, nach 
richtig abzugebender Maaße des Malzes, einen Acciszettel fordern, und mit zur Muͤhlen 
nehmen, und nachdem der Muͤller die Maaße gegen dem Zettel wohl erwogen, und richtig 
befunden, in die dazu verordnete Buͤchſe ſtecken. Be 


0.0 er XXIX. | 
— Zaͤhlung des gebraueten Biers. . 
Ko die Aceis nach der naffen Maaße gegeben wird, muß, wann gebrauet worden, 
und das Bier ausgegohren, ſolches dem Acciseinnehmer angezeigt werden, welcher felbiges 
Beckmanns Geſetze 1. Theil, ee . nach⸗ 


\ 


140 Fuͤrſtlich- Waldeckiſche 


nachzaͤhlen, und ob etwa mehr gebrauet, als angegeben, nach Proportion des Schrotes 
ohl ermeſſen, auch ſelbſten im Keller und ſonſten im Haufe viſitiren, ob nicht etwas von 
ier verſteckt, und alfo verfcehwiegen fen. Ä Ä 


$. XXX. 
Bon 4 Pfenniges auch verungluͤcktem Bier. 


Und aleichwie dasjenige Bier, fo 5 Pf. und darüber werth, nur eigentlich zum 
Verkauf ausgejeßt, und davon die Accije entrichtet werden muß, das geringere aber in den 
Staͤdten, als Haustranf, frey paßirt; fo wird hiemit gänzlich und bey Strafe der Con⸗ 
fifcation verboten, geringeres oder 4 Pfennigs Bier zum feilen Verkauf zu brauen. Ale 
fi) aber dennoch wohl begeben mögte, daß von der.iin Städten zu eigener Confumtion ges 
Braueten 4 Pfennigsbier gleichfalls etwas au andere aus Noth verkauft würde ; fo wird verords 
net, daß das 4 bis 5 Pfennigsbier, wann es verkauft wird, ordentlid gleich dem ana 
dern die Maaß mit 1 Pf. veraccifet werden folle. Wo Hingegen ein Gebraͤu, wenn das 
von die Accife nach der naffen Maaße entrichter werden muß, dergeftalt verungluͤckte, daß 


die Maaß unter 4 Pf. werth geſchaͤtzt würde; fo foll folhem Gebraͤu, dem ‘Befinden nach, 
ein billiger Erlaß an der Accife gefchehen, 


$. XXvXI. 
Strafe der Defrandanten. 


Was etwa fupra $.XXIX. gedachter maſſen als verfchwiegen befunden gird, muß 
der Hcciseinnchmer dem andern mit zuzäßlen, die intendirte Defraudation aber Beltras 
fung anmelden. Da dann der Defraudant nicht allein den Werth des verfchwiegenen Biere 
zu bezahlen ſchuldig, fondern überdem zu wohlverdienter Strafe gezogen werden foll, wos 
von der Denunciant den gten Theil zu genießen haben fol. Welche Strafe auch derjenige 
zu gewärtigen, welcher geringeres Bier im Lande verkauft, fo nicht angemeldet, und die 
Acciſe nicht vorhero davon entrichtet worden, 


. | $. XXX. 7 
Acciſe von Bier muß fofort bezahlt werden. . 


Sobald das Bier gezählt worden, ift die Aceife fällig, und davon nichts auf Ab⸗ 
rechnung zu ftellen, fondern die Accife muß fofort von jedem Gebräu, es fey Plein oder groß, 
fummariter berechnet und bezahle, auch dem Brauer in feinem Accisbuche Quittung baruͤ⸗ 
ber ertheilt werden. \ 

Ä G6. XXXIII. w 


Säffer follen, ehe fie gefüllet, abgeeichet werben. 


Damit man aber den Gehalt des Faſſes fogleich beym Bierſchmecken und sählen, 
wiſſen Pönne, follen feine Faͤſſer gefüller werden, fie feyen dann vorhero durch den geſchwoͤr⸗ 


nen Meſſer abgeeicher, und die Eiche ‚darauf gefchnitten, oder beffer, mit einem Eiſen 
Darauf gebrannt, g 


ernenerte Yccisordnung 155 


Nee 00 CAPUT IL 20000 J 
Ace iſe von trodenet Maaße. 
§. 1. 


Von Branteweinsſchrot. 


des , was Behuf Branteweinbrennens nach der Muͤhle geſandt wird, es ſey ehe 
Roͤggen, Gerſten „Hafer, Malz und dergleichen, deflen thut die Meße 2 Gr, ph. 
dee Stadt Züfchen aber, weil daſelbſt eine kleine Fruchtmaaße iſt, 2 Gr. Pi. 


§. 1. 
W Von Malz zu Bier. 

In der ‚Sit Nie derwildungen wird vom ganzen Gebräu, s 18 Mitte, ges 
geben. 12 Thlr, 
In den "Dörfern und Flecken son einem n Mile zu Bin, fo zum Ver⸗ 
kauf gebrauet werden ſoll ⸗ 24 Gr. 

Von einem Muͤtte zu eigenem Hauegerränte ⸗ ⸗ 12Gr. 
| u $. III. 
Von Aceistetteln und Berahlung ber Acciſe. 


Ein jeder, der zu Branteweinbrennen oder Bierbrauen ſchroten will, iſt ſchutig, 
ſolches ben dem Acciseinnehmer zu melden, den Accis nach obgemeldter Taxa völlig abzu⸗ 
führen, und einen Acciszettel darüber zu nehmen, nicht weniger in einem befondern Buch 
fi darüber quittiren zu laſſen. 

| $. IV. 


We Bon der Korn⸗ und Matmanfe. 
In der Maaße des harten Korns zum Branteweinbrennen wird feine uebermaaße 
pepi Das Malz aber ann etwa einen halben 301 hoch abgefägt werden, 
$. V. | 
Mie mit dem Accisgettel in ber Muͤhle gu verfahren. 


Den gelöſeten Schrotezettel ſchicket oder nimmt der Acciſant mit zur Muͤhle, pro⸗ 
duciret ſolchen dem Muͤller, und nachdem ſelbiger das Korn oder Schrot wohl betrachtet, ob 
es der im Zettel ermeldten Are und Maaße gemäs fen, auch die Numer des Zettels mit 
rotber Kreide auf den oder die Säcke gefhrieben, ftecft der Acciſant den Zettel in die dazu 
verordnete Buͤchſe. 

. VI. 


Ob angegebenes Bierſchrot nicht etwa Branteweindfärot fey, ift fleißig gu erforfihen. 


Damit die Branteweinbrenner das Branteweinsſchrot nicht etwa bisweilen vor 
ml zum Bierbrauen, um des geringern ur wien, angeben mögen, ſollen die mie 


ann 


156 guͤrſtlich⸗Waldeckifche 


bey ihrem Eid und Pflicht gehalten ſeyn, fo oft din Branteweinbrenner einen Schrotzertel 
auf Malz zu Bier in die Muͤhle bringe, die Frucht in defien Sad fofort fleißig zu durchs 
ſuchen, ob es niche vlelmehr Branteweinsfchrot ſeyn möchte; darum follen- auch die Acciss 
einnehmer, oder Accisfchreiber, wann ein Branteweinsbrenner einen Schrotzettel fun 
Bierbrauen geföfet, hiervon fo bald dem Accisviſitirer Nachricht geben, auf daß derfelbe 
ebenfalls nicht nur in der Mühle die Frucht vifitire, fondern aud) in des ‘Branteweinbrens 
ners Haufe Achtung gebe, ob ſolch angegebenes Schrot, fo zum ‘Bier veraccijer, würklich 
darzu verbrauet werde oder nicht, und haben ſodann fowohl Müller, als Accisviſitirer, wenn 
fie e6 unrecht befinden, folches zur Beftrafung gehörigen Orts anzuzeigen. nr 


§. VI. 
Wie die Aceiszettel gu ſchreiben. 


In den Acciszettein muß der Name des Brauers, die Maaße, die Art des Schrot⸗ 
korns, auch zu welchem Behuf, famt den darauf bezahlten Accisgeldern mit Tag und Daro, 
richtig ohne einige Radirung, welche bey 10 Rthle. Strafe zu vermeiden, bemeldet ſeyn. 


\ . ß. VIII 
. Pflicht der Muͤller Hey befindender Unrichtigkeit. 


.. Wann ein Müller befindet, daß der Accifant mehr, oder anderer Art Korn habe, 
als veraccijet worden, muß er ſolches dem nächflen Acciseinnehmer oder Vifitirer melden, 
welcher fich fofort dahin zu verfügen, die Defrandation durch Beſeh⸗ und Machmeflumg des 
Mens zu unterfüchen,. und zur Beſtrafung zu uotiren hat. Falls aber bierunter der Müls 
ler ſaͤumig feyn, under einer Negligeuce Üüberführer, fol er mit dem Duplo beftraft, im 
Fall einer vorfeglichen Durchhelfung der Defraudanten aber mis harter Leibesitcafe belegt 
werden, on 
$. IX. 


Niemand fol ohne Noth auffer Landes fchroten, und was in foldem Nothfall zu obferbiren. 


Das Schroten aufler Landes wird allen und jeden gänzlich verboten. Es fen denn, 
daß es zur Zeit der Noth, oder auch wohl an den Orten, fo mit feiner Muͤhle im taub 
verfeben, nicht anders ſeyn koͤnnte; welchenfalls der Accifant, er fey Branteweinbrenner 
oder Bierbrauer, dennoch obgedachter maßen einen Acciszettel fordern, und die Accife ſo⸗ 
fort bezahlen fol. Der Acciszettel aber. wird fodann nicht mit zur Mühle genommen, fone 
dern der Acciseinnehmer bat foldhen wohl zu verwahren, und dem Bijitirer zu geben; ans 
flatt des Acciszettels aber einen Paßirzettel zu ertheilen, welchen der Accifanti mie zur Mühle 
nehmen, auch mit dem Schrot wieder zurück bringen, und dem Acriseinnehmer teteadiren 
muß, welcher Paßirzettel mit dem Regiſter producirt wird, 


5 X. 
Bon den Branteweinbrennern, und Anmeldung des Einbrennens. 


Ein jeder Branteweindrenner muß fpecialiter beeidige, und foll überdem ſchuldig 
feyn, jedesmal, wann und wie viel er einbrennen will, dem Acciseinnchmer zu melden, 
welcher ſolches mit richtigem Daso in des Vrenners Accisbuch befonders einzufchreiben, und 


— 


erneuerte Accisordnung. By 
ah berleg we_ t, als gef tem. Wer ſolches Einbi 
dr 5 einfchreiben zu laffen verfäumer, gibt Can den — 
Ja aber ſolches/ nu ſeinen Betrug zu ver 1. terlaffen zu ſeyn befunden wuͤrde, 
über dem wegen der verübten Deftaudaı lich beftraft werden, 
BN i eat $. XL | 
„a on | Bon BViehſchrot. u ur 
whas zum Diäften, oder fonft vor das Vieh zur Fütterung gefchroten wi d 
— können dahero auch wegen ber Vielheit — * ee A 
Yits als Geenzettel darauf gegeben werden. Damit aber dem Unterfchleif vorgebeugt wer⸗ 
ven miae; fo wird verordnet, dag allemal unter dem Viehſchrot etwas von Bohnen, Erbs 

ne —— zum Getraͤuk undienlichen Sachen vermengt, und der Muͤl⸗ 

* 2 des, gehalten ſeyn 

1 uͤrkliches Viebſchrot fen, wobey dieſelbe, mas vor 


bin. VI. & VIIL 





= Er XII. 


Dei Nachts fell niemand Korn, Malj oder Schrot eins ober aus ber Mühle bringen. 
gebracht werben moͤge, 


ishares Schrot deſto weniger heimlich zur Muͤhle 
Das bes Nachts, und zwar Sommers des Abends nach 9 Uhr, 


oh hiemit ogrochmer: Dab be⸗ 
wi Rergens vor 4 Uhr, Winters aber Abends nach 5, und Morgens vor 7 Uhr, ders 
ahen gar nicht zur Muͤhle gebracht, noch daraus abgeholt, auch von den Müllern oder 
ha hisionen nichrangefommen, noch verabfolge werden foll, bey ı fl. Strafe, fo oft 
encı der ander hierwider handelt, 
CAPUT II 


Don der Meciöfrenheit, oder wer vom Accis 


befreyet ſeyn fol, 


$. I. 
den end Schröteattis foll hiefiger Landen niemand, and) die 
ae lien nicht, ja auch die nicht, fo auf Herrichafrlihen Meye⸗ 
u Keenbänfern zur Heuer und Herberge ſitzen, oder wohnen, 
q y umd et feyn, nemlich: 
ip n Familie und Domeſtiquen: 
biben nk tichen Collegii 
b er Beamte auf 


r inclufi® 











0 


folle, wohl zuzuſehen, und genau zu beurtheilen, 


5. FuͤrſtlicheMaldeckiſche 
4) Alle Kloͤſter, Hoſpitaͤler und Waiſen⸗ auch Armenbaͤuſer, und -decan wahre und 


rechte Alumni. Imgleichen “ Dr 
5 Diejenigen, fo auf Bergwerken, Schmelpätters, Hämmern und auch Waſch⸗ 
| und Pochwerfen arbeiten, von deinfenigen Getraͤnk, das fie auf den WBergwers 
fen, Schmeljhütten, Waſch⸗ und Pochwerken felbften confumiren, nicht aber, 

was die Köhler und Fuhrleute trinken. | 


6) Die Ausländer, ratione des Öchroteareifes, wenn fie auf hiefigen Mühlen 
nd: 22 7 “ 


fhroten. 
6 IM ; 
Wie weit die Immunität der Ritterſchaft ſich erſtrecket. 
a Damit aber bey folchen Exemtionibus -alle Unrichtigkeit und Unterſchleif präcaviret 
werden möge; ſo iſt befannt, daß die Immunitaͤt der Ritterfchaft nur auf denjenigen Ger 
teank, den fie in ihren Käufern confumiren, und entweder: felbften brauen, brennen oder 
machen laffen, oder von andern ihren Mitgliedern der Ritterſchaft, oder anders woher⸗ 
Ohmweis, oder auch bis zu halben Ihmen, und den Brantewein bis zu viertels Ohmen, 
erfaufen, fich erſtrecket, und weiter nicht, , 
u | 6. IM. 
Pfandsinhabere, auch Pfächtere Herrſchaft⸗ oder Ritterſchaftlicher Meyereyen, wie 
» De ee Re er, md NEE gettein In 
' loͤſen oder gu fordern ſchuldig ſeyn. 

. Imgleichen, wenn die von der Ritterfchaft ihre Güter verpfachten, bleiben zwar 

die Ritterfchaftl. Perfonen mit ihrer Familie und Hausgefinde vom Accis befteyet, der 
Meyer aber, mit Weib und Kindern, Knechten, Mägden und Tagelöhnern, Farm als⸗ 
dann darvon nicht befreyer bleiben, weilen auch die Condullores der Herrfchaftlichen 
Meyereyen, wie $. I. gedacht, davon nicht befreyer feyn; 

Zumalen aud) die Meyere folch onus des Accifes, tanguam perfonale, ihren Gutes 
herren an der Heuer oder Pfacht nicht in Abzug bringen koͤnnen. Hätte aber der Mener, er 
fen Herrfchaftlic oder Nitterfchaftlich, einen Getrank auf die Dienftieute abzugeben, ift 
und bleibt derfelbe allegeit accisfrey, jedoch, daß alsdann jährlich ein gewiſſes an Malz, fo 
der Meyer darzu vonnörhen, determinire werde, worauf hernach derfelbe Freyzettel von dem 
Aceisfchreiber zu nehmen, und dem Muͤller bey die Frucht zu: geben-harz und ſolchet gẽ⸗ 
ſtalt foll es auch gehalten werden, wenn Herrfchaftliche oder Stiterthafliche Güter jeman« 
der auf Wiederfauf, oder pfandsweiſe eingetban werden, daß alsdann zwar die Käufen, 
oder Pfandsinhaber. mit ihrer Samilie und Domeftiquen ebenfalls vom Accis befreyet bleis. 
ben, nicht aber ihre Pfachtmeyere mit den Ihrigen. | F 


§. IV. 


Wie weit die Freyheit der Fuͤrſtl. Raͤthe und Bedienten ſich erſtrecke, nnd daß die Einwohner 
der Städte ſich ratione Weins und Branteweins nicht mit darzu rechnen koͤnnen. 
Die Accisfreyheit der Herrſchaftlichen Raͤthe und anderer erimirten Bedienten, wie 
auch der Schuls und Kirchendiener,, imgleichen der Klöfer und Hofpitdier, auch Armens 
.._ —6 haͤuſer, 


* 


R 


erneuerte Accisorduung. 159 


haͤuſer, und der Bergleute, Bergofficianten, nur auf denjenigen Getrank, welchen ſie 
ſelbſt ronſumiren, und entweder ſelbſten brauen oder brennen, oder iunerhalb Landes Ohm⸗ 
weis, und bis zu halben Ohmen, ſodann den Brautewein bis zu viertels Ohmen erkaufen, 
reſtringirt, das andere aber dem Accis unterworfen ſeyn. Keiner aber, der unter den in 
dieſem Spho bemieldten Accisbefreneten nicht mic begriffen, ob er fchon fein Hausgetränf ak 
Bier der Ordnuͤng gemaͤs frey genießet, kann fich der Freyheit, Wein oder Brantewein 
ohnveracciſet zu feiner Haushaltung einzufellern,, anmaffen. 


’ $. V. 
Voͤn den Buͤchern, ſo die Eximirte haben muͤſſen. 


Alle und jede Accisbefreyete muͤſſen ein Buch haben, worin alle Neujahr von dem 
Acciseinnehmer die Perſonenzahl, ſo uͤber 4 Jahr alt zu des Eximirten Familie gehoͤrig, 
richtig einzuſchreiben. Selbiges Buch' ſoll der Eximirte, wann er ſchroteu laſſen will, alles 
mal dem Acciseinnehmer zuſchicken, mit Vermelden, wie viel und zu welchen Behuf ⸗r 
fehroten laſſen wolle, —— 


Da ibm dann der Acciseinnehmer ohnentgeltlich einen Fremertel ertheilen, ſolchen 
Zettel ordentlich im Freyregiſter berechnen, auch in das Buch einſchreiben ſoll. Sn dem 
Frenzettel muß gleichfalls der Ort, Tag, Name und Character des Eximirten, die Duaus 
tieät und Qualisde des Schrots, auch die Mühle deutlich erprimirt feyn. Ba 


. vI. 9 


Ohne Accis⸗ oder Freyzetteln ſoll der Müller gar fein accisbares Schrotkorn zur Mühle 
nehmen, und wegen der Befreyeten Schrotkorns eben daffelbe obſerviren, 
was fupra Cap. II. $. VIII. wegen der Ohnbefreyeten verordnet, 


Es haben demnach die Müller nichts, fo der. Accis unterworfen, ohne Accis⸗ oder 
Freyzettel, auch nicht mehr, noch andere Arten, als darin enthalten, in der Mühle zu dulden 
‚noch weniger za fchroten, es geböre wen es wolle. ‚Welchenfalls dann die Müller ſowohl 
derer Befreyeten, als Ohnbefreyeten Schrotkoru, deſſen Beſchaffenbeit und Maaße wohl 
ꝛauzuſehen, und wann es unrichtig, ebener maßen nicht ehender zu ſchroten, bis ein Accisbe⸗ 
dienter herbey gerufen, der es beſehen und nachgemeſſen Wann aber alles richtig, und 
die Numer des Zettels auf die Saͤcke geſchrieben, wird der Freyjettel in die Buͤchſe 
gefledt.. . . ., — nn rn | 

4 VI | en 
2 Mieed mit dem Getränf, fo Befreyere auffer Landes her befommen, zu halten. 


Wann ein Befreneter Wein, Bier oder Brantewein, zu feiner eigenen Conſuͤm⸗ 
tion auffer Landes ber bekommt, genießet er ſolches zwar accisfrenz dennoch aber muß er 
ſolches fofort.dem Acciseinnehmer anzeigen lalfen, welcher die Faͤſſer vifiren, die Maaß und 

Gattung des Getraͤnks fowohl in des Erimirten Buch, als in das Sreyregifter, mit Be⸗ 
‚nennubg des Geldes, welches foniten davon auffommen wiirde, einfchreiben muß. 


. VIM. 


160 Sürftlih 2 Waldeckiſche 
8. viu. | 
Item mit einlänbifchen, davon die Acciſe zu erflatten. 


1; Eben alfo foll es gehalten werden, wann Befreyete Wein, Bier oder Brantewein, 
fo veraccifer, innerhalb Landes kaufen. Welchenfalls von ganzen, halben und viertel Oh⸗ 
men die Acciſe zurück gegeben wird; von geringerer Maaße aber gar nichts, 


§. IX. 
Fixum ber Erimirten. 


Sn Ball auch ſolche aecisfreye Perfonen einige Tifchs oder Koftgänger hielten, fo 
Ahnen Koft und Trank bezahlen, und doch feine Privilegiati, noch von der fludirenden 
Augend wären, ſoll derentwegen der Tifchhalter quartaliser eine gewiſſe Perfonenfteuer, 
‚mit der Acciscommißion bedingen, und folches, ſtatt ihres fchuldigen Tranfaccifes, an den 
Acciseinnehmer bezahlen. 

$. X. 


Mie weit die Srepheit der Elöfter ꝛc. fich erſtrecke. 


Item, koͤnnen bey den Elöftern, Hofpitdiern, Armenhäufern und dergleichen Decos 
nomien, die Infpeltores, Provifores, Oeconomi, und übrige Bediente, wenn fie ihre 
eigene Haushaltung haben, von dem hierinnen confumirenden Getraͤnk des Acciſes nicht 
befreyet ſeyn, fondern ſeyn folchen davon zu geben, und ſich diefer Accisordnung zu unters 
werfen fchuldig. | Ä 

FE $. XI. 


Acciseinnehmer ſollen keinen Freyzettel erteilen an denjenigen, ber Bein Freybuch hat, 
oder auch wann folches nicht producirt wird. 


Und damit nicht jemand, der den Accis zu geben fchuldig, aus Lift einen Freyjettel 
auf die Privilegirte begebren, und dadurch gnädigfte Landesherrſchaft an Dero Accisintereſſe 
defraudiren möge; fo muß kein Actiseinnehmer einen Freyzettel ertheilen, wann nicht des 
Befreyeten Accisbuch mit uͤberſandt wird; zu welchem Ende dann die Erimirte ihre Actis⸗ 
bücher wohl verwahren,“ und bey Verluſt der Accisfregheit ſolche niemanden überlaffen 


muͤſſen. 
§. XII. 
Erimirten iſt nicht erlaubt, accisbares Getraͤnk zu verkaufen, ober auf andere Weiſe zu 
veralieniren. 


Niemand aber, der vom Accis befreyet, ſoll befugt ſeyn, Wein, Bier oder Bran⸗ 
tewein, auſſer feinem eigenen Hausgebrauch, zu verzapfen, fondern, mas er an Getraͤnk 
übrig hat, foll er den Krügern überlaffen, die fodann den Accis darvon zu geben haben; es 
fey dann, daß fich der Befreyete feiner Freyheit begeben, und als andere Krüger, mit Pers 
mißion derfelben, oder gnaͤdigſter Herrſchaft aufführen, und diefer Accisordnung gemäs 
bezeigen würde, auflerdem aber ift ihm nicht erlaubt, etwas zu verkaufen, ausgenoms 
men im Morbfall, wenn nemlich an demfelben Ort, wo er wohnet, jemand zu trinken vers 
langte, und das verlangte Getränke bey dem Krüger nicht zu befommien, da der Befreyete 

. ſodann 


ernenerte Aecisorbnurnn. MWi 


ſodann mit Vorbewuſt des Aeciseinnehmers, oder wenn keiner daſelbſt vorhanden, mit 
Wiſſen und Willen Burgermeiſters und Rath in Staͤdten, oder Richters und Vorſtehers 
in Doͤrfern, dem Durſtenden überlaffen mag, „jedoch ' daß die Accis darvon allemal ent⸗ 
richtet werde. | 


. cAPur. IV. 35—— 
Bon den Accibeinnehmern oder eisen. 
“ nn Accisbediente mfſet beeidiget werden. — ” 


BJ lle und jede, welchen Accis⸗ Frey/ ober Paßirzettel zu ſchreiben, Regiſter wm. ‚füßren, 
und Gelder zu Beben anoertrauet. wirdmuͤſſen Geeindliet darauf beeidiget werden. 


. IT. u 
Berechnung der gebrudten Zettel. 


Eines Acciseinnehmers und Schreibers Amtsgebühr oder Schufdigfeit beſtehet erſt⸗ 
lich darinnen: Daß er uͤber die gedruckte Accis⸗Frey⸗ und Paßirzettel, fo ihm bey der 
Fuͤrſtl. Rent⸗ und Acciscammer zu Handen geſtellet werden, nicht allein jedesmal einen 
Schein von ſich g be, wie viel er derſelben empfangen, ſondern auch die Einngahme und. 

Ausgabe ſolcher Zettel, auch den bleibenden Ueberſchuß von jedem Monat richtig ſchließe, 
und das daven beſonders zu haltende Buch monatlich ben der Lieferung dem Hofrentmeiſter 
mit preducire. 

§. III. 


Fuͤhrende Regiſter derer Acciseinnehmer oder. Schreiber. 


. ‚Des Aceiseinnebmer. oder Schreiber, er fen in ber Siade, ober ‚auf dem Dorf, 
’ fuͤbret ein dreyfaches monatliches Accisregiſter, als: 


1) Ein Accis⸗ 
2) Ein us Regifter, 
3) Ein Pafits 


= Caput Imum .veraccifet halt in ſich: 
1) Von Wen, | 
2) Bon Brantewein. 
3) Bon Bier, 
- 4) Bon Brantemeinsfchrot. 
5) Bon Malz zu Bier und Getränk, 
6) Fixum der Erimirten, 
7) Fixum der Müller. 
8) Von Strafen, und vor J Feucht si oder Getraͤnk. 


Beckmanns Geſetze l Che x a Caput 


162 Buͤrſtlich⸗⸗Walbeciſchee 


Caput IIdum gehet frey im Land. J 
1) Vor die Ritterſchaft. 
2) Vor die Herrfchaftliche Raͤthe und Bediente. "u 
3) Vor die Geiftlichfeit und Schulbediente. 
3, Vor die Stifter, Armen⸗ and’ Waifenhäufer, 
5) Bor bie Bergwerker. . 4 Ba 
6) Vor die-Müller, ln “ _ 


Da unter einer jeden Rubrique das vorfallende gehörig zu berechnen, und nebft der 
Mumer des Zettels und Dato, den Nameun und die Charge deg Eximirten, die Maaße und 
Art des Schrots, nebſt beyzuſetzendem Geld ſo der Accis „ abgehet, ordentlich außu⸗ 


ſubten. | 

| ö Caput Illium Paßirrehiſter , hält in ſich: n 
1) Ausgegebene Paßirzettel uͤber veracciſetes Getraͤnk. 
2) Ueber freygehendes Getraͤnk. 

3) Ueber ohnveracciſetes Getraͤnk. 

un. 3) Ueber obnveraccifetes, darauf Geld beponirt worden, 

5) Eingelaufene Paßirzettel über veraeriſetes Getraͤut. 

6) Ueber freygehendes. 

| 7) ‚Ueber ohnveraccifetes, Ä 
8) Worauf Geld wieder erftattet worden. . 


Die eingelaufene Paßirzettel werden mit dem Vaßirregiſter eingeſandt. 
$& W. 
Schließ⸗ und Ablegung ber Regiſter. 7) 
Solche Regiſter ſollen nicht ehender, als den labten des Ronate geſchloſen, und 
nebſt dem Geld den 4ten abgeliefert werden. 
I. V. 
Von den Amtds und Gtädterecepturen. . 
Der Ammann, als Amtsreceptor, bat aus den fämtlichen Arisregiftern feines 
Amts einen ſummariſchen Ertract zu - verfertigen; die Regiſter zufammen, und den Ertract 
dahinter zu heften, folche nebſt Frey⸗ und Paßirregiftern, und dem Geld, dem Hofrent⸗ 
meifter einzulieſern; und weil feine Reftanten zu dulden; fo kann und muß folche Lieferung 
kängftens den gten des folgenden Monats, der Städte Lieferung aber auf den Gten gefches 
ben, bey Strafe zu gemwärtigender Execution, auch nach Befinden, anderer Abnduns. 
$. vE 
Zettelabrechnung. 


Wo ein Amisreceptor ift, da hält der Hofcentmeifter die Zettelabrechnung mit dem⸗ 
ſelben, der Amtsreceptor aber mit den Untereinnehmern. 


Pr :. 


1 “. 


$. vun. 


erneuerte Accisordnung. 163 
$. VIE 
Gedruckter Zetteln muß keiner verlohren, oder das negligirte bezahlt werden. 


= Öleichwie der gedruckten und geftempelten Acciss Sreys und Paßirzetteln feiner vers 
lohren werden muß; fo bat der Einnehmer dahin zu ſehen, daß er die ihm anvertrauete 
Sutuͤcke, fo vermöge feiner monatl, Zettelabrechnung vorrärhig feyn müflen, jedesmal auf 
Erfordern vorzeigen koͤnne, oder jeden fehlenden Zettel mit 18 Gr. zu bezahlen. Weswegen 
dann der Hofrentmeifter alle halbe Jahre, nemlich ulimo Decembr. und ultimo Juni mit 
den Acciseinnehmern Abrechnung zu halten, 


! 


Y 


$. | VIII. | 
.- Wegen Ausgebung der Acciszettel und deren baaren Bezahlung. Ä 


Es follen aber die Acciseinnehmer feinen Schrotezettel ausfertigen, noch hingeben, 
ehe und bevor derſelbe mit baarem Geld, mach der in diefer Ordnung enthaltenen Tare, 
wuͤrklich gelöfet, geftalten ihm hiermit ernftlich verboten wird, feinem Menſchen einen Zet⸗ 
tel auf Credit oder Borg ausfolgen zu laſſen; bingegen aber auch von niemand, über ber 
meldte Tare, für die Zettel abfonderlich, oder "unter einem andern Prätert etwas zu fors 
dern, noch zu nehmen, auc) die Actiſanten mit den Zetteln nicht aufzuhalten. Wannenhero 
auch, damit die Leute wiflen mögen, zu welcher Zeit fie derfelben habhaft werden koͤnnen, 
und daß auch die Einnehmer derentwegen nicht alle Minuten überlaufen werden mögen, 
follen alle diejenigen, fo Schrotezertel löfen wollen, ſich desfalls, wenn fie mit dem Eins 
nehmer in Etädten wöhnen, des Morgens von g bis 11 Uhr, und Nachmittags von I big 
3 Uhr pracife bey felbigen ginftellen, wohnen fie aber auf dem Lande, hat ihnen der Acciss 
einnehmer zu £öfung der Schrotegettel die Anftalt alfo zu machen, daß fie damit nicht aufs 
‚gehalten werden mögen, . 


u u x. 
Acccisjettel müffen geftempelt und fubfigniret feyn. 


Keine andere aber, als gedruckte, und in der Rent» oder Acciscammer geftempelte, 
und von dem Hofrentmeifter fubfignirre Schrotezetteln foll der Acciseinnehmer ausgeben, 
und ſich nicht unterſtehen, nur gefchriebene Zettel zu ertheilen, bey Vermeidung ernftlicher 
Strafe, gleichwie auch feine gefchriebene Paßirzettel gültig feyn follen. Derowegen er als 
lemal in Zeiten bed dem Hofrentmeifter gedruckte Zettel begehren foll, damit es ihm daran 
niemalem fehlen möge. | 

§. X. 
Don noͤthiger Vorſicht bey denen, ben Branteweinbrennern zu ertheilenden Bier⸗ 
ſchrotezetteln. | 

Und wann etwa ein Branteweindrenner einen Zettel zum Bierbrauen gelöfet, foll 
der Acciseinnehmer dafielbe dem Vifitirer gleich zu wiflen thun, damit diefer fowohl in der 
Mühle zufehe, ob es nicht etwa ein Branteweinsgeſchrot fen, als auch in des Brante⸗ 
weinbtenners Haus, ob er nicht fotbanes Schrot würflich zum Brantewein verbrenne. 


X 2 Ä : X 


164 Fuͤrſtlich-Waldeckiſche 
F. J XI. de 
Accidäinnehmer oder Schreibet ſollen auf die Viſitirer und Muͤller fleißig Acht geben. 
Ferner haben die Acciseinnebmer oder Schreiber auf die Müller und Biftrirer fleifs 
Kg Achtung zugeben, daß ein jeder fein Amt thue, und untet ihnen und den’ Accifanten 


Beine Collufion vorgehen möge, zu welchem Endef fie jih dann und warın felbften in dit 
Muͤble verfügen mifen. ’ 
. KU. 


Item auf alles Accisbare, worin Unterfchleif paßiren fönnte. 


Sodann beruhet eines Acciseinnehmers Anıtsgebühr auch darinnen, daß er wenis 
ger nicht auf den Betrankaccis, fo nad) der naflen Maaß gegeben wird, fleißig invigilire, 
und dahero, fo bald er Nachricht erhalten, daß jemand Wein, Bier oder Brantewein bes 
kommen, oder felbiten Bier oder Brantewein macht, wovon der Accis nach dem naflen 
Maaß zu geben wäre, nach Anmeifung $phi VII. VIIL X. Cap. L obne Verjus biugebe, 
und das a iren und Aufſchreiben verrichte, 


3. $ KIM. 
Acciseinnebmer ſollen nicht borgen. 
| Bon dem aufgefchriebenen hat er fich den Ba, wie‘ sp X. XI. & xu. Cap. J. 
verordnet, ohne Nachſehen bezahlen zu laſſen. 
$. XIV. 
Freyjettel ſollen vorſichtig und ordentlich aubgegeben und berechnet werden. 


Die Freyzettel muß der Einnehmer , gleichwie die Acciszettel, ordentlich berech⸗ 
nen, und deren keinen ohne Producirung des Eximirten Accisbuchs, oder auch an jemand, 
welcher den Accis bezahlen muß, ausgeben, | 


6 XV. 
Aceiseinnehmer ſollen ſelbſt zuſehen. 


Ein jeder Acciseinnehmer iſt ſchuldig, die Sachen, worauf er Paßirzettel ertbeifet, 

fe! n Augenſchein zu nehmen, zumalen warn fie oßnveraccifer, und, darauf Geld depo⸗ 
nirt wird, Gleichermaſſen, wann die PaBirzettel wieder Jeinlaufen, muß das deponirge 
Geld nicht ebender zurück gegeben werden, bis wohl unterfucht, daß die fpecificirte Sa⸗ 
chen jich würklich noch gegenrodrtig befinden, und auffer fandes gehen. 


6. XVI. 


Wegen nöthiger Vorſicht vor zuruͤck zu gebenber Acciſe. 


Wann auch Accife von veraccifeten auffer Landes gehenden Sachen zurück zu geben, 
fo it im Pasirzertel das zurück zu gebende Geld zu benennen, und am letzten Örenzorte 
. wohl zuzufeben, daß die im Paßirzettel benannte Qualität und Quantität des Getraͤnks vors 
Banden fey, und wuͤrklich auffer Landes gebe, 


4. XVIL 


Zn etneuerte Heeisorönul. ui6s 
XV, Ä _ 
Prise der Acciseinnehmer über Schreiber; wann Seteänt iniiüng Sielevtur ankommt. 


. * Bünn’ der Aeciseinnehmer vernimmt/ daß arcisbares Getraͤnk an den Deren ſeiner 
Recermn angekommen; ſo muß derſelbe dem Paßirzettef nachfragen (es ſey dann, Vo 
der erfte Örenzort) und ˖ wann folcher nicht yroduciet werden kann, das Getraͤnk, es Fy 
“Wein, Brantewein oder Bier, auch Schrot, ſofort mit Arreſt belegen, und der Obrig⸗ 
keit anzeigen. Wann es befunden wird, daß es ohnveracciſet, ſoll ſolches ſofort confiſcitt 
werden. Falls aber gruͤndlich zu erweiſen waͤre, daß; es veracriſet; fo, iſt das arretirge 
Getraͤnk oder Schrot zwar wieder los: zugeben; dennoch aber die Goitranention wegen 
verfäumten Paßirzettels mit 12 Gr, zu beftrafen, .. im DE EEE EEE 


Ss xviii. | 
Vaiteinmehme muͤſſen die Defraudationes erfundigen, tar mächen und angeben.- 


| Wann ‚auf diefe, oder alle übrige der Accisordnung zuwider laufende Arten ſich 
Defraudationes und Contraventiones hervor geben ſollten, davon der Acciseinnehmer Wiſ⸗ 
ſenſchaft haben kann; ſo hat er nicht zu verſaͤumen, ſolche genan. zu erfundigen, die Caſas 
klar zu machen, und zur Beſtrafung anzumelden, Da dann die Mügen, fo fid) des Monats 
über hervor gegeben, ſammt den etwa darüber gehaltenen Protocollis, allemal bey der Lie⸗ 
ferung, , mit übergeben werden follen, 


=, > rer 


“it, u Po 6. XIX. 
Accisgelder muͤſſen nach Ausweis des Regiſters jedesmal vorraͤthig befanden werden. 
Die Accisgelder muß der Acciseinnehmer fo weni Fo ereditiren oder verbors 
‚gen, als: in. feinen Mugen verwenden oder verzehren. affen warın die Cafla vijitirt, und 


_ das Accisgeld nicht alles vorräthig befunden wird, foll der Acciseinnehmer mit willk uͤhtli⸗ 
ſqer und alerſau⸗ ceitdesſtrafe belegt werden. | nn 


oe 8 
. \ 7% 
"one . 


Dakirgettel m mit Borfist gu fhreitem | 


Die Pafirzettel muß der Einnehmer init gebübrender Vorſicht cheeiben , dacit 
mau gewiß darob erſehen koͤnne, ob die ſpecificirte Sachen veracciſet oder ohnveracciſet | 


Ki) 


D. 


| ap > 

2 accielnnehtier ſollen hin fehen, baß Wirthe und Muͤller, auch deren Bediente a 
beeidiget werden. z 

Weiter beruhet eines Acciseinnehmers Pflicht und Schuldigkeit auch darinnen, daͤß 

er vigitte, fo oft neue Wirthe und Müller anfommen, oder auch, wenn dieſelbe nette 

Keller oder Muͤhlenknechte annehmen, damit felbige ohne Verzug‘) » bald beeidizet werden 

mögen. | 


- 4 


N. 


16 Fuͤrſtlich-Waldeckiſche - 
G. XXIM. 
Wer zu Aceiseinnehniern oder Schreibern zu employren. 

J Es moͤgen aber zu Acciseinnehmern auf dem Lande die Herrſchaftliche Beamte 
jedes Orts gebraucht, und denfelben noch vor dieſe befondere Mühe und Einnahme, auch 
Berechnung, nad Proportion, ein gerifles aus der Acciscafla gereicht werden, Weil 
aber auch in den Dörfern, um den Untertbanen die weiten Wege zu erfparen, und damit 
dieſe Ordnung an allen Orten im Lande gebührend obfervirer werden koͤnne, befondere Uns 
-tereinnehmer oder Accisfchreiber nothwendig beftellee werden müflen;, fo mögen dazu die 
Richter, Schulmeifter, oder auch fonften andere Echreibens wohl erfahrne, genugfam 
- angefeflene, oder durch zu ftellende Kaution genugfam geficherte Männer beiteller werden, 


§. XXI. 
Accifanten,, auch Befreyete, follen bey ihrer gehörigen Receptur, auch Mühle bleiben. 


Um mehrer Ordnung willen müffen die Acciseinnebmer oder Echreiber feinem, der 
‚in ihre Receptur nicht geböret, Zettel ertbeilen, fondern einen jeden an feine Receptur 
verweiſen, auch dabin ſehen, daß ein jeder in der Mühle, dahin er gehoͤret, ſchroten muͤſſe. 


CAPUT V. | 
Bon den Acciövifitireen und Muͤllern. 
§. 1. 


Hauptobliegenheit der Viſitirer. 
(Eines Aecisvifitirers Obliegenheit beſtehet hauptſaͤchlich darin, daß er fich diefe Verord⸗ 
nung wohl befannt mache, auf die Uebertreter derfelden, in dem ihm anbefohlnen Bes 

zirk, mit allem Fleiß Acht babe, und ſolche zu erforfhen fich bemühe, die befundene Les 
bertretungen fofort der Obrigkeit, in deren Jurisdiction folhe geſchehen, zur Unterſuchung 
anzeige, und noch überhin felbige dem KHoftentmeifter, als welcher die Ruͤgen regiftriren 
muß, fchriftlich übergebe,. f | 

: \ . I. | 


Vifitationes ſollen in den Wirth auch aan Häufern fleißig, boch mit Befcheidenheit, 
geſchehen. 


3 — 


Accisviſitirer ſoll wochentlich etlichemal alle oͤffentliche Kruͤge und Wirthshaͤnſer, 
auch andere Leute, ſo Wein, Bier oder Brantewein verzapfen, wie nicht weniger derje⸗ 
nigen, ſo kuͤrzlich gebrauet haben, wenn es keine Privilegiati ſind, beſuchen, und examini⸗ 
ren, was ſie vor Getraͤnk⸗ und Schenkmaaß haben. Dahero ihm dieſelbe allemal, wenn 
er kommt, eine offene Thür halten ſollen; jedoch daß Viſitirer alle Befcheidenheit gebrauche, 
und geziemende Maaß halte. Was er nun bey einem jeden finder, foll er fleißig notiren, 
und fodanı zum Acciseinnehmer geben, und fehen, ob fich in deffen Monatsregifter altes 
aufgefchrieben befinde. Wo nicht, follen die Defraudansen fobald zur Verantwortung ges 
z0gen, und nad) ‘Befinden abgeftrafet werden. 
§. III. 


. “ —p 


erneuerte Accisordnung. 167 
$ II. oo. 


Viſitirer muß bie Mühlen in feinem Bezirk am alferfleißigften vifitiren. Und Müller 
follen die arretirte Frucht nicht anderft, als auf obrigfeitlichen Befehl, 
fchroten, noch verabfolgen laffen. 


Berner muß er die ihm zugerbeilte und angeroiefene Mühlen fleißig, und wochentlich 
zwey⸗bis dreymal, auch wohl nächtlicher YBeife, befischen und vifitiren, ob auch darin aca 
eisbare Schrotefrucht. ohne Schrotezettel vorhanden, oder ob nicht der Frucht mehr oder 
‚ anderer Art fenn möchte, denn im Zertel ſtehet. So er nun diefes argwohnte, hat er den 
Müller anzubalten, daß er ibm die Frucht in feiner Prefence ordentlich vormefle, und fols 
bes nad) Anweiſung 9. IV. Cap... Wann num an Uebermaaße ein Sechszehntheil fich 
befinder, oder auch wenn: gar Fein Schrotezettel darbey vorhanden, fol Viſitirer die Frucht 
fogleich mit Arreft befchlagen, und ferner, wie fupra $. I. verordnet, verfahren, da dann 
inzwiſchen die Müller die beichlagene Frucht nicht verabfolgen laſſen follen, bis fie desfalls 
‚ von der Obrigkeit, wie es damit zu halten, Machricht empfangen, bey Vermeidung wills 
kuͤhrlicher Strafe nebſt Erſtattung der Frucht. 


$. IV. 


Wann die Srucht.abgefchroten, fol die Vifitation nichts deſto weniger gefchehen und 
Zu ftatt haben. ° Eee 0 
Weniger nicht hat auch Accisvifitirer nach der wuͤrklich abgefchrotenen Frucht zu 
feben, ob ein Zettel bey ſolchem Schrot vorhanden, oder auch ob deffen vielleicht nicht mehr, 
noch anderer Art fey, denn im Acciszettel enthalten, und daraus haͤtte gejchroten werden 
koͤnnen. Womit er fodann ebenfalls umzugehen, wie im vorigen Hpho enthalten. 


$. V: 
Muͤller ſollen feine Zettel blos in der Mühle dulden. 


Da in einer jeden einlaͤndiſchen Muͤhle eine Zettelbuͤchſe ſeyn ſoll, worein alle und 

jede Schrotezettel fo fort, waun der Muͤller die Frucht nach ſolchem beſehen, geſteckt wer⸗ 
en ſollen, wozu der Viſitirer allein den Schluͤſſel hat; fo bat derſelbe mit Fleiß zu erfors 

hen, ob die Zettef'richtig eingeſteckt worden: Und falls ſich ein Zettel blos in der Mühle 

befindet,,. folches zur Beftrafung anzumelden; da dann der Müller vor jeden.blos liegen 


laſſenden Zettel in 1 bis 2 Rthlr. Strafe zu condemniren. 
§. VI. 


Wie Viſitirer mit den Zetteln zu verfahren. 


Allemal nach verfloſſenem Monat muß der Vifitirer die Zettel aus der Buͤchſe 
nehmen, mit der Beamten, oder Acciseinnehmer, geführt: und mundirten Rechnungen 
collationiren, denfelden aber die Zettel feinesweges in Händen laſſen, fondern vor dem 
sten dem Hofcentmeifter entweder perfönlich einliefern, ober verfiegele uͤberſchicken // 


..* 
‘1. 


J 


ę§. VIl. 


2 


168. Fuͤrſtlich ⸗Waldeckiſche; 
§. VII. 


Viſitirer ſollen auf den Lands auch heimlichen Straſſen ſich befleißig befinden, und bie 
ver Contraventjones zu entdeden fuchen. on ‚ 

Saoll der Accisviſitirer in feinem Bezirk, fo weit ihm die Aufſicht anbefohlen, alle 
Wege und Stege wohl obferviren, und diejenigen, fo mit verdächtigen Saͤcken angetroffen 
werden, vifitiren, ob-fie auch accisbare Frucht, worauf fein Schrotes oder Papirzettel vors 
banden, bey fid) haben, und nad) der Mühle durch zu practiciren trachten. Imgleichen, 
ob auch jemand Brantewein, Wein oder Bier auffer Landes berfchlenpe, zur Defraudarion 
guädigfter Herrfchaft Accisintereſſe, bevorab in die Dörfer, als welchen es vermöge $phi 
XIII. Cap. 1. gänzlid) verboten ift. Und hierauf hat Viſitjirer infonderbeit wohl Achtung zu 
geben, wenn irgendwo Hochzeiten, Kindtaufen, Handwerks⸗ und "dergleichen Mahlzeiten 
gebalten werden, ' 


4 


6. VIII. 
Viſitirer ſollen bauptfächlich auf die Suhrleute Acht Haben. 


Inſonderheit aber muͤſſen die Vifitirer auf die Kaͤrner und Fuhrleute, fo accisbares 
Getränk in oder durch das fand fahren, fleißig Acht haben, und fo oft dergleichen ohne 
Paßirzettel,. oder daß.auf ſolchem die Waare nicht richtig ſpecificirt J angetroffen wird, an⸗ 
balten, und der Obrigkeit zur Unterſuchung, wie vorhin geordnet, anzeigen. - ’ 


$. IX. \ j > 
Viſitirers haben 4tam der Strafen und confiſcirten Guͤter zu genießen. | 


Tür ſothane feine Mühe foll der-Vifitirer von allen Strafen, wie auch von alle 
confifcablem Gerräide und Getraͤnk, fo viel durch feine Vigilance und Denunciation eins 
kommt, den vierten Theil genießen. Ze 

“ + X 
Müller famme Weib, Kindern und Sefinde, follen beeidiget ſeyn, und darauf einen 
Schein haben. | 

Die Möller betreffend, follen diefelbe, fo viel ihrer in diefem Lande befindfich, und 
entweder auf eigenen Mühlen figen, oder folche in Pachtung, oder fonit in Verwaltung 
baden, mit ihren Weibern, und denjenigen Kindern und Gefinde, fo viel von ihnen zum 
Muͤhlwerk gebraucht werden, alfofort, glei den Accisviſitirern in Eid und Pflicht ge⸗ 
nommen, und ihnen darauf ein Schein ertheilt werden, damit ſie ſolchen auf Erfordern 
vorzeigen koͤnnen. 

§. XI. 


Welches fo oft von neuem zu obſerviren, als neue Müller oder deren Geſinde ankommen. 


Ä So oft nun die Müller auf den Mühlen veraͤndert werden, oder diefelbe neues 
Geſinde annehmen, foll folcher Eid bey denfelben wiederholt, und ehender feines von ih⸗ 
nen sum Müblenmerf geftatter werden; widrigenfalls der Müller, fo fich oder die Geinis 
gen, zu folhem Eid nicht präfentiren würde, fofort in 6 Rthlr. Strafe (welche der Accis⸗ 
einnehmer zu berechnen hat) verfallen ſeyn, derjenige aber, fo dergleichen anzeigen oder 

- denuns 


Rasa Do sernenerte Accisordnung. —— 19 


vdenunciren würde ‚ davon ein vierten Theil befommen, und fein Name barber verſchwie⸗ 
gen bleiben ſolle. \ 

Ä $. XL 
‚Müller ıc. ſollen ohne Accids oder Freyzettel nichts zur Mühle nehmen. 


R Die Muͤller ſollen von niemand, ſo wenig von Befreyeten, als Ohnbefreyeten Malz 

oder Feucht zum Schroten in bie Mühle bringen laſſen, vielweniger abfchroten, es fey . 
denn ein gedruckter, mit dem Waldeckiſchen Stern geftempelter, vom Hofrentmeifter, und 
dem Acciseinnehmer oder Schreiber unserfchriebener Schrotezettel, welcher ordentlich das 
rt, auch der Name des Schrotenden darinnen exprimirt, wuͤrklich dabey. 


6. XII. 
-gRäler möffen- bie Frucht lexaminiren, auch die Saͤcke numeriren. 


Die Muͤller oder deren Knechte muͤſſen die Frucht nach den $phis V, VI.& VIIL . 
Ca. u, wobhi beſeben und nachher die Numer mit rother Kreite auf die Säde ſchreiben. 


maue muͤſſen unter dem Prätert des Viehſchrots kein accisbares Schrot annehmen, 
noch abſchroten. 


Als aber das Viehſchrot vom Accis befreyet, und Feine Zettel darauf gegeben wer⸗ 
den; ſo haben die Muͤller wohl zuzuſehen, daß ſie nicht Branteweinsſchro oder Dal; 
‚gast BViehſchrotes abſchroten, bey willkuͤhrlicher Strafe. 


. 9. XV. 
Müker muſſen auf den Datum bes Zettels wohl Achtung geben. 


Es ſollen auch die Muller auf jeden ‘Zettel nicht mehr als einmal ſchroten , ebene 
„falls willtügrlicher Strafe. 
§. XVL 
Müller muͤſſen wegen ihres Hausgetraͤnks ein gewiſſes accordiren, und dennoch 
Freyzettel nehmen, und ohne ſolche nichts ſchroten. 

Bor ihre eigene Haushaltung follen die Müller auch nichts fehroten, oder durch 
die Ihrigen ſchroten laſſen, ſie haben dann vorhero ſich auf eine gewiſſe Familienſteuer, an⸗ 
ſtatt Accifes, jaͤhrlich mit der Acciscommißion verglichen, und dennoch jedesmalen, ſo oft 
fe vor 1a (raten, ‚, darüber einen Freyzettel fich geben laſſen. 


$. XVII. 


. Müller follen richtige Maaße halten, von allem in der Mühle befindlichen Korn deutliche 

Antwort geben. Auch ſo oft ſich Unrichtigkeit in der Muͤhle befindet, ſoll 

ſolches dem Muͤller zur Strafe gereichen. 

Ein ordentlich ichtes halbes Scheffel Maaß, nebſt einem Spint und Becher, 
ſollen die Müller jederzeit in den Mühlen parat und bey der Hand haben, bey Strafe - 
3 Rthlr. damit, wenn ihnen oder den Accisviſitirern das Sacken verdächtig vorfommt, die 
Frucht fobald in Gegenwart des Mahlgaftes abgemefien werden möge; und derowegen 
follen fie die Säcke mit der Frucht allemal wohl betrachten ,. auch dergeftale darauf Achtung 

Beckmanne Geſese J Theil. Y | au 


d 


» 


170 Fürftlich > Waldefifche erneuerte Accisordnung. | 


gu geben verbunden ſeyn, daß fie jederzeit, wenn der Viſitirer zur Muͤhlen formt, dem⸗ 
felben Bericht thun Fönnen, wem diefelbe zufteben. Wenn fih nun im Herummeſſen zu 
viel befindet, und zwar ein fechszchn Theil, oder mehr, foll die Frucht fofort mit Arreft bes 
fhlagen werden, bis von der Obrigkeit Befcheid erfolger, wie es damit zu halten. Gos 
fern aber ein oder anderer Müller vorfeglich und wiffentlich, ein mebreres, als indem Schros * 
tezettel enthalten, wider feinen Eid annimmt, und abſchrotet, foll derfelbe mit arbitrarifcher 
- und eventualiter Schubfarnsitrafe belegt werden. | 


$. XVII. 
Muller follen Achtung geben, daß nicht Unbefreyete auf Freyzettel ſchroten. 


Imgleichen follen die Müller Achtung geben, daß mit den Freyjzetteln fein Unter, 
fchleif gefchehe, und felbige nicht etwa vor Unbefreyete gebraucht werden mögen, 


| $. XIX. 
Müller follen des Nachts kein Echrottorn veraßfolgen laſſen. | 


Accisbares Schrot follen die Müller des Nachts, und zwar binnen der $. XII. 
Cap. Il. gefegten Zeit fo wenig annehmen, als verabfolgen laſſen, es fey ein Zettel darbey 
oder nicht, bey Vermeidung daſelbſt ernannter Strafe. 


q. XX. 
Müller muͤſſen vßt der Ihrigen Verbrechen haften. 


Wann die Müller anderer Geſchaͤſte halber je zuweilen von den Mühlen abſeyn 
muͤſſen, follen fie inzwifchen vor dasjenige, fo von ihrem Weib, Kindern und Gefinde etwa 
verunterfchleift würde, haften, und mit 5 Rthlr. Strafe davor angefehen werden. 


Schließlich wird, wie Unſern nachgefegten Collegiis, fort all und jeden Amts⸗ und 
Stadtobrigkeiten, aljo beſonders, Unſern zur Oberaufjicht des Accismefens, fpecialiter 
eommittirten Raͤthen gnaͤdigſt biemit aubefohlen, mit allem Ernft, Fleiß und Eifer darob 
zu halten, daß vorgeftellter Unſerer erneuerten und revidirten Acisordnung in allen Stuͤcken 
gebührend nachgelebe werden möge, michin die vorfommende Contravenriones und Uuters 
ſchleife jedesinalen genau zu unterfuchen, und mit darauf gejeßter Poen, oder wenn dergleis 
hen nicht determinirt, dem ‘Befinden nach willkuͤhrlich, doch ohnnachlaͤßig zu coerciren, 
Wobey jedoch den Eridten ihr Antheil, jo fie, dem Herfommen nach, an den Strafen zu 
parti.ipiren haben, nach wie vor, refervire und vorbehalten bleibt; falls aber Etadtsoder 
Amtsobrigfeiten, und andere, welchen die Yurisdiction in Accisfachen in Refolutionibug 
des Landtagsabſch. de 1710. von Uns, dem Landesfürften, fpecialiter zugeſtanden, in Un⸗ 
terfuchung der Accisfrevel nachläßig feyn wurden, haben diejelbe Linfere jchwere Ungnade, 
willführkiche Beftrafung, und dem ‘Befinden nach, die Privation der Cognition in Acciss 
fahen jich zu gewärtigen. Urkundlich Unferer eigenhändigen Unterfchriit und angedruckten 
Fuͤrſtlichen Inſiegels. Arolfen, den 30. Martii 1742. @ 


(L.S.) Earl, Fuͤrſt zu Waldeck. | 
13. Fuͤrſt⸗ 


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Pr - ⸗ “rt . : q 
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13. 


KGuͤrſtlich ⸗Waldeckiſche Dienkordnung, 


‚vom 23ſten May 1742. - 


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— 4 32 


Von Gottes Gnaden Carl Au guſtFriedrich, s Firft zu Walbeckre. ic. 
Demnach zum öfter theils von Unfern Bedienten, Condultoribus, und andern 
Aufſehern Unferer hin und wieder vorfallenden Arbeit über die unrichtige Dienflleiftung Uns 
ferer Unterthauen Beſchwerde gefuͤhrt worden, wodurch dieſe die Laſt ſich nur ſelbſten 
ſchwerer mochen, jenen hingegen mittelſt Verſaͤumniß der guten Zeit und Abgabe der un⸗ 
verdienten Dienſtproben groſſer Schade zuwaͤchſt, und Wir dann dieſer Unordnung abge⸗ 
bolfen wiffen wollen; Als it Unfer ernftlicher gnädigfter Wille ’ Pb fünfti ghin nach folgen⸗ 
den Maaßtegeln unterthaͤnigſt gelebet werde: 


§. 1. 
„Dienfpfictige folfen .mit gutem Suhrwerf und Geräthfchaft erfcheinen..  , | 
"Sollen Unfre. um Dienft beftellte Unterthanen auf erhaltenden Befehl bey allen, 


es — Hof⸗ Jagb⸗ Land⸗ Fuhr⸗ Baus oder Meyerey⸗ und andere Dienſte, mit tuͤchtigen 


Pferden, Wagen und Geſchirr, guten Pflügen, Eggen, Leitern, x, auch die Handdienfte 
mit guter Geraͤthſchaſt, an Keulen, Breit und Spitzhacken, Aerten, Barten und was ſon⸗ 
ften erfordert wird, zu gefeßter Zeit erfcheinen, ihre Gegenwar bebörigen Dres melden, 
foranıı nady Auweiſung des Aufjebers, ihre Arbeit ohne Murren und Widerfegen, mit ges 


| bin. Pi Treue, Fleiß und Sorgtalt, verrichten, fo daß nichts darbey gueuſeben ſey, mit⸗ 


in ſehen 
5 6. 2. 


Zeit, ſo ſie in ber Arbeit zu — 


—X 


Die auf Tagewerk arbeitende a primo Aprilis bis Septembr; Morgens um 6 Uhr 


| ſich einftellen, und vor 6 Uhr des Abends nicht abgeben, Winterszeit aber Morgens von _ 


$ bis Abends 4 Uhr dem Dienft abwarten, und auffer den Rubeftunden (fo zu Sommers⸗ 
zeit von zz bis ı Uhr, und Winterszeit von 12 bis ı Uhr geftattet werden,) die übrige 
Zeit beftändig an der Arbeit bleiben, 


Doch wollen Wir, daß denjenigen Gemeinden ‚ fo eine Stunde weit und drüber 
abgelegen ſind, nach pflichtmaͤßigem Ermeſſen des Beamten oder Aufſehers, hierunter et⸗ 
was nachgegeben werde, mit hin ſelbige nach Proportion der Entfernung eine halbe oder 
auch ganze: Stunde fpärer im Dienfte erfcheinen mögen, andere nichrige Entfchuldigungen 
aber, zum Epempel: DUB die Uhr zu ſpaͤt gefchlagen, und was dergleichen mehr vorgewens 
bet werden moͤchte, ſoll keineswegs angenommen werden. Dahingegen ſollen auch 


Ya | | : . 7). 


172 Fuüuͤrſtlich⸗Waldeckiſche 


§. 3. 
Aufſeher ſollen die Arbeit bey Zeiten anweiſen. 


Die Aufſeher und Conductores jedesmal parat ſeyn, jedem Dienftpflichrigen feine 
Arbeit zu beſtimmter Zeit anzuweiſen; falls dieſe aber tiber die Zeit auf ſolche Anweiſung 
warten muͤßten, ſoli ihnen ſolche Zeit, als ob ſie dieſelbe wuͤrklich im Dieuſte zugebracht 
hätten, gut gethan werden, und der Conductor die Dienſte von ſolcher Zeit nachzufordern 
nicht befugt, noch auch die Unterthanen, wann fie dem Conductori ihre Öegenmart zeitig . 
bekannt gemacht, nicht länger als bis Mittags zu 12 Uhr zu warten fchuldig feyn. Da 
nun au | 


§. 4 
Es ſollen ausrichtfame Leute zum Dienft erfcheinen. 


Die Unordnung eingefchlihen, daß zu Handdienften anftart ausrichtfamer Leute, 
zum oͤftern kraͤnkliche oder alte gebrechliche Perfonen, auch wohl hoch ſchwangere Weiber, 
ja gar geringe und Pleine Kinder, fih zum Dienft einfinden; fo ift Unſer gnaͤdigſter, doch 
ernftliher Wille, daß folche fofort abgewiefen, und ihnen der Dienft nicht gut gethan, bins 
gegen jeder Contravenient notirt, mit Gr, beftraft, und diefe fofort executive bepgetrieben 
werden follen, 


$. 5 | 
Dorfrichfer und Sreben follen dahin fehen, daß bie zum Dienſt beftelte Leute behoͤriger 
maffen erfcheinen. Wie fie fich gu verhalten, mann die Dienſtpflichhe 
tige nicht erfcheinen Fönnten. £ N 


Damit nun diefer Unordnung um do mehr begegnet werde, auch die Dienftpfliche 
tige fich jedesmal in beftellter Anzahl einfinden; jo follen Fünftig alle und jede :Dorfrichter, 
Greben oder Vorfteber, nachden fie die verlangte Fahr⸗ und Handdienite beftellt, die Leute 
vor Abgang in den Dienft vor ihre Wohnung beicheiden, alsdenn zujehen, ob die verlangte 
leute vorhanden, ob fie den Tienft thun koͤnnen, und das nöthige Geſchirr haben, item 
die Wagen, Pferde, ꝛ⁊c. miterfordertem Gerüfte und Geſchirr verfehen, und ihnen lals⸗ 
denn eine Namensverseihniß, um folche dem Auffeber zu productren, mitgeben; wann 
fodann ein beftelleer Dienftpflichtiger Kranfheit oder anderer Urfahen halber zum Dienft 
nicht erfcheinen koͤnnte, fol fofort der nächfifelgende an deſſen Statt beftellt, der folcher 
Urfachen halber zurückbleibende aber zur folgenden Zeit obfereirt und nicht vergeflen werden; 
truͤge es fi aber zu, daß wegen certraordinairer Vorfallenheiten der beſtellte Dienſt zum 
Theil oder gar unterbleiben müßte, fo fell der Dorfrichter, Grebe oder Vorfteher ſolches 
ohnverzüglich dem Beamten, oder wer den Dienft beftelle bat, anzeigen, damit diefer ſo⸗ 
fort entweder anderweite Beftellung thun, oder nörhigen Falls an Unjere Cammer davon 
Berichten koͤnne, bierüber foll infonderheie erufilich gebalten werden, und der Richter, Grebe 
oder DBorfteber, fo bierunter an feiner Sculdigfeit etwas ermangeln läßt, jedesmal im. 
24 Digr. oder nad) Befinden noch höhere Errafe verfallen ſeyn; geſtalten dieſe durch ihre 
Connivenz, und daß fie irrig vermeynen genug gethan zu haben, wann jie nur die Dienſte 

beftellt hätten, viele Unordnungen in den Dienftprajtationen verurſachen. Was 


\ | | 6,6, 


Dienſtor dnung. 3 378 
we, Be ae er a . — , 8 
Von Jagddienſten remilive -— > 


nt \ Die Jagddienſte beteift, laſſen Wir es bey denijenigen, was Wir in Unſerer Forſt⸗ 
ordnung Cap.X. §. 31. & fgq. desfalls verordnet haben, gnaͤdigſt bewenden. 


$ 7 " ‚hr e — 
Vom Hauen und Aufmaitern des Brennholzes.“ 


Zum Haͤuen und Aufmaltern Unſers Brenn⸗ und Kohlholjzes fell jebesmal die 
e beſtellte Gemeinde an Ort und Stelle, wohin ſie beſchieden werden, zu heſtimmter 
eit ſich præciſe einfinden, ein jeder ſein ſchuldiges Quantum binnen 3, bis hoͤchſtens 4 Ta⸗ 
gen völlig fertig ſchaffen, keineswegs aber fernerhin nachgeſehen werden, daß einer heute 
wid ber Andere morgen komme, auch wohl ehe und bevor er fein fehuldiges Quantum aufs 
gemacht, von der Arbeit abgehe, und: nach etlichen Tagen wieder‘ komnie; wuͤrde aber je⸗ 
mand durch Krankheit der auf andere Weiſe hehindert, das Holzhauen ſelbften zu vers 
richten, ſoll er ſolchenfalls jedesmal ein Atteſtat vom Dorfrichter oder Greben beybringen, 
und einen andern tuͤchtigen Mann an feine Stelle, oder das Hauergeld vom Malter 3 Mgr. 
zu ſchicken ſchuldig ſeyn; derjenige aber, welcher binnen gefegten 4 Tagen fein angewielenes 
Quaarum. Holz nicht fertig ſchaffen würde, ſoll von Unſern Sorflbedienten notirt, beym 
Soritgerichte vor jedes Malter ip 8 Mor, Strafe erkannt, und Fünftig gar fein Nachhauen 
s atſet werden. Und pe... N — gl 2 
RE ’ | — 5. g. g. 


Alle und jede Gemeindsunterthanen ſind hierzu verpflichtet. 


An einigen Orten diejenige, fo getheilte Ackerguͤter beſitzen, vermeynen wollen, 
daß fie nicht ſchuldig wären, von einem ſolchen getheilten Gut mehr als einen Mann zum 
olihauen zu Stellen, und aber, diefes gleich andern Handdienſten nicht fowohl eine aufden 
Suͤtern, als vielmehr der Unterthanen Perfon haftende Schufdigfeit iſt; als ordnen Wir, - 
daß Mar vor Man, ſowohl ganz⸗ ais halb Geſpann, Kötter, Halbkötter und Beywoh⸗ 
ner, ein jeder ohne Ausnahm fein fchuldiges Quantum und befonders leßtere niebit den Jagd⸗ 
en, gleich den Halbkoͤttern, jeder, 3 Malter Hol; bauen, und hingegen wie diefe das - 
Gabeholz zu genieße haben follen, Da nun auch — 


. gr 
| rue, gung vor die Zahrdienfe determinie. — 
Die Faͤhrdienſte, uin ſich die Arbeit Feicht zu machen, insgemein allzugeringe La⸗ 
dmg aufnehmen, ſoichergeſtalt aber ſowohl die Zeit verſaͤumet, als die Fuhren zu der 
Dienftpflichtigen. eigenem Schaden vermehret werden; fo joll fünftig, nach Befhaffenheie 
der Wege oder Entlegenbeit des Orts, jeder ſechs⸗ oder vierfpänniger Wagen aufladen; 
a) Ein bis ı und ein hats Malter Brennpol;. eG 
d) 22 Stollberger Maaß Kohlen: | 
© An ungefchnisteiem Holz einen Stamm ober Klotz. 


Y93 | | 'd) An 


Rs 


N 


774 Fuͤrſtlich⸗Waldeckiſche 


d) An geſchnittenem Holz wenigſtens 126 bis 180 Fuß, und bie Latten und Thies 
len von einem Kloß. en 


u... ©) An Steinen 12 Centner, oder wenigftens fo viel ‚daß ein Handlanger 4 Steinfars 
| ren darmit beladen koͤnne. 


f) An Kalk ohngeloͤſcht 4 Mitte. 

g) Selöfchten aber einen Erzkaſten voll, - 

h) An Sand 4 bis 5 Mütte, 6“ 

i) An Rüfte- Wagners und Tannen Heifter oder Kicker wenigſtens nach Proportion ih⸗ 


rer Dicke, 5, 8 bis 10 Heifter. 


k) An Ziegeln, Back⸗ und feimenfteinen 3 bis soo Stuͤck, welche die Dienftpflichtige 
jedesmal ordentlich zu laden, und in Stroh wohl einzupacfen haben, bey Lei⸗ 
mens und Thonfuhren aber 8 Center ſchwer; ſodann bey Einerndtung oder 
Verfahrung der Früchte 7 bis g Muͤtte Korn, 6 Mütte Weißen, 7 bis 8 Miütte 
Gerſte, 8 bis 10 Muͤtte Hafer, 6 Mütte Raubftucht, 10 bis 12 Eentner Heu 

und 40 bis 50 Gebund Früchte oder Stroh. 


Anderer Geftalt aber foll der Dienft nicht gut gethan merden, e6 fen dann, daß dic Fuhre 
wegen bergigts oder weit entlegener Orte fehr beſchwerlich ſiele, weichen Falls nach Ermeſ⸗ 
fen des Dienſtherrn oder Auffebers ein billiges Nachſehen geſchehen ſoll. Und weilen 


6. 10. 
Sollen ihre beſtimmte Zeit in der Arbeit bleiben. 


Gemeldete Fahrdienſte oͤfters ſtraͤflicher Weiſe ſich anmaſſen, wann eine Fuhre ges 
ſchehen, a:s ob ihr Dienſt damit gethan wäre, wiederum nach Haus zu fahren; fo fegen 
Mir, da nörhigen Falls bey Hol, Ziegeln, Stein, Leimen und andern uhren, went 
die Diſtanz unter einer Stunde ift, täglich wenigftens 4, und von einer halben Stuube 
7 bisg Fuhren, nachdem der Weg gut oder jchlimm ift, von jedem Wagen geſchehen, und 
die Dienſtpflichtige uͤberhaupt und ohne Ausnahm die G. 1. ihnen vorgeſchriebene Zeit in 
der Arbeit beharren ſollen. Wann nun auch ferner | 


In 
Es follen nicht mehr Leute zum Dienft erfcheinen, als beftellet werben. .. 


Ben den Meyerendienften der Misbrauch eingefchlihen, daß ganze Dorſſchaften 
auf ihren nach dem Herfommen zu repartirten Sändern und Wieſen gefamnter Hand fich eins. 
finden, die Arbeit aber vielmals von der Halbichied oder wenigen Perfonen gefchehen koͤnnte, 
wann die Dienfipflichtige nur zu geböriger Zeit: in Arbeit treten; als ift Unſer gnädigfter 
Mille, daß zu den Handdienften nicht mehr Perfonen, als der Dienſtherr oder Aufſeher 
noͤthig finder und verlanger, fodann auf jeden Morgen kandes zu 120 Ruthen nur ı Pflug, 
und zu 3 Morgen 1 Egge genommen, und in der Dienftrolle gut gethan, die übrige aber 
abgewicjen werden follen, | | 
| §. 12. 


» 


. Dienflordnung.,.. 33 
$ 1m 
Wie es bey Ausfuhr der Dunge zu Halten... , — 


Ä Zu einem Dungewagen von 4 Pferden fommen 2 Perfonen, und auffer diefen noch 
fo viel.befondere Aufläder, als Wagen find, und diefe folen gefammter Hand einen Wagen 
nach dem andern nebft den Fuhrleuten beladen helfen, feineswegs aber fich bey die Wagen - 
erteilen. Die Dungetvagen follen wohl beladen und recht zugefählagen werden, und jes 
der Wagen, ſobald er belditige ift, fügleich abfahren, nicht aber auf die andern warten, und 
wann im Fahren etwas-abfälle, füllen die, Fuhrleute folches wieder aufladen, ;" “ 


9 1% | 

; | Den Heus und Fruchterndte. j 

Zur Ernötezeit follen zu einem Morgen zu fchneiden 4 Perfonen, auf 3 Morgen ei 
Binder und 2 Einleger, zur Heusund Grummatzeit aber auf drey Viertheil Morgen eim 
Meber, und auf 6 Meher ein Streuner (welche hey dürren Jahrszeiten vor der Sonnen 
Aufgang, auch fo es erforderlich wire, bey Nachtjeiten das Mehen verrichten, und ſich 
an feine gewille Stunden binden müflen) fodann zum Trocknen auf jedes Fuder täglich 
& Perfonen, fo lange es nöthig, beſtellet werden, u 


$. 14. . un ; m. . 
Bann zur Eendtejeit wegen einfallenden böfen Wetters der Dienſt nicht vor fich gehen Fönnte. 


Truͤge es ſich zu, daß zur Erndtezeit ein Dienſt beſtellt wäre, inzwifchen aber ein 

„böfes Wetter einfiele, daß der Dienſtherr fich der Arbeit nicht nüglich bedienen koͤnnte, fol 
sr Mache haben den Dienft wieder nad) Haufe zu fchicfen, und dem Dienftimann ein mehr 
crers nicht, ale diejenige Zeit, fo er etwan bereits darauf zugebradyt, des folgenden Tages, 
ander wann er wieder ‚beftellt wird, gut gerhan werden. Sollte auch 


Ä | §. 15. Ä 
Bep unbeſtaͤndigem Wetter ſoll auf Erfordern die ganze Gemeinde zur Erndte erſcheinen. 


Ben der Frucht⸗ Heu⸗ und Grummaterndte unbeſtaͤndig Wetter einfallen; fo ſoll auf 
Begehren die ganze dienſtſchuldige Gemeinde Mann vor Mann ſowohl zum Schneiden und 
Mepen, ats zum Binden, Trockenen, Einfahren und Aufvaufenerfcheinen, oder fo durch ihre 
Widerſpenſtig⸗ oder Nachlaͤßigkeit Schaden daraus entſtuͤnde, foll nach Erkenntniß Unſerer 
Rentcafnmer die ganze Gemeinde nebſt der verwuͤrkten Strafe ſolchen zu erſetzen ſchuldig 


ſeyn. | 5 
\ 6. 16. 


a Wie weit ein Tagewerk vor. Landfuhten und Botten zu rechnen. 

2. . . Wann Epanns oder gehende Dienſte uͤber Feld und auſſer band geſchehen muͤſſen, 
wird ĩneluſive des: Ruͤckwegs in den Sommermonaten auf 5, in den Wintermonaten aber 
auf 3 Stunden weit ein Tagewerk gerechnet, ſo ſie aber weiter gehen, oder ohne ihr Ver⸗ 
ſchuiden fo lange aufgehalten wuͤrden, daß fie ſelbigen Tages nicht wieder zu Hauſe ſeyn 
koͤnnten; (als woruͤber ſie allenfalls Atteſtata beyzubringen ) fo wird nebſt dem gewoͤhnlichen 
Dienſibrad oder Gebuͤht auf jedes Guist.Zugvich naͤchtlich zuey Mgr. sur getban. Die 


f nn . 
176 Fuͤrſtlich⸗Waldeciſche 


§. 17. 
Strafe, wer der Dienſt verſäumet, oder nicht In gehoͤriger Maaße verrichtet. 
- Diejenige, fo vorig genannte und andere fo ords als ertraordinaire Dienſte verſu⸗ 


men, follen vor den Ackerdienſt 0498 ⸗ ⸗ 18Gr. 
Fahrdienſt mit einem Wagen im Lande ⸗ ⸗ 1 Rihtr. 
auſſer Landes ⸗ 2. ⸗ ⸗ ⸗ ⸗ 2Rkthlr. 
Mit einem Karn, halben Wagen oder Schleufe, auch digen Pferde .» 18 6r 
Und vor unterlaffenen Hands oder Bortendienft ⸗ 8 Gr, 

Die aber zu ſpaͤt kommen oder zu fruͤh wieder nad Safe geben, ede 
Stunde, und zwar den Fahrdienſt mit 3 Gr. 


Den Handdienſt mir 2 Heſſenalb. buͤſſen; welche Staſe kelort executive beygetrie⸗ 
Sen, und die, ‚Strafbare aufferdem den Dienft nachzuthun, oder allenfalls den verurfachten 
Schaden und Koſten zu erſtatten ſchuldig und gehalten ſeyn ſollen. Im Fall 
— | N | . (§. 18. 

Auch jemand fo widerſpenſtig ſeyn würde, daß er 2 bis 3 Dienſte nach einander 
verſaͤumte, foll derfelbe incarcerirt und fo lange eingehalten werden, bis er auch die Strafe 
und alle Unkoſten erlegt haben wird, . 

0 . 19. 2 
Von wem und wie die Dienſtbeſtellungen zu thun. 


Alle extraordinaire Dienſtbeſtellungen ſollen von Unſern Beamten auf vorgaͤngig 
immediate von Uns, Unſerer nachgeſethzten Regierung oder Cammer s Collegio erhaltenen 
Befehl, oder des Forſtamts Begehren, welches fie in ihren Beftellungen jedesmal zu alle⸗ 
giren haben, fchriftlich, und fo viel möglich, jedesmal Tags zuvor gefcheben ‚es fey dann, 
daß jur Erndtezeit oder bey andern Vorfallenheiten, fo feinen Anftand leiden, die Dienfte 
in der Eil nöthig wären; auſſer Eingangs bemeldten aber fol fonft niemand, er-fey auch 
wer, und unter was Prätert es wolle, fich unteritehen, ohne vorzuzeigende fpecielle Ordre 
oder Erlaubnig, von Unfern Unterthanen einige Fahr⸗ Reits und Handdienfte, Bottengaͤnge, 
oder dergleichen zu begehren, und foll in dergleichen Faͤllen der Dorfrichter oder Grebe fich 
jedesmal den Befehl vorzeigen laffen, im deflen Ermanglung aber keine Dienſibeſtellung re⸗ 
ſpectiren oder anuehmen. Nachdem nun aber 


— . F. 20. 
Eilfertige Dienſte ſollen ohne Saͤumniß befoͤrdert werden. 


Bey ertraordinairen Vorfallenheiten, wann jemand von Unſern Bedienten uͤber 

Feld geſchickt, oder Briefe beſtellt werden ſollen, die Unterthanen unterm Vorwand einer 
hergebrachten Gewohnheit ſich angemaſſet, weiter nicht, als bis auf das naͤchſte Dorf zu 
dienen, auch wohl an theils Orten erſtlich darum loſen, wer den Dienſt verrichten ſolle, 
ſolchergeſtalten aber die Beſtellung Unſerer Befehle, und die Abgeſchickten in ihren Verrich⸗ 
tungen zur Ungebuͤhr aufgehalten werden; als ſoll dergleichen Unordnung in Zukunft gaͤnz⸗ 
lich abgeſtellt ſeyn, mithin auf den Ball daß in dem fehriftlichen Befehle hiervon nichte 
aus⸗ 


Dienftordnung. my 
ausdrückliches vorgefchrieben wäre, alle dergleihen fowohl Fahr, als Reitsund Botten⸗ 
dienfte, wenigſtens auf 4 Stunden weit präftirt werden, ber Dorfeichter oder Grebe aber 
bat, wann Pferde zum Reiten oder Fahren erfordert werden, dahin zu fehen, daß der Abs 
geſchickte nicht aufgehalten, fondetü in Zeit von einer halhen oder hoͤchſtens ganzen Stunde 
ein oder fo viel’ gute Pferde, als erforderlich, herbengefchaft, und diejenige, fo am erften 
bey der Hand und tüchtig find, -fie möge einem Ackermann oder Köttner zufteben, hierzu 
genommen, jedoch vom Nichter öder Greben hernach ben afiderer Gelegenheit obferviret 
werden, daß von denjenigen, an dem die Tour gewefen,.und vorben gegangen, nachges 
boler werde, Alles bey Vermeidung willtührliher Strafe, Dahingegen aber follen. 


u.— 


—* 


en dein nt ale 
u : „Dienflleiftende ſollen mit Beſcheidenheit trackiret werden. - -; 
“= Unfere Hofs and andere Bediente, oder wen fonften Dienftpferde zugeſtanden wer⸗ 


‚den möchten, felbe nicht ‘über die Gebühr ftrapaziren, vielmeniger die Dienftboren unges 
bübrlich tractiren, bey willfübrlicher Strafe, auch Erfeßung des etwa verurfächteh Sthäs 
dens. Damit aber j 
| | | $. 22 u _ 

| Beamte folten die Gleichheit in den Dienſtbeſchwerungen Beobachten, 

5 Einer nicht vor dem andern mit ordinairen oder ertraordinairen Dienſten belaͤſtigt 
"werde, follen ſowohl die Beamten, als auh Richter oder Greben nach dem, hierunter anges 
fuͤgten Formular jährlich ein befonderes Dienftregifter halten, auf deflen erfterem Blat 
jedesmal ein accurares Verzeichniß Aller Dienftpflihtigen Mannfchaft von jeder Gemeinde 
"Cidelche die Richter und Greben mit Namen, die Beamte aber nur nad) ihrer Anzahl zu 
fpecificiren haben) vorgeſetzt werden ſoll, ſolches foll von den Dorffchaften alle Quartal dem 
Beamten vorgezeiget werden, damit dieſer darauf fehen Fönne, daß diejenigen, fo in eis 
nem Quartal zu viel gelitten ,in naͤchſtfolgendem wieder geſchonet werden; Geſtalten dann 


* 


$. 23. 
.Ermeldte Beamte uͤberhaupt die Dieuſtbeſtellungen fo einzurichten haben, daß eine 
Gleichheit bierunter gehalten, und die Unterthauen, fo viel möglich, gefchonet werden, weis 
ches Endes Bann die meit abgelegene Dorffchaften mehr zu den ortinaiten, die nahe ges 
NJegenen aber Mehr zu extraordinairen Dienften, befonders wenn es Kleinigfeiten betrift, ju 
«berufen find, J 
Be Eat} BES \ §. 24 

Pre Ze Bon Verrichtung übriger bierinnen ohnberührfer Dienfte remiflive. | 

c Alle Äbrige vorfallende Dienfte, fo hierin nicht ausdrücklich bemelder worden, fol- 
«fen die. Dienftpflichtige ihrer Schuldigkeit und dem Herkommen gemäß nicht weniger des 
treulich und nach Vorfchrift diefer Ordnung verrichten, geftalten die "Beamten hiermit gnaͤ⸗ 
digſt und ernftlich befebltget werden, darüber veft zu halten, die Lebertretter bald nad) der 
: Anzeige zu befttafen, folhe Strafe von ihren beyzutreiben und bebörig zu berechnen, wels 
ches Unſer ernfter gudsigfter Wille und Befehl, Gegeben in Unferer Fürftlichen Refidenz 
Atolſen, den 23ſten May, 1742. u Ä 


(L.S) Earl, Fürft zu Waldeck. .. 
.Beckmanns Geſetze I. Theil. 3 | 24. Fuͤrſt⸗ 


14 


Fuͤrſtlich ⸗Waldeckiſche Zehendordnung, _ 
bom ıgten Jul. 1742. j 





Von Gottes Gnaden Wir Carl Auguſt Friedrich, Fuͤrſt zu Wal⸗ 
deck ꝛc. ꝛc. Fügen hiermit zu wiſſen; nachdem Wir noͤthig gefunden, wegen bis⸗ 

‚bero an vielen Orten eingeſchlichener Mißbraͤuche und Unrichtigkeiten in Zehendfadhen, eine 
genelene Verordnung zu flellen, wie es mit dem Zebendyieken, Sammlen, Einführen, 
fen und Ausdrefchen ins künftige gehalten werden folle; Als ordnen und wollen Wir. . 


$ 5 
Beamte follen richtige Zehendlagerbuͤcher verfertigen. ... 
| Daß, fo viel Unfere Zehenden anbelangt, durch Unfere Beamte, wo folches niche 
bereits geſchehen, nach der Meflung richtig und umftändlich befchriebene Zebendlagerbücher 
verfertiger, und zu Unferer Rentcammer eingeſchicket, von diefer aber examiniret werden folley, 
faus fih dann finden follte, daß ein oder anderer Beamter nachläßig oder nicht aufrichtig 
eo verfahren, ſoll derfelbe alles Ernſtes beſtraft, umd nach befindenden Umfländen 


iner Dienfte enrfegt werden. Da nun J 
| I Sur 2.. — Bu 
Alle Früchte, fo auf einem zehendbaren Lande machten, follen ohne Ausnahme behörig 
ausgezehndet werden. 
An theils Orten Unfere Untertbanen in dem ohngegruͤndeten Wahn ſtehen, als ob 
fle von denjenigen Früchten, fo in mißrathenes und wieder umgeriflenes Winterfeld, -nlye 
auch in die Braache gefiet worden, imgleichen vom Flache, Rüben, Kohl und dergleichen, 
- Beinen Zebenden gu entrichten fehuldig wären, diefes aber um deswillen keinerweges Statt 
finden mag, weilen die Zehendbarkeit auf dem Grund und Boden haftet, mithin alfg.aßag, 
was darauf wächfer, ohne Ausnahme zehendbar ift; aufferdem auch derjenige Acker, fo ders 
gleichen Treflenen getragen, oder braach befaamt gewefen, das folgende Jahr nicht fo viel 
und gute Frucht tragen kann, als wann er in die Braache nicht befaamt gewefen wäre, und 
dann aber die Negligenz der Aufieber, und daß diefe an einigen Orten die Auszehndung 
dergleichen Früchten aufler Acht und in Abgang gerarhen lafien, Unſern Gerechtfamen Beis 
nesweges nachebeilig ſeyn mag; alfo follen fire fünftig alle Srüchte, fie mögen im Winter⸗ 
Gonmers oder Braachfeld,, desgleicyen über oder unter der Erde gemachfen feyn , wie-bils 
lig ausgezehndet werden, und die Zebendpflichtige nicht befugt ſeyn, davon etwas zu. ‚egis 
wien, es wäre dann Plärlich zu erweilen, daß ihnen foldhes frey gegeben worden. MWeilen 
er 2 | 


u „ur 3% 


6 


Fuͤrſtlichh⸗“Waldeckiſche Zehen pronung. rg 
— 2er WE Bu §. r, POamie KanSE 25 TH en ae N. 
nn Bee Kohl, Rüben und dergleichen zum halte. 
Einige Fruͤchte, Als Kopl, Rüben, Wugeln, x. nicht zu einer Zeit, ſondern 
nach. und nach ausgezogen und genuger werden, mithin die Auszehndung in natura bea 
ſchwerlich fällt; fo ſoll jolchenfalls nach Befinden und Billigfeit der Betrag mit Geld, und, 
zwar obugefähr jede Ruthe mit ı Heller bezahle werden, Wann nun az 
Zehendpflichtige ſollen den Zehendſammlern vorher geittg Fund thun, warn Be binden wollen. 
>: Die Srüchte gebunden und eingeerndtet werden follenz. fo follen die Zehendpflich⸗ 
tige folches den Zehen dſammlern vorhero bey Zeiten und juverläßig anzeigen, und die Zeit, 
mann fie binden wollen, Fund thun; und weil diefe nicht aller Orten zugleich feyn Finnen; 
ſo ſoll der Zebendfchuldige 4 Stunden den Zehendfammler abzuwarten ſchuldig, falls diefer 
ſch aber indeſſen nicht einfinden follte,: alsdann befugt feyn, die, Srüchte nad) Haus zu fah⸗ 
zen, jedoch. daß er. den Zehenden auf dem Lande. liegen laſſe, und. damit-redlich und gewiſe 
ſenhaft verfahre, auch wie. viel Bunde überhin-gewefen, den Zehendſammlern fund mache; 
Würde nun gleichwohl der Zehendpflichtige, ohne die Anzeige vorhero zu thun, -oder Dem 
Zehendſammler abzuwarten, die Srüchte einfahren, und Pönnte er gleich erweifen, daß er 
mit Auswerfung der Zebendgarben richtig verfahren, foll er nichtsdeitoweniger als Ueber⸗ 
teetter diefer Drdyung wißtührlich, derjenige aber, fo betrüglich gehandelt, nach Propom 
tion des ne jedes Gebund Frucht mit 10 Rthle. oder fo er unver⸗ 
mögend, mit 5 Tages Oe iß geſtraft werden, und aufferdem den Abgang ohnverzuͤg⸗ 
üch erfegen. Es follen aber auch, - ur 2 ee 
— ZT 5. ; 


..-  Behendfammier follen die Binder möglichft befördern. 

Die Zehendſammler, wann ihnen die Anfage gefcheben, und fie im Felde jemand 
binden ſehen, ohne Noth niemanden aufhalten, oder auf fich warten faflen, vielmeniger 
den Lenten an den Früchten Schaden. zufügen, fondern die game Erndte durch ftets im 
Felde ſeyn, und, fo viel möglich, die Abfahre der Früchte, befonders bey unbeftändigem 
rei ; befördern, oder fich ohnfehlbarer empfindlicher Strafe gemärtigen. Imgleichen 
foffen ® 4 

6 


Som dahin ſehen, ob im Aufbinden ber Garben aufrichtig verfahren worden. Ä 

Die Zehendſammlers darauf Acht haben, ob auch die Früchte auf den Ländern alle 
hi:hleiche Sarben gedimpen ſeyn, und falls fie.gewahr würden, daß etwa diejenigen Bunde, 
weofauf der Zehende teift, nicht fo gut, als die andern befunden würden, follen fie an deren 
ſtatt andere tüchtige Bunde ausziehen, der Zebndpflichtige aber folches zu verwehren nicht 
befugt, ſondern vielmehr des. intendirten Betrugs wegen würflicher Beſtrafung gemärtig 
fen, Wie Uns nun - | 


y 


\ 


% % 

0 "DerBehenbe ſoll völlig und ohne Abgang gezogen werden. 
Das sebende ober bergebrachte mehr oder wenigere Theil von fämtlichen auf dem 
gebendbaren Stuͤcke wachſenden Fruͤchten — und ohne Abgang gebuͤhret, dikfes 

x 2 


aber 


Ba} 


180 »Fuͤrſtlich ⸗Waldeckiſche 


aber von den Zehendſammlern bis dahero nicht allemal beobachtet, und aceurat ausgezehn⸗ 
det worden; als befehlen Wir ernſtlich, und ſollen Unſere Beamte mit Nachdruck daruͤber 
alten, daß bey einem jeden Inhaber von einem Stuͤck Zehendland auf das andere von 
leicher Sorte Frucht gezaͤhlt, und von den überbleibenden oder die zehende Zahl nicht .ers 
Seichenden Gebunden gleichfalls das zehende, oder wie es hergebracht, mehrere oder wenis 
gere Theil Frucht, jedesinal abgenommen werde; Könnte aber 


I. 8, 
Leider feinen Abfall, wo eine befondere Zchendgerechtigfeit erweislich. Unterfshleif in . 
Bindung der Garben. Theilung der zehendbaren Stüde verbeten. - ur 

Eins oder andern Orts eine "befondere, von Alters hergebrachte Obfervanz rechtlich 
erwiefen werden, daß in ein oder anderer Feldmarf nicht von einem Stüc auf das andere 
gezählt werden dürfte; fo laffen Wir es zwar noch zur Zeit bis zu näherer rechtlichen Er⸗ 
Örterung dabey bewenden; weilen:aber verfchiedene Zehbendpflichtige unterm Vorwand eined 
ſolchen Obſervanz ſich des ohnerlaubten Vortheils bedienen, die: letztern Garben auf dem 
Sande, damit ſolche die zehende Zahl nicht erreichen ſollen, groͤſſer als die vorherige zu bins - 
den; fo foll-der Zebendfammier hierauf genaue Obacht haben, und befindenden Falls auch 
von übrig bleibenden 8 oder 9 Bunden, von wegen des zur Ungebuͤhr eingezwengten zes 
henden Bundes, ein Gebund Zehenden abnehmen, die Widerfegliche aber zu gebührender 
Strafe anzeigen. Was aber diejenigen Länderenen betrift, fo ehemal zuſammen gehoͤtet, 
unter der Hand aber getheilet, und zerſplittert worden; (welches der Beamte, ſo viel Un⸗ 
ſere Zehende anlangt, behoͤtig zu unterſuchen hat) ſo wollen Wir ghaͤdigſt, daß, weil ein 
Zehendhert durch dergleichen Theilung keinesweges Abgang leiden muß, fuͤrterhin von den⸗ 
jenigen Garben, ſo unter der zehenden Zahl uͤbrig bleiben, und zwar von fuͤnften und dar⸗ 
über jedesmal eine halbe Garbe gezehndet, fo aber zwey und mehr getheilte Stuͤcke derma⸗ 
len wieder an einen Beſitzer gekommen, nach wie vor von einem Theil auf das andere ge⸗ 
zaͤhlt werden ſolle. Fuͤrs kuͤnftige aber ſoll uͤberhaupt alle Theilung ſolcher zehendbaren 
Stuͤcke bey willkuͤhrlicher Strafe gaͤnzlich verbotten ſeyn; es ſey dann, daß Unſere des Orts 
beſtellte Obrigkeit ſolche Theilung zu geſtatten, hinlaͤngliche —F und ſolchenfalls 
die Zehendpflichtige ſich zufoͤrderſt reſp bey Unſern Beamten oder Eigenthuͤmer des Zehen⸗ 
den ad Protocollum dahin reverſiren wuͤrden, fuͤrterhin von allen und jeden auf den geibe⸗ 
ten Stuͤcken fallenden Garben den Zehenden zu entrichten. Auch ſoll 


F. 9. . 
Vor der Erudte keine Früchte zu fchneiden oder abzuhüten. 
. Niemand, er fen auch wer er wolle, vor der Erndte Früchte zum Viehverfuttern 
abfchneiden oder abhüten, noch eben fo wenig der an verichiedenen Orten eingefchlichene 
Mißbrauch, daß die Gemeinden den Hirten und Schäfern einige ihnen zugehörige Stuͤcke 
Viehe anſtatt Lohus butblos gehen zu laſſen geitatten, fernerbin gedulder werden, alles bey 
Vermeidung opnnachläßiger harter Strafe, \ 8 


6. 10. 
Welchergeſtalt das Schneiden zu Brodkorn vor der Erndte in geſtatten. 
So viel aber das Schneiden zum Brodkorn vor der Erndte anlangt, wollen Wir 
ſolches den nothduͤrftigen Unterthanen zwar, jedoch auderſt nicht verſtatten, als ei fie 
zufoͤr⸗ 


ef 


re Zehendord nugq. 3 3 ar 
zuförderft den Beamten und Zehendherren, ober doch mwenigftens dem beſtellten Zehend⸗ 
fammler, um demmaͤchſt bey der Erudte den —I De nden vorab nehmen 
£öunen ,.folches anzeigen, und Crlaubniß dazu einholen, tWeiche® jeboch ohne Morh und 
Yeider Kern’ zut Volltommenpeit gediehen, nicht suzufteben tft, imgleichen fol ohne Ber 
willigung des Zehendherrn niemand ftatt des Arbeitslohns, der unter was Prätert':ug 
wolle, vor beſchehener Auszehndung einige Frucht vom fände: bringen oder bringen laflen, 
bey willfüßrlicher Gelds oder Gefaͤngnißſtrafe. Deßgleichenfoll- . =:  --  ..* 


6. 15. 

Währender Erndte Volt fein’ Vieh in die Stoppeln detrieden werben. 
Waͤhrender Erndte, und fo lange Barben im Felde lirgen; mit keinerley Vieh, 
e6 gehöre ganzen Gemeinden, oder wen es wolle,‘ in die Stoppeln gehütet werden, : und 
da eine Geincinde oder fonften- jemand. dargegen bandelt;:fol: die oder berfelbe, nebſt Er⸗ 


fegung des etwaig verurſachten Schadens nachdruͤcklich geſtraft werden. nr «: 
nn, sy * m Ze nn .. . .. Fr —— ne r 

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Die Früchte von den Ländern wohl aufzuharken. E ‚ 


Ben Bindung der Früchte foll alles von den $ändern wohl aufgeharkt und mit 
eingebunden: werd ,,: und follen die Zehendfaiymier wohl Acht darauf haben, mithin auch 
soon felchem.auf tften, wann es ein Gebund anbelangt, den zehenden Theil abhehmen, - 
diejenige aberz je jolchergeftalt vorfeglich. etwas liegen laſſen, um den Zehendheren zu. vers 
sortheilen, zu. gebührender Beftrafung anzeigen, et et 

F §. 13. 

u. rn. Zehendgarben muͤſſen zuſammen gelegt werden. 
u Die: ausgezogenen Zehendgarben aber’follen Die Zehendſammler zu einer bequemen 
Lradungoſtan juſanmen tragen, damit’ die Zehendwagen nicht nach einzelnen Garben durchs 

Beld fahren, und andere Fruͤchte beſchaͤdigen muͤſſen. Gleichergeſtalt ſollen. 


§. 14 
| Zehende ſoll zeitig eingefahren, und moͤglichſt conſervirt werden. 

‚Die Zehendſammler dahin. bedacht ſeyn, daß die Zehendgarben, fo bald möglich, 
und ben gutem- Werten eingefahren‘, uud nicht zum Schaden im Feld fiegen. gelaflen, der 

Sehendfubrfchuldige aber, und befonders an.dem die Fuhr ift, wanu er. niche zu behoͤrig 
and beftellter Zeit dazu parar ift, auf Anzeige des Zehendſammlers, jedesmal nehft Erfegun 
des dadurch entitandenen Schadens mit einen Rthlr. geftraft werden; fo aber bey einfal 
lendem Regenwetter oder anderer Urjachen wegen die Einfuhr ſobald nicht gefchehen fönntez 
ſo follen.die Zehendſammlers die über Macht im Felde liegen bleibende Garben wohl zählen 
und notiren, die etwa naß gewordene aufftellen und trocknen, und falls fie verfpüren, daß 
„etwas davon entwandt worden, folches dem Beamten und Zehendheren alsbald uzeigeny, 
und zu Ausforſchung des Thärers allen möglichften Fleiß anwenden, Auch ſollen 


en | 2 3 F. 15. 


Ve Fuͤrſtlich⸗Waldeckiſche 
De voretis 


Die Feldknechte und Wildwaͤchter, welche darauf in ſpecie mit zu beeidigen ſi 
auf dergleichen und alle andere Felddiebereyen fleißig Acht haben, zu deren Verhuͤtung 
den Abend ins Feld geben, die ganze Nacht darin bleiben, und von jeder richtig befundenen 
Ruge den dritten Theil der Strafe zu gewarten haben, “ 


16 
Einfahren bey Nachtzeit verbotten. 


Das Einfahren bey Nachtzeit, es fen von zehend⸗ oder ohnzehendbaren Ländern, fol 
gänzlich und bey 5 Rthlr. Strafe verbotten feyn, und hat ſich jedermann darnach zu riche 
een, daß er vor bem Abendlaͤuten feine Früchte nach Haufe bringe; fo aber wegen der Wit⸗ 
terung oder andern nothdringlichen Umftänden auch bey Nacht gefahren werden müßte, fol 
ſolches doch anderft nicht, als mit Vorwiſſen des Beamten und Zehendherrn gefcheben, 
und den Zehendfammlern folches vorbera angezeigt werden, damit der Zebende zuforderft 
davon gezogen werden koͤnne. | 


§. 17. 
Zehendſammler follen mit den Einführern und Bänfern richtige Kerbköde Halten. 

u "Bey Einſammlung des Zehendens follen die Zehendſammler mit den Einführern 
und Bänfern über dasjenige, was eingefahren wird, richtige Bücher und Kerbſtoͤcke Hals 
ten, und jedes Tages den Beamten oder Anffehern und Rechnungsführern,, mittelft Webers 
tieferung folches Kerbflockes, das eingefahrne Quantum anzeigen, und fi von diefem jes 
desmal in ein befonderes Büchlein darüber quittiren laflen, worauf fie hiernaͤchſt, wann 
das Einfahren gefcheben, mit dem Nechnungsführee abzurechnen, und zum ‘Beleg feiner 
Rechnung ihm Beicheinigung darüber zu ertheilen haben, die Zehendſammler aber follen 
ühre Kerbitöcke und Bücher nach völliger Einerndtung des. Zehendens felbit zur Cammer 


einliefern. 
§. 18. 
Die Eultur eines zehendbaren Landes darf ohne Vorwiſſen des Zehendheren nicht 
0 verändert werden. j 
Ohne des Zehendherrn Vorwiſſen und Bewilligung fol ich niemand unterftehen, 
‚ein Stück zehendbares Land zu Garten, Wiefen, Teichen, oder Huthen einzurichten, oder 
Jolches Unterfangens wegen von des Orts Obrigkeit nachdruͤcklich geftraft, und überdiefes 


alles wicder in vorigen Stand zu feßen angehalten werden, Will aber jemand zu feinem 
beſſern Augen dergleichen Veränderung vornehmen, foll er ſich zuförderft mit dem Zehend⸗ 


herrn desfalls vergleichen, und fo viel Linfere Zehende anbelangt, fi) bey Linfern Beamten 
anmelden, welche folches zuförderft, nebft ihrem ohnmaßgeblichen Vorfchlag, was etwa 
nach ohnpartheyiſch⸗ und feldfündiger Leute Erkenntniß flatt des Zehenden an Geld gege⸗ 
‘den werden Pönne, an Unfere Rentcammer zu berichten, und deren Verordnung darüber 
einzuholen haben, Sollten aber 


- D 6 I 9 
% 


Feldknechte und Wilbwaͤchter ſollen auf Dieberey Acht haben. t. 


> 


Zehendordnung.... 7, 103 


. $. 19. 

Dergleichen veränderte Stücke über kurz oder fang wiederum zu fantigem fande ges 
macht werden; fo foll dem Zehendherrn frey ſtehen, ftatt des Geldes den Zehenden wieder. 
in narura zu ziehen; Öleichermaflen haben 0 

$. 20, 
Wuͤſte gelegene zehendbare Länder nicht auffer Acht zu laffen. 

Unfere Beamte dahin zu fehen, wenn in zehendbaren Feldern ein oder anders 
Skuͤck eine Zeitlang wüfte gelegen, und wieder in Stellung gebracht wird, daß ſolches 
wiederum behörig mit in Zebenden gezogen, und nichts, fo Uns zehendbar, frengelaffen 
werde, ' — J 


4 


$. 21. Bu 0 
Schuldigfeit der Zehendbrefcher. 


Die Drefcher (fo alle Jahr zu beeidigen find) follen alle Garben, fo fie aus dent 
Banfen zum Drefchen nehmen, richtig abzäblen, die Früchte tüchtig und rein ausdrefchen, 
wohl worfeln, fcheiden und faubern, auch dahin fehen,. daß das Geſtroͤbe richtig gezaͤhlt 
und-aufgefihrieben, wohl verwahrlich hingelegt, und. nichts entwendet oder. verborben 
werde,  Deßgleichen follen fie . nn 
" — §. 22. 
: Die ausgedroſchenen Früchte, was jeden Tages, aufgehoben wird, mit. richtigen 
‚geeihten Maaßen den Einnehmern und Berechnern zumeſſen, ſich in befondere Buͤchlein 
itticen laſſen, wie.viel Garsen fie ausgedr.fhen, und was von jeder. Gattung Fruͤchte 
und Stroh davon gefallen und aufgebunden, nach welchen Quittuͤngen fie hiernaͤchſt na 
vollendetem Ausdrefchen mit dem Einnehmer abzurechnen, und deflen geführtes Dreſchrbg 
ſter zu beſcheinigen, die Quittungsbuͤcher aber zu Unſerer Rentcammer ſelbſten einzuliefern 
haben. Gleichwie nun | Dr FE EEE 
W $. 23. 
"2... Sollen treue und felbfundige Leute zu Zehendfammlern, Drefchern ıc. beſtellet werden. 
2 Deren Strafe, mann fie ihre Pflichten nicht ia Acht nehmen.  . - 


1.7.2. Unſere Beamte dahin zu ſehen haben, daß fie niemand anders als folche Leute, non 
deren Treue, Fleiß und gutem Wohlverhalten fie verfichert, und fo derer Felder wohl füny 
dig find, zu Zehendſammlern, Fuhrleuten, Baͤnſern und Drefchern annehmen und very 
oflichten, alfo.follen auch diejenige, fo ihre geleiftere Pflichten nicht in Acht neßmen, und 
antweder aus Muhläßigfeit oder gar mit Willen und Willen ein.oder andere frey ausgehen 
oder Unterfchleif gefchehen laflen, ja weht ſelbſten mit der Frucht partixen, und den Zebend 
herrn auf ein oder andere Weiſe vervortheilen und betrügen, andern zurs Exempel mit 
empfindlicher Gelditrafe, oder da fie es wicht int Vermögen hätten, am Leibe geitraft, und: 
alle diejenigen, fo Wiſſenſchaft and Mugen davon gebapt, mit cbenmäßiger Digafe.anges 
fehen werden, Damit aber nn 


}ı I. ‚ » 2. Pi F . —— . HR Dr . dtv ..u. F . 2 le t, J !iũ 


3 1 Br ge 


’ 


18; Fuͤrſtlich⸗Waldeckiſche 


$. 24. ⸗ 
| Beamte ſollen fleißige Obſicht darüber tragen. 


Alfer Unordnung und Uinterfchleif deftomehr vorgebeugt werde, follen unfere Beamte 
die Zehendſammler, Baͤnſer und Drefcher nicht allein ihrer Pflicht fleißig erinnern, fondern 
auch zur Erndtezeit felbften die Felder fleißig bereiten und Obacht haben, daß die Auszehns 
dung aller Drten accurat und wie ſichs gebührer, geſchehe. So viel 


$. 25. 


Vor der Zehendvermalterung ſollen Beamte eine richtige Specification ‚ was von Srüchten .: 
ausgeſtellt und wie fie befohaffen, zur Cammer einfenden.  - " 


.. 6 

Die Vermalterung Unſerer Zehenden anlangt; ſo ſollen Unſere Beamte jaͤhrlich zu 

rechter Zelt die zebendbaren! Felder mit Zuziehung feldverſtaͤndiger Leute in die Laͤnge und 
Breite felbften bereiten, und nach dem Zchendlagerbuch weniger nicht richtig fpecificiren, 
was an allerhand Gattung Fruͤchte und Treffeney in jedem Feld ausgejtellt, und was 
branch liegen blieben, fondern auch zugleich die Befchaffenheit der Früchte wohl in Augen⸗ 
fchein nehmen, und einen ohngefehrlichen Leberfchlag machen, was es von jeder Gattung 
An Zehenden vor Uns ertragen Pönne, welche Specificatien ſie nebft einem pflichtmaͤßigen 
uniſtaͤndlichen Bericht, twenigftens 14 Tage vor der Vermalterung an Unſere. Renteammer 
einzufenden haben, diefe Befichtigung und Exfennmiß follen die Beamten, wıe vorher bes 
melde, mie Zunehmung der Sache verftändiger Leute jedesmal felbften vornehmen, feineswes 
ges aber folche auf ihre Schreiber oder die Dorfrichter und Greben anfommen laffen, ges 
Halten dann von den zur Zehendvermalterung von Unferer Rentcammer jährlich verordne⸗ 
ten Commillariis diefes jedesmal zugleich unterfuche, und wer dagegen gehandelt, auf des 
en Bericht mit gebuͤhrender Strafe angeſehen werben fol. Bey der Vermalterung felds 
fen follen zwar nn BE | a 
| §. 26. I 

I 


Wer zur Malterung der Zehenden zuzulaſſen. Strafe der Colluſton. | od 


Alle diejenige, von deren Laͤndereyen der Zehende gezogen wird, über den aus den 
Zebendlagerbüchern und befchehenen Beſichtigung formirten Anfchlag und Forderung zuerſt 
vernommen, und bey williger Erklaͤrung ihnen auch vor andern der Zeheud gegönnek wer⸗ 
den. Weilen aber oͤfters die Gemeinden darunter colludiren; ſo ſollen die hierzu beſtellte 
Commiſſarii, wann fie finden, daß das Erbieten nicht hinlaͤnglich, und der Zehende ein 
mehreres ertragen koͤnnte, alle und jede eingeſeſſene Landesunterthanen, wobey genugſame 
Sicherheit vorbanden, ohne Unterfcheid zur Licitatton admittiren, und den Meiftbietenden 
den Zufchlag geben, diejenige aber, fo überführet werden können, daß fle heimlich zufams 
men gehalten und colludiret, in so Rthlr. obnuachläßige Strafe, wovon der Angeber einen 
Dritiheil zu gewarten hat, verfallen fenn,. Wenn mın ur Bar 


_ 


| er GET | 2 
Wenn verſchiedene conjundtim einen Zehenden erſtehen, And fie in ſolidum verbunden. 
Eine ganze Gemeinde oder auch etliche Perſonen zufamnıen einen Zehenden durch Vers 
malterung erhalten, ſollen Alle vor Einen und Einer vor Alle zu haften ſchuldig ſeyn. 
—8 Beſeh⸗ 


Zeh endord nung, | 19% 
2 Befehlen alfo männiglich Unfern Untertbanen hiermit, dieſer Unferer Zehendord⸗ 
nung in allen ihren Puncten und Articuln, fo viel einen jeden hierbey betrift und anbelangt, 
gehorſamlich zu ’geleben, und beh gefeßter Strafe ſolcher Peinesweges zuwider zu: handeln, 
‚wenigen nicht Unfern Collegiis, Beamten und Stadtmäniftraten hierob gebührend zu Habs 
‚zen, deßgleichen Greben, Richtern und Vorſtehern auf den Dörfern, item Zehendſamm⸗ 
lern, Ruͤgern und Feldknechten, die vorkommende Uebertretungsfälle jedesmal getrenlich 
anzuzeigen. W 


. Damit nun ein jedweder Unſerer Unterthanen den Inhalt dieſer Unſerer Zehenb⸗ 
ordnung wiſſen, und vor deren Contrayenienz und darauf geſetzter Poen ſich huͤten und vor⸗ 
ſehen möge, ſoll ſolche vorjetzo fofort gefammten Buͤrgerſchaſten und Gemeinden in Staͤd⸗ 
ten und Dörfern gewoͤhnlich publieirt, auch Eünftig. alle Jahr 14 Tage ‚nor Jacobi ihnen 
‚Öffentlich vorgelefen werden; deffen zu Urkund haben Wir diefes eigenhändig unterfchrieben, 
und mie Unferm Fuͤrſtlichen Inſiegel bedrucken laſſen. So gefchehen,, Arolfeu den 18ten 


Juli, 1742. N | 
| | Earl, Fuͤrſt zu Waldeck. 





Churſaͤchſiſches Mandat, wegen Einrichtung. des 
“ Salzweſens. Dresden am iſten Octobre, 1777. 





Al Friedrich Auguſt, von Gottes Gnaden, Herzog zu. Sachfen, x. 
Ehurfürft ꝛc. Entbieten allen und jeden ıc, und fügen ihrien hierdurch zu wiffen, 
»welchergefialt Wir bey der. Saljverforgung Unferer:tande zu bemerken gehabt, wie an 
theils Orten die vorhandenen guten Einrichtungen nicht’ genug Beobachtet worden, an au⸗ 
dern aber dergleichen noch nicht vorhanden, und Wir dahero den Emichluß gefaßt haben, 
hierunter für das fünftige eine folche Anordnung zu £reffen, wodurch auf der einen Eeite 
Unfer Salzregale und die auf folchem beruhenden Cinfünfte, auch damit verknüpften Abgas 
ben genüglich ficher geftelle, auf der andern aber Unfern Vaſallen und Lnterthanen ihr 
Saljbedürfnig um billigen Preiß, in richtigem Gemäß und guter Qualität zu aller Zeit vers 
fchafft, mithin dem an theils Orten in allen dieſen Stuͤcken bisher .befundenen Mangel 
abgeholfen werde, _ 3. 
Wann num befonders die Einrichtung! der hieſigen Hauptfalzcaffe und die davon 
abhangenden Saljniederlagen ſich durch die Erfahrung dergeftalt bewähret, daß in den das 
bin gewiefenen Diftrieten- obige Abficht am beften erreicht worden, und fogar diejenigen, 
Beckmanns Geſetze 1. Theil, Ä Ya welche 


186 Ä Chur ſaͤchſiſche 


welche ſich anfänglich der Salzerholung aus ſolchen Niederlagen zu eutbrechen geſucht, ſich 
nachher von ſelbſt wieder dahin gewendet; ſo haben Wir dieſe Einrichtung in Ruͤckſicht ge⸗ 
nommen, und wie, zu Erreichung obiger gemeinnuͤtzigen Abſicht, die Nothwendigkeit erfor⸗ 
dert, ſich auf die zu Verſorgung Unferer Unterthanen erforderlichen Quantitdten an Salz 
in Zeiten gefaßt zu machen, deren Beſtimmung aber fich lediglich auf die Anzahl der an 
jedem Ort Unferer tande befindlichen Einwohner gründen, und folche dahero zuvoͤrderſt bes 
kannt gemacht werden muß; Alfo gebieten und befehlen Wir hierdurch allen Unfern Praͤ⸗ 
katen, Grafen, Herren, denen von der Ritterfchaft, Obers Creiß⸗ Hauptsund Amtleuten, 
Schoͤſſern und Verwaltern, Bürgermeiftern und Raͤthen in Städten, Richtern und Schuls 
theiſen, auch übrigen kandeseingefeffenen Unterthanen, jedermaͤnniglich ohne einige Aus⸗ 
nahme, binnen ſechs Wochen yon Publication diefes Unfers Ediets, und in Fünftigen Jah⸗ 
ren alljährlich zu Martini vollftändige und pflihtmäßige Confignationes , nad) den anges 
fügten Schematibus fub 1. 27 3. 4. über die in jeder Ortſchaft befindliche Anzahl an Perſo⸗ 
nen von erreichtem’zoten Jahr an, wuch in Anfehung des Viehftandes Uber den Numerum 
der Kühe und Schafe, jedoch mit Ausnahm der wirflichen Rittergursbefiger, welchen für 
ſich und ihre Haushaltung das gewöhnliche Deputat von 20 Stuͤcken ferner freigegeben 
werden foll, zu errichten. Zu dem Ende find folche von den Einwohnern jeden Orts felbit 
zu fertigen, auch binnen acht Tagen auf dem fand von den Gerichten zu ſammlen, und 
Der Obrigkeit des Orts zu überreichen, in Städten aber vor den Eradrrächen jufammen zu 
bringen, ſaͤmmtliche $ndividualangaben von den Obrigfeiten, nad) Befinden durch Locals 
infpectionen, zu berichtigen, und nach den Ortſchaſten in eine Hauptconfignation zu brins 
gen, auch dieje unter behoͤriger Unterfchrife binnen ſpaͤteſtens drey Wochen an den Bezirks⸗ 
beamten zu übergeben, von dieſem aber jofore, wie ſie eingehen, reſpective zur Haupıfalzs 
caſſe und vorjego auſſerhalb deren Diſtricten, einitweilen —— einzuſenden, 
in gleicher Maaße auch von den Beamien ſelbſt die Conſignationes der ummittelbaren Amis⸗ 
unterthanen und fonft unter Unſern Aemtern geſeſſenen Einwohner: zu ſammlen, zu berich⸗ 
tigen, und laͤngſtens binnen vier Wochen nach obbeſagtem Termin einzüſchicken. 


In ſothanen Confignattonibus hat jeder Hausbeſitzer, nebft feiner eigenen Familie, 
zugleich feine Hansgenoffen anzugeben, und welche von ihnen eine befondere Wirthſchaft 
fähren, ingleihen Vieh halten oder nicht, und wie ſtark eines jeden Bamilie oder Vieh⸗ 
Rand ift, zu bemerken. | 


Die an jeden Ort wohnhafte fihriftfäßige Perfonen übergeben, ohne Präjudiz ih⸗ 
res fonftigen Fori ihre Confgnationes an diejenige Obrigkeit, unter welcher der Ort ihrer 
Wohnung gelegen ift, als welche Wir, Praft diefee, bierunter mie Auftrag verſehen. 


Wenn nun durch langwierige Erfahrung fchon längft beftätige worden, daß ein 

Menſch von feinem roten Jahr an gerechnet, zu feinem Unterhalt alljährlich ein aan 
um von ziven Meßen unumgänglich nöthig babe, geftalten dann auch bey dem Biehitand 
wenigftens aiıf jede Kuh eine Mege, und auf sehn Schafe eben fo viel alljährlich, und 
in theils Gegenden ein weit mehreres erforderlich iſt; So wollen Wir, ſowohl in dee Abs 
ficht, dem Überhand genonmenen, durch Peine Öegenveranftaltung zeithero zu fteuern ges 
wefenen vielen Salzeinſchleiſen, und-den - damit verbundenen Deftaudationen derer Line 
‚gebührenden Abgaben, an kicenten, Gleite und Acciſe auf einmal Ziel und Maaße zu 
fegen, als in der Ueberzeugung, daß mit obigen Quantis, da weder auf Kinder u. zehn 
| Jahren, 


Salzordnung. 187 


Jahren, noch auf andere in der Wirthſchaft vorkommende unumgaͤngliche Salzbeduͤrfniſſe 
bierben Ruͤckſicht genommen worden, kaum auszulangen ſeyn werde, das jährliche Salz⸗ 
conſumtionsquantum fuͤr eine Perſon von erreichtem zehnten Jahr an, auf zwey Metzen 
-oder 14 Pfund; dann in der Hauswirthſchaft für eine Kuh eine Metze oder 7 Pfund, fir 
zebn Schafe ebenfalls eine Metze oder 7 Pfund, Dresdner Maaß oder Gewicht, hiermit 
dergeftale beftimmen, daß die erfolgte Abnahme diefer Bedürfniffe aus den Niederlagen 
‚oder andern Orten, dahin jeder gewiefen werden wird, alljährlich fehlechterdings documens 
- siet werden muß. Zu welchem Ende denn notbwendig erforderlich ift, daß über berüßrte 
Salzquanta fogenannte Bücher ſowohl von jedem Hausbefiger, als jedem Hausgenoſſen, 
welche eigne Wirthfchaft führen, gehalten, hierinnen die Namen derfelben, ohne Unter⸗ 
ſchied des Standes, die Anzahl der Perfonen vom zehnten Jahr an, und-der Numerus 
des Viehftandes, nebft dem jährlichen Salzquanto verzeichnet, auch die Abnahme deffen, 
fo wie folche erfolge, notirt werde, und wollen Wir über deſſen Abholung ftracflich gehal⸗ 
ten wiflen, dergeftalt, daß jeder das, was ihm an feinem Jahresquanto ermangelt, nach⸗ 

zahlen folle, es wäre denn, daß er darthun koͤnne, wie er wegen Einbuße eines beträchtlis 
hen Theils feines Viehſtamms oder Abgangs mehrerer der Seinigen, ein wenigeres ale 
das gefeßte Deputatquantum confumirt habe, welchenfalls er nach vorgängiger ex ofhicib 
zu erpedirenden Unterfuchung und Bericht zu Unferer Generalhauptcafle mit der Nachzah⸗ 
lung verfchont werden fol, - W = 


Wie Wir denn auch verordnen, daß ein jeder nicht nur fein Deputat, fondern auch 
den über felbiges verbrauchenden Ueberſchuß aus der ihm angewieſenen Miederlage ſchlech⸗ 
terdin 38 erholen und folches auf Erfordern beibringen müfle, widrigenfalß,-megen des 
mebrgebrauchten und behoͤrigen Orts nicht erholten Salzes, nad) Vorſchrift deifen, fo we⸗ 
gen der Salzeinfchleife verordnet iſt, verfahren, und wo die Confiſcation nicht mehr ftatt 
“finder, der Werth des anderwärts erfauften Salzes eingebracht werden ſoll. — 


Die Salzconſumtionsbuͤcher ſollen durch die Bezirksbeamten den Gerichtsobrigkei⸗ 
ten auf dem Lande und in Staͤdten unentgeltlich zugeſendet, und von dieſen ferner an die 
Hauswirthe und Hausgenoſſen jeden Orts unentgeltlich vertheilet, an die unmittelbaren 
Amtsunterthanen aber von dem Beamten durch die Gerichtsperſonen ebenfalls ohne Entgelt 
ausgeantwortet werden. 


Gleichwie Wir aber bey dieſer landeserſprießlichen Anſtalt keinesweges die Abſicht 
hegen, Unſern des Schalzſchanks berechtigten Vaſallen und Unterthanen, welche dem Mans 
dat vom 6ten Julii 1705. gebuͤhrende Folge geleiſtet, und das Befugniß ihres Galys 
ſchanks gehörig docirer haben, an folcher Nutzung etwas zu entziehen; Alfo laffen Wir zu⸗ 
voͤrderſt zu ihrer freyen Wahl geſtellt ſeyn, ob fie den Sal,ſchank, deſſen fie alſo berechti⸗ 

et, ferner ſelbſt fuͤr ihre Rechnung ausuͤben laſſen, oder ſelbigen auf die untenbemerkten 
Bedingungen an Uns abtreten wollen, als weshalb fie fid) binnen ſechs Wochen bey Unfes 
rer Öeneralhauptcaffe in Schriften zu erflären haben. In dem Fall, da fie den Schanf 
für ihre eigene Rechnung fortftellen wollen, haben fie ſich zwar nad) den im Diftrict ders 
jenigen Niederlage, in welche fie werden gewiefen werden, regulirten Salzſchankspreißen 
zu richten, und über oder unter folhen nicht zu verkaufen, auch das zu verſchenkende Sal 
in ſothaner Miederlage zu erholen, jedoch dagegen zu gewarten, wie der Einfaufepreiß 
dergeftalt mis ihnen werde regulire werden, daß ihnen eine billige Nutzung gedachter ihrer 
| Aa 2 Befug⸗ 


N 


188 Churſaͤchſiſche 


Befugniſſe verbleibe. Dahingegen find Wir gemeinet, diejenigen der obgedachten Privi- 
legiatorum, welche den Salzſchank an Uns abzutreten ſich erklaͤren, durch alljährliche 
Reſtitution des von der Salznutzung, jedoch nach Abzug allen dadey gehabten Aufwandes, 
erweislich erlangten Pachtgelderüberfchuffes fchadlos zu halten, nicht minder denfelben 
fowohl, als denjenigen DBafallen und Gerichtsobrigkeiten, fo ihr Befugniß obgedachter 
maſſen noch nicht beigebracht, dem ohngeachtet aber den Salzſchank zeithero erereiret has 
ben, benebſt denjenigen, welche einigen Salzſchank nicht getrieben und unter den Amts⸗ 
ſalzpaͤchten begriffen gewefen, das Erercitium ſothanen Salzſchankes, unter Accordirung 
der unten erwähnten Provifion, daben aber auch unter Feftfeßung des Ein: und Verkaufs 
preißes des, aus den ihnen annoch anzumeifenden Niederlagsorten oder Cocturen erho⸗ 
lenden Salzes und unter der Bedingung, den Salzſchank nah) Maaßgabe vorermähnter 
Conjignationen nnd Conſumtionsquantorum behandeln zu lajfen, bis auf Wiederrnfen zu ges 
ftatten. Mur gedachte Provilion wird durch Unſere Geueralhaupteaſſe auf 2 Gr. per 
Scheffel oder 6 Gr. ver Faß, entweder durch einen Nachlaß im Kinfaufspreiß bey der 
Niederlage, oder bey Regulicung des Verkaufspreißes am Ort des Verkaufs, mit einiger 
Ruͤckſicht auf den ein einen Verkauf in kleinem Gemäß unter einer Mege, bey welchem ein 
Stärferer Gewinn, als im Samen, verbleivet, micbin Feine Provijion noͤthig it, annoch 
beſtimmt werden. Ueberdies wollen Wir denjelben insgeſammt, fawoyl Berech igten, alg 
Conceflionariis, bey fih ereigaenden Salzeiuſchleifsſaͤllen, den vierten Theil des enges 
fchleiften Salzes, nicht weniger der Strafe, wenn dergleichen von der Behorde dictire wird, 
gnaͤdigſt überlaffen. Im Sal aber Unfre des Salzſchanks nicht berechtigte Barailen von 
dieſem gnaͤdi Nachlaß feinen Gebrauch machen wollen, weshalb diejelven binnen einer 
Seit von ſech Wochen ihre unterthänigfte Erflärung an Unfere Generalhauptcaſſe imme- 

iare zu thün haben, wollen Wir an ſoichen Orten den Salzichanf ſelbſt ererciren oder ſolche 
Anstalten treffen laſſen, damit es den Unterthanen an den benoͤthigten Salz nicht erman⸗ 
gele. Jedoch“ behalten Wir Uns ausdrücklich vor, alle Unfre Bafallen und Oörigkeiten 
nicht mir, woher fie fich des benoͤthigten Salzes zu erholen haben, insbefondere unn des 
förderjamften anweijen, fondern ihnen auch, wie fon gedacht, die Salzverkaufspreiße 
nebft der Bejchaffenheit des zu führenden Gemaͤßes oder Gewichts durch Unſere Beamte 
jedes Orts, wohin fie einbezirkt find, und welche alle die zu diefer Haupteinrichtung erfors 
derlichen expedienda ex ofhcio zu volljieben ſchuldig ſeyn follen, mit diefer Ruͤckſicht beſtim⸗ 
men zu laffen, daß den Bafalken und Stadtraͤthen bey der Niederlage, in Erwägung der 
mit dem Salzſchank verknüpften Bemühung und des etwanigen Aufwandes, vorgedachte 
Proviſion angedeiben, hierbey aber jeder Vaſall und Stadtrarh fhlechterdings verbunden 
und gehalten ſeyn foll, zum billigmäßigen Menagement der Unterthanen und Einwohner, 
Bas Sal; nad) feinem hoͤhern, als dem regulirten Preiß, mir Anrechnung derer zu Exrhos 
fung des Eal.cs norhwendigerweife verbundenen Traniports und fonjtigen Koften und nad) - 
keinem andern, als dem zu führenden Gemaͤß oder Gewicht, bey zwanzig Thaler Strafe 
zu verichenfen; Dabingegen die Unterthanen bey Strafe der Confiſcation des Einzefch!eife 
gen verbunden fenn follen, ihr Beduͤrfniß nirgends auders, als bey denen, welchen nach 
obiger Borfchrift der Salzſchank zufommen wird, zu holen, 


‘ Weil jedoch die in den Hauptfahcaflen und deren Miederlagsdiftricten gelegene 
Städte den Salzſchank theils ex Privilegio, wie bereits erwähnt, theils ex Conceſſione 
gegen ein gewijles jährliches Locarium ererciren, und alleſammt ihr benoͤthigtes Salz aus 

| 2 ermelds 


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u Salzordnußs: 
ermeldten Diederlagen zu nehmen. verbunden: find „es mithin einer beſondern Anweiſung 
in Anfebung bee otenne nicht Gedarf; So wollen Wir es bey diefer Einrichtung zwar 
vor dit Haile, und fo lange Wir hierunter ein abereb-anzlotönen nicht für gut befinden, 
bewenden laſſen. Es ſindet aber ini übrigen Bien oben.dasjenige ſtatt, was vorſtehend vers 


ordnet worden, daß uämlid den Berechtigten in fosbanen Diftricten die Wahl verbleibe, 
ob fie den Salzſchank für ihre eigene Rechnung, in der beftimmten Maaß, oder für die 


vu 


Unſrige ausüberf wollen, leßtern Falls ihnen der bisherige erweisliche Pachtgelderuͤberſchuß 
‚pro futuro alljährlich reftituire, und denfelben ſowohl, als den zeitherigen und Pünftig 


fich angebenden Conteflionarüs, die gemeldte Provifion, - unter.-den. obgedarchten Bedin⸗ 
gungen und insbefondere bey den zeitherigen Conceſſionaxijs, gegen. Wegfalf aller bisher ers 
legten Conceßions⸗ oder Salzſchaͤnkspachtgelder, gereicht ‚werden ſolle; Geſtalten dend 


auch in befugten Dijtrieten, wo es nicht bereits gejcheben, die alljährlichen Conſignationen 


. der Confümenten und die Galzconfumtionsblicher nach obiger Borfchrift unnachbleibend 


\ 


ebenfalls zu introduciren find. "Und weiln hiernächft er Satzverfauf: gedachtermaßen „pro 
fururo gegen die oberwaͤhnte Provifion an 2 Gr, pro Shheffel oder 6 Sr. pro Faß, durch⸗ 
gängig ftatt finder; fo folger von ſelbſten, daß die von den Conceſſionariis zur Hauptſalz⸗ 
cafle zeither entrichtende Conceßious⸗ oder ſogegannte Salzfehanfspachigelder hinkuͤnftig ganze 
lich wegfallen, und weiter nicht erleget we te FE 
t oo. rn: Js 
Uebrigens wollen Wir, nad) wie vo, geftaten, daß diejenigen Vaſallen, welche 
bis dato auf 20 Stuͤck haͤlliſchen Salzes genöhnliche Sreipäffe erhalten, - dergleichen noch 
fernerbin aus Unſerer Generalhaupteaſſe überfonmen mögen, jedoch anderergeftalt nicht, 
als daß fie der vorlänpft geichehenen ‘Decifion unter den darinnen feftgefeßten Strafen, 
dieje 20 StufDepntafial; durch ein ander Gefpann, noch weniger durch Salyfuhrleute ans 
fahren laffen, und am allerwenigiten ſothane Päfle gegen, eine gewilfe Anzahl Scheffel 


Salz oder fonftiges Achuivalent verhandeln, oder mit diefem Quaneo jährlicher 20 Stuͤcken 


Salzſchank treiben follen. 


Salzregalis anbelang 


- Alldieweilen Wir aber auch gnaͤdigſt geſonnen find, denjenigen Vafallen, die 
ſich ihrer 20. Stuͤcken Depurarfalz aus Linfernitheils ſchon errichteten; theils noch zu etabli⸗ 
renden Salzmagazine erholen wollen, gegen Production Unferer Generalbauptcaffenpäffe 
einen moderirten Dreit angedeihen zu laffen, wie es bersits ben deu Hauptfalzcaffe allbier 
eingeführt iſt; So „wird folhes denfelben hierdurch befannt gemacht, und Unſere Bas 
fallen, Obrigkeiten up fonft männiglich hierdurch angemwiefen, fo:viel die Regie Unfers 

» welche Wir Unferer Generalhaupteaſſe uͤberiragen haben, fich nach 


deren diesfalls erlaffenden Berordnungen zu arbten, 


Schluͤßlich bleibt ſo lange, bis Wir die Niederlagsorte, wie obgedacht, beſtimmen, 
und mo jeder ſich feines Beduͤrfniſſes zu erholen habe, bekannt machen laſſen, auſſer den 
Hauptſalzeaſſendiſtrieten die bisherige Salzerholung einſtweilen freigelaſſen. 

Urkundlich haben Wir gegenwaͤrtiges Mandat eigenhändig unkerſchrieben, und mit 
Unferm Churfürftlicheh Infiegel bedrucken laffen. So gefcheben x, | 


’ N 


2.2 en Aa3 0 x. Con- 






\ 


3 Churfaͤchſiſche 


Confignatio der bey Endesbenannten befindlichen Perſenen, 
imgleihen Kühe und Schafe, Anno 














Haus⸗ oder Gutss | Anzahl der Perfonen, Kuͤhe. Schafe. 

















beſitzer. die uͤber 10 Jahre alt. Stuͤcke. Stuͤcke. 

Hans Urbach, Guts⸗ 15 26 150 » 
befiger, deſſen Profefs a 
ſion ift anzugeben, 

nn PER LU —— 
Hans Ohneſorg, 6 j 2 — 
deſſen Hausgenoß, 
Profeßion oder Hand⸗ Sans Urbach. 
thierung ⁊. ⁊c. zu ers 
primiren. | 


r J 8. Con- 


Salzorduung. 41481 
| 


Conbigpuio der T ae N. im watt da Amts‘ N: om, 


lichen Cimoohnen inakiden Deren, Rinde und Scafvich, 


Anno 


Vu RE a . te. . . . . PR rd . .. wo. 


Beſitzet der Grundſtuͤcke, oder deſſen Profeßion, [Anzahl der| Kuͤha. Schafe. taut Auge⸗ 

dee Pachtern, auch bey je⸗Mabrung oder: Per ſonen, Stuͤſke.Stuͤck erſt 

dem befindlichen Hansges | Gemerb. die über 10 | 
noſſen. nn 
























Hans Urban, —* 





Gottfried Janus, Glaebe— 
ſitzer. 


genoß. 
Daniel Geſcheid, 12 | 

i | 3 
Nacob Urban, ef Haus * 5 | 

genoß. | | Ir | 
Gottfried Ehrlich, Hausbe⸗ 13 19 1 — 4 
v I Ä 
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H F 


atio der in Den 


Ch ur ſaͤchſiſche 
3. 


Rittergut N. im: Bezirk pe 


Gonfign 
a —* ——— Perſonen, auch R 





 Bemuming der 
Orte. 





und Schaſvieh / Anno x. : 


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Amahl der efanen, sl « Kühe, lese (aut Arien 
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Salzordnung. 193 


Confignatio der, in denen zum Kay} N. gehörigen Amtfaffen und uns 
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Benennung der Andahl ver Dötfohen, ln Kühe,” ſenſ⸗ laut Individualver⸗ 
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a Fra i?. PD J ct * ill 1 V ni * 

Churſaͤchſiſeheß Mandat; die naamehre gänzlich 
zu vollziehende Einrichtung des Salzweſens betreffend. _ 

Dresden den sten Sept. 1778. . 


x 


- 





u yes — vr = oe 0 Qui D -  Gn —V 


iv Friedrich Auguſt, won Gottes Gnaden, Herzog zu Sachfen ic. 

Ehurfürft &. Entbjeten allch und jeden Unfern Praͤlaten Grafen, Hetken, 
denen von der Ritterſchaft, Creishaupt⸗ und Amtleuten, Schoͤſſern und Verwaltern, Buͤr⸗ 
germeiſtern und —5 in Städten, Richtern und Schultheiſſen, auch ſonſt allen Unſern 
Unterthanen, Unſern, Gruß, Gnade und geneigten Willen, und geben ihnen hierdurch zu 
vernehmen, was maſſen Wir; in Def Unſers Mandats ıjten October vorigen 








1777ſten Jahres, did Einrichtung des Salzweſens in Unſern gefammten Landen ſowohl was 
die Anweiſung in gewſſſen Niederlagen, als auch die Feſtſetzung Jer Salzpreiße und, übers 
haupt die ordnungsmäßige Verſorgung Unſerer Vaſallen und Untaͤrthanen niit dem motbigen 
Salz betrift, nnm{bro zum gaͤnzlichen Vollzug bringen zu laffen, in Gnaden beſchloſ—⸗ 
fen, und daher Uns nachfolgendes anzudrdnen bewogen gefunden haben: -.. * 


Nachdem naͤnlich für die in I Aemter und fonftige Diſtricte einbezirkten, fos 
wohl fchrifts als amejäßige, auch unmirklbare Amtsunterthanen ih einer dauäber gefertigten 
Befondern Specification, welche Unfere Paſallen nebft den Obrigkfiten in Städten und fonft, 
bey Inſinnation dieſeß Mandags zu ihrer Nachachtung zu erhalgn haben, der beftändige 
Salz verkaufspreiß jegen Orts ıbeftinnmeh und bey der Niederlagh, an welche diefelben an 
ihren Amtsbezirken, oder andern Diftgicten, nach der Snhalch der Beilage ſub O ges 
machten Eintheilung | ihres Gal;bedürfhiffes wegen, hiermit eindg gemiefen werden, feſt⸗ 
gejeßt worden ilt; fo!haben 


3) Niche nur ſaͤntliche ei und anıtjäßige Obrigfeiten, ſondern auch die Beamte 
ſich nach ben für efagte Odte beſtimmten Ealzerfadfspreigen zu richten, und 
mit der perbetuhg vom ıken Januar fünftigen Jahres an, als fo lange es 
noch ben ber zeichedigen Saflerholung verbleiben kand, aus den ihnen vorges 
Fe angepiefenen Miederlagen in der hier vorgefchriebenen Maaße den 
Anfang zud machen, und vom gedachten Tag an weiter aus einer andern Nies . 
derlage, 5 die ihnen bey Inſinuation dieſes Mandats angewieſen worden, bey 
5 Thaler Strafe eAvas an Salz nicht zu erholen. Mict weniger haben die 
Ddrigfeiten von den zu diefem Ende an die Beamten zugleich mit diefem 
Mandat uͤberſendeten gedruckten Saljconfumtiongs oder Deputarbüchern fo viel 

“ als an jedem Ort, zufolge der gefchebenen Eonfignationen, zur Dertheilung an 
jede einzelne Haushaltung erforderlich, nad) Verfluß von 8 Tagen, a die infi- 
auationis dieſes Mandats an, bey 10 Thaler Strafe, durch eine Gerichtsperſon 

21 vr IE Lot ia: 1 Reſſel⸗ 


Churſaͤchſtſche Salzordnung. 198 

7° effelbigen Orts bey dem Amt, von welchem ſie e&’jugefertiget- erhalten, in. 

en fr Oberlauſitz aber bey Linferer Iandeshauptmätnfchaft, gehörig abholen zu 

I fa en. u ' . ho u it J 

2) Wird den des Salzſchanks berechtigten Vaſallen und Obrigkeiten, welche, nach⸗ 

dem fich felbige behoͤrig hierzu legitimiret haben, bey Inſinuation diefes Mans 

dats ebenfalls mittelft einer befondern Specification namhaft gemacht werden 

ſollen, nachgelaffen, den Salzſchank, wie zeithero, für ihre eigene Rechnung, 

“und gegen die weiter unten $. 8. näher beftimmiten Bedingungen noch ferner 

auszuüben ;. dabingegen den in nur gedachter Specification zugleich bemerften 

Vaſallen und Obrigfeiten, welche ſich gehörig nicht legitimiret, fondern fich 

nur auf eine jeitherige Gewohnheit berufen haben, die Ausuͤbung des Salze 

ſchanks auf Unfere Rechnung gegen die zugeftandene Provifion an 2 Örofchen 

vom Scheffel, und gegen Genuß des vierten Theils "von eingefchleiftem Salz, 

wie unten näher beftimmt werden foll, bis zu erfolgter umftändlicher Erörterung 

einftweilen in folcher Maaße eben fo geftattet wird, ‚wie denjenigen Bafallen und 

Obrigkeiten, welche zeithero den GSal;fhanf gar nicht ererciret, felbige aber zu 
exerciren fich erkläre haben, - | 

Alle diejenigen Vaſallen und Obrigfeiten, welche den Salzſchank auf Un⸗ 
fere Rechnung, nad) Inhalt des Mandars vom ıflen October anni pret. und 
nach der bier gefchebenen Anweiſung ererciren, Pönnen zu Erholung des Salzes 
für ihre Unterehanen nach Gefallen ihr eigenes Öefchirr-oder einen Fuhrmann 
gebrauchen, und erhalten eigentlich bey dem Einkauf das benörhigte Salz, um 
den ihnen vorgefchriebenen —— Da ihnen aber die auf die Salzer⸗ 
holung zu verwendenden Koſten bey der Niederlage gut gethan, und von dem 
ſonſt dem Verkaufspreiß gleichkommenden Einkaufspreiß abgeſchrieben merdens 
ſo ſind dieſelben bey 10 Thaler Strafe gehalten, ſogleich bey der erſten Salzer⸗ 
holung die von jeder Fuhr zu praͤſtirenden Zoͤlle, Gleite, Bruͤcken⸗ Faͤhren⸗ 
und Wegegelder, nebſt der Generalacciſe, fo viel die accisbaren Orte betrift, ins 
gleichen die Meilen⸗ und Stundenweite, richtig anzugeben, und letztere durch \ 
gerichtliche Arteftate, wozu das‘ Formular mie gegenwärtigem Mandat befons 
ders zugefertiget wird, hingegen den "Betrag der Iandesherrlichen ünd anderer 
Gefaͤlle durch ebenmäßig vorgefehriebene Atteftate der Einnehmer zu befcheinigen, 
An Fuhrlohn wird für einen Dresdner Echeffel ı Groſchen von der Meile, und 
fo weiter 6 Pfennige von der Stunde vergütet. 

Die Entfernung ift von dem eigentlichen Yusfchenfungsort bis zur Nieders 
lage zu rechnen; Und zu Erleichterung des Tranſports in Anfehung der von den. 
Cocturen und Miederlage innerhalb der Meile gelegenen Orten foll dasjenige, 
was eine ganze Stunde und darüber von der Coctur und Miederlage entfernt ift, 
für eine Meile, und was unter einer Stunde entferne ift, ohne Unterſchied für 
eine halbe Meile angenommen und bezahlt werden, Mebft diefem Fuhrlohn jols 
len 2 Groſchen Provifion für jedes Stuͤck, ferner die unterwegens zu entrichtens 
den Zölle, Gleites Wege: Bruͤcken⸗ Sahrgelder und andere Abgaben, ingleichen 
bey den Städten die Generalacciſe, in Abzug kommen. Es hat jedoch der 
Salzabholer, wenn er auf der DIE zur Miederlage Fracht geladen hat, für 

2 die 


‚..."Ehurfähfifhe 5) 


“bie auf fothaner Hinreiſe von ihm zu leiftenden Abgaben, da er folche ſchon 
durch den Transpgre: der von ihm geladenen Sracht wiederum gewinnt, einige 
Vergütung nicht zu verlangen. Wenn nun zum Erempel in der oberwähnten 

. Specification der Salzverkaufspreig .bey einen. gewilfen ‚Ort, auf. 2 Thaler 
16 Örofchen vom Stuͤck ober Scheffel beſtimmt worden, und dann die von dem 
Salzabholer auf den Transport'yu verwendenden Koften an Fuhrlohn und Abs 
gaben, nebit der von der Obrigkeit ſegleich inne zu behaltenden Provision 
21 Örojchen betruͤgen; ſo würde bey der Coctur oder Viederlage für ein Stuͤck 
Satz nur noch ein Thaler 19 Groſchen bezahle werden. Der folchergeftalt, 
nach Abzug der Provijion und der ſaͤmtlichen Koften, welche von hieraus wes 

gen der Verſchiedenheit der Abgaben nihe überjehen, bey der erſten Salzerho⸗ 

lung hingegen für jeden Dre fiher beſtimmt werden Pönnen, ausfallende Preiß 
wird der Niederlags⸗ oder Cocturpreiß für jeden Ort, fo wie binwiederum der 

Verkaufspreiß fur jeden Ort, obbemerktermaßen beſtimmt wird. 

Aus diefem nunmehrigen Regulativ folger uͤbrigens von felbit, daß die 
Saljverkaufspreiße, wegen der verfchiedenen Meilenweite, und der von den 
verfchiedenen "Drefchaften mehr oder weniger abzutragenden Zoll- und anderer 
Abgaben, fo wenig als zeithero, alfer Orten durchgängig gleich anusjallen kon⸗ 
nen. Wenn auch die VBerkaufepreiße an einigen wenigen Orten etwas über die 
zeithero dafelbit gewöhnlichen erhöhse worden; fo werden felhe nad eingegan⸗ 
genen zuverläßigen Anzeigen, dennoch diejenigen Preiße bey weitem nicht erceis 
chen, welche zeithero an die Salzfuhrleute durch die von ſelbigen Afters erlitz 
tene willführliche SErhoͤhung der Salzpreiße, eder Verkoͤrzimg des Maaßes, 
das aber nunmehro jeder Conſument an trockenem gutem Salz und ohne Be⸗ 


vortheilung erhaͤlt, bezahlet worden, 
Damit aber auch 


3) Fein Unterſchleif geſchehen, und nachtheilige Mißbraͤuche für Unſete Intereſſe 
durch unrichtige Angabe der Meilenweite nicht erwachſen moͤgen; ſo haben ſich 
die Fuhrleute bey jedem Transport mit einem obrigkeitlichen Paß und Atteſtat zu 
legitimiren, der ſedann ben der angewieſenen Salzniederlage gegen den gewohu⸗ 
lichen Lade,ettel ausgewechſelt werden ſoll. Gegen diejenigen aber, die eines 
falſchen oder gemißbrauchten Atteſtats uͤherwieſen werden ſollten, wird nach 
Befinden mir gebuͤhrender Strafe unnachbleibend verfahren werden, 


4) In die obbemerfeen Deputat⸗ oder Salsconfumtionsbücher iſt nicht nur das nach deu 
Conſignationen ausgefallene und feſtgeſetzzte Deputatquautum, welches jeder 
Hausbeſitzer oder Conſument, Inhalts dierer Conſignationen, geörguchet, fons 
dern auch das, was noch uͤber dieſes in der Wirthſchart, der bey Handwerkern 
und Profeßioniſten, an Salz conſumiet wird, Unierm Mandat vom ſten Oct. 
anni przter. gemaß, den Konjumenten von denen den Ealzichant grereireuden 
Dbrigkeiten, oder, wem felbige dagegen den Salzſchank auftragen, gebührend 
abs und einzuſchreiben, und wegen diejes Ein und Arſchreibens des Sales ji 
nach der aufgedachten Conſumtionsbuͤchern befindlichen gedruckten Anweiſung ges 
nau zu richten. 

Weges 


Salzordnung. u 197 
. Wogegen- Ä | 


Bu 9 die Zuficherung gethan wird, daß in den Hauptſalzeaſſendiſtricten das Salz, ſo 
2 vwie zeithero, alfo auch nod fernerhin:in richtigen Faͤſſern verlaffen werden, bey 
deſn Niederlagen Dürrenderg, Kofen, Artern, Teudig und Kloͤtzſchau aber for 

v wohl, als bey der Hauptniederlage zu Leipzig, jedes Stuͤck Salz, jedoch nur 
vor der Hand, und fo lange Wir ein anders niche anordnen, nicht Stück: und 
Koͤrbeweiſe, fondern nach dem Dresdner Scheffel zu 17 Megen, folglich mit 
einem Aufindaß von einer ganzen Metze, zugemeflen werden fol, dämit die Va⸗ 
fallen und Obrigfeiten in deſſen Vermeſſung um fo weniger eine Einbuße zu bes 

fürchten haben, und Unſere Unterthanen durch zu genaues Gemäß nicht bedruͤckt 
werden. Diejenige Beſorgung und Vorſicht, melde bey der Salzerholung 
und Transportirung etwa bey einem oder anderm Dre für nöthig' erachtet wers 
den möchte, bleibt zwar einer jeden Obrigkeit überlaffen, Cs wird aber biers 
durch jederman erinnert, daß die Verlaffung des Ealzes nicht anders, als ges 

gen baare Bezahlung geſchiehet, und bar alfo jeder Salzabholer, wenigftens bey 
der erften Salzerholung, da nicht einmal das Fuhrlohn aller Orten puverläßig 
voraus beſtimmt werden Fann, fo viel baares Geld mitzunehmen, als die ganze 
Ladung nach dem VBerfaufspreiß an den Ort des Ausichanfs mit alleinigen Abs 

zug der Provifion beträgt, damit die $. 2. beftimmte neue Salzverlaffungsart 
ohne Aufenthalt, und ohne Nachtbeil der Salzerholer eingerichter werden koͤnne. 

Hiernaͤchſt wird auch eine jede Obrigkeit felbit dafür zu forgen bedadyt ſeyn, daß 

man an den Salztransporten ſich unterweges nicht fo leicht vergreifen koͤnne, 

immaffen aller Schaden und Gefahr, ſowohl bey Ueberbringung des Geldes zu 

Unferer Niederlage, ale bey Abführung des Salzes aus derfelben, lediglich 

über den gebet, welcher leßteres erholet, oder durch andere erholen läßt, 


Was hiernaͤchſt 


6) Unter der Metze, und alſo in kleinem Gemaͤße verkauft wird, kann, wegen 
: mehrer Bemühung- beym Berkauf, die Mieke mar mit 3 Nennigen gegen den 
Verkauf in ganzen Scheffeln, jedoch nur In Städten, erhößet werden, um 
| defwillen aber den Salifrbanfeconcegionairs in Städten nur von der Hälfte ihs 
: res ſaͤmtlichen Beduͤrfniſſes 2 Groſchen Proviſion paßiren, dahingegen von der 
‚andern Hälfte, weil die Metze mit 3 Pfennigen erhoͤhet iſt, einige Proviſion 
niche Statt finder, fo wie auf dem Lande, wo der Handel im kleinen Gemaͤße 
nicht ſehr vorkommt, die völlige Provifion an 2 Grofchen von Scheffel ertbeilt, 
hingegen obgedachte Erhöhung des Preißes bey dem Verkauf unter der Metze 
nicht nachgelaffen wird, weswegen auch Die E alzniederlagsvermalter bereits ans 
“2. gewiejen worden, 


So wie nım \ 


7) bey allen und jeden Niederlagen. der Salzverkauf im Ganıen nach dem Gemaͤße er; 
folget, alſo foll auch der einzelne und had) dem Gemäße eingurichtende Vers 
kauf in richtig geeichten und geRämpeltem Gemaͤße, defien Anſchaffung —F re⸗ 

353 ectide 


Churfächfifche 


fpeetive Beforgung den Obrigkeiten, oder aber denjenigen Perſonen, fo zu bier 
fen Verkauf gebraucht werden, überlaffen bleibet, durchgängig, und zwar 
ebenfalls nad) richtigem Dresdner Maaß, bey 20 Thaler Safe bewerkſtelli⸗ 
et werden. 
8 Den mie dem Salzſchank privilegirten Vaſallen und Städten verbleiben, 
tie bereits oben $. 2. erwähnt worden ift, zwar die eigene Ausübung deſſelben 
nach wie vor überlaffen, jedoch find fie gehalten, das Salz nicht nur in der ihr 
nen angewiefenen Niederlage, nach dem diefen Bafallen und Obrigfeiten dafelbft 
verhaͤltnißmaͤßig beftimmten Siufaufspreiß, zu erholen, fondern auch nach dem 
ihnen vorgefchriebenen Saljverfaufspreiß an ihrem Wohnort fich zu richten, und 
folchen nicht, wie zeithero an theils Orten zur größten Bedruͤckung der Unterthas 
nen von ihren Salfhanfspächtern gefchehen, nach Gefallen zu erhöhen, indent 
bey Beſtimmung des Einfaufspreißes auf eine billige Nugung ihres Befugniffes 
bey dem Verkaufspreiß Ruͤckſicht genommen worden, Es mögen auch diejelben, 
da fie auf ihre eigene Rechnung den Golzfchanf erereiren, weiter eine Provifion, 
oder Abfchreibung des Fuhrlohns und anderer Transportfoften, an dem Eins 
kaufspreiß nicht verlangen, haben jedoch bey Einfchleifsfällen den vierten Straf⸗ 
antheil an dem eingefchleiften und zu confifsirenden Salz, und daß die Unter⸗ 
thanen ihres Orts fich nirgends anders, als bey ihnen, des Salzes erholen fols 
len, zu gewarten, durch welche Anordnung ihnen fogar ein mehrere zu gut 
koͤmmt, als fie bey ihren Befugniffen zeither genoffen haben; wogegen fie auch 
forgfältige Obſicht zu führen haben, daß das Sal, wie foldhes confumirt wird, 
in die Deputarbücher ihrer Unterthanen richtig eingetragen werde; und geſchie⸗ 
bet zugleich den Vaſallen, welche ihre Rittergutsfalzbedürfniffe auf die ben Uns 
ferer Generalhanptcaffe zus erlangenden Päffe, in den Cocturen, oder Miederlas 
en, erholen laffen wollen, dle Zuficherung, daß denfelben ſothane gemöhnliche 
eputate nach dem zeitherigen verminderten Preiß, und in der geordneten 
Manße, richtig zugemeflen werden follen. " 


8) Wegen Beforgung des bensthigten Ealjes für diejenigen Unterthanen, deren 
Dbrigkeiten, nach ihrer beſchehenen Erklärung, laut obberübrter befondern Spes 
cificanton, den Salzſchank zu übernehmen nicht gemeinet geweſen, geben Wie 
Unfern Beamten Praft diejes auf, die Betreibung des Salzſchanks an diefen Or⸗ 
ten entweder Öffentlich anzufchlagen, oder durch eigene Vorkehrung demjenigen, 
der folchen freiwillig übernehmen will, zu überlaffen; es wäre denn, daß ders 
gleichen Obrigkeiten binnen 8 Tagen ben dem Bezirfsbeanten fich eines andern 
erflärten, welchenfalls diefelben nach dein zten $pho diefes Mandats zu betrachs 

-ten find, 


9) Den Beamten haben Wir ſowohl an den, im vorhergehenden gten $pho erwaͤhn⸗ 
ten Orten, als in den unmittelbaren Amtsortichaften, wo fie auf gleiche Weiſe 
die Beforgung des Salzſchanks zu übernehmen haben, gleichfalls eine Provifion, 
jedoch nur an 1 Groſchen für jeden Scheffel Salz, nebſt dem vierten Theil des 
confiſcirten Salzes vor der Hand guädigit bewilliger. 


10) Dens 


“ 10) 


Salzordnung. .. 199 


Denjenigen nicht privilegirten Vaſallen und Stadtraͤthen, welche, nach ihrer ges 
ſchehenen Erklärung, dem ungeachtet den Salzſchank entweder ferner nach zeits 
beriger Verpachtungsart, und alfo für eigene Rechnung, fortfegen, oder felbis 
gen gegen Entfchädigung abtreten wollen, fich aber zu dem Befugniß des 
Salzſchanks nicht bebörig legitimiret, und fich dieferhalb entweder nur auf Pris 


vilegia und andere Documente be;ogen, gleichwohl ſolche entiweder gar nicht, 
oder nicht bebörig, beigebracht, oder den Salzſchank nur durch: die zeitherige 


bloße zum Widerfprucy nicht gedichene Ausübung zu begründen geſucht haben, 


wird freigeftellt, fich an Unfere Generalhauptcafle, zu Treffung eines gütlichen 
Abkommens, zu verwenden, auch im Entftehungsfall, und wenn der Verſuch 
wegen dergleichen gütlichen Abkommens fruchtlos fenn follte,. nachgelaffen, ihr 
vermeintes Befuguiß rechtlich ansund auszuführen; bis zu deflen Erfolg aber 


Baden diefelben, nach Maaßgabe deflen, fo wegen des Verfahreus m Cammer⸗ 


fachen durch biejige Landesgeſetze geordnet iſt, entweder den Salzfchanf ex con- 
eeſſione auf Unfere Rechnung gegen Genuß der mehrbemeldeten Provifion, und 
mit Vorbehalt ihres etwanigen Rechts und deffen Ausführung, wie andere, die 
fih .anf.diefe Arc des Salzſchanks zu unterziehen erfläret haben, noch ferner 
auszuuͤben, und ſich, ob jie'diefes thin :wollen, ‚binnen 8 Tagen nach Inſinua⸗ 
tion diefes Mandats bein Bezirksbeamten zu erffären, oder zu gemwarten, daß 
die Ausübung des Salzſchanks, ihrem Recht unſchaͤdlich, (bis zu deflen Aus⸗ 
fuͤhrung, wie. bey Denen ; ‚fosfich des Bäliichanfs gänzlich begeben haben, nach 
der den Beamten Praft diefes befchebenden. eventuellen Anweiſung, an andere 
werde gebracht werden, . 

Unfere Bafallen und Stadträthe werden hierbey von felbft’erwägen, wie 


ihnen durch die zugeſtandene Peovilion, durch Die Uebermaaß an eines Mege 


u Gr 


rn .° .s 


auf jeden Scheffel, durch den Strafantheil und felbft- durch, das Fuͤhrlohn von 


- 3 Brofhen auf die Meile, eim-anfebalicher: Vortheit zu gut g „über dieſes 
auch durch die. Verweiſung der Unterthanen an den alſeinigen 


alzſchank ihrer 
Gerichtsobrigfeiten für diefe ein ftärkerer Vertrieb, mithin nicht weniger Mußen, 
als fie zeithero von ihren Salzpaͤchtern gehabt, erwachſe. 


2: Damit aber N . a EZ Ni... a 
11) bey diefer nenen Hauptſalzeinrichtung in Anſehung der Richtigkeit. des Gemaͤßes 


und der Gahjpreiß, ſowohl mit dem Eins und Abfchrgiben des Salzes in die 
Eonfimtionsbücher, allenthalben gebührende Ordnung erhalten And’ Beobachter, 


auch der Conſument weder benortheilt, Noch durch Nachlaͤßigkeit der Sahfchens 


Pen in unnoͤthige Koften und Strafen gefeßt werde; fo werden Unfere fäntliche 
Bafallen, Beamten und Stadträthe hierdurch ausdruͤcklich befehliget, diejenis 
gen Merfonen, die ſie zu Ausübung des Salzfchanfs anftellen werden, hierzu 
befonders zu verpflichten,. und dahin gemeſſenſt anzuweiſen, daß ſelbige nicht 
nur das Salz für die!angeordneten Preiße‘; nach dem vorgefchriepenen Maaß 


richtig abgeben, fondern auch, das jedem Conſumenten vorgefchtiebene Salzdepu⸗ 


tat fo, wie ſolches nach und nach abgeholt witd, in den Deputatbuͤchern, mit 
emerkung des Tages der Abholung und des Salzquauti, deutlich un 2 
| uchs 


Shurfähfifäe 


Buchſtaben unentgeltlich ab⸗ und einjchreiben, immaßen, weni ben den anzuſtel⸗ 
enden Revifionen befunden merden würde, daß diefes nicht -geichehen, und die 
Salzfchenfen hierunter Unrichtigkeiten, oder Bevortheilungen, ſich hätten zu 
Schulden kommen laſſen, diefelben nach "Befinden wit empfindlicher Leibes⸗ oder 
Geldſtrafe angefeben werden follen. Be 
2 MBenn aber dergleichen Revifionen, wie nur. erwähnt, vorzunehmen find; 
fo haben die Salzreviforen folche durchgängig, fowohl nach den gegenwärtigen, 
als den vorhin ergangenen, Salzmandaten, und mie Räcficht auf die vor den 
Salzdeputatbuͤchern befindlihe Anweifung, einzurichten, jedoch anders nicht, 
als nach erfolgter Borzeigung ihrer Inftruction, und mit Zuziehung jedes Orts 
Gerichten, und wenn weder die Gerichtsobrigkeiten, noch der Gerichtshalter 
anweſend find, wenigſtens im Beiſeyn eines ‘oder mehrerer Dorfgerichtsperjos 
nen. Im Fall aber abjeiten .dee Gerichte niemand der Reviſion beiwohnen 
wollte; fo iſt folche nichts deftomeniger ohne bdiefelben, jedoch mit Bermeidung 
aller unnörhigen Weitläuftigkeiten anzuftellen, und der. Erfolg an die Behoͤrde 
anzuzeigen ‚. da fodann die nähere Unterſuchung, wenn dergleichen nörhig, dem 
Generali vom zoften Mary 1716 gemäß, infofeen die erfte Entdecfung des Uns , 
gebührniffes durch die Salzreviſoren, oder andere Unſere Diener gefchehen iſt, 

- den Beamten einzig und allein zukoͤmmt, dergeftalt, daß die mittelbaren Unter⸗ 
tbanen.folchenfalls allezeit vor Unſere Aemter auf vorgängige unmittelbare Cita⸗ 

‚tion, und die au deren Obrigkeiten hiervon zugleich ertheilte Notiſcation, uns 
weigerlich zügeftellen ‚find. W 


Ferner 


13) verordnen Wir, daß in Anſehung des von den Obrigkeiten in die Deputatbuͤcher 
für die Schafe zu notirenden Confumo dasjenige, was unter 5 Schafen iſt, gar 
nicht, 5 bis 9 Schafe aber mit einer halben Meße, 10 Schafe hingegen, und 
fo weiter, mit einer ganzen Mege in Anſatz kommen, anch an den Orten, wo 
die Schafe an das Salz lecken, nicht gewöhnt wären, mithin das für felbige 
ausgemorfene Salz nicht gebraucht würde, auf diefen, jedoch feltenen Fall ebens 
mäßig Rücficht genommen, und der Conſument zu einem gröffern Conſumtions⸗ 


quanto, als derfelbe hierzu erweislich gebrauchet, keinesweges verbunden wers 
F den ſolle. . F \ . . :Ä 


Ueber diefes und 


14) find kuͤnftighin zu der in obangezogenem Mandat vom ıflen October a. præt. 
gefegten Zeit, michin alljährlich zu Martini, die in ſothanem Mandat vorges 
fchriebenen Eonfignationen von denjenigen Aemtern, Diſtrieten und Ortfchaften, 
welche in die Niederlagen Leipzig, Teudiß, Koͤtzſchau, Artern, Köfen und Dürs 
venberg mit der Salzerholung gewieſen find, jedesmal an den Hauptfalzverwalter 
zu Leipzig, umd von denjenigen Aemtern und Ortfchaften, fo zur hiefigen Haupts 
falzcaffenniederlage und deren Elbbeyniederlagen einbezirke find, an die ihnen ans 
gewiefenen Eibniederlagen, bey Vermeidung 10 Thaler Strafe, unmittelbar 
einzufenden, .. 


15) Jedes 


| Hals dnumtg. . won 

15) Jedes Drts Obrigkeit hat die bey den Aemtern abgehoften Eonfumtionss oder Des 
putatbücher, bey so Thaler Strafe unter die einzelnen Hauswirthe qustheilen, 

3. :2md felbige durch ‚die Gerichtshalter, und andere Öerichtsperfonen, wegen des 
ven Gebrauch behorig inftruiren, auch von Zeit zu Zeit von felbigen, ob die Abs 

und Einfchreibung” des Salzdeputats von den Satjverlaffern in der anbefohlnen 
uns. Maaßs, geſchiehet, nachſehen zu laſſen, un. die Unterthauen. mit den hweriz⸗ 

1 eh Reviſionen moͤglichſt zu verſchonen; Ein jeder Hauswirth aber if hey e 

un neuen Schock Strafe gehalten, das ihm eingehaͤndigte Deputathuch —*8 
Deo ren, uhd dab dazu nörhige Papier nachzubeften, Nahingegen, ſo oft ein neuer 
0 Hauswirch entfteht, die Obrigkeiten und Beamten, oder diejenigen, die fonft 

_— den Salzſchauk bejorgen,. die Anſchaffung des erforderlichen neuen Deputatbucho 

\ ebenfalls bey elnem neuen Schod Strafe zu beſorgen haben. J 


rt nt 


BEN . 
SET Auch finden Wit: \ EEE m un. 
16) für nörhig, daß, wie fih aus öbigem von ſelbſt eigiebt, ‚in. den Sfadren, ober 
— andern Orten, wo bisher den Fuhrleuten, die ſich mit der Salzzufuhre abgegeben 
“ baden, gegen ein gewiſſes Markt⸗ oder Conceßionsgeld öffentlih Salz zu nerkaue 
fen geſtattet worden ift, hinfuͤhro dergleichen Verkauf nicht zugelaffen,. fond 
ggnylich eingeſtellt, dagegeh aber ben feder Stadt, und fonft nach Erforderni 
.Ain ordentliches Salzkaſten angelegt ugd gehalten werde, damit obbeſchriebener 
| Einrichtinig gemaͤß von dem Saufen dem der Saͤlikaſten anvertrauet ß, 


*3): 


7unp welches alıch ein gewiſſer Salzfuhrmann ſeyn kann, jedeni Abnehmer das _ 
erholendé Salz jedesmal in has Deputatl uch gehörig eingeſchrieben werben. koͤune. 


si... Daauc endlich | Ä u | FJ 
„ 27). verſchiedene Hra feßioniſten ka zu Betrgbung ihrer Handwerker zeither des ſoge⸗ 

| naunten gälben Salzes von den Niederlagen zu Teudig und Köpfihau zu gebrans 
si. chen gewohnt geweſen; fo wird denenfelben: Hiermit ausdrücklich verftatter, ſuh 
ar. ſothanen gelben Salzes, es mögen nun felbige in Anfehung ihres eigentlichen 
.:.: Haushaltungss oder Deprtarbedürfniffes in gedachte zwo Riederlagen gewieſen 
2 ,.feya oder niche, zu obigen Behuf noch ferner zu erholen, Jedoch muͤſſen ie 

den jedesmaligen Betrag in die Deputatbuͤcher gehörig einfchreiben laſſen. 


⁊ 


er. Machdeni Wir übrigens mißfällig vernommen, daß die. in Unſerm Mansar 
3 wohn ıflen- October vorigen Jahres enthaltene ‚Vorfchriften nicht durchgängig 
I-....: : beobathtet worden, vielmehr fehr viele!Unferer Vaſallen und Stapträthe, infons 
0. berbeie mit Einſendung der angeordneten Confignationen ſowohl, als mit Eins 
.. . zeichnung ihrer Erklärungen wegen Ausübung des Salzſchanks, zurück geblieben 


find, fo wollen Wir ihnen hierdurch die Befolgung forhaner ſowohl, als derer 
im gegenwärtigen Mandat enthaltenen fernen VBorfchriften, nochmals ernftlich 
eingefchärfet, fie auch hiermit verwarnet haben, daß, dafern jie fich bierunter 
fäumig zu erwe, "n fortfahren möchten, die verfchiedenglich angedroheten Strafen 
auf jeden Conttaventionsfall unnachbleibend und ohne Weitlaͤuftigkeit durch Uns 
fere Beamte eingetrieben werden follen. | 


Urkundlich haben Wir gegenwärtiges Mandat eigenhändig unterfchrichen, und mit 
Unferm Churfuͤrſti. Sufiegel bedrucken laſſen. So gefcheben ıc. | - 
‘ Becknannse Geſetze J. Theil. € t | © Con- 


203 Ehurſaͤch ſtſche 
To I : 
. om gnatioh der Salzuiederlagen, und u wegen der 
Salʒerholung dahin angewieſenen Aemter. 


Sotzmeder⸗ Sue Shihie⸗ Satzuie⸗ Sal nie⸗ Salznie⸗ Zanprfatzeafle 

lagt Are ER Berläge ‚18erläde derlage derlage [Dresden und 
ind Rs Teudig. | Yeipjig. [deren Beynie⸗ 
u derlagen, 


Amt Langens|Ame Annas — 


ſalza. 
Singehair. ze 
“fen. 


Sachſenburg. — 
Sittichen⸗ Fraukenberg. 


: "Tome Des [me Sägen. ſAmt Col⸗Amt Alten 
ditz. | ‚berg, 
ns ilenbutg. Grullensurg. 
IErbame "TRkanenftein, 
Grimma. Moßen. 
Schulamt Dresden. 





2! Ga. Freyberg. rinina. Dipvoldiss 
Weifeifie, Grouͤnbon. IP tadt ud] walde, 
Bensehtein.. tauterſtein. PYauſa. 1%. Amt. felps Joſterwalda. 
Mäetfuit. Schwarzen⸗ MWoigeb | it Mahn mie 
Hel en. | berg. berg. Amt Leis⸗ De: itzburg. 
Die gefürjtete Stollberg. Arns⸗ side Hobhniſtein mit 
ec Mugen.) Lolınen, 


ande . PWolkenſtein. haugk. 
uneberg. ſWieſ aburg. Weyda. 54 
jr" Schleu⸗ Zwickau. ri 
fingen... plterjennig.. 
Käbuderf, mittauchſtaͤdt. —— 
Bennshau⸗ Borna. Maum⸗ 
ſen. Die ganze burg. 
Die Graf⸗ io Zeitz mit. 
ſchaft Mannoy. 4. Hains⸗ 
ne be: an burg. 


* Ai i n s A “ 


Xochlitz. |Ereisanıt 
- Safıorus | Meißen. 
Wurjen.: Procuratur⸗ 
mie Ms | ar Meißen, 
gein und Schulamt 
Sornzig. Meißen. 
Ame Zör.| Wittenberg. 
N bige ı Die dem 
| — Dhomcapitel 
zu Meißen zus 
ſtehende Ort⸗ 
ſchaften Amt 
Muͤhlberg. 
Oſchatz. 
Pirna. 
adeberg und 
Lausnitz. 
Stolpen. 
ITargau. 


J Sau mE . ir Ganflens 


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5:!-. Gaßorbanag -:.->3 203 





"Schema 


er einen. Sabnah. um Ateftak, 


1} Bi | } 3 — 


fr vier 
Daß — as ya N. ai w N wohne fe ein mit | den \ 


zwey 
einem 


ge zen { — — — Sa, für die im Berirt des Amts N 


gelägenen F Si Geri there aft “ N. aus’ der Sitgilederlage zu N. zu erbolen, abgeſendet 


worden, und erwaͤhnter Ort — Meilen von der Niederlage a fey, wird hiemit 
pflichtmäßig > * den | 
| F Gerichte 


— — Era Obfer- 


204 Churſaͤchſi ſcheSalzordnung. 
Ge ur L 


; | Obfervainda. ' 
. 
) vo die Vaſallen und Oßigfeiten b —e— S x dergleichen 





und Attaſtat auszufertigen, und dem Fuhrmann einzuhqͤndigen; auch 
. ""fodann ' 


— + :3)-Den-Fahrman dahin fen; daß er ſotchen ig Jedem Sieitvort vorpigen 
...und darauf ſich den Betrag der ſowohl auf der Hinreiſe bezahlten, als auf der 
u“ - 9 die zu lenden Gleits⸗ und Pruͤckengelder, auch andere Abgaben, in 





Hebaren Stäßten aber vpn dem Gegeralacciseinkehmer die Sıumma der Ges 
meralacciſe vonidem zu erhplenden Sal vor der Affuhr notiren laſſen. 
J 2) Sothanen Paß and Atteſtatſ auf der Niederlage dem Salzverwaltar gegen Aus⸗ 
..n daͤndigung einds Ladezettelg, worauf ſqwohl die ddar bezahlten Gelder, als res 
ven. Rshieten Unkoßen von legterm zu bematfen find, uͤbergebe. \ 


*Mieſen tadezettel hun hat ver Bubemann ' | ' 
HP wie vorhero den Paß, auf der Ruͤckreiſe, in d h Gleitsorten ſowohl, als in 
den Generalac ‚Seinnahmer| accisbarer Staͤdte, allivd das geladene Ealı einges 
+ "Peacht wird, vorzuzeigen, und in erftesen fich daranıf Die auf der Ruͤckreiſe wirk⸗ 
Rich entrichteteg Abgaben, fin legtern aber die bezaßlte O©eneralacdfe von der in 
— 7 , die Staͤdte eingebrachten Ldung quittigen zu laſſen | ! 
5) Dielen tadezettel der Obrigkeit des Orts, wohin das Balz geführt worden, wie 
jeitbero gefchehen f einzubändigen. 
Wann nun der Fuhrmann zur anderweiten Salzerholung abgefender wird; 
fo hat nu lnnd 
6) Die Obrigkeit des Orts felbigen allezeit den Ladezettel, nebft einem neuen Pag, 
nach dem vorgeſchriebenen Yermülkr, mitzugeben; damit durch die auf dem 
Ladezettel befindlichen Quittungen der Betrag fämtliher auf der letztern Rücks 
ve 2.0 teiſe entrichteter Abgaben aller Art documentirt werden Bönye, 
| Waobey zu bemerken, daß im Fall entweber diefer quittirte Werrag auf dem 
aadezettel mit der Summe der, von dem fMieberlagsvermwalter nad) der Angabe 
des Fußrmanns in voraus reftituirten Abgabe uicht auf has genauefte überein, 
vo .0 offen, eben.Ber, Saltdadegntel ſelbſt bey der Obtigkeit, oder durch Faprtäßige 
keit des Fuhrmauns, auch fonft, es geſchehe durch' Weihe face es wolle, 
. vexlohren gehben würde, ſodaun. dem Fuhrmann im erftern Ja: basjenige,.wag 
I " von ihm an Abgaben u viel angegeben, und ihm teftitdire worden, ben der 
. neuerlichen Saljerbotung unfehlbar gekuͤrzet; im andern Fall aber ihm der ganye 
Betrag der bereits reftituirten, auf der legten Ruͤckreiſe von der E aljmiederlage 
bezahlten Unkoften, unausbleibend abgezogen werden folk, - 
I Ten Bee FE 


Io . _ 


a: 17. Chur⸗ 


MEPSEREN.GEN DE pm Te, MT EHGRENBETD 2, 208 
1. ni man nnd er m: a : Re | 
—— Verorvnungw wegen der Garnſpin- 
euch bom 12ten Sept. 1758. Bu 


2505 . 
. 7. 92* 





—X 


€: find zwaͤr bereits verſchiedene heilfame Varorduungen wegen der Wollenſpinnerey 
u da man aber mißfällig vernehmen müffen, daß ſolche bishero ſtrafbar 
che gelaſſen, und nicht allein von den Spinnern durch "Verkürzung ver Weife, 
— der Faden, Anfeuchtung des Garns und. Eindoͤckelung allerhand Unraths viele 
34 qusgeuͤbet, ſondern auch von einigen-der ee das Armuth in 
Aufchung des. Spinnerlohns unverantwortlich gedruckt, ingleichen der Garnhandel, durch 
‚Jeute,, welchen: ſolcher auf Feine Art zukomme, unerlaubt gerieben worden, man aber ders 
gleicyen dem Commercio und gemeiner Nahrung fowohl, als den landeshertlichen Eins 
uͤnften böchftfchädlichen Beginnen fernerhin nicht mehr nachfehen kann; Als wird hiermit 
folgende bey ſchwerer Ahndung von jedem auf das genaueſte zu beobachtende Ver ordnung 
hierumi offenilich ind gemacht: 


. Brftene: Werden die Betruͤgereyen i in Anſe hung des Gewichte bey Gefängnier und 
Zuchthausitrafe verboten, und foll fi a dahero nicmand unterfangen, das Gars 
anzufeuähten ‚ oder Steine, Bley, Eifen, Sans und andern dergleichen Uns 

rath wit einzudoͤckeln, oder zu dinden. 


zweitens: ‚Spü das Garn nicht mit oprtum Faden. geweifet, und Sardurch zur 
Verarbeitung unbrauchbar gemacht WERDEN, .;. | j 


; Dritteng: Muß ein jedes Doͤckgen go Faden 5 Sebi, ober fr gabe 10 Gebind, 
alſo in Summa 400 Faden halten. | 


Dfertene: Sollen die Weifen für das Pfund Garn nicht türen, Pr 5 Elfen, für 
doas ·Stuck Garn aber wenigſtent 5 Ellen ſeyn, wesbaͤlben 


F — Den- Drecht lern, Schreiner „and andern  bergfeichen Honbwetkolenten 
0 ernſtlich und ppar bey 10 Rrflr. Strafe hiermit bedeutet wird, die Weiſen 
nicht allein nach vorgemeldster. Länge, fondern auch , damit die gfeichfalte bes 
—— Se nicht vermindert werde, mit erforderlichen Kümmen zu 

ertigen. 


Sechſtent Danir i in hieſigem Tetritörio keine auber als (eich Weifen, welche 

= die behoͤrige Länge und Beam Terz baben; gefüßrer werden mögen, foll jedes Jahr 
0. eimißerhal, und zwar in der Btadtauf Verordnung des Stadtrarhs durch die 
.,Zuweyermannscammer mir Zupeftng der Pfarrhauptleute, anf dem Sande aber 
nach Gutbefinden der Aemter durch die Voͤgte oder Heimbürger in ben Käufern, 

wo Wolle gefponnen wird; viſtürt, and die nach vorgefchriebener Maaße un⸗ 

on &:3 tichtig 


26 Shurmannzifhe Verordnung wegen Garnſpinnerey. 


richtig befundene Weifen nicht allein weggenommen, ſondern auch die Beſitzer 
empfindlich beſtrafet werden. 1 


..Siebentens: So fern nun jemand dergleichen untuͤchtiges ader unrichtig 
:...&amı zuñi Kauf zu bringen ſih unterfanget; ſo fol ee a 





geboten oder vorgezeigt wird, folches wegnehmen, und, unter Benennung des 
Spinners oder. Verkäufers dem Staͤdirath Überliefern‘,abofelbft nicht allein das 
Garn zu confifiiren, fondern auch der Spinner oder VBerfaufer nach ‘Befinden des 
begangenen Betrugs mit Geld, Gefängiiißs oder Zuchthansftrafe zu belegen, 


- Achtene: Würde aber sin. Sarnhändlern, Fabricant oder Handwmerksyerwanch, 
welcher Harn, verhandelt, unrichtiges Garn beftellen, .nder, willentlich anı 
‚men, ohne es bey pen. Stadtrat, anjiyeigen; ‚fo ſoll Aefelbe,.ugch ‚genflagrugr 
Unterfüchung,. das. exftemal mit. So, dag — — Rihk, und. das 





drittemal mit Verluſt des Buͤrgerrechts und Garnhandels heßraft werden, .. ;,; 

Neuntens: Damit die Churfuͤrſtliche Ateiſe nicht vermindert werde,’ ſoll niemanß 
ſich unterſtehen, vor den Thoren, oder anderſiwo, als in biefiger Stadt Ga 
einzukaufen, und ohne Abgabe Ber-Herrfchaftlichen Accife ſolches anderswohin zu 
vertauſchen, ober zu vertreiben. | N 

0. N, ee 4 on ng ale 

Bebentens: Da der Garnhandel eine zur Stadt gehörige bürgerliche: Nabrung if 
fo foll foihen auf. dem Land niemand, in der Stadt aber nur diejenige , welche 

nach vorheto von Churfuͤrſtl. Regierung erlangeer Conceßibn, in den Wihnganır 

unter die Garnhaͤndler eingeſchrieben worden, zu treiben befugt ſeyn. 


Eilfteno: Wird das Spinierlohn zu go Docken auf 8 Gr. 6Pf., 79 Doden auf 
9 Gr. 9 Pf., zu 60 Moden auf 6 Gr. 6 Pf., zu so Docken alt s ©r 3 pr. 
bey denen Garnen über, [6 unter do Docken gefponnen nd; am 10-doden 
1 Gr. gefegt; und werden Sahero U— en 

zwoͤlftens? Die Spinnberren erniſtlich erinnert; das Armuth auf-Feinerien Miſe zu 
drucken, mithin die Spinner nicht allein mit guter trockener und rüchtiger Wolle 

1 zu verfeßen, fordern auch das. im guten Geld nach biefigen, -durch die dieferhal⸗ 
ben ergangene Patente ‚feftgefegten Muͤnzlauf zu ‚bejshlende Spinniohn im mins’ 
deften nicht zu verkürzen, noch ftatt baarer Zahlung einige Waaren wider Willen 

u " ufudringen , wordufider Stadtraͤth eine genaue: Aurich zu: richten fihd ders 

“r: gteichen gewiſſenloſe Mißhandlungen dee Armuth jedeſsmal mie eintt Strafe von 

20 Rthlr. zu ahnden hiermit angewieſen wird. Puhlicatum̃ unter dem Chur⸗ 
fuͤrſtl. Maynz. Negierungsinfiegel, Erfurt den 12ten Sept. 1753. 


(L.S.) Derer hohen Erz⸗ und Dhomſtifter May, Teig und 
5. . Speier reſpective Dhomprobſt, —2 — und 
Capitularherr, Churfuͤrſtl. Maynz. Geheimter 

Rath / Statthalter und Regierungsraͤthe hieſelbſt. 
ir 18. Vers 


7. ee & . 7) “ip, * 
N eh 207 
a. Bi Nina rn me chane Ruiz md. iie ® ng ide 
mn .<ct —— 6 J * P RR > . F — 
Ar I ed ν, 18 a area 


Berorhnung für, ‚die Leinwandfahriken ir 
— Nude —— Bor 


* ur Per 22 2 it. FA RE CH a SIE — Et 
} VER OBEEET S ee LT: Fa ER eK 1 76eH| Jul. 1789.. \ rt 


En 3 
(Re richte Gnaden unſer allerfeits ianddiäfter Herr, haben, nach Dero unermuͤde⸗ 
TR er laude svaͤrerlichen Sorfalt, welche böchfti Diefelben auf bie Erweiterung des 
Ganvelsirniäeh Naprungaftaites Ihrer geeretien Untetthanen zu verwenden gemohat ſind 
Bil hierldudiſcheti Leinenfubriken einer vorzuͤglichen Aufinerkſamkeit zu: würdigen, ; fofort 
gnaͤdigſt zu beſehlen geruhet, daß zu mehrerer Empotbringung dieſes, den hieſigen Landen 
malen Betracht Tb nuͤtzlichen Manufacturſtandes, und beſonders zu Befeſtigung der oͤf⸗ 
feritlichen Treusꝰ und Glaubens, als der weſentlichſten Stuͤtze einer blühenden Handlung, 
nachflehende Verbtdnung erkaſſen, und zugleich alle churfuͤrſtli Beamte, kloͤſterliche, ade⸗ 
liche tind ſtaͤgtifche Gerichtsvorgeſetzte gemeſffenſt angewiefen werden, dieſelbe mit. aller 
Schtefe wid Machdrrick ſſichtſchuldigſt zur Aukübuny zu btingen .c.. — 
8 —— — nee ! 


Erſter A bfchni et. 
e P Li PR 2* A , «, ⸗ 

Wie ber Anbau des Flachſes befordert, und es mit deſſen 
ii ler, No aring “gehalten we vch Aa! 93 NICH 
‚Bormemat min: .: 
§. Io 


Fin jeder vernünftiger Linterehan wird odn ſelbſt einſehen, von welchem ausgebreiteten 
er Murder Aubau desifläcies, als dec zu den Leinekfabriken ai 3 
Ppoducts gersifen. fg, und.ndelthe Voscheitd pie Erglinjung deſſelben· den Ackerleuten, 

deſſen / Warcebouung dem Iawenziaudfacmtkanhe.pisberwerfchaffu.hebei. Si: > :- KıbY BR 


TEL 5177 Er EINEN a Te 





In diefer Zuverficht koͤnnte man daͤher' jwar für unnoͤthig halten, den bierländifchen 
Landm̃arn mut Btacdysban adfemmınıeing meilabgr gfeichwühtrdte Kefahrung zum oͤſtern 
berdtigur ; Maß / manıhe von Wonurcheilfhngeblentete Auserchäen.ihren- eigenem uud ‚DB 
Landes Rügen nihfenueng iwerdrn din ckkfinftishdnime, und brigen Gerichtgvotag⸗ 
ſetzte hierdurch auf das nachdruckſamſte angewieſeni, icñchethie Befoͤrdetung des Flachg haues 
mit aller Sorgfalt angelegen fen zu Soffen ; ſofar iher aoler gebene in denjenigen Gfgeyuder, 
von ſolber ſein · Gedeihen finder) zu deffen hᷣenuſiger Errichuiig⸗ in ſandeit. ſolche dem uͤbrigen 
Feldbau unnachtheilig iſt, auf moͤglichſte Art auſjumuntern, ipoben isebefandere den kut⸗ 


fürftl, Beamten der Auftrag geſchiehet, den Unterthanen die zu Verbeſſerung des Be 
ae i enden 


208 Ehurmaynzifhe Verordnung 


benden Flachſes dienenden Mittel durch felbft.anzuftellende Verſuche, ſomit duch einleuchs 
sende und überzeugende Beifpiele begreiflich zu Machen, und hierdurch felbige zur Nachah⸗ 
mung zu bringen, s. > 

‘ 5 3. . " nm 


Gleichergeſtalt follen die churfürfll. Beamte und Gerichtsvorgeſehte Ihre Unterge⸗ 
bene zum oͤftern ermahnen, auf die Zubereitung des gezogenen Flachſes Ne pur moͤglichſte 
Sorgfalt befonders dahin zu verwenden, daß derfelbe nicht zu lange im Waſſer, und nach⸗ 
her auf der Stauche gelaffen, und dndurch an feinem inneren Baſte verdorhen werde, Wie 
nun auch on 

$ + 


in. 
n Aus der Erfahrung bekannt iſt, daß der in.die Fluͤſſe eingelegte Flachs zum. oͤſtern 
don wilden Wäflern xntweder fortgeführt, oder von dem herbey geführten Schlamm: amd 
Unrath gänzlich überfchüirtet worden; ſo haben die churfuͤrſil. Beqamte und Gerichtsvorger 
Teßte die ungefäumte Vecanſtaltung zu treffen, daß bey einer jeden Gemeinde an einem nahe 
an dem Fluß gelegenen fchictlichen Dre ein oder mehrere zu Faſſung des anzußiehenden Flache 
Yes Kinreichende Pläße ausgegraben, wohin das Waſſer aus dem Fluß geleitet, und der 
vorhandene Flachs alsdann ohne Gefahr und zu bejferer deflen Möfte eingelege werden 
ednne; immaßen von nun an das Einlegen des Flachfes in die Slüffe, in Betrachtung der 
fire die Bierbrauerepen ſowohl, als überhaupt für die Gefundheit der Meufchen und des 
Viehes von daher entftehenden, ſchaͤdlichen Felgen, als eine, der guten. Poligey zuwiderlan⸗ 
fende Anmaßung, bey zo Rthlr. Strafe durchgängig unterfägt wird, 


J „weiter Abſchnitt. 


en, 5 u I wiry, Ad- +. * ⸗ N BERGEN | “; * 
Wie es mit Der Flachoͤſpinnerey in Zukunft 
gehalten werben foll, | 


ie bisher uͤber bie-ungefcheueten Berrägereyen der Spinner gefühete fie a 
D machen es allerbings zur Nothwendigkeit, daß auf deren — naher 
Augenmerk gerichtet," und der fpinnen. Iaffende Anterthan ſowohl, als ber Leinenweber ge⸗ 
gen alle unerlaubte Bevortheilungen ſicher geftellt werden. 


Wie aber derien fräfliche Vorgaͤnge vorzüglich von ben. betruͤgeriſchen Weifen ih⸗ 
ren Herfluß nebmen;ſo ſollen ſaͤmmtliche in den Aemtern und Gerichten vorfindliche: Wei⸗ 
fen durch die anzuſtellenden verpflichteten Schaumeiſter beſichtiget, und u het, Bil 
Tichtig befundenen, das iſt: welche. im ihrer Weite drey und eine halbe Elle halten, mis 
dem eigends hierzu verfertigten Stempel ſignirt; die unrichtigen hingegen fogleich hinweg⸗ 
genommen, und ine Amt oder Gericht eingeliefert, von diefen aber, wenn fie nicht abges 
"ändert werden koͤnuen, confiſcirt und zerfehlagen werden, Damit jedoch 


) 





Zr‘ 


J 


ve‘ 27 > 


63 


ifaradde ZeinWwändfahriken,: 209 


& 2 ‚ 


7; Die Spikfen zugloſch gegen alle untichtige: Weifen ;nerfichert: werben mögen ; fo 
werden fämtliche. iny Layd.. befindliche Drechsler :und Schreiner. biermit angewieſen, die 
bey ihnen hinkuͤnftig zu beſtellenden Weifen bey. 4 Rthlr. Strafe von. der, in: vorſtehendem 
‚$pho feitgefegten Weite, nämlich zu drey und einer halben Elle zu verfertigen, und folche 
‚vor der Abgebung Anden; Beſteller, von einenzän der Nabe ſich aufhaltenden Schaumeiftek 
sfienpeln gu. daffen ; immaßen; derjenige Drechsler oder Schreiner ‚;welcher eine ungeftenw ' 
cpelte -eife, wenn guch gleich, ſolche ‚richtig: ‚befünden wuͤrde, verfaufen wird; wit der 


maͤmlichen Stenfe belegt werden IL," -:. u 


al J ) int.) 
22, „Geſtalten nun durch dieſe Vorkehrung den Spinnern Feine Entſchuldigungsurſache 
mehr übrig bleibe: fo wird in Anſehung des Gebinde⸗und Stranggehzalts weiter verordnet: 
daß in den Obereichsfelde ein Gebinde aus 40 Saden, ein Strang aber aus 30 Öebinden; 
in dem Untereichefelde hingegen ein Gebinde aus 48 Faden, und ein Strang oder Lopp aus 
04. Gebinden beſtehen, Am, die, Sprener, fi, nach Diefavorgefchriebeiien Bebinde⸗ und 
Stranggehalt in Zukunft richten, oder gewärtigen follen, Daß die hierunter begehende: Un⸗ 
treue bey dem erften Lebertrettungsfalf mie 8 Ggr., bey dem weitgen hingegen mit einem 
Gulden, oder auch dem "Befund und Umftduden nach mit empfiudlicher Arreſtſtrafe unnachs 
fichtlich werde geabnder werden, .  . . were 


222 J——— ” ” 
': . I l.a , 


Pe ® ⁊ x 
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Dritter Abföpnier. | 
Bon der Schuldigkeit Der Keinenweber bey Verfertigung 
GE Zr — des Leinwands. 


$ L von der regelmäßigen und getreuen Verfertigung des Leinens der damit treibende 
. Handel feinen Beſtand und Erweiterung erhält: fo wird zu Erreichung diefes Ends 


zwecks den Leinenwebern auf dag nachdruckſamſte eingefchärft, daß fie . 
20) Vor allen Dingen das Garn gebörig fortiren, damit allemal zu dem Einfchlag 
2 folhes Garn genommen werde, das ſich zu den Aufzug ſchicket, ſodann | 


by Das auf dieſe Art Qusgefuchte Garn mit guter Afche ſieden. Hiernaͤchſt 

c) Wenn;folches hierdurch zur Verarbeitung wohl zubereitet worden, eine jede Sorte 
feinen nach dem Verhaͤltniß der hierzu erforderlichen Gängen gut, dicht und 
dauerhaft verfertigen; zugleich auch u 

.d) Dem Tuch) in der Breite allemal-ein bald Viertel zugeben, fofort folches durchs 
gängig fünf und eine: halbe Viertelelle breit machen, damit es durch das Eins 
Priechen auf der Bleiche das auf dem Stempel.bemerfte Elleumaaß behalte, 


Beckmanns Befege I. Cheil, Dd §. 2 


210 | Churmaynziſche Verordnung 
. .2 


Wie aber ohne Einfuͤhrung einer beſondern ſtrengen Aufſicht ſich nicht wohl hoffen 
laͤßt, daß alle und jede Leinenweber die in gegenwaͤrtiger Verordnung enthaltene Vorſchrif⸗ 
ten puͤnctlich erfuͤllen werden: ſo verordnen Wir hiemit, daß das Land in gewiſſe, in der 
Anlage ſub Lit. B. bemerkte Cantons eingetheilt, und in einem jeden derſelben eine oͤffent⸗ 
liche Schau eingefuͤhrt, zu dem Ende in dem zur Schau auserſehenen Ort drey des Hands 
werks vollkommen kundige und anbey tedliche Männer, nach deren allenfallſigem Ableben 
aber andere Leinenweber von gleichen Eigenſchaſten als Schaumeiſter angeſtellt, und nach 
der unten angehängten Eidesjormel verpflichter, dieſen fodann ein jedes Stuͤck des fertigen 
£einens zur Echau vorgelegt, und, nachdem ſolches von ihnen wohl befehen und gemeſſen 
roorden, mit dem für eine jede Gattung verfertigten Stempel auf den beiden duflerfien En» 
den plombirt, fie dizfe des Schaumeiiters Bemuͤhung ader von einem jeden Stuͤck 8 Heller 
von dem Eigeuthuͤmer deflelben begahle werden ſolle. “ ; ren 


Zu Weflimmung ber verfhiedenen Sorten wird die Abtheilung des auf den Kauf 
gemachten feinwands unter folgenden Numern, nämlich: 
| Mr... 9 3 bis 32 


Nro. 2. ⸗ 29 bis 30 
Nro. 3. 09 27 bis 28 
Nro. 4. ⸗ ⸗ 25 bis 26 
Nro. 5. ⸗ꝰ0 24323 bis 24 
Tr. ⸗ a21 bis 22 
N oe — 8 19 bis 20 .. 
Nro. Fe er 17 bis 18 gängiges feinen 


um deswillen feftgefeßt, weil es in der offenfündigen Wahrheit berubet, daß das Leinen 
von 31 Gängen, wenn folhes gut gemacht ift, die Gute von 32et haben koͤnne, und 
gleichergeſtalt die übrigen Sorten, W 
8. . ae 

Da nun für eine jede der bemerften Numern ein dreifacher Etempel zu Ber 
zeichnung des verfchiedenen Ellengehalts angefchaft, auch hierauf das in hiefigen Landen 
übliche Heiligemitädter und Duderftädtifche Ellenmaaß, (wovon das erfte für das Obereichs⸗ 
feld, letzteres hingegen fiir die untereichsfeldifchen Aemter .ımd Gerichte beibehalten wird‘) 
durch die beide Buchftaben H. und D. bemerkt worden; fo haben die Echaumeifter, um 
alle Unordnungen forgfältig zu vermeiden, fich wohl vorzuſehen, Haß ben Plombirung des 
$einens allemal der rechte Etempel genommen werde; immaßen der, oder diejenige Schau⸗ 
meifter, welche hierin ihre Pflichten nicht auf das genauefte erfüllen, fofore entweder auf 
ſchlechtes Leinen eine beffere Numer, oder gar eine falfche Ellenzahl aufdrucken, und hiers 
durch au Bevortbeilung eines oder des andern Handelsmannes Anlaß geben werden, mit 
willkuͤhriger harter Gelds oder teibesfteafe dem Befund und Umftänden nah, ohne alle 
Nachſicht, belegt werden follen. 


F.5. 


dfür die Leinwandfabriken. gif 
ig . 
" Damit aber die, gegenwärtiger Verordnung vorgefegte gemeinnägliche Abſicht auf 
keinerley Weiſe verfehlt werden möge: fo wird andurch weiter verordnet, daß 
a) Ein jedes Stück auf den Kauf gemachten Leinens (es fen folches im Sande ſelbſt 
gefertigt, oder zuvor auswaͤrts erhandelt worden,) vor deſſen wirklichem, oder 
anderweitigem Verkauf entweder zu der im Canton angeordneten, oder einer 
andern mehr in ber Naͤhe befindlichen Schau uͤberbracht, und nach der, im dem 
$pho 2. diefes Abſchnitts ertbeilten Vorſchrift, plombirt; fofort “ 
b) Derjenige, welcher diefer, zur Erhaltung der öffentlichen Treue und Glaubens ges 
wählten Einrichtung zumider fein verfertigtes oder aufgefauftes feinen entweder 
ins oder.aufferhalb Landes verfaufen wird, ‚für jeden Uebertretungsfall 2 Gulden, 
oo (movon die eine Hälfte Eminenufmi filco, ‚dig.audere dem Angeber mit Vers 
fhweigung feines Namens zufaͤllt) erlegen, oder diefes verordnungswidrige Bee 
tragen mit zweitaͤgigein Arreft verbäßen, mit gleicher Strafe aud : 
c) Derjenige angefehen werden folle, welcher fchlecht und betrügerifch gemachtes feis " 
nen, dem es befonders an dem Ellenmaaße in der Länge und Breite fehler, zur 
Schau dringen wide... - | Fa 


6..6. 


Von der in vorſtehendem Soha feſtgeſetzten allgemeinen Schau wird zwar dasje⸗ 
nige Leinen, welches die hieſigen Unterthanen zu ihrem eigenen haͤuslichen Gebrauch ma⸗ 
chen laſſen, billig ausgenommen; jedoch bleibt dem Eigenthuͤmer unbenommen, ein etwa 
nicht accordmaͤßig verfertigtes Stuͤck Leinen den angeſtellten Schaumeiſtern vorzulegen, 
welche alsdaun ihr pflichemäßiges Gutachten ſowohl wegen Beſtrafung eines ſolchen Lei⸗ 
nenwebers, als auch wegen des zu maͤßigenden Macherlohns zu erſtatten hiermit angewieſen 
find. Im Fall aber ein ſolches zur eigenen Nothdurft anfänglich beſtimmtes Stück Leinen 
anderweitig verkauft werden follee: fo muß es gleich dem übrigen Kaufleinen. dem Schaus 


Par 2 
— 


meiſter vorgelegt, und von demſelben der Vorſchrift nach geſtempelt werden. 


§. 7. 

Wenn ein Leinenweber zu glauben Urſache haben wuͤrde, daß ſein zur Schau ge⸗ 
brachtes Leinen von dem Schaumeiſter ohne Binfänglichen Grund getadelt, oder gar als 
untüchtig verworfen worden: ſo foll einem folchen vorbehalten feyn, den Amt oder Gericht 
hiervon die Anzeige zu thun, und eine andermeittge Schau und Befichtigung füch zu erbitten, 
welche ſodann auch das Amt oder Gericht, auf Koften des unrecht babenden Theiles, zu 
erkennen, und biernäachft entweder wegen Beftrafung des fchuldig befundenen Leinenwe⸗ 
bers, oder wegen Plombirung des als tüchtig erkannten Stuͤck Leinens das erforderliche 
zu verfügen bat, | ch 


⸗ 


De 2 Vierter 


212 Chur maynziſche Verordnung 
Vierter Abſchnitt. 


Wie ſich Die Bleicher umd Leinwandauftaͤufer hinſort 


zu benchmen haben. | { 

| $ 1J1. — rt I 

D das Leinen einen Theil ſeiner Zuhereitung duch ‚die Bleiche erhält, folglich diefe 
Betrachtung es zur. Rothwendigkeit macht, auch hierin die ‚erforderlichen Vorſchrif⸗ 

ten zu Verhütung alles Betrugs zu erlaſſen; fo wird andurch verordnet, daß die mit Blei⸗ 
chen fich abgebenden Unterthanen das ihnen zu dem Ende anvertrante feinen, vor deffen 
Auflegung, auf der Seite mie Schlingen verfehen , auf der Bleiche nicht zu gewaltfam ans 
giehen nnd anpflöcken, keinesweges aber jich einiges Kalchwaſſers in. ber Abficht einer das 
durch zu befördernden’gefchwindern Weiße bedienen; widrigenfalls bey Entdeckung eines jols 


chen gebrauchten, dem Leinen nachtheiligen, ſomit ungnläßigen‘ Mittels der Bleicher mir wills 
kuͤhriger ſchwerer Sttafe belegt werden ſolle. | 


F. 2... 

Gleichergeſtalt wird denjenigen Unterthanen, welche das hierlaͤndiſche Leinen ent⸗ 
weder für ſich, um damit einen weitern Handel zu treiben, oder in Commißion auswaͤrtiger 
Handelsleute aufkaufen, nachdruckſamſt änbefö (en, daß fie fih bey Verſchickungen aller 
betruͤgeriſchen Vermiſchuug des Leinens mit andern nicht. accordmaͤßigen Sorten um fo ges 
wiſſer enehaften, als im Llebertretungsfall gemärtigen follen, daß fie bey entdecktem Betrug, 
nebſt dein Erfaß des den Käufer hierdurch zugefügten Schadeus, mit einer fiſcaliſchen 
Gtrafe von 2 20 Rthlr. ohne die windeſte Rucũcht werden angeſehen werden. 


·* 
—* 


4 


Sünfter Abſchnitt. 
Bier ed. mit den Leinenmwebergilden in Zutunft gehalten 


werden ſoll. 


$. 1. 


Dr bey en hierlaͤudiſchen Leinenfabriteui in vecſchiedenen Gegenden eia geführt zew ſem⸗ 
Zunft: oder Gildezwang, und die damit verknuͤpften Abgaben haben beſonders im, je⸗ 
gen Aemtern und Berichten, in welchen die Leinenweberen beinahe von ſaͤmtlichen Untens 
thanen ohne Unterſchied des Alters und Geſchlechtes zeither betricben worden, nicht allein 
zu öftern Mißbelligkeiten bisher Anlaß gegeben; ſondern auch viele von dieſem nuͤtzlichen 
Nahrungsbeirieb gaͤuzlich abgeſchreckt. 


§. 2. i a Eur 
Um alfo den für befagten Manufacturftand hieraus entftandenen übeln Folgen fuͤr 
die Zukunſt vorzubeugen, foll ſaͤmtlichen churfuͤrſtlichen Unterthanen nachgeſehen ſeyn, 


das ſogenannte Haus⸗ und Kauftuch ohne Unterſchied, und, ohne an einen Gildezwang 
gebun⸗ 


für die Leiumaydfabrifem > arg 


zu Wen, ju derfertigen, jusleich cuch aadere dieccs Kundmer? zu lebren, mad 
Gefeken zu Jeisez, aa verbandenen zünftigen Weiſtera, deonders in im sdurfänft. Amt 
Harbara. Bez dea Gectchten Gerreda, Neffen, wa Hagen Dein, Havſtade, Ger⸗ 
troda, Orichell, Wimjiageroda und Vellendern ader fred ſteben. eadveder der Zunſteer⸗ 
bindung zu eamagen, eder ſich einer von den zu Heiligenſtadt, Duderſtadt und Dingelitäde 
beſtebenden Sitten indereotiren zu lüften, uf welchen letzten Fall dieſe dabin arzcwichen 
werden, de aus bemeldtem Amt und Gerichten ſich ammeldende Miifee ibder Zunft fürn, 
und ehue Anforderung der nundeſten xcitera Adgade cinzusctichhen, 
Signatum unter beigedtucktem churfurſtt. Rrgierungsfänzieginfegel. Heiligenſtade 
den 7teu Inlins 1780. 


(L.S.) Churfuͤrſtl. Maynz. zur Landesregierung des Eichoͤfeldes gnaͤ⸗ 
digſt verordnete Statthalter, Commiſſarius, Geheime 

Hof und Regierungstaͤthe. 

| von Keller. 


Schwarz, Regierungsferretarius. 
. Lie. A... 

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Eidesformel fuͤr die anzuſtellende Schaumeiſter. 

Chr foller geloben und ſchwoͤren einen Eid zu Gore dem Allmaͤchtigen und feinem heiligen 

Wort: daß ihr das euch aufgstragene Amt eines Schaumeiſters mit aller Trene und 
Medlichkeit veriehen, das euch zur Schau vorgelegte deinen wohl bejeben, meſſen, und 
deinfelben den für eine jede Sorte verfewtigtem Stempel aufdrucken; das untuͤchtig und 
betrügerifh gemaghte verwerfen, und zugleich denjeyigen Leinenweber, welcher ſolches ges 
madıt, ————— zuf sesebinängenhäßßgen Beftrafung anzeigen,” ſofort en 
von der durchgängigen Erfuͤllung dieſer eurer Pflichten weder durch Freund noch Feind⸗ 
fchaft oder Geſchenke abhalten laflen, ſondern alles verrichten wollet, wie cs einem recht⸗ 
fchaffenen, redfichen und gewijjenbaften Schaumeiſter eignet und gebüßret, 

Aufferdem foller ihr auch noch geloben und ſchwoͤren: daß ihr die euch aufjutragende 
Befichtigung und Unterfuchung der im Amt (Gericht) befindlichen Weifen mie der ndmlis 
chen Treue. und Gewiſſenhaftigkeit vornehmen, fomit den verfertigtzn Steumel nur auf 
jene Weifen, welche in ihrer Weite drey und eine halbe Elle halten, aufdrucken, diejeni⸗ 
‚gen hingegen, welche diefe vorgefchriebene Weite nicht haben, in das Mint oder Gericht 
einliefetn, auch auf gleiche Weiſe euch, bey Unterfüchung der euch vorzuzeigenden veuen 
Weifen benehmen wollet. Alles getreulich und ſonder Gefaͤhrde. 


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Ddz Lu. 


814 Heſſen⸗CaſſeliſcheVerordnung 
| Lie. B. | “ 


| Eintheilung der Kantond, 

1) Das churfürftl. Amt Sarburg, die Ge⸗ » 
richte Delina, Hüpftedt, Gertroda, | E Ä 
Orfchel, Winzingroda — Schauort Breitenworbies, 

2) Gericht Beroda. — — Schauort Lüderode. 

. 3) Gerichte Duderſtadt, von Knorr, von ' 
Wefterhagen, Teiftungenburg. — Schauort Stadt Duderſtadt. 

4) Die churfuͤrſtl. Aemter Gieboldehauſen | 
und Lindau. — — Schauort Selen Gieboldehauſen. 

5) Churfuͤrſtliches Amt Scharfenſtein, und 
Gericht Reifenſtien. — Schanuort Beuren. 

6) Churfuͤrſtliches Amt Ruſtenberg, Ge⸗ 
richt von Bodenhauſen, von Buͤl⸗ 
| zingelöwen ‚ von Janftein Schach» 
tebich, von Linfing Ort Burgwald. Schauort Uder. 

7) Gericht von Hanſtein und von Linſing 
Dre Birkenfeld. . — — Sghauort Berbichehaufen. 


19. 


Heſſen⸗Caſſeliſche Verordnung wegen des Garn⸗ 
und Leinenhandels nom 29ſten Jun, 1765. 





— 


Por Gottes Gnaden Wir Friedrich, Landgraf zu Heffen, Fuͤrſt zu 

Hersfeld, Graf zu Cagenelnbogen, Dieg , Ziegenhayn, Nidda, Schaum: 
burg und Hanau ꝛc. 20. Ritter des Königl. Großbrittannijchen Ordens vor 
blauen Hofenbande, ꝛc. ꝛc. Entbieten allen Unſern nachgefegten Regierungen, Obers 
und Niederbeamten, Prälaten, Ritters und Landſchaften, auch allen übrigen Linfern Uns 
terthanen, wie nichtweniger den ausländifchen einiges Commercium mit Linnentuch und 
Gars iı Unſern Landen treibenden Kaufs und Handelsleuten, Unſere Gnade und fügen 
ihnen anbey zu willen: 


Obwoh⸗ 


— wegen des Leinenhandels, 5. allg 


Dbwohlen Unfere Hochloͤbliche Herren Vorfahren, gottſeligen Gedaͤchtniſſes, yınm 
beffern Aufnehmen des Linnenhandels in Unfern Heßifchen Fuͤrſtenthuͤmern und: Lauben per 
fchiedentlich dahin gemeffene Verordnung ergehen laffen, daß richtiges und unverfälfchtes 
Tuch in beböriger und erforderlicher Länge, Breite, guten Faden und dichte gefchlagen, 
fabricirer und hierunter Feine Vervortheilung und Betrug verüber, zu dem Ende und damit 
es den Leinwebern nicmals an gutem Garn ermangele, . auch das Garn felbft unverfälfcht 
und in beböriger fange gehaſpelt, an ten Gebinden nichts abgezogen, noch an den 
Faden ein wenigers, als fich gebühret, ‚miteingebunden , „mithin fornopl an Seiten derjents 
gen, fo das Garn fpinnen, als auch der Leinweber bey ſothanem Gewerbe überall ehrli 
und aufrichtig zu Werke gegangen, oder aber gegen die Cöntravenienten mit der darauf 
gefegten Etrafe ohne Nachfeben verfahren, und zu folhem Ende von den obrigfeilichen 
Perſonen hierauf ex. Ofhcio inquirirer, nicht aber, bis dergleichen vorher denunciiret, von 
ihnen, den Beamten, abgemartet werden folfe; Daß jedennoch und fothaner Unſeren Uns 
tertbanen zum felbfteigenen Beften gereichenden Verordnung ungeachtet, der gehoffte Effect 
nicht verfpärer, im Gegentheil aber von vielen Linnentuchhänblern und Leinwebern über die 
fehlechte Spinnereyen, betrügliches Hafpeln und dadurch von Tag zu Tag in Abfall komm 
menden Linnenhandel noch neuerlich geflagt und um Remedur gebeten worden, 


Gleichwie Wir aber hierunter in Zeiten dienliche Anftalten vorzukehren aus Landes⸗ 
vätterlicher Fürforge für das Beſte Unſerer getreuen Unterthanen Uns veranlagt befunden, 
fo haben Wir die unterm — 1738, wegen des Garnſpinnens, Linnentuchma⸗ 
chens und, deſſen Handel emanirte Verordnung zu erneuern und zu ſchaͤrfen für noͤthig erach⸗ 


tet. Setzen, ordnen und wollen demnach gnaͤdigſt und ernſtlich hiermit, daß 
- I. 


E äntliche in Unferen Landen befindliche Obrigkeitsperfonen und Untertbanen ohne 
Ausnahme und wes Standes fie auch feyen, der unterın 14 Tag Augufti 1732 des Linnen⸗ 
tuch⸗ und Garuhandels halber ausgelafienen Verordnung in allem ftritte nachleben und 
Feine einzige dagegen angehende Contravention.veritatten follen, zu dem Ende und wie es 
in fine derjelben. befoßlen, fie zum Wohlſeyn des gemeinen Beſten deren Befolgung ex 
Officio zu beforgen haben, mit der ausdrücklichen Verwarnung, daß, in fofern den Des 
nunctanten oder Klägern, um jolche nur der Sachen müde zu machen, nicht fofort und Peri- 
culo fuccumbentis mit aller Amtshülfe ohnentgeltlich an Hand gegangen wird, Wir mit 
ſchwerer Ahnduug gegey felbige ohnnachläßig verfahren laffen wollen, Um aber auch noch 
weiter den Handelslenten hlerunter zu aßijtiren und deu zeithero anderwärts eingebrach⸗ 
ten. Befchwerden vorzukommen, mithin diefes Commercium um fo vielmehr im Stande:zu 

0 A 


erhalten: fo iſt Unfere guädigfte Willensmegnung ferner und 


I. : 


Daß, da fich in einigen Diftristen des Landes gezeigt, wie der Nigaifche oder Ten⸗ 
nenlein mehr und beffern Flachs, als der fpdte oder fogenannte Klengelein gegeben, ſolchem⸗ 
‚nach derfelbe an: diejen Orten von Jahren zu Jahren weiter eingeführt, dabingegen an 
den Orten, wo der bisherigen Erfahrung nach befagter Tonnenlein mit gutem Erfolg ri 

ußen 


216 Heffen s Käffekifde. Verorbrung 


Mutzen nicht eingeführt werden koͤnnen, ſtatt deffen Froͤh⸗ und Sparlein :gebrandgt werden 
folle. Gleichwie aber, . TE sinden Ar 2 


:..]L 2 


Wann auch der Flachs noch fo gut geratben, durch theils faules und Tiederliches 
Geſinde oder Arbeirsleute jedennoch ſchlechtes, ungleiches, unreines und brüchiges Garn 
gefponnen und eben dadurch das Linneyy mehrentheils verdorben wird; fo haben anjorderit 
alle in Unſern Landen feßhafte Hauswirche auf tuͤchtige Spinnereyen bey ihnen nichr, al8 
bishero gejchehen, acht zu haben, und für fich fei.flen „ auch) ihre Kinder, Hansgenoffen, 
oder Arbeitsleute, einer beſſern Zubereitung des Flachſes ſich anzugewohnen. Des Endes 


IV; 


Gleich anfangs und fobald der Flachs von der Roͤtte oder Stauche abs und zur 
Verarbeitung gebracht wird, folcher tüchtig rein zu machen, im Schwingen, Hecheln und 
Rippen wohl zu bearbeiten, ein Werk oder Hecde darunter zu laſſen, weniger nicht alles 
dasjenige, fo fih an Schibben oder Eunen darunter befindet, wohl auszujchütteln, und 
ſolchemnach der Flache ganz rein und ohne daß noch Werk oder Heede dariunen befindhic 
zujammen in Kauten zu drehen, hierauf aber ein jedes abfonderlich und nicht Flache oder 
Werk untereinander zu fpinuen, Da au] 


V. 


Unter der Heede oder dem Werk ein Unterſchied augegeben, und das zuerſt aus⸗ 
gehechelte zum graben, das folgende aber zum reinen, auch wann noch weirer gehechelt iſt, 
zu noch reinerem Werk oder Heede gerechnet wird; fo follen andy dieſe unterſchiedliche Sor⸗ 
ten ebenwenig untereinander, fondern eine jede zu Erlangung eines gleiche und veften Far 
dens abjonderlic gejponnen werden. Welches demnach zu erhalten 


VI. 


Ein jeder Hguswirth hiermit ernſtlich angewieſen wird, dahin genau zu ſehen, daß 

aller und jeder Flachs, bevor er verſponnen wird, durch eine grobe und eine reine Hechel 

gezogen, und hierdurch vor allen Dingen zur guten Spinneren und einen reinen, veften und 
"wohl ausgehechelten Flache zu überfonmen, der Anfang gemacht werde, 


VII. 


Soll es mit dem Spinnen ſelbſt alſo gehalten werden, daß ſowohl der Flachs, als 

Heede oder Werk rein und gleich geſponnen, die darinnen ſich vorfindende Ungleichheiten 

wohl auseinander gezegen, die Faden nicht allzuveſt zuſammen, noch auch gar zu loſe gedre⸗ 

bet, mithin überall gleich veſte und nicht abgebrochene Raden verfertiger werden, wie dänn 

auch beym Hafpeln ebenmäßig Acht zu geben, daB das Garn auf der Spulen nicht verwirs 

vet, abgebrochen und oft gefmüpfee, fondern ebenmaͤßig, fo viel immer thunlich, an einem 

Stuͤck abgehafpelt, die in jedes Gebinde gehörige Faden ohne den gerinaften Abzug einge⸗ 

‚bunden, Bein Gebinde weniger, als in der Ordnung enthalten, in den Gträng, Zaſpel 
" oder Stuͤck gebunden, oder der Hafpel fürzek gemacht, mithin hierdurch das Garn m einer 
- erforderlichen Güte erhalten werde, So viel inmittelſt die Länge des Haſpels, auch wie viel 
| Gebinde 


ion, kainenbändele: : 2. | 219 


Gebinde in ein Stück und wie viel Faden in ein Gebind gerechnet werden, angehet, laſſen 
Wir es bey den desfalls ergangenen. vorigen Verordnungen dergeftalt bewenden, daß der 
Haſpel, worauf Linnengarn, es ſey va Flacht oder Heede uud Werk gehafpelt wird, nach 
Ver Länge ind’ Umkreis vier gemeine‘ Caſſeliſthe Etlen uns drey Zoll, ein jeder, Sfeang 
dreißig Gebinde und jedes Gebind vierzig Faden hatten feh Indem aber 

Ä DEE VRR, et J 


Durch ſchlechte Beobachtung der Verordnungen der dadurch verhofte Nutzen ent⸗ 
weder gar nicht, oder doch ſehr langſam erreicht wird; ſo beſehlen Wir ernſtlich, daß bey 
dieſer einzig und allein das Wohlſeyn Unſerer manchmal nahr⸗ und arbeitsloſen Unterthanen 
zum Grund habenden Verordnung in jeder, Gemeinde, wie auch auf den einzelen Höfen 
oder Mühlen, jezumeilen und zwar jedes Jahr von Maurtinitag an bis Oſtern, alle vier 
Kochen einmal das geſpoünene Garn bey den: Unterthanen burdy;ste Greben, Worftes 
ber,. Eidgefchworene, oder wen fonft deren Berrichtung oblieget;: nach ‚der Reihe der 
Häufer allemal mit Zuziehung eines im Ort wohnhaften Leinwebers unverwarnt viſitirt, 
und ob daſſelbe richtig gehaſpelt, auch die vorgeſchriebene Anzahl der Gebinde und Faden 
Habe? wohl beſichtigt, was an Fehlern hierbey anzutreffen, fofort unterſticht und ans 
Amt zur Beſtrafung angezeigt, bis dahin aber. das nicht.gus gefundene: Gaen in Verwah⸗ 
zung behalten werde, welche Beſichtigung dann, wie oben erwähnt,‘ auch von jedes Orts 
Leinwebern nach der Reihe allezeit mitzuhalten, und damit ohne Nachſehen jederzeit zu copı 
seiten iſt. Mit dergleichen mangelhaften Garn. aber an und. Mir fich Telbften wollen 

ir es 
IX. 


Solchergeſtalt gehalten wiſſen, daß zufolge des 4ten 'Sphi von vorangezogener Vers 
ordnung de Anno 1732 das erſtemal von jeder Zaſpel Garn, ‚welche das verordnete Hu⸗ 
ſoelmaas nicht hat, und woran die Gebinde. oder Faden in der Zahl mangelhaft, ein halber 
Cammergulden oder dreizehen Albus, und das anderemal zween Cammergulden Strafe 
erlegt, nachhero aber und in fernerer. SBerrettung mit der Thurn⸗ oder auch wohl gar hats 
terer Strafe verfahren,. dabingegen wann das beeden vder werfen mit unter das flachfene 
Garn gejponnen, oder wann folches geſchehen, daffelbe gleichwohl beym Verkauf-oder fons 
ften für blos Flächfen ausgegeben worden, das erjtemal für jede dergleichen Zafpel oder 
Strang, vier Abus, das zweitemal das Duplum und, fo ferner Dis. anf einen Reichsthaler 
erlegt, und von diefen Gelditiafen die Helfte denen, fo ſolche Fehlex gefunden, fuͤr ihre 
Mühe gelaſſen, das Uebrige aber Uns verrechnet, und wann es ſich alsdann doch nicht beſ⸗ 
ſert, gewiſſe Leibesſtrafe gegen dergleichen widerſetzliche Leute vorgenommen und ſie dadurch 
zur Correctur gebracht werden ſollen. J nn | 


Sollen bie im ten Spho bemeldte Perfonen won ben zu haltenden Viſitationen mit 
Beifuͤgung des Monats und Tages, warn fie gehalten worden, jedesmalen ihren Rapport 
am ihre :vorgefeßte Beamten: bey zeben Cammergulden Strafe einliefern, dieſe hingegen 
ihren Hauptbericht aus dem ganzen Amt um Oſtern jeden Jahrs an Unſer biefiges Toms 
mercien » Collegium bey. zwanzig Rthlr. Strafe obnfehlbar einichiefen. Und da Ä 


4 


Beckmanns Geſetze J. Theil. Ee x. Sol⸗ 


218 Heffen 2 Caſſeliſche Verordaung 
| XL. Er EEE 


Solchergeſtalt an die Garnkaͤufer und Juden fein verfaͤlſcht und unrecht gebafpelteg 
Garn'miehr gelangen Fann, fondern, wansi.he ja deilen.befißen, . fie foldhes aus. ‚den any 
grenzenden Landen eingebracht oder umgebafpgle haben mülfen;, fo werden auch felbige vere 
warnet, fih dergleichen fülfhen Garns fürs Pünftige zu enthalten, indem von dato diefer 
Verordnung an alles und jedes bey ihnen gefundene, in weniger Gebinden eder Zaden Geiles 
bende, und oberwähnte Hajpellänge nicht habende Garn fofort und ohne einige weitere 
Einrede confifeirt, und nach Inhalt des gten Sphi mit der nemlichen Strafe ſowohl gegen 
fie, als gegen diejenige, fo ſolches gefponnen und gehafpelt, zugleich jedesinalen mit very 
fahren werden fol. ° ee — J 


X .15 | 
i u | Be xl oe . a — Bi 
Nachdem auch: in Unſern Landen der Uns ertbeilten Anzeige nach, verſthledeue 
Eortimente von tinnens Kanftuch gemacht werden; worzu bokanntlich diverfer Art Garü 
erforderlich ijt, und dann die Kaufleute, welche denjenigen Leinwebern, jo nicht allezelt 
das Vermögen zum Sarneinfauf haben, das Garn entweder zum verarbeiten, oder auf den 
Sohn, oder auch wohl:für das Kanftuch felbit an Bezahlung anzugeben pflegen, jozuweilen 
wiſſe Sorten Garn, ſo fie zu dergleichen Art Tuchs brauchen, beſtellen; ſo ſoll ſolchen⸗ 
als nach dem Muſter, das fie in dieſes oder jenes Amt oder Gemeinde den Spinnern 
Kat auch das Garn würklich geſponnen, und hierauf mie allem Fleiß und nach obiger 
dorſchrift Acht gegeben, mithin hierdurch das Linien » Commercium hauptſaͤchlich mit uns 
terhalten werden, 
Xi. 


0. Da auch dem Garn durch das gute Sieden ein mehreter Schein und weiſſe Sarbe 
zuwege gebracht wird; jo iſt anf die Couſervation der hierzu erforderlichen Afche wohl Ache 
zu haben, michin hierdurch ausdrücklich verbuten, deren einige bey IStrafe der Confiſcation 
und anderer harten unausbleiblichen Ahndung auſſer Landes zu verfaxfen, auch wo es an 
erlichen Orten hieran Mangel haben ſollte, von den Beamten desfalls Anzeige an Linfere 
Kriegs: und Domaineneanımer dahin zu thun, damit bierunter Remedur verichaffer wer» 
den möge, 1rF F 
XIV. WW 


Werden alle und jede Leineweber hierdurch ernſtlich und nachdruͤcklich erinnett, 
alles und jedes Kaufe Schock⸗ und anderes Tuch, auch.Bildwerf und dergleichen, dichte, 
wohl gefchlagen, ud an einem Ort ſo gut, als an dem andern, aud) in der verlangten 
Breite, Laͤnge, Feine oder Stärke, weniger nicht mit guten Salbenden verſehen, zu ver⸗ 
fertigen, folches mit Feiner Kreide betrüglich zu färben, noch mit Schlichte zur Ungebüht 
anzuſteifen, auch fonftige Unrerfchleife dabey zu gebrauchen, oder aber gewiß zu gewärtigen, 
daß ſie vdn jeden al’o verdorbeuen Stuͤck Tuch, nebſt Erfekung des dadurth verurfaditen 
Schadens, annoch zwey Kehle. Strafe zu erlegen angehalten worden ſollenz wie danlı 
auch noch insbeſondere, ſo viel das Echods und Kanfıud.berrift, denſelben Hiermit bey 
gleichmaͤßiger Strafe verboten wird, ſolches ehender in die Rolle zu bringen, es ſey dann 
zuvor von den Handwerksmeiſtern des Orts, oder wann dajelbften Feine Zunft tft, durch 
geihivorne Meiſter befishtigt und für rüchtig erkannt worden, 


32.178 


" wegen des Leinwandhandels. 219 
XV. 


En ben auch von den Leinwebern und heile Kanflenken jezaweilen meRiät worden, 
daß, mann fie im Lande das Cana zum Tiuchmachen aufgekaufer umd verlteentet, beih ven 
m paßiren habenden Zol ſtaͤuen ihnen annoch von einem jeden Packen dergleichen Garus 
zwey Heller Zoll abgefordert würde; fo wollen Wir zu Befoͤrderung diefeß-Commercii hiet⸗ 
‚unter und bis. zu anderer Verordnung ſothanen Packenzoll in dergleichen Fällen, wa 
‚nenlich.:das. Garn zum Tuchmachen weggetragen wird, und welches der Leinweber durch 
ein Atteftat vom Greben, oder aͤſteſten Leinweberhandwerkonelſtor: See Dits;' woerideß, 

net, fich befcheinigen zu. laffen und bey den Zollfidtten vorzuzeigen hat, aufgehoben haben. 

Mit den Garnkäufern hingegen, fo auf Wiederkauf handeln, bleidt es vorerft noch ben 
der Verorduung', daß fie ſothanen Pockemoll begahtenimüffen::"Gfgihibie nun” 
Die vorftehendermaffen von Urs befohliie genaue Beobachtung gegenwaͤrtiger ts 

ordnung die nothwendige Folge hat, daß fuͤrnemlich auch ‚die Linnenfabriguen in Unſeren 

$anden mehr empor und in befleres Aufuchinen kommen müffen, wenn anders die Leinwe⸗ 

ber" ud: Fabrifanten/ ducch fleißige, aceurate⸗unde duthtige Atdeit, Auch Ures Orts * 


2 
* 


ihrige darzu beizutragen bedacht feyn, umnd Ihre verfertigte Waare um einen billlgen ui 
‚nicht uͤberſetzten Preiß losſchlagen wollen; alſo werden dieſelbe hierzu alles Ernſtes ermah⸗ 
net, um auf ſolche Art das gemeine Beſte, welches auch zu ihrem eigenen Vortheil aus⸗ 
:fchlagen wird: mit befoͤrdern zu helfen. . Wornach ſich alſo jedermaͤnniglich zu achten. 
wie Doug ah Wan .. RAEI. . Po nd Br Pu 12 5 5 a a a ER FREE 3 
2 2 Artunplich Unſerer sigenhändigen Unterſchrift. und hierneben gedruckten Fuͤrſtli 

"Sofegels., Gafel den 2ofign Kap Sun ne. 2 νννναν er 

FE (L. S.) Tetia ht , rd F riebrich, Landgraf zu Heſſen. werte 









| on Vet. 5. ©, Waitz v. Eichen. 
je . . Test 7 TE To lan . 
vl —X a I — 
—W — Wr 75121 ri— 
Fi . ⸗ 


Fuͤrſtl. Saͤchſiſche Marktordnung der Reſidenzſtadt 


At zu Sr. Hochfuͤrſtl. Durchl. —— allhier der Zeit verordnete Statthal⸗ 
ter, Wire» Canzlar IB und Meglerungsräthe urkunden hiermit, dag Wir ver 
noͤthig befinden: zum. Beftet- des Publiei in ber gienticien hieſigen Reſidenzſtadt Eiſe⸗ 
nach eine Markvorbnung abfaäͤſſen und ſokche m Druck bringen zu laſſen geſtalten ſolche fols 
gendermaſſen lautet: RE EEE 
En Ee 2 1. Nie⸗ 


2209 0 Marktöchnung : 
DD 


Ä Miemand, er fey auch wer er wolle, foll ſich unterſtehen; Fruchte und audere Vils 
tualien, als Eyer, Kaͤſe/ Butier, Raum, friſch⸗ und geduͤrrt Obſt, Federvieh, Klriu⸗ 
aildoret, Fiſche und dergleichen, jo anhero zu Markt geführes oder geiragen werden, auf 
dem Felde und im den naͤchſten Doͤrfern, da es allbereit zu Markt gebracht werden fol, 
‚desgleichen vor den Thoren und -in den Vorſtaͤdten, oder auch in den Gaſſen in dem 
Vorbeifahren oder Tragen auf den Aufs und Wiederkauf vor⸗ und hinweg ju kaufen, oder 
durch andere Perfonen beſprechen zu laffen, jondern es pn - are Zr 
. W — on , : iR . 4 
nn ne DE BE © —7 ne 
Alle: vorher. fetificirte und andere Eßwaaren auf die Märkte gebrädhe werden, 
jedoch den an der Straße wohnenden, auch anderer vornehmen Leuten ihrem Gefinde 
zu ihrer häuslichen Beduͤrfniß in der Stadt das .felbft nöshige kaufen uud ciafanfen zu 
laſſen erlaubt feyn. W | N \ 


r *1 


Machdem man auch wahrgenommen, daß, warn die Bauerslente ſolche Viktua⸗ 
en aufs Markt gebracht, die Hoͤcken und Workaͤuſer gleich im Anfang zugefallen, und fels 
bige zum Wiederkauf an ſich gehandelt: fo ſoll ſolches in Zukunft gaͤnzlich abgeſtellt, den 
Hocken und Wiederkäufern dergleichen Lebensmittel, Kleinwildpret, Sebersich, Eyer, 
Kaͤſe, Butter, Raum, Erbſen, Linſen, Graupen, friſches und: gedörrtes Obſt, aller⸗ 
band Gemuͤſe, Fiſche sc. nichts ausgenommen, unterweges, in deney Stadrflybren, Vor⸗ 
‚Kädten, auf.dem Markt und in ihren Haͤuſern, ben Verluſt ſolcher weggekauftet Waaren, 
und fünf Rthlr. Geld- oder im MWiederfotungtfall. noch empfindlicherer Strafe hiermit 
durchaus verboten, und eher aicht erlaubt jepn,, bis Die Fahne wieder eingezogen iſt. 


4. 


Auch follen dergleichen Eßwaaren auf die Marfttäge zwar ordentlicher weile auf 
den Markt gebracht, jedoch andy deneu.nus ihrer Arbeit nud Dausbekung;- auch Pälte, 
Schnee mıd Regen willen nach Haus zurück eilenden Verkäufern’ (und weilen viele vornebs 
me und andere Leute nicht eben allezeit auf Lie Maͤrkte ſchicken koͤnnen) die Waaren haufiren 
zu tragen unbenemmen bleiben, dabingegen fe ſelbige den Hocken in ihre Hiufer zu brine 
gen und zu verfaufen, durchaus nicht befugt, fondern folhenfalls der Waareu vers 
luſtig ſeyn. .. : - \ ö | 

. 5 23 en 4 * vw. uns 

Wer Fiſche in die Sradt bringt, mag fülche bey dem Markibriyunen feil haben, oder 

zu Vermeidung Nbfteigens in die Haͤuſer herum tragen. 
6. | j en 
| Kleinwildpret und Federvieh, als Hafen, Feldhuͤhner, wilde und zabhme Ensen, 
Voͤgel, Hührier, Tauben und Gaͤnſe, fo auf die Markttage in die Stadt gebracht merden, 
koͤnnen die Verfänfere in der Juͤdengaſſe, von ber Garfüche an bis an.den Weinfpller ſeil 
haben, oder baufiren tragen, Da 
r 2 2. Die 


der: Stadt Eifenad, = aı 


i7 

Diejenige aber, “fo andere Viktuallen, als· Butter/ RI, Namn, H Hong, Grau⸗ 

— —— Linſen, grünes und gedoͤrrtés DER," auf: den Markiplatz bringen, füllen 60 
noch ferner vor dem Rathhauſe in — Reifen, wo fie geſtanden. 


8. * 
| Ale: Gemaͤße, wornit Sraupen : "Erspm, ; £infen, i — Pr und —* — 
ausgemeſſen werden, ſdil wach der Eiſenacher Mꝛetze ei vH geeiht And eſtempelt / widr 
Be verfallen und ftrafbar, hingegen die toͤpferne ganglih abgefchafferferm, 


iꝙ. 

ld damit die bieher öbfervicte Vervorihäilig: um fo viel leichter verhuͤtet werden 
fönne; fo: follen diejenige, welche dergleichen Wagren zu Markt tragen, gehalten ſeyn, 
‚gleich Yo; ange bey dem Markimeiſter ober den —3— ſich zu melden, und daſelbſt 
die in. Vereitſchaft ftebende blecherne gezeichnete Noͤßel zum Gebrauch abjufordein: Daferne 

‚ aber.ein gder-der andere, fich dergfeichen Möhel ſelbſten anfchaffen wollte, . bleibt ihme zwar 
ſolcheg unverwehrt, jedoch daß er biefelbr bepm Raih allhier richtig eichen und 
zeichnen 'Taffe, 


ı..r 
264 ‘ 


‚Id 


Auch fol, ‚wie. bishero geſchehen, nie nand auf die Stufenſteine wor dem Rathhaus 
mit feilbabender Woare 7 ſetzen, und dadurch das Aus⸗ und Singeben verſperren. Die⸗ 
‚jenige, ſo auf dem Darte. il haben ‚. follen. fried⸗ und ſchiedlich leben, auch keiner dem 
„andern.dije Käufer, fo dor ginga andern Bude fichen, be dien. Gilden Strafe abs ‚und zu 
ſich rufen. Niemand ſoll auch dem andern auf dem a in Kauf falen, jedoch auch 
niemanden auf die an den Meiftbietenden zu feilen Verkauf ſtehende Waaren und Wiftias 


„Jen N sin mehrere zu bieten verwehrt gel 


* “in de 


a IT... ae * J — J — J 21 | 
Wann. die Ba — iR, ſollen nf auf iwen stunden Tang'; and 
zwar von Martini bis Petritag frühe von 9 bie ır ihr die gemeine uͤtgerſchaft⸗ nach⸗ 
gehends auf eine Stunde lang hieſige Becker und Gaſtwirthe, und, wenn die Fahne wie⸗ 
„der eingezogen, die Bauersleute und Fremde, nebſt der. gemeinen Buͤrgerſchaft, Becker 
‚ab Ka ef dem ua ſich mi Frucht zu —— — ſeyn. 
ug F Ev er 
Dir * hl wahrender. — *5— von "einen in — 7 —* wie er 


im Anfang geweſen, gelaflen, die Frucht aber weder eingenieft, Alufgegitelte, vder 
——— Falls weggenommen werden. 


Ba 


Pa F 13. a — 
edoch J — dvernehi, — Bern ie ® — **— gegonen, 


sansjum en. — on — — In; . ba ac a 1“ er vll 
| & e 14. Kein 


an  Marftordnung .. 


Ä 14. 
u. Rein Decker. Ninoiginbler, Wirth oder anderer, wes Standes er auch fen, fol, 
an fuͤnf gute Gulden, Strafe von jedem Malter, ſich unterfteben, die auf die Markergge 
ereingebrachte Früchte -Kareuweiie zu ‚beiprechen, ehe und bevor die Fahne eingepe en 
worden, auch allen Cinhelmifchen und Sremden bey Sruchtfprengeln und theuren Zeiten 
ohne obrigkeitliche Erlaubniß einige zu Markt führende oder mwürflih anher gebrachte 
Fruͤchte un Gewinuſtes und Theuerung willen, zu ſteigern, zu befprechen, auch wuͤrklich 
Shyr⸗ und äußzukauſen hierdurch ernſtlich verbolen, dieſe Arc unverautwortlichen Wuchezs 
—* der Herrſchaft zu beſtrafen vörbehalten jean... — . 2. | 


wor. 40 F 9 


15. 
Die Kaufleute, Krämer, Metzger, Becker und alle andere, ingleichem die Haus 
ſirer und Juden, niemand ausgenommen, welche auf delt" Markitaͤgen "und ſonſt feil 
haben, follen nicht nur tüchtige, unverfälfchte Waaren, fordern auch! richtige Eliten, Wei⸗ 
‚fen, Maaß und Gewichte führen, und. niemanden oͤber den laͤufigen Preiß die Waaren 
überbieten und aufhaͤngen, oder vervoetheiſen, oder auch mit dem betruͤglichen Ellenum⸗ 
ſchlage zu kurz meſſen, bey dem Betrettungs⸗ und Uebetfuͤhrungsfall aber nach Größe des 
Berrugs mir Berlunt der Waaren, und Äber diefes ſo'nachdruͤcklich, als ohnnachlaͤßig beftras 
fer werden. | | J 
16. 

- Marin ein neuer Kraͤmer eine Bude aufſtellen will, hat er ſich debhalber bey dem 
"Mach zu.melden und beförige Verotdnung zu gewareen, Und follen diejenigen, fo auf 
"Beiden Seiten vor dem Rathhaufe Feil haben, in ber Mitte aflegeit fo viel Raum laffeh, 
daß man bequem zwiſchen ihnen, mit Caroſſen und Wagen führen, auch reiten und 
‚geben könne, | 1 

X “0.0 a er ı | 17. . . 
Die Marktverderbende Spieler, Gauckler und andere Markiſchreyer werden kuͤnf⸗ 
tig auf den Jahrmaͤrkten nicht mehr geduldst; es wäre dann, daß Hochfuͤrſtliche Regierung 
ierunser diſpenſirete ‚die ertappte uͤberfuͤhrte Marktdiebe aber durch Amts⸗ und Rathsan⸗ 
als unverzuͤglich an Granger geſtellet, oder in die Zuchthauseifen gefchlagen. | 
..XY% . 18. ’ 
Unter der hierzu beitellten Hr a Aufiicht find die Marktmeiftere, Au 
Amts⸗ und Raihediener af die öffentliche Feilfchaften, nach obiger Verordnung, Adjftig 
zu geben, und dig Uebertretter anzuzeigen ſchuldig. Sie füllen aber, bey Verluſt ihrer 
„wienfte, auf keinerley Weiſe mit Kaͤufern gder Verkäufern es ungebüprlich haften, und 


hlejbt auch, edey inann die Markerrlordunngen der Obrigkeit anzuzeigen freigeläflen., .. 
19. .-..; 
Sollte num jeniand fich unterftehen, vorhergehenden Punkten zumider zu leben, bat 
derfelbe zu gewarten,. daß er mit Hinwegnehmung der zu Markt gebrachten Waaren und 
VBikwalien umd nach; Befinden auf andere fhärfere Art beitraft werde. Wornach jeder, 
männiglich fich gebührend zu achten und vor Echaden zu hüten bat, Urkundlich iſt Dies 
DOERl Zu a, Pateut, 


der Stade Eiſenäch. 415 


Patent nnter gewoͤhnlicher Unterſchrift und beigedrucktem Can Erle ausgefertigt, 
zum Druck gebracht und behoͤriger Orten affigirt worden. o geſcheben Eifenad den 
tat Januar 1757; h 


(L. 5). „Seil, Saͤchſiſche Statthalter, und zur Sürft, Regierung 


 nuanaamin ‚verordnete Vice⸗ ⸗Canilar, Hoſ⸗ und Regierumerathe 
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* 

or Gottes Gnaden⸗ Wir⸗ Luͤdibig, Landgraf 4u ‚Delle ꝛc. ꝛc. 

Fuͤgen hiermit zu roiffen:-, diachdem Lnfere &undrsnätterlihe Serge auiptſaͤchlich 
dahin sche,. daß die: Gluͤckſeligkeit Unſerer — — jr. gllen Stuͤcken ‚befördert, ‚amd. 
hiervon ein groffer Theil derfelben abhängt, wann der Nabrungsftand bluͤhendet ‚gemacht, 
wird, Handel und Wandel empor kommet, der: fleißige —5 zuͤr Arbeit noch mehr 
angereif „.der träge hingegen darzu angeſtrengt, gute Zucht und Ordnung in allen Staͤn⸗ 
den verſchafft und erhalten werde, wacmeten Wit dies‘ Mittel ad am Saiten, m, 
Uiny befehlen babero güaͤdigſt: rn wu 

Tann 1. 

Rab eine vbeſtͤgdige Malischöenutaripn. ‚Are allen Sehen Unferer, Sun. und ki 
ftung Br niedergefeßt werde, welche aus folgenden Nerfouen, „Ne "alle woͤchentli 
auf einen unter ihnen eins für allemal feſt⸗ uſetzenden ohnaränderlichen Tag zuſammen foms 
wen, und feine ohng die erheblichſte und ohnverſchiebliche Urfachen und Verbinderungen 
nie ausbleiben Dörfen, beſtehen ſoll, und zwar. ; -.: - 


Dem zeitigen Commendanten der Stadt und Beſuung⸗ Sichen welchenn obuerachtet 
Unſere Fuͤrſtliche Regierung daſelbſt vor jeher das Direlkarkım gecuͤhzret, und! 
hetgebtacht doch zu Befoͤrderung diefer ſo hoͤrhſtn oͤchigen als heil men Anord⸗ 
u 2 nung das Condirettorium , auch wenn er fich'in eigener Merfon Haben einfinden: 
7 wird; der Vorſitz feinem dexmaligen Charakter und Rang nach uͤberlaſſen wer⸗ 
‘den ſoll. Sept von Eciten Unſeter dafigen- Regierung Unferet Fuͤrſtlichem 


Regie⸗ 


Bar * 3. J „nd J 


224 ‚Boliceyordanng..:: x 


Regierungstath Heß. qua Deputato perpetuo; einem Deputirten von. Unſerer 
daſigen Univerſitaͤt; Unſerem daſigen zeitigen Oberamtsverwalter, POberſchul⸗ 
theißen, Stadt⸗ Syndico; Burgermeiſter; und endlich dem- Stadtſchreiber qua 
Actuario. n —— 

MM Pop Es .n (ee. 
In Sachen, welche ſich auf die Gerichtsbarkeit dieſer Policeideputation einfchräns 
Ben, fteben alle und jede Perfonen ohne Ausnahn unter. derielben, als einem Foro mixto. 
Es muß dahero jedermann auf Erfordern vor diefer Commißion erfcheinen, fich verant⸗ 
worten, und deren Urtheil, wie überhaupt allen von derfelben in Policeiangelegenbeiten 
ergebenden Befehlen und DBerfügungen unterwerfen: doch wird den Honoratioribus 
und anderen, fo wegen binlänglicden Verhinderungen abgehalten werden, geftattet, einen 
Bevollmächtigten zu.lellen. - =... - 220002 yon et N Age 
Wuͤrkliche immatriculirte Studiofi, in fofern fie den Studis allda noch wuͤrklich 
mit Frequentirung der Collegiorum obliegen, nebft den Candidaten, welche fich des 
Examinis oder der Promotion halben daſelbſt aufhalten, bleiben von dem Foro der Polis 
ceideputation ausgefchloffen, und bat der jedesmalige Rector Magnificus diefelbe nach den 
dliceigeſe hen in den Schränten zu baftefls. Falls aber ſeſbige gamz aufferordentliche-Llacı 
en und Exceſſen, befondere -unitis viribus auszuuͤben fich unterfangen wuͤrden, bar die Das 
liceideputation die Hände mit einzufchlagen, und zu deren-Abmwendung und Beruhigung des 
mit intereßirten Publici die erforderliche ernſtliche Vorkehrungen 'zu thun, die Beitrafung 

felöften aber dem Foro academico. anheim zu geben. 


„ $ 3. 

= - Bey diefer Policeicommißon follen alle vorkommende Sachen fo kurz, als moͤglich 

abgerhan werden. Jedermann Toll fit mindfich verantworten, und die Reſolntion näch 

der Mehrheit der Stimmen abgefaßt, und durch den zeitigen Stadtfihreiber in das zur hal⸗ 

tende Protocoll notirt werden. s ' 
. 4 


Gegen dasjenige, was von der Policeicommißion erfannt, oder verfügt wird, 
findet fein Remedium füfbenfivum ſtatt; jedoch fol es einem jeden, der ſich grauite zu ſeyn 
glauber, unbenommen bleiben, ſich an ins {upplicando zu wenden, worauf Wir die Polis 
ceicommißion mit ihrem pflichtmäßigen Bericht hören, und darauf Unfere gnddigfte Refos 
Intion derfelben zu ihrer unterehänigften Nachachtung befanntmachen iaſſen werden, 


§. 5. | 

So mie diefe Policeicommißion auf Ordnung und Zucht in allen Ständen ein machte 

ſames Augenmerk zu nehmen hat; fo liegt ihr auch diefes bejonders ob, daß die Viktnalien, 
als Brod, Fleifh, Frucht, Mehl, Eyer, Butter, Kaͤß, Obſt, Geflügel, kinfen, Erb⸗ 
fen, und andere dergleichen Waaren in ſolchen Preiß gefeget werden, daß Käufer und Ver⸗ 
kaͤnfer dabey beſtehen fönnen, wes Endes wegen des Fleifches und Brodes zwar beftändig 
ein gewiſſer Tarp beibehalten, in Anfebung der übrigen Seilichaften aber Unſere Policeidepus 
tarion dahin Sorge zu tragen bat, daß diefelbe zu allen Zeiten genugfam und in billigem Preiß 
zu paben, und erft alsdann, wenn in befonderen anfferordentlichen Fällen allzufehr rn eh 
5 ebühe 


de © tadt Gießen. ar 
Gebühr damit gefteigert werden follte, einen befpndern Tar auf eine den Umftänden nach 
beſtimmte Zeit In machen bat. Im Anfehung des Sleifchtares, Mt baupefechtich gufden Eins 
kaufspreiß des Viehes und Andere damit verknuͤpfte Koften, und ungleich ine "den in bee 
Machbarfchafe fubfiftirenden Preiß zu reflettiren, "weil! von andern und Gießer Metzgern 
in einerlen Gegend und einerley Preiß eingefauft wird. : "Ben dem Ochfens und Hammelss 
fleiſch ift auf die Qualität deffelben einige Mückfiht zu nehmen, und bey befondern Umſtaͤn⸗ 
den, das won der beſten Gattung in dem Tar in emas böber zu beftimmen, jedoch aber 
auch darauf zu fehen, daß das geringe nicht darunter gemifcht, und ganz fchlechtes gar, 
nicht gefchfächtet und verkauft werde. Der feflgefegte Tax foll fofort in die gedruckte Markt⸗ 
zettel eingefchrieben;, : publicirt, und von den Beckern und Metzgern an die Tafel ihred 
Ladens angefchrieben werden: follte aber demohngeachtet Käufer und Verkäufer von dem 
feftgefeßten Preiß abgehen; fo find Erftere mit 3.fl,, Leßtere aber mit 10 Rthlr. ohnnach⸗ 
fäßiger Strafe zu belegen, und ſolche bey weiteren dergleichen Vergehungen zu dupliren, 
die Unvermögende aber anzuhalten, ſolche mit Schanzarbeit abzuverdienen... 
tun - . . . | , og j 
Alle Uebertrettungen der Policeiverordnungen find auf der Stelle nach Befinden, 
entweder mit Geld, Gefängniß und Austrommelh, eine wiederholte Contravention aber ift 


mit verdoppelter Buße zu beftrafen, murhmillige und boshafte Kinder aber follen durch die 
Policeiknechte und Bettelvögte öffentlich gezlichtiget werden. 2 


\ $. 7 ˖ 
—WVroan den eingehenden Strafen ſoll dent Policeidiener, wenn er den Contraven⸗ 
tion sfall angezeigt hat, oder bey einer Viſitation mitgeweſen, der dritte Theil der Strafe 
Salarii loco gereicht; das uͤbrige aber von dem zeitigen Burgermeiſter eingenommen, noͤ⸗ 
thige Ausgaben davon beſtritten, und der allenfalßige Reſt an die Behoͤrde gelieſert werden. 
Am Ende eines jeden Jahres iſt hernach uͤber alle eingenommene Strafen richtige Rechnung 
vor der Policeiconimißion zu ſtellen, und nach dem Sirafprotocoll zu juftificiten. 


. $. 8 rn 

Damit es nun in Unſerer Stadt und Veſtung Gießen an $ebensmitteln niemals 
feble; fo wiederholen Wir die allfchon ergangene Verordnungen, daß alle Biktualien, fo in 
dem Dberamt Gießen, Hüttenberg, Buſecker Thal, Allendorf an der $umda, und Gericht 
Rabenau, die Landleute entbehren koͤnnen, zum freyen Markt allwochentlich Dienftags und 
Samftags in befagte Stadt Gießen gebracht, und Peine Aufläufer, welche die Viktualien 
in andere Länder ſchleppen, gedultet werden ſollen, gegen welche: im Betrettungsfall mit 
--Eonfiftation der Waare und Öefängnißftrafe zu verfahren iſt. | i 


* 


+ 9 . “ ” 

Um diefe Abfiche nun zu erreichen, ‚wird den Beamten der benannten Aemtern 
anbefoblen, dafür zu forgen, daß alle entbehrliche Viktualien zur Gubfiftenz Unferer Res 
gierung, Univerſitaͤt und Garnifen zu Gießen dahin gebracht werden, anben auf alle Aufs 
kaͤufer, welche die Abficht haben, die Viktualien aufler Land zu bringen, aufmerkſam invigis 
liren, und, im Fall ſolche auf der That ertappet werden, fogleic mie der Waare arretiren 

zu laffen, und an Unſere Policeicommißioh nacher Gießen gefänglich einzuſchicken. | 

Beckmanns Befene J Theil. Sf | 


$. IO, 


226 Policeyordnung 
x “ . ‘ ET CL BER % | 10. tur Are J . " 
Soollte aben.ays dieſen fogenanuten. Kuͤchenaͤmtern "nicht fo viele Viktualien, als 
erforderlich find, geliefert werden koͤnnen; fo ſollen auch nach der 1720, und nachhere 
nochmalen ergangenen Verordnung auf bloße Bekanntmachung der Policeicommißion die 
eamte der Aemter Königsberg, Blaukenſtein, Biedenkopf, Burggemuͤnden, Grümberg 
und Homberg an der Ohm die Untertanen anmweifen, ihre übrige Viktualien auch nacher 
Sieben zu bringen; jedoch verfteber fich folches nur bey ganz auflerordentlichen Nothfällens 
Der Handel nacher Marburg aber foll ohne Unfern.befondern Befehl nicht gefchloffen , oden 
gehemmt werden, es feye dann, dag man ex capite retorſionis ein anderes zu ftatuiren 
gemüßigt werde, Ä | 


| | 6. 11. 
Serner wird, um biefen Zweck zu verfolgen, Unſerer gnädigft verorbneten Policei⸗ 
commißion die fpecielle Gewalt ertheilt, tüchtige Taxatores, Marftmeiftere, Policeidies 
ner, Viſitatores, Schüßen und Nachtwächter anzunehmen, treulofe und meineidige hins 
gegen abzufeßen, 
. $. 12 | 


Mas aber die Faͤlle betrift, worunter die Policeicommißion zu erkennen oder zu 
verfuͤgen hat, ſo ſind ſolche hauptſaͤchlich dieſe: 


a) Aufſicht auf Maas, Ehl und Gewicht, uud Beſtrafung der desfallſigen De⸗ 
fraudanten. F 


b) Beſtimmung des Fleiſch⸗ und Brodtaxes, und Aufſicht, daß ſolches in quantitate 
& qualitate genug und gut ſeye. 


e) Die Sorge für genugſame Viktualien, und nach Umſtaͤnden deren Preißesbeſtim⸗ 
mung, auch 


d) Die damit verknüpfte befondere Aufjicht auf die Märkte, 


e) Die befondere nähere Aufficht und Verfügung über die Feuerftdere, und bey entfies 
benden Feuersbrünften. 


f) Die Säubers und Reinigung der Straßen, auch der Pflafterunterhaltung. | 
g) Das Getraͤnk, Wein, Bier und Branntewein, deflen Unterfüchung. und 


Taration. 
h) Verhütung alles ungebüprlichen Steigens in Handel und Wandel, 
i) Inſonderheit die bin und wieder einfchleichende ufurarifche Pravität. 


k) Auffiche and Beſtrafung derjenigen, welche die Kleiders und übrige Ordnungen 
überfchreiten. | 


I) Abhaltung alles liederlichen Gefindels, befonders die Abfchaffung des fchädlichen 
Bettelns. 
m) Die 


der Stadt: G veße N. 7 7%, 


in Die Antethaliung tage md naͤchtlicher Rahe, yib Sitherheit auf: tem Strafen 
2 und in öffentlichen Käufern, wobey zugleich beſagte Policeicommißion auf Se, 
von Unfern Durchlauchtigften Vorfahren erlaffene Policeys und andere von Ihnen 
>, „und Uns ergangene und annoch emanirende höchfte Landesordnungen, fo weit 
0 diefelhe ganz, oder zum Theil in das. Policeiweſen einſchlagen, vertiefen-mird, 
5 gu welchem Ende fig Siefe Berorönungen zu fammeln, in ein Convolut heften zu 
0 faffen, und darnach zu verfahren; fofern’es aber nach den unterfchiedenen Local⸗ 
"  Umpfländen in eins und andern Punkten eine Yenderung bedürfte, davon zu weis 
terer Verordnung zur berichten hat. u en 


0 Mann aber bey den Policeiverhoͤren Conteſtatidnes, welche Ira partiam betref⸗ 
fen, vorfallen ; fo find folche vonder Commißion fofort abs und zur Entſcheidung ari das 
ordentliche Forum zu verweilen, wohin alsbann auch ex cofınexitate caufz die dabey etwa 
vorkommende Strafen gehören... Yebrigens haf zwar die. Policeicommußion uber die auf 
‚Öffentlicher Straße, oder in Gaſt⸗ und Wirthshaͤuſern vorfallende. Exceſſen und. Injurien 
‚zu eognöfeiren, und nad) Ba be Safer, alle andere Fälle aber, welche fonft 
An Käufern geſchehen, oder zur Peinlichkeit gehören, und eine ſchwere Leibesſtrafe nafh 
fich ziehen, bleiben ausgeſchloſſen. u 
 ... An den beftimmten Marfttägen.follen alle einfommende Viktualien auf. öffentlichen 
Markt feil geftellet werden, und wird das Hauſiren vom Monat May, bis Ende Septem⸗ 
ber, nach 10 Uhr, in den uͤbrigen Monqten aber nach 11 Uhr, und auch in andern Taͤgen 
zwar geſtattet, bey gemeldter Strafe der Confiſcation und bey 3 Gulden Geldbuße gegen 
den Kaͤufer und Verkaͤufer über den allenfallſigen Marktpreiß zu gehen verbotten, das Auf⸗ 
rkaufen und Parthieren der Viktualien zum Verſenden an’ Auslaͤnder, noch mehr aber zu 
-anderweiten Verkauf und wuchetlichen Handel danıit ifl Jedermam ohne Linterfchied bey 
dergleichen vorbemeldten Strafe und der Confiſcation untetſagt und verbotten: Cs folf auch 
fein Unter⸗ und Aufkaͤufer gedultet werden, auffer denjenigen, welche ſich vorher bey bis 
ſagter Poficeicommißion deshalb angemeldet, und kinett Erlaubnißſchein darzu erhalten. 
Inzwifchen aber wird erfagten Interfäufern aller Auftauf vor refpeltive 10 und 11 le 
bey 3 fl. Strafe und Eonfifeation der Waare verbotten, welcher Strafe ſich dann auch dies 
„felbige-fowppl, als auch Jedermann, . welcher den zum Marke tragenden Unterthanen bis 
„an, oder wör die Thore entgegen gehen, und die Waare ablaufen, ‚oder an gewiſſe Orte. zu 
bringen beftellen wird, zu gemärtigen haben. unten mer 


Ä | §. 14. nr nn | 
Die Policeicommißion foll auch dafuͤr ſorgen, daß gutes tuͤchtiges Bier gebrauet, 
und unverfälfche verzapft, fchlechtes und untaugliches weggenommen, und an Arnıen: ges 
geben, oder, wann es der Geſundheit fchädlich .ift, vors Vieh verkauft, und das dafür ers 
löfete Geld gleichfalls, mit Vorbehalt der Herrfchaftlihen Strafe, an die Armen gegeben 
„werben. Gleichwie dann die Biernergapfer ‚nochmalen: hiermit angewieſen werden, ihe 
„Bier ‚nicht ebender, als bis folches probirt, tuͤchtig beſunden uud tarire worden; zum Were 
zapfen auzuftechen, auch beym Aneghente s Rſſen . [m bey allem übrigen Örtsänfe, ſich 
u \ 2 


feines 


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!: 


"228 Policeyordnung 
keines andern als geeichten Geſchirrs bey Strafe der Confiſcation Anarfigen Berrarhe, 
ſich zu bedienen. . 
Ä §. 15. 


| Den Beckern iſt nach dem Steigen und Fallen des Fruchtpreißes von Zei zu Zeit 

‚ber Weck⸗ und Brodtar zu beftimmen: Hierauf nun, fo wie auf alle Punkte diefer gnds 
digſten Verordnung ſoll von dem Oberſchultheiß und den Policeikuechten oͤſtere und unver⸗ 
muthete Viſitationen, und wenigſtens alle 14 Tage bey 5 fl. Strafe unternommen, bey 
den Eöntravenienten daB zu leicht gebackene Brod und Weck für das Armuth fogleih cons 
fifeirt und weggenommen, die Becker aber mit einer ihren Vergehungen angemeffenen 
ſchaͤrfern Etrafe angefehen und beleget werden. Die Berferzunft ift ferner anzuhalten, daß 
fie jederzeit einen Frucht: und Mebloorrach haben müflen, welchen der Martemeifler öftets 
zu vifitiven, und den ‘Befund der Commißion anzuzeigen hat. 


Auch hat gedachter Marktmeiſter genau darauf zu invigiliren, damit die Becker, 
wann fe erft einen genugfamen Vorrath eingekauft haben, nicht ſelbſt zu Erhaltung gerin⸗ 
‚gern Gewichts, die Früchte auf dem Markt vertheuren: Des Endes dann dem Publieo 
der Vorkauf vor den Beckern eingeraͤumt wird, ſo daß letztere erſt, jedoch gleich nach 
10 Uhr Frucht auf dem Markt einkaufen doͤrfen. Und weil ſeit geraumer Zeit der Gieſ⸗ 
fer Fruchtmarkt faft in gänzlichen Abgang gefommen, woran das Aufkaufen der Becker auf 
dem Lande die alleinige Urfache iſt; als wird denfelben forhanes Aufkaufen der Früchte 
in dem Dberamı Gießen und Hauttenderg biermit ausdruclich unterſagt und verboten on 
Strafe der Confiſcation. . 

§. 16. Zu 
Sollen die Mebger angehalten werden, jederzeit gutes feifches Zleifch von allen 


Gattungen fich zu halten, und, wann daran Mangel erſcheinen follte, foll die Sommißien . 


‚Macht haben fie zu beftrafen, und, wann folches. von Seiner Wuͤrkung ift, ihnen das 
Handwerk gänzlich zu legen, und die Landmetzger und Juden fchlachten und Fleiſch in die 
‚Stadt bringen zu iaſſen. Wie dann die Megger jur. genauen Befolgung ihres Zunftbries 
fes, befonders des unterm zaflen Januar 1728 ergangenen Reglements nochmal ausdruͤck⸗ 
lich angewieſen werden. 
§. 17. 

| Auch ift den Metzgern verboten, das lebendige Vieh an andere, -als 6 Einwoße 
‚ner, bie es im Haus -confumiren, wieder zu verhandeln. Wann -fich auch ein Meßger 
gelüften ließe, mangelhaftes Bich zu fchlachten, worunter auch die allzu Pleine umd su 
junge Kälber, die feine drey Wochen alt find, oder unter 30 Pfund wiegen (angefehen 
Feine derſelben mehr unter 30 Pfund gefchlachter werden follen) mit zu rechnen find; fo 
foll ihm das Handwerk gelegt, und er überdas noch nach "Befinden mit Geld oder Schan⸗ 
arbeit und Gefaͤngniß beſtraft werden. 


6. 18 - ' 
Die Weinwirthe müffen obnverfälfchten Wein bey Strafe zapfen; wobey Bir Pos 
ficeicommißlon dem Urtheil unpartheyiſcher Kerner zu folgen bat. Alle Bouteillen und 
Schenkgeſchirr follen geeicher ſeyn. Auch bat die Commißion den Gaſtwirthen den Tar 
zu 


ber Stadt Biegen, 229 
zu beſtimmen, was fie für Logis, Holz, -Licht,- -Aufmwartung und Speife nefmen follen, und 
‚foßhe- Zapation an alle Stubenthüren i in den Wirthshaͤuſern affigiren zu. faflen. 

Desgleichen ſollen die Brannteweinverzaͤpfere, hiermit angewieſen ſeyn, ihre 
Pranntewein ebender nicht. als bis er probirt, probmäßig befunden und tarirt feyn Wird, 


ausjufchenfen, auch dabey ſich feines andern als en Geſchirrs zu Sebrauchen bey 
Bene ber Lonfilauon jedesmaligen onen nee VE TEE .. 3. 5.. 


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Shit Gelage ind © ämanferepen ‚ bie in ben Wirthohaͤulern und PM 

fen gehalten werden, find ohne Anfehen der Perſon verboten, und deswegen ſowohl der 
weint. „als u ie aſte jedesmalcn mit5 fl, zu beßtcefen. | 
; 1 Fr FOR Bu ge 206 J ee 

| Si ud Bis ero fin ardenti BB: ga —A Geha worden ‚und 
biejenige Priväri , welche kelne ei gehe Hr beſitzen ihr — auswaͤtts in ſichen 
haben mit vielem Zeitverderb holen laſſen muͤſſen; ſo hat dieſe Voliceicommißion dahin 


Sorge zu tragen, daß duch ein ordentlicher Gemuͤßmorkt errichtet werde, und ein m jeglicher 
dasjenige, was er zu feiner. Nothdurſt brauchet, haben koͤune. och 


Lee use 7 20er mi. Ä 

Sol bie Poficeiiommigion arauf ſehen, daß ſich geeichten achtigen made Yinb Gr⸗ 
wichts, nnd. feines audern bedient werde, diejenige aber, welche ſich des richtigen und 
geeichten Maaßes und Gewichts nicht bedienel haben, oder betruͤglich zu Werke gegangen 
ſind, wann ſolches bey einer Viſitation oder anderer Gelegenheit bey ihnen gefunden wird, 
jeden nach befindenden Amftänden mit 5, 10,20, 30, und mehreren Gulden, welche die 
Unvermögende mit Schanzarbeit abverdienen follen, und Confijcation des Maaß und Ges 
wichts beftrafen: Des Endes cin zeitiger Oberfchulcheiß nach feiner Inſtruktion die Ehlen 
ud Gewicht der Krämer, Meßger, Becker, Und anderer mehrmalen ohnverwarneter Din⸗ 
gen zu examiniren bat 


... 


In Anſehung der Taglöhner und ſonfiher Arbeiter i die Berfühtng au teen, 
daß der Lohn, welcher nach den pretiis rerum in letztem Krieg geſtiegen, nach dem jesigen 
all wieder nach dem vorigen 3ub, gefeßt werde, 


$. 23. 

Die Reinigkeit der Straßen iſt nicht minder ein Gegenstand der Policeicommißion: 

Die Policeifnechte haben darauf zu ſehen, daß jeder Iunpaber eines Hauſes, fo weit dafs 
ſelbe geber, die Straße wochentlich zweimal, nemlich Mittwochs bis Morgens nem, und 
Samſtags bis Mittags hoͤchſtens zwey Uhr ohnfehlbar reinigen laſſe, nach Verflicßung 
dieſer Zeit aber die Machlaͤßigen anzuzeigen, von welchen die Eommißion einen jeden oßrie 
Anſehen der Perjon allemal ı5 Alb. Strafe anzuſetzen, und auf der Stelle beitreiben zu 
laſſen, auch übrigens daruͤber zu halten hat, daß die fo häufige vor und bey den' Haͤuſern 
“ befindliche Mifftätten, fo viel möglich, abgefchaft, oder doch eingeſchraͤnkt und mit Pal 


lifaden verjehen werden, . 
| VE — $. 24. 


238 Braunſchweigiſche 


§. 24. — — 
Sodann hat Unſer Regierungsrath, welchem das Departement der Peicey Pr 
wagen ift, Unferer Regierung die Policeiveranſtaltungen vi von Zeit zu Zeit zu refetiren. 


9. 25. | ar 
Auch find Uns Biejenige gabeifanten und Kraͤmer; welche ertdeislich Sie tele 
tandesproduften im Lande verarbeiten laffen, und auffer Land debitiren, von Jahr zu Jahr 


anzuzeigen, damit Wir fü fi e durch Belohnung, oder ſonſten zu dieſem loblichen Geſchaſte 
aufmuntern koͤnnen. 6. 
ur 26.: 0 2 


Schließlichen verordiien Wir no, und gehet Linfere gndbigfte Geſinnung hahin 
daß dieſe Policeicommißion des Policeiweſens auf alle Arten mit moͤglichſtem Fleiß ſich 
annehmen ſolle, und ſich die Wohlfahrt, beſonders der Stadt Gießen, angelegen ſeyn laſſen: 
wogegen Wir ſie Unſerer Gnade und Schutzes gegen alle ungegruͤndete Calumnien, oder 
ihnen zugefuͤgte Beleidigungen verſichern. 


Dahingegen ſie nach dieſer Unſerer Ordnung und gnaͤdigſten Geſmnung ſich unter⸗ 
banigſt zu achten, und daruͤber in allen Stuͤcken zu halten haben. 


Urkundlich Unſerer eigenhaͤndigen Unterſchrift und beigedruckten gebeimen Inſiegel. 
Darmſtadt den 15ten März 1776. 


(LS) Ludwig, Lana. zr Seren 





22, 


| Ordnung für die Gilden im Herzogthum Braun 


fchweig und Fürftenthum Blanfenburg ‚ vom 
sten März 1765. 


Von Gottes Gnaden Wir Carl, Herzog zu Braunſchweig und Luͤne⸗ 
burg ꝛc. rc. Fuͤgen hiedurch zu willen: Wasgeſtalt Wir noͤthig befunden haben, 

die Gilden in Unfern fanden mit einer nach jeßiger Zeit und Umytänden eingerichteten 
- Gildeordnung verfehen zu laffen, welche auf das von Unfern Durchlauchtigſten Vorfahren 
:on der Regierung am 26ſten September 1692. emanirte Gildereglemeut, wie auch auf 
das nachhero am 16ten Auguft 1731. erfolgte Reichsgutachten von Aufhebung der Miiz⸗ 
bräuche in den Gildefachen, fo am ıgten October ej. a. in Unfern fanden publicirt Br 

" nit 


= "Sildenordnung. Br: 35 


Wir fegen, ordnen und wollen alfo Giemit, ans Fandesfürftt, Macht und Gewalt, 
wie folget, bier 
Tit. ‚Lu Pa FE . 


Won den Güde Altmeiſtern.. 


Pflichten bes Altmeiftere. 


Jeder Gilde follen ein oder mehrere des Handwerks wohlerfaßrne, das Handwerk 
treĩbende und angefeflene Altnieiſter, auf: vorgängige” bey: der Haupemorgenſpr vorges 
nommene Wahl, von dem zu diefer Gilde verordneten obrigfeitlichen Deputitten vorgejeßet, 
diefelben zu folhem Amt, auf die geleiftere Bürgerpflicht verwiefen, und in folhen von den 
übrigen Meiftern, Geſellen und Lebrlingeir gebührend refpectiett werden; der ader dies 
ſelbe haben das Beſte der Gilde wohl zu beobachten ,. nach dein Betragen der Öefellen und 
Lehrlinge fi) fleißig zu erkundigen, richtige Rechnung zu führen, und, daß diefer Gilde— 


ordnung genau nachgelebt werde, ein wachſames Aug zu baben, — og 
een Bir — ti. ... 


BE En EEE Zee: 37 B. N aa 
55T Meifterwerden.  . " 7.70. F 
> , .. , . g. 2. W — 


Was bon demjenigen, ber Meifter werben wi, zu beobachten. PCR 


“Mer in eine Gilde als’ Meifter aufgenommen zu werden verlange, derſelbe hat ſich 
deswegen ben dem obrigfeittichen Beputirten als Böifigeriht em Altmeiſter der- Gilde: zu 
Melden, welche dann, innerhalb drey Tagen, 3 dis 4 der drehten Meifter: zufammen fore 
dern follen, ben welchem derjenige, ſo Meiſter werden will, feinen Geburts⸗ und Lebrbrieh 
auch redfiche Kundfdyaft feiner Wanderjahre, "darzulegen hat. : Wenn es mit. den,Lehrbrief 
“und nie der Kundſchaft der Wanderjahre feine gehörige Nichtigkeit hat, an der ehedem bis 
teitg gefchebenen Vorlegung des Geburtsbriefes alſo faum ein Zweifel ſeyn kann: So föll, 
wenn auch det Gebürtsbrief nicht‘ gleich ir Hand ſeyn ſollte, ihm das zu verfertigende 
Meifterftück ohnverweilt aufgegeben und * angewieſen werden, ſolches Meiſterſtuͤch 
ben dem Altmeiſter, oder, falls dabey Bedenklichkeiten ſich hervorthun ſollten, bey einem 
andern von dem Beiſitzer zu genehmigenden Meiſter binnen geſetzter Zeit in gedachten Mei⸗ 
fters Gegenwart ohne fremde Hülfe und Beirath ferrig zu machen, woben ihm aber feine 
andere Koften gemacht werden follen, als daß er dem Altmeifter für den eingerdumten Plag 
ein billiges, welches,.. wenn darüber Streit entſtehet, der obrigkeitliche Deputirte ermäßiger, 
hezahlet. Sollte derfelbe an einem Ort auffer Reiche feine. Profeßion erlernt haben, und 
dafelbft nicht gebräuchlich ſeyn, Lehrbriefe zu ertheilen: fo ift bey-vorfommenden Fällen Uns 
fere höchfte Difpenfarion einzuholen, und zu erwarten, auch alsdenn wenn einer ik eine 

ä j richtige 


232. Braunſchweigiſche 


richtige Kundſchaft darlegt, den Geburts⸗ und Lehrbrief aber ſo bald von dem Ort nicht er⸗ 
halten kann,; woſelbſt ſolche in der Lade ſich befinden, nicht nur eöenfelis Aujßzberft ‚sfere 

hoͤchſte Difpenfation zu ſuchen, fondern auch dabey anzuzeigen, ob der Geſell allenfalls er⸗ 
botig fey, feine Angabe eidlich zu erhärten. | j 


F. 3; | . j rn 
Das fogenannte Emmuchen wird abgeflellt. 


Das fogenannte‘ Einmuthen unh unteiſchiedliche Fodern dos Handwerks um bie 
Meifterfchaft.wird hiemit gänzlich aufgehoben, 


§. 4 
on Woraus das Meifterftück beftehen foll. u 
Das. Meiſterſtuͤck fol in ſolchen Stücken beſtehen, welche leicht Abnahme finden, \ 


| | | j 6, 5. u Ze 
| Wie das Meiſterſtuͤck beſchaffen feon muß. 7 


Wenn das Meifterftück verfertige ift: fc foll daflelbe in Gegenwart des obrigkeitli⸗ 
chen Deputirten, des Alte und der in verordnneter Anzahl gefoderten übrigen, das Hands 
werf treibenden, erfahrnen und unpartheyiſchen Meijterfbefichtigt, und, nach beſter Hand⸗ 
werfserfenneniß und Wiflenfchaft, redlich und ohne einige Mebenabfichten, eraminirt wers 
den. Befinden fich denn folche Mängel ımid Fehler an dein Meiſterſtuͤck, daraus abzunehs 
men, daß der Verfertiger das Handwerk ‚noch nichs recht verftebet, und dem Publico alfo 
durch defien Aufnahme in die Gilde gefchader waͤrde: fo mag derfelbe das Meiſterrecht nicht 
erlangen, fondern muß fich erft befler perfectioniren. Finden ſich aber an denn Meijterftüch 
nur folhe Mängel, die aus einigen nicht beträchtlichen Verfehen herrühren, und des Vers 
fertigers Unwiſſenheit und Ungeſchicklichkeit nicht zu erkennen geben: fo ift demſelben diefers 
wegen feine Hinderung zu mochen, fondern nur die begangene Nachläßigfeit gang leidlich, 
und mit obrigkeitlicher Genehmigung, jedod) nicht leicht über 2 Thlr., zu beftrafen, derſelb 
darauf von dem obrigkeitlichen Deputirten zum Meister der Gilde zu erklären, und in, da 
Meeifterbuch einzuſchreiben. Würde Hingegen über die Verwerfung des Meifterftücks 
Streit entfliehen: jo mögen andere ohnpartheyiſche, dazu befonders beeidigte Meifter zur 
Beurtheilung, jedoch allezeit in Gegenwart einer obrigkeitlichen Perfon, adhibiret werden; 
falls fich alsdenn aber finden follte, daß dem Stuͤckmeiſter unnötige und unbillige Schwüs 
rigkeiten gemacht worden: fo follen diejenigen, die foldyes gerhan, die Unkoſten tragen, 
jewer aber darauf fofore als. Meifter angenonımen werden. | | op 

| 6 u 
Die Bildegelver find gleich beym Eintritt zu erlegen. .. 

Der neue Meifter fol die geordneten Gilde und übrigen Gelder fogleich erlegen, 

falls Wir ihm davon einigen Nachlaß oder deren gänzliche Erlaffung nicht gnädigft bewillis 
en, auch foll er befcheinigen, daß er Bürger geworden; widrigenfalls ihm feine Profeßion 
einesweges zu geftatten ift, | 

: " | ‚ F. 7. 


Gilbdenor dnung. 33 


u, ., Das. fogenannte Meiftereffen wird unterfage. 

- Das ſogenaunte Meiſtereſſen und Tractiren, wodurch der neue Meifter oft gleich 
Anfangs in ſchlechte Umftände gefegt werden kann, bleibe hiemit ausdrücklich und bey 
2 MM, Stvafe, welche jeber zugegen-geweferier und an dem Tractemeilt Antheil genommies 
ner Meiſter der Obrigkeit entrichten foll, verboten, jedoch mag der neue Meifter. aus 
freyem Willen feinen Mitmeiſtern, die der Schaue beygewohnet haben, in dem Gilde⸗ 
baus, oder, in deflen Ermangelung, in dem Haus, worinn das Meifterftücf aufgewieſen 
wird, an Kuchen, Toback und Gerränfe etwas zur ehrbaren Ergößlichfeit reihen, wovon 
jedoch) die Uukoſten die feftgefeßte Summe niemals überfchreiten muͤſſen, bey Srafe des 
gedoppelten Betrages desjenigen,.was über die Borfchrift aufgewande worden, . .. 319. 


vn —W an a ES mn} 
nn | $. 8. | | Ä 
Mer: die Gildegelder erlegen muß. | Be 

Eines Meifters Sohn, oder welcher eines Meijters Tochter heyrathet, "muß fo 


viel geben als ein Fremder, nur allein wird dem die Hälfte der Gildegelder geſchenkt, wels 
cher eines Meifters Wittwe heyrathet, und dadurch deren gutes Fortkommen befördert, 
. . 1 ! . . en Zn 5 Sr. . 


| Ti, II : 
Von Stadtmeiftern. 


| | §. 9 | Ä —. 
: —F 
Fremde Stadtmeiſter, ſo ſich in hieſigen Landen beſetzen, ſind mit anderweiter Verfertigung 
eines Meiſterſtuͤcks zu verſchonen. | 7 71 
Wenn jemand, der bereits in einer andern Stadt Meiſter geworden, auf ſein 
Handwerk ſich in Unſern Landen beſetzen will, und beybringt, daß er der Orten, nach ver⸗ 
fertigtem Meiſterſtuͤck, zum Gildemeiſter erklaͤrt worden, und ſeine Profeßion daſelbſt red⸗ 
lich getrieben Habe: fo ſoll derſelbe nach erlaugtem Bürgerrecht gegen Erlegung der verad⸗ 
neten Gelder, falls feiner befondern GefchicklichPeit wegen deffen ohnentgeltliche Aunahnıe 
von Uns nicht beforlen wird, in Gegenwart des obrigkeitlichen Deputirten und der drey 
älteften Meifter in das Meiſterbuch gefchrieben, und ohne Meifterftück, auch ohne fernere 
Koſten vecipirt werden. | . 


1% 
Eines Meifterd Wittwe darf Geſellen, aber keine Lehrlinge, halten. 


Eines Gildemeifters Wittwe mag zwar, fo lang als fie ihren Wittivenftul niche 
verrückt, das Handwerk, wenn fie will, durch tüchtige Gefellen fortfeßen; und deren fo 
viel halten, ald andere Meifter;, welche auch der Ordnung nad) ben ihr — umgeſchauet 
werden ſollen, ſie darf aber keinen Lehrling annehmen, jedoch den ehtjungen, der bey 
dem Sterbfall des Meiiters im leßten Lehrjahr ift, durch den Meiftergefelfen ausferhen lafs 
fen. Wuͤrde es ihr aber an einem tuͤchtigen Meiftergefellen fehlen: fo darf fie einen Ges 
fellen feloft aufiprechen, es bleibt aber der Obrigkeit frey, wenn der Meiſter, deffen Geſelle 

Beckmanns Geſetze J. Theil. Gg gewaͤh⸗ 


‚234 Braunſchweigiſche 


gewaͤhlet wird, dadurch einen unwiderſprechlichen Schaden hätte, ihr aufzugeben, einen 
andern zu wählen, Dagegen foll der Meifter, den diefes trift, die erfte Hand an den Ges 
fellen haben, welcher aus der Fremde gewandert koͤmmt. Wie nun eine folh: Wittwe alle 
den Meiſtern zukommende Rechte behält, aljo foll fie dagegen für alle Arbeit Rede und Ants 
wort zu geben gehalten ſeyn; jedoch behält fie den Regreß au ihren Geſellen, weun die, Ar 
beit aus Unfleiß oder Nachläßigkeit verdorben, geftalt ihr dann son der Obrigkeit bierunter 
die Hand nachdrüsflich geboten werden fol. 0 oo. or 


$. Im. 
Sein Meifter fol dem andern Sefellen und Echrlinge abfpenftig machen. 


Wenn ein Meifter dem andern, es fey in der Etadt, mo fie zuſammen wohnen, 
oder an einem andern Ort, feinen Gefellen oder tehrjungen aufwiegelt, verfübrer- und ab⸗ 
fpenftig mache: fo foll felbiger der Obrigkeit in 5 Thlr. Strafe verfallen fegn, und den. Jun⸗ 
gen oder Geſellen dem Meiſter, bey welchem fölcher in der Lehre oder Arbeit gejtanden, fos 
fort wieder zuführen, doch foll auch der unge oder Gefelte den Befinden nach mit 2 Mfl. 
oder 24ſtuͤndiger Öefängnisftrafe dafür angefchen werden, daß er der Verführung Raum 
und Statt gegeben. J 
u Bu .. $. 12. . . re 
Dflichten, welche von den famtlichen Meiſtern gu beobachten. 

Saͤmtliche Meifter haben fich zu befleißigen, die gu anvertrauete und vermöge 
ihres Handwerks ihnen zuftändige Arbeit, bey Strafe der Erfegung aller Kojten und Scha⸗ 
den, gut und rüchtig zu machen, und fie follen nachdrücklich dafür angejehen werden, wenn 
fie jemanden zur Ungebühr aufhalten, in der verfprochenen zeit die Arbeit nicht fertig 
fhaffen, refpettive aus der Arbeit nach eigener Willführ geben, zu Veſtſetzung eines ges 
wiſſen Preißes unter fich heimliche Verbindungen machen, von den ihnen anvertrauten 
Sachen und Zuthaten etwas abhanden bringen, oder mit ſchlechtern vertaufchen, auch jes 
mand überfegen; und wie fein Meifter des andern’ gute Arbeie zu verkleinern obngeftraft 
fich heraus nehmen mag: fo foll doch auch ein anderer Meiſter bey 5 Thlr. Strafe ſich nicht 
weigern, die von einem andern angefangene Arbeit zu vollenden, wenn jolches von ihm vers 
langt würde. 

Uebrigens ftebet jedem Meifter ohne allen Vorwurf frey, feine gute und vorges 
dachter Vorfchrift gemäße Arbeit fo wohljeil zu verfertigen, alser will und fann. Wuͤrde 
fi) Hingegen finden, daß ein Meifter für feine Arbeit einen unbilligen Preiß gefordert, oder 
gar genommen: fo foll er dieferbalb von der Obrigkeit nicht nur my Erftastung des über 
die Gebühr genommenen, fondern auch aufferdem mit einer Geldbuße beitraft werden. 


$. 1% | 

Der Meifter muß für die Tüchtigkeit der von feinen Geſellen und Lehrlingen verfertigten 

Arbeit ginflehen. | 
Der Meifter muß für allen Dingen darnach ſehen und dafür haften, daß die Arheit 
auch von den Geſellen und Lehrlingen tuͤchtig gemacht werde; wie denn auch dem Meiſter 
die Ausfluche niemaln zu ftatten fommen ann, daß diefes oder jenes Verſehen von den Ges 
fellen oder Lehrlingen begangen fey, geftalt feine Schuldigkeit ift, deren Arbeit in genauer 

Auffichs zu halten, " 

$. 14 


Sildensrdnung.. \ | 235 


6. Pros — 
Diejenigen ; deuen das Meiſterrecht geſchenkt worden, haͤben mit aͤnbern Meiſtern 
gleiche Rechte. 
Sollten Wir gnaͤdigſt gut finden, jemanden das Meiſterrecht zu ſchenken, und 
demſelben ˖ von den vorhin erwähnten Preftandis, auch Verfertiguing des Meiſterſtuͤcks zu 
diſpenſiren: ſo ſoll dennoch denſelben Geſellen und Lehrjungen zu halten keineswegs difficul⸗ 
Wie es mit den fogenannten Pfuſcherjagen zu halten. 
| Ob zwar der Gilde in ihrer Handmwerfsnahrung durch die Pfufcheren fein Eintrag 
gefchehen foll: fo folldoch das fogenannte Sagen der Pfufcher, guter Ordnung halber, ohne 
Vorwiſſen der Obrigkeit nicht, und .Iediglich mit deren. Genehmigung, durch zween Meifter 
ohne Gefellen und einen obrigfeitlichen Unterbedienten bewerfftelligt, das abgenommene 
Handwerkszeug, oder Arbeit, mittelft einer Defignation, in obrigfeitliche Gewahrſam ges 
Hefert, daflelbe den: Befinden nach. unter derfelben: Anordnung verfildert, und das Geld, 
welches nach Abzug der Gerichts⸗ und Handwerkskoſten übrig bleibt, halb in die Gildelade 


und halb zu den Armenanſtalten gegeben werden. er 


u Tit. ‚IV. u 

Von Landmeiſtern. 
“ en a 6. 716, zu | | zu — 
Mas in Anſehung der Landmeiſter zu heobachte. 
Niemand ſoll ohne Landesfuͤrſtl. Conceßion anf dem Lande ſich als Meifter nieder⸗ 
laſſen, und in Flecken und Doͤrfern das Handwerk oder ſonſtige den Staͤdten allein com⸗ 
petirende Nahrung treiben. Derjenige, der dazu gnaͤdigſte Conceßion erhaͤlt, ſoll ſolche bey 
der Gilde eingeben, das Handwerk aber eher nicht treiben, bis er auf einer Gildezuſam⸗ 
menkunft dargethan, daß er das Handwerk. gelernt, und durch das verfertigte Meiſterſtuͤck 
bewieſen bat, daß er das Haudwerf auf dem Lande zu treiben verſtehe. Wenn diefes ge⸗ 
ſchehen: ſo ſoll derſelbe die Haͤlfte der in der Stadt uͤblichen Gildegelder in die Lade, auch 
darin die gewoͤhnliche Auflagegelder, entrichten, und ſolchergeſtalt als Landmeiſter recipirt, 
auch ihm ein gedruckter Receptionsſchein ertheile werden. Von den gedachten Auflagegel⸗ 
dern iſt jedoch deren voͤlliger Betrag im Jahr nur einmal zu erlegen, indem der Landmei⸗ 
ſter mebe als einmal im Jahr den Gildezufammenfünften beyzuwohnen nicht fchnlbig 
feyn foll, Bu nn . ee 


. nd } 4 .; 
Ein Landmeifter darf weder Geſellen, noch Lehrlinge halten. | 
Der Sandmieifter, fo auf dem platten Sande wohnet, darf weder Lehrlinge, noch Ges 
fellen halten; wenn ihm folches gnädigft verſtattet werden follte: & iſt das Einfchreiben und 
Losfchreiben, auch die Ereheilung der Kundfchaften, ben den Gilden ordnungsnräßig zu, 
beforgen und zu bewerkftelligen, Ein gleiches haben die Meifter in den Staͤdten und 
» 92 Flecken, 


N» 


— 
4 


236 Braunfhw.eigifche 


Flecken, welche daſelbſt noch keine Gilde haben, ſondern es mit denen in andern Staͤdten 
halten, alſo zu beobachten, jedoch ſtehet denſelben frey, Geſellen und Jungen zu halten, 


r $. ‚18 on 

Wie es u halten, wenn ein Landmeiſter ſich in einer ber Städte befegen will. ' 

Wenn ein Landmeifter ſich in eine Stadt begeben und es daſelbſt mit der Gilde hal⸗ 
sen wollte: fo muß er das am Meifterftück noch fehlende nachmachen, und, über dasje⸗ 
nige, was er bey feiner Aufnahme in die Gilde bezahle, fo viel annoch nachſchießen, als die 
den Stadtmeiftern vorgefchriedene Summe beträgt, u 


®ı 
* 


Tit. V. — 
Von den Geſellen. 


I. 

Was bey dem Losſprechen der Lehrlinge zu beobachten. | 
Wenn der Schrburfche, er fen ein Fremder oder cin Meiſters Sohn, feine Lehr⸗ 
jahre gebührend vollender bat: fo foll derfelbe von dem Altmeifter, in Gegenwart des ebrigs 
Feitlichen Deputirten, des Lehrmeifters, und, wo ſolche fürhanden, 2 Altgeſellen, unpars 
theyiſch und gewillenhaft, ob er die Diaterialien und Handwerfsinitrumente kenne und mit 
beiden umzugehen wille, examinirt, und zu Berfertigung des verordiieten Geſellenſtuͤcks 
angewiefen werden. Finder ſich denn, daß er dasjenige wirklich erlernt hat, was er in 
der Lehrzeit erlernen Fönnen und muͤſſen: jo joll derfelbe fofore, ohne befoudere Gebräuche 
und Eeremonien, auch ohne weitere Zehrungsfoften, gegen, Entrichtung der gefeßten Ges 
bühr, losgeiprochen, in daß Gefeffenbuch eitigejchrieben, und' ihm zu gleicher Zeig ein ges 
druckter tebrbrief erteilt werden, welcher dann bey dem Geburtsbrief fo lange m der Lade 

verwahrlich aufzubehalten, bis der Losgefprochene ſich beſetzen und Meiſter werden will. 


Würde ſich hingegen in obgedachtem Eramine ergeben, daß derfelde noch nicht fo 
viel gelerst, daß er als Geſelle in der ‘Profeßion arbeiten, und fich weiter perfecriöniren 
kann: ſo foll deflen Lehrmeifter zur Verantwortung gezogew, wenn er Schuld daran iſt, von 
der Obrigkeit Beftraft und angehalten werden, denfelben,. nach Befchaffenfeit und der Gilde 
and Handwerksgenoſſen Erkenntniß, annoch ein viertel,. oder ein halbes Jahr, auch dem 
Befinden nach längere Zeit, mit beitem Fleiß und Treue zu unterweifen, in;wifchen dems 
felben binnen folder Zeit das ordentlidye Geſellenlohn ohnverkuͤrzt, bey Vermeiduug der 
wächdeiichlichfien Strafe, yi reihen haben, Sollte es ſich aber finden, daß es an dem 
Lehrburſchen gelegen, daß er nicht tüchtig gelernt: fo fol auf die abgelaufenen Jahre niche 
geiehen werden, fordern derfelbe annoch fo_lange in der Lehre bleiben, bis er im Examine 
süchtig befteben kann. 


Wuͤrde auch ein Meifter den gebrjungen über die gefeßten Lehrjahre aufhalten und 
nicht losgeben wollen: jo foll den ungehindert mie dem Eramine verfahren, und der Lehr⸗ 
ling, wenn er rüchtig beftcher, von dem obrigkeislichen Beiſitzer in Gegenwart vorgedachter 


Perſouen losgeiprochen werden, Ä u ' 


e 


. - ⸗ 6. 20, 


“mn. 


Bildenordnung. 237 


§. 20, 
Die Sefellen follen mandern. 


.., „Ein Geſelle, welcher das Meifterreche demnaͤchſt zu erlangen gedenfet, foll geords 
uetermaßen an beruͤhmte Oerter wandern, um in der Erfindung und Verfertigung der Ar⸗ 
beit. immer geſchickter zu werden, und, ohne Beſcheinigung ſolcher Wanderjahre, es wäre 
dern, daß Wir ihm ſolche ganz oder zum Tbeit gnadigſt erlaſſen, zum Meifter niche anger 
nommen ‚werben, & 

| 21. 


. Werden davon durch die Heirath nicht befreyet. 


Wenn ein Geſelle eine Perſon von ehrlicher Geburt heirathet, ehe und bevor er 
die verordneten Wanderjahre vollendet hat: ſo befreyet ion folches dennoch. von der Schul⸗ 
digfeit zu wandern nicht. | 
$. 22% 

Wie es in Anfehung fremder Geſellen zu halten. ' 

Wenn fremde Gefellen wandern fonmien: fo follen ſolche auf der Herberge ihren 
Namen, auch von welchem Ort fie wandern fommen, und wo fie zulegt in Arbeit geftane . 
den, aufzeichnen laffen. Verlangt der Gefelle Arbeit und kann ſoiche nicht befommen: fo 
wird ihm ein freyes Machtlager auf der Herberge, oder, wo ſolche nicht fürbanden, der 
Gewohnheit nah, in des Meifters Haus, den die Reihe trift, afsdenn aber nicht gegeben, 
wenn er Peine Arbeit verlangt, oder auch wenn er Feine Kundfchaft hat, Erhaͤlt derfelbe 
14 Zage Arbeit: fo foll er fich in das Öefellenbuch einfchreiben laſſen 2 und die Kundſchaft 
gehoͤrigen Orts abliefern. 

8§. 23. 
Wenn die fremden Geſellen Arbeit verlangen und bekommen. — 
| ‚Der Gefelle ift ſchuldig, die vorhin befagte 14 Tage, bey. Verluſt des Verdienſtes 
bey dem Meifter, welcher ihm der Reihe nach bekoͤmmt, gebührend zu arbeiten, und folf 
die Zeit über wiffentlih von einem andern Meifter, bey 2 Mfl. Strafe, nicht aufs oder 
angenommen werden; hat er aber die 14 Tage Arbeit vollendet; fo'fann er bey dem Mei 
fier in Arbeit geben, bey welchem er am liebiten arbeiten will, oder, mit eier neuen Kunde 
fchaft verfeben, feine Wanderſchaft fortjegen, Ä 


24 
Wenn ſelbige keine richtige Kundſchaft haben⸗ 

Kein Meiſter ſoll, ohne vorherige Anzeige bey der Obrigkeit und von ftcher ethal⸗ 
tenen ſpecialen Conceßion, bey Vermeidung 20 Thlr. Strafe, fich unterfangen, einen Ges 
felfen in Arbeit zu nehmen, der eine richtige Kundſchaft vorzuzeigen nicht vermag, vielmehr 
iſt derſelbe ſchuldig ‚ einen ſolchen Geſellen, der entweder gar feine oder eine falſche Kund⸗ 
ſchaft hat, als eine verdächtige Perſon ohngeſaͤumt der Obrigkeit anzuzeigen, damit ſolche 
das noͤthige dieſerwegen vorkehren koͤnne. Wuͤrde ſodann der Geſelle angeben, daß er von 
einem Ort wandern kaͤme, wo es nicht gebraͤuchlich, Kundſchaft zu ertheilen, auch daß er 
fich eines groben Verbrechens nicht fchuldig gemacht, und erfteres dem Befinden nach ei eid⸗ 
sich erhärten: fo mag die Obrigkeit die Arbeitsfoderung ihm wohl geflatten, 


693 | &, 25. 


238 Braunſchweigiſche 


§. 25. 
Pflichten der Geſellen. 


Der Geſelle ſoll ſich treu, fleißig und beſcheiden auffuͤhren, ohne ſeines Meiſters 
Verguͤnſtigung, auſſer den Feſt⸗ Buß⸗ und Sonntagen, ſich ſelbſt bey 12 Gr. Strafe, ale 
8 Gr. in die Lade und 4 Gr. in die Geſellenarmenbuͤchſe, keinen freyen Tag machen, und 
nicht bis oder uͤber Nachtzeit aus dem Hauſe bleiben, auch, ohne des Altmeiſters, Altge⸗ 
ſellen, und feines Meiſters Genehmigung, eine fremde Perſon nicht auf den Krug fodern. 


Wenn er bey den Meifter länger zu arbeiten Peine Luſt bat: fo fol er ben den Gils 
den, wo es gewöhnlich, die Wanderzeit beobachten, und allemal wenigftens 14 Tage vors 
ber mie Beſcheidenheit die Losfündigung thun, und ihm dabey eröfnen, ob er weiter zu 
- wandern, oder bey einem andern Meifter in Arbeit zu geben, gemillet. 


Iſt der Meifter im legtern Fall mit der Losfindigung nicht zufrieden fo mag dens- 
noch deswegen der Gejelle von der Gilde nicht fogleich angehalten werden, aus der Stadt 
zu reifen, fondern es find die Bewegurfachen der Losfündigung, und warum der Meifter 
damit nicht zufrieden, fofort ohne Weitläuftigkeit und Koften zu unterfuchen und obrigfeits 
lich auszumachen, ob der Öefelle bey den Meifter noch ferner zu arbeiten, oder bey einem 
andern Meifter in Arbeit zu geben, oder weiter zu wandern ſchuldig fey? Hat derjelbe aber 
bey genommenen Urlaub einen andern Meifter noch nicht gefucht, fondern gehet hin und 
arbeiter auf feine eigene Hand: fo foll ihm das Handwerkszeug genommen, auch, bey fers 
nerer Miderfpenftigfeit zum Handwerk ordentlich zurück zu ehren, derfelbe in 10 Mfl. 
obrigfeitliche Etrafe genommen, und, wann auch foldhe nicht hilft, er alsdenn nicht weis 
ter gedulder werden, 


§. 26. 
Wie der Meifter fich gegen die Gefellen zu verhalten. 


Der Meifter ift gleichfalls fchuldig, gegen die Gefellen fich befcheiden zu bezeigen 
und demſelben'14 Tage vorher es zu eröfnen, wenn er deffen Arbeit weiter nicht bedarf, 
Wenn dann ein Öefelle weiter wandern will: fo foll ihn, da er ordentlich in Arbeit geftans 
den, die mitgebrachte und von feinem Meifter in die Lade abgegeberie Kundfchaft nicht zus 
rückgegeben, fondern eine neue Kundfchaft, doch nicht eher, ercheilt werden, er babe denn 
die etwa gemachte Schulden bezahlt, und fich von allem ermeislichen Anfpruch frey ges 
macht; hat fich aber der Gefelle ungebüprlich aufgeführt: fo mag ihn der Meifter fofort und 
ohne tosfündigung aus der Arbeit weifen, und falls er ihm auch die Kundfchaft verweigert, 
iſt folcherbalb von der Obrigkeit ungeſaͤumt zu erfennen, ob folches gefcheben möge oder 
nicht? Würde auch ein Meiſter vermerken, Laß ein Rraffälliger Gefelle id, heimlich wegzu⸗ 
machen vorhabe, fo mag er denfelben, bey Strafe dafür zu haften, zum Entweichen nicht 
bebülflich feyn, noch mit demſelben in ein gebeimes Verftändniß fich einlaflen, es foll aber 
aud) ein ſolcher entwichener Geſelle nicht nur in Unfern fanden durch Bekanntmachung im 
den biefigen Anzeigen, ſondern auch in andern fanden und Orten durch fubfidiales und 
Steckbriefe, fo lange aufgetrieben werden, bis er an dem Ort, wo er entlaufen ift, nach 
el der Umftände, völlige Richtigkeit gemacht hat, oder obrigfeitlich abges 

aft iſt. 


n Vo 
[2 . §. 27. 


‚Sildenordnung. | | 239 


§. 27. 
Wie der Geſelle ſich gegen den Meiſter und uͤberhaupt betragen ſoll. 
Der Geſelle iſt, bey Strafe der Erſetzung, die ihm anvertrauete Arbeit tuͤchtig zu 
wachen ſchuldig, und.er verfällt in ı Mfl, und, dem, Befinden nad, boͤhere Strafe, 
enn er ohne des Meiſters Willen und Genehmigung Arbeit unternimmt, menn er in der 
ehe des. Meiſters Vorfchrift. entgegen handelt, wenn er feinen Meifter werkleinert, wenn 
er bey einem Meifter zu arbeiten sugefagt bat, aber muthwillig ausbleibt, oder wohl gar 
dagegen bey einem andern Meifter in Arbeit gehet, wenn er einen andern Gejellen aus der 
Arbeit fpricht, und vor offener lade, oder, bey den erlaubten Zuſammenkuͤnften, ſich un⸗ 


gebuͤhrlich auffuͤhret. 
$. 28. 


Mißbraͤuche ſo abgeſtellet. 

Der thoͤrichte Gebrauch, daß ein Meiſter oder Geſelle, wenn er geſchimpft itt, ſo 
weit für unredlich gehalten wird, daß vor ausgemachter Sache bey dem Meijter nicht gears 
beitet, und dem Öejellen feine Arbeit gegeben werden darf, imgleichen der Mißbrauch, 
daß die Gejellen auf bejondere Cerentonien, Compliniente und Gruͤſſe befteben, fol durchs 
aus nicht geduldet werden, mie denn auch den Handmwerksgefellen bey empfindlicher Leibes⸗ 
ſtrafe hiemit unterfagt wird, ſich durch Schimpfen eines Meijters oder Geſellen zu verge⸗ 
ben, oder untereinander ſi 9 aufzuwiegeln und einen Aufſtand zu erregen. 


$. 29. | | 3— 
Wie es in Anſehung kranker Geſellen zu halten. 

Wird ein Geſelle durch Krankheit wuͤrklich auſſer Stand geſetzt, ſeinen Unterhalt 
zu verdienen, und hat nicht ſo viel, als er zu ſeiner hoͤchſtnoͤthigen Verpflegung gebraucht: 
ſo ſoll ihm aus dem Vorrath der Armengelder von der Gilde nach deren Befchaffenheit ets 
was gereicht werden. Würde aber die Krankheit über 4 Wochen dauren, und ſaͤmtliche 
Geſellen aus Mitleiden Beinen befondern Zuttag thun: fo kann aud der Öildecaffe kein 
weiterer behülflicher Zutrag nicht zugemuthet werden, und falls der Geſelle länger, als vier 
Wochen dringender Umftände halber (welche zuvorderſt von dem Gildedeputirteu zu unters 
ſuchen und deflen Bewilligung ;u verlangen ift) erhalten werden müßte: fo ſoll derfelbe fols 
es alsdenn in die Armenbüchfe zurück sablen, wenn er genefen, und das Handwerk wieder 
treibt; falls er aber ſtirbt, foll aus deffen binterfaffenen Sachen, fo meit ſolche zureichen, 
das erhaltene vefundiret werden, Uebrigens wird die Gewohnheit, daß ein kranker Hands 
werksgeſelle von einem Ort um andern geführt, und der Gilde auf den Hals gefchicft 
wird, einfür allemal aufgehoben, | 

§. 30 \ 
Wie «sin Anſehung ſolcher Meiſter zu halten, welche wieder als Geſellen arbeiten. 


| Wenn jemand an einem Ort das Handwerf bereits, als Meifter getrieben hat, und 
dergeftalt in Verfall der Nab rung geraͤth, daß er zu feinem Unterhalt als Gefelle Arbeit 
ſuchen muß: fo mag ihm, mit Vorwiſſen des obrigkeitlichen Deputirten und Altmeifters, 
indem Fall, daß er feine Arbeit befommen kann, eine Gabe zum weitern Fortkommen aus 
der Gildelade wohl gereicht werden. 


F. 31. 


240 Braunſchweigiſche 


§. 31 
Wenn ein Meiſter mehrere Geſellen, als ihm geſtattet, benoͤthigt iſt. 

Wuͤrde ein Meiſter zu Beſtreitung ſeiner Arbeit mehrere Geſellen benoͤthigt ſeyn, 
als ihm geſtattet iſt: ſo ſoll er zwar von den Einwandernden keinen erhalten, ſo lange ſeine 
Mitmeiſter mie der gewöhnlichen "Anzahl derſelben Hleichfalls verfehen zu werden verlangen; 
ihm fol hingegen frey ftehen, mit Vorbewußt des Altmeifters mehrere Gefellen zu vers 
ſchreib en. 


Tit. VI. | 
Bon Lehrlingen. 
$. 32. . 


‚Wenn ein Deifter einen Jungen in die Lehre nehmen will, mag er denfelben 14 
Tage, aber nicht länger, anf die Probe nehmen, darnach aber, wenn er deufelben in dee 
Lehre behalten will, ſoll er ſolches dem Altmeiſter, bey Vermeidung 2 Mfl. Strafe, anzeigen, 
und dieſer alsdenn beſorgen, daß der Lehrling bey der naͤchſten Zufammenkunft, nach eins 
gerichtetee Geburtsurkunde, oder ausgewürften Legitimation, in das Handwerksladens 
buch, gegen Ensrichtung der verordneten Einfchreibegelder, dergeftalt eingejchrieben werde, 
daß man daraus den wahren Anfang der Lehre, und wie lang folshe dauren werde, erſehen 
koͤnne, daben zugleich anzumerken, ob der Geburtshrief, welcher von der Obrigkeit nach 
der deshalb ergangenen Drdnung auszufertigen ift, eingeliefert worden, 


§. 33. 
Daß Lehrgeld fell eigenmächtiger Weife nicht erhöhet werben. . 
Das geordnete Lehrgeld ift zu entrichten, und nichts mehr oder weniger zu neh⸗ 
men, infonderheit legteres nicht in der Abſicht, um vor andern den Lehrling folchergeftalt aw 
ſich zu bringen; wer dieſes nicht entrichten Fanıı, muß ein Jahr länger lernen. 


$. 34. 

Hflichten der Lehrlinge gegen ihre Meifter und der Meifter gegen ihre Lehrlinge. 

Der Schrjunge ıft ſchuldig, die verordneten Jahre zu lernen, während derſelben feis 
nem Meifter in allem treu vorzugehen, dienftfertig und gehorſam R h aufführen, auch 
ohre des Meifters Wiffen und Willen nicht aus dem Haufe und müßig zu geben; und dem 
- Meister liege die Pflicht ob, den Lehrling treu, befcheiden und fleißig zu untermeifen, und 
deſſen Kräfte nicht zu übertreiden, auch zu häuslicher und anderer Arbeit, wodurch er von 
Erlernung der Profeßion abgehalten wird, nicht zu gebrauchen, worauf der Altmeifter, 
wenn geklagt wird, beitmöglichit zu vigiliren, der obrigfeitliche Gildedeputirte aber zu vers 
anjtalten hat, daß, nad) der von ihm zu machenden Ordnung, die tehrlinge in jedem 
Lehrjahr einmal durch ein paar tüchtige Meiſter eraminieet werden, um zu erfahren, ob 
auch der Meifter feine Pflicht beobachtet habe, oder die Schuld an dem Lehrlinge liege, da 
dann zur weisern Verfügung davon gehörige Meldung zu thun iſt. Entlaͤuft der Lehrjunge 
vor Endigung der Lehrjahre: fo foll derielbe bey 4 Mfl. Strafe von einem andern Meifter 
nicht wisder angenommen, und dem Lehrling die Zeit, welche er bereits in der Lehre geftans 

” den, 


® 
J 


.-Gitdenordnung.: 2ai 


den, nicht zu gut gerechnet werden, es wäre denn, daß ſich derſelbe binnen 14 Tagen’ bey 
ſeinem Lehrmeiſter wieder einſtellete und das Verſaͤumte gebuͤhrend nachholte, wenn ihm der 
Meiſter ſolches nicht von ſelbſt erlaͤſſet. Falls auch erhebliche Umſtaͤnde fuͤrhanden, daß 
die angefangenen Lehrjahre bey dem Meiſter nicht vollendet werden moͤgen: ſo ſoll dennoch 
der Lehrling nach eigenem Willen aus des Lehemeiſters Arbeit nicht gehen, ſondern die Ur⸗ 
ſachen vorbero der Obrigkeit anzeigen, welche ſodann, ohne alle Weitlduftigkeit und Koften, 
auszumachen und zu verordnen hat, wie und welchergeſtalt die Lehrjahre zu endigen, und 
es mit der Abtheilung des Lehrgeldes zu halten, daneben, dieſelbe den Meifter alsdenn nicht 
ohngeſtraft laſſen fol, wenn derfelbe mit der Lehre und übrigen Verfahren nicht rechtſchaf⸗ 
fen,-gerechs, billig und veblich zu Werk gegangen ift. Be 00007 


3J DE Ya 7 Fra on 

Mie ed mit den Lehrlingen gu halten, wenn deren Meifter ſtirbt. 

Wenn der Meiiter verftirbt, und Peine Wittwe Binterläge, oder diefe das Hands 

werk nicht fortfegen will: fo. foll der Altmeifter dafür forgen, daß der Lehrling fofort bey 
einem Andern tüchtigen Meifter, beſonders dem es zu der Zeit an Lehrburſchen fehler, zur 
Endigung der Lehrjahre untergebracht werde. Es föll aber auch in diefem all mit dem 
Lehrjungen fo genan nicht genommen, ſondern dexſelbe, falls es ihm nicht an Geſchicklich⸗ 
keit ind Fein volles Jahr an der Wollenduhg, der Lehrjahre fehlet, befindenden Umſtaͤnden 


nad) gehoͤrig losgeſprochen werden. ms 
| S . 36. | 
Wie es in Anfehung der Ein⸗ und Losfihreibekoften armer Knaben su halten. 
| Für die armen Knaben muß die Gilde die Eins und Losſchreibekoſten creditiren 
welche der Lehrling nach den. geordusten Lehriahren als Gefelle -abverdienen muß: wuͤrde 
ſolcher Lehrling entläufen: .fo ſoll deffen Miedereinholuug moͤglichſt bewerkitelliger, ‚under 
mit fchärfer Strafe zu feiner Schuldigfeit angehalten werden, a 
- Der Meifter fol tu gleicher Zeit nicht mehr als einen Lehrjungen von neuem ammehmen. Er 
Ein Meifter foll an fremden Drten feinen Lehrliug einfchreiben, oder auf eines ans 
dern Meiiters Namen folches verrichten. laſſen, bey ı Mil. Strafe, und derfelbe foll zu 
gleicher Zeit nicht mehr als eigen: Lehrjungen von neuem. aunehmen, "fordern dann erſt eis 
nen andern dazu nehmen, wenn der erſte bereits die Hälfte der Lehrjahre ansgehalten hat, - 
oder der quzunehmende Lehrburſche ein Meiſters Sohn ift. 3 


2 


TE vlll. | 
- Bon den Herbergen. ° 
| F. 33. 
Wie es auf den Herbergen su halten. | 
Der Altmeifter hat den Wirth der Gildeherberge anzumeifen, daß er den Hands 
werfsgefellen nicht mehr. als 4 Ggr. zu Horgen, und, falls ohnverwerfliche Umſtaͤnde ein 
VBeckmanns Geſetze 1.Cheil, 2 meb⸗ 


242 Braunſchweigiſche 


mehreres erfodern, cr dazu zuvorderſt des Altnieiſters, auch desjenigen Meiſters Bewilli⸗ 
gung haben muͤſſe, bey welchen der Geſelle in Arbeit ſtehet. Sollten die Geſellen ſich 
nicht entſehen, die ſogenannte Wahl⸗ oder Meiſtertafel zu beſchimpfen, unter den Som—⸗ 
tags Feſt⸗ und Bustagspredigten, auch im Sommer des Abends nach Io, und im Winter 
nach 9 Uhr zu gechen, oder, nit Vorbeygehung ihrer ordentlichen. Herbergen, hie und: da 
befondere Winfelgelage und Zehen aufden Waͤſchen oder andermwärts anzuftellen: So foll 
ein jeder, fo oft folches gefchieber, einen Mfl., der Altgefelle aber, welcher daran Theil 

enonmen, oder diefen ihm nicht unbefannten Unfug verfchwiegen bat, 2 Mfl. Strafe ers 
—* der Herbergevater hingegen, welcher das Zechen unter den Predigten und des Nachts 
nach der verordneten Zeit begünftiger, auch Schlaͤgereyen und Toben auf der Herberge ge 
dulder, mit 4 Mfl. obrigfeitlicher Strafe, und eben, fo hoch diejenige Perfon, welche obs 
gedachte Waͤſche oder dergleichen Zuſammenkuͤnfte hält, belegt werden, 


| Tit. vii. | nn 
Von der Gildeangelegenheiten und Zufammenkünften. 


. . 39% 
Wie 'es in Angelegenheiten, fo die ganze Bilde betreffen, zu halten. 

Keine Gilde foll ohne Vorwiſſen, Bewilligung nnd Gegenwart des der Bilde vors 
gefeßten obrigkeitlichen Deputirten, bey so Mfl. Strafe, Zuſammenkunft halten, demſel⸗ 
ben für jede ordentliche Beywohnung der geordneten Zuſammenkuͤnfte, wenn die Gilde 
Bein Vermögen bar, nichts, aufferdem aber, nach Befchaffenheit des Vermögens, 12, 18, 
bis. 24 Br, und höchftens ı Rthlr., jedoch nicht darüber, entrichten, und für die Gilde 
ohne Verwilligung nichts in Ausgabe berechnen, die etwa an die Gilde, Alt⸗ und ſaͤmt⸗ 
liche Sefellen einlaufende Briefe dem Deputirten zum Erbrechen behändigen, obme- deffen 
Erlaubnis ſolche nicht beantworten, oder das in dem ‘Brief enthaltene Begehren erfüllen 
oder abfchlagen. Das Geldftrafen unter fih, und wegen eines ofs lacherlichen und, gar 
geringen Verſehens, findet weiter feine ftatt. | il 


$. 40% u eng 
Auf den Morgenfprachen foll das Gildegeld erlegt werben. — u 
Auf den Morgenfprachen foll jedesmal von Meiftern, Witwen, welche das Hand⸗ 
wer? durch Geſellen treiben, nicht weniger von den ©efellen felöft, auch von den’ Witwen, 
welche Peine Geſellen halten, das gefeßte Geld zur Erhaltung der Caſſe erlegt werden, 
Würde jemand diefen Beytrag von einer dis zur andern Gilderufammenkunft ſchul⸗ 
dig bleiben: fo foll er fie gedoppele erlegen, und diefes promt erequirt werden, 


$. ar. 
Nerrichtung des jungmeifters. 
Der Jungmeiſter, oder der von der Gilde mit obrigkeitlicher Bewilligung anzu⸗ 
‚nehmende Bote, foll der Gilde bey allen erlaubten Zufammenkünften zur Hand geben, und 
| nn nn. ME 


ne . :n: en . EEE Gran 22 ... 
FEN Gildenorbnung. 243 
de Hanvwerksgenoffti zuſaemmku fobern, keinesweges aber sum Einf af N anderer 
ec — geßrauche perden. M " ze 
§. 42% 
Ein fremder Meifter fol nicht: gehalten ſeyn Jungmeiſter gu werben. 
Wenn aber jemand RUN der bereits andermärts Meifter gewefen: fo wird 
ihm das Amt eines Jungmellerd;ducht Angerunthet, ſondern er bekomnit den Platz nach 
den befcheinigten Jahren feiner vorhin erhaltenen Meifterfchaft. 


N f’ 
oo | NEE > en 
Wie gegen biejenigert gu verfahten, welche den Gildezufammenkuͤnften nähe gehoͤrig 
W — — beywohnen. 9 


2.1 MBürde jemand ohne. erhebliche und nicht. angezeigte Urſachen von der Zuſammen⸗ 
Zunft zuruͤckbleiben, ober:aber ſich daſelbſt unrichtig und unbeſcheiden aufführen: So foll 
im erfterm Fall mie To Mgr. und imılegtern Fall mie ız WIE. auch, dem Befinden nach, 
Härterer Strafe befegt werden, derjenige auch, welcher folcheugeftalt ausgebliebei, oder vok 
dem Beſchluß obne Vergoͤnſtigung weggegangen, zu dem, was befchloffen iſt, verbuus 
den ſeyn. ... WV 
Die Gildeladengelder find ohne Confens der Obrigkeit nicht zu verwenden. 

.. ‚Den Gilden wird hiedurch, bey Vetluſt der Gildegerechtigkeit, unterfage, mit 
andern Gewerken wider die Gildeverfaſſung gemeine Sachen zu machen, und es wird: ihr 
bey Strafe der Erſtattung verboten, von: den jur Gildelade gekommenen und gehörigen 
Geldern, ohne ausdrückliche Genehmigung der Obrigkeit, zu difponiren und folche auf 
Eorrejpondence, Proceffe und Zehrung zn verwenden. Wenn aber eine unentbehrliche Aus⸗ 
gabe der Gilde zum beften vorgefallen, die Gildecafle Keinen zureichenden Vorrath haben, 
und aljo nörhig ſeyn follte, eine Anlage zu machen: To fol die Gilde ſich desfalls bey der 
Obrigkeit melden, und wenn ſolche die Collecte noͤthig finder und approbirt, ſolche alsdenn 
von den obrigkeitlichen Deputirten eingerichtet werden. 5. * 


9. 45 . 
auptmorgenſprache und Abnahme ber Bilderechnungen betreffend. 

Die Gilden follen alle Jahr ihre Hauptmorgenfprache halten, und der Altmeifter 
foll auf folcyer die Jahrsgilderechnung gebührend ablegen, welche in ein befonders Buch zu 
fehreiben, und dem obrigfeitlichen ‘Deputirten zur beſtimmten Zeit vorher, fanıt den Bele⸗ 
gen, zur Monitur einzureichen iſt; er jo ferner von deu Strafgeldern den gebüßrenden 
Antheil mebrbefagten Derutirten, zur weitern Ablieferung an die obrigfeitliche Cafe, gegen 
einen Schein einbändigen, und darauf den bleibenden baaren Vorrath auszählen, wenn 
ſolches bewerfftellige ift: fo fol alsdenn die Rechnung gehörig quittirt, und darauf die 
Beftellung eines neuen Altmeifters, wenn der vorige nicht wieder gewählt worden, welches 
der Gilde willkuͤhrlich überlaffen wird, vorgenommen, und demfelben von dem abgebenden 
Altmeifter die Gildelade ausgeantwortet, und in Verwahrung gegeben werden, 


bh 2 Würde 


244 Braunſchweigiſche Gildenordnung.' 

... uͤrde emand die Gildegelder angreifen, in feinen, Mugen, enden, und 
PRPR Non —— oͤnnen: ſoll —— 4 Wochen —— — 
und wenn dieſes nicht geſchiehet, gegen benfelben eriminaliter verfahren werden. J 


Te IX. 


— 
— 


ro Leichenanſtaleennn. 
| $ 46 . 


Wie es mit dem Leichenbegängnig eines verfiorbenen Meiſters gber Befellen zu halten. 


Verſtirbt ein Meifter oder feine Frau, auch Wittwe: fo foll die verftorbene Pers 
fony auf Verlangen, ‘won den nach der Reihe beftelten. Handwerksgenoſſen ohnentgeltlich 
zur Ruheſtatt getragen; und, ohne 'deswogen im Sterbhaus Koften zu machen, begleindt 
werden. in gleiches ift von. den Geſellen, wenn. einer aus ihrer. Anzahl verftirbe, zu 
beobachten, und fall fi niemand, weder von Meiflern bey 5 Ggr., noch von Geſellen bed 
4 Ggr. Strafe, des Tragens.weigern; hätte er aber erhebliche Urſachen, die daran verhin⸗ 
dern: fo bat er refpeltive ven Alts oder Geſellenmeiſter folche fofort anzuzeigen, welcher 
daranf den folgenden dazu beftellet. Uebrigens bleibt es bey Einrichtung der Todtencaffe, 
wie ſolche bey den Bilden fich findet,. oder noch angeorduet werden, 


er Schließlich befehlen Wir .fämtlichen Obrigfeiten und Magifträten hiemit gnaͤdigſt, 
über diefe Öildeorduung mit Nachdruck zu halten, und dabey die Gilden bis an Uns ge⸗ 
buͤhrend zu ſchuͤtzen, wie fie denn zu dem Ende dnrch öffentlichen Druck befannt gemacht, 
und fo wohl in jeder Gildelade ein geftenipeltes Eremplar niedergelegt, als auch für jeden 
Gildegenoflen ein Eremplar für die gefeßte Tare zugeftelle werden foll, damit fich niemand 
mit der Unwiſſenheit entfchuldigen Pönne, und bat der ‘Benfißer dahin zu ſehen, daß jeder 
fein Eremplar empfange, auch in der Herberge dergleichen öffentlich angefchlagen werde. 
Urkundlich Unferer eigenpändigen Unterfchrife und beygedruchten Fürftl. Geheimen Canzlet⸗ 
fiegels. Gegeben in Unſrer Stadt Braunſchweig, den 4ten März, 1765, - 0 


(L.S.) Earl, 93. Br. u. L. 
J. H. v. Boͤtticher. 


218 7 


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der. u Es 7 J BA J — 5. | Ä 
Heſſen⸗Caſſeliſches Regülativ, nach welchem die 
Alnlegung und Arthaftmadjung der Eichelgarten, aud) deren 


Beſaamung felbft, und die Pflanzung überhaupt vorgenommen 
ZZ werden fol, vom ıoten Detober 1764, - 


* 








I. 


Mi die Größe des Eichelgartens nach: den Umftänden nnd Befchaffenheit des Res 
viers a 1, 2, 3 bis 6 Acker genommen, und der Plag an-einem folchen Ort ausges 
ſucht, wo guter Boden, ſo dem Nord⸗ und Oftwind nicht zu ſehr erponirt ift, 


II. 


Muß insfünftige der Pla ein Jahr vorher int Herbſt ganz flach mit ſchmalen Fur⸗ 
hen. umgepflügt, oder gehackt und gegraben werden, nachdem es die Befchaffenheit des 
pr mit ſich bringt, damit der Rafen den Winter über verfäulet, wo es fich fehickt und viel 

afen befindfich, kann felbiger auch auf Haufen zuſammen gebracht werden, damit er defto 
gefchwinder in die Faͤulniß gehe, und luckere Erde gebe, das folgende Frühjahr wird der 
Pag abermals, und wenn der Boden gut ift und es leidet, etwas tiefer umgemacht, und 
alsdann | | 
| Be || en 

Den Herbft und folgenden Sommer über, wo es zu baben ift, von den Kühr 
hirten in der Mittagsftunde mit der Heerde darauf Lager gehalten, und dadurch) bedungt. 


IV. 


- Wird der Platz zum dritten und leßtenmal Yusgang Monats Oetober ordentlich ums 
gepflügt, oder gegraben, allenfalls aber gehact, ſodann den Tag vor der Beſaamung 
wohl durchgeegt, und von dem Unkraut, fo” viel möglich, gereinigt, doc muß die todte 


ünftuchtbare Erde nicht hervor gebracht werden, 
V. 

Iſt beſonders darnach zu ſehen, daß die Eicheln zur Beſaamung, fo’ viel tbunlich, 
von folchen Eichen, die in freyer £uft fteben, geſund und zu ihrer völligen Reiffe gelanger 
find, ben ftillem trockenem Wetter geſammlet, und, bis fie geſtecket oder gepflanzet, auf 
einen Boden dünne, etwa Hande hoch, gefchätter, auch vor Froſt gut gewahret werden. 
Wann nun dieſes alles vorerwehntermaßen alſo eingerichtet worden, ſo wird alsdann 


u 563 v1. Die 


[2 


246 Heffen = Eaffelifhes Negulativ 


VL. 


Die Befaamung ſelbſt Ausgang Menats October bis medio November, auch wohl 
etwas ſpaͤter, nachdem es die Witterung zulaͤſſet, vorgenommen und folgendergefalt - 
richtet: Man fängt :qn einem Ende an, ziehet eine Linie gerade durch, an dicfer — 
werden die Eicheln ı2 Fuß weit von einander geſteckt, wozu man einen runden Stock, 7) 
Änsen einen Zoll im. Durchſchnitt dick ſeyn muß, verfertiget, durch diefen Stock wirt ek 
Querboͤlzgen gemacht, fo, daB das unterfte Ende, womit man die Löcher machet, 15 gute 
Zoll lang bleiber, dieſes Querhoͤlzgen verhindert, daß die Löcher nicht zu tief geniächt werden 
können; mit diefem Stock mäche man an der Linie ber, wie bereits erwehnet, 14 Fuß weit 
von einander zwey Löcher, nahe, etwa zwen gute Zoll neben einander, und wirft in jedes 
Loch eine Eichel; wenn ſodann eine Linie gefteckt ift, fo wird foldye ferner 1% Fuß weit von 
der erften gezogen, oder aber, wann det Boden gut arthaft gemacht ift, und feine Raten 
mehr darauf befindlich, fo macht man an der Linie ber, von einer Seite zur andern, zw 
gute Zoll tiefe Riefen, und lege darinnen die Eicheln nach vorbefchriebener Weite, und 8 
ift diefe Art jener vorzuziehen, beym Stecken der Eicheln aber zu vermeiden, daß die Keime 
nicht über fich, amı weuigften aber unten auf den Boden des Loches zu fieben, fonderg 
allemal platt zu liegen komme, dabey muß dahin geſehen werden, daß die Eicheln im Kreuzs 
verband geftecfer, oder geleger werden, diejes geher ganz füglich an, wenn die zweyte Linie 
um die elite der Diſtauz von 14 Zuß anfängt, oder die erfte Eichel in der zweyten Linie 
gegen der Mitte der eriten Diftanz gelegt wird, alle folgende aber ſodann auch 13 Fuß 
von einander fommen, und alfo allemal eine Eichel in der zweyten Reihe auf die Mitte, 
zwijchen zwey Eicheln der vorhergehenden Limit paflet, ſolchergeſtalt wird es nut allen fole 
genden Linien und durchgängig einerley Weite und Diſtan; der Linien und Eicheln gehats 
sen, bis der ganze Eichelgarten befaamet ift, und werden alsdann die Löcher und Riefen mit 
ſtarden Gartenharfen oder Rechen zugeharket; ſerner, wann jechs Reiben geftecket oder ges 
leget ſeyn, ſo muß ein Öang von drey Fuß breit liegen bleiben, damit mau hernach, wen 
die Eicheln aufgegangen, ohne Schaden dar, wiſchen hergeben kann, die etwa ausgeblies 
bene Eicheln werden nachgefteckt, und müffen die vorkommende unmüge Gebüfche und 
Unkraut, nemlich Söhlweiden, Bromm⸗ und- Simmberen, ‘Dornen und dergleichen: di 
erite Jahre mit Vorſicht und ohne Echaden der jungen Eichen, fleißig ausgeraͤumet 
werden. 

VII. 


Wann die Eichen vier bis fünf Fuß hoch gewachſen ſeyn, und überflüßige Seiten⸗ 
äfte haben, fo müflen ihnen folche nicht zu fang und nicht gu nahe an dem Stamm, fp 
dern accucat vor dem gefräußelten Ring ſauber, mit einem feharfen Meffer von unten I 
auf, jedoch folder Arten, daB erfagter gefräußelter Ming im geringften niche verwundet 
wird, im Monat Februar und März behutſam apgejchnitten werden, und verſtehet fich 

VII. Be 

Bon feloften, daß die Forftbedienten allen Fleißes dahin fehen, daß die Eichelgare 
ten vor Vieh und Wildpret wohl verwahret bleiben; denn fobald-die jungen Eichen verbiß 
fen werden, nicht allein Die aufgewandte Koften, fondern auch der zu boffende Vortheil 
vergeblun ind, am allerficheriten iſt die Verwahrung vor Vieh und Wildpret, wenn von 

gan 


' zau Anlegung der: Eichelguete. - a4 


ganz abftändigen hohlen Bäumen Planken gemacht, diefe um die Eichelgarten gefeßet, 
and ‚mit Buͤſchholz eingeflochten werden; wo es aber bieran.fehlet,. werden fünf Schuß 
Breite.und eben fo tiefe Graben darum gezogen, auf den Auſwurf aber Doriien oder. ander 
Vuͤſchholz enge zuſammen gepflanzt. BEE 7 


"7 Die Verpflanzung der: jungen Eichen⸗ und anderer Pflaͤnzlinge geſchiehet einzig 
und allein nah der von dem-Pflanzoberförfter den’ Forftbedienten gezeigt werdenden 
Merhode, da aber | | 

X. 

Ä Die-tägliche Erfahrung ergeben, daß durch die bey dem Pflanzgeſchaͤfte bishero 
emploirte Dienfte gar oft und viel die bereits mit ſchweren Koften angezogene jungen Eis 
chenpflänzlinge dergeftalten, befonders durch das Aushacken, an den Wurzeln gequerfchet 
und befchädiget worden, daß dadurch die mebrefte zu Grund gerichter, michin nicht anges 
ben fönnen, und alle Muͤhe und Koften vergeblich angewendet find, fo fol U 

XI. 
Kuͤnftighin alle Verpflanzung in Herrſchaftlichen Waldungen, gegen Bezahlung, 
durch hierzu angelernte, in den Gemeindswaldungen aber, durch die von den Staͤdten 
nd Gemeinden zu ſtellende und zu bezahlende Leute, verrichtet werden, zu welchem Ende 
€ Forfibedienten, "ein jeder auf feinem Bezirk, die zur Verpflanzung nörhigen, hie 
geſchickten und des Werks bereits in etwas kundigen Arbeiter, gegen Bezahlung eines bi 
ligen Lohns, Tags oder Stuͤckweiſe anzunehmen und anzuftellen haben, welchen alsdann 


II. m 
34 Der verdiente Lohn auf Aßignation und Atteſtation jeden Orts Forſtbedienten, wo⸗ 
chentlich von dem Beamten des Bezirks, von den Pflanzaufſatzgeldern, gegen Quittung, 
bezahlt, und von demſelben der wi: jährlich gehörig berechnet werden foll, wobey ſich 


xiv. nn Ba 

Die vorhin gefagte Arebaftmachung‘ der Eichelgarten, worunter ſich auch das Eis 
chelleſen und. Eichelfahren verſtehet, angehet, ſo geſchiehet folche nach wie vor durch Dienfte, 
weiche die Beamte auf erhaltenen Befehl, und. darauf von den Forſtbedienten gethaue 
Anzeige, berzugeben. haben. Damit man auch wiſſen möge, was alljährlich auf. eines 
jeden Zorft an Dflanzarbeitwerrichtet worden, fo follen Ä 


tk» 


WVvVV. Jaͤbr⸗ 


248 Speffen = Eaffelifhe Verordnung 
J J XV. Ze : 


Jaͤhrlich von den angelegten Eichelgarten und gefchehenen Pflanzungen acturate 
Tabellen, mit Anführung des befindlichen Umftands, wie viel Stuͤcke wuͤrklich angegangen 
oder auflen geblieben, verfertiget, und gegen Ende jeden Jahrs eingefchicferwerden, 


Wornach ſich alle, die es angehet, befonders aber die Oberforftbediente, Beamten 
und Förftere zu achten, und alles porgejchriebenermaffen zu befolgen haben. 


Caſſel den ıoten Tag October 1764. 
Fuͤrſtl. Heßiſche Kriege> und Domaincncammer dafelbften. 
J. ©. Waig v. Ehen. F. W. G. v. Oeynhauſen. 





Heſſen⸗Caſſeliſche Verordnung wegen Erſpahrung 
u des Bauholzed, vom sten April 1766. , -: 





Non Gottes Graben Wir Friedrich, Landgraf zu Heſſen ꝛc. ꝛc. 
Fügen jedermänniglich in Unferen Fuͤrſtenthuͤmern und dazn gehörigen Grafs und 
‚Herrfchaften Hiermit zu wiffen: Nachdem Uns Unſere Kriegs» und Domainencammer allhiee 
unterthaͤnigſt zu erfennen gegeben, wie Unfere fämtliche Waldungen während den Krieges 
invafienen dermaſſen gelitten, daß die mehreften Reviere, wo nicht gänzlich, doch größtens 
eheils von dem brauchbaren Eichenhotz entblößer, und dadurd) der Horhin an dergleichen 
Holz ſich ſchon geäufferte Mangel viel mierf!icher worden, fo daß in wenigen Jahren, ſoſern 
sen häufigen Hol; abgaben durch zweckdienliche Einrichtung kein Einhalt geichebe, ‚das un» 
sentbehrliche eichene Baus und Werkholz daraus gar nicht mehr zu befommen und anguweis 
fen fiebe; daß Wir hierauf, zu Abwendung des in Unſern Waldungen allzuſehr uͤberhand 
nebmenden gedachten Holzmangels, und bis fich felbige durch fleißiges Anpflanzen ımd ſon⸗ 
ftige forftdienliche Vorkehrungen wiederum werden erholet haben, folgendes zu verordnen 
dienfam und nöthig befinden, daß 
| L a 
Diejenigen, fo Unfer Herefchaftliches Bauweſen zu dirigiren haben, ſowohl, als 
alfe übrige Privari, welche bauen wollen, wenn fle das nöthige eichens und tannene Bau⸗ 
Holy anderwärts anzuſchaffen im Stand find, ſich auf die Herrfchaftliche Waldungen Peine 
Rechnung zu machen haben, fondern fid) damit aus andern benachbarten oder eigenen Ge⸗ 
bölzen zu verſehen in Zeiten bedacht ſeyn; ſodann 
" | 11. Alle 


wegen Erfparung des Bauholzes. a4 


u 
Alle Gebäude, befonders die Herrfchaftlichen und die Bruͤcken, wann es nur einis 
germaflen, obgleich, mit mehreren Koften,. zu erzwingen ift, von Steinen erbauet werden, 
Die Unterthanen feine neue Gebäude , auſſer im höchften Nothfal vornebuien, und 
davon die unterfte Etage mit Steinen aufführen, hierbey aber fowopl, als 


0 2 — 
IV. 


Ueberhaupt ben allem Baumefen fämtliche Baus und Zimmermeifter die davon aufs 


züftellchde HoljDefignätiönes mit mebrerni Bedacht, als bisger von ihnen gefiheßen, Bey 
Vermeidung nachdrücklicher Ahndung, und wann fie mehr Hol;, als erforderlich, fpecificiee 
zu haben überwiefen werden, bey funfzig Rthlr. unnachläßiger Strafe, auf deſſen Menage 
einzurichten fchuldig, des Endes auch infonderheit dazu, wo furzes Holz zu gebrauchen 
ſtehet, fein lariges, zu dem erforderlichen langen Holz aber Tanneuboli, auch zu der Uns 


terthanen Gebäuden, befonders zum inmwendigen Behuf, Buͤchen⸗ Birken⸗ Erlen/ und 


Aſpenholz mit angufegen verbunden ſeyn follen. - 


Wollen Wir'die Taͤfelung der Fußboden mit eichenen Thielen au den Orten, we 


das Tannenholz leichter oder mit gleichen Koften zu haben ift, unter ebenmäßiger Strafe 


hiermit verboten, ſondern folhe mit tannenen Thielen oder mit Steinen zu verrichten bes 


fohlen haben; besgleichen follen | ; 
DEE TEE ET BEER: 2... ! | 

Ä Zu Krippen,‘ Trögen, Waſſer⸗ und Zutterfaften ebenfalls Steine, wo deren w 
. Haben, employret werden. | | 

Unferer Kriegss und Domainencammer, wie auch Unferm Bauamt und wen es 

fonft angehet, befehlen Wir dannenhero, fich nach diefer Unſerer Verordnung in vorfoms 
menden Faͤllen unterthaͤnigſt zu achten. Und damit folche zu jedermanns Wiſſenſchaft ges 
fange; fo hat Unfere nachgeſetzte Regierung allbier biefelbe zum Druck zu befördern und ges 
woͤhnlichermaſſen publiciren zu laſſen. Urkundlich Unferer eigenhändigen Unterfchrift und 
Depgedruchten Fürftlichen Serretinfiegels. So gefcheben Caſſel den 4ten Tag Aprils 1766, 


(L.S.) Friedrich, Landgraf zu Heffen, 
Vt. J. S. Waig von Eichen. 


N 


Beckmanno Geſetze 1. Theil. 31 | 2. Heſ⸗ 


III.. 3 


R 


350 1 


| | 2 5. E | 
Heſſen⸗Caſſeliſche Verordnung wegen Erfpahrung 
. des Bauholzed, vom 26ften November 1773. 





Vor Gottes Gnaden Wir Friedrich, Landgraf zu Heffen ꝛc. ꝛc. 

Fügen hierdurch zu willen: Nachdem vorhin im $. 3. der unterm 4ten April 1766 
‚emanirten Verordnung Unfer gnädigfter Befehl dahin gegangen, daß die unterfie Etage 
der Häufer in Städten und Dörfern von Steinen gebauet werden füllte, Wir aber nuns 
mehro eine Aenderung hierunter zu treffen gut finden; fo wollen Wir jene Vorſchrift hiers 
Aucch wiederum aufheben, und einem jeden die Erbauung derfelben mir Steinen oder Holz 
jedoch dergeftalt fren laflen, daß bey den nem zu erbauenden Häufern das fteinerne Fun⸗ 
dament etliche Fuß hoch über der Erde aufgeführt werde, 


- Dabeneben follen auch die Häufer mit Schornfteinen, wo deren noch feine find, 
verfeben, und feine neue Strohdächer mehr verfertiget, fondern die alten vielmehr bey Ges 
legenheit, und nad) und nach abgefchaffet werden. 

Wornach fich alfo jedermann in dem ihn angehenden Fällen ' unterehänigft zu 
achten hat. Urkundlich Unferer eigenhändigen Unterfchrift und beygedruckten Fürftl, Ser 
sretinfiegels. | J 


Caſſel den 26ſten November 1773. 
(L. S.) °. Friedrich, Landgraf zu Heffen. 
Ve. Bofe 





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Heſſen⸗Caſſeliſches Ausſch 
einiger Misbraͤuche beym Forſtweſen, vom 
EEE 2sſten November 7 





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Ve Gottes Gnaden Wir Friebrich, Landgraf | zu Heffen x. x. 


- Veſter, Siebe Getreue! Machdem Uns misfällig hinterbracht worden, Haß in den 
mehreften Forſten mit Hauung des Stammreifles und andern Gehölzes in verſchiedene 
Weiſe bisher fehr übel und ordnungsmwidrig zu Werk gegangen, indem erfteres zu hoch 


über der Erde und mit ftumpfen Herten vorgenommen, in den Schlägen. eine Menge 
rig verfertige, auch: größtentheils ‘mit Aerten gefchroten worden. SDergleichen unverants 
weortlichen Misbräuchen aber eins vor allemal weiter nicht nachgefehen werden kann; fo 
ſehen Wir Uns bewogen, hierüber folgendes zu fteäcflichfter Befolgung vorzufchreiben und 
zu verordnen: © J B — | 
ee ” EB ' 1. 


Sol kuͤnftigbin das Stammreiß, und zwar die Birken laͤngſtens medio Februat, 


alles übrige aber zu Anfang März nicht nur fertig ſeyn, ſondern daſſelbe auch, damit die 


öfehreiben wegen Abſtellung 


aſter aſtiger Buchen und fchadhafter Eichen ftehen gelaffen, nnd das Kiafterhofz nicht gebds 


Stöcke nicht yerfplittere und Hierdurch zum neuen Ausfchlag untüchtig. gemacht, auch wohl 


gar mit den Wurzeln abfterben und trocken werden, mit fcharfen Werkzeugen fo nabe, als 


ihunlich „ an der Erde gehauen und mit den vorhin zu hoch ſtehen gelaſſenen Stoͤcken bey 


der nächften Abtre 


m Abtreibung auf gleiche Weiſe verfahren, auch alsdanı die Abfahrt zeitig vers 
anftalter, fodann 5 Ä | nt 


> 


2. | 

Die zum merflichen Schaden des Aufwachfes an vielen Orten in den Schlägen 
bisher ftehen gelaflene alte aftige Buͤchen und fchlechte abftändige Eichen, deren Fünftighin 
bey Einrichtung der neuen Schläge, und fürnemlich der letztern Auslaͤuterung derfelben, 


durchaus keine weiter ftehen zu laffen, fucceflive mit nöthiger Worficht wegen Schonung . 


des Aufwachſes berausgebauen und abgetrieben, zu Erleichterung deffen auch den Forjtbes 
dienten, jedoch unter genaueſter Aufficht der vorgefeßten Oberforftbedienten, verftattet 
werden, dergleichen alte, flarfe und vermaferte Stämme, welche ohne eine, den Linters 
tbanen zur Laſt gereichende Erhöhung des Hauerlohns in Klaftern nicht zu fegen find, in 
einen billigen, jedoch pflichtmäßigen Anfchlag Stammmeife im Ganzen anzumweifen und zu 
verlaffen., Und da \ 


3. 


- 


Un den Orten, wo bis dahin den Gemeinden nachgelaffen gemefen, dag Klafterholz 


8. i 2 


u ſelbſt zu verfertigen, die Klaftern im Maag zu rd und die Reißholzhaufen mit en 
x. * Den 


253 Heffen = Eaffelifhes Ausfhreiben 


chem Klafterholz wirklich angefüller befunden worden; fo foll Fünftighin alles Klafterhoß 
durch niemand anders, als verpflichtete Holzhauer gemacht, jedem Unterthan aber frey 
fteben, ſich felbft zum Holzhauer verpflichten zu laſſen, den Unterthanen hingegen, welche 
Beineu Hauerlopn bezahlen koͤnnen, ſich auch ſelbſt zu Holzhauern nicht verpflichten laſſon 
wollen, nur Stamms oder fonftiges Neißholz zu ihrer Befeurung verabreicht werden. * 


4 

Da auch wahrgenommen worden, daß der zu entrichtende Hauerloßn in Lande fehe. 
unterfchieden, immaflen an einigen Orten zwar, der Verordnung vom Jahr 1713 zufolge, 
vor die Klafter Scheidholz acht Albus, an andern hingegen ungleich mehr gegeben wird, 
Unfere Willensmeinung aber dahin gehet, daß hierin, fo viel möglih, fine Gleichheit 
gehalten und Unſere Unterthanen mit dem Hauerlohn nicht beſchweret werden follen; fü 
haben ſaͤmtliche Forftämter, allenfalls mie Zuziehung der Beamten, dahiu zu fehen, daß 
dieſe Unfere gnädigfte Intention erreicht werde. Und endlich | 


5» 
Soll alles Klafterholz, in Gefolg der Verordnung vom zten September 1713, 
gar nicht mit der Art, wie bisher zu großem Nachtheil vielfältig gefchehen, fondern durch 
gebends mit der Säge gefchroten, nicht weniger alle Staͤmme, fo viel es. nur immer chuns 
lich it, und in Anſehung des Bodens zu erzwingen ftchet, ganz nahe an der Erde abgehauen 
werden, Es haben fich dahero Unſere fämtliche Forftbediente hiernach aufs genauefte zu 
achten, und bierunter bey Verluft ihres Dienſtes in feinem Stuͤck ſich etwas weiter 
- Schulden fonımen zu laffen. Wie Wir euch dann zu dem Ende hiermit guädigft und 8 
lich befehlen, dieſelbe, fo viel es euren Diſtriet angehet, mittelſt Zufertigung eines Exem⸗ 
plars von dieſem Ausſchreiben, zur puͤnetlichen Beobachtung alles deſſen ohnverzuͤglich anzu⸗ 
weiſen, und, wie das geſchehen, an Uns zu berichten. Und verſehen Wir Uns uͤbrigens 
zu euch, daß ihr hierüber ſelbſten mit allem Nachdruck halten, mithin bey jeder Gelegen⸗ 
beit genau unterjuchen werdet, ob dieſer Unferer hoͤchſten Borfchrift überall gemäß gelebt 
werde. In der Zuverficht verbleiben Wir euch in Gnaden gewogen. Caſſel ben Unferer 
Krieges und Domainencanımer den 25ften November 1775. “ 


Ad Mandatum fpeciale Sereniffimi. 
d. Wakenitz. Spiegel zum Diefenberg. v. Zanthier. Bopp. 
Schminfe, 


ne N | 


27. Heſ⸗ 


* wegen Anpflanzüng bei Bauns oo. 
Hefien-afielifches Ausſchreiben wegen Anpflanzung 


der Bäume, vom 27ften Rovember 1775. 





Am Gottes Gnaden Wir Friedrich, Landgraf zu Heſſen ꝛc. x. 
ER fer; Liebe Getreue! Nachdem Wir in Ruͤckſicht der ſchlechten Beſchaffenheit, 
worinnen faſt uͤberall die Pflanzungen der jungen Eichen ſowohl, als anderer Holzarten 
ſich befinden, veranlaſſet worden, die in" Anſehung des Pflanzweſens vorhin erlaſſene Ver⸗ 
“grönungeh dergeſtalt näher zu beſtimmen, daß kuͤnſtighin alle Reviere, weiche ſich durch 
vorhanden ſeyende, noch Saanıen tragende alte Stämme, ob fle gleich einzeln ftehen, mits 
"gelft Arthaftmach⸗ und Heegung demnachſt ſelbſt beſaamen koͤnnen, ſchlechterdings mit dem 
Yflanzen verſchonet, dahingegen aber nur die weitlaͤuftige, von Holz ganz entbloͤßte Trie⸗ 
iſcher und Lichtungen bepflanzet, dieſes jedoch nicht in Reihen und regulaire Alleen, als wel⸗ 
ches keine tuͤchtige Stämme, noch vielweniger Bauholz giebt, fondern klumpsweiſe und ſoe 
"dichte, als es nach der Stärke der Pflaͤnzlinge ſchicklich iſt, damit die jungen Stämme vor 
dem Schnee, Wind und Wetter unter fih Schuß und einen geraden Wuchs erhalten, .fols 
chergeftalt vorgenommen, daß zu einem jeden Terrain die darauf fchickliche Holzarten ges 
wählt, mithin unge Eichen auf guten Boden, auf ſchlechtern aber Heinbuͤchen, und auf 
naſſe Stellen Erlen und Birken gefeget werden, wobey dann auch das nüßliche und allem 
"gorzuigiehende Eichelftecfen in den jungen Schlägen vor allen Dingen aufs fleißigfte verans 
ſtaltet, und übrigens das. höchfifhädliche Ausjchneiteln der bereits gepflanzten jungen 
‘Stämme, nur daß ihnen die erwaige unterften Aefte genommen werden, unterlaſſen werden 
‘fol: immaflen befanntlich bey den dichten Pflanzungen fich die Stämme von den überfläßigen 
Aeſten mit der Zeit ſelbſt reinigen, fo befehlen Wir eud) hiermit gnädigft und ernſtlich, die 
gortoen tete eures Bezirks bey Zufertigung eines Eremplars von diefer Unferer hoͤchſten 
Borſchrift zn genauefter Befolgung alles deilen mis Nachdruck anzuweiſen, und ihnen zus 
‚gleich bekannt zu machen, daß gegen die Uebertreter, aus desfalfige gegründete Anzeige, 
mir nöchiger Schärfe verfahren werden ſollte. Mir verſehen Uns folches und daß ihr hier⸗ 
über ſelbſi räcklich halten werdet, zu euch, und verbleiben damit in Gnaden gewogen. 
Caſſel bey Unferer Krieger und Domainencanmer den 27ften November 1775. 
| Ad Mandatum fpeciale Sereniflimi. 


v. Wafenik, Spiegel zum Diefenberg, v. Zanthier. Bopp. 
| I Schminke. 





De TE Ve . Heh⸗ 


2.4 Deifen ⸗ Saffelifhes Ausfhreiben 
0 28, 


Heſſen⸗Caſſeliſches Ausfchreiben wider Misbraͤuche 
beym Forſtweſen, vom 25ften Julii 1777. 





O⸗ es gleich zu der Staͤdte, Kirchen und Gemeinden ſelbſt eigenem Beſten gereichet, 
” wenn ihre Waldungen in guter Aufjiche und forftmäßiger Adminiftrarion gehalten 
werden, und zu dem Ende bereits unterm Zoften May 1711, ı6ten April 1712, und 
asften Januar 1720 desfalls das Noͤthige verordnet worden, fo vernehmen Wir jedoch 
misfällig, daß folches an verfchiedenen Orten gar nicht beobachtet, vielmehr hierunter fehr 
willkuͤhrlich und forftwidrig zu Wert gegangen folglich die Waldungen nicht fo gut, als 
es doch eigentlich ſeyn koͤnnte und müßte, benußget werden, und feben Uns daher zu Abs 
Stellung aller bisherigen Misbraͤuche und Einführung eines befiern Forfibaushalts, bloß in 
der Abficht auf das allgemeine Wohl Unſerer gerreuen Unterthanen, ohne die mindefte 
Beeinträchtigung deren hergebrachten Gerechtſame, bewogen, nicht nur gedachte überall 
befannte Verordnungen ihres ganzen Inhalts zur fträcklichften Befolgung hiermit zu wies 
derholen, fondern.auch weiter gnädigft zu verordnen: daB | 


I, 


Ueber alles Gehoͤlze, fo die Städte, Kirchen oder Gemeinden, ohne einige Auss 
nahme, jährlich aus ihren Waldungen forfimäßig nehmen koͤnnen, jedesmal im Monat 
Auguft oder längftens September, nach vorbergegangener Unterfuchung des nad) Maaß der 
Ergiebigkeit einer jeden Waldung entweder einzufchränfenden, oder zu willfahrenden Were . 
Jangens der Unterthanen, und des den Kirchenbedienten verordneten Quanti, eine foͤrmlich 
eingerichtete, bey den Stadtwaldungen vom Commiflario Loci und Seritbedienten mit Burs 
germeifter und Rath, bey den Kirchen⸗ oder Pfarrwaldungen vom Forftbedienten und Ka⸗ 
ftenmeifter, und ben den Gemeindswaldungen vom Forſtbedienten mit Greben und Vorſte⸗ 
hern: jeden Orts unterfchriebene Dejignation aufgeftelle, und Unferer Forſtſchlußcommißion 
zur Verfügung obnfehlbar eingeliefert. | 


2. 


Das ſodann gehörig verwilligte Bau⸗ Werks Brenn: und Kohlholz von gedachten 
Herrfchaftlichen Forftbedienten in Benfenn Burgermeifter und Raths, Greben und Vor⸗ 
ficher, oder Kaftenmeilters, oder deren Deputirten, nach Vorſchrift der im Forſtweſen 
bereits ergangenen oder noch ferner erlaffen werdenden Verordnungen, mittelft Anfchlagung 
des Herrichaftlihen Zeichhanmers neben dem Stadts oder Gemeindss auch, mo es etwa 
bergebracht, Kirchenwaldhammer, angemiefen, unter genauefter Aufjicht und nach Anleis 
‚sung Unſers Sorjtbedienten gehauen, und, nad) gefchehener "Befichtigung und ordnungss 
mäßigen Ucberweifung von Unfern KHolzbefichtigungscommiflarien, abgefahren, auffers 
dem aber - 


3. Kei⸗ 


wider Misbraͤuche beym Forſtweſen, 255 
3. — | 

Keinerley Gehölze, es fen dann in befonderen, nicht vorher zu fehen geweſenen 
Morbfällen, auf vorgängige von Burgermeifter und Rath oder Greben und Vorftehern, 
oder dem Kaftenmeifter an Unfern Förfter zu thuende Anzeige, und mit deſſen ausdrücklis 
Ger Berwilligung, keinesweges aber das mindeſte einfeirig ohne Vorwiſſen und eigenes 
Beyſeyn Unſers Förfters .angemwiefen, auflerdem auch, zu Verhütung alles Misbrauchs, 
dasjenige, was in folhen Morbfällen geſchehen müffen, bey dem darauf folgenden Forſt⸗ 


| tag jedesmal umftändlich angezeigt, ferner 


| | 4 | 
oo Bor allen Dingen die eingebundenen Geheege, bis fie zum Aucthun wieder völlig 
erwachfen, und dafür von Linfern Forftbedienten erfannt worden, mit dem Huͤten wohl 
gefchonet, auf die Waldverbrecher fowohl hierunter, als fonften, genaue Acht gehalten, 
ſolche zu nahdrädlichiter Beſtrafung mittelft eines gehörig eingerichteten Waldbußregifters 
reſpeclive bey Unfern jährlichen Forftgerichten oder der Obrigkeit, welche folche zu firafen 
hergebracht bat, treulich angezeigt, und die darauf nach Befchaffenheit des Herfommens 
entweder von Unfern dafigen Forftfchlußcommiffarien oder von der Obrigkeit des Dres andi⸗ 
etirte Strafen ebengedachtim Herfommen nach erhoben und berechnet werden follen. Damit 
Wir aber verfichert feyn Mögen, daß die Waldfrevler von den Obrigfeiten weder zu gelinde, 
hoch audy zu Kart beftraft, fondern ſich fchlechterdings nach Unferer Forftordnung gerichtet 
werde; fo haben Uufere Forſtſchlußcommiſſarien jedesmalen die legten Forſtbußregiſter fich 
nr Einficht vorlegen zu laffen, und wann fie darinn oder auch fonften Unrichtigkeiten vers 
erfen, davon an Unſere Krieges und Domainencammer zu berichten, damit diefe Uns weis 
sere Anzeige hun, und Wir die nörhige Remedur treffen koͤnnen. " 


Ä Er nn je | 
WSiind an ſchicklichen Orten tüchtige Holgarten und Zufchläge anzulegen, in. den 
Schlaͤgen zu Anziehung Bauholzes Eicheln zu ſtecken, in den Huden, wo es nörhig ifl, 
Dflanzungen vorzunehmen, und fonften überall, wie es in linferen eigenen Waldungen ges 
ſchiehet, jedoch einzig und allein nach Anweifung und_unter genauefter Miitaufficht jedey 
Orts Herrjchaftlihen Forftbedienten, die das alles, fo wie bisher, alfo auch kuͤnftighin 
. gratis zu verrichten, dabeneben aber auch den Unterthanen weder hierbey, noch bey der Ans 
. weifung, noch fonften, einige vergebliche Wege zu veruriachen haben, nörhige und nügliche 
Berbefferungen anzubringen, und daben durchgebends forftmäßig zu Werke zu geben. 


6. 


* Wann ſich nach einverſtaͤndlichem Ermeſſen bey der Holzbeſichtigung, oder aus 
den Vereiſungsberichten Unſers zeitigen Oberjaͤgermeiſters oder Commiſſarien, ergiebt, daß 
durch gehörige Behandlung der Waldung ein mehreres an Bars Werks Brenn⸗ oder Kohl⸗ 
holz daraus forfimäßig au nehmen, als die Stadt, Kirchenbediente oder Gemeinde zu ihrer 

eigenen und refpe£tive bergebrachten Eonfumtion: felbft bedürfen; fo full davon bey Unſerer 
Kriegs: und Domainencamımer mit Beylegung eines hierüber aufgeftellten, und von Uns 
feren Holjbefichtigungscommiffarien refpeflive nebft Burgermeifter und Rath, auch er 
“ | er 


= 


. 


. 


256 Heſſen⸗Caſſeliſches Ausſchreiben x. 


foͤrſter unterſchriebenen Verzeichniſſes des uͤberfluͤßigen Gehoͤlzes, Anzeige geſchehen, und 
vach dem von daher erhaltenen Befehl an die Forſtbedienten das zu verlaſſende Gehölze, 
mit deflen Anmeifung, jedoch auf die nemliche Weite, wie anfangs befohlen, zu verfahren, 
foritmäßig gehauen, und hiernaͤchſt, unter der Direction desjenigen Collegii, welches bie 
Oberaufficht über die Admintitration der Kirhens Stadts und Gemeindscinfünfte führer, 
und für deren DVerbeflerung forgen muß, mithin refpettive des Confiftorii und Gteuers 
Collegii, fo aut als nur thunlich, und hauptfächlich, wann es ohne zu befürchtenden Schas 
den gefcheben kann, meiftbietend an Unſere uͤbrige Unterthanen oder fonjten im Lande vers 
kauft, der Geldbetrag dafür aber zum Nußen der Stadt, Gemeinde oder Kirchenfaften 
in die dafige Rechnung zur Einnahme gebracht. und berechnet werden, Wie fih nun 


7. 
Unſere Forſtaͤmter nicht nur ſelbſt hiernach ſtraͤcklich zu achten, ſondern auch die 
Forſtbediente zu der genaueſten Befolgung alles vorſtehenden einſtlich anzuweiſen haben; 
als ſollen auch Unſere Landraͤthe und Commiſſarii Locorum den Forſtbedienten Jierunter im 
alle Weiſe mit Nachdruck aßiſtiren, und nebſt denſelben dahin mit ſehen, daß dieſer Un⸗ 
ſerer hoͤchſten Willensmeinung uͤberall gemaͤß gelebt werde; und hegen Wir zu Unſeren 
Staͤdten, Gemeinden und Kirchenbedienten, die mit eigenen Waldungen verſehen, das 
naͤdigſte Zutrauen, fie werden auch in dieſem Stuͤck Unſte beſondere Landesvaͤterliche 
—8 da das alles einzig und allein zu ihrem eigenen Vortheil abzwecket, anerken⸗ 
nen, mithin ſich allem dem, ſo hierunter vorgekehrt wird, unterthaͤnigſt und ſchuldigſt 
fuͤgen, geſtalten diejenige, ſo in einem oder dem andern im mindeſten zuwider handeln, 
desfalls mit nachdruͤcklicher ex propriis zu erlegender Strafe ohnfehlbar angeſehen werden 
follen. Und gleichwie es ſich übrigens | 


3 


8. 


Bon felbft verfteher, daß auch Privari ihre Waldungen folchergeftalt behandeln muͤſ⸗ 
- fen, damit fie zum allgemeinen Beften in gehörigen Stand erhalten werden; fo haben 
Unfere Forftämter auf felbige ebenfalls ein wachfanıes Aug zu halten, und bep Wahrnehs 
mung fchädlicher Hauungen, nicht gehalten werdender Heegen, und fonftiger zum Ruin 
der Waldung ausfchlagender Beranftaltungen, davon fofort bey Unferer Kriegs» und Dos 
mainencammer Anzeige zu thun, damit diefelbe mit Unfern Regierungen hierüber communis 
eiren, von diefen hingegen die nöthige Nemedur gerroffen und diejenige Mittel zur Hand 
genommen werden mögen, wodurch diefe Waldungen vor dem Verderb bewahret bleiben, 


Wir verfehen Uns alfo guädigft zu allen denen, fo es angehet, daß allem vorftes 
bendem die gebührende Folge geleitet werde, als woruͤber Unſere Kriegs» und Domainens 
canımer fürnemlich zu halten hat, und verbleiben denen, welche nad) diefer Uinferer hoͤchſten 
tandesodterlihen heilſamen Intention ihre Schuldigkeit verrichten, mit befondern Gnaden 
zugethan. Urkundlich Unferer eigenhändigen Unterfchrift und beygedruckten Fuͤrſtl. Sectet⸗ 
inſiegels. So geſchehen Caſſel den 25ſten Julii 1777. 


(L.S.) Friedrich, Landgraf zu Heffen. 


Ve. v. Wafenip. 
29. Forſi⸗ 


ne | 252 


29 
Forſtordnung für die Schleſi fen Sehiirgöforfen 


in den Fuͤrſtenthuͤmern Schweidnig, Sauer und dem Gold: 
bergſchen Ereiße, Liegnitziſchen Fuͤrſtenthums, wie auch der Grafſchaft 
Glas, beſanders für Die Forſten der Graͤflich⸗Schafgotſchiſchen Majo⸗ 
ratsherrſchaften Kynaſt, Giersdorf und Greifenſtein, wie auch wegen 
Einrichtung einer beſondern Gebuͤrgsforſtcommißion zu 
| Schmiedeberg. pon den 8tem September 
on ‚1977 | 


——— — — .. _ 


3 abo ı 


6.1. Bon Errichtung einer Sehürgsforficommißion. u 
. 2. Beflimmung dei her Forſtcommißion untergebenen Forſtbezirks. 


"5. 3. Approbation des von den Graͤflich⸗ Schafgotſchiſchen Forſten aufgenommenen Etats 
und deffen Beſtimmung. 


8. 4 Bie die Etats von den übrigen Forſten zu entwerfen. 
« Welche Gorfen. sum Behuf der Etatdentwürfe zu vermeffen, und mie babep zu vers 


au 


. In welcher Maaße bie Forſtetats approbiret, und die mit den Forſteigenen daruͤber 
ſich ereignenden Differenzien beygeleget und en — werden ſollen. 


7. Anfertigung der Etats von unvermeſſenen Forſten. 

8. Von den Forſten, die keine ihrem Beſtand und Zuwachs proportionirte Anwehr baben. 
9.Wie die Entgegenhandlungen gegen die getroffenen Forſteinrichtungen zu ahnden. 

10. Von der Fuͤhrung, Reviſion und Abnahme der Forſtrechnungen. 

11. Von An: und Abſtellung der Forſtbedienten. 

12. Von Feſtſetzung der Holzpreiße. 


13. In — Faͤllen der Etat überfopritten und bgehiheitw werben bar, und was baben 
u beobachten. 


14. Gebrauch des Feeſtetats bey gerichtlichen und landſchaftlichen Abſchaͤgungen. 

15. Bon Regulirung der Servituten, womit die Forſten behaftet And. 

. Vom Kalk⸗ Ziegel, und Brantweinbrennen. 

ar De Anlage Holzbrauchendet Werte betreffend, 

. Eihfhränfung der Bedachung mir Spindeln, und Yauc auf dach⸗ oder Bindwerk. 


—EE Geſetze J Theil, E ge | 4 1% 


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238 Ä Forſtordnung 


$. 19. Von Rohdungen und dem Anbau PWebruicher keeden. 
6. 20. Vom Jagdweſen. 
. 21. Bon Beftrafung.der Holidletereden und, anderer Forſtcontraventionen. 


I22. Uebergang von ben allgemeinen Vorſchriften iu denen, wilche die Sir 
gotſchiſchen Forſten befonderg angeben. 


$ 23. Die in den Graͤflich⸗Schafgotſchiſchen Borften anjufellende Korfibediente betreffend. - ’ 


z Mori die V i 
$ 24 Rn erinuen I —V des den Bräflichs Schafgatfcifchen Forſten vordeſe ej 


. 25. Daß zwey Oberfoörſter beybehalten werben fon a auch vor Beh’ gm? — 
Forſtamts⸗ und Sorfigerichtäsegen. oo | | Ye 
€. 26. Einige Sorftöconomifche Grundfäge, bie vorvügtig in’ den Sratiic/ Edelsviſticchin 
Forſten beobachtet werden ſollen. 
$. 27. Die Holzſaat betreffend - J 
5. 28. Von Verwendung des Sonde jur Inſiahdhaltůng der t dldabach⸗ und dolzwege. 
6. 29. Vom Bedarf der Carlsthaler Glashuͤtte und des Schreiberhauer Vitriolwerks. 
§. 30. a anung des Floͤs⸗ und Defeumungöfonde- der Sraͤſlich— Schafgotſchiſchen 
rſt 
€. 31. Die Viehtrift betreffend. 
5. 32. Wie der Etat der Bräflich » Chafgotfeifchen Gorfen aufrecht au. erhalten. 
$. 33. Das Stodholz und Reißig betreffend. 
‚SF 34. ee Belspreiß und bag Maaß bes Holzes in den Graͤflich⸗Schafgotſchiſchen Sera 
6. 35. Abſtellung des Wieſenmachens in den Graͤflich /Schafgotſchiſchen Forſten. 
$ 36. In miefern der Handel mit Ho in den Bräfih / Echeſgoiſchiſchen Sorfien gehalt 
werden fann. 
„$ 37: . Don den Holzungen der. Unterthanen. 
g38. vie orbentljch Behgudfung der Wildbabu in den Graͤflich Schafhoͤtſchiſchen Borfen 


., Von ‚der befondern Qb icht des bey der —— an chin dorſmeiſere 
3 "über bie wichtigen Betden der Stadt Schmicdeberg. a 


$. 40. 58* dem Send der Sorfteommißion, und ‚wie die: dabey beſtellten Dediorten An. 
efolden. u} 


ir Friederich von Gottes 3 Onabet, König von greuffen 3 ꝛc. x. 

Thun-ennd tıhd’Fägeir hiermit sie‘ rolffen: daß Wir auf eine det WBohl!ähsı des Lau⸗ 
des gemäße Einrichtung des Sorftweiens in Unferm fouverainen Herzogthum Schlefien 
und der Gtafihare Glatz zwar von jeher ein "Allerhöchfteigenes Landesvaͤterſiches Nugerimakk 
gerichtet, in diefer Abſtcht ſchon im Jahr 1750 eine-sigene Forfts Jagd⸗ uid Mäfterdnung 
für nurgedachte Provinz publiciren, ſolche im Jahr 1756 won neuen durchſehen und erwei⸗ 
tern laſſen, auch, in Betracht des groſſin Kinfufies,- den die Forſten in den. — 
genden auf den Flor der ‚dortigen. Leinwandsm nt und aut. den damit, verbundenen 
Wohlſtand des Gängen en ‚Da deren. Erbe altuͤng, „NorBwirtpfhafrlichen Senipur 





W 


für die Schiefifhem Betruͤrgsforſten. 259 


auch Wirderherftellung nach lekterm Krieg, von Zeit zu Zeit die heilſamſten Vorfchriften 
durch Unfre Schlefiihe Kriegss.und Domainencammern ertheilen laffen. - en 


..- Demohnerachtet Hat die Erfahrung gezeigt, <und Nie durch Unſern :Schlefifchen 
Oberforſtagejſter vollzogene gründliche Localrewifion der zu den Graͤflich⸗Schafgotſchiſchen 
Majoratsherrſchaften Kyngft, Giersdorf und Greifenftein gehörigen, in allem Betracht 
orzüglich wichtigen Gebürgsforften hat es noch näher zu Tage gelegt, wie wenig jene allge⸗ 
meine und befondere Vorfchriften bisher zur werkehärigen Ausübung gediehen. Auf den 
Uns davdn gefchebenen allerunterthaͤnigſten Vortrag haben Wir allergnddigft refoloiret: 


Die wit einem Hauptzweig der Schleſiſchen Commercien und Geworbe in ſo 
enger Verbindung ſtebende Gebuͤrgsforſten einer, gähern jnd genauern Landes⸗ 
zn holieyaufſicht zu uuterziehen. ee a 
Win ſind ſo weit entfernt, "Dadurch die, nach de Grundfägen Unſrer Regierumg Uns 
jederzeit heiligen Eigenthumerechte Unſrer getreuen Vaſallen ünd Forſteigenen zu beeintraͤch⸗ 
tigen und zu ſchmaͤlern, daß Wir vielmehr mit jeder Maaßregel, die das Intereſſe des Lan⸗ 
des hierunter erfordert, die allergnaͤdigſte Abſicht verbinden, jedem Forſteigenthuͤmer durch. 
regeimaͤßige Bewirthſchaftung feiner Fopſten die böhftmögliche- Nutzung derſelben auf im⸗. 
merdar zu gewähren, und eben dadurch ſeinem Eigeuthum die voͤrzuͤglichſte Eigenſchaft, 
herilich he und Beftändigteit, zugeben. , .. Dumme 

en ZT Ar, if 6 x 
Von Errichtung einer Gebuͤrgsforſtcommißion. 


Zu diefer nähern. Aufiicht, gub, das. Gebuͤrgzſorſtweſen wullen Wir unter Direetion 
und Oberauffiche des in Schlefien Strigirenden Miniftets, der beiden Schlejiichen Kriegs⸗ 
und Domaineneammern und des dabeh Geſtelleeri Oberforſimeiſters eine befondere Gebuͤrgs⸗ 
forſteommißion errichten; ſelbige ſoll zu Schmiedeberg ihren Sig haben, auf dem Rath⸗ 
— daſelbſt ihre Zuſammenkuͤnfte halten, und aus folgenden anweſenden Beamten 
beſtehen: | I | 
1) Aus einem Forftmeifter, wozu Wir den zeitigen Biſchoͤflichen Oberjäger Proske, 

wegen feiner, bey Aufrtabme der Graͤfuch⸗ Schafgotfchifchen Forſten und Anfer⸗ 
at. HERE der Forſtetats bewieſenen Faͤhlgkeit, und-wegen der ihm von den wichtigy 
nr Ken Gebürgsforften ſchon beywohnenden Localkenntniß, allergnädigft:-ernänne: 
Haben wollen, 


er, oe . wu > 
.. 


Au. a 


3 — Pe J 
8) Aus einem Forſt⸗Commiſſario, wozu Wir den zeitherigen Hol zhofinſpector Leh⸗ 
| er ‚, wegen feiner ebenmäßigen Kenntniffe und guten Eigenfchaften, ermannt 
“haben, iR SE ee Fiss 

3) Aus einem Suftizbeamten des Orts, der unter dem Eharacter eines zweyten Forſt⸗ 
5  Commillarii die Legalitaͤt der Commißionsgefchäfte, beſonders wo folche in die 
“2 pmbesnerfaffung nnd Jdra Privanrum'einf Hagen); jpabrnehmen und dafür eins 
fteben, auch in wichtigen Commißionsangelegenheiten Die Feder führen. fol. 

Hierzu Gaben Wir vorjegt den Raths Syndicum Brauns zu Schmiedeberg 


approbiret, 
1 Kt Ferner 


260 2.0. 8Sboeſtordnung : :.” 


Kerner foll diefer Commißion ein Conducteur, der ein geübter Feldmeſſer ſeyn muß, ein 
Canzeliſt und ein Aufwaͤrter beys und untergeordnet werden. l 


Zunm abweſenden Mitglied diefer Gebuͤrgsforſtcommißion ernennen Wir den Lands 
zaͤger in der Grafſchaſt Glatz, der dasjenige in gedachter Grafſchaft zu beſorgen und zu 
verrichten haben fol, was dem Forftmeifter in dem übrigen Gebirge, dieſer Forſtordnung 
gemäß, obliegte. i | Bi 

Endlich ſoll diefer Forftcommißion ein befonderer Krieges und Forſtrath vorgefege 
feyn, und diefer nicht.allein bey Unferer Glogauſchen Krieges und Domainencammer Gig 
and Stimme und von allen in diefes Gebürgsforftwefen einſchlagenden Sachen den Vor⸗ 
wag haben, fondern ihm auch die oͤftere Localreviſion der Forſteommißion und ihrer Anftals 
ten obliegen. Dahu haben Wir vorjegt den bisherigen Cammer's Referendarnum von Koͤckritz 
allerguädigft ernannt, weil er die Forſtwiſſenſchaft nicht allein ex profello.eriernet, fondert 
auch bereits werfehätige Proben feiner darinn erlangten practifchen Kenneniffe abgelegt. 


Sämtliche Mitglieder diefer Commißion follen von Unfern Echlefifchen Krieges 
und Domainencammern auf den doppelten Zweck diefer Forſtordnung vereidet werden, 
nemlich ſowohl das gemeine Beſte, befonders den Wohljtand der Gebürgsgemerbe, fomeit 
ſolcher von eimer guten Emrihtimg und Bewirthſchaftung der dortigen ‚Forsten abhäuge, 
als auch zugleich den wahren Privarmugen der Foͤrſteigenthuͤmer mit gleichet Amtetreue 
nach Vorfchrift diefer Forſtordnung, fo viel an ihnen iſt, zu fuchen und zu bejördern, 


$. 2. j 
tn Beſtimmung bes der Forſtcommißion unfergebenen Gorkbesietd: “ u zu 
Der befondern Amtsaufficht diefer Unferer Gebürgsferfkommißion Sollen Ur 
1) die Fuͤrſtenthuͤmer Yauer-und - Zu . nt 
2) Schweidnitz BEE 
3) die Örafichaft Glatz und 0. | 
el 4) der Soldbergfehe Creiß des Fuͤrſtenthums Liegnitz 
untergeben ſeyn, und es ſoll ſothane ihre: Inſpection über alle im dieſem Difteitt gelegene 
Forften nicht allei n— * 
a) der Städte, Cämmerceyen und anderer Communitdeen, auch Kirchen, Geiſtlichen, 
Stifter, Klöfter und anderer Zundationen, fondern auch über die Waldungen 


b) einzener Partlculiers, im Fall folche ihrer tage nad) auf den Wohlſtand des Ges 
bürges und der darinn blühenden Gewerbe von wichtigem Einfluß find, und im 
v eben dieſem Betracht vorzuͤglihh u J 
©) Über die zu den Graflich⸗Schafgotſchiſchen Majoratsherrſchaſten Kynaf, Giers⸗ 
dorf und Greifenftein gehörigen Forften. ... 
ſich erſtrecken. | 


§. 2 


me die SHLArste. BEEURURRIREREN 251 


s 3 — — En 8. 3.* * 
abprmeibr des von” din mens nt Beten afseisnmenen eiate, 
deſſen 


— fi ‘als —D 7 eben Benutzung dieſer —* beftiniulen, laſſen. — 


Dieſen Bor fietat haben, Wir Alert shi Selbfjaallagen,; und es. foll biiderkibe 5 uiche 

rſten abges 
ben, und nie davon abgegangen merden, 28 ſey denn, daß eine zufällige Minderung des 
Holzbeſtandes die Herabſetzuug des Etats nothwendig machte, oder daß eine Erbohung deſ⸗ 
ſelben durch den Anbau der wuͤſte gewötdenen Haue in der Folge möglich würde ). ſondern 
es. ſoll auch dieſer Etat ſamt den Grundſätzen, worauf derſelbe beruhet, und die dadurch 
nachgewiefene Verfahrungsart Unſrer Gebüzgsforjtommißion. zum Muſter und. Leitfaden 
dienen, wornach dieſelbe alle übrige, ihter Inſpection unterzogene Gebuͤrgsforſten aulunehe 
men, und pertinente. Etqts davon unter niberer Anleitung Unfers Schleſiſche Serie 
meifters und Approbation Unirer Krieges und Domainencauımern, zum Das derpalt 
Eigenthuͤmier und ihrer Forſtbedienten, zu entwerfen hat. 


— Damit auch die Forſteigenen aus dieſen zum Muſter der uͤbrigen — 
⸗Schafgotſchiſchen Forſtetats, ſo weit es ohne deren yolftindige Bafannim achung 
heben fan, zum voraus die Ueberzeugung erhalten,. daß durch djeſe — 
res Privatbeſte nicht minder, als das allgemeine Beſte verab;wect und wetkthaͤn sch, Ördert 

Werde; fo haben Wir die Spertalersts von zweyen Revieren, dem Hermsdorfer. und Pes 
tersdorfer, nebft ihrer Erklärung, und einen Aufſatz der allgemeinen Sirundfäge und Ver⸗ 
fahrungsart, wornach die. Gräflich s Schafgdtſchiſchen age aufgenommen Barden: spe 
.—.. DEIN ee DER | 

une re eg DE ER PETE 2 — ee Segler 

. "Bin bie kiats von den übrigen FRE m —— J — 
F Die — Verrichtumg Unſrer Gebuͤrgsforſteommißion ſoll, wie ſchon —— wor⸗ 
den, darinn beſtehen, daß ſie von allen ihrer Inſpection untergebenen Forſten ordentliche 
Forſtetats nach dem Muſter des Graflich ⸗Schafgotſchiſchen, jedoch, wie ſich von ſelbſt 
verſtehet, mis reifer Erwägung aller Localumſtaͤnde und mit der Veränderungen, fo dieſe 
erfordern, entwerfe, und nach ſolchen die Fünftige Bewirthſchaftung jeden Forſts / und alles, 
was dahin geböret, unter Approbation Unfrer Kriegss und Domainencammer des Depar⸗ 
tements, mit Einſchluß des Oberforſtmeiſters, auf einen zuperläßigen. Fuß einrichte. 

.Da die Immediatſtaͤdtiſchen Forſten bereits geomerriſch aufgenommen find; ſo ſoll 
mit dieſer Einrichtung bey ſelbigen der Anfang gemacht, und von ſolchen zu den uͤbrigen 
X 2. eswähuten Forſten, und zwar von den a ‚u den minder wichtigen fortgefchrite 
a | 3 ten 


m 


253 ufausn 2 BABTERTDHUNG SS 313 17) 


ten werden, jedoch dergeftalt und alfo, daß von jeder folchen Fortfchreitung erft an Unſre 
Krieges und Domainencanımer des Departements berichtet, ipe det Aulaß, und die Gründe 
zu der intendirten Einrichtung vorgetragen, und ihre Approbation (wozu die Concurreng 

& daben bejtellten Oberforftmeifters. fich allemal von fesbft, vexſtehet) darüber eingeholt, 
ohne ſolche aber keine neue Einrichtung eigehthächtig vorgenominen werde. 7 —8 
ist: "Dafern dergleichen Foeſten ſchon geometriſch vermeſſen ſinde, und dabon ein zuver⸗ 
caͤßiger brauchbarer Riß vorhanden; fo fann auf den Grund deſſelben mit Anfertigung des 
Etats und den uͤbrigen damit in: Verbindung ftehenden: Einrichtungen des Forſtes alſobald 
vorgegangen Werden. .:- u F 


Im Begenfat muß Unfee Forſte ommißon erft unterfuchen and naih dlfen vorgefiäp 
€ 
F 


nk 


denen Locahimftänden wohl erwägen, ob ein genugfamer Abſatz zu gewaͤrtigen, ſo daß 
drörusicher 5 ſterat Befolgung finden und von Nutzen ſeyn koͤnne oder · nicht. | 


u $. 5 
Welche Forſten zum Behuf der Etatsentwuͤrfe gu vermeſſen, und wie dabey zu verfahren. 
©. Im erſten Fall leuchtet die Nothwendigktit ein, daß ſelbige zum Behnf eines das 
Yon anjufertigenden Etats, der den Maapitab der Beriugungabgiebt, vermeflen werden 
wuͤſſen; inbem der Etat auf den Holzbeftand ſich griiden muß, diejer aver wenigſtens im. 
Großen ohije eine zweckmaͤßige Aufnahme und Vermeſſung nicht zu überjeben ift. E 
La 53 . . . I | 
Dafern demnach ein Forft über sco Morgen hält; ſo muß mit der Bermeflung 
orgegangen werden, wozu Lie Forſicommißion eine Inſtruction nad) Maaßgebung des 
deatis Zu entwerfen, den Entwurf dem Eigenthümer des Forſtes mitzutbeilen, und br | 
H von Seiten deficlden. dagegen gemachten Erinnerungen, infofern ſoiche gegründet 


ebtjch ſlud, gebührenden Berracht zunehmen hat. a: 

Wir hegen zu. Unfern getreuen Bafallen und Sorfteigenen, deren Forſten fich in deus 
Fall der nörhigen Vermeſſung befinden, das allerguädigfte Vertrauen, daß fie dic diesfalli⸗ 
zen Koſten gegen die vielfaltigen Wörtheile, „die ihnen aus einer gruͤndlichen Kenntniß ihrer 
Forſten und regelmäßigen Bewirehichaftung derfelben zuwachſen, gern und — 
men werden, zumal Wir ihnen ſolche auf alle erſinnliche Weiſe zu erleichtern geſonnen find, 
und zu dem Ende nicht allein ordnen und feitfegen, daß für die Bermeilung, wenn folche 
von dem ben der Gebuͤrgsforſtcoͤminißion anheftellten oder ehren ändern in Unferm Dienſt 
Nehenden Feldmeſſer geſchiebet, nach dem Unterſchied des Localis und nach deiflErmeffen 
wer Forſtcommißion mehr nicht, als 10 bie 12 Denar Schleſiſch pro Morgen Magdeburgiſch; 
init Inbegriff der anzufertigenden VBermeflungsregifter und zweyer Charten, paßiren follen; 
fendern Wir wollen auch hiermit ˖ den Forfteigenen die Freyheit ertheilen, ſelbſt Meßver⸗ 
ſtaͤndige zu Aufnahme ihrer Forſten vorzujchlagen, und in Anſehung der Gebühr nach ges 


waner,. als obſtehet, zu. behandeln, " 


Nur erfordert in dieſem Fall die Wichtigkeit des ihnen anzuvertrauenden Geſchäf⸗ 
tes, welches dier Baſiu des darauf au qrändenden Etats und der ganzen Einrichtung aus⸗ 
macht, daß ſelbige in Anſehung ihrer Faͤhigkeit dazu zuförderft von Unter Forficomnußion 
gepröft,. and, wenn ſie beſtauden, zur Vermeſſung auf die diesfällige Inſtruction von eos 

os 9 


für die Schkleſiſchen Gebuͤrgsforſten. 36% 


ben dir TOP ioh’Hng —VR guſtizbeainten heſonders vereideß, auüch, De fels 
Ben br Se — — in efahbath Pftichten ſtehen,“ detſel Fi mh 

Seſchafts usdruͤcklich entlaſſen werden; wohingẽgen es Key Wrtfecdir ige a 
dieſet beſon derkn· Were itumg {6 naeitig) als et vorkdiligenn St — 55— NR en ; 


‚Auffer | der vpn dem Sefraeffer auzufertigenhen, — folk Ak —*— 

Brauch der, Forſicommißion von geäßern Forſten eine redtoirte Charte angefextigt, und, ente 

weder befpuderg bezahlt ader. dieſe Arben Den Webondiung bes: Behammelie Hate BP 

gen. werden. re las!‘ — EG V F a Et Zins a BE Sr; 3 GM 1%‘ 2330* 20n 

Dieſe Chärtel REIT ve Forſtcommißion che a teen, "uplb ne dilssruco 

liche Ertartohiß AuiſrerRrich ie irtome BR, fm Obet⸗ 
forftmeifter zu irgend einem —— ausantworten oder mittheilen. 


40 ai er 






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Eu, Zu — die Farſtetots. a nurabiret. und die mite en For fleſgeuen daruͤbOſich 
ne. Ncreignenden Differenzien⸗bepaelſget unp entſchisden; werden follew „.. »--..:,. Arad 


—A eu. anf KA Grund DIRT Voernreſfangein dein Forſibeſtand td‘ von Koaiumin 
finden :gemäßer · Etat: won ‚Water Forſteommißion · em wotfen, ht BeR“ — er Erfiutan 
tungen verfeben und üb:rall mit redenden einle üchtenden Gruͤnden uiterſtuͤtze worbemn,ſoll 
felbige diejen, pe ‚Starspuipurf, dem Forſte igenthuͤmer mittheilen „und, Deilen Mey⸗ 
in darüber, yeruch inEN,, Agrundhe —— und Kl —5— en, Bi hö,dgrfalt 
n benbr A N Kun en 26 ht; Neben und, jeicheu eöelliche 5 
re eölilhe 9 Font N bern Bit Stunden, ‚widerde: er WERNE: ir ask fe 
Den, Eigrürfrimier über den CR gefhiget/ np ‚dl hatten, SEHR ir 5 
mahrencajumer ‚des. — —— —— rbebliche, en 
gende Grunde; o a 33 ıjers Bbenfechneitens und. ar = hpihenBE o⸗ 
bation Unſers in die en. diyigivenben Miniſters, von einem ſolchen mis, Eiwerft udn des 
Forſteigenthumers entworfenen, Stat nicht abweichen, foudery, ſolchen in der Maafe, —5 
biren. ., Doſern aber die orſtrommiß on ſich uͤber den Enpmutk. —5 — dar damt 
in B⸗ ebigdung nr —— nicht einigen koͤnnen zo I 
wi, AMALIENFaMIMER sd ae Dee ents beitgejeitige Grunde, mip, kr, —536 
form iter6,ceiflich ermäg iR, ‚li AR: Wappen Schleſten dixigirenden ek 
achtlfch zur BSH A 3 berichten. SHierben ſolee ſein Bewenden Pe 
Forſtetat darnach vollzogen und der Forfteigene fo wie die Sorftcommmipion mit Gr Be 
darnach befchieden werden, er) 
KTECHENET TIRTTHNELHENT SER HIELT ERR JE ER x TR 
dins. u- 9 FE 6nu Weferligung. Ber Eint&nanunermefraen Forſien EN) N 
\ Bon tweinern orten, die ſtch nach dem $: 3." glach bohl für Amesanffichr Unſter 
Forftismmigiäh qualifierren, deren Vermeſſung aber nach dem S, 5. micht erforderte wird, 
2 ihr Er tkag ohne ſothane Vetrmeſſung ſich nochdurftig ah läßt, ſoll mit der 
—— und Etatsanfettigüng aͤuf den Grund einer genanen Abſchoaͤtzung des 
bes le fo bald, „alsmnögtich, vorgegangeh ? ee Aura, wie AR 6 — 
de He; wert ähben weiden. 






264 Forflordnung 


Nach eben diefer Verfahrungsart foll von denjenigen Forften, bie ihrer Betraͤcht⸗ 
lichkeit wegen fi zur Vermeſſung qualificiren, wenn damit wegen anderer jufanmen tref⸗ 
fender Verrichtungen nicht bald vorgegangen werden fann, ein Interimsetat entworfen 
werden. Falls nemlich die Sorftcommißion bey der erſten Bereifung und: vorgenommenen 
Localreviſion eines folchen Forſtes finder, daß die Haue nach Verhaltniß des Ganzen nicht 
zu groß find, der Beſtand des auegewachfenen und der Vorrath: des jungen Holzes nicht 
zu Blein ift; fo kann der zeitherige Debit nach einem Durchfchnitt zum Grund des Inte⸗ 
rimsetats getegt, im Gegenfall aber muß folcher nach einem verftändigen Gutduͤnken ermaͤſ⸗ 
fige werden, und diefer Interimsetat muß die Richtſchnur der Bewirchichaftung ‘abgeben, 
Bis die geomercifhe Aufnahme des Forſtes und eine. gründliche Abjchägung.des "ganzen Bes 
ſtandes erfolgen und ein befländiger Etat darnach berechnet und angelegt werden kann. 


% 8 
Bon den Forſten, die feine ihrem Beſtand und Zuwachs proportionirfe Anwehr haben. 


. &o viel endlich bie Forften berrift, die. noch in Feiner ihrem Beſtand und Zuwachs 
proportionirten Anwehr fteben (deren jedoch in den $. 1. beftinnmten Diftrieren, auffer is 
einigen Gegenden der Grafſchaft Glatz, fih wenige finden dürften); fo iß. eine Aufuahme 
and darauf gegründete Mußungsberehnung unnörhig, es wäre denn, daß dieje oder jeue: 
Anlage eine Husficht auf eine beflere Anwehr oͤfnete. | 


In folhem Fall muß dennoch ein Nutzungsetat nach Maaßgebung des zjeitherigen 
Debits angelegt, die beftmögliche Behandlung vorgefchrieben, und in dent Verhaltniß, wie 
Ber Abſatz fich vermehret, ver Etat bis zur endlichen wahren höchften Abnugung erhoͤhet 
werden. "In dem einzigen Gegenfall aber, da nemlich keine Ansficht auf eine beſſere Ans’ 
wehr ſich darbierer und fein Mittel abzufehen ift, eine dem Holzbeſtänd und Zuwachs pro⸗ 
portionirte Anwehr und Nutzung je zu erreichen, wollen Wir, nach dem Gutachten Unſrer 
Forſteommißion und unter einzubolender Approbation Unſrer Krieges und Domainencam⸗ 
mern und des daben beftellten Oberforjtmeiiters, Rohdungen und Ausſtockungen geftätten, 
jedoch auch durch felbige hierben eine gewille Maape und Ordnung jedesmal nach Bewand⸗ 
niß der Umſtaͤnde beftimmen und vorschreiben laflen. Was auch die Ordnung der Hutung,: 
der anzulegenden Haue, und die Megulirung gewiſſer Holzmaaßen und Preiße betrift; ſo 
find diefe Forften dem nicht minder unterworfen, als diejenigen, welche in genugfaner ! 
fiehen, nur daß auch ben dergleichen Beſtimmungen und Einrichtungen überall, wie $. 6. 
vorgefchrieben ift, verfahren werde. | 


%. 9. | on 
Wie die Entgegenhbandlungen gegen die getroffenen Korfteinrichtungen gu ahnden. 


Alte tocaleinrichtungen, die unter Approbation Unſrer Krieges und Domainencams 

mern in denjenigen Forſten, fo Wir der Inſpection Unfter Gebürgsforficommigion unters 
ogen, nach Vorſchrift diefer Zorftordnung gemacht worden, befonders die volljogenen 
Share follen von den Forfteigenen unverbrüchlicy befolger und beobachtet, und jede Ueber⸗ 
fehreitung oder Entgegenhandlung, auf Anbringen der Zorftcommißion, nach gehörter Sache 
und gründlicher Unterſuchung von Unſrer Kriegss und Domgitiencammez mit möglichfter. 
Wiederherſtellung des vorigen Standes, Eritattung und Verluſt des aus der Contraven⸗ 
u tion 


für die Schleſiſchen Gebuͤrgsforſten. 265 


tion gefchönften Geninnfids- und, nach. Befund der Verfchuldung und Vorfeglichkeit, wie 
auch nach Wichtigfeie des. dem gemeinen Weſen daraus erwachſenen Nachtheils, mit ms 
pfindlicher Geld⸗ amd andern noch haͤrtern Strafen an den Llebertretern und denen, die. dazu 
Vorſchub geleifteg, beſonders auch. an; den -Foritbedienten,. durch deren: Abfehaffung "nnd 
Entſetzung vom Bienft ‚ geahndet werden, 


‚si PT AT.” : $ Io, ' 


a Lieberralle, und. jede reguliete Forften:: ſellen ordentitche Rechnungen gefuͤbret wetdru 
Hierzu ſoll Unſre Gebuͤrg sſcommißidn bey Entwerfung des Etats und Regulirung des Forſt⸗ 


mers treffen, die Perechnungsart deutlich vorſchreiben, den Anfang und dag Ende des 

Rechnungsjahretz beſtimmen, und ſathane Rechnungseinrichtung bey Einſendung des Eratda 

drojecto der ebenmäßigen Approbation Unſcer Krieges und Domainencanimern unterziehen.n 

Die darnach zu führenden Forſtrechuunge = 

a) Unter Immediatſtaͤdte follen jährlid ‚an Unfre Forftcommißion zur. Reyiſion ein⸗ 

.. „gereicht, und,.uachdem die dagegen gemachten Monita beantwortet warden,, ak 

die Krieges und Domainencammer des Departements-gur ‚Superrevifion und 

Abnahme eingefender, nach ſolcher aher an die Magifträte zum Belag: der Caͤm⸗ 

mereyrechnungen remittiret werden. een 

b) In eben der Maaße fol es. mit den Forſtrechnungen dor Mediatſtaͤbte nnd: anderes 

— Commiunitaͤten, wie auch” der: Kirchen, Geiſtlithen, Stifter) Kloͤſſer und arme 

J derer Fundationen gehalten werden; nur mit dem Unterſchied, daß es bey die⸗ 

fen regulariter der Einfenbung an Uufre Kriegs:und Dentainentanmiern are 

= .. Superrevifion und Abnahme nicht: bedarf, fondern dieſenvon -Unfter Forſttom 

8 mißion geſchehen, und nur von vorfommenden: wichtigen Ausſtellungen,/ wer 

— ſelbige durch die Beantwortung nicht ihre abhelfliche Maaße erhalten, an Unſret 

Kriegs⸗ und Domainencammern zur Decifion and Memeduniiderihe:: erflätten 

werden fol. a ae a LO BE RS 7 

c) So viel aber die übrigen Forfteigenen betrift, deren Forſtwielbſchaſt regulitk iſt) 

pr ſo fallen felbige nur, jährlich einen "van ;dem Eigenthuͤmer, der Rithtigkeit wegen 

atteſtitten Ertract von der Abnuhung nach einem vor uſchreibenden Echamate⸗ 
zur Sicherſtellung der Etatsbefolgung, an Unſre Forſtcommißion einſenden. 


Derſelben wird vorbehalten, bey ihren Bereiſijugen von der Nichtigkeit ſolcher Era 
tracte Erfundigung einzuziehen, auch, bey fich hervorthuenden Anzeigen des Gegeutheils, 
nähere diesfaͤllige Unterſuchungen hey der Kriegs⸗, und Domainencammer des Devarteuientg: 
auszubringen, da ſodann, wen finden follte, daß ein: Forfteigener fich foweis vergeflen, 
haben follte, falſche Ertracte einzufenden, um: dadurch. willführfiche Ueberſchreitungen des 
Etats zu bemänteln, nicht allein mit den $ 9. coniminirten Strafen vorgegangen, fondern 
auch das Forſtrechnungsweſen deſſelben eben derjenigen maͤhern Revlſion, als oben in Ans 
febung der Communitaͤten, Geiſtlichen, Stifter! und Klöfter gesrenet worden, unterzogen 
werden folk... ° ® „bi: mer, a ee } 

gl ode 


1 v 19 1: 


% 


Beckmanns Geſetze J.Cheil. | 


266 . Forffordnung 


Jede gänzliche Unterlaflung einer ordentlichen: vorfchriftemäßigen Rechnängefühe 
eung foll nad) Wichtigkeit des Forſtes mit 5 bis. 120 Rehlr. und nach Befund der darun⸗ 
ser verborgenen Gefaͤhrde, mit noch härterer Strafe, und jede Saumfeligkeis in Einſen⸗ 
Kung der Zorftrechnung und Extracte mit ı bis 5 Rehlr. geahndet werden, 0 


§. 11. 
Don Ans und Abſtellung der Forſtbedlenten. 


Da es in Anſehung einer verſtaͤndigen Ausfuͤhrung der anzulegenden Forſtetats und 
der damit verbundenen Forſteinrichtungen hauptſaͤchlich auf die Kenntniffe, Treue und Bes 
triebſamkeit tüchtiger Forftbedienten anfomme: fo fol Unſre Borftcomimißion bey Entwerfuii 
der Forftetats und Megulative, und bey der zufolge des 9.6. mit dem Forſteigenthuͤmer 
daruͤber zu pflegenden Lnterbandlung auf die Anfegung der nach Wichtigkeit des Forſtes nd 
shigen Forſtbediente und auf ein für fie auszuſetzendes ausfonmliches Gehalt Bedacht neh⸗ 
men, und zu jedem Revier, weiches einige bunders Rthlr. reinen Ertrag hat, es fen nun 
der Zorft Communen, Kirchen, Klöftern und andern Stiftungen oder einzelnen Particus 
liers gehörig, wenn leßtere nicht zur eigenen zwecks und vorſchriftmaͤßigen Aufſicht und 
Verwaltung, die ihnen in alle Wege unbenommen bleibt, Zeit, Kenntniß und Gelegenheit 
haben, beſondere Forſtbediente angeſetzt, und ſelbige, es ſey nun daß ſie zu Verwaltung 
Bes Forſtes überhaupt oder nur zur Rechnungsfuͤhrung oder allein zur Aufſicht und Belau⸗ 
fung -des Forftes beſtellt find, von dem Landrath des Ereifes, nach Bewandniß der ihnen 
anzuvertrauenden Verrichtungen, auf die Forſtordnung, auf den angelegten Etat und auf 
die damit verbundenen Einrichtumgsvorfchriften, zugleich aber auch auf das dieſen Vorſchrif⸗ 
sen gemäß wahrzunehmende Intereſſe ihres Herrn und den ihm zu ermweifenden gebührens 
den Reſpect, nach einer von Unſrer Kriegss und Domainencammer zu approbirenden Eis 
degnotul, wie fchon in Unſrer revidirten Holze Mafts und Jagdordnung de Anno 1756. in 
gewiſſen Fällen vorgefchrieben if, unentgeldlich vereider werden. Kin gleiches foll. auch 
ben den Waldungen der Dorfichaften und anderer Communen, wovon jeder Wirth feinen 
ihm zugemeffenen Theil ausfchließungsweifenußet und befißer, die aber zuſammen genommen 
von Grheblichteit find, wenigftens in der Maaße beobachter werden, daß ein verftändiger 
Darm aus der Gemeinde zur Nuffiche und Befolgung der gemachten Anordnungen und 
Einrichtungen beftellt und vereidet werde, 


In Anfehung der Immediatſtaͤdtiſchen Forftbedienten und ihrer Anfegung hat es bey 
Ber ſchon feſtſtehenden Verfaſſung ſein Bewenden. 


Allen übrigen Forſteigenen bleibt zwar unbenommen, ihre Forſtbedieuten ſelbſt nach 
Gefallen zu wählen und anzuſtellen; jedoch ſollen dieſelben in Anſehung ihrer Faͤhigkeit dazu 
zuvor von mehrgedachter Unſrer Forſtcommißion unentgeldlich geprüft, und, wenn in Ans 
hung ihrer Tuͤchtigkeit nichts erhebliches zu erinnern vorfommt, fol ihnen ein Atteſt dars 
über ebenfalls unentgeldlich ertheilet werden, womit ſie ſich bey dem Landrath des Creiſes, 
Behufs der obermäßnten Vereidiging zu legitimiren haben. 

Dafern aber Unſre Forftcommißion gegen ein ſolches Subjeet erhebliche Einwens 
dungen bat, und gründliche Remonſtrationen gegen deflen Anfeßung, und daß ein tuͤchti⸗ 
gers Eubject in Vorfchlag gebracht werde, bey dem Forfteigenen nicht verfangen wollen: 

ſo 


für die Schleſiſche Gebuͤrgsforſten. 267 


ſo fol Unſre Forftcommißion davon an Unſre Krieges und Domainencanimer berichten, und 
diefe deshalb nach Befund der Umftände Vorſehung thun. on 


Eben ſo bleibt den Forfteigenen die Abftellung und Entlaffung der in ihrem Dienft 
ſtehenden Forſtbedienten in alle, Wege und fogar aus triftigen Gründen der Convenienz uns 
benommen; Nur Gegen Wir fu Unſern treuen Stänten, Vafallen und Sorfteigenen das 
allerhuldreichſte Vertrauen, daß fie zu Abſtellung eines fonft treuen und tüchtigen Forftbes 
dienten nicht erwa:felbft von dem pflichtmäßigen Eifer, womit ein folcher Forftbedienter die 
ihm zue Vorſchrift gemachten Forfteinrichtungen handhaber, Anlaß nehmen werden, 


Falls dergleichen wider Unfer Erwarten fich ereignen follte, foll Uufre Forſteom⸗ 
mißion davon an Unſre Kriegs⸗, und Domainencammer des Departements berichten, dieſe 
genaue Kenntniß davon nehmen, und nach Befund wegen Beybehaltung eines ſolchen bloß 
feiner Pflichtbefliſſenheit halber bedrickten und abzuſchaffen intendirten Forſtbedienten Vor⸗ 
ſehung thun. | 

§. I2. " 
Von Feftfegung der Holspreiße. 


Zum Entwurf‘ des Etats und: der damit verbundenen Sorfteinrichtung geböret auch 
"die Feftfegung der Holzpreiße. Dafern Unſre Forftcommißion diejenigen, ſo vorgefunden 
werden, nicht. billig und fo befchaffen finder, daß die Bleihen, Fabriquen, Manufacturer 
und der übrige Nahrungsſtand der Gegend dabey beftehen koͤnnen; fo foll felbige ein billiges 
Temperament bierunter treffen, daben hauprfächlich auf die in den Jahren 1754, 1755; 
1756 vorgewefenen Preiße zuräckfeben, folche (allenfalls mit einem der allgemeinen Preißs 
erböhung der Dinge proportionirten Zufchlag ) zur Norm nehmen, und, wenn bierunter nicht 
zum billigen Einverfländnig mir dem Forfteigenen zu gelangen ift, die Beftimmung bey 
Einreichung des Eratsprojeits nach Maaßgebung des $.6, Unfter Krieges und Domainen⸗ 
eammer uͤberlaſſen. — | u 


Diefe. mit-gehöriger Prüfung aller Umſtaͤnde einmal feftgefegten Preiße follen vor 
beftändig beybehalten werden, es fen denn, daß. bey befondern Ereigniffen, die auf: den Preig 
der Dinge einen allgemeinen erheblichen Einfluß haben, eine Nothwendigkeit oder Billigs 
keit der Erhöhung eintreten ſollte, wozu jedoch nie ohne fehr erhebliche Yrfachen und gegriins 
dete Erörterung derfelben, auch nicht anders, als unter Approbation Unſrer Krieges und Dos 
mainencammer des Departements vorgefchritten werden fol, en 


$. 13. 


In melchen Fällen der Etat überfipritten und abgeändert werben darf, and was dadey 
y beobachten. et | 


Was an Holz zur eigenen Nothdurft des Forfteigenehümers auf den, mit Einvers 
ftäudniß deflelben, entworfenen, und approbirten Etat gebracht worden, fann zwar von 
demfelben, nach unvorbergefehener Nothdurft, überfchritten werden; nur verfteher fich von 
ſelbſt, daß folchenfalls in eben dem Verhaͤltniß weniger verfauft, als mehr confumirt wore 
den, mithin im Ganzen der Etat nie Überfchritten werden muͤſſe. Ä 


ı@-: t, 


12. | Wenn 


268 — —Forſtordnung - . : m 


Wenn aufferordentliche. Zufälle, als Brand, der entweder den Forfteigenen ſelbſt 
betrift, oder in der Nachbarſchaft fich ereignet, eine WUeberfchreitung des Etats nothig mas 
chen: fo kann damit zwar unter Approbation Unſerer Krieges und Domainencammern vors 

egangen werden; jedoch fol folchenfalls alsbald wiederum auf Fünftige verbälmißmäßige 
infparung beym Zorft Vorſicht genonimen, und der Etat darnach regulirt.werden, . 


Ä An Fall beträchtliche Windbruͤche entſtehen follten, welche jedech "bey. Beobach⸗ 
tung Unſrer Vorschrift in Anleyung der Hane fich nicht leicht ereignen koͤnnen: fo muß eben» 
mäßig darauf gearbeitet werden, fo viel möglich, wieder in die Ordnung des Etats hinein 
zu kommen. Dafern ganze Derter umgeriffen find; fo muͤſſen diefe in ordentlichen Hauen 
aufgearbeiter werden, und, wenn folhes auf ein Jahr, oder auch nut auf eine Gegend, 
auf einmal zu viel wird; fo kann es auf wen, dren bie Sp eingerheilt werden, als 
jo lange ſich dergleichen Holz zum Brennen Präftig erhäit. Sollte der Wiudbruch aber 
noch größer fallen, und mithin der Etat dadurch derangire werden: fo muß Unſre Forſt⸗ 
commißion alles in loco gehörig erwägen, und, dem “Befinden nach, den rat, nach 
Maapgabe der einmal feſtgeſetzten Grundfäße, unter Approbation Unjter Kriegs und Do⸗ 
mainencammer, abändern, 


] 


Daß unter dem Prätert. einzelner aufgurdumender Windbruͤche nicht geplentert, oder 
in ſtehenden Orten Luft gemacht werden ſoll, haben Wir fchon fonft gefchärft verboten; je⸗ 
doch kann es wohl geicheben, daß: dergleichen vom Wind umgeworfene Bäume zu Gute 
gebracht werden, nur muß es ohne Beſchaͤdigung der nod) ſtehenden, und am allerwenigs 
ften unter Faͤllung derfelben, gejchehen. 5 


$. I un 
- Gebrauch bes Forſtetats bey gerichtlichen und landſchaftlichen Abſchaͤtzungen. 


Die, unter. Approbatjon Unfser Krieges und Domainencammern, von Unſrer Ge⸗ 
Bärgsforiteommißion, mir Einverftindnig der Forfteigenen, auf den Grund einer genangs 
Abſchaͤtzung des Hol;beftandes, angelegten Forſtetats jollen auch bey allen gerichtlichen und 
landſchaftlichen Abſchaͤzungen der Güter, 'nitt Anwendung der. bey forbanen Taxen und 
Veranſchlagungen ſonſt angenommenen Gruͤndſaͤltze, um ſo mehr zum Fundament genommen 
werden, als dadurch der wahre Ertrag der Forſten auf das zuverlaͤßigſte beitimme -wird, 
dieſes die einzige Abfiche jener Taxen ift, und wir feine bößere Bentitzuug forhaner Forften, 
als ĩn den ſchon bemerkten Sälfen, je trachgeben werden. Unſere getreue Stände, Baſallett 
und Unterthanen aber, deren Forſten ſich nach dem Z.5. dieſer Verordͤnimg zur Vermeſ⸗ 
ſung qualificiren, finden hierinnen einen neuen Bewegungsgrund, ſich die darauf zu ver⸗ 
wendenden geringen Koſten um ſo weniger gereuen zu laſſen, als ſolche bey jenen Abſchaͤtzun⸗ 
gen wieder erſparet und eingebracht werden, und die hoͤchſtmoͤgliche Richtigkeit, Geuanigkeit 
und Zuverlaͤßigkeit forhaner Zaren dadurch erzielt wird. 


EEE gg | 
Bon Regulirung der Servituten, momit die Korften behaftet find. 
. Auf die Servituten, womit die Gebürgeforften bebafter find, foll Unfte Forſteom⸗ 


mißion ein befonderes Augenmerk richten, und dahin. feben, daß eines Theils folche nicht 
wider Unfere Landesgejege und Sorftordnungen zur Verwuͤſtung der Forſten ungebübrlich 
2 | gemi 


für die Schleſiſchen Gebürgsforften. 269 


gemißbraucht, andern Theils diejenigen, fo an fich felbft den Torften und ihrem Aufnehmen 
nachtheilig find, durch gitliche Behandlungen und Aequivalente an fand, Holz, oder Geld, 
unter Vermittelung Unferer Kriegs und Domainencammern, an welche Unjere Sorficoms 
niißion davon 'zu.berichten hat, in forftwirebfchafeliche Schranfen gefegt werden. Falls es 

rüber zu Streitigfeiten kommen. follte ,. follen ſolche, in Entfiehung der Güte, nach tem 
—— — ‚vom.ıften Auguſti Anno 17 50 zur rechtlichen: Entſcheidung gebracht, hier⸗ 
bey jedoch von Unſern Juſtizcollegiis auf das allgemeine Landesintereſſe, welches ben einer 
vernünftigen Bemwirtbfchaftung und Schonung der Forften in einem fo hoben Grad vors 
waltet, in fo weit es mit den wohlerworbenen Befugniffen der Servitutberechtigten durch 
eine vernünftige, ihuen ſelbſt unnachtheilige Regulirung fothaner Eervituten vereinbarlich 
ft, und ihr Nahrungsſtaud dabey aufrecht erhalten werden fann, nach ebenmäßigen Grund⸗ 
fügen der Billigkeit und beiderfeitigen Sconomifchen Conyenienz, als bey Gemeinheitstheis 
lungen und rechtlichen Entisheidung der daben vorkommenden Streitigfeiten bisher mit fo 
genteinnägigem Erfolg. angewendet worden, um fo mehr Bedacht genommen merden, je- 
weniger Wir zugeben Pönnen, daß, wie oft geſchiehet, durch eigenfinnige Behauptung eins 
zelner ganz fteriler oder wenig nußbarer Mechte, mit Verwerfung aller Maaßgebungen, 
die dem Berechtigten eine ähnliche oder gar ergiebigere Abnugung gewähren, die heilfams 
ften Einrichtungen, welche ihren woblthaͤtigen Einfluß auf ganze Nahrungsftände und Ges 
genden haben, und der Erforderniß veränderter Zeiten und Umftände gemäß find, ruͤckgaͤn⸗ 


gig gemacht und vereifele werden folkten, 


er $. 16, " 
Vom Kalks Ziegels und Btanteweinbrennen. 


In denjenigen Gegenden des Unſerer Forſtcommißion que Inſpection angemwiefenen 
Gebuͤrgsdiſtricts, wo das Holz.in Abfiche auf die Bleichen vorzüglid Betracht verdienet, 
und beynoͤthig ift, ſoll vom ıften Septembr. 1778 am nicht anders, als bey Stockholz und 
Keißig, oder bey Torf und Eteinfohlen, Kalk und Brantewein gebrennt werden, Nicht 
weniger follen bie Ziegelbkenner bey dein eriten, oder fogenannten Schmauchfeuer fich des 
Stockholzes bedienen. Auch foll in folchen Gegenden beym Brodbacken de Feurung mit 
Reißig, wie bereits in einigen Unfrer Provinzen mit Nutzen gefcheben, befonders auf dem 
platten fande, nisglichft eingeführe, von Unſern Krieges und Domainencammern dazu durch 
AUnfre Landräche die noͤthige Anmeifung in Anfehung der von der Feurung mit Leibholz etwas 
verfchiedenen Berfahrungsart und Ofenmaaße ertheilet, ſolche durch werkthaͤtige Verſuche 
bewaͤhret, und begreiflich gemacht werden. | | 


Auch ſollen künftig in mehrerwähntem Diſtriet Feine neue Kalkofen ohne befondere, 
jedoch unentgeldliche. Conceßion Unfrer Krieges und Domainencammer, angeleget, ‚und auch 
hierbey jedesmgf die Art der zuiäßigen Feurung, nach unterfüchten Localumſtaͤnden, bes 

2 lud werden. j | er BE 
Welcher Becker, Kalk⸗Brantewein⸗ und Ziegefbrenner, dem eine Feurinigsare 
beſtimmt, und zur Vorfchrife gemacht ift, dawider handelt, foll das erfte mal mit 10 Rthlr., 
und wenn er mehrmalen contraveniret, mit verfchärfter Strafe angefehen werden, und bie 
eine Hälfte der Geldbuße dem Denunsianten, die andere dem Sorftcommißionsfond zus 


fallen, — 
g13 6, 17 


270. Forſtordnung 


$. 17. | . 

| Die Anlage holgbrauchender Werke ꝛc. sc. betreffend. 

Wir haben zwar im $. 12. des ıften Tituls Unſrer Forftordnung de Anno 1756 bie 

Anlegung aller Glashuͤtten, Pottaſchſiedereyen und Pechfchweelereyen, imgleichen der Eis 

fenbämmer im Gebürge, wo das Commercium blüher, gänzlich verboten, ja die Abftellung 

der alten Glashuͤtten befohlen, und wegen des Koblensund Kaltbrennens die dufferfie 

Sparſamkeit empfohlen. Es will aber nörhig feyn, diefes Verbot, welches nicht überall 
Befolgung gefunden hat, von neuem einzufchärfen, und näher zu beſtimmen. 


Wir befehlen demnach fo gnddig als ernſtlich, daß alle Glashütten, exclufive der 
Grafſchaft Glatz, die ex poft ohne Unſrer Kriegs, und Domainencammer Approbation ans 
‚gelege fegn möchten, wiederum aufhören follen, und fernerhin fehlechterdings feine mehr im 
Schleſiſchen Gebürge und in der Grafſchaft Gag errichter werden dürfen. jedoch wollen 
Mir geftatten, daß die alten, mit diefen die Friederichsgrunder, und befonders die Carls⸗ 
thaler Glashuͤtten benbehalten werden. Es muß aber mit deren Holgbedarf nach der fefls 
geftellten Ordnung gehalten, und ihr Augenmerk lediglich auf weiffes und feines Glas ges 
richtet werden, damit eines Theils der darauf gegründete Glashandel mit feiner Waare, 
Glasſchleifereyen und Schneidereyen fernerhin Unterftügung finde, und weilanderer Seite 
grünes und fchlechtes Glas auf der Polnifhen Seite Unfers fouverainen Herzogthums ges 
nugſam verfertigt werben fann, wo das dazu nörhige Holz Feinen intereffantern Gegenflän 
den entzogen werden darf. 


Wir befehlen ferner, daß alle und jede ohne Eonceßion in dem $. 2. beftimmten 
Gebürgsdiftrict angelegte Portafchfiederegen fofort, und in der Grafſchaft Glatz a daro nady 
Jahren ceßiren follen, weil dadurd) den Bleichen die rohe Afche entzogen wird. Diefen 
Abgang kann die daraus fallende Pottaſche nicht erfeßen, da die gemeine Afche in weit groͤſ⸗ 
ferer Kuantitaͤt gebraucht wird, folglich um fo viel fchwerer von weitem zugeführt wers 
den muß. 

Die Anlegung der Eifenmwerfe wird nicht nur von neuem im Schlefifhen Gebirge, 
und auch in der Grafichaft lag (die einzige Gegend zwifchen Mittelwalde und Wilhelms⸗ 
thal ausgenommen, wo Wir ins über die Anlage eines ſolchen Werks, deflen Abſicht doch, 
fo viel nur möglich), einzig auf Stahl gehen fol, näher zu erklären vorbehalten) fchlechters 
dings verboten, fondern Wir ertendiren diefes auch aufein jedes Berg⸗ oder anderes Werk, 
es habe Namen wie es wolle, wenn es ein nahmhaftes an Holz verbraucht, und folcheg 
dem $einenconmercio oder auch den übrigen Gewerben die Morhdurft entziehen koͤnnte. 
Wir wollen zn dem Ende auch, daß das Bergwerfss und Hüttendepartement Unfers Ges 
nerals ıc. Directorii in dergleichen Sachen, fo weit ſolche von deflen Reſſort find, anf das 
bebutfamfte gehen, und zur Anlage neuer bolzbrauchender Werke in Unſern Schiefifchen Ge⸗ 
buͤrgen ſchlechterdings nicht einfeitig und eher fchreiten folle, bis es fich mit Linferm in Schle⸗ 
fien dirigirenden Minifter und den Schlefifhen Krieges und Domainencammern dark 
einverjtanden, und der Punct mit Zusichung Unfrer Gebürgsforftcommißion nach Vor⸗ 
ſchrift dieſes Geſetzes, befonders nach Maaßgabe des von den benannten Grdflih» Schafe 
gotſchiſchen Forſten gefertigten Etats, mithin nach aller Solidität auffer allen Zweifel gefeßt 
worden, daß das zu einem folchen neuen Werk noͤthige Hol; von dem Bedarf des Dublis 
cums und der in ſothaner Gegend ſchon blühenden Commercien und Gewerbe, ohne ber 

n 






= . a 
für die Schleſiſchen Gebuͤrgsforſten. 271 
Ben Nachtheil und Beſchraͤnkung, eruͤbriget werden koͤtne. Hingegen wird es ns zum 
allergnaͤdigſten Wohlgefallen gereichen, wenn dergleichen Anlagen, nach dem Beyſpiel ans 
derer Lande auf Torfrund Steinkohlenfeurung, da; wodergleichen hinlaͤnglich vorhanden, 
eingerichtet werden koͤnnen. | 
Auch das Kohlenbrennen für Grob⸗ und Kleinſchmidte fol in den Gebürgsgegenden 
nicht mehr ftatt finden, vielmehr follen dergleichen Handwerker fi der Steins und Torf⸗ 
Fohlen zu.ibrem Gewerbe bedienen, und die ſich damit nicht bebelfen wollen, müffen die 
Holzkohlen aus andern Gegenden kommen laffen, Mur in Anfehung derjenigen Eiſenarbei⸗ 
ten, welche Kaufmannswaaren ans Eifen machen, fonderlich derjenigen, welche zu Schmie⸗ 
deberg und Steinfeiffen eriftiren, wollen Wir nachgeben, daß ihnen nöthigen Falls aus 
Stöden und Abraum, die nicht anders anzuwehren und zu nutzen fteben, Kohlen gebrannt 
werden können, jedoch unter ‚befonderer Auflicht und Erlaubniß Unfter Zorficommißion. 
Befonders empfehlen Wir des Endes, mit dem fogenannten Krummholz, welches fich in 
der Höhe des Riefengebürges befindet, einen Verſuch auf Grubenkohlen zu machen, da- 
diefes Gewaͤchs ſonſt zu nichts zu außen iſt, und zu den kleinern Eifenarbeiten eine tächtige 
Kohle füglich gewähren kann, | | 
Ä Auch geftatten Wir den Grobsund Kleinfchmidten in den holzreichſten Diſtricten 
der Grafſchaft Glatz, wenn jie gleich niche Meßmwaaren, fondern nur den Bedarf der Ger 
gend bereiten, brerunter noch einige Zeit nachzujehen, und ihnen zu erlauben, aus fonft 
nicht zu nugendem Abraum und Stocken Kohlen zu brennen. Sobald aber hiervon ein ans 
derer Gebrauch gemacht werden kann, muß auch diefes aufbören, und müflen obgedachte 


Schmidte ebenmaͤßig, fanıt und fonders, zum Gebrauch. der Torf⸗ und Steinfohlen anges 
balten werden, u | 


Alles Harifcharren wird in allen benannten Gegenden gänzlich verboten, und Peche 
und Theerhütten follen in denfelben nicht anders, als da, wo fie hinlänglich und allein mit 
nicht andets zu nußenden Stocken verjehen werden fönnen, und zwar nicht ohne vorgaͤn⸗ 
gige genaue Unterfuchung Unfter Sorftcommißion, auch nicht anders, als unter Approbation 
Unjter Kriegs; und Domainencammern,- angelegt werden, Einer ſolchen Conceßion foll 
auch jecesmal die Meitriction beggefüge werden, daß fie nur fo lange, als der Ueberfluß des 
Störfe dauert, fortwähren fol, 


In Anfehung des Kalkhrennens haben Wir ſchon §. 16. Vorſehung gethan. 


§. 18. 
Einſchraͤnkung der Bedachung mit Schindeln, und Baue auf Fach⸗ oder Bindwerk. 

Da in dem Gebuͤrge die Conſervation des ſtarken Holzes zum Behuf der Verfchläge, 
worinn die Leinwand verfchickt wird, vorzüglichen Betracht verdiener: fo follen bey Kir⸗ 
hen, Mitterfigen und dazu gehörigen Wirthfchaftsgebäuden, auch beträchtlichen Erbſchol⸗ 
tifenen hinfuͤhro keine neue Schindelbedadjfungen, noch Baue auf Fach⸗ oder Bindwerf, 
ohne ausdrückliche, jedoch unentgeldliche Erlaubniß Unſrer Kriögess und Domainencanıs 
mern, die in befndern Fällen auf Landrärhliche Uuterfuchung der Umſtaͤnde, die eine Aus⸗ 
nahme erheifchen mögten, bierunter nachgeben kann, weiter ftatt finden, fondern mit Flach⸗ 
wert, Stroh oder Rohr gedeckt und maßiv, befonders mit Bruchfteinen, in Gegenden, 
wo folche in der Naͤhe zu haben, gebauet werden, 

BE | | Unſre 


8 
272 j ‚„Forſtordnung © 


Unfre Forſtcommißion foll darüber wachen und halten, und die Sontrauenfonefigd 
Unfrer Kriegess und Domainencanımer zur Abftellung der verbotwidrigen Bauart, unßz 
dem Befund nach, zur willkuͤhrlichen Ahndung und Beftrafung anzeigen... 4 


Ferner ſoll bey allen uͤbrigen Bauen auf dem Lande im Gebuͤrge auf alle erſinnliche 
Holzerſparung geſehen, und beſonders, bey 10 Rthlr. Strafe und Abanderung des verbot⸗ 
widrigen, keine Schwelle, die nicht wenigſtens 12 Zoll uͤber der Erde untermauert iſt, 
gelegt werden, ja Wir leben des Vertrauens, daß alle übrige Gebuͤrgseinſaſſen, nach Um⸗ 
ftänden des Orts und ihres Vermögens, je länger je mehr von’ ſelbſt, ihres eigenen und 
des gemeinen Beften wegen, zu maßiven Bauen und anderer, als Schindelbedachung ſich 
bequemen werden, damit Wir bierunter nicht nod) nähere Beſchraͤnkungen, als hierdurch. 
geſchiehet, aus Landesvärerlicher Borjorge für die fo nörhige Schonung des flarfen Holzes 
in dem Gebirge, geſetzlich vorzuſchreiben genoͤthiget werden. N 


. §. 19 | 9 

Bon Rohdungen und dem Anbau entbehrlicher Leeden. u 

Daß Rohdungen und Ausſtockungen des Holzes in den Bebürgsforften, ohne un⸗ 

terſuchtt Unſchaͤdlichkeit und Approbation Unfrer Kriegess und Domainenrammern, unter 

keinerley Vorwand vorgenommen werden füllen, haben Wir bereits d. 8. gegenwaͤttiger 
Forſtordnung feſtgeſetzt. oo 

Dagegen wollen Wir, daß der in Unſrer allgemeinen Sorftordnung de Anno 1796 

Tit. 1. $. 13. empfoßlne Anbau entbehrlicher Leeden, kahlen Berge ıc. zu Holz in den holz⸗ 

benoͤthigten Gebuͤrgsgegenden vorzüglich zur Ausführung gebracht werden foll, 


Wenn demnach Unſre Forſtcommißion dergleichen Leeden und Fable Berge ausfindig 

emacht, die Thunlichkeir des Anbaues unterfucht, auf alle dabey vorfommende Umſtaͤnde, 

—* in wie fern dergleichen Flecke, der Hutung ohne erheblichen Nachtheil, entbehr⸗ 

lich find, Bedacht aenommen, und darüber mie dem Grundherrn conferirer, fol felbige 

davon an Unſre Krieges- und Domainencammer des Depdrtenients ausführlich berichten, 

und die nörhigen Maaßregeln zum Anbau in Vorſchlag bringen. ° Nach erfolgter Approbas 

sion füllen LUnfre Krieges; und Domainencammern den Grundherrn zu deren Befolgung 

anweifen, in Unterlaſſungsfall aber ſolche auf deſſen Koften durch Unſre Forſtcommißion 
ins Wer? ſetzen laſſen. 

$. 20. 
Dom Jagdweſen. 0 

Auch fell Unſre Forſtcommißion eine aͤhnliche vernuͤnftige Ordnung im, Jagdweſen, 

als unten &. 38. in Anſebung der Graͤflich⸗Schafgotſchiſchen Forſten feſtgeſtellt wird, nach, 

und nach im ganzen Gebüuͤrge einführen, . 

Das Jagen niit Jagdhunden in etwas Importanten Waͤldern, und das unordente 

liche Echießen des holen Wildes mit Echreot und Posten, ſoll ſofort abgeftelle, und 

denen, die einen ordenrlichen Wildftand haben Fönnen, und die nicht aut. Ruin denken, aber 

das mie den alten Hüllen und mie Schießung des Rochwildes nachgegeben werden, was iw 

gedachtem $. nachgelajen worden, oo 


uͤeber 


für die Schlefifiden Gehuͤrgsforſten. | 273 


1... Meber die Befolgungen diefer Einrichtungen. „folk Alnfte Sorfteommigior ebenfalls 
wochen, "und die- Contraventiones bey Unſern Ktiegess uud: Domeinencammern rügen, 
diefe aber dergleichen Vergehungen nach den’ Belegen beſtrafen. | j 
= | . 22. 
WVon Beſtrafung der Holzdiebereyen und anderer Forſtcontraventionen. 
Wir haben zwar in Unſrer allgemeinen Forſtordnung de Anno 1756. §. 11. auf die 
Forſtdiebereyen gewiſſe Strafen feſtgeſetzt. Da aber die Erfahrung zeiget, daß ſolche 
wenig Eindruck niachen; fo ſeben Wir Uns genoͤthiget ſelbige zu verſchaͤfen. 

Ein jeder Holzdieb, er ſey ein Fremder, oder ein Unterthan des Grund⸗ und Forſt⸗ 
herren, foll im erften Betretungsfall mir vierfachen , das zweitemal mit ſechs, das drittes 
mal mit achıfältigem Sorjttarınäßigem Erſatz des Geftopinen beftraft werden, darneben für 


die Pidndung oder fonft gegründer bejundene Rüge dem Denuncianten 4 Ggl. erlegen, und 
überdies die Gerichtskoſten tragen. 


In weitern Betretungsfaͤllen foll letztgebachte Strafe mit acht: bis vierzehntaͤgigem 
Gefaͤngniß bey Waffer und Brod, oder Forftarbeitsitrafe, auch nach "Befund der Bosheit 
und Beharrlichkeit mit Arbeitspausftrafe auf ı, 3 bis 6 Monate, und doppeltem Pfands 
geld verſchaͤrft werden, | 


Falls Forfidieberegen in gefchloffenen Dertern ansgeuͤbet, und dieſe dadurch den 
- MWindftürmen gedfnet werden, foll die feſtgeſetzte Öeldbuße, dem Befund nach, ebenfalls 
mit Gefaͤngnißſtrafe verfchärft werden. - | 

Wenn der Diebitahl bey Nacht, oder des Sonns und Fefttages gefchehen: fo fol 
neben der feitgefeßten Strafe, ftatt 4 Ggl. Pfandgeld, 16 Gl. erleger werden. 

Die Widerjeglichkeit gegen die Pfindung foll, nach Bewandniß der dabey verübs 
ten Öewaltthätiafeiten, mit acht; bis vierzehntägiger Forſtarbeit, auch, wie ſchon in Unſrer 
allgemeinen Sorftordnung Tit. ır. 9. 4. verjeben ift, den Befinden nach, befonders wenn 
ganze Compiotte fi Behufs der Forſtdiebereyen zufammen rortiren, und auf Gewaltthaͤ⸗ 
tigfeiten ausgeben, mit Zuchthaus⸗ und Veftungsitrafe belegt werden. 


Bor ein Scheit, welches von einer zum Etat geichlagenen Klafter, oder aus der 
Floͤße geſtohlen wird, foll 4 Ggl. Strafe, und für die Pfändung eines Stuͤck Zugviches, 
fo zur Dieberey gebraucht wird, dem Pfänder 12 Ggl. erleget werden. 


Das Afches Zunders und Kohlendrennen fell, wenn es diebifcher weile gefchieher, 
mit ı Rtchlr. Pfandgeld und 3 Rthlr. Strafe, neben dem Exfag des. Hohes, geabnder 
werden. Ben vorwaltender wahren Unvermögenheit des Denunciaten, die feftgefegte 
Geldbuße ſamt Pfandgeld zu erlegen, foll er, nad) dem fhon in der allgemeinen Forſtord⸗ 
nung de Anno 1756. Tit. 11. $. 2. feitgefegten Verhaͤltniß, mit Sorftarbeit, befonders 
Stockrohden, beftraft werden. | 


| Mach Aehnlichkeit deſſen, was im Juſtizreglement vom zften Auguſt 1750. I. 14 
ingleichem in der ofterwähnten Forſtordnung de Anno 1756. Tit. 11. §. 6. feſtſtehet, und, 
zu Vermeidung aller beforglichen LUmtriebe,. wenn der Forſteontravenient im Foro Domicilä 
befprochen werden müßte, wollen Wir, daß alle Forftsontraventiouen, es fey nun, daß der 

Beckmanns Geſetze I. Theil. Dim aus⸗ 


id. 


274 nt Korftordbnung 


auswärtige Contravenient über ber That perfönlich ergriffen oder gepfändet worden, ober 
auch ohne perjönliche Ergreifung und Pfändung gegen ihn geruͤgt wird, in den Forſt⸗ 
Foro des Grund⸗ und Forftheren, qua Foro Delitti, unterfuche, decidirt, beftraft, mit⸗ 
bin der Contravenient von feiner Gerichtsobrigkeit dem Forſt⸗Foro auf deflen gebührende 
Requiſition allemal geftellt werden. 


Auch follen die Forfiftrafen, "fie befteben in Geldbußen oder Forftarbeit, dem 
Grund⸗ und Zorftheren zufließen und zu gut kommen. 


In meitläuftigen Forften, wie die Graͤflich⸗Schafgotſchiſchen, wo dergleichen 
Serftcontraventionen oft vorfommen, müffen quartaliter ordentliche Forftgerichtstage gehafs 
sen, und an jelbigen die vorgerallenen Contraventionen, die niche auf friicher That abges 
macht worden, von dem Juſtizamt, in Beyſeyn eines vorgefeßten Forſtoedienten, inſtruirt 
und decidirt, von feinem Sorjtbedienten aber, ohne Erkenntniß des Juſtizarits, Strafen 
oder Pfandgelder einge ogen werden. 


Den Beſtraften bleibe der Recurs an Unſre Krieges und Domainencanımer des 
Departements offen, zu deren Erfenntniß-auch die Contraventionsfachen , die jich nach dies 
fer Verordnung zur Beftrafung mie Zuchthausarbeit qualificiren, mittelſt gutachtlichen 
Berichts des Juſtitiarii und Beyfuͤgung des Unterſuchungs⸗Protocolli, ausgejtellet wers 
den muͤſſen. 


Unfrer Korftcommißion lieget ob, darauf zu vigiliren, daß die Forftcontraventios 
nen, bey deren Steurung das gemeine Weſen nicht minder, als der Forſteigenthumer ins 
gereßirt it, gebörig bryirafer werden, Ihr ſtehet frey, zu dem Ende die abgehaltenen 
Lontraventienspretocolle und darauf ergangenen Erkenntuiſſe einzujchen, und gegründete 
Ausftellungen,, verfpürte Nachſichten, bejonders Unfleiß und Unehärtgkeit der Forſtbedien⸗ 
ten in Entdeckung der Contraventionen, bey der Kriegs⸗ uud Domainencammer des Des 
partements zur Remedur in Anregung zu bringen. 


$. 22. 


Uchergang von den allgemeinen Vorfchriften zu denen, welche die Sraͤflich⸗Schafgotſchiſchen 
Forſten befouderd angehen. 

Wir haben bisher zu Einrichtung des Forſtweſens in ſaͤmtlichen $. 2. beftinnmten 
Gebuͤrgsdiſtricten allacmeine Vorſchriſten ertbeilet, und fehreiten nun zu denjenigen, welche 
die Reguiirung der Gräflih s Echafgorichifchen Forften in den Majorassherrichaften Kynafl, 
Giersdorf und Greiſeuſtein bejonders betreffen. 


Wann Wir die Bewirthſchaftung diefer Forſten einer noch naͤhern und innigeeh 
Infpection , Leitung und Direction unterzogen; fo haben Wir die dringenden Bewegungss 
ruͤnde dazu nicht allein in der ofterwähnten vorzügfichen Wichtigkeit diefer Zorften, und 
in dem beſondern Einfluß, den felbige auf den geſammten Nabhrungsſtand dortiger Gegeud 
haben, ſondern auch darinn gefunden, daß eines Theils das auf dieſen Gütern ruhende 
Diajorar als eine Stiftung zu betrachten ift, welche, in Anfehung ihres der ſpatoſten Nach⸗ 
kommenſchaft zu confervirenden Ertrages, um fo mehr Unſre fandesherrliche genaue Auf⸗ 
ch: und gemeſſenſte Vorſorge verdiener, je mehr davon der von den Stiſter felbit lediglich 
verabjwechte Wohlſtand und Flor einer der anſehnlichſten Familien des Landes abhängen, 
andern 


für die Schleſiſchen Gebürgsforften. 27% 


undern Theile aber durch alle in dieſer Abſicht fchon ſeit Anno 1750 eingefchrittene, und in 
biefer geraumen Zwiſchenzeit niebrmalen errieuerte Maaßregeln einer entferntern Aufficht 
(wie nun die. gehaue Aufnahme dieſer Forſten gezeigt, und von dem zeitigen Majorarsbes 
fißer felbit nicht verfannt werden mag ) diefer heilſame und gerechte Zweck ben weitem 
yicht erreicht werden mögen, anithin.der Fall einer unumgänglich nörhigen nähern Aufficht, 

ibſt nach det allgemeinen Dispoſition des $. 10. gegenw rtiger Ordnung, ben diefen Zora 
ften in doppeltem ‘Betracht eintritt. u EEE | 0 
en 2 ee 5. 7 Pa — 

Die in den Bräflich « Schafgotfchifchen Forſten anzufielenden Forſtbedienten betreffend. . 
| Da cs ben Herftellung und Erhaltung guter Ordnung in den Graͤflich⸗Schaf⸗ 
gorfchifchen Forſten um fo mehr auf Anfeßung tüchtiger Sorftbediente anfonımt, als das 
Gräflihe WiajoratssDominium die demfelben zn Tage gelegten Forftunordnungen und 
Misbraͤuche felbit größtencheils den bisherigen Zorftbedienten beygemeſſen: fo wollen Wir 
die in dem $pho 17, gegenwaͤrtiget Forſſordnung über diefen Punct gegebenen allgemeinen 
Vorſchriften, in Anfehung nurgedachter Forſten ’ dahin näher beftinmme haben, daß 

a) Vorzüglich zum Forſtmeiſter über diefe Forſten ein recht tuͤchtiges, forſtkundiges, 
der Sache gewachſenes, treues und betriebſames; Subject angeſtellt werden 
muͤſſe. Dem Dominto bleibe ftey, ſolchen in Vorſchlag zu bringen. Es ſoll 
‚ro „aber derjelge, weiß zu, viel auf deſſen Tuͤchtigkeit ankomnit, nicht allein von der 
9. Horfkeommißion, ſondern auch von Unfern Kriegs- und Demainencammern; 
2,5 durch linfern Oberforsyp ifer ‚ Sbgedachter Eigenfchaften halber, genau geprüft 
u und eraninirt, und, uad) ‚dem bepf.lligen,‚Öutashten und. Befund derfelben, 
- unter Approbation Unjers in Schleſien dirigirenden Miniftre, angefegt 

werden, 


| So follen auch zu beiden Oberförftern überaus tuͤchtige Subjecte, die fich auf das 
Forſtweſen ex profelfo gelegt, überdem won befannter Treue und Betriebſamkeit find, vom, 
Dominio vorgefchlagen, vorn Unſrer Gebürgsforjteommißion geptüft, und, wenn ihr an 
die ıc. Cammer eritartendes Gutachten ihrer Anftellung benpflichter, von derfelben approbis 
ret werden, | 


In Anſehung der übrigen Forftbediente, deren Aus und Abftellung, bat es bey der 
allgemeinen Difpofttion des $. 11. gegenwärtiger Forftordnung, fein Bewenden. Wir ges 
ftatten auch, daß die zur Zeit der Etatsformirung und Unterfüchung gedachter Forſten, 
vorgefundene Unterforſtbediente und die ihnen ausgemeflene Gehalte, . Deputate ui 
Emolumente, fo wie leßtere im Etat bemerfet find, vor der Hand beybehalten werden koͤn⸗ 
nen. Jedoch follen die untauglichften , und befouders die fich in den unordentlichen Hauun⸗ 
gen, und Geſtattung fehädlicher Vichtreiben, am meiften hervor gethan haben, wenn fie 
fich nicht corrigiren, nach und nach entlaffen, die beffern aber nach Erforderniß mit Öchaltss 
julagen aufgemuntert, und, wo es nothwendig ift, deren mehrere angejeget werden. Beſon⸗ 
ders genehmigen Wir auf allerunterthänigften Vortrag, daß in den Gebürgsforften der 
Herrfchaft Greifenftein inclufive des Rabſchauer Forftes, fo wie im Kynaftfchen, Forſt⸗ 
Enechte, und zwar im Slinsbergfchen zween; angeftellet werden, um die eingeriffenen Dies 
bereyen und vielen Unordnungen beffer überfeben zu Bönnen. Auch genehmigen Wir, daß 

m 2 ein 


276 Ze Forſtordnung ” :: 5° 


ein beſonderer vereideter Echreiber den Forſtmeiſter zu Halje, myireinan-suppuctianirfickeg 
Gehalt, angeitelle werde, un die Führung der Rechnung und das übrige Schreihwenf 
unser ihm zus verrichten, damit diefer von den ˖nothigen Bereiſungen und. öftern Reviſioncy 
niche zu ſehr abgehalten werde, Dr 17 
‚je 


Alle dieſe beyzubehaftende oder neu anzuftellende Bediente, vom erſten Dip HM 
legten, follen nah Vorſchrift des F. 11. vereider werden... ei 


Uebrigens Finnen Wir auch nicht 'geftasten, daß die folhergeftaft unter ausdruͤckli⸗ 
her Approbation Unſers in Schlejien dirigirenden Miniſters und Uuſrer Krieress und Dos 
mainencammer einmal angejeßten und vereideten Zorftbediente, ohne ebenuaßige, Aoproba⸗ 
tion und ohne dazu vorjeyende fehr erhebliche Grunde, willführlid, wieder entlaſſen, ads 
und verſetzt, oder an ihren beſtimmten Beſoldungen verringert werden, in mebrern Res 
tracht, Daß dieſe Willführ die Auffindung tuͤchtiger Subjecte zu ſolchen Aemtern erſchwe—⸗ 
ven, und die ganze, dem Dominio ſelbſt heilſame Abſicht dieſer Einrichtung vereiteln würdes, 


F. 2%. 


Morinnen die Verrichtungen bes, den Graͤflich⸗Schafgotſchiſchen Forſten, vorgeſetzten 
| Forſtmeiſters beſtehen follen. 


Die Verrichtungen des Forſtmeiſters ſollen hauptſaͤchlich in folgendem beſtehen. 
Er ſoll die Oberanfjiche uber beide Forſtaͤmter fuhren, und alten Forſtbedienten derſelben 
porgefege ſeyn. Alle Verordnungen nnd “Befehle, welche viefe Forſten betreffen, ſollen an 
ihn ergeben, jedoch ſoll zrgleih dem Dominio davon zu deifen Nachricht und Achtung Com⸗ 
muntcation geicheben. In gleicher Maaße follulles, was Untergebene in Forftſachen hey 
dein Domino, oder ben Unſrer Forſtrommitßion und bey Unſern Landesinſtanzien amubrins 
gen haben, es fey denn, daB ſothanes Ausringen wider den Forſtmeiſter ſelbſt gerichtet 
it, durch ihn geben. Seine Hauptverrihtung it die Beſtimniung der jeden Jahres einzus 
ſchlagenden Klafterzahl, die Auswahl der Haue, und die gehörige Vertheilung des Hol;es 
an die Empiänger. Wir verordnen allerguädigit, daß es ferner dabey verbleiben fol, daß 
zu Aufang des Fruͤhjahres die zu verlaffenden Quanra den DOrtichaften, die es berrift, bes 
kannt gemachht, und hiernaͤchſt von den Käufern, die fich melden, das den Holsichlägern 
fofort zu bezahlende Schlagerlehn prienumerando erlegt werde. Und zwar fell eriteces 
uach Maaßgabe der dem Dominio zugefertigten Sperialetats und Nachweifungen gefcheben, 
dergeſtalt, dag den Ortſchaften, die auf jedes Revier angewieſen, und dabey vermerkt ind, 
dir Quanta, die der Etat vorfchreiber, und das Verhaͤltniß der eingerichteten Preißclaſſen 
bekannt gemachte werde. In der Eintheilung des Holzes muß fonderliche Vorſicht ange⸗ 
wandte werden. Der allen andern muͤſſen Bleicher und Sabricanten, biernächtt die Städte, 
und zuletzt erſt die anliegenden Unterthanen und &andleute ibren Bedarf erhalten, 


Da nun mir dieier Ordnung diejenige Einrichtung nicht beftehen kann, welche das 
Dominium vor einigen Jahren getroffen hat, daß nemlich jedem Bauer drey, jedem Gaͤrt⸗ 
ner wen, und dem Häusler cin Stoß zugelaflen werden ſolle; fo muß diefe dem michtis 
gern werben, und um jo eher cebiren, ale diefe Quanra opnehin dic eigene Conſumtion 
dicſer Leute uberjchreiten, 

Dahin⸗ 


für Die Shteifsen Meirgsforften. a7 


Dahingegen follen die Landleute, die nicht Zabricanten find, vorzüglich mie Reiß⸗ 
und Stock holʒ verſorgt werden, wie hiernaͤchſt $ 30, näher. beſtimuit werden wird. 


Die Specialetats beſtimmen mın zwar gatz gemau die verchiedenen Preißeloſſe ſen, 
wie ſplche nach Maaßgabe der leichtern und befchwerlichern:Abfupr reguliret worden find, 
Es wuͤrde gbher dennoch ein Holzkaͤufer leiden, wenn gr zu lauter eutlegenem verwieſen vacra 
den ſollte. Wir ſetzen Anshalb feſt, daß die Eintheilting nach Proportion des Specialetätsp 

. wie diefe bie - Stürfe. det mahen, mittleru, waiten;: und gqnz. eitferuten Houſchtuge be⸗ 


HR, gefih chen: Joll;... 21 212 —8 re —8 jr 35. J RR. Her . 9 
1. In⸗Abſtcht der Bezahlungdes Holzgeldes: wollek Bir.re forner bey dein alten 
belaſſen⸗wiſſen/ Daß folche nach. verzichtetee Aofubr-in März heſchehen: ſoll. u: 


Dem Dominio bleibt jedoch frey, von den Bleichern, befonders die nicht Unteribas 
deu ind, jnd. bey denen daſſelbe der Zahlung bakterrzu risguiren glaubt, ‚fisb..gire billige 
Sicherkait ys halb ſſeſlen zu laſſen, jedoch ohne ihnuen ihr. ewerbe uͤnnoͤthig zu. erſchweren⸗ 
Arc darf dam Holzempfaͤuger, wilcher. un der Zablung ‚des vorerpältenen. nicht einbältn 
weiter nichto creditirt werden. 

Die Einbebung des Geldes famı ferner vom Dentiteifter des Dotainii: gehehen 
doch np daben das Regijter des Forſtmeiſters zum Gruud geamanen werden. =. . 2m 


Dir‘ Forſturiſter muß‘ ferner. “Über beide Berta imit Sritfe‘ nd Bnjebung 
des in’ zu uge benden Schreißers, ordentliche" Borftresgnunigeht red. Vom len Mär 
fol ſoiche Ähfatigen;, und inte dem legtön Apfit‘ "geichköffeir nserdtu,, weri nt Kr’ vor⸗ 
Kun Einfchlag. völlig we ggeſchafft, die Bezahlung. erpoben. -worden ift, . ‚audeper neue 

infchlag feinen Anfang nimmt. | | 

- Diefe Rechnung foll durch die angeordnete Forſtrommißion, unter Approbation Un⸗ 
forer Siriegess und Domaimmensammer, dentlich und ordentlich eingerichtet, und vom Graͤfli⸗ 
hen Sorftmeifter vorſchriftuaͤßig. und bey.der ſchwerſten Verantwortung, : ifrichtig gefuͤh⸗ 
ret werden. Auch ſoll der Forſtmeiſter ſolche jedesmal mit einem Atteſt auf ſeinen Amtseid 
beſchließen, daß ihm auſſer dem Feine Forſtuutzung, welche das Dominium gezogen, 
wiſſend ſey. 

Zu mehrerer Beglaubigung der Rechnungen verordnen ir, daß eines jeden Res 
viers Jaͤger oder Unterfoͤrſter uͤber den Einſchla g deſſelben ein ordentliches Regiſter fuͤhren, 
En ji folches mit einem ähnlichen Atteſt, wie der Forſtmeiſter, die, Hauptrechnun⸗ g, beſchlieſ 

n ſoll. — 

Wo ein Forſtknecht gehalten wird, ſoll dieſer das Schlagerogiſter mit ı untetſchrei⸗ 
ben, und dieſe Schlageregiſter ſollen der Zaupirechnun⸗ g, als Belaͤge, beygefuͤget werden. 

Unſre Forſtcommißion bat dieſe Schlagere giſter deutlich und ſo faßlich einzurichten, 
daß ſie den Faͤhigkeiten der Unterfoͤrſter angemeſſen ſind. | 

Noch vor Ablauf des Man mup.:die Rechnung an Unſre Forſttonimißion abgelie⸗ 
fert, von dieſer revidirt, die etwanigen Monita, im Beyſeyn des Forſtmeiſters und eines 
andern: Abgeordneten des Dominii durchgegangen, das, was ſich heben laͤßt, alsdenn ges 
hoben, und von den übrigen, wie $. 10. Lit. b. verordnet ie an Unſre Krieges— und Do⸗ 
mainencanımer Bericht abgeſtattet werden. 


Mm 3 | | §. 25. 


378 edge 


.. —. 25. Pa Pe ne 
Daß zwey Oberfoͤrſter beybehalten werden ſollen, wie auch von den zu haltenden Forſtamts⸗ 
i and Forſtgerichtstagen. 
Weil nun alle dieſe Ausrichtungen dem Forſtmeiſter allein, ohne weitern Bey 
ſtand, zu ſchwer fallen würden: fo wollen: Wir es dabey belaſſen wiſſen, daß in jedent 
Forſtamt Am Oberfoͤrſter ſeyn ſoll. Dieſe können die Specialaufſicht eines Reviers neb 
Ätıtn vereideten Forſtkuecht beybehalten, nid follen als Oberforſter ihren Diſtriet 
bereiten und nachſehen, ob auch allen Anordnungen Genuͤge geſchiehet. Solchergeſta 
dienen ſie dem FJorſtineiſter zur Aßiſtenz, wie ihnen denn dieſer and) bey den Holzbeſchlaͤgen 
und ſouſt diejenigen Verrichtungen. übertragen kann, die er allein nicht zu beſtreiten 
it Der Forſtmeiſter fol hiernaͤchſt alfe vierzehen Tage, einmal ums andere, in jedem 
Amt,“ ünter Beprrite des ihm zugegebenen Echreibers und Oberförfters des Amts,’ Forſt⸗ 
amtsrag häften, An diefem Tag muͤſſen die Unterfoͤrſter zuſammen kommen, vor allen 
Vorgaͤngen Bericht abitatten, und die etwa nörhigen Befehle erwarten. : Auch müflen auf 
feldigen alle Holzdiebſtaͤhle und Forſtvergehungen gerügt, die Denuncistiones umſtaͤndlich 
niedergeſchrieben, und ſotbhane Deuuneiationsprotocolle dem Juftittario jeder Herrſchaft 
vorgelegt werden,welcher ſolche, wenn die Sache keinen Verzug leidet, ſonder Anſtand, 
ſonſten aber an einem quartaliter zu haltenden Fotſigerichtstaͤg, in Beiſeyn des Forſt⸗ 
meißers unterſuchen, und nach Vorſchrift dpa, Ar, dieſer Forſtordnung abipun muß. 


Domit aber auch Unſre Forſtcominißion unterrichtet fen, ob alle ſtrafbare Caſus 
wuͤrklich unterſucht und die Strafen zur Execution ge*racht worden: fo muß das Gerichts⸗ 
amt, nach einem von der Korftcommißion ihm zu gebenden Schemate, cine Nachweiſung 
davon alle Quattale an felbige einjenden, und eben dieſe Nachweiſungen müffen von allem 
vier Quartalen der Jahresrechnung mit beygefuͤget werden. E on 

§. 26. I J 
Einige forſtoͤconomiſche Grundſaͤtze, die vorzuͤglich in den Graͤflich-Schafgotſchiſchen 
FSorſten beobachtet werden ſollen. | 
Da Wir von küchtigen Forftbedieneen, die Wir bey diefen Forſten angeſtellt wiß 
fen wollen, vorausſelzen dürfen, daß fie willen werden, mas zu einer zweckmaͤßigen Bes 
wirthſchaftung diefer Forſten, nad) den diesfäfligen Einrichtungen, noͤthig ift: fo wollen 
Bir denfelben nur diefes insbefondere einfchärfen, daß 


. 3) Durchgaͤngig reine Haue gemacht werden muͤſſen, und ſchlechterdings nichts aus⸗ 
geleuchtet werden darf, weder unter dem Vorwand einzelner auizuraͤumender 
Windbruͤche, noch weniger durch Herausnehmung der Brettkloͤtzer aus ſtehenden 

Oertern, jedoch koͤnnen auf etwas breit fallenden Hauen ganz einzelne Tannen 
° - and Buchen su Saamenbäumen ſtehen bleiben. Diefe müffen aber nach fünf 
" bis ſechs Jahren, wenn fie die Beſaamung verrichten helfen, auf den Schnee 

heraus geichafft werden, wenn man nicht Urſache zu vermuthen hat, daß fie fi 
bis zur Fünftigen Haubarkeit des Orts erhalten werden. 


_ Ä 3) Sollen 


für die Schlefifhen Gebürgsforften. 279 


* 2) Sollen die Haue berganwaͤrts, ‚und zwar fo-geführet werden „daß obere Theil 
eines Berges, fonderlich gegen die Mittags und Abendſeicr/ am lapgiten. vers 
bleibe, und muͤſſen rn. 


3) Die Haue fo fehmal, als möglich, hochſtens nicht über 50 Schritte breit, angelejet 
werden, damit der Anflug deſto gejchwinder folge, und den Stuͤrmen, die in 
diefer Gegend oft wuͤthen, niemalen zu viel Luft gemad)t werde. 


| Die beiden letztern Puncte beruhen vorzüglich auf den Forftmeifter, indem diefer, 
wor Autrite des Einſchlagens, alle Haue felöft ausfuchen und genau beftinimen folk, Jedoch 
muß er hiervon bey Zeiten; und noch im April, den Entwurf Uhfrer Sorfteonmißion- eins 
reichen, welche die Borfihläge in Loco unterſuchen ‚und dem Befinden nach genehmigen, 
oder anders beftimmen ſoll. 


$. 27. han. J 
Die Holzſaat betreffend. ze F 


Da der x entwörfene Forſtetat uͤberall auf Beweiſen und wahren Grundfägen berii 
bet: fo haben aud) die Haue, welche jäßrlich gemacht werden, der Größe nach, genau - be⸗ 
ſtimmt werden koͤnnen, und mit eben der Gewißheit haben die Koſten der Befanifiung ders 
felben’ ausfindig gemacht werden koͤnnen, wie dieſes die Etats naͤher beſagen. ur 


Diefen Punce der Holzſaat ſchaͤrfen Wir dem Forſtmeiſter, fo wie den Dbers und 
Unterförflern dieſer Forſten, zur genaueften und verſtaͤndigen Ausfuͤhrung, und Unſrer 
Forſtcommißion zur gan; beſondern Anfmerkſamkeit ein; indem darauf die Aufrechthaltung 
diefer Etats vor die Zukunft lediglich beruhet. Wir beſehlen demmach, daß nicht nur die 
beſtimmte Anzahl Fichten⸗ und Tannenſaamen, fo oft er geraͤth, geſammtet und ausgeſaͤet 
werden ſoll, ſondern daß auch, da dieſer Saamen nicht alle Jahre geräch, ſich aber der 
erftere auf. einige Jabre conſerviret, von dieſem erſtern ein namhaſter Vorrath, wenigſteus 
auf ein Jahr voraus, in faamenreichen Jahren geſammlet und aufbewahrt werden ſoll.. 


Was den Tannenſaamen betrift; ſo muß dieſer friſch ausgeſaͤet werden, weil fc 
nicht auf länger erhalten läßt. Da indeflen das Tannenholz in diefer Gegend das nüßlichfle 
iſt, fich aber nicht fo gut als die Fichte durch den Anflug fortziehet; fo foll aufdeflen Anbau 
der vorzuglichſte Sleiß gewandt, und jolches uͤberall in den mildern Thälern und VBorgebürs 
gen beftens u vermehren geſucht werden. Huch follen diejenigem Haue, meldye „ in Ers 
mangelung des Tannenfaamens, blos mir Fichten beider ind ‚ic aber . erſterem ki den 
bey gerathe nen Saamen, damit. nachgeſaet werden. 


Ob nun zwar im Etat vorjüglic nise anf Bichten und Tannen refleetiei worden, 
und diefes auch die Hauptfäche diefer Forſten iſt und bleiben wird; ſo Mm es dennoch nös 
thig, nebenbey auf Anbau einiger andern Hoharten Bedacht zi nehmen? und ſowohl Roth⸗ 
buchen⸗ Lerchenbaum⸗ als Abornſaamen i in den Dertein, ‘wo ſich Kamen ſchicken, einzeln 
wit unterzumiſchen, ja auch einige unvermiſchte Oerter in gelinden und fruchtbaren Thaͤlern 
davon anzulegen. Mic Koſten, die hierzu erforderlich ſind, werden wieder an der Fichten⸗ 
und Tannenbeſaamung eriparet, und alteriren alfo den Erar nicht. Nicht weniger kann 
auch 0 an den higigen Vorbergen, und in den Briehgen. und m range Seelen ). ‚dan Fichten 
and Taunen, Kieferujaame genommen werden. .- - „ 

. vBorſi⸗⸗ 


288 oa Forſtordnung :; ° 


u "Morftehenbes verſtehet ſich hauptſaͤchlich von Beſaamung der frifichen Haue, und 
ba dabey auf keine Machſaat gerechnet werden kann; fo muß es dergeſtalt verwandt werden, 
dag man auf deſſen guten Erfolg rechnen kann, welches dadurch geſchiehet, daß die Bes 
ſaamung ſogleich im erſten Frühjahr nach der Faͤllung vorgenommen wird, als welches 
Air, fo viel nur möglich, befolgt willen wollen. 

Wir haben auch bternächtt.in der Ausgabe ein Quantum von 500 Rihlr. zur Wie⸗ 
derbeſaamung der duch ſchlechte Wirebiihaft zur fecde gewordenen alten Haue annehmen 
laſſen. Dieſe muͤſſen nach esen den Örundfigen, wie vor von Beſaamung der jet fallens 
den Haue erwähnt worden, verwandt werden, nur daß die Wundmachung des verrafeten 
Bodens mehrere Arbeit machen wird. | " 

Da dieſe Hans, wenn fie dereinſten in Stand gefeßet find, dem Ertrag der For⸗ 
ſten zuwachſen; je hoffen Wir, daß das Domintum zu feinem eigenen großen Vortheil von 
ſelbſt ein mehreres dazu verwenden werde, als Wir vor der Hand dazu annehmen lajfen. 
Sollte jedoch daſſelbe damit Anſtand nehmen, aud der natürliche Anflug, auf den übers 
Bi mit gerechnet worden, nicht genugfam erfolgen: jo committiren Wir Unirer Kriegs⸗ und 
Domainencammer, zuzutreten und ein mehreres nach Erforderniß dazu verwenden zu laſſen. 

Aus der guten Ausrichtung der Beſaamung ſoll die Tuͤchtigkeit der Forſtbedieuten 
ganz beſonders erfaunt, und diejenigen, die ſich tum Einſammlen und Nusjien laͤßig und 
Ijngeſchickt bezeigen, ſollen als untuͤchtig abgeſchaffet werden, 

Es ſoll zu dem Ende jedem Revierbedienten, der nach dem Etat auf ihn fallende 
Qiheil der Beſaamung vom Foritmeilter, nachdem folches zuvor von Unſrer Forſtcommißion 
wachgeichen worden, jihrifelich befannt gemacht werden, damit fir, ih im Einſammlen, 
wo;u fie füch Leute zuziehen muͤſſen, darnach richten konnen. 

Die Beſaamungen muͤſſen unter Anweifung des Forſtmeiſters, und ſteter Nufjiche der 
Oberfoͤrſter geſchehen, und jo wie die Unterfoͤrſter für den ihnen zuiommenden Antheil haf⸗ 
ten muͤſſen; fo ſollen die vorgejegten Jorftdedienten vor das Ganze repondiren, uud Lujre 
Forſtcommißion muß zum oftern jowohl die Saanienvorräche, als die geſchehenen Ausſaa⸗ 
een auf das genaueſte revidiren, und ſich ſolche zum ganz beſondern Augenmerk machen. 


§. 28. 
Die Verwendung des Fonds zur Inſtanderhaltung der Floͤßbaͤche und Holzwege. 

Unter den etatsmaͤßigen Ausgaben haben Wir ferner in jedem Forſtamt ein ge⸗ 
wiſſes zur Reparatur der alten, zu Anlegung neuer Floͤßbaͤchen, und zu gleichem Endzweck 
ben den Fahrwegen, annehmen laffen. In Abſicht des erſtern iſt bereits auf die Schuldig⸗ 
keiten, welche einigen Unterthanen dab y obliegen, Rücklicht, euonimen worden, und ift 
-tnfer erufilicher Wille, daß die alten Floͤßbaͤche niche nur beftändig in gutem Stand ers 
halten, ſondern auch, wo es thunlich und nuͤtzlich iſt, verlaͤngert werden kilcn. 

Hauptſichlich muß aber auf die Inſtanderbaltung der zur Heljabiuhr dienenden 
alten Wege gedacht werden, weil fh darauf die Billigkeit der AAgenanımenen Preiße 
gruͤndet. 

Und wenn hierben noch etwas eruͤbrigt werden kann; ſo muß an Verlaͤngerung der 
alten, und Aulegung neuer Wege gearbeitet werden, und hiervon muß das erſte ein ge⸗ 
bruͤckter 


für die Schlefifhen Bebuͤrgsforſten. 281 


bruͤckter Weg nach, der Iſerſeite des’ Flinsberger Sorftes ſeyn, auf welchem Bie indem Star 
von di fer Seite angenommene Quantität Flößholz allemal fiher zum Queis gejchaft iwerddn - 
kann, wenn auch der Schnee. ohne Froſt fallen .jollte, wogegen andern Falls, "und ohne‘ 
einen gebrüäckten Weg, in diefer moorigten Gegend etwas zu transportiten nicht möglich” 
wäre, Die nächfte Arbeit diefer Art foll fodann cin Weg. in den Carlsthaler Forſt feyn, 

damit dadurch der dafige anfehnliche Holzvorrath zu Gute gebracht werden koͤnne. . .i 

Bey den in diefem Revier zur jährlichen: Mutzung angenomnmhen- Fodd Stück 
Saͤgekloͤtzern ift hierauf ſchon Rückjicht genommen, infofern ſolche in den Hauungen für die 
dajige Glashütte nicht angetroffen werden dürften, indem es wider Unfer Verbot laufen 
würde, dergleichen aus flehenden Oertern heraus pleutern zu. wollen, ohne reine, und vr⸗ 
denrliche Häue machen zu koͤnnen. Bey Verfhaffung hinlaͤnglicher Abſuhr wird noch 
eine größere Anzahl von Brettflößern zu Gute gemacht werden fönnen, und, damit dem. 
‚Dominio aller Vortiheil daraus zuwachſe, kann daffelbe alsdenn an der Muͤlmitz eine 

Schneidemuͤhle anlegen, W en | 
— | 5. 29. —3.5. 
Vom Bedarf der Carlsthaler Glashuͤtte, und des Schreiberhauer Vitriolwerks. 

Mas die 1234 724 Stoß 6 vierteliches weich und hart Holz betriit, welche im 
Carlschaler Forſt bis dato noch nicht genußet werden koͤnnen; fo foll zuförderft die dajige 
Glashuͤtte dasjenige davon erhalten, was fie beym mehrern Flor, über die bisher erhaltes- 
nen 105 Stoß, gebrauchen mochte, indem Wir wollen, daß diefelbe nicht nur confervirt, 
feudern auch weiter poußirt werden foll, damit cs dem in Schreiberhau und Warmbrunn: 
einmal etablirten anfehulichen Glaſshandel, mit der dabey verfmipften Glasſchleiferey, nicht » 
an einlaͤndiſchem Stoff zu Fortfegung diefes Gewerbes fehlen möge, Hiernächft ift das - 
etwan noch mehr zunehmende Nutzholz und Brettkloͤtzer, ingleichen das fallende harte Holz 
abzuziehen, und der Reſt ſoll dem in Schreibethau angelegten Vitriolwerk beſtimmt ſeyn. 


Jın Fall ſich der Eigenthümer diefes Werks mie dem Dominio über den Preiß dies 
fes Holzes nicht pereinigen koͤnnte; fo fol Uufre Kriegs: und Domainencammer ſolchen nach ' 
Suligter, dad Maaßgabe der Entlegenheit, und der Preiße der Glashütte , reguljren 

ollte jedoch der Weg dahin zn Stande kommen, und dadurd) die. Zufuhr merklich erleich⸗ 
tert werden; fo finden Wir billig, dag dem Dominio nad) Verhaͤltniß am Preiße etwas 
zugefeßt werde, welches, zu reguliven Wir Uufrer Krieges und Domainencammer gleichfalls 
überlaffen. Sonften kann dieſem Vitriolwerk aus deu Forften, wovon die Dede ift, nichts 
weiter zugelegt werden, indem deren Ertrag nur geräde zum Bedarf des uͤbrigen Publici, 
und der mit ihrem Holbedarf darauf begründeten Bleichen, zureicht, welchen ſchlechter⸗ 
dings nichts entzogen werden foll, Jedoch befehlen Wir, daß zu Sorthelfung Bieles Werke, 
da es einmal angelege worden, dem Eigenthuͤmer geftattet werde, dasjenige Hol, was cr 
aus dent Carlsthaler Forſt erhalten kann, auf dem Zacken zu flößen, wie auch dasjenige, 
was er etwan noch mehr gebrauchen, und von auswärts herüber bringen möchte. Jedoch 
muß diefes ohne Schaden der Floͤßbache, und ohne Behinderung der herrfchaftlichen Floͤſſe, 
entweder nach Beendigung derfelben oder im Merbft gefheben. . 
>. Da Wir auch hoͤchſtmisfaͤlligſt vernehmen, daß die Holyang ben: der Glasbuͤtte 
bis daher ſehr unordentlich besrieben, nur immer das nächfte genommen, ‚und die Haue mit 
dem Viehtrieb zu Leede gemacht worden; fü befeblen Wir..ernfigemeflenft, diefem Lumen 
Beckmanns Geſetze I. Theil, Mn —— ſen 


282 Sorflordnung . . : 


fen fofort abzupelfen, und ſoll Unfte Forſteommißion die Haue dieſer Holzung Sergeitalt“ 
reguliren, daß die Glashuͤtte auf immer ihren Bedarf in gleicher Diſtance erhalten kann, 

wie den in Abficht der Haue nud der Befaamung bderfelben hier ebenfalls Platz findet, was’ 
Wir davon fchon allgemein verordnet haben, u 


Ä Ein gleihes fol in Abficht des Schreiberbauer Vitriolwerks beobachtet werden, 
wwoben es fich verſtehet, daß diefe Werke ihren jährlichen ‘Bedarf nicht in einem, fonderu in 
mehrern Hauen, angewiefen befommen müflen. | 

‚ " $. 39 . 
Bon Berechnung der Floͤß⸗ und Beſaamungsfands der Graͤflich / Schafgotſchiſchen Forſten. 


Nicht nur der Fond zur Verbeſſerung und Erhaltung der Wege und Floͤßbachen, 
ſondern auch die zur Beſaamung beſtimmten Gelder ſollen fedizlich zu benannten Zwecken, 
und zwar unter Anweiſung und Aufjicht Unſrer Forſttommißion, und nachdem von Floͤß⸗ 
und Wegebejferungen zuvor durch Werkverftäudige gehörige Anſchlaͤge gemacht, und dieſe 
von der Kriegs» und Domainencammer approbiret worden, nach felbigen verwandt, und 
fhlechterdings unter keinerley Vorwand eingezogen, oder anders angewandt, fondern bis 
zum Gebrauch in den Schaſgoiſchiſchen Rentamtern zu Hermsdorf und Greifenftein in Des 
pofito aufbebalten, dajelbit baar nachgewiejen, auch dajelbit ausgezabler werden. Danıit 
aber Unſre Krieges und Domainencamımer auch von der Verwendung die] r Gelder von Zeit 
zu Zeit unterrichtet fen; fo fellen vorgedacdhte Rentaͤmter quartalirer Extracte, fowohl von 
der Einnahme bey dem Depoſito, als auch von der Ausgabe diejer Gelder, unter Mitun⸗ 
terfchrift des Forfimeifters, durch die Forſtcommißion der Krieges und Domainencamnıer ' 
einreichen. 


Dagegen wollen Wir zum Beften des Dominii geflatten, daß, wenn durch eine 
diefee Ausgaben bewuͤrkt wird, daß die Abfuhr eins Dres, z. E. von der drirten Preißs 
claffe, fo bequem gemacht wird, als die zweyte Preißclafle lieger, alsdenn jolcher Dre. 
darunter geſetzt, mithin die Forſtrevenue erhöher werden ſoll; jedoch, wie es fich von ſeibſt 
verſtehet, nicht ohne ſattſane Pruͤfung Unſrer Forſtcommißion, und nicht ohne Approbatios 
Unjrer Kriegs⸗ und Domainencammer. 


6. 31. 
Die Viehtrift betreffend. 


Beſage des Etats haben Wir auch die Huͤtungsgelder darauf mit bringen laſſen. 
Es iſt dieſes darum geſchehen, damit die Forſtadminiſtration die nöthigen Mittel in Han⸗ 
den babe, die dabey vorkommenden Misbraͤuche zu beheben. Wir befehlen allergnddigit, 
daß die Huͤtungen des Rindviehes durchgängig fo reguliret werden follen, daß der Holy 
wuchs nicht darunter leide, indem folcher in diefer Gegend, aus oft erwähnten Urfachen, 
als der Hauptgegenftand betrachtet werden muß. 


Es muͤſſen demnach ohne Unterſchied alle friſche Haue, alle beſaͤete, ımd alle alte 

Haue ‚ die im Anflug ftehen, ohne Ruͤckſicht auf ipre Größe gegen das Ganze, mit dem 

Viehtrieb völlig verſchonet bleiben, bis fie dergeftalt gefchtoffen bewachjen find, daß ihnen 
die Behutung niche weiter nachtheilig feyn kann. 

| | Damit 


für die Schleſiſche Gebürgsforften, 283 


Damit dieſes um defto genauer befolget werde; fo fol der Forſtmeiſter, mir Zuzie⸗ 
bung des Ober, und Unterförfters jeden Drts, alie Jahr im Frühjahr bey Anweiſung der 
Hane, die Hitung für jede Gemeinde hiernach reguliren, an die Vorfteher.derfelben an⸗ 
weiſen, und die Gehege ausſtecken; hierüber follen Protocolle abgehalten, die Derter und 
Gegenden genau benannt, und folches Unfrer Sorftcommißion zur Nachricht, und etivan. 
nöchigen Abänderung, überfandt werden, als welche auch in dergleichen Fällen, wenn 
darüber Uneinigfeiten entſtehen follten, die Sache nach deut, was Wir hierunter verordnet, 
und was das Locale an die Hand giebt, reguliren fol. Es muß auch wohl dahin Bedacht 
genommen werden, daß die Hütenden nicht blos die nabenden Gegenden betreiben dürfen, 
fondern auch die entferntern nach Proportion mitnehmen müflen. 


.  Gollte nuun durch Befolgung diefer Unſrer Verordnung ja einiges Minus bey dem 
Hütungsgeld entſtehen; fo wird folches das Dominium am Holzwuchs vielfältig erfeßt bes- 
fommen, nud dabero muß eine Minderung des erjtern, wenn fie nöthig und billig ift, von 
Unſrer Kriegss und Dontainencammer defto eher vorgenommen werden. Ä 


- Alle Pferdes und Ziegenhütung in den Forflen wird ſchlechterdings hiermit vers 
boten, | | . 
Die bishero in einigen Zorften ausgeuͤbte Schafhuͤtung muß in den Gehegen gaͤnj⸗ 
li ceßiren, und nur da ausgeuͤbt werden, wo der Holzwuchs nicht beeinträchtigt wer⸗ 
den kann. oo 2 BE 
Diefer. vorgefchriebenen Ordnung, in Abficht der Hütung , iſt nicht allein das Vieh. 

der Unterthanen, fondern aud) von den Vorwerkern des Dominii unterworfen, Wer dar 
gegen contraveniret, und an einem verbotenen Drt tet, der follpro Stück Rindvieh dem 
Forftbedienten, oder auch jedem andern, der es gepfändet, oder denuncirt hat, 4 Ggl., 
vor ein Pferd und Ziege g Ggl., und vor cin Schaͤf 2 Ggf. erlegen, und, dafern es it 
einem jungen Hau gewefen, überdies zu doppelter Erſetzung des verlirfachten Schadens 
angehalten werden, a 6241 | 
Dir Eigenthiimer des Viehes muß für. die Strafe. haften, wenn derfelbe fich der 
Sontraventionen felbft mit eheilhaftig gemacht, ſonſt aber ift blos der Hirt damit zu belegen, 
und, im Fall feines Uuvermögens, die Geldbuße in Gefängniß, auch nach Befund der 
Bosheit und Beharrlichkeit, in Zuchthausſtrafe ju verwandeln, Br 
Dergleichen Contraventionsfachen follen, wie $. 21. und 25. verordnet ift, inftruiret 

und decidicet werden. u | .. 2 
Sollte es ſich ereignen, daß Forſtbediente hierunter ſaumſelig wären, ja wohl.'gar 
gefliſſentlich durch die Finger ſaͤhen, oder ſelbſt zu Schaden huͤteten; ſo ſollen dergleichen 
pflichtvergeſſene Forſtbediente im erſtern Fall dimittiret, und in beiden letzteren Faͤllen darne⸗ 
ben mit verhaͤltnißmaͤßiger Gefaͤngniß⸗ oder Zuchthausſtrafe beleget werden. Zu 


Auch wird verordnet, daß Niemand, der nicht befonders dazu berechtigt ift, und 
eine nahmhafte Heerde erhält, im Forſt allein huͤten dürfe, fondern daß entweder eine jede. 
Gemeinde einen befondern Hirten, oder, dafern die Heerde für einen Hirten zu.groß, und 
die Gemeinde zu zerſtreuet ſeyn möchte, fo viele, als deren würffich norhwendig find, hal⸗ 
ten muͤſſe; Diefes foll jeden Orts von dem Forftmeifter, unter Genehmigung Unfter Forſt⸗ 
commißion, näher regulire werden ; jedoch erfehn es ſich, daß bie einzeln und ganz abger 

n 2 egey 


234 0. Borforduung tt... :" 

legen wohnenden, ſonderlich die fogenannten Baudenleute, allein baren duͤrſend ee muß 
dieſen aber vor Andern nur ſolche Hütung in der groſſeſten Höbe des Gebürges angewieſen 
foerden, wo fie dem Holzwuchs gar feinen Nachtheil zufügen fonnen, Dieyenigen Hutbe⸗ 
rechtigten, die zu einem Gemeinhirten geichlagen find, und dennoch alein huten, follen 
‚oben benanntes Pfandgeld erlegen, ob fir gleich nicht an verbotinen Orten gehüter haben, 


Ä | $. 32. | ur 
Wie der Etat der Graͤflich⸗Schafgotſchiſchen Forſten aufrecht zu erhalten. 

Wir haben zwar ſchon $. 3. verordnet, daß der won Uns Hoͤchſtſelbſt vollzogene 

Etat der Graͤflich⸗ Schafgotſchiſchen Forſten unveränderlich ſeyn folle, wicht minder $. 12. 
und 13. allgemeine Auweiſungen gegeben, wie zu verfahren, wenn Zufälle cine zeirige Abs 
weichung nöchtq machen, ingleichen z. 39. eine Fortſchreitung zu einer beſſern Preißelaſſe in 
oft erwaͤhnten Graͤflich⸗ Schafgotſchiſchen Forſten auf den Fall nachgegeben, weun eine ver⸗ 
beſſerte Abfuhr erreicht wird. Es bleibt aber auf den Fall noch eine naͤhere Beſtimmung 
noͤthig, wenn mehr oder weniger Nugsund Bauholz erfordert werden ſollte, als der Etat 
.befüget, welcher fih in diefem Stuͤck auf Ben Durchſchnitt Bes Bedarfs der letztern 10 Jahre 
gründet. Was den erftern Fall eines mehrern Bedarfs anberrift, jo maß, ohne Morbfafl, 
‚nicht vom Stat abgegangen,. noch ein mehreres, als derjelbe beſagt, verabfolge werden, 
Dafern aber ein.anfferordentlicher Zufall, zum Beyſpiel ein Brand, folhes notwendig 
macht, muß, wie d. 13. verordnet it, verfabren werden. Auf den Fall aber, dag anf 
diefem Weg in vielen Jahren nicht wieder in die Ordnung zu kommen ſeyn durfte, ohne 
dem Püblico an der Nothwendigkeit abzubrechen; ſo muͤſſen die Rejervedrter, welche mit 
aus diefer Urſache aus der Berechnung weggelaffen, und in den Spectalnachiveijungen der 
Etats bezeichnet find, zur Deckung genommen, und, wenn auch diejes nicht hinlaͤnglich 
ſeyn follte, Yo muß ‚nach dem angegebenen Preißverbälmig des Nutzholzes gegen dag 
Brennholz, nemlicd wie Sg letztern, und zwar aus der eriten und zweyten Preipa 


ciaſſe, doch, fo viel nur mög ohne dem Publico, fonderlich dem Commersio zur Laſt sm 
fallen, abgebrochen werden. er. Mangel des Brennholzes, Her hierdurch entſtehen 
konnte, muß zuſorderſt, durch eine Eineheilung auf mehrere Jahre, weniger merkbar ges 
macht, und hiernächit, fo viel ehunlich, durch Anfertigung mehrerer Stocklaftern uud 
Reißiqgebunde erjeßt werden, wozu die Öelegenheit, wie hiernächft angeführt werden wird, 
nicht ermangelt, j 


7 Die Beſtimmung der Tare and der Befchaffenheit des Nußsund Bauhbolzes hat 
dermalen nicht genauer, als nach dem, was bey Reviſion diefer Forſten vorgefunden wors 
den, beftimmitwerden koͤnnen, wie folhes die Specialnachweiſungen an die Hand geben, 
ir beieblen aber Unſrer Forſteommißion, darauf an arbeiten, daß die Maaßen, uud 
Jierucch die Preiße von allen C orten und in alfen Lagen, bald gan genau beftinnmer, ünd 
dadurch von Heiden Sriten, des Verkäufers und Käufers, alle Willkükrlichfeit hierin ab⸗ 
geſſhnitten werde. Doch muß bey allen, dieſem obiges Preitverhäfeniß zur Grundlage ber 
Kalten und dahin geichen werden, daß fein Theil darunter verlegt, oder besinträd;tege 
werte, 7 nd, 





Sollte fih auch der zweyte Fall, ereiguen, daß weniger Muttzholz verkauft wuͤrde⸗ 
als der Etat erlaubet; ſo darf deshalb nicht ein mehreres an Breu!hols nach Verhältniß 
verlaſſen werden, ſondern, weil eines Theils die Reſerveoͤrter nur ſehr kleiu haben ange⸗ 
oe er nommen 
| . - [ .. 


für die Schleſtſche Gebuͤrgsforſten. "285 


remmel werden Pönneit;Tanderi‘Tpeils-es uͤberhaubtean ftatkem Holz in diefen Forſten 
° am meiften gebricht; fo fall das erfparte Bau⸗ oder Nutzholz im Korft ftehen bleiben, und 
I dadurch‘ entweder ein Vorrath zu Uebertragung kuͤuftiger Ungluͤcksfaͤlle ‚ oder, wenn ders 
x gleichen: nicht. vorkommen folfter; ein Woträch von’ ſtarkem Hol; grfenne werden, wo⸗ 
durch in der Ferne-sliin’Beften’ded‘Domintt 'nnd’Hablict mehrere Brettkloͤtzer heran gezo⸗ 
gen werden fönnen. ER 
oo ak Pre BP BE Far en F. 33: DE 5 
Da Stockhoiz und Reißig betreffend. 
. . . Wie die Specialnachweifungen des Erats befagen; fo find in den belegenen Forſten 
uͤberall anſehnliche Quanta von Stockholg uud Reißig zum Erat gebracht worden. Vor⸗ 
„Malen iſt vom Dominio davoa nichts, als. ein, fehr weniges im Wolfshauer Revier, ges 
Fntzt morden. Zum Beſten des Dominüi,.ımd zur Vermehrung der⸗ Fruerung ift aber 
darauf eine weit mehrere Ruͤckſicht genonzmen worden. Wir befehlen allergnaͤdigſt, daß die 
im Etat angenommenen Quanta, und zwar auf Vorſchuß des Schlagerlohns aus der Forſt⸗ 
caſſe, gerohdet und gehauen werden ſollen. In Anſehung der zu hofſenden Anwehr bezie⸗ 
ben Wir Uns auf die Vorſchriften des $. 16. \ Ba u | 
Sollte nun bieſe Anordnimg noch nicht binlänglich fen, Sem zum Etat genomme⸗ 
nen Stockholz und Reißig genugſamen Abſatz zu-verfchaffen; fo befehken Wir Unſrer Forſſ⸗ 
commißion, mit Zuziehnne dos Gräflichen Sorftanits:die Einrichtung zu treffen, daß ‘das 
überbleibende nad) Propartion an die Käufer des Leibholzes ausgetheilt werde. FJedoth ſol⸗ 
len Bleicher und Fabricanten, infoferr es ihr Gewerbe, und nicht ihre Stuben⸗ und Küs 
chenſeuerung betrift, davon ausgenonmen feyn. | ns er 
Ä ‚Da. es.auch ein großer Vortheil bey Herausſchaffung des Stockholzes iſt, wen 
die Bäume, fonderlich die Fichten, bey der Faͤllung, gleich anıgemorfen werden; fo fol. 
man ſich deſſen beſtens befleiffen, und die Holsichläger darinn gelibtezu? machen fuchen, wel⸗ 
:ches. am beſten auf die Art einzuleiten ſeyn wird, wem die Hol, ſchlaͤger beyderlen Arten 
‚Stafterbolg zugleich machen muͤſſen, und folglich die ihnen zutraͤglichſte Art bald rrkennen 
werden. | = 
Iſt pin Baum umgeworfen, oder wird er mit der Abſicht gefällt, den Stock mir 
zu nutzen; fo darf im erſtern Fall eine Eik vom Stamm abgeſchnitten und indie Staa laſ⸗ 
‚ern gelegt. werden, und im. andern kann die Fallung, eine Elle über der Erde geſcheleeu. 
‚Wird aber ein. Ort, oder ein Stamm gehauen, wo das, Stockholz, nicit mit zum Lat 
koͤmmt; ſo barf er nicht höher, als 6 Zoll über der Erde geſtaͤumt werden. 1Der Holz⸗ 
bauer, der dagegen handele, it pro Stuͤck mir 4 Denar Abzug feines Johus zir beftrafen, 
und der Forſtbediente, der ſich hierunter umachtiam befinden Lißt, Toll das erfiemal mie 
zweytaͤgigem Arreſt, nebſt Erſetzung des dadurch vernrfachten Schadens, und ben wieder⸗ 
holten Fallen mit der Verſetzung zn eines ſchlechtern Stelle, und, weng Widerfpenftigfeir 
dabey verwaltet, gar mit der Caͤſſation beſtraft, und die vorgefehrin Forſtbediejue glrich⸗ 
falls zur Verantwortung gezogen werden als welche, und vornemlich die Oberfoͤrſter, hicrauf 
baupsfächlich attendiren mülfen, W BE BE .- E 5 
Die angenommenen Quanta Stodoh uns Reißig Branchen blös in Ser erften nnd 
zweyten Preißclaſſe gemacht zu werden, und ce wi in diefen beyden Statsquantis noch ein 
z n3 betraͤcht⸗ 


‚286 Sorſtordnung u 


‚beträchtliches, und die gauze Zte und 4te Claſſe übrig bleiben, woraus diejenigen Untertha⸗ 
‘nen, welche darauf flatt des Seuergedinges augewieſen find, ihren Bedarf überflüßig ers 
halten können, wenn auch die Etatsquanta noch verdoppelt werden follten. Wir befeblen 
Unfrer Sorftcommißion hierinnen in der Ferne, wo es nur thunlich ift, fo weis fortzuſchrei⸗ 
ten, als ohne würklichen Prajudiz beregter Unterthanen geſchehen ann. 


$ 3% 
Die Holspreiße und das Maaß bes Sole Bi gen Graͤflich⸗Schafgotſchiſchen Forſten 
etreffend. 

So viel die in den Etats für die Graͤflich⸗Schafgotſchiſchen Forften angenommene 
Holztare anberriftz fo find in der Herrſchaft Greifenjtein diejenigen Preiße angenommen, 
weiche bey Anfertigung des Erats vorgefunden worden. In der Herrihaft Kynaſt ud 
Giersdorf aber find diejenigen bepbehalten worden, welche Wir durch eine eigene Com⸗ 
mißion in Anno 1765. nach der Billigkeie reguliren laſſen. 2 | . 

In Anſehung der Beftändigkeit und allenfalls nachjugebender Erhoͤhung dieſer 
Preiße, beziehen Wir Uns auf die allgemeine Vorſchrift $. 12. 


Das Klaftermaag iſt folgendergeftalt vorgefinden und beybehalten worden. 


Eine Klafter fogenanntes Waldholz, oder was abgefahren wird, 6 Fuß Schleſiſch 
lang, eben fo hoch, jedody exclufive der gewöhnlichen Auftlobe, und die Breite, oder bie 
Länge des Scheits 3 Fuß. 

Eine Klafter Floͤßholz 6 Zuß lang, 62 Fuß hoch, inclufive der Aufklobe und Uns 
terlage, und 24 Fuß breit, oder die Länge des Scheits £ Ellen, nemlidy wie fie im Wald 
gefchlagen wird; auf dem Flößplan aber darf der Stoß, oder vier Klaftern, nicht höher 
als 53 Fuß, und nicht länger als 23 Fuß, gefegt werden, Da nun behy gluͤcklicher Slöße 
ein anjebnliches Plus berausfommen muß; fo iſt ſchon hierbey auf die Beſtimmung -des 
Werthes des Floßholzes Ruͤckſicht genommen worden, und verſtehet es ſich, daß dieſes 
altes zur Forſtcaſſe fließen, in der Forſtrechnung angefuͤhrt, und keineswegs ein heimlicher 
Ueberfhuß dabey gemacht werden muͤſſe. 

Eine Stockholzklafter foll 6 Fuß body, 6 Fuß lang und 24 Fuß breit gefegt wers 
den, fo viel es die Ungleichheit der Stöcke zulaſſen will, J 

Vier Klaftern machen einen Stöß. Uebrigens verſtehet es ſich, daß die Klaftern 
und Stoͤſſe rüchtig, dichte, ordentlich und aufrichtig gefeger werden müffen, es fen im 
Wald oder auf dem Floͤßplan. | ‘ 

Das Schlager, oder Spalterlohn vor das Waldhof; foll fernerhin zu 25 Sgl. vor 
den Stoß verbleiben; Wir find auch zufrieden, daß es daben belaffen werde, daß hiervon 
der Forſtmeiſter ı Egl., und der Revierbedienee eben fo viel, als ein Accidens bekammes 
mögen, und alfo nur eigentlih 23 Sgl. den Arbeitsleuten ansgesahlet werden. 

Bor das Fiößholspalten wird, wie die Balanıen bejagen, in der Herrfchaft Ayo 
naft, nach der Weite oder der Mähe der Haue, 23 bis 24 Sgl., im Greifenfteinfchen aber 
wird nur 18 Sgl. pro Stoß Floͤßholz Schlagerlohn bezaplt, | 


= 


Da 


für Die Schleſtſchen Gebllrasforſten 287 


Da aber die Erfahrliug lehrer, daß das leßtere davor. meiſtentheils nur ſchleche ge⸗ 
ſpalten und geſetzt iſt; ſo muß von Unſrer Forſtcommißion hiernaͤchſt in Ueberlegung genom⸗ 
men werden, ob einiger Zuſatz am Schlageriohn nicht vortheilhafter ſeyn wuͤrde. 


§. 35. | 
Ablellun d de Wieſenmachens in den Graͤflich⸗Schafgotſchiſchen Forſten. En 


In den Gräflichs Schaſgotſchiſchen Forſten iſt auch vormalen der Gebrauch gewe⸗ 
ſen, Haue zur Begraſung und Heuung, unter dem Namen der Zinnßwieſen, gegen ein, 
geringes auszuthun, und ſolche ſo lang dazu zu belaſſen, bis ſie ſich, der Begraſung ohn⸗ 
geachtet, mit Holz wiederum zugezogen haben, 

Dieſer dem Holzwuchs ſo nachtheilige Gebrauch wird hiermit ein vor allemal ver⸗ 
boten; Vielmehr befehlen Wir, alle dergleichen fogenannte Ziunßwieſen, ſobald es nur mit. 
Nutzen für den Holzmuchs geſchehen kann, zum Forft zuruͤck zu nehmen. | | 


In Anſehung der Rohdungen und Ausſtockungen beziehen Wir Uns auf die allge⸗ 
meine Vorſchriſt 5. i9. 6. 36. 
3 " or 


In wie fern der Dandel mit Holz auf den! Graͤflich⸗Schafgotſchiſchen Sorften geftattet 
werden kann. 

Da auch Bisher aus den Gräflich» Schafgorfchifchen Forften von einigen ein Hana 
del mir Holz getrieben worden , fo wollen Wir dergleichen zwar ferner geſtatten, Boch nur 
alsdenn, wenn die Herrichaft, die Bleicher und Fabricanten, ‚die Unterthanen und diepetis * 
gen Städter,, welche ihren Bedarf ſelbſt abholen wollen, folchen bereits erhalten haben, 
und biernächft zum Verlaſſen übrig waͤre. ® 


Auch foll Unfre Korfteommißion darauf feben ‚ daß die Hindler das Publienm nicht 
uͤbertheuern, und die jetzt geſetzten Sehranten J in Anſebung ibrer, nicht misbraͤuchlich ⸗ 
uͤberſchritten werden. 

8. 37. u Bel, 
Bon ben Hokzungen ber Unterthauen: et 4 

Da auch die Unterthanen der oft benannten Gräflich s Schafgotſchiſchen Hertſedaf⸗ 
ten mit ihren beſitzenden Hol ungen zum Tbeil ſehr übel umgehen‘, und dieſes, ſowohl 
auf fie ſelbſt, als auch auf das Publicum einen ſehr nachtheiligen Einflnß hat; fo breiten‘ 
‚Wir auch: hierüber uupe landervautiche Sorgfait aus; und verordnen deu‘ Endes nach⸗ 
fiebeudes: .. 


Die Holzungen der Untertanen ſollen nach rer lage vom Sorftmeifler an die 
Gräflichen Forſtbedienten zur Auſſicht vertbeilet werben; dieſe ſollen folthe dann uud mann 
begeben, und ayf ihre Bewirchfchaftung ein wachfames Aug haben. Die Oberförfter' 
follen fie ihres Orts jährlich aweymal, und ‘der Forſtmeiſter jährlich einmal. hereifen,. die - 
erftern davon an den Forfimeifter,. und der. ilegtere an nfte Forſtrommißion ſdriftüchen 
Bericht erſtatten. ol 


Der Forftmeifter fol unter Aßiſtenz und Genehmigung Unirer Forſtommißion fuͤr 
jeden unterthaͤnigen Waldeigenthuͤmer einen Nutzungsetat, welcher auf eine Abſchaͤtzung, 
die 


288 u Forſtordnung 


die bey ſo kleinen Strichen ohne geometriſche Aufnahme geſchehen kann, zu gruͤnden iſt, 
entwerfen, und ſelbiger fol dem Eigenthuͤmer zum genaueſien Nachverhalt zugsfertigt 
werden. Nach diefen Stats muß von den Oberfärjicin bey ihren Bereifuugen der jährliche... 
Hau angemwiefen, und bey der folgenden Beretſung von ihm revidite, von den Mivierbes 
dienten aber unter näherer und ſteter Auſſicht gehalten werden: auffer diefer Anweifung 
foll kein Unterthan Holz fällen, bey Strafe der Confiſcation deſſelben; und follte ein auffers 
ordentlicher Zufall ein mebreres erfordern, ſolches auch mit Beſtand erfolgen koͤnnen; fo 
amp der Wgldeigener davon dem Graͤflichen Forſtamt Anzeige machen, und von dieſem 
eime befondere Anweiſung veranlaße werden. u 
Ben der Anweiſung der Haue muß zugleich jedem ein proportionirlicher Fleck zum 
Anban des Holzes angewieſen, und die Are und Weiſe vorgeichrieben werden. Wird dies 
ſes zur rechten Zeit nicht genau befolget, es ſey aus Unwiſſenbeit oder aus Vorſatz; fo muß 
das Graͤfliche Forſtamt ſofort Anjtale dazu machen, und cs bey eigener Vertretung auf | 
feinen Vorſchuß zu Stande bringen, welchen däſſelbe hiernächnt vom Eigenthuͤmer, nothi⸗ 
gen Falls durch rechtliche Huͤlfe des Juſtizamts, wieder beytreiben kann, .. 


Es verftcher jich der Wiederanban nicht Glos von den frischen Hanen, fondern eben 
fo gut auch von den vorhin durch unordentliche Wirthſchaſt zur Leede gewordenen Hauen, 
doch muß es in Abfiche der letztern ſueceſſive und dergeitalt geſchehen, daß die Eigener die 
Ausgaben ertragen fönnen, | nn .. 


Alle frifche Haue, alle mit Anflug belaufende Leeden, und alle befäcte Plaͤtze, muͤſ⸗ 
fen die Unterthanen mir ihrem Vieh indiſtincte verſchonen, und Ziegen dürfen ſchlechter⸗ 
terdings in feinem Dre, der dem Holz wuchs ‚gewidmet it, ober gewidmet werden Pännte, 
gebüter werden. Auf die Eontravention beitinnmen Wir diefelbige Strafe, nebft Pants 
geld, welche Wir bey den Douinialforſten fergefege haben; Und zur ficyern Entſcheidung 
fegen Wir feft, daß die Huͤtungsplaͤtze den Unterthanen, bey den jährlichen Holzauweiſun⸗ 


gen, in ihren Buͤſchen ordentlich ausgewieſen werden muͤſſen. 


Daß dieſem in allem nachgelebt, und der' Zweck der ordentlichen Bewirthſchaftung 
der Unterthanengehoͤlze erreicht werde, dafuͤr fol Uns das Bräfliche Forſtamt, und dag 
Dominium ſelbſt reſponfable ſeyn. Wie nun diefer Endzweck mit den vbrgeſchriebenen Mits 
teln füglich erhalten werden kann; So verbieten Wir, daß dieſes Unfer heilſames Geſetz 
weiter, und am wenigften bis zu Beſchwerungen, Bedrucknugen und Plackereyen ertens 
dire, oder vielmehr gemisbraucht werde, Wir befehlen Unſrer. Krieges und Domainen⸗ 
eammer darauf zu wachen, und folhe Falle, fo gut als den Linterlaffungsfall, auf 8x6 
nachdruͤcklichſte zu ahnden. . ER u, 


Auch foll alles, was den Dominialferftbedienten in Anfechtung der Holzungen der 
Unterchanen oblieget, won ihnen unentgeldlich verrichtet werden. Eben diefe Orduung foll - 
auch auf gleiche Weiſe im ganzen übrigen Schleſiſchen Gebürge und der Grafichaft Glatz, 
unter Leitung und. Aufſicht Unter Sorftcommipion, in den Gehölzen der Unterthanen, ſo 
bald es thunlich, überall eingeführe werden. *rl J 


er. 


F 
‘ 


N 


für die Schleſiſche Gebuͤrgsforſten. 259 
‘ , \ a i 
| = . F §. 38. | | . e | 
“ Die ordentliche Behandlung der Wildbahn in den Gräflihs Schafgotfepifchen Forften. 
n Da die Wildbahn bey einer verſtaͤndigen Behandlung auch einer ordentlichen Mutzung 
faͤhig iſt: ſo haben Wir ſolche in einen proportionirten, doch maͤßigen Satz zum Etat brin⸗ 
gen laffen, ‘welcher ohne Votbewußt Unſrer Krieges und Domainencammer, auſſer was 
hiernaͤchſt beſtimmt werden wird, fchlechterdings nicht Überfchrieten werden ſol. 
Wir haben zwar in Unfter Schlefifchen Forfts Jagds und Maftordnung de Anno 
"2756, wegen ordenglicher Behandlung der Jagden und der Wildbahn, bereits Vorfehuug ' 
ethan; allein weil diefe eines Theils noch wenig Befolgung gefunden, und andern Theil 
in Abficht des Gebürges noch einige Abänderung bedarf; fo wollen Wir auffer dem, wad 
‚gedachte Jagd⸗ c. Ordnung beſagt, hier noch feitfegen, daß 
1) in benannten Graͤflich⸗Schafgotſchiſchen Waldungen alles Hochwild, vom Reh 
an, mit Kugelbüchfen gepürjche, nicht aber ferner mit Schroot oder Poften ges - 
| ſchoſſen werden foll, wodurch fo vieles. dem Verderben Preiß gegeben wird ; 
2) daß fich die Forftbedienten jtets gute Sch weißhunde halten follen, worauf. fie fich 
verlaſſen fönnen, daB fie ein jedes angefchoilenes Stuͤck Wild damit bekommen 
fonnan; | | 
3) wird in_diefen Forften nochmalen alles Jagen mit Jagdhunden, wie überhaupt 
‚ alles Hegen auf Rorhwild und Rehe, ‚wenn fie nicht angefchoffen find, gämlich 
verboten; | Ä | | 
4) Diüffen dem Wilde in der Mitte der Forſten einige Ruheſtaͤnde ausgefucht, und 
diefe in alle Wege verfchonet werden, und 
„ 5) muß nicht anders mit Netzen oder Zeug gejagt werden, als mit Zuhuͤlfnehmung 
eines Leithundes, damit man uͤberzeugt ſey, daß es bauptfächlich ftarfe Hirfche, 
nicht aber jung und alt treffe, wie bisher die verderbliche Gewohnheit gemefen, 
"Alles ohne Unterfchied zu umftellen und todt zu ſchlagen; Dahingegen wollen Wir 
"inter Auffiche Unſrer Forftcommißion in diefen Korften frey geben, daß auch ein 
: ale Reh, wenn folhes nicht mehr träge, gepürfcht werden mag, jedoch unter 
der Vorausfegung, daß ſolches feinesiwegs gemisbraucht werdeu wird, 


Mit dem Rothwild muß dergeftalt.gewirehfchafter werden, daß von der Mitte Junü 
an bis im September ftarfe Hirfche gefchoflen, und dabey Bedacht genommen werde, daß 
die Bades und Brunnengäfte mit Wildpret verforget werden koͤnnen. | 

Rach der Brunſtzeit müffen die ftarfen Hirſche verfhonet, und alsdenn' bis im 
December Fönnen alte Thiere, jedoch mit guter Wirchfchaft, und fonderfich die nicht mehr 
tragen, und hiernaͤchſt bis gegen das Frühjahr fparfamlich Spießer, und auch wohl dann . 
und warn ein Schmalltbier,-gepürfchet werden. So wird alles zu der Zeit genußt, we . 
es zu nugen am vortbeilbafteften ift, und fo viel möglich vor das ganze Jahr geſorgt. 

| Die Jäger müffen darauf bedacht feyn, vorzüglich die Feldgänger unter dem Roth⸗ 
wild wegzupürfhen, um dadurch den Wildftand zu der Mitte der Forſten, und, fo viel 
möglich, von aller Beeinträchtigung des Feldbaues zurück zu halten, - 


Beckmanns Befene J. Theil, DD Ja 


Mm 


|) 


. ' . 


290 Forſtordnung 


In den Vorhoͤlzern, und ganz oben auf dem Rieſengebuͤrge an der Boͤhmiſchen 
und Saͤchſiſchen Grenze, wollen Wir auch zuweilen das Tekibjagen erlauben, jedoch alles 
mal mit Beobachtung der daben zu halten nöchigen Ordnung. Keineswegs aber muß dies 
fes gemisbraucht, und bis zu den gefchloffenen Forſten ausgebreitet werden. 


Das Pürfhen des Wildes muß ein jeder Unterförfter oder Revierjaͤger mit ben 
ihm etwan zngegebenen Forſtknechten in feinem Forſt verrichten, jedoch muß erfterer die leßs 
tern nichts, obne feinen Vorbewußt, fchieifen laſſen, und vor feinen Wildſtand repondiren, 


Die Jaͤger muͤſſen füh tüchtige Edyweißhunde und gutes Gewehr halten, worauf 
der Forſtmeiſter ſehen muß; Und fo einer aus Mangel defleiben, oder aus Ungeſchicklich⸗ 
keit etwas zu Hole ſchießt, und es würde entdeckt, oder auch nur auf feinen Revier ges 
funden, und er koͤnnte fi darüber nicht auswrifen; fo fol er die Taze des verdorbenen 
Stüuck Wildes aus feinen Mitteln erlegen; und ſollten dergleichen Falle öfters wicderfonis 
men; ſo joll ein jolcher zu einer fchlechtern E telle verſetzt werden, | 

Damit nun auch die Wildbahn völlig ordentlich und etatemäßig tractirt werden 
koͤnne; fo feßen Wir nachſtehende Tare feit, und verordnen Üderdem, daB der Forſtmeiſter 
nad) Maaßgabe des Etats das zu fchielfende Wildpret auf die Nevier, nad) der Etirte ih⸗ 
ces Wilditandes, und swar mir genauer Beſtimmung des Wildpreis, repartiren, und von 
Woche zu Woche jedem Revierjäger, der in der Woche erwas ſchieſſen joll, einen Zettel zus 
ſchicken fol, worauf das Stuͤck Wild und der Ort der Ablieferung beftimme iſt. Genau 
nach diefen Anweifungen, und nicht ohne und wider diejelben muß gepuͤrſcht werdeu. 


Die Wildprerstar und das Schießgeld fegen Wir folgendergeftalt feit: 
Zara. 
Rthlr. Sol. Den, 


J 


ein jagdbarer Hirſch von 10 Enden und darüber — 7 — — 
an Schießgeld nach der bisherigen Obfervan; — 1 18 — 
ein Hirſch von 6 Enden bis zum jagdbaren — 6 — — 
Schießgeld, wie oben — — 1 18 — 
ein Spießer, Gabler und altes Thier — 5 — — ' 
Schießgeld — — — 1 — — 
ein Schmallchier — — — 4 20 — 
ein Wildkalb — — — 4 — — 
Schießgeld — — — — 20 — 
ein Rehbock — — — — 3 — — 
eine alte Ruͤcke — — — 2 15 — 
Schießgeld — — — — 12 — 
ein Haaſe — — — — — 10 — 
ein Auerhahn — — — — 122 — 
Schießgeld — — — — 12 °,— 
ein Birkhahn — — — — 8 — ' 
Scießgeld — — — — 8 —“ 


0 
G tor u R . . . „ei 


3 


für die Schlefifhen Gebürgsforften 291 


\ Rthlr. Sgl. Den, 
. ein Haſelhuhn — — — — 5 — 
| Scießgeld — — — — a — 
ein Rebhuhn — — — — 4 — 
Schießgeld — — — — 2 — 
eine Ente — — — — — 2 — 
Schießgeld — — — — 2 — 
eine Waldſchneppe — — — — 6 — 
Schießgeld — — — — — 1 4 


Des ſelten vorkommende Schwarzwild wird nach Maaßgabe dieſer Taxe, und fo 
gut als thunlich, verſilbert. | 


Unter diefem Schießgeld ift zugleich die Hereinfchaffung bis zur Wohnung des Res 
vierbedienten begriffen , und wenn der Ort, wo es verkauft werden foll, nicht über eine halbe 
Meile davon entferne iſt; fo muß es auch bis dahin gejchafft werden, Ä | 


Der Verkauf des Wildprets fol, nach Maaßgabe diefer Tare, in der Herrfchaft 

Kynaft und Giersdorf vom Forftmeifter, und im Greifenſteinſchen vom dafigen Oberförfter 

gefhehen. Die Rechnung davon muß hinter der Sorftrechnung geführt, und diefe mit den 

dauualien der Unterbedienten, binter welchen es gleichfalls eingetragen werden muß, bes 
legt werden. \ | 


Dasjenige, was die Herrfhaft vor fich confumire, wird nach den Etat als baar 
Geld angerechnet; doch wollen Wir künftig, wenn fid) die Wildbahn wird wieder retablirt 
haben, geftatten, daß Unſre Kriegess und Domainencammer des Endes noch ein mehreres 
auf den Etat bringe, | 


Zu Unterhaltung einer ordentlichen Wildbahn gehöret ferner die Schlagung einis 
ger Salzlecken, die Furterung mir Heu im harten Winter und bey tiefem Schnee, und die 
Tilgung der Raubthiere. Wir befehlen, daß das erfte, jedoch ohne einem einländifchen 
Graͤnznachbar näher, als eine viertel Meile damit zu kommen, vom Forſtmeiſter gefcheben, 
und wegen des andern gleichfalls Vorkehrung getroffen werden fol. Die Ausgabe zu dem 
erfiern muß aus fo viel Ueberſchuß über den Etat beftritten werden, und wegen des ans 
dern und leßtern Puncts muß bierinnen gleichfalls der Fond gefunden werden, jedoch wird 
die Futterung an fich faft ganz ohne Aufwand bewerfitellige werden Pönnen, wein au der 
Höhe des Gebürgs, oder in verrafeten Hauen einige dem Holzwuchs unfchädliche Flecke 
dazu ausgefeßt, und um die Hälfte zu Heu gemacht werden, 


Wegen deffen trocfener Verwahrung und wegen der Raufen muß indeflen Vorkeh⸗ 
zung getroffen werden. - 


Was die Tilgung der Raubthiere anberrift; fo müflen fid) die Forſtbedienten folche 
beftens angelegen fenn laffen, und es foll ihnen, ftatt des Schießgeldes, der Balg gelaffen 
werden. | | 

Die Raubvögel anbelangend; fo muß ein jeder Nevierjäger dergleichen jährlich vor 
20 Sal., nicht weniger ein jeder Forſtknecht vor 15 Sgl., nad den Gäßen des zten' $. 

des arften Tituli Unfter Forſt⸗ und Sagvordnung , obnentgeldlich an den Forftmeifter ab⸗ 
| v2 “ liefern, 


292 Forſtordnung 


liefern, das übrige ſoll ihm aus dem Ueberſchuß der Wildpretsgelder, nach eben ben 
Saͤtzen, wozu Wir noch 4 Ggl. für einen Sommerfuchs feßen, verguͤtet werden. 


Jedoch muß diefe Ausgabe mie pflihemäßigen Arteften der Empfänger, daß es 
würflich in ihren Revieren gefchoffen oder gefangen fey, belegt, und die Klauen und Fuchs⸗ 
najen müflen im Sorftame verbrannt werden. 


$. . 39. 
Bon der bejondern Obſicht des hen der Forſtcommißion angeſtellten Forſtmeiſters, über 
die wichtigen Forſten der Stadt Schmiedeberg. 
Der bey Unfrer Gebuͤrgsforſtcommißion angeftellte Forſtmeiſter fol die Forften der 
Stadt Schmiedeberg unter ganz genauer und befonderer Dbfighe halten, und alles dasjenige 
darinnen verrichten, was Wir, in Anfehung der Graͤflich-Schafgotſchiſchen Forſten, dem 
dortigen Forſtmeiſter zur Pfliche gemacht, damı Wir nicht allein der beitmöglichen Ders 
waltung diefes ebenfalls ſehr wichtigen immediatſtaͤdtiſchen Forſtes dejto mebr verjichert 
werden, fondern auch Unſrer Forſtcommißion Gelegenbeit geben, eine fo vollkommene 
Forſtwirthſchaft, als Wir allgemein wünfchen, ſelbſt in Ausuͤbung zu bringen, und durch 
Exempel zu lehren, 
$. 40. 
Bon dem Sond der Forſtcommißion und wie die dabey beftellten Hedienten zu befolden. 
Den ſchicklichſten Fond zu Unterhaltung dieſer Forfteommipion haben Wir darinn 
efunden, daß, nach Ausweiß des von Uns Allerhöchitjeibft vollzogenen Etats, in den 
Gräflich- Schafzorfhifihen Foriten ein unmerflich:s von dem Baus und Nughol; ‚ ingleis 
chen von dem Walds und Floͤßholz, unter gewillen Ausnahmen, über die vorgefundenen 
und im Etat feſtgeſetzten Preiße, bezahlt werden fol, 


Das Publicum fann fich über diefen geringfügigen Beytrag um fo weniger beſchwe⸗ 
ren, als folcher hauprjächlich zu feinen Beſten verwandt wird; das Dominiun aber trägt 
dazu gar nichts bey, weil die ſchon requlirten Holzpreiße beybehalten werden. 


Ein gleich geringer Aufichlag fol auf das Holz, fo aus Unfern immediarftädtifchen 
Sorften verkauft wird, zu cheumäßigem Behuf gelegt werden. 


Berner widmen Wir dieſem Fond die Geldbußen, welche wegen Uebertretung diefer 
Forftordnung erfanne werden, nad) Abzug des Denunciantentheils, fo Wir regulariter, 
und, wenn nicht cin höheres Denunciantéutheil befonders bejtimme it, auf Itel feſtſetzen. 
Jedoch verſteht fih, daß dirjenigen Forſtſtrafen niche daruuter begriffen , weiche, zufolge 
des $. 21. dieſer Forſtordnung, dem Forſt⸗ und Gerichtsherrn zufließen und demſelben 
nach wie vor verbleiben ſollen. 


Endlich haben Wir aus Unſern Hoͤchſteigenen Caſſen einen Beytrag zu dieſem Fond 
allermildeſt bewilliget, und werden die Beytraͤge des Publicums dazu von Zeit zu Zeit iu 
andern, und herabzuſetzen bedacht feyn. 


Aus diefem Fond follen die zur Forſtcommißion beitellten Perfonen, ſo wie der ib 
vorgefeßte Kriegs⸗ und Forſtrath, und die ihr untergeordneten Offtcianten, wie der eutwor⸗ 
ſene diesfallige Etat beſaget, beſoldet werden. 


Die 


2; LEE Mu! dos mi 


i ‚e), Art * J 
I sr % An Al 
EN | 3 








——— ————— — u — 


r* —— — 











ſo jährlic) aus der 


| 

erfauft find an Bau⸗ Schirr, und 
370Rthl. 7 ſal. Es entftehet 
von boo Rthlr., und davon iſt 
tiret worden, folglich vermeht 
An 6 koͤnnen jährlich au 
125 Stud a ı8 bie 30° 5* 

Der Preiß des RAR iſt: 








hartes Stel 1 weiches, | 
rısıl — — —— 
a au n 
IR u 
u Bu x Stoß gtel B 


ge 
» ı —- 12%3 se se weid 


> 
| —18 100735 \&. 83. 
[=T 6909 Bi Stel» 


, 








| | Nach | 
Bor 2264 Stoß ätel weiches 
—* 


4001. 3 
Diefe u nach ber Keduct \ 
‚ an Itel Holz ind. obıqer 690 Gt 
1 dufammen gogrgs Stoß Stel, mie u 


| +3) Bor Stodholz 


Bor 2613 Klaftern as und 9 im Du 
! | | f 
\ | j | | ' 


! Betrag ber 








tehnung u Betas de 
ie. ſtehend fpecificirtem Naturale an Holz x. | Gorfigefällen. 

& ı Zorft nachhaltig erfolgen Fann. | 
— 2Rcbbit fol [| Rebe. | Kal. Or 





au⸗ Schirr⸗ und Nutzholz. 
—Nutzholz nach einer Satin von 10 Fahren jahrlich vor 
—:2 den Hermsdorfer Sorft bey dieſer Rubrique ein Ausfall 
_ Die Hälfte, nemlich 300 Nthlr. zum Ertrag hierher repars 
2 fi Dadurch obiges Quantum big auf ⸗ ⸗ 6701 71— 
Sgeſchnitten und debitiret werden, nem 
EVyſchmtt a 24 fyl. pro Städ ⸗ 1001 — | — 
a Löcherfaum 5 —* 12 SI. — [77 — 
Denim Wellenbaum ⸗ ⸗a26bis 8Fl. 
pen SEaul⸗Raͤhm⸗ and Stubenholi 50 big 60 fol. 
Balkenholz ⸗ ⸗ ⸗ 30 — 40 
—? Riegelholz ⸗ ⸗ ⸗ 30 — 25 
parrenhozz 12 — ı5 fl. 


n6& 
E;. Oder Klafterholz. 
An get Waldhol; 


zur erften Tare 
tc8 oder Buchenholz⸗a 8 Fl. 4 ſgl. incl. 4 ßl. Stammseld, 
Sto 830 | 14 


ches hiermit F Caſſe fließet, pro 
Seiches, neml. Fichten⸗ und Sannenpeh, a4 SL. 14 fol 1182 


Su, 4 fyl. Stammgeld ⸗ ⸗ 
au 


- ur zweyten Tage 
au oder hartes Hol a7 Fl. 4 fgl. ind. afsl. Stamm, ol cı- 
3 


pro Stoß 
Des 8 ,uemlich Fichten⸗ ‚und Sannenholja4ßl. 6l. pro Stoß 37 









ur driften Tare | 
— nes bartes don aéFl. hol. incl. ara. Stammseld ig 
261— 
—* nemlich Fichten⸗ und cannendol 2451.4 fe 105 
— An Stel Floͤßholz 
—em Einwurf gerechnet. 
— —rnemliq Fichten: und Tannenholz, nach dem berechs 





em 
—_e iß des Hohzes, fo an Unterthanen verkauft wird a 251. 
» 4 ⸗ 


d°. Ueberſchuß pro Stoß » 3 


A — 
Aſtehend. 


ann jährlich eingenommen werden. 
. ⸗ 809 — |” 


oo chſchnitt a7 (al. pro Klafter 
m... MAL, 









RR 


für die Schleſiſchen Bebuͤrgsforſten. 48 


Die Bereiſungen der Graͤflich⸗Schafgotſchiſchen Forſten ſoll der Forſtmeiſter mit 
feinen eigenen Pferden, zu deren Unterhalt ihn beſonders aiſsgeworfen iſt, verrichten. Zu 
den Bereifungen über 3 Meilen foll ihm, fo wie den übrigen Mitgliedern der Commißion, 
ein Borfpannpaß eptheilt, und“ auf ein Jahr ausgefertigt. werden, jedoch mit der Eins 
ſchraͤnkung, daß fie fich deflen nur, wenn lie in den Forften der Immediatſtaͤdte Aufırd 
haben, oder ſonſt die Privarforfien .ex- Ofheio,. befonders Behufs der .erften Eirichrng) 
bereifen mülfen, bedienen. . Auch fell den Öliedern der Commißion ı Rthlr. Didten pe» 
Tag der Reife pafiren, und, aus dem. obgedachten Fond bejahler werden, jedoch :auf jex 
desmalige vorgängige Feftfegung und Aßignation Unfrer Kriegssuud Domamencammer, 
an welche die Liquidationes. mit Benfügung des Diarii einzuſenden. Be 

Ueber den Commißionsfond fol der erfte Forſtcommiſſarius die Rechnung führen, 
und die Gelder follen in der Cämmerey zu Schmiedeberg, unter feinem, und des jedesma⸗ 
tigen Caͤmmerers gemeinſchaftlichen Beichluß, ‚gehalten werden. ... . ad. 
Die Einhebung des Holzauffchlags wird von "denjenigen mit verrichtet, der dam 
Holz eincagirer, und wird deffem Betrag unter der Zorkrechnung mit nusgewarfen,: 

Die übrigen zweckmaͤßigen Einrichtungen werden Unfrer Krieges und Domainens - 
eammer überlaffen, | | . | 

Berhluf. 


Durch diefe Unſre Forftordnung heben Wir, infofern ein anders hierin verordnet, 
oder etwas näher beſtimmt worden, in Abficht obbenannter Diftriete, Unfee Schleife 
nnd Glatziſche Forſte Jagd⸗ und Maftordnung de dato Potsdam den rytenApril 1756. auf; . 
behalten Uns derſelber Erweiterung, Schaͤrfuug und allenfalls noͤthige nähere Beſtim⸗ 
mung vor; declariren jedoch, daß, menn Wir fünftig in Sorftfachen Gencralia erlaflen, 

‚und auch ausdrücklich feftiegen follten, daß folche aud) auf Schlefien geben follen, ſolches 
*“ dennoch regulariter nicht von den Gebürgsdiitricten zu verftehen, da diefe eine ganz abwei⸗ 
"chende Behandlung erfordern, und durch Verordnungen, die das Gros, Unfrer Forften 
und alſo mehrentheils nur Landforften angehen, ei den Gebuͤrgsforſten eingeführte Ord⸗ 
nung alteriret werden fönnte; vielmehr mollen Wir, daß ta Anſehung der legtern nichts 
eher verordnet werden folle, als bis die Sue chfeit.und Thunlichfeit gehörig geprüft, und 
befonders Unſre Forſtcommißion und Unfer Oberforſtmeiſter gehöret worden. " | ze 

Bon Unfern getreuen Etänden und übrigen Waldeigenthuͤmern hoffen Wir eine 
defto willigere allergehorfamfte Befolgung diefes Unſers Gejeges, als einen jeden, der 
darüber nachdenkt, die Sache ſelbſt und das Geſetz die Nuͤtzlichkeit und Nothwendigkeit 
deflelben darlegen. az a 2 

Unſerm in Edyleßen dirigirendert Etatsminifter und Unſern Schleſiſchen Kriegs⸗ 
und Domainencammern, mit Inbegrif des Oberforftmeifters , wie auch Allen Übrigen Lan⸗ 
Bescollegiis und Inſtanzen, befehlen Wir allergn&digft, auf die Ausführung diefer Unſrer 
Forſtordnung nachdruͤcklichſt zu haften, 

Urkundlich unter Unfrer Höchfteigenhändigen Unterſchrift und beygedrucktem koͤni⸗ 
glichen Inſiegel. Gegeben Potsdam den gten September 177,7: 


(L.S.) Sriedrid. 
son Hoym. 


03 - Machweiß 


Dr" 


- 


24 " Sorflorönung 


Erklärung 
der beym SForftetat angenommenen Grundfäge. 


De Petersdorfer Forſt bat bey der vor 12 bis etliche 20 Jahren vorgenommenen ſtar⸗ 
fen Holzung mit dem Hayner und Hermsdorfer Revier gleiches Schickſal gehabt, 
und es find auf den nahe belegenen Gegenden ganze Berge faſt völlig fahl gemacht worden, 
indeffen ift diefes Revier doch noch in viel beffern Limftänden, und der ‘Beftand an Hofk 
fällt weit höher aus, als bey Hermsdorf, ohngeachtet es an der Morgenzahl weniger ents 
hält, Es fteher hier an verfchiedenen Stellen gutes Bauholz, auch wird aus dieſem Revier 
"von der Genend der Geifenlähne ıc, feit einigen Jahren jährlich an 200 Stoß Floͤßholz ges 
arbeitet, welches zu beſſerer Mußung des Holzes dafelbft auch noch fernerweit geſchehen 
ann, 


‘Ben der gehaltenen Revifion war der haubare Holzbeftand diefes Reviers 


Pad) der Probe No. 1. 


zur ıften Taxe, Richten und Tannenholz ⸗ ⸗745. 
Melirtes, nemlich Fichten, 
Tannen und Buchenholj⸗⸗ 360. 1105. 
zur aten Tare, Fichten und Tannen #° 9 0 0 598. 
zur zten Taxe, Michts . 
a 223 Stoß pro Morgen, 





1703. Morgen 


Nach der Probe No. 2. _ 
zur ıften Tare, Fichten und Tannenhol; ⸗ ⸗162. 
Melirtes, nemlich Fichten 
Tannen und Buchenholz⸗ 2312. 
Buchen 7 oe 0 9 314 788. 
zur 2ten Tape, melirtes, nemlich Fichten, 
Tannen und Buchenholz ;» 9 21. 
zur zten Tare, Fichten und Tannenbolz + „» 172 
Melirtes, nemlich Fichten, 
Tannen und Buchenhol; » 168. 


340. 1149. Morgen 
a 20 Stoß pro Morgen, 


Nach 


n 


für die Schleſiſchen Gebuͤrgsforſten. 05 
Nach der Probe No. 3 Ä | 73 


zur ıften Taxe, Fichten⸗ und Tannenboiz ⸗⸗ am 
jur zten Taxe, Nichte, 
zur zten Taxe, melirtes, nemlich Fichten, | 
| Tannens und Buchenply 0 vs 168, 189, Morgen 
- a 11 Stoß pro Morgen, i Zu ee 


An alten Buchenem Hol; auf dem breiten Berg 0. 6. Morgen 2 
a5 Stoß pro Morgen, 


Zufammen von 3104 Morgen, nach der Berechnung 636914 Stoß Stel, wovon 
nach einer Vertheilung deffelben auf 60 Jahre jährlich von 5158 Morgen 1061,33 Stoß 
Stel zur Nugung fommen. In dieſer Zeit ift der junge Anmuchs von 20 bis 40 Jahren 
2 985 Morgen, und nach dem derjenige unter 20 Jahr a 1251 Morgen, ſucceßive haubar, 
und es Bann folchergeftalt, wenn deſſen Beſtand im Durchfchnitt a ı6 Stoß pro Morgen 
angenommen wird, der Etat von 1061733 Stoß, auf 90 bis 94 Jahre fortdauern, ehe 
der Hieb wieder an das Erfte kommt. | _ | 


| Die ledigen und zu cultivirenden Pläge enthalten zufammen genommen 579 Mors 
gen. Und die unfruchtbaren Leeden und Gebuͤrge ıc. dieſes Reviers 2060 Morgen. g 


Vor Bauholz find diefes Dres nad) einem gemachten Durchfchnitt jährlich 370 
Rthlr. 7 Sgl. eingefommen, diefem Quanto treten indeffen durch den Ausſall beym Hermes 
dorfer Revier gegenwärtig nody 300 Rthlr. zu, damit das Publicum durch diefen er 
mit zureichenden Bauholz verforgt werde. Diefe 670 Rthlr. 7 Sgl. alfo betragen na 
dem Preißverhäleniß von Bau⸗ und Klafterbolz, wie 4 zu 3 gerechnet, zufammen 132% 
Stoß, und gehen nebft den zu verfaufenden 125 Stuͤck Gelligen Saͤgekloͤtzern, a 1 Klafter 
pro Stück gerechnet, und dem freyen Schirr⸗ und Deputatbrennholz a9 Stoß, zufammen 
mie 1563 Stoß, von dem jäßrlihen Ertrag der 1061733 Stoß ab, der Ueberfchuß von 
904735 Stoß aber wird nach den feitgefegten Preiß jeder Gegend, als Brennholz 
verkauft. _ 


Zu Sägeflögern und anderm ftarfen Bauhof; werden vor die Zufunft auf dem 
fogenannten Reiches "Berg 150 Morgen in gutem Wachsehum ftehendes Holz referviret, 


Wegen Anfertigung-und Verkauf des Stockholzes und Reißigs kann vom Stoß. 
‚ oder vier Klaftern Scheitholz a Itel Klafter und 4 Schock Reißig, an den Orten der erſten 
und zweyten Tare gefertigt werden, | 


Die Quantitaͤt deflelben, fo auf diefen beyden Orten ausfällt, ift von 785 Stoß 
Scheitholz, zuſammen 261% Klafterftockholz und 5883 Schock Reißig, und wird nad) den 
angenonımenen Sägen, erfieres das nahe a 9, und das weite a 5 Sgl., leßteres das nahe 
a 8, und das weite a 6 Sgl., bendes im Durchfchnitt a 7 Sgl. verkauft. 


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2 KEEE Gy: ſForſtordhung Br Ar 


Der Preiß des Stoßpoles ir en Siem Revier 
13” 0 das weiche 


zur erften Tare Pre 1: ss s 44Fl. 10 St 

zur jwenten Tare "9 + „9.04. 

jur dritten Tore + „23. 10 Sal. 
nn incluſive 4Sgl. Samingen hie Sf, % mit jur Caſſe fließen. 


"Das Floͤßbolz hat im Forſt keinen beftimmten Hreiß, es wird auf berrſchaftuiche 
Koſten eingeſchlagen, angeruͤckt, gefloͤßt und ausgeſetzt, und ſodann 
der Stoß hartes Holz⸗ > ⸗ ⸗ a 10 Fl. ll , 
der Stoß weihes an rende ss 9 6 a 6 Fl. N 
L. der Stoß weiches. an Unterfnen + + 
c aein.ſogenannter Gnadenfioß - s ⸗ . ng 
1 incluſive aller Koſten, auf dem Holplan oerfauft u 


Es kommt alſo hauptſaͤchlich darauf an, ob das Holz von nahen oder entfernten r 

"Gegenden des Anruͤckerlohns wegen genommen, auch ob die Floͤße ſelbſt in Anſehung deß 
Holzverluſts x. glücklich gemacht wird, oder nicht; nach einem gemachten Ueberſchlag 
bleiben an baarem Ueberſchuß 

“. 7 Bor einen Stoß hartes Zlih Holz, im Forſt ⸗9l. 5 Sgl. 72V. 

Wor einen Groß weiches Itel an Fremde ⸗3— 17 ⸗ 2 — 
Vor einen Stoß weiches. Srel an ar al ⸗ 2— 14 2 — 
und auf einen ſogenannten Stel Gnadenſtoß ⸗ I- 1 5 — 


Der Verkauf des Itel Stoßholzes i im Forſt geſchiehet von hier aus nach Petere⸗ 
so j Wernerodoeſ⸗ Warmbrunn und benachbarte Bleicpen ı x. x. 


—W * u 2*,* 






n 


a 





ern —R 
he Gadeinnahme vor 
fo jährlich au 

| Auf der X 
Da 


Verkauft find an Bars Schir: 
wvelches —— auch 
kann, jäbrl. vor 


[Mn ſechselligen Sägeflögern f 
a ec 25, im Durchfd 


Der Preiß des Bauholzes ift 


— 


' 
L} 
m 
[ 
9— 


\ 
| hartes ai ei 
vor 4 4 u ‚Stoß 4 


bor_ 4 4 9 27248 Stoß ! 


born 35 Stof f 
Summa 174,45 Stof. 


3 und 
| 
Kommen nach der ve 
Auf 
b) An Stel 
227733 Stoß ät 
‚ oder nach dem reducirten $tel 


— 


4 


’ 
* 


Gang. we 


5 ſpeciſicirtem Natutale an Holz ec. 
E:nachhaltig erfolgen kann. 





Nele ı fol.‘ 8. 
er Herrnsdorfer Seite, - . | 
chirr⸗ und Nutzholz. 

nach der gejogenen Sraction don 10 Jabten, 
19 des Publici fernerweit beybehalten werden 

8 9 9 

jeitten und bebitiket den, t 

pro Stüc *e ws rend 


— 
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⸗ 
« 


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bois ⸗ ⸗ „9 220 m 
⸗ 
$ 





ol; 8 9 J 5 — 
oder Klafterholz. 
l Waldhol, 
ten Tar 
* l l. 4fgl. ind, gfgl. St 
— Ha —*8 sie —* ⸗ en 4 
—EX a T nal. in Stamm H 
94 | 22 
mer 
nam ieh Feuergedingehoiz a 4 bi nee Stoß 
ſſe fließen, naͤchſt dieſem erhalten die *8 
dieſem Hol pro Stop 4 (dl. an ‚Stammgeld 
Salarii _412|- 
tockholz und Reißig. sör | 16. | 200 
hhutungszinß | 
elich zur Einnahme 0 0 4 - I-|-— li 6 
n, der Iſerſeite. | | | 


h dem Einwurf gerechnet. 


nutes ordinair Holz, nach dem berechneten " 
yug diefer Seite a ı BL » s 108. proBtoß » | — IT] 37 1:24 8 


® “ 
= en en. Lam .. 


für Die Schleſtſchen Gebuͤrgsforſten. 297 
or Erfldrung : | 
‚ ber. bep. den. Forſtetat angenommenen Grundſatze. 


as Bermeborfkt Revier hat mit Flinsberg eine gleiche Sage, und es fann der Bintere 
Theil an der fer auf keine andere Art, als durch” die Floͤße genußt werden; Cs 
liegt diefe Gegend hinter dem hohen Kanım, und der Transport des Holjes würde daher 
vorhero durch Geſpann bis gegen die Flinsberger Forſtbauden, ſodenn aber durch Hand⸗ 
ſchlitten weiter bis an den Queis zu machen ſeyn. 


Das Hz iſt von mittelmaͤßiger Staͤrke, auch durchgängig ziemlich gut beſetzt. 
Der vordere Theil dieſes Forfts genen Hermsdorf Bat:chenfalls fehr gutes ſtarkes Bau⸗ 
holz, ingleihen Schirr⸗Nutz⸗ und Brennholz, der Einfhlag und Verkauf davon gefchies 
bee nach Stel Maag im Fdrft, wenn vorbero das WSauhol;, fo jährlich" debititt werden 
kann, herausgenommen; der Beſtand deſſelben iſt auf der Vorderſene J 


Nach der Probe No, ı. 


zur ıftlen Tage, Siehtens und Tannenhbok - s : a. --557 
‚0 zıen Taxe, Fichtens und Tannenbolz⸗ J 80. 637 mem 
- a224 Groß pro Morgen. —— 


Nach der grobe No. 2. 


zur arſten Taxe, Nichts. * 
⸗ zten Taxe, Fichten und Tannenholz ⸗ ⸗ ⸗ 238. 
a 20 Stoß pro. Morgen, Ä 


Nach der Probe N," 


Nichts. 
Und an altem ſchlechtem Hol; auf den Gebürgen 
29 Morgen a 4 Stoß pro Morgen. 


Diefe 904 Morgen enthalten, nach - dem beftimmeen Maaß jeder Sorte, zuſame 
men 192083, Stoß Ztel, und davon kommen, nach einer Vertheilung auf 60 Sabre . 
320-412 Stoß uf Eines: Es folge ſodann der junge Anwuchs von 20 bis 4o Jahren, 
a 102 Morgen, und derjenige unter 20 Jahren a 336. Morgen, beide a 20 Stoß pro 
Morgen gerechnet, und continuiren das Quantum a 320542 Stoß, inclufive der 46 
Morgen ledigen Pläge, fo ebenfalls bald wieder in Anwuchs fommen, auf go Jahre, 


Auffer diefem wird noch ein Stück gutes Holz von mittelmäßiger Stärfe auf der - 
fogenanten Brandhoͤhe velersitt, damit in der Folge Saͤgebloͤcke und anderes ſtarkes Fo 
daher genommen werden kann. 


Bor Baus Schirr⸗ und Nrußot ins, nach dem davon gemachten Durchfchnitt, 
jährlich 221 Rthlr. 12 Sgl. eingefommen, und diefe betragen, nach dem ausgemittelten 
Berhälmig von Baus und Klafterholz, wie 4 zu 3 gerechnet ⸗0 40 Stoß. 

Beckmanns Gejese IL Theil, Pp Die 


268 -  $Sorfloednung - ;; 
Die so Stuͤck Sägeflößer, fo verkauft werden Finnen, enthalten a 3 Klafter 
⸗ ⸗ 9 


pro Stüd 63 Stoß. 
Das freye Baus Schirr⸗ und Nitzholz, fo zur Wirthſchaft abgereicht wird, 
betraͤgt nach der Reduction ⸗ ⸗ ⸗ 24: 0.9 


An Deputarbrennhols vor die Wirthichaft werden abgereicht ⸗ 24 90 


Und anſtatt der 36 Stoß Stel Floͤßholz vor das Ullersdorfer Braͤuhaus, und 
der 30 Stoß zum Brandeweindrennen, fol fünftig von bier aus 
Stel Waldhof; genommen werden; diefes enthält nach der Reduction 
des Ausfaßes gegen den Einwurf, wie 7 zu 6, und der Länge des | 
Holzes von Stel zu Stel zufammen ⸗ ⸗ 47 90 
Des Foͤrſters ſein Deputatbrennholz iſt ⸗ ⸗ ⸗4 Sr Br 


Diefe 146 Stoß zufammen genommen, werden von dem jährlichen Ertragsananso 
ber 320,33 Stoß abgezogen, die Überfchießende 17.4413 Stoß! aber werden als "Brennholz 
debitiret. 

Die Iſerſeite iſt mit 700 Morgen mittelmaͤßigem Holz, nad der Probe Mo. 2. 

220 Stoß pro Morgen, und sr Morgen altem fchlechtem Holz a 4 Stoß pro Morgen bes 
feßt, und enthaͤlt alfo, nach dem angegebenen Maag von 751 Morgen, zuſammen 14204 
Stoß Stel. Wenn diefe auf 75 Jahre getheilet werden; fo koͤnnen jährlih von 105, Mors 
gen 18932 Stoß erfolgen, und diefe Abrsichung continuirt fodann durch den jungen An⸗ 
wuchs von 250 Morgen, a 11 Stoß pro Morgen gerechnet, bis auf go Jahr. 

An Seuergedingeholz erhält aus dieſem Forft die Gemeinde Herrnsdorf 35 Eroß, 
und zahlt davor wie gewöhnlich 4 Sul. zur Caffe, 4 Sgl. aber den Forſtbedienten als ein 
Acciden;. 

Stockhotz und Reißig zum Verkauf. Ceſſat. | 

Der Preiß des Stel Waldholzes ift, das harte, das weiche pro Stoß 

zur ıflen Tare ⸗ ⸗ 26 Fl. 
zur aten Tare ⸗ ⸗ a5 Fl. 
exel. 4 Sgl. Stanimgeld, fo pro Stoß noch beſonders zur Caſſe entrichtet wird, 


Der Ueberſchuß vom Floͤßholz auf der Sferfeite ift pro Stoß tel im 
⸗ ⸗ ⸗ ⸗ 1J. ⸗ 10d, 


BE für die Schleſiſchen Gebuͤrssforſten. - 2 
Grundſaͤtze und Werfahrungsart, | 


bey Anfertigung der Forſtetats für Die Graͤflich⸗ Schafgotfchifchen Majorats⸗ 
heerſchaften Kynaſt, Giersdorſ und Greifenſtein beobachtet worden, 


Deee Forſten ſind jü obigem Endzweck vor obngefeht 20 Jahren aufgenommen, auf 
Charten gebracht, und ſelbigen ausfuͤbrliche Vermeſſungsregiſter beygefuͤget worben. 


Dieſe Aufnahme hat:eine gaͤnzliche Umarbeitung erfordert, theils weil dabey nut 
auf das Geometriſche, und nicht zugleich auf den innern Zuſtand des Forſtes geſehen worden; 
sheils weil auch der Auffere Zustand deflelben fich feit der Zeit ſehr verändert har, | 


Gedachte Umarbeitung ift an Ort und Stelle geſchehen. Dach einem dazu bequem 
gemachten reducirten Plan und Nermellungsregifter find die Forſten von Stelle zu Stelle 
nachgeſehen, nicht nut die Veränderungen, welche ſich gegen die erfte Aufnahme bervors 
gethan, fondern auch die Holzarten und. Preißclaflen nach Unterſcheid der feichtern oder 
ſchwerern Forefhaffung, nicht minder das Alter und die Güte des Holzes, und was mehr 
dahin gehörer, forgfälsig vermerket worden. | 36 


Die Beraͤnderungen nach dem Flaͤcheninhalt wurden dergeſtalt ausfuͤndig gemacht, 
daß man die ſeit der Aufnahme gemachten Haue, und den ſeit dem entſtandenen Zuwachs, 
ſo viel moͤglich, der Groͤße nach, auszumitteln ſuchte: da die meiſten Oblonga und Quadrate 
u , fo war deren Beftimmung ganz leicht, andere Figuren, die mehr Schwürigkeit hatten, 
wurden herausgemeffen, und ganz Pleine Objecta durch Schlagung einer Diagonallinie, und 
‚mit einem geübten Augenmaaß beſtimmt. Ä 


Bey diefem Grad der Genauigkeit mußte man fteben bleiben, theils weit ſolchet 
dem Zweck genügt, und es in Anfehung defielben bey einer Fläche von mehr als 117000 
Morgen Magdebl, auf einige Morgen mehe oder weniger nicht anfommt,. theils weil eine 
noch genauere Aufnahme mehr Jahre als jet Monate und verbältmißmäßig mehr Koften 
und-Leute erfordert hätte. Die ganzen Forften befteben faft lediglich aus Fichten, Tannen, 
‚mit etwas hin und: wieder untermifchten Buchen. | - 


Diefe Gleichheit der Holzarten erleichterte dic Arbeit überhaupt, wie auch beſon⸗ 
ers die, die bewachfenen Derter nach ihrer Güte in Abficht des beflern oder ſchlechtern 
Wachsthums in geroiffe Claſſen zu bringen. | 


Es wurden vier folcher Claſſen gemacht; die erfte beflimmet, wo das Hol am ber 
‚ften, die zwote wo es mittelmäßig, die dritte wo es am ſchlechteſten waͤchſt. Zur vierten 
ift das ſtrauchige Holz gefchlagen worden, welches an der Hoͤhe des Riefengebürges noch 


zuweilen auffommt, | 


Da nun der Zuwachs fchon zeigt, zu welcher Claſſe ſich folcher qualifieiren wird, 
‚indem es dabey bamprfächlich auf den Boden anfommt;. fo hat auch deſſen künftige Bouitaͤt 
‚zuverläßig genug beflimme werden koͤnnen. ine andere Beftimmung war beym Zuwachs 
in Aufebung feines Alters und der fünftigen Abnugungszeit nöthig, | | € 

= Pa | ⸗ 


% 


200 | Rorftordnung . 00 0.5 


+, 

Es wurde folcher zu dem Ende in zwo Elaffen, nemlich Zuwachs unter 20 Jahren, 
und Zuwachs zwifchen zo und 40 Jahren, abgerheile, und der Durchfchnitt angenommen, 
daß erftere Clafie in go, leßtere in 60 "Fahren das nußbare Alter erreichen werde, Was 
40 und mehr Sabre alt ift, Fonnte als ausgewachfen Holz; angenommen werden, weil eg 
Zeit hat, folches zu werden, ehe der Hieb nach erfolgter Conſumtion des jeßt ausgewachfenen 
an daſſelbe kommt. Zu Beftimmung der Preiße wurden die vorgefundenen Preißclaffen, 
welche nach Maaßgebung der ſchwerern oder leichtern Abfuhr bisher ſchon theils regafime 
geweien, theils von ſelbſt beobachtet worden, beybehalten, nemlich in der Kerrfchaft Kynaſt 
mie Inbegriff Giersdorf vier, und in der Herrfchaft Sreifenftein, wo das Riefengebürge 
fich merklich fenfer, und die vierte nicht vorfommt, drey, Dur wurden dieſe Claſſen nach 
genauerer Unterfuchung des Terrains näher beftinnmt, und es wurde dabey zugleich feſtge⸗ 


ſetzt, in welche Claſſe die jungen Oerter nach erreichter Haubarkeit, ihrer Lage nach, füllen 
muͤſſen. | | 


Nach diefen Beftinnmungen war zur Ausmittelung des ganzen vorrärhigen und ang 
wachfenden Holzbeftandes, und des zur Abnugung anzunehmenden Theils, ein zwiefacher 
Maaßſtab nörhig, der darinnen gefunden wurde, daß aus jeder der drey erfien Bonit.itee 
claſſen, zwey Morgen, an zweyen verfchiedenen Orten, aus dem Mittel ihrer Art, abge» 
meflen und aufgearbeitee wurden, Der Durchichnitt durch beide gab das Quantum an, 
welches jeder Morgen iprer Claſſe höchft mahrfcheinlich im Ganzen enthalten muß. Das 
Alter diefes Holzes mußte die Jahre der Haubarfeit beftimmen; erfteres bat in Berechnung 
des ganzen Holvorraths, wie die Specialetars befagen, den Maaßſtab abgegeben; in Abs 
ſicht des le&tern aber find 5 bis 6 Jahre zugejegt und go zum Grundjag angenommen wors 
den, weil auch von der beften Forftwirthichaft nicht zu erwarten ftehet, daß der Wieder, 
wuchs überall unmittelbar auf das Abtreiben folgen koͤnne, überdieß auch, auf einige Ue⸗ 
Gertragung der in ſolchein Zeitraum vernünftig su vermuthenden mannigtaltigen Zufälle, Ne⸗ 
benbetracht hat genommen werden muͤſſen. Die vierte obnehin unbesrächtliche Elaffe konnte, 
in Anſehung der Duantitdt des Holzes, Leine genaugre Bellimmung, als nad) einem ge 
nbten Gutduͤnken, erbalten, weil es dabey nur auf einzelne, am hoͤchſten Gebürge ſtehende 
Fichten zZutommt, auf deren Anwuchs eigentlich keine recht zuverlaͤßige Rechnung gemacht 
werden kann. 


Durch aͤhnliche Vroben konnte auch das Verhaͤltniß des Stockholzes und Reißigs 
beſtimmt werden. Es war aber nicht thunlich, alles zum Etat zu bringen, theils weil es 
por der Hand noch nicht Abſatz genug finden koͤnnte; theils weil im Kynaſtiſchen einige 
Dorfichaften mit ihrem Feuerholz darauf angewieſen find, welchen jedody jet noch ungleich 
mehr übrig bleiben wird, als fie zu nehmen begehren werden, 

In Anfchung des Nußholzes mußte erſtlich defien Werth gegen das Brennhoß 
ausfindig gemacht werden, weil fein ordentliches Sortiment vorhanden war, wornach eine 
Berechnung nah Klaſtern oder nach Eubicmaaß hätte vorgenommen werden können, um 
dadurch zur einen gewiſſen Grundfag zu gelangen. | 

Das Verhaͤltniß des Werths gegen das Verhältniß im färperfichen Inhalt, nach 
dem Durchſchnitt der gemeiniglich vorfommenden Sorten, fand fich wie 4 zu 3. Aus dem 
Preiße konnte ſelchemnach die Quantität beftinmt, und das Bausund Nutzholz vom Klafe 
terholz abgezogen werden. 

’ Damit 


für:die Schleſtſche Gebürgsfärlen 301 


nr Game das ängenommene Verhaͤltniß nicht afterirt werben könne, ſind die Sorten 
und ihr verfihiedener Preiß jeden Dres, fo genau als möglic, anmerkt worden, „Der ' 
Abfuhr wegen: kann das Bau⸗ und Nußholz (mit Ausnahme der Brettkloͤtzer ay einigen 


Orten)nicht anders als in der erften und zweyten Preißclaffe genommen werden, worauf it 


Ser Berechnung auch gegangen-ift, Was die Quantitaͤt des zu debitirenden Baus und Nutz⸗ 
bolzes anberrift, To bat man den 'Bedarf der Gegend dabey zum Grund legen müflen, und 
zu diefem hat man den einzigen Maaßſtab im Durchfchnitt des zehnjaͤhrigen Nutz⸗ und Baus 
bolipebie diefer Forften gefunden. Ben Berechnung des Holzbeftandes und Beftinnmung 

davon jaͤhrlich zu nutzenden Theils konnte, wegen des verfchiedenen Verhaͤltniſſes des 
Zuwachſes gegen den. unausgewachsnep Vorrath, nicht immer die Bonitaͤtsclaſſe und, die 
zum Pridicipio angenommenen go Jahre der Haubarkeit des Holzes: ganz genau ‚beobarhter 


- beiden, fondern es war zumeilen nörhig,. davon um etwas weniges abzumweichen, wie die 


Sn 


Erläuterung der Specialetats folches näher ausweiſet. 


Ben diefer Verfahrungsart konnte anch mit mathematifcher Gewißheit in jedem 
Forſt die Größe des Terrains beftimmt werden, welches durch die Faͤllung des im Etat an⸗ 
genommenen Holzquanti jährlich ledig werden, folglich nach guter Wirehfchaft befäet wers - 
den muß. - "gr! Ä u en 

Die übrigen Punete des Etats find entweder einer ungezweifelten. Beflimmung, oder 
aur einer folchen Genauigkeit fähig, welche fih auf ein raifonirtes Gurdünfen gründet, 
. Beides iſt nach Unterfchied forbaner Fälle beobachtet, und auf diefem Weg dase 
‘jenige zu Stand gebracht worden, was die Specialberechnung, die bengefügte Erläuten 
rung und die Etats felbften enthalten und darlegen, bergeftalt, daß alles, was eines Bes 
weifes fähig ift, aus unumftößlichen Gründen hergeleitet, dasjenige aber, was nur auf 
Gutduͤnken beruhet, mit veiffter Ueberlegung aller Umftände, nach der hoͤchſtmoͤglichſten 


Wahrſcheinlichkeit, beſtimmt worden ift. 





” BE 
Heften «Kaffelifches Reglement wegen Benusung 
„ber Buchedern-und Eichelmaft pro 1779. 





! le 


Sees geſchebener Beſichtigung der Maſt ſollen Unſere Forſibedlente jeden Orts anf die 


Ausfindigmachung der erforderlichen Schweine zeitigen Bedacht nehmen, und da⸗ 
mit niemand, am allerwenigſten die Walddienſtpflichtige, ab⸗ und zuruͤckweiſen, worauf Un⸗ 
ſere Forſtaͤmter und Beamte genau mit zu ſehen, und vom unverhoffenden Gegeutheil Ans 
| | Pr3 | -— eig 


802 “Heffen » Saffelifhes Reglement 


eige zu thun haben, fübanı die richtige Aufzeichnung der Schweine, deren Obſervanzmaͤſ⸗ 
ges Einbrennen, und, fobald die Buchecfern und Eicheln reif find, und fallen, den Aufs 
trieb in die hudbaren Reviere, wann zuvor tüchtige, vor Amt zu verpflichtende Maſthirten 
beſtellt, und an ſchicklichen Orten die Maſtſtaͤlle angelegt worden, gebörig und beftens bew 
orgen; vor das Wildprer aber Peine hudbare Bezirke zur Heege ausfehen, und von dee 
aſibehudung ausſchließen, da ſolches aufferdem hinlaͤngliche Nahrung finden wird, 


2 


Die Treibung der Maftfchtweine des Abends in die Orte zum Stall has nicht ſtatt, 
es fen denn, daß befondere Umſtaͤnde vorwalten, die folches norhwendig machen, in wel» 
hen Fällen Unfere Beanie und Forftbediente autorijiret werden, nad) Befinden, jedoch ges 
meinfchaftlich, zu difpenfiren, cs muß aber alsdann jede Stadt oder Gemeinde vor alle zu 
befahrende Unterfchleife in Solidum haften, und follen Unfere Forfibediente, zu deren Vers 
huͤtung, die Schweine zum öftern, wenigftens wöchentlid) einmal, unvermerkt nachzaͤh⸗ 
fen, und die mehr alg eingebraunt vorfindende, treulich zur Buſſe notiren. 


3. 

Bird die Veraccordirung der Maft im Ganzen durchgehende unterfagt, und es 
ſoll deren Betreibung anders nicht, als Stuͤcks⸗ und Wochenweife gefchehen, damit hieruns 
ger niemand verfürze werde, Sollte ja aber an einsund anderm Drt es Unſerm nterefle, 
wegen befonderer Umftände, zuträglicher gehalten werden, die Maft im Ganzen zu vers 
laſſen; fo erwarten Wir deshalb von den Beamten und Ferftbedienten ungefäumte pflichts 
mäßige Berichte, zu weiterer Unferer Entſchließung. Uebrigens joll vor das Jahr in der 
Vormaſt von einem großen, zwey mitteln oder vier Pleinen Schweinen, wöchentlich zwey 
Albus vier Heller an Maftgeld, von jedem Kopf die ganze Zeit der Vormaſt hingegen 
zwey Albus Pflanz⸗ und zwey Heller Stallgeld, nebft den bisherigen, an jeden Orc üblichen 
Accidenzien und etwaigen Maftsoder Kopffrenzern, angefegt, und gleich beym Abtrieb, 
weldyer jedoch ebender nicht, bis die Maft in den eingegebenen hudbaren Nevieren aufs 
geehrt, bey Vermeidung gewiſſer ernftlicher Beftrafung, geſchehen darf, ohnnachlaͤßig 
baar entrichtet werden, und bleibt hierben Unſern Forftbedienten auf ihre Pilichten geftellt, 
daß feine große unter die mitteln, und Peine mitteln unter die kleinen Schweine, zum Nachs 
ebeil Unſers hoͤchſten Intereſſe gebracht, fondern Hierin nach der Forſtordnung von 1721. 
pag. 30. trälichft verfahren werde, | 

4. 

Das Buchecfernfchlagen und Kehren wird auf benfommende gedruckte Permißions⸗ 
zettel, worin jeden Berirks Forſtbedienter die Jahrzahl abıudndern, oder, wann foldye 
nicht anreichen, auf dergleichen von felbigenn zu fehreibende Zettel, worin der Tag und die 
Perſonen nach Pflichten za notiven, und daben auf die Witterung Bedacht zu nehmen, das 
mit eincan jeden gleich und Recht geſchehe, erlaubt, und zahle jede Perion beym Echlagen, 
vor das Jahr, von ganzen Tag vier Abus, und vom Kehren zwey Albus, und find zu 
dem Ende die Perjenen, fo gefchlagen oder gekehrt, mit Anſetzung forbanen Geldbetrags, 
in dem Maftregifter, mirtelit eines auf die Maftfchweine folgenden befondern Anhangs, 
uamentlich und treulich zu ſpecificireu. 


5. Sollen 


wegen der Maß. 903 


j. 

Sollen die Maſtregiſter nach beyliegender Vorſchrift, weshalber jedoch nach den 
Umſtaͤnden jeden Orts ab⸗ und zuzuthun, deutlich, und nicht zu enge geſchrieben, aufge⸗ 
ſtellt, die Freyfchweine zu Anfang jeder Rubrique, mit nöthiger Anmerkung, gehörig ang 

gefegt, und überhaupt in den Regiftern alles ordentlich und gemwiflenhaft gewahret, ſoa 
dann-folche, nebit den Maftbußregiftern, den Beamten zugeftellt, bey dem von jeden 
Orts Beamten und Forfibedienten, nach vorheriger Uebereinfunft wegen.des hierzu zu bee 
ſtimmenden Tages, gemeinfchaftlich und forderſamſt vorzuneßmenden Vormaſtſchlug genay 
eraminire, und wohl durchgangen, der Geldbetrag, wie verordnet, nebſt den Strafen, 
nach der Anlage angefegt und ausgeworfen, und, warn etwa Beine Bußen an einem oder 
dem andern Ort vorgefallen, fold;es in dem Maftregifter nachrichtlich angezeigt, folglich 
‚alles in voͤllige Richtigkeit gebracht, und ein vorläufiger Abfchluß gemacht, alsdann aber 


+. Die, wie befagt, berichtigte, von Beamten und Forftbedienten jeden Bezirks aus 
Schluß eigenhändig obnfehlbar unterfchriebene Mafts und Maftbußregifter in duplo, un® 
längftens vier Wochen nach dem Abtrieb der Schweine, bey Vermeidung zwey Rthlr. 
‚Strafe, wenn der Sorftbediente die Regifter nicht zu rechter Zeit an das Amt liefert, und 
vier Rthlr. Strafe, wenn der Beamte damit länger zurück bleibe, zu Linfrer Krieges und 
Domainencammer mit’Bericht, zur fernern Verfügung, eingeſchickt, ingleichem 


oo ” Te ’ 
Die beym Abtrieb der Schweine von Unfern Nentherenbeamten fogleich beyzutrei⸗ 
bende Mafts und übrige Gelder vom Buchecfernfchlagen und Kehren, (inmaßen das bey 
näherer Unterſuch⸗ und völliger Abfchliegung der Megifter allbier fich etwa abandernde ge 
fuͤglich nach erhoben oder vergütet werden kann) bey Vermeidung eben gedachter Strafe, 
Unfrer Domainencaſſe mit dem forderfamften, umd unter der wohl dmumerfenden Ru⸗ 
brie: Maſtgelder, eingeliefers werden, wie denn befanntlich in Anſehung dergleichen, 
während des Abtriebs bey Verluſt der Schweine und fonftiger nachdrücflichen Vorkehrung, 
weder Nachſicht, noch Erlaß ſtatt findet, und davon aus dem Grund nichts in Liquidation 
paßirt  — ” | ' 
u 8- | | 
Wenn in einem oder dem andern hudbaren Bezirke die Bucheckern oder Eichen ĩn 
Ber Vormak nicht alle aufgezehret werden, welches genau zu unterſuchen iſt; ſo ſoll darin, 
fo viel es ohne Nachtheil der Waldung, auch Sommersund Blumenhuden geſchehen kann, 
die Nachmaft verfkattes, und nach gefchebener richtigen Aufjeichnung der Schweine, Stüdss 
und Wochenweiſe, jedoch laͤnger nicht, als bis Ende Februaru 1780. betrieben, und von jedem 
Schwein, ohne Unterfchied der Groͤße, wochentlich ein Albus an Maſt⸗ und die ganze Zeit 
uͤber ein Albus Pflanzgeld angeſetzt und entrichtet, mit den Regiſtern und dem Geldbe⸗ 
trag aber in gleiche Weiſe, wie bey der Vormaſt verordnet, verfahren werden, jedoch hat 
ben der Nachmaſt feine Freybeit ſtatt, es fey dann, daß. dergleichen durch Rerteſſe oder 
fonft befonders beſtimmt worden, | % 


9. Sins 


304 Heffen -» Eaffelifhes Neglem ent 


9% 
Sind die zu Befaamung der Holzgarten und Zufchläge, deren vorfhriitsmäßige 
Arthaftmachung die Forftbediente beym wahrgenommenen Anfchein zur Maft fonder eini⸗ 
gen Zweifel angelegentlich beforge haben werden, erforderliche Buchecferu und Eicheln, 
von guter Dualitdt und Reife, forgfältig u fammeln, und die darzu nöthige Dienſte vom 
den Beamten berzugeben, jedoch ift hierunter nicht die mindejte Viebermaaße zu gebraus 
chen, und in fine des Maftregifters pflichtmäßig anzumerken, wie viel an dergleichen auf 
die Weiſe gefammlet, und wohin es mit Ausſaͤen und Stecken verwendet worden, End⸗ 
lich und 

10, 


Sollen die neuerdings angelegten Schläge, worin noch fein Aufwachs vorhanden 
ift, von den Maſthirten, auf Anordnung der Forftbedienten, zur Mittagssoder Abends 
zeit, wenn die Schweine ſchon anderwärte ziemlich gefättige find, eir.igemal, yum Unters 
brechen der Buchecfern und Eicheln, durchgetrieben, die alten, durch forjtwidriges Behan⸗ 
deln oder anderer Urſachen wegen mit Aufwachs noch nicht verfebene, vielmehr bereits vers 
rafete Schläge hingegen öfters behuͤdet, folglid) durch deren Umbrechen, und mie Hülfe der 
zur Waldarbeit condemnirten DBerbrechere, in fhiitlihe Weiſe artbar gemacht, fofort bes 
fäet, und durch eine genaue Heege wiederum in Anwachs gebracht werden. Schließlich 
wird auch dasjenige, was wegen der fo nöthigs als nüßlihen Steckung der Eichen auf die 
leeren Pläße und an fonftige jchickliche Orte der fchon angeflogenen und mit juugem Anwachs 
verjebenen Schläge, welches ſich auf die neuen Schläge, werin weder Aufwachs, noch Eis 
chelmaft vorhanden, vor allen Dingen mit verftchet, verordnet worden, zur firddflichften 
Gemäglebung hiermit nochmals wiederholt, und von Unſern Holzbeſichtigungscommiſſa⸗ 
rien, ben demnächftiger Wahrmehmung des unverhoffenden Gegentheils, davon pflichte 
mäßige Anzeige, zu Beſtrafung des Ungehorfams, Awartet, | 

Es haben ſich dahero alle diejenige, fo es angebet, und vorziglich Unfere Forſt⸗ 
ämter, Beamte, welche über fämtlihe Majtangelegenpeiten zu communiciren, und vor 
Unfere Maftrevenuen und deren richtigen Eingang gemeinſchaftlich zu forgen haben, ingleis 
em Unſere Forftbediente, befonders die Revierfoͤrſter, hiernach, bey Vernieidung Unſrer 
Ungnade, in allen Stuͤcken genau zu achten, wie es Uns im Gegentheifzum. befondern 
guädigften Wohlgefallen gereihen wird, wenn Wir wahrnehmen, daß fi). ein’ jeder die 
Beförderung Unſers hoͤchſten Interefie auch hierin angelegen feyn laſſen. er 


Caſſel bey Unſrer Krieges und Domainencammer den 18ten September 1779. 
Ad Mandatum fpeciale Sereniflimi, | 
v. Wakenitz. Spiegel z. Diefenberg. v. Zanthier. 
Schminke. 


Regu⸗ 


a 


wegen ber maſt Be | 88 


Hear wegen Beſtrafung der Moeſlbuen 
Are re Safe: 7 Pflanggels, 
" — — nd, 


1) on jedem Erik Vieh, das bey Maft- | 
zeiten im, Walde huͤdend betrerten Rthlr. AB, | al Rthir. ab. | OL. 
wird, des Tages — — 1 7171] .1]- 
Ä des Nachts — 1 — I I —1 — 217. 
2) Waun der Maftpier i in Geheegen oder 
andern Orten, als vom Forftbediens 
ten ihm angewiefen worden, hüdet | 4 
. 3) Wann ein Schäfer mit den Schafen | 
3. zur Maſtzeit in dene Wald huͤdet 4 
Und müflen, wie überßaupt, alfol -. 
auch in beiden Faͤllen Städte und Ges 
meinden, oder Brodherren, vor ihre 
Hirten und Gefinde haften, 
4)- Wer in Herrfchaftliche Maftwaldungen 
02.7 treiben verbunden tft, nicht aber 
darin, fondern in andere Waldungen 


treiber, muß den. vollen Maſtgelds⸗ 


l 


ertrag bezahlen, als wenn er in jene 
getrieben, Ä 


5) Wenn Schweine, ohne daß ſolche vom 

Forſtbedienten aufgezeichnet, und ein 

gebrannt, ‚mithin heimlich, zu Unters 

ſchlagung bes Maftgeldes, nachges 

trieben worden; muͤſſen die Eigens 

thümer doppelten Maftgeldsberrag 

entrichten, und zahle der Mafthirt, 

wenn er es nicht dem Forftbedienten 
ſofort anzeigt — — 1 — 

6) Wer Eicheln oder Bucheckern ohne 


Permißionszettel ſchlaͤgt, jede Per⸗ 
ſon und jedesmal — — — 


7) Wer dergleichen ließt oder kehrt, jede 
Perſon — — — — 
und wird in beiden Faͤllen je⸗ 
desmal das Geſammlete abgenom⸗ 
men und confiſcirt. 


u. Bedmanns Geſetze J.Theil. Qq | 8) Wenn 


306 Detroi der Preußiſchen 
Ä Strafe. Vflauzgeld. 
I un, IT: 


k) Wenn fih bey Hausviſitationen nur] Rthle. Alb. HL. | Rebe, | Alb. 1 HL 
etwas an aufs Pfand gebolten Eis] _ 
deln oder Bucheckern vorfinder — 101 81 — | | - 
Finder ſich ein mebreres vor, . : 
soird die Strafe, nach der Menge, . 
doppelt, auch dreyfach angeſetzt, die — | 
Bucheckern und Eicheln confiſcirt, | 
und gleich denen ad 6) & 7) zur Ber | Ä 
ſaamung verwendet. 


' Die Verbrecher zahlen aufferdem das. gewöhnliche. Pfändegeld, und wird deu 
Behörden hierzu von den Beamten nöthigenfalls mit Nachdruck verbolfen, Caſſel bey 
Unferer Krieges und Domainencammer den ıgten September 1779, 


Ad Mandatum fpeciale Serceniflimi, 
v. Wakenitz. v. Zanthier, 
Schminke, 





| 31. | | 
Octroi der Könial, Preußifchen Holzhandlungs⸗ 
und Sciffbaucompagnie, vom 23ften Dec. 1765. 


tn die Rechte diefer Geſellſchaft ift ti: im Jahre 1771 angeordnete Nutzbolzcompagnie 
getreten. Man vergleiche hiemit Bergius Sammlung II. ©. 360 u. f.) 


⁊ 


Hi: Frieder ich von Gottes Gnaden, König in Preuffen ac. ꝛc. x. 
urkunden und befennen hiermit: Nachdem auf Uniern allergnidig.en Befehl eine 
Holbandlungsconmpagnie zu dem Zweck errichtet werden foll, damit nicht nur die Preiße 
des aus Unſern Forften jährlich zu debitirenden Kaufmannsholzes auf einen gewiſſen Fuß 
geſetzet, ſondern auch Dadurch die Confervation der Forften und die Wohlfahrt Unſerer Uns 
- terthanen befördert merden möge; fo find zum Anfang zu Errichtung joicher Holzhandlungs⸗ 
sompagnie nachjtehende Actionairs zuſammen getreten, von denen ein jeder jur die cinges 


— Sn ee A — * 
Horthandlungs »Compaßhnie. 865 · 

jeichneten Summen ſich verbindet, und ſo viel dieſe Summen bettigen büf ine Ratam 
*— Contract aͤbernimmt, jedoch daß Feiner von ihnen weder Uns, noch der Gocietaͤt, in 
irgend einem Stuͤck fuͤr mehr, als für die von ihm gezeichnete Summe, einſtehet und haf⸗ 
zer, infonderheit fich nicht in folidum verbindet, oder zu einem Nachſchuß über feine Actie 
unter irgend einigerley Borwand gezwungen oder genoͤthigt werden kann. Wie nun die 
Anzahl der Actien, die Zeit von ihrer Bezahlung, die Wahl der Actioniſten und die Groͤſſe 
des Fonds zu deftimmen, bem Willführ der Compagnie überlaffen wird; fo find auch diejes 
nigen Actionairs, welche ferner durch freywillige Subfeription in der Gociefät eintreten 
und angenommen werden, zu diefem Contract für ihrem Theil eben denjenigen, und nicht 
mehreren Verbindlichkeiten unterworfen, als welche die gegenwärtigen Actionairs für ihre 
Rata auf ſich haben. Und da. einem. jeden, nach gerhaner baaren Zahlung, das völlige 
imd unbefchränfte Eigenthum feiner Aetie zukommt; fo bleibe demſelben unbenommen, foldye 
zu verkaufen, zu Vertaufhen, ober anf irgend eine andere Art darüber zu jeder Zeit nach - 
eigenem Gefallen zu difponiren. Alles dasjenige, was zur Führung der Direstion und zur 
Specialeinrichtung des Holzhandels gehört, wird lediglich dem Gutfinden der Compagnie 
überlaffen, und verſteht ſich von felbft, daß die Bücher und übrigen rechtlichen Stuͤcke 
der Compagnie von feinen Landes Collegio oder Commißion infpieiret, fondern vielmehr 
möglichft fecretiret werben follen. Die Sache aber felbft und die Hauptverbindung von 


beiden Seiten betreffend, fo iſt deshalb folgendes feftgefegt worden: 


1. Nachdem Wir die pommerifchen und neumärfifchen Forften von diefer Detroi auszu⸗ 
| nehmen, und daruntet nur bloß churmärfifche und magdeburgifche Forften eins 
zubegreifen refoloirer; fo declariven Wir, daß Wir zufrieden feyn wollen, wenn 
für das fogenannte Kaufmannss und Stabhol; in der Churmarf alljährlich 
70000 Rthir,, im Magdeburgifchen 2643 Rihlr, und alfo in Summa dren und 
fiebenjig Taufend fechs Hundert drep und vierzig Reichsthaler erleget werden, 
welche Summa als ein firirtes Quantum von der Compagnie zu entrichten, aufs 
ferdem aber in jeden Jahr auch an Holz⸗ und Stammgeld derjenige Grofchen 
und 9 Dfenn, pro Rthlr. zu erlegen it, fo zu Vertheilung unter die Bedienten _ 
- amd Berechnung dee Oberforftmeifteremolumenten gehört, damit dieferbalb feine 

. Serungen bey den Eaffen entſtehen koͤnnen. Jedoch verfteht es ſich von ſelbſt, 

daß dieſes nicht als ein Zuſa z der hiernach beftimmten Holjpreiße auzufeben fey, 
ſondern daß es der Conpagnie nachher in dem fimtlichen Zahlungss Quanto für 
Bas. empfangene Holz zu qute gerechnet werden foll, und fie dafür nach Propors 

tion dieſer Summe fo viel mehr Hol; empfange. | 


11. Da aber ein für allemal feftgefeße ift, daß feinem, als der Compagnie, dasjer 
nige Holz überlaffen wird, was in den. Forften als abgängig und -forfimäßig zu 
faͤllendes Hol; gefunden wird (worunter reifes und unverdorbenes und zu Kaufe 

mannsgut tüchtiges, nicht aber roth⸗ und fliegenolmichtes, ſchwamm⸗ oder rinds 
. fälliges Holz zu verſtehen ift); fo iſt fie zwar, mie ſchon gefagt, wicht ſchuldig, 

- jährlich ein mehreres, als die feftgefegte Summe von 73643 Rthlr. zu bezah⸗ 

len; weil aber dennoch in einem oder andern Jahr mehr forftimäßig zu fällendes 
Holz, als diefes Quantum beträgt, ſich vorfinden koͤnnte; fo verfpricht die Come 
* | 2ge pagnie . 


. Deteoi der Preußifgen -, 


pagnie davon das, was fie zu Kaufmannsgus tüchtig findet, zu äbernehmen, _ 


jedoch unter der Bedingung: 1) daß folches ertraordinare —F nicht die 
Summe von 73643 Rtblr. uͤberſteige, dergeſtalt, daß das hochſte Quantum au 
ordinair⸗ und extraordinairem Holz nie in einem Jahr uͤberhaupt mehr als 
147286 Rthlr. betragen koͤnne; ferner 2) daß, fo lange fie ſolchen extraordinai⸗ 
ren Holzüberfchuß nad) dem Atteſt der ‘Direction nicht wirklich verfanit und debis 
tirt hat, fie unter keinerley Urſach gendrhigt werden kann, von neuem erwaß 
ertraordinair über das jührliche Etatss Quanrum zu Übernehmen, oder fi ans 
rechnen zu laffen, woben fich von ſelbſt verſteht, daß die Arc und Weife, die 
Zeit, wie und wann die Compagnie ihr Hol, es fen folhes aus Unſern Forſten 
oder ander einheimifches oder fremdes Hol, verkaufen, debitiren, oder liegen 
laſſen wolle, lediglich dem Ermeſſen und Wohlgefallen der Compagnie überlaffen 
bleibt. Was nun die Compagnie auf obgedachte Art zum Beften Unferer Forſten 
an ertraordinaitrem Hol; übernehnien muß, wird derfelben bis zu Ende der 
Contractjabre auf Rechnung obne Zinfen überlaffen; jedody muß fie, der Si⸗ 
cherheit halber, relp Krieges und Domainensammern einen von der Direction 
unterfchriebenen Wechſel geftellen. Sollte hingegen die Compagnie ihrer Cons 
venienz gemäß finden, aus eigenem freyem Willen auf ihr Anfuchen mehr Holy, 
als die vorhin benamte ordinairen und ertraordinairen Quanta, zu übernehmen; 
fo iſt fie fchuldig, nach eigener Wahl ſolches jogleich baar zu bezahlen, oder eine 
nach Ermeffen des Generals Obers Finanzs Krieges und Domainen, Dire£torii 
binlänglihe Sicherheit zu ftellen. Sollte aber der Compagnie nicht fo vieles an 
wirflihem Kaufmannsgut, als zu den jährlichen ordinairen Etats⸗ Quanto 
gehört, angewieſen werden koͤnnen; fo ift fie nicht fhuldig, deshalb emigen 
Vorſchuß zu thun, fondern hat nur bloß das ihr gelieferte Holz zu bezahlen, weil 
Wir den Schaden der Compagnie nicht verlangen, Da es aber für Unſer hoͤchſt⸗ 
eigenes Intereſſe und zur Confervation der Compagnie höchftndthig iſt, daß die 
Preiße des Stab und Kaufmannsholzes in den pommerifchen und neumaͤrkiſchen 
Sorten, den von Uns in Anfehung der Compagnie feftgefegten Preißen völlig 
egalifiret werden, damit der Compagnie in der Concurrenz der Preiße fein Nach⸗ 
rbeil zuwachſe: fo verfprechen Wir allergnädigft, daß Wir ſowohl in Pommern, 
als in der Neumark, fohhe Maaßregeln durch einen su erhöhenden Licent crgreis 
fen werden, daß dadurch diefer Endzweck auf eine fichere Art erreicht werde, 
Wie Wir Uns denn vorbehalten, die Compagnie unverzüglich zu benachrichtis 
gen, wie, wenn und durch was für Mittel folches bewerkſtelligt worden fen, 
und Ins zugleich anheifchig machen, darunter zu keinerley Zeit, Peine der Com⸗ 
pagnie nachtbeilige Abänderungen zu machen. Und da ein für allemal der Hans 
del auf der Oder und Elbe von einander feparirt bleibt; fo wird hiermit nochmals 
ausdruͤcklich feitgefege, daß fein Kaufmann Koͤnigliches, Caͤmmerey oder auss 
laͤndiſches Holz von der Oder nach der Elbe jemals transportiren dürfe; und wie 
hingegen. der Handel auf der Oder völlig ſrey bleibt; fo verftche fich vor ſelbſt, 
daß die Compagnie, gleich andern Kaufleuten, daranf licitiren, nnd Hol, von 
Uns, von den Partieuliers oder Ausl'ndern erbandeln koͤnne, und bleice der 
Compagnie frey und unbenommen , folches, wie fie will, auf der Oder oder Elbe 


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Hehbanblungs.Eommegnie 49 
ir tranoportiren, ohne auf den Fino⸗ Canal oder Friederich Wilhelms s Gr aben 


> wis neuen Auflagen oder Verhinderungen auf einige Ast beſchweret zu werben, 
II. Die Zahlung diefer fämtlichen Summe wird in Elingender Muͤnze, in jegigen 


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"güten Friedrichsdor, das Stuͤck zu 5 Rthlr. gerechnet entrichtet; und da Wir 


diefe Zahlung in klingender Münze einbeben wollen; ſo wird der Compagnie 


‚ak. vfrſtattet, ihre fimsliche Zahlung von Actien, oder wie He Namen haben, ebens 
n müs auffer der Banco verrichten zu koͤnnen, und wird deshalb ſowohl gegenwärs 


tig, als fünftig von allen Zahlungen pro Rco. ſowohl aktive, als paflive, ermittiret. 
Und da Wir allerhoͤchſt feftgefegt haben, daß von diefem Quanto zu dem Hof⸗ 
flaatas Holz» Transportgeld 10000 Rthlr. der Churmärkifhen Sammer gezaße 
jet werden jollen ; fo werden die übrigen 63643 Rthlr. der Foritcaffe in vollguͤl⸗ 
tigen Friedrichsd'or entrichtet, Sr — 


TV. Do bie Anweiſung des Holzes ordentlicher weiſe im Monat November geſchehen 


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u ſo wird die Zahlung How deu jährlichen Etats⸗ — von der Compagnie 


nicht eher, als in den von den Kaufleuten beobachteten Terminen gefordert, und 
ſpaͤteſtens im Monat März berichtigt. — F — 


ex et der Vermeſſung, nach welcher das Holz angenommen wird iſt vorerſt J 
bey’ deim Eichenholz der Kubikfuß, bey dem Kienen hingegen das Fußmaaß der 


.Muge und Dicke, fo wie im folgenden Xten Artifel wird ſtuͤckweiſe ſpecificirt 


5°. werden. Damit nun wegen der Art der Meffung ben den Forften eine Irrun⸗ 


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21 


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— tg enefiehen; fo ift fefigefegt, daß bey dem Eichenholz ſowohl das Stamm⸗ 
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uls Zopfende waldrechtet werden ſolle; demnaͤchſt wird das Stamm⸗ und Zopf⸗ 
ende im Durchmeſſer gemeſſen, beide Quanta zuſammen addiret, und die Halb⸗ 


F in ber Summe quadrire, um darnach die Kubikmaaß nach der Laͤnge des 


änzen Stamiries zu berechnen, obne daß jedesmal erfordert werden koͤnne, den 


=." Zamen Stamm zu befchlagen, oder nach der. Schnur zu hauen. Damit aber 


bey denjenigen Baͤumen, fo am Stamm eine aufferordentliche Dicke haben, 


0 Seine übermäßige Zahl von Kubiffüßen heraus fomme; fo ift beſtimmt, daß, 


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. 2] 


vwenn das Eichenholg 18 Zoll und darüber an Zopf hält, alsdann das Stamm⸗ 

„gabe bergeftalt gerechnet werde, als wenn es im Quadrat die Hälfte mehr hielte, 
‚Ba dog Zopfeude beträgt, 3. E. ein Baum von so Fuß, fo am Zopf 18 300 
U Quadrat enthält, wird gerechnet, als wenn er am Stammende 27 Zoll auss 


=, Mächte; und wenn diefes mit dem Quadrat der Grundflaͤche des Zopfes zuſam⸗ 


wer 


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wen gerechnet wird, hetrüge es 45 Zoll, binfolglich die Halbfcheid 22% Zoll, 


. Da aber auch die ha!ben Zolle, zu Vermeidung aller unrichtigen Mechnungen, 


nicht in Anſchlag gebracht werden follen; fo würde die Pubifche durchgehende 


iger eines folhen Baumes 22 Zoll betragen. Ueberhaupt aber ift zu 
merken, daß diefe Vermeſſung gleich in der Forft oder auf der Ablage, wie es 
‘die Compagnie verlanger, geſcheben müfle, damit felbige mit der Vermeflung 


nicht aufgehalten werde, widrigenfalls bie Vermeſſung, wo fie von den Forſt⸗ 
. bedienten verſaͤumet wird, auf der Ablage oder im Waſſer gefchieher, um die 
Comyoqguie nich aufzuhalten.‘ | 


er Ve a 767 


318 


Detroi ber Preußiſchen 


VI Es wirt auch nicht erferdert, daß die Grurbllichen am Zerf unt Framm in vl⸗ 


VII. 


lize Vierecke gebracht werden, iendern es farm; E. en Baum cm Icri 20 Zoll 
in ber Breue, und 27 Zeil ın der Tieie haben, une wird nad) Bizier Preportien 
Bemmichit die Lubiſche Misrchnung genadt, dab . FE. 27 und 30 addiret, ab 
die Hälfte darea, 28, zum M2:8 genommen würde. 


Soellten ſich am Eramm in der Mitte, oder andern Orten, ſchadhaſte Stellen, 
ale: Aftläder ::. befinden, fo wird, wenn der Etamm ſenſt noch zu einigem 
Eh: mp2; feine gehörige Länge behält, welche nie unter 16 Zoll dick am 
Zerf und 35 Fuß lang, der Compagnie für die nachgeſetzten Preiße aufgedruns 
gen werden follen,; über und unter einer ſelchen ſchadhaften Erelle ein Fuß am 
ber ganzen Länge abgerechnet, wuͤrden aber mehr dirzleihen Schaͤden ih an 
einzu Stamm befinden, und die Aitlöcher über 2 Zoll tief fegn, ober aber der 
Baum roh; und fiegenolmicht, mithin zum Schiffoau untauglich feya, und er 
dadurch zum Schiffbau unbrauchbar werden; fo iſt die Compagnie nicht ſchuldig 
ihn zu behalten. 


VII. Die Compagnie empfängt das Holz nicht anders, als wenn es abgeſtaͤmmt iſt; 


IX. 


jedoch muß jie die Koften des Haurrichns von Stamm jel fi übernehmen, und 
es am Zopf und Stamm fo zurichten, daß cs gemellen werden fann. Wenn fie 
es aber auf dem Stamm lieber accertiren wollte, um es noch einige Monate 
fteben zu laflen; fo foll folches zwar auch accordirt werden, doch maß jodann eine 
convenable Art der Ausmeſſung beflinimt werden, und. falls man fich nicht dars 
über vergleichen Pönnte, wird das jährliche Hol; s Quantum erlegt, und bey Abs 
ftämmung des Holzes Abrechnung gehalten. 


Ben dem Kienenhelz ift bleß der Zopf und die Länge des Stammes zu meffen, 
indem die Dicke des Stammendes, fo viel den Unterfchied der Preiße berrift, 
in feine Eonfideration kommt. 


Die Holipreige betreffend, fo wird bey dem Eichenholj, ohne Unterſchied ber 
Sorten, der Kubiffuß mit s Cr. bezahlt, und geſchieht die Ausmeſſung und 
Ausrechnung des innerlichen kubiſchen Gehaltes nach den verbeichriebenen Saͤ⸗ 
gen. Ben dem Kienenholz kann eigentlich nur dasjenige, fo 50 Fuß und dars 
über hält, zu Kaufmannsgut gerechnet werden, und eine Kiene, ſo 50 Fuß lang 
ift, und 14 bis 16 Zoll am Zopf hält, wird mit 6 Rthlr. 12 Er. bezahlt, eine 
von 60 Zuß und eben diefer Dicke, zu 8 Rthlr.; von 70 Fuß zu 10 Rthlr.; 
und wenn fich auch in den Revieren ganz gerade und zu Maften taugliche Kienen 
von 70 Fuß ohne einigen Aft und Krümmen, und von der zu Maften brauchbas 
ren Art Holz finden würden, fo werden folche mit 12 Rthlr. bezahlt. 


Das Erabholz wird der Ring mit 27 Rthlr bezahle, und zwar nach dem 
Maaß, wie es bis dato in der hurmart zu Piepenftäben gefchlagen worden, 
Alle Kleine Eorten, ale: Drbofts Tonnen» Rlapp: Sranzbolz, werden 
nach dieſem Maaß reduce, und zu Ringen und Piepenfläben gerechnet, ale 
nämlich: 4 Schock acht Stuͤck a 5 Fuß 2 Zolllang, 1 bie 3 Zoll did, o der 

reite 


. Holsdandlungs- Compagnie, gm 


re 6, Deboft; 6 Schod-r2 Srüd —— mit 
in Mer Piepen übrigens egal. Tonnen, 8 Scheck 16 St —— Zoll lang, 
are Dicke und Breite wie Piepenſtaͤbe. Frambeln 3:Sced;32 Stuͤck 
a 38 Zoll,5 bis 6 Zoll tief, und 5 bie 6 Zoll breit au der: Binnenkante. Klapp⸗ 
holz, 12 Schock 48 Stuͤck a 32 Zoll 4 bis 5 Zoll tief, und 4 bis 5 Zoll breit 
5. ber Binnenfante. Go viel Schock, als.hier ſpecificiret find,’ werden anf.einen 
Zar Mg Stabholz gerechnet, und. nach diefem Maaß der Compagnie: in Unfern 
un +3 Werften zu arbeiten erlaubt. Endlich die fogenannte. Kielbuche‘bervefiend ; fo 
re mirdiuuter dieſer Benennung ein Stuͤck Holz verſtanden, welches ohne ſchadhafte 
eihis.. ' Zweige, Kruümmen und Aſtlocher, in gerader Linie, so. Fuß und dartuͤber lang, 
Eosce 5 UM Zopf und Stamm aber durchgehende bis 2 Fuß did iſt. Ein foldies Kiels 
Zu ..bet, wird von. der Compagnie, wenn es so Fuß lang iſt, mit 30 Rthlr., und 
22. 22. wenn. es 60 entbaͤlt, mit 40 Rthir. bezahle. Es find aber diefe Preiße nur von 
on, den nahe am Waller belegenen Holz zu verftehen, and⸗ wird für jede halbe bis 
u... zanderchalb Meile vom Waſſer, ben den Eichen pro Kubiffuß 6 Pfenn. , bey den 
9 iemen.von:den gefeßten Preißen pro halbe Meile ı Kehle: g Gr., bey den Büs 
cchen von den gefeßten Preißen 1 Rthlr. 12 Gr: pro halbe Meile abgezogen und 
. der Compagnie su gute gerechnet, und iſt felbige überhaupt: nicht wider Willen 
ä er Holz zu nehmen, welches vom Wafler über drey Meilen entferne iſt. 
1. Gleichergeſtalt ift zwar die Compagnie nicht gehalten, fürzeres. Kienenhol;, ale 
von 50 Fuß, zu übernehmen; weil aber die Art des. Holzhandels auch die klei⸗ 
| gern Sortimente von Holz erfordert; fo werden auch folhe Arten, als: Bal⸗ 
Ben, Sparten, Schwammbäume und Bolholz, aus Koͤnigl. Forften, 
wie guvor, verkauft, und in foweit die Compagnie deffen zu ihren Transporten 
benoͤthigt ift, für die bisherige Forſttaxe ebenfalls der Compagnie überlaffen. 
Dad Krummholz betreffend, fo wird folches nach der üblichen Weife, das lager 
und Hammer befonders gemeflen, wenn es auch gehauen, oder dir Kubikfuß 
davon durch die Bank, ohne Ruͤckſicht, ob die Winfel ſtotz ftehen‘ oder nicht, 
wit 5 Gr. bezahlt, jedoch gleichfalls nach obigem feftgefegtem Verbäffniß auf die 
Entfernung vom Wafler. Das Eleine Arummbols aber wird von dem Kus 
| bikmaaß ausgenommen, und nicht darnach, fondern nach- bisheriger Art tractis 
“get, da ohnedem folches zum Schiffban in Lande angewandt wird, lUeberhaupt 
muß aber die Proportion des Eichens und Kienenholies, welches die Compagnie 
ju äbernehmen fchuldig ift, nach der Convenienz der Handlung eingerichtet ſeyn, 
and von ihrem Ermeſſen dependiren. Sollten fi in der Falge burch den Fleiß 
.., ‚ber. Compagnie, oder. der, Zeiten Umſtaͤnde, die Holzpreißs auf.der Cjhe oder 
rn Oder beffern; fo foll demohnerachtet unter keinerley Vorwand, währeltd der 
— .. Dauer gegenwaͤrtiger Octroi, nicht die geringſte Erhoͤhung von der Compagnie 
“ in Anfebung der Preiße gefordert werden, allermafien felbige gegenwärtig fo viel 






"über den dermaligen Werth be ahlt. 


s. M. Diejenigen Vorrechte, die Wir dahingegen der Compagnie juflebem, find vorerft 
2a: ‚Me-egclufive Ueberlaſſung alles desjenigen Schiffbaus und Kaufmannsholzes, 
3 ‚welches in der Churmark und Magdeburg. fowohl in Unfern als Caͤmmereyfor⸗ 


9— | kuͤnftighin gefälle und. debisite wird, 
u op En X. Das 


312 Setroi Der Preußifchen . ”. 


XII. Das PBrivilegium, daß anf der Spree, Havel, Doffe und Sem Rhin, fein 
ausländifches Kaufmannss noch anderes ausläudifches Holz, ale durch die Coms 
pagnie und mit deren Päflen verflöfler ! und in den Zollen und Schleuſſen Ras 
thenow, Neuſtadt an der Doſſe und Havelberg paßiret werden fol, 


XIII. Wegen des Holzes auf der Elbe haben Wir bereits Verfügung getban, daß 
das durchgehende fremde Hol; mit einem Tranſito-Impoſt von Io pro Cent . 
belegt ſeyn und bleiben foll, das durchgehende Hol nach dem Maaß der Toms 
pagnie gemeflen , und nach den Preißen der Compagnie evaluirer, und hiernach 
die 10 pro Cent gerechnet werden, widrigenfalls die Compagnie mit den Ausläns 
dern nicht würde Preiß halten, und Uns die verlangten hohen Preiße bezahlen 
koͤnnen. Dieſe Hebung foll indefien a dato des Contractes angehen, und für 
diefelbe erhoben werden. Es macht fich übrigens die Compagnie,. um die von 
Uns gegen fie geäufferten Abfichten zu erfüllen, hierdurch anheiſchig, bey nam⸗ 
bafter Strafe, keinen Kaufholzcontrat mit den öfterreichifchen,, und in. ſpecie böhr 
mifchen Untertbanen zu fchließen. Es fol aber auch hingegen ein jeder Kaufs 
mann oder Particulier ohne Ausnahme, welcher dergleichen böhmifches Holz, e6 
fey zum Handel oder zu feinem Gebrauch, kommen läller, 30 pro Cent Tronſito 
der Compagnie zur Strafe erlegen, welche 30 pro Cent auf eben die Art, wie 
die obbenanuten 10 pro Cent berechnet, und von der Compagnie erhoben werden 
und ihr verbleiben follen, | | 


XIV. So lange dieſes Octroi dauert, verfprehen Wir aus Königlicher Macht, daß 
ſowohl das Zolls als Schleuffengeld, in Abficht alles des Holzes, fo der Com⸗ 
pagnie zuftebet, auf keinerley Weiſe und unter feinerley Vorwand erhöher wer, 
den foll, weshalb der accurate und beftimmte Zolls und Schleuffetarif, wie er 
jege ift, der Compagnie übergeben, und zu einer beftändigen Richtſchnur dienen 
fol, wobey erprefle refolvire wird, daß das Hol; in der Angabe nach dem bis⸗ 
Bergen Werth, nicht aber nach den erhöheten Eubifchen Preißen evaluiret werde, 
ie Uctien der Compagnie und ihre Effecten, imgleichen die Befoldungen ihrer 
Bedienten, find von allen Abgaben frey, und von allen Repreſſalien erimiret; 
mithin Pönnen diefelben unter Feinerley Vorwand, auch fogar wegen Herrichafts 
licher Prätenfionen, nie mit Arreft beleger werden, Auſſerdem erlauben Wie 
der Compagnie, ein befonderes Siegel unter allerhoͤchſt Unſerer Autoritde 
zu führen, | 


XV. Da auch, mas das Holz derer von Adel und Vafallen betrift, diefelben ben ihrer 
in der Lehensaſſecuration und fonft gegründeten und den Landesgefeßen gemäflen 
Steiheiten und Rechten, ihr Hol, wie fie wollen, zu verfaufen, nach wie vor 
gefchüger, und überhaupt jedem Eigenthoͤmer im Lande die frege Difpofition über 
fein Hol; gelajjen werden fol; fo ift jedoch der Compagnie hoͤchſt billig, in Bes 
tracht daß durch deren Einrichtung eine anfehnliche Vermehrung des wahren 
Werthes alles Kaufmanns: sder Schiffbaubolzes zum Vortheil und Bereicherung 
des ganzen Landes bewirkt wird, das Recht zugeftanden und Kraft diefes 
ertbeile, über alles Kaufmannsholz, fo adeliche und andere Beſitzer der tan 

güter 


Holzbandlungs - Compagnie 3 


guͤter in der Churmark und Magdeburg zum auswaͤrtigen Debit verkaufen wol⸗ 
len, den Verkauf zu exerciren, dergeſtalt, daß alles zu veraͤußernde Kaufmanns⸗ 
holz jederzeit der Compagnie vorher angeboten werden muͤſſe. Finder die Com⸗ 
pagnie ihrem Beſten nicht gemäß, felbiges anzunehmen; fo ift fie verbunden, 
ſich fogleich und ohne Zeitverluft zu erflären, worauf fie dem Berfäufer auf das 
‚angemeldete Holz einen Paß zu ertheilen bat, als ift derfelbe alsdenn berechtis 
get, folches, fo guter kann, zu verfaufen. Wenn die Compagnie das ihr anges 
tragene Holz kaufen will; fo iſt fie gehalten, dem verfaufenden Edelmann oder 
anderm Particulier diefelben Preiße, als jie Uns verfprochen, zu bezahlen, und 
ſogleich bey Vollziehung des Kaufcontractes die ganze Kauſſumme durch Wechſel 
darüber auf Flingende Muͤnze und Zahlung in 6 Monaten a dato des Contractes 
gerichtet, zu berichtigen, indem der fchlennige Holjverfauf öfters die einzige 
Refource einer verſchuldeten Kamtlie ausmacht, * Wenn der Verkäufer bey 
Antragung feines Holzes durch einen wahren, nicht fimulirten Contract (wobey 
zu bemerfen, daß jeglicher Betrug, fo bierunter durch faljche Angaben gemacht 
werden Fönnte, mit Conftication des ganzen Holz s Quanti beftraft werden foll,) 
bewiefen, daß ibm höbere Preiße, als die bey der Compagnie feftgefekten, vers 
fprochen wären; fo iſt die Kompagnie ſchuldig, wenn fie nicht eben diejenigen 
Preiße eingehen will, von dem Verkauf zu abftrahiren und dem Verkaͤufer 
fowohl auf der Eibe, als zur Verſchiffung auf der Oder, ungefäume den Freys 
paß auf das eingemeldere Holz zu ertbeilen, welches aber nur bloß einländifche 
Verkäufer angehet. Ä 


XVI. Kein Holz darf ohne Freypaß der Compagnie, oder ohne auf ißre Rechnung zu 
gehen, ausgeführt werden, bey Strafe der Confifcation; jedoch darf die Coms 
. pagnie mit ihrer Erklärung, und demnaͤchſt mit Ertbeilung ihrer Päffe, nicht 
ſaͤumen, in fofern nämlich diefes das ihr angebotene Holz der Particuliers berrift, 
im widrigen Fall über die gefchehene Anfrage einem folhen Verkäufer ein ges 
richtliches Atteſt ertheilt, und foldes nach Verlauf drey Wochen a dato an, 
"daß er der Compagnie fein Hol; efferiret, anitatt eines Paffes ad interim dienen 
foll, damit ihm aus der Ber.ögerung Fein Schaden erwachfen fönne. Sollten 
aber zwijhen der Compagnie und denen von Adel, und andern Particulierg, 
Streitigkeiten entiteben; fo ijt das Landes + Juftiz » Collegium der Provinz, wors 
inn das Gut, wegen deffen Holzes auf eine oder andere Art Streit eutfteht, beles 
en, das Forum competens, wofelbft die Compagnie, auch in Unfehung der 
artituliers zu leiftenden Zahlungen, in erſter Inſtanz Recht nehmen muß, 


XVIO. Die Dauer des gegenwärtigen Dctrois ift von Uns auf ro nad) einander fols 
gende Jahre beftimmt, dergeftalt, daß folche mit Trinitatts 1766 anhebet, und 

— uf Trinitacis 1776 aufbörer, wiewol Wir dabey allergnadigft verfprechen, auf 
eine billige Art die Prolongation, wenn fie verlangt wird, zuzugeſtehen. 


XVII. Da für das leßtere Jahr auf. eine Quantität an Kiens und Eichens noch bis 
jeßt unangezeichneten Wahlbaͤumen in der Mittelmark licitirt werden follen, 
deren Verkauf ausgefegt geblieben, weil erſt die Erklärung der vorgewefenen 

Beckmanns Befene I. Theil, Ä Rr Banco⸗ 


314 


Detrdi der Preugifhen 


Bancos Handlungscompagnie eingeholt werden follen; fo wird der jegigen Hands 
Iungsfocietät verftatter, in eben daffelbe Recht zu treten, und für die Summe 
von 52000 Rthlr. diefes Holz zu übernehmen, fo wie es in vorigen Zeiten, und 
ehe die jeßige Einrichtung getroffen, hiermit gehalten worden, Ebenermaffen 
foll auch der Compagnie ein anderweitiges eines Quantum nach dem alten Zuß 
von Wabhlholz und Sräben, in fofern leßtere nach dent feitgeiegten Maaß ges 
bauen, und unverdorben find, fo noch zu der Erfüllung des vorjäßrigen Forſt⸗ 
etats gehört, uͤberlaſſen werden, 


XIX. Da ferner in vorigen Zeiten den Holzhändlern jedesmal frey geflanden, und es 


durchgehende der Gebrauch geweien, das eichene Holz mit ſamt der Borke auss 
zufabren; fo wird hierdurch feitgefeßr, daß an aller derjenigen Borke, welche die 
Holzhandlungscompagnie von den ihr zugewiefenen Staͤmmen abichälen zu laſſen 
gut finden würde, ihr das völlige Eigenthum verbleibt, und fie berechrige ift, 
ſolche hier und da, an wen fie will, zu verkaufen. Wegen der zum Transport 
erforderlihen Nothwendigkeiten, als: Echricfen, Latten, Klampen, Nägel, 
Meeden, Hoftblöce, Schärpen ıc. follen folche, wie auch die bisherigen Fleinen 
Bequemlichfeiten, obnentgeltlih der Compagnie in Unſern Forſten gelaflen wers 
den, fo wie es bisher gebräuchlich gewefen und den Kaufleuten zugejtanden wors 
den, ohne daß jedoch die Compagnie foldyes auch von denen von Adel bey dem 
von ihnen verfauften Hol, als eine Echuldigkeit zu prärendiren berechtigt ſeyn 
fol, wofern die von Adel und andere Particnliers fi) in den Kaufeontracten, die 
fie mit andern Käufern errichtet, dazu nicht verbindlich gemacht haben, als in 
welchen Fall fi von felbit verfteht, daß die Compagnie ben Erercirung des 
Vorkaufes, in die Rechte des Käufers tritt. Inmittelſt fteht der Compagnie 
fren, bey Schließung der Contracte mit Privarperfonen fich dergleichen ‘Bes 
dürfniffe zur Slößerey namentlich mit auszubedingen, 


XX. Damit die Compagnie ſowohl zur Ausfuhr, als Flöfleren ihres Holzes auf alle 


mögliche Art befördert und geholfen werde; fo befeblen Wir Linfern ſaͤmtlichen 
Krieges und Domainencammern, Forſt⸗ und andern Bedienten, auf das nach⸗ 
drüicklichite bierumter, fo viel in ihrem Dermögen ſteht und einigermaffen thun⸗ 
lich iſt, huͤlfliche Hand zu leiften, und für billige Preiße die Unterchanen zu den 
Anfuhren und der nörhigen Handarbeit zu animiren, 


XXI. Wir verftatten überden der Compagnie, wenn fie es nöthig erachtet, ein Mit 


glicd der Krieges und Domainencammer ausjufuchen, welches dabin autorifire 
wird, um in einer jeden Forſt zu unterfiichen, was und welches Hol; vorhanden, 
fo der Compagnie uberlaffen werden Bann, von welcher Quantitaͤt ſolches fen, 
und was ſonſt ben Ablieferung und Vermeſſung des Hel:es wiſchen den Forſt⸗ 
bedienten und Empfaͤngern der Compagnie vorfallen koͤunte, aleich auf ber 
Stelle zu ichlichten, und als ein in Koͤnigl. Dienften ſtehender “Bedienter dar⸗ 
über zu deeidiren, Wir werden bloß hierzu den Vorſpann nach erdonnauim ißi⸗ 
ger Bezahlung geben; jedoch verfprehen Wir, daß ein ſolcher, wenn cr ſich 
feiner Obliegenheit wohl acquittiret, vorzüglich zu einer Döerjoritmeifterbesietung 

gebraus 


t 8X 


Holzhandlungs-Compagnie.— 315 


gebrauchet werden ſoll, zumal ihm auch dieſe beſtaͤndige Bereiſungen die aller⸗ 
genaueſte Kenntniß von allen Forſten verſchaffen koͤnnen; von Seiten der Com⸗ 
pagnie ſoll derſelbe hingegen nur dieſes zu genießen haben, daß ihm das ganze 
Jahr hindurch gewiſſe von der Compagnie feftzufegende Didtengelder gegeben 
werden follen, | | | 


XXlI. Sollte aud) bey Ablauf des leßteren Jahres von dieſem Octroi ſich zutragen, 
Ä daß die Compagnie einen ftarfen unverfauften Holzvorrath behielte; fo hat ſelbige 
die Freybeit, ſolchen mit eben dem Recht zu debitiren und zu verkaufen, wie ſie 

es während gegenwaͤrtigen Contract gehabt hat. 


XXIII. Sollte wider Vermuthen bey den hannoͤveriſchen und mecklenburgiſchen Elbzol⸗ 
len, oder irgend ſonſt, zum Schaden der Compagnie einige Zollerhoͤhung vorge⸗ 
nommen werden; ſo werden Wir allergnaͤdigſt geruhen, dieſes der Compagnie 
voͤllig zu verguͤten, und gleich baar von der jaͤhrlichen Summe abziehen zu laſſen, 
oder die Abſtellung ſothaner neuen Auflagen zu bewirken. 


XXIV. Es bleibt der Compagnie frey, zu allen Zeiten Holzhandel zu ſchließen, und in 
Krieges und Sriedenszeiten ungehindert zu handeln. Wenn auch durch Krieg 
und Verheerung der Compagnie Schade erwädht, wollen Wir folche Ungluͤcks⸗ 
fälle derfelden, nach geböriger kiquidation, baar erfegen.. 


Wenn Wir nun oberwähnte Privilegia allergnädigft accordiren, auch der Compagnie 
die Freyheit beylegen, Chantiers an der Dder anzulegen, Schiffe dafelbft zu bauen, und. 
dergleichen zum Wallfifch- und Robbenfang auszurüften, auch mehrere Fabriken von den 
zur Zafelage nörhigen Geraͤthſchaften in Stettin zu etabliren,, jedoch folchergeftalt, daß das 
durch Sie dortige Kaufmannfchaft in ihrem bisherigen Schiffbau nicht turbirt werde; ſo 
erkennet die Compagnie ſolche allerböchfte Snadenbezeigung mit dem’ allerunterthänigften 
Danf, ımd wird fuchen, ſolche nad) Beſchaffenheit der Umſtaͤnde beftens zu nutzen; jedoch 
daß, was den Schiffsbau und die dahin einfchlagenden Branchen anbetrift, ihrem Ermeflen 

geftelle bleibe, folchen nach ihrer Convenienz anzufangen und zu betreiben. Uebrigene 
en ‚die Intereſſenten der Compagnie durch eigene Unterfchrift und Lnterfiegelung, 
das in Öbigem verordnete und verabredete, jeglicher an feinem Theil treulich zu halten und. 
zu erfüllen; entfagen auch für fi, ihre Erben und Erbnehmer, allen ihren VBerfprechen 
zumwiderlaufenden Ausflüchten und rechtlichen Wohlthaten insgemein, und infonderheit der 
Ausfluche des Irrthums, der Furcht und. Ueberredung, der Verletzung -über die Hälfte, 
daß die Sache von ihnen nicht recht verftanden, oder anderft verfaßt und niedergefchrieben 
fen, als wirklich verabredet worden, und allen dergleichen Behelfen, fie. mögen Damen 
baben, wie fie wollen, und in den Nechten..bereits erdacht feyn, oder noch erbacht werden, 
alles wohlwiflend und bedächtlich, bey wahrer Treue und fonder Gefährde, 


Urkundlich ift diefes, zu mehrerer Beglaubigung und Sefthaltung, in duplo aus⸗ | 
gefertigt, unterfchrieben und befiegelt, und das von Gr. Königl. Majeftit für Sich und 
Dero Nachfolger in der Regieruug vöchfteigenbändig Unterfchriebene und mit we 

; r 2 iege 


V 


⸗ 


0 


4200 Octroi der Preußiſchen 


— Straſe. ſJPMPflanzgeld. 
— — * kn - — 
V Wem ſich hey Hausviſitationen nur) Rthlr. Alb.Hl. | Rehle. | Alb. ı HL 
etwas an aufs Pfand geholten Eis] 
chein oder Bucheckern vorfinder — 10] 8I — jo | — 
Finder ich ein mebreres vor, , | u‘ 
wird die Strafe, nach der Menge, . 
doppelt, auch dreyfach angeſetzt, die 1 | Ze | 
Bucheckern und Eicheln confiſcirt, J 
und gleich denen ad 6) & 7) zur Bes | | | 
faamung verwendet. | 


Die Verbrecher zahlen aufferdem das. gewöhnliche: Pfaͤndegelb, und wird dem 
Behörden Hierzu von den Beanıten nörhigenfalls mit Nachdruck verbolfen. Caſſel bey 
Unferer Krieges und Domainencammer den ıgten September 1779, 


Ad Mandatum fpeciale Sercniflimi, 
v. Wafenig. v. Zanthier, 
Schminke, 





| 31. | 
Detroi der Koͤnigl. Preußifchen Holzhandlungs⸗ 
und Scdiffbaucompagnie, vom 23ften Dec. 1765. 


( In die Rechte diefer Geſellſchaft ift ti: im Jahre 1771 angeordnete Nutzbolzcompagnie 
getreten. Man vergleiche hiemt Bergius Sammlung II. S. 360 u. f.) 


Mi Kriederich von Gottes Gnaden, König in Preuffen ıc. ꝛc. ic. 
urfunden und befennen biermir: Nachdem auf Unſern allergnddigiien Befehl cine 
Holzhandlungsconpagnie zu dein Zweck errichtet werden fol, damit nicht nur die Preiße 
des aus Unſern Forften jährlich zu debitirenden Kaufmannsholzes auf einen gemwiljen Fuß 
geſetzet, ſondern auch dadurch die Conſervation der Forften und die Wohlfahrt Unjerer Uns 
terthanen befördert werden möge; fo find zum Anfang zu Errichtung ſolcher Holzhandlungs⸗ 
sompagnie nachftehende Actionairs zujanımen getreten, von denen ein jeder fur die cinges 
’ i 


. u... r.'% tt 2 23 >, v N 
Holzhandlungs Edmpagnie, 585 - 
jeichneten Summen fich verbindet, und fo viel diefe Summer berfägen‘, auf feine Ratam 
iefen Contract übernimmt, jedoch daß feiner von ihnen weder Uns, noch der Gocietät, in 
irgend einem Stuͤck für mehr, als für die von ihm gezeichnete Summe, einfteher und haf⸗ 
ter, infonderbeit ſich nicht in folidum verbindet, oder zu einem Machfchuß über feine Actie 
unter irgend einigerley Vorwand gezwungen oder genöthige werden kann. Wie num die 
Anzahl der Actien, die Zeit von ihrer Bezahlung, die Wahl der Actioniften und die Gröffe 
des Fonds zu beftimmen, dem Willführ der Compagnie überlaffen wird; fo find auch diejes 
nigen Actionairs, welche ferner durch freywillige Subfeription in der Gocietät eintreten 
und angenommen werden, zu diefem Contract für ihrem Theil eben denjenigen, und nicht 
mehreren Verbindlichkeiten unterworfen, als welche die gegenwärtigen Actionairs für ihre 
Rata auf fich haben. Und da einem jeden, nach gethaner baaren Zahlung,. das völlige 
und unbejchränfte Eigenthum feiner Aectie zukommt; fo bleibe demſelben unbenommen, folche 
zu verkaufen, zu vertauſchen, oder auf irgend eine andere Art darüber zu jeder Zeit nach 
eigenem Gefallen zu. difponiren. Alles dasjenige, was zur Führung der Dirertion und zur 
Sperinleinrichtung des Holshandels gehört, wird lediglich dem Gutfinden der Compagnie 
üderlaffen, und verftehe fih von felbft, daß die Bücher und übrigen rechtlichen Stücke 
der Compagnie von feinen LandessCollegio oder Commißion infpiciret, fondern vielmehr 
moͤglichſt fecretiret werden follen. Die Sache aber felbft und die Hauptverbindung von 
beiden Seiten betreffend, fo it deshalb folgendes feftgefegt worden: 


1. Nachdem Wir die pommerifchen und neumärfifchen Forſten von diefer Detroit auszu⸗ 
nehmen, und darunter nur bloß churmärfifche und magdeburgifche Forften eins 
zubegreifen refoloiret, fo declariven Wir, dag Wir zufrieden ſeyn wollen, wenn 
für das fogenannte Kaufmannss und Stabholz in der Churmarf alljährlich 
70000 Rthlr., im Magdeburgiichen 2643 Rthlr, und alfo in Summa drey und 
fiebenzig Tauſend ſechs Hundert drey und vieriig Meichsthaler erleget werden, 

welche Summa als ein firirtes Quantum von der Compagnie zu entrichten, aufs 
ferdem aber in jedem Jahr auch an Holzs und Stammgeld derjenige Grofchen 
und 9 Pfenn. pro Rthlr. zu erlegen ift, fo zu Verteilung unter die Bedienten 
und Berechnung der Oberforfimeifteremolumenten gehört, damit dieferhalb Feine 

Irrungen bey den Caſſen entftehen koͤnnen. Jedoch verfteht es fich von felbft, 
daß diefes nicht als cin Zuſaz der hiernach beftimmten Holzpreiße auzuſehen fen, 
ſondern daß es der Conpagnie nachber in dem fimtlichen Zahlungss Quanto für 
das empfangene Holz zu qute gerechnet werden foll, und fie dafür nach Propors 
tion diefer Summe fo vielmehr Hol; empfange, 

11. Da aber ein für allemal feftgefeßt ift, daß feinem, als der Compagnie, dasje⸗ 
nige Holz überlaffen wird, was in den Forſten als abgängig und forſtmaͤßig zu 

. fällendes Holz gefunden wird (morunter veifes und unverdorbenes und zu Kaufs 
mannsgut tüchtiges, nicht aber roth⸗ und fliegenolmichtes, ſchwamm⸗ oderrinds 
faͤlliges Holz zu verftehen iſt); fo ift fie zwar, mie fhon gefagt, nicht fchuldig, 
jährlich ein mehreres, als die feftgefegte Summe von 73643 Rthlr. zu bezah⸗ 
len; weil aber dennoch in einem oder andern Jahr mehr forſtmaͤßig zu fällendes 
Holz, als diefes Quantum beträgt, ſich vorfinden koͤnnte; fo verfpricht die Com⸗ 
| 242 Ä pagnie 


O ct rd i Sa 
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— * 07 Mei te e die 
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nge fie ſolchen extraordinai⸗ 


—— 5 oT gendthi 
— ———& ach genothigt werden 
—* u —* —— Erats» Quanrum zu en. von neuem etwuß 
ja we „ ſich von ſelbſt verſteht da bien, oder ſich 
„sie Eompagiie ihr 9 , daß die Arc und Weiſ an⸗ 
mie 1 der fi olı, es fen fol id Weiſe, bi 
wer einbein * o fremdes Hoh, verfauf olches aus Unſern 5 ie 
malte, OR lich deu rnejfen und W aufen, debitir orſten 
nn DIE Eompaynt oblgefallen en, oder lie 
a rem gnie auf obgedacht der Compagnie uͤb gen 
n Sriraordimaltele Holz übernch e Art zum B u erlaffen 
5 iapre auf Rechnung ohne men muß, wird berfi fen Unferer Forſten 
herheit alber, reſp Krieges 1 —86 uͤberlaſſen; en bis zu Ende der 
— *— Wechſel geftelen, Doneinencamner in muß fie, der Sis 
penienz gemaͤß nden, aus ei ' ollte bingegen bi en von der Direct! 
als die vorhin benamte eigenem freyem Pill ‚3 die Compagnie ihr * 
ek, na ey cn ur Bl oe 
nach Ermeſſen des (Senc ahl ſolches ſoglei uanta, zu übern 
n ſogle on zu übernehmen; 
Bene Cine u Aeen. Col Sr Bar Scan, cc in 
aufmannsgı . Sollte aber de omanensDire&torii 
FEAR angewieſen en als zu dem jährfi di Compagnie nicht fo re ori 
erfchuß zu en Eönnen; en ordinai 5 eles an 
Mir den & thun, ſondern hat nur b fo iſt ſie nicht — Etats⸗ Quanto 
een ee und Compagnie hr ihr gelieferte —* hal eigen 
reife des E nd zur Confervatt rlangen, Da ; zu bezablen, weil 
Koriten, z nn u u Kaufmannebohes en Sompagnie hi bödjits 
nt 3 e : i 
teil male: | * —— der Compagnie” oe und Defechen 
zuwachſe: fo ver Compagnie in d eftgefeßten Prei 
als in der N veriprechen Wir er Concurrenz reißen voll 
alleranddi ren; der Prei ig 
fen ı enmarf, ſoſche 5 guädigft, daß Wi ciße fein Ma 
—— dadurch Naeh en u einen —— Pommern, 
Mu f de er or. en Lice . 
gen, wie, we enn vorbehalten, die C auf eine jichere ? cent ergrei⸗ 
— em und durd) mas R e Compagnie unverzuͤ aut erreicht werde 
pagni zugleich auheiſchi r Mittel ſolch zuͤglich zu benachri 3 
gnie nachtheili ig machen es bewerfiiclli richti⸗ 
del auf der Sh ilige Abänderungen u RG zu keinerley Le worden fcy 
| der Oder und Ei a0 machen. y zeit, feine d ’ 
—ãQœæc feſtgeſetzt, — ſinander —S ein für allemal Ham 
hi ſches Holy von der Ode em Kaufmann Kont ot; fo wird hiermit n Pe 
year der Handel auf Ne nach der Elbe nal tan Cammerey x mals 
u B die Compagnie eich a der völlig ren hf transvortiren duͤrfe; der aus⸗ 
n6, von den ‚ gleich andern K eibt; fo ve ; und wie 
Co 1 den Particnfic anfleuten, d verſteht fich von ſe 
mpagnie frey und ers oder Aust'nd „ darauf licttiren, u . ſelbſt, 
unbenommen, ſol ern erbandeln konne, ud „Del; von 
ſolches, wie fie wil me, und beitt 
ill, auf der Od te der 
er oder Elbe 
iu 


 Halsbandlungs +. Compagnie, 49 


nr. zu transportiren, ohne auf den Fino⸗Canal ober Friederich Wilhelms⸗Graben 
5mit neuen Auflagen oder Verhinderungen auf einige Ust beſchweret zu werden, 


\ .. ul. 


Die Zahlung diefee fämtlichen Summe wird in klingender Münze, in jetzigen 
guten Friedrichsd'or, das Stuͤck zu 5 Rthlr. gerechnet, entrichtet; und da Wie 
dieſe Zahlung in klingender Muͤnze einheben wollen; ſo wird der Compagnie 


verſtattet, ihre ſaͤmtliche Zahlung von Actien, oder wie fie Namen haben, eben⸗ 


falls auſſer der Banco verrichten zu koͤnnen, und wird deshalb ſowohl gegenwärs 
tig, als fünftig von allen Zahlungen pro Bco. ſowohl atlive, als paflive, ermittiret. 
Und da Wir allerhöchft feftgefegt haben, daß von diefem Quanto zu dem Hofe 
ſtaats⸗ Holjs Transportgeld 10000 Rthlr. der Churmaͤrkiſchen Cammer gezahe 
let werden: jollen; fo werden die übrigen 63643 Rthlr. der Forſteaſſe in vollgüls 


, tigen Sriedrichsd’or entrichtet, 


Da die Anweiſung des Holzes ordentficher. weife Ih Monat November gefchehen 
- muß; fo wird die Zahlung vom dent jährlichen Etats⸗Quanto von der Compagnie 


nicht eber, als in den von den Kaufleuten beobachteten Terminen gefördert, und 
ſpaͤteſtens iin Monat März berichtigt. W 


Die Art der Vermeſſung, nach welcher das Holz angenommen wird, iſt vorerſt 


bey dem Eichenholz der Kubikfuß, bey dem Kienen hingegen das Fußmaaß der 


Zu aͤnge und Dicke, fo. wie im folgenden Xten Artifel wird ſtuͤckweiſe ſpecificirt 


- werden. Damit nun wegen der Art der Meflung ben den Forſten keine Jrruns 


= gen entftebens fo if feftgefeßt, daß bey dem Eichenholz ſowohl das Stamm⸗ 


als Zopfende beiwaldrechtet werden ſolle; demnächft wird das Stamm⸗ ımd Zopf⸗ 
ende im Durchmeſſer gemeffen, beide Quanta zufammen addirer, und die Halb⸗ 
ſcheid der Summe quadrire, um darnach die Kubikmaaß nach der tänge des 


ganzen Stammies zu berechnen, ohne daß jedesmal erfordert werden fönne, den 
"ganzen Stamm zu befchlagen, oder nad) der. Schnur zu hauen, Damit aber 


bey denjenigen Bäumen, fo am Stamm eine aufferordentlihe Dicke haben, 
Beine übermäßige Zahl von Kubiffüßen heraus komme; fo ift beftimme, daß, 


wenn das Eichenholz 18 Zoll und darüber an Zopf hält, alsdann das Stamm⸗ 


‚ende dergeftalt gerechnet werde, als wenn es im Quadrat die Hälfte mehr hielte, 


als dag Zopfende beräge. 3. E. ein Baum von so Fuß, fo am Zopf 18 300 
im Quadrat enthält, wird gerechnet, als wenn er am Stammende 27 Zoll auss 


machte ; und wenn diefes mit dem Quadrat der Grimdfläche des Zopfes zufame 
men gerechnet wird, betrüge es 45 Zoll, hinfolglich die Halbfcheid 228 Zoll. 
Da aber auch die halben Zolle, zu Vermeidung aller unrichtigen Mechnungen, 


‚ nice in Anjchlag gebracht werden ſollen; fo würde die kubiſche durchgehende 


Grundfläche eines folhen Baumes 22 Zoll betragen, ' Ueberhaupt aber ift zu 
bemerken, daß diefe Bermeffung gleich in der Forſt oder auf der Ablage, wie es 
die Compagnie verlanger, geſcheben müfle, damit felbige mit der Vermeſſung 
nicht aufgehalten werde, mwidrigenfalls die Vermeſſung, mo fie von den Forſt⸗ 


. bedienten verfäumer wird, auf der Ablage oder im Waſſer gefchieher, um die 
Compagnie nicht aufuhalten. Ä 


03 Vrlrl. Es 


31» 


DOetroi der Preußiſchen 


VI. Es wird auch nicht erfordert, daß die Grundflaͤchen am Zopf und Stamm in voͤl⸗ 


VII. 


lige Vierecke gebracht werden, ſondern es kann z. E. ein Baum am Zopf 30 Zoll 
in der Breite, und 27 Zoll in der Tiefe haben, und wird nach dieſer Proportion 
demmichft die kubiſche Ausrechnung gemacht, daß z. E. 27 und 30 addiret, und 
die Hälfte davon, 28, zum Maaß genommen würde, 


Sollten fih am Stamm in der Mitte, oder andern Orten, fchadhafte Stellen, 
als: NAftlöcher ıc. befinden ; fo wird, wenn der Stamm fonft noch zu einigem 
Schiffbauholz feine gehörige Länge behält, (welche nie unter 16 Zoll dick am 
Zopf und 30 Fuß lang, der Compagnie für die nachgefeßten Preiße aufgedruns 
gen werden follen,) über und unter einer folchen fchadhaften Stelle ein Fuß an 
der ganzen Länge abgerechnet; werden aber mehr dergleichen Schäden ſich an 
einem Stamm befinden, und die Aitlöcher über £ Zoll tief ſeyn, oder aber der 
Baum rorh; und fliegenolmicht, mithin zum Schiffpan untauglich feyn, und er 
dadurch zum Schiffbau unbrauchbar werden; fo ift die Compagnie nicht ſchuldig 
ihn zu behalten. 


VII. Die Compagnie empfängt das Holz nicht anders, als wenn es abgeftämmt ift; 


IX. 


jedoch muß fie die Koften des Hauerlohns von Stamm fel: ft übernehnren, und 
es am Zopf und Stamm fo zurichten, daß cs gemeflen werden fan, Wenn fie 
es aber auf dem Stamm lieber acceptiren wollte, um es noch einige Monate 
fteben zu laffen; fo fol foldhes zwar auch accordirt werden, doch muß jodann eine 
convenable Art der Ausmeſſung beftinnmt werden, und. falls man fich nicht dars 
über vergleichen koͤnnte, wird das jährliche Hol;s Quantum erlegt, und bey Abs 
ftämmung des Holzes Abrechnung gehalten, 


Bey dem Kienenholz ift bleß der Zopf und die Länge des Stammes zu meffen, 
indem die Dicke des Stammendes, fo viel den Unterſchied der Preiße betrife, 
in eine Conſideration fommit. 


Die Holpreige betreffend, fo wird bey dem Eichenholz, ohne Linterfchied der 
Sorten, der Kubiffuß mit 5 Gr. bezahle, und gefchieht die Ausmeſſung und 
Ausrechnung des innerlichen kubiſchen Gehaltes nach den verbejchriebenen Gäs 
gen. Bey den Kienenkolz kann eigentlich nur dasjenige, fo 50 Fuß und dars 
über hält, zu Kaufmannsgut gerechnet werden, und eine Kiene, fo 50 Fuß lang 
ift, und 14 bis 16 Zollam Zopf hält, wird mit 6 Rthlr. 12 Gr. bezahlt; eine 
von 60 Fuß und eben diefer Dicke, zu 8 Rthlr.; von 70 Fuß zu 10 Rthlr.; 
und wenn fich auch in den Revieren ganz gerade und zu Maften taugliche Kienen 
von 70 Fuß ohne einigen Aft und Krümmen, und von der zu Maften brauchbas 
ven Art Holz finden würden, fo werden ſolche mit 12 Rthlr. bezahle. 


Das Erabholz wird der Ring mit 27 Rthlr bezahle, und zwar nach dem 
Dark, wie es bis dato in der Churmark zu Picpenftäben gefchlagen worden, 
Alfe kleine Eorteu, ale: Drbofts Tonnens Alapp: Sranzbolz, werden 
nach dieſem Maaß reduce, und zu Ringen und Piepenftäben gerechnet, als 
nämlich: 4 Schock acht Stud a 5 Fuß 2 Zoll lang, 1 bis 3 Zoll dick, & der 

reiste 


—B— 
. .. 
L SET — — 4 8* 


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Nu ıt' 3 


| Holadandiungs- Compagnie. gu 


"Breite 5, 6,9 Boll, ‚ Drboft; 6 Schof:1a Crüd a 4+Buh-Felnkduger mit 


dem Piepen übrigens egal. ‚Tonnen, 8 Schock 16 Stuͤcka g:Fuf;2 Zoll lang, 
bie Dicke und “Breite wie Piepenſtiaͤbe. Frambelp chock 32 Stüd 
a 38 Zoll, 5 bis.6 Zoll tief, und 5 bis 6 Zoll breit au der Binnenkante. Klapps 
holz, 12 Schock 48 Stüd a 32 Zoll 4 bis 5 Zoll tief, und 4 bis 5 Zoll breit 


:. an der Binnenkante. Go viel Schock, als hier ſpecificiret find," werden anf.einen 


Ring Stabholz gerechnet, und. nad diefem Maaß der Sompagnie. in Unfern 


1: Forſten zu arbeiten erlaubt, Endlich die fogenannte. Kielbuͤche betreffend; fo 
wirdr unter biefer. Benennung ein Stuͤck Holz verfianden „welches: ohne ſchadhafte 


Zweige, Krummen und Aſtlöcher, in gerader. $inie; 50 Fuß und darüber lang, 


. „gm Zopf und Stamm aber durchgehende bis.2 Fuß dick iſt. in foldyes Kiels 
. botz wird von der Compagnie, wenn.es so Fuß lang iſt, mit 30 Rthlr., und 
„wenn.es 60 enthält, .mit 40 Rthir. bezahle. Es find aber diefe Preiße nur von 
:, dem nabe-am Waſſer belegenen Hol; zu verfteben, and: wred für jede halbe bis 
„anderthalb Meile vom Waſſer, bey den Eichen. pro Kubiffuß 6 Pfenn. , bey den 
Kienen von. den gefeßten Preißen pro halbe Meile 1 Rehlr. g Gr., beyden Buͤ⸗ 


Daner gegenwaͤrtiger Octroi, nicht die geringfte Erhöhung von der Compagnie 
in Anfebung der Preiße gefordert werden, allermaflen felbige gegenwärtig fo viel 


uͤber den dermaligen Werth be able, | | 


w fa T u 77 ns 
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9 


XI. Diejenigen Vorrechte, die Wir dahingegen der Compagnie zuſtehen, find vorerſt 


die excluſive Ueberlaſſung alles desjenigen Schiffbau» und Kaufmannsholzes, 
welches in der Churmark und Magdeburg. ſowohl in Unſern als Caͤmmereyfor⸗ 


n kuͤnftighin gefällt und. debitirt wich, : 
ften kuͤnfüghin gefi ititt pol KIL. Das 


312 


IL 


Octroi ber Preußifhen. "- 


Das Privilegium, daß anf der Spree, Havel, Doffe und dem Mhin, fein 
ausländifches Kaufmannss noch anderes ausländifhes Hol, als durch die Coms 


-pognie-und mit deren Paͤſſen verfloͤſſet, und in den Zollen und Schleuffen Ras 


II. 


XIV. 


thenow, Meuftadt an der Dofle und Havelberg paßiret werden ſoll. 


Wegen des Holzes auf der Elbe haben Wir bereits Verfügung gethan, daß 
das durchgehende fremde Hol; mit einem Tranfıro-mpoft von 10 pro Cent . 
belegt feyn und bleiben foll, das durchgehende Hol; nah dem Maaß der Toms 
pagnie gemeflen, und nad) den Preißen der Compagnie evaluiret, und hiernach 
Die 10 pro Cent gerechnet werden, widrigenfalls die Compagnie mit den Ausldns 
dern nicht würde Preiß halten, und Uns die verlangten hoben Preiße bezahlen 
Pönnen. Dieje Hebung foll indefien a dato des Contractes angehen, und für 
diefelbe erhoben werden. Es macht fich übrigens die Compagnie, um die von 
Uns gegen fie geäuflerten Abfichten zu erfüllen, hierdurch anbeifchig, ben nani⸗ 
bafter Strafe, feinen Kaufholzcontrat mit den öfterreichifchen,, und in ſpecie böh⸗ 
mifchen Unterthanen zu fchließen. Es foll aber auch hingegen ein jeder Kaufs 
mann oder Particulier ohne Ausnahme, welcher dergleichen böhmifches Holz, es 
fey zum Handel oder zu feinen Gebrauch, kommen läffer, 30 pro Cent Tranfıto 
der Compagnie zur Strafe erlegen, welche 30 pro Cent auf eben die Art, wie 
die obbenanuten 10 pro Cent berechnet, und von der Compagnie erhoben werden 
und ihre verbleiben follen, | | 


So lange diefes Detroi dauert, verfprehen Wir aus Königliher Macht, daß 
ſowohl das Zolls als Schleuffengeld, in Abficht alles des Holzes, fo der Com⸗ 
pagnie zuftebet, auf keinerley Weife und unter feinerley Vorwand erhöher wers 
den foll, weshalb der accurate und beftimmee Zoll⸗ und Schleuffetarif, wie er 
jeße ift, der Compagnie übergeben, und zu einer beftändigen Richtſchnur dienen 
fol, wobey erprefle refolvirt wird, daß das Hol; in der Angabe nach dem bis, 
Derigen Werth, nicht aber nad) den erböheten kubiſchen Preißen evaluirer werde, 

ie Actien der Compagnie und ihre Effecten, imgleichen die Befoldungen ihrer 
Bedienten, find von allen Abgaben frey, und von allen Repreſſalien erimirer; 
mithin Eönnen diefelben unter Feinerley Vorwand, auch fogar wegen Herrfchafts 
licher Prätenfionen, nie mit Arreft beleget werden, Aufferdem erlauben Wir 
der Sompagnie, ein befonderes Siegel unter allerböchft Unſerer Autorisde 
zu führen, 


. Da auch, mas das Holz derer von Adel und Vaſallen betrift, diefelben bey ihrer 


in der Lehensaflecuration und fonft gegründeten und den Landesgeſetzen gemäflen 
Sreibeiten und Rechten, ihr Hol, wie fie wollen, zu verfaufen, nach wie vor 
geichüßer, und überhaupt jedem Eigentümer im Lande die freye Diſpoſition über 
fein Hol; gelaffen werden fol; fo ift jedoch der Compagnie hoͤchſt billig, in Be⸗ 
tracht daß duch deren Einrichtung eine anfehnliche Berniehrung des wahren 
Werthes alles Kaufmanns: sder Schiffbauholzes zum Vortheil und ‘Bereicherung 
des ganzen Landes bewirkt wird, das Recht zugeftanden und Kraft biefes 
ertbeile, über alles Kaufmannsholz, fo adeliche und andere Beſitzer der are 

| güter 


Holshamdlungs - Compagnie. 038 

güter in der Ehurmarf und Magdeburg zum auswärtigen Debit verkaufen wols 
Ien, den Verkauf zu ererciren, dergeftalt, daß alles zu veräußernde Kaufmannss 
holz jederzeit der Compagnie vorher angeboten werden müfle. Findet die Com⸗ 
pagnie-ihrem Beſten nicht gemäß, felbiges anzunehmen ; fo ift fie verbunden, 
fich fogleich und ohne Zeitverluft zu erflären, worauf fie dem Berfäufer auf das 

. angemeldete Holz einen Paß zu ertheilen hat, als ift derfelbe alsdenn berechtis 
get, folches, fo guter ann, zu verfaufen, Wenn die Compagnie das ihr anges 
tragene Holz Faufen will; fo ift fie gehalten, dem verfaufenden Edelmann oder 
anderm Particulier diefelben Preiße, als fie Uns verfprochen, zu bezahlen, und 
ſogleich bey Vollziehung des Kaufcontractes die ganze Kauffumme durch Wechſel 
“darüber auf Flingende Münze und Zahlung in 6 Monaten a dato des Contractes 
gerichtet, zu berichtigen, indem der fchleunige Holzverfauf öfters: die einzige 
Refource einer verfchulderen Samtlie ausmacht, * Wenn der Verkäufer bey 
Antragung feities Holzes durch einen wahren, nicht fimulirten Contract (wobey 
zu bemerten, daß jeglicher Betrug, fo bierunter durch falfche Angaben gemacht 
werden Fönnte, mit Conftjcation des ganzen Holz s Quanti beftraft werden foll,) 
bewiefen, daß ihm höhere Preiße, als die bey der Compagnie feftgefeßten, vers 
fprochen wären; fo ift die Compagnie ſchuldig, wenn fie nicht eben diejenigen | 
Preiße eingehen will, von dem Verkauf zu abftrahiren und dem Verkaͤufer 
-  fowohl.auf der Elbe, als zur Verſchiffung auf der Oder, ungefäumt den Frey⸗ 
- Paß auf das eingemeldete Holz zu ertbeilen, welches aber nur bloß einländifche 
Verkäufer angehet. Ä | 


XVI. Kein Holz darf ohne Freypaß-der Compagnie, oder ohne auf ihre Nechnung zu 

geben,. ausgeführt werden, bey Strafe der Eonfifcation; jedoch darf die Com⸗ 

pagnie mit ihrer Erklärung, und demnaͤchſt mit Ereheilung ihrer Päffe, nicht 

ſaͤumen, in fofern nämlich diefes das ihr angebotene Holz der Particuliers betrift, 

im widrigen Fall über die geſchehene Anfrage einem folchen Verkäufer ein ges 

richtliches Atteſt ertbeile, und folhes nach’ Verlauf drey Wochen a dato an, 

daß er der Compagnie fein Hol; offeriret, anftatt eines Paffes ad interim dienen 

ſoll, damit ihm aus der Verzögerung fein Schaden erwachfen koͤnne. Gollten 

aber zwifchen der Compagnie und denen von Adel, und andern Particnlierg, 

Streitigkeiten entftehen; fo ift das Landes s Fuftizs Collegium der Provinz, wor⸗ 

inn das Gut, wegen deflen Holzes auf eine oder andere Art Streit entſteht, beles 

en, das Forum competens, wofelbft die Compagnie, auch in Anfehung der 
Partituliers zu leiftenden Zahlungen, in erfter Inſtanz Recht nehmen muß. 


XVIO. Die Dauer des gegenwärtigen Dctrois ift von Uns auf 10 nad) einander fols 

gende Jahre beftimmt, dergeftalt, daß folche mit Trinitatis 1766 anbeber, und 

— auf Trinitatis 1776 aufhörer, wiewol Wir dabey allergnädigft verfprechen, auf 
eine billige Art die Prolongation, wenn fie verlangt wird, zuzugeſtehen. 


XVII. Da für das leßtere Jahr auf. eine Quantitaͤt an Kiens und Eichens noch bis 

jegt unangezeichueten Wahlbaͤumen in der Mittelmark licitiet werden follen, 
| deren Verkauf ausgefegt geblieben, weil erſt die. Erklärung der vorgewefenen 
Beckmanns Befene L Theil, Re Banco⸗ 


. 


314 


Octroi der Preugifhen 


Bancos Handlungscompagnie eingeholt werden follen; fo wird der jegigen Hands 
lungsſocietaͤt verftatter, in eben daſſelbe Recht zu treten, und für die Summe 
von 52000 Rthlr. diefes Holz zu übernehmen, fo wie es in vorigen Zeiten, und 
ebe die jeßige Einrichtung getroffen, hiermit gehalten worden. Ebenermaſſen 
fell auch der Compagnie ein anderweitiges Meines Quantum nach dem alten Fuß 
von Wahlholz und Eräben, in fofern leßtere nach dem feitgeiegten Maaß ges 
bauen, und unverdorben find, fo noch zu der Erfüllung des vorjäßrigen Forſt⸗ 
etats gehört, uͤberlaſſen werden, 


XIX. Da ferner in vorigen.Zeiten den Holzhaͤndlern jedesmal frey geftanden, und es 


durchgehende der Gebrauch gewefen, das eichene Holz mie ſamt der Borke auss 
zufabren; fo wird hierdurch feitgefeße, daß an aller derjenigen Borke, welche die 
Holzhandlungscompagnie von den ihr zugewiefenen Staͤmmen abichälen zu laſſen 
gut finden würde, ihr das völlige Eigenthum verbleibt, und fie berechtigt ift, 
ſolche hier und da, an wen fie will, zu verkaufen. Wegen der zum Transport 
erforderlihen Morhwendiakeiten, als: Schricken, Latten, Klampen, Nägel, 
Weeden, Hoftblöfe, Schärpen ıc. follen folche, wie auch die bisherigen kleinen 
Beguemlichfeiten, obnentgeltlich der Compagnie in Unſern Zorften gelaſſen wers 
den, fo wie es bisher gebräuchlich gewefen und den Kaufleuten zugeftanden wors 
den, ohne daß jedoch die Compagnie foldyes auch von denen von Adel bey dem 
von ihnen verfauften Hol; als eine Echuldigkeit zu prätendiren berechtige ſeyn 
fol, wofern die von Adel und andere Particuliers fich in den Kaufcontracten, die 
fie mie andern Käufern errichter, dazu nicht verbindlicdy gemacht haben, als in 
welchen Fall ich von felbit verftebt, daß die Compagnie bey Erercirung des 
Vorkaufes, in die Rechte des Käufers tritt. Inmittelſt fteht der Compagnie 
frey, bey Schließung der Contracte mit Privarperfonen fich dergleichen Be⸗ 
dürfniffe zur Slößerey namentlich mit auszubedingen, 


XX. Damit die Compagnie fowohl jur Ausfuhr, als Floͤſſerey ihres Holzes anf alle 


mögliche Art befördert und geholfen werde; fo befehlen Wir Unſern ſaͤmtlichen 
Krieges und Dommainencanmern, Forſt⸗ und andern Bedienten,, auf das nach⸗ 
driscklichite bierunter, fo viel in ihrem Vermoͤgen ſteht und einigermaffen thuns 
lich it, huͤlfliche Hand zu leiften, und für billige Preiße die Unterehanen zu den 
Anfuhren und der nörhigen Handarbeit zu animiren, 


XXI. Wir verftatten überden der Compagnie, wenn fie es nöthig erachtet, ein Mits 


glicd der Krieges und Domainencammer aussufuchen, welches dabin autorigirt 
wird, um in einer jeden Forſt au unterfiichen, was und welches Hol; vorhanden, 
fo der Compagnie uberlaffen werden kaun, von welcher Quantitaͤt folches fen, 
und was ſonſt bey Ablieferung und Vermeſſung des Holes wiſchen den Forſt⸗ 
bedienen und Empfängern der Compagnie vorfallen koͤunte, aleich auf der 
Stelle zu ſchlichten, und als ein in Koͤnigl. Dienſten ſtehender Bedienter dars 
über zu deeidiren. Wir werden bloß hierzu den Vorſoann nach erionnauim4ßie 
ger Bezahlung geben; jedoch verfprehen Wir, dap ein ſolcher, wenn er ſich 
feiner Obliegenheit wohl acquittiret, vorzüglich zu einer Oberforgtmeiiterbedienung 

gebraus 


4 Mi 


. Holjhandlungs = Compagnie, 315 


gebrauchet werden ſoll, zumal ihm auch dieſe beſtaͤndige Bereiſungen die aller⸗ 
genaueſte Kenntniß von allen Forſten verſchaffen koͤnnen; von Seiten der Com⸗ 
pagnie ſoll derſelbe hingegen nur dieſes zu genießen haben, daß ihm das ganze 
Jahr hindurch gewiſſe von der Compagnie feſtzuſetzende Diaͤtengelder gegeben 
werden follen, | i | 


XXII. Sollte auch bey Ablauf des legteren Jahres von diefem Dctroi fich zutragen, 
daß die Compagnie einen ftarfen unverfauften Holzvorrath bebielte; fo hat-felbige 
die Freyheit, folchen mit eben dem Recht zu debitiren und zu verkaufen, wie fie 

es während gegenwärtigen Contract gehabt hat, | .. 


XXIII. Sollte wider Bermuthen bey den hannöverifchen und mecflenburgifchen Elbzol⸗ 
Sen, oder irgend fonft, zum Schaden der Compagnie einige Zollerhöhung vorges 
nommen werden; fo werden Wir allerguädigft geruben, diefes der Compagnie 

voͤllig zu vergüten, und gleich baar von der jährlihen Summe abziehen zu laffen, 
oder die Abftellung ſothaner neuen Auflagen zu bewirken, | 


XXIV. Es bleibt der Compagnie frey, zu allen Zeiten Holzbandel zu ſchließen, und in 
Kriegss und Sriedenszeiten ungehindert zu handeln, Wenn auch durch Krieg 
und Berbeerung der Compagnie Schade erwädhlt, wollen Wir folche Unglückss 
fälle derfelben, nach gehöriger Liquidation, baar erfegen. 


Wenn Wir nun oberwähnte Privilegia allergnädigft accordiren, auch der Compagnie 
die Freyheit beylegen, Chantiers an der Oder anzulegen, Schiffe dafelbft zu bauen, und. 
dergleichen zum Wallfiſch⸗ und Robbenfang auszuruͤſten, auch mehrere Fabriken von den 
zue Tafelage nöthigen Geraͤthſchaften in Stettin zu etabliren, jedoch folchergeftalt, daß das 
durch die dortige Kaufmannfchaft in ihrem bisherigen Schiffbau nicht turbirt werde; fo 
erfenner die Compagnie ſolche allerböchfte Gnadenbezeigung mit dem allerunterthänigften 
Danf, ımd wird fuchen, folche nad) Befchaffenheit der Umftände beftens zu nutzen; jedoch 
daß, was den Schiffebau und die dahin einfchlagenden Branchen anbetrift, ihrem Ermeflen 

mgeitellt bleibe, folchen nad) ihrer Convenienz anzufangen und zu betreiben. Uebrigene 
fprechen die fntereffenten der Compagnie durch eigene Unterfchrift und Lnterfiegelung, 
das in Öbigem verordnete und verabredete, jeglicher an feinem Theil treulich zu balten und 
zu erfuͤllen; entfagen auch für fih), ihre Erben und Erbnehmer, allen ihren Verfprechen 
zumiderlaufenden Ausflüchten und rechtlichen Wohlthaten insgemein, und infonderheit der 
Ausfluche des Irrthums, der Furcht und. Ueberredung, der Verlegung -über die Häffte, 
daß die Sache von ihnen nicht recht verftänden, oder anderft verfaßt und niedergefchrieben 
fey, als wirklich verabredet worden, und allen dergleichen Behelfen, fie mögen Namen 
baben, wie fie wollen, und in den Rechten.bereits erdacht ſeyn, oder noch erdacht werden, 
alles wohlwiſſend und bedächtlich, bey wahrer Treue und fonder Gefährde, 


Urkundlich ift diefes, zu mehrerer Beglaubigung und Feſthaltung, in duplo aus⸗ 
gefertigt, unterſchrieben und beſiegelt, und das von Sr. Koͤnigl. Majeſtaͤt fuͤr Sich und 
Dero Nachfolger in der Regierung böchfteigenbändig Unterfchriebene und mit Dero I 
. U | Rr 2 ſiege 


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816 Könige, Preußiſches Reglement 


fiegel befräftigee Exemplar der Compagnie zugeftellet worden, dagegen felbige das zweyte 
Erenplar unter Hand und gewöhnlichen Perjchaften ihren jegigen fämtlihen Actionairs 
extradirt hat, 


So gefhehen Berlin den z3ften December 1765. 
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| 3 2. 
Koͤnigl. Preußiſches Reglement zum Verhalten der 


Schiffsknechte, ſo von Hamburg nach Berlin und zuruͤck 
fahren, vom iaten Julii 1777. 














)Remnach Seine Koͤnigliche Majeſtaͤt von Preuſſen, ic. ꝛc. Unſer allergnaͤdigſter Herr, 
hoͤchſtmißfaͤllig vernommen, daß diejenigen Schiffsknechte, welche die zur Chur⸗ 
maͤrkiſchen Schifferguͤlde gehoͤrige, nach Hamburg und zurück fahrende Schiffer auf ihren 
Schiffsgefaͤſſen haben, ſich unterſtehen, dem Reglement vom 23ſten April 1735, ünglei⸗ 
chen dem Waſſerſchautreglement de Anno 1767. dem allergnaͤdigſten Reſcript vom 16ten 
Maͤrz 1774. und dem im Druck erlaffenen Avertiffemene vom zten May 1774, nicht mins 
der der Allerböchiten Verordnung vom erfien Februar 1776. und dem darauf fich gründen, 
den Guͤldeſchluſſe vom zıjten Februar d. a. zuwider zu leben, ſich den Edhiffern oder ih⸗ 
ren Schiffsſchreibern auf allerband Art und Weiſe fowohl in Hamburg, als auch unterwes 
gens und bier in Berlin, zu widerfegen, und ſogar Meutereygen und Tumult anzuftiften; 
Alterböchitsiefelden aber nicht gemeiner find, den unbändigen Schiffsfuechten bey dergfeis 
- hen Uebertretungen der Belege und ſolchen wider die Edhiffer, deren Schreiber oder wid 
andere rubige und ordentliche Schiffsknechte anszuuͤbenden Widerjpenftigfeiten und Fre 
im geringften nachzufchen, vielmehr jo gnädig, als ernjtlich wollen, daß nicht nur dem Edyißs 
ferprivilegio de Anno 1716. und Rethrfahrtsreglement de Anno 1748. gemäß, alle Ords 
nung in Schiffwerlen beybehalten, fondern auch den vorgedachten, zum "Bellen der Schif⸗ j 
fahre und des Commiercii erlaſſenen alterhöchiten Neglements und Verordnungen auf das 
genaueſte nachgelebet werde: 


Als haben Allerhoͤchſtgedachte Se. Koͤnigl. Majeſtaͤt, zur Steuer aller fernern 
Unordnunaen und Tumults bey der Schiffabrt auf der Elbe, Havel und Spree, allerguäs 
digit reſolviret, das nach dem von Allerhochſtdero Herren Vaters Majeltät, Glorwuͤrdig⸗ 
ften Andenfens, bachfteigenhändigen Befehl vom zoften März 1730. zum Berbalten der 
von Hamburg nach “Berlin und surück fahrenden Echiffsfnechte von Dero Churmaͤrkiſchen 
Kriegs umd Domainencanımer durch öffentlichen Druck und Anſchlag publicirte Reglement 
vom 23jten April 1735, hierdurch nicht nur zu erneuern, fondern felbiges auch in a 

not 


* 


zum Verhalten der Schiffs knechte. - ur 37 


nothwendigen Punkten zu erweitern, und auf die jegiae Zeiten einzurichten und naͤher zu bes 
flimmen. Allerhoͤchſtdieſelben wollen daher, daß diejenigen Schiffsfuechte, welche ſich auf 
den Sciffsgefißen derer nach und von Hamburg fahrenden Seifen befinden, für alle 
ungeziemende Aufführung und Widerfpenftigfeit zu verwarnen und denenfelben alles Ern⸗ 
ftes an;udeuten: daß | 
L. fie fi) an dem ihnen nach dem Königl. allergnädigftem Reſcript vom 16ten März 
1774. und gedrucktem Avertiffemens vom aten May 1774., ftatt der ſonſt uͤblich 
gewefenen freyen Koft, accordirten Lohu begnügen; 

- U. ſich aller Thätlichkeiten und Unruhe auf Schiffen fernermweit, und zwar bey 
Strafe der Karre, enthalten, auch fich gegen die Schiffer und deren Schreiber 
beicheiden. aufführen; | | | 

IM. fie niche befugt ſeyn folen, das volle Lohn eher, und zwar die Vollreifenden, als 
nach geendigter Meile, nemlicd) von Hamburg anhero und wiederum dahin zus 
ruͤck, die übrigen Zuknechte aber, als wenn fie den Dre ihrer Beftimmung, nems 
lich Berlin und Havelberg, erreicher, zu fordern, | 

IV. fie fih begnügen laffen follen, daß ihuen, wenn fie im Winter nach Haufe geben, 
das Laufyeld, und zwar Zwey Groſchen pro jede Meile, alsdenn gereicht werde, 
wenn je im Fruͤhjahr bey offenem Waſſer ſich wiederum auf den Schiffen von 

Hauſe eingefunden, den völligen Lohn aber follen fie nicht eher, ais nach geens 

digter Reiſe zu heben befugt feyn; | | | 
XV. fie, wann die Schiffe unterwegens befrieren, ohne Murren und Widerrede Acht 
“ Tage von dem Tag der bejchebenen Befrierung angerechnet, auf den Schiffen 
| anıfoch verbleiben und die Witterung abwarten, auch die alsdenn auf den Schifs 
fen zur Auificht und "Bewahrung der Schiffe und Güter bleibenden, ‚ein mehres 
res als Sechs Grofchen täglich Wartegeld nicht verlangen follen ; 
VI. fie fi dem Privilegio de Anno 1716. gemäß bezeigen, und nicht berechtiget feyn 
follen, für die drey Wochen, da die Schiffer nach ermelderem Privilegio warten 
muͤſſen, einiges Wartegeld zu fordern, fondern fich mit dem nach dent Königl, 

. allergnädigften Nejeripe vom 16ten März 1774. und dem Königl, gedruckten 

Avertiſſement vom 2ten May 1774. beſtimmten Lohn zu begnuͤgen; | 

VII. die Berliner Zußnechte nicht eber, als bis fie die Schiffe und Güter allhier zum 
Packhof mitgebracht, ihr Lohn verlangen, noch ihnen folcher gegeben werden 
folle; . | | Zu . 

VII das Winterlohn alsdann, warn fie mie den Schiffen den 16ten November am 
Packhof angekommen, feinen Anfang nehmen, und ihnen gegeben werden, aud) 
bey einer unterweges gefchebenen Befrierung fötches mittelmäßig beftimmt wer⸗ 

- den folle, und 

IX, fie fid) dem Schäutreglentent de Anno 1767. zu Annehmung derer, der Königl, 
alfergnädigften Verordnung vom erſten Februar 1776, eingerichteten Schauts 
attefte willig und geborfam unterwerfen follen, | | 


NG Zr u Widrigen⸗ 


318 Moͤnigl. Preußiſches Reglement 


Widrigenfalls aber, und dafern ein oder der andere dagegen zu handeln und vor⸗ 
ſetzlich zu excediren ſich geluͤſten laſſen ſollte, ſollen die Acciſe⸗ Zoll⸗ und Licentbediente, auch 
Magiſtraͤte in den Staͤdten, Beamte und Gerichtsobrigkeiten auf dem Lande, welchen 
die Schiffer, oder deren Schreiber und Steuerleute ſolches anzeigen werden, beſonders aber 
das hieſige erſte Juſtizamt Muͤhlenhof, hiermit befehligt ſeyn, die Uebertreter ſofort anzu⸗ 
halten, and) die Chefs und Commandeurs der Regimenter in den Staͤdten zu requiriren, 
darunter allenfalls zu aßijtiren, und der Ehurmärkifchen Krieges und Domainencammer das 
von Berichte abzuflatten, damit die Verbrecher andern zum Exempel jur gebührenden Sıra’e 
gezogen werden koͤnnen. Die auswärtigen Öerichtsobrigfeiten aber werden hiermit diente 
freundtichft erfücher, die Ucbertrerer diefes Reglements auf die Anzeige der Schiffseigener 
oder ihrer Echreiber und Steuerleute zu Erfüllung alles deflen, was in diefem Reglement 
verfaßt, gefällig anzubalten, 


Und da Allerhoͤchſt ermeldte Eeine Königl. Majeſtaͤt über diefe erneuerte und ers 
wweiterte Verordnung fteif und feit gehalten wilfen wollen, auch folhe den Schiffsknechten 
zur Nachricht und Achtung zum Druck zu befördern, und ſowehl zu Lenzen im Zoll⸗ und Li⸗ 
centhaus, als übrigen an der Havel befindlichen Zollflädten und Bier in ‘Berlin auf den 
Packhoͤfen, und wo es fonft nöchig ſeyn moͤchte, zu affigiren, uͤberdem folches durch das 
Intelligenzblatt publiciren zu laffen, allerguädigft verordnet, 


So laſſen Allerhoͤchſtdieſelben Dero Beamten, Magifteiten, Acciſe⸗Zoll⸗ und Li⸗ 
centbedienten, Gerichtsobrigkeiten, Schulzen und Gemeinden derer an der Elbe, Havel 
und Spree belegenen Städte und Dörfer, beſonders aber Dero erſten Juſtizamt Muͤhlen⸗ 
hof, hiermit allergnaͤdigſt anbefehlen, ſich hiernach allergehorſaniſt zu achten, und dahin 
zu ſehen, daß auf keinerley Weiſe von den Schiffſsknechten wider dieſe Verordnung gehan⸗ 
delt werde, auch erſordernden Falls den Schiffern wider die widerſpenſtige Schiffsknechte 
uͤberall huͤlfliche Hand zu leiſten; die auswärtige Gerichtsobrigkeiten aber werden unter der 
Verſprechung des Reciproci um die Rechtshuͤlfe hierdurch nochmalen dienftfreundlich ers 
ſuchet. 


Urkundlich haben Seine Koͤnigl Majeſtaͤt dieſem Reglement Dero Churmaͤrkiſches 
Kriegs⸗ und Demainencammerinſiegel beydrucken, auch von Dero dazu verordneten Praͤſi⸗ 
dent, Directore, Oberforſtmeiſtern und Raͤthen unterzeichnen laſſen. 


Gegeben zu Berlin, den 14ten Julii 1777. 


(L.S.) Königl. Preuß. Churmaͤrkiſche Kriege: und Domainencammer, 


v. Siegroth. Michaelis. v. Mauſchwitz. v. Kroſigk. v. Schönfeld, 
v. Bornſtedt. Rornmann. Boͤhme. Naumann. Kruſemark. 
Schmid. Lengnich. Neuhaus. Schirmeiſter. Grote. Bar. 
v. Hohberg. Bartſch. Sudhauſen. Boͤtticher. v. Ziegler. Bayer. 
Kahle. Koch. Braun, Siebmann. Bar. de Lamotte. Müller, 


AVER- - 


0 gum Verhalten der Schiffsknechte. 1419 
nn "AVERTISSEMENT. | 


| De zu Einfuͤhrung/ und Begründung mehrerer Ordnung bey’ der Garuburgifcen Deipe 

fahrt ad inftantiam .der Churmaͤrkiſchen Schiffergälde approbirt worden, daß den 

Schiffsleuten nach ſpeciſiirtes lobn und ein mehreres nicht gegeben und bejahlt © werden 
ſou, nenilich: — 


1) Auf großen Fahrten i im Sommer. 


Zem Saipifieuermann Funfzig Rthlr. und eine und eine halbe Tonne Bier, 

Dem Unterfteuermann fünf und vierzig Rihlr. und eine und eine halbe Tonne-Bier, 

Denen zwey Borhsleuten, jedem vier und zwanzig Rihlr. und eine und eine halbe 
Tonne Bier, 

‚Dem Känning drey und zwanzig Rihlr. und eine und eine halbe Tonne Bier. . 

Den übrigen Vollreifenden, jedem zwey und zwanzig Rihir. und eine und eine halbe 
Tonne Bier. F 

Den Berliner Zuknechten, jedem zwölf Rehlr. und drey Viertel Tonne Bier. 

Den Havelbergiſchen Zuknechten, jedem ſechs Rthlr. und eine halbe Tonne Bier. 


2) Auf großen Fahrten im Winter. 


Dem Hauptſteuermann vier und fünfzig Rthlr. und eine uns eine Salbe 2 Tonne Bier. 
Dem Unterfteuermann fechs und vierzig Rthlr. und eine und eine halbe T Tonne Bier. 
Den zwey Bothsleuten, jeden fünf und zwanzig Rthlr. und eine und eine halbe 
Konne Bier. 
‚Dem Käuning ter und zwanıig Rihlr. und eine und eine halbe Tonne Bier. 
DM übrigen Vollreifenden, jedem dren und zwanzig Rthlr. und eine und eine halbe 
x Xonne Bier, | eıla 
‚Den Berliner Zufnechten, jedem dreyzehn Rthlr. und eine Tonne Bier. * 
Den Havelbergiſchen Zuknechten, jedem ſieben Rthir. und drey Viertel Tonne Bier. 
(Wenn aber die Gefaͤſſe unterwegens bewintern; fowird fein anderes Lohn 
weiter bewilligt, und muͤſſen die Schiffsleute vor das nemliche Lohn die Ge⸗ 
faͤſſfe bey auſgehendem Waſſer an Dre und Stelle nach Hamburg liefern‘, und 
dafuͤr bekommt alsdanu ein jeder bis nach feiner Hehmath bin und zuruͤck pro 
Meile zwey Gr. als Laufgeld. Sollten aber die Gefaͤſſe zu Berlin verwintern; 
-:f6.wird ‚von obgedachtem Lohn, jedem Vollreiſenden zehn Rthlr. decourtirt, den 
ESiteuerleuten aber ſechszehn Rthlr. abgezogen). | “ 


- 3) Auf Yagden im Sommer, — 


Dem Steuermann vier und zwanzig Rthlr. und eine Tonne Bier. 
Den zwey Borhsleuten, jedem ſechszehn Rthlr. und eine Tonne Bier. 
Dem Knning ſechszehn Rthlr. und eine Tonne Bier. 
Den Berlinor Zuknechten, jedem eilf Rihlr. und eine. Tonne Bier, 
Den Havelbergechen Zutnechten, jedem eilf Rthlr. und eine balbe Tonne Bir. » 
BER - 4) Auf 


X 


J 


320 5 , Sudenordnung . ® 


4) Auf Sagden im Winter. 


Den Steuermann ſechs und zwan.ig Rthlr. und eine Tonne Bier. 

Den wen Borhsleuten, jedem fiebenzchn Rthlr. und eine Tonne Bier, 

Dem Farning „ nebſt übrigen Vollreiſenden jedem ſiebenzehn Rthlr. und eine Tonne 

iet. 
Den Berliner Zuknechten, jedem zwölf Rthlr. und eine Tonne Bier. - 
Den Havelbergiichen Zufnechten, jedem ſechs Rthlr. und drey Viertel Tonne Bir er. 
(Jedoch wenn die Gefaͤſſe unterweges bewintern; fo wird es eben fo, wie 

bey den großen Zabrten damit gehalten. Sollten aber die Gefaͤſſe zu Berlin 
überwintern; fo wird von obgedachtem Lohn, dem Steuermann fieben Rehlr, 
und jedem Vollreifenden vier Rthlr. abgezogen. ) 


So wird folches jedermänniglich, insbefondere aber dem commercirenden Publico, 
und den Sciffern, auch deren Leuten, zur Machricht und Achtung hierdurch befannt 
gemacht. 

Signatum Berlin, den zten May 1774. 


Königl, Preuß. Churmärfifche Krieges und Domainencammer, 





Judenordnung fuͤr diechurfürktt. fächfifche Reſidenz⸗ 
ſtadt Dresden, vom 15ten September 1772. 


E— bat die in hieſiger Reſidenzſtadt bis anhero geduldete Judenſchaft die ihr ertheilten 
Conceſſiones zum Theil dergeſtalt uͤberſchritten, daß fie unter dem Namen ihrer Kins 
der, Domeftiquen und Geſinde, die größteneheils wiederum befondere Haushaltungen ause 
machen, ganze Familien anhero gesogen, wodurch deren Anzahl aljo vermehrt worden, 
daB die überhaud genommene Mienge ſowohl dem Commercio überhaupt, als auch der 
Handlung treibenden Buͤrgerſchaft nicht auders, als zum groͤßten Nachtheil gereichen, und 
es den Juden ſelbſt an einem ehrlichen Gewerbe und hinlaͤnglichen Mitteln zu Entrichtung 
ihrer Abgaben gebrechen muß. Ob nun wohl das, wegen Einfchränfung der Juden und 
ihres Handels, vorhin unterm 16ten Auguft 1746. ins fand ergangene Mandat, als bey 
welchem es in Fällen, wo allbier etwas anders ausdrücklich nicht diiponirt wird, auch im 
Yniehung der Stadt Dresden, unveraͤnderlich bewendet, in den mehreſten Stuͤcken Mare 
Maaße gibt, und verjchiedene beilfame Einrichtungen enthält; fo erfordert dennoch die 
Morbwendigbeit, den mancherley Ausflüchten und Mißbräuchen, wodurch felbige vereitelt 
worden, 


für die. Stadt Dresden, 327 


worden, auf, die Subunfe befimöglich vorzubeugen, . und. bie eingeſchlichenen Mißbraͤuche 
alten Ernſtes abzuſtellen. Wannenhero gegenmärtige Judenordnung file hieſege Stadt. zu 
jedermanns genauer Machachtung, bey Vermeidung der darinnen angebroßeteit. Grafen, 
biermit eingeführe mad befanne gemacht. wird. m. in. at much 


.- $. JI. 
EGs 'ſollen m hieſiger Reſidenz hinſuͤhro keine Juden anders, als auf ein vdn Se 
CEhurfürftt. Durchl. eigenhändig unterfchriebenes Decret, geduldet, alle andere Con 
nes und Protettoria.gber ganzlich abgeſchaft ſeyn, immaßen denn Churfuͤrſtl. Durchl. Dera 
Eollegia mit der erforderlichen Verhaltungsmaaße, auf die Fälle, da felbige die Duldung 
eines Juden für ratbfam erachten, befonders verfeben, 


ö sd S 2. 
+ Damit jebacdh der Status der Juden nicht allzubeſchwerlich, und ihnen die ungewiſſe 
Dauer ihres Aufenthalts alihier nicht eine Veranlaſſung zu allerhand Bevortheilungen ſeyn 
möge; fo folen zwar die denfelben zu ertheilenden Concefliones, da folche einem jeden, der 
fich deren unwürdig macht, ohnehin wieder abgenonmmen werden fännen, nicht blos auf 
Wiederruf ausgefteller, jedoch die Weiber, Kinder und jüdifche Bediente in denfelben aus⸗ 
drücklich benennet werden. on 

$. 3. 


‚ - .. Dabero hat derjenige Jude, der eine Veränderung mit feinen jüdifhen Bedienten 
vornimmt, folche nad) Maaßgabe des Mandats vom ı6ten Auguft 1746. bey dem Gou⸗ 
vernement allhier, damit ihm auf diefem Fall ein neucr Bedienter von eben dem Gefchlecht, 
als die abgegangene Perfon gewefen, paßiren koͤnne, unverzüglich anzuzeigen, aflda bie 
nenanzunchmenden, in der vorigen Stelle tretenden Perfonen felbft vorzuftellen, und fernern 
Beſcheids zu gemwarten. In den Fällen aber, da. ein unverbeyratheter conceßionirter 
Jude fih nachher verehelichet, oder einer, deſſen in der Conceßion beniemte Ehefrau vers 
ftorben, wieder heyrathet, oder ein Kind firbt, oder gebohren wird, ift es genug, daß die 
‚ dergeftaltige Veränderung in dem nach dem ıgten $pho einzureichenden monatlichen Vers 
zeihniß, bey dem auf die Veränderung zunächft folgenden Monat, genau angemerkt 
werde, 


't.» j ⁊ 71 oe 


§. 4 

Als Kinder find die Söhne der jüdifhen Hausväter, fie feyn nun verebelichet oder 
umverehelichet, fo lang als fie feine befondere Familie ausmachen, fondern in ihrer Eltern 
Haus und Koſt leben, die Töchter aber nur fo lang fie unverebelicher find, zu betrachten, - 
mithin die Söhne, fo bald fie, es fey nun in verheyrathetem oder ledigem Stande, fi) 
aus ihres Vaters Haus und Koft abiondern, die Töchter bergegen indiltintte, fo bald fie 
fich verebelichen, aus der väterlichen Eonceßion, zum Aufenthalt hieſelbſt nicht mehr berech⸗ 
tiget, fondern dergleichen ferner, nach Maaßgabe des gten Sphi zu ſuchen ſchuldig. 


| $. 5. 

Keinem jüdifchen Hausvater wird erlaubt, mehr denn zwey jüdifche Bediente als - 
Knechte oder Mägde zu führen, aljo daß felbige unverehelicher ſeyn, und wirklich in des 
Beckmanns Befeze 1. Theil. Se; | Hauss 


322 JJudenordnung 


Hausvaters Lohn und Brod ſtehen muͤſſen, widrigenfalls der oder diejenige, bie in dem 
Dienſten des Hausvaters, der ſie angibt, nicht befindlich, wenn er auch auſſerhen zwey 
wirkliche Bediente nicht hätte, allhier nicht geduldet, ſondern ſoſort ausgeſchaft, und der 
Hausvater, welcher den Mißbrauch verhaͤnget, um 50 Thlr. geſtraft werden ſoll. | 


§. 6. 


Den Kindern und Angehoͤrigen, ingleichen den Bedienten des vprivilegirten Haus⸗ 
vaters wird die fernere Unterhaltung von Bedienten, wie ſolches zeithero häufig geſchehen, 
hiermit bey 50 Thlr. Strafe auf jeden Contraventionsfall ſchlechterdings unterſagt. | 


. 7 | 

Alle übrige Anverwandte eines juͤdiſchen Hausvaters find anders nicht in deffen Con⸗ 
ceßion begriffen, als daß, ſtatt eines jeden, ei ‘Bedienter, und wenn deren zwey find, 
beide ‘Beriente wegfallen, nur den Fall ausgenommen, da ein jüdiiher Hausvater ſeine 
Mutter, Schwiegermutter oder unverchelidyte Schweitern, allerfeits ohne Kinder, oder 
ganz unvermögende Anverwandten, die ihrer Leibesuuntände "Balber zu einigen Gewerbe 
nicht tuͤchtig, in ſeiner Kost hätte, welchenzalls er folche mir dein Bedientenquanto bey deu 
Perjonenfteuer verrechten mag, jedoch felbige Ipeciarim auf der Concepion, nach Vor⸗ 
ſchriſt des Zen Sphi, bemerken zu laffen ſchuldig iſt. 


§. 8. 

Wenn’eines juͤdiſchen Hausvaters Sohn, nach Inhalt des 4ten Sphi durch feine 
Darſtellung einer feparate Oeconomiz, ingleichen eine Tochter durch ihre Verehelichung, 
das Recht, auf ihres Vaters Coneßion biejelbit zu bleiben verlieret, und um eigene Con⸗ 
ceßion anſuchen will, ift folches fofort reſpective bey dem Ame oder Stadtmagiſtrat allhier 
zu melden, und eine zuverlaͤßige Specification des Vermögens allda einzureichen, ſowohl 
die Art, auf welche die neue Familie ſich zu naͤhren gedenket, anzuzeigen, worauf das 
Amt oder der Rath nach Unterſchied der Faͤlle genaue Erkundigung uͤber das Angeben ein⸗ 
zuziehen, und von den befundenen Umſtaͤuden ein glaubwuͤrdiges Atteſtat auszuſtellen bat, 
welches der Bittſchrift, in welcher nach dem $. 1. höchites Decret geſucht wird, beyzulegen 
iſt, ohne deſſen Erlangung aber denen aus des Vaters Haus und Koſt getretenen, und 
reſp. Neuverheyratheten, der Aufenthalt allhier nicht laͤnger, als 8 Tage nach erfolgter 
Verehelichung, zu geſtatten iſt. 

.9. 

Wenn ein privilegirter Jude entmeder- fein Domicilium verändert, und auch nut 
für feine Perſon, an einen andern Ort ziehet, oder gar ſtirbt; fo verloͤſcht dadurch die er⸗ 
Baltene Conceßion auch megen deſſen hinterbleibenden Familie und ſaͤmtlicher Domejtiquen, 
Jedoch iſt des Verfterbenen binterbliedenen Wittwe und Kindern ſamt Domeſtiquen foo 
dann der Aufenthalt allbier noch 3 Monat lang zu geitatten, nach deren Ablaug aber find dies 
jelben fofort aus. ufchaffen, es wäre denn, daß ein Sohn oder Schwiegerfohn ſchon vor des 
Vaters Tode Conceßion zum biefigen Aufenthalt erlangt hätte, oder dergleichen waͤhrender 
gedachten 3 Monate in der vorgefchriebenen Manage noch erhielte, in welden Fall er feine 
Mutter und diejenigen Verwandten, derenthalber foldyes nach dem 7ten Ypho geftatter, zu 


fi in fein Haus nehmen mag. M 
Da 


für dieuſStadt @resdenm 3—2 


Da nun bishero zu bemerken geweſen, daß verfchiedene Juden fich zwar für ihre 
Perſonen allhier aufgehalten, ihre Weiber und Familien aber: anderwärts gelebe, ſolchem 
jedoch ferner nicht nachzuſehen ift; fo iſt führohin "ein Jude, deffen Frau und Familie an⸗ 
derwaͤrts ihre beſtaͤndige Wohnung haben, eine Conceßion zuni Aufenthalt hieſelbſt zu er⸗ 
langen nicht faͤhig, oder, wenn er ſolche ſchon erlangt, iüfgferü er die Seinigen nicht biny 
Ken drey Monaten berbenziehet, ſothaner Conceßion eo ĩpſo verlufüig._ . 
,Ebenermaßen ceßiret auch das aus feiner Conceßion erlangte Recht, fo bald er mie 

Abführung der jüdijchen Perfonalabgaben, in fpecie auch der Perfonenftener, nach denen 

im Perfonenfleuerausfchreiben de Anno 1767. geordneten vollen Anfägen , für fih und die 
Seinigen zuruͤck bleibt, und daran nur zwey Termine in der Bezahlung zufammen fommen 
läßt, als welchenfalls er mit den Seinigen fofort auszufchaffen, und der Rückitand durch 
Zuruͤckhaltung feiner Effecten einzubringen ift. u 


F. IO. U 


Einem privileairten Hausvater iſt nur für ſich und ganz allein zu bendeln dergeſtalt 
erlaubt, daß, wenn deſſen Kinder oder Bediente anders, als zu Haͤnden ihres Vaters und 
Dienſtherrn ſich in eine Handlung einmiſchen, ſelbigen alle Waaren confiſciret, der Hausva⸗ 
ter aber, wenn er hiervon Wiſſenſchaft zu haben überführt würde, feiner Conceßion gaͤnz⸗ 
lich verluftig, und überhaupt in folidum für die Facta feiner Angehörigen und Bedienten, 
in fofern er gefihrlicher weile, oder ans Fahrlaͤßigkeit auf felbige nicht behörige Dbacht ges - 
führer, und verdächtige oder liederliche Bediente angenommen und in Dienften behalten 
hat, zu haften ſchuldig feyn ſoll. s | 
f ” 0 IT. 

Anfonft hat er fich altes unerlaubten Handels mit Waaren, und des Haufirens mit 
felbigen, maßen denn aud den Juden öffentliche Gewoͤlber zu haben fchlechterdings unters 
fagt bleibt, bey Verluſt feiner Conceßion, auch anderer willführlichen Gelds Gefängnißs 
- der fonft, nach Befchaffenheit der- Unftände, zu erequirenden Strafe, zu enthaften, 


$. 12 


| Wegen des Handels der Juden mit Bruch⸗ ausgebranntem oder anderm rohem Gils 
ber, bleibt es lediglich bey deinjenigen, was diehfalls bereits vorhin in den Landesgefeßen, 
‚infonderheit aber $. 3. des ausführlichen Münzedicts vom 14ten May 1763. verordnet ift. 


. $. 13 

Hiernächft foll Fein Jude, weder Sachen, welche ihm ben dem Kauf verdächtig 
vorfommen, oder durch öffentliche Zeitungen, gemeinen Ruf oder Anzeige des Kigenthüs 
mers fir geftoblen erfläret find, erfaufen, noch, wenn ee nach der Zeit, daß etwas fo er 
bona fide erfauft, geftoblen fey, erfuͤhre, folches verheimlichen, fondern fogleich. behöris 
gen Orts anzeigen, widrigenfalls er fich felbft empfindliche Geld⸗ oder Leibesftrafe zuzie⸗ 
ben wird, 

.@ $. 14. | 

%s ift auch den Juden nicht erlaubt, an Eonns und Feyertagen währenden Gottes, 
dienfts zu handeln, und eben fo wenig follen fie diejenigen chriſtlichen Perſonen, die ſich 
etwa in ihrem Dienſt befinden, von dem Som, und Feyertagsdienft abhalten. s 
2 2 62 ‚15 


524 -  Subdenordnung 


. . §. 15. 24 * 

In Abſicht auf die Gerichtsbarkeit, welcher die Juden unterworfen find, verbleißt 

es ben der zeitherigen Obfervanz. Auch ift der beym Gouvernement verpflichtete juͤdiſch⸗ 
Dollmetſcher ben den Gouvernementsgerichten Recht zu leiden ſchuldig. Dahergegen iſt 
den Juden in bürgerlichen Rechtsſachen, wenn auch felbige lediglich unter Juden verfiren, 
an ihre hiefigen oder andere, abfonderlic auswärtige Rabbiner zu recurriren, und von ſol⸗ 
chen einen Husfpruch zu erholen, fehlechterdings und bey einer Belditräfe von Lo bis So 
Thlr. nach Befinden der Umftände, auch, wenn fie jich an auswärtige Rabbiner gehalten, 
bey Verluſt der Conceßion für die Hausvdter, oder der Ausfchaffung für Bediente, ums 
terſaget. | 

§. 16 


> Den Juden wird weder eine Synagoge zu errichten, noch einen befondern Dre ju 
gemeinfchaftlicher Verrichtung ihrer jüdiichen Geremonien zu haben verſtattet, fondern es 
muß ſolche jeder juͤdiſche Hausvater mit den Seinigen in moͤglichſter Stille verrichten. 


2 
5 


§. 17 

Die den Juden zu Ausübung ihres in vorſtehender Maaße zu erercirenden Ritus 
nöthige Perſonen werden mit bejondern Conceßionen verjeben, ein gleiches auch wegen der 
Informatoryyn, in ſoferne dergleichen nicht dem oder jenem juͤdiſchen Hausvater uber die 
eigentlichen 2 Bediente annoch bejouders zu halten, durch den ausdrücklichen Inhalt feiner 
Conceßion geftattet wird, beobachtet, allen diefen Perfonen aber nur nah Maaße des. jep 
desnial zu beichrinigenden Erforderniffes Bediente geftartet, und ob ihnen dergleichen zwey, 
einer oder ganz Feiner erlaubt, in der Conceßion ausgedruckt. 


G. 18 

Damit auch eine gewiffe Einigfeit und Ordnung unter der Judenſchaft felbft her⸗ 
geftellt werde; fo find hierzu von ihr, wie ſchon ehedem gefchehen, 3 Aelteſte oder Depus 
tirte zu ermählen, welche richtine Berechnung über Einnahme und Ausgabe ihrer Armens 
gelder zu führen, niche minder vor dagjenige, was ben der Judenſchaft in gemeinfchaftlis 
hen Angelegenheiten vorfälle, Eorge zu tragen, endlich auch diejenigen Juden, fo fi 
ohne Couceßion etwa allbier niederlaffen möchten, oder fonft über die Gebühr aufhalten, 
ben dem Gouvernement und Narblogiserpedition fofort durch den Judenbeſteller, wozu als 
lezeit ein unbeſcholtener, gefitteter und uneigennuͤtziger Jude ausjufuchen, und ihm vor 
feine Bemühung überhaupt eine gewiſſe Vergeltung zu Verbütung allen Betrugs und Eis 
gennutzes aus uſetzen ft, anzeigen haben, wobey jedech den Aelteſten irgend eine richters 
liche oder andere Gewalt unter den Juden nicht bengelegt wird, fondern felbige nach Maaß⸗ 
gabe des ı5ten $Sphi fediglich dem ordentlichen Richter verbleibet, 


$. 19 Ä 
Ein jeder juͤdiſcher Hausvater ift fehuldig, alle Monate ben fehon gedachem Gone 
vernement, der Oeneralarciseinnahme und des Stadtrarks Logiscerpedirion, eine Speciſi⸗ 
sation jeiner ganzen Familie, worinnen fein Weib, die Kinder beiderlen Geſchlechts, mit 
Anzeige des Alters, dann die in feinem Dienſt lebenden teute, mit Anmerkung des Abs 
” gange 


0. N 


2" für'die Stadt Dresden!? 325 
Jhangs mid dabey vorgefallener Bexaͤnderung begriffen ſeyn ſollen, wie zum Theil ſchon 
F. 3. vorgeſchrieben, zu uͤberreichen, nicht weniger das Hans, darinnen er mit den Seini⸗ 


gen wohnet, zu benennen, in übrigen aber der Austellung einiger Atteftate und Paßirzettel 
an andere Juden, bey Verluft der ihm ertheilten Conceßion, fich gänzlich zu enthalten, 


Alle und jede Juden beiderlen Gefchlechts, welche fich mit einer Conceßion behörkg 
nicht Tegitimiren Pönnen, wie auch alle juͤdiſche Bediente, welche in befagten Conceßionen 
nicht begriffen find, werden nach. Maaßgebung des — vom 16ten Auguſt 1746. §. 1. 
fuͤhrohin nicht geduldet. Es iſt ihnen auch einiger Handel nicht erlaubt. Vielmehr ſoll 
wider fie ſowohi, als die dieſer Anordnung contravenirenden Unterobrigkeiten, Inhalts nur⸗ 
angezogenen Hphi beruͤhrten Mandats, unfehlbar verfahren werden, 


nn | %. 21. | 

Diejenigen’ auswärtigen Juden, welche wegen ihres fünftigen Aufenthalts aflhier 
Conceßiones fuchen wollen, follen bey dem dießfalls einzureichenden Supplicat zugleich 
ihre Bermögensumftände, ſowohl an baasem Geld, als auch an annehmlichen Documen- 
tis anzeigen, und fodann fernern Beſcheids gewaͤrtig ſeyn, übrigens aber demjenigen, was 
im vorerwähnten Mandat $pho 4, fub Num. 1, 2. 3, 4 enthalten, ſich gemäß bes 
isigen, nn BE | 
| Ä 2 nn . 
" Wegen derer, fo wie durch die Churfürftliche gefamte Lande ,-alfo auch durch hie⸗ 
fige Refidenz, auf die Meilen zu Leipzig und zu Naumburg reifenden fremden Juden, iſt 
juͤngſthin befondere ausführliche Vorſchrift ertheilt worden, ben welcher es fein Qemenden 
bat: Dahergegen verbleibt es wegen derer font durch hieſige Reſidenz und gejamte Churs 
fürftliche Lande reifenden, auch die Jahrmaͤrkte befuchenden fremden Juden, und deren zu 
entrichtenden Abgaben, nicht weniger in Anfehung derjenigen hieftgen Llnterthanen , welche 
Diefelben, aufler den nachgelaſſenen Sriften, aufnehmen, oder fonft mit ihnen ungebühre 
licher Weife Verkehr treiben, bey demjenigen, was dießſalls in beruͤhrtem Mandat $$. 2. 3. 
5, 6. 8. 9. und 10, bereits verordnet worden. 


. $. 23. 

Damit auch in Anfehung der reifenden fremden Juden, deren Aufenhalt in biefiger 
Mefidenz nur einige Zeit daurer, allen fünft unvermeidlichen Unrerfchleifen und Nachtheil 
für das Stenerdrarinn, wegen der von felbigen zu entrichtenden Perfonenftener, vorges 
beugt werden möge; als iſt den fämtlichen biefigen Thorſchreibern anbefohlen worden, auf 
deuen, nurgedachten Juden anszuftellenden Zetteln, der wegen der Perſonenſteuer nicht zu 
ainterlaffenden Anmeldung zugleih Erwähnung zu thun, und dergleichen Juden nicht eber, 
bis jie die Bezahlung der Perfonenfteuer behörig dargerhan, aus der Stads hitwiederum 
paßiren zu laſſen. 

6, 24, - 


Ein reiſender Jude bleibt auf die Tage, wenn er wegen einfallenden Sabbaths oder 


anderer jüdiichen Feyertage feinen Weg ſortzuſe her ums den Handel zu treiben nicht vermag, 
s 3 von 


326 | Shurmannzifche MB erordnung 


von Abgabe der täglichen Perfonenfteuer befreyet, jedoch, daß diefe Eremtion auf andere 
Fälle niche au erſtrecken, und iſt übrigens wegen der Befreyungen für die Meßjuden, wie 
obgedacht, beſondere Anorduung getroffen. 


$. 2% j . 
Wuͤrde jemand diefer, zum Beſten des Publici und Biefiger Churfächfifchen Unters 
thanen, abgefaßten Verordnung zuwider zu leben ſich unterſtehen, derſelbe foll, er fey ein 
Chriſt oder Jude, Döriget oder Unterthaner, Einheimifcher oder Fremder, Hauswirth 
oder Hausgenofle, nad) Befinden, und wo nicht bereits in obigem eine Strafe determinirt 
worden, von Io bis 50 Thlr, auch mirhöherer Geld- und anderer Strafe, nicht weniger 
refpedtive mit Conftjcation der Waaren, oder auf andere empfindliche Art, ganz unfehlbat 
angefeben werden. Dresden, den ısten September 1772. 





34. 
Chur-Mannzifche Verordnung wegen gründlicher 


Erlernung der Sameralwiffenfchaften, vom 
sten April 1765. | 





We Emmerich Joſeph, ꝛc. ꝛ⁊c. Das Wohl Unſerer treuen Unterthanen, 
deſſen erſprießliche Erweiterungen der allſtete Gegenſtand Unſerer Sorgfalt iſt, hat 
in Uns den heilſamen Endzweck erweckt, wie deren innerer Wohlſtand auf die Zukunft ge⸗ 
beſſert, und durch Einführung eines dauerhaften Landoͤronomieweſens vermehrt werden 
koͤnnte; die zu dieſem Ende von Uns bereits ergriffene, und noch ferner zu ergreifende 


Maaßreguln haben Uns zur Gnüge belehrt, wie viel an deren geſchickten Auwend⸗und Er⸗ 
füllung gelegen fen; 


Da Wir Unfern fandbeamten die allgemeine Aufjicht über die in ihren Amtsbezirken 
begriffene Unterthanen, deren Feldbau, Gewerbe und Wilfenfchaft nothwendiger Dingen 
übertragen baben; fo wurden wır den Endzweck einer vorhabenden kandessconomicverbefs 
ferung feichtlich rerfehlen, wenn Wir nicht den Landesherrlihen Bedacht dorthin wenderen, 
damit Unſeren des Werks annoch unkuͤndigen Landeseinwohnern taugliche, und in der allges 
meinen Landwirthſchaft allichon erfahrene Beamte vorgeſetzet werden koͤnnten; eine auf die 
Wohlfahrt Unſers Churſuͤrſtenthums fo weſentlich zielende Moficht bat Uns auf die Ense 
ſchliefung gebracht, nicht allein in Unferer Refidenzftade dahier einen eigenen öffentlichen 
tchrer der Landess Deconomies Policy: Conmterciens und Finanzwiſſeuſchaften, zum allges 
meinen Nutzen jeglicher fich zu qualificiren beeifernder, gnaͤdigſt anzuordnen, fondern auch 

- ins⸗ 


wegen Erlernung. det Cameralwifſenſchaften. 3 


inobeſondere in Anſicht deren zu Landbedienungen Luſttragenden Unſere hachflehende Landes⸗ 
herrliche Willensmeynung bekannt zu machen, und zwar Tim. Kin 


1) Solle fuͤhrohin keiner zu einer Landbedienung mehr aufgenommen werden, der⸗ 

felbe habe dann zuvor einige Zeit auf einem Unſerer Chutfürftlichen Aemter, oder 

Ä Kellereyen practiciret, ſich aldegin der Landespolicey und Decongmie geſchickt 

EEE gemacht, und desfalls hinlanglichk Zeugniffe, feiner Faͤhigkeit aäbgelegt; zu dem 
nde dann 


2) Diejenige, welche fih vorzüglich Unſern Landdienſten zu widmen gefonnen find, 
ſich bey Uns unterehänigft anzumelden, und bey Unferer nachgefeßten Landesre⸗ 
gietung einen dießfallfigen Examini generali zu unterwerfen haben, dem vors 
gängig re . | en. Ai 
3). Diefelbe, wenn fie zu weiterer Fähigkeit in den Sandesvorfommenheiten tauglich 
erachtet worden find, alsdenm bey einem Unſeret Churfürklichen Aemtern, nach 
vorheriger Verpflichtung, als Amtspracticanten in der Maaß angefteller werden 
follen, daß ihnen, jedoch auf ihre eigene Koften, unter der Direction und Ans 
führung Uners Beamten oder Kellers,. vie Amtsſtuben bejuchen, den ger 
wöhnlichen Amtstaͤgen, jedoch ohne Stimmfuͤhrung, beyjigen, die Kellereyrech⸗ 
nungen einfeben, und uͤberhaupt allen jowohl Amts⸗als Kelleregverrihtungen 
beywohnen, und darinnen arbeiten zu Eönnen, geftattet feyn wird; dieſemnach 


4) Sind Wir. guädigft enrfchloffen, ben einer fih ereignenden $anddienfterledigung 
auf diefe nach gegenwärtiger Vorſchrift angeftellee Amtspracticanten, fonderlid) 
auf diejenige, fo fi) in dem zur Sandesbedienung gehörigen Willenfchaften 
während ihrer Praxi am beften hervor gerban, vorzigliche gnaͤdigſte Rücklicht zu 
nehmen, und fie vor andern zu dergleichen erledigten-Bedienungen zu befördern, 
wes Endes | \ 


5) Diefelbe fich bey Anmelden um eine würflihe Bedienſtigung zugleich zu einer ans 
dermeiten Prüfung ihrer erworbenen Land » Praxeos in Landess Policeys Came⸗ 
raloconomie, und dahin einſchlagenden Wiffenfchaften, als welche von felbigen 
eben jo genau, als wie die Furisprudenz erfordert, und bey deren Abgang ihnen 

-in ihrem Geſuch feinesweges willfahrer werden foll, ſomit zu einem zweyten 
Examine fpecialiori bey Unſerer nachgefegten Ehurfürftlichen Landesregierung dar⸗ 
zuftellen haben; gleichmäßig 


6) Verordnen Wir gegenwärtig ausdrücklich, daß führohin Fein Sohn eines Beam⸗ 
ten, oder Dieners zu dem Dienft feines Vaters an dem nemlichen Ort, und 
auf gleiche -Weife Bein Pracricant an die Stelle des Beamten, bey welchem fels 
biger practiciret, gelangen fönnen, es fey dann, daß berfelbe vorher einige Zeit 
ein anderes Unferer Aeiter, oder Kellereyen mit Ruhm verwaltet habe; 





> 


Wir verfprechen Uns von dicfer Unferer gondesherrlichen Abſicht jene gedeihliche 
Srüchte, weldye Unſerer begenden vaͤterlichen Abſicht gleichförmig find, als nach welcher 
ſich jedermänniglich zu achten. . | 


J 


In Urkund Uuſerer, eigenhändigen Linterfchrift und beygedrucktem Canzlenfecretiar' 
fiegel, fo geben in Unferer Reſidenzſtadt Mayız den Zten April 1765. ai! 


(LS) Emmerih Joſeph, Churfürfl, 


328 0... Churmannzifhe Verordnung. -:° » 





35 u 
Chur⸗Maynziſches Verboth der Pfufcheren in der 
Arzneykunſt, nebit Taxe für Aerzte und Wundaͤrzte, 

vom zıflen May 1768. | 








S\L «som Ihro Churfürftl. Gnaden zu Maynz in dem zum Beften der hieſigen Unis 
verfitdt de dato Maynz den ıgten März a. c. erlaffenen gnaͤdigſten Reſcript unter 
andern fub rubro: Facultas medica, §. 6. zu befehlen gerubet, daB die dem gemeinen 
Weſen ſo fchädliche Pfuicheren in die Arzneyfunft ganzlich getilge werden foll, und zu dem 
Ende feinem Arzt Pünftigbin mehr erlaubt feyn dörfte, Arzneyen ſelbſt zu difpenfiren, fons 
dern, daß die den Kranfen  nörhige Hülfss und Heilmittel alleinig von den promovirten 
und ad Praxin recipirten Aerzten aus den biefigen Apotheken verfchrieben werden follen; fo 
iſt zu ſtraͤcklicher Erfüllung diefes guädigiten Befehle der hieſigen medicinifchen Facultaͤt der 
Auftrag gegeben worden, die hierzu nörhige Einrichtung, ſamt einer Defignation der nach 
heutiger Art erforderlicher befter Arzucgen und denen Taren für Aerzte, Wundaͤrzte und 
Apotheker zu entwerfen, demnaͤchſt folhen Entwurf Churfürftl. Megierung zur refpectiven 
Mevisirung, Regulirung und Approbation zu überreichen, damit derfelbe ſofort zu jeder, 
manns Wilfen und fchuldiger darnad) Achtung durch öffentlichen Druck befannt gemacht 
werden koͤnne. Wie nun diefes alles aufs genauefte befolget worden; als wird zu diefer 
Abſicht hiemit feftgefegt und beſtimmt, daß | 


ı) Bon dato an der Publication diefes offenen Patents der Anfang zum Verfchreiben 
in die Apotheken von den Aerzten gemacht werden foll, wie denn diefes bereite 
durch ein Circulare von der medicinifchen Facultaͤt ihnen allihon vorher befanne _ 
gemacht worden ift. 


2) Soll ein jeder promovirter und zur medicinifchen praxi recipirter Arzt feine Vers 
ordnungen oder Recepte allemal mit dem Jahr und Tag, da er folche fertigen, 
bezeichnen, und eigenhändig unterfchreiben, ohne welche Condition felbige in den 
Apotheken, bey Vermeidung 10 Kehle, Strafe, auf jedem Contraventionsfall, 
nicht verfertiges werden dörfen, 

3) Muͤſſen 


Wegen der Aerzte -:.. 229 


3) Müffen alle Recepte in den Apotheken verbleiben, und daſelbſt aufbehalten wer» 
den, damit fie bey Vifitationen oder fonftigen Fällen den Vifitatoren oder der 
medicinifchen Sacultät vorgeleget werden Pönnen, | 

4) Sollen zu guter Beſorgung des Publici mit bewährten erforderlichen Arzneyen 
fämtliche hiefige Apotheken jährlich zweymal zur fchicflichen Zeit, von den Stadts 
Phyfico mit Zuziehung eines Facultätsmitgliedes und zweyer Rathsdeputirten 
richtig und genau vifitiret, und die fich etwa findende Fehler fogleich verbeſſert, 

| oder auch erforderlichen Falls Churfürftl. Regierung. angezeigt werden. -— — 

. 5) Bleibt. den Apothekern ohngewehrt, Fremden hierdurch Paßirenden, wenn bie 

ſelben von auswärtigen Aerzten gefertigte Mecepte ben fich haben, folche zu fertis 
‚gen, jedoch darf diefe Freiheit zu feinem Mißbrauch oder Unterſchleif angewens 
det werden; damit aber 0 | 

6) Allen Pfufhern die Gelegenheit benommen werde, heimlich und betrüglicher weife 

zu praeticiren; fo follen die hieſige Apotheker Peine als von wuͤrklich promovirten 
und zur medicinifchen Praxi. recipirten Aerzten gefertigte und eigenhändig unters 
fhriebene Recepte fertigen, desgleichen ohne ſolche Recepte nichts von Arzneyen, 
-Dofesweiß, oder in Dofes abgerheilt weggeben, wohl aber ein Viertel, ein halb, 
und Lothweiß, oder ein Viertel, ein halb, und Pfundweis verkaufen, 

7) Wird zu gleicher Abficht dem biefigen Stadtrath, den Waag⸗ und Accisbeamten 
in der Stadt, auch den Beamten, Vsigten und Heimbürgen auf dem fand auf 
das ernftlichfte anbefohlen, . Fünftighin den Balfamträgern, auch allen andern 

Arzneykraͤmern und Haufirern nicht den mindeften Verkauf von Arzneyen, fie 
mögen Namen haben, wie fie wollen, mehr zu geftatten, fofort die dießfallſige 
Contravenienten gehörigen Orts anzuzeigen, damit fie zur gebührenden Strafe 
gezogen werden fönnen. . | | 

8) Eben fo wird allen hiefigen Materialiften und Krämern, auch fämntlichen biefigen 
Bürgern und Juwohnern auf das nachdrückichfte anbefohlen, alles Verkaufs 
und Weggebens innerlich sund Aufferlicher Arzneymitteln, als Wurzeln, Kraͤu⸗ 
tern, Balſamen, Selen, Pflaftern, Pillen, Elixiren, fodenn deren halliſchen 
und andern dergleichen Arzneyen, wie fie heiffen mögen, einzeln und im Ganzen 
fih durchaus zu enthalten. | 

9) Werden hiermit die hier angefügte und beygedruckte Taxen, nicht allein den Aerz⸗ 
ten, Apothekern und Wundaͤrzten, fondern auch alleh Inwohnern, Bürgern 
und Untertbanen zu ihrem dießfallfigen Regulativ und Darnahacdhtung öffentlich 
befanne gemacht, damit diefelbe durchaus genau beobachtet werden koͤnnen. 


Wie nun diefe Einrichtung und DBerordnung nad Maafgabe obgedachten gnaͤdig⸗ 


ſten Befehls alleinig zum Beſten des Publici abzwecket; ſo verſehen Wir Uns der genaueſten 
Erfuͤllung derſelben in allen Stuͤcken, wornach ſich ſofort jedermann zu achten, und fuͤr 
unausbleiblicher Ahndung und empfindlicher willführlicher Strafe, womit die Contravenien⸗ 
ten obne alle Ausnahme belegt werden follen, zu hüten vwoiffen wird. Publicirt unter allhies 
figem Churfuͤrſtl. Regierungsinfiegel, Erfurt den zıflen May 1768. 


(L.S.) Churfürftl. Maynz. Statthalter und Regierungsräthe, 
Beckmanns Geſetze IL. Theil, | Tt Taxe 


330 EChurmaynzifhe Verordnung 


Taxe für die Aerzte, 


Kehle, Sr. 

In Krankheiten für den eriten Beſuch ⸗ ⸗ ⸗ — 8 
Fuͤr den andern und folgende Veſuche ⸗ ⸗ ⸗ — 4 
Fuͤr einen nachtlichen Beſuch d. i. wiſchen 10 bis U 

Morgens ⸗ — 12 
Bey noͤthigem zwey ſundichem wichticchent aufenthatt ⸗ 1 — 
Wenn zwey oder mehrere Aerzte einen Patienten zu beſor⸗ 

gen haben, und deßwegen ſich an eine gewiſſe Stunde binden, ſich 

auch laͤnger aufhalten muͤſſen, jedem für eine Conferenz ⸗ — 12 
Fuͤr ein Recept nach deſſen Beſchaffenheit ⸗ ⸗ — 1. 2 bis 3 
Wird aber zugleich eine ſchriftliche Anordnung der Diaͤt und 

Lebensordnung, oder Bericht uͤber die Krankheit verlangt, fen 

der Arzt insgeſanit dafuͤr erhalten ⸗ ⸗ ⸗ — 12 
Fuͤr ein fihriftliches und etwas weitlaͤuftiges ex Fündamen. 

tis Artis abgefußtes Confilium ⸗ ⸗ ⸗ ⸗ 2 bie 3 — 
Wenn aber mehrere zuſammen ein ſolches gemeinſchafiliches 

Conſilium abfaſſen, jedem pro labore ı bis 2 — 
Fuͤr ein Recept, ſo der Arzt zu Magei, d. fi wien 

10 und 4 Uhr in feinem Haufe verfertigen muß ⸗ — 5 bis 6 
Wenn ein Arzt über fand geholt wird, foll er für jede 

Meile, nebft Pferd oder Chaife und freyer Zehrung befommen 1 — 
Muͤßte er aber ben dem Patienten bleiben, ſol er fuͤr je⸗ 

den Tag oder jede Nacht erhalten ⸗ ⸗ 1 — 


Wenn die Section eines Verſtorbenen verlangt wird, bes 
kommt der Arzt nach Befihaffenheit der Umſtaͤnde ⸗ ⸗ ı bis 2 — 


Im Fall dieſe Taxe, ſo billig ſie auch iſt, einem oder anderm Unvermoͤgenden 
ſchwer fiel, werden die hieſigen Herren Aerzte eine chriſtliche Beſcheidenheit zu gebtauchen 
wiſſen, fo, daß niemand mit Necht über fie klagen koͤnne, und werden in jedes Umſtaͤnde 
ſich dergeſtalt ſchicken, daß ſie nicht allein bey geringern Handwerksleuten und Iuwohnern 
mit einem ihnen ertraͤglichen Honorario zufrieden find, ſondern auch die gan) Hausarme 
völlig umſonſt und um Gottes Willen mit gleichen Fleiß bejorgen, 


Tore 


wegen der Aerzte. 0% 331 
Taxe für die Wundaͤrzte. 


It, Sr, 

| Bon einer gemeinen frifchen Wunde , die von feiner fonders h 

lichen Erbeblichkeit ift, für den erften Band ⸗ X — 5 
Von einer beinſchroͤtigen oder; ſonſten groſſen Wunde, die a 

doch nicht gefährlich, für den eriten Band ⸗ ⸗ — 10 
Eine Fleiſchwunde zu heilen nach Beſchaffenheit ⸗ 14. 5 ICE (o) eu 
Von einer Wunde, r geftochen _ nachdem fe ie tief oder gr 

faͤhrlich 4. 5 bis | — 
Eine gefäßriche Hauptwunde , ſe gehauen, zu beilen s: | 2 bis 3 — 
Eine dergleichen, ſo von Schlagen oder Fallen s» I 2bisz — 
Fuͤr eine Hauptwunde, ſo gefaͤhrlich, dabey das Cranium 


und Pericranium verlegt. oder eingedruckt, doch ohne Filur 5 5 
Von einer Verletzung des Haupts, da das Cranium cum 

Fiſſura merklich eingedruckt iſt, und gehoben werden muß s |8bis 10 — 
Bon dergleichen Verletzung des Hatıpts, da der Trepan 


gebraucht werden muß, für jede Application ohne die übrige Eur 2 — 
Fuͤr einen Beinbruch an alten Perſonen ⸗ ⸗ 10 — 
Für einen Arm⸗ oder Beinbruch an jungen Perfonen ⸗ 6 — 
Fuͤr einen Schlitzbruch, wenn er groß oder gefaͤhrlich, dop⸗ 

pelt ſo viel, als von einem gemeinen ⸗ ⸗ 801 
Fuͤr Einrichtung und nochmalige Beſorgung dor verruckten 

Glieder, nach deren Beſchaffenheit ıbis 2 — 


Bey Contuſionen, Geſchwuͤren, allerband Geſchwülſien, 
Entzuͤndungen werden für jeden Beſuch denen Wundaͤrzten, weilen 
die Beforgungen, fo bey dergleichen Fällen erſrder werden, nicht 


ſo eigentlich taxiret werden koͤnnen, geſtattet ⸗ ⸗2bis 3 — 
Bey Nachtszeitt » | 4bis6 
Für eine Aderlaß, nad dem die Perfnen w nd , ur Arm — 1. 2 bis 3 
Am Fuß — 2 bis 4 


Die Abſetzung der Site, nachdem fie mihſem und uhelcch ſeyn koͤnnte, wird 
nach Befinden taxirt, die uͤbrige Cur aber den beinſchroͤtigen Wunden gleich geſchaͤtzt. 


Vornehmen und bemittelten Perſonen wird' durch dieſe Tare ihre Freygebigkeit nicht 
gebunden, hingegen wird auch die chriſtliche ſchuldige Liebe die Wundaͤrzte anweiſen, wie 
ſie ſich gegen Arme, die ſo viel, als dieſe Taxe beſaget, zu bezahlen nicht vermoͤgend ſind, 
zu bezeigen haben; wie denn überhaupt in Entſtehung ſolches chriſtſchuldigen Betragens 
die mediciniſche Facultaͤt die dießfalls Abweichende in die gehörige Schranken zu ſetzen ber 
forge feyn wird, fo bald derfelben Anzeigen von diefer Art gemacht werden, 


E SP 36. Chur⸗ 


332 Churmaynziſche Verordnung 
36. | 
Chur⸗Maynziſche Berordnung wegen Stempelung 
der Spielfarten, vom 26ften April 1768, 





We Sr. Churfuͤrſtl. Gnaden anhero verordnete Statthalter und Regierungsraͤthe 
fügen hiermit jedermaͤnniglich zu wiſſen: 

Erſtens. Welcher jeſtalt dem allhieſigen Weinſchenf, Johann Hofmann, ders 
malen auf den Anger wohnhaft, auf fein unterthaͤniges Anſuchen, die Stempelung der 
in biefiger Stade und Lande verbraucht, oder auch von bier oder vom fande an auswärtige 
Orte verdebitirt werdenden Karten, vermittelft eines Privilegii, dergeſtalten übersragen 
worden, daß 


a) Von jedem Spiel Tarockarten ı Groſchen; 
6) von jedem Spiel Lombre⸗ Piquets und feinen teutſchen Karten 6 Pfennige; 


ec) von jedem Spiel ordinairen teurfchen Karten, 3 Pfennige Stempelgebüßren, 
gleichwie in der Stadt, aljo auch auf dem Lande an ihn, damit privilegirten 
Weinſchenk Hofmann, entrichtet werden follen. Des Endes 


Sweytens. Sollen alle dahicfige Particuliers, ſowohl Fremde, ale Einhermifche, 
ſowohl in der Stadt, als auch auf dem fande, wes Standes und Würden die nur immer - 
feyn mögen, ferner die Kaufleute, Wirthe, Weinfchenfen, Kartenmacer und Margues 
gender, ihren etwanigen Vorrath an neuen fowohl, als auch an alten, (Falls damit. woch 
gefpielt werden will) innerhalb acht Tagen a dato an gerechnet, von ermelderem Weinſchenk 
Hofmanır, gegen Erlegung vorbeftimmter Gebühren, ftempeln laſſen. Maffen 


Drittens, nach Verlauf diefer acht Tage, in hiefiger Stadt der Gerichtsfiſcal, 
nicht weniger die Zwmeyermannscammer, auf dem Lande aber und in jedem Dorf die Voigte 
und ‚Standheimbürgen, bey willführlich ſchwerer Strafe fhuldig feyn follen, eine Viſita⸗ 
tion anzuftellen, folche mehrmalen von Zeit zu Zeit zu wiederholen, und diejenigen, ‘welche 
entweder ungeftempelte Karten zu führen, ins oder auswärts in Verkehr zu bringen, oder 
damit zu fpielen betreten werden, in dahicfiger Stadt bey Churfürftl. Negierung, auf dem 
Jande aber bey den Beamten, pflihtmäßig zur Beflrafung anzuzeigen; wohingegen 


Viertens, der Denunciant von der hiernähft beſtimmten Etrafe einen Drittheil, 
der mehrgedachte Weinſchenk Hofmann das andere Drittheil, und die Univerjisässcaffe das 
dritte Drittheil zu parsicipiren haben follen, wie denn 

Sünftene 

a) auf jedes Spiel ungeflempelter Tarockarten zwey Rthlr.; ferner 
b) auf 


wegen Stempelung der Karten, 333 
h) auf ein jedes Spiel L'ombre⸗Piquet⸗ and feiner teutſcher Karten ein Rthlr.) . 
-  fodann | . | Ä | 


) aufein jedes Spiel vrdinairer teutfcher Karten fechjeben Grofchen ohnnachläßige 
Strafe hiermit beſtimmt und feitgefegt wird; dergeſtalten j 


Sechſtens, , daß die Strafen nicht überhaupt, oder in Gemeinſchaft, fondern in- 
dividualiter,. das iſt, von dem Wirth ſowohl, welcher derley ungeftempelte Karten feinen 
Gaͤſten herzugeben fi unterfaͤnget, als auch von jedem damit Spielenden abſonderlich, 
vor ſeine Perſon, mit zwey und reſpective einen Reichsthaler, oder ſechzeben Groſchen, 
nach unterſchiedener Beſchaffenheit obangeregter Karten, erleget werden ſollen. 

Zu dem Ende wird dem Gerichtsfiſcai und der Zweyermannscammer in der Stadt, 
auf dem Lande aber Voigten und Heimbürgen, nöchmalen alles Ernftes anbefohlen, dars 
über genaue Obſicht zu halten, und die Contravenienten ſogleich bemeldter Orten zur weis 
tern Beſtrafung anzeigen. oo. ne | 

Wornach fich jedermann zu richten und vor Safe zu hüten wiſſen wird. Publis 
eirt unter allbiefigem Churfürftlichen Negierungsinfiegel. Erfurt den 26ſten April 1768. 


+(L.S.) Churfuͤrſtl. Maynziſche Statthalter und Regierungsräthe. 


ı 





Chur⸗Maynziſche Verordnung wegen des Handels 
mit Anied und Saflor, vom gten September 1756. 








His Hochwuͤrdigſten Kürften und Heren, Herrn Johann Friedrich 
Earin, des Heil, Stuhls zu Maynz Erzbijchoffen, des Heil. Römis 

fchen Reiche durch Germanien Erzcanzlarıı und Ehurfürften, auch Bifchoffen 
und Fuͤrſten zu Worms ıc ic, Unfers gnädigften Churfüriten und Heren, Wir Sr. 
Churfuͤrſtl. Gnaden anhero verordnete Statthalter und Regierungsraͤthe fügen Biermit zu 
wiſſen, welchergeftalten bey Uns die allbiefige Kaufe und Handelslente beſchwerend ange⸗ 
bracht, daß bis anhero die fonft beym Kaufs und Verkauf des Aniefes und Saflors einges 
riſſene Mißbraͤuche denen in vorigen Zeiten und roch in Anno 1731 den 28ſten Augufti 
enanirten Verordnungen fchntie gerad zuwider, wiederum allzubäufig eingefchlichen, ges 
falten ſolche Specereyen theils verfaͤlſchet und gonetzet anhero gebracht, theils auch heimlich 
und ſogar Mit Vorbeygehung allhieſiger Stadt ud Defraudation Herrſchaftlicher Acciie 
— t 3 ‚aufs 


334 Churmaynziſche Verordnung 


aufgekauft und an fremde Orte verführt werde; da aber diefer Handel fonften bey allhie⸗ 
figer Stadt das eineräglichfte Negotium geweſen, und dahero, damit ſolcher nicht etwa von 
bier gaͤnzlichen abgewendet und verleren geben mögte , noͤthig ſeyn will, dieſe zum Nach⸗ 
eheil des Herrſchaftlichen Jurereffe fowopl, als auch gefamter Kauf und Handelsfhaft bins 
wiederum eingefchlichene Unterſchleife gäuzlichen abzuftellen, fofort forbaner Aniess und 
Eaflorhandel auf alle Weiſe beyzubehalten; als wird hierdurch verordnet, daß hinkuͤnftig 


1) Aller allhier in den Stadt⸗ und Dorffluhren erzeugte Anies und Saflor rein und 
nicht mit Staub und dergleichen vermiſcht oder gefaͤrbt vor das Churfurftliche 
Waag⸗ und Accisbaus zum Verkauf anhero gebracht, und warn vom Waags 
Commiflario der anhero gebrachte Anics und Saflor unrein und verfälicht befun⸗ 
den wird, alsdann derfelbe auf die Waage aufgeſchuͤttet und von den Eigenthuͤ⸗ 
mern gefäubert, vor welche gehabte Aufſicht und Mühe ihme von jedem Maicter 
jedesmalen 12 Gr. gereicher; ingleihem _ | | 


2) Allen Subrleuten bey Strafe der Confiſcation, wovon dem Denwncianten die. 
Hälfte zufonnmen fol, auf dem Lande Anies und Eaflor von den tandleuten 
aufs und einzukaufen; auch 


3) Dem Landmann der Aniess und Safloraufkauf und Handel bey chenmäßiger Cons 
fifeation der Waaren und willführiger Strafe verboten; nicht minder 


4) Den Verkäufern kein anderes Geld, als hiefige Eurrentmünze aufgedrungen wers 
den folle; umd damit 


5) Kein anderer als reiner und trockener, auch obngefärbter Anies und Saflor zur 
Aufnahme des hiefigen Commercii an fremde Orte veriender werden möge, der 
jeitige WBaags Commillarius die Gewalt und Macht haben folle, die zu verfens 
dende Antess und Eaflorfäller durch den Herrjchaftlichen Börner entweder in 
der Waage, oder wo ſolche fonjten liegen, auffchlagen zu laſſen, fofort, wann 
er den Anies und Saflor nicht trocfen, rein und ohngefaͤrbt finder, denſelben 
alsdann zu confifiren und fich die Halbfchied davon zuzueignen; nicht minder 


6) Wann jemand einen Kauf über fchlechten Anies und Saflor bey erſtgedachtem 
WaagsCommillario anzeigen wird, demfelben mit Verſchweigung feines Nas 
mens 2 Rthlr. zum Recempence gereicht, der Ybaag »Commillarius hingegen 
fih an den denuncirten Ort nebft zweyen dergleichen Handel führenden Perfonen 
fogleich verfügen, die Waare in Augenfchein nehmen, und wann die Anzeige 
gegründet, folche verfiegeln, das "Befinden zur “Beft-afung anhero anzeigen und 
ihm demnaͤchſt für feine gebabte Bemuͤhung jedesmalen die Halbſchied von forhas 
nen verfallenen oder verfälichten Waaren zukommen ſolle; follten auch 


7) Die Käufer oder Verkaͤufer Über die Guͤte des Aniefes oder Eaflors nicht einig 
werden koͤnnen; fo hätte man folches dem zeitigen Waag⸗Commillario anzuzei⸗ 
gen, welder hierauf nebft zweyen dergleichen ‚Handel treibenden Perfoneu die 
Waare in Augenjchein zu nehmen und das Nefinden von ihnen Dreyen unters 
fhricden Uns zur weitern Verfügung jedesmalen einzuberichten, fchuldig ſeyn 


ſoll; übrigens 
8) Hat 


"wegen Anies und Safloua 339 


: 8) Hat Wang s Commillarius dahin zu’fehen, daß in der Wange Verkaͤufern und 

.. Käufern weder zu Lieb, noch zu Leid, fondern pflichemäßig.der Anies und Saflor 

gewogen werde, Damit nun obigem allem der Gebühr nach gehorſamſt nachges 

lebet, aller Linterfchleif verhuͤtet, die Uebertreter aber zur wohlverdienten Strafe 

gezogen werden mögen, und fich niemand mit der Unwiſſenheit entfchuldigen 

fönne; fo wird in der Stadt dem zeitlichen Waag⸗Commiſſorio, darüber in 

aller Puncten feft zu halten, auf dem Lande hingegen den Churfürftl. Beamten 

foihen Ernft und Vigilence zu ermweifen, mithin durch jeden Dres Voigt und 

Heimbuͤrgen auf deſſen genauefte Befolgung fleißige Acht haben zu laflen,. bier, 

. mit nachdrücklich anbefohlen, auf daß jeder Unterehan diefer Verordnung gehor⸗ 

famft nachkomme, zu folhen Ende auch diefelde alljährlich, wann der Anies und 

Saflor eingethan zu werden pfleget, in jeder Gemeinde verlejen werden foll, 
wornach fich ein jeder zu achten, auch für Schaden und Strafe zu hüten hat. 


Pahliedtirg unten dem Churfuͤrſtl. Regierungeinſiegel, Erfurt, den gten Sept, 1756. 





7 — 
Chur⸗Maynziſches Verbot des Hauſirens, 
vom ı2fen November 1765: . | 














-Mdasten verfchledene Fünfte und Handwerker Flagend angebracht, daß das Gaͤnglen 
und Hauſiren, ob folches fhon mehrmalen auffer den Jahrmaͤrkten verboten worden, 
jedennoch einige Zeit her ſtark wiederum uberband genommen, und man aber —* Unfug 
um ſo⸗weniger Länger nachſehen kann, als dadurch ſowohl mancherley Unterſchleif der Acciſe 
verutſacht, als auch zum Rachtheil der inländiſchen Manufaeturen das allhieſige Gewerb 
und Nahrung geſchwaͤcht wird; als werden die dieſerhalb ſchon mehrmalen ergangene Bers 
ordnungen hiermit wiederholet, ſofort das Hauſiren, es heiße vie es wolle, auſſer den 
Jahrmaͤrkten in Stadt imd Land bey Strafe der ſiracklichſten Confiſcation der Waaren, 
auch nach Befinden Geld⸗ und Gefaͤngnißſtrafe, gaͤnzlich und ſolchergeſtalt verboten, daß 
ſowohl in der Stadt, als auf dem Lande von Beanmiten, Voigten und Heimbuͤrgen bey 
namhafter Strafe kein Hauſirer und Gaͤngler, es ſey mit Tuch, Zeug, Leinewand, Huͤ⸗ 
then, Nägeln, Struͤmpfen, oder wie eg ſonſt heiße, fernerweit geduldet, ſolche ſofort 
Abgemwiefen, oder wo fle ſich dach, besreten laſſen, ihre Waaren weggenommen und confiſciret 
werden ſollen. Wie daun auch die Vdigte and Heimbuͤrgen annoch insbefondere befehli⸗ 

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836 Churmaynziſche Verordnung 

get werden, kuͤnftighin darauf zu ſehen, daß die leinene Garne in all ee Stadt nm fei 
len Verkauf und Verkehr der hieſigen Fabricanten getragen werben, ca in Ele 
Erfurt den ı2ten November 1765. Ä 


Iſt im Auguft 1778 erneuert worden. 


Churfuͤrſtl. Maynziſche Regierung hierſelbſt. 





39. 


Churmaynziſche Verordnung zur Verminderung 
der Sperlinge, vom 26ten Day 1758. 





6: ift einem Jeden ohne weiteres Antühren vorhin bekannt, wie ſtark ſich die Spagen 
oder fogenannte Sperlinge bis anhero in allhiefiger Stadt und auf dem tande vers 
mehrer haben, auch was für ein groffer Schade von diefen Vögeln den Feld; und Gartens 
früchten das Jahr hindurch zugefügt werde. .. Gleihwie num nöthig feyn will, dargegen 
und zu deren. anmerkſamen Minderung dienliche Mittel vorzufehren, als wird hierdurch 
verordnet, binkünftig von einem jeden bes und unbewohnten Haufe in allhiejiger Stadt und 
auf dem Sande alljährli 6 Epagen oder Eperlinge zu liefern, welche ein jeder Hausvater 
entweder mit Blasröbren, Armbrüften und audern feine Gefahr und Schaden verurfachens 
den Injtrumenten fällen, oder aus den Meftern die Junge ausnehmen kann, Zu welchem 
Ende und um den Neftern beyfommen zu koͤnnen, vor gut befimden worden, an bequemen 
Orten Krüge und Töpfe an die Wohns und andere Käufer zu befeitinen, worinnen bie 
Eperlinge, wo nicht das erfte, doc) das zweyte Jahr gern au niften pflegen. Welche Ber 
quemlichkeit man hierdurch um fo mehr bekannt machen wollen, als vorhin dergleichen wer 
nig oder gar nicht biefigen Orts in Uebung gewefen, 


Damit man aber vergewiſſert fen, daß ein jeder Hausinwohner diefer Abficht ges 
maͤß fich füge; fo follen jedes Jahr vor Ablauf des Monats Decembris die Köpfe der ger 
toͤdteten Eperlingen in der Stadt den Pfarrhauptleuten, auf dem kande aber den Voigten 
oder Heimbürgen, von erftern aber in der Stadt, der Zweyermannscammer und reſpective 
der Dortichaften, an die Churfürftliche Aemter geliefert, auch die ſaͤumige Häuferbefiger 
nebft Leberreichung einer Specification der Käufer, aus welchen die Sperlingsföpfe ger 
liefert oder nicht geliefere worden, angezeigt werden, welche fodann jeden zu wenig gelies 
ferten Sperling oder deilen Kopf mit 1 guten Groſchen bey fträclicher Execution verbuͤſ⸗ 
ſen, die Summa derer eingegangenen Strafen aber der Allmoſencommißion zum Beſten des 
Armuths gegen eine darüber auszuſtellende Quittung in denen erſten 8 Tagen des angegan⸗ 

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zur Verminderung der Sperlimgenitti. . 2337 


genen Monats Janunarii jeden Jabres, fruͤhe von 9 bis 12 uhr zugeſtellt imd anherd zur 
CHurfürftl. Maynziſchen Regierung eingereicht, auch mit ſo ein⸗ ais dem andern von Jap‘ 


ren zu Jahren alfo continuirt werden fol, wie dann bemeldte Pfarrhauptleüte, Voͤihte un“ 
Hennbürger bey willkuͤhrlicher Strafe angewirfen werden, auf die gefprfanme Befolgung 
gegentwärtiger Verordnung nicht nur diefes, fordern. auch: folgende Sahre genau Ahr zit 
haben. Decretum in Confilio, Erfurt den z6ften May’ rz5B. - EEE ,. 

2 Chaurfuͤrſtl. Maynz. Regierung. hierſelbſt. 


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Churfuͤrſtl. Maynziſche Verordnung wegen der 
Cavillerie oder Waſenmeiſterey zu Erfurt, 
vom zıten Febr. 1747. 





We Str. Churfuͤrſtl. Gnaden anhero verordnete Statthalter und Regierungsraͤthe fürs 
gen hiermit Jedermaͤnniglich zu wiffen: Welchergeſtalten bey Uns der allhiejige 
Nachrichter und Wafenmeifter, Johann Peter Hirfchfeld, befhwerend angebracht, daß bis 
anbero der in feinem, von wenland Sr. Ehurfürfi. Gnaden LOTHARIO FRAN- 
CISCO, höchftfel. Gedächtniß, den r-ten May 1724. über die ihm im allbiefigen gans 
zen Territorio zuftehende Kavillerie ereheilten Erbbeftandsbrief begriffene Churfürfti. gnaͤ⸗ 
digfte Befehl, Eraft deffen Niemanden, ein aufjeßigroder untüchtiges Pferd, und zwar bey 
5 fl. Meißn. dergleichen Rindvieh hingegen bey 10 Rthlr. Strafe zu verfaufen, noch zum 
Verkauf auffer Landes und in andere Herrfchaften zu führen erlaube ift, fondern ſowohl 
folches, als auch das von den Metzgern beym Schlachten befindliche unreine und ſ. v. mit den 
Sranzofen angefteckte oder fonjten untaugliche Vieh fonft niemanden anders, als gedachtem 
Nachrichter und Waſenmeiſter angezeigt und übergeben werden folle, wenig oder gar nicht 
obfervirt und demfelben nachgelebt worden; Immaſſen dennoch alles untüchtige Vieh auf die 
nacht anliegende Meiftereyen gebracht und dafelbften um ein geringes Geld verkauft wor» 
den, tie nicht weniger fich fogar die Hirten zeithero unterflanden, das untaugliche und 
bingefallene Vieh abzuzieherr, mit unterthäniger Bitte, weil Supplicanten die ihm zufoms 
mende Gebühren dadurch gefliffentlich» und gefährlicher weife abgekürzt und entzogen würs 
den, diefem fo fchädlich- als ftrafbaren Unternehmen nachdrücklich zu fteuren. Gleichwie 
nun Uns obliegen will, fupplicirenden Nachrichter und Wafenmeifter bey feinem erhaltenen 
Ehurfürftt. gnädigften Erbbeftandsrecht wider alle Beeinträchtigung. und Eingriffe um fo 
mehr auf das Präftigfte zu ſchuͤtzen, als derfelbe feinen jährlichen Pacht darvon abzugeben, 
auch Geſinde, Pferde und Gefchire mit fchweren Se darauf zu halten verbunden iſt; 


Beckmanns Geſetze 1.CTheil, u als 


338 Churmaynziſche Verordnung wegen. der Waſenmeiſt. 


als wird nicht allein alien und jeden. Bürgern und Unterthanen allbiefiger Stadt und juges 
böriger Landen bey Vermeidung determinirter Strafe, : weiche halb dem Churfuͤrſtl. Filco, 
Bie andere Halbfchied aber Impetranten anheim faͤllt, hierdurch anbefoßlen, hinkuͤuftig 
Bein dergleichen untüchtiges Vieh einem andern, vielmeniger in andere KHerrfchaften und auf 
auswärtige Wafenmeifterenen zu verfaufen und zu führen, vielmehr folches, worunter das 
von den Metzgern beym Schlachten unrein und f. v. franzöfichts oder fonft untauglich bes 
fundene gleichfalls mie zu verfteben, jedesmalen. oftermeldeten Nachrichter und Wafenmeis 
fter anzuzeigen und zu übergeben, fondern auch fämtlihen Hirten und Schäfern ernftlich 
und zwar ben willführlicher Strafe bedeutet, fich der Abziehs und Abdecfung der todten 
Aefer, auch andern Eranfen und f. v, franzöfichten, ober bis auf den Tod verläbme und 
fonft nicht mehr brauchbaren Viehes, jedoch das kleine Vieh, ats Echafe, Ziegen und 
dergleichen ausgenommen, gänzlich zu enthalten, mithin Impetranten im feiner Waſenmei⸗ 
fteren fernerhin oßnbeeinträchtige zu laſſen. Wornach fich ein jeder zu achten und für 
Strafe zu hüten wiflen wird. Publicarum unter dem Churfürkl, Maynz. Regierungsins 
fegel, Erfurt den zıten Febr, 1747. — 


(Ls.) 


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Johann Heinrich Ludwig Bergius 
Sammlung— 
auserleſener teutſchen 


Landesgeſetze 


welche das 


Policey- unv Cameralweſen 


sum Gegenſtande ſ haben 
foregefept 


von 


Johann Beckmann 


ordentlichem Profeſſor der Oekonomie, Mitgliede der Goͤttingiſchen Koͤnigl. Geſellſchaft der Wiſſenſchaften, der Kaiſerl. 
Akademie der Naturforſcher, der Koͤnigl. Norwegiſchen und der Churmainziſchen Akademie der Wiſſenſchaften, der 
Phpſiographiſchen in Lund, der Braunſchweig-Luͤneburgiſchen, der Krainiſchen, der Schleſiſchen, der Baperiſchen, 
der Churpfaͤlziſhen, der Berner und der Amſterdamer Landwirthſchaftsgeſellſchaft, der Oberlaufitzer 
Bienengeſellſchaft, der Berlinifhen und Halliihen Naturforfchenden, und der Carlsruhet 
Lateiniſchen Geſellſchaft 





ſſech ſtes Alphabet 
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Sranffurt am Main 
inder Andbredifden Buhhandlung 1784 


Sobann Bedmankı 


orbentlichen Profeffor der Dekonomie, Mitglicde der Goͤttingiſchen Koͤnigl. Gefelifchaft der Wiffenfchaften, der Kaifen!. 
Akademie der Naturforſcher, der Königl. Norwegiſchen und der Ehurmainzifhen Akademie der Wiſſenſchaften, der 
Sppfiographifhen in Lund, der Braunfchmweig : Lüneburgifhen, der Krainifhen, der Schleſiſchen, der. Baperiſchen, 
der Churpfaͤlziſchen, der Berner und der Amſterdamer Landwirthſchaftsgeſellſchaft, der Oberlauſitzer 
—— der Berliniſchen und Halliſchen Naturforſchenden, und der —— 
Lateiniſchen Geſellſchaft 


Sammlu— n 9 
auserlefener 


Landesgeſetze 


welche das 


Policey— und Cameralweſen 


‚um Gegenſtande haben 





— 3weyter Theil 


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Frankfurt am Main 
in der Andrea4iſchen Buchbandlun'g 1784 


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ee Die vorzofetzten römifehen Zahlen beuten bie Srönitig- Ans u ige 1, die 





Verorduungen abgedruckt find. -- by. u: IR 
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it lee — ddl; ins lem 
rmenanfialten, | | 
xvi. Hideshe imiſche Verordnuns wegen Abſchaffung der Kruͤppel⸗ 1 Brücke 
J xxv. Churfächffihe Yrmenordnung des Amtes Plauen, vom m Jahre Im. B j 283 


XXVIII. Ehurbraunfihmeigifche Verordnung wegen der burchteifenden Emigranten, dom 
zıften Aug. 1754. 


„RER V. Reglement bey den Aemenanflalten in ber Bergſtadt Zellerfeld auf dem Bar, 
nom shiten Bebr. 1782. © 5. DE 1» Bus 


Kanten. '7 t® A 


XXVI- Kön. Preußiſches Reglement ber Siro⸗ und eönbongm iu Berlin und — 
vom Decemb. 1766. a2a87 


Banguicroutenzund Sallimentenverordnung.. - :.. hei teehn ne 


XXXVII. Churbraunfchweigifche erneuerte und eetendirte Verordnung wegen der Vanque⸗ 
routen und Fallimenten von 1750. ꝛ 


Bauweſen. | 
VII Wied sRunfelfche Verordnung über die jährliche Baubeſichtigung und Veſtrafung w 
Nachläßigkeit, von 1773. 


VIII. Wied Runfelfche Verordnung über die jährlich „vorgunehmende Manecs und Slurs 
saunbefichtigung, 1773. 180 


Bergwerksordnung. 


I. Kaiſerl Koͤn. Berg: Teutſch⸗ Sammer und Radwerksordnung iu ohne Most 
and koͤlling, wir, den 2aſten April 1759 


o 1 n Bleiche. 


Inhalt des zwenten Theile  - = 


Bleiche. 
RA. Feugiſches Reglement zu beſſerer Einrichtung des Bleichweſens in eden⸗ 
239 
Buͤcher. | | 
XXXII. Fuldaſches Verbot gefährlicher Bücher, vom ısten Mn 775. 305 


Buͤrgermeiſterinſtruction. 


XXXVI. Inſtruction fuͤr Schultheiß, Meyer und Buͤrgermeiſter in ben Naſſau⸗Weil⸗ 
burgifchen Yanden, vom ıflen Sept. 1772. 337 


Dorfordnung. | | 
1 — ir iſche confirmirte Dorfs und Geldorduung des Dorfes Fremerswoalde, vor 
27 


XXVII. Churbraunfchweigifche Verordnung wegen ‚ber burchreifenden — 
1754. 231 


Ertrunkene. 

XV. Sitraßburgiſche Verordnung, die Ertrunkene und deren Reitung betreffmb, 178%. 204 
Sallimentenverordnung |. Banquerouten. en 
Feuerordnung. 

IV. Wied⸗Runkelſche Feuerordnung, 1765. Kr. . 
Forſtordnung. 

II. Holfsund Jagdordnung für die Herzogthuͤmer Ecleewig und Holſtein, Derrſchaft 
Pinneberg und Grafſchaft Nanzau, 1781. 74 

VI Wird Runkelſche Torf Wald; und Ruͤgeordnung, 1773 163 
Gaſſenordnung. 


XVIII. Verordnung bie ſteinernen Platten In Bette betreffend, vom Jaht 1781. 220 


Sift, 


x 


Inhalt besizwenten cheils J 

Giſt. | Li 

ee) XII. Gtropbuegtfnd Verordaung den: Kauf u uud Bett ver Oi —— 188 
721 tie ont . .. ws. 

Hazardſpiele. | un 

XXX. Raſſauſches Verbot der Semi, 1776 Ada gig 


e2ı ENT LINIE a RER 1: BIENGÄAE A 


Hunde. 


xii. Srraßburgifäe Verordnung über bie Aufalten wider die mit der Cr vefallenen 
573 „5 Thiere INS:. BB SE EEE BE NE mind hu 32 3192 
XIV. Verordnung des Straßburgifchen Gelund itz, Collegii wegen kungätee von müs 
thenden Tchieren gebiffenen Perfonen , u es de 195 


de 
Ssagbordnung f. Forſtorddung. asia Er 
272 . ne ER” . n u ‚8. 
Indigenat. | RR TOP REL EEE 
XX. Verordnung uͤber das Indigenatreche in den Dänichen Staaten, 6 220 
SON 
Koffer. .-- . .2 rt B r Br 23 .n. .. 


xXIX, churdro unſchwethiſches Verbot des Handeld m mie Kaffee auf dem Slarten Tank 
vom 24flen Dct. 1780. | 


ı — * HR "BB. . m. f. ... +,” .’ . te . 1%, ” asp 09» eo. ‘ N .-. 
Kleidersrduung, 2: 3.2" "27" Du oe, wann ten 
.. 


XXXIII. Hildesheimiſche Kleiderorduung, dom raten Dec, 177% J *7 
Medicinalordnung. un 
J xxiii. Würtembergifäie —E vom ween Det. 1% ss BZ 
Meyerinſtruction ſ. Bigen⸗ ſuer. 
F u " *8 hin .. . . 8 X u .. . Zu . . ’ 
Mühlen, ne. 2 . 
V. Wied sRunfelfche Moblsund > Baaperdaung, 5 1770: | 160 
Peruͤckenmacher. nr | 
XVII. Innungsartikel für Die Peruͤckenmacher in Gotha, 378. aıt 


BASE: | 3 Policey. 


Inhalt des: zweyten Thal 


Post, | Hi 
III. Gregfiritlih Schleswig / Holſteiniſche Politeyarbnung, Kieh wr6ß: ?.. °: iX 123 
XI. Wied» Runfelfche Polyeys und Feldſchuͤtzenordnung, 1765. 197 

—2 

Ruͤgengericht. ur il -, | 

x, Wied: Runfelfche Polileh Rügegerichtsorbnung, 1765. 188 
A: } 

Schaͤfereynann. BE u: 
XXI. „Zrrufiloes ei Eirculare wegen 1 Einfßrung der. auhi wen un im ——— 
12 | 

Schießen. er 
XXXI. Heffen ; Caffelfched Verbot des unndthigen Schielens, vie UT 


Schultheißinſtruction — Buͤrgermeiſter. J 


Sperlinge. 
IX. Wied; Runfelfche Verordnung wegen Ablieferung der Spatzenkoͤpfe, 1773. 181 


Taxen. 
XIX. Taxe der Riemer⸗ Hufſchmiede- und Wagners⸗Waaren und Arbeiten in Gochä, 
17068. | , 223 
Unfraut. Bu 


XXVII. Churbraunſchweigiſche Verordnung wegen Vertilzung der Wucherdlume und bes 
Dovekrauts, 1737.3 7300 


nn 


Wittwencaſſe. J on ur 


XXXIV. Ordnung der Mittwencaffe für die weltliche Dienerfchaft des Sosfift bilhe⸗⸗ 
beim vom 2fın Jun. 1782. 329 


N I) 


I. Kayſerl. 





Kaiſerlich⸗ Koniguche Berg Seutf 
Hammer und Radwerksordnung zu Hüttenberg; 
Moin und Lölling. Wien den 2aſten Hgg 


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55V ae Br Fe 





fen und Unterehanen Unſeres Herzogthuis Kärnten, fürs 
" nemlich aber- denen Rad⸗ Hammermeiſtern (2) und Verlaͤ⸗ 
"gern, ͤberbaupts allen derienjenigen, welche wur · Heiupt⸗Ciſen⸗ Wurjen 





cı) Diefe ſelbſt im Deftetreichiſthen hoͤchſf —eltene Verotdnung habe 


dem Herrn Bergamtsaſſeſſor Wille: in Schmalkalden w.danfen, weis 


1759 Denen — 


‘ 


air EM a ria 47 be er e ia — offen Unferen ; anf 


cher auch die hierunter geſetzten Erläuterungen » fo ‚wie er folche: bey‘. — 


Bereifung dieſer Bergwerke geſammlet hat, beygefuͤgt hat. — 
F (2) Unter Radhammermeiſter und Radgewerke verſteht man in Ränpten 
- wie. Eigenthümer von Schmelz. Hüttens. und Hammerwerken, welche 


erſtere daſelbſt, auch Ra et und Diäähäufe enannt — 
Dieſe Eigenthämer Haben alle fo viel Vermögen, aß. fe it e Bern e 
"mit dem größten Nachdrucke treiben koͤnnen. 


' @Y Die beyden Zaupteifenwurzen ober Hanpteifenwerfe in den R. K. 


Erblanden find dar Arzberg ben Eiſenaͤrz und Vordernberg in Steyer⸗ 


mark, und der Arzberg bey Huͤttenberg in Kaͤrnten. Bey erſterm 


Arbeit. Am Arzberg bey Huͤttenberg in Kärnten wird auf 

- Seiten gebauet: 1) auf der Seite nach dem Marktfleden. Pre 
berg, mo zwey Gewerkfchaften bauen, wovon die Stadt St. Vet 
eine ausmacht; 2) auf der Eeite nach dem Dorfe Loͤlling iu, me 
drey Gewerke bauen; 3) auf der Seite nach der u da’ ebens 
fang. ns Gewerke bauen. Saͤmtliche Gruben llegen ſehr hoch a am 


Geh 
Dekmanıs Befene II. Theil, U 


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N. 


‚waren im Jahre 1781 überhaupt 588, bey letzterm 305 Kna . — 


4 
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Johann Heinrich Ludwig Bergius 
Sammlung— 
auserleſener teutſchen 


Landesgeſetze 


welche das | 


Policey- unn Cameralweſen 


sum Gegenſtande haben 
fortegefepßt 





von 


Johann Beckmann 


ordentlichem Profeſſor der Oekonomie, Mitgliede der Goͤttingiſchen Koͤnigl. Geſellſchaft der Wiſſenſchaften, der Kaiſerl. 
Akademie der Naturforſcher, der Koͤnigl. Norwegiſchen und der Churmainziſchen Akademie der Wiſſenſchaften, der 
Phpſiographiſchen in Lund, der Braunſchweig-Luͤneburgiſchen, dee Krainiſchen, der Schleſiſchen, der Baperiſchen, 
ber Churpfäßsifben, der Berner und der Amſterdamer Landwirthſchaftsgeſellſchaft, der Dberlaufiger 
Bıenengefeifchaft, der Berfinifhen und Halliiden Naturforfchenden, und der Carlsruhet 
Lateiniſchen Geſellſchaft 





ſſech ſtes Alphabet 
EEE BEZ EEE ZZZZ EZ ZZ ZU ZEIT EZ EEE u zZ zZ 
Sranffurt am Main 
in der Andrediſchen Buchhandlung 178% 


Sohbann Bedmann 
orbentlichen Profeffor der Dekonomie, Mitglicde der Goͤttingiſchen König. Geſellſchaft der Wiffenfchaften,, der Kaifer!. 
Akademie der Naturforfher, der Königl. Normegifhen und der Ehurmainzifhen Akademie der Wilfenfchaften , der 
Phopſiographiſchen in Lund, der Braunfchmweig : Lüneburgifhen, der Krainifhen, der Schlefifihen, der Bayerifchen, 
ber Ehurpfäfsifhen, der Berner und der Amfterdamer Landwirthfhaftsgefelfhaft, der Dberlaufiges 
Bienengeſellſchaft, dee Berlinifhen und Hallifhen Naturforfchenden, und der Karlsruher 
Ä Lateiniſchen Gefellihaft 


Sammlung— 
auserlefener 


Landesgeſetze 


welche das 


Policey- und Cameralweſen 


zum Gegenſtande Haben. 


- 








iu * 


Swenter Theil 


70000000000.00 00000000000 





F | Frankfurt am Main 
in der Andreäifhen Buhhandlung 1784 


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Inhalt des zweyten heils. Aue 
Die voräöfrßten r eömifchen Zoͤhlen beuten ‘die Srbmiing an iu wege “ die 
Verordnungen abgedruckt find. -- in zer, it 





[3 —X — Y .. - - .. 
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.. ie .0 uu .. .. 24 . ! 3. ⸗ 22 u ;.®- . ' . dh 


Armenanſtalten. 


. dd. 
a: 1. 


xvi. Sibesimifde Verorbnung wegen Abſchaffung der Kruppel⸗ and: Yen 


nn it te se 210 

xxv. Cchur ſachiſche Yrmenordnung des Amtes Bauen, Som Jahre 1772; 282 

XXVIII. Churbraunſchweigiſche Verordnung wegen der durchteifenden Emigranten, vom 
zıften Aug. 1754. an 


Xxxxv. Reglement bey den Aemenanflalten in ber Dergfladt, Zellerfeld auf dem Harte, 
vom abſten Febr. 1782. 0 1 ot 330 


Vanken. 


en di 


xXVI- Kön. Preußifches Reglement ber Giro⸗ und kehndanguen m Berlin und Breslau, 
vom Decemb. 17606. 287 


? 


Bangierouten- und Sallimentenverordnung.. - . the en 


XXXVII. Churbraunfchweigifche erneuerte und extemirte Verorbnuns wegen dr Yang 
routen und Fallinienten von 1750. ‚342 


Baumelen, | nt 


VBergwerksordnung. 


VII. Wied⸗Runkelſche Verordnung uͤber die jaͤhrliche Baubeſichtigung und Weſtrafung 
Nachlaͤßigkeit, von 1773. 

VIII. Wied⸗Runkelſche Verordnung uͤber die jaͤhrlich vorzunehmende Mauer⸗ unr Stu 
saunbefichtigung, 1773. 


[4 


/ 


I. Kaiſerl Kön. Berg: Teutſch⸗ Hammer: und NRedwerttordnung zu Oittenbers motin 
and Loͤlling, Wien. den aſten April 1759. 


o Bleiche. 


Inhalt des zweyten Theil;  Hi-erıe 





Bleiche. 
RAU. Ftenßiſches Reglement zu beſſerer Einrichtung des Bleichweſens in —— 
« 239 

Bücher, 


XXXII. Fuldaſches Verbot gefährlicher Bücher, von ısten Min, 175.— Bag 


Buͤrgermeiſtetinſtruction. 


XXXVI. Inſtruction fuͤr Schultheiß, Meyer und Buͤrgermeiſter in den Raffan » Belt, 
burgifchen Kanden, vom ıflen Sept. 1772 


Dorfordnung. 
u N hurfächffäe confirmirte Dorfr und Gelborduumg des Dorfes Bremerswalbe, u. 


Emigranten, 
.XXVIII. Churbraunſchweigifche Verordnung wegen der durchreiſenden Emigranten, 
1754. 313 
Ertrunkene. 757 
XV. Siraßbursiſche Verordnung, die Ertrunkene und deren Rettung betreffend, 1754. 204 
Fallimentenverordnung ſ. Banquerouten. 7 
Feuerordnung. 
IV. Wied⸗Runkelſche Feuerordnung, 1765. PER | 
Forſtordnung. * 


II. Holz⸗ und Jagdordnung für die Herzogthuͤmer Echleewig und geifen, Persfoeft 
inneberg und Srafichaft Ranzau, 1781. 


VI Wied. KRunfeliche Torf Walds und Ruͤgeordnung, 1773 165 


Gaſſenordnung. 
XVIII. Verordnung bie Reinernen Hatten in Gotha betreffend, vom Jaht 1751. 220 


Juhalt besizwenten Theils | 
ei. | “ | wi U | 
eeı XII. Gtroptuesif@e Verorduung.e den n Kauſ au Batauf — —— 


721 

SDazardfpiele. j — J 
XXX. Naſſauſches Verbot der Haiarfpile, 1770. j u ————— 

edı BTL IHR let HR Ile 


Hunde. 


ALL Straßburgifäi Verordnung über bie Anflalten wider die mit ber Bi Sefalench 
5 Thi ere 3778 Toril.g FR nt ED — . . 192 


.. . HP VRR En 


v 4 . 


XIV. Verordnung bed Straßburgifihen ı Sefundpeits, Collegüi wegen Heilunge der von wuͤ⸗ 
thenden Thieren gebiſſenen Perſonen, 1779. 195 


2 
Sag agdordnung | Sorftorduung : — BE J ö 
Indigenat. — 
XX. Verorduung uͤber das Indigenatrecht in den Dänifien Staaten, 1776 . 2240 
satt dd 
Koffer. u _ | 


ot . .n v9 


xxix- Churbraunſchweigiſches Verbot des Handeld m mit i zoͤfe⸗ auf dem "slattn Lan 
vom 2aften Oct. 1780. 


N y * I. . “ rm rn. ner. 7,% .’ . eher” Yog. 0,090 rr nn ”, - 
Kleiderorduung. 3” 9 Tran rberun, vun ont ve 
3253 * 


XxXxxiii. Hildesheimiſche Kleiderordnung, dom 13ten Dec. 1779, J 37 
Meinung. | . m 
€ xxii Wurtembergiſchẽ Seblinaforbnung 6 vom  16ten Dit. 1%. SE 247 
Diener L gerne, | nei? 
aka» BEREEIEE 2 VEER Pr Be SEE EEE EEE EEE SE EEE Ze EEE ” 
Mühlen, " .. i * med ei 
V. Wied sRunfelfche Mahlsund Waagordnung/ 1776: | 160 
Pur ae — —— — 
Peruͤckenmacher. 
XVII. Innungsartikel für bie Peruͤckenmacher in See, 70. aız 


RER AL — "3 Policy, 


Inhalt des zweyten Thai 


Polizch. | 8 
III. Grekfuͤrſtlich Schleswig /Holſteiniſche Poliseparbnung, Kiel g iX 1423 
XI. Wied-Runkelſche Polizey⸗ und Feldſchuͤtzenordnung, 1765. 197 
. . 0,5 
Ruͤgengericht. un , 
x. Wied-Runkelſche Polileh / Rügegerichtdordnung, 1766. 182 
5, 
Schaͤfereynnn. .- u j 
XXI. „Zirufitees en Eireulare wegen 1 Einfigrung ber einfügen ec ir * 
..4 3 N 
Schießen. er 
XXXI. Neffen s Gaffelfches Verbot des unndthigen Schiehens, AP Try 


Schultheißinſtruction — Buͤrgermeiſter. 


Sperlinge. 
IX. Wied; Runfelfche Verordnung wegen Ablieferung der Epagenköpfe, 1773. 181 


Taxen. 
XIX. Tare dee Riemer⸗ Hufſchmiede- und Wagners⸗Waaren und Arbeiten in GoQR, 
1768. 
Unfraut. j 
XXVII. Churbraunſchweigiſche Verordnuns wegen Vertilgung der Wucherblume an des 
Dovekrauts, 1737. 300 
Wittwencaſſe. ” BER Ba Er 


XXXIV. Ordnung der Wittwencaſſe für die weltliche Dirmerfon des Sosfint Hildes⸗ 
beim vom ꝛ2ten Jun. 1782. 32 


I, Kayferl, 





Raiferlic Königliche Berg Seutfii 
Hammer und Radwerksordnung zu Huͤttenberg, 
Moßinz und Loͤlling. Wien den 24ften 


— an = — “ 


— — a va i .. 8 — 








fen und Unterthanen Unſeres Herzogthums Kärnten, fürs 
nemlich aber: denen Rads Hammermieiſtern (2) und Verlaͤ⸗ 
gern, Wörrhaupts allen RUE: welche zur Haupt⸗ Tifens Wurten 


Ci) Diefe ſelbſt im Oeftetreichiſthen hoͤchſt ſeltene Verotdnung habe 
dem Herrn Bergamtsaſſeſſor Wille in Schmalkalden pu danken, wel⸗ 

cher auch die hierunter gefetzten Erlaͤuterungen, fo wie er ſolche bep:- 
Bereifung diefer Bergwerke geſammlet hat, beygefügt hat. er 


.@ Inter Radhammermeiſter und Radgewerke verſteht man in Ränpten 
Die Eigenthümer von Schmel; ‚Yüttens und Hammerwerken, we 
erſtere dafelbf auch Ra * und Plaͤaͤhaͤuſer Rt Br 
Dieſe Eigenthämer. haben’ alle fo viel Bermögen, aß ſi die v 
mit dem groͤßten Nachdrucke treiben koͤnnen. 


(35 Die beyden aupteiſenwurzen ober Hanpteifenwerfe in R. ® 
Erblanden find tr Arzberg ben Eifenärz und Vordernberg in Steyers 


marf, und der Arzberg, bey Hüttenberg in Kärnten. Bey erſtem 


-waren im Jaͤhre 1781 überhaupt 588, ben legterm 305 Kna pen is: : 


Arbeit. Am Arzberg bey Hüttenberg in Kärnten wird auf dreyes - - 


Setiten gebauet: 1) auf der Seite nach dem Marktflecken Huͤtten⸗ 
berg, wo zwey Gemwerffchaften bauen, wovon die Stadt St. Veit 
eine ausmächt; 2) auf der Eeite nach dem Dorfe Köllifig iu, wo 
drey Gewerke bauen; 3) auf ber Seite nach der ah: da’ eben⸗ 
Bus deep Gewerke bauen. Sämtliche Gruben legen ſehr hoch am 

ebuͤrge 


DBemanns Befene u. Theil, E % 


L 


ie Marin Thereft a entbieten allen Unſeren Innſaſ⸗ 


52 


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„a Fin 


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⁊ 


In 


2 1. Bergordnung. . 


y Moßinz und Loͤlling auf eins oder andere Art zuge 
zu „Sulrtenberg, MP und alen denen, welchen diefe Unſere Macher 
KRadwerksordnung vorfommet, Unfere Gnad und alles Gutes, und geben 
euch hieniit gnaͤdigſt zu vernehmen; wasgeſtalten eine Landeskuͤndige 
Sache ſeye, daß weyland Unſere Durchlauchtigſte Urgroßeltern und Vor⸗ 
Ferdinandus 1. fahrer Ferdinandus Primus, Roͤmi cher Kaiſer „Erzherzog zu Oeſterreich, 
mim Raifer, Griber als regierender Herzog und fändesfürf in Kärnten, Chriftistigen Andens 
cirichtet den asften fens, annoch den 25ſten Otober 1535, mit wenland Mitihæo, Cardi⸗ 
Ra “0, nal und Er-bifchoffen zu Salzburg, einen zu jebermanns Wiſſen im Druck 
Binal und Erpbi.hof gelegten Vergleich oder Receß aufgerichtet, in Folge deſſen and) wenland 
— Kia Dero Durchlauchtigſter Herr Soft Erzherzog Earl ıu Defterreich,, als 
eh, ober —* ———— — un BR Wh nad) — 

in Folge deſſen, Durch ging des veberuͤheten Receß, : mit vorläufigen Ra d ; Peyſeiyn e 
den ger Saltzburgiſchen Commſſſarien und Härten eine eigene —8* tftfidfe 
Herzogen in Kurnten, ſogenannte Huͤttenbergiſche Eifen » Bergwerfsordumg fuͤr Hand ıgenoms 
En ehmtaee rgiifg MEN , und füb dato ıoten Junii 1567 pubficiren laſſen; aubey aber im 
alzburgiichen Eoms dem 5 zſten Articul für Eich, Dero Durchlauchtigfte Erben und Nach⸗ 
—— —* kommen feyerlichſt vorbehalten hat, ſothane Ordnung, gleichwie ſelbe 
eine eigene Landee blos zu Aufnahm des Eiſenbergwerks;, 'einfolglich su Foͤrderung und Nutzen 
fürfl.zürtenbergifche des Landes fuͤrſtlichen Cammerguts, Dann deren Salzburgiſchen Geſoͤhlen, 
—— Seiner und zu Wohlfare des gemeinen Weſens errichtet worden, alſo au foldde 
worden. mit Vorwiſſen und Rath eines zeitlichen Er biſchoffs zu Salzburghu mehreh, 
zu minderen, zu veraͤnderen, oder gar wiederum abzuthun und dufzuheben, 
wie es nemlich den Landesfuͤrſten und Dero Erben nach Gelegenheit ind 
Geſtalt der Laͤuf, auch zu Foͤrderung des Bergwerks und gemeinen Nutzens 


für gut anſehen, und die Nothdurſt ſolches erforderen wuͤrde. 


> 2 Db nun zwar forhane Sandesfürftiche Vergwerksordunng mit 
a er nmeatcore größter Sorgfaͤltig⸗ und Vorſichtigkeit nach denen Yamaligen 3 und 
ung befolgt wor⸗ Umſtaͤuden verfaſſet, und in dem vorbejagten sziten Articul die Beobach⸗ 
I, tung folder Bergwerksordnung und anderer qutlöblicher Gewohnheit, 
wie felbe dem Eiſenſtein nicht zuwider, fondern dem Bergwerk KüGlich, 
aufnaͤhmlich, dem Landesfuͤrſtlichen Canımergut, denen Safgburgifchen 
‚Seföhlen, und fonderlich dem geweinen Nußen dienſtlich⸗ und förderfam 
ift, dem Bergrichter ind denen Goſchwornen, wie auch ſonſt jedermann 
ernſtlich, und mit ganz ausdrüclicher Vorſchriſt, wie eines und das 
andere zu beobachten ſeye, eingebunden worde':. Ä | 


he nblune So hat doch die bedauerliche Erfabrenheit gelchret, daß diefes 
wen und Detetus. Geſatz haupsfärhlich wegen der denen Bergrichtern und Gefchwornen meis 
ftentheils ermanglecen Bergweſens Wiffenfchaft, Erfahrenheit und Autos 

ritaͤt entweders gar anſſer Acht gefeget, oder nach jedermanns Belieben 

ungleich ausgeleget, auf den Sejonderen Vorzug des Eifenfteins, wie auch 

auf des einen vorgefeßten Berggericht ſchuldige Aufſehen vergeifen, biers 

durch grofie Geldoſummen bishero von theils Gewerken, unnothwendig 

BER EE re EEE wider 


fuͤr das Herzogthum Kärnten. : 9 


wider alle bergmaͤnniſche Wirthſchaft und Reguln, auch wider die late: =: 
Huͤttenbergiſche Bergwerksordnung verbauer,; biernächft von einen Ger ' ." ° 
werfen dem anderen zu ſchaden in die Grubenrechten gefahren, anmit 

eine in wenig Stunden auszumachende Grubenftrirtigfeit in langjährige 

koſtbare Rechtsführungen eingeleiter, Feindſchaft und Uneinigfeie zwiſchen 


Gewerken und Gewerken recht vorfäglich eruähret, oder doch mit feinem 


Ernſt abs und eingeftellet, auf ſolche Geſatzwidrige und unberamännifche: 

Art aber, die fo nußbare Kärntnerifche: Eifenverfaffung. zu Nacıitand Une 

feres Sandesfürftlichen Contributionss des allgemeinen Nabrungsftandes, ,. 
des wichtigen Commercii, Unferes Cammerguts und denen Ealjburgis er 
fügen. Geföhlen, in die gefährlichfte Yimftände und’ Zerrüttungen geſtuͤrzet 

worden. : j nr , red 7e7 


ia .e. 


oe. 22 


Gleichwie nun Wir, als regierende Frau, Herzogin und Erb⸗ Zu Unterſuch um 
Landesfuͤrſtin in Kärnten, dieſe ynd noch mehr andere Mißhendls und yaymun ale Rib 
Ausfchweifangen aus kandesfürftlicher Macht ein⸗ und abzuſtellen, Uns eisene Hofconmifisg 
über eine zwifchen Unferen Hofftellen fub dato ı7ten Marti 1756 gehats@baedu 
tene Zufammentrettung und erftattet » fhriftlihen Vortrag dahin Landes⸗ Ä 
mütterlich entfchloffen, daß zu Unterfuchs und Behebung aller wider die 
gerpioerfalung , mithin wider Unferen und des Punhtici Dienft laufenden 

eitrungen, Eigenthätigfeiten. und unbilligen Zuunuthungen, eine eigene ' u 
Hofcommißion nacher Kärnten abgeordnet werden folle: um allda ale 31: ..- 
Gebrechen, famt denen eigentlichen Urfachen und Hinderniffen genau zu —— 
unterſuchen, auf die noͤthige Abhelfungsmittel bedacht zu ſeyn, und uͤber⸗ 
haupts all dasjenige, was die Bergwerksgeſetze in Unſerem Erzherzjog⸗ 
thum Oeſterreich und Herzogthum Steyer, benauntlich aber und beſon⸗ 
ders die Eiſen-Cammerguts⸗-Syſtemalverfaſſungen in Mund führen, 
möglichfter Dingen nach, und mit Ruckſicht auf den. mir dem Erzſtift Salze 
Burg ‚errichteten Receß, auch in. Unſerem Herzogthum Kärnten zu. 
adaptiren: 


Alſo haben Wir ſothane Hofſcommißion Unſeren lieben getreuen Bey dieſer Hof⸗ 
Ibhann Joſeph Edlen von Koflern, des Heil. Roͤm Reiche, wie auch a en 
Unferer gefammten Erbfönigreic und Landen Rittern, Neprafentationgs fifts Saudurg 
und Cammerrath, wie auch Mimss und Bergweſens, dann Ober : Canıs —— 
mer⸗Grafen Amtsadminiſtratorn im Erzherzogthum Deflerreich..obre und? 
unter der Enuß, und im Herzogehum Steyer, allergnädigft aufgetragen, 
felben auch behoͤrig inſtruiret; worüber dann auf die dem Erzſtift Sal; burg 
Receßmaͤßig beſchehene Erinnerung der Hochwürdige Fürft Siyismundus, 

Erzbifchof zu Salzburg, Legar des Heil. Apoftolifchen Stubls: zu Rom, 
und des Deutfchlandes Primas, Liebden, Deco Hofrath und Bes Doms 
Amtsverweſern zu Frieſach, Philipp Jacob Edlen von Fichtl abgeordnet 
bat, niit welchen nach eingefegren Gemwaltebrief von Unſerem HofrCom- 
miſſario von Koflern die Alts Hüttenbergifche Landesfuͤrſtliche Bergwerks⸗ 
’ A 2 ordnung 


—3 


4 A: J. Bergordnung... ::." 


Die alte Hütten: ordnung de Anno 1567 von Articul zu Articul genau burchgangen, und 
a nach einberuf + und genugfamer Wernehmung deren. Radmmeiftern] ze 
1567 wird mit Inter» Hüttenberg, Moßinz und Lölling, oder derenjelben Gewaltstragern und: 
—A a: Intervenienten, alles und jedes wohl erwogen, berathſchlagt und in fol⸗ 
geordneten, ud über gende Ordnung gebracht worden, welche Wir, als regierende Frau und! 

en Erblandesfürftin, nach weiters bey Unſerem Kaijerlich » Königlichen Hef: 

ern, mach darhber beſchebener reifer Einjicht, und Unſerer darüber erfolgten allerhoͤchften 
genfogentt Beratb⸗ Entſchlieſſung öffentlich publiciren laſſen. En 
chlagung iu gegen, . 
wärtige neue DOrds ° - 


Berg Teutſch⸗ Hammer und Radwerksordnung 
zu Hüttenberg, Moßinz und Lölling, z— 


} 





J * 

. . Der erſte Articul. 

Wie und don mem Eeſtich. Wiewohlen Uns als regierenden Frauen und Landesfuͤrſtin 
a ee einen Bergrichter au öfters beruͤhrten Eiſenbergwerk felbft zu verords 
nommen, verpfich nen, zus und in Unferer Macht geftanden, fo laffen Wir es doch für Uns, 
get und geprüfet wer und Unſere Erben be jener vorangeregten Derrrogshandtung nochmalen 
Auffells und Pris verbleiben, welche von Unſern Durchleuchtigſten Voreltern denen Erzbis, 
——nii Se⸗ſchoͤffen zu Salzburg aus fondern geneigten Willen zugelaſſen und bewilli⸗ 

get worden, nemlich, daß ein jeder Erjbifchof zu Salzburg allzeit, und 
als oft es ihm geluft, eine taugliche und der Bergwerk verftändige Perjon 
zu Bergrichtern aufnehmen, und zu Hüttenberg zu wohnen verorduen,, 
auch denfelben zwey taugliche Geſchworne zugeben, ſolches wie vorhin der, 
Sandeshauptmannfchaft, nun und in Zukunft jener obriften $ändesftelle, 
welcher die Dirigirung des Publici in Unſerem Herzogthum Kärnten aufge⸗ 
tragen iſt, verkuͤnden, ſolch neuer Bergrichter durch einen abordnenden 
Landesfuͤrſtlichen Commiſſarium gewoͤhnlichermaſſen in die Eidspflicht ges’ 
nommen, und auf dieſe mit Rath, und in Beyſeyn eines Salzburgiſchen 
Commiſſarii aufgerichte Landesfuͤrſtliche Bergwerksordnung, wie vorhin 
angewieſen werden moͤge. | To. 


Weilen aber der erfte Articul der. alten Hüttenbergifchen Berge: 
mwerfsordnung forbohl, als auch der bekannte Receß mit ganz Flaren Wor⸗n 
ten ausdrucfen, daß der von Eal;burg ftellende Bergrichter eine taugs: 
liche, und der Bergwerk verfiändige Perfon ſeyn fole, Wir auch, als: . 
regierende Frau und Landesfürftin, nicht zugeben koͤnnen, daß unſer wich⸗ 
tiges Land und Leut lebhaft machendes Kleinod einen untüchtigen, wand: IM) 
Bergischen unerfahrnen Bergrichter, auf welchen, ſamt denen Geſchwor⸗n 
nen die Vollzichung Unſerer zur allgemeinen Wohlfahrt verfaßten Berge: 
werksordnung hauptſaͤchlich ankommt, ohne genugſamer Vorſicht anvers | 
trauet werden ſollte. * 


für Das Herzogtum Kärnten. 9 


: Als verordnen Wir, daß ein jeder fänftig von Satzburg Innhalt 
Receflus neu s aufnehmender Bergrichter , vor Ablegung des Eids, durch 
Sen ohne das von Unſerer obriften politifchen Stelle im Herzogehum Kärns 
sen, nacher Friefach abordnenden Landesfürftlihen Commiſſarium, feiner 
receßmäßigen Tanglicy s und DBergverftändigfeit wegen vorläufig, und 
bergmännifch, jedoch in Gegenwart eines zeitlichen Vicedom⸗Amtsver⸗ 
wefers -zu Sriefach gebörig geprüfet, und nach Befund, daß felber die 
receßmaͤßige Tauglichs und Bergveritandigkeit befige, -fodann. erft in die 
Eidespflicht genommen, hiebey feiner tbeuren Pflicht und aufhabender 
groſſen Schuldigkeit receßmäßig nachdruckfanaft erinnert, der Beeidigungs⸗ 
act und Ceremoniel aber, wie es erft den zten Jenner 1755 bey Beeidi⸗ 
guna des dernialigen Bergrichters Heinrich v. Meichwald beobachter ' 
worden, auch in Zufünft beybebälten werden ſolle. " 

Eine gleiche Befihaffenheit hat es auch mit denen zwey Geſchwor⸗ 
nen, deren Täglich » und Bergverftändigfeit um fo nörhiger ift, als 
felbe fich täglich am Erztberg einfinden, die Knappfchaft zur Schuidigkeit 
anhalten, das Anbefohlene zum Vollzug leiten, und alle Vorfälle dem 
Bergrichter rapportiven müflen- | 0 
Bann num ein oder der andere Geſchworne juft zur Zeit, da mie .” 
einem Bergrüchter, eine neue Beſtellung vorgeßet, neu aufgenammen.wird, ' 
ſo wollen Mir allergnaͤdigſt, daß die. Examinir ⸗ und Prüfuug, durch 
den nemlichen. Landesfürfilichen Commillarium in Gegenwart des Vice⸗ 
Domverwefers auf vorberuͤhrte Aus bewerket werden folle, 


Da zum Fall aber die Mutation eines Bergrichters fich entwe⸗ 
ders nicht zu gleicher Zeit ereignete, oder die Veränderung eines oder bey⸗ 
der Geſchwornen Roth: fiele: \ en 
Ss ' geſtatten Wir allergnädigft, daß zu Examinirung deren Ges’ 
ſchwornen Unſer tandesfürftlicher Commiflarius auf Unfoften’liüferes als 
lerhoͤchſten Zrarii Montani ohne Entgeld des Erzſtifts, oder deren Ges 
ſchwornen in dem Vicedom⸗Amtshof nacher Frieſach abgeordnet, in Falk 
der Tauglichkeit einer, und der andere auf obbeſagte Art in die Eides⸗ 
icht genommen, und die denenfelben obliegende Schufdigkeit nachdruck⸗ 
ft eingedunden werben ſolle. . 
=. .Damit demnach diefe wefentliche rereßmäßige Hanptbedingniß 
werkthaͤtig zur Erfüllung acbracht, und beftändig darob gehalten werde, 
fa. wollen Wir in Gnaden anbefeßlen, daß jederzeit ein foldher Commif- 
Sgrius in Unferen allerhoͤchſten Namen abgeordnet werden folle, welcher 
tflandenesmaflen die Bergverfliäudigs und Tauglichkeit des neuen Berge 
richters und Geſchwornen vor Aufnehmung des gewöhnlichen Eids berg⸗ 
männifch zu prüfen im Stande if, — — 
Solchemnach ordnen, und ſetzen Wir, daß ein Bergrichter, wel⸗ 


her jederzeit auf die verſtandene Art dahin verordnet, gepruͤſet, in Eid 
WB A3 genom⸗ 


6 . J. Bergorbuung 2 


genommen, und auf Beobachtung der zu allgemieinen Nutzen aufgerichten 
MDergrichter folle mit Bergwerksordnung in Unferen Namen angewiefen, auch mit Eid, ua 
— Shttens Pflicht darauf verbunden wird mit eigenen Ruden, und Wohnung ys 
berg figen und diei Hüttenberg , ſammt denen zwen Geſchwornen, welche nicht Rad» un: 
den. Kunmermeifter, fondern tauglich, ehrlich und unpartheyiſche Maͤnner 
Are ſeyn ſollen, fißen, und bleiben, auch ſolches Berggericht zu Hüttenberg, 
als Geſamorner aufs Loͤlling und Moßinz, nad) diefer Unferer Orduuug, fo mit Rath und Beyer 
gehzller werden. ſeyn eines darzu verordnet geweften Galyburgifhen Commillarii reiflicge 
genbera (le, —* berathſchlaget, und erwogen worden, fleißig, getreulich und vorſichtig 
Bergmerfsreht iſt, verwalten, hierdurch aber, was Bergwerksrecht iſt, zu handlen, voll⸗ 
ge, kommen Macht, und Gewalt haben ſolle. 
wait haben. 
Wir verfehen Uns jedoch gnaͤdigſt, daß der VBergrichter, und Ges 
ſchworne fich ihrer theurer Eidespflichten beftändig erinneren, und ihrer 
Schuldigkeit in allweg jo gewiß nachfommen , widrigens fich von ſchwe⸗ 
rer Verantwortung und Straf von felbft hüten werden, 


Der zweyte Articul. 


Wisherige iruben⸗ Nachdeme an dem Eritberg, auf.der Hüttenberg s Moßinzs und 
a ap a wer⸗ Loͤllingerſeiten, ungeacht felber bereits über 1000 Jahr bearbeitet ivird, 
noch dermalen (Gott fen Dank) fein Abgang an den Erzt verfpüßren, 
wohl aber beobachtet worden , daß die unordentliche, und dem ‘Bergbau 
böchftich idliche Grubengebaͤu, Mängel, und Gebrechen ( ohngeacht der 
ſchon vorbin dießfalls beilſam vorgejchriebenen Statuten) nicht gewendet, 
fondern mit denen hoͤchſtbeſchwerlich, mühefamen und gefährlichen zug 
fährten noch weiters in Bau fortgefahren, auf das Erzt unordentlich abe: 
geſunken, die bergmännifhe Stollfahrten, und Häfpl, befonders in des 

nen dlteren Gebaͤuen gänzlich auſſer Acht gefeßet, auf jenes, was zu Abs. 
wendung des Gewerkes gröfferer Unkoſten, und Erleichterung des armen 
Bergknappens Arbeit, in der alten Ordnung heilſam angeordnet ware, 

faft gar Fein Bedacht genommen. Dardurch in verjchiedenen Gruben, 
Waflers und Wetternoth, welches beydes doch ganz leicht zu vermeiden, 
geweſen wäre, aus bloffen Misbrauch fich felbit zugezogen, dem armen‘ 
Bergrolk, welches fehr vieles Erzt, und Berg, in Körben auf den 
Rucken über die ſogenannte Tretten heraus tragen muß, die allerbefchwers 
lichite Foͤrderniß beurſachet, weflentwegen auch zu Erſpahrung derfeg: 

lang » und mühefamer Austragung der dde Etein, und Taubeberg in des 

nen Gruben von einem Ort zum anderen, und öfters in die mit groſſen 
Koften ausgebaute, und zum weiteren Hofnımgsbau bequem gemachte" 
Faͤhrt, ja zu Zeiten die Gaͤnze des Erzts felbften verfeßer, auf Verzich⸗ 

und Ausfindigmachung des Ganges, Streichen, Fällen oder Stockwerk! 

gar nicht fürgedenfet, fondern meiftenrheils ohne bergmännifcher Grund⸗ 
urſach binsund wieder in Berg ausgebrochen, und fo blinderdings auf 


Dofnung 





für das Herzogthum Kärnten. . 7 


Hofnung oͤſters mehr gegen Tag, als in das Gebürg. der verliehenen 
Stund nach, oder gar zu des Anrainers Gefaͤhrde gebauer worden, 


| ‚Die neuen Auf⸗ 

Als ſtatuiren Wir hiemit, daß alle neue Auffchläg, und fo viel Katie, unbe .. 
es fich bey denen alten immer thun läßt, nicht anderft als Stollfährtig, entlic), follen &tolls 
und mit dem gebührenden Geiger, nemlich anf 100 Klafter höchftens ein fäbreig, und ul de: 
halb Klafter-eingerrieben, Erzt, und ‘Berg aber, wo der leßtere zu Er⸗ 55 
altung der Bergvoͤſte nicht noͤthig it, mit Hund⸗ oder Bergtruchen ——— erhalten, 
auf ordentlichen Geſtaͤngfaͤhrten ausgeloffen, und ausyeförderet werden ee 


sollen, chen auf Geſtaͤngfaͤhr⸗ 
. ten ausgefoͤrderet 
werden. 


ER Wann aber sin ausgehauter Wechfel, Feldort, Zeh, oder Bo⸗ Kein Wechſel, Feld⸗ 
‚den‘, allwo ‚Bein weiteres Hofuungsgebäu mehr zu führen waͤre, mit sr A 
‚Stein, oder oͤden Berg angerragen, oder verfeger zu werden, die Erhals läufiger Berfbüns 
‚tung der Bergvoͤſte, oder andere bergmännifche Wirrhfchaft erforderte; nung verſetzet wer⸗ 
ſo folle folcher Wechfel, Feldort, Zeh, oder Boden vergogen, und vers den. 

ſcheunet, zu Pünftigen Wien auf eine Schuͤnncharten (4) getragen, 

auch Ass Datuin, und Fahr, wann ſolcher Wechſel, Feldort, Zch, 

‚nder Boden verfeger worden, ben dem SBerggericht, welches bierwegen 

‚ein eigenes Protocoll zu halten bat, mit allen Lirfachen, Stund und Klafs 

‚ter eingetragen werden, damit die Nachkoͤmmlinge in ſolch⸗ ausgearbeis 

‚tete Derer von eins oder anderer Seiten nicht vergeblich zu bauen, und. 

fodurd) Geld, und Zeit unnuͤtz verfehwenden därften; dabey jedoch ein geine in der Game 
foͤr allemal ſchaͤrfeſt verboten bleibet, daß ein in ganzen Gebuͤrg ausge: gedende Zahrt, oder 
haute, mithin ohne Zimmerung ſtehende Sabre, oder Streden ohne Er⸗ ee, (ale obee 
kaͤnntniß, und Erlaubniß des Bergrichters, weniger aber ein Erztort, Erlaubnig des Berge 
wie es Mamen hat, jemals mit öden Berg verjeget werden folle , und BAT EL, — 
wann es aus Schuid des Huͤttmanns beſchehete, fo iſt ſolcher ohne wei⸗ Ben 

teren vom Berg abzuſchaffen, beichehrte es aber gar auf Beſehl des Ger 
werkens, fofolle foldyer Gewerk, als ein muthwilliger Lebertretter diejes 
Geſaͤtze an Geld empfindlich geftrafer, und aljogleic) wiederunen zu Aus⸗ 

-saunamng des yerfeßten Dris verhalten werben. : . u | 


“4 


7 i 2 


x 


Ber — Der dritte Articul. 


Zunmalen vorgekommen, daß einige Gewerken miteinander ein Wann mehrere Ger 
SGruben bauen, einer davon zum Exempel 10, der andere 5 Knappen ne nah 
‚oder Bergtheil hat, und der. Bau .jogeftalten -gemeinfchaftlich,, fo lang penbei baum, fi) 
kein Erzt anftehet, fortgetrieben, oder wohl auch noch epevor [ich einer ONE anal nen 
im rechten, der andere aber im linken Ulm jeder befonders auf Hofniigandere eim Erst ers 
Auslänget, und wenn fodann ein Erzt anſtehet, folches nur jenem Theil Andere, ſo ſolle jo 


gelaſſen 


(4) Schuͤnncharten find Grubenriſſe Die 8 ſten Grubenriſſe trift 
man bey der Sewertſchaft in ee &. Bean 


* 


8 | 1. Bergordnung. — 


erbautes Erit gleich gelaſſen wird, der das Erzt am erſten gefunden hat, woburch einem ober 
geteile werbenme dem anderen nothwendiger Weife eine Verkürzung zugeben muß, wo 
Duttmam — doch nach bisheriger Art Feiner wiſſen koͤnnen, welcher am erſten ein Erjt 
a. zu DEWERFER reffen wird, und diefes Gluͤck eben fo leicht dem jenen, der die wenigere 
Knappentheil befiger, zufallen faun. | ; 


So befehlen Wir guädigft, daß gleihmwie in dem Taubengeſtain 
auf Hofnung jeder Gewerk feine haftende Kappen felbit ausloͤhnet, imd 
bezahlet, aljo auch wann em Erzt, von was für eines Theils Knappen 
es fene, erfchrotten wird, folches nicht zertheilter , fondern gemeinfchafte 
Lich nach Proportion deren in der Arbeit gehabten Knappen eroberet, ges 
N wunnen, geſtuͤrzet, und abgetheilet werden folle, | 


Zum Erempel: Es hätte einer 10 und der andere Gewerk nur 

5 Kuappen auf einer Gruben in -beftindiger Arbeit gehalten, fo würde 

der erftere jederzeit um die Helſte mehr, als der letztere an Gruben⸗ und 

Be zu tragen, mithin auch joviel an dem Erzt zu uͤberkommen 
aben. | 


Wann ein Bemert Wann aber eins oder der andere Gewerk feine berechtigte Kuape 
Bud —— pentheile an einer Öruben nicht beftändig in der Arbeit .belegter erhiefte, 
theıl mas in beiidns oder ohne Unterbruch die erloffene Gruben⸗ Zimmer⸗ und Bauunkoſten, 
——— ei nach Proportion feiner berechtigten Theilen von Raitung zu Raitung, 
unbeartrit geblichene oder (wie es in Hüttenberg genennet wird) von Poſt (5) zu Poſt, oder 
nn no wie er fich defientwegen mit jeinem Mitgewerken verſtehet, beytrüge, ſo 


peilurfiig , und ver; ſollen jene aus der Arbeit gefeßte Anappentheile für verlaffen angefehen, 
falten ſeyn. mithin verlurſtig und verfallen jeyn. 


Zum Erempel: Es hätte der auf ro Knappentheil berechtigte Ges 
wer? nur 7 Knappen in der Arbeit, und für die übrige 3 Kappen meber 
Ban, noch Saamfoft (6) ohne Unterbruch bezahlet, fo hat fich ein füls 
cher Gewerk auch nichts mehrere, als der bejtändig s verlegten 7 Kaps 
pentbeilen zu betragen. 


Der in Compass Es wird aber jener Gewerk, welcher feine Theil beſtaͤndig vebs 
nie auf Knappenibei (eget hat, zu feiner eigenen Sicherheit, und zu Verhuͤtung fünftig » bes 
Fheıl befldndig ver forglicher Strittigkeiten, die von dem Mitgewerken unterlaffene Beleg 
esende armen MR bey dem Berggerichtamt anzumelden, und protocolliren zu laſſen ſchuldig 
werd die ibme zuftdn: feyn, und folle der DBergrichter lediglich darauf fehen, ob die Baus und 
n —* al ıble Saamkoſt beftändig, und ohne Unterbruch bezahlet, oder ein anderes 
bearbeiteten erg Einverſtaͤndniß, fo ebenfalls vor dem Berggericht zu beſchehen Kat, ges 
ertcht Die Unzeig bar 

Bon zu machen (dub —— — 


ieon. Befande 


(5) Raitung oder Poſt iſt fo viel als Anſchnitt. 
(6) Saamkoſt iſt der Lohn des Bergleuten. 


für das Herzogthum Kärnten. 9 


Befuͤnde fih dann, daß die Bausund Saamfoft länger, als, Was der Bergrich⸗ 
eine Poft unbejahlter geblieben, oder die gerichtliche Verſtaͤndniß nicht gen par > zu beobach⸗ 
beobachtet worden wäre ; 


So bat der Bergrichter bey Vermeidung Unſerer Ungnad feine ae unbearbeitete 
Weiterung zu geftatten, fondern die umbearbeitete Knappentheil, wie ob len von dem Berg, 
gemelde, für verfallen zu erklären ; Wo Übrigens der Huttmann vermög et als verfallen 
feines abgelegten Eides genaue Obficht zu tragen bar, damit feiner in tet werden. 
Unkoͤſten uͤberleget, oder gefaͤhrt, fo folglich auch keinem mehr oder wes 
niger, als was ihme nach Proportion der angelegten, und in beftdndis 
ger Arbeit unterhaftenen Knappen, oder davor bezahlten Koften gebuͤh⸗ 


vet, geftürzet werde, 

Sollte fich aber zwifchen denen Gewerfen wegen den Gruben, Wann wegen des 
Bau, da zum Erempel einer rechts , der andere linfs auszubrechen für AREA 
ratbfamer achtete, oder wegen Abtheilung der Erzten ein Mißverftänd; ſchen denen Gemer 
niß, oder Irrung zutragen, fo folle der DBergrichter ſammt dem gez m rungen enther 
hrvornen Markfcjeider, und Berggefchtwornen ſelbſt einfahren, die Wirtz richter , Marklhetr 
ftände des Baues wohl unterfuchen, die bergminnifche beyderfeitige Be: ber um Selawoze 
wegurſachen reiflich erwegen, die ohnumgänglich haben müffende Gruben: Grund und die Urfach 
harten einfehen, mithin fie au vereinigen allen Fleiß anwenden, widris det ausung genam 
gens aber, und warn ein Vergleich, fo in allen Bergwerksſachen mög- vie Gemerkin au urn 
lichſt zu tentiren ift, nicht Statt finden würde , felbe ohne mindeften Einigen trachten, wie 
Rechtsumtrieb, maflen dann folches eine blofie Bergbanes- Wirchfchaft, Ken aber bite 
und Vorſichtigkeit beerift, mit Zuziehung zweyer verftändigen, unpar⸗ Rechtsumtrieb iu 


tbeyifchen Männern zu dem weiteren Fortbau anweiſen. Ä a ne Forte: 


Und da zum Fall fich ergebete, daß der Huttmann einem Theil Straf des in der 
zu Gefährde eine ungleiche Abtheilung machete , fo folle ein folcher Hutt⸗ Zutzibenung Ko 
mann als ein treulofer , und pflichtvergefiener Menfch anderen zum Eys Huttmanns, genden 
empel von dem Berggericht nach Maaß des Verbrechens in Geid, oder 
an Leib, und allenfalls auch mit Entſetzung, oder gar Abſchaffung von 
Berg abgeſtrafet werden. 


Der vierte Articul. 


Ob zwar in der alten Huͤttenbergiſchen Bergwerksordnung ent⸗Was ein 
halten ware, was ein Bergrichter verleihen, was felber für Vorſichtig⸗ eier ae Berker 
feit daben gebrauchen, und was der Lehenswerber für Umſtaͤnde beybrins benhachten , und Des 
gen, auch welchergeftalten aller Gefährde, und Benachtheiligung der di: gebendmerberfürlini« 
teren Grubenrechten vorgebogen werden folle? 5 | bar eviubriagen 

Se iſt dannoch ſolche Vorſchrift hauptſaͤchlich in deme uͤberſchrit⸗ Diederige Wit⸗ 
ten worden, daß man von Seiten des Berggerichtsamts dem bloſſen Pakblungen, bep des 
Vorgeben und Verlangen eines Lehenwerbers ohne Unterfuchung, ob das —Xãä 
begehrte Lehen anderen Gruben nicht zu nahend, oder mit Niederſaͤnken, ME 
oder mit Fuͤrbauen gefährlich aufgeſchlagen werden mollte? ‚oprnemlich von _" ; ° 

Beckmanns Befeze U, Theil, B darumen 


10 1. Bergorbnung.— 


darumen Statt gethan, und verlichen hat, weilen das Beragericht ſchon 
genug zu ſeyn erachtete, daß derjenige, welcher durch ein neues Lehen 
feinen äftern Grubenrechten ſchaͤdlich zu ſeyn geglauber, folcher in denen 
laut gen Areicul der alts Hürtenbergijchen Bergwerksordnung vorgefchries 
benen zwey Monaten darwider protefliren wuͤrde, oder folle 5: wordurdh 
ſodann erfolger it, daß nicht allein viele uͤberfluͤßige, und deuen diteren 
Schensgerechtigkeiten präjudictrliche Gruben ganz ehnvedenklich verliehen, 
und aufgeſchlagen, fondern auch die Gewerken, und Beſitzer der aͤltern 
Gruben zu Proteſtationen gezwungeuermaſſen verleitet, und in viele Pros 
ceße, auch andere groffe Unkosten unſchuldiger Weife verwicklet werden; 
alfermallen bishero der ſchaͤdliche Mißbrauch geweien, daß derjenige mig 
einer Älteren Gruben anramend oder benachbarte Gewerf, welcher niche 
in Zeit der zwey Monaten wider einen ſolchen neuen Aufſchlag proteſtiret, 
und den beſorglichen Nachtpeil mit einer Schinncharten erwiefen hat; 
nach Berflieffung folcher Zeit die Gerechtigkeit feines Älteren Lehens wit 
der jungen Gruben zu theilen, oder gar zu üderlajfen hat, gehalten wers 
den wollen. - 
Es iſt aber diefer Unfug noch weiters hinaus getrichben, und fa 
gar in jenen Fällen eine Proteſtation öfters Llos zum Umtrieb eingewens 
det worden , wann des proteflirenden Gewer'ens feine ältere Gruben 
entweders bereits ausgehauet, und nicht mehr Bearbeiter, oder nur mit 
7 Klafter fogenannten Lehen ohne jemaligr weiterer Bearbeitung lediglich 
mit Thür, und Banden unterhalten, oder aber von dem Neuſchurf fo 
weit ent/ernet ware, daß die proteftirende Gruben, wegen einer gar zu 
weiten, und öfters fih mehr als auf 2000 Klafter ausftrecfenden Entles 
genheit, mit ihren Bau niemalens hätte dahin gelangen, weniger aber 
den wegen der ewigen Gänze vorgefhägten Nachtheil beforgen koͤnnen. 
Wodurch dann viele Gewerfen entweder aus Muthwillen, odee 
aus Proccpbegierde mie Verjplitterung der Zeit, und Unfojten nothge⸗ 
drnugener Meife in die ſchadhafteſte Diechtsführungen unfchufdig einges 
flochten, um ihre Grubenrechten gebracht, und ſomit der Unfrieden zwis 


ſchen Gewerken, und Gewerken recht gefliifentlich unterhalten worden iſt. 

Damit aber dieſen unfugſamen, und mehr anderen ſchaͤdlichen 

Zumuthungen, Fuͤrgaͤngen, und uͤblen Auslegungen in Zukunft vorge⸗ 

Wer in Hüttenberg, bogen werde; 
Moßinz, und Loͤllin 

—E —* So ſetzen Wir, daß derjenige, welcher zu Hüttenberg, Moßing, 

ben mil, fol diefe und Loͤlling, eine Gruben aufjchlagen, und belebnen will, der folle folche 

PR N annech, wie von Alters bero, von dem Vergrichter u Hüttenberg em⸗ 

fanaen, und das Ort pfangen, und ihme das Dre feines Begehrens, wo er nemlich anfigen 

—— mit will, mie Namen nennen und anzeigen, fodann ſolle das zu Schen em⸗ 

melihes duch deal pfangen wollende Ort, ſamt denen anrainenden Oruben im Scherm, 

marfieer auf er Be, und Sohl durch den geſchwornen Marffcheider, auf Unkoſten des 


sommen, und mann 
es als ein Gruben⸗ Leheus⸗ 


für dag Herzogthum Kärnten, IT gegen erfunden wirb, 

von dem Bergrichter 

Lehenswerber aufgenommen werden, auffer es wäre ein frifches unver⸗ verlieben werden fole 
bautes Gebuͤrg, allwo fich feine Nebengruben befinden, in welchen Fall fol in Scerm un 


der Schünnzugsunfoften auch unterbleiben mag; und fo befunden wuͤr⸗ Seiger 40, einfolglich 
ın trcumterentia 


de, daß es ein Grubenlehen ſeyn kanu (meldes in Scherm 40, und in go giafter, und nicht 
Geiger 40, einfolglich in dem Umkreis, oder Führung go Klafter, aber mehr enthalten. 

nicht mebrers haben folle) ; fo hat ihme der Bergrichter jolches zu verlei⸗ (olen In bne ernaen 
ben, die Stund anzımeifen, das Verliehene in das zu halten habende Protocol mit allen 
£cheng + Protocoll ordentlich mit allen Umftänden einzutragen, und foger Umhänben eingetra⸗ 
ftalten den Lehensbrief hinauszugeben; darbey Wir jedoch ausdrücklich Keinen in wuͤrkli⸗ 
verbotten haben wollen, daß feinem in wirklicher Arbeit ftebenden Berg her Arbeit Gebenden 
knappen eine Gruben auf Eifenjtein verliehen werden ſolle. ein Gruben auf 
| ſenſtein verliehen 


* | | ' werden. on 
Wo aber entzwifchen zwey allzunahend beyfammen ftehenden Grus " Wann dieso Llaf⸗ 
ben, obige Örubenmaaß der go Klafter im Umfang auf dem Tag nicht Daaf am Kapniam 
ganz, wohl aber in das Gebuͤrg hinein Lingft in go Klafter fich zeigete, wohl aber mach * 
ſo ſolle ohngehindert, und ohne Nachtheil der nebenſtehenden Gruben, Kali a Bebürg 
gleihwohlen eine Gruben nah Vorſchrift, und Verordnung des Liten ne, feolle ungehindert 


Articuls verlichen, und aufgefihlagen werden können, damit die eble Got⸗ Pr verlie⸗ 
tesgab am Tag, und zu Nutzen gebracht werde. Mn 


Der fünfte Articul. 


Und weilen fich in diefem Bergwerk , ob dene fehr viele Irrun⸗ Die ewige Gänge 
gen, und Zweytracht ergeben, daß nemlich die Gewerken in ihren Gru— il 200 Klafter 
ben die Rechten in die ewige Gaͤnze an das Gebürg ohne Unterbruch zus eine @ruben, bielrs 
ftändig zu ſeyn geglaubet, weflentwegen fie auch denen anderen, weiten, Ziel erreihet , dig 
und wohl auf 2000 und mehr Klafter eutlegenen Gruben die Belehnung ae bung 
durch die im gten Articul der alten Bergwerksordnung verordnete Protes 


ftation zit verbinderen ‚und den dan abzufchneiden gefucht haben. 


Als befehlen Wir, daß anſtatt der bishero übel ausgelegten ewis 
aen Gänze feiner Gruben eine längere Strecken, als pr. 200 Klafter 
dire&te in das Gebuͤrg weder dermälen wuͤrklich zuftändig ſeyn, noch 
kuͤnftig verliehen werden folle, | 


Mann ei 
zum Sall nun aber ein, oder andere Gruben, das verliehene das Siet Kr un 


Ziel fchen erreicher hätte, oder über kurz oder lang erreichen, und weitere Safer In ons 2% 
fortzubauen Luft haben würde, fo folle der Innhaber derfelben bey dem weiters forttubanen 


Bergrichter um weiteres Lehen anfuchen, und ſodann durch den geſchwor⸗ guf binee 7 do fole 
nen Miarkfcheider, fomohl das betriebene Feld des Anfuchers, als auch meiteres Leben anfor 
die am Fürfts&oßl, und Scherm anrainende Gruben auf des anſuchen⸗- ben , biernach bie 
den Öewerfens , als Lehenswerbers Unkoſten verfchännen, und verzogen Fheiber (am Denen 
werden, bienach aber der Bergrichter gleichwohlen, foferne noch -fowiel, anrainenden —XF 

B 2 :0d aufgenommen , un 

ur | oder dep erfundenen noch 


12 ; I. Bergordnung 


umberliebenen, en oder wann auch weniger unbelchntes Terrain uͤbrig wäre, in ber nemli⸗ 
erichtiiche —5— chen Stund, und zwar præferenter fuͤr einen anderen neuerdings 100 
buns ertheilet wer⸗Klafter zu verleihen ſchuldig ſeyn, und wann dieſe 100 Klafter ihr Ziel 
en. wiederum erreichet haben, fo mag auf die nemliche Art die weitere Be⸗ 
vegie folche weiten lehnung in allen derley Fällen, erfolgen. Worbey fich aber von felbften 
ann durch andere verſtehet, daß eine folche weiters verliehene Strecke durch andere Gruben⸗ 


ĩ 
Rechten Stollfaͤhrtig Rechten Stollfaͤhrtig durchfahren möge, 


durchfahren. 
Der ſechſte Articul. 


Was bey Verlei⸗ Wann ein Neuſchurf, oder alt s verlegenes Gebaͤu verliehen 
Bun — Re wird, fo ſolle innerhalb 3 Tigen in Mittelpunct deren verliebenen Rech 
verlegenen Bebdu zu ten das Mundloch mit Koch, und Stempel aufgericht, und eingenommen 
fe Srepungau werden, wo anfonften folches als wiederum für verlegen gehalten, und 
genieſſen. einem anderen verliehen werden kann, jedech hat eine Gruben, welche ſo 

geſtaltig eingenommen wird, 3 ganze Monat Freyung zu genieſſen; 
ſodann aber ſolle ſolche ohne Verſchub mie Arbeiter beleget, und unters 


halten werden, widrigenfalls wiederumen in das Freye verfallen ſeyn. 


en henien Es ſolle aber zu denen 3 heiligen Feſien, als Weihnachten, 
nacten, DOfern und Oftern und Pfingiten 14 Täg vor, und 14 Taͤg nach feine Gruben vers 
Aiinsfen Gbe liehen, noch dieſe 3 Ferienszeiten, unter obige 3 Freyungsmonat vers 
feine Gruben verlies ftanden, und gezaͤhlet werden. 

en 


| Der fiebende Articul, 


. Was für Verleis Wer eine alte Gruben empfangen wollte, und fagt, es haͤtte fi 

—A verlegen, der andere aber ihme ein ſolches nicht geſtuͤnde, ſo ſolle die 

Weiſung zu bevbachs Weiſung dem Begehrer in 14 Tagen auferlegt, und dem alten Gewerken 

un! feine Gegenweiſung auch in bemeldter Zeit zugelafen werden. Und jo 
der alte Gewerk erwicje, daß jeine Öruben nicht aus feiner Schuld, fons 
dern durch Untreu, Machläßigkeie, oder gar Vosheit ker Arbeiter nur 
um 14 Täg länger, als 3 Monat mit Arbeiter unbelegt gelaffen worden, 
fo folle dem alten Gewerken feine Gruben gelaffen, der Echuldtragende 
Arbeiter aber gemeffen gejtrafer werten. 


* —eãe—— Wann aber eine Gruben länger, als wie obenbemeldt, unbears 
ungenrbeitet gelaffen beitet gelaflen worden, cs geſchehe demnach aus Nachläßig‘rit des Ges 


wird, fo ſolle dieſe in ieſ iters; R 
Dad Zeche vertalen werfens oder Arbeiter, fo folle dieje ohne weiters in das Freye verfallen, 


feon. dahingegen aller Zeug, fo nicht angenagelt, wie auch das gebaute Erzt 
den alten Gewerken gehörig feyn, wie Bergwerkbsrecht iſt. 
Velche Gruben lan⸗ Die Gruben aber, welche länger als 3 Monat von der Arbeit 


Ele mie an, befreyet bleiben wollte, ſoll hierumen bey dem Bergrichter zu Huͤttenberg 
a ad die Anſuchung machen, und ihme die Urſach der längeren Befteyung vor⸗ 
UNE an ftellen, Wann 

ann 


für Das Herzogthum Kärnten. 15 


: Der DBergrichter 
Wann demnach befunden worden, daß felbe einer längeren Ber foße feine eben 


freyung wuͤrdig wäre, fo mag der ‘Bergrichter folche laͤngſtens auf 6 Jünger dann auf 6 
* freyen, und die Urſach der Befreyung in das Gerichtsbuch ein; Monat freven. 
ſchreiben. | | 


Der achte Articul, 


Wann ein Gewerk feine Gruben bey den in der Mitte, deren ‚Dann ein Bewer 
links, und kechts über, und unter fich befindlichen Rechten aufgefchlages Fa an Kinfe je 
ven Mundzimmer einzubauen nicht für gut befünde, fondern an emem rechts , uber, ober 
anderen Drt, in denen nemlichen Grubenrechten,, um feines befferen Nu— unter fa) ‚in feinen 
Gens willen ein Mundzimmer aufzufchlagen , und eine. Fahrt vorzubauen zimmer auffhlagen, 
verlange, folle ihme ſolches (wann es ohne Schaden, und Ge-ahr feines Und le dhms 
Mebengewerfen befchehen kann) ohnverwehrt ſeyn, jedoch ſolle ſolches dieſes unverwehrt . 
dem Berggericht zu Verhuͤtung aller Irrungen, Gefaͤhrden, und Schaͤd⸗ berfeibe A seoch 
Iichfeiten angezeiget , alldorten fleißig protocolliret , das Kraft fechiten der Mitre ein Pund- 
Articul in Centro der Örubenrechten aufgefchlagene Mundzimmer zu jeder: Amer d mis zdur 
manns Wiſſen, und Richtſchnur mit Thür, und Band gebuͤbrend uns up feiner Rechten zu 
terbalten, und niemalens abgelaflen werden, wo widrigens die Mechten unterhalten. 


foicher Gruben verfallen, und erlofchen ſeyn follen. oo. 


Der neunte Articul. 


Diejenige Gruben aber, welche nur als Schermgebaͤu zu einer, Die Schermgebdu 
bearbeiteten Gruben belebnet, und aufgeſchlagen worden ſeynd, koͤnnen geiagen ohne Dirbeit 
ohne Arbeit gelaffen , and nur blos zu jedermanns Machriche niit Thür, Thür und Band uns 
und Band unterhalten werden; jedod) kann nichts anderes für ein Scherm⸗ HEihalten merben un 
Gebaͤu angeſehen, zugelaffen, noch geftattet werden , als allein jenes, Schermbau su bals 
welches in Linea parallela neben, ob, oder unter der bearbeitenden Gru⸗ !- 


ben in gleicher Stund mitlaufet. 


Uebrigens follen alle Gruben, und geben, welche nicht Scherms Ale uͤbrige @ruben, 

god ſeynd, oder auf gleich» Vorderührte Arc nicht. ſeyn koͤnnen, nach mann jcbe — 
erflieſſung der 3 monatlichen Friſtung mit Arbeit beleget, und unterhal⸗ unbearbeizt bleiben, 
ten werden, widrigenfalls, wie vorbemeldt, in das Freye verfallen feyn, fallen in das Stege. 


Der zebende Articul. 


Nahdeme am Erztberg vor Augen liege, daß fchon vor Alters, Wann eine alte 
noch mehrers aber in leßteren Zeiten ‚. ungeacht deren in der.alten Berg» Ne 
werfsordnung dießfalls enthaltenen ganz klaren Maaßreguln, die Gruben ben über das Kreu 
nahend aneinander verliehen worden, und dermalen nicht mehr füglich —A AM 
auseinander gefhieden werden fönnen, die daher wegen Verweilung in zungein Erjt erfinde, 
der Arbeit, und Austrag, auch Unterfuchung des Erzt entfprungene ie HT 

B3 Zyey⸗ dene 


14 I. Bergordnung 


iebeilen « Jedem sur Zweytracht, und Gefährden aber, fo viel möglich ab;ufchneiden erforder, 
derachulte jedoch, lich ſeyn will; 
ber der Erfinder, iu Als jegen Wir, daß, wann eine alte Gruben, mit einer anderen 
N ——— auch alten Gruben, deren beederfeitiges Alterchum weder durch Verlei⸗ 
Sirderniß_nerfzaft, hungsbrief, noch durch Protocollen zu erweifen iſt, über das Kreuz gehet, 
burn 3 abe, be cine davon entweders wegen fürzerer Strecken, oder wesen färkerer Be⸗ 
Puzlesuig destinien legung geſchwinder überfreuziger , und in foldher Ueberkreuzung ein Erzt 
u yes erfindete, das erfundene Erst nicht allein dem Erfinder, fondern auch dem 
niften haten foie. andern alten Mitgewerfen, in fo lang die Grubenrechten vermifcher ſeynd, 
zur Helfte zuftändig feyn, und gelaffen werden ſolle: maſſen beyde alte 
Gruben auf das in der Ueberkreuzung treffende Erzt, ein ganz gleiches 
Recht haben, jede Gruben auch auf dem Bergbau das Eeinige verwens 
der bat, und ungewiß ijt, ob einer, oder der andere ebender das Erzt er⸗ 
fchrotten werde, j 

Mir wollen demnach zu Hindanhaltung alles Zweytrachtes, und 
zu Gleichjegung der gleiches Recht habenden alten Gruben, wie nicht wer 
niger zur Erhaltung beiferer Freunds und Nachbarſchaft hiemit verordnet 
haben, daß der Gewerk, welcher das Erzt in der Ucherfreuzung erfuns 
den har, feinen Nebengewerken ſolches andeuten folle; Der Erfinder hat 
demnach zwey, der andere aber nur cin Theil von dem in der Ueberfreus 
zungsmaaß anftehenden Erzte gegen Bezahlung jeden Theils, nad) obiger 
Proportion baltenden Knappen, und anderen dießortig fich ergebenden ' 
nöchigen Grubenbau, und Zimmerfoften zu genichlen, wohingegen dee 
Erfinder feinen Nebengewerken ſolches Erzt bey feiner Gruben fo lang 
ausförderen zu laſſen fhuldig feyn wird, bis er fich felbften Foͤrderniß 

affet. ' 
“ Damit aber in folder Erzteheilung, Bansoder Zimmerungsfos 
ſten fein Betrug, Gefaͤhrde, oder Vortheilhaftigkeit von einem Gewer⸗ 
Pen, oder Arbeiter gegen den anderen ausgeuͤbet, fondern in allen die 
Gottliebende Gleichheit, und fomit der gefegnete Fried beftändig erhalten 
werde, jo jolle von beederjeits Gewerken, ein taulicher Arbeiter, dem 
Berggericht für einen Huttmann zu vorbefageem Ende vorgeſchlagen, fols 
her nach Vorſchrift des Zten Articuls in die Eidespflichten genommen 
und in allen deme genau nachzuleben , fchärfeft aufgetragen werben. 

Wann aber der andere in feiner Strecken zurückgebliebene alte 
Neben-Grubengewerk mit jenen Bau ebenfalls in dte Ucherfreuzung ges 
langer, und jich ſelbſt Foͤrderniß verſchaffet, mithin die Ausförderung 
durch dcs anderen Gruben nicht mehr noͤthig bat, fo gebührer, wie obs 
gemelt, die jeder alten Gruben zuftändige Helfte, 

Es folle aber der Huttmann, auch in folhem Ball, feiner Pfliche 
nicht vergefien, fondern beſtaͤndig die Gleichheit in der Erzttheilung bey 
einer Gruben, wie bey der anderen zu beobachten, und alle auch nur ans 
fcheinende Gefährden abzuwenden emſigſt befliffen ſeyn. 


Der 


Für das Herzogthum Kärnten, 15 
Der eilfte Artieul, .. 


| Ob zwar einer jüngeren Gruben durch eine ältere Gruben Stoll⸗Wann eine jäingere 
fährtig durchzubanen unverwehre ift, ſo kann doc) ſolche jüngere Grube, durch einer älteren 

b de Erzund Grub Grubenrechten Stolls 
das in der Durchkreuzung erobevende Erzt der alten Öruben weder ans fährrigdurcbanet,n. 
fprüchig machen , weniger benehmen, fondern wäre vermoͤg aller‘ ‘Berg: in ber Me her kreciung 
rechten gehalten, gegen Abfegung der Saamkoſt das erbaute Erzt, der At — 


aͤlteren Gruben zukommen zu laſſen. : . teren!@ruben ſolches 
. RRPRBPUFHRE aber gigen Erleaung 
Un aber auch zwifchen einer alt = und jungen Gruben Fried , und eines ‚Drittel Saas 

Einigkeit zu erhalten, fo. folle die jüngere Gruben der Älteren das in der Ja en, 26 
Ueberkreuzung erfundene Erzt eben aljogleich andeuren , dagegen die juͤn⸗ giar diefes nur in fo 
gere Gruben.für folche Anzeige ein Theil,. die ältere aber zwey Theil von Lang IM ati fen. bar 
dem in der Ueberkreuzungsmaaß ſich befindlich⸗ und anſtehenden Erzte, ben ſich felbſen Zöss 
gegen jeden Theils Proportion ſelbſt bezahlenden Knappen⸗ und Gruben— derniß verſchaffet. 
Zimtiierungsfoften‘, wie vor dein roten Articut beſchrieben worden, zu 
genieffen Haben, und folle die jüngere Gruben bdie dltere durch ihre. Gru⸗ 
benfahre, fo fang fid) die alte Gruben nicht telbften Foͤrderniß ſchaffet, 
dießortiges Erzt ausfoͤrdern zu laſſen, alıh nicht minder alles das, was 
in hiervorgehenden Articul dießfalls weiters ſtatuiret worden, gegen den... "um 


andern zu halten ſchuldig ſeyn. 
Wann ein Gewert/ 


Der zwoͤlfte Articul. 
hie zwiſchen 2 alte 


Wann aber eins oder andere aus denen Gewerken bieſe zwi⸗ oder smifiken * 
⸗ Ir f 1 . Ind. alt⸗ und jJungen Gru⸗ 
ſchen zwey alt⸗ oder zwiſchen einer alt⸗ und jungen Gruben gefegte Maaß, Fr — —* 


und Ordnung nicht beobachten, ſondern das Erzt zu Schaden feines Ne⸗ Maap, und Ordnung 


naewerfen für ein behalten, felb ni - nicht beob.ichien, Di 
beng für ſich all halten, felbes verfegen, verzimmern, oder I .. — 


auf was immer Art wiſſentlichen vertuſchen, oder auch nur die Anjeige surgsmaa erbauen 


unterlaſſen würde, derfelbe folle von dem Bergrichter ohne weiters ac, de Erst für fich ber 
ftattender Einwendung um 100 fl; unnachlaͤßig. geſtrafet, und daruͤder een 
noch feinen Nebengewer'en für jedes Fuder derfen ausgefoörderten Erzt, felbe (elle von dem 
zwey Gulden abzuxeichen executive gehalten werden, ee us 

' " u Et befestders bejube 


. let werden. 


”. 

si * 
LS 

» % 


Der dreyzehende Arricul, ü 
Die junge Oruben 


edetzei Iebeigene an eine huige Gruben sie ältere an ihren Rechten Eu dur die ale 
jederzeit ungefränfe laſſen, die alte hingegen ift die junge durch ihre Maag Grubenmask Ci 
Stollfaͤhrtig ducchbauen zu laffen, allzeit ſchuldig. | Kehren unse flle die 
Bi A — in ehe 
224 Rechtenen raͤu⸗ 
— Der vierzehende Artieul. ‚gen. 
Wegen der Ueberſcharen , und in Hüttenberg fo nanuten Milten. Was ben Verlei⸗ 
egen der U genannten Miiren - 
haben ſich ingleichen viele Srrungen, Zweytracht und Haderchen eigeben He Ber —8 
u | Ä Ä | und 


— 


16 I, Bergordning —— 


bera n ey und zwar weilen in der Huͤttenbergiſchen alten Bergmwerfsordnung von feis 
werden fele. ner Mitte Meldung befchichet, dic Vergrichtere folche aber jedannoch vers 
lichen, fo bat man bishero geglaubet, daß cine folhe Mitte allen darein 
ftreichenden jüngeren Gruben, ohngeachter die Mitte auch ſchon vor Alters 


belehnet worden ift, nachzugeben, und zu weichen jederzeit ſchuldig wäre, 


Nicht minder feynd theils Mitten nur cin und anderen, fo es am 
erften verlanger haben, nicht aber allen anrainenden Gewerken, ohngeacht 
fich jelbe bierumen angemeldet, verliehen worden, 


Die „Gruben, fo Wir verordnen alfo, daß die Gruben, fo Hinführo empfangen wer⸗ 
Binfubro empiangen den, fo viel möglich in rechter Weite von einander angefeger und verlies 
gechter Weite von ben werden follen, damit Feine Weberfcharen, oder fogenanute Mitten 


einanbre angeſetzet gemacht werden. 


und verliehen werden. 
Allwo aber jedannoch wegen Lage des Gebuͤrgs, oder megen ber 
älteren Gruben, oder. einer anderen unvermeidlichen Urſach fogenannte 
Mitten gemacht würden; 


„Die Mitten Ken So ſollen ſolche nicht dem erſten Anmelder und einer Gruben 
—— aen allein, ſondern allen jenen anrainenden Gruben ‚ welche ſolche Ueberſcha⸗ 
anrainenden Gruben, von formiren, miteinander verlichen, und fo, wie vor bey denen uͤberein⸗ 
nie ander in das Kreuz ftreichenden Gruben anbefohlen worden, in der Arbeit 
ben, ur.d bep darin» gehalten werden : nemlich der Gewerk, melcher in folch gemeinfchaftlich 
—A ers verlichenen Mitte ein Erzt erfunden, folle ſolches feinen Mitgewerfen 
Art 10 & ır. wesen andeuten, der, oder die Mitgewerken follen demnach ein Drittel, dee 
deren m bad Are Erfinder hingegen zwey Drittel hievon zu genieſſen baben, jedoch folle der 
Be orden Erfinder das Erzt bey feiner Gruben ausfördern zu laffen, die Mitgewers 

cobactet werden. Pen aber, wie eg fid) von ſelbſten verfteher, nicht allein den dritten Theil 

Erzterbrehungss fondern auch Örubenzimmerungstoften, in fo weit zu 
Ausförderung diefes Erzts die Fahre, oder Strecken gebraucher wird, 


beyzutragen ſchuldig ſeyn. 


Wo eine Mitten Und weilen Mir benachrichtiget feynd, daß aus Unvorſichtigkeit 
Kennen falle deren Bergrichtern nichreren Gewerken einerlen Mitten, zu ungleicher 
enet, was oben anbes Zeit verlichen werden, wordurch dann, da fich jeder feines Bergrichter⸗ 

blenmorten , ũchen Lehens zu betragen verlanget, nichts als Irrung und Stritligkeiten 


falls beobachtet wer, 
den. erfolgen koͤnnten; 


So befehlen Mir, daß jene Gewerken, welche dergleichen Vers 
leihbrief über einerley Mitten würtlich in Handen haben, es mögen folche 
Mitten bearbeitet ſeyn, oder nicht, wegen Erfindung des Erztgenuß, 
deffelben Förderniß und Koſten, auch das nemlihe, was Wir oben ftas 
tuiret haben, beobachten follen, 


Solche 


für dag Oerzogthum Kärnten. u ii a we 
Solche verliehene Mitten follen demnach feiner jüngeren Gruben 8 on 
u weichen fchuldig , fondern ihres Lehenrechts zu gebrauchen, und das ſungern Gruben 3 
Fa ‚befindliche en in n ſo weit ſ * die Mitten erſttecket, auszubauen weichen ſchutdig ſeyin 
efugt ſeyn. | Eu 


Allwo fich aber e ein umoerliefenes Ort befinde, fo am Tag nicht, Mann ein Terrain 
wohl aber in den Gebuͤrg längft mit 40 Klafter die ftaruirte Grubenmaaß ben do Slafser ins Ges 
von 86 Klafter in Scherm und Seiger faſſete, und ſolche von denen an⸗ — 
rainenden Gruben als eine Mitte angegeben und belehnet werden wollte, Atubenmaaß 
fo ſolle ſolches für feine Mitte, . ſoudern für e eine Grubenmaaß angeſehen er, IR Dies * 


ne Mitte, fonder 
and gehalten werden. für ein Orsbenmauß, 


anzuſehen und zu 
Und: wann ein dritter Gewert eine Gruben i in ſolchen Ort aufzu⸗ en, meliher Ders es 
—* le eh es verliehen ‚ jedoch auen —R Gruben⸗ — 
gewerken folder Belehnung beyzutretten, und zu gleichen Thailen mitzu⸗ gleichen Theilen baps 
bauen zugelaffen werden, ’ | Aunreiten befugt ſere 


oo Wann aber die vollkommene Grubenmaaß der go Klafter von 
Tag binein in Gebuͤrg längft in 40 Klafter nicht, fondern allererft hinnach 

mit mehreren Klaftern erreichet werden kann; ſo ſolle das Berggericht 

denen -autajnemden Gruben folhes Ort, als eine Mitte, und keineswegs Die Titten, alte 
jemanden darauf eine Gruben zu verleihen befugt ſeyn; diejenigen. Mitten gen, ner — 
aber, ſo nicht über Ss Klafter betragen, bedarfen keiner Belehnung, fons Belehnung, ſondera 
dern ſollen auſſer dieſen denen anrainenden Gruben zu bearbeiten überfafs follen auſſer Diefer 


denen anrainenden 
fen werden. He 


Der funfchende, Articul. 


So ſolle ir Bergg * kunde € Gruben, Laufı Unfoften des ans a 


ſtichenden Theuls ohnbedenk ch verziehen laſſen, und daraus erſehen, ob —I uee * "feine 
ſich einer aus feinen Rechten ſchon würflich verfahren, und der anderen Btund jurüd gewies 


| fen, und die Gewerken 
Gruben am Erjt, oder in anderen Weg Schaden gethan habe. wegen des etwa bee 


Wäre nun die Ueberfahrung der Mäfferen richtig, welches Die Fochenen 23 
geſchworne Schuͤnncharten zeigen muß, ſo hat das Berggerichtaͤmt fels Werden, 
ben alfogleich iin feine Stund und Mäfferen zuruckzuweiſen, auch zu Ers 
ſpahrung weiterer Unfoften wegen des befchebenen Schadens die Gewerfen 
gütlich zu vereinigen, in Entſtehung deſſen aber mit Rath des Diarkfcheis 
der und deren Gefchwornen;, duch nach Befund mit Zuziehung einiger uns 
partheyiſcher und Bergverſtaͤndiger Radmeiſtern den beſchehenen Schaden 
ohne weiteren auszuſprechen. 


Beckmanns Geſetzze IL. Theil, & Waͤr⸗ 


— 


I, ergordni W 
Seferne aer der! B g d ing 


——* ae Wäre aber der Schaden nicht anderft, als durch Vernehmmg 
wtleut und deren Huttleuten und Knappen in das Klare zu bringen, fo follen die Hutt⸗ 

EaDpen DO RTALE leut oder Kappen , ohne auf fehriftliche Libell , oder andere fonft ger 

ollen Elbe allenfals wöhnliche Formalitäten Obacht zu haben, nach gewiſſenhaften Befunts 

—8 bie meRtulret von Amtswegen, uud allenfalls Juraro conftituiret, hiernach der befchehene 

Schaden ermeffen Schaden ermeilen und ausgefprochen werben, 

weiden. 


Das Beraggericht⸗ Und hat das Berggerichtamt hierinfalls weder auf Einwendungen, 


ei fol. en oder andere Aufjäg, wie ſie Namen haben, im geringiten eine Ruͤckſicht 
ringfte Weitwendig, zu tragen, weniger folche bey eigener fehwerefter Verantwortung zu geſtat⸗ 
delt verpatten, fon, ten, fondern diefes für eine Generalregul zu halten, daB das Factum, 
feige Befahrungex durch das alle Tag einfahren fönnende *Berggerichtamt, entweders ex 


io erheben. ofheio erhoben werden, Sönne , oder auf Auruffen einer: Parthey erhoben 
werden muͤſſe. u 


Bann das Tadtum Iſt nun das Factum erhoben und jemand fehlig befunden worden, 
a fo erfordert es die Villigfeit, das allgemeine Bergrecht, und des Berge 
E iR der feblige Theil gerichtamts vorzüglich beihmorne Schuldigfeit , den fehligen Theil allens 
es ei co auß feinem falls von Amtswegen aus feinem Fehler und weiterer lUebertrettung zu 
ben hetrettender fr» weifen, und wann dabey cine Bosheit, oder frevelhaſte Beſchaͤdigung 
zelbafter, Berbädi: des Beuachbarten, oder and) nur eine Machläßigkeit befunden worden; 
Deren aber neben neben Erſetzung des ausgetragenen Erit, von jedem Fuder (wie vor 
erfenung des wider⸗ taxiret) pr. zwey Gulden, und des weiters verurjachten Echadens. mit 
zei un usgetrane: einer empfindlichen Geld» oder Leibsſtraf zu beizgen ; und ſich hierin alls 
empfindlichen Geld: durch allerhand Ausflüchten oder Einwendungen feineswegs hinderen gu 
un geibeßraf zu bes laſſen. 


Die vom Gruben⸗ Aus welchen ſich von ſelbſten ergiebet, daß derley vom Gruben⸗ 
a an Ber une Han und der unmittelbaren Bergwerksbeſtreitung herruͤhtende, In Facto 
Kreitung berrübrens Geruhende, in Ordnungen enthaltene Angelegenheiten zu Feiner Zeit ordine 
ae Ne procefluario erörtert, fondern nur die Gewerten felbft, oder ipre in Facto 


Ien zu Feiner Zeit or- informirte Bergwerksverſtaͤndige Beamte und Diener vor einen Berge 


a nario er⸗ werksverſtaͤndigen Gericht erforderet werden, 
mibgen Die Dr Und alles diefes verftehet fih, es möge die Grubenſtrittigkeit mit, 


fepn, oder nicht. oder ohne Durchichlag entftehen, dann entweders ift der Beklagte, oder 
klaabar fcheinende Gewerk durch den geſchwornen Schuͤnnzug gerecht, oder 
fehlig befunden worden? ft das erſtere, fo iſt ihme durch die bergrichter⸗ 
liche Beſfahr⸗ und Verziehung fein Schaden geſchehen, ſondern der Zwei⸗ 
ſel in das Klare geſelzet, hiemit Fried und Einigkeit zwiſchen denen Ge⸗ 
werken beybehalten. Iſt aber das andere, daß nemlich die Lieberfahrung: 
der Maaß, oder ‘Beichädigung des Mitgewerkens an Tag kommete, fo 
iſt der natuͤrlichen Billigfeit, ja der Öerechtigkeit gemäß, daß der Fehlige 
von dem ungerechten Genuß entfeßer, der Beſchadigte befriediact, auch 
für. weisen Schaden bewahret und ſicher geſtellet werde, 

“ Womit 


wi 


. — 4 . 5 e n* 
für Das Herzogthum Karntem. i9 
nn Woͤmit dann die Befahr⸗ und Verziehung in omni caſu enfiver _ Die Befabr⸗ oder 
ders von Anıtswegen, oder auf Anruffen eines Gewerkens vorgenommen rrllunein ren 
werden, unfer Landmiarffcheider auch Über dasjenige, was ihme Landes; cafı entweder ex of- 
fürftlicher Seits ex officio oblieget, auf allmaliges Erſuchen des ‘Berg: —— auf Anrufe 
richters zu Hüttenberg, oder eines Gewerkens fich jederzeit nacher Huͤt⸗ hach vorſchriſt der 
tenberg, Moßinz, oder Loͤlling verfügen, mithin in allem, was in der Zonung, Und neuen 
Markſcheiderey directe vel indirekte einfchlaget, nuͤtzlich, willig, jedoch nommen werden. un 
nach Vorfchrift diefer Ordnung, und der-neuen Transaction gebrauchen 
laffen folfe, weilen Unfere gerechtefte Geſinnung lediglich dahin gebet, daß 
dieſe Gefäße nur zu Behuf und friedfertiger Führung des Bergbaues, 
nicht aber zu Verhuͤll⸗ oder Bedeckung boshafter Abfichten, oder unges 
sechter Unternehmungen gereichen, follen, En 0 


8 


t 


Und wann auch durch derley Schuͤnnzug ein oder anderer-Gewerf ‚Meilen bierdurd 
in die Kaͤnntnuß eines benachbarten Erztsſtocks gelanget, aus welchem biemagd N Aa 
man bishero ein blos dem Mächften zu Schaden gereichendes Geheim⸗ gefüget, mithin auch 
nuß gemacht hat; fo wird hierdurch, und wann man die ehr 
deren benachbarten Grubenmaͤßen weiß, nur der unnoͤthige Grubenbaus ben wird. de vecc⸗ 
koſten verhuͤtet, niemanden aber ein Unrecht oder Schaden zugefuͤget, 

mithin auch Feine Urfach zu einer Beſchwerde gegeben, welchem es wah⸗ 

ret Ernftift, ohne Benachtheilung des Mitgewerfens fich lediglich feiner 

verliebenen Örubenrechten zu betragen. | 


Der ſechzehende Articul. 


Wann ſich eine Grubenſtrittigkeit ergebete, und durch den Schuͤnn⸗ Wann ein dem Ne⸗ 
zig erwieſen würde, daß cin Gewerk dem andern in feinen Grubenrechten anmen en Derur, 
wuͤrklichen Schaden zugefügee babe, welcher Schaden hingegen blos mit dem vorfhüsenden 
dem entfchuldiget werden wollte, daß der Beſchaͤdiger in guter Weynung —— 
geſtanden zu ſeyn, und nichts Arges vermuthet zu haben vorſchuͤtzet; — mei! con 
rare, nicht aber 
So mag folder Vorwand, mann felber aus denen Umftänden di, a macpung 
ohne aller Weiterung und Umtrieb für zureichend ermiefen werden kann, (brechen. „106, 
wohl von der Straf, nicht aber von der Erfeßung des zugefügteg Scha: - . m 
dens entſchuldigen; allermaffen es eines jeden Gewerkens Schuldigket - . . - x 
erforderet, aufdie ihme verliebene Grubenrechten felbft Obacht zu tragen, ed 
und das Abfchneiden nicht zu überfahren, und falls in einee Gruben ein te in die benach⸗ 
Erzt erfunden wird, welches fich über felbe in eine andere nebenfteßeude —— — 
Grubenmaaß und Rechten laͤnget; fo befehlen Wir,-daß ſolches dem be⸗ —*— von einem Ges 
nachbarten Gewerken um fo gewifler angezeiget. werde, als ohne. dem. keis freunde neEn 
vier fette eigene Grubenrechten überfahren darf, und mithin boͤchſt unbillig dudeuren , und gegen 
umd unverantwortlich wäre, daß wegen einer foldjen unnachbarlichen Ver⸗ ng ber Kos 
ſchweigung die edle Gottesgab zn Schaden des Mebengemwerfens in Berg laffen. ix 
verborgen. und ohne Frucht gefaffen werden follte, wobingegen sine ſolche 
freundnachbarliche,. bafd dieſen, bald jenen Settefende Cröfinig * 
ee 2 anget, 







“ 


20 1. Bergordnung - 


nußet, und dem andern nichts ſchadet, warn der Nebengewerk, deme fols 
ches angezeigte Erzt oßne das zugehörig ift, aus feiner Gruben darauf zu 
bauen, und folches zu Guten dringen mag. 


So lang aber der benachbarte Gewerk zu folchem angezeigten Erg 
durch feine eigene Gruben annoch Peine Fahrt har, folle der anzeigende 
Nebengewerk ſolches ben feiner Gruben gegen Beytragung der Zim⸗ 
merungs⸗ und anderer Koſten, in ſo weit die Grubenfahrt gebrauchet wird, 
indeſſen ausfoͤrderen zu laſſen ſchuldig ſeyn. 


Der fiebenzebende Articul. 


Ale Gruben, die Weilen der fuͤnfte Articul der alt⸗Huͤttenbergiſchen Bergwerks⸗ 
—— ordnung, Kraft welchen ſieben Klafter ein Lehen ausmachen, ganz irrig, 
hen, aber nicht bear- und Übel dahin ausgeleget worden, daß man ſchon genug zu ſeyn geglau⸗ 
acer DE BERÜRER bet har, warn eine Gruben belehnet, mit Thür und Band eingenommen, 
Musnehmung der auf firben Klafter eingetrieben, fodann aber meiftentheils beſtaͤndig unbes 
Schermgebäu in das arbeiter gelaffen worden, welden Unfug, und daß die fieben Klafterichen 
se “nur lediglich die Maag bedeuten, die Gewerken felbften erkennet, und 

dahero viele von denen unbearbeiter geflandenen, einfolglich für fich im 
das Freye verfallenen fogenannten fieben Klafterfehengruben commifbons- 
liter aufgelaffen haben; 


Als beſtaͤttigen Wir nicht allein folche Auflaffung , fondern vers 
ordnen auch, daß alles, mas ſchon belehnet ift, oder künftig als ein 
chen uͤberkommen, darauf aber nicht in beftändiger Arbeit erhalten, oder 
mit Beybringung genuggamer Urfach bey dem Berggerichtamt gefriftet 
wird, in das Freye verfallen feyn folle, | . 


Bon diefer Generalregul aber wollen Wir die Schermgebdu und 
Meberfcharen, oder fogenannten Mitten ausgenommen haben, Be 


Der ahtzehende Articul. 


Bon Durchfall, Ergebete fih, daß ein Durchfchlag in eines andırn Gewerkens 
a vabepan Gruben wiſſentlich, oder aus Unvorfichtigfeit gemacht würse, oder we⸗ 
j gen Werter gemacht werden müßte, fo foll feiner weiter, als daß ein Licht 
darducch gefehen, oder qereicher werden mag, eröffuet, alſogleich aber 

dem Bergrichter die Anzeig davon gemacht werden; welcher ſodann nebſt 

den Schuͤnner und Geſchwornen Hey beeden Gruben, allwo der Durch⸗ 

fhlag gemacht worden, einfahren, bejichtigen und erkennen folle, ob dies. 

fer in feinem Stand verbleiben, oder wiederum verſetzet, oder ausgeweitet, 

werden felle, damit entweders der Nothdurft vorgeichen, oder aber Schas, 

den und Gefahr vermieden werde; wo in übrigen Unſere Vorfchrift des, 

sten Articuls ohne deme alfo deutlich, Geſatzgebig und —E 

he 


für Dag Herzogthum Kärnten. — 


theſchaffen iſt, daß bierdurch jomebt das ee n — — 
ine Zug feinen Zweiſt machen kaun. Sch FE 
f ya zit [) blue 


Der neunjehende Articul, j EEE 20 


Wann. die "Gewerfen zwey, drey oder mehr — u a ini iR 
— ‚oder gar init ihren Rechten inginander verwickiete Gruben. zu⸗ An 
ſammen vereinbaren ‚ und zu Erfpahrung vieler Unfoften, : auch- Holy umd Kebten -vernidlere 
Zeit, ein Stoplen auf gleiche Saanıfoft mit einander bauen, und ihre Ger an Jan Pr dh 
xechtigfeiten dazanf-fürbringen, Auch mit einem Huttmann Inhalten wol: Karen mollen, 0 Lin 
len; fo können fie ſolches thun, jedoch muß dieſes zu Berhuͤtung aller men fie a thun. 
Gefaͤhrde dem Berggericht angezeiget, und die Mundzimmer deren ver⸗ 
einbarten Gruben, mit Thür und Barden gebuͤhrend unterhalten werden, 

Das Berggericht aber har die .fich', vereinbaren, wollende Gruben, famt 
Berenfelben Stunden nnd Mitten, in das ordentliche Gerichtsbuch einzu⸗ 
ſchreiben, den vorſtellenden Hutimaun, mit Abiegung eines koͤrperlichen 
Eides in das Geluͤbd zu nehmen, und die Gewerken zu Fried und Einige 


keit, auch guter Ordnung zu ermabnen und zu verhalten, 


Der zwanzigſte Articul. 


Wann einer Gruben von einer andern mit Wetter, oder Ab⸗Wonn eine Gruden 

bauung des Waſſers, oder mit Fordernuß geholfen werden kann, fo ſoll der andern — 
ter, Abbauung ber 

folches mit Vorwiſſen des Berggerichtamts geftattet werden, jedoch foges Waäffer, oder mit She 

ftalten, daß derjenigen Gruben, durch welche der Wetter⸗ oder Waſſer⸗ une au Hiufe kom⸗ 

noth abgeholfen, oder die Foͤrdernuß erleichtert, oder ein langwuͤrig, 

ſchwer und foftbares Seban verkuͤrzet werden will, kein Schaden zuge⸗ 


fuͤget werde. 


Und gleichwie dann hierdurch einer Waſer Wetter, oder dor⸗ 
—— noͤthigen Gtuben ein groſſer Nutzen und Erleichterung zuwach⸗ 
ſen kann; 


Alſo wollen Wir Ps daß ſolches der — Gruben ohne aller Ge⸗ 
fahr, Schaden und Nachtpeil befcheben ſolle. 


Damit aber allen Schaden, Gefahr, oder wohl auch muthwilli⸗ 
gen, Sudringungen vorgebogen, und alle Umftände vorläufig wohl erwos 
gen werden ; | 


&o befeßfen Wir hiemit, daß eine ſolche Bewilligung nit ans. Die Gruben , 
ders beſchehen koͤnne, es ſeye dann vorhero ſowohl die Gruben, welche ——————— 
die Foͤrdernuß verlanget , als auch diefe Gruben; von welcher es verlans Wetter ‚oder Korderr . 
get wird, ordentlich und auf Unfoften des begehrenden Theils aufgenom⸗ ruß un wu u 
men, durch den. Bergrichter, Schünner,, Geſchworne, und allenfalls nes Anfuchers Unkes- 


auch andere Bergwertsverſtaͤndige er beangenfcheiniget , und be⸗ ſten 2 aufgenommen 


funden, ie nicht 


22 ' I, er: ha. is 

verſtattet werden, es ® gordnung >. ı 
Me dagn  Tunben, daß es der anderen Gruben ‚. oßne allen. Schaden, und Nach—⸗ 
Nebengerserten bes theil befchehen Eönne, oder der begeftende Theil für allen Schaben gut⸗ 
Scheben koͤnne. ftehe und geuugſame Eicherheit verſchaffe. 


Aufler deme , und Fa . a 
mem nicht alten Auffer dene aber, und wann nicht allen Schaden, oder Gefahr, 
— — en hogetost wie es Namen hat, genugſam vorgebogen zu ſeyn gezeiget wird, iſt keine 
Feine Gruben ſchul⸗ Gruben ſchuldig Foͤrdernuß zu geben, oder das Waſſer durch ihre Gru⸗ 
Dig Sörbernnf ae ben abbauen zu faffen. ' 36 
bauen zu laſſen. a ' . 
PR AR Welche Gruben aber auf berüßrte Art Foͤrdernuß geben zu koͤn⸗ 
bem ‚and adarfer bs nen, und Wafler abbauen zu laffen ohnſchaͤdlich befunden wird, 
laſſen wird, “ 33 2— 

—— der Gruben, Der folle von der anderen, welcher Foͤrdernuß, und Waſſerer⸗ 
(e püneekihicht ‚N feichterung befhießt, an der nörhigen Geſtaͤngfahrt, Zimmerholz, und 
mmerhei "und Zinimerſchuͤchten ‚and wäs ſonſten die Fahrt zu erhalten erforderet, zu 
Zimmerkblchten ein Huͤlf gegeben werden, was durch das SBerggerichtamt und andere ung 
macht werben, 9 parthepische Männer erfennet wird. | — 


Und alles vorange⸗ 


furtce it nur auf z Diefes alies aber verftehet fih nur auf ben Fall, wo zwey alte 
alte Gruben iu ver Gruben fich in vorberüßrten Umftänden befiuden, 
W ber ei 
* Bel: Waun aber eine alte Gruben ‚ weiche von Waſſer verteänfte Feld⸗ 
cabbauung bedürfs Srger oder jchwere Tragfaͤhrten bat, und folder Noth, durch eine alte 


tige Gruben Ach aus ſchon würtlich eingetrichbene Öruben nicht, fondern nur durch einen neuen 


Oruben nicht, {on von Tag aus cintreibenden Zubau abbelfen fanu , diefen Zubau hingegen 
hrung eimesneuen zu Erſpahrung der Unkoſten zu füpren unterlaffer, Ein anderer Gewerf 
Zubau, oder auseis aber cine neue Gruben auf eigene Unkoſten darunter eintreiber, durch 
ner ee TE welche denen vertränkten Feldoͤrtern, und der ſchweren Foͤrdernuß abges 


ben Hulf verichaffen hoffen werden kann; 
koͤnnte, und den Tau 
zu führen unterlaffet; 


So if Feine neue So iſt eine ſolche neuere Gruben nicht fchuldig anderergeftaften, 
Biuren ſchuidig gors das Waſſer abbauen zu laſſen, oder Foͤrdernuß zu geben, als daß jich die 
et Waſſer- und Fördernuß s noͤthige Gruben mit folcyer neueren Gruben wes 
ten, es (rardann, baS gen des aufgeloffenen Baukoſtens gebührend, nnd zufriedentlich abfinde. 
megen aufgelof- Fu 


‚fenen Yauunfofene Gegen einer ſolch antragenden billigen, allenfalls von Berggerichts 
—A abger Amt arbitrirenden Abfindung aber ift die neue Gruben fehuldig, auf obs 


berüßrte Art Foͤrdernuß zu geftatten, anch der Waſſer⸗ und MWerternorß 
abhelfen zu laſſen. 


Eoferne aber der Wollte aber einer ſich weder mit der neneren Gruben abfinden, 
HSunfverurftige DE noch ſelbſt einen Zubau führen, fondern die Erze und Felboͤrter aus Karg⸗ 
“neuen @irtben fich abs beit lieder vertränfter laſſen; | i 
finder, meder felbfien 


euen Bubau iuhtel, So ift der neueren Gruben erlaubet, mit Vorwiſſen des Berge 

«A 5 . - A 2 ..0 

en dem veriränigen Gerichtamts, unter ſolch⸗ vertraͤnkte Erzt und Seldörter hinein zu bauem,- 
und 


J 


für dag Herzogthirm Kaͤrnten. sg 


und das Erzt, ſo weit es von Waſſer vertränfet ware, auszubauen, und gie zubauen . ml 
k zuzueignen, wordurch dann die edle Gottesgab zu Nutzen gebracht, Si ed 
md der. vertränften Gruben der Vortheil: verfchaffee wird, mut. ihren Bau ausbauen. 
—* ohne Waſſerhinternuß fortfahren zu koͤnnen. F 

. Damit aber der das. Waſſer 3bbauende Gewerk wiſſen moͤge, wie · 
hoch das Waſſer aufgeſtanden? und wie weit er den Erzt nahbmien . . 
doͤrfte, auch aller: Stritt diesfalls zwiſchen denen Gemerken vermieden — 
11207 | En Ä — 

So befehlen Wir, daß das Berggerichtamt, auf Anſuchen des 
auf folshe. Art Waſſer abbauen wollenden Gemerkens einen Pflock, oder 
Eifen ebenſoͤhlig auf das Waſſer, wie es ſich zur Zeit des Augenſcheins be⸗ 
finder, in Gegenwart des vertränkten Grubengewerkens fehlagen, und, ' ‘ 
folches behärig.protoselligen file. ou. up ger el 


Der ein und zwanzigffe Articnk 


0: Ob zwar in dee akten. Bergwerksgednung Artic. ar vorſichtigſt Die-in der often 
aubefohlen. worden, daß theils zu Nöhelfusrg; der Waſſer⸗ und Wetternoth, ne a 
und thejls zu Unterſuchung des gejegneten «Erztberge , ein. Haͤupterbſtol⸗ Eintreibung anes 
ken augeleget, auf gemeinfchaftlichen Koſten gebauet, und zu’ allgemeinen Malkerifallens fr 
Nutzen interhaltew,. hieruͤber auch von Unſerem Landes⸗ Bircdom „und befolgt, gelafen Wars 
Obriſten⸗Bergmeiſtern in Kaͤrnten, wie auch. von. Unſeren fonft. darzu den. 
verordneten Amtleuten, neben denen Sahzburgiſchen die Obſicht getragen, 
ynd, was daruͤber vonndshen., die Nothdurft gehaudlet werden ſelle; 
Sdo iſt doch, wie alles uͤbriges, was in dieſer Ordnung heiſſam 
vorgeſchrieben ware, alſo auch dieſe wichtige Angelegenheit mit.der Zeit 
voͤllig auſſer Acht geſetzet, ja der angefangene Erbſtollenbau ſogar wie⸗ 
derum gänzlich aufs nud zuſammen gelaffen worden. | | — 
Machdeme aber dent Werk nicht anderſt, als zutraͤglich ſeyn kann, Weiter — 
wann der edle Erztberg auch in ſeiner Tiefe unterſuchet werde, weilen — 
ſelber noch an feinem Ort in einer Strecken über 300 Klafter eingetrier a rel 
ben, ‚emfolglidjem deſſen innerfiche Beſchaffenheit, und Eintaffimg der auderk, als zutraͤge 
Erzte,'in die Tiefe noch niemals unterſuchet, dargegen’ aber von denen Per ——— 
Gewerken groſſe Geldſummen auf lUebertreibung des dicken und tanben unterſuchet, und auf⸗ 
Vorgebuͤrgs aufgewendet, durch alles dieſes aber, die Hauptabſicht we: seichloflen werde =... 
der erreichet, weniger der aus einem Erb, oder Hauptſtollen Such Hei 
kreuzung aller Alaft = und. Gängen, dann wegen Steuerung theils Waſ⸗ 
ſer⸗ oder Wetteryorh, wie wicht weniger wegen leichterer Sördernuß vote 
feblihe Nußen, und Vortheil zu Date zu Stand gebracht worden; ne 
Als befehlen Wir gnaͤdigſt, daß auf Anlegung dreyer ſolcher So ſolle auf Anie 
Haupt oder Erbflollen’nemlichen eines von Moßinz⸗ eines von der Lolling⸗ gung Deener Haupt⸗ 
und eines von der. Hüttenberger Seiten feiner Zeit der zu allgemeinen Ich von ber Mppiter | 
Beſten, und zuVarewigung des Werks. abzielende Bedacht. genommen, Loiling⸗ und Hütten 


e 


⸗ 


01 Bergordniing:  " 


berger @eiten ber und aus einer A Proportion deren Werfgaden zuſammen fegenden gemeit 
—5 genommen ſchaftlichen Caſſa, welche jeden unempfindlich, der Nachkommenſcha 
elle als ein rechter Spiegel juruckgelaffen werden kann, gebauer werden 
olle. I nn 

cdoch nicht andert, - Meilen aber bie Anfegung deſſen bie größte Borfichtigfeie, und 
a af cr De vorläufige Aufnchnung des ganzen Erztberg erforderet, als wird hierzu 
nonmen ‚ in e ine erfi damals zu ſchreiten ſeyn, wann der ganze Erztberg durch Unſeren Kal 
and Hach ede ſerl. Koönigl. Landmarkſcheider accurat verzogen, und in eine ordentliche 


über gehaltenen ’BergsMappam gebracht, fodann aber in einer bey deu Berggericht hal⸗ 
FAR ar, tenden Hauptſeßion der Punck-zu jeden Stollens Aufichlag feſigeſetzet ſeyt 
fchläge mit reifer ue⸗ wird. * 


berlegung, und groͤß⸗ 
ter Vorſichtigkeit feſt⸗ 


eſetet werde Der zwey und zwanzigſte Articul. 
ee gufnchmende Wann ein Huttmann aufgenommen wird, fo ſolle biefer annoch, 


rggerucht vorge, wie VON Alters hero dem Berggericht vorgeftcher, und alldore mit Ans 
eier, und dafelök ruͤhrung des Staabs in das Geluͤbd genommen, anben aber ipme ſchaͤrfeſt 
Me eu ur aufgetragen werden, daß er jederzeit den Mugen feines Gewerken treu⸗ 
Sauldigkeit, Tre, lich, und fleißig beobachte , damit demfelben keineswegs zu Nachtheil ge) 
und SIE Derbalten rbeitet, feine Schüchten weder verfürzet, oder gar dusgelaffen, guted 
Scheidwerk gemacht, die Gänze nicht verfeger, und uͤberhaupts alles 
das, was.den Bergbau, und feinen Gewerken nuß » und dienfam if, 

auf das emſigſte zu Werk gejeßet werde. | | 


Damit aber biefed Damit aber diefes auch genau obferviret, und die äffenfatte in 
a tee Rn dem Grubenban fich dannod) ergebende Mängel erkennet, und ohne Vers 
baug erkennt, und ‚ng abgethan werden mögen ; Ä EEE 
abgetban werden moͤ⸗ en 

ko fole dem Ger So befchlen Wir, daß jedwederer Huttmann feinen Gewerken⸗ 
et eber bh oder vorgejegten Verweſer alls wochentlich am Samflag von geſammten 
Husimannale Sam; [einen unterfichenden Knappen ( wie es bey allen mit Ordnung bauendem- 
Nas PR ihr Bergwerken gewoͤhnlich) die verbrachten Schüchten einzulegen, und die 
Die verbramten umitändliche Auskunft, ob obiger Vorſchrift gemäß, alles genau befoi⸗ 
Schuͤchten eingeleget get worden, unausbleiblich zu erſtatten gehalten feyn ſolle. Wohingegen 
leut ggg, NIT dieſe feine Mühe, und Fleiß der Gewerf dem Huttmann für jeden 
IR en unter ſeiner Obſorg ſtehenden Knappen jährlich einen Gulden zu bezahlen 

verbunden ſeyn wied. 


er jede —— Welcher Knapp aber feine Schuͤchten nicht getrenlich verrichtete,: 


Knappen 30 fr. von jolle für jede verfaumte Schuͤcht dem Gewerken 30 fr. verfallen, welche 
en pongeld abzustes der Gewerk an deffen 2 fl. Poftgeld abzuzichen bat. 

Der nachldfig» und Welcher Huttmann aber entweder einen Nachlaͤßigen vertufchen, 
ungetreuen Huitien- oder fonft aus feiner Schuld den Gewerken zu Schaden fenn würde; Der 
Deprafung Auappen ſolle nicht allein allen aus feiner Schuld erweislid, entfprungenen Scha⸗ 

den dem Gewerken erfegen, fondern auch uach Geſtalt ber Sachen als 
ein 


für Das Herzogthum Kärnten. 5 


ein treuloſer, und pflichtvergeflener Diener abgeleget , und von ‘Berg 
gänzlich abgefchaffee werden; allermaffen Wir denen Gewerken gar nicht 
aufzublirden verlangen, daß fie einen nachläßigs ungeborfams oder gar 
treuloſen Huttmann oder Knappen in Dienften behalten follen. 


-Der drey und zwanzigſte Articul. Bein eisen? mies 


Nicht minder wollen Wir biemit ausdrücklich und ſchaͤrfeſt vers RT. 
boten haben, daß fein Gewerk, minder ein Huttmann, oder Bergarbeis weder von Dach, noch 
ter in eine fremde Gruben one Vorwiſſen, und Bewilligung deffelben ie die Bunde 
Gewerfen weder von Dach, noch in der Öruben durch die Durchfchlag öruben zu befahren, 
einfahren , und ihme eins oder anderer Geits , wie es Namen haben each — 
mag, einen Schaden zuzufuͤgen, ſich unterfangen ſolle. | ben in Berg unzufſi⸗ 

} en. 

Wann aber einzoder anderer Gewerk, Huttmann oder Arbeiter Bann aber jemand 

hierüber betretten, und eines dem Nebengewerken verurfachten Schadens Aigen betretiez 


überwiefen wuͤrde; | | 
| So folle der Uebertretter dieſes Gefages wegen des heimlichen „6 fie bieier mer 
Einfahrens; um. einen Speriess Ducaten, dann bey Veruͤbung eines Einfahren um © 
: Schadens diefen unablißlich abzutragen gehalten, und befonders von dem heran 1 
Bersgeriht, nach Maag feines Verbrechens , auch allenfalls wann die uhung She 
Umftände hiernach befchaffen, als zum Exempel wegen boshafter Zuſam⸗ dens aber ben 
menlaffung einer Fahrt, oder Feldorts an Leib, und Gut geftrafet, des a arii, ia 
Bergwerks verwielen, auch wohl gar dem Criminalgericht zur. Formirung ter beßrafet werden. 
des Proceſſes übergeben werden. | 
Der vier und zwanzigſte Articul. on 
Damit in Infunft nicht, ‘wie es bishero beſchehen, fchlechten „ep ante) Eee 
Sceidwerf von “Berg abgeführer , vergeblicher Fuhrlohn verurfacht, dep bierinnen ders 
ſchlechtes Raucheifen erzeiget, und vieles Kohl vergeblich verbreunse [pihrenber Nacläfr 
werde 5: © 0 0... | 0 on . ee DuNmanE 
Sco , ordnen Wir, daß die: Erztknappen das Erzt an Berg wog, er Mibeiter bar 
und fauber füheiden, den öden Berg N Stein ‚auch andere in der Schmoͤl⸗ (de. sehigtt 
zung fchädliche. Bergarten, als Klinger, Nochwand, Kälberzänd v. und 
dergleichen böfe, und ſchaͤdliche Gattungen, auf das befte ausfütten, die: 
groflen Stuͤf beſehen, noͤthigenfalls auffchlagen, und alfo überhaupt reia 
nes, und gutes Scheidwerf zu machen fich befleiffen follen ; Wo. aber 
ey · einem fehlechtes Scheidwerk gefunden würde, der ſolle nicht Allein das 
rit auf feine eigene Koften zu, uͤberkuͤtten angehalten, ſondern auch nech 
eſtalt der Sachen wegen feines Unfleiffes, und quch der. Hutemann we⸗ 
gen nicht getragener Obforg nebſt Erfeßung des dem Gewerken verurſach⸗ 
ten Schaden von dem Berggericht darumen befttafer werden. _ 


Beckmanns Befege I. Theil. wg 


s6. 1. WVergordnung : 


Der fünf und zwanzigſte Articul, 


Ah, Und weilen- bey dem Berggericht Hüttenberg ſchon von Alters 
oder fogenannte Erzt, Hero eine gewiffe Erztmaaß, oder fogenannte Erittruchen nach einen ges 
truchen wird fernerds wiſſen Staab in der Laͤnge, Weite, und Höhe zu halten gewöhnlich 
bin beogelaffen , folle . 
jedoch von dem Berg, WATE 5 | | 
und gehrafde As laffen Wir ſolche Maag, und Truchen annoch in ifren aften 
market werden. Stand verbleiben: wollen jedoch, daß diefelbe aufgerichte Maaß, oder 
Truchen von dem Bergrichter in Beyſeyn einiger Radmeiſter nach dem 
eigenen hierzu gerichten Kimentftaab, in der Laͤnge, Breite, und Höhe 
cimentiret, und fodann mit Unferer $andesfürfttichen vors und des Erztd 
ftife Salzburg nachgeftellten Wappen gehrandmarfer‘, ımd verzeichnet, 
mithin auch auffer diejer eine andere Erztmaͤſſerey gebrauchet werden falle, 


Der fehs und zwanzigſte Articul. 


arte Geding und Damit auch in Zukunft weder der Gewerk, noch der Bergarbei⸗ 
——— ter an Geding⸗Erzt⸗Kauf, oder dergleichen rechtmaͤßigen Berglehnun⸗ 
and von felbem ges gen wider Billigkeit beſchweret, in den ‘Berg aber ſelbſten cine propor⸗ 


banbbads werden. Fonirte Gleichheit bergeftellet werde; 
So ordnen Wir, daß hinfuͤran alle Geding , und Verläß vor 
dem Berggericht gemacht, und dafelbft eingefchrieben, darbey aber eins 
wie der andere Theil gehandhabt, und gefchüßer werden folle, wie ‘Berge 
werksrecht If, | . \ ; 


> 


Der ſieben und zwanzigſte Articul. 


ebfellung de (ar Ob zwar in der alten Hüttenberger /Bergwerksordnung in dem 
—— S ısten Articul ausdrücklich geſetzet worden, daß die Arbeiter nicht Mache 
haben follen, wenig, oder viel Trinferze zu verkaufen; Eo haben Wir 
doch mißfällig vernommen, DAB deme ganz ımd gar nicht nachgelebet, ſon⸗ 
dern die Bergfnappen entgegen diefes Verbotts, das unter waͤhrender 
‚ Ornben» Zimmerungszeit , aus des. Gewerkens Gruben ausgetragene 
Erzt , als ein fogenanntes Trinf s oder Sanberererjt ganz frey für ſich 
zufanmen zu flürgen, dem eigenen, oder einen fremden Gewerken zu vers 
faufen, und das davor twiderrechtlich eingelößte Geld noch mit Verfeye⸗ 
ar der weiteren Bergarbeit zu verzechen fich ſtrafmaͤßig unterfangen 
aben, | u en 
Da Wir nun dergleichen Mißhräuche und ſtrafwuͤrdige Webers 
Kettungen der Landesfürftlichen Gebot, und Verbotten keineswegs laͤn⸗ 
ger gedulden, fondern mit allen Ernſt abgeitellet wiſſen wollen ; " 


Eo befehlen Wir, daß dielesfogenannte Trink⸗ und Sauberererzt 
in Zukunft keineswegs mehr geſtattet, von denen all; täglich an Berg 
... - ' onimen⸗ 


für dag Herzogthun Kärnten. 47 


kommenden Gefchmornen , befonders darauf: invigiliret, von dem Berg⸗ 
ericht aber jener Knapp, fo ferners ein Trinferze verfaufer, für jedes 
—* um 2 fl. der Gewerk aber, fo dieſes Erzt von denen Knappen zu 
kaufen fich anmaffer, auch für jedes Fueder um einen Ducaten in Gold 
unnachläßig geftrafer, ſomit aber auf gänzliche Abftellung diefes dem 
Berg, und denen Gewerken ſehr fhädlichen Unfugs mit allen Nachdruck 
gebalten werden fole, | — 


Ettraf der diezfiu⸗ 
ligen Uebertretter. 


.* 
u‘ 


Der acht und ziwanzigfte Articul "Damit relpecu de⸗ 
Vergbaues alles Im 

| | j dieſer Orduung vor⸗ 

. Danmit alle Gruben am Erztberg ordentlich gebauet, geyunmert, f ER N 
und mit allen Vorrath verſehen, nichts gefährlich verfeger, die Kappen erforderlich > be 
zu ihrer Schuldigfeit verhalten, uud in Summia alles dag bewertet werde, Fr ohne BR 
was zu guter und bergmaͤnniſchet Wirthſchaft erforderlich ift; > bruch beobachtet wers 


i ſollen die Ge⸗ 


FE Pen . a En EEE SE ze Ze * d 
\ Go verordnen, und befehlen Wir ferners,. daß die Geſchwornen (more ſich täglich" 
täglich bald an diefem, bald an jenem Ort auf dem Berg fich einfinden, HN Serg einfuben? 
die Gruben befahren, auf alles, fo dem Bergbau beförderlich, ihr fleißige ſenem, bald an dies 
Obſicht tragen, uud wo Mängel vorhanden, folches alfogleich dem Berg⸗ en befabren f 
richter fowohl , als dem Gewerken, wie nicht weniger Unferem öfters Berge, 4 am Tag 
dahin kommenden Landmarkſcheider anzeigen ſollen, damit das Schädlidhe ib euigee Auffehen 
ohne Verſchub abgefteller, Sas Nühliche. aber veranlaſſet werden koͤnne. — 

| ebötde ohnve 


tenberg, und Unferem Landmarffcheider fo oft, und. mo es die Noth er⸗ und —— de 
forderet, am Berg eingefahren, bauptfächlich aber alljährlich einmal von doth erforberet, an 
denenfelben mit Zuziehung deren Geſchwornen, und Gewerken eine Haupt: Berg sin fahren, 
befaßrung aller in. ‘Bau fleßenden Gruben vorgenommen, und. hierüber be en abe$ 
die berggerichtlihe Hauptrelation an das Vicedomamt zu Frieſach, durd) Hauptbefahrung vors 
welches vermoͤg Transaction Fünftighin, auch die Manipulations⸗ und Finn ne 
Deconomiefälle ihren Zug nehmen mögen , abgegeben, von diefen aber Hanptrelation uns 
an Unſere Muͤnz⸗ und Bergweſens Hofdirection zu, Handen Unſeres in en 
Kärnten eigends beftellenden Kaiferl. Koͤnigl. montaniftifchen Repraͤſen⸗ user 
tantens, ‚oder Commiſſarii unausbleiblich erſtattet werden ſolle, (7) da⸗ 
mit Wir von Jahr zu Jahr das Ausfuͤhrliche erſehen moͤgen, wie die 
Ordnung, welche bisanhero groͤßtentheils auſſer Acht gelaſſen, uͤbel aus⸗ 
geleget, und fo zu ſagen faſt gaͤnzlich unterſchlagen worden, befolget 
werde. — — 


ı «BR 
Kiew ww + wir [wa zu D 


(7) IE niemals geſchehen. 


23 I. Bergordnung 
Der neun und zwanzigſte Articul 


VDann jemanden Wann jemanden durch die Berggebaͤu, oder Werfgaden am 
HN enden Grund und Boden Schaden befihieher, fo folle deme, fo Schaden bes 
befchiebet, (heben, ſolcher, wie recht und billig, vergütet werden, 

b Dis varımıen W ber di 

N ar 1 i t 
—— At BERIER unten, ann aber die Partheyen fich felbften hierumen nicht vergleichen 
den konnen: 3 

So folle das Bers⸗ So hat der Bergrichter famt denen Gefchtworuen, und zwey au⸗ 


—2X — dern ehrlich⸗ unpartheyiſchen Perſonen denſelben Schaden zu beſichtigen, 
Sitderi BE he und. gewiflenbaft, treulich und nach Billigfeit zu betheueren, auch darob 
——— are A —— — at nn u en Durakea 

9 2 Duciten ' en, der in folcher "Öefichtigung erkannte Betrag, bey zwey Ducate 
fol deiablen laſſen. Hoͤnfall baar bezablet werde, | 


Det die mu Der dreyßigſte Articul, 
DER Bergsericht vors Daß die Huttleut dem Berggericht vorgeftellet, und nach befuns 


let und in das Analichfeit i 
ko u om on denee Täuglichfeit in das Gelübd genommen werden follen, haben Wie 


den follen, ag oben in dem 22ften Articul allſchon maaßgebig vorgefhrieben, bey welchen 
Ir. 22. aüſchon maß: eg auch fein volffonmenes Verbleiben haben muß, 
gebig vorgei rieben. 


W b i * u ' 3 | 2 a . 
ausmärtiger frembee Wann aber ein fremder auswärtiger Knapp in die Arbeit aufges 


» aufsunhmen nommen werden will, fo ſoll folches nicht anderft gefchehen, als daß er 


ap { h 46 
porfommet,fo folldies ebenfalls dem Berggericht vorgeftellet werde, und mit einem Paßport 
Beragerichtvorgepel, erweiſe, wie, und wo er zuvor abgefchieden und fich verhalten habe, damit 


det, und ohne ermeits das unzlichtigs und feichtfertige Volk, fo nur zu Hadereyen, Rumor un 


eiden delbrbent wer MWiderfeßlichkeiten geneigt, oder gewohner ift, von dem Berg gaͤnzl 


den, damit das a-gehalten, ehrbar und tüchtige Bergleut angezieglet, und anmit Frieh 
—— — und Einigkeit, Gehorſam und Fleiß, auͤch gute Kuͤndigkeit in der Berg⸗ 
siel möglich von Berg arbeit für beftdudig eingeführet werde. 
abgehalten merde. 

Oeegleichen folle Wir gebieten auch desyleichen, daß fein einheimifcher Bergarbeis 


ie eg ter, ohne vorbringenden Raitzettul, in die Arbeit aufgenommen, noch 


shne vorbringa:den auch von dem Bergwerk ohne Paßport entlaffen, von dem Berggericht 
a eng, aber ehevor kein dergleichen Paß, oder Abfchied ertheilet werden folle, 


port entlafitn, von bis nicht von dem Gewerfen die Erfundigung eingehofer, wie der Abfches 
en "Berggericht abEE dende fich verhalten, und ob felber richtige Abrechnung gepflogen, nie⸗ 
Bein dergleichen Pab⸗ . . , , 

port ehivor ertheilee mand etwas ſchuldig, oder nicht auf längere Zeit verfprochen geweſt fen. 
werden, bis nicht von a: 
Des abfıheidenden Ars 

beiters Verhalt die 

€ eundigung eingeios . 

gen worden. | 


für das Herzogthum Kärnten. 29 
Der ein und dreyßigſte Articulh, 


; Wir haben auch mißfällig vernommen, daß fich die Knappen in, —— 
Hüttenberg fo weit vermeſſen, daß fie fogar denen Gewerken vorfchrei ſd igegee 
ben wollen, ob diefer, oder jener für einen Jungs oder "Bergarbeiter zufchreiben, ob dieler, 
aufgenommen werden folle, gleich als ob die Gewerken fich nach den Wils ons | 
len ihrer Brodbedienten richten follten. beiter aufgenommen 
Ä | werben folle, und hat 

Zumalen Wir aber derlen muchwillige Anforderungen um fo we, —— 

niger geſtatten wollen, als ſothanes Beginnen wider ale Ordnung, ja 


» ee. b eigenet 
wider die geſunde Vernunft ſelbſten laufet; — —* — 


Als befelen Wir hiemit ganz ernſtlich, daß jeder Gewerk fo viel *Anung IN beiitafeit 
fremde, oder einheimifche Knappen, oder Lehrjungen, ohne Unterſchied | 
der Zeit aufnehmen, oder ablegen fönne, als es ihme geluft, und feine 
Wirthſchaftsumſtaͤnde es erfordern, zulaffen, oder nothwendig machen. 


Gleichwie nun alfo auf ſolche Are fich von feldften verftebet, daß 
gu Aufnehins oder Ablegung eines Bergmanns, oder Junger, er feye 
fremd oder einheimiſch, ein Knappen⸗ oder anderes Kind, weder der gan⸗ 
zen Knappſchaft, noch eines Particular - Kuappens, oder Huttmanns Eins 
willigung noͤthig, fordern blos und allein erforderlich feye,: daß der Ges. . 
were nach VBorfchrift des vorſtehenden dreyßigften Articuls den von ihme 
aufgenommenen Knappen, oder ung, bey dem Berggerichtamt gehuͤh⸗ 
rend vorftelle, Aljo wollen Wir diefen böchftftrafbaren Unfug der geſamm⸗ 
ten Kuappichaft, und jeden infonderheit biemit nochmalen ernftlich vers 
wieſen, und anben fehärfeft aufgetragen haben, daß felbe auf feine Weis, 
auch nur ein Wort wegen Aufnehmung der Jungen, oder fremden Anaps : - 
pen jemals entgegen ‚reden, fondern in allen den Willen der Gewerken  . 7 
und des Beigrithters nachleben ſollen. : 2" 2. — u = 


Zunm Fall ſich aber jedannoch einer,: oder det andere aus den "" 
Knappen, oder Huttleuten unterſtuͤnde, hierwider im geringſten aufzuhal⸗ — 

ten, oder gar andere qufzuhetzen, oder die neu aufgenommene Knappen— 
oder Jungen, einheimiſch⸗ oder fremde zu verfolgen, oder gar von dem a 
Berg; mie es vielleicht eins-oder anderesmal höchftitrafbar untetnommen 
worden, — folgſam ſich Unſern allerhoͤchſten ausdruͤcklichen 
Verbote mir Werten oder Werfen zu widerſetzen;; . 


2 


5 


.... So verordnen Wir,.daß ein ſolcher muthwillig⸗ boshaft: und uns 
gehorſamer Bergmann, als ein Verachter Unſeres Landesfuͤrſtlichen Ge⸗ 
durch das Berggerichtamt alſogleich eingezogen, examiniret, und 
wann er der That geſtaͤndig, oder uͤberwieſen, ohne weiteren vo 

andern zum Beyſpiel verſtoſſen, im Fall der * 


von Berg, Ä 
auglichkeit auch wohl zum, . 
Mecrouten gegeben werden folle; Hierauf den Bergrichter allergnaͤdigſt Da® 22 
‚anbefeplende, daß er bey Vermeidung Unferer Ungnad und Straf, Weder bag u — 

in —2 inet, 


3 


30 1 Bergordnung: 


einer Fiderſettieei in dieſem, noch in einem andern Punct das geringſte, was einer Wider⸗ 
fan nur ei fieper, Jeßlicheit, oder Ungeborfan gleich ſiehet, nachſehen, fondern die Strafe 
wachfehen. ‚ „unverzüglich vollſtrecken, und hierinnen ſich von niemanden, wer der immer 
fine, hindern, oder abhalten laſſen ſoſle, allermaſſen jener, fo einen ders 

gleichen muthwilligen Geſaßzbrecher beſchuͤtzen wollte, Uns ſeibſt anzugeib 


‚gen wäre, 
1 


u frende aufs „ Wir befehfen auch. ferners, daß, wann ein fremder Kuapp mit 
ante Sander, Paßrort auf obberuͤhrte Art von den’ Gewerken aufgenommen; und pe 
uberiad nie mehr Bein‘ Dergsericht vorgejtellet wird, ein folcher ig die Knappenbruderka 
3 3 nicht mehr als ı fl. 30 fr. zu erlegen ſchuldig feyn Tele, auf welches der 
alle dirffäkige Are Bergrichter genan zu halten, „und alle bisherige unordentliche und eigen⸗ 


erung N mis chärs maͤchtize Steigerungen mit Schärfe fogeitalten abzuftellen haben wird, 
meflener Straf abs daß neben. der wegen des Ungehorſams verdienten Leibesſtraf fo viel pur 


zuſtellen. Pon verfallen ſeyn ſolle, was die Knappen uͤber obberuͤhrte 1 " 30 ft. 
abjufortern ſich unterſteben werden; 


Und damit die Huttleut mebrers angefriſchet werden, die ihnen 
zur Lehr zuftelleude Jungen deſto beſſer zu unterrichten; 


Denen Nuttlenten So laffen Wir es bey deme (jedoch nur auf Unſer Wohlgefallen) 
ee | deren noch ferners bewenden, daß jeder folcher Lehrjung ( deffen Lehrzeit im zweh, 


—X Sabre a und nicht drey Jahren zu beitehen bat) feinem vorgeießten Huttmann vom 
befiehen bat,) Monats dem empfangenden Poftgeld, alle Poft, oder Bergmonat ı fl. 30 fr, ab⸗ 


lc See absereihen, eeichen, der Huttmann hingegen dem Jung mit dem nothigen WBergjeug 


der Huttmann "aber verfehen möge, 


denenſelben den Be 

a behalten werden. rs , . . 

m Der zwey und dreyßigſte Articul, .. 
—— Wann eiti Gewerk feine Theil in einer Gruben, oder KBerfgaben 


ER verkaufen, oder Beſtandweis verlajfen wollte, fo folle er diefelbe anfors 
Ien anforderß den derſt feinem Mitgewerken anzutragen fchuldig fenn. 


al anges 
wer 
Bi Und wofern fie fich des Kaufs, oder Beſtands halber nicht m 
einander veralcichen koͤnnten, follen fie den Bergrichter, Seſchworne, und 
auch allenfatis andere gutverftändige Männer darzu erbitten. .* 
Und wann der Mit- E fie aber auch alfo nicht verglichen werden in ‚6 kann bee 


—ã—ù —— Gewerk feine Theil und Werkgaden, doch mir Vorwiſſen des Ber 
kaufen ‚ oder im Bes richte (welches die Handlung in das ordentliche Gerichtsbuch ein;n the 


—— — ben pat) einem andern verkaufen, oder Beſtandweis verlaſſen. 


An des Versae⸗ on. * 
chis an eintin ans nF 
Seh —X& eh " u ' i “4 u 
ndreeie 'vorlaß - 
Fin werden. Ban 


fuͤr das Herzogthum Kärnten. gt | 


Wann demnach der Kauf, oder Beſtand fogeftalten in Bag Ser gi —— 
richtsbuch eingeſchrieben worden, und ſolcher ſechs Wochen und drey Tag ſandſurlae elle, 
unangeſprochen verbleibet, ſo ſolle dieſer ſeine Kraft erlanget haben, und men folcher EL 
von dem Berggericht gehandbabet werden, wobey jedoch das Berggericht ne 
vorfichtigft darauf zu feben hat, daß in derley Kaufen, oder. Beſtaͤnden, an —— Er 
en Sceinpandlungen und Gefaͤbtten gaͤnzlich vermieden ———— — 
werden. — mi | 


Der drey und dreyßigſte Articul. 


Unſere Durchlauchtigfte Vorfahrer haben zwar die Knappengefells _ Die Suappenged 
ſchaft bey dem Bergwerk zu Hüttenberg ſowohl zu Unſeres Kammerguts, — 
als des gemeinen Weſens Nutzen, Ausrottung der Mißbt auche Trank geführte Vedinsnuſ⸗ 
und Unfugnuͤſſen, und dargegen zu Fortpflanze und Erhaltung guter a 
Mannszucht, auch ehrbaren Wandels, mit gewiflen Freyheiten und Pris Yripilegien erhalten. 
vilsgien, fo viel deren wider tnfere Ordnung nicht laufen, beghader, au 
Diejelbe, in fo weit fie in rechtmäßigen ruhigen Beſitz, Uebung und. ohne 
Anſpruch ſeynd, beſtaͤttiget, zugleich aber ‚deutlich verordnet, daß, wo — 
Uns als Frauen und Landesfuͤrſtin gegen Unſeren Widerwaͤrtigen und Fein⸗ el 
Den;, oder ſonſten inner⸗ und auffer Landes eine Noch anſtieſſe, daß Wie 
Ber Knappen und Berggefellen bedürftig wären, fie Uns, Unferen Erben 
und nachfommenden Landesfürften in Kärnten, von dem Berg drey Täg 
auf ihre eigenen Koften ziehen, und alsdann Uns, oder Unferen Erben, 
auf Unſere Befoldung, rote anderen Dienſtleuten gegeben wird, gegen Un⸗ 
feren Widerwärtigen und Feinden treulich beyſtehen wird Bienen follen. 
7: MachdenerXbie aber :zu. Unſeren größten Mißfallen veenommen ne 
haben, daß befagte Huͤttenbergiſche Knappen ihre Schuldigkeit gaͤnzlichen ———— 
beyſeits geſetzet, aus denen allermildeſt verliehenen Freyheiten einen gaͤng⸗ ganzlichen Mißbrauch 
lichen Mißbrauch gemachet, unter den Vorwand ſolcher Frehheiten, auch MM 
ſogcit den Gehorſam gegen Unfere Landesſtellen, gegen das: vorgeſetzte 
DBerggericht; nid gegen ihre Gewerken mit allerhand unartigen Anfork 
derungen, Maaßvorſchreibungen und Zufammenrgetirungen anf Vie fra 
barſte Art auffer Acht geſetzet haben; — — 
So haͤtten Mir billige Urſach, wegen fo vielfaͤltig boohaften Wi⸗ Und hätten ar 
derſetzungen, und zum Theil Muthwilligfeiten i die PB — Kaps —25 Aha det 
gen ertheilte Privilegien und Freyheiten, gänzlichen zu caßiren, und für dom Berg abe e- 
null ımd nichtig, zu erflären, auch dieſes ſanimentlich ⸗ widerſetzlich much: Kies Bob — 
iſlig- und imgehorfamie Berggefindel von Berg abzuſchaffen, und mit etei mare 
auderen friedlicheren und gehörfanten Bergleuten zu beſehen.dven follum ua 
Wir wollen aber doch für diefes und zwar das letztemal Unſer aller⸗ Diele Frevheiten 
hoͤchſt angeſtammte Milde, der rechtlichen verdienten Schärfe vorziehen, ee ne 
und die ertheilte Freyheiten in ſo lang bengalaſſen baben, in wir lang fie ſchaft nur in fo lang 
J STIER ANETTE ÄNAPPEN vselaſſen, als he 


En 32 


er 


32 I. Bergordbnung 
Golcher durch, unse-Knappen fich folcher durch Mißbraͤuch, eigenmächtige Auelegungen, Er⸗ 


fi ‚mi ⸗ 
—— den un meiterungen, Ungehorfam, Widerfpenfligfeiten, und von nun an 


ftens verbottenen Zufammenrottirungen, Dderenfelben uicht unwuͤrdig 





machen, 
n der Alt Hüts , 
Senbersifgen „Berg, Der vier und dreyßigfte Articul. 
geichrieben, daß feine Wiewohlen in dem gyften Articul der AltsHüttenbergifchen Berge 


ee en werksordnung Flar vorgeichrieben worden, daß hinfäran feine Feyertäg 
Obrigkeit gefeger mehr geſeyret werden follen, als allein jene, welche von der geiftlichen 


Ele orteoret werden Obrigkeit gefeger und zu federn verkuͤndet werden; 


Die Knappen ber So haben doch die Anappen diefer ganz Maren Worfchrift fra 
a a bern würdig entgegen gebandlet, und aus jenem, was denenfelben aus bloffer 
eingefandenen Gut⸗ Gutwilligkeit eingeftanden worden, nur einen Mißbraud), und fomit eine 
an a Menge andere Feyertaͤg, wie auch fogenannte Kündräg und Feverabend 
mebrere wundtägund fich felbften eigenmächtig gemacher, fpat ans und wiederum zeitlich von 
geyerabend Na fee: Berg abgefahren, die vier Quatembermontdg und mehr andere Tg uns 
——n an: und erlaubt gänzlichen gefeyert, und fogeftalten anftart denen zu arbeiten fchuls 
zeitlich abgefahren. digen Tägen uni ein merfliches weniger, als um.die Helfte, was fie ver⸗ 

mög Bergwerksordnung fchuldig waren, zuwider aller in denen übrigeg 
Bergwerken eingeführten Gewohnheiten, wegen vorgefhüßter Beſchmer⸗ 
lichkeit gearbeitet, in diejen Neyerabenden und Kuͤndtaͤgen doch bey denen 
Burgen und Bauern um Extralohn die härteften Geld: und Hausarbeis 
en verrichtet, auch fogar darauf fein Acht getragen haben, daß ifnen wog 

denen Gewerken vor einigen Jahren das fogenannte Poftgeld verbeflerg 
die Waig: und Korneinfaffung auf einen unfteigerlichen Werth gefeget, 
und mehr Inslicht, als fie bedärfen, zur pofttäglichen Abgab verwilliget 
worden. 


Gleichwie es aber wider alle Ordnung, ja wider alle Billigkeit 
laufet, daß die Gewerken für dergleichen vielfältiges Feyeren ein fo namy 
bhaftes Poftgeld auslegen, und bey der Proviant ein fo empfindlichen Ein⸗ 
Huß leiden ſollen; ur 


feine ans * 
veie Als befehlen Wir hiemit ganz ausdruͤcklich, daß keine anderk 


—A—* Feyertaͤg gehalten werden follen, als welche von der Roͤmiſch⸗Catholiſchen 
—2 erners Kirchen geſetzet und zu feheren geboten worden. 


mgieichen Feine Ingleichen foll Fein anderer Vorabend, als an denen drey heili⸗ 
aubere Derabenb, a gen Feften, Oftern, Pfingſten und Weihnachten der ganze Vorabend, 
hrieben. an allen Eamijtägen aber des ganzen Jahrs (8) der ganze Tag gefegeret, 


(8) Diefe Stelle if Hier nach einer neuern Hofcefolution geändert worden; 
denn anfänglich hießen die Worte: Des ganzen Jahre nur der halbe 
Tag gefeyert, mithin nur eine halbe Schuͤcht pr. vier Stunden 
ꝓerrichtet werden. 


für das Herzogthum Kaͤrnten. 33 


von denent übrigen Feyerabenden, und Arbeitstaͤgen hingegen, ſolle die 
Knappen nichtes, als Gottes Gewalt abhalten, ihre tägliche acht⸗ſtuͤn⸗ Wie die Schuͤhten 


Mae Herenfchlichten zu verrichten, welche Vormittag von 6 bis 10 Uhr, Luaabren, und ben 


hhdy gebaltener Mittagftund aber wiederum von 11 bis 3 Uhr treu, und fen. 
fleißig angefahren, und verrich“"t werben muͤſſen. | 


=. Der fünf und dreyßigſte Articul. 


Obzwar für vorbeſagt ⸗ acht⸗ ſtuͤndige Herrnfchüchten,, der Ges „Den Sntanyen 16 
werf dem Kuappen nichts anderes zur Löhnung zu’ geben fchuldig wäre, —54 ie 
als. das fogenannte bishero übliche Poftgeld, deren .des Jahrs 13, und kündige Herrem 
jedes in 2 fl. Geld, dann einhalb Viertling Waigen, ein halb Viereling wacht ale 4 Dos 


| 1, Werl 
Korn, und 6 Pfund Inslicht befteber, —— —— 


So haben einige Gewerken jedoch verſchiedene ſehr ungleiche Zah⸗ ein ae | 
Iungsarten mir Erztkauf, Freygeld, Hülfgelb, und dergleichen von Zeit Ind ein halb Dieztt 
zu Zeit zu Schaden, und Nadjtheil Ihrer. Nebengewerken, eigenmächtig Hund Instchr zur 
eingeführet, mithin denen Knappen andurd die. Gelegenheit zu-mehrerer Löbnung, 
Steigerung der Löhnungen felbft an die Hand gegeben, 


— Wir verordnen demnach, daß kein Gewerk fuͤr die vorheſagt⸗ 
alltaͤglich acht⸗ſtuͤndige Herrenſchuͤchten, deren der Knapp wochentlich fünf, 
uͤnd eine ‚halbe, treu und fleißig zu verrichten hat, ein mehrere "Beläge 
Aling, als das Dee en BB POL, nemlich ein halb Viert⸗ 
fg Kor, "ein Halb Viertling Waitzen, Pfund Jüsticht, und 2 FL 
Geld alle 4 Wochen reichen folle. | 
i . Melcher Knapp aber über" die obbefagte acht⸗ flündige Herren⸗, Warn ein Anayn, 
Schichten alltäglich länger in der Bergarbeit verbleiben , a. einen ee mb 
Ueberlopn verdienen wollte, woran ben Vermeldung ſchaͤrfeſter Beſtra⸗ eine längere Bet a 
fing: niemand ,. wer der ſehe, eine Hindernuß zu machen ſich uncerſtehen Seiten wollte ‚ Tann 
folle, der kann ſolches mit Erlaubunß - feines Gewerkens hun, und ſich Taubnuß (eine Sr 
wegen fol > feiner mehreren Arbeit, mit dem Gewerken, wie es dem; Perkens thun, jed-dy 
nach die Limftände geben werden, vergleichen, jedech fo, daß die Beloh⸗ ae 
nung: der übrigen Arbeitsftunden, die Proportion des obbejagten ordinari de ordinari Pos 
Pofigelds nicht überfteige, damit wegen allzugroffer Austöpnung ein Ge— delds nicht üpergeige, 
‚werk dem anderen die guten Arbeiter uicht abftricfe, und fodurch denen x 
Saaıpen zu eigenmächtiger Steigerung ‚der Loͤhnungen nicht wiederum 
Arſach gegeben werde. | BU 

Weſſentwegen Wir dann ferners guddig befehlen, daß alle Ein- Die Einverfans⸗ 
verftändnuffen, oder Ertrageding, fo ein Gewerk mit feinen Anappen, —AãA 
und Bergleuten wegen mehrerer Arbeit machet, dem Berggericht allſtaͤts gericht anreinen 
angezeiget, widrigens und bey unterlaſſender Anzeige dergleichen eirifeitige 22 
Einverftändnäffen von ſich feldft aufgehoben ſeyn follen, ° 


rs 


[1 
- 1 


Bedmanns Geſetze I, Theil, —— Der 


24 1. Bergordnung 


Der ſechs und dreyßigſte Articuh * 


Wir haben auch zu verneßmen, daß bey angeregten Bergwerf 
Fein Unterſchied in Arbeitern, fondern jeder Knapp, das Erzt, fo er in 


der Öruben erhauet, auch felbiten auszufördern gehalten ſeye. 


Solle in Zukunft Da aber ſolches deuen alten Knappen ſehr beſchwerlich, und müs 
A Benert bereide befam, denen Gewerken aber niemals gedeulich feyn kann, geitalten ein 
Wergarbeiter nachalter Knapp wegen Mattigkeit der Fülle , zu der Ausförderung nicht 
ige ee mehr ſo tanglich. wie ein junger, hingegen ein junger: zu Erbauung des 
Ber cinäuheiln, ud Erztes wegen feiner Unerfahrenpeit nicht fo tauglich wie ein alter ift; 
une 3 u 
beme, „riberfe ende Als geſtatten Wir gnädigit, daß jeder Gewerk feine Bergarbei⸗ 
durch das Berzae fer in Hauer, und Förderer, oder wie es ſelben zu feins und des Ri, 
tiche Ohne weitsts befferen Mugen, und Aufnehmen gut zu ſeyn gedünfet, nad) feinem Wohl⸗ 
en ae ecron, gefallen eintheilen , und anftellen Pönne, u un 
sen. geeller werden. Ä en 
Vefchlen demnach fo gemeflen , als ernftlih , daß fih niemand; 
um ſo weniger aber die Knappfchaft (mie felbe ewa bispero aus irrigen 
Meynung, als ob ſie denen Gewerken in Anſtellung, und Auinebmung 
der Arbeiter Ziel, und Maaß geben därften, fi hoͤchſt flrafbar unters 
wunden ) fünftig bierwider etwas einzuwenden gelüften, widriganfalle 
aber, die Uebertreter alfogleich von dem Berggericht, anderen zu, kinen 

beufpieglichen Exempel vom Berg abgefchaffer, die Jüngere, iu Dien 
taugliche aber, un geborfamen zu lernen, ale Recrouten unter die Mis 

fiß gegeben werden follen. 


Allermaſſen es ſich nicht geziemet, daß die untergebene Knappen 

Ä | ihren Gewerken, von denen fie das Brod haben, Maaß und ’ 
oder Wirehfchaftsregien vorfchreiben, wohl aber das, was su des Bea. 
werfen Nußen befunden, oder. ihnen aufgetragen wird, mit allens Fleiß, 

Treu, und Gehorſam befolgen follen, nn 


Der fieben und dreyßigſte Articul. 


Die Quatembers Wir geftatten noch fernerspin, daß die Anappfchaft bey der Attas 
Sufanfe nit mehr temberraitung (welche aber Finführo nicht mehr an Quatember⸗Monid 


anderen Quatembers gen, fondern an denen Samſtagen zuvor vorzunehmen ift) ihre Faͤhncich 

nie bern erwäblen mögen. | 

germöb.lihe Knaps Meilen aber bishero der (hädfiche Mißbrauch gewefen, daß den, 

—A — der Quatemberraitung alle Knappen ohne Unterſchied auf einmal in dag, 
——** Zimmer eingedrungen, und daſelbſt mit Vergeſſung der dem Berggericht 


fontigen hrerbietigkeit ein unartiges Geſchrey, und Gemurbl erwes 
et, . 


für Bas. Herzogthum Kaͤrnten. 33 


Ferners wann denenſelben etwas anzubringen vorgefallen, ent⸗ 
weders Schockweis, und mit Ungeſtuͤmme zu dem Berggericht erſchunen 
ſeynd, oder gar ihre eigene Richter zu ſeyn ſich angemaſſet haben. 
ZZumalen aber alfe: derley ungeziemende Mißbraͤuch, und Unord⸗ 
nungen fernershin keineswegs zu erdulden ſeynd; 


"Als befebken Wir biemit- ganz ausdruͤcklich, daß die Knappſchaft, Ale Enabben⸗ 
bey Erwaͤhlung eines Faͤhnrichs, noch andere zwey beſcheidene, ehrbare, —ãa—ù́ — 
verſtaͤndige, und Friedliebende Männer, als bevollmaͤchtigten Ausſchuß menkünften werden 
erwählen, und:felben alles, was immer bey dem. Berggerichtanıt, oder ar närfeßer Der 
fonft im Damen dev ganzen a nen afar zu teden, und zu dabingegen aber die 
antworten noͤthig ift,, mitgeben, fie‘ Knappen Aber niemalens one aus; de te 
druͤcklichen Befehl des Vergrichters Schockweis für das Berggericht⸗ nal — 
amt erſcheinen, ihre Quatembergroſchen Auch nur einer nach den anderen, 
wie jeder von dem Bergrichter in das Zimmer berufen wird, in Anwe⸗ angeorbuet, 
fenbeit des berührten Musfchuffes erlegen folle, u | 
7, Da zum Fall num der Bergrichter befinde, daß ein sober anderer . - * 
erwdhlt / und vorgeſtellter Ausſchuß, ein unruhiger, und zu Stenkerehen, | 
dder Aufwitflungen geneigter Mann waͤfee — u 

. So verordnen Wir , daß der Bergrichter folchen die Amtliche 
Beſtaͤttigung verfagen, -die Knappfchaft zu Erwaͤblung eines anderen taugs 
lich s und friedlichen Manns anhalten, in Weigerungsfall aber einen ex 
offieio felbften benennen folle. | | 

Diefer Ausfhuß hat nun alles, was die gefammte Knappfchaff 
betrifft, bey dem Betggerichtamt wicht allein auzubringen, fondern auch 
die voni felben’erhaltende Befehle, wiederum der geſammten Knappſchaft 
bekannt zu mache. a BEE a 

Gleichwie Wir aber alle Conventicula , oder Schocdweife Vers 
ſammlungen auf der fogenannten Pockfalter, Krenjtratten, oder wo e6 
immer feyn wollte, ben ſchwereſter Verantwortung und ſchaͤrfeſter Beſtra⸗ 


fung hĩemit ausdruͤcklich vetbieten; | 
Alſo verordnen Wir hingegen, daß, tuann-etwas im Namen der a 
ganzen Knappfchafe anzubringen iſt, folches durch die Huttleut dem Berg 0.0 

gerichtlich » beftättigten Ausfchuß bedeutet, von diefem Ausſchuß, auch 

wiederumen an die Huttlent zu Belehrung ihrer unterbabenden Knappen; ° - = 
die Antwort, oder Beſchaid zuruck gebracht werden falle, . . 

’ : Maffen dann der Bergrichter Hienvie öffentlich dahin inſtruiret iſt, Der Bergrichter 
feine Ktag oder Borftellung , fo die ganze Knappſchaft betrift, won jemand — bie ganıe 
anderen als von dem DBergsgerichtlich., beftdttigten Ausfchuß -anzunebstrefinde Klag ober 
men, oder amuhoͤren, fondern auf diefes Ilnfee ganz ernftliches Gefag, Dortelung von Hr 
und Befehl nötbigenfalls, mit einer in die. Augen leuchtenden Schärfe yon bem berdffigten 
ben eigener fchwerefter Verantwortung zu halten, und. mit einem Wort ui  anjunchs 
alle Schockweiſe Dufammenkänften, wnd Unsesredungen quf, Beine: — 

2 odert 


* 


56 1. Bergordnung 


oder Weis zuzufaflen, fondern die Schuldig » und MWiberfegliche, nach 
diefer Unſerer Vorſchrift Artic, 66. anfıfehen, in Verhaft zu nehmen, 
und allenfalls an höhere Gehoͤrde anzuzeigen. 


Wer eine ibn al: Wo hingegen, wann eins oder anderer Knapp, eine ihn allein 
kin angehenne Ang angehende Beſchwerde zu fuͤhren hat, ſtehet ihme frey, ſolches bey dem 
wit Deiheibenbeit Berggerichtamt mit gebuͤhrenden Reſpect, und Beſcheidenheit felbft ans 
bringen. zubringen. - 


Der acht und dreyßigſte Articul, 


Die um Weihnach⸗ Meilen bishero üblich gewefen, daß die Knappen zu Hüttenberg, 
— [ee Mopin,, und Lölling nur zu Weihnachten gewänbert ſeynd, als folle ſol⸗ 


rucrt in ben‘ ebals ches noch fernerbin beybehalten werden. | 
es mit Kufnebue Ab, Welcher Knapp aber zu einem anderen Gewerfern, oder gar in 


onen: Anna eine fremde Vergſtadt zu überwandern Willens wäre, der folle ſolches 


werden folle. feinen Gewerken längft 4 Wochen vor St. Barbara s Tag andeuten, wo 
im übrigen folder Knapp das fünitige Jahr bey feinem alten Gewerfeg 
in der Ärbeit zu bleiben, und der Gewerk diejen wider feinen Willen zu 
entlaſſen, auch feineswegs jchuldig iſt. 


Annebit bleiber ein fiir allemal feftgeftellee, daß kein Gewerk dem 
andern feine Vergarbeiter mit groſſen Auslöhnungen, Frey⸗ und Hülfgelb, 
und anderen dergleichen Beſſerungen, oder Geſchaͤuknuͤßen bey groffer 
Straf abzujtricken, und abwendig zu machen trachten folle. 


Der aber diefes zu thun fich unterſtuͤnde, folle nicht minder nom 
Berggerichtame fehärfeft geftraft, die fogeftalrig an fich gebrachten Dergr 
arbeiter aber ohne Verſchub in ihre alte Dienfte verſchafſet werden. 


Der neun und dreyßigſte Articul. -: 


Des Sorengpul⸗ Nachdeme Uns auch fehr mißiällig zu vernepmen gefommen, daß 
Fe RL die-Ruappen das Pulver , welches fie von ihren Gewerken zu Sprengung 
nen Kuappen nicht der Geſtein, und Erztwaͤnden empfangen, zu ihren eigenen Gebrauch an 
en onebert verfchicdentliche unerlaubte Art verwenden, und theils gar um das Ce 
amgewendes werben. verkaufeten ; 


So verordnen Wir hiemit ernitlih, daß fie Knappen das -vom 
dem zu obigen Ende, von ihren Gewerken empfangende Pulver nicht 
das nıindefte anderer Orten, als au der bloffen Orubenarbeir , und deren 
Gewerken Nußen anwenden , widrigenfalls derjenige Anapp , welchen 
bierinnfalls betretten , und ſchuldig befunden würde, das erſtemal mit 
Eifen und Banden ben Wafler, und Brod in dic Keichen geworfen, das 
andertemal aber auf öffentlichen Plag zu Hüttenberg, durch den Gerichtes - 
Diener mit empfindlichen Streichen gezüchtiget,, und ohne weiteren. vom 


Berg 


für Dag Herzogtum Haͤrnten. a 


erg abgeichaffer, auch allenfalls, wann ein ſolcher Uebertretter tauglich A 
it, für einen Recrouten geftellet, oder gar nach Befchaffenheit der Um⸗ 
fände dem Landgericht zur weiteren Beftrafung übergeben werden folle, - 


| Der pierzigfte Articul. — 

Es wird zwar' jedem Radmeiſter der innerliche Stand deſſen bes Es Tolle m beng 
genden Gruben, Erztrechten, und Mäfferegen, wie nemlich das Er een Benerr 
gewonnen, die Berguöfte benbehalten,, wie die Hofnungsfchläge durch tm jährlih eine 
erfahrne Gedinghaͤuer eingetrieben, wie die Geding mit guter berg oet 
nifcher Vorſichtigkeit, und Wirthſchaft gemacher, die Stollfahrtem. uicht Stand jeder Gruben 
zu nieder, zu eng, zu viel verfteigeret, oder Kehrweis geführet, wie ob ———— 
denen Geſenfen die Hugpel an-gegemenden Hornſtaͤtten anfgeſchlagen, wie und jeden Gewerken 
unter die höhere Erztverhauungen, Durchſchlag geniadhet, und folgfam das Nörhige u der 
die Fordernuß anſtatt der befchwerlich » und Foftbaren Tragfahrteit andurch ca wets 
verringeret, dann wie die allzuweits und. gefährliche Berhauungen, ober den — 
fogenannte Böden vorſichtig zu. unterſtuͤtzen; mit Tragſaͤulen, truckener — 
Mauer, oder Verſetzung N Tragſtempel, oder Tragkaſten — ſowohl vor > vr 


1 


eigenen Einbruch, als. vor dem Nqchbruch deren:.höhern Grubenrechten 1 


u, verſicheren, wie die Waͤſſer gewaͤltiget, oder abgehauet, danm wie die6 
eye ohne die Maͤſſerey eines Benachbarten zu benachtheiligen, ausgelaͤu⸗ le re 
get, und wie überhaupt ale Gruben ‚nugbar, regulair, bergmaͤnniſch.“ Fr 


und. friedlich gebauet, auch unterhalten werden. follen,. von eigenem. Wiſe 

fen, und dfteren Befahren befanne fenn.  _ - a. 

02, Mir wollen aber jedoch zu mehrerer Erleichterung , und Stcher⸗ ne 

beit berdu: Gewerken, wie fdyon:vor dem 28ten Areieul ausdtuͤcklich ver⸗ 

ordnet, daß der Bergrichter, faınt Geſchwornen alle Jahr eine Hampt⸗ 

Grubenbefahrung, in Auweſenheit Unſers Kaiſerl. Koͤnigl. Landmarkſchei⸗ 

ders, und deren ne zu ſeyn habenden Gewerken, oder ihrer 

Verweſer vornehuien, von Gruben zu Gruben den Staud beſchreiben, 

die Defecdus anmerken, wie ſolchen abzuhelfen, oder kuͤuftig vorzubiegen 

ſeye, fo viel moͤglich, gleich bey der Gruben in gebuͤhrende Deliberation 

ziehen, reſpective in inſtanti veranlaffen., ‚oder gutaͤchtlich berichten, 

hiernach aber jedem Gewerken, ſoviel ihme betrift, das Seiuige extractive 

zukommen laſſen ſolle. (9) — a 

Wyo dargegen Wir auch gnaͤdigſt anhoffen daß die Radmeiſter 

in das finftige den Orubenbau', ale dag vorirchnfte Haiprs Effentiale, 

909, welchem die "ganze Kammerguts Weſehheit und Radwerksverfaß⸗ 

ſung herfiiefise, mit all eifriger Sorgfalt," Eruntürhig'W und Friedferugkeit 

sch werden angelegen ſeyn laffen,  - *  ". u 
| j e3. Und 


(9) Dr — befahtme: Happehefaßrung: Pi. niemals wurtuch geſche⸗ 


F th Bergordnung ©: 


2 mund verfehen Uns demnach gnaͤvigſt, daß ſedwederer Nadınetfkie 
dasjenige, was ihme zu feines Bergbau, und anderen Bergwirthſchafts⸗ 
nußeu, durch das Berggerichtamt aAlljaͤhrlich ſchriftlich, und durch Uns 
feren Landmarkſcheider öfters unter dem Jahr an die Hand geaeben 
wird, entiveders glrich willig und geganyı befolgen, der feine darwider 
babende Anjtände ohne langen Verzug" eröffnen werde, tg widrigens 
nn Wir den aus blöffer Cavritz retinenten Radimeiſtern duch Bas Becugericht⸗ 
7amt mit Schärfe, allenfalls auch mit Straf zum Vollzug verhalten wiß⸗ 
ſen wollen, wann aber die Unterlaſſung aus. Ohnvermoͤgenheit entſprun⸗ 
gen, da ſolle mit anderen guten Abhelfungsmitteln fuͤrzugehen getrachtet 

werden, . an , nn let .. 4. 
Der ein und vierzigſte Articul. 
€» file an den Ob zwar durch Unſere Ordnung uͤberhaupts ein wirthſchaftlicher 
ienſeed, 10 Bergban eingefuͤhret, und durch ſelben der disherig unnöthigen Hohe 
dat Dch gun Grus verſchwendung, wie auch deflen unmwaldmannichen Abſtockung groſſen⸗ 
—— fein era theils vorgebegen fegn wird;  — — SR 
—— fo nicht wnee So verordnen Bir jedoch, daß an, und um den Erztberg, und 
* benen Orten, von welchem das Grubenzimmerhol; bishero gelieferet word 


Berarichter, qua wills N h 
DTidriich aufaeitellten den, ober Fünftig zugebracht werben kann, ohne befonderer Erlaubauß, 


ae und andger and Auszeigung des Bergrichters fich niemand unterftehen folle , ein Hol 


eiget witd, ben ins zum Verkohlen, am aflerwenigiten aber ein unwuͤrkmaͤſſiges abzuſtocken. 


ührter Etraf 4 
— — Wo in dem uͤbrigen ein derley Uebertretter ſich die Schuld ſelbſt 


beyzuſchreiben hat, wann ſelber nach Maaßgab Unſerer Kaͤrntneriſchen 
Interims⸗Waldordnung, und noch darüberhin von dem Bergrichter ged 
ſtrafet werden wird, u | ' 


Alfermaffen Wir befagten Bergrichter zu Hüttenberg, ans denen 
Anfangs berüßrten Urſachen, die Waldungsaufſicht in dem’ Hüttenberg 
Moßinz und $öllingerifhen Diftricten, ohne Unterichied: ob dei Grun ⸗ 
boden, und andere Gerichtsbarkeit dem Erztſtift Salzburg, oder eine 
anderen Landſtand, Eigenihuͤmer, oder Innſaſſen zugehoͤrig ſeye, hiemit 
der Zeit, auf Wohlgeſallen, und bey verſpuͤhrenden Mißbrauch auf all⸗ 
malig Uns, und Unſceren Nachkommenden beliebiges Widerrufen anver⸗ 
trauet, und felben aufgetragen haben wollen, daß er nicht allein durch 
ſich, und die Seinige hierauf ein fleißiges Aufmerken tragen, ‚wie nicht 
weniger mit Unferen öfters dahin fommenden fand » Bald» Forſtnern 
fich gebührend unterzeden, fondern auch einem jeden, der in bejagten Die 
ſtricten, wider Unfer Kärntgerifche Interims « Waldordnung bandiet,, 
nad) Vorſchrift derſelben büffen, to aber einer vorbefagtermaffen an, oder 
eben den Erztberg ohne Erlaubauß und Auszeigung ein Holz, welches 
vermög dieſer Kaͤrntneriſchen Interims ⸗/Waldordnung Articulo 5. zu Er⸗ 
reichung der Wuͤrkmaͤßigkeit an dem dickeſtey Det wenigſt 12 Zoll inDis- 

.metro, 


für das Herzogthum Kaͤrnten. 3 


motro, oder Davchſchnitt haben muß,, zum Verkohlen abzuſtocken ſich n⸗ 
werftünde, der ſolle ohne Unterſchied der Jurisdietion von beſagtem Berg⸗ 
richter, als Unſeren der Zeit aufgeſtellten Waldungg - Inſpectore föpjepen, 
abite Erfanbuuß, nd. Auszeigüng zum Verkohlen, ‚geläßgen., oder np 
wuͤrkmaͤßigen Staͤmm, um, einen, Gulden beſtrafet, die Licenzettul jes, 
doch, falls eine Verkoblung dem —* und ey et unſchaͤdlich 
befunden wuͤrde, ohnentgeltlich, auſſer deme aber, ey eigener ſchwere⸗ 
ſter Verantwotiung —2* Lrtheilet werben. 9 * 8 


eafpe:. Dann gleichwie. Wie denen Bauern.,, und Waldungt⸗ Innhabe⸗ a9 mao⸗ uꝰ 
| ee: uf dem Ernberg, die Verkoblung des Holyes an,:oder anpeg dem 1.12:1% mu mp 


eitberg auf die vorbefchriebene Art, nr lediglich aus älterhöchfter ng, zn! nl 
Rt: und AN NEISSE. ‚Abführung feiner Oibigteiten 1 llerguaͤdiaſt concedi⸗ Er 

* —— Y le .. u —* 
N — is Ei dieß Mate in pi lag eh, (ein ee 
durch genanefte obachsy Ing 08 enw det, dſeret Mas — —F vermej⸗ 


den, daß Wir im — Tal die Verkohlung an, N neben den Erjts 
berg, wie fi) allerdings gebürete, nicht gänzlich zu verbieten gedruns 
gen Werben. u on . ' 4 . Eu . * ee ER 

* 4% is: F Br .J “rn 


Der zwey und vierzigfe — 
Norma, im was 


Weiters haben Wir zu vernehmen gehabt, daß das unumgaͤnglich 
nöthige Grußenjimntethoß: updebcht fokhas j! thegen der bisherigen fo uͤb⸗ ame Hauer 
len Waldwirthſchaft nunmehro nothgedrungener Weis in fehr Fleinen und Hrn son beine Be 
kaum in 3 oder 4 Zoll dicken Stammen beſtehe, jedannoch ‚kaum. * 


12 Garn für. eigen Gulden. eine Zeisherp ‚geliefergp, woxdan kind A 

RB wollen alſo hiermit ı0 jedermanns bnftiget · Machricht Au „ar wa u Be 

—* —* haben, daß in Diemgrro,. yder Durchſchnitt F n5. sun er N al 

v0 6. Zoll dickes Holy : 7 . Br gi MR Stamm —J er es 
7 Zoll dihes "wo mt dr Stamm“: ie Se 

N BB Biden ee ei m ro mm —— 
— bichas 070.0 Da Pr 2. une 

* di ar alten net, 38, Summe. ii ic verwen Sand 
: Ä = ‚ine I zdickes KR 01. ng: Tuer werd vrgurd 7 Som: mr! J. 


a⸗ gu dickes· — 0: 107 Raser we — 
um ein Shitben gelieferer wechen In, (16) , FBEnE 


‚ii‘ J X Ne 
Befafleu anben ſo hemeſſen, als ernſtlich, "sch ch niemand Sur Grubemin 
terſtehen folle A ein Hr Ara 300 dickes En Be einen {une es Son 
Grhberzimnidrßo — er toolleh: a eo dige Hi Migrsnye Hr Holz Tees 
son, de, ® a en 9 als Bauerd auf, dag Bea! — — a Dach — Were 


2; IN Ru, te A Felt. Li n 


) _ 


Co) f micmals —8 wordem 


, Zeiget werben. 


40 | 1. Bergordnung 


wiſſen, wo widrigens der Uebertretter diefes Linferen Geſatzes, es ſee 
hernach, "daß es der Baner-theurer lieferen, oder der Gewerk hoͤher, ale 
dieſe Tax ausweifet, bezahlen, oder weniger Zoll als ausgefeßer few; 
annehmen wollte; für jeden Stamm mit ı fl, unnachläßig , und ex fols 
Capite facti von dem Bergrichter beſtrafet werden. ' 


Der drey und vierzigſte Merieuk . 


Zu denen Erztwue⸗ AU dieweilen das jung⸗ herzuwuchſende Holz, ale ein Foftbareftes 
en DT Kleinod des Erztberges anzufeßen, und vor aller Werderbung forgfältigft 
ge Graͤßing, noch an⸗ ZU retten iſt; | - g 5 
Deres taugliche 8 .. | ’ . . oo 
201 , Tendern, 10 Als befehlen Wir, daß bey Reparirung der Eritwege , und Strafe 


N aumer Pr fen, weder junge Graͤßing, noch anderes zum Bergbau taugliches , fons 
3 | 


werden. dern blos nur allein dad’ fehe grobäftige , meiftens aber, wo es nur, im⸗ 
mer moͤglich, die Steiner gebrauchet werden ſollen. —— 


3 
u .4, 


Pads Haus, und Teutſchhammerweſen. 
BE Er ie EHE. HEN 5 HB GER LE 
Shi Pe une FE ur ee EEE BE EEE Ze Eee 33. .. ng” 
ee Der vier und vierzigffe Articnl, :-: =: 
— achdeme Uns auch vorgebracht worden, daß zu Zeit n das Diane 
und Are Me eifen ſchlecht, HA —— ja gar rohes —* und Siein darın 
Ber kur arbnunge: zu finden ſede, weiches ‚von; ſproͤden Erzt, und boſen Schaidwerk kommet; 


ae mphani, töiten, ſelbes fodaun gleich puchen, das dabey ſich aͤuſſerende ſchlechte 
chen xebsbehrafung Schaidwerk fleißig auswerfen, - das aflen » zugericht Geblaͤß, und was 
ohne Saumnupanges dieſem anbängig , mit guter Befcheidenheit auſchicken, das Kohl vonder 
göfch fauber butzen, das gröffese gebührend zerſchlagen, die Schuͤttung 
des Erzts, und des Kohle in gebührceuder Proportion ; uud wie es ber 
Dfen, und die Dualicat des Erztes zulaſſet, in guter Ordnung führen, 
und überhaupts alles das, was zu des Gewerfen Ruß, und guten Ar⸗ 
. „beit erforderlich ſeyn kann, mit aller Emfigkeit anftellen ſollen. 


EScolchemnach wirdet jeder Radmeifter zu feinem eigenen 
and zu Benbehaltung des der gefegneten Hauptwurzen gebührenden 
Ruhms feine unterbabende Plääs-Hansleut zn einer Ordnungs smäßig s und 
wirthſchaftlichen Schmoͤlzung allenfalls mit Echärfe forgfältigft anzuhal⸗ 
sen, 


für dag Herzogthum Kärnten, 41 


een, denen Arbeitsleuten allein nicht alles vertrauen, ſondern Foͤfters pers 
ſonlich nachzuſehen wiſſen. 


Sollten aber die Plaͤa⸗Hausleut, als welchen Wir den she 
ben. n. Diefpech und Geborfan gegen ihre Radmeifter nochmalen auf. das : 
ſchaͤrfeſte eingebunden baben ——— ſ ch BR IE oder. — I Ba 
ea erzeigen; | 


So wird dei Radmeiſter piche unfolgſam, nachläff ig, und wis 
derfekliche Pi Hausleut dem Berggerich I ohne Verſchub zu empfinds 
Sicher Leibsbeftrafung anzuzeigen hahen. — dann J die wer 


——— zu verfeben h. ee er 
. Der fünf und Lierzigſte Articul | 


Jeder Radmeifter bat fich zu befleiffen, jährlich, oder fo oft es Die Nadmeiaer 
die Noth erforderét, neugeſchickte Leute in das PliäsHaus aufzunehmen, en 
und felbe inder PlädrHausarbeiz unterttchten. zu laſſen, einfolglich auf eis ter Arbeiter auf «bes 
nen Nachzuͤgl wohlerfahrner Pläd-Hausarbeiter aus zweyen Haupturfachen — J Racrüsl 
fuͤrzudenken, "damit erſtens wegen Abgaug wohlfündiger Leute die toichtige tem bedacht fepn. og 
Schmölzarbeit niche zu Schaden deren Gewerken verrichtet, oder zum 
Nachtheil des gemeinen Weſens gar gehemmet werde , und damit zwey⸗ 
tens andurch der Stolzheit deren abgerichten Päd: Hausarbeitern, als wels 


che fich dermalen unentbaͤrlich ſchaͤtzen, in etwas vorgebogen werde, 


j Der ſechs und vierzigſte Articul. 


Bi daß aber derjenige Radmeifter, welcher einen Plaͤaͤ⸗Hausar⸗ Ignen abgerichter 
beiter, ir ſpecie aber einen Pläder lernen laßt, oder ſelbſt abzurichten In Su SEbeiket 
fich die De giebt, wiederumen in etwas eine Ergoͤtzlichkeit habe, fo ſter zwey Jahr nach⸗ 
ſolle derfelbe Plaͤͤ⸗Hausarbeiter, wann ihme fein Radmeifter haben will, an 

ey Jahr. nacheinander-zu arbeiten verbunden feyn, und in ſolchem Fall ; 
en feinem anderen, aufle er. wäre gutwillig RR , aufgghopumen 


werden, 


In Webertrettungsfa, ift ein folcher Arbeiter auf- Ancufen des 
Radmeifters in Eifen, und Banden zu fhlagen, und im Berggerichtbaus 
in die Keichen zu ſtecken, ſodann aber wiederum nach ausgeſtandener 
Strafe, an fein altes Dre zu ſchaffen, der Madmeifter hingegen, fo einen 
folchen Arbeiter ohne Entlaffung des porigen Prinsipalen aufgenommen, 
ms. Speciesthaler. unnachläßig zu beſtrafen..4 a 


s. 
BE Br 


Beckmanns Befege II. Theil, 3, Der 


8F 


4, 2... I. Bergordamg.? ::7 
Der fieben und vierzigfle Articak 


Die Plaͤa⸗ Hausar⸗ Ferners befehlen Wir fo gemeſſen, als ernſilich, daß die Pidaͤ⸗ 
ae len Hausarbeiter, wie auch die Hammerſchiniden untereinander. in guter 
antereinander in gu⸗ Einverſtaͤndnuͤß leben, und einer dem andern in der Arbeit: getrenlichan 
a ern die Hand ſtehen, fonderbar mann einer feine Schuͤcht vollendet, -und.feit 
dem anderen in der nen Geſpann in die Arbeit rufet, alles wie in waͤhrender Schüche die 
a en a Schüttung in Kohl, und Erzt gealten worden, und was fih ben Abs 
wicht verhüllen, mit, laſſung des Sintters, Eifen, oder Graglach, gezeiger hat, gerreulich 
a te „(dmerer offenbaren, und nicht das mindefte boshafter Weis verfchweigen follen, 
andern In der Arben Widrigenfalls ein ſolcher PlädsHausarbeiter, oder Hammerfchmid, der dies 
Keinen muthwiligen ſer Unſer allerhöchiten Vorſchrift nachzuleben, unterlaffete, oder envas 
Sdcaden verurfahen. oinrigeg zu thun fich unterftünde , nicht allein empfindlich am Leib ges 
ſtrafet, ſondern nach Befund feines Verbrechens gar von. der Arbeit bins 
weg gejaget, oder im Fall der Tauglichkeic, für einen Retrouten geftels 
let werden ſolle. . 


.  Allermaffen Wir nicht zugeben Finnen, noch werden, daß die 
untergebene Arbeiter für ihre WBelopnung entweder us Muthwillen, 
Nachidßig⸗z oder Widerfeglichkeit, oder unter dem Vorwand, daß dieß, 
oder jenes nicht im Brauch jene, oder wohl gar nur cin s und den am 
dern Arbeitsgeipännen su Gefähr ihrer Gewerken cinen Echaden zufiigen 
follen, wohl aber verordiien Wir vielmehr ausdruͤcklich, daß die in der 
Schmoͤlzungs⸗ Manipulation gut erfahrne Pläder auf Aurafung cine, 
oder des anderen mir unfündigeren Plädern verfebenen Radmeiſters dies 
felbe treulich, und aufrichtig zu unterweijen fchuldig feyn follen, widris 
genfalls derjenige, fo fi deffen weigerte, oder alle Vortheile nichesren, _ 
und aufrichtig an die Hand gebete, es gefchche demnach aus -eigener Ca⸗ 
prig, oder Anleitung des Radmeiſters, von dem Berggericht, der erftere 
am Leib, der andere an Geld geftrafer, dabey aber daunoch zu Befolgung 
diefes Unſeres ausdrücklichen Gebotts, mit Echärfe verhalten. werden 
folle. | 


Euch Rabmeifter wird demnach obliegen, unter euch felbſten einig 
zu feyn, ungehorfame und friedhaffende Arbeiter nicht anzunehmen, denen 
in Dienft habenden aber je und alliters werfchätig einen ausgebigeri Erufl 
zu jeigen, und falls euere Macht nicht zulanger, bey dem Berggerichtamt 
um Beyſtand anzuruffen. 


Welcher Arbeiter aber ſich gar unterfichen wuͤrde, mit aberglans 
bifchen Teufelspoffen,, oder fogenannten Künften feinen Geſpann oder Rad⸗ 
meiſter in der Arbeit zu hindern, oder Schaden zu beurfachen, folle mit 
Einftimmung des Berggerichtamts, warn gegründete Indicis vorhanden 
ſeynd, der Juſtiz zur peinlichen Unterſuchung und Straf übergeben 


werden, 
. . ODer 


für daB: Hekzogthum Kaͤrnten. 43 
Der at und vierzigfte Articul. Eulen ae 
| Es follen alſo alle Rads und Teutſche Hammermeiſter aufs böchfte um tmmermeißer 
befliffen,, und darob .fenn, daß das Eiſen nicht. rohbrüchig, fondern zu — ie ale 
Ausarbeitung weiterer Kauſmannswaaren tüchtig, gut und: geſchmeidig su Ausarbeitung tüche 
erzeiget werde, J | Maar au erieigen ber 
3 | nt ” fliſſen fepn. 

Zu welchem Ende, und damit man wiffe, an welchem Werkga⸗und jeder fein 3er 
den gut, oder ſchlechtes Eifen , und wer eines und das andere erzeiger bar, Gen darauf ſchlagen. 
auch allenfalls, wann ein ſchlechtes Eifen in Vorſchein kommet, deflen Ges | 
werfen zu beflerer Arbeit ermahnen, bey nicht erfolgender Beflerung aber 
die nöthige Unterfuchung, ob es aus Schuld des ſproͤden Erzt, oder nur. - 
fhlechten Schaidwerfs, einfolglich aus Nachläßigkeit der Kuappen, oder 
Hüttenarbeiger, oder gar des Gewerkens felbften berrüßre, vorkeh⸗ 
ren njöge; N rn, J | 


So,ftatniven Wir, daß jeder, Rad⸗ ober Teutſch⸗ Hammermeifter Deren Rad⸗ mp 
fein ergeigendes Stuͤck, Floſſen, gefchldgen, oder Braiteifen mit dem Hammermeifer zw 
—— Biernach folgenden Zeichen vormerken, widrigenfalls Das h habende E⸗ 
eingezetehnere Eiſen nach Beſchaffenheit det Uniftände dem Berggericht zu 
einer Straf. verfallen ſeyn folle, a 


Carl Theodor Graf von Epriftafling hat an denen zwey 
EStuckhauͤtten in der'Lolling, gis Kahſer⸗ und RFeu⸗ 
F- "uetgütten, idem an det Floßpierem ———— 
und Teutſchen Hammer jir Eberſtem —* iſen 
eichen zu fuͤbren.. .. WC, 


.,©raf Gaisruck zn Silberegg hat-an dem mis der Probſtey 
77 Wuͤtkting ʒur Helfte bearbeitenden Teütſchen Hom⸗ 
N mer Wittig,” item’ an del Stuͤchurten ju Su⸗ 
ge beregg das Eiſenzeichen ju führen "Ts" GG, 


Probſtey Wuͤtting bar 'an dem obig⸗ mie der Herrſchaft "", 
Silberegg zur Helfte bearbeitenden Teutſchen Ham⸗ 
mer daſelbſt folgendes Eifenzeichen zu führen “ " BW 
a N " d ut bu 


Zerdinand von. Eggerifche Erben hahen an der Floßhuͤtten 
"in Aetedadı ind’ Sam mie dep Mara Japan 
bon’ -Gröiffenftein‘, dann "ber Märik’Ufsmgin um 
- dritten Theil befigend, und bearbeitenden Teutſchen, 
„oder ſogenannten Paneifhhammer zu Hüttenberg --. 
nebenſtehendes Tifenzeichen zu führen a’. +, T 


5a Maris 


d 


- 51. Wergardnnng- ' 
Maria Johanna von Greiffenftein hat-an dem obig⸗ mit 


Treybach, "und der Maria Ulbingin jun ritten 


Theil beſitzenden Teutſchen ſogenannten Payriſch⸗ 
Fe zu Hamenberg folgendes Eiſemeichen RL 
uͤhren 


Maria Ulbingin hat an dem obigen mit Treybach, und mit 
der Maria Johanna von Greiffenſtein zum dritten 
Theil beſitzend, und bearbeitenden Teutſchen ſoge⸗ 
nannten. Payriſchhammer Mu @üttenberg das Eiſen⸗ 
zeichen zu führen ⸗ 


Kaiſerl. Koͤnigl. Kammer⸗Stadt St. Veit hat an der 
| Floßhuͤtten in der Urtl⸗ und Stuckhütten zu Huͤtten⸗ 
berg das Eiſenzeichen zu fuͤhren ⸗ 


5 Sufanna Felicitas bon Mayerhoferifchen Erben haben an 


der fogenannten Schwarzhoferifchen Stuckhuͤtten in 
der Lölling folgendes Eiſenzeichen zu führen ⸗ 


In der mit dem Martin Benedict von Secheran zur Helfte 


md 


M. 


bearbeitenden fogenannten Zechner⸗Stuckhuͤtten, 


und zugleich auch an dem mit den obigen von Se⸗ 


cherau ‚auch zur. Helfte bearbeitenden Teutſchen 
"Hammer in der Loͤlling aber folgendes 


- Martin Benedict von Eecherau hat an der obigs mit denen 
von Mayerboferifchen Erben zur Helfte bearbeiten» 
den fogenanusen Zechner⸗Stuckhuͤtten, und aud 
bey dem Teutſchen Haumer in der er Loling das * 
ſenzeichen zu fuͤhren ⸗ 


Joſeph Edler von Kellerſtein hat an der Floßhuͤtten in der 
Hoͤfft, und an dem Teutſchen ſogenannten Stein⸗ 


brugghammer zu Huͤttenberg das Zeichen J 


fuͤhren ⸗ ⸗ 


Joſeph, Barthlme und Wolfgang Rauſcher haben an der 
— in der Moin das Eiſenzeichen zu 
ren 4 


Au denen zwey Stuckhuͤtten die Plagowitz⸗ und Surbätten 
genannt aber folgendes ⸗ ⸗ 


Joſepb 


für das Herzogthum Kaͤrnten. a5 


Soßꝛ Rigler hat an der Stuckhuͤtten in Huͤntenbers bat. 
oo eichen, zu führen ”_ IR 


"se neun "und vierzigſte Articune 


Alldieweilen das auf denen Teutſchen Hammern zu arbeiten berech⸗ Das «uf denen 
rigte ſogenann⸗ geſchlagene, und Breiteiſen annoch eine halh rauhe Waar A ER pe gefchlar 
ft, welche allexerft durch die Streckhammer zu feiner Kauſmannswaari im ene und beste fen 
damd ausgefählägen werden muß; . | . Vafrim en nice 


in 
Als befehlen Wir, daß folches gefchlagene oder Beeiteifen (damit je ber aier — u 


es zu weiterer Ausſchlagung und Ausarbeitung verſchiedentlichen Eiſen⸗ werden. 
gattungen feine gebührende Groͤſſe hat) nicht über vier Stangen in Cens 

sen gefchmider werde, wann es aber zum Landsgebrauch Fleiner gefrimmer J 
wurde, fb kann ſolches auch in fauf oder ſechs Stangen ’ aber. nicht m 

‚zer geſchmidet werden. 


Der funfzigſte— Articul 


—Machdeme offenbar nnd jedermann vor Augen ift, wie die Wälder Die Vofb 

im Herzogthum Kärnten aufferordentlich gefchmwächet feynd, und dahero een eh 
won Allen, fonderbar aber von Hammersgewerken Unferen allergnädigfi Blär, als.die Hams 
abgeoröneten Hof s Commiflario über den Koblmangel geklaget, dabey es Oder 
„aber auch angezeiget worden, daß eine grofle Menge deren Kohlen erfpabs pegehren werden, 28 
ret werden koͤunte, wann bey denen Floßoͤfen anſtatt der ſogenannten machen ſeyn. 
Floſſen, nur Blaͤtl (11) erzeiget wurden, allermaſſen andurch die erſte 

Manipulation, nemlich das Einrennen der Floſſen, finſolglich auch der 

dießfaͤllige Kohlenaufwand gaͤnzlich vermieden wurde. 






Wann dann nun natuͤrlicher Weiſe denen Hammersgewerken 
durch die beſagten Blaͤtl ſowohl in Beförderung der Arbeit, als auch Gr⸗ 
ſpahrung der Kohlen ein groſſer Mutzen, denen Floßhuͤttengewerken hin⸗ 
gegen kein groͤſſere Unkoͤſten in Erzeigung derenſelben zuwachſet; 


Als befehlen Wir hiemit ernſtlich, daß die Floßhuͤttengewerken, 
ſe viel Blatt als die anne‘ immer bedürftig ſeynd, oder begehs 
| 3 vn — 


% (11) Diefe Blaͤtl find nur einige Linien dich, und. men reiſet derſelben 5 
von einem Ablaß, der gegen fünf Centner jedesnal beträgt, wohl - 
einige dreyßig. Es iſt auffer den bier angeführten Vortheilen beym _ ° ir 
Dlätle auch noch der, daß man fehon beym ‘Braten derſelben weniger 
Kohlen braucht, mei fie leicht von der Hiße Burchdrangen werden. 
Alle Slaͤtl werden nur auf die Teutfhhammer oder: Stabeifenhäms 
‚mer. verfauft; denn zum Stablmachen Bi ang „lieber Sloßen, 
welche 4 Zuß läng, 1 Fuß breit und 38 d. Von den 
Blätle loßet der Meiler 28 fl., von den Sloßen aber nur 26 fl. 


26 07.1 Berdordnung 


ren werden, erjeigen follen, mo im widrigen derjenige, welcher ſich def 
fen weigeren, od x unter einigen Vorwand, wie der erwa Namen haben 
mögte, die Machung derfelben unterlaffen follte, vom Berggerichtamt 
um zehen Specicsthaler unabläßig geſtraft, und dariiber dem Hammers⸗ 
gewerken, welcher Blaͤtl verlanger hat, aus Mangel derſelben aber jedoch 
2Floſſen einreunen, und fomit wegen bloffer Eigeufinnigkeit des Floßhuͤtten⸗ 
gewerken mebrers Kohlen verbrennen muͤſſen, für j den Meiler ſolch⸗ eine 
gerennten Floſſen 3 fl. zu eriegen gehalten werden folle, jedoch ift in Vene 


abfolglaſſung der Blaͤtl dem Radmeifter wegen des Gefaͤß kein Unkoſten 
zuzumuthen. 


Der ein und funfzigſte Articul. 


Pi „gabmeifier Es ift auch von allen Hammersgewerfen wider das fchlechts und 
hragladı,oser Kafılr all zu unreine Graglach indifferenter geflaget, und! fomit angezeiget wor⸗ 
wert an die Dan den, daß jelbes mit Sintterſtein und anderen Unrat fogeftaltig vermijchet 
a ab (ui. ſeye, DaB aus einem Meiler Graglach öfters faum fünf Eenten Eifen in 


es niit edevor vondenen Hammern hat ausgearbeitet werden koͤnnen. 
allem Ynras, 10 viel 


mich, veresuiget Wie zumalen aber Wir Feineswegs geftatten Finnen, daß ber 
KHüttenarbeiter wegen eigennüßigen Gentenlohn, Gintterfand, oder aus 
deren Unrat auſtatt Eiſen zuſammen werfen, noch daß die Radmieiſter ſol⸗ 
ches ſogeſtaltig verkaufen ſollen; 
Als befehlen Wir hiemit ernſtlich, daß die Radmeiſter kuͤnftighin 
‚Rein Graglach, oder Waſchwerk, ohne daß bevor aller Unrat, wie Bi 
Namien haben mag, fü viel möglich, davon fauber und rein gefchieden iſt, 
‘verkaufen, wo im widrigen bey fich ergebender Klag, und hieraus Affe 
render Uebertrettung dieſes Uln-eren Gebotts, der fchuldig erfundene Rab⸗ 
meiſter dem Hammersgewerken nicht allein alle ihme andurch verurſachende 
‚Un oͤſten und Schaͤden zu erſetzen, ſondern auch unebſt Conſiſtirung ſolch⸗ 
unreinen Graglachs eine Straf pr, fünf Speciesthaler dem Berggericht⸗ 
amt zu erlegen gehalten feyn fell, . a 


Der zwey und funfzigfte Articul. 


€ elle Funftig Wir haben aud) fehr mißfällig zu verneßmen gehabt, daß bey kei⸗ 
a fon: nem Werfgaden ( auffer denen Sloßhürten) ein Puchwerf gehalten, jons 


dern turch Fuchwere dern aller Eintter, welcher bey denen Stuckhuͤtten und Teutſchen Ham⸗ 
—RA ande mern erzeiget wird, und meiftentheils ſehr Eifenhältig ift, in’ den Bach 
Etreffin, wohin ed geworfen, dardurch neben unbedachtſamer Verſchwendung des Eifens der 
erfenderlich fon wird, Hinnſaal des Waſſers erhoͤhet, aus feinen Schranken geleitet, und ſomit 
gefuhret werden. bey ſich ereignenden Guͤſſen denen Straſſen und anderen Werkgaden, ſon⸗ 


derbar aber dem Markt Huͤttenberg groſſer Schaden verurſachet worden; 
Als 


für Das Herzogthum Kuͤrnten. 47 


Als befehlen Wir hiemit ernſtlich, daß fuͤrohin kein Sintter mehr 
in Bach geſchuͤttet, ſondern aufgepuchet, der wiſſentlich, unhaͤltige Sint⸗ 
ter aber an die Straſſen, wohin es erforderlich ſeyn wird, gefüßrer wers 
den ſolle, worauf der Vergrichter überhaupts, fonderbar aber auf die 
ber Hüttenberg ſtehende zwey Radwerk ein obachtes Aug zu tragen, und 
die Uebertretter folgendergeftalten zu beſtrafen Bat, daß nemlich, wann 
die Bachſchuͤttung des Sintterg auf Anleitung des Gewerkens befchebete, 
felber jedesmal um ſehen Speclesehaler, warn es aber aus Bosheit, oder 
Mad)läßigkeit eines Hüttenarbeiter erfolgete, felber am Leib empfindlichſt 
abgeftrafer werden folle. J 


Der drey und funfzigſte Articul. 
Die Anredzeit deren PHlaͤa⸗Haus⸗ und Hammerarbeitern ſolle nicht 


ren Plaͤa⸗ Haus: und 


mehr zu Jacobi, wie vorbero geweſen, fondern zu St. Michaeli ihren Sonımerarbeitern 
Anfang nehmen, . und dergeflalten feftgefeget feyn, daß ein Kadz oder fole zu Et. Michaeli 
Hammersgewerk feine würflich in. Dienft habende Leut vierzehen Tag vor den ee 


Er. Michaeli, . einen Fremden aber allererſt vierzehen Täg darnach, und iu beobachten. 


keineswegs ehender anzeden Möge... =... mn 
u Wer num aus’ Beiten" Gewerkendaͤs wibri e u tun fih unters 

ftunde, Tolle durd) das Berggerichtamt um fechs Eheriesthaler ohnnach⸗ 

laͤßig geſtraft werden. „ 


Welcher Arbeiter aber vor ber Zeit einem anderen Radmeiſtet, 
ben welchem er nicht wuͤrklich in-Acheie ſtehet, den Dienſt zufagete, und 
der Gewerk, ben dem er fich würflich im Dienſt befindet, folchen nicht 
gern entlaffen, der Arbeiter aber nicht bleiben. wollte, “fo feHe ein folcher 
Arbeiter als ein Liebertretter diefes Geſatzes vom Berggerichtamt nicht 
allein am Leib empfindlich beftrafet, fondern auch von feinem andern Rads 
meifter bey funfjig Epeciesthaler Straf in Dienft aufgenommen 
werden. * U. J 

F BE Ze Se — —— 
| Mann aber ein Arbeiter feinen Radmeiſter ober Gewerken am Et. 
Michaelistag den Dienft der Ordirung nach auffünder, ift der Nadmeifter 
demefelben mit Ende des Fahre zur gewöhnlichen Wandetszeit nach vors 
berig richtigen Berraittung und baaren Bezahlung des fich auf eins oder 
der. anderen Seiten zeigenden Meftes mit gebuͤhrenden Raittſchein zu ents 
laſſen fhuldig, ohne einen Raittfchein, oder Paßpart aber ſolle kein Huͤt⸗ 
tens oder Hammerarbeiter aufgenommen werden, fondern Wir wollen, 
daß eben dasjenige, was dießfalls wegen der SBergärbeiter Articulo 30 
zu beobachten gnädigft anberohlen worden, auch allda bey denen Hüttens 
und Hammerarbeitern geborfamft befolger werde, . | 

. 8 | Ä 2 


. . . ce“ . . 
. Van Zu Ber , . yore 


48 1 Bersprdnuhg:” : ı 


Der vier und funfzigfte Articul. 


‚ Ko:ma, toa6 einem Alldieweilen bishero der fchadliche Mißbrauch eingeriflen, da 
jedem SLdd, Haus-umd ein Gewerk dem anderen feine Arbeitsleute ee rollen PH Pi 
eofaufs  Köhnung- ferungen , Safchings oder Kirchtäggeldern, und anderen dergleichen GOe⸗ 
aa erogn ſchanknuſſen abwendig zu machen getrachtet hat; . 
möge um (ol. So wollen Wir hiemit für eine Richtſchnur deutlich ausgefeget 
haben , -was einem jeden Piäds Hauss und Hanımerarbeiter zum Leykauſ⸗ 
Löhnungs Fleiſch⸗ oder Faſchinggeld, durchgehends gleichförmig gereichet 

werden möge und daͤrfe; wie folget: j 


Ben denen Floßhuͤtten. 


ESEN 
r tenfauf ⸗ ⸗ ⸗ ⸗ 41— 
Eineme Loͤhnung, oder ſogenanntes Poſtgeld, alle vier 
Plaͤaͤer. Wochen bey gangbarer Hütten 71 — 
| Bey ungangbarer Hütten aber s ⸗ 5 1 me! 
Steifchs oder Zafchinggeld des Jahre ⸗ 3] — 
Leykauf s ⸗ ⸗ 11 — 
Einem Loͤhnung, oder Poſtgeld bey gangbarer Hätten] 
Ofen, alle vier Wochen » - ⸗ 61— 
Enechte, | Ben ungangbarer abe⸗ ⸗ 41— 
Faſching⸗ oder Fleiſchgeld des Jahrs ⸗ 2.1. — 
Bey denen Stuckhuͤtten. (12) J 
ce Leykauf ⸗ ⸗ ⸗ ⸗ 12 | om, 
Loͤhnung von ein Meiler erzeigten Eifen, ober 
Einem Graglach ⸗ ⸗ ⸗ — 124, 
Diäder. | Von Klaub⸗ oder ſogenannten Bachgraglach 
vom Meiler ⸗ ⸗ ⸗ ⸗ —120 
Fuͤr Defen und Bruſt machen des Jahrs > 3 1. 
ſteykauf ⸗ ⸗ ⸗ g I — 
Loͤhnung von ein Meiler erzeigten Eifen, oder 
Einem Graglach ⸗ ⸗ — | 20 
Gragler.“ Von Klaubs oder fogenannten Bachgraglach 
| von Meiler imgleichen ⸗ — I 20° 
Für Defen und Bruft machen des Jahre » I ı I 3oi 
ne 


(12) Unter ben neuen, Hütten, welche Arzberger Erst verſchmelen. iR 
De Selen. Stuͤckhuͤtte mehr, fondern fie find alle Floßhuͤtten mit bes 


für das Hetzogthum Kaͤrnten. 39 
Bey denen Teutſchen Bammern. 


Vor⸗ geſchlagenen Eiſen ⸗ — 
Plaͤaͤer. Fur Oefen und Bruſt machen des Jahes s 


fl er. \ 

Leykauf 131— 

Eineme Loͤhnung von ein Meiler erzeigten Ser oder] ' 

17 

ı | 30 
Fleiſch⸗ oder Faſchinggeld des Jahrs ⸗ 30 


.[ teylau ⸗ 1 
Einem | Loͤhnung von ein Meiler reiten breits oder 
ach⸗ geſchlagenen Eiſen J4. s 1 117 
laͤͤer. Fuͤr Defen und Bruſt machen —* 1130 7. 
Lt Ste Ir und haſchinggelz ⸗ ⸗ 1130 — 
ſLey? auf 12 | — 
Einem Loͤhnung von einem Meiler breit⸗ A zecchla— u 
Gragler, | genen Eifen, famt Erztröflerofn + I — 124 
, Fleiſch⸗ und Sarsinggeb des Sabre 0 ı I 30 
Leykauf ⸗ 261 — 
Loͤhnung von ein Meiler heſtig nen, oder un 
Einen Breiteiſen — 120 
Vorbam, "Won ein Meiler Radſchuͤnn zu eigenen, r de N. 
mer, nachbarſchaftlichen Gebraub . 5 ı fi 30. 
ſchmiden. Bon klein Handzeug machen des Jahrs > 3.1 — 
| Bon groffen Hammerzeug machen des Tags | — | 24 
Fleiſch⸗ oder Safhinggeld des Jabrs :s It 1 30 
Leykau 6 20 I =. 
‚Einem | töhnung: von ein Meiler gelegene, oe. Ze 2 
Nach⸗ Breiteiſenñ 5. | 20" 
bammers\ . Von ein Meiler Radſchuͤnn wie oben J ı|l— 
ſchmid. Bon klein Handzeug machen des Jahrs ⸗ 21— 
| Bon groffen Hammerzeug machen des age — ao. 
L Steifchs oder Faſchinggeld des Jahrs *4- 1,1 30. 


Dieſe Norma ift nun ben allen Nads nnd Zeutſchen Hoͤmmerar⸗ 
beitern unverbruͤchlich zu beobachten, welcher ſich aber unterſtehen wirde, 
bierwider, es feye unter was Vorwand es inmer wolle, freventlich zu 
andlen, derjenige folle ohne Anjebung der Perfon, auf jeden Vetretiungo⸗ 
En um vier Speeiesthaler anne chlaßig beſtrafet werden. ns j 
Sollte hingegen bey eins oder anderen. Radwerk etwas neu⸗ und Wann etwas men 
nußbares in der Manipularion eingeführet werden, fo erlauben Wir gnd- Oder ea ches in "der 
digſt, daß in ſolchem Fall zu mehrerer Anfeifchung deren Mads und Hams dem Arbeiter ertun 
. merwerfsarbeitern, ale welche fonften allen Neuigkeiten ohmäberlegt ent⸗ den murde, mag ſel⸗ 
gegen ſtehhen, wann einer etwas verdienet bat, einelGrgöglichkeitremsfilten —A — 
Vechmanno Geſetze II. Theil, (6 . alles ebtlichteitvesabfelget 


42 2... I Bertgordnuug? 7 
Der fieben und vierzigfte Articul. 


Die Plaͤa⸗ Hausar⸗ Ferners befehlen Wir fo gemeflen, als ernſtlich, daß die Piäds 
ed len Hausarbeiter, wie auch die Hammerſchiniden untereinander. in guter 
antereinander in gus Einverſtaͤndnuͤß leben, und einer den andern in der Arbeit getrenlich an 
ern die Hand stehen, fonderbar wann einer feine Schicht vollendet, und.feit 
dem anderen in der nen Geſpann in die Arbeit rufet, alles wie in waͤhrender Schuͤcht die 
a a up Schüttung in Kohl, und Erzt gehalten worden, und mas fih bey Abs 
michtö verhällen,mits Taffung des Sintters, Eifen, oder Graglach, gezeiget hat, gerreulich 
—A —8 offenbaren, und nicht das mindeſte boshafter Weis verſchweigen ſollen, 
andern in der Arben widrigenfalls ein ſolcher PlädsHausarbeiter, oder Hammerſchmid, der die⸗ 
Einen muthwilligen ſer Unſer allerhoͤchſten Vorſchrift nachzuleben, unterlaſſete, oder etwaß 
Schaden verurſachen. Widriges zu thun ſich unterſtuͤnde, nicht allein empfindlich am Leib ge⸗ 

ſtrafet, ſondern nach Befund ſeines Verbrechens gar von der Arbeit hin⸗ 
weg gejaget, oder im Fall der Tauglichkeit, für einen Retrouten geſtel⸗ 
let werden folle, 


Alllermaſſen Wir nicht zugeben Pönnen, noch werden, daß die 
untergebene Arbeiter für ihre Belohnung entweder aus Muthwillen, 
Nachiaͤßig⸗ oder Widerfeglichkeit, oder unter dem Vorwand, daß dieß, 
oder jenes nicht im Brauch jene, oder wohl gar nur cin s 2und den ans 
dern Arbeitsgeipännen su Gefaͤhr ihrer Gewerken cinen Schaden zufuͤgen 
follen, wohl aber verordnen Wir vielmehr ausdrüclich, daß die in der 
Schmölngss Mantpulation gut: erfahrne Pläder auf Aurufung eines, 
oder des anderen mit unfündigeren Plddern verfebenen Radmeiſters dies 
felbe treulich, und aufrichtig zu unterweijen fchuldig ſeyn follen, widris 
genfalls derjenige, fo ſich deifen weigerte, oder alle Vortheile nicht ren, 
und aufrichtig an die Hand gebrte, es gefchche demnach aus ‚eigener Eas 
priß, oder Anleitung des Radmeilters, von dem Berggericht, der erſtere 
anı $eib, der andere an Geld geftrafet, dabey aber dannod) zu Beſolgung 
diefes Unſeres ausdrücklichen Gebotts, mit Schärfe verhalten werden 


ſolle. 


Euch Radmeiſter wird demnach obliegen, unter euch felbſten einig 
zu ſeyn, ungehorſame und friedhaſſende Arbeiter nicht anzunehmen, denen 
in Dienſt habenden aber je und allſtets werkthaͤtig einen ausgebigen Eruft 
zu zeigen, und falls euere Macht nicht zulanget, bey dem Berggerichtamt 
um Beyſtand anzuruffen. 


Welcher Arbeiter aber ſich gar unterfichen würbe, mit aberglan⸗ 
bifchen Teufelspoflen,, oder fogenannten Künften feinen Geſpann oder Rads 
meiſter in der Arbeit zu hindern, oder Schaden zu beurfachen, folle mit 
Einflimmung des Berggerichtamts, wann gegründete Indicia vorhanden 
ſeynd, der uftiz zur peinlichen Interfuchung und Straf übergeben 


werden, 
| . . Der 


für dad Hekzogthüm Kärnten :45 


Der acht und vierzigſte Articul. —— 

Es ſollen alſo alle Rad⸗ und Teutſche Hammermeiſter aufs hoͤchſte und ee 
befliffen,, und darob ſeyn, daß das Eiſen nicht rohbrüchig, fondern zu — ac * 
Ausarbeitung weiterer Kauſmannswaaren tuͤchtig, gut und: geſchmeidig iu Ausarbeitung tüche 
erzeiget werde. | | | nr — 

ai ea _ fliſſen feyn. 

Zu welchem Ende, und damit man. wife, an welchem Werkgas Und jeder fein Ber 
den gut, oder ſchlechteßs Eiſen, und wer eines und das andere erzeiger. bar, Gen darauf ſchlagen. 
auch allenfalls, wann ein ſchlechtes Eifen in Vorſchein fonımet, deflen Ges | 
werfen zu befierer Arbeit ermahnen, bey nicht erfolgender Beflerung aber 
die nötige Unterfuchung, ob es aus Schuld des ſproͤden Erzt, oder nur. 
ſchlechten Schaidwerks, einfolglich aus Nachläßigkeit der Knappen, oder 
Hüttenarbeiger, oder gar des Gewerkens felbften herruͤhre, vorkeh⸗ 
ren niöge; — ET 


Go, ftatwiren Wir, daß jeder, Rade oder Teutſch⸗ Hammermeiſter Deren Rad⸗ uw 
fein erzeigendes Stuͤck, Floffen,. gefchldgeu, oder Braiteifen ft dem Hanmermeiker & 
gewoͤhnlichen an folgenden Zeichen vormerken, "widrigenfalls das en 
eingezetehnere Eifen nach Befchaffenheit det Uniftände dem Berggericht zu 
einer Straf. verfallen ſeyn folle, er ee 
Carl Theodor Graf von Chriſtalling Hat an denen zwey 
Stuckhuͤtten in der Olling, gis Kahſer⸗ und Reu⸗ 
F 5. Nckhuͤtten, item alı det Floßhuͤtten iu Ooiisotten 
und Teutſchen Haͤmmer zir&berftein folgendes Eiſen⸗ 
zeichen zu fuͤren .... *. WW 


Graf Gaisruck zu Silberegg hat an dem mit der Probſteyh 
77 Wuͤtting ine Heifte bearbeitenden Teütſchen Har⸗ 
N erg Watiag, item‘ an-det Stuͤckhuͤrten ju Su⸗ 
vs beregg das Eifengeichen'zu führen "oe" GG 


Prodftey Wuͤting hat an dem obig⸗ mie der Herrſchaſt = 
Silberegg zur Helft bearbeitenden Teutſchen Ham⸗ 
mer daſelbſt folgendes Eiſenzeichen zu fuͤhren — BW. 
— — 


Ferdinand von Eggeriſche Erben.hahen an der Floßhuͤtten 
zu — und An bem mir der Maria —328 — 
bon Gröiffenftein,, dann Ber Märik’Ufsingin um 
dritten Theil befigend, und bearbeitenden Teutſchen, 
oder fogerrannten Panrifchbammer zu Hüttenberg -.. 
uebenftehendes Tifenzeichen sflgen a..." 


« ® 
⁊ 


Sa = Marie 


J‘ 


nn Vergardnung ' 


Maris Johauna von Greiffenſtein hat an dem obig⸗ mit 
Treybach, "und der Maria Ulbingin zum dritten 


Theil beflgenden Teutſchen fogenannten Payriſch⸗ 


bammer zu Hüttenberg folgendes Kifenzeichen zu 
führen ⸗ 0 ⸗ ⸗ 


Maria Ulbingin hat an dem obigen mit Treybach, und mit 
der Maria Johanna von Greiffenſtein zum dritten 
Theil beſitzend, und bearbeitenden Teutſchen ſoge⸗ 
nannten Payriſchhammer zu Huͤttenberg das Eiſen⸗ 
zeichen zu fuͤhren ⸗ ⸗ ⸗ 


Kaiſerl. Koͤnigl. Kammer⸗Stadt St. Veit hat an der 


Floßhuͤtten in der Urtl⸗ und Stuckhuͤtten zu Huͤtten⸗ 
berg das Eiſenzeichen zu fuͤhren ⸗ ⸗ 


Suſanna Felicitas von Mayerhoferiſchen Erben haben an 
der ſogenannten Schwarzhoferiſchen Stuckhuͤtten in 
der Loölling folgendes Eiſenzeichen zu führen ⸗ 


In der mit dem Martin Benedict von Secheran zur Helfte 


bearbeitenden ſogenanuten Zechner ⸗Stuckhuͤtten, 


und zugleich auch an dem mit den obigen von Se⸗ 
cherau auch zur Helſte bearbeitenden Teutſchen 
Hammer in des Loͤlling aber ſolgende 


Martin Benediet von Secherau hat an der obig⸗ mit denen 
von Mapyerboferifchen Erben zur Helfte bearbeitens 
den fogenannsen Zechner⸗Stuckhuͤtten, und auch 
bey den Teuefchen Hammer in der Lölling das Eis 
fenzeichen zu führen ⸗ 0 ⸗ 


Joſeph Edler von Kellerſtein hat an der Floßhuͤtten in der 
Höfft, und an dem Teutſchen fogenannten Steins 
brugsbammer zu Hüttenberg das Zeichen zu 

ten ⸗ ⸗ ⸗ 


Ser, Barthlme und Wolfgang Rauſcher haben an der 
Floßhuͤtten in der Moßinz das Eiſenzeichen zu 
führen ⸗ ⸗ ⸗ ⸗ 


An denen zwey Stuckhuͤtten die Plagowitz⸗ und Fuxhuͤtten 
genannt aber folgendes ⸗ ⸗ ⸗ 


e 


M 


Joſepb 


für das Herzogthum Kaͤrnten. 24 


Do oh Migler hat an der Stuckhuͤtten in BARRIERE Ban ‚’ 
’ — zu lübren — F IR. 


"Sa neun und — Artleul 


Alldieweilen das auf denen Teutſchen Hammern zu arbeitet; Bere» Dos auf denen 
rigte -fogenannte gefchlägene, und Breiteifen annoch eine balh raue Waar cab geiles 
“ft, welche allererft durch die Streckhammer zu feinet Kauſfniannswaari im gene und breite Cifen 
Land ausgef_lpgen werden muß;  Sefeimmung nid 


in 
Als befehlen Wir, daß ſolches geſchlagene oder Breiteiſen damit ne HN 


es zu weiterer Ausſchlagung und Ausarbeitung verſchiedentlichen Cijens werden. 
gattungen feine gebuͤhrende Groͤſſe hat) nicht Über vier Stangen in Een⸗ 

zen gefchmidet werde, wann es aber zum Landsgebranch Pleiner gefrimmer . 
‚sourde, fd kann folches auch in fünf oder ſechs ER , aber. — meh⸗ 

rer geſchmidet werden. | 


| j Der funfzigſte— Articut. 


Nachdeme offenbar und jedermann vor Augen iſt, wie die Wälder Die glopftftenger 
im Genogrfum Kärnten aufferordentlich gefchwächet feynd, und dahero werte Te 
won allen, fonderbar aber von Hammersgewerken Unferen allergnädigft Sit als die Hamz 
abgeordneten Hof s Commiflario über den Koblmangel geflager, dabey — 
„aber ar angezeiget worden, daß eine grofle Menge deren Kohlen erfpahs werden, ji 
ret werden Pönnte, wann bey denen Floßoͤfen anftart ber fogenannten machen (aulbig iern 
Floſſen, nur Blaͤtl (11) erzeiget wurden, allermaffen andurch die erſte 
"Manipulation, nemlich das Einrennen der Floffen, ‚einfolglich auch der 
dießfaͤllige Kohlenauſwand gänzlich vermieden wurde, 


j - Wann dann nun natürlicher Weiſe denen Hammersgewerken 
durch die beſagten Blaͤtl ſowohl in Befoͤrderung der Arbeit, als auch Gr⸗ 
ſpabrung der Kohlen ein groſſer Mugen, denen Stoßhüttengewerfen bins 
gegen Fein gröffere Unkoͤſten in Erzeigung derenfelben zuwachſet; 


Als befehlen Wir biemit ernſtlich, daß die Stoßhilttengewerfen, 
» viel St als die MISCHEN, immer bedürftig ſeynd, oder begeh⸗ 
3 | vn — 


(11) Diefe vlaͤtl find nur einige Linien bi, und. men reiſſet derſelben ne 
von einem Ablaß, der gegen fünf Centner jedesmal beträgt, wohl | Ä 
einige dreyßig. Es iſt auffer den hier angeführten Vortheilen beuom _ in 
Blätle auch noch der, daß man fchon beym braten derſelben weniger . 
Kohlen braucht, wei fie leicht von der Hiße durchdeungen werden. 
MNE-Blär werden nur auf die Teutfchhammer ober: Stabeifenhäms 

... mer. verfauft; denn zum Stablmachen an ae ‚lieber Floßen. 
welche 4 Zuß lang, ı Fuß breit und 2 Mnd. Bon den 
Blätle Oft ber Meiler 28 fl., von den Sloßen = nur So 


26 0.1 Bergordnung 


zen werden , erzeigen füllen, mo im widrigen derjenige, welcher ſich deſ⸗ 
fen weigeren, od r unter einigen Vorwand, mie der etwa Namen haben 
mögte, die Machung derfelben unterlaffen follte, vom Berggerichtamt 
um zeben Speciesthaler unabläßig geſtraft, und daruͤber dem Hammers⸗ 
gewerken, welcher Blaͤtl verlanger bat ‚ aus Mangel derfelben aber jedoch 

= Sloffen einrennen, und fomit wegen bloifer Eigenfinnigkeit des Floßhuͤtten⸗ 
geroerfen mebrers Kohlen verbrennen muͤſſen, für j.den Meiler ſolch⸗ ein⸗ 
gerennten Floſſen 3 fl. zu eriehen gebalten werden folle, jedoch ift in. Vene 
abfolglafjung der Blaͤtl dem Radmeifter wegen des Gefaͤß kein Unkoſten 
zuzumuthen. 


Der ein und funfzigſte Articul. , 


Die „jgabmeifer Es ift auch von allen Hammersgewerfen wider das fehlechts und 
ee adoser Wafdtr all zu unreine Graglach indifferenter geflaget, und} fomit angezeiget wor⸗ 
wert an die Hanıı den, Daß jelbes mit GSintterftein und anderen Unrat fogeftaltig vermiſchet 
ne hab (ol. ſeye, daB aus einem Meiler Graglach öfters kaum fünf Centen Eifen in 


&es ni.ht edevor von denen Hammern hat ausgearbeitet werden koͤnnen. 
allem Uncat, 10 vie 


milch, vercuniges Wie zumalen aber Wir feineswegs geftatten können, daß ber 
Hüttenarbeiter wegen cigennüßigen Sentenlopn, Sintterfand, oder ans 
deren Unrar auſtatt Eiſen zuſammen werfen, noch daß die Radmieifter fol 

ches fogejtaltig verkaufen ſollen; 


As befchlen Wir hiemit ernftlich, daß die Nadmeifter kuͤnftighin 

‚kein Graglach, oder Waſchwerk, ohne daß bevor aller Unrat, wie Se 
Namen haben mag, fo viel moͤglich, davon fauber und rein gefäeben Ir 
“verkaufen, wo im widrigen bey fich ergebender Klag, und Pieraus Aue, 
render Uebertrettung dieſes Un-eren Gebotts, der fehuldig erfundene Rab⸗ 
. meijter dem Hammersgewerken nicht allein alle ihme andurch verurfachende 
Un orten und Schaͤden zu erjegen, fondern auch nebſt Conſiſtirung ſolch⸗ 
unreinen Öraglachs eine Straf pr, fünf Speciesihaler dem Berggericht⸗ 






ame zu erlegen gehalten ſeyn fell. ° 


Der zwey und funfzigfte Artieul, .., 


Es ſolle Pünftig Wir haben auch ſehr mißfaͤllig zu vernehmen gehabt, daß bey kei⸗ 
het fon nem Werfgaden (auſſer denen Sloßhütten) ein Puchwerf gehalten, ſon⸗ 
dern turch Juchwerke dern aller Eintter, welcher bey denen Stuckbuͤtten und Teutſchen Ham⸗ 
—R ae mern erzeiget wird, und meiftentheils ſehr Eifenhältig ift, in’ den Bach 
Etreflin, wobin es geworfen, dardurch neben unbedachtfaner Verſchwendung des Eifens der 
erforverlich fon wird, Rinnſaal des Waſſers erhoͤhet, aus ſeinen Schranken geleitet, und ſomit 
gefuhr.g werden. bey ſich ereignenden Guͤſſen denen Straſſen und anderen Werkgaden, ſon⸗ 
derbar aber dem Markt Huͤttenberg groſſer Schaden verurſachet worden; 


für das Herzogthum Kürnten. 47 


Als befehlen Wir hiemit ernſtlich, daß fuͤrohin kein Sintter mehr 
in Bach geſchuͤttet, ſondern aufgepuchet, der wiſſentlich, unhaͤltige Sint⸗ 
ter aber an die Straſſen, wohin es erforderlich ſeyn wird, geführer wers 
den ſolle, worauf der Vergrichter überhaupts, fonderdar aber auf die 
vber Hüttenberg ſtehende zwey Radwerk ein obachtes Aug zu tragen, und 
die Uebertretter folgendergeftalsen zw -befttafen: hat, daß nemlich, wanu „ 
die Bachſchuͤttung des Sintterg auf Anleitung des Gewerfens befchebete, 
felber jedesmal um jehen Speciesthaler, warn es aber aus Bosheit, oder 
Nachlaͤßigkeit eines Hüttenarbeiter erlegen; ſelber am leib enrvſindiichi 
abgeftrafer werden ſolle. 


Der drey und funfzig ſte Articul. 


Die Anredjeit beren Plaͤa⸗Haus⸗ und Hanimerarbeitern ſolle nicht Die, Unreteit ber 
mehr zu Jacobi, wie vorhero gewefen, fondern zu St. Michaeli ihren a heteen 
Anfang nehmen, . und dergeftalten feftgefeget feyn, daß ein Rad⸗ oder fole zu Et. Michaeli 
Hammersgewerk feine wuͤrklich in. Dienft habende Leut vierzehen Tag vor den he re 
St. Michaeli, . einen Fremden aber alereiſt ierzehen “is darnach, und zu beobachten. 


 Feineamwegs eheuder angeden möge. u 


4 Wer num aus” Beiten“ Gewerken sis iiber gu ui fich unters 
ſtuͤnde, Tolle durch das Berggerichtamt um ſeche — ohnnach⸗ 
laͤßig geſiraft werden. 


Welcher Arbeiter aber vor der Zeit einem anderen Kadmeifter, 
by weldjem er nicht wuͤrklich in Arbeit ftebet, --den Dienſt zufagete, und 
der Gewerk, bey dem er fich wuͤrklich im Dienft befindet, folden nicht 
gern entlaffen , der Arbeiter aber nicht bleiben. wollte, fo fee ein folcher 
Arbeiter als ein Liebertretter diefes Geſatzes vom Berggerichtamt nicht 
allein am Leib empfindlich beſtrafet, ſondern auch von keinem andern Rad⸗ 
meiſter bey funfjig Epeciesthaler Straf in Di aufgenommen 
werden. 


Wann aber ein Arbeiter ſeinen Radmeiſter ober Gewerken am 8S. 
Michaelistag den Dienſt der Ordinung nach aufkuͤndet, iſt der Radmeiſter 
demeſelben mit Ende des Jahrs zur gewoͤhnlichen Wanderszeit nach vors 
berig richtigen Berraittung und baaren Bezahlung des ſich ayf eins oder 
der. anderen Geiten jeigenden Reſtes mie gebuͤhrenden Raittſchein zu ent⸗ 
laſſen ſchuldig, ohne einen Raittſchein, oder Paßport aber ſolle kein Huͤt⸗ 
ten⸗ oder Hammerarbeiter aufgenommen werden, ſondern Wir wollen, 
daß eben dasjenige, was dießfalls wegen der Bergarbeiter Articulo 30 
zu heobachten gnaͤdigſt anbeſohlen worden, auch allda bey denen Huͤtten⸗ 
and Hammerarbeitern gehorfamft befolget werde, 


© pP] .. 1 
7 ’ 


\ te D . oo. 
.. . . Der 
. % P 


48 07.1 Bergordnunhg: ” 4 


Der vier und funfzigfte Articul. 


Korma, mad einem Alldieweilen bishero der ſchaͤdliche Mißbrauch eingeriſſen, da 

je Hd, Daum ein Gewerk dem anderen feine -Arbeitsleute ie store —3 * 

—— — ſerungen, Faſching⸗ oder Kirchtaͤggeldern, und anderen dergleichen Or⸗ 

Seh erreiche werden (hanfnuffen abwendig zu machen getrachtet bat; 

und fo 

mögt So wollen Wir biemit für eine Richefehnur dentlich autark 
haben, -was einem jeden Pläds Hauss und Hammerarbeiter zum Leykauf⸗ 
Loͤhnung⸗ æ Fleiſch⸗ oder Faſchinggeld, durchgehende gleichförmig gereichet 
werden möge und därfe ; wie —* 


Bey denen Soßbütten. 


re 
r tenfauf ⸗ ⸗ ⸗ ⸗ 41— 
Eineme Loͤhnung, oder ſogenanntes Poſtgeld, alle vier 
Plaͤaͤer. Wochen bey gangbarer Huͤtten ⸗ 71 — 
| Bey ungangbarer Hütten aber s ⸗ g |! 
Fleiſch⸗ oder Faſchinggeld bes Jahrs ⸗ 3, — 
Leykauf ıl— 
Finem Loͤhnung, oder Poſtgeld bey gangbarer Sitten | 
Ofens alle vier Wochen ⸗ 61— 
Enechte, | Bey ungangbarer abe ⸗ 41- 
i Safchings oder Fleijchgeld des Johrs ⸗ a); 
Bey Denen Stuckhuͤtten. (12) 
r Leykauf ⸗ 12 | m, 
Loͤhnung von ein Meilen erzeigten Ein, oder 
Einen Graglach ⸗ —4. 
Diäder. |) Von Klaub⸗ ober fogenannen Bachgrugia 
vom Meiler ⸗ —3z20 
Fuͤr Oefen und Druft maden des Jahre | 31: 
ſteykauf g | — 
Loͤhnung von ein Meiler eigen Eifen ’ oder 
Einem Graglach ⸗ — 1 20 
Sragler.\ Bon Klaubs oder fogenannten Bacgragiac 
| vom Meiler imgleichen — | 20° 
Für Defen und Bruſt machen des Jahro si xl 30i 


(12). Unter den neuen Hütten, welche Argberger Erst verfämchen. iR 
a beten, Stuͤckhuͤtte mehr, fondern fe find alle Floßhuͤtten mit he⸗ 


für das Herzogthum Kärnten, 49 
Bey denen Teutſchen Hammern. 


fl. I. kr. 
Leykauf ⸗ ⸗ 31 — 
Einem töhnung von ein Meiler eijeigten breite oder] : 
Vor⸗ geſchlagenen Eiſen ⸗ — | 17 
Pidaͤer. Fuͤr Oefen und Bruſt machen des Jahes s | 1 | 30 
Fleiſch⸗ oder Faſchinggeld bes Sahıs ss .E IT] 30 | 
eykauf ⸗ 16 —— 
Einem Loͤhnung von ein Meiler ejeigen breits ober 
gefchlagenen Eiſen se. 8 sl |ı7 : N 
Pie Far Hefen und Bruſt machen Bohr ; 130 none 
pri und Safhingged + _ %  »:| 1] 30. RT 
ber auf ⸗ 121 — 
Einem Loͤhnung von einem "Meilen breit, ober zechla— u We 
Gragler genen Eifen, famt Erztroͤſterlohn + I —1Ia4 
an und Safsinggel bes Jahrs ⸗ ı | 30. 
Leyk auf ⸗ .8 206. u 5 
Loͤhnung von ein "Meiler gefßtagenen , oder £ ne 
Einem Breiteiſen 3 4120 
Vorham⸗Von ein Meiler Radſchuͤnn zu eigenem r oder : 
mers \ nachbarfchaftlihen Gebrauch s I I 30: 
fchiniden.| Don Flein Handzeug machen des Jahrs 31 — 
| Bon groffen Hammerzeug machen des Tags | — | 24 
Fleiſch⸗ oder Faſchiuggeld des Jahre 14130 
Leykauf ⸗ ⸗ | 20 1: 
= oknung: von ein Meiler getagenn, oe. 482 
Breiteiſen 5. = | 00’ 
bammers\ . Bon ein Meiler Radfchtinn tie oben , — 


1 
ſbmid. Bon klein Handzeug machen des Jahrs⸗)]s2— 
| Bon grofien Hanımerzeug machen des za — 
Fleiſch⸗ oder Faſchinggeld des Jahrs u 1,139, 


Dieſe Norma ift nun bey älfen Rad⸗ und Teurfchen Hoͤmmerar⸗ 
beitern unverbruͤchlich zu beobachten, welcher ſi ch aber unterftehen würde, 
bierwider, es feye unter was Vorwand es immer wolle, freventlih zu «=. 
—* derjenige ſolle ohne Anſehung der Perſon, auf jeden Vetreitunge⸗ | - 
all, um vier Speciestbalet mad beſtrafet werden. ns “ 
Sollte hingegen bey eins oder anderen Radwerk etwas neu⸗ und Wann etwas nen 
nutzbarer in der Manipulation eingefuͤhret werden, ſo erlauben Wir gnds m oder nik liches in der 
digft, daß in ſolchem Fall zu mehrerer Anfriſchung deren Rad⸗ und Ham⸗ been erfune 
a rg ale weiche fonften Net — obnuͤberle een a Tas fe 
gegen fteben, ‚mann einer etwas verdienet hat; eine Ergtzlichteit is Beine ober 
Deckmanno Geſetze II. Theil. sat alle⸗ —— 


sa... Ic Bergordnung . :." 


allemal, jedoch nicht als eine Löhnung , oder etwas beſtaͤndi zes, fondern 
ledialich als eine Erkenntlichkeit des Ereraverdienft verabfolger werden 
möge, . 


Der fünf und fünfzigfte Articul, 


ln 
Bas in Zufunft . Wiewoöohlen in Ber alten Drdnnng ganz heiliam vorgefchrichen por» 
mein Yan den, wie die Nads und Hammermeilter in Kobltauf eine gute Ordnung 


af; und Erfaus halten, und ſolches einer dem anderen nicht abitriefen, oder vertheueren 

ung des Kohls fo: follen : ER 

wohl gegen fich felbs . 

ohllicteranken 06 . So haben Wir doch miffaͤlligſt zu vernehmen gehabt, daß dicfep 

beobachten , und zu Geſatz ebenfalls nicht im geringften nachgelebet worden ‚' fondern durch 

befolten haben. Fuͤrbott, einfeitige Contract, Erkaufung des ungemeffenen Kobls bey 
der Öruben, ferners durch Unterlaſſung der Fachtung, dutch cigenmächs 
tig eingeführte höhere Kehlzahlungen, durch Trinfgeldet, oder andere 
Regalien einer den anderen, wie auch dem ganzen Publico einen unges 
meinen Schaden zuge uͤget, maffen hierdurch von dem uneinfichtigen Baus 
ersmann denen Waldungen über die. Kräften zugefeget, auch unwuͤrk⸗ 
maͤßiges junges Holz in beftem Anwachs hergeranber, ein ⸗ nnd anderer 
Gewerk hingegen anderen zum Trug die Kifenaufbringung auf das 6öchtle 
getrieben, mit folchen einen ſchaͤdlichen Ueberfluß, einfolglich ben ſchlech⸗ 
sen Derfchleißzeiten eine nachtheilige Schleiderey, und ſomit denen ſchwaͤ⸗ 
chern Gewerken den empfindlichiten Schaden verurſachet hat. ° 


Ob es nun zwar allerdings billig wäre , derley muthwillige Ges 
ſatzbrechere mit der verdienten Schärfe anzufeben, und zu betrafen, wie 
auch den Berggerichtamt Unſer hoͤchſtes Mißfallen, daß ſelbes Beln 
Haupiarticul feiner Schuldigkeit gemäß zur Vollſtreckung zu bringen, uns 
terlaffen hat, empfinden zu machen ; | 0 


Eo wollen Wir doc auch hierinnfalls das vergangene, reſpeltu 
der Beftrafung, in Gnaden nachfeben, für das zufünftige aber allergnds 
digft anbefehlen: daß - 


Erſtlichen alle durch einfeltige Contract erhöhte Kohlzahlungen 
und Sürbott von nun an gänzlich caſſirt, und ohne geftattender Einred 
aufgehoben, und vernichtet feyn follen, 


Zweytens, verbieten Wir bey funfjig Speciesthaler ipfo facto 
contrario verwürfenden Straf , daß fich fein Gewerk unterſtehen folle, 
ein ungemäffenes Kohl in denen Wäldern bey denen Kohlgruben nach dem 
Geſicht uͤberhaupts zu erfaufen. Bu 


Drittens verordnen Wir gemeflen, daß a die Publicationis diefer 
Unſerer Ordnung innerhalb vier Wochen , jeder Radmeiſter ſich mit ei⸗ 
nem von dem Berggerichtamt, ordentlich cimentirt, auch wit — 

| —F— | J a nen udes⸗ 


für Das Herzogthum Kärnten. & 


gandesfärftlichen vor⸗ und des Erzbiſchof von Salzburg nachgefeßten Wap⸗ 
pen. gebranntmarkten Kohlſchaf bey funfzig Thaler Straf zum beftändigen 
Gebrauch beyyufchaffen, und allzeit damit verfehen feyn folle, 


Und weilen dann folches Koblfchaf mit Unſeren Sandesfürftfichen 
Ciment fihon von Alters hero zu feinem andern Ziel, und Ende einges 
führer ift, als damit weder der Gewerf an der Map, noch der Bauer 
an der. Zahlung beſchaͤdiget werde; 


So befehlen Wir hiermit ausdricklch, daß auf folchem Schaf, 
:fo oft alsesnur immer möglid), oder das Berggerichtamt, oder der Ge⸗ 
werk fuͤr:gut befindet, wenigſtens aber vor Verführung vierzig Krippen, 
oder hundert Saam das einlieferende Kohl viermal gefächtet, oder gemeſ⸗ 
fen, -fomit ‚aller Betrug verhütet, und der aus dieſer Urſach ebenfalls 
hefprungene Abfpann, oder in ‚Hüttenberg fogenaunten Koblahprichng 
borgebogen iverde, ' 


* Auf welches alfo der Gewerk m feinem eigenen Nutzen, and va⸗ 
huͤtung des ihme, und den Mitgewerken verurſachten ſtrafbaren Scha⸗ 
dens, der Bergrichter aber durch ſich und die Seinige nach Schuldigeeit 
—* die Obſicht zu tragen haben wird. 


Viertens, damit auch die Krippen nicht enger nſemmen Bringen 
hnd bierinnfalls fein Betrug unterlaufen möge; oft 


\ So wiederholen Wir den’ in der alten Ordnung ausdrucklich ent⸗ 
haltenen Befehl, daß nach ſolch⸗ eimentitten Schaf auch die Krippen; 
wie viel ſolche Schaf in ſich halter, gefacht, die Zahl der haltenden Schaf, 
auf die Krippen gezeichnet, und die darein gemachte Rigl (welche ein⸗ 
wendig mit einer ruft,’ oder Vorſchuß zu machen feynd) innen, und 
auſſerhalb gebranntmarket, und wann bey denen Bauern hierinnfalls eine 
Bosheit, oder Betrug wahrgenommen würde, ſolcher Bauer, er möge 
unterthaͤnig ſeyn, wohin er wolle, von dem Bergrichter zu Hüttenberg 
für jede Krippen Kohl, womit er den Gewerken zu übervortlan geſuchet, 
das erſtemal neben Verlichrung des Kohls, wwelddes der Bergbott dem - 
Bauern abzunehmen hat, pr. fechs Sufden, das andertemal pr, jwoͤlf 


Gulden, und wann diefes auch noch nicht verfängete, das drittemal mie 


Confifeirung Roß, und Wagen geftrafet werden folle, 


Eine gleiche Richtigkeit erforderet es auch bey denen Saamkobi⸗ 
fuͤbrern, und welcher einen Betrug gegen den Gewerken mit Abſuͤbrung 
der Kohlen ausüber, oder nur auszuuͤben tentiret, der folle für jeden 
Saamkohl, womit er den Gewerken zu befchädigen gefuchet, dag erftes 
mal neben Verliehrung des Kohls, welches gleichfalls wie vorgedacdht, 
der Bergbott jederzeit zu capiren fat, in Geld pr. ein Bullden, das ans 
dertemal pr. zwey Gulden, das drittemal aber mit Eonfieirung. des Roß 


ebuͤſſet werden. 
62 Fuͤnf⸗ 


32 FV I. Bergordnung.. 


Fänftens laſſen Wir es bey dem dermaligen Kobfpreiß, nemlichen 
für jedes cimentirces Huͤttenbergerſchaf pr. fünfichn Kreuzer, zwar gud⸗ 
digft bewenden, und wollen, daß die Gewerken dem Bauern an folchens 
Preiß nicht das geringite abziehen füllen, 


Gleichwie aber nichts billigers ift, als Laß der Bauer bey Eins 
führung einer gleichen Maag, und Ordnnug nichts leiden, oder verlichs 
ren folle, alfo it auch bingsgen nöthig, daß der “Bauer dasjenige, 100 
für er bezahle wird, wuͤrklich, und niche mit Betrug einlicfere ; 


Maſſen Wir dann diefe nothwendige Drdnung ſowohl von denen 
Gewerken, als Bauern ohnverbruͤchlich beobachtet, und einem jeden 
Mißhaudler cx folo capite tacti unnachläßig beitrafer willen wollen, £ 


Sollte fih aber ein Gewerk unterſtehen einen aus diefen Pun⸗ 
eten dnrch Fürbort, einfeitige Contract, Vorkaufimg des Kohls an denen 
Gruben, Preigerböbungen, Verfprechung, und Darreichimg allerhand 
Regalien, Zubuß, und Trinfgeldern, oder gefliſſentlicher Nachſehung und 
Geſtattung einer Drduungswidrigen Maaß, durch ſich oder die Seinigs 
aus Bosheit, Argliſt, oder Nachlaͤſſigkeit zu uͤbertretten, jo fole er vom 
dem Berggericht ohne Anſehung der Perſon um funfzig Speciesthaler 
unnachlaͤßig, und im Weigerungsfall executive beſtrafet, und hierwegen 
ben feiner Oberen Stelle, ein ſoich⸗beſtrafter Gemerkt anzehöret werden, 
maſſen ein Gewerk, der feines eigenen Beften, und feines Mitgewerken 
muthwilliger Bejchädiger, zugleich aber ein boebafter Uebertretter Unſe⸗ 
res Landesfuͤrſtlichen Geſatzes iſt, des Gehoͤrs einer Oberſtelle ſich gang 
unwuͤrdig machet. en 


. 18a 
Der fehs und fünfzigfle Articul, = 
Die Puaa Hänfers Wir versrdnen anben auch gemeffenft, daß der Bergrichter R⸗ 


an rien ters, und jo oft als es möglich, oder die Noth erforderet, in die Pidde 


öfters siftirer, und Käufer, und Hammer geben folle, allda mit gutem Fleiß Erfundigung 
a ze genaue — einziehen, ob geuugſames Erzt, und Kohl iu beſtaͤndiger Fortarbeitung 
welietduung mir vorhanden, ob das erſtere wohl geſchieden, geroͤſtet, und mithin zus 
Schärfe gehalten Schmölen tauglich, ob unter denen Arbeitern fein Zwiſpalt, modtrdp 
weiden. die gute Ordnung in der Arbeit unterbrochen, oder gar verhinderer werd) 
ob das Eiſen wohl gepläct, fauber geichmider , und mit gebuhrenden 
Wahrzeichen bemarket fene,ob die Erits Kohlmaaß, und Gewicht nach Un⸗ 
feren &andesfürftlichen Ciment verhanden, und gebrancher, und übers 
baupts, ob diejer Unſerer Landesfuͤrſtlichen Berg⸗ und Radwerksordnuug 
in allem gebührend nachgelebet, oder warumen unterlaffen werde? 


Wann alsdann der Vergrichter entiweders ftrafbare Mißband⸗ 
lungen, und auſſer Achtſetzungen Unſerer heiſſamen Ordnungen, oder 
aber uur zufällige Gebrechen dabey antreffen, oder ſonſt in Erjabrenbei 
“ singen 


für das. Herzogthum Kärnten. u 


Bringen’ wuͤrde ‚ fo ſolle er in dein erſten Fall mit geſatzmaͤßiger Schärfe 
fürzugeben , in dem letztern Fall aber die Urſach folcher zufälligen Gebre⸗ 
hen erheben, und dieſe nad Thunlichkeit zu wenden ſich angelegen ſehn 
faffen; und woferne fich befindete, daß zum Erempel ein Radmeifter ges Wann ein Rad⸗ 
nugfames , oder mehr als er bedarf, an Kohlen ein Vorrath, ein ander a eo 


ver hingegen Mangel, oder Gefahr. einer Feyerung Bärte : rath hat, der andere 
aber einen Mangel 


So .defehlen Wir, daß der Bergrichter die Kohlführer , fo lang baran | Ieider, jo ll 
ais es die Noth erforderet, und des’ anderen Koplen Wörrarh zulafler, zu gun ne 
denen Koplbedürftigen Radwerken gegen baarer Bezahlungen des Kohls Ber su dem Koblbes 


anweiſen, und allenfalls niit Ernſt verſchaffen ſolle; —** Redwert 


Ailermaſſen Wir wegen Capritz oder gefliſſentlicher Veranlaſſung 
eines oder des anderen unnachbarlicden Radmeiſters Unſer Kammergut, 
und des Eruſtift Salzburg Gefoͤbl, ſamt dem allgemeinen Beſten weder 
in Gefahr, weniger in cine würzliche: Beſchaͤdigung verfallen laſſen koͤn⸗ 
nen, fondern alle Radmeiſter gleich gehalten, und jedes Werkgaden nach 
Proportion in diefer ordnungsmaͤßigen beſtaͤndigen Arbeit, und Kammer⸗ 
gutsbeferdernzis erhalten wiſſen wollen. 


Der ſteben und fanfzigſte Articul. 


Es it Uns auch nicht minder mipfällig zu vernehmen gekommen, Die Eiſenabſchla⸗ 
daß das Eiſenabſchlagen von Floſſen, und Maͤſſen, ſowohl zu Hüttenberg, Falken und Retepta- 
als zu Althofen, und St. Veit von groß⸗ als kleinen Perſonen ganz öf tores follen in Ber 
fentlich practiciree werde, . F— — —— 

Wir wollen dahero dieſen ſchandlichen Mißbrauch nun auf lan ae 
allerfchärfefte verbgepen, und dem VPerggericht, wie auch anderen, jeden ſtrafet werden. 
Dres Obrigkeiten, wo fich derley boshafte Eiſenabſchlager, oder derfelben 
Hbfaufere, und Receprarores befinden, ganz gemeflen aufgetragen haben, 
daß felbe auf.das forgfültigfte hierauf Obſicht tragen laſſen, und fo ein fols 
cher Eifenentfremder , oder. Receptator ertappt, oder angezeiget wird, 
folcher ſogleich gerichtlich einge;ogen, die Abjchlager, und deſſen Abkaus un: 
fer, wie auch Kecepratöres an.teib, oder Geld empfindlichft geftrafer , oder HE 
nad) Befcjaffetbeit‘ der Umftände, der Juſtitz zur peinlicheh Verfahrung 
Äbergcben werden fslten: Ä 


Und pleichwie Wir zu Abhaltung deren ſo ſehr eingeriffenen. Eis 
fenentfremdungen,. wordurch fomobl die Radmeiſter, und Gewerfen, als 
Unfere Rammergeföblen merklich -befchädiget werden ‚. vermög. Linferer 
publicirten Generalien folche Eiſendiebſtabl pro Furtie domelticis declarirch 
und zu betrafen anbefoblen haben,  : PR? Ze a Ber 


Als wird. auch dem Berggerichtamt anforderft obliegen , bey allen 
Burgfried⸗ oder sandgerichte‘ onen wo Efendieb einfommen, 
3 


alien. 


or hr darob 


54 1. Bergordnung 


darob zu ſeyn, daß zu Ausrottung diejes Uebels Unferem verfchärften Ges 
faß werkthatig nachgelebet , die ſaumſelige, oder darwider handlende 
Lands oder Burgfried s Jurisdicenten aber, durch Gehoͤrde zur Schuldige 
keit gehalten werden. 


Der acht und fünfzigfte Articul. 


Alles Raub⸗ und NMNachdeme Wir aus vielen erheblichen Uns unterthänigft vorge⸗ 
—ãA— tragenen Urſachen, meiſtentheils aber zu Nutz und Behuf der Radmei⸗ 
e publicirter Ber, ſter, und Hammersgewerken, ein Eiſenverlags-Magazin zu St, Veit, 
ageorbnung Dep a als wohin alles an denen Stücks und Floßhütten, auch Teurfchen Hams 
N ag mern erzeigende Eifen, aufler mas bey dem Bergwerk die Bauernſchmi⸗ 
Maguinsu@t. Veit den , und Bergarbeiter, wie auch andere daſelbſtige Inuſaſſen, item die 
eingelieferee werden. gen meifter an ihren dermalen befigenden eigenen Werkern bedürftig has 
ben, einzulieferen ift , aufrichten zu laſſen für gut befunden; Ä 


Als befehlen Wir, daß alles obbefagtes über vorberührte eigene 
Berg⸗ und Hammerwerks, auch Localbeduͤrfnuß ohne das zu verfaus 
fen pflegende Eifen, nacher Et. Veit in das Magazin, nah Vorſchrift 
Unferer dießfalls befonders publicieten Berlageordnung jedoch mit Abs 
richtung deren gewoͤhnlichen Alchofifchen Mauch und Durchgangsgefoͤh⸗ 
len abgelieferet werde, wo im widrigen jener Rad soder Teutſchhammer⸗ 
meifter,, welcher ein Rauh, oder Halbraubeijen anderftmohin zu vers 
faufen ſich unterftehen wiirde, als ein Contrabandirer angefehen, und 
dahero nebſt Eonfijeirung fol sander Orts verfauften Eifens von bem 
Berggericht empfindlichit gejtrafet werden folle, (13 ) | | 


- Der neun und fünfzigfte Articul. | 
Der Vergrichter Dahingegen folle der Vergrichter mie hoͤchſtem Fleiß verbüten, 


Me urbien am daß die Rad⸗und Hammermeifter von dem Verlagsmaga, in zu St. Veit 


mermeitter von dem feines Dres bejchiveret, oder bedränget werden. 


N zu St. 
—5 tbeſcweret Waͤre aber ein Rad⸗ oder Hammermeiſter nachlaͤßig, daß ſelber 


das empfangende Geld, fo ihme, vermoͤg Verlagsordnung Artic. 6. auf 
Eifen von dem Verlagsmagazin vorgeſtrecket wird, nicht auf Erzeigung 
der Erztbeyſchaffung, des benoͤthigten Kohls, und all anderer zur Befoͤr⸗ 
derung feines Bergbaucs, und Werkgaden ſich ergebende Erfordernuffen, 
fondern nur zu unwirtbichaftlichen,, oder gar murhwilligen Wandel aus 
menden, eine Werfgaden in die Feyerung feßen , andurch aber Unſer 
Kammergut, und des Erzbiichoffens von Salzburg Gefoͤhl muthwillig 
verfürzen, das auf Eiſen empfangene Fuͤrlehen, unbezahlt laſſen, und ſo⸗ 

. mit 


(13) Diefes ift feit Der neuen DBerorbnung, baß aller Handel frep feye 
ſoll, aufgehoben worden. . 


für Das Herzogthum Kärnten - 5$ 


-mit das Berlagsmagazin gefähren wurde, fo folle ein folcher Gewetf von Wie es mit jenen 
dem Bergrichter mit aler Schärfe, nicht nur zu behöriger Beſtreitung elta ab Dammer- | 
feiner Werkgaden, fondern auch zu Befriedigung des Magazins angehals den Magazin ancici- 
ten, ben nicht Verfangung deffen aber mir Zuziehung deren Gefchwornen, fer, a ee 
und anderer Bergmerfsverfiäudiger unpartheyiſcher Maͤnner, auf andere derung des Berges 
fügliche Mittel fuͤrgedenket werden, foferne aber überall angewendete —ã— 
Mittel, und gemachte Abhelfungsvorſchlaͤg Feine Beſſerung vorzuſehen, halten werden (efe. 
und mie Sicherheit zu hoffen wäre, fo folle das Berggericht auf erfolgens. BE, 
des Anrufen des Verlagsmagazins, oder auch anderer Bergwerfsgläubie 

ger eines folhen Rad⸗ oder Hammermeiſters⸗ Bergtheil, und Werkga⸗ 

den licitando verfaufen, und ſomit die eingeflagte liquide Verlag, oder 

ſoͤnſtige Bergwerksfchulden nad; Recht und Billigkeit abftoffen. 


Der fehzigfte Articul. 


Wann aber ein anderer Bergwerfsverwandter , um gemeiner Mas ber Wergrieis 
Schulden wegen aufler der Verlag geklaget wird, fo ſolle der Bergrich: der Derlag unt ger 
ter folchen, welcher die’ eingeflagte Schuld nicht mit gutem Grund von meine Schulden wer 
ſich wenden fann, die Bezahlung erftlih auf 14 Taͤg, fodann ben an⸗ HR a Ad 
baltender Klag auf 3 Täg abzuführen , verfchaffen , und waͤnn die Zah⸗ fern fie diefen mit 
lung in feiner diefer weyen Friften erfolgete, noch ein Pfand. m. Gericht AMund von Ach anne 
erlegete, oder einen annehmlichen Buͤrgen fürftellete, fo mag. der. Bergs gend, zuhandlen has 
richter, auf des Glaubigers Anzeige dem Schuldner in feine Güter greis den fole. 


fen, und den Ölänbiger davon’ zahlhaft machen. . FE 
Zum Fall aber der Schuldner nicht Güter hätte, noch fonft zu 
bezahlen im Stand wäre, und der Gläubiger folchen auf feine Kojten in 
Arreſt zu nehmen begehren wurde, fo folle von dem Bergrichter diefem 
Begehren jedoch gegen der von dem Glaubiger zu präftiven habender lan⸗ 
desüblichen Aezung ſtatt gethan werden. | 


Der ein-und: fehzigfte Articun.“ 


Wann einer dem anderen etwas abpfaͤnden, oder durch Gericht wie ee mit denen 


P Cr T Andu od 
verbieten lieſſe, ſo ſolle ſolcher das Recht darzu in 14 Taͤgen ſuchen. | ee Areohe 


Soferne aber die abgepfändete Sache ein zehrendes Ding, als Kafıgung 
Ochſen, Roß, und dergleichen ıc. worauf —— anlaufen, 
fo ſolle in denen naͤchſten 3 Taͤgen, die Sache vor Gericht vorgenominen, 
und zwifchen denen-Partbegen gehandlet werden; was billig, und Berg 
werksrecht iſt. tat | 


.... „Bo hingegen derjenige, fo etwas abpfänden lieffe, und in obge⸗ 
ſetzter Friſt ſein Recht nicht ſuchete, und wahrmachen wuͤrde, zu allen 
Ru nen. Abtrag 


56 | 1. Bergordnung ' 


Abtrag der hieran erloffenen Unkoͤſten, und Schaden condemniret , 'un® 
feinem Gegentheil das abgepfändte Gut anwiederumen frey und ledig pa 
laffen, angehalten werden ſolle. 


Der awen und fehzigfte Articul, 


zu he Bee Damit aber in allgemeinen Bergwerksangelegenheiten niemand 
— enale Sabre gefibret, fondern den Armen wie dem Reichen cin gleiches Recht, wie 
2 allgemeine Berg nicht weniger in denen norhdürftigen Anlagen eine Gleichheit nach Maaß 
Baer Peer fam nungen des Werfgadens gehalten werde; u | 
Bu werden, ab So verordnen Wir, daß alle Jahr zwey allgemeine Bergwerfes 
verfammlungen von der gejammten Gewerkfchaft in Beynſeyn Unſeres in 
Kärnten aufgeftellten tandmarkjcheiders , und zwar die erfte am Montag 
nach Kantate, die andere aber am Montag nach dem heiligen Schutzev⸗ 
gelfeit im Berggerichthaus zu Hüttenberg gehalten, und bierbey alle bey 
dem gemeinen Bergweſen, und der geſammten Gewerkſchaft obwaltends 
Mängel, und Gebrechen, und was zu Abwendung derſelben immer ge⸗ 
deylich ſeyn kann, mit Einholung gefanmter Wohlmeynungen in ges 
meinſchaftliche Ueberlegung gezogen, auf alle gute dem Berg⸗Schmoͤlz⸗und 
Hammerwefen nugbar, und gedeyliche Wirthſchaften fürgedenfer, bie et⸗ 
wa zu dießfälliger Ausführung erforderlich feyn follende Koſten nah Maaß 
deren Werkgaden proportionire eingetheilet, und fomit alles, was zu Aufe 
nahm des Bergwerks, auch Erhaltung des dem lieben Gott wohlgefäls 
ligen Sriedens, erſprießlich ſeyn kann, veranlafler, und eingeführet wers 
de, (14) R ' 


Was demnach hierben nach denen mehreren Meynungen für gut 
befinden, oder mit einhelliger Stimm beſchloſſen wird , das foll der 
DBergrichter mie allem Eifer zur Würfung bringen, 


Der drey und fechzigfte Articul, 


Mann der Bera⸗ Wann einer wider einen Gewerken, Verweſer, Echreiber, Ber 
a dre Huͤtten⸗ oder Hammerarbeiter, Holzknecht, Kobler, Kopls und Eryfühe 
vorteirmendexlagen rer, oder anderen deraleichen Vergwerfsverwandten, wie die Namen 
a karitenfole. haben mögen, eine Beſchwerde, oder Klag bey dem Berggerichtamt ans 

bringe, folle der Bergrichter folhen mit Gelaſſenheit anhoͤren, und ſo 

es die Umſtaͤnde, oder die Wichtigkeit der Sache erforderen, auch einen 
Juridiſche Serichte⸗ ordentlichen Tag benennen, auf denfelben die wen Geſchworue und drey 
Tr werden oder fünf andere Bergwerksverſtaͤndige der Sache unintereßirte Maͤnner 


argenehet, zu Gericht jegen, Klag, und Antwort, und was zu Entfcheidung der 
a 


⸗ 
60 


t 71 


(14) IR niemals geſchehen. 


für dass Herzogehum Kaaͤrnten. 9* 


Sache erforderlich, nothduͤrftig, jedoch ohne weiteren zur Hauptſach nicht 
dienenden Formalitaͤten, mir daß das Gericht, und die Partheyen einaus 
der wohl verſtehen, vernehmen / und endlich nach genugfamer Ueberlee 
gang, mit einem Urthl, was Bergworksrecht iſt, erkennen. , 


Doch ſolle der Bergrichter, ſammt denen Geſchwornen, und Bey⸗ 
ſitzern jedesmal guten Fleiß anwenden, die ſtrittigen Partheyen in der 
Guͤte, wie es die. MRatur der Bergwerksſachen ‚ohne deme erforderet, 
auſſer Rechtens zu vergleichen, damit vergebliche Unkoſten, fo viel moͤg⸗ 
lich, verhuͤtet, Fried, und Einigkeit aber wiederumen hergeſtellet werde. 

Wo aber die Partheyen in der Guͤte nicht verglichen werden koͤnn⸗ 
ten, fo mag alsdann der Bergrichter foͤrderliches Recht ergeben laſſen. 
eee — 
.Sofexne hingegen nur kleine geringſchaͤtzige oder aüch die Berg— 
Gruben Und Werkgaden betreffende Sachen, als Grubenverleyhungen, 
Einſitzungen, Augarbeisungen des Erzt Ueherfahrung ‚der, Rechten, 
Durchſchlaͤg, Schlagung der Geſchidwenden, dann Kohlabſtrickungen, 
und dergleichen Sachen ⁊c. die in dieſer Ordnung erklaͤret ſeynd, item be⸗ 
Panntlih , und wiffentliche Schulden, offenbare Frevel, Betruͤgereyen, 
Schmöähungen, Gewaltthaͤtigkeiten, aanfereyen zur Klage vorfoms 
men, fo folle der Bergrichter diefe zu Rechten, oder.in Verzögerung up 
zieben, und durch jemand. anderen, als. durch die, Air ap ſelpſten an⸗ 
zubringen, auch zu verthaͤtigen, mit nichten geftatten,. ‚und, die Sache, 
nach diefen Unſeren Bergmwerksgefägen in aller Kürze entweder. Durch. guͤt⸗ 
lichen Vergleich hinlegen. oder foferne die Sache nicht. verglichen würde, 
ohne allen weitfchichtigen Rechnen, viel weniger fhriftlichen Verfahrungen, 
mithin fummariiffime entfheiden. ne ne 


5, Der pler und ſechzigſte Articul. 


Es ſolle auch keiner ſich unterfteben, den Bergrichter, feine Ge⸗ Wann jemand ei⸗ 
ſchworne, und Beyſitzer, ohne rechtmäßig, und genugfamer Urſach zu — nicht 
verwerfen, ader mit unziemlich ⸗fravelhaften Reden anzutaſten. me verdächtig gu feyn 


Welcher aber eine erhebliche Beſchwerde, eine Berdächtigfeit fin dem Genceh 
veider jemand. aus: dem Gericht zu haben vermeynet, kaun folche dem FÜR auncaeiget MER, 
Bergtichtet zue Vermeidung alle öffentlichen Proſtitution zeitlich gie " — 
mend anzeigen, und woferne die vorgegebene Urſach der Verdaͤchtigkeit Wanm die vorgeges 
von denen uͤbrigen Berggerichtsbeyſitzern nicht für zureichend befunden bene Urſach der Vers 
wurde, fo ſolle der Beſchwerfuͤhrende wegen ſolch⸗ ſeiner unbefugten Ans ——— — 
klag um fünf Speciesthaler geſtraft, oder aber nach Beſchaffenheit deren — um 


— eciesthalet 
Perfonen auch mit einer gemeſſenen Leibsſtraf beleget werden. — ke 


Die Angelegenheiten , ſo die Gruben, und Bergftrittigkeiten bes Die Bergfeittige 
treffen, follen demmach ohne Verſchub, und wo feine Schünncharten era Zeiten follen obne 
Beckmanns Geſetze IL. Theil. 9 forders Verſchud, und zwar 


. 
Pe 


- 
» 
- . 


* 


Er * 


58 . . n. Ber gord nung 


In Dreu Zigen, ben forderlich, in drey Tagen,. die anderen alle. aber inner vierzehn Tägel 
harten ater läng, angejegt gehalten, und mie vorgemeldt, ohne weiterer Verjoͤgerung, oder 
Pens ınmerpalb vier Unitrieb vollendet werden, und iſt der Bergrichter, ſammt feinen Bey⸗ 
ene he figern mie nichten ſchuldig, über den beftimmmen Rechtstag, und Stund 
vollender werden. zu warten. 


Wann ein oder Wann aber ein Theil zu rechter Zeit nicht erfchune , und feine: 
Tree a durch Gottes Gewalt binderlich⸗ geweſte Urſach zu Gericht ſendete, ſon⸗ 
zicht nicht erſchune, dera. ungehorjamlich ausbliebe, fo ſolle dem erſcheinenden Theil, nach 
en fheinen Vorfliehumg der zwölften. Stund Mittags durch ein Urthl zuerkennet · wer⸗ 
füeßung der zeölften den , was nach dieſer Ordnung, und, Bergwerksgebrauch, recht, und 
Stund Mittags pillig iſt. *X 
durch ein Urthl zuers 9 TR. . 


aka was Uebrigens ſollen alle Klagen, Antworten, Red⸗ und Gegenre⸗ 


Sen, nad) dem weſentlichen Innhalt genau 'protocofliret , nach geſchloſſe⸗ 
nen Neden, und che die flrittige Theil aptretten, das Protecoll offent⸗ 
fich verlefen, fodann nach’ abgetrettenen Partheyen vor dem Vergrichter 
die ganze Verhandlung in einem furzen Begrif, denen Benfigenden vors 
getragen, hierüber eines jeden freymärhige Mennung ohne einzureden ans 
gehoͤret, die fogeftaltige Stimmen cines jeden infonderheit, ad Protocol- 
lum genommen, nah Mehrheit deren Stimmen , das Urthl von dem 
Bergrichter ausgefprochen ‚ der etwo temere litigiret zu haben befündene! 
Theil in die Erfeßung- deren verurfachten Gerichtsunkoͤſten, oder auch 
Schadens coudemniret, fodrann das Protocol! vor der Publication noch 
einmal denen Benfikern vorgelefen, und fo nach erft publicirer werben, 
danıit man bey etwo ergreifenden weiteren Recurs in anderter,, und drit⸗ 
ter Inſtanz wiſſen möge, wie jede Stimm ausgefallen, und worauf alſs 
das Bergrichterliche Urthl gegründet, und geftellet worden ifl, Be 


Wann demmach der Bergrichter ein Urthl fpricht , ſo— ſolle er fols 
ches mit dem in der Hand habenden alts gemohnlichen Berggerichtſtaab 
publiciren. 


Der fuͤnf und ſechzigſte Articul. 


Vie es mit der Ap⸗ Vermeynet dann einer ſich mit dem Bergrichterlichen Urthlbe⸗ 
per Ra ſchweret zu ſeyn, und wollte darüber zu der weiteren Bergwerksi 

appelliren, fo folle diefes in der Zeit, da der Richter annoch fige, und 

den Bergaerichtsftaab noch in der Hand hat, fund gemacht werden. Es 

it aber ſolcher Gerichtsftaab vor Verlauf einer Vierteljtund nach geſpro⸗ 

chenen Eentenz nicht aus Handen zu legen, 


Und sumalen Unſere Durchlduchtigfte Vorſahrere denen Erzbi 
ſchoͤffen zu Salzburg aus beſonderen Gnaden einen Bergrichter, welcher 
auf die Landesfuͤrſtliche Bergwerklsordnung mis Pflicht verbunden iſt, 

vorbe⸗ 


für das Herzogthum Kaͤrnten. «a9 


vorberuͤhrtermaſſen zu ſetzen, von dannen aber die beſchwerten Urthl an 
das Salzburgiſche Bice⸗Dom⸗Amt zu Frieſach als anderten Juſtanz zu din⸗ 
gen zugelaſſen haben; | | er, 
So beftättigen Wie Tolches Htenit auch nochmalen, jedoch, daß 
die Bergrichter diefe Unſere heilfame Landesfürftliche Bergmerfsfagungen, 
beffer, als biohero beſchehen bey Vermeidung Unſerer Ungnad und Straf, 
ſelbſt beobachten, und zum genaueften Vollzug beförderen follen. 


'3 


— Wann ſodann die auf obige Art angemeldte Appellation zu gedach⸗ 
„tem Sal,burgiſchen Vice⸗ Doms Amt gebracht wird, fo wollen Wir, daß 


dieſe folgendergeſtalt gefuͤhret werde, nemlich, daß a dato des erhaltenen „rt 
Protocollgertract (auf welchen der Bergrichter das Datum der Hinausgab - . - .;'; 


: Jederzeit mit eigentro Hand" zu: ſchreiben hat) innerhalb vierzehn Tägen, 
bey. :widriger Verliehrung des Appellätionsrechts, die Appellationsſchrift 
"zu der anderten Inſtan; gebracht, felbe Bernach ohne mindeften Aufzug, . 
‚und längft in drey Tägen dein Appellato zu Berfaffung der Gegen⸗Appel⸗ 
laͤtionsſchrift, welche ebenfalls inner vierzehen TAgen Tub-termino:prizulu- 
fivo von dem. Appellato zu erſtatten iſt, zu deerrtiret, umter. dieſer Zeit 
auch a prima Inſtaritis die Ratiofles’decidendi abgeforderet, und nach Eins 
dangunug ſolch⸗beederſeitigen Schriſten, und deren Rationum decidendi 
mit Zuziehung drey doder fünf unpartheyiſcher, und feiner anderen, als in 
Bergwerfsjachen wohlverftändiger Männer, das Urthl ohne Saumfal, 
und laͤngſt ihner vietzehen Tägen nicht allein abgefaffer, fondern auch zus 
gleich inner diefen nemlichen vierzehen Tägen denen Partheyen zu Erſpaͤh⸗ 
sung deren-Reifennföften zugefertigter- binausgegeben werden ſolle. 


| "Wann aber ein oder beede Theile fich darüber ammoch befchweret 
zu feyn vermeynen, fo folle denenfelben der weitere Recurs zu Unſerer 
Mepräfentation und Kammer, als dritten und legten Inſtanz fogeftaltig 
unverhindert feyn, daß der befchmerer zu fenn Vermeynte, a die Recepti 
"des fehriftlichen Sentenz inner acht Tägen tanquam termino praclufivo 
mit gang kurzer Anführung der Urſach des nehmenden Recurs bey der 
anderten Inſtanz fich fchriftlich ad. revifionem Altorum melden, von dem 
Richter anderter Inſtanz aber, der genommene weitere Recurs der Gegens 
parthey alfogleich pro Notitia intimiret, die Revifionsanmeldung hingegen 
ſamt denen ‚gefammten Acten und Rationibus decidendi tam primæ, quam 
ſecundæ Inftantie zur Repräjentation und Kammer, längfiens auch inner 
‚acht Tägen auf Unkoften des Recurrenten abgefchicfet, und was folglich 
daſelbſt erfennet wird, foll ben Kräften verbleiben, und forhane Erkannt⸗ 
nuß dem Vices Doms Amt zu Frieſach, und von dieſem zu Volfjiehung 
deffen dent Bergrichter auch auf Unfoften des Necurrenten zugefertiget, 
durch denfelben und Gefchwornen, in Beyſeyn beeder Partheyen verlefen, 
und darnach ferner. abgehandlet werden, was fich gebuͤhret und Berg⸗ 


werksrecht iſt. 
| 52 Wir 


— 
v 


«Go 19323:7 Bergordnäng:d :”? 


7 7ir wollen aber anbey per expreflim anbeföhlen haben, saß 
alle und jede, welche.ante latam fententiam fid) zur anderten Inſtanz vor⸗ 
eilig wenden würden, ohne weiteren ad primam Inftuntiam , falva temen 


‚Appellatione , zuruckgewieſen werden ſollen,. or 
m u Der ſechs und ſechzigſte Artieul.. mr: 
J | a ur} Di 
Die son dem un Nachdeme aus der Erfahrenheit bekannt ift, mas fiir hoͤchſt ſiraf⸗ 


— =u, bare frevelhaſte Thaten das zaumloſe Berggeſindl, fürnemlic, aber die 


ammenrotti:ungen , Knappen mittels gefährlicher: Zujammenrottirungen fchon zu mehrmalen 
Hann * ausgeuͤbet und unternommen; nene. Be ’ £ 
derien Arafdare Un Aurs befehlen.-Bir hiemit fo gemeflen, als eenflich,..daß Die 
VE Knappen, Kohler, Kohlfuͤhrer, Pläder, Hammerſchmid und alle andere 
und Lebensfraf vers Arbeiter, fo zu dem Berg nebörig und verwandt, weber öffentlich, noch 
boiten. heimlich, in was Sachen es immer ſeyn moͤgte, Empoͤrungen, Bindnuß, 
Aufruhr, Verſammiung, Widerſtand, .oder andere derley ſtrafbare lies 
fugnuͤſſen anfangen, haben, noch machen, auch nicht mit Rath, Worten, 
noch Werken, in keinerley Weis, bey Vermeidung Unſerer Kingnad- und 
‚unausbleibliche erfolgend ſchwereſten Beſtrafungen, auch bewandten Um⸗ 

ſtaͤnden nach, bey Verliehrung des Lebens veranlaſſen ſollen. on 


i Und damit diefen Schädlichkeiten um fo gewiflee vorgebogen 
‚werde; Don 

- So verordnen Wir, daß die gefchniorne Knappenfaͤbnrich, Hutt⸗ 
‚deut, und andere Bergs und Werksvorſteher fich ſelbſt chrbar uud befchels 
den aufführen, und bey DVerfpührung der mindeften Unruhe, die-Aufe 
wickler und Zumulmanten ohne Anftand dem “Berggerichtamt atzeigen, 
widrigenfalls auch ein folcher gefchworner Knappeufähnrich, oder Hutts 
mann, oder aud) anderer Knapp, der von einer Zufanmenrottirung, Oder 
Empoͤrung Wifjenfchaft getragen, ob er ſchon nicht intereßiret wäre, . we⸗ 
gen unterlaffener Anzeige vor allen anderen bandveft gemacht, und gms 
pfindlichft an Leib, oder nach Beſchaffenheit deren Umftänden, wohl gar 
am Leben geftraft werden folle. | 


Morauf der Bergrichter eine befondere Achtfamfeit tragen’ folle, 
und fo er hiervon nur das mindefte wahrnaͤhme, oder erwas in Erfahren» 
beit brächte, folle er ohngeſaͤumt, von Amtswegen, das erforderliche vor⸗ 
kehren, die ſchuldig befundene Webertretter gerichtlich einziehen, ſolche, 
wie in der alten Bergwerfsordnung Art. 39. die fhuldige Anzeige an- bie 
Landshanptmannfchaft, oder Landsverweſer vorgefchrichen ift, als dermas 

“Ten Unferer Repräfentation und Kammer cinberichten, und auf ihre Er⸗ 
forderung überantworten, oder fonft ihre Verordnung hierüber 


erwarten, 
- Wann 


für das Herzogthüm Kärnten. Ar 


Bann aber das Berguofl im ein⸗ oder: anderer Säche boſchwert "i" :ı © - 
zu fenn glaubete, fo folle felbes durch den erwäßlten, und Berggerichts a 

lich beftättigten Ausfhuß nach Maaßgab des 37ſten Articuls ihre Noth⸗ 
durft bey dem DBerggericht mit ‚gelaflener Art befcheiden und ehrerbietig 
“Vorbringen, und darüber den Befcheid ruhig erwarten, on J 


Allermaſſen Wir dann ‚die bishero gepflogene Zuſammenkuͤuften 
und Verſammlungen der Knappen hiemit nochmalen ſchaͤrfeſt verbotten 
haben wollen, die Raͤdelsfuͤhrer aber ohne Gnad an Leib und Guͤt, nach 
Badhaffenbeit der Umſtaͤnde aber wohl auch am Leben geſtraft wiſſen 
wollen. 


sh W DR BEER :, a 0 F . . 
nn ae fieben und ſechzigſte Articul, | 
| Wir befehlen anbey auf das fchärfefte, daß der Vergrichter denen _ Der Bergrichter 

Bergwerksverwandten, es ſeye, mer es immer wolle, nicht die nindefte Se nerkanermande 
Rumors Fecht⸗ oder Raufbändel, noch andere unziemlithe Sachen geſtat⸗ ten gute Mannszucht 
‚ten ſolle, ſondern wann der Bergrichter folches von einem erfahret, es hatten; und mie ME 
‚möge klagbar angebracht werden, oder nicht, fo folle er den, oder dig, bandi, auch andere 
bobhuverſchont had Maaf ser Verbrechung mit Erkanntnuß der Geſchwor⸗ u N arafk 
‚ nen und, anderen unpartheyiſchen ehrlichen Männern, .ernftlich Itrofen, und werven follen. 
„in alleweg, gute Mannszucht halten, damit der Gott gefällige Frieden 
immerhin mehrers eingepflanget,, die ſchaͤdliche Rumoren, Mißhandlun⸗ 

gen und Raufereyen hingegen mit Nachdruck abgeſtellet und gaͤnzlich aus⸗ 

gerottet werden. 8 IJ | 


6: Mer aber von dem anderen mie Schimpfwort, Schlagen, Stofe 
‚fen und dergleichen Muthwilligkeiten angetaſtet wurde, und fich deßwegen 
beſchwert zu ſeyn vermeynte, der folle fein felbft eigener Richter nicht feyn, 
fondern folhe Unbilligkeit dem Bergrichter klägen, welcher fodanı nach 
diefer Unſerer Ordnung und Bergwerksgeſaͤtzen fchleunigft der Schärfe 
nach zu handlen, und dem beleidigen Theil genugfame Satisfaction zu ver⸗ 
fhaffen hat. - u: ————— ln 
= Und wenie der-Bergrichter Fried gebiet, der folle denfelben Hals Weme ber Berg 
“ten, widrigenfalls ein folder von dem Bergrichter wegen feines Ungehor⸗ a ried An 
fam und verübten Frevel, mit Erkanntuuß der Gefchwornen, ermnſilich balten, wibrigenfalls 
‚ geftrafet, oder nach Geftalt der Verbrechuug vom Berg gefchaft, auch im Seiten Ungehorfans 
Sal der Tauglichkeit ju einen Rectouten genonimen werden, ernflich behirafet wer⸗ 


Der acht und: ſechzigſte Articul. 


Zum Fall aber einer, oder mehr, dem Bergrichter (wann ſelber, Die Markt⸗ -und 
in en ‚, oder anderen gefährlichen Degebenfeiten, es feye in —— — 
was n es immer wolle, Fried bietet) mit Gewalt widerſetzen und fucen bey Cwere⸗ 


ar 


62 sine Bergordlung 


bar demfelben zu nicht Gehorſam leiſten wurde, ber Bergrichter hingegen uidht machtig 
Huͤlf Reben. waͤre, ſolche zum Gehorſam zu bringen, fo ſollen die Markt⸗ oder Lands 
richter auf des Bergrichters Erſuchen, bey ſonſt ſchwereſter Straf und 
Ahndung, mit aller Mache deme zu Huͤlf ſtehen, und mit Ernſt barzu⸗ 
thun, damit der oder die Ungehorſame und Verachtere der Obrigkeit, 
anderen zum Beyſpiel gerichtlich eingebracht, und an Leib und Gut, oder 
beſchaffenen Umſtaͤnden nach, noch ſchaͤrfer auf das empfindlichſte geſtrafet 

werden. 


Der neun und ſechzigſte Articul. 


fee kein wu Die Bergwerksarbeiter, wie die Namen haben, follen fein Ges 
nommen in denenge Wehr oder Waffen tragen, aufler die Kuappen zu ihren, gewöhnlichen 
woͤbnlichen Aufiugen, erlaubten Aufzügen ihr Seitengewehr, dieſe follen aber eben fo wenig, 
— tragen. eder als die anderen, foldhes gegen jemand im Schimpf, oder Ernſt, fondern 

bloß zu ihrer Parade gebrauchen, noch anderen in Kaufe oder Rumor⸗ 


händlen damit zu Hülf kommen. | 


- Welcher dann folches ungeacht thäte, und fein Gewehr entbloͤſſete 
der ſolle alſogleich vom Berg verworfen, und als ein Uebertretter uhd 
Schimpfer Unſerer Gefäßen gefaͤnglich eingebracht, und nach Unſer 
allergnädigft erfloſſenen dichfälligen Sagungen umnachlaßig an Leib, oder 
Gut, oder nach Beſchaffenheit des Verbrechens, wohl auch am Lebin 
geftraft werden, 







4 


u Der febenzigfle Articul, | Be 


Die Knappfeaft Nachdeme die Knappſchaft bey angeregtem Bergwerf Hürtenkerg 
u a elapr Von Unferen Vorfahrern befreyet, und von Uns ben denfelben ihren Frege 
zen in, und auffer heiten, fo vicl die wider dieſe Unſere Ordnung nicht feynd, auf vorbes 
a a unos ſchriebene Art gelaffen worden; 


‚ und d | 
—— —Rx Als ſollen fie Uns, als Frauen und Landesfuͤrſtin, und Unſern 


ig ſeyn. Durchläuchtigften Nachfolgeren gegen Linferen Miderwärtigen und Seins 
| den, oder wo Uns fonft inners und auffer Lands eine Noth anfiefle, da 
Wir der Knappen und Berggefellen bedürfig, von den “Berg drey Tag 
auf ihre eigenen Koften ziehen, und alsdann Uns, oder Unſeren Erben 
und nachfommenden Sandesfürften in Kärnten, auf Unfere Befoldung, 
wie anderen Dienftleuten gegeben wird, gegen Unſeren Widerwaͤrtigen 

und Feinden treulich benfteben und dienen. oo 


Der ein und fiebenzigfle Articul, 


Ber ja Abnefen: Wann fich etwa ein Rumor, oder Haderen unter denen Berg⸗ 
tee deren werfsverwandten, in Abmwefenbeit des Bergrichters erhuͤbe, fo folle der 


—— Land⸗ oder Marktrichter Fried bieten, auch allenfalls die Unruhigen —* 


fir das Herzogthum Kärnten. 6 
Wibderſpenſtegen mit erforderlichen Gewalt zum Gehorfam und in bie Ge⸗ bet, fe rolle der 5* 


fangnuß bringen, fodann dem Berggericht uͤbergeben. wen Erlen ie le 

| "Ein gleiches. folfe ber Bergrichter auch thun wann ſi ch in Abwe⸗ — * 
ſcubeit des Lands oder Marktrichters unter ihren Gerichtsunterthanen Ge⸗ nn te | 
fecht, oder Rumor erhube, und follen die Bergleut dem Lands oder Markt⸗ Abfeyn der Land, und 
richter, die Land⸗ und Marftgerichtgunsgrepanen auch dem Bergrichter —— 
unterehänig und gehhorſam ſeyn , jeduch-fennd allemal jedem nn fine bene 


Untergebene: zu der: Beſtrafung auszufolgen, Fe, cobachtet werden. 


Wir verſehen Uns demnach, ‚ daß die Obrigkeiten — — 
einig‘ , und jederzeit die von eins oder deu anderen Seiten ausübende Frevel⸗ 
thaten und Murhwilligkeicen mit allem Ernft abzuftelfen beeifext fegn were‘ © u. >: 
dei, damit.gröfferen Mißhandlungen vorgebogen, alles Uebel vermieden, "4 nr: 
mithin Duchgängiger Frieden, Zucht und nn 6200 und 
fuͤr beſtaͤndig heybehalten werde. — A 


v 
— 


Der zwey und ſtebenzigſte Artleul 


Zum Fall ein Bergwerksverwandter einen Tobtſchlag —— Wie es mit jenen 
ober ein anderes Malefiz- Delictum begangen haͤtte, deme falle der Berg⸗ ee 
richter mit fonderen Fleiß nachftellen, . und, jur Gefaͤngnuß zu bringen Delidum begangen, 
trachten ‚ fodann diejen dem Landgericht zur. gehörigen Proceßirung- übers.gebalten werben ſolle. 
geben „damit das Bergwerk von a Messern, gefichert und 
gereiniget werde. | 


Woferne — eine hlche Malchz - Perfon ſich auf Mächtigen Fuß 
geſetzet, und der Bergrichter dieſe in Verhaft zu briugen nicht vermag,.fo 
follen die Lande und Burgfridsgerichter derfelben nachftellen, damit " 
bandveſt gemacht und zur billigen Straf gebracht werde. 


Der — und ſiebenzigſte Articnl, 


art erroeislich — worden; Ser 
v 

elber in ber That er⸗ 

So folle der fand; oder Masferichter ohne Vorwiſſen des — 63 re 

richters felben mit nichten antießmen 5 un wider ibn ers 


Es 
Wäre aber aus erheblichen ae bie tansgerigtige Sand, ® den, a —— 


veſtmachung damoch erforderlih;, — — —8*— — * 
So iſt ein ſolcher Arreſtant von dem. Fr dem Berggericht ‚nebft 
Angeigung der Bewegurfachen _ SEEN alſogleich zuzulie⸗ 
ſec und iu ‚übergeben, - 
Warn 


[2 
. 


. 


64 1. Bergsrdnung.:: N‘ 


j Wann demnach das Bergaericht ein Malehz - Verbrechen an geil? 
erfinden und wahrmachen follte, fo hat daflelbe folchen Arreſtauten mit 
Beyziehung der Geſchwornen und drey anderer unpartheyiſcher Bergmaͤn⸗ 
ner anforderift mit einem Urthl von feiner Bergarbeit zu entfegen, ſonach 
aber allererft diefen dem Landgericht, wie gebraͤuchig, zu übergeben. a 


.. : Der vier und fiebenzigffe Artieul, 


erk⸗ Damit nun unter den Bergwerksverwandten Fried, Einig⸗ Ehe! 

Fe lm barkeit und gute Maungzucht erhalten werde, fo befehlen Mir —2 
eines gomam; „and jeden, wer die fennd, fonderbar aber denen Knappen, Holjfnechten, Koh⸗ 
ac befteifien, [ettt, Kohle Exzts und Cifenführern, Plädern, Graglern, Hammer⸗ 
und einer den ans ſchmiden, Haizern, Ofenknechten und dergleichen Arbeitern, welche bey ' 
geren unter ſcomerer den Bergwerk das Brod fuchen, und demfelben in anderiweg zugerhar 
Shmah:undEdelt: ſeynd, daß fie nach ihrer ohne deme alffeitiger größten Schuldigkeit fich 
Kaimpfen nicht der mie allen Kräften zu einen frommen und chriftlichen Lebenswandel befleife' 
j fen, und in feinerleyg Weis einigen Menfchen zu beleidigen, noch unter 

fih mit Schmaͤh⸗ ober Scheltworten einander zu fchimpfen, weniger 

einen Unfrieden und Feindſchaft zu erwecken, fich unterftehen follen. 


Wann fich aber jedoch ergebete, daß einer den anderen: zu‘ 
Schmaͤh⸗ oder Scheltworten antaftete, und der Bergrichter es erfuhre, ſo 
ſollen ſolche Schmäher von Amtswegen und ohne auf eine Klag zu ware 
ten, vor das Berggericht berufen, und nach Befund der Sachen eraſtlich 
geftrafet,, auch zum öffentlichen Wiederruf verhalten werden, | 5 


Soferne hingegen die Schmähung fo befchaffen wäre, der 
einen einer ſtrafwuͤrdig veruͤbten Thar verdächtig machete, fo folle ſolche 
grändfich erwiefen und wahr gemacht, widrigenfalls der Eihmäher yon’ 
aller Bergarbeit verftoffen, und im Fall der Fauglichteit zu einen Mecröisst 
ten genommen werden. 


Wird aber die vorgegebene That wider den Gefchmäßten erfors 
derlich wahr gemacht; . 


So folle folher, wann er für infam zu halten, von dem Berge: 
gericht durch Erfanntnuß der Gefchwornen und dreyer anderer verfiänbie- 
ger Beramänner von aller Bergarbeit abgefchaft, und fodann nad Maaß 
feines Verbrechens weiters mit ihme denen Mechten nach verfahren 
werden, 


Der fünf und fiebenzigfte Artieul, >» 


„eratuirung deren Miewohlen Unfere Durchläuchtigfte Vorfahrere in denen Berg⸗ 
KH erlichen gerichtshandlungen gemaͤßigte Taren geſetzet, damit der Arme von den 
Reichen nicht überladen, noch von dem Bergrichter und Genen die 

erichts⸗ 


für das. Herzogthum Kuͤrnten. 65 


Gerichtstaxen uͤberſchtitten, weniger dieſerwegen eine Strittſach verzoͤgert, 
ſoudern ſchleunige Gerechtiakeit ertheilet, und alſo einem wie den anderen 
verdientes Recht ohne mindeſten Umtrieb gegeben werde; | 


So baten Wir doch fehr mißfällig zu vernehmen gehabt, daß die 
Bergrichter folhe Taren eigenmächtig überfchrirten, und dahero nicht 
allein von denen Ordnungsfaßungen, zum Nachtheil der Gewerken und 
Verwirrung, des Bergwerks abgewichen, fondern anch die Strittfachen, 
welche in acht, oder. längft vierzehn Tägen hätten erörtert werden fönnen, 
auf viele Jahr hinaus —— oder doch wenigſtens ſolches denen recht⸗ 
ſichtigen Partheyen zugelaſſen, And ſomit zwiſchen reichen Gewerken bes 
ſtaͤndiger Zank und Hader erhalten, der arme aber entweder ſein Recht 
unausgemacht zu verlaſſen, oder ſich mit Rechtsfuͤhrungen zu erarmen ge⸗ 
zwungen worden. 


Ob nun Wir zwar ſolch⸗ ſchaͤndliche und hoͤchſt ſtrafbare veruͤbte 
Eigenmaͤchtigkeiten mit allem Ernſt zu ahnden, wie auch alles. bey der 
alten in der Ordnung enthaltenen Tax zu laſſen, billige Urſach haͤtten, ſo 
wollen Wir jedoch aus ſonderbar allerhoͤchſten Milde das beſchehene ver⸗ 
geſſen, kuͤnftighin aber zu obbeſagtem Ende, daß nemlich der Bergrichter 
und Geſchworne, wegen der Einkünften deren Gerichtstaxen diefe Unſere 
Bergwerksgeſaͤtze nicht zu uͤberſchreiten, noch die Entfcheidung der einges 
Flagten Zwiipaltigkeiten zu verzögeren, fondern alles zum fehleunigften Ende 
zu leiten Urfach haben, and alfo der Arme wie der Reiche ohne Hindernuß 
feines wenigeren Vermögens die zuftoffende Angelegenheiten auszuführen 
im Stande feye, folgende: Berggerichtstaxen flatuiret und feſtgeſetzet 


haben, | | 
— fl, er. 
Fuͤr Verlenung einer Erztgeuben, famt Lebeubrißf | ı | — 
Für Verleyhung einer Sanıgruben, fanit Sehenfchein» | — Tis 
Für Extradirung eines Protötollserträct wegen zufammen| - | -- 
geſchriebenen Scherm und Haupterztgruben . =. | — | ıs 
Für Herausgebung eines Protscollgertract wegen gefriften, 
öder:gefrenten Erztgruben . ; :.. cc ı:ı 1-11 
Für ein erfuchtes Befhau, ed mag demnach folches in 
denen Gruben, Werfgaden, Waldungen, oder 
: Gründen zu Hüttenberg, Moßinz, ‚oder Lölling, und] |]. 
... : bdafigen weitgren Enden herum befcheben, des Tags | .i I 
Einem Goſchwornen für ein folches Befchau Hingegen 5 I. | 36 
Wo ſolches aber die Schuldigkeit von Amtswegen vorzus] , " I 
kehren erforderet, bat Fein Parthey nichts zu bezah⸗ 
len, geſtalten dergleichen Verrichtungen unter denen 
Beſoldungen verſtanden. Ss | „ 
Für Bemarkung eines Kohlſchaffes, oder Erztmaaß ⸗ V— I ı5 


Veckmanns Befeze II. Theil, Be: Se Fuͤr 


66 I. Bergordbnung 


fl. 
Sür Bemarfung einer Kohlkrippen ⸗ — 
ür Bemarkung eines Kohlfads ⸗ — 
uͤr einen Kaufbrief ⸗ ⸗ ⸗ 1 
uͤr einen Schuldbrief ⸗ — 
uͤr Verfaß⸗ und Ausfertigung eines Bergtige ober 
Beitandscontract ⸗ ⸗ 1 
Fuͤr ein Verzicht ⸗ ⸗ — 1— 
Fuͤr ein Protecollsextract, fo aber nicht weitwendig, wie 
es fonft gemeiniglich zu beſchehen pfleyet, . fjondern 
nach der ordinari Schreibart gefchrieben werden 
muß, für einen Bogen ⸗ 4 ‚ I — 
Für ein Decret s ⸗ 381 — 
Für Ausfertigung eines Abſchied Pe ⸗ — 


Wann einer eine Gruben⸗ Werkgaden⸗ oder andere Berg⸗ 
werksrealitaͤt einem anderen durch Kauf, Tauſch, 
Geſchanknuß, oder andere Begebenheit, es ſeye in 
was Namen es wolle, auf⸗ und uͤbergiebet, und in 
loco der Realitaͤt die Bergrichterliche Einantwortung 
verlanget, der folle dein Bergrichter für folchs ver 
richte Einantwortung, Protocollirung, Angelobung 
und Briefausfertigung geben s s 4 

Wo aber nad) eines Bergwerksverwandten Todfall Sperr 
und Inventur vorgekehret werden muß, ſo iſt in ſol⸗ 
chen Begebenheiten folgende Ordnung zu halten, nems 
lich von Vermögen bis taufend Öulden, für Inven⸗ 
tur, Verhandlung und bießfällige Schreidercy, von 
ein Gulden— s 

Bon dem mehreren Bermögen aber, was ſich nemlich über 
taufend Gulden erftrecker, von hundert Gulden ; | — 

Fuͤr Verfaß⸗ und Fertigung eines Inventarii, welches 
nicht über taufend Sulden Vermögen enthaltet 5 1. 

Welches aber ſolche Summa uͤberſteiget ⸗ 2 

Fuͤr Sperr und Inventur, Liquidir⸗ und Verhandlung 
eines in die Crida verfallenen Vermögens bey Lebs⸗ 
zeiten des Schuldners von hundert Gulden 1— 

Fuͤr Schaͤtz⸗ und Verhandlung einer in Schuldensklag 
abgepfaͤnden liegend⸗ oder fahrenden Realiaͤt— 

Die Seßionen und Gerichtshandlungen, welche der Berg—/— 
richter mit denen Geſchwornen zu Verwaltung der 
Gerechtigkeit vorunehmen hat, ſeynd umſonſt zu 
verrichten, und ſoll feiner Parthey hierwegen auch . 
uur das miudeſte angerechnet werben, . 


30 


für dag Herzogthum Kärnten. o⸗ 
Dem Bergbotten. | 


| fl. | fr 
Für uebertragung eines Decrets in loco Huͤttenbeg⸗ —I 
In die Moßinz —WW ‚ ]—I 7 
In die ling s En. $ ’ s1—Iıa 
Weiters aber von jeder. Meil ⸗ — J10 
Fuͤr verrichte Abpfaͤndung, eg befchehe Bemmach fölche in 
einer todten, oder lebeudigen Sache ⸗ :1—-1%o 
Fuͤr Einforderung eines Kuappen, oder anderen Berg⸗ 
werksverwandten ⸗ ⸗ N ⸗ — 3 
Fuͤr eine Inventur bey einem Gewerken + —21— 
Bey einem Knappen, oder anderen Begprtansien — | 
aber ⸗ A | 8 — 1 15. - 


Der eds und ſiebenzigſte Articul. 


Es haben Unſere Durchlaͤuchtigſte Vorfahrere, nicht allein in Die yon witere 
der Amo 1553 erfloſſenen Ferdinandeiſchen Bergwerksordnung Art. 143 * denen Rad- und 
generaliter, fondern auch vore und nachhin durch verfchiedene Reſolution h euberg alerande 
und offene Patenra ſpecialiter zum Behuf und mehrerer Beförderung des disk sermwilligte 
Huͤttenbergiſchen Berg⸗ Schmoͤlz⸗ und Hammerwerfens, denen gefamms — N 
ten, zur dortigen Haupteiſenwurzen gehoͤrigen Rad⸗ und Hammermeiſtern Vedhettrentun— be⸗ 
ſchon von langen Zeiten hero eine durchgängige Mauth⸗ und Zollbefreyung Mrbisten a etuals 
aller zur "Bergmerfsbeftreitung einzuführen benöthigten Getraid, Vieh, Wird Benefelben fer⸗ 
und anderen Victualien und Materialien zu ertheilen geruhet; nersbin beygelaffen. 


Alldieweilen Wir mu deuen $andsKärtnerifchen Rad⸗ und Ham⸗ 
mermeiſtern obangefuͤhrte Mauth⸗ und Zollbefreyung noch fernershin an⸗ 
gedeyen zu laſſen, Uns allergnaͤdigſt entſchloſſen; 


-So befehlen Wir demnach Unſern Kaiſerl. Koͤnigl. ſowohl, als 
Privat⸗ Mauth⸗ und Aufſchlagaͤmtern, keines ausgenommen, hiemit ernſt⸗ 
lich, daß in Zukuuft alles zu der Hauptwurzen von denen Gewerken und 
‚anderen Bergwerksverwandten erfaufends und zulieferende Getraid, Vieh 
und andere Victualien, auch Materialien, was nemlichen von eeiſterem 
zu Unterhaltung des Perſonalis, und von letzteren zur ohnmittelbaren 
Berg⸗ und Werkgadensbeſtreitung erforderlich ſeyn wird (davon Wir 
jedoch den Wein, Tuch und andere gemeine Kaufmannswaaren ausge⸗ 
nommen haben wollen) aller Mauth und Aufſchlag ſrey gehalten und ge⸗ 
laſſen werden ſolle. 


Damit aber mit dieſen zu Bergwerksnothdurften Mauth⸗ und Auf⸗ 
ſchlags frey einfuͤhrenden Victualien und Materialien nicht etwo Handel 
und Wandel getrieben, Unſere Gnad mißbraucht, und Unſer Kammergut 

u 3 2 geſchmaͤ⸗ 


+ 


Diefe nenerrichtete 
Landes fuͤrſtliche Ord⸗ 
nung ſolle von allen 


68 nn. . Bergordnumnge 


geſchmaͤlert werde, fo gebieten Wir hiemit gnaͤdigſt, daß alle dieſe einfuͤh⸗ 
rende Victualien und Materialien mit einem Peß von dem Bergrichter zu 
Huͤttenberg begleitet und Keteftiret, in Ermanglung deſſen aber der Mauth⸗ 
und Auffchlagsbefregung: fi) fein Gewerf, oder Bergwerfsverwandter 
zu erfreuen baten folle, hierauf dem Bergrichter beſehlend, daß er fih 
vor Ertheilung eines deraleihen Pag der Nothdurft und Umſtaͤnde Hals 
ber wohl erfundigen, auch daß fein Contraband, oder Handel getrieben 
werde, ben Vermeidung Unferer Straf und Ungnad, nach der befchehes 
nen Einführung genau Obacht haben folle, 


Der fieben und fiebenzigffe Articul. 


Dieſe Unſere fuͤr die Haupteiſenwurzen iu Huͤttenberg, Moßing 
und Loͤlling, neu errichtete Landesfürftliche Ordnung, folle von dem Berg⸗ 


und jeden, fo demrichter, Geſchwornen, und anderen dirfes Bergwerksvorſtehern und 


Berawerk verwandt 
fennd, genau beobachs 


Beamten, beforderijt aber Yon denen Gewerken one Ausnahm, fo viel 


ser undunderbrachlich deren unter dem Huͤttenbergiſchen Berggerichtsſtaab fteben, ingleichem 


sebalten werden. 


von dereufelben Berwaltern, Aufjehern, Verweſern und derley Beam⸗ 
ten, wie auch Schreisern, Huttleuten, Kuappen, Plädern, Graglern, 
Dienfnechten, KHammerfhmiden, Haizern, Holzknechten, Koblern, 
Kobls Erzt⸗ und Eifenführern, und all andern, fo diejer Hauptwurzen 
mit Arbeit und Verdienſt zugethan und verwandt fennd, niemand Ausges 
nommen, von dem Höchiten, wie von dem Miindeften, und von dem Reto 
hen, wie von dem Armen, in allen Puncten nach denen klar und deutlich 
befchriebenen Buchftaben, wie felbe liegen, und von jedem ‘Bergmann 


insgemein leicht verftanden und begriffen werden fönnen, zu allgenwinen, 


Bey denen unmittels 
baren Berqweſens⸗ 
Wrerfaadens »s Mas 


und eines jeden infonderheit abgeichenen Wohlfahrt und Nußen, auch zu 
Hindanhaltung aller ſchaͤdlichen Zeitz und Geldverihwerdungsn, dahin⸗ 
gegen zu Einpflamiung eines guts friedliche und freunduachbarlichen Bes 
gragene, auch ruhiger und unangelochtener Kammergutsbeförderung ges 
naueſt beobachtet und unverbrüchlich gehalten werden. 


Da nun ‚Unfere Sandesmürterliche Milde gerechteft dahin zielet, 
daß die Gewerken anftatt des mie Anfferachtfegung der alten Bergwerks⸗ 
orduung bishero zur Gewohnheit wordenen, fo fchädlichs als vergeblichen 
Procepführens im Fried und Einigkeit der Kammergutsbeſtreitung oblies 
gen, nach Vorſchrift Unferer maaßgeblichen Ordnung auf ihr cigenes Bes 
ftes forgfanien Bedacht nehmen, und hierdurch neben der allgemeinen - 
Sandeswohlfahre Unſer Kammergut, und des Erzſtiſft Salzburg Gefoͤhl 
befoͤrderen und verſicheren ſollen; nn 

So befchlen Wir hiemit, daß bey denen unmittelbaren Bergwe⸗ 
ins, Werfgadens, Mantpulationg s oͤconomiſchen Bejtreitungs , und ale 


nipulationswerkes len dahin einjchlagenden Kanımerguts s Angelegenhriten, und daraus zus 


faͤlliger, 


für Das Herzogthum Kärnten. 6g. 


faͤlliger, eigeunußiger, oder wohl auch vorſetzlicher Weis zugegen Unſe⸗ Beſtreitungs, und 
rer Ordnung entſiehenden Strittigkeiten weder cin foͤrmlicher Rechtspro⸗ er 
ceß geitatter, weniger aber zu Anbrings oder Verthätigung derley Eifens Angelegenheiten folle 
und BergwefenssAngelegenbeiten, wie jie Namen haben , ein Advocat, meder ein Formlicher 
noch weniger ein anderer Schriftenjteller, oder Rechtsführer zugelaſſen —— ey 
werden, fondern gleichwie- nach der „eeitändi, gzlöblihen Gewohnheit Un: vocat zugelaſſen wer⸗ 
ferer Inner s und Vorderbergiſchen Eiſenkamnierguͤtern das Berggericht zu den 

Hüttenberg mit niemand andern, als wahren Berg s und Manipulationgs 

verjtindigen Subjeltis zu bejegen verordnet baben ; Alſo wollen Wir auch, 

daß allda niemand, als’ die Gewerken felbft durch fich oder ihre Beanıte, 

oder andere wahre Bergwefens- Mianipulationsverftändige Männer die 

gründliche der Sachen Befchaffenheit bey dem Berggericht vorbringen, 

und von dannen nach Borfchrift diefer Unſerer Bergwerksorduung über 

zu Medftellung des angeflagten Theils fehleunige Ausrichtung, Beſcheid, 

oder Ausfpruch erwarten follen. 

Damit aber hierdurch niemanden einiges Unrecht befchehe, ſon⸗ Das Berggericht 
dern vielmehr jeder ohne aller Weiterung , Umtrieb, oder Unköften alſo fote vie Möahrbekt 
gleich in. Merito Ausrichtung erlangen möge,’ ſo bat: das Berggericht brachten King , auch 
von Amtswegen daranf zu feben, daß die Wahrheit des in der Klag ans allenfalle mi Mbhör 
gebrachten Facti mittelſt VBernehmung des Klägers, und Beklagten, als —* Beaugenfcheis 
fenfalls auch deren von ein fo anderen freitenden. Theilen etwo vorfchus nigung, tarı und air 
Benden Zeugen, oder aud mie Deaugenfcheinigung des fleittigen Orts Umtrieben , "jedoch 
urz, und ohne Geſtattung aller Umtrieben, jedoch vorſichtig, und ver⸗ PR au erheben 


laßlich an Tag gebracht werde. 1B 


J Zum Exempel: Es ergebete ſich eine, Grubsnftrittigfeit, wegen. ; 
Ueberſahrung der Maͤſſerey, fo muß der Schünn;zug das Fattum, der 
Verleihbrief, oder in Mangel deſſen, ein wahrer verläßlicher Protocolls⸗ 
extract, oder unſtrittige Poſſeß den Titulum an Tag legen, den richter⸗ 
lichen Ausſpruch aber cinem verſtaͤndigen Berggericht, dieſe Bergwerks⸗ 
Ordnung an die Hand geben, Weilen in diefer 


Auf diefe Art ift ſich alſo in allen Bergmefens Begebenheiten au Ordnung fon in als 
len , was fich ereig⸗ 
verhalten, und bat das Berggericht feine größte Sorge, ſeyn zu laſſen, nen kann Vorſehung 
daß vor allen in Gegenwart beyder Theilen die Wahrheit erhoben, und beicheben , fe, Fam 
an Tag gebracht werde, wornach, da diefer:Ordmung ohne deme faltaue 8 Borzallenh:.ten 
allen, was ſich ereignen fann, Vorſehung befcheben ift, das Ber ggericht⸗ en lied 
wenig Korfalienbeiten eitnehe ehrlich vermittfen, oder ohne weitz aper con: meitmenbir 
endt . j FBZ en Getichtoormali⸗ 
N gen erichtsformalit ten kuͤrzlich entſcheiden kann J nn ten, —8 
Wir ſtatniren jedoch, daß alle dieſe Handlungen, Re:mögen güls Ale, Verhandlun⸗ 
lich abgemittlet, oder Bergordnungsmaͤßig geſprochen werden, gebuͤh⸗ Ar men reiocen 
rend, wie vorn ſchon anbefohlen iſt, protocolliret werden ſollen, damit in N 
dem erſteren Fall die Vergleichsbandlung denen Partheyen, auf ihr Ver⸗ 
3 langen 


79 I, Bergordnung 


fangen in Forma authentica hinausgegeben, in dem leßteren Fall hinge⸗ 
gen in cafu Appellationis hieraus ein verläßlicher pro Rationibus deciden- 
di zugleich dienender Extract gezogen, und fodann mit der befchebenen 
Verhandlung an dem Richter anderter Inſtanz binaufgegeben werden 
möge. 

Die Bewerten. fab Da Wir nun denen bisherig - fhädlihen Nechtsführungen im 
—— allweg vorgebogen wiſſen, und haben wollen, daß die Gewerken mehr 
Rechteproceß bedacht auf wirthſchaftlichen Schmoͤlz, als Rechtsproceß bedacht ſeyn, und ſomit 
ne enden hre Werker im Fried, Einigkeit, und gut / nachbarlichen Einverſiand⸗ 
eigenen Nußens die nuß beſtreiten ſollen; 

Ordnung nicht nur 


tet gensuch re So verfehen Wir uns allergnädigft, daß jeder Gewerk, deren 


um allgemeinen Verwalter, Aufieber , Verweſer, Schreiber , und in Summa jeder 

ollzug zu befürder Bergweſensverwandter feiner Schuldigkeit gemäß diefer Unferer Ordnung 
zen befiens beeifert 
fepn. wegen des hierunter waltenden eigenen Nugens, auf das genauefte ſelbſt 

zu befolgen, oder refpe&tive zum Vollzug zu beforderen beſtens fich beeis 
feren werde, 

Sollte fid) aber je Sollte ſich aber jemand unterftehen diefe Uinfere klare Bergwerks⸗ 
—ã— eng bob ordnung vielleicht aus boshaften Abfichten, oder angewohnten Mißbrauch 
haften Abfihten cri zu critiſiren, denen Ilaren Worten anftatt des vernunftmäßigen,” einen 
a ke pwendensigen Verſtand, beyzulegen, mithin die Gefüge auf das neue zu 
mäßınen einen swey: verdunklen, und zu verwirren, die ftrittige Bergwerksangelegenheiten in 

en Lauter Formalitäten und Erceptionen ( welde cin wie allemal höchftens 
“ein jeder, oder wer verbotten ſeynd) einzuleiten; Ein folcher Gcwert, Verwalter, Aufſeher, 
font er Antberl Verweſer, Schreiber, oder wer der feye, foferne er als Kläger vorkom⸗ 
nimmet, auf inbe⸗ nn. >. 
rührte Art empfinds met, und mit feiner Klag von dem Berggericht abgewieſen wurde, folle 
ni abgefirafeg wer, nicht nur in die Expenſen, Intereſſe, Schaden , Verſaumnuß, und 

" übrige Unföften condemnirer, fondern auch befagter Kläger, oder aber 

jener, welcher an diefer Klag durch feinen Rath oder Zuthuung Theil 
nehniete, an Uns jogleich nahmhaft gemachee werden, damit er als eim 
Muthwilliger, Verwirrer, und Ordnungsſtoͤhrer nach Unterichied deren 
Umjtänden, und nad) Beſchaffenheit der Perſon empfindlichit abgeftraft 

werden koͤnne. ‘ 


Der aht und fiebenzigfte Articul. 
Bergrichter und 


@ekhworne folen Es ift ung nußrällig zu vernehmen gefommen, daß ohngeacht, 
felsa mit einem aufs doch jedermann überzeuget fegn muß, was geftalten der fo reiche, fchom 
erbaulichen ebene, über taufend Jahr anhaltende Segen bey der Hauptwursen, von weldyens 
die unterhabende Unſer ganzes Erbherzogehum Kärnten, die gedeylichſten Fruͤchten geniefe 
aa un jet, von dem gütigen Gott allein, und zwar in fo reicher Uchermaaß bers 
Anhörung des Wort Jequellet, dannoch von thrils WBergatbeitern, und Bergwerksverwand⸗ 
— mit Crnſt an⸗· teu dem Gottesdienſt nicht mie jener Aufmerkſamkeit, und Andacht, wel⸗ 


für das Herzogthum Kärnten. 9X 


he einem jeben, fonderheitlich aber einem Chriſtcatholiſchen Bergwerks⸗ 
verwandten obliegend iſt, abgewartet werde. 


Gleichwie Wir nun als regierende Fran, und Landesfuͤrſtin Un⸗ 
ſerem Bergvolk nicht das geringſte, was wider die Ehre Gottes laufet, 
zu überfeben gedenken, fondern bey denen Bergwerfen, und Kanımers 
Guͤtern vielmehr , und vorzüglich einen Chriftcarholifchen tugendhaften 
Wandel eingeführet, und fortgepflanzer wiflen wollen; | 


Als verfehen Wir Uns, daß der Bergrichter, und Gefchworne, 
wie auch die Gewerken, Verweſer, und andere Vorfteher ihren Unterges 
benen mit einem auferbaulih, und ehrbar, auch Chriftcarholifchen Lebens 
wandel worleuchten, und durch ihr gutes Beyſpiel diefelbe fammentlich for 
wohl zu dem Dienft, als fonderbeitlich zu Anhörung des heilſamen Wort 
Gortes werfthätig nach ſich ziehen, und aneiferen werden; Wie danız 
fonderbeitlich das gefammte Bergvolk bey der Eins und Ausfahrt zu all 
ftäter Berrichtung des gewöhnlichen Gebets mir Ernſt zu verhalten kom⸗ 
met. 3 


Der neun und ſtebenzigſte Articul. 


Schluͤßlichen iſt Unſer fo maͤdigſt⸗/als ernſtlicher Willen, und Wie der Vergrich⸗ 
ansdruͤcklicher Befehl, daß der Bergrichter, ſammt feinen zweyen Ges Lg, Id de ch Ohren 
ſchwornen ſich beftäudig ihrer Uns als regierenden Frauen, und Landes: aufhahenden theurs 
fürftin, wie auch dem Fürften, und Ex;bifchof zu Salzburg Liebden ab, Fer Piichten a 
gelegten theuren Pflichten. beftändig erinderen, diefe Unſere fo deullich, Biere Eandesfurkliche 
als heilſam vorgefchriebene Landesfürftliche Ordnung mit hoͤchſten Fleiß ne unter gie 
nicht allein felbft auf das genauefte beobachten, ſondern andy alljeitig zum. jrettung mit bichfier 
gehorfamften Vollzug beförderen, Mängel, und Gebrechen, Kigenwils Fleiß nicht nur sum 
ligfeiten, oder Mißpandlungen zeitlich entdecken, pftichtmaͤßig wenden, Hy uanB 
verbefleren, oder mit Schärfe abftellen, wo er als Richter um Schuß, dern auch ſeibſten in 
Beyftand, oder Recht angegangen wird, den Reichen, als den Armen, Anne subefeksen ir 
und den Armen, als den Reichen ohne Anficht einer Perfon, Wurde, ben follen. - 
oder Eigenfchaft, nach Vorſchrift Unferer Ordnung, mind s oder fchrifts | 
lich, gut ober rechtlich ſchleunigen, Beſcheid, Außrichtung, oder Recht 

ertheilen, und. eiiz« wie allemal, wohl bedenken ſolle, daß gegen dem abs 

geſchwornen theneren. Eid, feiner Verwaltung, Aufſicht, Obſorge und 

ſchwerer Verantwortung das größte Landeskleinod anvertranet, und fo 

mit bann: fürohin mit ſorgſamet Beobachtung der Pflichte, ein "ganz bes 

fonderer Fleiß, und Aufmerkſamkeit erforderlich: ſeye, diefe nralte Haupts 

eiſenwurzen zu Hüttenberg, Moßinz, und Loͤlling ſogeſtallten zu beſorgen, 

wie es dem Bergwerk nutzlich, aufnehmlich, Unſerem, als regieren⸗ 

den Frauen, und Landesfuͤrſtin Kammergut, des Erzbiſchoffs von Salz⸗ 

burg Gefoͤhlen, zur allgemeinen Landeswohlfahrt, wie auch zur Erhal⸗ 

tung deren. Bewerten, ohne Unterſchied, nutzſich, dienſilichv ſötderan 

aan t 19, 


y 
Y 


72 1. Bergordnung | 


billig, recht, Bergwerksordnungmaͤßig, und dem Eiſenſtein, bas if, 
der Eifenjteinsverfaffung nicht zuwider ift. Ä 
Wie es bey Der . - Und obzwar in Anfehung der wichtigen Eifenfteines Syſtemal⸗ 
—2— EEE Verfaſſung die Werkgadens-Verleyh-Verander-Ueberſetz⸗Verminder⸗ 
der s cher vermeh- oder Vermehrung, mit welchen entweders cine gute Ordnung, und Pros 
en merken portion erhalten, oder eine allgemeine Landesverderbliche Verwirrung vers 
folle. anlaffee werden kann, Ans jederzeit vorbehalten ift, und ſolche Macht zu 
Verhuͤtung des allgemeinen Nachtheils, und Aufreibung der Gewerken, 

niemanden, wer der fene, übertragen, oder eingeflanden werden tönue ; 


So haben Wir doch reſpectu Hüttenberg, Mopin;, und Lölling, 
vermög der mit dem Erzeftife Salzburg gefchloffenen Transaction uachfols 
gende Modalität bewilliget : daß 


| In vorfallenden Werfgadenss Angelegenheiten von denen Partheyen 

das Anbringen an dem Bergrichter zu Hüttenberg ſtyliſirter eingercichet, 
von felbigem nach Vernehmung deren Hüttenbergiihen Gewerken, ber 
gutaͤchtliche Bericht an das Salzburgiſche Vice- Dom Amt nacher Frieſach, 
von diefem an Unſeren in Kärnten allergnädigit beftellenden Montaniſti⸗ 
ſchen Commiflarium erftattet, von felbigem aber nah Vernehmung aller 
Intereſſenten im ganzen Land der autächtliche Bericht an Uns zu Handen 
Unferer Kuiferlicd) s Königlichen Muͤnz- und Bergwefens Hofdirection abs 
gegeben, und die darüber ausfallende Rejolution durch Unſeren bejagten 
Commiflarium remifhve an dem Vice⸗Dom⸗Amisverweſern zu Friefach, 
von diefem aber dem Bergrichter au Hüttenberg zu dem Ende intimiret 
werden möge: Auf daß diefer die Eupplicanten nach Innhalt jelch s Uinfer 
allergnädigit ausfallenden, willfährigs oder abichlägigen Reiolution per 
Decretum verbejchieden, und auf den Vollzug pflihtmäpig Obacht tragen 
ſolle. 


Die Mehrung, Endlich referviren Wir Uns, Unferen Erben und Nachkommen 
aa oder gardiefe gegenwärtige Berg Radsund Teutſchhammer-Werksordming, mit 
Abihuung dieſerdid Vorwiſſen und Rath des Erzbiſchof zu Salzburg ( mie es dermahlen bes 
Me wird vordehal ſchehen) zu mehren, zn minderen, zu veränderen, oder gar wicderum abe 

zuthun, und aufzuheben, wie nemlich Wir, Unfere Erben , und Nach⸗ 
kommen folches nach Gelegenheit und Geſtalt der täuf, auch zu Foͤtde⸗ 
rung diefer wichtigen Haupteiſenwurzen, und des allgemeinen Nutzen für 
gut anfchen, und der Nothdurft nach erforderlich befinden werden.“ 


Darauf gebiethen Wir dem Bergrichter, und Geichwornen zu 
Hüttenberg, wer die da zu jederzeit ſeyn werden, ernſtlich, und wollen, 
daB ihr von Unſertwegen felhe Ordnung denen Gewerken, Rad runb: 
Hammermeiftern, foviel deren unter dem Hüttenbergiichen Berggerichts⸗ 
Staab ftehen, dann denen Hurtleuten, Knappen, Plädern, Graglern, 
Ofenknechten, Hammerſchmiden, Holzknechten, Koblern, Kohls Erg: und‘ 
Eifenführern, uud al anderen, die bey diefem Bergwert Arbeit, und. 

Verdienſt 


» 


fir Das Herzogthum Kärnten - -93 


Verdienſt haben, dieſer Unſerer neuen Ordnung bis auf Unſer, oder Un⸗ 
ſerer Erben Wiederrufen ( wie vorfteher ) feſtiglich zu halten, derſelben 
gänzlich nachauleben, und bey Vermeidung Unſerer ſchweren Straf, Uns 


gnad, und deren darinn gefeßten Poenfallen, folche in allen Puncten J 


ohne Ausnahm, und ohne Aufehung der Perſon zum wuͤrklichen Vollzug 

zu befoͤrderen, ſolche dem Arbeitsperſonali, viel daſſelbe angehet, alle 
Jahr zweymal, damit ſich niemand von ſeiner Schuldigkeit mit der Un⸗ 

wiſſenheit ausreden, und entſchuldigen, ſondern jeder ſich nach der klaren 
Vorſchrift richten möge, oͤffentlich zu verruffen, und zu verleſen (15), was 

ihme Vergrichter, und die Geſchworne angebet, bey Vermeydung Urs 

ſerer Ungnad, und ſchwereſter Straf nicht‘ allein. felbft nach dem wortlis 

chen Innhalt pflichtmaͤßig vollziehen, fondern auch alle, die dem Hüttens 

bergifchen Berggerichtsftaab unteruftehen haben, obite Ausnahm, oder 

Anfehuna der Perfon, wer die immer fegen, zur. fchuldigften Befolgung, 

und Leiſtung des gebührenden Refpects fo gewiß zu verhalten, als indem 
Widrigen ihre Bergrichter, fammt denen Geſchwornen eben jene Strafen, 

welche fonft die Mißhändfer viedienet hatten, ganz billig auf euch ziehen 

werdet, = 


Dann diefes ift Unfer ernftlicher Will, und Meynung : Geben 
in Unferer Haupt s und Refidenzftadt Wien den vier und zwanzigften 
‚Aprill in dem ein taufend fieben hundert neun und fuͤnfzigſten: Unſerer 
Reiche im neunzebenden Sabre. | - 


(15) Iſt niemals gefchehen. | . 
Marin Therefin, 


Beckmanns Geſetze II, Cheil, 


J— 


„4 2. Holz⸗ und Jagdverordnung 


2. 


Allgemeine Holz- und Jagdverordnung fuͤr die 
Staͤdte, Aemter und Landſchaften in den Herzogthuͤmern 
Schleswig und Holſtein, wie auch fuͤr die Herrſchaſt Pinneberg 
und Grafſchaft Ranzau. Chriſtiansburg 

| den zoſten April 1781. 


We Chriſtian der Siebende, von Gottes Gnaden Koͤnig zu Daͤnne⸗ 
mark und Norwegen, der Wenden und Gothen; Herzog zu Schleswig, 
Holſtein, Stormarn und der Dithmarſchen, wie auch zu Oldenburg ꝛc. ıc. 
Thun fund hiemit, da Wir mie dem Forſtweſen in Unfern Herzogehümern Schleswig und 
Holftein eine veränderte Einrichtung getroffen und dabey nothwendig gefunden haben, das 
fetbit - ſowohl in Anfebung des Forſtweſens, ale der Jagd, eine nähere, allgemeine und 
der jeßigen Verfaffung angemeflene Anordnung ergeben zu laffen, um zugleich dadurch die 
Unzurräglichfeiten wegyurdumen, welche aus der Verſchiedenheit der bisher beobachteten 
Verordnungen und Verfügungen entfteben fönnen; Als haben Wir mit Aufhebung aller 
bisherigen, in Unſern Herzogthuͤmern Schleswig und Helftein, mie Inbegrif der ehema⸗ 
ligen Großfürflichen, Ploͤniſchen und Glücksburgifchen Sande, vorhandenen Jagd⸗ und 
Forſtverordnungen, folgendes für die Städte, Aemter und Landfchaften in gedachten Ders 
zogtbümern, fame der Herrſchaft Pinneberg und Grafſchaft Ranzau, anordnen und fe 


feßen wollen: 
Erfted Hauptſtuͤck. 
Von dem Forſtweſen. 


Erſte Abtheilung. 


Von den Hoͤlzungen uͤberhaupt, von der Aufſicht uͤber ſelbige, 
| deren Erhaltung und DBerbefferung, 


$. I 


g ‚ie Auffihe über Uufere Hoͤlzungen ift unter der Direction Unferer Rentekammer, 

von den dazu gelegten Amts⸗ und Forftbedienten, nad Vorfchrift der einem jeden 

sitheilten Beftallung, folchergeftalt zu führen, daß niche nur die Hölzungen in einem rn 
8 


‚für Schleswig und Holftein. 7 


digen Wachsthum und Flor erhalten werden, ſondern auch durch alle dienliche und einer 
guten Forftwirchichaft angemeflene Mittel in einen verbeflerten Zuftand kommen. 


§. 2. 

Zu dem Ende haben die Jägermeifter, ein jeder für feinen Diftrict, fo oft es die 
Nothwendigkeit erfordert, und wenigftens. mit Ablauf jeden Jahres, alle dahin gereichende, 
dienliche Vorſchlaͤge an Unſere Rentekammer gelangen zu laſſen, und von derſelben, nach 
Unſern daruͤber zu faſſenden Entſchließungen, weitere den Sachen angemeſſene Verfuͤgun⸗ 
gen zu gewaͤrtigen. 

§. 3. 


Es muͤſſen die Jagermeiſter auf die Amtsfuͤhrung und Treue der ihnen untergeord⸗ 
neten Forſt⸗ und Jagdbediente ein wachſames Auge haben, und wenn ſelbige ſich grober 
Vergehungen, oder wohl gar offenbarer Theilnehmung an Forſifteveln run machen, 
davon unverzüglich an Unfere Rentekammer berichten, 


. 4 

Die Oberförftere, welche die nähere Auflicht über bie Hoͤlzungen Yu führen Haben, 
muͤſſen die Forften ihres Diſtricts fleißig befuchen, alles, was zur Abftellung fchädlicher Un⸗ 
ordnungen und Mishräuche dienlich, und hingegen zur Berbeflerung der Waldungen nüßs 
lich ift, forglältig beobachten, auch) aufdas Betragen der untern Sorftbediente ein wachfas 
mes Auge haben, und von dem Zuftand der Waldungen ihres Diftricts, den darinn vors 
gefallenen Vergehungen und der Aufführung der Forftbedienten, dem Diftrictsjägermeifter 
quartaliter,, wie au), wenn cs vorkommende Umftände etwa noch aufferdem nothwendig 
machen mögten, Meldung thun. s . 

. o 5. 

Eben ſowohl als die Oberfoͤrſtere, muͤſſen auch die Hausvögte die Hoͤlzungen 
fleißig befiichen, auf alles, was einen Einfluß auf deren Verbeſſerung und Atftellung 
nachtheiliger Unordnungen haben fann, genau achten, und davon an das Amrhaus beriche 
ten. Beſonders liegt ihnen die Führung der Waldrechnungen 0b, welche fie dem Dis’ 
ftrictsjägermeifter jährlich in duplo zufenden muͤſſen, der fie genau durchzuſeben, feine 
etwanige Monita zur Beantwortung des Hausvogts auszufegen, und nach befundeneg, 
oder befchaffter Nichtigkeit, das eine Eremplar, mit feiner Atteftation verfepen, an Unfere 
Mentefammer einzufenden hat. 6 


Die Hegereiter und Holzvoͤgte müflen ihre Beritte eig. und eigfich beſuchen, 
und erſtere alle vierzehen Tage, letztere aber alle acht Tage die darinn etwa vorgefallene 
Entwendungen und ſonſt bemerkte Unordnungen, an den Oberfoͤrſter und Hausvogt ſchriſt⸗ 
lich melden; da denn der Hausvogt jeden ihm angezeigten wichtigen, eine ſchleunige Un⸗ 
terſuchung erforderuden Fall ſogleich, ſonſt aber ſeinen Bericht ans den Rapports der Uus 
terbeamten quartaliter an das Amthaus abzuftatten hat. 

Zu diefen Unterbedienungen beym Forfte muß niemand angenommen werden, der 
nicht gute Keuntniß von der Cultur der Hölzungen, und von den zu ihrer Aufnahme diens 
lichen Mitteln Hat, leſen und’ schreiben kann, wo eines guten nüchternen und unbeſcholteo, 

| 2 0 nes 


76 2. Holz⸗ und Jagbverordnung 


nen Wandels iſt. Auf alle dieſe Eigenſchaften muß, auſſer dem Indigenat, nothwendig 
geſehen werden, und keine andere, als ſolchergeſtalt qualificirte Subjecte, darf der Di⸗ 
ſtrictsjaͤgermeiſter bey Erledigung eines Platzes in Vorſchlag bringen. 


| I. 7 

Ueberhaupt müfjen alle Forftbediente nach der Ordnung, mie fie einander vorgefeht 
oder untergeben find, gemeimfchaftliche Sache zum Beſten Unſeres Dienſtes machen. 
Der Obere hat dem Untergebenen nit aller Beſcheidenheit zu begegnen, dieſer aber dem 
DVorfhriften des ibm Vorgeſetzten in Dientfachen die gebührente Folge zu leiſten. 
Sollte der Untergeordnete wider den Obern fi eines Ungehorſams, Widerfegfichkeit, oder 
wohl gar grober unanftändiger Begegnung fhuldig machen; fo hat er desfalls die nach⸗ 
drüclichite Beftrafung, oder auch, befundenen Umftänden nach, auf Unfere desfalls im- 
mediare zu ertheilende Reſolution, noch überden den Verluft feiner Bedienung zu gewaͤr⸗ 
tigen, wohingegen aber auch der obere Forſtbediente fich gegen den ihm Untergeordneten 
fo betragen muß, daß diefer über ihn zu Flagen Feine gegründete Urſachen babe, widri⸗ 
genfalls Wir ihn darüber zur gebürenden Verantwortung ziehen und ernftlich anjchen 

werden, j ’ 
$. 8. ä 


Ind wie Wir ſolchemnach von allen Forftbedienten Ordnung, Treue und Fleiß 
verlangen, und feinen vorieglichen Fehler nachieben werden ; fo wollen Wir fie dahingegen 
auch bey redlicher Musübung ihrer Pflichten Eräftig ſchuͤzen, und Geſchicklichkeit, Treue 
und Fleiß zu belohnen wiffen: Zu dem Ende verlangen Wir, daß Unſere Jaͤgermeiſter 
diejenigen, die ſich folchergeftalt ruͤhmlich auszeichnen, in Erinnerung bringen, Wir wols 
len auch, daß alle und jede, welche ſich ihnen bey Ausübung ihrer Dienftpflichten wider⸗ 


fegen, fie (himpfen, oder jie wol gar ehärlich beleidigen, in fiicaliichen Anfpruch genoms - 


men, und nach aller Strenge des Geſetzes beftraft werden follen. ı 

§. 9. : 
Da ben der von Uns eingeführten neuen Forſt.inrichtung bereis feſtgeſetzt iſt, daß 
alle diejenige Accidenzien, welche die Forſtbeamten aus den Hoͤlzungen gchabt haben (blos 
die Hol,deputate ausgenommen ) aufhören follen; fo muͤſſen diefelben fich dergleichen unter. 
keinerley Vorwand weiter anmaffen, noch von den Unterrhanen bezahlen laſſen; befonders 
wollen Wir hiebey den bisher an einigen Orten eingerifienen hoͤchſtſchädlichen Misbranch, 
nach welchem die Holzvoͤgte ben den Unterthanen Kornfrüchte, Brod, Gruͤtze und andere 
Gaben eingeſammlet haben, oder fih von ihnen liefern laſſen, ernſtlich unterfagt haben, 
und füllen die Forſtbediente, die dawider handeln, ihrer Dienfte entieger, diejenigen aber, 
die dergleichen an fie geben, nach der Sachen Beſchaffenheit ‚mit willfüßrlicher Geldſtrafe 
belegt werden 

§. 10. 


Denjenigen Forſtbedienten, welche bisher in ihren Dienſtgeſchaͤften freye Fubren 


gehabt haben, ſollen ſelche nach wie vor von den beykommenden Unterthanen geleiſtet 


werden; fie muͤſſen aber gedachte Fuhren von den Amthaͤuſern gebuprend requiriren, und 
die Geſchaͤfte, in welchen ſie ſelbiger beduͤrfen, angeben, damit ſothane Requlitlonn: Dr 
. jäßr 


"fir Schleswig und Holftein, " 7; 
jährlichen Zuhrregiftern angelegt, und von Linferer Mentefammer beurtheilet” werden 
tönnen, | 

$. I1. , 

Alle Unfere Hölzungen, welche bisher der Aufficht der daran belegenen und ans 
graͤnzenden Dorffchaften übergeben gewefey find, follen, fo fange fie nicht beftiedigt oder 
eingehäger worden, dem Sntereffenten der angränzenden: Dorfithaften, nach einem an 
jedem Orte füglichft zu treffenden Verhaͤltniſſe, foweit es die Umſtaͤnde leiden, befonders 
den vollen und bald Hufenern jeder Dorffchaft, wozu die Hoͤlzung gehört, folchergeftaft 
zugetheilet werden, daß ein jeder feine beftimmte und durch nörhige Gränzbemerkungen 
bezeichnete Strecke, zur Aufſicht erhalte. In dieſem folchergeftalt angemiefenen Holztheile 
muͤß der, dem die Aufſicht übergeben iſt, für alles darinn vermißte und entwandte Holz 
einſtehen, und alſo den Entwender gehörig angeben, oder den: Wehrt des geſtohinen Hol⸗ 
zes, nach der Taxation der Fotſtbedienten, bezahlen, und eben fo viel, als der Werth des 
Holzes ſich beläuft, an Brüche erlegen. Wuͤrde er jedoch ſich vermittelſt Eides teinigen 
koͤnnen und wollen, daß er das vermißte oder entwandte Holz weder felber entwandt, noch 
durch andere entwenden lafjen, ibm aud) überall nicht, welchergeftalt felbiges wegs oder 
wohin cs gefommien, befannt fen, fo ift er zwar mit der Brüche zu verfehonen, den Werth 
des Holzes aber muß er dennoch verguͤten. BE 

So lange die Vertheilung der Hölzungen unter die Dorfſſchaftsintereſſenten noch 
nicht gefcheben, ift die ganze Dorfichaft für das entwandte zu hafften ſchuldig, und muß, 
wenn fie den Thäter nicht ausfindig machen Fann, den Werth der weggekommenen Baͤume 
bezahlen, und eben fo viel an Brüche erlegen, | 


$. 13. 

Dahingegen aber haben auch die Dorſſchaften oder einzelne Intereſſenten derſelben, 
wider alle und jede, welche ſich in denen ihrer Aufſicht uͤbergebenen Holztheilen zur Unge⸗ 
buͤhr betreten laſſen, das Pfaͤndungsrecht in der Maaße, daß ſie einem ſolchen Wagen, 
Pferde, Aexte, Beile, Saͤgen, und ſonſtige zum Holzſtehlen bey ſich fuͤhrende Geraͤth⸗ 
ſchaften abnehmen und ſich zueignen fönnem Das dem Betroffenen abgepfaͤndete muß 
derſelbe, wenn er es zuruͤck haben will, ſo wie er am beſten daruͤber mit den Beykommen⸗ 
den eins werden kann, wieder einloͤſen, nur wollen Wir in Anſehnng der Wagen und 
Pferde verordnet haben, daß, wenn ſolche Unſern contribuablen Unterthanen gehoͤren, 
fie ihnen gegen Erlegung von 6 bis 10 Rthlr. nach jedesmaligem Befinden und Ermeſſen 
des Amthauſes, unweigerlich verabfolger werden follen, Ä . 


$. 14. 

Auſſer diefen abgepfändeten Sachen oder reſpect. zu bezaßlenden Geldern haben 
diejenigen, welche in ihren Holjtheilen einen Holzentwender greiten, oder folcherueftalt 
angeben koͤnnen, daß er firafs und brüchfällig wird, die Hälfte der von ihm zu erfegenden 
"Brüche zu gemdrtigen; es follen ihnen auch die Unterbeamte bey Verfolgung der Hofzdiebe 

und Nachſuchung des geftoblenen Holzes, alle gosde Huͤlfe leiften, und wer ſich AH | 

3 | [ans 


78 2. Holz» und Jagdverordnung 


Pfändung wiberfeßt, und wenn er betroffen wird, nicht gutwillig die im 13ten $. gedachte 
Waren, Pferde und fonftige Geraͤthſchaſten abliefert, oder wohl gar wider fie frevelg, 
foll, befundenen Umſtaͤnden nach, nachdrücklich und fo, als ob es wider Forſtbediente 
ſelbſt geſchehen waͤre, angeſehen werden. 


| §. 15. 

Auf die Graͤnzbaͤume, welche in den Diftricten, fo der Anffiche der Dorfichaften 
oder einzelner Intereſſenten libergeben worden, vorhanden find, iſt zu fehen, daß folche 
nicht geraubt oder verrückt werden, Wenn ſolches gefchehen, oder fie ungefallen ſeyn 
mögten, muß es bey 10 Rthlr. Strafe binnen acht Tagen angegeben werden. 


§. 16. 


Da von der Aufnahme der Hölzungen nichts danerbaftes zu hoffen ift, fo fange 
felbige nicht von der ihnen Aufferft fchädlichen Vichweide befreyet und eingebäget worden; 
fo wollen Wir, daß die dahin abzielende, bisher von Unjerer Schleswig s Holfteinifchen 
tandcommipion und von Unſerm Generals tandess und Deconomie s Berbeflerungss Dire- 
£torio in Kiel vorgenommene Beſchaͤftigungen mit Eifer fortgefegt und überall zu Stande 
gebracht werden. Die Soritbediente müffen auch ihrer Geits hiezu, nach dem Verhaͤltniß 
ihrer Dbliegenheiten, das erforderliche mie beytragen, und fich folchergeftalt alles Ernftes 
angelegen fenn laflen, daß die Unterthanen, wegen des ihnen in Unfern Hölzungen rechte 
mäßig zuſtehenden Weidegenuffes für ihr Vieh, nach Billigkeit, und mie foldhes ohne 
Kraͤnkung Unferer Gerechtſame gefchehen kann, abgefunden werden, damit fodann der 
Uns tefervirte Antheil an ſothanen Hölzungen geſchloſſen werden fönne, 


$. 17. 

An denen Orten aber, wo fehon gegenmärtig Hölungen vorhanden find, in wel⸗ 
hen die Unterthanen feine Weidegerechtigfeit haben, und welche mit zu hoffendem Mugen 
eingefriedige werden koͤnnen, foll folches baldmoͤglichſt bewerkſtelliget, von dem Amthaufe 
und Tijiriersjägermeifter an Unſere Nentefammer daruͤber berichtet, und dienliche Vor⸗ 
ſchlaͤge zur Ausführung der Arbeit eingefande werden. 


§. 18. 

Um den jaͤhrlichen Abgang des Holzes zu erſetzen und die Waldungen zu vermeh⸗ 
ren, iſt es eine weſentliche Pflicht der Forſtbeamten, auf den Anwachs junger Hoͤlzung 
bedacht zu ſeyn, und ſelbigen nach allen Regeln einer richtigen und vernünftigen Forſt⸗ 
wiſſenſchaft zu befördern, And da die Erfahrung Ichrer, daß dicfes mehr durch Beſaa⸗ 
mung des dazu tüchtigen Erdreichs, als durch Anpflanzen gefchicher, fo foll jenes vorzüglich 
in Unfern befriedigten Hölzungen und Holzfoppeln in Ausübung gebracht werden, 


$. 19. - 

In den Jahren, in welchen in Unfern noch nicht befriedigten Hölzungen Maſt 
vorhanden, fol felbige zur Einſaat mit angewandt und zu dem Ende aller Orten, wo 
nicht den Unterthanen nach bisherigen Verfügungen die Maftung überlaffen zu werben 
pflegt, fo viel eingefammlet werden, als zur Beſaͤung der dazu beſtimmten und geperig 

zubereis 


für Schleswig und Holſtein. 9 


‚zubereiteten Plaͤtze nörhig ift, zu dem Ende auch bey der, der Maftung halber , anzu⸗ 
fellenden Licitation, zur Bedingung gemacht werden, daß der Höchftbietende fich dieſes 
Maftfammien nad) einer beftimmten und in Termino befanne zu, machenden Maaße ges 
fallen laflen muͤſſe. | 


$. 20. 


Gleichfalls ift auf die Cultur anderer Bäume, als Ellern, Birken , Ablhorn, 
Efchen ꝛc. Bedacht zu nehmen, und wollen Wir, daß auch Tannen s und Lerchenbaͤume, 
da wo es der Grund erlaubt und gute Hofnung zum Wachsthum giebt, gezogen werden, 


| - 6. 21. 

Da, wo in Unſern Hölzungen fid gutes Weichholz befindet, dag: zu Deputaten 
und Brennholz; angewiefen werden kann, muß es zur Beförderung des Wachsthuns , und 
‚damit es nicht auf einmal verbauen werde, in gewiffe Schichten oder Gehaue abgetheilt 
‚werden, Auch ift es Unfer Wille, daß diejenigen „ denen Wir annoch ein jährliches Des 
putat⸗ Brennholz reichen laffeır , am denen Orten, wo es die Umitände der Hoͤlzungen 
nothwendig machen, fich gefallen lafjen müflen, daß ihnen der dritte Theil oder wohl gar 
die Hälfte in Weichholz angewiefen werde, | 


$, 27. 

Un den Aufwand an Holy einzufchränferr, welches bisher zu Bene auf unfere Rech⸗ 
nung verfertigten und unterbaltenen Wegen, Brücken und Sielen genommen worden, 
follen beyde legtere allenthalben, fo weit es .thynlich, von Steinen gemacht, die Wege 
aber, ftatt des gar oft unnüß gebrauchten Buſches, mie Steinen, Sand, Graus und 
Heide ausgefüller und verbeſſert werden. Ebenfalls fo-auch zu den inwendigen Theilen: 
eines Hauſes überalf fein Eichenhofz genommen werden, ſondern felbiges nur da,. wo das 
Gebäude der fregen Luft ausgefegt ift, zum Bau zu gebrauchen erlaubt ſeyn, bey; Vers 
meldung der hiernaͤchſt im 105 $. dieſerhalb feftgefegten Strafe. on J 


$, 23. . ven, . . 
| Zu Särgen foll fein. Eichenholz genommen werden, bey Vermeidung einer Stra⸗ 
fe von 10 Rtplr,, welche ſowohl derjenige, der einen Sarg, machen laͤßt, als auch. der 
Tiſchler, der ihn verfertiger, zwerlegen bat.” Ä 


u | Swote Abtheilung. 
Bor Unſern reſervirten und eingefriedigten Hoͤlzungen, 
. Gehaͤgen und Zufclägen, = Ä 
5. 24. en 
& wie der Dienfteifer Unferer Forſtbedienten ſich vorzüglich im Ser Aufficht aͤher Ute 


ſere reſervirten und beftiedigten Hoͤlzungen, Gehaͤge und Zuſchlaͤge, in Anſehung 
alles deſſen, was pt ihrer Erhaltung uns Werbeffetung nörfig und mißlich ift, wuͤrkſa 


80 o, Holz: und Jagdverordmung 


und thaͤtig bezeigen muß; fo haben fie demnach mit alfer Sorgfalt darauf zu fehen, daß 
de Gefrirdigungswälle und Graben, imgieihen die Fahr⸗ und Reithecken in gehörigen 
" Stande erhalten werden. Sobald jie daran Mängel befinden, muͤſſen fie davon ſogieich 
beym Amthauſe zur gehörigen und ungeſaͤumten Abhelfung derjelden, Anzeige chun. 


4. 25. 

Die Hecken zu den befriedigten Hölzungen und Gehaͤgen muͤſſen beſtaͤndig vers 
ſchloßen ſeyn, und niemand, der nicht in folchen Hölzungen Verrichtungen, oder fonft 
von den Forſtbedienten dazu Erlaubniß hat, muß ſich bey Strafe eines Mark Luͤbſch 
darin finden laſſen; wer fich aber darin, wenn ihm auch gleich nichts Ungebuͤhrliches bes 
wiefen werden ann, mit einem Wagen, Art, Bell oder Säge betreten läßt, brücher 
dafiir einen Rthlr. | 

$. 26. 


Sollte jemand durch Ueberſteigen, oder auf andere eben nicht vorfeßliche Art, an 
den Befriedigungen, Graben, Pathwerk, Zaͤunen, Hecken oder Echlößern etwas bes 
fh idigen oder zerbrechen ; fo muß er das VBerdorbene oder Zernichtete wiederberftellen und 
noch überdem eine Geldbuſſe von ı bis 2 Mehr. erlegen. Geſchiehet es aber vorfeglich‘; 
fo wird er, auffer der Wicderberftellung des Nefchädigten, mit fchärferer‘, auch wohl 
dem Veſinden nach, $eibesftrafe angeſehen. Entwendet aber einer etwas von denen zur 
Befriedigung dienenden Materialien, oder von den Heden, das Holj, Eiſenzeug und 
Schloͤßer, fo wird er als ein Dieb im Anfpruch genommen und nach den fandesgefegen 
beſtraft. | j 


6, 27. 

Durch geſchloſſene Hölzungen muͤſſen überall feine ordentliche Fahrwege, noch Fuß⸗ 
fteige geduldet werden, es wäre denn, daß jelbige, der unumgaͤnglichen Nothwendigkeit 
wegen, hie und da durch beſondere Verfuͤgungen verſtattet worden, da alsdenn, durch 
Au'- und Wiederverſchließung der Hecken, oder andere ſonſt zu nehmende Maaßregeln, 
ſolche Einrichtungen zu machen ſind, daß dergleichen Wege oder Fußſteige nicht gemis⸗ 
braucht werden koͤnnen. | 

$. 28. 


Wann in Unfern befriedigten Hölzungen Maft vorhanden , foll felbige vorzuͤglich 
zum Aufwuchs junger Bäume dienen, und entweder liegen bleiben , oder zur Befaamung 
fediger Stellen geſammlet und verwandt werden, Es joll auch, damit durd) das Eintrei⸗ 
ben der Schweine diefe Abſicht nicht gehindert und der junge Aufſchlag abgefreffen und 
zertreren werde, die Maft in Unſern reſervirten und befriedigten Hoͤlzungen, Zuſch 
und Gchägen, überall nicht weiter ausgerhan oder verpachtet werden, als info meit 
ches in einem jeden Jahre, nach dem Ermeffen Unjerer Forſtbeamten, ohne beforäfichen 
Nachtheil der Hoͤlzung gejchehen kann. Hieruͤber haben denn die Amthäufer und Jaͤger⸗ 
meiiter, für ihre Diſtrikte, zu rechter Zeit, und nach eingezogenen genauen Erfundiguns 
gen, ihr Bedenken gemeinichaftlih an Unſere Reutecammer einzujenden und pflichtmäßig 
zu melden, in welchen Gehägen und unter welchen Bedingungen und Cautelen einige 
Mast für das Jahr überlaffen, oder durch Öffentliche Licitation verkauft werden koͤnne, 
wooben Wir jedoch hinzufügen, daß, in fo ferne Jenand, durch befündere Verfügungen 


ar Schleswig und Holflem 81 


und Bewilligungen, die Befuguiß haben follte, auch in Unferu Gehaͤgen und Zufchlägen 
die Maft mit einer Imzapl Schweine zu betreiben, folches vor. der Hand, und bis derſelhe 
etwa dieſerhalb anderweit abgefunden worden, auf dem bisherigen Fuß gelaſſen werden 
« folle. a —1 Su . . oo. „ 
“ 6. 29. nn) 
Auch muß in Unſern gefchloffenen Hölzungen überall fein Gras gemähet werden, 
es möchte denn folches ohne: Machtheil der Hoͤlzung an Pläßen gefcheben können, wo zur 
Zetr kein junger Unmwachs von Bäumen vorhanden iſt. In die em Fall kann ein folcher 
Platz, nach befundengn Umftiniden und. nad) vorgaͤngiger von Unſerer Rentecammer dats 
über eingeholten Genehmigung, zum Maͤhen zwar eingethan oder verpachtet werden, 
jedoch nicht länger als auf ein Jahr, oder unter der Bedingung, daß die Verpachtung 
auf jedesmalige Losfündigung der Cammer, wenn folde nur vor dem ıften. May gefchies 
"het ‚.aufbören muͤffe. Auch iſt fodann der Pächter in den Pachtconditionen ausdräcklich 
verbindlich zu machen, ſich willkuͤhrlicher Beftrafung zu unterwerfen, wenn er die Graͤu⸗ 
“ in feines gepachteten und ihm genau zu bezeichnenden Plagenüderfchreitet. in gleiches 
“ift auch zu beobachten, wenn bereits gegenwärtig gemifle Contracte über das Miben des 
Graſes oder Streuels in Unfern Gehaͤgen oder Zufchlägen errichtet ſeyn follten, | 


. EA Unſern referoirten und gefchloßenen Hölzungen ,  Gchigen und Zufchläge 

ſoll überall keine Viehweide geduldet oder verftattet werden , und wie Wir os. allen dns 
fern Forftbedienten hiedurch ernſtlich anbeſehlen, blerwder ein wachſames Auge zu haben, 
Ani Unſere Hölzungen vor allem ihnen fchädlichen. Viehfraß zu fichern; fo ift auch Unſer 
Wille, daß Unjere Unterthaneu angewandt jeyn follen, forgfältigit zu verhuͤten, daß ihr 
Vieh nicht im Unfere.gefchloffene Hölzungen fomme, Zu dem Ende müflen fie ihre Bes 
: friedigungen im gehörigen Stande halten, ihr Vieh, wenn ihre Laͤndereyen an Unſern 
Hölzungen grängen, durch Hüten., Antädern oder fonft übliche Züchtigungsmittel yon 
denſelben abzuhalten ſuchen; maaßen denn alles. Vieb, das in Linfern gefchloßenen Höls 
zungen uud Zufchlägen. betroffen wird, confiscirt ſeyn und der: Werth deflelben in Unfere 
Caſſe fließen ſoll. | N 


g. 


J. 31. 
Das ſolchergeſtalt augetroffene Vieh wird ſofort eiſigeſchuͤttet, und durch Verqn⸗ 
ſtaltung des Amthauſes taxiret. Gegen Erlegung des taxirten Werths, auch der —5 
"tions sund waͤhrender Schüftung noͤthig geweſenen Futterungskoſten, kann dem Eigen⸗ 
thuͤmer fein Vieh zurückgegeben werden, ſonſt aber iſt ſelbiges und zwar zur Vorbeugung 
aller Colluſionen, an einem etwas entfernten Ort, allenfalls in der nächften Städt, öffent 


lich den Meiftbietendenzu verkaufen. IT | 
$. 32. oo. ——— ce 
Es. muß auch jedesmal hiebey unterfucht werden, Durgh welche Veraulaſſung das 
Vieh in Unfere Hoͤlzungen gefommen, und, follte fich daben finden,-daß der Eigenshümgr 
BA —— die Mittel aus der Acht guſe , —*5* er. fein Vieh aus den 
Hoͤlzungen halten fännen;. fo er iſt noch überdem nach Bugbefiuden Unferer Rensscammgr 
J Dechmanne ende ii Theil. ip been 1 a x ’ Mean mit 


a 
% 
@ 


82 2. Holz: und Jagdordnung 


mit willkuͤhrſicher Strafe zu belegen ; in denen Zälfen aber, da jemand vorſetzſich fein Bich 
in Unſere gefchloßene Hölımgen eingetrieben und wohl gar in diejer Abficht die Befriedi⸗ 
gung nicdergerifien, die Graben zugeworfen, oder die Hecken zerbrochen bätte, foU er, 
auffer dem Verluft des Viehes, noch mir zeitiger Karrens oder Zuchthausftrafe belegt 
werden. 


Dritte Abtheilung, 3 
Bon den Zelte» Hölzungen. | 
4. 33. 


“2, alle Hölzungen,. welche fih bey den STeftes Höfen Unſerer Untertbanen befinden; 
Unfer Eigenthum find, und der Feſte⸗Inhaber daran Peine weitere Gerechtſame 
gi ‚ als welche Wir ihm durch Unfere Verfügungen und durch den ihm ertheilten Feſtez⸗ 
Brief eingeräumer und zugeftanden haben ; fo müuſſen Unfere Forftbediente über die Erhal⸗ 
tung und.DVerbejlerung forbaner Sefte - Hölzungen, fo wie Unſerer übrigen Walduugen 
wachen, auf die etwanige Beraubungen derjelben achtfam ſeyn, felbige, wenn fie ihnen 
zur Wilfenfchaft gefommen , gehörigen Orts anmelden, und überhaupt fich der Feftes Höls 
zungen in der Maaße annehmen, als folches in Anſehung Unferer übrigen Hoͤlzungen ihre 
Pflicht iſt. | Ä on 
5 $ 34 


Hiernaͤchſt aber muß auch der Tefte s Inhaber iiber die Feſte⸗Hoͤlzung feiner Hufe 
wenliche Aufficht führen, und alles mit beytragen, was zu deren Verbeſſerung gereichel, 
Er muß zugleich für alle darin vorfallende Entwendungen einftehen , auch alle daraus ges 
ftohlue Bäume, wen der Thäter nicht ausfindig zu machen ift, dem Werth nach bezah⸗ 
len, und dafern er ſich nicht eidlich zu reinigen vermag, daß er den "Baum weder -feidft 
entwandt, noch durch andere entwenden laflen, und uͤberall nicht wife, wohin er gekon⸗ 
men ſey, die auf Holentwendungen gefeßte, im 76 $. diefee Berordnung angeorduen 
Brüche erlegen, j F 

.$ 35. Ä 

Eis Feſte⸗ Untereham, der in feiner Feſte⸗Hoͤlzung eigenrärhiger Weiſe einige® 
Hol fälle, wird als ein Holzdieb angeſehen und beftraft. Dabiugegen wollen Wir-dgs 
Sefle s Befigeru das bisherige Pflug, Nugrund Radeholz, wie auch zu Erhaltung, bee 

tavou und Feſtegebdude das benoͤthigte Bauholz, jo weit ‚es die Feſte-⸗ Hökungen. er⸗ 
ragen koͤnnen, auf dem bisherigen Fuß, von den Forftbsdienten ausweifen laſſen; «8 muß 
aber der Seite s Befiger für einen jeden ihm ausgewieſenen Baunı 9 andere von ſelbiger 
Art, an einem ihm von dem Heyereiter dazu anzumweifenden bequemen Platz, in Saas 
Bringen und zum Wacsıhum befördern, 


| In jedem Fall, da zum Baır oder gar Reparation eines Feſte⸗Gebdudes Hafz 
erforderlich iſt, hat der Feſte + Befiger folches dem Amthanfe anzıreigen und dieſes gi 

meinfchaftlic mit denn Jdgermeiſter zu veranlaffen, daß Über den Anſchlag dee vetfanot 
" Waußoljes, eine nähere Unterſuchung von dem Oberfoͤrſter und Hausvogt angeftelle, une 


„rat, Schleswig und. Holſtein. B 


‚deren Atteſt, daß das in Aufchlag gebrachte Holz wuͤrklich erforderlih und, darunter Leine 
in diefer Veroͤrbnung zum Bau verdotene Stüce begriffen feyn , ertBeilet werde, welcher 
Atteſt fodann von dem Amthaufe mit feinem Bericht an Unſere Reutecammet zur weitern 
Verfuͤgung einzufenden if, Mach gefchehrner Ausweiſung des Bauholzes hat insbefons 


dere der Hausvogt dahin zu eben, daß folches wirklich zu dem beftinunten. Gebrauch ans 


‚gewandt, und davon nichts. an andere verfanft, oder fonft veraͤuſſert werde, a, 

nn ‚Dig Aubweiſungen auß den Se Rokungen hören, wenn fle folche nicht niche 

ektragen können, auf, obne daß der Feſte⸗Inhaber dieferwegey auf ‚eine Vergütung aus 

* Unfern übrigen Hölzungen Anſpruch machen kaun. a Ä 
5.. 37- 

Alle Borfchriften und Strafgefege, welche Wir wider die Beraubung md Bes 


ſtwadigung Unferer Hohnngen und: zur Abftelung verfchiedener "ihnen nachtbelugen Mis⸗ 
braͤuche ergehen laffen, finden auch ihre Anwendung auf die Feſte⸗ Hoͤtzungen. 


X 


en Dierte Abtheilung. — 
LE F ti. en J . F 
Von dem Gebrauch der Hoͤlzungen und den dadurch zu 
erwartenden Vortheilen. | 

Ye Hoͤlzungen müffen fo forftmäßig behandelt werden, daß felbige wiederum bie 

Vortheile verfchäffen, welhe Wir bey einer mwohlgeordneten Forftwirebfchaft, und 
ohne daß die Waldungen dadurch in Abnaahme gerathen, erwarten dürfen. Wie num 
die Quellen „aus welchen die Hölzungen nicht nuc.die prentwegen anzuwendenden Koften, 
ſondern auch Einkünfte für Unfere Cafe aufbringen koͤnnen, durch die darin vorzuneh⸗ 


‚menden Holzaustösifungen, durch Verkauf entbehrlicher oder abgängiger Bäume und 
durch den Gebrauch det Maflung entftehen; fo wollen Wir r on 


| .; 3» u 
in Unfehung der Ausweifungen zur Regel machen: Er 6 
daß in Unſern Hoͤlzungen kein anderes Holz ausgewieſen werden koͤnne und Bahr, 
als was nach ftebenden, von Uns genehmigten Holzrollen und andern Verfuͤgun⸗ 
gen geliefert werden muß, oder worüber Wir in befondern einzelnen Fällen Holz⸗ 
Ausmweifungsbefeble ergeben laffen. 


J | nu $. 40. F BY: en Ba - ie 
Alle Ausweiſungen gefchehen durch den Öberkörfter und Hausvogt in Begenwart 
des beykommenden Hegereiters und Holzvogts. Es werden dazu jweene Hammer, ngmr 
lich der Kronhammer, welcher mit Unſerm Namenochiffee und Krone bezeichnet iſt, und 
82 der 


2 no. 
Lenz » 
* * * 2 


84 2. Holz- und Jasbverorbnung | 
der Amtshammer der die Jahrzahl ausdruͤckt, gebraucht. Erſtern faͤhrt ben Ausweis 


gen der Oberförfter,, und legtern der Hausvogt. 


$. Ar. ' : 

Der Krouhammer muß auffer der Zeit, da er zu Ausweiſungen gebraucht wirt, 
jederzeit mit des Öberförfters und Hausvogts Siegeln verfehei‘, beym Amthauſe aufbb⸗ 
wahre werden, Wenn er iu Aueweiſungen gebraucht werden fol, muß die Entſiegelung 
effelsen, nach Unterſuchung der Siegel, an Ort und Stelle, wo die Ausweifung zu 
eranſtalten it, in Gegenwart der Hol;bedienten geſchehen. Eben fo wird die Werfies 
gelung nach vollenderer Ausweifung wieder vorgenommen, und der Kronhammer —828 
geſtalt an das Amthaus geliefert, Den Jahrzahlhammer behält der Oberfoͤrſter. j 


$. 42. 


. , Ben allen Ausmweifungen, welche au :Deputaten, Muß s Pflug » und Radeholt, 
ader auch zu fonfligen Bedürfnüfen, es ſey für Geld oder umſonſt gefchehen , find zuerſt 
die Pränklichiten und abadngigen, jedoch zu dem vorhabenden Endzweck, befünders wenn 
Bauholz geliefert werden fol, noch brauchbare Bäume zu nehmen , und dag. en die ges 
funden,, noch in völlinem Wachsthum ſich befindenden , befonders die Kapitalbdume, 
welche zum Scifszimmerhol, Mühlenwellen oder anderm wichtigen. Gchrauch tauglich 
Büd, mögliihftermaaffen zu verfchonen. | ee oh 


$. 4. 

Befonders wollen Wir, daß zur Beförderung der Feldcultur, die auf den zur 
Auftheilung gebrachten Feldern der Unterthanen ftreumeife ſtehende Baͤume vor allen 
Weriyen, fü weit ſie dazu tuͤchtig, zu den jährlichen Holzausweiſungen angewandt werben. 


9. 44 u, 


Die geroößnlichen Holjausweifungen gefhehen nur einmal im Jahre , in der N. 
genannten Wadelzeit, und muß ohne befondere Rothwendigkeit feine Ausweiſung bb” ® 

ywölften September und, wenn Maft vorhanden, vor dem 12ten Novembr. vorgenöts 
men werden. Das Ausgewiefene, befonders das Bauholz, das zu Unſern Dienften ges 
braucht wird, muß vor Ausgang des Sebruars gehanen werden; zu welchem Ende denn, 
und damit die Faͤllung des Holzes au rechter Zeit, ehe die Bäume wieder zu treiben ans 
fanzen, geſchehen Pönne, die Baumeiſter und Hausvoͤgte die Licherfchläge von denen, 
ju Unfern Gebäuden noͤthigen und in Natura auszuweifenden Holzforten , jeitia vorber 
an das Anithaus zuc weitern Einfendung an Unfere Nentecammer , einzuliefern haben. 


$. 45. 


Wenn der Fall ſich erdugner, daß unter dem, zu Unſern Gebäuden und Werfen 
‚ausgeroigfenen Bauholz einiges zu dem vorhadenden Endzweck nicht brauchbax befunden 
‚wird, fo ift folches an Lnfere Rentecammer zu berichten, damit anderes tuͤchtiges De 
dafuͤr ausgewieſen, und das Unbrauchbareanderweit angewandt oder verkauft werde!‘ 


$. 46. 


Ffür Schles wig und Holffein,” 885 
Die außgewiefene Bäume werden, wenn fie zu Bauholz heſtĩmmt ſiud, nach Fuß⸗ 
mans, das zu Deputarsund Brennholz hingegen nach Fädenzahl, und, das Pflug + Raͤ⸗ 
des und Dtuskol; entmeber nad). Euch, oder nach. dem Werth der Bäume angeſchlagen 
und folchergeftalt da8 Ausgewiefene , föferne dafür Berahluny gefeiftet werden ‘foll, zu 
Gelde gefeßt, und zwar nach den wahren und völligen Werth, wenn nicht in einzelne 
beſondern · Faͤllen, in den. Ausweiſungsordres, ein anderes verfügt. wird... ‚Die Taras 
tiönsinfteymente werden in duplo unter..der.Linterfchrift des Oberfoͤrſters ſowohß, als des 
Hausvogts, ausgefertiget, und das eine Efempfgr dem Jaͤgermeiſter, das andere abi 
dem Amthauſe zugeftefle, welches daſſelbe an LUnfere Rentecanımer zur Ertheilung der 


Einnahme, Ordres über die zu bezahlende Summe einzufenden hat, 


., En BT §. 47. vi. . . a 
Niemand muß, ben Strafe doppelter Zahlung, die ibm fir Geld ausgewiefene 
Baͤume eher werführen; als bis er die Bezahlung an die. beykommende Amtscaffe geleiftet 
at, und den Forjtbedienten die Quittung vorzeigen kann. — Bey Abfuͤhrung des Holzes 
‚haben. die. Forſtbediente, und beſonders die Holgvögte, mit darauf zu ſehen, daß dabey kein 
Unterſchleif vorgehe, und unter dem Vorwande des ausgewieſenen oder gefauften Holzes 
anderes ungebuͤhrlich mitgenommen werde. | | 


0 en 948. . ae Pe at oo. 
Es darf auch niemand das nad Fadenzahl nüsgewiefene' Deyutat v Brennhol: im 


R 3 


® 


Stamm wegnehmen, fondeen-foiches ift, nach geſchehener Faͤllung, die ‘aber vor Ausgang 
des Novembr. Miorars nicht vorznnehmen, vorher unter der Auſſicht ˖ der Holgbedienten 
in den Hoͤlzungen zu ſpalten und in Fadey zu ſetzen, auch das Top s und Abfallholz, fo 
viel thunlich, mit darunter zu bringen. "Ein Faden Deputashofz foll nach Unſern für die 
‚Heriogthiimer Schleswig und Holſtein, unterm 25ten April aid Atem May 1768 auss 
gelaffenen Verordnungen; wegen Einführnitg gleicher Made, Gerichts und Ellen; atch 
in denjenigen’ Diftriften, wo ſolches Nicht bereits beoblichtet wird Von nun ati >1:Hants 
burger Ellen m der Höhe und Weite, nicht mehr noch minder halten, jedes Stuͤch anuud 
vor ſich aber durchgehends 1F Elfen; und das Unſern Unterthanen' auszuweiſende Nutz⸗ 
Pfltug⸗ und Radeholz Überhaupt i J Hamburger Elle lang fen. - "in oe 
Zu dem Ende ſind uͤber diejenigen Beamte, Paͤchter und Unterthanen, welche 
noch bißhero nad) einer, andern Maaße Deputat: Hol; erhalten haben, beſondere Liſten Ju 
vefertigen, und die ihnen beykommendes jährliche Ausweifungen, auf gedachtes Maaß 
‚au reduciren, App Inneberseftgfe. in dig nunmehro zu verfertigende neue Holzcolle, einzufühs 
el oo, a EG NEE 
Mit, dei Aubiogifung 886 Nußs Pflugr und. Radeholzes fall as ſedoch "fo genau 
niche genomnien, fondern folches auf dem Stamm ungefehrlich taxirt, auch das dabey 
vorhandene Topholz den Unterthanen gelaffen werden, °— — 
| 6 9. 

RA —— Msweifung des Deputat⸗ Brenndoizes, iſt von der! Anzahl der 
daju aus gewieſenein Bäume‘; und-nach'böllendeter' Faͤllung und: Setzung in. Boa 'opn 
—R 3 Jen 


36 % Holz» und Jagdverordnung 


den etwa übrig gebliebenen Bdumen jedesmal ein richtiges Verzeichniß, unter des Ober⸗ 
foͤrſters, Hausvogıs und der beyfommenden Hegereiter und Holzvoͤgte Unterfchrit, beides 
an das Amthaus und deu Diſtricts⸗Jaͤgermeiſter einmbringen, danıit, werm diruͤber am 
Alnfere Dentecammer berichtet iſt, entweder die Abhaͤmmerung der ftehen gebliebenen, 
oder die anderweite Verwendung ber bereits gefällten Bäume, verfüger werben kann. 


6. so. 

Saoouſt ſollen alle Deputate, welche einigen Unferer. Bedienten jährfich zngeleget 

find, nach Abgang der jegigen aufhören, und dieferhafb feine weitere Ausweiſungen ftatt 

finden, dod) behalten die Faͤgernieiſter, Oberförfter und andere Forſtbediente dasjenige, 

was ihnen, nach Unferer fpecialen Reſolution vom 12ten Detobr, 1780 bengelegt ift; auch 

folen Kirchen »s und Schulbediente fernerhin, und fo lange die Höhungen es ertragen 
Sonnen, dasjenige behalten, was mit ihren Bedienungen bishero verbunden gewefen ift, 


on j §. 51. 

Alles Holz, weiches in der $. 44. vorgeſchriebenen Zeit ausgewieſen worden, 
muß vor Ablauf des März; Monats, dasjenige aber, welches, auffer der fonft gewoͤhn⸗ 
lichen Zeit ausgewieſen feyn möchte, binnen ziweenen Monaten nad) gefhehener Ausweis 
fung, weggebracht feyn. Wer diefem zumider, ohne daß er mit befonderer Erlaubniß 
aus Unferer Rentecammer verfehen ift, fein Holz länger in den Waldungen laͤßt, ift def 
felben verluftig , und werden die noch nicht gefällete Baͤume wieder abgehammert, mit 
dem bereits Gafaͤllten aber, nach eben vorhergehenden $..49, verfahren. Hoizbediente, 
Die hierunter ungebuͤhrlich uachfehen,, werden für jeden ansgewichenen Baun, oder. falls 
das Holz in Faden’ gefsgt ſeyn ſollte, für jeden Faden mit Einem Reichsthaler befteaft.. 


Ä = 9. 52. | 

Die Ausweijfungen an Zaun Buſch und Pfählen muͤſſen, fie mögen unentgeldlich 
ober für Bezahlung geſchehen, vor Ablauf des Jahres bey dem Amthauſe geſucht werden, 
damit jelbige zu rechter Zeit veranftalket werden, und.die Hauung mit Ausgang des Fe⸗ 
‚bruar oder Anfang des Maͤrzmonats, unter der Aufjücht der: Forfibedienten geſchehen koͤn⸗ 
ne. Zu foldem Zain⸗Buſch uyd Pfaͤhlen ſoll jedoch nur Weichholz genonunen und jedes 
Fuder, wenn es nicht unentgeldlich verabfolgt wird, mit 24 Luͤbſchill. bezahler werden, 
Ueber die gefchebene Ausweiſung defielben ift eben ein ſolches Inſtrument zu errichten, 
als in Anfehung der Bäume $. 46. vorgefchrieben worden, * 


9.53. | | . 5 

Ungeachtet nach dem, was Wir bereits $. 9. verfiiget haben, alle Ausnseifimgee 
gebühren für.die Forſtbeamte Fünftig aufhören , follen fie doch von ben Beykommenden 
bezahle und folhergeftalt berechnet werden, wie Unfere darüber zu ertheilende ‚näßere Vers 
fügungen vorfchreiben werden, nt 


’ 


. 54 
Um auch Unfere Höliungen durch den Verkauf abſtaͤmmigen und beilenreifen Hol⸗ 
zes, forſtmaͤßig zu nugen, follen die Amthaͤuſer und Jägermeifter jährlich durch die 


ERSTATTET TR ® 


„einmal, oder nach und: nach veranſialiet, oder ſonſtige Borkehrungen desfalls getroffen 
r werden ÜBEN in TEL ne 
— BR Mi Mi a 4 PR) Ren L Sanın tor 
GT 15 SDR N,  undakl 1 aan — See eo 
2.2: Mom Berpeichen.md; überhaupt, hrige, Dahnnae fr „Unfeve ecnüng, durch g⸗ 
mfentlichen Perlauf pn yaniubern. find; ſeo ſoll felbiger vom denn Amibauſe veranſialtet, die 
: Ucitation folbfh aher alie mas bey den ji verkaufe uden Stämmen gehalten werden, und eim 
gleiches: muß auch geſchehen wenn Verbindnugen uͤber die Faͤllumg, Aptirung oder den 
Mnſnort ger za Unſern Dienſten ausgewieſenen Baͤume verfallen. ee 
EI ENTE u wre 


a 
Von dem Windfallholz muß ſich kein Forfibedienter unter irgend dinem Wor- 
wande etwas ammaflen oder zur fich neßihen;: vielmehr wenn dergleichen vorhanden, es 
"Sehörtgeit Oris anmelden, dantit ſelbiges, für weit es nicht zu Depututen angewandt wer⸗ 
vden fan. meiſtbietend durch⸗ das Amthnuus verkauft werde: Eben fo iſt es auch mit als 
lem Tops und: Abfallhholz, imgleichrn mit dem Bork der Eichenbaͤume zu verhalten, wenn 
"Bao RE) Bas ink nicht mitfolget, vorhanden iſt.. 
EBERLE ee re 8140 Auer Par — Nie le : De ar: En 
$. 57. | J— 
Bey allen Licitationen der in vorgedachten Artikeln beſchriebenen Stuͤcke muß 
‚fein Forſtbedienter bey Verluſt feiner Bedienung. mit aufbieten, und niemand muß das 
etſtandene Holf.ehet aigrelfen‘; als bis der Verkauf von Unjerer Rentecammer genehmigt: 
A u er die Bezahlung geleifter hat. - 770000, ae 


en u u 
mo le; hadj.dorgähätgen: Ayswani Ifgen oder  Sicktatlotrerr zu‘ fälfense, Bde ſollew 
ſt nabe alz moͤglich, "und höchftens nicht get, einen halben Fuß, aber der Erdk gehairen 
werden; befönders iſt bey den Etchen dahin zır ſehen, daß fe, ww rs thunlich, abgefägt: 
werden, damit nichts als die Wurzel davon uͤbrig bleibe. Wenn die Unterthanen Des 
putat» Holy verarbeiten , find fie anzußatlen,: daß fie das gehanene Holz mie Sägen ir 
 Klöge: sheilen; bey Faͤllunge des⸗olzos ſelbſt aber: Alle Paucht:. im gebrauchen, daß 
die. nebenſtehende ⸗Vaͤnme nicht beſchaͤdigt watden: 3. naichishn Michas: aber--noifegfich,; Jo‘ _ 


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"U ann, d. 2 
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muß sdenenige, der den Schaden marnulaſit / jeden igten Boum nach, dem polig: 
Werth bezablen. Ma raten 


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= 2. Holze⸗ und Jagbverorduung 
u“ . Bi ss. . u a 


Die Ynhammerung der Paͤume muß. bey den Ausweiſungen fo nicdriq an der Erbe 
geiheben, daß beym Faͤllen jeden Baunıs die Hammerabdruͤcke ſtehen bleiben Fönten; 
‚wie dann jeder Baum, deflen Stubben nicht mie begden Hamnern. bezeichgef für ges 
ſtoblen — „von dem Holzyögt des Beritts angegeben und daruͤber ¶ 
‚werden Ol. Zen Er —— 


nt . e Br 60. : j m ö 


‚ gelangen zu laſſen. 
an dee 3 le — ne j j Kr N ee "| 
‘ . Aller Orten., wo es bisher in Unſern Herzogthuͤmern uͤblich und Herkommens ger 
weſen iſt, ſoll den Unterthanen die Maſt in den noch nicht eingefriedigten Hoͤlzungen gegen 
Bezablung des entweder von jeher feſtgeſetzten, oder allenfalls, ‚durch den Preiß in den 
benachbarten, Gegenden, oder ſonſt durch unvartheyiſche Schatzung zu beſtimmenden Maſt⸗ 
geldes uͤterlaſſen, und fo viele Schweine eingebrannt werden, als die Maſt ertragen 
kann. = 


u 8.6... 


6277770 


Au denen Orten aber, wo weder nach ausdrücklichen Verfügungen, noch aus'kis 
nem rechtlichen Herfommen die Unterthanen die Nugung der Maft haben ,. kann ihnen 
zwar foldye nach der Tararion, und gegen Bezaͤhlnng des regulirten Maftgeldes, anker 
boten werden, fie müflen fich aber fodann.die.erwa von den Korfibedienten nöthig befuns 

. dene, und in der erjten Abtheilung 9. 19. vorkommende Einſammlung einiger Ficheln und 

. Bücheln gefallen lafien, widrigenfalls aber, oder daferne fie uͤberhaupt sie Diap vie 
verlangen, ift jelbige, nach Vorſchrift des ebenangeſuͤhrten $. 19. Öffenzlich jur I 


$. 63. | 


In den Eigenshums » Höhungen , die mit den Unſrigen vermengt liegen, mb 
nicht befonders abgezdunt And, foll die Maſt unpartheyiſch tarirer , darnach die Zahl ber 
Schweine, woniit der Eigenthümet ſio etreiben Tann, feftgefegt , ımd dirſe Anzahl. von 
deu Forſtbedienten eingebrannt werden, wa ia 


$. 64 


für Schleswig und Holſtein. 89 
| 6, . | 

-  Miemand muß der Maftung wegen feine Schweine in. Unfern Hoͤlzungen laͤnger 
als bis Weyhnachten, böchftens bis den zuſten December des Jahrs, geben laflen, wer 
dawider handelt, wird, nach Maaßgabe deffen, was dieferwegen im $. 101 verfüge ifl, 

angeſehen. | | 

65. | | 
Bey Licitattonen über die Maftungen müffen die Forftbediente ſich eben fo, als 
wie es ben Licitationen über Hol, verboten ift, alles Mitbietens enthalten. - 


5 66. 


Wo bisher in Unſern Herzogthiimern von den Maftungs » Geldern den Amt⸗ 
männern and Amtsverwaltern einiges zugefloffen, da mögen die gegenwaͤrtige Beamte, 
während ihrer Dienftjeit, in fothbanem Genuße bis zu Linferer anderweiten Berfügung 
bleiben, Mach eines jeden Abgang aber füllt dies Eimolumene von der Bedienung weg. 


Sünfte Abeheilung 
Don Kirchen: Hofpitald und Pfarr -Höljungen. 


§. 67. 


D eerrigen Hoͤlzungen, welche Kirchen, Hoſpitaͤlern, Paſtoraten oder andern piis Fun- 
dis eigenthümlih gehören, und worin fie aljo ben privariven Gebrauch des Hohes 
und der Maft haben, fteben, wie Unfere Waldungen, unter der Aufficht Linferer Forfls . 
bedienten folchergeftalt, daß die Ausweiſungen, welche darin zu den !Bedürfnißen des pit 
Corporis oder Paftorats erforderlich find, von ihnen, jedoch ohne einige Bezahlung und 
mie Zuziehung der beyfommenden Kirchen- Hofpitals- und Gtiftungs » Bedienten, nad) 
denen Megeln und VBorfihriften, welche bey Unfern Hoͤlzungen Statt finden , geſcheben. 


En §. 68. nz 

Alle Faͤllung einiger Bäume, oder Hauung des Buſches muß alfo zu feiner ans 
dern Zeit darin vorgenommen werden, als folches in Unſern Hölyungen gefchiehet, es 
wäre dann, daß eine dringende Morbwendigfeit bieruinter eine Ausnahme vechtfertigte. 
Auch dürfen die Prediger nicht ohne Vorwiſſen der Beamten und Forftbedienten, in den 
Kirhensund Pfarr Höljungen emiges Holz bauen oder fällen laffen, bey Vermeidung 
willtührlicher Brüche, | Ä 

§. 69. 


Alles Holz, welches in Paftorat: Kirchen: Hofpitals + und andern Hölzungen 
geiftlicher Stiftungen, zu Gebäuden oder Depuraten ausgemwiefen worden, muß zu dem 
vorgehabten Endzweck gebraucht und Leinesweges verfauft werden, es wäre denn, daß 
nah vollendetem Bau etwas erübrigt feyn möchte, als welches, nach Öutbefinden der 
Kirchen⸗Viſitatoren, oder Stiftungs » Vorfteher, zum Beſten des pii Corporis verfauft 
werden kann. nn | Bu | 

Beckmanns Geſetze II. Theil. eh $ 70 


“, 


u 


— 


gm 2. Holz⸗ und Jagdverordnung. 


$. 70. 

Unfere Forftbediente folfen auch auf die Beraubungen gedachter Höhungen und 
auf die Abſtellung aller ihnen zum Nachtheil gereihender Mißbrauche und Unordnungen 
ein wachfames Auge haben, die Hölzungen zu dem Ende, jo viel thunlich, fleißig beſu⸗ 
den, und die von ihnen entdeckte Contraventiones der beyfommenden Obrigkeit anmelden. 


$. 71. 

Die Beraubungen der Kirchen⸗Hoſpitals⸗Paſtorat⸗ und anderer einer milden 
Stiftung zugehoͤrigen Hölzungen, und alle ſonſtige dawider unternommene Forſtfrevel 
werden eben ſo beſtraft, als ob ſie in oder an den Unſrigen veruͤbt worden, ſie werden 
zu dem Ende mit in das Amts⸗-⸗Holz⸗ Bruͤch⸗Protocoll eingetragen, und ben den Holz⸗ 
Bruͤch⸗ Sepionen, nad denen Regeln und Strafgefeßen beurtheilet und abgethan, 
welche in der Gten Abrheilung diefer Verordnung vorkommen, nur mit dem Unterfchied, 
daß in Holy Entwendungsfällen, dem beraubten pio Fundo oder Paſtorat blos der Werth . 
des geſtohlnen Holhes oder Buſches von dem Thäter verguͤtet, die verwürfte Brühe 
aber Unſerm Fiſco erleget wird, 


.. 72. 

Wir laſſen es jedoch in Anfehung der Landfchaft Suͤderdithmarſchen ben der hier 
herigen Berfaflung , nad) welcher die Beraubungen der Kischens Hölzungen bey der jaͤhr⸗ 
lichen Civil-Bruͤch-Dingung unterſucht und beitraft werden, und kann eine gleiche Eine. 
richtung in der Landichaft Norderdithmarſchen Statt finden, Mit der Bezahlung de 
en Holzes und. der Brüche. aber wird es nach dem vorhergehenden $. 71. veiz 

ſten. 


Sechſte Abtheilung. 


Bon Forſtfreveln, beſonders von Beraubungen Unſerer 
Hoͤlzungen, Beſtrafung derer, die ſich an ſelbigen vergreifen, nicht we⸗ 
niger von Abſtellung verſchiedener andern zum Nachtheil der Wal⸗ 
dungen gereichenden Unordnungen, auch Holz: Brüch + Ges 
richten oder Dingungs s Sreionen, 


$. 73. 


Syieienigen: ; welche fich an Unſern Hoͤlzungen ungebuͤhrlich vergreifen und aus ſelbigen 
Baͤume oder Buſch unerlaubter Weiſe hauen und entwenden, follen das Entwand⸗ 
te, fo weit möglich, in natura zurückliefern , oder, wenn folches nicht geſchehen konnte, 

den Werth deſſelben, ſo wie ſolcher von Unſern Forſibediemen gewiſſenhaft wird eſetzet 
werden, bezahlen, uͤber dieſes aber noch diejenigen Bruͤchen erlegen, oder —* (eb: 
den, die.iu.den nachfolgenden $$. verordnet ſind. Ä 


5 


für Schleswig und 
§. 74 ee 
Damit die Taration des geranbten Hohes nicht gar zu willführlich (ap CR 


ſolche nach folgenden Megeln zu beihaffen, | 


eine Eiche über ı Zoll bis zu 3 Zoll im Durchſchnitt wird nicht unter ⸗24 6. 
die fo über 3 Zoll bis 6 Zell wicht unter ⸗— ⸗ ı Rebe, 

die fo tiber 6 Zoll. bis 12 Zoll nicht unter ⸗ ⸗ 4 Rthlr. 

die fo tiber 12 Zoll bis 18 Zoll wicht unter ⸗ ⸗ 8 Rhlr. 

und die über 18 Zell nicht unter ⸗ ⸗10 Rthlr. 

geſchaͤtzt, und, wenn der eutwandte Baum einen beſendern Werth gehabt hätte, fo daß 
er z. E. zu Schifsholz, Muͤhlenwellen ıc. tanglich geweſen wire, iſt darauf bey Beſtim⸗ 
mung des Preiſes mit zu ſehen, und derſelbe völlig in Anfchlag u bringen, 


- | $. 7% 


Nach eben diefer Maaße und Verhaͤltniß werden auch Büchen, Hegebüchen, 
imgleichen Aborns Ulms oder Ipernbaͤume und zwar wenigftens auf zwey Drittheile deg 
für die Eiche angeſetzten Preifes, andere Baͤume aber, als Eſchen, Ellern, Birken, 
Tannen, Fichten, Quitſchbeeren und dergleichen Arten, nad) ihrem Werd, von den 
Forftbedienten redlich und gewiflenbaft tariret. Alle junge Bäume , die nur einen Zoll 
und darunter im Diamerer halten, wie auch gebauene Zweige, Zannpfähle und Buſch⸗ 
werk werden von den Forſtbedienten nach ihrem redlichen Ermeſſen geſchaͤtzet. 


§. 76. an ; 


Auffer der Erſetzung des „nach diefen Grundſaͤtzen, zu beſtimmenden Werths des | 
geftohlnen Holzes, wird derjenige, der fi zum erftenmal an Unſerer Hölzung vergreifer, 
folgendergeftalt beftrafer: | z 


fr eine Eiche, welche ungefehr eine halbe Elle fiher der Erbe, noch feine 


| 3 Zoll im Direchmeffer hält , mie einer Geldbuſſe von ⸗ 3Rthlr. 

wenn der Durchmeſſer über 3 bis 6 Zoll iſt, mit einer Geldbuſſe von 6 Rıblr, 

über 6 bis 10 Zoll mit einer Geldbuffe von - # ⸗ ⸗ 10 Rehlr. 

-, Über 10 bis 15 Zoll mit einer Geldbuſſe von ⸗ ⸗ ⸗ 15 Rehlr. 
uͤber 15 Zoll mit einer Geldbuſſe von ⸗ ⸗ 20 Rehblr. 


Fir entwandte Buͤchen, Hegebuͤchen, Umen oder Ipern, Ahorn, Eſchen, bLerchen, 
Tannen, Fichten oder Foͤhrenbaͤgme, werden zwey Drittheile, won denen fiir Eichenbitte 
me feftgejeßten Geldbuſſen, und fir andere Arten von Bäumen, als Bogelbeeren, Pape 
peln oder Efchen, Birken, Linden und Ellernbäume ein Drittheil gebruͤchet. 


$ 77» 


Die vorher angeordnete Brüche muß bezahlet werden, es mag der Baum gam 
oder nur zum Theil, auch wenn es nur bloß deffen Gipfel wäre, gefället worden feyn. 
Es macht auch feinen Unterfcheid in der Beſtrafung, ob die Entwendung vollfuͤhret fog 
oder nicht, ſondern iſt dazu fchon genug, wenn die That bloß angefangen if, 


m 2 * 


92 2, Holz⸗ und Jagdverordnung 
9. u; . | | 

Sollte der Augenfchein ergeben oder fonft erweislich gemacht werden konnen, daß 

ber gebauene Baum entweder ganz topfohr oder ulmigt gewefen wäre ; fo wird nur big 


Hälfte der Brüche erlegt, welche nach der Art des Baums und nach der Worfchrift des - 
§. 76. feftgefegt it, und darnach auch der zu bezahlende Werth des Baums beſtimmt. “ 


$. 79. 


Eben diefe Ermäßigung, ſowohl in Hinficht des Werths, ale der Brüche, finder 
auch bey entwandtem Windfallpol, Statt. Ä 


- . 80. 
Fuͤr gehauene Zweige, Zaunpfaͤhle und Buſchwerk wird doppelt ſo viel an Bruͤche 
bezablt, als das Entwandte, nach der Taxation der Forſtbedienten, werth ſeyn koͤnnen. 


$. gr. 
Derjenige, der fich bey Entwendung eines Baums ber Säge bedienet , ober an 
eines Sonntage Holz ftiehlet ,. muß die ‘Brüche doppelt bezahlen, 


| $. 82. - 
Eben fo muß auch derjenige, der fich zum zweytenmale an Unſern Hoͤlzungen ver» 
greift, nachdem er bereits einmal dafür beftraft worden , die, für die erfte Deraubung, 
angeordnete Brüche doppelt erlegen. Wer fih zum drittenmale eifies KHoljdiebflahle 
ſchuldig macht, foll auffer der Eiftattung des Werths des geftohlnen Holzes, annoch, er 
mag vermögend feyn oder nicht, wenn es eine Mannsperfon iſt, mit Feſtungsarbeit, und 
. wenn es eine Frauensperfon iſt, mit Zuchthausftrafe unabbittlich belege werden, fo daß 
fuͤr jeden Markluͤbſch, der, wenn Es die erfte Holzentwendung wäre, an Gelde erlegt 
werden müßte, fechs Tage Feſtungs⸗ oder Zuchthausarbeit, angerechnet werden. Unb. 
kann der Thäter den Werth des Baums nicht bezahlen : fo findet auch desfalls in gleichen 
Maaße diefe Leibesftrafe ſtatt. 


- 


\ F. 83. —P 

Wuͤrde wider alles Vermuthen dieſe ernſtliche Beſtrafung keinen Eindruck ma⸗ 
chen, und jemand, wenn er ſchon vorher wegen des zum drittenmale wiederholten He . 
ftehlens, mit der Karren s oder Zuchthausftrafe belegt worden, fich öfterer an ner - 
Hölzungen vergreifen; fo fol jedesmal, ohne auf den Werth des geftohlenen Holges ww. 
fehen,, die Karren oder Zuchthausſtrafe, nach darüber von. Unferer Mentecammer zu ew 
sbeilenden nähern Refolution, verlängert werden, - 


6. 84, 


Alte in vorbergebensen SS. vorfommende Geld «und £eibesftrafen follen, wen 
der Schuldige der Thar geftändig oder felbiger rechtlich überfüßrer ift, oßne alle Mitig⸗ 
ion und Remißion zur VBollftrecfung gebracht werden , und foll auf den bisher zur Aße 
wendung der Karrenftrafe, fo häufig gebrauchten Bewegungsarund,, daß der das. 


o 








_ fuͤr Schleswig und Hl 833 
durch im feiner Wirthſchaft zuruͤckgeſetzt und ſeine Stelle verſaͤumet werde, bey Holjzent⸗ 
wendungen eben ſo wenig als bey andern Delictis Ruͤckſicht genommen werden. J 

Der Schuldige, der die, für die erſte und zwote Holiberaubung verwuͤrkte Bruüe⸗e 


che zu bezahlen nicht vermag, muß, nach Ermeſſen der Seßion, dafuͤr allerley Arbeiten, 
entweder zu Verfertigung und Ausbeſſerung der Wege, da, wo fie auf Unſere Rechnung 


geſchiehet, oder zu Unterhaltung und Verfertigung der Befriedigungen und Graben um 


Unfere gefchloffene Hölzungen, oder zur Einſammlung der Malt von Eichen und Buͤchen, 
» oder zur Bearbeitung derjenigen Pläße, worin Bäume gefdet werden follen, oder fonftige 
Arbeiten, welche Uns zu Nußen fommen können, verrichten, Die Seßion hat hierunter 
das erforderliche nach. vorfonmenden Umſtaͤnden und den Kräften des Schuldigen zur - 
beſtimmen, und auch dasjenige, was von der Brüche oder der nicht geleiſteten Erſtattumg 
des geraubten Holzes auf eine jede Art Arbeit täglich abgerechnet werden kann, anzuſetzen. 


| Ä $. 86. | | | 
Die Hausvoͤgte haben, daß die angefeßte Arbeiten gefchehen, zu vigiliren, md 
die Befcheinigung darüber der Amtſtube zuzuftellen, um folche den Rechnungen bey dens 
Bruͤchregiſter mit anzulegen. | 


\ | $. 87. 
Würde der Schuldige zu feiner Ser gedachten, oder anderır Hns zum Nutzen kom⸗ 
menden Arbeiten Kräfte genng haben, fo wird er nad) der Beurtheilung der Bruͤchſeßion 
mit einer verbälsnißmäßigen Gefaͤngnißſtrafe bey Waſſer und Brod belegt. Bu 


§. 88. 

Die anf die zum drittenmal vorgenommene Holzentwendung $. 82. angeordnete 
Karrenſtrafe muß, der Regel nach, in keine andere verwandelt, ſondern unabweichlich 
vollſtrecket werden. Nur alsdenn, wenn der Schuldige nicht zur Feſtungsarbeit die erfor⸗ 
derlichen Kräfte haben ſollte, ale welches aber allemot erſt auſſer Zweifel ſeyn muß, faum. 
ſtatt der Karrenſtrafe die Zuchthausſtrafe in eben der Dauer, wie jene, zur Hand genom⸗ 
men werden, auch mag in ganz beſondern, jedoch zufoͤrderſt an Unſere Rentecammer eins 
“ zuberichtenden Umftänden, daferne etwa der Schuldige zu.diefer leßtern Strafe aud) nicht 
ſtark genug ſeyn follte, die Strafe des Halseifens an einem oder zweenen Sonntagen, eine 
Stunde vor und eben fo lange nach der Predigt, zur Anwendung kommen, 


§. 89. | 
Die Bürger in Sen Städten, die fi) zum erflen und zweytenmal einiger Holzent⸗ 
- wendungen fihuldig machen, und den Werth des geraubten Holzes, nebſt der "Brüche zw 
bezahlen, nicht vermögen, folfen FR jeden Neichsrhaler einen Tag im Gefängniß, und 
wenn mehrere Tage damit hingehen, einen Tag. um den andern bey Waſſer und Brod 
ſitzen: bey der dritten oder mehr wiederholten Hol:beraubung aber werden fie. fo, wie es 
Bieferwegen im $, 82. imgleichen $.$. 83 und 88. angeordnet ift, beſtraſet. 


M 3 — 90 


94 2, Holz⸗ und Sagdverordnung 


$. 90. , . . 

Die Öeworbene und Enroflirte bey Unfern Regimentern werden, wenn fle ſich au 
Unfern Hölzungen vergreifen, nach Vefchaffenheit der Umftinde, mit einer dem Verbre⸗ 
‚hen angemeſſenen Militeirftrafe belegt. Die Unterfuchung der Bruchpsite ſolcher Milis 
gairperfonen gefchieber bey der “Brüchdingungsjeßion, und wenn foldhergeftalt die That 
‚erwiefen, oder der Angegebene ctwa zum purgatorio qualifict ift, wird von Anıthaufe 
bey dem beykommenden Regiment unter Mittheilung eines Ertracts aus dem Bruͤchregi⸗ 
fter und Abſchriften der Zeugens oder Officinlansfage, die Beſtrafung, oder wenn die 
Amftände darnach find, die Anhaltung zum Reinigungseide requirirt, | 


$. 91. 

Weil auch öfters unangefeffene ledige Perfonen, Knechte und Mägbe, ihren 
Brodherrn und andern, bey Hol.beranbungen hülfreiche Hand feiften;, fo follen zwar dies 
jenigen, die fie dazu vermogt, ale die Thäter angefehen und beftraft werden, fie, die ledi⸗ 
gen Perſonen und Dienftbeten aber muͤſſen, wegen Ausrichtung des unerlaubten Auftras 
ges, zu Verrichtung allerley Arbeiten, oder, befindenen Umſtanden nach, jur Zuchthauss 
ſtrafe auf einen oder zwey Monate condeniniret werden. Lind wird eventualiter derjenige, 
defien Wagen und Pferde bey cinem Holzdiebſtahl gebrauchte worden, als der Thäter ans 
geſehn und falvo regreſſu zur Brüche angefegt, er mag jelbft bey dem Diebſtahl sugegen 
ſeyn oder nicht. | 


$. 9% 
Alle und jede, die font mie Holzdichen gemeinfchaftlihe Sahe machen und am 
Dem Geſtohlnen Ancheil nehmen, werden auch als Hauptthaͤter angejehen, und müffen 
mit jenen für den Werth des Holzes und die Brüche in ſolidum haften, 


$. 93% 

Eobald die Forftbediente einen Holzdiebſtahl bemerken, wovon der Thiter noch 
unbekannt it: jo haben fie ſoſort desfalls Nachſuchungen anzuſtellen; und derjenige, bey 
welchem geſtohlues Holz gefunden wird, it fo lange für den Thäter zu halten, bis er feis 
sen Gewaͤhrsmann ſtellet. Bey jolden Nachſuchungen, denen ſich niemand bey nach⸗ 
druͤcklicher Strafe widerfegen muß, iſt der Hol;bediente befugt, das vorgefundene Holz 
mit Arreſt zu belegen, und wer fi ſothanen Arreſt zu violiren, und das Hol; vor unters 
ſuchter Sache an die Seite zu fchaffen unterſtehet, wird als des Holzdiebſtahls überführen, 
angeſehen und beftraft. Lebrigens haben auch die Unterbeamte auf dem ande niche nur 
ben dieſen Nachfuchungen, fondern auch bey Nachfegung und Eryreifung der Kolzbiebe, 
den Forſtbedienten alle nöthige Hülfe zu leiſten. 


$. 94 | 
Um aber auch den Holzdieben den Abſatz Bes eutwandten Holzes zu erſchweren, 
and dadurch den Antrieb zum Ereblen zu ſchwaͤchen, wollen Wir, daß fein Faͤhrmaun, 
Baummärtir oder Paſſagegeldeinnehmer, bey 10 Rthlr. Strafe, irgend einiges Holz 
Aber die Faͤhre fegen und durchlaffen foll, daferne ihm niche darüber des beytommenden 
Aausvogts und Higereiters, oder, daferne es von adelichen Guͤtern oder aus ne 
lichen 


für Schleswig und Hoffferm 98 
lichen Hoͤtzungen zu feyn vorgegeben wird, des Eigners ausgeftellter Paßierſchein vorges 
zeiget wird. Kann folches nicht. gefcheben, oder ift bey den producirten Scheinen ein: 
gegründeter Verdacht der Unrichtigfeit, fo muß das Holz nebft Wagen und Pferden ange⸗ 
balten, und der Vorfall dem Amthauſe gemeldet werden, welches die Sache ſummariter 
unterfücht. Wird nun, daß: das: Holz entwande worden, befunden; ſo iſt folches nebft: 
Mferden und Wagen confiscable, und damit in alle Wene nach der $. 13. enthaltenen: 
Vorſchrift zu verbalen In den Staͤdten haben Unſere Zollbediente und Vifiteurs hier⸗ 
über möglichit genaue Aufjicht zu führen und alles ihnen vorfommende Holz, welches nicht: 
nut den vorerwehnten Beſcheinigungen verſehen iſt, anzubalten.. 


| G 95 

Wer durch Einfchneiten, Rigen, Bohren, Borkklopfen oßer Schellen, Bäume: 

beſchaͤdigt, brüchet dafür mac) Befchaffenheit des Schadens und Ermäßigung der Seßion, 
Einen Marflübfch bis 10 Rthlr. Würde aber der Baum davon ausgehen , fo wird. der: 
Thäter, als ob er ihn entwande hätte, beftraft. Beſonders muß niemand fich unterfte: 
ben einigen Eichenborf in die Städte zu führen, ohne daß er zugleich glaubhäfte fchriftliche‘ 
Beweischämer vorzeige, wie er ſothanen Bork zuläßiger und rechtmäßiger Weiſe erhalten‘ 
babe; und zwar bey Confiscation des Borfs und anderer willführlicder Strefe. Und’ 
gleichwie folche Beweisthuͤmer refp. von den Beſitzern adelicher Guter oder ihren Berwals‘ 
tern, wie auch von den Bonden oder Eigenthuͤmern, dem ihnen ahgehandelten Bork mit 
zugeben, über den Bork von ausgewiefenem Holze aber von dem Hausvogt und Hegereis' 
ter allemal unentgeldlich zu ertbeilen find; fo wollen Wir auch hiedurch Unfern Zollbediens 
sen andefohlen haben, feinen Bork ohne Producirung eines ſolchen Scheins paßiren zu: 
laſſen, fondern denfelben fofort anzubalten und davan dem Amthauſe Bericht abzuftatten.- ' 


§. 96. on | 

| Wer ſich unterfiche unter den Bäumen Plaggen zu baue, oderin den Zufchlägen: 
Gras zu maͤhen, brücer dafür 5 Neble., und muß-überdem für jeden weggehauenenm - 
Eprößling 12 18. bezahlen. ‚Auch wird bey 5 Rıble. Strafe alles eigenmächtige, ohne 
Vorwiſſen "des Jaͤgermeiſters unternommene Ausrotten des Unterbujches in den Dorf⸗ 
ſchafishoͤlzungen und in Unfern Vorwerfsfeldern und Hoͤlzungen, unterſagt. So wie’ 
Mir jedoch den-Bondenbefigern hiedurch die Befugniß, auf ihren‘ eigenehümlichen Gruͤn⸗ 
den den Buſch auszuraden nicht benehmen; fo mag auch den Seftebefißern verftattet ſeyn, 
auf denen, nach vollendeter Feldauftheilung ihnen zugefallenen Feldern, zur beſſern Be⸗ 
förderung des Ackerbaues, den Kratt und Unterbufch ausinradenz  jedoch"müflen. letztere 
fih vorhero desfalls beym Authauſe melden und nach angeſtellter Unterfuchung dazu -eine: 
befondere Erlaubniß erhalten, . - — | 
N 


0. ' §. 97 a BE Br 
E86 wird auch ermftlich verboten, junge Hefters auszuziehen, abzubauen oder zur 
beſchaͤdigen. Für jeden folchen abgehauenen, ausgeriffenen oder Defchädigren Hefter wird, 
nach Ermeſſen der Forftbediente und Beſchaffenheit der. Umftände, 12 IB: ‚bis 2 Marf 
Laͤbſch Bruͤche bezahit, und diejenigen, die eigenrdehig Schaͤchten und Weiden hauen und" 
wegfchneiden, muͤſſen gleichfalls den Werth, nach der Forſtbedienten Taration, und- das? 
Duplumi an Brüche seeplen.: ©... 0 wi. FE — — 


iv Wer u. .‘n- on, 


Zu 5 IB 


0 


6 2. Holz: und Jagdverordnung 


| | §. 98. 
er Eichenbork, Tops und Abfallholz, oder auch ſolches Holz, das bereits gefaͤl⸗ 
fet, oder gehauen und in Faden gelegt iit, entwendet, muß gleichfalls den, von den Forfts 
bedienten anzugebenden Werth deflelben erſtatten, und an ‘Brüche fo viel erlegen, als dee 
Werth doppelt austrägt; es muß auch niemand bey Strafe eines Rthlr. ohne Anweifung 
des Holzbogts, Stubben ausraden, und wird bey gleicher Poen hiedurch unterfagt, nies 
Dergefallenes taub zufammen zu feharren. 


§. 99. 

In Unfern fo wenig, als in Kirchens Hofpitalss und Pfarrhoͤlzungen werden Koh⸗ 
lenbrennereyen gedulder, fondern müflen folche nach Anmweifung und unter genauer Aufjiche 
der Forftbedienten an folhen Orten angelegt werden, wo fie der Hölzung feine Gefahr 
verurfachen, bey einer Strafe von 10 Rthlr. Wenn aber auf gefchehenes Anjuchen, 
jemand zu Unlegung eines Kohlenmielers die Erlaubniß ertheilt und dazu ein unſchaͤdlicher 
Platz angewiefen worden: fo muß der Koblenbrenner für die aus Krattbuſch und Farren⸗ 
kraut ihm zuzuftehende Decke 8 $B. an die Amtſtube des Orts entrichten, auch niemand bey 
2 Rthlr. Strafe, einen Mieler zudecken und anzünden, bevor er ſolches dem beyfommens 
den Sorfibedienten angezeigt, und diefer ben einer Beſichtigung deflelben unterfücht hat, 08 
and) anderes, als Wurzels und Stubbenholz dazu angewandt worden, 


$. 100. 


Alles Heidebrennen wird vom Anfang des Maͤrzmonats bis zu Ende des Auguſts 
gänzlich unterjage. Auſſer diefer Zeit wird folches zwar verftattet, jedoch nicht anders ale 
wenn e8 zuvor den beyfommenden Beamien und Forftbedienten angezeiget worden, damit 
einer von ihnen daben gegenwärtig ſeyn, und durch dienfame Mittel verhütet werden 
koͤnne, daß nicht das Feuer in die Hölzungen und Möhre eindringe, Wer entweder im 
ebengedachter verbotenen Zeit, oder auch aufferhalb derjelben, ohne Anmeldung bey den 
Korftseamten und deren Zusießung, einige Heide anzuͤndet, muß, wenn auch gleich daraus 
den Hölzungen oder Möhren Fein Schade jugefüget worden, 4 Rthlr. Brüche erlegen, 
Entftehet aber Schaden daraus, fo muB der Thärer ſelbigen erjegen, und wird überdem,; 
nach Befchaffenheit der Umftände, mit einer willtührlichen Geld⸗ oder Leibesitrafe belegt, 


$. 101. 


Keine Schafe und Ziegen müffen auf irgend eine Art in den Hölzungen gedulbet 
werden, und feine Schweine auffer der Maſtzeit. Wird dergleichen unbefugte Beweis 
dung in Unſern gefchleifenen Hölungen vorgenommen, jo wird es damit nach VBerfhrift 
des zoſten und 3iſten d. verhalten; in Unſern noch nicht eingefriedigten Spranghöhungen 
aber wird für jedes darinn betroffene Stück diefer Art ı Rthlr. Brüche bezahle, und wenn 
der Eigner, der ſchon einmal dieye Brüche erlegen müffen, gedachtes Vieh nicht aus den 
Hoͤlzungen hält, fo wird felbiges weggenemmen und entweder todtgeſchoſſen oder zum Be⸗ 
ften der Kirchipielsarmen verkauft. Auf gleichem Fuß wird es mit dem Hornvieh verhal⸗ 
ten, wenn ſolches in Hölzangen betroffen werden follte, worinn der Eigner feine Weide⸗ 
gerechtigkeit hat. Der Hol;zbediente, der den Unterthanen hierinn uachſiehet, wird zum 

112 


fuͤr Schleswig und Hoıflein.“ 0 


erftenmal mit 2 Rthlr., zum andernmal mit 4 Rthlr., und zum driftenmal mit Verlut 
feines Dienſtes beftraft. 0 
§. 102. 


Das ausgewieſene Nutz⸗ Pflug⸗ oder Radeholz muß nicht verfauft werden, wer 
folshes thut, iſt, für jedes verfaufte. Fuder 2 Rthlr. Strafe zu erlegen, verbunden, «8 . 
finder auch diefe Beftrafung ben dem verkauften Deputatbrennholze ftart, in fo ferne nicht 
zu deffen Veräufferung die Einwilligung Unferer Rentecammer ertheilet ift, 


0 j §. 103. * vo. 

WVonr Feſtebauern darf überall fein Hol; gekauft werden, wenn fie nicht dabey güls 
tige Attefte vorzeigen Pönnen, daß fie zum Verkauf befugt ſind. Wer ohne folhen mits 
folgenden Beweiß von einem Feftebauer Holz kauft, muß den Werth des nefauften Holzes 
als eine Geldſtrafe doppelt bezahlen, und der Feſtebauer wird mie Strafarbeit oder Ges 
fängniß belegt. Ä | —— u 

$. 104. 0 

Bor 'allen Dingen müffen fich auch die. Forftbediente alles Handels mit Holz, 
Brettern, Bork, Afche oder Kohlen gänzlich enthalten, bey 10 Rthlr Strafe für jedes⸗ 
mal, daß folches gefchiebet.. Wer von einem Holzbedienten etwas dergleichen fauft, muß, 
nad Ermeflen der Seßion und Wichtigkeit des Gekauften, eine Geldbuſſe von 2 bis 
10 Rthlr. bezahlen, und die Waare, worüber gehandelt ift, wird confiscire. “Sollten 
aber einige von ihnen angefeffen feyn, und eigenthuͤmliche Hölzungen befißen, fo haben 
die fich darüber zu melden, und aus Unferer Rentecanımer nähere Verfügung zu gewaͤrti⸗ 
gen. Wirthſchaft aber muß einer von ihnen treiben, oder. Bier und Brandtwein fchens , 
Pen, bey Berluft der Bedienung. — 


| 8. 1080. | | 

Wer zu den innern Theilen eines Haufes, wider das in biefer Verordnung $. 22. 
enthaltene Verbot, einiges Eichenholz gebraucht, muß den halben Werth des verhrauch⸗ 
ten Holjes als eine Brüche bezahlen. | | le 
J . 106. 


- An denen Orten, wo bisher das Lesholz zu ſammlen den Unterthanen unter gewiß 
fen Bedingungen und Einfchranfungen verftatter fenn mögte, laſſen Wir es zwar bey der 
bisherigen Berfaffung bewenden; Es muß aber foldhes Holzlefen nicht anders als in Bey⸗ 
feyn der Forftdedienten gefcheben, und daben niemand Sägen, Aexte oder Beilen bey fich 
führen, bey Confiscation ſothaner Iuftrumente und einer Geldbuffe von. zwey 
Reichsthalern. | nn i 

ET CF nn | 

Wer bey den Hoͤlzungen unvorfichtig mit. Seuer umgehet, muß, auffer der Erſtat⸗ 

‚tung des dadurd) verurfachten Schadens, einen 5*— Sr A Ne a 

aber einer groben Fahrlaͤßigkeit dabey fchuldig machen, oder wohl gar norfeglich Teuer 

anlegen, um dadurch die Höljungen in Brand zu fegen; fo wird ein ſolcher im erftern Fall 

mit einer den Umftänden gemäß befundenen Leibes⸗ oder Karrenftrafe, im leßtern aber mit 
zehnjähriger Seftungsarbeit belegt. | Ä 

Veckmanns Geſetze IL Theil, | N §. 108. 


ui 


98 2. Holz» und Jagdverordnung 


$. 10%. " 

In allen Fällen, in welchen die Schuldige diejenigen Bruͤchen, deren in Fohis 95 

bis 107 erwaͤhnet worden, nicht bezahlen koͤnnen, find ſie nach den Unſtaͤnden zu Arbeiten 
anubalten, oder mit Gefaͤngnißſtrafe auf Wafler und Brod zu belegen, Fuͤr jeden 


Marflübfch wird ein Tag gearbeitet, und z4ftündige Gefängnißftrafe treten in die tele 
eines zu bezahlenden Reichsrhaler. ' zur 


$. 109. . 

Wir verfehen Uns zwar von der Gewiſſenhaftigkeit und Dienſttreue Unferer Forſt⸗ 
bedienten, daß fie an redlicher Erfüllung ihrer Pflichten nichts verfäumen werden, geben 
‚ihnen jedoch hiebey zu erkennen, daß, in fo ferne fie es daran ungebührlich ermangeln laſ⸗ 

fen, derjenige von ihnen, der mit den KHolzentwendungen nachſiehet, fie verfchweiger, 
wohl gar daran Theil nimmt, ober fich felbit einiger Holzberaubung fcyuldig macht, feiner 
Bedienung fofort entſetzt werden folle, Ä 


q. 110. 


Zwar haben Unſere Forſtbediente, da fie auſſer dem ihnen beygelegten, ‚oder nech 
ferner beyzulegenden Gehalt, Leine weitere Accidentien haben ſollen, von den einkommen⸗ 
den Holzbruͤch⸗ und Confiscationsgeldern nichts zu genießen. Ein Dritter aber, der 
nicht Forſtbedienter, oder ſonſt in Unſern Dienſten iſt, bekommt, weun er eine Holjbe⸗ 
raubung oder andere Holzcontravention angeben und durch das Geſtaͤndniß des Inculpati 
oder fonft erweislich machen kann, die Hälfte von denen in Unſere Caſſe fließenden Er 
fiſcations⸗ und Straigeldern, 


§. 111. 


Um die Forſtfrevel und andere, zum Nachtheil Unſerer Hoͤlzungen vorgefallene 
Unordnungen zu unterſuchen, und nach Vorſchrift dieſer Unſerer Verordnung zu beſtra⸗ 
fen, muͤſſen die Amtmaͤnner, ein jeder in dem ihm anvertrauten Amtsbezirk alle halbe 
Jahre Holzbrüchdingung halten, und müffen zu dem Ende ihnen die Hausvoͤgte das Holle 
brüchregifter, welches fie theils aus felbit eingegogenen Nachrichten, theils aus den An⸗ 
meldungen der Sorftbedienten formiren, zur Entfcheidung eines jeden darinn vorkommen⸗ 
den Poftens, zeitig und zwar in duplo einliefern, ’. 


| ım. 


Wenn der Diftrictsjägermeifter nörhig findet, der Brüchdingungsfeßion mit bey⸗ 
zuwohnen, ftehet ihm folches frey, und wird ihm in diefer Hinficht von dem Amehaufe der 
angefeßte Terminus zeitig vorher befannt gemacht; die Decifiones aber liegen dem Amts 
mann allein 06. Won den Forftbedienten müffen der Hausvogt, die Hegereiter und Hole 
vögte gegenwärtig fenn, auch ift die Gegenwart des Amtsverwalters, oder Lands und 
Amtsfchreibers wegen der ihm nachher obliegenden Hebung, befonders darum mit nöthig, 
‚weil er die Umftände der Bruchfälligen, ob fie an Oelde beftraft werden können, oder am 
Leibe buͤſſen muͤſſen, beurtbeilen fann, 


._ . 4. 113 


für Schleswig und Holflein | 99 


| Sa Base ln .. F. 113. BE . J 
3 Boy fhrhaner vom Amtmann zu haltenden Bruͤchdingungsſeßlon muͤſſeu ale in 
Unfern, auch in den Kirchens Hoſpitals⸗ und Pfarchölzungen des Amtsbejirks; ſeit der 
legten Brüchdingung vorgefallene, oder fonft noch nicht abgethane KHolzentwendungen, 
und andere wider biefe Verordnung anlaufende Contraventiones beurtheilet und entfchies 
Ben werden... Es wird daben auf das fonftige forum domicilii eines Straffaͤlligen nicht 

eſehen, fondern ein jeder wird ohne Unterfcheid feines Werichtsftandes von der Gefion 

esjenigen Amts, in deflen Bezirk er Befrpane hat, als in fora .delikti beurzheifet, ex muß 
auch dafelbft feine Strafe dulden und die Bruͤchen in Unſere dortige Amtscaffe bezahlen. 
Auch darf feine Obrigkeit fi wegern, auf Reqwifition des Amthauſes, in deflen Amtes 
bezirk die Holzberaubung oder andere Contravention wider Unſere Holzverordnung vorge⸗ 


um 
.:# 


on 


fallen ift, den Thaͤter dahin zu ſiſtiren. 
53u. a. ren 
Alle und jede, welche nach dem Holzbruͤchregiſter wegen Holzfrevels beſtegfe 
werden follen, müffen vor die Brüchfeßion, und zwar, wenn fie det Amtsjurisdiction uns 
terworfen, oder in dem Bezirf deflelden Dingpflichtig find, guf die daſelbſt hergebrachte 
förmliche Art, fonft aber und wenn fie ein anderes foram perfonale haben, durch Requifi- 
tiones an ihre Gerichte und Obrigfeiten geladen, und die rite gefchehene Ladung in ter- 
mino der Bruͤchdinguyß beſcheinigt werden, Bleibe der Citatus ſodann ohne. Entfchuldis 
gung und Anführung gültiger Verhinderungsurfachen aus, und läßt auch nichts, wegen 
des ihm angefchuldigten Frevels zu erfennen.geben; fo wird er pro Confello gehalten, und 
die Beſtrafung nach Beſchaffenheit der wider ihn angebrachten Rüge beſtimmt, ſodaun 
Aber iſt er auch, wegen feines Auſſenbleibens, mit Peiner weitern Ungehorſamsbruͤche zů 
Belegen, ‚als welche Wir, da felbige dem Vernehmen nach hie und da dictirt feyn h 
gänzlich abgefchaft wiflen wollen, ’ | 
nn | . IIS, F 


Erſcheint aber der Geladene entweder in Perſon oder durch einen Bevollnſach⸗ 
tigten, und idugnet das Factum, fo iſt ein-Unterfcheid machen, ob ihn ein in Eid⸗ und. 
Pflichtſtehender Forfibedienter, oder derjenige, der die Aufficht über die Hölzung führer, 
als welcher in die Stelle des Forſtbedienten tritt, darauf betroffen habe, oder ob er nur auf 
Anzeige eines Dritten denuncuret worden. Im erftern Salle ift Ineulpatus, wenn er nicht 
etwa von dem Denuncianten des Fakti fofort überführee werden kann, den Reinigungseih 
abzulegen verbunden, und wird bey deſſen Weigerung pro Confeſſo erklaͤrt, im letztern 
aber ift die Sache für dasmal auszuſetzen, und hiernaͤchſt durch eine beſondere ntern ung 
und Abpörung der zum Beweiſe dienenden Zeugen ins Licht zu ftellen; im nächften Brüche 
ingungsprotöcoll aber wieder nachjuführen, und bey der ziert wieder zu haltenden 

Bruͤchdingungsſeßion abzuthun. Jedoch gefchiehet das ganze Verfahren blos fummarifch, 
und ohne Zulaffung einiger mündlichen oder fchriftlichen Anträge von Advocaten und - 
Procutratoren. ge 

nn .. j j = “ % 116, | , “ . | . 8 
5 Vey-Weftinumung ber Steafen und Bruͤchen muß, wenn der Fall Elar iſt, dasjea 
nige, was Wir beufallsanerorknet baber, is befolgen; ud dapay nicht abgegangen 
a. m 2 


[4 
F pi . FR — 2 


⸗ P 7 
7 —X . 


werden, 


100 2. Holz» und Jagdverordnung 


werden. Dur in Fällen, die nicht ganz deutlich in diefer Unſerer Berordnung vorfoms 


men, Tann eine wilfüßrliche Beſtrafung dictirt, oder der Fall an Unſere Rentecammer 
berichtet werden, 


$. 117. 
Nach gehaleener Brüchdingung bat das Amthaus dem beykommenden Hebungss 
Beamten das mit den gehörigen Benfchriften verſehene Brüchregifter zuzuſtellen, um dars 


nach die Geldftrafen zu erheben. In denen Fällen aber, wo Leibesſtrafen erkannt find, 
Bar der Ammann folche zur Vollſtreckung zu bringen. | 


\ $. 118. . 
Wir finden auch für gut, denjenigen Antheil, welchen die Amtshediente bisher 
‚an den Brüchgeldern gehabt, einzuziehen, und den jegigen Beamten dafür verhaͤltniß⸗ 
mäßige Vergütung ad dies ofheii eines jeden zuzuſtehen; es find daher hinführo alle ders 
gleichen ‘Brüchgelder Uns, mit Ausnahme des dem Angeber nach dem $. 110 etwa gebuͤh⸗ 
genden Autheils, völlig zu berechnen. | 


Siebende Abtheilung, 
Bon Unfern Torf⸗Moͤhren. 


$. 119, un 

risr Unfeen Hoͤlzungen ift Uns auch an der Aufnahme und Erhaltung der Torfmoͤh⸗ 

ve befonders gelegen, und wie Wir fie daher der Auffiche Unſerer Forfibedienten 

mit tibergeben haben ; fo wollen Wir, daß dieſe feltige fleißig bejuchen, auf die Art und 

Meile, wie fie behandelt werden , Acht haben, daß folches gebührend und wirthſchaft⸗ 

lich gefchche, nach ihrem beften Willen und Vermögen veranftalten,, allen zu ihrer Kennts 

niß gefoimmenen Unordimmgen zu begegnen ſuchen, und felbige, zur nörhigen Abſtellung 
md erwanigen Beftrafung, gebörigen Orts anmelden follen. 


$. 120, u 


Die Möhre miüffen vernänftig und hausp.fterifch behandelt werden, zu dem Ende 
muß ben dem Torfgraben oder Stechen von ben niedrigften Gegenden der Anfang ges 
macht, auch ſolchergeſtalt ohne Zuruͤcklaſſung einiger Stellen fortgefahren werden. Wenn 
in einem Jahre das Torfgrasen vorben ift, welches vor dem sten Jul. geendiget ſeyn 
muß; fo werden die Abzugsrinnen etwas verftopft, damit das Waſſer vorerft einige Zolle 
über die ausgeftochene Plaͤtze ftehen könne. 


G. ı2r. 


Damit auch die Torfftellen allmäplig wieder zuwachſen, find die Steffen, woraus 
der Torf gegraben worden, durch die ausgefpittete und zum Torf untauglich befundene 
Erde möalichftermaafferi wieder zuzuwerfen, es muß auch die Torferde nirgends bis auf 
Ben Sand weggenommen werden, vielmehr muß fo viel, als die Tiefe re 

| gen 


für. Schleswig und Holfteim- | 101 


mäßigen Soden fi betragen kann, davon ſtehen bleiben. Auch find. die Gruben fo eins 
zurichten, daß dadurch dem wilden und zahmen Vieh Fein Schade zuftoße.  . -. 


G. 122. 


In den groffen und flachen Torfmöhren follen, fo wie. fie allmählig ausgeſtochen 
. werden, und der Grund dazır fchicklich feyn möchte, Ellern, und am Rande Eſchen⸗ 
oder anderes Wachsthum verfprechendes Holz, duch Säen oder Pflanzen , gezogen 
werden. | | Ä | J | 

.$. 123. . a, on | 
Ueberhaupt ift jährlich von jeden Orts refpeltive Hauss Hardes s Kicchfpiel » Reitz 
und Birfe : Bögten mit den Forftbedienten gemeinfchaftlih eine Unterfuchung anzuftellen, 
wie mit den Möhren gewirtbfchaftet werde, und ob felbige auch zur Ungebuͤhr behandelt 
und vergraben find,. damit nöthigen Falles Hierunter durch das Amthaus gebührend 
Wandel gefchaft und die Schuldigen:zur Verantwortung und dem Befinden gemäßen Bes 
firafung gezogen werden fönnen, | . 


| 29· 27 ee 

Da, wo bisher diefe oder jene Dorffchaften Befugniß gehabt haben, aus Unfern 
Möhren Torf zu ihren Bedürfniflen zu graben, laffen Wir es bey der bisherigen Einrich⸗ 
tung dahin ferner bewenden, daß einem vollen oder  Hufener oder Bohls⸗Mann 40 
Suder, einem halben, 30, einem 4 Hufener, 20 Fuder, und fo ferner das Fuder zu 
400 Soden gerechnet, ohne Entgeld und blos zu feiner Haushaltung angewiefen werden, 
Auch kann man ſothanen Untertbanen noch aufler eben gedachten Auantis, wenn fie es 
verlangen und das Mohr eg ertragen kann, ein meßreres zutheilen, jedoch muͤſſen fie fo} 
dann den ıoten Theil des Werths, wozu der Torf angefchlagen wird, entrichten, und 
eben fo wird es mit den Möhren, die zu einen Feftehofe gehören, verhalten, Auch den 
zu feiner Pflugzahl angefeßten Kätbenern und Inſten folcher Dorficdjaften fann zwar zu 
einigen Fudern Torfinohr angewiefen werden, jedoch müflen fie den zu tarivenden vol⸗ 
len Werth dafür bezahlen. TEL TEEN 4 


$. 125. | 

Wir verftatten auch, daß denen Dorfichaften, die mit feinem Mohr oder Feu⸗ 

rung verfeben find, aus Unſern ihnen bequen liegenden Möhren die im vorfteßenden $. 

verhiltnigmäßig feſtgeſetzte Quantitäe, fo lange das Mehr es ertragen kann, und die 

Dorfseingefeflenen nicht feldft Mangel an Feurung, Weide und Uebertrift leiden, jedoch 

gegen Bezahlung des Zehnten von der ganzen ihnen ausgewiefenen Fuderzahl, verabfols 
get werden Pänne, | 

0 $. 126. | 


Die Taxation des ausgewiefenen Torfs gefchiehet durch Unſere Amts, und Forſt⸗ 
bediente mit Zuziehung zweener unpartheyiſcher Hauswirthe, und wird darüber, und 
über. die darnach zu bezablende Geldſummen ein förmliches Regiſter und zwar in duplo ers 
richtet , wovon das eine an Unſere Rentecammer eingefandt, das andere aber der Amts 
Rube, um darnach die Hebung zu befchaffen, zugeftelle wird, 
= _ N 3 6. 127. 


102 2». Holz: und Jagdordnung 


$. 127, Ä 
Wo auch fonit bey Unſern Pachthoͤfen, Wildbahnen ꝛe. einige Möhre ſeyn folls 
ten, die Uns privative gehören, da mögen den Unterthanen daraus gewille Flagen oder 
Strecken, zum nörhigen Torfgraben, Bebur ihrer Haushaltung, keinesweges aber zum 
Verkauf, für Bezahlung auf dem’ bisher hergebrachten Fuß ausgewicfen werden, nies 


mand aber, der nicht dazu berechtigt ift, muß ohne vorgängige Ausmweijung in Unſern 


Möhren eigenrärhig Torfgraben oder ſtechen. Wer folches unternimmt, muß den Werth 
des geftoplnen Torfs erftatten, und nad) Beſchaffenheit der Sache und der Dienge des 
gegrabenen Torfs, eine Geldbuſſe von 2 bis 10 Rthlr. erlegen, 


$. 128. 

Wer in Unfern Moͤhren unvorfichtig mit Feuer umgehet, ober durch grobe Fahrs 
(äßigfeit oder gar mit Vorſatz felbige in Brand ſetzet, wird eben fo beftraft, ale Wir es 
in Anſehung der Hölzungen in $. 107. verfüger haben. 


Achte Abtheilung. 
Bon privat Sigenthums + Hölzungen-und Möhren, 


$. 129. 
) le und jede, welche eigenthuͤmliche Hölzungen befißen, mögen darin für fich ſelbſt und 
ohne Zuziebung der Forſtbedienten zu ihren Nedürfniffen , jedoch haushaͤlteriſch und 
wirtbfchaftlid, Holz fällen, auch die Maſt darin nutzen: follten fie aber fo ungebübrlich 
bauen, daß der Untergang ihrer Hölzungen zu beforaen ſtehet; fo muß ihnen folches von. 
ihrer Obrigkeit, auf Anmelden der Forftbedienten, unterfage werden. Cs koͤnnen aud)- 
letere, ‚befonders wenn beym Verzug Gefahr jeyn jollte, das erforderliche Verbot inte-, 
rimiftice gültig ertbeilen, upd zur Rechtfertigung deflelben, die Sache an des Holgvers 
wuͤſters Obrigkeit zur weitern Verfügung gelangen laffen, 


§. 130. 

Ein jeder, der, umerachtet des ihm unterfagten Holzfällene , es ſey num ſolches 

durch feine Obrigkeit oder interimiftice durch die Holzbediente gefchehen, fich ein ferneres- 
unregelmäfiges und ungebührliches Hol hauen zu Schulden fonımen läßt, wird das ers: 
ſtemel in eine Brüche, welche dem halben Werth des ungebüprlich gehauenen Holyes. 
gleich kommt, genommen; geſchiehet es aber zum andernmal, fo ift er der Difpofitionüber. 
feine Hoͤlzung gänzlich verluftig, und muß, wenn er aus felbiger zu feinee Nothdurft ets 
was gebraucht, fich felbiges auf vorgängige, vom Amthauſe dazu erhaltene Erlaubniß, 
durch de Forſtbedienten ausweiſen laffen. Unternimmt er, nachdem ihm die Difpofition 
über feine Hölungen genommen ift, für fich felbit und ohne Ausweifung der Forſtbedien⸗ 
gen eintges eigenrächiges Hauen; fo wird er dafiir, es fen viel oder wenig, fo angefehen,' 
als ob er jolches aus Unjern Hölzungen entwande haͤtte. . 


$, 151% 


für Schleswig und Holſtein. . :103 


| $. 131. Ä 
In denen Diftricten, woſelbſt es bisher uͤblich geweſen, daß den Unterthanen in 

Ihren Bondenhöhungen das nötpige Holz, ohne Entgeld, Inhalts ihrer Privilegien 
ausgemiefen und bey den Ausmweifungen in dergleichen eigenthuͤmlichen Hölzungen, em 

" eignee Bondenhanmer gebraucht und bey der Amtſtube verwahrlich hingelegt worden, 

laſſen Wir es bey der bisherigen Verfaſſung und befonders im Amte Neumuͤnſter bey 
demjenigen, was dafelbit durch eine befondere Verordnung vom 26ſten Dctober 177% 
feftgefeßer ift, nur mit der Einſchraͤnkung, daß die darin vorkommende Stämmelgelder 
für die Forſtbediente kuͤnftig aufhören. jedesmal, da ein Bondenhammer gebraucht wird, 

“muß auch der Cronhammer mit aufgefchlagen werden und der Bondenholz-Eigenthuͤmer 

muß ſich alles eigenraͤthigen Hauens, bey Vermeidung der am Schluße des vorbergehens 

den $, feftgefegten Strafe, enrhalten. | | 

" . 6, 132. 

" Auch da, wo bisher den Unterthanen nur das Eigentfum und der Gebrauch des 
Weichholzes zugeftanden ift, behalten fie folhes auf dem bisherigen Fuß fernerbin, nur 
daß fie, bey dem wirtbfchaftlichen und haushaͤlteriſchen Gebrauch deffelben,. fich den Forft⸗ 
Anordnungen und Verfügungen gemäß bezeigen, Veſonders müflen diejenigen, ‚welche 
von dem auf ihren Dorfsfeldern ftebenden und ihnen zum Gebrauch überlaffenen Ellerns 
bol; Kohlen brennen wollen, fih das dazu bensthigte Holz von den Forftbedienten auss 

- weifen laſſen, welche ſothane Ausweiſung gratis verrichten, 


| | 9 133. 

Im Anite Rendsburg, in der Herrfchafe Pinneberg und der Graffchaft Ranzau 

wird den Unterthanen fernerhin der haushaͤlteriſche Gebrauch des auf ihren Hofftellen, 

Kohl⸗Gras⸗ ünd Holzhöfen ftehenden und in Zukunft zu ziehenden harten und weichen 
Holzes, doch nach forftmiäßiger Ordnung freygegeben, fie find aber fchuldig, das zu 

Müplen sund Schifban taugliche Holz, gegen tarationsmäßige Vergütung entweder mit 
Gelde oder anderm Hole, Uns nörhigen falls ju.überlaffen. 0 


| . 134 | 
Es wird aud den Eingefeffenen der Landſchaft Stapelbolm das Eigenthumsreche 
an ihren Bondens und Stavenhoͤlzungen beybehalten, doch müffen fie ſich, in Anfe ung 
‚des Hol;fällens, deu alfgemeinen Anordnungen gemäß bezeigen, und von gedachten ihren 
Hoͤlzungen nichts, ohne Conjens Unferer Rentecammer, von den Höfen oder Staven 
srenuen und verduflern, | " = nn 


n 


u ie 2: §. 135. ee ae ie.“ un 
Ueberhaupt iſt Unſer Wille, daß ein jeder das Eigenthum und den Gebraͤuch, wel⸗ 
chen er an dieſen oder jenen Hoͤlzungen gehabt haben kann, fernerhin in der Maaſſe behalte, 
wie er dazu durch die ergangene Verfuͤgungen berechtiget iſt. — 
_ en u 136. 
Die Beraubnngen der Privat⸗Eigenthumshoͤlzungen und andere darin vorfallende 
Unorduungen und-Srevel gehoͤren vicht vor die —— „und werden alſo bat 
a au 


104 . Holz: und Jagdverorönung 


auch nicht abgethan. Damit es indeflen dem beraubten oder fonft beeinträchtigten Eigens 
sbümer nicht ſchwer falle, zu feinen Recht verbeffen zu werden; fo follen die Amthaͤuſer, 
wenn er fih mit feinen Beſchwerden dahin wendet, die Sache ſummariſch unterfuchen, 
und den Schuldigbefundenen ohne Unterſcheid feiner Gerichtsbarkeit, als welcher fich das 
felbft in foro delitti, eventualiter nach vorgängiger Requifition an feine Obrigkeit, ftellen 
muß, zur Erfegung des verurfachten Schadens anhalten, und eine feinem Vergehen ges 
maͤße Geld; oder Leibesftrafe verhaͤngen. | 


$. 137. 

Mer eigenthuͤmliche Torfmoͤhre beſitzt, kann auch felbige zi inem Beſten, jedoch 
wirthſchaftlich gebrauchen, und in denſelben ſowohl zu feiner eigene ı Nothdurft, als zum 
Abſatz, den nöthigen Torf graben. Mur alsdann, wenn er die Möhre verwüften oder fo 
ungebübrlich angreifen würde, daß felbige in kurzem vergraben feyn koͤnnen, ift ibm hier⸗ 
unter, fo wie es in Anfehung der Eigenthumshoͤlzungen $. 129 ‘und 130 voraeſchrieben 
worden, gebührend Einhalt zu thun, gleich denn überhaupt dasjenige, mas wegen dicfer 
eben gedachten Hölzungen, in Anſehung deren haushälterifchen Gebrauchs und Beſtrafung 
der in jelbigen vorgetallenen Unordnungen und Frevel angeordner ift, mit auf die Torfe 
möbre feine Anwendung findet. - 


Zweytes Hauptſtuͤck. 
Bonder Jagd. 





Erſte Abtheilung. 
Von der Jagd uͤberhaupt, von der Aufſicht uͤber ſelbige und 


deren Erhaltung. 


§. 138. 
Allenthalben in Unſern Herzogthuͤmern Schleswig und Holſtein, wo Uns der Wilbs 
bann und die Jagdgerechtigkeit in den Wildbahnen und fonftigen Jagddiſtricten zuſte⸗ 
bet, hat Unſer Oberjägermeifter die Oberaufjicht über alles, was in die Ausuͤbung Unſers 


Jagdregals einen Einfluß haben faun, und zeiget daruͤber in vorkommenden Fällen das 
Noͤthige Unferer Rentecammer an, - 


$. 139. 

Naͤchſt dem Oberjägermeifter liegt die Aufficht über die Jagd den Jaͤgermeiſtern, 

einem jeden in feinem Diſtrict, und hiernaͤchſt den ihnen weiter untergeordneten Hegerei⸗ 
tern und andern Nagdbedienten, einem jeden, nach Maaßgabe ter ihm vorgefchriebenen 
Pflichten ob. Im Amte Tondern bleibe es jedoch bis weiter bey der bisherigen er 





. 


für Schleswig und Holfän. : 30% 


nach welcher der jeßige Ammann, mit Ausfchließung des Jagermeiſters bie Aufſicht über 
die Jagd allein ſübrt. 
$ 140, 

Alle im vorigen $. benannte Bediente müffen, ein jeder nach dem Verhalmmiß, 
worin er ſtehet, angewandt ſeyn, daß Unſere Jagd in gutem Stande erhalten, regelmaͤſ⸗ 
fig gehandhabet, von niemand, wer es auch fen, beeintr: chtigt, und alles, was diefem zuwi⸗ 
der laufen mögte, abgeiteller werde, 'wobeyg Wir, in Anſehung der Eubordination Uuferee 
Jagdbedienten unter und gegen einander, dasjenige wiederholen, was Wir wegen d der 
Forſtbedienten im $. 7. feitgefeget haben, 


$. 141. 
| Die Grämen Unſerer Wildbahuũ und Jagddiſtriete muͤſſen beſonders da, wo ſie e 
mit andern Jagddiſtricten oder ſogenannten Mangguͤtern zuſammen ſtoßen, durch Jagd⸗ 
pfaͤhle oder Scheidezeichen genau bemerket, die Pfaͤhle, wenn ſelbige abgaͤngig ſind, durch 
andere erſetzt und zu dem Ende die dazu erforderliche Anweiſung von den Beykommenden 
veranlaſſet werden. 


$. 142. 
Da auch bisher das Jagen iñ den ſogenannten Mangguͤtern vielfaͤltig wider Unſere 
Abſi cht gemißbraucht worden: fo wollen Wir allen, welche nicht durch wohlhergebrachte 
Privilenten dazu berechtiget find, folches hiedurch ernftlich unterfaner haben, und müffen 
fie ſich deflen Fünftig enthalten, fo lieb es ihnen ift, nicht. als Wilddiebe und Krupfchügen 
angeſehen und nach denen Geſetzen beftraft zu werden, die in dem ſolgenden Abſchnitt die⸗ 


ſer Verordnung vorkommen. 


$. 143. ——— 
So oft es die Nothwendigkeit erfordert, daß in einem oder anderm Difteict zur 
Ausrottung der Wölfe, Jagden angeſtellet werden, hat Unſer Oberjagermeiſter ſelbige 
durch den beykommenden Difteiersjägermeiffer zu veranftalten, fie müffen aber nicht zu der 
Zeit gefchehen, wenn der Sandmann mit der Eaat oder Erndte beſchaͤftiget ifl. Zu for 
thanen Jagden werden von den Amtsunterthanen, die dazu ſchuldig, fo viele aufgeboten, _ 
als nörhig find, und die erforderlichen Fuhren angefagt. Keiner, der angefagt worden, 
muß bey zwey Reichsihaler Strafe wegbleiben. Ohne North aber muß aud). niemand, 
der entbehrlich tft, dazu aufgeboten, weitweniger über die Gebühr und länger, als ee 
Sertfegung der Jagd unumgänglich nöthig iſt, auf gehalten werden. 


§. 144. 

Wenn auch bey ſothanen Jagden gewiſſe Perſonen erforderlich ſeyn koͤnnen, die 
beſonders mit dem Jagdzeuge umgehen, und vor dem Lappen ſtehen muͤſſen; fo ſind felbige 
von dem Diftriersjägermeifter aus:ufuchen und von den Jagdbedienten zu unterrichten. 
Sie genießen denn, wenn fie bey Wolfsjngden gebraucht werden, fo fange ſolche dauren, 
täglih ı2 8., weiche ihnen aus Unſerer Caffe zu reichen find, gleichdenn auch daraus 
dasjenige, was zur Anfchaffung und Unterhattung des s noͤthigen Jagdieuges erforderlich 
iſt, bezahlet wird. 

Beckmanns Geſegze U. Theil, O | S. 17% 


* 


2 j . 


106 2.. Holz» und Jagdverordnung 


$. 145. 

Für jeden alten Wolf, der ben einer Wolfsjagd erleget wird, hat der Hegereiter 

6 Rıhle , und für einen jungen 2 Rthlr. aus Unferer Caſſe zu genießen, und eben diefe 
Ergöglichfeit wollen Wir den Forftbedienten, wenn fie aufler der Jagd einen alten oder 
jungen Wolf fchießen oder fangen, und an das Amthaus liefern werden, zuſtehen. 


$. 146. 

Auch follen, zur Ausrottung der Fuͤchſe jährlich auf Veranftaftung des Diſtricts⸗ 
jägermeifters, Silopfjagden gehalten, und die dazu pflichtige Unterthanen in erforderlicher 
Anzahl aufgeboten werden; doch find auch in einem jahre mehrere Klopfjagden zu verans 
ftalten, wann die Unterthanen fie verlangen, Bey ſolchen Klopfjagden muß dann auch 
ein jeder, der dazu angeſagt ift, unansbleiblich erfcheinen, oder einen andern, tüchtigen 
Mann in feine Erelle fenden. In Ermangelung des einen oder des andern bezahle er für 
jeden Tag des Auſſenbleibens 2.4 26. 


g. 147. 

Auch auffer den zu haftenden Klopfiagden muͤſſen die Jagdbediente darauf bedacht 
ſeyn, daß durch Schieſen im Luder oder mich Ciſenlegen, die Füchſe gemindert werden, 
keiner aber, der nichtt Magdbedienter sb, muß ſich unternehmen, im Unſerer Wildbahu oder 
andern Jaiddiſtricten Füchſe zu ſchießen oder zu fangen bey 5 Rihlr. Strafe für jeden 
arlegten Suchs oder verhaͤltnißmaͤßige Feſtungsarbeit. 


5. 148. 


Es muͤſſen Unſere Jagdbediente ferner ſich angelegen ſeyn laſſen, daß die Stoß⸗ und 
Raubvoͤgel moͤglichſt vertilget werden. Um fie dazu aufzumuntern, ſollen fie 


für jeden Adler und Shufu + ⸗ ⸗ 123288. 
für einen Salt + ⸗ ⸗ ⸗ ⸗  » 6 
für einen Weiher ⸗ ⸗ ⸗ ⸗ ⸗8688. 
fir jeden Stoshabicht ⸗ ⸗ ⸗ ⸗ 6 8. 
für jede Eule + ⸗ ⸗ ⸗ ⸗ 3 8. 


für jeden Klunkraben ⸗ ⸗ ⸗ ⸗ ⸗3 84. 
aus Unſerer Caſſe, und zwar aus den Holz⸗ und Jagdbruͤchgeldern bezahlt erhalten, zu 
welchem Ende fie denn die Fänge der gefchoflenen Raubvögel bey den —— 
an das Amthaus zu liefern haben, als woſelbſt die eingelieferte Faͤnge, wenn ſie bey der 
Seßion nachgezaͤhlt worden, gleich nach geendigter Seßion verbrannt werden. 


§. 149. 

Vom iſten März bis den 12ten September jeden Jahrs iſt alle, ſowohl Ober⸗ als 
Unterjagd voͤllig geſchloſſen, und muß in dieſer Zeit ſo wenig in Unſerer Wildbahn, als 
einſeitigen und gemeinſchaftlichen Jagddiſtricten oder ſogenannten Mangguͤtern gehetzet, 
gejaget, geſchoſſen, oder gefangen werden; und obzwar auch ſolches in Auſehung des Bo⸗ 
gelwildes ſtatt findet, welches beſonders in der Heckzeit ungeſtoͤrt bleiben muß; fo find 
darunter doch nicht wilde Gänfe, Entrichter, Rothbeinige, Holz⸗ und Mayfchnepfen zu 


verſte⸗ 


für Schleswig und Holſtein. ‚07 


verfiehen, vielmehr koͤnnen diefe, wie alle übrige Arten Zugvögel, auch. in ber-KHedyie 
gefangen und geſchoſſen werden. | 9 ner 
—— $, 150. 0 c: 
- Kein Wild, es ſey groß oder klein, darf in die Städte zum Verkauf gebracht 
werden, daferne nicht der Verkäufer durch einen unbezweifelt zuverläßigen und den Zoll⸗ 
bedienten oder. Viſiteurs vorzuzeigenden Schein dartfun fann, daß entweder er felbft, 
oder derjenige, im deffen Namen er das Wild verfauft, rechtmäßiger Eigenthuͤmer davon 
fey. Alles Wild, was ohne dergleichen zureichende Attefte zur Stade koͤmmt, wird fofort 
eonfifeire und zum’ Beften der Stadtarmen verfauft, derjenige aber, der damit betroffen 
ift, wird als der Wilddieb felber angefeben, fo ferne er nicht den rechtmäßigen Eigenthüs 
mer des Wildes, binnen einer ihm zu beftimmenbden furzen Friſt, darftellen fannı. Ein 
jeder, der einen folchen unbefugten Wildverfäufer aufbringt, erhält dafür eine Prämie 
von 5 Rthlr. aus Unferer Caſſe. 
$. 151. | 
Eben wenig müffen auch einige Witdhdute ohne Atteft, woher fie find, in bie 
Städte gelaffen werden, und ein Zellbereiter, der dergleichen ohne Attefte an fich kauft, 
wird mit 4 Rthlr. Strafe belegt. | 


Zwote Abthbeilung 


Bon Benusung der Jagd durch FKieferung und Verkauf des 
| Wildes, und durch Verpachtungen, . | 


$. 152, 


Muſeer dem, was gewoͤhnlicherweiſe oder auch in beſondern vorkommenden Faͤllen zu 
Unſerer Hofhaltung an Wild geliefert wird, ſoll auch denenjenigen, welchen Wir 
gewiſſe Deputate zugeſtauden haben, ſolches auf dem bisherigen Fuß, gegen Erlegyng des 
im $. 158 feſtgeſetzten Schießgeldes von den dazu berechtigten Jagdbedienten, geliefert 
werden. . 
ge 153. | 
Behuf der noͤthigen Wildlieferungen haben die Untertbanen die bis hiezu herge⸗ 
brachten Fuhren unweigerlich zu leiften, jedoch muß der Jagdbediente fie bey dem Amts 
haufe, zu weiterer Berfügung an den beykommenden Hausvogt, gebührend requiriren, 
daben deutlich und beſtimmt ameigen, zu welcher Lieferung die requirirte Fuhx noͤthig ſey, 
auch, weunn ſolche geleiſtet worden, den Unterthanen darüber den erforderlichen Schein 
ausſtellen. Be | 


u 184. 

Wenn es der Wildſtand erlaubt und die Umftände es amathen, Fönnen, fo wie 
bisher, auch fernerfin, die Jagden in einem oder dem andern Diftrit für eine gewiſſe 
jährliche Abgabe verpachtet werden, e8 haben aber die Jagdbediente bey ſolchen Verpach⸗ 
tungen darauf zu fehen, daß der Pächter die Borfchritten und Einfchränfungen, unter 
welchen ihm die Ausübung der Jagogerechtigkenn nach dem daruͤber errichteten Contract 
2 oder 


108 2. Holz- und Jagdverordnung 


wder der verlichenen Conceßion eingeraͤnmt ift, gehörig beobachte, die Jagd nicht vers 
wuͤſte, und insbefondere die verbosene Zeitin Acht nehme: und da es „um offenbaren Ins 
tergang der Nagden gereichet, wenn die Pächter derfelben fie an andere und oft an eine 
große Anzahl ande.er Perjonen wiederum in Afterpache ausıhun oder fublociren, da ſtatt 
eines Schuͤtzen, fih ot zwanzig und mehrere aufſtellen, und alles Wild in furger Zeit 
vertilgen; fo wellen Wir, daß bey fünftigen Verpachtungen niemalen nıchr als zween, 
hoͤchſtens drey Pächtere für jeden zur Licitation gebrachten Diftrict angenommen werden 
llen, und dieſe muͤſſen, bey Verluſt der Pacht, ihre Jagdbefugniß, ohue Vorbewuſt und 
inwilliouug Unſerer Rentecammer, an niemand ſublociren, auch, wenn fie die Jagd 
felber nicht ausüben und gebrauchen wollen, ben ebengedachtem Departement dasjenige 
Bubjectum namentlich anzeigen, welches, ftatt ihrer, im dem gepachteten Jagddiſtrict 
jagen, fchießen oder fangen fol, 
$. 155. | 
Da indeffen diefe Veebindlichkeit niche füglih Anwendung finden fann, wenn 
ganze Landichaften und Communen die Jagd in ihrem Bezirk pachtweije erhalten; fo wollen 
Wir in ſolchen Fällen cs genuq feyn Inffen, wenn die Jagd nur nach quter Jaͤgermanier 
gebraucht, die verbotene Zeit in Acht genommen, und fonft alles erfüller wird, was der 
Contract oder die Conceßion im Munde führe, übrigens der Landichaft oder Commune die 
Einrichtungen überlaffen, welche fie, zum Gebrauch der erhaltenen Jagdausuͤbung, ihren 
Umſtaͤnden gemäß erachtet. 
6. 156. _ 


Sonft muͤſſen auch alfenrhalben, wo die Jagden verpachtet find, die beſaͤeten Fels 
Ber der Unterthanen, imgleichen die Wille und Zaͤune gejchonet, auch überall auf den Fel⸗ 
dern Feine Jagden angeitellee werden, bevor die Früchte geerndter, wenigſtens gemaͤhet 
worden. 
$. 157. | 
In denen nicht verpachteten Diftri:ten, wo fo viel Wild vorhanden ift, daß zum 
Beſten Unſerer Calle davon etwas verkauft werden kann, haben die Diftrictsjägermeifter 
nad vergängig angefteliter Unterſuchnng jeßrlich Un’erer Rentecamnter einzuberichten,, ob 
überhaupt, und mie viel fie etwa glauben, daß in ihrem Diſtrict an groffem und kleinem 
Wilde verkauft werden koͤnne, als welcherbalben ſodann Unjere Rentecammer jährlich den 
Unftänden nach die dienlich erachtete Verfügung abzugeben bat. 


6. 158. 

Damit auch das Schießgeld ſowohl in diefen, als auch den Deputarlieferungen 

en auf einen gleichen Fuß beſtimmet werde; fo wollen Wir folches folgendergeitalt 
etzen: 

für einen Hirſch oder Dannwild Fe ı Rthlr. 


fuͤr ein Reh oder wild Schwein ⸗ ⸗ 32 16. 
für einen Hafen 5 ⸗ ⸗ ⸗ ⸗ 8 ie 
für eine Schuep‘e oder Rebhun Aa Stud ;» "9 ⸗ 6 4. 
für eine wilde Ente ⸗ ⸗ ⸗ ⸗ ⸗ 4 8. 


Dre 


für Sqleswis und Holftein 109 
Dritte Ubreheilung. | 
Bon Wilddieberehen, deren Beſtrafung, auch Abſtellung 


anderer zum Nachtheil Unſerer Jagden gereichenden Unordnungen und 
| Mißbraͤuche. 


F. 159. 1 .. | = 3 
Neren ‚ der nicht entweder durch Contracte , Conceſſiones, oder beſondere Prioilegiei 
dazu berechtigt iſt, muß ſich unterſtehen, in Lnferer Wildbahn oder Jagddiſtricien 
einiges Wild, es ſey hohes oder kleines, zu hetzen, zu jagen, zu fangen oder zu ſchießen. 
$. 160. 


Wer dawider handelt, wird, er mag das Wild erhalten baben oder ih, won 
es zum erſtenmal geſchiehet, folgendergeſtalt beſtraft: 


für einen Hirfh mit . > 4s ⸗ . 60 Rthlr. 
fuͤr eine Hindin ⸗ ⸗ ⸗ ⸗ » 40 Rıble, 
für ein Dannwild ⸗ ⸗ ⸗ s 30 Rthlr. 
für ein Reh oder wild Schrein mit ⸗ ⸗ s„ 20 Rthlr. 
für einen Hafen s 10 Rthlr. 
für einen Schwan, Sans, Ente, diephun , Sue „ oder andern dergleis 

chen wilden Vogel ⸗ ⸗ 5Rthlr. 


Hat der Schuldige kein Vermoͤgen, die Bruͤche zu bezahlen; ſe muß 'er für jeden Marks 
luͤbſch ſechs Tage in der. Karre, oder, wenn feine Kräfte es nicht erlauben, im Zuchte 


bauſ arbeiten. 
$. 16r. 


Ä - Würde ein folder zum zweytenmale, nachdem er bereits einmal der Wilddieberey 
wegen beſtraft worden, in Unſerer Wildhahn und fonftigen Jagddiſtrieten unerlaubterweife 
begen, jagen, fangen oder fchießen; fo wird er nicht mehr an Gelde, ſondern am Leibe 
mit der Karre oder dem Zuchthauſe und zwar auf ſo lange Zeit beſtraft, als die, nach 


Unterſcheid des Wildes, im ‚vorhergehenden §. angeordnete Bruͤchen doppelt austragen 
koͤnnen. 
§. 162. 


Wenn Perſonen vom Militairetat ſich vorgedachter Jogdftevel ſchuldig acer, 
werden fie dafür nachfolgendermaffen an geſehen: Ein Oberofficier verliert, wenn es zum 
erſtenmale geſchiehet, ſeine Gage für zween Monate, zum andernmale aber wird er auſſer 
dem Verluſt gleichfalls von zweenen Monaten feiner Gage noch mit vierwoͤchigen Arreſt 
beſtraft, und ſollte er wider Vermuthen ſodann wieder unerlaubtes Jagen oder Schießen 
in Unſern Jagddiſtricten vornehmen; ſo wollen Wir ſeine Beſtrafung, nach Beſchaffenbeit 
der dabey vorgekommenen Umſtaͤnde, durch Belegung mit Arreſt, Degradation oder 
wohl gar Caſſation immediate Selber beſtimmen. 

.Ein Unterofficier wird zum erſtenmale degradirt, und muß drey Monate als Ge⸗ 
meiner dienen; vergeht er ſich zum weytenn⸗e oder oͤfterer, fo wird-er mit pre 
3 gr 


110 2». Holz» und Jagdverordnung 


Megimentsftrafe belegt) und mit diefer Strafe werden auch die Gemeinen belegt, jedes⸗ 
mal wenn fie ſich mie Wilddieberen befaffen, j 


$. 163. 

Wurde jemand feinen Jaͤger oder eine andere, feinen Befehlen unterworfene Pers 
fon in Unfere Wildbahn fchicken, und daſelbſt fchießen laffen ; fo ſoll diefer, wenn er ergrife 
fen wird, auffer dem Verluſt des ihm abzunehmenden Schießgewehrs, Jagdzeuges und 
der Hunde, mit vierwoͤchiger Karrenitrafe belegt werden. Der Principal aber, der ihn 
dazu beordert und.ausgefandt hat, foll von Linferm Oberfachwalter in filcalifcbe Anſpräche 


genonmen, und als ein Verleger Unfers Jagdregals, willfübrlich, jedoch nachdruͤcklich 
befiraft werben, 
6. 164% 


Wer in Unferer Wildbahn und Tagddiftricten fich mit einer Flinte oder Schieß⸗ 
gewehr betreten läßt, ohne daß er Amts halber fich dafelbft finden zu laſſen, berechtigt iſt, 
muß eine Geldbuſſe von 5 Rthlr. erlegen, oder verbälmißmäßige andere Strafe ausfteben, 
wenn er auch einiger Contravention nicht überführt werden Bann, 


$. 165. 

Unfere Jagdbediente haben einen jeden, der fich in der Wildbahn oder ander 
Ragddiftricten mit Jagen oder Schießen, oder auch nur mie einem Schießgewehr betreffen 
laͤßt, fofort anzugreiien, und wenn fie ihn nicht kennen, an die nächfte Obrigkeit ‚ur ges 
fänglichen Haft (foferne er nicht fofort für feine Perjon Sicherheit ftellen kann) a'zuliefern, 
auc alle ben fich habende Hunde, Gewehr und fonftiges Jaadieug ihm abzunehmen. 
Würde ein folher Wilddieb und Schleihfchüße fich zur Wehre fegen und Schwierigfelt 
machen, feine Jagdſachen abiuliefern und fich in Arreft bringen zu laffen; fo follen alle 
und jede den Jagdbedienten bieben hülflihe Hand leiten, und ein folcher Frevler wird, 
da er durch feine Widerfeglichkeie jein Verbrechen gebäuft bat, ohne Ruͤckſicht, 0b es das 
erfte oder zweytemal fey, daß er fich in Unferer Wildbahn betreten laffen, mit zwey oder 
drey monatlicher, auch dem Befinden nach, länger dauernder Karrenfirafe belegt. 


$. 166. 
Eben diefe Strafe findet auch flatt, wenn ſich mehrere zufammen thun, und im 
Unfern Jagddiſtrieten durch Jagen und Schießen freveln follten, 
$. 167. 


Zur Ertappung der Wilddiebe müffen alle und jede, befonders die Bauervögte, 
Ben Jagdbedienten mit nöthiger Mannfchaft zu Huͤlfe kommen, auch, wann jie von einem 
Wilddiebe Wiffenfchaft erhalten, ſich deflen zu bemächtigen fuchen, da fie denn die im nach⸗ 
fiebendem $. enthaltene Belohnungen zu gewärtigen haben. 


6. 168. 
Wenn jemand, der nicht Amts halber dazu verbunden ift, einen Wilddieb ertape 
pen und aufbringen kann; fo genießer er dafür aus Unſerer Caſſe eine len 
| 20 v 


fureSchleswig und Hoſſtein.“ ari 


a0 Rthle., und kann er ſonſt einen Schleichſchuͤtzen erweislich angeben, ſo iſt er bafuͤr 
mit 10 Rthlr. zu belohnen. er Ds 
. 169. 


Sollten, wider alles Bermutben, Unfere Jagdbediente ſich felbft einer Wildent⸗ 
wendung ſchuldig machen, e einiges davon zu ihrem Vortheil verkaufen, oder mit Wilddie⸗ 
ben durchſehen und colludiren; ſo ſind ſie ihrer Bedienungen verluſtig. | 


9. 170. | | 
In der verbotenen Zeit muß auch derjenige; welcher ſonſ u jagen ı befige iſt, ſich 
fowohl in Unſern einſeitigen als gemeinſchaftlichen Jagden alles Hetzens Jagens, Schieſ⸗ 
ſens und Fangens enthalten, bey Verluſt ſeiner Jagdfreybeit. 


$.: 178 

Auch muß fir Unfere Wildbahn and Jagddiſtriete meanß ber nihe Bd berech⸗ 
tige iſt, Windhunde, Jagd⸗ oder Vorſteherhunde kommen laſſen, maͤſſen d ann die Jahd⸗ 
bediente einen folhen Hund Tofort tode zu ſchießen, und die ade zur näheren Unterfu⸗ 
hung und Beſtrafung des Eigenthuͤmers, nach befinrdenen Umſtaͤnden der Sache, gehoͤ⸗ 
rigen Orts anzumelden haben. Es muͤſſen auch die Unterthanen, die nahe an der Wild⸗ 
bahn wohnen, feine groſſe Hunde balteır, die nicht gelaͤhmt, oder mit einem an dem Halfe 
hängenden tüchtigen Schleifknuͤttel verfehen find... Ein jeder ungekaͤhmter oder. mit einem. 
Schteifknuͤttel nicht verſehener Hund wird von den Jagdbedienten todt geſchoſſen, und der 
Eigner muß, auſſer einem Reichsthaler Bruͤche, noch das Schießgeld an: den. Sagbtew 
dienten mit ı2 8. bezahlen, Ä 


| $. 172. 

Unter eben diefer Strafe wird es auch unterfagt groffe Hunde, befonders i in ser 
verbotenen Zeit, in die Felder mitzunehmen; maſſen denn denen Viehhirten und Korns 
waͤrtern nicht erlaubt ift, andere ‚als Pleine, der Jagd unfchädliche Hunde⸗bey fich zu var 
ben; Schießgewehr aber muͤſſen fie bey 2 Rihlr. Strafe nicht mie fich führen... 


9. 173. 

Keiner muß junges Wild, auch nicht die Jungen von Berg⸗ und Rerhunern 
und anderm Vogelwilde wegnehmen, oder die Neſter ſtoͤhren, bey 10 Rihlr. Geld⸗ oder 
verhaͤltnißmaͤßiger Karren⸗ und Zuchthansfträfe: In eben bieſe Strafe' iſt derjenige ver⸗ 
fallen, der dergleichen wiſſentlich an ſich kauft. 


§. 174 

Wenn jemand entweder in Unſerer Wildbahn, oder auf ſeinem Gennde, oder ir 

feinem Garten und Kohlhofe, Schlingen wider das Wild legen wird; fo foll er ſodann, 
je nachdem fie auf hohes Wild, Rebe, Hafen, oder Vogelwild gerichter find, zwey Drit⸗ 
tel der Bruͤche erlegen, welche im dem $.. 100 für diejenige Wildart, welche damit gefan⸗ 
gen werden koͤnnen, beſtimmet iſt, und in Ermangelung der Berahlung wind er mit der 
Karren, oder. Zuchthaursftrafe, nach der, andern in diefer Berordnung vorkommenden: 
Eueflalen zum Maeßſeb dienenden Regel beſtraft. Sollte er aber erweislichermaffen: 
mie 


112 2. Holz: und Jagdverorbnung 


mit der Schlinge bereits Wild gefangen haben; fo wird er ats ein Wilddieb nach Bow 
ſchrift des gedachten 8. beitraft. 


$. 175. 

Würde indeſſen ein ſolcher, auf deſſen Gründen oder in deſſen Gaͤrten oder Kohl 
Höfen eine Schlinge gefunden wird, fich eidlich reinigen koͤnnen und wollen, daß er fels 
Dige weder felbft gelegt, noch, daß ſolche gelegt worden, durch andere veranftalten laflen, 
und überall daran feinen Antheil, noch, daß felbige fich dajetbjt befinden, einige Wiſſen⸗ 
fhaft gehabt habe (indem ein jeder Hausvarer, fo bald er von einer auf feinem Grunde 
befindlichen Echlinge etwas erfährt, felbige wegjunehmen verbunden ijt) jo ift cr vom 
aller Strafe frey. | 


§. 176 | 
. Zwar wollen Wir dem Sandmann vwerftatten, daß er, um den Echaden abzuwen⸗ 
den, den zuweilen das Wild in feinen Früchten oder Kohlhoͤfen thun könnte, foldyes durch 
Ruffen, Klopfen, oder fonftige unſchaͤdliche Schreckzeichen verfcheuchen mag, er muß fich 
aber dabey feines Schießgewehrs bedienen. 


$. 177 
ie nun über alle und jede Jagdfrevel, MWilddieberenen und andere Unſern 
Jagden nachtbeilige Unordnungen und Mißbraͤuche Unſere Fagdbediente, nach Maaßgabe. 
ahrer Beſtallungen, und beſonders die Hegereiter in ihren Beritten, genau zu wachen 
haben; fo muͤſſen fie auch davon alle vierzehn Tage, oder auch, nach Wichtigkeit und 
Beichaffenheit der Sache, fofort das WVorgefallene an das Amthaus und den Jagermei⸗ 
fter meiden, | 


$. 178. — 


Zur Beſtrafung der Jagdfrevel und anderer Unſern Jagden nachtheiligen Verge⸗ 
hungen und Unordnungen wird von den Amtmaͤnnern, jo wie es ihnen in Anſehung dee 
KHolifrevel vorgefchrieben ift, alle halbe Fahre Fey der Holzbruͤchdingung auch zugleich 
Jagdbrüchdingung gehalten, und haben bey felbiger, ſewohl in Anſebung des fori, als 
der Ladung des Echuldigen und des modi procedendi, alle diejenigen Borfchriften, ftatt, 
welche Wir in Hinfiche der Holjbrüchdingungen gegeben haben, 


$. 179. 


Bon den eingefommenen Jagdbruͤchen und Confiſcationsgeldern erpält der Anges 
Ger, wenn er fein Jagdbedienter ift, oder fonft in Unſern Dienſten fteber, die Hälfte, 
fonft aber werden fie völlig zu Unferer Caffe gezogen, und foll davon, gleich wie es vom 
Uns, in Hinficht des Forſtweſens feftgeiegt worden, denen Amtes und Nagdbedicnten bins 
füßro nichts weiter zufließen. Wir behalten Uns aber vor, denenjenigen Amtes: und 
Jagdbedienten, welche daran bishero einigen Antheil gehabt haben, den Ab ang dieſes 
ihres bisherigen Genuſſes, während ihrer noch übrigen Dienitzeit, nach Billigfeie za 


erſe tze n. 
Nach 


fuͤr Schleswig und: Holfein.: 113 


Nach dieſer Unſrer anderweiten Holz⸗ und Jagdverordnung ſoll hinfuͤhro in Un⸗ 
ſeren Herzogthuͤmern Schleswig und Holſtein in allen vorkommenden Forſt⸗ und Jagdſa⸗ 
chen vom ıften Jul. d. J. an, gehandelt, geurtheilet und verfuͤget werden, und find mit⸗ 
bin die vor dem gedachten Tage bereits begangene Forfts und Fagdfrevel nicht darnach, 
fondern nad) den vorhin ergangenen Verordnungen zu beurtheilen und zu beftrafen, auch 
follen felbige, wenn ſich hiernächft, uud nachdem diefe gegenwärtige Anordnung in geſe 
liche Kraft getreten .ift, jemand einer Holzberaubung oder Wilddieberey fchuldig macht, 
und: es bey Beſtimmung der Etrafe darauf ankoͤmmt, ob es zum erften oder andernmale 
gefchehen, wicht mit in Anfchlag fommen, fondern eine jede, ‚nah Einführung. diefee 
Holjs und Jagdverordnung etwa vorkommende Contravention ſoll, als die erfte in ihrer 
AÄtt angeſtben And beftraft werden. a EEE 

rn, 7 

27 Die auch niemand ſich mie einiger Unwiſſenbeit entſchuldigen Anne,’ ſoll dieſe 
Verordnung allenthalben gehoͤriger Orten und gewoͤhnlichermaſſen publiciret, oͤffentlich 
angeſchlagen und die Einrichtung gemacht werden, daß davon in allen Amts⸗ und Gerichts⸗ 
‚Ruben, nicht weniger in denen Haͤuſern, wo öffentliche: Zuſammenkuͤnſte ſind, ‚Eremplare 
‚vorbauden; es muß auch jeder Forſt⸗ und Jagdbediente damit verſehen ſeyn. Alle Jahre 
"aber ſollen die Prediger jweymal, nemlich am dritten. Sonntage hath Oſtern und am 23ſten 
Sonntage nach dem Feſte der Dreyeinigkeit, aus dieſer Berordnung dasjenige ieh 
‚gblefen, was, wegen Beftrafung der Holis uud Wilddiebe, refpeltive in der fechften Abs 
“theilung des erften Hauptſtuͤcks und dritten Abtheilumg des: zweyten Hauptſtuͤcks verordnet 
iſt; wobey es Uns annoch zu einem befondern Wohlgefallen gereichen wird, wenn Kirchen⸗ 
und Schullehrer in Predigten und Catechiſationen, und. ben. fonftigem, Unterricht ihren. 
Zuhoͤrern und der Jugend von der Möralitaͤt dieſer Arten von Vergebungenz richtige Be⸗ 
griffe beybringen, und dadurch die irrigen hie und da angenommenen Meynungen, we⸗ 
durch ſelbige veranlaßt und vermehret werden, ändern wollen. BEE 


Befehlen übrigens allen und jeden, Unſern Obern⸗ und Untern Amtes Yayds and 
Sorfibedienten, daß fie über diefe Unfere Verordnung genau halten, und ihren: Jubhak ih 
‚norfommenden Fällen beobachten. Ueberhaupt hat einjeder fich darnach allerutiterthaͤnigſt 
— uzu achten, und ſich zugleich vor allen Vergehungen zu hüten, welche die Hierin ſaſcgeſetgte 

Strafen nach ſich ziehen. Fa a . NER 


u Urfundlich unter Unferm Königl. Handzeichen und vorgedrucktem: Inſiegel. 1.7 
ben anf Unſerer Königl. Refidenz Chriftiansburg zu Copenhagen den zoſten April Kaffee 
9 | TR 
De (L.S.) CEhriſtinn: RS ne 
RNIT 
RD Eſſen. 
Beier: 


u HUITT IS ORSPES EL 7—53 —* 
Deckmanns GABEL, Thei. ET TT pp 


114 2. Dolz: und Jagdverordnung 


Alphabetifihes Regiſter. 





A. 
Abhaͤmmerung 


der uͤbrig gebliebenen oder nicht gebrauchten, ausgewieſenen Baͤume 


des nicht zeitig abgefuͤhrten Holzes 
Accidenzien (ſiehe Gebuͤhren) 

fallen gaͤnzlich weg 
Amtmann 


49 
51 


§. 9. 53. 110. 118. 179 


bat über bie in Einfriedigung der Hölgungen gemeinfchaftli mit dem Jaͤgermeiſter zu 
17 
die Abhelfung ber an den Befriedigungsmällen, Graben ıc. entſtehenden — uus 
4 


verzuͤglich zu veranftalten 
den jährlichen Holzverkauf mit zu seranlaffen 
deſſen Verhalten bey der Bruͤchdingu 
muß die dictirte Leibesſtrafe zur Bollliredung bringen laſſen 
Amtsverwalter oder Amtsſchreiber 


muß den Bruͤchdingungen beywohnen 
die Geldſtrafen erheben 


Amtshammer oder Jahrszahlhammer 
fuͤhret bey Holzausweiſungen der Hausvogt 
nach der Ausweiſung behaͤlt ihn der Oberfoͤrſter 


Angeber 
erhaͤlt die Haͤlfte der Bruͤch⸗ und Confiſcationsgelder 
Anpflanzung (ſiehe Feſtebeſitzer) 
Anſchlaͤge 
wegen auszuweiſenden Bauholzes find in Zeiten einzuſenden 
Anwacht (fiehe Anpflanzung } 
ift moͤglichſt zu befördern 
rre 
il Strafe deffen, der ihn verletzt 
Ansraden 
des Unterbufches ift verboten 
der Stubben gleichfalls . 
Aufſicht über die Hoͤlzungen 
führen die Sorftbebiente 
auch die dazu geſetzten Amrebediente 
. die Eingefeilene der Holzdoͤrfer 
die Feſtebeſitzer, 
Auffichtführende Unterthanen 
Strafe derfelben, wenn fie den Entwender nicht angeben koͤnuen 


$. * er 
$. 217 


= 
—* 
$. 110. 19 


% 4 
4. 19. 102 


.d 3 


ie 


für Schleswig und Holſtein. 115 


genießen bie Hälfte der Bruͤchen, die in ihren Holztheilen vorfallen » menn- fie die 
Thäter angeben 4. 14 
muͤſſen bey 10 Rthlr. Strafe anjeigen, wenn die Brenibäume vermißt werden $. 15 


Ausgewieſenes Sol 
warn r u fällen u. “ 
wann es abzuführen - an. 
mie ed zu verhalten, ‚wenn es zum beſtimmten Gebrauch nicht tauglich 


Ausweiſung (ſiehe Bauholz) 


wann ſie in Feſtehoͤlzungen auf hoͤrt 8. 36 
wie dabey zu verfahren el §. 40. 42. 59 
gewöhnliche Ausweiſungszeit 9% 44 
zu Zaunbufch und Pfählen - | | $. 52 
in Bondenhölzungen Zr — $. 137 
fiche Feflebefiser. B 
uholz Cliehe eſtebeſitzer | ey 
%: b j wie meit Fichenholz dazu gu nehmen verboten - $. 22. 105 
wie bey Ausmeifung des Bauhol;jes aus Seftehöljungen zu verfahren. 00, 3 
die Anſchlaͤge wegen erforderlichen Bauholzes ſind ın. Zeiten einzufenden . 44 
wie eg zu verhalten, wenn dag dazu Auögemiefene nicht fauglich $. 45 
Baummärter | 
darf Fein Holz ohne Paßierfchein durchlaffen 0 . 98 
Befriediaungen Ä — 
ſind in gutem Stande zu erhalten .. — §. 24 
Strafe deſſen, der durch Unvorſichtigkeit ſie befchäbigt . | $. 26 
— bee vorfeglich thut .. ibid. 32 
—— der von ben Hecken etwas entwendet] Ä Ä $. 26 
Bezahlung 
vor deren Leiftung darf fein gefaufted Hol weggefüßr werben 8§. 47 
Bondenhölzung (fiehe Eigenthumshölgung) - Zn 
Dort . J 
wie es mit dem Verkanf zu verhalten - *— | 9. 56. 98 
Strafe der Entwendung deſſelben | 8. 98 
Brühdingung no 
ift alle halbe Fahre zu halten u Ä N Hr. 178 
Verfahren dabey 116 
erſtreckt fi) auch auf Die Forſtfrevel in Kirchen: Hofpitaldsund Parehölgungen s. er 213 
Ditmarſchen ausgenommen 6.7 
aber nicht in Eigenthumshoͤlzungen und Möhren ” 13% Pr 
Bruͤchgelder 
der Aufſicht fuͤhrende Unterthan erhaͤlt davon einen Sch $. 1 
der-Antbeil der Amtsbedienten fält weg §. 118. 179 
— — auch der Forfibedienten $. ıo ' 
Antheil eines Dritten, der Contraventiones angiebt J d. 110 
Bruͤcken und Sielen | 
find zu Erfparung des doues don Steinen wu kon $. 22 


P2 0 E. Com 


116 2. Holz⸗ und Jagdverorbdnung 


C. er ne 
Eonfication. 
des in Gchägen angetroffehen Viehes | g. a1 
Antheil deffen, der einen Confiſcationsfall angiebt 7. 
Contravention 
wenn ein Dritter fie angiebt, fo erhält er die Halfte der Bruͤch⸗ und Eonfifcationss 
| $. 110. 179 
D. 
Deputathols, 
dazu iſt eventualiter auch Weichhols auszumeifen $. 2 
die von ben dazu ausgewieſenen Baͤumen uͤbrig bleibende ſind anderweit zu verminden 
49 
darf niemand im Stamm wegnehmen . $. 48 
das Topp; und Abfallholz iſt fo viel thunlich mit in Baden zu bringen $. 8 
böret für die Zukunft auf | sa 
Darf nicht verfauft werden $. 102 
Dithmarfchen 


Die un dee Bruͤchfaͤlle in Kirchenhölgung gefchleht bey ber Eivilträne 


Eichenhols (fiehe Bauhols, Saͤrge) 


Eichenborf 
Strafe der Entwendung deſſelben $. 98. 
Eigenthumshoͤlzungen und Möhre 
find haughälterifch zu nugen - 8 
die Beſtrafung —— Eigenthumers, der, des Inhibitoris ungeachtet, unfauthäkn 
Holz faͤllet 1 
Ausweiſumen. —*8 . 138 
Beſtrafung der darin vorfallenden Entwendungen & 136 137 
Einfriediaung der Hoͤlrungen 5 
iſt moͤglichſt u befördern % 16. 17 
Jaden | 
Sefimmun der Größe $. 48 
daͤhrman | 
muß fein Hols ohne Atteſt uͤberſetzen 4. 94 
Sällung 
des Deputatholzes, wann folche vorzunehmen 4 48 
muß dicht an der Erde gefcheben . 
Geftehölgungen 
find ein Königliche Eigenthum | $. 33 
Seftebefiger 
wie weit deffen Befugniß an den Feſtehoͤlzungen gebet — 73 


erhält aus den Feſtehoͤlzungen das benoͤthigte Holz 
Etrafe deſſelben, wenn er eigenraͤthis in der SeRchöltung Hol; faͤllet nid 


für. Schleswig: und Holffein. 27. 


muß für das entwandte Holz einftehen BEROERF " v.1'.$:,98 
.amuß fuͤr das ihm ausgewieſene Bauboli Iunges wide, anhamn V ei 9 35 
darf Fein Holz omlaufen . ‚een skin on $ 103 
eu PPW Eure 2 ya De 
ö er Strafe, wenn die Hoͤlzungen damit sefgäbiget werden. . 86 ich 
wenn Torfmoͤhre angezuͤndet werden Eee, 128 
iſcus 2 
8 : erhält die Brüche aus Kirchen⸗ Hoſpitals⸗ und Vfarrhoͤllungen 6. 71 
or bediente (Unter) a De 
Som nothmendige Eigenfhaften derſelben 6.6 
die ſich durch Fleiß aug ganen „ haben Belebaung zu erwarten $. 8 
Strafe derer ,' ee —* den unterthanen Kornfruͤchte, Brob und öndre Gdieh 
eben laſſen .9 
müffen ir die Befriedigungsmälle, Graben, Reithecken xt. vorzüglich forgeti $. 24 
Strafe, wenn fie nachfehen, daß ausgewieſenes Holz über die Zeit ſtehen bleibt $. 51 
führen auch über Kirchen: Hoſpitals- und Pfarthoöͤtzungen Aufſicht | 8:67 
dürfen nicht Handel und Wirthſchaft kreiben :. 0.00... 9° 104 
Strafe derer, die ihre Pflichten verabfäumen nn . 2.0.00 109 
Suhren | | 
freye Zuhren behalten einige Forſtbeamte auf dem biäherigen Fuß $. 10 
zu Wuldlieferungen, wie es Darm zu verhalten $. 153 
e 
Gebühren Cfiche Aceidentin) . : . . 
der Sorfibedienten hören gaͤnzlich auf 8.9.53 
follen jedoch) bey Holzausweiſungen von den Beylommenden an die  Rönigl. cafe bes 
zahlt werden de 5g 
Gefaͤngnißſtrafe | en 
wenn fie anſtatt der Geldſtrafen ſtatt finder Ä $. 87 
Gehaͤge oder gefchloffene Hoͤlzung 0 \ 
. hei mer fih darin ohne Erlaubnif finden läße, iſt firaffällig . 6,25 
Etrafe deffen,, der mit Wagen, Art oder Beil barin betreten wird .25 
‚Beine Fahrwege find darin zu dulden . 2 | U 27 
kein Gras darin zu mähen . $. 29. 96 
feine Viehmeide darin zu dulden 6. 30. 101 
Strafe deffen, der fein Vieh vorfeglich hineingetrieben $. 32 


General: Land» und Deconomies Perbefferunas : Diredtorium. 
bat die Operationes zu Abſchaffung der Viehweide in den oultungen aſen fornfeben 


Handel “ a 
mit ot, Brettern, Bork, Afche oder Kohlen darf fein Borfbenieter feriben $. 104 
Dausvogt 
PA al ker —BR AN TA * aus Pr $. 5. 6 
ühret Aufficht über die den Holzbr igen auferlegte Arbeiten $ 
Aufſicht deſſelden auf die Moͤhre 8 sr u er, * 
en u." Doc Zee Se BE BE pas, 
vor den Sehägen müffen ſtets serfhloffen ſeyn on ! 2% 
Strafe deſſen, der davon ztwas eatwendgeetee em clan, 26 
93 Hegerẽi⸗ 


ı18 2a, Holz: und Jagdverordnung 


Hegereiter (ſiehe Forftbediente ) | 
ſtattet alle 14. Tage einen fcheiftlichen Rapport am Dberförfter und Hausvogt ab $. 6 
in Hinſicht der Jagdfrevel an das Amthaus und ben Jägermeile -: ' ©. 177 


Heidebrennen 


das dabey zu beobachtende Verhalten 8. 100 
Hefters 
abzuhauen oder auszureißen verboten 6. 97 
Holzbruͤchdingung (fiehe Bruͤchdingung) 
Holpdib , , 
Dafür wird der Eigenthumer bes dazu gebrauchten Wagens und Pferden angefehen $. 91 
aud) wer mit einem Holzdiebe gemeinſchaftliche Sache mat $. 923 
bey dem geſtohlnes Holz gefunden wird $. 93 
als ein folcher wird beſtraft, der einen gelegten Arreſt verleget $. 93 
Holzdiebſtahl 
Deftcafung des erſten Diebſtahls 6. 76; 8r 
Beſtrafung des zweyten Diebitahl® §. 82 
Beſtrafung des wiederholten Diebſtahls $. 83 
es findet feine Mitigatıon flatt 5. 88 
Unvermögende werden zu Arbeiten angehalten 6.85 
mie die Buͤrger in den Städten zu beitrafen find 6. 89 
Beltrafung der Militairperfonen, . 90 
Beſtrafung der ledigen Perfonen und Dienftboten gr 
an Eıchenborf, Topp: und Abfallholz . 98 
in Eigenthumshoͤlzungen 6. 136 


Holzvogt (fiche Forftbediente) 
flattet alle acht Tage einen Rapport ab 5. 6 
muß bey Abfuͤhrung des ausgewieſenen Holzes darauf ſehen, daß nichts mehr mitges 
nommen werde 4. 47 
Hoſpitals⸗ und Pfarrhoͤlzungen (ſiehe Kirchenhoͤlzung) 
Hunde 


unbefugter Perſonen muͤſſen nicht in ber Wildbahn gefunden werden $. 171. 172 


J. 
Jagd 


Nehet unter der Oberaufſicht des Oberjaͤgermeiſters 138 
und unter der nähern Aufficht des Diſtrictsjaͤgermeiſters ! 139 
im Amte Tondern §. 139 
in Manggütern . 143 
jur Ausrottung der Wölfe 9. 143. 144. 148. 
jur Ausrottung der Füchfe $. 146. 147 
verbotene Jagdzeit 6. 149. 156. 170 
deren Nubung und Verpachtung . $. 154. 158 
der Unterthbanen Felder, Waͤlle und Zaune find dabey gu ſchonen 6. 156 
Sagdbediente | 
Strafe derer, die ſelbſt Wild entmenden ober mit Krupfchüsen colludiren %. 169 
SZagdbrüchgelder 


davon erhalten die Amts⸗ und Sjagbbebiente nichts 8 2 
a 


fir Schleswig hund: Holfkgime a9 
Jagdbruͤchdingung (fiehe Bruͤchdingung) 


gagddiſtricte | | 
find durch Zeichen zu bemerken WBG $. 141 
agdfreyheit ..5 | U 
wann ſie verloren behet a . 5. F $. 170 
Sägermeifter "7" | i | | 
müffen wenigſtens alle Jahr generale Berichte an die Rentecammet abhetten .2 
grobe Vergehungen der Unterbeamten gleich anzeigen §. 3 
diejenigen, die fich im Fleiß hervorthun, in Erinnerung bringen | I. 8 
K. nl: 
Karrenftrafe 
darf nicht ohne Erlaubniß Ser Keitecipimer in eitie ändere verwandelt wirden $. 88 
Kirchen: Hoſpitals⸗ und Pfarrhoͤlzungen | e | 
ſtehen unter der Forfibedienten Aufficht 67 
werden gleich den Königlichen behandelt Ä $. 68. 71 
Nutzung derfelben — $. 69 
die darin vorfallende Beraubungen und deren Befrafung $« 70, 71 
Kirchen, Hoſpitaͤler und Pfarren a Fe | 
erhalten nur aug ihten Hoͤlzungen den mer bed soßtenen 9 71 
Kohlenbrenneryen | —W 
Vorſchrift wegen derfelben g | $. 99 
Kronhammer | . 
fuͤhret bey Hokzausweiſungen der Dberförften = $. 40 
wie und mo er aufjubemahren er. . gr 
wird auch in Bondenhoͤlzungen Sea, So #138 
\ L. 
Laub von Baͤumen 
zuſammen zu ſcharren in unterfge | ... . 98 
Lesholz ſammlen : nn a 
das deshalb angeorbnete , u Ne 106 
Licitation über Hoi nn N 
wird vom Amthaufe veranſtaltet 7— 3. 55 
iſt bey den Stämmen zu halten | nt %. 55 
kein Sorftbedienten darf mitbieten 2 $ 57 
ficitation über Maft (ſiehe Maftung) 
Es darf Fein Forſtbedienter mitbieten 73. 
re, ee * 
Maſſung nr 
ſoll in den noch nicht eingefriedigten Hoͤlungen zur at‘; gefammler werben .19 
wie e8 damit in eingefriedigten Hölzungen zu verhalten: . o 
wie in uneingefriedigten 5.60. 61. 62 
in Eigenthumshoͤlzungen | $. 6 
eigentliche aſtzeit 7 


Sirafe:berer —2— länger wedorn m Fein, taſtu Bar 33 


120 2. Bolz⸗ und Jagdverordnung 


Maſtgelder 
Der Antheil der Amtsbediente hoͤrt mit ihrem Abgang auf 4. 66 

Moͤhre (ſiehe Torfmoͤhre) N 

Neumuͤnſter⸗Amt r 


bie Berfaffung wegen Ausweiſung in Bondenhoͤlzungen wird beybehalten $. 132 
Pubs Pflugs und Ka chols | 


wird den Feſtebeſitzern gereicht $. 35 
darf nicht verfauft werden $. 102 
D. 
Dberförfter 
berichten quartaliter und au öfterer, an bie, Jaͤgermeiſter | 4 


Pfaͤnduna (Wagen und Pferde) 
ſtehet den auffichtführenden Untertbanen zu . ! 13 


Strafe dejien, der fich derfelben widerſett 14 
Pflug⸗ Vur: und Radeholz i 

darf nicht verkauft werden | .6.:208 
Pinnebera 

Vorſchrift wegen Gebrauchs des auf den Hoffeiten Rependen Holses $. 133 

la u hin Ä 
Plagg erboten 6. 96 
NR. | 

Ranzau ( Grafichaft) 

Vorſchrift megen Gebrauchs des auf den Hofftellen ſtehenden Holzes 6,133 
Raub⸗ und Stoßvoͤgel 

fuͤr die Klauen erhalten die Jagdbediente Bezahlung $. u 
Reinigungdeid 

leiſtet der Unterthan, der uͤber den Holztheil die Aufſicht hat u 

eine yanze Dorffbaft jedoch nicht i 

auch der Feſtebeſitzer in Hinſicht des in feiner Hoͤlzung eniwandten Holzes 34 

wann derfilbe bey brüchfülligen ſtatt findet $. zig. 3% 
Rendsburg Amt) 

Vorſchrift wegen Gebrauchs des auf den Hofſtellen ſtehenden Holzes 5. 13 

© 
Stapelholm | 
Sirse Eigenthumsrecht an Bondens und Stavenhöljungen 6. 134 
r 
ge Verbot, dazu Eichenholz zu nehmen 2 

Schaͤchten und Weiden hauen 

iſt unterfagt 9. 9 


Schleswig Holſteiniſche fandeommigion 
bat ihre Operetiopes zu abſchaffunn der Viehweide in den Döljungen eifrig fortzuſehen 6. 16 


Schlingenlegen wider Wild. — 
| verboten 


6176175 
Stoßvoͤgel (Raubvögel) | u | 
Strafen ” Ä | 2 Bu 
derer, bie fich den Körftbebienten bey Ausuͤbung ihres Amts wiberfegen .8 
derer, die den Forftbedienten Korn , Brod und andere Gaben geben . .9 
derer, welche beym Fällen der Bäume andere befihädigen] 9. 58 
wenn fonft Bäume befchädigt werden . | | ‘%. 098 
wie bey deren Beſtimmung zu verfahren m a | 8 116 
Stubben auszuraden n *. | | | 
iſt verboten 2 | $. 98 
s„ T. . ⸗ 2 
Tannen | ER 6 
und Lerchenbaͤume ſollen gezogen werben | | $. 20 
Taration Fe nn Bu 
mie dabey zu verfahren $. 46 
bed geſtohlnen HDolied 4: z 6, 73. 74 75 
des ausgemwiefenen Torfs $. 126 


Topp und Abfallhofz | 
tft fo viel möglich mit zum Deputatholz anzuwenden U 6 
wird bey ausgewieſenem Pflug⸗ und Raͤdeholz den Unterthanen mit gelaſſen 
vom Deputatholz zu verkaufen $. 
wie deffen Entwendung beftraft wird — 8 
Torfmoͤhre (Koͤnigliche) I 
deren Aufſicht und Behandlung 6. 119. 120. 121. 127 
find. zu beſaͤen oder mit Baͤumen zu bepflanzen . 122 
werden jährlich von Amts; und Forftbedienten unterfücht  - 


n . 123° 
in wie weit fie von den Unterthanen zu benußen 6. 124. 125 
Beſtrafung der darin vorgenommenen Entwenbungen . 9. 127 
Beſtrafung, wenn fie im Brand gefegt werden non $. 107. 128. 
Zorfmöhre (eigenthümliche) | at 
ſind wirchfchaftlich zu gebrauchen Bu . 137 
wie im Gegentheil zu verfahren $. 137 
Unterbufch | — 
auszurotten unterſagt a Sau . FE EZ ue Zu $. 6 
, | V V. — vi J | 
Vieh lches 4 FE RE - 
welches in gefchloffenen Hölgungen angetroffen wird, iſt u confifciren . 30, 37 
Strafe deffen, der es vorfeglich hinein getrieben j rn ſiſcire 3. 33 
Viehweide an 
in ben lungen en WB | 8. 16 
witrd in den gefchlofienen Gehaͤgen gar nicht gebultet :— . 
Dogelwid | j ’ vi ? > 
. Strafe, wenn jemand die Neſter Höhret, oder die Jungen wegnimmt .%173 - 


Beckmanns Befene I. Theil, N W. Wadel⸗ 


112 2, Holz: und Yagdverordnung 


mit der Schlinge bereits Wild- gefangen haben; fo wird er als ein Wilddieb nach Bow 
ſchriſt des gedachten $. beitraft. 


$. 175. 

Wuͤrde indeſſen ein folher, auf defien Gründen ober in deſſen Gaͤrten oder Kohli 
Höfen eine Schlinge gefunden wird, ſich eidlich reinigen koͤnnen und wollen, daß er fels 
bige weder ſelbſt gelegt, noch, daß ſolche gelegt worden, durch andere veranitalten laſſen, 
und tiberall daran feinen Antheil, noch, daß felbige fich daſelbſt befunden, einige Wiſſen⸗ 
fchaft gehabt habe (indem ein jeder Hausvarer, fo bald er von einer auf feinem Grunde 
Sefindlichen Echlinge etwas erfährt, felbige wegzunehmen verbunden it) fo ift er vom 
aller Strafe fry, | 


$.. 176 
‚> Zwar wollen Wir dem Sandmann verftatten, daß er, um den Echaden abzuwen⸗ 
Den, den zuweilen das Wild in feinen Früchten oder Kohlhoͤfen hun koͤunte, folches durch 
Ruffen, Klopfen, oder fonftige unſchaͤdliche Schredjeichen verfcheuchen mag, er muß füch 
aber dabey feines Schießgewehrs bedienen, 


$. 177 Ä 

Wie nun über alle und jede Jagdfrevel, Wilddieberenen und andere Unſern 
Jagden nachtheilige Anordnungen und Mißbraͤuche Unſere Jagdbediente, nach Maaßgabe 
ahrer Beſtallungen, und beſonders die Hegereiter in ihren Beritten, genau zu wachen 
haben; ſo muͤſſen ſie auch davon alle vierzehn Tage, oder auch, nach Wichtigkeit und 
Beſchaffenheit der Sache, ſofort das Vorgefallene an das Amthaus und den Jagermei⸗ 
ſter melden. | 


6. 178. tm 


Zur Beſtrafung der Jagdfrevel und anderer Unſern Jagden nachtheiligen Verge⸗ 
ungen und Unorduungen wird von den Anıtmännern, fo wie cs ihnen in Anfebung dee 
Holzfrevel vorgefchrieben ift, alle halbe Fahre key der Holzbruͤchdingung auch zugleich 
Jagdbrüchdingung gehalten, und haben bey felbiger, ſowohl in Anſehung des fori, als 
der Ladung des Echuldigen und des modi procedendi, alle diejenigen Vorfchriften, ſtatt, 
welhe Wir in Hinfiche der Holzbrüchdingungen gegeben haben. 


$. 179. 

Bon den eingefommenen Jagdbrüchen und Eonftfcationsgeldern erhält der Anges 
‚Ger, wenn er fein Nagdbedienter ift, oder fonft in Unſern Dienften fteber, die Hälfte, 
fonft aber werden fie völlig zu Unferer Caſſe gezogen, und foll davon, gleich wie es von 
Uns, in Hinficht des Forſtweſens feftgefeßt worden, deren Amtes und Nagdbedicnten bins 
fübro nichts weiter zufließen. Wir behalten Uns aber vor, denenjenigen Amts: und 
Jagdbedienten, welche daran bishero einigen Antheil gehabt haben, den Ab ang dieſes 
ihres bisherigen Genufles, während ihrer noch übrigen Dienitzeit, nach Billigkeit pa 


erſetzen. 
Na 


: far Schleswig und. Holen: - 113 


Nach diefer Unfrer anderweiten Holzs und YFagdverordnung fol hinführo in Un⸗ 
feren Herzogtbümern Schleswig und Holftein in allen vorfommenden Forft- und Jagdſa⸗ 
chen vom ıften Jul. d. J. an, gehandelt, geurtheilet und verfüger werden, und find mit 
hin die vor dem gedachten Tage bereits begangene Forſt- und Fagdfrevel nicht darnadh, 
fondern nach den vorhin ergangenen Verordnungen zu beurtheilen und zu beftrafen, auch 
follen felbige, wenn fich hiernächft, und nachden dieje gegenwärtige Anordnung in gefe 
liche Kraft getreten .ift, jemand einer Holzberaubung oder Wilddieberey ſchuldig madıt, 
und: es bey Beſtimmung der Strafe darauf ankoͤmmt, ob es zum erften oder andernmale 
gefchehen, nicht mit in Anfchlag kommen, fondern eine jede, nach Einführung diefer 
Holz⸗ und Jagdverordnung etwa vorkommende Contravention fo, als die erfte in ihrer 
Yer,- angeftben und beftraft werden. el _ 
J Damit auch niemand ſich mit einiger Unwiſſenbeit entſchuldigen koͤnne, ſoll dieſe 
Verordnung allenthalben gehoͤriger Orten und gewoͤhnlichermaſſen publiciret, oͤffentlich 
angeſchlagen und die Einrichtung gemacht werden, daß davon in allen Anits⸗ und Gerichts⸗ 

Ruben, nicht weniger in denen Haͤuſern, wo öffentliche Zuſammenkuͤnfte find, ;Erempflare 
‚vorhauden; es muß auch jeder Forits und Jagdbediente damit verſehen ſeyn. Alle Fahre 
"aber follen die Prediger zweymal, nemlich am dritten Sonttäge hath teen und um 23ften 
Sonntage nad) dem Fefte der Dreyeinigfeit, aus diefer Berordnung dasjenige wieder 
‚gblefen, was. wegen Veftrafung der Hol. ud Wilddiebe, refpeltive in der fechften Abs 
tbeilung des erſten Hauptflücks und dritten Abtheilung des zweyten Hauptſtuͤcks verordnet 

ift; wobey es Uns annoch zu einem befondern Wohlgeiallen gereichen wird,. wenn Kirchen⸗ 
und, Schulfchrer in Predigten und Catechifationen, und ben ſonſtigem Unterricht ihren. 

Zubörern und der Jugend von der Moralitaͤt diefer Arten von Vergehungen richtige Bes 

griffe beybringen, und dadurch die irrigen hie und da angenommenen Meynungen, wa⸗ 
durch ſelbige veranlaßt und vermehret werden, ändern wollen. — 


Befehlen übrigens allen und jeden, Unſern Obern⸗ und Untern Amts» Yayd und 
Forftbedienten, daß fie über diefe Unfere Verordnung genau halten, und ihren Juhalt ih 
‚sorfonmenden Fällen beobachten. Ueberhaupt Bat ein jeder fich darnach allerunterchänigft 
zu achten, und ſich zugleich vor allen Vergehungen zu hüten, welche die hierin faigefete 
Strafen nach fich ziehen. . EEE | 

| —W 

Urkundlich unter Unſerm Koͤnigl. Handzeichen und vorgedrucktem: Inſiegel. 7 
ben auf Unferer Königl. Reſidenz Chriftiansburg zu Copenhagen den zoften April —X 
og unit Trend 

(L. S.) | Chriftinn: Ri, 
oo. 27772 RM 
Molke, Bardenfleth. Berner,  Grichfen, 


N 
FE on it 
\ M.v. Eſſen. 
Een te: 


FR * NT ande 2. 32347t Be er ofen > 
Beckmanns Gelee U, Theil. | ',y | Alpha⸗ 


- 


114 2. Holz⸗ und Jagdverordnung 


Alphabetiſches Regiſter. 





A. 
Abhammerung 


der uͤbrig gebliebenen oder nicht gebrauchten, ausgewieſenen Baͤume 


des nicht zeitig abgefuͤhrten Holzes 
Accidenzien (ſiehe Gebuͤhren) 

fallen gaͤnzlich weg 
Amtmann 


* 


9. 9. 53. 110. 118. 179 


F uͤber bie ‚Einfriedigung der Hoͤlzungen gemeinfchaftlich mit dem Aägermeifter zu 
7 
die Abpelfung, der an den Befriedigungsmällen, Sraben ıc. entſtehenden Mängel uns 
28 


verzüglich zu veranftalten 
den jährlichen Holzverkauf mit zu veranlaffen 
deſſen Verhalten bey der Bruͤchdingung 
muß die dictirte Leibesftrafe zur Volliiredung bringen laffen 


Amtsverwalter oder Amtsſchreiber 


muß den Bruͤchdingungen beywohnen 
die Geldſtrafen erheben 


Amtshammer oder Jahrszahlhammer 


fuͤhret bey Holzausweiſungen der Hausvogt 
nach der Ausweiſung behaͤlt ihn der Oberfoͤrſter 


Angeber 

erhaͤlt die Haͤlfte der Bruͤch⸗ und Confiſcationsgelder 
Anpflanzung (ſiehe Feſtebeſitzer) 
Anſchlaͤge 

wegen auszuweiſenden Bauholzes find in Zeiten einzuſenden 


n iche Anpflansum 
a mache (fiche A —— 
Arreſt 


Ansradı 


Di deffen, der ihn verletzt 


op Unterbufches iff verboten 
der Stubben gleihfal 
Aufſicht über die Hölzungen 


führen die Soritbebiente 

auch die dazu gefeßten Amtsbediente 
. die Eingefelfene der Holzdoͤrfer 

Die Feſtebeſitzer, 


Auffichtführente Linterthanen 
Strafe derfelben, wenn fie den Entwender nicht angeben koͤnnen 


$. re 
$. 217 


pi 


$. 40 
%. 41 


4. 110. 199 


9 4 
6. 18. 202 


*. 


‚für Schleswig und Holſtein. ris 


genleßen die Hälfte der Bruͤchen, die in ihren Holztheilen vorfallen » wenn ſie die 
Thäter angeben ‚14 
müffen bey 10 Rthlr. Steafe anzeigen, wenn die Grenzbaͤume vermißt werden ‘. 15 


Ausgewieſenes Holz abe . 
wann es zu faͤllen | §. 44 
mann es ahzufuͤhren 47. SL 


$. 
wie es ju verhalten, wenn es zum beftimmten Gebrauch nicht tauglich .45 
Ausweiſung (fiehe Bauholz) 


wann fie in Feſtehoͤlzungen aufhört 09% 36 
wie dabey zu verfahren nl... Be 49 42. 59 
gewöhnliche Augmeifungsgeit 0 3. 44 
zu Zaunbuſch und Pfaͤhlen | | $. 52 
in Bondenhölgungen . —— — §. 131 
B. 
Baubots (fiehe Feſtebeſitzer a SE 
in wie weit Eichenholz dazu gu nehmen verboten $. 22. 105 
wie bey Ausmeifung des Bauhol;es auß Seftehöltungen zu verfahren . be 35 
die Anſchlaͤge wegen erforderlichen Bauholzes find in Zeiten einzufenden _ 6.48 
wie es zu verhalten, wenn das dazu Ausgewieſene nicht tauglich $. 45 
Baummdrter 
darf fein Holz ohne Paßierfigein durchlaffen 8. 94 
Befriedigungen 
ſind in gutem Stande zu erhalten 8. 24 
Strafe deffen, der durch Unvorfichtigfeit fie beſchädigt $. 26 
— der ed vorfeglich thut - 3bid. 32 
—— der von den Heden etwag entwendet] Ä $. 26 
Bezahlung 
vor deren Leiftung darf fein gefauftes Holz weggefuͤhrt werden $. 47 
Bondenhölzung (fiehe Eigenthumshölzung) - 
Bork en 
wie es mit bem Verkanf zu verhalten - GBG R v. 56. 95 
Strafe der Entwendung deſſelben | + 98 
Bruͤchdingung 
iſt alle halbe Jahre zu halten B* 6. Ir. 178 
Verfahren dabey ß. 112. 116 
erfireckt fich auch auf die Sorftfrevel in Kirchen: Hoſpitals/ und Pfarrboͤlzungen Ir 113 
Ditmarſchen ausgenommen 9.72 
aber nicht in Eigenthumshoͤlzungen und Moͤbren | $e 136. 137 
Bruͤchgelder 1rw | 
der Aufficht führende Unterthan erhält davon einen Theil | $. 14 
der-Antbeil der Amtsbedienten fällt weg §. 118. 179 
— — auch der Sorfibedienten | | $. 110 ' 
Antheil eines Dritten, der Contraventiones angiebt d. 110 
Brücken und Sifen | | 
find zu Erfparung bes Delied don Steinen iu legen. $. 23 


BD 
p2 0 C. Com 


116 2. Holz: und Jagdverordnung 


C. nn 
Eonfication 
des in Gehägen angetroffenen Viehes 9. 9. 31 
Antheil deffen, der einen Confiſcationsfall angiebe . X 
Eontravention . , 
wenn ein Dritter fie angiebt, fo erhalt er die Halfte der Bruͤch⸗ und Eonfifcationds 
gelber | $. 110. 179 
Deputathols 
dazu iff eventualiter auch Weichhols auszuweiſen 4. 2 
die von den dazu ausgewieſenen Baͤumen uͤbrig bleibende ſind anderweit zu verminden 
49 
darf niemand im Stamm wegnehmen . 6. 48 
das Topp; und Abfalholz iſt fo viel thunlich mit in Faden zu bringen $. 48 
böret für die Zukunft auf $. sa 
Darf nicht verfauft werden $. 102 
Dithmarſchen 


Die nee fung der Brüchfälle in Kirchenhoͤlzung gefchieht bey ber eiviteräde 


Eichenholz Cfiehe Bauholz, Saͤrge) 
Eichenbork 

Strafe der Entwendung deſſelben 5. 98. 
Eigenthumshoͤlzungen und Moͤhre 

ſind haushaͤlteriſch zu nutzen 


$. 129. 13 
die Beftrafung eines Eigenthuͤmers, der, des Inhibitoris ungeachtet, unbaushälteriid 
Holz faͤllet 6. 130 


Ausmweifungen’ darin 6. 132 

Beſtrafung der darin vorfallenden Entwendungen & 136 137 
Einfriedinung der Hoͤlzungen . 

iſt möglich gu befördern % 16. 17 

F. 

Faden | 

Beflimmung der Größe 48 
Faͤhrmann | 

muß fein Holz ohne Atteſt überfegen Ä $. 94 
Faͤllung 

des Deputatholzes, wann ſolche vorzunehmen 4 48 

muß dicht an der Erde geſchehen . 58 
Feſtehoͤlzungen 

ſind ein Koͤnigliches Eigenthum | $. 33 
Seftebefiger 

wie weit deſſen Befugniß an den Feſtehoͤlzungen gebet en 


erhält aus den Feſtehoͤlzungen da benöthigte Holz 
Strafe derjelben, wenn er eigenraͤthis in der lbolzung Holz faͤllet 


fun: Schleswig: und Holſtein. . EIZ. 


muß für dad entwandte Holz einftehen 2% J 698 
N... Neuß, für dag-igm audgeroiefene Vauhohz junge⸗ mich ann, iss ri 9 35 
: darf Fein Holsperlaufen ... - | Anitec "bi 1 un ; 103 
euer 
8 Strafe, wenn die Hoͤlzungen damit sefhäbiget werden 4. ich 
| wenn Torfmöhre angezündet werden ai, 128 
Fiſcus Re 
2 erhält die Brüche aus Kirchen Hoſpitals⸗ und Pfarrhoͤllungen De $, 71 
Borftbediente (Unter⸗) EP 
nothwendige — derſelben 68.6 
die ſich durch Fleiß augß en, haben Belohnung zu erwarten 89.8 
Strafe derer ,' rn oh den Unterthanen Kornfrädte , Brob und anbre Saben 
eben laſſen 
muͤſſen für die Defriedigungemälle, Graben, Reithecken 2. vorzüglich forgeti $.2 24 
Strafe, wenn fie nachfehen, daß ansgewiefenes Holz über die Zeit ſtehen bleibt §. 51 
fuͤhren auch über Kirchens Hoſpitals⸗ und Pfarrhoͤlzungen Aufficht G 67 
duͤrfen nicht Handel und Wirthſchaft treiben 6104 
Strafe derer, die ihre Pflichten verabfäumen oo. u $. 109 
Suhren = 
freye Fuhren behalten einige Sorfbeamte auf bem biäherigen Sup $. 10 
zu Wildlieferungen, wie es damit zu verhalten $. 153 
G. J 
Gebuͤhren (ſiehe Aceidentin) . 7. n * 
der Sorftbedienten hören gänglich auf $. 9. 53 
follen jedoch bey Holzausweiſungen von den Beyfommenden an bie Königl. Cafe * 
on h zahlt werden 8. 53 
Gefaͤngnißſtrafe — Bu 
fans wenn fie anftart der Geldfirafen flatt findet | ne $. 87 
Gehaͤge oder geſchloſſene Hoͤlzung v 
ha wer fich darin ohne Erlaubnif finden läße, if Rraffätig | - 8,28 
Strafe deffen, der mit Wagen, Art oder Beil barin betreten wird .25 
‚keine Fahrwege find darin zu dulden tn g 27 
“ Fein Gras darin zu mähen u | $. 29. 96 
feine Viehweide darin gu dulden $. 30. 101 
Strafe defien, der fein Vieh vorfeglich hineingetrieben $. 32 


General: Land⸗ und Deconomie s Nerbefferunag : Diredtorium. 
bat die Operationes zu Apſchaffung der Viehweide in den Hoͤlzungen ai ferien 


\ 9. 


Handel 
mit Sets, Brettern, Bork, Aſche oder Kohlen darf fein u Borföenener Geien $. 104 
Hausvogt 
berichtet quartaliter und auch / oͤfterer an dag Amthaus $. 5. 6 
führet Aufficht über die den Holzbrüchfäfigen auferlegte Arbeiten (. 86 
PR Aufſicht deſſelben auf die Moͤhre “103 
en ww... 33 EEE 2 
vor den Gehaͤgen muͤſſen ſtets berſchloſſen ſeyn 68. ag 


Strafe deſſen, der davon etwas entwendet e | 26 
93 |  Hegereis 


118 2a. Holz: und Yagdrerordnung 


ereiter (fiehe Forſtbediente 
Ds ſtattet al HA Zage einen I peifelichen Rapport am Dberförfter und Hausvogt ab $. 6 


in Hınficht der Jagdfrevel an das Amthaus und den Jägermeifeer - - $. 177 
idebrennen 
He das dabey zu beobachtende Verhalten $. 100 
Heſters abzuhowen oder auszureißen verboten 6. 97 
Holzbruͤchdingung (ſiehe Bruͤchdingung) 
Holidieb 
Dafür wird der Eigenthumer bed dazu gebrauchten Bogen und Pferden angefehen $. 9x 
auch wer mit einem Holzdiebe gemeinſchaftliche Sache mad §. 93 
bey dem geſtohlnes Holz gefunden wird 6. 93 
als ein folcher wird beſtraft, der einen gelegten Arreſt verleget $. 93 
Holzdiebſtahl 
Deftcafung des erſten Diebſtahls 6. 76, 8x 
Beſtrafung des zweyten Diebiiahl® §. 82 
Beſtrafung des wiederholten Diebſtahls §. 83 
es findet keine Mitigation ſtatt $. 84 
Unvermögende werden zu Arbeiten angehalten $. 85 
wie die Bürger in den Städten zu beitrafen find $. 89 
Beſtrafung der Milstairperfonen, $. 90 
Beſtrafung der ledigen Perfonen und Dienftboten 98. 
an Eichenbork, Topp: und Abfallpols | . 98 
in Eigenthumshoͤlzungen 6. 136 


Holzvogt (fiche Forſtbediente) 
ſtattet alle acht Tage einen Rapport ab 4. 6 
Lan: bey Abführung dee audgerviefenen Holzes darauf fehen, baß nicht mehr mitges 
nommen werde %.47 


Hoſpitals⸗ und Pfarrhölzungen (ſiehe Kirchenhoͤlzung) 
Hunde 


unbefugter Perſonen muͤſſen nicht in der Wildbahn gefunden werden  $. 171. 172 


J. 


agde, 
Jag Nehet unter der Dberaufficht des Oberjaͤgermeiſters 138 
und unter der nähern Aufficht des Diſtrictsjaͤgermeiſters . 139 
im Amte Tondern $. 139 
in Manggütern $. 148 
zur Augrottung ber Wölfe $. 143. 134. 145. 
jur Ausrottung der Füchfe $. 146. 147 
verbotene Jagdzeit $. 149. 156. 170 
deren Nutzung und Verpachtung $. 154. 158 
ber Unterthanen Felder, Waͤlle und Zäune find dabey su fchonen $. 156 
Sagdbediente 
Strafe derer , die ſelbſt Wild entwenden oder mit Krupfchüsen coludiren $. 169 
Jagdbrüchgelber 
davon erhalten bie Amts⸗ und Jagdbediente nichts | . 179 


Yan 


fiiSschleswig.lund: Holfeine — — am) 
Jagdbruͤchdingung (ſi ehe Bruͤchdingung) 


gagddiſtricte | | | 
find durch Zeichen gu bemerfen | $. 141 
agdfreyheit | nn W— 
S wann fie verloren gehet, nn | 0 $. 170 
gaͤgermeiſter · en | | 
müffen wenigſtens alle Jahr generale Berichte an die Rentecammer alltatzen F.2 
grobe Vergehungen der Unterbeamten gleich anzeigen §. 3 
Diejenigen, die fich im Fleiß hervorthun, in Erinnerung bringen I. 8 
K. 
Karrenfirafe 
darf nicht ohne Erlaubniß aizwiuncshimer in eine andere derwandelt werden $. 88. 
Kirchen: Hofpitalss und Pfarrhoͤlzungen = | . | 
ſtehen unter der Sorfibedienten Aufficht | | §. 67 
werden gleich den Koͤniglichen behandelt $. 68. 71 
Nutzung derfelben — $. 69 
die darin vorfallende Beraubungen und deren Benrafung . 70, 71 
Kirchen, Hofpitäler und Pfarren ü En 
erhalten nur aus ihren Hoͤlzungen den Wertb des stoßen, 9. 71 
Koblenbrenneryen — In . 
Vorfchrift wegen berfelgen g | d. 99 
Kronhammer | | Ä . 
fuͤhret bey Hotzausweiſungen der Oberfoͤrſter u $. 40 
wie und wo er aufzubewahren | ‚aa. < 03 
wird auch in Bondenhoͤlzungen gebrauch 1 
Laub von Baͤumen 
zuſammen zu ſcharren if unferfage | zZ 0 *. 98 
Lesholz ammIem : Ne | a 
das deshalb angeorbnete SEE Zu Ä $. 106 
Licitation über Hoi | | | “ 
wird vom Amthaufe veranftaltes EEE ..9%.55 
ift bey den Stämmen zu halten | nt %. 55 
kein Sorfibedienter darf mitbieten 6* §. 57 
Licitation uͤber Maſt (ſiehe Maſtung) 
Es darf kein Forſtbedienter mitbieten 2,65 
Maſlung Ze 
fol in ben noch nicht eingefriedigten Honuungen nur Sal sefammier werben u 19 
wie es damit in eingefriedigten Hölgungen gu verhalten... ' 
wie in uneingefriedigten 2.9 60. 68. 62 
in Eigenthumshölgungen . $- 
ae za zeit en 2 
Sirafobrrer welche länger ibre Sanein Dingen fa ig 105 


8 


mo =. Holz: und Jagbverordnung 
Maftgelder 
Der Antheil der Amtsbediente hört mit ihrem Abgang auf 4. & 
Moͤhre (ſiehe Torfmoͤhre) N 
Neumuͤnſter⸗Amt u 
die Verfaffung wegen Ausmeifung in Bondenhoͤlzungen wird beybehalten $ 131 
Nutz⸗ Pflug und Ka cholg 
wird den Feſtebeſitzern gereicht $. 38 
darf nicht verkauft werden | $. 102 
D. 
Dberförfter 
berichten quartaliter und auch oͤfterer an die ‚ Jägermeifter 4 
Pfanduna (Wagen und Pferde) 
ftchet den auffichtführenden Unterthanen zu 3 13 
Strafe deſſen, der fich derfelben widerſetzt . 14 
ug: Jeuk: und Radeholz 
Mn g⸗ darf nicht vertauft werden 8. 
Pinnebera 
Vorſchrift wegen Gebrauchs bes auf den Hoffen ſtebenden Holzes 9. 133 
Plaggen hun 
verboten 6. 96 
R. | 
Ranzau ( Grafichaft) ' 
Borfchrift wegen Gebrauchs des auf den Hofftellen febenden Holzes "6.133 
Raub⸗ und Stoßvoͤgel 
für die Klauen erhalten die Jagdbediente Bezahlung 9. 18 
wungar - 
Kelnigu ee der Unterthan, der über den Holstheil die Aufficht Hat Erz We; 
eine ganze Dorfſchaft jedod) nicht 3 
auch der Feſtebeſitzer ın Hinſicht des in feiner Hoͤlzung eniwandten Holzes 34 
warn derfelbe bey brüchfälligen ſtatt findt $. is. 1798 
Rendsburg Amt) 
Vorſchrift wegen Gebrauchs des auf den Hofſtellen ſtehenden Holzes 6. 133 
©. 
Stapelholn 
Si Figenthumäreit an Bondens und Stavenhoͤlzungen 6. 134 
r 
ge Verbot, dazu Eichenholz gu nehmen 4. 3 
Schaͤchten und Weiden hauen 
iſt unterſagt $. 97 


Schleswig: Holfteinifche Landeommißion 


bat ihre Operationes su Abſchaffung der Viehweide in den Hoͤlzungen eifcig fortzuſehen 6. 16 
Schlingen 


für Schleswig und Holen dan 
Schlingenlegen wider Wild u 
verboten 


$. 174. 175 
Stoßvögel (Raubvoͤgel) ' | 


trafen Bu | iJ | Bu 
S taf derer, bie fich den Forſtbedienten bey Ausuͤbung ihres Amts widerſetzen .8 
derer, die den Forſtbedienten Korn, Brod und andere Gaben geben .9 
derer, welche beym Faͤllen der Bäume andere befchädigen] $. 58 
wenn fonft Baͤume befchädigt werden | ‘$. 98 
mie bey deren Beſtimmung zu verfahren " : 8. 116 
Stubben auszuraden J nn u . | 
ift verboten Ä u 9. 98 
* T. 
Tannen | a 
und Lerchenbäume follen gefogen werden . | | 4. 20 
Taxation 
wie dabey zu verfahren | | $. 46 
bes geftohlnen Holjes 2 dl 4. 73. 74. 75 
des ausgewiefenen Torfs $. 12 


Topp: und Abfallhofz on 
ift fo viel möglich mit zum Deputatholz anzuwenden | $. 48 
wird bey ausgewiefenem Pflugs und Raͤdeholz den Unterfhanen mit gelafien  $. 48 
vom Deputatholz zu verfaufen $. 56 
wie deffen Entwendung beftraft wird - $. 08 

Torfmöhre ( Königliche) | 


deren Aufficht und Behandlung 6. 119. 120, 221. 127 
find zu befäen oder mit Daumen .zu bepflangen Ä $. 122 


. 


werden jährlich von Amts; und Forfibedienten unterſucht .123 
in wie weit fie von den Untertbanen zu benußen $. 124. 128 
Beftrafung der darin vorgenommenen Entwendungen  . . . $. 127 
Beſtrafung, wenn fie in Brand geſetzt werenn $. 107. 128 
Zorfmöhre (eigenthümliche) an 
| find wirchfchaftlich zu gebrauchen — EEE &. 137 
wie im Segentheil gu verfahren 2 $. 137 
| u. 
Unterbuſch | — 
auszurotten unterſag BE ge * $. 96 
Vieh nerces in geſth ſſenen Hoͤ eroffen hirb, AR An conffiren 6. 30 3 
e n gefchloffenen jungen angetroffen wird u confifciren . 30. 3X 
Strafe deffen, der ed vorfeglich hinein getrieben ru nr ’ * 32 
Viehweide li. 
in den Hölzungen abzufchaffen _ | % 16 
vird in den gefchloffenen Gehägen gar nicht gebultet ° $. 30 
Wogelwid | | 
Strafe, wenn jemand die Neſter ſtoͤhret, oder die Jungen wegnimmt . 173 - 


Beckmanns Geſetze II Theil, N | W. Wadel⸗ 


120 2. Holz⸗ und Jagdverord nung 
Maſtgelder 


Der Antheil der Amtsbediente hört mit ihrem Abgang auf 4. 66 
Möhre (ſiehe Torfmöhre) q | 
Neumuͤnſter⸗Amt 


die Verfaſſung wegen Ausweiſung in Bondenhoͤlzungen wird beybehalten 4. 131 
Nutz⸗Pfluq⸗ und Ra 'cholg | 


wird den Feſtebeſitzern gereicht $. 38 
darf nicht verfauft werden | $. 108 
| O. 
Oberfoͤrſter 
berichten quartaliter und auch oͤfterer an die Jaͤgermeiſter | | 4. 4 


Pfanduna (Waagen und Pferde) | 
fichet den auffichtführenden Unterthanen zu j 3 13 
Strafe deifen, der fich derfelben miderfege . 


ug: Nur: und Radı hol — 
Mn darf nicht verkauft werden Ä .$.-108 


Pinnebera J re | W 

Vorſchrift wegen Gebrauchs des auf den Hofſtellen ſtehenden Holzes 4. 133 
Plaggen hun 

verboten 6. 96 


Ranzau ( Graffchaft) | ' 
Vorfchrift wegen Gebrauchs des auf den Hofftellen ſtehenden Holges 613 


Raͤub⸗ und Stoßvoͤgel 


für die Klauen erhalten die Jagdbediente Bezahlung “ $. u 
einigungseid 
Reinig leiſtet der Unterthan, der uͤber den Holztheil die Aufſicht hat I 
eine ganze Dorfſchaft jedody nıcht Ä > | . 13 
auch der Feſtebeſitzer ın Hinſicht des in feiner Hölzung entiwandten Holzes .34 
wann derfelbe bey brüchfälligen ſtatt finder $. ris. 178 
Rendsburg Amt) 
Vorſchrift wegen Gebrauchs des auf den Hofſtellen ſtehenden Holzes 6. 133 
Sapehhol © | 
elholm | | 
Si p Eigenthumsrecht an Bonden⸗ und Stavenhoͤlzungen 6. 134 
rge 
g Verbot, dazu Eichenholz zu nehmen 6. 23 
Schädten und Weiten hauen 
ift unterfaget | $.97 


Schleswig-Holſteiniſche Landeommipion 
bat ihre Operstiones su Abſchaffung ber Viehweide in den Hoͤlzungen eifrig fortzuſehen $. 16 


für Schleswig und Holfem an 
ingenlegen wider Wild “ | 
DM $. 174: 175 


Stoßvoͤgel (Raubvögel) . J 
Strafen Bu 
7 perer, bie fich den Forſtbedienten bey Nusöbung ihres Amts 68 iberfepen 8 
“derer, bie den Forſtbedienten Korn, Brod-und andere Gaben geben .9 
derer, welche beym Fällen der Bäume andere befchädigen] | 9.58 
wenn fonft Bäume befchädige werden . | | .9 
wie bey deren Beſtimmung zu verfahren u 
Stubben ausguraben ' nn | . 
| iſt verboten | u 9% 
\ s T. 
Tannen | a = 
und Lerchenbäume follen gefogen werden nn $. 20 
Zaration | 
tie baben iu Em | | < $. 46 
des geſtohlnen Does 4: | . 73. 74 7 
des Ausyeiviefenen Torfs $. 4 
Topp⸗ und Abfanhotz 
ift fo viel möglich mit zum Deputatholz anzuwenden $. 48 
wird bey ausgewieſenem Pflug; und Raͤdeholz den Unterthanen mie gelaſſen 8. 48 
vom Deputatholz zu verkaufen $. 56 
wie deffen Entwendung beſtraft n wird 9. 98 
Torfmoͤhre (Koͤnigliche) | 
deren Auffiht und Behandlung. 6. 119. 120. 121. 127 
find. zu befäen oder mit Baͤumen zu bepflangen‘ . 122 
werden jährlich von Amts; und "Korfbebienten unterfücht - | $. 123: 
in wie weit fie von den Unterthanen zu benußen $. 124: 128 
Deftrafung der darin sorgenommenen a W— 9.127 
Beſtrafung, wenn fie in Brand gefegt werden” . u $. 107. 128. 
zorfmöhre (eigenthümliche) Ä namen 
ſind wirthfchaftlich zu gebrauchen | — 137 
wie im Gegentheil zu verfahren 137 
m | u. 
Unterbufch oo. EEE 
außjuroften.unterft 5. $. 96 
Vieh ch 8 ” 2 
welches in gefchleffenen Hoͤlzungen angefroffen wird i u con riren . 30. 31 
Strafe deſſen, der ed vorfeglich hinein getrieben j in nf s 33 
Viehweide | 
in den Hölzungen abzufchaffen, %. 16 
00 von ird in den geſchloſſenen Gehaͤgen gar nicht gebultet ° J $. 30 
elwil 
| Strafe. wenn jemand die Nefter öhret, oder die Jungen wegnimmt . 173 - 


Beckmanns Geſetze II. Theil, | 2 W. Wadel⸗ 


123 2. Holz⸗und Jagdverordnung 
| W. 
Wadelzeit 


iſt die eigentliche Zeit gu Holzausweiſungen 
Wagen und Werde 
der Holzdiebe, mie bamit in Pfaͤndungsfaͤllen zu verfahren 
zeigen bey einem Holzdiebſtahl den Thaͤter an 
mit geſtohlnen Holz werben confiſcirt 
ege | 
w 8 zu deren Reparation iſt kein Buſch zu nehmen 
muͤſſen durch geſchloſſene Hoͤlzungen nicht geduldet werden 
Weichhols | 
ift forfimäßig einzutheilen und gu bauen 
iſt zum Zaunbuſch und Zaunpfählen fu gebrauchen 
Dorfchrift wegen Benugung des Eigenthumsweichholzes 
Weiden hauen (f. Schaͤchten) 
Wild u 
darf nicht ohne Schein in die Staͤdte gebracht werben 
Deputat oder Lieferung 
Derfauf 
Beſtimmung des Schießgeldeg . 
in wıe weit deſſen Verſcheuchung von Kornfeldern erlaubt iſt 


Wildbahn 
Etrafe für einen darin betretenen fremden Jäger und feinen Herrn 
wer darin mit einer Slinte oder Schießgewehr betroffen worden 


Wilddieb 
wer zur Ergreifung hülfreiche Hand leiften muß 
Belohnung wegen eines ertappten Wilddiebes 
Rilddiebita' l 
Beftrafung des erſten Diekflahle 
Beftrafung der zweyten Wilddieberey 
Beſtrafung der Milttarrperfonen 
der durch Echlingenlegen begangen wird 


Wildhaͤute 
muͤſſen nicht ohne Atteſt gekauft werden 
Wildverkaͤufer | 


wenn er fich nicht Tegitimiren fann, wird als ein Wilddieh angeſehen 


Belohnung deſſen, der einen unbefugten angiebt 
Wind⸗ und Vorſteherhunde (ſiehe Hunde) 


Windfallholz 
wie es damit zu verhalten 


Wirthſchaft 
darf kein Forſtbedienter treisen 


fie Schleswig und Holle. ia} 


Zaunbuſch⸗ und Zaunpfähfe (fiche Ausweiſung) 


dazu ift nur Weichholz zu nehmen | 8. 52 
Preiß deſſelben En 2. 8* ihbid. 
Zollbediente und Sifteurg Feadeet ben u ski BEE Se * | 
J aben auf dag in die Städte kommende Holz zu vigiliren —— . 98 
n ls auf das —S kommende Wild | 9.150 





Goßfirftich . Schleswig · Holfeinifche, Policey 
ordnung. Kiel den 2often Januar 1768. 





Ton Gottes Gnaden Wir Paul Petrowitz, Kaiferlicher Kronprinz, 
Thronfolger und Groͤßfuͤrſt aller Reußen, Erbe zu Norwegen, Derzog 
zu Schleswig,, Holſtein, Stormarn ynd der Dithmarſchen, Graf zu Olden⸗ 
burg und Delmenhorft 2c. ꝛc. Da Wir.Unfere furnehmſte Sorge jederzeit auf das 
wahre Wohlſeyn Unierer Unterthanen richten, und Uns daher inſonderheit angelegen ſeyn 
laſſen, alle diejenigen Mittel, wodurch deren Nachtheil und Verderb vorgebeuget, und 
dagegen deren MBoplfahrt befördert werden koͤnne, zur Hand zu nehmen; und zur Erlans 
gung dieſes heilfamen Endzwecks vorzüglich erforderlich feyn will, daß in Unfern Herzogs 
thuͤmern und Landen durchgängig eine gute Ordnung mittelft einer wohleingerichteten Polbs- 
cey eingeführer, auf das genaueite gebandhaber und beftändig beybehalten werde ; 


Als haben Wir zu Erreichung diefer Abficht nachftehende ausführliche Policeyords - 
nung, welce..durchgehends die. Kraft eines Grundgeſetzes haben foll, entwerfen, und 
Öffentlich durch den Druck zu jedermanns Miffenfchaft und gebuͤhrender Nachachtung 
befanns machen zu laflen, Uns allergnädigft bewogen gefunden . 


§. 1. — 
| Bon: ber Seyer der Sonn: und Feſttage. 

Es veriteher ſich von feldt, daß ein jedweder den heiligen Sonntag, und nähft 
dem die fonft verordneten Feyertage dem Dienfte Gottes und der Anhörung des göttlichen 
Worts vorzüglich widme, ſolche mit aller Ehrerbierung fegere und fich aller ihm fonft an 
denen W rkeitagen beyfommenden Berufsarbeit, woferne nicht die hoͤchſte Noch ſolches 
erfordert; die doch aber auch von der Zeit, da *8 eigentliche öffentliche Gottesdienſt annoch 

| 2 währet, 


124 3. Schleswig » Holfteinifge 


waͤhret, nicht zu verftehen ijt, enthalte. Wie denn eines jeden Orts Obrigkeit darauf zu 
feben, und die murhwilligen Webertreter nachdruͤcklich zu beftrafen hat. 


$. 2. 

An denen Sonns und Fefttagen foll während des Gottesdienftes ſowohl auf denen 
Kichhöfen, als auf denen Gaſſen und öffentlichen Plägen alles ruhig und flille ſeyn; 
wer biewider handelt, har eine unausbleibliche nach Befinden der Umſtaͤnde zu beſtimmende 
Strafe zu gewärtigen. s 

..3 


Alle foihe Handlungen, wobey Mufifen, Tänze nnd dergleichen fonft erlaubte 
weltliche tuftbarfeiten gewoͤhnlich find, muͤſſen niemals an einem Sonnabend oder Feſt⸗ 
vagpanend nach neun Uhr gehalten werden, uud an einen Sonns und Fefttage felbft niche 
eher ihren Anfang nehmen, als bis der Gottesdienſt völlig geendiger if. Und damit hier⸗ 
unter im ganzen Lande eine Richtſchnur fen; ſo follen, dergleichen Luſtbarkeiten an einem 
Sonn⸗ und Fefttage niemals vor vier Uhr Nachmittags angefteller werden; wie b 
der, oder diejenigen, welche fih hierunter etwas zu Schulden kommen laflen, nach ‘Bes 
fchaffenheit ihres Standes und Vermögens mit einer unabbittlichen Geldſtrafe reſpective 
von finfiig bis einen Reichsthafer beleget werden follen ; welche Strafe ſich nicht nur auf 
die Suite, fondern auch auf deren Wirthe erfirecket. 


Ä 4% u; 
Waͤhrend des Gottesdienſtes ſowohl Vor⸗ ale Nachmittags, follen in den Sedb⸗ 
ten, Sieden und Kirchdörfern alle Kramladen, Werfftätten, auch Biers und Vrannıs 
weinsſchenken gefchloffen ‚feyn, und daraus nicht das geringfte, unter welchem Vorwand 
es auch wolle, verkauft, oder über die Straffen getragen werden. ‘Diejenigen, welche 
ſich wider diefe Ordnung vergeben, follen jedesmal um drey Reichsthaler beftrafet werben. 


Auf dem Lande wird gleichfalls alle Feldarbeit, fie mag Damen haben wie fe 
wolle, auffer in dem Falle der dringendflen Norhwendigkeit, an denen Sonn⸗ und Fefltas 
gen gänzlich unterfaget. j 

§. 5 


Von abergläubifchen Handlungen. 


Alle mit einiger Urt des Aberglaubens verknüpfte Handlungen, es mögen ſolche 
auf gewiſſe Jahreszeiten eingefchränfer, oder überhaupt vorgenommen werden, { 
befonders das Schaßgraben , imgleichen die hin und wicder an den heil. Chrifts und Drey⸗ 
Fönigsabenden etwa noch im Schwange gebende Gewohnheit drgerlicher Verkleidungen, 
um die Kinder zu erſchrecken; ferner alles Wahrſagen, Kruftallfehen, Eternumtragen, 
Gieblaufen, Boͤhten, Augausfchlagen, Machweifen und dergleichen gehören, werden Un⸗ 
fern gefammten Unterthanen hiedurch auf das fchärfite verboten. Und wie einek jedem 
Orts Obrigkeit in den Staͤdten und auf dem Sande zur Verhuͤtung deffen beftdudig win 
wachſames Auge zu haben, biemittelft anbefohlen wird; fo wird felbige zugleich ermädhtis 
get, die Uebertreter bey entftehenden Fällen mis einer willführlichen und denen Umſtaͤnden 
gemäßen Geld⸗ oder Leibesſtrafe zu belegen, 44 


.. Doliceyordnung " 225 
’ $. 6. " I 
Ben einem geſitteten Betragen im Aeuſſerlichen. 


Da Unſere huldreichſte Abſicht in allen Stücken dahin gehet, daß Unſere Unter⸗ 
ibanen auch aͤuſſerlich durch einen ordentlichen Lebenswandel ein thaͤtiges Chriſtenthum zu 
Tage legen; als wollen Wir nicht nur, daß ein jeder ſich des einem Chriſten unanſtaͤndigen 
Fluchens und leichtfertigen Schwoͤrens, imgleichen des ſchaͤndlichen Saufens und Schwel⸗ 
gens, enthalte; ſondern es ſollen auch vornehmlich alle Zaͤnkereyen und daraus nicht ſelten 
erfolgende Schlaͤgereyen, ſo wie uͤberhaupt gaͤnzlich, alſo auch in denen Wirthshaͤuſern 
und auf den Gaſſen, ernſtlich unterſaget ſeyn. Und gleichwie, was die Wirthshaͤuſer und 
Kruͤge in den Staͤdten und auf dem Lande betrift, der Wirth fuͤr die unter ſeinen Gaͤſten 
entſtehenden Unordnungen zu haften ſchuldig und gehalten ſeyn ſoll, es waͤre deun, daß er 
zu deren Steurung ſogleich entweder die Huͤlfe der Wache geſuchet, oder die Nachbaren 
herbeygerufen haͤtte, ‚feine Mühe aber fruchtlos geweſen wäre; fo ſollen der, oder dieje⸗ 
nigen, welche einigen Laͤrmen oder Unruhe anzufangen fich erfüßnen mögten, fogleich in 
Verhaft genommen, „und diefeninächft von der Obrigkeit, ohne Anſehen der Perfon, ent⸗ 
weder mit einer namhaften Geldſtrafe, oder auch mit zwey⸗ bis dreytägiger Haft ben Waſſer 
und Brod, beleger werden. Was diejenigen insbefondere betrift, welche fich durch Schläs 
ereyen, woraus zu weitern Folgen Anlaß entfteher, vergeben; fo ift Unfer ausdrücklicher 
ie, daß gegen -diefelben nach dem bereits Anno 1731 vorgefchriebenen Duelledict 
pünctlich yerfahren werden fol. Der Bormand einer übermäßigen Trunfenheit mag auch 
zu Feiner Entſchuldigung gereicheh; vielmehr vergröffert diefes Vergehen die verdiente 
Ahndung. 5 — 
§. 7. 
So wenig jemanden in Unſern Fuͤrſtenthuͤmern und Landen bey zu gewaͤrtigender 
ſchwerer Strafe erlaubet ſeyn ſoll, uͤber die in denenſelben bereits getroffene oder noch zu 
treffende neue Anordnungen und gemeinnuͤtzige Verfuͤgungen unzeitige Urtheile zu faͤllen; 
ſo wenig ſoll denenjenigen nachgeſehen werden, welche die ſie ſelbſt im geringſten nicht 
betreffende Handlungen anderer Leute auf eine haͤmiſche und ungebuͤhrende Art und Weiſe 
öffentlich, es ſey mündlich oder auch ſchriftlich, durchzuziehen ſich erdreiſten. Vielmehr 
ſollen ſolche bey entſtehender Beſchwerde, als muthwillige Pasquillanten, mit einer wills 
kuͤhrlichen, nach dem Stand und Wuͤrde der beleidigten Perſon, auch dem ſonſtigen Ver⸗ 
haͤltniß des Uebertreters zu beſtimmenden anſehnlichen Geld» oder Leibesſtrafe, welche 
letztere nach Beſchaffenheit der Umſtaͤnde bis zur zuͤchtlichen Haft extendiret werden ſoll, 
unabbittlich beleget werden. 
o⸗ 8. 


Von Beſtrafung der Suͤnden gegen das ſechſte Gebot. 


Ob es gleich überhaupt bey denen in den Neichss und Landesgeſetzen wider alle 

Sünden gegen das fechfte Gebot: feftgefegten Strafen in alle XBege fein Bewenden behält; 

fo ift dennoch zugleich, um die Gelegenheit zu-dergleichen Ausfchweifungen deflo mehr zu 

entziehen, Unſer gllergnädigfter Wille, daß feine lüderliche und verdächtige Weibsperfonen 

in Unfern Städten, Flecken, Aemtern und Landfchaften fich aufhalten und daſelbſt geduldes 

werden follen; vielmehr bat die Obrigkeit eines jeden Orts ſolche ſogleich wegweiſen und 
| 3 


126 | 3. Schleswig - Holfteinifche 


bis an die Graͤnze Bringen zu faffen. Sollten diefelben fich wirklich einer fo ſchaͤndlichen 
Aufführung fchuldig gemacht haben; fo füllen fie vor der Wegbringung, zur öffentlichen 
Beſchimpfung, ins Halecifen geftcllet werden. Und Falls dergleichen luͤderliche Weibss 
bilder fich zum anderumale an demfelben Orte wieder einfinden würden; follen fie auf ein 
Jahr zur züchtlihen Haft und Arbeit angehalten und dieſemnaͤchſt des Landes verwieſen 
werden. 
I. 9. | 
Öleichergeftalt follen diejenigen Hauswirche, welche eines ſchaͤndlichen Gewinnfteg 
halber ſolche verdächtige Perfonen vwiflentlih in ihren Wohnungen aufnehmen und unters 
balten, nach Befinden der Umſtaͤnde, mit einer proportionirlichen Geld u. oder Leibesſtrafe 
beleget werben. . 
$. 10. 


Bon Verhuͤtung eines vorfeglichen Kindermords. oo 


Hat eine Weibsperfon ſich zur Unzucht verleiten laſſen, und befindet ſich ſchwanger, 
und diefelbe hat benzeiten ihren Zuſtand ihren Eltern, ihrer Herrichaft, ihren Beichtvater, 
oder einer gefehwornen Hebamme entdecket; fo foll fic die fonft verwirkte Brüche nur zur 
Hälfte bezahlen. Wenn dahingegen felbige den begangenen Fehltritt anfangs forgfäleig 
zu verbehlen bemüher geweien, und folchen fpäter, als zehn volle Wochen vor ihrer Caby 
bindung jenianden von vorbenannten Perfonen offenbaret hat; fo fell fie demnaͤchſt die ges 
wöhnliche Brüche doppelt erlegen. ollte diefelbe aber auf Befragen der Obrigfeit, ihrer 
Eltern, Herrſchaſt, oder der geſchwornen Hebamme, ihre Echwangerfchaft gänzlich, umb 
fogar bis auf die Stunde der Geburt, hartnäckig geläugner haben; fo foll ein ſolches 
Weibsbild, wegen des daher entfpringenden Verdachts eines intendirt gemefenen Kinders 
mords, auf eine willführliche Zeit mir der zücdhtlichen Haft angefchen werden, Im übrigen 
behält c6 wegen der Kirchenbuffe bey denen emanirten Berorduungen jchlechtetdiugs fein 
Bewenden. Zn 


$. In on 

Alte Eltern find fchuldig und gehalten, anf ihre Kinder, und jede Herrfchaft auf 

ihr Geſinde, allezeit ein wachſames Auge zu haben, und ben den geringjten Verdacht einiger 

Schwangerſchaft ſolche Perſenen auf das aenauefte zu befragen, und, wenn felbige ibre 

begangene Schwachheit eingeftanden, folches ſogleich gehörigen Orts anzuzeigen, auch 

diefeinnächft denenfelben zur Erhaltung ihrer Leibesfrucht und Verhuͤrung aller unglücklichen 

Entjchließungen mit gutem Rath und aller chriftlichen Beyhuͤlfe bis jur Zeit ihrer Eutbin⸗ 
dung an die Hand zu gehen. ’ | 

® 12. 


Bon Beſtellung gefchmorner Hebammen. 


Damit Fünftigbin dem Unheil vorgebeuget werde, welches bisher verfchiedentlich, 
infonderheit auf dem Lande, daraus entflanden, daß folche Weiber, welche niche die ges 
hoͤrige Kenntniß und Gefchicklichfeit beiigen, die Handthierung der Hebammen oder Weh⸗ 
muͤtter getrieben’z'fb foll hinfüro eines jeden Orts Obrigkeit ernftlich dahin ſehen, daß dieſen 
Unfug gänzlich Wandel geichaffer werde. Dahingegen follen innerhalb drey Monaten nad 
Publicirung diefer Policegverordnung in einer jeden Stadt und Flecken (wo folche" niche 

etws 


3. Policeyordnung . . "227 


etwa bereits befindlich ſeyn follten ) ,. wie auch: in jedem Amte zwo; «und in jedens Kirchſpiel 
der Landſchaft Norderdithmarſchen wenigftens eine Wehmutter angenommen, und-nachdems 
fie von Unferer mediciniſchen Facultaͤt zu Kiel, als wohin jede Obrigfeit ſie zur Examinirung 
(welche auf Koften der Gemeine, dafern etwa die Perfon folche Koften felbft zu tragen nicht 
vermögend feyn follte, zu bewerfftelligen ft, ) zu fchicken hat, tüchtig befunden, und mit 
den gehörigen Atteſtato verſehen worden, von der Obrigkeit eines. jeglichen Diſtricts in Eid 
genommen und ‚zur privilegirten Wehmutter beftellet.werden: da denn, bey, Bermeidun 
fcharfer Ahndung, niemand, als fie, oder in dem hoͤchſten Nothfall, wenn nemlich die 
geſchwoͤrne Hebanıme durch) bereits obhabende Amtsverrichtung, oder andere unvermeidliche 
orfälle abgehalten würde, folche Perjonen, welche von geſchwornen Wehmüttern anges 
führer und unterrichtet worden, das Amt der Hebamme zu verrichten berechtiger feyn follen. 


5. 5 
Tare 


indem diefe heilfame Verrichfung das wahre Wohl Unſerer Unterthanen zum Ends 
zweck hat; fo follen diefe conftimirten Wehmütter ihren Verdienft nicht nach eigenem Ges 
fallen beftimmen und fteigern mögen, fondern es hat eines jeden Orts Obrigkeit, nach dem 
verjchiedenen Verhaͤltniſſe derer an den Orte fich aufhaltenden Leute von geringerem Stande 
und Vermögen, denen gefhwornen Wehmiüttern eine Vorfchrift zu ertheilen, wie viel 
diefelben in jedem Fall für ihre Mühe zu fordern-befugt feyn ſollen. Und damit felbige auch 
in den Stand. gefeßet werden. mögen, armen und nothleidenden Perfonen ihre Hülfe uns 
entgeltlich leiften zu koͤnnen; fo fol für eine jede dererjelben an denen- Orten, wo fie nicht 
etiva ſchon ein gewiſſes Salarium aus dem Aerario publico zu genießen haben, von derjes 
nigen Commune, bey der fie angeftellet find, ein jährliches Gehalt, und zwar in den 
Städten von vier und zwanzig; in deu Flecken, Aemtern und den Kitchfpielen der Landfchaft 
Norderdithmarſchen aber von fehszehn Reichsrhaler zufammen gefchoffen, ‘und derfelden 
anffer ihrem gewöhnlichen Verdienſt pro rata alle Quartal gereichet werden, 


= | | §. 14 .. 
J Von Erziehung der Jugend. nt 
Da eine chriftlihe und vernünftige Kinderzucht ftets den größten Einfluß auf die 
Stiüickfeligfeit des ganzen Staats durch Bildung gefisteter Mitbürger bepält, und folche 
bishero, zumal unter leuten von geringerm Stande, 'fehr verabſaͤumet worden; ale ift 
Unfer gergohtefter Wille, daß die Prediger und Seelſorger diejenigen unter ihrer. Gemeine, 
welche. von GOtt mir Kindern gefegnet find, zur Ausübung diefer angelegenen Pflicht," ſo⸗ 
wohl auf der Earizel, als im Beichtſtul, nachdruͤcklich ermahnen; die Obrigkeit aber dies 
felben zur äufferlichen Beobachtung derfelben, benoͤthigten Falles, durch Zwangsmittel ans 
balten folle, | . J | 
. F. - 15. . oo. Er 
Wie demnach Eltern, und alle, fo deren Stelle vertteten, überhaupt ſchuldig find, - 
in Unfehung ihrer Kinder denen von Uns verfchiedentlich allerböchft äbgegebenen Schuls 
verordnungen eine genaue und unabweichliche Folge zu leiften; ſo find vebige insbefondere 
annoch verpflichtet, ihre Kinder. zu Hauſe auf das forgfäkigfte- vom Muͤßiggang, Muri 
u 16 | willen 


ra8 3. Schleswig -» Holfteinife 


willen und andern mmauftändigen Aufführungen abzuhalten, und hingegen zu einer chriſt⸗ 
lichen, arbeitfamen und gefitteten Lebensart durch ernftliche Vermahnungen, allermeitt aber 
durch ihr eigenes Beyſpiel, zu gewöhnen. 


6. 16. 


Aller tärmen und Srevel, fo von einer muthwilligen Jugend in denen Städten bey 
gewiſſen feyerlichen Handlungen, als Trauungen, Kindtaufen und Beerdigungen, unters 
nommen, oder auf den Gallen, Spaziergängen und öffentlichen Pläßen verüber werden 
mögten, fol fofort durch die Policegbediente und Armenvoͤgte geſteuret und die Urheber. 
ſolches Unfugs nad) defien Groͤſſe durch ißtgenannte Perfonen ſcharf gezuͤchtiget, oder auch 
mit ein» und zweytaͤgiger Haft bey Wafler und Brod geftrafer werden. Damit auch 
Eltern ihre Kinder, und Handwerker ihre Lehrjungen, in deito ſchaͤrferer Aufficht halten, 
und alle etwanige Ausfchweifungen dererfelben verhuͤten mögen ; fo follen felbige, dafern 
ihnen eine Vernachläßigung der Zucht und Auffiche ihrer Kinder und Lchrjungen mit Recht 
bengemeflen werden kann, für ein jedes von leßteren begangenes muthwilliges Unter⸗ 
nebmen, auſſer der die Uebertreter jelbit erwartenden Ahndung, mit einer willfüprlich zu 
beftinmenden Geldbuße beleget werden. So mögen Wir auch eben um deswillen, was 
insbefondere die Lehrjungen der Handwerker betrift, keinesweges geftatten, daß felbige zu 
Kruge geben, und gleichjam ihre eigene Krüge haben: immaßen Wir denn folches fofort 
abgefteller und kuͤnftig ſowohl die fich in den Krügen zum Zechen einfindenden Lehrjungen, 
als auch die Werthe, melde eine ſolche freche Jugend in ihren Krügen dulden, mit nache 
druͤcklicher Straſe angejeben wiflen wollen. 


$. 17% 

Eobald die Kinder confirmiret, und zum Abendmahl des Herrn gelaffen worbem, 
find diejenigen Eltern, die fich nicht in vermögenden Gluͤcksumſtaͤnden befinden, oder Bie 
ihrer Kinder in ihrer eigenen Haushaltung nicht unumgänglich benoͤthigt find, ſchuldig und 
verbunden, folche Kinder entweder zur Erlernung desjenigen Handwerks, wozu biefelben 
Luft bezeigen, anführen zu laflen, oder auch fonft für deren Unterfonmen bey einer guten 
Herrſchaft forderjamft und gewiſſenhaft zu ſorgen. | 


$. 18. 
Von dem Gefinde und Dienfiboten. 


Um denen vervielfältigten Unordnungen Ziel und Maaße zu fegen, melde GG 
zeithero ſowohl in denen Städten, als auch auf dem fande, in Anfehung des Gejindes eins 
geſchlichen; wollen und verordnen Wir, daß Feine Dienftboten Überhaupt, worunter ale 
Bieicnigen verflanden werden, denen von ihrer Herrfchaft Sohn, Livree und Unterhalt ges 
reicher wird, ohne Unserfchied des Geſchlechts und dererjenigen Dienftleiftungen,, zu deren 
Wahrnehmung fie von ihrer Herrfchaft angenommen worden, ſich ordentlicher Weiſe 
irgendwo auf eine fürzere Zeit, ale ein halbes Jahr, und zwar, wie es eines jeden Orts 
Gewohnheit mit ſich bringe, von Oftern bis Michaelis, und von Michaelis bie Oſtern, 
oder von Johannis bis Weyhnachten, und von Weyhnachten bis Johannis, vermierhem 
folten. Auch foll-fowopl die Herrſchaft, als der Dienftbote, Balls keine erhebliche Urfache 

die 


3er Policeyordnung So 129 


Sie Ausnahme von ber. Megel.rechtfertigen koͤnnte, bey willkuͤhrlicher Strafe, ſchuldig und 
gehalten ſeyn, ein ganzes Viertelzahr vorher einander den Dienſt gebuͤhrend aufzuſagen. 
Sollte es aber geſchehen, daß vor ſolcher Zeit entweder die Herrſchaft den Dienſtboten aus 
ihrem Dienſte ſchafte, oder auch dieſer ſolchen verließe, ohne daß in beyden Fällen eine hin⸗ 
laͤngliche Urſache dazu vorhanden waͤre; ſo muß im erſten Fall von der Herrſchaft eines 
halben Jahres Lohn gleichwohl voll ausbezahlet werden, und im letzten Fall der Dienſtbote 
auch den bereits verdienten Theil des Lohns entbehren. 
2 Be Ren auch anf. den Fall, daß ein Dienſtbote ſich wirklich vermiethet haben, 
und dennoch, ohne Dusch, rechtmiäßige Urſachen daran verhindert zu feyn, feinen Dienft zu 
geſetzter Zeit anzutepten een ſollte, derfelbe zu Zurückgebung des Gottesgeldes und 
eines. Strafe: voyn zween Meihsthalerny. oder einer jweentägigen Haft bey Waſſer und 
Burod, condemnirt ſeyn doll; ‚do, mie gleichermaßen auch eine Herrſchaft ſchuldig iſt, dem⸗ 
jenigen Dienſtboten, wolchen fie ainmak gemiethet, und demnäachſt ohne guͤltige Urſachen 
in ihren Dienſt nicht aufnehmen wollte, auſſer dem Gottesgelde, eines Vierteljahres Lohn 
zu eutrichten ha. —— | | 
EEE 2 2 VE ah 19. Ä — . 
7*Eine ˖ jede Herrſchaft ſoll verpflichtet ſeyn, ihren abgehenden Dienſtboten, maͤnnlichen 
ühd weiblichen Gefchlechts, das verdiente Lohn richtig auszubezahlen und ihre Sachen vers 
abfolgen zu laſſen; auch Aufferdem ein Arteftarum über ihre während.der Dienitzeit bezeigte 
Aufführung gu ertheilen. Und damit Hierin denen im Schreiben ungeuͤbten, fonderlich 
tandleuten, eine Erleichterung verfchaffer werden möge; ſo foll die Verfügung getroffen 
werden, daß ben eines jeden Orts Obrigkeit zu folchen Arteftatis gedruckte Formulare bereit 
gehalten und geaen Erlegung von 2 B. à Formular verabfolger werden, in welchen die 
Herrfchaft den Dramen und die bezeigte Aufführung des abgebenden Dienftboren nur mit 
kurzen Worten binzuzjufegen ; das Attellarum fodann mit feines Namens Unterfchrift oder 
Benfügung feines. Handzeichens zu beſtaͤtigen; demnächft aber auch für die Wahrheit. 
folches von ihm ertheilten Atteſtati zu haften hat. Sollte aber eine Herrfchaft in Anfehung 
des auszufersigenden Arreftari einiges Bedenken haben ; fo bat fie folches in der Stadt Kiel 
bey der Policey, und fonft. bey eines jeden Orts Obrigkeit anzuzeigen, | 
Gleichergeſtalt find die. Eltern, die nächften Anverwandten oder der Beichtvater 
von-folchen:teuten, die vorhin noch nicht gedienet haben, fchuldig, diefelben mit einem der 
Wahrheit gemaͤßen fchriftlichen Arteftaro in Unfehung ihrer etwanigen guten oder ſchlimmen 
Eigenfchaften zu verſehen. 5 n — 
— . Br $. 20. Ä oo 
0b iwär Feier Unferer freygebohrnen Unterthanen geringern Standes auf dem 
Sande gezwungen werden foll, fo lange bis feine Umſtaͤnde ihm die Errichtung einer eigenen 
Haushaltung verftatten, bey. andern in Dienfte zu treten; fo fol jedennoch, damit in Un⸗ 
fern Aemtern, und. Landſchaftenes. nicht an der,benöthigten Anzahl von Knechten und Mägs 
= fehlen möge og auf dem, Sande, er mag die Stelle felbft, oder das 


⁊ 


ogenannte Alten il bewohnen, kuͤnftigbin verſtattet ſeyn, von ſeinen erwachſenen Kin⸗ 
ern mehrere unentgeltlich bey-fich. zu behalten, als deren Huͤlfe derfelbe zu Führung feiner 
2 bedarf; als welches der Beurtheilung 
e ‘übrigen erwachfenen Leute beyderley 

X Ge⸗ 


Wirthiſchäft, oder auch zu feiner Pflege unshwenpi 
ein.6 jeden Orts —2* Rene en Al 
Betkmanns Befene IL Theil, 


r 


130 3. Schleswig: Holftenifche 


Geſchlechts, die ſich auffer den vorangeführten Urſachen ben ihren Eltern befiändig aufs 
halten, follen in dem all, wenn fie etwa eine andere Pr. feßiom als die Handthierung 
eines Landmannes treiben wollten, das fonft gewöhnliche Inſten⸗ oder Verbittelsgeld 
gedoppelt bezahlen, und wenn jie feine Profeßion erlernet, daſſelde drenfach in die bey⸗ 
kommende Amtscaffe erlegen, Ä 


§. 21. J on 
Alte und jede zwifchen den Herren und ihren Dienftboten, oder auch zwiſchen letz⸗ 
teren unter fich, es mag fenn aus weichem Grunde es wolle, entfiebende Streitigfeiten 
and Irrungen follen in der Stadt Kiel von Unſerm Voliceygericht, und in denen uͤbrigen 
Städten und lecken, fo wie auf dem Sande von’ der ordentlichen Obrigkeit unterfischer, 
und ohne alle Weitläuftigfeit enrfchieden werden. Geſtalt denn Äberhanpt alle Dienſtbo⸗ 
sen und Geſinde ohne Nückficht auf die Gerichtsbarfeir, worunter ihre Herrſchaft fteher, 
in der Stadt Kiel Unſerm Policengerichte, und in denen Andern Städten und Flecken, rote 
auch in denen Memtern und der Landfchaft Norderdithmarſchen der Jurisdiction eines 
jeden Orts Obrigkeit unterworfen feyn follen. Jedoch find hiebey fewohl Unſere Policey⸗ 
als übrige Obrigkeiten allemal, wenn fie in verfommenden Faͤllen dergleichen Dienftboten 
vor ſich fordern laffen, ſchuldig und verbunden, deren Herrſchaft jedesmal nach dem Vera 
haͤltniß ihres Standes und ihrer Würde, nebſt Anführung der Bewegurfachen relpettiug 
geziemend darum erfuchen, oder derfelben es vorgängig befannt machen zu laflen. 


§. 22. 
Don Wesfhaffung des lofen Geſindels. 


Da feit einiger Zeit mißfällig benerfer werden müflen, daß obnerachtet Unſeres 
bereits vorhin ergangenen Verordnungen die Anzahl von berumlaufenden ‘Bettejubeit, 
Zigeunern und allerhand loſen Gefindel ſich faft täglid) im Lande vermehre, und Unſers 
ernſtliche Abjiche dahin gehet, zur Eicherbeit linferer getreuen Unterthanen Unfere ande 
von dergleichen diebifchen und unnügen Müßiggängern zu ſaͤubern; als bat eine jede 
Dbrigfeit in dem ihrem Gerichtszwang unterworfenen Diftrict fogleih nach Publication 
diefer Verordnung eine genaue Bifitation vorzunehmen, und alle darin etwa angetroffene 
Landftreicher, fremde "Bettler ıc. unverzüglich in Verhaft nehmen und über.die Erde 
bringen zu fallen. Und wollen Wir demnaͤchſt, daß eine folche Vifitation von der Obrig⸗ 
keit, in der Stadt Kiel aber vornemlich von Unſerm Policenmeifter, alle Jahre wenigftens 


m. an einer nach ihrer eignen Prüfung zu erwählenden bequemen Zeit angeflels 
et werde, 


G. 23% >; — 

| Daferne dergleichen loſes Gefindel in denenjenigen Städten, Flecken nd Memeem, _ 
welche niche an der Graͤnze belegen find, vorgefunden werden follte; fo foll daffelde nach 
vorbergegangener Anzeige von einer hiezu zu beftellenden hinfängfichen Anzapl’der Benache 
Barten Stadt⸗ oder Amtsunterthanen an der Scheide in Empfang genommen und auf gleiche 

Weiſe ohnweigerlich bis an die Graͤnze des Landes transporticet werden, ge 


, 


‘ 
N + ST, 


Pong . gr 


— §. 24. u . 

Sollten bie 'eingefchlichenen Zigeuner und Tüderliches Geſindel fich eftwa zut Wehr 
fegen wolfen; fo iſt im erforderlichen Fall von denen nah angränzenden Amtes oder 
Stadtseingefeffenen eine fhleunige und ohnweigerfiche Hülfe zu leiften, damit man derfels 
ben habhaft werden koͤnne; und find fodann dergleichen freche Landſtreicher, wenigftens 
die Rädelsführer unter denſelben, ohne weitere Umftände in das Neumünfterfche Zuchthaus - 
zu bringen, um dafelbft blos durch ihre eigene Arbeit den ihnen zu reichenden Unterhalt zu 
verdienen. Cine gleiche Strafe foll ganz unabbitelidy in Anfehung desjenigen berumftreis 
fenden Gefindels ftatt finden, welches einmal des Landes verwiefen worden, und der erhals 
tenen Warnung ungeachtee fich wiederum in demſelben betreten läflet, \. 


u Damit auch dergleichen herumſchweifende gandjtreicher, Zigeuner und fremde 
Bettler in Anfehung diefes fie angehenden Verbots und der ihnen angedroheten Zucht⸗ 
bausitrafe fich um fo viel weniger mit der Unwiſſenheit entfchuldigen mögen; fo wollen 
Wir, das in Unſern Fuͤrſtenthuͤmern und Landen, vornemiich an denen Öränzorten, wie 
fie auch Namen haben moͤgen, bey den Sandftraßen oder Hauptwegen, fo in diefelben bins 
einführen ,. Dfähle aufgerichtet werden, welche an einer Tafel allem lüderlichen Geſindel 
zur Warnung die Aufichrife führen: | ‚ 
Zigeuner, Kandftreicher und fremde Bettler Fommen in das Zuchte 


e 


baus nach Neumuͤnſter. 

Woben ein jedweder ernftlich und mit Bedrohung einer zehmährigen Haft im Zuchtbaufe, 
verwarnet wird, an folchen Pfaͤhlen fich auf feine Weiſe durch deren Abhauung oder Vers 
ſtuͤmmelung zu vergreifen; wie denn zu eben diefem Ende denen an foldhen Orten befindlis 
‚hen Einwohnern ‘hiemit aufgegeben wird, auf diejenigen, fo an denſelben zu freveln ſich 
unterftehen mögten, ein wachſames Auge zü haben; in dem Fall aber, daß fie fich bierim , 
eine Nachlaͤßigkeit zu Schulden konımen laſſen, einen neuen Pfahl aus eigenen Mitteln 
herbeyzuſchafffffen. | 

Wie nun Unfere gefammten Obers und Unterbeamten auf dem Lande und in denen 
Staͤdten, in der Stadt Kiel aber Unfer Policeymeiſter, für die unverbruͤchliche Gelebung 
dieſer Vorfchrift zu forgen, alles Ernftes hiedurch angeriefen werden; fo haben felbige die 
ihnen nntergebene Bediente, befonders in denen Aemtern die Hegereuter und Holzuögte, 
imgleichen die Bauervoͤgte eines jeden Dorfes dahin beftändig anzubalten, daß ein jeder in 
feinem Beritt oder. Dorf auf die Wegſchaffung der fich einfindenden unbekannten und ber» 
umziehenden Mußiggänger genau. vigilire, und fobald er verfpüren follte, daß ein oder 
mehrere von dergleichen Leuten, fich. einfchleichen wollten, davon unverzüglich, und bey 
Vermeidung einer für jeden.fäumigen Hal zu erlegenden Geldftrafe von fünf Reichsthaler 


* 


bey ſeiner vorgeſetzten Obrigkeit die gehoͤrige Anzeige einbringe. 
| | $. 26. 


Keim Gaſtwirth oder Krüger in denen Städten oder auf dem Sande foll, fo lieb 
ihm tft, einer Geldbuße von zehn Rthlr. zu entgehen, unbekannte Perfonen, und noch 
weniger einiges herumziehendes lofes Geſinden laͤnger als eine Nacht in ſeinem Dt 

| 2 beher⸗ 


7 


Pr 


133 3. Schleswig s Hdkfteinifche 


beherbergen, ohne folhes, in der Stadt Kiel, bey Unſerm Policeymeifter, in denen 
übrigen Städten, Flecken und auf dem Lande aber bci jeiner Obrigkeit gehörig anzuzei⸗ 
gen, damit felbige die Paͤſſe und Atteſtata von dergleichen etwa verdächtinen Perjonen 
unterfuchen, und nach derfelben Beſchaffenheit und fonftigem Befinden der Umſtaͤnde das 
weitere verfügen Pönne. Die bisher hin und wieder, zumal auf dem Laude, angelegt 
geweſene fogenannte Bettlerkruͤge und Herbergen follen jogleich aufhören und Fünfsighin 
sicht weiter gedulder werden, " 


| $. 27. 


Damit Bein $andftreicher dadurch einen Aufenthalt in Unfern fanden erlange, daß 
er fi auf eine kurze Zeit als ein Inſte in einem Amte oder in der Landſchaft Morderdirhs 
marjchen wohnhaft niederlaffe, als befehlen Wir hiedurch ernſtlich, daß eines jeden Orts 
Dbrigkeit Sie Herkunft und das Gewerbe eines neu ankommenden fremden Inſten forgfäls 
tig unterfuchen, und denen, fo von verdächtiger Auffuͤhrung ſeyn follten, den Anfenthalt 
in der ihr anbetrauten Jurisdiction nicht geſtatten ſolle. Zu welchem Ende kein Hauswirth 
bey zehn Reichsthaler Strafe einen ſolchen unbekannten Inſten maͤnnlichen oder weibli⸗ 
hen Geſchlechts, ohne vorher erhaltenen obrigkeitlichen Conſens in ſeine Wohnung anf⸗ 
en felbigen auch ebenfalls niche ohne Erlaubniß der Obrigkeit wiederum wegziehen 
aſſen fol, a Zee 


| N 28 
Kon Beſtellung ordentlicher Nachtwachen auf bem Lande. 


Un denen anf dem Sande wohnenden Untertbanen vor allen bey nächtlicher Zeit 
etwa entftehenden Feuersgefahren, imgleichen vorzunehmenden Diebſtaͤhlen und fonftigen 
Unordnungen Sicherheit und Ruhe zu verfchäffen, fol hinfuͤhro, ſonderlich zur. Herbſi⸗ 
und Winterszeit vom ıften October bis zum ıften April jeden Jahres !in einem jedweden 
Dorfe obne Unterfchied ein Nachtwächter befteller fenn, der des Nachts fleifig im Dorfe 
berumgehe, und auf alles genau Act babe. Und tamit es biezu keines befonders anzus 
nehmenden Menfchen. bedürfe ; fo fol diefe Nachtwache beftändig unter allen Hauswirthen, 
das ift, unter allen denen, welche Häufer und Kahten eigenthümlich beſitzen, im' SDorfe 
rund geben, und nach der fie treffenden Ordnung abgehalten werden. Jedoch follen Die 
Hauswirthe berechtiger feyn, bey ihrer etwanigen Abwefenbeit, oder fonftigen Verhin⸗ 
derungen, die Beforgung der Nachtwache ihrem Knecht, oder einem andern Ähern Men⸗ 
ſchen, fuͤr deſſen Treue und Wachſamkeit fie aber die Gewaͤhr leiſten muͤſſen, zu uͤbertre⸗ 
gen. Es iſt demnach von Unſern Amtmaͤnnern, Land⸗ und Kirchſpielvoͤgten eine ſolche 
Nachtwache bey Unſern ſaͤmtlichen Dorfichaften ſofort nach Bekanntmachung dieſes Befehls 
anzuordnen, und auf deren genaue Beobachtung zu halten. 


Die Bauervoͤgte eines jedweden Dorfes ſollen fuͤr die unverbruͤchliche Wahrneh⸗ 
mung dieſer guten Ordnung haften, und bey entſtehender Verſaͤumniß auſſer der den Schul⸗ 
digen treffenden Ahndung mit einer willkuͤhrlichen Geld⸗ oder Leibesſtrafe angeſehen 
werden. 


$. 2% 


Policehor dnung. t 283 


} | a An $, 29 | " | E 
Von der neuen Einrichtung in Anfehung des) Armenweſenuns 


Indem Unſern getreuen Unterthanen nichts mehr zur Laſt gereicher, als die fich faſt 
täglich mebrende Anzahl fremder und einheimiſcher Bettelleute, worunter fich zum Theil 
ſoiche gefunde und ftarfe Dienfchen befinden, welche noch durch Arbeit ihr Brod zu erwers 
‚ben im Stande find; ſo wollen: Wir, daß in Anſehung des Armenwejens überhaupt, und 
‚damit folchen wahrhafug elenden und unglücklichen Perfonen, die Alters, Krankheit und - 
‚anderer Gebrechen halber wicht vermögend find,. ihren Unterhalt ſich weiter zu verfchaffen, 
durch eine thätige und hinreichende Hülfe unter die Arme gegriffen werden koͤnne, folgende 
Borfchriften in Unſern Fuͤrſtenthuͤmern und fanden auf das genauefle ins Werk gefege 
und unverbrüchlich beobachtet werben, follen, —34 | 


e J F ir Ä $. 30. | | 

Sogleich nach Bekanntmachung diefer Verordnung fol eine jede Obrigkeit, die in 
dem ihrem Gerichtszwang unterworfenen Amt, Landfchaft, Stadt und fonftigem Diftricte 
befindlichen Bettelleute ohne Unterfchied des Alters oder Gefchlechts vorfordern, unter fels 
bigen nach einef ‚genauen Unterſuchung die Fremden von den Einheimifchen abfondern, 
und erftere, mit einem norbdärftigen, Zebrpfenuing bis au die Graͤnze bringen, auch nad) 
Maasgabe des $. 24 diefer Policenordnung bey Androhung der unausbleiblich zu gewärs 
tigenden Zuchtbansftrafe warnen laffen, die biefigen Lande binführo zu vermeiden. . Bey 
denen zuräcfbleibenden einheimiſchen Bettleru, unter welchen Beneunungen diejenigen 
verftanden werden, welche entweder gebobrne fandesfinder find, oder eine Zeit von zwan⸗ 


weR i 
“4 


zig Jahren in demfelben den Aufenthalt genoffen, find wiederum folche beute, die geſunde 


Gliedmaßen befißen und durch Arbeit-ibren Unterhalt verdienen können, von dem. Muͤſ— 
Hagang und Betteln abzubalten, und’ durch Gefaͤngniß⸗ oder feibesftrafe, allenfalls auch 
durch züchtliche Haft dahin ernftlih amzuweiſen, daß fie ihre Nahrung auf eine ehrliche 
Weiſe, die Männer als Tagelöhner, ‚und die Weiber durch Spinnen und dergleichen 
ſuchen. Dabinaegen aber foll zugleich die Obrigkeit von denen, fich alsdenn vorfindenden 
‚mirleidenswürdigen Menfchen, die fo unglücklich. find, der Kräfte uud ides Vermögens 
fich felbft zu ernäpren, berauber zu feyn, ein aecurates Berzeichnis-verfertigen laflen „ damit 
dieſemnaͤchſt ein jeder derfelben nach derjenigen Stadt, Laudſchaft, Amt oder Flecken, 
woher er gebürtig, transportiret werden, und daſelbſt auf feine uͤbrigen Lebenstage feinen 
nothduͤrſtigen Unterhalt empfangen Fönne, u N 
Zu diefem Ende, umd damit der hierunter geſuchte heilfante Zweck deſto ehender 
und ungezweitelter erreichet werde, haben fich Unfere fämtlihen Anitmänser, der Landvogt 
in Morderdithmarſchen, Unſer Polteeymeifter, wie auch Bürgermeiftere und Rath in 
der Stadt Kiel, ſowohl als der Magiſtrat in denen übrigen Unſerer privativen Landesho⸗ 
beit unterworfenen Städten dahin eifrigſt zu beſtreben, daß ihn einer jeden‘ Stade nnd 
lecken, im denen Aemtern und der Sandichaft Norderdithmarfchen aber in einem jeds 
weden Kirchfpiel, durch eine freywillige Unterzeichnung derjenigen Summe , welche jeder 
Eingefellener der Stadt oder des Kirchfpiels a Vermögen zur ———— ie 
3 naͤh⸗ 


134 3. Schleswig » Holfteinifche 


Ernäßrung der Armuth alljährlich beytragen will, des forderfamften und aufs fpätefte ins 
nerhalb fehs Wochen a dato publicationis diefer Verordnung eine ſolche Öffentliche Armens 
caſſe errichtet werde, woraus denen nad) dem Inhalt des vorhergehenden $phi übrigbleis 
benden Armen einer jeden Stadt und Kirchfpiels eine Linderung in ihrem Elende durch 
Reichung des benoͤthigten Unterhalts zufließen koͤnne. Wir hegen hiebey zu jedem Unſerer 
getreuen Unterchanen das zuverjichtliche gnädigfte Vertrauen, es werde derfelbe nach dem 
von Uns ihm durch die beträchtlihen Summen, welche jährlich aus der Cammercaſſe pur 
Erleichterung unglückliher und dürftiger Perfonen hergegeben werden, vorgeitellten Bey⸗ 
fpiel, ſich Aufferften Fleißes bemühen, durch eine reichliche und nach eines jedweden zeitlis 
hen Vermögen proportionirlich eingerichtete DBenftener feine mildthaͤtige Mienfchenliebe 
und chriftlihen Geſinnungen gegen den notbleidenden Nächften an den Tag zu legen, und 
Uns niche im Gegentheil durch unchriftliche Weigerung in Anfehung diefer die Armuth 
betreffenden Anftale nöchigen, den von einem jeden nach feinem Stande und Einkünften 
zu diefer löblichen Anordnung zu leiftenden Beytrag demfelben ausdrücklich vorzuſchreiben; 
als welches in dem nicht gehoften Weigerungsfall opnfehlbar gefchehen foll. 


$. 32. 

Der Fond einer dergeftaft allenthalben zu errichtenden Armencafle fol auſſer dem 
jährlich mit denen in den Armenblöcden und Büchfen, wie auch Klingbeuteln gefammleten 
Geldern, imgleichen in der Stadt Kiel, an deſſen Magiftrar Wir noch fpeciellere das Ars 
menwefen betreffende Vorfchriften ablaffen wollen, mit dem Weberfchuß aus den Klöftern 
verniehrer werden. Die Adminiftrirung, Austheilung und Berechnung fämtlicher bey 
der Caſſe einfließender Gelder foll in der Stadt Kiel unter der Aufjicht des Policeymei⸗ 
fters,, eines Predigers und eines Rathsverwandten von zwern ehrbaren angefeflenen Bürs 
. gern; in denen übrigen Städten unter der Direction eines Mitgliedes des Stadtmagiſtrats 
und eines Predigers, gleichfaUs von zween angefeffenen Bürgerleuten; und endlich auf 
dem Lande unter der Aufficht des Hauss oder Kirchfpielvogts und des Predigers, von 
zween Kirchjuraten beforget werden. Won denen hiezu verordneten Bürgern in deuen 
Staͤdten, und Kirchjuraten auf dem fande, foll alle Fahre einer abgehen, und an deſſen 
Stelle ein anderer erwaͤhlet werden, deryeftalt, daß allemal ein jeder diefes Amt zweg 
Sabre verwalte und immer einer ben der Caſſe fey, der von dem vorhergehenden Jahre 
Beſcheid wiffe. Fuͤr feine gehabte Bemühung erhält der abgebende Bürger zehn, und 
der Kirchjurat auf dem Lande fünf Rthlr. aus der Caſſe. Die durch Unterzeichnung der 
Eingefeffenen eines jedweden Orts einfommende Benfteuer foll von denen Vorſtehern und 
DRechnungsführern der Armencajje monatlich eingefordert, und fodann das für einen jeden 
Armen auszumerfende Quantum wöchentlich an denfelben bezahlet werben. 


§. 33. 

Die Obrigkeit eines jeden Orts wird auf das nachdruͤcklichſte hiedurch angewieſen, 
die uͤber die Einnahme und Ausgabe der Armencaſſe zu fuͤhrenden Rechnungen alle Jahre 
gehoͤrig aufzunehmen. Und wie derſelben gewiſſenhaſten Beurtheilung uͤberlaſſen bleibet, 
diejenige Summe feftzufeßen, die einer jeden nothleidenden Perſon nach der verſchiedenen 
Beſchaffenheit ihres Alters und ihrer elenden Umſtaͤnde alljährlich zu reichen feyn wird; ſo 
fol die Obrigkeit Hauptfächlich darnach fehen, daß, wenn an jedem Orte die Einnahme der 


. Policeyordnung. . 2 0. 388 


Armencaffe durch die gefchebene Unterzeichnung der Eihgefeflenen, und fonft etwa vorhan⸗ 
dene Einflüffe zu Tage lieget, fodann die Ausgabe derfelben dergeflalt.eingerichset werde, 
daß auffer der zum norhdärftigen Unterhalt der vorhandenen Atmen erforderlichen Sufnme 
ein Ueberfchuß bleibe, wovon ihnen bey entftehenden ſchweren Kranfpeitszufällen einige 
Bermehrung zur Pflege angedeiben, ifre geringen Beerdigungsfoften abgehalten, ihre, 
Kinder, und überhaupt die au jedem Orte etwa in dürfttgem. Zuftande befindlichen Vatete. 
und Mutterlofe Waifen bis zur ‚Eonfirmation in den Schulen. unterrichtet, und ſodann zu 
Erleruung eines eßrlihen Handwerks untergebracht werden koͤnnen. Sa denen Städten, 
woſelbſt hoffentlich ein beträchtlicherer Beytrag abfeiten der Einwohner erfolgen twird, muß 
aunoch auffer ‚denen worangeführten Ausgaben dafür Sorge ‚geträgen werden, daß aus 
dem Ueberfchuß der Ärniencaſſe folchen nothleidenden Leuten, die ſich ſchaͤmen, offenbar zu 
betteln, und deren dürftiger Zuftand felbft um deswillen Mitleiden verdienet; imgleichen 
Benen mit guten Paͤſſen und Zeugniſſen verſehenen Emigranten und. andern dergleichen 
Perfonen eine thaͤtige Erleichterung und Hälfe zufliegen Pönne, . — 
Sobald diefe mit .Unfern huidreichſten Abfichten übereinfommende Errichtung 
beftändiger Armencafien im ganzen Lande zu Stande gekommen; foll das bisher im 
Schwange gegangene Betteln, ſowohl indenen Städten auf den Gaſſen und öffentlichen 
Plägen, oder in den. Däufern, als auf der Landſtraſſen, Truppweiſe und einzeln, gänze 
lich, und zwar. bey Vermeidung proportionirlicher-Leibes> oder Gefängnißftrafe im erſten 
Vebertretungsfall, demnaͤchſt aber bey unausbleiblich zu gewärtigenden züchtlihen Haft, aufs 
hören und abgeftellet ſeyn; als worauf von fämtlichen Obrigfeiten in denen ihnen unterges 
benen Diſtrieten aufs forgfältigfte zu vigifiren, und folhes durch die beyfonimende Amtes 
und Stadrbediente, Armenvögte u, d. gl. mit gebüßrendem Fleiß zu verbüten if. 


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J I. , 
Von Ausbeſſerung der- Wege, wie auch Neinigung und Pflafterung der Straßen 


in den Städten. 


So wie in Anfehung der nothwendigen Ausbefferung und Unterhaltung der Wege, 
Landſtraßen und Daͤmme durch ſſo vielfach ergangene Befehle Unſere allergnädigfte Willens 
meinung fattfam an den "Tag geleget worden; alfo finder fich auch, was die Städte und 
Flecken betrift, wegen Reinhaftung und Bepflafterung der Gaffen und öffentlichen Plaͤtze 
das Mörhige in denen Conſtitutionen vom gten Aug. 1728 und zoften Sul. 1763 verfüger. 
Wie demnach eine jede Obrigkeit die Aufrechehaltung eines fo wichtigen Theile einer guten 
Policey ſich befonders foli angelegen ſeyn laffen; fo foll audy ein jeder Eigenthuͤmer eines 
Hauſes hiezu gebührend beytragen, daß er, fo.oft vor dem Haufe, welches er befiger, eine 
ſchadhafte Stelle im Steinpflafter entfteher, folche unverzügfichiauf eine dauerhafte Weiſe 
wieder machen laffe; wenn zur Winterszeit die Aufhauung und Wegbringung des Schnees 
und Eiſes von den Straßen anbefohlen wird, folchen Befehl in Anfehung des Theils der 
Safe, an dem das; Haus nach feiner Breite anftößt, -auf eigene Koften befolge, und fich 
uͤberhaupt, bey Vermeidung nachdrücticher Ahndung, ben allen dergleichen Vorſaͤllen 
bereitwillig. bezeige. u er, et 

u | Fa 6. 36 


136 3. Schieswig » Holfeinifg 


.. §. 36.. - j sr ' ⸗ 
Bon Reinhaltung der Brunnen und Waſſerroͤhren, Beſorgung ber Laternen, wie auch * 


daB Fahren der Wagen ın den Straßen der Stadt Kiel betreffend. 


Auf die Reinhaleung der Waflerröbren und Brunnen, imgleichen der Teiche, 
woraus das frifche Waſſer in die Städte und Flecken geleitet wird; nicht weniger für die 
Unterhaltung, das Anſtecken und Brennen der faternen, hat in der Stadt Kiel der Polis 
cegmeifter, und zwar nach Masgebung der Anno 1726 publicirten taternenerdnung ; in 
den übrigen Städten und Flecken aber die beykommende Obrigkeit mit der genaueften Auf⸗ 
merkſamkeit Sorge zu tragen, und alle, die etwa murhwilliger Weiſe ſich daran zu vers 
greifen fi) gelüften larfen mögten, nach Befinden der Umftände, mit Geld⸗ Leibes⸗ oder 
Gefängnißftrafe unabbittlich zu belegen. 0 3 

Auch iſt durch die Policeys und Stadtbediente eines jeden Orts, vornehmlich an 
denen Markttagen, darnad) zu ſehen, daß keine Ungluͤcksfaͤlle durch unvorfichtiges Fahren, 
Beriperrung aller Paffage durch Zufammenftoßen der Wagen, und fonjten entitebe, und 
daß, wo möglich, allemal die eine Seite der Straße frey bleide: fo wie, wenn Wagen 
und Portechaijen fich begegnen, jeder Theil in Zeiten nach feiner rechten Hand ſich halten, 
und alfo ohne Streit und Zögerung fich einander vorbeykommen Pönnten, 


§. 37. 

Von Abmwendung der Feuersgefahr und denen dahin zielenden Einrichtungen. 

Um den durch Feuersgefahr in Unfern Städten, Aemtern und Landfchaften zu bes 
forgenden Schaden und Nachtheil, fo viel als nur immer möglid, von Unſern getreuen 
Unterthanen zu entfernen, foll abfeiten Unferer gejanıten Obers und Unterbeamten, dee 
Stadtobrigkeit, ıc. mit unabläßigem Sleiß dafür geforger werden, daß dem Inhalt der 
verfchiedentlih, und befonders wegen der Stadt Kiel annoch Anno 1752 cmanitten Feuer⸗ 
Verordnungen auf das genanefte gelebet, die an einem jeden Orte vorhandenen Feuers 
fprügen, Waflerfüben, Schlangen, Eimer, Leitern, Dachftüple, Decken und audere - 
dergleichen Feuergeraͤthſchaften beftändig in gutem und brauchbaren Stande. unterhalten 
und alle Sabre einmal gehörig probiret werden, 


§. 38. > 
An’einer jeden Stadt follen wenigftens zwo, in einem Stecken eine,, und auf dem 
Lande in jedem Kirchjpiel gleichfalls eine tüchtige Feuerſpruͤtze mit allem Zubehör vorhanden 
ſeyn: und iſt Unſer ernftlicher ‘Befehl, daB eine jede Stadt, Flecken oder Kirchfpiel, we 
dergleichen annoch nicht befindlich feyn ſollten, fich innerhalb Jahr und Tag, von der Zeit 
der Bekanntmachung diejer Verordnung an gerechnet, durch eine über die ganze Commune 
zu vertbeilende Anlage, bey Vermeidung einer Geldbuße von funfjig Reichsthalern,. dämit 
zu verfeben habe. Kin jedes Dorf ſoll einige Fenerleitern und Feuerhaken uud jedct 
Hauswirth in demfelben zum wenigften einen ledernen Feuereimer bejigen, oder bey’cit 
Geldſtrafe von zehn Rtihlrn. fich innerhalb eines Jahres Frift —— — ſchuldig fen. . 
In denen Städten und Flecken, fo wie auf den Lande in jeden Anıte oder in jeden» 
Kirchſpiel, foll ale Jahre eine gewiſſe Anzahl angefeffener Einwohner, die hernach durch 
andere wieder abzumechjeln find, dazu bejtellet werden, daß fie. während. diejes Jahres bey 


5Policeyordnung. 7 t 137 


rn 8° 


— — — — 8 de DLR TURE 
einer ſich eraͤngenden Feuersbrunft vorgäglid; ſich einzufinden, und, fo Tieb ihnen ift J ‚eine, 
nachdrückliche Geld s oder Leibesitrafe zu vermeiden, verpflichtet feyn follen, zur Loͤſchung 
des Feuers, Rettung der Gebäude, und Bewahrung der Abgebramnten Haab und Guͤter, 
alfe erfinnliche Mäpe amjuwenden. 0. — 
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In Unſern Aemtern ſoll von denen Unterbeamten, in der Landſchaft Norderdith⸗ 


marſchen von dem. Kirchſpielvoigt des Kirchſpiels und: zween Gevollmaͤchtigten, in denen 
Städten aber von einem Mitgliede des Mugijtrats und einigen deputirten Bürgern, mit 
Zuziehung geſchickter Maurer und Zimmerleute, alljährlich, wenigſtoris zweymal, und zwar 


zu keiner vorherbeſtimmten Zeit, ſondern unvermuthet, eine Generalviſitation oder ſoge⸗ 


nankte Schauung aller und jeder Gebäuderund Feuerſtellen vorgenommen, und nicht nur 
in ſpecie darauf, ob ein jeder feine Im Gebrauch habende Schornſteine ſo, wie einem vor⸗ 
ſichtig ſorgfaͤltigen Haushalter gebuͤhret, fleiſſig und oft genug babe. fegen unereinigen 
laſſen, geſehen; ſondern auch überhaupg die an Caminen, Hefen, Schornſteinen, Möhren, 


auch am Dache und ſonſten gefaͤhrlich befundenen Stellen entweder auf Koſten des Eigen⸗ 


thuͤmers tuͤchtig repariret, oder, Falls ſolches nicht mehr thunlich, ſogleich eingeriſſen, und 


der Eigener. auſſerdem annoch nach, Verhaͤltniß der bewieſengn MRachlaͤßigkeit mit einer pro⸗ 


portionirlichen Geldſtrafe beleget werden, Wie denn auch die Schornſteinfeger, in ſoſerne 
uen eine Saumſeligkeit in Wahrnehnmpg ihres Amtes zu Schulden kommen ſollte, mit 
einer der Groͤſſe des. Verjebens.angameflensn Strafe zu belegen ſindd. 


| 6. 40. | | R R 
So wie bereits vorhin von Uns alfergnädigft verfüget worden, daß auf dent fände 
In denen Dörfern durchaus feine Backöfen in den Hauſern und Kellern , fondern aufſerhalb 
derfelben in gehoͤriger Weite angeleget werden follenz fo finden Wir ıms annoch bewogen; 
Unſern fämtlichen Beamten hiedurch anztıbefehlen, dahin angewandt zu fenn, daß’ von allen 
denjenigen Hausıbirtben, welche bis bieher ihre Backoͤfen in den Häufern behalten, folche 
aufs längfte innerhalb zweyen Jahren, und aljo vor Ablauf des 1769ſten Jahres, und, 
nachdem ..es ihre Vermögensumjtände verftatten, bey zehn Rthlr. Strafe, fobald ale 
möglich, aus dem. Haufe geſchaffet und befonders angeleget werden. — — ee 


Gleichergeſtalt ft von denen Beamten forgfältig, darauf zu haften, daß ein jeder 


Hauswirth zur Vermiriderung der Feuersgefahr ‚einen Bogen oder. Gewölbe von Steinen 
über feinen Feuerheerd ziehen laſſe. iu ern | * 


9. 44. — ar 

In denen Dörfern, bey denen fein binfänglicher Vorrath von Waſſer fich finder, 
defien mau fich bey entſtehender Feuersnoth bedienen Lönnte, follunvesyiglich die Grabung 
einiger fogenannten Norhbrunnen an dazu bequemen Derterm zur Hand genommen und vers 
ſuchet werden. Alles Schießen, im denen Staͤdten und Flecfen frwohl, als denen Dörfern, 
auf den, Öaffen und zwiſchen den Haͤuſern, wie auch umvorficiriges Tobackrauchen auf 
denen Straßen, an äffentlichen Plägen, wo Holz und ſeuerſangende Materien liegen‘, in 
denen Scheunen und Staͤllen; nicht weniger der &ei rauch der Pechfackeln, wird bey Ver⸗ 
Beckmanns Geſetze IL, Theil. | .6& Zr meidung 


— 


138 3. Schleswig » Holfeinifhe 


meidung einer Öeldfteafe von fünf Rthlrn. oder einer damit proporsioniclichen Leibesſtraſe, 
für jeden Uebertretungsfafl unterfaget. 
Das Anftecken und Brennen derer Heyden und Torfmoͤhre wird, ohne befonderg 
dazu erhaltenen obrigkeitlichen Conſens, aufs fehärfite verboten, dergeſtalt, daB der ober 
diejenigen, fo darwider zu handeln ſich unterfangen ſollten, nach denen daben eintretenden 
Umjtinden, mit harter Geld» und Leibesftrafe, ‚auch jogar züchtlicher Haft auf gewiſſe Zeig, 
angefeben werden follen, N nu 
Uebrigens wollen Wir Uns vorbehalten haben, zur Erleichterung dererjenigen, 
die mit Seuerichaden heimgeſuchet werden, eine nähere Verordnung über die Aufrichtung 
gewilfer Brandcaflen zu feiner Zeit annoch ergeben zu laſſen. j 


| $. 42. | 
Mon Verminderung der Anzahl ber Inden. J 
Da ſeit einiger Zeit misfaͤllig von Uns bemerket worden, daß die Anzahl derer in 
Unſern Landen ſich aufhaltenden Juden anfehnlich vermehret worden, und jegt hin und 
wieder fih ganze Judenfamilien ohne Unfere Erlaubniß wohnhaft niedergelaffen haben; 
folches aber nicht allein zum größten Nachtheil Unferer commercirenden Unterthanen ges 
reicher, fondern überhaupt auch zu allerhand Unordnungen die Gelegenheit giebtz 
wollen und befehlen Wir hiedurch allergnädigft, gleichwie auch ſolches bereits mittelſt ded 
von Uns unterm 12ten Sept. Anno 1766 abgelaflenen öffentlihen Patents gefcheben‘, daß 
kein Jude, der nicht mit. Unferm ſpeciellen Privilegio und Eonceffion begnadiget it, ſich 
hinfuͤro auf beftändig in Unkern Städten, Aemtern und tandjchaften aufhalten, und unter 
Benennung feiner Familie nur er jelbit, feine Fran und feine Kinder, und zwar diefe ſo 
lange verftanden werden follen, bis fie ermachfen find, und ihre eigene Handtbierung ans 
fangen. Für einen jeden Bedienten jüdifcher Nation, den ein folcher mittelft eines vos 
Uns erhaltenen Privilegüi tolerirter Jude in feinen Dienften haben will, foll derfelbe alle 
jährlich zween Reblr. Kopfgeld zu entrichten ſchuldig feyn. . Tr 
Es follen auch alle übrige bisher fich etwa eingefchlichene Juden, ſowohl für ihre 
Derfon felbft, als mit ihren Samilten, obne Untericheid, innerhalb fechs Monaten & dato 
diejer Verordnung, Unfere tande, bey Etrafe der Conftication ihrer fäntliche Haabe und 
Güter, meiden. Auch foll felbft ein mie Unferer Conceſſion begnadigter Jude entweder 
gar fein Haus, oder doch, nach dem etwanigen Juhalt feines Privilegii, nur basjenige 
eigenthuͤmlich befigen, welches er bewohner: daher auch die Verpfändung eines unbewege 
lichen Guts an einen Juden, unter welhem Vorwand es auch fen, bey Verluſt der Hye 
pothec verboten wird ; als nach welchem allen Unfere fäntlihen Obrigkeiten fich anf das 
genauefte zu richten und das weitere zu verfügen haben, 


§. 43. | 

Denen gewiſſer Gefchäfte und Angelegenheiten halber aufferhalb des Kieler Um— 

ſchlags und anderer Jahrmaͤrkte, die an einem jeden Drte gehalten werden, in Unferg 
Landen fi einfindenden und mit beglaubten Zeugniffen verfehenen Juden wird der Aufente 
haft, fo lange fie beſcheinigen koͤnnen, daß ihre Umjtände es erheifchen, unter Vorwiſſen 
der Obrigkeit eines jeden Dres, und gegen Bezahlung des gewöhnlichen Schußgeldes vom 


Policepordnung 139 


ſechszehn SL, für vier und zwanzig Stunden verftattet, Alle, und jede Pleinere Handlung 
treibende und auf den Kieler Umfchlag und ſonſtige Jahrmaͤrlte in denen Städten und 
Stecken herumziehende Juden muͤſſen entweder richtige Päfle und Arteltara des Orts, wo 
fie fonft wohnen, vorzeigen koͤnnen; ‚oder ein an dem Ort, wo.fie hinkommen, wohnender 
Schutzjude für fie haften wollen, Im Entftehungsfall find fie als Landftreicher zu betrach⸗ 
ten, mit denen nach dem Inhalt des $, 21 und 22 zu verfahren iſt. 


5 44 gm 
Non Dazarbipielen. | 
| Wie bereits. Unſere Vorfahren an der Megierung glorwirdigfien Andenfens jur 
Beförderung des Wohls Unferer gerrenen Unterthanen, und Abwendung deflen, wodurch 
fie an ihrem zeitlihen Vermögen Schaden leiden koͤnnten, dahin bedacht gewefen, alle 
Hazard: und Gluͤcksſpiele, ohne Unterſchied deg Namens, und ob felbige mit Karten oder 
Wuͤrſeln gefpielet werden, in Linfern Fuͤrſtenthuͤmern und fanden beiynachdrücklicher Ahn⸗ 
dung zu unterſagen, und des Endes befonders die Berordnungen von 26ften April 1741, 
und rgteh Gebt, 1758 ergeben zur laſſen; fo iſt Unſer ernftlicher Wille, daß — Erreichung 
eines gleichen Endzwecks dieſe Geſetze unverbruͤchlich beobachtet werden ſollen; und wird 
hiedurch in der Stadt Kiel Unſerm Policeymeiſter, in denen übrigen Staͤdten, Flecken, 
Aemtern und Sandfchaften aber einer jeden Obrigkeit befonders anbefohlen , die geuauefte 
Aufjicht hieruͤber zu halten, und in allen publiquen Caffee- und Weinhaͤuſern, auch, Bier⸗ 
fchenfen, Herbergen und Krügen oft wiederholte Vilitationes  anftellen zu laſſen, auch 
von denen etwanigen Uebertretern die in vorbemeldeten Eonflitutionen feftgefeßten: Geld⸗ 
ftrafen ohne Ruͤckſicht der Perfon einzutreiben. Jedoch behaͤlt es bey denenjenigen Com 
tegionen, welche Wir einigen Perfonen biefelöft in Anſehung der. Unsichlagszeit zu, verleie 
ben Uns Guldreichft bewogen gefunden, fein fernerweitiges Bewenden, f 
4 Zeh 
Keine fogenannte Epiels oder Glücfsbontiquen, woriun unter der- fcheinbaren 
Vorfviegelung eines zu treffenden anfehnlichen Gewinſtes, Leute von geringerer Einfiche 
herbey gelocker und zu unnuͤtzer Berfhwendung ihres Geldes verleiter werden, follen fo 
wenig int Kieler Umſchlag, als denen Jahrmaͤrkten im Lande zugelaffenumd verftatter ſeyn. 


$. 46. 

Don dem Aufwand in Kleidungsſtuͤcken. 

Indem durch eine tägliche und faft allgemeine Erfahrung bejtätiget wird, welcher 

Verluſt, Unkoſten und NRachtheil Unſern ——— insbeſondere denen 

von geringerem Stande amd Bermögen, durch einen unnoͤthigen und uͤberfluͤßigen Auf⸗ 

wand in Anfehung der Kleidertracht zuwachſe; und: Wir aus tandesvÄrerlicher Borforge 
diefes einreiſſende Uebel abzuftellen Uns verpflichtee halten; fo ift Linfer ernftlicher und 

befeblender Wille, daß ein jeder Unſerer Unterthanen und Bedienten überhaupt alle Uep⸗ 

pigfeit und unnoͤthige Pracht in Kleidungsſtuͤcken meide, und unter einer beftändigen Mücke 

icht deſſen, was eines jeden Würde und Vermögen von ihm fordert, ſich dahin bemühe, 

inem Stande gemäg ſich zu betragen, ohne durch eine unnuͤtze Verſchwendung Anderwr$ 

juvor thun zu wollen, - Und wie Wir zuwerfichtlich hoffen, daß Unſere Vediente mit den 
62 Ihrigen 





140 3. Schleswig -» Holfteinifhe 


Ihrigen ſich befonders dahın befleißigen werden, denen gefammten Landeseinwohnern hier⸗ 
unter mit dem beften Erempel vorzugehen; fo wird ein jeder Unſerer getreuen Unterthanen, 
beydes in den Städten und anf dem Lande, durch eine nach dem Verhältnis feines Stan⸗ 
des, ſowohl für fih, als für ferne Frau und Kinder, hierunter zu beobachtende vernünftige 
Einſchraͤnkung fih Unſers hoͤchſten Beyfalls und Gnade wirdig machen, 


47 | 

Sollte inzwiſchen, der von Uns hiebey an den Tag gelegten huldreichſten Willens⸗ 
meynung ungeachtet, die gebührende Maͤßigung in der Kleidertracht vernachlägiget, und 
eine fo thoͤrichte als fchädliche Verichwendung in derfelben nicht vermindert werden; jo wol⸗ 
len Wir dahin unausbleiblich angewandt feyn, durch eine noch befonders zu erlaſſende 
Kleiderverordnung einem jedweden nach feinem Stande darunter gehörige Ziel uns Manße 


zu ſetzen. 
F. 48. 


Bon Hochzeiten, Kindtaufen, Begraͤbniſſen u. d. gl. 


Gleichergeſtalt ift Unſer allergnddigiter Wille, daß die bishero in Unſern Städten 
und auf dem Lande bey Kindtaufen, Berlöbniffen, Hochzeiten, Sterbfällen, GOildezuſam⸗ 
menfünften, und andern dergleichen Gelegenheiten im Schwange gegangene lleppigkeit 
und Verfchwendung tgänzlich und bey Vermeidung einer dem Lichertreter nad) der Beichafs 
fenheit feines Vermögens aufjuerlegenden namhaften Geldbuße eingeftellet feyn follen. 
Und wie Unſere ſaͤmtliche Bedienten, welche fi) auf der Rangorduung finden, durch eine 
mit cines jeden Stande übereinjtimmende Einfchränfung diefe Unfere beilfane Abſicht zu 
erfüllen von felbft fich befleißigen werden; fo behalten Wir Uns vor, in Hinficht aller Un⸗ 
ferer übrigen Bedienten und Unterthanen, im Fall fie ins durch unnöthige Verſchwendung 
hiezu nörhigen follten, mittelſt einer befonders zu publicirenden Verordnung die erforderliche 
Richtſchnur genan zu beftinnmen und vorzuſchreiben; was aber insbefondere die Hochzeits⸗ 
gaben und Gevattergeſchenke berrift: laſſen Wir es, die nahen Anverwandten ausgenoms 
men, bey dem dieferwegen von Unfern in Gott ruhenden Vorfahren, glorwärdigften Ans 
denfens, ergangenen Verbote bewenden. PR 


I. 49% 

Alle auf dem Lande bey Berlöbniffen, Hochzeiten, Kindtaufen, Gildefchmäufen 
u. d. gl. angeftellte Luſtbarkeiten follen mit einem Tage aufhören, und allemal aufs fpds 
tefte den folgenden Morgen um fechs Uhr, bey Vermeidung einer Geldftrafe von zehn 
Kehle. aSfeiten des Hauswirths, und einen Rthlr. von jedem Muftcanten, der länger 
aufzufpielen fich unterſtehet, geendiger ſeyn. 

Die in Unſerer tandfchaft Norderdichmarfchen bey Kindtaufen eingeriffene üble 
Gewohnheit des fugenannten Kindesfuffes, wird wegen der damit verknüpften Aus⸗ 
(chweifungen bey zwanzig Rthlr. Strafe binführo verboten, 


$. 50. 
Don Herbenfchaffung gefunder Lebensmittel. 
Eine der vörnehmften Sorgen der Obrigkeit eines jeden Orts fol dahin gerichtet 
fenn, daß die Einwohner defjelben mit gefunden und friſchen Victualien verfehen ven 
= d 


—Policeyordnung. 141 


daher daun beſonders ben der noch leider! beſtaͤndig auhaltenden Viehſeuche dahin zu ſehen 
iſt, daß kein Fleiſch von ſolchem Schlachtvieh, das an der Geuche umgefallen, -oder dami 
behaftet" geweſen ift, zum Verkauf ausgefteller, fondern gegen diejenigen Schlächter, ‚die 
eines fchändlichen Gewinnftes wegen, diejes ſich unterfangen moͤgten, mit, ſchwerer teibes« 
und Gefängniss auch Zuchtbausftrafe verfahren werde, Ein gleiches, foll in Anfehung 
dererjenigen Fifcher ſtatt finden, die verdorbene und ſtinkende Fische zu Marfte zu brüngen 
ſich unterftehen ſollten. Webrigens find Unfere wider die fo nachtheilige Auf und Vorkaͤu⸗ 
ferey. aller-Efwaaren und Producten in denen Jahren 1760 und 1763. abgelaffene ernſt⸗ 
liche Verordnungen von eines. jeden Orts Obrigkeit nach ihrem völligen Umfang in die 
genanefte Erfüllung zu ſetzen. — ge — Se 


a — — 
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% 50 | 
Von geftempeltem Maaße und Gewicht. 4 

An keinem Orte in Unſern Fuͤrſtenthuͤmern und Landen ſoll bey zehn Reichsthaler 
Strafe einiges Maaß und Gewicht, wie es auch immer Mamen haben möge, gebrauchet 
werden, das nicht in Kiel bey Unſerer Policey, in denen uͤbrigen Staͤdten, Flecken und 
auf dein Lande aber, bey der Obrigkeit mit einem Stempel verſehen worden. Cine unver⸗ 
muthete Prüfung des Gewichte‘ des Brods iſt nach denen an einem jeden Orte befindlichen 
Mollen und Backtaſeln von der beykommenden Obrigkeit zum öftern anzuftellen; und ſollen . 
diejenigen, welche fich hiebey zu Vervortheilung ihrer Mitbürger etwas zu Schulden fine 
men laffen mögten, mit willlübrlicher Geld⸗ oder feibesitcafe, augefeben werden, 


| $. 52, dry 
- Don Abftellung der Unordnungen und Misbrauche unter denen Zünften und 

ah A Dandiwerfern. n | 
Die ſpecielle Aufjicht über die Handwerfer und Zünfte, und die Abftellung der 
daben vorfallenden Misbrauche, wird einer- jeden Obriafeit als ein mefentlihes Stuͤck 
einer guten Policey befonders biedurch aufgetragen. Und wie derfelben bierunter ſowohl 
die Keichsconftitution vom Jahr 17317, als befonders Unſere von Zeit zu Zeit emanirte 
Landesherrfchaftliche Verordnungen und Regulative, zur unabweichlichen Nichtfehnur dies 
nen muͤſſen; fo bat ſie Allen Zumulten und Ilnorönungen, die bey diefem oder jenem Amte 
anter denen Gefellen etwa entftehen moͤgten, gleich Anfangs forgfältig vorzubeuigen, die 
Raͤdelsfuͤhrer vorzüglich in Verhaft nehmen zu laffen, und mit einer eremplarifchen Leibes⸗ 
oder Gefängnisftrafe zu belegen. Damit auch alle Gelegenheit zu dergleichen Ause | 
ſchweifungen abgefchnitten werde; füllen bey Ausfchreibung der Lehrjungen feine Gelage 
geftattet, und überhaupe alle Proteßionen und Umzuͤge von und nach denen Herbergen 
ben Tage und Mache, bey Vermeidung z4ftündiger Haft auf Waller und Brod für einen 
jeden, fodaran Theil gebabt, umterfager feyn. | en 


Br — eg - 

In feinem Amte fönnen, ohne Benfenn oder Genehmigung der fogenannten 
Morgenberven, Zufammenfünfte, weder unter ſich, noch mit andern Aemtern gebalten ; 
und weniger noch ohne Vorwiſſen der Obrigkeit einige neue Schlüffe und Beliebungen 
verabredet und vollſtrecket werden, Die Anag derer zu haltenden Geſellen ſoll are 

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7 3. Schleswig » Holfteinifche 


der eingefchränfer, fondern ein jeder Meifter fo viele dererfelben zu halten berechtiget ſeyn, 
als er zu Beſtreitung ſeiner Arbeit gebrauchet. Kein Amtsmeiſter ſoll ſich weigern, die von 
einem andern angefangene Arbeit fortzuſetzen und zu Stande zu bringen. Alle Verein⸗ 
darungen unter den Meiſtern einer Profeßion nicht anders, denn zu einem gewiſſen Preiſe 
arbeiten zu wollen, wird bey zwanzig Reichsthaler Strafe verboten. | 


Ge 54 
Es bleibet zwar ben der eingeführten Ordnung, daß diejenigen von UnfererMilice, 
welche eine Profeßion erlernet haben, ſolche für ihre Perfon ungehindert treiben dürfen; 
dahingegen aber foll bey zehn Rthlr. Strafe, und Nichtigkeit des getroffenen Engage⸗ 
ments fein Amesmeifter fich unterftehen, bey Sortfegung feiner bürgerlichen Nahrung ſſich 
bey Unferer Soldatesque in] der Abficht enrolliren zu laſſen, um fich der Gerichtsbarkeit 
der ordinairen Obrigkeit zu entziehen, 


$ 55. 
Wegen der Tagelöhner. 
Wann zeithero bemerket worden, daß die für Tagelohn arbeitende $eute felbigen 
nach eigenem Gefallen bis zur Ungebühr zu fleigern fich unternehmen; fo wollen Wir, 
die beyfommende Obrigkeit eines jeden Orts innerhalb ſechs Wochen nach Bekanntma⸗ 
hung diefer Verordnung, nah Maßgabe des Verhaͤltniſſes der daſelbſt üblichen Preiſe 
des Korns und fonftiger Lebensmittel, eine gewilfenhafte Tare des ihnen zu reichenden 
Taglohns verfertige und befannt machen laſſe, welches fie bey einer Geldbuße von einem 
Heichsehaler, oder 24ftündiger Gefaͤngnißſtrafe zu überfchreiten vermeiden, hiernaͤchſt 
auch nicht weniger bey eben diefer Strafe fchuldig feyn füllen, die gewöhnlichen Stunden, 
nach eines jeden Orts Gebrauch, ſowohl zur Sommers, als Winterszeit, gebüßrend und 
fleißig zu arbeiten. 
$. 56. 


Don denen Eänftenträgern in der Stadt Kiel. 


Die Sänftenträger in der Stadt Kiel, welche fich bishero verfchiebener Aus⸗ 
ſchweifungen in Anfebung ihres Trägerlohns fhuldig gemacht, und bejonders Fremde auf 
eine unerlaubte Weiſe überfegt haben, follen fünftig bey allen Vorfaͤllen, ohne Ruͤckſicht, 
ob fie fonft bey Uinferer Milice engagiret find, oder nicht, dem Policeygericht unterworfen 
fenn; und es hat felbiges cbenermaffen innerhalb ſechs Wochen a dato publicationis bier 
Merordnung eine ordentliche Tare deflen, was fie nad) der unterfchiedenen fage der Oerter 
in der Stadt und denen Vorſtaͤdten, für einen jeden Gang bey Tage und Mache zu fore 
dern berechtiges jeyn jollen, zu verfügen und ihnen vorzufchreiben. Auch ift überhaupt 
von den Policeygericht darnach zu fehen, daß dieje Leute in ihren gehörigen Schranken 
gehalten, und zu Beobachtung defto beilerer Ordnung ihre Säuften insgefamme mit 
- Nunmern verfehen werden, 

$. 57 
Mon denen Apotheken im Lande und dem Hersmtragen einiger Arzneyen. 

Die Einrichtung derer Apotheken und Offtcinen im Lande, und die Sorge, 6 

in ſelbigen allemal ein bimfänglicher- Vorrath untadeihafter Meditin anguteeffen ſeĩ, her 
" Ä d 


MPolickyor dnung. 5 18 


ſolche nach einer denen Apothekern befonders vorzufchreibenden billigen Taxe verfaufet werde, 
bleibet der Fuͤrſorge der Obrigkeit eines jeden Orts überlaffen; zu welchem Ende diefelbe 
wenigftens alle Jahre einmal mit Zuziehung eines Profelloris aus ber hieſigen mebicinifchen 
—8 oder des beſtellten Stadts- und Land⸗Phyſici an denen’Orten, wo dergleichetz 

efindlich find, die vorhandenen ‚Apotheken unvermuthet zu vifitiren ſchuldig ſeyn ſollen; 
Ya denn derjenige Apothoker, deſſen Officin nicht mit untadefhaften: Arzneyen verfeher fern 
ſollte, nächft dem Verluſt feines Privilegii, - eine Geldftrafeivon’ fünfzig Reichsthaler Sek 
Armencaſſe des Orts zum Velten zu erlegen haben fol. Geſtalten denn auch derſelbe 
eben diefer Strafe unterworfen iſt, wenn er überführer werden kann, diejenigen Mediei⸗ 
nalien, bey deren Zubereitung eine befondere Vorſicht erforderlich ft, nicht. mit aller ‘Bes 
hutſamkeit präparirer; oder auch ſolche Arzeneyen, aus deren Gebrauch allerhand gefährs 
‚liche und nachrheifige Folgen ſowohl überhaupt): als zumal auch befonders bey ſchwangern 
Meibsperfonen;' enıftehen Pönnen, ohne Unterſchied an unbefannte oder verdaͤchtige Pers 
fonen verfaufe und überlaffen gu hHaben. . 
Wobingegen alle Herumtragung ynd Verkauf einiger Medicamenten der Laboran⸗ 
ten, Quackſalber und Olitaͤtenkraͤmer reſpective bey fünf und zehn Rthir. Strafe gaͤnzlich 
aufhören muß, und nicht weiter wird gedulder werde, . | 


SEELE Won 'den Pflichten ber Stade und Amtädiener. | 
Damit Unſere gefanimte Obers-und Unterbeamte, auch. Etadts und Pelicenobrige 
keiten in Unfern Aemtern, Landfchaften und Städten defto ehender im Stande feyu mögen, 
allen und jeden Pflichten, welche ihnen diefe Unfere Policeyordnung aufleget, mit defto 
groͤſſerem Fleiß und Sorgfalt ein Genuͤge zu leiften, fo wollen Wir, daß an allen denens , 
jenigen Orten, wo nicht etwa gewiſſe Leute dazu beſonders geßalten werden, um auf dfe 
Beobachtung der Policengefeße ein warhfanıes Auge zu haben, die allenthalben bereits 
vorhandene refpektiye. Amts⸗ und Stadts wie auch fandbediente zur ſorgfaͤltigen Wahrneh⸗ 
mung defien, daß diefer Unſerer Verordnung genau und in allen Stücken nachgeleber 
werde, ernſtlich angewieſen, und- ein jeder derfelben dafür mit einer jährlichen von dem 
Betrag der einflieflenden Strafgelder herzunehmenden auflerordentlihen Belohnung in 
den Städten von zehn, und auf den Lande von fünf Reichsthaler verfehen werden follen, 


§. 5 

Wie Unfer allergnädigfter Wille dahin gebet, daß diefe Policeyordnung in Unſern 
priyaniyen Fuͤtſtenthuͤmern und Landen durchgehends de Kraft eineß Grumdgefeses: hab 
uhs behalten ſoll; fo declariren Wir zugleich, daß die voͤn uhfen in Gott ruhenden Vors 
fahren chriftmildeften Andenkens grgangene heilfame, das Policeywefen betreffende Verfuͤ⸗ 
gungen, Conftitutiones und Ediete, in fofern ſolche in diefer Policeyorduung nicht entwe⸗ 
der fchon enthalten, oder ausdruͤcklich abgeändert find, in ihrer völligen Kraft bleiben, 
und, gleich als wenn fie hieſelbſt wörtlich eingeruͤcket wären, unabweichlich beobachtet | 
‚werden ſollen. Wobey Wir Uns annoch vorbehalten, dieſe Unſere Policensränung: in der 
Holge in allen Stücen, wo es die. Nochburfs zur, Weförderung der Wohlfahrt Unſerer 
getreuen Unterthanen erbeifchen follte, nach Unſerem guädigften Wohlgefallen zu ſchaͤrfen, 
qu mildern und abändern, . nfhabu ce RTET | “ PR 
F . 00% 


144 4. Wied; Runfelifge 
| $. 60. | 


Von diefer durch den Druck allgemein zu machenden Policeyordnung, fol an alle 
Unfere Collegia, Obers und Unterbeamte, Stabsofficiers, Lands und Kirchipieloögte, 
Policey⸗ und Stadtobrigfeiten, wie. auch Prediger und Schullehrer, imgleichen alle 
Zünfte, Gilden und Beliebungen, eine hinreichende Anzahl Ereimplare zur ſchuldigſren 
Befolgung ausgetheilet werden; dergefialt, daß cin jeder der vorbemeldeten Perfgnen das 
ihnen jugeſtellte Eremplar allemal ihrem Nachfolger im Amt hinterlaſſen ſollen, damit fobs 
ches auf dieje Weiſe niemals abhanden fommen könne. Um auch niemanden die Entſchul⸗ 
digung einiger Unwiſſenheit übrig zu laſſen; fo it Unſer huldreichfter Wille, daß dieje Po⸗ 
liceyorduung nicht allein in allen Wein⸗ Eaffees und Bierhäufern, auch Kellern, Wirths⸗ 
bäufern und Krügen in den Städten und auf dem Sande gewößnlichermaßen öffentlich affie 
girer, und nebſt Unſerm deshalb unterm heutigen Dato publicirten allerböchften Patent anf 
diefe Weiſe zu jedermanns Kenntniß und Wiſſenſchaft gebracht werden ſolle. 


Urkundlich unter Unſerm vorgedructen geheimen Confeilinfiegel, Gegeben auf 
dem Schloffe zu Kiel den 29ſten Jannar 1768. 


(KH 8. Ad Mandatum ſpeciale 
MI. D. Ihro Rußiſch-Kayſerl. Majeſtaͤt, in obhabender 
= | Vormundſchaft ic. ꝛc. 
Friderich Auguſt. | 
M. F. v. Holmer. G. C. Wolf, C. v. Salben, D. Ph. Frh. v. Pechlin. 
F. ?. v. Holmer. 





Erneuerte Graͤflich Wied - Nunfelifhe Feuer 
. ordnung, 1765. = 


We Chriſtian Ludwig, des heiligen Roͤmiſchen Reichs regierender 
Graf zu Wied, Iſenburg und Krichingen, Herr zu Runfel x. x, 
Rügen biermit zu wiffen: Demnach Wir wahrgenonmten, daß den von Ins ımd Unferdk 
Vorfahren verfündigten Feucrordnungen nicht allentpalben gebüßrend nachgeleber, köch 

kon 


Seuerordnung MS 


bey entftandettem Brambe folche Anftalten, wie fie feyn follen, und bie Groͤſſe der Gefahr 
es erfordert, vorgefehret, weder gegen dergleichen Faͤlle die gehoͤrige Vorſicht gebraucht 
zu werden pflege, daß Wir dahero aus Landesvaͤterlicher gnaͤdigſter Vorſorge fuͤr Unſere 
getreue Unterthanen, zu Verhütung ſchaͤdlicher Feuersbruͤnſte, und zu geſchwinder Loͤſchung 
der bereits entſtandenen, nachfolgende erneuerte und vermehrte Feuerordnung ergehen, 
und durch den Druck zu jedermanus Wiſſenſchaft bekannt machen zu kaffen, Ans bewogen 
gefeben; wornach ſich dann Unſere Regierung dahier, und Unſer nachgeſetztes Oberamt zu 
Dierdorf, Unſere Officiers und andere Bedlente, fort alle Einwohner und Unterthanen 
in Staͤdten und auf dem Lande, F Vermeidung Unſerer Ungnade, und der digfer Ver; 
ordnung einverleibten Strafe, ſtraͤcklich zu achten haben, | 


» 
® . at, [1 


Ton Verhütung des Feuerſchadens. Fa 
. I, , “ 


Ein jeder Einwohner und Unterthan in-denen Städten und auf dem Lande ſoll überhaupt 


oe 


auf Feuer und Licht in feinem Haufe, Defen, auf dem Herd, in Backoͤfen, und 
fonften zu jederzeit fleißige Acht haben, und damit fein Gefinde oder Kinder mit dem Feuer 
wicht fiederlich umgehen, vornemlich Sorge tragen, auch dafür zu haften fehuldig ſeyn. 


| . 2 = 

Soll niemand mit glüenden Kohlen, Feuerbränden,. bloßem Lichte, oder. Stroßs 
facfel über die Gaſſe, vielweniger in Scheuer, Stallung oder zum Gefuͤtter gehen, weder 
mit einer angezündeten Tabafspfeifie fih an ſothanen Orten finden laflen, auch wicht auf 
der Straße ohne einen Deckel auf der Pfeiffe Tabak rauchen, bey Vermeidung fünf 
Reichsthaler Strafe; womit auch derienige anzufeben ift, der ſolche Verwahrloſung fies 
bet, und nicht angiebt, F | 0 

. 3. 


Wird unter eben .diefer Strafe verboten, Flachs in den Gebäuden, oder Holz 
in den DOfenlöchern, oder im Schornfteine zu dörren; ingleihem Fourage oder Flachs 
auf die Speicher, wo Schornfteine find, zu legen, wie auch Afche an Feuerfangende 
Drte, oder wo nur Holz in der Nähe ift, zu ſchuͤtten. 


§. 4 
Hat ein jeder Unterehan, Bürger und Hausvater, welcher eigene Gebäude har, 
wo er nicht fchon damit verfehen, zwifchen bier und Ende diefes Jabrs fich eine wohl vers 
wahrte $aterne anzuſchaffen; umd foll derjenige, welcher. folche bey der Viſitation, die alle 
Vierteljahr zu wiederholen ift, nicht vorzeigen kann, mit einem Reichsthaler beftraft 
werden, | 
§. 5. 


Das Hanf und Flahsbrechen und Schwingen:in- Haͤuſern, Scheuern , oder 
Staͤllen ift bey Tage unter fünf Reichsthaler, warn es aber des Nachts ben Licht gefchies 
Beckmanns Geſetze II. Theil, T bei, 


* 


146 4. Wied⸗Runkeliſche 


ber, unter schen Reichsthaler Straſe verboten; geftalt auch des Nachts Banchen unð 
Nuetſchen⸗ Wirn⸗ oder Aepfellraut kochen, ingleichem das Flachshecheln bey Lichte, bey 
der namlichen Strafe unterſagt wird. 

F. 6 


Sol fein naſſes Heu oder Grummet aufgeſpeichert werden; wie dann auch gänyich 
unterfage wird, bey bloßen, oder ohne Laterne verwaßrten Lichte, oder mit Tabafspfeiffen 
zu dreſchen, wer darwider handele, iſt in fünf Reichsthaler Strafe verfallen, 


ae 7. 

Tageloͤhner, Dreſcher, Knechte, Maͤgde, Reiſende oder Arme follen, wann fe 
in die Scheuer auf das Hau, Grulmnet, oder fonften zum Gefuͤtter logiree werden, bey 
fünf Reichsthaler Strafe, Fein licht baben, weder Tabak rauchen, oft der Haushers 
zu ſtehen bat, 

$. 8. 


Den vorbin ſchon publicirten Verordnungen nach ſoll in Unſeren Staͤdten, 
„Runkel und Dierdorf, Fein Stroh⸗ oder. Saindeldach mehr geduldet vielweniger ein Se 
gleishen neues gemacht werden, * 
6. 9 run 
Sind ben fuͤnf Meichetbaler Strafe binnen Iafreefeft in erfagten Scan oe 
bälzerne Schornuſteine abzuſchaſſen, und, ſtatt deren, ſieinerne von Ziegel- oder Sand⸗ 
Reine au errichten; inmmaßen auch den Zimmermannen und Maurer ben schen Keicherbaler 
Strafe verdoten wird, kuuftig einen nenen belzernen Schernſtein, es ir in Stadten oder 
anf dene Lande, zu fertigen, oder daran zu arbeiten, Uebrigens wird es wegen der hoͤl⸗ 
yernen Scbdornſteine auf dem Lande bed den vorhin eigends deswegen rublicizten Verord⸗ 
nungen belaſſen. 
Ic. 0 
Alle neue Schornſteine Ten weniaſeas in tichte ein und zwanzig Zell ung, und 
zwolf Zoll dreit, and dern Schud Dr Bi ker das Dach aufgefabret, und keme jegenannte 
Harſpat een eder Hoͤtzer, woran die Hits zstargen wird, als welche von Toren pa machen 
find, dep wilfüheli ber Strafe, gednidet werten. 


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Maurer Ben schen Neichs:d ee Or 7 sehalten © en, keine Deut 
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. Fenerordnun, 3 147 


§. 12. 
| Die Krämer, follen das Schießpuloer oben im Kaufe unter dem Dache wohl vers 
wahren, bey Licht fein Pulver verkaufen. Desgleichen fol niemand in ober ben sinem 


Gebäude, oder auf der Straße, ein Gewehr losfchießen, : 


| Be 13 UW 

Wird den Schreinern, Faßbindern und Wagenern, bey einem Reichsthaler 
Strafe anbefohlen, alltaͤglich bey dem Feyerabend ihre Werkſtaͤtte auszufegen, und von 
den Spaͤnen ſaͤubern zu laſſen. 


J $. 14. — ic 
ni "Hat ein jeder Hauswirth darauf zu eben, daß. alle Abend vor dent Schlafengeben 
die Feuer, fowohl auf dem Heerd, als in den Defen, forgfältig zugekehret, oder ausges 
loͤſchet, auch. die Defenlöcher wohl verwahret werden, damit nicht das Feuer durch Katzen 
oder Hunde, ‚weldje allda Waͤrme ſuchen, am gefahrliche Orte mis fortgetragen, und ein 
Brand verurſacht werden moͤge. 0 
$. 13. J 

Schmidtkohlen und Beckerkohlen ſollen, wann fie ausgeloͤſchet, “an: ſolchen Orten 
verwahret werden, wo fie fein Holz ergreifen koͤnuen. Wer dagegen handelt‘, wird mit 
fünf Reichsthaler beſtraft. Er EEE * 
u AS 1173 Se Be 8. 16. U Be Pan BEE De 
Abends’ nach! neun' Uhr zu’ backen, zu Brauen oder zu ſchmieden, "oder fouft im 
Toner zu arbeiten, wird bey zehen Neichsthaler Strafe hierdurch verboten ;- es fen dann 
eine Nothwendigkeit vorhanden: welches allegeit vorbero des Dris Vorgeſetzten angezeigt 

werden ſoll. run . 1 a meta. sen 


z 


Reiſende Pulgerfrärher ſind bey eben Reichsthaler Strafe gehalten, ihre Buͤrde, 
wann fie einfeßren, "fogfeih an einem ſeüerfrehen Orte ini den; Hanfe.niederzuftellen, und 
mit feinem Lichte dabey zu geben. EEE TEE EEE 

§. 18. 


Ingleichen ſoll ſich niemand mehr erkuͤhnen, ben dem Ausgehen zur Feldarbeit bie 
kleinen Kinder allein in dem Haufe, worinnen annoch Feuer, es fen viel oder wenig, vors 
handen, einzufperren, und diefe nachgehends mit dem Feuer übel umgeben, und folches 
bin und wieder in dem Haufe vertragen laſſen. 

19. m3 TER 

Des Nachts brauen und Branntewein brennen wird ebenfalls bey zehen Reichs⸗ 
thaler Strafe unterſagt; und es ſoll kuͤnftig kein neuer Backofen, Braus oder Brannte⸗ 
weinkeſſel, .und Schmiede oder Malzdoͤrren, augefigt watden, die nicht vorhero von Uns 
ſerem Oberamte, Schultheiſſen und: feuerxverſtaͤndigen Werkleuten beſſichtiget, und: one 
alle Gefohriexfanden. worden. mt a. ee ll ln 


T 2 $. 20, - 


4 


148 4. Wied » Runfelifhhe 
5. 20, 

: Die von Dbrigfeitswegen beitellte Kaminfeger follen alte gemeine Echorufteine 
höflich zweymal, bey denen Beckern, Bierbrauern, Wirthen, auf den Wachten, 
und wo fonften aufferordentlich gefeuert wird, alle Duartal wohl und genau ausputzen, 
und dabey zugleich die Feuerftärte und Echorniteine, ob fie Loͤcher, Eprünge und Ritzen, 
oder fonften, zumalen an der gehörigen Weite, Mangel haben, wohl vifitiren, alles no⸗ 
tiven, und den Hausleuten ſowohl als jedes Orts Vorgeſetzten, zur ſchleunigen Re⸗ 
medur ſchriftlich anzeigen. 

21 


An den Orten, wo noch fein Kamiufeger von Obrigkeitswegen verpflichtet und 
beftelle iſt, bar-einsmeilen, und bis dahin jene Berfügung «etroffen worden, -‚teder Hause 
mann alle Jahr zweymal, nämlih im Fruͤbhjahre und zur Herbſtzeit, feine Schornſteia⸗ 
ſelbſt zu putzen, oder durch die Seinigen putzen zu laſſen, auch dabin zu ſehen, daß alle 
Ahend: der Rauchfang and die Brandmauer, fo weit man mit einem Beſem reichen Fan 
abgekehrt werde, oo. ER 


& 22 
Die Nachtwaͤchter follen alle Stunden in der Macht alle Haupt⸗ und Mebengaflen 
durchgehen, und wohl auf das Feuer merken, auch, da fie Rauch oder Licht an einen vers 
dächrigen Drte ſpuͤren würden, die Hausleute jogleich wecken, und alles wohl vißſtires. 
Würde einer oder anderer dabey nachlaͤßig erſunden werden, der ſoll ſolches ſogleich, ohne 
ee Unterſachung, an ‚einem Afendichen Orte mit. der era teibeoftrafe 
...$ 2% 

Wo aus Machlaßigkeit ein Brand entſtehet, wird der Einwohner bes Hauſes 
sicht allein mit zehen Reichsthaler berrichaftlicher Strafe belegt, fondern auch zu Eriegung 
des den Nachbarn dadurd entjtandenen Ecadens, wie weniger nicht zur. Revaration 
der bey dem Brande etwa verdorbenen Feuergeraͤthſchaften, angehalten, ‚ander ihm feine 
Collette -oder Beyſtruer geftarter. 


§. 24 
Wer aber ein Geuer vorfeglich anlegen würde, der ſoll nad Kayſer Carl des Fuͤnften 
peinlicher Halsgerichtsordnung mit dem Feuer vom Leben zum Tode gebracht werden, 


Bu CAPuUTII. 
Von den Huͤlfsmitteln gegen eine Bas 
§. 1 Be 
Ein jeder Hauswirth ſoll bey einem Reichsthaler Strafe Taqs und Naches nur Kine 
und Sommerzeit, einen Zuber oder Buͤttchen mit Waſſer angefuͤllt in ſeintin Ha 


vorrdrbig baben, um bey entjtebendem Brande in dem erften Augenblicke Waſſer zutragen 
au nnen. 
462% 


»" Senerorduanig. u 149 

| i $. 2 - 
An den Orten, "wo feine starke Bäche fich befinden, find geoße gemeine Waſſer⸗ 
behälter, Weyher oder Schwaͤmmen anzulegen, ſolche jahrlich zweymal auszupußen,. un 
in gutem Stande zu halten, s .. 
EEE SEE Fee Fe . 3. 1 | 


Die gemeine Ziehbrunnen follen mit zwey ftarken großen Eimern und einer Zieh 
fette verfeben werden. . un 


EErm jeder Bürger umd Unterthan, der ein eigenes Haus bat, muß bey Strafe eines 
Reichsthalers einen tauglichen ledernen Eimer haben, foldhen mit feinem Namensbuchſtaben 
zeichnen, ihn auch zu nichts andere gebrauchen, und denfelben unten im Haufe, wo er gleich 
ergriffen werden kann, aufbebalten, Leyendecker, Kantinfeger; Zimmerleute und Maurer, 
find von dem Anfchaffen eines Eimers ausgenommen, weil diefe mit ihren Haͤmmern, 
Aerten, Beilen und Pickeln, zum Feuer eilen muͤſſen. Und eine gleiche Bewandniß hat 
es auch mit den zur Eprüße und Feuerleitern beftellten Perfonen, u 


$. > FE = on | 
Künftig fol niergand zum Burger; und Unterthanen aufgenommen ‚werden, ber 
nicht dem Schultheiſſen einen neuen, mit feinen Namensbuchftaben bezeichneten ledernen 
Eimer vorgezeigt, und daruͤber ein Atteſtat erhalten hat; welches ebenfalls bey den um 
Schutz nachſuchenden Juden zu beobachten iſt. 
J J | | F. 6. 
2. .., Auſſer dieſen privatledernen Eimern ſoll die Stadt Runkel dreißig, und die Stadt 
Dierdorf fuͤnfzig gemeindlederne Eimer haben; und auf dem Lande cin jedes Dorf nach 
feiner Verhaͤltniß eine fichere Anzahl Gemeinds⸗Brandeimer ftelfen, ſodann fölche an einem 
Öffentlichen trockenen verwahrten Orte dergeſtalt ufheben, daß folche zur Feuerszeit fogleich 
ergriffen werden Fönnen, EP nn 
Zu 7 


EGs ſollen in Runkel anfs wenigfte ſechs Feuerleitern und ſechs Feuerhafen, in 
Dierdorf aber acht Feuerleitern und acht Feuerhaken von Tannenholze, die geitern oben mit 
fleinen Rollen oder eifernen Rädern zum Kinauffciehen und unten mit ftarfen eifernen 
Spitzen .perfeben,. fo lang, damit die hoͤchſte Gebaͤude der Orte. erreicht werden Föntten, 
beitäudig unterhalten, ſolche an dreyen verfchicdenen, der Kenersgefahr nicht ausgeſetzten 
trockenen und vor den Dieben fichern Orten verwahret, und durchaus zu nichts Anders, 
als bey einer Zeuersbrunt gebraucht. werden, . 


Ein jedes Dorf auf den Sande, fo aus, dreißig Häufern beſtehet,ſoll jweij⸗ber⸗ 
gleich Leitern und vier folcher Hafen fich anfchaffen,, und biefelben auf gemeldte Art vers - 
wahren.” Ben geringen und aus denigern Käufern beſtehenden Dörfern aber werden fo 
viele nahe bey einander gelegene zuſammen genommen, als obige Erforderniß aus⸗ und 
ertraͤglich macht, | un 
—— T 3 §. % 


p) . 


e: 


150 74 Wied ⸗Runkeliſche 


$. 9. 
zZu jeder Feuerleiter find vier ſtarke Männer aus der Buͤrgerſchaft, und auf jedem 
Dorfe nach defien VBerbälmiß eben fo viel zu bejtellen, weldye, nebit den zinimerleuteg 
und Wiaurern, bey entſtehendem Brande zZ fich augenblicklich zu vorbejchriebenen teitern und 
Haken begeben, folche an den Ort des Feuers bringen, und damit, nachdem es befoblen 
Wird, verfahren follen, 
| $. 10 u 
Sewoht i in denen Städten, als auf dem fande, find die Speüßenhäufer an feuers 
freyen Orten trocken und geräumlich relpettive anzulegen und im guten Staude zu erhalten, 


| $. 11. 
In jedem Sprügenhaufe muß vorhanden ſeyn: 
J. Die Sprüge, . en 
II. die dazu gehdrigen federnen Schlaͤuche, | 5 
III. zwölf lederne Eimer, 7 J 
IV. Geſchirr für vier Pferde, 


V. nöchige Inſtrumente zur gefchtoinderi Ausbefferung, 
VI. vier große Laternen, 
§. 12. 3— 


| 

zu dem Sprüßenhaufe in denen Staͤdten foll jeder Sprägenmeifter, der jeitliche 
Burgermeigter, die Schloßwacht und jede Thorwacht, einen Echlüffel haben. Anf dem 
Lande hat der Schuliheiß oder Heimberger, oder Gerichtsſchoͤff des Orts, jeder Eptuben⸗ 
meiſter und eine jedesmalige Nachtwache, einca Schluͤſſel dazu, 


9. 13. Ps 
Zur Sprüße find anordnen und zu vereidigen: er 


I. Zwey Eprüßennieifter, davon einer den Echlauch, und der andere das Wend⸗ 
rohr regieret. Dieſe beyde commandiren die übrigen zur Sprüße beftellten £eute, und muß 
ihnen bey ſchwerer Strafe augenblicklich gehorcher werden. Auſſer diefen find noch zweij 
auiferordentliche Spruͤtzenmeiſter anzuſetzen, welche in jener Abweſenheit dieſes Aust 
verfehen, Jedem diefer Sprüßenmeifter wird die Freyheit von Oemeindgandbienfhen 
zugelegt. 


$. 14. : 
II. Ein Sprügenfhtoff, der auf das Spruͤtzenwerk beftändige fleißige Acht bar 
alles im Stande erhalten, und bey einer Seuersbrunft fich mit noͤthigen Juſtrumenten bey 
der Spruͤtze aufhalten muß. 
6. 15. .® 
IM. Ein Schufter, fo für die lederne Schläuche forget, folche im Schmier erhau 
Ben Bene mit allem zu einer gefchwinden Reparatur noͤthigen Zeug bey der Sprat⸗ 
ih einfindet, 
$ 16, 


,.:Betrersrdnune .. | 151 
8. 16 


- IV. Vier ordentliche, und eben fo viele aufferordehtliche: Stundnige, weiße 
maleid genau vn haben ſollen , daß niemand den Schlauch verlegen DE 


u 17. u .5 
V. Vier und zwanzig Sprüßenarbeiter, daven n nur 1 wolf a an der Syrit⸗ nach ben 
Commando der Spruͤtzenmeiſter druͤcken, und. zwölf andere zum abloͤſen bereit fteben, 


ua. ae .. 

VI. ni der Str Dierdorf dren wehobmige Buͤtten auf Schleifen, davon eine 
ben der Schloßwacht, die andere auf dem Marttplage anı Brunnen, und die dritte in der 
oberen Stade bey dafi igen ° Brunnen immerhin voll Wafler ſtehen. Die Sprügenm ve 
haben: darauf Arhtezu gekaıı z:dABn ſolche nicht vendorben ‚ı.odem befchäbiget werden ;' or 
dann auf die boelce Bertegung, bien Bären Leib⸗ und ‚sebeneftrafe ſtehet. 


6. 19. 

Yan Fruͤhjahre, im Sommer —— im nk ſoll m in ns Städten, ale 

em $ande, unter Aufſicht eines zeitlichen Schnitheiffen, die I * in eyn aller 
grorbinfeh haste probe Er be in der He * wenig⸗ 

—* äi —— ai hengt Sortdenmeer jugejogen“ Alte 5 ad R * 
Au Fe ip # 


.. ao: 0000". Soon ten 


Dann find auch noch,i in jedem Orte drey Zeuerldufer zu sen, welche bey ent⸗ 
Kate, Brande, ‚ghugehet en,.uud- ohne lange nach dem; Seuer zu ſehen, fogleich zu 

ferde fißen, und warn dad ehter Auf dem Lande it, einer davon vor allen. Dingen ſol⸗ 
ches in der Stadt anzeigen, die anderen aber Sad Bir atirufen ſollen. 


$ ar, 


Diejenige S Sprüge, , welche Sie "Tandesffrchfpiele de der Seirtbät Dierdorf ſch geſtel⸗ 
let haben, und zu Wolteroth ihren Platz ‚bat, fol mit. e — deu, Perfonen, und mit et 
einem folchen prüßenbaufe, auch Sie mit eben ben Srfotderniffen, wie borgemeldet, 
Derfeben en Weil ae an — Orte ſich nicht fo viele Einwohner befinden: fo ſol⸗ 
en. wenigfiens zwey Sprügenmeifter, der, © —— er. der Sprügenfshufter, vier 

Schlauchtraͤger und zwoͤlf Sprügei eher a ang —2* da: Ds er se 


gr "226 Ze ve en n 


Die zwey andern Sprügkiimeifte , die vier Ändern Bag , uns bie ztostf 
— ⸗ Sorutzendrůcker fin nd aus der allernaͤchſt angelegenen Dorfichaften dazu 
ordnen. | 


MD I EEE au cl ZB SFR ep 


So viel die Hereceafe une berrft, ‚hät es bcigend Sep bet ſpeclalen Era 
ordnting dom iTten Januarins 1755, fein Bewenden. 


en | 


. — see. ARE ne —— ann 


152 a. Wied = Nunkelifche 


$- 23. 

In dem Augenblide, dag ein Feuerlaufer an einem Drte ankommt, und Feuer 
anzeigt, muͤſſen die Feuerläufer des Orts, ohne fich eine Minute aufzuhalten, weiter lau⸗ 
fen, und den Brand gleichfalls verfündigen. Wer fich hierbey nachlaͤßig finden laͤſſet, der 
wird mit der allerfchwerften Leibesftrafe angefehen, 


CAPUT IM. 
Derhaltung bey einem Brande innerhalb Landes, 


$. I. 


gyrrienige, welcher in feinem Haufe, oder in eines andern Gehäuse einen Brand, er 
nag gefährlich feinen, . oder nicht,. pahrsint,,, ſoll bey zeben Keihsthalr Stra 
ohnverzüglich das Feuer ausrufen und-Lärmen machen, niemand aber ſich gelüften laſſen, 
heimlich zu söfchen, 


6G.2.. 

Bey dem erſten Feuergeſchrey in der Stadt Dierdorf hat det auf, bafgee bla 
wacht befindliche Tambour alfo gleich Laͤrm zu ſchlagen, der Thürner bey dem erflen ans 
fichtig werdenden Braiide mit der Glocke zu flürmen, und bey Nachtszeit nach der Ger 
gend des Feuers eine Laterne, bey Tage aber eine Sahne auszuſtecken, der Schufmeifter 
auch mit Stürmen auf der groffen Kirchenglocke zu helfen. Zu Runfel wird ebenfalls 
Lärm getronmelt, und auf dem Glockenthurne geftürmer, die Milig darauf im Schloßs 
hofe verfanmler, die Schloßfeueregmer vor bie Wachtſtube bereit gefteller, und alle "or 
bütten mie Waſſer vor der Wache angefüller, 


$. 3. 
Auf dem Lande foll fogleih mit der Kirchen⸗ oder Gemeindsglocke geftürmet wers 
den; die Seuerläufer aber müffen, vorhin befohlnermafien, ſich fofort auf das Nennen 
nad) Runkel oder Dierdorf, und an den Dre, wo die Landfprüße ſichet „begeben. 


I + 


Unfere Regierungss und Oberamtsbebiente, die. Policenperfonen, Schultheiſen 
Jaͤger, Heimberger und Policeyvoͤgte, nebſt den Gerichtsſchoͤffen in der Herrſchaſft 
Dierdorf, und Bürgermeiitern follen, wo möglich ‚ 08 fey in der Stade, oder auf dent 
Lande, die Allererften ſeyn, fo fich bey den euer einfinden. 


$ 5 
Bey dem erſten Feuerlaͤrmen haben ſich die Sprügenmeifter, nebft den andern 
zur Sprüße, Feuerleitern und Haken beſtellten Leuten, in groͤßter Geſchwindi keit, und 
ohne erſt nach dem Feuer zu ſehen, jeder auf ſeinen bereits angewieſenen —* u 


begeben, 
§. 6 


Senerordnung 53° 


6 

Die Soldaten der Garnifon verſammlen fich augenblicklich bey dev. Schloßwache, 

und werden von dem erften Officier odbr Unterofficier, fo vorhanden iſt, mit aufgepflame 
ten Bajonetten zum Feuer, es fey ins oder aufler der Stadt, geführet, .wo.fie unter dem 
Commando Unſers, bey dem Feuer befindlichen erften Bedientens ftehen, und nad) defien 
Anordnung, allenfalls mit Gewalt Ordnung und Sicherheit erhalten, oder auch mitarbeis 
ven follene ⏑⏑⏑ 0 
Wann es in der Stadt brennt, werden die Thore fogleich mit doppelten Schild⸗ 
wachten befeßet, welche auffer. denen: Feuerläufern nichts, beſonders an Gepaͤcke und uns 
bekannten Perfonen heraus, alles aber herein laffen follen. Bey einem Brande auf dem 
$ande aber, wird das Dorf rund umher mit Schildwachten befeßet, welche auf alles Vers 
ſchleppen ſowohl, als auch dazauf, "darhie;Peine :Jeute dom Waſſertragen oder Loͤſchen ſich 
abſentiren, und keine Eymer, oder andere Geraͤthſchaften wegtragen; Acht geben. 

| u ae W 

Bey einem Feuer in der Stadt Dierdorf iſt jeder Pferdshalter verbunden, auf 
ben erſten. Feuerlaͤrm mit einem 'angeſchirrten Pferde zu der naͤchſten Waſſerbuͤtte zu ren⸗ 
nen, und ſolche zur Feuerſpruͤtze zu fahren; maaßen der Fuͤhrer der erſten Buͤtte einen 
Reichsthaler, der andern Buͤtte einen Gulden, und der dritten Buͤtte achtzehen Albus, 
Belohnung aus gemeinem Stadt⸗Aerario empfangen ſole. ;.:% 


§. 9. 

Wann auſſer der Stadt Feuer wahrgenommen worden, und ſolches in dahieſigem 

Lande, und nicht uͤber zwey Stunden weit entfernet iſt ſollen die Spruͤtzenmeiſter mit ihren 

zugeordneten ordinairen Leuten fich bey der Spruͤtze gleich einfinden, die vier erſte Zug⸗ 

pferde, fo zu befommen, allenfalls mie Gewalt wegnehmen, folche vorfpannen und damit 
zu dem ‘Feuer fahren. | 


e: . 
r. 


« 22 u 2 
ee Po Er ee | 


— ae 10. | . . 
Der Ort, wo der Brand ift, muß für diefe Pferde billige Gebüßr, und dafern 
ein Pferd gar fallen follte, foldhes auch bezahlen. Der fich widerfegende Pferdshalter 
aber wird in zwanzig Reichsehaler Strafe vertheilt, und daneben des Fuhrlohns verlus 
ftig erklärt, | nn oo 


. $. II, Fu | —_ . 8 Fr 

Falls es auf dem Lande in einem Dorfe brennt, follen die daſigen Pferdshalter mit 

vier Pferden an denjenigen nächften Ort rennen, wo die Sprüße fteber, um folche abzu⸗ 
holen, oder die daran ermuͤdete Pferde abzulöfen. ee N 


' den 1% | 
Ä - Bey einem Braude in der Herrſchaft Dierdorf ſoll mir’alleih der Thuͤruer zu Dier⸗ 
dorf mie der Glocke ſtuͤrmen. EL Eee 5 
Sedmanne Befege II. Theil. | u nn & 13. 


— 


.. - * 4 
d. Paare \ 
ve 


154 4. Wied » Runfelifche 


GG 1% 
Iſt das Feuer im Lande über zwey Stunde Wegs entfernet, fo begeben fich nur bie 
zween Sprügenmeifter, zwölf Sprügendrüder, und etwa ein Drittel der Buͤrgerſchaft 
wit drey Seuerhafen, einer Senerleiter, und ihren federnen Eymern zu ſothanem Feuer. 


§. 14% | 

Dafern aber die Eprüße, vorgeordneter maaßen, über fand gefahren wird, ſd 

foll niemand, als die beyden Sprüßenmeitter, der Eprüßenfchloifer und Sihufter, nebſt 
zwölf federnen Eymern auf der Sprüße mitfahren, bey Vermeidung fünf Reichsthaler 
Strafe für denjenigen, fo ſich weiter darauf fegen wird. x 


5. 15. | u 
Die zwölf ordinaire Sprüßendrücker und die Schlauchträger miffen voraus lan⸗ 
fen, oder der Sprüße nacheilen, W 
§. 16. 
Die Spruͤtzenmeiſter ſollen auch keine fremde ungeſchickte Leute, auſſer in dem hoͤch⸗ 
ſten Nothfalle, an die Spruͤtze zum Drucken nehmen, durchaus aber niemand unbekanntes 
an den Schlauch laſſen. 


4 
. 17. J * 
An dem Orte, wo es brennt, bat jeder Einwohner, der einen Brumen in feinen 
Gebäuden hat, den Zugang darzu durch die Seinigen augenblicklich zu oͤfnen. 


§. 18. 


Bey Nachtszeit muß ein jeder Hauswirth eine Laterne vor ſein Haus und Brun⸗ 
nen ſtellen. 


. 19. 
Während daß der Mann, Sohn, Geſelle, Knecht, oder Magd mit einem Eywer 
Waſſer zum Orte des Feuers lauft, müllen die zu Haufe gebliebenen Leute Buͤtten vor die 
Thuͤre ſtellen, und folche in dem Augenblicke mie Waſſer fuͤllen. | 


$. 20. 


Wie nur der erfte Feuerlaͤrm erfchallet, foll ein jeder feinen Iedernen Eymer ergeed 
fen, folhen mie Waſſer füllen, und zum Orte des Feners laufen. Wer ohne Eymer, 
oder ohne Waſſer hinzukommt, wird mit zwey Reichsthaler Strafe belegt, Auffer Weis 
bern, Kindern, Kranken, alten und gebrechlichen Leuten, darf bey gehen Meichschaiie 
Strafe niemand zu Haufe bleiben, falls es in dem Orte brenner. 


$. 2r. 


Auffer den allernächft angelegenen Häufern foll fih niemand bey zehen Reichs⸗ 
tbaler Strafe gelüften laffen, zu flüchten, fondern das Löichen des Feuers foll eines jeden 
sornebmfte Sorge ſeyn. — 

as. 


— generordnung — Be? 


$. 22, — —— | 
Welcher Beamte, Officier, Scultbeiß, Jäger, Heimberger, Gerichtsſchoͤff, 
oder Burgermeiſter zuerit aufdem Plage it, der bat das Haupt» Commando über das 
Loͤſchen; bis dahin ein Höherer zum Feuer kommt. Alsdann muͤſſen fich die nachfolgens 
Ber Bedienen in die Unterbefeblshabereyen, als zum Sprügen und Schlauchwerf, zu 
den &eiters und Haken⸗Commando, zu den NReibeneinrichtungen, zum Anfrifchen 
der Arbeiter und Waflerträger, und sum Herausholen und Herbeybringen der unnoͤtzen 
Zujchauer oder Faullenzer hurtig von ſelbſt eintheilen, und jeder feinen möglichften Fleiß - 
anwenden, . 
$. 23 
Der Oberſte von Unſern ſich einfindenden Beamten commandiret die Sprüßenmeis 
fter, Leiters und Hafenleure, nebft den andern töfhenden ganz allein; und fol niemand 
bey zeben Meichsrhaler Strafe etwas anders befeblen. Hütte aber jemand einen guten 
Einfall, oder was wichtiges wahrgenommen, der mag lich zu dem, der dag Löfchen coms 
mandiret, begeben, und demfelben feine Meynung befcheiden eroͤfnen. 


$. 24. 

Gleichwie nach der Erſahrung es ben jedem Brande am allermeiften darauf ans 
fommt, wann man ben deffen Anfang zugegen ift, und gleich Waller bey der Hand bat, 
alfo wird ein jeder eruſtgemeſſenſt erinnere, fich mit Anfchauen des Haufes, woriunen e6 
brenne, nicht aufzuhalten, fondern mit feinem Eymer Waſſer gerade zu in das Haus zum 
Feuer zu laufen, und das Waſſer in den Brand anszufchürten, fodann ſich fogleic) wieder 
weg zu begeben, und wann noch feine Reihe angeordnet ift, anı nächften Orte wieder 
Waſſer zu holen, und folches der Sprüße zuputrggen. 


25. 

Wer das Löfchen commandiret, muß in dem erften Augenblicke eine doppelte Reihe 
geute, nach dem nächften Waſſer zu, anorönen, und dazu ducch feine Subalternen, auch 
durch die Soldaten die herbeylaufende oder herumſtehende Leute mit Gewalt anhalten, 
von Zeit zu Zeit mehr doppelte Reihen nach unterfchiedenen Waffergegenden ftellen, und 
beftändig durch die Reihen parrouilliren laffen, daß fie in Ordnung bleiben, und nicht ges 
trennet werden, oder fich jemand davon ſchleiche. Welcher diefes thut, ſoll mic derben 
Stockfchlägen wieder in die Reife kommen, | u | 

$. 26. 

Inſonderheit ift dahin iu feben, daß die zufchauende,, müßig herumlaufende, oder 

mit ihrem unnuͤtzen Lamentiren nur Lonfufign verurfachende Weibsleute mit Gewalt in die 


ı = 


Meihe gebracht, und darinnen erhalten werden. m nn 5 


- $. 27. 

Wann ben der Ankunft das Hausdach in Flammen fteher; fo find fogfeich Feuers 
leitern anzulegen, dieſelbe mit Mannfchafe von unten bis: oben zu befeßen, und eine dops 
pelte Reihe Waflerträger an jede Leiter zu weifen. Sodann muß ein Sprüßenmeifter mit 
dem Schlauche in dag Haus hinein, und die Troppe binauf lanfen, um von innen zu (chen. 
| 2 er 


1 


on ⸗ 


156 4 Wied » Nunkfekifche 


Der andere Spruͤtzenmeiſter loͤſchet von auffen mie dem Wendrohr, und hat vornemlich bie 
auf den Leitern befindlichen Leute im Loͤſchen zu ſecundiren. 


§. 28. 

Wann cs in einem Schornfteine brennt, fo darf derfelhe durchaus niche eingefchlas 
gen werden, fondern man foll den Schornstein von unten bis oben mit Waſſer und Leuten 
befegen, die nur Acht haben, daß das Feuer nicht ausbreche. Oben aufden Dache muͤſ⸗ 
fen die Leyendecker ſich auſhalten, damit das Fer das Dach nicht ergreite. Int der 
Sihornitein von Mauer, und stark: fo kann man ihn ansbrennen fallen, Sollte aber ders 
felde ſchwach, und von Holz ſeyn: ſo muß man das Feuer darinnen entweder veritopfen, 
oder mie Sprüßen und Waſſereingießen löjchen, 


$. 29. | 

Dofern das Feuer die anliegenden Hinter und Gebäude auch ergreifen follte, fo 

foll man ja niche den Much ſinken laſſen, und auf die Arbeiter und Reiben doppelte Aum̃cht 

baren, damit die Leute nicht davon, und jeder zn dem einigen laufe. Sodann joll, 

daferne eine ganze Straße, oder mehr Gebäude in der aͤuſſernen Gefahr ſich befinden, 

und man niche Sprüßen oder Löicher genug hat, zwar mit dem Loſchen und Reihenhalten 

immerfort continnirer, inzwifchen aber die Menfcben aus dem anftoßenden Gebäude, fe 

um den Fortgang des Feuers Einhalt zu thun, niedergerijien werden muß, mit Gewalt 

erausgebracht, die Maurer, Zimmerleute und andere ftarfe Männer mit denen Feuer⸗ 

— parat geſtellt, und wann anders nicht zu helfen, das anſtoßende Haus oder Ges 
baude in möglichiter Geſchwindigkeit niedergeriffen werden, " 


$. 30. “ 

Es ift auch vom Aufange des Feuers fehon dahin der Bedacht zu nehmen, daß die 
Effecten und Eachen, fo aus dem brennenden Haufe gerettet werden, auffeinem entleges 
nen Feuer fiheren Plage, da cs auch dem Löfhen, oder denen Reihen feine Hinderung 
verurſacht, zu liegen Fommen; um welchen Dre dann, wo möglich, ein Kreis von Sol⸗ 
daten zu ſchließen it, damit duch Raub oder Dieberey nichts entkommen möge. Wer jich 
aber unterſtehen würde, das Mindeſte von dergleichen geflüchteten Sachen zu rauben oder 
zu ſtehlen, foll dafiir doppelt geftraft, und auf den Betrettungsfall über der That von der 
Wache fogleich gebunden, und bey denen Sachen gebunden niedergeworfen werden, auch 


fo lange gebunden liegen bleiben, bis das euer gelöfche ift, und die Wache mit ihn 
abziehet. 


§. 31. 


So lange man Feuer vom Thurn ſehen kann, ſo lang ſoll mit dem Glockenſtuͤrmen 
und Allarmtrommeln continniret werden. — 


§. 32. 
Den Zimmerleuten, Maurern und Leyendeckern inſonderbeit wird bey zehen 
Reichsthaler Strafe anbefohlen, bey jedem Brande im Lande, der nicht überfwey Stun⸗ 
den eutlegen iſt, mir ihren Aexten, Beilen, Pickeln und Hammern ſich einzufinden. 


§. 33. 


nn + | 157 


- §. 33. 
Damit aber auch die zu Huͤlfe eilende Einwohner derer benachbarten Ortſchaften, 
in ihrer Abweſenheit nicht ſelbſt zu Hauſe Schaden leiden moͤgten, ſo ſoll in jedem groſſen 
Orte, wo mehr als ein Schoͤff befindlich, einer- derfelben ‚mit einiger Mannfchaft in 
andern Orten'aber wenigſtens einige Männer zu Hatiſe bleiben ,“ im Doefe fleißig auf⸗ umb 
apyeden, anch zu Vermeidung aller Unordnung und Dieberey gute Wache halten, und 
Obſicht tragen; nicht weniger auch einen Theil der Feueriuſtrumenten/ ale Eymer Haken 
und-Leitern zu Hauſe behalten; die übrige entbehrliche Mannſchaft und Weibsleute aber 
mit Feuerinftrumenten und Waflergefchirren eilends zum Brande fortſchicken, auch die 
Fuhrleute anhalten, Fäffer mit Waffer zum Feuer zu fahren. 


12, £ : u HH 


[} 


Mann Sener in der Stadt, oder auf be danke entfebet , und gieich ahne Laͤrm 
gedaͤmpfet wird, ſoll folches dannoch bey fuͤnf Reichsthaäler trafe durch def Schuͤltheiß 
oder Burgermeiſter aͤngezeigt werden, damit der dder diejenigen, durch deren Verſchul⸗ 
den das Feuer entſtanden, zur gebuͤtzrenden Strafe gezogen werden koͤnnen. 

... \ \ . nn .., Ba a re a. "17 

Wer den Befehlen der. herrſchaftlichen Bea, en oder Sprägenmeifter nicht aus 
genblicklich fſolget, murret, fi. widerſetzet, oder davon lauft; ‚oder auch, mer vorſetzlich 
an den Feyergerächfänäiten , als Sprüßen, Schlaͤuchen, Eymer , Bürten, Leitern, Haken 
Schaden zufuͤget, ſoll auf der Stelle mit der tempfindlichften Leibesſtrafe beleget, und 
eher nicht losgelaſſen werden, bis der Schade erſetzet worden. 


er. 

| _ $ 36. Leon | 
Wann ' das Feuer gelöfcht worden, und der Brand fich geendiget, fo foit alle . 
Feuergerätbfchaft an Sprüßen, deiteri, Häfen, Bülten, Eymern, es möge foldhe 
Fremden oder Snländifchen zuftehen, auf dem Plage verbleiben, und allda jede Sorte in 
Ordnung geftellee, fodann eine ſtarke Wäche ſowohl zu: Verwahrung der Feuerinftrumenz 
‚ten, als zu ‘Beobachtung des etwa noch glimmenden oder verborgenen Feuers angeordnet, 
darauf die zum Löfchen gebrauchte Leute entlaſſen, amd "don. deu Hächftgelegenften Orten 
eine hinlängliche Anzahl Männer, die nicht bey dem Brande gewefen, zu Raumung der 
Brandftätten befihrieben, diefe auch, bis alleg völlig abgeraumer ift, alle Tage mit fris 
ſchen Leuten abgelöjet werden. . .., - a — . 


Falls nun fein Feuer und Gefahr eines. neuen Brandes’ mehr vorhanden iſt; fo 
bat der Schultheiß, Heimberger und Gerichtsfchöffen des Orts vorerſt denen Ausländern 
ihre Feuerinſtrumente wieder zu geben, fodann denen Inlaͤndiſchen auffer dem Orte ded 
Feuers, jedem das Seinige ordentlich zu.üftellen, und zu allerletzt, was vor Senerinftrus 
mente an den Dre des Brandes gehören; wann das etwa Verdorbene vorher fogleich 
repariret worden; wieder an gehörigen Platz und Stelle zu bringen, 2 


u3 / . 38. 


—W “ 
- bu ie‘ — wr 


158 Wied⸗Runkeliſche 


§. 38. 

Damit auch jedermann zu Befolgung dieſer Ordnung deſto mehr aufgemuntert und 
angefriſcht werde; fo find folgende Pramia, welche entweder von den in vorſtehenden 
Puncten bemeldten Strafen, oder allenfalls von dem Kicchipiele, darinnen der Brand 
entfianden, beftritten Werben follen, ausgefeßet. Es werden nemlich bezahlet 


Rthlr. Alb. 
1) Demjenigen, welcher zuerſt durch Feuerrufen, tärmen und den 
Brand befannt machet ⸗ 1 — 
Es muß aber ſolches derjenige nicht koyn, in deffen —* 
der Brand eutſtehet. 
2) Dem, der den erſten Feuereymer mit Waſſer, von einem andern 
Orte her zum Feuerplatz bringet ⸗ ⸗ ⸗ — 18 
3) Denjenigen, ſo den erſten Feuerhaken von einem andern Orte 
berbringen ⸗ ⸗ ⸗ ⸗ ⸗ 1 18 
4) Denen, fo die erſte Feuerleiter von einem andern Orte herbringen — 
5) Denen, fo die erſte auslaͤndiſche Spruͤtze herbeybringen ⸗ 5 zu 


6) Demjenigen Handwerks⸗ oder fonft herzbaften Manne, der fi 
uerft auf den brennenden Bau waget, oder fonften feine 
Bravour bezeiget, und vor andern erfpriesliche Nertungepülfe 


leiſtet ⸗ ⸗ 1 — 
7) Demjenigen Fuhrmanne, welcher zuerſt vor die Sorit⸗ anſpannt 2 — 
Das zweyte Pferd ⸗ ⸗ ı Rthlr. 30 Kt Bon dem Kirche 
Das dritte Pferd » ⸗1 — — — fiel darinnen 


| ge⸗ 
Das vierte Pferd 6 — — 60 — 95 


CAPUT IV. 
Don einer Feuersbrunft auffer Landes. 


§. r 


Wenn auslaͤndiſche Feuerlaͤufer ankommen, oder man auſſer Landes brennen ſiehet, 
und der Brand nicht über zwey Stunden entfernet fie: gt, ift durch Laͤutung einer 
Glocke Laͤrm im Orte zu machen, und zu veranftalten, daß ein dritter Theil Mannfchaft 
mit der Feuerſpruͤtze, und einem dritten Theile der Feuerinftrumenten fogleich zur 
Hülfe eilen. 

§. 2 


Mit diefem dristen Theile muß ein Heimberger, Gerichtsichöffe oder Würgermeir 
fter, als Anführer und Auſſeher mitgehen, und feine Leute auf alle Weiſe zur Schuldig⸗ 
keit anhalten. s. 

> 


.. Feuerordnung. — 159 
weg, EEE EIS EEE 


Mann ein auslaͤndiſcher benachbatter Dre, fo nicht über drey Stunden entlegen 
ft, ganyin Brand geräthen, und dieß ſicher angezeigt werden würde; ſo ſoll die Feuer⸗ 
ſpruͤtze mit den dazu beftellten Leuten dahin zur Huͤlfe abfahren, und alsdann die Sbßruͤtzen⸗ 
meiſier gehalten ſeyn, alle moͤgliche Sorgfalt anzuwenden, damit die Spruͤtze mit allem 
Zugehoͤr ordentlich wieder zurück gebracht werde, way 

. en 0: $. 4 . ! ‘ 

Wann nun das Feuer gelöfcht iſt; fo haben die hieſige Schulcheißen, KHeimberger 
und Gerichtsfchöffen dafiir zu forgen, daß ſowohl die gemeine euerinfirumenten, als 
eines jeden privari Brandeymer wieder an Dre, Stelle und feinen Eigenthuͤmer gelange. 


CAP U T V. 
Don beftändiger Sefthaltung diefer Ordnung. 


on N) * nn. 

n % . . $ 1. | * J 3 
Einem jeden Unſerer Beamten, Officiers, Pfarrern, eputbeiägn, Jäger, Heimbers 
ger, Gerichtsfchäffen, Bürgermeifter,; dann einem jeden Sprüßenmeifter, einem 
jeden Policeyvogte, auch in einer jeden. Schule, un. die Kinder daraus lefen zu lehren, fol 
ein Eremplar diefer Feuerordnung ausgetheilt werden, r» 
a SE SE “3 

Ein jeder Burgermeifter hat, ben zehen Reichsthaler Strafe, alle Vierteljahr 

feine Gemeinde befonders zufammen zu berufen, und ihr das ganze Eremplar gedarhteg 


4 


Feuerordnung deutlich und langſam vorzuleſen, oder vorleſen zu laſſen. 
ur §. 13. -, ‘ - .... on. 


Alle Vierteljahr foll jeder. Schultheiß, mit Zuziebung eines Heinibe rgers und i 
der Herrſchaft Dierdorf eines Gerichtsſchoͤffens, dann eines Zimmers und Maurerhand⸗ 
werks Zunftmeifters, alle Häufer feines Kirchſpiels ſowohl, als die geuirine und. Plone l 
Seuerinfteumenten vifitiren, und von dem Befunde, oder wo eg barah geinangelt, ne 

tefer Feuerordnung nicht machgefebet worden, bey jedent Anättaks Nuͤgenag Griichen 
Rapport erjtätten. EEE we Ze Bee —— 
. 4. 


: Aha u 


Die Policeyosgte in der Herrfchaft Dierdorf werden hiermit infonberheit angfr 
wiefen, fich die Seuerordnung ganz bekannt zu machen, und auf derfelben Beſorguug Di 

allerfleißigfte Sorge zu tragen, auch bey jedem Quartal⸗Ruͤgetage ihren, edlen Sericf 
davon einzugeben. J re . 


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Und damit Unfer-guädigfter Eudzweck deflo gemiffer erreicht werde; ſo hat Unſere 


Regierung zu Runkel, und Unſer Oberämf zu Dierdorf binnen drey Monaten an lie 
ar en 


160 5. Wied-Runkeliſche 


den umſtaͤndlichen unterthaͤnigſten Bericht einzuſenden, wie alles dieſer Ordnung nach be⸗ 
pe , ‚verpflichtet und infteuiret worden, zudem alle Jahr ſelbſt einmal eine Generalfeuer⸗ 
)ifitatiön vorzunehmen, und davon Uns mit allenfallfigen Verdefferungsuorfchlägen zu 
referiren. Zun den 18ten Julius 1765. —— 


(L. 8) Chriſtian Ludwig ea: 
Graf zu Wied⸗ Runkel. 





Graͤflich-Wied-Runkeliſche Mahl- und Waag— 


ordnung; vom ıften Sept. 1770,. 7 


DIL Chriftian Ludwig, des heiligen NRömifchen Reichs regierender 
nr Graf zu Wied, Iſenburg und Erichingen, Here zu. Runkel ac. ꝛc. x. 
Verordnen und befehlen hiecdurch Ernſt gnaͤdigſt, daß, nachdem Wir ſehr mißfaͤllig 
nehnen muͤſſen, wie die unlkerm 17ten Juli 1753 emanirte Mahl⸗ und —*z* 
vielen Stuͤcken uͤberſchritten, ſelbiger auch verſchiedene Poſten entweder abgegangen, oder 
doch einige nicht deutlich genug ausgedruͤcket werden, Wir nachſtehende Puncten entwerfen 
laſſen, welche fowehl von Unſerer guddigft niedergefegten Muͤhlencommißion, und fämts 
chen Müllern und Waagenmeiftern, als auch von Unfern fänttlichen Untertanen, uud 
denen zu Unferer Bannmahlmuͤhl zu Runfel gebannten Maplgäften zu Schade, fteif und 
ohnverbrüchlich gehalten werden ſollen. Nemlich: 0 
-..3%) Sol der Müller alle Früchte. der Bann⸗ auch anderer Mahlgäften, ehe und 
bevor er ſolche in die Mühle bringer, durch den gejchworenen Waagenmeifter, ingieichn 
auch das Diehl, ehe ſolches an die Mahlgaͤſte wieder zurück geliefert wird, wiegen la 
J 2) Der Waagenmeiſter fell ein ordentliches Mannal halten, und darinnen, was 
ſowohl die in die Muͤhl gelicferte Früchte gewogen, als auch mas einem jeden an Mehl 
id Klenen wieder obrück geliefert worden, fleißig und ganz accurat aufichreiben, d 
forderten Falls alle Augenblick über jeden Poften berichter- werden fan, — .7 4 
3) Wann ein halb Malter oder ſechs Simimer Korn 145 Pfund und drüber bie m 
150 Pfund oder mehr wieget, jo follen dem Muͤller an Staub und Abgang gut gethan 
wetden drey Pfund; wieget ed aber 115 bis 130 Pfund, werden ihme gut gethan Pfund, 
22) ieh 








Mahl⸗ und Wangordnüng. #8 
4) Wird an Molter gut gerhan von einem halben Malter von ber ſchweren Gats 
tung 13 Pfund, von der mitrlern Gattung 12 Pfund, und von der leichteſten Gattung 
zı Pfund, daß alfo an Staub, Abgang und Molter, in allem abgehet 16 Pfund, 
5) Vom Waiben, welcher ebenfalls, ſowohl als das Korn, Ins und aus der 
Mühle gewogen werden folle, werden dem Miller vom halben Malter nicht mehr als 
20 Pfund an Staub, Abgang und Molter gut gethan, vom Malz und anderer rauher 
und fchlechter Seuche zu ſchroten aber werden. dem Müller wicht mehr als 1 Pfund von 
drey Simmer wegen Staub und Abgang. vergütet, und vom Simmer ein Kreußer Rheinifch 
ſtatt des Molters entrichtet; vom Delfchlagen. aber merden ihme von jedem Simmer fün 
Kreuzer Rheinifch, oder aber die Kuchen ftatt des Lohns gelafien und entrichtet. a 
6) Ferner ſoll der Muͤller von wohlgemahlnem Korn nicht mehr an Kleyen liefern, 
als von halben Malter der erſten Gattung 12 oder 13 Pfund, von der mittlern Gattung 
13 bis 14 Pfund, und von der fhlechteften Gattung 15 bis 16 Pfund, wo aber die Frucht 
grob und halb angemahlen, und die Kleyen entweder ganz oder zum Theil mit eingemahlen 
werden; fo foll davon nad) Erkenntniß entweder nichts, oder doch über 5, 6, 7 oder 8 Pfund 
Kleyen nicht gut gethan werden ; beym Waißen aber kommt es lediglich darauf an, was 
der Becker oder Mahlgaſt vor Mehl, und ob er folches fein, mittelmäßig oder ſchlecht, haben 
wolle, und kann alfo dieferhalb Fein gewiſſes Gewicht an Kleyen beftimmet werden;.  follte 
aber nichts beſonders beytelle werden ; fo foll er von einem Malter guten Waigen 
200 Pfund Mehl, 25 Pfund Grießmehl, und ohngeſehr 3 Simmer Kleyen, vom mittels 
mäßigen Waißen aber 180 Pfund Mehl, 25 Pfund Grießmehl, und ohngejeht 3 Simmer 
Kleyen, zu liefern fchuldig feyn. | | 
7) Was nun nach Abzug des Staubs, Abgang des Molters und-der Kleyen, die 
Feucht weiter oder mehr gewogen, foldes muß beym Auswiegen an gutem Mehl wieder 
‘geliefert, und mit einem faubern Probirftahl, ob es etwa angefeuchtet feye, probirt werden, 
Da auch Ä 
8) Ein jeder Banıız und anderer Mahlgaft in. einer Bann⸗ und fonftig angewier 
fenen Mahlmuͤhl alle feine zu mahlen habende Früchte und Saamen mahlen und fchlagen 
zu laffen ſchuldig; fo wird derjenige, fo biergegen handelt, und feine Früchte oder Saamen 
auf einer andern als feiner Bann⸗ oder angewiefenen Mühle im fand mahlen und fchlagen 
laͤſſet, auf jeden Betrettungsfall in fünf Rebe. Strafe und Erfegung des Molters, derje⸗ 
nige aber, fo feine Früchte oder Saamen auffer Landes mahlen und fihlagen Läffet, jedesmal 
ſamt Erſtattung des Molters, in zehen Rthlr. Strafe verdammet. J 
9) Bey Fluthen, oder auch bey zu wenigem Waſſer, iſt ein jeder Mablgaſt drey 
Tage in feiner Muͤhle zu warten verbunden; wann aber nach Verlauf dieſer dreyen Tagen 
ihme auf ſeiner angemwiejenen Mühle nicht geholfen werden kann, alsdann ift. ihme erlaube, 
auf einer andern Mühle ini land mahler zu laffen. 0 
10) Ein jeder Muͤller foll in dem Waaghaus, odet aber, fo das Waaghaus an der 
Mühle, in derfelben einen Mehlkaſten, worinnen fich jederzeit Mehl befinden folle, haben, - 
damit dasjenige, fo denen Mahlgäften an Mehl fehlen follte, . fogleich erfeßt werden Fann, 
und foll der Waagenmeifter aus der Waage nicht das geringfte verabfolgen laffen, bis dem 
dahlgaſt dasjentge," fo ihme gebührer, ganz vollkommen und ohne den geringften Mangel 
abgeliefert werden mag. - EEE Er Ze =; 
Beckmanns Geſetze II. Theil. X 11) Wuͤr⸗ 


162 5 Wied⸗Runkeliſche 


11) Würde: aher ein Müller die Wange vorbenfabren; fo foll er das erftemal 
vier Gulden, das zweytemal aber vier Rthlr., auch der Mahlgait, falls es mit deſſen 
Willen und Willen gejheben, jedesmal halb fo viel, der Waagmeiſter aber, wann c 
dergleichen erfähre und nicht fogleich angezeiger, in zwey Gulden Strafe verfallen feyn. 

12) Alles Mehl, fo der Müller verborger, oder vor baar Geld verfaufer, foll jüs 
derzeit in die Waage gebracht und dafelbiten gewogen werden, und foll ein Malter pures 
Kornmehl 240 Pfund, das Malter gemiſcht Mehl aber 222 Pfund wiegen, das Waage⸗ 
geld davon bezahle der Müller allein. Es foll auch) Ä 


13) Der Müller ſchuldig und gehalten ſeyn, jederzeit einen guten Vorrath vol 
Mehl und Früchten zu haben, damit er feinen Mahlgäften im Fall der Noth aushelfen 
kann, und felbige nicht nörhig haben, anderwärts und auffer dem Bann, oder ihnen au⸗ 
gerviefenen Muͤhlen, zu geben ; follte aber der Müller mie feinem Vorrathe verſehen fegnz 
fo fol dem Maplgaft freyſtehen, auf andern Müblen im fand fein nothduͤrftiges Mehl ya 
kaufen; falls aber 

14) Der Bann und andere Mahlgaft auf feiner Bann⸗ oder angemwiefenen Muͤhle 
das norhdürftige Mehl haben kann, ſolches aber anderwärts kaufet; fo foll er auf jeden 
Betretungsfall, nebft Erfegung des Molters, fünf Rthlt. Strafe erlegen, -- Damit 
aber auch Ä " 


15) Der Mahfgaft nicht im geringften befchweret werde, fo fol der Müller ſchuldig 
und gebalten fenn, fein zu verfaufendes Mehl in den nemlichen Preiß und in der nem 
lichen Sitte, als folches in Hiefiger Gegend verfanfe wird, und nad) Aneweis des Dießer 
Markepreißes, cs mag nun gegen gleich baare Zahlung oder auf Credit fenn, zu verlaffen, 
defien aber werden ihme, wann er ſolches verborget, jährlich zehn pro Cent vor Ausla 
feines Geldes und vor feinen Handel geſtattet; welcher Müller aber hicrgegen handelt, * 
jedesmal und von jedem Fall vier Gulden Strafe erlegen. 
16) Wenn auch ein Muͤller ſich beygehen laſſen wuͤrde, untauglich und ſchlechtes 
Mehl ſtatt gutem zu verkaufen; ſo ſoll er nicht allein dem Mahlgaſt gutes und tuͤchtiges 
Mebl dargegen ſogleich wieder, gegen Zuruͤckgabe des untauglichen, abliefern, fondern 
auch von jedem halben Malter vier Gulden Strafe erlegen. et 
17) Alle vorfonmende Etrittigkeiten, Klagen und Veſchwerden, fowohl von den 
Muͤllern als Mahlgäften, werden bey der von Uns auf Unſerer Rentcammer befonders 
niedergefegten Muͤhlenconmiſſion vorgebracht, von felbiger fammariıffime unterfüche, i 
ein befonder eigenes eingebundenes Muͤhlencommiſſions⸗-Protocollbuch protocollirt und cab 
fhieden, und bat der. Unrecht habende Theil die Koften nach der dahier gingeführzem 
E portultar zu bezahlen. nn 
18) Es voll auch diefe Muͤhlencommiſſion auf die Fluthzeiten, Mehlpreiß, Mehl⸗ 
und Fruchtqualitaͤt und Quantitaͤt in Unſerer dahieſigen Bannmahlmüßle und Waaghaus 
fleißig Ache haben, auch dieferhalben felbige wochentlich wenigftens einmal vifitiren, umb 
den Befund in das Muͤhlencommiſſions⸗Protocollbuch notiren, damit fie jedergeit.vOM 
allem vollfommene Notiz und Wilfenichaft habe, * 


19) Wann auch der hieſige Bannmahlmilfer einem oder dem andern bergen mail, 
und der Debitor darum anſtehet, jo ift folches auch in mehrgedachres Muͤhlencommiſſionn⸗ 


Mahl und Wargordnang.. 183 
Protocollbuch einzutragen, rich dem Creditori zur Berählungszeit ein Ertraet dargüs zu 
eben, und wird: gegen Vorzeigung diefes Extracts von Unſerer Juſtizcanzley gegen 'die 

bentes fogleich executive verfahren. Damit aber auch u E 
| 20) Der. !Wangenmeifter nicht immer. nöthig babe bey der Waage. aufjupaflen, 
und dardurd) feine übrige Geſchaͤfte zu verfäumen;, fo ift alle Tage, Sonns und Feyer⸗ 
tage ausgenommen, Vormittags und Naihmittags, eine gewiffe Stunde zu. beſtimmen, 
in welcher ſowohl die eingebraghte Frucht, als auch das abzuliefernde Mehl, gewogen 
werden folle, Und fol ibme an Waagegeld von einem bis drey Simmern 2 Pfennige, 
oder ein halber. Kreuzer. Rheiniſch, von vier bis fieben Simmern ein Kreuzer, von acht big 
zwölf Simmern aber ein und ein balber Kreuger bezablt werden. ln Ber 
Auf daß aber niemand mit der Unmilfenheit ſich enefchuldigen koͤnne; fo ift diefe 
Verordnung nicht allein in Unserer dapiefigen ganzen Herrſchatt bebörend zu publiciren, 

fondern auch in jeder Muͤhle, Jujedermams Nachachtung, öffentlich anzuſchlagen. 

Urkundlich Unferer eigenhaͤndigen Unterſchrift und wiſſentlich nachgedrucfeen Graͤf⸗ 
lichen Inſiegels. | 
Runkel den ıftlen Septembris 1770, 
rn FE EL FE} FE See DE EEE EEE 
(LS), Ehtiian Ludwig 

TFT Sr Wied, Iſenburg imd Crichingen. . 





Ernenerte Graͤflich Wied⸗Runkeliſche Zorft- Wald 
‚und Ruͤgeordnung, vom Jahre 1773. 


m. 
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We Chriſtian Ludwig, des heiligen romiſchen Reichs regierender 
Graf zu Wied, Iſenburg und Krichingen, Herr zu Runkel ꝛc. ꝛc ꝛc. 
Haben mißfaͤliig wahrgenommen, daß, der vielen in vorigen Zeiten vor und nach erlaſſtnen 
beilfamen Verordnungen ungeachtet, ſowohl die berrichaftliche, als Unferer Untertanen: 
und Privatwaldungen, durch unmaͤßiges, unordentliches und umgeitiges Holzfaͤllen, ſchaͤ⸗ 
liches Viehhuͤten, Laubftreifen und Grafen, auch in» und auslaͤndiſche Holzdieberenen und 
Frevel, fehr mißhandelt und theils gänzlich veroͤdet, nicht weniger barunter die landesherr⸗ 
liche Wildbahn ben nape völlig zu Grunde gerichtet worden. : Gleichwie Uns nun nichts 
fo ſehr, als das Wohl und Aufnehmen Unſerer ‚getruen Untertbanen angelegen ift, Bi 

| | 2 diefes 


164 6. Wied. Runfelifge 


diefes bauptfächlich in der Erhaltung der. Waldungen und daraus zieheuden Baus 'Breuns 
und Geſchirrholzes, webft nörhigen Weide, Maft und übrigen Nußungen, mit beruhet, 
damit es der Nachkommenſchaft fo wenig an norhöürftigem Baus und Brennholz ermangle, 
und der überfchießende natürliche Segen fowohl zum nüßlichen ‘Behuf der inländifchen 
Silbers Kıpfers und Eiſenwerker, als auch zu Fortießung der übrigen auf Kohlen und 
Brennholz gegründeten bürgerlihen Nahrung und Gewerbe zureichend ſeyn möge ; fü 
koͤnnen Wir, aus landesherrlicher Sorftoberkeit und Hoheit, länger nicht.anftehen, einer 
jeden Gemeinde und eines jeden Waldeigenehumes fonften opnbefchader und ohne Nach⸗ 
teil, den Gebrauch und die Erhaltung Unſer und Unferer Unterthanen Waldungen durch 
nachjtehende Forſt⸗ Wald: und Rügeordnung auf einen fichern forfimäßigen Fuß zu feßen, 
ſomit auch gegen Schaden und Frevel möglichft zu ſchuͤtzen. " 


Forſt- und Waldordnung 3 





$. 1. 
E⸗ ſollen Unſere Foͤrſter und Waldknechte ſowohl die herrſchaftliche als der Unterthanen 
Waldungen ohne Unterlaß täglich begeben ,: ſich der Grenzen genau erfundigen, und 
allen moͤglichen Fleiß anwenden, um eine vollſtaͤndige Kenntniß des Grund und Bodens 
ſowohl, als aller Arten Holzungen, zu erlaugen. 


§. 2. — L 

Damit der vorhabende gemeine Nutzen defto zuverläßiger erreicht werde, fo fol im 
jedem Ort, nach Befchaffenheit der Umftände, ein oder mehrere Waldſchuͤtzen, auf fichere 
Jahre oder beftändig, vor Unferm Forſtamt angenommen und verpflichtet, auch ohne deſſen 
Vorwiſſen nicht abgefeger werden, welche dann die Waldungen ihres Orts Gemarkung auf 
das fleißigſte ebenfalls zu durchgehen und auf die Beithaltung der Forſte Wald⸗ und Nüges 
ordnung alles Ernſtes zu wachen haben. | | 4 


$. 3. 

In berefchaftlichen und Gemeindswaldungen foll ohne Anmweifung Unfers darzu bes 
ftellten Söriters, kein Holz, es mag Namen haben wie es will, gebauen, gebrochen oder 
gelejen, ud, zu Benbehaltung guter Ordnung, durch niemand, als von Unjerm Soda, 
eine Waldart zum Auſchlagen gebraucht werden. *1 


§. 4 

Alles harte Stammholz zum Bauen, Brennen und ſonſtigen Gebrauch, darf pa 

zu Feiner andern Zeit, als vom 1sten October an bis zum 15ten Merz, angewieſen um 
gehauen, und zwar foll alles Eichenbaubolz im legten Vierte] des Mondfcheins, Buchen⸗ 
baubolz aber im jungen Licht, dann das Brennholz, fo viel möglich, im zunehmenden 
Mondſchein, und nicht im Regen oder tiefen Echnee, das weiche Holz; aber im Srühjape, 
nach der Lage und Umftänden, wann fein flarfer Froſt mehr zu befürchten, gefäller werden," 


$. 5 





5 Srflordnugee: 5 165 


_. §. 5. 

Sollen die Maal⸗ ober Sachs auch Saamen tragende. Bäume durchaus ſtehen 
gelaffen, und wo einer, duch Windſturm ausgeriffen würde, alsbald ein: anderer hingen 
wächliger Stamm. an deffeu Dis gefeßt werden. u 2. 

9 9. 6 N mel " * 

Das’ zum Werbtennen: angewieſerie Porn if alles kurz anf dem Erdboden abju⸗ 
bauen, kein Stumpf zu laſſen, zuvor aber find die tauglichſte und arthaftigſte junge Heeg⸗ 
und Standreiffer auszuzeichnen, und derep nad)‘ Veſchaffenheit d des Walds und Bodens 
alle ieber bis swanig Schrute ſteben ir ru iur. 

ı, $. " “ ‘ . 
Das hefattte Hit uß in vitthbey a: ah de, Strafe, der  Esufikarion; ; nrbſt 
denen Reif ern und ANbgefäll ars’ dent Wäld!: gefchafft werben,’ wer aber um ‚erheblicher 
Urfachen willen längere Zeit Erlaubniß erhält ‚ bat das Holz, nebft Reiffern und Abgefaͤll, 
auf die lichten. Pläße oder alte Wege beraus zu "beine damit das Junge Gebolz im 
Wachsthum nicht gebindert werde. “ nn 


Ohne Forftamtlichen Befehl darf..Lein Bene etwas anweiſen oder fellen Iafen, 
es ſeye in herrſchafflicher oder. ‚Gemeindss2aldung, ; ent] ann 
. 9 IS :2ny% 


Das zum Verkauf gehauene Hot; Toll anderſt nicht als in Beyfepn Unferes Foͤr⸗ 
fters geliefert, jedes Klafter drey und eimen- bafden Schub hoch... im Amte Dierdorf 
zwoͤlf Schub, in der Herrfchaft Runkel aber vierzehn. Schub weit, und ‚die Scheiter drey 
und einen halben Schuh lang, Rheiniſchen Maaßes, geſetzt, alſo von Unſerm Foͤrſter 
gemeſſen und gezehlt, darauf, wie viel det Zehnte beträgt, von n demſelben Unſern Rech⸗ 
nungsbeamten serreulic engaeige werden: RE AN EN | 

gg: 0, . Wet, nn, 


Ben den Gemeind + Holzeigen folfen vornemlich alte Stämsfe, angeln, 8 gat 
Er und ſonſtig —2 Gehoͤlz. angewieſetz, dieß auch auf einmal gemacht und wegge⸗ 
ahren werden; geſtalt derjenige, fo ſich aufn diefen Holjtagen im Mald am Hotzlefen, 
a ober fahren, bepreten, laſſen wirb, als ein Holzdieb und Biete augeſeben wer⸗ 
den ſo 
5 IT 
Das herrſchaftliche Frobnholz und ſo viel deſſen in natura zu liefern verlangt wird 
oder noͤthig ıft, ſoll Eünftig im Monat Februar für das ganze. Jahr angemiefen,. gefällt, 
auf Klaftern aufgeftellet, und den Sommer über an gehörigen Ort gefahren werden, 


$. 12, 
Das Maybaunihauen und Wieddenſchneiden. wird ‚gänzlich verboten, dahingegen 
um deuqtbinden nur von den on Dicen und Pngen fependen Weiden zu gebrauchen | 
EEE 2 Ser =: Se 


.Gorfiordnung: 3 167 


u Jabhr ein‘ Stuͤck Mauer um ſothane Gaͤrten trocken auftihten, und me e Sommergeit 
it Speife bewerfen Ilm, on en PL m 
$. 22. J 


Das Zaunholz zu dem Janern der Gebaͤude fol binfort nur von: n Siren, ‚ Briten 
danbuchen genommen werden. 


§. 33 Io Re 
Statt der Plankens und Stacfettenidune find lebendige Heden zu pfiamzen, oder 
ſetzen, oder trockene Mauren anzulegen; Foͤrſter ſoll nebſt den Gemeindsvor⸗ 
»Bargermeiſtern, jedem’ Unterthan alle Jahr ein Stück darzu anmwetfen, und 
daruͤber Beſichtigung halten; mer ſich nun hieran ſaumig bezeigt, ſou Jeden 
Schub Platzz mit zehen Albus Strafe buͤßen. 


6 . in | . BZ f 
er Unterthan ift fchuldig, altjäprlich nach Anweiſung des Forſters der 6 
und Burgermeiſters, zur Herbftzeit, vier Wenden oder Illmen, in feine 
Jaͤcheʒ Ufern, Reine und fonften, ‚auf fein eigen Gut oder ‚nf gemein 
- teichen Pläge nicht vorhanden, fo viel Obſtbaͤume an gemeine Weg⸗ 
zn O2 nn in die Gemeindewalsung aufs wenigfte drey Eichen und brey 
anzupflanzen, worauf die Förfter, Waldſchuͤtzen, Vorſtehere und - 
weite Aufſicht gaben!, und; für reden nicht N Daun, —* 
erlegt werden ſoll. n.; 


i ’ « 1 


§. 25. 
„au een ſolcher Abſicht ſoll jebe Gemeinde ale Jahr einen ſonderen Platz ihrer 
Gelegenheit nach, unter Anweiſang der Foͤrſiers, verordnen und vor dem Vieh be free 
— denſelben mit Eichein ‚befden , uhd wann ditſeben Mac ſe vergetacunnſte 


11/1 
sjegen, | gg *5. * 


Wo lichte hie vorhanden und der Grund zu DER it ing 5 , en 
jede Gemeinde, jährlich, nach Anweifung des Forſters und d ihrer Borſieher, einen gewife 


ſen Ort mit TZennen ober Sichten- zu beſten. RT ne mr, 
; : u us 27. N 4 1 PR u . u I 
Da. Vootn und NEIN find: möglichft iu verringern, um ber ei 
waͤrmten Oefen vor Sein ie acer deg, hole ſparen zu. ‚Abnnen, . u ia 
NE : u .. he... §. 28. F u BET er ati Be " * 


Die; jungen Schläge Benanf alle Art und Weite gefhonet. und. ver Sieben, abe 
ren, oder bis es dem Maul des Hornviehes entwachfen, nicht betrieben, fondern durch 
Unfern Förfter und der Gemeinden Schuͤtzen auf-das fchärfefte behänget, dieſe Behaͤnge 
atſch·anderſt tziche⸗caie va Euwwiß aee Sorfamie,. REÖRREE werden. 


ANDERE SSSChr InE Ge Ze BE ee re 120 IE „le “eh, 


166 6 Wied --Nunkelifche 


$: 13. 

Kein fruchtbarer oder gefander Eichenbanm fell zum ‘Brennholz gefällt werden; 
was aber die Gebaͤue berrift, Unſere Förfter nebit den Zimmerleuten fleißiges Huffchen 
haben, daß man in Anweifung des Bauholzes, zum Theit Buchenhbolz, abſonderlich zu 
den inwendigen Tbeilen, die ins Trockene kommen, mit eintheile, auch die Haupt⸗ und 
Grundſchwellen in der Gebaͤuen Dun wenigiten drey Schuhe über der Erde untermauert 
werden. | 


u §. 14 
Es wird auch bey unnachläßiger Etrafe verboten, ohne fonberbare Srlaubnif 
weder roh, noch gezimmert Holz, noch weniger ganze Gebaͤude, auſſer Landes zu verkaufen 


oder,zu verführen; wann im Lande alte Gebäude zu verkaufen, follen folche zu neuen Ges 
bäuden angewendet, und damit das Bauholz im Wald erfpart werden, | | 


$. 15. ° 
Niemand, weder die Hirten, deren Jungen oder Kinder, foll fich fernerbin un⸗ 
terſtehen, an und unter Eichen, Buchen, oder fonjtigen Bäumen, Feuer anzulegen, 


) $. 16. 


Neue Wege und Straßen in Waldungen werben bey anauebleitiche Siraß 
verboten. | 


Sm 
Go follen auch bey jeder Holzfahrt nicht friſche Bindreidel gehauen, fondern dies 
felbe allezeit wieder mit gebracht und ſo lange, als moglich, gebraucht werden. 


—6. 18. 
Wann Kehlbotz gehauen w wird, iſt den Holzbauern ernſtlich unserfaget, da « 
von der Arbeie gehen, einiges Scheid⸗ oder Stangenholz mit nach Haufe zu nehmen: 


" $. 19. 

Da ein Holjbauer in Auffegung der Klaftern mit Särentung der Scheider Ge⸗ 

faͤhrde brauchen, oder Stoͤcke und Steine unter die Klafter verbergen wuͤrde, berſelbe e 
vor jede verfaͤlſchte Klafter eine andere Klafter ohnentgeltlich machen. 


§. 20, | 
Die Koblbrenner follen, ohne fonderlihe Erlaubniß, Feine neue Kobfblarten 


machen, auch in den jungen Schlaͤgen feine Wäßen bauen, und, zu Derpärung ater 
Seuersgefahr, um die Kohlhaufen tuͤchtige Graben anlegen. 


§. 2r. . 


Zu Erfparung des Holzes follen die Unterthanen, ftart daß fle alle Jahr fo vieles 
Gehoͤlz an die Plankenzäune der hiefigen herrfchaftlichen Gärten verwenden, und d 
ihre Zeit verjäumen müflen, bey dem bier fo nabe gelegenen guten Steinbruch, von 








FSorſtordnung. 167 


zu Jahr ein Stuͤck Mauer um forgane Gaͤrten trocken aufrihten, und zur Sommerjeit 
mit Speife bewerfen laſen. nr 
| $. 22. 1 

Das Zaunboh zu dem Innern der Gebaͤude ſoll hinfort nur von Buren / Weiten 
und Hanbuchen genommen werden, 


$ 233. at 

Statt der Planfens und Stackettenzaͤune find lebendige Hecken zu pflanzen, oder 
Steine zu ſetzen, oder trockene Mauren anzulegen; Foͤrſter ſoll nebſt den Gemeindsvor⸗ 
ſtehern und Burgermeiſtern, jedem’ Unterthan alle Jahr ein Stuͤck darzu anmwerfen, und 
jedes Jahr darüber Beſichtigung balten; wer ſich nun hieran ſaͤumig bezeigt, vi jeden 
mangelndeh Schub Ding mit jeden ? Albus Strafe büßen. 


u 24 . 

Ein jeder Unterthan ift ſchuldig, alljaͤhrlich nach Anweiſung des Forfers, der ð 
meindsvorſtehern und Burgermeiſters ‚zur Herbſtzeit, vier Wenden oder Illmen, in feine 
Wieſen, an die Bäche; Üfern, Reine und fonften, ‚auf fein eigen Gut oder on gemein 
Out, oder wo dergleichen Plaͤtze nicht vorhanden, fo viel Obſtbaͤume an gemeine Wege 
und Straffen, fodann in die Gemeindewaldung aufs wenigſte drey Eichen und drey 
Buchen zu ſetzen und anzupflanzen, worauf die Foͤrſter, Waldſchuͤtzen, Vorſtebere und 
Burgermeifter. die genaueſte Yuflicht haben!, und. für jeden nicht geplanten Baunr jebr⸗ 
lich zehen Albus Strafe erlegt werden ſoll. | 2 


23. . 
BT eben ſolcher Aöſicht ſoll jebe Gemeinde‘ alle Jahr einen ſonderen Has, ihrer 
Gelegenheit nach, unter Anweiſung des Foͤrſters, verordnen und vor dem Vieh befriedi⸗ 
en, Pe mit Eicheln Pe , und wann dieſelben erwachſen fe vorgedachtermaffe 
ausje en. u. ee 
ge 26. I * J — J 


Wo lichte ie, sorbänben und der Grund zu en aicht magig re kat 
jede Öemeinde, jährlich, nach Anweiſung des Forſters und Die Vorſteber, einen gewiſ⸗ 


⁊ 


ſen Ort mit Tannen oder Fichten zu beiten. B Eee, 

D B | * in ſe 6. 27. J N Ba : a 
Da. ae und raͤute el find: moͤglichſt zu verringern, um sn einmal 
waemten Oefen oder Keſſeln Die Hälfte des Holzes waren zu koͤnnen. tor 

! 203% »* 9— se 28. Bere er J— Zu W 


Die; jungen: hä foley. quf alle Arı und Weiſe gefchonetz und. vor fieben. Jah⸗ 
ren, oder bis es dem Maul des Hornviehes entwachſen, nicht betrieben, ſondern durch 
Unſern Foͤrſter und der Gemeinden Schügen auf das ſchaͤrfeſte behaͤnget, dieſe Behaͤnge 
anc ende nicht, ws ir Kran: des Sohamm, goͤfnet weden. F 5 


ai. 5 Au r " ut: r- 
SS N SEE IE a ENIEGHTan So an I alen egtzs, 


168 6 Wied » Nunkelifche . 


9. 29. - | en 

Und diemweilen auch zu Erhaltung Unſerer Wildbahn’ mehrere gehegte Dhſſtricte 

moͤthig find, mworinnen das Wild feinen rußigen Stand haben muß; fo haben Unfere För⸗ 

ſter ſowohl in Uriferen als der Uinterthanen Waldungen mehrere Gehaͤge, doch fo, damit 

dadurch die Unterthanen in ihrer Weide nicht verfürzet oder verjtricket werden, ‚einzubdge 

gen und zu hägen, auch nach Befinden, und warn das Wild feinen Gtand verändern 
ſollte, wieder aufzuthun und audere einzuhaͤngen. 


$. 30. -, 
Das Geiſſenvieh fol binfort in Waldungen gar nicht mehr geduldet, fondern von 
Foͤrſter ein anderer unfchädlicher Bergort zu deffen Hut angewiefen, fünftig aber demjenf 
gen, der eine Kuh hält oder halten kann, gar keine, und denjenigen, fo feine Kuß halte 
kann, nur cin oder hoͤchſtens zwey Stück Geiſſen gegen Zahlung 30 fr, per Stuͤck und 
vom $amım die Hälfte, zu halten erlaubt werden. 


§. 31. u 

Nachdeme auch vielfältig wahrgenommen worden, daß von den Untertbauen im 
die Waldungen eingeacerr und mit dem Pflug weiter, als eines jeden fand gehet, übers 
fahren wird; als befehlen Wir, daß jich ein jeder Unſerer Unterchanen diefes Frevels ent⸗ 
halte, und foll der, welcher dawider thun und Schaden am Holz; verurfachen wieß, 
ſolches niche nur bezaplen, fondern auch nebſt Abtretung des angerotteten Stuͤckes fünf 
Rthlr. Strafe erlegen. | Lund 

5. 32 

Dafern aber Uinfere Unterthanen von ihren Waldungen, Heiden oder Geſtraͤu⸗ 
en, einrotten und mit Unſerer Bewilligung zu Feld bereiten wollten; fo fol ifnen_foicheg 
zwar, befindenden Dingen nach, geftattet werden, jedoch anderft nicht, als daß fie im 
Anfehung der Uns dadurch entzogenen Jagd und Nutzbarkeit, Uns die behörige Schw 
gung, nach Maasgabe des eingerotteten Morgenniaafes und Güte des Feldes, wie äh 
den Landesherrlichen Zehnten von darauf wachjenden Früchten, entrichten folien, _ 


8. .33. 245. 

Hirten und Schäfer ſollen kuͤnftighin nur kleine Hunde, desgleichen bie Urtertha⸗ 

nen ihre Haushunde bey ihren Haͤuſern behalten, und keineswegs in das Feld oder aM 

laufen laſſen, fondern denfelben Prügel anhängen, die Prügel felbft aber, welche mit 

einem gewiffen Brandzeichen bemerket feyn ſollen, von Unſern Foͤrſtern empfangen; mwürbe 

ein oder anderer hierinnen ſaͤumig ſeyn, und ſein Hund ohne dergleichen Prügel, im Zei 

oder Wald von Unſern Foͤrſtern betreten werden, ſollen dieſelben ſolchen Hund auf dem 

Platz todſchießen, der Eigenthuͤmer aber dem Foͤrſter das Schußgeld mit 30 Er. bezahlen, 
und nech daneben in die darauf gefeßte Strafe ad 60 Pr. verfallen feyn. 


§. 34 0 re 22 

Weilen auch durch das Holzfahren auf bie Salzfede bey Nauheim ein größer 
Unterſchleif begangen wird, daB viele naͤchtlicherweile hin und wieder in die Waͤlder fallen, 
und 


J 


Forſtordnung. eg 


und hierzu Holz entfeemden, auch dadurch fehr großen Schaden verurfachen, fo wird ſotha⸗ 
nes Holgoerfahren den 5 fl Strafe gänzlich verboten, ‚denjenigen aber, welche in ihren 
Haushaltungen etwas Holz erfparen, erlaubt und hiermit geboten, ihr zu entrathendes 
Holz, wann ſie vorhero dem Foͤrſter oder Waldſchuͤtzen ſolches angezeigt und beygebracht, 
daß ſie es entuͤbriget haben, nacher Wetzlar, als welches ohnehin etliche Stunden naͤher, 
um die daſige Holznoth in etwas helfen zu mindern, zum Verkauf zu verführen, 


| 5335. W 
| So wird auch das Abföpfen’oder Abhauen und. Abbrechen der Baumfpigen gänzs 
lich verboten, | . FE nn | 

% 3 , 


Zu den Bohnenftangen follen nur Haffeln und Dornfidcke genommen, auch ders 
gleichen die Winterszeit über, von den unterſten Buchenaͤſten, und dem angewiefenen 
Brennholzreiſig, ausgefchnitten werden... | 

u Fan Tas: v W 

Ohne beſondere ſchriftliche Erlaubniß ſoll ſich niemand bey 10 Rthlr. Strafe un⸗ 
terſtehen, Lobe zu machen oder Eichen zu ſcheelen. 

Wann Gehoͤlz in Gemeindswaldungen zum Bauen gefaͤllet wird, ſoll das Uhr 
gehoͤlz nicht preisgegeben werden, ſondern ein jeder Gemeindsmann ſein Antheil davon 
erhalten; waͤre — 2 hinlaͤnglich fuͤr eine Gemeinde, muͤſſen diejenige, fo etwas 
bekommen, durch Foͤrſter und Waldſchuͤtzen ordentlich aufgeſchrieben, und ſolches bey 
einem andern Vorfall den uͤbrigen in richtiger Gleichheit gut gethan werden. 

J on 
’ Domit ben den ordentkchen Hofztägen der nicht Gefäße haltenden fein Unter⸗ 
{chleif vorgehe, fo bat der Sußrmann, welcher vor einen einzeln fährt, einen Schein von 
demjenigen, welcher ihn bedungen, au den Förfter oder Waldſchuͤtz zu bringen, welcher 
folhen zu verwahren und zu notiren bat, - .  - . 


BE g 40. . 

| Damit der Zweck, um in Anfehung des Brennholzes alle moͤgllche gute Wirth⸗ 
ſchaft und Sparſamkeit unter der Hand einzuführen, noch weiter erreicht werde, fo ſoll 
binfünftig alles ftarfe Gehoͤlz, fo zum Klaftern ;. oder fonften verbraucht wird, nicht mehe 

mis Arten getrummet, fondern mit Schrootfägen bey 1Rthlr. Strafe zerſchnitten werben, 

| §. Ar on \ 

Es wird auch hiermit verboten, daß niemand einigen neuen Bau in den Waͤl⸗ 
dern zu zimmern fich unternehmen folle, damit Die Späne und Holz, fü font im Wald 
verderben, zu Muß gebracht werden, auch die Zimmerleute in. Abwefenheit der Förfter 
ferneren Schaden im Wald yu'chun-nicht Gelegenheit Baben mögen, Be 
Beckmanns Befeze I, Cheil, Be) $. 4% 


% 


170 6. Wied +». Runkelifche 


tt u. d. 42. . “ “ £ 

Es ſoll ferner Unſer Forſtamt, Förfter und Schultheißen, Gemeindsvorftehere, 
Burgermeifter und Waldſchuͤtzen, auf die Ordnung bey Aufführung neuer Gebäude, Vers 
fertigung des unterften Stocfwerfs von Mauerwerk, flrafbare anderweite Verwendung 
des zum Bauholz angewiefenen Holzes, unzuläßigen Accord auf die vom Baubol, abfal⸗ 
lende Spaͤne, Anffuͤhrung neuer Brücken von Mauerwerf, Anfchaffung fleinerner Kuͤh⸗ 
erivpen, Errichtung nener Backöfen auf Stein, und Anlegung der Schornfteine von uns 
gebrennten Leimenſteinen, Abſchaffung der Privarbackofen, baldige Vollendung der anges 
fangenen Gebaͤude, erforderliche Ausbeſſerung ſchadhafter Gebäude, Vernutzung des noch 
brauchbaren Holzes von alten Gebaͤuden, fleißige Acht haben. Des Endes 


27 : . ‘ F. 43. x 

.. Die Foͤrſter eines jeden Bezirks, mit Zuziehung Schultheißen, Vorſteher und 
Burgermeiſter, jährlich alle Gebaͤude zweymal, als Petri und Michaelistag, genau befes 
ben, alle Echäsen fleißig aufzeichnen, und diejenige, welche Eis Michaelistag nicht repas 
riret worden, in das Bauftröfregifier eintragen, und dieß nebſt nbrigem Bericht vom 
Baubeſicht acht Tage nad) Micyaelistag an Linfer Forſtamt einfenden, 


1 
§. 44 
Bey Maſtungs⸗ und Eckerigzeiten ſoll Unſer Forſtamt ermeſſen, und mit den 
Foͤrſtern, Vorſtehern und Waldſchuͤhen einen vernuͤnftigen Ueberſchlag müchen, wie viel 
Schweine eingeſchlagen werden koͤnnen, cuch befindeuden Dingen nach, zu Vermeidung 
alles Unterſchleifs, die eingeſchlagene Schweine mit einem gewiſſen Brandzeichen bemer⸗ 
Een, ſofort den Eckergenuß, der Wildbahn ohnbeſchadet, verpachten. 


§. 45 

Dhne vorher erhaltene Forſtamtliche Erlaubniß, und nach der dem Landesherrn 

wegen der Wiidbahne zuſtehenden Gerechtſame, ohne vorher ausgemachtes Ecker⸗ oder 
Laufgeld darf kein Schwein eingetrieben werden. 


2 
[ 


§. 46. nt 

Das Eintreiben der Schweine ‚gefchießet von Michaelis bis zum ıflen Marti, 

nach dieſer Zeit werden. feine in dem Wald ‚mehr gedultet, wie auch feine Nachmaß 
geſtattet. . I Eu 


$ a7 EEE 

Das Wacholderbeerenflopfen, Haffelnißs Erds Hims und Heidelbeerenbrechen, 

fol anderſt nicht als unter Anweiſung Unferes Förfters, und gegen Abgabe des berrfchafte 
lichen Zehntens geſchehen, oder mis dem Ecker verpachtet werden, 


N 8.4. en 
Eicheln und Bucheckern aber von den Baͤumen zu fchlagen,. iſt gaͤnlich 
unterſagt. 


9. 49 


sei Korflordnund. -: | 14), 


$ 49. | | 

Die Törfter und Waldſchuͤtzen follen fleißige Acht haben, daß niemand ohne Unfere 
fpeciale Exlaubniß, in Unſerm Gebiete, Forften, Wäldern, Feldern, Hecken, Buͤſchen, 
oder Wildfuhren, fich unterftebe zu. Sagen, Hetzen, Bürfchen, Garnftellen, oder Gru⸗ 
ben zu machen, auch Sallen, Selbſtgeſchoß oder Strike auf eirigerley Weidwerk groß, 
oder Flein zu legen oder zu ſtellen; weder Dachſe ausjngraben, Marder auszubauen, 
Fiſchottern zu fangen, oder auf Buͤchen und Teithen Enten zu ſchießen; wer darüber zum 
erſtenmal betreten wird, foll feines Gewehrs und Jagdzeugs verluftig feyn und darnebſt 
zehen Rthlr. Strafe erlegen. Bm nn on an 
J §. 50. BE tn J 

| Nicht weniger bleiben Unfere und Unferer Unterthanen Waldungen die Seßzeit 
über vom 12ten May bis den ızten Junii ſowohl; als; während der Hirfhbrunft vom 
ı2ten Geptember bie den 12ten October befreyet, und werden Een ſo ſich alsdanu 


ohne Noch darinnen betreten laſſen, jedesmal mit ı Rthlr. beſtrafet. 9 J 
J J— BR rl F. ST. J “ 3: mol a IR: et u ... 
Förfter und Waldſchuͤtzen fellen auch auf die Wilddiebe ein wachſames Auge 
haben, die Unterthanen jedes Orts gegen Reichung gewoͤhnlichen Sanggeldeg,,. die Wild⸗ 
diebe fangen helfen, und wo eine Gemeinde nicht genug dapu waͤre, mehrere Gemieinden 
darzu aufzubieten. 
EEE F§. 522. er 
Niemand, foll von verdächtigen Perfouen rohe Wildprershäute kaufen, immaſſen 
dieß hiermit bey 10 Rthlr. Strafe und der Confiſcation verboten wird, * 
Die gefundene Feldhuͤhnerneſter follen.bey Io Rthlr. Strafe nicht verhetlet, vers 
ftöhret, oder gar mitgenommen, fondern jogleich dem Förfter angezeiger Werden, .-..,.2: 


.. . 54. .. . Par 37 En 
Desgleichen auch derjenige, weldyer Wildfälber, Faſanen, Haflel: und Feldhuͤh⸗ 
ner auffangen oder umbringen würde, wit einer Strafe von 50 Rthlr., oder auch geftals 


ten Dingen nach, mit Schanzarbeit. angefehen werden fol. 


6. 595. I a 

Unter gleicher Strafe wird verboten zur Brutzeit feine junge Haſſel⸗ oder Felde 
bühner, Wachteln, wilde Enten, wilde Tauben, Halbvoͤgel, Lerchen, oder. dergleichen 
Voͤgeleyen duszuheben oder die Brut zu ſtoͤhren. 


6. 56. BE 
Wer in Unfern oder der Untertbanen Waldungen einen wilden Bienen finder, fol 
ſolches zuerft dem Förfter anzeigen, und wWenn derfelbe fo viel werth, daß er ausgehauen 
werden kann, halb dem Finder bleiben, die andere Helfte aber uns verrechnet werden. 


V 2 §. 57 


gs, 


173 6. Wied ⸗ Runkeliſche 


| 8. 57 

Bey den Sjandfropnden der Unterthanen bat es bey der bisherigen Ordnung 
und Gewobhnheit fein Berbleiben, und werden Wir felbit den Bedacht dahin nehmen, Uns 
fere Unterthanen bierinnen möglichftermaffen zu ſchonen. a 
§. 58. a 

Unfere Förfter, Waldfnechte und Schultheißen, wie auch die Gemeinde s Bald 
fhüßen, follen die in ihrem Diſtrict gelegene Bäche und Teiche mit allem Fleiß ſich anbes 
foblen feyn laffen, daß diefelben zur rechten Zeit im Frühling, und zwar ben jungen Licht, 
von dörrem und anderm Gehoͤlz und Unrath gefiubert, jedoch die Erlen und Beiden niche 
aus dem, Grund oder mit der Wurzel hinweg gehauen, fondern nur ausgebußt und ges 
ſchneidelt, mithin die Veranftaltung aljo gemacht werde, damit der Fiſch und Krebs in 
der Laichzeit auch ben ftarfen Waſſerfluthen feinen Aufenthalt behalte, und nicht wegges 
flößer werde, geſtalten zu den Ende auch die Waſſerdaͤmme und Schleuſſen, an Ort unb 
Enden, mo fie nöchig, und vor Alters gelegen, wieder einzufchlagen jind, und ferners 
daranf beitens Acht zu geben ift, daß diejenige Bäche, fo etwa in gar hißiger Sommers⸗ 
zeit austrocfnen, oder bey Paltem Winter ausfrieren, und dadurch Faſſel von Fifchen 
und Krebfen verlieren, zu rechter Zeit wieder bejeget, und von niemand ohne Erlaubniß 
fih des Fiſchens oder Krebjens angemaßt werde. | | 0 | 


$. 59 E nl 
Mer einen Fifchs oder Krebsdieb bringet, foll 3 fl. zur Ergöglichkeit empfangen, 
die Beſtrafung aber Linferer Erfenneniß vorbehalten bleiben, | | 


$. 60. 


Ingleichen foll Hanf oder Flachs in die Waͤſſer oder an folhe Orte zu legen, wor⸗ 
ans das Waller in die Stroͤme, Baͤche und Weiber abſließen, und Dadurd Fer Sifchereg 
Schaden zugefügt werden fann, hiermit ben 3 fl. Strafe verboten, dem Finder und Anjei⸗ 
ger aber der Flachs oder Hanf zur Belohnung verfallen ſeyn. 


§. 61. J 

Und ob zwar Unſern Unterthanen, ſo Wieſewachs an Unſern Baͤchen haben, die 
Waͤſſerung daraus von Jacobi durch den Winter bis in den May vergoͤnnet wird; fü fol 
doch das mit jolher Maͤßigung und Unterjchied gefheben, daß nicht allein niemalen äber 
die Hälfte bey gewöhnlicher Waſſersgroͤſſe, da daſſelbe aber gar Flein, gar nichts aus ben 
Baͤchen, damit der Tifch und Krebs jederzeit genugſam Waſſer behalte, abgeleitet, fons 
dern auch die Ausfluͤſſe mie richtigen Zäunen, um zu verhindern, daß der Fifch nicht aus 
der Bach in die Wällerungsgraben fleigen umd fallen möge, verwahret, desgleichen die 
Dänme und Wehre in moderirter Höhe, damit jederzeit der Fiſch feinen Eteig behalte und 
über diefelbige hinauf Pommen koͤnne, gemacht werden, bey Vermeidung 5 Rthlr. Strafe, 


$. 62. | . 
Eo viel aber befonders die jeweilige Saͤuberung und Räumung der Muͤhl⸗ nah 


anderer Werkergraben anbelangt, fo foll folches vom May an bis Ende Serient 
„au 


-Yörfiordnirmg» > 3 
auch dabenebenſt anderft nicht, als nach vorhergegangener etlichtägiger Anzeige geſchehen, 
damit die Krebs, Forellen und Grundeln beym Abfchlagen des Waſſers, vom Foͤrſter 
oder Fiſcher heraus gefangen und in die Baͤche geſetzet, oder ſonſt zu Unſerm Nutzen ans 
gewendet werden koͤnnen. | a LT gene 


D op 
l. ' 5 


ri 


| u 2 $. 63. U 
Wbo die Bäche gar verfallen find, ſollen die Gemeinden ſolche kuͤnftig Fruͤhjahr 
ſechs Schub weit und vier Schuh tief, unter Unordnung Unſeres Foͤrſters, ausgrahen 
und AUSPUBEeNe Te 
e 
KRugeordnung. 


- ‘-. .“ —W . a 7 


⸗ ' .. : RT 





8 . F . F g 1. W N . nn, 

GSo oft und bald ein Jaͤger, Foͤrſter, oder Waldſchuͤtz jemand nach vorhergehender 

Forſt⸗ und Waldordnung im Schaden oder Frevel antrift und rugbar findet, ſoll 
er ihn darauf in der That angreifen, ihme den Frevel und Schaden kund machen, uͤber⸗ 
weiſen, und das Inſtrument oder Werkzeug, womit der Schaden eigentlich goſchiehet, 
abpfaͤnden. TEN et 7 *. 
oo. er a BE EL Fu f nt 
. $.: 2, . . .. . 

Geſchiehet der Frevel oder Schaden aber folchergeftalt, daß er ihme nichts abneh⸗ 
men, oder pfänden fann, fo ift genug, daß.er ibm nur die Ruͤge anfage, und fi das 
Pfandgeld hiernaͤchſt auf erlaubte Art und Weiſe verfchaffe. 


- ö | . $. 3... . Du a on , 
Sollte aber derfelbige oder. mehrere, die da Frevel oder Schaden thun, fih nicht 
pfänden lafien wollen, und der Jaͤger, Foͤrſter oder Waldſchuͤtz eines Pfandes nicht. maͤch⸗ 
tig werden fönnen, fo joll derjelbe es dabey bewenden laſſen, und ſolches mit allem deme, 
was dabey vorgegangen, pflichtmaͤßig bey der Ruͤge angeben, mo, dann der Thäter nepft 
Zahlung des Pfandgelds, mis gebührender Strafe, befindenden Umſtaͤnden nach, anges 
ſehen werden; mirbin, der Jäger, Foͤrſter oder Waldſchoͤtz das Pfand babhaft zuwerden, 
es nicht auf das aͤuſſerſte ankommen laſſen ſolle, damit allen Erceffen.umd entitehenden. Un⸗ 
glücken vorgebeugt werde, und die Förfter nicht anderft als zur Noch und Öegenwehr ihre 
Waffen zu gebrauchen haben, Bu 
“ .'. : a on . EEE, SE 
$. 4+ Be ER 
Wann aber der Thäter fein Pfandgeld nach hierunter beygefügten Tarordnung 
auf der Stelle oder fonften zahlet, foll ihme Sas Pfand dagegen ticdergegeben werden; 
ini Fall folches m dren Tagen mihe gefchiehet;, ſoll dad Pfand dem Forſter oder Waldſchuͤ⸗ 
Gen verfallen ſeyn; wäre es aber Vieh, iſt ſoiches im gewoͤhnlichen Pfandftall diefe drey 
Tage aufzubehalten/hiernaͤchſt aber gerichtlich zu verkafen, und davon Pfandgeld, Ko⸗ 
ſten und Strafe zu entrichten. Bu J 
8 93 §.5. 


174 6 Wied s Nunfelifche 


. $. 5. EL In 

In dem Fall aber, wenn Fremde und Ausländer mit dem Vieh, oder fonften ‚eu 

den Grenzen fehaden, freveln oder Holz fehlen, und ſich mit dee Sucht über die Crenzen 

falviren, foll der Förfter oder Waldſchuͤtze berechtiger jeyn, wann er fie fonft nicht habhaſt 

werden fann, und ihnen, unter Berwarnung des Schießens, zugerufen zu fteben, und 

fie dennoch nicht ftchen und ſich pfanden laſſen wollen, auch wurflic das. Vich, jedoch 

auf Unſerer Seite, und nicht über die Grenze, tod zu ſchießen; und wann kein Dieb dw 

Hey und der Frevler durchgehen, fich nicht aufhalten lajfen, und dic Warnung The en 
wollte, felbit auf den Thäter zu ſchießen, doch jo viel möglich des Lebens zu-fthonen, 


6. . 6. 


Wann er aber ihn oder fein Vieh bekommen ſollte, ſoll er ſelbiges zu dem erſten 
Schultheißen, Vorſteher oder Burgermeiſter hinbringen, und ſich jo lange deſſen verſi⸗ 
chert halten, bis hinlaͤngliche Caution vor alle Koſten, Schaden und Strafe, im Lande 
gejtelle oder wuͤrklich erlegt jeye. J 


9 7 | 
Es foll kein Förfter oder Waldſchuͤtz auf Hörenfagen rigen oder pfänben, ſondern 
wann ihme dergleichen augeſagt wird oder vorkommt, ‚uud er den Thäter vicht auf der 
Stelle Priegen kann, fo muß er nachſpuͤren und fo lange nachfragen, bis er ihn finder und 
feiner Sache gewiß ift, um den Thaͤter folchergeftalt überführen und überzeugen zu koͤnnen. 


. i , $. 8. W 
Auch follen die Jaͤger nicht durch die Lehrjungen pfaͤnden laſſen, ſondern wann 
ſolche allein, und Unterthanen im Frevel antreffen, ſollen dieſelbe nur dem Unterthan es 
anſagen laſſen, daß er ihn wuͤrde zur Rüge bringen, und cs dann feinem Lehrherrn anzeis 
en, welcher den Unterthan darüber zu fragen; geilcher es der Thäter, dann ift derfelbe 
in die Ruͤge zu fegen und zu Enteichtung des Pfandgelds anzuhalten; will der Thaͤter es 
aber nicht geftchen, fo foll der Jaͤger mit dem Thärer und Lehrpurſchen auf die Stelle ge⸗ 
ben, es beſehen und nach eingenommenen Beſicht rügen und angeben, Wellte aber ber 
Thaͤter nicht mitgeben, fo foll der Jaͤger mir dem Purfchen an den Ort fidh begeben, wel⸗ 
chenfalls ihme auf feine Pflichten, Glauben bengenicjien werden wird. Mit Fremden und 
Ausländern hat es eine andere Bewandniß, da zwar der Lehrpurſch pfänden imd rügem, 
nicht aber ſchießen darf. Ä Zu Een 
$. 9 . ”_ 
Welcher Jaͤger, Förfter oder Waldknecht den geringften Ruͤgefall verfchweiget, 
fol 10 Rthlr. Strafe erlegen, 


q. 10. 


Die Waldſchuͤtzen ſollen einem jeden vorgeſetzten Foͤrſter alle Mitwochen einen 
ſchriftlichen Rapport derer die Woche Über gerügten Frevel oder Vergehungen, mi 
Bemeldung Vor⸗ und Zunanıens, Tages, Ortes, Stelle und Beichaffenheit des. Fre⸗ 
vels, eingeben, ö 
„et. §. II, 


good: 2 
Ze ee, ZZ 

- De Foͤrſter hat folihe nebft feinen eigenen Rügen, in ein ordentliches Verzeich⸗ 
niß zu bringen, ſolches alle Monate des Mitwochs ben Unſerm Forſtaͤmt ji uͤbergeben, 
und die aufgeſchriebene Frevler nebſt den Waldihügen; auf den folgenden Donnerſtag 
nee vor das Forſtamt zu rn J Be 
De | . 1, Be — 
Intnaſſen alle Auartal den erften Donnerfag Ffrigrgeriit ki ‚gehalten, 
und die daßen votkommende Frevel nach runder DEsmg und Taxa beurehwilet und 
geſirafet werden Fuen 


— 8 efet ii g J 


⁊ 


Strafe. Pfandgelb. 
Rthlr. Kr. ET Hr. 






1. Wann eine ganze ER Horn⸗ ober Pferdsoieh, aus Vor⸗ 
ſatz, oder dem Landesherrlichen Forſtregal zuin Nach⸗ 
theil, in ein Holzbehaͤng eingetrieben und daſelbſt gebuͤ⸗ 
thet wird, von jedem Sul .s 8... 

2. Wann es im Jagdbehaͤng geſchiehet Bi “ 

3. Vof einem Pferd, welches einer oder anderer aus Päkticr — 
liernutzen vorſetzlich in einem Holzbehang buͤchet mau 

Bon einem Hornvieh ⸗ — 

4. Da es in einem Jagdbehaͤng geſchehen 9 

5. Wann eine Heerde Schafe, wie bey No. J. im Setting 

angetroffen wird, von jedem Stuͤck 2 | 

6. Jin Jagdbehaͤng gefunden „, das Sud 5 

7. Von jeder‘ Geife im Holz⸗ oder Jagdbehang ing | | 
von 45 kr. bis iz Br 

8. Wenn aber ein Leberlauf in Hofsgebeegeh oder Jaddbe— | 
hängen, ohne Vorfag, durch Nachlaͤßigkeit und Unacht⸗ 
ſamkeit geſchiehet, worunter auch mit zu zaͤhlen, wann 
untuͤchtige Hirten, Kinder und liederlich Geſind gebraucht 
wird, ſoll vom Hofherrn oder Eigenthuͤmer bezahle wers] 








2 


den von je Stuͤck Pferd und ‚Sorpoieb, von zo frei , [ — 
bis — ⸗ | .:..". 1 —_ U 606 * 
Schafvieh ⸗ Ir 4 1» 4 — 
Geiſe von AT fr. bis zu! ⸗ — 145 | — 
9. Von jedem Schwein, ‚ge ohne Erlaubniß etgeticen twitd] ı 1 | 
Was Üüberlauft das Stuͤck⸗ ; — 118 = 
10. Wann ir den Holzgeheögen gegrafet wird mit der Krum⸗ — Bi 


me, oder mit einer Senfe gemaͤhet, vor de Buͤrbe SL — 230 
TE es mit der Hand ⸗ ⸗ A 





126 6. Wied + Aunfelifche 


Forftrügen. 


II, Wer neue Wege ‚ verhängte oder vergrabene Wege, mie] 
oder ohne Fracht fähret, reitet, oder durchtreibet, bezab⸗ 


let für einen Karn von 20 fr, bis ⸗ 
Wagen von 30 fr. bis ⸗ ⸗ ⸗ 
Pferd oder Hornvieh ⸗ ⸗ 


Stuͤck Schaf, Geis oder Schwein ⸗ 
x2 Wuͤrde eine Gemeinde, oder ſonſtiger Waldeigenth amer, 
aus Vorſatz und Verachtung der Forſtordnung, ohne des 
Foͤrſters Anweiſung Hol; fällen ’ wird das oh confiſcirt 
und beſtraft mit ⸗ 
13. Wer eine Laach⸗ Maſt⸗ oder Baueiche in einem Sau 
dick auf dem Stock hauet ⸗ u 
14. Zu zwey und mehr Schub dick aber ⸗ 
15. Wer unter obiger Schuh Dicke bis zu Deihefangen, 
wann es flöchige und feifche Stämme feyn 
16. Warn es aber geringere, zwar von nemlicher Dicke, aber 
krumm und fonft unwachebar,, alfo auch nicht fo ſchaͤdliche 
Eichenſtaͤmme ſind, von vorigen drey Sorten allemal die 
Halbſcheid; dem Jäger aber s 
37. Wer eine Eiche ftünmelt oder Föpft, es gefchehe zu Ges 
ſchirr⸗ oder fonfligem Nutzhotz, nachdente es ſchadlich 
erachtet wird, von 2 Rthlr. bis ⸗ 
18. Wer Dollen aus Eichen beraus hauet ⸗ 
Si einen Gipfel ⸗ ⸗ ⸗ 
19. Wer ſchaͤdliche Aeſte von Eichen baut ⸗ ⸗ 
20. Wer junge Eichen ohne Anweiſung ausgraͤbt ⸗ 
21. Wer Feuer an eine Eiche anlegt, in oder auſſer Walde 
Thun es Hirten, Gefind oder Kinder, müffen ihre Brod⸗ 
beren oder Eltern davor haften. 
22. Wer einen Eichbaum bohret oder plaßet ⸗ 
23. Fuͤr einen Buͤchenſtamm bis zwey San dick ⸗ 
24. Was druͤber iſt N ⸗ 
25. Wäre es aber eine Felgenheiſter ⸗ ⸗ 
26. Eine halbſchuhigte Heiſter von 45 kr. bis + ⸗ 
27. Eine Deichſelheiſter von 40 fr. bis ⸗ ⸗ 
28. Eine Heiſter zu Leiterbaͤumen von 30 kr. ⸗ 
29. Eine Latte und drunter von 10 fr. bis 5 ⸗ 
30. Wer eine Buche ſtuͤmmelt oder ablappet ⸗ 
31. Fuͤr eine Buchengipfel ⸗ ⸗ ⸗ 
32. Wer Buchenaͤſte abhauct von 15 ft, fs ⸗ 


Strafe. 


Ill 


“ll«I» 


Illillu,a». 


Rthlr. 1 St; 


188131 


85558551 Il II 1 


Pfandgeld. 
Ar, I Die, 
sIi— 
5 — 
31 
1. 
20 I — 
sI- 
Io | — 
| s F 
312 
10 — 
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104 — 
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10 | — 
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5 m 
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Ii— 
31 — 
10 | — 
u ee 
5 u 
33. Uebrige 


ArEETerordnung 0, 


Borfrügen | 
Rthlr. 
3 ebrige Sorten Gehboͤlz, als Eſpen, Erken, Haſſeln/ 
eaſen up wild Opſt. ic. wird wie Budenbol auge⸗ 
3%; hen und Ficheen iber follen, m des Aitenmeneſ 
willen, wie Eichen beurtheilt werden, 
35. er einen geſaͤeten ober gepflanzten jnngen Eich⸗ oder] 
Buchbaum befädige, abhauet, Bricht oder :umreißt,t -- 
— ſoll befindenden? Dingen nach, am Leib geftraft werden, 
und den Schaden bezahlen. 
36: Mer über die Anweifung und Burblitunge Hbgefält und| 
Gereiß bat, von. jeder Scham ſchauch ch 
— ss ru 
37. Wer Schanzen i im Bepäng bauet für jedes Suæc ⸗ 
38. Für eine Laſt Streuſel im Behaͤng -? fs -" 
39. Zür eine soft May ader baybzdngimnen il u. 60 
40. Im Gehau Kraufel ju —* mit — Deden ober 
Hacke ⸗ FERN Er | 
41, Alle fleine Sorten vor Gehoͤlz als⸗Baum⸗ Hopfen/und eu 
Bohnenflangen, Rahmen, Erbes⸗ und Befemreifer,! . 


Unſchaͤdlich ⸗ ⸗ ng — =) 20 







wann es ſchaͤdlich von der Loft ⸗ ⸗ 
Aa Fuͤg ine Adern ae dem Hohtag aber] BER Eur 
ohne Erlau ⸗AI 20: 
43. Fuͤr eine Laſt grün "Bel, in in nemiidpem nal 1 1730 
44, Berner auffer Holztagen und ohne Erlaubuiß, im tande 
Fuͤr einem Karen. ſchatich H op... mens nehando 
d, " 6, ch Poren 8 — 
Zn und Keipigbeh, Ba N, sb. de 
Reiſſer ⸗ 4 F d PP 20° 
Welche aber auffer Landes damit Caßren , werden um zwey " 
Theile höher geftraft. 
45. Welcher Holzhauer im Hauen oder Setzen betruͤglich han⸗ 
delt, bey jedem Fall 1 — 
46. Wer von gehauenem oder gefiien Slififät eitmenbe 
Eine tat ⸗ 5 — 
Einen Karrn ⸗ ⸗ N ⸗ 10 I — 
Für jede Schanze ⸗ s ⸗ — 160 
47. Vid. ſupra Num. 8. 
48: Bon ohne Anweifung und Erlaubniß gekopft, oder 
gepfluͤcktem 
Simmern Eicheln oder Buchen ⸗ ⸗ — | 10 
Beckmunns Geſetze II. Theil. 3 


Kr. 





Kr, 








177 


Pfandgeld. 


Hlr. 


178 6 Wied - Irunfelifhe. Forſtordnung. — 


Forſtruͤgen. Strafe. Pfandgeſd. 

Rthlr. Kr. Kr. Sir, 

Simmern Haffelnäffe ⸗ ⸗ — — 120 14 — 
Simmern Wachkorn ⸗ 1... 3] — 201 11 — 
Maas Hims Erd⸗ Heidelbeern > s — 1101 2) — 

49. Ber Waldrecht oder Standreiſer hauet ⸗ . 2 1— | ı0 | — 
50, Wer einen Bindreidel ohnnoͤthig hauet ⸗ — 16001 Si — 
51. Wer einen Eichbaum, der geſund, zu Brennbols bauer ⸗ 5 —1101 — 
52. Eine Buͤrde Bindwidden ⸗ ⸗ I | — Jao | — 
53. > Miybaum ⸗ ⸗ ⸗ 5 —l1101 — 
6 14. r .n ER N 


"Ale Rügen, ſo von berrfchaftlihen Waldungen herruͤhren, werben nach Wefenb 
und gefchebenem Schaden höher, als hier ausgeworfen ift, beftraft, 
. 15 W 
Die Sonuage⸗ und Nachtsfrevel ſollen auch doppen beſtraft werden, 
§. 16. nn 
Bm allen Ruͤgefaͤllen ift das Holz, und zwar in Unfern Waldimgen, er‘ 
ſchaft, in der Unterthanen Waldung der Gemeinde verfallen. 
$. 17» * 
@ auf die Contravention ein und andern Punets der Walb⸗ arten 
biet keine Strafe pusgeworfen ift, fol doch willkuͤhrlich beſtraft werden. Kar 
N §. 18. ı N 
Die ben dem Quartalforſttage angefeßte Strafen follen per Extrefum u 


Rentcammer communicirt, von diefer denen Schultheißen in den Hebjettel notict 
alſo gleich executire beygetrieben werden. 





* 
4 


u 


179 
Graͤflich⸗Wied⸗Runkeliſche Verordnung über die 
ͤhrliche Baubeſichtigung und Beſtrafung der 
Nachlaͤßigkeit, von 1773. 





Nam in Gefolge d der geöucten Forſtordnung §. we 13. 14. 38. 41. 4% 
& 43. ⁊c. . 


a) Weder roh⸗ noch gezimmertes Holz, weniger ganze Gebaͤude, ohne fonderbare 
Erlaubniß auffer Landes verfaufet, oder verfuͤhret; 


b) Das :Übgefäll vom Bauholz aber zur nöthigen Behotzigung derer Untertpantch 
“ angewendet, und nicht verfchlepper; 


©) Die neue Baͤue im Walde nicht geyimmert, und u 


9 Ben Auffügrung neuer Gebäude, mo möglich, das unterfte Stockwerk von 
Steinen werfertiget, tenigftens die Schwellen :ein paar Schuh hoth von der 
Erde auf eine Mauer ge N get, bey den Dachftühlen, Durchzuͤgen und Riegeln 
auf Erfpahrung des Bauholzes geſehen, und. den Zimmerleuten hiermnen 
nicht freye Hand gelaffen, zum innern Bau aber, wo es thunlich, Buchenhofz 
mit angewendet, die Schornfteine von ungebrennten feimen oder Sandfteinen 
aufgeführer, neue Gemeindsbackoͤfen von Steinen errichtet, die Privarbacföfen 
hingegen abgeſchaffet, fteinerne Kuͤhkrippen ftatt der hölzernen angefchaffer, 
netie "Brücken von Matermer® gebauet, fo lange alte Gebäude. :zu badep, 
folche zn dem vorhabenden Bau angeivendet und Bein neues Zauben angewie⸗ 
fen, die Gebäude aber in gutem Stand erhalten, bie noͤthige Reparaturen 
ohne Auffhub von den Eigenthümern bewerfftelliger, und dadurd) gtöflerer 
Schaden und Koften verbüter, auch überhaupt auf die Sparfanneit: des täglich 
rarer werdenden Bauholzes fleißige Obficht genommen und des Endes alle 
Jahr gegen Michaelis, oder wann die Fruͤchte ausgedrofhen, von Foͤrſtern 
und Watdfnechten, in deren Forften ein accurater Beficht eingenommen, und 

mas gegen obige Verordnung angetroffen wird, befonders aber ob die SchtWAs 

- Ten in der Erde liegen Und nicht fleifig auifgeräufnet worden, ob Löcher 'In den 
Dächern, ob die Schornfteine brischfällig, - 0b auf den Speichern der Häufet, 
Heu,Flachs, Stroh und dergleichen zändende Materien befindfih, ob d y 

angewieſene Bauholz behörig angewendet, und ob die zu Erhaltimg der 
Bände erforderliche Reparaturen ohne Versi vorgenonimnen worben? genatı 
-aufndtiret- und: darüber der Diappaer dom Forftankte-'vor Ende jeden Jabres 
uͤberreicht werden ſoll. 


32 Als 


180 8 Wied » Nunfelifhe Verordnung 


Als verordnen Wir hierdurch weiters, daß die hierüber angezeigt werdende res 
vel nachfolgendermajfen von Unſerm Forſtamte zu bußthaidigen ſtehen: 
Rthlr. “ß, 


1. Ein Schoruftein bruchfällia von .ı2 bis ⸗ —. 24 
Iſt der nemliche Fall das Jahr darauf noch nicht geändert J doppelt J 
2. Ein Loch im Hauss Scheuers oder Stalldach ⸗ — 12 


Künftig das nemliche doppelt. 
3. Eine Schwelle in der Erde, welche durch Nachlaßigẽeit nicht aufgeraumt 
und der Faͤulniß uͤberlaſſen worden — 12 
Der nemliche Fall das zweitemal doppelt. 
4. Sutter und feuerjangende Sachen auf dem Speicher und am Schorn⸗ 
ſtein ꝛc. nach Befund der Sache, Gefabr had Nachlaßigkeit von] ..- 
"36 Alb. bis s 3 118 
5 Wer angewiefenes Bauhel; aus Nachläfigkeit nicht zeitig verarbeiten 
und verbauen laſſen, nach Unſtaͤnden der Noth und Armuth der] 


Culpe lare, levis & leviſſimæ von ı2 Alb, bis — 36 ® 
6, Einen unen Vau ohngedeckt bis i in den Winter Neben af en, Glen] . 
von 386 Alb. bis ⸗ ⸗ 2 — 


7. Wo Holz zum doͤrren im Schornſtein gefunden koird gefährlich ⸗ — 136 
8. Wann der Wind einen Schornſtein einſtuͤrzent macht, oder oben abwe⸗ 

het, muß bis zu deſſen Reparatur kein Feuer auf dem Heerd ge⸗ 

„Raser, ſoudern ausgegoſſen werden ꝛc. 





8. 


Graͤfich Wi - Runkeliſche Verordnung uͤber 


die auf St. Georgii Tag oder den 23ſten April jeden Jahres 
| im Amte Dierdorf vorzunehmende Mauer- und Fluhrzaun⸗ 
beſichtigung, von 1773. 





De Eehebrungs des taͤglich rarer werdenden Holzes iſt bereits in vorſte hend Unſerer 
Forſtordnung $. $. 21 und 23 verordnet worden, daß feine Plankenzaͤune mehr ges 

ſtattet und neu aufgerichtet, fondern ftatt deren, wo Steine zu befommen, von jedem —* 
haltenden Unterthan eine Ruthe Mauer, wo aber keine Steine ſind, oder Mauer nicht 
angelegt werden kann, lebendige Hecken alljaͤhrlich aufzurichten und auzupflanzen, bis 
deren am Dorffrieden und fanften zu Abhaltung des ſchadenden Viehes keine mehr von⸗ 


noͤthen ſind. | a 
Desglei⸗ 


über Mauer⸗Fluhr- und Zaunbefihtigung. 181 


Desgleichen ift bereits auf Unfern Befehl die Verfügung geſchehen, daß Fünftig 

jeder Unterehan den Fluhrzaun oder Dorffrieden vor dem Seinigen zu. machen und im 

‚Etand erhalten, und das in einigen Gemeinden noch aus alten Zeiten: beygehältene Erb⸗ 
fluhrzaunrecht gänzlich abgeſtellt, auch einen jeden Unterthan durch Schultheiß, Foͤr⸗ 
ſter und Gericht angewiefen werden folle, two und wieviel er annoch zuzumachen und im 
Stande zu erhalten ſchuldig? 9 J 

r — 1— 

Da nun verſchiedenen Anlaͤgern hierdurch eine neue Laſt des Fluhrzauns aufgela⸗ 
den worden, ſo wird hierdurch verordnet, daß dieſen dafuͤr von denen, welchen vorhin 
die Erbfluhrzaunslaſt aufgelegen und mit ihren Guͤtern nicht daran ſtoſſen, eine billigmäßige 
Vergütung und zwar von jeder Ruthe mit einem Rthlr. gefchehen foley 


Und nachdeme Unfere Förftere mit der Bäuviſitation in Herbfte befchgftiget find, 
der Fluhrzaunbeſicht aber im April zur unmüßigen Jagd⸗ und Zorftzeit vorgenommen wird; 

Als ſoll Fünftig die Bauviſitation durch die Förfter und Waldknechte allein, die 
Stubrzauns und Miauerbefihtigung hingegen von Schultheißen und Gericht allein gefches 
heu, die vorfindende Gebrechen und Frevter pflichtmaͤßig und ohne Anfehen der Perfon 
aufnotiret, und Unſerm Forſtamte zur Beſtrafung eingegeben, von diefem aber jeder feh⸗ 
lende' Schuß au dem zugemeflenen Quanto Fluhrzauns, mit zehn Alb, Trieriſch gebußthai⸗ 
diger werden; als wornach fich zu achten. - " 2* | 


Graͤfſlich-Wied-Runkeliſche Verordnung wegen 
Ablieferung der Spagenköpfe, von 1773. 





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, Lassen durch die flarfe Vermehrung der Sperlinge den Feldfruͤchten ein merkli⸗ 
cher Schaden zugefuͤgt wied, und dabero zu deren Tilgimg und Verhinderung, 
von langen Zeiten ber ſchon verotäner ımd eingefuͤhrt ift, daß jeder Hausmann dieſes 
ſchaͤdliche Vieh auszurortiu fich befleiffen, ‚die junge Spagennefter ausheben und die Alte 
wegfangen, auch jährlich an deu Revierfoͤrſter zwölf Köpfe davon abliefern folle ; 


Als wird diefe Verordnung hierdurch erneuert und: dahin wiederholt, daß den 
Foͤrſtern allemal beym legten Borfträgengericht jeden Jahres, eine Lifte von den eingenoms 
menen Spaßenföpfen eingereicht, ımd diejenige, welche ſich hiernmen ſaͤumig finden laflen, 
zur Beſtrafung ad ein Basen auf jeden Köpf,,pflihtmäßig anzeigen, und ein paar Raa⸗ 
benfaͤnge opr.wigr Spatzenkoͤpfe gerechnet werden follen; . ei, | 
le re Pa ef 3 Zus. SE re .: Damit 





182 10% Wied - Runfelifche 


Damit endlich fih niemand mit der Unmiffenheit entſchuldigen koͤnne, fo fol die 
Unfere Forſt⸗ Walds und Rügeordnung gedruckt, in jeder Gemeinde alle Vierteljahr durch 
einen zeitlihen Schultheißen Öffentlich vorgelefen, einem jeden Foͤrſter, Schultheißen, 
Vorſteher, Burgermeifter und Waldſchuͤtzen ein Exemplar davon zugeſtelit, und ſolches gm 
jedermanns Erſehung bereit gebalten werden, 


Urkundlich Unferer eigenhändigen Unterfchrift und nachgedruckten Gräflichen In⸗ 
fiegels. Gegeben Runkel deu ıflen May 1773. 


(L. S.) E hriftian, 
Graf zu Wied, Sienburg und Erichingen, 





Graͤflich-⸗Wied⸗Runkeliſche Policey⸗Ruͤgegerichts⸗ 


ordnung, vom ııten Febr. 1765. 





§. 1 


s )as Policey » Rügegericht fol alle Jahr viermal, als im. Anfange des Monats April, 
Julius, October und Januarius zu Runkel auf der Regierungscangiey, md zu 
Dierdorf auf der Oberamtsftube gehalten werden, | 


§. 2 | 
Ein jeder Schultheiß und Heimberger, nebft den Schügen, müflen darauf-alles 
zeit erfcheinen. Damit aber an dem Tage feine Unordnung in dem Dorfe und anf deſſen 
Sturen entftehe, fo haben Schulcheißen und Heimberger gewiſſe vertraute Leute zu beſtel⸗ 
len, welche während ihrer Abweſenheit auf alles wohl Achtung geben. 


. 2 
Drey Tage vor dem Ruͤgegerichte foll deffen Abhaltung in jeder Gemeinde fies 
(ich bekannt gemacht, fort jedermann, der in der Ruͤge ſich befinder, darzu vorgeladen, 
dieß auch allemal durch des Kirchfpiels Schulcheißen, bey dem Anfauge des Ruͤgegerichet 
fhriftlich angezeigt werden, | . 
Ä §. 4 z oo. 
Ein jeder Schultheiß übergiebt alsdann von feinem Kicchfpiele, nach dem 
lichen Formulare, das Kegifter von den, ihme durch die Schüßen, Policeydiener ae 





Policey s Nügegerihtsordnung. 183 


die Unterfehulcheißen angezeigten, oder auch von ihm felbft bey Viſitationen und fonften 
befundenen Policeygrügen, 
: %. 5. Bu 


.Was ein, Schulcheiß, Gerichtsſchoͤffe, Heimberger, Schuͤtz und Policeydiener⸗ 
oder der Unterſchultheiß auf ſeine Pflichten angiebt, dem wird voͤlliger Glauben beygewmeſe 


ſen; und darnach die Strafe, der Taxe gemaͤs, angeſetzt. 

Wer yon den Angezeigten auf dem Ruͤgegerichte nicht erſcheinet; wird pro con- 
feſſo gebalten.; Wer aber gegen die Anzeige feine Unfchuld beweifen wills dem wird ſol⸗ 
ches Billig in faparato verftattet, und die Anfegung der Strafe fo lange fußpendire,  - 

nr " ’ x . | . 


. * $. 7. R .. J 

Wuͤrde jemand ſeine Unſchuld gegenbeweiſen, und ſich ergeben, daß die Anzeige 

falſch, und aus Paßion geſchehen; fo ſoll der Angeber ohne alle Gnade feines Amts ent⸗ 
ſebt, dabey in zehen Reichsthaler Strafe vertheilt, und zu Erfegung der Koften, anges 


halter} werdens 1: . oo ; or 
14 . 8. FE Ka 


. 
v 


Wann in einem ode andern Bierteljahre etiva gar feine Ruͤgeanzeigen eingefonn 


wen feyn follten: fo ſoll dannoch Schultheiß, Heimberger und Schüßen des Kirchfpiels 
erfheinen. Und alsdann hat Unſere Regierung oder Oberamtmac) den Rubriquen der 
Policey⸗ und Ruͤgetaxordnung bie Anweſende zu befragen. i un 


ä ; . I. : 

An jedem Nügegerichtstage follen. auch die Ehren Pfarrer eine Specification der 
Huren und fruͤben Beyſchlafsfaͤlle einfenden; welche nach der befaunten Tare in das Ruͤ⸗ 
geprotocoll mit einzutragen find, | n 

ĩ — $& 10. Bis ! Zu 5 W J „ri 

„JBey dem dritten Ruͤgegerichte jeden Joraa, fo Anfangs des Monats October 
. gehalten wird; ift der fogenannte geſchwoͤrne Montag in der Hetrſchaft Runkel mie abzus 
Balten, 648 herfommliche Freyjahr der neu Geheuratheten zu regulirem, dann das: Maun⸗ 
Dienfts und Beethgeld anzufegen, fort das Dienftregifter in Ordnung zu bringen. +. 


« 


IL AR SEE 


5 JachiEndigung eihes jeden Ruͤgegerichtztages, find die Extrakftis der Strafen 

en dein zeitlichen ‚Regierup 6 hm na a derigen, und Ü ker 
entfammer gegen ein Recepiſſe zujuſtellen. Wornach ſich Darin jedermann zu achten het, 

Gegeben Runkel den rien Februar 1766. a nr Ze von 


OPER 277 770171 7yac "278: N 


Policey⸗ 


J 


184 10, Wied » Runfelifhe 
Policey⸗Ruͤgegerichts Straftax. 


1. Wer mit einer Strohfackel oder Feuerbrand über die Straße oder in die 
Gebäude gehet ⸗ 

2. Wer in einem Dorfe ſchießet ⸗ s 

3. Wer Feuer in ohnverdeckten Tepfen Über bie Straße trägt ⸗ 

4. Wer mit einem offenen Lichte in Scheuer eder Stallung gehet ⸗ 

5. Wer in Scheuer oder Stallung Tabak rauchet ⸗ ⸗ 


Und wer es nicht angiebt, und den Frevel weiß, eben ſo viel. 
6. Wer Flachs in den Gebaͤuden, oder Hol; in den Dienlöchern dörret 


7. Wer Sourage oder Stade auf, einen Speicher leget/ wo ein Schorn⸗ | 


ſtein iſt 

8. Wer Aſche an Zeuerfangende Derter ſchuͤtet ⸗ ⸗ 

9. Das Unterlaſſen einer Nachts⸗ oder Tagswache ⸗ 

10. PP ledernen Feuereymer bat, und we in einem Dre einer 

gebet 

ı1. Wer dle Straße "vor finca Haufe nicht fehret, Mitnoce und 
Samſtags ⸗ 

12. Von einem jeden Schweine, das in den ertern herunlaufet, oder in 
Gärten, Wiefen und Feldern gefunden wird, nebſt Erſebung dee 
Schadens 


13. Wer Redenweide ſuchet auf unerlaubten Platzen, von jedem Stüdel 
Vie 
14. Wer Zugvich zwiſchen den Slubren huͤthet, vom Stuͤck ⸗ | 


15. Wer vor der Morgens, oder nach der Abende glocke Dich huͤthet, vom 
Enid ⸗ ⸗ 
16. Wer vor Michaelistag- in den Wie , bevor das Grummet einges 
erndtet, huͤthet, vom Stuͤck * ⸗ 
17. Wer nach dem roten April darinuen huͤthe 
18. Wer uͤber die Fruͤchte ſich eines Nebenweges ofne Mor vage 
von jedeus Stuͤck Zugrich mit Karrn ⸗ 
Von der Perſon, wann es ſchaͤdlich ⸗ 
19. Wer ein Kind unter ſechszehen Jahr auf die Serie oe 
Gemeindsarbeit ſchicket N 
20, Wer einen fruchtbaren Obſtbaum uf feinem eigenen Out obne Er 
laubniß abhauet 6- ⸗ ⸗ 
Gecſchiehet es auf eineb andern Grunde s ⸗ 
21. Die Obſdieberey, Garten⸗ und Feldentwendung, fo bey Nachtzeũ 
geſchiehet, wird mit Leibeofträfe belegt; doch kann ſolches das er ſe⸗ 
mal gebuͤßt werden mit ⸗ 
22. Obſt⸗ Garten⸗ und delddiebbabl ſo ver Tage geſchiehet, das ahene 
Das zweytemal mit- 


Rthlr. 


D DB m mn 


Kr. 


Policey⸗Ruͤgegerichtsordnung. 


Das drittemal mit Leibesſtrafe. 
Schulkinder werden dafür mit der Kurfe gezüchtiget. 
23. In defien Gebäuden Obſt gefunden wird, und nicht angeifen werben 
kann, woher er foldhes befommen ⸗ 


24. Wer eine Furche breiter als einen Schub ſchueidet ⸗ 
25. Wer auf eines andern Stüd grafet, | 
ex culpa lara ⸗ ⸗ ⸗ ⸗ 9 


ex dolo, doppelt. 
26. Welcher Schüg den ganzen Tag feines Umgangs verfäumet, ober mit 
eigener Arbeit zubringet s 
Wann er jemand verfehweiget '. s 
‚27. Weldher Schuͤtze am Tage feines Umgangs, fich- des Abends ben dem 
Schultheißen oder Heimberger nicht meldet, und die Rügen anzeiget 
28. Wer bey zufammenberufener Gemeinde ohne Urfache ausbleibet + 
29. Wer bey verfammleter Gemeinde unbeſcheiden redet, oder mit einer 
Tabakspfeife erfcheinet + ⸗ 
30. Wer ſeinen eigenen Zaun abreißt, obne anders nice jujumacpen 
31. Wer eines andern Zaun beftieblet ⸗ 
32. Welcher Wirth Sommers und Winters Abends nach zehen ube, in 
ſeinem Hauſe einbeimiſche Gaͤſte haͤlt, oder einiges Spiel duldet 


33. Von einer Gans, die im Schaden betreten wird ⸗ ⸗ 
34. Von einer Geiße, die an Baͤumen oder Hecken gefunden wird 5 
35. Welche fonft im Schaden gerügt il — 5 ⸗ 
Das Heegen abſchneiden zu deren Futter er 5 
36. Welcher Müller die Mehlwaage vorben fÄhret ⸗ ⸗ 


37. Welcher Mablgaſt die Frucht nicht wiegen laͤſſet ⸗ 
38. So oft der Waagenmeiſter das Vorbeygehen der Waage nicht anzeiger 


39. Welcher Schultheiß oder Heimberger die vor und nad) ergangene]. 
berrjchaftliche Ordnungen der Gemeinde allahrlich nicht einmal wieder] 


bekannte machet ⸗ 

40. Welcher Schultheiß oder Heimderger nicht aufnotiret, wann ein Schuͤtz 
nicht umgegangen, oder ſich Abends nicht gemeldet 30 

41. Wer das neue Jahr anſchießet s 

42. Weldyer von der Bauzunft an einer Thür aus dem Haufe n in den 
Gtall arbeitet ° : 

43. Welcher Maurer einen gefäßrfichen Schornftein Bauet, oder einen ges 
faͤhrlichen Camin oder Schornftein machet ⸗ 

44. Der Maurer oder Zimmermann, fo bey einem Gebaͤude bie Schwellen 
nicht vier Schuß über die Erde aufiteller, und fo hoch untermauree 

45. Wer ein neues Haus bauer, und ohne Specialerlaubniß das unterſte 
Stockwerk nicht von Mauer errichten laͤſſet ⸗ 

46. Das Aehrenleſen, ſo lange die Frucht im Felde, iſt bey teienfrfe 
verboten; Pann aber das erſtemal gebüßet werden mit  » 


Beckmanns Geſetze I. Theil. 4a 


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Ic: on 


v 


„„ell=16 


I 
IL 
5 |: 
5 — 
10 — 
10 1—- 
10 — 
2 — 
47. Von 


186 10% Mied - Runfelifhe x. 


47. Bon jedem aus Nachläßigfeit ohnbeſaamt liegen geblichenem Viertel 
oder Sadel Landes, wann es gebauet werden kann, und ſeinem Rad 
bar zu bauen nicht offerirt wird 

48. Welche Gemeinde das Halscifen,, oder die Breche abgehen laſct 

49. Wer Frucht nach Hanfe ſahret, ehe und bevor der Zebendheber die 
Zehendgarbe ſelbſt in Empfang genommen ⸗ 
. Wer fremde Leute aufnimmt, und denſelben Wohnung gear, ohne 
berrichaftliche Erlaubniß darzu zu haben ⸗ 

51. Wer verdaͤchtige Leute berberget, obne folches des Die Bergefgtem 
anzuzeigen ⸗ 
2. Derjenige Wirth zu Runkel nud zu Dierdrf, ſo feinen Rachen 
einfender ⸗ 

53. Die Gemeinde, welche in uͤnterbaltung ihres Feuergeſchiers an 


erfunden wird ⸗ 
54. Ein Jude, ſo Sonntags auf Handel und Wandel betretten wird 
55. Wer dem andern uͤberackert, nebſt Erſetzung des Schadens ⸗ 
56 Wer einen Mark⸗ oder Grenzſtein aus Vorſatze ausackert ⸗ 
Ohne Vorſatz ſoll es gleich angezeigt, oder dieſe Strafe erlegt 
werden. 
57. Wer ſeine Zaunluͤcken zu rechter Zeit nicht zumachet, putzet, oder den 


Fluhrzaun zum Schaden ſeines Nachbarn uͤbertreibet s 

58. Wer den andern ungeitig ſchilt, und mit Worten injuriiret, na der 
Sade und Perfonen Bewandnis, ı, 2, 3, 4 bis 

59. Wer blurrüftig fhläger, von einem Reicherhaler, und nach Yen 
licher Erfänntniß, bie s ⸗ 

60. Für geringe Realinjurien von ı bis 

61. In der Stadt ſoll niemand auf der Straße feinen Karen Reben laſ⸗ 
ſen, bey ⸗ ⸗ ⸗ ⸗ ⸗ 


Spruͤtzen, Feuerhaken, Feuerle itern und Feuerehmern 


Rthlr. | Kr. 


—— GE EEE 


& 


In Anfehung anderer bier nicht angeführter NRügefällen hat es bey denen im 
Unfern Specialverordnungen bereits angefegten Etrafen fein Bewenden; wornarh ſich 


dann jedesmalen zu achten iſt. Gegeben Runkel den 4ten Febr. 1765. 


(L. 8.) Chriſtian Ludwig, Graf zu Wied. 


11. Crdfide 


* 
12 
ya 


—* 
c 


II. 


Gift „Wied⸗ Runkeliſche Policey- und Set 
| ſchuͤtzenordnung, vom 4ten ehr. 1765. | 


| $. 1 x 
IL: jedem Orte ſoll gleich nach dem neuen Jahre eine hinlaͤngliche Amabt Feld⸗ Gaͤr⸗ 
teus-und Policeyſchuͤtzen aus den: Gemeindsgliedern erwaͤhlet, und ſolche Unſeret 


Regierung zu Runkel, auch Unſerm Oberamte zu Dierdorf zur Verpflichtung praͤſer⸗ 
tiret werden. 
Sg 2. 


— Man ſoll darzu keine ebeechich einfaͤltige, ganz ae, kraͤnkliche, gan, arme; 
oder-in einer weitläuftigen Handthierung ftehende Leute nehmen. Dieweil aber doch dad 
Schuͤtzenamt eine gememe Laſt iſtſo ſdilen obgemeldte erimiere Perfonen , die Vermoͤgen 
haben, wann die Schuͤtzenreihe an fie kommt, denjenigen cuͤchtigen Mann, der für -fie 
beitellt wird, nach billigem Taxe, mit Geld oder Frucht belohnen; die armen Unvermds 
genden bingegen der ‚Gemeinde abf eine andere Art dafuͤr dienen. 


. 3. Bee 
Ein zitlicher I und Unterfchultheiß werden für beſtandige Schuͤtzeũ 
mit angeſeben; und ſollen ihre Feld» Gaͤtten und Policeprügen, » gut. wie andere 
Schuͤtzen, dem Schultheißen ordentlich angeben. — — 
$. 4. 
An jedem Orte ſoll alle, Tage. wenigfieng ein Shuͤtz ausgeben, und den ganzen 
Tag ſich mit nichts anders befchäftigen; ſodann des Abends ben den Schultheißen, und 


wo fein Schultheiß ft, bey dem Heimberger oder Vorſteher ſich melden, und anzeigen, 
ob, und was er geruͤgt habe. 


$. 5. 
© Cr jeder Schuthäß, , —— oder Vorſteher hat ſothane Areig 
Schügen,: Policeydieners oder U terfchuleheißen fogleich, mit Bemeldung des M A Ä 
und Tages, Orts, Stelle nd Mamens, in das Ruͤgeregiſter einzutragen; desgleichen 
auch zu thun, wann er ſelbſt etwas ruͤgbares findet. 


9. 6. 


| Arn den Orten, wo Fein- Sultheiß iſt, ſiub Henn e oder Vorfteber —* 
anf jeden. monatlihen Buß⸗ und Bettage dem Kirechſpielsſchulth beißen | bir Sprafiarion Ger 
‚bey ihm eingefonnnenen Sri Gaͤrten⸗ und Deikenrügen zn ‚finden, — F 

7. 


2 


188 12, Straßburgifihe Verordnung 


§. 7. 

Ein Schuͤtz darf nicht auf Hörenfagen, auf Vermuthen, oder anf Schen von 
ferne rügen, fondern muß den Thäter auf der That ertappen. Finder er nun einen Mens 
ſchen in der Rüge: den foll er, aber auf der Stelle, um fünf Kreuzer pfänden, und ihm 
davor den Huth, die Müge, allenfalls das Kamifol, Rod, Schuhe, oder Haube abs 
nehmen; und wann das Pfand binnen 24 Stunden nicht ausgelöfer wird, folches dem 
Schultheißen zum Verkaufe bringen, 

$. 8. 


Findet er aber Vieh im Schaden: fo muß er wenigftens ein Stüd zu dem 
Schultheißen in den Pfandftall Hringen ; fodann dem Eigenthuͤmer ſolches anzeigen, und 
fi von jedem Stüde, mann es Pferdes oder Hornvieh ift, geben Kreuzer, wann es 
Schweins oder Geißvieh iſt, fünf Kreuzer, und von Gaͤnſen zwey Kreuzer Pfandgeld 
bezahlen laſſen. 

§. 9 | 

Wann bey Tage ein beträchtlicher Schade gefchiebet, und der Schüg, an dem 
Die Reihe gewefen, ſolchen nicht anzeiget, und den Thaͤter nicht ausfindig macht: foll for 
thaner Schüß den Schaden bezahlen; jedoch befugt feyn,' ſich an dem nächiten andern, 
den er im Schaden greifet, er mag an dem vorhergehenden Schaden "Theil gehabt haben, 
oder nicht, dieferwegen zu regreßiren. 0 

6. 10. | 

Würde aber ein Schü jemanden verfchmweigen: der foll in fünf Reichsthaler 
Strafe verfallen; und derjenige, fo dem Schüßen für das Werfchweigen etwas gegeben, 
dreyfache Strafe erlegen. —2 


Le⸗ 


Gegeben Runkel den 4ten Februar 1765. i 
(L. S.) Ehriffian Ludwig, Graf zu Wied, 





12, 


Straßburgifche Verordnung, den Kauf und 
Verkauf des Gifts betreffend, von 1769. 


Mir Carl Guſtav von Falckenhayn, der Meifter und ber Rath 
der Stadt Straßburg, famt Unſern Breunden den Ein und Zwanzigern 
thun hiermit Fund und zu willen, daß nachdeme Wir durch einige traurige Zufälle erfahren 


! 


other den Verfaufider Gifte, ° ‚289 


Gaben, wie gefäßrlich- ſeye der zu leichte und zu. gemeine Kauf und Verkauf des Gifte, 
befonders des fogenaunten Arfenici, Wir um fernerem und gtöfferem Unheil vorzufommen 
für uöchig erachtet haben, eine befondere Verordnung deshalben zu fällen und ausgehen 
zu laſſen. Dahero Wir auf Anfuchen Unferes Procuratoris Fifci, nad) eingeboltem Gut⸗ 
achten eines Iöblichen Collegii Medici, wie auch nach Anhörung Unferer Öeneraladvocas 
ten, folgendes verordnen, fegen und wollen, als nemlichen 
| — I J 2 
Der Verkauf des lautern oder ſimplen Gifts, beſonders des Arſeniks, ſoll kuͤnf⸗ 
tighin jedermaͤnniglichen, und auch den Apothekern (wie ſie ſich ſelbſt darzu verſtanden ha⸗ 
ben) unterſagt und verboten ſeyn: auſſer den zweyen allhier wuͤrklich verbuͤrgerten oͤffent⸗ 
lichen Wuͤrzkraͤmern oder Materialiſten, Namens Hebeißen und Rehm, als welchen der 
Verkauf erſtgedachten Gifts, mit Ausſchluß aller andern erlaubt und auvertrauet ſeyn folle, 
unter den hierunten gefegten Bedingniffen und Vorſorgen. 
Unter dem Wort Arfenici foll verftanden und begriffen feyn das weiße, rothe 
und gelbe Arfenicum; wie auch deffen Minera der Kobolt, Fliegen⸗ oder Müdenpulver. - 
| | . . IH. Ä | wu 
In dem Verkauf erftgedachten Gifts, werden die zwey hieſige Materiafiften fi 
Par der neueren Apothekerordnung, und befonders nach dem 17ten Articul, zu’ richten 
aben. 


L UVMIV. | — 

Zufolg deſſen, und zu mehrerer Erlaͤuterung, ſollen die zwey Materialiſten das 
Arſenicum in einem beſondern und beſchluͤßigen Schranken oder Gemach verwahrt hal⸗ 
ten; deſſen Schluͤſſel nur in ihren Händen zu laſſen feyn wird; mithin fie allein und ſelb⸗ 
fien das Gift den Käufern werden einzuhändigen haben. Beneben deme follen erfiges 
dachte Materialiften gleichfalls befondere Wäag, Mörßel und Reibftein halten, um mit 
gedachtem Gift umzugehen, ?und folches Werkzeug gleichwie das Gift beſonders wohl vers 
wahrt halten,  - = | Ä 

V. 

Es ſollen die Materialiſten das Gift niemanden anders verkaufen als den hieſigen 
Aerzten, MWundärzten, Apothekern, wie auch den öffentlichen allhier verbitgerten und 
zünftigen Goldſchmidten, Faͤrbern, Schmidsen und andern Handwerksleuten, die es zu 
ihrer Handthierung vonnöchen haben, | 

| | vu. 0.0. | Ä 

Befonders follen die Materialiſten das Gift mım allein gewachſenen Mannsbildern, 
Hausherrn und Meiſtern verkaufen und liefern; keineswegs aber daflelbe jungen deuten, 
Weibern, Mägden, unbsfannten Ladendienern licfern, | 

VH 

Alle Sie im fünften Articul gemelöte Perfonen, welche zu ihrer Kunſt oßer Hands 
shierumg Arfeiicum kaufen werden, follen Bafllbe mit aller. Sorgfalt verwahren, daß es 

| 3° nicht 


Ä 


190 12. Straßburgifihe Verordnung 


nicht in andere Hände gerathe, und fein Mißbrauch damit geſchehe. Dann würde aus 
Machlaͤßigkeit oder Verwahrloſung einiger fchädliche Zufall entſteben, fo würden die Kaͤu⸗ 
fere des Gifts in eigenem Namen, nie nur zur Erſetzung des Schadens angehalten, 
fondern andy nach befindenden Lmjtänden zur Obrigkeitlichen Ahndung gezogen werden, 


VIII. 


Um daß die in den Articuln v. und VI. vorgeſchriebene Vorſorgen deſto genauer 
in Obacht genommen, ja auch zu jederzeit deſſen verſichert werden konne; fo ſoll jeder von 
den zween obgedachten Matetialiſten ein beſonderes Buͤchel oder Regiſter halten, jo ihme 
von Loblichem Policeygericht wird paraphirt gegeben werden; worinnen der Name, die 
Qualitaͤt und Wohnung der Perſonen, fo Gift kaufen, wie auch die Quautitaͤt des Giſts, 
und zu welchem Gebrauch, eingefchrieben werden fol; eine welche Verzeichniß vom Vers 
kaͤuſer gejchrieben und vom Käufer unterfehrieben oder unterzeichnet werden joll, 


ix. 


Es ſoll ferner den zween Materialiſten ausdruͤcklichen verboten ſeyn, keinem frem⸗ 
den Käufer, unter was Vorwand es ſeye, Gift zu verkaufen; es wäre dann, daß der 
fremde Käufer mit einem glaubwürdigen Schein entweder von den Amtmann, oder von 
dem Schultheißen oder Fiſcalen des Orts, jum Ankauf des Gifts bemaͤchtiget wäre; und 
follen die Materialiſten dieje Verkauf an fremde Leute auch einfhreiben, und die Scheine 
numerotirt bey ſich behalten. | 


X. 


Hingegen wird auch allen hiefigen Inwohnern verboten ſich des benoͤthigten Gifte 
aufterbatb der Stade umzuſehen. Dann würde cs au Tag fommen, daB jemand auffers 
kai dr astanft und es allhier gebraucht hätte, fo ſoll derfelbe für verdächtig angefeben 
und veſiraſt werden, als pabe derjelbe unrichtige Abſichten gehabt, 


xl. 


Inſonderheit foll es allen Sreniden verboten feyn Gife in die Stadt zu bringen; es 
wäre dann um ſolches den zween obgedachten Materialiſten zu verkauſen; welche Letztere 
ſothanen Ankauf in ihre Regiſter gleichfalls auf.eichnen follen, Würde jemand, fremd 
oder einheimiſch, jemanden anders dergleichen ſchaͤdliche Sachen verfaufen, fo ie derſelde 
angehalten, criminaliter angeklagt und nach Erheiſch beſtraft werden. 


XII. 


Die zwey obgedachte Materialiſten ſollen das in dem achten Articul gemeldte Buͤch⸗ 
lein in Berwahr und guter Ordnung halten, um ſolches auf Obrigkeitlichen Befehl denen 
verordneten Obern Aporbeferberren und dem Procuratori Filci, vorzulegen, ‚weswegen 
Air diefen Leßteren auftragen, von Zeiten zu Zeiten eine Schau bey denen Materialifien 
vorzunehmen. 


XIII. 
Und um daß gedachte Materialiſten ſowohl dieſe neue Verordnung, als auch bie 
Apothekerordnung, ın fo weit dieje fie angehet, deito genauer und gewiſſenhafter beobachten 
mögen, 


her den Verkauf der Gifte. 191 


mögen, fo folfen diefelbe, gleich nach Ausfündung diefer Verordnung, zu Löblichem Pos . 
liceygeriche berufen werden, um jie alldorten mir einem förperlichen Eid zu gedachter - 
Beobachtung anzuftrengenz wobey denjelbigen die Negifter, und auch zwey Exemplar dies 
fer Verordnung zu liefern feyn werden, um das eine an ihren Laden anzufchlagen. | 


Ä XIV, Ä u 

Sollte würflich oder insfünftige einer von den obbenamten Maäterlaliften, ans 

Unmöglichfeit feinem Laden felbften vorzufteben, einen erften Ladendienet dazu beſtellen; 

fo foll der Herr feinen kadendiener bey Löblichem Policengericht vorftellen, damit, im Sau 

diefer Ladendiener zu einem ſolchen Handel fähig und behutſam genug ſcheine, derfelbe in 
Eid und Pflicht genommen werde, J | 

XV, . “ : 

Da nebit dem Arſenik annoch andere Gattungen Gife befindlich; welche. wann 

fie nicht mit gehoͤriger Präparirung und Vorſichtigkeit gebraucht werden, fehr ſchaͤdlich 

und gefaͤhrlich ſeynd; ſo ermahnen Wir ſowohl die Apotheker, als auch die Wuͤrzkraͤmer, 

auf das behutſamſte damit zu handeln; und ſich desfalls genau nach Willen des 17ten Ar⸗ 

ticuls der Apothekerordnung zu richten. | 


XVI. 


Jedermaͤnniglichen wird verboten Arſenik zur Toͤdtung des Ungeziefers zu brau⸗ 
chen, mithin weder Muckenpulver, Rattengift, noch Rattenwuͤrſtlein damit anzumachen; 
indeme die groͤßten Ungluͤcke daraus entſtehen koͤnnen; beneben deme andere nicht ſo ge⸗ 
faͤhrliche Mittel zur Abtreibung des Ungeziefers befindlich ſeynd. 


XVII. 


Die Mehlhaͤndler, Wuͤrzkraͤmer und andere Speißhaͤndler werden hiermit ermah⸗ 
net, ihre Waaren in ſaubern und ſichern Orten zu verwahren, damit Feine ſchaͤdliche Ilns 
reinigfeiten, noch Ilngeziefer darunter kommen; worauf die. geſchworne Schauer werden 
Acht zu geben haben, | | 68 | \ 
| XVHI. 


Ermahnen Wir neuerdingen alle Unfere Mitbürger und Innwohner alles Stans 
des, behutſam mit dem Gebrauch fupfernen Küchengefchirrs umzugehen; Uns übrigens 
auf die in Anno 1763 deswegen ausgegebene Policenordnung berufend. | 
en | AR | 
„Sollte wider diefe nene Verordnung gehandelt werden, fo follen ſolche Handlun⸗ 
gen geftraft werden, in Anfehung der Materialiften und Krämeru zum wmenigften durch 


Verluſt ihres Handels und Zuſchiießung ihres Ladens; und in Anſehung aller Perfonen, 
durch Geldbußen, ja auch durch peinliche Strafen, nad) befindenden Umſtaͤnden. 


Soll biefe Ordnung in frangöfifcher und teutfher Sprache, gedruct, ansgerufen 
und angefchlagen werden. Decrerum bey Gnaͤdigen Herren Räch und XXI. Montage 
den Eilften Derembder Eintaufend Siebenpundert Sehszig Neun, - - 


13. Vers 


93 13. Straßburgifhe Verordnung 


13. 
Verordnung anddiger Herren Raͤth und Ein und 


Zwanzigern der Stadt Straßburg; die nethigen Anftalten, 
fo wegen Den mit Wuth befallenen Thieren zur allgemeinen 
Sicherheit vorzufehren find, betreffend, von 1778. 





Mi: Earl Guſtav von Falckenhayn, der Meifter und Rath der 
Stadt Straßburg, famt Unjern Freunden den Ein und Zwanzigern 
thun hiermit fund und zu wiffen: Demnach Uns von den Heren VBenfißern eines Löblis 
chen Collegii Sanitaris hinterbracht worden, wie vieles Unglück feit einiger Zeit durch wuͤ⸗ 
tende Hunde und andere Thiere, welche Menfchen und Vieh gebillen, entjlanden; zus 
gleich auch derjenigen Maßreguln Erwehnung gethan, welcher fie ſich in der Eil bedient, 
um diefen Uebel zu fleuren ; fodann daß fie für Heiljam gefunden, eine Inſtruction über 
die Art, wie der Wuth zu heilen, öffentlich befanne zu machen, und endlich wie fie wuͤnſch⸗ 
ten, daß durch eine befondere Verordnung diefem Uebel mögte vorgebogen und gefteuret 
werden; zu welchen Ende fie Uns erſuchet, eine Ordnung deswegen, fo auf das genauefte 
gleich einem Geſetz zu befolgen feye, ergeben zu laſſen. &o haben Wir nicht umhin ger 
Lönne, die von Unfern vorgedadhten Mitobrigkeiten mit fo groffem Eifer gemachte Anſtal⸗ 
ten und Vorkehrungen zu loben, und deme Uns gerbanen Anfinnen um defto ehender ein 
Genuͤgen zu leiften, als folhes mit Unſern Wünfchen übereinftimme, und eine Sache 
von fo groffer Wichtigkeit betrife, zumalen es darauf ankommt, einem der Menſchlichkeit 
fo fuͤrchterlichen Uebel zu fteuren , deflen Gedanken allein Echauer verurjacher, infonders 
heit, wann man die allzugroffe Menge derjenigen Tiere betrachtet, mit welcher man 
umgeben ift, welche leichtlih wütend werden und andere durch ihren Wuth anſtecken 
koͤnnen. 


Wir hoffen dahero, es werden Unſere liebe Mitbürger in nachſtehender Verorb⸗ 
nung Unſer eifriges und beftändiges Beſtreben erſehen, diefer fürchterlichen Plage, fo viel 
es die menfchliche Vorſicht erlaubet, vorzubeugen, und da cinem jeglichen niche nur fiir 
feine eigene Perfon, fondern auch für die Seinigen diefem Uebel vorzutommen h 
angelegen fenn foll, fo verfprehen Wir Uns zugleich, daß gegenwärtiger Verordnung in 
allen Stuͤcken auf das genauefte werde nachgelebet werden. 


I. | 
Da es höchftens nothwendig ift, daß man allegeit auf das gefchwindefte und ges 
nanefte erfahre, nicht nur was diejenige Thiere berrift, fo würklich von dem Wuth ange⸗ 


ftecfet, oder doch ſehr deßwegen verdächtig find, fondern auch von denjenigen Perſonen 
Kurndſchaft einziehe, welche würklich das Unglüsf gehabt, von einem folchen Thier ** 


2 
Wehen der Wuth der Bude — 


J 

fen zu werden; fo wollen und befehlen Wir hiermit, daß ein jeder Innwohner dieſer 
Stadt und derfelben Burgbann, welcher entweder für fich felbften, oder durch Hoͤreuſa⸗ 
gen, Wiſſenſchaft oder Nachricht von einem mwütenden oder. fönften verbächtigen Hund, 
oder auch von. einer: mürklich gebiflenen Perfon.bat, ſogleich dem jeweiligen regierenden 
Herrn Amnzeifter. umſtaͤndliche Nachricht davon mittheilen fol; als deflen Haus, ſowohl 
bey Tagrals bey Macht, offen ſtehet, ums. diefe zur ‚öffentlichen Sicherheit fo noͤthige 
Nachrxichtn aufzunehmen.— DE EEE | 

| Auf dieſe Anzeige , welche die Menfchenliebe einen jeden, wer er auch feye, an⸗ 
treiben foll zu chun, wird der regierende Here Ammeifter fogleich den Stadt sPhyficum, 
und fo es die Morhdurft erfordert, : einige Rathsherren nebit einem Secretario an Dre 
und Ende fchicken,. um die noͤthige Erfundigung einzuziehen, : worüber alodann Bericht 
erftattet, und ein umftändlicher. Procts- verbal .in: dem Protocoll des regierenden Heren 
‚Ammeifters aufgefeßet werden foll, welcher ſodann auf der. Stelle die weitere nörhige: Wer» 
ordnungen, welche feinen Aufſchub leiden, verfügen ‚saubep erfennen wird, ob es nötbig 
feye, das Collegium Sanitatis deswegen zuſammen zu berufen, ‘oder aber. ob von. einem Loͤb⸗ 
lichen Poliseggericht eine befondere Veranftaltung dieferhalben vorzukehren ſey. u 


. 1. I, . 


I Soll der Procurator Fiſci auf die Vollſtreckung des vorſtehenden Articuls ein wach⸗ 
ſames Auge haben, zu dent Ende ſogleich bey dem Profaroll des regierenden Herrn Am⸗ 
meiſters die Anzeige thun, fo bald er ein ſolches Unglück. vernommen, weniger nicht ſoll 
derfelbe denjenigen Perfonen, von welchen er weiß, daß fie von dergleichen Borfallens 
beiten Wirfeufchaft haben, vorgebieten laſſen, um bey dem. Protocoll des regierenden 
Herrn Ammeiſters zu erſcheinen; ja es fol’ derfelbe diejenige Perfonen bey dem Policeys 
dder gar.bey E. E. Groffen Rath ameigen, ‚welche mit Hindanfegung.desjenigen, ſo ſie 
ihren Mitbuͤrgern fchuldig find, unferlaffen haben, die von ihnen in vorbergehendem Ars 
ticul geforderte Anzeige zu thun. Danu Wir glauben Uns verbunden gehalten zu feyn, 
diejenige von Unfern Mitbürgern zu ſtrafen, welche durd ihre Nachlißigkeit, oder einen 
andern, Peine Entſchuldigung leidenden Fehler, gleichwie der ift, ein folches verdächtiges 
Thier nicht ebender zu früh oder zu fpat tod fchlagen zu laffen, ein fo groffes Unglück vers 
anlaſſet baben, oder auch nur veranlaffen Finnen, Dasjenige, fo einem Kind wicderfahs 
ren, welches vielleicht errettet worden wäre‘, wann feine Eftern oder andere Perſonen fos 
gleich dem.regierenden Heren Ammeiſter die nörhige Anzeige gethan hätten, als Welchek 
ihnen alfobald würde anbefohlen haben, fich at den Herrn EtadtsPhyficum zu wenden; 
Diefes Erenpel, fagen Wir, macht, daß Wir mit defto, gröffern Eifer darauf beſtehen 
und Sorge tragen werden, daß vorftchenden zwey Articufn auf das genanefte nachgelebt 
werde; und Wir glauben, daß folches alle und jede Einwohner von felbjten anrreiben wird, 
dieje Verordnung zu befolgen. | B 

| Es giebt Uns auch diefes Beiſpiel Anlaß, den Nachrichter bey Thurnftraf zu vers 
bieten, Beine Arzeneymittel wider den Wuth auszutheilen, und Wir befehlen ihme dabero 
alles Ernftes, diejenige Perfonen, welche dieferwegen zu ihme fommen follten, zu dem 
jeweiligen Herrn Stadts Phyfico zu ſchicken, wie auc) fogleich zu dem regierenden Herrn 
Anmeifter zu geben, um Demfelben alles, was er ben dergleichen Gelegenheit erfahren, 
ohngefäun zu Binterbringen, | 


Veckmanns Geſetze Il. Theil, Sb III. Die 


. | 
194 13. Steaßburgifhe Verordnung 
JH. E n 
Die dringende Noth, die Anzahl der Hunde zu vermindern, welcher allzugro 


Menge (wie Unfer Stadt» Phyfieus Herr Dr. Ehrmann in der Verſammlung des Collegti 


x 


Sanitatis verfichert) den Wurh ‚gleich einer anftecfenden Krankheit in einer fo groffen 
Stadt verbreiten koͤnnte; obne zu erwehnen, daß eine foldhe Ueberlaſt bey allen Arten von 
Bürgern, infonderheit aber ben den Armen auch in anderem Beiracht höchft fhädfid) 
it, und die Meberlegung, welche von felbften in die Augen fallt, daß eine fo groffe Menge 
ohnnuͤtzlicher Hunde vieleicht den Menſchen felbiten das nörhige Brod entieher, baben 
Uns veranlaſſet, nachſtehende zwey Verordnungen zu machen. Memlichen eines Theile, 
daß ben groſſer Hiße ſowohl, als ftrenger Kälte, auf Erfannmuß Eines Loͤblichen Polis 
sengerichts, oder auch in dringenden Fällen, auf Befehl des regierenden Herrn Ammei⸗ 
ters, alle Hunde, welche nah Verkündung ſolcher Erkanntnuſſen ohne Zeichen herum⸗ 
Jaufen, follen gefchlagen werden, Andern Theils aber, daß der Machrichter Fünftighin 
feine Zeichen mehr ausgeben, fondern, daß folche in der Allmofenitube allein abgeboß 
werden follen, allwo für ein jegliches Zeichen zum Nußen der Armencaſſe ein kleiner Tha⸗ 
ler erlegt werden fol, wovon jedoch fo viel abzuziehen, ale man dem Machrichter für feme 
Bezahlung oder Entfhädigung, in fo fern man ihme ſolche fehuldig ift, zufommen zu laf 
fen, fir gut befinden wird, 


Da nun die Entrichtung diefee Gebühr für das Zeichen, oder vielmehr dieſes 
Allmofen, volllommen freymwillig ift, und ein jeglicher Junwohner, weß Stande und 
Wurde er ift, fich derfelben entbeben kann, entweder, wann er feine Hunde in feinem 
Haufe behält, oder folhe an einem Strict hält und nachhführer, fo werden Unſere Mits 
bürger aus diefer Verordnung den dreifachen nuͤtzlichen Endzweck, welchen Wir Uns vors 
fegen, erfeben, nemlich die Anzahl der unnoͤthigen Hunde nach und nach zu vermind 
ferner, daß man mit gröfferer Sorgfalt auf die nöchige Hunde Achtung gebe, und endli 
daß man durd) eine Art eines Allmofens den Echaden zu vergüten trachtet, welchen man 
den Armen zufüget, wann man entweder zu viel, oder ohne Urfache dergleichen Thierg 
hält, Mir defto gröfferem Grund werden Wir dahero das öffentliche Allmoſen denjenigen 
Armen entzichen, welche ihr Brod, fo fie von gemeiner Wohlthat genießen, mit diefen 
Thieren theilen. 


Lebrigens werden diefe Zeichen, teren in diefem Articul erwehnet worden, alle 
fehs Monat verändert und erneuert werden; und da Wir in Erfahrung gebracht, daß 
öfters dergleihen Zeichen von dem Hals der Hunde weggeftoblen werden, fo behalten 


Wir Uns vor, diejenige, welche wegen einem folhen Diebſtahl bey E. Loͤbl. Polierpgee 
richt angeklagt werden, mit einer Monat langen Tpuruftrafe zu belegen, " 


IV. 


Gleichwie Wir in verfchiedenen Fällen, als wie in dem zweiten Articul diefer Ver⸗ 
ordnung, Uns gemüßiget ſehen, die fchärffte Strenge zu beobachten, fo werden Wir im 
andern Fällen das größte Mitleiden gegen diejenigen bezeugen, wann auf höhern Beil 
durch bloßes Unglück einzelne Perfonen, oder auch arme Samilien, einen Theil ihres 
Hausraths, welcher öfters ihre ganze Habfeligkeit ausmacher, werden müflen verbrennen 


laſſen. 
Ju 


wegen der Wuth der Hunde. | | ios 


In Steichförmigkeit diefer Gefinnungen, nach welchen Unſere Deconomiecammert 
bereits die von dem Collegio Sanitatis gemachte Vorftellungen angehöret, und die Eigen’ 
thuͤmer der in der Ruprechtsau erfchlagenen Thiere enefchädinet, laden Wir die milden. 
Stiftungen, Unſere Allmoſenſtube, und Unfere Deconomiecammer ein, fortzufahren, 
entweder aänzlich oder zum Theil diejenige arme Familien fchadlos zu halten, deren Hauss 
rath auf hoͤhern Befehl verbrannt werden; welches dann auch einen jeden um fo viel ehen⸗ 
der veranlaffen folk, die angeftecfte oder verdächtige Effecten getreulich anzuzeigen. 


V, 


Wir wollen auch, daß gegenwaͤrtige Verordnung, deren Vollziehung fo viel noͤ⸗ 
thig dem Policengericht aufgetragen wird, alle ſechs Monat auf das neue verfündet und 
angefchlagen werde, nemlich zu Anfang des Jahrs und auf Johannis, als auf welche Zeit 
die in dem dritten Articul erwehnte Zeichen erneuret und abgedndert werden follen, und 
ſoll aud) diefe Ordnung, damit fie zu jedermänniglih Wiſſenſchaft fommen möge, in öffent, 
Lchen Druck gebracht und alljährlich auf den Ziinften abgelefen werden. Decrerum beij 
gnädigen Herren Rärh und XXL. Straßburg den Zten Auguft 1778. 


Silberrad, Secretarius. 





Verordnung des Straßburaifchen Geſundheits⸗ 
Collegü wegen Heilung der von wuͤthenden Thieren 
gebiffenen Perfonen, 1779. 





JE den Uns in einer Linferer öftern Berfammlungen ertbeilten Bericht, -den in der. 
Ruprechtsau fich ereigneten Zufall betreffend ; imgleichen auf die von Herrn Dr. Ehr⸗ 
mann, dem Phyficus allbiefiger Stadt, und der Königlichen mediciniſchen Geſellſchaft zu 
Paris Mitgliede, über den wuͤthenden Hundsbiß angeftellten Beobachtungen, nebft deu 
unter feiner Aufſicht verrichteten Euren, als weiche erftere in der. bey Ihro Ereelleny dem 
Herrn Pratore ‚Regio, von einigen Obrigkeitlichen Perfonen, den Herren Profefforeii der’ 
allbiefigen Univerfität, und von andern, theils einheimifchen, theils fremden Liebhabern 
der Künfte und Wiflenichaften gehaltenen wochentlichen Verſammlung vorgelefen worden 
find; haben Mir auf das Begehren des Herrn Holdt, Unfers Generaladvocaten, erfannt: 
daß Hr. Dr. Ehrmann erſucht werden foll, feine obbefagten Beobachtungen dem Publicum 
durch den Druck in franzöfifcher und deurfcher Sptache mitzutheilen, und zugleich auch die 
Kennzeichen oder De beizuſugen, woran man ‚e eher je Heffer wahrnehnien koͤnne, daß 

2 man 


196 1. Straßburgifhe Verordnung 


man bey einem Hunde die nahe Wuth zu beforgen habe, um dadurdy einem der größten 
Uebel, weldes die menfchliche Geſellſchaft berreffen kann, vorzukommen; und soll, zumg 

emeinen Beſten, der Druck diefes für das Publicum beiljamen Unterrichts auf Uukoſten 
—** Stadt geſchehen. 


Straßburg den 27ſten Heumonat 1778. 
Bühler, Secretarius. - 


Unterricht, wie Perſonen, welche von wuͤthenden Thieren gebiſſen 
worden ſind, am ſicherſten geheilet werden koͤnnen. 


8 giebt gewiß Peine ſchrecklichere Krankheit auf Erden, als diejenige, welche der Bi 
eines würbenden Thieres verurſacht. So umldugbar diefes auf der einen Seite ift, 
fo gewiß if es auch auf der andern, daß bisher Vorurebeil oder Unwiſſenheit das Schre⸗ 
eFenvolle derfelben ungemein vermehrte haben. ” Denn-entweder hielt man dieſe Krankheit 
für unheilbar, und überließ die Kranfen ihrem janımervollen Schickſale; ja man beförderte 
fogar oft ihren Tod durch Mittel, wovor der Menſchheit ſchaudert; oder man bediente 
ſich meiſtentheils ſolcher Arzneyen, deren Wirkung fruchtlos ablaufen mußte; auch in dem 
Falle wurden dieſe Ynglücflichen ein Opfer des Todes, Dieſe traurigen Beifpicle erzeug⸗ 
sen nothwendiger Were den verzweiflungsvollen Gedanfen in den Gemuͤthern der Diens 
fiben, daß fiir diejes Uebel feine Hülfe vorrärhig fey, und daß ein Gebifener troftlos das 
bin fterben muͤſſe. Diefen kummervollen Gedanken von meinen Mirbürgern zu entfernen, 
und ihnen die aufferordentlihe Angft und Furcht zu benehmen, ift diefer Fleine Auffaß bes 
ſtimmt; derfelbe ſoll ihnen die Verficherung ertheilen, daß die göttliche Vorſehung nicht 
zugelajfen habe, daß die ehierifche Schöpfung einer fo fürchterlichen Krankheit unterworfen 
würde, ohne zugleich die Heilungsmittel dagegen auszuzeichnen. Es int demnach aͤuſſerſt 
daran gelegen, daß diefe Mittel, deren vortrefliche Wirkung aus den angehängten Beob⸗ 
achtungen erjichtlich ıft, ben fich ereiguenden Fällen augenblicklich auf vorgefchriebene Weiſe 
angewendet werden, und da dies eine Sache ift, die die Aerzte oder Wundaͤrzte berrift, 
fo it von ihrer Einficht zu erwarten, daß jie diefe allgemeine angegebene Merhode nach deu 
bejondern Sällen, die jich ihnen jedesmul in Anfehung des Alters, TQTemperantents, ber 
Zufälle ıc, darbieten, einrichten werden. 


Die Kennzeichen, aus welchen man fließen Fann, daß ein Hund wuͤthend ger 
worden, find folgende: Die tuft zum Eſſen und Teinfen verliert fi) bey ſolchen Thieren 
allmäplig; fie werden traurig und ſtill; verbergen jich vor den Menſchen; murren anflatb 
zu bellen, find jornig; fallen alles an, was ihnen begegnet; gleichwohl fcheuen fie ſich 
noch vor ihrem Herrn; laffen Ohren und Schwanz herabhangen, und geben wie fchlafenk 
einher. Dies ift der erfte Grad des Uebels. Alsdenn befommen jie einen Schaum vor 
dem Munde; fperren denjelben weit auf; ihre Zunge ficher bleifarhig aus, und hänge 
ihnen zum Munde heraus; fie keichen; ‚haben triefeude Augen; kennen ige ihren Here 
nicht nicht, geben bald langſam, bald geſchwind, und das geringfte Geraͤuſch vermehret 
ihre Wuth. Unser diefen Zufällen fterben jie meiftentheils innerhalb 24 bis 30 —— 

| ie jeni⸗ 


-- wegen der Wuth ber Hunde -: = 197 . 


- Diejenigen, welche bag Unglück gehabt haben gebiffen zu werden; derſpuͤren zuerfl 
an dem verwundeten Theile, und fodenn auch in den benachbarten, . mehr oder minder 
beftige abwechfelnde Schmerzen. Hierauf befüllt fie eine überaus groffe Mattigkeit; fie 
werden traurig; tiefinnig; ſeufzen; fuchen die Einſamkeit; fehlafen fchwer und unruhig 
erwachen aus fürchterlichen Träumen mit Schrecken und Zittern der Glieder. 


Bey verniehrtem Webel befommen fie eine Beflemmung auf der Bruft, und ein 
mühfames Athemholen; fie Fönnen das Licht nicht ertragen. Ben Erblicfung des Waflers 
oder weißer Körper befvinmen fie Schauder, Zittern, ja fogar Zuckungen; es ftelle fi, 
ein beftiges mit Irrereden verbundenes Sieber ein; wobey ihnen die Stimme heiſcher, 
die Zunge rauh und trocken, uud der Durft unlöjchbar wird. Ju dieſem elenden Zuftande 
verjpüren fie einen unwillführlichen Trieb auf die Umſtehenden auszufpucken und fie zu 
beißen. Jetzt it ihre Wuth aufs Höchite geſtiegen. Alsdeu wird. der Puls ſchwach und 
bleibe bisweilen aus, und nad) zweenen Tagen, oft auch nach Verlauf von 24 Stunden, 
masht der Tod. diejem jammervollen Leben ein Ende, = | 


Es iſt eine durch lange Erfahrung beftätigte Wahrheit, daß alle bisher in fo grofe 
fer Menge angerühmte, und fogenannte fpecififche Mittel wider den tollen Hundsbiß dem 
menfchlichen Öefchlechte wenigen oder gar feinen Nußen verfchaft haben; entweder, weil 
fie nicht auf die wirkliche Urſache diefer Krankheit gerichtet waren, oder, weil fie, wenn 
fie es auch geweſen, allzufchwach oder allyulangfam wirkten. 


Da aber die gelehrteiten und erfahrenften Aerzte insgefamt darinn uͤbereinſtim⸗ 
mend find, daß diefesi fchrecfliche Gift vornemlich feinen Wohnſitz in dem Speichel habe, 
(indem die Waflerfehen aud) ohne Big, nur durch Belecken oder fonftige Mitcheilung 
des Speichels zu entitchen vermag.) fo hat man am dienlichften zu fenn erachtet, dem anges 
ſteckten Speichel anfs geſchwindeſte einen häufigen Ausflug zu verfchaffen. 


‚Der glüdliche Erfolg, der diefe angeftellten Proben bisher angenfcheinlich begleitet 
hat, ift der fiherfte Beweis, daß man fich in der Anzeige nicht geirret babe, 


Sobald demnach ein Menfch das Unglück gehabt hat, von einem wuͤthenden Thiere 
gebifien zu werden, fo foll man den verleßten Dre tief einbrennen, um eine ftarfe Citerung 
zu erhalten; oder man foll auf dem befagten Dre mit einer Lanzette tief fehröpfen,, und fos 
gleich ein groſſes wert über die Wunde gehendes Blafenpflafter darauf legen. Die Wunde 
muß ebenfalls fo lang als möglich offen erhalten werden. Wenn noch Peine Zufälle der 
Anſteckung zugegen find, fo verfäßre man, um den Kranfen daver zn verwahren, ferner 
auf folgende Weiſe: Man laͤßt denfelhen einige laue Hansbäder gebrauchen, und verords - 
ner ihm, wenn er vollbluͤtig ift, eine Adevläffe; alsdenn giebt man ihm zween Tage binters 
einander jedesmal, wenn er ein Erwachfener ift, ein halb Quentchen von den purgivenden 
Duceffilberpillen ein; hierauf muß das Einreiben folgender Queckfilberfalbe vorgenommen 
werden: Ä | 


SE Man nehme ı Loth Queckſilber, zerreibe folches mie fo vielem Elſaßiſchem oder 
Venetianiſchem Xerpentin , als: zur genaueſten Vermiſchung noͤthig iſt; hiezu füge man 
noch ein bis anderthalb Lothh Schweinenſchmalz. Dieſe Saibe wird zuerſt in die Wunde, 

Sb bernach 


— 8 


198 14. Straßburgifhe Verordnung 


bernach in die Waden, Gchenfel, und den dritten Tag in die Leiſten ftarf eingerieben, fo 
daß diefelbe in diefer Zeit verbraucht werde. An diefem dritten Tage giebt mar dem Kram 
Een morgens und abends drey Graue von der Mercurialpanacee, oder von dem verfüßten 
Bublimat, die man mit Bredgrumen zu Pillen formt, Man fährt damit bie zu einem 
Speichelfluſſe fort, welchen man ſodann nach Befinden der Umptände mäßigen oder bes 
fördern muß. Wenn man aber an dem Kranken einige Mervenzufälle bemerfet, als Traus 
rigfeit, Unruhe, Zuckungen ꝛc. fo muß man ihm folgendes Pulver verordnen, welches 
nad Befinden der Umſtaͤnde ein oder mehreremale des Tages zu gebrauchen if: Mau 
nehme vom Bergjinnober, oder von dem mit Schwefelblüthe, oder aus Spiesglas 
verfertigeen | 


Zimober ⸗ ⸗ 10 Gran, 
Biſam ⸗ ⸗ 6 Granu, 
Kampfer ⸗ ⸗ 4 Gran, 
Opium ⸗ ⸗ 1 Gran, 


vermiſche es zu Pulver und gebe es dem Kranken mit einem ſchweißtreibenden Thee ein. 
Sollte auf den innerlichen und aͤuſſerlichen Gebrauch des Queckſilbers weder Speichel⸗ 
fluß, noch Durchfall erfolgen, ſo muß man gleichwohl auf obige Weiſe noch einige T 
damit fortfahren. u dieſem Zeitpuncte werden auch die Aderläffen, desgleichen die 
Brech⸗ und Purgiemirtel norhwendig, deren Anmendung aber der Einjicht der Aerzte übers 
laflen werden muß. Kommt es mit der Krankheit aufs höchfte, alfo, daß die Waſſer⸗ 
ſcheu und übrigen fürchterfichen Zufaͤlle fich äuffern, fo ınuß man fie als ein Entzuͤndungs⸗ 
fieber behandeln, das Einreiben der Salbe verdoppeln, dieſelbe hauprfächlich auf den 
Hals und die. Brust einreiben, das Aderlaflen öfters wiederholen, und fich fühlender 
Mittel, als der Säuren x, infonderheit aber des Salpeters bedienen, 


Erſte Beobachtung. 


Ein dreyzehnjaͤhriger Juͤngling, der Sohn Peter Bochs, eines Pfeifenmachers 
allhier, wurde den 6ten Wintermonat 1777 von einem kleinen Hunde in den Finger ges 
bijien; dieſe Leute achteten den Biß nicht, und waren wegen der ſchlimmen Folgen gänge 
lich ohne Sorgen. Mach Verfließung von vier Tagen wurde der Hund an den hinterm 
Süßen lahm und flarb, Der junge Menſch befand fich indeſſen dem Scheine nach noch 
immer wohl. Dies dauerte bis den Htdn Chriftmonat, An dem Tage bemerfte man am 
ihm ungewöhnliche Versiehungen des Augefichts, und bald darauf verfiel er in völfige 
Zucungen. Er ward nad) den Hofpitale gebracht, allwo die Wuth fogleich auf das befe 
tigiie ausbrach; die Maflericheu, die gewaltfamften Zuckungen und Verdrehungen Det 
Glieder, der Schaum vor dem Munde, die Erftickungen und übrigen fchrecflihen Zufälle 
nahmen von Stund zu Stund uͤberhand, und nachdem fie ohne Aufhören 24 Games 
lang gedauret hatten, fo ftarb diefer Elende, Ä 


Ich gieng fodann auf "Befehl der Obrigfeit zu den Eltern diefes unglücklichen Biene 
(chen, wie auch zu dein Alerius Rachel, einem Scheerenfchleifer, welchem der Hub R 





gehörte, und da ich von ihnen vernahm, daß der Gebiſſene annoch mit ihnen g 
etrunken, gefchlafen hatte, daß fle fich der nemlichen Trinkgeſchirre mir ihm, bis auf bei 
ugenblid, in welchem die Wurh ausbrach, bedient hatten; da mir der S 






ned 


wegen der Wuth der Hunde: 199 


noch überdies fagte, daß der Hund ihn öfters an dem Munde beleckt habe, und daß feine 
Frau von demfelben in den Zeigefinger gebiffen worden ſey, wovon man auch noch das 
Merkmal an einen Loch im Nagel, welches tief ins Fleiſch gieng, fehen konnte, fo hielt 
ich für noͤthig, nach vorhergegangener Zubereitung, mit allen diefen Leuten die Speichel 
cur, vermittelft des innerlich und dufferlich gebrauchten Queckſilbers vorzunehmen. Water, 
Mutter, drey Kinder, der Scheerenfchleifer und feine Frau ‚haben fie durch, Hülfe der 
beeden gefchwornen Wunddrzte, Herrn Becker und Maske glücklich überflanden, ohne 
daß der geringfte Zufall fich annoch ereignet hätte, und ich zweifle keinesweges, daß dieſe 
ur das ihnen bevorgeftandene groffe Unglück werde abgewendet haben, 


\ worte Beobachtung. 
Ä In dem Jahre 1762 find fünf. Kinder eines Billardirers, Quinchamps genannt, 
die fämelich von einen würbenden Hunde gebiflen worden waren, auf ebenbefagte Weife 
gerettet worden; da hingegen die Mutter, weil fie fich diefer Cur nicht unterwerfen wollte, 
das Opfer ihres Eigenfinns wurde, und an der Wuth ſtarb. 


Dritte Beobachtung. 


Matthias Freytag, ein Schreinersgefell aus tüßelftein, 28 Jahr alt, wurde, 
nachdem er. von einer wüchenden Kae gebiffen worden war, den 29ſten September 1769 
in das Hofpiral gebracht; man verfuhr auf obbeſagte Weife, und, ob er gleich acht bis 
neun Tage nicht trinfen wollte, wurde .er doch völlig wieder hergeſtellt. | 


Dierte Beobachtung. 


Das Kind eines Geilers, Namens Meß, ward den roten Chrifimonat 1777 
von einem wuͤthenden Hunde gebiffen. Here Dr. Corvinus (der auch die fünf Kinder der 
zwoten ‘Beobachtung curirte) verfuhr Hier mit Hülfe Herrn Iſengarth, des hiefigen Wunds 
atztes, auf die nämliche Art, und wiewohl das Queckſilber allein auf den Stuhl gewirkt 
barte, fo iſt dajfelbe dennoch gänzlich wieder bergeftellet. 


Sünfte Beobachtung. 

Die Magd, melde dem im Hofpital verftorbenen jungen Menfchen (erſte Beob⸗ 
achtung) aufwartete, begieng die Unfiugheit, der Speichef diefes Unglücklichen mit dem 
Fingern, und bisweilen mit ihrem Schnupftuche wegzuwiſchen. Diefelbe war mit einem⸗ 
male tedumend, traurig und tieffinnig, meinte und lachte wechfelsweis, Herr Dr. Milhau 
gab mir fogleich Nachricht von diefem traurigen Zufalle, wovon er mit Recht fchlimme 
Folgen befürchtete. Dieſes Maͤdgen beflagte fich Aber Erſtickungen, .die einige Mugen» 
blicke währten, ingleichem über eine Befchwerlichfeie im Halfe, als 0b man fie erwuͤrgen 
wollte; fie tcanf zwar in unferer Gegenwart ohne Mühe ;: indeflen haben ‚uns doch die ans 
dern nicht ziwendeutigen Zeichen von der bevorftehenden Wuth veranlaßt, die Speichelcur 
mit ihr vorzunehmen. Der Wundarzt des Hofpitals, Herr Marfchal, Hat fie beforgt, 
und fie befinder fich Heut zu Tage (den 14ten Julii 1778) vollkommen wohl, und ihre 
ehemaligen Zufälle haben fich fo gänzlich verloren, daß wir mit Zuverficht glauben, die 
göttliche Borfehung werde auch von diefem armen Mädgen das ihm bevorgeftandene Un⸗ 
glürf gnädig abgewender haben, - on | | 

. | Sechste 


200 14. Straßburgifhe Versrdnung 
Secyete Beobachtung. | re 


Im Fahr 1778 ben zten März wurden zween Einwohner des drey Emden von 
der Stadt gelegenen Dorfes Bettenhofen, von welchen der eine ein Wächter, 43 Jahre 
alt, war, und Stutter hieß; der andere der Sohn eines Ackermanus dafelbft, ein Juͤng⸗ 
fing von 17 Jahren, ber fih Hendler nannte, von einem tollen Hunde an den Händen, 
Singern und Schenfeln heftig und tief gebiſſen. Dies wiederfuhr zu gleicher Zeit, von 
eben dem rafenden Thiere, einem Schuhmacher zu Gambsheim, nahe ben Bettenhofen, 
der ſich Lipp nannte, und 33 Sabre alt war. Dieſe drey Perfonen wurden unter meiner 
Aufjiche von dem Wundarzte Herrn Maske auf folgende Weiſe behandelt. | 


Die Wunden wurden fogleih mit Salzwaſſer ausgemafchen, tief gefchröpft, fpas 
nifch Fliegenpulver hinein geftreuet, und ein groſſes Blaſenpflaſter übergelegt; zu gleicher 
Zeit mußten die. Kranken Queckfilberpillen zum Abführen einnehmen. Den nemlichen 
Abend gab man ihnen drey Grane Panacee in Pillen. Des andern Tages wurden ihrem, 
um den Epeichelfluß zu befchleunigen, zwen Quentgen von einer ſtarken Mercurialſalbe an 
gehörigen Drten eingerieben; anben wurde mit der Panacee fortgefahren, und ihnen ein 
Gerftendecoft zum Getraͤnk gegeben. Auf diefe Weiſe entjiand am vierten Tage der Speis 
chelfluß, und zugleich eiterten die Wunden recht gut. 

Am fünften Tage des Morgens befam der Yüngling eine trockue Kiße, Uuru 
und Durft, und weigerte fich zu trinken. Man verdoppelte das Cinreiben. der S 
worauf gegen die Macht der Epeichelfluß fich verftärfte, Die Wirfung davon war, da 
die Linrube fich legte, und der Kranke wicder zu trinfen anfıeng. Die Calivation warb 
fo fang unterhalten, bis der Hals zu fhwären anfieng; dies geſchah nad) Verfließung von 
vier Wochen, nach welcher Zeit auch die Kranken durch göttlichen Beiſtand völlig. wieder 
bergeftellet worden ſind. | DE 


Zugabe. Be 


I. 


Ta Auguftmonat 1776 biß ein durch die Straßen laufender Hund eine Bürgersfrag 
von bier, die unter ihrer Hausthüre. faß und arbeitete. Die davon in Ehrrdia 
geſetzte Frau ſchickte, da der Biß ihr einige Echmerzen verurfachte, auf der Stelle zn 
ihrem Arzte Herrn Dr. Dolde, und auch zu ihrem Wundarzte Heren Becker. Diefe fans 
den wirklich eine Wunde an dem Knoͤchel des Fußes, woran fich die Merkmale von dem 
Zaͤhuen ganz deutlich fehen ließen. Ä 


Da es an diefem mit Fleiſche weniger verfehenen Theile für unmöglich gehalten 
wurde, die Winde einzubrennen, fo ward diefelbe geſchroͤpft, und ein Echröpflopf darauf 
gejeßt, um eine binlängliche Dienge Bluts heranszuzieben; und alsdenn die Wunde matt 
einem Zugpflafter Gedeckt, ot 


Tach Anwendung diefer Aufferlihen Mittel nahm man auch feine Zuflucht zu bem 
Queckſilber, welches ſowohl Äuflerlich als innerlich gegeben wurde, und wodurch man 
einen 


. 6- . " . . 
\ 
wegen ber Wuth der. Hunde.  .eel 


einen Speichelfluß zu erregen ſuchte, ‚den man auch einige Zeit hindurch unterhielt. Man 
gab der Kranken zulegt ein Abführungsmittel, und diefelbe befindet ſich dermalen bey volle 
kommener Gefundpeit, ' Ä | 


P. S. Der Hund ward inzwifchen bey dem Nachrichter in Verwahrung gehals 
ten, der ihn. zu verfchiedenenmalen wollte laufen laffen, welches ich aber verhinderte, und 
ihm befahl, ihn bis auf neue Verordnung angebunden zu laſſen; allein in der dritten 
Woche zeigte fi) bey ihm die Wuth mis ihren Zufällen, und man fahe ſich gemüßiger 
den Hund zu tödten. u M 

2 


Ein gleiches Unglück vwiederfuhr zu eben der. Zeit einem Fruchtmefler, Namens 
Valentin Pfeiffer, als welcher von einem würhenden Hunde in die Spannader des Achil- 
les gebiffen wurde, Die Herren Wunddrzte Ziegenhagen und Kobelt haben fich hiebey der 
obgedachten Methode mit dem glücklichften Erfolg bedient. oo 


3. 
Ein Knabe von fünf Jahren, fo einem Namens Jourdain zugehörte, wurde den 
ı3ten May 1778 von einem Hunde in die. Hand gebiflen, BE 


Der Arzt ward zwar hierüber um Rath gefrage, anftart aber feine Verordnungen 
zu befolgen, gab man vielmehr den Gehör, was ein unwiffender. Nachrichter vorfehlug, 


Die Wunde heilte, und der Knabe ſchien fich recht wohl zu befinden, bis auf den 
aıften Heumonat, als an welhem Tage die anfcheinende Ruhe in Raſerey und Waſſer⸗ 
ſcheu übergieng; alle Kunft lief fruchtlos ab, und der Knabe ftarb unter den beftigften 
Zufällen. ‘Der Großvater, deffen Frau, und die Mutter des Kindes hatten bis auf den 
Augenblick, in welchem die Wuth ausbrach, der nenlichen Eß⸗ und Trinfgefchiere mit 
dem Kinde fich bedient; ich verordnete ihnen daber den Gebrauch des Queckfilbers, wels 
ches auch unter der Aufficht des Heren Becker gefehab. Ste befinden fich alle bis auf den 
heutigen Tag bey guter und volffommener Gefundheit, Ä 

4 , * 

Ein Tagloͤhner mit Namen Jacob Kaufmann, 40 Jahre alt, ward den zoſten 
May 1778 in den linken Vorderarm von einem wuͤthenden Hunde gebiſſen. Die Wunde 
wurde gehoͤrig beſorgt; 4 Grane verſuͤßten Queckſilbers, taͤglich gegeben, verurſachten 
ihm einen kleinen Speichelfluß, und er ward hiedurch gänzlich wieder hergeſtellt. 


Ä I | 
Den 28ſten Brachmonat 1778 ward Martin Walther, ein Einwohner der Rus 
ptechtsau, 46 Jahre alt, von feinem Pferde in den mittelften Finger aebiffen. 


Diefer Mann hatte von dem Biffe alles zu fürchten, indem er wußte, daß es von 
einem wuͤthenden Hunde war gebiffen worden, welcher vor drey Wochen längft der Wiefe, 
wo fein Pferd mit der Heerde des Dorfes weidere, hinablief. Er wurde auf folgende 
Weiſe behandelt, Man unterhielt die Wunde in befiändiger Eiterung, und mittelft des 

Beckmanns Geſetze U. Theil, Ce es 


— M 
202 14. Straßburgifhe Verordnung 


Gebrauchs der Mercurialpanatee, und des Einreibens der Queckſilberſalbe wurde der 
Kranke in Zeit von vier Wochen (als welche Zeit man fuͤr hinlaͤnglich gehalten hat, ihm 
olles Gift aus dem Körper zu ſchaffen) in einen ſelchen Stand geſetzt, der ihn hoffen 
läßt, daß er nichts ſchlimmes weiter zu befürchten baben werde, 


P. S. Der Beweis, daß das Dferd von dem Hunde (welcher zuverläfig wärs 
sbend war) die Wuth bekommen harte, ift der, weil dafjelbe, ſobald ihm der Nachrichter 
Waſſer in einem Geſchirr auf einem Brett durch einen Fenſterladen darrrichte, (denn 
man bittere ſich wohl ſich ihm zu nähern) oder auch bey Vorzeigung weißer Kärser, ja 
felbit bey der aoringiten vorgenommenen Bewegung, oder bey der, welche die Luſt verau— 
laßte, aufſuhr, fid den Kerf gegen die Krippe fließ, die Zube aufeinander big, fich 
felbft in die Brust und den Bauch biß, und endlich in feinem Blut erſtickte. 


Der Stall wurde anf mein Anrathen gänzlich niedergeriffen, das Holzwerk vers 
brannt, die Erde, die das Thier eingetreten, umgearbeitet, ud das Pferd ſechs Zuß tief 
unter die Erde vergraben. Der Kranke wurde durch Herrn Maske bejorgt. 


6. 


Den 25ſten Auguftmonat 1778, ward eines Tagloͤhners, mit Namen Johann 
Goͤtz, Tochter, ein Mädgen von nenn Jahren, da cs auf der Erde ſaß, von einem wis 
ehenden Hunde in die linke Schulter gebiifen. Das Queckſilber, tiglich zu zmen Granen 
gegeben, that feine gewünfchte Wirkung, wiewohl es nicht anders als vermittelt Erres 
2 eines Durchfalls gewirfe hatte, und das Maͤdgen hat fi bis dapin immer wohl 
befunden. 


7. 
Beobachtung Serrn Marſchals, geſchwornen Wundarztes allhier. 


Den 28ſten Heumonat 1778 lief ein Bürger und Mehlhaͤndler von bier, Na⸗ 
mens Meizger, welcher von feinem eigenen Kunde gebilfen wurde, und deswegen von 
der Wuth befallen zu werden befürchtete, in Eile au dem allhieügen Stadt: Phyficus Herrn 
Dr. Ehrmann, welcher es auch für die arößte Nothwendigkeit hielt, die in dieſem Sale 
bisher gebrauchten ſehr wirkſamen Mittel an gedachtem Dießger anzuwenden, und mie zu 
dem Ende den Kranten zufchicrte, um ihm die nörhige Hülfe zu leiſten. Ich bemuͤhete 
mich zuvorderfi die Zufälle, die mich von der wirklichen Wuth des Hundes überzeugen 
koͤnnten, genau zu unterjuchen. 


Ich erfuhr aus dem mir hierüber ertheilten fehr genanen Vericht, daß der Hund 
weder freien, noch faufen wollte, fich vor den Leuten fchenete, feinen Herrn miskenmete, 
raſend war, und alle Thiere, die ihm begegneten, anfıel, fo Laß er ihrer bey zwanzig ges 
biſſen hatte; daß er endlid) den Schwanz und die Ohren berabhangen ließ, nebſt noch ans 
dern Merkmolen, die an der Wuth nicht mehr zweifeln lichen. | 


Ich ſchroͤpfte alfebald tief auf der Wunde, die fih am Vorderarm befand, und 
feste nod) uͤberdieß einen trocknen Echröpffopf darauf, ſtreuete ſodann anf die Wunde fpas 
niſch Zliegenpulver und legte ein Blaſenpflaſter darüber, welches fie von allen Seiten heben 


4 
- wegen. der. Wuth der: Hunde. 202. 


Am nemlichen Tage ließ ich den Kranfen annod) des morgene ein bald Auentgen 
Queckſilberpillen nehmen, und des abends warm baden. 


Den 2yften verordnete. ich ihm ein jiwentes Bad, nebft dien ‚Öranen, derfüßten 
Queckſilbers in Pillen, um’ dieſelben Morgens und abends: pu nehmen. 


Den zoſten ließ ich ihn zum drittenmale baden, und auf den Abend rieb ich ihm 
in den Arm eine Salbe, welche aus gleichen Theilen rohen Queckſi lbers und Schweinen⸗ 
ſchmalz beſtand, und verband ihm aubey die Wunde mit einer einfachen Digeſtivſalbe, 
welche eine ſtarke Eiterung zuwege brachte. 


Den zıften ließ ich den Kranken Wieder" worgens und abends drey Grane verfüßs 
ten Queckſilbers nehmen, und da ich bemerkte, daß die Eiterung in etwas abgenommen 
und die Wunde ſich verkleinert hatte, ſo verband ich dieſe mit der Bafılicum-Galbe, unter 
welche ic) fpanifch Sliegenpulver miſchte. 

Den iſten Auyguſtmonat rieb ich dem Kronken mit der nemlichen, Queckſ berſalbe 
die Beine ein, und verband die‘ Wunder die itzt gut eiterte, wieder mit der einfachen 
Digeftivfalbe, 

" Den 2ten fing der Speichelfluß an ſich einjifeflen; ich ließ in wieder Pillen 
nehmen, 0 . 


Den zten geſchah das Einreiben wieder. Der Epeichelfluß war nunmehr ſtark. 


Den gten wiederholte ic) die Pillen, und fügte hoch ein erweichendes und lin⸗ 
derndes Gurgelwaſſer bey. 


Den sten war der Speichelfluß fo ftarf, daß ich den Kranken nichts nehmen ließ, 


und ihn nur ermahnte, fleißig von derjenigen Prifane zu trinken, die ich ihm anfangs gleich 
angerathen hatte, und mit dem Gurgein fortzufahren. 


Der Speichelfluß war nunmehr po ftarf‘, daß ich mie dem Einreiben nachließ, 
und nur fortfuhr, dem Kranken täglich. vier Grane verſuͤßten Queckſilbers zu geben; bis 
auf den 24ſten, als an welchem zage ich anfieng ihm ein Abführungsmittel zu geben, 
und hole allemal über den dritten Tag bis ‚zum gaͤnzlichen Nachlaß der Salivation 
wiederholte. 


ich ſch rs Wunde fuhr die auf den zöften zu eitern fore, da fie fi ich alsdenn gänzs - 
0 


Der Kranfe wurde auf fötche Weiſe, ohne daß einige ſchlimme Zufaͤlle ſich geaͤuſ⸗ 


ſert haͤtten, gluͤcklich wieder hergeſtellt, welches gewiß nicht geſchehen ſeyn wuͤrde, wenn 
man nicht die erſterwaͤhnten Huͤlfomittel angewendet haͤtte. 


Ce 2 1. Straß⸗ 


204 15, Straßburgifhe Verordnung 


15, 
Straßburgifche Verordnung, die Ertrunfenen 


betreffend, welche, ob fie gleich) tod zu ſeyn fcheinen, dennoch 
durch gehörig angerwandte Hilfsmittel wieder zum Leben 
erwecfet werden koͤnnen, von 1782. 





Mi Philipp Leopold Andreas von Neuenflein, der Mei⸗ 
ſter umd der Rath der Stadt Straßburg, famt Unfern Freunden den 
Ein und Zwanzigern, fuͤgen hiermit jedermann zu wiſſen, daß, nachdem Wir in dem 
Jahre 1777 eine vermehrte Inſtruction, wie den Ertrunkenen wieder koͤnne zum Leben 
verholfen werden, haben ergehen laſſen, es Uns gleichwohl befremde, daß ſolches bisher 
noch von keinem guten Erfolge begleitet geweſen. Wir haben daher fuͤr noͤthig erachtet, 
die Anzeige davon an das Collegium Sanitatis gelangen zu laſſen; und da daſſelbe, nach 
eingeholtem Gutachten des Collegii Medici, fich dahin erflärer, daß die Urſache des 
fhlechten Erfolges, theils in dem abuchmenden Eifer diefen Ungluͤcklichen beyzufpringen, 
als welcher ſich auf die irrige Meinung gründe, daß es eine Unmöglichkeit ſey, Ertrun⸗ 
Bene wieder zu beleben, theils aber auch in verfchiedenen Fehlern bey derjelben Behandlung 
liege, wozu das Misverftändnig einiger in obbefagter Inftruction entbaltener Artickel vie⸗ 
les beytragen Eönne; fo haben Wir Uns enefchloffen, die von dem Collegio Medico neu 
verfaßte, dem Collegio Saniraris übergebene Inſtruction, in Form einer neuen Verord⸗ 
nung, zu jedermanns ‘Befolgung, in den Druck zu geben und verkündigen zu laffen. 


Erſter Artickel. 


Sobald man einen Ertrunfenen wird ans dem Waſſer gezogen haben, (wobey 
die Schiff leute darauf zu fehen haben, daß einer davon ihn, annoch unter dem Waſſer, 
bey dem Kopf ergreife, um denfelben feftzuhalten, zween andere aber ihn unter den Armen 
fallen und heraus ziehen; da er alsdenn nicht ins E chiff gelegt, ſonderu gefcgt und unters 
ftüßt werden joll, bis er ans Geſtade wird gebracht worden ſeyn) fo muß nıan ihn mit 
möglichiter Geſchwindigkeit in die nächfte Behauſung bringen, welche jeder unferer Mit 
bürger, der von Menfchenliebe befeelt iſt, von felbit anbieten wird. Auſſerdem aber vers 
erdnen Wir, daß die Wirthe, befonders diejenigen, welche zunaͤchſt am Wafler wohnen, 
Ertrunfene aufnehmen folien, und jeder von ihnen, auf den Ereiqnungsfall, ein kleines 
Behaͤltnis auf dem Boden, nebſt einer Matrage gerüfter halten foll. Gleicherweife haben 
Wir aud) die am Fluſſe liegenden Wachrbäufer zu dieſem Gefchäfte beſtimmt. Bey dem 
Hintragen muß, man ebenfalls darauf ſehen, daß der Ertrunfene in der Stellung eines 
Sitzenden gerragen, und fein Kopf feftgebalten werde, 

Sweyter 


"wegen der Ertrunkenen. 205 


‚ 2 Zweyter Artickel. N 
Wenn der Ertrunfene an dem Orte feiner Beſtimmung fich befindet, fo muß man 
ton fchleunig ausziehen, alsdenn mit leinenen Tüchern abtrocfnen und ihn mit der wolles 
nen Dede und Müße, (Art. 14. N. 9.) die man während des Abtrocfnens mäßig wärs 
men kann, aufs beftmöglichfte bedecken. Geine tage foll alfo eingerichtet feyn, daß er 
auf der Eeite, mit erböheten Kopfe und einwärts gebogenem Körper liege. In dem 
Zimmer foll eine gemaͤßigte Wärme unterhalten werden. | 


Dritter Artickel. 


In diefer Sage muß man zuvorderft dem Kranfen, vermittelft der Röhre, (Art. 14. 
N. 8.) Luft in die Lunge zu blafen fuchen. Man muß aber hierbey die Vorſicht gebraus 
chen, daß die Luft nicht, anftatt in die &unge, in den Magen geblafen werde. Zu dem 
Ende muß man die Röhre im Munde der Defnung der Luftroͤhre gerade entgegen ſtecken, 
— richten und bey dem Einblaſen den Mund und die Naſe feſt zuhalten laſſen. 
ſt der Mund mit Schaum angefuͤllt, ſo muß man ihn vorher reinigen. Da durch das 
Einblaſen das natuͤrliche Einathmen nachgeahmt werden ſoll, ſo muß man, ſobald man 
dem Kranken feine eigene Luft raͤftig eingeblafen hat, die Finger von deſſen Mund und 
Naſe loslaffen, und alfobald, durch ein fanftes Druͤcken, von dem Zwerchfelle an nad) 
oben über die 'Öruft, das Ausathmen wieder zu befördern fuchen, - Sollte man nicht vers 
mögend ſeyn, die Luft durch den Mund in die $unge zu bringen, fo muß man die Röhre 
in das cine Naſenloch ſtecked, und das andere, imgleihen den Mund feft zubalten laſſen. 
Wenn man jich anſtatt der Roͤhre eines gewöhnlichen Blaſebalges bedienen will, fo muß 
folches mie Mäßigung gefcheben, da man hingegen bey dem Blaſen mit der Röhre alle 
Kraft anwenden fann. | . 


Vierter Artickel, 


Während diefer erftbemeldten Befchäftigung bereitet man ein Kliftter von Tabacks⸗ 
blättern, oder Seife, oder Küchenfalz zu, in der Abficht den Maſtdarm auszuleeren, das 
mit der etwa vorhandene Unrarh an der Wirkung des in folgendem Articfel anzuzeigenden 
Hülfsmittels nicht hinderlich werde, Ä 


Sünfter Artickel. 


Alsdenn fol! man dem Ertrunfenen, vermittelft der Mafchine, Tabackrauch in den. 
Hinterleib einblafen, ohne jedoch den Blafebalg zu geſchwind zu treiben, fondern alfo, 
daß, ohngefehr in einer Zeit von drey Viertelfiunden, ein Loth Taback verbraucht werde, 
Während dem, daß diefes gefchieht, muß man öfters den Unterleib des Kranken von uns 
sen nach oben gelinde zuſammen drücken. | Ä | 


Sechſter Artickel. | u 
Bon dem Augenblicke an, als der Ertrumfene aus dem Waſſer gezogen worden, 
fol man ihn nie ganz ruhig legen laflen, fondern feinen Körper, fo viel es die übrigen 
mit ibm vorzunehmenden Befchäftigungen zulaffen, beftändig bin und ber bewegen, und 
ibn, fo zu fagen, immerfort quälen, ohne ihm jedoch einige Gewalt anzurfun. Da man 
durch diefe Bewegung, eben fo, mie durch alle die übrigen Hülfsmittel, dem ar 
Br 8:3 | ne 


206 15, Straßburgiſche Verordnung 


feine verſohrne Neiztarfeit wieder zu ertheilen ſucht, fe läßt ſich hiereus auf ihre Nutzbar⸗ 
keit ſchueßen. 


Siebenter Artickel. 


In eben derſelben Abſicht muß man ein zuſammen gedrebetes Pavier, oder den 
Bart einer kleinen Feder mir fluͤchtigem Salmiaktgeiſt beſeuchten, und fie den Ertrunkenen 
in die Maſe ſtechen; inmgleichen ihm das Flaͤſchgen mit dem Salmiakgeiſt ſelbſt unter die 
Mur halten. Man kann ihm auch Schnupftaback in die Naſe blaſen. Man muß ihm 
auch von Zeit zu Zeit einige Trerſen warmen Waſſers in den Mund gießen, um zu erfahs 
ren, ob er das Vermögen zu ſchlucken wieder erlangt habe. Da aber daſſelbe leicht in 
die Lunge, anſtatt in den Magen, fließen kann, weran der Kranke ohnfehlbar erſticken 
müßte, fo muß man bier die größte Vorſicht gebrauchen, und feinen Finger demſelben 
unter das Kinn aufs Zungenbein legen, da alsdenn folches, beym Vermögen zum Schlus 
ten, im Nie Höhe wird gezogen werden. Geſchieht diejes aber nicht, fo muß man for 
gleich) mie dem Verſuche aufboren. Werden aber die wenigen Tropfen gefchlucke, fo 
giebe man dem Kranken allmäblig einige Löffel voll Kampferbranntwein ein. Gollte ein 
Reiz zum Erbrechen vorhanden ſeyn, fo Fönnen etliche Graue Bredpulver, in Waffer 
aufgelöfie, nach und nach gegeben werden, wobey man dem Kranken fanft gegen den Ma⸗ 
gen drucken, auch ihn vorwärts beugen muß, um ihm das Erbrechen zu erleichtern, 


Achter Artickel. 


Das Reiben it ebenfalls eine nügliche Huͤlfsleiſtung fiir einen Ertrunfenen., Man 
bar aber ben dieſer Arbeit beſonders darauf zur ſehen, daB derjelbe nicht entbloͤßt und erkaͤl⸗ 
tet werde. Es mag war der ganze Korper gerieben werden; das hauptſaͤchlichſte Reiben 
aber gell auf dem Rüchgrade, dem Unterleibe und der Bruſt gefcheben. Daffelbe fol 
nicht han und ber, ſondern abſatzweiſe, von unten nach oben, fräftig, aber ohne die ges 
rinaſte Hautverletzung geſcheben. Das Reiben mit trocknen Tüchern duͤnkt uns hinrei⸗ 
chend unſern, man mag fie indeſſen auch, wenn man will, mir durch Salmiakgeiſt vers 
ſtarlten Kampſerbranntwein benetzen. Das Bürsten der Fußſobhlen iſt auch nuͤtzlich. 

Neunter Artickel. 

Iu Anſebung des Aderlaſſens überhaupt, und an der Kehlader insbejondere, vers 
ordnen Wir, da, da nach Ausſage der Nerzte, eine zur Unzeit vorgenontimene Aderläfe 
den gieſtten Schaden verurſachen kaun, dieſelbe wenigſtens nicht eher vorgenonmen were 
den ſoll, bio ein dieſer Sache kundiger Arzt nach vorheriger reifer Ueberlegung diefelbe 
für nothig erachten ſellte. Im Falle, daß ſie vorgenommen wird, kommt es nachher viel 
darauf an, das Tropfein des Blutes nicht zuzulaſſen, ſondern demjelben durch dreyſach 
ubereinander gelegten engliſchen Taffent Eiubalt zu thun. 


Sebnter Artickel. 


Weil man oft erſt nach langer und muͤbſamer Arbeit die gewuͤnſchte Wuͤrkung 

erbte, ſo verordnen Wir, daß mit den Hilfsmitteln jedesmal ſo lang ununterbrochen forte 
en werden fell, dis man durch die augenſcheinlichſten Kennzeichen des Todes von 
%. n Ceeweßheit überzeugt ſehn wird. Da aber dieſciden bey allen und jeden Todeen 
darian 





E.wegen.der Ertrunkenen. 207 


darınn ‚befteben: 1) Laß ihnen die Augen gebrochen find, und 2) die Gliedmaſſen fteif 
‚werden, (welches letztere Kennzeichen jedoch bey Ertrunkenen nicht fo zuverläßig ift, als 
das erftere); fo kaun man einen folchen, bey welchem man diefe Kennzeichen wahrnimmt, 
fogleich verlaffen; im Gegentheil aber ift es unverantwortlih, aus bloßer Vermuthung 
des Todes, wozu felbft das lange Liegen im Wafler fein Recht giebt, einen Meufchen fter- 
ben zu laſſen, der zum tebeu erwecket werden Eönnte, wenn man fich der Arbeit länger 
hätte unterziehen wollen, . 
Eilfter Artickel. Ä Ä 

Es ift aber bey Anwendung vorerwäßnter Hälfgmittel zugleich eine wefent!iche 
Nothwendigkeit, daß eine gehörige Ordnung beobachtet werde, _ Demnach müffen dieſelben 
anfänglich nach der Reihe, wie fie in dem Ztey, zten, 7ten und gten Urtickel verzeichnet 
find, angewendet werden; und auf daß Feiner Seh andern in feiner Verrichtung ftöre, fo 
finden Wir für noͤthig zu erinnern, dag zur Bearbeitung eines Ertrunfenen nicht mehr als 
vier Perfonen norhwendig find, wovon die erfte in den Mund oder in die Naſe bläßt, die 
zwente die Kliſtiermaſchine treibt, die dritte den Salmiakgeiſt an die Naſe hält, den Fe⸗ 
derfiel hinein ftecft, und zuweilen den Verſuch mit den Schlucken nacht, die vierte end⸗ 
lich jich mie dem Reiben bejchäftiget. Damit-Aber diefe nicht zu fehr ermüdet werden, fo 
follen noch zween Gehuͤlfen zugegen feyn, die mit den wier erfteren abwechfeln. Wenn 
aber (Art. 10 ) igeſagt worden ift, daß mie allen Mitteln ununterbrochen fortgefahren 
werden. fell, ſo iſt ſolches alfo zu verstehen, daß der Sranfe nie ruhig gelaffen, fondern 
immer eines von diefen Huͤlfsmitteln um das andere angewendet werden muͤſſe. 


Zwoͤlfter Artickel en 

Damit Wir den Uns durch die gegenwärtige Verordnung vorgefeßten Endzweck 
deito befjer erreichen mögen, fo haben Wir verordnet, daß auf folgende Wachtftuben, als: 
auf die an den gedeckten Brücen, dem TIhomasplan, dem Etepbansplan, den Juden⸗ 
thor, dem Fiſcherthor, dem franzäfiihen Hofpital und an der Rheinbruͤcke, desgleichen 
‚in den Gafthöfen zum Raben, zum Mebftöckel, zum arünen Berg, an dent Waſſerzoll 
und auf dem Schuͤtzenrain zwey verfchloffene Kiftgen follen niedergeftellt werden, zu wels 
chen jederzeit der Eergent von der Wache, oder der Gaſtwirth den Echlüffel haben foll, 
als die für das darinn enthaltene haften muͤſſen. Es wird auch an allen erfigemeldten 
Drten, oder, wo die Nothwendigkeit erfordern follte den Ort zu verändern, dafeldft mie 
groffen Buchftaben angefchlagen werden: Kiſtgen für die Ertrunkenen. 


Dreyschnter Artickel. 


Dieſemnach erfuhen Wir die Abgeordneten des Collegii Saniratis zu verordnen, 
daß alle dren Monate durch ihren benfißenden Rathsherrn und den Secretarium, mit Zus 
zichung eines Arztes und Wundarztes, die Befichtigung aller gemelöten Kiftgen (zu wel⸗ 
chen fie einen eigenen Schlüffel haben werden, ) vorgenommen werde, um in Gegenwart 
deften, den die Aufſicht Darüber anvertrauet ift, zu unterfuchen, ob alles, was dariun 
enthalten ſeyn fol, vorhanden ift, und im gegentbeiligen Falle das Abgegangene wieder 
zu erjeßen, — — | 
Vier⸗ 


— 


208 15. Straßburgifhe Verordnung 


Vierzehnter Artickel. 
Die zwey Kiſtgen in jeder Niederlage ſollen enthalten: 
1. Vier Rollen Rauchtaback, jede zu einem Loth. 
2. Ein Schaͤchtelgen, ſechs Doſen Brechpulver enthaltend, jede zu drey Granen. 
3. Eine Flaſche von einer halben Maas, mit Kampferbranntwein, der mit fluͤchti⸗ 
gem Salmiakgeiſt verſtaͤrkt iſt, angefuͤllt. 
4. Ein kriſtallenes Flaͤſchgen mit fluͤchtigem Salmiakgeiſt gefuͤllt. 
5. Die Tabackrauchmaſchine. 
6. Zwey Roͤhrgen dazu. 
7. Einen töffel-von verzinntem Eiſen. 
8. Ein Roͤhrgen, um damit in den Mund zu blaſen. 
9. Eine wollene Decke, Muͤtze und Reibtuͤcher. 
10. Federn, die Naſe und Kehle damit zu kitzeln. 
11. Leinene Tuͤcher zum abtroͤcknen. 
12. Seife fuͤr das Kliſtier. 
13. Nießpulver. 
14. Eine Buͤrſte. 
| Funfzehnter Artickel. 


Wir erfuchen jedermann, den Ertrunfenen, oder denen, die in der Gefahr ım 
ertrinken fich befinden ſollten, auf alle Weiſe Hülfe und Benftand zu leiſten. Wir erına 
nen fie, fobald fie von irgend einem Zufalle dieſer Art etwas werben erfahren haben, bie 
Fiſcher und Scifflente davon zu benachrichtigen, damit diefe die uörhigen Nachſuchungen 
in dem Waſſer anftellen mögen, um den Ertrunkenen aufs geſchwindeſte heraus zu ziehen, 


Sechszehnter Articel. 


Während dem, daß die Nachſuchung in dem Waſſer gefchieht, ift es nothwendig, 
daß jemand jich dahin begebe, wo das nächfte Kiſtgen befindlich ift, um den: Sergent oder 
Gaftgeber, den es anvertrauet ift, anzuzeigen, daB er daflelbe fame dem Schlüflel an den 
Dre, wo der Ertrunkene wird Dingetragen werden, (wenn nicht die Wachtſtube oder das 
Wirthshaus, wo das Kiftgen aufbewahrt wird, felbft der nichite Ort iſt) bringen laſſen 
fol, Ein anderer wolle den regierenden Herrn Ammeiſter bievon benachrichtigen, weis 
her fogleich das nöchige deshalben verordnen wird; und noch ein anderer den nächflen 
Wundarzt, damit dieſer alsbald mir feinen Gehuͤlfen herzueile, 


Siebenzehnter Artickel. 


Wir verbieten jedermann, mir den Ertrunkenen auf eine andere als auf bie 
fibriebene Weiſe zu verfaßren, indem, nad) Ausſage der diefer Kunft Verfländigen, dieſe 
Methode vor allen übrigen den Verzug um deswillen verdiene, weil fie ſowohl im der 






x 


⸗ 


„wegen der Ertrunkenen. * 24 


Hauptſtadt Frankreichs, als auch in vielen andern groſſen Städten angenommen worden 
und ſich jederzeit bewährt bewiefen hat. Wir verwerfen daher den Gebrauch, die Ertruns - 
kenen mit Aſche zu beſtreuen, oder fie in.ein warmes Bad zu fegen u. ſ. w. als minder 
nügliche; und die Gewohnheit, fie ju flürzen, als das allerſchaͤdlichſte Mittel, | 


Achtzebnter Artickel. | 


Wir empfehlen es daher den’ Aerzten und Wundaͤrzten auf das nachdruͤcklichſte, 
diefe Lehre von Wiederherftellung der Ertrunkenen fich recht befannt zu machen, und zu 
dem Ende in ihren Verfaminlungen fich öfters miteinander darüber zu befprechen. Wir 
erfischen infonderheit diejenigen Aerzte, welche fich. dieſem Gefchäfte bisher vorzüglich ges 
widmer haben, denjenigen, . welchen es annoch an gehörigen Keuntniſſen fehler, diefels 
ben durch öffentlichen oder Privatunterricht mitzutbeilen, inden Wir dafür halten, daß 
hierdurch diefe Lehre zu ihrer Vollkommenheit werde gebracht und die gewuͤnſchte Wirfung 

.. erhalten werden, da alsdenn ein einziges Beyſpiel der Wiederherftellung eines Ertrunke⸗ 
nen die Wahrheit des Satzes, daß nicht alle im Waſſer plößlidy fterben, fondern viele oft 
nur von einer tödlichen. Ohnmacht, aus welcher fie wieder erwecket werden Eönnen, befals 
len werden, am beften befiätigen, und den erfalteten Eifer unferer Mitbürger, dieſen Uns 
glücklichen beyyufpringen, aufs Erdftigfte wieder beleben wird, 


Neunzehnter Articel. 


Sobald man durch das Zeugniß der Aerzte und Mundärzte die völlige Gewißheit 
von dem Tode des Ertrunfenen wird erhalten haben, fo foll folches dem regierenden Heren 
Ammeiſter angezeigt werden, welcher alsdenn, wenn er cs fie nöthig erachten wird, dem 
Stadt sPhyficus und den gefhwornen Wunddrzten den Befehl ertheilen wird, die Legal⸗ 
fection vorzunehmen, 0 


- \ 


Swansigiter Artickel. 


= 


- 


Dbgleich jede menfhenfrenndfihe Handlung fih von felhft belohnet, fo wollen 
Mir dennod) diefelbe nicht unvergoften laffen, und verordnen daher, daß I) demjenigen, 
welcher am erften die Anzeige gethan bat, daß die Kiſtgen gebracht werden föllen, drey 
Liores gegeben werden follen, nad dem hierüber von dem Sergent oder Gaftgeber abge⸗ 
legten Zeugniffe. 2) Dem, der fie an den Ort, wo der Ertrunfene bearbeitet werden 
folf, bingetragen bat, drey Livres. 3) Den, der die Ameige dem regierenden Herrn 
Amnieiſter gethan bat, drey Livres. 4) Dem, der den Wundarzt benachrichtiget hat, 
drey Livres. 5) Den dreyen Perfonen, welche den Ertrunfenen, (laut des Art. I.) aus 
dem Wafler gezogen haben, achtzehen Livres. Und 6) jedem der fechs Gehülfen des 
Wundarztes,.weldye, (nach dem Art. IL) die .Hülfsleiftungen vornehmen, dren Livres, 
auf das zZeugniß, welches ihnen der dabey gegenwärtige Arzt oder Wundarzt ertheis 
en wird. | | Ä u 


Beckmanno Geſeize II. Cheil, | DD» | . in 


210 16. Hildesheimifche Verordnung 


Ein und Zwanzigfter Artikel. 


Schlieplih werden Wir Fürfefung thun, daß alle aufferordentliche Unkoſten, 
welche die Nothwendigkeit erfordert hätte, denen, fo diefelbigen befcheinigen werden, 
wieder erjtattet werden moͤgen. 


Decretum bey gnaͤdigen Herren Rich und XXL Straßburg den Gten Julius 
1732, 
Ad Alandatum, 


MATHIEU, Secretar. 
a 
16, 


Hildesheimifche Berordnung wegen Abſchaffung 
der Kruͤppel- und Bettelfubten, von 1779. 





* F 

Vern Gottes Gnaden, Wir Friderich Wilhelm, Biſchof zu Hil⸗ 

deſheim, Coadjutor zu Paderborn ꝛc. ꝛc. thun hiermit fund und zu wiſſen, 
nachdem ſich bisbhero mehrmalen geaͤuſſert, daß, wenn in Unſerm fuͤrſtlichen Hochſtiſt 
arme durchreiſende Leute ungefehr erkranken, und ſich ſelbſt aus eigenen Mitteln nicht 
helfen koͤnnen, dieſelbe ſogleich auf der ſogenannten Bettel⸗ oder Kruͤrpelfuhr fortgeſchaft, 
und von Ort zu Ort eiligſt fortgeſührt werden, damit ſolche arme Perſonen, bey längerer 
Krankheit oder erfelgendem Tod, der Gemeinde feine Unkoſten wegen der Verrflegung 
oder Begraͤbniß verurſachen mögen; daraus aber erfolget, daß, wie cs die Erfahrung ges 
zeigt, ſolche arme Kranke, weilen ſie in der Luſt und mit der größten Unbequemlichkeit 
beitindig fertgeführe werden, notbwendig in gröjlere Krankheit und Schwachheit verfallen, 
und endlich auf dem Wege ohne Hülfe und geiitlichen Zuſpruch eroftlos dahin fterben mͤß 
fen. Da nun aber dieje graufame, den Vorfihriften der Menſchlichkeit uud des Chriſten⸗ 
thums zuwider laufende Behandlung kranker und därftiger Perſonen, keinesweges länger 
geduldet werden kann; als verordnen und befehlen Wir hiemit eruftlih: daB künftig ders 
gleichen anfommentde befannte oder unbefannte Lente, bey ihrer Erkrankung nicht mehr, 
wie bisher um Abwendung der Verpflegungs⸗ und Begräknißfoften von Ort zu Ort forte 
geſchaft, fondern in oder bey jenem Drte, in deſſen Feldmark oder Bezirk, wo folche duͤrf⸗ 
nge Perfonen erfranfen oder gefunden werden, und Schwachheits halber nicht weiter 
konnen, ein Geiftlicher von des Kranken Religion zum Zufpruch berbey gerufen, ſodauß 
von der Gemeinde (welche gleichfalls dem tands Phyfico eine Anzeige von dem ZJuflande 
des Kranken ſofort zu thun bar) jo lange norhdürftig verpflege werden follen, bis fie ent⸗ 


wegen Abfchaffung der Bettelfuhren. 211 


weder aus zunehmender Schwachheit verſterben, wo ſie ohne Belaͤſtigung der Gemeinde, 
welche nur ein ſchlechtes Sarg herzugeben hat, zu begraben ſind; oder aber, bis ſie von 
ihrer Krankheit ſo weit geneſen, daß ſie von ſelbſt wieder fort, und nach ihrer Heimath 
oder Geburtsort, wohin ſie wieder zu verweiſen ſind, zuruͤckkehren koͤnnen. | 


Wie Wir nun gegen diejenige, welche diefer Unſerer Landesherrlichen - Werords 
nung auf einige Weiſe entgegen zu handeln fich unterfangen, mit willführlicher fcharfer 
Beftrafung unfehlbar verfahren laflen werden; Go verfehen Wir Uns auch zu Unferen 
Fuͤrſtlichen Beamten und jedes Orts Obrigfeie gnädigft, daß ein jeder die ihm umterges 
bene Gemeinden zur geborfamften ‘Befolgung diefes Unſeres guädigften "Befehls mit Wachs 
druck anweiſen, auch felbft darüber fteif und veft halten, die gegen alles Vermuthen ges 
ſchehende Entgegenbandlung aber Linferer Fuͤrſtlichen Regierung fofort anzeigen werde, 
um gegen die Sontravenienten die gehörige Ahndung vorkehren zu koͤnnen. Urkundlich 
Unferes gnädigften Handzeichens und bengedruckten Fürftlichen geheimen Tanzleyinfiegels, 
Geben in Unſerer Reſidenzſtadt Hildesheim den gten September 1779. u 


(L. SI) Friderich Wilhelm, Bilchof und Fürft zu Hildesheim. 
3. L. Kerfling, 


I 17. 
Innungsartickel vor die Peruckenmacher in der 
Reſidenzſtadt Gotha, von 1782. 





Von Gottes Gnaden Wir Ernſt, Herzog zu Sachſen, Juͤlich, Cleve 
und Berg, auch Engern und Weſtphalen, Landgraf in Thuͤringen, 
Marggraf zu Meißen, gefuͤrſteter Graf zu Henneberg, Graf zu der Marf 
und Ravensberg, Here zu Ravenftein und Tonna ꝛc. 2. urkunden hiermit und 
befennen für Uns, Unſere Fürfil. Erben und Nachkommen: waemaſſen Wir die den 
Peruckenmächern in Unferer Reſidenzſtadt Gotha bereits Anno 17172 ertbeilte Innung, 
weil ſolche auf die jeßigen Zeiten und Umffäude in vielen Puncten gar nicht applicable, 
gänzlich aufzuheben und den jeßigen Perutkenmachern cine nach dermaligen Unftänden 
eingerichtete Innung zu ertheilen, Uns bewogen gefunden. Da Wir nun jederzeit Uns 
ferer Untertbanen insgemein, und eines jeden Wohlfahrt und Beſtes infonderbeit, zu bes 
fördern, deren Mahrung und Gewerbe durch zuläßige Wege in Aufnahme zu bringen, 
zugleich aber auch gute Zucht und Dedmang‘t ofen Ständen zu fliften und zn a 
0 d 2 | ins 


213 17. Peruckenmacher-Innungsartickel 


Bingegen alle Unorduungen und Misbraͤuche abzuſchaffen, Linferer Landesfuͤrſtlichen Sorq̃⸗ 
falt geinaß erachtet, als haben Wir Bir zu dem Eude entworfene Puncte und dabey ges 
machte Erinnerungen durch Unſere zur Megierung verordneten Canzlar und Käthe durchs 
geben, auch nach desjalls erſtatteter unterehänigiien Relation, mit Beabſichtigung der feit 
Anno 1720 ergangenen tantesherrlihen DBerordnungen und des Anno 1731 wegen Abs 
ftellung der Handwertsmißbraͤuche promulgirten Reichsſchluſſes, wie auch der Anno 17632 
und 1772 erlaſſenen Kaiſerl. Referipte und Patente, nachfolgende Artikel, zu Fünftiger 
Obſervanz und Veobachtung, ausfertigen laffen, 


Art. I. 
Don der Anzahl ber Peruckenmacher. 


Die Anzahl der wirklichen Peruckenmacher in Unferer Nefidenzftadt Gotha, welche 
ein Privilegium exclufivum erhalten, Perucken zu machen und zu acconımodiren, ingleis 
chem die Erlanbniß haben füllen, Mannsperfonen und Frauenzimmer zu frifiren, wird 
hiermit auf eilf Perfonen fejtgefegt. 


Art. 2. 
Don ben Perucenmacherftuben. 


Dieſe eilf Perucfenmacher behalten zwar das Eigenthum ihrer Perucfenmachers 
ftuben, da fie folhe einmal erfauft und verpfänder haben. Damit aber diefer Mißbrauch 
einmal ein Ende nehmen möge, fo wird für die Zußunft folgende Einrichtung gemache: 


a) Es darf feine Peruckenmacerfiube, fie mag nun bereits verpfindee oder noch 
unverpfänder ſeyn, Fünftig weiter verhypotheciret, noch eine diefer Hypotheken 
cediret werden, : , 

b) Ein jeder Fünftiger Käufer einer Perucfenmacherfiube muß das Kaufgeld base 
erlegen, damit das daranf haftende Capital fofort abgetragen werden Fönne; 

ec) Und eben dieſes finder auch bey Erbichaften ftatt, dergefialt, daß derjenige Erbe, 
welcher cine Peruckenmacherſtube annimmt, die darauf haftende Hypothek noth⸗ 
ivendig baar bezahlen muß, widrigenfalls aber die Peruckenmacherſtube ſub 
hafta zu verfanfen it. 

d) Alle gegenwärtige Befiser der Peruckenmacherſtuben haben zwar das Recht, ihre- 
Stube fo hoch zu verfaufen als fie können, die kuͤnftigen Acquirenten aber duͤr⸗ 
fen folche nicht anders, als 40 Mfl. geringer, als fie felbige erkauft baben, 
wieder verduffern. Wenn aljo z. E. der erfte künftige Käufer ſolche fir 
2co Mfl. erkauft hätte, fo darf er felbige nicht bößer, als für 160 MIA. wies 
der verkaufen, der folgende Kaufer darf ie nur für 120 fl. verkaufen, der 
dritte Kaͤnfer nur um go Mf , der vierte nur um 40 Mfl., und der folgende 
darf fie gar nicht mehr verkaufen, fondern einem feiner Kinder als eine Erb⸗ 
ſchaſt hinterlaſſen, wit deſſen Tod das Jus reale gänzlich aufboͤret. 

e) Ein gleiches muß auch ben Erbjchaften gefcheben, dergeſtalt, daß zwar die Erben 
der jetzigen Beſitzer felche um einen willführlichen Preiß in der Erbfchaft aue 
nehmen Pannen, die künftige Erben aber jelbige um 40 Mfl. geringer annehmen 
muͤſſen, als deren Erblafler fie erfauft oder angenommen bat, 

Art. 2 


in Gotha. 0 215 


| Art. 2. 
\ Bon Eonfirmation der Kaufbriefe. U | 

Die Kaufbriefe über dergleichen Peruckenmacherftuben follen hinkuͤnftig bey Unſe⸗ 
rer Regierung confiemiret werden, und wird daher die dem Amte Gorha überlaffene Aufs. 
ficht, in Anfebung diefes Puncts, aufgehoben, übrigens aber bleiben die Peruckenmacher 
in perfonalibus, welche diefe Innung nicht betreffen, der Jurisdiction ihrer ordentliches 
Obrigkeit unterworfen. u | 
| Art. 4 

| Don der Aufnahme. der Glieder diefer Innung. | 

Alle diejenigen, welche dermalen Peruckenmacherſtuben befigen, nebft demieni⸗ 
gen, welchen nach dem in Art. 15. enthaltenen Vorbehalt, Unfere Regierung die Concefs 
ſion ertheilen wird, werden unentgeldlich in diefe Innung aufgenommen, Dabingegen 
fünftig niemand, er habe denn, nach Vorfchrift diefer Ordnung, gebörig gelernt und ges 
wandert, oder von Unſerer Regierung Difpenfation diefermegen erhalten, auch die geord⸗ 
neten Gebühren entrichtet, in die Snnung aufgenommen werden foll, 


| Art. 5. F 
Die Peruckenmacher ſollen keine Zuſammenkuͤnfte halten. 


Denen zu dieſer Innung gehörigen Peruckenmachern ſoll nicht geſtattet feyn, unter 
ſich Zuſammenkuͤnfte zu halten, Oberaͤlteſten zu ernennen, oder ſonſt als ein ganzes Cor- 
pus, bey irgend einer Gelegenheit, gemeinfchaftlich zu agiren, fondern es ſoll bey Unſerer 
Regierungscanzley eine befondere Innungsmatrickel gefertigt und zu diefem Behuf beſtaͤn⸗ 
dig beybehalten werden. In diefe Innungsmatrickel foll der Lehns⸗Secretarius, bey ' 
Ausbändigung des Meifterdecrers, den Zaufs und Zunamen eines jeden, welcher ſich zum 
Meifterwerden anmelden wird, wie auch deffen gegenwärtiges Alter, nebft den Drt feiner. 
Herkunft und feines Aufentha'ts, eintragen, und fol der jedesmalige Eanzlar , oder wer 
deffen Stelle vertritt, diefen Namen in der Matrickel contrafigniren. Auffer diefer Eins 
tragung ins Matricfelbuch foll auch jeder Peruckenmacher auf gegenwärtige Ordnung, 
nachdem ihm ein gedrucktes Exemplar davon gegeben worden, bey Unferer Regierung 
verpflichtet, fonjt aber, und nädhit der Ertheilung des Meifterdecrets, feine andere For⸗ 
malität bey diefem Meijicrwerden beobachtet werden, den Peruckenmachern unter ſich hins 
gegen alle Verbindung in Handwerksjachen fehlechterdings, und bey Verluſt der erhaltes 
nen Meifterfchaft, unterſagt feyn. - BE 


, Da jedoch die Eolligirung des jährlichen Schußgeldes, wovon unten Art. 14. ein 
mehreres vorkommt, ingleichen die Anweiſung der ankommenden freinden Geſellen, einige 
Aufjicht. erfordert; fo foll jährlich einer von denen in diefer Innung begriffenen, in Gotha 
wohnhaften Peruckenmachern, und zwar in ber Reihe und Ordnung, wie fie immatriculis _ 
vet worden, nicht allein das Schußgeld von den Innungsverwandten colligiren und an 
die Behörde abliefern, fondern auch die desfalliige Quittung und Rechnung jedesmal auf 
Michaelis bey Unjerer Regierung einreichen, welche fodann folche demjenigen. Innungs⸗ 
verwandten, fo diefe Aufjicht fürs Fünftige Fahr zu beforgen hat, zuftellen wird. Lind da 


die Beybehaltung der kLade, um. in folcher Bon egel und diefe Artickel, nebſt andern an 
93 | die 


214 17. Peruckenmacher-Innungsartickel 


die Pernckenmacher ergebenden Verordnungen, aufzubewahren, nachgelaffen werden; fo 
bat jolche derjenige Perucfenmacder, weldyer die Colligirung des Schußgeldes ꝛc. beforget, 
ebenfalls zu fich zu nehmen und jährlich an den in der Reihe folgenden abzugeben, 


Art. 6. 
Die Witwen fönnen die Profeßion forttreiben. 


Einem jeden Peruckenmacher bleibee nachgelaffen!, fo viel Lebrjungen und Gefellen 
anzunehmen, als er zu fördern gedenfer; und wenn cine Witwe, nach Abfterben ihres 
Ehemanues, die Profeßion forttreiben will, foll ihr, jo lange fie fih nicht wieder verhey⸗ 
rather, ſolches durd) einen oder mehrere Sefellen zu hun, verftatter ſeyn, jedoch darf 
fie nur einen Lebrjungen annehmen, 


Art. 7. 
Don den Lehrpurfchen. 


Wenn ein Peruckenmacher einen Purfchen in die Schre nehmen will, foll er ſolches 
bey dem Amte zu Gotha muͤndlich anzeigeg, auch bey demſelben den Geburtsbrief des 
anzunehmenden Lehrjungens, oder fonjt ein beglaubtes Artejtat, zu Beſcheinigung feinee 
ehrlichen Herkunft, übergeben, und fell das Amt, fir die dabey zu fertigende Regiſtratur 
mehr nicht, als 3 gl. an Gebühren, zu nehmen, befugt feyn. Hiernachſt joll cin jeder 
Schrpurfche, er fen eines Zunftverwandten Sohn, oder ein Fremder, als welcher Unters 
fhied hiermit gänzlich aufgehoken wird, vier Fahre in der Lehre ſtehen, und dafür mehr 
nicht, als hoͤchſtens 30 Rthle. an Lchrgeld zu entrichten haben, toben derſelbe zugleich 
ein Bette mitbringen muß, welches der Lehrherr, nach geendigter Lehrzeit, behält, es 
wire denn, daß ein Innnngsverwandter aus freyen Willen an Lehrgeld weniger nehmen 
wollte, als welches jeden nachgelafien bleibet. Im Fall aber ein folder Lehrpurſche Lehre 
geld zu bezahlen, auſſer Stand wäre, fell er noch Ein Jahr länger lernen, und hingegen 
der Lehrmeifter, nach Endigung diefer fünf Sabre, ihn unentgeldlich frey zu fprechen, 
verbunden ſeyn. 

Art. 8. 
Den Lehrpurfchen fol die Innung bekannt gemacht merden. 

Ein jeder Peruchenmacher fol feinem Lehrpurſchen, ben deffen Annekmung , ges 
genmärtige Ordnung vorlefen, ihn auch nachher, währender Lehrjahre, zu deren dfterer: 
Leſung gebührend anhalten. 

Art. 9. 


Die Lehrpurſche follen ihre Lehrjahre bey einem Meiſter aushalten. 


Es foll feinem Lehrjungen erlaubt jeyn, vor fid) und ohne erhebliche Lirfache, fets 
nenn Meifter aus der Lehre zu laufen, fondern er foll fchuldig feyn, feine Lehrjahre bey ' 
einem und demfelben Meister auszuhalten. Es foll auch feinem SInnungsverwandten, 
ben fünf Reichſthaler Strafe, verftarter feyn, ohne Vorwiſſen der Obrigkeit, einen Jun⸗ 
gen, welcher bereits feine Lehrjahre bey einen andern angetreten, anzunehmen, am aflers ' 
wenigiten aber einem andern Peruckenmacher feine £chrpurfche abfpenftiq zu machen, oder 
felche aufzubetzen, bey Verluſt der Meiſterſchaft. Woferne aber diefem ungeachtet eim 
Schrpurjihe boshafter MBeife, vor Endigung der Lehrjahre, entlaufen würde, fo foll ders - 

ſelbe 


| in Gotha, 215 


(ebe nicht nur mit drenmonatlicher Spinnhausftrafe belegt, fondern auch ſodann, ſeine 
ehrjahre von vornen wieder anzufangen, angehalten werden, und iſt, bey Reiterirung 
dieſes Verbrechens, die Spinnhausſtrafe jedesmal zu verdoppeln, 


Im Fall aber ein Lehrmeifter feinem Lehrjungen fo uͤbel begegnen würde, daß es 
derfelbe, bey ihm auszuhalten, nicht vermoͤgte, fo foll folches der Lehrjunge bey der Obrig⸗ 
keit anzeigen, und leßtere ibm, nach kurzer Unterfuchung der Sache, geftatten, einen 
andern Schrmeifter zu erwaͤhlen, in welchem Fall der erite Lehrmeiſter ſchuldig iſt, feinem 
geweſenen Schrpurfchen ein Atteſtat, wie fange er bey ihm gelernet, unentgeldlich Nr 
ftellen, damit ihm ſolche Zeit zu gut gerechnet werden fönne. Gtürbe hingegen der Le r⸗ 
meiſter vor Endigung der Lehrjahre, ſo muß ein dergleichen Atteſtat von der Obrigkeit, 
gegen die in der Taxordnung ſub Nro 43. für ein Atteſtat überhaupt feſtgeſetzte Gebuͤhr 
a 6 gl. ausgeftelle, in beyden Fällen aber das Lehrgeld, nach Proportion, reſtituirt 
werden, j 

Art. 10. 
Bon Augfichung bes Lehrbriefs. | 

Wenn ein Lebrpurfch folchergeftalt feine Schriahre gebührend ausgehalten, fo ift 
der Lehrmeiter verbunden, ihm, nad) Endigung derfelben, einen Lehrbrief in der Form, 
wie folcher diefen Innungsartickeln fub Lit. A. beygedruckt ift, auszuftellen, und foll ders 
ſelbe ſowohl von dem Lehrmeiſter, bey welchem der Lehrpurfche zulegt gejtanden hat, als 
auch von zwen andern Meiſtern, unterfchrichen, wie nicht weniger von der Obrigkeit, 
unter gleichmäßiger Beyſetzung ihrer Unterfchrift und Zurückgebung des in Verwahrung 
genommenen Geburtsbriefs, corroboriret werden, 


Bor Ausſtellung dieſes tehrbriefs uͤberhaupt foll-der Lehrmeiſter 8 gl. , die Obrigs 
Peit 4. gl. , ein jeder der beyden mit uüterſchreibenden Meifter aber 2 gl. von dem Lehrpur⸗ 
fihen erhalten, und bey fuͤnf Rihlr. Strafe ein mehreres von felbigem nicht gefordert wers 
den. Es find auch, ben gleichmäßiger Strafe, feine Ceremonien oder Handwerksge⸗ 
bräuche, bey einer folchen Losfprechung, von den Meifter vorzunehmen. | 


. Art. ım. 
Mie lange ein Geſelle zu arbeiten hat. | 
Ein jeder Geſell foll wenigftens ein Jahr bey einem innländifchen Peruckenmas 
cher, und drey Jahre bey ausländischen gearbeitet haben, ehe er zur Meifterfchaft oder 
Beſitz einer Peruckenmacherſtube gelangen kann, jedoch bleibe Unferer Landesregierung 
bierinne, nad) Beſchaffenheit der Umftände, zu difpenfiren, unbenommen. 


Es fol aber fein hiefiger Peruckenmacher, bey fünf Rthlr. Strafe, fich weigern, 
einen Geſellen, welcher nach diefer Ordnung gelernt und einen $ehrbrief erhalten, um 
deswillen, weil er nicht von Obermeiſtern oder Oberäfteften losgefprochen worden, in Ar⸗ 
beit zu nehmen. Es ſoll auch ein jeder Imungsverwandte, bey dem Abgange eines Ge⸗ 
ſellen, ſchuldig ſeyn, demſelben eine Kundſchaft, unter ſeiner Unterſchrift, auch Beydruͤ⸗ 
ckung des Siegels, auszuſtellen, in welcher des Geſellen Name, Alter und die Zeit, 
wie lange derfelbe bey ihm gearbeitet hat, ausgedruckt werden muß. art. 1 
rt, 12. 


216 17. Derufenmader - Snnungsarticdel 


Art. 72. 
Die Geſellen follen nicht abfpenftig gemacht werben. 

Da auch bey diefer Profeßion dem Innungsverwandten dadurch ein groffer Nach⸗ 
eheil zuwachfen fann, wenn die Sefellen bey einem derjelben aus der Arbeit geben und 
gleich bey einem andern wieder Arbeit nehmen, ſo joll eben jo, wie cben Art. 9. wegen 
der Lehrjungen verordnet it, kein Iunungsverwandter dem andern, bey fünf Üehlr. 
Strafe und bey Verluſt der Meiyterichaft, einen Geſellen abjpenitig machen, oder an ſich 
ziehen. Auch aus cben dieſem rund fell ein fremder allbier cingewanderter Gefelle, 
wenn er von einem Innungsverwandten aus der Arbeit kommt, wentgftens cin Jahr 
lang auswärts geben, ebe er wieder bey einem hieſigen Innungsverwaudten in Arbeit tres 
sen darf, und leßterer, denfelben bey fünf Rthlr. Strafe nicht anzunehmen, gehalten ſeyn. 


Art. 13. 
Nom Meiſterwerden. 

Wenn ein Geſelle in diefe Junung aufgenommen feyn will, fo foll er ken Unſerer 
Landesregierung duch ein Eupplicat, mit Beyfügung feines Lehrbriefs und der Atteftate 
von den Peruckenmachern, bey welchen er als Öcfelle gearbeitet, darum gebührend nachs 
ſuchen und zugleich nachftebende von ihm verfertigte Stücke, als 

ı) Eine PredigersPerucke, und 
2) Eine Bentels Perucke 
anftatt eines Meifterftücks übergeben. 


Hierauf wird Unſere Negierung zwey Peruckenmacher, nach ihrem Belichen, vor 
ſich fordern, und die von Supplicanten übergebene Stücke denfelben bey der Canzley vorle⸗ 
gen laſſen, um darüber mündlich ihr Gutachten zu eröfnen, ob fie ſolche tüchtig gearbeitet 
befinden, oder was fie daran auszufeßen haben, 


Nenn die Arbeit, nach diefem Gutachten und nach dem eigenen Ermeflen dee 
Regierung, , allgufchlecht befunden würde, fo fell der Geſelle mie feinem Geſuch abs und 
zu Fertigung eines andern Meifterftücls angewieſen werden, auch nicht cher, als nad 
Verlauf einer Jahresfriſt, von Zeit der abichläglihen Reſolution an zu rechnen, zu Ueber⸗ 
zeichung eines andern Meifterftücfs admittirt werden. 


Wenn bingegen befagtes Meiſterſtuͤck, nach dem Gutachten der benden Perudiens 
macher, oder nad dem Ermeſſen Linjerer Landesregierung, tüchtig befinden worden, fo 
fol der fupplicirende Gefelle vor leßtexe befchieden, nach der Tidesformel fub B. verpfliche 
tet, fein Name, nad) Maasgabe des Art. 5. in die Matrickel des Handwerks eingetras 
gen, aud) ihm ſodann das Meiſterdecret, wie die Benfuge fub C, beſaget, ausgehaͤndi⸗ 
get werden, und fell derjelbe vor alles diefes überhaupt an Regierungscanzleygebuͤhren 
mehr nicht, als drey Rchlr. zu entrichten haben, auch diefe Gebühren unter feinerleg 
Vorwand erböher werden. Einem jeden der beyden Peruckenniacher, welche bie Be⸗ 
ſchauung verrichtet, bat der neue Innungsverwandte 16 gl. für feine Bemuͤhung incl, 
des Wegs, er mag in Unſerer Nefidenzftadt, oder anderswo wohnen, zu entrichten. 





in Gotha. NIT 12 


Dieſe Koften find auch fämtlich in dem Fall zu bezahlen, wenn das Meiſterſtuͤck 
uniuͤchtig befunden und der Supplicant abgewieſen wuͤtde, das Meiſterſtuͤck aber foll jeder⸗ 
zeit, und in beyden Faͤllen, dem Geſellen, um ſolches verkaufen zu koͤnnen, zuruͤck gege⸗ 
ben werden. 

Art. 14. 


Die Pfuſcher ſollen nicht geduldet werden. 


Ein jeder, welcher kuͤnftig zu dieſer Zunft treten will, ſoll ſchuldig ſeyn, ſich in 
Unſerer Reſidenzſtadt Gotha, oder in den Staͤdten Walterepaufen, Ohrdruf und Fries 
drichroda, miederzulaffen, und foll Feiner, welcher in einem Dorfe oder Marktflecken 
wohnhaft ift, ohne Unfere ausdrückliche Difpenfation, bey fünf Rthir. Strafe, diefe Pros 
feßlion zu treiben und Perucken zu fertigen, fich unterfangen , wie denn überhaupt alles 
Stoͤhren und Pfufchen hiermit gänzlich verboten wird, dergeftalt und alfo, daß niemans 
den, der die Peruckenmacherprofeßion nicht ordentlich” gelernet und in diefe Innung aufs 
gehommen ift, die Fertigung neuer Perucken, oder aud) Unarbeitung derfelben, es fey 
zum Verkauf, oder um Lohn, verftatter feyn fol. Würde aber jeniand, dieſem zuwider, 
die Profeßion zu treiben und Peruͤcken zu fertigen, ſich unterfangen, ſo hat ein jeder zu 
dieſer Innung gehoͤrige Peruckenmacher die Befugnis, ſolches bey jedes Orts Obrigkeit 
anzuzeigen, welche denn demſelben die Arbeit nebſt dem Werktzeug ſefert wegzunehmen 
und zu verkaufen. hat. 


Von dem auf ſolche Art geloͤſeten Gelde ſoll die eine gaisse dem Denuncianten 
abgegeben, die andere Haͤlfte aber unter die Armen des Orts vertheilt, hiernaͤchſt auch 
ein ſolcher Pfuſcher und Stoͤhrer von der Obrigkeit noch beſonders beſtraſt werden. Vor 
dieſen Schuß haben ſaͤmtliche zur Innung gehörige Peruckenmacher jaͤhrlich auf Michael 
ſechs Rthlr. Schutzgeld an Unſere Anıtsvoigten allhier zu entrichten, wegen deſſen Colli⸗ 

girung bereits oben Art. se das nöthige verordnet worden. 


Art. 15. 
Von den Friſeurs. 


Ob nun gleich die Peruckenmacher dieſer Innung ein Privilegium exclufiv ivum, 
Perucken zum Verkauf und um Lohn zu fertigen, weniger nicht die Erlaubniß, Perſonen 
beyderley Geſchlechts zu friſi ren, bekommen; ſo behalten Wir Uns jedoch vor, Manns⸗ 
und Weibsperſonen, ſowohl in⸗ als auſſerhalb Gotha, an andern Ortfchaften des hieſi⸗ 
gen Herzögthums, wenn fie gleich die Perucfenmacherprofeßion niche gelernet, durch Uns 
fere Regierung die Eonceßion zum Haarabfehneiden und zum Frijiren derfelben, unter der _ 
Benennung von Srifeurs, zu ertheilen ‚ und foll vor der Hand die Anzahl berfelben i in 
Unſerer Reſidenzſtadt Gotha nur auf vier Perſonen beſtimmt ſeyn. 


Art. 16. 


Die Friſeurs ſollen keine Perucken machen. 


Dergleichen Friſeurs muͤſſen aber nothwendig in derjenigen Stadt, wo ſie ſich 
aufhalten wollen, Buͤrger werden und jaͤhrlich an Unſere Amtsvoigtey halb ſo viel bey⸗ 
tragen, als ein wirklicher Peruckenmacher zu entrichten betr nemlich 6 gl., auch dürfen 

Decmanns Geſetze I. Theil, dieſel⸗ 


—2 


“ 


J 


218 17. Perufenmader - Innungsartidel 


diefelben, bey Verluſt der erhaltenen Eonceßion, Beine Perucken machen, oder ſolche repas 
riren und frijiren, auch feine Geſellen halten, oder £chriungen annehmen. : 


Art. 17. 
Die Bedienten ſollen feine Fremden frifiren. 
Kein Bedienter darf, auffer der Zumilie feiner Herrſchaft, ben fünf Rthlr. Strafe, 
jemand anders jrijiren, wenn er nicht dazu befondere Conceßion erhalten hat und in die 
Dahl der Friſeurs aufgenommen worden. “ 


Art. ı8. 
Die Friſeurs follen das nächfte Necht zu den Peruckenmacherſtuben haben. 
Wenn aber die Frifeurs die Perucfenmacherprofeßion gehörig erlerner härden, fo 
‚baden fie, ben dem Abgang eines blos perfonaliter privilegirren Peruckenmachers, das 
nächfte Recht, in die Innung zu treten, desgleichen bey dem Verkauf einer Prerudenmas 


cherſtube, den Vorkauf, und har, bey eutſtehender Concurrenz, derjenige den Vorpuz, 
‚deffen Eonceßion die Altefte ift, 


Art. 19. 
Bon fremden Perucdenmacern. 


Alle diejenigen, welche in einer andern Perucfenmaderinnung, inns oder auſſer⸗ 
bald Landes, geitanden, und ihre Profeßion in Unſern Landen zu treiben geformen, find 
ſchuldig, nad) Maasgabe des ızten Artikels diefer Ordnung, fich dazu qualificirt zu 
machen, oder Difpenfation aussumürfen, widrigenfalls felbige zu gewarten haben, daß 
gegen fie als Pfufcher werde verfahren werden. 


Art. 20. 
Die Perucdenmacher fliehen in Innungsſachen unter dem Amt Gotha. 


Alle Peruckenmachergeſellen und tehrpurfche diefer Innung fteben in allen Sachen, 
welche die Profegion oder die Uebertretung der gegenwärtigen Ordnung betreffen, das 
Meiterwerden und die Eonfirmation der Kaufbriefe über die Perucfenmatherituben ausges 
nommen, unter dem Amt Unſerer Reſidenzſtadt Gotha, auffer diefem aber, wie oben 
6. 3. bereits erwähnt worden, unter ihrer ordentlichen Obrigkeit. 


Mir confirmiren und befiätigen demnach vorfichende Puncte und Artickel hiernlie 
und Praft dieſes, feßen, ordnen und wollen auch, daß denfelben ſamt und ſonders von den 
Derufenmachern in Unferer Reſidenzſtadt Gotha, auch von allen andern, welde diefe 
Ordnung angehet, unweigerlich nachgelebt und dawider in Peine Wege gehandelt werbe, 
bey Vermeidung ernfter Strafe und Einſehens. Jedoch behalten Wir Uns und Unſetn 
Nachkommen ausdrücklich vor, diefe Unfere Ordnung, nach Gelegenheit der Zeiten umb 
gäufte, in einem oder michrern Puncten und Artikeln zu ändern, zu mehren und zu mins 
dern, oder gar aufzuheben, desnleichen in Anfchung der unehelichen Geburt, (jedoch daß 
bierunter die Kinder, melche vor-der Ehelichung geieuger, und durch die folgende Ehe 
ihrer Eltern zu Ehren gebracht werden, als welche dergleichen Legitimation nicht beduͤrſen, 
nicht verftanden werden,) fo wie in andern Fällen, Dijpenfation zu ertheilen, 


—in Gotha. a  : 


Zu Urkund deffen haben Wir diefe Ordnung mit Unſerer eigenbändigen Unter⸗ 
fchrift und beygedruckten Inſlegel befräftiget. So gefhehen auf Unferm Haufe Friedens 
ftein am 23ften Auguft des Eintaufend Siebenhundert Zwey und Achtzigften Jahres. 


(L. S.) Ernſt, Herzog zu Sachſen. 
nn 
Sormular des Lehrbrief. 


. Ä Pi Endes unterfchriebene ‚bezeugen hierdurch vor jebermänniglich,: 
atteſtirt N. N. Haß Vorzeiger diefes N, N. bey mir N. N, die nach Unferer Ins 
ber Zeit Amtmann nung vorgefchriebene vier Jahre in ber. Lehre gefanden, die Perucken⸗ 
oder neurgermels macherprofeßion treu und fleißig erlernet, auch nad) geendigten Lebrjah⸗ 
fer a hier, ren von mir freygeſprochen, und ihm, zu Urkund deſſen, gegenwaͤrtiger 


Lehrbrief, nach der gnaͤdigſt verordneten Form, ertheilt worden. 
den 
B. 
Formular des Eides. 


RT N.N. ſchwoͤre zu Gott dem Allwiffenden einen leiblichen Eid, daß ich die von mie 
bey Herzogl. tandesregierung zum Meifterftück übergebene Stücke felbft und alleine, 
ohne jemandes Beyhuͤlfe, gefertiget Habe, und daß ich die mir-in einem gedruckten Erems ' 
plar übergebene Innungsartickel puͤnttlich beobachten und vorfeßlich dagegen nicht handeln, 
pder folche übertreten will; fo wahr mie Gott helfe, durch Jeſum Chriſtum unfern Erloͤ⸗ 
fer und Seligmacher, Amen, nn | 


Sormular des Meiſterdecrets. 
Nehdem Vorjeiger dieſes N. N. aus N. bey Herzogl. Landesregierung allhier, nach 
vorher uͤberreichtem und tuͤchtig befundenem Meiſterſtuͤck, auch abgelegter Pflicht, 
in die Matrickel der Peruckenmacher eingetragen, auch zum Meiſter erklaͤrt und aufge⸗ 
nonimen worden; als iſt gedachtem N. N. zu feiner Legitimation gegenwaͤrtiges Deeret, 


unter Herzogl. Regierungscanzley Juſiegel und gewöhnlicher Unterſchriſt, hieruͤber aus⸗ 
geſtellet worden. Friedenſtein, den * 


vr 7 on tn vo. 
Ee 2 18. Poli⸗ 


220 18. Gothaiſche Verordnung 
| 18. 
Policeyverordnung, die fteinernen Platten in der 
Reſidenzſtadt Gotha betreffend, vom 18ten May 1781. 





I, 


E— fol niemand, weder mit einem ordentlichen Geſchirr, noch mit einem Schieb⸗ oder 
Handkarn, über die Platten fahren, oder über diefelben reiten, ausgenommen, 
wenn es blos zum Ausweichen geſchiehet. 


Ze 


Den Hausbefißern und Miethleuten wird unterfagt, ihr Hol auf den Platten 
fpaften zu laſſen, wie fie denn auch folches auf die Platten nicht abwerfen dürfen , wenn _ 
diejelben nicht zuvor mit einer Schichte Holz beleger worden. 


2 Ä . 
Die Hirten werden bedeutet, das Vieh in der Straße zu erhalten, und ſolches 
nicht Über die Platten zu treiben, | 
4 Bu 
Die Porteurs ſowohl, als alle diejenigen, welche Laſten tragen, follen in deu 
gewöhnlichen Fahrwege bleiben, damit die Sußgänger, zu deren Bequemlichkeit die 
P arten geleger jind, ihnen auszumeichen, nicht nöthig haben. : 


5. 
Alle Berfperrung des Jußpfades auf den Platten, es gefchebe nun durch Ausfes - 
gung der Gefäße und anderer Gerärhfchaft, oder auf einige andere Weiſe, wird biers 
durch unterfagt, und es ſoll auch daher den Hoͤcken nicht erlaube feyn, auf denfelben feif 
zu baben, j 


Es follen künftig fehlechterdings Feine über die Gaffe hervorſtehende Laden geflektet 
werden, fondern ein jeder Kaufs oder Handwerfsmann ift gehalten, feine Waaren inwens 
dig auszulegen. Alle bervorfichende Laden, welche binnen acht Tagen, nach Publication . 
diefer Verordnung, nicht weggenommen, follen durch Abgeordnete des Stadtraths ſofert 
abgerifien werden, 

7. 

Ein jeder Hausbeſitzer, oder deſſen Miethmann, iſt ſchuldig, die Platten, ſo 
weit ſein Haus gehet, alle Sonnabende, und zwar von Michaelis bis Oſtern gleich um 
3 Uhr, von Oſtern bis Michaelis aber gleich um 5 Uhr Nachmittags, kehren und von 


wegen der fbeinernen Platten _ Aal. 
allem Unflath reinigen zu laſſen. Eine Stunde nachher foll der Stadtrath gedachten Tages 
durch Abgeordnete vifitiren laffen, ob diefer Verordnung nachgelebt worden, widrigen⸗ 


falls ſolches fofort durch mitzunehmende Taglöhner, auf Koften des Hausbefigers oder - 
Mierbmanns, bewerfftellige werden muß. on - 


| 8. Me) Be 

Ini Winter, wenn es frieret, muͤſſen die Platten, von den Eigentbuͤmern oder 
Mierbleuten des Haufes, alle Morgen, fo bald es Tag wird, mit Sand, Aſche oder 
Siägefpänen, beftrenet werden, und ift, wenn bey der alle Vormittage 9 Uhr vorzunehs 
menden „Vifitation, hieran: ein Mangel befunden. wirh, wie - vorher verordnet, zu 
verfahren, 


"Pa 
Die Mägde, welche in offenen Gefaͤßen Waſſer tragen, follen zur Wintergzeit 
auf.der Fahrſtraße. bleiben, damit, durch Ausſchuͤtten und Gefrieren des Waflers auf den 


Plasten, niemanden ein Nachtheil iind Schaden zugezogen werden möge, : 
: | nn 10. ur FR j 
Altes Ausgießen von Waffer, und noch vielmeht von Unreinigfeiten aus den Haus 
fern auf die Straßen, wird hierdurch geſcharft verboten, und follen infonderheit diejenis 
gen, „welche Gefäße mit Pflanzen oder Blumen vor den Senftern ſtehen haben, ſchuldig 
fehn, ſolche in den Zimmern zu Begießen, damit Bas unten betausffießende Waſſer' die auf. 
den Straßen gehenden Perfonen nicht verunreinigen koͤnne. | Io. im “ 
Alle diejenigen, welche gegen den einen oder den andern Punel-Stefer Werordnung.: 
handeln, oder denfelben übertreten werden, follen ohne Unterſchied bes Standes, Wlters,:: 
ober Geſchlechts, niit einem Thaler. beftvafer, uiid diefe Strafe, oßne den mindeſten Ana.ı- 
ſtand und ohne Mückficht auf eine eingewandte Provocation, fofort exsquirt werden, Dere.i 
geralt, daß bey den im erften, zweyten und dritten Punct enthaltenen Fällen, die . 
Uebertreter ſofort arretiret und dadurch zu Etlegung des Thalers angehalten , oder, wenn 
fie ſolches zu thun nicht im Stande find, zwey Tage und Nacht lang im Gefängnig beys 
behalten werden ſollen; dahinigegen bey den in den übrigen Puncten enthaltenen Fällen, 
wenn die Strafe nicht. fogleicy erlegt wird, der. Abgeordnete des Stadtraths fofort ein 
Pfand von doppeltem Werth. Aus. dem. Haufe: knitnehiien und Auf dem Rathhauſe 
deponiren muß. | | 
In allen Fällen follen die Strafen für die, Kinder von den Xeltern, oder von 
denjenigen, welche die Kinder in Verpflegung haben, 'ingleichem für das Gefinde von: 
ihrer Dienftherrfchaft, erleget werden, jedoch ift die Herrichaft allerdings befugt, die für 
das Gefinde bezahlte Strafe demſelben an feinen Eoßn-wiederunt abzukuͤrzen. er: 
ms it tl N an. on. on, 
| Der zus Bifitirung Abgeordnete, oder ein jeder anderer Denunciant, bekommt die 
Hälfte der Geldftrafe, die andere Hälfte aberider Stadtrat, movon-derfelbe die ben dieſer 
Policeyangelegenheit anfjuwendende Remunerationen und Koften gu beftreiten. hat. - 
7 \ Ee 3 | 13. Damit 


” 


222 | 19 Gothaiſche Tare 


13 | 
Damit fich niemand mit der Unmiffenheit diefer Verordnung entfchuldigen könne, 
fol diefelbe an zwölf verfchiedenen Drten, theils auf dem Markte, theils in den Straßen, 


angejchlagen und folches, fo oft es nörhig, wmieberpelt werden. Go gefiheben Frieden⸗ 
ftein den ıgten May 1781. 


Herzogl. Landesregierung daſelbſt. 





Taxa der Riemer⸗ Hufſchmiede⸗ und Wagtere⸗ 
Waaren und Arbeit fuͤr die Reſidenzſtadt Gotha, 1768 





Neren unter gnaͤdigſter Genehmigung Herzogl. Landesregierung zum Feiedentek 
vor die Riemer, Hufſchmiede und Wagner in hieſiger Nejidenzfladt eine gewige, 
Tare zu beflimmen und zu reguliren vor nöchig befunden worden; als werden forhaner 
Taren dem Publico hierbey befannt gemachte, mit dem Anfuͤgen, daB fein Meifter diefer 
Handwerker ben willfüprlicher Strafe über die Taxam ein mehrers bezahlt nehmen folle, 
mpgegen einem jeden diefer Handwerfer freyſtehet, weniger als in ſolchen Taren p 
fchrieben, zu nehmen und die Waaren um wohlfeilern Preiß zu ven "Bor mia, di 
jedermann zu achten wiflen wird, Gotha den 25ſten April 1768. 


Birgermeiftere und Nath daſelbſt. I 
C. H. Stieler. J. F. Berg. 


Tare vor das Riemerhandwerk. 


Thlr. 19.1 
1. Ein deutſch Reitzeug von guten Saffian umſchlagen hum vergols 
. beten Beſchlaͤge 
2. Eins dergleichen zum verfilberten Bemiise beyde aber ohne 
Beichläge ) ⸗ 
3. Ein ſchwarzes von gutem Glamjleder sum. vegofdee Beste, 
| ebenfalls obne Beſchlag 
4. Eins dergleichen zum verfilderten Befchlag, obne Beſchlag ⸗ 
H Ein gan, ſchwarzes Reitjeug von dergleichen Jeder : 


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& 


u 


Dei Riemer, BPufſchmiede und Wagner. 


6, Ein volnifäre eitgeng von guten Seffian umſchlagen, zum 
vergoldeten- Deihläge fi durch und durch mit vergoldeten 
Schleiffen 

7. Ein dergleichen zum verfi (becten Befötg, durch und Bund mit 
verfilberten- Schleiffen » 

8. Ein:dergleichen von Saffian und nur ni vergotdeten Berstäge 

—ohue Schleiffen, ohne Boſchlag 

9. en dergleichen mit venilberten Berti, se. ’ opne Screifen, ob Ä 

— eſchlag ⸗ 

10. Ein polniſches Reitzeug von ſchwarſen geder FE vergeben Ä 
Beſchlaͤge, ohne Beſchhig 5 

11. Ein dargleichen zum verfi IDetten Beſchlag, obne Beſchlaͤge 1. 

12, Ein dergleichen ganz ſchwarzes, von dergleichen Leder 1* 

13. Ein ungariſches Reitzeug mit geſtochenen Netzen ⸗ 

14. Ein deutſch Hauptgeſteln von Blankenledet mit doppeltem bs] 

⸗ | » ı4bis 

15. ‚Eins dergleichen von weifen Gaarleder 8 s. 

16. Ein pplnifches Hauptgeftelle von Dlaufenieber | Fe 

17. ‚Eins bdergleicheh von weiſſen feder 6. ». ı2.bie} 

18. ‚Eine Unterlegtrenße von Ahmargen deber, ‚die Bügel aber‘ aus . 
den ganen ! + 









Bummi. 





T9. Das lederwerk an einen Kappyaınn M fallen 7 — 
20. Ein paar Kappzügel von bunten Gortgarn, mit leder seat 
21. Ein deutſch Vorderzeug von Blanfenleder ⸗ 3 
22. Ein polniſches Vorderzeug von dergleichen. Leder 35. 
23. Ein deutſch Sihrereus von dergleihen de . "s ı:. "8. 
24. Ein polnifches Hinterzeug von ‚dergleichen ieder . 
25. Ein Handzuͤgel von dergleichen Leder en — 4 
26. Ein Ausbindzuͤgel von dergleichen Leder : =" 
7. Einen ganzen Kreuß- und Mistelgort, von guten: weiſſen Gert 
garn und ausgefdmittenen federwer® : 5 s 18 . 
28. Ein dergleichen Gert obnaugeſchnitten von weiſen. ordinaire 
Gortgarn u. Er | 
29. ‚Einen ganzen Kreutzgort von guten Bludfaden Vs 
30, Ein dergleichen von ganz ſchlechte Garn v.8  ..5° 
31. Einen ganzen Eemurgent 19 Bu ⸗ 
32. Einen Mittelgoͤrt von weiſſen oder bunten Sam, mie einer r gu⸗ 
ten Strippen von ſchwarzen Leder ⸗ 
33. Einen dergleichen von Bindfaden: 2 
34. Einen Derfengbrt, mit zwey Kiffen und-öiner Strippen- sr 8 | 
35. Ein Paar gutt doppelte‘ ‚Steisrienen, ‚mit weiſen Geben abe 
geneht 7 5 ge. gen... 
3. Cin Paar doppelte, free En ——— N 


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43 


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11-4lea 1 


222 9 Gothaiſche Tare 


13. - 

Damit fih niemand mit der Unmilfenheit diefer Vetordnung entſchuldigen koͤnne, 
ſoll dieſelbe an zwoͤlf verſchiedenen Orten, theils auf dein Markte, theils in den Straßen, 
angeſchlagen und ſolches, ſo oft es noͤthig, wmieberpelt werden. Go gefcheben Frieden⸗ 
ftein den 18ten May 1781. 


. Herzogl. Sandestegierung daſelbſt. 





Taxa der Riemer⸗ Hufſſchmiede— und Wagnere⸗ 
Waaren und Arbeit fuͤr die Reſidenzſtadt Gotha, 1768. 





SM asien unter gnaͤdigſter Genehmigung Herzogl. Landesregierung zum Griedenfii, 
vor die Riemer, KHufichniiede und Wagner in hieſiger Reſidenzſtadt eine gewiſſg 
Tare zu beflimmen und zu reguliren vor nöchig befunden worden; als werden forhaner 
Taren dem Publico hierben befannt gemacht, mit den Anfügen, daß fein Meifter dieſer 
Handwerker ben willluͤhrlicher Strafe über die T’axam ein mehrers bezahlt nehmen folle, 
mpgegen einen jeden diefer Handwerker. freufteber, weniger als in foldyen Tagen porgee 
ſchrieben, zu nehmen und die Waaren um wohlfeilern Preiß zu geben. Wornach #3 
jedermann zu achten wiflen wird. Gotha den z5ften April 1768. on 


Birgermeiftere und Rath daſelbſt. 
€, H. Stile. J. 8. denian u 


Tare vor das Riemerhandwerk. | 





er 


' Thlr. 1 Gr 
1. Ein deutſch Reitzeug von guten Saffian umſchlagen zum vergol⸗ 
deten Beſchlaͤge 
2. Eine vergleichen zum verfilberten Bemiise (beyde aber ohne 
Beſchlaͤge) ⸗ 
. Ein ſchwarzes von gutem Glatmleder zum. vegolbee Berge, 
ebeufalis obne Beſchlag 
4. Eins dergleichen zum verfilberten Befchlag, ohne Beſchlag ⸗ 
5. Ein ganz ſchwarzes Reitzeug von dergleichen Leder 4 


D WM 

si) 118. 

— 
I 8: 


-_ 


der Riemer, Hufſchmiede und Wagner. 


6. Ein pefnifges Reitzeug voh guten Saffian umſchlagen, zum] . 


vergoldeten- Veſchluge fi durch und durch mit vergoldeten— 
Schleiffen 
7. Ein dergleichen zum verfi (berten Veſches Buch und Bund mit 
verfilberten- Schleifen » 
8: Eim:dergleichen von Saffian und nur ui vergotdeten Bersiäge 
—ohnue Schleiffen, ohne Beſchlag = = 
9. Ein‘ 1 dergleichen mit verilberten Seſchla ge oßne Saufen, obe| 
Beſchlag ⸗ 


10. Ein polniſches Meitzeug von (waren leder gun vergeben] = 


Beſchlaͤge, ohne Beſchiag 
11. Ein dargleichen zum verſi (Betten Beſchag, obne Befihläge ⸗ 
12. Ein dergleichem ganz ſchwarzes, von dergleichen Leder 


13. Ein ungariſches Reitzeug mit geſtochenen Netzen 

14. Ein deutſch Hauptgeſteln von Blankenlede mit doppeltem Zuͤgel 
⸗ » 14 bis) 

15. ‚Eins dergleichen von weiffen Gaarleder Zr; s. 

16. Ein polnifches Hauptgeſtelle von Biantenleder ⸗ 

17. Eins dergleichen von weiſſen Leder 1 s. .ı2.bist 


18. ‚Eine Unterlegtrenße von Ahmaren gebe... ‚die Bügel aber: aus! 
den ganen:  ! 

19. Das Lederwerk an einen Kappzaım zu fallen ” 

20. Ein paar Kappzügel von bunten Cortgarn, mit uͤder — 


21, Ein deutſch Vorderzeug von Blankenleder ⸗ 3 
22. Ein polniſches Vorderzeug von dergleichen. Leder BEE Ts 
23. Ein deutſch Hi terzeug von dergleichen leder . ⸗⸗2 
24. Ein polniſches Hinterzeug von dergleichen Lederr⸗ 
25. Cin Handzuͤgel von dergleichen Leder ⸗* 
26. Ein Ausbindzuͤgel von dergleichen Leder ⸗⸗·· Bu 
27. Einen ganzen Kreutz⸗ und Mittelgort, von guten weiffen Sorw 
garn und ausgefdmittenen Lederwer? : ⸗1 bis 
28. Ein dergleichen Gort bnausgeſchninten von weiſſen ordinairen 
Gortgarn 9 :}. 
29. Einen ganzen Kreußgort von quten Bludfaden u Re 
30, Ein dergleichen, von ganz fhlechten Garn :.8  ..9°. 
31. Einen ganzen Eemurgent Ya Der ı 2 
32. Einen Mittelgort von Weiffen oder:bunten San, mit einer r gu⸗ 
ten Strippen von ſchwarzen Leder ⸗ ⸗ 
33. Einen dergleichen von Bindfaden - + 2 


34. Einen Deckengort, mit zwey Kiffen und;einer Sirippen.) NR 
35. Ein Dat gute” doppelte" Steigriemen, u mit weiſen · gaden abe 
gene t r 5 11 .. gi: ie z 4 


3. Ein Paar doppelte, free en 





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224 19. Gothaiſche Tare 


37. Ein Paar gute einfache Steigriemen von Bhanfenleder + 


38. Ein Paar derglkicyen ſchlechtere P ’ 6 bie 
39. Ein Paar dergleichen einfache Steigriemen ⸗ 8 bie 
40. Ein Paar Halſterguͤrtel ⸗ ⸗ ⸗ 
41. Ein Packguͤrtel ⸗ ⸗ ⸗ 6 bie 
a2. Ein Paar unrbindricmen ⸗ ⸗ 

43. Eine ſtarke doppelte Standhalfter, ohne Kehlriemen ⸗ 

— mit Kehlriemen aber ⸗ ⸗ 
44. Eine fchlechte dergleichen ⸗ ⸗ ⸗ 
45. Eine gute Reiſehalfter ⸗ ⸗ ⸗ ⸗ 
46. Eine ſchlechtere dergleichen ⸗ ⸗ ⸗ 


Von ganzen Gutſchgeſchirr. 

Ein ganzer Zug Gutſchgeſchirr von guten ſchwarzen Blankenle⸗ 
der mit allem Zubehoͤr (muß jedesmal beſonders accordirt 
werden.) 
48. Ein dergleichen von ſolchen Leder etwas fchlechter, . 
49. Ein Paar Hintergeſchirr von dergleichen Leder mit allem Zubehör, 
so, Ein Paar Mittelgefchire mie Zubehör, - 
51. Ein Paar Vorreitgeſchirr mit allem Zubehör, (muͤſſen jedesmal 

befonders accordire werden. ) 


47 


s2. Ein Paar Öurfchzäume mit den Zügeln ⸗ ⸗ 
53. Eine gute ſiarke Hinterjagdleine, vollſtaͤndig ⸗ — 
54. Eine gute ſtarke Vorderjagdleine, vollſtaͤndig ⸗ 
55. Ein Paar ſtarke Wiederhalten mit Schnallen ⸗ 
56. Ein Paar ſtarke Wiederhalten mit Kneben. ⸗ ⸗ 
Einzelne Stuͤcke sum Gutſchgeſchirr. 
57. Ein Bruſtblat mit einem Rindlederuen Bruſttiſen ⸗ 
sg. Ein Bruſtkiſſen von Rindleder s ’ 
9. Ein dergleihen von Schafleder ⸗ ⸗ ⸗ 
60. Ein vorder Oberblatt ⸗ ⸗ ⸗ ⸗ 
Gi. Eine Decke dazu mit Leder eingefaßt ⸗ * 
62. Ein Paar Unterkiſſen, unter ein Geſchirr ⸗ ⸗ 
63. Ein Hiuterblatt mie zwen Rinken eo. ⸗ 
64. Ein ſiarkes Hinter⸗Oberblatt ⸗ ⸗ ⸗ 
65. Ein ſtarker Kinfengort ⸗ ⸗ J 
66. Eine drenmal geſpaitene Gabel ⸗ ⸗ ⸗ 
6-. Ein ganzer Umgang 14 Spann lang ⸗ ⸗ 


68. Fin halber Umgang von 43 Cpamn lang + 

69. Ein ſtarker Strang von 9 "Spann lang zu einem Himergefchirr 
- 5. Fin langer Strang zu einem Vorreitgeſchirr von 15 Spannen 
-ı, Ein Schwanzriemen zu einem Mittelgejchirr ⸗ 


Thlr. 


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Der Riemer, Hufſchmiede und Wagner: 


Stüce zu deutfchen und polnifchen —— 


72. Ein Schrachtsriemen von vier Spannen lang . — 23. 
73. Ein Nifchelriemen aus dem ganzen ⸗ ⸗ — 2 
74. Ein Koͤtzriemen ⸗ ⸗ ⸗ ⸗ — 2 
75. Ein ftarfer doppelter Bauchgort ⸗ ⸗1— 4 
76. Eine ſtarke doppelte Bauchgortſtrippe ⸗ | — 1.2 
77. Eine Strangfcleiffe ⸗ — 1 
78. Ein Ant une Dudgertmiinr Sina agr. böl bie — 3 
Stüde zu Gutſchzaͤumen. 
79. Eine gefpaftene Kappe von ftarfen Leder ⸗ — 4 
80. Ein ſtarker Schopf ⸗ 9 — I 2 
81. Ein ſtark Naſenband ⸗ ⸗ bisl — 2 
82. Ein ſtarker Kehleiemen ⸗ ⸗ —. 2 
83. Ein Backenſtuͤck ⸗ ⸗ — 1 
84. Ein Gortleder ⸗ ⸗ — 1 
85. Ein ſtarker doppelter Zuͤgel. ⸗ — 8 
86. Eine gefpaltene = zum deutfchen zeug — 3 
87. Ein Schopf — 2 
88. Ein Nafenband ⸗ ⸗ — 2 
89. Ein Kehlriemen ⸗ 9 — 1 
90. Ein Backenſtuͤck ⸗ ⸗ ⸗ — 1 'ı 
91. Ein Gortleder ⸗ ⸗ ⸗ ⸗ — 1. 
92. Eim doppelter Zügel ⸗ ä — 6 
93. Ein Mittelſtuͤck zum deutſchen Borderzeug. ⸗ ⸗ — 2 
94. Ein Hinterſtuͤck mit der Schnalle ⸗ — 2 
95. Eine Vorderſtruͤpfe zwey Spannen lang ⸗ — 1 
96. Eine Hinterſtruͤpſe g! ⸗ | — 1 
97. Eine Piſtolenſchleife ⸗ — 1 


⸗ 
98. Ein lang Backenſtuͤck zu einem polniſchen Sauefse, vier 


Spannen lang mit der Kappen ⸗ — 2 

99. Ein kurz Backenſtuͤck + | — 2 
100. Einen langen Kehlriemen mit der Quaſten vn fünf Spannen — 4 
101. Ein kurzer Kehlriemen ⸗ | I— — 2 
102. Ein Nafenbaud . s . ⸗ — 2 
103. Ein Schöpfs und Stirnriemen ⸗ — 174 
104. Eine gute Strippe 2 ⸗ ⸗ — 3 
105. Eine ſchlechte dergleichen ⸗ ⸗ ⸗ — 2 
106. Eine Sattelftrippe | ⸗ ⸗ — 2 
107. Ein Paar ſtarke ——— Veinfeſſel ⸗ ⸗ — 8 


J «IAl. 


Beckmanno Befene II. Theil. 3.  Stüde 


N 


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226 19. Gothaifhe Tare 
Stuͤcke zu Stand» und Reifchalftern. 


108. Ein ſtark doppelt Kopfſtͤc ⸗ ⸗ 
109. Ein Naſenband ⸗ ⸗ 
110. Ein Kinnriemen mit der Schnalle ⸗ ⸗ 
111. Ein Schnallenſtuͤck ⸗ ⸗ 


112. Ein Packriemen 
113. Ein Kopfitück zu einer Reifehalfter 
114. Ein Naſenbaud ⸗ 


115. Ein Stirnband zu einer Halfter ⸗ 
Einzelne Stuͤcke zu Wagengeſchirr. 

176. Bor ein gutes Wagengeſchirr ⸗ 
117. Ein Paar doppelte ſtarke Seitenblaͤtter 
118. Ein Ruͤckriemen zu Seitenblaͤttern ⸗ 
119. Ein doppelter Bauchgort ⸗ ⸗ 5 bie 
120, Eine doppelte Strippe ⸗ ⸗ 
121. Einen ſtarken Zaum zu einem Wagengeſchirr ⸗ 18 bis 
122. Ein doppelter Zuͤgel ⸗ ⸗ 
123. Ein Schwanzriemen zu einem Wagengeſchirr ⸗ 

Su Rarrenpferden. 
124. Ein Hintergeſchirr ⸗ ⸗ ı Thr. gr. bis 
125. Einen ftarfen guten Tragriemen ⸗ ı Thlr. 8 Or. bis 
126. Eine ftarfe Kreußhalfter ⸗ ⸗ 12 bis 
127. Ein Schwanzügel ⸗ ⸗ 12 bis 
128. Ein breiter Ruͤckgort ⸗ ⸗ 18 Gr. bis 
129. Ein ſtarker Heftzuͤgel ⸗ ⸗4 bis 
130, Ein paar ſtarke Fuhrſcheiden zum Ketten ⸗ 6 bie 

Zu Aderpferden. 

131. Sin Ruͤckgort ⸗ ⸗ 8 bis 
132. Ein Schwanzriemen ⸗ ⸗ 8 bis 
133. Ein Zaum mit Zuͤgel ⸗ ⸗ 12 bis 
134. Ein Bauchgort ⸗ ⸗ 
135. Eine Strippen ⸗ ⸗ ⸗ 
136. Ein paar Ackerſcheiden ⸗ ⸗ 
137. Eine ſtarke doppelte Halfter ⸗ ⸗8 bis 
138. Eine einfache dergleiche⸗⸗ s 6bis 


139. Eine ſtarke doppelte Standhalfter mit Keblriemen 15 bie 


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Der Riemer, Hufſchmiede und Wagner, 227 


Taxe vor das Hufſchmiedehandwerk. 
I. Schmiedearbeit nach dem Gewicht. J 


cbte. Gr. nr. 

Ein jedes Pfund wen Eifen incl. Arbeit und Anſchlag wird bezahle mil — 2 — 

s s in Kleinigkeiten, als Klammern, Bankeiſen, Steinfeulen — 213 

⸗9 alt Eiſen aus,marbeiten incl. Abgang + — 1|— 
. s verftäple Eifen, fo weit nemlich ſolches verftäßtt iſt, und ber 

fonders gewogen werden kann — 216 

Pr) dergleichen wo mehr Stapl als Eifen ⸗ —. 31— 


ss .neu Eifen, woran einiges Schraubwerf , ebenfalle nach Un 
terfchied der Arbeit - 5 — 
Notand. Nach dieſer als der ſi cherſten Taxe werden alſo bezahlt | 
a) ganze Wagenbeſchlaͤge, 
b) neue Wagen und Gutſchraͤder zu befchlagen, | 
ec) neue Radnagel, Ä 
d) neue Wagenaren zu befchlagen, £ 
e) neue Radefchinnen, Ninge, Bure, als Stücke des Radebe⸗ u Ä 
ſchlags, (insgeſamt auf produce. Wagenzeddel a Pfund 2 Gr. | — 2 ı — 
Ein jedes Pfund ſogenanntes Legeiſen untdr die Aren, incl, Ein, - nn 


brennen, excl. Einloffung, fo von Wagner gefchiehet 1 — 


II. Einzelne Stüce an Butfchen, audy Subrwagen. 


Ein Gurfihens Vorderrad zu befchlagen, mit felbft dazu gegebenen, 
oder felbft vorgebaltenen Eiſen, Arbeitslohn p. Pfund neu 
Eifen — 

Alſo auch Hinter⸗ Surf» Vorder⸗ und- Hinter Wagenräder, 

Dergleichen Räderbefchlag, wenn zwar das neue Eifen dazu vorges 
halten, die Arbeit aber nicht nach dem Öewichte, -fondern] 
überbaupt bezahle würde 

a) Ein neu Öurfchen » Vorderrad, Schinnen aufjubrennen, Buren 


d) Ein Suhrmwagen » Hinterrad ⸗ ı Thir. 4 Gr. bis 
e) Ein Karnrad ſchwer und far 1 Thle, 4 Gr. bisl: 

Dergleihen Räderbeichlag mit allem annoch brauchbaren Eiſen, 

nachdem die Schinnen nicht viel Erlegung brauchen, wenig 

oder gar feine Ringe und Buren ju erneuern, fondern nur einis 

dermaßen zu erlegen und wieder aufzubrennen find, nach Unters 
ſchied 12 Gr. 8 Pfr Iſt überhaupt davor zu besablen ⸗ — 


"and Ringe zu machen und einzubrennen ı Thlr. 4 Gr. bis/ ı 61 — 

b) Ein dergleichen Hinterrad, desgleichen 1 pe. 4 Gr. bis) ı 61 — 
oy) Ein Fubrwagen s Vorderrad ⸗ ı Thlr. 4Gr.bis| 1 6 — 
1 — 
ı 1.61 — 


| „ 


Sf2 I Job 


228 19, Sothaifhe Tare 


Thlr. | Gr. 
Solgende Stuͤcke, auch ſicherer und beſſer Nch dem Gewicht, wenn 
aber das Ciſen theils alt, theils neu, dazu gegeben wird, ſo iſt 
Arbeitslohn zu bezahlen 
Eine Are vom Borderwagen zu beſchlagen, excl. Einlaſſung des Lege— 
eiſens, davor dem Wagner befonders G Gr. paßiret, aber incl. 
Einbrenneng deſſelben, Uuter⸗ und Oberbleche zupurichten und mit 
Ringen und Buren zufeubrennen ⸗ 
Eine dergleichen Hinteraxe ⸗ 
Eine Hinterzugwaage excl. Eiſen, vefp. blog Arbeitslohn ⸗ 
Eine Vorderzugwaage, zumal mit alten Eifen > ⸗ 
Folgende Stücke reſp. incl. Ciſen, refp. blos Arbeitslohn 
Eine Deiftelftange, an einem ordin, Fuhrwagen einbinden, mit vier 
oder fünf alten Rinken ⸗ 
Eine Deiſtelſtange zu beſchlagen, mit Kappe, nen Blechen, Nagel, 
Borftedfer | incl. Eifen ⸗ 
mit alten Eiſen, nach Unterſchied ⸗ ⸗ 
Ein Stuͤck Radnagel, an Gutſchenraͤder ⸗ 
⸗ ⸗ ⸗an Fuhrwagen, Karnräder ⸗ 
beedes beſſer nach dem GGewicht A Pfund 2 Gr, 
Ein neu Unterblech an eine Are, incl, Eifer 
Ein neu Oberblech 
Ein neuer Runfnagel, ftarf 
beiler nach dem Gewicht A2 Gr. p. Pfund. 


Di 
NO de 


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Te a ee nnd 


1111 


— — — —————— — — 


Ein Kothblech auf die Axe an Gutſchen 3 
Ein Kothdeckel ans ganzen Eifen, mit angefmieeten Stift, befon- 
derere Fason auch 6 bis/l — 8 
Ein Wagenagel ſtark, auch beffer nach dem Gewicht Pfund 2z Gr.) — 2 
Eine Lonne ſtork ⸗ ⸗ — 1 
Eine Schraube durch die Faͤllge und Reif an Gurfhrädern s — 1 
Eine neue Bure in ein Rad inel. Eiſen ⸗ 4 bis/ — 4 
Ein alt Unterblech zu erlegen und auf die Age zu brennen nach Uns 
terſchied ⸗ ⸗ — 3 
Ein alt Oberblech desgleichen ⸗ ⸗ ⸗ — 1 
Eine neue Streichkappe ⸗ ⸗ — 2 
Eine alte Schinn aufs Rad zu brennen ⸗ ⸗ — 1 
Eine alte Schinu zu erlegen und außubrennen ⸗ 2 bei — 2 
Ein neuer Tragrinf, an eine Are incl. neuen Ein, nach dem: Or 
wicht p. Pfund — 2 
Ein neuer Vorſtecker an die Deiſtelſtange, mit sun und Ko 
Gr. 6 Pf. bis— — 1 
Ein Ring an eine Vorlegwage, ſtark incl. Eifen, s. 2b — I 
Eine Zucht oder Auge an dergleichen Wage W — 1 
Eine neue Liſtendill an einem Fuhrwagen incl. Eiſen ⸗ — 5 


— 5 —— 
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Pr. 


Ill 


der Niemer, Huffhmiede und Wagner: 
The. | Or 
Ein Lſtenblatt mit Ktoben-und Ringe desgleichen 3 — 133— 
Ein Band an eine Radfällge, einfach ⸗ s — 1 3 
⸗ ⸗ s. doppelt 9 ⸗ — 5 
Ein Band an eine Madfpeiche, nach Unterfhid ⸗ — i 


Ein Wagenrad abzubinden, das iſt, alle alte Ringe an der Nabe; zu 
fchweißen, wieder anzulegen ;Buren auszubrennen und wieder 
einzumachen. ⸗ ⸗ 


III. Pferdebeſchlag Pflug⸗ und andere Geſchirrarbei 
auf Vorwerken. 


* 


* 





Ein neu Hufeiſen s 4 bist — 

Ein altes derto wieder aufzufchlagen, in seftändigen Accord .3 1. — 

Ein Pflugfchaar zu fihärfen, desgleichen in Actord 2 — 

Ein Pflugſech zu ſchaͤrfen ⸗ 1— 

Ein Gelenke in-eine ſtarke Kette sh — 

Ein Ring in eine Kette, nach Unterfchied 6 of 9 pf. bis ⸗ — 

Ein Pflugſchaar zu erlegen, bloße Arbeit ⸗ 21Gr. bis/ +. 
excl. 3 bis 4 Pfund Stahl, 5 bis 6 Pfund Eiſen, fo beſonders u 
vorzubalten, oder nach dem ord. Stahl⸗ und Eifenpteis zu]. . 
vergüten. - . 

Ein Pfluafhaar neu zu machen, meift gleiche Arbeit nach dem Ge⸗ 
wicht p. Pfund gearpeiter Eifer und Stahl . — 1 2 
excl. 20 bis 21 Pfund neun Eiſen 4 Pfund Stahl, ſo beſonders 
vorgehalten wird. 

Eine neue Spitze an ein Pflugſchaar, Arbeit 9 10 bist. — | 12 
excl ı bis 3 Pfund Eifen, -ı bis 2 Pfund Siabl. W 

Eine Pflugſech Han, nach dem Gewicht a Pfund ⸗ — 2 

Eine Pflugſech zu erlegen, inel. ‚Sifens und Seablzuchaten 3r abisl — 5 

Eine neue Pflugreite — 1.2 

Ein Pflugskringel zu beſchlagen mit alten Eiſen | 1— E Be] — ::4- 28 

Heu Eifen nad) dem Gewichte a Pfund ⸗ ——12 

Eine neue Prlugftadefohle: fiel, Eiſen ⸗ 2 bief. Si 5.3 

Ein Pflugsrad zu lane tagen inel. Eifen oe. 4b eg 

Eine neue Kappe an e Pflugsmwage inel. Een :: mn a 
et. nähen 
Vebriger Zügwagenbefäilag u hr. ge ch see 

Ein Wiederhacke an eins Biehtette PER ner SE 4— 

Ein Ziehnagel j No To 

Die Kringeſbruſthemm ⁊c. ſart⸗ Ketten, nach dem Gewicht a funt — 4 2 

Die Ziebbauchgurthalfter ec. ſchwaͤchere Ketten a Pfund + — 3 

Die ante noch ſchwaͤchere Ketten, als feine Halfter und dergl. Ketten, — 

à Pfund is: eh up. 73 
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N. 


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230 19, Gothaiſche Tare 


Desgleichen allerley Kettenwerf, beffer von den Kettenfchmieden 
felbft, fo etwas wohlfeilere Hreiſe geben. 


Nachtrag. 

Eine Schaufel ⸗ 6 bis 
Eine Picken ⸗ ⸗ ⸗ 8 bis 
Eine Miftgabel ⸗ ⸗ 5 bis 
Eine Ofengabel ⸗ 4bis 
Eine Reichgabel ⸗ ⸗ 6 bis 
Holzart von verfchiedener Art s» 6,8, 10 bis 
KHoljflammern nach dem Gewicht p. Pfund ⸗ ⸗ 

Ein Grabſcheid an eine hoͤlzerne Schaufel ⸗ 8 bis 
Ein Mifthaafen s 4 bis 
Ein Karft ⸗ ⸗ 10 bis 
Eine Sichel ⸗ ⸗ 2 Gr. bis 
Eine Senſe ⸗ ⸗ ⸗ 8, 10 bis 
Ein eiſerner Rchen ⸗ 10 bis 


Steinklammern, Fenerboͤcke in die Oefen, Bbatenſpies, eiſerne 
Reife, Brecheiſen, Pfahleiſen; dieſe Stuͤcke nach dem Se 
wicht a Pfund ⸗ 

Groſſe Thorbaͤnder, eiſerne Stangen, eiſerne Schwengel zu 
Plumpbrunnen, eiſerne Gitter; desgleichen nach den Gewicht 
p· Pfund ⸗ ⸗ 


Thlr. Gr. 


1111111111111 
— 


® 


Taxe vor das Wagnerhandwerk. 


Tit. J. Gutſchenarbeit. 


1. = neuer Gutſchwagen mit ganzen Thuͤren und aufgefegten 
immel, 

Ein dergleichen mit gefchnittenem Kranz, $eiften und geſchnitte⸗ 
nem Zierbogen, und das Untergeſtell zu ſchneiden, mit Vorder⸗ 
ſtuͤcken, Bäumen, Kloͤtzern und Fußbrett, (dieie Arbeit, 
fie von diverfer Art, ungleicher Mühe und Facçon, wird jedes⸗ 
mal ben der Beſtellung veraccordirt.) 

2, Bor ein neu Gutſchrad, Vorder⸗ und Hinterrad , eins ins andere 
Die Felgen rund ausgepußt, und vorn mit dem Carnies, 


3. Vor eine neue Vorderachfe ⸗ ⸗ ⸗ 
mit Armen ⸗ ⸗ ⸗ 
mit Kranz ⸗ ⸗ ⸗ 
mit Scheumel ⸗ 

4. Vor eine neue gedrechfelte Sprengwage — ⸗ 


Thlr. | Sr. 


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Der Riemer, Suffhmiede und Wagner, 


5. Bor zwey neue gedrechfelte Orthſcheid . ⸗ 

6. Vor eine neue ſchwanhaͤlſigte Deiſtelſtange ⸗ 

7. Vor eine neue gerade Deiſtelſtange ⸗ ⸗ 

8. Bor ein neu Bockgeſtelle mit Zugehoͤrungen und zwar 3 Thl. 1 gr. bis 
Vor zwey geſchnittene Stoͤtzen 12Thlxr. 12 Gr. bis 
Vor den Bockſchemmel ⸗ 20 Gr. bis 
Vor die Schwinge ⸗ ⸗ ⸗ 
Vor zwey Bockarme ⸗ ⸗ ⸗ 

9. Bor ein Paar Bockarmie beſonders ⸗ 

10. Bor eine neue Bockſchwinge W ⸗ 

11. Bor ein Paar Bockſtuͤtzen beſonders geſchnitten ı Thl. 12 Gr. bis 

12. Vor einen neuen geſchnittenen Bockſchemmel 16 bis 

13. Vor eine neue Voederaxe ⸗ ⸗ 

14. Vor ein Paar neue Arme an die Vorderaxe ⸗ 

15. Vor einen neuen Kranz auf die Vorderaxe 2 

16. Vor einen neuen Schemmel auf die Vorderaxe ⸗ 

17. Vor eine neue geſchnittene Sprengwage ⸗ 

18. Vor zwey neue geſchnittene Orthſcheite ⸗ 

19. Vor ein neu Fußbrett mit Leiſten ⸗ 17, 18 bis 

20. Vor ein neu Sattelholz unter das Fußbrett ⸗5 bis 


21, Bor ein neu Queerholz unter die Bäume ⸗ 
22. Vor ein paar neue Vorderſtuͤcke ausgeſchnitten, an die Baͤume 
23. Vor ein paar neue Baͤume mit Kloͤtzern ⸗ 


Dercrgleichen im Ganzen ohne Kloͤtzer ⸗ 5 bis 
24. Vor eine neue Hinteraxe, mit langen Kloͤtzern, Packbrett und 
gedrechſelter Walze 00 ⸗ 

25. Vor eine neue Hinterare ⸗ ⸗ 
26. Vor ein paar neue lange Hinterkloͤtzer ⸗ 

7. Vor ein neu Packbrett, mit einem Brett ⸗ | 
2%. Bor eins dergleichen mit zwey Brettern ⸗ 10 bis|. 


29. Bor eine neue gedrechfelte Walze zwifchen die Bäume 6 bis 

30. Vor eine neue gefchnittene Walze ⸗ ⸗ 

31, Vor ein nen Magazin mit Springeln und Boden, (cadit, iſt 
nicht mehr bräuchlich ) ’ 

32, Bor einen neuen gedrechfelten Anftoß ⸗ ⸗ 

33. Vor einen neuen Fußtritt ⸗ ⸗ 

34. Vor einen neuen Kaften mit ganzen Thuͤren, woran die Kranz⸗ 
leiften jeder Ecken gefchnitten, (ift allemal vorher zu vers 
accordiren.) | 

35. Vor einen neuen Kaften, wie vorher, wenn gefchweifte Gurt⸗ 
leiften mit Carnies daran kommen, und auf den Eden alles 
befchnitten wird, (desgleichen vorher zu veraccordiren.) 

36. Vor ein wohlausgeſchnittenes Zierholz, (zu veraccordiren.) 


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233 19. Gothaiſche Taxe 


37: 


38. 


39. 


40. 


41. 
42. 
43: 
44 
45. 
46. 
47: 
48. 
49. 


30. 


Tit. II. Gutſchenarbeit ven andrer Fisen. 


Bor einen Wagen mit vier Sihen und halben Thüren, alles, 
was dazu aeböret, dabey die Srüßen des Beckgeſtells ges 
(hn.ıren, desqgleichen vorher zu vera: cerdiren.) 

Per emen neuen Aaſien mit balben <hüren, mweran auf vier 
Ecden die Schwellen gejchnitten, rem vor her zu veraccordiren. 

Vor ein ſchlechtes ſogenauntes Zierhelz an derzleichen Wagen 


Tit. IT. Kuüchenkaleſchenarbeit. 


Vor eine neue Kuͤchenkaleſche und was dazu gehoͤret, 24 bis 
25 Thlr. (beſſer vorher zu veraccordiren.) 
Vor ein neu Mad ⸗ 
Vor eine neue Vorderaxe, mit neuen Arm und Schemmei ⸗ 
Vor eine neue Lenkwiede ⸗ 

Wor eine neue Hinterwage ⸗ ⸗ 
Nor eine neue Vorderwage 

zor eine neue Hinterare mit Schemmet und Scheren ⸗ 
Vor eine neue Deiſtelſtange ⸗ ⸗ 
Vor einen neuen Ruukſchemmel mit zwey Armen 

Vor einen neuen Kaſten mit einem feſten Vorderſitz, 8 Thtr. 
Cbeſſer an veraccordiren.) 
Vor einen heuen Spriegel von Efchenpol; ⸗ 


Te IV. Holz und Suhrwagenarbeit. 


Nor ein nen Rad ⸗ 
Vor ein paar ſtarke Leitern, nach Proportion der Groͤſſe 2 2 Xhlr. bis 
Vor eine Vorderwagenare, Arme und Deiftelfiange, Schem⸗ 


Ver einen Oberleiterbaum ⸗ 


Nor einen AUnterleiterbaum ⸗ 


Ser eine ſtarke Leiterſchwinge ⸗ 
Vor eine neue Hinter⸗ oder Vorderaxe 
Vor eine nene Deübfelitange ⸗ 
Der ein paar nene Vorderarme einzuzieben 
Vor ein paar nee Wetterſcheit, Schale und Sammel 
Bor em nen Kreckſcheit ⸗ 
Der eine neue Kippe oder Daum ⸗ 
Vor ein nen Lenkwied von harten Holz ⸗ 
Vor ein ſtarkeg“ Wagenbolz 
Vor ein Orsibeit ⸗ 
Vor eine neue Liße ⸗ 


.Wor einen Runkſchemmel mit Kivpen ⸗ 


Vor einen Bogen Runkſchemmel ⸗ 


mel, Schaale, oder Wetterbrett und Kreckſcheit — 


Thle. 





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DN 


III ıllal-I ll 


ber. Riemer, Hufſchmiede und Wagner." 


69. Bor eine lange Kippe ._ Er 
70. or eine Speiche einzuziehen ⸗ | e 1 
71. Bor eine eingefchleifte Speiche ⸗ 9 | 
72. Bor eine Fälge einzuziehen  # 
73. Ein Axtſtiel ⸗ ⸗ ⸗ 
74. Ein- Hauenſtiel, Radehauenſtiel * ⸗ 
75. Ein Schauffelſtie⸗ a 
75. Ein Sparenfliel mit Handaff . 0 00 e 
77. Ein Rad nahmbogten +, 9 Zr 
Tit. V. Nachtrag. 
78. Ein groß Karngeftell. - s- 2hlr. 12Gr. bis 
79, Ein dergleichen Eleineres ⸗ 1 Thlr. 18 Gr. bis 
80. Ein Schuͤttkarn ». .0 08. 2Thlr. 12 Gr. bis 
gı. Ein neter Hinterpflug a 8383 
82. Ein Stellrieſte ⸗ 9» 
83. Ein Handriefter ⸗ ⸗ ⸗ 
84. Ein Kringel ⸗ ⸗ | ⸗ 
85. Ein Molchbrett ⸗ ⸗ 
86. Eine Geruͤſtſaͤule ⸗ 49 ⸗ 
87. Eine Lade ⸗ | ⸗ ⸗ 
88. Eine Zunge einſpaͤnnig ⸗ ⸗ ⸗ 
89. Eine Zunge zweyſpaͤnng ⸗ ⸗ 
90, Drey Spaten + | 
(Dieie einzelne Stücke, fo zum Dflus gebören, find desvegen | 
böber angefeget, weilen es mehrentheils Slickarbeit it, und der| 
Pflug allemal in etwas von einander genommen werden muß.) 
91. Eine Aiggebere, mit Efchenbalfen, gute Arbeit 9 
92, Ein dergleihen Schlitten + » ⸗ 18 bis 
93. Eine Pflugfchlaufe ⸗ ⸗ 
94. Ein Klappſcheit⸗ . 3 Sr. bis 
95. Zwey Pflugräder 8 ⸗ 6 Gr. bis 
96. Eine Tragberre ⸗ ⸗ 12 bis 
97. Eine Radeberre 0. 6, » 21 Gr. bis 
98. Ein Schiebefarnrad ⸗ ⸗ 7 bis! 
99. Ein Bichenftiel  -- o ⸗ 1 Gr, 6 Br bis 
100, Ein Artftiel W ⸗ 1Gr. 6Pf. bie 
101. Ein Schaufelſtiel ⸗ ⸗ ı Gr. bis 
102. ‚Ein Hanenftiel ⸗ ⸗ | 
103. Ein Schwengel zum Plumpbrynnen 9 8 bis 
104. Eine Schwengeltoden + ⸗ 8 bis 
105. Ein Hohzref ⸗ ⸗ ⸗8 bis 


Bedmanns Geſetze 11, Theil, Ä Gg 


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234 20. Das Indigenatredt 


20, 
Dad Andigenatrecht, wodurch der Zugang zu 


Hemtern in den Königlichen Staaten den eingebohrenen 
Unterthanen, oder denen, Die ihnen gleih zu achten find, allein 
vorbehalten wird. Gegeben auf dem Schlofle Ehriftiansburg . 

Den ısten Januar 1776, 





We Chriſtian der Siebende, von Gottes Gnaden Koͤnig zu Daͤnne⸗ 
mark, Norwegen ꝛc. ꝛc. thun Fund hiemit, daß es ſchon lange Unſer Euse 
ſchluß geweſen, durch ein Grundgeſetz unter gewiſſen und noͤthigen ausdrücklichen Ein⸗ 
ſchrankungen feſtzuſtellen, daß alle Aewter in Unſeren Staaten, es mögen Hofe Geiſtliche⸗ 
Eivils oder Militairaͤmter, von groſſer oder geringer Wichtigkeit ſeyn, an ſonſt meman⸗ 
den, als eingebohrne Landeskinder und die ihnen gleich zu achten ſeyn moͤgten, vergeben 
werden koͤnnen und ſollen. Die Billigkeit ſelbſt will, daß des Landes Dienft die Kind 
des Landes nähre und die Vorrheile im Staate den Bürgern deffelben zu Theil werben, 
Die Erfahrung aller Zeiten pat auch gelehret, daß es in einem fande, wo für die Ergies 
hung der Jugend Sorge getragen wird, nie an tüchtigen Leuten fehle, wenn der Regent 
fie ſuchet. Wir Pdnnen auch biebey mit Vergnügen an die Gefchichte Unſers Baterlan⸗ 
des zurüchdenfen, weil fie aus allen Ständen Männer aufweifen kann, die dem Laude 
gediener, Ehre gemacht und es gertttet, und mit der edeliten Entſchloſſenbeit ſich, m 
ihrem unglerblichen Nachruhm, für die Könige, Unfere Vorfahren, um ihr Regiment gu 
verberrlichen oder zu befeftigen , aufgeopfert haben, Um deswillen haben auch die Koͤgge⸗ 
ibe Volk zärtlich gelicber, und dagegen von ihrer zutrauensvollen Liebe die ſtaͤrkſte Bewciſ 
ehabt, die Sie ſtets in Bereitſchaft gefunden, wenn diefelbe am nothwendigften und 

—* am gefaͤhrlichſten geweſen. 















Alte dieſe Betrachtungen haben ben Uns den Vorſatz gewuͤrket ımd wu 
durch eine feyerliche und unverdnderlihe Anordnung die Aemter des $andes den Kinberu 
deſſelben am verſichern. Denn obgleich der Staat Auswärtige gehabt und Wir eunedh 
Auswärtige in Dienſten haben, die mit einem räßmlichen Eifer Uns und dem Setaate ges 
dienet haben, und noch diefe Stunde zu Unjerer volllommenen Zufriedenheit dienen; -® 
Pannen Wir Uns doch nicht entbrechen, dem Geſetze der Billigfeit, der liebe und LER 
des Gewiſſens zu folgen, wenn Mir nunmehr, nachdem Wir zur Tuͤchtigkeit Unfente 
eigenen Jugend gute Anttalten gemachet und noch ferner zu machen Uns vorgefeher babe, 
im einer ſo landesvaͤterlichen Abjicht gebieten und befchlen: W 


in’den Danifhen Staaten. 238 
| . | . 

Es fol, von dem Tage diefes Geſetzes an, für eine nothwendige Eigenfchaft, um 
in Unferen Königreichen und fanden Aemter und Bedienungen, wie fie Namen haben 
mögen, es fen bey Hofe, oder in dem Geiftlichen; Eivils und Militairftande, zu erhalten, 
- geachtet werden, daß die zu befördernde Perfon in Unferen Staaten, oder von folchen 
dafelbft gebürtigen Unterthanen, die fich auf Reifen oder um Unſers Dienftes willen aufs 
ferbalb Landes aufhalten mögten, gebohren ſey. Zu dem Ende follen Uinfere fämtliche 
Collegien, odes wer bey Uns wegen Befegung einigen Amts oder Dienftes Vorftellung 
thut, gleichwie auch fonft ein jeder, dem das Ernennungsrecht in Anfehung einiger Be⸗ 
dienung im Staate zuftebt, bey Unferer Ungnade genau darauf Acht haben, feine andere 
als Dänen, Norweger, Holfteiner; oder die ihnen gleichzuachten find, vorzufchlagen ; 
und in allen Vocationen, Briefen und Beſtallungen foll ausdrücklich angeführee werden, 
daß der Impetrant die Eigenfchaften habe, die in diefer Unſerer unveränderlichen Anord⸗ 
nung feftgefeger jind. Ä | 

2. | 

Den Eingebohrnen follen gleichgeachtet-werden alle diejenige, die am often 
Januar 1776 bereits in Unſeren und des Staats wuͤrklichen Aemtern und Dienften ftehen, 
obſchon fie in Unſeren Landen nicht gebohren find, 

2. ; 

Den Eingebohrnen follen ferner gleichgeachtet und angefehen werden alle Auss 
länder von Geburt, die Landgüter oder andere Immobilien, wenigftens Dreißigtaufend 
Meichsthaler werch, es ſeyn vollftändige Freyguͤter in Daͤnnemark, Eifens oder andere 
Werke und Befigehümer in Norwegen, Landgüter in Holftein, oder Plantagen auf Uns 
feren weſtindiſchen Eylanden, eigenthuͤmlich innehaben, oder nad) dieſem durch Erbfchaft, 
Heirath, Kauf oder auf andere rechtmaͤßige Weife zu eigen überfommen, oder die Häufer 
oder Sabrifen, mwenigitens Zehntaufend Reichsthaler werth, in Unferen däniichen, nor⸗ 
‚wegifhen und bolfteinifchen. Städten, oder auch Manufafturen und Fabriken auf dem 
Lande, wo dergleichen fich befinden und zugelaflen werden, erwerben und an fich bringen; 
doch daß diefe Eigenthuͤmer mit rechtsguͤltigen Beweisthuͤmern Plärlich darchun, daß die 
Befißungen ihnen jelbft, bis auf obbeftimmte Summe, zuftändig find. . 


Ä 4 
Den Eingebobrnen follen weiter gleichgeachtet werden die Fremde, die fi in Une 
feren fanden niederlaffen und dafelbft verbleiben, und mit Flaren und gültigen Beweisthuͤ⸗ 
mern vor Augen legen, daß fie in Unferen Handlungscompagnien, oder’ fonft in der 
8 Unferer Königreihe Zwanzigtaufend Reichsthaler zu eigen befigen und ſtehen 
aben, 

5. 

Den Eingeboßrnen follen endlich gleichgeachtet werden: 
a) Die Lehrer, die von fremden Orten nach Unferer Univerfitdt Kiel, nach der St. 


Petrikirche zu Kopenhagen, zu der Mißion in Tranquebar, oder auch zu den 
in Unſeren Staaten befindlichen sofort Gemeinen berufen werden; wie * 


g2 | 


236 20. Das AIndigenatredt. 


b) Die ausmärtige Zabricanten, Künfkter und Meifter, die zu einem und andern 
neuen Werke oder Einrichtung in Unſeren Staaten vonnöthen fegn mögten. > 


e) Mit den Werbungen bleibt es auf dem bisherigen Fuße, und die Unteroffisiere 
und Soldaten, die fih durch Tapferkeit in Unferen Dienften auszeichnen, zu 
belohnen, behalten Wir Uns vor, z ” 

6. . ! 
Alle Auswärtige, die, nach vorſtehendem zweyten, dritten, vierten und fünften 

Artikel, den Eingebohrnen gleichgeachter und angefehen werden follen, und nun in Uns 

feren fanden oder in Unſeren Dieniten find, muͤſſen innerhalb Jahreofriſt, von der Be⸗ 

Fanntmachung dieſer Anordnung an zu rechnen, bey Unſerer Dinifchen Canzley mit ihrem 

allerunterthaͤnigſten Anſuchen um Ertheilung eines Naturaliſationsbriefes, fo weit fie damit 

nicht bereits verſehen find, einfonmen, welcher dann auch für fie gratis auszufertigen iſt. 

Alle diejenige, die diefes niche in Acht nehmen und erfüllen, werden von Uns unveränbers 

fich als folche anzuſehen feyn, die fich von dem Zugange zu Aemtern, den Wir ihnen zus 

gedacht harten, ſelbſt ausgejchloffen haben. | | 


T 
Die Auswärtige,’ die nad) diefem in Unfere Sande fommen, und nad | 
bung des zweyten, dritten, vierten und fünften Articfels, gleicher Rechte niit den Einges 
bohrneun fähig find, haben, gegen Eutrichtung der gemöhnlichen Abgaben, einen Nase 
ralijationebrief auszuwürfen, bevor fie gemärtig ſeyn koͤnnen, daß ihnen, den Einge⸗ 
bohrnen gleich, der Weg zu Aemtern offen ſey. 


. 8. 

In Anſehnng Unferer Bagen ſowohl, als der Eadetten bey denen beyden Miñß⸗ 
tgiretaten, wollen Wir und feßen hiedurch ausdrücklich feft, daß fein Knabe, als der für 
eingebehren geachtee werden fann, dazu angenommen werden folle und möge. Wobey 
Wir vollfommen verfichere find, daß Unſer Königliches Haus zu allen Zeiten mit feinem, 
Pagen derfelten unverdnderlichen Regel unverbrüchli folgen, und fi überhaupe zu 
einem angenehmen Geſetze machen werde, feine Perfonen beyderlen Gefchledhts im Dienſte 
des Hofes zu gebrauchen, als die eingebohren find oder dafür gehalten werden koͤnnen. 
Wie Wir dann auch von nun an alle Etitter und Klöfter in Iinferen Staaten einig und 
allein Frauen und Jungfrauen aus den Eingebohrnen des Landes oder denen, die beufele _ 
ben gleichgeachtet werden, vorbehalten haben wollen. 


9. 

Alle Auswärtige, die nicht, nach vorherſtehendem zweyten, dritten, vierten mb 
fünften Artikel, den Eingebohrnen gleich, zur Beförderung und zu Aemtern berechtiget 
gehalten werden koͤnnen oder follen, haben doch, fowol als diefe, vollfommene Freyheit, 
in Unferen Königreichen und fanden zu wohnen, und fih in alle die Wege, bie Unfere 
Geſetze und Verordnungen zulaffen und bisher zugelaffen haben, zu ernähren, follen auch 
daſelbſt allen Schuß und Achtung genießen, die ein jeder von einer chriftlichen und mils 

deu 





— 


in den Daͤniſchen Staaten: 47 
den Regierung nach ſeinem Stande erwarten kann; gleichwie auch ihre im Lande gebohrne 
Kinder, wenn ſie in Unſeren Staaten verbleiben, insgeſamt fuͤr Eingebohrne vollkommen 
geachtet und angeſehen werden ſollen. So ſchließet auch dieſe Unſere Anordnung nieman⸗ 
den in feine Zunft oder Innung davon aus, nach feiner Ordnung Aeltermann oder Vor⸗ 
fteber der Zunft‘ zu werden, oder zu andern Stellen dieſer Art zu gelangen, " 

, u re or | N J 


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10. 

Da dieſer Unſer hiedurch zu erkennen gegebene Wille und Anordnung in der un⸗ 
wandelbaren Gerechtigkeit und in dem natürlichen Bande, das, die Erb⸗ und ſouveraine 
Könige dieſes Reichs mit Ihrem Volke verbindet, gegruͤndet iſt; fo find Wir uͤberzeuget, 
daß die kuͤnftige Regenten ſtets derſelben Art zu denken folgen werden, und daher erklaͤren 
Wir dieſe Unſere Anordnung für ein unveraͤnderſiches und underbrücdhlides Geſetz des 
Meichs, welches Wir als. König und Vater, allen Unſeren eigenen Deftendenten heilig 
zu beobachten und niemals davon abzumweichen auflegen; es mögte dann ein ſolcher hoͤchſt⸗ 
beträchtlicher und für den ganzen Staar Befonders wichtiger einzelner Tall, den alle menſch⸗ 
liche Vorſichtigkeit nicht vorausfehen kann, eintreffen, der eine Ausnahme in dieſem 
Örundgefege unumgänglich nothwendig machte; welches jedoch. in folchem Falle nie zur 
Folge gezogen werden, oder die Kraft und ftetsmährende Wirkung diefer Anordnung 
fhrmächen {of | oh DEE 


Aus derfelben Vorforge für Unfer angeftammtes Volk und um baffelbe ben dem 
natuͤrlichen Rechte zu handhaben, das Wir durch diefes Unfer Gefeg haben feftftellen wol⸗ 
len, haben Wir Unfern wertheften und einzigen Bruder, des Erbprinzen Königl. Hoheis 
erficchet, für Sid) und Seine Deftendenten eine Berficherungsacte dahin auszuftellen, daß, 
falls die Erbfolge dermaleinft nach Gottes Willen an die andere Linie in Unferm Haufe 
kommen füllte, diefes natürliche. und billige Geſetz alsdann eben fowol ein Grundgeſetz 
feyn und bleiben ſolle. Welche Acte auch Unſer geliebter Herr ‘Bruder mit dem größten 
Dergnügen unter heutigem Daro ausgeftellet und zur Aufbewahrung in Unfer Archiv ges 
fande hat; gleichwie Wir auch wollen, daß zwey von Uns Selbft unterzeichnete gleichlaus 
tende Driginalien diefes Gefeßes bey dem Königsgefege aufgehoben werden follen. 


Gebieten und befehlen demnach Unferen Collegien und denen, die in obenſtehen⸗ 
dem erften Articfel genannt find, oder darunter verftanden werben, über bie Beobachtung 
diefes Geſetzes genau zu wachen und fich für die Uebertretung deflelben forgfältig zu hüten. 
Urkundlich unter Unferm Königlichen Handzeichen und vorgedruckten Inſiegel. Gege⸗ 
ben auf Unferer Königlichen Nefidenz Chriftiansburg zu Kopenhagen, den sten Januar 
Anno 1776. | W 


(8) Chriſtian R. - — 

” A. P. v. Bernſtorff·. 
€. 8. Stream, €. 8. Sqhat 

693. gr, Cie 


⸗ N " 


238 21. Schlefifhe Verordnung 


21, 


Circulare wegen Einführung der einfchürigen 
Schafe in Schlefien, vom Jahr 1766. 


ı) An ſaͤmtliche Landraͤthe. 


Sriedrich, König ꝛc. ic. 


nfern ıc. Da eines Theile in denen eingehenden Berichten noch innmer über den 
geringen Preis und den wenigen Abgang der Wolle geflaget wird, andern Theile 
aber die tägliche Erfahrung giebet, was für anfehnliche Summen für die zu vielen Fabri⸗ 
quen erforderliche einjchärige Wolle, auffer Landes gefande werden müflen; fo ift diefes 
ein offenbarer Beweis, wie wenig die Schlefiichen Landwirtbe anf ihren eigenen Vortheil 
bedacht find, und diejenigen Mittel ergreifen, wodurch fie die mehrere Abnahme i 
Wolle befördern Finnen, welches durch die Erzielung mehrerer einſchuͤrigen Wolle im Lande 
am zuverläßigften zu effectuiren; und um fo nöthiger, als dergleichen Fabriquen, welche 
einfchürige Wolle verarbeiten, nach dem Frieden immer mehr angeleget worden und nodp 
eäglich vermehrer werden. " 


Es wird euch dahero anbefoßlen, nach Vorfchrift des publicirten Tuchreglements 
vom 1oten Mir; a. pr. denen Sandftänden und Landwirthen ernfllich einzufchärfen, bey 
ihrer Shahugt ſolche Veranftaftung zu machen, dag mit Abfegung des zehnten Theile 
der Laͤmmer ein Grund zur Erzielung der einjchürigen Wolle gemacht und fie in Staud 

efeßt werden, ſowohl eins als ‚weyſchuͤrige Wolle an die Wollarbeiter verfaufen zu koͤnnen 
& nebefonbere aber haber ihr eure Attention dahin zu richten, daß die Stifter und Mär 
fter, denen ihnen auferlegten Eonditionen gemäß, jährlich den zehnten Theil der Laͤmmer 
zu einfchürigen Schafen erzeugen. Diejenige Sandräche, welde in ihren Creißen dieſe 
gemeinnüßige Sache zu befördern und zur Ausführung zu bringen fid) bemühen, werben 
fich dadurch als patriotiſch gefinnet hervorehun, und bey den Publico Ruhm und Dark 
verdienen; wofern aber ſolches von einigen nicht gefchiehet, werden Wir ber 
Vilipendenz der darunter insendirenden Landesverbeflerungen an denenfelben nicht ungenpes 
Det laflen. 


2) An fämtlihe Steuerräthe, 
Triedrich, König ꝛc. ꝛc. 


ler ꝛc. Aus der copenlichen Beylage werdet ihr mit mehrern erfehn, mas wegen 
Erzielung der einfchürigen Wolle dato an fämtliche Landraͤthe erlaffen worden, und 
befehlen Wir euch zugleich in Gnaden, allen Fleiß anzuwenden, daß das verordnete im 


. wegen ber einfhürigen Schafe i 239 


Abſicht des jährlichen abzufegenden zehnten Theils der Laͤmmer zur einfchürigen Wolle von 
den Pächtern der Cämmereygüger eurer Inſpection ohnfehlbar ebenfalls befalget werde, 
fonften Wir Uns an euch vesbalb. Hasen werden, Sind x, Ps 


35) An fämtlide Beamten. 


De eines Theils ꝛe. pergatur wie an die Landraͤthe ugque ad verba vermehret 
werden.. Es wird dahero dem Beamten zu N, aubeſohien, der tum obliegenden 
cohfractmäßigen Verpflichtung gehörig nachzufommen, und mit Abfegung des Horgefchrie® 
benen zehnten Theils der Lämmer einen Grund zu Erzielung der einfchüriger Wolle je 
legen, um dadurch auch in Stand gefegt zu werden, fowohl eins als zwenfchürige Wolle 
an-die Wollarbeiter verkaufen zu können. en 





22. 


Koͤniglich⸗Preußiſches Reglement zur beſſern 
Einrichtung des Bleichweſens ih Schleſien und der Grafſchaft 
Glatz. Publicatum per Circulare d. d. Glogau den 27flen Marz 
und Breslau den agften May 1766. 





0 Re EB 7 EEE se 
Stieberih, Koͤnig cc c. “ 


U . Nachdem verfchiedene Beſchwerden geführer, auch foren angemerfer 
worden, daß zum Nachtheil Bed Commercii, und infonderheit der in Schlefien ımb 
der Srafichaft Glatz befindlichen feinenfabriquen,, fih bey dem Bleichweſen zeithero einige 
Mängel und Mißbräuche eingefchlichen, wodurch gedachte Fabriquen in Abfall und Vers 
derben gerathen koͤnnten; die Wohlfahrt des Landes aber vorzuͤglich erfordert, daß dieſe 
anſehnliche und beruͤhmte Branche des Schleſiſchen Tomniercit nicht nur in beſtaͤndigem 
Flor erhaͤlten, ſoͤndern auch auf alle ernſtliche Weiſe unterſtuͤtzet, vetbeſſert nnd erwelten 
werde; als haben Seine Koͤnigl. Majeſtaͤt in Preuſſen de. Unſer ;allerghiädigfter Herd, 
aus der eifrigſten Sorgfalt für das Beſte und Aufnebmen beſagter Provinzen, für noͤchi 
und heilſam befunden; eine den Umftänden gemaͤſſe Vorſchrift, weichergeſtalt alle bishe⸗ 
rige Unvollkommenheiten und Mißbraͤuche abgeſchaffet, und die Bleichverfaſſungen auf 
einen beſſern Fuß geſetzet werben ſollen, abfaſſen zu laſſen, weshalb Sie nachfiehendes 
Reglement vollzogen; und ſolches zu ynblleiren allergnaͤdigſt beſohlen. “ Wie 


240 22. Preußiſches Neglement 


J. 

Wie nun bey einer jeden Kunſt und Handthierung, welche von einem wahren 
Muhen und gi: tlidyen Erfolg begleitet werden ſoll, voraus geſetzet wird, daß der Werk⸗ 
meiſter ſein Werk aus dem Grunde verſtehen, und bey einem regelmäßigen Verhalten 
feinen Unt ruchmmmngen volllonmen gewachſen ſeyn muͤſſe; alſo wird auch bey dem Bleich⸗ 
weſen vo. "In Dingen erfordert, daß cin jeder Bleichmeiſter ſolches in allen Umitäuden, 
die nur dabey vorkommen koͤnnen, auf das gründlichie verfiehe, uud daben von eier 
guten und ordentlichen Aufführung fen, wenn anders Lie Intention erreichet, ‚die Man⸗ 
gel abgeſtellet, und. die Bleichverfaffungen zu mehrerer Vollkommenheit gebracht wers 
Ben ſollen. | " 


IL 


Die Geſchicklichkeit und gute Aufführung der Bleichmeiſter, welche bermalen dem 
Schleſiſchen und Glatziſchen Bleichen vorftehen, muß in aller Betrachtung der Kaufe 
manuſchaft durch die ſicherſten Nachrichten und Proben dergeſtalt befanne fen, daß niche 
zu befürchten ſtehe, als koͤnne jemand von einem ungefchickten und liederlichen Bleicher 
unwiſſend in Schaden gejegt werden, 


IL 


Damit aber das Publicum gefichert fen, daß fünftig die Bleichen nicht anders, 
als mie lauter ordemlichen und geichichten Bleichmeiftern bejeget werden; fo wird bier 
ausdrücklich verordner, daß niemand cher als cin Bleichmeiſter in einer Bleiche augeusin 

ten werden fol, bevor er fich nicht mit richtigen Atteſtaten, ſowohl in Anfehung feines 
eſchicklichkeit, als Auffuͤhrung hinlaͤnglich legitimiret. u 
IV. - 

Zu diefem Ende wird feftgefeget, daß diejenigen Bleicher, welche Dieifter werben 
wollen, ſowohl von den Bleichmeiſtern, bey welchen fie geleruet, als auch von denenjeni⸗ 
gen, ben welchen fie in der Folge in Arbeit geftanden , gute Atteſtate berbeyichaffen müſſen, 
daft fie das Bleichweſen volltommen begriffen, und to ihrer Arbeit un Auf. übrang 
ordentlich und gut befunden worden. Solche Zeugniſſe haben gedachte Meiſter ſelbſt zu 
oder dreyen wohlbekannten gejchichten und tuͤchtigen Bleichmeiſtern einzubdndigen, 
lektere darauf die fich zu neuen Meiflern angegebene Bleicher in allen Stuͤcken des Blei 
weſens eraminiren muͤſſen. 









V. 


Damit aber jedermann willen moͤge, bey welchen Meitern er ſich um das Erumen 
zu melden babe, und welchen vorgedachte Atteſtate eingehändiget werden mülfen 5 ſo he 
die Kaufinannichaft in jeder Handeloſtadt, dir mit den Leinwand⸗ und Schleyerfabriques 
beſchaitiget iſt und ſich der Bleichen bedienen, zween oder drenen der beiten und gefchöches 
Ren Leinwandbleicher als Faaminarores zu ernennen, und ſolche in allen Bleichen, Bey 
der Stadt und auf dem ande, mie welchen ſie ın Connerion ſtehet, bekannt zu menchen, 
In Auſchuug der Garnbicuber malen ſaͤmtliche Verleger der Bleiche zwey der geſchickte 
Men Varndleicher und einen Verleger benennen, welche das Eranıcn verrichten u 
VL Weis 







en 


wegen. der Shlefifhen Bleichen. S4E _ 
ten | VL 2.0 thin . 
Wenn nun diefe Examinatores die $. 4. verordnete Teftimonia erhaltet, und hie‘ 
fih angegebene Bleicher m dem Examine ſeibſt geſchickt und gut beſunden haben; ſo erthei⸗ 
fen fie darüber gleichfalls ein gewiſſenhaftes Zeugniß, und einer von ihnen reicher folches 
ſamt vorgedachten Arteftatis den Xelteiten der Kaufmannfchaft ad aflervandum ein, und 
wenn-daben nichts auszuſetzen ift, fo koͤnnen gedachte Bleicher als Meifter: angenommen 
werden. „ Wenn der.fich angegebene Garnbleicher in dem Examine beftanden, fo ertheilen 
die Examinatores ‚darüber das Zeugniß, welches dem Werleger und Eigenrhämer dep 
Bleiche eingehändiger wird, und wenn dieſe dawider nichts einzuwenden haben, fo übers 
geben fie. diefes den Landrarh.des Ereißes, oder wenn bie Bleichr unter.der Jurisdiction 
der Stadt ſtehet, dem Magiftrar dafelbft, welcher. alsbenn nach Befinden ‚unter dem 
Zeugniß das Approbatorium hinſetzet, worauf denn der Bleicher zum Meifter angenoms 
men werden kann. 0 
2° Weiten aber alle dieſe Pregauriones nur vergeblich ſeyn wuͤrden, wenn nicht bej 
Ertheilung det vorgeſchriebenen Atteſtate die groͤßte Redlichkeit und Accurateſſe bedbachtet 
werden ſollte; fo wird, fänitlichen Wleichmeiltern, "nd infonderheit Den Examinarsribuf 
bey der nachdruͤcklichſten Strafe und Erſetzung alfes Schadens auf das ernſtlichſte anbeif 
fohlen, keine aridere als gewilfenfafte und ſolche Zeugniffe, die mit der Wahrheit volls 
kommen überelüftinmen, von fich zu geben, mie denn! auch den Kaufmannsälteften, ins 
gleichem den Eigenthuͤmern and Werlegern der Bleichen freygeſtellet wird, daß, wenn 
ich wegen der producirten Zeugniſſe wider Vermuthen ein gegtuͤndetes Bedenken äuffertt' 
be. een zwentet Examen und Atteſt von andern zu beneſinenden Bteichiheiftern vers 
augen koͤnnen?“ N ... BEE et _ au SR Er .t —_,. 
Dafern es fich aber treffen mögte, daß ein und der andere, befonders aus frems 
den: Sanden bereingefonmiener Bleicher, die F. 4. gedachte. Atteftate nicht beybringen 
Löunte, ſich auch wegen, des verordneten Examinis Schwierigkeiten aͤuſſerten; ſo muß in 
dem Fall. von dem Eigeuthuͤmer oder Verleger der Bleiche, bey welcher ‚der Bleiches, 
zum Meißer angefteller werden ſoll, hiervon: bey dem Laudrath des Creißes, oder, wann, 
die Bleiche zur Staat gehoͤret, bey Hem.dortigen Magiſtrat Arzeige geſchehen, welche fos. 
dann an die Kriegese und Domaiuencammer des Departements Bericht eritattet, und - 
wegen ber fehlenden Atteſten und des unterbliebenen Examinis »Difpenfation ſuchen muͤſſen. 


in 


Vnl. DE a BB Zur Zn BE 5 


Balls ein Wleichmeifter mit Tode abgehet, und deffen hinterlaffene Wittib das 
Bleichweſen fortzufegen wiſſens ſeyn moͤgte; ſo felkihr'ziodt folthes, wie bisher Kfcheben, 
ferner verſtattet werden, jedoch bloß unter dieſer Bedinging, daß ſlie einen tuͤchtigen ſoge⸗ 
nannten Meiſterknecht engagiren und halten muß, welcher vorhero von. den beſtellten Exa- 
minatoribus eraminiset worden; tie denn bey einem ſolchen Meiſterknecht alles dasjenige, 
was megen der neuangeſotzten Bleichmeiſter in vorſtehenden $. $,.verorderen iſt, auf das 
genaueſte befolgete werden muß. rn Yo a rd Node. vn 
2: Weilres beh den Garnbleichen Tediglich darauf ankommt, wie es ber. Eigeusfnkner 
ud isst boiamunkle: ſo bicbt. vs Aunfelben uͤberlaſſeci. chᷣſẽr dieu iikitiunceinifätuhe 

Beckmanns Geſetze II. Theil. H6 ren 


vd 


R 





348 22. Preußiſches Neglement - : 


ren und einen Meiſterknecht feßen faffen, odet Aber einen neuen Meifter annehmen wollen, 
es wäre. denn, daß die Bleiche denen Verſtorbenen eigenthuͤnlich gehöret; da ig denn Die 
Wittwe mit dem Perleger daruͤber ſehen und, einen Meiſterkuecht nach der Vorichrifs, ge 
nehmen muß. . a .. 21 

IX. at 


Wenn nun anf diefe Weiſe die befte Ordnung in Anfehung der. Bleichmeiſter -wige 
ver hergeſtellet wird; jo iſt auch boͤchſt noͤthig, daß fulches wegen des Blei 
glelchfalls neichebe 5. dahero ‚fein Bleichmeiſter ich unterfichrn muß, einen bey einen ame 
Bern Meiſter in. Dieuſten lebenden Bleichknecht durch Anerbietung eines hoͤhern Lea 
auszunuethen, ben einer Strafe von funf Reichſsthalern, wovon die eine Haͤlfte deu: Den 
miuciauten, und die andere der Armencaſſe des. Orts zugejprochen werden folk, * 
X. u el PP un | 
Damit es aber den Dleichmeiftern zit feiner Zeit an dem bensthigten Geſinde feßs 
Ion. moͤge; Jo mird, zwar, bey arbitrairer, jedoch ernitlicher Beſtrafung feftgefahrn, ‚daß die 
leichknechte, Jungen und Maͤgbe, welche ſich bey den Bleihmeitern auf ine gemifie 
Arc ſuͤr ein accordirtes Sohn veriierhen, ſo fange, als fie fh) engagiret Imd_ die, Bläcı 
meilter ihnen für das anfänglich ansgemachee Lohn, Arbeit geben önnen‘, bey Denielben 
ordentlich aushalten und fo wenig davon laufen, als bey andern Meiftern in gez 
ben mürfen, Und wie felbige ſchuldig und verbunden find, fich sur Zeit: der Arbeit 
uch inſonderbeit des Momags früh bey den Meiſtern richtig einzufinden; F fen 
di wicht, unterſtehen, ſich ſelbſten Feyertage au machen, Ba —** ze 
“..:8en. den Garunbleichtn moͤſſen die Bleicher das Geñnde micht,, ‚atie biabero, anf 
eine unbeſtimmte, ſondern auf eine gewiſſe feitgejegte Zeit mischen, welche: das Seſinia 
oahuſeblbar aushalten muß. nz F — 
Du auch bey ˖ den Garnbleichern der Mißbranch eingeriſſen, daß fie deu: 
Ben ihrer Annebinmg zuweilen drey, vier bis fünf Rthlr. auf ihre Lohn vorausgeblen, 
durch vo aber geſcheben, daß einige von dieſem Geſinde fih an mehrern Orten versieriuf 
von ander auch Geld genommen, nachhero aber ſich in weit davon entlegenen Geuiabiil 
vermicthet, und dadurch die vorigen dabin gebracht, daß fie ohne Geſinde geblieben: 
ve 


217 










Ss 


wird den Bleichern ſolches hiermir ben harter Strafe verboten, und int inefänft 
Geſinde nicht mehr, als der gewoͤbnliche Wirchsgroichen zu reichen, um ihnen | 
die Gelegenheit zu dieſer Betruͤgerey zu beuehmen. 
a — M. —7 
Wogegen, wann die Arbeit und beſtimmt geweſene Zeit vorbey iit, ſeibägec5 
— Abzuge, den Policedverjaſſingen gemaͤß, die Zeugniſſe des Verhaltens und a: 
cdapang zu ertheilen find; inmunfen je wenig das Bleichgeſinde ich fünftig chue bengiein 
Dean Zeugniſſe anderweitig vermieihen darf, als die Bleichmeiſter ſolches chne Diefeihem 
auuhunn Siıero,.. Folls biecumter sonteaveniret werben ſollte, je haben Obriefgiens male 
Herrſedaſten den Klagenden au Eruſt zu aftſtiren, und weder bie IeaBER: Bi 
Beilrageng dracıbaleıu veranlaſſen, das das Geſnde mir Srodarteit belcger werte, un 
der Blacher jedesınal cicien Kıhls, zum Armencaffe des Orts erlegen mue. * 





⸗ 











* 


wegen:der Schleſtſchen, Bleichen. 243 


auch kein Bleichmeiſter dem Geſinde das Zeugniß der Erlaſſung verſagen, wenn es bey 
ihm nicht laͤnger bleiben will, und ſtehet in dem Falle einem jeden Dienſtboten ſrey, ſich 
durch die Obrigkeit des Orts 1 Dec. Mu verfchaffen. 


"x 


Da es u jum groͤßten Roechthen des Comimergi und der Seinwwandbleichen 
ſelbſt gereicher, wenn Ausländer als 'Bleichgefinde angenommen und in den einländifchen 
geinwandbleichen unterhalten werden; fo wird ausdrücklich und bey fchwerer Verantwor⸗ 
tung anbefohlen, daß das Bleichgeſinde nur allein aus den Landeseinwohnern genommen 
werden fol, und fein Bleichmeiſter fich unterfiehen muß, dazu Ausländer. zu engagiren 
oder wuͤrklich zu halten. Ben den Garnbleichen hingegen ftebet es jedem Bleichmeiſter 
frey, wie bishero, auch ferner ſowohi Ausländer als Einländer anzunehmen. 


XII, 


Es verfichet fi ch aber hierbey von ſelbſt, daß, wenn ein Bleichmeiſtern unter den 
angenommenen Bleicharbeitern unttenes und liederliches Geſinde antreffen ſollte, ihm 
frey und unbenommen bleibe, ſolches zu aller Zeit und nach eigenem Gefallen wieder, 
fortzuſchiken. 

* | "or XIV: 


Woas min die Bearfeitung der Waare in ber Bleiche und auf den Bleicholanen 
ch betrift, fo ift es zwar freylich oßne Zweifel, daß ein gefchickter Bleicher, der fein 
Metier gründlid) erlernet hat, folhe fehon vollfommen verfteben, und alles, was vom 
Anfange bis zum Ende dabey in Acht zu nehinen, hinlaͤnglich wiffen müffe, auch ein jeder 
Bleichmeiſter allen Schaden, den-er burch feine oder durch feines Geſindes VNachlaßigkeit, 
Verwahrloſung und Schuld verurſachet, zu tragen und zu erſetzen ſchuldig fe. 


Damit aber allen‘ eingefchlichenen Mängeln und Diisbräugen deftomehr vorge⸗ 
beuget werden moͤge; ſo wird 


XV. 


Ausdruͤcklich verordnet; daß ein jeder Blicher gehalten ſey, nach Empfang der 
Waare von dem Kaufmann, ſolche ſogleich aufzunehmen oder aufzuterkeln, genau zu.uns. 
terfuchen und bald einzumeichen, 


Bey den Garnbleichen hingegen, und da ein Bleicher mehrentheils die Garne 
nicht auf einmal, ſondern nach und nach empfängt, muß der Vleicher die erhaltene Garne 
fogleich an einem trockenen Orte, wo feine Moderung zu befürchten, aufleben, und biers 
nächft wohl beurtheilen, daß fetbige in der’ Einweihung nicht u fange liegen bleiben, 
ferner, daß die Garne Bey dem Wechen A ſo Ange ne i im 1. Zruhſe liegen Be mit 
Laugenwaſſer uͤberſchwemmen... 


* 
H 


xvi 


| Wenn fih nun unter der Waare emige fchadhäfte Stuͤcke grfüßen: Akten, wel⸗ 
ches ſehr leicht zu erkennen iſt; fo muß der Bleicher ſolche nach dem Empfang binnen zehen 
Tagen, dem Kaufmann zurückbringen, . (ale welche Zeit wegen der. vielen. Widerſpruͤche 
von Seiten der Bleicher noch vop.der. Hoend no gard den mir; wiewohl ſelbige ja hr 


or 


s 


24 22. Preußiſches Neglemente 


fünf bis ſechs Tagen zuverlaͤßig wiſſen fönnen, ob die Waare ſchadhaft fen oder Hier 
thut der Bleicher folches in den nachgelaffenen zehen Tagen nie, fo file die Schuld 
wegen des Schadens , der fich nach der Zeit findet, ihm zur Laſt, fo, daß er verbunden: 
ift, folchen zu erießen. Bey den Garnbleichen fann der Bleiher in vierzehen Tagen 
willen, ob das Garn fchadhaft fen oder nicht, dahero er nach diefer Zeit die Defchaflens 
heit deffelben dem Eigenthuͤmer anzeigen muß. . 


XVII. 


Muͤſſen die Bleicher nur ſo viele Waaren uͤbernehmen, als ſie in ihren Buͤtten 
und mit den dazu habenden erforderlichen Leuten Tag vor Tag recht bearbeiten koͤmmen, 
auch alle zum Bleichen nörhige Materialien darauf verwenden, 57272 


XVIII. 

Dahero denn auch feine Bleichtruͤbſe oder Buͤtten groͤſſer, ale zu 3 bis 4100 Shes 

den Waare verftartet werden muͤſſen, weilen fonften, oder ben den fogenannten doppelten. 
Zrübfen mit zween Keffeln, nach eigenem Geftändnig der Bleicher, die Waaren nicht 
bebörig durchgearbeitet werden können, u 7 


Bey den Garnbleichen muͤſſen die Buͤtten nicht groͤſſer, als bey den 
ackgarnen auf zwanzig, und bey den feineſten auf dreißig Schock eingerichtet. und vers 
atter werden, weil das Garn fonft nicht gut bearbeitet werden faun, or 





— 4 


.».m . 
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er. de 


XIX. —— 

1.7 4 

Wie an einigen Orten darüber geflaget wird, daß etliche -Dleicher eiye Duaweisdp 
Waare, wozu drey Buͤtten erforderlich find, oͤſters in einer bearbeiten, und 

vermögende Bleicher, die bey den Kaufleuten in vielen Glauben ftehen, die Gepo 
haben, daß fie die Bürten zweymal voll nehmen und die Waaren wechfelweife bear 

fo da cin Theil davon fich nur auf den Plänen, der andere aber anf den Boden befli 

durch diejen Mißbrauch aber der Waare Schaden zugefüget und daben verurfacher wird, 

daß ſolche langfamer fertig und weiß werden fann ; fo wird felbiges hierdurch ausdrüdtich 

den Leinwandbleichern unterfaget. re 


De '' 







,2 
| XX. u 
Desgleichen wird den Bleichern alles Ernftes anbefohlen, künftig bey der Aſchera 
lauge alle erfinnliche Precautiones zu nehmen, daß durch felbige fein Schaden verurſachet 
werde, Dahero felbige weder: Portafche, noch Zunder auf die Hütten legen, fonds 
davon befondere Laugen machen, noch fi) des Sales und Kalkes bey denn Gchrauche den 
Lauge bedienen muͤſſen; immaffen durch die Erfahrung bekannt if, daß daduxch groſſca 
Schaden gefchieher. | 


au Ben Garnbleichen muß gar feine Pottaſche genommen werden, teil die Blei⸗ 

her damit groffen Mißbrauch machen, um die Garne eher zu ihrer Weiße gm zwiagen 
wodurch diefelben aber Afters ganz verdorben werden. Der Sumderafihe —— 
Bleicher aber zuletzt zum Ausklaͤren der Garne bedienen, 0 nn m 
XXL De 


wegender Schleſiſchen Bleichen. 245 


u XXI. 
Da durch das uͤbermaͤßige Walken die Waare ihre gehoͤrige Breite verlieret und 
von Kräften koͤmmt; fo muͤſſen die Leinwandbleicher ſolches einſtellen, und kuͤnftig bey 
Vermeidung ernſtlicher Beſtrafung nur einmal walken laſſen, damit: dieſer Nachtheil der 
Waare verhuͤtet werde. oo 27 


xXxxxil. | " 


Wie denn auch die Bleichmeiſter alles Ernftes angemwiefen werden, die Waaren 
beffer und öfter, als zeithero an etlichen Orten gefchehen, begießen und ſchweifen zu laſſen, 
immaſſen folches norbwendig erfordert wird, wenn felbige zu rechter Zeit vollkommen ˖klar 
und bellweiß:werden fol. Bey.den Winserbleichen.aber haben-fie. wohl dahin zu ſehen, 
daß ihnen die Waaren zum größten Nachtheil nicht einfrieren, auch zu rechter. Zeit. vor 
genugſame Pfaͤhle und deren Einfchlagung zu forgen, auf welchen die Waaren bey eihfals 
lendem Froſt gleich aufgehangen werden koͤnnen. 

Da die Schoͤnheit der Garue ſehr von dem Schweifen abhaͤnget; ſo werden die 
Garnbleicher vorzuͤglich angewieſen, ſolche recht rein von der Aſche und Lauge zu ſchweifen, 
und ſich durch einen etwa zu vermuthenden Regen davon nicht abhalten zu laſſen, damit 
die Garne recht rein zur Buͤtte kommen. ‘Dean obgleich die Garue von dem Regen auch 
gefchweifer merden; fo ift doch auch befannt, daß das Regenwaſſer den Plan verunreini⸗ 
get, folglich kommt das Garn alsdann zum groffen Schaden unrein in die Bütte. Je⸗ 
doc muß bey dem ſchwachen Garn nicht gar zu ſtark gefchweifer werden, weil daſſelbe 
dadurch ganz mürbe und rauf wird, | 
| XXIII. —— oo 

Bey dem Stärken der Waaren follen die: Bleicher felbige erft aus der Walke ges 
hörig trocken werden laſſen, ‚die ihnen dazu: gegebene blaue und wyiſſe Stärke yöllig darauf 
verwenden, damit nach der Vorfchrift und dem Willen des-Kaufmanns ſich die erforders 
liche Stärke in der Waare befinde, wie folche zu der übrigen Apprerur noͤthig und nuͤtzlich 
if. Wie denn überhaupt rechtfchaffene Bleicher alle Attention darauf richten müflen, daß 
ans ‚jeder Bleiche recht vollkommene weiffe, gefunde, auch recht ſchoͤn geſtaͤrkte, nicht 
aber abſtrapazirte Waaren geliefert werden. Pe 

Bey den Sarnbleichen, wo das Walken weafällt, muß Ser Bleicher wohl darauf 
fehen, daß das Garn auf Stangen recht gurubgerrocfner werde, - 


XXIV, 


Wenn nun alles oorfleßende recht und ohne Musnahme befolger wird worauf mie 

Ernſt gehalten werden muß; fo koͤnnen und muͤſſen gute und dicke Leinwandten nach Be⸗ 
ſchaffenheit der Witterung und Jahreszeit in neun, zehn, eilf, hoͤchſtens zwoͤlf Wochen 
vollkommen weiß gemacher werben, welches bey den Garnbleichen ebenſolle ſtatt fiudet. 
IJ XXxv. et 
Falls aber ein Bleicher die Waaren nicht vollkommen weiß und untadelhaft ablica 

fern- ſollte; ſo haben auf Verlangen des: Eigenthuͤmers zween unpartheifche Kaufleute 


und ideen dergleichen Bleichmeiſter die Sache zu unterfuchen, und dabey zur Entfeheidung 
” 2 Sul IT et kein 13m 25 andere 


346 "23, Preußiſches Neglement: ’ 


andere von einem guten Bleicher wohl und recht gebleichte und geſtaͤrkte Waaren dagegen 
zu halten, Wanu nun | - 
XXVI. a 
Der Eigenehiimer der Waare gendchiger feynffollte, dieſelbe durch einen ander . 
DBleicher zu ihrer Vollkommenbheit bringen zu laffen, fo müffen obige vier Perfonen: die Bay - 
erforderliche Koften unterſuchen und beſtimmen, welche jodann der fihlechte Dleicher dem 
Kaufmann zu bonificiren gehalten iſt. 

Bey den Garnbleichen müffen dieje Unterfuchungen zwey Bleichmeifter und zwey 
Berleger, die der Eigenthuͤmer der Öarne und der Bleiche, fo den Schaden gemacht, 
ſelbſt wählen koͤnnen, anftellen, worauf alsdenn der Bleicher den zuerfaunten Schaden 
boniftciren muß. £ 
| XxXVIl. 2 

Da es biernächft die Wohlfährt des Laudes umd der Unterthanen erfordert, auf 
Sic Holzerſpahrung ein bejonderes Augenmerk zu haben, und der Handlung, fo wie den 
Bleihmeitern, zum größten Vortheil gereichet, wenn cine wohljeilere Feurung auf der 
Bleichen eingeführet wird; fb werden die Bleicher aller Orten, wo enmveder Torf ober 
Steinkohlen in erforderliher Quantitaͤt befindlich, beftens animirer und hierdurch ause 
drücklich, angewiejen, die Bleichart mit Toef und Steinfohlen recht kennen zu lernen, um® 
durch affe mögliche Verſnche zur Vollkommenheit zu bringen, um eines Theile ſich ſeibß 
einen beftändigen Nußen zu ſchafſen, und andern Theils auch ſich derjenigen beträchtlichen 
Wohlthaten und Premiorum theilhaftig zu machen, welche deshalb durch befoudere Cam⸗ 
merverordnungen dem Publico bereits bekannt gemacht worden find (*). 


‚5 AXVIIN. 


Und da auch in gedachten Verordnungen denjenigen ein beſonderes Prowsinel 
ausgefeßer ift, welche Leinwand bleichen, die der in Harlem gebleichten am 
konnt; fo werden gefchickte, fleiffige und aufmerfjame Bleicher ih durch Erhaftung dies 
ſes Pramii nicht nur vorzüglich diftinguiren, fondern auch ihr wahres Veſte befördern, 
und ſich einen beſtaͤndigen Mutzen jchaffen, wenn fie darauf alles Eruſtes nachdenken, die 
Harlemer Bleichart und deren Vorzuͤge ein nfuͤhren und ſich derſelben zu bedienen.4 
. XXIX.. FR 
Uebrigens kann niemanden unbefannt ſeyn, wie fehr alle nüßliche Arbeiter, bie 
ich mit der Landesfabrique bejchäftigen, unter Seiner Königl, Majeſtat beſonderm Schuße 
eben, und durch Wohlthaten und Belohnungen unterftüger und aufgcanunsert werde 
md wie aus dem Grunde, daß die Arbeiten bey den Landesfabriquen auf feine Wei 
unterbrochen oder verhindert. werden füllen, in dem- Werbereglement vom 16ten 4 
1-43 unter andern bereits ausdrücklich feſigeſetzet und verordnet ift, daß die. Wieicheg 
von aller Werbung, cs fen unter was Vorwand es wolle, gänzlich befreyet feyn und blei⸗ 
ben ſollen; fo wird dieſes Gefeß zur Aufmunterung der Landeseinwohner, fi zu ihrer 
Wohlſahrt auf das Bleichweſen deftomche zu legen, hierdurch wiederholer und dergeftalt 
aufs neue betätiget, daß weder Bleicher, noch Bleichkuechte, ſowohl bey den: kaima 
Ä vwanes⸗ 


(N G. Bergius Sammlung der Landesgeſetze II. Alph. S. 51. 





wegen Der Schlefifhen’BLeichen. 247 


wandss als Garnbleichen, der Werbung unterwarfen, ſondern davon überall und zu allen 
Zeiten eximiret ſeyn ſollen. 9 ns 

Seine König Majeftät befehlen dahero den in Schlefien befindlichen beyden 
Krieges und Domainencammern, auch derſelben ſubordinirten Lands und Steuerräthen ‚ins 
gleichen allen Grundherrſchaften und Magiſtraten allergnädigft, mit aller Sorgfalt und 
Aufmerkſamkeit dabin zusehen, daß diefem Reglement fa aUen und jeden Punsten ein vdl⸗ 
liger Gehorſam geieiſtet und daſſelbe nach ſeinem ganzen Inhalt ſowohl zur Ausfuͤhrung ge⸗ 
bracht, als auch darinnen erhalten werde. Gegeben Potsdam deu gten März 1700. 


von Schlabrendorff. 





23,7 


HochfuͤrſtlichWuͤrtembergiſche Medieinafordnung, 
a vom LEE Det. 


De 





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. . a Far ‚ . of r ’ .. . 
* J th :p in. .12*4 Pr. 2 


Mi Earl, Herzog zu Würtemberg und. Ted ıc. Nachdeme Wir die Ob⸗ 
forge und Berathuiug des allgemeinen Geſundheitzuſtandes Unſerer, von’ Gott 
dem hoͤchſten Geber und Erhalter deffelben, Ans yu regieren anvertrauter Lande, fo viel das 
yon menſchlicher Porſicht, Anftalt, und erordiying, von dan oͤttlichen Hand übers 
aſſen und anbefohleü ift, "Fiir ein ſy viel wichtigereg Scitf 1 höre ——— mit er⸗ 
cunen, je weniger alle übrige zeitliche Gluͤckſeligkeit, ohne die Geſundheit, den Men⸗ 
hen genießbar iſt, und je mehr Wir Uns für did Erhaltung des Lebens und leiblichen: 
Wohlſeyns Unferer treugeborfaniften Unterthanen / famt und fonders, zu forgen und zu‘ 
wachen, aus Landesvaͤtterlicher Liebe innigit angetrieben befinden; als haben Wir, uns 
es nicht an einem erwinden zu laffen, was des Amts eines forgfältigftbeeifertet Landesfuͤr⸗ 
ften und Vatters ift, guädigft gut gefunden, gl dasjenige, was zu Beförderung diefes 
Uns zum Zweck gejegten allgemeinen, und eines jeglichen befondern Beſtens, danchen zu 
Abſtellung allerhand eingeriffener fchädlicher Mißbräuche, Stümpeleyen und’ anderer Uns 
oxdnungen in der Arzney⸗ Apotheker⸗ Barbierers Hebanımens und aller zu Hilfe der Krans 
Een, angeſehener Kunft, Wefen und Einrichtung mır immer gereichen mag, in reifliche Er⸗ 
— und das allenthalben von uus nothig erachtete in nachftehende ausfuͤhrliche 

edieinalordnung yerfajfen'zü ldffen, deren genaueſte Beobachtung Wir allen, die ſolche 
angehet, auf das Fenſtlichſte hiemit anbefehlen. 9 Bu 


7) Tic, 


”- 


248 er 23. Wuͤrtembergiſche 
Tir. I —— 


Die Medicos und Phyſicos betreffend, 
u §. 1. a: 


6 ſollen demnach forderift die Medici, mit beftändiger Erinnerung ihres Staats um 
Endes, dem ihnen anvertraueten Amt forgfältig, fleißig und gewillenhafe abıwaga 
ten, ſolches allen andern Gefchäften vorziehen, und dabey ihre Srudia mediea dergeftaften 
unaufhoͤrlich fortfegen, daß fie nicht nur jelbiten zu immer mehrerer Wilfenfchaft und Er⸗ 
fahrung gelangen, fondern auch dem Public defto näßlichere Werkzeuge abgeben, und 
als folche, von denen nach der Landesverfaffung verordneten Vifitaroribus , erfunden wer⸗ 
den mögen. Sie follen biernächft allen Kraufen, die fie berufen, ohne Ausnahme, wils 
ligſt und unverzüglichft zu Hülfe fommen, derjelben Zuftand und Krankheit wohl ımb reife 
lich dekundigen und uͤberlegen, fofort die ganze Eur mit einer. folchen Wprfichtigkeit . Wer⸗ 
fiand und Treue tractiren, daß ihnen Beine Megligenz, VBerwahrlofung oder andere Schuit, 
mit Grund dabey zur Verantwortung oder Laſt fallen möge, 
G 2» 

Vornemlich follen He mit allzuvielen und theuren Medicamenten die Um 
nicht in nunoͤthige Koften feßen, vielmehr zum Beſten berfelben, befonders. ber, 
auf wohlfeile und leicht zu habeude, gleihwohlen fräitige Mittel bedacht ſeyn; diefe Arme 
auch nicht hintan fegen, jordern ihrer mit Rath und That ſich gerceulich annehmen, und 
in Fällen, wo die Bezahlung auf die pia Corpora oder Communen fällt, die Curen (ſon⸗ 
derlich foihe, die langwuͤhrig, beichwerlich und koſtbar wären,) mit Vorwiſſen der 
Obrigkeit, nach Maßgabe des ſub dato zojten Jul. 1734. erlaffenen Hochfuͤtſtliches E 
neralreferipts mit aller möglichen Sparfamteit, doc) ohne Verkürzung des Patlentäng wady 


ehmen, | 


In Befuchung der Kranfen follen fie, um mehreren Verdienfteg willen, 
auch fouften ohne Noth und ausdrückliches Begehren, die Gänge, welche fie‘ bepahlt 
ben wollen, fonderlich ben gemeinen uud mittellojen Perjonen, nicht vervielfaͤltig 1; 
ſolchemnach in bigigen, anftecfenden, ſchmerzhaften und fehnellen Krankheiten, des 
mehr nicht als zwey, um Abnehmen einen, oder nach Bewanduiß erſt über den andern 
Tag, einen Bang aufjurechnen, befugt feyn, = te 


6 4 A ge u 

Wann mehrere Medici gemeinfchaftlich zu Rathe gezogen werden, follen fie mie 
einander gerne, aufrichtig und vertraulich, conferiren, ihre beysoder abitimmige Wiese 
nung, nach beitem Willen und Gewiſſen, redlich und offenherzig, doch beicheiden UME 
ohnpafjionire, auch ohne heimliche Verkleinerung und Verachtung eines des andern, en 
decken, und deffen Methodum medendi ohne Noth nicht veriwerfen, weniger einfeitig Dara 
ändern; aus ſuchendem eigenem Vortheil aber ben den Parienten fich nicht eindringen 
fondern erwarten, bis fie ordentlich von und zu denfelben berufen werden, | TREE 
& 5 













Medicinalordhung: 249 


Dasjenige, was bie Kranke wollen verſchwiegen haben, follen fie verfchtoiegen hal⸗ 
ten, und auffer denen Dingen, die vor die Obrigkeit gehören, und fie Pflichten halber ans 
zuzeigen vorhin fehuldig find, nicht offenbaren, | 


2 | §. 6. 
Die Recepten follen fie deutlich fchreiben, und wenn die Apotheker darinnen etwas 
sicht leſen koͤnnen, oder mißfchrieben oder ausgelaffen zu feyn erachten, derfelben Befra⸗ 
gen fich in feine Wege verdrießen laflen. 


Auf die Apotheken jollen fie eine wachfame gute Aufficht haben, dieſelbe fleißig bes 
fuchen ; öfters Auf die Kräuterböden, in die Waflerkellee und Materiallammery, auch Le- 
boratoria, gehen}. bey Eröfnung der anfommenden Materialmaaren aus denen Meffen, 
ingleichen bey Präparirung koſtbarer, weitläufiger und ſtark abgehender Medicamenten, 
wo ‚möglich, zugegen ſeyn, und ſich alle Stücke zu felbigen vorzeigen laffen, damit Fein Feh⸗ 

ler oder Eigennügigkeit vorgehen, fondern ſorgfaͤltigſt verhuͤtet werden möge. 


| a | 

Diejenige Phyfici, welchen infonderheit Geſundbrunnen und Bäder, womit Gott 
unfere Lande fo reichlich und vorzüglich gefeguet, anvertrauet find, haben felbige wohl und 
fleißig in Acht zu nehmen, und davor zu forgen, daß diefelbige in gutem Stand, und die 
Auellen wohl gereiniget und fauber gehalten, die Öefege und Ordnungen der Brunnen 
und Bäder, fanıt der obrigkeitlich⸗ angefegten. Taxa der Zimmer, auch der Speifen und 
Tranfs, beobachtet, und die Bads und Brunnengäfte wohl bedient werden mögen; ans 
bey follen fie die Krankheiten der Gaͤſte, ſamt dem Erfolg der Euren, fo viel fich thun 
läßt, fleißig, puͤnctlich und zuverlaͤßig notiren, daß die Hiftoria aquarum ‚mineralium, 
zur Aufnahme derer Brunnen und Bader, je länger je vollftändiger werde, 


u Pr NT VER ER . $. 9 ’ 

Nicht weniger follen, wie alle Medici insgeſamt, alfo vornemlich die Phyfici, füts 
chen, die Hiftoriam naturalem patriæ, nach allen dren Regnis, nach eines jeden Vermoͤ⸗ 
gen und Gelegenheit, zu perfectioniven, und deßwegen ihre Berichte und Obfervationen 
Kon Zett zu Zeit, An did-Tollegra medica obs und unter der Staig, einfenden, von welchen 
ſie geſammelt, und in ihren, mit ordentlichen Repertoriis zu verfehen feyenden Officialres 
giftraturen, forgfältigft aufbehalten, nöthigen falls weiter unterfucht, und Uns davon uns 
terthaͤnigſte Anzeige gethan werden ſolle. | | | 

Weber die in den Städten und Aemtern befindliche Chirargos follen die Phyfici 
eine beffändige gute Dpficht trägen, zu dem Ende bey Gelegenheit in ihre Häufer geben und 
zuſehen, wie ihre Barbierſtuhen befchaffen; fie zus guter Ordnung und Anfchaffung nöthis 
gen Vorraths, der zu ihrer Profeßion und anfferlichem Gebrauch dienlicher Mittel, an⸗ 

Beckmanns Geſetze II. Theil, | . Ji halten, 


250 23 Würtembergifhe 


baften, hingegen, was zu innerlichem verbottenem Mediciniren gehört, wegfchägen, un® 
folches als gleich dem Stabsbeamten, auch bey der Viſitation dem Viſitatori, amMeigen. 


§. IT. | 

Es haben auch die Phyfici uud Medici feine Gelegenheit vorbey zu laſſen, Sectio- 
nes cadayerum vorzunehmen, und darzu die Chirurgos, deren Öefellen und Jungen, audp 
bey denen Settionibus cadaverum weiblichen Geſchlechts, die Hebammen und, gefchworne 
Weiber, ad Seftionem ventris & genitalium, zu berufen, damit fie dadurch in denen ihe 
nen nörhigen Wilfenfihaften, je mehr und mehr unterrichtet werden. Zu folhem Ende 
folfen denen Medicis aufihr Begehren, wenn anderft abjeiten derer Verftorbenen oder ih⸗ 
rer Anverwandten und ſonſten Peine erhebliche Bedenflichkeiten vorwalten, die Cadarera 
aus denen Hofpitälern, Lazarethen und dergleichen arnıen Hiufern, von denen Beamten 
und Vorſtehern derjeldigen, überlaffen, folche aber ohne Mißbrauchung folcher” Eörper, 
nach verrichteter Section, an ihre behörige Orte ehrlich begraben werden, ” 

§. 12, ' 

Gegen die Apotheker, Barbierer und Hebammen werben die Medici fich jederzeit 
aller Moderation und Willigfeit, ihnen zu dienen und zu ratheny befleißigen, auch fo viel 
an ihnen ift, daran feyn, daß fid ben ihrem Staat und Privilegiis gehandhabt werden, 
Und 06 jie wohl derfelben feinem, in fein Amt zu greifen haben, jo mag doch ein Medicus 
za ſchweren Geburten und andern Lünftlichen oder gefährlichen chirurgifchen Operationen, 
feinesiwegs aber ohne Noth oder ausdrücliches Begehren, zum Aderlaffen, Blattern zie⸗ 
hen, Geſchwuͤr oͤfnen, und dergleichen, denen Chirurgis allein zuftehenden Kleinigkeiten, 
ſich gebrauchen laffen, aber anderft und eher nicht, als bis er deßwegen bey denen Colle- 
giis medicis durch genugfame Teftimonia oder in Difcurfu examinatorio, ſich legiti 
und von denenfelben erkannt worden, daß er zu derley Operationen binlängliche Tächtige 
keit babe. Der Privardifpeufation und Verkaufs aller Arzneyen ohne Unterſcheid hinge⸗ 
gen follen fich die Medici, unter was für Prätert es immer feyn mag, gänzlich enthalten; 
auch wo mehr als eine Apothek in ihrem Dre oder Phyſicat ift, Peine Partheylichkeit vom 
ſich fpüren, fondern denen Patienten überlaffen, welche Apothek fie feldften erwaͤhlen wol⸗ 
len; wo aber ein Apotheker den andern vorfeglich unterdrücken wollte, werden fie dem leis 
denden Theil, "To viel ehunlich, aufzubelfen bedacht fegn, rm 


$. 13. | en 
Die Legalinfpectionen und Sectionen follen mit allee möglichen Sorgfalt und Bing 
vorgenommen, dem Adtuario daben alles deutlich ad Protocollum gegeben, das Judicum 
medicum aber gründlid und gewiffenhaft gemacht, und der Relation angefügt; bey In⸗ 
fpectionen verdä@tiger Weibeperfonen oder todtgefundener Kinder aber, nebft deuen Chiw 
rurgis, auch nach Öelegenheit die Hchammen, mit zugezogen werden; woben denen Phy- 
heis die D. Mauchartiiche Differtarion de-Settionibus & Infpe&tionibus legalibus, de anno 
1736 zu einer guten näheren Inſtruction dienen kaun. Es follen ihnen auch, die für folche 
Segalinfpectionen und Sectionen gnädigft determinirte Gebühren, von der Obrigkeit, die 
fie dazu beruft, als gleich, jedoch pravia moderatione, bezahle werden, 


$ 2% 


Medicinalordnung, er? 


. © F. 14. W 3 
Und da die Mediei und Phyſici ein ſchweres Amt und groſſe Verantwortung auf 
ſich haben, ſo befehlen Wir denen Obrigkeiten jeden Orts, ernſtlich, daß ſie ſelbige bey ſol⸗ 
chem ihrem Amt und gebuͤhrender Ehre und Auctoritaͤt handhaben, auch zu ihren Forde⸗ 
rungen ihnen ohne Umtrieb verhelfen ſollen: Wobey Wir zugleich die, wegen des in Uns 
ferm Herzogthum, denen dazu weder berufenen, noch qualifiirten Perfonen, Tängft vers 
bottenen innerlihen unbefugten Medicaftrirens, in medio ſeyende ernftlihe Verordnungen 
biemie nochmals wiederholen , und wollen, daß, was bie, von Zeit zu Zeit fich einfchleichende 
auswärtige Medicaftros, Marktſchreyer, Landfahrer, Kälberdizte, Wafferbrenner, The⸗ 
riac⸗ und Wurzelfeämer, Segenjprecher und dergleichen, dem gemeinen Wefen fchadliche - 
Leute, anbetrift, mit -denenfelben, nach beirerer Diſpoſition Unferer ausgefündeten Lands⸗ 
drönung, Tit. 51. verfahren: denen im Land fich befindlichen Apothefern, Barbierern, 
Badern, Materialiſten, auch andern, fo Manns als Weibsperſonen, Schaͤfern, Scharfe 
richtern, Waſenmeiſtern, und dergleichen Leuten aber, welche wider die Ordnung, Bed 
innerlichen ehnerlaubten Arzneyens fich dirg&to oder per indirectum unterfangen, folches 
bey denen darauf gefeßten empfindlichen Strafen unterfagt und niedergelegt, darüber auch 
von denen Etabsbeamten fträcklich gehalten, ‚die Unterthanen vor ſolchen Medicaftris, zu 
ihrem eigenen Beſten, ernftlich verwarner, und zu Gebrauchung ordentlicher und erlaubter 
Mittel, auch Confulirung erfahrner bejtellter Medicorum , angewiefen werden follen, 


§. 15. La BE 
Bir lafien auch, zu beflerem Auskommen der Phyficorum, gnäsigft gerne gefches 
ben, daß denenfelben eine, dem Gehalt der erften Diaconorum in denen gröffern Landſtaͤd⸗ 
ten, gleichionmende Beſoldung, von denen Städten und Aemtern gefchöpft, daferne es 
aber bey einsoder anderm Stadt und Amt nicht wohl thunlich ſeyn möchte, es folchen Falls, 
ben bisheriger Obſervanz gelaffen; übrigens, ihnen Medicis, ihre Jährliche Befoldung an 
keinerley Weiſe ſchwer gemacht, fondern zu rechter Zeit richtig abgetragen, auch von dew 
nen Beamten ihnen hierzu hülfliche Hand geleifter, und desfalls zu feiner Beſchwerung 
Anlaß gegeben werden folle, s ; — 6 

. . 1 .. 


Wir haben auch, zu billiger Belohnung ihrer Arbeit und Mühe, den hernach ges 
feßten Tar zu dem Ende gnädigit beſtimmet, daß die Medici, im WBerweigerungsfall, 
ſoichen regulariter fordern Pönuen ; gleichwie aber denen Bermöglichen dadurch die Hände 
nicht gebunden find,- ein mehrera zu geben; alfo follen hingegen die Medict,: bey atmen 
Leuten, ſolchen auch ganz oder zum theil, nachzulaffen verbunden feyn,. """ gemen. 


$. 17. 

Wenn Unſere $andesfinder die Miedicin findiren, und in dem Sand bedienfter wers 
den wollen, fo follen fie menigftens den Curfum medicum auf Unſerer Univerfitde Tuͤbin⸗ 
gen hören; und wo nicht befonders dringende Hinderniffe und. Umſtaͤnde vorwalten, auch. 
Licentiam 'medicam und den Gradum daſelbſt annehmen, auch ihnen chender im Land 
zu practiciren nicht geftattet werden, fie haben dann vorhero ihre Specimina' academica 
vorgelegt, und feyen von dem Collegio Archiatrali per difcurfum eraminirt, und von 
| Ji2 Fuͤrſt⸗ 


⸗ 


252 0 23. Wirtembergifche 


Fuͤrſtlichem Kirchenrath, nach daſelbſt erlangter venie practicandi, beeidiger worden; zw 
welcher vorgängigen Erantination und Zürftlicher Concegion, Wir noch vielmehr die auss 
waͤrtige gehalten wiflen wollen; denenjenigen Do&toribus aber, welche nicht legitime pres 
moviret worden, gedenfen Wir die Praxin medicam oder chirurgicam in Unjern Lau⸗ 
den nicht zu geftatten, 


\. 18 | 

Endlich wollen Wir die ſaͤmtliche Phyficos auch noch dahin gnädigft hiedurch aus 
gewiefen haben, daß fie, ohne vorherige Anzeige ben dem Stabsbeamten, nicht Über Mache 
ausreifen, auch demjelben, ingleichen dem Apotheker hinterlaſſen, wo fie hingehen, und im 
Fall der Noth anzutreffen oder zu finden ſeyen. Sie follen auch, wenn fie ſolchergeſtalten 
verreifen, oder anders wohin zu Patienten berufen werden, fi) dafeldft nicht gllyulange 
aufhalten, damit ihr Phyſicat und Amt zu Haufe, um auswärtiger Praxcos willen, nicht 
verfäumet werden moͤgen. | Y 


Tir. IE 
Die Apotheker betreffend. 


§. 1. 

Daenit auch die Apotheken in Unſerm Herzogthum und Landen wohl beſtellt werben, fo 
verordnen und wollen Wir: daß, ehe nnd dann ein Apotheker an einem Ort zum Bur⸗ 
ger angenommen wird, er, nach bisheriger Obfervanz, von denen Collegiis medicis, nem⸗ 
lich ob der Staig von der medicinifchen Facultaͤt zu Tübingen, und unter der Staig 
dem Collegio Archiarrali, mit Vorlegung feiner Lebrbriefe und Teflimoniorum, erami⸗ 
nirt, bey Unſerm Fürftlichen Kirchenrath, nach Worzeigung ihres Arteftari von bene 
Collegiis medicis, auf diefe Unfere Ordnung. beeidiget, die Erbhuldigung und der Bar⸗ 
gereid aber von ihme gehöriger Orten erftattet werden. Jedoch fol zu ſolchem Examme- 
ſich feiner melden, oder zugelaflen werden, der feine Lehrjahre nicht volllommen erflanden,- 
und wenigſtens 6 Jahre in der Fremde in berühmten Apotheken fervirer bat. 


§. 2. 


‚ Die folcher geftalten wohl geprüft angenonimene Apothefer follen fih eines cheiſt⸗ 
lichen, ehrbaren und nüchternen Wandels befleißigen, gern zu Haus und ben ihrer Oflieke‘ 
bleiben, derſelben fleißig abwarten, und fowohl gegen Arme als Reiche, die ihres Dien⸗ 
ſtes bedörfen, zu aller Zeit fich bereit und willig finden laffen, denen vorgejegten Medicis 
gebübrenden Reipect erzeigen, in denen von felbigen vorgefchriebenen Recepten nichts dus 
dern, darüber nicht urtheilen oder critifiren, noch weniger ihren ©efellen und Jungen ein 
ſolches zu thun geftarten, fondern wenn fie in ein: oder andern Recepten etwas undemes; 
liches, ausgelaflenes oder mißjchriebenes finden, in der Etilfe, mit behoͤriger Modeſtie 
bey dem Medico dieferwegen Anfrage thun; fo.aber von Medicaftris oder andern Empy- 
zicis, Recepte in die Apothek kommen, folche keineswegs verfertigen, 








§. 2. 


-Medicinalordnung | 253. 
. $. 3. . ° 5 j 

Gleichwie auch die Apotheker in ihrer Dfficin genug zu ehun haben, wenn fie ans 
derft derfelben, zum Beſten des gemeinen Wefens, mit Fleiß vorftehen und abwarten 
wollen; als follen ſich diefelbe, mir folchen Aemtern und Sefchäften, die fie von ihren 
Apotheken abhalten, nicht beladen, es wäre dann, daß fich einer an einem folchen Ort, 
wo er nicht viel zu thun hat, befaͤnde, mithin eine folche, zu fehtem beffern Auskommen 
dienende Nebenverrichtung, in unnachläßiger Beſorgung feiner Apotheke, ihm nicht vers 
Binderlich wäre, 

$. 4 

Ben Annehmung derer Gefellen und Jungen follen fie forgfältig auf ſolche Subjelta 
bedacht feyn, auf die man fich ficher verlaflen kann, die ihre Profeßion rechtſchaffen ges 
lernt, und fo viel ihnen noͤthig, lateinifch verfteben, damit nicht nur die Apotheken in gus 
tem Credit erhalten werden, fondern auch niemand durd) fie zu Schaden komme; immaſſen 
der Apotheker felbften vor feine Leute zu ſtehen, und dieferwegen fo viel mehr Urfache bat 
auf felbige zu feben,, auch feine Officin nicht allein denen Gefellen und Jungen oder Weibs⸗ 
leuten zu überlaffen, fondern auch feldften mit zu arbeiten; und wo er je nicht allezeit felbs 
ften gegenwärtig ſeyn kann, die Apothek jedoch mit tauglichen und verficherten Leuten ohn⸗ 
feblbarlich zu verforgen. Im Fall er aber über Nacht aus dem Dre bleiben, oder weit 
über fand reifen müßte, foll er folches dem Phyfico ordinario anzeigen, und wo in der 
Stadt oder in der Nähe viele Krankheiten oder gar Seuchen graßiren, fich ohne drins 
ehe Nord, und des Phykci und Beamten Vorwiſſen und Erlaubniß, gar nicht ent 
ernen, | 

§. 5 

Des Practicirens, Beſuchung der Kranfen und Verordnung der Arzneyen follen 
fi die Apotheker gänzlich enthalten, es feye dann im Nothfall, wo fein Medicus zu has 
ben, da fie dann dasjenige, was fie denen Patienten gegeben, ordentlich auffchreiben, und 
ſolches, nad) des Medici Ans oder MWiederkunft, ibm vorlegen, und folchem die weitere 
Eur überlaflen; wenn aber auffer dem fonften £eute in die Apothek kommen, und daſelbſt 
Rath fuchen, folche denen Medicis, bevorab ihrem vorgefeßten Phyfico, zuweiſen ſollen. 


§. 6. 


- Alle Recepten, fie feyen von wem fie wollen, follen in denen Apotheken, entweder 
Monatweiß zufammen gelegt, eder, wo es feyn fann, inein befonder Buch eingetragen, 
und daben gemeldet werden, wer das Recept'gefchrieben, von wen und in welchem Jahr 
und Tag es gemacht worden, Welche Receptenſammlung oder Buch bey der Viſitation 
fol vorgelegt, und aljo niemalen die Driginalrecepte zurück, wohl aber auf Werlangen 
Copiæ davon gegeben werden, Ft 


$. 7. . n 

Die ans denen Meffen ſowohl, als zu andern Zeiten, angefommene Materialien, 
welche, fo viel es feyn ann, aus der erften Hand in der beften Qualitaͤt anzufchaffen, ſol⸗ 
len in Gegenwart des Phyfici, und ohne denfelben nicht anderft, als wenn eines oder das 
andere durch den Verzug Schaden liste, oder man etwas davon unanfichieblich a | 
i h IJ13 ste, 


254 23. Wuͤrtembergiſche 


hätte, ausgepackt, noch in ihre gehörige Gefälfe und Derter, ohne des Phyßei Beſichti⸗ 
gung, gebracht werden; wie dann auch die Preiße der aufs und abſteigenden Waaren, von 
denen Apothefern nicht eigenmächtig allein, fondern mir Zuziehung des Medici ordinarii, 
nach denen neueften Preißzetteln, ausgeſetzt werden follen, 


§. 8 

Die Apothefer auf dem Lande gedenken wir zwar wegen des geringern Abgang, 
und doch erforderlichen groffen Verlags, zu Anſchaffung und beftändiger Bercithaftung 
aller und jeder Medicamentorum compolitorum , die in dem Würtembergifchen Difpenfs- 
torio und neuen Tar jtehen, præciſe nicht zu verbinden; defto mehr aber follen fie gehal⸗ 
ten feyn, diejenige, welche wohl abgehen, und von dem Medico ordinario verfchrieben 
werden, zu dem Ende auch in einem befondern Aus;ug dem Difpenfatorio angehänge find, 
in quanto hinlänglich, und in quali gerecht und gut anzufchaffen, daneben ſich mit einem, 
der Beichaffenheit des Orts und Gebrauchs gemäflen zureichenden Vorrath von guten fris 
fhen Simplicien und Materialien gu verfchen, damit aus folhen im Nothfall die abges 
bende Compofita bald verfertigt werden koͤnnen. 


§. 9% 
Die im Lande felhft wachfende Wurzeln, Kräuter, Blumen und Saamen, fo 
die Apotheker zu rechter Zeit und alle Jahr friſch ſammlen, und ohne Noth nichts auſſer 
Lands, was von aleich guter Qualitaͤt in demſelben zu haben, berein kommen laffen, ſel⸗ 
bige veinlich und gue trocknen, und in darzu dienlichen Käften, Schachteln und Gefäffen, 
an trockenen Orten verwahren, die alte, angeloffene und unfräftige abichaffen, die mörhige 
aquas fimplices alle Jahr renoviren, jede Are von Medicamenten, in bierzu dienlichen 
Gefaͤſſen, damit fie weder an ihrer Wirkung entkräfter, noch gar einen widrigen und 
ſchaͤdlichen Effect an fich nehmen, aufbehalten,, zu Berhütung alles Irrthums und ches 
dens, jedes mit feinem Namen, auch Jahrzahl, wenn es gejanmelt oder gemacht wors 
den, ordentlich bezeichnen, und überhaupt in allen Dingen eine accurate Ordnung und 
Reinlichkeit, fo wohl in der Apothek, als Materiallammer, Kräuterboden, -Aquario und 
Laboratorio, beobachten, auch ihre Gejellen und Jungen darzu alles Ernftes anhalten, 


$. 10. 


Inſonderheit follen, zu Verhütung vieles erfolgen koͤnnenden Unheils und Scha⸗ 
dene, alle giftige und corrofiviiche Sachen, Materialia und Preparata, vornemlich dag 
Arfenicum flavum & album, Cobaltum, Mercurius fublimarus, Aqua fort und derglei⸗ 
hen, auffer der Apothek befouders verwahrt und verfchloffen werden, damit niemand, 
wer es auch ſey, ohne Vorwiſſen des Apothekers, welcher davor zu ſtehen hat, darüber ges 
ben könne; wobey Wir nochmalen die ſub dato zoften September 1700. uud 25ſten Oct. 
1736. diejerwegen ergangene Hochfuͤrſtl. general Refcripta, alles ihres Inhalts, ernftlich 
allbier wiederholen; zu dieferley Dingen follen auch eigene Tifche, Waagen, Gewicht, 
Reibfaalen, Mörfer, Löffel, Spatel und Siebe gehalten, und allezeit in ein befonderes 
Buch, wann? von wen? wie viel? und zu was Gebrauch? von dem Arlenico oder aue 
derm Gift geholt worden, notiret; dergleichen gefährliche Sachen aber durchaus nicht aus 
derſt als au fihere, bekannte, vedliche Leute, die es theils zu ihrer Profeßion gebrauchen, 


binweg 


DJ 


Medicinalordnung,. | - a55 


hinweg geben; von demjenigen aber, der ſolches abholet, ſich mit verſicherter Hand⸗ 
ſchrift, entweder des Hausvatters oder Mediei, Beamten, Geiſtlichen oder anderer an⸗ 
geſehener, unverdaͤchtiger Perſonen, legitimirt, und alsdann erſt, einem ſolchen ebenfalls. 
unverdaͤchtigen Ablanger, dieſelbe wohl verwahrt und verſiegelt abgefolget werden. 


§. II, . .- . 
Gleiche Vorfichtigkeit fol auch bey denen ftarf purgirenden, treibenden, Schlaf⸗ 
und toll machenden Sachen, beobachtet werden, und nicht erlaubt ſeyn, daß die Geſellen 
und "ungen felbige, ohne Vorwiſſen des Apothekers, verfaufen; ja, die Apotheker felbft 
ſollen dergleichen. an niemand als unverdächtige Perfonen, oder mit Vorwiffen des Me- 
dici, abgeben, Be 
Ba F. 12, . 

Meilen der Theriac und Mithridat, un der groffen Unfoften willen, nicht leichte. 
lich felbften von jedem Apotheker aufgelegt werden kann; als follen diejenige, fo ſolchen 
nicht felber machen, ihn von einem andern Apotheker im fande, und nicht -von fremden 
oder Materialiften erfaufen, hingegen aber weder einen fremden fogenannten bimmlifchen 
Theriae in das fand kommen laffen, noch dergleichen felbft componiren, fondern folden, 
allein aus Unferer Hofapothef in Stuttgart, aufchaffen, und bey vorfommender Apotheker⸗ 
vifitation, mit der Quittung, von jedesmaligem Hofapotheker, fich legitimiren. 


| $. 13. 

In Verfertigung derer Arzeneyen follen die Apothefer und ihre Gefellen behutſam, 
accurat und forgfältig, nicht aber allzulangſam fegn, fondern die$eute, fo bald möglich, 
abfertigen, und feineswegs, mit Ausforfchen nach der Krankheit oder andern unnöthigen 
Difeurfen, aufhalten, auch diejenige Mecepte, worauf der Medicus Citd notirt, vor an⸗ 
dern fertigen, die Signaturen dentlich fchreiben, und die Spirituofa oder Volarilie, auch 
was über fand gehöre, wohl verwahren. — 


$. 14. 

Wo mehr als ein Apotheker ſich in der Stadt befindet, ſollen dieſelbe mit einander 
in gutem Vernehmen, Freundfchaft und Harmonie leben, einer dem andern im Nothfall 
aushelfen, und feineswegs die Kunden, Gefellen oder Jungen abfpannen oder verführen, 
auch nicht mit Empyricis oder Medicaftris, Unſern Verordnungen zuwider, und zum: 
Nachtheil des Publici, aus Eigennutz, heimliches Verfiändniß, oder andere Gemeinfchaft' 
und Umgang haben, | | 


| §. 15 

“Damit auch die Apotheker ſelbſten, ſowohl ale ihre Gefellen und Jungen, in ihrer: 
Kunft fich immer mebreres perfectioniren; ale follen erftere ſich Bewährte und gute phars: 
maceutiſche, chyymiſche, und von der Kraͤuterwiſſenſchaft handelnde Buͤcher, ſonderlich das 
neue Diſpenſatorium anſchaffen, darinnen fleißig ieſen, auch ihre Geſellen und Jungen, 
ein gleiches zu thun, anhaiten. | | | 


§. 16. 


256 23. Würtembergifche 


$. 16. 


- MWenn befondere geofie Compofitionen, als Therise und Mithridat, zu machen 
vorfallen, follen die Apotheker die auserlefenfte Stücke dazu nehmen, und foldhe, vor der 
Miſchung, denen Medicis vorzeigen, auch foniten alle, eine bejondere Vorſichtigkeit und 
Fleiß erfordernde Praparata chymica felbften machen, und nicht von Materialiflen oder 
taboranten erfaufen, damit man fich darauf verlajjen önne, und weder dem Medico, noch 
Patienten, daraus einiger Machtheil und Schaden entſtehen möge. Wo aber der Dre 
Blein, und dergleichen Preparata nicht ftarf abgehen, da mögen fie folche wohl, von ams. 
dern geſchickten und gersiffenpaften Apothekern im Lande, nach Nothdurft fich aufchaffen, 


§. 17 | 
Auf diefe vorftehende Ordnung follen alle Apotheker, die fich in Zukunft in Unferng 

Herzogthum und Landen fegen wollen, beeidiget; diejenige aber, fo fchon auf die afte 
Ordnung verpflichtet, follen dem Staabsbeamten Handtreu geben, aud) diefer gegenmärtie 
gen neuen firdlidy nachzukommen, mit der angehängten Erinnerung: daß, gleichwie 
niemand in den Preißen zu uͤbernehmen Haben, aljo auch und befonders, wo mehr alg 
eine Apothek in einem Dre ift, ſie einander ſelbſt nicht vervorcheilen, und eigennügigers 
weife die Kundfchaften an fich zu ziehen fuchen; darneben auch allezeit accurate Wang, 
Gewicht und Maaß führen, mit armen und dürftigen Patienten mitleidig verfaßren, den⸗ 
felben einew billigen Nachlaß thun, oder auch ihnen Arzneyen umfonft, als ein Allmoſen, 
abreichen, und ſich dadurch göttlihen Segen und Wohlgefallen zumegen zu bringen trach⸗ 
ten follen. 

6. 18. 
| Die Provifores feynd zu allem demjenigen, was diefe Unſere Ordnung eurhäkg, 
eben fowopl, als die Apotheker felbften,, verbunden, baden gleiche Verantwortung, 
deßhalber von den Collegiis medicis eraminiret, und von Unſerm Fürftlichen Kirchenranß, 
beeidiger werden. ie fönnen Geſellen und Jungen annehmen, und follen bey deu Age. 
thefenvificationen die Stelle des Eigentümers der Apotheke vertreten. u 





§. 19. 

Die Apothefergefellen follen ihre glaubwürdige Atteftata haben, den Phyficie 
vorderiſt präfentiret, von ihnen geprüfet, und fofort diefe Linfere Ordnung vorgelefen wen’ 
den, aufwelche, fo viel fie darinnen angehet, fie dem Phyfico Handtreue ablegen; ek 
Apotheker felbften aber forort dem Beamten des Orts anzeigen folle, daß er einen | 
Gefelfen angenommen habe, damit auch felbiger das ihme dipfalls obliegende, den Hoch⸗ 
fürftlihen Verordnungen gemäß, zu beobachten wilfen moͤge. Dieſe Öefelten follen der’ 
Obrigkeit unterthänig, ihren Principalen gehorſam, treu, forgfältig, und in allem fleißig 
und willig ſeyn, bey ihrer Apothek und Verrichtungen allein verbleiben, ‚ohne des Apo⸗ 
tbefers Vowiſſen und Willen nicht ausgeben, auch den Dre, wohin fie gehen wollen; aise, 
zeigen, und dafelbften, wenn fie erfordert werden, fich finden laflen.. die Decepten und, 
Urznenen haben fie mit Fleiß und Vorfichtigkeit bedächtlich und forgfältigft zu verferrigen,, 
den Medicis mit gebührendem Reſpect zu begegnen, folche über die fremde R 500, 
fie undeutlich oder gefährlich jihienen, zu befragen, auch ohne Vorwiſſen und Craig 

ihrer 












‚Medichnalordnung... . 257 


ihrer Principalen dergleichen nicht zu verfertigen; niemanden follen fie etwas auf Borg 
abfolgen laflen, es feye dann zuvor im ‘Buch eingefchrieben, Feine verdorbene Waare follen 
fie für gute hingeben, und zu den Arzueyen gebrauchen, auch feine alte Sachen tinter neue 
miſchen; ohne des Apothekers Vorwiſſen follen fie von purgirenden und ſtarken Medicas 
menten nicht das mindefte, noch vielmeniger aber von treibenden und giftigen Sachen, 
etwas componiren oder ausgeben, und eben fo wenig auch Vafa aus der Apothek für fich 
hinweg leihen; benebens einen-chriftlihen, ehrbaren, ftillen und nüchternen Wandel fühs 
ren, in der Officin Feine Geſellſchaft oder Zebrftart halten, auf die Jungen gute Achtung 
geben, fie zu Lernung der Profeßion mit allen Fleiß getreufich anmweifen, zur Arbeit, Saus 
berbaltung der Officin und Gefchieren, gebührender Sorge vor Feuer und Licht, Leſung 
guter Bücher, auch aller übrigen guten Ordnung und Treue, ernſtlich, jedoch befcheis 
dentlih, anhalten, und ihnen in allen Stücken mit eigenem gutem Erempel vorgehen, 
Wann fie aber in der Apothek etwas ungebührliches, wider diefe Linfere Verordnung laus 
fendes, unanftdndiges, oder gar fträfliches, twwahrnehmen, ob es auch den Apotheker felbs 
ften beträfe, follen fie folches dem Phyfico, und bewandten Imftänden nach, dem Stabs⸗ 
anıt, nicht weniger ben der Vilitationibus alles, darum fie befragt werden, getreulich 
anzuzeigen verbunden feyn. | ' 


Die Lehrjungen follen, ihrer ehrlichen Abkunſt halber, genugfames Zeugniß haben, 
und ebender nicht angenommen werden, als-bis fie in den Schulen fo viel erlernet, daß 
fie alle Simplicia und Compofita mit ihrem Namen und Präparation, auch im Lateinifchen 
verftehen fönnen; des Endes follen fie den Phyficis vorgeftellt, von diefen anprobiret, und 
in Handtrene genommen werden, follen fromm feyn, fleißig beten, lehrbegierig, und 
niemalen müßig feyn, ihren Principalen in allen Stücken fyuldige Treue beweifen, ihnen, 
gleichwie auch den Gefellen, . in der Lehre und Zucht folgen und geborchen, und williglich 
alles thun, wozu fie angewiefen werden, in fo weit es nicht wider Gott, wider die Obrigs 
keit und Öefeße, wider das bonum publicum und ihre Vorgefegte lauft, denen fie billig 
mehr zu geborchen ſchuldig find. Fur fih und ohne Vorwiſſen der Gefellen follen die 
Jungen nichts aus der Apothek hinweg geben, giftige oder fonft gefährliche Arzneyen und 
Sachen aber, ohne ausdrücklichen Befehl des Aporbefers, felbften durchaus nicht tractis 
ren. Die Diftein, das Laboratorium, auch die fämtliche Vafa und Inftrumenta,, follen 
fie vein halten, und jedes an feinen Ort, wo es hingehörer, verwahren, fleißig in Ardus 
ters Aporbefers und chymifchen Büchern lefen, auch ſich felbften Kräuter zu. einem Herba- 
rio vivo ſammlen; auf die Handgriffe und Vortheile in Präparation der Medicamenten 
fleißig Achtung geben, wo jie Zeit haben, eine Büchfe nach der andern aufs jedoch auch 
wieder wohl zuthun und Anvermwechfelt reponiren, mithin fich folchergeftalten die Materiam 
medicam recht bekannt machen; daneben allezeit mit Feuer und Licht nicht nur felbften 
forgfältigft umgeben, fondern auch überhaupt darauf allenthatben wohl Acht haben, und 
wo fie von den Öefellen einige Untreu wider den Principalen, oder fonften etwas Ord⸗ 
nungss und Pflichtmidriges gewahrt werden, ſolches anzeigen, ‚und wenn fie, zumalen 
bey den Apothefervifitationen, oder von dem Medico,. oder gar von der Obrigkeit felbften, 
— werden, nichts verſchweigen, ſondern, es betreffe auch wen es wolle, die Wahr⸗ 

eit jagen, 


Beckmanns Geſetze II. Cheil. ge S . 21. 


258 23, MWürtembergifche | ie 


$. 21. 


Nachdeme Wir auch gnädigft erkennen, daß durch rechtfchaffene und gefchichte 
Apotheker der Dienft und Nußen des gemeinen Weſens nicht wenig befördert wird, wobeg 
diefelbe gleichwahlen durch Verderbung vieler oftmals theurer Materialien, welche ſie auf 
alle Fälle im Vorrath anfchaffen muͤſſen, die ihnen aber nachmals nicht abgeben, nicht 
minder durch die langſanme oder fehlechte Bezahlung nicht felten empfindlich zu Schaden 
kommen; als beitätigen Wir ihnen hiemir, die in der Anno 1720 ausgefündeten Apothe⸗ 
kerordnung, fub Tıe. V. bereits enthaltene Privilegia, und bejehlen jeden Orts Obrigkeit 
ernitlih, ſie dabey ungeſchmaͤlert zu laſſen, zu fhüßen und handzuhaben; nemlich damig 
ein jeder Apotheker feinem ‘Beruf deſto beſſer abwarten Fönne, ſo ſolle er der gemeinen 
Frohn und Wacht, ingleichem der Eoldareneinquartirung, für feine Perfon und Haus, 
befreyet ſeyn, und dabey die Erlaubniß haben, neben feinen Apothekerwaaren auch Spe⸗ 
cereyen, Gewürz und Farben, doch alles probmäßig, gerecht und gut, auch un Pleinen zu 
verkaufen und feil zu baben, obne daß fie deßwegen in die Kraͤmerzunft ſich einzulafien ges 
halten ſeyen. Auch ſolle die Obrigkeit jeden Orts, wo fie etwas erhebliches zu Magen ha⸗ 
ben, den Fuͤrſtlichen Ordnungen gemäß, ihnen bülflidhe Hand, und zwar bedürfenden 
Salls, alsgleich executive, leiten, " 


Um willen auch dem Publico daran gelegen, daß die Profeßionen nicht überfegt, 
und durch allzujtarfe Anzahl der Profeßionsverwandten, von diefen einander felbften bie 
Nahrung gebemmer werde, zumalen in diefem Herzogehum an genngfamen Aporbefen fein 
Mangel eriiheinerz fo find Wir die Anzahl deren im Land fchon befindlichen Apotheken 
(ohne bejonders erhebliche, Unſerer guddigiten Diipenfation vorbebaftende Urfachen) fürs 
aus vermehren zu lalfen, fo gar nicht gemmeinet, daß Wir vielmehr guädigft geftarten wol⸗ 
fen, woferne in einer Pleineren Stadt, darinnen bis dahero zwey Apotheken geweſen, eime 
davon abgehen, und der Proprietarius ohne Notherben veriterben jollte, auch das Pubs 
cum den Abgang folcher Apothek ohne Nachtheil gefchehen laſſen koͤnnte, daß in ſolchen 
Fall getrachtet werden möge, auf eine billige und thunliche Art becde zu combiniren. Bes 
ferne auch in einem Ort, allwo der Aporbefen mehrere find, ſich Epitäle, Siechen⸗ und 
andere dergleichen publique Hänfer befinden, fo folfe man, daferne nicht ein und anderer 
Orten etwas bejonders dißfalls eingeführe oder hergebracht wäre, ven Jahr zu Jahr ums 
wechjeln, und die Arzneyen das cine Jahr ans diefer, das folgende aus der andern, nefe 
men. Und.weilen biehero die Materialiſten, welche Wir fowohl der beftändigen Inſpe⸗ 
etton der jeden Dits beitellten Phyficorum , als auch der gewößnlichen  Apothefermaaren 
Viſitation, hiermit ausdräcktich unterworfen haben, und wegen künftiger ſtraͤcklicher Be⸗ 
folgung diefer Unſerer Zürftlihen Verordnung, mit einem leiblichen Eid beleget wiſſen 
wollen, den Apothekern, in Verkaufung der beften und conranteften Apothekerwaaren, 
vielen Abbruch gethan; jo befehlen Wir ernftlih, daß felbige fich nicht alleine alles Mes . 
ceptverjchreibens und Practicirens, Krankenbefuchens, Arznenenausgebens und Verfaufs 
der Compofitorum & Pr&paratorum, des Arfenici und aller giftigen, den Menfchen 
fhädlichen Dinge, gänzlich enthalten, und cinig ben den Simplicibus dergeflalten verbleis 
ben follen, daß fie die von geringerem Preiß, als da find: 

Enzian, Fenum grecum, Roßſchwefel, Bolus, $orbeer ıc, 
nicht anderft als zu halben Pfunden; die von mittleren, als: 





Folia 


Medicinalordnung. 259 
Folia Senn, Rhabarbarum, Jalappa, Saflaparilla, Saflafras, Lignum fan- 


&um, Cremor Tartari, Sal Anglicanum, Chinæ radices, China Chin, 
Cafcarılla, Manna, Camphora, Semen Cyn&, Sperma Ceti &c, 
nicht unter ein Viertelpfund; die foftbare, ale: 
Caftoreum, Oleum nucifte, Opium, Balfamum Peruvianum, de Copaiva, 
und alle Olea deſtillata, | 
nicht weniger als eine Unze verfaufen dörfen, auf den unverboffenden Contraventionsfall 
aber jich nicht nur ernftlicher Beſtrafung, fondern auch, wofern fie fi) bierunter wieder⸗ 
holter betreten laffen, noch höherer Ahndung, und befindenden Dingen nach, diefer ihrer 


verbotenen Waaren Confifcation fich zu gewärtigen haben. 


Die Krämer und Zuckerbecker follen gar nichts von Apotbeferwaaren, es ſeyen 
Simplicia oder Compofira, bey gleicher Strafe feil haben, damit der Handfauf den . 
Aporhecfern nicht gar benommen werde, welches infonderheit auch von den ausländifchen 
Compofitis und vermeinten Arcanis zu verftehen, deren man fo viel weniger erg bat, 
‘als vorhin ſchon nur zu viele Compofita, fo vormals Arcana gewefen, in den Ofheinis 
fi befinden; jedoch follen fich die Apotheker diejenige auslaͤndiſche Arzneyen, fo in befons 
derer Renommee find, darunter die halliſche Waifenhauss Praparata vornemlich gehören, 
und zu welchen ſonderlich die Medici felbit ein Vertrauen haben, gerecht und gut anfchafs 
fen, die aber ihnen dagegen alsgleich baar zu bezahlen find. . 


| Den Staliänern, Thuͤringern, Schweißern, Tyrolern und andern Wurzelkraͤ⸗ 
mern oder Delträgern, fo mit Simplicibus & Compofitis, nemlich Theriac, Mithridat, 
Orvietan, Balſam, Oelen, Spiritus &c. hauſiren, folle folches bey eruftliher Strafe, 
und nad) Befinden der Konfijsation ihrer Waare, in Zukunft verboten, und ibnen weiter 
‚nicht als mıt Delen, welche die Handwerker zu ihren Sarben und Profeßionen gebrauchen, 
auf oͤffentlichen Jahrmaͤrkten zu handeln; den Medicaftris aber durchgebends, weder 
Arzneyen, eben fo wenig zu verfertigen und zu difpeufiren, ale zu verordnen, erlaubt feyn. 
And gleichwie den Upothefern dasjenige, was jie für verhafte und andere, ex Fiſco oder 
einem andern publiquen Fundo, zu verforgende Patienten bergeben, :von der gehörigen 
Calla, falvo fi datur regreflu, derfelbigen an die, die folche Unkoſten verurfachen, nach 
vorgängiger Moderation und behöriger Decretirung, unverzüglich bezahlt werden folle; 
alſo befehlen Wir auch Unfern Beamten biedurch ernſtlich, daß ſie den Apothekern gegen 
ibre morofe Zähler alle amtliche Hülfe leiften, und felbige zu Bezahlung ihrer Schuldig⸗ 
keiten, in rechtlicher Ordnung, nachdrücklich anhalten follen, Weilen auch dergleichen 
böje Zähler, wenn man ihnen an einem Ort nicht mehr. borgen will, zu audern Apothe⸗ 
fern zu geben pflegen, fo follen diefe, -aufler dem Nochfall, ihnen feine. Arzneyen in die 
Harte abfolgen laflen, bis der worige bezahlt worden. So iſt auch bey Inventuren und 
Theilunzen den Erben nicht zu geftatten, die rechtmäßtge Jorderuugen dee Medicorum, 
porhefer und Chirurgorum ihres Befallens unter ſich zu verweilen, fondern ſolche 
Schulden follen fogleih ex communi Malla bezahlet werden; in Verganthungen aber 
find diefelbige, und zwar was die in der legten Krankheit gebrauchte Medicamenta betrift, 
unter die Leichkoften, was hingegen auf.andere vorhergehende gegangen, den Rechten 
nach, tu die fünfte Claſſe zu fegen, und hiexuach zu bezahlen. Endlich wann Tiner von 
den Apothekern über disproportionirte Sommersienfleusen und Anlagen, zu lagen er 
| | | | * olle, 


260 23. Würtembergifihe 


folle, auf geböriger Orten befchebendes Anbringen, nac Befinden bierunter remedirt 
werden, 


Tieulus IM. * 
Die Chirurgos betreffend. 


§. 1. 


Die Chirurgi, welche ſich in Unſerm Herzogthum und Landen niederlaſſen, und ihre 
Profeßion treiben wollen, ſollen ſich bey Unſern Collegiis medico - chirurgieis, ob⸗ 
oder unter der Staig zuvorderiſt melden, ihre Lebrbrieſe und Atteſtata vorlegen, damit 
man ſehen möge, ob fie die, nach der Barbiererordnung gehörige Lehr⸗ und Wanderjahre 
eritanden, und die erforderliche Qualitäten, ad Examen admittirt zu werden, haben: unb 
bat jeden Dres Obrigkeit darob zu halten, daß deren Feiner zum Burger angenommen 
werde, er habe dann zuvor, daß er wuͤrklich erammmire und zum Meiſter süchtig erfunden 
worden, mit jenem Meiſterbrief jich legitimirt. Ä 


§. 2. 


Zu folhem Examine aber folle feiner admittirt werden, der nicht von feiner ehrlis 
chen Herkunft, redlich ausgeitandenen Schriabren und fechsjähriger Wanderzeit, genug⸗ 
fame Zengniſſe beygebracht, oder deßfalls Unſere tandesfürftliche gnädigfle Diſpenſatien 
erhalten, nach deren Vorweiſung er, von gedachten Coliegiis medico -chirurgieis, &x 
Anatomia & Chirurgia eraminire, und wann er tüchtig befunden, eben die Freyheit, feiwe 
Proſeßion zu treiben, genießen, als andere, fo ihre Wanderjahre mürflich erſtanden 
haben. Auch falle fein Feldſcherer, oder !gar-ausläudifcher Chirurgus, wie alt oder jumi 
er feye, wenn er auch gleich anderswo eraminırt, oder jchon lang im Lande gedultet ar; 
die Praxin chirurgicam, auffer feinem angewiefenen Regiment oder Compagnie, im dem 
Sande zu treiben, oder ſich als Wieifter zu feßen , befugt fenn, der nicht, vorgemeldeee 
malen, vor Unſern Collegiis ınedicis approbirt, und von Uns guädigft recipirt worden. 


§. 3 

Und gleichwie, nach ausgeftandenen Examine, dem Candidato die Barbiererorb⸗ 

nung deutlich vorzuleten, und von ihme, den Examinatoribus, darauf, fo vicl Punftum 
artis betrift, Handtreu zu geben, das übrige aber den Beamten, ‚wie cben in der Apo⸗ 
theker⸗ auch Unſerer Lands⸗ und andern Fürfilichen Ordnungen verfeben, zu uͤberlaſſen iR% 
fo ſolle auch ein jeder Chirurgus oder Barbierer diefer Unferer gegenwärtigen Orbmung 
in allen Stücken nachleben, einen ehrlichen, nüchternen und chriſilichen Wandel führen, 
feiner vorgefeßten Obrigkeit Gehorſam leiften, alle Raufs und Echlagbändel, fo bald ee 
die Befchädigte oder Bleßirte verbunden hat, derfelben getreulich anzeigen, ſonſten aber, 
was die Patienten verfchwiegen haben wollen, in alle Wege verfchwiegen halten. " 


§. 4. 
‚Die Chirurgi ſollen die Medicos, als ihre in arte chirurgica Vorgeſetzte, refbes 
ctiren, in ſchweren und gefährlichen Fällen fie zu Rath und Hilfe zichen, ihnen mit Uhse 


Medicinalordnung, 261 


ternehmung innerlicher Euren feinen Eingrif thun, weniger ſie bey deu Krauken verach⸗ 

ten oder verleumden, noch einen dem andern vorziehen, ſondern bey ibrer Chirurgie 

verbleiben. | — Ze Zn 
| $ ,5. 


Die Zuftände, fo den Chirurgis zu beforgen vorkommen, beſtehen in allerhand 
Verwundungen, von Stechen, Hauen, Schießen, Schlagen, Fallen, Berrenfungen, 
Duerfhen, Gefhwulften, Geſchwuͤren, offenen Schäden, Brand, Beinbrüchen, Blus 
fene und Schnuͤrziehen, Fontauellſetzen, Aderlajfen, und andern mehreren und fchweres 
ven Operationibus, die unsen ben der Taxa fpecifigiret find; worzu noch das Barbieren, 
Haarſchneiden, und bey den Scarificanten das Schröpfen, zu rechnen. . Anlangend 
aber die Eur der fogenannten venerifchen Krankheit, per Salivationem, fo folle ein, 
aud) erfahrner Chirurgus, ohne Vorwiſſen der Medicorum, Bdiefelbe vornehmen; die ans 
dere aber follen fich dergleichen wichtiger und gefährlicher, gleichwie aller innerlicher Cu⸗ 
ven bey Straf gänzlich’ enthalten. - Te) 

Und ob zivar denſelben erlaubet ift unð verbfelber, ' diejenige Stuͤcke / ſo fie zu 
ihrer Profeßion, aͤuſſerlich, und zu. Wundtraͤnken, Intierlich, noͤthig haben, in Vörräth, 
wo fie ſolche am beſten und wohlfeilſten haben koͤnnen, ſich anzuſchaffen, ſo bleibe inet 
jedennoch bey Strafe verboten, eine Officin oder Apothek, unter was fuͤr Praͤtert es ſeyn 
mag, in ihren Haͤuſern aufztztichten, und von den vagirenden Materialiften- allerhand 
purgirende und andere; zu "innerlihem Gebrauch' geörige Mareriüilien ſich puzulegen 
oder felbige zn difpenfiren, und alfo hierdurch den Apothekern Schaden zuzufuͤgen. Wie 
dann, die Phyfici. und Obrigfeiten hierauf genaie Acht haben, legtere die Uebertgeter nad) 
der Ordnung zur Strafe ziehe, und beräfeichen! unerlaubte innerliche Arznehen eonftfciren 
ſollen. Im Fall aber die Apotheken zu weit entlegen, mag den Chirurgis wohl geflateeg 
werden, einige Medicamenta, als j. E. Theriac, Hirſchhorngeiſt, Temperierpulbet 
Schlehenbluͤt, Beymenthen, Rofenwaſſer, Schnallenſaft, im geringer Amantirdt, um 
in dem Nothfall etwas ben der Hand zu baden, ſich anzuſchaffen und im Vercitſchaft zu 
halten, Cie koͤnnen'atich von den Phyhidis ordinariis fi) anweiſen Taffen ;; wie Re’ erwanı 
in fchnellen Krankheiten oder anfteefenden Seuchen, wann der Medieus:nidjt zugegen’ iſt 
oder ſehn fan, fidy verhalten', wie fie die Palienten tractiren, oder waͤs fie ihnen einge⸗ 
ben jüllen und doͤrſen; und wird ihnen hieben auf das ernftlichfte anbefohlen, wann in den 
Drten, wo fie wohnen, ſich befchwerliche ‘oder gar epitemifche Krankheiten ereignen ſoll⸗ 
ten, als gleich dem Phyfico ordinario, und leßtern falls auch den Staabsamt, davon 
Nachricht zur geben, uhl'das henöthigre hiermiter welter vorkehren, und an Unſere Zürftlis 
he Sanitätsdeputation unterthäntgft berichten zu Bönnen, = +: oa 

. | . gr Te: Beer. 

Die Chirurgi follen untereinander einig und vertraulich ſeyn, in ſchweren Zufällen 
einander mit Rath und Thar beyſpringen, die Jüngere die Heltere und Erfahrenere refpes 
etiren, mit denfelben gerne umgehen, und keine Gelegenheit verabfäumen, etwas zu ſehen 
und zu lernenz: zurfolchen Ende auch bey den vorfallender Sectionen und Anatomiew; 
ſich fleißig einfiiden, gute chrrungifche und anatomiſche Buͤcher leſen, und beſcaders Pr 

Kt 3 Hei⸗ 


262 23. MWürtembergifche 


D. Heifiers Chirurgie anfchaffen, auch ihre Gefellen und Zungen, bey müßiger Zeit, im 
folchen, zur Chirurgie dienlichen Büchern zu lefen, anbalten. Wie dann keinem Meiſter 
ein Lehrjung folle ausgejchrieben werden, er lege dann bey dem Kinfbreiben, ein oder 
anders dergleichen Buch vor, und zeige nachgebends ben dem Ausjchreiben, daß der Jung 
mit Mugen darinnen gelefen habe, Hieruͤber jolien die Ladenmeiſter jeden Orts ernſtlich 
halten: und da das Ausfchreiben mehreutheils bey der Particularladen gefchiehet, fo follen 
die Jungen, bey folher Gelegenheit, den Phyficis und Ladenmeiſtern vorgeftellt, und 
in einem kurzen Examine geprüfet werden, ob jelbige auch ihre Lehrjahre, zu Erlermmg 
ihrer Profeßion, angewendet, oder mehr von den Lehrmeiſtern zu anderer Hausarbeit 
feyen gebrauchet worden; als welchen Mißbrauch Wir jo viel möglid) abgeftelie, und die 
Lehrmeiſtere dagegen, zu treulicher Unterrichtung der Jungen in ihrer Profeßion, und 
väterlicher Sorge für ihr geiftliches und leibliches Beſte, angewicfen haben wollen, 


§. 8 

Kein Chirurgus folfe fih der Eur eines gefäßrfichen Schadens allein unterzies 

ben; befonders haben die Junge, und erſt neulich zu Meiſtern angenommene, fich bicrins 
nen vorzuſehen, und zu allen Schäden, die fie nicht wohl verſtehen, andere Acltere und 
Erfahrnere mit beyzuziehen, vornemlich aber in Verrenkungen und Beinbruͤchen, die Pas 
gienten durch die geſchworne Chirurgos, zuvor befichtigen zu laffen, damit fie auch nad) 
der Hand, im Erfordernißfall, zeigen können, wie der Schade von Anfang gemwefen, 
und daß der jüngere Chirurgus, der jolchen in die Cur bekommen, denfelben nicht aufs 
gezogen oder verfchlimmere, fondern recht und unverwerflich tractiret habe, 


| §. 9. = 
| Es find aber auch die ältere, wie die jüngere Chirurgi, ‚verbunden, bey wichti⸗ 
n Operationen und gefährlichen Patienten, allegeit den Medicum oder Phyficum, is 
Beten „ und nicht erfi, wann der Schade ſchon hoͤchſtgefaͤhrlich worden, und die Sache 
zu weit gefommen, darzu zu rufen. Wie dannauch, zumalen fremden Oculiſten, Stein⸗ 
und Bruchärzten, nicht erlaubt feyn folle, ohne Vorwiſſen eincs erfabrnen Medici, ins 
fouderheit des Anıtss oder Stadt⸗Phyſici, eine füiche Operation, weder auf dem fand, 
noch in Städten, vorsunebmen, vielweniger allerhand, zumalen innerlicher Euren, fü 
zu unterfangen, und wo diefes gefcheben follte, haben die Chirurgi, oder wer davon 
Wiſſenſchaft hat, folches der Obrigkeit und den Phyficis anzuzeigen. 


d 


$. 10, 


Es jolle zwar Fein Meifter der Chirurgie dem andern feinen Verband. aufmachen, 
und unangefragt, oder wider deflen Willen, an feine Stelle treten; wenn aber der Chr 
rufgus ordinarius nicht zu Haus oder krank ift, und es entitchet bey dem Patienten 
ſchnell ein bedenflicher oder gefährlidyer Zufall, der zumalen feinen Verzug leidet, oder 
es will der Patient einen andern Chirurgum haben, und hat den erjten bereits befriedigen, 
oder feiner Befriedigung halber ſicher geſtellt, fo ſoll ein anderer darzu berufener Chi- 
rurgus die Erlaubniß haben, das von dem erften angelegte Berband anfzuldien, und 
den Patienten in die Eur zu nehmen; da er dann von felbſt die Vorſichtigkeit haben 
wird, daß jolche Uebernahm, nicht ohne vorbero gefchepene Bejichtigung , und in Bey⸗ 

u ſeyn 


’. 


"Medicinalordtung: -- 263 


ſeyn des erften Chirurgi, oder eines darzu erbetenen Medici, gefchehe, damit, wann 
allenfalls Streit entftehen follte, man wilfen'möge, wie der Schade geweſen, und wer 
an der Verwahrloſung ſchuld feye? Aber ohne vorbemeldte Umſtaͤnde, und nur ans Neid, 
Ehrgeiz, Eigennuß und andern Abfichten, dardurch den Patienten ſelbſten nur Schaden, 
und dem:Chirurgo ordinario Verdruß erwecker wird, ſolle es bey: Straf verboten feyn, 
und fich deflen kein CHirurgus unterfangen;- den unbefugtef Prakticis und nicht: eraminirten 
Chirurgis hingegen datf ein ordentlicher Mieifter ihre Bandage , ohne alles. Anfragen, er 
wollte es dann um feiner eigenen Sicherheic willen nicht thun, anf. Begehren des Patien 
ten aufinachen, und denfelben in die Eur nehmen, W | 


| $. II. Ä 
Deßgleichen mo ein Medicus: In Abwefenhelt des Chirurgi son einem: Patienten 
erfordert wird, welcher den Chirurgum ordinarium nicht ersarten kann oder will,« ſo mag 
folcher Medicus entiveder den Verband felbften aufmachen, oder durch einen andern erfahrs 
nen Chirurgum aufmachen laſſen, und nad) folchem mit dem ordenitlichen Chirurgo darüber 
fprechen, und denfelbigen inftruiren. In wichtigen Zuftänden hingegen, wo Fünftlihe 
und forgfältige-Berbindungen vorgenommen werden muͤſſen, wird ein in Chirurgia nicht 
genugfam geübter Medicus fi von ſelbſten enthalten / ohne die groͤſſeſte Noth etwas eins 
ſeitig vorzunehmen oder zu aͤndern. 


— 66 9. 12. or 

Einem rechtſchaffenen und chriſtlichen Chirurgo wuͤrde es ſehr uͤbel anſtehen, mit 
Marktſchreyern und dergleichen Geſinde Gemeinſchaft zu halten; noch vielmehr aber ſolle 
er ſich aller aberglaubiſchen Mittel und Segenſprechens bey ernſtlicher Strafe gaͤnzlich ent⸗ 
balten, feiner den andern feine Jahrkunden, Geſellen oder Jungen, abſpannen, hauſi⸗ 
ven, oder befonders zur Aderlaßzeit von einem Ort in das andere deswegen laufen, fich 
dardurch ein und andern vorzudringen; fondern bey feiner Kundfchaft in dem Ort, wo ee 
feßbaft, bleiben, und bis cr ordentlich berufen wird, abwarten. Wäre aber ein und ans 
derer Ort mit feinem Chirurgo, wegen feiner üblen Aufführung oder fchlechten Erfahrung 
- und Wifjenfchaft, oder aus andern erheblichen Urſachen, nicht zufrieden, fo follen deflels 
ben Vorſtehere fich vorhero bey dem Beamten und Phyfico beklagen, ehe und dann man 
einen andern Chirurgum zu den ordinairen Verrichtungen, $Barbieren, Schröpfen, Aders 
laſſen ze. gebranchet, uud in: locum fommen laͤſſet. Hingegen kann jeder Patient wegen 
eines Beinbruchs, oder Verrenkung, oder.andern Schadens, einen andern Chirurgum, 
zu welchem er fein Vertrauen hat, kommen, und fi von ihme curiren laſſen. 


| $.. 12. 

Wenn ein oder anderer Chirurgus in Unfern fanden fich zu wichtigen und gefaͤhr⸗ 
fihen Operationen, als da find Steins und Bruchſchneiden, Staarſtechen, Krebszus 
fände, operiren, ſchwere Geburten ıc. will gebrauchen laſſen, fo folle er befonders darauf 
gereiſet, fehon wuͤrkliche Proben feiner Wiffenfchaft abgelegt haben, und in fpecie darüber 
von einem Unſerer Collegiorum medico -chirurgicorum obs und unter der Staig eramis 
nirt worden ſeyn. | 

$. 14 


264 23. Wuͤrtembergiſche 


Ä $. 1% oo. . . 
Meilen aber zu dergleichen und andern wichtigen Operationibus chirurgieis, viele, 
such theils Loftbare Inftrumenra erfordert werden, und ein jeder Chirurgus, wegen deren 
feltenem Gebrauch, dergleichen Linfoften fidy nicht machen kann; als follen bey und vom 
den Particularladen diejerley Inftrumenra lucceflive angefchaft werden, damit jeder Chi- 
rurgus, bey Eriftirung eines oder des andern Cafus, fich dericlben bedienen koͤnne, welche 
er aber nach der Operation alsbald wiederum gut und reinlich zur Laden zu liefern, derſel⸗ 
ben auch von feinen damit machenden Verdienſt einige Indemniſation dafuer zufommen 
laſſen, ſchuldig feyn fole, welches unter fih auszumachen, ihnen felbft überlaffen bleiben, 


9. 15 

Es kann und mag ein Meifter der Chirurgie fo viel Geſellen haften als er noͤthig 
befindet; hingegen iſt feinem erlaube, mehr als einen Lehrjungen auf einmal anzunehmen, 
fondern er folle warten, bis der eritere dimittirt oder ausgefihrieben worden, und fellen 
hinfuͤhro, um allen Mißbrauch bierunter zu verbüten, die Meiſter ihre Sößne, fo die 
Proſeßion bey ihnen lernen, nicht mehr zugleich eins und ausjchreiben laflen, fondern diefe 
follen, gleich andern Jungen, nach der Ordnung eins und nach drey Jahren, warn fie 
ausgelernt haben, ausgejchrieben ‚werden. | | 


$. 16. 


Die WWittfrauen der Chirurgorum koͤnnen die Profeßion durch einen oder zwey 
erfahrne und wohlbewanderte Geſellen fortfuͤhren laſſen, und ſollen ſolche Geſetlen, oder 
wo derſelben zwey find, wenigſtens der aͤltere, von dem Phyſico und Jurato zuvor eramı 
nirt werden, ob fie im Stande ſeyen der Profeßion vorzuſtehen, uud der Wittfrauen die 
Kundſchaft zu erhalten, : 


. 17 J Br 

Sollte es fih ergeben, daß ein Chirurgus ftürbe, und die Wittfrau zu ſolcher 

Zeit einen Geſellen hätte, die Proſeßion aber forrführen wollte , fo jollen die andere Chr 

rurgi des Orts oder Mittels dahin ſehen, daß ſolche Witifrau mir einem tuͤchtigen Gefehe 

Ien bejorget und ihre Kundſchaft erhalten werde. Und obſchon auſſer dieſem Zal niche 

erlaube it, daß ein Gejell von einem Meiſter zu einem andern in eben diefem Ort is 

Dienfte gebe, fo fell es doch zum Beſien der Wittfrauen geflattet, und ihr, noͤthigen 
Falls, ein ſchon in loco fervirender Geſell gegeben werden. 


$. 18 
Ben einem folhen, von dem Fhyfico und dem Jurato zuvor eraminirten Geſellen 
einer Wittfrau, kann zwar, der nad) Abſterben feines Vieifters etwa noch vorhandene 
Jung, wo er nur ned) ein Jahr die Lehrzeit zu vollenden hat, auslernen; wo ihme -abee 
noch nichrers daran abacbet, folle er zu einem andern Meiſter in die ehr gethan werben; 
dieſer aber fich mie der Wirrfranen wegen des ſchon empfangenen oder noch zu zahlenden 
Lehrgelds, der Billigkeit nach, vergleichen. 


$. 19 


Medieinalordnung, 26s 


§. 19. | \ Ä 
Es haben aber die Wittfrauen, wann fie die Profeßion durch Gefellen forttreiben, 
die nemliche Privilegia , als. ihre verftorbene Männer, und follen deßwegen bey den Zus 
fammenfünften die gewöhnliche Leggelder, wie andere Meifter der Chirurgie, einfenden, 
und darüber halten, daß ihre Gefellen diefer und Unferer vorhin ausgefündeten Barbie⸗ 
rerordnung in allen Stuͤcken nachleben. | | 
0 | §. 20, 

"Die Gefellen find, gleichwie die Meijter der Chirurgie, die Barbiererordnung zu 
halten, auch ſich, zu Ablegung der in Unferer Fürftlichen Landesordnung vorgefchriebes 
nen Dienfthuldigung, : inner der darzu gefeßten vierzgebntägigen Zeit, bey deni Staabs⸗ 
beamten zu fiftiren, verpflichtet; und follen mit Namen, DBaterland, und wo fie gelernet, 
bey der Laden aufgefchrieben werden, darneben einen chriftlichen und ehrbaren Wandel 
führen, verfchwiegen, und ihren Meiftern treu und geborfam feyn, ohne deren Vorwiſſen 
und Willen nicht über Nacht aus dem Haufe bleiben, . vielmeniger hinter denfelben Pas 
tienten annehmen, mit unbefugten Practicanten, Marktfchregern und dergleichen Leuten 
keine Gemeinfchaft haben, noch in deren Dienfte fich begeben, und mit ihnen berungiehen, 
aller aberglaubiicher Mittel und Segenfprechens bey hoher Straf fich enthalten; hingegen 
follen infonderheit diejenige, welche in Unjern fanden Pünftig als Meifter fich niederlaffen 
wollen, fich durch Leſung auter, zur Chirurgie dienlicher Bücher, befonders D. Heiſters 
Chirurgie, und fleißiger Einfindung bey Sectionen und Anatomien, je länger je mebr in 
ihrer Profeßion zu habilitiren fuchen, uud nicht etwan nur in dem fand von einem Ort zu 


dem andern ziehen, fondern auch auswärtig in Hoſpitaͤlen und ben gejchieften Chirurgis, 
etwas zus erlernen ſich angelegen feyn laſſen. u | 


$. 21. 


Die tehrjungen betreffend, follen diefelbe in Benfenn der Juratorum und Ladens 
meifter eingejchrieben und aufgedingt, vorhero aber ihrer ehrlichen Ankunft halber, und 
05 fie zur Profeßion tauglich, auch in den Schulen, fo viel ihnen noͤthig, erlernet haben, 
wohl eraminiret werden; fie follen drey Fahre zu fernen, und ben ihrer Losſprechung in 
dem Examine (fo von dem Phyfico, mit Zuziehung der Juratorum oder $adenmeifter, 
gefcheben folle,) darzuthun gebalten feyn, was fie bey ihren Lehrmeiftern profitirt, und 
fonderlich obgedacdhtermaffen auch in Büchern gelefen und gelerner haben, Waͤhrender 
Lehrzeit follen fie fich fromm, ehrbar, gehorſam und getreu aufführen, und alle Muͤhe 
anwenden, ibre Profeßion wohl und gründlich zu erlernen; wann aber ein Jung ohne 
erhebliche Urſache feinem Meifter entläuft, (darüber die Obrigkeit‘, “allenfalls mit Zuzied 
bung der Zunftmeilter, nach der Barbiererordnung de anna 1663 Cap. IV, Tit. von Yuns . 
sen, $. 8. zu judieiren hat,) folle. das Lehrgeld völlig verfallen fenn. ‘. Umd weil die meht⸗ 
fältige Erfahrung gegeben, daß die-ausgefchriebene Jungen; fo feine Pelicmiften, im dem 
Reich und anderer Orten nicht überalt als Geſellen paßirt werden wollen, wenn deren 
‘Briefe nur von den Ladenmeiftern und andern Zunftangebörlgen unterfchrieben worden, 
obfchon des Amtmanns Sigill beygedrucke iftz als ſolle hinfühto, aller Ungelegenheit vors 
zukommen, jedesmalen das Stadtinfiegel, wie es. von den Ausländern deſiderirt wird, 
allen Lehrbriefen. beygedruckt werden, . ...: Henn FRE 

Beckmanns Geſetze 11, Theil, Ä gl 


og tout mg 


Titu- 


⸗ 


266 23. Wuͤrtembergiſche 
Titulus IV. 


Die Hebammen, gefchivorne Weiber, Kranfenwärter und Wärterinnen 
betreffind. 


$. 1 


3: dem Hebammenamt folle feine Perfon angenommen werden, fie feye dann ebrfidher 
Herkunft, gottcefürchtig, guten Wandels, nicht zu alt oder zu jung, babe ſeibſt 
etliche Siinder gebohren, jene mit feiner anftecfenden, oder font efelbaften, und ihre 
Berri.btungen verbindernden Krankheit behaftet, babe natürlichen guten Verſtand, Pönze, - 
(wann anderft dergleichen zu haben,) leſen und fchreiben, feye ben diefer Verrichtung 
neben andern Hebammen ſchon gewefen und von ihnen unterrichtet worden, 


§. 2. 


Eine jede folhe Hebamme folle von den Collegio medico obs oder unter der Staig, 
oder von den ausgeſchickten Vıfiratoribus medicis, nach der bisherigen Obſervanz, über 
alles, was ihro zu wiflen nörhig ift, eraminirt, und wegen gewiffenhafter VBerrichuung 
ihres Amts durch den Staabsbeaniten beeidiger werden, 


§. 3 

Damit es aber an erfahrnen und gefchichten Hebammen nicht fehlen möge, als 
folle, beionders in jeder Amtsſtadt, eine in diefer Kunſt wohl und dergeftalten grindiidh 
unterrichtete Hebamme beitellet werden, daß fie im Erande feye, auch den andern mit 
Unterweifung, Rath und That an Handen zu geben; alldiemweilen fich aber, nach dem Bes 
richt der Vilitatorum . an dergleichen Perionen ein groffer Mangel erzciget, fo wollen Wit, 
deme ab;uhelfen, daß bey allen, wenigſtens groffen Acmtern, eine, mit darzu gehörigen 
Qualitäten verjehene Perfon ausgefucht, fofort nach Stutgart oder Tubingen zur Lehee, 
zu tüchtigen Accoucheurs und erfabrnen Hebammen geſchickt, derfelben aber zum Kofe 
und Lehrgeld ein binlänglicher Beytrag ans der Amtes Pflegs oder ‘Burgesmeiftercofls 
und den piis Corporibus gegeben werde, : 


G 4° . 

Die Hebammen follen gegen Arme und Reihe, Gefunde und Kranke, zu alle 

Seit, ſowohl Tags, als Nachts, fid) willig und bereit finden laffen; alles unnöthigen 
ſchwaͤtzes, leichtſertiger Reden und Geberden fich enthalten, hingegen verfchwiegen 
nüchtern , fittfan und nicht citler Ehre begierig ſeyn, ſich in ihren Hdufern, oder an ſab⸗ 
hen Orten alleseie finden laflen, wo man fie alfobald haben kann, infonderheit, wo hoch⸗ 
ſchwangere und der Enthindungszeit nahe Weiber in dem Dre fich befinden. Bo’ mache 
als eine verpflichtete Hebamme in einem Ort angenommen worden, folle feine der anderü 
zum Verdruß fich bey den Weibern felbft anbieten, fondern warten, bis fie berufen wir; 
fie follen vielmehr miteinander in guter VBerftändniß leben, feine die andere verkleineta 
oder verldäumden, die mehr erfahrnere und ältere, wie auch die gefchworne Franen im 
Ehren halten, in fehweren Fällen fie zu Rath ziehen, und wann auch bierben fein gluͤckn⸗ 





‚Medicinalordnung 267 


her Fortgang fenn wollte, den Medicum bey Zeiten Berufen laſſen, feldigem die Um⸗ 
ſtaͤnde der gebähtenden Frauen getreulich anzeigen, und feinem Rath ſodann folgen. 


| . 5. 

Wanı eine gebährende Frau, die ihre gewöhnliche und fonften zur Geburtsarbeit 
gebrauchte Hebanıme nicht haben kann, im Morbfall eine andere rufen laͤſſet, foll diefe 
ohne Weigerung alfobald erfcheirten und der Gebährerin Hilfe. leiften, auch wann die 
Kindbetterin nachgebends zu uͤbriger Beforgung ihre ordentliche Hebamme wieder haben 
kann und will, derfelbigen diefes williglich überlaffen. 


| | | §. 6 
5 .8o bey lang verweilenden und ſchweren Geburten noch eine Hebamme verlanget 
wird, folle die erftere darüber fich nicht unmillig oder murrifch bezeugen, fordern der darzu 
gerufenen nicht nur getreulicd) eröfnen, wie es um das Kind und die Gebäbrerin ftebe, 
fondern derfelben auch. willig deu Plag überlaffen, daß fie Hand anlegen, und ſich, ob es 
alfo, wie die erftere berichtet, fich befinde, erfundigen koͤnne. 

| §. 7. on 
Es follen aber die Hebammen ihre Verrichtung ben den Gebährenden mit Gebät 
. anfangen, denfelben freundlich und tröftlich zuiprechen, die Widerfinnge mit befcheidents 
lichem Ernſt zur Arbeit anmahnen, aber auch andere nicht ohne Noth und vor der Zeit 
dazu anhalten; hingegen wo,es ordentlich ftehet, und nur die Gebährerin ihre Schuldigs 
keit nicht thun will, können fie auch andere Perfonen, und bejonders die Geiftliche jeden 

Dres, darzu nehmen... . on 
§. 8 | 
Wann eine Hebamme bey einer Frau ift, die würfliche Geburtswehen bat, ober 
bey welcher ſchon alles zur Geburt ftebet, fo folle fie diefelbige Peinesivegs, da fie etwan 
zu einer andern Reichen, oder von mehrerem Anſehen, berufen würde, verlaffen und 
uͤbereilen, fondern diefer Entbindung und nöthigen Beforgung zuforderift abs und auswars 
ten, und alsdann erft zu der andern geben, Es wäre dann bey der erfteren noch fein rech⸗ 
ter Ernft, oder die Geburt nicht fo nabe, auch feine mißliche oder :beforgliche Umſtaͤnde 
vorhanden, fo mag fie wohl der letzteren gebührend zu Hülfe kommen; doch folle fie, auch 
in diefem Fall, noch zuvor eine geſchworne Frau holen laffen, die in ihrer Abmwefenheit 
bey der Kreifenden an ihrer ftate bleibe; würde aber eine Hebamme wider diefe Verord⸗ 
nung bandlen, oder es wiirde gar die Stau, welche fie verlafen, oder ifr Kind verwahrs 
lofet und verfäumet, oder litte dadurch Schaden; fo folle fie-deßwegen ernſtlich und es 
pfindlich an Leib und Gut geftrafet werden, | Ä Bu 


"Wann es fich begiebt, daß die Frucht in ber Mutter Leib tob,. die Mutter aber 
lebendig; oder wann die Mutter tod, und das Kind in ihr noch lebendig befunden wich, 
fo folle die Hebamme ohne Verzug einen Medicum und Chirurgum fonımen laſſen, damit 
die Frau aus der Todesgefahr geriffen, oder van fie würflich und gemwißlich tod, — 

| - _ 2 ide 


ne 


— 


268 23. Würsembergifhe 


ihr lebende Kind nech gerettet werde. Und hiebey fellen die Medici und Chirurgi na 
Pilichten und Gewiſſen ihre Amt thun, und ſich darinnen von niemand hindern faflen, daß 
ein ſolches noch zu errettendes Kind nicht fterben nıüffe, che man ibm mit der Operation 
zu Hilfe zu kommen entſchloſſen wird. 


$. 10. 


So etwan eine Hebamme ein todtes Kind bey Verdächtigen Umftänden empfängt, 
ſolle fie.es gleich felbigen Tages dem Phyfico und Pfarramt, famt der Urfadhe, warum 
Diefes Kind tod geboßren worden, oder auch nach Wichtigkeit der Sache, der Obrigkeit 
anzeigen. Es sell auch Feine Hebamme eine Operation oder Wendung mit dem Kind im 
Mutterleib vornehmen, fie babe es dann in den Städten dem Phyfico, in den Dörfern 
aber dem Pfarrer angezeigt, und follen allegeit bey dicfen Operationen und ſchweren Ges 
burten andere Hebammen und gefchworne Grauen mit zugegen ſeyn. | Zr 


$. 11. 


Weil auch der üble Gebrauch unter den Hebanımen eingerijfen, daß fie, wanı eg 
gleich noch que ſtebet, denen freijenden Frauen angft machen, und bald diefe bald jewe 
Gefahr vorbanden zu ſeyn, unerfindfich vorgeben; als follen jich die Hebammen deffen 
gänzlich enthalten, oder allenfalls einen Medicum oder geſchworne Frau holen, und fe 
auch darüber ureheilen laſſen; dahingegen, wann es mit der Frau oder demKinde würks 
fich und in der Wahrheit nicht recht ffünde, ſollen fie es auch nicht verjchweigen, dam 
der Medicus in Zeiten zu Rath koͤnne gezogen werden. 


$. 12, 


Wann eine Hebamme zır verdächtiaen, unverheurarheten Weibsperfonen: gerufen 
wird, folle ſie denſelben ohne Anſtand zu Huͤlfe fommen, aber fobald fie ſolche verforgg, 
der geiſt⸗ und weltiichen Obiigfeit davon Machricht geben; und dieſes um fo viel mehr, 
mann fie vernmeher. daB es vor ihrer Anfunfe nicht richtig zugegangen, oder dem Al 
durch Verſaumniß, unerlaubte Diittel, oder auf andere Art Gewalt gefchehen ſeyn möge. 
Gleicherweiſe folle fie auch, wo ihr dergleichen verdächtige Perfonen zu befichtigen aubes 
fohlen wird, auf alle Umſtaͤnde genaue Achtung geben, und das erfundene nach beſten 
Willen und Gewiflen der Obrigfeie hint-rbringen, und moferne ihre Wiſſenſchaft im fl 
chen Fällen nicht hinlaͤnglich wäre, fich bey den Medicis darüber Rarhs erholen... .. - 


$. 13. 

Gleichwie die Hebammen feine Gelegenheit zu verabfäumen haben, im ihren 
Beruf durch Erfahrung, zumalen bey Sectionen und Anatomien von Perfonen weiblichen 
Geſchlechts, infonderheit ſchwangerer oder in-der Geburt verftorbener Weiber, fo ofe fe 
darzu Gelegenheit haben, immer mehrers zu lernen; aljo follen jie auch fleißig darzu dien⸗ 
liche Bücher Iefen, und was fie darinnen nicht recht verfichen, von Medicis oder Chirsr- 
gis ſich beichren.faffen; und werden fie depfalls noch ferner an das Wuͤrtembergiſche 
Hebammenbuch, welches Chriſtoph Voͤlter herausgegeben, gewielen, in welchem, mas 
eine Hebamme ben der Frau vor, in, und nach der Geburt zu thun hat, deutlich enthalten. 
Dahero folle auch die Obrigkeit jeden Orts ſchuldig ſeyn, ihnen ſolches Buch, ae 
DL. 








_ Medicinnfordnfing. 269 


D. Rieckens Hebammenunterricht angifchaffen, welche Buͤcher die äftefte Hebamme jeden 
Dres in Verwahrung haben, und den andern, fo oft fie darinnen lefen, oder etwas nach⸗ 
ſchlagen wollen, folches communiciren, aber auch von ihnen wieder unbefchädige zuruͤck⸗ 
fordern folle, Ä 8 | ) 
' aa: on 

Bor, in, und nach der Geburt follen die Hebammen ſich aller aberglaubifchen 
Mittel und Segenfprechereyen,, auf: was Art es immer feyn mögte, gänzlich, und bey zu 
befahren habender hoher Strafe, enchalten, fondern ihr obhabendes Amt allein in dem 
Damen des Herrn, unter Anrufung feines Beyſtandes, getroft und gemiffenhaftig vers 
richten; in mißlichen Sällen aber, wie ſchon oben befohlen, den Beichtvater oder Pfarrer 
des Orts, zum beuöthigten Zuſpruch, and den Medicum zur Hülfe erfordern, auch nach 
heiterer Diſpoſition Unferer Fuͤrſtlichen Sonodalverordnungen, in den. vorfallenden,,: und 
von ihnen anderſt nicht, als wann in der Eil kein Prediger zu bekommen, oder ſonſt kejne 
ehrliche Mannsperſon vorhanden, zu verrichtenden Gaͤhtaufen alle behörige Borficht an⸗ 
wenden. Sie follen daneben bey den Gebährenden feine Arzneyen, als ſichere und wo 
bewährte Hausmittel gebrauchen, welche ihnen der Medicus auf alle Fälle vorfchreiben, 
und wie folche, oder andere, ihnen auf den Mochfalt an Hand gebende Medicamenta an- 
zuwenden, Juſtruction geben wird: Sie felbft-aber follen Feiner Euren ſich unterfangen, 
Feine ſchlafmachende oder purgirende Arzneyen geben, nicht bdfe Bruͤſte oder andere dess 
gleichen Schäden der Weiber heilen, ſondern bey ihrem Amt allein verbleiben. Vornem⸗ 
lid) aber, und bey unausbleiblicher ſchwerer Strafe wird ihnen ernftlich geboten, . feiner 
einigen, . vielweniger verdächtigen Perſon, treibende Mittel, Fußaderlaſſen und dergleis 
hen Dinge, zu rarhen, davon die Frucht Schaden nehmen oder gar getödtet werden 
koͤnnte; vielmehr follen fie, wo dergleichen Mittel bey ihnen gefuche werden, folches ohne 


Verzug der. Obrigfeitanzeigen, 
| $. 15. 

Wo den Hebammen andere Weiber zu unterrichten gegeben werden, fo follen fie 
fülhes getreulich thun, ihnen nichts verbaften, fie zu den Gebaͤhrenden mitneßmen, im 
ihrem Beyſeyn Kinder empfangen laflen, feineswegs aber geftatten, daß, ehe diefelbige 
noch genugjame Wiffenfchaft und Erfahrung haben, fie dergleichen zuchun, unternehmen; 
‚sie danır auch feiner Hebamme erlaubt ift, zu Erbaltung ihrer Kundfchaft, an einem. One, 
mo mehrere Hebammen jind, eine gebährende Frau folcher lernenden Perfon alleinig zus 
überlaffen, fondern, wo fie nicht felbften kommen fann , bat fie diefes einer andern beeidig⸗ 
sen, ordentlichen Hebamme zu übergeben. 


$. 16, | 
Wegen Wichtigkeit des Hebammendienfts, und damit allen Fehlern fo viel möge 
Sich vorgebogen werde, ſolle jeden Orts eine oder zwo gefchworne Frauen beftellet, und 
denſelben, nach der bisherigen Gewohnheit, das Geordnete oder Herkommliche willig abs 
gefolgt werden, Ä . 
Ä $. 17. Ä 
Zu ſolchem Dienft ſollen ebenfalls vernünftige und chriftliche Frauen, welche nicht 
zu ale und nicht zu jung, daneben guten Rufe in: erwaͤhlet werden, die den Hebamw·n 
| 3 | m 


2% 23.: Wuͤrtembergiſche 


unt Nach und Sandreihung beifen koͤnnen; und da auf dem Lande mehreren Theile bie 
geſchworne Werber zu Hebammen nachgesogen und bejtellet werden, als follen fie von den 
Aebammen fleißig zu den gebährenden ‚Srauen mitgenommen, und ihnen von denfelben ans 
Vdeid oder andern Abfichten nichts verbeelet werden. Damit fie auch in der Hebammen 
runſt zum Dienft des gemeinen Weſens defto geſchickter werden, follen fie allezeit, war 
eine Hebamme eraminirt wird,,,. wie zuhören, fleißig aufmerken, und im übrigen allem 
dem, was den Hebammen befohlen iſt, getreulich nachkommen, 4 


- $. 18. 

In Anſehung dieſes, der. Hebammen ſchweren Amts, ſollen fie von der Obrigkeit 
jeden Orts geſchuͤtzt, ihnen, nach des Orts Ertraͤglichkeit, ein billigmaͤßiges Bere 
gefchöpft und willig gereichet, fie auch ben ihren Privilegiis erhalten werden; wie 
dann deren Diännern, die in der Cynofura ecclefiaftica, pag. 433 ſeqq. enthaltene Bes 
freyung von allen Perfonatfechnen und Beichwerden, Hagen, Jagen, Hundfuͤhren, au 
von den Einquarsirungen, dergeſtalten guädigft beftätigen: daR zwar, was biefe letzte 
betrift, weilen die Einquartirungen dem ftenerbaren Vermögen nach pflegen umgeleger pa 
werden, gedachte Hebammen und ihre Diänner, derfelben in Anfehung folcher pefigenden 
Güter, wegen welcher fie die obliegende Realbeſchwerden zu tragen haben, nicht ganz zu 
befreyen; jedoch aber, weilen die Wehemuͤtter öfters etliche Tage von Haus, und bey ges 
bährenden Weibern oder Kindbetterinnen ſich aufhalten mülfen, und aljo ihrer Hauchal⸗ 
fung nicht abwarten können, fie mit wirklichen Einquartirungen und Goldateneinlegen 
nicht befchwert, fondern das Quartier zu Geld, und nach Proportion ihres ftenerbaren 
Vermögens, leidentlih und unpartbeyifch angejchlagen, und aljo von ihnen bezahle wer 
den folle; es mÄre dann, daß die Hebammen oder ihre Männer felbft lieber den Soldaten 
im Quartier haben, als das Geld dafür zu geben, erwaͤhlen wollten. J 





§. 19. 

Meilen auch daran gelegen, daß den Kranken, ſollen fie anderſt wieder zu rechee 
Geſundheit kommen, neben der Arzney auch gewartet und gepflegt werde, und an ſolches⸗ 
ley Perjonen, die fich hierzu wollen und können gebrauchen laffen, öfters ein Abgang 0" 
funden worden; als follen in allen, befondere aber den Hauptitädten und, wo es 
auch in den Flecken, dergleichen Leute, ſowohl männliche als weiblichen Geſchlechts, bes 
ſtellet, und denfelben jährlich einiges Wartgeld beftinmer werden, i 


§. 20. 


Solcherley Krankenwaͤrter ſollen nicht zu jung und nicht zu alt, aber forgfältig, 
nüchtern, und eines chriftlichen und ehrlichen Wandels, auch erbaulichen —— 





ſeyn, in Seuchen und Krankheiten aus dem Ort nicht weichen, wo man ſie noͤthig 
ohne alle Weigerung, die Krankheiten ſeyen fo gefährlich und anſteckend als fie 
ſich gebrauchen laſſen, den Kranken forgfältig abwarten, die Arzneyen zu rechter f. 
geben, auf ihre Umftände und Zufaͤlle Acht haben, damit fie dem Medico davon Bericht 
erſtatten koͤnnen, den Patienten nach Vorſchrift des Medici pünctlich beforgen, bey i 
bleiben, feine Zuftände verfchwiegen halten, oder wo ein Fremder oder fonft 








Medicinalordbnung 272 


ner in ihrer Beſorgung verfterben follte, folches alsbald geböriger Deten anjeigen, und 
fih an beffen Verlaſſenſchaft nicht vergreifen, 


F. 21. 


Und weilen zu dergleichen Dienſt ſelten andere als arme Leute ſich gebrauchen laſ⸗ 
fen, fo verſehen Wir Uns zu jeden Orts Vorſtehern gnaͤdigſt, daß, wann dergleichen Pers 
fonen fi ehrlich und getreu aufgeführt, und um das Publicum fich verdient gemacht, Als 
ters oder Unvermöglichkeit halber aber ihrem Beruf nicht ferner abzuwarten, oder auch 
fich ſelbſt vollends zu ernähren im Stande feyn follten, man ſolcherley Leute, ihrer vorhin 
geleifteten treuen Dienfte. auch in folchen Fällen werde genießen laſſen, Und vor ihre 
Berforgung den billigen Bedacht möglichfter Dingen tragen, 


TAXA 


Le 


| I. | ' 
Was die Medici vor ihre Bemuͤhung fordern duͤrfen. 
. xxr. 
1. Vor eine Eegatinfpection und Section, in loco, zuſamt dem Judicio 3 I — 
aufler dem Ort, oder wann man über fand zu reifen bar, paßirt dem Ä 
Phyfico vor die Mahlzeit ⸗ ⸗ ı | — 
‚und vor den Poftillion, Roßlohn, Fütterung," wie es fonften: neo 
Fuͤrſtlicher Rentcammer üblich; wo aber das Inſpectionsgeſch 
länger als einen Zag währen follte, gebührt dem Phyfico, * 
der Zehrung und Reglementmaͤßigen andern Koſten, vor die Ders 
ſaͤumniß täglich ⸗ 1 
2. Vor die Inſpection eines Cadaveris putridi, oder eines Körpers, web BEE 
her ſchon unter‘ ber Erden gelegen, fanıe dem Judieio medico, 
in loo⸗ .4 
- und follen, aufler der Amtsſtadt, dem Medico die geroäßnfiche ehe. " 
rung, Roßlohn, Füsserung und Poftillion, ebenfalls paßirt wer⸗ 


den, auch jedes Orts Obrigkeit, welche den Medicum requirirt, | | 


30 
folche Belohnung demfelben alfobald abfolgen laſſen. 


3. Vor die Section eines, fo am higigen Sieber, oder fonften an einer 
Krankheit geftorden, welche auf Kraul tion der Verwandten ge 


ſchiehet ν RT TEE — 
4 Vor eine Inſpection, abeque Softione; auf Dberamdice Reruifion, un 
ſamt dem Bericht ⸗ I: -1 30 
5 Vor Privatinfpsction. eines imporemin, profi, canerofi &e. auf Reel - - er. 
- quifition dee. Patienten -— - .s  ıfl. 30kr. bis 2 1 — 
6, Vor eine Eonfattrion und Confeen wegen eine ‚wichtigen Caſus J 
2 jedem Medico· Be Due E17 nf, of, il 2:1 — 


272 23 Wuͤrtembergiſche 


fl. kr. 
7. Vor ein ſchriftliches ausfüßstiches Confilium medicum, von ein bie En . 
zwey Bogen, incl, der Conſultation ⸗ 3 — 

8. Vor einen weitlaͤufigen Aufſatz und Beſchreibung eines morbi, und 
deſſen Abſchickung an einen auswärtigen Medicum ⸗ 1 30 
9. Vor dergleichen an einen Medicum im Land ⸗ ⸗ 1 — 
10. Vor ein Recept in des Medici Haus 5 s» ı9,12bs] — 15 
11. Vor die erftece Befuchung eines Parienten ⸗ — 30 


12. Wann der Medicus in der Nacht bey Schlafzeit, oder aus dem Bette 
gerufen wird, nach den Umjtänden der Witterung und der Armuth 
30 kr. bis— 1. 
13. Vor einen jeden Gang und Beſuchung mit und ohne Recept ⸗ — 115 
14. Wann der Medieus über Land gerufen wird, nebſt Freyhaltung', nad 
Beſchaffenheit der Witterung, der Entfernung und der Leute 
ı bel 2 — 
und wo er etliche Tage ſich verweilen und Verſaumniß haben muß, 
taͤglich ⸗ s  ıfl.bis 1 30 
15. Wann der Medicus zu armen Potienten, auf goſten der piorum oder 
anderer Corporum, auf das fand berufen wird, ſolle ihme, nebſt 


Freyhaltung aller Unkoſten, täglid) paßiren ⸗ ⸗ — 145 
II. 
Was die Chirurgi vor Verdienſt und Verſaͤumniß fordern burfen. 
fl. If. 
1. Vor eine $egalinfpection und Section in loco ı | 9 
2. Auf dem Land, ohne Roßlohn und Zehrung, eben fo viel, nei r’ | 90 


Wann aber zu diefen Gefchäften und der Reife mehr als ein Tag E 

muß zügebracht werden, folle ihm vor den andern und folgende 

Tage, nebſt Zehrung und Roßlohn, wegen Verſdumniß taglich 

paßirt werden ⸗ — 445 
3. Vor eine amtlich anbefohlene Inſpectien, ohne Section, wo fein "Me- 

dicus dabey, und der Chirurgus eine fhriftliche Relation zu erſtat⸗ 


ten hat ⸗ 1 30 
ohne Relation, wo der Cafus leicht. — 45 

4. Vor eine IJnſpeetion und Section eines Cadaveris, fo ſchon kauf. übel 
— riecht, und in dem Grabe gelegen ⸗ .3. 1— 


iſt ſolche auf dem Land, werden dem Chirurgo Zehrung und Roß 
lohn, nach dem Reglement, beſonders bezahlt. 
5. Vor eine Inſpection und Section eines Koͤrpers, der an einer anſte⸗ 
ckenden Krankheit geſtorben, auf Verlangen der Anverwandten 
6. Vor eine Conſultation etlicher Chirurgorum, unter dem Præſidio eines 
Medici, über den Cafum eines Patienten, jedem .Chirurgo 





-Medicinalordnunge- 


-. Vor ven Beyſtand eines —— in ſchweren Fällen. :3Q.bis}- 


5. Bor eine Trepanirugg oder jedesmalige Applicirung des Trepans,. ⸗ 
bis zur Heilung, ineluſive des Trepans ⸗ ⸗ 
und wann der Patient bald ſterben ſollte ⸗ 


9. Vor Stahrenſtechen an einem Aug, wann die Operation A je | 


— nachdem die, Cur einige Wochen waͤbrt ee... 8 .$8bie 
10. Au benden Augen, von. + s. 15 bie 
11, Vor eine Haſenſcharte mit weit von einander feßenden Lefien 3 bis] 


12. Vor eine geringere 


13. Vor Operation einer Fiſtulæ leecywali⸗ mit einer Carie, und  nöriger . 


Perſotation ⸗ 
14, Obne Petforation ⸗ 
15. Vor einen groſſen Grebshaben an Hafen und Lippen zu werlen ſamt 


der Cur W ⸗ 
16. Bor einen geringeren dergleichen 008 ⸗ bis 
17. Vor Extraction und Cur eines Polypi aus der Nafe s 6 bis 


18. Vor die Laryngotomie 
19. Bor Defnung eines gefäßrlichen Geſchwuͤrs i in dem Mund oder Hals 


20. Vor Extirpation und Ausſchneidung eines Kropfs ⸗ 12 bis 

21. Bor die Amputation einer ruf, wegen eines Krebsſchadens, ſamt 

der Wiederheilung 12, 15 bis 

22. Bor die Defnung der Bruft ’ Paracentefi s genannt, nach Beſcho fen⸗ 

heit der Umſtaͤnde 6 bis 

23. Vor die Oefnung des Unterfeißs In Weſerſucht: vor die Punction 
ſelbſten, ein bis zweymal ä 1, 2 bis 

und wo die Operation öfters wiederholt werden muß ⸗ 30 kr. bis 

24. Pro Paracenteſi ſeroti eines Kinds, von 1.fl. bie 

25. Bey Alten Perfonen _ ıfl. zo kr. bis 


26, Vor einen Weyd⸗ und Nebbruch zu föneiden, ohne Caſtration auf 
-.. einer Seite, in inguine 

27. In Scroto 048 ⸗ ⸗ 

28. Wann die Hernia incarcerata iſt ⸗ ⸗ 

29. Vor Extirpation eines Tefticuli cancrofi 

30, Bor eine Lithotomie oder Steinſchnit auf die Set, ben A, 


Erwacfenen ⸗ 

31. Bey Jungen s 
32. Auf den Handgriff, ben alten Derfonen 4 12 bie 
33. Bey Kindern s gbis 
34. Vor Ausſchneidung eines Steins ex Urerhra 4bis 


35. Vor Operation und Extirpation eines-groffen ſteatomatiſchen und cans 
croſen Gewächfes, an. geräbrlichen und nervoſen Orten, von 15 bis 
36. An fleiſchigten Theilen ⸗ J BER 12 bis 


Veckmanns Geſetze II. Theil. Mm 


1 


J 


374 23. Wuͤrtembergiſche 


37. Vor die Amputation eines Fußes, ob dem Knie, famt der Eur * 
38. Unter dem Knie, mit der Cur 
39. Vor die Amputation eines Arms, ob⸗ ober unter dem Ehfenbogen, 

die Eur mitbegriffen ⸗ 12 bi 

40. Einen Finger oder Zehen abzunehmen, mie der Eur s» 3 6is]- 

a1. Bor Operation einer Fiftulx ani, die Eur mitgerechnet 15 bis] ° 

42. Bor die Mepofition.eines ausgefallenen Darıns, oder des Meges, 
mit einer Verwundung, ohne Gaſtroraphie ⸗ 3, 8 bis 

43. Obne Verwundung, in paſſione iliaca ⸗ 

44. Vor eine Gaſtroraphie ⸗ 

45. Vor die Applicirung des Eatheters, bey Männern ⸗ 

46. Wann es oͤfters geſchiehet, jedesmal ⸗ | ⸗ 

47. Bey Weibeperſonen ⸗ ⸗ ⸗ 

48. Wo es oͤfters geſchehen muß ⸗ ⸗ ⸗ 

49. Bey Kindern, von ⸗ ⸗ 15 bis 

50. Vor die Repoſition der Vaginæ uteri s 

51. Bor die Extraction eines Kindes aus Mutterleib, in ſchwerer Geburt, 
nach den Umſtaͤnden, von ⸗ 22, nis 

52, Die angewachjene Nachgeburt beraus zu holen, von ⸗ 

53. Pro Sutura tendinis, nach Beſchaffenheit der Umſtaͤnde Sie 

54. Vor die Operation eines Anevrismatis ⸗ s 15 bis 

55. Eines groffen Varicis oder Blutaderfropfs g bi 

36. we Ertirpation eines Bulbi oculi cancrofi, wann jie von gie 
eilung ⸗ 

57. Wann der Patient bald bernach ſtirbt ⸗ 

58. Von Loͤſung der Zungen mit einem Inſtrument ⸗ * bis 

59. Vor Abnehmung des Zaͤpfleins ⸗ 

60. Vor eine Haarſchnur in dem Genick zu ziehen, bie zum Su s I 

61. Vor chen diefe Operation in andern beilen ⸗ 

62. Vor eine Fontanell auf dem Wirbel ⸗ 

63. Vor Oefnung des Mundes, der Ohren, Naſen, des Afters bey 
Atretis oder Imperforatis, nach Beſchaffenheit der Umftdnde, 
von 

64. Vor Heransziehung einer Erbſen oder andern Sachen aus dem ee 
Dhren, oder Naſen ⸗ ⸗ 1, 2, 4 bis 

65. Pro Applicatione ſpeculi oris ⸗ ⸗ ⸗ 

66. Pro Applicatione (becul i in vaging uteri & ano ⸗ 

67. Bor die Repoſition des Afters, bey Kindern ⸗ 20 kr. bis 

68. Bey Alten ⸗45 fr. bis 

69. Vor ein Fontanell auf dem Arm oder Ruß zu ſchneiden ⸗ 

70. Mit Silber Corroſiv oder breunen, beede bis zum Fluß ⸗ 

71. Vor die Scarification oder Schroͤpfen auf dem Kopf ⸗ 


— be 
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848 


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DIET SER res ı kl 11 


, Medicinalorbpung- 
72 Bor das Schröpfen auf dem Ruden und andern n Orten , ver jeden 


Schröpffopf ⸗ 
auf.dem Land 2 ⸗ 9 ⸗ 
73. Vor eine Blaſe zu ziehen und auszubeifen — ⸗ 
74. So deren etliche zumal geſetzt werden, vor jdde⸗ 
NB. in contagiofen Krankheiten kanu paßiet werden J 
75. Vor einen Zahn auszuziehen % 8. bis 
76. Bor Zahn einfegen, brennen, mis Bley ausfälen.. und *X 
30 kr. bie 
77. Vor eine Aderlaͤſſe an der Stirn W Ir a 
73. Am Hals u N 48 , ⸗ 
79. Unter der Zungen. | 18. bie 
80, Vor Aderiaſſen an der Hand „Aauf dem Yrm, an Süßen, won gerins] 
gen Leuten oder auf dem Jand , _ ° #. 6a; 6bis 
in der Stadt und von vermöglichen Leuten | ‚se  ıobis 


81. Vor Blutegel am Hals, Stirn und hinter den Ohren, von jedem 


Egel, welchen der Chirusgus dazu anfchaffen muß: s 6.8. bis 


82. Am Aftern und heiwlichen Orten ⸗ 9 8 bis 
83. Bor ein Eiflir zu appliciren, ohne die Materie et 15,0 
84. Vor eine turation oder Verrenkung des untern Kiefers einzurichten, 
von $: ⸗ ⸗ 2, ı bis 
85. Des Sqhluͤſelbeins ⸗ ⸗22 bis 
86. Der Schulter, mit einer Fractur des Proeellus acromü, , ⸗. 
87. Ohue Sractur 08 ⸗ 6 bie 
88. Die Luxration des Eblenbehene einurihen, ven BB 
89. Der Hand | We 
90, Des Schenfelbeins oder Hüften N oenn es eine or. 16 bie 
91. Der Kuiefhheibe, von ⸗ ⸗ abiel 
92. Des vordern Fufles ⸗ 1 g bis 
93. Vor eine Verſtauchung oder Subluxation, von s ıfl. 3oft. bis 
94. Vor eine Fractur des Cranii, wo deu; Trepan nicht noͤtbig ⸗6. bis 
95. Schlitz⸗ und Glaichbruͤche find nach den Wochen zu eehnen) und 
| zwar in den erften 8 Wochen, vor jede ⸗ ⸗ ⸗ 
vor nachfolgende jede Woche — 2 
wäre der Patient über Land, fo fan auch wochentlich vaßiren,|. 
ıfl. 30 kr. sul 
96, Die Tractation der Fiſtuln, alter Schäden , langwühriger Geſchwuͤre, 


oder lang anhaltender Geſchwulſten ze. werden nach den Wochen 
: gerechnet, und die Woche bey täglich zweymaliger Verbighyng 


"oder auch nach Beſchaffenheit des Schadens und Srforderung vieler u 


Arzneyen, wochentlich paßert;.  ::.--.--:- 5. 8 


97. Vor die Eur Luis venerez, per (alivationem,, melde: niemalen oßnel 


Zuziehuug. eines Medici. foll vorgenommen: werden, ohne Kpft 
und Logis „| ER ⸗ 2 8 u 12. 18, &i 








78 
fü I Er. 
— 3 
— 145 
1 — 
I _ 
— 30 

1 1. 
— J 20 
u 8, 
u 15 
— 10 
— 12 
— 20 
31- 

4 — 
12 | — 
8 — 
10 | — 

6 I _ 
18 — 

3. — 
10 — 

3 1 
jo — 

1 30 | 

I Yo 

2. — 

417 
1 — 
x, 30 

98. Vor 


276 23, MWiürtembergifche 


98. Bor gemeine Fleiſchwunden oder geringe Geſchwuͤre ⸗2 

99. Wenn die Heilung ſich über eine Woche erſtreckt, auch rfl. z0o kr. bie 

100, Groſſe Berwundungen, welche Glaich, Nerven, Blutgefaͤſſe, Ten- 
dines und Beine betroffen, feynd ebenfalls, nach Beſchaffenheit des 


Schadens, nach den Wochen zu rechnen, und zwar vor jede 


ı fl. 30kr. bis 
101. Bor tiefe, in den Leib eingebrungene Verwundungen, nachden felr 


bige beichaffen , täglich ⸗ 30 bis 

wenn es aber etliche Wochen waͤhrt Hochentlich ⸗ 
102. Wo der Chirurgus ſelbſt, oder ein Geſell, um der Gefahr willen, 
beftändig zugegen feyn muß, täglich ⸗ s 45 fr. bie 


103. Bor Wunden und Contufionen, mo viele Medicamenta und foftbarel 


Umfchläge gebrauchte werden, nach Propottion des Aufwandes, die 
erſtere 6 Tage, taͤglich ⸗ ⸗224 bis 
die folgende aber ſind nach den Wochen zu rechnen. 

Es ſeynd zwar in dem vorftebenden Tax allbereits diejenige Mittel, 
welche die Chirurgi zur Cur des Patienten aͤuſſerlich gebrauchen, 
ſchon eingerechnet; jedoch aber, wenn viele und Poftbare Medica- 
menta erfordert würden, fo wird dem Chirurgo erlaubt, etwas 
mehrers zus fordern, oder der Patient iſt gehalten, dieferlen befons 
dere Mittel anzuichaffen. 

104. Bor das Raſiren in der Stadt, zabrlich 6 ⸗ 
auf dem Land ⸗ 

Das Ertrarafiren wird eines jeden Difretion überfaffen: Gingegen 
werden die Barbierer und Bader erinnert und befehligt, ihren 


nn 


Mitbrüdern die Kundfchaft," wie bishero vielfältig geklagt worden, . 


nicht abzufpannen, 
II - 


Der Hebammen und geſchwornen Weiber Verdienſt betreffend. 


2, Bor eine glückliche Geburt in den Hauptfädten s  ıfl 30kr. bil 


2. In andern geringen Städten ⸗ ⸗ ⸗ 1fl. bis 
3. Ja Dörfern s ⸗ 45 kr. bis 
4 Bor eine ſchwere ſich lang verweilende Geburt mit vieler Zeitverfäums 

niß und Wachen in den Hauprftädten ⸗ ⸗ 3 bi 
5 In geringern Orten N ⸗ ⸗ afl, bie 
6. In Dörfern ⸗ ı fl. zo kr. bie 


alles mit Einfchluß der allezeit gewößntichen Werforgung der Rindber 
terin und Kinder in den erften Tagen, 
7. Vor das —5 bey ſchwochen Sindbetterinnen in den Städten, vor 
Tag um und Nacht ⸗ ⸗ ⸗ 


un: 





81 


1818. 


224 —32 
2 EL x 


8. Ambe dem n Sand oder Dörfern ⸗ 10 bis 
9. Vor die Applicirung eines Eyyſtirs om einer ſchwangern Frau oder 
Kindberterin s s | " bis 


10, Ben einem Kind 
11. Vor die aufferordentliche Derufung einer ebammen in der Siadt, 


“bey Tag » ⸗ 8 bis 
12. Bey der Nacht ⸗ 2 16 bis 
13, Auf den Dörfern, bey Tu ⸗ ⸗ ⸗ 5 bis 
in der Nacht ⸗ 10 bis 
14. Vor den Beyſtand einer heſchwornen Frauen, wo die Geburt bald und 
‚glücklich von ftatten gebet . ⸗ s Br 
15. Wo es ſich verweilet, und bey fhweren Geburten °— + 


16, Wenn fie die Stelle der Hebamme in derfelben Abwefenpeit vertritt, 
den halben Theil des Lohuns; der andere halbe Theil gehöre der 
Hebamme, 

17. Bor die Befichtigung einer verdächtigen Weibsperſon s 30 bis 

18. Vor die Beſi ichtigung eines todtgebohruen oder gefundenen Kindes 


35 bis 
| | IV. 
Der Kranken: und Kinderwärterin Verdienſt. 


2. Einem Kranfenwärter oder Wärterin in gefährlichen bigigen und ans 
fteckenden Krankheiten auf etliche Tage lang ‚ alle 24 Stunden nebft 


der Koft ⸗ ⸗ 20 bis 
2. Wenn es laͤnger waͤhret, wochentich ⸗ ⸗ ıfl, bis]- 
3. Einen Kranfenwärter ohne Koft in 24 Stunden ae Ve 
4. Einer Wärterin ohne Koft ⸗ 
5. Vor die Abwartung einer melancholiſchen Perſen oder eines Maniacil 
neben der Koft, wochentlich ⸗ ⸗ 45 fr. bis 


6 Bor die Wartung eines, der am Krebs ober andern übelciechenben 
Kranfheiten laborirt, wochentlich “ 


7, Einer Kindbettwärterin gebühret, neo der aon— die erfle 14 "Tage | 


wochentlid) ⸗ 
8. Die uͤbrige Zeit aber woche atlich 
9. Einer Kindsfrau oder Magd, nach denen 6 Wochen, wochentlich s 


edictnalor dnung — 


30 


24 


20 


Wobey Wir Uns aber allezeit gnaͤdigſt verſehen, daß der nunmehro gnaͤdigſt rds 
tificirte Medicinal⸗ und Aporhefertar nicht allein von niemanden uͤberſchritten, fondern auch, 
in Anfehung der armen und mittelfofen Perfonen, jedesmalen ein chriftliches und imitleis 


diges Einfehen und Machficht werde beobachtet werden, 
Mm 3 


Jedoch 


278 24. Seldordnung 


Jedoch behalten Wir Uns aus Landesherrlicher Macht bevor, diefe Tarsund Bes 
dicinalordnung nach Erforderniß Ser Umſtaͤnde zu ändern, zu mindern und zu mehren, mit 
angebängtem Befehl, daß ſolche unverlänge behörig publicire und zum Vollzug gebracht 
werde. Daran beſchiehet Unjer Wille. Stutgard den ı6ten Oct. 1755. 


„. t 





Eonfirmirte Dorf-und Feldordnung des Dorfes 


Fremerswalde vom Jahre 1761. - 





J. 


J )a aller Segen und Nahrung in der Wirthfchaft lediglich von Gott dem Allmaͤcht 
herkoͤmmt, und durch andäcdhtiges Gebaͤt, genaue Beobachtung des göttlichen 
feges und fleißige Abwertung des Gottesdienftes zu erlangen; fo follen und werden fämss 
liche Einwohner ſich des Eonntags aller Seldarbeit, ingleihen unter der Predigt aller 
häuslichen Handehierung, injonderheit des "Biers und Brandiveinichanfs, ausgenonımen 
bey Reifenden, enthalten, im Gegenfall aber zu gewärtigen, daß die Eontravemieutus 

beym Amte angezeiger, und zu behoͤriger Strafe.gezogen werden follen. 


2. Wenn die Öcmeinde in einer oder der andern Gelegenheit zufammen gefordert, 
und bey dem Zufammenrufen von dem Richter der Hammer herumgeſchickt wird; fo ME 
der oder diejenigen, fo folchen aus Nachlaͤßigkeit liegen laſſen, und nicht fofore weite 
fhaffen, der Gemeinde ı Gr. zur Strafe und 


3. Wenn nah Verlauf einer Stunde, nad Herumgehung des Hammers, eince 
oder der andere auf dem Gerichte nicht erjchiene, und ohne erhebliche Urſache wegbliche, 
gleichfalls ı ©r., und der oder diejenigen, die zu fpäte Lommen, 6 Pf. Kühr erlegen, 


4. Wenn einem oder dem andern bey vorbabenden erheblichen Verhin 
ſelbſt auf dem Gerichte zu erjcheinen nicht möglich wäre; fo foll demjenigen nachge 
feyn, diesfalls feinem Nachbar Vollmacht aufzutragen, jedoch aberift er verbunden, das⸗ 
jenige, was in feiner Abweſenheit anf dem Gerichte ausgemacht und beichloflen werten, 
für genehm zu halten. . 
5. Eollen, bey Vermeidung 6 Pf. Kühr, Feine Weiber, ausgenommen Min⸗ 
wen, fo ihre Wirthſchaften allein fortftellen, auf dem Öerichte erfcheinen, weil durch Ks 
sen unndchiges und vieles Gewäfche zum öftern Streit und Zank erreger, und dadurch ge 
vielen Unosdnungen Anlaß gegeben wird, nn . 









2. Da 


. fuͤr Fremerswaldd. 29 
6. Da ben Faſſung eines Gemeindeſchluſſes und zu Erhaltung guter Ordnung auf 
eine gute Harmonie und Einigkeit vieles ankoͤmmt; fo ſoll ein jeder auf dem Gerichte, ſowohl 
‚gegen Richter und Schöppen, als feine Mitnachbarn fich befcheidentlich und ehrbar verhaßs 
ten, und weder Zaͤnkerey, noch fonit unfertige Händel veranlaffen, die Contravenienten aber 
zu Erlegung ı Gr. Oemeindeftrafe angehalten und nach Befinden noch überdieß beym Amte 
zur Beftrafung angejeiget werden, 0 

7.9 Wer Kausleute zur Mierhe einnehmen will, foll foldyes zuvoͤrderſt, bey Vers 
meidung 2 Gr. Kühr, dem Richter, diejer aber fodann dem Amte anzeigen. 


8. Sins Richter, Schöppen, Schenfwirthe und jeder in der Gemeinde nad) 
‚Anleitung ihrer abgelegren Unterthanenpflicht verbunden, alle und jede wahrnehmende 
Mißhandlungen dem Amte zur Beftrafung anjuzeigen, 

3.9. Iſt jeder Wirth und Einwohner insbefondere fhuldig, feine Kinder und Ges 
finde dahin anzubalten, daß fie auf dem Dorfe und fonft. fi ehrbar und befcheidentlich, 
"wie Chriften gebuͤhret, aufführen, auch alles Murhwillens, unfertiger Händel und 
Schreyens auf dem Dorfe und andern Orten fi) enthalten, ZZ 

| 10, Wer des Nachts auf dem Dorfe angetroffen wird, daß er Muthwillen treis 
ber, foll 2 Gr, Gemeindeftrafe erlegen, und noch überdieß dem Amte zur Beitrafung ans 
gezeigt werden, 

11. Sollen zwar alle Gemeindediener, als Ochſen⸗Kuh⸗ Schafs und Schweine⸗ 
hirten von dem ordentlichen Dorfrichter- der Gemeinde vorgefchlagen, jedoch aber von bies 
fer, nach vorgängiger Einwilligung der meiften Membrorum, angenommen und gemietbee 
werden. | | | 

ı2. Soll zwar bey Ausbringung der Steuern und Gaben, fo ferne Zeit und Um⸗ 
‚fände es verftarten, der Gemeinde 2 bis 3 Tage ſolches vorher wiſſend gemacht, ſodann 
aber, wenn der Hammer zur Zahlung berumgefchicht worden, ſolche längftens nady Vers 
lauf 2 bis 3 Stunden ohne Ruͤckſtand bezahlet, und diejenigen, fo aus Nachlaͤßigkeit fols 
ches verabfäumen, mit I Gr. beftraft werden, Ä | 

13. Iſt jeder Wirth verbunden und gehalten, fein Vieh dem Hirten ordentlich 
vortreiben zu laffen, widrigenfalls aber, wenn ſolches in die Felder oder Gaͤrten gehet, der 
Eigenthuͤmer von jedem Pferde und Stück Rindvieh 6 Pf., von einem Schaf und Schwein 
aber 3 Pf. und von einer Heerde Gaͤnſe ı Gr. Gemeindeſtrafe zu erlegen, und überdieß 
nach vorgehender gerichtlichen Taration den verurfachten Schaden zur erfegeıt, | 

14. a) Zur Einnahme und Berechnung der Gemeindegelder foll jedesmal jährlich 
ein Feldrichter nach der zeitherigen Ordnung erwäßls werden, welcher bey feinem Abgang 
der Gemeinde die Rechnung vorzulegen, und vor den Gerichten juftificiren zu laſſen, wie 
nicht weniger die Gelder von den Reſtanten einzutreiben, oder dafern er felbige durch feine 
Nachlaͤßigkeit aufichwellen läge, aus fernen eigenen Mitteln zu erfeßen, fchuldig und ges 
—R dargegen ihm von jedem Thlr. ı Gr. Einnehmergebuͤhren in Ausgabe vaßi⸗ 
sen fol, i 

14. b) Sollen die Geheege jederzeis auf des Feldrichters Anmelden in tüchtigen 
Stand gefegt, und wer darwider bandels und folches unterläße, mit x Gr, Gemeindeftrafe 
belegt werden, wie auch 


/ 


15, Dies 


280 | 24. Seldordnung 


15. Diejenigen, fo des andern Geheege aufinachen und durchfahren, foldhes bins 
wiederum in guten Stand jegen, und wenn es nicht geihicht, 2 Gr Gemeindeflrafe zu 
erlegen ſchuldig, überdieß aber dennoch zu Ergänzung des Geheeges angehalten werben 


follen, , 

16. Sollen diejenigen, welche ſich gelüiten laffen, von ifrer Nachbarn Geheege, 

Pfähle oder Stangen zu entwenden, 4 Gr. Kühr erlegen, und überdieß zur Veftzafung 
beym Amte angezeigt werden. n 

17. Würde jemand in der Gemeinde aus eigner Willkuͤhr fi unterfartgen, das Bich 

in das Seegefeld oder andere Geheege zu treiben, ehe es von dem Feldrichter und Gemeine 
aufgethan wird, fo fol derfelbe von jedem Stück Vieh 6 Pf. Oemeindeftrafe erlegen. _ 


18. Wer die Nachthuthung oder Geheege des Tages oder fonft zur verbotenen E 
behuͤthet oder betreiben läßt, foll 2 Gr. Kühr erlegen, J 


19) Söll jeder Hirt, wenn er durch feine Nachlaͤßigkeit ein Stuͤck Vieh von 
Heerde weg⸗ und aufs Feld geben läßt, den dadurch verurfachten Schaden, nach vorgäge 
giger gerichrlicher Tare, erfeßen, * 

20. Da zeithero die Hebung der Feldgraͤben von den meiſten entweder gar unten 
laſſen, oder nicht eüchtig gemacht, dadurch aber bey einfallenden Regenwetter Die Fedee 
erfäufer worden; fo foll in Zufunft ein jeder in der Öcmeinde die Seldgraben, Welts 
fahren und Einzüge, und zwar in den Winterfeldern jedesmal Martini, in den u 
feldern aber 8 Tage vor Johannis tüchtig machen und in gehörige Ordnung bringen. We 
hingegen diefem Artikel zuwider handelt, der Gemeinde, im Fall er die Öraden, Fahic⸗ 
und Einzuͤge gar nicht macht, 1 Gr., da ſolche aber nicht tuͤchtig befunden worden, 6 9. 
und wenn ein Einzug nicht gemacht worden, für jeden 4 Pf. Kuͤhr erlegen; dahero and 

21. Bey Befihtigung der Graͤben, Waſſerfahren und Einzüge fein Wirth 
erhebliche Urſachen, welche er dem Richter anzuzeigen, bey Vermeidung ı Gr, Ei 
deſtrafe, wegbleiben darf, 

22. Sollen die Zdune und Geheege in den Wintersund Eommerfeldern, wu 
Nachthuthung, und zwar in NWinterfeldern jedesmal Martini, und im Gom 
8 Tage vor Pfingften, in tüchtigen Stand gefeßt werden, und wenn einer oder der am 
dere die ihm zugebörige Kabel nicht in guten Stand feget, fondern einen lüderlichen, wg 
tüchtigen und ſchlechten Zaun hält, den feinem Nachbar dadurch zugefügten Schaden we 
fegen, und überdieg der Gemeinde 2 Gr., und wenn ein Loch im Zaun befunden wit, 
6Pf. Küpr erlegen. 8 

23. Den Haͤuslern und Hausleuten wird nebſt den Ihrigen das Grafen au alfen Os 
sen und zu allen Zeiten verberen, und die darüber betroffen werden, find niche nur yes 
Erfag des Schadens anzuhalten, fondern auch dem Aute zur Beſtrafung anzuzeigen, * 

24. Wer obne Noch über eines oder des andern beſaͤeten Acker, es ſey der & 
oder Queere, reitet oder fähret, erleget ı Gr. Kuͤhr, und erjeger den dadurch hair 
ten Echaden, nach vorgängiger gerichtlicher Taration. | 

25. Soll derjenige, fo ſich unterfteher auf die abgeerndteten Selber wu bien uub 
foihe mie dem Vieh zu betreiben, che und bevor diefelben von der Gemeinde und Feldriqh⸗ 
ter aufgethan worden, 2 Or. Gemeindeſtrafe erlegen. 

26, Damit 

















für. Sremerswalde 281 
26. Damit in dem Feldermallor Zank und Streit auch Unecdoͤnung um gdefto eher 


‚vermieden werde; fo foll-ein jeder fich an demjenigen,. may nach dem. vrdenchthenis@ufens 


fehlag ihm zukoͤmmt, begnügen laffen, zu dem Ende zwiſcheneden Surfen. ein Rein; mo 
jeder Nachbar eine halbe, Fahre gibt, ‚Legen bleiben muß, Dahingegen 2 

27. Derjenige, fo unerlaubter Weiſe und aus Eigennuß an feines Rachbars Acker 
ſich vergreift, und von der Scheidfahre abgepfluͤget, oder auch durch Satzung der Zäune 
ſeinem Nachbar zu nahe tritt, der Gemeinde 5 Gr. Kuͤhr erlegen, und uͤberdieß den da⸗ 
durch verurſachten Schaden, nach vorgaͤngiger gerichtlicher Taxation erſetzen muß, wie 
auch dergleichen Faͤlle dem Amte zur Entſcheidang und Beſtrafung anzuzeigen find. 

28. Soll in der Saatzeit, zu Vermeidung aller Unordnung und Schadens, fo 
durch das Öftere Hinsund Herfahren zugefügt wird, mit dem Sden der Anfang zugleich 
gemacht werden, weshalb die Nachbarn mit einander Abrede zu nehmen haben, und wer, 
darmwider handelt, ift der Gemeinde 4 Gr. Strafe zu erlegen ſchuldig. 


29. Wenn der Feldhuͤter im Felde oder ſonſt an unerlaubten Orten Vieh trift 


und folches pfändet; jo ift der Eigenthiimer des. Viehes demfelben ı Gr, Pfandgeld zu 


geben fehuldig, Fremde hingegen haben fich mit ihn der Billigkeit gemäß zu vergleichen, . 


30, Soll der Feldhuͤter, oder wer fonft pfaͤndet, ſchuldig und gehalten feyn, das 
abgenommene Pfand, es jen ein todtes oder lebendiges, ſofort auf das Gericht oder zum. 
Seldrichter zu bringen, wofür derjelbe, welcher das Pfand übernimmt, 6 Pr. zur Ergößs 
lichfeit und vor feine Bemühung erhält, Wenn es aber 


31. Ein lebendiges Pfand wäre, und, ehe der Eigenthümer fotches abloͤſete, in 
Fütterung aufbehalten werden müßte; ſo ift der Abgepfaͤndete gehalten der Fütterung und 


des Staudgeldes halber ſich zu vergleichen , und dafür ſofort Abrrag zu leiften. 


32. Soll in der Erndtezeit, ehe und bevor es von der Gemeinde verabredet, und 
von dem Dichter angefage worden, niemand mit dem Grassoder Getraidemähen den Ans 
fang machen, bey Vermeidung 4 Gr. Öemeindejtrafe. Und da auch 


33. Geithero:ein ſtarker Mangel an Kraut, Rüben und Stroh verſpuͤret worden, 


“ welches daher ruͤhret, daß ein ganzes Stüc Feld von den Hüfnern zur Brache liegen ges 
laſſen wird; als ſoll nunmehro und vors Fünftige feſtgeſetzt ſeyn, daß alle Srübjahre von 


den Gerichten und Feldrichter ein gewiſſes Stuͤck Feld zu Kraut, Rüben, und Befämung 
foldyen Sommergetraides und Brachſchlage, ſo ſich am beſten darzu ſchickt, angewieſen 


und verbraucht werden, derjenige aber/ ſo ſich deſſen weigert, mit Amtsjwwangemitteln 


darzu angehalten werden. 


nn 


34. Kehti in ver Genieinde von "Richter und Schoͤppen ein Schlüß gemachen wird, 
ſo in dieſer Gemeindeordnung nicht enthalten und’ fefte geſetzt, die meiſten Membra aber 


darein confentiren; ſo⸗ ol demſelben. unverbrüchlich nachgegangen werden. 


35. Soll ein jeder Einwohner ſchuldig und gehalten ſeyn, die Bdume jedesmal 
jährlich zum Ausgang des Martini abzuraupen, Die Contragenienten aber zu Erlegung 
5 Gr. Kühr, und wenn die Abraupung denndch nicht erfelget, fbann dem Am ee bes 
fondern Beftrafung angezeigt werden; ww.henn.aich., °.::. 


Beckmanno Gefege II. Theil. NT & Diefe 


482 85, Armenorbnung 

| 36. Diefe Germeindes und Feldordnung jährlich wenigftens einmal bey-Münehnrung 
des Feldrichters, welche jedesmaliden erften Advent geſchiehet, vor öffentlich verfammieter 
‚Gemeinde zur beſſern Nachachtung von Richter und Schoͤppen laut, deutlich und vers 
ſtaͤndlich vorzulefen, auch diefelbe zu deren genauen Rachlebung anzumeifen iſt. 


mn en nn no >02 
25. | 


Approbirte Armenordnung des Amts Plauen, 
vom Jahre 1772. 





)ieweilen das Bettelweſen dergeſtalt uͤberhand genommen, daß viele Muͤßiggdnger 
beyderley Geſchlechts die Bosheit jo weit getrieben, daß, theils ohne Mech, theils 
aber, um ihren Unfug deſto beſſer auszuüben, im Lande herumgezogen, und den wir 
Armen die mildeite Beyſteuer, fo zu deren Unterhalt dienen follen, entrifjen worden, «dis 
haben Ihro Churfuͤrſtl. Durchl. Unfer guddigfter Herr, den daraus entſtehenden großen 
Derderb, und da bejonders Kinder und Jugend zeithero zu gleihem Unfug angerei, 
in der Wildniß herumgelaufen, und in der Erkenntniß ihres Heils unwiſſend verblieben, 
in der Bosheit aber zugenommen, die höchftgnädigfte Verfügung getroffen, daß als 
Betteln aufgehoben, und dagegen den wuͤrklich Armen und Hälfsbedürftigen file Die feis 
besnahrung und Norböurft, in foferne nicht etwa eines oder das andere fein Brod gii 
oder zum Theil erwerben fann, auch bey Leibesſchwachheit und Krankheiten, ingleiche 
deren Beerdiguug bilfliche Hand geleifter, wie nicht weniger für der armen Kinder, 
welche leider! bis daher in Unmiflenheit und Bosheit, zur fait des gemeinen Weſens und 
zu ihrem zeitlichen und ewigen Verderben, öfters aufgewachien, geforger werden fol;;P 
babe ich Amtswegen nunmehro folgende Armenorduung entworfen. 








CAPUT I. 


Don den unter dem Amte Plauen befindlichen unmittelbaren einheimifchen 
Armen und deren Verforgung. . | | 
A) Soll jeder verpflichtete Amtsſchultheiß die in jedem Dokfe vorhandenen Mieuin 
mit Taufs und Zunamen fchriftlich.anzeigen; dabey aber auch | 
B) In was vor Umftänden der Armuth fich jeder befinder; und 
1) Ob er gar nichts mehr im Vermögen babe? . ot; 
2) Wie alt er ift? , nn - 
.. ee er 4 3) 0 


fuͤr das Amt Plauen. 233 


3) Ob er frank und elend 7 WB : | 
4) Ob er Eltern, Kinder, oder nahe Anverwandte bat? ' un, 
5) Ob diefe oder jene Vermögen. haben, den Armen zu ernähren, oder buͤlfliche 


⸗ ® D ® “ 
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Hand zu leiſen , . 


6) Ob der Arme oder Elende ſelbſt noch etwas, und wie viel? Ob er einen , ten, 
dren, oder mehr oder wenigere Theile feines Unterhalts zu verdienen im 
Stande? | | | 

7) Und wieviel er wöchentlich, oder monatlich, oder jährlich zu feinem unumgängs 
lichen Unterhalt als: Zufchuß nörhig habe? . | 

8) Wieviel er, wenn er gar nichts mehr verdienen fann, auch fonft van niemanden 
einigen Zuſchuß zu genießen habe, zu feinem norhdürftigen Unterhalt woͤchent⸗ 
ich brand? , en EB 

9) Ob, wenn es Kinder find, folche indie Schule gehen oder nid? . . 

10) Wieviel das wöchentliche Schulgeld beträgt, und andere erforderliche Umftände 
mehr bemerfer werden mäflın. | | 


C) Und da zeithero von dem jedeamaligen Suftizbeamten beſtimmt warden, mas 
und wieviel nach obigen befundenen Umijtänden , ein jeder Armer möchentlich, oder mos 
natlich, oder quartaliter an Zuſchuß, oder zu feinem völligen Unterhalt befommen foll und 
auch befommen babe; fo ift es gefcheben, daß, Gott ſey dafür herzlich gedankt! von 
den unmittelbaren Amtsuntertbanen und Einmohnern Bein einziger Betteln gegangen. Mit 
diefer Einrichtung nun foll auch hinführo fortgefabren, und die einheimiichen Armen mit 
den einzufamnilenden Allmoſen unter Hülfe, Beyſtand und Gegen Gottes verforget, in 
Krankheiten ihnen Medicin gereicht, -und vor Wartung, auch Begraͤbniß, Bedacht ger - 
nommen, aud) die Kinder zugleidy zur Scyule-und zur Arbeit angehalten, und nach Um⸗ 
ftänden mit Kleidungsftücken verfeben werden. Und diefes wird > 


D) Defto leichter und füglicher gefcheben Fönnen, wenu über die zeitherige Eins 
richtung auch alles dasjenige, was in dem unterm Dato Dresden den ı ıten April 1772 
emanirten gnädigften Mandate, aufs pünctlichfte beobachtet und vollführt..wird, dabero 
‚auch bey fremder oder neuer Hausgenofleneinnehmung dahin gefehen wird, daß Peine ans 
dere eingenommen werden, als ſolche Perfonen, die entweder noch etwa, im, Vermögen 
- haben, oder doch im Stande find, fich durch ihrer Hände Arbeit jhren noshdürftigen Uns 
terhalt zu verdienen, auch fich verbindlich machen, woͤchentlich 3 Pf. zur Allmoſenſamm⸗ 
fung beyzutragen, auch fich fenft chriftlich und wohl’ verhalten, damit, wenn 'eines oder 
das andere verftirbt, oder alt und ſchwach wird, oder unerzogene Kinder binterläffet, fie 
I fodann auf ein oder andern Fall des Beneficii des Allmofenempfangs erfreuen koͤnnen. 

nd wenn ! Zr on a u 


‚ E) Was die angefeflenen Amtsunterthauen berrift, ben Verkanf⸗ und Verdufferung 
der Eurer, Hoͤuſer and Grundſtuͤcken, ‚uogb fexnerbin, wie zeithero, der- Bedacht dahin 
genommen wird, daß den alten und verlebten uͤter⸗ Haus⸗ yad Grundſtuͤckenbeſitzern, 
n 2 u fo 


284 25, Armenordnuͤng 


fo die Haushaltung und Wirthſchaft nicht mehr fortzuftellen- vermögen, fondern ah iher 
‚Kinder, oder auch Freunde überlallen, . fo, ‚wie es nad) “Befchaffenheit des Guts oder 
Grundſtuͤcks thunlich ſeyn will, fo viel an Gelde, oder Naturalauszuͤgen ſtipulirt und 
ausgeſetzt wird, als fie zu ihren noͤthigen Unterhalt beduͤrftig ſeyn moͤgten; ſo wird die 
Allmoſencaſſe um ſo weniger durch dergleichen Perſonen belaͤſtiget werden. 


I 1, 
”. 


CAPUT IL 


. Bon Eolligirung und® Sammlung der Allmojengelder vor Die 
Amts= Plauischen Armen. - 


A) Wie aber be diefem zu Gottes Ehre, und zu ſaͤmtlicher Amtsunterthanen 
groſſtu Erleichterung geteihrenden Werke, ſowohl von SA vorgefeßtn Beamten, Sub 
alternen und Unterthanen, alle nur mögliche bälfliche Handeiftung erförderlich iſt; ale 
foll, jo wie zeithero quartaliter geſchehen, nummichro monarlidh von den Auitsſchultheißen 
auf den Dörfern, von den unmittelbaren Amtsunterthanen und Hausgenoſſen jeden Orts 
eine freywillige Collecte gejanınıler, und zu dem Ende 


I) Jedem Amesfchulzen ein darzu verfertigees Buch zugeftelle, worinnen die 
“ ger der Güter, Haͤuſer und Hausgenoſſen nach Nummern aufgefüßrer tverden, 
2) In diefes Buch foll ein jeder jeinen Beytrag ſelbſt einſchreiben, oder durch 
Schulzen einzeichnen laſſen. 


3) Die Sammlung ſoll Freytags vor Endigung jeden Monats, oder bey Entricht ; 
der Steuern geſchehen. 


4) Ich hege auch zu jedem redlichen Amtsunterthanen und Hausgenoſſen, als 
Chriſten, das ſichere Zutrauen, da jedem bekannt, daß, wer den Armen 
Jeſu Chriſto felbit hilfe, und dem Herrn leihet; es wird ein jeder fich ale ck 
frendiger Geber finden faffen, und eingeben? ſeyn, daß derjenige,’ welchet 
feinen armen Bruder, Schweſter, Naͤchſten verläßt, auch nimmermehr ven 
dem Allerhoͤchſten Gnade, Segen und Gedeihen in feiner Nahrung verhoffes 
darf; follte man aber wider Verhoffen dabey einige als lichlofe Unchriften bes 
finden, fo follen folche genau bemerket, und wird ihnen nicht fren ausgehen 
daß fie des armen Nächften und Einwohner Laſt durch ihre Unbarmßerz;igfek 
vermehren, und durch has Echreyen und Geufjen der Armen Unglüc® und Um 
fegen über das fand ziehen wollen, - BE 


5) Die colligirten Gelder werden Sonnabends nad) erfolgter Sammlung, ober 
wenn die Eteuern eingeliefert werden, mit Borlegung des Collectenbuchs, am 
den, vom Juſtizbeamten jedesmal beſtimmten und auf die Conſtitution von 
anvertrauten Öute verpflichteten Einnehmer abgeliefert, und ins Buch um 
die Sammlung quittirer. ee 


6) Werden noch ferner, wie zeitbero, von allen Contracten, Käufen, Tau 
Vergleihen, Erbrheilungen, Teſtamenten, von jeden 100 ſi, jur Almoſen 
safle a Gr, bezahler, und Ä x 

D Bes 





für: Dad Amt Plauen. 285 


Von Daro’ian ſollen auch bey allen in unmittelbaren Amtshauſern vorfüllenden 
BE Hochzeiten, Kindtaufen, Begraͤbniß⸗ oder Trauermahlzeiten, wie auch öffents 
lichen Verlöbniffen, verfchloflene blecherne Büchfen, fo jederzeit. beym Amtes 
ſchultheißen, der Schlüffel aber beym Amte verbleiber, aufgefeßet werden, 
dergeftalt, daß wenn dar Amtsſchultheiß felbffen bey der Gefellfchaft mit anwe⸗ 
fend fich befindet, fo feßt derfelbe die Büchfe auf die Tafel und laͤſſet folche bey 
der Mahlzeit herumgehen, ynd zwar bey Hochzeiten und.SBerfabmugseffen wird 
folche zuerft dem Braͤutigam präfentiret, welcher foldhe der Bräue giebt, und 
die fodann an allen Tifchen und von einer Perfon zur andern fo lange herums 
gebet, bis jeder feinen Beytrag in felbige gegeben. und geftecft, und wenn 
endlich die Bitchfe bertim , fü nimt ſolche der Amtsſchultheiß ‘wieder zu fich. 
Wemi der Amtsſchulze ſelhſt. nicht dabey iſt, ſo ſchickt er die Buͤchſe dem Kinds 
tauf⸗ oder Hochzeitvater,. oder denjenigen, ſo das Mahl ausrichten, ins 
Haus, die ſodann das Herumgeben der Armenbuͤchſe beſorgen muͤſſen. Wobey 
anzumerken: daß nach Vorſchrift des gnaͤdigſten Generalis, denen, fo das 
Mahl ausrichten, nicht verjtatrer ift, überhaupt etwas aus ihrem Beutel für 
alle zu bes’blen, und fodann die Armenbüchfe gar nicht aufjufegen, fondern es 
fol und muß folche jedesmal aufgefeßt und berumgegeben, auch die verfammies 
. . ten Öäfte zur Freygebigkeit gegen das Atmuth‘anermahnet werden, und wenn 
folhergeftält der Beytrag von deu fänttlichen anweſtuden Gaͤſten geicheben, jo 
nimt der, fo das Mahl ausrichter, dir Büchfe zu fi) und giebt fie dem Amts⸗ 
ſchultheißen, der Amtsjchulcheiß aber’ traͤgt folche mit der monatlichen Allmo⸗ 
ſenſammlung zum Amte, und liefert es an den verpflichteten Einnehmer ab, 
welcher darüber ins "Buch quittiret und in Einnahme bringet, Es follen auch 


8) Nunmehro alle bey den Kirchen, als: zu Altenfal;, Treuen, Bergen, Werde, 
Theuma, Stadt Plauen, Cloſchwitz, Rodersdorf,. Thofen, Leybnig, Rodan, 
Schwand und Chemniß, ingleichem Eteinsdorf, in welche Amts» Plauifche Uns 
terthanen eingepfarret find, vor die Armen einkommenden Gelder, fo viel nem⸗ 
lich von jeder Kirche auf den Amtsantheil kommt, maflen in allen vorberbes 
merften Kirchen anderer Gerichtsobrigkeiten Unterthanen, und zwar mohl dreys 
und viererlen und mehrere eingepfarrer find, und mithin bey jeder, davon nur 

“ ein insfünftige noch zu beftinmender gewiſſer Ancheil zur Amtsarmencaffe foms 
. men kann; wie nicht weniger | | ' 


u 9) Das, von den Handwerken in dem guddigften Mandat beftinmte , und 


10) Dasjenige, was etwa in den Wirthshäufern, als: zu Theuma, Trieb, Pops 
vengrün, Altenfalz, Gofversgrün, Safendorf, Schönberg, Demeufel und 
- Thoflen, als welche unmittelbar ins Amt gehören, und in welchen bkecherne 
verfchloffene Büchferatgemacht worden, gefunden: wird, geftalt die Gaſt⸗ und 
Schenkwirthe dew HEY ihnen einkehrenden Fremden und Reifenden von dem 
guten Endzwecke hinlaͤngliche Nachricht zu erteilen, und dieſelben zur Milds 
—8 gegen die Armen anzuermahnen, bedeutet worden, Nicht min⸗ 
Beh. 5 J — 


Nu 3 | 11) Von 


286 


25. Armenordnung 


sı) Bon ein und anderer Commun, wo einige Einkünfte vorhanden, und nach Pro⸗ 
portion derjelben einiger 'dentrag abgegeben werden kann, mit zur Armencafe 
genommen werden, 





CAPUT III 


Dom Caßierer und von Austheilung der Allmofen an die Armen 
des Amts. 


Anlangend den Einnebmer, fo ift derfelbe, wie zeithero 


1) Jederzeit einer von den hiefigen Amtsfubalternen, von deffen Redlichkeit, Tram 

and binlänglicher Anhaltung man verjichere ift, und der zur Armencaſſe, bes 
fonders auf die Conſtitution vom anvertrauten Gut, verpflichter worden, 
Dieſer hat 

2) Wenn fich ein Armer, der vorhero noch Fein Allmofen erhalten, gemeldet, und 
der Amtsſchulze im Dorfe, aus welchen folcher it, deilen Umftäude angezeigt 
bat, von dem jedesmaligen Juftizbeamten, unter deſſen Direction und Aufiche 
das ganze Allmofenwerf fteber, eine fchriftliche Anmeifung, wieviel er demfels 
ben wöchentlich, monatlid), oder quartaliter, vor ſich oder feine Kinder um 
Verſorgungszuſchuß und reſpect. Schulgeld und fonft bezahlen folle, zu erhals 
ten, und nach diefer bat er jedem Armen das determinirte Quantum aus 
len, und fi, wenn der Arme des Schreibens unerfahren, über die beicdyebene 
Auszahlung vom Amtsfchulgen des Orts, wo der Arme wohne, Quittung ge 
ben zu laſſen. on 


3) Nach Ablauf jeden Jahres hat der Einnehmer oder Eaßierer die eingenommenm 
Gelder, famt Ausgabe und Caſſenbeſtand, in eine ordentlihe, richtige wb 
behörige Rechnung mit nurgedachten rechnungsmäßigen Hauptabſchnitten gs 
bringen und dem Juſtizbeamten zu übergeben; welche Ä 


4) Sodann alljaͤhrlich von demjelben durchgangen, und nad) befundener Michrigfek, 
ſowohl rarione Einnahme, als Ausgabe, in Beyſeyn der verfaumleren Asp 
landſchaft juſtificiret, und nad) dejjen Erfolg 

5) Dem obangezogenen gnädigften Mandat gemäß, nach Ablauf jeden Jahres gi 
bochlöbl. Landesregierung eingeſendet werden foll. 


6) Vor die Bemuͤhung paßiret dem Einnehnier, auffer den Schreibemareriakieg, 
von jedem Thaler ı Gr, Einnchmergebühren. Uebrigens foU jederzeit demen, 
die das ihrige beytragen, binlängliche Nachricht auf Verlangen, wie mie deu 
QArmengeldern umgegangen, ertbeilt; wenn. jemand zur Aufnahme des Bere 
etwan gute Vorjchläge anzubringen wüßte, foldye mit Danf aufgenommen und 
zu Nuße gemacht werden. Inzwiſchen joll bey der Distribution auf das Algen, 
Geſundheitszuſtand, voriges betragen und dergleihen Umflände getreulich 
geſehen, und die in ihrem Wohlſtande einen fleißigen Beytrag gethan, umb 

etwas 





| \ ⸗ 


fuͤr das Amt Plauen. | | 287 


etwwan herunter gekommen, koͤnnen fich verfichere halten, daß die ausgeuͤbte 
Liebe gewiß an ihnen und den Ihrigen erwiedert und'vergolten werden fol, - 


Wann dann, die heut Dato verfammlete Amtslandfchaft, nachdem dorftehende 
Armenordnung derfelben deutlich vorgelefen, und Punct vor Punct mit ihnen durchgegans 
gen worden, insgefamt ihre Zufriedenheit daben bezeiget, auch nichts zu erinnern gefuns 
den; als foll, nach hoͤchſter Approbatlon dieſer Armenordnung, ſolche fofort gedruckt, und 
die erforderlichen Büchjen angefchaft, jedem Amtsſchulzen ein Eremplar und eine ‘Büchfe, - 
ingleichem das Einfchreibebuch, behändiger, wegen des Beytrags aus den Kirchen, mit 
den Behörden communiciret, und der Beytrag ſelbſt fünftig beſiimmet werden. Urkund⸗ 
lich it diefes alles den Armencaſſen-Actis einverleibe, und diefe Armenordnung unter 
des Amts gröflerm Inſiegel, und meiner des Juſtizbeamten eigenbändigen Unterjchrift 
beſtaͤtigt und ausgeftellt worden. So gefchehen Amt Plauen den zten unit 1772. 





26, 


Revidirtes und erweitertes Edict und Reglement 


der Königlichen Chiro- und Lehnbanquen zu Berlin und. 
Breslau, Publicarum per Circulare d. d. Breslau den ısten und 
Glogau den ıgten December 1766, 


— | | | 
We ꝛc. thun fund und fügen hiermit jedermaͤnniglich zu wiſſen: daß, nachdem Wir 
von je ber Unfer fürnehmftes und ernftlichftes Augenmerk auf die Erweiterung 
der Kandlung, den Flor und Wachsthum der Manufacturen, die Bequemlichkeit der 
Wechſel, und den fchleunigen und vortheilhaften Umlauf der Gelder in Unferen Landen, 
baben gerichtet ſeyn laſſen, Wir in diefer Abficht, und um dem commercirenden Public, 
‚nach Unferer Landesvaͤterlichen Sorafalt, alle Erleichterung in feinen Handlungsgefchdfs 
“ ten zu verfchaffen, im vorigen Jahre eine Chiros Banco zuerft in Unferer Refidenz Berlin, 
und hernachmals auch dergleichen in Unferer Echlefifhen Hauptftade Breslau, auf Unfere 
eigene Koften haben erabliren laffen, deren fi; dann Linfere gerreue Kaufmannfchaft an 
beyden Orten auch zeithero, zu Unferer allergnädigften Zufriedenheit bediener hat. Alldie⸗ 
weil Wir aber wahrgenommen haben, daß die übrigen Städte und Derter Unferer Sande, 
wegen ihrer Entlegenheit, ſich nicht des Vortheils diefer Chiros Banquen und der Acti⸗ 
vitat, fo diefelben dein Commercio geben, mit erfteiten Pönnen; fo haben Wir Uns nach 
reifer Ueberlegung entjchleffen, mit vorgedachten Unfern beyden Banquen ſchon befindlis 
chen, theils in Unfern vornebniften Handelsftädten annoch in der Folge anzulegenden 
Discontocaffen ausgegeben werden, und von da in Unfern gefamten fanden vn erften 
' oo anuar 


288 26. Preußifhes : 


Januar des zufünftigen Jahres 1767 an, ronliren, das Bancogeld gleich und fir ale 
Unfere Unterthanen allgemein machen, auch ohne Linterjchied mit dem geprägten Gelbe 
eirculiren, hiedurch deſſen Maſſe vermehren, die Zinfen vom Gelde aber verringern, Die 
Handlungsgefchäfte erleichtern, und dem Commercio überhaupt ein ohnfehlbares Mittel 
verfchaffen follen, fich inımer mehr und mehr auszubreiten, und die Hinderniffe, welche 
bishero deſſen Fler und Fortgang aufgehalten haben, möglichft aus dem Wege ws 
raͤumen. 


Zu dieſem Ende, und um obiger heilſamen Abſicht durch ein fortgeſetztes Arrange⸗ 
ment Unſerer Bancoanſtalten zu ſtatten zu kommen, haben Wir nicht nur das unterm 
ı7zten Junii des vorigen Jahres emanirte Chiror und tehnbancoregiement, nebft den im 
der Folge nad) und nad) ergangenen und dahin gehörigen fpeciellen Avertiſſements, noch⸗ 
mals revidiren, und foldhe der Lage der Sachen gemäßer einrichten, ſondern auch Ynfere 
bierunter hegende höchfte Willensmeinung, in gegenwärtigen erneuertem und beſtimmtern 
Bancoediet, und dem folhem angehängten Reglement, mit gänzliher Aufhebung des wor 
jährigen Banco sEdikti, zu jedermanns Wiffenfchaft bringen, und durch den Öffendichen 
Druck befanne machen wollen. 


Wir verordnen demnach und Befehlen, daß fernerhin die Chirobanquen zu Berlin 
und Breslau, nebft den ſowohl anjege ſchon damit verknüpften Diſcontocaſſen wnb 
tombards, als auch denjenigen, die, Wir noch in der Folge davon in den vornehmflen 
Stätten Unſerer Provinzien anlegen moͤgten, lediglich von den Direktorio der Banque zu 
Berlin abhängen, deren Einrichtungen, Dijpofitionen und Reglement folgen, und dia 
benanntes Dire&torium ihre Rechnungen ablegen follen. on 


Für die Sicherheit beyder Banquen und der darinn eingelegten Gelder wollen 
Wir auch weiterhin, Kraft diefes, für Uns und Unſere Thronfolger aufs bündigfte, ofms 
Ausnahme der Zeit und Perfon haften, und da Wir alle Unfoften der Errichtung und Ver⸗ 
mwaltung diefer Banquen und der davon abhängenden Diſcontocontoirs und Lomberkg, 
aus Unſeren eigenen Mitteln beftreiten laffen ; fo haben Wir noch überdies dem Maus 
Dire£torio-nunmehro einen bejondern Commillarium beygeordnet, der vor allen Di 
dahin feben foll, daß alles und jedes ordentlich und der habenden Abficht gemäß, 27 
ten gebe, und jedermaͤnniglich gleich und Recht wiederfahre; inzwiſchen verſtehet es ih 
biebey von felöften, daß, wann über Privars Bancogefchäfte der Eontraßenten unter fi, 


oder deren Handels⸗ und Wechſels⸗Negoce, Streit entitehet, alsdann die vechelie 


Erkenntniß Unſeren geordneten Yuftizs Collegiis vorbehalten bleibet. 4 
Schluͤßlich iſt Unſere hohe und ernftliche Willensmeinung, daß die übrige Be 

ordnungen und Vorfchriften, welche in denen, in nachftebendem Reglement en 

45 Articuln begriffen find, insgefamt nach ihrem eigentlichen und buchftäblichen VBerfiaub, 

fonder Ausnahme, und ohne einiger widrigen Auslegung, oder Werfälfchung des Siunss 

und Inhalts, aufs genauefte befolges werden ſollen. | J 


D 
R 





_ ddeezi⸗ 


Bancoedict.'“ 225 


Reglement der Königl. Chiro⸗ und Lehnbanquen 
zu Berlin und Breslau. 


Art. I. 


9 lle Buͤcher dieſer Banquen und dazu gehoͤrigen Diſcontoeaſſen und Loinbards ſollen in 
Bancopfunden gefuͤhret werden, deren jedes zu 24 Bancogroſchen, und der Groſchen 
zu 12 Bancopfennigen gerechnet werden ſoll. 


Der immerwaͤhreude Beſtandtheil eines ſolchen Bancopfundes ſoll 25 pro Gent 
mehreren Werth enthalten, als Unfere Friedrichsd’or, welche zu 21 Karat 9 Graͤn ausger 
muͤnzet find; und deren 35 Stüc eine Mark enthalten, ſolchergeſialt, daß 4 Vfund Bauco 
—— einen Friebrjchsd'e or ausmachen. 


Art, II. Gleichergeſtalt wollen Wir, daß alle i in Unſern Stadten Berlin und 
Breslau —7— Kaufleute ihre geſamte groſſe und kleine Handlangebuͤcher benfale 
fernerbin in Bancopfunden fuͤbren ſollen. J 


Art. III. Alle Wech ſeibriefe, die über 106 Rthlr. ind; und von Ufern Unter⸗ 
Bancn oder Einwohnern zu Berfin ind Breslau, an die Ordre eines andern Unſerer Un⸗ 
terthanen, auf einen Freinden gezogen und ausgeftellet werden ;' follen fämtliche in Bancos 
pfimden lauten, und durd) Unſere Banquen bezahler werden. Handelt jemand dagegen, 
fo soll er jo viel Strafe geben, als der Belauf des, oder der Wechfelbriefe Zusmachet⸗ die 
auf andere Weiſe verfaſſet ‚und auſſer Unſeren beyden Banquen bezahlet bat. 


Be dieſen Strafgeldern ſoll die Sälfte dem Angeber, und die andere: Safe Um! 
ferer Invalidencaſſe anbeim fallen, 


ıır tn 


Art. IV. Alle anf Berlin oder Breslau von. auswärts Pafirte Krattens Al igna- 
tiones &c. welche aufs wenigite 100 Rthlr. inportiren, muͤſſen auf vorhergegangene Ordre 
der dießeitigen Kaufleute in? Bancopfunde ausgeftellet, acceptitet, und per Banco zur Vers: 
falgeit; abgefchrieben und bezahlet werden, widrigenfalls und wann dergleichen Wechſel⸗ 
briefe oder Affignationes in anderer Geldforte, als in Bancopfund lauten follten, der Be⸗ 
zogene folche nicht anders, als in Bancogeld acceptiren darf. | 


Art. V. Haben Wir zwar in dem vorjäßrigen Bancoreglement Art. 4. verordnet, 
daß alle Unfere commercirende Unterehanen und Einwohner in foldhen Dertern,- mo Wir 
eine Banco etabliret,. ihre Wechfelbriefe auch diejenigen Derter domicilüren, oder bezab⸗ 
len laffen follten, wo Wir Unfere Banquen etabliren würden; warn aber diefes Linfere: 
getrene und dem Lande nüßliche Kaufmannſchaft nur geniren duͤrfte, Wir bingegen nady:: 
Unſerer fandesväterlihen Sorgfalt bieben lediglich. zur Abficht haben, das Commercium 
Unferer Unterthanen auf alle mögliche Weife zu erleichtern, und keinesweges irgend bes. 
fehwerlich zu machen; fo foll zur allgemeinen Bequemlichkeit diefer Articul vor das Zus 
Pünftige ceßiren. 

Beckmanns Geſetze I. Theil. Do Art. VL. 


J 
d 


390 6. Preußiſches 


Art. VI. Allee und jeder, zu Berlin und Breslau zwifchen Commercianten vom 
kommender Eins und Verkauf von Waaren, Handlungscontracte und daher entſtehende 
Anleihen, Zinfen, Affecnranzen, Actien, Allignationes &c. überhaupt alle und jede Hands 
lungsinſtrumente, worinn ein Werth oder Valura beſtimmet it, follen in Bancopfunden 
ftipufiree feyn, und durch Unfere Banquen besghlet werden; folhergeftalt gebiesen Wir 
Kraft dies, aflen Norariis und Mäcklern in Berlin und Breslau, feinen Eins und Vers 
Pauf von Waaren, Handlungscontracte, damit verknuͤpfte Anleihen, zZinfen, Nifecurams 
zen, Attien, Alliznationes und dergleichen, anders, als in Vancopfunden, zu fchlichen 
oder feſtzuſetzen, bey Strafe Ein Viertel des Betrags, 10 fie ex propriis zu Unferer Sjas 
validenzsafe besablen folen. Was aber den Kauf und Verkauf von liegenden Gründen, 
Haͤuſern und Immobilien, auch Privars Capitalia anlanget, da laffen Wir es jedermans 
frey , folche entweder in Baneopfunden, oder aber in baarem Gelde, nach feiner Comve 
mience, ju verrichten... Dahero es kinſerm geſamten Adel und Mitlitaitftande, auch Mrs 
gen Particuliers, fren bleiber, ihre Zahlungen in baarem Gelde zu entrichten, und die 
Banropfuuden gejchebene Stipulation, nach der Differenz des Agio zu reduciren, in ſomcit 
fie miteinander Verkehr haben, zum Eremvel bey Verpachtungen und Werdu 
ihrer Landgoter, Verkauf ihrer Producten, Vermiethung ihrer Hiufer, bey Gapizal 
und ben andern gerichtlichen und aufergerichtlihen Handlungen; wann jie ſich aber uf 
andermeitigen Dingen .: Die;eigentlich zum Commercio und der Kaufmanhfibaft'gehören, 
abgeben, fo jollen jie fich allerdings dieſen Linferen Banıoreglement unterwerfem; weis 
jedoch nicht zu zichen, wann ein Particulier, adelichen oder bürgerlichen Standes, ser 
Unterichied und Ausnahme, an einen Kaufmann und Commercianten, zum Betrieb feine 
Handlung, etwas leiber oder deponiret, als welches eben nicht nothwendigerweiſe darch 
die Banquen gehen darf; wofern aber ein Kaufmann und Commerciant Bene ande 
Kaufmann etwas leihet, muß folches allerdings, wie ſchon vorhin verordnet worden, per 
Barique gefhepen. - u. er 


oo. ‘ rs .o 
Uebrigens verftehet es fich von felbften, daß es einem jeglichen Particulier , abe 
chen oder bürgerlichen Standes, wann er will, frey ſtehet, ein Folium in Uinfern Baus 
quen zu haben, und folchergeftalt feine Gefchäfte ebenfalls durch die Banque geben zu RP 
fen, angefehen man überhaupt niemand geniren, fondern allein durch die Nuͤtzlichkeit uud 
Solidite der Bangueanftalten jedermann überzeugen will, daß es eine Erleichterung iß 
fich der ‘Banque zu bedienen, “ 





·2 ah 

Art. VII. Da Wir auch, zur Bequemlichkeit des Commercii, und um den Lime 

fauf der Gelder in mehreren Fortgang zu bringen, für nörhig und dienfant erachrer, in 

einer gewiſſen. und Unſern Ländern ganz oßnjchädlichen Proportion, Banconoten, wei 

der beym Schluß dieies Reglements davon beichriebenen Sorn, zu creiren, jo wolle 

und beieblen Wir hiemit, daß von ıften Januar fünftigen 1767ſten Jahres an geredie 

net, befagte Banconoten in Unferen gefamten fanden mit Linferen Gold» und Silberauniss 

zen zugleich courfiren, jedoch feinem Creditori, der ex Contrattu, oder fünften bane Gelb 
zu fordern berechtigen ift, wider Willen an Zahlungsſtatt angegeben werden follen, 


-Art. VIII, Diefe Banconoten, die ihre einige und urfprüngliche Enrfteßung in 
der hiefigen Berliner Banque erhalten follen, um von da aus in dem ganzen Bezirk und 








Bancoedict. | 291 


Umfang Unferer $duder zu rouliren, werden auf den Inhaber oder Boꝛjãger tauten, | 


fodann numerirt, auch unter behoͤriger Vorſicht auf befonders hiezu verfertigtes Papier in 
Kupfer geftochen, mit verfchlungenen Zierrathen und einem befondern Stempel, nebft der» 
gleichen Siegel, unterfcheidend verfehen und ordentlich enregiſtrirt, auch von dem Präs 
fidenten dee Banco, Unferm koͤniglichen Commillario und denen Bancodirectoren unters 
fchrieben, und auf Bancopfunden von zehn, zwanzig, funfjig, einhundert, fünfhundert, 
bis inclufive ein saufend Pfund gerichtet feyn, 


Art. IX. Sollen diefe Banconoten in dem Caſſengewoͤlbe der Hiefigen Banque, und 
unter 5 Echlüffeln, die dem Präfidenten der ‘Banque, dem koͤniglichen Commiflario, 
zweyen Directoren der Banque und Unſerm KHofbanquier anvertrauer feyn follen, aufbes 
wahret werden, und nicht anders herausgenommen werden önnen, als in Gegenwart 
vorbenannter 5 Perfonen, und darüber jedesmal mit ihren Unterfchriften behörig aufzuneh⸗ 
menden Regiftraturen, welche demnaͤchſt wiederum mit den befonders darüber zu haltens 
den Gegencontrollen ſtimmen muͤſſen. | 


Art. X. Die foldyergeftalt aus dem Befchluß genommene Banconoten follen ſo⸗ 
dann denen, zu der biefigen und Breslauer Girobanquen gehörigen Disconto- Comtoirs, 
ausgerheilet werden, woſelbſt man foldye, entweder gegen baare Zahlung zu 125 Rehlr, 
Triedrichsd’or, oder 131% Rthlr. Eourant, gegen bundere Pfund Banco, oder beym 
Discontiren guter WWechfelbriefe, oder endlich beym Verpfaͤnden Gold und Gilbers in 
Barren, Stangen und Goldfand, aud fremden Goldsund Silbermünzen, desgleichen 
Sumelen, nach der in den folgenden Articuln darüber gegebenen Borfchrift erhalten kann. 


Art. XI. Wollen und befehlen Wir, daß, wenn es verlangt wird, Unſern Caſ⸗ 
fen zu Berlin und Breslau, alle in Silbergeld zu leiſtende Gefaͤlle und Zahlungen, ſy 
über 100 Rthlr geben, in Giroaſſignationen, oder Banconoten, und wenn folche unter 
100 Rthlr. fich belaufen, auch alsdann noch in Banconoten, ohnweigerlich annehmen fols 
len, und gleichergeftalt foll es aller Orten in Unfern Ländern einem jeden frey fteben, ober 
dergleichen Zahlungen an Unſere Caſſen in Banconoten, oder in Unſerm ausgeprägten 
Eilbergelde leiſten will, wie dann jo wenig Unfere Öenerals als Specialcaffen ſich je, una 
ter welcherley Vorwand es auch immer feyn moͤgte, weigern follen, in tobbemerften Fällen, 
Giro - Aflıgnationes oder Banconoten, nach dem beſtimmten Werth zu 1312 Rthlr. Cou⸗ 
rant gegen 100 Livr. Banco anzunehmen. 


Art, XII Diejenigen, fo in Unfern Girobanquen zu Berlin und Breslau firh 
Bonds zu machen nötig haben, follen folches ebenermaflen, entweder: m’ Friedrichsd'ot, 
oder Eourant, nach dem im vorftehenden roten Artieul feftgeießten Cours, -oder auch mits 
telft Banconoten, die ohne einigen Abzug angenonmen werden füllen, verrichten dönnen, 


Art, XIII. Wenn demnad) jemand Bancogeld auf fein Folium gegen Friedrichs⸗ 
d'or, oder grob courantes Silbergeſd haben will, fo muß derſelbe ſothanes baare Geld an 
die Eaffe der Banque liefern, alsdann das eingebrachte Capital, nach Masgebung des 
ıften und roten Articuls, in Bancopfunde reducirt- und dein Eindringer darüber von dam 
Generalcaßirer ein Empfangsfchein ertheilt wird: womit ſich derfelbe bey den Banco⸗ Di- 
rettorio meldet, welches denn die nöthigen Ordres ſtellet, um ihm fo°viel gut zu ſchreiben, 
als er in die Bancocaſſe gebracht hat; will Kant aber: est Banconoten abliefern, fb 

J o 2 meldet 


292 26, Preußiſches 


meldet fich derfelbe fofort damit beym Direktor des Giro-Comtoirs, der alsdann, wie m 
vorigen Fall, das weitere Nöthige beforger. Auflerdem wird man auch Bancogeld auf 
fein Folium, vermittelft der Lehnbanque befonmen können, wie die folgende Articuls me 
mehreren zeigen werden, 


Art. XIV. Wer einiges Capital in baarem Gelde in die Caſſe Unſerer Bananen 
gebracht bat, dem voll cs Frey ſtehen, ſolches zum Theil, oder ganı, wiederum beraus je 
neben, doch muß es wenigſtens eine Pacht darin geftanden haben; wer aber fern bax 
Geld in die Banco gebracht bat, ſondern dem auf fein Lulium von einem andern etwas 
ift zugefchrieben worden, der kann dies ihm zugefchriebene Geld nicht baar aus der Bauqu 
holen, 


Art. XV. Derjenige, welcher im erften Sal, nach dem voriichenden Artichh 
baares Geld aus der Caſſe zurücknehmen will, muß die den Buchhaltern des Gere 
Comtoirs einzureichende Aſſignation an ſich ſelbſt per Callı ſtellen, jo werden fie ihm ſolch 
dergeſtalt ſignirt zurüsfgeben, damit er nur nach den Generalcaßirer gehen darf, weicher 
ihm darauf die jtipulirte Summe nach Abzug von Ztel pro Cent auszahlen wird, 


Art. XVI. Das Giro-Comtoir Unjerer Banyuen wird, aujler deu Som mb 
Feſttagen, alle Tage um 7 Uhr des Morgens geöfuer, da dann Jedernann bis 9 Lipr nude 
fragen, und aufachmen laſſen fann, was den vorigen Tag auf fein Fahuırı ihm A yages 
ſchrieben worden, von 9 bis hörhitens. 12 Uhr aber Fann jeder wiederum an eınen andern 
abichreiben laſſen; nach diefer Zeit aber find die Bancoſchreiber nicht verbunden, Wances 
Allignationes anzuuehmen; jedoc) jeher einem jeden frey, noch dejfelben Tages, Nahen 
tags, über die ibm des Vormittags zugefchriebene Poſten wieder zu diiponiren, ud 
ſolche im Giro-Comtoir, das ſolcherhalb von 3 bis hoͤchſtens 5 Uhr offen ſeyn wird, a 
andere abjchreiben laſſen zu koͤnnen. 

Art, XVII. Verbieten Wir, um ben bisherigen Mishräuchen vorzubeugen, u 
ein Kaufmann oder Commerciant dem andern Bancogeld mirtelft feines Folii, epnens 
DBancosDirectorin Vorwiſſen leipe, bey Verluſt der ganzen, ſolchergeſtalt gelichenens 
Sunmme für den Ausleiper, wovon die Hälfte dem Denuncianten, und die andere Hähie 
Unſerm Invalidenhauſe zufallen foll. 


Art. XVII. Alles, was ein Negotiant dem andern in Unfern Girobanquen mad 
abs oder zuichreiben laffen, muß auch von den Contrahenten felbft in ihren eigenen Han 
Iungsjournalen auf Italiaͤniſche Buchbaltungsart notiret, und von da in ihren Hauptbo—⸗ 
chern übertragen werden, von welchen lcgtern fie dem Baucos Direttorıo, fo oft es wi 
langt wird, zuverläßige Auszüge, mir Bemerkung der Blartjeiten, des Dati ic. ſo wie 
und ihre ‘Buchhalter folche erfordernden Falls eidlich Ju erbärten vermögen, zu geben gu 
balten find; mie dann derjelben Buchhalter im Uebertretungsfall ebenermajien ale Comm 
venienten mit der im vorigen Articul darauf ftchenden Strafe angeſehen werden follen, 


Art. XIX. Derjenige, der einem andern etwas will zufchreiben laſſen, ſoll im bey 
im 16ten Articul angeießten Zeit, in dem Giro-Comtroir perjönlicy erjcheinen, und Bew 
Buchhaltern eine, in beböriger Form abgefaßte DBancoafjignation einreichen, wweris 
deutlic) der Vor⸗ und Zuname desjenigen, an den er etwas abichreiben laſſen wäll, ausge 
druͤct iſt. Auch ſoll darin die abzuſchreibende Summa doppelt, mis Buchſtaben umd mai 


„Ziffern 





Bancvedict. Eu j 293 


Siffern, ferner auch fein Folium und das Darum 'deutlich angezeigt, auch endlich fein 


Vor⸗ und Zuname unten wohl ausgedruckt ſeyn. Wer bierinnen Fehler madıt, foll an 
die Bancojchreiber eine Geldbuffe von 2 Rıhlr. erlegen, Ä 


Desgleichen foll eine jede Bancoaſſignatiou nicht mehr als einen Poften in fich 
faſſen. Ben Compagniehandlungen foll jeder Compagnon feinen Bors und Zunanten unter 
die Aſſignation feßen, obwohl nur einer von ihnen biefelbe dem Buchhalter überreichen darf. 


Art. XX. Un aud) allen doppelten und vervielfältigten Anweifungen und Unfchlis 
gen von einer und derfelben Poft, fürs Zukünftige mit eins zuvorzufommen, fo wollen 
und befeblen Wir jedermann, der Giro- Aflıgnationes anf Unfere Banquen einreichen 
wird, daß er zugleich in folchen Afjignationen deutlich bemerken muͤſſe, ob folge für ei⸗ 
gene Rechnung, oder im Namen desjenigen, für deffen Rechnung er einem Dritten was 
aßiguirer, geſchehe, anderergeſtalt, und wenn foldhes nicht beobachtet wird, die Zahlung 


bey entjiebenden Sailliten für null und nichtig geachtet ſeyn foll, ' 

Art. XXI. Diejenigen, die nicht felbit m Perfon auf dee Banco erfcheinen koͤn⸗ 
nen oder mögen, um etwas im Giro-Comtoir abs oder zufchreiben zu laffen, fönnen au 
ihrer Stelle ihre Handlungsdiener oder andere von ihren Bekannten, die mit einer, von 
dem Banco-Dire£torio gezeichneten Vollmacht verfeben ſeyn muͤſſen, ſubſtituiren, welche 
fodann, nach Vorzeigung jeßtgedachter Bancovollmachten an den "Buchhalter im Giro- 
Comtoir allda die Aflıgnationes ihrer Committenten präfentiren Fönnen, um über ihr in 
Banco habendes Bermögen zu disponiren. Beſagte Aflignationes der Committenten aber 
muͤſſen von ihnen felbit unterfchrieben feyn, wenn anders die Zeichnungen der Bevollmaͤch⸗ 
tigten gültig fegn follen. Falls aber einer oder der andere Committente wegen Abwejens 
‚beit, oder anderer erheblichen Urſachen vorgedacdhte Aflıgnariones felbft zu unterfchreiben, 
verhinderte werden mögte, fo fol derjelbe alsdann einen Bevollmächtigten conftituiren, der 
von ihm vor einem Notario fpecialiter autorifiret worden, feinen eigenen Namen, Eraft 
des von dem Konftiruenten erhaltenen Auftrags, keineswegs aber den Namen des Eonftis 
tuenten felbft zu unterzeichnen. . 


Art. XXI. Die Vollmachten, fo Unſer BancosDiretorium ertheiler, follen > 


das erftenal, zum Nußen Unſerer Banco mit einem Friedrichsd’or geldfet werden, und 
demnächft jährlich bey Wiedereröfnung der Banquen mittelit Zahlung eines halben Fries 
drichsd’or erneuert werden mülfen. ” 


Art. XXI. Wenn jemand, der auf die Articul, ar. vorbefchriebene Art feinen 
eonftituiree bat, ſtatt feiner etwas abzufchreiben, durch Krankheit verhindert würde, ſelbſt 
nach der Banco zu geben, jo fann er nur den Bancoſchreibern folches anzeigen laffen, welche 
ibm dann den Bancoknecht zufenden werden, um die Banıos Äflıgnationes aus feinen 
Händen zu empfangen, wofür dem Bancofnecht 6 Gr. für jede Aſſignation bezahlet wers 
den follen, 


Art, XXIV, Der, oder diejenigen, fo von ihrem Folio mehr abfchreiben laſſen 
wollen, als fie wirflidy noch darauf zu gute haben, follen für ir Verfehen, wenn das 
ab;ufchreiben verlangte fur plus bis so Pfund Banco gehet, eine Geldbuße von ı Pfund 
Banco erlegen; wenn aber forhanes fur plüs die Summe von 50 Pfund Banco überfteigt, 
noch überdieß 3 pro Cent Strafe von der ganzen zu viel aßignisten Summe bezahlen. Ar 

| . - t. 


en 


294 26, Preußifches 


Art XXV. Wer ein Folium in Unfern Banquen nehmen will, fol für bie ew 
ften Unfoften Unferer Banco ein für allemal Einen Friedrichsd'or, hiernaͤchſt aber für je 
des Folium, fo aus 20 Poften beſtehet, ein Pfund Banco zaplen, und wird man am 
Ende des Jahres das legte Folium, wenn es auch gleich erjt angefangen, für ein volles 
rechnen. 


Art. XXVI. Wir verbieten allen und jeden nachzuforſchen, wie viel ein anderer 
auf fein Folium zu gute habe; auch foll niemand von den Bancoſchreibern ſich unterſte⸗ 
hen, folches zu offenbaren, weder durch Worte, Zeichen oder Schriſt, bey Verluſt ihrer 
DBedienungen, und bey den Errafen, die Meineidige zu erwarten haben. Zu dem Ende 
follen jie, bey Antretung ihres Autes, befonders ſchwoͤren, daß fie alle die Geſchaſte, Die 
fie als Bediente der Banco unter Händen haben werden, als das größte Geheimnig wa 
in ihre Grube nehmen werden. 


Art. XXVIL Alle Öelder in Unfern Banquen follen nicht koͤnnen mit Arreſt Ges 
legt werden. Neun aber einer öffenelic) faillire, fo fell deflen Saldo den fämelichen Cre⸗ 
ditoren zum Beſten, auf Requifition der Nichter, anheim fallen. 


Art. XXVIII. Zur Erleichterung des Commercii Unſerer Unterthanen find an 
bey beyden Unjern Girobanquen zu Berlin und Breslau eine Lehnbauco angelegt wen 
den, welche aus einer Discontocalfe und Lombard beſtehet. Diefe werden Wir ferneckin 
aus Unfern eigenen Fonds fourniren und von dem Direltorio der Banquen Virigizen 
laſſen. 

N Art. XXIX. Diefe beyden Comtoirs der tehnbanco follen auffer Sonns und Sch 
sagen täglich von 9 Uhr des Morgens bis um 1 Uhr des Nachmittags offen ſeyn. | 


Art. XXX. In den Disconto-Comtoir wird man fünftighin nur foldhe Wechſel⸗ 
briefe discontiren, die hoͤchſtens nur zwey Monat zu laufen, und drey Giranten haben. 
Selbige koͤnnen von Einlaͤndern auf Fremde, von Fremden auf Einlaͤnder, oder von Anm 
laͤndern auf Ansländer gezogen feyn, und wird man bey den Disconto-Comtoirs im We 
ficht ibrer eben der Vorficht fi) bedienen, dergleichen unter Banquiers gebraͤuchlich iM 
nämlich daß man ‚diejenigen Wechſelrrieſe, welche noch nicht acceptirer ſeyn werden, m 
Acceptation ſchicken wird, und im Fall legtere nicht erfolger, foll derjenige, der ſolche nes 
gociiret haben wird, gehalten feyn, wegen Sicherheit der Zuplung, Caution sn ſtellen. 
Bleibt piernächit die Zahlung aus, und der Wechjel kommt mir Proreft zuruck, fo fol fag 
fort hierauf rechtlicher Are nach, ohne Auſehen der Perfon, des Rangs und Characterg, 
der perjönliche Arreit verhängt werden. - 
Uebrigens wird das Discontiren allemal gegen 3 pro Cent Zinfen per Monet gu 
en. 
Fir Art, XXXI. Weil dem Disconto -Comtoir die genaue Ausrechnung der Tage bp 
den zu discontirenden Wechjeln gar zu viele Arbeit verurfachen würde, fo wird mar mug 
beym Discontiren bis auf Itel Monat rechnen, folchergeftalt dag, wenn der Verfülicag, 
ir clufive der Refpeittage, auch nur einen Tag den vierten Theil eines Monats überfchzisee, 
foll diefer cine Tag gleich wiederum als 4 Monat gerechnet werden, ‘ 
Arc XXXII. Gleichergeſtalt werden die Difcontocafien und Lombarde] auf wen 
Monat, und gegen $ pro Cent Zinjen, p. Monat, auf old und Silber in Barren, Geans 
gs 


Bancoedict. | | 295 


gen und Goldfand, desgleichen auf Golds und Silbergeſchirre, jedoch nie unter dem Werth 
von 400 Pfund Banco, auch auf fremd gemünztes Gold und Silber Gelder vorjchießen, 
und zwar 
Auf Gold in Stangen von 21 A 24 Karat Öehalt ıc. jede Mark fein 
Einhundert und fünfzig Pfund Banco 
dito — von 16 à 21 Karat Gehalt p. jede Mark fein, 
Einhundert acht und vierzig Pfund Banco. 
Auf Gold von geringerem Gehalt, p. jede Marf fein, 
Einhundert und vierzig Pfund Banco. 


Den Gehalt des gemüngten Goldes wird man folgendergeftalt technen: : 
Portugieſen 

Guintes [= d zwey und zwanzig Karat. 

Souverains 


Alte Species Ducaten, ausgenommen die Tuͤrkiſchen und Rußiſchen, 
a drey und zwanzig Karat 9 Graͤn. 
Louisneuf oder Schild⸗Louisd'or - 
te Louisdor { a ein und zwanzig Karat. 
Braunſchweigiſche 5 Rthlr. Stücke A ein und zwanzig Karat g Graͤn. 
Auf Sitberbarren 
von 12 bis 16 Loth Gehalt für jede Mark fein nem Pfund 14 Grofchen 
von 6 bis 12 Loth Gehalt fär jede Mark acht dreyviertel Pfund 


von geringerem Öehalte  # s»s ss  ace Pfund 
Den Gehalt des gemünzten Silbers wird man folgender maßen beftinmen: - 
Feine tel Stüdfe à ⸗ ⸗ ⸗ Sunfjehn Leth 15 Gran 
Species Thaler & ⸗ . 0 0 Verf » 2 — 
Reichsthaler auf den alten Fuß à ⸗e⸗ Vierzehn ⸗80 
Ordinaire alte 2 Stuͤcke ⸗ ⸗ ⸗ Eur s»s 17, 
Piafters F . ⸗ ⸗ ⸗ Vierzehn 7 gm 
Franzoͤſiſche Laubthale⸗ ⸗ ⸗Vierʒgehn 7 9 — 
Alte Louis blanc a ⸗ ⸗ Vierzehn ⸗111 — 


Desgleichen witd man auch auf Juwelen gegen F pro Cent Zinfen p. Monats, auf 
zwey Monat Gelder anleihen. 

Art. XXXIII. Die Verfallzeit aller und jeglicher aus Sen Difontocafem und 
tombards geſcheheneu Darlehne foll künftig, unter was für Vorwaud es auch immer 
ſey, nicht prolongiret werden koͤnnen, und wenn nach Verlauf der ſtipulirten Sriften die 
Einloͤſung der verſetzten Pfänder nicht fofort geſchiehet, ſo ſollen ſelbige für Rechnung und 
Gefahr der Verpfänder, [0 wie auf ihre Koften öffentlich dan ‚Meiitbietenden verkauft 
werden, 


Art. XXXIV. Wernun Gold, Silber und Juwelen bey Unſerer gebnbance vers 


ſeten will, dem wird man ein in geböriger Form abgefaßtes Recepiſſe ertheilen, welches 
er 


296 26. Preußiſches 


er verbunden ift, wiederum zurück zu liefern, wenn er die verfeßten Pfänder wieder 
einlöfer. ' 

Art. XXXV. Alles, was die Discontocaffen und Lembards jolchergeftale denen 
Verpfaͤndern, entweder durch Discontiren guter Wechjeldriefe, oder duch Darlehne auf 
Pfänder zahlen werden, foll künftig nicht durch die Giro-Comitoirs, oder deren Anweis 
fungen, fondern auf alle und jede Poften, die präjentivet werden, mit Banconoten ges 
fheben, und mit folhen, nad) vorgängigem Abzug der ftipulirten Zinfen gezahlet werden, 

Art, XXXVI Unter vorgemeldsren Bedingungen koͤnnen ſich alle Einheimiſche 
und Auswärtige durch ihre Commillionairs der hieſigen und Breslauer Schnbanco bedie⸗ 
nen, und ſich desfalls in den Disconto - Comtoirs und Lombards allda melden, 


Art. XXXVII. Wenn jemand, un etwas zu verpfänden, eiwa nicht perfönkd 
im Lombards - Comtoir erjcheinen wit, jo faun er fih darzu der Geſchwornen um) von 
Uns geordneten Mäckler bedienen. 


Art. XXXVIII. Behalten Wir Uns vor, auch in der Folge der Zeit, in des 
übrigen Unſern Provinzien Lombards etabliren zu laſſen. 


Art. XXXIX, Wenn die Wiedereinlöjung der Pfänder zur geſetzten Werfallzeis ges 
ſchiehet, fol es von den Verpfändern abhängen, ob jie jüldhe mit Banconosen, aber im 
klingender Muͤnze, nach dem im zoten Articul determinirten Cours wieder einloſen wollen, 


Art. XL. Nachdem Wir auch ſolche ſichere und zuverlaͤßige Maasreguln getroffen 
haben, daß künftig, vermittelſt Unſerer Hofbanquiers zu Berlin und Breslau, und Unfere 
Discontocaſſen⸗Directeurs in den übrigen Handelsſtaͤdten Unſerer Linder, ätich übrigen 
Particulierswechslern, nad Proportion der Beduürfniß der Remittenten die Wechſel def 
Einheimiſchen auf Fremde, bejtändig und zur Gnuͤge rouliren follen; fo verbieten Wir als 
len Unfern Unterthanen und Einwohnern, vom iſten Januar des zufünftigen Jahres 
1767 an, dieffeitige jegt courfirende gute Sricdrichsd’or ſowohl als fremde eldnrän;en, 
desgleichen von den Silbermünzen, was nicht nach dem alten Leipziger und fogenannten 
Conventionsmünzfuß, oder beifer, ausuepräge worden, ferner ungemünztes Gold mb 
Eilber, weder in Barren, noh Etangen, oder Goldjand, nicht weniger fogenanntes 
Bruchfilber oder Gold, alte und abgenußte Trejlen, Sramgen und Golds und Silberere⸗ 
pinen aujjer Landes zu bringen oder zu verjenden, bey Strafe nicht allein der Eonfifcarien 
deffen, was folchergeitaft verjandt oder heraus gebracht werden wollen, fondern au 
überdieß den Befinden nach mit einer aufjerordentlichen jchweren, nad) dem 17ten Artien 
dieſes Reglements, unter dem Denuncianten und Unſerer Jnvalidencaffe zur Halbſcheid ge 
vertheilenden Geld⸗ oder aud) Leibes: und Feftungsitrafe, womit die Uebertreter beleget 
werden follen. Zu dem Ende foll fünftigbin den reifenden Kaufleuten und andern Ders 
fonen bürgerlichen Civilſtandes, in Betracht es einem jeden frey bleibt, ſich des 
Eilbercourants und der Ducaten, als welhen Wir, zu Aufrechthaltung des Commercũ 
inns und aufferhalb Landes den freyen Cours verftatten, ohngehindert zu bedienen, nur bis 
250 Rthlr. in Golde, zu ihrem Gebrauch aufferhalb Landes mitzunehmen verftarter; Dem 
Adelichen und vom Militairftande Reiſenden aber bis 400 Rthlr. in Golde mit ich auszus 
führen erlaubt ſeyn. 


An, 


J | Bancoedict. ·⸗·· 2 
Art X Berbieten Wir noch fernerhin aufs Icharfſte Ser DIrEREUFS , Birch, 
haltern, Caßirern und allen Officianten Unſerer Banquen zu Berlin und Breslau, übers 
baupt jrgend einiges Commerz zu treiben, zu agiotiren, maͤcklen, "weder innsnoch auflers- 
bald der Banquen: follte fich jemand derfelben unterſtehen, gegen diefes Unſer ernftliches; 
Verbot zu handeln; fo foll er feiner "Bedienung nicht allein verluftig,feyn, fondern auch: 
noch überdieß eine Geldbuſſt von 5300 Pfund Baneo erlegen, N | ; 
Art. XLII. ®Die Girobanquen ſowohl, .alsi.dle damit verbundene Discontocaffer; 
und £ombarde follen alle Jahr auf ultimo Maji geſchloſſen, und den ıgten Junii deſſelben 
Jahres wieder geoͤfnet werden, unter welcher Zeit alles. in Nichtigkeit gebracht werden foll, ; 
- Art. XLIII. Wenn alsdann" um vorbenannte Reit die Banco wieder aufgebet,. 
folfen die Creditores vor den Directorio der Banco erfheinen, und ben folchen, -wegen 
ihres zu gut habenden Reftes, Nachfrage halten, ehe fie auf ihre Rechnung wiederum et⸗ 
was son neuem abſchreihen. laſſen. ln | 
tn 3 We 45. Fo ae a Pa | e 
Art. XLIV. Verbieten Wir allen Mäckern, wenn fie etwas fchließen, fih das 
bey jemalen ihrer Kinder oder unvereideter Conimifen zu bedienen, bey Strafe einer Geld» 
buffe von 500 Rthlr., dem Verluft ihres Amts und Unſerer [härfiten Ahndung, auch bes: 
findenden Umftänden nach ſchweren Leibesſtrafe,“ DEE EEE Zu u 
Art. XLV. Endlich gebieten und befehlen Wir. biermit jedermaͤnniglich, inſon⸗ 
derheit aber Unſern Kaufleuten und Commercianten, fo gnaͤdig als ernſtlich, ſich nach die⸗ 
ſem Unſerm revidirten Bancoreglement auf das allergenaueſte zu richten. 


Urkundlich unter Unſerer hoͤchſt eigenhaͤndigen Unterſchrift und beygedruckten Koͤni⸗ 

glichen Innſiegel. So geſchehen und gegeben zu Berlin den 29ſten October 1766. 

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(L. 8.) Friederich. .-; nk 

Geraf von Reuß.v. Jariges. v. Maſſow. 

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Beckmanns BefegeIl, Theil, - - 9 No. I, 


298- | 26. Preußiſches 





goes ue — ßh——— — 
Do U 0 2. — 
Zehn P fund No. L 
Banco. 
| 


— 


x Vorzeiger diefes bat von den königl. Banquen zu | 
Berlin und Breslau Liv. 10 Bco, [chreibe zebn Pfund 


Banco zu fordern, wofür diefe Banquen die Valuta 
empfangen zu baben biemit verficbern. Diefe Liv. 
10 Bco follen nicht allein in allem Verkebr courfiren, 
Sondern auch nach dem königlichen allerböchflen Edict 
vom 29. O&ober 1766. in allen königl. Caſſen, 
à 1314 Rtbir. p. 100 Liv. Banco, zu 13 Rtblr. 3 Gr. 
Brandenburgifch Courant in Zablungen angenommen 
werden. Berlin, Anno 17 


fignirt 


- Waneoedich 7 8 





Fa — — 

| Ka a u 

| | En 

| u | Tauſend Efund No. ı. 

Ä Banco. 4 
ſcæ m nn ni 3 


M. Vorzeiger äifes hat von den , königl Banquen zu 


Berlin und Breslau Liv. 1000 Bco, fchreibe ein Tau- 
Send Pfund Banco zu fordern, wofür dieje Banquen 
die Valuta empfangen zu baben hiemit verfichern. 
Diefe Liv. 1000 Bco follen nicht allein in allem Ver- 
kebr courfiren, Jondern auch nach dem Röniglich- 
allerhöchften Edit vom 19 Octobr. 1766. iu allen kö- 
nigl. Cafen à1313 Rtblr. p. 100 Liv. Bco zu 1312 
Rtblr. 12.Gr. Brandenburgifch Courant in Zahlun- 
gen angenommen werden. Berlin, Anno 17. _ 


| Not. | Regiſtr 
| 
UNE 
u Pya 


Contr. not. 


300 27. Churbraunfhweig Werordnun 


...27. 


Chur-Braunſchweigiſche Verordnung wegen 
Vertilgung Der behden Unkraͤuͤter: der Wucherblume und 
| des Dovefrauts, vom ı5ten Nov. 1737. 





Der botanifche Name ber Wucherblume ift Chryfanthemum fegetum; und des Tovefrantd: 
Equifetum arvenfe. Bon beyden findet man mehrere Nachricht in weinen iewndy 


fügen der teutfchen Landwirthſchaft $. 103. Fan, i 
We Georg der Andere ꝛc. Es ergibt die tägliche Erfahrung, was für eis 
groſſes Uebel Lurch die an verfchiedenen Orten in den biefigen fanden einrei 
auf den Aeckern jich bervorshuende, an ihrem greifen Siraute und hochgelben Farbe feße 
kennbare Wucherblumen veruriacher, und den Unterthanen am ehren Kornfrücheen 
fuͤget werde, und wie an unterichiedenen Orten dieje Wucherblumen bereits dergeftalt üben 
hand genommen, daß damit die Früchte auf vielen Reldern gam überzogen, und von ver 
fhiedenen Stucken fein Korn mehr, fondern lediglich dieſe boſe Blumen geerndtet werden, 
mitbin ganze Commmmen von ihrer zum Theil jonft queen Länderey bey weitem das nicht 
befommen, was jie jonit darauf gewinnen koͤnnten, fondern dadurch gänzlich zuruͤckgeſche 
werden und verarmen muͤſſen. | | 


Es ift auch der an ſolchen inficirten Orten und der · Nachbarſchaft daher noch ferne 
zu beforgende Echade um fo viel _gröffer und empfindlicher zu halten, als dieſes Untreue, 
vor vielen andern von gar ſchaͤdlicher Eigenfchaft und Würkang- iſt; denn 


Schaͤdliche Cigenfchaften der Wucherblumen. 

1. Beſtebet die ſchaͤdliche Eigenfchafe diefer Wucherblumen vornemlich in feiner Game 
derefäleigen Vermehr⸗ und Fotteflanzung dergsftalt, daß, wenn ſolches Un 
kraut nicht gleich Anfangs ausgeraͤutet und vertilgt wird, es ſich in ei 
Jahre ſe ſehr vermehret und ausbreitet, daß an dem Orte, allwo das 
Jahr nur eine Blume geſtanden, in dem folgenden fi ein ganzer Klump 
mehr als hundert zeiget, und 


2. Dasjenige, wovon der Same auf den Felde nicht etwa auskruͤmet, oder 
den Wind auf benachbarte Aecker gewehet, oder auch bey. groflen in die Marſch⸗ 
länderen austretenden Waſſer, in andere an folchen Gewaͤſſer belegene Marſches 
gebracht wird, als wodurch bereits ganze Aemter infictret worden, fich 
durch Kubs oder Pferdemilt, auch Stroh und Heu, weniger nicht durch das 
zur Ausſaat gebrauchte damit vermengte Korn, wie auch keins und Ruͤbe 
auf andere Aecker ausgebreitet, und gewaltig fortgepflanzet wird, ja fo gar vom 

den 









wegen der-Wucderblume. 3001 


den Pferden felbft, welche nur von den Orten, allwo dergleichen Wucherblumen 
vorhanden, ber ſeyn, wenn ſelbige auf einen reinen Acker zum Pflügen ges 
braucht werden, und allda ihren Koch fallen lajjen, folcher Acker dadurch anges 
fteckt worden. - u | “ 

3. Wann diefefchädlihe Wurzel und Blume gleich ausgeräntet wird, und nur auf 
der Erde liegen bleibt, dennoc) jogar die Zweige wieder Wurzeln fchlagen koͤn⸗ 
nen, und falls auch . 

4. Einiges Land, fo mit Wucherblumen bewachfen gewefen, ro und mehr Sabre in 
Dreifchs und ohnbeſtellt gelegen, folches dennoch nicht hinlaͤnglich ſeyn Fönnen, 
dieſes Unfraut zu tilgen, weilen ſolches zwar fo fange zurück bleibe, dennoch 
aber nicht vergeht, fondern deffen Same in der Erde viele und lange Fahre uns 
verjehrr liegen bleibt, und nachdem das fand wieder bearbeitet und mürbe gea 
macht und" zur Saat .beftelle wird, folcher dennoch wieder hervor kommt und 
anfläuft, Es har diefes Unkraut auch 


5. Die (hädlihe Wirfung, daß es alle Geile aus dem Sande an fich ziehet, und der 
guten Frucht die Nahrung nimmt, welches aus dem Augenfchein, und da das 
Korn auf folchen Seldern ſehr dünne ftebet, genugſam zu ergeben if, 

6, Sit angemerkt, daß fein Vieh diefe Blume und Kraut, wenn es ihm allein vors 
gelegt. wird, freiien wolle, wenn foldyes aber unter anderm Futter vermengt 
bleibe, daſſelbe fayt bey feinem Vieh verdauet werde, woraus dann ferner leicht 
zu ſchließen, daß, wenn dergleichen Blumen fich unter dem Sutter finden, dem 
Vieh davon zu freffen verdrieglich ſeyn muͤſſe, und alfo auch das uͤbrige Futter 
dem Vieh feine rechte Kraft geben könne, indem es auf diefe Art nur gefreflen 
wird, um den Hunger zu ftillen, 

Wie num ein jeder forgfältiger Haushalter aus obangeführten Uniſtaͤnden den groffen Schas 
den, fo ihm diefes Unkraut verurjachen koͤnne, und deffen gefhwinde Fortpflanzung erfens . 
ten, und daher felbft ermäßigen wird, mie nöthig cs fen, im Zeiten darauf bedacht zu 
ſeyn, fowohl drejenige Felder, auf welchen dergleichen Unkraut fich och nicht finder, das 
für zu bewahren, als auch die damit bereits inficirten Felder, aͤuſſerſten Fleiſſes und fors 
derjamft davon zu reinigen, und deffen ferucre Ausbreitung zu verwehren; 

So haben Wir aus Ehndesvdterlicher Vorſorge nörhig erachtet, ſothanem einreifs 
ſendem Uebel durch eine allgemeine Landesverordnung vorzubauen, damit ſolches nicht noch 
weiter zu Deteriorirung der Laͤnderey, und zum groͤſten Schaden und Nachtheil der Unter⸗ 
tbanen um jich greifen, ımd andere benachbarte Aemter und Feldmarken auf gleiche Art 
inficiren möge, Be | | 

Wir ordnen und wollen demnah | 
| „ B L — 3 —7 

Wie die reinen Aecker vor Wucherblumen zu bewahren, und reine Ausſaat zu nehmen; 

.., Daß ein jeder mir Laͤnderey verſehener, oder ſich des Ackerbaues gebrauchender 
Untertban, auf deflen Feldern dergleichen fchädliches Unkraut noch nicht vorbanden, ſich 
aͤuſſerſten Fleiſſes angelegen feyn laſſen ſolle, kein Korn von ſolchen mis Wucherblumen 

— P3— inſi⸗ 


sa 27. Churbraunfhweigifhe Werordnung 


inficirten Orten zur Saat oder Zutterung zu gebrauchen, fein dergleihen Stroh zu futs 
tern, auch feinen Miſt von folchen Orten zu nebmen, damit folchergejtale feine Ländereg 
fernerhin davon befreyet bleiben, und er nicht nörhig haben möge, die ſich auſſernde Abus 
cherblumen mit defto gröfferer Mühe und Sorgfalt nach Inhalt gegenwärtiger Wer 
nung auszuräuten, und fonftige dawider nörfige Mittel anzuwenden, 


i. 
oder das Sommerkorn auszuſichten; 


Dafern aber ein und anderer Orten der Hausmann kein ander Korn haben, ned 
die Einfaat anderwärts anzufchaffen im Stande feyn follte, Hat felbiger fodann das me 
Einfaat von feinem Lande nehmende Korn durchzufichten, und fonften wohl zu reinigen, 
und wenigftens feinen Seldnachbaren, welche mit darunter leiden Böunen, wann feine reme 
Einfaar gebrauchet wird, vorzuzeigen, damit man ſolchergeſtalt gefichert fcy, daß die Ein⸗ 
faat gehörig gereiniget worden; und wie demnach hiegu infonderbeit erfoderet wird, daß 


IM. 
und den Saamen ber Wucherblumen kennen gu lernen. 


Ein jeder Hauswirth ſich bemühe, den Samen der Wucherblumen kennen zu 
lernen, und felbigen von den guten Eamen, worinnen folder etwa vorhanden, Ward 
fleißiges fichten oder fonft abzufondern, und den Samen entweder zu verbrennen, ober 
tief in die Erde zu graben; alfo foll nicht weniger 

IV. 
"Kein unreined Koran und Mift fol für reines verfaufet werden. 


Miemanden erlaubt ſeyn, dergleichen unreines Korn, Stroh und Mit vor rein 
zu verfaufen, und den Käufer folchergeitalt zu bintergeben, fondern wer jich folches unse 
nehmen, mithin dadurch veranlaffen würde, daß auf dem reinen Lande diefes Unkraut ſich 
jeiger, derjelbe foll dafür nad) Befinden der Umfläude und dem Ernieffen eines jeden Des 
Civilobrigfeit ernftlich geftrafer, dem Denuncianten aber der vierte Theil der Strafe dayeg 
jugebilliger werden. 

V. 


Wie die unreinen Aecker von den Wucherblumen zu befreyen. 


An den Orten nun, wo ſolch ſchaͤdliches Unkraut und Blumen ſich bereits 
wurzelt haben, und anf den Aeckern ſehen laſſen, it nicht allein in Anſebung der 
gung und Ausfaat gleiche Vorficht zu gebrauchen, und dazu gutes reines Korn, auch ® 


viel möglich, unfchädlicher oder doch gnugſam durchgebrennter Mift zu nehmen, fonders 
es jollen auch 
VI 


Die Wucherblumen ſollen mit der Wurzel reine ausgezogen werden. 
Von einem jeden, welcher dergleichen Land beſitzet, oder in Pacht hat, ohne U⸗⸗ 
terſcheid, er ſey von was Stande oder Wuͤrden er wolle, die auf dem Lande ſich ei 


dende Wucherblumen, ehe und bevor ſolche zur Bluͤte und völligen Reife gelangen 
das orgfaͤltigſte ausgegaͤtet werden, rs * * 
Se 








Wegen der Wukherblume: - - : %03 | 


Solch Reinigen des Ackers muß aber nicht fo obenhin, und nur durch Abreiffen 
des Krautes, fondern auf das allerforgfältigfie, mit Ausziebung der Wurzel, welde 
durchaus nicht in der Erde zu laffen, und überall alfo gefcheben, als wenn das fand ges 
wütet wird, geftalten denn, und damit man um fo ficherer darunter zu Werke gebe, die 
Amtsunterbediente, weniger nicht die Feldgefchworne und DBauermeiftere, wenn diefes 
Wuͤten gefchiehet, zu Zeiten in den Feldfluhren daben gegenwärtig feyn, und dahin Aufs 
ſicht führen follen, daß das Ausmuͤten aufrichtig und tüchtig gefchehen möge, 


VII. 
Das Ausräuten fol jährlich zu berfehten menmalen von Urbanus bi an die Erndte 
gefcheben. — 

Mit ſolcher Ausgaͤtung ſoll alljährlich zu verſchiedenenmalen von Urbanus an bis 
zur Erndte fortgefahren, ‚und nicht, wie bey vielen nachläßigen Haushaͤltern verfpüret ift, 
damit gefäumet, oder angeftanden werden, geftalten man lediglich diefer Urfache zuzu⸗ 
fehreiben hat, daß fowol in den Feldern, welche vorhin rein geweſen, als andere, worinn 
ſich diefe höchftihädliche Blume einzeln fehen laffen, und welche durch geringes Ausgäten 
leicht wiederum davon gereiniget werden fönnen, dieſes Unkraut über alle Maaſſe einge⸗ 
wurzelt ift und dergeftalt überband genommen hat, daß derfelben fernerm Auwachs nuns 
mehro mit defto gröfferer Mühe durch das verordnete fleißige Ausrdäuten vorgebaues 
werden muß, J | ne | 


Vmi. 
Die eigentliche Zeit dieſer Ausraͤutung. 
Die Zeit dieſer Ausraͤutung iſt abfonderlich alsdenn wohl wahrzunehmen, mann 
naß Werter eingefallen und die Wurzel im Lande loß iſt. Begaͤbe ſich aber eine anhaltende 
Dürre, iſt mit dem Ausgdten dennoch nicht anıuftehen, bis das Kraut gan in die Blüte 
gefhlagen, fondern es find fodann die frühen Morgenzeiten, wenn vieler Thau gefallen 
und der Erdboden feucht geworden, gebührend dazu in Acht zu nehmen. . 


— IX. 
Wie mit dem ausgegaͤteten Kraut zu verfahren. 

Das ſolchergeſtalt aufgezogene Kraut und Blumen iſt ſofort an Aboͤrter tief zu 
vergraben und mit Erde zuzuwerfen, oder zu verbrennen, und moͤglichſt dahin zu ſehen, 
damit es zu Fortſchleppung des Uebels nicht hingeworfen werde, oder offen liegen bleibe. 
Gleich dann auch in den Hecken und an.andern Orten ſtehende Wucherblumen ebenfalls 
wit Sleiß ausgezogen werden müflen, | | 


X. 


Die Beftelung der Seldgefchwornen und Befichtigung ber mit Wucherblumen 
' inficirten Felder. | 

Damit man aber auch vergewiſſert fenn koͤnne, daß diefe verordnete Ausrdutung 
von einem jedweden ohne Anfehn der Perfon gefchehen möge; fo foll die Civilobrigkeit 
jeden Orts, wofelbft dergleichen Wucherblumen vorhanden, aus jeglicher Gemeinde von 
den Vernuͤnftigſten gewiffe Seldgefchworne beftellen und annehmen, auch befondere dazu 
.. | j eeidi⸗ 


304 27, Ehurbraunfhweigifhe Werordnung 


beeidigen, daß felbige alljährlich zn unterichiedenenmalen, mit Zuziehung ein vaar von dem 

Hauswirthen jeder Gemeine, wann felbige fich dazu verfteben wollen, die Feldſſuhres 

durchgehen, und in deren Gegenwart die Stucke, auf welchen fich die Wucherblumen 

finden, verzeichnen, damit folchergeftale der ganzen Öemeinde vor Augen fomme, daß 
alles rechtlicher Art nad) zugehe. | 

XI. 

Die Zeit der Befichkigung. \ 

Mit Vefihtigung diefer Felder foll den Tag vor Johannis angefangen, foldye den 

Tag nad Mariä Heimiuchung und darauf den Tag nach Jacobi wisderholet, auch damit 

nachmalen alle vierzehn Tage einmal, bis das Sommierkorn gemaͤhet, ſortgefahren werden, 

wobey dann einem jeden Hauswirch zu verſtatten, an dem Tage der Beſichtigung füch auf 

feinem Acker einzufinden, und zu,ufehen, wenn die Wucherblumen nicht ausgegaͤtet ſeyn. 


XIL. . 
Die Kundmachung der Vefichtigung. 


Danıit auch ein jeder wiflen und fi darnad) richten koͤnne, um welche Zeit eigenes, 
lich forbane Beſichtigung von den Feldgeſchwornen geicheben foll; fo ift jeden Orts, des 
Sonntags zuvor, dazu der eigentliche Tag auf den Kirchhöfen fund zu machen, damit ein 
jeder Zeit babe, feine Wecker nochmalen durchzugehen und gebührend zu reinigen, michin 
ſich nicht beſchweren koͤnne, daß er ohnverwarnet in Strafe gejeget fey. 


XIII. 
Die Beſtrafung wegen gefundener Wucherblumen. 


Diejenigen Aecker nun, worauf bey vorgenommener Beſichtigung dergleichen ug 
cherblumen ſich finden, haben die Feldgeſchworne ohne Anfepen der Perſon, fie gebdum 
wem fie wollen, zu verzeichnen und der Obrigkeit anzumelden. Gehoͤrete nun das famk,. 
worauf die Wucherblunen befunden, folhen Eigenthuͤmern, über deren Perfen dem Au 
oder Gerichtsheren feine Jurisdiction zukommt, als Etiftern, Klöftern, Pfarrern und 
Schulbedienten, oder aber denen von Adel und ſonſten; fo bat das Amt oder Gerichtsherr 
einen Ertract oder Verzeichniß Unferen geheimen Rärben zu fernerer Verfügung imme 
diare zuzuſchicken. Gehoͤrete das Land aber den Unterthanen, tiber welche dem Ämt ober 
Gericht die Jurisdiction competiret; fo haben die Feldgefchworne, mittelft des q 
aungss und an vielen Orten auf dem Lande bergebrachten fogenannten Her 
















Bunerrechts, diefelbe bey der erften als Jchaunisvifitation zu Erlegung 6 pf. Strafe 
jede Blume alſofort zu vermögen, und ſelbige nochmalen zu erinnern, mit ſolcher Ausec 
tung nicht weiter Anjtand zu nehmen. 


Würde ſich aber bey der zweyten und dritten Befichtigung ergeben, baß 
geachtet ſolche Ausgaͤtungen nicht geſchehen, find die Eigenthuͤmer folder tänderen füg 
jede Blume mit 1 gge. zu beftrafen, und ſolche Strafe ſofort benzutreiben; und wird is 
ſolchem Fall den Feldgeſchwornen zugleich biemit aufgegeben, die gefundene NEucherbiue 
men, welche der Eigenthuͤmer oder Befiger folder Länderen auszuräuten vergeſſen, «uf - 
deſſen Koſten durch andere fofort ausziehen zu laſſen. Ä 4 

XIV. Wie 





wegen Der Wucherblume. J Bi Jag 
| xiv. 24 


Wie mit der Laͤnderey, worinn Wucherblumen gar zu ſehr uͤberhand genommen, 

— zu verfahren. 
Anlangend diejenige Laͤnderey, woſelbſt die Wucherblumen gar zu ſehr uͤberhand 
genommen, und daher eine allgemeine zu wiederholtenmalen vorzunehmende Ausgätung 
diefer Blumen defto nöthiger iſt; fo ift dasjenige, was von einigen Haushaltsverſtaͤndi⸗ 
gen, wie mit Beftellung folcher Länderey, um die Wucherblumen defto füglicher daraus 
zu vertilgen, ſowol in der Braak⸗ als übrigen Saatzeit, zu verfahren, in Vorfchlag ges 
bracht worden, aus der in fine diefer Verordnung beygefügten Nachricht in mehrern zu 
erfeben, und wird zu eines jeden Untertbanen Ermäßigiing geftelle, darunter dasjenige 
zu wählen, was nad) Befchaffenbeit der an jedem Orte befindlichen Laͤnderey und derem 

Eigenfchaft am füglichften gefcheben kann, und der Sachen Nothdurft erfodert. 


| | XV. | 
Die Wucherblumen follen mit gefamter Hand von ben Seldnachbarn ausgegätet werben. 


Immittelſt bleibet vefte geftellet, daß an den Orten und in den Beldern, wo dies 
fes Unkraut völlig überhand genommen, fobald dafelbft das Wucherblumenkraut zu erfens 
nen ift, in die Höhe fchießer, und Knoſpen zur Blüte fegen will, von eines jeden Orts 
Feldgeſchwornen die Anfage zur Ausgätung zu thun, darauf die Felder von der ganzen 
Dorffchaft, oder daferne ſolches nicht Hinlänglich feyn follte, von mehrern Dorffchaften, 
auf obrigfeitlihe Anordnung, eins oder zweymal völlig durchgangen, das Korn jedoch fo 
viel möglich gefchonet, alle Blumen ausgezogen, und hiernächft von jedem Innhaber des 
Landes felbft die noch nachfomntende, oder zurück gebliebene Blumen mit feinen ganzen 
Haufe, auch aller übrigen Hulfe, fo er nur zu erlangen vermag, nachgefuchet und ausges 
gätet, auch damit, wie auch mit den nachmalig vorzunehmenden Befichtigungen, wie oben 
$. VI. bis $. XIII. verordnet, verfahren werden foll. 0 

XVL 


Ein Nachbar ſoll dem andern bey der Ausgaͤtung zu Huͤlfe kommen. ; 


Soollte ſich finden, daß ein Hauswirth mit mehrer Laͤnderey begütert wäre, als et 
mit feinen Hausgenoffen in zwey bis dren Tagen ausgäten, er auch, alles angewandten 
Fleißes ohngehindert, die dazu benöthigte Lente nicht überfommen koͤnnte; fo follen die 
in folcher Feldfluhre belegene Nachbarn auch aufler den obverordneten allgemeinen Auss 
gätungen fchuldig feyn, beyzutreten und huͤlfliche Hand zu feiften, auch einen gleichmaͤßi⸗ 
gen Gegendienft zu gewarten, bey etwanigem Weigerungsfalle aber follen dieſelbe obrige; 
feitlich dazu angehalten werden; gleich dann die Beamten jeden Orts dahin Sorge zu tra⸗ 
gen, daß an demjenigen Tage, an welchem diefe Yusgätung gefchiehee, ‚die dienſtpflichtigen 
Uuterthanen, fo viel möglich, mit dem font zu leiftenden Dienſte verjchonet, mithin an diefer 


Ausgätung dadurch nicht behindert werden, 
u | | XVIL 
Betreffend die unter Vormuͤnder Händen ſtehende, und wuͤſte Höfe, und deren kaͤnderey. J 
Wegen derjenigen Höfe, welche unter Vormuͤnders Händen ſtehen, und wovon 
die Pertinentien eutweder um Beſten der. unmüudigen Kinder von den Vormuͤndern eulti⸗ 
Dedimanne Befege I. Theil, N — viret 


306 a7. Ehurbraunfhweigifhe Verordnung 


viret und beftellet werden, oder an andere ausgethan fenn, haben die Vormündere mie 
Ausräutung dee Wucherblumen gleiche Sorgfalt zu tragen, oder di me fe Barum 
etwas vernachläßigen, oder daß folches von den Pächtern der zum Hofe etwa gehörigen 
Laͤnderey gefchehe, ohne es gehörigen Ortes der Obrigkeit zu melden, dulden , vor bi 
Strafe einzufteben und ſolche zu erlegen; falls aber in ein oder anderm Amte einige Höfe 
gar wüfte ſeyn, mithin die dazu gehörige Länderen andern unterm Pflug gegebew ſeyn follıe; 
fo haben die Beamte und Gerichtsperfonen jeden Orts dafür zu forgen, daß Biejeni 

Dichter und Eingefeffene, welche ſolche tänderen eultivicen, die Ausrdurung der Wucher⸗ 
blumen ordnungsmäßig vornehmen, und falls ſolches von ihnen vernachläßiget werbes 
follte, ben angeftelltee Befichtigung vor den Schaden haften, und bie Darauf geſcher 
Strafe, ohne Ausnahme, ohnweigerlich entrichten. 


XVIII. 
Wie mit den gereinigten Aeckern auſſer dem Ausräufen zu verfahren. 

Wie mie folhem Acer, wenn das Wucherblumenfraut ausgezogen uud Bas Sanb 
gartz reine abgewuͤtet ift, zu verfahren, ſolches it aus den am Ende diefer 
anzefügten Vorfchlägen zu erfehen, und werden die fämtlichen Ilntertbanen dabey fandess 
väterlich ermahnet, die Obrigkeiten jeden Orts aber ernftlich hiemit angewiefen, bafin zu 
trachten, daß dergleichen; fo viel möglich, beobachtet und zum Stande gebrads wew 
Ben möge. 











XIX. 


Inſonderheit fo mie dem Ausgaͤten der Wucherblumen und den Seldbefihtigungens 
fortgefahren werden. 

Es mögen num ſolche Vorfchläge an einem oder anderm Ort gaͤmlich, oder m 
zum Theil bewerfitelliger werden; fo haben jedoch die Feldgeſchwornen die verordnete Ye 
ſichtigungen vorgefchriebener mailen fernerhin beftändig zu chım, die Eigenthuͤmer (en 
Läuderen aber das Ausgaͤten der fi) nachmalen wieder bervorgebenden TBudherbiumen 
vorzunehmen, und damit in den folgenden Jahren obnausgefegt fortzuſahren, anch f 
lange einige Stellungen über zu continuisen, bis das Unheil gämlich getilges und Bas 
land gereiniger worden. | 

XX. 
Die Feldgeſchwornen ſollen von der Strafe participiren. 

Den ſolchergeſtalt beſtellten Feldgeſchwornen ſoll von den einbringenden Bam - 
fen die Hälfte zur Ergoͤtzlichkeit fuͤr ihre habende Mühe gereichet werden, die andere 
aber der Obrigkeit bleiben, die Strafen follen auch nach Befcyaffenheit der mie Wachc 
blumen viel oder wenig bezogenen Aecker, auch nad befindender Halsſtarrigkeit Ber 


die Ausgärung zu verrichten fich weigernder Perfonen, von jeden Orte Obrigkeit 
und erhoͤhet werden, | 








XXL 
Das Verhalten der Feldgeſchwornen ſelbſt und deren Beſtrafung. 
Daferne fich jedoch ergeben follte, daß diefe Feldgeſchwornen ihr Amt nicht umpags 
theyiſch und aufrichtig verwakseten, ſondern jemand, welcher auf fernen Adler 5* 





_ 0. wegen Der Wudherblume : — 307 


Wucherblumen gehabt, überfehen hätten, als weßhalb von der Obrigkeit oder den Unter» 

bedienten zu gewiſſen Zeiten Vihtationes anzuſtellen; fo follen felbige. gleich jenen dafuͤr 

angeſehen, und die Strafe nicht von den Innhabern des fandes, auf welchem füch der» 

gleichen Blumen finden, fondern von den Aufſehern und Feldgeſchwornen felbft eingetries 

ben werden, zu | 
XXI, 


Welcherley Vorſicht zu gebrauchen, damit die Wucherblumen nicht wieder in bie 
| . gereinigten Aecker kommen. | | 

Gleichwie aber alle dieſe Vorſicht umſonſt und vergeblich angewendet werden 
duͤrfte, wenn ein jeglicher Hauswirth nicht ſelbſt ſo vernuͤnftig und behutſam ſeyn wird, zu 
Erlangung der 'ſo heilſanien Abſicht ſeine Haushaltungsanſtalten mit der Behutſamkeit zu 
machen, daß die zur Saat benoͤthigte Fruͤchte von einem ganz reinem Orte angekaufet, 
ger von,den bereite gereinigteh Aeckern gendiumen, odet von den Aeuitern, woſelbſt ders 

feichen zum Borg zu erlangen ſtehen, angefchaflet, das von dem gereinigten. Acker eine 
Jeerndtete Korn, Stroh und Kav aber nicht niit dem, was von anreinem Sande gekommen, 
vermenget, fondern allein geleget, das reine Korn auf keiner Deele, wofelbft einiges Kora 
von ungereinigtem Lande gedrofchen, ohne folche vorhero allen Fleißes tüchtig zu reinigen, 
angeleget, noch auch das Vieh mit der Zutterung fepariret werden; ſo hat ein jeder dara 
unter fich feiner Schuldigkeit zu erinnern, und daran feinen Fleiß zurfparen, 
u No J . XXUI, ; B — | 

Wie infonderheit mit dem Stroh von iuficireen Aeckern zu verfahren. 

Bor allen Dingen aber ift.dapin zu feben, daß das auf. den infieirten Feldern ges 
wachfene Stroh deu Pferden und Hornvieh wider zu Futterung, noch Streuung vorgelen 
Le nt. on 
Wuͤre aber ein Hausmwirth nicht im Stande, ſich ſolches Strohes vor die ganze 
zeit zu enthalten, derfelbe mag fich deſſen zwar im böchften Norhfall bedienen, jedoch die, 


in der bengependen Anmerkarig angeführten Borforgen, oder was etwa fonften hinreichig 


feyn mögte, daben gebrauchen. 


XXIV. 
Melchergeftalt die Verordnung gu publiciren und in befländiger Obacht gu haben. _ 


Bon diefer Verordrumg follen einer jeden Gemeinde einige Exemplaria zugeftellet, ” 
auf dem Lande dergleichen in die Bauerladen geleget, und, bey jedesmaliger Abwechfelung, 
des Bauermeifters, folche den Bauern vorgelefen, felbige auch fonft vertheilet und affigi⸗ 
vet, auch auf den Kirchhoͤfen nach geendigtem Gortesdienfte am Sonntage vor Urbanus“ 
oͤffentlich abgelefen, ſolche Ablefung jaͤhrlich wiederholet, aufden Aemtern bey Abhaltung 
der fandgerichte nad) Beobachtung der Verordnung gefraget, auch von allen und- jeden 
Obrigkeiten alle Jahr um Michaelis pflichtmäßig berichter werden, welchergeftalt diefer 
Verordnung ihres Orts geleber, was fiir ein Effect von dieferi Veranſtaltungen verfpüret 
ſey, und wie es fich an jedem Orte’ ihres Diftricts mit den Wucherblumen anlaffe, weni⸗ 
ger nicht in welchem Stuͤck diefe Berordnung zum Nutzen der Landleute verbeflert werden 
koͤnnte, ala.zu welchem Ende die Obrigfeiten fowol vor fih, als mit Zuziehung der Unter⸗ 
shanen, ob und welchergeftalt etwa mehr und befiere Mittel zu Erhaltung diefes nigchen, 

j 42 nd 


208 27. Ehurbraunfhweigifhe Verordnung 


Endzwecks zu erfinden und auszumachen ſeyn, überlegen, und ben Abflattung Les ailjäfes 
lich verordneten Berichts darauf reflectiren follen, damit zu dem Ende das nörpige weite 
verfüger, allenfalls auch nach Beſchaffenheit der Umſtaͤnde eine Commißion in Ioco befew 
ders veranftalter, mithin alles verſuchet werden könne, wodurch die hiefige Lande und Un⸗ 
terthanen am füglichiten von ſolchem einreiffendem Uebel zu befreyen. Urkundlich 
Mir folhe Verordnung in Unferem Namen vollziehen, und Unfer geheimes Canuzlegfiegei 
darunter drücken laſſen. Gegeben Hannover den ıgten Movember 1737. — 


Ad Mandatum Regis & Electoris ſpeciale. | 
9. Bhr. Grote. 


| | — 

Anmerkungen einiger Haushaltsverſtaͤndigen, welchergeſten 

ſowol mit der von den Wucherblumen, als auch mit dem fogenamnmten 
Dovefraut fehr inficirten Länderey zu verfahren. 


L 
I. Von den Wucherblumen. a“ 





E⸗ iſt bekannt, daß die Feldbeſtellungen in hieſigen Landen ſo ſehr unterfchieben 
daß einige Gegenden gewiffe Felder in Flagen haben, andere aber feine Gelder balıı, 
fondern allerley Frucht durcheinander fden. — | 





In den Gegenden nun, wo ordentliche Felder gehalten werden, it anı Teiche 
zu der verordneten Ausraͤutung zu gelangen, und find diejenigen die beften, fo vier Kelket 
haben, allerınaffen davon das erfte zu "Braafen, das zweyte und dritte nahe mi 
Winterforn, und das vierte mit Sommerforn zu beftellen Ift, folglich, wenn miir der u 
raͤutung in dem Braaf angefangen, und dann von Jahren iu Jahren in det Übrigen Zur 
dern fortgefahren wird, folchem Unheil am fuͤglichſten vorgebauet werden kai. 





05 
Diejenigen Oerter, ſo keine ordentliche Felder halten, ſondern allerley 

durcheinander ſaͤen, koͤnnen auch gar leichtlich dazu kommen, ihr land ig gewiſſe 
einzutheilen. Da es num höchfindehig iſt, dieſe ſchaͤdliche Blumen zu vertreiben; fo fe 
ben dergleichen Derter fich wenigftens fo lange, als diefes Llebel noch bauret, gefallen 
kaffen, daß nicht, wie bisher geſchehen, allerley Frucht durcheinander geſaͤet, fondere 
fämtlichen Wecker eines jeden Orts, nach ihren lagen in gewifle Theile getheilet, und 
befchriebenen vier Felder angeleget, und fodann die vorfeyende Reinigung Diſtrict⸗ abeg 
Flagenweiſe vorgenommen werde; wie denn fonft, wenn einer fein Städ im Felde reis 
gen, der Nachbar aber es nicht thun, fondern an einem anderm Orte die Reinigung weus 
nehmen wollte, alsdenn das ungereinigt bleibende Stück fo viel Saamen auf des Rache 
barn gereinigte Stuͤcke zum fünftigen Jahres Ausfchlag wieder abwerfen würde, als ui. 
Reinigung getragen. Bu 










Es kann ben Einteilung des Landes in gewiffe Felder feine weitere Cinwenbeunig 
gemacht werden, als daß ein Hauswirth in einem Diſtrict öfters mehr oder wenigen, 
mancher 





nr wegen der Wuherdfun li 309 


. mancher auch wohl gar alle fein Sand benfammeh liegen hat, diefer aber kam dabey gar 
leicht mit einem oder anderm etwas umfeßen, oder anderweites fand heuren, mithin auf 
die wenige Zeit Rath ſchaffen, ais wozu ein Nachbar dem andern, in Betracht der dabey 
äntendieren heilſamen Abſicht behuͤlflich zu fen, verbunden iſt, daher dann ein jeder Sands 
intereffene folcher Feldmarken ſich diefem Reglement, fo fange als die Reinigung der Fel⸗ 
der währer,. billig-jy-üntarwerfen. bat:  - Bee. MH 

Wil. man nun auffer dem verordneten Ausgäten den Feldern, welche flarf mit 
Mucherblumen angefüllet, auf andere Art zu Hülfe fommen, fo hat man aus:der Erfah⸗ 
zung, daß ein guter Theil des Linfrauts vertilget werde, wenn dergleichen Land fleißig 
gebraafet, dren oder viermal im Braakjahre tief gepflüget, und zwifchen jeder Pflugzeit 
Vo viel: Zeie gelaffen wird; bis Se Wucherblumen wieder auskeimen und ins Blatt kom⸗ 
men. Wenn nan darauf ein folches Feld mir Ruͤbeſaamen beſaͤet, fo formmen das naͤchſte 


en. Fr 


und wird nimmer zeitig, und auf dieſe Art hat man Oerter, ſo durch auswaͤrti 
menkorn mit Wucherblumen inficiret worden, voͤllig wieder gereiniget. 


Wie aber dieſer Haushalt durchgehends nicht eingefuͤhret werden kann, ſo iſt am 
beſten, wenn die Felder zuvor in gewiſſe Theile getheilet ſeyn, mit. Beſtellung dieſer Laͤn⸗ 
deren folgendergeſtalt zu verſahren, damlit hiedurch dem eingeriſſenen Uebel vornemlich vor⸗ 
gebanet, mithin dag Ausgaͤten des. Unkrauts demnächft defto füglicher vorgenommen wers 
den Fönne: 0 i Zu 


. .. Der erſte Theil oder Feld ift die Braak, als welche ein jeder ohnedem nach der 
Zehntordnung vom ıflen Julii 1709 zu halten ſchuldig iſt. | 


Mit der Braak wuͤrde demnach der Anfang dieſer Reinigung von einem jeden Land⸗ 
en — ſowol zur Geeſt, als zur Marſch auf einerley Art nachbarlich folgendergeſtalt zu 
machen fenn: * u Ahle a re ae 3 | 


Alfobald im Herbfte, vor dem Braakjahre, ift das in einer Fluhre liegende 
Braakland zu Winterfelgen, und darauf des folgenden Fruͤhjahrs im April zu pflügen und 
zu eggen,. und denmächft süchtig zu düngen, es wäre dann, daß einige Marfchen zum 
Düngen zu ſchwer wären. 


So viel es immer gefcheben kann, bat ſich ein Hauswirth Bas: erfte Reinigungs⸗ 
jahr des kuͤrzeſten Schaf⸗ und Schweinemiſtes, auch Huͤrdeſchlages dazu zu bedienen, und 
ſich des Kuh⸗ und Pferdemiſtes, ſo von Wucherblumenſtroh getreten, moͤglichſtermaſſen 
zu enthalten, und daferue er ſich ohne dergle gen Miſt nicht ſollte behelfen koͤnnen, ſolchen 
| 93 


wenig⸗ 


so 27. Churbraunſchweigiſche Werprdnung 


wenigftens vorher tüchtig durchbrennen zu laſſen. Bald: darauf nach. Maytag iſt Die 
Pferdeduͤngung tief unterzupflügen, und das Braakland überall fo zu beitellen, als weng 
wuͤrklich Sommerfrucht darinn ausgeworfen wäre, ſolches Pflügen aber muß nicht vog 
einem viel fpdter, als vom andern, fondern, fo vief möglich, zu einer Zeit gefcheben, Days 
der folgende Auflauf des Wucherblumenkrauts gleich werde. :  _ Some 

Und wie fodann diefes Unkraut häufig aufgehen wird, f6 bar man Ahnen die Ze 
zu gäunen, his es in die Höhe fchießer und Knoſpen zur Blüte ſetzt. 





* 


Sobald es dahin gediehen, iſt die Ausgaͤtung vorzunehmen, das Wucherblamen⸗ 
kraut auszuziehen, und das fand ganz reine abzuwuͤten, wenn dieſes geſchehen, muß man 
es gleich wieder tief umpfluͤgen, und als wann es beſamet werden ſollte, bereiten, ayıd 
fodann die, mach einiger Zeit. hervorkeimande und ins Blatt kommende Blumen abesy 


se ,93 


malen aufs ſorgfaͤltigſte auswuͤten. — a 2 u VE 
Mir folcher Umpftuͤg⸗ und uͤbriger Bearbeitung muß ganz: bis Michaelis vontlinds 
set, erſteres auch ullenfalls drens bis viermal vorgenömmnien werden, damit Rdn: UmB 
ſchaͤdliche Kraut um fo ficherer vertilge. | 0 
Es ift immittelſt zwiſchen einer jeden Pflugzeit nicht zu verabfäumen, daß, wenn 
einig Wucherblumenfraut ferner. aͤusſchlagen ſollte, daſſelbe jedeenjal aufgezogen, md du8 
tand davon gänzlich gereiniger werde, , . . nn Ton 
Um Michaelis ift denn endlish:die Winterfeuche zum erſten Saatjahre mit Moggen 
oder Weißen, oder auch mit Mübefamen, darnach des Landes Art ift, auszufleligm 
wierwol der Roggen, weil er im Fruͤhjahr zeitiger fchießer, vor dem Meigen allemal beſſer 
iſt, und fo leicht, abfonderlich wo das Winterfeld nicht mürbe iſt, keine Wucherblumen 
auffonımen laͤſſet. on | EEE 
Wenn diefe erſte Winterkornſaat abgeerndtet iſt, muß das Land Auf, dis, 1 
oder zum zweyten Eaatjahre, nochmalen mie Winterfrucht befteflet, vorhero Aber, & 
es immer möglich, und ein Hauswirth dazu kommen kann, dreymal gepfläget werden. 
Im letzten und vierten oder dritten Saatjahre kann denn endlich wieder Sommens 
feucht tarauf gefäct werden, wobey jedoch gleichfalls zu ‚beobachten, daß das. fand vos 
bero im Herbſte gehörig zu Winterfelgen, und in folgendem Jahre, fo früh als: tue 
möglich, und die Gegend und Landesart es leider, zu beftellen iſt. Geſtalten bey dem 
Wucherblumen angemerfet worden, daß, wenn eine Frucht fo früh gefäer ift, daß ſie ehen⸗ 
der einen Stamm befömmt, als die Wucherblume aus der Erde tritt, jene diefe niqt ai) 
kommen laͤſſet. 6* 
Es iſt jedennoch die Beſtellung im Semmerfelde nicht mir Gerſten, ſondern Erb⸗ 
fen, oder Haber vorzunehmen, alsdann gar wenig von dieſen Wucherblumen aufkomen 
kann, wobey aber dennoch mit der Ausgaͤtung, von Urbanus an, weiter zu ung 
tinuiren ift. WORT. ran 
Auf gleiche Weife nun, wie mit dem erften vierten Theil eines Ortes Felb 
und dem dariun befindlichen, einem jeden Hauswirche gehörigen Lande verfahren, . uf 
es darauf alſofort im zweyten Jahre mit dem andern Theil des. Feldes, im dritten 














mit dem driseen, und im vierten Jahre mit dem legten Theile gebalten werben, 


wegen der Wudherblume " 311 


jedoch Feine Ausſaat von unreinem Sande in ein gereinigtes fand zu bringen, fondern die 
Saat zu dem erften Braafjahre von einem ganz reinen Orte anzufaufen, im 2ten Jahre 
aber. auf den andern Theile des gereinigten Ackers die Saat der Winterfrucht von dem zu 
nehmen, was auf dem eriten gereinigeen Theile gewachfen, und ſo folglich weiter im Zten 
Sabre auf dem gereinigten erſien Theile. die erite Sommerfeucht von ganz reinen Dertern 
anzufaufen, aufs 3te Braaffeld aber die Saat der Winterfrucht von dem das Jahr auf ges 
reinigtem Sande geerndteren Korn gleichfalls zu nehmen. u 

Da auch in etlichen Gegenden, allwo fih die Wucherbiumen : ausgebreitet, nur 
3 Felder find, und es fich nicht füglich hun läßt, darunter eine Aenderung zu machen, 
das fand es auch nicht vertragen will, eine Saat zwey Jahre nach einander darin zu brins 
gen, fo unterbleibt an folhen Orten nur allein das zweymalige aufeinander vorzunehmende 
Sien der Winserfrucht, im übrigen aber wird in ſolchen Feldern eben alfo verfahren, wie 
hieſelbſt weitläuftig vorgefchrieben ift, 

Wuͤrde ſich denn nad folchen refpeklive drey und vier Saatjahren zeigen, daß ans 
noch einige Wucherblumen in folchem Sande aufkommen, fo ift nach Befinden, mie fleißis 
ger Ausgätung von Urbanus au, fortzufaßren, oder der obenerwehnte Haushalt mit fols 
chem Lande ducchs Braaken und Aufziehen der Blumen zu wiederholen, und damit ferner zw 
continuiren. | 


Bor allen Dingen ift bey dieſem vorgefihriebenen Ackerbau dahin zu fehen, daR 
von dem fande, worauf Wucherblumen befindlich, das geerndtete Korn in einem befons 
dern Gebäude, oder wenn diefes niche chunlich, in befondere wohl bewerkte Fächer zu 
banfen, das davon fallende Stroh bernachmalen ebenmäßig befonders zu legen, und dem 
Pferden und Hornvich weder zur Futterung, noch Streuung vorzulegen, oder doch dem 
davon machenden Mift, fo viel möglich, in den Garten und. an folchen Orten zu verhraus 
den, wo ſich das durch den Mift etwa fortpflanzende Unkraut am leichteften wieder auss 
gären läßt; und thut ein guter Haushalter, welcher Verlangen trägt, ſich dieſes verderb⸗ 
lichen Uebels zu: entladen, fehr wohl, daß er reine Ausſaat anfaufe, und fich der Futtes 
rung des Wucherblumenſtrohes, audy Kave, fo viel immer thunlich, enthalte, vielmiehr 
fich lieber in die Unkoſten fege, fein Vieh den erfien Winter mit anzufanfendem Strohe 
oder Sutter von reinen Orten durchzubringen, und dagegen feine von diefen Blumen uns 
reine Kave auf die Schweine zu füttern, als bey welchem Vieh feiner Hige wegen nicht zu 
befahren ift, daß der Same unverdanet durchgehe und Schaden thne; das Stroß aber, 
um daffelde auch zu dienfamen Gebrauch zu bringen, und zugfeich zur deu auf reine Futtes 
rung verwandten Koften wieder zu fommen, fo viel das aus dem Winterfelde betrift, zu 
Dachſtroh wieder zu verfanfen, das Sommerſtroh aber, als welches das: gefährlichfte ift, 
fo wenig dent Hornvieh zu freflen zus geben, als demfelben , oder den Pferden unzerzufireuen, 
bevor es nicht von den Schafen befreffen worden. Wäre aber ein Hauswirth nicht im 
Stande ſich folches Strobes bey dem Ackerbau zu enthalten, har derfelbe die Worforge zu 
tragen, daß er überhaupt dergleichen Strob, wie allhier eben jege von dem Sommerſtroh 
gedacht iſt, erſt von Schafen befreflen, den davon fommenden Mift aber nicht anders als 
auf dem Braaflande, ımd überalf nicht zur Sommerfeucht gebrauchen, und folchen ins 
Aprilmonat unterpflägen laſſe, damit durch die Fettigkeit des Miſtes dev. Samer dicfes 
Unfrauts völlig aufkeime, aufichlage, und darauf durch das oben bereite angeführte Auss 

wuͤten, 


312 27. Churbraunſchweigiſche Verordnung 


wuͤten, wie auch durch das darquf folgende mehrmalige Umpfluͤgen gänzlich ertilget or⸗ 
den moͤge. 90 | 77 

Weil aber das Hornvieh das von den Schafen befreſſene Stroh nicht mehr Tang 
frißt, die Schafe auch wenig darin zu laſſen pflegen, fo kann dergleichen Stroh, wenn. es 
ordentlich wieder aufgebunden wird, jedennoch mit Heu oder Grummet geſchnitten wub 
kurz gefuttert werden, | | 

An einigen Orten ift.bisher die Vorficht genommen, daß fogar nicht einſt Herren 
dienſtpferde von folchen Orten, wo Wucherblumen vorhanden, an andere damit wicht inf 
eirte Derter bey Beftellung des Ackers gebraucht werden, damit nicht durch dergleichen 
Pferde, wenn folhe kohten, die Wucherblumen durch den Mift in seine Felder gebracht 
werden, I 





Es wird ſolchemnach ein jeder vernuͤnftiger Hauswirth aus obigen und berglä⸗ 
hen Vorſchlaͤgen, auſſerdem verordneten Ausgaͤten der Wucherblumen, in Anſehung deh 
vorzunehmenden Beſtellung feiner Aecker dasjenige wählen, was er nach Befchaffenheit der 
Umſtaͤnde jeden Orts am bequemften hält, und wodurch er amı füglichften fein Sand vom 
den Wucherblumen befreyen zu Finnen vermeynen ſollte. 


II. Don dem Dovekraut. | 


Auffer den Wucherblumen ift auch noch ein ander Uinfraut, Dovruſch ober Dore⸗ 
kraut genannt, fo noch weit fehädlicher und mühfaner auszutilgen als die Wucherblamen; 
denn durch Dreifchliegen des Ackers läßt folches fi unfer 12 Jahren nicht ausrosten, fo 
fange aber den Acker zu entrathen, iſt Peine mögliche Sache; überdem ift es der Winsen 
frucht, als Weizen und Roggen, als der beften, einträgsund nöchigften Frucht ſchaͤdnch 
worinnen es fich allein zu finden pfleget, und derjelben nicht allein die Gailung des Landes 
entzichet, fondern den Stamm felbften vertreibt, und was endlich aaf dem Acker noch bieikg, 
wird nım ein kuͤmmerlicher Halm und die in den Aehren fich findende wenige Körner wew 
den fo mager und duͤnne, daß fie vor blofe Drefpe zu achten, . 


Sollten nun die Wucherblunen, wie in obigen Anmerkungen enthalten, darch 
Saͤen zweymaliger Winterfrucht, als Weizen und Roggen getilger werden; fo würde dee 
Dovruſch oder Dovekraut, an den Orten, wo davon ſchon Art iſt, dergeſtalt überbaub 
nehmen, daß von dem Acker wenig über doppelte Einſaat und dazu untaugliche Frucht pa 
erndten ſeyn würde, 


Es ift dagegen alfo noch fein befleres und ficheres Drittel ausgefunden, als daß. 
der Arfer, worin ſich derjelbe findet, dren Fahre unmittelbar hintereinander mie Sommers 
frucht beitelle werde, da jodann diefes jchädliche Unkraut auf einmal vergeht. Weilen aber 
durch diefes fo oft nacheinander zu fdende Sommerforn oder Sommerfrucht die. Wöuschens 
blumen wieder äberhand nehmen moͤgten; fo ift kein beſſer Mittel, von dem Dovruſch adse 
Dovekraut und Wucherbiumen zugleich ſich loszumachen, als daß der Adler achraafer, unb 
im Braafjahre frühzeitig gedünger und viermal gepflüger, und nach jedem Pflügen dem aus, 
dern oder dritten Tag darauf wieder zugeegget werde, welches viermalige Pfligen mb, 
Eggen dazu dienen, daß alle daſſelbe Jahr hervorgekommene Wucherblumen gänzlich, gesiße 
ger werdeeen. .... ee L222 





22 ste 


ER *ð 


> wegen der Wuderblumen ° : 3 


In diefem Braakjahre muß der Acker mit gutem reinem Rübefamen beftellt wer⸗ 
den, und wenn nichts deftomeniger dennoch einige Wucherblumen in der. Saat auf dem 
Acker fi) hervor thun follten, kommen diefelde wohl zur Blüte, feßen aber feinen Samen, 
mirhin wenn fie nebft dem Wintersoder Rübefamen, als welches um Johannis nächften 
Jahrs reif wird, rein vom Lande gebracht werden, thun diefelbe weiter feinen Schaden, 


Wenn diefemnächft der Ruͤbeſame abgebracht, muß der Acker fogleich, je tiefer je 
befier, und nach vier Wochen von neuem wieder gepflüget und zugeegger werden. Dabey 
ift aber feßr gut, wenn der Acker zuvor ein wenig mit gutem wohl durchgebranntem Mift 
erfrifchet, und felbiger demnaͤchſt zugleich mit untergepflügee wird, wozu denn das Hürdes 
lager mit Schafen anı allerbeften gebraucht werden kann. 


Wenn hierauf der Acker zu gewöhnlicher Zeit wieder mit Winters oder Rübefaat 
beftelle, und das nächfte Jahr, wie im vorigen, alles abermalen rein abgebracht ift, als⸗ 
denn fann man fich verfichert halten, daß das Dovrufch oder Dovekraut getilget fey, und 
wenn demnächft im folgenden Jahr fich ja wider Berhoffen noch einige Wucherblumen wies 
der hervor geben follten, koͤnnen felbige mit weniger Mühe und Koften ausgezogen, und 
auf eine folche Art das Land von diefen benderlen ſchaͤdlichen Unfraut auf einmal gereiniget, 
folglich der Acker mit folcher Are Frucht beftelle werden, wie es einem jeden am zutraͤg⸗ 
lichſten fällt, | | 


Damit aber das zweymalige Beftellen mit Rübefamen nicht gar zu groflen Abgang 
an Strohfutter verurfache, fo kann das erfte Jahr in die Braak die Halbfchied mit Winters 
gerften beftelle werden, welcher gleichfalls zu Johannis nebft dem Nübefamen reif wird, 
mithin die etwa darin fich noch bervorgegebene Wucherblumen feinen Samen feßen, und 
alfo nebft der Gerſten rein abgebracht werden koͤnnen. | 


Die andere Halbichied fann mit Rübefamen beftellt, und das darauf folgende 
naͤchſte Jahr dergeftalt damit umgewechfelt werden, daß dasjenige Land, welches mit Ger⸗ 
ften beftellt gemefen, mit Rübefamen, und was mit Rübefamen beftellt, wiederum, mit 
Gerſten beſamet und beftellet werde. Es wird aber daben nochmalen erinnert, daß das 
oftmalige Pflügen das Hauptwerk bey der ganzen Sache und alfo nicht auffer Acht gelaffen, 
fondern vor allen Dingen wohl beobachtet werden. müffe. | 





28. 2 
Churbraunſchweigiſche Verordnung wegen der: 
durchreiſenden Emigranten, vom 31ſten Aug. 1754. 





We Georg der Andere ꝛc. Fuͤgen biemit zu wiſſen: Wasgeſtalt Wir zuver⸗ 
laͤßig benachrichtiget worden, wie von Zeit zu Zeit die Salzburger und Pfaͤlziſche 
Emigranten jich in einer fo ftarfen Anzahl in Unfern teutfchen Landen einfinden, dafderen, 

Beckmanns Geſetze U. Theil. Rr ofter⸗ 


314 : 28. Ehurbraunfhweigifhe Merordnung 


oftermal fehr ungeftümme Betteley Unfrn getreuen Unterthanen zur gröffeften Beſchwerde 
gerciche, daben aber auch die begründete, und hin und wieder durch die Erfahrung bereits 
bewährte Benforge entftebe, es mögte fich unter diefem Namen eine Menge liederlichen 
Geſindels und Landitreicher in Unſere Lande einjchleichen,, und felbige und Unſere Untertha⸗ 
nen in Linficherheit und Schaden feßen; infonderbeit, als angemerkt worden, daß Bi 
wenigften Emigranten gerades Weges von dem Orte, den fie zuerft verlaffen, kommen, 
fondern, um erwas zu ſammlen, von einem Orte zum audern ziehen, ihre bey ſich habent⸗ 
Urkunden und Beweisehümer oft ı, 2 ja mehrere Sabre alt find, und man alfo weder 
soiffen, noch ausfündig machenfann: Ob die jeßigen Inhaber derfelben eben diejenigen ink, 
benen fie zuerft ereheilee worden: wenigftens dieferhalben vielmals wichtige Bedenflichkeiten 

rig bleiben. 


Wir find nun zwar nicht gemeynet, diefen Leuten, die aus einem w 
gionseifer, und um einem unbilligen Gewiffenszwang zu entgchen, ihr Vaterland und 
demfelben ihre Haab und Güter verlaſſen müflen, den Eintritt in Unfte teutſche Sande 
verfügen. Wir wollen auch guädigft, daß denjelben, fo wie bishero, alfo auch Fünftighee 
nach Vermögen unter die Arme gegriffen, mithin ihnen ihr mitleidenswuͤrdiger Zuflaup 
erträglicher gemacht werde, 


Gleichwie es aber im Gegentheil eben fo unbillig ſeyn würde, gegen andere Bas 
trüger, die unter dein Borwand einer erdichteren Emigration, als unverfchänse Werden, 
das Land durchjireichen, eine gleiche Mildthaͤtigkeit auszuüben, mithin dadurch den, bank 
die Armuth ohnehin genug bejchwerten Unterthanen eine neue Laſt aufzubürden, den mid 
difhen norhdürftigen Armen aber die zu ihrem Unterhalt und Verpflegung gewidmere Geb 
der zu entziehen; na 

Alſo Haben Wir in folcher Abficht der Nothdurft und Wohlfahrt Linferer fdute 
umd Unterthanen cs gemäß zu ſeyn ermeifen, den ans einer uneingeſchraͤnkten Zuloffung 
aller für Emigranten ſich angebenden Leute entſtehenden und entſtehen Fönnenden Jacay 


venlentien abzubelfen, und des Endes nachfolgendes Regularivum zu jedermanns Gelehe 
und Nachachtung befannt zu machen. 0 


















J. 


Sollen alle und jede Emigranten, welche Unſere teutſche Sande zu berüßren, mb 
durch felbe ihre Reife fortzufegen gewillet, mit zuverläßigen Päflen und Arteftaris entwer 
der von dem Corpore Evangelicorum zu Regenfpirg, oder von den Churpfäfzifchen ges 
seftantifchen Confiltoriis, oder von andern glaubwuͤrdigen Perfonen verfehen, die Wera 
laſſung ihrer Emigration darinnen namentlich ausgedruckt, fie felbft aber nach ihren Pamag, 
Alter, Statur und fonjtigen Kennzeichen in denfelben bemerklich gemacht, Diefe Paſſe 
Gezeugniſſe auch nicht über ein Jahr alt ſeyn. —* 

Welche dergleichen Arteftara nicht beybringen und vorzeigen koͤnnen, denen BE 8 
Eingang in Unfere ande überall nicht geſtattet: vielmehr diefelbe an den Grenzen zei 
gewieſen, und, wenn fie fich dem ohmerachtet darinnen betreten laflen, wider ſelbe un 
Mtaoßgabe Unferer wider die fremden Bettler ergangenen Verordnungen verfapus 
wer „aß 






wegen der Emigranten. °- "315 
II. W 


>. t 
Es bleibt nur zwar denjenigen, die mit ſolchen in vorhergehendem Artieulo bes 
fchriebenen Paͤſſen und Acteftaris verjehen find, der Eintritt in Unfere Lande unverwehrt: 
damit aber die Abſicht dieſer Verordnung deftoweniger verfehlt werden möge; fo verfügen 
Wir hiemit gnädigft, daß forhane Emigranten, fie kommen ber, woher fie wollen, der im 
der angehängten Berzeichniß bemerkten Örenzörter fi) bedienen, auf einen derfelben, mit 
Vermeidung aller übrigen, namentlich nicht mit benannten, und alfo gänzlich verbotenen 
Derter, bey ihrer Ankunft in Unfern Landen den Weg nehmen, bey den dafelbft wohnens 
den, und in der angefügten Verzeichniß gleichfalls nahmhaft gemachten Beamten und 
Bedienen, denen Wir zn dem Ende biemit gnädigften Auftrag thun, ſich angeben, dens 
felben von ibrer Ankunft, Reife und Abſicht Red. und Antwort geben, ihre Paͤſſe und bey 
fich habenden Atteſtata vorweifen, und nad) deren Unterſuch⸗ und Examinirung von dens 
felben fernere Verfügung erwarten follen: ob und wie fie ihre Reife durch Unfere Lande 
anzuſtellen haben, De u 


Wuͤrde einer oder anderer von ihnen ſich gelüften laffen, durch andere, ‘als die 
verordnete Wege in Unfere ande fich einzufchleichen, derfelbe foll an dem erften Ort, wo 
er fich betreten läßt, angehalten, an die Obrigkeit des Dres geliefert, und, im Fall er et: 
wa eine Unmiffenheit diefer Verordnung vorſchuͤtzen, folche auch einigermaflen glaublich 
machen mögte, an den nächftbelegenen beſtimmten Grenzort gebracht, im widrigen Fall 
aber, und mwoferne ein-begründeter Berdacht vorfeglicher und nınthroilligee Entgegenhands 
fung wide® ihn fich aufgeben follte, Inhalts Unferer vorangezogener Verordnung wider die 
freniden ‘Bettler gegen ihn procedirt werden, 


Im. | e 


| Gleichwie Wir zu Unfern Beamten, Bedienten und fonftigen Obrigfeiten, denen 
Wir in diefer Angelegenheit ſpecialem Commifhonem ertheilet, das guädigfte Zutrauen 
haben: es werden diefelbe mit allem Fleiß und nad) ihren obbabenden Pflichten ſich anges 
legen feyn laflen, Unfere wohlmegnende, und auf das Beſte Unferer Laͤnder und Untertha⸗ 
nen gerichtete Intention zur Ausführung zu bringen; alfo haben fie von den ben ihnen fich 
anmeldenden Emigranten in Anſehung des Orts, woher fie fommien, der Urfachen ihrer 
Emigration, der Abfichten, die fie bey ihrer Reffe führen, und der Route, die fie zu neh⸗ 
men gefonnen, auch fonften das weitere noͤthige genau zu erforfchen, ihre desfalls habende 
Päffe und Arteftara zu erfordern, felbe nach den, in Articulo I. an Hand gegebenen Um⸗ 
- fländen gebörig zu eraminiren, und hauprfächlich darauf ihr Augenmerk zu richten: Ob 
folche die erforderliche "und. vorgeſchriebene Befchaffenheit haben, und ob der Vorjeiger 
derfelben die darinnen beſchriebene Perfon fey. | - | u 
Wobey ihnen nachrichtlich ohnverhalten verbleibt, daß, wenn die Emigranten aus 
dem Herzogehum Holftein, koͤnigl. Dänifchen Antheils, der Grafſchaft Oldenburg und 
den Staͤdten Hamburg und Bremen zu kommen vorgeben, felbe, nebft ihren Atteftaris, 
auch Paͤſſo ven: dortigen refp: koͤnigl. Regierungen und Magiftraten, oder den von ihnen 
dazu antortfieten Perfonen producireh und vorzeigen müflen: immaßen darunter. mit denfelben 
bereits das nothige eontertirt und feſtgeſetzt worden. an 


- 


ee zu Rr2 Faͤnde 


306 a7. Churbraunfhweisifhe Verordnung 


viree und beftellet werden, oder an andere ausgerhan fenn, haben die Vormuͤndere mit 
Ausräutung der Wucherblumen gleiche Sorgfalt zu tragen, oder daferne fe darımter 
etwas vernacdhläßigen, oder daß folches von den Pächtern der zun Hofe etwa gehörigen 
Laͤnderey gefchehe, ohne es gehörigen Drtes der Obrigkeit zu melden, dulden, vor bie 
Gtrofe einzufteben und folche zu erlegen; falls aber in ein oder anderm Amte einige Höfe 
gar wuͤſte ſeyn, mithin die dazu gehörige Länderen andern unterm Pflug gegeben fen follte ; 
fo haben die "Beamte und Gerichtsperfonen jeden Orts dafür zu forgen, daß dicjenigen 
Pachter und Eingefeilene, welche ſolche Laͤnderey cultivicen, die Ausraͤutung der Wucher⸗ 
blumen ordnungsmäßig vornehmen, und falls folhes von ihnen vernachläpiget werden 
follte, bey angeſtellter Beſichtigung vor den Schaden haften, und die darauf gefete 
©irafe, ohne Ausnahme, ohnweigerlich entrichten. 


XVIII. 
Wie mit den gereinigten Aeckern auſſer dem Ausraäͤuten zu verfahren. 


Wie mit ſolchem Acker, wenn das Wucherblumenkraut ausgezogen und das fand 
ganz reine abgewuͤtet iſt, zus verfahren, jolches it aus den anı Ende diefer Berordnung 
angefuͤgten Vorfchlägen zu erfeben, und werden die fämtlichen Iintertbanen dabey Landes⸗ 
värerlich ermahnet, die Obrigkeiten jeden Orts aber ernfllich biemit angewiefen, dahin gs 
trachten, daß dergleichen; fo viel möglich, beobachte und zum Stande gebrachs wers 
den möge. 

XIX. 


Inſonderheit fo mie dem Ausgaͤten der Wucherblumen und ben Seldbefichtigungen 
ortgefahren werben. 

Es mögen num folche Vorſchlage an einem oder anderm Ort gänzlich, oder nur 
zum Theil bewerfftelliger werden; fo haben jedoch die Feldgeſchwornen die verordnete Be⸗ 
ſichtigungen vorgefchriebener mailen fernerhin beftändig zu chun, die Eigenthuͤmer ſolchere 
Laͤnderey aber das Ausgäten der ſich nachmalen wieder hervorgebenden Wucherblumen 
vorzunchmen, und damit in den folgenden Jahren ohnausgeſetzt fortzufabren, auch fo 
lange einige Stellungen über zu consinuisen, bis das Unheil gänzlich getilges und das 
land gereiniget worden. 

XX. 
Die Feldgeſchwornen ſollen von der Strafe participiren. 


Den folchergeftalt beitellten Zeldgefchwornen foll von den einbringenden Stra⸗ 
fen die Hälfte zur Ergoͤtzlichkeit für ihre habende Mühe gereicher werden, die andere Hälfte 
aber der Obrigkeit bleiben, die Strafen follen auch nach Beſchaffenheit der mit Wucher⸗ 
biunten viel oder wenig bezogenen Aecker, auch nach befindender Halsſtarrigkeit ber, 
die Ausgätung zu verrichten fich weigernder Perfonen, von jeden Oets Obrigkeit regulize® 
und erhoͤhet werden, 

| XXI. 
Das Berhalten der Feldgeſchwornen ſelbſt und deren Beſtrafung. 

Daferne ſich jedoch ergeben ſollte, daß dieſe Feldgeſchwornen ihr Amt nicht unpens 
theyiſch und aufrichtig verwalleten, fondern jemand, weicher auf feinen Acker dergleichen 





- 7 wegen Der Wuderblume - : — 307 


MWucherblumen gehabt, überfehen Hätten, als weßhalb von der Obrigkeit oder den Unter» 
bedienten pu gewiffen Zeiten Viſitationes anzuftellen; fo follen felbige. gleich jenen: dafuͤr 
angefeben,. und die Strafe nicht von den Innhabern des Landes, auf welchem fich ders 
gleichen Blumen finden, fondern von den Aufjehern. und Feldgeſchwornen felbft eingetries 

ben werden, = | 

| XXI. J | | 
Welcherley Vorſicht zu gebrauchen ; damit die Wucherblumen nicht wieder in bie 
| gereinigten Aecker kommen. ' 

Gleichwie aber alle diefe Vorſicht umfonft und vergeblich angewendet werden 
dürfte, .wenn ein jeglicher Hauswirth nicht felbit fo vernünftia und behurfam ſeyn wird, zu 
Erlangung der fo heilfanien Abfiche feine Haushaltungsanftalten mit der Behutſamkeit zu 
machen, daß die zur Saat benöäthigte Früchte von einem ganz reinem Orte angefaufer, 
gder von.ben bereits gereinigtehi Aeckern gendinmen, odet von den Aemtetn, woſeibſt der, 
leichen zum Borg zu erlangen ſtehen, angeſchaffet, das von dem gereinigten Acker ein⸗ 
—*8 Korn, Stroh und Kap aber nicht mit dem, was von unreinem Lande gekommen, 
vermenget, fondern allein geleget, das reine Korn auf keiner Deele, twofelbft einiges Kora 
von ungereinigtem Sande gedrofchen, ohne folche vorhero allen Fleißes tüchtig zu reinigen, 
angeleget, noch auch das Vieh mit der Äutterung fepariret merden; fo bat ein jeder dara 

unter fich feiner Schuldigkeit zu erinnern, und daran keinen Steig zu ſparen. 

| ze | DEE XXIII. 

Wie infonderheit mit dem Stroh von inſicirten Aeckern zu verfahren. i 


| Bor allen Dingen aber ift.dahin zu ſehen, daß das auf den inficirten Feldern ges 
wachfene Stroh den Pferden und Hornvieh weder zu Zutterung, noch Streuung vorgele⸗ 
get.werde, lan. N 
Wäuaͤre aber ein Hauͤswirth niche im Stande, fich folhes Strohes vor die ganze 
zeit zu enthalten, derfelbe mag ſich deflen zwar im höchften Nothfall bedienen, jedoch die, 
in der bengehenden Anmerkarig angeführten Vorſorgen, oder was etwa fonften hinreichig 
ſeyn mögte, daben gebrauchen. Bu u 

| J XXIV. 

Welchergeſtalt die Verordnung zu publiciren und in beſtaͤndiger Obacht zu haben. 


Bon dieſer Verordnung follen einer jeden Gemeinde einige Exemplaria zugeſtellet, 
auf dem Lande dergleichen in die Bauerladen geleget, und, bey jedesmaliger Abwechfelung, 
des Bauermeifters, folche den Bauern vorgelefen, felbige auch fonft vertheilet und affigi⸗ 
vet, auch auf den Kirchhöfen-nach geendigtem Gortesdienfte am Sonntage vor Urbanug‘ 
öffentlich abgelefen, ſolche Ablefung jährlich wiederholet, auf den Aemtern bey Abhaltung 
der Sandgerichte nach Beobachtung der Verordnung gefraget, auch von allen und- jeden 
Dprigkeiten alle Jahr um Michaelis pflihtmäßig berichter werden, telchergeftalt diefer 
Verordnung ihres Orts gelebet, was für ein Effect von diefen Veranftaltungen verfpüret 
ſey, und wie es ſich an jedem Orte! ihres Diftricts mit den Wucherblumen anlaſſe, weni⸗ 
ger nicht in welchem Stück diefe Verordnung zum Nutzen der Landlente verbeflert werden 
koͤnnte, als zu welchen Ende die Obrigkeiten fowol vor ſich, als mit Zuziehung der Unter⸗ 
tbanen,. ob und welchergeftalt etwa mehr und beiene Mittel. zu Erhaltung diefes näglihen, 

| n 42. End⸗ 


208 27. Ehurbraunfhweigifhe Verordnung 


Endzwecks zu erfinden und auszumachen feyn, überlegen, und ben Abftattung des elljähes 
lich verordneten Berichts darauf reflectiren follen, damit zu dem (Ende das nöthige weiter 
verfüget, allenfalls auch nach Befchaffenheit der Unwtände eine Commißion in loco beſon⸗ 
ders veranftafter, mithin alles verfuchet werden koͤnne, wodurch die biefige tande und Une 
terthanen am füglichiten von folchem einreiffendem Webel zu befreyen. Urkundlich 

Wir folhe Verordnung in Unferem Namen vollgiehen, und Unfer geheimes Canzleyſiegel 
darunter drucken laffen. Gegeben Hannover den ıgten Movember 1737. 


Ad Mandacum Regis & Elettoris fpeciale.' 
H. Ihr. Grote. 


F 

Anmerkungen einiger Haushaltsverſtaͤndigen, welchergeſtalt 
ſowol mit der von den Wucherblumen, als auch mit dem ſogenannten 
Dovekraut ſehr inficirten Laͤnderey zu verfahren.  ? 


J. Von den Wucherblumen. Fan 


E⸗ iſt bekannt, daß die Feldbeſtellungen in hieſigen Landen fo ſehr unterſchieben fen, 
daß einige Gegenden gewiſſe Felder in Flagen haben, andere aber keine Felder halten, 
ſondern allerley Frucht durcheinander ſaͤen. — 


In den Gegenden nun, wo ordentliche Felder gehalten werden, iſt am leichteſteg 
zu der verordneten Ausräutung zu gelangen, und find diejenigen die beften, fo vier Sees 
haben, allermaffen davon das crfte zu Braaken, das zweyte und dritte nacheinahbder 
MWinterforn, und das vierte mit Sommerforn zu beftellen Ift, folglich, wenn mit der Age 
sdutung in dem Braak angefangen, und dann von Jahren yu Jahren in den übrigen J 
dern fortgefahren wird, folchem Unheil am füglichiten vorgebauer werden kann. .. 


Diejenigen Derter, fo Peine ordentliche Felder halten, fondern allerley 
durcheinander fden, koͤnnen auch gar leichtlich dazu kommen, ihr Land in gewiffe Felder 
einzucheilen. Da es nun hoͤchſtnoͤthig ift, diefe (hädlihe Blumen zu vertreiben; fo has 
ben dergleichen Derter ſich wenigftens fo lange, als diefes Uebel noch daurer, gefallen 
kaffen, daß nicht, wie bisher geſchehen, allerlen Frucht durcheinander gefder, fonderm 
fämtlichen Hecker eines jeden Orts, nach ihren Flagen in gewiffe Theile getheilet, und bie 
befchriebenen vier Felder angeleget, und fodann die vorfeyende Reinigung Diſtrict⸗ ober 
Flagenweiſe vorgenommen werde; wie denn fonft, wenn einer fein Stüd im Felde reiie 
gen, der Nachbar aber es nicht thun, fondern an einem anderm Orte die Reinigung vor⸗ 
nehmen wollte, alsdenn das ungereinigt bleibende Stück fo viel Saamen auf des Wa 
barn gereinigte Stuͤcke zum fünftigen Jahres Ausfchlag wieder abwerfen würde, als Die . 
Meinigung getragen. oo 









Es fann bey Eintheilung des Sandes in gewifle Felder feine weitere 
gemacht werden, als daß ein Hauswirth in einem Diftriet öfters mehr oder wenigen, - 
mancher 


wegen der Wucherblume fi ©: 309 


. mancher. au wohl gar alle fein Sand beyſammen liegen bat, diefer aber kam dabey gar 
leicht mit einem oder anderm etwas umfeßen, oder andermweites Land heuren, mithin auf 
die wenige Zeit Rath ſchaffen, ais wozu ein Rachbar dem andern, in Betracht der dabey 
aintendirten heilſamen Abſicht behuͤlflich zu ſeyn, verbunden iſt, daher dann ein jeder Land⸗ 
intereſſent ſolcher Feldmarken ſich dieſem Reglement, ſo lang⸗ als die Reinigung der Fel⸗ 


der waͤhret, billig zu aunterwerfen hat. en. 


Mil man nun auffer dem verordneten Ausgaͤten den Feldern, welche ſtark mit 
Wucherblumen angefuͤllet, auf andere Art zu Huͤlfe kommen, fo hat man aus:dor Erfah⸗ 
zung, daß ein guter Theil des Linfrauts vertilget werde, wenn dergleichen fand fleißig 
gebraafet, drey oder viermal im Braakjahre tief gepflüget, und zwifchen jeder Pflugzeit 
To viel: Zeie-gelaffen wird; bis die Wucherblumen wieder ausfeimen and ins Blatt forte 
men. Wenn man darauf ein folches Feld mir Ruͤbeſaamen beſaͤet, fo kommon das naͤchſte 
Jahr die Blumen. nicht hervor man: kann auzh das Kraut unter. dem Ruͤbeſaamen wenig 
oder gar nichts ſpuͤren; ferner, weil das Rübefane um Johannis gemehet wird, ſo koͤmmt 
das Kraut weder zur Blüte, noch weniger aber zum Sagmen. ft nun jemand , wels 
cher fein Land etliche Jahre aneinander mit reinem Winterrübefaamen befäen, und das 
Sand wegen der Viehfutterung ‘fo. lange entrarhen, fatn, "der finder das Land durch die 
Öftermalige‘ Duͤngung dernnähft‘ oidl’ergiebiger Ju’ allerſey Frucht, "auch viel teimer: von 
Unkraut. Man kann auch ein oder andern Ort mit’ Toback bepflanzen/ und wenn das 
Tobackland etlichemat gepſtuͤgt, behackt und’ yersinige wird, Ummt das Unkraut auch ab 
und wird nimmer zeitig, und auf dieſe Art hat man Oerter, ſo durch auswaͤrtiges Saa⸗ 
menkorn mit Wucherblumen inficiret worden, voͤllig wieder gereiniget. 


Wie aber dieſer Haushalt durchgehende nicht eingeführee werden kann, fo ift am 
beften, wenn die Felder zuvor in gewiſſe Theile getbeiler feyn, mit Beſtellung dieſer Laͤn⸗ 
deren folgendergeſialt zu verfäßren, damit biedurch dem eingeriſſenen Uebel vornemlich vor⸗ 
gebalet, mithin dag Ausgäten des Unkrauts demnachſt deſto fuͤglicher vorgenommen wer⸗ 
den koͤnne: 


Br Der erfte Theil oder Feld ift die Braak, als welche ein jeder ohnedem nach der 
Zebntordnung vom iſten Julii 1709 zu halten ſchuldig iſt. 


Mit der Braak wuͤrde demnach der Anfang dieſer Reinigung von einem jeden lands 
—5 — ſowol zur Geeſt, als zur Marſch alif einerleh Art nachbarlich folgendergeſtalt zu 
machen ſeyn: 


Alſobald im Herbſte, vor dem Braakjahre, iſt das in einer Fluhre liegende 
Braakland zu Winterfelgen, und darauf des folgenden Srübjahrs im April zu pflägen und 
zu eggen, und denmächft tüchtig zu düngen, es wäre dann, daß einige Marfchen zum 
Düngen zu ſchwer wären. 


' So viel es immer gefchehen kann, hat ſich ein Hauswirth das: erfte Reinigungs⸗ 
jahr des fürzeften Schaf⸗ und Schweinemiſtes, auch Hürdefchlages dazu zu bedienen, und 
fid) des Kuh⸗ und Pferdemiſtes, fo von Wucherblumenftrob getreten, möglichitermafjen 
zu enthalten, und baferwe.er ſich ohne bergleiden Miſt nicht ſollte bebelfen koͤnnen, folchen 

93 wenigs 


310 27. Chur braunſchweigiſche Werprdnung 


wenigftens vorher tüchtig durchbrennen zu laſſen. Bald darauf nach Maycag iſt Die 
Pferdeduͤngung tief unterzupflügen, und das Braakland überall fo zu beitellen, ale weng 
wuͤrklich Sommerfrucht darinn ausgeworfen waͤre, ſolches Pfluͤgen aber muß nicht vom 
einem viel fpdter, als vom andern, fondern, fo viel möglich, zu einer Zeit geihehen, vanıt 
der folgende Auflauf des Wucherblumenkrauts gleich werde, 


Und wie fodann diefes Unkraut häufig aufgehen wird, f6 hat man ibnen Be Er 
zu gännen, bis es in die Höhe fchießet und Knoſpen zur Blüte ſetzet. 


Sobald es dahin gediehen, iſt die Ausgaͤtung vorzunehmen, das Wucherblamen⸗ 
kraut auszuziehen, und das Land ganz reine abzuwuͤten, wenn dieſes geſchehen, muß mag 
es gleich wieder tief umpflügen, und als wann es beſamet werden ſollte, bereiten, and 
fodann die, nach einiger Zeit. hervorkeimende und ins Blast fomwende Blumen aber 
malen aufs ſorgfaͤltigſte auswuͤten. mn 

Mie folcher Umpfluͤg⸗ und uͤbriger Bearbeinung muß gan: ie Michaelle contin⸗ 
ret, erſteres auch allenfalls drey⸗ "bis viermal vorgendmmnien werden, damit man vu. 
ſchaͤdliche Kraut um fo ficherer vertilge, 


Es ift immittelſt zwiſchen einer jeden Pflugzeit nicht zu verabfäumen, daß, wenn 
einig Wucherbiumenfraut ferner Ausichlagen ſollte, daſſelbe jedesmal aufgezogen, amd “ 
Land davon gänzlich gereiniger werde, , . 

Um Michaelis iſt denn endlich die Winterfrucht zum erſten Saatjahre mit Kongen 
oder Weigen, oder auch mit Rübefamen, darnach des Landes ‚Art ift, auszuftellem, 
wiewol der Roggen, weil er im Fruͤhjahr zeitiger fchießer, vor dem eigen allemal beſſer 
iſt, und fo leicht, abfonderlich wo das Winterfeld nicht mürbe iſt, keine Wucerblumen 
auffonmen läffer. 

Wenn diefe erfte Winterfornfaat abgeerndtet ift, muß das Sans auf. das briii 
oder zum zweyten Saatjahre, nochmalen mit Winterfrucht beſtellet, vorhero aber, went 
es immer möglich, und ein Hauswirth dazu Ponmien kann, dreymal gepfluͤget werden. 

Im legten und vierten oder dritten Saatjahre kann denn endlich wieder Sommer⸗ 
frucht darauf gejdet werden, toben jedoch gleichfalls zu beobachten, daß das. fand vos 
bero im Herbſte gehörig zu Winterfelgen, und in folgenden Jahre, fo früh als img 
möglich, und die Gegend und Landesart cs leider, zu beitellen ift. Geſtalten bey dem 
Wucherblumen angemerfet worden, daß, wenn eine Frucht ie fruͤh gefder ift, daß ſie ebene 
der cinen Stamm bekoͤmmt, als die Wucherblume aus der Erde etitt, jene diefe nicht anf) 
kommen laͤſſet. 

Es iſt jedennoch die Beſtellung im Senmerfelde nicht mit Gerſten, ſondern Erb⸗ 
fen, oder Haber vorzunehmen, alsdann gar wenig von dieſen Wucherblumen auflommen 
kann, wobey aber dennoch mit der Ausgaͤtung, von Urbanus an, weiter zu cams 
tinuiren iſt. a 

Auf gleiche Weife nun, wie mit dem erften vierten Theil eines Ortes Feldſſuhren, 
und dem darinn befindlichen, einem jeden Hauswirthe gehörigen fande verfahren, muß 
es darauf aljofort im zweyten Fahre mit dem andern Theil des Feldes, im dritten Er 
mis dem dristen, und im vierten Jahre mit dem legten Theile gehalten werden, 












jedeq̃ 


wegen der Wucherblume. — sır 


jedoch Leine Ausſaat von unreinem Laude in ein gereinigtes- Land zu bringen, fondern die 
Saat zu dem erften Braafjahre von einem ganz reinen Orte anzufaufen, im 2ten Fahre 
aber. auf dem andern Teile des gereinigten Ackers die Saat der Wingerfrucht von dem zu 
nehmen, was auf dem eriten gereinigten Theile gewachfen, und fo folglich. weiter im Zzten 
Jahre auf dem gereinigten erften Theile. die erſte Sommerfrucht von ganz reinen Dertern 
anzufaufen, aufs zte Braaffeld aber die Saat der Winterfrucht von dem das Jahr auf ges 
reinigtem Sande geerndteten Korn gleichfalls zu nehmen, - - 

Dra auch in etlichen Gegenden, allwo fich die Wucherblumen : ausgebreitet, nur 
3 Felder find, und es fich nicht füglich thun läßt, darunter eine Aenderung zu machen, 
das Land es auch nicht vertragen will, eine Saat zwey Jahre nach einander darin zu brins 
gen, fo unterbleibt an folhen Orten nur allein das zwenmalige aufeinander vorzunehnende 
Saͤen der Winterfrucht, im übrigen aber wird in folden Geldern eben alfo verfahren, wie 
biefelbft weitläuftig vorgefchrieben ift. 

Wuͤrde fich denn nach folchen refpelive drey und vier Saatjahren zeigen, daß ans 
noch einige Wucherblumen in folchem Lande aufkommen, fo ift nach Befinden, mit fleißis 
ger Ausgätung von Urbanus au, fortzufaßren, oder der obenerwehnte Haushalt mit fol» 
chem ande durchs Braaken und Aufziehen der Blumen zu wiederholen, und damit ferner zu 
continuitren. 


Vor allen Dingen iſt bey dieſem vorgeſchriebenen Ackerbau dahin zu ſehen, daß 
von dem Lande, worauf Wucherblumen befindlich, das geerndtete Korn in einem beſon⸗ 
dern Gebaͤude, oder wenn dieſes nicht thunlich, in beſondere wohl bewerkte Faͤcher zu 
banſen, das davon fallende Stroh hernachmalen ebenmaͤßig beſonders zu legen, und den 
Pferden und Hornvieh weder zur Futterung, noch Streuung vorzulegen, oder doch den 
davon machenden Miſt, ſo viel moͤglich, in den Garten und an ſolchen Orten zu verbrau⸗ 
chen, wo ſich das durch den Miſt etwa fortpflanzende Unkraut am leichteſten wieder aus⸗ 
gaͤten laͤßt; und thut ein guter Haushalter, welcher Verlangen traͤgt, ſich dieſes verderb⸗ 
lichen Uebels zu: entladen, ſehr wohl, daß er reine Ausſaat ankauſe, und ſich der Futte⸗ 
zung des Wucherblumenſtrohes, auch Kave, fo viel inimer thunlich, enthalte, role 
fich lieber in die Unfoften fege, fein Vieh den erfien Winter mit anzufanfenden Strohe 
oder Sutter von reinen Orten durchzubringen, und dagegen feine von diefen Blumen uns 
reine Kave auf die Schweine zu füttern, als bey welchen Vieh feiner Hige wegen nicht zus 
befahren ift, daß der Same unverdauer durchgehe und Schaden thue; das Stroß aber, 
um daſſelbe auch zu dienfamen Gebrauch zu bringen, und zugfeich zum den auf reine Futte⸗ 
rung verwandten Koften wieder zu fommen, fo viel das aus dem Winterfelde betrift, zu 
Dachſtroh wieder zu verfanfen, das Sommerftroß aber, als welches das gefährlichfte ift, 
fo wenig dem Hornvieh zu frefien zu geben, als demfelben , oder den Pferden unterzuflrenen, 
bevor es nicht von den Schafen befreffen worden, Wäre aber ein Hauswirt nicht im 
Stande ſich folches Strobes bey dem Ackerbau zu enthalten, Kat derſeibe die Vorforge zu 
tragen, daß er überhaupt dergleichen Stroh, wie allhier eben jegt von dem Sommerſtroh 
gedacht ift, erfi von Schafen befreffen, den davon fommenden Mift aber nicht anders ale 
auf dem Braaklande, und uͤberall niche zur Sommerfeucht gebraudgen, und ſolchen ins 
Aprilmonat unterpfluͤgen laſſe, damit durch die Fettigkeit des Miſtes dev. Samen dieſes 
Unkrauts völlig aufkeime, aufſchlage, und darauf durch das oben bereits angeführte Aus⸗ 


⸗ 


313 27. Shurbraunfhweisifhe Verordnung 


wüten, wie auch durch das darquf folgende mehrmalige Umpfluͤgen gänzlich yertilget wer⸗ 
deu möge. oe, 

Weil aber das Hornvieh das von den Schafen befreſſene Stroh nicht mehr lang 
friße, die Schafe auch wenig darin zu laſſen pflegen, fo kann dergleichen Stop, wenn es 
ordentlich wieder aufgebunden wird, jedennoch wit Heu ober Grummet gefchnitten wwb 
kurz gefüttert werden. 

Un einigen Orten ift.bisher die Vorficht genommen, daß fogar nicht einft Herren⸗ 
dienftpferde von folchen Orten, wo Wucherblumen vorhanden, an andere damit nicht inf 
eirte Derter bey Beftellung des Ackers gebraucht werden, damit nicht durch dergleidyen 
Pferde, wenn folche kohten, die Wucherblumen durch den Mift in veine Zelder gebracht 
werden, Ze 

Es wird ſolchemnach ein jeder vernünftiger Hauswirch aus obigen und bergieis 
chen Vorfchlägen, aufferdem verordneten Ausgdten der Wucherblumen, in Anfehung bet 
vorzunehmenden "Beftellung feiner Aecker dasjenige wählen, was er nach Beſchaffenheit der 
Unftände jeden Orts am bequemften hält, und wodurch er am füglichften fein fand vom 
den Wucherblumen befreyen zus koͤnnen vermeynen follte. | 


II. Don dem Dovefraut. 


Auffer den Wucherblumen ift auch noch ein ander Unkraut, Dovrufch ober Dover 
kraut genannt, fo noch weit fehädlicher und muhſamer auszutilgen als die Wacherbiumen; 
denn durch Dreifchliegen des Ackers laͤßt folches fi unfer ı2 jahren nicht ausrotten, fo 
fange aber den Acker zu entrarhen, iſt feine möglihe Sache; überdem ift es der Winter⸗ 
frucht, als Weizen und Roggen, als der beiten, eintraͤg⸗ und nöchigften Frucht ſchaͤdlich, 
worinnen es fich allein zu finden pfleget, und derjelben nicht allein die Gailung des Landes 
entzicher, fondern den Stamm felbften vertreibt, und was endlich aaf dem Acker noch bleibe, 
wird nur ein kuͤmmerlicher Halm und die in den Aehren ſich findende wenige Körner wer 
den fo mager und dünne, daß fie ver blofe Drefpe zu achten, - 


Eolten nun die Wucherblumen, wie in obigen Anmerfungen enthalten, durch 
Eden zweymaliger Winterfrudht, als Weizen und Roggen getilger werden; fo würde der 
Dovruſch oder Dovekraut, an den Orten, wo davon ſchon Art iſt, dergeſtalt überhaud 
nehmen, daß von dem Acker wenig Über doppelte Einjaat und dazu untaugliche Frucht zu 
erndten ſeyn wuͤrde. 


Es iſt dagegen alfo noch kein beſſeres und ſicheres Mittel ausgefunden, als def 
der Acker, worin ſich derjelbe findet, dren Jahre unmittelbar hintereinander mit Sommers 
feucht beitelle werde, da jodann dieſes jchädliche Unkraut auf einmal vergeht. Weilen aber 
durch diefes fo oft nacheinander zu fdende Sommerforn oder Sommerfrucht die Wucher⸗ 
blunen wieder äberhand nehmen mögten; fo iſt kein beffer Mittel, von dem Dovrufch adse 
Dovekraut und Wucherblumen zugleich jich loszumachen, als daß der Acker gebraaket, und 
im Braafjahre frühzeitig gedünger und viermal gepflüget, und nach jedem Pflügen den aus, 
dern oder dristen Tag darauf wieder zugeegges werde, welches viermalige Pflügen und 
Eggen dazu Diener, daß alle dafielbe Jahr hervorgekommene Wucherblumen gänzlich, gesifs 
ges werden. .. ul . .. 23 


J0 





- wegen der Wucherblumen = : 313 


| In diefem Braakjahre muß der Acker mit gutem reinem Rübefamen beftelle wer⸗ 
den, und wenn nichts deftoweniger dennoch einige Wucherblumen in der Saat auf dem 
Acker fich hervor thun follten, kommen diefelde wohl zur Blüte, feßen aber feinen Samen, 
mithin wenn fie nebft dem Wintersoder Rübefamen, als welches um Johannis nächften 
Jahrs reif wird, rein vom Lande gebracht werden, thun diefelbe weiter feinen Schaden, 


Wenn diefemnächft der Ruͤbeſame abgebracht, muß der Acker ſogleich, je tiefer je 
beffer, und nach vier Wochen von neuem wieder gepflüger und zugeegget werden. Dabey 
ift aber fehe gut, wenn der Acker zuvor ein wenig mit gutem wohl durchgebranntem Mift 
erfrifchet, und felbiger deinnächft zugleich mit untergepflüger wird, wozu denn das Hürdes 
Inger mit Schafen am allerbeften gebraucht werden kann. 


Wenn hierauf der Acker zu gewöhnlicher Zeit wieder mit Winters oder Ruͤbeſaat 
beftellt, und das nächfte Jahr, wie im vorigen, alles abermalen rein abgebradht ift, also 
denn kann man fich verfichere halten, daß das Dovrufch oder Dovefraut getilget fey, und 
wenn demnächft im folgenden Jahr fich ja wider Verhoffen noch einige Wucherblumen wies 
der hervor geben follten, fönnen felbige mit weniger Mühe und Koften ausgezogen, und 
auf eine folche Art das Land von diefem beyderley fchädlichen Unkraut auf einmal gereiniger, 
folglich der Acker mit folcher Urt Frucht beftelle werden, wie es einem jeden am zutraͤg⸗ 
lichſten fällt. | 


Damit aber das zwenmalige DBeftellen mit Rübefamen nicht gar zu groflen Abgang 
an Strohfutter verurfache, fo fann das erfte Jahr in die Braaf die Halbfchied mie Winters 
gerften beftellt werden, welcher gleichfalls zu Johannis nebft dem Rübefamen reif wird, 
mithin die etwa darin fi noch bervorgegebene Wucherblumen feinen Samen fegen, und 
alfo nebft der Gerften rein abgebracht werden koͤnnen. | 


Die andere Halbfchied fann mie Rübefamen beftellt, und das darauf folgende 
naͤchſte Jahr dergeftalt damit umgewechfelt werden, daß dasjenige Land, welches mit Ger⸗ 
ften beftellt gewefen, mit Rübefamen, und was mit Rübefamen beftellt, wiederum, mit 
Gerſten befamer und beftellet werde. Es wird aber dabey nochmalen erinnert, daß das 
oftmalige Pflügen das Hauptwerk bey der ganzen Sache und alfo nicht auffer Acht gelaffen, 
fondern vor allen Dingen wohl beobachtet werden. müffe. | 





Churbraunſchweigiſche Verordnung wegen der 
durchreiſenden Emigranten, vom 31ſten Aug. 1754 





ir Ge org der Andere rc. Fügen hiemit zu wiffen: Wasgrftalt Wir zuver⸗ 
laͤßig benachrichtiget worden, wie von Zeit zu Zeit die Salzburger und Pfätzifche‘ 
Emigranten jich in einer fo ftarfen Anzahl in Unſern teuefchen Landen einfinden, daß deren, 

Beckmanns Geſetze U. Theil. Rr ofter⸗ 


314 : 28. Churbraunfhweigifhe Verordnung 


oftermal fehr ungeftümme Betteley Unfern getreuen Unterthanen zur gröffeften Befchwerde 
gereiche, daben aber auch die begründete, und hin und wieder durch die Erfahrung bereite 
bewährte Benforge entftebe, es moͤgte fich unter diefem Namen eine Menge liederlichen 
©efindels und Landftreicher in Unſere Lande einjchleichen,, und felbige und Linfere Untertha⸗ 
nen in Unſicherheit und Schaden feßen; infonderheit, als angemerkt worden, daB bie 
wenigften Emigranten gerades Weges von dem Orte, den fie zuerft verlaffen, kommen, 
fondern, um erwas zu fammlen, von einem Orte zum andern Jießen ‚ ihre bey fidh habende 
Urkunden und Beweischümer oft ı, 2 ja mehrere Sabre alt find, und man alfo weber 
wiffen, noch ausfindig machenfaun: Ob die jeßigen Inhaber derſelben eben diejenigen iu, 
Behen fie zuerft ertheilee worden: wenigftens dieferhalben vielmals wichtige Bedenflichfeiten 
rig bleiben. 


Wir find nun zwar nicht gemeynet, diefen $euten, die aus einem wahren Melle 
gionseifer, und um einem unbilligen Gewiſſenszwang zu entgehen, ihr Vaterland und mit 
demfelben ihre Haab und Güter verlaſſen müffen, den Eintrite in Unfte teutfche Lande m 
verfagen, Wir wollen auch gnädigft, daß denjelben, fo wie bishero, alfo auch kuͤnftighin 
nach Vermögen unter die Arme gegriffen, mithin ihnen ihr mitleidenswärdiger Zuſtand 
erträglicher gemacht werde, | 


Gleichwie es aber im Gegentheil eben fo unbillig feyw würde, gegen andere Be⸗ 
trüger, die unter dem Vorwand einer erdichteren Emigration, als unverjchämte Bettler, 
das Land durchjlreichen, eine gleiche Mildthaͤtigkeit auszuüben, mithin dadurch den, darch 
die Armuth ohnehin genug befchwerten Unterthanen eine neue Laſt aufzubärden, den inlan⸗ 
diichen norhdürftigen Armen aber die zu ihrem Unterhalt und Verpflegung gewibmete Gele 
der zu entziehen; ou 

Alſo Haben Wir in folcher Abfiche der Nothdurft und Wohlfahrt Unferer Länder 
und Unterthanen es gemäß zu ſeyn ermeilen, den aus einer uneingcjchränften Zulaffung 
aller für Emigranten fih angebenden Leute ensftehenden und entſtehen fönnenden Yacanp 
venientien abzubelfen, und des Endes nachfolgendes Regularivum gu jedermanns Gelebung 
und Nachachtung befannt zu machen. 0 








L .I, 
Sollen alle und jede Emigranten, welche Unſere tentfche Sande zu berüßren, uud 
durch felbe ihre Reife fortzufegen gewillet, mit zuverfäßigen Paͤſſen und Arteftaris entwe⸗ 
Der von dem Corpore Evangelicorum zu Regenfpurg, oder von den Churpfäfzifchen press 
teſtantiſchen Conſiſtoriis, oder von andern glaubwuͤrdigen Perfonen verfehen, die 
laſſung ihrer Emigration darinnen namentlich ausgedruckt, fie felbft aber nach ihren Tram, 
Alter, Statur und fonftigen Kennzeichen in denfelben bemerklich gemacht, diefe Paͤſſe unR 
Gezeugniſſe auch nicht über ein Jahr alt ſeyn. oo. 2 
Welche dergleichen Atteſtata nicht benbringen und vorzeigen koͤnnen, denen ſoll ber 
Eingang in Unfere Sande überall nicht geſtattet: vielmehr diefelbe a den Grenzen 
gewiefen, und, wenn fie fich dem obmerachtet darinnen betreten laffen, wider felbe aadp 
Muafgabe Unferee wider die fremden Bettler ergangenen Verordnungen verfaßeee 
Werden, 


x 


Be M 


wegen der Emigranten. en 3ig 
. I. En . 


Es bfeibe nur zwar denjenigen, die mit folchen in vorhergehendem Artieulo bes 
fchriebenen Paͤſſen und Acteftaris verjehen find, der Eintritt in Unfere Lande unverwehrt: 
damit aber die Abfiche diefer Verordnung deftomweniger verfehlt werden möge; fo verfügen 
Mir hiemit gnädigft, daß forhane Emigranten, fie kommen ber, woher fie wollen, der im 
der angehängten Verzeichniß bemerkten Örenzörter fi) bedienen, auf einen derfelben, mit 
Vermeidung aller übrigen, namentlich nicht mit benannten, und alfo gänzlich verbotenen 
Derter, bey ihrer Ankunft in Unfern Landen den Weg nehmen, bey den bafelbft wohnens 
den, und in der angefügten Verzeihniß gleichfalls nahmhaft gemachten Beamten und 
Bedteuten, denen Wir zn dem Ende biemit gnädigften Auftrag chun, ſich angeben, dens 
felben von ihrer Ankunft, Reife und Abficht Ned und Antwort geben, ihre Päffe und bey 
fich habenden Atteſtata vorweifen, und nach deren Unterſuch⸗ und Eraminirung von dens 


felben fernere Verfügung erwarten follen: ob und wie fie ihre Reife durch Unſere Lande 
anzuftellen haben. Bu ' u | 


Wuͤrde einer oder anderer von ihnen fich gelüften laffen, durch andere, ‘als die 
verordnete Wege in Unfere Lande fich einzufchleichen, derſelbe foll an dem erften Ort, wo 
er fich betreten läßt, angehalten, an die Obrigkeit des Dres geliefert, und, im Fall er et: 
wa eine Uumiffenheit diefer Verordnung vorſchuͤtzen, folche auch einigermaffen glaublich 
machen mögte, an den nächftbelegenen beſtimmten Grenzort gebracht, im widrigen Fall 
aber, und mwoferne ein-begründeter Verdacht vorfeglicher und nınthroilliger Entgegenhands 
fung widek ihn fich aufgeben follte, Inhalts Unferer vorangezogener Verordnung wider die 
freniden "Bettler gegen ihn procedirt werden, 


IM. | _ 


Gleichwie Wir zu Unfern Beamten, Bedienten und fonftigen Obrigfeiten, denen 
Wir in diefer Angelegenheit fpecialem Commifhonem ertheilet, das guädigfte Zutrauen 
haben: es werden diefelbe mit allem Fleiß und nad) ihren obhabenden Pflichten fi) anges 
legen feyn lafen, Unfere wohlmegnende, und auf das Beſte Unferer Länder und Untertha⸗ 
nen gerichtete Intention zur Ansführung zu bringen; alfo haben fie von den ben ihnen fich 
anmeldenden Emigranten in Anſehung des Orts, woher fie fommien, der Urfachen ihrer 
Emigration, der Abfichten, die fie ben ihrer Reffe führen, und der Route, die fie zu neh⸗ 
men gefonnen, auch fonften das weitere noͤthige genau zu erforfchen, ihre desfalls habende 
Paͤſſe und Arteftara zu erfordern, felbe nach den, in Articulo I. an Hand gegebenen Ums 
ftänden gehörig zu eraminiren, und hauprfächlid darauf ihe Augenmerk zu richten: Ob 
folche die erforderliche "und. vorgefchriebene Beſchaffenheit haben, und ob der Vorjeiger 
derfelben die darinnen beſchriebene Perſon fey. nt 


Wobey ihnen nachrichtlich ohnverhalten verbleibt, daß, wenn die Emigranten aus 
dem Herzogthum Holſtein, koͤnigl. Dänifhen Antheils, der Grafſchaft Oldenburg und 
den Städten - Hamburg und Bremen zu kommen vorgeben, felbe, nebft ihren Atteftatis, 
auch. Paͤſſo: von: dortigen refp: Fönigl. Regierungen und Magiftraten, oder den von ihnen 
dazu antortfirten Perfonen produciren und vorzeigen müflen: immaßen darunter. mit denfelben 
bereits das mothige eontertirt und feſtgeſetzt worden. J nn 


. 0 
. Er Br Zu} 


ae Rr 2 Faͤnde 


316 8. Churbraunfhweigifhe Verordnung 


Bände fich nun an einem oder anderm diefer Erforderniffe ein Mangel, oder geben 
ch fonften daben erhebliche Bedenklichkeiten hervor; fo haben jie die fi) anmeldende Pe 
fonen fofort zurück zu weilen, und ihnen behufige Bedeutung su thun, Unſere Lande gäme 
lich zu meiden, und in denfelben ben Vermeidung der den fremden Bettlern angedrohetes 
reſp. Karren-und Zuchthausftrafe ſich nicht antreffen zu laffen: im Gegentheil aber, um) 
woferne die Päffe und Documenta richtig befunden werden follten, ihnen nebft deren Zus 
rüücklieferung zu ihrem Fortkommen durch Linfere Lande behufige Reiſepaͤſſe ohnentgeltlich ga 
erteilen, und in folchen. 

1) Die Perfonen na ihrem Alter, Statur, Haaren, Kleiduug und fonftigen was 
terfcheidenden Merkzeichen kenntlich zu machen: denfelben 


2) Die naͤchſte Route durch Unfere Sande, welche nad) dem Orte, wohin fie geden⸗ 
ken, fübret, vorzufchreiben: nicht weniger oo. 

3) Eine Tour von 2 bis 3 Meilen, wie es fich am beften fügen will, zu einer Tage 
reife zu beftimmen: auch 

4) Einen Tag um den andern ihnen einen Ruhetag zu geftatten: vornemlid aber . 


5) Dahin zu feben, daß fie nicht alle einen Strich nehmen: in welcher Abfiche Da 
den folgenden eine neue Route vorgeſchrieben, oder, wenn felbe zu gleicher Zeit 
in zableeicher Menge anfoınnıen follten, ſie proportionirlich vertheilee, wm 
einen jeden ein befonderer Weg angewiefen werden muß, ° 


® 
IV. 

Wir fird nun zwar der gnaͤdigſten Zuverficht, es werden diejenigen Emigranten, 
denen der Zusund Durchgang zu und durch Unfere Sande verftatter wird, fidh nach ber 
ihnen an den Örenzörtern von den dafigen Beamten und Bedienten zu ertheilenden VBor⸗ 
fchrift genan richten, und felbige exact befolgen, mithin fich deflen nicht felbft durch ei 
nes VBerfchulden verluftig machen: follte indeffen ficdh ein oder anderer unterfangen, Die 
angemiefene Route zu verlaſſen, von derfelben füch eigenmächtig zu entfernen, und andere, 
als die beftinunte Wege zu wählen, der fol unter Verwarnung fonftiger Beſtrafung wie 
fofort wieder auf den rechten Weg gebracht, auch denfelben, wenn er ih deffen abermals 
vorfeßlich zu Schulden kommen laflen würde, der ertheilte Reifepaß abgenommen, und er 
überher als ein mutbwilliger Landſtreicher beftraft werden: immaßen Wir benfelben bag 
willführliche Durchftreifen Unſerer Lande durchaus nicht geftatten wollen. ' 

Wir befehlen dabenchen allen Linfern Beamten, Bedienten und fonfligen Obrigs 
keiten im Sande hiemit ernftlich und bey Vermeidung Unferer Ungnade, darauf genaue Ache 
geben zu laſſen, daß dieſe Leute von der vorgefchriebenen Route ‚nicht abftreifen, noch am 
den auf derfelben belegenen Oertern fich Iänger, als es ihnen vergönnet ift, aufhalten: pu 
welchem Ende fie den Emigranten, die auf der Grenze von den dazu verordneten Bedien⸗ 
gen ihnen gegebene Päfle zur Einficht abzufordeen, die darinnen von Tag zu Tag beftinmge 
Reiſezeit mit der Zeit ihrer Ankunft an den vorgefchriebenen Dertern zu vergleichen, ich 
Fall felbe nicht zufammen treffen follte, nach der Urſache der etwanigen Berfpätung dr 
erkundigen, und, wofern daben eine bösliche Auflerachtlaflung biefer Verordnung entdedie 
werden würde, die wider folche Uebertreter verordnete Mittel vorzukehren haben, : Ale 


dieweil auch 
V. Die 





wegen Der Emigranten - -: 917 


V. 

Die eigenmaͤchtige und willkuͤhrliche, ohne Vorwiſſen und Genehmigung jedes 
Drts Obrigkeit unternommene Öaffens und Hausbetteley Unfern getreuen Unterehanen zue 
groͤſſeſten Laſt gereichet; und verfchiedentlich angemerkt worden, daß die ımter dem Na⸗ 
men der Emigranten herumgehende Bettler die Allmoſen befonders auf dem tande mehr 
erpochet, als erbeten; fo unterfagen Wir ihnen folche hiemit gänzlich: Wir verordnen jedoch 
dahingegen gnädigft, daß ihnen aus den Aerariis publicis und Armencäffen deito reithlis 
cher mitgetheiler, oder aber, wenn deren Zuftand folches nicht erlauben mögte, ihnen 
zwar die Sammlung eines Allmofen von der Obrigkeit, der Wir, wiewohl nur blos in 
diefem Fall, und mit ausdrücklicher Aufrechterhaltung der in Unfern Landen wegen Ertbeis - 
fung der Bettelatteftaten ergangenen Edicten, bierinnen die Anordnung lediglich überlafs 
fen, verftatter, gleichwohl aber felben entweder jemand zur Aufficht juzugeben ‚ oder auch, 
daferne diefes aller Orten nicht ehunlich, fehriftliche Concefliones auf .eine gewiſſe zu. deters 
minirende Zeit ertheilet, von den Armenvoigten aber darauf Acht genommen werden poll, 
daß fie folche nicht Überfchreiten. 

Wurde jemand von ihnen an der aus den Aerariis publieis oder Armencaflen ges 
reichten Benftener ſich nicht genügen laffen, und auflerdem fich erdreiten zu betteln: oder 

aber ben Geſtattung der Allmofenfanımlung die Couceßion Äbertreten, und, wie wohl bis⸗ 
bero gefchehen, Unfug anrichten, der foll des ihm zugewandten Benefcii unwuͤrdig geach⸗ 
tet, ihm der Reifepaß abgenommen, durch den nächiten Weg aufferhalb Landes gebracht, 
und bey der Zuruͤckkehr in felbe als ein fremder "Bettler angeſehen werden, 
VI. 

Wie diefe Verordnung nur alleine diejenigen Emigranten angehet, welche in Un⸗ 
feren fanden zu ihrem defto befjern Fortfommen eine milde Gabe zu fuchen gemeynet; alfo 
find dahingegen diejenigen, welche dergleichen nicht begehren, darunter nicht mie begriffen: 
vielmehr bleibe denfelben frey ‚ aller Orten, we es ihnen gefällig iſt, ſich aufzuhalten, ihre 
Raſe in und durch das Land nach ihrer Willkuͤhr aufteilen, und baben fie alle mögliche 
Willfahrigkeit zu erwarten. Schließlich und 


VII. 

Befehlen Wir allen Obrigkeiten, Sandbroflen, Dberhauptleuten, Droften, Beami⸗ 
ten, Grefen und andern Serichteinhabern, wie auch den Magiftraten in den Städten und 
denen, die uͤber die Armencaffen im Lande die Auffiche führen‘. hiemit ernſtlich, dieſer 
Verordnung in allen Stuͤcken nachzuleben, fo lieb ihnen ift, Unſere Ungnade und ſchwere 
Verantwortung zu vermeiden. ' 

Damie nun foldhe zu jedermanns Wiffenfchaft gelangen möge, ſoll biefelbe jeden 
Orts von den Canzeln verlefen, und ſowohl an den fonft gewöhnlichen Orten, als auch ins 
‚onderheit an den in der Anfuge benannten Grenzpaͤſſen, Anfurten und Haven, ſodann aud) 
in den Wirthshaͤuſern oͤffentlich angeſchlagen werden. Gegeben Hannover, den 31. Aug, 1754 


BL. S. Ad Mandatum Auguftiffimi Regis & Ele&oris fpeciale.,,.. 


©. 9». " ünchaufen. E. v. Frinbeg ‚€. De M Forſtenſteim 
ehner. 


Nez | 29. Chur⸗ 


318 2. Churbraunſchweigiſches Verbot 

29. | 

Churbraunſchweigiſches Verbot ded Handels mit 
Caffee auf Dem platten Lande, vom 24iten October 1780, 


% 

Geerg ber Dritte c. Wir haben ungerne vernemmen, mwasmaflen der Mie⸗ 

brauch des Caffeedetraͤnkes ben Unſern getreuen Untertbanen, vorwemlcdh in den 
niedern Staͤnden, in Staͤdten, Flecken und auf dem Lande, bin und wieder jelcdhergefkat 
eingeriſſen ſey, daß nicht nur geringe Handarkiiter, Tagelohner und Geſinde, fonbern 
auch Bauern und andere Landleute, und in einigen Gegenden ſegar deren Aurdher mub 
Magde ſich dieſes Getraͤnks täglich einmal, ja wohl zwer⸗ und mehrmal zu bedienen, darch 
Vorurtheile und Gewohnheit verleitet worden ſind. 


Wir würden nun, in Betracht daB durch dieſes Unweſen die Geſundheit gebochter 
Unſerer Unterthanen geſchwaͤcht, ihre Nahrung, Gewerbe und haͤusliche Scickſelgkeit 
zum Theil in Verfall gebracht, die einlaͤndiſche Braunahrung durchgehends aufchaiukp 
vermindert, jährlich eine ſehr greſſe Summe Geldes ehne Ruͤckkehr aus dem Lande gipp⸗ 
gen, und allenthalben ein merklicher Nachtheil Les allgemeinen Wehlſtandes 
wird; auf ein gaͤnzliches Verbot dieſes ſchaͤdlichen Getrankes, nach dem Beyſypiele anderee 
Staaten Bedacht genommen haben, wenn es Uns weniger am Herzen laͤge, einen jebey 
Unſerer Unterthanen ehne Unteriheid, ben dem frenen Genuſſe ſeines durch Fleiſß uub 

rbeit erworbenen Vermögens jo weit zu laſſen, als es mit deſſen eigner und der allge 
meinen Wehlfahrt nur immer befiehen kann. —. 


Wenn inzwiſchen ben ſorafaͤltiger Unterſuchung der Urſachen, wodurch der Wins 
brauch des Caffees ſo ſehr eingeriſſen, ſich ergeben, welchergeſtalt ſelbiger vornemlich do⸗ 
durch veranlaſſet werde, daß auf dem Lande faſt in jedem Dorſe, und in den Stadten ud 
Flecken allenthalben, der Caffee in den gerinaſten Quantitaͤten, ja ſogat bereite gebramm 
und gemahlen, bisher verkaͤuflich geweſen; wedurch dann die Unterthanen zu einer ra 
geringen, im ganzen Jahre aber ſehr berrächriich werdenden Ausgabe, auch) 

Weiber, erwächfene Kinder und Geſinde, zu allerhand Verpartirungen an Flachs, Gays 
gebensmirteln und andern Hausbedürfninen verleitet worden; ben diefem allem aber ie 
eingetauſchte Waaren dennod) gemeiniglich zu den höchften und unbilligiten Preigen, d 
vornemlidy den gebrannsen und gemahlenen Caffee oftmals verfälfcht, vom Seewaſſer sw 
dorben, eder fonit in einer der Geſundheit jchädlichen Qualitaͤt erhalten ; fo erfordert die⸗ 
fes landverderbliche Unweſen in allem Betracht Unſer ernitliches Einſehen um fo uyeßr 
ohnehin der Handel mit Caffee nicht für das platte fand, fondern für hie Gräber aekdere 
biefe aber eine Einjchränfung deſſelben jich um deſto williger geialleg kafley yrüffen, «is 
dadurch eine ıhnen wuͤrklich nügliche Vermehrung der Braunahrung, und jedes andern 
wuͤrklich vortheilhaften Geldumlaufes bezielet und —* wird. 













tt de Caffeehandels. -: 3193 


Wir ordnen und wollen alfo, nach gepflogener Communication, mie Unfern ges 
treuen kandfchaften, für Unſere Fürftenthiimer Calenberg, Göttingen und. Örubenhagen ‚ 
auch das Fuͤrſtenthum Lüneburg und die Grafſchaften Hoya und Diepholz, wie folget: 


Erftlich wird hiemit in befagten Unfern Landesprovinzen, auf den Dörfern, in eins 
ftändigen Höfen, Wirths⸗ und andern Häufern, alfo auf dem platten Lande 
überhaupt, aller Handel mit Caffee, ſowohl ungebranntem, gebranntem, als. 
gemahlnem, verboten; mithin dajelbft alle Caffeekraͤmerey, Hoͤckerey oder 
Vertauſchung, fie möge bisher ererciret feyn von wem und unter welchen Vor⸗ 
wande fie wolle, gänzlich abgeftellt, auch jede desfalls etwa fpecialiter erteilt 
gemwefene Eonceßion damit aufgehoben, 


Wer diefem zuwider, er fen wes Standes er wolle, nach Verlauf zweyer Monate 
von Publication diefer Verordnung anzurechnen, als welche Fri zu dem Ende offen ges 
laffen wird, damit ein jeder von dem zu debitiren gehoften Vorrath fich losmachen koͤnne, 
auf dem platten Lande ungebrannten, gebrannten oder gemablnen Caffee verkauft, gegen 
taturalien vertaufcht, oder es fen auf welche Art es wolle, feil bar; foll zum erſtenmal 
mit Confijcation der Waare und vier Rthlr., zum zweytenmal gleichfalls mit Confifcation 
der Waare und acht Rthlr., zum deittenmal ebenmäßig mit Conftication der Waare und 
ſechszehn Rthlr. Geldftrafe befege, auch bey ſolchem drittem Falle noch dazu mit gänzlichen 
Verluſte der etwa habenden Eoncegion oder Befugniß zum Handel mit andern Waaren, 
unabbitelich bejtrafet werden, — on 


Sollte ein oder der andere von den im Lande vergleiteten Schußjuden, dem folcher 
Handel ohnehin nicht zuftebet, fich dergleichen Eontravention zu. Schulden fommen laſſen; 
fo wird er bey Confifcation der Waare in das Doppelte der für jeden Fall eben beſtimmten 
Geldftrafe genommen, und zum drittenmal noch dazu des Schußes verluftig erklaͤrt. 


Unvergleitete Juden und Haufierer allee Art, welche nach den desfalls emanirten 
Sandesverordnungen ohnehin nicht zu dulden find, werden, wenn’ fie Caffee, es fen in 
welcher Quantität oder Qualität es wolle, verfaufen, vertaufchen oder zufchleppen , nebft 
Eonftfcation der Waare, gleichfalls, wie eben beftimme worden, in doppelte Gelds oder 
Fi Bo nach, proportionirliche feibesftrafe genommen, und demnaͤchſt unverzüglich 
ortgefchaft. | .2 


Zweytens wird in den Städten und Flecken gleichfalls aller Handel; Verkauf und 
Vertaufhung des gebrannten oder gemablnen Kaffees überbaupr und ohne 
Ausnahme, es fen in welcher Iuantitde es wolle, folchergeftalt verboten: daß 
fich führohin niemand ımterfangen foll, -Caffee zum feilen VBerfauf zu brennen 

. oder zu mablen, viehweniger feil zu haben, gegen, Naturalien zu vertaufchen 
und zu debitiren. el eupige 

‚Drittens bleiber zwar der Handel mit: rohem und ungebranntem Caffee denjenigen 

Kaufleuten, Krämern und Hötfern in Städten und Flecken, welche ſonſt dazu 

berechtiget find, unbenommen; es wird jedoch der Verkauf oder die Vertau⸗ 

ſchung deſſelben unter einem Pfunde Giemit Hämlicy verboten, piergefale 


S 


320 29. Churbraunſchweigiſches Verbot 


daß alſo uͤberall an niemanden ungebrannter Caffee in geringerer Quantitaͤt vor⸗ 
kauft, vertauſcht, oder gegen Credit uͤberlaſſen werden ſoll. 


Wer dieſen beyden letztern Puncten zuwider handele, mithin fofort nad Publica⸗ 
tion dieſer Verordnung, gebrannten oder gemahluen Caffee uͤberhaupt, oder rohen unge⸗ 
brannten Caffee unter einem Pfunde verkauft, vertauſcht, oder in fraudem dieſer Ver⸗ 
ordnung, nach und nach, bis dahin, daß es die Quantitaͤt eines Pfundes betraͤgt, gegen 
Credit veraͤuſſert; wird zum’ erſtenmal in vier Rthir., zum zweytenmal in acht Rthir., 
zum drittenmal in ſechszehn Rthlr. Strafe genommen; ben ſolchem dritten Contraventions⸗ 
falle aber zugleich auch alles uͤbrigen erlaubten Handels mit Caffee verluſtig erklaͤrt, und 
ſolches nebſt Benennung ſeines Namens, mittelſt der oͤffentlichen Anzeigen allgemein be⸗ 
kannt gemacht, damit demnaͤchſt von der Obrigkeit fleißige Vifirationen in feinem Haufe 
angeftellet werden Pönnen,' ob er etwa dennoch Caffee in Quantität, nemlich über vier 
Mund, vorrärbig habe, als welcher alsdann fofort zu confifeiren ift. 


er ben allen diefen Fällen die Geldftrafe nicht aufbringen fan, wird mit pro⸗ 
portionirlicher Gefängnißs oder anderer Leibesftrafe unabbittlid belegte. Won beyaßlter 
Geldftrafe aber erhäfe diejenige Obrigkeit, welcher die Policenftrafen gufommen, die eine 
Hälfte, die andere Hälfte aber befommt derjenige, welcher einen Coutravenienten ſolcher⸗ 
geſtalt zue Anzeige bringt, daß er Überführe werben fann. Ben den Fällen, wo der 
Caffee confifeirt wird, erhält ein ſolcher Denunciant gleichfalls die Hälfte, und wenn er es 
verlangt in natura, nemlich den Caffee ſelbſt; die andere Hälfte bekomme die Obrigkeit, 


Wenn auch der Käufer oder Conſument ſelbſt, welcher alfo auf dem platten Lande, 
Caffee überhaupt, oder in den Städten, gemahlnen, gebrannten oder rohen Eaffee unse 
einem Pfunde gekauft, oder gegen Naturalien eingetaufcht, oder unter einem Pfunde. nad 
und nach gegen Credit erhalten hat; folches bey der Obrigkeit anzeigt ; fo wird folcher Rüms 
fer niche beftraft ; fondern befomme vielmehr die Hälfte der von dem Verkäufer zu erlegen 
den Geldſtrafe, und des refp. confifsirten Caffees, maflen dadurdy der Zweck diefer 
ordnung am ficherften erreicht, und der Verkäufer am ſtrengſten controllire wird, 


Giebt aber der Käufer oder Conſument es nicht an, und wird überwiefen, daß e 
auf dem platten Lande überhaupt Caffee erhandelt, oder in Städten und Flecken unter einem 
Pfunde, oder gebrannten auch gemahlenen Caffee gekauft, eingetaufcht, oder vorbeftimmgs 
termaflen auf Credit genommen habe, fo wird er auf dem Lande zur Wroge gefchrieben, 
und auf den fandgerichten nach “Befinden der Umſtaͤnde beftrafe; in Städten und 
aber in die Hälfte derjenigen Geldſtrafe genommen, welche in jedem Zalle der Werfäufe 
erlegen muß, und welche fodann der Obrigkeit allein zufaͤllt. u 









Wie nun ben diefer Verordnung Unfere Sandesvdterliche Abficht lediglich dehi⸗ 
gerichtet iſt, den leider ſo ſehr eingeriſſenen Misbrauch des Caffeegetraͤnkes moͤglichſt me 
vermindern; fo verſtehet ſich von ſelbſt, daß nach nunmehro auf dem platten Lande 
lich aufgebobenem Handel mir Caffee in Bohnen und Mehl, fuͤhrohin keinesweges nads 
gefehen werden koͤnne und folle, wenn etwa ein oder andere Wirthe, Krüger, 
weinſeller, oder fonft irgend jemand, fich beygehen laflen follte, nunmeßro gefochten Eaffee 








bes. Caffeehandels. 21 


an die Sandleute zu verfaufen, oder gar Caffeegäfte zu feßen; es wird vielmehr afles Schens 
ken und Ausfellen des gefochten Eaffees auf dem platten fande, in den Krügen, Wirths⸗ 
haͤuſern, Brannteweinfchenfen und fonft überhaupt, an Bauern und kandleute, bey eben 
der auf den Verkauf des Saffees im, erfien Abſchnitt gefegten Geld» oder Sefängnipfirafe 
biemit aukdwlcklich verboten. 


Jedoch bleibet in den an groſſen Poſt⸗ und Heerſtraſſen, auch ſchif baren Stroͤh⸗ 
men, wie auch nahe um die Staͤdte belegenen Wirthshaͤuſern, Schenken und Kruͤgen, 
nad) wie vor geſtattet und frey gelaſſen, den Fremden, Reiſenden und andern Gaͤſten 
nach Verlangen Caffee vorzuſetzen und auszuſchenken. — 

I 

‚Wenn in Oefolge diefer Verordnung Sachen vorfallen, welche weitere Erörterung 
erfordern, oder wobey diefer oder jener von den Unterobrigfeiten beſchweret zu ſeyn ver⸗ 
meynet; ſo gehoͤren ſelbige lediglich fuͤr Unſere landestegierung , zu allenfallfig weiterer 
Unterfuchung. und endlicher Entſcheidung. 


Wir befehlen demnach allen und jeden Obrigkeiten i in Staͤdten und auf dem dande 
biemit ernſtlich, dahin zu ſehen, daß die gegen dieſe Verordnung eintretenden Contraven⸗ 
tionen entdeckt, ohne Rachſicht zur beſtimmten Strafe gebracht, und dem eingeriſſenen 
Uebel fo viel möglich geſteuert werde; wie dann auch die Policey⸗ und Licentbediente, we⸗ 
‚niger nicht die beſtellten Hauſieraufſeher hiemit angemiefen find, auf die Beobachtung dies 
fer Verordnung fleißig zu yigiligen,, und die ifnen zur Wiſeenſchaſt kommenden Contra⸗ 
ventionsfäe gehörigen Dres zur Anzeige jü bringen, 


| Und damit fi niemand mie der Unwiſſenheit entfhuldigen könne; foll diefe Vers 
arönung nicht nur mittelſt der oͤffentlichen Anzeigen und Anſchlags publiciret, ſondern auch 
in den Staͤdten und Fiecken den Krainer⸗ und Höcergilden einige Eremplare zugefteller; 
uf dem Lande aber auf den Kirchhoͤfen zum erfienmal, nachmals aber alljährlich auf den 
Borgerichten verlefen werden. " 


Geben auf Unferm Palais u St, James den 24ſten Dctober 1780, Unfers 
Reichs im Zwanzigften, 


(L. S,) GEORGE REX. | 
3.3. €» Alendleben. 


zu u 


Beckmanns Geſetze II, Cheil, 0 | Ss 30. Naſ⸗ 


322 | 30. Naſſauſches Verbot | | 
30, nn 
Naſſauſches Verbot der Hazardipiele....... 


vom ı5ten Junii 1770. 





Von Gottes Snaden, Earl, Fürft zu Naffau, Graf iu Saarbrüden 
und Saarwerdin; Herr zu Lahr, Wißbaden und Idſtein sc. x. 
hiermit zu wiffen: Nachdeme Wir in zuverläßige Erfahrung bringen mülfen,‘ daß, 
erachtee Wir ein fo forgfältiges Auge auf den blühenften Wohlſtand Unſeres fandes 
eines jeden einzelen Bewohner deffelben, gerichtet, dennoch überhaupt und insbe 
in Unſerer Rejidenzftade Kirchheim die Landverderbliche Hazardipiele im Schmang geben, 
wodurch mancher fein fonft fauer erworbenes Vermoͤgen ftündlich auf die Spige deſſen 
Zugeundrichtung, und alle Augenblicke der Gefahr einer gaͤnzlichen Verarmung ic 
ausjeßet; i " oo. 


So haben Wir, da Uns nichts fo fehr als das allgemeine Gluͤck Unferes "Lawäes 
und die Entfernung jeden Unfalls deffelden am Herzen liegen, Uns bewogen. gefehen, 
bierüber fowohl, | - u I 


Als, da Wir noch aufferdeme hoͤchſt mißfällig vernefmen müffen, wie ich 
und arıne, hohe und niedere Bewohner und Unterthanen Unſerer fanden verleiten 
in freinde und auswärtige Lotterien und Lotto einzulegen, einen gewiſſen Theil ihrer 
fhaft auf einen ganz unfichern Gluͤcksfall, der unter Taufenden kaum einen betrift, D 
wagen, und ſich unvermerkt in den tiefiten Mißſtand zu verfenfen,; ——— 


Nachſtehende aus wahrer Güte und Huld fließende, jedoch ernſtgemeſſen Ben 
ordnungen bekannt zu machen und nachdruͤcklichſt zu befeblen: | * fe 7 












1 ul) 


Sollen alle und jede Hazardfpiele, fie mögen Namen haben, wie fie immer wollen 
Feines. ausgenommen, es mag auch noch fo nicdrig gefpieler, oder durch irgend ein Com 
merce - Epic! verlarvet und verdecfer werden, auf immerbin aus Iinfern fanden und allem 
Unfern Aemtern dergeflalten verbannet ſeyn, da, wer fih von nun an beygehen laffe, wes 
Standes, Range und Ordnung er feye, in feinem Haufe ein dergleichen Hazardfpiel 
dulden, mit einer unnachläißigen Strafe von hundert Reichsthaler belegt, dem Anbeims 
ger aber die Hälfte davon zu Theil werden folle; 


Jede einzele Perfon aber, die alsdann bey ferhaner Spielparthie gewefen und eis 
mitfpielend glaubhaft angezeiget werden kann, fol eben fowohl in die gleich zu erlegende 
Strafe von funfjig Gulden verfallen ſeyn. " 

I. Ale 


Der Dazardfpiele, | — 323 
II. 


Allen und jeden Unſern Unterthanen Unferer geſamten Aemter fol nicht nur bey 
Vermeidung Unferer böchften Ungnade hiermit verboten feyn, in fremde und auswärtige 
Lotterien, Lotto, Gluͤckshaͤfen und dergleichen, es feye viel oder wenig, einzufegen, fondern 
es foll auch der oder diejenige, welche Unſeres hoͤchſten Verbots obnerachtet fich hierzu 
bereden luffen, febald fie Uns angegeben worden, mit willführlicher Geld⸗ oder Leibess 
ftrafe beleget, der ihnen allenfalls zu Theil werdende Gewinn aber confifeiret ſeyn und wer⸗ 
den; alle und jede andere Bewohner Unferer Landen aber, welche diefem Verbot zuwider 
handeln, welch Standes, Rangs und Ordnung fie feyn mögen, follen mit ungnädigen 
Augen von Uns angefeben und folches in alle Wege gegen fie geahndet werden; damit 
jedoch alle und jede Gelegenheit hierzu aus dem Wege gerdumet werde; fo gebieten Wir 
fernerhin, daß, wer fih in Unfern Landen, er fene wer er wolle, als einen Collecteur ſol⸗ 
cher auswärtigen Lotterien und Lotto von nun an öffentlich oder ins geheim gebrauchen lafs 
fon, wann er deflen zum erftenmal überführer wird, in eine willführliche Gelds oder Leibes⸗ 
firafe fällig erfannt, mann er fich aber deffen zum zweytenmal zu Schulden fommen laffe, 
des Landes verwieſen werden folle, 


Gleichwie Wir num zu Unferer gefamten Dienerfchaft ſowohl, als zu allen umd jeden 
Unfern Landeseingefeflenen, wes Standes, Rangs und Condition fie feyen, gnädigft und 
ernitlichft Uns verfehen, Wi ein jeder in Erwägung Unſerer beilfamen und zu jedermanng 
eigenem wahrem Beſten abzielenden Rückficht diefer Unferer höchften und gefchärfteften 
Drdnung nachzuleben, von felbften befliflen feyn werde; 


Als befehlen Wir gleihmohlen hiermit: daß Unfere nachgefegte Regierung, auch 
Alle Unfere Beamte auf die Seftbaltung diefer Linferer Verordnung nachdruckſamſt wachen, 
und gegen-diejenige, welche dewider handeln, mit ohnnachſichtlicher Strafe nah Maas⸗ 
gabe der Umſtaͤnden verfahren follen. | | 


| Alfo, daß and) derjenige Beamte, jeden Orts Schuftheiß, Burgermeifter, Ger 
richtsſchoͤffe, oder Policendiener , (welche leßtere befonders biezu angemwiefen werden) der 
einen dergleichen Verbrecher zwar in Erfahrung gebracht, aber nicht gehörigen Orts ans 
gezeiger hat, als Theilhaber des Verbrechens angefehen und geftrafet werden fol, 


Wie dann diejenige, welche einen oder den andern Uebertreter diefes Gebots ents 
decken und angeben, allemal die Hälfte der angefeßten Strafe eigends beziehen, and wann 
fie es verlangen, ihre Namen verfchroiegen gehalten werden follen; 


— 


Damit endlich ſothane Unſere Verordnung zu jedermanns Wiſſen gedeihe, und 
niemand ſich des Nichtbewuſtſeyns halben entſchuldigen koͤnne; fo ſoll nicht nur derſelben 
eine ziemliche Anzahl gedruckter Exemplarien ausgetheilt und alſobalden in jedem Ort Unſe⸗ 
rer Landen publiciret, ſondern auch jeder Beamte und Schultheiß angewieſen werden, bey 
Vermeidung ſchwerer Strafe auf den Unterlaſſungsfall dieſe Publication durch oͤffentliche 
Ableſung vor verſammleter Gemeinde auf den erſten Werktag jeden Jahrs zu wiederholen 
und einzufchärfen. Ä 
nn Ss2 Wornach 





324 31. Heſſen⸗Caſſelſches Verbot des unnöthigen Schi 


Wornach fich jedermann zu achten, auch für Strafe und Schaden 
Urkundlich Unſerer eigenbändigen Unterſchrift und beygedruckten Füritlid 
Gegeben in Kirchheim den 15ten Junii 1770. 


(L. 8.) Earl, Fürft zu Naſſau. 
a —σ f 


31. 
Heilen = Karlelfches Verbot des um 
Schießens, vom 25ſten Rovember 1776 


Von Gottes Gnaden Wir Friedrich, Landgraf zu Heſſ 


Liebe Getreue! 
Nebeen das unerlaubte Schießen auf Neujahr, desgleichen bey Hoch 


meſſen und andern Gelegenheiten zwar durch verſchiedene Ordnun 
zuletzt durch das unterm 13ten Febr. 1775 ergangene Ausſchreiben wied 
worden, ſolches aber nach der misfaͤlligen Erfahrung bisher an manchen £ 
um deswegen noch immer fortgedauert hat, weil dergleichen Frevler von de 
wohnern des Orts zur jedeemaligen Beitrafung nicht angezeigt werden; 
Uns endlich, um diefen Unfug und alle damit verknüpfte fchädliche Fe 
Grunde zu heben, guädigft bewogen, hierdurch weiter zu verordnen, daß 
und Dörfer, worinn auf die Kirchmefle und auf Neujahr, oder fonft ungeb 
geſchoſſen wird, fo lange Mann für Mann, bis fie den Thaͤter entdecken, ; 
fegt, in den Haupeftädten aber die PoliceysCommilhones defto fleißiger a 
brauch Acht geben follen. Wäre auch der Ereedent ein Soldat; fo ſoll 
arretirt, und cum Protocollo an die naͤchſte Sarnifon geliefert werden. 
jedermann, den es angehet, fich unterthänigit zu achten hat. Gegeben I 
gierung zu Caſſel den 25ſten November 1776, 


Ad Mandatum fpeciale Serenifhin 
©, Lennep. 
3.€%. S 


325 


ua Verbot gefährficher. Bücher, 
vom 15ten May 1775. 





. Sitte Gnaden Wir. Heinrich, Biſchof und Abt zu Fulda, des 
Heil. Roͤmiſchen Reichs Fuͤrſt, Ihro Majeſtaͤt der Roͤmiſchen Kaiſerin 
Erzkanzlar, durch Germanien und Gallien Primas ꝛc. ꝛc. fügen jedermaͤnniglich 
zu wiſſen: Der Verfall guter Sitten und der Religion iſt die unmittelbare Urſache des 
gewiſſen Umſturzes eines Staats. Da nun die allzugroſſe Freyheit der Preſſe die Mutter 
des Unglaubens, der Empörung -und der ſchaͤndlichſien Ausgeluſſenheit werden kann; fo 
haben Wir in diefer wichtigfteir Beherzigung Unfere Biſchoͤfliche und Regentenpflicht ges 
gen ſolches verderbliche Unwefen nicht länger aleich zuͤltig ſeyn laſſen koͤunen; zumal Wir, 
leider! den wichtigſten Anlaß hiezu in den heut zu Tage wider alles beſſere Vermuthen 
auch in die Haͤude des niederen Standes und der Jugend eindringenden ſolcherley Druck⸗ 
ſchriften wahrnehmen muͤſſen, «die unter der gefährlichen Larve des Witzes das Chriſten⸗ 
thum haͤmiſch behandeln, den Geiſt ſeiner Beſchaͤſtigung, Pflichten und geheiligten Bande 
eutledigen, die Natur nur zum Reize der Weichlichkeit bis zur Unehre des höchften Schoͤ⸗ 
pfers erklären, und wo fie am unfchuldigften fcheinen, nur den Muͤßiggang zu ſeinen ge⸗ 


faͤhrlichſten Folgen näbren, 


Ob nun fhon die allgemeinen Reichsgeſetze Unſere Chriſtkatholiſche Glaubens⸗ 
lehre und die Vernunft dieſen ſchaͤdlichſten Vergehungen kraͤftigſt widerſprechen; ſo finden 
Wir Uns doch insbeſondere gnaͤdigſt bewogen, hierwider folgendes ernſtgemeinte Geſetz in 
Unſern Fuͤrſtl. Landen zur ſtraͤcklichen Gelebung dahin verkuͤnden zu laſſen: 


1) Daß alle nur immer gegen die Religion, gute Sitten und Grundregeln des Staats 
gerad oder auch in verbluͤmter und heimlicher Weiſe anſtoſſende, oder auch nur 
zweydeutige Bücher, Druck⸗ oder andere Schriften, worunter das von aus⸗ 
wärts in biefige Lande eingefchlichene höchftanitößige Werk, ‚unter dem Titul 
philoſophiſchen Arztes, insbeſondere, auch Bilder und Kupferſtiche, die eine 
Art öffentlicher Mergerniß an fich tragen, in Zukunft bey, so Rehlr. Strafe ges 

. gen die Berbreiter und Lefer derfelben gänzlich verboten ſeyn follen. 


2) Gleichwie aber die genauefte‘ Einhaltung diefes Verbots zwey befondere Ruckſich⸗ 
ten erfodert, nemlich auf diejenigen Schriften, die in dem Sande gedruckt, und 
auf iene, welche auswärts eingeführet werden, ein wachfames Aug zu haben; 
fo verordnen Wir in Anſehung erfterer, daß, nachdem bereits faͤrſichtig alle 
ee uchbenderenen wegge *— iind, dahier in Unſerer Hof⸗ und Univer⸗ 
ſitatsb uchdtuckereyn druckt werden ſolle, es ſeye dann, es habe vorhin 
ve fen gnaͤdigſt —X Vüchereznforen auf das Männfeript das Impri- 

63 matur 


326 


32. Fuldaſches Verbot 


matur erhalten, und zwar nach, Befchaffenheit des geiftlichs oder weltlichen 
Cenſors, und jofern der Inhalt vermiſcht ift, von beeden. Sollte fidy hierwi⸗ 
der der Buchdrucker verfeblen; jo bat derielbe nebft der Confiieirung und Ver⸗ 
luft des Privilegii, audy nach Beſchaffeuheit der Umſtaͤnde ſchwerere Ahndung 
zu gewärtigen, = 
3) In Anfehung der einzuführenden fremden Schriften werden alle auswärtige Bude 
führer bey Strafe der Eonfifcation gewarnet, daß fie derien gefährliche Schrife 
ten in Unſern Fuͤrſtl. Landen unter feinem Vorwande abfegen, und bievon eime 
Niederlage machen, noch weniger jich unterſtehen mögen, gefährliche "Bäder 
auf Ordres Anderer, die von Uns derley Bücher zu leſen die ausdruͤckliche E 
laubniß nicht haben, ohne davon den Cenforibus die Anzeige zu machen, ame» 
derft woher zu befchreiben, bey Strafe, mie hieroben gemeldet; insbefonders 
aber follen ſich Unſere Buchbändfer eine unversügliche Eorge ſeyn laflen, den 
ücherverlag und Vorrath in cin Verzeichniß zu bringen, und davon den Cem 
oribus Librorum die unhinterjiellige Vorlage zu macen, und damit von Meß 
zu Meß, oder wenn fonft ein neuer Transport einlangt, ununterbrochen fogss 
zufeßen. | 
4) Die Buchbinder, Handelsieute und Juden follen bey ſchwereſter Strafe ſich der 
Commißionen und Bücherbefchreibungen gänzlich enthalten. | 


5) Bey öffentlihen Bücherauctionen follen die Verzeichniffe davon vorher deu Cem 
foribus behändiget werden, um auf den "Befund drgerlich  freggeifterifcher Br 
cher genau zu fehen, welche alfo chne alle Ruckſicht weggenommen und cams 
fifeirt werden follen, | | | | 

6) Damit aber die Cenfores felbft hierunter mit ftracker Pflicht und niche mit übers 
triebener Strenge in der Cenſur, die wirklich, auch dem Wachsthume der Wiß 
fenfhaften nachtheilig ſeyn kann, zu Werk geben; fo follen fie mie hinlaͤngliche 
Inſtruction von Linfern geifts und weltlichen Regierungen verfeben, und da 
eidlich verpflichtet, befonders aber dahin angewiefen werden, dag, wo fie ü 
falls bey einer Echrift einen Zweifel finden, das Bedenfen an Unſere ua 
feste Regierungen nach Beſchaffenheit des geifts oder weltlihen Stoffes beim 
gen ſollen. 

7) Nebſt diefen Eenforen legen Wir es auch den Zifcalen zu ihrer befonbern Pfthe 
auf, die Behaͤltnißorte oder den Gebrauch ſolcher verderblihen Bucher 
















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zennzsigefährliher. Bücher. 0399 


 B):Veede Unfere :Regierurigen tveifen Wir and) andurch noch insbefondere. hiermit 
| ernſtlich an, daß fie mehrmal fo in Buchlaͤden, als anderu verdächtigen Orten 
unverſehene Viſitationen vornehmen, und überhaupt dem Aufbringen wirklich 
bbſer' Bücher nach Beſchaffenheit ex zrario publico einen guten Lohn verabreis 
chen laſſen. —— | . 
We tign Batgy neun: Fr . m. Eu 
9). aber Ynfern. Ernſi vollkommen erfennen zu geben, wollen Wir alle Hochs und 
4. .miederen Standsunterthanen und Unſere ‘Dienerfchaft insbefondere warnen, 
‚daß, wo fie ſich In ſolchem Unfuge der Leſung oder Verbreitung dergleichen vers 
botener Bücher betreten laſſen würden, mit ſchaͤrfeſter Ahndung, auch Caffas 
tionsſtrafe unruckſichtlich angeſehen, alle und jede dieſem Unſerem Verbote zu⸗ 


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RER wider: yorgefundene..böfe Bücher, Schriften, Gemaͤhlde aber fogleich caßirt, 


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. ungergunge uud, ‚verbrennet werden ſollen. Hieran geſchiebet Unfer Bifhöfl. 
und A ernfllicher Wille, Gegeben’ Fuld Sen 15ten May 17785. 


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(LS)... BHeinrich, B. und F. 





VB | 33. — 
| Hildesheimiſche Kleiderordnung, vom 


ı3ten December 179. : 


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09 





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Nyon Gottes Gnaden, Wir Friderih Wilhelm, Biſchof zu Hile 

desheim, Coadjutor zu Paderborn, des Heil, Roͤm. Reiche Fürft ꝛc. ꝛc. 
thun kund und fuͤgen hiemit zu wiſſen: Nachdem ſeither wahrgenommen, und Uns von 
Unſern treugehorſamſten Staͤnden unterthaͤnigſt vorgeſtellet worden, daß unter den ge⸗ 
meinen Bürgers und Bauersleuten, und ihren Weibern ein uͤbermaͤßiger Kleiderpracht 
eingeriffen, und daher Unſere getreue Ständevon Uns verlanger haben, dag Wir diefem 
zum Verderben und Armuth führenden Aufwand emen Einhalt thun mögten; fo haben 
Wir, diefem zum Landesbeſten gereichenden Verlangen zu willfahren, feinen Anftand 


genommen; _ 


Wir fegen, verordnen und wollen demnach, daß hinführo die gemeine Bürgers 
und Banersleute, nebft ihren IWeibern und Kindern, (mworunter Wir auch die Müller 
und Krügere, nebit ihren Srauen und allen Dienftmädgen mit begriffen haben wollen,‘) 


alles Gold und Silbers auf den Kleidungen, und infonderheit auf ihren Hauben und 
Ä Ze Müsen 


328 33. Hildesheimifhe Kleiderocdnung. 


Muͤtzen alles Sammets und Seiden, wie auch Brabandsı en, oder Spigen 
wie weniger niche alles Cammertuchs ımd Zißes ſich ganjlı, ent, Aien folen; find 
gleihwehl mit dergleichen Kleidungen jego verſehen, jo wird ihnen zwar erlaube, Biejelbe 
fernerkin Bis den ıjten Januar fünftigen 178 1ſten Jahres zu tragen und ju;gebramchen, 
in Zukunft aber joll ihnen, dergleichen wieder anzuichaften, gänzlih verbeies, und ai 
diejenige, welche von nun an dieje verbotene Kleidungen ſich angeichaft zu haben, und bie 
jetzt babende, nach den ıften Januar 1781 zu tragen, berreren md 

follen in 5 Rthlr. Strafe verfallen, und darauf von den Beamten und Sericheshaltern (as 
fort ereauiet, auch mit der Confiſcation ſethaner Kleidungen wider jfe verfahren werten, 
und ſoll ſolche configeirre Kleidung ſowebl, ale verbemeldte Gclöftrafe den i 
in ihren Jurisdictionsdiſtricten anheim fallen, in Unſern Fuͤrſtlichen Aemtern aber Us 
zu zwey Drittel berechnet, das eine Drittel hingegen Unſeren Beamten für ihre birruunm 
zu bezeigende Wachſamkeit und Handhabung dieſer Berordnung zu Theile werden; 


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Damit aber auch den Kaufs und Handelsleuten, dergleichen Kleibermannez am 
die Krüger und Müller, gemeine Bürgers und Bauerweiber, ader deren 
auch au die Dienſimaͤgde zu creditiren, die Gelegenheit benemmen werde; fo fellen fie 
ihrer aänzlichen Forderung, welde aus dem Borg dieſer Waaren berrüßeer, iq fofeen 
der Borg nach Verkündigung dieſer Unferee Verordnung geſchehen iR, 
und mie der desfalis anzubringenten Klage abgemiefen, auch, auf Erfordern des 
ners cidlich su erhärten, angebalten werden, dag in der Waareurechnung unser einem 
verſtellten Namen obige verbetene Kleiderwaaten nicht begriffen ſeyn; wornach fich Als 
fere ſümtliche Obers und Untergerichte in judicando, wie auch die Veamte und Series 
babere, Kaufleute und alle uͤbrige, denen cs angebet, geberſamſt zu achten ; ie 
zu Urtund baben Wir dieſes eigenbaͤndig unterſchrieben, und mit Llnferge ge 
beimen Canjlevinſiegel bedrucken laſſen, auch gewoͤbulicher Orten zu afıgiren, wmb um 
den Kanzeln zu publiiten befohlen. Geben in Unſerer Stadt Hildesheim den zum 
December 1779. 


(L. S.) Sriderih Wilhelm, .  °. 
Biſchof und Fuͤrſt zu Hildesheim. 


5. 2. Kerſting | 













| . 34 6 
Hildesheimiſche Verordnung wegen der Wittwen⸗ 
| caffe, vom 2ıften Junii 1782. 





Von Gottes Gnaden, Wir Friderih Wilhelm, Bilhof su Hil⸗ 
desheim, Coadjutor zu Paderborn, des Heil. Röm, Reiche Fürft ic. ꝛc. 
fügen hiemit zu wiflen: Nachdem Wir bisher mit wahrer Freude den guten Fortgang der 
von Uns für die weltliche Dienerfchaft Unferes Hochfliftes errichteten Witwenverpflegungss 
anftalt wahrgenommen, und daher noch immer gnaͤdigſt entfchloffen find, alle Maaßregeln 
zu ergreifen, wodurch diefem die Verforgung der Witwen und Waifen zum Endzweck has 
benden, mithin in jedem Betracht fehr intereffanten Inſtitut Dauer und Aufnahme vers 
fchaffet werden kann; fo’haben Wir dermialen, da Wir Uns von dem Directorio der 
. Witwenverpflegung den ganzen Zuftand derfelben vorlegen laſſen, für noͤthig erachtet, die 
von Uns dieferbalb unterm 24ſten März 1770, und 25ſten Nov. 1772 * erlaffene fans 
desherrliche Verordnungen in Nachfolgendem theils zu erklären, und theils abzudndern. 
Wir verordnen und wollen demnach | 


1) Daß von nun an fein Fremder oder Ausländer in diefe Wirttwenverpflegungss 
gefellichaft, es jey unter was Vorwande es immer wolle, weiter aufgenommen 
werden fol, Wenn aber | 


2) Jemand Unferer Landesunterthanen, der ih unter der. Zahl Unferer Hochftifts 
ſchen Bedieuten nicht befiuder, folglich zur Theilnehmung an dieſem, die Witwen 
und Kinder der Bedienten allein bezielenden Inſtitut niche qualificire ift, in die 
Eorietät aufgenommen zu werden verlangt, fo fol derfelbe nicht anders, als 
auf vorherige Anzeige des Directorii und Unfere zu ertheilende fchriftliche gnaͤ⸗ 
digfte Genehmigung aufgenommen werden, und daben verbunden feyn, ſtatt 
der in Unferer Verordnung vom 24ſten März 1770 9. 12 beſtimmten Einkaufs⸗ 
geldern, nunmehr J 


für die. 1ſte Elfe . » ⸗ 40 Rthlr. 
te ⸗ ” . go — ' 
3te ⸗ ⸗ 120 — 
4te ⸗ ⸗ 160 — 
ste ⸗ ⸗ 200 — 
6te 9 9: 240 — 
„te 9 9 320 — 
8 ⸗ ⸗ 400 — 


gte 
als ein Antritsgeld zu erlegen. Da nun auch | 
| 3) Unfee 
* Siehe Bergius Landesgefege, viertes Alphabet, Seite 259 und 268. | 
Beckmanng Gefege U. Theil. | Tt 


330 35. Neglement bey den Armenanftalten 


3) Unfer gnaͤdigſter Wille it, daß ein jeder LUnferer Bedienten nach dem Werbäts 
niß feines Gehaltes einen gleichen Antheil an dem Inſtitut haben fol; fo ver 
ordnen Wir abermals, daß jeder Bediente von feinem Oehalt dos erite nass 
tal zur Wirwencafle erlege, und ein jeder für jede volle 25 Rthlr., Die er von 
dem eriten Quartak feines Gehaltes beyrrägt, eine Claſſe zu wählen ſchulbiz 
ſeyn, und ihm auch noch frey ſtehen fol, nicht allein eine höhere zu wählen, 
ſondern auch, wenn über die 25 Rthlr. eine Summe, die nicht 25 Meble, bes 
tragt, uͤberſchießt, ſodenn das au den 25 Rihlrn fehlende nachzuzahlen und im 
eine noch höhere Claſſe einzutreten. Zu deifen mehrerer Erläuterung Me 
denn cine bejondere Tabelle haben verfertigen und diefer Unſerer guddieen 
Verordnung beyfügen laſſen. 

4) Leber dieſe bier beitimmte Claſſenwahl foll fein Bedienter ſchreiten. 

Wir aber aus wichtigen bewegenden Lirjachen diefen oder jenem Uaſerer Bes 
dienten guädigft verſtatten, noch eine höhere Elaife zu wählen, fo fol er fe 
jede Claſſe, die er höher feige, 30 Rthir., und für die 7te oder Ste für jste 
60 Rthlr. zur Wirwencaffe erlegen. 

Es wird demnach jedem, den es. angehet, hiermit gnädigft anbefoßlen, ſich Dam 
mach zu richten, der Caßirer aber hiemit beienders angewieſen: die Antritsgelder mach Hide 
Kr Verordnung auf das genauefte einzufordern und zu berechnen, und wenn jemanı wi 
der Bezahlung zuruͤckbleiben ſollte, ſolches ſofort Uns unmittelbar, oder deni angeerkuung 
Direstorio anzuzeigen, damit jeder zur Leiſtung feiner Schuldigkeit angehalten werten 
konne. Urkundlich gnaͤdigſten Hantjeichens und bengedruckten Fuͤrfilichen gebei 
keninfiegels. Hildesheim den zıflen Juntt 1782. 


(L.S.) Friderich Wilhelm, Biſchof und Fünf. - - 
B- 8. Serfing | 














35. a 
Reglement bey den Armenanftalten inder Bergſtat 


Zellerfeld, vom 26ſten Februar 1782. 





cil alle Armenanſtalten dabin abzielen müflen, daß der Bettetey gewnchect 
W erh der Elenden —8 ya faule, der übel hauspulrende, Zee — 
Betuct ader von Allmoſen ausgeſchloſſtu, und jur Ord beit nes; 








wählen nachgelaffen ift. 


kann giebt 
Wer zum muß um muß 
Antrietsquartal waͤhlen quartal wählen | wählen Nachſchuß/ zur 


zahlet 


BR a zu LK EH 
25 I 65 6 — 10 7 
30 1 70 6 — 5 7 
35 ı 9 7 — — — 
40 1180 7 — 45 8 
45 1 185 7 — 40 8 
50 „ 190 7 — 35 8 
55 a 93° 7 — 30 8 
60 2 0 7 — 25 8 
65 a 205 7 — 20 8 
70 2 70 7 — 15 8 
75 3 215 ? = 10 8 
80 3 | 5 8 
85 3 228 8 u — — 
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in der Bergſtadt Zellerfeld.“ . s3E 


diefe Abficht jedoch nicht erreicht werden kann, wofern nicht die Armen nach ihren Umftäne 
den recht befannt, und einer näheren, unter mehreren Perfonen vertheilten Aufficht untere 
worfen find: fo foll bey den biefigen Armenanftalten ı) eine Directton, 7) eine Admini⸗ 
firation, und 3) eine befondere Aufjicht auf die Armen in jedem Viertel der Berge 
ftadt feyn. ' W 
= 2. | 
Die Direction fol den Zufammenfünften zuftehen, welche alle Vierteljahr auf dem 
Rathhauſe zu Unterfuchung und Regulirung aller zum Armenwefen gehörigen Sachen zu 
halten find. Beyde Prediger nebft einigen Bürgern aus jedem Viertel der Bergſtadt 
find dazu mit einzuladen, und auffer Richter und Nach follen die zur Abminiftration und 
befondern Aufſicht beftellte Derfonen dabey mit gegenwärtig ſeyn. Es verjteber fich hiebeg - 
aber von felbft, daß die Berghauptmannſchaft vermöge ihrer Oberaufficht über diefe Ars 
mens fo wie über alle Policeyfachen die Macht hat, jemand ex Speciali commiflione dieſet 
Direction annoc) beyzufuͤgen. Wenn aufler der Zeit diefer quartalichen Zufammenfänfte 
wegen Verforgung der Armen unvermuthet etwas vorfällt, worüber die Adminiftratores 
und Gemeinevorſteher feine Borfchrift haben, und dennoch eine Entfchließung nicht aufs 
gefihoben bleiben ann: fo bat der Richter allein, und wenn ein Bergbauprmannfchaftlis 
cher Commiflarius vorhanden ift, mit diefen gemeinfchaftlich das Noͤthige zu verfügen; 
jedoch ift in Dingen, woran die Prediger, vermöge ihrer Seelforge, Antheil zu nehmen, 
Urfache haben, mit diefen Abrede zu nehmen, und alle dergleihen Verfügungen find vom. 
den Aöminiftratoren bey der naͤchſten quartalichen Zufammenfunft wieder mit vors 
zubringen, 
> 
Die Abminiftration foll.den drey Rechnungsführern der. Armencafie, der Hofpis 
talcaſſe, und der Freyſchulen und Waifenanftalten ſeyn. Dieſe haben nach ihren erhalten 
nen Vorfchriften zu verfahren, und alle Entfchlüffe der Direction zur Ausführung zu brine 
gen. Und obgleich ein jeder von ihnen eine befondere Mechnung führet, und eigentlich 
ı) der Adminiftrator der Armencafle für den Unterhalt und andere Bedürfniffe der Armen 
überhaupt, 2) der Adminiftrator der Hofpttalcaffe für die armen Kranfen, und hofpitals 
mäßige Beerdigung der in Armuch Verſtorbenen insbefondere, und 3) der Adminiftrator 
der Frenfchulens und Waifenanftalten für den Unterricht und Erziehung armer Kinder zu, 
forgen bar; fo follen dennoch ihre Verwaltungen in fo fern gemeinfchaftlich feyn, und ges 
meinfchaftlich geſchehen, daß fie nöchigenfalls einander fich ablöfen, auch wöchentlich an 
einem gewiſſen Tage zufammen fommen, und wegen ihrer Verwaltungen gemeinfchaftliche 
Abrede nehmen, vor weichen Zufammenkfünften alle Armen, die um etwas auſſer der Zeit 
der quartalichen Armenunterfuchung nachſuchen, fich anzufinden haben. Ä “ 


4 W 
Die beſondere Aufſicht ſoll ein jeder der vier Gemeinevorſteher anf die, in ſeinem 


Viertel der Bergſtadt wohnende arme Leute, deren. febensart und Kinderzucht führen . 


Diefe Gemeinevorſteher follen von den Umſtaͤnden der Armen ftetd geändliche Kenntnis ſich 
verfchaflen, und zu diefer Abſicht ſowohl alle Quartal ben der Golegenheit, wenn fie Pflicht 
halber die Schornſteine und Feuereſſen in ve Viertel der Bergſtadt viſitiren, als auch 

t 2 wenn 


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333 35. Nezlemens bey den Irmenanfalten 


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Eugx:z jagez: ie kl eier ce Orts un — 
gua3 vca Kan — ia Ausubunz gebrach: we:iea, 


6. 


3u dem Lade ũnd die Wirthehéuier fleiſiʒ zu vrũtit en. Gaiwirhe fellen erste 
Verler gar nıkt, und es andern fremden Periezen, bır cıcen Nachtættei mlafüp pabem, 
niemaat <5ne derglechen Nachtʒ eitel Een zwed Thaler Streafe bederdot: gen. Es ut ande 
aus Bea S1.r..iis —— ‚us fur die Scmmunicniergiidte bur ın —222 — 
daũ ker Richter eben ſewehl, als die Ratbogu⸗der dahin zu ſehen ſchon versäiukert 
daß feine fremee uad unnethige Leute chze Berghaurtmannſchaftliche — a 


wehnhaft werten, 








7. 
Nur ſelchen fremden durchreiſenden duͤrftigen Perſonen, welche nich der 
ſendern löblicher Urſachen halber diefen Drt paßiren, und um eine Gabe 


ſelche nach ‘Befinden der Umſtaͤnde von Lem Richter oder demjenigen, weicher — 
fremde Perſonen zu examiniren bat, aus der Armencaſſe zu reichen, 3. 





8. . * 
Wenn eine woͤchentliche Allmeſenſammlunq, die von den Hauowirthen auf ı 
Reihe geſchiehet, nicht füglich ſich will einführen lalfen: jo ſoll unterdeſſen die jchige —— 
lung, welche durch befentere Eollectanten verrichtet wirb, jederjent mu obriz?eisischer Buß 
ſicht in Ordnung erhalten werten, und zweifelt man nicht, jeder Einwehaer werde 
Verforgung der Armuch wöchentlich einen milden Beyttag geben, und dafür bie sinne 
Vergeltung erwarten. 








0. 

Taf bie Allmofen nur felhen Armen zu reichen find, welche wegen 
Unvermögens entweder gar nicht, oder nur sum Theil ich ernähren fünmen, einbeis 
milch find, verjieher fih von felbit. “Die armen Leute baben ihr Armentheil ae ats 
abend auf dem Rathbauſe zu empfangen, und es fol daben auffer dem ! 
ber Armeucaſſe ‚ entweder noch ein anderer Adminiſtrator, oder eıner von dew vier hemzeis 
nevorjlehern mit gegenwärtig ſeyn. Ein jedes Armer joll fein Acmencheil jeibſt been,’ 











in der Bergftadt Zeiterfeld." 2 333 


Niemand foll feiner Schulden wegen fein Armentheil einem andern’ubtreten’Mirfen, auch 

fol von niemand einiger Foderungen halber ein Armencheit in Befchlag gendfumen werden 

Binnen, damit fo wenig-dem leichtfirnigen Aufborgen, als dem wucherlichen' Borghalten 

Vorſchub gegeben wird. 7 = er ee 
10. 


DDas beſte Mittel wider die —— ‚armen Leuten, die noch arbeite koͤnnen, 
Gelegenheit dazu zu verſchaffen, Rijde em Muͤßiggange, dem Ueſprung jo vieler Uebel, zu 
ſteuren. Und da zu hoffen ift, "daß. bey den hieſigen Bergwerken durch göttlichen Segeñ 
noch fernerhin die Mannsperſonen ihr Brod finden werden, und in dieſer Gegend, wo 
weder Korn⸗ och Flachsbau iſt, es nur noch darauf ankommen will, daß arme Frauens⸗ 
'perfonen nicht über Mangel ah! Verdienft lagen dürfen, und um dergleichen Vorwaud 
abzubelfen, eine heſondere Arbeirkanftale dergeftalt eingerichtet iſt, daß ein jeder, det om 
dentuͤch und ehrlich ſeyn will,” Wolle zum Spiniten erhalten Fann; ſo iſt dieſe Arbeitvan⸗ 
in der Beften Ordnung, und inter ſtrenger obrigkeitlicher Aufſicht zu halten‘, auch aller 
Betrug, zumal wenn er von’arinen Feten; gefchtehet, aufs jchirfite zu beftrafen.. 


-F}, ur 3 j .. ea 

Befonders erfordern gute Armenanftglten, dahin zu ſehen, daß armer feute Kins 

der nicht, wie fo oft — ungeſutet, und im Muͤßiggauge, dem gemei⸗ 
nen Weſen zur Laſt auſwa fen idgen. Und weil Kinder, wefche Anjege, nicht arm find, 
es gar leicht durch Todes⸗ und, andere Ungluͤcksſalle Hrer Eſtern werden können, übers 
> aber eine gute Kinderzucht allhier um'ſo notbiger iſt, weit bey Puchkindern, die alle 
age nicht mehr denn eine einzige Stunde in der Schule tinterrichtet werden fönnen, der 
Schaden ſowohl für fie ſelbſt, als für das gemeine Weſen um fo gröffer it, wenn fie vers 
fäume, und ‘Berge Puch und Hüttenwerfe in Gefahr find, dereinften an ihnen fchlechte 
und untrene Arbeiter zu haben: fo follen alle Kinder von dem fechsten Jahre an fchlechters 
dinge fleißig zur Schule: gehalten werden. : Und dqmit diefer Punct unter einer Aufjicht 
seyn möge, welche jeyen heilſamen Endzweck befördert:, fo follen die Gemeinsvorfteher allee 
mal die Woche vorher, wann die quartaliche Zufammenfunft ſeyn foll, das Bifitiren der 
Scorniteine und Feuereſſen vornehmen, und ‚ben diefer Gelegenheit, nach Anleitung des 
ihnen zugeftellten Einwohnerverzeichnifjes, mit nach den zur Schule zu. baltenden Kindern 
fid) gründlich erkundigen, hierauf zu weiterer. Nachfrage-aush ‚alle deutſchen Schulen bes 
“fuchen, und.das Befundene, und was fonft zu Verbeſſerung des deutichen Schulweſens 
gereicken mag, ben der quartalichen Zuſammenkunft gewiflenbaft. zur, Amzeige bringen. Es 
fol bey Pucharbeit fein Habs -angrlegt werden, weſcher mischt wenigſtens fertig leſen kann; 
und dirjenigen Eltern, "welche das Schulgeld für ihre Kinder zu bezahlen, wohl vermögend 
find, und dennoch ihre Kinder ohne erhebliche Urfache aus der Schule bleiben laflen, follen 


| ee Be 5 tz pr . a We IE ae 2. J 
BE Rrautbeiren der aenen Leute hat mau es nicht bloß ben mientgeltlicher Ver⸗ 
abfolgung der Medicamente bewenden ju laſſen, En die Adminiftretores haben nebft 

— t 3 den 


=> 





in der Bergſtadt Zellerfeld. — 331 


dieſe Abſicht jedoch nicht erreicht werden kann, wofern nicht die Armen nach ihren Umftäns 
den recht befannt, und einer näheren, unter mehreren Perfonen verteilten Aufjicht untere 
worfen find: fo foll bey den Biefigen Armenanftalten ı) eine Directton, 72) eine Admini⸗ 
ftration, und 3) eine befondere Aufficht auf die Armen in jedem Viertel der Berge 
ſtadt ſeyn. 
| 2. | | 
Die Direction foll den Zufammenfünften zufteben, welche alle Vierteljahr auf dem 
Rathhauſe zu Unterfuchung und Regulirung aller zum Armenwefen gehörigen Sachen zu 
halten find, Beyde Prediger nebft einigen Bürgern aus jedem Viertel der Bergſtadt 
find dazu mit einzuladen, und auffer Richter und Rath follen die zur Adminiſtration und 
befondern Aufſicht beftellte Derfonen dabey mit gegenwärtig feyn. Cs veriteber fich Hiebey - 
aber von felbft, daß die Bergbauptinannfchaft vermöge ihrer Oberaufficht über diefe Ars 
mens fo wie über alle Policenfachen die Macht hat, jemand ex Speciali commiflione dieſet 
Direction annoch beyzufügen. Wenn aufler der Zeit diefer quartalihen Zufammenfänfte 
wegen Verforgung der Armen unvermuthet etwas vorfällt, noorüber die Adminiftratores 
und Gemeinevorſteher feine Vorſchrift haben, und dennoch eine Entfchließung nicht aufs 
geſchoben bleiben kann: fo hat der Richter allein, und wenn ein Bergbauprmannfchaftlis 
cher Commiflarius vorhanden ift, mit diefen gemeinfchaftlich das Noͤthige zu verfügen, 
jedoch ift in Dingen, woran die Prediger, vermöge ihrer Seelforge, Antheil zu nehmen, 
Urfache haben, mit diefen Abrede zu nehmen, und alle dergleichen Verfügungen find von - 
den ANöminiftratoren bey der naͤchſten quartalichen Zufammenfunft wieder mit vor⸗ 
zubringen, Ä 
> 
. Die Adminiftration fol_den drey Rechnungsführern der. Armencafle, der Hofpis 
talcaffe, und der Freyſchulen und Waifenanftalten ſeyn. Dieſe Haben nach ihren erhaltes 
nen Vorfchriften zu verfahren, und alle Entfehlüffe der Direction zur Ausführung zu brine 
gen. Und obgleich ein jeder von ihnen eine befondere Rechnung führer, und eigentlich 
ı) der Adminiftrator der Armencaffe für den Unterhalt und andere Bedürfniffe der Armen 
überhaupt, 2) der Adminiſtrator der Hoſpitalcaſſe für die armen Kranken, und hoſpital⸗ 
mäßige Beerdigung der in Armueh DVerftorbenen insbefondere, und 3) der Adminiftrator 
der Freyſchulen⸗ und Waifenanftaften für den Unterricht und Erziehung armer Kinder zu 
forgen hat; fo follen dennoch ihre Verwaltungen in fo fern gemeinfchaftlich fegn, und ges 
meinfchaftlich gefchehen, daß fie nöchigenfalls einander ſich ablöfen, auch woͤchentlich an 
einem gewiflen Tage zufammen kommen, und wegen ihrer Verwaltungen gemeinfchaftliche 
Abrede nehmen, vor welchen Zufammenfünften alle Armen, die um etwas auffer der Zeit, 
der quartalichen Armenunterſuchung nachfuchen, fich anzufinden haben. Ä u 


4 - : 

Die befondere Aufficht foll ein jeder der vier Gemeinevorſteher auf die, in ſeineni 
Viertel der Bergſtadt wohnende arme Leute, deren $ebensart und Kinderzucht führen . 
Diefe Gemeinevorſteher follen von den Umſtaͤnden der Armen ftetd geüindliche Kenntnis ſich 
verfchaffen, und zu dieſee Abficht ſowohl alle Quartal bey der Öslegenheit, wenn fie Pflicht 
balber die Schornſteine und Seuereflen in dm Viertel der Bergſtadt nijitiren, als auch 

t 2 wenn 


332 35, Reglement bey den Armenanftalten 


wenn fie jährlich zus Aufzeichuung der Einwohner wegen des fogenannten Bürgerregifiers 
behuͤlflich feyn müffen, in fofern auch um die Menſchen fich mir befämmern, daB fie auf 
die in den Käufern wohnende arme, und auf alle Peine Aufenthaltsconceßion habende Leu 
ein Augenmerk haben, und von dem Befundenen bey der quartalicden Zufammentunk 
mit berichten. Einem jeden Gemeinevorfteber fol auch dus Verzeichniß von deu, in feis 
nem Biertel der Bergftade wohnenden Perfonen aus dem VBürgerregifter alle Jahr m 
Abſchrift zugeftellee werden, 
5. -r 
Alle Betteley ſoll fchlechterdings nicht geduldet werden, und bey einheimiſche 
Leuten allemal, bey Fremden aber bey wiederholter Betteley ftrafbar fegn. Und ui 
fremde Bettler, Landjtreicher und Müßiggänger den einheimiſchen Armen das Brod, ſy 
zu fügen, vor dem Maule wegnehmen, oder wohl gar bey ihrer Betteley Öelegenbeie zu 
Stehlen fuchen: fo fol wider alle Gaſſen⸗ und Hausbetteley jederzeit die firengfle Were 
gung von dem Richter in Ausübung gebracht werden, 1 
6 l 
Zu dem Ende find die Wirthshaͤuſer fleißig zu viſitiren. Gaſtwirthe follen fesmis 
Bettler gar nicht, und von andern fremden Perfonen, die einen Nachtzettel noͤthig babe, 
niemand ohne dergleichen Nachtzettel bey zwey Thaler Strafe beherbergen. Es muhrh 
aus den Monitis generalibus für die Sommiunionbergftädte bier in Erinnerung gebradit; 
daß der Richter eben fowohl, als die Rathsglieder dahin zu feben fchon verpflichtet Aa&; 
daß keine fremde und unnoͤthige Leute ohne Berghauptmannfchaftliche Conceßion alikier 
wohnhaft werden, | 








7 n 
Nur ſolchen fremden durchreiſenden duͤrftigen Perſonen, welche nicht der 
ſondern loͤblicher Urſachen halber dieſen Ort paßiren, und um eine Gabe nachfischen, 
ſolche nach Befinden der Umftände von dem Nichter oder denjenigen, ‚welcher Dergieidug 
fremde Perfonen zu eraminiren bat, aus der Armencaſſe zu reichen, 






8. . 
Wenn eine wöchentlige Almofenfanımlung, bie von den Hauswirtben > 
Reihe gefchiebet, nicht füglich fich will einführen laffen: jo foU unterdeflen die jetz ige * 





lung, welche durch beſondere Collectanten verrichtet wird, jederzeit mit obrigfeizlicher 

ſicht in Ordnung erhalten werden, und zweifelt man nicht, jeder Einwohner werde gg 
Verforgung der Armuth wöchentlich einen milden Beytrag geben, und dafür Die göuik 
Vergeltung erwarten. a 





0%. 

Daß die Allmofen nur folhen Armen zu reichen find, welche wegen ulichen 
Unvermögens entweder gar nicht, oder nur sum Theil fich ernähren koͤnnen, Al ne 
milch find, verfieber fih von ſelbſt. Die armen Leute baden ihr Armentheil alte Ge 
abend auf dem Rarbhaufe zu enipfangen, und es foll duben auffer den Rechn 
ber Armencaſſe, entiweder noch ein anderer Adminiſtrator, oder einer von dem vier emuis 
nevoritehern mis gegenwaͤrtig ſeyn. Ein jeder Armer fol fein Armen heil ſelbſt holes. 

Niemand 








in der Bergſtadt Zellerfeld 8 333 


Niemand ſoll feiner Schulden wegen fein Armentheil einem andern abtreren duͤrfen ‚au 

foll von niemand einiger Foderungen halber ein Armentheil in Beſchlag genommen werden 

koͤnnen, damit fo wenig-dem leichtjinmigen Aufborgen, als dem wucherlichen Botghalten 

Vorſchub gegeben wird. ee BEE z 
10. 


Das beſte Mittel wider die Yrmurb,ift, ‚armen Leuten, die noch arbeiten koͤnnen, 
Gelegenheit dazu zu verſchaffenid vem Muͤßiggange, dem Urſprung fo vieler Uebel, zu 
ſteuren. Und da zu hoffen iſt, daß bey den hieſigen Bergwerken durch göttlichen Segen 
noch fernerhin die Mannsperſonen ihr Brod finden werden, und in dieſer Gegend, wo 
weder Korn⸗ noch Flachsbau iſt, es nur noch darauf ankommen will, daß arme Frauens⸗ 
'perfonen nicht über Maͤngel ain Verdienſt lage dürfen; und um dergleichen Vorwand 
abzubelfen, eine befoudere Arbritganftafe dergeftäft eingerichter ift, daß ein jeder, det or⸗ 
dentlich und ehrlich feyn ill‘, Wolle jum Spihtisht erhalten kann; fo ift diefe Arbeitvan⸗ 
gi in der Beften Ordnung, und inter ftrenger obrigkeitlicher Aufſicht zu halten, auch aller 
etrug, zumal wenn er von’artnen Lehten-gefchtehet, aufs ſchaͤtfſte zu beftrafen. 
Befonders erfordern gute Armenanftalten, dahin zu ſehen, daß arıner Leute Kins 
der nicht, wie fo off geſchighet, unwiſſend, ungeſittet, und im Müßiggange, dem gemeis 
nen Weſen zur Laſt auſwa Iſen mögen. Und weil Kinder, —— anjetzt nicht arm ſind, 
es gar leicht durch Tbdeds und, andere Ungluͤcksfaͤlle ihrer Eſſern werden konnen, übers 
dat aber eine gute Kinderzucht allbier um ſo nöchiger iſt, weil bey Puchfindern, die alle 
ge nicht mehr denn eine einzige Stunde in der Schuͤle unterrichtet werden koͤnnen, der 
Schaden ſowohl für fie ſelbſt, als für das gemeine Wefen um fo gröffer it, wenn fie vers 
fäume, und ‘Berge Puch⸗ und Hüttenwerfe in Gefahr find, dereinften an ihnen fchlechte 
und untrene Arbeiter zu haben: fo follen alle Kinder von dem fechsten Jahre an fchlechters 
dinge fleißig zur Schule. gehalten werden. Und damit diefer Punct unter einer Aufjicht 
seyn möge, weiche jenen heilſamen Endzweck befördert:. fo follen die Gemeinsvorfteher allee 
mal die Woche vorher, wann die quartaliche Zufammenfunfe feyn foll, ‚das Bifitiren der 
Schornſteine und Feuereſſen vornehmen, und ‚bey diefer Gelegenheit, nach Anleitung des 
ihnen zugeftellten Einmwohnerverzeichniffes, mit nad) den zur Schule zu baltenden Kindern 
fi) gründlich erfundigen, hierauf zu weiterer .Nachfrage-auch alle deurfhen Schulen bes 
ſuchen, und das Befundene, und was jonft zu Verbeſſerung des deutichen Schulwefeng 
gereichen mag, ben der ‚quartafichen Zufammentunft gewiſſenhaft zur. Anzeige bringen. Es 
fol bey Pucharbeit kein Myabe-angrlegt werden, welcher nicht menigftens fertig leſen kann, 
und diejenigen Eltern, welche das Schulgeld für ihre Kinder zu bezahlen, wohl vermögend 
find, und dennoch ihre Kinder ohne erhebliche Urfache aus der Schule bleiben laflen, follen 
ſchuldig ſeyn, das Schulgeld von. jeder Woche, da die Kinder die Schule verfäumen, 
demobngeachter an deu Schulinziſter, welcher dag: Werfäumge, mit doppeltee Mühe nach⸗ 
zubolen bar. zu, Deagblan.: cr. ma mn. u ur. Korn Binnen 
Be 15 ER EN 7 Zu Bey 7 2 νινν Te: U Pass) Er Be | Ä 
Bere der aenen Leute har mar es nicht bloß Gen unentgeklicher Vers 
abfolgung der Medicamente bewenden’zu laſſen, under die Adminiftretores haben nebft 
0 Tt3 den 


x 


334 35. Neglement bey den Armenanffalten 


den Gemeinevorſtehern auch um andere dufferliche Umftdude der Krauken fich mit zu Bekm⸗ 
mern, und die. Kranken in ſolchen Fällen zu bejuchen, wenn es nicht ſowohl auf eheume 
Medicamente , als vielmehr darauf anfommt, daß zur Wartung und Pflege, oder weil 
gar zu Stillung des Hungers und Kummers hinreichende Veranftaltungen uud zwar zeig 
genug zu machen find. 

13. 


Zur Berforgung und Erziehung der unehelichen Kinder find die Väter obrigkeickh 
anzubalten, und kein Vergleich der. Alimentation halber ſoll gültig ſeyn, der nicht gerich 
ch zu Stande gebracht, oder gerichtlich nad) vorgängiger Erwägung aller Umſtaͤnde 
tigetift. Wenn nun aber alle Mittel und Wege fehlen, den unehelichen Kindern die 
tbige Verforgung und Erziehung von ihren Eltern zu verfchaffen: fo foll fur derglei 
unfchuldige, und fo oft der Berwahrlofung und einer [lehren Erziehung ausgefegte Ki 
der, wenn fie einheimiſch find, eben fo gut, als für andere arme Kinder geſorget, jeb 
wegen des Anftoßes, den einige Einwohner irrig daran iehmen, die Koften nicht w 
ber aus der Armens fondern vorerſt und bis zu weiterer Verfügung aus her Dofpi 
genommen werden, als welche Hoſpitalcaſſe ihre Einnapnıe nicht dei Eiuw ohn 
dern der andesherrlichen Gnade zu danken bag. 


IA. 

as alle andere Koften zum Beſten des Armenweſens betrift, fo fol eine 
der andern zu Hülfe fommen; und weil bey allen zum Armenmwefen gehörigen S 
einerley Direction ftatt finden muß: ſo folget von felbft, daß diefe Direction auch auf de 
fogenannten Spenden, und auf die Caſſe der armen Eurrendenjchüler ſich mie erftrede, 
und die Adminiftratores derfelben eben fo, wie die Adminiftrarores der Armenſachen &% 
Vorſchriften der Direction zu befolgen haben, | 

15. . 
Alle zum Armenweſen gehörige Rechnungen follen fo zeitig fertig ſeyn, 
Paͤteſten ein halbes Jahr nach Ablauf eines jeden Jahrs nicht allein m 
auch abgenommen feyn fönnen. Und da es vorerft ben der neuerlich) gemachten Einrich 
tung fein Bewenden behält, wornach die Revifion diejer Rechnungen einer Prrfon , w 
ben den quartalihen Zufammenfünften mit gegenwärtig ift, aufgetragen wird, und be 
Rechnungen bey foldhen Zufanmenfünften auch abgenommen werden: fo verfteher es 54 
von ſelbſt, daß der Berghauptmannfchaft frey fteher, nach Erfordern ber lImftände bias 
ter wieder eine Aenderung zu machen, und mit Reviſion und- Abnahme dieſer Reiiuunge 
es wieder wie vorhin, andern Stadtrechnungen gleich halten zu laſſen. en 
16, 

Die Zinfen auf ausftehende Capitalia follen zu rechter Zeit von dem 
fährern eingefodert, die alten Zinsreftanten bey jedesmaliger Abnahme der Mech 
verlefen, wie dergleichen Nüdftände beyzutreiben, erwogen, und daß jemand fer | 
die currenten Zinfen jchuldig bleibe, kuͤnftighin nicht weiter geflattet werden. Aufferbem 
ſoll dasjenige, was. der Zinfen halber in den Monitis geperalibus.bereits. pongefchpichen if, 
bey diefen Frmenfacgen ebenfalls in Kräften bleiben, en j 

| - 2170 Br 
























in der: Bergftadt Zellerfelb: -7" 335 
| u 17» u ö , a j 
Wenn übrigens, welches Gott gnädig verhüten wolle, durch allgemeine Landpla⸗ 
gen, oder durch beſondere, dieſe Bergſtadt allein betroffene Ungluͤcksfaͤlle, Armuth und 
Noth ſich ſo ſehr vergroͤſſern ſollten, daß die Hauptſache, nemlich die beſondere Aufſicht 
auf die Armen, von den vier Gemeinevorſtehern in eines jeden Viertel der Bergſtadt nicht 
eſtritten werden koͤnnte: ſo iſt die Bergſtadt in mehrere Diſtricte, und die beſondere Auf⸗ 
icht auf die Armen unter mehreren Perſonen zu vertheilen ; von Seiten der Directton find 
alsdann die Zufammenfünfte mehrmals, etwa alle Monat zu halten; bey denfelben ıft der 
Medicus und Chirurgus jur Zeit graßirender ſchweren Krankheiten mit zuzuziehen; bey 
geoffer Theurung hat man unter obrigkeitlicher Aufficht Brod backen, und ſolches theils 
unentgeltlich, theils um einen leidlichen Preiß an dte Armen verabfolgen zu laflen; zu kei⸗ 
ner. Zeit mehr, als alsdann ift die, Arbeitsanftale: in der beften Orduung zu bafteu, und 
auch auf andere gute Borfchläge:, um den armen Seuten es nur nicht an Arbeit fehlen zu 
laſſen, zu denfen, und davon an die. Berghauptmannſchaft wen Richter und Nach zu ber 
richten, weil es eine ausgemacdhte ‚Wahrheit ik daß wenig Geld, zu rechter Zeit und 
puedmäbig angewandt, unglaublich viel ausrichtet, durch Ordnung und ernftlich gemeinte 
ufjicht aber in diefer Gemeine eu dahin gebracht werden kann, daß arme Leute nur nicht 
der Betteley, dem Müßiggange und einer fehlechten Lebensart ſich ergeben, noch durch 
ſchlecht erzogene Kinder Uneugenden und Bosheiten auf die Rachk ommenfchaft ſortgepflan⸗ 
get werden, Zellerfeld den 26ſten Febtuar 1782. SE 


Koͤnigl. Großbrittannifche und Chur⸗ auch Fuͤrſtl. Beaumſchweig⸗ Luͤne⸗ 
burgiſche verordnete Berg⸗ und Viceberghauptleute 


Reglement bey der Wolleſpimerey in der Bersftädt 
. Zellerfeld. 


ch Suͤr den Aufſeher. 


2) Der Aufſeher auf die Spinnerey bat yon allen Spinnern nicht afein für ih ein 
Regiſter, fondern auch noch mit jeder Chplitiler ein beſonderes Buq zu balten, 
worinn der Name des Spinners, der Tag der zugewogenen Wolle, und des 

zuruͤck gelieferten Garus, imgleichen die Zahl der Lippe und das Spinnlohn 
verzeichnet ift. a e BE 

2) Derfelbe hat in Gogenyart des Spumers und Garn zu wägen, die Loͤppe 
zu’ Ahlen und ein Ober ein Dar oh ker ge ‘des Hafpels, der 
Gebinde und der Fadenzapl zu unterfüchen;, auf das: Garn ift ein Zettel mit 
den Namen des Epinners zu befeftigen „ dgmir aller Betrug, wenn derfelbe 
der Aufmerkſamkeit dcs Auffehers entgangen wäre, und nachgehends noch von 

dem Sabricansen entdecket wird, mittelſt Zurückfendung des Zertels und ur 
9 8 


36 35 Neglement bey den Armenanftalten ıc. 


dung der Mängel bey jedem Epinner fogleich Flar gemacht und beftraft wer⸗ 
den möge, 


II. Fuͤr die Spinner. 


1) jeder Spinner muß einen richtigen, und zwar einen Zählhafpel haben, 
2) Jeder Spinner. muß die erhaftene Wolle binnen acht, böchftens vierzeßen Tagen 
aufſpinnen. 

3) Der Haſpel muß drey und eine halbe Eile lang ſeyn, der Lopp muß 6 Gebinde, 
und das Gebinde 96 Faden halten, und für jeden Lopp werden anjege 5 Pfen⸗ 
ning Epinnloßn bejahlet. " 

4) Aus zwey Pfund Wolle müffen 17 bis ı8 Loͤppe Garn gefponnen werden, das 
Garn muß gleich, nicht zu lofe, und auch nicht zu drall gejponnen eg. - 

5) Wer die erhaltene Wolle verfeßet, verfaufet, oder fih fonft daran, als an frem⸗ 
des Gut vergreifet, foll mit Gefaͤngnis beiträft werden; wer dergleichen Wolle 
an ſich Sringt, foll ſolche unentgeltlich wieder heraus geben, und ebenfalls be⸗ 
ftraft werden. | 

6) Wer ven Haſpel verfürzet, und an der Jadenzahl etwas mangeln Läffer, wer 
das Garn anfeuchter, Del hinein ſchmieret, Sand darunter bringt, oder bene 
flüßig dicke Bänder bey den Gebinden gebraucht, foll fein Spinnlohn haben 

. und von der Spinneren ausgeſchloſſen werden; arme $eute, die jenes them, 
follen noch dazu beftraft werden. 

7) Seder Spinner muß an Gewichte fo viel Garn zurück liefern, als ihm Welle zus 
gewogen iftz und einzelne Loͤppe, die auf Abfchlug gebracht werden, follen nat 
angenommen, noch ein Spinnlohn dafür bezahle werden, 

g) Wenn es mir dem Garn zwar feine Richtigfeit hat, an dem Gewichte. 
fehlet: fo follen für jedes Lord, welches fehler; 6 Pfenning am Spitniche 
abgezogen werden. 

9) Niemand foll Garn des Abends bey Licht dem Aufſeher bringen, oder Wolle far 
fen dürfen, damit eben ſowohl Seuersgefahr, als verſteckter Betrug verkir 
tet werde, . n _ 

Zellerfeld den 26ſten Februar 1782. 


Königl. Großbrittannifche und Chur: auch Fürftl. Braunſchweig⸗ Luͤne⸗ 
burgiſche verordnete Berg- und Biccberghauptleute 


F. W. H. von Trebra. €, von Praun. — 











| 532 
| 36. 
Inſtruction vor Schultheiß, Meyer und Burger⸗ 


meifter ac. in den Fuͤrſtlich Naſſau⸗Weilburgiſchen Landen, 
vom iſten September 1772. | 





| §. 1 

Disc reſpective Schulcheißen, Meyer, Burgermeifter und Hemeyer vor allen Dins 
gen gnädigfter Herefchaft, treu, hold und gewaͤrtig zu ſeyn, Höchftderofelben und 

deren Unterthanen Nutz und Beſtes möglichft zu fördern, allen. Schaden und Nachtheil 

geitig zu warnen und abzuwenden, auch felbften feinen zu thun, noch daß durch andere 

dergleichen getban werde, durch die Finger zu fehen, noch zu ſchaffen. | 


| §. 2 . 

Die Untertbanen in gebührender Ehrfurcht, Gehorfam und Treue gegen ihre ans 
gebohrne guädigfte relpettive Landes⸗ und Leibesherrfchaft zu erhalten, Fein heimliches Zus 
fammenlauren und Berfammlungen, noch vielmeniger das geringfte zu geftatten, was nur 
auf eine Widerfeglichfeit, Meuterey und aufrührifches Weſen abzwecken kann, fondern 
wann fie dergleichen Vorhaben in Erfahrung bringen, es nicht allein zu verhindern, fons 
dern auch fofort behoͤrigen Orts die pflichtimäßige Anzeige davon zu thun. 


Ä 2. 

Für die Aufrechehaltung der Landesherrlichen und ihres Orts Grenzen und Ges 
rechtſamen, und davon dabhangender Einfünften und Nutzungen mit beforgt A ſeyn, tes 
Endes die hierzu gehörige Beichreibungen und Urkunden ſich bekannt zu machen und folche 
wohl zu verwahren, und woferne zu der Landesherrſchaft oder der Gemeinde Nachtheil 
etwas vorgehen oder unternommen werden follte, folches zu bintertreiben, oder Balls fie - 
es nicht vermögten, folches oßnverlängt bey der Behörde zü weiterer Maasnehmung 
anzuzeigen, | 

$. 4 | | 

In Ausrichts und Befolgung der Herrfchaftlihen Verordnungen und an fie erges 

benden Befehlen und Aufträgen fich jederzeit munter, willig und aufmerkfam zu erweifen. 


% 5 | W 
Sowohl vor ſich ſelbſten eines ſtillen, gottſeligen, ehrbaren und nuͤchternen Wandels 


ſich zu befleißigen, als auch andere darzu anzuweifen, und alle darwider laufende Schande 
thaten und Lafter gebührend anzuzeigen. 


Beckmanns Befeze II. Theil, un 9.6. 


33 36 Inſtruction vor Schultheiß, Meyer x. 


§. 6. 


Inſonderheit forgfältig darauf zu feben, daß von jedem Eingefeflenen der ihrer 
Auffiht anvertrauten Gemeinden der Feld» und Wieſenbau fleißig und forgfälrig getrieben, 
anbey eine ordentlich und fparfame Haushaltung geführe, auch ohne Noth kein Geld auf 
geborgt oder Schulden gemacht werden; und da bey eins oder anderm wahrgenommen 
würde, daß er dem zuwider handeln, in dem Feldbau nachlaͤßig, oder in der Haushalrung 
lüderlich und verjchwenderifch werden wolle, oder ohne NothSchulden mache, Tollen fie 
zuforderit felbigen davon getreulich abwarnen, auch, in dem Fall cin folcher luͤderlicher 
Hauswirth ſich darauf in kurzer Zeit nicht beffern follte, davon alsbald bey ihren Yorges 
festen Beamten zur noͤthigen Eorrection die Anzeige zu thun, auch in folhen Fällen Leine 
Guͤterſchatzung zur Schuldverfchreibung fertigen zu laffen, widrigenfalls die Ausfteller ges 
firafer und dem Gläubiger für den daraus erwachfenden Schaden haften follen, 


§. 7 . 

Iſt darauf zu feben, damit alle Kaufs Taufchs Pfand» und Uebergabsverfchreibums 

gen ben der Lands oder Amtsſchreiberey ohnverlaͤngt bebörig ausgefertiget, und bey Nun 
demnächit beſtaͤtiget werden, 


8 


Ueber Einnahme und Ausgab aller fo Herrfchaftlich, als gemeinen Gelder eine eu 
dentlih und richtige Rechnung nach dem vorgefchriebenen Miodell zu führen, ſolche wie 
Urkunden und Quittungen zu befcheinigen, und zu Anfang des folgenden Jahrs bey Am 
zur Juftification einzubringen und abzulegen, 


§. 9 
Unter der Einnahine feine leer Taufende Rubriquen aufzuführen, es ſeye daun von 
einem Gerichts⸗ oder Semeindsmann jeden Orts dem Rechner beurfundet, daß forhaue 
Rubrique in felbigem Jahrgang nichts ertragen, or 


$. 10 


Bey den Ausgabsrubriquen Feine ohnnoͤthige und Überflüßige Zefrungen,, Bocen⸗ 
Ichn, Diäten und dergleichen einfließen zu laffen, oder zu gewärtigen, daß felbige gez 
chen und zum Receß gefchlagen werden, u 


.  & ım. | 
Alle Herrfchaftliche, ſowohl in Geld, als Früchten beftehende Einfünfte mit erfer⸗ 
derlichem Eifer beyzutreiben, und die Erzielung befchwerlicher Ruͤckſtaͤnden zu veriisek, 
zu dem Ende in Beytreibung der Gelder auf die Zeit zu fehen, wann der Unterthan am 
leichteften zu zahlen im Stande ift, widrigenfalls wo fie den erforderlichen Fleiß und Gorgs 
fale nicht gebrauchen, und fid) ben Abhör der Nechnungen annoch ohnbengetriebene, oder 
obneingeflagte Ausſtaͤnde befänden, felbige dem Rechner zur Laſt gefchrieben werden foliek, 
überhaupt aber " 
S. 12 





in den Fuͤrſtl. Naſſau⸗ Weilburgiſchen Lunden. 339 
6. 12. 


Sich ii in getreuer und ſorgfaͤltiger Verwaltung der Gemeinen Einkuͤnſten, Ge⸗ 
meinds⸗ und Allmaͤndsguͤtern, auch jaͤhrlicher Stellung der Geineind⸗- und Burgermei⸗ 
ſterrechnungen nach der bekaunten Herrſchaftlichen Generalverordnung vom 20ſten Nov. 
1748 ſtraͤcklich zu verhalten. — 


$. 13. 
Bey Subrepartition der Gelder und anderen vorfallenden Gemeindsſachen, die 
Feldgeſchworne mit beyzuziehen und ſich deren Raths und Huͤlfe zu bedienen. 


§. 14 

Ueberhaupt bey der Einnahme und Ausgabe, ſo Herrſchaftlich⸗ als gemeiner Gel⸗ 
der nichts zu unterſchlagen, oder zu veruntreuen, noch zum eignen Vortheil oder Nutzen, 
es geſchehe mit oder ohne Abſicht der Wiedererſtattung, zu verwenden, ſondern ſich in alle 
Wege ohneigennuͤtzig, treu und redlich zu verhaiten, und ſich hierunter nach der beygefuͤgten 
gedruckten Generalverordnung vom 20ſten Sept. 1765 genau zu achten. Bey Verpach⸗ 
tungen und Verſteigerungen ſollen jedoch die Schultheiße, auſſer den Faͤllen, wo ſie ſelb⸗ 
ſten die Commiſſarii davon ſind, zugelaſſen werden. 


$. 15. 

Nicht weniger haben Schultheiße und Burgermeiſtere zu Erhaltung, Beybring⸗ 
und Einziehung. der zu Kirchen⸗ Pfares Schuls und zu andern milden Sachen geſtifteten 
und gewidmeren Renthen, Zinfen und Gefällen, den beftellten Erhebs und Rechnern allen 
Vorſchub zu leiften, s j 

. 16 


So ein Auswärtiger fein im Sand befigendes Eigenthum verkaufen, oder einem 
Fremden eine Erbſchaft in disfeitigen Orten zufallen wuͤrde, den vorgefeßten Beamten, 
wegen der davon zu entrichtenden Machfteuer, oder Abſchoßgelder und fonftigen Abgaben 
die ohnverweilte Anzeige zu thun. 


§. 17% 
So oft auch an denjenigen Ortfchaften, wo die Leibeigenſchaft eingeführet, “ein 
Leibeigener verftirbt oder wegziehet, in Anfehung der Beſt⸗Haupts Theidigung oder Los⸗ 
kaufgeldes bey Amt das noͤthige anzuzeigen, nicht minder 


§. 18. 
Diejenige Unterthanen, ſo ohne ausgebrachte Erlaubniß, gegen die Herrſchaftliche 
Verordnung, in fremde Kriegsdicnfte treten, den vorgefeßten Beamten namhaft zu machen, 
und deren Vermoͤgen in Beſchlag zu nehmen und einzuziehen. 


F. 19. _ 

Wo Eltern mit Hinterlaflung unmündiger Kinder verfterben, oder auch wann 
ertwachfene Perfonen ohne wegen Verwaltung ihres entweder durch Erbſchaft ihnen zuges 
fallenen, oder fonften zuruͤckgelaſſenen Vermoͤgens vorhero Anordnung gemacht zu haben, 

Uu 2 geraume 


340 36. Inſtruction vor Schultheiß, Meyer ic i 


geraume Zeit fich abwefend befinden würden, und deren Aufenthalt nicht in Erfahrung zu 

bringen feyn follte, davon bey Amt und Sandfchreiberen die Anzeige zu tbun, damit dem 

Waiſen und Abwefenden tüchtige Bormünder! befteller, und über deren Vermögen dur 

die Lands und Waifenfchreiberey ein richtiges Inventarium gefertiget, mithin wegen deſſen 

Verwaltung die meitere Verfügung gemachte werden nıöge, Welches eben fo auch bey 

Eiberlichen Verfchwendern, ingleichem bey unberathenen Wahns oder Blödfinnigen pa 
eobachten ift, 


$. 20, 


Ben fich begebenden dringenden Notfällen, daß Capitalien auf bie Gemeinden 
aufgenommen werden müßten, die Geneindsglieder darüber zuforderit mit ihrer Beyſtim⸗ 
mung zu vernehmen, nicht minder den ihnen vorgefeßten "Beamten davon die Anzeige 
tbun, und von Fürftliher Nenierung ein Conſensdecret darüber zu erwärfen, ſodam 
aber auch dahin zu fehen, daß dergleichen Capitalien bald möglich wiederum abgeleget 
werden, 

§. 21. 


Damit auch die Gemeinden nach und nach von ihrer etwan auf fich habenden 
Schuldenlaſt befrenet werden, dagegen aber zu einer Anlage gemeiner Einfünften gelan⸗ 
gen mögen, die Gemeindsaͤcker und Wieſen nicht mehr (wie an theils Orten geſchehen) 
unter die Gemeindsleute, ohne daß felbige etwas hiervon zur Gemeindsraffe abreichen, 
auszutbeilen, fondern zum gemeinen Mußen in Bau zu bringen und an den Meiftbietenten 
zu verpachten, am wenigften aber von Allmändsgütern uud Öerechtfamen etwas zu ver⸗ 
äuffern, oder darüber eigenmächtig und ohne Vorwiſſen des Amts Vergleiche zu sreffen, 


$. 22. 


Die gemeine Schaf⸗ und andere entbehrliche Weidftriche, wo deren verbanten 
find, nicht minder die Backhäufer, gemeine Wohnungen, Hallen und Rathhaͤuſer, Aber 
flüßige und entbehrliche Maftungen und dergleichen, durch Verpachtungen zu gemeinen 
Mugen in Rechnungseinnahme zu bringen, 


$. 23. 
Auf die Handhabung und Reparation gemeiner Gebäude wohl Ache zu Gaben, 
und darunter das nörhige ohnverlaͤngt zu veranftalten, ! 


$. 24 
Nicht weniger zu forgen, damit die gemeine Weden, Brunnen, Weg und 
im Stand erhalten, die Gräben zu rechter Zeit aufgehoben, auch wo nöthig und Bi 
neue gezogen, und mir MWäflerung der Wiefen zur Fruͤhlings⸗ und Herbftjeit gute Orh⸗ 
nung beobachtet, ſumpfige Wiefen durch Ableitung des ftehenden Waſſers ausgerrodiusg, 
und überhaupt der Graswachs allenthalben, jo viel immer möglich, vermehret werde, 


$. 25. | 


Auf die Verbiitung derer zumal in den Seldern ſich zutragenden Unorbuenuges, 
und befonders gemeinfcpädlicher Diebereyen forgfältigen Bedacht zu nehmen, umd de® 
Endes 





in Den. Fuͤrſtl. Naffau = Weilburgifhen Landen. 341 


Endes die beftellte Felds und Waldſchuͤtzen ihres Amts fleißig zu erinnern, auch nöthigen 
Falls zu Entdeckung der Diebftälen auf friſcher That Hausſuchung vorzunehmen. 


$. 26, | 

Ben Annehm⸗ und Dingung gemeiner Hirten und Diener nicht nach eigenem 
Gutduͤnken und Gefallen zu verfahren, fondern darüber die Gemeinde mit ihren Vor⸗ 
fehlägen und Meynung zuforderft zu hören, vornemlich aber auf’ Cinheimijche die Ruͤckũcht 
zu nehmen, woferne aber in deren Ermangelung Fremde angenommen werden muͤßten, 
dieſe nach geendigter Zeit hinwiederum fortzuſchaffen, damit ſelbige nebſt ihren Familien zu 


gemeiner Belaͤſtigung in den Orten nicht ſitzen bleiben moͤgen. 
w $. 27. | | 
Fuͤr die ordentliche VBeftellung der Tags und Nachtwachten fleifig Sorge zu 
tragen, “ | 
$. 28 | 


Auf Mord, Raub, Brand und dergleichen wohl zu invigiliren, "dem herumvagis 
renden Zigeunerz auch anderm Raub⸗ Diebss Berteb und dergleichen Herrnlofen Gefins 
dei feinen Mufenthalt, noch Gehegnus zu verftatten, fondern felbiges nach Diaasgabe der . 
deshalben ergangenen SHerrfchaftlihen, auch des gefamten Löblichen Dberrheinifchen 
Ereifes Pönalverordnungen, auftreiben und gefänglich niederwerfen zu laffen, wie dann 
niemand, der nicht zur Öemeinde gehörer, oder duch ein Decrer von Fürftlicher Regie⸗ 
sung aufgenommen worden, der Aufenthalt oder häusliche Niederlaffung in dem Ort nache 
zuſehen ift, | 

20. . 

Auf die befonders gedruckte Feuerordnung anf das genauefte zu haften, und Sorge 
zu fragen, daß die Fenerinftrumenten und lederne Eimer jederzeit in tüchtiger Bereitſchaft 
ſtehen, die Seuerftätte zeitig vifitiret, die erfindende Mängel fofort ‚abgeftellet, zumalen 
aber Fein Holzs oder Slachsdörren, noch deffen Bereitung, an gefährlichen Otten geſtattet 
und nachgefeben werde, Nicht weniger 


$. 30 Ä 
Ein forgfältiges Mugenmerf darauf zu richten, daß die Einwohner des Ortes ihre 
Gebäude in keinen ruinofen Stand verfallen laſſen; fondern felbige zur zeitigen Reparation 
and Herftellung getreulich zu erinnern, und wo fie ſothane Erinnerung auſſer Acht fchlas 
gen follten, bey Amt davon in Zeiten, ehe der gänzliche Ruin oder Einflurz erfolgt, zur 
weitern Verfügung die Anzeige zu thun. 


6. 31. | 
Haben die Schultheiße und Burgermeiftere vor ihre Bemuͤhung die ſeder Orts 
hergebrachte Nutzbarkeiten und Srenbeiten zu genießen, dagegen aber keines unerlaubten 
Vortheils bey Strafe fi) anzumaßen. Weilburg den ıjten September 1772. 
Fuͤrſtliche Regierung hieſelbſt. 


Un 3 ‚ 37» Churs 


342° 37. . Ehurbraunfhweigifhe Werordnung ! :-: 


37. 
Ehurdrannfchweigifche ernieuerte und ertendirke 


Verordnung wegen der Banquerouten und Zallimenten, 


bon 1750, 





Mir Georg der Andere, von Gottes Gnaden König von Großbrittan⸗ 
nien 20.26 Fügen hiemit zu willen, wasmaſſen Wir zwar gehoft, es würde dur 
die unterm 1%. Martii 1726, von Unſers in Gore ruhenden Heren Vaters Miajef, ergan⸗ 
gene nachdruͤchliche Verordnung den vielfaältigen Banquerouten und Fallimenten in Unfers 
teutſchen Landen geſteuret worden ſeyn; Nachdem Wir aber zu Unſerm befondern Mißver⸗ 
ſmuͤgen in Erfahrung gefommen, daß feither dem in denfelben dennoch verfchiedene Yans 
querouten entſianden, bingegen folche Verordnung nicht allemal zur Obfervanz gebradit, 
auch die Debitores, welche wider ihr beſſeres Wiffen und Gewiſſen dagegen 
nach deren Inhalt nicht befteaft worden: jo haben Wir nörhig erachtet, zumalen Unſere 
allergnadigſte Geſinnung und tandesväterliche Vorſorge dahin gchet, Unfere getrene Uns 
terihauen in hinlänglicher Sicherheit ihrer wohlerworbenen Mittel zu conferpiren, folgũq 


gegen alten Betrugmißbrauch des Credits und die daber entſtehende muthwillige Banqu⸗ 


routen, ſo viel an Uns it, nachdruͤcklich zu ſchuͤtzen, anfangs bejagte dagegen ergangene 
Verordnung zu erneuren und zu wiederholen, welche von Wort zu Wort lautet wie ſolget: 


6) eorg, vun Gottes Gnaden König von Großbrittannien ꝛc.ꝛ Demmad We 

mie befonderm Mißſallen vernommen, wasgertalt cine zeithero in Unſerm | 
tenebum und dazu gehörigen teutſchen Landen verfchiedene vorſetzliche und muthwilig⸗ 
Banquerouten von anſebnlichen Summen Geldes entſtanden, dadurch denn nicht allrua 
allgemeine Treue und Glauben, Handel und Wandel geſchwaͤcht, dem ſo noͤthig als ges 
weinnüglichen Commercienweſen groſſe Beſchwerde, Berpindernig und Zerſtoͤrung zuge 
ſugt, ſondern auch viele von Unſern getreuen Unterthanen, worunter oͤfters Wittwen u 
Waiſen, Kirchen und Schulen, auch andere pia Corpora ſich mit befinden, um das J 
tige gebracht und zum theil in die aͤuſſerſie Armuth geſtuͤrzet werden; 


Und Wir dann, ſolchem einreiſſenden und fat uͤberband nebmenden fand verkerb⸗ 


lichem Uedel und Unweſen vorzukemmen, und mit Nachdruck zu fteuren, aus fandesue 


gerinder Vorſorge dillig um domebr bedacht find, als dergleichen berrügliche 
dem gememen Weſen ſchad und gefaptlicher, mie cin arder mürflicher, 

a.memer Diebſtal, alie big deſto bärter su beſtrafen, ie weniger man ſich im T 
dWandel für dergleichen Betrug und Vorher za huten und verzuſehen vermag; 









en 


wegen der Banquerouten und Fallimenten. 343 


Als haben Wir Über die in Unfern fanden fchon vorhandene heilſame Reichs⸗und 
tandes » Conftitutiones, infonderheit den Neichsabfchied de Anno 1548. tit. 22, und 1577. 
tit. 23, die Conftitution von Erequirung untadelhafter Briefe und Sigel de Anno 1617. 
vom 3. Nov. wie auch Unferer Policeyordnungen, bey den täglich ſich mehrenden Fa li⸗ 
menten und ereignenden Concurſen auch die Geſetze dagegen zu ſchaͤrſen, und diesfalls dieſe 
Unſere Conſtitution zu promulgiren, Uns gemuͤßiget befunden: 


Setzen demnach, ordnen und wollen, in Kraft hoher Landesfuͤrſtlicher Macht und 
Obrigkeit hiemit: | - ten ; | 

1. Da jemand in Unferm Churfuͤrſtenthum und fanden gefeffen, und fich darin ent 

bielte, er fey von was Condition und Stande, Würden und Wefen er wolle, 

ſich unterftehen follte, die aufgeliehene Gelder entweder durch übermäßigen 

. Pracht oder üppiges und wolluͤſtiges Leben oder Spielen, over koftbare Ges 

bäude, oder andere unuöthige und verfhwenderifche Ausgabe und geführten üblen 

Haushalt herdurch zu bringen, alfo durch fein vorfegliches und. boshaftes Ders 

fhulden banqueroute zu machen und feine Creditores dadurch iu Schaden zu 

fegen und vorfeglich zu betruͤgen, derfelbe, nach Befindung foldyes begangenen 

vorfeglichen Betrugs und der Örgife des Doli und des Banquerouts, ohne eis 

nige Gnade am Leben geftraft, oder mit einer Leibesftrafe, entweder zu ewiger 

Gefängniß oder Condemnation zum Karrenfchieben, oder in dasZucht⸗ und 

Werkhaus, oder ewiger Landesverweifung condemniret werden folle, als wobey 

auf die bey einem. Eriminalproceß gegen Diebe fonft gewöhnliche Yre zu proces 

diren, und nach Gelegenheit der Umjtände auf Gefängniß, Banden und auch 

bie iharfe Srage, vornemlich zu Manifeftirung des Corporis benorum, zu er⸗ 

ennen. 


2. Auf eben ſelbige Weiſe ſoll auch gegen diejenige verfahren werden, welche uͤber⸗ 
fuͤhret werden koͤnnen, daß, wenn ſie in Abfall ihres Vermoͤgens geratheu, kurz 
vorhero, wenn ſie ihren ohnvermeidlichen Banquerout bereits vor Augen ſehen, 
fie noch von andern Leuten boshafter und betruͤglicher Weiſe, mit Verſchwei⸗ 
gung ihres Unvermoͤgens und fchlechten Zuftandes, Gelder entlehnen, und auf 
ein oder andere Art folche Creditores an den Ihrigen verfürzen, oder auch) 
von ihren Baarfchaften, Effecten, Waaren, Bücher, Bilaucen, Documens 
Ye und dergleichen heimlicher Weife ab Seite, auch wohl gar aufferhalb Landes 

ringen, on . 


3. Nicht weniger auch gegen dieienige, welche zum Nachtheil ihrer Gläubiger, fo 
ein Vorzugsrecht haben, ſich mit einigen jüngern, oder wohl gar angegebenen 
falfhen und fimulirten Creditoribus heimlich vergleichen, fcheinbare, jedoch uns 

: gültige Wechfel auf fich ftellen laffen, oder ihren Kindern, Anverwan dten und 
andern Perfonen einige Güter heimlich abtreten, übergeben, verkaufen oder 
ſchenken, ihnen einige Gelder und Baarſchaften zupartiren, damit ſie, die 
Banqueroutiers, nachher davon Unterhalt haben mögen, ſodann boshafter und 

\ etruͤg⸗ 


— 


344 97. Ehurbraunfhweigifhe Werordnung 


betruͤglicher Weiſe einen Abfall ihres Vermögens angeben, sonis cebiren, ie 
Ddrage Baarſchaften, aueſtebende Schulden und Effert... _. bergen und beim 
lich halten, alje jibäudlichen Profit und Gewinnt zu machen fuchen, 


4. Sobald ein begruͤndeter Verdacht eines objenenden Falliments ich hervor dies, 
oder auch ein jeicher betruglicher, dosbafter Schuldner auſstteten, unb B 
anf die Tlucdt begeben würde, ſell eines jeden Orts Obrigkeit, water Deren Js 
riadietion das Falliment ſich bdegiedt, ben Vermeidung Unierer hochſen 
ſofort en 0cıo, und obne dap dic Crediteres darum Anſuching peu, ing 
ren und unzernchen, woher ſeldes Unglüf und Uebel eaniche, wnuhen ak 
mäglshr und ſchleunige Sorgfalt vorredren, daß von tra efmı emusd un 
dandenen utern, Baarſchaften, Handelsdüchern, Mendlen wmb Efeu 
ante das abdergerineiſte abdanden und' den der Seite, ſendern alles Dem Dez 
ter Sedaden ieidenden und Anatipalisien Tredereren um Dein, cum 
ine erste. oder ſomt an ſiche:re Voerrspruine acdracht, mas aber 
Orten orma aueh Itiesrudıe, Muse m) ccen dp Deiinber, Di 
gar mt Net Nicst urdunt Ns game aand serhanivar Corpus bess- 
em an r.anges und wäliıNic Inıcorarium orte werten zuhge, in 
Can Na Wet ai armer INT Ze Co.zors bonsrıme su Beil 











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| 





wegen der Banquerouten und Fallimenten. 345 


felbe ſodann nicht allein von Zeit des Austritts file infam zu halten ſondern 
auch diejenige Strafe, fo er verwirket, und wider ihn, wenn er perſonlich ans 
getroffen, erkannt and volljogen worden wäre, allenfalls in efhgie zu erequiren, 


7. Diejenige, welche ſich unterftehen, einem dergleichen muthwilligen Banquerou⸗ 

tier zu deſſen Austeite und heimlichen Wegbringung feiner Sachen und Effecten 
Hülfe und Vorſchub zu feiften, oder auf andere Weiſe mit ihm zu colludiren, 
und feines boshaften Unternehmens fich eheilbaftig zu machen, folen, wenn 6 
auch gleich des Flüchtigen ‚ndbefte Anverwandte, Bediente oder Hausgenoſſen 
‚wären, nach Befindung mit harter nachdruͤcklicher Strafe, als des Karrens 
ſchiebens, auch wohl Zuchts oder Werfhaufes: uiid: Fahdesverweifung angefes 
ben werden. | Ä ot 


8. Rachdem and die Erfahrung bezeuget, daß folcher gefäßrlichen und boshaften 
' Bangqueroutirer Weiber gemeiniglich um vie von ihren Mämmeen weit über 
Vermögen aufgeborgte Gelder mit Wiffe haft, auch wohl ‚gar juweilen dafür 
in Bürgschaft ſich eingelaflen haben, und fodann ihren Männern zu übermäfs 
ſigem Pracht, ohnnoͤthigen verichivenderifchenArtsguben Anlaß’ geben, änd for 
wohl zu ihrem felbft eigenen und ihrer Männer, als auch zuforderft vieler ans 
derer Leute unwiederbringlichen Schaden, Verderben und Untergang, durch 
ihr üppiges Leben, die von den Ereditoren angeliehene Gelder verbringen und 
verpraffen helfen, nachmals aber bey erdugenden Concurfibus Creditorum mit 
ihren weiblichen Benefciis fi) behelfen wollen, und vor den Ereditoren in der 
Bezahlung die Präfeteng und’ den Vorzugꝰ verlangen; foldjes aber nur dahin 
abzielet, daß die Creditores daduech wider alles Recht und Billigkeit verkuͤrzet 
und um das Fhrige gebracht werden; = 
| Als ſtatuiren und ordnen Wir hiemit, daß (1) eines folchen fallit gewor⸗ 
denen Mannes Schenfungen an feine Grau, er mag lange oder Purze Zeit in der 
Ehe geleber haben, damalen ſolvendo geweſen ſeyn oder nicht, ſie mag an dem 
Verfall mie oder nicht Schuld haben, fle mögen von Importance oder auch ger 
- einge ſeyn, ale null und nichlig ſeyn ſollen; und es befteßen. ſolche Schenfuns 
- gen entweder in Kleinodien, Silbergefchirr, Kleidern oder Leinengeraͤthe, fols 
ches alles zum Eoncurs gezogen, und dahin von den Frauen ausgeliefert wer⸗ 
den; (2) conſtitniren Wir, daß, wenn die Creditores mit Grund darthun und 
beyzubringen vermögen, daß der Mann durch’ uͤppiges und verfthivenderifches 
teben, oder fonft durch Verſchulden feiner Frau in Uebelſtand und Fallimene 
gerathen; Alsdenn ſolche den Frauen. funften in den Rechten jü gute verorde 
nete Beneheia derfelben Feineutvegen guiftateh konimen, fondern Me deren viels 
mehr gätijlich verluſtig, mithin von. ihren eingebrachten Dote: und Übrigen Illatis 
ehender nichts zu fordern Gefüge ſeyn ſollen, bis die ſaͤmtliche Creditores , es 
mögen dieſelbe Hypothecarii, oder andebe ſchlechte Glaͤubiger ſeyn, wenn fie 
nur, daß die liquidirte Foderungen richtig ſeyn, docitet und beygebracht, ihre 
völlige Befriedigung ˖ erlanget -.: u Bio inet 


% 


Beckmanns Befege IL Theil. Xx 9. Als 


346 37. Churbraunſchweigiſche Verordnung : 


9. Als ſich auch oͤſters zutraͤgt, daß jemand zwar keinen vorfeglichen und murhwllie 
gen Banquerout jntendiret, jedoch aber einige Handlungen, Kaufmanuſchaften 
und dergleichen Negotiatioes und Gewerbe uͤbernimmt, welche er nicht verſto⸗ 
bet, und ſelbigen nicht gewachſen iſt, oder auch fonften das Seinige nebſt be⸗ 
nen von den Creditoren eutlehnten Geldern unvorſichtig und liederlich Hazardicct, 
auf feine Sachen und Zuſtand feines Vermögens nicht genugſam Acht gickt 
übel und fahrläßig haushalt, wenn er ein Kaufsund Handelsmaun iſt, in Jah⸗ 

| redsfriſt, oder fonft binnen beböriger Zeit feine Bılance jieber, und durch feinen 
i. Unverſtand, Nachlaͤßigkeit und Verſchulden Banqueroute macht, mithin feine 
Glaͤubigere dadurch verkuͤrzet oder benachtheiliget werden, welches deun jedem 
Orts Obrigkeit, worunter dieſer Bauqueroutier geſeſſen, gleichfalls jofors ex 
Officio genau zu unterſuchen und zu examiniren bat, derſelbe fol, nach Beſ⸗ 
dung der Umſtaͤnde und Erkenntniß des Rechtens, entweder auf ewig, oder 
aber aufeine gewifle zu determinirende Zeit wit Condenmation des Karreuichiebens, 
- Buches und Werkhauſes, auch wohl tandesverweifung, oder Geiäugniß beiizaß 
erden. . ' z 


Wenn jemand oßne fein Berfchulden nicht durch uͤppiges, böfes Leben, fonbers 
durch Unglückstäle Schaden erlitten, uud in Abgang feines Vermögens geras 
then; ift derjelbe zwar mit feiner Strafe zu belegen, jondern vielmehr Commiſe⸗ 
rarions und Mitleidens würdig, Wir wollen auch einem ſolchen wider fein Wer⸗ 
fehulden verunglüchten Debitori die in den Rechten verorduete Beneſicis ange 
deihen laſſen; | 
Es Gar aber auch derfelbe ſolche wider fein Verfchulden ihm zugeſtoſſere 
and betroffene Unglüchsfälle, wenn er durch folcyen Fall allein in ſolcheu Stand 
geſetzt wird, daB er Bonis zu cediren gemuͤßiget iſt, jo bald fie ſich zugetrager, 
und zwar binnen monatlicher oder laͤngſtens zwey monatlicher Friſi; wo.fern ce 
aber nicht durch einen fchweren Unglüdsfall, fondern nach und nach in Abgang 
der Nahrung gerathen, fo fol ein folcher , jo buld er wahrnimng, daß er nicht 
mehr folvendo, auch feine wahricheiniiche Mittel ich wiederum auf, uhelfen fer 
bet, (die er aber bernach, bey dennoch erfolgtem Concurs dem Richter zu bes 
feheinigen und fich dadurch zu entſchuldigen haben wird, daß er es nicht ehender 
angezeigt,) es der Obrigkeit, worunter er geſeſſen, gehörig anzumelden, umd 
erweislich zu machen, fein annoch vorhandenes Vermögen treulich und aufrich⸗ 
tig, wie ex es vermittelt abzuſtatteuden cörperlichen Eides zu beſtaͤrken füch 
trauet, zu entdecken und anzugeben; zu dem Ende feine Buͤcher, nebſt eines 
gezogenen richtigen. Bilanz feines annoch vorhandenen Vermoͤgens zu producixen, 
mithin Vorfchläge zu thun, wie und auf was Weiſe jeine Creditores, nad) Dres 
portion des annoch vorhandenen übrigen Vermögens, bezahlet und beiriebigeg, 
werden können; darauf dann jeden Orts Obrigkeit foldyes alles wohl und genai 
zu eraminiren, und. die Repartition, was einem jeden Creduori den Rechten 
nach davon zufommt, mit möglichiter Einziehung der Koflen und obus einen 
langwierigen Proseß zu machen umd einzurichten habs... 11... 


©. Gehirn 





10 


v 


wegen der Banquerouten und Sallümehten:. 34x 


- Gebieten und befeblen demnach Unſern hohen und niedern Berichten, wie al 
denen von dee. Ritterfchafe: und. andern:Öbrigkeiten, daß fie: beyneraͤugenden Fällen nach 
dieſer Unſerer Couſtetution und Verordnung ſich richten und; achten, auch;: dieſelbe den 
einer auswärtigen einholenden peinlichen oder Prioritaͤturtheln hinfünftig zu verſchickenden 
Acten mic beylegen ſollen. Damit auch diefe Conſtitution zu jedergtanns Notitz Ind Wiſ⸗ 
ſenſchaft komme, fo ſoll dieſelbe in Unſern Churfuͤrſtenthum und Landen aller. Ends, ges 
woͤhnlicher Orten AR nah han und: ahljährfich einmal von den Canzeln verleſen 
werden. Signatum St. James, den 4%, Martii 1726. or boys 


(L. S:J:, 9. .,nzGEORGE REX. | 


: Thun das auch hiemit umd ift Unſer ernſter Wille und Meynung, daß bey der« 
gleichen fich begebenden Fällen, ohne allen Unterfcheid und Anfehung der Perfonen, wes 
Standes fie.auch feyn mögen, nad) deren Inhalt in allen Stücken aufs genauefte gegen 
ſolche murhwillige und gewiſſenloſe Debitores verfahren werden folle, | _ 


Als übrigens bey den Obergerichten fowol, als bey den intergerichten in den Staͤd⸗ 
ten und auf dem Lande, fo Feine Eriminaljurisdiction. haben, bey entftehenden Concurs⸗ 
proceffen nicht allemal gehörige Aneentich daranf genömimen wird, ob die Debitores durch 
Verfhwendung, uͤppiges Leben oder jonft ihr eigenes Verſchulden in Verfall und grofle 
Schuldenlaft gerathen; fo ordnen Wir hiemit infonderheit, daB die Eioilgerichte bey vors 
kommenden Banquerouten und Fallimenten jofore Anfangs in die Caulas des Verfalls ins 
auiriren, die bey deren Unterfuchung abgehaltene Protocolla befonders regiftriren, und 
damit der Concursproceß dadurch nicht aufgehalten werde, einen Auszug von dem flatu 
Debiti & Crediti mit beylegen, mithin diejes befondere Volumen Actorum an dasjenige 
Fuftizs Collegium, unter welchen der Debitor ratione Criminalitatis gefeflen ift, eins 
ſchicken; diefes aber alsdenn mit weiterer Unterſuchung und dem Befinden nach ıinquific - 
torie und diefer Unferer Verordnung gemäß wider denfelben verfahren folle. 


Demnah Wir auch vernommen, daß auf mehrbefagte Verordnung bey dem Mis 
litairſtande in Unfern teurfhen fanden noch nie reflectiree, noch bey Unſerm Generals 
friegsgerichte folche zur Obfervanz gebracht worden; Wir aber nicht gewillet find, Unfern 
Dffiiers mehrere Freyheit als andern zu verftatten, gutwillige Creditores: um das Jhrige . 
zu bringen: fo fol oftbefagte Verordnung und diefe Unfere Declaration auch bey Unfern 
Regimentern geböriger maflen befannt gemacht, und bey Unſerm Generalfriegsgerichte 
gleichfalls nach deren Inhalte verfahren werden; zu welchen Ende dann Unſere Krieges 
gerichtscommißion, wann dergleichen Cafus vorfällt, fo bald durch das von dem Debitore 
abgefhworne juramentum manifeftarionis oder fonft zuverläßig klar gemacht worden, daß 
die Schulden das Corpus bonorum überfteigen, Unferm Generalkriegsgerichte folches ans 
. jugeigen, und diejes wider den dolofum Decoctorem gehörige Inquiſition anzuftellen 
und denfelben nach Inhalt der Verordnung zu beitrafen bat, 


Wir gebieten und befehlen demnach hiedurch nochmalen und ernftlich Unfern fämts 
lichen JuftizsCollegüs, dann auch den Bm gifensen und Obrigfeiten in den Srädten 
4% und 


| | 
348 37, Churbraunfgweigifhe. Verordnung wegen x 


und auf dem fande, fo mit der Eriminals und Civiljurisdietion verfeben find, fich mach dies 
fer-Unferer Berordnung, bey Vermeidung Unferer Ungnade und nachdruͤcklichen B 
in allen Stuͤcken gehörig zu achten und feinen Mangel daran erjcheinen zu laſſen. 


- Damit auch niemand mit der Unwiſſenheit ſich entfchuldigen koͤnne, ſoll felbige ges 
hoͤriger Orten affigire und- öffentlich von den Canzeln verlefen werden. Geben Us 
ferm Palais St. James, den „I. Jan, des 1750ſten Jahres, Unfers Reichs ims Drag 
und Zwanzigſten. | GL 777 


(L. 8.) . GEORGE REX. 
N 





340 36. Inſtruction vor Schultheiß, Meyer u ; 


geraume Zeit ſich abwefend befinden würden, und deren Aufenthalt nicht in Erfahrung zu 
bringen feyn follte, davon ben Amt und Landfchreiberen die Anzeige zu thun, bamit den 
Waiſen und Abwefenden tüchtige Bormünder! beftellet, und über deren Vermögen durch 
die fands und Waifenfchreiberen ein richtiges Inventarium gefertiget, mithin wegen deſſen 
Verwaltung die meitere Verfügung gemacht werden möge, Welches eben fo auch bey 
lüderlichen Verfchwendern, ingleichem bey unberatbenen Wahn⸗ oder Bloͤdſinnigen zu 
beobachten ift, 


$. 20. 


Ben fich begebenden dringenden Norhfällen, daß Eapitalien auf die Gemeinden 
aufgenommen werden müßten, die Gemeindsglieder darüber zuforderit mit ihrer Beyſtim⸗ 
mung zu vernehnien, nicht minder den ihnen vorgefeßten ‘Beamten davon die Anzeige zu 
tbun, und von Fuͤrſtlicher Regierung ein Confensdecrer darüber zu erwürken, ſodann 


aber auch dahin zu feben, daß dergleichen Capitalien bald möglich wiederum abgeleger 
werden, 


$. 21 


Damit auch die Gemeinden nach und nach von ihrer etwan auf fich habenden 
Schuldenlaſt befrener werden, dagegen aber zu einer Anlage gemeiner Einfünften gelane 
gen mögen, die Gemeindsaͤcker und Wieſen nicht mehr (wie an ıheils Orten geſchehen) 
unter die Gemeindsleute, ohne daß felbige etwas hiervon zur Gemeindscaffe abreichen, 
auszutheilen, fondern zum gemeinen Mugen in Bau zu bringen und an den Meiſibietenden 
zu verpachten, am wenigften aber von Allmändsgütern und Gerechtfamen etwas zu ver» 
äuffern, oder darüber eigenmächtig und ohne Vorwiſſen des Amts Vergleiche zu treffen. 


$. a2. 


Die gemeine Echafs und andere entbehrlihe Weidftrihe, wo deren ver 
find, nicht minder die Backhäufer, gemeine Wohnungen, Hallen und Rathhaͤuſer, übere 
flüßige und entbehrliche Maftungen und dergleichen, durch Verpachtungen zu gemeinens. 
Nugen in Rechnungseinnahme zu bringen, 


$. 23% - 
Auf die Handhabung und Reparation gemeiner Gebäude wohl Acht zu haben, 
und darunter das nöchige ohnverlaͤngt zu veranſtalten. ‘ 
$. 24% " 


Nicht weniger zu forgen, damit die gemeine Weden, Brunnen, Weg und Erege 
im Stand erhalten, die Gräben zu rechter Zeit aufgehoben, auch wo nöthig und dienlich, 
neue gezogen, und mit Wäflerung der Wiefen zur Fruͤhlings⸗ und Herbfieit gute Drbe 
nung beobachtet, funpfige Wieſen durch Ableitung des ftehenden Waſſers ausgerrocdiner, 
und überhaupt der Graswachs allenthalben, jo viel immer möglich, vermehret werde, 


§. 25. 


Auf die Verhütung derer zumal in den Feldern fich zutragenden Unorbunegen, 
und befonders gemeinfchädlicher Diebereyen forgfältigen Bedacht zu nehmen, " den 
nades 


in Den Fuͤrſtl. Naſſau⸗Weilburgiſchen Landen. 341 


Endes die beſtellte Zelds und Waldſchuͤtzen ihres Amts fleißig zu erinnern, auch noͤthigen 
Falls zu Entdeckung der Diebftälen auf frifcher That Hausfuchung vorzunehmen, _ 


$. 26, | 
i Bey Annehm⸗ und Dingung gemeiner Hirten und Diener nicht nach eigenem 
Gutduͤnken und Gefallen zu verfahren, fondern darüber die Gemeinde mit ihren Vor⸗ 
ſchlaͤgen und Meynung zuforderft zu hören, wornemlich aber auf Einheimiſche die Ruͤckſicht 
zu nehmen, woferne aber in deren Ermangelung Fremde angenommen werden müßten, 
diefe nach geendigter Zeit hinwiederum fortzuſchaffen, damit felbige nebft ihren Zamilien zu 
gemeiner Belaͤſtigung in den Orten nicht figen bleiben mögen, x 


. $. 27 
Für die ordentliche Beſtellung der Tags und Machtwachten ‚fleißig Sorge zu 


$. 28, 

Auf Mord, Raub, Brand und dergleichen wohl zu invigiliren, "dem herumvagi⸗ 
renden Zigeuner⸗ auch anderm Raub⸗ Diebe» Bettel⸗ und dergleichen Herenlofen Geſin⸗ 
del feinen Aufenthalt, noch Gehegnus zu verftatten, fondern felbiges nach Diaasgabe der . 
deshalben ergangenen Herrſchaftlichen, auch des gefamten Löblichen Oberrheinifchen 
Ereifes Pönalverordnungen, auftreiben und gefänglich niederwerfen zu laffen, wie danız 
niemand, der nicht zur Gemeinde gehöre, oder durch ein Decret von Fürftlicher Regie⸗ 
rung aufgenommen worden, der Aufenthalt oder haͤusliche Miederlaffung in dem Ort nahe 


zuſehen ift, 


tragen, 


209. . 

Auf die befonders gedruckte Senerordnung anf das genauefte zu halten, und Sorge 
zu fragen, daß die Fenerinftrumenten und lederne Eimer jederzeit in rüchtiger Bereitſchaft 
ſtehen, die Seuerftätte zeitig vifitiree, die erfindende Mangel fofort .abgeftellet, zumalers 
aber Fein Holzs oder Slahsdörren, noch defien Bereitung, an gefährlichen Orten geftatter 
und nachgefeben werde. Nicht weniger | 


$. 30» 

Ein forgfäftiges Mugenmerf darauf zu richten, daß die Einwohner des Ortes ihre 
Gebäude in feinen ruinofen Stand verfallen laffen; fondern felbige zur zeitigen Reparation 
and Herftellung getreulich zu erinnern, und wo fie ſothane Erinnerung auſſer Acht fchlas 
gen follten, ben Amt davon in Zeiten, ehe der gänzlihe Ruin oder Einſturz erfolge, zus 
weitern Verfügung die Anzeige zu thun. 


6. 31. | 
Haben die Schultheiße und Burgernteiftere vor ihre Bemuͤhung die ſeder Orts 
bergebrachte Nugbarkeiten und Srenheiten zu genießen, dagegen aber keines unerlaubten 
Vortheils bey Strafe ſich anzumaßen. Weilburg den ıjten September 1772. 
Fuͤrſtliche Regierung hieſelbſt. 


ung 37. Chur⸗ 


342: 37, Churbraunſchweigiſche Werordnung! : : 


. 37. 
Ehurbraunfchweigifche erneuerte und ertendirte 


Verordnung wegen der Banquerouten und Sallimenten, 
von 1750, 





We Georg der Andere, von Gottes Gnaden Koͤnig von Großbrittan⸗ 
nien ꝛc. ꝛc. Fügen hiemit zu willen, wasmaſſen Wir zwar gehoft, es würde dur 
die unterm 23%. Martii 1720. ven Unſers in Gore ruhenden Herrn Vaters Majeſt. ergans 
gene nachdruͤckliche Verordnung den vielfältigen Banquerouten und Fallimenten in Unſern 
teutſchen Landen gefteuree worden feyn, Nachdem Wir aber zu Unſerm bejondern Mißver⸗ 
gnügen in Erfahrung gekommen, daß either dem in denfelben dennoch verfchiedene Baus 
querouten entjtanden, bingegen folche Verordnung nicht allemal zur Obſervanz gebracht, 
auch die Debitores, welche wider ihr beijeres Willen und Gewiſſen dagegen gehandelt, 
nach deren Inhalt nicht beftraft worden: jo haben Wir nöthig erachtet, zumalen Unſere 
allergnädigfte Gefinnung und Landesvärcrliche Vorforge dahin gehet, Unfere gerreue Uns 
terihanen in hinlaͤnglicher Sicherheit ihrer wohlerworbenen Mittel zu conſerviren, folglich 
gegen allen Betrugmißbrauch des Credits und die daher entitehende muthwillige Banque⸗ 
routen, jo viel an Uns ift, nachdrücklich zu fhügen, anfangs beſagte dagegen ergangene 
Verordnung zu erneuten und zu wiederholen, welche von Wort zu Wort lautet wie folgen: 


6) eorg, von Gottes Önaden König von Großbrittannien ꝛc. ꝛc. Demnach Wie 

mit beſonderm Mißfallen vernommen, wasgeſtalt eine zeithero in Unſerm Churfür⸗ 
ſtenthum und dazu gehöͤrigen teutſchen Landen verſchiedene vorſetzliche und muthwillige 
Banquerouten von anſehnlichen Summen Geldes eutſtanden, dadurch denn nicht allein 
allgemeine Treue und Glauben, Handel und Wandel geſchwaͤcht, dem fo nöthig’als ges 
meinnüglichen Commercienwefen groffe Beſchwerde, Verhinderniß und Zerftörung zuges 
füge, fondeen auch viele von Unſern getreuen Unterthanen, worunter öfters Wittwen un 
Waifen, Kirchen und Schulen, auch andere pia Corpora ſich mit befinden, um das Zu 
tige gebracht und zum theil in die Aufferjte Armuth geftürzee worden; | 


Und Wir dann, folhem einreiffenden und faft uͤberhand nehmenden fand verderb⸗ 
lichem Uebel und Unweſen vorzukommen, und mit Nachdrucd zu fteuren, aus landesuds 
terlicher Vorſorge billig um domehr bedacht find, als dergleichen betrügliche Hanblungeg 
dem gemeinen Weſen ſchaͤd⸗ und gefäprlicher, wie ein ander würklicher, nam ww 
g:meiner Diebital, aljo billig defto härter zu beftrafen, je weniger man jich im Handel und 
Wandel für dergleichen Betrug und Bosheit zu hüten und vorzufehen vermag; 


—* 


wegen Der Banquerouten und Fallimenten. 343 


Als haben Wir über die in Unſern Landen ſchon vorhandene heilſame Reichs-und 
fandessConftituriones, infonderheit den Neichsabfchied de Anno 1548. fit. 22, und 1577. 
tit. 23. die Conftitution von Exequirung untadelhafter Briefe und Siegel de Anno 1617. 
vom 3. Nov. wie auch Unferer Policeyordnungen, bey den täglich —— Fa li⸗ 
menten und ereignenden Concurſen auch die Geſetze dagegen zu ſchaͤrſen, und diesfalls dieſe 
Unſere Conſtitution zu promulgiren, Uns gemuͤßiget befunden: 


Setzen demnach, ordnen und wollen, in Kraft hoher Landesfuͤrſtlicher Macht und 
Obrigkeit hiemit: nn 
1. Da jemand in Unferm Churfuͤrſtenthum und $anden gefeffen, und ſich darin ents 
bielte, er fey von was Condition und Stande, Würden und Wefen er wolle, 
fi unterftehen follte, die aufgelicehene Gelder entweder durch übermäßigen 
Pracht oder üppiges und mwollüftiges Leben oder Spielen, ‚oder foftbare Ges 
baͤude, oder andere unnöthige und verfchwenderifhe Ausgabe und geführten üblen 
Haushalt herdurch zu bringen, alfo durch fein vorfegliches und boshaftes Ver⸗ 
fhulden banqueroute zu machen und feine Creditores dadurch ıu Schaden zu 
fegen und vorfeglich zu betrügen, derjelbe, nach Befindung ſolches begangenen 
vorfeglichen Betrugs und der Groͤſſe des Doli und des Banquerouts, ohne eis 
nige Gnade am Leben geftraft, oder mit einer $eibesftrafe, entweder zu ewiger 
Gefängniß oder Condemnation zum Karrenfchieben, oder in das Zucht⸗ und 
Werkhaus, oder ewiger Landesverweiſung condemniret werden folle, als‘ wobeg 
auf die bey einem. Criminalproceg gegen Diebe fonft gewoͤhnliche Yrt zu proces 
diren, und. nad) Gelegenheit der mjtände auf Gefängniß, Banden und auch) 
bie ſcharfe Srage, votnemlich zu Manifefticung des Corporis bonorum, zu ers 
ennen. 


2. Auf eben felbige Weiſe foll auch gegen diejenige verfahren werden, welche übers 
führer werden Fönnen, daß, wenn fie in Abfall ihres Vermögens geratheu, kurz 
vorbero, wenn fie ihren ohnvermeidlichen Banquerous bereits vor Augen ſehen, 
fie noch von andern Leuten boshafter und betruͤglicher Weife,. mit Verſchwei⸗ 
gung ihres Unvermögens und fehlechten Zuftandes, Gelder entlehnen, und auf 

‚ein oder andere Art folche Creditores an den Ihrigen verfürzen, oder auch 
von ihren Baarfchaften, Effecten, Waaren, Bücher, Bilancen, Documens 
‚ten und dergleichen heimlicher Weiſe ab Seite, auch wohl gar auflerhalb Landes 
bringen, Zu | | oo J 

3. Nicht weniger auch gegen diejenige, welche zum Nachtheil ihrer Glaͤubiger, fo 
‚ein Vorzugsrecht haben, fid) mit einigen jüngern, oder wohl gar angegebenen 
falſchen und fimulirten Creditoribus heimlid) vergleichen, feheinbare, jedoch uns 

: gültige Wechfel auf fich ftellen laffen, oder ihren Kindern, Anverwan dten und 
andern Perfonen einige Güter heimlich abtreten, übergeben, verkaufen oder 
ſchenken, ihnen einige Gelder und Baarfchaften zupartiren, damit fie, die 
Banqueroutiers, nachher davon Unterhalt haben mögen, fodann boshafter und 

\ etruͤg⸗ 


34 37. Ehurbraunfhweisifhe Verorbnung 


berrügficher Weiſe einen Abfall ihres Vermögens angeben, bonis cediren, ihre 
übrige Baarichaften, ausftehende Schulden und Effecten verbergen und beim 
(ich balten, alfo fchändlichen Profit und Gewinnt zu machen fuchen. 


4. Sobald ein begründeter Verdacht eines obfegenden Falliments ſich hervor hm, 
oder auch ein folcher betrüglidher, boshafter Schuldner austreten, und fü 
auf die Flucht begeben würde, foll eines jeden Orts Obrigkeit, unter deren Ju⸗ 
risdiction das Falliment fich begiebt, bey Vermeidung Unferer hoͤchſten Unguade, 
fofort ex oflicio, und ohne daß die Creditares darum Anjuchung thun, inqui 
ren und unterſuchen, woher foldes Unglück und Uebel entſtehe, mithin alle 
mögliche und fehleunige Sorgfalt vorkehren, daß von den etwa annoch vor 
bandenen Gütern, Baarſchaften, KHandelsbüchern, Meublen und Effertem, 
nicht das allergeringfte abhanden und'bon der Seite, fondern alles den darum 
ter Schaden leidenden und benachtheiligten Ereditoren jum Beſten, entweder 
ins Gerichte, oder fonft in fichere Berwahrung gebracht, was aber an anders 
Orten etwa ausftehende Uctivfchulden, Waaren und Effecten fich befindet, fer 
fort mit Arreft belegt, und über das ganze annody vorhandene Corpus 
eum ein richtiges und vollftändiges Inventarium errichtet werden möge, zu dem 
Ende dann fofort ad interim ein, oder mehr Curatores bonorum zu 





s. Damit auch ein folher entwichener muthwilliger Banqueroutier zur gefänglichen 
Haft, und andern zum Abſcheu und Erempel zu der verwirften Strafe gezogen - 
werden möge; fo geben Wir biemit einem jeden deilen Creditori ferner frege 
Macht und Gewalt, denfelben aller Orten und Enden, wo er ihn aurzufpüren 
vermeynet, anzuhalten und gefänglich hinfeßen zu laffen, zu weldyen Ende dann 
jedes Orts Obrigkeit, worunter der ausgetretene Schuldner fein Domicilum 
gehabt, fojort den Creditoribus auf ihr Verlangen offene Pareuse und Seeds 
briefe, vermittelt Befchreibung deſſen Statur, Angeſichts uud Kleidung, welche 
er bey feinem Austritt angehabt, mitzutheilen haben, und falls der entlaufene 
Schuldner angetroffen werden follte, it jolches an diejenige Obrigkeit, worum 
ter er gefeffen gewefen, und falls diefelbe die Criminalzurisdiction nicht har, «= 
Unfere Obergerichte fofort zu melden, worauf dann zu deilen Abholung ſchlen⸗ 
nige Anftalt gemacht, und mie ordentlichem Eriminalproceg wider deufelben vers 
fahren werden fol. . 

Jedoch, daß der Eoncursproceß ben der ordinairen Obrigkeit nicht aufges 
halten, noch derjelbe durch den Eriminalproceß im geringften gehindert ober 
darnach ausgefeßt werde, 


6. Dafern aber ein folcher entwichener boshafter und betrügliher Schuldner nid 
wieder anzutreffen feyn follte, it derfelbe durch ein öffentliches und ſowohl im 
loco Delitti, als auch an verfchiedenen andern Orten ju affigirendes Proclams 
edittaliter, binnen 3 Monaten, ein vor allemal zu citiren, auch deffen Flucht 
und entflandener Soncurs in den Öffentlichen Zeitungen fund zu machen, und 
falls nad) Ablauf des darin gefegten Termini, er nicht e einen follte, der⸗ 


wegen der Banquerouten und Fallimensten. 345 


felbe fodann- nicht allein von Zeit des Austritts fuͤr infam zu halten, fondern 
auch diejenige Strafe, fo er verwirket, und wider ihn, wenn et ‚perfönlich ans 
getroffen, erkannt und volljogen worden wäre, allenfalls in efhıgie zu exequiren. 


7. Diejenige, welche fi) unterſtehen, einem dergleichen muehwilligen Banquerous 
tier zu deffen Austritt und heimlichen Wegbringung feiner Sachen und Effecten 
Hülfe und Vorſchub zu feiften, oder auf andere Weife mit ihm zu colludiren, 
und feines boshaften Unternebmens fich theilhaftig zu machen, follen, wenn es 

- auch gleich. des Flüchtigen ‚nähefte Anverwandte, Bediente oder Hausgenoſſen 
‚wären, nach Befindung mie harter nachdrückliger ‚Strafe, ale des Karren⸗ 
ſchiebens, auch wohl Zucht⸗ oder Werkhauſes : uiid: kandesverwelſaang angefer 
ben werden. 0 | ot 


8. Nachdem anch die Erfahrung bezeuget, daß folcher gefäßrfichen und boshaften 
WBoangqueroutirer Weiber gemeinigfich um Sie. von ihrem Männern weit über 
Vermögen aufgeborgte Gelder mit Wifle ſchaft, auch wohl gar juweilen dafür 
in Bürgfchaft fich eingelaflen baben, und fodann ihren Männern zu überumäfs 
ſigem Pracht, ohnnoͤthigen verſchwenderiſchen Ausgaben Aulaß geben, And for 
wohl zu ihrem ſelbſt eigenen und ihrer Maͤnner, als auch zuforderſt vieler an⸗ 
derer Leute unwiederbringlichen Schaden, Verderben und Untergang, durch 
ihr uͤppiges Leben, die von den Ereditoren angeliehene Gelder verbringen und 
verpraffen Helfen ,- nachmals aber bey erdugenden Concurfibus Creditorum mit 
ihren weiblichen Beneficiis fi) behelfen wollen, und vor den Ereditoren in der 
Bezahlung die Präfeteng und‘ den! Vorzug‘ verlange; foldjes aber nur dahin 
abzielet, daß die Creditores daduech wider alles Recht und Billigkeit verkuͤrzet 
und um das Fhrige gebracht wetden; u J 
| Als ftaniiren und ordnen Wit hiermit, daß (1) eines folchen fallit gewor⸗ 
- denen Mannes Schenkungen an feine Frau, er mag lange oder furze Zeit in der 
Ehe geleber haben, damalen folvendo geweſen feyn oder nicht, -fle nıay an dem 
Verfall mit oder nicht Schuld haben, fle mögen. von Importance oder auch ges 
ringe ſeyn, alle null und nichtig ſeyn ſollen; und es: befteßen. ſolche Schenfuns 
- gen entweder in Kleinodien, Silbergefähire ‚, Kleidern oder keiiennjeräche, füle 
ches alles zum Concurs gezogen, und dahin von den Frauen ausgeliefert were 
den; (2) conftimiren Wir, daß, wenn die Creditores mit Grund darthun und 
beyzubringen vermögen, daß der: Mann durch’ uͤppiges und verſthwenderiſches 
teben, oder fonft durch Verſchulden feiner Frau in Uebeiſtand md Fallimene 
gerathen; Alsdenn ſolche den- Frauen. ſpuſten in: den Rechten jü’gute verord⸗ 
nete Beneficia derfelben Feineutveges guiftarteht konimein, fondern' fe: deren viels 
mehr-gärijlich verluſtig, mithin vdn ihten eingebrachten Doteiund Übrigen Illaris 
ehender nichts zu fordern befugt ſeyn ſollen,bis die ſaͤnitliche Crèditores, es 
mögen dieſelbe Hypothecarii, oder: andebe ſchlechte Slaͤubiger ſeyn, wenn fie 
aut, daß die liquidirte Foderungen richtig ſeyn, docitet und beygebracht, ihre 
voͤllige Befriedigung ˖ etlanget. oe BETEN ET el et 


Beckmanns Befege IL Theil. Er 9. Als 


% 


346 


37. Churbraunſchweigiſche Werordnung -: 


9. Als ſich auch öfters zuraͤgt, daß jemand zwar keinen vorfeglichen und muchreillie 


20 


Offieio genau zu unterfuchen und zu eraminiren bat, derjelbe fol, nach 


Zucht⸗ und Werkhaufes, auch wohl tandesverweifung, oder Gefüngnig 


* 


gen Banquerout jntendiret, jedody aber einige Handlungen, Kaufmanuſchaften 
und dergleichen Negotiationes und Gewerbe übernimmt, welche er nicht verſte⸗ 
bet, und felbigen nicht gewachſen ift, oder auch fonften das Seinige nebſt bes 
neu von den Ereditoren eutlehnten Geldern unvorjichtig und liederlidy hazardiret, 
auf feine Sachen unp Zujtand feines Vermögens nicht genugjam, Acht gieht, 
übel und fahrläßig haushält, wenn er ein Kaufsund Handelsmann it, in Jah⸗ 
resfriſt, oder. fonft binnen beböriger Zeit feine Bılance jieber, und Durch feinen 
Unverfland, Nachlaͤßigkeit und Verſchulden Banqueroute macht, mithin jeing 
Glaͤubigere dadurch verkuͤrzet oder benachtheiliget werden, welches deun jedem 
Orts Obrigkeit, worunter dieſer Bauqueroutier geſeſſen, gleichfalls ſofort ex 





dung der Umſtaͤnde und Erkenntniß des Rechtens, entweder auf ewig, oder 
aber auf eine gewiſſe zu determinirende Zeit mit Condemnation des Karrenſchiebens, 





werden. 


Wenn jemand ohne fein Verfchulden nicht durch üppiges, böfes Leben, fondern 
durch Unglücfsfälle Schaden erlitten, uud in Abgang jeines Bermögens geras 
then; ift derjelbe zwar mit feiner Strafe zu belegen, jondern vielmehr Commiſe⸗ 
rations und Mitleidens würdig, Wir wollen auch einem folchen wider fein Ber⸗ 
ſchulden verunglüdften Debitori die in den Rechten.yerorönete Beneficis ange 
deihen laflen; oo: 

Es har aber auch derfelbe folche wider fein Verfchulden ihm zugeftoffere 
and betroffene Unglücksfälle, wenn er durch ſolchen Fall allein in ſolchen Sunb 
gefegt wird, daB er Bonis zu cediren gemüßiger ift, fo bald fie ſich zugetrager, 
und zwar binnen monatlicher oder laͤngſtens zwey monatlicher Friji; w.fern es 
aber nicht durch einen fchweren Ungluͤcksfall, fondern nad) und nad) in Abgang 
der Nahrung gerathen, fo foll ein folder, jo bald er wahrnimmg, daß er wide 
mehr folvendo, auch feine wahricheiniiche Mittel fich wiederum auf, uhelfen fies 
bet, (die er aber hernach, ben dennoch erfolgtem Concurs dem Richter zus bus 
feheinigen und fich Dadurch zu entichuldigen haben wird, daß er es nicht ebentes. 
angezeigt,) es der Obrigkeit, worunter er geſeſſen, gehörig auzimielden, umb 
erweislich zu machen, fein annoch vorhandenes Vermögen, treulich und aufrich⸗ 
tig, wie ex es vermittelt abzuftarteuden cörperlichen Cides zu. bejlärten ſich ges 
trauet, zu entdecken und anzugeben; zu dem Ende feine Bücher, nebit eines 
gezogenen richtigen. Bilanz feines anno vorhandenen Vermögens zu produciren, 
mithin Vorfchläge zu thun, wie und auf was Weiſe jeine Tredicores, nad) Pres 





portion des annoch vorhandenen übrigen Vermögens, bejahlet und befriedigee 


werden können; darauf dann jeden Orts Obrigkeit foldyes alles wohl und gene 
zu eraminiren, und. die Repartition, was einen jeden Creditori den echtes 
nach davon zufommt, mit möglichter Einziehung der Koflen und olus einen 
langwierigen Proseß zu machen umd einzurichten habs... :... ı 


1 


. wegen der. Bangnerouten und Sallimehten:. . 342 


Gebieten und befeßlen demnach Unſern hohen und niedern Berichten, wie. auch 
denen von dee Ritterſchaft: und. andern:Öbrigkeiten, daß fie. bey: eräugenden Fällen nach 
dieſer Unſerer Couſtitution und Verordnung ſich richten und achten, auch; dieſelbe den u 
einer auswaͤrtigen einholenden peinlichen oder Prioritaͤturtheln hinkuͤnftig zu verſchickenden 
Acten mit beylegen ſollen. Damit auch dieſe Conſtitution ya jedermanns Notitz and Wiſ⸗ 
fenfchafe komme, fo fo dieſelbe in Unferm-Churfürfenthun und fanden aller Ends, ger 
wöhnlichen Orten en Baer: und: ohjährfich einmal pon. den Canzeln verleſen 
werden. Signatum St. James, den 45, Martii 1726. Won bone 


(LS). >. .0n7GEORGE REX. 


: hun das auch hiemit umd ift Unſer ernfter Wille und Meynung, daß bey der« 
gleichen fich begebenden Fällen, ohne allen Unterfcheid und Anfehung der Perjonen, wes 
Standes fie.auch feyn mögen, nach deren Inhalt in allen Stücken aufs genauefte gegen 
ſolche muthwillige und gewiflenlofe Debitores verfahren werden folle, - 


Als übrigens bey den Obergerichten fowol, afs bey den Ilntergerichten in den Städs 
ten und auf dem Lande, fo feine Eriminaljurisdicrion. haben, bey entftehenden Eoncurss 
proceſſen nicht allemal gehörige Atkention darauf genöommen wird, ob die Debirores durd) 
Verſchwendung, üppiges Leben oder jonft ihr eigenes Berfchulden in Verfall und grofle 
Schuldenlaſt gerathen; fo ordnen Wir biemit infonderheit, daß die Eivilgerichte bey vors 
kommenden Banquerouten und Fallimenten ſofort Anfangs in die Caulas des Verfalls ins 
auiriren, die bey deren Unterfuchung abgehaltene Protocolla befonders regiftriren, und 
damit der Concursproceß dadurch nicht aufgehalten werde, einen Auszug von dem ſtatu 
Debiti & Crediti mit beylegen, mithin diefes befondere Volumen Actorum an dasjenige 
Sujtizs Collegium, unter welchem der Debitor ratione Criminalitatis gefeflen ift, ein» 
ſchicken; diefes aber alsdenn mit weiterer Unterfuchung und dem Befinden nad) ınquifi- 
torie und diefer Unferer Verordnung gemäß wider denfelben verfahren folle. 


Demnach Wir auch vernommen, daß auf mehrbefagte Verordnung bey dem Mis 
litairſtande in Unfern teurfchen Landen noch nie reflectiree, noch bey Unferm Generals 
Friegsgerichte folche zur Obfervanz gebracht worden; Wir aber nicht gewiller find, Unfern 
Dffiiers mehrere Freyheit als andern zu verftatten, gutwillige Creditores um das Ihrige 
zu bringen: fo fol oftbefagte Verordnung und diefe Unfere Declaration auch bey Unfern 
Regimentern geböriger maflen bekannt gemacht, und bey Unferm Generalfriegsgerichte 
gleichfalls nad) deren Inhalte verfahren werden; zu welchem Ende dann Unſere Kriegss 
gerichtscommißion, wann dergleichen Cafus vorfällt, fo bald durch das von dem Debitore 
abgeſchworne juramentum manifeftationis oder fonft zuverlaͤßig klar gemacht worden, daß 
die Schulden da8 Corpus bonorum überfteigen, Unferm Generalkriegsgerichte folches ans 
zuzeigen, und diejes wider den dolofum Decottorem gehörige Inquiſition anzuftellen 
und denfelben nach Inhalt der Verordnung zu beitrafen bat. 


Wir gebieten und befehlen demnach hiedurch nochmalen und ernſtlich Unfern ſaͤmt⸗ 
lichen JuftizsCollegüs, dann auch den Mezziſtr aten und Obrigkeiten in den Sräveen 
*52 ‚Und 


| 
348 37. Churbraunfhweigifhe. Verordnung wegen x. 
und auf dem Sande, fo mit der Criminalsund Civifjurisdietion! id, ſich nach dies 
fer Unſerer Berordnung, bey Vermeidung Unferer Ungnade und tmyurüt.ichen Beftzafung; 
in allen Stücken gehörig zu achten und feinen Mangel daran erjcheinen zu laſſen. 


- Damit auch nieniand mit der Unwiſſenheit fich entfchuldigen koͤnne, ſoll ſelbig⸗ PN 
höriger Orten affigirt und- öffentlich von den Canzeln verlefen werden. Geben auf 
ferm Palaia St. James, den „3. Jan, des 17 50ſten Jahres, Unfere Reihe im Decy 
und Zwanzigiten, Pa m 

(L. S.) . GEORGE REX. 


P. A. v. Munchhaufen. 


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